Genesis Gen 1 0 1 Eingang. Die Erschaffung der Welt. (Kap. 1,1 2,3) Durch die Erzählung von der Erschaffung der Welt wird Gottes Macht, Weisheit und Güte wie die gänzliche Abhängigkeit der Geschöpfe von ihrem Schöpfer gezeigt. (V. 1- 25) Der Mensch also, der als König aller sichtbaren Dinge zuletzt erschaffen ist, ist dem ebenso mächtigen wie gütigen Herrn vollen und vollkommenen Gehorsam schuldig. Genesis Gen 1 1 1 In principio creavit Deus clum et terram. Im Anfange¹ schuf² Gott³ Himmel und Erde.⁴ [Ps 32,6, Ps 135,5ff, Sir 18,1, Apg 14,14, Apg 17,24] Genesis Gen 1 1 1 1 Im Anfange alles dessen, was erzählt werden soll, im Anfange der Schöpfung der sichtbaren Dinge. (Ephr.) Genesis Gen 1 1 1 2 Das hebr. Wort bara: erschuf, brachte aus dem Nichts hervor, wird aktiv nur von göttlicher Tätigkeit gebraucht. Obwohl das Alte Testament die Einheit Gottes immer und immer wieder betont und hervorhebt [Ex 20,2, Dtn 6,4, Dtn 8,19, Dtn 13,6-11], steht doch der gewöhnliche Gottesname Elohim im Plural, eine erste Andeutung der heiligen Dreifaltigkeit, auf welche auch V. 2 (der Geist Gottes) und V. 20 (lasset uns) hinweisen, und die im Fortgange des Alten Bundes immer deutlicher hervortritt. Genesis Gen 1 1 1 3 Gott also ist ohne Anfang. (Theodor.) Genesis Gen 1 1 1 4 Dieser Vers enthält die dogmatische Grundwahrheit, dass alles, was ist, ohne Ausnahme von Gott geschaffen ist. In dieser Beziehung bedeutet Himmel und Erde alles außer Gott. Vergl. [Ex 31,17, Jes 66,1, Apg 17,24]. Demnach gehört das Schöpfungswerk, so wie es im ersten Verse ausgesprochen wird, nicht zu den Schöpfungstagen, sondern geht denselben voraus, es fällt nicht in die Zeit, sondern mit ihm beginnt die Zeit. Ist die Erde unser Planet, so der Himmel das ganze sichtbare Weltall, die Himmelskörper und weiter auch die Engel. Vergl. [Kol 1,16] und Dekret des Vatikan. Conzils 3 Sitz Kap. 1: Gott hat mit dem Anfange der Zeit die zweifache Kreatur aus Nichts erschaffen, die geistige und die körperliche, die der Engel nämlich und die der Welt, und dann die menschliche, welche gleichsam als eine gemeinsame aus Geist und Körper besteht. Genesis Gen 1 1 10 Et vocavit Deus aridam, Terram, congregationesque aquarum appellavit Maria. Et vidit Deus quod esset bonum. Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Ansammlungen der Wasser nannte er Meer.¹⁷ Und Gott sah, dass es gut war. [Ijob 38,4ff, Ps 32,7, Ps 88,12] Genesis Gen 1 1 10 17 Über das Wie? sagt der heilige Text nichts, da er den Prozess des Werdens nirgends beschreibt. Durch die göttliche Benennung der beiden Hauptteile des Erdkörpers und die folgende Gutheißung wurden Erde und Meer bleibende Bestandteile. Genesis Gen 1 1 11 Et ait: Germinet terra herbam virentem, et facientem semen, et lignum pomiferum faciens fructum juxta genus suum, cujus semen in semetipso sit super terram. Et factum est ita. Und er sprach: Es lasse die Erde Pflanzen sprossen, die grünen und Samen tragen, und Fruchtbäume, die Frucht tragen nach ihrer Art, die ihren Samen in sich haben,¹⁸ auf der Erde! Und es geschah also.¹⁹ Genesis Gen 1 1 11 18 Der Same kommt als Mittel der Fortpflanzung in Betracht; so beginnt bereits bei der Schöpfung das göttliche Werk der Erhaltung. Genesis Gen 1 1 11 19 Diese Formel kehrt V. 15, V. 24 wieder und wird V. 12, V. 16, V. 25 ihrem Inhalte nach im Einzelnen erklärt. Genesis Gen 1 1 12 Et protulit terra herbam virentem, et facientem semen juxta genus suum, lignumque faciens fructum, et habens unumquodque sementem secundum speciem suam. Et vidit Deus quod esset bonum. Und die Erde brachte Pflanzen hervor, die grünen und Samen tragen nach ihrer Art, und fruchttragende Bäume, die alle Samen haben, jeder nach seiner Art. Und Gott sah, dass es gut war. Genesis Gen 1 1 13 Et factum est vespere et mane, dies tertius. Und es ward Abend und Morgen, der dritte Tag. Genesis Gen 1 1 14 Dixit autem Deus: Fiant luminaria in firmamento cli, et dividant diem ac noctem, et sint in signa et tempora, et dies et annos: Da sprach Gott: Es werden Leuchten an dem Firmamente des Himmels,²⁰ und sie sollen den Tag und die Nacht scheiden, und zu Zeichen dienen, und zu Zeiten, und Tagen und Jahren;²¹ [Ps 135,7] Genesis Gen 1 1 14 20 Erst jetzt also nehmen die großen Himmelskörper ihre derzeitige Stellung zur Erde ein. Genesis Gen 1 1 14 21 Die beiden großen Lichtkörper erhalten eine dreifache Bestimmung: 1. Sie sollen scheiden zwischen Tag und Nacht. 2. Sie sollen dienen: a. Zu Zeichen, teils als Vorzeichen außerordentlicher Ereignisse [Mt 2,2, Lk 21,25] und göttlicher Gerichte [Joh 3,3, Jer 10,2, Mt 24,29], teils als Merkzeichen der Himmelsgegenden und Vorzeichen des Wetters; b. zur Regelung bestimmter Zeitpunkte und Zeiträume, Festzeiten, Ackerbau, Schifffahrt usw.; c. zur Unterscheidung von Jahren und Tagen. 3. Sie sollen ihr das für das Wachstum und Gedeihen der Geschöpfe unentbehrliches Licht spenden. Genesis Gen 1 1 15 Ut luceant in firmamento cli, et illuminent terram. Et factum est ita. damit sie an dem Firmamente des Himmels scheinen, und die Erde erhellen! Und es geschah also. Genesis Gen 1 1 16 Fecitque Deus duo luminaria magna: luminare majus, ut præesset diei: et luminare minus, ut præesset nocti: et stellas. Und Gott machte die zwei großen Leuchten, - die größere Leuchte, die Herrschaft über den Tag zu führen, die kleinere Leuchte, die Herrschaft über die Nacht zu führen,²² dazu die Sterne. Genesis Gen 1 1 16 22 Die Worte sind nach dem Eindrucke unserer Sinne gewählt. Genesis Gen 1 1 17 Et posuit eas in firmamento cli, ut lucerent super terram, Und er setzte sie an das Firmament des Himmels, dass sie über die Erde herableuchten, Genesis Gen 1 1 18 Et præessent diei ac nocti, et dividerent lucem ac tenebras. Et vidit Deus quod esset bonum. und den Tag und die Nacht beherrschen, und das Licht von der Finsternis scheiden. Und Gott sah, dass es gut war. Genesis Gen 1 1 19 Et factum est vespere et mane, dies quartus. Und es ward Abend und Morgen, der vierte Tag. Genesis Gen 1 1 2 Terra autem erat inanis et vacua, et tenebræ erant super faciem abyssi: et Spiritus Dei ferebatur super aquas. Die Erde aber war wüste⁵ und leer,⁶ und Finsternis war über dem Abgrund,⁷ und der Geist Gottes⁸ schwebte über den Wassern. Genesis Gen 1 1 2 5 Der erste auf die Erschaffung folgende Zustand der Erde. Sie hatte noch nichts von ihrer jetzigen Ordnung, Schönheit und Zierde. Gleichzeitig mit dem Eintreten dieses Zustandes erfolgte wohl der Befehl V. 3, so dass der erste Tag mit dem ersten Aufleuchten des Lichtes seinen Anfang nahm. Genesis Gen 1 1 2 6 Von Pflanzen und Tieren. Genesis Gen 1 1 2 7 Die Oberfläche der Erde war gleichsam nur ein tiefes Meer. Genesis Gen 1 1 2 8 Gott selbst, näherhin der Heilige Geist (Basil.), der hier bildlich als ein Hauch dargestellt wird (Chrys.), der allem Leben und Wärme mitteilt. Er schwebte: Waltete mit seinem allmächtigen Schöpferwillen. Der Ausdruck deutet zugleich darauf hin, dass mehrere göttliche Personen, d. h. die ganze heilige Dreifaltigkeit, bei der Schöpfung tätig waren. Vergl. [Joh 1,3.10]. Genesis Gen 1 1 20 Dixit etiam Deus: Producant aquæ reptile animæ viventis, et volatile super terram sub firmamento cli. Da sprach Gott: Es bringe das Wasser Gewimmel lebender Wesen hervor, und es seien geflügelte Tiere über der Erde unter dem Firmamente des Himmels!²³ Genesis Gen 1 1 20 23 Beide Arten dienen zur Ausschmückung und Belebung der am zweiten Tage geschaffenen Bereiche des Wassers und der Luft. Genesis Gen 1 1 21 Creavitque Deus Cete grandia, et omnem animam viventem atque motabilem, quam produxerant aquæ in species suas, et omne volatile secundum genus suum. Et vidit Deus quod esset bonum. Und Gott schuf die großen Wassertiere, und alle die Wesen, die leben und sich regen, welche die Gewässer hervorbrachten, nach ihrer Art, auch alle geflügelten Tiere nach ihrer Art. Und Gott sah, dass es gut war. Genesis Gen 1 1 22 Benedixitque eis, dicens: Crescite, et multiplicamini, et replete aquas maris: avesque multiplicentur super terram. Und er segnete sie und sprach: Seid fruchtbar, und mehret euch, und erfüllet die Wasser des Meeres; und die Vögel sollen sich mehren auf Erden!²⁴ Genesis Gen 1 1 22 24 Als beseelte Wesen werden die Wassertiere und Vögel durch ein göttliches Segenswort mit dem Vermögen ausgestattet, fruchtbar zu sein und sich zu vermehren. Genesis Gen 1 1 23 Et factum est vespere et mane, dies quintus. Und es ward Abend und Morgen, der fünfte Tag. Genesis Gen 1 1 24 Dixit quoque Deus: Producat terra animam viventem in genere suo, jumenta, et reptilia, et bestias terræ secundum species suas. Factumque est ita. Und Gott sprach: Es bringe die Erde²⁵ lebende Wesen hervor, je nach ihrer Art, Vieh und kriechendes Getier und Tiere des Feldes je nach ihrer Art! Und es geschah also. Genesis Gen 1 1 24 25 Der Ausdruck ist kein Widerspruch gegen V. 25, sondern soll nur auf den rein irdischen Ursprung der Tiere hinweisen, im Gegensatze zu dem Menschen, dessen Leib zwar aus Erde, dessen Seele aber nach Gottes Ebenbild erschaffen ward. Genesis Gen 1 1 25 Et fecit Deus bestias terræ juxta species suas, et jumenta, et omne reptile terræ in genere suo. Et vidit Deus quod esset bonum, Und Gott schuf die Tiere des Feldes je nach ihrer Art, und Vieh, und alles kriechende Getier der Erde je nach seiner Art.²⁶ Und Gott sah, dass es gut war, Genesis Gen 1 1 25 26 Die Segnung ist hier übergangen, weil sie nach der über die Wassertiere und Vögel gesprochenen selbstverständlich ist. Genesis Gen 1 1 26 Et ait: Faciamus hominem ad imaginem, et similitudinem nostram: et præsit piscibus maris, et volatilibus cli, et bestiis, universæque terræ, omnique reptili, quod movetur in terra. und sprach: Lasset uns²⁷ den Menschen machen nach unserem Bilde und unserer Ähnlichkeit,²⁸ und er herrsche²⁹ über die Fische des Meeres, und über die Vögel des Himmels, und über die Landtiere, und über die ganze Erde, und über alles kriechende Getier, das sich auf Erden regt.³⁰ [Gen 5,1, Gen 9,6, 1Kor 11,7] Genesis Gen 1 1 26 27 Rede der drei göttlichen Personen. (Euph., Iren., Basil., Greg. Nyss., Cyr. Alex.) Alles übrige schafft Gott durch ein bloßes Gebot, hier tritt die heilige Dreifaltigkeit gleichsam zuvor in Beratung mit sich selbst. (Greg. Nyss.) Erst aus der Offenbarung des Neuen Testamentes kann erkannt werden, wie dem einen Gott die Mehrzahl der Personen zukommen kann. Genesis Gen 1 1 26 28 Vorbild und Ähnlichkeit. Diese beiden Worte sind fachlich nicht verschieden, wie der folgende Vers zeigt, wo der Mensch nach Gottes Bilde geschaffen heißt und nach [Gen 5,3] wo die beiden Substantive in umgekehrter Reihenfolge stehen. Die Ebenbildlichkeit des Menschen mit Gott besteht darin, dass seine Wesensform die geistige, unsterbliche Seele ist, deren Wirken sich als selbstbewusstes Empfinden, Erkennen und freies Wollen äußert. (Natürliches Ebenbild.) Indem Gott den ersten Menschen mit der Gnade ausstattete, erhob er dieses Bild zur vollkommenen Ähnlichkeit, welche besonders durch die Übung der Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe zum Ausdruck gebracht und vollendet wird. Der Leib ist kein Bild Gottes, sondern der Beweis und das Zeichen des (natürlichen) Bildes Gottes in uns, insofern seine aufrechte Haltung Gottes Majestät nachahmt und die Gabe der Rede die Dolmetscherin des Verstandes und Willens ist, wie auch das äußere Gebahren die inneren Tugenden verrät. Unser: Das Bild dessen, was den drei göttlichen Personen gemeinsam ist. Genesis Gen 1 1 26 29 Vergl. [Gen 9,2]. Genesis Gen 1 1 26 30 Sechs Vorzüge werden hier dem Menschen zuerteilt. Seine Erschaffung wird zuletzt berichtet, er wird als über den Tieren stehend bezeichnet, er wird durch besonderen göttlichen Ratschluss erschaffen, nach Gottes Bild und Ähnlichkeit. Ihm wird die Herrschaft über Tiere und Pflanzen verliehen, nach seiner Erschaffung ruht Gott von seinem Werke. In Kap. 2 kommt hinzu die Erschaffung seiner Seele aus Nichts durch Gott. Genesis Gen 1 1 27 Et creavit Deus hominem ad imaginem suam: ad imaginem Dei creavit illum, masculum et feminam creavit eos. Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde; nach dem Bilde Gottes schuf er ihn, als Mann und Weib erschuf er sie.³¹ [Sir 17,1, Mt 19,4] Genesis Gen 1 1 27 31 Erster Fall des poetischen Parallelismus. Dreifacher Jubelruf. Aus diesem Verse folgt, dass die Kap. 2 erzählte Schöpfung des Weibes gleichfalls am sechsten Tag statthatte. Genesis Gen 1 1 28 Benedixitque illis Deus, et ait: Crescite et multiplicamini, et replete terram, et subjicite eam, et dominamini piscibus maris, et volatilibus cli, et universis animantibus, quæ moventur super terram. Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch,³² und erfüllet die Erde, und machet sie euch untertan, und seid Herren über die Fische des Meeres, und über die Vögel des Himmels, und über alle Tiere, die sich auf der Erde regen.³³ [Gen 8,17, Gen 9,1] Genesis Gen 1 1 28 32 Der Mensch wird wieder gesegnet. Da aber der Mensch kein Tier, sondern ein ganz anderes Geschöpf ist, wird die Einsetzung der Ehe noch einmal ausführlich erzählt. (Aug.) Genesis Gen 1 1 28 33 V. 28 beschreibt das Verhältnis der Menschen zu den Tieren, V. 29 das Verhältnis der Pflanzen zu den Menschen und zu den Tieren. Genesis Gen 1 1 29 Dixitque Deus: Ecce dedi vobis omnem herbam afferentem semen super terram, et universa ligna quæ habent in semetipsis sementem generis sui, ut sint vobis in escam: Und Gott sprach: Sehet, ich habe euch alle samentragenden Pflanzen auf Erden, und alle Bäume, die in sich selbst den Samen ihrer Art tragen, gegeben, dass sie eure Nahrung seien; [Gen 9,3] Genesis Gen 1 1 3 Dixitque Deus: Fiat lux. Et facta est lux. Da sprach Gott:⁹ Es werde Licht! Und es ward Licht. [Hebr 11,3] Genesis Gen 1 1 3 9 Das Gebot entspringt der göttlichen Majestät, die Erfüllung seiner Allmacht. Vergl. [Ps 32,6.9]. Genesis Gen 1 1 30 Et cunctis animantibus terræ, omnique volucri cli, et universis quæ moventur in terra, et in quibus est anima vivens, ut habeant ad vescendum. Et factum est ita. und allen Tieren der Erde, und allen Vögeln des Himmels, und allem, was sich auf Erden reget, und was beseelt ist, damit sie Nahrung haben.³⁴ Und es geschah also. Genesis Gen 1 1 30 34 Nicht alle Speise des Menschen wird genannt. Um ein Verbot der Fleischnahrung für den Menschen handelt es sich nicht, da dem Menschen die vollkommene Herrschaft über Erde, Tiere und Pflanzen gegeben wird. Wahrscheinlich ist es freilich, dass die Menschen im Paradiese das Bedürfnis nach Fleischnahrung nicht empfunden haben, und sich nach dem Sündenfalle, und noch mehr nach der Sündflut, ändern mochte. (Thom.) Deshalb wird nach letzterer dem Menschen diese Erlaubnis ausdrücklich zurückgegeben, aber zugleich eine Einschränkung beigegeben, wie er ja auch wieder feierlich, fast mit denselben Worten wie nach der Schöpfung, aber doch mit Einschränkung, in die Herrschaft über die Natur wieder eingesetzt wurde. Gab es im Paradiese schädliche Tiere? Im Paradiese waren die Tiere dem Menschen unschädlich, ja vollkommen untertan. Fleischfressende Tiere waren vor dem Sündenfall, da durch die Sünde des Menschen die Natur der Tiere nicht verändert wurde. (Thom.) Die Natur ist ja durch den Sündenfall nur jener Güte beraubt, welche ihr Gott um des Menschen willen und für den Menschen im Paradiese verliehen, sowie einer gewissen Verschlechterung für den Gebrauch des Menschen [Gen 3,17-19.22-24] unterworfen und namentlich dem Missbrauche durch den Menschen und durch den Teufel als Fürsten dieser Welt ausgesetzt. Durch die Erlösung ward die Macht des Satans über die Natur gebrochen, und nach gänzlicher Überwindung der Sünde wird auch der Zustand der Natur dem der verklärten Menschheit entsprechen. [Röm 8,19-22] Genesis Gen 1 1 31 Viditque Deus cuncta quæ fecerat: et erant valde bona. Et factum est vespere et mane, dies sextus. Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und es war sehr gut.³⁵ Und es ward Abend und Morgen, der sechste Tag.³⁶ [Sir 39,21, Mk 7,37] Genesis Gen 1 1 31 35 Die Schöpfung in ihrer Gesamtheit und nachdem der Mensch geschaffen. Wegen der Harmonie der einzelnen Teile wird das bisher sechsmalige gut hier und sehr gesteigert. Der Satz enthält eine Bewahrung gegen die Meinung, dass Gott der Urheber des Bösen sei, weist aber zugleich auf die Tatsache hin, dass das Geschaffene nicht gut, geschweige denn sehr gut blieb. Genesis Gen 1 1 31 36 Man kann die sechs Tage in zweimal drei Tage einteilen, das Werk der Scheidung und das der Ausschmückung, welche sich der Erschaffung anschließen. Die Abschnitte der zweiten Ordnung entsprechen denen der ersten: 1. Das Licht, Vorbedingung aller Ordnung und alles Lebens. 2. Die Wasser über und unter dem Firmamente werden geschieden. 3. Das Festland tritt hervor und wird mit den in der Erde haftenden Pflanzen bekleidet. 4. Die erleuchtenden Himmelskörper werden gebildet. 5. Die irdischen Gewässer werden durch die Wassertiere, die Luft durch die Vögel belebt. 6. Das Festland enthält seine Bewohner, zuerst die Landtiere, dann den Menschen. Jedem Hauptwerke entspricht ein Tag, jedem Tag ein Hauptwerk. Genesis Gen 1 1 4 Et vidit Deus lucem quod esset bona: et divisit lucem a tenebris. Und Gott sah, dass das Licht gut war,¹⁰ und er schied das Licht von der Finsternis.¹¹ Genesis Gen 1 1 4 10 Gott nennt gut, was seinem Schöpferwillen entspricht und so in sich vollkommen ist. Vergl. [Gen 2,8]. Darum wird das Lob nur mit Auswahl gespendet. Genesis Gen 1 1 4 11 Durch das Gebot des Wechsels. Vergl. [Jer 33,20ff]. Genesis Gen 1 1 5 Appellavitque lucem Diem, et tenebras Noctem: factumque est vespere et mane, dies unus. Und er nannte¹² das Licht Tag,¹³ und die Finsternis Nacht; und es ward Abend und Morgen, der erste Tag.¹⁴ Genesis Gen 1 1 5 12 Die Auflegung des Namens ist ein Zeichen der Herrschaft. (Chrys.) Vergl. [Gen 2,19, 2Kön 24,17] Der Name einer Sache ist der Ausdruck seines Wesens. Genesis Gen 1 1 5 13 Es ist also das Tageslicht. Auf Gottes Anordnung beruht mithin der Wechsel von Tag und Nacht. Welch Unterschied zwischen dem Alten und dem Neuen Testamente! Im Alten belehrt Gott das Menschengeschlecht über die Reihenfolge der erschaffenen Dinge, doch im Neuen erhebt er uns zu erhabeneren Wahrheiten: Im Anfang war das Wort. Er war das wahre Licht. Wie dieses geschaffene Licht die Finsternis vertreibt, so verscheucht dieses geistige Licht die Finsternis der Irrtümer. (Chrysost.) Genesis Gen 1 1 5 14 Wohl konnte Gott die Welt in einem Augenblick ganz entwickelt und vollendet schaffen, dennoch wollte er lieber einen gewissen Stufengang der Entwicklung eintreten lassen, entsprechend der Natur der Dinge, welche wachsen, sich vervollkommnen und wieder vergehen. Diese Stufenfolge und Ordnung der Geschöpfe offenbart auch in besonderer Weise Gottes Weisheit und Allmacht. Was die heilige Schrift hier unter Tag versteht, ist nach dem heiligen Augustin schwer zu entscheiden. Es steht nichts entgegen, wenn man darunter längere Perioden verstehen will, deren Beginn Morgen, deren Abschluss Abend genannt wird. Auf der Sechszahl der göttlichen Schöpfungstätigkeit beruht kraft göttlichen Willens die Heiligkeit des Sabbats, des siebenten Tages der Woche. So war also schon vor Moses (und dem Sabbatgesetze [Ex 20]) die Einfügung der sechsteiligen Schöpfungstätigkeit in den Rahmen von sechs Tagen üblich. - Die Tage werden nicht nach ihrem Anfange, sondern nach ihrem Ende, der Wiederkehr des Lichtes nach der Finsternis unterschieden. Nach einigen Erklärern sah Adam das Schöpfungswerk in einer Vision, so weit als hinreichend war, damit er mit einer durch den Zweck derselben bestimmten Menge von Erkenntnissen ausgerüstet würde, die zugleich sein religiöses und profanes Nachdenken anregte und zu sicheren Schlüssen führte. Nach dieser Erklärung zeigte Gott Adam die Wirklichkeit, aber in einer symbolischen Zerlegung des Schöpfungsvorganges in eine Zeit von sechs Tagen. Genesis Gen 1 1 6 Dixit quoque Deus: Fiat firmamentum in medio aquarum: et dividat aquas ab aquis. Dann sprach Gott: Es werde ein Firmament¹⁵ inmitten der Wasser, und es scheide die Wasser voneinander!¹⁶ Genesis Gen 1 1 6 15 Die Ausdehnung des Luftraumes, welche als Atmosphäre den Erdkörper umgibt und ihn von anderen Weltkörpern scheidet. Genesis Gen 1 1 6 16 Die sich in Wolken sammelnden Dunstmassen, welche niederfallen, wenn die Schleusen oder Türen des Himmels geöffnet werden [Gen 7,11.12, Ps 103,3.13] u. a., im Unterschiede von den Wassern auf der Erde. Genesis Gen 1 1 7 Et fecit Deus firmamentum, divisitque aquas, quæ erant sub firmamento, ab his, quæ erant super firmamentum. Et factum est ita. Und Gott machte das Firmament und schied die Wasser, welche unter dem Firmamente waren, von denen, welche über dem Firmamente waren. Und es geschah also. [Ps 135,5] Genesis Gen 1 1 8 Vocavitque Deus firmamentum, Clum: et factum est vespere et mane, dies secundus. Und Gott nannte das Firmament Himmel; und es ward Abend und Morgen, der zweite Tag. [Jer 51,15] Genesis Gen 1 1 9 Dixit vero Deus: Congregentur aquæ, quæ sub clo sunt, in locum unum: et appareat arida. Et factum est ita. Da sprach Gott: Es sammle sich das Wasser, das unterhalb des Himmels ist, an einem Orte, und es erscheine das Trockene. Und es geschah also. Genesis Gen 1 0 1 Die Pflicht des Gehorsams, welchen der Mensch seinem Herrn und Schöpfer schuldet, wird durch das Sabbatgesetz, welches die Tage der Schöpfung vorbilden, bedeutet. (V. 3) I. Geschichte des Menschengeschlechtes bis auf Abraham. (2,4 11,26) Da Gott unter den Menschen nicht den gebührenden Gehorsam findet, wählt er einen Menschen, um durch dessen Nachkommen alle Völker zu segnen. 1. Geschichte des Himmels und der Erde (2,4 4,26) A. Geschichte der Stammeltern (2,5 3,24): 1) Die den Stammeltern erwiesenen Wohltaten (2,5 25): Schöpfung Adams (V. 7), Zuweisung des Paradieses unter leichter Verpflichtung (V. 17), Übertragung der Herrschaft über alle lebenden Wesen (V. 20), Erschaffung einer ihm ähnlichen Hilfe, der mit der gleichen Gabe der Unschuld ausgestatteten Eva. Genesis Gen 1 2 1 Igitur perfecti sunt cli et terra, et omnis ornatus eorum. So ward Himmel und Erde¹ vollendet, und all ihre Zier. Genesis Gen 1 2 1 1 Die Gesamtheit der Himmel und Erde füllenden Wesen. Gott schafft keine neue Gattung mehr. Genesis Gen 1 2 10 Et fluvius egrediebatur de loco voluptatis ad irrigandum paradisum, qui inde dividitur in quatuor capita. Und ein Strom ging von dem Orte der Wonne aus, den Garten zu bewässern,¹¹ der sich alsdann teilt und zu vier Flüssen wird. Genesis Gen 1 2 10 11 Von Eden entspringend bewässerte er das Paradies. Der Paradiesstrom war der Ursprung von vier anderen Flüssen geworden, welche noch zur Zeit des Verfassers existieren und ihm mehr oder minder bekannt sind. Alsdann zu bewässern. Wie es geschehen ist, dass da, wo früher ein einziger Strom war, jetzt deren vier sind, wird nicht gesagt. Genesis Gen 1 2 11 Nomen uni Phison: ipse est qui circuit omnem terram Hevilath, ubi nascitur aurum: Der Name des einen ist Phison;¹² dies ist der, welcher das ganze Land Hevilath umfließt,¹³ woselbst sich das Gold findet. [Sir 24,35] Genesis Gen 1 2 11 12 Der im Kaukasus entspringende Kur, der Cyrus der Alten? Genesis Gen 1 2 11 13 [Gen 10,7] und [Gen 10,29]. Genesis Gen 1 2 12 Et aurum terræ illius optimum est: ibi invenitur bdellium, et lapis onychinus. Und das Gold jenes Landes ist vortrefflich, dort findet man Bdellium¹⁴ und den Onyxstein.¹⁵ Genesis Gen 1 2 12 14 Das wohlriechende Harz mehrerer Baumarten. Genesis Gen 1 2 12 15 Die Alten schwankten zwischen Beryll, Onyx., Sardonyr., Sardius. Genesis Gen 1 2 13 Et nomen fluvii secundi Gehon: ipse est qui circumit omnem terram thiopiæ. Und der Name des zweiten Stromes ist Gehon; dies ist der, welcher das ganze Land Äthiopien¹⁶ umfließt. Genesis Gen 1 2 13 16 Hebr.: Kusch, nicht das spätere Kusch, denn dies ist zu weit entfernt. Es lag vielmehr an den Euphratquellen, worauf auch der von der Vulgata eingesetzte Name hinweist, der einen Teil Armeniens bezeichnet. Der Fluss dieses Gebietes ist der Arar. (Araxes) Genesis Gen 1 2 14 Nomen vero fluminis tertii, Tigris: ipse vadit contra Assyrios. Fluvius autem quartus, ipse est Euphrates. Aber der Name des dritten Flusses ist Tigris; dieser wendet sich gegen Assyrien.¹⁷ Der vierte Fluss aber ist der Euphrat.¹⁸ Genesis Gen 1 2 14 17 Das Gebiet, welches südlich vom untern Zab, westlich vom Tigris, nördlich vom Gebirge begrenzt wurde und dessen Hauptstadt Ninive war; ungefähr das heutige Kurdistan. Gegen: Bildet die Westgrenze. Genesis Gen 1 2 14 18 Der untere Euphrat. Die Lage des Paradieses ist also in Armenien zu suchen. Genesis Gen 1 2 15 Tulit ergo Dominus Deus hominem, et posuit eum in paradiso voluptatis, ut operaretur, et custodiret illum: Da nahm Gott, der Herr, den Menschen¹⁹ und setzte ihn in das Paradies der Wonne, auf dass er es bebauete²⁰ und bewahrte.²¹ Genesis Gen 1 2 15 19 Adam war außerhalb des Paradieses geschaffen, Eva im Paradiese. Genesis Gen 1 2 15 20 Zur Übung seiner Herrschaft über die Natur. Genesis Gen 1 2 15 21 Für sich, damit er ihn nicht samt den übernatürlichen Gnaden durch die Sünde verlor. (Aug., Thom.) Genesis Gen 1 2 16 Præcepitque ei dicens: Ex omni ligno paradisi comede: Und er gebot ihm und sprach: Von allen Bäumen des Gartens magst du essen; Genesis Gen 1 2 17 De ligno autem scientiæ boni et mali ne comedas: in quocumque enim die comederis ex eo, morte morieris. aber von dem Baume der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn welchen Tages du davon issest, wirst du des Todes sterben.²² Genesis Gen 1 2 17 22 Besser: Wirst du sterblich sein. (Hier.) Wann der Tod eintreten soll, ist im Texte nicht ausgedrückt. Dem leiblichen Tode schließt sich der geistige durch Trennung der Seele von Gott und infolgedessen der ewige Tod durch die Verdammnis an. Das Gebot wurde zunächst Adam gegeben als dem Haupte des Menschengeschlechtes, Eva ward es durch den Mann mitgeteilt. Die Ausführung des Richterspruches (Tod) ist verschoben. Genesis Gen 1 2 18 Dixit quoque Dominus Deus: Non est bonum esse hominem solum: faciamus ei adjutorium simile sibi. Und Gott, der Herr, sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei. Lasset uns ihm eine Gehilfin machen,²³ die ihm gleiche. Genesis Gen 1 2 18 23 In der Gemeinschaft des Lebens und der Familie, sowie des Zieles. Genesis Gen 1 2 19 Formatis igitur, Dominus Deus, de humo cunctis animantibus terræ, et universis volatilibus cli, adduxit ea ad Adam, ut videret quid vocaret ea: omne enim quod vocavit Adam animæ viventis, ipsum est nomen ejus. Nachdem also²⁴ Gott, der Herr, aus Erde alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels gebildet hatte, führte er sie zu Adam, dass er sähe, wie er sie benenne; denn wie²⁵ Adam jedes von den lebenden Wesen benannte, so ist sein Name.²⁶ Genesis Gen 1 2 19 24 Der Verfasser kehrt zu dem Zeitpunkte der Erschaffung des Menschen zurück, seine Stellung zu Gott und zu anderen Menschen darzustellen. Genesis Gen 1 2 19 25 Besser wohl: Und damit. Genesis Gen 1 2 19 26 Eine sinnliche Vorstellung des Vorführens ist auszuschließen. Gott befähigt Adam, das Wesen der Tiere nach ihren sichtbaren Eigenschaften zu erkennen, zunächst wohl derjenigen, die zu ihm in Beziehung traten, und ihnen einen Namen zu geben, so gleichsam die Herrschaft über sie antretend. Genesis Gen 1 2 2 Complevitque Deus die septimo opus suum quod fecerat: et requievit die septimo ab universo opere quod patrarat. Und Gott vollendete am siebenten Tage sein Werk, das er gemacht hatte; und ruhte am siebenten Tage von seinem ganzen Werke, das er vollbracht hatte.² [Ex 20,11, Ex 31,17, Dtn 5,14, Hebr 4,4] Genesis Gen 1 2 2 2 Die Vollendung bestand negativ in dem Aufhören des Schaffens (V. 2), positiv in der Segnung und Heiligung des siebenten Tages. (V. 3) Der Schöpfung der Dinge gegenüber erscheint die Erhaltung, wenngleich auch sie eigentlich eine fortgesetzte Schöpfung ist, als Ruhe. Genesis Gen 1 2 20 Appellavitque Adam nominibus suis cuncta animantia, et universa volatilia cli, et omnes bestias terræ: Adæ vero non inveniebatur adjutor similis ejus. Und Adam gab allem Vieh, und allen Vögeln des Himmels, und allen Tieren des Feldes ihre Namen; aber für Adam fand sich keine Gehilfin,²⁷ die ihm ähnlich war. Genesis Gen 1 2 20 27 Im Stande, ihn zu unterstützen zu seinem natürlichen und übernatürlichen Ziele. Diese der Vernunft vermittelte Erkenntnis bereitet Adam, wie die Ekstase (Aug.) auf übernatürliche Weise tut, auf die Erscheinung des Weibes vor. Der Name Adam (von roter Erde) soll den Menschen vor Hochmut bewahren. Genesis Gen 1 2 21 Immisit ergo Dominus Deus soporem in Adam: cumque obdormisset, tulit unam de costis ejus, et replevit carnem pro ea. Da sandte Gott, der Herr, einen tiefen Schlaf auf Adam, und als er entschlafen war, nahm Gott eine von seinen Rippen und füllte deren Stelle mit Fleisch.²⁸ Genesis Gen 1 2 21 28 Adam schaut in seiner Ekstase nicht das Sinnbild einer bloßen Idee, sondern das Bild einer wirklichen Tatsache. Genesis Gen 1 2 22 Et ædificavit Dominus Deus costam, quam tulerat de Adam, in mulierem: et adduxit eam ad Adam. Und Gott, der Herr, baute aus der Rippe, die er von Adam genommen, ein Weib und führte es zu Adam. Genesis Gen 1 2 23 Dixitque Adam: Hoc nunc, os ex ossibus meis, et caro de carne mea: hæc vocabitur Virago, quoniam de viro sumpta est. Da sprach Adam: Das ist nun²⁹ Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleische! Sie soll Männin heißen, denn sie ist vom Manne genommen.³⁰ [1Kor 11,8] Genesis Gen 1 2 23 29 Im Gegensatze zur Vorführung der Tiere: endlich. Zugleich wird der Ursprung Evas angegeben. Genesis Gen 1 2 23 30 Die Schöpfungsgeschichte des Weibes ist die reale Voraussetzung und Grundlage des Verhältnisses des Weibes zum Manne. Die Erzählung ist in anthropomorpher Gestalt gegeben. Dass auch Eva von Gott die Seele erhielt und so ein Ebenbild Gottes ward, mithin die Hoheit und Würde der menschlichen Natur beiden Geschlechtern eigen ist, wird hier als selbstverständlich nicht besonders erwähnt. Genesis Gen 1 2 24 Quamobrem relinquet homo patrem suum, et matrem, et adhærebit uxori suæ: et erunt duo in carne una. Darum³¹ wird der Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen, und seinem Weibe anhangen; und beide werden ein Fleisch sein.³² [Mt 19,5, Mk 10,7, Eph 5,31, 1Kor 6,16] Genesis Gen 1 2 24 31 Weil Mann und Weib eine Natur haben und das Weib zur Stütze des Mannes geschaffen ist. Genesis Gen 1 2 24 32 Das gegenseitige Recht über den Leib wird bezeichnet. [1Kor 6,16] Wer spricht die Worte V. 24? Adam, von Gott erleuchtet, erkennt das Wesen der Ehe. Genesis Gen 1 2 25 Erat autem uterque nudus, Adam scilicet et uxor ejus: et non erubescebant. Sie waren aber beide nackt, Adam und sein Weib; und sie schämten sich nicht.³³ Genesis Gen 1 2 25 33 Vergl. [Gen 3,7]. In Kap. 1 wird der Mensch mehr als Ziel der Entwicklung des Naturlebens, in Kap. 2 als Prinzip der Entwicklung der Geschichte geschildert. Genesis Gen 1 2 3 Et benedixit diei septimo; et sanctificavit illum: quia in ipso cessaverat ab omni opere suo quod creavit Deus ut faceret. Und er segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an demselben geruht von all seinem Werke,³ das Gott geschaffen und gemacht hatte. Genesis Gen 1 2 3 3 In dem Tage wird das an ihm vollbrachte Werk, die geschaffene Welt, gesegnet und geheiligt. Indem Gott den siebenten Tag segnet, weiht er ihn sich. Das Segnen und Heiligen des siebenten Tages hat zwar ein besonderes Absehen auf den Sabbat, welchen Israel als Volk Gottes einst feiern soll, aber der Sabbat als Ruhetag hat eine vorbildliche Bedeutung für die ganze Menschheit: sie strebt einem Ziele zu, wo alle Unruhe der Bewegung sich in die selige Ruhe der Vollendung ihres Daseins auflöst. Darum wird bei dem siebenten Tage kein Abend beigefügt. (Aug.) Die Menschen beobachteten ohne ein besonderes Gesetz diesen Tag bereits vor Moses als heilig. Genesis Gen 1 2 4 Istæ sunt generationes cli et terræ, quando creata sunt, in die quo fecit Dominus Deus clum et terram: Folgendes ist die Geschichte des Himmels und der Erde, nachdem sie erschaffen waren.⁴ Zur Zeit, als Gott, der Herr, Himmel und Erde machte: Genesis Gen 1 2 4 4 Überschrift. Das folgende ist zu V. 5 zu ziehen, wie [Gen 5,1]. Genesis Gen 1 2 5 Et omne virgultum agri antequam oriretur in terra, omnemque herbam regionis priusquam germinaret: non enim pluerat Dominus Deus super terram, et homo non erat qui operaretur terram: Noch war kein Gesträuch des Feldes auf Erden aufgegangen, noch keine Pflanzen auf den Fluren aufgesprosst; denn Gott, der Herr, hatte noch nicht auf die Erde Regen fallen lassen, und der Mensch war nicht da, um das Land zu bebauen;⁵ Genesis Gen 1 2 5 5 Das Wachsen der Pflanzen wird als einzelner Punkt herausgehoben im Hinblick auf den V. 8 zu erwähnenden Garten Eden. Genesis Gen 1 2 6 Sed fons ascendebat e terra, irrigans universam superficiem terræ. sondern ein Quell⁶ stieg aus der Erde auf und befeuchtete die ganze Oberfläche der Erde. Genesis Gen 1 2 6 6 Richtiger: Nebel. Der Verfasser sagt nicht ausdrücklich, dass nun die Pflanzen emporwuchsen, da sein Ziel die Erzählung der Erschaffung des Menschen ist und er dieser nur einiges, was er in Kap. 1 nicht einfügen wollte, beigibt; so z. B. dass die Vögel [Gen 2,19], die auf der Erde lebenden Tiere (ebenda) und der Leib des Menschen [Gen 2,7] aus feuchter Erde gebildet ward. Genesis Gen 1 2 7 Formavit igitur Dominus Deus hominem de limo terræ, et inspiravit in faciem ejus spiraculum vitæ, et factus est homo in animam viventem. Da bildete Gott, der Herr, den Menschen aus Lehm der Erde⁷ und hauchte in sein Angesicht den Odem des Lebens,⁸ und der Mensch ward ein lebendes Wesen. [1Kor 15,45] Genesis Gen 1 2 7 7 Also aus anorganischem Stoffe. So ist der Leib von Natur sterblich. Vielleicht deutet das Wort Staub (so im Hebr.) auch die zukünftige Strafe [Gen 3,19] und die Möglichkeit der Auferstehung an. Nicht die Erde bringt ihn hervor, sondern Gott selbst legt Hand an's Werk. Genesis Gen 1 2 7 8 Leib und Seele sind mithin ihrer ganzen Wesenheit nach verschieden; indes ist der Leib ein wesentlicher Bestandteil der Menschennatur, weshalb Leib und Seele zugleich erschaffen und vereint wurden. (Thom.) Odem des Lebens: Die Beschreibung hebt nur das Phänomen des Lebens, das, woran das Leben äußerlich zur Erscheinung kommt, hervor: das Atmen. Genesis Gen 1 2 8 Plantaverat autem Dominus Deus Paradisum voluptatis a principio: in quo posuit hominem quem formaverat. Gott, der Herr aber hatte von Anbeginn ein Paradies der Wonne⁹ gepflanzt; in dieses setzte er den Menschen, welchen er gebildet hatte. Genesis Gen 1 2 8 9 Hebr.: Einen Garten gegen Osten in der Landschaft Eden. Der diesen Vers schrieb, befand sich im Westen des Paradieses. Eden (Wonne, Wonneland) ist der Name des Paradieses. Genesis Gen 1 2 9 Produxitque Dominus Deus de humo omne lignum pulchrum visu, et ad vescendum suave: lignum etiam vitæ in medio paradisi, lignumque scientiæ boni et mali. Und Gott, der Herr, ließ aus dem Boden allerlei Bäume emporwachsen, die lieblich anzuschauen und wohlschmeckend waren; auch den Baum des Lebens in der Mitte des Gartens, und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.¹⁰ Genesis Gen 1 2 9 10 Welcher Art diese Bäume waren, ist nicht bekannt. Es waren Bäume wie die übrigen des Paradieses, aber von Gott zu übernatürlichen Wirkungen ausersehen. Der Baum des Lebens sollte durch seine Frucht die Hinfälligkeit und Sterblichkeit des Körpers überwinden. Deshalb ist er auch der Typus zukünftiger Güter: Christi, des wahren Weinstockes, des Kreuzes Christi, des Lebensbaumes in der Kirche, insbesondere der Eucharistie; auch der seligsten Jungfrau, sowie der ewigen Glorie. Der Baum der Erkenntnis hieß so in Rücksicht auf den erwarteten Erfolg (Thom.), insofern an ihm sich zeigen sollte, ob Adam sich für das Gute oder für das Böse entschiede, und dieser erfahren sollte, wie gut es sei, Gott zu gehorchen, wie schlimm, ihm ungehorsam zu sein. Genesis Gen 1 0 1 2) Fall und Strafe der Stammeltern (3,1-24). Durch die Schlange verführt übertritt zuerst Eva, dann Adam das Gebot Gottes (V. 6), weshalb sie der Gabe der Unschuld beraubt (V. 8), durch Gottes gerechten Richterspruch verurteilt, doch durch die Hoffnung auf eine zukünftige Erlösung getröstet werden. (V. 20) Ihre Vertreibung aus dem Paradiese. Genesis Gen 1 3 1 Sed et serpens erat callidior cunctis animantibus terræ quæ fecerat Dominus Deus. Qui dixit ad mulierem: Cur præcepit vobis Deus ut non comederetis de omni ligno paradisi? Die Schlange aber war listiger¹ als alle Tiere der Erde, die Gott, der Herr, gemacht hatte. Diese² sprach zu dem Weibe:³ Warum hat euch⁴ Gott⁵ geboten, ihr sollt nicht von allen Bäumen des Paradieses essen?⁶ Genesis Gen 1 3 1 1 Die natürliche Klugheit der Schlange [Mt 10,16] lenkte die Aufmerksamkeit des bösen Feindes auf sie. Gott gestattete ihm kein anderes Werkzeug der Versuchung (Aug., Thom.), da er diese nicht über Vermögen an den Menschen herantreten lässt. Genesis Gen 1 3 1 2 Der Verfasser berichtet den Hergang, wie er sich Eva darstellt. Dass die Schlange nicht reden konnte, wusste Eva vermöge der Gabe der Erkenntnis. Sie musste daher annehmen, dass ein unsichtbares Wesen durch jene rede. Einer Täuschung war sie unzugänglich und keiner Regung der Begierde unterworfen, bis sie mit freiem Willen begann, auf die Versuchung einzugehen und ihr Herz dem Verlangen des Hochmutes öffnete, zu sein wie Gott. Daraus erst entsprang die Ungläubigkeit gegen Gottes Drohung, die sinnliche Begierde nach der verbotenen Frucht und endlich der Ungehorsam, der die Sünde äußerlich vollbrachte. (Aug., Thom.) Genesis Gen 1 3 1 3 Die Klugheit der Schlange tritt als List des Versuchers zum Bösen darin hervor, dass dieser sich an das schwächere Weib wendet, und ihre Verwunderung birgt Arglist: Ist es wahr? Genesis Gen 1 3 1 4 Er will beide Stammeltern in das Verderben stürzen. Genesis Gen 1 3 1 5 Elohim. Genesis Gen 1 3 1 6 Der Verführer ruft das Gebot in's Gedächtnis, damit die Übertretung um so unentschuldbarer sei. Genesis Gen 1 3 10 Qui ait: Vocem tuam audivi in paradiso: et timui, eo quod nudus essem, et abscondi me, Dieser antwortete: Ich hörte deine Stimme im Paradiese und fürchtete mich, weil ich nackt bin, und verbarg mich.¹⁵ Genesis Gen 1 3 10 15 Das Gefühl der Scham ist in Adam stärker, als die Erkenntnis der Schuld. Um diese Erkenntnis zu kräftigen und zum Bekenntnis zu führen, fragt Gott weiter. Genesis Gen 1 3 11 Cui dixit: Quis enim indicavit tibi quod nudus esses, nisi quod ex ligno de quo præceperam tibi ne comederes, comedisti? Da sprach Gott zu ihm: Wer hat dir denn angezeigt, dass du nackt bist? Einzig, dass du von dem Baume gegessen hast, von dem ich dir geboten, nicht zu essen.¹⁶ Genesis Gen 1 3 11 16 Im Hebr. ist auch der zweite Satz im Frageton. Genesis Gen 1 3 12 Dixitque Adam: Mulier, quam dedisti mihi sociam, dedit mihi de ligno, et comedi. Und Adam sprach: Das Weib, das du mir zur Gefährtin gegeben hast, gab mir von dem Baume, und ich aß.¹⁷ Genesis Gen 1 3 12 17 Statt zu bekennen und um Vergebung zu flehen, wälzt Adam die Schuld auf das Weib und durch den Zusatz auf Gott selbst. Genesis Gen 1 3 13 Et dixit Dominus Deus ad mulierem: Quare hoc fecisti? Quæ respondit: Serpens decepit me, et comedi. Da sprach Gott, der Herr, zu dem Weibe: Warum hast du das getan? Sie antwortete: Die Schlange betrog mich, und ich aß.¹⁸ Genesis Gen 1 3 13 18 Das Weib leugnet die Tat nicht, wälzt aber die Schuld gleichfalls auf einen anderen. Genesis Gen 1 3 14 Et ait Dominus Deus ad serpentem: Quia fecisti hoc, maledictus es inter omnia animantia, et bestias terræ: super pectus tuum gradieris, et terram, comedes cunctis diebus vitæ tuæ. Und Gott, der Herr, sprach zu der Schlange:¹⁹ Weil du dies getan hast, so bist du verflucht unter allem Vieh und unter den Tieren des Feldes; auf deinem Bauche sollst du kriechen und Erde fressen dein Leben lang.²⁰ Genesis Gen 1 3 14 19 Gott fragt die Verführten, nicht den Verführer. Die Schlange wird nicht gefragt, ihr wird sofort das Strafurteil verkündet. Genesis Gen 1 3 14 20 Die Schlange soll nach der Sünde Adams zum Fluche tun, was ihr zuvor Natur war: Kopf und Zunge am Boden halten. Die Tiere sind des Menschen wegen da (vergl. [Gen 9,5, Ex 21,28, Lev 20,15ff]); sie sollen ihm gehorchen, nicht schaden, und noch weniger Anlass zur Sünde geben. Mit den Menschen müssen in der Sündflut auch die Tiere sterben. Genesis Gen 1 3 15 Inimicitias ponam inter te et mulierem, et semen tuum et semen illius: ipsa conteret caput tuum, et tu insidiaberis calcaneo ejus. Ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe,²¹ und zwischen deiner Nachkommenschaft und ihrer Nachkommenschaft:²² sie²³ wird dir den Kopf zertreten, und du wirst ihrer Ferse nachstellen.²⁴ [Offb 12,1] Genesis Gen 1 3 15 21 V. 15 enthält die Strafsentenz gegen Satan. Das Weib ist dasselbe wie V. 1, 2, 4, 6,12, 13, 16 und [Gen 9,17], also Eva. Feindschaft soll treten an die Stelle der erheuchelten Liebe der Schlange zur Zeit der Versuchung. Gott redet von dem Weibe, weil dieses unmittelbar von der Schlange verführt ward, nicht weil Adam nicht einbegriffen ist. Doch Gott geht von einer Person auf die andere über. Genesis Gen 1 3 15 22 Die Nachkommenschaft des Weibes umfasst auch Christus, doch nicht ihn allein. Die Nachkommenschaft der Schlange sind alle, die auf Seiten der Schlange stehen. Die Feindschaft soll dauern, so lange das Menschengeschlecht und die bösen Geister auf Erden bleiben. Genesis Gen 1 3 15 23 Hebr.: er. So schrieb auch Hieronymus. Übrigens ändert dies im Sinne nichts, da Maria stets in den Hinweis auf die Menschwerdung eingeschlossen ist. Genesis Gen 1 3 15 24 Aus der Feindschaft gehen die Nachstellungen hervor: Der Mensch sucht den Kopf der Schlange zu zertreten, die Schlange ihn in die Ferse zu stechen, um sich zu retten und ihn zu vernichten. So wird der Kampf und zugleich sein Erfolg vor Augen gestellt. Das Menschengeschlecht kann keinen tödlichen Schaden leiden, die Schlange aber wird zertreten. Die Niederlage der tierischen Schlange ist das Bild der Niederlage der höllischen Schlange, die dem Teufel als Strafe zu Teil wird. Der Sieg wird von einem davongetragen, er wird dem Samen verheißen vor Eva. Die Wunden machen den Sieger ruhmvoller, Gott, der die Feindschaft gesetzt und der den Sieg verleiht, wird dem Erlöser auf besondere Weise beistehen und durch ihn den sündigen Menschen in seine Freundschaft wieder aufnehmen. Wie hier die erste Verheißung des Erlösers geboten wird, so auch die erste Prophezeiung der unbefleckten Empfängnis. Je älter die Prophezeiungen sind, desto dunkler ist ihr Sinn und wird erst durch nachfolgende klarer oder durch die Erfüllung im vollen Lichte gezeigt. Zu beachten ist, dass, obgleich im ersten Satze die Nachkommenschaft der Schlange der Nachkommenschaft des Weibes entgegengesetzt ist, doch im zweiten die Nachkommenschaft des Weibes über die Schlange selbst den Sieg davonträgt. Der Messias ist es, welcher der Schlange den Kopf zertritt, und seine jungfräuliche Mutter tut es durch ihn, d. h. dadurch, dass sie ihn, den Überwinder der Schlange geboren, und dadurch, dass sie wegen ihrer Würde als Mutter Gottes nie unter der Herrschaft der Sünde und des Teufels stand, vielmehr in ihrer unbefleckten Empfängnis im Hinblick auf die Verdienste ihres göttlichen Sohnes vor jeder Makel der Erbsünde unversehrt bewahrt blieb. Genesis Gen 1 3 16 Mulieri quoque dixit: Multiplicabo ærumnas tuas, et conceptus tuos: in dolore paries filios, et sub viri potestate eris, et ipse dominabitur tui. Und zum Weibe sprach er:²⁵ Ich will die Beschwerden deiner Schwangerschaften vervielfältigen; mit Schmerzen sollst du Kinder gebären, und unter der Gewalt des Mannes sein, und er soll Herr über dich sein.²⁶ [1Kor 14,34] Genesis Gen 1 3 16 25 Dem Menschen flucht Gott nicht wie der Schlange und der Erde. (Vergl. hingegen [Gen 4,11].) Wie Eva zuerst gesündigt, trifft sie die Strafe zuerst. Genesis Gen 1 3 16 26 Die Beschwerden der Geburt und die Unterwerfung unter dem Manne sind die fühlbaren Strafen des Weibes. Genesis Gen 1 3 17 Adæ vero dixit: Quia audisti vocem uxoris tuæ, et comedisti de ligno, ex quo præceperam tibi, ne comederes, maledicta terra in opere tuo: in laboribus comedes ex ea cunctis diebus vitæ tuæ. Zu Adam aber sprach er: Weil du der Stimme deines Weibes Gehör gegeben, und von dem Baume gegessen hast, von dem ich dir geboten, nicht zu essen, so sei die Erde verflucht, ob deiner Tat;²⁷ mit vieler Arbeit sollst du dich von ihr nähren, dein Leben lang.²⁸ Genesis Gen 1 3 17 27 Wie nicht Eva, sondern die Schlange verflucht wird, so die Erde nicht selbst, die folgenden Worte enthalten den verhängten Fluch. Genesis Gen 1 3 17 28 So dauert dieser Fluch so lange wie der über die sichtbare Schlange. Genesis Gen 1 3 18 Spinas et tribulos germinabit tibi, et comedes herbam terræ. Dornen und Disteln soll sie dir tragen, und du sollst das Kraut des Feldes essen. Genesis Gen 1 3 19 In sudore vultus tui vesceris pane, donec revertaris in terram de qua sumptus es: quia pulvis es, et in pulverem reverteris. Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot²⁹ essen, bis³⁰ du zur Erde wiederkehrest, von der du genommen bist; denn du bist Staub und sollst zum Staube zurückkehren. [Gen 18,27, Ps 102,14, Koh 12,7] Genesis Gen 1 3 19 29 Im Gegensatze zu den Früchten des Paradieses: Dein Brot wird dir keine Unsterblichkeit geben, sondern einzig deine Schwäche aufrecht erhalten. Genesis Gen 1 3 19 30 Dies ist die positive [Gen 2,17] angedrohte Strafe. Genesis Gen 1 3 2 Cui respondit mulier: De fructu lignorum, quæ sunt in paradiso, vescimur: Da antwortete das Weib derselben: Von den Früchten der Bäume, die im Paradiese sind, dürfen wir essen, Genesis Gen 1 3 20 Et vocavit Adam nomen uxoris suæ, Heva: eo quod mater esset cunctorum viventium. Und Adam gab seinem Weibe den Namen Heva;³¹ deshalb weil sie die Mutter aller Lebendigen war. Genesis Gen 1 3 20 31 Später: [Gen 4,1]. Hier wird der Name erwähnt, damit die spätere Benennung verstanden werde. (Chrys.) Genesis Gen 1 3 21 Fecit quoque Dominus Deus Adæ et uxori ejus tunicas pelliceas, et induit eos: Und Gott, der Herr, machte Adam und seinem Weibe Gewänder von Fellen und bekleidete sie damit.³² Genesis Gen 1 3 21 32 Als Erinnerung an den Ungehorsam, zum Schutze der Schamhaftigkeit und zum Zeichen von Gottes fortdauernder Fürsorge. Genesis Gen 1 3 22 Et ait: Ecce Adam quasi unus ex nobis factus est, sciens bonum et malum: nunc ergo ne forte mittat manum suam, et sumat etiam de ligno vitæ, et comedat, et vivat in æternum. Und er sprach: Siehe, Adam ist wie einer von uns³³ geworden, Gutes und Böses erkennend; dass er nunmehr nicht etwa seine Hand ausstreckt, und auch vom Baume des Lebens nimmt, und isst, und ewig lebt!³⁴ Genesis Gen 1 3 22 33 Jetzt kennt er Gutes und Böses, freilich aus anderen Ursachen. Uns: Anspielung auf die heilige Dreifaltigkeit. Genesis Gen 1 3 22 34 Unsterblichkeit im Stande der Sünde ist nicht das von Gott dem Menschen zugedachte ewige Leben. Genesis Gen 1 3 23 Et emisit eum Dominus Deus de paradiso voluptatis, ut operaretur terram de qua sumptus est. Da verwies ihn Gott, der Herr, aus dem Paradiese der Wonne, dass er die Erde bebaue, von der er genommen worden. Genesis Gen 1 3 24 Ejecitque Adam: et collocavit ante paradisum voluptatis Cherubim, et flammeum gladium, atque versatilem, ad custodiendam viam ligni vitæ. Und Gott trieb Adam hinaus und setzte vor³⁵ das Paradies der Wonne die Cherubim³⁶ mit flammendem zuckenden Schwerte,³⁷ den Weg zum Baume des Lebens zu bewachen. Genesis Gen 1 3 24 35 Im Osten des Paradieses. Nach der Sept. wurde dem Menschen befohlen, im Osten des Paradieses zu wohnen. Genesis Gen 1 3 24 36 Anders werden sie [Ex 25,18-22]; anders [Ez 1,10] sinnbildlich dargestellt. Genesis Gen 1 3 24 37 Richtiger: Und ein verzehrendes Feuer, das sich weithin ausdehnte. (Chrys.) Genesis Gen 1 3 3 De fructu vero ligni, quod est in medio paradisi, præcepit nobis Deus ne comederemus: et ne tangeremus illud, ne forte moriamur. aber von der Frucht des Baumes, der in der Mitte des Paradieses ist, gebot uns Gott, nicht zu essen, und ihn auch nicht zu berühren,⁷ damit wir nicht sterben. Genesis Gen 1 3 3 7 Eva gibt diese Verschärfung aus Ehrfurcht gegen Gottes Gebot hinzu. Genesis Gen 1 3 4 Dixit autem serpens ad mulierem: Nequaquam morte moriemini. Die Schlange aber sprach zum Weibe: Keinesweges werdet ihr sterben.⁸ [2Kor 11,3] Genesis Gen 1 3 4 8 Fürchtet nichts, sondern hoffet! Zuerst leugnet der Lügengeist Wahrhaftigkeit, dann seine Liebe. Die dreiste Lüge macht den Eindruck des Glaublichen, weil ihr etwas Wahres beigemischt ist: Nach dem Genusse tritt in der Tat ein Erkennen von Gut und Böse ein. Genesis Gen 1 3 5 Scit enim Deus quod in quocumque die comederitis ex eo, aperientur oculi vestri: et eritis sicut dii, scientes bonum et malum. Denn Gott weiß, dass, welchen Tages ihr davon esset, eure Augen sich auftun und ihr wie Götter sein werdet, Gutes und Böses erkennend. Genesis Gen 1 3 6 Vidit igitur mulier quod bonum esset lignum ad vescendum, et pulchrum oculis, aspectuque delectabile: et tulit de fructu illius, et comedit: deditque viro suo, qui comedit. Da sah das Weib,⁹ dass der Baum gut davon zu essen, und lieblich den Augen, und angenehm anzuschauen sei, und sie nahm von seiner Frucht, und aß, und gab ihrem Manne, und er aß.¹⁰ [Sir 25,33, 1Tim 2,14] Genesis Gen 1 3 6 9 Zwischen Gottes Drohung und der Verheißung des Teufels schwankend will Eva selbst urteilen; doch ihr Sinn ist durch die freiwillige Begierlichkeit bereits verblendet. Genesis Gen 1 3 6 10 Obwohl das Gesetz, Gott zu gehorchen und insbesondere die Geschöpfe nur nach seinem Willen zu gebrauchen, bereits eine natürliche Pflicht ist, gehörte das besondere Gebot Gottes der übernatürlichen Ordnung an: Im Glauben an Gottes Offenbarung, aus Gehorsam und übernatürlicher Liebe sollte Adam in heiligem Gehorsam seine natürliche Freiheit beschränken. Adam kannte den Unterschied zwischen Gut und Böse, er hatte schon eine Reihe heiliger Akte vollbracht und verstand das göttliche Verbot. Nur eine Versuchung zum Bösen war noch nicht an ihn herangetreten. Aus den Reden der Schlange musste er den bösen und lügenhaften Geist leicht erkennen und mit Hilfe der göttlichen Gnade leicht überwinden. Das Grundmotiv der Sünde war der Stolz. ([Sir 10,14], Iren., Leo der Gr., Prosper., Gregor der Gr., Aug.) Adam strebte nicht auf den von Gott gewählten Wege des demütigen Gehorsams und der kindlichen Liebe nach der Gottähnlichkeit und gottähnlichem Wissen, sondern wollte aus eigener Kraft gottähnlich sein. (Aug., Thom.) In jener ersten Sünde waren auch andere Sünden eingeschlossen, wie Verletzung des übernatürlichen Glaubens, sinnliche Begierlichkeit u. a. (Tertull., Aug.) Auch in Eva war die Sünde vor allem die der Hoffart und das daraus fließende Begehren nach dem von Gott versagten Wissen. Genesis Gen 1 3 7 Et aperti sunt oculi amborum: cumque cognovissent se esse nudos, consuerunt folia ficus, et fecerunt sibi perizomata. Da wurden beider Augen aufgetan; und da sie erkannten, dass sie nackt seien,¹¹ flochten sie Feigenblätter zusammen und machten sich Schürzen. Genesis Gen 1 3 7 11 Der böse Feind hat versprochen, dass ihre Augen aufgetan werden, doch die einzige neue Erkenntnis der Stammeltern, nachdem diese Gott verachtet, ist, dass sie sich der Nacktheit bewusst werden. Da ihr Geist sich gegen Gott empört, empörte sich auch der Leib gegen den Geist und es regte sich die böse Begierlichkeit. Durch die Bedeckung der Leibesglieder suchen die ersten Eltern ihre geistige Blöße zu verhüllen. Genesis Gen 1 3 8 Et cum audissent vocem Domini Dei deambulantis in paradiso ad auram post meridiem, abscondit se Adam et uxor ejus a facie Domini Dei in medio ligni paradisi. Und da sie die Stimme Gottes, des Herrn, hörten, der in der Kühle¹² nach dem Mittage im Paradiese wandelte, verbargen sich Adam und sein Weib vor dem Angesichte Gottes, des Herrn, inmitten der Bäume des Paradieses.¹³ Genesis Gen 1 3 8 12 Um die Abendzeit pflegte man im Morgenlande auszugehen, weil dann die Hitze des Tages [Gen 18,1] einem kühlen Winde wich. [Hld 4,16] Genesis Gen 1 3 8 13 Gott verkehrt im Paradiese mit dem Menschen unmittelbar, denn er hat ihn bestimmt, seine Geschöpfe zu beherrschen und ewig bei ihm zu leben. Doch durch die Sünde Gott entfremdet, versteckte dieser sich vor ihm. Indes noch ist das nahe Verhältnis der Menschen zu Gott nicht ganz gelöst. Noch zu Kain redet Gott (Rede, Antwort, Erwiderung), zu Noe (Rede Gottes). Henoch und Noe wandeln in Gemeinschaft mit Gott. Den Patriarchen erscheint Gott im Traum, in der Vision, oder ein Engel Gottes. Genesis Gen 1 3 9 Vocavitque Dominus Deus Adam, et dixit ei: Ubi es? Da rief der Herr, Gott, Adam und sprach zu ihm: Wo¹⁴ bist du? Genesis Gen 1 3 9 14 In welchem Stande? Ich verließ dich in Herrlichkeit gekleidet und finde dich nackt wieder (Chrysost.). Genesis Gen 1 0 1 B. Geschichte der ersten Söhne Adams und Evas. (Kap. 4) 1. Der älteste Sohn Adams tötet, ungewarnt durch die Strafe Adams und Evas, seinen Bruder Abel. (V. 8) Von Gott verflucht, flieht er vor dessen Angesichte (V. 16) und wird mit seinen Nachkommen aus der Zahl derer, welche die wahre Religion übend Erben der Verheißungen waren, ausgeschlossen. (V. 24) 2. An Stelle des Abel wird Adam ein anderer Sohn, Seth, geschenkt, der mit seinem Sohne Enos Gott verehrt. (V. 26) Genesis Gen 1 4 1 Adam vero cognovit uxorem suam Hevam: quæ concepit et peperit Cain, dicens: Possedi hominem per Deum. Adam aber erkannte sein Weib Heva, und sie empfing und gebar den Kain,¹ und sprach: Ich habe durch Gott einen Menschen² erhalten. Genesis Gen 1 4 1 1 Die heilige Schrift nennt nur diejenigen Kinder Adams, welche für die Geschichte der Offenbarung von Wichtigkeit sind. Genesis Gen 1 4 1 2 Dass sie einen Sohn hat, nicht eine Tochter, erfreut sie wegen [Gen 3,15]. Genesis Gen 1 4 10 Dixitque ad eum: Quid fecisti? vox sanguinis fratris tui clamat ad me de terra. Und er sprach zu ihm: Was hast du getan? Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit auf zu mir von der Erde.⁹ Genesis Gen 1 4 10 9 Ein schönes Bild der göttlichen Allwissenheit. Genesis Gen 1 4 11 Nunc igitur maledictus eris super terram, quæ aperuit os suum, et suscepit sanguinem fratris tui de manu tua. So sei nun¹⁰ verflucht auf der Erde,¹¹ die ihren Mund aufgetan und deines Bruders Blut von deiner Hand empfangen hat. Genesis Gen 1 4 11 10 Wie [Gen 3,22]. Genesis Gen 1 4 11 11 Besser: Fortgetrieben von der Erde, von dieser fruchtbaren Erde. Genesis Gen 1 4 12 Cum operatus fueris eam, non dabit tibi fructus suos: vagus et profugus eris super terram. Wenn du sie bebaust, soll sie dir ihre Früchte nicht geben; unstet und flüchtig sollst du auf Erden sein! Genesis Gen 1 4 13 Dixitque Cain ad Dominum: Major est iniquitas mea, quam ut veniam merear. Und Kain sprach zu dem Herrn: Meine Missetat ist zu groß, als dass ich Verzeihung verdiente! Genesis Gen 1 4 14 Ecce ejicis me hodie a facie terræ, et a facie tua abscondar, et ero vagus et profugus in terra: omnis igitur qui invenerit me, occidet me. Siehe, du treibst mich heute aus dem Lande,¹² und ich muss mich vor deinem Angesichte verbergen,¹³ und werde unstet und flüchtig sein auf Erden. Jeder also, der mich findet, wird mich töten!¹⁴ Genesis Gen 1 4 14 12 Sinn wie in V. 11. Kains Trotz schlägt in Verzagtheit um. Genesis Gen 1 4 14 13 Er denkt nicht an Gottes Vergebung, sondern der göttliche Fluch hat ihn erschüttert. Genesis Gen 1 4 14 14 Er wagt nicht, um Vergebung zu bitten, aber eine zeitliche Minderung der Strafe erfleht er. Genesis Gen 1 4 15 Dixitque ei Dominus: Nequaquam ita fiet: sed omnis qui occiderit Cain, septuplum punietur. Posuitque Dominus Cain signum, ut non interficeret eum omnis qui invenisset eum. Da sprach der Herr zu ihm: Das soll keineswegs geschehen, sondern wer immer Kain tötet, soll siebenfach¹⁵ gestraft werden. Und der Herr gab Kain ein Zeichen, dass niemand ihn töte, der ihn irgend fände.¹⁶ Genesis Gen 1 4 15 15 Schwer. Die 7 ist heilige Zahl. Genesis Gen 1 4 15 16 Durch ein Zeichen, das Gott zur Bestätigung wirkte, gab er ihm Gewissheit, dass niemand ihn töten werde. Genesis Gen 1 4 16 Egressusque Cain a facie Domini, habitavit profugus in terra ad orientalem plagam Eden. Da zog Kain weg von dem Angesichte des Herrn¹⁷ und nahm im Lande ostwärts von Eden seinen Aufenthalt¹⁸ als Flüchtling. Genesis Gen 1 4 16 17 Von dem Orte, wo Gott sich offenbarte. Genesis Gen 1 4 16 18 Hebr.: Im Lande Nod (Verbannung) Genesis Gen 1 4 17 Cognovit autem Cain uxorem suam, quæ concepit, et peperit Henoch: et ædificavit civitatem, vocavitque nomen ejus ex nomine filii sui, Henoch. Und Kain erkannte sein Weib,¹⁹ und sie empfing und gebar Henoch.²⁰ Und er baute eine Stadt²¹ und nannte sie nach dem Namen seines Sohnes, Henoch. Genesis Gen 1 4 17 19 Geschwisterehen waren bei den ersten Menschen die notwendige Folge der gottgewollten Abstammung aller Menschen von einem Menschenpaare. Genesis Gen 1 4 17 20 Die ersten Namen hatten ihre besondere Bedeutung. Genesis Gen 1 4 17 21 Nicht notwendig im Sinne unseres Wortes, es ist vor allem ein zum Schlusse erbauter Wohnort. Es treibt ihn wohl das Bestreben, den Fluch der Verbannung aufzuheben und seinem Geschlechte einen Einheitspunkt zu schaffen für die verlorene Einheit in der Gemeinschaft mit Gott. Dass die Strafe lebenslänglich währen sollte, ist nicht gesagt. Demnach können die in diesem Verse berichteten Ereignisse auch nach dem Morde Abels liegen. Genesis Gen 1 4 18 Porro Henoch genuit Irad, et Irad genuit Maviael, et Maviael genuit Mathusael, et Mathusael genuit Lamech. Henoch aber zeugte Irad, Irad zeugte Maviael, Maviael zeugte Mathusael, und Mathusael zeugte Lamech. Genesis Gen 1 4 19 Qui accepit duas uxores, nomen uni Ada, et nomen alteri Sella. Dieser nahm sich zwei Frauen: der Name der einen war Ada, der Name der andern Sella. Genesis Gen 1 4 2 Rursumque peperit fratrem ejus Abel. Fuit autem Abel pastor ovium, et Cain agricola. Und abermals gebar sie, seinen Bruder Abel.³ Abel aber war ein Schafhirt, und Kain ein Ackerbauer. Genesis Gen 1 4 2 3 Sohn Genesis Gen 1 4 20 Genuitque Ada Jabel, qui fuit pater habitantium in tentoriis, atque pastorum. Und Ada gebar Jabel; dieser wurde der Vater der Zeltbewohner und der Hirten.²² Genesis Gen 1 4 20 22 Nicht aber der erste oder einzige. Der Verfasser will nur sagen, dass das Land Nod ein Weideland war. Genesis Gen 1 4 21 Et nomen fratris ejus Jubal: ipse fuit pater canentium cithara et organo. Sein Bruder aber hieß Jubal; dieser ward der Vater derer, welche die Laute und die Flöte spielen. Genesis Gen 1 4 22 Sella quoque genuit Tubalcain, qui fuit malleator et faber in cuncta opera æris et ferri. Soror vero Tubalcain, Noema. Und Sella gebar den Tubalkain, der allerlei Erz und Eisenwerk hämmerte und schmiedete.²³ Die Schwester Tubalkains aber war Noema.²⁴ Genesis Gen 1 4 22 23 Die hauptsächlichsten Gewerbe und Künste wurden von den Kainiten erfunden und schon in gottwidriger Weise betrieben. Weit entfernt aber, dass diese Erfindungen in dem Fluche ihre Ursache hatten, der auf dem Geschlechte Kains ruhte, wurzeln sie vielmehr in den dem Menschengeschlechte anerschaffenen geistigen Kräften zur Beherrschung und Dienstbarmachung der Natur. Genesis Gen 1 4 22 24 Dieser Name kehrt in [1Kön 14,21.31] und [2Chr 12,13] wieder. Die Geschlechtsreihe der Sethiten vor der Sündflut ist bis zum zehnten Gliede, die der Kainiten bis zum siebenten gegeben. Von da heiraten die Sethiten wohl die schönen Töchter der Kainiten, Noema heißt die Schöne und ist wohl eine der [Gen 6,2] erwähnten Töchter der Menschen, die erste, die einen Sethiten heiratet. Genesis Gen 1 4 23 Dixitque Lamech uxoribus suis Adæ et Sellæ: Audite vocem meam uxores Lamech, auscultate sermonem meum; quoniam occidi virum in vulnus meum, et adolescentulum in livorem meum. Und es sprach Lamech zu seinen Weibern Ada und Sella.²⁵ Höret meine Stimme, ihr Weiber Lamechs! Merket auf meine Rede: Ich habe einen Mann erschlagen für meine Wunde, einen Jüngling für meine Beule. Genesis Gen 1 4 23 25 Lamech nahm zwei Weiber und machte damit den Anfang zur Vielweiberei, wodurch die sittliche Seite der gottgeordneten Ehe in Sinnlichkeit und Fleischeslust verkehrt wurde. Ada: die Schmucke. Sella: die Schattige. Genesis Gen 1 4 24 Septuplum ultio dabitur de Cain: de Lamech vero septuagies septies. Siebenfach wird Kain gerächt werden, Lamech aber siebenzigmal siebenmal.²⁶ [Mt 18,22] Genesis Gen 1 4 24 26 Lamech hat aus der Hand des Tubalkain ein Schwert empfangen. Jetzt fühlt er sich mächtiger als alle Gegner und ruft, er werde für jede Verwundung den Tod geben. Gott hat dem, der Kain töten würde, siebenfache Strafe angedroht, ich werde jedes Unrecht 70 mal 7 rächen. Eine Gotteslästerung liegt darin, dass Lamech sich selbst erfolgreicher verteidigen will als durch Gott. Damit schließt die Geschichte der Kainiten. Der Vater ein Brudermörder, die Nachkommen Männer der Gewalt. Wahrscheinlich hat Lamech, da er sich mit Kain vergleicht, einen Mord (Doppelmord) begangen. Genesis Gen 1 4 25 Cognovit quoque adhuc Adam uxorem suam: et peperit filium, vocavitque nomen ejus Seth, dicens: Posuit mihi Deus semen aliud pro Abel, quem occidit Cain. Und Adam erkannte abermals sein Weib, und sie gebar einen Sohn und nannte seinen Namen Seth,²⁷ indem sie sprach: Es hat mir Gott eine andere Nachkommenschaft gesetzt an Stelle Abels, den Kain erschlagen hat. Genesis Gen 1 4 25 27 Der Gesetzte. Anfang einen neuen Nachkommenschaft. Genesis Gen 1 4 26 Sed et Seth natus est filius, quem vocavit Enos: iste cpit invocare nomen Domini. Aber auch Seth ward ein Sohn geboren, den er Enos²⁸ nannte. Dieser fing an, den Namen des Herrn anzurufen.²⁹ Genesis Gen 1 4 26 28 Der Mensch, nach seiner Ohnmacht. Genesis Gen 1 4 26 29 Die Verehrer Gottes begannen diese Verehrung als Zeichen ihrer Zusammengehörigkeit zu betrachten und sie gemeinsam zu üben. Während das Geschlecht der Kainiten durch Anlegung einer Stadt und durch Erfindung und Ausbildung weltlicher Gewerbe und Künste den Grundstein für das Weltreich legte, begann das Geschlecht der Sethiten durch gemeinsame Anrufung des Gottes der Gnade das Reich Gottes zu bauen. Genesis Gen 1 4 3 Factum est autem post multos dies ut offerret Cain de fructibus terræ munera Domino. Es begab sich aber nach vielen Tagen, dass Kain von den Früchten der Erde dem Herrn Opfergaben darbrachte.⁴ Genesis Gen 1 4 3 4 Von dieser Zeit an spaltet sich das ganze Menschengeschlecht in zwei Klassen, die Kinder Gottes, die Gott anhängen, und die Kinder der Menschen, die sich gegen ihn empören. Es ist dem Menschen natürlich und dem Willen des Herrn entsprechend, dass der Mensch Gott mit seinem ganzen Wesen, mit Leib und Seele diene und darum auch seine religiösen Gesinnungen äußerlich kundgebe, insbesondere das Bewusstsein seiner vollkommenen Abhängigkeit von Gott, seinem Schöpfer und höchsten Herrn, ebenso seine Gefühle der Anbetung, des Dankes und der Bitte. Nachdem der Mensch im Sündenfalle durch unerlaubten Genuss seine Unschuld, Gottes Gnade und das Paradies verloren, so wie den Zorn Gottes herausgefordert hatte, musste ihm der Gedanke kommen, Gott zu versöhnen und die böse Begierlichkeit, die ihn zur Sünde trieb, zu bekämpfen durch freiwilligen und selbst schmerzvollen Verzicht auf Gegenstände seines Besitzes und Genusses und durch feierliche Weihe und Hingabe derselben an Gott, indem er sie an einem dafür bestimmten Orte (Altar) zerstörte. Indes wie sehr auch ein solcher Gedanke der Natur des Menschen entsprechen möge, leitete doch in der Tat die göttliche Offenbarung von Anfang an die Einsetzung der Opfer; denn nach dem Sündenfalle enthielten dieselben etwas, was sie erst durch die göttliche Offenbarung und Anordnung haben konnten, den Hinweis auf das wahre Versöhnungsopfer, das der beleidigten göttlichen Majestät vollkommene Genugtuung leisten, die Schuld der Menschen tilgen und ihnen die verlorene Gnade und das Recht auf den Himmel wiedergeben sollte. Darum nennt der heilige Johannes den Erlöser das Lamm, das geschlachtet worden vom Anbeginne der Welt, nämlich nach dem göttlichen Ratschlusse und in den vorbildlichen Opfern des Alten Bundes. Vergl. [Hebr 10,4, Joh 1,29.36]. Deshalb wird ohne jede weitere Bemerkung das Opfer Kains und Abels eingeführt; Paulus aber weist auf den Vorzug des Opfers Abels: weil er es im Glauben an den künftigen Erlöser dargebracht. [Hebr 11,4] Genesis Gen 1 4 4 Abel quoque obtulit de primogenitis gregis sui, et de adipibus eorum: et respexit Dominus ad Abel, et ad munera ejus. Abel aber brachte gleichfalls ein Opfer dar, von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fette. Da sah der Herr auf Abel und sein Opfer; [Hebr 11,4] Genesis Gen 1 4 5 Ad Cain vero, et ad munera illius non respexit: iratusque est Cain vehementer, et concidit vultus ejus. aber auf Kain und sein Opfer sah er nicht;⁵ und Kain ergrimmte so heftig, dass sein Angesicht einfiel.⁶ Genesis Gen 1 4 5 5 Warum? In den Gaben findet sich nichts Tadelnswertes, doch das Herz ist es, welches die Schuld begründet. (Ambros.) Vergl. [Hebr 11,3]. Abel glaubt an die [Gen 3,15] von Gott gegebene Verheißung; Kain argwöhnt, dass aus des Bruders Nachkommenschaft der Schlangentöter hervorgehen werde, und wird neidisch. Genesis Gen 1 4 5 6 Er war beschämt, dass Gott ihn gering geachtet und den jüngeren Bruder vorgezogen hatte. Vielleicht hatte ein Feuer vom Himmel Abels Gabe verzehrt. (Hieron.) Genesis Gen 1 4 6 Dixitque Dominus ad eum: Quare iratus es? et cur concidit facies tua? Da sprach der Herr zu ihm:⁷ Warum bist du ergrimmt, und warum ist dein Angesicht eingefallen? Genesis Gen 1 4 6 7 Sinnlich wahrnehmbar. Genesis Gen 1 4 7 Nonne si bene egeris, recipies: sin autem male, statim in foribus peccatum aderit? sed sub te erit appetitus ejus, et tu dominaberis illius. Wirst du nicht, wenn du Gutes tust, Lohn empfangen?⁸ Tuest du aber Böses, wird nicht sogleich die Sünde vor der Tür sein? Aber ihre Begier soll unter dir sein, und du sollst über sie herrschen. Genesis Gen 1 4 7 8 Hebr.: Darfst du nicht, wenn du gut handelst, das Angesicht erheben? Die Sünde droht dir, lass ab von Zorn und Neid. Genesis Gen 1 4 8 Dixitque Cain ad Abel fratrem suum: Egrediamur foras. Cumque essent in agro, consurrexit Cain adversus fratrem suum Abel, et interfecit eum. Und Kain sagte zu Abel, seinem Bruder: Lass uns hinaus gehen! Als sie nun auf dem Felde waren, erhob sich Kain gegen seinen Bruder Abel und erschlug ihn. [Weish 10,3, Mt 23,35, 1Joh 3,12, Jud 1,11] Genesis Gen 1 4 9 Et ait Dominus ad Cain: Ubi est Abel frater tuus? Qui respondit: Nescio: Num custos fratris mei sum ego? Da sprach der Herr zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel?8a Er aber antwortete: Ich weiß es nicht! Bin ich etwa der Hüter meines Bruders? Genesis Gen 1 4 9 8a Vergl. [Gen 3,9]. Indem Gott fragt, bietet er die Möglichkeit der Buße. Genesis Gen 1 0 1 2. Geschichte Adams. (5,1 6,8) A. Aufzählung der Nachkommen, welche Adam von seinem Sohne Seth an bis zu Noe und dessen Söhnen hatte, durch welche die ursprüngliche Offenbarung mit ihren Verheißungen bewahrt ward. Genesis Gen 1 5 1 Hic est liber generationis Adam. In die, qua creavit Deus hominem, ad similitudinem Dei fecit illum. Dies ist das Verzeichnis der Geschlechtsfolgen Adams. Am Tage, da Gott den Menschen schuf, bildete er ihn nach Gottes Ähnlichkeit. [Gen 1,27, Gen 9,6, Weish 2,23, Sir 17,1] Genesis Gen 1 5 10 Post cujus ortum vixit octingentis quindecim annis, et genuit filios, et filias. Nach dessen Geburt lebte er achthundert fünfzehn Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Genesis Gen 1 5 11 Factique sunt omnes dies Enos nongenti quinque anni, et mortuus est. Und alle Tage des Enos waren neunhundert und fünf Jahre, und er starb. Genesis Gen 1 5 12 Vixit quoque Cainan septuaginta annis, et genuit Malaleel. Als Kainan siebzig Jahre alt war, zeugte er Malaleel. Genesis Gen 1 5 13 Et vixit Cainan postquam genuit Malaleel, octingentis quadraginta annis, genuitque filios et filias. Und Kainan lebte, nachdem er Malaleel gezeuget, achthundert vierzig Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Genesis Gen 1 5 14 Et facti sunt omnes dies Cainan nongenti decem anni, et mortuus est. Und alle Tage Kainans waren neunhundert und zehn Jahre, und er starb. Genesis Gen 1 5 15 Vixit autem Malaleel sexaginta quinque annis, et genuit Jared. Als aber Malaleel fünfundsechzig Jahre alt war, zeugte er Jared. Genesis Gen 1 5 16 Et vixit Malaleel postquam genuit Jared, octingentis triginta annis: et genuit filios et filias. Und Malaleel lebte, nachdem er Jared gezeuget, achthundert dreißig Jahre, und zeugte Söhne und Töchter. Genesis Gen 1 5 17 Et facti sunt omnes dies Malaleel octingenti nonaginta quinque anni, et mortuus est. Und alle Tage Malaleels waren achthundert fünfundneunzig Jahre, und er starb. Genesis Gen 1 5 18 Vixitque Jared centum sexaginta duobus annis, et genuit Henoch. Als nun Jared hundert zweiundsechzig Jahre alt war, zeugte er Henoch. Genesis Gen 1 5 19 Et vixit Jared postquam genuit Henoch, octingentis annis, et genuit filios et filias. Und Jared lebte, nachdem er Henoch gezeuget, achthundert Jahre, und zeugte Söhne und Töchter. Genesis Gen 1 5 2 Masculum et feminam creavit eos, et benedixit illis: et vocavit nomen eorum Adam, in die quo creati sunt. Als Mann und Weib schuf er sie, und segnete sie,¹ und nannte ihren Namen Adam, an dem Tage, an dem sie erschaffen wurden.² Genesis Gen 1 5 2 1 Vergl. [Gen 1,28]. Genesis Gen 1 5 2 2 Vergl. [Gen 2,3]. Genesis Gen 1 5 20 Et facti sunt omnes dies Jared nongenti sexaginta duo anni, et mortuus est. Und alle Tage Jareds waren neunhundert zweiundsechzig Jahre, und er starb. Genesis Gen 1 5 21 Porro Henoch vixit sexaginta quinque annis, et genuit Mathusalam. Als Henoch fünfundsechzig Jahre alt war, zeugte er Mathusala. Genesis Gen 1 5 22 Et ambulavit Henoch cum Deo: et vixit, postquam genuit Mathusalam, trecentis annis, et genuit filios et filias. Und Henoch wandelte mit Gott,⁴ und lebte, nachdem er Mathusala gezeuget, dreihundert Jahre, und zeugte Söhne und Töchter. Genesis Gen 1 5 22 4 Vergl. [Gen 6,9, Gen 17,1]. Henoch zeichnete sich durch seine Frömmigkeit aus, ja übertraf wohl alle Zeitgenossen durch dieselbe. Vergl. Judas V. 14. Genesis Gen 1 5 23 Et facti sunt omnes dies Henoch trecenti sexaginta quinque anni. Und alle Tage Henochs waren dreihundert fünfundsechzig Jahre. Genesis Gen 1 5 24 Ambulavitque cum Deo, et non apparuit: quia tulit eum Deus. Und er wandelte mit Gott, und ward nicht mehr gesehen; denn Gott nahm ihn hinweg.⁵ [Sir 44,16, Hebr 11,5] Genesis Gen 1 5 24 5 Henoch wie Noe wird ein außerordentlicher Lohn zu Teil. Noe allein wird mit den Seinigen aus der Flut gerettet, Henoch allein außer Elias [2Kön 2,3.9.10] wird dem irdischen Leben ohne Tod entrückt. Wohin er von Gott versetzt ward, wird nicht gesagt. In der Vulgata wird [Sir 44,16] hinzugefügt: In das Paradies, indes bezeichnet dies Wort nur einen Ort, wo es angenehm ist, zu sein. Alle Patriarchen der Vorzeit waren Zeugen seines gottgefälligen Lebens gewesen; sie alle, vielleicht selbst Adam eingeschlossen, wurden Zeugen dieses Ereignisses. Genesis Gen 1 5 25 Vixit quoque Mathusala centum octoginta septem annis, et genuit Lamech. Als Mathusala hundert siebenundachtzig Jahre alt war, zeugte er Lamech. Genesis Gen 1 5 26 Et vixit Mathusala, postquam genuit Lamech, septingentis octoginta duobus annis, et genuit filios et filias. Und Mathusala lebte, nachdem er Lamech gezeuget, siebenhundert zweiundachtzig Jahre, und zeugte Söhne und Töchter. Genesis Gen 1 5 27 Et facti sunt omnes dies Mathusala nongenti sexaginta novem anni, et mortuus est. Und alle Tage Mathusalas waren neunhundert neunundsechzig Jahre, und er starb. Genesis Gen 1 5 28 Vixit autem Lamech centum octoginta duobus annis, et genuit filium: Als aber Lamech hundert zweiundachtzig Jahre alt war, zeugte er einen Sohn, Genesis Gen 1 5 29 Vocavitque nomen ejus Noe, dicens: Iste consolabitur nos ab operibus et laboribus manuum nostrarum in terra, cui maledixit Dominus. und nannte seinen Namen Noe,⁶ indem er sprach: Dieser wird uns trösten bei den Mühen und Beschwerden unserer Hände auf der Erde,⁷ die der Herr verflucht hat. Genesis Gen 1 5 29 6 Ruhe. Genesis Gen 1 5 29 7 Dem Ackerbau. Vergl. [Gen 3,17]. Durch Noe, hofft er, wird der Fluch beseitigt werden. Da Lamech nicht durch Frömmigkeit ausgezeichnet geschildert wird (die Namensgleichheit deutet wohl auf Gesinnungsgleichheit), waren die Worte vielleicht höhnisch. (Chrys.) Genesis Gen 1 5 3 Vixit autem Adam centum triginta annis: et genuit ad imaginem et similitudinem suam, vocavitque nomen ejus Seth. Als nun Adam hundert und dreißig Jahre alt war, zeugte er einen Sohn nach seinem Bild und seiner Ähnlichkeit und gab ihm den Namen Seth.³ Genesis Gen 1 5 3 3 Es werden nicht einzig die Erstgeborenen genannt. (Aug.) Genesis Gen 1 5 30 Vixitque Lamech, postquam genuit Noe, quingentis nonaginta quinque annis, et genuit filios et filias. Und Lamech lebte, nachdem er Noe gezeugt, fünfhundert fünfundneunzig Jahre, und zeugte Söhne und Töchter. Genesis Gen 1 5 31 Et facti sunt omnes dies Lamech, septingenti septuaginta septem anni, et mortuus est. Noe vero cum quingentorum esset annorum, genuit Sem, Cham, et Japhet. Und alle Tage Lamechs waren siebenhundert siebenundsiebzig Jahre, und er starb. Als aber Noe fünfhundert Jahre alt war,⁸ zeugte er⁹ Sem,¹⁰ Cham und Japheth.¹¹ Genesis Gen 1 5 31 8 Die Zahlen sind in der Septuag. vielfach verändert. Doch auch die hebräischen Zahlen scheinen nicht ursprünglich. Eine annähernd richtige Vorstellung vermögen die Geschlechtstafeln zu vermitteln. Henoch lebte (nach unserem Texte) noch 43 Jahre mit Adam, 155 mit Seth, 180 mit Enos. Durch 180 Jahre war er das Vorbild Noes. Als er 887 entrückt ward, war noch keiner der alten Patriarchen gestorben. Alsdann starb Enos, Adams Sohn, ferner Kainan und Malaleel. Siebzehn Jahre vor der Sündflut war nur noch Noe von allen diesen Nachkommen Adams übrig. Übersicht nach der Septuag. des Josephus: Adam starb im Jahre Seth starb im Jahre Enos (Mensch) starb im Jahre Henoch (Lehrer) starb im Jahre Kainan starb im Jahre Malaleel (Gottlob) starb im Jahre Jared (Herabsteigen) starb im Jahre Mathusala (Mann des Geschosses) starb im Jahre Lamech (Stark?) starb im Jahre Noe starb im Jahre des Lebens 930 912 715 365 910 895 962 769 777 950 der Welt 930 1142 1240 1487 1535 1690 1922 2256 2251 3906 Die Sündflut fällt nach dem hebr. Texte in das Jahr der Welt 1656, nach der Septuag. in das Jahr 2256. Genesis Gen 1 5 31 9 Nicht in demselben Jahre, da nach [Gen 9,4] Cham der jüngste war. Genesis Gen 1 5 31 10 Vor den 500 Lebensjahren. Genesis Gen 1 5 31 11 Sem: Name; Cham: der Heißblütige; Japheth: Ausbreitung. Genesis Gen 1 5 4 Et facti sunt dies Adam, postquam genuit Seth, octingenti anni: genuitque filios et filias. Und es wurden die Tage Adams, nachdem er Seth gezeuget, achthundert Jahre; und er zeugte Söhne und Töchter. [1Chr 1,1] Genesis Gen 1 5 5 Et factum est omne tempus quod vixit Adam, anni nongenti triginta, et mortuus est. Und die ganze Zeit, welche Adam lebte, war neunhundert und dreißig Jahre, und er starb. Genesis Gen 1 5 6 Vixit quoque Seth centum quinque annis, et genuit Enos. Als nun Seth hundert und fünf Jahre alt war, zeugte er Enos. Genesis Gen 1 5 7 Vixitque Seth postquam genuit Enos, octingentis septem annis, genuitque filios et filias. Und Seth lebte, nachdem er Enos gezeuget, achthundert und sieben Jahre, und zeugte Söhne und Töchter. Genesis Gen 1 5 8 Et facti sunt omnes dies Seth nongentorum duodecim annorum, et mortuus est. Und alle Tage Seths waren neunhundert und zwölf Jahre, und er starb. Genesis Gen 1 5 9 Vixit vero Enos nonaginta annis, et genuit Cainan. Als aber Enos neunzig Jahre alt war, zeugte er Kainan. Genesis Gen 1 0 1 B. Auch die von Seth abstammenden Nachkommen Adams gehorchen den Geboten Gottes nicht alle, sondern wurden, mit Kains Nachkommen Familien gründend, so verstockt im Bösen, dass Gott beschließt, das ganze Menschengeschlecht zu vernichten. (V. 7) Noe allein findet Gnade vor Gott. (V. 8) 3. Geschichte Noes (6,9 9,29) A. Vorbereitung und Beginn der Sündflut. (6,11 7,24) Noe wird über das kommende Strafgericht Gottes belehrt und erhält den Auftrag, die Arche zu bauen. Genesis Gen 1 6 1 Cumque cpissent homines multiplicari super terram, et filias procreassent, Als nun die Menschen anfingen, sich zu vermehren auf Erden und Töchter zeugten, Genesis Gen 1 6 10 Et genuit tres filios, Sem, Cham, et Japheth. Und er zeugte drei Söhne: Sem, Cham und Japheth. Genesis Gen 1 6 11 Corrupta est autem terra coram Deo, et repleta est iniquitate. Aber die Erde ward verderbt vor Gott und ward mit Frevel erfüllt. Genesis Gen 1 6 12 Cumque vidisset Deus terram esse corruptam, (omnis quippe caro corruperat viam suam super terram) Und da Gott sah, dass die Erde verderbt war (denn alles Fleisch hatte seinen Wandel verderbt auf Erden), Genesis Gen 1 6 13 Dixit ad Noe: Finis universæ carnis venit coram me: repleta est terra iniquitate a facie eorum, et ego disperdam eos cum terra. sprach er zu Noe: Das Ende alles Fleisches ist bei mir beschlossen; die Erde ist mit Frevel erfüllt von ihnen, so will ich sie nun samt der Erde vernichten. [1Petr 3,20, 2Petr 2,5] Genesis Gen 1 6 14 Fac tibi arcam de lignis lævigatis: mansiunculas in arca facies, et bitumine linies intrinsecus, et extrinsecus. Baue dir eine Arche von geglättetem Holze,¹⁶ mache Kammern in die Arche, und verpiche sie von innen und außen mit Pech. Genesis Gen 1 6 14 16 Hebr.: Von Kienenholz. Genesis Gen 1 6 15 Et sic facies eam: Trecentorum cubitorum erit longitudo arcæ, quinquaginta cubitorum latitudo, et triginta cubitorum altitudo illius. Und also sollst du sie machen: Dreihundert Ellen soll die Länge der Arche sein, fünfzig Ellen ihre Breite, und dreißig Ellen ihre Höhe.¹⁷ Genesis Gen 1 6 15 17 Die Arche soll wie ein Floß gebaut werden. Nach den Keilinschriften ist das Maß das babylonische. Legt man dieses zu Grunde, so betrug die Länge 157,5 m die Breite 26, die Höhe 25 m. Genesis Gen 1 6 16 Fenestram in arca facies, et in cubito consummabis summitatem ejus: ostium autem arcæ pones ex latere: deorsum, cnacula, et tristega facies in ea. Ein Fenster mache in die Arche, und eine Elle sei seine Höhe von oben;¹⁸ den Eingang der Arche aber bringe an der Seite an, und mache in ihr einen unteren Boden, einen Mittelraum und ein drittes Stockwerk. Genesis Gen 1 6 16 18 Das Fenster soll eine Elle hoch sein und sich über den ganzen Umfang der Arche erstrecken. Das Dach der Arche war eine Elle hoch über dessen oberem Rande und wurde durch Tragpfosten gehalten. Genesis Gen 1 6 17 Ecce ego adducam aquas diluvii super terram, ut interficiam omnem carnem, in qua spiritus vitæ est subter clum: Universa quæ in terra sunt, consumentur. Siehe, ich werde eine Wasserflut über die Erde kommen lassen, um alles Fleisch unter dem Himmel, das Odem des Lebens in sich hat, zu töten. Alles, was auf Erden ist, soll umkommen. Genesis Gen 1 6 18 Ponamque fdus meum tecum: et ingredieris arcam tu et filii tui, uxor tua, et uxores filiorum tuorum tecum. Doch mit dir will ich meinen Bund schließen;¹⁹ und du sollst in die Arche eingehen, du und deine Söhne, dein Weib und die Weiber deiner Söhne mit dir.²⁰ Genesis Gen 1 6 18 19 Diesen erneuerte Gott mit Abraham [Gen 15,18]. Genesis Gen 1 6 18 20 Acht Personen. [1Petr 3,20] Genesis Gen 1 6 19 Et ex cunctis animantibus universæ carnis bina induces in arcam, ut vivant tecum: masculini sexus et feminini. Und aus allen lebenden Wesen von allem Fleische führe je zwei in die Arche, dass sie mit dir leben bleiben, ein Männchen und ein Weibchen.²¹ Genesis Gen 1 6 19 21 Die Wassertiere sind ausgenommen, ebenso wohl die Tiere, deren Existenz für Noe kein Interesse hat. Die Anzahl der Paare wird [Gen 7,2] näher angegeben. Genesis Gen 1 6 2 Videntes filii Dei filias hominum quod essent pulchræ, acceperunt sibi uxores ex omnibus, quas elegerant. sahen die Söhne Gottes,¹ dass die Töchter der Menschen² schön waren, und nahmen sich zu Weibern alle, welche sie wollten. [Gen 4,26] Genesis Gen 1 6 2 1 Sohn bedeutet im Hebr. die Zugehörigkeit. Söhne Gottes wird von den Engeln, den Frommen und dem auserwählten Volke gesagt. Von welcher Linie die oben Genannten abstammten, sagt der Verfasser nicht, doch weist [Gen 4,26] darauf hin, dass es besonders Nachkommen Seths waren. So wenig aber alle Nachkommen Seths fromm waren, so wenig sind alle Glieder der Familie Kains für böse zu halten. Söhne Gottes sind also die Gotteskinder, die Frommen. Genesis Gen 1 6 2 2 Der Ausdruck deutet nicht auf eine andere Herkunft hin, sondern hat die Nebenbedeutung: derer, die keinen Halt (in Gott) hatten. Genesis Gen 1 6 20 De volucribus juxta genus suum, et de jumentis in genere suo, et ex omni reptili terræ secundum genus suum: bina de omnibus ingredientur tecum, ut possint vivere. Von den Vögeln je nach ihrer Art, von dem Vieh je nach seiner Art, und von allem Gewürm der Erde je nach seiner Art: je zwei von allen sollen mit dir hineingehen, auf dass sie am Leben bleiben können. Genesis Gen 1 6 21 Tolles igitur tecum ex omnibus escis, quæ mandi possunt, et comportabis apud te: et erunt tam tibi, quam illis in cibum. Nimm daher von allem, was genossen werden kann, mit dir, und speichere es bei dir auf, und es diene sowohl dir als ihnen zur Nahrung.²² Genesis Gen 1 6 21 22 So überschritt das Hineingehen der Tiere in die Arche und ihr Aufenthalt daselbst nicht die Grenze des Natürlichen. Genesis Gen 1 6 22 Fecit igitur Noe omnia, quæ præceperat illi Deus. Und Noe tat alles, was ihm Gott geboten hatte.²³ Genesis Gen 1 6 22 23 Das Einziehen Noes, seiner Familie und der Tiere wird [Gen 7,7] ausführlich berichtet. Genesis Gen 1 6 3 Dixitque Deus: Non permanebit spiritus meus in homine in æternum, quia caro est: eruntque dies illius centum viginti annorum. Und Gott sprach: Mein Geist³ soll nicht ewig⁴ im Menschen bleiben; denn er ist Fleisch,⁵ und seine Tage sollen hundert und zwanzig Jahre sein.⁶ Genesis Gen 1 6 3 3 Vergl. [Gen 2,7]. Genesis Gen 1 6 3 4 Auf sehr lange Zeit. Vergleiche einen ähnlichen Ausdruck [Gen 3,22]. Genesis Gen 1 6 3 5 Er ist fleischlich gesinnt. (Chrys., Ambros.) Genesis Gen 1 6 3 6 Die nach Gottes Bilde erschaffene Seele (mein Geist) soll nicht über 120 Jahre im Menschen bleiben. Diese 120 Jahre sollen Gelegenheit bieten, Buße zu tun. (Ephr., Aug., Hieron.) Die Verkündigung fand nach dem Samar. Texte im Jahre 1187 der Welt, dem 480 Noes statt. Genesis Gen 1 6 4 Gigantes autem erant super terram in diebus illis: postquam enim ingressi sunt filii Dei ad filias hominum, illæque genuerunt, isti sunt potentes a sæculo viri famosi. Es waren aber in jenen Tagen⁷ die Riesen⁸ auf Erden; denn nachdem⁹ die Kinder Gottes zu den Töchtern der Menschen eingegangen waren, und diese Kinder geboren hatten, wurden dies die Gewaltigen, die von Alters her berühmten Männer. [Bar 3,26, Weish 14,6, Sir 16,8] Genesis Gen 1 6 4 7 In der Zeit von der Gründung der Welt bis zur Sündflut. Genesis Gen 1 6 4 8 Die stärkeren Menschen, besonders unter den Söhnen Gottes. Genesis Gen 1 6 4 9 Hebr.: Und auch nachher als (oder: weil). Genesis Gen 1 6 5 Videns autem Deus quod multa malitia hominum esset in terra, et cuncta cogitatio cordis intenta esset ad malum omni tempore, Da aber Gott sah, dass die Bosheit der Menschen groß war auf Erden¹⁰ und alles Denken ihres Herzens immerdar auf das Böse gerichtet war, [Gen 8,21, Mt 15,19] Genesis Gen 1 6 5 10 Schlimmer noch als dies V. 2 beschrieben. Groß: der Ausdehnung und Verbreitung nach. Alsdann folgt die Schilderung der Intensität. Genesis Gen 1 6 6 Pnituit eum quod hominem fecisset in terra. Et tactus dolore cordis intrinsecus, reute es ihn,¹¹ dass er den Menschen auf Erden geschaffen hatte. Und von Schmerz im innersten Herzen ergriffen, Genesis Gen 1 6 6 11 Die Reue Gottes ist ein anthropopathischer Ausdruck für den Schmerz der göttlichen Liebe über die Sünde der Menschen, der keine Wandelbarkeit Gottes in seinem Wesen oder seinen Ratschlüssen einschließt. Genesis Gen 1 6 7 Delebo inquit, hominem, quem creavi, a facie terræ, ab homine usque ad animantia, a reptili usque ad volucres cli: pnitet enim me fecisse eos. sprach er:¹² Ich will den Menschen, den ich geschaffen habe, von der Erde vertilgen, Mensch und Getier, vom Gewürm bis zu den Vögeln des Himmels;¹³ denn es reuet mich, dass ich sie geschaffen habe. Genesis Gen 1 6 7 12 V. 13 wird Gottes Entschluss Noe mitgeteilt. Genesis Gen 1 6 7 13 Ein anderes Verdammungsurteil als V. 3. Die vernunftlosen Geschöpfe sind für den Menschen geschaffen und werden bei seinem Fall mitverschlungen. Genesis Gen 1 6 8 Noe vero invenit gratiam coram Domino. Noe aber fand Gnade vor dem Herrn.¹⁴ Genesis Gen 1 6 8 14 Zwischen dem Zorn bricht die Gnade hindurch. Die Verschonung eines Restes der Menschen ist Bürgschaft dafür, dass die göttliche Verheißung [Gen 3,15] einst wird verwirklicht werden. Genesis Gen 1 6 9 Hæ sunt generationes Noe: Noe vir justus atque perfectus fuit in generationibus suis, cum Deo ambulavit. Dies ist das Geschlecht Noes: Noe war ein gerechter Mann und vollkommen unter seinen Zeitgenossen; er wandelte mit Gott.¹⁵ [Sir 44,17] Genesis Gen 1 6 9 15 Vergl. [Gen 5,22, Sir 44,17] Genesis Gen 1 0 1 Gottes Gebot gehorchend geht Noe mit den Menschen und Tieren, die Gott bezeichnet, in die Arche. (V. 9) Sofort tritt eine Überschwemmung der Erde und die Vernichtung aller zurückgebliebenen Wesen ein. Genesis Gen 1 7 1 Dixitque Dominus ad eum: Ingredere tu, et omnis domus tua in arcam: te enim vidi justum coram me in generatione hac. Da sprach der Herr zu ihm: Gehe in die Arche, du und dein ganzes Haus; denn dich habe ich gerecht vor mir gesehen unter diesem Geschlechte.¹ [Hebr 11,7, 2Petr 2,5] Genesis Gen 1 7 1 1 Das durch die Sündflut (so meist nach der Veranlassung genannt, eigentlich Sintflut, große Flut) zu vertilgen ist. Genesis Gen 1 7 10 Cumque transissent septem dies, aquæ diluvii inundaverunt super terram. Und als die sieben Tage vorüber waren, überschwemmte die Wasserflut die Erde. Genesis Gen 1 7 11 Anno sexcentesimo vitæ Noe, mense secundo, septimodecimo die mensis, rupti sunt omnes fontes abyssi magnæ, et cataractæ cli apertæ sunt: Im sechshundertsten Jahre des Lebens Noes, im zweiten Monat,⁶ am siebenzehnten Tage des Monats brachen alle Quellen der großen Tiefe auf, und die Schleusen des Himmels öffneten sich; Genesis Gen 1 7 11 6 Die Berechnung ist wohl nach dem natürlichen oder ökonomischen Jahre zu machen, welches im Herbste mit dem Anfange der Ackerbestellung für die Aussaat begann, so dass die Flut im Oktober oder November über die Erde hereinbrach. Genesis Gen 1 7 12 Et facta est pluvia super terram quadraginta diebus et quadraginta noctibus. und der Regen strömte auf die Erde herab, vierzig Tage und vierzig Nächte.⁷ Genesis Gen 1 7 12 7 Genauere Erzählung des V. 6 kurz Angedeuteten. Die große Tiefe ist das Meer. Vergl. [Dtn 8,7]. Genesis Gen 1 7 13 In articulo diei illius ingressus est Noe, et Sem, et Cham, et Japheth filii ejus: uxor illius, et tres uxores filiorum ejus cum eis in arcam: An eben diesem Tage⁸ ging Noe, und Sem, Cham und Japheth, seine Söhne, sein Weib, und die drei Weiber seiner Söhne mit ihnen in die Arche. Genesis Gen 1 7 13 8 An dem V. 11 erwähnten Tage. Genesis Gen 1 7 14 Ipsi et omne animal secundum genus suum, universaque jumenta in genere suo, et omne quod movetur super terram in genere suo, cunctumque volatile secundum genus suum, universæ aves, omnesque volucres Sie und alle Tiere nach ihrer Art, und alles Vieh nach seiner Art, und alles, was sich auf Erden regt nach seiner Art, und alle Vögel nach ihrer Art, alles Befiederte und Geflügelte, Genesis Gen 1 7 15 Ingressa sunt ad Noe in arcam, bina et bina ex omni carne, in qua erat spiritus vitæ. gingen zu Noe in die Arche ein, je zwei und zwei von allem Fleisch, das Odem des Lebens in sich hatte. Genesis Gen 1 7 16 Et quæ ingressa sunt, masculus et femina ex omni carne introierunt, sicut præceperat ei Deus: et inclusit eum Dominus deforis. Und was hineinging, war Männchen und Weibchen von allem Fleische, wie Gott ihm geboten hatte; und der Herr schloss ihn von außen ein.⁹ Genesis Gen 1 7 16 9 Gottes Vorsehung wacht über ihn. Genesis Gen 1 7 17 Factumque est diluvium quadraginta diebus super terram: et multiplicatæ sunt aquæ, et elevaverunt arcam in sublime a terra. Da kam die Flut vierzig Tage über die Erde, und das Wasser wuchs und hob die Arche hoch empor über die Erde. Genesis Gen 1 7 18 Vehementer enim inundaverunt: et omnia repleverunt in superficie terræ: porro arca ferebatur super aquas. Denn es schwoll mit Ungestüm an und erfüllte alles auf der Oberfläche der Erde; die Arche aber schwebte auf dem Wasser.¹⁰ Genesis Gen 1 7 18 10 Die Wiederholungen des Berichtes malen das Einerlei des unübersehbaren Wasserspiegels und die wenn auch von Schrecken des Todes umgebende, doch sicher darüber hinwegschwimmende Arche. Genesis Gen 1 7 19 Et aquæ prævaluerunt nimis super terram: opertique sunt omnes montes excelsi sub universo clo. Und das Wasser nahm über alle Maßen zu auf Erden, alle hohen Berge unter dem ganzen Himmel wurden davon bedeckt. Genesis Gen 1 7 2 Ex omnibus animantibus mundis tolle septena et septena, masculum et feminam: de animantibus vero immundis duo et duo, masculum et feminam. Von allen reinen Tieren² nimm je sieben und sieben, Männchen und Weibchen; von den unreinen Tieren aber je zwei und zwei, Männchen und Weibchen. Genesis Gen 1 7 2 2 Der Unterschied wurde also bereits vor der Sündflut gemacht. Woher die Unterscheidung rührt, ist nicht angegeben. Im Naturgesetz ist sie nicht enthalten, [Lev 11] wird sie als positives Gesetz aufgestellt; entweder also hat sie sich vor der Sündflut als frommer Gebrauch gebildet oder beruht auf einer alten Offenbarung. Genesis Gen 1 7 20 Quindecim cubitis altior fuit aqua super montes, quos operuerat. Fünfzehn Ellen war das Wasser höher als die Berge, die es bedeckte. Genesis Gen 1 7 21 Consumptaque est omnis caro, quæ movebatur super terram, volucrum, animantium, bestiarum, omniumque reptilium, quæ reptant super terram: universi homines, Da wurde alles Fleisch vertilgt, das sich auf Erden regte, Vögel, Getier, Vieh, und alles Gewürm, das auf der Erde kriecht; alle Menschen, [Weish 10,4, Sir 39,28, 1Petr 3,20] Genesis Gen 1 7 22 Et cuncta, in quibus spiraculum vitæ est in terra, mortua sunt. und alles, was auf dem trockenen Lande Odem des Lebens hatte, starb. Genesis Gen 1 7 23 Et delevit omnem substantiam, quæ erat super terram, ab homine usque ad pecus, tam reptile quam volucres cli: et deleta sunt de terra: remansit autem solus Noe, et qui cum eo erant in arca. So vertilgte Gott jedes Wesen, das auf dem Erdboden war,¹¹ Menschen und Vieh, Gewürm und Vögel des Himmels, und sie wurden von der Erde vertilgt. Nur Noe blieb übrig, und die, welche mit ihm in der Arche waren. Genesis Gen 1 7 23 11 Der Text berichtet nach der Erzählung der unmittelbaren Augenzeugen, welche das wiedergeben, was sie gesehen. Das Ziel Gottes bei dieser Strafe war das [Gen 6,5ff.13] Berührte, somit kann man den Text von der damals bewohnten Erde verstehen. Dem steht die Überlieferung der Väter nicht entgegen. Es ist deshalb jetzt allgemeine Meinung, dass der Text der heiligen Schrift dahin verstanden werden kann, vorwiegende, dass er so verstanden werden muss. In diesem Falle ist V. 20 von den Noe bekannten Bergen die Rede. Die Väter sehen in der Sündflut und der Arche das Vorbild der Taufe und der Kirche, wie auch die Allgemeinheit des Verderbens und der Rettung vorbildlich sind. Genesis Gen 1 7 24 Obtinueruntque aquæ terram centum quinquaginta diebus. Und das Wasser stand auf der Erde hundert und fünfzig Tage lang. Genesis Gen 1 7 3 Sed et de volatilibus cli septena et septena, masculum et feminam: ut salvetur semen super faciem universæ terræ. Auch von den Vögeln des Himmels je sieben und sieben, Männchen und Weibchen, damit auf der ganzen Erde Samen erhalten werde. Genesis Gen 1 7 4 Adhuc enim, et post dies septem ego pluam super terram quadraginta diebus et quadraginta noctibus: et delebo omnem substantiam, quam feci, de superficie terræ. Denn noch sieben Tage,³ und ich will auf die Erde regnen lassen vierzig Tage und vierzig Nächte, und will alle Wesen, die ich gemacht habe, von dem Erdboden vertilgen.⁴ Genesis Gen 1 7 4 3 Vom Gebote Gottes an gerechnet. Genesis Gen 1 7 4 4 Wer vor Einbruch der Sündflut Buße tat, hätte vielleicht noch gerettet werden können, wie später die Niniviten. Genesis Gen 1 7 5 Fecit ergo Noe omnia, quæ mandaverat ei Dominus. Und Noe tat alles, was ihm der Herr befohlen hatte.⁵ Genesis Gen 1 7 5 5 Was in V. 1 gesagt wird. Genesis Gen 1 7 6 Eratque sexcentorum annorum quando diluvii aquæ inundaverunt super terram. Und er war sechshundert Jahre alt, als die Wasserflut die Erde überschwemmte. Genesis Gen 1 7 7 Et ingressus est Noe, et filii ejus, uxor ejus et uxores filiorum ejus cum eo in arcam propter aquas diluvii. Da ging Noe, seine Söhne, sein Weib und die Weiber seiner Söhne mit ihm in die Arche wegen der Gewässer der Flut. [Mt 24,37, Lk 17,26, 1Petr 3,20] Genesis Gen 1 7 8 De animantibus quoque mundis et immundis, et de volucribus, et ex omni, quod movetur super terram. Auch von den reinen und unreinen Tieren, und von den Vögeln, und von allem, was sich regt auf Erden, Genesis Gen 1 7 9 Duo et duo ingressa sunt ad Noe in arcam, masculus et femina, sicut præceperat Dominus Noe. gingen je zwei und zwei zu Noe in die Arche, Männchen und Weibchen, wie der Herr es Noe geboten hatte. Genesis Gen 1 0 1 B. Ende der Sündflut (8,1 9,17): Die Erde wird ein Jahr nach dem Beginne der Sündflut trocken. (V. 14) Noe verlässt die Arche mit den Seinen und bringt Gott ein Opfer dar. Verheißung Gottes, nicht wieder ein gleiches Strafgericht über alle lebenden Wesen zu verhängen. Genesis Gen 1 8 1 Recordatus autem Deus Noe, cunctorumque animantium, et omnium jumentorum, quæ erant cum eo in arca, adduxit spiritum super terram, et imminutæ sunt aquæ. Da gedachte Gott an Noe, und an alle lebende Wesen, und an alles Vieh, das mit ihm in der Arche war, und ließ Wind über die Erde wehen, und das Wasser nahm ab. Genesis Gen 1 8 10 Exspectatis autem ultra septem diebus aliis, rursum dimisit columbam ex arca. Hierauf wartete er noch andere sieben Tage, alsdann ließ er wiederum eine Taube aus der Arche ausfliegen. Genesis Gen 1 8 11 At illa venit ad eum ad vesperam, portans ramum olivæ virentibus foliis in ore suo. Intellexit ergo Noe quod cessassent aquæ super terram. Diese aber kam zu ihm zur Abendzeit und trug einen Ölzweig mit grünen Blättern in ihrem Schnabel. Da erkannte Noe, dass sich das Wasser von der Erde verlaufen hatte. Genesis Gen 1 8 12 Exspectavitque nihilominus septem alios dies: et emisit columbam, quæ non est reversa ultra ad eum. Aber dennoch wartete er weitere sieben Tage und ließ alsdann eine Taube ausfliegen; diese kehrte nicht wieder zu ihm zurück. Genesis Gen 1 8 13 Igitur sexcentesimo primo anno, primo mense, prima die mensis imminutæ sunt aquæ super terram: et aperiens Noe tectum arcæ, aspexit, viditque quod exsiccata esset superficies terræ. Im sechshundertersten Jahre also, am ersten Tage des ersten Monats, war das Wasser auf der Erde versiegt. Da öffnete Noe das Dach der Arche, und schaute umher, und sah, dass die Oberfläche der Erde trocken geworden war. Genesis Gen 1 8 14 Mense secundo, septimo et vigesimo die mensis arefacta est terra. Im zweiten Monat, am siebenundzwanzigsten Tage des Monats,⁴ war die Erde völlig trocken. Genesis Gen 1 8 14 4 Von dem Anfange der Sündflut bis zu der Zeit, wo die Spitzen der Berge erschienen, waren 220 Tage verflossen. Von da ab bis zum Trocknen der Erdoberfläche 88, bis zur gänzlichen Trockenheit 56 Tage, zusammen 364 Tage. Genesis Gen 1 8 15 Locutus est autem Deus ad Noe, dicens: Da redete Gott zu Noe und sprach: Genesis Gen 1 8 16 Egredere de arca, tu et uxor tua, filii tui et uxores filiorum tuorum tecum. Gehe heraus aus der Arche, du und dein Weib, deine Söhne und die Weiber deiner Söhne mit dir. Genesis Gen 1 8 17 Cuncta animantia, quæ sunt apud te, ex omni carne, tam in volatilibus quam in bestiis et universis reptilibus, quæ reptant super terram, educ tecum, et ingredimini super terram: crescite et multiplicamini super eam. Alle lebenden Wesen, welche bei dir sind, von allem Fleische, an Vögeln und Tieren, und allem Gewürme, das auf der Erde kriecht, führe mit dir heraus; und gehet hin auf die Erde, wachset und mehret euch auf ihr. [Gen 1,28, Gen 9,1] Genesis Gen 1 8 18 Egressus est ergo Noe, et filii ejus: uxor illius, et uxores filiorum ejus cum eo. Da ging Noe heraus, und seine Söhne, sein Weib und die Weiber seiner Söhne mit ihm. Genesis Gen 1 8 19 Sed et omnia animantia, jumenta, et reptilia quæ reptant super terram secundum genus suum, egressa sunt de arca. Aber auch alle Tiere, Vieh und Gewürm, das auf der Erde kriecht, nach ihren verschiedenen Arten, gingen aus der Arche heraus. Genesis Gen 1 8 2 Et clausi sunt fontes abyssi, et cataractæ cli: et prohibitæ sunt pluviæ de clo. Und es schlossen sich die Quellen der Tiefe und die Schleusen des Himmels; und dem Regen vom Himmel ward gewehrt. Genesis Gen 1 8 20 dificavit autem Noe altare Domino: et tollens de cunctis pecoribus et volucribus mundis, obtulit holocausta super altare. Noe aber baute dem Herrn einen Altar⁵ und brachte von allen reinen Tieren und von den reinen Vögeln Brandopfer auf dem Altare dar. Genesis Gen 1 8 20 5 Zum ersten Male wird ein Altar erwähnt, obwohl auch Kain und Abel auf einem solchen ihre Opfer dargebracht hatten. Der Altar erhebt das Opfer gleichsam von der Erde, Gott zu. Genesis Gen 1 8 21 Odoratusque est Dominus odorem suavitatis, et ait: Nequaquam ultra maledicam terræ propter homines: sensus enim et cogitatio humani cordis in malum prona sunt ab adolescentia sua: non igitur ultra percutiam omnem animam viventem sicut feci. Als nun der Herr den lieblichen Duft roch,⁶ sprach er: Nimmermehr will ich hinfort die Erde um der Menschen willen verfluchen; denn Sinn und Gedanken des menschlichen Herzens sind zum Bösen geneigt von seiner Jugend⁷ an; ich will also hinfort nicht mehr alles Lebende schlagen, wie ich getan habe.⁸ [Gen 6,5, Mt 15,19] Genesis Gen 1 8 21 6 Vergl. [Gen 4,4]. Im Opferrauche steigt gleichsam auch die Gesinnung des Opfernden zum Himmel empor. Dies Opfer war, wie alle anderen blutigen Opfer, ein Vorbild des Opfertodes Christi. Genesis Gen 1 8 21 7 Im Alter, wo der Mensch zum Gebrauch der Vernunft kommt. Die Lehre von der Erbsünde findet hier eine klare Bestätigung. Genesis Gen 1 8 21 8 Die äußere Veranlassung zu den Worten Gottes ist die dankbare Gesinnung Noes, der innere Grund die durch solches Mittel nicht auszurottende Verderbnis des Menschen und Gottes Erbarmen. Genesis Gen 1 8 22 Cunctis diebus terræ, sementis et messis, frigus et æstus, æstas et hiems, nox et dies non requiescent. Alle Tage, so lange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte,⁹ Frost und Hitze, Sommer und Winter,¹⁰ Nacht und Tag. Genesis Gen 1 8 22 9 Die Sündflut hatte alles zerstört. Genesis Gen 1 8 22 10 Die Hebräer unterschieden nur zwei Jahreszeiten: die kältere, regnerische und die heiße, trockene. Genesis Gen 1 8 3 Reversæque sunt aquæ de terra euntes et redeuntes: et cperunt minui post centum quinquaginta dies. Und das Wasser verlief sich von der Erde hin- und herwogend, und fing an, abzunehmen nach hundert und fünfzig Tagen. Genesis Gen 1 8 4 Requievitque arca mense septimo, vigesimo septimo die mensis super montes Armeniæ. Und im siebenten Monat, am siebenundzwanzigsten Tage des Monats,¹ ließ sich die Arche auf einen der Berge Armeniens² nieder. Genesis Gen 1 8 4 1 Die Flut dauerte ein Jahr und elf Tage. Es ist wahrscheinlich ein Sonnenjahr (da die Ägypter nach solchen rechneten, die Israeliten zur Zeit Moses also diese kannten). Die Flut wächst 150 Tage (5 x 30) und der 17. Tag des 7. Monats [Gen 8,4] ist der 150. Regentag [Gen 7,24]. Die Zählung nach Tagen der Flut zeigt: 150 Tage einschließlich der 40 ersten Fluttage [Gen 7,24], in denen Menschen und Vieh ihren Tod fanden [Gen 7,4.12.17]. Vierzig Tage nach dem Sichtbarwerden der Berge lässt Noe einen Raben fliegen [Gen 8,6], dann dreimal eine Taube in Abständen von je sieben Tagen. Es bleiben (den Monat zu 30 Tagen gerechnet) alsdann noch 29 Tage, welche in dieser Zählung nicht einbegriffen sind, die wohl von der Aussendung der dritten Taube bis zum ersten Tage des ersten Monats des 601. Lebensjahres Noes vergehen, an dem er begann, die Arche auseinanderzunehmen. Genesis Gen 1 8 4 2 Ararat ist im A. T. Ländername und bezeichnet entweder ganz Armenien [Jes 37,38] oder einen Teil desselben. [Jer 51,27] Nach Hieronym. ist hier an die Araresebene zu denken. Der höchste Gipfel in der Gebirgslandschaft von Armenien, von den Armeniern Massis, von den Persern Kuhi Nuch (Berg Noes) genannt, trägt den gleichen Namen. Genesis Gen 1 8 5 At vero aquæ ibant et decrescebant usque ad decimum mensem: decimo enim mense, prima die mensis, apparuerunt cacumina montium. Aber das Wasser verlief sich immer mehr und nahm ab bis zum zehnten Monat; denn im zehnten Monat, am ersten Tage des Monats, erschienen die Gipfel der Berge. Genesis Gen 1 8 6 Cumque transissent quadraginta dies, aperiens Noe fenestram arcæ, quam fecerat, dimisit corvum: Und als vierzig Tage um waren,³ öffnete Noe das Fenster der Arche, das er gemacht hatte, und entsandte einen Raben; Genesis Gen 1 8 6 3 Nach dem Sichtbarwerden der Berge. Die 40 Tage des Wartens entsprechen den 40 Tagen des starken Regens. Genesis Gen 1 8 7 Qui egrediebatur, et non revertebatur, donec siccarentur aquæ super terram. der flog aus und kam nicht wieder, bis das Wasser auf Erden vertrocknete. Genesis Gen 1 8 8 Emisit quoque columbam post eum, ut videret si jam cessassent aquæ super faciem terræ. Nach demselben ließ er auch eine Taube ausfliegen, um zu erfahren, ob sich das Wasser schon von der Erde verlaufen hätte. Genesis Gen 1 8 9 Quæ cum non invenisset ubi requiesceret pes ejus, reversa est ad eum in arcam: aquæ enim erant super universam terram: extenditque manum, et apprehensam intulit in arcam. Da aber diese keinen Ort fand, wo ihr Fuß ruhen konnte, kehrte sie zu ihm in die Arche zurück, denn noch war Wasser auf dem ganzen Erdboden; und er streckte die Hand aus, ergriff sie und nahm sie in die Arche hinein. Genesis Gen 1 0 1 Bündnis Gottes mit Noe durch Bestätigung der göttlichen Verheißungen. (V. 17) C. Auserwählung Sems als ferneren Erben der Segnungen; Verfluchung Chams und Verheißung, dass die Segnungen durch Sem auch Japheth zu Teil werden sollen. Genesis Gen 1 9 1 Benedixitque Deus Noe et filiis ejus. Et dixit ad eos: Crescite, et multiplicamini, et replete terram. Da segnete Gott Noe und seine Söhne¹ und sprach zu ihnen: Wachset, und mehret euch, und erfüllet die Erde! [Gen 1,28, Gen 8,17] Genesis Gen 1 9 1 1 Die [Gen 8,17] kurz erwähnte Segnung wird hier ausführlicher geschildert. Über die nach der Sündflut lebenden Menschen wird der Schöpfungssegen [Gen 1,28] erneuert. Genesis Gen 1 9 10 Et ad omnem animam viventem, quæ est vobiscum, tam in volucribus quam in jumentis, et pecudibus terræ cunctis, quæ egressa sunt de arca, et universis bestiis terræ. auch für alle lebenden Wesen, die bei euch sind, an Vögeln, an Vieh, und an allen Tieren der Erde, die aus der Arche heraus gegangen sind, für alle Tiere der Erde. Genesis Gen 1 9 11 Statuam pactum meum vobiscum, et nequaquam ultra interficietur omnis caro aquis diluvii, neque erit deinceps diluvium dissipans terram. Ich will meinen Bund mit euch errichten,¹² dass hinfort nicht mehr alle Geschöpfe durch eine Wasserflut getötet werden sollen, und dass hinfort keine Flut mehr kommen soll, die Erde¹³ zu verheeren. [Jes 54,9] Genesis Gen 1 9 11 12 Gott allein ist der Bestimmende. Genesis Gen 1 9 11 13 Die ganze Erde. Genesis Gen 1 9 12 Dixitque Deus: Hoc signum fderis quod do inter me et vos, et ad omnem animam viventem, quæ est vobiscum in generationes sempiternas: Und Gott sprach: Dies sei das Zeichen des Bundes,¹⁴ den ich zwischen mir und euch stifte, und für alle lebenden Wesen, die bei euch sind, auf alle Geschlechter: Genesis Gen 1 9 12 14 Der Regenbogen hatte sich auch vor der Sündflut gezeigt, doch wird er jetzt zum Bundeszeichen erhoben. Genesis Gen 1 9 13 Arcum meum ponam in nubibus, et erit signum fderis inter me, et inter terram. Meinen Bogen will ich in die Wolken setzen, und er sei zum Bundeszeichen zwischen mir und der Erde. [Sir 43,12] Genesis Gen 1 9 14 Cumque obduxero nubibus clum, apparebit arcus meus in nubibus: Und wenn ich den Himmel mit Wolken umziehe, soll mein Bogen in den Wolken erscheinen; Genesis Gen 1 9 15 Et recordabor fderis mei vobiscum, et cum omni anima vivente quæ carnem vegetat: et non erunt ultra aquæ diluvii ad delendum universam carnem. und ich will meines Bundes gedenken,¹⁵ der mit euch und allen lebenden Wesen in allem Fleische besteht; und es soll hinfort keine Wasserflut mehr kommen, alles Fleisch zu vertilgen. Genesis Gen 1 9 15 15 Gott spricht nach menschlicher Weise. Viel mehr noch erinnert der Bogen die Menschen an den Bund. Genesis Gen 1 9 16 Eritque arcus in nubibus, et videbo illum, et recordabor fderis sempiterni quod pactum est inter Deum et omnem animam viventem universæ carnis quæ est super terram. Und wenn der Bogen in den Wolken steht, werde ich auf ihn schauen und des ewigen Bundes gedenken, der zwischen Gott und jedem lebenden Wesen in allem Fleische geschlossen ist, das auf Erden ist. Genesis Gen 1 9 17 Dixitque Deus ad Noe: Hoc erit signum fderis, quod constitui inter me et omnem carnem super terram. Und Gott sprach zu Noe: Dies soll das Zeichen des Bundes sein, den ich zwischen mir und allem Fleische auf Erden errichtet habe. Genesis Gen 1 9 18 Erant ergo filii Noe, qui egressi sunt de arca, Sem, Cham, et Japheth: porro Cham ipse est pater Chanaan. Es waren aber die Söhne Noes, die aus der Arche hervorgingen, Sem, Cham und Japheth; Cham aber ist der Vater Chanaans.¹⁶ Genesis Gen 1 9 18 16 S. V. 25. Genesis Gen 1 9 19 Tres isti filii sunt Noe: et ab his disseminatum est omne genus hominum super universam terram. Dies sind die drei Söhne Noes; und von ihnen ist das gesamte Menschengeschlecht fortgepflanzt worden über die ganze Erde hin. Genesis Gen 1 9 2 Et terror vester ac tremor sit super cuncta animalia terræ, et super omnes volucres cli, cum universis quæ moventur super terram: omnes pisces maris manui vestræ traditi sunt. Furcht und Schrecken vor euch² komme über alle Tiere der Erde, und über alle Vögel des Himmels, über alles, was sich auf Erden regt; alle Fische des Meeres sind in eure Hand gegeben. Genesis Gen 1 9 2 2 Vergl. [Gen 1,28]. Die Herrschaft über die Tiere war dem Menschen schon bei der Schöpfung übertragen. Durch die Sünde ist Gottes Ebenbild im Menschen entstellt, daher Gewalt einerseits, Furcht andererseits. Genesis Gen 1 9 20 Cpitque Noe vir agricola exercere terram, et plantavit vineam. Und Noe fing an, als Ackersmann die Erde zu bebauen, und pflanzte einen Weinberg.¹⁷ Genesis Gen 1 9 20 17 Er kannte den Weinstock also. Genesis Gen 1 9 21 Bibensque vinum inebriatus est, et nudatus in tabernaculo suo. Und da er Wein trank, wurde er trunken¹⁸ und lag entblößt in seinem Zelt. Genesis Gen 1 9 21 18 Über die etwaige Schuld wird nichts bemerkt. Genesis Gen 1 9 22 Quod cum vidisset Cham pater Chanaan, verenda scilicet patris sui esse nudata, nuntiavit duobus fratribus suis foras. Als nun Cham, der Vater Chanaans,¹⁹ dies sah, dass nämlich seines Vaters Scham entblößt sei, verkündete er es seinen beiden Brüdern draußen. Genesis Gen 1 9 22 19 Chanaan ist Volks-, bezüglich Landesname. Genesis Gen 1 9 23 At vero Sem et Japheth pallium imposuerunt humeris suis, et incedentes retrorsum, operuerunt verenda patris sui: faciesque eorum aversæ erant, et patris virilia non viderunt. Aber Sem und Japheth legten einen Mantel auf ihre Schultern und deckten, rückwärts gehend, die Scham ihres Vaters zu, und ihr Angesicht war abgewendet, so dass sie die Scham ihres Vaters nicht sahen. Genesis Gen 1 9 24 Evigilans autem Noe ex vino, cum didicisset quæ fecerat ei filius suus minor, Als aber Noe vom Weine erwachte und erfuhr, was ihm sein jüngster Sohn angetan hatte, Genesis Gen 1 9 25 Ait: Maledictus Chanaan, servus servorum erit fratribus suis. sprach er: Verflucht sei Chanaan, der niedrigste Knecht soll er seinen Brüdern sein. Genesis Gen 1 9 26 Dixitque: Benedictus Dominus Deus Sem, sit Chanaan servus ejus. Und er sprach:²⁰ Gepriesen sei der Herr, der Gott Sems; Chanaan sei sein Knecht! Genesis Gen 1 9 26 20 Dem Fluche folgt Segen. Genesis Gen 1 9 27 Dilatet Deus Japheth, et habitet in tabernaculis Sem, sitque Chanaan servus ejus. Gott breite Japheth aus, und er wohne²¹ in den Gezelten Sems; und Chanaan sei sein Knecht!²² Genesis Gen 1 9 27 21 Friedlich. Genesis Gen 1 9 27 22 Was bei Chams Übeltat und gewiss auch nach Chanaans Gesinnung das Charakteristische war, die ungezügelte Sinnlichkeit (vergl. [Gen 19] und [Gen 10,19] wie auch [Lev 18,20]), ist auch ihren Nachkommen eigen. Der über Chanaan ausgesprochene Fluch hat sich erfüllt. Genesis Gen 1 9 28 Vixit autem Noe post diluvium trecentis quinquaginta annis. Noe aber lebte nach der Flut dreihundert und fünfzig Jahre. Genesis Gen 1 9 29 Et impleti sunt omnes dies ejus nongentorum quinquaginta annorum: et mortuus est. Und alle seine Tage wurden neunhundert und fünfzig Jahre, und er starb.²³ Genesis Gen 1 9 29 23 Ergänzung und Fortführung von [Gen 5,36]. Genesis Gen 1 9 3 Et omne, quod movetur et vivit, erit vobis in cibum: quasi olera virentia tradidi vobis omnia. Und alles, was sich regt und lebt, soll euch zur Speise dienen, wie das grüne Kraut übergebe ich es euch alles.³ [Gen 1,29] Genesis Gen 1 9 3 3 Vergl. [Gen 1,Anm.34]. Genesis Gen 1 9 4 Excepto, quod carnem cum sanguine non comedetis. Nur Fleisch, das noch sein Blut in sich hat, sollt ihr nicht essen.⁴ [Lev 17,14, Apg 15,29] Genesis Gen 1 9 4 4 Es werden der Menschheit bei ihrem neuen Anfange einige Schranken gezogen, die vor dem Zurückfallen in die [Gen 6,11ff] geschilderte Bedrohung und Gottlosigkeit zu bewahren. Das erste Verbot ist, Blut nach Art der wilden Tiere zu genießen, das zweite, Menschenblut zu vergießen. Genesis Gen 1 9 5 Sanguinem enim animarum vestrarum requiram de manu cunctarum bestiarum: et de manu hominis, de manu viri, et fratris ejus requiram animam hominis. Denn⁵ das Blut eures Lebens will ich von allen Tieren fordern;⁶ und von der Hand des Menschen, von der Hand des Mannes, als der sein Bruder ist,⁷ will ich das Leben des Menschen fordern. [Ex 21,28] Genesis Gen 1 9 5 5 Hebr.: Jedoch. Genesis Gen 1 9 5 6 Vergl. [Ex 21,28]. Genesis Gen 1 9 5 7 Erschwerender Umstand der Versündigung. Genesis Gen 1 9 6 Quicumque effuderit humanum sanguinem, fundetur sanguis illius: ad imaginem quippe Dei factus est homo. Wer Menschenblut vergießt, dessen Blut soll vergossen werden;⁸ denn nach Gottes Bilde ist der Mensch geschaffen.⁹ [Mt 26,52, Offb 13,10] Genesis Gen 1 9 6 8 Hebr.: durch Menschen. Genesis Gen 1 9 6 9 Der Mensch ist ein Ebenbild Gottes, der Mord also auch in dieser Hinsicht ein Frevel gegen Gott. Genesis Gen 1 9 7 Vos autem crescite et multiplicamini, et ingredimini super terram, et implete eam. Ihr aber wachset und mehret euch, und gehet hin über die Erde, und erfüllet sie!¹⁰ Genesis Gen 1 9 7 10 Nicht sich umbringen, sondern wachsen und mehren soll sich das Menschengeschlecht. Genesis Gen 1 9 8 Hæc quoque dixit Deus ad Noe, et ad filios ejus cum eo: Und Gott sprach zu Noe und seinen Söhnen mit ihm:¹¹ Genesis Gen 1 9 8 11 Die Verheißung [Gen 6,18] erfüllend. Genesis Gen 1 9 9 Ecce ego statuam pactum meum vobiscum, et cum semine vestro post vos: Sehet, ich will meinen Bund mit euch errichten und mit euren Nachkommen nach euch; Genesis Gen 1 0 1 4. Geschichte der Söhne Noes (10,1 11,9): A: Von Japheth (V. 5), Cham (V. 20) und Sem abstammende Völkerschaften. (V. 31) Stammbaum der Verwandtschaft der späteren Völker untereinander. Genesis Gen 1 10 1 Hæ sunt generationes filiorum Noe, Sem, Cham, et Japheth: natique sunt eis filii post diluvium. Dies sind die Geschlechtsfolgen der Söhne Noes, Sems, Chams und Japheths, denen nach der Flut Söhne geboren wurden.¹ [1Chr 1] Genesis Gen 1 10 1 1 Der Verfasser zählt nur Völker der kaukasischen Rasse auf, welche in Vorderasien und in der nächsten Nachbarschaft Afrikas und Europas wohnten. Die Genealogien V. 1-10.20.22ff sind sicher von demselben ursprünglichen Verfasser und wurden später durch andere vermehrt. Die Einzelheiten sind nicht leicht sicher zu erklären. Genesis Gen 1 10 10 Fuit autem principium regni ejus Babylon, et Arach, et Achad, et Chalanne, in terra Sennaar. Seine Herrschaft aber erstreckte sich anfänglich auf Babylon,²⁵ Arach,²⁶ Achad,²⁷ und Chalanne im Lande Sennaar.²⁸ Genesis Gen 1 10 10 25 Die Stadt Babylon. Genesis Gen 1 10 10 26 Auf dem linken Ufer des Euphrat, im Süden von Babylon. Genesis Gen 1 10 10 27 Der südliche Teil der Stadt Babylon am linken Euphratufer, deren nördlicher Teil Sippar [2Kön 17,24] hieß. Genesis Gen 1 10 10 28 Im Lande Babylon. Genesis Gen 1 10 11 De terra illa egressus est Assur, et ædificavit Niniven, et plateas civitatis, et Chale. Von diesem Lande ging er nach Assur²⁹ aus, und baute Ninive, und Stadtgassen,³⁰ und Chale,³¹ Genesis Gen 1 10 11 29 Er oder seine Nachkommenschaft oder sein Volk. Genesis Gen 1 10 11 30 Rechoboth Ir. Genesis Gen 1 10 11 31 Im Zusammenflusse des Tigris und des oberen Zab im S. von Ninive. Genesis Gen 1 10 12 Resen quoque inter Niniven et Chale: hæc est civitas magna. auch Resen³² zwischen Ninive und Chale; dies ist die große Stadt. Genesis Gen 1 10 12 32 Am Tigris oder nicht weit davon. Die assyrische Kultur war also von der babylonischen abhängig. Ob Chus der Vater oder ein entfernterer Vorfahre Nemrods war? Genesis Gen 1 10 13 At vero Mesraim genuit Ludim, et Anamim, et Laabim, Nephthuim, Mesraim aber zeugte die Luditer,³³ und Anamiter, Laabiter,³⁴ Nephtuiter, Genesis Gen 1 10 13 33 Eine zu Ägypten gehörige Völkerschaft. Genesis Gen 1 10 13 34 Libyer. [2Chr 12,13] u. a.: Lubim. Genesis Gen 1 10 14 Et Phetrusim, Chasluim: de quibus egressi sunt Philisthiim et Caphtorim. Phetrusiter, und Chasluiter,³⁵ von denen die Philister ausgegangen sind, und die Kaphtoriter.³⁶ Genesis Gen 1 10 14 35 Oberägypten. Genesis Gen 1 10 14 36 Kreter oder Küstenbewohner von Palästina. Genesis Gen 1 10 15 Chanaan autem genuit Sidonem primogenitum suum, Hethæum, Chanaan aber zeugte Sidon,³⁷ seinen Erstgebornen, die Hethäer,³⁸ Genesis Gen 1 10 15 37 Der Name hängt mit Fischfang zusammen. Genesis Gen 1 10 15 38 An verschiedenen Punkten Kleinasiens zwischen Orontes und Euphrat. Genesis Gen 1 10 16 Et Jebusæum, et Amorrhæum, Gergesæum, die Jebusiter,³⁹ Amorrhiter,⁴⁰ Gergesiter, Genesis Gen 1 10 16 39 Deren Hauptstadt Jebus, Jerusalem. Genesis Gen 1 10 16 40 Vergl. [Num 13,30]. Doch gab es auch Amorrhiter jenseits des Jordans. Genesis Gen 1 10 17 Hevæum, et Aracæum: Sinæum, Heviter,⁴¹ Araciter,⁴² Siniter,⁴³ Genesis Gen 1 10 17 41 Die Amorrhiter in der Umgebung von Sidon und dem Hermon, nördlich von den Chananäern. Genesis Gen 1 10 17 42 Arka lag am Fuße des Libanon, 5000 Schritte nördlich von Tripolis, jetzt Tell Arka. Genesis Gen 1 10 17 43 Nicht weit von Arka im Libanon. Genesis Gen 1 10 18 Et Aradium, Samaræum et Amathæum: et posthæc disseminati sunt populi Chananæorum. Araditer,⁴⁴ Samaräer,⁴⁵ und Amathither;⁴⁶ und hiernach breiteten sich die Stämme der Chananiter aus.⁴⁷ Genesis Gen 1 10 18 44 Die Insel Aradus (Hieron.) oder eine nördlich von Arka gelegene Stadt. Genesis Gen 1 10 18 45 Südlich von Aradus. Genesis Gen 1 10 18 46 Am Orontes. Genesis Gen 1 10 18 47 Wie V. 19 zeigt mit Ausschluss der fünf nördlichsten. Genesis Gen 1 10 19 Factique sunt termini Chanaan venientibus a Sidone Geraram usque Gazam, donec ingrediaris Sodomam et Gomorrham, et Adamam, et Seboim usque Lesa. Und das Gebiet Chanaans erstreckte sich von Sidon gegen Gerara bis Gaza, gegen Sodoma und Gomorrha, Adama und Seboim, bis nach Lesa.⁴⁸ Genesis Gen 1 10 19 48 Lesa ist unbekannt. Genesis Gen 1 10 2 Filii Japheth: Gomer, et Magog, et Madai, et Javan, et Thubal, et Mosoch, et Thiras. Die Söhne Japheths: Gomer,² Magog,³ Madai,⁴ Javan,⁵ Thubal,⁶ Mosoch⁷ und Thiras.⁸ Genesis Gen 1 10 2 2 Die meisten Erklärer sehen diese als die Kimmerier an, welche nördlich vom schwarzen Meere wohnten. Genesis Gen 1 10 2 3 Wohl die Scythen. Genesis Gen 1 10 2 4 Die Meder. Genesis Gen 1 10 2 5 Die Ionier, Griechen. Genesis Gen 1 10 2 6 Wohl Kappadocier. Genesis Gen 1 10 2 7 Südöstlich vom schwarzen Meere. Genesis Gen 1 10 2 8 Das alte pelasgische Volk der Tyrsener? Genesis Gen 1 10 20 Hi sunt filii Cham in cognationibus, et linguis, et generationibus, terrisque et gentibus suis. Dies sind die Söhne Chams nach ihren Stämmen und Sprachen und Geschlechtern, nach ihren Ländern und Völkerschaften. Genesis Gen 1 10 21 De Sem quoque nati sunt, patre omnium filiorum Heber, fratre Japheth majore. Auch Sem, dem Vater aller Söhne Hebers,⁴⁹ dem älteren Bruder Japheths,⁵⁰ wurden Söhne geboren. Genesis Gen 1 10 21 49 Die ganze von Heber abstammende Völkergruppe. Heber hatte nach V. 29 zwei Söhne: Phaleg und Jektan. Von Jektan stammen (V. 26ff) die jektanischen Araber. Von Phaleg stammen durch Lot Moab und Ammon [Gen 19,37ff], durch Nachor: Zu, Buz u.a. [Gen 22,21ff], durch Abraham: die Israeliten, die Nachkommen der Ketura [Gen 25,1ff], die Ismaeliten durch Hagar [Gen 25,12ff], die Edomiter [Gen 36,1ff]. Der Verfasser nennt nur die Israel näher stehenden, weshalb er die Nachkommen der anderen fünf Söhne Sems (V. 22) nicht erwähnt. Genesis Gen 1 10 21 50 Mit Rücksicht auf [Gen 9,23ff] wird die Zusammengehörigkeit dieser beiden Brüder nochmals hervorgehoben. Genesis Gen 1 10 22 Filii Sem: lam et Assur, et Arphaxad, et Lud, et Aram. Die Söhne Sems sind: Alam, Assur, Arphaxad, Lud, und Aram.⁵¹ [1Chr 1,17] Genesis Gen 1 10 22 51 Die Aufzählung geht von Südosten nach Norden, dann nach Westen, zuletzt nach Süden. Älam: die Bergbewohner. Die Hauptstadt war später Susan. Die ältesten älamitischen Inschriften sind nicht semitisch. Assur: Am mittleren Tigris, besonders auf der Ostseite, die Sprache semitisch. Arpharad: Die Chaldäer. Lud: Die Lydier. Aram: Von den Tälern des Taurus östlich bis nach Mesopotamien, außerdem in Syrien. Genesis Gen 1 10 23 Filii Aram: Us, et Hul, et Gether, et Mes. Die Söhne Arams sind: Us, Hul, Gether, und Mes.⁵² Genesis Gen 1 10 23 52 Us: Wohl im Hauran und nördlich in der Gegend von Damaskus. Vergl. [Gen 22,1] und [Gen 36,28, 1Chr 1,42]. Das Land Hus [Ijob 1,1] u. a. Hul: Wohl innerhalb Mesopotamiens. Gether: Unbekannt. Mes: Landschaft nördlich von Nisibis? Genesis Gen 1 10 24 At vero Arphaxad genuit Sale, de quo ortus est Heber. Arphaxad aber zeugte den Sale, von dem Heber entstammt. Genesis Gen 1 10 25 Natique sunt Heber filii duo: nomen uni Phaleg, eo quod in diebus ejus divisa sit terra: et nomen fratris ejus Jectan. Und dem Heber wurden zwei Söhne geboren: der Name des einen ist Phaleg,⁵³ weil in seinen Tagen die Erde verteilt ward; und der Name seines Bruders ist Jektan. Genesis Gen 1 10 25 53 Dieser Name bildete sich wohl erst nach der Sprachenverwirrung. Die Teilung der Erde in seinen Tagen bezieht sich auf die Entstehung der Sprachen. (V. 32) Genesis Gen 1 10 26 Qui Jectan genuit Elmodad, et Saleph, et Asarmoth, Jare, Jektan zeugte Elmodad, Saleph, Asarmoth, Jare, Genesis Gen 1 10 27 Et Aduram, et Uzal, et Decla, Aduram, Uzal, Dekla, Genesis Gen 1 10 28 Et Ebal, et Abimael, Saba, Ebal, Abimael, Saba, Genesis Gen 1 10 29 Et Ophir, et Hevila, et Jobab: omnes isti, filii Jectan. Ophir, Hevila und Jobab, diese alle sind Söhne Jektans.⁵⁴ Genesis Gen 1 10 29 54 Asarmoth: Das heutige Hadramaut. Saba: Jemen. Ophir: Westküste von Jemen. Uzal ist wohl die Stadt Soma in Jemen, Hevila die Landschaft Chaulan ebenda. Vergl. [1Kön 9,28] und [Gen 1,29, 1Kön 22,49]. Genesis Gen 1 10 3 Porro filii Gomer: Ascenez et Riphath et Thogorma. Die Söhne Gomers: Ascenez,⁹ Riphath¹⁰ und Thogorma.¹¹ Genesis Gen 1 10 3 9 Die Askanier im nördlichen Phrygien. Genesis Gen 1 10 3 10 Riphath erinnert an den Fluss Rhebas in Bithynien und die Landschaft Rhebantia am thracischen Bosporus. Genesis Gen 1 10 3 11 Die Westarmenier. Genesis Gen 1 10 30 Et facta est habitatio eorum de Messa pergentibus usque Sephar montem orientalem. Und ihre Wohnsitze erstreckten sich von Messa bis nach Sephar, dem Gebirge gegen Aufgang.⁵⁵ Genesis Gen 1 10 30 55 Messa: die südbabylonische Landschaft Mesam oder: Der im Nordosten von Arabien an den Euphratlauf angrenzende und bis an das Gestade des persischen Meerbusens sich erstreckende Teil der syrischen Wüste. Sephar: Wohl im Südwesten Arabiens. Das Gebirge gegen Osten ist ein Gebirgszug im Südwesten Arabiens. Genesis Gen 1 10 31 Isti filii Sem secundum cognationes et linguas, et regiones in gentibus suis. Dies sind die Söhne Sems nach ihren Stämmen, und Sprachen, und Ländern in ihren Völkerschaften. Genesis Gen 1 10 32 Hæ familiæ Noe juxta populos et nationes suas. Ab his divisæ sunt gentes in terra post diluvium. Dies sind die Geschlechter Noes nach ihren Verwandtschaften und Völkern. Von ihnen zweigten sich die Völker auf Erden nach der Flut ab. Genesis Gen 1 10 4 Filii autem Javan: Elisa et Tharsis, Cetthim et Dodanim. Die Söhne Javans: Elisa¹² und Tharsis,¹³ Cetthim¹⁴ und Dodanim.¹⁵ Genesis Gen 1 10 4 12 Sizilien und Unteritalien nach dem Thargum. Genesis Gen 1 10 4 13 Tartessis oder Tartesia: Quadalquivir. Genesis Gen 1 10 4 14 Die Cyprier. Genesis Gen 1 10 4 15 Wenn die Lesart richtig: Dardaner, Bewohner der Landschaft von Troja. Nach Sept. Sam. und [1Chr 1,7] ist Rodanim zu lesen: Rhodus und die Inseln des ägäischen Meeres. Genesis Gen 1 10 5 Ab his divisæ sunt insulæ gentium in regionibus suis, unusquisque secundum linguam suam et familias suas in nationibus suis. Von diesen zweigten sich die Inseln der Völker¹⁶ in ihren Ländern ab, ein jeder nach seiner verschiedenen Sprache, nach den Stämmen, in ihren Völkerschaften. Genesis Gen 1 10 5 16 Die Ufervölker. Genesis Gen 1 10 6 Filii autem Cham: Chus, et Mesraim, et Phuth, et Chanaan. Die Söhne Chams: Chus,¹⁷ Mesraim,¹⁸ Phuth¹⁹ und Chanaan.²⁰ Genesis Gen 1 10 6 17 Das südlich von Ägypten belegene Land, besonders im Osten des Nils, hier im weiteren Sinne die Völker zu beiden Seiten des arabischen Meerbusens. Genesis Gen 1 10 6 18 Ägypten. Genesis Gen 1 10 6 19 Libyen, an Ägypten und Äthiopien angrenzend. Genesis Gen 1 10 6 20 Eigentlich Land und Volk der Niederungen am Meer und am Jordan, hier wohl die den Phöniziern verwandten Landesbewohner und die Phönizier selbst. Genesis Gen 1 10 7 Filii Chus: Saba, et Hevila, et Sabatha, et Regma, et Sabatacha. Filii Regma: Saba, et Dadan. Die Söhne des Chus: Saba,²¹ Hevila, Sabatha, Regma²² und Sabatacha. Die Söhne Regmas: Saba und Dadan.²³ Genesis Gen 1 10 7 21 An der Westseite des arabischen Meerbusens. Genesis Gen 1 10 7 22 Wohl die Avaliten südlich von Babel-Mandeb. Genesis Gen 1 10 7 23 Im südwestlichen Arabien. Genesis Gen 1 10 8 Porro Chus genuit Nemrod: ipse cpit esse potens in terra, Und Chus zeugte den Nemrod; dieser fing an, ein Gewaltiger zu sein auf Erden.²⁴ Genesis Gen 1 10 8 24 Vergl. [Gen 9,20, Gen 4,26]. Nach der Sündflut. Gewaltig war Nemrod insbesondere der Jagd auf wilde Tiere. Genesis Gen 1 10 9 Et erat robustus venator coram Domino. Ob hoc exivit proverbium: Quasi Nemrod robustus venator coram Domino. Und er war ein starker Jäger vor dem Herrn. Daher entstand das Sprichwort: Ein starker Jäger vor dem Herrn wie Nemrod. Genesis Gen 1 0 1 B. Auch Nachkommen Noes erheben sich im Übermute gegen Gott. (V. 4) Der Herr straft sie durch die Sprachenverwirrung und ihre Zerstreuung über die ganze Erde. (V. 9) 5. Geschichte Sems (V. 10-26) Nachkommen Sems bis zu dem Vater Abrahams. II. Geschichte Abrahams und seiner Nachkommen bis zur Einwanderung Jakobs in Ägypten (11,27 50,25) 1. Geschichte Abrahams (11,27 25,11) Abrahams Abstammung und Auswanderung aus Ur in Chaldäa nach Haran. Genesis Gen 1 11 1 Erat autem terra labii unius, et sermonum eorumdem. Es war aber auf Erden nur eine Sprache und einerlei Rede.¹ Genesis Gen 1 11 1 1 Ein Sprachgeist und die gleichen Sprachwurzeln. Die Sprachwurzeln wurden an sich von der Verwirrung nicht betroffen, sondern wurden nach derselben auf andere und andere Objekte angewendet. Nach V. 7 und 9 wird nur der Sprachgeist (Rede) verwirrt. Genesis Gen 1 11 10 Hæ sunt generationes Sem: Sem erat centum annorum quando genuit Arphaxad, biennio post diluvium. Dies sind die Geschlechtsfolgen Sems: Sem war hundert Jahre alt, als er Arphaxad zeugte, zwei Jahre nach der Flut. [1Chr 1,17] Genesis Gen 1 11 11 Vixitque Sem, postquam genuit Arphaxad, quingentis annis: et genuit filios et filias. Und Sem lebte, nachdem er Arphaxad gezeugt, fünfhundert Jahre⁹ und zeugte Söhne und Töchter. Genesis Gen 1 11 11 9 Die Zahlen sind im hebräischen Texte nicht unverdorben überliefert. Die einzelnen Glieder folgen sich in unmittelbarer Abkunft. Genesis Gen 1 11 12 Porro Arphaxad vixit triginta quinque annis, et genuit Sale. Als nun Arphaxad fünfunddreißig Jahre alt war, zeugte er Sale. Genesis Gen 1 11 13 Vixitque Arphaxad postquam genuit Sale, trecentis tribus annis: et genuit filios et filias. Und Arphaxad lebte, nachdem er Sale gezeugt, dreihundert und drei Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Genesis Gen 1 11 14 Sale quoque vixit triginta annis, et genuit Heber. Als Sale nun dreißig Jahre alt war, zeugte er Heber. Genesis Gen 1 11 15 Vixitque Sale postquam genuit Heber, quadringentis tribus annis: et genuit filios et filias. Und Sale lebte, nachdem er Heber gezeugt, vierhundert und drei Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Genesis Gen 1 11 16 Vixit autem Heber triginta quatuor annis, et genuit Phaleg. Als Heber aber vierunddreißig Jahre alt war, zeugte er Phaleg. Genesis Gen 1 11 17 Et vixit Heber postquam genuit Phaleg, quadringentis triginta annis: et genuit filios et filias. Und Heber lebte, nachdem er Phaleg gezeugt, vierhundert und dreißig Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Genesis Gen 1 11 18 Vixit quoque Phaleg triginta annis, et genuit Reu. Als Phaleg dreißig Jahre alt war, zeugte er Reu. Genesis Gen 1 11 19 Vixitque Phaleg postquam genuit Reu, ducentis novem annis, et genuit filios et filias. Und Phaleg lebte, nachdem er Reu gezeugt, zweihundert und neun Jahre und zeugte Söhne und Töchter. [1Chr 1,19] Genesis Gen 1 11 2 Cumque proficiscerentur de oriente, invenerunt campum in terra Sennaar, et habitaverunt in eo. Und als sie vom Aufgange herzogen, fanden sie eine Ebene im Lande Sennaar und ließen sich daselbst nieder. Genesis Gen 1 11 20 Vixit autem Reu triginta duobus annis, et genuit Sarug. Als Reu aber zweiunddreißig Jahre alt war, zeugte er Sarug. Genesis Gen 1 11 21 Vixit quoque Reu postquam genuit Sarug, ducentis septem annis: et genuit filios et filias. Und Reu lebte, nachdem er Sarug gezeugt, zweihundert und sieben Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Genesis Gen 1 11 22 Vixit vero Sarug triginta annis, et genuit Nachor. Als Sarug dreißig Jahre alt war, zeugte er Nachor. Genesis Gen 1 11 23 Vixitque Sarug postquam genuit Nachor, ducentis annis: et genuit filios et filias. Und Sarug lebte, nachdem er Nachor gezeugt, zweihundert Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Genesis Gen 1 11 24 Vixit autem Nachor viginti novem annis, et genuit Thare. Als nun Nachor neunundzwanzig Jahre alt war, zeugte er Thare. Genesis Gen 1 11 25 Vixitque Nachor postquam genuit Thare, centum decem et novem annis: et genuit filios et filias. Und Nachor lebte, nachdem er Thare gezeugt, hundert und neunzehn Jahre und zeugte Söhne und Töchter.¹⁰ Genesis Gen 1 11 25 10 Die kritischen Zahlen sind (wie in Kap. 5) die des Samaritanischen Textes, die wir nachstehend bieten. Nehmen wir mit dem Samaritanischen Texte an, dass von der Erschaffung der Welt bis zur Sündflut 1307 Jahre verflossen, so ergibt sich: 11 Sem starb im Jahre 12 Arpharad starb im Jahre 13 Sale starb im Jahre 14 Heber starb im Jahre 15 Phaleg starb im Jahre 16 Reu starb im Jahre 17 Sarug starb im Jahre 18 Nachor starb im Jahre 19 Thare starb im Jahre des Lebens 600 438 433 404 239 239 230 148 145 der Welt 1807 1745 1875 1976 1945 2075 2198 2246 2322 Schließen sich hieran die Zeittafel der Patriarchen nach dem Jahre der Welt an Abraham geboren 2247 Abraham stirbt [Gen 25,7] 2422 Ismael geboren 2333 Ismael stirbt [Gen 25,17] 2470 Isaak verheißen, die Beschneidung eingesetzt 2346 Jakob zieht nach Hauran [Gen 31,38] 2485 Isaaks Geburt 2347 Joseph geboren [Gen 30,25] 2499 Isaak führt Rebekka heim [Gen 25,20] 2387 Joseph wird verkauft 2516 Esau und Jakob geboren 2407 Isaak stirbt [Gen 35,28] 2527 Joseph vor Pharao [Gen 41,46] 2529 Die fruchtbaren Jahre 2529-36 Die unfruchtbaren Jahre 2536-43 Jakob stirbt [Gen 47,28] 2554 Joseph stirbt [Gen 50,22] 2609 Genesis Gen 1 11 26 Vixitque Thare septuaginta annis, et genuit Abram et Nachor, et Aran. Als Thare siebzig Jahre alt war, zeugte er Abram, Nachor, und Aran. [1Chr 1,26, Jos 24,2] Genesis Gen 1 11 27 Hæ sunt autem generationes Thare: Thare genuit Abram, Nachor, et Aran. Porro Aran genuit Lot. Dies sind die Geschlechtsfolgen Thares: Thare zeugte Abram, Nachor und Aran. Aran aber zeugte Lot. Genesis Gen 1 11 28 Mortuusque est Aran ante Thare patrem suum, in terra nativitatis suæ in Ur Chaldæorum. Und Aran starb vor seinem Vater Thare, im Lande seiner Heimat, zu Ur in Chaldäa.¹¹ Genesis Gen 1 11 28 11 Das Land im Süden von Babylon. Ur: Jetzt Muphair. Genesis Gen 1 11 29 Duxerunt autem Abram et Nachor uxores: nomen uxoris Abram, Sarai: et nomen uxoris Nachor, Melcha filia Aran patris Melchæ, et patris Jeschæ. Abram aber und Nachor nahmen Weiber: der Name des Weibes Abrams war Sarai; und der Name des Weibes Nachors war Melcha, eine Tochter Arans, des Vaters der Melcha und des Vaters der Jescha.¹² Genesis Gen 1 11 29 12 Jescha und Sarai sind dieselbe Person. Es ist also zu übersetzen: Der Name des Weibes war Melcha, sie war die Tochter Arans, welcher Vater der Melcha und zugleich der Jescha war. Abraham hatte also den gleichen Großvater, nach hebr. Sprachgebrauch Vater, aber nicht die gleiche Mutter. Vergl. [Gen 20,12]. Genesis Gen 1 11 3 Dixitque alter ad proximum suum: Venite, faciamus lateres, et coquamus eos igni. Habueruntque lateres pro saxis, et bitumen pro cæmento: Und sie sprachen zueinander: Kommet, lasset uns Ziegel machen und sie im Feuer brennen! Und sie gebrauchten Ziegel als Steine, und Erdpech als Mörtel.² Genesis Gen 1 11 3 2 Dass Asphalt in Babylonien vielfach Verwendung fand, ist durch die Angaben griechischer und römischer Autoren, sowie durch die erhaltenen Baureste bestätigt. Genesis Gen 1 11 30 Erat autem Sarai sterilis, nec habebat liberos. Sarai aber war unfruchtbar und hatte keine Kinder. Genesis Gen 1 11 31 Tulit itaque Thare Abram filium suum, et Lot filium Aran, filium filii sui, et Sarai nurum suam, uxorem Abram filii sui, et eduxit eos de Ur Chaldæorum, ut irent in terram Chanaan: veneruntque usque Haran, et habitaverunt ibi. Da nahm Thare seinen Sohn Abram, und Lot, den Sohn Arans, den Sohn seines Sohnes, und Sarai, seine Schwiegertochter, das Weib Abrams, seines Sohnes, und führte sie aus Ur in Chaldäa hinweg, um in das Land Chanaan zu gehen;¹³ und sie kamen bis Haran und ließen sich daselbst nieder. [Jos 24,2, Neh 9,7, Jdt 5,7, Apg 7,2] Genesis Gen 1 11 31 13 Vergl. [Joh 24,2]. Der Auszug Thares war Gottes Fügung, der das auserwählte Geschlecht seinem Lande zuführen wollte. Genesis Gen 1 11 32 Et facti sunt dies Thare ducentorum quinque annorum, et mortuus est in Haran. Die Tage Thares waren zweihundert und fünf Jahre, und er starb¹⁴ in Haran. Genesis Gen 1 11 32 14 Nach dem samar. Texte im 75. Jahre Abrahams. Genesis Gen 1 11 4 Et dixerunt: Venite, faciamus nobis civitatem et turrim, cujus culmen pertingat ad clum: et celebremus nomen nostrum antequam dividamur in universas terras. Und sie sprachen: Kommet, lasset uns eine Stadt bauen, und einen Turm, dessen Spitze bis an den Himmel³ reicht; und lasset uns unsern Namen berühmt machen, ehe⁴ wir uns in alle Lande zerstreuen. Genesis Gen 1 11 4 3 Hyperbolisch. Genesis Gen 1 11 4 4 Nach dem Hebr. richtiger: Damit wir uns nicht zerstreuen. Sie haben drei Ziele bei dem Baue. Anstatt die Bewahrung der inneren Einheit des Menschengeschlechtes durch freiwilligen Anschluss an ihren wahren Mittelpunkt, Gott, zu suchen, wollen sie ein äußeres Band um alle Menschen knüpfen, einen religiösen und politischen Mittelpunkt gründen. Dies wird die Ursache der Aufhebung solcher Einheit. Genesis Gen 1 11 5 Descendit autem Dominus ut videret civitatem et turrim, quam ædificabant filii Adam, Da stieg der Herr herab,⁵ um die Stadt und den Turm zu sehen, den die Söhne Adams⁶ bauten, Genesis Gen 1 11 5 5 Anthropomorphistische Schilderung vom Wirken Gottes. Gott tut etwas auf Erden, was gleichsam seine Gegenwart zeigt, er straft. (Aug.) Genesis Gen 1 11 5 6 Die Söhne Noes erhalten jetzt das Beiwort, welches [Gen 6,2-4] den Söhnen Kains gegeben war. Genesis Gen 1 11 6 Et dixit: Ecce, unus est populus, et unum labium omnibus: cperuntque hoc facere, nec desistent a cogitationibus suis, donec eas opere compleant. und sprach: Siehe, sie sind ein Volk und haben alle dieselbe Sprache; und sie haben angefangen dies zu tun und werden von dem, was sie sich vorgenommen haben, nicht ablassen, bis sie es im Werke vollbringen. Genesis Gen 1 11 7 Venite igitur, descendamus, et confundamus ibi linguam eorum, ut non audiat unusquisque vocem proximi sui. Wohlan also, lasset uns hinabsteigen⁷ und daselbst ihre Sprache verwirren, dass keiner mehr die Sprache seines Nächsten verstehe. Genesis Gen 1 11 7 7 Die Personen der heiligen Dreifaltigkeit. (Ephr.) Anrede an die Engel. (Aug.) Genesis Gen 1 11 8 Atque ita divisit eos Dominus ex illo loco in universas terras, et cessaverunt ædificare civitatem. So zerstreute sie der Herr von dort in alle Länder, und sie standen davon ab, die Stadt zu bauen. Genesis Gen 1 11 9 Et idcirco vocatum est nomen ejus Babel, quia ibi confusum est labium universæ terræ: et inde dispersit eos Dominus super faciem cunctarum regionum. Darum ward ihr Name Babel⁸ genannt, weil daselbst die Sprache der ganzen Menschheit verwirrt ward; und von da zerstreute sie der Herr über alle Lande. Genesis Gen 1 11 9 8 Verwirrung. Die Babylonier deuteten Babilu Thor (Herrschersitz) Gottes. Genesis Gen 1 0 1 A. Geschichte Abrahams von seinem Auszuge aus Haran bis zur Geburt Ismaels (12,1 16,16): 1.) Befehl Gottes an Abraham, seine Heimat zu verlassen, um dem einen Gott dienend würdig zu werden, dass in ihm das ganze Menschengeschlecht gesegnet würde. (V. 3) Abraham kommt mit seinem Weibe Sarai und seinem Brudersohn Lot nach Chanaan, erhält die Zusage des Besitzes dieses Landes, erbaut Altäre zu Sichem und Bethel und weiht das Land Gott. (V. 9) 2.) Durch Hungersnot gezwungen zieht er nach Ägypten, wo Gott seine Vorsehung gegen Pharao über Sarai erweist. Genesis Gen 1 12 1 Dixit autem Dominus ad Abram: Egredere de terra tua, et de cognatione tua, et de domo patris tui, et veni in terram, quam monstrabo tibi. Es sprach aber der Herr zu Abram:¹ Ziehe hinweg aus deinem Lande, und von deiner Verwandtschaft, und aus dem Hause deines Vaters, und komme in das Land, welches ich dir zeigen werde. [Apg 7,3] Genesis Gen 1 12 1 1 Es ergingen zwei Berufungen an Abraham, eine in Ur [Apg 7,2ff], die andere in Haran. (Philo. Flav. Joseph) Nach Aug. nur eine, die in Ur, so dass hier zu übersetzen wäre: hatte gesprochen. Abrahams Familie war dem Götzendienst ergeben. Deshalb trennte Gott Abraham von dessen Verwandten, damit er den Glauben an den wahren Gott unversehrt bewahrte. Genesis Gen 1 12 10 Facta est autem fames in terra: descenditque Abram in gyptum, ut peregrinaretur ibi: prævaluerat enim fames in terra. Es entstand aber eine Hungersnot im Lande,¹⁴ und Abram zog nach Ägypten hinab, um daselbst eine Zeitlang zu weilen; denn die Hungersnot hatte im Lande überhandgenommen. Genesis Gen 1 12 10 14 In der Landschaft Negeb. Eine Hungersnot veranlasste Isaak, zum Philisterkönige nach Gerara zu ziehen. [Gen 26,1] Zweimal sendet Jakob wegen einer Hungersnot nach Ägypten [Gen 42,1] und [Gen 43,1]. Genesis Gen 1 12 11 Cumque prope esset ut ingrederetur gyptum, dixit Sarai uxori suæ: Novi quod pulchra sis mulier: Als er nun nahe daran war, Ägypten zu betreten, sprach er zu Sarai, seinem Weibe: Ich weiß, dass du ein schönes Weib bist,¹⁵ Genesis Gen 1 12 11 15 Da Sarai 65 Jahre alt war, erhielt Gott also die Patriarchen länger in blühendem Alter. Genesis Gen 1 12 12 Et quod cum viderint te gyptii, dicturi sunt: Uxor ipsius est: et interficient me, et te reservabunt. und dass die Ägypter, wenn sie dich sehen, sagen werden: Sie ist sein Weib; und sie werden mich töten, dich aber leben lassen. Genesis Gen 1 12 13 Dic ergo, obsecro te, quod soror mea sis: ut bene sit mihi propter te, et vivat anima mea ob gratiam tui. So sage also, ich bitte dich, du seiest meine Schwester,¹⁶ damit es mir um deinetwillen wohlgehe, und ich deinethalben am Leben bleibe. [Gen 20,11] Genesis Gen 1 12 13 16 Sarai war nach semitischem Sprachgebrauche Abrahams Schwester. Er übergeht mit Stillschweigen, dass sie seine Gemahlin ist. Genesis Gen 1 12 14 Cum itaque ingressus esset Abram gyptum, viderunt gyptii mulierem quod esset pulchra nimis. Als nun Abram nach Ägypten gekommen war, sahen die Ägypter, dass das Weib überaus schön war. Genesis Gen 1 12 15 Et nuntiaverunt principes Pharaoni, et laudaverunt eam apud illum: et sublata est mulier in domum Pharaonis. Und die Fürsten zeigten es dem Pharao an und priesen sie vor ihm; da ward das Weib weggeführt in das Haus des Pharao. Genesis Gen 1 12 16 Abram vero bene usi sunt propter illam: fueruntque ei oves et boves et asini, et servi et famulæ, et asinæ et cameli. Dem Abram aber taten sie Gutes um ihretwillen; und es wurden ihm Schafe, und Rinder, und Esel, und Knechte und Mägde, und Eselinnen und Kamele zu Teil. Genesis Gen 1 12 17 Flagellavit autem Dominus Pharaonem plagis maximis, et domum ejus propter Sarai uxorem Abram. Der Herr aber schlug Pharao und sein Haus mit schweren¹⁷ Plagen, wegen Sarai, des Weibes Abrams. Genesis Gen 1 12 17 17 Außergewöhnlichen. Das Verbrechen soll durch diese verhindert werden. Genesis Gen 1 12 18 Vocavitque Pharao Abram, et dixit ei: Quidnam est hoc quod fecisti mihi? quare non indicasti quod uxor tua esset? Da rief Pharao Abram, und sprach zu ihm: Was soll das, was du mir angetan? Warum hast du es nicht kund getan, dass sie dein Weib ist? Genesis Gen 1 12 19 Quam ob causam dixisti esse sororem tuam, ut tollerem eam mihi in uxorem? Nunc igitur ecce conjux tua, accipe eam, et vade. Warum sagtest du, sie sei deine Schwester, so dass ich sie mir zum Weibe nahm? Nun aber, da ist dein Weib, nimm sie und gehe hin!¹⁸ Genesis Gen 1 12 19 18 Gott schützte die Reinheit der Ehe der Stammeltern des auserwählten Volkes auch da, wo diese durch die Art, wie sie menschliche Klugheit betätigen und Mangel an Glauben zeigen, derselben weniger würdig sind. Auf Sicherung seines Lebens bedacht bringt Abraham Saras Ehre in Gefahr. Nach [Gen 20,13] hatte Abraham beim Betreten Chanaans eine dahin gehende Abrede getroffen. Eine ähnliche Begebenheit im Lande der Philister wird [Gen 20] von Abraham, [Gen 26] von Isaak erzählt. Genesis Gen 1 12 2 Faciamque te in gentem magnam, et benedicam tibi, et magnificabo nomen tuum, erisque benedictus. Und² ich will dich zu einem großen³ Volke machen, und dich segnen, und will deinen Namen groß machen, und du wirst gesegnet sein.⁴ Genesis Gen 1 12 2 2 Der Segen hat sieben Glieder. Genesis Gen 1 12 2 3 Zahlreichen. Genesis Gen 1 12 2 4 Schöne Steigerung. Genesis Gen 1 12 20 Præcepitque Pharao super Abram viris: et deduxerunt eum, et uxorem illius, et omnia quæ habebat. Und Pharao erteilte einigen Männern Befehle betreffs Abrams, und diese geleiteten ihn, und sein Weib, und alles, was er hatte.¹⁹ Genesis Gen 1 12 20 19 Sara wurde so gleichsam das Vorbild des auserwählten Volkes in Ägypten, das Unrecht litt und in Ehren entlassen ward. Genesis Gen 1 12 3 Benedicam benedicentibus tibi, et maledicam maledicentibus tibi, atque IN TE benedicentur universæ cognationes terræ. Ich will die segnen, welche dich segnen, und denen fluchen, die dir fluchen, und in dir⁵ sollen alle Geschlechter der Erde⁶ gesegnet werden. [Gen 18,18, Gen 22,18, Gen 26,4, Gal 3,8] Genesis Gen 1 12 3 5 Durch deinen Nachkommen, den Messias. Genesis Gen 1 12 3 6 Klarer [Gen 22,18]. Genesis Gen 1 12 4 Egressus est itaque Abram sicut præceperat ei Dominus, et ivit cum eo Lot: septuaginta quinque annorum erat Abram cum egrederetur de Haran. Da zog Abram hinweg, wie ihm der Herr befohlen hatte, und Lot ging mit ihm; fünfundsiebzig Jahre war Abram alt, als er aus Haran auszog.⁷ [Hebr 11,8] Genesis Gen 1 12 4 7 Wenn V. 1 als Plusquamperfekt gefasst wird, muss dies auch in V. 4 geschehen. Mit diesem Verse schließt alsdann die V. 1 begonnene Parenthese. Genesis Gen 1 12 5 Tulitque Sarai uxorem suam, et Lot filium fratris sui, universamque substantiam quam possederant, et animas quas fecerant in Haran: et egressi sunt ut irent in terram Chanaan. Cumque venissent in eam. Und er nahm Sarai, sein Weib, und Lot, seines Bruders Sohn, und alle ihre Habe, die sie besaßen, und die Seelen, die sie sich in Haran erworben hatten; und sie zogen aus, um in das Land Chanaan zu gehen. Und als sie in dasselbe kamen, Genesis Gen 1 12 6 Pertransivit Abram terram usque ad locum Sichem, usque ad convallem illustrem: Chananæus autem tunc erat in terra. durchzog Abram das Land bis zum Orte Sichem,⁸ bis zum berühmten Tale;⁹ es waren aber damals die Chananiter im Lande.¹⁰ Genesis Gen 1 12 6 8 Zwischen Ebal und Garizim. Ist der Ort nach dem Sohne Hemors [Gen 33,19] genannt, so ist hier der Name einer späteren Zeit statt des früheren eingesetzt. Genesis Gen 1 12 6 9 Besser: bis zur More-Eiche (Terebinthe). Genesis Gen 1 12 6 10 In dem den Nachkommen Abrahams von Gott bestimmten Lande. Genesis Gen 1 12 7 Apparuit autem Dominus Abram, et dixit ei: Semini tuo dabo terram hanc. Qui ædificavit ibi altare Domino, qui apparuerat ei. Da erschien der Herr dem Abram, und sprach zu ihm: Deinen Nachkommen will ich dies Land geben. Er aber baute dem Herrn, der ihm erschienen war, daselbst einen Altar.¹¹ [Gen 13,15, Gen 15,18, Gen 26,3, Dtn 34,4] Genesis Gen 1 12 7 11 In der vormosaischen Zeit übten die Familienväter das Amt des Priesters für ihre Familien, siehe [Joh 1,5] oder wenigstens die Stammesfürsten [Gen 14,18]. Bei den Ägyptern erbte die Priesterwürde in derselben Familie fort. [Gen 47,22.26] Genesis Gen 1 12 8 Et inde transgrediens ad montem, qui erat contra orientem Bethel, tetendit ibi tabernaculum suum, ab occidente habens Bethel, et ab oriente Hai: ædificavit quoque ibi altare Domino, et invocavit nomen ejus. Von da zog er weiter zu dem Gebirge, welches morgenwärts von Bethel lag, und schlug daselbst sein Zelt auf, so dass er Bethel gegen Abend und Hai¹² gegen Morgen hatte, und er baute allda dem Herrn einen Altar und rief seinen Namen an. Genesis Gen 1 12 8 12 Hai lag nahe bei Bethel, das damals noch Luza hieß. [Gen 28,19] Genesis Gen 1 12 9 Perrexitque Abram vadens, et ultra progrediens ad meridiem. Hierauf zog Abram weiter und kam immer mehr nach Mittag zu.¹³ Genesis Gen 1 12 9 13 Eigentlich dem Negeb zu, der Steppenlandschaft im Süden Judäas. Genesis Gen 1 0 1 Bald darauf kehrt er mit Lot nach Chanaan zurück und trennt sich dort von ihm, demselben den Teil des Landes überlassend, welchen er sich selbst erwählt. (V. 13) 3.) Von neuem wird Abraham die Verheißung zu Teil, dass das Land ihm gehören und seine Nachkommenschaft zahlreich sein soll. Genesis Gen 1 13 1 Ascendit ergo Abram de gypto, ipse et uxor ejus, et omnia quæ habebat, et Lot cum eo ad australem plagam. Abram also zog aus Ägypten heraus,¹ er und sein Weib, und alles, was er hatte, und Lot mit ihm in das Land gegen Mittag.² Genesis Gen 1 13 1 1 Zu dem Orte, wo er zuvor gewesen. Genesis Gen 1 13 1 2 Nach Negeb. Genesis Gen 1 13 10 Elevatis itaque Lot oculis, vidit omnem circa regionem Jordanis, quæ universa irrigabatur antequam subverteret Dominus Sodomam et Gomorrham, sicut paradisus Domini, et sicut gyptus venientibus in Segor. Da erhob Lot seine Augen und überschaute die ganze Gegend um den Jordan,⁸ die, ehe der Herr Sodoma und Gomorrha zerstörte, ganz bewässert war, bis nach Segor⁹ hin, wie das Paradies des Herrn und wie Ägypten. Genesis Gen 1 13 10 8 Eigentlich das Land vom See Tiberias bis zum Toten Meere, hier auch das Gebiet von Sodoma und Gomorrha südlich vom letzteren und umfassend. Genesis Gen 1 13 10 9 Damals noch Bala [Gen 14,2; Gen 19,22]. Genesis Gen 1 13 11 Elegitque sibi Lot regionem circa Jordanem, et recessit ab oriente: divisique sunt alterutrum a fratre suo. Und Lot wählte sich die Gegend am Jordan und brach auf nach Morgen; und so trennten sich die Brüder voneinander. Genesis Gen 1 13 12 Abram habitavit in terra Chanaan: Lot vero moratus est in oppidis, quæ erant circa Jordanem, et habitavit in Sodomis. Abram wohnte im Lande Chanaan; Lot aber hielt sich in den Städten auf, die um den Jordan her lagen, und wohnte zu Sodoma.¹⁰ Genesis Gen 1 13 12 10 Hebr.: Und schlug seine Zelte auf bis nach Sodoma. Genesis Gen 1 13 13 Homines autem Sodomitæ pessimi erant, et peccatores coram Domino nimis. Aber die Leute von Sodoma waren überaus böse und sehr große Sünder vor dem Herrn.¹¹ Genesis Gen 1 13 13 11 In den Augen Gottes oder: gegen Gott. Genesis Gen 1 13 14 Dixitque Dominus ad Abram, postquam divisus est ab eo Lot: Leva oculos tuos, et vide a loco, in quo nunc es, ad aquilonem et meridiem, ad orientem et occidentem. Und der Herr sprach zu Abram, nachdem Lot sich von ihm getrennt hatte: Erhebe deine Augen und schaue von dem Orte, an welchem du nun bist,¹² gegen Mitternacht und Mittag, gegen Aufgang und Niedergang. [Gen 12,7, Gen 15,18, Gen 26,4, Dtn 34,4] Genesis Gen 1 13 14 12 Abraham wird wegen seiner Selbstlosigkeit gegen Lot durch eine neue Verheißung belohnt. Dieselbe ist eine Erweiterung der ersten Offenbarung. [Gen 12,1-3] Er steht wohl auf einem hohen Berge, dem Ölberge oder dem Berge Tabor. Genesis Gen 1 13 15 Omnem terram, quam conspicis, tibi dabo, et semini tuo usque in sempiternum. All das Land, welches du siehst, werde ich dir und deinen Nachkommen auf immer zu eigen geben.¹³ Genesis Gen 1 13 15 13 Auf lange Zeit werde ich deinen irdischen Nachkommen dieses Land geben, deinen wahren Kindern auf ewig die Güter, deren Vorbild es ist. Genesis Gen 1 13 16 Faciamque semen tuum sicut pulverem terræ: si quis potest hominum numerare pulverem terræ: semen quoque tuum numerare poterit. Und ich will deine Nachkommen machen wie den Staub der Erde; wenn ein Mensch den Staub der Erde zählen kann, wird er auch deine Nachkommen zählen können.¹⁴ Genesis Gen 1 13 16 14 Dies gilt auch von der geistigen Nachkommenschaft Abrahams. Genesis Gen 1 13 17 Surge, et perambula terram in longitudine, et in latitudine sua: quia tibi daturus sum eam. Mache dich auf und durchziehe das Land nach seiner Länge und nach seiner Breite; denn ich will es dir zu eigen geben.¹⁵ Genesis Gen 1 13 17 15 Vergl. [Apg 7,5]. Genesis Gen 1 13 18 Movens igitur tabernaculum suum Abram, venit et habitavit juxta convallem Mambre, quæ est in Hebron: ædificavitque ibi altare Domino. Und Abram brach sein Zelt ab, und kam, und ließ sich im Tale Mambre nieder, welches in Hebron¹⁶ ist, und erbaute daselbst dem Herrn einen Altar. Genesis Gen 1 13 18 16 Etwa 30 Kilometer südwestlich von Jerusalem. Dort ist Abraham auch [Gen 14,13, Gen 18,1, Gen 23,2]. Ebenso Isaak und Jakob [Gen 35,27, Gen 37,14]. Die Eroberung durch Josue siehe [Jos 10,3ff]. Genesis Gen 1 13 2 Erat autem dives valde in possessione auri et argenti. Er war aber sehr reich,³ und hatte viel Gold und Silber. Genesis Gen 1 13 2 3 Septuag.: An Herden. [Gen 12,6] Genesis Gen 1 13 3 Reversusque est per iter, quo venerat, a meridie in Bethel usque ad locum ubi prius fixerat tabernaculum inter Bethel et Hai: Und er zog auf dem Wege, auf dem er gekommen war, zurück, von Mittag her nach Bethel, bis zu dem Orte, wo er vorher sein Zelt aufgeschlagen hatte, zwischen Bethel und Hai, Genesis Gen 1 13 4 In loco altaris quod fecerat prius, et invocavit ibi nomen Domini. bei der Stätte des Altars, den er dort zuvor erbaut hatte, und rief daselbst den Namen des Herrn an.⁴ [Gen 12,7] Genesis Gen 1 13 4 4 Verehrte Gott. Genesis Gen 1 13 5 Sed et Lot qui erat cum Abram, fuerunt greges ovium, et armenta, et tabernacula. Aber auch Lot, der mit Abram zog, hatte Herden von Schafen, und Rinder und Zelte. Genesis Gen 1 13 6 Nec poterat eos capere terra, ut habitarent simul: erat quippe substantia eorum multa, et nequibant habitare communiter. Und das Land konnte sie nicht fassen, dass sie hätten beisammen wohnen können, denn ihre Habe war groß, und sie konnten nicht beieinander wohnen. [Gen 36,7] Genesis Gen 1 13 7 Unde et facta est rixa inter pastores gregum Abram et Lot. Eo autem tempore Chananæus et Pherezæus habitabant in terra illa. Daher entstand auch Streit zwischen den Hirten der Herden Abrams und Lots. Es wohnten aber damals die Chananiter und Phereziter⁵ in jenem Lande. Genesis Gen 1 13 7 5 Die Phereziter: gegen Norden bei Jezrael und Bethsan. Vor Fremden, vor jenen, welche sie überfallen konnten, streiten die Verwandten. (Chrys.) Genesis Gen 1 13 8 Dixit ergo Abram ad Lot: Ne quæso sit jurgium inter me et te, et inter pastores meos, et pastores tuos: fratres enim sumus. Deshalb sprach Abram zu Lot: Möge doch nicht Streit sein zwischen mir und dir, und zwischen meinen Hirten und deinen Hirten; sind wir doch Brüder.⁶ Genesis Gen 1 13 8 6 Welche Milde und Demut! (Chrys.) Genesis Gen 1 13 9 Ecce universa terra coram te est: recede a me, obsecro: si ad sinistram ieris, ego dexteram tenebo: si tu dexteram elegeris, ego ad sinistram pergam. Siehe, das ganze Land steht dir offen, trenne dich, ich bitte dich, von mir: gehst du zur Linken, so werde ich zur Rechten bleiben; willst du aber die Gegend zur Rechten wählen, so wende ich mich zur Linken.⁷ Genesis Gen 1 13 9 7 Abraham wusste noch nicht, welches Land Gott seinen Nachkommen bestimmt hatte. Genesis Gen 1 0 1 Gott steht Abraham wunderbar bei im Kampfe gegen Chodorlahomor. (V. 16) Aus demselben siegreich zurückkehrend wird der Patriarch von Melchisedech, dem Priester des Allerhöchsten, gesegnet. Genesis Gen 1 14 1 Factum est autem in illo tempore, ut Amraphel rex Sennaar, et Arioch rex Ponti, et Chodorlahomor rex Elamitarum, et Thadal rex gentium. Es begab sich aber zu jener Zeit, dass Amraphel, König von Sennaar, und Arioch, König von Pontus,¹ und Chodorlahomor, König der Elamiter,² und Thadal, König der Völker,³ Genesis Gen 1 14 1 1 Hebr.: Ellasar, das in der Mitte zwischen Euphrat und Tigris in der Landschaft Babylon lag. Genesis Gen 1 14 1 2 Siehe [Gen 10,22]. Genesis Gen 1 14 1 3 König von Gojim. Genesis Gen 1 14 10 Vallis autem silvestris habebat puteos multos bituminis. Itaque rex Sodomorum, et Gomorrhæ terga verterunt, cecideruntque ibi: et qui remanserant, fugerunt ad montem. Das Waldtal aber hatte viele Gruben von Harz.¹⁹ Der König von Sodoma und Gomorrha also ergriffen die Flucht und fielen daselbst,²⁰ und die übrig geblieben waren, flohen in das Gebirge.²¹ Genesis Gen 1 14 10 19 In diese fielen viele auf der Flucht. Genesis Gen 1 14 10 20 Nicht sie persönlich, wohl aber ein Teil ihres Heeres. Genesis Gen 1 14 10 21 Da die Feinde von Nordwesten kamen, ist das moabitische Gebirge gemeint. Genesis Gen 1 14 11 Tulerunt autem omnem substantiam Sodomorum et Gomorrhæ, et universa quæ ad cibum pertinent, et abierunt: Da nahmen sie²² die gesamte Habe von Sodoma und Gomorrha, und allen Mundvorrat, und zogen davon.²³ Genesis Gen 1 14 11 22 Die feindlichen Könige. Genesis Gen 1 14 11 23 Auf der Westseite des Toten Meeres und dann weiter des Jordans. Genesis Gen 1 14 12 Necnon et Lot et substantiam ejus, filium fratris Abram, qui habitabat in Sodomis. Und sie nahmen auch Lot, den Sohn des Bruders Abram, der zu Sodoma wohnte, und seine Habe. Genesis Gen 1 14 13 Et ecce unus, qui evaserat, nuntiavit Abram Hebræo, qui habitabat in convalle Mambre Amorrhæi, fratris Eschol, et fratris Aner: hi enim pepigerant fdus cum Abram. Und siehe, einer der entronnen war, berichtete es Abram, dem Hebräer,²⁴ der im Tale Mambre des Amorrhiters, des Bruders Eschols und des Bruders Aners wohnte; denn diese hatten einen Bund mit Abram geschlossen. Genesis Gen 1 14 13 24 So wurde Abraham genannt, weil er von jenseits des Jordans gekommen war. Die geschlagenen Könige waren zwar mit Abraham nicht verbündet, doch hofft der Bote, Abraham werde seines Neffen gedenken. Genesis Gen 1 14 14 Quod cum audisset Abram, captum videlicet Lot fratrem suum, numeravit expeditos vernaculos suos trecentos decem et octo: et persecutus est usque Dan. Als nun Abram hörte, dass sein Bruder Lot gefangen sei, bot er seine wohlgerüsteten, im Hause geborenen Knechte,²⁵ dreihundert und achtzehn, auf, und jagte nach bis Dan. Genesis Gen 1 14 14 25 Diese gelten mit Recht als besonders treu. Genesis Gen 1 14 15 Et divisis sociis, irruit super eos nocte: percussitque eos, et persecutus est eos usque Hoba, quæ est ad lævam Damasci. Und nachdem er seine Schar geteilt, überfiel er jene des Nachts, und schlug sie,²⁶ und verfolgte sie bis Hoba, das links von Damaskus liegt.²⁷ Genesis Gen 1 14 15 26 Vergl. [Ri 7,16, 1Sam 11,11, Ijob 1,17]. Genesis Gen 1 14 15 27 Da Damaskus im Osten liegt, flohen sie nach Norden. Genesis Gen 1 14 16 Reduxitque omnem substantiam, et Lot fratrem suum cum substantia illius, mulieres quoque et populum. Und er brachte die gesamte Habe zurück, und auch Lot, seinen Bruder, mit seiner Habe, ebenso die Weiber und das Volk. Genesis Gen 1 14 17 Egressus est autem rex Sodomorum in occursum ejus postquam reversus est a cæde Chodorlahomor, et regum qui cum eo erant in valle Save, quæ est vallis regis. Als er aber von dem Siege über Chodorlahomor und die Könige, welche mit ihm waren, zurückkehrte, zog ihm der König von Sodoma²⁸ in das Tal Save, das ist das Königstal,²⁹ entgegen. Genesis Gen 1 14 17 28 Wohl irrtümlich für Salem. Genesis Gen 1 14 17 29 [2Sam 18,18] Genesis Gen 1 14 18 At vero Melchisedech rex Salem, proferens panem et vinum, erat enim sacerdos Dei altissimi, Melchisedech aber, der König von Salem,³⁰ brachte Brot und Wein dar, denn er war ein Priester Gottes, des Allerhöchsten;³¹ Genesis Gen 1 14 18 30 Jerusalem. Genesis Gen 1 14 18 31 Vergl. [Hebr 7,4ff]. Melchisedech opferte, wie der Beisatz besagt und [Ps 109,4, Hebr 57] bestätigt. Mit dem Opfer war eine Opfermahlzeit verbunden, an welcher Abraham teilnahm. Genesis Gen 1 14 19 Benedixit ei, et ait: Benedictus Abram Deo excelso, qui creavit clum et terram: und er segnete ihn, und sprach: Gesegnet sei Abram von Gott, dem Allerhöchsten, der Himmel und Erde erschaffen hat!³² Genesis Gen 1 14 19 32 Diesen verehrte Abraham. Melchisedech, König der Gerechtigkeit, ist außer Job der letzte uns geschichtlich bekannte Zeuge der Verehrung des wahren Gottes außerhalb des auserwählten Geschlechtes. Genesis Gen 1 14 2 Inirent bellum contra Bara regem Sodomorum, et contra Bersa regem Gomorrhæ, et contra Sennaab regem Adamæ, et contra Semeber regem Seboim, contraque regem Balæ, ipsa est Segor. einen Krieg anfingen mit Bara, dem König von Sodoma, und mit Bersa, dem König von Gomorrha, und mit Sennaab, dem König von Adama, und mit Semeber, dem König von Seboim, und mit dem König von Bala, das ist Segor.⁴ Genesis Gen 1 14 2 4 Sodoma, Gomorrha, Adama und Seboim sind bereits [Gen 10,19] erwähnt. Segor: Siehe [Gen 13,10]. Der Name dieses Königs ist durch einen Schreibfehler ausgefallen. Die erstgenannten vier gingen später unter. [Gen 19] Vergl. [Dtn 29,23, Ri 7]. An anderen Stellen werden nur die hauptsächlichsten Städte, Sodoma und Gomorrha, genannt. Genesis Gen 1 14 20 Et benedictus Deus excelsus, quo protegente, hostes in manibus tuis sunt. Et dedit ei decimas ex omnibus. Und gepriesen sei Gott, der Allerhöchste, durch dessen Schutz die Feinde in deinen Händen sind! Da gab Abram ihm den Zehnten von allem.³³ [Hebr 7,1] Genesis Gen 1 14 20 33 Abraham erkennt Melchisedech, der König und Priester in einer Person war, als seinen Herrn an, indem er ihm den Zehnten entrichtet. Die Bedeutung Melchisedechs siehe [Ps 109,4, Hebr 7,1-10]. Genesis Gen 1 14 21 Dixit autem rex Sodomorum ad Abram: Da mihi animas, cetera tolle tibi. Der König von Sodoma aber sprach zu Abram: Gib mir die Leute, das Übrige nimm für dich.³⁴ Genesis Gen 1 14 21 34 Als der König von Sodoma die Beute mit ihm teilen will, verzichtet Abraham freiwillig auf dieselbe für seinen Teil, nur für seine Mitkämpfer den diesen gebührenden Anteil begehrend. Wie gegen Lot, ist Abraham gegen den König von Sodoma selbstlos und wird durch den Bund mit Gott [Gen 15] reich belohnt. Genesis Gen 1 14 22 Qui respondit ei: Levo manum meam ad Dominum Deum excelsum possessorem cli et terræ, Da antwortete er ihm: Ich erhebe meine Hand zu Gott dem Herrn, dem Höchsten, dem Gebieter Himmels und der Erde:³⁵ Genesis Gen 1 14 22 35 Dies ist der erste Schwur, von dem die heilige Schrift berichtet, doch sehen wir aus [Gen 21,23], dass der Eidschwur allgemein üblich war. Genesis Gen 1 14 23 Quod a filo subtegminis usque ad corrigiam caligæ, non accipiam ex omnibus quæ tua sunt, ne dicas: Ego ditavi Abram: Nicht einen Faden Gewebes, noch einen Schuhriemen, nichts nehme ich an von allem, was dein ist, damit du nicht sagest: Ich habe Abram reich gemacht. Genesis Gen 1 14 24 Exceptis his, quæ comederunt juvenes, et partibus virorum, qui venerunt mecum, Aner, Eschol, et Mambre: isti accipient partes suas. Nur das sei ausgenommen, was die Knechte verzehrt haben, und der Anteil der Männer, welche mit mir gekommen sind, Aner, Eschol und Mambre; sie mögen ihren Anteil erhalten.³⁶ Genesis Gen 1 14 24 36 Warum wollte Abraham von dem Könige von Sodoma nichts annehmen? Wohl weil er mit den Sündern keine Gemeinschaft haben wollte und meinte, er könne Gottes Segen nicht erlangen, wenn er ihre Geschenke bei sich bewahrte. Genesis Gen 1 14 3 Omnes hi convenerunt in vallem silvestrem, quæ nunc est mare salis. Alle diese kamen im Waldtale⁵ zusammen, welches jetzt das Salzmeer ist.⁶ [Gen 19,24] Genesis Gen 1 14 3 5 Siddim. Dies Tal hieß später das Salzmeer, das Tote Meer. Vielleicht aber umfasste es nur den südlichen Teil desselben. Genesis Gen 1 14 3 6 Den Grund gibt V. 4 7 an, V. 8 wiederholt die Tatsache. Genesis Gen 1 14 4 Duodecim enim annis servierant Chodorlahomor, et tertiodecimo anno recesserunt ab eo. Denn zwölf Jahre waren sie Chodorlahomor untertan gewesen, und im dreizehnten Jahre fielen sie von ihm ab. Genesis Gen 1 14 5 Igitur quartodecimo anno venit Chodorlahomor, et reges qui erant cum eo: percusseruntque Raphaim in Astarothcarnaim, et Zuzim cum eis, et Emin in Save Cariathaim, Im vierzehnten Jahre also kam Chodorlahomor und die Könige, die mit ihm waren, und sie schlugen die Raphaiter zu Astarothkarnaim,⁷ und die Zuziter mit ihnen,⁸ und die Emiter⁹ in Save Kariathaim,¹⁰ Genesis Gen 1 14 5 7 Die Raphaiter wohnten besonders in Basan. Astarothkarnaim war später Sitz des Königs Og. [Dtn 1,4] Vergl. [Jos 9,10] u. a. Genesis Gen 1 14 5 8 Richtiger: in Ham. Genesis Gen 1 14 5 9 [Dtn 2,10] zu den Raphaiten gezählt, früher Bewohner von Moab. Genesis Gen 1 14 5 10 Stadt im späteren Gebiete von Ruben. [Num 32,37]. Genesis Gen 1 14 6 Et Chorræos in montibus Seir, usque ad campestria Pharan, quæ est in solitudine. und die Chorriter¹¹ auf dem Gebirge Seir bis zu der Ebene Pharan,¹² welches in der Wüste liegt. Genesis Gen 1 14 6 11 Diese wurden von den Edomitern vertrieben. [Dtn 2,12.22] Genesis Gen 1 14 6 12 Terebinthenhain von Pharan. Westlich von der Stadt begann die Wüste Pharan. Genesis Gen 1 14 7 Reversique sunt, et venerunt ad fontem Misphat, ipsa est Cades: et percusserunt omnem regionem Amalecitarum et Amorrhæum, qui habitabat in Asasonthamar. Und sie wandten sich und kamen zu der Quelle Misphat,¹³ das ist Kades,¹⁴ und schlugen das ganze Land der Amalekiter¹⁵ und die Amorrhiter, welche in Asasonthamar¹⁶ wohnten. Genesis Gen 1 14 7 13 Entscheidungsquelle. Genesis Gen 1 14 7 14 So hieß der Ort später. Genesis Gen 1 14 7 15 Die Amalekiter werden [Gen 36,12] von einem Sohne Esaus hergeleitet. Die Benennung ist also hier eine proleptische, wie [Gen 12,8] Bethel; [Dan 14,14]. Es ist also das Land, welches später die Amalekiter innehatten. Genesis Gen 1 14 7 16 En Gedi an der Westseite des Toten Meeres. Siehe [2Chr 20,2]. Genesis Gen 1 14 8 Et egressi sunt rex Sodomorum, et rex Gomorrhæ, rexque Adamæ, et rex Seboim, necnon et rex Balæ, quæ est Segor: et direxerunt aciem contra eos in valle silvestri: Da zogen der König von Sodoma, und der König von Gomorrha, und der König von Adama, und der König von Seboim, und der König von Bala, das ist Segor, aus und stellten sich im Waldtale¹⁷ in Schlachtordnung gegen sie auf: Genesis Gen 1 14 8 17 Siddim. Genesis Gen 1 14 9 Scilicet adversus Chodorlahomor regem Elamitarum, et Thadal regem gentium, et Amraphel regem Sennaar, et Arioch regem Ponti: quatuor reges adversus quinque. nämlich gegen Chodorlahomor, den König der Elamiter, und Thadal, den König der Völker, und Amraphel, den König von Sennaar, und Arioch, den König von Pontus, vier Könige gegen fünf.¹⁸ Genesis Gen 1 14 9 18 Um so größer ist Abrahams Ruhm, der sich allen fünf allein gewachsen zeigt. Genesis Gen 1 0 1 4.) Auf seine Klage, dass Gott ihm noch immer keinen Erben geschenkt, tröstet Gott Abraham, ihm von neuem einen Sohn verheißend. (V. 5) Da Abraham glaubt, geht Gott mit ihm einen Bund ein und bestätigt seine Verheißung von neuem, dass er ihm und seinen Nachkommen das Land Chanaan auf ewig geben wolle. Genesis Gen 1 15 1 His itaque transactis, factus est sermo Domini ad Abram per visionem dicens: Noli timere Abram, ego protector tuus sum, et merces tua magna nimis. Nach diesen Begebenheiten erging das Wort des Herrn an Abram in einem Gesichte,¹ und er sprach: Fürchte dich nicht, Abram! ich bin dein Beschirmer, und dein Lohn wird überaus groß sein. Genesis Gen 1 15 1 1 Wie [Gen 12,7, Gen 17,1, Gen 16,1]. Die erste Anrede Gottes V. 1 5 fällt in die Nachtzeit. V. 7 9 folgt entweder unmittelbar darauf oder etwas später, V. 12 gegen Sonnenuntergang, ebenso V. 17. Vor der Sündflut gewährte Gott noch der Erde seine Gegenwart bis auf Noe. Als er aber nach derselben einen Bund mit diesem geschlossen, hörten die unmittelbaren Gottesoffenbarungen auf, so dass Gott vom Himmel herab das Urteil über den Turmbau zu Babel verhängte. Als aber Abraham auf Gottes Geheiß nach Chanaan gezogen war, erschien ihm Jahve dort. [Gen 12,7] Diese Erscheinungen erfolgen vom Himmel herab, indem Jahve, nachdem er mit Abraham und den anderen Patriarchen gesprochen, nach dem heiligen Texte sich entfernt [Gen 18,33], zur Höhe auffährt. [Gen 17,22, Gen 35,13] Es werden dem Patriarchen teils im wachen Zustande, in einer für die Sinne erkennbaren Weise, teils in Visionen, mittelst geistiger Verzückung, teils endlich in der Form des Traumes [Gen 28,12ff] diese Erscheinungen zu Teil. Über die Gestalt, in der Gott erscheint, wird nichts berichtet außer [Gen 18,1ff]. Oftmals werden im Laufe des Alten Testamentes Erscheinungen des Engels Gottes oder des Herrn erwähnt, die wie [Gen 48,15ff] denen Gottes gleichstehen. Der Engel Gottes identifiziert sich ja auch selbst mit Gott [Gen 22,12], ebenso [Gen 16,10, Gen 21,18] das wiederholend, was der Herr [Gen 17,20] und Jahve [Gen 13,16; Gen 15,4ff] gesprochen. Vergl. auch [Ex 3,6ff]. Auch tut der Engel Gottes Wunder [Ri 6,21, Ri 13,19ff] und wird von denen, denen er erscheint, als Gott anerkannt, angebetet und mit Opfern geehrt; anders als der Engel [Offb 22,6]. Aus diesem Grunde nennen ihn die heiligen Schriftsteller auch kurzweg Jahve. Vergl. [Ex 3], V. 2 mit 4, [Ri 6] V. 12 mit 14 und 16; [Ex 14,19] mit [Ex 13,21]. Wohl wird der Engel Gottes auch an einigen Stellen von Jahve selbst persönlich unterschieden [Gen 22,16, Ri 6,12, Ri 13,16] u. a., aber dennoch wird der Herr, der Engel des Bundes [Mal 3,1], der eingeborene Sohn Gottes, der selbst Gott ist, im Alten Testamente mehr in seiner Wesensgleichheit mit dem Vater dargestellt. Was im Neuen Testamente durch die Menschwerdung des Sohnes Gottes in voller Klarheit sich zeigen soll, wird im Alten Testamente nur verhüllt dargestellt. Genesis Gen 1 15 10 Qui tollens universa hæc, divisit ea per medium, et utrasque partes contra se altrinsecus posuit: aves autem non divisit. Da nahm er dieses alles, und teilte jedes je in zwei gleiche Teile, und legte je die beiden Teile einander gegenüber; die Vögel aber zerteilte er nicht.⁸ Genesis Gen 1 15 10 8 Die genannten fünf Tierarten sind die sich zu einem Opfer zunächst darbietenden Haustiere, welche auch später im levitischen Opferkultus allein zulässig waren. Die Zerteilung der Opfer und ihre Anordnung in zwei Reihen hatten symbolischen Sinn mit Rücksicht auf das Bündnis. [Jer 34,18] Abraham hat nun alles für die Gewährleistung Gottes vorbereitet. Er muss noch warten, bleibt aber standhaft. Genesis Gen 1 15 11 Descenderuntque volucres super cadavera, et abigebat eas Abram. Da stießen die Raubvögel auf die Leichname herab, Abram aber vertrieb sie. Genesis Gen 1 15 12 Cumque sol occumberet, sopor irruit super Abram, et horror magnus et tenebrosus invasit eum. Als nun die Sonne unterging, fiel ein tiefer Schlaf auf Abram, und großer Schrecken, tiefe Finsternis⁹ überfiel ihn. Genesis Gen 1 15 12 9 Ob der außergewöhnlichen Finsternis. Genesis Gen 1 15 13 Dictumque est ad eum: Scito prænoscens quod peregrinum futurum sit semen tuum in terra non sua, et subjicient eos servituti, et affligent quadringentis annis. Und es ward zu ihm gesagt: Wisse und erfahre zum voraus, dass deine Nachkommenschaft fremd sein wird in einem Lande, das ihnen nicht gehört, und man¹⁰ wird sie dienstbar machen und hart bedrücken, vierhundert Jahre lang.¹¹ [Apg 7,6] Genesis Gen 1 15 13 10 Die Bewohner des fremden Landes. Genesis Gen 1 15 13 11 Nach [Ex 12,40] genauer 430 Jahre. Es liegt in der Natur der Weissagungen des Alten Testamentes, dass ein gewisses Dunkel sie umgibt. Die Zahlen (auch V. 16: im vierten Geschlechte) sind deshalb abgerundet, da sie vor allem die Versicherung verbürgen, dass die Zukunft von Gottes Vorsehung behütet wird. Genesis Gen 1 15 14 Verumtamen gentem, cui servituri sunt, ego judicabo: et post hæc egredientur cum magna substantia. Aber das Volk, dem sie dienstbar sein werden, werde ich richten;¹² und darnach werden sie ausziehen mit reicher Habe. Genesis Gen 1 15 14 12 Strafen. Genesis Gen 1 15 15 Tu autem ibis ad patres tuos in pace, sepultus in senectute bona. Du aber wirst in Frieden zu deinen Vätern eingehen¹³ und in hohem Alter begraben werden. Genesis Gen 1 15 15 13 Wie der Wanderer in seine Heimat. Da Abraham nicht bei seinen leiblichen Vätern begraben wird, ist von der Unsterblichkeit der Seele die Rede. Diese soll dafür trösten, dass er die Befreiung seiner Nachkommen selbst nicht mehr sehen wird. Genesis Gen 1 15 16 Generatione autem quarta revertentur huc: necdum enim completæ sunt iniquitates Amorrhæorum usque ad præsens tempus. Im vierten Geschlechte¹⁴ aber werden sie hierher zurückkehren; denn bis zur Stunde haben die Sünden der Amorrhiter noch nicht ihr volles Maß erreicht. Genesis Gen 1 15 16 14 Der in Ägypten Lebenden. Es ist dieselbe Zeitbestimmung wie in V. 13. Genesis Gen 1 15 17 Cum ergo occubuisset sol, facta est caligo tenebrosa, et apparuit clibanus fumans, et lampas ignis transiens inter divisiones illas. Als nun die Sonne untergegangen war, entstand eine dichte Finsternis, und ein rauchender Ofen erschien, und eine Feuerflamme,¹⁵ welche zwischen jenen geteilten Stücken hindurch ging. Genesis Gen 1 15 17 15 Ein Vorbild der Rauch- und Feuersäule in der Wüste. Das Hindurchgehen zwischen dem geteilten Opfer war Zeichen der Bundesschließung. Genesis Gen 1 15 18 In illo die pepigit Dominus fdus cum Abram, dicens: Semini tuo dabo terram hanc a fluvio gypti usque ad fluvium magnum Euphraten, An diesem Tage schloss der Herr einen Bund mit Abram, und sprach: Deinen Nachkommen will ich dieses Land geben, vom Strome Ägyptens an bis zum großen Euphratstrome,¹⁶ [Gen 12,7, Gen 13,15, Gen 26,4, Num 34,4, 2Chr 9,26] Genesis Gen 1 15 18 16 Der Fluss Ägyptens Wadi el Arisch, der bei dem Dorfe El Arisch, einst Rhinokolura, ins Mittelmeer mündet, nachdem er den nördlichen Teil der Halbinsel Sinai durchzogen. Der Euphrat war unter David die Grenze des Reiches. Genesis Gen 1 15 19 Cinæos, et Cenezæos, Cedmonæos, das Land der Kiniter, Keneziter, Kedmoniter, Genesis Gen 1 15 2 Dixitque Abram: Domine Deus, quid dabis mihi? Ego vadam absque liberis: et filius procuratoris domus meæ iste Damascus Eliezer. Abram sprach: Herr, Gott! was willst du mir geben? Ich gehe kinderlos dahin, und der Sohn meines Hausverwalters, des Damasceners Eliezer ist es.² Genesis Gen 1 15 2 2 Was nützt mir der Lohn, wenn ich kinderlos bin? Genesis Gen 1 15 20 Et Hethæos, et Pherezæos, Raphaim quoque, Hethiter, Phereziter, Raphaiter, Genesis Gen 1 15 21 Et Amorrhæos, et Chananæos, et Gergesæos, et Jebusæos. Amorrhiter, Chananiter, Gergesiter, und Jebusiter.¹⁷ Genesis Gen 1 15 21 17 Zehn Namen, teilweise von Völkern nicht chanaanitischer Abstammung, werden aufgezählt, um die volle Überlieferung des Landes zu kennzeichnen. Die Kiniter scheinen nach [Ri 1,16, Ri 4,11] zur Zeit Moses unter den Madianitern gewohnt zu haben. Von Esaus Enkel [Gen 36,1] können sie nicht wohl hergeleitet werden. Die Kedmoniter werden nur hier erwähnt (etwa nahe bei Palästina wohnende Araber?) ebenso die Keneziter. Die Phereziter (siehe [Gen 13,7]) wohnten in dem späteren Gebiete des Stammes Juda. Über die Chanaaniter vergl. [Num 13,30]. Genesis Gen 1 15 3 Addiditque Abram: Mihi autem non dedisti semen: et ecce vernaculus meus, heres meus erit. Und Abram sprach: Mir aber hast du keine Nachkommen gegeben; so wird denn mein hausgeborener Knecht mein Erbe sein. Genesis Gen 1 15 4 Statimque sermo Domini factus est ad eum, dicens: Non erit hic heres tuus: sed qui egredietur de utero tuo, ipsum habebis heredem. Alsbald erging das Wort des Herrn an ihn, also: Nicht dieser wird dein Erbe sein, sondern einer, der von deinem Leibe kommt, ihn wirst du zum Erben haben. Genesis Gen 1 15 5 Eduxitque eum foras, et ait illi: Suspice clum, et numera stellas, si potes. Et dixit ei: Sic erit semen tuum. Und er führte ihn hinaus und sprach zu ihm: Blicke auf zum Himmel und zähle die Sterne, wenn du kannst! Und er sprach zu ihm: So wird deine Nachkommenschaft sein!³ [Röm 4,18] Genesis Gen 1 15 5 3 Vergl. [Gen 13,16]. Zunächst ist die leibliche Nachkommenschaft zu verstehen, um welche Abraham gebeten hat, doch durch Christus auch die geistige. Vergl. [Röm 4,18]. Genesis Gen 1 15 6 Credidit Abram Deo, et reputatum est illi ad justitiam. Abram glaubte Gott,⁴ und dies ward ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.⁵ [Röm 4,3, Gal 3,6, Jak 2,23] Genesis Gen 1 15 6 4 Er glaubte und vertraute Gott. Der Gegenstand des Glaubens ist das V. 1, 4, 5 von Gott Gesagte. Genesis Gen 1 15 6 5 So dass Abraham einen Zuwachs der Gerechtigkeit erhielt, wie er auch die Gerechtigkeit selbst zuvor durch den Glauben erlangt hatte. Genesis Gen 1 15 7 Dixitque ad eum: Ego Dominus qui eduxi te de Ur Chaldæorum ut darem tibi terram istam, et possideres eam. Und Gott sprach zu ihm: Ich bin der Herr, der dich aus Ur in Chaldäa geführt hat, um dir dieses Land zu geben, dass du es besitzest. Genesis Gen 1 15 8 At ille ait: Domine Deus, unde scire possum, quod possessurus sim eam? Er aber sprach: Herr, Gott! woran kann ich es erkennen, dass ich es besitzen werde?⁶ Genesis Gen 1 15 8 6 Unbeschadet seines Glaubens wünscht Abraham ein Zeichen. (Chrys., Theodor, Aug.) Genesis Gen 1 15 9 Et respondens Dominus: Sume, inquit, mihi vaccam triennem, et capram trimam, et arietem annorum trium, turturem quoque, et columbam. Und der Herr antwortete und sprach: Nimm mir⁷ eine dreijährige Kuh, und eine dreijährige Ziege, und einen dreijährigen Widder, auch eine Turteltaube und eine andere Taube. Genesis Gen 1 15 9 7 Zum Opfer. Genesis Gen 1 0 1 5.) Bald darauf gebärt, während Sarai unfruchtbar bleibt, ihre Magd Agar Abraham einen Sohn Ismael. Genesis Gen 1 16 1 Igitur Sarai, uxor Abram, non genuerat liberos; sed habens ancillam gyptiam nomine Agar, Sarai nun, Abrams Weib, hatte keine Kinder geboren;¹ da sie aber eine Magd, eine Ägypterin, Namens Agar, hatte, Genesis Gen 1 16 1 1 Auch nach so vielen Verheißungen ist Sara noch unfruchtbar. Genesis Gen 1 16 10 Et rursum: Multiplicans, inquit, multiplicabo semen tuum, et non numerabitur præ multitudine. Und wiederum sprach er:¹¹ Ich will deine Nachkommenschaft überaus zahlreich machen, dass sie vor Menge unzählbar wird.¹² Genesis Gen 1 16 10 11 Der Befehl war hart, deshalb folgt die Verheißung. Genesis Gen 1 16 10 12 Die Berechtigung des Befehles beweist [Gen 25,6], denn nur durch Agars Rückkehr wurde es Abraham möglich, für ihren Sohn zu sorgen. Genesis Gen 1 16 11 Ac deinceps: Ecce, ait, concepisti, et paries filium: vocabisque nomen ejus Ismael, eo quod audierit Dominus afflictionem tuam. Und hierauf sprach er: Siehe, du hast empfangen und wirst einen Sohn gebären; den sollst du Ismael nennen,¹³ weil der Herr auf deine Bedrängnis gehört hat. Genesis Gen 1 16 11 13 So wird zugleich Abraham geehrt und die ihm gegebene Verheißung in gewisser Beziehung auf den ausgedehnt, der doch nicht Sohn der Verheißung ist. Er zuerst erhält nach Abraham von Gott seinen Namen. Genesis Gen 1 16 12 Hic erit ferus homo: manus ejus contra omnes, et manus omnium contra eum: et e regione universorum fratrum suorum figet tabernacula. Er wird ein wilder Mensch sein,¹⁴ seine Hand gegen alle, und aller Hand gegen ihn; und allen seinen Brüdern gegenüber wird er seine Zelte aufschlagen. Genesis Gen 1 16 12 14 Hebr.: Er wird wie ein Wildesel sein, unabhängig, allen trotzend und wider seine Brüder kämpfend. Genesis Gen 1 16 13 Vocavit autem nomen Domini qui loquebatur ad eam: Tu Deus qui vidisti me. Dixit enim: Profecto hic vidi posteriora videntis me. Da nannte sie¹⁵ den Namen des Herrn, der mit ihr geredet: Du Gott, der mich gesehen.¹⁶ Denn, sagte sie, fürwahr! hier habe ich dem nachgesehen, der mich sah.¹⁷ Genesis Gen 1 16 13 15 Besser: rief sie an. Genesis Gen 1 16 13 16 Nur die ersten Worte des Gebetes werden angeführt: Du hast auf mein Leiden geschaut und dich meiner erbarmt. Genesis Gen 1 16 13 17 Besser fragend: Habe ich auch wirklich hier hintennach gesehen dem, der mich sah, und bin am Leben geblieben? Genesis Gen 1 16 14 Propterea appellavit puteum illum, Puteum Viventis et Videntis me. Ipse est inter Cades et Barad. Darum nannte man jenen Brunnen den Brunnen des Lebendigen und des mich Sehenden.¹⁸ Er ist zwischen Kades¹⁹ und Barad. [Gen 24,62] Genesis Gen 1 16 14 18 Der Lachaj, Brunnen des Lebendigen, der mich schaut. Genesis Gen 1 16 14 19 Siehe [Gen 14,7]. Barad nur hier, die Araber bezeichnen noch jetzt den Quell von Muweilich als diese Stätte. Genesis Gen 1 16 15 Peperitque Agar Abræ filium: qui vocavit nomen ejus Ismael. Und Agar gebar Abram einen Sohn, und dieser nannte seinen Namen Ismael. Genesis Gen 1 16 16 Octoginta et sex annorum erat Abram quando peperit ei Agar Ismaelem. Abram war sechsundachtzig Jahre alt, als Agar ihm Ismael gebar. Genesis Gen 1 16 2 Dixit marito suo: Ecce, conclusit me Dominus, ne parerem: ingredere ad ancillam meam, si forte saltem ex illa suscipiam filios. Cumque ille acquiesceret deprecanti, sprach sie zu ihrem Manne: Siehe, der Herr hat mich verschlossen, dass ich nicht gebäre; gehe also zu meiner Magd ein, vielleicht erhalte ich doch aus ihr Kinder.² Und da er ihrer Bitte nachgab,³ Genesis Gen 1 16 2 2 Den Altvätern ward von Gott erlaubt, mehrere Frauen zu nehmen. (Ambros., Aug., Chrys.) Genesis Gen 1 16 2 3 Abraham hört auf die Stimme seines Weibes, nicht Gottes. Agar gehörte der Sarai, deshalb konnte diese die Kinder derselben als die ihrigen ansehen. Genesis Gen 1 16 3 Tulit Agar gyptiam ancillam suam post annos decem quam habitare cperant in terra Chanaan: et dedit eam viro suo uxorem. nahm sie Agar, ihre ägyptische Magd, nachdem sie zehn Jahre im Lande Chanaan gewohnt hatten, und gab sie ihrem Manne zum Weibe.⁴ Genesis Gen 1 16 3 4 Im 85. Jahre Abrahams. Die Vielweiberei musste bereits sehr verbreitet sein. Genesis Gen 1 16 4 Qui ingressus est ad eam. At illa concepisse se videns, despexit dominam suam. Und er ging zu ihr ein. Als diese aber sah, dass sie empfangen hatte, verachtete sie ihre Gebieterin.⁵ Genesis Gen 1 16 4 5 Die Magd verachtet die kinderlose Sarai, welche Abraham die Schuld davon zuschreibt. Genesis Gen 1 16 5 Dixitque Sarai ad Abram: Inique agis contra me: ego dedi ancillam meam in sinum tuum, quæ videns quod conceperit, despectui me habet: judicet Dominus inter me, et te. Da sprach Sarai zu Abram: Du handelst unrecht an mir;⁶ ich habe meine Magd in deinen Schoß gegeben, da sie nun aber sieht, dass sie empfangen hat, verachtet sie mich; der Herr richte zwischen mir und dir! Genesis Gen 1 16 5 6 Hebr.: Das mir widerfahrene Unrecht ist deine Schuld. Genesis Gen 1 16 6 Cui respondens Abram: Ecce, ait, ancilla tua in manu tua est, utere ea ut libet. Affligente igitur eam Sarai, fugam iniit. Abram aber antwortete ihr, und sprach: Siehe, deine Magd ist in deiner Gewalt, verfahre mit ihr, wie es dir gutdünkt.⁷ Da nun Sarai sie härter behandelte, ergriff sie die Flucht.⁸ Genesis Gen 1 16 6 7 Indem Abraham die Magd zu seinem Nebenweibe machte, hatte er ein gewisses Recht auf sie erworben, auf welches er jetzt verzichtet. Welch unglückliche Lage der zweiten Frau. Genesis Gen 1 16 6 8 Sie flieht nach Ägypten, woher sie entstammt. Genesis Gen 1 16 7 Cumque invenisset eam Angelus Domini juxta fontem aquæ in solitudine, qui est in via Sur in deserto, Da fand sie der Engel des Herrn⁹ in der Wüste, an der Wasserquelle, welche auf dem Wege nach Sur¹⁰ in der Wüste ist, Genesis Gen 1 16 7 9 Der Engel Gottes ist Gott selbst. Genesis Gen 1 16 7 10 Sur, Mauer, eine ägyptische Festung östlich von Pelusium, westlich vom Sirbonissee, von den Griechen Gerrhoe oder Gerrha genannt. Die Wüste Sur [Ex 15,22] ist die Wüste südlich von dem genannten See ostwärts bei Wadi el Arisch. Von wo Hagar geflohen ist, wird nicht gesagt. Der zuletzt erwähnte Aufenthaltsort Abrahams ist Hebron. [Gen 14,13] Genesis Gen 1 16 8 Dixit ad illam: Agar ancilla Sarai, unde venis? et quo vadis? Quæ respondit: A facie Sarai dominæ meæ ego fugio. und sprach zu ihr: Agar, Magd Sarais! woher kommst du? und wohin gehst du? Sie antwortete: Ich fliehe vor Sarai, meiner Gebieterin. Genesis Gen 1 16 9 Dixitque ei Angelus Domini: Revertere ad dominam tuam, et humiliare sub manu illius. Und der Engel des Herrn sprach zu ihr: Kehre um zu deiner Gebieterin und demütige dich unter ihre Hand. Genesis Gen 1 0 1 B. Geschichte Abrahams von der Geburt Ismaels an bis zur Geburt Isaaks. (17,1 21,34) 1.) Ismael war nicht der verheißene Sohn. Einige Jahre nach dessen Geburt wiederholt Gott seine doppelte Verheißung und bestätigt sie durch Erneuerung des Bündnisses, indem er die Beschneidung als Bundeszeichen einsetzt, und von Sarai, deren Namen Gott ebenso wie den Abrahams ändert, einen Sohn als Erben des Bündnisses und der Verheißung verspricht. Genesis Gen 1 17 1 Postquam vero nonaginta et novem annorum esse cperat, apparuit ei Dominus: dixitque ad eum: Ego Deus omnipotens: ambula coram me, et esto perfectus. Nachdem er aber in sein neunundneunzigstes Jahr getreten war, erschien ihm der Herr und sprach zu ihm:¹ Ich bin Gott, der Allmächtige, wandle vor mir² und sei vollkommen. Genesis Gen 1 17 1 1 Im 75. Jahre erhielt Abraham die erste Verheißung, im 86. Jahre ward Ismael geboren, im 99. wird die Verheißung wiederholt und die Beschneidung eingesetzt. Im 100. Jahre wird Isaak geboren und die Verheißung erfüllt. Auf eine wie harte Probe wird Abrahams Glauben gestellt. Genesis Gen 1 17 1 2 Ebenso [Gen 24,40]. Vergl. [Gen 48,15]. Genesis Gen 1 17 10 Hoc est pactum meum quod observabitis inter me et vos, et semen tuum post te: Circumcidetur ex vobis omne masculinum: Dies ist mein Bund, den ihr halten sollt, zwischen mir und euch, und deinen Nachkommen nach dir: alles, was männlich ist unter euch, soll beschnitten werden. Genesis Gen 1 17 11 Et circumcidetis carnem præputii vestri, ut sit in signum fderis inter me et vos. Und zwar sollt ihr das Fleisch eurer Vorhaut beschneiden,¹⁰ dass dies das Zeichen des Bundes sei zwischen mir und euch. [Röm 4,11, Lev 12,3, Lk 12,21] Genesis Gen 1 17 11 10 Die Beschneidung war Bundeszeichen, insofern derjenige, der sie empfing, in die Gemeinschaft des heiligen Volkes [Ex 19,6] aufgenommen und andererseits zur Heiligung des Lebens oder zur Erfüllung aller Bundesforderungen verpflichtet ward. Im unmündigen Alter empfangen, sollte sie im mündigen an die durch sie verliehene Aussonderung aus den Heiden und die Bundespflicht erinnern. Genesis Gen 1 17 12 Infans octo dierum circumcidetur in vobis, omne masculinum in generationibus vestris: tam vernaculus, quam emptitius circumcidetur, et quicumque non fuerit de stirpe vestra: Wenn es acht Tage alt ist,¹¹ soll alles, was männlich unter euch ist, beschnitten werden, Geschlecht für Geschlecht; sowohl der im Hause geborene, als der angekaufte Knecht soll beschnitten werden, und jeder, der nicht von eurem Stamme ist.¹² Genesis Gen 1 17 12 11 Der Tag wurde, wie analog aus der Vorschrift über die Opfertätigkeit der Tiere [Lev 22,27] zu schließen, wohl als der Anfang des selbständigen Lebens angesehen nach Abschluss der ersten sieben Lebenstage. Genesis Gen 1 17 12 12 Vor allem geht aus diesem Verse hervor, dass die Zugehörigkeit zum Gottesvolke nicht durch leibliche Abstammung bedingt ist. Es ergab sich als Folge die Sitte, dass Nichtisraeliten sich durch die Annahme der Beschneidung dem auserwählten Volke eingliedern lassen konnten. Genesis Gen 1 17 13 Eritque pactum meum in carne vestra in fdus æternum. So soll mein Bund an euerm Fleische sein als ein ewiger Bund.¹³ Genesis Gen 1 17 13 13 Die Sitte der Beschneidung ist älter als die Mosaische Zeit, doch scheinen ihr u. a. die Ägypter keine große Bedeutung beigelegt zu haben. Genesis Gen 1 17 14 Masculus, cujus præputii caro circumcisa non fuerit, delebitur anima illa de populo suo: quia pactum meum irritum fecit. Ein jeder männlichen Geschlechtes, der am Fleische seiner Vorhaut nicht beschnitten ist, dessen Leben soll ausgetilgt werden aus seinem Volke,¹⁴ weil er meinen Bund gebrochen hat. Genesis Gen 1 17 14 14 Soll, da er Gottes Gebot verachtet hat, keinen Anteil haben an den zeitlichen Gütern und geistigen Verheißungen des auserwählten Volkes. Genesis Gen 1 17 15 Dixit quoque Deus ad Abraham: Sarai uxorem tuam non vocabis Sarai, sed Saram. Und weiter sprach Gott zu Abraham: Sarai, dein Weib, sollst du nicht mehr Sarai nennen, sondern Sara.¹⁵ Genesis Gen 1 17 15 15 Nicht mehr: meine Fürstin, Fürstin einer einzelnen Familie, sondern Fürstin überhaupt. Genesis Gen 1 17 16 Et benedicam ei, et ex illa dabo tibi filium cui benedicturus sum, eritque in nationes, et reges populorum orientur ex eo. Und ich will sie segnen¹⁶ und will dir von ihr einen Sohn schenken, den ich segnen werde; und er wird der Stammvater von Völkern werden, und Könige von Völkern werden von ihm hervorgehen. Genesis Gen 1 17 16 16 Ausdehnung der Verheißung auf Sara. Genesis Gen 1 17 17 Cecidit Abraham in faciem suam, et risit, dicens in corde suo: Putasne centenario nascetur filius? et Sara nonagenaria pariet? Da fiel Abraham auf sein Angesicht, und lachte,¹⁷ und sprach in seinem Herzen: Sollte wohl einem Hundertjährigen ein Sohn geboren werden, und sollte Sara, die Neunzigjährige, noch gebären?¹⁸ Genesis Gen 1 17 17 17 Vor Freude und Verwunderung. Genesis Gen 1 17 17 18 Abraham lässt einen kleinen Zweifel zu, ob dies auf natürliche Weise geschehen soll, der ihn aber nicht hindert, Gott zu gehorchen, Sara beizuwohnen und so seinen Glauben zu beweisen. Genesis Gen 1 17 18 Dixitque ad Deum: Utinam Ismael vivat coram te. Und er sprach zu Gott: Möchte doch Ismael am Leben bleiben vor dir!¹⁹ Genesis Gen 1 17 18 19 Der Sohn Agars scheint durch die Verheißung Gottes von der Gnade Gottes ausgeschlossen. Darum fleht Abraham, Gottes Angesicht möchte ihm in Gnade zugewendet sein. Genesis Gen 1 17 19 Et ait Deus ad Abraham: Sara uxor tua pariet tibi filium, vocabisque nomen ejus Isaac, et constituam pactum meum illi in fdus sempiternum, et semini ejus post eum. Da sprach Gott zu Abraham: Sara, dein Weib, wird dir einen Sohn gebären, dessen Namen sollst du Isaak nennen, und ich will meinen Bund mit ihm errichten, als einen ewigen Bund, und mit seinen Nachkommen nach ihm. [Gen 18,10, Gen 21,2] Genesis Gen 1 17 2 Ponamque fdus meum inter me et te, et multiplicabo te vehementer nimis. Und ich will meinen Bund zwischen mir und dir errichten,³ und will dir überaus zahlreiche Nachkommen geben. Genesis Gen 1 17 2 3 Und meine Verheißung erfüllen, indem ich dir zahlreiche Nachkommenschaft verleihe. Genesis Gen 1 17 20 Super Ismael quoque exaudivi te: ecce, benedicam ei, et augebo, et multiplicabo eum valde: duodecim duces generabit, et faciam illum in gentem magnam. Auch wegen Ismael habe ich dich erhört. Siehe, ich will ihn segnen, und ihn fruchtbar machen, und seine Nachkommen über die Maßen mehren. Zwölf Fürsten wird er zeugen, und ich will ihn zu einem großen Volke machen. Genesis Gen 1 17 21 Pactum vero meum statuam ad Isaac, quem pariet tibi Sara tempore isto in anno altero. Meinen Bund jedoch werde ich mit Isaak schließen, den dir Sara gebären wird um diese Zeit im nächsten Jahre. Genesis Gen 1 17 22 Cumque finitus esset sermo loquentis cum eo, ascendit Deus ab Abraham. Und als die Rede dessen, der mit ihm sprach, geendet war, fuhr Gott auf von Abraham.²⁰ Genesis Gen 1 17 22 20 Gott war in sichtbarer Weise erschienen. Genesis Gen 1 17 23 Tulit autem Abraham Ismael filium suum, et omnes vernaculos domus suæ: universosque quos emerat, cunctos mares ex omnibus viris domus suæ: et circumcidit carnem præputii eorum statim in ipsa die, sicut præceperat ei Deus. Da nahm Abraham seinen Sohn Ismael, und alle in seinem Hause geborenen Knechte, sowie alle, die er erkauft,²¹ und alles, was männlich war unter allen Leuten seines Hauses, und sogleich an eben diesem Tage beschnitt er das Fleisch ihrer Vorhaut, wie Gott ihm geboten hatte. Genesis Gen 1 17 23 21 Zwei Klassen von Sklaven, wie V. 12 und V. 27. Genesis Gen 1 17 24 Abraham nonaginta et novem erat annorum quando circumcidit carnem præputii sui. Abraham war neunundneunzig Jahre alt, da er das Fleisch seiner Vorhaut beschnitt. Genesis Gen 1 17 25 Et Ismael filius tredecim annos impleverat tempore circumcisionis suæ. Und Ismael, sein Sohn, war zur Zeit seiner Beschneidung dreizehn Jahre alt. Genesis Gen 1 17 26 Eadem die circumcisus est Abraham et Ismael filius ejus. An einem und demselben Tage wurden Abraham und Ismael, sein Sohn, beschnitten. Genesis Gen 1 17 27 Et omnes viri domus illius, tam vernaculi, quam emptitii et alienigenæ pariter circumcisi sunt. Und alle Männer seines Hauses, sowohl die im Hause Geborenen, als die Erkauften und Fremden, wurden gleicherweise beschnitten. Genesis Gen 1 17 3 Cecidit Abram pronus in faciem. Da fiel Abram nieder auf sein Angesicht. Genesis Gen 1 17 4 Dixitque ei Deus: Ego sum, et pactum meum tecum, erisque pater multarum gentium. Und Gott sprach zu ihm: Ich bin es, und mein Bund ist mit dir,⁴ und du sollst der Stammvater vieler Völker⁵ werden. [Sir 44,20, Röm 4,17] Genesis Gen 1 17 4 4 Hebr. etwa: Mein Bündnis mit dir hat den Zweck, dass du Vater vieler Völker werdest. Genesis Gen 1 17 4 5 Nicht nur durch Ismael [Gen 25,12ff], durch Esau [Gen 36] und Jakob, sondern auch durch Ketura [Gen 25,1ff] stammen viele Völker von Abraham leiblich ab. Noch zahlreicher sind die, deren geistiger Vater Abraham ist. Genesis Gen 1 17 5 Nec ultra vocabitur nomen tuum Abram: sed appellaberis Abraham: quia patrem multarum gentium constitui te. Fortan sollst du nicht Abram⁶ heißen, sondern Abraham⁷ soll dein Name sein; denn ich habe dich zum Stammvater vieler Völker bestimmt. Genesis Gen 1 17 5 6 Erhabener Vater. Von jetzt an verschwindet dieser Name in der heiligen Schrift. Genesis Gen 1 17 5 7 Vater der Menge. Genesis Gen 1 17 6 Faciamque te crescere vehementissime, et ponam te in gentibus, regesque ex te egredientur. Und ich will machen, dass deine Nachkommen sich mehren über die Maßen und zu Völkern anwachsen, und Könige sollen von dir abstammen. Genesis Gen 1 17 7 Et statuam pactum meum inter me et te, et inter semen tuum post te in generationibus suis fdere sempiterno: ut sim Deus tuus, et seminis tui post te. Und ich will meinen Bund zwischen mir und dir aufrichten, und zwischen deinen Nachkommen nach dir in ihren Geschlechtern, als einen ewigen Bund,⁸ dass ich dein Gott sei, und deiner Nachkommen nach dir. Genesis Gen 1 17 7 8 Der Absicht Gottes nach ist der Bund ewig. Für den Standpunkt Abrahams kommt die ferne, dunkle Zukunft in Betracht, deren Grenze ihm unbekannt ist; für uns ist das verheißene Land der Typus der Kirche und des Himmels [Hebr 3,16ff] und die Nachkommen Abrahams alle, welche an Christus glauben. [Gal 3,7] Genesis Gen 1 17 8 Daboque tibi et semini tuo terram peregrinationis tuæ, omnem terram Chanaan in possessionem æternam, eroque Deus eorum. Und ich will dir und deinen Nachkommen das Land, in dem du als Fremdling weilst, das ganze Land Chanaan, zum ewigen Besitze geben, und ich will ihr Gott sein. Genesis Gen 1 17 9 Dixit iterum Deus ad Abraham: Et tu ergo custodies pactum meum, et semen tuum post te in generationibus suis. Und Gott sprach abermals zu Abraham: So halte also auch du meinen Bund, du⁹ und deine Nachkommen nach dir in ihren Geschlechtern. [Apg 7,8] Genesis Gen 1 17 9 9 Gegensatz zu V. 4: Gott pflegt bei der Schließung eines Bundes ein Zeichen zu geben (Noe), wie auch Menschen das Gleiche tun. (Jakob und Laban) Wie Gott sich zu etwas verbunden, so legt er Abraham das Bundeszeichen mit seiner durch dasselbe bedeuteten Verpflichtung auf. Die Beschneidung gründet sich auf die religiöse Anschauung, dass sie durch Adams Fall in die menschliche Natur eingedrungene Sünde und sittliche Unreinheit sich in dem Geschlechtsgliede konzentriert, weil sie im Geschlechtsleben besonders stark hervorzutreten pflegt, dass mithin für die Heiligung des Lebens das das Leben fortpflanzende Zeugungsglied einer Reinigung oder Heiligung bedürfe. Hierdurch wurde die Beschneidung am Fleische Sinnbild der Beschneidung, d. i. Reinigung des Herzens. [Dtn 10,16, Dtn 30,6, Lev 26,41, Jer 4,4, Jer 9,25, Ez 44,7] Genesis Gen 1 0 1 2.) Gott erscheint mit zwei Engeln dem Abraham und verheißt vor den Ohren der noch nicht daran glaubenden Sara einen Sohn innerhalb Jahresfrist. (V. 15) 3.) Als Bestätigung seiner Voraussage verkündet Gott die bevorstehende Zerstörung der Fünfstädte, (V. 21) von denen Abraham umsonst durch sein Bitten die Strafe abzuwenden sucht. Genesis Gen 1 18 1 Apparuit autem ei Dominus in convalle Mambre sedenti in ostio tabernaculi sui in ipso fervore diei. Der Herr aber erschien ihm im Tale Mambre,¹ während er gerade zur heißen Tageszeit² an dem Eingange seines Zeltes saß. [Hebr 13,2] Genesis Gen 1 18 1 1 Dies Ereignis hatte bald nach dem Kap. 17 Erzählten statt, wie V. 18 verglichen mit [Gen 17] zeigt. Der Zweck der Doppeloffenbarung (Bestätigung der Verheißung, Mitteilung der Strafe über Sodoma und Gomorrha) ist nicht nur, Abraham die Größe der Sünde zu zeigen und zur Frömmigkeit sowie zur Pflege der Gottesfurcht in seiner Familie anzutreiben. Er soll auch inne werden, dass der Eigennutz Lots diesem keinen Nutzen bringt, dass also irdische Gesinnung keinen Segen sichert. Auch wird der Glaube Abrahams und die Erkenntnis gestärkt, dass Gottes Vorsehung alles leitet. Genesis Gen 1 18 1 2 Nicht mehr in der Nacht. Genesis Gen 1 18 10 Cui dixit: Revertens veniam ad te tempore isto, vita comite, et habebit filium Sara uxor tua. Quo audito, Sara risit post ostium tabernaculi. Er¹¹ sprach zu ihm: Ich werde zu dir zu dieser Zeit, wenn das Leben vorhanden,¹² wieder kommen,¹³ und Sara, dein Weib, wird einen Sohn haben. Da Sara dies hörte, lachte sie hinter dem Eingange des Zeltes. [Gen 17,19, Gen 21,1, Röm 9,9] Genesis Gen 1 18 10 11 Von hier an redet nur einer, den Abraham bald aus seinen Worten als den Herrn erkennt. Genesis Gen 1 18 10 12 Es drückt dies seinen Zweifel aus. Nach anderen einfacher: Um diese Zeit über ein Jahr. Genesis Gen 1 18 10 13 Wohl [Gen 21,1]. Genesis Gen 1 18 11 Erant autem ambo senes, provectæque ætatis, et desierant Saræ fieri muliebria. Beide aber waren alt und hoch betagt, und der Sara erging es nicht mehr, wie es Frauen zu geschehen pflegt. Genesis Gen 1 18 12 Quæ risit occulte, dicens: Postquam consenui, et dominus meus vetulus est, voluptati operam dabo? Da lachte sie für sich und sprach: Nun, da ich alt geworden und mein Herr auch alt ist, soll ich der Lust pflegen? [1Petr 3,6] Genesis Gen 1 18 13 Dixit autem Dominus ad Abraham: Quare risit Sara, dicens: Num vere paritura sum anus? Der Herr aber sprach zu Abraham: Warum lacht Sara und spricht: Sollte ich wirklich, nachdem ich alt geworden, noch gebären? Genesis Gen 1 18 14 Numquid Deo quidquam est difficile? juxta condictum revertar ad te hoc eodem tempore, vita comite, et habebit Sara filium. Sollte wohl Gott etwas schwer sein?¹⁴ Wie ich gesagt, werde ich zu eben dieser Zeit wieder zu dir kommen, wenn das Leben vorhanden, und dann wird Sara einen Sohn haben. Genesis Gen 1 18 14 14 Der einzige Grund könnte sein, dass dies Gott unmöglich ist. Genesis Gen 1 18 15 Negavit Sara, dicens: Non risi: timore perterrita. Dominus autem: Non est, inquit, ita: sed risisti. Da leugnete Sara und sprach: Ich habe nicht gelacht; denn sie war sehr erschrocken. Der Herr aber sprach: Nicht also ist es, sondern du hast gelacht.¹⁵ Genesis Gen 1 18 15 15 Für die Ableugnung trifft sie wohlverdienter Tadel. Genesis Gen 1 18 16 Cum ergo surrexissent inde viri, direxerunt oculos contra Sodomam: et Abraham simul gradiebatur, deducens eos. Da machten sich die Männer auf von da und wandten ihre Augen gegen Sodoma; und Abraham ging mit ihnen, sie zu geleiten. Genesis Gen 1 18 17 Dixitque Dominus: Num celare potero Abraham quæ gesturus sum: Und der Herr sprach: Kann ich etwa Abraham verbergen, was ich tun will, Genesis Gen 1 18 18 Cum futurus sit in gentem magnam, ac robustissimam, et BENEDICEND sint in illo omnes nationes terræ? da er doch der Stammvater eines großen und sehr mächtigen Volkes werden wird, und in ihm alle Völker der Erde gesegnet werden sollen?¹⁶ [Gen 12,3, Gen 22,18] Genesis Gen 1 18 18 16 Abrahams Aufmerksamkeit wird erregt. Genesis Gen 1 18 19 Scio enim quod præcepturus sit filiis suis, et domui suæ post se ut custodiant viam Domini, et faciant judicium et justitiam: ut adducat Dominus propter. Abraham omnia quæ locutus est ad eum. Denn ich weiß,¹⁷ dass er seinen Kindern und seinem Hause nach ihm gebieten wird, den Weg des Herrn¹⁸ zu halten und Recht und Gerechtigkeit¹⁹ zu üben, damit der Herr um Abrahams willen alles kommen lasse, was er zu ihm gesprochen hat. Genesis Gen 1 18 19 17 Ich weiß, dass er würdig ist meiner Mitteilung. Genesis Gen 1 18 19 18 Die Verehrung des wahren Gottes. Genesis Gen 1 18 19 19 Seine Gebote. Genesis Gen 1 18 2 Cumque elevasset oculos, apparuerunt ei tres viri stantes prope eum: quos cum vidisset, cucurrit in occursum eorum de ostio tabernaculi, et adoravit in terram. Und als er seine Augen erhob, erschienen ihm drei Männer,³ nahe bei ihm stehend;⁴ und da er sie sah, lief er ihnen von dem Eingange seines Zeltes entgegen und neigte sich bis zur Erde.⁵ Genesis Gen 1 18 2 3 Zuerst erhält er sie für Menschen, dann erkennt er einen, dessen hervorragende Würde er bereits vorher erkannt und den er deshalb allein angeredet hat, als den Herrn (V. 13) zwei als Engel. (Aug.) Genesis Gen 1 18 2 4 Das Stehenbleiben in geringer Entfernung ist unserem Anklopfen gleich. Genesis Gen 1 18 2 5 Gewöhnliche Form der Begrüßung vornehmer Personen. Genesis Gen 1 18 20 Dixit itaque Dominus: Clamor Sodomorum et Gomorrhæ multiplicatus est, et peccatum eorum aggravatum est nimis. Da sprach der Herr: Das Geschrei über Sodoma und Gomorrha hat sich gemehrt, und ihre Sünde ist allzuschwer geworden. Genesis Gen 1 18 21 Descendam, et videbo utrum clamorem qui venit ad me, opere compleverint: an non est ita, ut sciam. Darum will ich niedersteigen und sehen, ob sie nach dem Rufe, der zu mir gedrungen ist, getan haben, oder ob es nicht also ist, dass ich es wisse.²⁰ Genesis Gen 1 18 21 20 Eines bleibt festzustellen: Haben die Sünder das von Gott festgesetzte Maß erfüllt? So wird Abraham gemahnt, dass er für die Sünder noch Fürbitte einlegen kann. Es wird alles noch menschlicher Weise Gott zugeeignet. Genesis Gen 1 18 22 Converteruntque se inde, et abierunt Sodomam: Abraham vero adhuc stabat coram Domino. Und sie²¹ wandten sich von dannen und gingen nach Sodoma zu; Abraham aber stand noch vor dem Herrn. Genesis Gen 1 18 22 21 Wohl die beiden Engel. Genesis Gen 1 18 23 Et appropinquans ait: Numquid perdes justum cum impio? Und er nahte sich ihm und sprach: Wirst du den Gerechten mit dem Gottlosen verderben? Genesis Gen 1 18 24 Si fuerint quinquaginta justi in civitate, peribunt simul? et non parces loco illi propter quinquaginta justos, si fuerint in eo? Wenn fünfzig Gerechte in der Stadt sind, sollten auch sie mit umkommen?²² und wirst du des Ortes nicht um der fünfzig Gerechten willen schonen, die darin sind? Genesis Gen 1 18 24 22 Abraham ist besorgt um Lot. Wird die Hauptstadt verschont, so werden auch die anderen Städte gerettet. Genesis Gen 1 18 25 Absit a te, ut rem hanc facias, et occidas justum cum impio, fiatque justus sicut impius, non est hoc tuum: qui judicas omnem terram, nequaquam facies judicium hoc. Fern sei es von dir, solches zu tun, den Gerechten mit dem Gottlosen zu töten, und dass es dem Gerechten wie dem Gottlosen ergehe, das ist fern von dir; der du die ganze Welt richtest, nimmer wirst du ein solches Urteil vollziehen.²³ Genesis Gen 1 18 25 23 Da du der Richter der ganzen Erde bist, wirst du nicht gerechtes Urteil fällen? Welcher Schutz sind also die Frommen ihrem Vaterlande, welcher Segen die Klöster den Ländern! Genesis Gen 1 18 26 Dixitque Dominus ad eum: Si invenero Sodomis quinquaginta justos in medio civitatis, dimittam omni loco propter eos. Der Herr sprach zu ihm: Wenn ich in Sodoma fünfzig Gerechte finde inmitten der Stadt, so werde ich um ihretwillen dem ganzen Orte vergeben. Genesis Gen 1 18 27 Respondensque Abraham, ait: Quia semel cpi, loquar ad Dominum meum, cum sim pulvis et cinis. Da begann Abraham wiederum und sprach: Weil ich einmal mich unterfangen habe, so will ich zu meinem Herrn reden, obwohl ich Staub und Asche bin. Genesis Gen 1 18 28 Quid si minus quinquaginta justis quinque fuerint? delebis, propter quadraginta quinque, universam urbem? Et ait: Non delebo, si invenero ibi quadraginta quinque. Wie? wenn fünf Gerechte weniger denn fünfzig da sind, wirst du, weil nur fünfundvierzig da sind, die ganze Stadt vernichten?²⁴ Er sprach: Ich werde sie nicht vernichten, wenn ich daselbst fünfundvierzig finde. Genesis Gen 1 18 28 24 Die Zahl 5 macht doch nicht solchen Unterschied? Genesis Gen 1 18 29 Rursumque locutus est ad eum: Sin autem quadraginta ibi inventi fuerint, quid facies? Ait: Non percutiam propter quadraginta. Und wiederum sprach er zu ihm:²⁵ Wenn sich aber vierzig daselbst finden, was wirst du tun? Er sprach: Ich werde um der vierzig willen nicht strafen. Genesis Gen 1 18 29 25 Er sieht Gott zur Barmherzigkeit geneigt und wagt deshalb weiter zu bitten. Genesis Gen 1 18 3 Et dixit: Domine, si inveni gratiam in oculis tuis, ne transeas servum tuum: Und er sprach: Herr! habe ich Gnade in deinen Augen gefunden, so gehe nicht an deinem Knechte vorüber.⁶ Genesis Gen 1 18 3 6 Ihr seid zur Zeit des Mittagessens gekommen, so stärket euch denn! Genesis Gen 1 18 30 Ne quæso, inquit, indigneris Domine, si loquar: Quid si ibi inventi fuerint triginta? Respondit: Non faciam, si invenero ibi triginta. Und Abraham sprach: Ach, zürne nicht, Herr, wenn ich rede. Wie? wenn sich dreißig darin finden? Er antwortete: Wenn ich dreißig darin finde, will ich es nicht tun. Genesis Gen 1 18 31 Quia semel, ait, cpi, loquar ad Dominum meum: Quid si ibi inventi fuerint viginti? Ait: Non interficiam propter viginti. Und er sprach: Weil ich einmal begonnen, will ich zu meinem Herrn reden. Wie? wenn sich zwanzig darin finden? Er sprach: Ich will sie nicht töten, um der zwanzig willen. Genesis Gen 1 18 32 Obsecro, inquit, ne irascaris Domine, si loquar adhuc semel: Quid si inventi fuerint ibi decem? Et dixit: Non delebo propter decem. Da sprach er: Ich bitte, zürne nicht, mein Herr, wenn ich noch einmal rede. Wie? wenn sich zehn darin finden? Er sprach: Ich werde sie nicht vertilgen um der zehn willen. Genesis Gen 1 18 33 Abiitque Dominus, postquam cessavit loqui ad Abraham: et ille reversus est in locum suum. Und der Herr ging hinweg, nachdem er das Gespräch mit Abraham geendet, dieser aber kehrte wieder zu seinem Wohnorte zurück. Genesis Gen 1 18 4 Sed afferam pauxillum aquæ, et lavate pedes vestros, et requiescite sub arbore. Ich will ein wenig Wasser bringen, lasset eure Füße waschen⁷ und ruhet aus unter dem Baume.⁸ Genesis Gen 1 18 4 7 Vergl. [Gen 19,2, Gen 24,32] und [Lk 7,44]. Genesis Gen 1 18 4 8 Unter dem Baume, unter welchem Abraham sie bewirten will. Genesis Gen 1 18 5 Ponamque buccellam panis, et confortate cor vestrum, postea transibitis: idcirco enim declinastis ad servum vestrum. Qui dixerunt: Fac ut locutus es. Auch will ich einen Bissen Brot vorlegen, dass ihr euch stärket, darnach möget ihr weiter ziehen; denn deswegen seid ihr vom Wege zu eurem Knechte gekommen. Und sie sprachen: Tue, wie du gesagt hast. Genesis Gen 1 18 6 Festinavit Abraham in tabernaculum ad Saram, dixitque ei: Accelera, tria sata similæ commisce, et fac subcinericios panes. Da eilte Abraham in das Zelt zu Sara und sprach zu ihr: Knete eilends drei Maß Weißmehl und backe Aschenkuchen!⁹ Genesis Gen 1 18 6 9 Dünne Brotkuchen, die auf heißgemachtem Sande, heißer Asche oder zwischen zwei heißen Steinen schnell gebacken werden konnten. 1 Epha = 3 Seah (oder 6 Kab). Das Seah wird von einigen auf 12,99 Liter, von anderen auf die Hälfte davon berechnet. Genesis Gen 1 18 7 Ipse vero ad armentum cucurrit, et tulit inde vitulum tenerrimum et optimum, deditque puero: qui festinavit, et coxit illum. Er selbst aber lief zu der Herde, nahm das zarteste und beste Kalb¹⁰ und übergab es dem Diener, welcher es eilig zubereitete. Genesis Gen 1 18 7 10 Für einen hohen Gast wurde ein Bock oder ein Lamm, für einen sehr hohen ein Kalb geschlachtet. Wer Gäste aufnimmt, speist nicht mit ihnen, sondern steht ehrfurchtsvoll vor denselben. Genesis Gen 1 18 8 Tulit quoque butyrum et lac, et vitulum quem coxerat, et posuit coram eis: ipse vero stabat juxta eos sub arbore. Sodann nahm er Butter und Milch, und das Kalb, das er zubereitet hatte, und setzte es ihnen vor; er selbst aber stand bei ihnen unter dem Baume. Genesis Gen 1 18 9 Cumque comedissent, dixerunt ad eum: Ubi est Sara uxor tua? Ille respondit: Ecce in tabernaculo est. Nachdem sie gegessen hatten, sprachen sie zu ihm: Wo ist Sara, dein Weib? Er antwortete: Dort im Zelte ist sie. [Tob 12,19] Genesis Gen 1 0 1 Am Tage nach dem Besuche Abrahams zerstören die beiden Engel, welche mit dem Herrn zu ihm gekommen, Sodoma und die benachbarten Städte: Ihr Eintritt in die Stadt. (V. 11) Lots und seiner Töchter Rettung. (V. 29) Sünde der Töchter Lots. Genesis Gen 1 19 1 Veneruntque duo Angeli Sodomam vespere, et sedente Lot in foribus civitatis. Qui cum vidisset eos, surrexit, et ivit obviam eis: adoravitque pronus in terram. Die beiden Engel aber kamen nach Sodoma zur Abendzeit,¹ als Lot gerade im Tore der Stadt² saß. Als dieser sie sah, stand er auf, und ging ihnen entgegen, und verneigte sich bis zur Erde. [Hebr 13,2] Genesis Gen 1 19 1 1 Die Engel versuchen wohl die Bewohner von Sodoma, ob sie gastfreundlich sind, damit etwas an dem Vollmaße ihrer Sünden zu fehlen scheine. Für Lot wird diese Prüfung die Gelegenheit zur Rettung. [Hebr 13,2] Genesis Gen 1 19 1 2 Der Torplatz war für die Orientalen, was das Forum dem Römer, der Ort aller wichtigen Verhandlungen, des Marktes, des Zusammenkommens, usw. Genesis Gen 1 19 10 Et ecce miserunt manum viri, et introduxerunt ad se Lot, clauseruntque ostium: Doch siehe, die Männer streckten die Hand aus, und zogen Lot zu sich hinein, und schlossen die Türe. Genesis Gen 1 19 11 Et eos, qui foris erant, percusserunt cæcitate a minimo usque ad maximum, ita ut ostium invenire non possent. Und die Leute, welche draußen waren, schlugen sie mit Blindheit,⁸ klein und groß, so dass sie die Tür nicht finden konnten. [Weish 19,16] Genesis Gen 1 19 11 8 Da ihr Herz verfinstert ist, verfinstert Gott auch ihr Auge. Vergl. [2Kön 6,18] und umgekehrt V. 17 die Bitte des Elisäus für seinen Diener. Genesis Gen 1 19 12 Dixerunt autem ad Lot: Habes hic quempiam tuorum? generum, aut filios, aut filias, omnes, qui tui sunt, educ de urbe hac: Zu Lot aber sagten sie: Hast du hier noch jemanden von den Deinen?⁹ einen Schwiegersohn, oder Söhne oder Töchter, alle, die dir angehören, führe weg aus dieser Stadt; Genesis Gen 1 19 12 9 Sie reden wie Fremde. Genesis Gen 1 19 13 Delebimus enim locum istum, eo quod increverit clamor eorum coram Domino, qui misit nos ut perdamus illos. Denn wir werden diesen Ort zerstören, weil das Geschrei über sie groß geworden ist vor dem Herrn, der uns gesandt hat, sie zu verderben.¹⁰ Genesis Gen 1 19 13 10 Jetzt ist das Maß voll und die Strafe wird nicht weiter verschoben. Genesis Gen 1 19 14 Egressus itaque Lot, locutus est ad generos suos qui accepturi erant filias ejus, et dixit: Surgite, egredimini de loco isto: quia delebit Dominus civitatem hanc. Et visus est eis quasi ludens loqui. Da ging Lot hinaus, und redete mit seinen Schwiegersöhnen, welche seine Töchter erhalten sollten, und sprach: Machet euch auf und ziehet aus diesem Orte weg; denn der Herr wird diese Stadt zerstören. Ihnen aber schien es, als redete er im Scherze. Genesis Gen 1 19 15 Cumque esset mane, cogebant eum Angeli, dicentes: Surge, tolle uxorem tuam, et duas filias quas habes: ne et tu pariter pereas in scelere civitatis. Da es nun Morgen war, drängten ihn die Engel zur Eile und sprachen: Nimm dein Weib und die beiden Töchter, welche du hast, damit nicht auch du wegen der Sünden der Stadt umkommest. Genesis Gen 1 19 16 Dissimulante illo, apprehenderunt manum ejus, et manum uxoris, ac duarum filiarum ejus, eo quod parceret Dominus illi. Als er aber noch zauderte, nahmen sie ihn, und sein Weib, und seine beiden Töchter bei der Hand, weil der Herr ihn verschonen wollte. Genesis Gen 1 19 17 Eduxeruntque eum, et posuerunt extra civitatem: ibique locuti sunt ad eum, dicentes: Salva animam tuam: noli respicere post tergum, nec stes in omni circa regione: sed in monte salvum te fac, ne et tu simul pereas. Und sie führten ihn hinaus, und ließen ihn außerhalb der Stadt, und redeten daselbst zu ihm, und sprachen: Rette dein Leben! schaue nicht hinter dich und bleibe nirgends in der Umgegend stehen, sondern rette dich auf das Gebirge, damit nicht auch du mit umkommest. [Weish 10,6] Genesis Gen 1 19 18 Dixitque Lot ad eos: Quæso Domine mi, Und Lot sprach zu ihnen: Ich bitte, mein Herr, Genesis Gen 1 19 19 Quia invenit servus tuus gratiam coram te, et magnificasti misericordiam tuam quam fecisti mecum, ut salvares animam meam, nec possum in monte salvari, ne forte apprehendat me malum, et moriar: weil dein Knecht vor dir Gnade gefunden und weil du mir große Barmherzigkeit erwiesen hast, dass du mein Leben rettetest, - ich kann nicht auf das Gebirge¹¹ flüchten, das Unheil möchte mich sonst erreichen und ich des Todes sterben. Genesis Gen 1 19 19 11 Jetzt Djebel Usdun. Genesis Gen 1 19 2 Et dixit: Obsecro, domini, declinate in domum pueri vestri, et manete ibi: lavate pedes vestros, et mane proficiscemini in viam vestram. Qui dixerunt: Minime, sed in platea manebimus. Und sprach: Ich bitte, o Herren, kehret doch in das Haus eures Knechtes ein und bleibet daselbst. Waschet eure Füße, und morgen früh möget ihr eures Weges ziehen. Sie sprachen: Nein, sondern wir werden auf der Straße bleiben. Genesis Gen 1 19 20 Est civitas hæc juxta, ad quam possum fugere, parva, et salvabor in ea: numquid non modica est, et vivet anima mea? Es ist eine Stadt hier in der Nähe, in diese kann ich flüchten. Sie ist klein,¹² und ich werde mich in ihr retten. Ist sie nicht unbedeutend, und werde ich nicht so am Leben bleiben? Genesis Gen 1 19 20 12 Also ist auch ihre Sündhaftigkeit nicht so schlimm wie die von Sodoma. Wie anders redet Lot als Abraham; aus Rücksicht auf Abraham wird seine Bitte gewährt. Genesis Gen 1 19 21 Dixitque ad eum: Ecce etiam in hoc suscepi preces tuas, ut non subvertam urbem pro qua locutus es. Da sprach er zu ihm: Siehe, auch darin erhöre ich deine Bitte, dass ich die Stadt nicht zerstöre, für die du Fürsprache eingelegt hast. Genesis Gen 1 19 22 Festina, et salvare ibi: quia non potero facere quidquam donec ingrediaris illuc. Idcirco vocatum est nomen urbis illius Segor. Eile und rette dich dorthin; denn ich kann nichts tun, bis du dahin gelangt bist. Daher ward diese Stadt Segor genannt.¹³ [Weish 10,6] Genesis Gen 1 19 22 13 Die früher Bala genannte Stadt wird in der Folge Segor genannt, weil Lot sie als etwas Unbedeutendes bezeichnet hat. Genesis Gen 1 19 23 Sol egressus est super terram, et Lot ingressus est Segor. Und die Sonne ging auf¹⁴ über der Erde, als Lot nach Segor gelangte. Genesis Gen 1 19 23 14 Was von V. 15 an erzählt ist, liegt zwischen Morgenröte und Sonnenaufgang. Genesis Gen 1 19 24 Igitur Dominus pluit super Sodomam et Gomorrham sulphur et ignem a Domino de clo: Der Herr ließ also über Sodoma und Gomorrha Schwefel und Feuer vom Herrn vom Himmel¹⁵ herab regnen, [Dtn 29,23, Jes 13,19, Jer 50,40, Ez 16,49, Hos 11,8, Am 4,11, Lk 17,29, Jud 1,7] Genesis Gen 1 19 24 15 Die emphatische Wiederholung soll unmissverständlich anzeigen, dass dieser Regen, dieses Gericht von Gott ausgegangen ist. Das furchtbare Strafgericht knüpfte an die natürliche Beschaffenheit der Gegend an: es waren daselbst viele Erdpechgruben. Vergl. [Gen 14,10]. Von Gott gesendetes Feuer (Blitze usw.) entzündeten die von diesen Gruben und Naphtaquellen aufsteigenden Dünste, wodurch diese Quelle selbst und die Asphaltlager in der Erde in Brand gerieten und Luft und Erde ein Feuermeer wurden. In diesem Brande, zu dem vielleicht noch Erdbeben kam, gingen die Städte zu Grunde, der herrliche und fruchtbare Boden wurde ausgebrannt, öde und unfruchtbar, das Tal Siddim selbst sank tiefer ein, so dass die Salzfluten des wohl schon vorher nördlich vorhandenen Sees sich südlich darüber ergossen. Genesis Gen 1 19 25 Et subvertit civitates has, et omnem circa regionem, universos habitatores urbium, et cuncta terræ virentia. und vernichtete¹⁶ diese Städte, und die ganze Umgegend, und alle Bewohner der Städte, und alles, was auf dem Felde gewachsen war. Genesis Gen 1 19 25 16 Zur ewigen Warnung. Genesis Gen 1 19 26 Respiciensque uxor ejus post se, versa est in statuam salis. Und sein Weib schaute hinter sich und ward zu einer Salzsäule.¹⁷ [Lk 17,32] Genesis Gen 1 19 26 17 Zuerst blieb sie stehen, während Lot Segor betrat, dann schaute sie sich, aus Neugierde oder aus Zuneigung zu den Sodomitern, ungläubig um. Aus beiden Ursachen war sie gewarnt worden. Die Strafe traf sie vermutlich, indem durch die Glut die im Erdboden befindlichen Steinfalzmassen glühend oder geschmolzen umhergetrieben wurden, vergl. [Dtn 29,23] und sich um sie anhäuften, so dass sie vollständig zur Salzschlacke ward. Genesis Gen 1 19 27 Abraham autem consurgens mane, ubi steterat prius cum Domino, Abraham aber machte sich des Morgens auf an den Ort, wo er vordem vor dem Herrn gestanden; [Gen 18,22] Genesis Gen 1 19 28 Intuitus est Sodomam et Gomorrham, et universam terram regionis illius: viditque ascendentem favillam de terra quasi fornacis fumum. und als er nach Sodoma und Gomorrha, und dem ganzen Gebiete jener Gegend seinen Blick wandte, sah er, wie Qualm von der Erde aufstieg, wie der Rauch eines Ofens. Genesis Gen 1 19 29 Cum enim subverteret Deus civitates regionis illius, recordatus Abrahæ, liberavit Lot de subversione urbium in quibus habitaverat. Denn als Gott die Stätte jener Gegend zerstörte, gedachte er Abrahams und errettete Lot aus dem Untergang der Städte, in denen er gewohnt hatte. Genesis Gen 1 19 3 Compulit illos oppido ut diverterent ad eum: ingressisque domum illius fecit convivium, et coxit azyma: et comederunt. Da drang er inständig in sie,³ dass sie bei ihm einkehrten; und nachdem sie in sein Haus eingetreten waren, bereitete er ein Mahl und buck ungesäuertes Brot; und sie aßen. Genesis Gen 1 19 3 3 Lots beharrliches Bitten mehrt sein Verdienst. Genesis Gen 1 19 30 Ascenditque Lot de Segor, et mansit in monte, duæ quoque filiæ ejus cum eo (timuerat enim manere in Segor) et mansit in spelunca ipse, et duæ filiæ ejus cum eo. Und Lot zog von Segor aufwärts,¹⁸ und blieb auf dem Gebirge, und seine beiden Töchter mit ihm, (denn er hatte sich gefürchtet, in Segor zu bleiben) und er nahm in einer Höhle Wohnung, er und seine beiden Töchter mit ihm. Genesis Gen 1 19 30 18 Er hält es wohl für nicht sicher genug. Genesis Gen 1 19 31 Dixitque major ad minorem: Pater noster senex est, et nullus virorum remansit in terra qui possit ingredi ad nos juxta morem universæ terræ. Da sprach die ältere zu der jüngern: Unser Vater ist alt,¹⁹ und es ist kein Mann mehr im Lande übriggeblieben, der zu uns eingehen könnte²⁰ nach aller Welt Brauch. Genesis Gen 1 19 31 19 Also ist kein Verschub. Genesis Gen 1 19 31 20 Besser wohl: wollte. Wir werden als Überbleibsel eines Gott verhassten Volkes gelten und haben zudem kein Vermögen. Ihr böses Gewissen hindert Lots Töchter, ihrem Vater ihre Absicht kundzutun. Genesis Gen 1 19 32 Veni, inebriemus eum vino, dormiamusque eum eo, ut servare possimus ex patre nostro semen. Komm, lass uns ihn mit Wein trunken machen und bei ihm schlafen, dass wir von unserem Vater Nachkommenschaft erhalten. Genesis Gen 1 19 33 Dederunt itaque patri suo bibere vinum nocte illa: Et ingressa est major, dormivitque cum patre: at ille non sensit, nec quando accubuit filia, nec quando surrexit. Sie gaben also ihrem Vater in jener Nacht Wein zu trinken, und die ältere ging hinein und schlief bei ihrem Vater; aber er ward es nicht gewahr, weder als die Tochter sich niederlegte, noch als sie aufstand.²¹ Genesis Gen 1 19 33 21 Über den Verlust seines Weibes und seines Vermögens betrübt, trinkt Lot, durch die Schmeicheleien seiner Töchter verführt, mehr als sich geziemte. Genesis Gen 1 19 34 Altera quoque die dixit major ad minorem: Ecce dormivi heri cum patre meo, demus ei bibere vinum etiam hac nocte, et dormies cum eo, ut salvemus semen de patre nostro. Des andern Tages sagte die ältere wiederum zur jüngeren: Siehe, ich habe gestern bei meinem Vater geschlafen, lass uns ihm auch diese Nacht Wein zu trinken geben, und schlafe du bei ihm, dass wir von unserem Vater Nachkommenschaft retten. Genesis Gen 1 19 35 Dederunt etiam et illa nocte patri suo bibere vinum, ingressaque minor filia, dormivit cum eo: et ne tunc quidem sensit quando concubuerit, vel quando illa surrexerit. Also gaben sie auch in dieser Nacht ihrem Vater Wein zu trinken, und die jüngere Tochter kam und schlief bei ihm; aber auch da ward er es nicht gewahr, weder als sie sich niederlegte, noch als sie aufstand. Genesis Gen 1 19 36 Conceperunt ergo duæ filiæ Lot de patre suo. So empfingen die beiden Töchter Lots von ihrem Vater. Genesis Gen 1 19 37 Peperitque major filium, et vocavit nomen ejus Moab: ipse est pater Moabitarum usque in præsentem diem. Und die ältere gebar einen Sohn und nannte ihn Moab; dieser ist der Stammvater der Moabiter bis auf den heutigen Tag. Genesis Gen 1 19 38 Minor quoque peperit filium, et vocavit nomen ejus Ammon, id est filius populi mei: ipse est pater Ammonitarum usque hodie. Und auch die jüngere gebar einen Sohn und nannte seinen Namen Ammon,²² das ist Sohn meines Volkes; er ist der Stammvater der Ammoniter bis heute.²³ Genesis Gen 1 19 38 22 Hebr.: Ben-Ammi: Sohn meines Volkes. Moab: Samen des Vaters (meines Vaters). Genesis Gen 1 19 38 23 Die Erzählung V. 29 38 rührt nicht von Abraham her, da zur Zeit des Verfassers die Nachkommen Moabs bereits ein Volk bildeten. Genesis Gen 1 19 4 Prius autem quam irent cubitum, viri civitatis vallaverunt domum a puero usque ad senem, omnis populus simul. Noch hatten sie sich nicht niedergelegt, da umringten die Männer der Stadt das Haus, jung und alt, das ganze Volk zumal.⁴ Genesis Gen 1 19 4 4 Alle Klassen des Volkes. Genesis Gen 1 19 5 Vocaveruntque Lot, et dixerunt ei: Ubi sunt viri qui introierunt ad te nocte? educ illos huc, ut cognoscamus eos. Und sie riefen Lot und sprachen zu ihm: Wo sind die Männer, welche des Nachts zu dir gekommen sind? Führe sie hierher heraus, dass wir sie erkennen.⁵ Genesis Gen 1 19 5 5 Widernatürliche Wollust mit ihnen treiben. Genesis Gen 1 19 6 Egressus ad eos Lot, post tergum occludens ostium, ait: Da ging Lot zu ihnen hinaus, die Tür hinter sich zuschließend, und sprach: Genesis Gen 1 19 7 Nolite, quæso, fratres mei, nolite malum hoc facere. Liebe Brüder, ich bitte, tuet doch diese Schandtat nicht! Genesis Gen 1 19 8 Habeo duas filias, quæ necdum cognoverunt virum: educam eas ad vos, et abutimini eis sicut vobis placuerit, dummodo viris istis nihil mali faciatis, quia ingressi sunt sub umbra culminis mei. Ich habe zwei Töchter, welche noch keinen Mann erkannt haben;⁶ diese will ich zu euch herausführen, tuet mit ihnen, wie es euch beliebt. Nur diesen Männern füget kein Leid zu; denn sie sind unter den Schatten meines Daches eingegangen. Genesis Gen 1 19 8 6 Die aber schon verlobt sind. Was Lot ihnen anbot, war etwas an sich Böses. Ob Furcht oder Unwissenheit ihn entschuldigt? Genesis Gen 1 19 9 At illi dixerunt: Recede illuc. Et rursus: Ingressus es, inquiunt, ut advena; numquid ut judices? te ergo ipsum magis quam hos affligemus. Vimque faciebant Lot vehementissime: jamque prope erat ut effringerent fores. Sie aber schrieen: Weiche zurück da! Und weiter sprachen sie: Als Fremdling bist du zu uns gekommen, etwa um Richter zu sein?⁷ Wir werden dir noch Ärgeres antun, als jenen! Und sie drangen mit großer Gewalt auf Lot ein, und schon war es nahe, dass sie die Türe erbrachen. [2Petr 2,8] Genesis Gen 1 19 9 7 Er hat sie also sonst schon zurechtgewiesen. Genesis Gen 1 0 1 4.) Sara wird von Abimelech, dem Könige von Gerara, Abraham genommen, doch auf Gottes Geheiß wieder zurückgegeben. Genesis Gen 1 20 1 Profectus inde Abraham in terram australem, habitavit inter Cades, et Sur: et peregrinatus est in Geraris. Und¹ Abraham zog von da hinweg in das Land gegen Süden,² und wohnte zwischen Kades und Sur, und weilte in Gerara. Genesis Gen 1 20 1 1 Das nachstehende Ereignis fällt wohl in eine viel frühere Zeit und wird hier von dem Verfasser nachgeholt, weil [Gen 21,22] von demselben Abimelech die Rede ist. Vielleicht fällt es in die Zeit der Hungersnot [Gen 12,10]. Genesis Gen 1 20 1 2 Negeb. Genesis Gen 1 20 10 Rursumque expostulans, ait: Quid vidisti, ut hoc faceres? Und von neuem forderte er ihn auf und sprach: Was hast du beabsichtigt, dass du solches getan hast? Genesis Gen 1 20 11 Respondit Abraham: Cogitavi mecum, dicens: Forsitan non est timor Dei in loco isto: et interficient me propter uxorem meam: Da antwortete Abraham: Ich dachte bei mir, vielleicht ist keine Furcht Gottes an diesem Orte, und sie werden mich um meines Weibes willen töten. Genesis Gen 1 20 12 Alias autem et vere soror mea est, filia patris mei, et non filia matris meæ, et duxi eam in uxorem. Übrigens aber ist sie auch wirklich meine Schwester, als Tochter meines Vaters,⁸ aber nicht Tochter meiner Mutter, und ich habe sie zum Weibe genommen. [Gen 12,13] Genesis Gen 1 20 12 8 Enkelin meines Vaters. Die Mutter Abrahams ist aber nicht die Mutter (Großmutter) Saras. Abraham und Aran sind also Halbbrüder. Genesis Gen 1 20 13 Postquam autem eduxit me Deus de domo patris mei, dixi ad eam: Hanc misericordiam facies mecum: In omni loco, ad quem ingrediemur, dices quod frater tuus sim. Als mich Gott aus meines Vaters Hause führte, sprach ich zu ihr: Diese Liebe erweise mir: an jedem Orte, an den wir kommen, sage, dass ich dein Bruder bin. Genesis Gen 1 20 14 Tulit igitur Abimelech oves et boves, et servos et ancillas, et dedit Abraham: reddiditque illi Saram uxorem suam, Da nahm Abimelech Schafe und Rinder, und Knechte und Mägde, und gab sie Abraham, und stellte ihm Sara, sein Weib, zurück, Genesis Gen 1 20 15 Et ait: Terra coram vobis est, ubicumque tibi placuerit habita. und sprach: Das Land steht euch offen, wohne, wo immer es dir gefällt. Genesis Gen 1 20 16 Saræ autem dixit: Ecce mille argenteos dedi fratri tuo, hoc erit tibi in velamen oculorum ad omnes qui tecum sunt, et quocumque perrexeris: mementoque te deprehensam. Zu Sara aber sagte er: Siehe, ich gebe deinem Bruder tausend Silberlinge.⁹ Dies sei dir eine Decke über die Augen¹⁰ vor allen, die bei dir sind, und wohin du immer kommst; und gedenke, dass dir Recht geworden ist.¹¹ Genesis Gen 1 20 16 9 Außer den V. 14 angegebenen Geschenken, oder sind 1000 Sekel deren Wert? Genesis Gen 1 20 16 10 Ein Sühngeschenk. Genesis Gen 1 20 16 11 Dass du gerechtfertigt bist (als eine, der Unrecht geschehen.) Genesis Gen 1 20 17 Orante autem Abraham, sanavit Deus Abimelech et uxorem, ancillasque ejus, et pepererunt: Da betete Abraham, und Gott heilte Abimelech und sein Weib, und seine Mägde, und sie gebaren. Genesis Gen 1 20 18 Concluserat enim Dominus omnem vulvam domus Abimelech propter Saram uxorem Abrahæ. Denn der Herr hatte um Saras, des Weibes Abrahams, willen jeden Mutterschoß im Hause Abimelechs verschlossen. Genesis Gen 1 20 2 Dixitque de Sara uxore sua, Soror mea est. Misit ergo Abimelech rex Geraræ, et tulit eam. Und von Sara, seinem Weibe, sagte er: Sie ist meine Schwester.³ Da schickte Abimelech, der König von Gerara, hin und nahm sie weg. Genesis Gen 1 20 2 3 Vergl. [Gen 11,29]. Genesis Gen 1 20 3 Venit autem Deus ad Abimelech per somnium nocte, et ait illi: En morieris propter mulierem quam tulisti: habet enim virum. Aber Gott kam des Nachts im Traume zu Abimelech⁴ und sprach zu ihm: Siehe, du wirst sterben um des Weibes willen, das du weggenommen hast; denn sie hat einen Mann. Genesis Gen 1 20 3 4 Gott ist der Beschützer des Ehebundes. Genesis Gen 1 20 4 Abimelech vero non tetigerat eam, et ait: Domine, num gentem ignorantem et justam interficies? Abimelech aber hatte sie nicht berührt und sprach: Herr! willst du etwa ein nichtwissendes und gerechtes Volk töten? Genesis Gen 1 20 5 Nonne ipse dixit mihi: Soror mea est: et ipsa ait: Frater meus est? in simplicitate cordis mei, et munditia manuum mearum feci hoc. Sagte er denn nicht selbst zu mir: Sie ist meine Schwester? und auch sie sagte: Er ist mein Bruder? In der Einfalt meines Herzens und in der Reinheit meiner Hände habe ich dies getan. Genesis Gen 1 20 6 Dixitque ad eum Deus: Et ego scio quod simplici corde feceris: et ideo custodivi te ne peccares in me, et non dimisi ut tangeres eam. Da sprach Gott zu ihm: Auch ich weiß, dass du es mit unschuldigem Herzen getan hast, und darum habe ich dich bewahrt, dass du nicht gegen mich sündigtest, und habe es nicht zugelassen, dass du sie berührtest.⁵ Genesis Gen 1 20 6 5 Die Krankheit V. 7 war nicht notwendig das Mittel dazu. Genesis Gen 1 20 7 Nunc ergo redde viro suo uxorem, quia propheta est: et orabit pro te, et vives: si autem nolueris reddere, scito quod morte morieris tu, et omnia, quæ tua sunt. So gib nun dem Manne sein Weib zurück, denn⁶ er ist ein Prophet,⁷ und er soll für dich beten, dass du lebest; wenn du sie aber nicht zurückgeben willst, so wisse, dass du sterben musst, du und alles, was dein ist. Genesis Gen 1 20 7 6 Vier Gründe: Sie ist das Weib eines anderen, dieser ist mir teuer, er kann sich durch sein Gebet gesund machen, du musst sterben, wenn du Sara nicht zurückgibst. Genesis Gen 1 20 7 7 Zum ersten Male findet sich hier das Wort Prophet im weiteren Sinne: ein Mann, der den Willen Gottes verkündet. Genesis Gen 1 20 8 Statimque de nocte consurgens Abimelech, vocavit omnes servos suos: et locutus est universa verba hæc in auribus eorum, timueruntque omnes viri valde. Da stand Abimelech sogleich am frühen Morgen auf, und rief alle seine Knechte, und erzählte ihnen alle diese Dinge, und alle Männer gerieten in große Furcht. Genesis Gen 1 20 9 Vocavit autem Abimelech etiam Abraham, et dixit ei: Quid fecisti nobis? quid peccavimus in te, quia induxisti super me et super regnum meum peccatum grande? quæ non debuisti facere fecisti nobis. Abimelech aber ließ Abraham rufen und sprach zu ihm: Was hast du uns angetan? Was haben wir gegen dich gesündigt, dass du über mich und mein Reich so schwere Schuld gebracht hast? Was du nicht hättest tun sollen, hast du uns angetan. Genesis Gen 1 0 1 Geburt Isaaks (V. 8) Austreibung Ismaels und seiner Mutter aus dem Hause Abrahams. (V. 21) Bündnis Abrahams mit Abimelech. Genesis Gen 1 21 1 Visitavit autem Dominus Saram sicut promiserat: et implevit quæ locutus est. Der Herr aber suchte Sara heim,¹ wie er verheißen hatte, und erfüllte, was er geredet.² [Gen 17,19, Gen 18,10] Genesis Gen 1 21 1 1 In gutem Sinne, wie [Gen 50,24] und andere Quellen. Genesis Gen 1 21 1 2 [Gen 17,16.21] und [Gen 18,10]. Die Breite der Erzählung kennzeichnet die Wichtigkeit der Tatsachen. Genesis Gen 1 21 10 Ejice ancillam hanc, et filium ejus: non enim erit heres filius ancillæ cum filio meo Isaac. Treibe diese Magd fort mit ihrem Sohne; denn der Sohn der Magd soll nicht mit meinem Sohne Isaak Erbe sein. [Gal 4,30] Genesis Gen 1 21 11 Dure accepit hoc Abraham pro filio suo. Abraham aber missfiel dies sehr um seines Sohnes willen.⁶ Genesis Gen 1 21 11 6 Die von Sara geforderte Enterbung Ismaels zu gewähren, fällt Abraham schwer. Er hatte große Liebe zu Ismael gefasst [Gen 17,18] und ihn durch die Beschneidung dem Gottesstaate eingegliedert, darum war er der Meinung, dass die ihm gegebene Verheißung einer zahlreichen Nachkommenschaft, wenn auch vorzugsweise durch Isaak [Gen 17,21], doch auch durch Ismael [Gen 17,19-20] erhalten werde. Genesis Gen 1 21 12 Cui dixit Deus: Non tibi videatur asperum super puero, et super ancilla tua: omnia quæ dixerit tibi Sara, audi vocem ejus: quia in Isaac vocabitur tibi semen. Da sprach Gott zu ihm: Lass es dir nicht hart scheinen wegen des Knaben und wegen deiner Magd; in allem, was Sara dir gesagt hat, höre auf ihre Stimme; denn nach Isaak soll deine Nachkommenschaft genannt werden.⁷ [Röm 9,7, Hebr 11,18] Genesis Gen 1 21 12 7 Auf ihn soll die Heilsverheißung forterben. Abraham wird durch eine neue Offenbarung belehrt, dass diejenigen seiner Nachkommen, welchen der besondere Segen Gottes zu Teil werden soll, von Isaak abstammen werden, dass aber auch den Nachkommen Ismaels Gottes Segen nicht fehlen werde. Der Umfang und Zweck der Offenbarung [Gen 17,19-21] wird hier erst Abraham klar. Genesis Gen 1 21 13 Sed et filium ancillæ faciam in gentem magnam, quia semen tuum est. Aber auch den Sohn der Magd will ich zu einem großen Volke machen, weil er dein Nachkomme ist. Genesis Gen 1 21 14 Surrexit itaque Abraham mane, et tollens panem et utrem aquæ, imposuit scapulæ ejus, tradiditque puerum, et dimisit eam. Quæ cum abiisset, errabat in solitudine Bersabee. Am andern Morgen stand Abraham früh auf, nahm Brot und einen Schlauch mit Wasser, und legte es ihr auf die Schulter, gab ihr den Knaben, und sandte sie fort.⁸ Da ging sie hinweg und irrte in der Wüste Bersabee umher. Genesis Gen 1 21 14 8 Abraham entschließt sich, Agar zu verstoßen. Agar will vermutlich in ihre Heimat nach Ägypten zurückkehren. Sara und Agar als Vorbilder siehe [Röm 9,7, Gal 4,24]. Genesis Gen 1 21 15 Cumque consumpta esset aqua in utre, abjecit puerum subter unam arborum, quæ ibi erant. Als nun das Wasser im Schlauche ausgegangen war, legte sie den Knaben unter einen der Bäume, die dort waren, Genesis Gen 1 21 16 Et abiit, seditque e regione procul quantum potest arcus jacere: dixit enim: Non videbo morientem puerum: et sedens contra, levavit vocem suam et flevit. und ging hin, und setzte sich gegenüber, abseits, einen Bogenschuss weit; denn sie sprach: Ich kann den Knaben nicht sterben sehen. Und so saß sie gegenüber, und erhob ihre Stimme, und weinte. Genesis Gen 1 21 17 Exaudivit autem Deus vocem pueri: vocavitque Angelus Dei Agar de clo, dicens: Quid agis Agar? noli timere: exaudivit enim Deus vocem pueri de loco in quo est. Da erhörte Gott die Stimme des Knaben;⁹ und der Engel Gottes rief der Agar vom Himmel her zu und sprach: Was ist dir, Agar? Fürchte dich nicht; denn Gott hat die Stimme des Knaben erhört dort, wo er ist. Genesis Gen 1 21 17 9 Der Knabe ist ein Nachkomme Abrahams und Gott hat dessen Rettung verheißen. (V. 13) Genesis Gen 1 21 18 Surge, tolle puerum, et tene manum illius: quia in gentem magnam faciam eum. Stehe auf, nimm den Knaben da, fasse ihn bei der Hand; denn ich will ihn zu einem großen Volke machen. Genesis Gen 1 21 19 Aperuitque oculos ejus Deus: quæ videns puteum aquæ, abiit, et implevit utrem, deditque puero bibere. Und Gott tat ihre Augen auf; da sah sie einen Wasserbrunnen, und ging hin und füllte den Schlauch, und gab dem Knaben zu trinken. Genesis Gen 1 21 2 Concepitque et peperit filium in senectute sua, tempore quo prædixerat ei Deus. Und sie empfing und gebar einen Sohn in ihrem Greisenalter, um die Zeit, für welche Gott es ihr vorhergesagt hatte. [Gal 4,23, Hebr 11,11] Genesis Gen 1 21 20 Et fuit cum eo: qui crevit, et moratus est in solitudine, factusque est juvenis sagittarius. Und Gott war mit ihm; und er wuchs heran, und wohnte in der Wüste, und ward ein junger Bogenschütze. Genesis Gen 1 21 21 Habitavitque in deserto Pharan, et accepit illi mater sua uxorem de terra gypti. Und er wohnte in der Wüste Pharan,¹⁰ und seine Mutter nahm ihm ein Weib aus dem Lande Ägypten. Genesis Gen 1 21 21 10 Siehe [Gen 14,6]. Genesis Gen 1 21 22 Eodem tempore dixit Abimelech, et Phicol princeps exercitus ejus ad Abraham: Deus tecum est in universis quæ agis. Zu derselben Zeit sprach Abimelech und Phikol, sein Heeresführer, zu Abraham: Gott ist mit dir in allem, was du tust.¹¹ Genesis Gen 1 21 22 11 Sie denken wohl besonders an das V. 23 erwähnte Ereignis. Genesis Gen 1 21 23 Jura ergo per Deum, ne noceas mihi, et posteris meis, stirpique meæ: sed juxta misericordiam, quam feci tibi, facies mihi, et terræ in qua versatus es advena. Darum schwöre mir bei Gott, dass du mir und meinen Nachkommen, und meinem Geschlechte nicht schaden willst, sondern nach der Liebe, die ich an dir getan, tue auch mir und dem Lande, in dem du dich als Fremdling aufhieltest. Genesis Gen 1 21 24 Dixitque Abraham: Ego jurabo. Und Abraham sprach: Ich will schwören. Genesis Gen 1 21 25 Et increpavit Abimelech propter puteum aquæ quem vi abstulerant servi ejus. Aber er beschwerte sich bei Abimelech wegen eines Wasserbrunnens, den die Knechte desselben mit Gewalt in Besitz genommen hatten. Genesis Gen 1 21 26 Responditque Abimelech: Nescivi quis fecerit hanc rem: sed et tu non indicasti mihi, et ego non audivi præter hodie. Und Abimelech antwortete: Ich weiß nicht, wer dies getan hat; weder hast du mir etwas davon gesagt, noch habe ich bis heut davon gehört. Genesis Gen 1 21 27 Tulit itaque Abraham oves et boves, et dedit Abimelech: percusseruntque ambo fdus. Da nahm Abraham Schafe und Rinder, und gab sie¹² Abimelech; und beide schlossen ein Bündnis. Genesis Gen 1 21 27 12 Als Geschenk. Abimelech gibt keine Geschenke, weil er sich auf eigenem Gebiete befindet. Genesis Gen 1 21 28 Et statuit Abraham septem agnas gregis seorsum. Und Abraham stellte sieben Lämmer aus der Herde besonders.¹³ Genesis Gen 1 21 28 13 Als Preis für den Ort, wo er den Brunnen gegraben. Er fürchtete Bundesbruch seitens der Philister, nicht mit Unrecht, wie Isaak erfuhr [Gen 26,15], und will ein unanfechtbares Recht erwerben. Genesis Gen 1 21 29 Cui dixit Abimelech: Quid sibi volunt septem agnæ istæ, quas stare fecisti seorsum? Da sprach Abimelech zu ihm: Was sollen diese sieben Lämmer, die du besonders gestellt hast? Genesis Gen 1 21 3 Vocavitque Abraham nomen filii sui, quem genuit ei Sara, Isaac: Und Abraham nannte den Namen seines Sohnes, den ihm Sara gebar, Isaak³ Genesis Gen 1 21 3 3 Vergl. [Gen 17,17] und [Gen 18,13]. Der Name ist von dem freudigen Lachen der Eltern im Allgemeinen genommen. Genesis Gen 1 21 30 At ille: Septem, inquit, agnas accipies de manu mea: ut sint mihi in testimonium, quoniam ego fodi puteum istum. Er aber sprach: Diese sieben Lämmer sollst du von meiner Hand annehmen, damit sie mir zum Zeugnisse dienen, dass ich diesen Brunnen hier gegraben habe. Genesis Gen 1 21 31 Idcirco vocatus est locus ille Bersabee: quia ibi uterque juravit. Darum heißt dieser Ort Bersabee,¹⁴ weil beide daselbst geschworen haben. Genesis Gen 1 21 31 14 Bersabee wird abgeleitet von dem hebräischen Worte Brunnen und schwören. Genesis Gen 1 21 32 Et inierunt fdus pro puteo juramenti. So schlossen sie ein Bündnis am Brunnen des Schwures.¹⁵ Genesis Gen 1 21 32 15 Richtiger: Sie schlossen ein Bündnis in Bersabee. Genesis Gen 1 21 33 Surrexit autem Abimelech, et Phicol princeps exercitus ejus, reversique sunt in terram Palæstinorum. Abraham vero plantavit nemus in Bersabee, et invocavit ibi nomen Domini Dei æterni. Abimelech aber und Phikol, sein Heerführer, brachen auf und kehrten in das Land der Philister zurück. Abraham aber pflanzte einen Hain¹⁶ in Bersabee und rief daselbst den Namen des Herrn, des ewigen Gottes, an. Genesis Gen 1 21 33 16 Für einen späteren Altar. Genesis Gen 1 21 34 Et fuit colonus terræ Palæstinorum diebus multis. Und er war ein Fremdling im Lande der Philister¹⁷ lange Zeit. Genesis Gen 1 21 34 17 Im Lande der Wanderung, der Fremde. Genesis Gen 1 21 4 Et circumcidit eum octavo die, sicut præceperat ei Deus, und beschnitt ihn am achten Tage, wie Gott ihm geboten hatte, [Gen 17,10] Genesis Gen 1 21 5 Cum centum esset annorum: hac quippe ætate patris, natus est Isaac. da er hundert Jahre alt war; denn in diesem Alter seines Vaters wurde Isaak geboren. Genesis Gen 1 21 6 Dixitque Sara: Risum fecit mihi Deus: quicumque audierit, corridebit mihi. Und Sara sprach: Freude hat mir Gott bereitet; jeder, der es hört, wird sich mit mir freuen. Genesis Gen 1 21 7 Rursumque ait: Quis auditurum crederet Abraham quod Sara lactaret filium, quem peperit ei jam seni? Und wieder sprach sie: Wer glaubte, dass Abraham noch hören würde: Sara säugt einen Sohn, den sie ihm, als er schon ein Greis war, geboren? Genesis Gen 1 21 8 Crevit igitur puer, et ablactatus est: fecitque Abraham grande convivium in die ablactationis ejus. Und der Knabe wuchs heran und ward entwöhnt;⁴ und Abraham veranstaltete ein großes Mahl an dem Tage, an dem er entwöhnt ward. Genesis Gen 1 21 8 4 Die Entwöhnung fand bei den alten Israeliten später statt als bei uns. Vergl. [2Makk 7,27]. Genesis Gen 1 21 9 Cumque vidisset Sara filium Agar gyptiæ ludentem cum Isaac filio suo, dixit ad Abraham: Als nun Sara den Sohn der Ägypterin Agar mit ihrem Sohne Isaak spielen⁵ sah, sprach sie zu Abraham: [Gal 4,29] Genesis Gen 1 21 9 5 Verspotten oder so spielen, dass Sara daraus schloss, Ismael fühle sich Isaak gleichberechtigt. Genesis Gen 1 0 1 C. Geschichte Abrahams von der Geburt Isaaks an bis zum Tode des Patriarchen (22,1 25,11) 1.) Gott prüft die Treue und den Gehorsam seines Dieners, indem er ihm befiehlt, Isaak zu opfern. (V. 2) Da Abraham Gehorsam zu leisten bereit ist (V. 14) wird ihm von neuem die Verheißung zu Teil, dass seine Nachkommenschaft zahlreich sein und aus seiner Familie allen Völkern der Segen kommen soll, eine Verheißung, die Gott mit einem Eidschwure bekräftigt. (V. 19) 2.) Nachkommen Nachors. Genesis Gen 1 22 1 Quæ postquam gesta sunt, tentavit Deus Abraham, et dixit ad eum: Abraham, Abraham. At ille respondit: Adsum. Nach diesen Begebenheiten prüfte Gott Abraham, und sprach zu ihm:¹ Abraham, Abraham! Er aber antwortete: Hier bin ich. [Jdt 8,22, Hebr 11,17] Genesis Gen 1 22 1 1 Wie viel Worte, so viel Prüfungen. Genesis Gen 1 22 10 Extenditque manum, et arripuit gladium, ut immolaret filium suum. Und er streckte seine Hand aus und ergriff das Messer, um seinen Sohn zu schlachten.¹⁰ [Jak 2,21] Genesis Gen 1 22 10 10 So vollendete Abraham, soviel an ihm lag, das Opfer. Genesis Gen 1 22 11 Et ecce Angelus Domini de clo clamavit, dicens: Abraham, Abraham. Qui respondit: Adsum. Da siehe, rief der Engel des Herrn vom Himmel herab, und sprach: Abraham, Abraham! Er antwortete: Hier bin ich. Genesis Gen 1 22 12 Dixitque ei: Non extendas manum tuam super puerum, neque facias illi quidquam: nunc cognovi quod times Deum, et non pepercisti unigenito filio tuo propter me. Und er sprach zu ihm: Strecke deine Hand nicht aus über den Knaben und tue ihm nichts; denn nun erkenne ich, dass du Gott fürchtest, da du deines einzigen Sohnes nicht schontest um meinetwillen. Genesis Gen 1 22 13 Levavit Abraham oculos suos, viditque post tergum arietem inter vepres hærentem cornibus, quem assumens obtulit holocaustum pro filio. Da erhob Abraham seine Augen und sah hinter sich einen Widder, der mit den Hörnern in dem Dorngesträuche hing; diesen holte er herbei und brachte ihn als Brandopfer dar, an seines Sohnes Statt.¹¹ Genesis Gen 1 22 13 11 Kein Opfer ist wertlos, sondern hat stets das Verdienst der Gesinnung. Auch den Widder opfert Abraham mit Hingebung des Herzens an Gott. Genesis Gen 1 22 14 Appellavitque nomen loci illius, Dominus videt. Unde usque hodie dicitur: In monte Dominus videbit. Und er nannte den Namen dieses Ortes: Der Herr sieht.¹² Daher sagt man noch heutigen Tages: Auf dem Berge wird der Herr sehen.¹³ Genesis Gen 1 22 14 12 Sieht: Im Hebr. steht dasselbe Wort wie V. 8, wo der heilige Hieronymus übersetzt providebit. Dieses Sehen Gottes war die Ursache für die Benennung des Berges Moria. Genesis Gen 1 22 14 13 Richtiger: Auf dem Berge, wo Jahve erscheint. Wie Gott sich Abrahams erbarmt, wird er sich jedes erbarmen, der ihm mit rechter Gesinnung naht. Genesis Gen 1 22 15 Vocavit autem Angelus Domini Abraham secundo de clo, dicens: Der Engel des Herrn aber rief Abraham zum zweiten Male vom Himmel her zu und sprach: Genesis Gen 1 22 16 Per memetipsum juravi, dicit Dominus: quia fecisti hanc rem, et non pepercisti filio tuo unigenito propter me: Ich habe bei mir selbst geschworen,¹⁴ spricht der Herr; weil du dies getan und deines einzigen Sohnes nicht geschont hast, um meinetwillen, [Ps 104,9, Sir 44,21, Lk 1,73, Hebr 6,13] Genesis Gen 1 22 16 14 Wie [Ex 32,13]. Gleichbedeutend ist das Verhalten Gottes [Gen 15,17], sowie das Schwören Gottes [Gen 24,7, Gen 26,3] u. a. Genesis Gen 1 22 17 Benedicam tibi, et multiplicabo semen tuum sicut stellas cli, et velut arenam quæ est in littore maris: possidebit semen tuum portas inimicorum suorum, will ich dich segnen und deine Nachkommenschaft mehren, wie die Sterne des Himmels, und wie den Sand, der am Gestade des Meeres ist; deine Nachkommen sollen die Tore ihrer Feinde besitzen; [Gen 15,5] Genesis Gen 1 22 18 Et BENEDICENTUR in semine tuo omnes gentes terræ, quia obedisti voci meæ. und in deiner Nachkommenschaft¹⁵ sollen alle Völker der Erde gesegnet werden, weil du meiner Stimme gehorcht hast.¹⁶ [Gen 12,3, Gen 18,18, Gen 26,4, Sir 44,25, Apg 3,25] Genesis Gen 1 22 18 15 Besonders in Christus. Genesis Gen 1 22 18 16 Nur die letzte Verheißung war zuvor nicht so klar gegeben. Genesis Gen 1 22 19 Reversus est Abraham ad pueros suos, abieruntque Bersabee simul, et habitavit ibi. Da kehrte Abraham zu seinen Knechten zurück, und sie zogen miteinander von dannen nach Bersabee, und er wohnte daselbst. Genesis Gen 1 22 2 Ait illi: Tolle filium tuum unigenitum, quem diligis, Isaac, et vade in terram visionis: atque ibi offeres eum in holocaustum super unum montium quem monstravero tibi. Und Gott sprach zu ihm: Nimm deinen einzigen Sohn,² den du liebst, Isaak, und ziehe in das Land³ der Erscheinung; und bringe ihn daselbst als Brandopfer auf einem der Berge dar, den ich dir zeigen werde. Genesis Gen 1 22 2 2 Den einzigen Sohn der Sara, den Erben des verheißenen großen Segens [Gen 12,2], an dem Ismael nicht Anteil hat. Vergl. [Gen 21,11]. Genesis Gen 1 22 2 3 Abraham soll in das Land der Amorrhäer ziehen, welche in dem späteren Gebirge Juda und Ephraim wohnten. Genesis Gen 1 22 20 His ita gestis, nuntiatum est Abrahæ quod Melcha quoque genuisset filios Nachor fratri suo, Nach diesen Begebenheiten ward dem Abraham berichtet, dass auch Melcha seinem Bruder Nachor Kinder geboren, Genesis Gen 1 22 21 Hus primogenitum, et Buz fratrem ejus, et Camuel patrem Syrorum, Hus,¹⁷ den Erstgebornen, und Buz, seinen Bruder, und Kamuel, den Stammvater der Syrer, Genesis Gen 1 22 21 17 Über die Namen lässt sich nichts Sicheres sagen. [Gen 23] Genesis Gen 1 22 22 Et Cased, et Azau, Pheldas quoque et Jedlaph, und Kased, Azau, Pheldas, Jedlaph, Genesis Gen 1 22 23 Ac Bathuel, de quo nata est Rebecca: octo istos genuit Melcha, Nachor fratri Abrahæ. und Bathuel, von welchem Rebekka gezeugt ward. Diese acht gebar Melcha dem Nachor, Abrahams Bruder. Genesis Gen 1 22 24 Concubina vero illius, nomine Roma, peperit Tabee, et Gaham, et Tahas, et Maacha. Aber sein Nebenweib, Namens Roma, gebar Tabee, Gaham, Tahas, und Maacha. Genesis Gen 1 22 3 Igitur Abraham de nocte consurgens, stravit asinum suum: ducens secum duos juvenes, et Isaac filium suum: cumque concidisset ligna in holocaustum, abiit ad locum quem præceperat ei Deus. Da stand Abraham des Nachts⁴ auf, sattelte seinen Esel, und nahm zwei Knechte und seinen Sohn Isaak mit sich. Und nachdem er Holz zum Brandopfer gespalten, brach er nach dem Orte auf, den Gott ihm bezeichnet hatte.⁵ Genesis Gen 1 22 3 4 Im Hebr. steht hier der Wortstamm von Moria. Nach der Tradition fand die Opferung auf dem Berge statt, auf welchem Salomon später den Tempel erbaute. Dieser wird [2Chr 3,1] Moria genannt. Genesis Gen 1 22 3 5 Hebr.: Am frühen Morgen. Genesis Gen 1 22 4 Die autem tertio, elevatis oculis, vidit locum procul: Am dritten Tage⁶ aber erhob Abraham seine Augen und erblickte den Ort von ferne. Genesis Gen 1 22 4 6 Sara erfährt wohl den Zweck der Reise nicht, so wenig wie Isaak ihn kennt. Genesis Gen 1 22 5 Dixitque ad pueros suos: Exspectate hic cum asino: ego et puer illuc usque properantes, postquam adoraverimus, revertemur ad vos. Da sprach er zu seinen Knechten: Wartet hier mit dem Esel; ich und der Knabe wir wollen dorthin gehen, und nachdem wir angebetet haben, werden wir zu euch zurückkehren.⁷ Genesis Gen 1 22 5 7 Abraham hoffte sicher, dass Gott, der die schwere Tat befohlen, die er ohne Zögern und Murren sich anschickte zu vollbringen, seinen Sohn, den Träger der Verheißungen, auf irgend welche Weise erhalten oder ihm wiedergeben werde. Genesis Gen 1 22 6 Tulit quoque ligna holocausti, et imposuit super Isaac filium suum: ipse vero portabat in manibus ignem et gladium. Cumque duo pergerent simul, Hierauf nahm er das Holz zum Brandopfer⁸ und legte es seinem Sohn Isaak auf;⁹ er selber aber trug das Feuer und das Messer in seinen Händen. Während nun beide miteinander dahin gingen, Genesis Gen 1 22 6 8 So trug Isaak wohl nicht alles notwendige Holz. Genesis Gen 1 22 6 9 Ein Vorbild Christi, der sein Kreuz trug. (Ambros.) Genesis Gen 1 22 7 Dixit Isaac patri suo: Pater mi. At ille respondit: Quid vis fili? Ecce, inquit, ignis et ligna: ubi est victima holocausti? sprach Isaak zu seinem Vater: Mein Vater! Er aber antwortete: Was willst du, mein Sohn? Siehe, sprach er, hier ist Feuer und Holz, wo ist das Schlachtopfer zum Brandopfer? Genesis Gen 1 22 8 Dixit autem Abraham: Deus providebit sibi victimam holocausti, fili mi. Pergebant ergo pariter: Abraham aber sprach: Gott wird sich ein Schlachtopfer zum Brandopfer ausersehen, mein Sohn! So gingen beide miteinander fort. Genesis Gen 1 22 9 Et venerunt ad locum quem ostenderat ei Deus, in quo ædificavit altare, et desuper ligna composuit: cumque alligasset Isaac filium suum, posuit eum in altare super struem lignorum. Und sie kamen an den Ort, den Gott ihm gezeigt hatte. Daselbst baute er einen Altar und legte das Holz darauf. Und nachdem er seinen Sohn Isaak gebunden hatte, legte er ihn auf den Altar, oben über das aufgeschichtete Holz. Genesis Gen 1 0 1 Saras Tod und Begräbnis in der Doppelhöhle bei Hebron. Genesis Gen 1 23 1 Vixit autem Sara centum viginti septem annis. Sara aber lebte hundert und siebenundzwanzig Jahre.¹ Genesis Gen 1 23 1 1 Sara lebte also nach Isaaks Geburt noch 37 Jahre. Genesis Gen 1 23 10 Habitabat autem Ephron in medio filiorum Heth. Responditque Ephron ad Abraham cunctis audientibus qui ingrediebantur portam civitatis illius, dicens: Ephron aber wohnte unter den Söhnen Heths. Da antwortete Ephron⁸ dem Abraham, dass es alle hörten, die in das Tor jener Stadt eingingen,⁹ und sprach: Genesis Gen 1 23 10 8 War er nicht zugegen gewesen? Wahrscheinlich bittet Abraham vielmehr aus Höflichkeit andere, für ihn bei Ephron einzutreten. Genesis Gen 1 23 10 9 Alle Einwohner. Genesis Gen 1 23 11 Nequaquam ita fiat, domine mi, sed tu magis ausculta, quod loquor: Agrum trado tibi, in speluncam, quæ in eo est, præsentibus filiis populi mei, sepeli mortuum tuum. Nicht also soll es geschehen, mein Herr! sondern höre vielmehr, was ich sage: Ich überlasse dir den Acker und die Höhle, die darin ist, in Gegenwart der Söhne meines Volkes;¹⁰ bestatte deinen Toten! Genesis Gen 1 23 11 10 So steht die Gültigkeit besser fest. Genesis Gen 1 23 12 Adoravit Abraham coram populo terræ. Da verneigte sich Abraham vor dem Volke des Landes Genesis Gen 1 23 13 Et locutus est ad Ephron circumstante plebe: Quæso, ut audias me: Dabo pecuniam pro agro: suscipe eam, et sic sepeliam mortuum meum in eo. und sprach zu Ephron vor dem umstehenden Volke: Ich bitte, du wollest mich hören! Ich gebe das Geld für den Acker; nimm es an, und so bestatte ich daselbst meinen Toten. Genesis Gen 1 23 14 Responditque Ephron: Ephron aber antwortete: Genesis Gen 1 23 15 Domine mi, audi me: Terra, quam postulas, quadringentis siclis argenti valet: istud est pretium inter me et te: sed quantum est hoc? Sepeli mortuum tuum. Mein Herr, höre mich! Das Land, das du verlangst, ist vierhundert Sekel Silbers¹¹ wert; das ist der Kaufpreis zwischen mir und dir, aber was ist das?¹² Bestatte deinen Toten! Genesis Gen 1 23 15 11 Die Umsetzung eines Sekels zur Zeit Abrahams in unsere Währung ist nicht gut möglich. Der Mosaische Sekel des Heiligtums hatte etwas 2,50 M. im Werte. Genesis Gen 1 23 15 12 Unser Verhältnis ist ein so inniges, dass ich dir den Acker ohne Gegenleistung überlasse. Es ist dies indes nur Ausdruck orientalischer Höflichkeit, nicht wirkliche Schenkung. Genesis Gen 1 23 16 Quod cum audisset Abraham, appendit pecuniam, quam Ephron postulaverat, audientibus filiis Heth, quadringentos siclos argenti probatæ monetæ publicæ. Als Abraham dies vernommen, wog er das Geld dar, welches Ephron vor den Söhnen Heths verlangt hatte, vierhundert Sekel Silbers bewährter gangbarer Münze.¹³ Genesis Gen 1 23 16 13 Gangbar im Handel. Es waren Silberbarren von bestimmtem Gewichte, vielleicht auch mit Bezeichnung des Gewichtes. Noch jetzt schließen die Araber vielfach einen Handel so ab, dass sie den von einem anderen gewünschten Gegenstand diesem als Geschenk anbieten, dabei aber den Preis nennen; dadurch machen sie alles Feilschen unmöglich. Genesis Gen 1 23 17 Confirmatusque est ager quondam Ephronis, in quo erat spelunca duplex, respiciens Mambre, tam ipse, quam spelunca, et omnes arbores ejus in cunctis terminis ejus per circuitum, So ward der vormalige Acker Ephrons, in dem eine doppelte Höhle, Mambre gegenüber,¹⁴ lag, der Acker sowohl als auch die Höhle, und alle Bäume auf demselben, die ringsherum in seinem Bereiche standen, Genesis Gen 1 23 17 14 Die Höhle öffnete sich nach Mambre zu. Gegenüber ist hier östlich von. Genesis Gen 1 23 18 Abrahæ in possessionem, videntibus filiis Heth, et cunctis qui intrabant portam civitatis illius. dem Abraham als Eigentum¹⁵ bestätigt, angesichts der Söhne Heths und aller, die in das Tor jener Stadt eintraten. Genesis Gen 1 23 18 15 Dass Abraham in dem verheißenen Lande, von dem ihm noch kein fußbreit Boden gehört, sich eine Stätte zum Begräbnisse in unanfechtbarem Rechte zum erblichen Eigentum erwirbt, ist ein Beweis seines festen Glaubens an die göttliche Verheißung. Genesis Gen 1 23 19 Atque ita sepelivit Abraham Saram uxorem suam in spelunca agri duplici, quæ respiciebat Mambre, hæc est Hebron in terra Chanaan. Und so bestattete Abraham sein Weib Sara in der doppelten Höhle des Ackerfeldes, welches Mambre gegenüber¹⁶ lag, das ist Hebron im Lande Chanaan. [Gen 35,27] Genesis Gen 1 23 19 16 Richtiger: In der Höhle des Feldes bei Machpela vor (östlich von) Mambre. Genesis Gen 1 23 2 Et mortua est in civitate Arbee, quæ est Hebron, in terra Chanaan: venitque Abraham ut plangeret, et fleret eam. Und sie starb in der Stadt Arbee,² das ist Hebron,³ im Lande Chanaan; und Abraham kam,⁴ sie zu beklagen und zu beweinen. Genesis Gen 1 23 2 2 Vergl. [Ri 1,10]. Genesis Gen 1 23 2 3 Vergl. [Gen 13,18]. Genesis Gen 1 23 2 4 Er kam in zahlreicher Begleitung zum Orte der Bestattung. Die Totenklage begann unmittelbar nach dem Eintritt des Todes [Mt 9,23] und dauerte sieben Tage. Das Begräbnis fand in der Regel bald nach dem Tode statt. [Apg 5,10]. Genesis Gen 1 23 20 Et confirmatus est ager, et antrum, quod erat in eo, Abrahæ in possessionem monumenti a filiis Heth. Und der Acker mit der Höhle darauf wurde Abraham zum erbeigenen Begräbnis von den Söhnen Heths bestätigt.¹⁷ Genesis Gen 1 23 20 17 Hier wurde später Abraham selbst begraben [Gen 25,9], ebenso Isaak [Gen 35,27.29] Rebekka und Lia [Gen 49,31] Jakob [Gen 50,13]. Dort wollte der erste Erzvater nach seinem Tode ruhen, auch im Tode ein Bekenner seines Glaubens an die Verheißung. Genesis Gen 1 23 3 Cumque surrexisset ab officio funeris, locutus est ad filios Heth, dicens: Und als er sich von der Totenfeier erhoben hatte, redete er also zu den Söhnen Heths: Genesis Gen 1 23 4 Advena sum et peregrinus apud vos: date mihi jus sepulcri vobiscum, ut sepeliam mortuum meum. Ich bin ein Ankömmling und Fremdling bei euch; gebet mir eine erbeigene Begräbnisstätte bei euch, meinen Toten zu bestatten.⁵ Genesis Gen 1 23 4 5 Dies sprach Abraham im Tore. (V. 10) Genesis Gen 1 23 5 Responderunt filii Heth, dicentes: Da antworteten die Söhne Heths und sprachen: Genesis Gen 1 23 6 Audi nos domine, princeps Dei es apud nos: in electis sepulcris nostris sepeli mortuum tuum: nullusque te prohibere poterit quin in monumento ejus sepelias mortuum tuum. Höre uns, o Herr! als ein Fürst Gottes weilst du bei uns;⁶ bestatte deinen Toten in dem erlesensten unserer Gräber, und keiner wird es dir verweigern können, dass du deinen Toten in seinem Grabmale bestattest. Genesis Gen 1 23 6 6 Wie einen erhabenen Fürsten werden wir dich behandeln, nicht wie einen Fremdling. Genesis Gen 1 23 7 Surrexit Abraham, et adoravit populum terræ, filios videlicet Heth: Da erhob sich Abraham, und verneigte sich vor dem Volke des Landes, den Söhnen Heths, Genesis Gen 1 23 8 Dixitque ad eos: Si placet animæ vestræ ut sepeliam mortuum meum, audite me, et intercedite pro me apud Ephron filium Seor: und sprach zu ihnen: Ist es euch genehm, dass ich meinen Toten begrabe, so höret mich und leget für mich bei Ephron, dem Sohne Seors, Fürsprache ein, Genesis Gen 1 23 9 Ut det mihi speluncam duplicem, quam habet in extrema parte agri sui: pecunia digna tradat eam mihi coram vobis in possessionem sepulcri. dass er mir die doppelte Höhle gebe, die er am Ende seiner Ackerflur besitzt; für den vollen Wert möge er sie mir vor euch zum erbeigenen Begräbnisse überlassen.⁷ Genesis Gen 1 23 9 7 Die Hethiter hatten sich erboten, Saras Leiche in ein Familienbegräbnis aufzunehmen. Abraham erkennt das freundliche Anerbieten dankbar an, will aber lieber ein eigenes Erbbegräbnis rechtsgültig erwerben. Genesis Gen 1 0 1 Abraham sendet seinen ältesten Knecht nach Mesopotamien, um seinem Sohne Isaak aus Nachors Familie ein Weib zu holen. (V. 10) Gebet des Knechtes (V. 14) und Zusammentreffen mit Rebekka, der Enkelin Nachors, Schwester des Laban. (V. 28) Aufnahme des Knechtes und Werbung für Isaak. (V. 58) Abreise Rebekkas. (V. 61) Ankunft bei Isaak. Genesis Gen 1 24 1 Erat autem Abraham senex, dierumque multorum: et Dominus in cunctis benedixerat ei. Abraham aber war alt¹ und hoch betagt, und der Herr hatte ihn in allem gesegnet. Genesis Gen 1 24 1 1 Im Vergleich zu seinen Zeitgenossen. Genesis Gen 1 24 10 Tulitque decem camelos de grege domini sui, et abiit, ex omnibus bonis ejus portans secum, profectusque perrexit in Mesopotamiam ad urbem Nachor. Dann nahm er zehn Kamele von der Herde seines Herrn, sowie von allen dessen Kostbarkeiten etwas mit sich, und brach auf, und zog nach Mesopotamien, zur Stadt Nachors. [Gen 27,43] Genesis Gen 1 24 11 Cumque camelos fecisset accumbere extra oppidum juxta puteum aquæ vespere, tempore quo solent mulieres egredi ad hauriendam aquam, dixit: Dort ließ er die Kamele sich außerhalb der Stadt bei einem Wasserbrunnen lagern, Abends, zur Zeit wo die Weiber herauszukommen pflegen, um Wasser zu schöpfen, und er sprach: Genesis Gen 1 24 12 Domine Deus domini mei Abraham, occurre, obsecro, mihi hodie, et fac misericordiam cum domino meo Abraham. Herr! du Gott meines Herrn Abraham, komme mir doch heut⁷ entgegen und tue Barmherzigkeit an meinem Gebieter Abraham. Genesis Gen 1 24 12 7 Jetzt. Genesis Gen 1 24 13 Ecce ego sto prope fontem aquæ, et filiæ habitatorum hujus civitatis egredientur ad hauriendam aquam. Siehe, ich stehe an dem Wasserbrunnen, und die Töchter der Einwohner dieser Stadt werden herauskommen, um Wasser zu schöpfen. Genesis Gen 1 24 14 Igitur puella, cui ego dixero: Inclina hydriam tuam ut bibam: et illa responderit, Bibe, quin et camelis tuis dabo potum: ipsa est, quam præparasti servo tuo Isaac: et per hoc intelligam quod feceris misericordiam cum domino meo. Wenn also das Mädchen, zu dem ich sagen werde: Neige deinen Krug, dass ich trinke, mir antwortet: Trinke, und auch deine Kamele will ich tränken, so ist diese es, die du deinem Knechte Isaak bestimmt hast; und hieran will ich erkennen, dass du an meinem Herrn Erbarmen geübt hast.⁸ Genesis Gen 1 24 14 8 Das Folgende bestimmt sich Elieser voll Vertrauen, auf Eingebung Gottes oder eines guten Engels, wie der Erfolg zeigt. Die Zeichen sind übrigens geeignet, eine gute Ehefrau kundzugeben. Genesis Gen 1 24 15 Necdum intra se verba compleverat, et ecce Rebecca egrediebatur, filia Bathuel, filii Melchæ uxoris Nachor fratris Abraham, habens hydriam in scapula sua: Noch hatte er die Worte bei sich nicht vollendet, da siehe, kam Rebekka heraus, die Tochter Bathuels, des Sohnes der Melcha, des Weibes Nachors, des Bruders Abrahams, den Krug auf ihrer Achsel tragend. Genesis Gen 1 24 16 Puella decora nimis, virgoque pulcherrima, et incognita viro: descenderat autem ad fontem, et impleverat hydriam, ac revertebatur. Das Mädchen aber war überaus wohlgestaltet, eine sehr schöne Jungfrau, und von keinem Manne erkannt.⁹ Und sie stieg hinab zu dem Brunnen, und füllte ihren Krug, und kam wieder herauf. Genesis Gen 1 24 16 9 Ihre Schönheit und Reinheit wird gelobt. Genesis Gen 1 24 17 Occurritque ei servus, et ait: Pauxillum aquæ mihi ad bibendum præbe de hydria tua. Da ging ihr der Knecht entgegen und sprach: Gib mir ein wenig Wasser aus deinem Kruge zu trinken! Genesis Gen 1 24 18 Quæ respondit: Bibe domine mi: celeriterque deposuit hydriam super ulnam suam, et dedit ei potum. Sie antwortete: Trinke, mein Herr; und eilends ließ sie den Krug hernieder auf ihre Hand und gab ihm zu trinken. Genesis Gen 1 24 19 Cumque ille bibisset, adjecit: Quin et camelis tuis hauriam aquam, donec cuncti bibant. Und als er getrunken hatte, fügte sie bei: Auch deinen Kamelen will ich Wasser schöpfen, bis sie alle getrunken haben. Genesis Gen 1 24 2 Dixitque ad servum seniorem domus suæ, qui præerat omnibus quæ habebat: Pone manum tuam subter femur meum, Da sprach er zu dem ältesten Knechte seines Hauses, der über alles gesetzt war, was er hatte: Lege deine Hand unter meine Hüfte,² [Gen 47,29] Genesis Gen 1 24 2 2 Diese Weise des Schwures wird nur noch [Gen 47,29] erwähnt. Die Lenden sind nach [Gen 46,26] und [Ri 8,30] Ausgangsort der Nachkommenschaft. Die Berührung der Lenden bedeutete also, dass man die Nachkommen zu Hütern des geleisteten und zu Rächern des gebrochenen Eides aufrief. Für Abraham kam noch der besondere Grund hinzu, dass aus ihm und seinen Nachkommen der hervorgehen sollte, durch den alle Völker gesegnet werden. (Ambros., Hieron.) Genesis Gen 1 24 20 Effundensque hydriam in canalibus, recurrit ad puteum ut hauriret aquam: et haustam omnibus camelis dedit. Dann goss sie den Krug in die Tränkrinne aus, lief wieder zum Brunnen zurück, um Wasser zu schöpfen, und schöpfte, und gab allen Kamelen. Genesis Gen 1 24 21 Ipse autem contemplabatur eam tacitus, scire volens utrum prosperum iter suum fecisset Dominus, an non. Er aber schaute ihr schweigend zu, begierig zu erfahren, ob der Herr seine Reise habe glücken lassen oder nicht.¹⁰ Genesis Gen 1 24 21 10 Zuerst prüft er, ob das erbetene Zeichen ihm genau zu Teil wird. Genesis Gen 1 24 22 Postquam autem biberunt cameli, protulit vir inaures aureas, appendentes siclos duos, et armillas totidem pondo siclorum decem. Nachdem nun die Kamele getrunken hatten, zog der Mann goldene Ohrgehänge hervor, zwei Sekel schwer, und ebensoviele Armbänder, zehn Sekel schwer,¹¹ Genesis Gen 1 24 22 11 Ohrgehänge werden [Gen 35,4] als Schmuckgegenstand erwähnt. Der mosaische Silbersekel wog 14,55 Gramm, der Goldsekel 16,37 Gramm. Zu Abrahams Zeit wogen beide mehr. Nach dem Hebr. hatte das Ohrgehänge einen halben Sekel an Gewicht. Ob jedes Armband zehn Sekel wog oder beide zusammen, ist nicht zu sagen. Genesis Gen 1 24 23 Dixitque ad eam: Cujus es filia? indica mihi: est in domo patris tui locus ad manendum? und sprach zu ihr: Wessen Tochter bist du? Sage mir, ist im Hause deines Vaters Raum, um dort zu bleiben?¹² Genesis Gen 1 24 23 12 Gleichzeitig gibt er die Geschenke. Genesis Gen 1 24 24 Quæ respondit: Filia sum Bathuelis, filii Melchæ, quem peperit ipsi Nachor. Sie antwortete: Ich bin die Tochter Bathuels, des Sohnes der Melcha, den sie dem Nachor geboren. Genesis Gen 1 24 25 Et addidit, dicens: Palearum quoque et fni plurimum est apud nos, et locus spatiosus ad manendum. Und, fuhr sie fort, auch Stroh und Heu ist sehr viel bei uns, und geräumiger Platz, um dort zu bleiben. Genesis Gen 1 24 26 Inclinavit se homo, et adoravit Dominum, Da warf sich der Mann nieder, und betete den Herrn an,¹³ Genesis Gen 1 24 26 13 Erst nachdem Rebekka sich als Tochter Bathuels, des Brudersohnes Abrahams, kundgegeben und auch seine zweite Frage bejaht hat, wurde es ihm gewiss, dass diese Jungfrau von Gott für Isaak bestimmt sei, so dass er nun niederfällt und Gott dankt. Genesis Gen 1 24 27 Dicens: Benedictus Dominus Deus domini mei Abraham, qui non abstulit misericordiam et veritatem suam a domino meo, et recto itinere me perduxit in domum fratris domini mei. und sprach: Gepriesen sei der Herr, der Gott meines Herrn Abraham, der seine Barmherzigkeit und Treue meinem Herrn nicht entzogen und mich geraden Weges in das Haus des Bruders meines Herrn geführt hat! Genesis Gen 1 24 28 Cucurrit itaque puella, et nuntiavit in domum matris suæ omnia quæ audierat. Da lief das Mädchen hin und berichtete im Hause ihrer Mutter¹⁴ alles, was sie gehört hatte. Genesis Gen 1 24 28 14 Jede Frau hatte ihre besondere Wohnung. Vergl. [Gen 31,33ff]. Die Zugehörigkeit zur selben Mutter bildet im Orient vielfach ein stärkeres Band als Abstammung von demselben Vater. Hieraus ist Labans Vortreten, besonders V. 50 zu erklären, das Vorgehen Simeons und Levis [Gen 34], Absaloms [2Sam 13,22]. Genesis Gen 1 24 29 Habebat autem Rebecca fratrem nomine Laban, qui festinus egressus est ad hominem, ubi erat fons. Nun aber hatte Rebekka einen Bruder mit Namen Laban. Dieser ging eilends hinaus zu dem Manne an den Brunnen.¹⁵ Genesis Gen 1 24 29 15 Genauere Erzählung V. 30. Genesis Gen 1 24 3 Ut adjurem te per Dominum, Deum cli et terræ, ut non accipias uxorem filio meo de filiabus Chananæorum, inter quos habito: damit ich dich bei dem Herrn, dem Gott Himmels und der Erde,³ schwören lasse, dass du meinem Sohne kein Weib freien willst von den Töchtern der Chananiter, unter welchen ich wohne; Genesis Gen 1 24 3 3 Beziehung auf die [Gen 1,1, Gen 14,19.22] ausgesprochene Wahrheit. V. 7 steht nur Gott des Himmels, weil dort die übernatürliche Leitung der Frommen in's Auge gefasst wird. Genesis Gen 1 24 30 Cumque vidisset inaures et armillas in manibus sororis suæ, et audisset cuncta verba referentis: Hæc locutus est mihi homo: venit ad virum, qui stabat juxta camelos, et prope fontem aquæ: Und als er die Ohrgehänge und Armbänder in den Händen seiner Schwester erblickte¹⁶ und alles vernommen hatte, was sie erzählte: Dies hat der Mann zu mir geredet; kam er zu dem Manne, der noch bei den Kamelen nahe dem Wasserbrunnen stand, Genesis Gen 1 24 30 16 Schon hier macht der Verfasser auf Labans Charakter aufmerksam, auf dessen freundliches Anerbieten die seiner Schwester gemachten Geschenke von großem Einflusse sind. Über seine Selbstsucht siehe [Gen 30,25ff]. Genesis Gen 1 24 31 Dixitque ad eum: Ingredere, benedicte Domini: cur foris stas? præparavi domum, et locum camelis. und sprach zu ihm: Komm herein, du Gesegneter des Herrn; warum stehest du draußen? Ich habe im Hause alles vorbereitet und Platz für die Kamele geschafft. Genesis Gen 1 24 32 Et introduxit eum in hospitium: ac destravit camelos, deditque paleas et fnum, et aquam ad lavandos pedes ejus, et virorum qui venerant cum eo. Und er führte ihn in das Haus, und entlastete die Kamele, und gab ihnen Stroh und Heu, und brachte Wasser, damit er und die Männer, die mit ihm gekommen waren, sich die Füße wuschen. Genesis Gen 1 24 33 Et appositus est in conspectu ejus panis. Qui ait: Non comedam, donec loquar sermones meos. Respondit ei: Loquere. Auch ward ihm Speise vorgesetzt. Er aber sprach: Ich werde nicht eher essen, als bis ich meinen Auftrag vorgebracht habe. Laban antwortete ihm: So rede! Genesis Gen 1 24 34 At ille: Servus, inquit, Abraham sum: Da sprach er: Ich bin der Knecht Abrahams, Genesis Gen 1 24 35 Et Dominus benedixit domino meo valde, magnificatusque est: et dedit ei oves et boves, argentum et aurum, servos et ancillas, camelos et asinos. und der Herr hat meinen Gebieter reich gesegnet, so dass er groß geworden ist, und hat ihm Schafe und Rinder, Silber und Gold, Knechte und Mägde, Kamele und Esel geschenkt.¹⁷ Genesis Gen 1 24 35 17 Wie [Gen 12,16] und [Gen 13,2]. (Nur die Eselinnen [Gen 12,16] fehlen.) Genesis Gen 1 24 36 Et peperit Sara uxor domini mei filium domino meo in senectute sua, deditque illi omnia quæ habuerat. Sara aber, das Weib meines Herrn, hat meinem Herrn einen Sohn geboren, als sie schon hochbetagt war, und ihm hat er alles, was sein war, übergeben.¹⁸ Genesis Gen 1 24 36 18 Durch die Verstoßung Agars war Isaak zum alleinigen Erben erklärt [Gen 21,10]. Eliezer betont dies, um dadurch die Verhandlungen zu erleichtern. Genesis Gen 1 24 37 Et adjuravit me dominus meus, dicens: Non accipies uxorem filio meo de filiabus Chananæorum, in quorum terra habito: Und mein Herr beschwor mich und sagte: Nimm meinem Sohne kein Weib von den Töchtern der Chananiter, in deren Lande ich wohne; Genesis Gen 1 24 38 Sed ad domum patris mei perges, et de cognatione mea accipies uxorem filio meo: sondern ziehe hin zu meines Vaters Hause, und aus meiner Verwandtschaft nimm meinem Sohne ein Weib. Genesis Gen 1 24 39 Ego vero respondi domino meo: Quid si noluerit venire mecum mulier? Da antwortete ich meinem Herrn: Wenn nun aber das Weib nicht mit mir kommen will? Genesis Gen 1 24 4 Sed ad terram et cognationem meam proficiscaris, et inde accipias uxorem filio meo Isaac. sondern dass du in mein Vaterland⁴ und zu meiner Verwandtschaft ziehen, und von dort meinem Sohne Isaak ein Weib nehmen willst. Genesis Gen 1 24 4 4 Nach Mesopotamien. Abraham hatte lange Zeit in Haran gewohnt. [Gen 11,31] Genesis Gen 1 24 40 Dominus, ait, in cujus conspectu ambulo, mittet Angelum suum tecum, et diriget viam tuam: accipiesque uxorem filio meo de cognatione mea, et de domo patris mei. Da sprach er: Der Herr, vor dem ich wandle, wird seinen Engel mit dir senden und dich auf deinem Wege leiten, dass du meinem Sohne ein Weib von meiner Verwandtschaft und aus dem Hause meines Vaters erhaltest. Genesis Gen 1 24 41 Innocens eris a maledictione mea, cum veneris ad propinquos meos, et non dederint tibi. Dann sollst du von meinem Fluche frei sein, wenn du zu meinen Verwandten kommst und sie dir das Weib nicht geben. Genesis Gen 1 24 42 Veni ergo hodie ad fontem aquæ, et dixi: Domine Deus domini mei Abraham, si direxisti viam meam, in qua nunc ambulo, Als ich nun heute zum Wasserbrunnen kam, sprach ich: Herr! du Gott meines Gebieters Abraham, wenn du mir Glück auf den Weg gegeben hast, auf dem ich mich jetzt befinde, Genesis Gen 1 24 43 Ecce sto juxta fontem aquæ, et virgo, quæ egredietur ad hauriendam aquam, audierit a me: Da mihi pauxillum aquæ ad bibendum ex hydria tua: siehe, ich stehe jetzt hier bei dem Wasserbrunnen; die Jungfrau nun, die herauskommt, um Wasser zu schöpfen, und zu der ich sagen werde: Gib mir ein wenig Wasser aus deinem Kruge zu trinken! Genesis Gen 1 24 44 Et dixerit mihi: Et tu bibe, et camelis tuis hauriam: ipsa est mulier quam præparavit Dominus filio domini mei. und die mir dann sagt: Trinke, und auch deinen Kamelen will ich schöpfen; diese ist das Weib, welches der Herr dem Sohne meines Gebieters bestimmt hat. Genesis Gen 1 24 45 Dumque hæc tacitus mecum volverem, apparuit Rebecca veniens cum hydria, quam portabat in scapula: descenditque ad fontem, et hausit aquam. Et aio ad eam: Da mihi paululum bibere: Während ich dies noch bei mir selbst schweigend erwog, erschien Rebekka, mit einem Kruge auf der Achsel daherkommend, und stieg hinab zum Brunnen, und schöpfte Wasser. Und ich sprach zu ihr: Gib mir ein wenig zu trinken! Genesis Gen 1 24 46 Quæ festinans deposuit hydriam de humero, et dixit mihi: Et tu bibe, et camelis tuis tribuam potum. Bibi, et adaquavit camelos. Sie aber hob eilends den Krug von ihrer Schulter und sagte zu mir: Trinke, und auch deine Kamele will ich tränken. Und ich trank, und sie tränkte die Kamele. Genesis Gen 1 24 47 Interrogavique eam, et dixi: Cujus es filia? Quæ respondit: Filia Bathuelis sum, filii Nachor, quem peperit ei Melcha. Suspendi itaque inaures ad ornandam faciem ejus, et armillas posui in manibus ejus. Hierauf fragte ich sie und sprach: Wessen Tochter bist du? Sie antwortete: Ich bin die Tochter Bathuels, des Sohnes Nachors, welchen ihm Melcha gebar. Da legte ich ihr die Ohrgehänge an, ihr Gesicht zu schmücken, und tat die Armbänder an ihre Hände. Genesis Gen 1 24 48 Pronusque adoravi Dominum, benedicens Domino Deo domini mei Abraham, qui perduxit me recto itinere, ut sumerem filiam fratris domini mei filio ejus. Dann warf ich mich nieder, und betete den Herrn an, und pries den Herrn, den Gott meines Herrn Abraham, dass er mich den rechten Weg geführt hat, damit ich die Tochter des Bruders meines Herrn für seinen Sohn freite. Genesis Gen 1 24 49 Quamobrem si facitis misericordiam et veritatem cum domino meo, indicate mihi: sin autem aliud placet, et hoc dicite mihi, ut vadam ad dexteram, sive ad sinistram. Und nun, wenn ihr meinem Herrn also Liebe und Treue erweisen wollt, so tuet es mir kund; beliebt es euch aber anders, so saget mir auch dies, damit ich mich zur Rechten oder zur Linken wende. Genesis Gen 1 24 5 Respondit servus: Si noluerit mulier venire mecum in terram hanc, numquid reducere debeo filium tuum ad locum, de quo tu egressus es? Da antwortete der Knecht: Wenn nun das Weib nicht mit mir in dieses Land kommen will, soll ich dann deinen Sohn wieder in das Land zurückführen, von dem du weggezogen bist? Genesis Gen 1 24 50 Responderuntque Laban et Bathuel: A Domino egressus est sermo: non possumus extra placitum ejus quidquam aliud loqui tecum. Da antworteten Laban und Bathuel: Die Sache ist von dem Herrn ausgegangen; wir können mit dir nichts anderes reden, als was ihm gefällt. Genesis Gen 1 24 51 En Rebecca coram te est, tolle eam, et proficiscere, et sit uxor filii domini tui, sicut locutus est Dominus. Siehe, hier steht Rebekka, nimm sie, und ziehe hin, und sie werde das Weib des Sohnes deines Gebieters, wie der Herr geredet hat. Genesis Gen 1 24 52 Quod cum audisset puer Abraham, procidens adoravit in terram Dominum. Als nun der Knecht Abrahams dies gehört hatte, warf er sich zur Erde nieder und betete den Herrn an. Genesis Gen 1 24 53 Prolatisque vasis argenteis, et aureis, ac vestibus, dedit ea Rebecca pro munere: fratribus quoque ejus et matri dona obtulit. Dann zog er silberne und goldene Geräte und Gewänder hervor und gab sie Rebekka zum Geschenke, und auch ihren Brüdern und ihrer Mutter gab er Geschenke.¹⁹ Genesis Gen 1 24 53 19 Es war im Oriente Sitte, bei der Verlobung die Braut zu beschenken, aber ebenso deren nächsten Verwandten, besonders dem Vater Gaben darzubringen, die als eine Art Kaufgeld angesehen werden können. Genesis Gen 1 24 54 Inito convivio, vescentes pariter et bibentes manserunt ibi. Surgens autem mane, locutus est puer: Dimittite me, ut vadam ad dominum meum. Und man richtete ein Mahl an, und sie aßen und tranken zusammen und blieben daselbst. Des Morgens aber stand der Knecht auf, und sprach: Entlasset mich, dass ich zu meinem Herrn ziehe! Genesis Gen 1 24 55 Responderuntque fratres ejus et mater: Maneat puella saltem decem dies apud nos, et postea proficiscetur. Da antworteten ihre Brüder und ihre Mutter: Lass das Mädchen wenigstens noch zehn Tage bei uns bleiben, und dann mag sie reisen! Genesis Gen 1 24 56 Nolite ait, me retinere, quia Dominus direxit viam meam: dimittite me, ut pergam ad dominum meum. Er aber sprach: Haltet mich nicht zurück, da der Herr meinen Weg glücklich geleitet hat; entlasset mich, damit ich zu meinem Herrn ziehe! Genesis Gen 1 24 57 Et dixerunt: Vocemus puellam, et quæramus ipsius voluntatem. Sie sprachen: Wir wollen das Mädchen rufen und sie nach ihrem Willen fragen. Genesis Gen 1 24 58 Cumque vocata venisset, sciscitati sunt: Vis ire cum homine isto? Quæ ait: Vadam. Da ward sie gerufen und kam, und sie fragten: Willst du mit diesem Manne ziehen? Sie erwiderte: Ja, ich will gehen!²⁰ Genesis Gen 1 24 58 20 Das Mädchen wird nicht um ihre Einwilligung zur Verlobung gefragt, sondern schon alsbald nach dem Tage der Abreise. Genesis Gen 1 24 59 Dimiserunt ergo eam, et nutricem illius, servumque Abraham, et comites ejus, Also ließen sie Rebekka ziehen, und ihre Amme,²¹ und den Knecht Abrahams, und seine Leute, Genesis Gen 1 24 59 21 Debora [Gen 35,8] Genesis Gen 1 24 6 Dixitque Abraham: Cave nequando reducas filium meum illuc. Abraham sprach: Hüte dich, meinen Sohn je dorthin zurückzuführen.⁵ Genesis Gen 1 24 6 5 Dies wäre gegen Gottes ausdrückliches Gebot und gegen dessen Verheißung. Genesis Gen 1 24 60 Imprecantes prospera sorori suæ, atque dicentes: Soror nostra, es, crescas in mille millia, et possideat semen tuum portas inimicorum suorum. und sie wünschten ihrer Schwester Glück und sprachen: O unsere Schwester, werde Mutter von tausendmaltausend, und deine Nachkommen mögen die Tore²² ihrer Feinde in Besitz nehmen! Genesis Gen 1 24 60 22 Städte (Sept.) und damit ihr Land. (Syr.) Genesis Gen 1 24 61 Igitur Rebecca, et puellæ illius, ascensis camelis, secutæ sunt virum: qui festinus revertebatur ad dominum suum: Hierauf bestiegen Rebekka und ihre Mägde die Kamele und folgten dem Manne, der eilends zu seinem Herrn zurückzog. Genesis Gen 1 24 62 Eo autem tempore deambulabat Isaac per viam, quæ ducit ad puteum, cujus nomen est Viventis et Videntis: habitabat enim in terra australi: Zur selben Zeit aber wandelte Isaak auf dem Wege, der zu dem Brunnen führt, dessen Namen Brunnen des Lebenden und Schauenden ist; denn er wohnte in dem Südlande.²³ [Gen 16,14] Genesis Gen 1 24 62 23 In Negeb. Genesis Gen 1 24 63 Et egressus fuerat ad meditandum in agro, inclinata jam die: cumque elevasset oculos, vidit camelos venientes procul. Und er war ausgegangen, auf dem Felde nachzusinnen,²⁴ als der Tag sich schon geneigt hatte, und als er die Augen erhob, sah er Kamele von ferne daherkommen. Genesis Gen 1 24 63 24 Andere: Um zu klagen. (Vergl. V. 67) Genesis Gen 1 24 64 Rebecca quoque, conspecto Isaac, descendit de camelo, Auch Rebekka erblickte den Isaak, und stieg von dem Kamele herab, Genesis Gen 1 24 65 Et ait ad puerum: Quis est ille homo qui venit per agrum in occursum nobis? Dixitque ei: Ipse est dominus meus. At illa tollens cito pallium, operuit se. und sprach zu dem Knechte: Wer ist der Mann, der über das Feld her uns entgegenkommt? Er sprach zu ihr: Es ist mein Herr. Da nahm sie eilends ihren Schleier und verhüllte sich.²⁵ Genesis Gen 1 24 65 25 Mit einem leichten Überwurf, der Kopf und Körper bedeckt. Noch jetzt geht im Morgenlande die Braut dem Bräutigam verhüllt entgegen. Genesis Gen 1 24 66 Servus autem cuncta, quæ gesserat, narravit Isaac. Der Knecht aber erzählte Isaak alles, was er ausgerichtet hatte. Genesis Gen 1 24 67 Qui introduxit eam in tabernaculum Saræ matris suæ, et accepit eam uxorem: et in tantum dilexit eam, ut dolorem, qui ex morte matris ejus acciderat, temperaret. Da führte dieser sie in das Zelt Saras, seiner Mutter, und nahm sie zum Weibe, und gewann sie so lieb, dass der Schmerz sich minderte, der ihn durch den Tod seiner Mutter betroffen hatte. [Gen 23] Genesis Gen 1 24 7 Dominus Deus cli, qui tulit me de domo patris mei, et de terra nativitatis meæ, qui locutus est mihi, et juravit mihi, dicens: Semini tuo dabo terram hanc: ipse mittet Angelum suum coram te, et accipies inde uxorem filio meo: Genesis Gen 1 24 8 Sin autem mulier noluerit sequi te, non teneberis juramento: filium meum tantum ne reducas illuc. Wenn aber das Weib dir nicht folgen will, so bist du deines Eides ledig; nur führe meinen Sohn nicht dorthin zurück. Genesis Gen 1 24 9 Posuit ergo servus manum sub femore Abraham domini sui, et juravit illi super sermone hoc. Da legte der Knecht seine Hand unter die Hüfte Abrahams, seines Herrn, und schwor ihm, diesen Auftrag zu erfüllen. Genesis Gen 1 0 1 3.) Nachdem Abraham in einer zweiten Ehe, mit Ketura, mehrere Söhne gezeugt (V. 4), stirbt er im guten Alter, indem er Isaak als seinen Erben hinterlässt, nachdem er die Söhne der Nebenfrauen in das Land gegen Osten entsendet, und wird bei Sara beigesetzt. (V. 11) 2. Geschichte Ismaels (25, V. 12 18): Aufzählung der von ihm abstammenden Stämme und der Wohnsitze derselben. 3. Geschichte Isaaks (25,19 35,29): Geschichte der Söhne Isaaks, insbesondere des jüngeren. A. Zwietracht Esaus und Jakobs (25,19 28,5) a. Isaak bittet Gott für Rebekka um Nachkommenschaft. Sie gebärt Zwillinge, doch noch vor der Geburt wird ihr vorausgesagt, dass der Ältere dem Jüngeren dienen wird. (V. 26) Esau verkauft, herangewachsen, seinem jüngeren Bruder das Recht der Erstgeburt. Genesis Gen 1 25 1 Abraham vero aliam duxit uxorem nomine Ceturam: Abraham aber nahm noch ein anderes Weib, mit Namen Ketura. [1Chr 1,32] Genesis Gen 1 25 10 Quem emerat a filiis Heth: ibi sepultus est ipse, et Sara uxor ejus. den er von den Söhnen Heths gekauft hatte, dort wurde auch er bestattet, wie Sara, sein Weib. Genesis Gen 1 25 11 Et post obitum illius benedixit Deus Isaac filio ejus, qui habitabat juxta puteum nomine Viventis et Videntis. Und nach seinem Tode segnete Gott seinen Sohn Isaak, der bei dem Brunnen wohnte, welcher der Brunnen des Lebenden und Schauenden heißt. Genesis Gen 1 25 12 Hæ sunt generationes Ismael filii Abrahæ, quem peperit ei Agar gyptia, famula Saræ: Dies ist das Geschlecht Ismaels, des Sohnes Abrahams, den ihm die Ägypterin Agar, Saras Magd, gebar: Genesis Gen 1 25 13 Et hæc nomina filiorum ejus in vocabulis et generationibus suis. Primogenitus Ismaelis Nabaioth, deinde Cedar, et Adbeel, et Mabsam, und dies sind die Namen seiner Söhne nach ihren Namen und Geschlechtsfolgen. Der Erstgeborene Ismaels Nabajoth;⁵ dann Kedar,⁶ Adbeel, Mabsam, [1Chr 1,29] Genesis Gen 1 25 13 5 Vergl. [Gen 36,3, Jes 60,7]. Genesis Gen 1 25 13 6 Vergl. [Hld 1,4]. Genesis Gen 1 25 14 Masma quoque, et Duma, et Massa, Masma, Duma, Massa, Genesis Gen 1 25 15 Hadar, et Thema, et Jethur, et Naphis, et Cedma. Hadar, Thema, Jethur, Naphis, und Kedma. Genesis Gen 1 25 16 Isti sunt filii Ismaelis: et hæc nomina per castella et oppida eorum, duodecim principes tribuum suarum. Dies sind die Söhne Ismaels und dies ihre Namen nach ihren Gehöften und Dörfern, zwölf Fürsten ihrer Stämme. [Gen 17,20] Genesis Gen 1 25 17 Et facti sunt anni vitæ Ismaelis centum triginta septem, deficiensque mortuus est, et appositus ad populum suum. Der Lebensjahre Ismaels wurden hundert und siebenunddreißig, und er verschied, und starb, und wurde zu seinem Volke versammelt. Genesis Gen 1 25 18 Habitavit autem ab Hevila usque Sur, quæ respicit gyptum introeuntibus Assyrios: coram cunctis fratribus suis obiit. Er⁷ wohnte aber von Hevila bis Sur,⁸ welches Ägypten gegenüberliegt, wenn man in der Richtung auf Assyrien zu reist. Er starb angesichts aller seiner Brüder.⁹ Genesis Gen 1 25 18 7 Sie, die Abkömmlinge. Genesis Gen 1 25 18 8 Siehe [Gen 16,7]. Genesis Gen 1 25 18 9 So wird [Gen 16,12] erfüllt, wo nach dem hebräischen Texte vom Wohnen, nicht vom Sterben die Rede ist. Genesis Gen 1 25 19 Hæ quoque sunt generationes Isaac filii Abraham: Abraham genuit Isaac: Dies ist das Geschlecht Isaaks, des Sohnes Abrahams: Abraham zeugte den Isaak. Genesis Gen 1 25 2 Quæ peperit ei Zamran et Jecsan, et Madan, et Madian, et Jesboc, et Sue. Diese gebar ihm Zamran, Jeksan, Madan, Madian,¹ Jesbok und Sue. Genesis Gen 1 25 2 1 Madian, ein Ort fünf Tagreisen von Aila, an der Ostseite des Meeresbusens. In der Zeit Moses sind Madianiter auf der Sinaihalbinsel [Ex 2,15ff, Ex 3,1, Ex 18,1ff], aber auch östlich vom Toten Meer und noch weiter nach Norden in Verbindung mit Moab. Genesis Gen 1 25 20 Qui cum quadraginta esset annorum, duxit uxorem Rebeccam filiam Bathuelis Syri de Mesopotamia, sororem Laban. Als dieser vierzig Jahre alt war, nahm er Rebekka, die Tochter Bathuels,¹⁰ des Syrers aus Mesopotamien,¹¹ Labans Schwester, zum Weibe. Genesis Gen 1 25 20 10 Vergl. [Gen 22,23, Gen 24,24]. Genesis Gen 1 25 20 11 Paddan Aram, Gegend um die Stadt Haran, Land der Aramäer. Genesis Gen 1 25 21 Deprecatusque est Isaac Dominum pro uxore sua, eo quod esset sterilis: qui exaudivit eum, et dedit conceptum Rebeccæ. Isaak aber flehte zu dem Herrn für sein Weib, weil sie unfruchtbar war;¹² und er erhörte ihn und ließ Rebekka empfangen. Genesis Gen 1 25 21 12 Zwanzig Jahre lang. Die Nachkommenschaft soll der Güte Gottes, nicht der Natur zugeschrieben werden. Genesis Gen 1 25 22 Sed collidebantur in utero ejus parvuli; quæ ait: Si sic mihi futurum erat, quid necesse fuit concipere? Perrexitque ut consuleret Dominum. Es stießen sich aber die Kinder in ihrem Leibe. Da sprach sie: Wenn es mir so ergehen sollte, warum musste ich da empfangen?¹³ Und sie ging hin, den Herrn zu befragen.¹⁴ Genesis Gen 1 25 22 13 Rebekka ist öfter ungeduldig. Vergl. [Gen 27,46]. Sie hält dies für ein übles Vorzeichen. Genesis Gen 1 25 22 14 An eine durch Offenbarung oder Verehrung Gottes geweihte Stätte sich begebend. Genesis Gen 1 25 23 Qui respondens, ait: Duæ gentes sunt in utero tuo, et duo populi ex ventre tuo dividentur, populusque populum superabit, et major serviet minori. Er aber antwortete und sprach: Zwei Völker sind in deinem Leibe, und zwei Stämme werden aus deinem Schoße hervorgehen, und ein Volk wird dem andern überlegen sein, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen,¹⁵ [Röm 9,11.12] Genesis Gen 1 25 23 15 So wird vorausgesagt, dass der Messias von dem Jüngeren abstammen werde. Genesis Gen 1 25 24 Jam tempus pariendi advenerat, et ecce gemini in utero ejus reperti sunt. Als nun die Zeit herankam, dass sie gebären sollte, siehe, da fand sich, dass Zwillinge in ihrem Leibe waren. Genesis Gen 1 25 25 Qui prior egressus est, rufus erat, et totus in morem pellis hispidus: vocatumque est nomen ejus Esau. Protinus alter egrediens, plantam fratris tenebat manu: et idcirco appellavit eum Jacob. Der, welcher zuerst herauskam, war rötlich und ganz haarig, wie ein Pelz; und sein Name ward Esau¹⁶ genannt. Der andere, der sogleich nachkam, hielt die Ferse seines Bruders mit der Hand fest; darum nannte sie ihn Jakob.¹⁷ [Hos 12,3, Mt 1,2] Genesis Gen 1 25 25 16 Der Erstgeborene war rötlich (von Hautfarbe oder von Haar?) und mit Haaren bedeckt, ein Vorzeichen der Kraft und Wildheit Esaus. Daher sein Name: der Behaarte. Genesis Gen 1 25 25 17 Fersenhalter. Dieser Name hat eine übertragene Nebenbedeutung: Jemanden überlisten. Vergl. [Gen 27,36]. Genesis Gen 1 25 26 Sexagenarius erat Isaac quando nati sunt ei parvuli. Sechzig Jahre war Isaak alt, als ihm die Kinder geboren wurden. Genesis Gen 1 25 27 Quibus adultis, factus est Esau vir gnarus venandi, et homo agricola: Jacob autem vir simplex habitabat in tabernaculis. Als sie nun heranwuchsen, ward Esau ein tüchtiger Jäger und ein Ackersmann; Jakob aber war ein einfacher¹⁸ Mann, der in den Zelten wohnte.¹⁹ Genesis Gen 1 25 27 18 Ruhiger. Genesis Gen 1 25 27 19 Weil er ein Hirt war. Vergl. [Gen 4,20]. Genesis Gen 1 25 28 Isaac amabat Esau, eo quod de venationibus illius vesceretur: et Rebecca diligebat Jacob. Isaak liebte Esau, weil er von seiner Jagdbeute aß; und Rebekka liebte Jakob.²⁰ Genesis Gen 1 25 28 20 Weil er beständig bei ihr war und wegen der Prophezeiung Gottes. Genesis Gen 1 25 29 Coxit autem Jacob pulmentum: ad quem cum venisset Esau de agro lassus, Einst kochte nun Jakob ein Gericht, da kam Esau zu ihm müde vom Felde. Genesis Gen 1 25 3 Jecsan quoque genuit Saba, et Dadan. Filii Dadan fuerunt Assurim, et Latusim, et Loomim. Und Jeksan zeugte Saba und Dadan; die Söhne Dadans waren die Assuriter, die Latusiter, und die Loomiter. Genesis Gen 1 25 30 Ait: Da mihi de coctione hac rufa, quia oppido lassus sum. Quam ob causam vocatum est nomen ejus Edom. Und er sprach zu ihm: Gib mir von dem roten Gekochten²¹ da, denn ich bin überaus ermattet. Daher ward er Edom²² genannt. Genesis Gen 1 25 30 21 Heißhungrig und ermattet gibt er sich nicht die Mühe, hinzuzutreten und zu sehen, was das Gekochte ist, sondern nennt das Gericht nach der Farbe. Genesis Gen 1 25 30 22 Der Rötliche. Wann Esau diesen Namen erhielt, ist nicht gesagt. Genesis Gen 1 25 31 Cui dixit Jacob: Vende mihi primogenita tua. Da sprach Jakob zu ihm: Verkaufe mir dein Erstgeburtsrecht!²³ Genesis Gen 1 25 31 23 Das Recht der Nachfolge in der Würde und Herrschaft des Vaters. Was dies Recht bedeutete, wusste Jakob aus der Geschichte seiner Ahnen (Sems, Abrahams) und am besten aus der seines Vaters Isaak, der zwar der Erstgeborene, aber nicht der erste Sohn Abrahams war. Zudem war Jakob sich des seiner Mutter offenbarten, ihm eigenen Vorrechtes bewusst und suchte sich dasselbe formell zusichern zu lassen. Genesis Gen 1 25 32 Ille respondit: En morior, quid mihi proderunt primogenita? Er antwortete: Siehe, ich sterbe, was soll mir das Erstgeburtsrecht nützen?²⁴ Genesis Gen 1 25 32 24 Das Recht der Erstgeburt ist nicht nur eine Würde, sondern auch eine Bürde: der letzteren will Esau entgehen. Was nütze alle Ehren, da wir sterben müssen? Genesis Gen 1 25 33 Ait Jacob: Jura ergo mihi. Juravit ei Esau, et vendidit primogenita. Und Jakob sprach: Schwöre mir denn! Da schwur Esau ihm und verkaufte sein Erstgeburtsrecht. [Hebr 12,16] Genesis Gen 1 25 34 Et sic accepto pane et lentis edulio, comedit, et bibit, et abiit; parvipendens quod primogenita vendidisset. Nun empfing er Brot und das Linsengericht, und aß und trank, und ging davon; und er achtete es gering, dass er sein Erstgeburtsrecht verkauft hatte.²⁵ Genesis Gen 1 25 34 25 Vergl. [Hebr 12,16]. Genesis Gen 1 25 4 At vero ex Madian ortus est Epha, et Opher, et Henoch, et Abida, et Eldaa: omnes hi filii Ceturæ. Von Madian aber stammt Epha ab, Opher, Henoch, Abida, und Eldaa; alle diese sind Söhne der Ketura. Genesis Gen 1 25 5 Deditque Abraham cuncta quæ possederat Isaac: Und Abraham gab alles, was er besaß, dem Isaak; Genesis Gen 1 25 6 Filiis autem concubinarum largitus est munera, et separavit eos ab Isaac filio suo, dum adhuc ipse viveret, ad plagam orientalem. den Söhnen der Nebenfrauen aber gab er Geschenke und ließ sie noch bei seinen Lebzeiten wegziehen von seinem Sohne Isaak, fern in das Land gegen Morgen.² Genesis Gen 1 25 6 2 Isaak bleibt in Chanaan, wo Abraham sein Zelt aufgeschlagen [Gen 25,11], daher sind nur seine Nachkommen dort heimatberechtigt, nicht aber die anderer Söhne. Ismael war, nachdem er herangewachsen, zu Abraham zurückgekehrt, dessen Erstgeborener er war. [Gen 17,18] Ismael stand Abraham näher als die Söhne der Ketura, darum kommt er auch (V. 9) zu Abrahams Bestattung. Ketura war zwar erst nach Saras Tode von Abraham geehelicht, wird hier aber doch Sara, der Mutter des Erben der Verheißung, nicht gleichgestellt. Genesis Gen 1 25 7 Fuerunt autem dies vitæ Abrahæ, centum septuaginta quinque anni. Die Lebenstage Abrahams aber waren hundert und fünfundsiebzig Jahre.³ Genesis Gen 1 25 7 3 Sein Tod wird proleptisch schon hier erwähnt, weil seine Geschichte beendet ist. Esau und Jakob lebten etwa noch 15 Jahre mit Abraham zusammen. Genesis Gen 1 25 8 Et deficiens mortuus est in senectute bona, provectæque ætatis, et plenus dierum: congregatusque est ad populum suum. Und er verschied und starb in gutem Alter, vorgerückten Alters und reich an Tagen; und er ward zu seinem Volke versammelt.⁴ Genesis Gen 1 25 8 4 Andeutung der Unsterblichkeit der Seele. Genesis Gen 1 25 9 Et sepelierunt eum Isaac et Ismael filii sui in spelunca duplici, quæ sita est in agro Ephron filii Seor Hethæi, e regione Mambre, Da begruben ihn seine Söhne Isaak und Ismael in der Doppelhöhle, welche auf dem Acker Ephrons, des Sohnes Seors, des Hethiters, liegt, Mambre gegenüber, Genesis Gen 1 0 1 b. Da eine Hungersnot entsteht, will Isaak nach Ägypten ziehen, wird indes von dem Herrn daran verhindert, der ihm verspricht, die Abraham gemachten Verheißungen zu erfüllen (V. 6), und Rebekka beschützt, dass Abimelech, König der Philister, sie nicht raubt. (V. 11) Gott schenkt Isaak Reichtum und stillt den Unwillen der Philister, die mit Isaak ein Bündnis schließen. (V. 33) c. Esau nimmt zwei fremde Frauen, was seiner Eltern Unwillen erregt. Genesis Gen 1 26 1 Orta autem fame super terram post eam sterilitatem, quæ acciderat in diebus Abraham, abiit Isaac ad Abimelech regem Palæstinorum in Gerara. Es kam¹ aber eine Hungersnot über das Land, nach jener Unfruchtbarkeit, welche zur Zeit Abrahams² gewesen war, da zog Isaak zu Abimelech, dem Könige der Philister, nach Gerara.³ Genesis Gen 1 26 1 1 Die Ereignisse liegen vielleicht vor dem in [Gen 25] Erzählten. Genesis Gen 1 26 1 2 [Gen 12,10] Genesis Gen 1 26 1 3 Vergl. [Gen 20,1] und [Gen 21,33]. Genesis Gen 1 26 10 Dixitque Abimelech: Quare imposuisti nobis? potuit coire quispiam de populo cum uxore tua, et induxeras super nos grande peccatum. Præcepitque omni populo, dicens: Da sagte Abimelech: Warum hast du uns betrogen? Es hätte jemand vom Volke mit deinem Weibe sich vergehen können, und du hättest so eine große Sünde über uns gebracht. Und er gebot allem Volke und sprach: Genesis Gen 1 26 11 Qui tetigerit hominis hujus uxorem, morte morietur. Wer das Weib dieses Mannes antastet, soll des Todes sterben! Genesis Gen 1 26 12 Sevit autem Isaac in terra illa, et invenit in ipso anno centuplum: benedixitque ei Dominus. Isaak aber säete in jenem Lande und erntete in diesem Jahre hundertfältig; denn der Herr segnete ihn.⁸ Genesis Gen 1 26 12 8 Wie er V. 3 verheißen. Genesis Gen 1 26 13 Et locupletatus est homo, et ibat proficiens atque succrescens, donec magnus vehementer effectus est: Und der Mann ward reich und schritt stetig fort und wuchs, bis er ungemein groß ward. Genesis Gen 1 26 14 Habuit quoque possessiones ovium et armentorum, et familiæ plurimum. Ob hoc invidentes ei Palæstini, Und er besaß Schafe und Rinder, und sehr viel Gesinde. Darum beneideten ihn die Philister Genesis Gen 1 26 15 Omnes puteos, quos foderant servi patris illius Abraham, illo tempore obstruxerunt, implentes humo: und verschütteten⁹ zu jener Zeit alle Brunnen, welche die Knechte seines Vaters Abraham gegraben hatten, indem sie dieselben mit Erde füllten,¹⁰ Genesis Gen 1 26 15 9 Richtiger als Plusquamperfekt zu übersetzen. Genesis Gen 1 26 15 10 Gegen das [Gen 21,23] mit Abraham geschlossene Bündnis. Dieses Ereignis fällt nach V. 17. Genesis Gen 1 26 16 In tantum, ut ipse Abimelech diceret ad Isaac: Recede a nobis, quoniam potentior nobis factus es valde. so dass Abimelech selbst zu Isaak sprach: Ziehe hinweg von uns, denn du bist uns allzu mächtig geworden. Genesis Gen 1 26 17 Et ille discedens, ut veniret ad torrentem Geraræ, habitaretque ibi: Da zog er von dort hinweg, um zu dem Tale von Gerara zu kommen und dort sein Lager aufzuschlagen. Genesis Gen 1 26 18 Rursum fodit alios puteos, quos foderant servi patris sui Abraham, et quos, illo mortuo, olim obstruxerant Philisthiim: appellavitque eos eisdem nominibus quibus ante pater vocaverat. Und er grub die anderen Brunnen wieder auf, welche die Knechte seines Vaters Abraham gegraben und welche die Philister nach seinem Tode einst verschüttet hatten, und nannte sie mit denselben Namen, die ihnen vordem sein Vater gegeben hatte.¹¹ Genesis Gen 1 26 18 11 Die Namen wurden verändert, um ähnlicher Streitigkeiten willen wie die [Gen 13,7, Gen 21,15] erzählten. Genesis Gen 1 26 19 Foderuntque in Torrente, et repererunt aquam vivam. Und sie gruben im Tale und fanden Quellwasser. Genesis Gen 1 26 2 Apparuitque ei Dominus, et ait: Ne descendas in gyptum, sed quiesce in terra, quam dixero tibi. Und der Herr erschien ihm und sprach: Ziehe nicht nach Ägypten hinab, sondern bleibe in dem Lande, das ich dir sagen werde.⁴ Genesis Gen 1 26 2 4 Er soll im Glauben gestärkt werden. Genesis Gen 1 26 20 Sed et ibi jurgium fuit pastorum Geraræ adversus pastores Isaac, dicentium: Nostra est aqua: quamobrem nomen putei, ex eo quod acciderat, vocavit Calumniam. Aber auch dort gerieten die Hirten von Gerara in Streit mit den Hirten Isaaks und sprachen: Uns gehört das Wasser! Darum nannte er dem gemäß, was sich zugetragen hatte, den Namen des Brunnens Zank. Genesis Gen 1 26 21 Foderunt autem et alium: et pro illo quoque rixati sunt, appellavitque eum, Inimicitias. Hierauf gruben sie einen andern Brunnen; und auch seinetwegen gerieten sie in Streit, und er nannte ihn Feindschaft. Genesis Gen 1 26 22 Profectus inde fodit alium puteum, pro quo non contenderunt: itaque vocavit nomen ejus, Latitudo, dicens: Nunc dilatavit nos Dominus, et fecit crescere super terram. Dann zog er von dannen und grub einen andern Brunnen, über diesen gerieten sie nicht in Streit; darum nannte er dessen Namen Weite und sprach: Nun hat uns der Herr freien Raum geschafft und bewirkt, dass wir uns ausbreiten im Lande. Genesis Gen 1 26 23 Ascendit autem ex illo loco in Bersabee, Von diesem Orte brach er nach Bersabee auf. Genesis Gen 1 26 24 Ubi apparuit ei Dominus in ipsa nocte, dicens: Ego sum Deus Abraham patris tui, noli timere, quia ego tecum sum: benedicam tibi, et multiplicabo semen tuum propter servum meum Abraham. Dort erschien ihm der Herr in derselben Nacht und sprach: Ich bin der Gott Abrahams, deines Vaters! Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir, und ich will dich segnen und deine Nachkommen mehren, um Abrahams, meines Dieners willen.¹² Genesis Gen 1 26 24 12 So heißt Abraham in der Genesis nur an dieser Stelle. Um Abrahams willen war Isaak auch die Verheißung V. 3 5 gegeben. Die früher gemachten Verheißungen werden bestätigt, und sofort offenbart sich der Schutz Gottes, da der Herr den König der Philister herbeiführt. (Chrys.) Genesis Gen 1 26 25 Itaque ædificavit ibi altare: et invocato nomine Domini, extendit tabernaculum: præcepitque servis suis ut foderent puteum. Da baute er daselbst einen Altar, und rief den Namen des Herrn an, und schlug sein Zelt auf. Und er befahl seinen Knechten, einen Brunnen zu graben. Genesis Gen 1 26 26 Ad quem locum cum venissent de Geraris Abimelech, et Ochozath amicus illius, et Phicol dux militum, Da kam Abimelech an diesen Ort von Gerara, und Ochozath, sein Freund, und Phikol, sein Heerführer;¹³ Genesis Gen 1 26 26 13 Daraus, dass es Isaak trotz aller Anfeindungen dauernd wohl geht, erkennt der Philisterkönig, dass jener von Gott gesegnet ist. (V. 29), und hält es für ratsam, mit ihm in ein freundliches Verhältnis zu treten. Genesis Gen 1 26 27 Locutus est eis Isaac: Quid venistis ad me hominem quem odistis, et expulistis a vobis? und Isaak sprach zu ihnen: Warum seid ihr zu mir gekommen, dem Manne, den ihr doch hasset und von euch hinweggetrieben habt? Genesis Gen 1 26 28 Qui responderunt: Vidimus tecum esse Dominum, et idcirco nos diximus: Sit juramentum inter nos, et ineamus fdus, Sie antworteten: Wir haben gesehen, dass der Herr mit dir ist, und deshalb sprachen wir: Ein Eid sei zwischen uns, und wir wollen ein Bündnis schließen, Genesis Gen 1 26 29 Ut non facias nobis quidquam mali, sicut et nos nihil tuorum attigimus, nec fecimus quod te læderet: sed cum pace dimisimus auctum benedictione Domini. dass du uns nichts Böses zufügen willst, wie auch wir von dir nichts angetastet,¹⁴ noch etwas getan haben, was dir Schaden brachte, sondern dich in Frieden haben ziehen lassen, voll des Segens vom Herrn.¹⁵ Genesis Gen 1 26 29 14 V. 11. Dies geschah, so lange Isaak in Gerara blieb. (V. 16) Abimelech tut, wie [Gen 21,26] als ob er nichts von dem wüsste, was seine Leute Böses getan, und fordert schamlos Dankbarkeit. Genesis Gen 1 26 29 15 Diese Worte entsprechen nicht der Wahrheit, dienen aber der Absicht Abimelechs. Genesis Gen 1 26 3 Et peregrinare in ea, eroque tecum, et benedicam tibi: tibi enim et semini tuo dabo universas regiones has, complens juramentum quod spopondi Abraham patri tuo. Weile als Fremdling in demselben, so will ich mit dir sein und dich segnen. Denn dir und deinen Nachkommen werde ich alle diese Länder geben und so den Schwur erfüllen, den ich Abraham, deinem Vater, geschworen habe.⁵ [Gen 12,7, Gen 15,18] Genesis Gen 1 26 3 5 Zwei Dinge hatte Gott Abraham verheißen: das Hervorgehen des Messias aus seinem Geschlechte, des Segens aller Völker [Gen 12,1ff, Gen 18,17ff, Gen 22,16ff] und den Besitz von Chanaan für seine leiblichen Nachkommen. [Gen 15,18, Gen 17,5ff] Beide Verheißungen werden hier vereinigt. Der Schwur Gottes und der Gehorsam Abrahams weisen auf [Gen 22,16.18] zurück. Die erste Offenbarung an Jakob [Gen 28,13-15] ist dieser ähnlich. Genesis Gen 1 26 30 Fecit ergo eis convivium, et post cibum et potum. Da bereitete er ihnen ein Mahl, und sie aßen und tranken. Genesis Gen 1 26 31 Surgentes mane, juraverunt sibi mutuo: dimisitque eos Isaac pacifice in locum suum. Am andern Morgen aber erhoben sie sich früh und schworen sich einander zu; und Isaak entließ sie in Frieden in ihre Heimat. Genesis Gen 1 26 32 Ecce autem venerunt in ipso die servi Isaac annuntiantes ei de puteo, quem foderant, atque dicentes: Invenimus aquam. Aber siehe, an demselben Tage kamen Isaaks Knechte, und berichteten ihm von dem Brunnen, den sie gegraben hatten, und sprachen: Wir haben Wasser gefunden!¹⁶ Genesis Gen 1 26 32 16 Abimelech wusste wohl nichts von der Arbeit der Leute Isaaks. Genesis Gen 1 26 33 Unde appellavit eum, Abundantiam: et nomen urbi impositum est Bersabee, usque in præsentem diem. Darum nannte er ihn Überfluss;¹⁷ und die Stadt ward Bersabee¹⁸ genannt bis auf diesen Tag. Genesis Gen 1 26 33 17 Hebr.: Schwur. Genesis Gen 1 26 33 18 Eidesbrunnen. Genesis Gen 1 26 34 Esau vero quadragenarius duxit uxores, Judith filiam Beeri Hethæi, et Basemath filiam Elon ejusdem loci: Als nun Esau vierzig Jahre alt war, nahm er Judith, die Tochter Beeris, des Hethiters, und Basemath, die Tochter Elons, derselben Abkunft, zu Weibern.¹⁹ Genesis Gen 1 26 34 19 [Gen 36,2] heißen die Frauen: Ada, die Schmucke, Basemath, die Duftige. Genesis Gen 1 26 35 Quæ ambæ offenderant animum Isaac et Rebeccæ. Diese beiden betrübten das Herz Isaaks und Rebekkas.²⁰ [Gen 27,46] Genesis Gen 1 26 35 20 Zurückweisung auf [Gen 25,37ff] und Hinweis auf das folgende Kapitel. Zwei Ursachen betrüben Rebekka: der Hass Esaus gegen seinen Bruder und die Heimführung fremder Frauen gegen den Willen Isaaks. Esau, der sein Erstgeburtsrecht verkauft, zeigt auch durch die Wahl seiner Lebensgefährtinnen außerhalb seines Stammes [Gen 24], dass er nicht geeignet ist, Erbe und Vermittler der Verheißungen Gottes zu sein. Genesis Gen 1 26 4 Et multiplicabo semen tuum sicut stellas cli: daboque posteris tuis universas regiones has: et BENEDICENTUR in semine tuo omnes gentes terræ, Und ich werde deine Nachkommen mehren wie die Sterne des Himmels, und werde deinen Nachkommen alle diese Länder geben; und in deiner Nachkommenschaft sollen alle Völker der Erde gesegnet werden, [Gen 12,3, Gen 18,18, Gen 22,18, Gen 28,14, Gal 3,16] Genesis Gen 1 26 5 Eo quod obedierit Abraham voci meæ, et custodierit præcepta et mandata mea, et ceremonias legesque servaverit. dafür dass Abraham meiner Stimme gehorsam gewesen ist,⁶ und meine Gebote und Befehle gehalten, und meine Vorschriften und Weisungen beobachtet hat. Genesis Gen 1 26 5 6 Besonders indem er Chaldäa verließ und seinen Sohn zum Opfer darbringen wollte. Genesis Gen 1 26 6 Mansit itaque Isaac in Geraris. So blieb Isaak also in Gerara. Genesis Gen 1 26 7 Qui cum interrogaretur a viris loci illius super uxore sua, respondit: Soror mea est: timuerat enim confiteri quod sibi esset sociata conjugio, reputans ne forte interficerent eum propter illius pulchritudinem. Als nun die Männer dieses Ortes nach seinem Weibe fragten, antwortete er: Sie ist meine Schwester⁷; denn er fürchtete sich, zu bekennen, dass sie ihm durch das Eheband verbunden sei, und dachte, sie möchten ihn etwa um ihrer Schönheit willen töten. Genesis Gen 1 26 7 7 Schwester: Blutsverwandte. Von einer Lüge ist nach hebr. Sprachgebrauche Isaak ebenso frei wie Abraham. (Aug.) Vergl. [Gen 20,12] Genesis Gen 1 26 8 Cumque pertransissent dies plurimi, et ibidem moraretur, prospiciens Abimelech rex Palæstinorum per fenestram, vidit eum jocantem cum Rebecca uxore sua. Und als eine lange Zeit verflossen war, seitdem er sich dort aufhielt, schaute Abimelech, der König der Philister, durch das Fenster und sah ihn mit Rebekka, seinem Weibe, scherzen. Genesis Gen 1 26 9 Et accersito eo, ait: Perspicuum est quod uxor tua sit: cur mentitus es eam sororem tuam esse? Respondit: Timui ne morerer propter eam. Da rief ihn Abimelech zu sich und sprach: Offenbar ist sie dein Weib! Warum sagtest du fälschlich, sie sei deine Schwester? Er antwortete: Ich fürchtete um ihretwillen sterben zu müssen. Genesis Gen 1 0 1 Als Isaak alt geworden, entreißt Jakob auf den Rat seiner Mutter seinem Bruder den Segen des Vaters. (V. 40) d. Esau bedroht seinen Bruder mit dem Tode, doch seine Mutter heißt diesen nach Haran fliehen zu ihrem Bruder Laban. (V. 45) Sie gibt vor, sie fürchte, Jakob möchte gleichfalls eine Hethäerin heimführen. Genesis Gen 1 27 1 Senuit autem Isaac, et caligaverunt oculi ejus, et videre non poterat: vocavitque Esau filium suum majorem, et dixit ei: Fili mi? Qui respondit: Adsum. Isaak aber ward alt, seine Augen wurden dunkel, und er vermochte nicht mehr zu sehen. Da rief er¹ Esau, seinen ältern Sohn, und sprach zu ihm: Mein Sohn! Er antwortete: Hier bin ich! Genesis Gen 1 27 1 1 Als Isaak 100 Jahre alt war, hielt Esau im 40. Jahre seines Lebens Hochzeit. Die Streitigkeiten [Gen 26,35] und [Gen 27,46] dauerten wohl längere Zeit an. Isaak lebt 180 Jahre, Jakob trifft ihn aus Mesopotamien zurückkehrend noch am Leben [Gen 35,27], bald nach der Geburt Josephs. Da dieser etwa 40 Jahre alt war, als Jakob im 130. Lebensjahre nach Ägypten kam, wurde Joseph etwa im 90. Lebensjahre Jakobs, dem 150. Isaaks geboren. Jakob blieb in Mesopotamien 20 Jahre [Gen 31,38.41], also fällt dies Ereignis etwa in das 130. Lebensjahr seines Vaters. Genesis Gen 1 27 10 Quas cum intuleris, et comederit, benedicat tibi priusquam moriatur. Wenn du ihm dies hineinträgst und er isst, soll er dir seinen Segen geben, bevor er stirbt. Genesis Gen 1 27 11 Cui ille respondit: Nosti quod Esau frater meus homo pilosus sit, et ego lenis: Er aber antwortete ihr: Du weißt, Esau, mein Bruder, ist stark behaart, und ich bin glatt. Genesis Gen 1 27 12 Si attrectaverit me pater meus, et senserit, timeo ne putet me sibi voluisse illudere, et inducam super me maledictionem pro benedictione. Wenn mich nun mein Vater betastete und es merkte, so fürchte ich, wird er meinen, ich habe mit ihm Spott treiben wollen, und ich werde über mich Fluch bringen statt des Segens. Genesis Gen 1 27 13 Ad quem mater: In me sit, ait, ista maledictio, fili mi: tantum audi vocem meam, et pergens affer quæ dixi. Da sprach seine Mutter zu ihm: Auf mich komme dieser Fluch, mein Sohn! Höre nur auf meine Stimme; gehe und hole, was ich gesagt habe.⁶ Genesis Gen 1 27 13 6 Dein Vater wird dir nicht fluchen, Gott wird es verhüten, wie ich sicher weiß [Gen 25,23], zweifelst du aber, so will ich seinen Zorn über mich kommen lassen. Genesis Gen 1 27 14 Abiit, et attulit, deditque matri. Paravit illa cibos, sicut velle noverat patrem illius. Und er ging und holte, und gab es seiner Mutter; sie aber bereitete ein Essen, wie sie wusste, dass sein Vater es gern hatte. Genesis Gen 1 27 15 Et vestibus Esau valde bonis, quas apud se habebat domi, induit eum: Hierauf zog sie ihm Esaus beste Kleider an, die sie im Hause bei sich hatte, Genesis Gen 1 27 16 Pelliculasque hdorum circumdedit manibus, et colli nuda protexit. und legte die Felle der Ziegenböcke um seine Hände, und bedeckte die Blöße des Halses. Genesis Gen 1 27 17 Deditque pulmentum, et panes, quos coxerat, tradidit. Alsdann übergab sie ihm das Gericht und die Brote, die sie gebacken hatte.⁷ Genesis Gen 1 27 17 7 Weder Rebekka, noch Jakob können in ihrer Handlungsweise ganz entschuldigt werden. Wenn jene auch aus göttlicher Offenbarung wusste, dass der Segen der Patriarchen auf Jakob übergehen sollte, und wenn auch Jakob durch einen Vertrag [Gen 25,23] auf das Recht der Erstgeburt Anspruch hatte, so suchen sie doch ihr Ziel durch unerlaubte Mittel, durch Verstellung und Lüge zu erreichen. Genesis Gen 1 27 18 Quibus illatis, dixit: Pater mi! At ille respondit: Audio. Quis es tu fili mi? Da trug er dies alles hinein und sprach: Mein Vater! Dieser aber antwortete: Ich höre. Wer bist du, mein Sohn? Genesis Gen 1 27 19 Dixitque Jacob: Ego sum primogenitus tuus Esau: feci sicut præcepisti mihi: surge, sede, et comede de venatione mea, ut benedicat mihi anima tua. Jakob sprach: Ich bin Esau,⁸ dein Erstgeborener; ich habe getan, wie du mir befohlen hast. So setze dich nun auf und iss von meinem Wildbret, damit mich deine Seele segne. Genesis Gen 1 27 19 8 Hatte auch Jakob das Erstgeburtsrecht gekauft, so doch nicht den Namen seines Bruders. Dass Jakob den Segen des Erstgeborenen empfing, war dem Willen Gottes gemäß; dass er ihn durch List und Betrug erlangte, war gegen den Willen Gottes. Genesis Gen 1 27 2 Cui pater: Vides, inquit, quod senuerim, et ignorem diem mortis meæ. Und der Vater sprach: Du siehst, ich bin alt geworden² und weiß nicht, wann ich sterben werde. Genesis Gen 1 27 2 2 Gesund, aber blind. Blinde geben sich leichter ernsten Gedanken hin. Genesis Gen 1 27 20 Rursumque Isaac ad filium suum: Quo modo, inquit, tam cito invenire potuisti, fili mi? Qui respondit: Voluntas Dei fuit ut cito occurreret mihi quod volebam: Da sprach Isaak wiederum zu seinem Sohne: Wie hast du sobald etwas finden können, mein Sohn? Er antwortete: Es war Gottes Wille, dass mir bald begegnete, was ich wollte. Genesis Gen 1 27 21 Dixitque Isaac: Accede huc, ut tangam te, fili mi, et probem utrum tu sis filius meus Esau, an non. Und Isaak sprach: Tritt näher zu mir her, mein Sohn, dass ich dich betasten kann, und mich überzeuge, ob du wirklich mein Sohn Esau bist, oder nicht. Genesis Gen 1 27 22 Accessit ille ad patrem, et palpato eo, dixit Isaac: Vox quidem, vox Jacob est: sed manus, manus sunt Esau. Da trat er zu seinem Vater hinzu, und Isaak betastete ihn und sprach: Die Stimme ist Jakobs Stimme, aber die Hände sind Esaus Hände. Genesis Gen 1 27 23 Et non cognovit eum, quia pilosæ manus similitudinem majoris expresserant. Benedicens ergo illi, Und er erkannte ihn nicht, denn die haarigen Hände machten ihn dem ältern ähnlich. So segnete er ihn denn Genesis Gen 1 27 24 Ait: Tu es filius meus Esau? Respondit, Ego sum. und sprach: Du bist mein Sohn Esau? Er antwortete: Ich bin es. Genesis Gen 1 27 25 At ille: Affer mihi, inquit, cibos de venatione tua, fili mi, ut benedicat tibi anima mea. Quos cum oblatos comedisset, obtulit ei etiam vinum: quo hausto, Da sprach Isaak: So bringe mir das Essen von deiner Jagd her, mein Sohn! dass meine Seele dich segne. Da brachte er es ihm, und er aß; dann brachte er ihm auch Wein, und er trank. Genesis Gen 1 27 26 Dixit ad eum: Accede ad me, et da mihi osculum, fili mi. Hierauf sprach er zu ihm: Tritt her zu mir und küsse mich, mein Sohn! Genesis Gen 1 27 27 Accessit, et osculatus est eum. Statimque ut sensit vestimentorum illius fragrantiam, benedicens illi, ait: Ecce odor filii mei sicut odor agri pleni, cui benedixit Dominus. Da trat er hinzu und küsste ihn. Als nun Isaak den Wohlgeruch seiner Kleider roch, segnete er ihn alsbald und sprach: Siehe, der Geruch meines Sohnes ist wie der Geruch eines vollen Feldes, das der Herr gesegnet hat. Genesis Gen 1 27 28 Det tibi Deus de rore cli, et de pinguedine terræ abundantiam frumenti et vini. Gott gebe dir vom Tau des Himmels und von dem Fette der Erde, Getreide und Wein im Überfluss. Genesis Gen 1 27 29 Et serviant tibi populi, et adorent te tribus: esto dominus fratrum tuorum, et incurventur ante te filii matris tuæ: qui maledixerit tibi, sit ille maledictus: et qui benedixerit tibi, benedictionibus repleatur. Und es sollen dir Völker dienstbar sein und Stämme sich vor dir niederwerfen; du sollst Herr sein über deine Brüder, und die Söhne deiner Mutter sollen sich vor dir beugen. Wer dir flucht, sei verflucht, und wer dich segnet, erhalte die Fülle des Segens!⁹ Genesis Gen 1 27 29 9 Isaak will dem älteren Sohne den Segen zuwenden, den Gott dem jüngeren [Gen 25,22] vorausgesagt hat. Genesis Gen 1 27 3 Sume arma tua, pharetram, et arcum, et egredere foras: cumque venatu aliquid apprehenderis, So nimm dein Jagdgerät, Köcher und Bogen, und gehe hinaus; und wenn du etwas erjagt hast, Genesis Gen 1 27 30 Vix Isaac sermonem impleverat: et egresso Jacob foras, venit Esau, Kaum hatte Isaak den Segen vollendet und Jakob war hinausgegangen, da kam Esau. Genesis Gen 1 27 31 Coctosque de venatione cibos intulit patri, dicens: Surge, pater mi, et comede de venatione filii tui, ut benedicat mihi anima tua. und brachte seinem Vater die Speise, welche er von seinem Wildbret bereitet hatte, und sprach: Stehe auf, mein Vater! und iss von dem Wildbret deines Sohnes, auf dass deine Seele mich segne. Genesis Gen 1 27 32 Dixitque illi Isaac: Quis enim es tu? Qui respondit: Ego sum filius tuus primogenitus Esau. Isaak sprach zu ihm: Wer bist du denn? Er antwortete: Ich bin dein erstgeborner Sohn Esau. Genesis Gen 1 27 33 Expavit Isaac stupore vehementi: et ultra quam credi potest, admirans, ait: Quis igitur ille est qui dudum captam venationem attulit mihi, et comedi ex omnibus priusquam tu venires? Benedixique ei, et erit benedictus. Da erschrak Isaak über die Maßen, und unbeschreiblich verwundert sprach er: Wer ist denn also der, der vordem ein Wild erjagt und mir gebracht hat, und ich aß von allem, ehe du kamst? Ich habe ihm meinen Segen gegeben, und er wird gesegnet bleiben!¹⁰ Genesis Gen 1 27 33 10 Als gotterleuchteter Mann erkennt er, dass Gott alles so hat geschehen lassen und erinnert sich an die Vorhersagung Gottes. Genesis Gen 1 27 34 Auditis Esau sermonibus patris irrugiit clamore magno: et consternatus, ait: Benedic etiam et mihi, pater mi. Als Esau diese Worte seines Vaters hörte, schrie er überlaut auf und rief tiefbetrübt: Segne auch mich, mein Vater!¹¹ Genesis Gen 1 27 34 11 Er verlangt wohl noch den gleichen Segen, den er doch nicht erhalten kann. [Hebr 12,17] Erst V. 36 will er sich mit irgend welchem Segen begnügen. Genesis Gen 1 27 35 Qui ait: Venit germanus tuus fraudulenter, et accepit benedictionem tuam. Er aber sprach: Dein Bruder ist listigerweise gekommen und hat deinen Segen hinweggenommen. Genesis Gen 1 27 36 At ille subjunxit: Juste vocatum est nomen ejus Jacob: supplantavit enim me en altera vice: primogenita mea ante tulit, et nunc secundo surripuit benedictionem meam. Rursumque ad patrem: Numquid non reservasti, ait, et mihi benedictionem? Da antwortete jener: Mit Recht ist sein Name Jakob¹² genannt worden, denn nun hat er mich zum zweiten Male überlistet; meine Erstgeburt hat er vorher genommen, und nun hat er auch meinen Segen erschlichen. Und wiederum sprach er zu seinem Vater: Hast du denn nicht auch einen Segen für mich behalten? [Gen 25,34] Genesis Gen 1 27 36 12 Überlister. Vergl. [Gen 25,25]. Genesis Gen 1 27 37 Respondit Isaac: Dominum tuum illum constitui, et omnes fratres ejus servituti illius subjugavi: frumento et vino stabilivi eum, et tibi post hæc, fili mi, ultra quid faciam? Isaak antwortete: Ich habe ihn zum Herrn über dich gesetzt, und alle seine Brüder habe ich seiner Dienstbarkeit unterworfen; mit Korn und Wein habe ich ihn reich ausgestattet, was also könnte ich nun noch für dich tun, mein Sohn? Genesis Gen 1 27 38 Cui Esau: Num unam, inquit, tantum benedictionem habes, pater? mihi quoque obsecro ut benedicas. Cumque ejulatu magno fleret, Da sprach Esau zu ihm: Hast du denn nur einen Segen, mein Vater? ich bitte dich, segne auch mich! Und da er seine Stimme erhob und weinte, [Hebr 12,17] Genesis Gen 1 27 39 Motus Isaac, dixit ad eum: In pinguedine terræ, et in rore cli desuper. ward Isaak bewegt und sprach zu ihm: Im Fette der Erde und im Taue vom Himmel von oben her [Hebr 11,20] Genesis Gen 1 27 4 Fac mihi inde pulmentum sicut velle me nosti, et affer ut comedam: et benedicat tibi anima mea antequam moriar. so bereite mir davon ein Gericht,³ wie du weißt, dass ich es gern habe, und bringe es, dass ich es esse; so soll meine Seele dich segnen,⁴ bevor ich sterbe. Genesis Gen 1 27 4 3 Eine besondere Speise. Genesis Gen 1 27 4 4 Die göttliche Verheißung [Gen 25,33] hatte Esau nicht durch sich das Erstgeburtsrecht benommen, noch der Vater den Verkauf desselben [Gen 25,33] gebilligt. Genesis Gen 1 27 40 Erit benedictio tua. Vives in gladio, et fratri tuo servies: tempusque veniet, cum excutias, et solvas jugum ejus de cervicibus tuis. wird dein Segen sein.¹³ Vom Schwerte wirst du leben, aber deinem Bruder sollst du dienstbar sein. Jedoch wird die Zeit kommen, da du sein Joch abschütteln und lösen wirst von deinem Halse.¹⁴ Genesis Gen 1 27 40 13 So Vulg. über das Hebräische siehe Anm. 14. Damit war die Bedingung zum Reichtum [Gen 33,9] gegeben. Esau zog zu dem Gebirge Seir, das sich vom toten Meere bis Älath erstreckt und viele fruchtbare Täler hat. [Gen 36,6-8] Genesis Gen 1 27 40 14 Der Segen über Esau ist im ersteren Teil der Vulgata dem Inhalte nach parallel mit dem Segen über Jakob. Dem Hebräischen entsprechend ist zu übersetzen: Fern vom Fette der Erde wird deine Wohnung sein, und fern vom Taue des Himmels von oben. Aus diesem Grunde wird Esau nicht vom Ackerbau leben, sondern vom Schwerte. Die letzten Worte besser: Und wenn du dich erhebst, wirst du etwa das Joch abschütteln? Zur Zeit Salomons versuchte der Edomiter Adad dies [1Kön 11], besseren Erfolg hatten die Edomiter gegen Joram [2Kön 8,20-22]; in der Zeit des Achaz hörte die Herrschaft Judas über sie auf. Doch dem Thiglath-Philesar (745 27) bringen sie bereits wieder Tribut. Genesis Gen 1 27 41 Oderat ergo semper Esau Jacob pro benedictione qua benedixerat ei pater: dixitque in corde suo: Venient dies luctus patris mei, et occidam Jacob fratrem meum. Darum hasste Esau immerdar den Jakob um des Segens willen, den ihm sein Vater gegeben hat, und sprach in seinem Herzen: Es werden Tage der Trauer über meinen Vater kommen; denn ich werde meinen Bruder Jakob töten. [Obd 1,10] Genesis Gen 1 27 42 Nuntiata sunt hæc Rebeccæ: quæ mittens et vocans Jacob filium suum, dixit ad eum: Ecce Esau frater tuus minatur ut occidat te. Als dies Rebekka berichtet ward, ließ sie Jakob, ihren Sohn, rufen und sprach zu ihm: Siehe, Esau, dein Bruder, droht, dich zu töten. Genesis Gen 1 27 43 Nunc ergo, fili mi, audi vocem meam, et consurgens fuge ad Laban fratrem meum in Haran: Darum höre nun auf meine Stimme, mein Sohn, mache dich auf, und fliehe zu meinem Bruder Laban in Haran. Genesis Gen 1 27 44 Habitabisque cum eo dies paucos, donec requiescat furor fratris tui, Bleibe bei ihm einige wenige Tage,¹⁵ bis sich der Grimm deines Bruders legt, Genesis Gen 1 27 44 15 Diese Hoffnung soll Jakob den Entschluss fortzugehen erleichtern. Genesis Gen 1 27 45 Et cesset indignatio ejus, obliviscaturque eorum quæ fecisti in eum: postea mittam, et adducam te inde huc: cur utroque orbabor filio in uno die? und sein Zorn nachlässt, und er vergisst, was du ihm angetan hast; alsdann will ich hinsenden, und dich von dort wieder hierher holen lassen. Warum sollte ich beider Söhne an einem Tage beraubt werden?¹⁶ Genesis Gen 1 27 45 16 Wenn Esau den Jakob erschlug, musste der Bluträcher ihn töten. Vergl. [Num 35ff]. Genesis Gen 1 27 46 Dixitque Rebecca ad Isaac: Tædet me vitæ meæ propter filias Heth: si acceperit Jacob uxorem de stirpe hujus terræ, nolo vivere. Da sprach Rebekka zu Isaak: Ich bin des Lebens überdrüssig wegen der Töchter Heths. Wenn Jakob ein Weib nähme aus dem Volke dieses Landes, möchte ich nimmer leben.¹⁷ Genesis Gen 1 27 46 17 Rebekka will nicht, dass Jakob fortgehe ohne Einwilligung Isaaks, und sie benutzt klug den Kummer, den Esaus Weiber Isaak und ihr selbst bereiten, um Isaak zu veranlassen, Jakob nach Haran zu senden, damit dieser sich dort eine der Verwandten seiner Mutter zur Frau wähle. Isaak geht in Erinnerung an das [Gen 24] gern darauf ein. Genesis Gen 1 27 5 Quod cum audisset Rebecca, et ille abiisset in agrum ut jussionem patris impleret, Als Rebekka dies gehört hatte und Esau auf das Feld gegangen war, den Befehl des Vaters zu erfüllen, Genesis Gen 1 27 6 Dixit filio suo Jacob: Audivi patrem tuum loquentem cum Esau fratre tuo, et dicentem ei: sprach sie zu Jakob, ihrem Sohne: Ich habe gehört, wie dein Vater mit Esau, deinem Bruder, redete und ihm sagte: Genesis Gen 1 27 7 Affer mihi de venatione tua, et fac cibos ut comedam, et benedicam tibi coram Domino antequam moriar. Bringe mir von deiner Jagdbeute und bereite mir Speisen, dass ich esse, so will ich dir meinen Segen geben vor dem Herrn,⁵ bevor ich sterbe. Genesis Gen 1 27 7 5 Vor dem Allgegenwärtigen. Genesis Gen 1 27 8 Nunc ergo fili mi, acquiesce consiliis meis: Nun also, mein Sohn, folge meinem Rate. Genesis Gen 1 27 9 Et pergens ad gregem, affer mihi duos hdos optimos, ut faciam ex eis escas patri tuo, quibus libenter vescitur: Gehe zur Herde und hole mir zwei von den besten Ziegenböcken, dass ich deinem Vater davon ein Essen mache, wie er es gerne isst. Genesis Gen 1 0 1 Rebekka überredet Isaak, seinen Sohn Jakob nach Mesopotamien zu senden, damit er sich dort ein Weib hole. (V. 5) B. Reise Jakobs nach Mesopotamien (28,6 33,17) a. Als Esau die dritte Ehe mit einer Tochter Ismaels schließt (V. 9), zieht Jakob nach Mesopotamien. Nahe bei Bethel erscheint ihm Gott und stärkt ihn durch die Verheißung glücklicher Rückkehr. Genesis Gen 1 28 1 Vocavit itaque Isaac Jacob, et benedixit eum, præcepitque ei dicens: Noli accipere conjugem de genere Chanaan: Da rief Isaak den Jakob, und segnete ihn, und gebot ihm, und sprach: Nimm kein Weib von dem Stamme Chanaans, Genesis Gen 1 28 10 Igitur egressus Jacob de Bersabee, pergebat Haran. Jakob also⁴ zog von Bersabee fort und wanderte nach Haran. Genesis Gen 1 28 10 4 Anschließend an V. 5. Genesis Gen 1 28 11 Cumque venisset ad quemdam locum, et vellet in eo requiescere post solis occubitum, tulit de lapidibus qui jacebant, et supponens capiti suo, dormivit in eodem loco. Und da er an einen Ort kam und dort übernachten wollte, weil die Sonne untergegangen war, nahm er einen von den Steinen, welche da lagen, und legte ihn unter sein Haupt, und schlief an diesem Orte.⁵ Genesis Gen 1 28 11 5 Jakob scheint nicht beachtet zu haben, dass er nahe bei dem von Abraham [Gen 12,8] geweihten Orte war. Die nachfolgend erzählte Erscheinung zeigt ihm, dass Gottes Vorsehung wacht und dass Gott seine Engel auf die Erde sendet, den Seinen zu Hilfe. Insofern Jakob der Stammvater des Messias sein soll, bestätigt die Erscheinung die früheren Verheißungen. Das Aufsteigen der Engel ist das Alte Testament, das dem Messias entgegenkommt, das Herabsteigen das Neue Testament mit seinen Gnaden, besonders derjenigen der Menschwerdung. Vergl. auch [Joh 1,51]. Genesis Gen 1 28 12 Viditque in somnis scalam stantem super terram, et cacumen illius tangens clum: Angelos quoque Dei ascendentes et descendentes per eam, Da sah er im Traume eine Leiter, die auf der Erde stand und mit dem oberen Ende den Himmel berührte; und die Engel Gottes stiegen auf ihr auf und nieder. Genesis Gen 1 28 13 Et Dominum innixum scalæ dicentem sibi: Ego sum Dominus Deus Abraham patris tui, et Deus Isaac: terram, in qua dormis, tibi dabo et semini tuo. Und der Herr stand über der Leiter und sprach zu ihm: Ich bin der Herr, der Gott Abrahams, deines Vaters, und der Gott Isaaks; das Land, auf dem du ruhst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. [Gen 35,1, Gen 48,3] Genesis Gen 1 28 14 Eritque semen tuum quasi pulvis terræ: dilataberis ad occidentem, et orientem, et septentrionem, et meridiem: et BENEDICENTUR IN TE et in semine tuo cunctæ tribus terræ. Und deine Nachkommenschaft soll wie der Staub der Erde werden, und du sollst dich ausbreiten gegen Abend und Morgen, gegen Mitternacht und Mittag; und in dir und⁶ in deiner Nachkommenschaft sollen alle Völker der Erde gesegnet werden. [Dtn 12,20, Gen 26,4] Genesis Gen 1 28 14 6 Das ist in deiner Nachkommenschaft, in Christus. Genesis Gen 1 28 15 Et ero custos tuus quocumque perrexeris, et reducam te in terram hanc: nec dimittam nisi complevero universa quæ dixi. Und ich will dein Hüter sein, wohin du auch ziehest, und will dich in dieses Land wieder zurückbringen, und werde dich nicht verlassen, bis ich alles vollbracht habe, was ich verheißen. Genesis Gen 1 28 16 Cumque evigilasset Jacob de somno, ait: Vere Dominus est in loco isto, et ego nesciebam. Als Jakob vom Schlummer erwacht war, sprach er: Wahrlich, der Herr ist an dieser Stätte,⁷ und ich wusste es nicht!⁸ Genesis Gen 1 28 16 7 In besonderer Weise. Genesis Gen 1 28 16 8 Während er sich für einen schutzlosen Flüchtling hält, wird ihm Gottes schützende und verheißende Gnadengegenwart zu Teil. Genesis Gen 1 28 17 Pavensque: Quam terribilis est, inquit, locus iste! non est hic aliud nisi domus Dei, et porta cli. Und von Furcht erfüllt sprach er: Wie furchtbar ist dieser Ort!⁹ Hier ist nichts anderes denn Gottes Haus¹⁰ und¹¹ die Pforte des Himmels. Genesis Gen 1 28 17 9 Diese Stätte ist ehrfurchtsgebietend, aber zugleich die Himmelspforte. Genesis Gen 1 28 17 10 Deshalb nannte er die Stätte Bethel, d. i. Haus Gottes. (V. 19) Genesis Gen 1 28 17 11 Nämlich. Genesis Gen 1 28 18 Surgens ergo Jacob mane, tulit lapidem quem supposuerat capiti suo, et erexit in titulum, fundens oleum desuper. Am Morgen stand Jakob auf, nahm den Stein, den er unter sein Haupt gelegt hatte,¹² und richtete ihn als Denkstein auf, und goss Öl darüber.¹³ [Gen 31,13.46] Genesis Gen 1 28 18 12 Den Stein, den er zu profanem Gebrauche gewählt. Genesis Gen 1 28 18 13 Der Denkstein ward später von Jakob durch einen Altar ersetzt. [Gen 35] (V. 1.7) Das Öl ist Symbol der Weihe. Vergl. [Ex 30,30]. Genesis Gen 1 28 19 Appellavitque nomen urbis Bethel, quæ prius Luza vocabatur. Und er nannte den Namen der Stadt, welche zuvor Luza hieß, Bethel.¹⁴ Genesis Gen 1 28 19 14 Die Namengebung geht zunächst auf die Stelle, an der Jakob geschlafen hat, dann im Sinne des Erzählers auch auf die Stadt Luza. Genesis Gen 1 28 2 Sed vade, et proficiscere in Mesopotamiam Syriæ, ad domum Bathuel patris matris tuæ, et accipe tibi inde uxorem de filiabus Laban avunculi tui. sondern mache dich auf, und ziehe nach Mesopotamien in Syrien zu dem Hause Bathuels, des Vaters deiner Mutter, und hole dir von dort ein Weib, eine der Töchter Labans, des Bruders deiner Mutter. Genesis Gen 1 28 20 Vovit etiam votum, dicens: Si fuerit Deus mecum, et custodierit me in via, per quam ego ambulo, et dederit mihi panem ad vescendum, et vestimentum ad induendum, Auch machte er ein Gelübde und sprach: Wenn Gott mit mir ist, und mich behütet auf dem Wege, den ich jetzt gehe, und mir Brot zu essen gibt, und Kleider anzuziehen, Genesis Gen 1 28 21 Reversusque fuero prospere ad domum patris mei: erit mihi Dominus in Deum, und ich wieder glücklich in meines Vaters Haus zurückkehre, so soll der Herr mein Gott sein, Genesis Gen 1 28 22 Et lapis iste, quem erexi in titulum, vocabitur Domus Dei: cunctorumque quæ dederis mihi, decimas offeram tibi. und dieser Stein, den ich zum Denksteine aufgerichtet habe, soll Haus Gottes heißen;¹⁵ und von allem, was du mir gibst, will ich dir den Zehnten darbringen. Genesis Gen 1 28 22 15 Soll sein. Die Erfüllung [Gen 35,7]. Genesis Gen 1 28 3 Deus autem omnipotens benedicat tibi, et crescere te faciat, atque multiplicet: ut sis in turbas populorum. Gott aber, der Allmächtige, segne dich, und lasse dich wachsen, und mehre dich, auf dass du zu einer Menge von Völkern werdest. Genesis Gen 1 28 4 Et det tibi benedictiones Abrahæ, et semini tuo post te: ut possideas terram peregrinationis tuæ, quam pollicitus est avo tuo. Er gebe dir den Segen Abrahams, und deinen Nachkommen nach dir, dass du das Land, in dem du als Fremdling weilst, welches er deinem Großvater verheißen hat, zu eigen erhaltest. Genesis Gen 1 28 5 Cumque dimisisset eum Isaac, profectus venit in Mesopotamiam Syriæ ad Laban filium Bathuel Syri, fratrem Rebeccæ matris suæ. Als ihn nun Isaak entlassen hatte, zog er hin und kam nach Mesopotamien¹ in Syrien zu Laban, dem Sohne Bathuels, des Syrers, dem Bruder Rebekkas, seiner Mutter. [Hos 12,12] Genesis Gen 1 28 5 1 Padan Aram. [Gen 24,10] Genesis Gen 1 28 6 Videns autem Esau quod benedixisset pater suus Jacob, et misisset eum in Mesopotamiam Syriæ, ut inde uxorem duceret; et quod post benedictionem præcepisset ei, dicens: Non accipies uxorem de filiabus Chanaan: Als aber Esau sah, dass sein Vater Jakob gesegnet² und ihn nach Mesopotamien in Syrien gesandt hatte, um sich von dort ein Weib zu holen, und dass er ihm nach dem Segen geboten hatte: Nimm kein Weib von den Töchtern Chanaans! Genesis Gen 1 28 6 2 Mit dem Segen der Erstgeburt [Gen 27,28ff]. Genesis Gen 1 28 7 Quodque obediens Jacob parentibus suis isset in Syriam: sowie dass Jakob seinen Eltern gehorchend nach Syrien gegangen war, Genesis Gen 1 28 8 Probans quoque quod non libenter aspiceret filias Chanaan pater suus: merkte er, dass sein Vater die Töchter Chanaans nicht gerne sah, [Gen 26,35] Genesis Gen 1 28 9 Ivit ad Ismaelem, et duxit uxorem absque iis, quas prius habebat, Maheleth filiam Ismael filii Abraham, sororem Nabaioth. und ging hin zu Ismael, und nahm sich Maheleth, die Tochter Ismaels, des Sohnes Abrahams, die Schwester Nabajoths, zu seinen andern Weibern hinzu zur Ehe.³ Genesis Gen 1 28 9 3 Ismael war damals bereits in einem Alter von 137 Jahren [Gen 25,17] gestorben, so kam Esau also zu Ismaels Familie. Genesis Gen 1 0 1 b. In Haran wird Jakob von Laban freundlich aufgenommen (V. 15), erlangt nach langem Dienste dessen beide Töchter Lia und Rachel als Frauen (V. 30) und erhält von Lia vier Söhne. Genesis Gen 1 29 1 Profectus ergo Jacob venit in terram orientalem. Also zog Jakob weiter und kam in das Land gegen Morgen. Genesis Gen 1 29 10 Quam cum vidisset Jacob, et sciret consobrinam suam, ovesque Laban avunculi sui: amovit lapidem quo puteus claudebatur. Da Jakob sie sah und wusste, dass sie seine Verwandte sei, und dass es die Schafe Labans, seines Oheims, seien, wälzte er den Stein, mit dem der Brunnen verschlossen war, weg Genesis Gen 1 29 11 Et adaquato grege, osculatus est eam: et elevata voce flevit, und tränkte die Herde. Hierauf küsste er sie,⁴ und begann laut zu weinen, Genesis Gen 1 29 11 4 Dies war Sitte unter den nächsten Verwandten. Genesis Gen 1 29 12 Et indicavit ei quod frater esset patris sui, et filius Rebeccæ: at illa festinans nuntiavit patri suo. und sagte ihr, dass er ein Bruder ihres Vaters⁵ und ein Sohn Rebekkas sei. Da eilte sie hin und verkündete es ihrem Vater. Genesis Gen 1 29 12 5 Neffe ihres Vaters. Genesis Gen 1 29 13 Qui cum audisset venisse Jacob filium sororis suæ, cucurrit obviam ei: complexusque eum, et in oscula ruens, duxit in domum suam. Auditis autem causis itineris. Als nun dieser hörte, dass Jakob, der Sohn seiner Schwester, gekommen sei, lief er ihm entgegen, und umarmte und küsste ihn, und führte ihn in sein Haus. Nachdem er aber die Veranlassung der Reise erfahren hatte, Genesis Gen 1 29 14 Respondit: Os meum es, et caro mea. Et postquam impleti sunt dies mensis unius, antwortete er: Du bist mein Gebein und Fleisch.⁶ Und als ein Monat verflossen war, Genesis Gen 1 29 14 6 Also bleib bei mir. Genesis Gen 1 29 15 Dixit ei: Num quia frater meus es, gratis servies mihi? dic quid mercedis accipias. sprach Laban zu Jakob: Solltest du, weil du mein Bruder bist, mir umsonst dienen? Sage mir, was dein Lohn sein soll.⁷ Genesis Gen 1 29 15 7 Laban möchte Jakob, den er als erfahrenen Schäfer erkennt, bei sich behalten, doch kann er seine Dienste, die er ihm widmen muss, als von einem nicht zur Familie Gehörigen nicht umsonst annehmen. Genesis Gen 1 29 16 Habebat vero duas filias, nomen majoris Lia: minor vero appellabatur Rachel. Nun hatte Laban zwei Töchter, der Name der älteren war Lia, die jüngere aber hieß Rachel. Genesis Gen 1 29 17 Sed Lia lippis erat oculis: Rachel decora facie, et venusto aspectu. Lia aber hatte triefende Augen,⁸ Rachel dagegen war schön von Gesicht und lieblich von Gestalt. Genesis Gen 1 29 17 8 Besser nach dem Hebr.: Matt, ohne frischen, klaren Glanz. Lebhafte, ausdrucksvolle, schwarze Augen galten bei den Orientalen als unbedingtes Erfordernis wahrer weiblicher Schönheit. Genesis Gen 1 29 18 Quam diligens Jacob, ait: Serviam tibi pro Rachel filia tua minore, septem annis. Diese liebte Jakob und sprach: Ich will dir sieben Jahre um Rachel, deine jüngere Tochter, dienen.⁹ Genesis Gen 1 29 18 9 Es war Sitte, dass der Mann für das Weib eine Gabe entrichtete. Jakob bietet als Entgelt seine Dienstleistung. Genesis Gen 1 29 19 Respondit Laban: Melius est ut tibi eam dem quam alteri viro, mane apud me. Laban antwortete: Besser ist es, ich gebe sie dir, als einem andern Manne,¹⁰ bleibe bei mir. Genesis Gen 1 29 19 10 Einem Fremden. Unter den Freiern hat der Vetter bei den Arabern noch jetzt das Vorrecht. Ehemann und Ehefrau nennen sich noch jetzt in Syrien nie anders als: Tochter meines Oheims und: Mein Vetter. Genesis Gen 1 29 2 Et vidit puteum in agro, tres quoque greges ovium accubantes juxta eum: nam ex illo adaquabantur pecora, et os ejus grandi lapide claudebatur. Da sah er auf dem Felde einen Brunnen, und drei Schafherden bei demselben gelagert, denn man pflegte die Herden daraus zu tränken, und die Öffnung des Brunnens wurde mit einem großen Steine verschlossen.¹ Genesis Gen 1 29 2 1 Um Fremde abzuhalten. Genesis Gen 1 29 20 Servivit ergo Jacob pro Rachel septem annis: et videbantur illi pauci dies præ amoris magnitudine. So diente Jakob um Rachel sieben Jahre; und diese erschienen ihm nur wenige Tage, so lieb hatte er sie. Genesis Gen 1 29 21 Dixitque ad Laban: Da mihi uxorem meam: quia jam tempus impletum est, ut ingrediar ad illam. Da sprach Jakob zu Laban: Gib mir mein Weib; denn die Zeit ist erfüllt, dass ich zu ihr gehe. Genesis Gen 1 29 22 Qui vocatis multis amicorum turbis ad convivium, fecit nuptias. Laban aber lud eine große Zahl von Freunden zum Mahle und feierte die Hochzeit. Genesis Gen 1 29 23 Et vespere Liam filiam suam introduxit ad eum, Und am Abend führte er ihm seine Tochter Lia¹¹ zu Genesis Gen 1 29 23 11 Bräute werden verhüllt zugeführt. Genesis Gen 1 29 24 Dans ancillam filiæ, Zelpham nomine. Ad quam cum ex more Jacob fuisset ingressus, facto mane vidit Liam: und gab seiner Tochter eine Magd, Zelpha mit Namen. Da ging Jakob zu ihr, wie es gebräuchlich ist, und da es Morgen ward, sah er, dass es Lia war. Genesis Gen 1 29 25 Et dixit ad socerum suum: Quid est quod facere voluisti? nonne pro Rachel servivi tibi? quare imposuisti mihi? Und er sprach zu seinem Schwiegervater: Was hast du mir antun wollen? Habe ich dir nicht um Rachel gedient? Warum hast du mich betrogen? Genesis Gen 1 29 26 Respondit Laban: Non est in loco nostro consuetudinis, ut minores ante tradamus ad nuptias. Laban antwortete: Es ist hier bei uns nicht gebräuchlich, die jüngeren vor den älteren zu verheiraten.¹² Genesis Gen 1 29 26 12 Bestand die Sitte wirklich in Haran, so hätte Laban dem Jakob zuvor davon Mitteilung machen müssen, ehe er ihm Rachel zusagte. Doch der wahre Grund seiner Handlungsweise ist die Hoffnung, Jakob zu einer neuen Dienstzeit zu veranlassen. Genesis Gen 1 29 27 Imple hebdomadam dierum hujus copulæ: et hanc quoque dabo tibi pro opere quo serviturus es mihi septem annis aliis. Führe die Woche dieser Vermählung zu Ende,¹³ so will ich dir auch jene geben für den Dienst, den du noch andere sieben Jahre bei mir tun sollst. Genesis Gen 1 29 27 13 Feiere die Hochzeitswoche zu Ende. Vergl. [Ri 14,12]. Jakob soll Rachel nach einer Woche heimführen und dann weitere sieben Jahre für dieselbe dienen. Lia zu verstoßen, war Jakob nicht möglich, wollte er sich nicht der Hoffnung berauben, Rachel zu erhalten. Genesis Gen 1 29 28 Acquievit placito: et hebdomada transacta, Rachel duxit uxorem: Jakob willigte ein; und als die Woche vorüber war, nahm er Rachel zum Weibe, Genesis Gen 1 29 29 Cui pater servam Balam tradiderat. welcher der Vater die Bala als Magd mitgab. Genesis Gen 1 29 3 Morisque erat ut cunctis ovibus congregatis devolverent lapidem, et refectis gregibus rursum super os putei ponerent. Wenn alle Schafe zusammengetrieben waren, pflegte man den Stein wegzuwälzen, und ihn, wenn die Herden getränkt waren, wieder über die Öffnung des Brunnens zu legen. Genesis Gen 1 29 30 Tandemque potitus optatis nuptiis, amorem sequentis priori prætulit, serviens apud eum septem annis aliis. So kam er zu der gewünschten Vermählung, und hatte Rachel lieber als Lia, und diente noch andere sieben Jahre bei ihm. Genesis Gen 1 29 31 Videns autem Dominus quod despiceret Liam, aperuit vulvam ejus, sorore sterili permanente. Als aber der Herr sah, dass er Lia minder achtete, machte er sie fruchtbar, während ihre Schwester unfruchtbar blieb. Genesis Gen 1 29 32 Quæ conceptum genuit filium, vocavitque nomen ejus Ruben, dicens: Vidit Dominus humilitatem meam, nunc amabit me vir meus. Jene nämlich empfing, und gebar einen Sohn, und nannte seinen Namen Ruben,¹⁴ und sprach: Der Herr hat meine Demütigung angesehen; jetzt wird mein Mann mich lieben. Genesis Gen 1 29 32 14 Nach der gewöhnlichen Sitte gab die Mutter den Namen [Gen 4,1.25, Gen 19,37ff, Gen 30,6ff, Gen 35,18] Vergl. [Lk 1,60]. Die Namendeutungen sind nicht etymologisch genau. Genesis Gen 1 29 33 Rursumque concepit et peperit filium, et ait: Quoniam audivit me Dominus haberi contemptui, dedit etiam istum mihi: vocavitque nomen ejus, Simeon. Und sie empfing weiter und gebar einen Sohn. Da sprach sie: Der Herr hat gehört, dass ich minder geachtet werde, darum hat er mir auch diesen gegeben. Und sie nannte seinen Namen Simeon.¹⁵ Genesis Gen 1 29 33 15 Erhörung Genesis Gen 1 29 34 Concepitque tertio, et genuit alium filium: dixitque: Nunc quoque copulabitur mihi maritus meus, eo quod pepererim ei tres filios: et idcirco appellavit nomen ejus, Levi. Und sie empfing zum dritten Male, und gebar einen andern Sohn, und sprach: Auch jetzt wird mir mein Mann zugetan sein, weil ich ihm drei Söhne geboren habe; und darum nannte sie seinen Namen Levi.¹⁶ Genesis Gen 1 29 34 16 Anhänglichkeit oder Anhänger. Genesis Gen 1 29 35 Quarto concepit, et peperit filium, et ait: Modo confitebor Domino: et ob hoc vocavit eum, Judam: cessavitque parere. Zum vierten Male empfing sie und gebar einen Sohn. Da sprach sie: Nun will ich den Herrn preisen! Und darum nannte sie ihn Juda.¹⁷ Und sie hörte auf zu gebären. Genesis Gen 1 29 35 17 Lob, Preis. Genesis Gen 1 29 4 Dixitque ad pastores: Fratres, unde estis? Qui responderunt: De Haran. Da sprach Jakob zu den Hirten: Brüder, woher seid ihr? Sie antworteten: Von Haran. Genesis Gen 1 29 5 Quos interrogans, Numquid, ait, nostis Laban filium Nachor? Dixerunt: Novimus. Und er fragte sie: Kennet ihr wohl Laban, den Sohn² Nachors? Sie sprachen: Wir kennen ihn. Genesis Gen 1 29 5 2 Enkel Genesis Gen 1 29 6 Sanusne est? inquit: Valet, inquiunt: et ecce Rachel filia ejus venit cum grege suo. Da sprach er: Geht es ihm wohl? Sie antworteten: Es geht ihm wohl, und siehe, da kommt Rachel, seine Tochter, mit ihrer Herde. Genesis Gen 1 29 7 Dixitque Jacob: Adhuc multum diei superest, nec est tempus ut reducantur ad caulas greges: date ante potum ovibus, et sic eas ad pastum reducite. Jakob sprach: Es ist noch lange Tag, und noch nicht Zeit, das Vieh in die Ställe zurückzutreiben; tränket also die Schafe und treibet sie dann wieder zur Weide zurück. Genesis Gen 1 29 8 Qui responderunt: Non possumus, donec omnia pecora congregentur, et amoveamus lapidem de ore putei, ut adaquemus greges. Sie antworteten: Das können wir nicht, bis alles Vieh zusammengetrieben ist, dann wälzen wir den Stein von der Öffnung des Brunnens, um die Herden zu tränken.³ Genesis Gen 1 29 8 3 Ein zu langes Offenbleiben würde den Brunnen zu sehr in der Hitze und dem Sand auftreibenden Winde ausgesetzt haben Genesis Gen 1 29 9 Adhuc loquebantur, et ecce Rachel veniebat cum ovibus patris sui: nam gregem ipsa pascebat. Noch redeten sie miteinander, da kam Rachel mit den Schafen ihres Vaters; denn sie weidete selbst die Herde. Genesis Gen 1 0 1 Rachels Magd Bala. (V. 8) Lias Magd Zepha (V. 12) Lia (V. 21) und Rachel schenken Jakob Kinder, deren jüngstes Joseph. (V. 24) Jakob setzt seinen Dienst fort und erwirbt durch kluge List große Reichtümer. Genesis Gen 1 30 1 Cernens autem Rachel quod infcunda esset, invidit sorori suæ, et ait marito suo: Da mihi liberos, alioquin moriar. Da aber Rachel sah, dass sie unfruchtbar sei, beneidete sie ihre Schwester und sprach zu ihrem Manne: Gib mir Kinder, sonst sterbe ich!¹ Genesis Gen 1 30 1 1 Vor Betrübnis. Genesis Gen 1 30 10 Qua post conceptum edente filium, Diese empfing und gebar einen Sohn. Genesis Gen 1 30 11 Dixit: Feliciter: et idcirco vocavit nomen ejus, Gad. Und Lia sprach: Glück auf! Und darum nannte sie seinen Namen Gad.⁶ Genesis Gen 1 30 11 6 Glück. Genesis Gen 1 30 12 Peperit quoque Zelpha alterum. Und Zelpha gebar einen zweiten Sohn. Genesis Gen 1 30 13 Dixitque Lia: Hoc pro beatitudine mea: Beatam quippe me dicent mulieres: propterea appellavit eum, Aser. Da sagte Lia: Das ist zu meiner Glückseligkeit; denn es werden mich die Weiber glücklich preisen;⁷ darum nannte sie ihn Aser.⁸ Genesis Gen 1 30 13 7 Weil sie Jakob außer vier eigenen Kindern noch zwei durch Zepha geschenkt hat. Genesis Gen 1 30 13 8 Glückselig. (Die Erklärung des Namens [Gen 49,20] ist fachlich die gleiche.) Genesis Gen 1 30 14 Egressus autem Ruben tempore messis triticeæ in agrum, reperit mandragoras: quas matri Liæ detulit. Dixitque Rachel: Da mihi partem de mandragoris filii tui. Ruben aber ging zur Zeit der Weizenernte auf das Feld, und fand Alraunen,⁹ und brachte sie seiner Mutter Lia. Da sprach Rachel: Gib mir einen Teil von den Alraunen deines Sohnes! Genesis Gen 1 30 14 9 Eine im Orient sehr verbreitete Art der Tollkirsche. Nach dem Volksglauben hat diese Frucht die Kraft, Liebe zu erregen. Genesis Gen 1 30 15 Illa respondit: Parumne tibi videtur, quod præripueris maritum mihi, nisi etiam mandragoras filii mei tuleris? Ait Rachel: Dormiat tecum hac nocte pro mandragoris filii tui. Jene antwortete: Scheint es dir nicht genug, dass du mir meinen Mann genommen hast, dass du nun auch die Alraunen meines Sohnes wegnehmen willst? Da sprach Rachel: So mag er diese Nacht bei dir schlafen für die Alraunen deines Sohnes! Genesis Gen 1 30 16 Redeuntique ad vesperam Jacob de agro, egressa est in occursum ejus Lia, et ad me, inquit, intrabis: quia mercede conduxi te pro mandragoris filii mei. Dormivitque cum ea nocte illa. Als nun Jakob abends vom Felde heimkehrte, ging ihm Lia entgegen und sprach: Zu mir musst du gehen! Denn ich habe dich erkauft für die Alraunen meines Sohnes. So schlief er diese Nacht bei ihr.¹⁰ Genesis Gen 1 30 16 10 Lia und Rachel hatten also eine gewisse Ordnung. Genesis Gen 1 30 17 Et exaudivit Deus preces ejus: concepitque et peperit filium quintum, Und Gott erhörte ihre Bitten, und sie empfing, und gebar ihren fünften Sohn, Genesis Gen 1 30 18 Et ait: Dedit Deus mercedem mihi, quia dedi ancillam meam viro meo: appellavitque nomen ejus, Issachar. Da sprach sie: Gott hat mich belohnt, dass ich meinem Manne meine Magd gegeben habe! Und sie nannte seinen Namen Issachar.¹¹ Genesis Gen 1 30 18 11 Hier abgeleitet von: Er gibt Lohn (vergl. V. 16), während [Gen 49,14] mehr auf ein Wort: Er trägt Lohn angespielt wird. Genesis Gen 1 30 19 Rursum Lia concipiens, peperit sextum filium, Und Lia empfing wiederum, und gebar ihren sechsten Sohn, Genesis Gen 1 30 2 Cui iratus respondit Jacob: Num pro Deo ego sum, qui privavit te fructu ventris tui? Da ward Jakob zornig über Rachel und antwortete: Bin ich an Gottes Statt? Er ist es, der dir die Frucht deines Leibes versagt hat. Genesis Gen 1 30 20 Et ait: Dotavit me Deus dote bona: etiam hac vice mecum erit maritus meus, eo quod genuerim ei sex filios: et idcirco appellavit nomen ejus, Zabulon. und sprach: Mit einer guten Gabe hat mich Gott beschenkt; und mein Mann wird auch nun wieder bei mir wohnen,¹² weil ich ihm sechs Söhne geboren habe; darum nannte sie seinen Namen Zabulon.¹³ Genesis Gen 1 30 20 12 Wird mir wohlgesinnt sein. Genesis Gen 1 30 20 13 Ehre, Gabe. Hingegen [Gen 49,13] Wohnung. Etymologien nach grammatischen Regeln sind nicht beabsichtigt. Genesis Gen 1 30 21 Post quem peperit filiam, nomine Dinam. Nach diesem gebar sie eine Tochter mit Namen Dina.¹⁴ Genesis Gen 1 30 21 14 Dina wird erwähnt, weil ihr Schicksal [Gen 34] einen verhängnisvollen Einfluss auf das Los ihrer Brüder Simeon und Levi hatte. [Gen 49,5-7] Genesis Gen 1 30 22 Recordatus quoque Dominus Rachelis, exaudivit eam, et aperuit vulvam ejus. Auch Rachels gedachte der Herr, und erhörte sie, und machte sie fruchtbar. Genesis Gen 1 30 23 Quæ concepit, et peperit filium, dicens: Abstulit Deus opprobrium meum. Und sie empfing, und gebar einen Sohn, und sprach: Gott hat meine Schmach¹⁵ hinweggenommen. Genesis Gen 1 30 23 15 Unfruchtbarkeit. Genesis Gen 1 30 24 Et vocavit nomen ejus, Joseph, dicens: Addat mihi Dominus filium alterum. Und sie nannte seinen Namen Joseph¹⁶ und sprach: Möge mir der Herr noch einen andern Sohn schenken! Genesis Gen 1 30 24 16 Zuwachs. Vergl. [Gen 49,22]. Genesis Gen 1 30 25 Nato autem Joseph, dixit Jacob socero suo: Dimitte me ut revertar in patriam, et ad terram meam. Als aber Joseph geboren war, sprach Jakob zu seinem Schwiegervater: Lass mich heimziehen in meine Heimat, in mein Land! Genesis Gen 1 30 26 Da mihi uxores, et liberos meos pro quibus servivi tibi, ut abeam: tu nosti servitutem qua servivi tibi. Gib mir meine Weiber und meine Kinder, um welche ich dir gedient habe, dass ich fortgehe; du weißt ja wohl, wie ich dir gedient habe.¹⁷ Genesis Gen 1 30 26 17 Dies geschah [Gen 31,41], als Jakob die zweiten sieben Jahre zu Ende gedient. Genesis Gen 1 30 27 Ait illi Laban: Inveniam gratiam in conspectu tuo: experimento didici, quia benedixerit mihi Deus propter te: Da sprach Laban zu ihm: Lass mich Gnade in deinen Augen finden!¹⁸ Die Erfahrung hat mich gelehrt,¹⁹ dass Gott mich um deinetwillen gesegnet hat; Genesis Gen 1 30 27 18 Bleibe bei mir. Genesis Gen 1 30 27 19 Hebr.: Ich habe durch abergläubische Zeichen wahrgenommen. Laban hat Theraphim. [Gen 31,19] Genesis Gen 1 30 28 Constitue mercedem tuam quam dem tibi. bestimme also deinen Lohn, den ich dir geben soll.²⁰ Genesis Gen 1 30 28 20 Er hofft, Jakob werde wenig fordern. Genesis Gen 1 30 29 At ille respondit: Tu nosti quo modo servierim tibi, et quanta in manibus meis fuerit possessio tua. Er aber antwortete: Du weißt, wie ich dir gedient habe, und wie groß dein Besitz unter meinen Händen geworden ist. Genesis Gen 1 30 3 At illa: Habeo, inquit, famulam Balam: ingredere ad illam, ut pariat super genua mea, et habeam ex illa filios. Sie aber sprach: Ich habe eine Magd, Bala, geh zu dieser, dass sie auf meinem Schoße gebäre² und ich aus ihr Kinder erhalte. Genesis Gen 1 30 3 2 Dies war ein gewöhnliches Zeichen der Adoption. Vergl. [Gen 50,29]. Genesis Gen 1 30 30 Modicum habuisti antequam venirem ad te, et nunc dives effectus es: benedixitque tibi Dominus ad introitum meum: justum est igitur ut aliquando provideam etiam domui meæ. Wenig war es, was du besaßest, als ich zu dir kam, und nun bist du reich geworden, und der Herr hat dich gesegnet mit meiner Einkehr. So ist es denn billig, dass auch ich einmal für mein eigenes Haus sorge. Genesis Gen 1 30 31 Dixitque Laban: Quid tibi dabo? At ille ait: Nihil volo: sed si feceris quod postulo, iterum pascam, et custodiam pecora tua. Da sprach Laban: Was soll ich dir geben? Er aber sprach: Ich will nichts;²¹ sondern wenn du tust, was ich verlange, werde ich deine Herden wiederum weiden und hüten. Genesis Gen 1 30 31 21 Keinen bestimmten Lohn, sondern das, was folgt. Genesis Gen 1 30 32 Gyra omnes greges tuos, et separa cunctas oves varias, et sparso vellere: et quodcumque furvum, et maculosum, variumque fuerit, tam in ovibus quam in capris, erit merces mea. Durchgehe alle deine Herden und sondere alle Schafe mit buntem und gesprenkeltem Felle ab: alles, was schwarz und gefleckt und gestreift ist, sowohl unter den Schafen als unter den Ziegen, soll mein Lohn sein!²² Genesis Gen 1 30 32 22 Hebr.: Ich werde heute alle deine Schafe durchgehen und aus ihnen jedes gesprenkelte und scheckige Stück entfernen: alles, was schwarz ist unter den Lämmern, und was scheckig und gesprenkelt ist unter den Ziegen, das soll künftig mein Lohn sein. - Jakobs Vorschlag gründete sich auf die Tatsache, dass im Orient die Ziegen in der Regel schwarz oder braun, also dunkel, nur selten weiß oder gefleckt sind, die Schafe dagegen meistens weiß. Genesis Gen 1 30 33 Respondebitque mihi cras justitia mea, quando placiti tempus advenerit coram te: et omnia quæ non fuerint varia, et maculosa, et furva, tam in ovibus quam in capris, furti me arguent. Und meine Rechtlichkeit wird für mich künftighin zeugen. Wenn die Zeit gekommen ist, welche du bestimmst, soll alles, was nicht gestreift und gefleckt und schwarz ist, unter meinen Schafen und unter meinen Ziegen, als gestohlenes Gut gelten.²³ Genesis Gen 1 30 33 23 Hebr.: Und darin wird sich meine Rechtlichkeit erweisen: Wenn du künftig meinen Lohn in Augenschein nimmst, soll alles, was nicht gesprenkelt und scheckig ist unter meinen Ziegen, und was nicht schwarz ist unter meinen Lämmern, als gestohlen gelten. Genesis Gen 1 30 34 Dixitque Laban: Gratum habeo quod petis. Da sprach Laban: Es ist mir genehm, was du verlangst. Genesis Gen 1 30 35 Et separavit in die illa capras, et oves, et hircos, et arietes varios, atque maculosos: cunctum autem gregem unicolorem, id est albi, et nigri velleris, tradidit in manu filiorum suorum. Und er sonderte an demselben Tage die bunten und gefleckten Ziegen und Schafe, Böcke und Widder ab; alles aber, was in der Herde einfarbig war, das ist weißes oder schwarzes Fell hatte, übergab er seinen Söhnen.²⁴ Genesis Gen 1 30 35 24 Hebr.: Und er (Laban) entfernte am selben Tage die gestreiften und scheckigen Böcke und alle gesprenkelten und scheckigen Ziegen, alles woran etwas Weißes war, und alles Schwarze unter den Lämmern, und übergab es seinen Söhnen. Laban besorgt die Trennung selbst, damit ja unter den normalfarbigen kein anderes Tier zu seinem Schaden bleibe. Genesis Gen 1 30 36 Et posuit spatium itineris trium dierum inter se et generum, qui pascebat reliquos greges ejus. Und er schuf einen Zwischenraum von drei Tagereisen zwischen sich und seinem Schwiegersohne, der seine übrigen Herden weidete.²⁵ Genesis Gen 1 30 36 25 Die bei Abschluss des Vertrages schon vorhandenen seltenfarbigen Tiere bleiben Labans Eigentum und werden, zur Vermeidung jedes für Laban schädlichen Irrtums, von dessen Söhnen gehütet. Genesis Gen 1 30 37 Tollens ergo Jacob virgas populeas virides, et amygdalinas, et ex platanis, ex parte decorticavit eas: detractisque corticibus, in his, quæ spoliata fuerant, candor apparuit: illa vero quæ integra fuerant, viridia permanserunt: atque in hunc modum color effectus est varius. Da nahm Jakob frische Stäbe von Pappeln und Mandelbäumen und Platanen und schälte sie zum Teile ab, so dass sie da, wo die Rinde abgezogen war, weiß schimmerten, und wo sie nicht abgeschält waren, grün blieben; und so wurden sie verschiedenfarbig. Genesis Gen 1 30 38 Posuitque eas in canalibus, ubi effundebatur aqua: ut cum venissent greges ad bibendum, ante oculos haberent virgas, et in aspectu earum conciperent. Dann legte er die Stäbe in die Tränkrinnen, in die man das Wasser goss, damit, wenn die Herden zu trinken kämen, sie dieselben vor Augen hätten, und bei ihrem Anblicke empfangen sollten. Genesis Gen 1 30 39 Factumque est ut in ipso calore coitus, oves intuerentur virgas, et parerent maculosa, et varia, et diverso colore respersa. Und es geschah, dass die Schafe bei der Begattung die Stäbe anblickten und gestreifte und gesprenkelte und fleckige Junge gebaren.²⁶ Genesis Gen 1 30 39 26 So ersetzte Gott Jakob den Schaden der doppelten Dienstjahre. Genesis Gen 1 30 4 Deditque illi Balam in conjugium: quæ, Und sie gab ihm Bala zur Ehe; Genesis Gen 1 30 40 Divisitque gregem Jacob, et posuit virgas in canalibus ante oculos arietum: erant autem alba et nigra quæque, Laban: cetera vero, Jacob, separatis inter se gregibus. Und Jakob teilte die Herde²⁷ und legte die Stäbe in die Tränkrinnen den Widdern vor Augen; und alles, was weiß und schwarz war,²⁸ gehörte Laban, das übrige aber Jakob, und die Herden waren voneinander geschieden. Genesis Gen 1 30 40 27 Nach dem Hebr. ist in V. 40 nur von den Schafen die Rede. Die Schafe sonderte Jakob ab und richtete das Gesicht der weiblichen Schafe auf einen buntfarbigen Widder und auf alles Schwarze in der Herde Labans. Und er legte sich besondere Herden an, die er nicht zu den Herden Labans tat. Die schwarzen und buntfarbigen Schafe sollen Jakob gehören, die weißen Laban. Beide hält Jakob auseinander; scheinbar dasselbe tuend wie Laban. Hiernach ist V. 38. 39 im Hebr. von den Ziegen zu fassen. Genesis Gen 1 30 40 28 Nach der Vulgata: Die weißen Schafe und die schwarzen Ziegen. Genesis Gen 1 30 41 Igitur quando primo tempore ascendebantur oves, ponebat Jacob virgas in canalibus aquarum ante oculos arietum et ovium, ut in earum contemplatione conciperent: Wenn also zur ersten Zeit die Brunftzeit der Schafe kam, legte Jakob den Widdern und Schafen die Stäbe in die Tränkrinnen vor Augen, damit sie bei ihrem Anblicke empfingen. Genesis Gen 1 30 42 Quando vero serotina admissura erat, et conceptus extremus, non ponebat eas. Factaque sunt ea, quæ erant serotina, Laban: et quæ primi temporis, Jacob. Wenn aber die späte Begattung und die letzte Befruchtung kam, so legte er sie nicht hinein. So geschah es, dass die Spätlinge dem Laban, die Erstlinge Jakob zufielen.²⁹ Genesis Gen 1 30 42 29 Hebr.: 41. Und so oft die Brunftzeit der kräftigen Tiere kam, legte Jakob den Schafen die Stäbe vor Augen in die Rinnen, damit sie sich vor den Stäben begatteten. 42 waren es aber die schwachen Tiere, so legte er sie nicht hin. Daher wurden die Schwachen dem Laban, die kräftigen aber Jakob zu Teil. Ein zweiter Kunstgriff. Die Vulgata bezieht dies Verfahren auf die beiden Jahreswürfe. Genesis Gen 1 30 43 Ditatusque est homo ultra modum, et habuit greges multos, ancillas et servos, camelos et asinos. Und der Mann ward überaus reich und hatte viele Herden, Mägde und Knechte, Kamele und Esel. Genesis Gen 1 30 5 Ingresso ad se viro, concepit, et peperit filium. und da der Mann zu ihr ging, empfing diese und gebar einen Sohn. Genesis Gen 1 30 6 Dixitque Rachel: Judicavit mihi Dominus, et exaudivit vocem meam, dans mihi filium: et idcirco appellavit nomen ejus, Dan. Und Rachel sprach: Der Herr hat mir Recht geschafft, und hat mein Flehen erhört, und mir einen Sohn geschenkt. Darum nannten sie seinen Namen Dan.³ Genesis Gen 1 30 6 3 Richter Genesis Gen 1 30 7 Rursumque Bala concipiens, peperit alterum, Und Bala empfing abermals und gebar einen zweiten Sohn. Genesis Gen 1 30 8 Pro quo ait Rachel: Comparavit me Deus cum sorore mea, et invalui: vocavitque eum, Nephthali. Da sprach Rachel: Gott hat mich streiten lassen mit meiner Schwester,⁴ und ich habe gesiegt! Und sie nannte ihn Nephthali.⁵ Genesis Gen 1 30 8 4 Hebr.: Gottes Fügungen habe ich erfahren neben meiner Schwester oder: Einen Kampf um Gott (um Gottes Gnade) habe ich gekämpft mit meiner Schwester. Das Lateinische wörtlich: Gott hat mich meiner Schwester gleichgestellt, ja, ich gelte mehr als sie. Genesis Gen 1 30 8 5 Kämpfer. Genesis Gen 1 30 9 Sentiens Lia quod parere desiisset, Zelpham ancillam suam marito tradidit. Da aber Lia sah, dass sie kein Kind mehr gebar, gab sie ihrem Manne ihre Magd Zelpha. Genesis Gen 1 0 1 c. Da Laban dem Jakob missgünstig wird, erhält dieser von Gott die Mahnung, mit den Seinigen nach Chanaan zurückzukehren. (V. 18) Jakob zieht heimlich fort, Laban verfolgt ihn, wird indes von Gott verhindert, jenem Böses zuzufügen. (V. 43) Laban und Jakob schließen ein Bündnis, worauf jener nach Haran zurückkehrt. Genesis Gen 1 31 1 Postquam autem audivit verba filiorum Laban dicentium: Tulit Jacob omnia, quæ fuerunt patris nostri, et de illius facultate ditatus, factus est inclytus: Da kamen ihm die Reden der Söhne Labans zu Ohren, die da sagten: Jakob hat alles an sich gebracht, was unserm Vater gehörte, und von seinem Gute bereichert, ist er berühmt geworden; Genesis Gen 1 31 10 Postquam enim conceptus ovium tempus advenerat, levavi oculos meos, et vidi in somnis ascendentes mares super feminas, varios et maculosos, et diversorum colorum. denn als die Zeit kam, wo die Schafe sich begatteten, erhob ich meine Augen und sah im Traume, dass die Böcke, welche die Schafe besprangen, gestreift und gesprenkelt und gefleckt waren. Genesis Gen 1 31 11 Dixitque Angelus Dei ad me in somnis: Jacob! Et ego respondi: Adsum. Und der Engel Gottes sprach zu mir im Traume:⁵ Jakob! Und ich antwortete: Hier bin ich! Genesis Gen 1 31 11 5 Wohl kurz vor diesem Gespräche. Genesis Gen 1 31 12 Qui ait: Leva oculos tuos, et vide universos masculos ascendentes super feminas, varios, maculosos, atque respersos. Vidi enim omnia quæ fecit tibi Laban. Er sprach: Erhebe deine Augen und siehe, alle Böcke, welche die Schafe bespringen, sind gestreift, gesprenkelt und gefleckt; denn ich habe alles gesehen, was Laban dir angetan hat. Genesis Gen 1 31 13 Ego sum Deus Bethel, ubi unxisti lapidem, et votum vovisti mihi. Nunc ergo surge, et egredere de terra hac, revertens in terram nativitatis tuæ. Ich bin der Gott von Bethel,⁶ wo du den Stein gesalbt und mir ein Gelübde gemacht hast. So mache dich nun auf, ziehe aus diesem Lande, und kehre in das Land deiner Geburt zurück! [Gen 28,18] Genesis Gen 1 31 13 6 Der dir in Bethel erschienen ist. Genesis Gen 1 31 14 Responderuntque Rachel et Lia: Numquid habemus residui quidquam in facultatibus, et hereditate domus patris nostri? Da antworteten Rachel und Lia: Haben wir etwa noch Anteil und Erbe im Hause unsers Vaters?⁷ Genesis Gen 1 31 14 7 Entweder vom Vermögen oder von der Zugehörigkeit zur Familie gesagt. Genesis Gen 1 31 15 Nonne quasi alienas reputavit nos, et vendidit, comeditque pretium nostrum? Hat er uns nicht wie Fremde⁸ geachtet und uns verkauft, und den Preis, den er für uns erhielt, verzehrt?⁹ Genesis Gen 1 31 15 8 Wie Mägde. Genesis Gen 1 31 15 9 Er allein hat allen Nutzen von Jakobs Arbeit gehabt, ohne uns etwas zu geben. Genesis Gen 1 31 16 Sed Deus tulit opes patris nostri, et eas tradidit nobis, ac filiis nostris: unde omnia quæ præcepit tibi Deus, fac. Aber Gott hat den Reichtum unsers Vaters genommen und ihn uns und unseren Kindern gegeben; darum tue, was Gott dir befohlen hat.¹⁰ Genesis Gen 1 31 16 10 Alles, was wir besitzen, haben wir von Gott, nichts von unserem Vater. Genesis Gen 1 31 17 Surrexit itaque Jacob, et impositis liberis, ac conjugibus suis super camelos, abiit. Da machte sich Jakob auf, und setzte seine Kinder und Weiber auf Kamele, und zog fort. Genesis Gen 1 31 18 Tulitque omnem substantiam suam, et greges, et quidquid in Mesopotamia acquisierat, pergens ad Isaac patrem suum in terram Chanaan. Und er nahm all sein Eigentum, und seine Herden, und alles, was er in Mesopotamien erworben hatte, um sich zu Isaak, seinem Vater, in das Land Chanaan zu begeben. Genesis Gen 1 31 19 Eo tempore ierat Laban ad tondendas oves, et Rachel furata est idola patris sui. Um jene Zeit war Laban hingegangen, seine Schafe zu scheren,¹¹ und Rachel stahl die Götzen ihres Vaters.¹² Genesis Gen 1 31 19 11 Diese Worte erklären, wie Jakob unbemerkt fortziehen und Rachel den Diebstahl ausführen konnte. Die Schafschur war ein großes Fest, [1Sam 25] (Nabal.) [2Sam 13,23] (Absalom) Genesis Gen 1 31 19 12 Es waren wohl mehrere Hausgötzen, die Laban mit seiner Familie neben dem wahren Gott verehrte. Sie wurden besonders als Orakel befragt. Jakob vergrub alle Götzenbilder usw., später unter der Terebinthe bei Sichem. Der Kult der Theraphim (hebr.) hörte erst nach dem Exil vollständig auf, da sie noch von Zacharias [Gen 10,2] erwähnt werden. Genesis Gen 1 31 2 Animadvertit quoque faciem Laban, quod non esset erga se sicut heri et nudiustertius, Zudem sah Jakob, dass das Angesicht Labans gegen ihn nicht mehr so war wie sonst und ehedem, Genesis Gen 1 31 20 Noluitque Jacob confiteri socero suo quod fugeret. Und Jakob wollte seinem Schwiegervater nicht kundtun, dass er fliehe. Genesis Gen 1 31 21 Cumque abiisset tam ipse quam omnia quæ juris sui erant, et amne transmisso pergeret contra montem Galaad, Als er nun weggezogen war mit allem, was sein war, und den Fluss¹³ überschritten hatte, und nun gegen das Gebirge Galaad zog, Genesis Gen 1 31 21 13 Den Euphrat. Genesis Gen 1 31 22 Nuntiatum est Laban die tertio quod fugeret Jacob. ward dem Laban am dritten Tage berichtet, dass Jakob geflohen sei. Genesis Gen 1 31 23 Qui, assumptis fratribus suis, persecutus est eum diebus septem: et comprehendit eum in monte Galaad. Da nahm er seine Brüder zu sich, und jagte ihm sieben Tage lang nach, und erreichte ihn auf dem Gebirge Galaad.¹⁴ Genesis Gen 1 31 23 14 Im engeren Sinne das Land südlich von Jakob, im weiteren das Land zwischen dem Jarmuk und dem Toten Meere, später auch das ganze Ostjordanland, soweit es von Israeliten bewohnt war. Die Zahlenangabe ist kaum richtig überliefert. Genesis Gen 1 31 24 Viditque in somnis dicentem sibi Deum: Cave ne quidquam aspere loquaris contra Jacob. Doch er sah Gott im Traume, der zu ihm sprach: Hüte dich, gegen Jakob etwas Unfreundliches zu reden! Genesis Gen 1 31 25 Jamque Jacob extenderat in monte tabernaculum: cumque ille consecutus fuisset eum cum fratribus suis, in eodem monte Galaad fixit tentorium. Schon hatte Jakob sein Zelt auf dem Gebirge aufgeschlagen, als jener ihn mit seinen Brüdern ereilte, und auf demselben Gebirge Galaad sein Zelt aufschlug. Genesis Gen 1 31 26 Et dixit ad Jacob: Quare ita egisti, ut clam me abigeres filias meas quasi captivas gladio? Da sprach Laban zu Jakob:¹⁵ Warum hast du also getan, dass du meine Töchter ohne mein Wissen hinwegführtest, wie Kriegsgefangene? Genesis Gen 1 31 26 15 Du hast nicht richtig gehandelt, weder gegen meine Töchter, noch gegen mich. Genesis Gen 1 31 27 Cur ignorante me fugere voluisti, nec indicare mihi, ut prosequerer te cum gaudio, et canticis, et tympanis, et citharis? Warum hast du, ohne es mir kund zu geben, fliehen wollen, und es mich nicht wissen lassen, dass ich dir mit Jauchzen und Liedern und Pauken und Lauten hätte das Geleite gegeben? Genesis Gen 1 31 28 Non es passus ut oscularer filios meos et filias: stulte operatus es: et nunc quidem. Du hast mich nicht meine Söhne und Töchter küssen lassen, töricht hast du gehandelt. Und nun könnte wohl Genesis Gen 1 31 29 Valet manus mea reddere tibi malum: sed Deus patris vestri heri dixit mihi: Cave ne loquaris contra Jacob quidquam durius. meine Hand mit dir schlimm verfahren, aber der Gott eures Vaters¹⁶ sprach gestern¹⁷ zu mir: Hüte dich, gegen Jakob etwas Hartes zu reden. [Gen 48,16] Genesis Gen 1 31 29 16 Der deine und der deines Vaters. Genesis Gen 1 31 29 17 In letzter Nacht. Genesis Gen 1 31 3 Maxime dicente sibi Domino: Revertere in terram patrum tuorum, et ad generationem tuam, eroque tecum: darum nun, vorzüglich aber weil Gott zu ihm sprach: Kehre zurück in das Land deiner Väter und zu deinem Geschlechte, und ich will mit dir sein;¹ Genesis Gen 1 31 3 1 Drei Ursachen zur Rückkehr: das Murren der Söhne Labans, Labans Neid, die Mahnung Gottes. Genesis Gen 1 31 30 Esto, ad tuos ire cupiebas, et desiderio erat tibi domus patris tui: cur furatus es deos meos? Doch sei es, du verlangtest zu den Deinen zu kommen und sehntest dich nach dem Hause deines Vaters, warum hast du mir meine Götter gestohlen? Genesis Gen 1 31 31 Respondit Jacob: Quod inscio te profectus sum, timui ne violenter auferres filias tuas. Jakob antwortete: Dass ich ohne dein Wissen aufgebrochen bin, geschah, weil ich fürchtete, du möchtest mir deine Töchter mit Gewalt wegnehmen.¹⁸ Genesis Gen 1 31 31 18 Zuerst entschuldigt Jakob seine Flucht, die Anschuldigung des Diebstahls weist er von sich. Genesis Gen 1 31 32 Quod autem furti me arguis: apud quemcumque inveneris deos tuos, necetur coram fratribus nostris: scrutare, quidquid tuorum apud me inveneris, et aufer: hæc dicens, ignorabat quod Rachel furata esset idola. Was aber den Diebstahl angeht, dessen du mich beschuldigst, so verliere der von unsern Brüdern¹⁹ das Leben, bei welchem du deine Götter findest. Suche nach, was du von dem Deinen bei mir findest, und nimm es. Dies sagte er, ohne zu wissen, dass Rachel die Götzen gestohlen hatte. Genesis Gen 1 31 32 19 Den V. 25 erwähnten. Genesis Gen 1 31 33 Ingressus itaque Laban tabernaculum Jacob et Liæ, et utriusque famulæ, non invenit. Cumque intrasset tentorium Rachelis, Da ging Laban in das Zelt Jakobs, und in das Lias, und in das Zelt der beiden Mägde, und fand nichts.²⁰ Und als er in das Zelt Rachels trat, Genesis Gen 1 31 33 20 Das Zelt der beiden Mägde, obgleich von Laban wohl zuletzt betreten, wird gleich hier erwähnt, weil in demselben so wenig etwas zu finden war wie in dem Lias. Genesis Gen 1 31 34 Illa festinans abscondit idola subter stramenta cameli, et sedit desuper: scrutantique omne tentorium, et nihil invenienti, verbarg diese eilig die Götzen unter einem Kamelsattel und setzte sich darauf. Da er nun das ganze Zelt durchsuchte und nichts fand, Genesis Gen 1 31 35 Ait: Ne irascatur dominus meus quod coram te assurgere nequeo: quia juxta consuetudinem feminarum nunc accidit mihi. Sic delusa sollicitudo quærentis est. sprach sie: Mein Herr zürne nicht, dass ich vor dir nicht aufstehen kann; denn es geht mir eben jetzt nach der Frauen Weise. So ward das Bemühen des Suchenden vereitelt.²¹ Genesis Gen 1 31 35 21 Laban wird von seiner Tochter getäuscht, die er [Gen 29,23] getäuscht hat. Ein Weib, welches den Monatsfluss hatte, galt wohl bereits damals als unrein, so dass Laban sie nicht anrührte. Genesis Gen 1 31 36 Tumensque Jacob, cum jurgio ait: Quam ob culpam meam, et ob quod peccatum meum sic exarsisti post me, Jakob aber ward zornig, und schalt Laban, und sprach: Was habe ich verschuldet, und was habe ich gefehlt, dass du mir so hitzig nachgejagt bist, Genesis Gen 1 31 37 Et scrutatus es omnem supellectilem meam? Quid invenisti de cuncta substantia domus tuæ? Pone hic coram fratribus meis, et fratribus tuis, et judicent inter me et te. und all mein Hausgerät durchsucht hast? Was hast du gefunden von allen deinen Hausgeräten? Lege es hierher vor meine Brüder und deine Brüder, und sie mögen richten zwischen mir und dir.²² Genesis Gen 1 31 37 22 Jakobs Mut wächst, da er sieht, dass die Nachsuchung ohne Erfolg geblieben ist. Genesis Gen 1 31 38 Idcirco viginti annis fui tecum? Oves tuæ et capræ steriles non fuerunt, arietes gregis tui non comedi: Bin ich darum zwanzig Jahre bei dir gewesen? Deine Schafe und deine Ziegen waren nicht unfruchtbar, die Widder aus deiner Herde habe ich nicht gegessen;²³ Genesis Gen 1 31 38 23 Die besten Tiere, wie Mietsknechte pflegen. Genesis Gen 1 31 39 Nec captum a bestia ostendi tibi, ego damnum omne reddebam: quidquid furto peribat, a me exigebas: wenn etwas von wilden Tieren geraubt war, habe ich es dir nicht angezeigt, ich selbst ersetzte allen Schaden; alles, was gestohlen wurde, fordertest du von mir;²⁴ Genesis Gen 1 31 39 24 Dies war sicher ungerecht. Genesis Gen 1 31 4 Misit, et vocavit Rachel et Liam in agrum, ubi pascebat greges. sandte er hin, und ließ Rachel und Lia auf das Feld rufen, wo er die Herden weidete, Genesis Gen 1 31 40 Die noctuque æstu urebar, et gelu, fugiebatque somnus ab oculis meis. Tag und Nacht verzehrte mich Hitze und Frost, und der Schlaf floh meine Augen.²⁵ Genesis Gen 1 31 40 25 Vor Sorge wegen der nächtlichen Raubtiere. Genesis Gen 1 31 41 Sicque per viginti annos in domo tua servivi tibi, quatuordecim pro filiabus, et sex pro gregibus tuis: immutasti quoque mercedem meam decem vicibus. So habe ich dir zwanzig Jahre hindurch in deinem Hause gedient, vierzehn Jahre um deine Töchter, und sechs um deine Herden; und zehnmal ändertest du mir meinen Lohn.²⁶ Genesis Gen 1 31 41 26 Vergl. V. 7. Genesis Gen 1 31 42 Nisi Deus patris mei Abraham, et timor Isaac affuisset mihi, forsitan modo nudum me dimisisses: afflictionem meam et laborem manuum mearum respexit Deus, et arguit te heri. Wenn nicht der Gott meines Vaters Abraham und der, den Isaak fürchtet,²⁷ mit mir gewesen wäre, du hättest mich wohl nun leer abziehen lassen; aber Gott hat mein Elend und die Arbeit meiner Hände angesehen und dich gestern gewarnt. Genesis Gen 1 31 42 27 Gott, wie V. 53. Genesis Gen 1 31 43 Respondit ei Laban: Filiæ meæ et filii, et greges tui, et omnia quæ cernis, mea sunt: quid possum facere filiis et nepotibus meis? Da antwortete ihm Laban:²⁸ Mein sind die Töchter, und mein sind die Söhne, und deine Herden da, und alles, was du hier erblickst, ist mein. Was könnte ich meinen Kindern und Enkeln tun? Genesis Gen 1 31 43 28 Laban, unter dem Eindrucke des Traumes wie der berechtigten Vorwürfe Jakobs, zugleich beschämt, dass er die ihm angeblich gestohlenen Hausgötzen nicht gefunden hat, hält zwar sein Anrecht auf seine Töchter und Jakobs Besitz aufrecht, erklärt sich aber bereit, diese seinem sichtlich unter Gottes Schutz stehenden Schwiegersohn zu überlassen. Genesis Gen 1 31 44 Veni ergo, et ineamus fdus: ut sit in testimonium inter me et te. So komm denn und lass uns ein Bündnis schließen, dass es ein Zeugnis sei zwischen mir und dir. Genesis Gen 1 31 45 Tulit itaque Jacob lapidem, et erexit illum in titulum: Da nahm Jakob²⁹ einen Stein, und richtete ihn als Denkstein auf, Genesis Gen 1 31 45 29 Besser: Laban. (V. 51) Genesis Gen 1 31 46 Dixitque fratribus suis: Afferte lapides. Qui congregantes fecerunt tumulum, comederuntque super eum: und sprach zu seinen Brüdern:³⁰ Bringet Steine herbei: Und sie sammelten Steine, und errichteten einen Hügel, und hielten auf demselben das Mahl.³¹ Genesis Gen 1 31 46 30 Die V. 23 Genannten. Genesis Gen 1 31 46 31 Das Bundesmahl. Genesis Gen 1 31 47 Quem vocavit Laban Tumulum testis: et Jacob, Acervum testimonii, uterque juxta proprietatem linguæ suæ. Und Laban nannte ihn Hügel des Zeugen, Jakob aber Steinhaufen des Zeugnisses, jeder nach der besonderen Weise seiner Sprache.³² Genesis Gen 1 31 47 32 Laban aramäisch (nur an dieser Stelle findet sich im Pentateuch ein aramäisches Wort), Jakob hebräisch. Genesis Gen 1 31 48 Dixitque Laban: Tumulus iste erit testis inter me et te hodie, et idcirco appellatum est nomen ejus Galaad, id est, Tumulus testis. Und Laban sprach: Dieser Hügel soll heut Zeuge sein zwischen mir und dir; darum ward sein Name Galaad genannt, das ist, der Hügel ist Zeuge. Genesis Gen 1 31 49 Intueatur et judicet Dominus inter nos quando recesserimus a nobis, Der Herr wache und richte über uns, wenn wir voneinander geschieden sind. Genesis Gen 1 31 5 Dixitque eis: Video faciem patris vestri quod non sit erga me sicut heri et nudiustertius: Deus autem patris mei fuit mecum. und sprach zu ihnen: Ich sehe, dass das Angesicht eures Vaters gegen mich nicht ist wie sonst und ehedem. Aber der Gott meines Vaters war mit mir.² Genesis Gen 1 31 5 2 Wie er durch die Fruchtbarkeit der Herden zu meinen Gunsten gezeigt hat. Genesis Gen 1 31 50 Si afflixeris filias meas, et si introduxeris alias uxores super eas: nullus sermonis nostri testis est absque Deo, qui præsens respicit. Wenn du meine Töchter hart behandelst und wenn du andere Weiber außer ihnen annimmst, so ist zwar kein Zeuge unserer Rede da, aber Gott ist gegenwärtig und sieht es.³³ Genesis Gen 1 31 50 33 Zu richten und zu strafen. Jakob leistet den geforderten Eid. (V. 53) Genesis Gen 1 31 51 Dixitque rursus ad Jacob: En tumulus hic, et lapis quem erexi inter me et te, Und wiederum sprach er zu Jakob: Siehe, dieser Hügel und der Stein, den ich zwischen mir und dir aufgerichtet habe, Genesis Gen 1 31 52 Testis erit: tumulus, inquam, iste et lapis sint in testimonium, si aut ego transiero illum pergens ad te, aut tu præterieris, malum mihi cogitans. sei Zeuge; dieser Hügel, sage ich, und dieser Stein sei zum Zeugnis, wenn ich über ihn hinausgehe gegen dich, oder du über ihn hinausgehest, mit der Absicht mir Böses zu tun. Genesis Gen 1 31 53 Deus Abraham, et Deus Nachor judicet inter nos, Deus patris eorum. Juravit ergo Jacob per timorem patris sui Isaac: Der Gott Abrahams und der Gott Nachors sei Richter zwischen uns, der Gott ihres Vaters! Und Jakob schwur bei dem, welchen sein Vater Isaak fürchtete, Genesis Gen 1 31 54 Immolatisque victimis in monte, vocavit fratres suos ut ederent panem. Qui cum comedissent, manserunt ibi. und brachte ein Opfer auf dem Berge dar, und rief seine Brüder zum Mahle; und sie aßen, und blieben daselbst. Genesis Gen 1 31 55 Laban vero de nocte consurgens, osculatus est filios, et filias suas, et benedixit illis: reversusque est in locum suum. Laban aber brach des Morgens früh auf, küsste seine Söhne und Töchter, und segnete sie, und kehrte an seinen Wohnsitz zurück. Genesis Gen 1 31 6 Et ipsæ nostis, quod totis viribus meis servierim patri vestro. Ihr wisset auch selbst, dass ich eurem Vater aus allen meinen Kräften gedient habe.³ Genesis Gen 1 31 6 3 Ich habe viel mehr Grund, mich über Laban zu beklagen, als er, über mich zu klagen. Genesis Gen 1 31 7 Sed et pater vester circumvenit me, et mutavit mercedem meam decem vicibus: et tamen non dimisit eum Deus ut noceret mihi. Aber euer Vater hat mich hintergangen und mir den Lohn zehnmal abgeändert, doch Gott ließ es nicht zu, dass er mir Schaden zufügte. Genesis Gen 1 31 8 Si quando dixit: Variæ erunt mercedes tuæ: pariebant omnes oves varios ftus: quando vero e contrario ait: Alba quæque accipies pro mercede: omnes greges alba pepererunt. Wenn er sprach: Die Gesprenkelten sollen dein Lohn sein, so warfen alle Schafe gesprenkelte Junge. Sprach er dagegen: Alles, was weiß ist, sollst du zum Lohne haben, so warfen alle Herden weiße Junge. Genesis Gen 1 31 9 Tulitque Deus substantiam patris vestri, et dedit mihi. So hat Gott den Besitz eures Vaters genommen und ihn mir gegeben;⁴ Genesis Gen 1 31 9 4 Nach dem [Gen 30,37ff] Erzählten. Genesis Gen 1 0 1 d. Jakob wird an der Grenze Chanaans durch die Erscheinung von Engeln gestärkt. (V. 2) Er sendet Boten an Esau voraus, diesen zu gewinnen, und bereitet große Geschenke für denselben vor. (V. 22) Jakob wird durch eine zweite Erscheinung eines mit ihm kämpfenden Engels gestärkt. Genesis Gen 1 32 1 Jacob quoque abiit itinere quo cperat: fueruntque ei obviam Angeli Dei. Auch Jakob zog seines Weges dahin, den er eingeschlagen; da begegneten ihm Engel Gottes.¹ [Gen 48,16] Genesis Gen 1 32 1 1 Nicht notwendig mehrere Engel. Genesis Gen 1 32 10 Minor sum cunctis miserationibus tuis, et veritate tua quam explevisti servo tuo. In baculo meo transivi Jordanem istum: et nunc cum duabus turmis regredior. ich bin nicht wert aller deiner Erbarmungen und all der Treue, die du deinem Knechte erwiesen hast. Mit einem Stabe⁹ überschritt ich den Jordan dort, und nun kehre ich zurück mit zwei Scharen. Genesis Gen 1 32 10 9 Nichts als einen Stab besitzend. Genesis Gen 1 32 11 Erue me de manu fratris mei Esau, quia valde eum timeo: ne forte veniens percutiat matrem cum filiis. Rette mich aus der Hand meines Bruders Esau; denn ich fürchte mich sehr vor ihm, er möchte kommen und die Mutter mit den Kindern erschlagen.¹⁰ Genesis Gen 1 32 11 10 Ohne Rücksicht auf Geschlecht und Alter. Genesis Gen 1 32 12 Tu locutus es quod benefaceres mihi, et dilatares semen meum sicut arenam maris, quæ præ multitudine numerari non potest. Du hast ja verheißen, mir Gutes zu tun, und meine Nachkommenschaft zu vermehren wie den Sand des Meeres, den man nicht zählen kann vor Menge! Genesis Gen 1 32 13 Cumque dormisset ibi nocte illa, separavit de his quæ habebat, munera Esau fratri suo, Und nachdem er daselbst in dieser Nacht geschlafen, sonderte er von dem, was er hatte, Geschenke für Esau, seinen Bruder, aus:¹¹ Genesis Gen 1 32 13 11 Obwohl er sein Vertrauen auf Gott setzt, versäumt er doch die Maßregeln nicht, welche die Klugheit ihm anrät. Genesis Gen 1 32 14 Capras ducentas, hircos viginti, oves ducentas, et arietes viginti, Zweihundert Ziegen, zwanzig Böcke, zweihundert Schafe und zwanzig Widder, Genesis Gen 1 32 15 Camelos ftas cum pullis suis triginta, vaccas quadraginta, et tauros viginti, asinas viginti, et pullos earum decem. dreißig säugende Kamele mit ihren Füllen, vierzig Kühe und zwanzig Stiere, zwanzig Eselinnen und zehn Füllen derselben. Genesis Gen 1 32 16 Et misit per manus servorum suorum singulos seorsum greges, dixitque pueris suis: Antecedite me, et sit spatium inter gregem et gregem. Und er sandte sie durch seine Knechte, je eine Herde besonders, und sprach zu seinen Knechten: Ziehet vor mir her und lasset Raum zwischen den Herden.¹² Genesis Gen 1 32 16 12 Damit sie zahlreicher erscheinen und nacheinander kommend immer mehr Esaus Zorn entwaffnen. Genesis Gen 1 32 17 Et præcepit priori, dicens: Si obvium habueris fratrem meum Esau, et interrogaverit te, Cujus es? aut, Quo vadis? aut, Cujus sunt ista quæ sequeris? Sodann gebot er dem ersten und sprach: Wenn dir mein Bruder Esau begegnet und dich fragt: Wem gehörst du, oder wohin ziehest du? oder wem gehört dies da vor dir? Genesis Gen 1 32 18 Respondebis: Servi tui Jacob, munera misit domino meo Esau: ipse quoque post nos venit. so antworte: Deinem Knechte Jakob, er hat es meinem Herrn Esau als Geschenk gesandt; und er selber folgt uns auf dem Fuße. Genesis Gen 1 32 19 Similiter dedit mandata secundo, et tertio, et cunctis qui sequebantur greges, dicens: Iisdem verbis loquimini ad Esau, cum inveneritis eum. Ebenso gebot er dem zweiten, und dem dritten, und allen, die hinter den Herden hergingen, und sprach: Dasselbe sollt ihr zu Esau sagen, wenn ihr ihm begegnet. Genesis Gen 1 32 2 Quos cum vidisset, ait: Castra Dei sunt hæc: et appellavit nomen loci illius Mahanaim, id est, Castra. Da er diese sah, sprach er: Dies ist das Heerlager Gottes,² und er nannte den Namen dieses Ortes Mahanaim, das ist Lager.³ Genesis Gen 1 32 2 2 Bis hierher ist gewissermaßen die Überschrift der folgenden Erzählung (besonders V. 24 30) gegeben, durch welche eine Bemerkung des Schriftstellers 2b vermehrt ist. Genesis Gen 1 32 2 3 Doppellager. (Jakobs und der Engel) Indes ist der Dual in geographischen Namen selten als solcher zu fassen. Genesis Gen 1 32 20 Et addetis: Ipse quoque servus tuus Jacob iter nostrum insequitur: dixit enim: Placabo illum muneribus quæ præcedunt, et postea videbo illum, forsitan propitiabitur mihi. Auch setzet hinzu: Er selbst, dein Knecht Jakob, folgt uns auf dem Fuße nach. Denn er sprach: Ich will ihn durch die Geschenke, die mir vorausgehen, versöhnen, und erst dann will ich ihn sehen; vielleicht dass er mich freundlich aufnimmt. Genesis Gen 1 32 21 Præcesserunt itaque munera ante eum, ipse vero mansit nocte illa in castris. So gingen also die Geschenke vor ihm her; er selbst aber blieb in jener Nacht im Lager. Genesis Gen 1 32 22 Cumque mature surrexisset, tulit duas uxores suas, et totidem famulas cum undecim filiis, et transivit vadum Jaboc. Am frühen Morgen stand er auf, und nahm seine zwei Frauen, und die zwei Mägde mit seinen elf Söhnen, und ging über die Furt des Jabok,¹³ Genesis Gen 1 32 22 13 Der Jabok fließt in den Jordan. Genesis Gen 1 32 23 Traductisque omnibus quæ ad se pertinebant, und brachte alles hinüber, was ihm gehörte, Genesis Gen 1 32 24 Mansit solus: et ecce vir luctabatur cum eo usque mane. und blieb allein.¹⁴ Und siehe, ein Mann¹⁵ rang mit ihm bis zum Anbruch der Morgenröte. Genesis Gen 1 32 24 14 Am Schlusse des Zuges. Genesis Gen 1 32 24 15 Es ist wohl der Engel des Bundes. (Athanas., Hilar.) Vergl. [Hos 12,3ff]. Kurze Angabe der Haupthandlung, die genaueren Einzelheiten folgen. Der Herr erscheint als Gott der Heiligkeit und Gerechtigkeit. War es nicht ein Mangel an Glauben und Gottvertrauen, da Jakob den Segen für sich nahm? Sollen sündhafte Mittel dazu dienen, die Ratschlüsse des Heiligsten der Heiligen zu erfüllen? So ist nicht Esau eigentlich Jakobs Gegner, er ist nur das Werkzeug der göttlichen Strafe. Doch Jakob denkt nur an Esau, nicht an den, in dessen Rechte er eingegriffen. Da erscheint Gott selbst. Indes Jakob besiegt die Gerechtigkeit und ausgesöhnt verlässt Gott, der im Zorne erschienen, die Wahlstatt. Jakobs Kampf ist zugleich das Sinnbild eines anderen Kampfes im Garten Gethsemani, in dessen Kraft auch wir die Gerechtigkeit Gottes überwinden. Genesis Gen 1 32 25 Qui cum videret quod eum superare non posset, tetigit nervum femoris ejus, et statim emarcuit. Als dieser sah, dass er ihn nicht bezwingen könne, berührte er mit der Hand eine Sehne seiner Hüfte, und alsbald war ihre Kraft dahin.¹⁶ Genesis Gen 1 32 25 16 Hebr.: er berührte ihn an der Hüftpfanne, so dass die Hüftpfanne Jakobs empfindungslos wurde, während er noch mit ihm rang. An eine Vision zu denken, wird schon hierdurch ausgeschlossen. Genesis Gen 1 32 26 Dixitque ad eum: Dimitte me, jam enim ascendit aurora. Respondit: Non dimittam te, nisi benedixeris mihi. Da sprach er zu ihm: Lass mich, denn die Morgenröte steigt schon herauf.¹⁷ Er antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!¹⁸ Genesis Gen 1 32 26 17 Der Kampf hat schon allzu lange gedauert. Genesis Gen 1 32 26 18 Der Segen wird Jakob in Form der Namensänderung zu teil. Genesis Gen 1 32 27 Ait ergo: Quod nomen est tibi? Respondit: Jacob. Da sprach er: Welches ist dein Name? Er antwortete: Jakob. Genesis Gen 1 32 28 At ille, Nequaquam, inquit, Jacob appellabitur nomen tuum, sed Israel: quoniam si contra Deum fortis fuisti, quanto magis contra homines prævalebis? Jener aber sprach: Nicht sollst du ferner Jakob heißen, sondern Israel;¹⁹ denn wenn du mit Gott tapfer gekämpft hast, wie viel mehr wirst du über Menschen Sieger bleiben?²⁰ Genesis Gen 1 32 28 19 Kämpfer Gottes. Der Name wird [Gen 35,10] bestätigt. Genesis Gen 1 32 28 20 Jakob wusste, dass er der Erbe der Verheißungen Abrahams und Isaaks sei. Die Rückkehr nach Chanaan war ihm durch Gott selbst sicher gestellt [Gen 28,13-15], im fernen Land hatte er Gottes Schutz erfahren, jetzt scheinen ihm neue Gefahren zu drohen. Der neue Name soll ihn auf die nahe und ferne Zukunft hinweisen. Genesis Gen 1 32 29 Interrogavit eum Jacob: Dic mihi quo appellaris nomine? Respondit: Cur quæris nomen meum? Et benedixit ei in eodem loco. Da fragte Jakob ihn: Sage mir, wie du heißest? Er antwortete: Warum fragst du nach meinem Namen? Und er segnete ihn daselbst.²¹ Genesis Gen 1 32 29 21 Der Segen offenbart Jakob, mit wem er gerungen. Genesis Gen 1 32 3 Misit autem et nuntios ante se ad Esau fratrem suum in terram Seir, in regionem Edom: Nun aber sandte er Boten voraus an seinen Bruder Esau, in das Land Seir,⁴ in das Gebiet von Edom, Genesis Gen 1 32 3 4 Wo Esau damals weilte. Die definitive Übersiedlung und Besitzergreifung hatte nach [Gen 36,6-8] erst später statt. Genesis Gen 1 32 30 Vocavitque Jacob nomen loci illius Phanuel, dicens: Vidi Deum facie ad faciem, et salva facta est anima mea. Jakob aber nannte den Namen jenes Ortes Phanuel²² und sprach: Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und dennoch blieb ich am Leben. Genesis Gen 1 32 30 22 Antlitz Gottes Genesis Gen 1 32 31 Ortusque est ei statim sol, postquam transgressus est Phanuel: ipse vero claudicabat pede. Und alsbald ging die Sonne auf vor ihm, als er von Phanuel weiter ging; er hinkte aber an seinem Fuße.²³ Genesis Gen 1 32 31 23 Zeit und Folge des Kampfes werden angegeben, damit die Wirklichkeit desselben so feststehe. Genesis Gen 1 32 32 Quam ob causam non comedunt nervum filii Israel, qui emarcuit in femore Jacob, usque in præsentem diem: eo quod tetigerit nervum femoris ejus, et obstupuerit. Darum essen die Kinder Israels bis auf den heutigen Tag die Sehne nicht, welche in der Hüfte Jakobs erlahmte; deshalb weil er die Sehne seiner Hüfte berührte und diese gelähmt ward.²⁴ Genesis Gen 1 32 32 24 Dies ist lediglich eine Sitte, nicht ein Gesetz. Genesis Gen 1 32 4 Præcepitque eis, dicens: Sic loquimini domino meo Esau: Hæc dicit frater tuus Jacob: Apud Laban peregrinatus sum, et fui usque in præsentem diem. und gebot ihnen und sprach: So sollt Esau, meinem Herrn, ihr sagen: Also spricht dein Bruder Jakob: Ich habe bei Laban als Fremdling geweilt und war bei ihm bis auf diesen Tag. Genesis Gen 1 32 5 Habeo boves, et asinos, et oves, et servos, et ancillas: mittoque nunc legationem ad dominum meum, ut inveniam gratiam in conspectu tuo. Ich habe Rinder und Esel, Schafe und Knechte und Mägde,⁵ und nun sende ich Botschaft zu meinem Herrn, dass ich Gnade in deinen Augen finde. Genesis Gen 1 32 5 5 Damit will er vielleicht Esau vorweg sicher machen, dass er nicht den größeren Teil von des Vaters Habe für sich in Anspruch zu nehmen beabsichtige. Genesis Gen 1 32 6 Reversique sunt nuntii ad Jacob, dicentes: Venimus ad Esau fratrem tuum, et ecce properat tibi in occursum cum quadringentis viris. Und die Boten kehrten zu Jakob zurück und sprachen: Wir kamen zu Esau, deinem Bruder, und siehe, er eilt dir mit vierhundert Mann entgegen.⁶ Genesis Gen 1 32 6 6 Wohl hoffte er, den Bruder versöhnt zu finden, doch die zahlreiche, bewaffnete Schar flößt ihm Besorgnis ein. Genesis Gen 1 32 7 Timuit Jacob valde: et perterritus divisit populum qui secum erat, greges quoque et oves et boves et camelos in duas turmas, Da fürchtete sich Jakob sehr, und von Schrecken ergriffen, teilte er die Leute, welche er bei sich hatte, ebenso die Herden, die Schafe, die Rinder und die Kamele in zwei Scharen, Genesis Gen 1 32 8 Dicens: Si venerit Esau ad unam turmam, et percusserit eam, alia turma, quæ reliqua est, salvabitur. und sprach: Wenn Esau zu einer Schar kommt und sie schlägt, so wird die andere erhalten werden, welche noch übrig ist.⁷ Genesis Gen 1 32 8 7 Dies geschah in Mahanaim. Genesis Gen 1 32 9 Dixitque Jacob: Deus patris mei Abraham, et Deus patris mei Isaac: Domine qui dixisti mihi: Revertere in terram tuam, et in locum nativitatis tuæ, et benefaciam tibi: Und Jakob sprach: Gott meines Vaters Abraham und Gott meines Vaters Isaak, Herr, der du mir gesagt hast: Kehre zurück in dein Vaterland und an den Ort, wo du geboren bist, und ich will dir Gutes tun;⁸ Genesis Gen 1 32 9 8 Siehe [Gen 31,3]. Genesis Gen 1 0 1 Zusammentreffen Jakobs mit Esau und friedliche Verständigung beider. (V. 17) C. Jakobs Aufenthalt in Mesopotamien bis zum Tode seines Vaters (33,18 35,29) a. Jakob kauft sich bei Sichem einen Acker und erbaut daselbst einen Altar. Genesis Gen 1 33 1 Elevans autem Jacob oculos suos, vidit venientem Esau, et cum eo quadringentos viros: divisitque filios Liæ et Rachel, ambarumque famularum: Als nun Jakob seine Augen erhob,¹ sah er Esau kommen, und mit ihm vierhundert Mann. Da teilte er die Kinder Lias und Rachels, und die Kinder der beiden Mägde; Genesis Gen 1 33 1 1 Nicht notwendigerweise sofort nach dem eben Erzählten. Genesis Gen 1 33 10 Dixitque Jacob: Noli ita, obsecro: sed si inveni gratiam in oculis tuis, accipe munusculum de manibus meis: sic enim vidi faciem tuam, quasi viderim vultum Dei: esto mihi propitius, Und Jakob sprach: Nicht also! ich bitte; sondern wenn ich in deinen Augen Gnade gefunden habe, so nimm diese kleine Gabe aus meinen Händen an; denn ich schaute dein Angesicht, wie wenn ich das Angesicht Gottes geschaut hätte.⁷ Sei mir huldreich Genesis Gen 1 33 10 7 Aus deinem Angesichte blickt mich elohimitische (himmlische) Freundlichkeit an. Er musste in der wider alles Erwarten umgewandelten Gesinnung seines Bruders das Werk des Gottes erkennen, der Gebete erhört und die Herzen lenkt. Im übrigen sind solche Worte im Sprachgebrauche der Morgenländer keine leere Schmeichelei. Vergl. [Ex 7,1, 1Sam 29,9, 2Sam 14,17.20]. Genesis Gen 1 33 11 Et suscipe benedictionem quam attuli tibi, et quam donavit mihi Deus tribuens omnia. Vix fratre compellente, suscipiens, und nimm den Segen an, den ich dir gebracht, und den Gott mir beschert hat, der mir alles gegeben.⁸ Da sein Bruder so in ihn drang, nahm er es mit Mühe an Genesis Gen 1 33 11 8 Esau sagte, er habe sehr viel; Jakob entgegnet: Ich habe alles, denn er hat Gott. Genesis Gen 1 33 12 Ait: Gradiamur simul, eroque socius itineris tui. und sprach: Lass uns miteinander ziehen, und ich will dein Reisegefährte sein.⁹ Genesis Gen 1 33 12 9 Dies ist eine Ehre für Jakob, wie ein Gewinn für Esau, wenn die reichen Herden Jakobs in Seir weilen. Doch Jakob will Esau nicht untertan sein, sondern zu seinem Vater zurückkehren. Er lehnt aber klug einzig die Begleitung ab. Genesis Gen 1 33 13 Dixitque Jacob: Nosti domine mi, quod parvulos habeam teneros, et oves, et boves ftas mecum: quas si plus in ambulando fecero laborare, morientur una die cuncti greges. Aber Jakob sprach: Du weißt, mein Herr, ich habe zarte Kinder und säugende Schafe und Kühe bei mir; wenn ich sie über Gebühr auf der Reise anstrenge, so werden alle Herden an einem Tage umkommen.¹⁰ Genesis Gen 1 33 13 10 Der Grund ist triftig. Genesis Gen 1 33 14 Præcedat dominus meus ante servum suum: et ego sequar paulatim vestigia ejus, sicut videro parvulos meos posse, donec veniam ad dominum meum in Seir. Mein Gebieter wolle vor seinem Knechte vorausziehen, und ich werde ihm langsam nachfolgen, so wie ich sehe, dass meine Kinder es vermögen, bis ich zu meinem Herrn nach Seir komme.¹¹ Genesis Gen 1 33 14 11 Die vorsichtig gewählten Worte versprechen weder, dass Jakob dauernd, noch dass er mit seiner ganzen Familie und seinem großen Reichtum an Vieh kommen werde. Jakob hat die Verheißung für Chanaan, so gilt sein Versprechen nur einem persönlichen Besuche. Genesis Gen 1 33 15 Respondit Esau: Oro te, ut de populo qui mecum est, saltem socii remaneant viæ tuæ. Non est, inquit, necesse: hoc uno tantum indigeo, ut inveniam gratiam in conspectu tuo domine mi. Da antwortete Esau: So bitte ich dich, doch von den Leuten, die bei mir sind, einige als Reisegeleiter zu behalten. Er sprach: Es ist nicht notwendig! Nur dies einen bedarf ich, dass ich Gnade in deinen Augen finde, mein Gebieter! Genesis Gen 1 33 16 Reversus est itaque illo die Esau itinere quo venerat in Seir. So kehrte Esau an jenem Tage auf dem Wege, den er gekommen war, nach Seir zurück. Genesis Gen 1 33 17 Et Jacob venit in Socoth: ubi ædificata domo et fixis tentoriis appellavit nomen loci illius Socoth, id est, tabernacula. Und Jakob kam nach Sokoth,¹² und baute sich dort ein Haus, und errichtete Hütten,¹³ und nannte den Namen des Ortes Sokoth, das ist Hütten. Genesis Gen 1 33 17 12 Sokoth lag jedenfalls noch auf der Ostseite des Jordans, südlich vom Jabok. Dort bleibt Jakob längere Zeit, wohl weil er gute Weide gefunden. [Gen 34] sind Jakobs Söhne schon erwachsen. Genesis Gen 1 33 17 13 Im Hebr. wird beigefügt: für sein Vieh. Genesis Gen 1 33 18 Transivitque in Salem urbem Sichimorum, quæ est in terra Chanaan, postquam reversus est de Mesopotamia Syriæ: et habitavit juxta oppidum. Und er zog weiter hinüber nach Salem, der Stadt der Sichemiten,¹⁴ welche im Lande Chanaan liegt, nachdem er aus Mesopotamien in Syrien zurückgekehrt war, und ließ sich bei der Stadt nieder. Genesis Gen 1 33 18 14 Sichem war der Sohn des [Gen 34] erwähnten Hemor. Genesis Gen 1 33 19 Emitque partem agri in qua fixerat tabernacula, a filiis Hemor patris Sichem centum agnis. Den Teil des Ackers aber, auf dem er seine Hütten aufgeschlagen hatte, kaufte er von den Kindern Hemors, des Vaters Sichems, für hundert Lämmer,¹⁵ Genesis Gen 1 33 19 15 Die Hauptursache des Kaufes war die Absicht Jakobs, dort einen Altar des Herrn zu errichten. Lämmer: hebr. Kesita, Abgewogenes; ein bestimmtes bei Zahlung von Edelmetall zu Grunde gelegtes Gewicht. Genesis Gen 1 33 2 Et posuit utramque ancillam, et liberos earum in principio: Liam vero, et filios ejus in secundo loco: Rachel autem, et Joseph novissimos. und stellte die beiden Mägde und ihre Kinder an die Spitze, Lia und ihre Kinder dahinter, Rachel aber und Joseph zuletzt.² Genesis Gen 1 33 2 2 Die gleiche Ordnung wie [Gen 32,8]. Genesis Gen 1 33 20 Et erecto ibi altari, invocavit super illud fortissimum Deum Israel. und errichtete daselbst einen Altar, und rief allda den starken Gott Israels an.¹⁶ Genesis Gen 1 33 20 16 Bei Sichem hatte schon Abraham einen Altar erbaut. [Gen 12,7] Jakob rief Gott als Gott Israels zu Ehren des neuen ihm vom Engel Gottes gegebenen Namens an. Wenn Israel hier als Volksname steht, weist es auf den Schriftsteller hin, der zur Zeit lebte, als die Nachkommen Jakobs bereits ein Volk bildeten, in diesem Sinne: Jakob rief den Gott an, welcher ihn geschützt, und dieser Gott leitet auch das Volk Israel und muss von diesem angerufen werden. Genesis Gen 1 33 3 Et ipse progrediens adoravit pronus in terram septies, donec appropinquaret frater ejus. Und er selbst ging voraus und verneigte sich siebenmal bis zur Erde, bis sein Bruder sich ihm näherte.³ Genesis Gen 1 33 3 3 Hebr.: Bis er seinem Bruder nahe war. Genesis Gen 1 33 4 Currens itaque Esau obviam fratri suo, amplexatus est eum: stringensque collum ejus, et osculans flevit. Da lief Esau seinem Bruder entgegen, und umarmte ihn, und fiel ihm um den Hals und küsste ihn, und weinte.⁴ Genesis Gen 1 33 4 4 Esau unterbricht Jakobs Niederwerfen. Genesis Gen 1 33 5 Levatisque oculis, vidit mulieres et parvulos earum, et ait: Quid sibi volunt isti? et si ad te pertinent? Respondit: Parvuli sunt, quos donavit mihi Deus servo tuo. Und als er aufblickte, sah er die Frauen samt ihren Kindern und sprach: Wer sind denn diese? Und gehören sie dir? Er antwortete: Es sind die Kinder, welche Gott mir, deinem Knechte, geschenkt hat. Genesis Gen 1 33 6 Et appropinquantes ancillæ et filii earum, incurvati sunt. Da traten die Mägde und ihre Söhne herzu und verneigten sich. Genesis Gen 1 33 7 Accessit quoque Lia cum pueris suis: et cum similiter adorassent, extremi Joseph et Rachel adoraverunt. Sodann trat auch Lia mit ihren Kindern herzu, und da auch sie sich bis zur Erde verneigt hatten, kamen zuletzt Joseph und Rachel und verneigten sich bis zur Erde. Genesis Gen 1 33 8 Dixitque Esau: Quænam sunt istæ turmæ quas obviam habui? Respondit: Ut invenirem gratiam coram domino meo. Da sprach Esau: Was sind das für Züge, welche mir begegnet sind?⁵ Er antwortete: Ich wünschte Gnade zu finden vor meinem Herrn!⁶ Genesis Gen 1 33 8 5 Esau fragt betreffs der 560 Tiere, die ihm Jakob als Geschenk vorausgeschickt hat [Gen 32,21]. Alle fünf Züge hatten ihm dasselbe gesagt. [Gen 32,17] Genesis Gen 1 33 8 6 Die orientalische Sitte fordert, dass man sich zuerst weigert, ein Geschenk anzunehmen. Genesis Gen 1 33 9 At ille ait: Habeo plurima, frater mi, sint tua tibi. Esau aber sprach: Ich habe sehr viel, mein Bruder, behalte, was dein ist. Genesis Gen 1 0 1 Die Söhne Jakobs, Simon und Levi, töten die Einwohner von Sichem, weil Sichem, der Sohn des Fürsten, Dina Gewalt angetan. (V. 29) Die benachbarten Stämme werden Jakob infolge dessen feindlich gesinnt. Genesis Gen 1 34 1 Egressa est autem Dina filia Liæ ut videret mulieres regionis illius. Dina aber, die Tochter Lias, ging aus, die Frauen jenes Landes zu sehen.¹ Genesis Gen 1 34 1 1 Es sind einige Jahre nach der Rückkehr bis zu diesem Ereignisse vergangen, das einige Jahre vor das 16. Jahre Josephs fällt. [Gen 37,2] Nachdem Jakob von Sichem nach Hebron gezogen, ward Joseph im gedachten Alter verkauft. Genesis Gen 1 34 10 Et habitate nobiscum: terra in potestate vestra est, exercete, negotiamini, et possidete eam. und wohnet bei uns;⁴ das Land steht euch offen, bebauet es und ziehet Gewinn daraus, und nehmet es in Besitz! Genesis Gen 1 34 10 4 Innerhalb des Gebietes meines Vaters. Genesis Gen 1 34 11 Sed et Sichem ad patrem et ad fratres ejus ait: Inveniam gratiam coram vobis: et quæcunque statueritis, dabo: Aber auch Sichem sprach zu ihrem Vater und zu ihren Brüdern: Möchte ich doch Gnade vor euch finden! Was ihr auch bestimmen werdet, ich will es geben! Genesis Gen 1 34 12 Augete dotem, et munera postulate, et libenter tribuam quod petieritis: tantum date mihi puellam hanc uxorem. Setzet die Heiratsgabe hoch an und fordert Geschenke, gern will ich euch geben, was ihr verlangt; nur gebet mir dieses Mädchen zum Weibe! Genesis Gen 1 34 13 Responderunt filii Jacob Sichem et patri ejus in dolo, sævientes ob stuprum sororis: Da antworteten die Söhne Jakobs dem Sichem und seinem Vater mit Arglist,⁵ ergrimmt über die Schändung ihrer Schwester: Genesis Gen 1 34 13 5 Der Vorwand und die dabei waltende Absicht enthalten ihre List. Genesis Gen 1 34 14 Non possumus facere quod petitis, nec dare sororem nostram homini incircumciso: quod illicitum et nefarium est apud nos. Wir können nicht tun, was ihr begehret, und unsere Schwester einem Manne geben, der nicht beschnitten ist, denn dies gilt bei uns als unerlaubt und Frevel.⁶ Genesis Gen 1 34 14 6 Vielleicht begann allmählich in der Familie des Patriarchen das für unerlaubt zu gelten, was Moses verbot: die Ehe mit Unbeschnittenen. Genesis Gen 1 34 15 Sed in hoc valebimus fderari, si volueritis esse similes nostri, et circumcidatur in vobis omne masculini sexus; Doch unter der Bedingung wollen wir uns mit euch verbinden: Wenn ihr uns gleich werden wollt und alles, was männlich unter euch ist, beschnitten wird. Genesis Gen 1 34 16 Tunc dabimus et accipiemus mutuo filias vestras, ac nostras: et habitabimus vobiscum, erimusque unus populus: Dann werden wir wechselseitig euch unsere Töchter geben und uns eure Töchter nehmen, und wollen mit euch zusammen wohnen und wollen ein Volk sein. Genesis Gen 1 34 17 Si autem circumcidi nolueritis, tollemus filiam nostram, et recedemus. Wollt ihr euch aber nicht beschneiden lassen, so nehmen wir unsere Tochter⁷ und ziehen davon. Genesis Gen 1 34 17 7 Dina war noch im Hause Sichems. Genesis Gen 1 34 18 Placuit oblatio eorum Hemor, et Sichem filio ejus: Ihr Vorschlag gefiel Hemor und Sichem, seinem Sohne. Genesis Gen 1 34 19 Nec distulit adolescens, quin statim quod petebatur expleret: amabat enim puellam valde, et ipse erat inclytus in omni domo patris sui. Und der Jüngling zögerte nicht, sofort zu erfüllen, was begehrt ward,⁸ denn er hatte das Mädchen sehr lieb, und er war der Angesehenste im ganzen Hause seines Vaters. Genesis Gen 1 34 19 8 Erklärte sich bereit, sich beschneiden zu lassen. Genesis Gen 1 34 2 Quam cum vidisset Sichem filius Hemor Hevæi, princeps terræ illius, adamavit eam: et rapuit, et dormivit cum illa, vi opprimens virginem. Da sah sie Sichem, der Sohn des Heviters Hemor, der Fürst jenes Landes, und gewann sie lieb. Und er entführte sie und schlief bei ihr, der Jungfrau Gewalt antuend. Genesis Gen 1 34 20 Ingressique portam urbis, locuti sunt ad populum: Da traten sie in das Tor der Stadt und sprachen zu dem Volke: Genesis Gen 1 34 21 Viri isti pacifici sunt, et volunt habitare nobiscum: negotientur in terra, et exerceant eam, quæ spatiosa et lata cultoribus indiget: filias eorum accipiemus uxores, et nostras illis dabimus. Diese Männer sind friedlich gesinnt und wollen bei uns wohnen; lasset sie verkehren im Lande und es bebauen, da es weit ist und breit, und der Ackerbauer bedarf; wir wollen uns ihre Töchter zu Weibern nehmen und ihnen unsere Töchter geben. Genesis Gen 1 34 22 Unum est quo differtur tantum bonum: Si circumcidamus masculos nostros, ritum gentis imitantes. Nur eines ist, was eine so treffliche Sache aufhält: Wenn wir alles, was unter uns männlich ist, beschneiden, dem Brauche dieses Volkes folgend, Genesis Gen 1 34 23 Et substantia eorum, et pecora, et cuncta quæ possident, nostra erunt: tantum in hoc acquiescamus, et habitantes simul, unum efficiemus populum. so wird ihre Habe und ihr Vieh, und alles, was sie besitzen, unser sein.⁹ So lasset uns ihnen denn hierin zu Willen sein, damit wir zusammen wohnen und ein Volk ausmachen. Genesis Gen 1 34 23 9 Um die Stammesgenossen für ihren Vorschlag zu gewinnen, verheißen sie etwas, was wohl nicht ganz so geschehen konnte. Genesis Gen 1 34 24 Assensique sunt omnes, circumcisis cunctis maribus. Und alle willigten ein, und alles, was männlich war, ließ sich beschneiden. Genesis Gen 1 34 25 Et ecce, die tertio quando gravissimus vulnerum dolor est: arreptis, duo filii Jacob, Simeon et Levi fratres Dinæ, gladiis, ingressi sunt urbem confidenter: interfectisque omnibus masculis, Und siehe, am dritten Tage, wo der Schmerz der Wunden am stärksten ist, ergriffen die zwei Söhne Jakobs, Simeon und Levi, die Brüder der Dina, ihre Schwerter, und drangen kühn in die Stadt ein, und erschlugen alle Männer. [Gen 49,6] Genesis Gen 1 34 26 Hemor et Sichem pariter necaverunt, tollentes Dinam de domo Sichem sororem suam. Auch Hemor und Sichem töteten sie, und führten Dina, ihre Schwester, aus dem Hause Sichems fort. Genesis Gen 1 34 27 Quibus egressis, irruerunt super occisos ceteri filii Jacob: et depopulati sunt urbem in ultionem stupri. Und als sie herausgegangen waren, fielen die übrigen Söhne Jakobs über die Erschlagenen her und plünderten die Stadt, zur Rache für die Schändung.¹⁰ Genesis Gen 1 34 27 10 Diesen Grund bringen sie als Entschuldigung vor. Genesis Gen 1 34 28 Oves eorum, et armenta, et asinos, cunctaque vastantes quæ in domibus et in agris erant, Ihre Schafe, Rinder und Esel nahmen sie weg, samt allem, was in den Häusern und auf dem Felde war, Genesis Gen 1 34 29 Parvulos quoque eorum et uxores duxerunt captivas. und ihre Kinder und ihre Weiber führten sie gefangen fort. Genesis Gen 1 34 3 Et conglutinata est anima ejus cum ea, tristemque delinivit blanditiis. Und sein Herz hing an ihr, und da sie traurig war, tröstete er sie mit schmeichelnden Worten. Genesis Gen 1 34 30 Quibus patratis audacter, Jacob dixit ad Simeon et Levi: Turbastis me, et odiosum fecistis me Chananæis, et Pherezæis habitatoribus terræ hujus: nos pauci sumus: illi congregati percutient me, et delebor ego, et domus mea. Nachdem sie dieses alles verwegen verübt hatten, sprach Jakob zu Simeon und Levi: Ihr habt mich betrübt und habt mich verhasst gemacht bei den Bewohnern dieses Landes, bei den Chananitern und Pherezitern. Wir sind nur wenige, sie werden sich vereinigen und mich schlagen, und ich werde vernichtet werden, samt meinem Hause.¹¹ Genesis Gen 1 34 30 11 Jakob tadelt die Schandtat seiner Söhne nicht scharf genug; anders [Gen 49,5ff]. Genesis Gen 1 34 31 Responderunt: Numquid ut scorto abuti debuere sorore nostra? Da antworteten sie: Durften sie etwa unsere Schwester wie eine Dirne missbrauchen? Genesis Gen 1 34 4 Et pergens ad Hemor patrem suum, Accipe, inquit, mihi puellam hanc conjugem. Und er ging zu Hemor, seinem Vater, und sprach: Nimm mir dieses Mädchen zum Weibe.² Genesis Gen 1 34 4 2 Die Eltern gaben ihren Kindern Frauen. Genesis Gen 1 34 5 Quod cum audisset Jacob, absentibus filiis, et in pastu pecorum occupatis, siluit donec redirent. Als Jakob hiervon hörte, während seine Söhne mit dem Viehe auf der Weide abwesend waren, verhielt er sich still, bis sie zurückkamen. Genesis Gen 1 34 6 Egresso autem Hemor patre Sichem ut loqueretur ad Jacob, Da begab sich Hemor, der Vater Sichems, hinaus, um mit Jakob zu reden. Genesis Gen 1 34 7 Ecce filii ejus veniebant de agro: auditoque quod acciderat, irati sunt valde, eo quod fdam rem operatus esset in Israel, et violata filia Jacob, rem illicitam perpetrasset. Und siehe, dessen Söhne kamen vom Felde. Als dieselben hörten, was sich begeben hatte, wurden sie sehr zornig, weil er eine Schandtat an Israel³ verübt und die Tochter Jakobs schändend etwas so Frevelhaftes begangen hatte. Genesis Gen 1 34 7 3 Der Familie des Patriarchen. Hemor kam, um mit Jakob zu reden. (V. 6) Jakob aber, der die Sache schon kannte, wollte nichts ohne Rücksprache mit seinen Söhnen tun. (V. 5) Da diese heimgekehrt sind (V. 7), spricht Hemor zu ihnen. Betreffs des Verhältnisses der Brüder vergl. [Gen 24,50ff] Rebekkas Verhalten. Genesis Gen 1 34 8 Locutus est itaque Hemor ad eos: Sichem filii mei adhæsit anima filiæ vestræ: date eam illi uxorem: Und Hemor sprach zu ihnen: Das Herz meines Sohnes Sichem hängt an eurer Tochter; gebet sie ihm zum Weibe, Genesis Gen 1 34 9 Et jungamus vicissim connubia: filias vestras tradite nobis, et filias nostras accipite. und lasset uns gegenseitig Ehen schließen, gebet uns eure Töchter, und nehmet euch unsere Töchter, Genesis Gen 1 0 1 Auf Befehl Gottes zieht Jakob nach Bethel, errichtet dort den Altar, den er auf seinem Zuge nach Haran gelobt, und wird durch eine neue Erscheinung Gottes gestärkt. (V. 15) b. Von dort zieht er nach Süden, wo Rachel nahe bei Ephrata, nachdem sie Benjamin geboren, stirbt. (V. 20) Seine Betrübnis wird durch die Schandtat Rubens gemehrt, der sich mit der Nebenfrau seines Vaters, Bala, versündigt. (V. 22) c. Aufzählung der zwölf Söhne Jakobs; Tod Isaaks. (V. 26) Genesis Gen 1 35 1 Interea locutus est Deus ad Jacob: Surge, et ascende Bethel, et habita ibi, facque altare Deo qui apparuit tibi quando fugiebas Esau fratrem tuum. Und Gott sprach zu Jakob: Mache dich auf, und ziehe hinauf nach Bethel, und verweile daselbst, und baue dem Gott, der dir erschien, als du vor deinem Bruder Esau flohest, einen Altar.¹ [Gen 28,13] Genesis Gen 1 35 1 1 Gottes Gebot und das [Gen 28,22] gemachte Gelübde führen Jakob nach Bethel zurück. So entzieht er seine Söhne zugleich der Rache wegen der Zerstörung Sichems. Genesis Gen 1 35 10 Dicens: Non vocaberis ultra Jacob, sed Israel erit nomen tuum. Et appellavit eum Israel, und sprach: Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel soll dein Name sein.⁹ Und er nannte ihn Israel Genesis Gen 1 35 10 9 So fasst Jakob Mut und fürchtet die Chananäer so wenig wie [Gen 32] seinen Bruder. Im Folgenden wird Jakob im Hebräischen mit seinem Namen Israel vorzugsweise den Söhnen Rachels gegenüber, mit dem vom Vater gegebenen den anderen Söhnen gegenüber bezeichnet. Da diese Namensänderung nicht wie bei Abraham [Gen 17,6] den Beruf und die Bestimmung, sondern nur eine Eigenschaft des Trägers bedarf, so verschwindet der Name Jakob nicht, wie Abrahams erster Name, aus der Geschichte, sondern wird neben Israel weiter gebraucht. Insofern aber seine Nachkommen nur die in diesem Namen bezeichnete, nicht auch die in der Benennung Jakob angedeutete Eigenschaft erben sollten, erscheint das von ihm abstammende Volk gewöhnlich unter dem Namen Israel. Genesis Gen 1 35 11 Dixitque ei: Ego Deus omnipotens, cresce, et multiplicare: gentes, et populi nationum ex te erunt, reges de lumbis tuis egredientur. und sprach zu ihm: Ich bin Gott, der Allmächtige, sei fruchtbar und mehre dich; Völker, ja Familien von Völkern sollen von dir abstammen, und Könige aus deinen Lenden hervorgehen.¹⁰ Genesis Gen 1 35 11 10 So sprach Gott einst zu Abraham [Gen 17,1]. Genesis Gen 1 35 12 Terramque quam dedi Abraham et Isaac, dabo tibi et semini tuo post te. Und das Land, welches ich dem Abraham und Isaak gegeben habe, werde ich dir und deiner Nachkommenschaft nach dir geben. Genesis Gen 1 35 13 Et recessit ab eo. Und er schied von ihm.¹¹ Genesis Gen 1 35 13 11 Wie [Gen 17,22]. Genesis Gen 1 35 14 Ille vero erexit titulum lapideum in loco quo locutus fuerat ei Deus: libans super eum libamina, et effundens oleum: Jakob aber richtete einen Stein¹² als Denkmal an dem Orte auf, wo Gott mit ihm geredet hatte, und goss Trankopfer darüber aus, und schüttete Öl darauf. Genesis Gen 1 35 14 12 Wohl einen zweiten Stein. Genesis Gen 1 35 15 Vocansque nomen loci illius, Bethel. Und er nannte den Namen dieses Ortes Bethel. Genesis Gen 1 35 16 Egressus autem inde, venit verno tempore ad terram quæ ducit Ephratam: in qua cum parturiret Rachel, Sodann zog er fort von da und kam zur Frühlingszeit in den Landstrich, der nach Ephrata führt.¹³ Da ward Rachel von Geburtswehen überfallen. Genesis Gen 1 35 16 13 Hebr.: Und es war noch eine Kibra Landes (Maß unbekannt, jedenfalls eine unbedeutende Entfernung) bis nach Ephrata. Genesis Gen 1 35 17 Ob difficultatem partus periclitari cpit. Dixitque ei obstetrix: Noli timere, quia et hunc habebis filium. und kam durch eine schwere Geburt in Gefahr. Die Amme sprach zu ihr: Fürchte dich nicht; denn auch dieses Mal wirst du einen Sohn haben.¹⁴ Genesis Gen 1 35 17 14 Keine Tochter. Genesis Gen 1 35 18 Egrediente autem anima præ dolore, et imminente jam morte, vocavit nomen filii sui Benoni, id est filius doloris mei: pater vero appellavit eum Benjamin, id est filius dextræ. Als aber vor Schmerzen das Leben entfloh, und der Tod schon herannahte, nannte sie den Namen ihres Sohnes Benoni, das ist: Sohn meines Schmerzes;¹⁵ sein Vater aber nannte ihn Benjamin, das ist: Sohn meiner Rechten.¹⁶ Genesis Gen 1 35 18 15 Todesschmerzes. Genesis Gen 1 35 18 16 Die Rechte ist etwas Glückliches bei den Hebräern. Benjamin wurde damals oder nach dem Tode Rachels so genannt. Genesis Gen 1 35 19 Mortua est ergo Rachel, et sepulta est in via quæ ducit Ephratam, hæc est Bethlehem. Rachel also starb und ward an dem Wege begraben, der nach Ephrata, das ist Bethlehem, führt. [Gen 48,7] Genesis Gen 1 35 2 Jacob vero convocata omni domo sua, ait: Abjicite deos alienos qui in medio vestri sunt, et mundamini, ac mutate vestimenta vestra. Da rief Jakob sein gesamtes Haus zusammen und sprach: Schaffet die fremden Götter weg, die ihr in eurer Mitte habt,² und reiniget euch,³ und wechselt eure Kleider. Genesis Gen 1 35 2 2 Die Götzenbilder der Sichemiten und andere. Genesis Gen 1 35 2 3 Leiblich, Symbol der sittlichen Reinigung. Genesis Gen 1 35 20 Erexitque Jacob titulum super sepulcrum ejus: Hic est titulus monumenti Rachel, usque in præsentem diem. Und Jakob errichtete einen Denkstein über ihrem Grabe, das ist das Denkmal des Grabes Rachels, das bis auf diesen Tag dort steht. Genesis Gen 1 35 21 Egressus inde, fixit tabernaculum trans Turrem gregis. Von dort brach er auf und schlug sein Lager jenseits des Heerdenturms auf.¹⁷ Genesis Gen 1 35 21 17 Migdal Eder (Turm Eder) wohl zwischen Bethlehem und Hebron (V. 27) Genesis Gen 1 35 22 Cumque habitaret in illa regione, abiit Ruben, et dormivit cum Bala concubina patris sui: quod illum minime latuit. Erant autem filii Jacob duodecim. Während er in jener Gegend wohnte, ging Ruben hin und schlief bei Bala, der Nebenfrau seines Vaters; es blieb dies dem Vater keineswegs verborgen. Die Söhne Jakobs aber waren zwölf. [Gen 49,4] Genesis Gen 1 35 23 Filii Liæ: primogenitus Ruben, et Simeon, et Levi, et Judas, et Issachar, et Zabulon. Die Söhne Lias: Der Erstgeborene¹⁸ Ruben, und Simeon, Levi, Judas, Issachar, Zabulon. Genesis Gen 1 35 23 18 Der Zusatz soll den Leser aufmerksam machen, wie unwürdig Ruben dieses Vorzuges ist. Genesis Gen 1 35 24 Filii Rachel: Joseph et Benjamin. Die Söhne Rachels: Joseph und Benjamin. Genesis Gen 1 35 25 Filii Balæ ancillæ Rachelis: Dan et Nephthali. Die Söhne Balas, der Magd Rachels: Dan und Nephthali. Genesis Gen 1 35 26 Filii Zelphæ ancillæ Liæ: Gad et Aser: hi sunt filii Jacob, qui nati sunt ei in Mesopotamia Syriæ. Die Söhne Zelphas, der Magd Lias: Gad und Aser. Dies sind die Söhne Jakobs, die ihm in Mesopotamien in Syrien geboren wurden.¹⁹ Genesis Gen 1 35 26 19 Benjamin wird nicht besonders ausgenommen, da er auf der Rückkehr von dort geboren ist. Genesis Gen 1 35 27 Venit etiam ad Isaac patrem suum in Mambre, civitatem Arbee, hæc est Hebron: in qua peregrinatus est Abraham et Isaac. Und Jakob kam zu seinem Vater Isaak nach Mambre, in die Stadt Arbee, das ist Hebron, woselbst Abraham und Isaak als Fremdlinge geweilt hatten.²⁰ Genesis Gen 1 35 27 20 Vergl. [Gen 23,19]. Genesis Gen 1 35 28 Et completi sunt dies Isaac centum octoginta annorum. Und alle Tage Isaaks wurden hundert und achtzig Jahre.²¹ Genesis Gen 1 35 28 21 Also war Jakob damals 120 Jahre alt. Da Joseph im 109. Lebensjahre Jakobs nach Ägypten verkauft wurde, erlebte Isaak diese Heimsuchung noch. Genesis Gen 1 35 29 Consumptusque ætate mortuus est: et appositus est populo suo senex et plenus dierum: et sepelierunt eum Esau et Jacob filii sui. Da starb er, entkräftet von Alter, und ward zu seinem Volke versammelt, alt und hochbetagt, und seine Söhne, Esau und Jakob, begruben ihn.²² Genesis Gen 1 35 29 22 Isaak wurde in der Höhle bei Hebron bestattet [Gen 49,31] Esau fehlt bei dem Begräbnisse seines Vaters so wenig, wie Ismael bei dem Abrahams. Dies entspricht der Wichtigkeit, welche die Genesis der Geschichte Ismaels und Esaus beimisst. Wenngleich der Tod Isaak erheblich später erfolgte, wird er hier erwähnt, weil die noch folgenden Lebensjahre Isaaks für die Geschichte des Reiches Gottes nicht von Bedeutung sind. Vergl. [Gen 25,7ff]. Genesis Gen 1 35 3 Surgite, et ascendamus in Bethel, ut faciamus ibi altare Deo: qui exaudivit me in die tribulationis meæ, et socius fuit itineris mei. Machet euch auf, wir wollen hinauf nach Bethel ziehen und dort einen Altar dem Gott errichten,⁴ der mich in der Zeit meiner Drangsale erhört hat und der mit mir war auf dem Wege, den ich gezogen bin. Genesis Gen 1 35 3 4 Mit der in V. 1 geforderten Gottesverehrung ist der Götzendienst, den Jakob in seiner Familie geduldet hat [Gen 31,35] unverträglich. Genesis Gen 1 35 4 Dederunt ergo ei omnes deos alienos quos habebant, et inaures quæ erant in auribus eorum: at ille infodit ea subter terebinthum, quæ est post urbem Sichem. Da übergaben sie ihm alle fremden Götter, die sie hatten, und die Ringe, die sie in ihren Ohren trugen;⁵ er aber vergrub sie unter der Terebinthe, die bei der Stadt Sichem steht.⁶ Genesis Gen 1 35 4 5 Die zu abergläubischen Zwecken dienten, als Amulette usw. Genesis Gen 1 35 4 6 Unter demselben Baume errichtete Josue [Gen 24,26], nachdem er das Volk ermahnt, die fremden Götzen von sich zu tun, einen Stein zum Zeugnis. Genesis Gen 1 35 5 Cumque profecti essent, terror Dei invasit omnes per circuitum civitates, et non sunt ausi persequi recedentes. Und als sie aufgebrochen waren, fiel ein von Gott gesandter Schrecken auf alle Städte ringsum, so dass sie nicht wagten, die Abziehenden zu verfolgen. Genesis Gen 1 35 6 Venit igitur Jacob Luzam, quæ est in terra Chanaan, cognomento Bethel: ipse et omnis populus cum eo. Jakob also kam nach Luza, welches im Lande Chanaan liegt und den Beinamen Bethel hat, er und all das Volk, das bei ihm war. Genesis Gen 1 35 7 dificavitque ibi altare, et appellavit nomen loci illius, Domus Dei: ibi enim apparuit ei Deus cum fugeret fratrem suum. Und er baute daselbst einen Altar und nannte den Namen jenes Ortes Haus Gottes,⁷ denn daselbst war ihm Gott erschienen, als er vor seinem Bruder floh. Genesis Gen 1 35 7 7 Richtiger: El Bethel. Genesis Gen 1 35 8 Eodem tempore mortua est Debora nutrix Rebeccæ, et sepulta est ad radices Bethel subter quercum: vocatumque est nomen loci illius, Quercus fletus. Zu derselben Zeit starb Debora, die Amme Rebekkas und ward unterhalb Bethel unter einer Eiche begraben; und der Name dieses Ortes ward die Klageeiche genannt.⁸ Genesis Gen 1 35 8 8 Um diese Zeit starb wohl auch Rebekka. Genesis Gen 1 35 9 Apparuit autem iterum Deus Jacob postquam reversus est de Mesopotamia Syriæ, benedixitque ei, Gott aber erschien dem Jakob abermals, nachdem dieser aus Mesopotamien in Syrien zurückgekehrt war, und segnete ihn, Genesis Gen 1 0 1 4. Geschichte Esaus. (36 V. 1 -43) Esau zieht mit seinen Weibern und seiner Habe auf das Gebirge Seir. (V. 8) Nachkommen Esaus, die ihm in Chanaan und Idumäa geboren wurden. (V. 14) Die Fürsten der Idumäer und Horräer (V. 30) und die ersten Könige von Idumäa. (V. 43) Genesis Gen 1 36 1 Hæ sunt autem generationes Esau, ipse est Edom. Dies sind die Geschlechtsfolgen Esaus, welcher Edom ist.¹ Genesis Gen 1 36 1 1 Es handelt sich um Esau, insofern er der Stammvater der Edomiter ist. (V. 8, V. 19, V. 43). Dass Esau ebenfalls Edom genannt wird, ist bereits [Gen 25,30] gesagt worden. Genesis Gen 1 36 10 Et hæc nomina filiorum ejus: Eliphaz filius Ada uxoris Esau: Rahuel quoque filius Basemath uxoris ejus. und dies sind die Namen seiner Söhne: Eliphaz, der Sohn Adas, des Weibes Esaus; und Rahuel, der Sohn Basemaths, seines Weibes. [1Chr 1,34] Genesis Gen 1 36 11 Fueruntque Eliphaz filii: Theman, Omar, Sepho, et Gatham, et Cenez. Und die Söhne des Eliphaz waren: Theman,⁴ Omar, Sepho, Gatham, und Kenez. Genesis Gen 1 36 11 4 Vergl. V. 34. Genesis Gen 1 36 12 Erat autem Thamna, concubina Eliphaz filii Esau: quæ peperit ei Amalech: hi sunt filii Ada uxoris Esau. Thamna aber war eine Nebenfrau des Eliphaz, des Sohnes Esaus; diese gebar ihm Amalech. Das sind die Söhne Adas, des Weibes Esaus. Genesis Gen 1 36 13 Filii autem Rahuel: Nahath et Zara, Samma et Meza: hi filii Basemath uxoris Esau. Die Söhne Rahuels aber sind: Nahath und Zara, Samma und Meza. Dies sind die Söhne Basemaths, des Weibes Esaus. Genesis Gen 1 36 14 Isti quoque erant filii Oolibama filiæ Anæ filiæ Sebeon, uxoris Esau, quos genuit ei: Jehus et Jhelon et Core. Und dies waren die Söhne Oolibamas, der Tochter Anas, der Tochter⁵ Sebeons, des Weibes Esaus, die sie ihm geboren: Jehus, Jhelon und Kore. Genesis Gen 1 36 14 5 Zu lesen: des Sohnes. Vergl. V. 2. Genesis Gen 1 36 15 Hi duces filiorum Esau: Filii Eliphaz primogeniti Esau: dux Theman, dux Omar, dux Sepho, dux Cenez, Dies sind die Fürsten der Söhne Esaus: Die Söhne des Eliphaz, des Erstgeborenen Esaus: der Fürst Theman, der Fürst Omar, der Fürst Sepho, der Fürst Kenez, Genesis Gen 1 36 16 Dux Core, dux Gatham, dux Amalech: hi filii Eliphaz in terra Edom, et hi filii Ada. der Fürst Kore, der Fürst Gatham, der Fürst Amalech. Dies sind die Söhne des Eliphaz im Lande Edom, und dies sind die Söhne Adas. Genesis Gen 1 36 17 Hi quoque filii Rahuel filii Esau: dux Nabath, dux Zara, dux Samma, dux Meza: hi autem duces Rahuel in terra Edom, isti filii Basemath uxoris Esau. Und dies sind die Söhne Rahuels, des Sohnes Esaus: der Fürst Nabath, der Fürst Zara, der Fürst Samma, der Fürst Meza; dies sind die Fürsten von Rahuel im Lande Edom; dies sind die Söhne Basemaths, des Weibes Esaus. Genesis Gen 1 36 18 Hi autem filii Oolibama uxoris Esau: dux Jehus, dux Jhelon, dux Core: hi duces Oolibama filiæ Anæ uxoris Esau. Und dies sind die Söhne Oolibamas, des Weibes Esaus: der Fürst Jehus, der Fürst Jhelon, der Fürst Kore; dies sind die Fürsten Oolibamas, der Tochter Anas, des Weibes Esaus. Genesis Gen 1 36 19 Isti sunt filii Esau, et hi duces eorum: ipse est Edom. Dies sind die Söhne Esaus und dies sind ihre Stammesfürsten; er selbst ist Edom. Genesis Gen 1 36 2 Esau accepit uxores de filiabus Chanaan: Ada filiam Elon Hethæi, et Oolibama filiam Anæ filiæ Sebeon Hevæi: Esau nahm sich Frauen von den Töchtern Chanaans: Ada, die Tochter des Hethiters Elon, und Oolibama, die Tochter Anas, der Tochter des Heviters Sebeons,² Genesis Gen 1 36 2 2 [Gen 26,34; Gen 27,46; Gen 28,8ff] Der Text ist verdorben. Es ist u. a. zu lesen: Anas, des Sohnes des Heviters Sebeon. Die Frauennamen sind im Oriente wenig stabil. Vielleicht rührt auch daher die Verschiedenheit [Gen 26,34]. Judith, Tochter des Hethiters Beeri; [Gen 36,2]: Oolibama, Tochter des Ana. [Gen 26,34] Basemath, Tochter des Hethiters Elon und [Gen 36,2] Ada, Tochter des Hethiters Elon. [Gen 28,9] Machalath, Tochter Ismaels, Schwester des Nabajoth [Gen 36,3], Basemath, Tochter Ismaels, Schwester des Nabajoth. Genesis Gen 1 36 20 Isti sunt filii Seir Horræi, habitatores terræ: Lotan, et Sobal, et Sebeon, et Ana, Dies sind die Söhne Seirs, des Horriters, die Einwohner des Landes:⁶ Lotan, Sobal, Sebeon, Ana, [1Chr 1,38] Genesis Gen 1 36 20 6 Vor den Edomitern. Genesis Gen 1 36 21 Et Dison, et Eser, et Disan: hi duces Horræi, filii Seir in terra Edom. Dison, Eser und Disan. Dies sind die Fürsten der Horriter, der Söhne Seirs im Lande Edom. Genesis Gen 1 36 22 Facti sunt autem filii Lotan: Hori et Heman: erat autem soror Lotan, Thamna. Die Söhne Lotans aber waren: Hori und Heman; und die Schwester Lotans war Thamna. Genesis Gen 1 36 23 Et isti filii Sobal: Alvan et Manahat et Ebal, et Sepho et Onam. Und dies sind die Söhne Sobals: Alvan, Manahat, Ebal, Sepho und Onam. Genesis Gen 1 36 24 Et hi filii Sebeon: Aia et Ana. Iste est Ana qui invenit aquas calidas in solitudine, cum pasceret asinos Sebeon patris sui: Und dies sind die Söhne Sebeons: Aja und Ana.⁷ Das ist derselbe Ana, welcher die heißen Quellen in der Wüste fand, als er die Esel seines Vaters Sebeon hütete; Genesis Gen 1 36 24 7 Ana ist der Sohn Sebeons, ein Enkel Seirs. Er ist verschieden von dem V. 20 genannten Ana. (V. 20 vergl. [1Chr 1,40]) Genesis Gen 1 36 25 Habuitque filium Dison, et filiam Oolibama. er hatte einen Sohn Dison und eine Tochter Oolibama. Genesis Gen 1 36 26 Et isti filii Dison: Hamdan, et Eseban, et Jethram, et Charan. Und dies sind die Söhne Disons: Hamdan, Eseban, Jethram, und Charan. Genesis Gen 1 36 27 Hi quoque filii Eser: Balaan, et Zavan, et Acan. Dies sind die Söhne Esers: Balaan, Zavan und Akan. Genesis Gen 1 36 28 Habuit autem filios Disan: Hus, et Aram. Disan aber hatte diese Söhne: Hus und Aram. Genesis Gen 1 36 29 Hi duces Horræorum: dux Lotan, dux Sobal, dux Sebeon, dux Ana, Dies sind die Fürsten der Horriter: der Fürst Lotan, der Fürst Sobal, der Fürst Sebeon, der Fürst Ana, Genesis Gen 1 36 3 Basemath quoque filiam Ismael sororem Nabaioth. und Basemath, die Tochter Ismaels, die Schwester Nabaioths. Genesis Gen 1 36 30 Dux Dison, dux Eser, dux Disan: isti duces Horræorum qui imperaverunt in terra Seir. der Fürst Dison, der Fürst Eser, der Fürst Disan; dies sind die Fürsten der Horriter, die im Lande Seir geherrscht haben.⁸ Genesis Gen 1 36 30 8 Die Söhne Seirs, nicht aber seine Enkel sind Fürsten geworden, nur nach jenen sind horritische Stämme benannt. Genesis Gen 1 36 31 Reges autem qui regnaverunt in terra Edom antequam haberent regem filii Israel, fuerunt hi: Die Könige aber, die im Lande Edom geherrscht haben, ehe die Söhne Israels Könige hatten, waren diese:⁹ Genesis Gen 1 36 31 9 Die Fürsten der Edomiter und der Horräer existierten nebeneinander, wozu die Verschwägerung ihrer Vorfahren mitwirkte. Darauf trat eine Änderung ein; an die Stelle der erblichen Fürsten unter den Edomitern traten Wahlkönige, deren Zahl auf acht angegeben wird. Genesis Gen 1 36 32 Bela filius Beor, nomenque urbis ejus Denaba. Bela, der Sohn Beors, und seine Stadt hieß Denaba. Genesis Gen 1 36 33 Mortuus est autem Bela, et regnavit pro eo Jobab filius Zaræ de Bosra. Als Bela starb, ward Jobab, der Sohn Zaras¹⁰ von Bosra, König an seiner Statt. Genesis Gen 1 36 33 10 Weiteres ist über ihn nicht bekannt. Genesis Gen 1 36 34 Cumque mortuus esset Jobab, regnavit pro eo Husam de terra Themanorum. Als Jobab gestorben war, ward Husam, aus dem Lande der Themaniter, König an seiner Statt. Genesis Gen 1 36 35 Hoc quoque mortuo, regnavit pro eo Adad filius Badad, qui percussit Madian in regione Moab: et nomen urbis ejus Avith. Als auch dieser gestorben war, wurde Adad, der Bruder Badads, König an seiner Statt, derselbe, der Madian auf dem Gefilde von Moab schlug; der Name seiner Stadt war Avith. Genesis Gen 1 36 36 Cumque mortuus esset Adad, regnavit pro eo Semla de Masreca. Als Ada gestorben war, ward Semla von Masreka König an seiner Statt. Genesis Gen 1 36 37 Hoc quoque mortuo regnavit pro eo Saul de fluvio Rohoboth. Als auch dieser gestorben, herrschte Saul vom Flusse Rohoboth an seiner Statt. Genesis Gen 1 36 38 Cumque et hic obiisset, successit in regnum Balanan filius Achobor. Und als auch dieser gestorben, folgte in der Herrschaft Balanan, der Sohn Achobors. Genesis Gen 1 36 39 Isto quoque mortuo, regnavit pro eo Adar, nomenque Urbis ejus Phau: et appellabatur uxor ejus Meetabel, filia Matred filiæ Mezaab. Nach dessen Tod ward Adar König an seiner Statt, und der Name seiner Stadt war Phau; sein Weib hieß Meetabel, die Tochter Matreds, der Tochter Mezaabs. Genesis Gen 1 36 4 Peperit autem Ada, Eliphaz: Basemath genuit Rahuel: Ada aber gebar Eliphaz; Basemath gebar Rahuel; [1Chr 1,35] Genesis Gen 1 36 40 Hæc ergo nomina ducum Esau, in cognationibus, et locis, et vocabulis suis: dux Thamna, dux Alva, dux Jetheth, Dies also sind die Namen der Fürsten Esaus,¹¹ nach ihren Geschlechtern, und Wohnplätzen, und Namen: der Fürst Thamna, der Fürst Alva, der Fürst Jetheth, Genesis Gen 1 36 40 11 Vergl. [1Chr 1,51]. Auf die Könige folgten wieder Fürsten. Die folgenden Fürsten werden nach den Stämmen benannt, diese haben ihre Namen von den Wohnsitzen. Die Aufzählung der Namen umfasst so viele Geschlechter, dass man mehrfach den Verfasser dieses Verzeichnisses in die Zeit des Königtums versetzen, und diesen Teil, wenn auch inspiriert, als später eingesetzt ansehen wollte. Genesis Gen 1 36 41 Dux Oolibama, dux Ela, dux Phinon, der Fürst Oolibama, der Fürst Ela, der Fürst Phinon, Genesis Gen 1 36 42 Dux Cenez, dux Theman, dux Mabsar, der Fürst Kenez, der Fürst Theman, der Fürst Mabsar, Genesis Gen 1 36 43 Dux Magdiel, dux Hiram: hi duces Edom habitantes in terra imperii sui, ipse est Esau pater Idumæorum. der Fürst Magdiel, der Fürst Hiram; dies sind die Fürsten von Edom, welche im Lande ihrer Herrschaft wohnten, dies ist Esau, der Vater der Idumäer.¹² Genesis Gen 1 36 43 12 Rückblick auf V. 1 oder 8, 9, 19. Genesis Gen 1 36 5 Oolibama genuit Jehus et Jhelon et Core: hi filii Esau qui nati sunt ei in terra Chanaan. Oolibama gebar Jehus und Ihelon und Kore. Das sind die Söhne Esaus, welche ihm im Land Chanaan geboren wurden. Genesis Gen 1 36 6 Tulit autem Esau uxores suas et filios et filias, et omnem animam domus suæ, et substantiam, et pecora, et cuncta quæ habere poterat in terra Chanaan: et abiit in alteram regionem, recessitque a fratre suo Jacob. Esau aber nahm seine Weiber, und Söhne und Töchter, und alle Seelen seines Hausstandes, seine Habe, sein Vieh, und alles, was er im Lande Chanaan hatte erwerben können, und zog in ein anderes Land, und schied von seinem Bruder Jakob. Genesis Gen 1 36 7 Divites enim erant valde, et simul habitare non poterant: nec sustinebat eos terra peregrinationis eorum præ multitudine gregum. Denn sie waren sehr reich und konnten nicht beieinander wohnen; und das Land, in dem sie als Fremdlinge weilten, reichte nicht für sie aus, wegen der Menge der Herden.³ [Gen 13,6] Genesis Gen 1 36 7 3 Wie Lot das Land der Verheißung verließ, so auch Esau. Genesis Gen 1 36 8 Habitavitque Esau in monte Seir, ipse est Edom. Und Esau nahm seinen Aufenthalt auf dem Gebirge Seir, Esau, er selbst ist Edom. [Jos 24,4] Genesis Gen 1 36 9 Hæ autem sunt generationes Esau patris Edom in monte Seir, Dies aber sind die Geschlechter Esaus, des Vaters Edoms, auf dem Gebirge Seir, Genesis Gen 1 0 1 5. Geschichte Jakobs und seiner Söhne (37,1 50,25) A. Geschichte Josephs (erster Teil) (37. V. 2 36) a. Joseph, der Liebling seines Vaters, zieht durch die Erzählung der Träume, die er gehabt, den Neid der Brüder auf sich. (V. 11) b. Diese wollen ihn töten, überliefern ihn aber auf den Rat Rubens und Judas madianitischen Kaufleuten, welche ihn nach Ägypten an Puthiphar verkaufen, während der Vater ihn als tot betrauert. Genesis Gen 1 37 1 Habitavit autem Jacob in terra Chanaan, in qua pater suus peregrinatus est. Jakob aber wohnte im Lande Chanaan, in welchem sein Vater als Fremdling geweilt hatte.¹ Genesis Gen 1 37 1 1 Hebr.: Im Lande der Wanderschaft seines Vaters, im Lande Chanaans. Genesis Gen 1 37 10 Quod cum patri suo et fratribus retulisset, increpavit eum pater suus, et dixit: Quid sibi vult hoc somnium quod vidisti? num ego et mater tua, et fratres tui adorabimus te super terram? Als er dies seinem Vater und seinen Brüdern erzählte, schalt ihn sein Vater und sprach: Was soll dieser Traum, den du gehabt hast? Werden wir etwa, ich, und deine Mutter, und deine Brüder uns vor dir zur Erde neigen? Genesis Gen 1 37 11 Invidebant ei igitur fratres sui: pater vero rem tacitus considerabat. So beneideten ihn seine Brüder; sein Vater aber erwog die Sache schweigend. Genesis Gen 1 37 12 Cumque fratres illius in pascendis gregibus patris morarentur in Sichem, Als nun⁹ seine Brüder einst bei Sichem weilten, die Herden des Vaters zu weiden, Genesis Gen 1 37 12 9 Der Erzähler kehrt zu V. 2 zurück. Genesis Gen 1 37 13 Dixit ad eum Israel: Fratres tui pascunt oves in Sichimis: veni, mittam te ad eos. Quo respondente, sprach Israel zu ihm: Deine Brüder weiden die Schafe bei Sichem; komm, ich will dich zu ihnen senden. Er antwortete: Genesis Gen 1 37 14 Præsto sum, ait ei: Vade, et vide si cuncta prospera sint erga fratres tuos, et pecora: et renuntia mihi quid agatur. Missus de valle Hebron, venit in Sichem: Ich bin bereit. Da sprach jener zu ihm: Gehe und siehe zu, ob bei deinen Brüdern und den Herden alles wohl geht; und berichte mir wieder, wie es geht. Vom Tale Hebron aus gesendet, kam er nach Sichem. Genesis Gen 1 37 15 Invenitque eum vir errantem in agro, et interrogavit quid quæreret. Da traf ihn ein Mann, wie er auf dem Felde umherirrte, und fragte ihn, was er suche. Genesis Gen 1 37 16 At ille respondit: Fratres meos quæro, indica mihi ubi pascant greges. Er aber antwortete: Ich suche meine Brüder, sage mir, wo sie die Herden weiden. Genesis Gen 1 37 17 Dixitque ei vir: Recesserunt de loco isto: audivi autem eos dicentes: Eamus in Dothain. Perrexit ergo Joseph post fratres suos, et invenit eos in Dothain. Der Mann sprach zu ihm: Sie sind von hier weggezogen, ich hörte sie sagen: Gehen wir nach Dothain!¹⁰ Also ging Joseph seinen Brüdern nach und fand sie in Dothain. Genesis Gen 1 37 17 10 Dothain im Norden Samarias. Genesis Gen 1 37 18 Qui cum vidissent eum procul, antequam accederet ad eos, cogitaverunt illum occidere: Als sie ihn von ferne sahen, machten sie, bevor er noch zu ihnen herankam, den Anschlag, ihn zu töten, Genesis Gen 1 37 19 Et mutuo loquebantur: Ecce somniator venit: und sprachen zueinander: Sehet, da kommt der Träumer! Genesis Gen 1 37 2 Et hæ sunt generationes ejus: Joseph cum sedecim esset annorum, pascebat gregem cum fratribus suis adhuc puer: et erat cum filiis Balæ et Zelphæ uxorum patris sui: accusavitque fratres suos apud patrem crimine pessimo. Und dies ist seine Geschichte: Als Joseph sechzehn Jahre alt war, pflegte er, noch ein Jüngling,² mit seinen Brüdern die Herde zu weiden, und er war mit den Söhnen Balas und Zelphas,³ der Frauen seines Vaters, und klagte einst seine Brüder bei dem Vater wegen einer sehr schlimmen Tat an. Genesis Gen 1 37 2 2 Damit wird das Vergehen seiner Bruder angedeutet: Sodomie. Genesis Gen 1 37 2 3 Diese Bemerkung bereitet auf V. 21, V. 26, V. 29 vor, wo die Söhne der Lia, Ruben und Juda, als Beschützer Josephs auftreten. Genesis Gen 1 37 20 Venite, occidamus eum, et mittamus in cisternam veterem: dicemusque, Fera pessima devoravit eum: et tunc apparebit quid illi prosint somnia sua. Wohlan, töten wir ihn und werfen wir ihn in eine alte Zisterne, dann werden wir sagen: Ein wildes Tier hat ihn gefressen; dann wird sich zeigen, was seine Träume ihm nützen. Genesis Gen 1 37 21 Audiens autem hoc Ruben, nitebatur liberare eum de manibus eorum, et dicebat: Als aber Ruben dies hörte, bemühte er sich, ihn aus ihren Händen zu befreien,¹¹ und sprach: [Gen 42,22] Genesis Gen 1 37 21 11 Sie vor einem Morde zu bewahren. Genesis Gen 1 37 22 Non interficiatis animam ejus, nec effundatis sanguinem: sed projicite eum in cisternam hanc, quæ est in solitudine, manusque vestras servate innoxias: hoc autem dicebat, volens eripere eum de manibus eorum, et reddere patri suo. Bringet ihn nicht um und vergießet sein Blut nicht, sondern werfet ihn in die Zisterne hier in der Wüste, und bewahret eure Hände rein. Dies sagte er aber, weil er ihn aus ihren Händen erretten und seinem Vater wieder zurückgeben wollte. Genesis Gen 1 37 23 Confestim igitur ut pervenit ad fratres suos, nudaverunt eum tunica talari, et polymita: Sobald nun Joseph zu seinen Brüdern gekommen war, zogen sie ihm sogleich das lange, buntgestreifte Kleid aus Genesis Gen 1 37 24 Miseruntque eum in cisternam veterem, quæ non habebat aquam. und warfen ihn in eine alte Zisterne, in der kein Wasser war. Genesis Gen 1 37 25 Et sedentes ut comederent panem, viderunt Ismaelitas viatores venire de Galaad, et camelos eorum portantes aromata et resinam, et stacten in gyptum. Und als sie sich niedergesetzt hatten, ihre Mahlzeit zu halten, sahen sie ismaelitische¹² Reisende von Galaad her kommen, deren Kamele Gewürze und Harz und Myrrhensaft nach Ägypten trugen. Genesis Gen 1 37 25 12 Die Kaufleute werden hier, V. 27 und [Gen 39,1] Ismaeliten genannt, in V. 28 einmal Madianiten, das andere Mal Ismaeliten, in V. 36 Madianiten. Die Bezeichnung Ismaeliten ist also eine allgemeine für die Wüstenaraber. Die Ursache hierfür ist wohl die Verwandtschaft der Stämme, vergl. [Ri 8,3.24], deren mächtigster die Ismaeliten sind. Von dem Siege Gideons ab [Ri 7] und [Ri 8] verschwinden die Madianiten (Ismaeliten) fast aus der Geschichte. Genesis Gen 1 37 26 Dixit ergo Judas fratribus suis: Quid nobis prodest si occiderimus fratrem nostrum, et celaverimus sanguinem ipsius? Da sprach Judas zu seinen Brüdern: Was nützt es uns, wenn wir unsern Bruder töten und den Mord verheimlichen? Genesis Gen 1 37 27 Melius est ut venumdetur Ismaelitis, et manus nostræ non polluantur: frater enim, et caro nostra est. Acquieverunt fratres sermonibus illius. Besser ist es, er wird an die Ismaeliten¹³ verkauft und unsere Hände bleiben unbefleckt; denn er ist unser Bruder und unser Fleisch. Seine Brüder stimmten seinen Worten bei. Genesis Gen 1 37 27 13 Ruben ist weggegangen. In seiner Abwesenheit wacht Juda, der die geheime Absicht Rubens nicht kennt, Joseph nicht dem schrecklichen Hungertode zu überlassen. Worauf es ankam, war ja, ihn im Kreise der Familie für die Brüder unschädlich zu machen; diese Absicht aber ließ sich auf eine weniger grausame Weise erreichen. Genesis Gen 1 37 28 Et prætereuntibus Madianitis negotiatoribus, extrahentes eum de cisterna, vendiderunt eum Ismaelitis, viginti argenteis: qui duxerunt eum in gyptum. Als daher die madianitischen Kaufleute vorüberkamen, zogen sie ihn aus der Zisterne und verkauften ihn an die Ismaeliten um zwanzig Silberlinge;¹⁴ diese aber führten ihn fort nach Ägypten. [Weish 10,13] Genesis Gen 1 37 28 14 Über die Geldwährung siehe [Gen 23,16]: Nach späterem Geldfuße betragen die zwanzig Silberlinge gegen 50 Mark. Der gewöhnliche Preis eines Sklaven war 30 Silberlinge. [Ex 21,32] Genesis Gen 1 37 29 Reversusque Ruben ad cisternam, non invenit puerum: Als nun Ruben wieder zur Zisterne kam,¹⁵ fand er den Jüngling nicht. Genesis Gen 1 37 29 15 Heimlich Genesis Gen 1 37 3 Israel autem diligebat Joseph super omnes filios suos, eo quod in senectute genuisset eum: fecitque ei tunicam polymitam. Israel aber liebte Joseph mehr als alle seine anderen Söhne, weil er ihn in seinem Alter gezeugt hatte, und er ließ ihm ein buntgestreiftes Kleid⁴ machen. Genesis Gen 1 37 3 4 Weil er ihn in seinem Alter gezeugt und weil er der Sohn der geliebten Rachel war. Dies Kleid hatte nach dem Hebr. Ärmel und reichte bis auf die Knöchel herab. (Vergl. V. 23 der Vulg.) Diese Bevorzugung ward ein zweiter Grund der Feindschaft. Genesis Gen 1 37 30 Et scissis vestibus pergens ad fratres suos, ait: Puer non comparet, et ego quo ibo? Da zerriss er seine Kleider, und ging zu seinen Brüdern, und sprach: Der Knabe ist verschwunden, und ich, wohin soll ich gehen?¹⁶ Genesis Gen 1 37 30 16 Von mir als Erstgeborenen wird Gott Rechenschaft fordern. Genesis Gen 1 37 31 Tulerunt autem tunicam ejus, et in sanguine hdi, quem occiderant, tinxerunt: Sie aber nahmen das Kleid Josephs und tauchten es in das Blut eines Ziegenbockes, den sie geschlachtet hatten. Genesis Gen 1 37 32 Mittentes qui ferrent ad patrem, et dicerent: Hanc invenimus: vide utrum tunica filii tui sit, an non. Dann sandten sie dasselbe zu ihrem Vater und ließen ihm sagen: Dies haben wir gefunden; siehe, ob es das Kleid deines Sohnes ist, oder nicht. Genesis Gen 1 37 33 Quam cum agnovisset pater, ait: Tunica filii mei est, fera pessima comedit eum, bestia devoravit Joseph. Als der Vater es erkannte, rief er: Es ist das Kleid meines Sohnes, ein wildes Tier hat ihn zerrissen, ein Raubtier hat Joseph gefressen. Genesis Gen 1 37 34 Scissisque vestibus, indutus est cilicio, lugens filium suum multo tempore. Und er zerriss seine Kleider, und legte ein härenes Gewand an, und trauerte um seinen Sohn lange Zeit. Genesis Gen 1 37 35 Congregatis autem cunctis liberis ejus ut lenirent dolorem patris, noluit consolationem accipere, sed ait: Descendam ad filium meum lugens in infernum. Et illo perseverante in fletu, Und ob auch alle seine Kinder zusammenkamen, des Vaters Schmerz zu lindern, so wollte er sich doch nicht trösten lassen, sondern sprach: Vor Herzeleid werde ich zu meinem Sohn in das Totenreich hinabsteigen! Und er beweinte ihn ohne Unterlass. Genesis Gen 1 37 36 Madianitæ vendiderunt Joseph in gypto Putiphari eunucho Pharaonis magistro militum. Die Madianiter aber verkauften Joseph in Ägypten an Putiphar,¹⁷ einen Kämmerer¹⁸ Pharaos, den Anführer der Leibwache. Genesis Gen 1 37 36 17 Dem Ra geweiht. Genesis Gen 1 37 36 18 Ursprünglich: ein Verschnittener, dann überhaupt Hofbeamter. [Gen 40,2] Genesis Gen 1 37 4 Videntes autem fratres ejus quod a patre plus cunctis filiis amaretur, oderant eum, nec poterant ei quidquam pacifice loqui. Da nun seine Brüder sahen, dass ihr Vater ihn mehr liebte als alle seine anderen Söhne,⁵ hassten sie ihn und konnten nicht friedlich zu ihm reden. Genesis Gen 1 37 4 5 Benjamin war noch nicht geboren. Genesis Gen 1 37 5 Accidit quoque ut visum somnium referret fratribus suis: quæ causa majoris odii seminarium fuit. Auch begab es sich, dass Joseph seinen Brüdern ein Traumgesicht erzählte, das er gehabt; dies ward die Ursache noch größeren Hasses.⁶ Genesis Gen 1 37 5 6 Die dritte Ursache ward zeitlich die erste. Die Brüder pflegten sich wohl ihre Träume zu erzählen. Wie Josephs Traum von Gott gesandt war, so wachte auch die göttliche Vorsehung über die Mitteilung desselben. Joseph erklärt sich denselben noch nicht. Genesis Gen 1 37 6 Dixitque ad eos: Audite somnium meum quod vidi: Er sprach nämlich zu ihnen: Höret den Traum, den ich gehabt habe. Genesis Gen 1 37 7 Putabam nos ligare manipulos in agro: et quasi consurgere manipulum meum, et stare, vestrosque manipulos circumstantes adorare manipulum meum. Es kam mir vor, als bänden wir Garben auf dem Felde, und als ob meine Garbe sich aufrichtete und stehen bliebe, und eure Garben ringsherum sich vor meiner Garbe zur Erde neigten.⁷ Genesis Gen 1 37 7 7 In Ägypten, wie die Erfüllung zeigt. Genesis Gen 1 37 8 Responderunt fratres ejus: Numquid rex noster eris? aut subjiciemur ditioni tuæ? Hæc ergo causa somniorum atque sermonum, invidiæ et odii fomitem ministravit. Da antworteten seine Brüder: Wirst du etwa König über uns, oder werden wir deiner Herrschaft unterworfen sein? Diese Träume und Reden also gaben dem Neide und Hasse neue Nahrung. Genesis Gen 1 37 9 Aliud quoque vidit somnium, quod narrans fratribus, ait: Vidi per somnium, quasi solem, et lunam, et stellas undecim adorare me. Wiederum hatte er einen Traum, und erzählte ihn seinen Brüdern, und sprach: Ich sah im Traume, wie die Sonne und der Mond und elf Sterne sich vor mir zur Erde neigten.⁸ Genesis Gen 1 37 9 8 Der zweite Traum verleiht dem ersten noch größere Glaubwürdigkeit, zugleich ist er klarer. Die Bilder sind nicht in allen Einzelheiten anzuwenden. Wenn die elf Brüder durch die Sterne dargestellt waren (Benjamins Geburt wird so vorausgesagt), die Sonne Jakob bedeutet, so konnte auch der Mond nicht fehlen, sollte nicht Rachels vorzeitiger Tod vorbedeutet werden. Übrigens verehrte sie nach hebräischer Anschauung Joseph in der Tat, nicht zwar in eigener Person, aber durch Jakob oder durch Benjamin. Genesis Gen 1 0 1 B. Judas und seine Söhne (V. 1 30) a. Von den drei Söhnen des Judas, welche diesem sein chananäisches Eheweib geboren, sterben die beiden ältesten ihrer Sünde halber nacheinander, ohne mit Thamar, die ihnen Judas zur Frau gegeben, Kinder zu zeugen. (V. 10) b. Da Thamar dem dritten Sohne Judas nicht zur Ehe gegeben wird, erreicht sie durch List, dass Judas ihr beiwohnt (V. 23) und gebärt ihm Zwillinge. Genesis Gen 1 38 1 Eodem tempore descendens Judas a fratribus suis, divertit ad virum Odollamitem, nomine Hiram. Um eben diese Zeit¹ verließ Judas seine Brüder und ließ sich bei einem Manne von Odollam, mit Namen Hiram, nieder. Genesis Gen 1 38 1 1 Nicht notwendigerweise zur Zeit der in der [Gen 37] erzählten Ereignisse, sondern: In der Zeit, da Joseph verschwunden war. Joseph wird von Gott und von Jakob [Gen 49] den übrigen von den Töchtern Labans geborenen Söhnen vorgezogen, weil jene sich mancher Frevel schuldig gemacht: Ruben [Gen 35,22]. Simeon und Levi [Gen 34] Judas [Gen 38]. Genesis Gen 1 38 10 Et idcirco percussit eum Dominus, quod rem detestabilem faceret. Darum tötete ihn der Herr,⁵ weil er Verabscheuungswürdiges tat.⁶ Genesis Gen 1 38 10 5 Vor der Zeit und ohne dass er Kinder hatte. Genesis Gen 1 38 10 6 Ein Sohn Thamars, der dem Erstgeborenen Judas Her zugeschrieben wäre, hätte die erste Stelle im Stamme Juda erhalten, diese wünschte Onan aber seinem Sohne, der seinen Namen tragen würde. Genesis Gen 1 38 11 Quam ob rem dixit Judas Thamar nurui suæ: Esto vidua in domo patris tui, donec crescat Sela filius meus: timebat enim ne et ipse moreretur, sicut fratres ejus. Quæ abiit, et habitavit in domo patris sui. Deshalb sprach Judas zu Thamar, seiner Schwiegertochter: Bleibe als Witwe im Hause deines Vaters, bis mein Sohn Sela heranwächst.⁷ Denn er fürchtete, auch dieser möchte sterben, wie seine Brüder. Da ging sie hin und wohnte im Hause ihres Vaters.⁸ Genesis Gen 1 38 11 7 Judas handelt nicht ganz offen und nicht ohne versteckte Absicht. Ob Thamar nicht auch eine Schuld traf? Genesis Gen 1 38 11 8 Eine Witwe ohne Kinder kehrte in das Haus ihres Vaters zurück. Vergl. [Lev 22,13]. Genesis Gen 1 38 12 Evolutis autem multis diebus, mortua est filia Sue uxor Judæ: qui post luctum consolatione suscepta, ascendebat ad tonsores ovium suarum, ipse et Hiras opilio gregis Odollamites, in Thamnas. Als aber viele Tage⁹ vergangen waren, starb die Tochter Sues, das Weib Judas. Und nachdem Judas ausgetrauert und wieder froh geworden war, begab er sich hinauf zu seinen Schafscherern nach Thamnas, er und der Odollamiter Hiras, sein Schafhirt. Genesis Gen 1 38 12 9 So viele Tage vergingen, dass sie, als Sela herangewachsen war, erkannte, Judas wollte sie um ihr Recht betrügen. Genesis Gen 1 38 13 Nuntiatumque est Thamar quod socer illius ascenderet in Thamnas ad tondendas oves. Und es ward Thamar berichtet, dass ihr Schwiegervater nach Thamnas zur Schafschur hinaufgehe. Genesis Gen 1 38 14 Quæ, depositis viduitatis vestibus, assumpsit theristrum: et mutato habitu, sedit in bivio itineris, quod ducit Thamnam: eo quod crevisset Sela, et non eum accepisset maritum. Da legte sie ihre Witwenkleider ab, und nahm einen Schleier, und setzte sich verkleidet an den Scheideweg, wo die Straße nach Thamnas führt; darum weil Sela herangewachsen war und sie ihn doch nicht zum Manne erhalten hatte.¹⁰ Genesis Gen 1 38 14 10 Die Doppelwitwe empfindet die Schmach ihrer Kinderlosigkeit sehr und beschließt, derselben durch List ein Ende zu machen. Da Judas die einzig mögliche Ehe verhindert hat, bietet sie sich ihm als Hierodule, als Dienerin der Aschera (V. 21 Buhldirne: Kedescha) in der Nähe von Thamnas auf dem Gebirge Juda [Jos 15,10] an. Genesis Gen 1 38 15 Quam cum vidisset Judas, suspicatus est esse meretricem: operuerat enim vultum suum, ne agnosceretur. Als Judas sie sah, hielt er sie für eine Buhldirne; denn sie hatte ihr Angesicht verhüllt, um nicht erkannt zu werden. Genesis Gen 1 38 16 Ingrediensque ad eam, ait: Dimitte me ut coam tecum: nesciebat enim quod nurus sua esset. Qua respondente: Quid dabis mihi ut fruaris concubitu meo? Da trat er zu ihr heran und sprach: Lass mich dir beiwohnen! er wusste nämlich nicht, dass sie seine Schwiegertochter war. Sie antwortete: Was willst du mir geben, dass du mir beiwohnen darfst? Genesis Gen 1 38 17 Dixit: Mittam tibi hdum de gregibus. Rursumque illa dicente: Patiar quod vis, si dederis mihi arrhabonem, donec mittas quod polliceris. Er sprach: Ich will dir einen Ziegenbock von der Herde senden. Sie sprach wiederum: Ich will dir zu Willen sein, wenn du mir ein Pfand gibst, bis dahin, wo du mir das sendest, was du versprichst. Genesis Gen 1 38 18 Ait Judas: Quid tibi vis pro arrhabone dari? Respondit? Annulum tuum, et armillam, et baculum quem manu tenes. Ad unum igitur coitum mulier concepit, Judas sprach: Was soll ich dir zum Pfande geben? Sie antwortete: Deinen Siegelring, dein Armband und den Stab,¹¹ den du in der Hand hast. Aus dieser einen Beiwohnung also empfing das Weib.¹² Genesis Gen 1 38 18 11 Den Siegelring trug der Besitzer an einer um den Hals gelegten Schnur stets bei sich. Wer den Siegelring eines anderen hatte, konnte ihn also nur von dem Eigentümer selbst empfangen haben. Auf dem Siegelringe war wohl irgend eine bildliche Darstellung eingegraben. Der Stab war gewiss durch Verzierungen ausgezeichnet und erkennbar. Genesis Gen 1 38 18 12 Dies für den Verlauf der Erzählung wichtige Ergebnis wird vorgreifend mitgeteilt. Genesis Gen 1 38 19 Et surgens abiit: depositoque habitu, quem sumpserat, induta est viduitatis vestibus. Hierauf machte sie sich auf, und ging von dannen, und legte die Kleider ab, die sie angetan, und zog ihre Witwenkleider an. Genesis Gen 1 38 2 Viditque ibi filiam hominis Chananæi, vocabulo Sue: et accepta uxore, ingressus est ad eam. Daselbst sah er die Tochter eines Chananiters, mit Namen Sue, und nahm sie zum Weibe und ging zu ihr. [1Chr 2,1] Genesis Gen 1 38 20 Misit autem Judas hdum per pastorem suum Odollamitem, ut reciperet pignus quod dederat mulieri: qui cum non invenisset eam, Judas aber sandte den Ziegenbock durch seinen Hirten,¹³ den Odollamiter, um dagegen das Pfand zurück zu erhalten, welches er dem Weibe gegeben hatte. Da dieser es aber nicht fand, Genesis Gen 1 38 20 13 Hiras (V. 12) Im Hebr. steht: Freund, vielleicht ein Ehrentitel. Vergl. [Gen 26,26, 2Sam 15,37, 2Sam 16,16, 1Kön 4,5]. Judas verkehrte viel mit den Chananitern. Ein Chananiter war sein Freund, eine Chananiterin sein Weib, und seinem Sohne gab er wohl ein Weib aus demselben Volke. So ahmte er denn auch deren Sitten nach. Der Witwer hatte seine Trauer beendet und stieg zum Feste der Schafschur hinab, welche bei den Chananitern Gelegenheit zu mannigfachen Ausschweifungen bot. Genesis Gen 1 38 21 Interrogavit homines loci illius: Ubi est mulier quæ sedebat in bivio? Respondentibus cunctis: Non fuit in loco isto meretrix, fragte er die Leute jenes Ortes: Wo ist das Weib, welches am Scheideweg¹⁴ saß? Doch alle antworteten: An diesem Orte ist keine Buhldirne gewesen. Genesis Gen 1 38 21 14 Richtiger: In Enaim, am Wege. Genesis Gen 1 38 22 Reversus est ad Judam, et dixit ei: Non inveni eam: sed et homines loci illius dixerunt mihi, nunquam sedisse ibi scortum. Da kehrte er zu Judas zurück und sprach zu ihm: Ich habe sie nicht gefunden, auch sagten mir die Leute jenes Ortes, dort habe niemals eine Buhldirne¹⁵ gesessen. Genesis Gen 1 38 22 15 Weihdirne. Genesis Gen 1 38 23 Ait Judas: Habeat sibi, certe mendacii arguere nos non potest, ego misi hdum quem promiseram: et tu non invenisti eam. Judas sprach: So mag sie es¹⁶ behalten, wenigstens kann sie uns nicht Lügen strafen,¹⁷ ich habe den Ziegenbock, den ich versprochen, gesendet, und du hast sie nicht gefunden. Genesis Gen 1 38 23 16 Das Pfand. Genesis Gen 1 38 23 17 Hebr.: Wenn wir nur nicht zum Gespött werden. Genesis Gen 1 38 24 Ecce autem post tres menses nuntiaverunt Judæ, dicentes: Fornicata est Thamar nurus tua, et videtur uterus illius intumescere. Dixitque Judas: Producite eam ut comburatur. Aber siehe, nach drei Monaten ward dem Judas berichtet: Deine Schwiegertochter Thamar hat gebuhlt, und es wird sichtbar, dass sie schwanger ist. Da sprach Judas: Führet sie hinaus, dass sie verbrannt werde.¹⁸ Genesis Gen 1 38 24 18 Nach altem Herkommen galt Thamar als noch an Sela gebunden. Judas hatte als Familienoberhaupt das Recht, einen solchen Spruch zu fällen. Ein Kind in der Verwandtschaft zu haben, das nicht in dieselbe gehörte, schien ein großer Schimpf. Immerhin war der Befehl, das Kind mit der Mutter zu töten, eine ungerechtfertigte Grausamkeit. Genesis Gen 1 38 25 Quæ cum duceretur ad pnam, misit ad socerum suum, dicens: De viro, cujus hæc sunt, concepi: cognosce cujus sit annulus, et armilla, et baculus. Als sie nun zur Vollstreckung der Strafe hinausgeführt wurde, sandte sie zu ihrem Schwiegervater und ließ ihm sagen: Von dem Manne, dem dies da gehört, habe ich empfangen; siehe zu, wem der Ring, das Armband, und der Stab gehören. Genesis Gen 1 38 26 Qui, agnitis muneribus, ait: Justior me est: quia non tradidi eam Sela filio meo. Attamen ultra non cognovit eam. Da erkannte er seine Pfandgaben und sprach: Sie ist gerechter als ich; denn ich habe sie meinem Sohne Sela nicht gegeben. Er hatte aber fortan keinen Umgang mit ihr.¹⁹ Genesis Gen 1 38 26 19 Eine Ehe mit der Schwiegertochter für Unrecht erachtend. Sela gab er sie umso weniger, als der Zweck, den diese Verbindung hätte haben sollen, bereits auf andere Weise erreicht ist. Genesis Gen 1 38 27 Instante autem partu, apparuerunt Gemini in utero: atque in ipsa effusione infantium unus protulit manum, in qua obstetrix ligavit coccinum, dicens: Als nun die Zeit da war, da sie gebären sollte, fanden sich Zwillinge in ihrem Leibe. Und bei der Geburt tat einer die Hand heraus; da band die Wehemutter einen roten Faden um dieselbe und sprach: [Mt 1,3] Genesis Gen 1 38 28 Iste egredietur prior. Dieser wird zuerst herauskommen.²⁰ Genesis Gen 1 38 28 20 Dieser kann das Recht der Erstgeburt nicht mehr verlieren. Genesis Gen 1 38 29 Illo vero retrahente manum, egressus est alter: dixitque mulier: Quare divisa est propter te maceria? et ob hanc causam vocavit nomen ejus Phares. Er aber zog die Hand zurück, und nun kam der andere hervor. Da sprach das Weib: Warum ist deinetwillen die Hülle zerrissen worden?²¹ und darum nannte man seinen Namen Phares.²² Genesis Gen 1 38 29 21 Warum hast du die Haut zerrissen, in der du dich befandest, um deinem Bruder die Erstgeburt wegzunehmen? Genesis Gen 1 38 29 22 Riss Genesis Gen 1 38 3 Quæ concepit, et peperit filium, et vocavit nomen ejus Her. Da empfing sie, und gebar einen Sohn, und nannte seinen Namen Her. Genesis Gen 1 38 30 Postea egressus est frater ejus, in cujus manu erat coccinum: quem appellavit Zara. Darnach kam sein Bruder hervor, an dessen Hand der rote Faden war; und man nannte ihn Zara.²³ [1Chr 2,4] Genesis Gen 1 38 30 23 Aufgang, vielleicht mit Anspielung auf den Karmosinfaden. Genesis Gen 1 38 4 Rursumque concepto ftu, natum filium vocavit Onan. Und sie empfing abermals und gebar einen Sohn, den nannte sie Onan. [Num 26,19] Genesis Gen 1 38 5 Tertium quoque peperit, quem appellavit, Sela: quo nato, parere ultra cessavit. Sodann gebar sie einen dritten Sohn, den nannte sie Sela. Nach diesem gebar sie keine Kinder mehr.² Genesis Gen 1 38 5 2 Der letzte Satz nach dem Hebr.: Sie war aber in Chezib [Jos 15,44], als sie ihn gebar. Genesis Gen 1 38 6 Dedit autem Judas uxorem primogenito suo Her, nomine Thamar. Judas aber gab Her, seinem Erstgeborenen, ein Weib, Namens Thamar.³ Genesis Gen 1 38 6 3 Wie Abraham [Gen 24,3] durch Eliezer für Isaak, Hemor [Gen 34,4] Sichem. Vergl. [Gen 24,21]. Genesis Gen 1 38 7 Fuit quoque Her primogenitus Judæ, nequam in conspectu Domini: et ab eo occisus est. Doch Her, der Erstgeborene des Judas, war böse in den Augen des Herrn; und der Herr tötete ihn. [Num 26,19, 1Chr 2,3] Genesis Gen 1 38 8 Dixit ergo Judas ad Onan filium suum: Ingredere ad uxorem fratris tui, et sociare illi, ut suscites semen fratri tuo. Da sprach Judas zu Onan, seinem Sohne: Begib dich zu dem Weibe deines Bruders und nimm sie zur Ehe, dass du deinem Bruder Nachkommenschaft erweckest.⁴ Genesis Gen 1 38 8 4 Nach uralter, später im mosaischen Gesetze [Dtn 25,5] vorgeschriebener, indes auch V. 7 gemilderter Sitte. Genesis Gen 1 38 9 Ille sciens non sibi nasci filios, introiens ad uxorem fratris sui, semen fundebat in terram, ne liberi fratris nomine nascerentur. Da aber Onan wusste, dass die Söhne nicht ihm geboren würden, so ließ er, wenn er zu dem Weibe seines Bruders ging, den Samen auf die Erde fallen, damit auf seines Bruders Namen keine Kinder geboren würden. Genesis Gen 1 0 1 C. Weiterer Verfolg der Geschichte Josephs: Josephs Sklave, Gefangener, Vizekönig von Ägypten (39,1 41,52) a. Joseph steht bei Putiphar in Gnaden (V. 6), doch wird er bald, da er die Versuchung seitens der Gattin seines Herrn zurückweist, von dieser angeklagt, ins Gefängnis geworfen. B. Hier gewinnt er die Gunst des Kerkermeisters. Genesis Gen 1 39 1 Igitur Joseph ductus est in gyptum, emitque eum Putiphar eunuchus Pharaonis, princeps exercitus, vir gyptius, de manu Ismaelitarum, a quibus perductus erat. Als nun¹ Joseph nach Ägypten weggeführt war, kaufte ihn Putiphar, ein Kämmerer Pharaos, der Oberste der Leibwache, ein Ägypter, aus der Hand der Ismaeliter, welche ihn dorthin gebracht hatten. Genesis Gen 1 39 1 1 Die Erzählung kehrt zu [Gen 37,36] zurück. Genesis Gen 1 39 10 Hujuscemodi verbis per singulos dies et mulier molesta erat adolescenti: et ille recusabat stuprum. So war das Weib dem Jünglinge mit derartigen Reden Tag für Tag lästig, er jedoch weigerte sich des Ehebruches.⁶ Genesis Gen 1 39 10 6 Die eheliche Treue war in Ägypten selten, und Angriffe wie dieser auf Joseph ein bei ägyptischen Frauen durchaus nicht unerhörtes Vorkommnis. Die ägyptischen Frauen konnten sich nämlich freier bewegen und waren nicht in Frauengemächern eingeschlossen. Genesis Gen 1 39 11 Accidit autem quadam die ut intraret Joseph domum, et operis quippiam absque arbitris faceret: Eines Tages aber geschah es, dass Joseph in das Haus trat, und irgendein Geschäft besorgte, während gerade niemand zugegen war; Genesis Gen 1 39 12 Et illa, apprehensa lacinia vestimenti ejus, diceret: Dormi mecum. Qui relicto in manu ejus pallio fugit, et egressus est foras. da ergriff sie ihn am Saum seines Gewandes, und sprach: Schlafe bei mir! Er aber ließ sein Oberkleid in ihrer Hand, und floh, und eilte aus dem Hause hinaus. Genesis Gen 1 39 13 Cumque vidisset mulier vestem in manibus suis, et se esse contemptam, Als nun das Weib sah, dass das Kleid in ihren Händen geblieben, und sie verschmäht sei,⁷ Genesis Gen 1 39 13 7 Hebr.: und er hinausgeflohen sei. Genesis Gen 1 39 14 Vocavit ad se homines domus suæ, et ait ad eos: En introduxit virum Hebræum, ut illuderet nobis: ingressus est ad me, ut coiret mecum: cumque ego succlamassem, rief sie die Hausleute herbei, und sprach zu ihnen:⁸ Sehet, da hat er⁹ einen Hebräer¹⁰ hereingebracht, an uns¹¹ Mutwillen zu verüben. Er kam zu mir herein, um bei mir zu liegen; und da ich laut schrie, Genesis Gen 1 39 14 8 Die zurückgewiesene Zuneigung hat sich in Hass gewandelt, zugleich will sie einer etwaigen Anschuldigung seitens Joseph zuvorkommen. Genesis Gen 1 39 14 9 Nicht mein Mann, sondern er. Aus Ehrfurcht wird der Gemahl nicht ausdrücklich gemacht. Genesis Gen 1 39 14 10 Die Hebräer waren den Ägyptern besonders verhasst. Genesis Gen 1 39 14 11 Uns Frauen. So ist keine mehr sicher. Genesis Gen 1 39 15 Et audisset vocem meam, reliquit pallium quod tenebam, et fugit foras. und da er mich rufen hörte, ließ er das Oberkleid zurück, das ich festhielt, und floh hinaus. Genesis Gen 1 39 16 In argumentum ergo fidei retentum pallium ostendit marito revertenti domum, Sie behielt also das Kleid zum Zeugnisse der Wahrheit, und zeigte es ihrem Manne, als dieser nach Hause zurückkehrte, Genesis Gen 1 39 17 Et ait: Ingressus est ad me servus Hebræus quem adduxisti, ut illuderet mihi: und sprach: Der hebräische Knecht, den du hereingebracht hast, kam zu mir, seinen Mutwillen an mir zu üben. Genesis Gen 1 39 18 Cumque audisset me clamare, reliquit pallium quod tenebam, et fugit foras. Als er mich aber um Hilfe rufen hörte, ließ er sein Oberkleid zurück, das ich festhielt, und floh zum Hause hinaus. Genesis Gen 1 39 19 His auditis dominus, et nimium credulus verbis conjugis, iratus est valde: Als der Herr solches hörte, und den Worten seines Weibes allzuleicht Glauben schenkte, ward er sehr zornig,¹² Genesis Gen 1 39 19 12 Hebr.: Als sein Herr die Worte seines Weibes hörte, die zu ihm geredet hatte: Also hat dein Sklave mir getan, ward er sehr zornig. Genesis Gen 1 39 2 Fuitque Dominus cum eo, et erat vir in cunctis prospere agens: habitavitque in domo domini sui, Und der Herr war mit ihm, und er war ein Mann, dem alles, was er begann, glücklich von Statten ging, und er wohnte im Hause seines Gebieters,² Genesis Gen 1 39 2 2 Er war seinem Gebieter schon sehr notwendig geworden. Genesis Gen 1 39 20 Tradiditque Joseph in carcerem, ubi vincti regis custodiebantur, et erat ibi clausus. und ließ den Joseph in den Kerker¹³ werfen, wo die Gefangenen des Königs verwahrt wurden, und er lag dort gefangen.¹⁴ [Ps 104,18] Genesis Gen 1 39 20 13 Dieser war im Hause Putiphars. [Gen 40,3.4] Genesis Gen 1 39 20 14 Ohne Verhör und ohne Verteidigung. Die Ehre der Frauen war gesetzlich geschützt, deshalb wird Joseph in das staatliche (königliche) Gefängnis abgeführt. Genesis Gen 1 39 21 Fuit autem Dominus cum Joseph, et misertus illius dedit ei gratiam in conspectu principis carceris: Der Herr aber war mit Joseph, und erbarmte sich seiner, und ließ ihn Gnade in den Augen des Aufsehers über das Gefängnis¹⁵ finden. Genesis Gen 1 39 21 15 Ein Unterbeamter Putiphars. Genesis Gen 1 39 22 Qui tradidit in manu illius universos vinctos qui in custodia tenebantur: et quidquid fiebat, sub ipso erat. Dieser vertraute ihm alle Gefangenen an, die in der Haft gehalten wurden; und alles, was dort geschah, geschah nach seiner Anordnung. Genesis Gen 1 39 23 Nec noverat aliquid, cunctis ei creditis: Dominus enim erat cum illo, et omnia opera ejus dirigebat. Und er sorgte um nichts, nachdem er ihm alles anvertraut hatte; denn der Herr war mit ihm, und ließ all sein Tun gelingen. Genesis Gen 1 39 3 Qui optime noverat Dominum esse cum eo, et omnia, quæ gereret, ab eo dirigi in manu illius. der sehr wohl wusste, dass der Herr mit ihm war und alles gelingen ließ, was er unternahm. Genesis Gen 1 39 4 Invenitque Joseph gratiam coram domino suo, et ministrabat ei: a quo præpositus omnibus gubernabat creditam sibi domum, et universa quæ ei tradita fuerant: Und Joseph fand Gnade bei seinem Herrn und ward sein Diener, und sein Herr setzte ihn über alles, und er leitete das Haus, das ihm anvertraut, und alles, was ihm übergeben war.³ Genesis Gen 1 39 4 3 Es wird eine doppelte Tätigkeit unterschieden: für das Haus, und für alles, was Putiphar gehört. V. 5 werden die Äcker erwähnt, weil die Landwirtschaft in Ägypten sehr blühte. Genesis Gen 1 39 5 Benedixitque Dominus domui gyptii propter Joseph, et multiplicavit tam in ædibus quam in agris cunctam ejus substantiam: Und der Herr segnete das Haus des Ägypters um Josephs willen und mehrte alles, was ihm gehörte, sowohl im Hause als auf dem Felde; Genesis Gen 1 39 6 Nec quidquam aliud noverat, nisi panem quo vescebatur. Erat autem Joseph pulchra facie, et decorus aspectu. und er⁴ sorgte um nichts, als um das Brot, das er aß.⁵ Joseph aber war schön von Gestalt, und anmutig anzusehen. Genesis Gen 1 39 6 4 Hebr.: Und er ließ alles, was ihm gehörte, in der Hand Josephs und kümmerte sich neben ihm um nichts außer um das Essen, das er aß. Genesis Gen 1 39 6 5 Putiphar tat nur das, was er unumgänglich selbst tun musste, wie essen, trinken, schlafen; alles Übrige ließ er durch Joseph besorgen. Genesis Gen 1 39 7 Post multos itaque dies injecit domina sua oculos suos in Joseph, et ait: Dormi mecum. Nach einiger Zeit nun warf seine Gebieterin ihre Augen auf Joseph, und sprach: Schlafe bei mir! Genesis Gen 1 39 8 Qui nequaquam acquiescens operi nefario, dixit ad eam: Ecce dominus meus, omnibus mihi traditis, ignorat quid habeat in domo sua: Er aber weigerte sich der schändlichen Tat, und sprach zu ihr: Siehe, mein Gebieter hat mir alles übergeben, und sorgt um nichts, was er im Hause hat; Genesis Gen 1 39 9 Nec quidquam est quod non in mea sit potestate, vel non tradiderit mihi, præter te, quæ uxor ejus es: quo modo ergo possum hoc malum facere, et peccare in Deum meum? und es ist nichts da, was mir nicht unterworfen wäre, oder was er mir nicht überlassen hätte, ausgenommen dich, die du sein Weib bist. Wie könnte ich also ein so großes Unrecht begehen, und wider meinen Gott sündigen? Genesis Gen 1 0 1 Joseph erklärt zwei Mitgefangenen ihre Träume. Genesis Gen 1 40 1 His ita gestis, accidit ut peccarent duo eunuchi, pincerna regis gypti, et pistor, domino suo. Nach diesen Ereignissen geschah es, dass zwei Kämmerer, der Mundschenk und der Bäcker des Königs von Ägypten, sich gegen ihren Herrn vergingen. Genesis Gen 1 40 10 In qua erant tres propagines, crescere paulatim in gemmas, et post flores uvas maturescere: an dem drei Reben waren; dieser begann allmählich zu treiben, und es kamen Blüten hervor und alsbald reiften Trauben. Genesis Gen 1 40 11 Calicemque Pharaonis in manu mea: tuli ergo uvas, et expressi in calicem quem tenebam, et tradidi poculum Pharaoni. Ich hatte aber den Becher Pharaos in meiner Hand, ich nahm also die Trauben, und drückte sie in den Becher aus, den ich hielt, und reichte dem Pharao den Becher.⁷ Genesis Gen 1 40 11 7 Wie die Trauben nicht so schnell reiften, pflegten die Ägypter sie auch nicht in den Kelch auszudrücken und dann den Saft zu trinken, sondern der Erzählende drängt alles in wenige Worte zusammen. Immerhin waren frischer Traubensaft und neuer Wein ein beliebtes Getränk bei den Ägyptern, bei welchen wenigstens sechs Arten Wein unterschieden wurden. Genesis Gen 1 40 12 Respondit Joseph: Hæc est interpretatio somnii: Tres propagines, tres adhuc dies sunt: Joseph antwortete: Dies ist die Auslegung des Traumes: Drei Reben sind noch drei Tage. Genesis Gen 1 40 13 Post quos recordabitur Pharao ministerii tui, et restituet te in gradum pristinum: dabisque ei calicem juxta officium tuum, sicut ante facere consueveras. Nach drei Tagen wird Pharao deines Dienstes wieder gedenken und dich in deine vorige Stelle wieder einsetzen; und du wirst ihm den Becher reichen deinem Amte gemäß, wie du es vordem zu tun pflegtest. Genesis Gen 1 40 14 Tantum memento mei, cum bene tibi fuerit, et facias mecum misericordiam: ut suggeras Pharaoni ut educat me de isto carcere: Nur gedenke doch dann meiner, wenn es dir wohlgeht, und erzeige mir die Huld, dass du bei Pharao Fürsprache einlegst, er möge mich aus diesem Kerker befreien; Genesis Gen 1 40 15 Quia furto sublatus sum de terra Hebræorum, et hic innocens in lacum missus sum. denn ich bin unrechtmäßig aus dem Lande der Hebräer⁸ geraubt und hier unschuldig in das Gefängnis geworfen worden.⁹ Genesis Gen 1 40 15 8 Proleptisch vom Verfasser eingesetztes Wort. Genesis Gen 1 40 15 9 Einzelheiten über seine Brüder und Putiphar erzählt Joseph dem Ägypter nicht, da für solche das rechte Urteil meist fehlt und diese deshalb leicht als nicht unschuldig erscheinen lassen. Den Brüdern gegenüber braucht Joseph das genauere: Ihr habt mich verkauft. [Gen 45,4.5] Genesis Gen 1 40 16 Videns pistorum magister quod prudenter somnium dissolvisset, ait: Et ego vidi somnium, Quod tria canistra farinæ haberem super caput meum: Da nun der Oberbäcker sah, dass er den Traum klug gedeutet hatte, sprach er: Auch ich habe einen Traum gehabt: Ich trug drei Körbe mit Backwerk auf meinem Haupte. Genesis Gen 1 40 17 Et in uno canistro quod erat excelsius, portare me omnes cibos qui fiunt arte pistoria, avesque comedere ex eo. In dem Korbe, welcher zu oberst war, trug ich allerlei Esswaren, wie sie der Bäcker macht, und die Vögel fraßen sie aus demselben hinweg. Genesis Gen 1 40 18 Respondit Joseph: Hæc est interpretatio somnii: Tria canistra, tres adhuc dies sunt: Da antwortete Joseph: Dieser Traum ist so zu deuten: Drei Körbe sind noch drei Tage. Genesis Gen 1 40 19 Post quos auferet Pharao caput tuum, ac suspendet te in cruce, et lacerabunt volucres carnes tuas. Nach diesen wird Pharao dich enthaupten,¹⁰ und an ein Kreuz hängen lassen, und die Vögel werden dein Fleisch fressen.¹¹ Genesis Gen 1 40 19 10 Wie sich die beiden Träume äußerlich ähneln, so braucht Joseph im Hebr. beide Male: Pharao wird dein Haupt erheben, aber in verschiedenem Sinne, wie die unmittelbar folgenden Worte zeigen. Vergl. [Joh 12,32ff]. Hier: Dein Haupt über dich erhaben. Im Traume des Oberbäckers ist es nicht Pharao, der das Brot nimmt, sondern die Vögel fressen es von dem Korbe auf seinem Haupte. Genesis Gen 1 40 19 11 Es war eine Verschärfung der Todesstrafe, wenn der Leib Enthaupteter auf einen Pfahl gehängt wurde. Vergl. [Dtn 21,22ff, Jos 10,26, 2Sam 4,12]. Die Ägypter verwendeten infolge ihrer Vorstellungen vom Zustande nach dem Tode auf die Erhaltung der Leichname große Sorgfalt. Genesis Gen 1 40 2 Iratusque contra eos Pharao (nam alter pincernis præerat, alter pistoribus) Da ward Pharao zornig über sie (denn der eine war der Obermundschenk, und der andere der Oberbäcker), Genesis Gen 1 40 20 Exinde dies tertius natalitius Pharaonis erat: qui faciens grande convivium pueris suis, recordatus est inter epulas magistri pincernarum, et pistorum principis. Am dritten Tage darnach war der Geburtstag Pharaos. Da gab er seinen Dienern ein großes Mahl, und bei dem Gastmahle erinnerte er sich des Obermundschenken und des Oberbäckers; Genesis Gen 1 40 21 Restituitque alterum in locum suum, ut porrigeret ei poculum: und den einen setzte er wieder in seine Stelle ein, ihm den Becher zu reichen, Genesis Gen 1 40 22 Alterum suspendit in patibulo, ut conjectoris veritas probaretur. den andern ließ er an den Galgen hängen, so dass sich die Wahrhaftigkeit des Deuters erwies.¹² Genesis Gen 1 40 22 12 Der heilige Hieronymus übersetzt hier ziemlich frei. Genesis Gen 1 40 23 Et tamen succedentibus prosperis, præpositus pincernarum oblitus est interpretis sui. Der Obermundschenk jedoch vergaß, als es ihm wohlging, seines Traumdeuters. Genesis Gen 1 40 3 Misit eos in carcerem principis militum, in quo erat vinctus et Joseph. und ließ sie in den Kerker des Anführers der Leibwache¹ werfen, in welchem auch Joseph gefangen saß. Genesis Gen 1 40 3 1 Das Gefängnis bildete also einen Teil der Gebäulichkeiten, welche den Palast des Obersten der Leibwache ausmachten. Genesis Gen 1 40 4 At custos carceris tradidit eos Joseph, qui et ministrabat eis: aliquantulum temporis fluxerat, et illi in custodia tenebantur. Der Kerkermeister² aber übergab sie dem Joseph, der sie auch bediente.³ Nach einiger Zeit, während der sie so gefangen gehalten wurden, Genesis Gen 1 40 4 2 Nach dem Hebr.: der Oberste der Leibwache. Um die beiden Hofbeamten, welche leicht wieder in Gunst kommen konnten und nach denen Pharao etwa fragen mochte, kümmert er sich persönlich. Genesis Gen 1 40 4 3 Er wird ihnen untergeordnet. Genesis Gen 1 40 5 Videruntque ambo somnium nocte una, juxta interpretationem congruam sibi: hatten beide in einer Nacht einen Traum, jeder nach der für ihn geltenden besonderen Bedeutung. Genesis Gen 1 40 6 Ad quos cum introisset Joseph mane, et vidisset eos tristes, Als nun Joseph am Morgen zu ihnen kam, und sie traurig sah, Genesis Gen 1 40 7 Sciscitatus est eos, dicens: Cur tristior est hodie solito facies vestra? fragte er sie,⁴ und sprach: Warum ist euer Angesicht heute trauriger als sonst? Genesis Gen 1 40 7 4 Hebr.: die Hofbeamten, welche mit ihm in der Haft im Hause jenes Herrn waren dessen Sklave er ja blieb. Genesis Gen 1 40 8 Qui responderunt: Somnium vidimus, et non est qui interpretetur nobis. Dixitque ad eos Joseph: Numquid non Dei est interpretatio? referte mihi quid videritis. Sie antworteten: Wir haben einen Traum gehabt, und es ist niemand da, der ihn uns auslegen könnte.⁵ Da sprach Joseph zu ihnen: Kommt die Auslegung denn nicht Gott zu?⁶ Erzählet mir, was ihr gesehen habet! Genesis Gen 1 40 8 5 Die beiden Gefangenen ahnen, dass ihr Traum eine Bedeutung hat. Sie halten Joseph für einen gewöhnlichen Menschen, darum erzählen sie ihm ihren Traum nicht von selbst. Genesis Gen 1 40 8 6 Sie ist ein Geschenk Gottes, nicht eine nur wenigen bekannte Kunst. Genesis Gen 1 40 9 Narravit prior, præpositus pincernarum, somnium suum: Videbam coram me vitem, Da erzählte zuerst der Obermundschenk seinen Traum: Ich sah einen Weinstock vor mir, Genesis Gen 1 0 1 c. Joseph wird vor Pharao berufen, erklärt, was niemand vermag, demselben dessen Traum von sieben fetten und sieben mageren Kühen und sieben vollen und sieben dürren Ähren (V. 36), und wird als Vizekönig über Ägypten gesetzt. (V. 44) Die ihm von Pharao gegebene Ehefrau gebiert ihm zwei Söhne, Ephraim und Manasse. D. Joseph und seine Brüder in Ägypten. (41,53 45,28) a. Auf sieben fruchtreiche durch die Träume Pharaos vorbedeutenden Jahre folgen die ebenfalls vorhergesagten sieben mageren Jahre, welche alle umwohnenden Völkerschafen zwingen, in Ägypten Lebensmittel zu kaufen. Genesis Gen 1 41 1 Post duos annos vidit Pharao somnium. Putabat se stare super fluvium, Zwei Jahre darauf hatte Pharao einen Traum. Es war ihm, er stehe am Strome, Genesis Gen 1 41 10 Iratus rex servis suis, me et magistrum pistorum retrudi jussit in carcerem principis militum: Als der König auf seine Knechte zürnte, ließ er mich und den Oberbäcker in den Kerker des Anführers der Leibwache werfen. Genesis Gen 1 41 11 Ubi una nocte uterque vidimus somnium præsagum futurorum. Dort hatten wir beide in einer Nacht einen Traum, der Künftiges bedeutete. Genesis Gen 1 41 12 Erat ibi puer Hebræus, ejusdem ducis militum famulus: cui narrantes somnia, Nun war daselbst ein hebräischer Jüngling, ein Diener eben des Befehlshabers der Leibwache; diesem erzählten wir unsere Träume, Genesis Gen 1 41 13 Audivimus quidquid postea rei probavit eventus: ego enim redditus sum officio meo: et ille suspensus est in cruce. und wir hörten genau das, was nachher der Ausgang bestätigte; denn ich wurde wieder in mein Amt eingesetzt, und jener ward an das Kreuz gehängt. Genesis Gen 1 41 14 Protinus ad regis imperium eductum de carcere Joseph totonderunt: ac veste mutata, obtulerunt ei. Da ward Joseph sogleich auf das Geheiß des Königs aus dem Kerker herausgeführt, und nachdem sie ihn geschoren und ihm andere Kleider angetan hatten, brachten sie ihn vor den König. Genesis Gen 1 41 15 Cui ille ait: Vidi somnia, nec est qui edisserat: quæ audivi te sapientissime conjicere. Dieser sprach zu ihm: Ich habe Träume gehabt, und es ist keiner da, der sie auslegen kann. Nun habe ich von dir gehört, dass du sie sehr weise deutest. Genesis Gen 1 41 16 Respondit Joseph: Absque me Deus respondebit prospera Pharaoni. Da antwortete Joseph: Nicht ich vermag es, Gott wird Pharao Heil bringende Antwort geben.⁵ [Mt 10,20] Genesis Gen 1 41 16 5 Mit großer Klugheit schreibt er Gott alles zu, wie [Gen 40,8]. Es war zudem in Ägypten Sklaven untersagt, geheime Künste zu treiben. Genesis Gen 1 41 17 Narravit ergo Pharao quod viderat: Putabam me stare super ripam fluminis, Nun erzählte Pharao, was er gesehen hatte: Es war mir, als stände ich am Ufer des Flusses; Genesis Gen 1 41 18 Et septem boves de amne conscendere, pulchras nimis, et obesis carnibus: quæ in pastu paludis vireta carpebant. da stiegen sieben Kühe aus dem Strome herauf, überaus schön und fetten Leibes, diese weideten das feuchte Ufergras ab. Genesis Gen 1 41 19 Et ecce, has sequebantur aliæ septem boves in tantum deformes et macilentæ, ut nunquam tales in terra gypti viderim: Und siehe, nach ihnen stiegen sieben andere Kühe herauf, so hässlich und mager, wie ich solche im Lande Ägypten niemals gesehen habe. Genesis Gen 1 41 2 De quo ascendebant septem boves, pulchræ et crassæ nimis: et pascebantur in locis palustribus. und aus diesem stiegen sieben Kühe empor, überaus schön und fett; und sie weideten in den feuchten Gefilden.¹ Genesis Gen 1 41 2 1 Die fetten Kühe kommen vom Nile, der Quelle der Fruchtbarkeit Ägyptens, her und weiden auf grünenden Wiesen, die mageren weiden nur am Ufer selbst. Genesis Gen 1 41 20 Quæ, devoratis et consumptis prioribus, Diese fraßen und verschlangen die ersten, Genesis Gen 1 41 21 Nullum saturitatis dedere vestigium: sed simili macie et squalore torpebant. Evigilans, rursus sopore depressus, und gleichwohl verriet nichts, dass sie gesättigt waren, sondern sie waren mager und hässlich, wie zuvor. Da erwachte ich, und wieder vom Schlafe überwältigt, Genesis Gen 1 41 22 Vidi somnium: Septem spicæ pullulabant in culmo uno plenæ atque pulcherrimæ. hatte ich diesen Traum: Sieben Ähren wuchsen an einem Halme sehr voll und schön. Genesis Gen 1 41 23 Aliæ quoque septem tenues et percussæ uredine, oriebantur e stipula: Dann wuchsen aus dem Halme sieben andere hervor, dürr und vom Glutwind versengt. Genesis Gen 1 41 24 Quæ priorum pulchritudinem devoraverunt. Narravi conjectoribus somnium, et nemo est qui edisserat. und die dürren verschlangen die ersten schönen. Ich habe den Wahrsagern den Traum erzählt, aber keiner kann ihn auslegen. Genesis Gen 1 41 25 Respondit Joseph: Somnium regis unum est: quæ facturus est Deus, ostendit Pharaoni. Da antwortete Joseph: Der Traum des Königs ist ein und derselbe! Gott verkündigt dem Pharao, was er tun will.⁶ Genesis Gen 1 41 25 6 Auf der Wiederholung des Traumbildes schließt Joseph auf die unwiderrufliche Sicherheit und das baldige Eintreten des von Gott Offenbarten. Genesis Gen 1 41 26 Septem boves pulchræ, et septem spicæ plenæ: septem ubertatis anni sunt: eamdemque vim somnii comprehendunt. Die sieben schönen Kühe und die sieben vollen Ähren sind sieben fruchtbare Jahre; und haben dieselbe Bedeutung im Traume. Genesis Gen 1 41 27 Septem quoque boves tenues atque macilentæ, quæ ascenderunt post eas, et septem spicæ tenues, et vento urente percussæ: septem anni venturæ sunt famis. Die sieben dürren und magern Kühe, die nach ihnen heraufstiegen, und die sieben dünnen, vom Glutwind verbrannten Ähren sind sieben Jahre einer kommenden Hungersnot. Genesis Gen 1 41 28 Qui hoc ordine complebuntur: Die Jahre werden so aufeinander folgen:⁷ Genesis Gen 1 41 28 7 Die Vulgata umschreibt, kürzt und behandelt den Text dieser Erzählung vielfach sehr frei. Genesis Gen 1 41 29 Ecce septem anni venient fertilitatis magnæ in universa terra gypti: Siehe, es werden sieben Jahre kommen, in denen im ganzen Lande Ägypten große Fruchtbarkeit herrscht; Genesis Gen 1 41 3 Aliæ quoque septem emergebant de flumine, fdæ, confectæque macie: et pascebantur in ipsa amnis ripa in locis virentibus: Nach ihnen stiegen sieben andere Kühe aus dem Strome auf, hässlich und abgemagert; und sie weideten am Ufer des Stromes, auf grünenden Auen, Genesis Gen 1 41 30 Quos sequentur septem anni alii tantæ sterilitatis, ut oblivioni tradatur cuncta retro abundantia: consumptura est enim fames omnem terram, nach diesen werden sieben andere Jahre von solcher Unfruchtbarkeit folgen, dass man des früheren Überflusses ganz vergessen wird, denn die Hungersnot wird das ganze Land aufreiben Genesis Gen 1 41 31 Et ubertatis magnitudinem perditura est inopiæ magnitudo. und die Größe des Mangels wird die Größe des Überflusses vernichten. Genesis Gen 1 41 32 Quod autem vidisti secundo ad eamdem rem pertinens somnium: firmitatis indicium est, eo quod fiat sermo Dei, et velocius impleatur. Dass du aber einen Traum zweimal hattest, der dieselbe Sache betrifft, ist das Anzeichen der Gewissheit, mit der Gottes Verkündigung in Erfüllung geht und bald verwirklicht wird. Genesis Gen 1 41 33 Nunc ergo provideat rex virum sapientem et industrium, et præficiat eum terræ gypti: So sehe sich der König nun um einen weisen und tätigen Mann um und setze ihn über das Land Ägypten; Genesis Gen 1 41 34 Qui constituat præpositos per cunctas regiones: et quintam partem fructuum per septem annos fertilitatis, und dieser setze Aufseher über alle Landschaften und sammle den fünften Teil der Früchte während der sieben Jahre der Fruchtbarkeit, Genesis Gen 1 41 35 Qui jam nunc futuri sunt, congreget in horrea: et omne frumentum sub Pharaonis potestate condatur, serveturque in urbibus. die schon jetzt kommen werden, in Vorratshäuser auf, und alles Getreide werde mit Pharaos Vollmacht und in den Städten aufgeschüttet und aufbewahrt.⁸ Genesis Gen 1 41 35 8 Der Auslegung fügt Joseph einen Rat bei, da er gleichfalls von Gott kommt, gute Aufnahme findet. Genesis Gen 1 41 36 Et præparetur futuræ septem annorum fami, quæ oppressura est gyptum, et non consumetur terra inopia. So werde ein Vorrat geschaffen für die sieben Jahre der Hungersnot, welche Ägypten bedrängen wird, und so wird das Land nicht durch Mangel zu Grunde gehen. Genesis Gen 1 41 37 Placuit Pharaoni consilium et cunctis ministris ejus: Dieser Rat gefiel dem Pharao und allen seinen Dienern wohl, Genesis Gen 1 41 38 Locutusque est ad eos: Num invenire poterimus talem virum, qui spiritu Dei plenus sit? und er sprach zu ihnen: Könnten wir wohl einen Mann finden, der voll des Geistes Gottes ist, wie dieser? Genesis Gen 1 41 39 Dixit ergo ad Joseph: Quia ostendit tibi Deus omnia quæ locutus es, numquid sapientiorem et consimilem tui invenire potero? So sprach er denn zu Joseph: Weil Gott dir alles kundgetan hat, was du gesagt hast, könnte ich da wohl einen Mann finden, der weiser als du, oder dir vergleichbar wäre? Genesis Gen 1 41 4 Devoraveruntque eas, quarum mira species et habitudo corporum erat. Expergefactus Pharao, und verschlangen die Kühe, die wunderbar schön von Aussehen und fetten Leibes waren. Da erwachte Pharao. Genesis Gen 1 41 40 Tu eris super domum meam, et ad tui oris imperium cunctus populus obediet: uno tantum regni solio te præcedam. Du sollst über mein Haus gesetzt sein, und dem Befehle deines Mundes soll das gesamte Volk gehorchen; nur durch den Königsthron allein werde ich höher sein als du.⁹ [Ps 104,21, 1Makk 2,53, Apg 7,10] Genesis Gen 1 41 40 9 Das Amt, das Joseph empfing, war wohl das eines Herrschers über die Höchststehenden im Süden und Norden, mit dem das höchste Richteramt verbunden war. Genesis Gen 1 41 41 Dixitque rursus Pharao ad Joseph: Ecce, constitui te super universam terram gypti. Und wiederum sprach Pharao zu Joseph: Siehe, ich setze dich über das ganze Land Ägypten.¹⁰ Genesis Gen 1 41 41 10 Ausführung des Beschlusses. Genesis Gen 1 41 42 Tulitque annulum de manu sua, et dedit eum in manu ejus: vestivitque eum stola byssina, et collo torquem auream circumposuit. Und er zog den Ring von seiner Hand,¹¹ und steckte ihn an Josephs Hand, und ließ ihn mit einem Kleide von feinstem Linnen¹² bekleiden, und legte eine goldene Kette um seinen Hals. Genesis Gen 1 41 42 11 Zur königlichen Ausrüstung gehörte in Ägypten der Siegelring, meist mit dem Namen des Königs. Genesis Gen 1 41 42 12 Diese Bekleidung war eine in Ägypten übliche Auszeichnung. Die Auszeichnung mit der goldenen Kette (vergleichbar mit den jetzigen Ordensverleihungen) war ebenso eine in Ägypten nicht ungewöhnliche Belohnung. Vielleicht war sie für Joseph zugleich die Einsetzung in sein Amt als oberster Richter, denn diese legten eine goldene Kette mit einem Bilde aus kostbaren Steinen, das die Wahrheit hieß, um den Hals, wenn eine Sitzung begann. Genesis Gen 1 41 43 Fecitque eum ascendere super currum suum secundum, clamante præcone, ut omnes coram eo genu flecterent, et præpositum esse scirent universæ terræ gypti. Alsdann ließ er ihn seinen zweiten Wagen besteigen,¹³ und durch einen Herold vor ihm her rufen, dass alle vor ihm ihre Kniee beugen¹⁴ und wissen sollten, dass er über das ganze Land Ägypten gesetzt sei. Genesis Gen 1 41 43 13 Den zweiten, dem Range nach, den ersten behielt der König für sich. Genesis Gen 1 41 43 14 Abreth (ägyptisch), ein Wort von zweifelhafter Deutung, mit welchem die Hebräer wohl diesen Sinn verbanden. Auch die Statthalter wurden durch Kniebeugung oder vielmehr durch Niederwerfen geehrt. Genesis Gen 1 41 44 Dixit quoque rex ad Joseph: Ego sum Pharao: absque tuo imperio non movebit quisquam manum aut pedem in omni terra gypti. Auch sprach der König zu Joseph: Ich bin Pharao;¹⁵ ohne deinen Willen soll niemand im ganzen Lande Ägypten Hand oder Fuß regen. Genesis Gen 1 41 44 15 Name der Würde. Großes Haus (vergl. hohe Pforte) Genesis Gen 1 41 45 Vertitque nomen ejus, et vocavit eum lingua gyptiaca, Salvatorem mundi. Deditque illi uxorem Aseneth filiam Putiphare sacerdotis Heliopoleos. Egressus est itaque Joseph ad terram gypti. Und er änderte seinen Namen, und nannte ihn in ägyptischer Sprache Retter der Welt,¹⁶ und gab ihm Aseneth,¹⁷ die Tochter des Putiphare,¹⁸ des Priesters von Heliopolis zum Weibe. So bereiste Joseph das Land Ägypten. Genesis Gen 1 41 45 16 Zaphnath-Paneach, was man u. a. übersetzt: Es spricht der Gott und er lebt. Der heilige Hieronymus hat für den ägyptischen Namen eine Übersetzung gewählt, in der Josephs Tätigkeit sich wiederspiegelt. Die Namensänderung war bei den ägyptischen Beamten nicht ungewöhnlich; bei Joseph aber umso mehr begründet, als so seine ausländische Herkunft nicht mehr hervortrat. Genesis Gen 1 41 45 17 Der Göttin Neit angehörig. Genesis Gen 1 41 45 18 Geschenk des Sonnengottes. Eine Abkürzung dieses Namens ist Putiphar, wie [Gen 37,36] der Oberst der Leibwache heißt. Dass Joseph die Tochter eines Priesters erhielt, geschah wohl, weil er seines monotheistischen Glaubens halber nicht, wie es sonst hohen Würdenträgern zukam, das Amt eines Oberpriesters bei einem Tempel bekleiden konnte, und diese Ehe einen Ersatz bilden sollte. Genesis Gen 1 41 46 (Triginta autem annorum erat quando stetit in conspectu regis Pharaonis) et circuivit omnes regiones gypti. (dreißig Jahre war er alt, als er vor dem König Pharao stand,)¹⁹ und zog durch alle Landschaften Ägyptens. Genesis Gen 1 41 46 19 Er war also etwa 13 Jahre Sklave gewesen. Genesis Gen 1 41 47 Venitque fertilitas septem annorum: et in manipulos redactæ segetes congregatæ sunt in horrea gypti. Und es kam die Fruchtbarkeit der sieben Jahre, und die Früchte wurden in Garben gebunden und in die Vorratshäuser Ägyptens gesammelt, Genesis Gen 1 41 48 Omnis etiam frugum abundantia in singulis urbibus condita est. und aller Überfluss der Früchte ward in den einzelnen Städten hinterlegt. Genesis Gen 1 41 49 Tantaque fuit abundantia tritici, ut arenæ maris coæquaretur, et copia mensuram excederet. So groß war der Überfluss an Getreide, dass er dem Sande am Meere gleich wurde und vor Menge nicht mehr zu messen war.²⁰ Genesis Gen 1 41 49 20 In Ägypten, wo selbst die geringste Kleinigkeit von den Schreibern notiert wurde, eine unerhörte Sache. Genesis Gen 1 41 5 Rursum dormivit, et vidit alterum somnium: Septem spicæ pullulabant in culmo uno plenæ atque formosæ: Als er wieder eingeschlafen war, hatte er einen zweiten Traum: Sieben Ähren wuchsen auf einem Halme, voll und schön. Genesis Gen 1 41 50 Nati sunt autem Joseph filii duo antequam veniret fames: quos peperit ei Aseneth filia Putiphare sacerdotis Heliopoleos. Dem Joseph aber wurden, ehe die Hungersnot ausbrach, zwei Söhne geboren, welche ihm Aseneth, die Tochter Putiphares, des Priesters von Heliopolis gebar. [Gen 46,20, Gen 48,5] Genesis Gen 1 41 51 Vocavitque nomen primogeniti, Manasses, dicens: Oblivisci me fecit Deus omnium laborum meorum, et domus patris mei. Und er nannte den Namen des Erstgeborenen Manasses,²¹ indem er sprach: Gott hat mich alle meine Mühsale und das Haus meines Vaters vergessen lassen.²² Genesis Gen 1 41 51 21 Nicht seine ägyptische Gattin, sondern Joseph gibt die Namen. Manasses: Einer, der in Vergessenheit bringt. Genesis Gen 1 41 51 22 Joseph hat durch die wunderbare Wendung seines Schicksals die Erkenntnis gewonnen, dass er nach göttlichen Ratschlusse nach Ägypten gebracht, von Gott aus der Sklaverei und dem Kerker erlöst und zum Herrn über ganz Ägypten erhoben ist, so dass er sich nun ganz Gott überlässt und auf eigenes Eingreifen in dessen Ratschluss verzichtet. Genesis Gen 1 41 52 Nomen quoque secundi appellavit Ephraim, dicens: Crescere me fecit Deus in terra paupertatis meæ. Den Namen des zweiten nannte er Ephraim,²³ denn er sprach: Gott hat mich fruchtbar gemacht im Lande meiner Armut. Genesis Gen 1 41 52 23 Doppelfruchtbarkeit. Die Nachkommen des Zweitgeborenen hatten eine größere Wichtigkeit als die des Erstgeborenen, wie die Umstände der Adoption durch Jakob zeigen. [Gen 48,19ff] Genesis Gen 1 41 53 Igitur transactis septem ubertatis annis, qui fuerant in gypto: Als nun die sieben Jahre des Überflusses in Ägypten vorübergegangen waren, Genesis Gen 1 41 54 Cperunt venire septem anni inopiæ, quos prædixerat Joseph: et in universo orbe fames prævaluit, in cuncta autem terra gypti panis erat. begannen die sieben Jahre der Not zu kommen, welche Joseph vorhergesagt hatte, und die Hungersnot nahm in allen Landen überhand, im ganzen Lande Ägypten aber war Brot.²⁴ Genesis Gen 1 41 54 24 In den Scheunen geborgen. Deshalb beginnt bald die Not im Lande. Genesis Gen 1 41 55 Qua esuriente, clamavit populus ad Pharaonem, alimenta petens. Quibus ille respondit: Ite ad Joseph: et quidquid ipse vobis dixerit, facite. Als nun auch dieses Hunger litt, rief das Volk zu Pharao um Nahrung. Er antwortete ihnen: Gehet zu Joseph; und alles, was er euch sagen wird, tuet! Genesis Gen 1 41 56 Crescebat autem quotidie fames in omni terra: aperuitque Joseph universa horrea, et vendebat gyptiis: nam et illos oppresserat fames. Die Hungersnot aber nahm alle Tage im ganzen Lande²⁵ zu; da öffnete Joseph alle Vorratshäuser und verkaufte den Ägyptern Getreide, denn auch sie drückte der Hunger hart. Genesis Gen 1 41 56 25 Ägypten. Die Maßregeln für Ägypten sind dem Verfasser weniger wichtig, weshalb er sie nur kurz erwähnt, um erst, nachdem er die wunderbare Vereinigung Josephs mit seiner Familie erzählt hat, wieder auf dieselben zurückzukommen. [Gen 47,13-27] Genesis Gen 1 41 57 Omnesque provinciæ veniebant in gyptum, ut emerent escas, et malum inopiæ temperarent. Und alle Länder²⁶ kamen nach Ägypten, um Getreide zu kaufen und der harten Not zu steuern. Genesis Gen 1 41 57 26 Alle benachbarten Länder. Genesis Gen 1 41 6 Aliæ quoque totidem spicæ tenues, et percussæ uredine oriebantur, Nach ihnen sprossten sieben andere Ähren, dünn und vom Glutwind² verbrannt auf Genesis Gen 1 41 6 2 Dem von Südosten aus der Wüste wehenden Chamsin. Genesis Gen 1 41 7 Devorantes omnem priorum pulchritudinem. Evigilans Pharao post quietem. und verschlangen die vorigen schönen Ähren. Da erwachte Pharao aus seinem Schlafe, Genesis Gen 1 41 8 Et facto mane, pavore perterritus, misit ad omnes conjectores gypti, cunctosque sapientes: et accersitis narravit somnium, nec erat qui interpretaretur. und als es Morgen geworden war, sandte er, von Schrecken überwältigt, zu allen Wahrsagern und allen Weisen³ Ägyptens, ließ sie kommen, und erzählte ihnen seinen Traum. Doch keiner war da, der ihn ausgelegt hätte. Genesis Gen 1 41 8 3 Er ließ wohl eine Auslese von Wahrsagern und Weisen kommen. Genesis Gen 1 41 9 Tunc demum reminiscens pincernarum magister, ait: Confiteor peccatum meum: Da erst erinnerte sich der Obermundschenk und sprach: Ich bekenne mein Vergehen:⁴ Genesis Gen 1 41 9 4 Die Vulgata weist mehr darauf hin, dass der Mundschenk sein Vergehen gegen Joseph bekennt; nach dem Hebr. kann er sich auch seiner Schuld gegen den König erinnern. Genesis Gen 1 0 1 b. Jakob sendet seine Söhne, mit Ausnahme Benjamins, nach Ägypten. (V. 4) Joseph erkennt seine Brüder, redet sie hart an und entlässt sie nur unter der Bedingung, dass sie das nächste Mal ihren Bruder Benjamin mit sich nach Ägypten bringen. (V. 35) c. Jakob will in die Mitnahme seines jüngsten Sohnes nicht einwilligen. Genesis Gen 1 42 1 Audiens autem Jacob quod alimenta venderentur in gypto, dixit filiis suis: Quare negligitis? Da aber Jakob hörte, dass man in Ägypten Getreide verkaufe, sprach er zu seinen Söhnen: Warum säumt ihr? Genesis Gen 1 42 10 Qui dixerunt: Non est ita, domine, sed servi tui venerunt ut emerent cibos. Sie sprachen: Nicht also, o Herr, sondern deine Knechte sind gekommen, um Nahrung zu kaufen. Genesis Gen 1 42 11 Omnes filii unius viri sumus: pacifici venimus, nec quidquam famuli tui machinantur mali. Wir alle sind Söhne eines Mannes; in friedlicher Absicht sind wir gekommen, und deine Knechte sinnen auf nichts Böses.² Genesis Gen 1 42 11 2 Zehn Brüder pflegen nicht zugleich Kundschafter zu sein. Auf nichts Böses. Hebr.: Sind nicht Kundschafter. Genesis Gen 1 42 12 Quibus ille respondit: Aliter est: immunita terræ hujus considerare venistis. Er antwortete ihnen: Es ist anders! Ihr seid gekommen, um zu erspähen, wo das Land nicht befestigt ist. Genesis Gen 1 42 13 At illi: Duodecim inquiunt, servi tui, fratres sumus, filii viri unius in terra Chanaan: minimus cum patre nostro est, alius non est super. Sie sprachen: Zwölf Brüder sind wir, deine Knechte, Söhne eines Mannes im Lande Chanaan; der jüngste ist bei unserm Vater, und ein anderer ist nicht mehr da.³ Genesis Gen 1 42 13 3 Einen anderen Beweis haben die Armen nicht, und wiederholen deshalb ihre Erzählung. Genesis Gen 1 42 14 Hoc est, ait, quod locutus sum: Exploratores estis. Da sprach Joseph: Es ist so, wie ich gesagt habe: Ihr seid Kundschafter! Genesis Gen 1 42 15 Jam nunc experimentum vestri capiam: per salutem Pharaonis non egrediemini hinc, donec veniat frater vester minimus. Doch nun will ich euch prüfen. Beim Leben Pharaos! ihr sollt nicht von hier wegziehen, bis euer jüngster Bruder hierher gekommen ist.⁴ Genesis Gen 1 42 15 4 Joseph sehnt sich nach seinem Bruder von derselben Mutter. Genesis Gen 1 42 16 Mittite ex vobis unum, et adducat eum: vos autem eritis in vinculis, donec probentur quæ dixistis utrum vera an falsa sint: alioquin per salutem Pharaonis exploratores estis. Sendet einen von euch hin, der ihn herbeihole; ihr aber werdet gefangen bleiben, bis sich zeiget, ob das, was ihr gesagt habet, wahr ist oder falsch, sonst, beim Leben Pharaos!⁵ seid ihr Kundschafter. Genesis Gen 1 42 16 5 Ägyptische Sitte der Beteuerung. So bestärkt er seine Brüder in dem Glauben, dass ein geborener Ägypter zu ihnen rede. Genesis Gen 1 42 17 Tradidit ergo illos custodiæ tribus diebus. Also ließ er sie in Gewahrsam legen drei Tage lang. Genesis Gen 1 42 18 Die autem tertio eductis de carcere, ait: Facite quæ dixi, et vivetis: Deum enim timeo. Am dritten Tage aber ließ er sie aus dem Gefängnisse herausführen und sprach: Tuet, wie ich gesagt habe,⁶ und ihr werdet am Leben bleiben; denn ich fürchte Gott!⁷ Genesis Gen 1 42 18 6 Richtiger: Was ich sage, denn er mildert den vor drei Tagen gefällten Ausspruch zu Gunsten seiner Brüder. Gehen sie auf den Vorschlag nicht ein, so bedroht er sie mit dem Tode. Genesis Gen 1 42 18 7 Als Beweis seiner guten Absicht beruft er sich auf seine Gottesfurcht. Ich werde euch nicht ungerecht behandeln, wenn ihr eure Unschuld beweist, oder: ich werde mein Versprechen halten und euch freilassen. Genesis Gen 1 42 19 Si pacifici estis, frater vester unus ligetur in carcere: vos autem abite, et ferte frumenta quæ emistis, in domos vestras, Wenn ihr friedliche Leute seid, so bleibe einer von euch Brüdern im Gefängnisse; ihr anderen aber ziehet hin,⁸ und bringet das Getreide, das ihr gekauft habt, zu euren Familien, Genesis Gen 1 42 19 8 Das Folgende hebräisch: Und schaffet das Getreide heim, dessen ihr für eure Familie bedürft. Genesis Gen 1 42 2 Audivi quod triticum venumdetur in gypto: descendite, et emite nobis necessaria, ut possimus vivere, et non consumamur inopia. Ich habe gehört, dass man Getreide in Ägypten verkauft; ziehet hinab, und kaufet, was wir nötig haben, damit wir leben können und nicht vor Hunger umkommen. Genesis Gen 1 42 20 Et fratrem vestrum minimum ad me adducite, ut possim vestros probare sermones, et non moriamini. Fecerunt ut dixerat, und bringet euren jüngsten Bruder zu mir her, damit ich eure Aussagen prüfen könne und ihr nicht sterbet. Da taten sie, wie er gesagt hatte, [Gen 43,3.5] Genesis Gen 1 42 21 Et locuti sunt ad invicem: Merito hæc patimur, quia peccavimus in fratrem nostrum, videntes angustiam animæ illius, dum deprecaretur nos, et non audivimus: idcirco venit super nos ista tribulatio. und sprachen zueinander: Verdientermaßen leiden wir dies, denn wir haben uns an unserem Bruder versündigt: wir sahen seine Seelenangst, während er uns anflehte, und wir hörten nicht darauf; darum ist nun diese Trübsal über uns gekommen.⁹ Genesis Gen 1 42 21 9 Die Strafe öffnet die Augen, welche die Schuld verschlossen. (Greg.) Sie bereuen ihr Unrecht aufrichtig. Genesis Gen 1 42 22 E quibus unus Ruben, ait: Numquid non dixi vobis: Nolite peccare in puerum: et non audistis me? en sanguis ejus exquiritur. Und einer von ihnen, Ruben, sprach: Habe ich es euch nicht gesagt: Versündiget euch nicht an dem Knaben; aber ihr hörtet nicht auf mich? Sehet, nun wird sein Blut gefordert! [Gen 37,22] Genesis Gen 1 42 23 Nesciebant autem quod intelligeret Joseph: eo quod per interpretem loqueretur ad eos. Sie wussten aber nicht, dass Joseph sie verstand, weil er durch einen Dolmetscher zu ihnen sprach.¹⁰ Genesis Gen 1 42 23 10 Dieser war also jetzt nicht zugegen. Genesis Gen 1 42 24 Avertitque se parumper, et flevit: et reversus locutus est ad eos. Da wandte er sich von ihnen ab und weinte; und nach einer kleinen Weile sich ihnen wieder zuwendend, redete er zu ihnen. Genesis Gen 1 42 25 Tollensque Simeon, et ligans illis præsentibus, jussit ministris ut implerent eorum saccos tritico, et reponerent pecunias singulorum in sacculis suis, datis supra cibariis in viam: qui fecerunt ita. Hierauf ließ er Simeon vor ihren Augen ergreifen und binden¹¹ und gebot den Dienern, ihre Säcke mit Getreide zu füllen, und einem jeden sein Geld wieder in seinen Sack zu legen, ihnen auch Lebensmittel auf den Weg zu geben.¹² Sie taten also. Genesis Gen 1 42 25 11 Warum Joseph gerade Simeon zurückbehielt, ist nicht mit Sicherheit anzugeben. Ruben hatte seine Schonung verdient, deshalb wählt er diesen nicht, sondern den Zweitältesten. Von jetzt an erscheint Simeon als Gefangener [Gen 42,34.36, Gen 43,14]. Seine Freilassung wird [Gen 43,23] berichtet, und damit stimmt [Gen 43,33], wo von allen Brüdern die Rede ist, überein, und [Gen 44,17-34], wo Joseph nur einen als Gefangenen fordert, den angeblichen Dieb Benjamin. Genesis Gen 1 42 25 12 Er will ihnen einen Beweis seines Wohlwollens geben. Genesis Gen 1 42 26 At illi portantes frumenta in asinis suis, profecti sunt. Jene aber luden das Getreide auf ihre Esel und zogen von dannen. Genesis Gen 1 42 27 Apertoque unus sacco, ut daret jumento pabulum in diversorio, contemplatus pecuniam in ore sacculi, Als aber einer seinen Sack öffnete, um in der Herberge seinem Tiere Futter zu geben, sah er sein Geld im Sacke obenauf liegen Genesis Gen 1 42 28 Dixit fratribus suis: Reddita est mihi pecunia, en habetur in sacco. Et obstupefacti turbatique, mutuo dixerunt: Quidnam est hoc quod fecit nobis Deus? und sprach zu seinen Brüdern: Man hat mir mein Geld zurückgegeben, sehet, hier liegt es in dem Sacke! Erstaunt und bestürzt sagte einer zu dem andern: Was hat uns Gott angetan?¹³ Genesis Gen 1 42 28 13 Sie sind von Furcht erfüllt, es möchte ihnen ein Hinterhalt gelegt sein. Auch die übrigen fanden das Geld. Vergl. [Gen 43,21]. Genesis Gen 1 42 29 Veneruntque ad Jacob patrem suum in terram Chanaan, et narraverunt ei omnia quæ accidissent sibi, dicentes: Und sie kamen zu Jakob, ihrem Vater, in das Land Chanaan, und erzählten ihm alles, was ihnen begegnet war, und sprachen: Genesis Gen 1 42 3 Descendentes igitur fratres Joseph decem, ut emerent frumenta in gypto, Da zogen zehn von den Brüdern Josephs hinab, um Getreide in Ägypten zu kaufen; Genesis Gen 1 42 30 Locutus est nobis dominus terræ dure, et putavit nos exploratores esse provinciæ. Der Herr des Landes hat hart zu uns geredet, und meinte, wir wollten das Land auskundschaften. Genesis Gen 1 42 31 Cui respondimus: Pacifici sumus, nec ullas molimur insidias. Wir antworteten ihm: Wir sind friedliche Leute und hegen keine listigen Anschläge. Genesis Gen 1 42 32 Duodecim fratres uno patre geniti sumus: unus non est super, minimus cum patre nostro est in terra Chanaan. Wir sind zwölf Brüder, von einem Vater gezeugt; einer ist nicht mehr, der jüngste ist bei unserm Vater im Lande Chanaan. Genesis Gen 1 42 33 Qui ait nobis: Sic probabo quod pacifici sitis: fratrem vestrum unum dimittite apud me, et cibaria domibus vestris necessaria sumite, et abite, Er aber sprach zu uns: Daran werde ich erkennen, ob ihr friedliche Leute seid: Einen von euch Brüdern lasset bei mir zurück, und nehmet das für eure Familien notwendige Getreide, und ziehet hin, Genesis Gen 1 42 34 Fratremque vestrum minimum adducite ad me, ut sciam quod non sitis exploratores: et istum, qui tenetur in vinculis, recipere possitis: ac deinceps quæ vultis, emendi habeatis licentiam. und bringet euern jüngsten Bruder hierher zu mir, damit ich mich überzeuge, dass ihr keine Kundschafter seid, und dass ihr den, der gefangen bleibt, zurückerhalten möget, und es euch dann gestattet sei, zu kaufen, was ihr wollt.¹⁴ Genesis Gen 1 42 34 14 Vergleiche den Bericht der Brüder [Gen 44,22]. Was ihr wollt: Hebr.: Und ihr möget das Land durchziehen. Genesis Gen 1 42 35 His dictis, cum frumenta effunderent, singuli repererunt in ore saccorum ligatas pecunias: exterritisque simul omnibus, Da sie dies gesagt hatten und ihr Getreide ausschütteten, fand ein jeder seinen Beutel mit Geld oben in seinem Sack; und sie erschraken alle miteinander.¹⁵ Genesis Gen 1 42 35 15 Ihr Staunen in der Herberge wird jetzt zum Schrecken. Alle haben ihr Geld wiedergefunden, der eine unterwegs, die anderen zu Hause. Wenn die Brüder [Gen 43,21] die Tatsache vor allem dem Haushalter Josephs erzählen, fassen sie zusammen, was genau genommen, geschieden werden muss. Andere Erklärer sagen: Alle Brüder entdeckten schon auf der Reise das Geld, und nun erst überkommt sie so große Furcht, da sie den Schrecken des Vaters sehen. Genesis Gen 1 42 36 Dixit pater Jacob: Absque liberis me esse fecistis: Joseph non est super, Simeon tenetur in vinculis, et Benjamin auferetis: in me hæc omnia mala reciderunt. Da sprach Jakob, ihr Vater: Ihr macht mich kinderlos! Joseph ist nicht mehr, Simeon liegt gefangen, und Benjamin wollet ihr wegnehmen; auf mich kommt all dies Unglück. Genesis Gen 1 42 37 Cui respondit Ruben: Duos filios meos interfice, si non reduxero illum tibi: trade illum in manu mea, et ego eum tibi restituam. Da antwortete ihm Ruben: Töte meine beiden Söhne, wenn ich ihn dir nicht wieder zurückbringe; vertraue ihn mir an, und ich werde ihn dir wieder zurückstellen.¹⁶ Genesis Gen 1 42 37 16 Ruben ist im Vertrauen auf Gottes Vorsehung und den Eidschwur Josephs sicher. Genesis Gen 1 42 38 At ille: Non descendet, inquit, filius meus vobiscum: frater ejus mortuus est, et ipse solus remansit: si quid ei adversi acciderit in terra ad quam pergitis, deducetis canos meos cum dolore ad inferos. Er aber sprach: Mein Sohn soll nicht mit euch hinabziehen; sein Bruder ist tot, und er ist allein übrig;¹⁷ wenn ihm ein Leid widerführe in dem Lande, in das ihr ziehet, so würdet ihr meine grauen Haare vor Kummer unter die Erde bringen. Genesis Gen 1 42 38 17 Von Rachel. Genesis Gen 1 42 4 Benjamin domi retento a Jacob, qui dixerat fratribus ejus: Ne forte in itinere quidquam patiatur mali: Benjamin aber ward von Jakob zu Hause behalten; denn, sagte er zu dessen Brüdern, es möchte ihm auf der Reise ein Leid widerfahren. Genesis Gen 1 42 5 Ingressi sunt terram gypti cum aliis qui pergebant ad emendum. Erat autem fames in terra Chanaan. So kamen sie in das Land Ägypten mit anderen, welche dahin zogen, um einzukaufen; denn die Hungersnot herrschte im Lande Chanaan. Genesis Gen 1 42 6 Et Joseph erat princeps in terra gypti, atque ad ejus nutum frumenta populis vendebantur. Cumque adorassent eum fratres sui, Und Joseph war Machthaber über das Land Ägypten, und nach seiner Anordnung ward den Völkern Getreide verkauft. Als nun seine Brüder sich vor ihm verneigten,¹ Genesis Gen 1 42 6 1 Die damalige (Hyksos) Dynastie war besorgt wegen etwaiger Einfälle von Osten. Die Brüder Josephs, leicht als Semiten erkennbar, mussten mit ihrem zahlreichen Tross Aufsehen machen und werden wohl wegen Verdachtes der Spionage (V. 9ff) vor den höchsten Richter geführt. Sich verneigen: sich niederwerfen. Jetzt musste Joseph an seine Träume denken; doch noch fehlte an der Erfüllung derselben die Gegenwart eines Bruders. Nach diesem fragt er, zugleich seine Brüder auf die Probe stellend, ob sie sich gebessert. Diesem Ziele dienen seine weiteren Worte. Genesis Gen 1 42 7 Et agnovisset eos, quasi ad alienos durius loquebatur, interrogans eos: Unde venistis? Qui responderunt: De terra Chanaan, ut emamus victui necessaria. erkannte er sie, und redete sie hart an, als ob sie Fremde wären, und fragte sie: Woher kommt ihr? Sie antworteten: Aus dem Lande Chanaan, um das zum Leben Notwendige zu kaufen. Genesis Gen 1 42 8 Et tamen fratres ipse cognoscens, non est cognitus ab eis. Und obwohl er seine Brüder erkannte, erkannten doch sie ihn nicht. Genesis Gen 1 42 9 Recordatusque somniorum, quæ aliquando viderat, ait ad eos: Exploratores estis: ut videatis infirmiora terræ venistis. Da gedachte er der Träume, die er einst gehabt hatte, und sprach zu ihnen: Ihr seid Kundschafter und seid gekommen, zu erspähen, wo das Land unbewahrte Stellen hat. Genesis Gen 1 0 1 Da die Hungersnot zunimmt, sendet Jakob wiederum seine Söhne nach Ägypten, ihnen Benjamin beigebend, für dessen sichere Rückkehr Judas sich verbürgt. (V. 15) d. Die Brüder werden von Joseph freundlich aufgenommen. Genesis Gen 1 43 1 Interim fames omnem terram vehementer premebat. Indessen lastete die Hungersnot schwer auf dem ganzen Lande. Genesis Gen 1 43 10 Si non intercessisset dilatio, jam vice altera venissemus. Wäre nicht der Aufschub dazwischen gekommen, wir wären schon zum zweiten Male zurückgekehrt.⁸ Genesis Gen 1 43 10 8 Dasselbe brachte Judas V. 8 vor, um zu veranlassen, dass Benjamin mitgesendet werde, hier sagt er es, um zu erreichen, dass dies ohne Zögern geschehe. Genesis Gen 1 43 11 Igitur Israel pater eorum dixit ad eos: Si sic necesse est, facite quod vultis: sumite de optimis terræ fructibus in vasis vestris, et deferte viro munera, modicum resinæ, et mellis, et storacis, stactes, et terebinthi, et amygdalarum. Da sprach Israel, ihr Vater, zu ihnen: Wenn es denn also sein muss, so tuet nach eurem Willen; nehmet etwas von den besten Erzeugnissen des Landes in euren Säcken mit, und bringet dem Manne Geschenke, ein wenig Harz und Honig, und Gewürz, und Myrrhensaft, und Terebinthen, und Mandeln.⁹ Genesis Gen 1 43 11 9 Vergl. [Gen 37,25]. Was Esau [Gen 32,17] besänftigt hat, soll auch den Ägypter milde stimmen. Die Gaben sind auserwählte Landeserzeugnisse: Mastixharz, Traubenhonig (eingekocht), Tragakanth (Gummiharz der Astragalussträucher), Harz der Zitrusrose, Pistaziennüsse (oder das daraus gepresste Öl) und Mandeln. Genesis Gen 1 43 12 Pecuniam quoque duplicem ferte vobiscum: et illam, quam invenistis in sacculis, reportate, ne forte errore factum sit: Sodann nehmet das Geld doppelt mit euch, auch das Geld, welches ihr in den Säcken gefunden habt, bringet zurück, es möchte vielleicht ein Irrtum vorgekommen sein.¹⁰ Genesis Gen 1 43 12 10 Die Mitnahme des zurückgegebenen Geldes soll ihre Bereitwilligkeit zu erkennen geben, die schuldige Zahlung für das frühere Getreide zu leisten, das Angebot eines doppelten Preises für das noch zu erwerbende Getreide musste den Ägypter gewinnen. Genesis Gen 1 43 13 Sed et fratrem vestrum tollite, et ite ad virum. Nehmet auch euren Bruder mit, und ziehet zu dem Manne hin. Genesis Gen 1 43 14 Deus autem meus omnipotens faciat vobis eum placabilem: et remittat vobiscum fratrem vestrum quem tenet, et hunc Benjamin: ego autem quasi orbatus absque liberis ero. Mein Gott aber, der Allmächtige, mache ihn euch gewogen, dass er euren Bruder, den er gefangen hält, und diesen Benjamin hier mit euch zurücksende; ich aber werde ganz einsam und kinderlos sein.¹¹ Genesis Gen 1 43 14 11 Hebr.: Ich aber, wie ich verwaist bin, bin ich verwaist. Ausdruck der Ergebung in Gottes Willen. Genesis Gen 1 43 15 Tulerunt ergo viri munera, et pecuniam duplicem, et Benjamin: descenderuntque in gyptum, et steterunt coram Joseph. Da nahmen die Männer die Geschenke, und die doppelte Summe Geldes, dazu Benjamin, und zogen nach Ägypten hinab, und traten vor Joseph. Genesis Gen 1 43 16 Quos cum ille vidisset, et Benjamin simul, præcepit dispensatori domus suæ, dicens: Introduc viros domum, et occide victimas, et instrue convivium: quoniam mecum sunt comesturi meridie. Als dieser sie sah und Benjamin mit ihnen, gebot er seinem Hausverwalter¹² und sprach: Führe diese Männer in das Haus und lasse Tiere schlachten und ein Mahl bereiten, denn sie sollen Mittags mit mir essen. Genesis Gen 1 43 16 12 Dem Hausverwalter unterstand in Ägypten das Backen und Schlachten. Genesis Gen 1 43 17 Fecit ille quod sibi fuerat imperatum, et introduxit viros domum. Jener tat, wie ihm befohlen war, und führte die Männer in das Haus.¹³ Genesis Gen 1 43 17 13 Das Haus eines so hohen Herrn wie Joseph war, hatte damals einen Vorhof mit einem Vorzimmer für die Wache; hinter ihm war das Hauptgebäude des ganzen Hauses, der große Speisesaal. Joseph empfing also seine Brüder im Vorhofe und befahl dann, sie in das Haus zu führen, wo sie bis zum Beginn des Mahles verweilen sollten. Vor dem Mahle sollte der eigentliche feierliche Empfang stattfinden, der V. 27 29 erzählt wird. Die Brüder befürchten etwas Böses (wenn auch nicht mehr wegen Verdachts der Spionage, auf welche weder sie, noch Joseph zurückkommen) und entschuldigen sich vorweg. Genesis Gen 1 43 18 Ibique exterriti, dixerunt mutuo: Propter pecuniam, quam retulimus prius in saccis nostris, introducti sumus: ut devolvat in nos calumniam, et violenter subjiciat servituti et nos, et asinos nostros. Da erschraken sie und sagten zueinander: Wegen des Geldes, das wir das erste Mal in unsern Säcken mit zurückgenommen haben, wurden wir hereingeführt, er will eine falsche Beschuldigung gegen uns vorbringen¹⁴ und uns samt unsern Eseln gewaltsam zur Dienstbarkeit zwingen. Genesis Gen 1 43 18 14 Hebr.: Man will sich auf uns werfen. Genesis Gen 1 43 19 Quam ob rem in ipsis foribus accedentes ad dispensatorem domus Darum traten sie noch an dem Eingange zu dem Hausverwalter Genesis Gen 1 43 2 Consumptisque cibis quos ex gypto detulerant, dixit Jacob ad filios suos: Revertimini, et emite nobis pauxillum escarum. Als sie nun das Getreide aufgezehrt hatten, das sie aus Ägypten geholt, sprach Jakob zu seinen Söhnen: Kehret wieder zurück und kaufet etwas Lebensmittel für uns!¹ Genesis Gen 1 43 2 1 Jakob spricht nicht von der Befreiung Simeons. Sein Gemüt ist niedergedrückt, er glaubt wohl nicht an die Möglichkeit, jenen gerettet zu sehen. Vergl. [Gen 42,36.38]. Er wünscht wohl Lebensmittel zu kaufen, so viele für das Jahr notwendig sind, da er nicht weiß, dass noch fünf Jahre Hungersnot bevorstanden. Genesis Gen 1 43 20 Locuti sunt: Oramus domine ut audias nos. Jam ante descendimus ut emeremus escas: und sprachen: Wir bitten dich, Herr, du wollest uns hören!¹⁵ Wir sind vordem schon einmal herabgezogen, um Lebensmittel zu kaufen; [Gen 42,4] Genesis Gen 1 43 20 15 Du wolltest uns hören, fehlt im Hebr. Genesis Gen 1 43 21 Quibus emptis, cum venissemus ad diversorium, aperuimus saccos nostros, et invenimus pecuniam in ore saccorum: quam nunc eodem pondere reportavimus. und nachdem wir dieselben bezahlt hatten und in die Herberge gekommen waren, öffneten wir unsere Säcke, und fanden das Geld oben in den Säcken;¹⁶ nun haben wir es in gleichem Gewichte wieder mitgebracht. Genesis Gen 1 43 21 16 Das Hebräische fügt noch bei: Unser Geld nach seinem vollen Gewichte. So brachten wir es in unserer Hand zurück. Genesis Gen 1 43 22 Sed et aliud attulimus argentum, ut emamus quæ nobis necessaria sunt: non est in nostra conscientia quis posuerit eam in marsupiis nostris. Dazu haben wir noch anderes Geld mitgebracht, um das, was uns not tut, zu kaufen; wir haben kein Wissen davon, wer das Geld in unsere Säcke hineingelegt hat.¹⁷ Genesis Gen 1 43 22 17 Ehe Joseph etwa Gewalt gebraucht, wollen sie alles erklären. Genesis Gen 1 43 23 At ille respondit: Pax vobiscum, nolite timere: Deus vester, et Deus patris vestri dedit vobis thesauros in saccis vestris: nam pecuniam, quam dedistis mihi, probatam ego habeo. Eduxitque ad eos Simeon. Er aber antwortete: Friede sei mit euch, fürchtet euch nicht! Euer und eures Vaters Gott hat euch die Schätze in eure Säcke gegeben;¹⁸ denn das Geld, das ihr mir gabet, habe ich richtig befunden. Hierauf führte er Simeon zu ihnen heraus. Genesis Gen 1 43 23 18 Der in eurer Familie verehrte Gott. Der Hausmeister weiß, dass die Fremden aus Chanaan gekommen sind, und dass sein Herr ebenfalls von dorther stammte. Er weiß, dass Joseph lebhaftes Interesse an den Fremden hat, und so kann er, sei es auch dass er mehr weiß und es nicht sagen darf, alles als eine Freundlichkeit Gottes gegen sie bezeichnen. Genesis Gen 1 43 24 Et introductis domum, attulit aquam, et laverunt pedes suos, deditque pabulum asinis eorum. Alsdann führte er sie in das Haus und gab ihnen Wasser, und sie wuschen ihre Füße, und ihren Eseln ließ er Futter bringen. Genesis Gen 1 43 25 Illi vero parabant munera, donec ingrederetur Joseph meridie: audierant enim quod ibi comesturi essent panem. Sie aber legten die Geschenke bereit, bis Joseph zu Mittag käme; denn sie hatten gehört, dass sie daselbst das Mahl einnehmen sollten. Genesis Gen 1 43 26 Igitur ingressus est Joseph domum suam, obtuleruntque ei munera, tenentes in manibus suis: et adoraverunt proni in terram. Als nun Joseph in sein Haus kam, brachten sie ihm die Geschenke dar, die sie in ihren Händen trugen, und sie verneigten sich bis zur Erde. Genesis Gen 1 43 27 At ille, clementer resalutatis eis, interrogavit eos, dicens: Salvusne est pater vester senex, de quo dixeratis mihi? Adhuc vivit? Er aber grüßte sie freundlich wieder und fragte sie:¹⁹ Geht es eurem alten Vater, von dem ihr mir gesprochen habet, wohl? Lebt er noch? Genesis Gen 1 43 27 19 Nach dem hebr. Texte und Sept.: fragte nach ihrem Wohlbefinden und sagte. Joseph redet nicht mehr hart zu ihnen, wie zuvor. Er stellt sich aber, als wüsste er nicht mehr von ihrem Vater, als sie ihm gesagt haben. Genesis Gen 1 43 28 Qui responderunt: Sospes est servus tuus pater noster, adhuc vivit. Et incurvati, adoraverunt eum. Sie antworteten: Es geht deinem Knechte, unserm Vater, wohl, er lebt noch. Und sie neigten sich und warfen sich vor ihm nieder. Genesis Gen 1 43 29 Attollens autem Joseph oculos, vidit Benjamin fratrem suum uterinum, et ait: Iste est frater vester parvulus, de quo dixeratis mihi? Et rursum: Deus, inquit, misereatur tui, fili mi. Joseph aber erhob seine Augen, und sah Benjamin, seinen leiblichen Bruder,²⁰ und fragte: Ist dies euer jüngster Bruder, von dem ihr mir gesprochen habt? Und wiederum sprach er: Gott sei dir gnädig, mein Sohn! Genesis Gen 1 43 29 20 Er hatte seine Brüder zuvor nicht angeschaut, sondern die Augen gesenkt gehalten, doch er konnte den, den herzuberufen er so viel getan, nicht unbegrüßt lassen. Genesis Gen 1 43 3 Respondit Judas: Denuntiavit nobis vir ille sub attestatione jurisjurandi, dicens: Non videbitis faciem meam, nisi fratrem vestrum minimum adduxeritis vobiscum. Da antwortete Judas:² Jener Mann hat uns unter einem ausdrücklichen Eide eingeschärft: Ihr werdet mein Angesicht nicht sehen, außer ihr bringet euren jüngsten Bruder mit euch. Genesis Gen 1 43 3 2 Judas, weil Ruben dem Vater seines Verbrechens wegen verhasst ist. Genesis Gen 1 43 30 Festinavitque quia commota fuerant viscera ejus super fratre suo, et erumpebant lacrimæ: et introiens cubiculum flevit. Und er eilte hinweg, denn sein Herz ward von Rührung über seinen Bruder ergriffen, und Tränen brachen aus seinen Augen hervor; daher ging er in sein Gemach²¹ und weinte. Genesis Gen 1 43 30 21 Das Schlafzimmer lag bei den Ägyptern gewöhnlich in der Nähe des Speisezimmers. Genesis Gen 1 43 31 Rursumque lota facie egressus, continuit se, et ait: Ponite panes. Dann wusch er sich das Angesicht, und kam wieder heraus, und tat sich Gewalt an, und sprach: Bringet die Speisen. Genesis Gen 1 43 32 Quibus appositis, seorsum Joseph, et seorsum fratribus, gyptiis quoque qui vescebantur simul, seorsum (illicitum est enim gyptiis comedere cum Hebræis, et profanum putant hujuscemodi convivium) Da trug man sie auf, für Joseph besonders, und für seine Brüder besonders, und für die Ägypter, die mitaßen, besonders (denn die Ägypter dürfen nicht mit den Hebräern zusammen essen, und halten ein solches Mahl für unrein).²² Genesis Gen 1 43 32 22 Joseph erhält besonders aufgetragen, als hochgestellter Herr. Die Ägypter schlossen sich gegen das Ausland ab: die Priester aßen und tranken nichts, was aus dem Auslande kam; der Ägypter gebrauchte kein Essgerät eines Griechen. (Herodot.) So verhielten sie sich auch gegen die Hebräer, zumal diese dem Hirtenstande angehörten. Genesis Gen 1 43 33 Sederunt coram eo, primogenitus juxta primogenita sua, et minimus juxta ætatem suam. Et mirabantur nimis, Und sie kamen vor ihn zu sitzen, der Erstgeborene nach seiner Erstgeburt, und der Jüngste nach seinem Alter. Da verwunderten sie sich sehr. Genesis Gen 1 43 34 Sumptis partibus quas ab eo acceperant: majorque pars venit Benjamin, ita ut quinque partibus excederet. Biberuntque et inebriati sunt cum eo. Und sie nahmen jeder den Anteil, den er von ihm erhielt; der größte Teil aber kam auf Benjamin, so dass er fünfmal so viel erhielt, als die anderen.²³ Und sie tranken mit ihm und wurden fröhlich.²⁴ Genesis Gen 1 43 34 23 Vergl. [1Sam 9,32]. Gäste, die man besonders ehren wollte, erhielten einen reichlicheren Anteil als Ehrengabe. Reichlich satt wurden alle. Genesis Gen 1 43 34 24 Oder: satt. Der hebr. Ausdruck bezeichnet die Reichlichkeit des Genusses, nicht das Trunkenwerden. Vergl. [Hag 1,6]. Genesis Gen 1 43 4 Si ergo vis eum mittere nobiscum, pergemus pariter, et ememus tibi necessaria: Willst du ihn also mit uns senden, so werden wir zusammen hinziehen und dir das Nötige kaufen. Genesis Gen 1 43 5 Sin autem non vis, non ibimus: vir enim, ut sæpe diximus, denuntiavit nobis, dicens: Non videbitis faciem meam absque fratre vestro minimo. Willst du aber nicht, so werden wir nicht gehen, denn der Mann hat uns, wie wir öfter gesagt haben, eingeschärft: Ihr werdet mein Angesicht nicht ohne euren jüngsten Bruder sehen!³ [Gen 42,20] Genesis Gen 1 43 5 3 Dies ist nicht im Widerspruch mit [Gen 42,20.32]. Die Brüder wollen Jakob die unbedingte Notwendigkeit zeigen, Benjamin mit ihnen ziehen zu lassen, und so ergänzen sie die [Gen 42] in Kürze angeführten Worte Josephs. Genesis Gen 1 43 6 Dixit eis Israel: In meam hoc fecistis miseriam, ut indicaretis ei et alium habere vos fratrem. Israel sprach zu ihnen: Zu meinem Leide habt ihr dies getan, dass ihr ihm sagtet, ihr habt noch einen Bruder! Genesis Gen 1 43 7 At illi responderunt: Interrogavit nos homo per ordinem nostram progeniem: si pater viveret: si haberemus fratrem: et nos respondimus ei consequenter juxta id quod fuerat sciscitatus: numquid scire poteramus quod dicturus esset: Adducite fratrem vestrum vobiscum? Sie aber antworteten: Der Mann fragte der Ordnung nach nach unserer Abkunft:⁴ ob der Vater noch lebt, ob wir noch einen Bruder haben? Und demgemäß gaben wir Antwort auf das, wonach er uns fragte. Konnten wir denn wissen, dass er sagen würde: Bringet euren Bruder mit euch her?⁵ Genesis Gen 1 43 7 4 Hebr.: Nach uns und unserer Verwandtschaft. Die Brüder führen diese Worte so an, wie dieselben leichter für sie eine Entschuldigung bieten. Im übrigen ist es nicht notwendig anzunehmen, dass [Gen 42] bereits alle Fragen berichtet sind, sondern dieselben finden hier und [Gen 44,19] ihre Ergänzung. Genesis Gen 1 43 7 5 Nach [Gen 42,13.32] sollte man annehmen, dass sie von selbst von ihrem Vater und Benjamin vor Joseph zu sprechen begonnen haben, während sie hier und [Gen 44,19] sagen, sie seien von demselben gefragt worden. Beides konnte wahr sein. Nach der Klage Jakobs an dieser Stelle schweigen diejenigen, welche [Gen 37,31] ihren Vater getäuscht, ohne Schuld von der einen Tatsache. Genesis Gen 1 43 8 Judas quoque dixit patri suo: Mitte puerum mecum, ut proficiscamur, et possimus vivere: ne moriamur nos et parvuli nostri. Und Judas sprach zu seinem Vater: Lass den Knaben mit mir ziehen, dass wir uns aufmachen, und unser Leben zu erhalten vermögen, und nicht mit unsern Kindern⁶ sterben müssen. Genesis Gen 1 43 8 6 Hebr.: Wir und du und unsere Kinder. In dem wir ist Benjamin bereits eingeschlossen. Dein ungerechtfertigtes Mitleid gegen ihn würde die Ursache des Unterganges für uns alle sein. Genesis Gen 1 43 9 Ego suscipio puerum: de manu mea require illum: nisi reduxero, et reddidero eum tibi, ero peccati reus in te omni tempore. Ich bürge für den Knaben; von mir magst du ihn fordern; wenn ich ihn nicht zurückbringe und dir zurückstelle, will ich allezeit schuldig vor dir dastehen.⁷ [Gen 44,32] Genesis Gen 1 43 9 7 Und so auch alle Strafe erdulden, wie Versagung eines Erbes und des väterlichen Segens. So bietet Judas mehr als Ruben [Gen 42,37]. Genesis Gen 1 0 1 Joseph stellt seine Brüder auf die Probe, ob sie gegen den vom Vater besonders geliebten Benjamin Neid im Herzen haben. Genesis Gen 1 44 1 Præcepit autem Joseph dispensatori domus suæ, dicens: Imple saccos eorum frumento, quantum possunt capere: et pone pecuniam singulorum in summitate sacci. Joseph aber gebot seinem Hausverwalter, und sprach: Fülle ihre Säcke mit Getreide, so viel sie fassen können, und lege einem jeden sein Geld obenauf in den Sack. Genesis Gen 1 44 10 Qui dixit eis: Fiat juxta vestram sententiam: apud quemcumque fuerit inventum, ipse sit servus meus, vos autem eritis innoxii. Er sprach zu ihnen: Es geschehe nach eurem Ausspruche; der, bei dem es immer gefunden wird, soll mein Knecht sein, ihr aber sollt frei von Schuld sein.⁴ Genesis Gen 1 44 10 4 Der Verwalter nimmt scheinbar eine Untersuchung vor, doch mildert er, indem er den Vorschlag annimmt, die Todesstrafe für den Schuldigen in Knechtschaft um, während er die übrigen in Freiheit lassen will. Joseph will erfahren, ob die durch seinen Hausverwalter für frei erklärten Brüder sich des scheinbar schuldigen Benjamin annehmen werden. Genesis Gen 1 44 11 Itaque festinato deponentes in terram saccos, aperuerunt singuli. Da legten sie ihre Säcke eilig auf die Erde, ein jeder öffnete den seinen, Genesis Gen 1 44 12 Quos scrutatus, incipiens a majore usque ad minimum, invenit scyphum in sacco Benjamin. und er suchte, mit dem Sacke des ältesten beginnend, bis zum Sacke des jüngsten, und fand den Becher im Sacke Benjamins. Genesis Gen 1 44 13 At illi, scissis vestibus, oneratisque rursum asinis, reversi sunt in oppidum. Da zerrissen sie ihre Kleider, und beluden ihre Esel wieder, und kehrten in die Stadt zurück.⁵ Genesis Gen 1 44 13 5 Sie machen Benjamin keinen Vorwurf und wollen sein Schicksal teilen. Genesis Gen 1 44 14 Primusque Judas cum fratribus ingressus est ad Joseph (necdum enim de loco abierat) omnesque ante eum pariter in terram corruerunt. Und Judas trat an der Spitze⁶ seiner Brüder zu Joseph ein (denn dieser war noch nicht aus dem Hause weggegangen), und alle zusammen fielen vor ihm zur Erde nieder. Genesis Gen 1 44 14 6 Judas zeichnet sich auch weiter am meisten aus. Genesis Gen 1 44 15 Quibus ille ait: Cur sic agere voluistis? an ignoratis quod non sit similis mei in augurandi scientia? Er aber sprach zu ihnen: Warum mochtet ihr also handeln?⁷ Wisst ihr nicht, dass ich in der Kunst zu wahrsagen meines Gleichen nicht habe?⁸ Genesis Gen 1 44 15 7 Er redet alle an, als wisse er nicht, dass der Becher bei Benjamin gefunden und so der Verdacht vorzugsweise oder ausschließlich auf ihm hafte. Genesis Gen 1 44 15 8 Hebr.: Wisst ihr nicht, dass ein Mann wie ich durch Wahrsagung alles erfährt? Genesis Gen 1 44 16 Cui Judas: Quid respondebimus, inquit, domino meo? vel quid loquemur, aut juste poterimus obtendere? Deus invenit iniquitatem servorum tuorum: en omnes servi sumus domini mei, et nos, et apud quem inventus est scyphus. Da antwortete ihm Judas: Was sollen wir meinem Herrn antworten? Oder was sollen wir sagen oder können wir zu unserer Rechtfertigung vorbringen? Gott hat eine Missetat⁹ an deinen Knechten gefunden. Siehe, wir alle sind die Knechte meines Herrn, wir und der, bei dem der Becher gefunden worden.¹⁰ Genesis Gen 1 44 16 9 Den Diebstahl, der nicht zu bestreiten ist, auch wenn er nicht geschehen. Genesis Gen 1 44 16 10 Judas wälzt die Beschuldigung nicht auf Benjamin, vielmehr treten alle Brüder, wohl an [Gen 43,21] denkend, einmütig für denselben ein. Genesis Gen 1 44 17 Respondit Joseph: Absit a me ut sic agam: qui furatus est scyphum, ipse sit servus meus: vos autem abite liberi ad patrem vestrum. Joseph antwortete: Fern sei es von mir, so zu tun! Der, welcher den Becher gestohlen hat, sei mein Knecht; ihr aber möget frei zu eurem Vater hinziehen. Genesis Gen 1 44 18 Accedens autem propius Judas, confidenter ait: Oro domine mi, loquatur servus tuus verbum in auribus tuis, et ne irascaris famulo tuo: tu es enim post Pharaonem Da trat Judas näher herzu und sprach furchtlos: Ich bitte, Herr! lass deinen Knecht ein Wort zu deinen Ohren reden, und zürne deinem Diener nicht; du bist ja nach Pharao¹¹ Genesis Gen 1 44 18 11 Hebr.: wenn du bist so wie Pharao. Genesis Gen 1 44 19 Dominus meus. Interrogasti prius servos tuos: Habetis patrem, aut fratrem? mein Herr. Vordem fragtest¹² du deine Knechte: Habet ihr einen Vater oder einen Bruder?¹³ Genesis Gen 1 44 19 12 Hebr.: Mein Herr fragte seine Knechte vordem also. Genesis Gen 1 44 19 13 Ein Unschuldiger darf nicht gestraft werden, Jakob würde schwer leiden, wenn Benjamin festgehalten werden sollte. Genesis Gen 1 44 2 Scyphum autem meum argenteum, et pretium quod dedit tritici, pone in ore sacci junioris. Factumque est ita. Meinen silbernen Becher lege obenauf in den Sack des Jüngsten, samt dem Gelde, welches er für sein Getreide gegeben hat. Und es geschah also. Genesis Gen 1 44 20 Et nos respondimus tibi domino meo: Est nobis pater senex, et puer parvulus, qui in senectute illius natus est; cujus uterinus frater mortuus est: et ipsum solum habet mater sua, pater vero tenere diligit eum. Wir antworteten dir, meinem Herrn: Wir haben einen alten Vater, und auch ein kleiner Sohn ist da, der ihm in seinem hohen Alter geboren ist; dessen leiblicher Bruder ist tot, und so ist er der einzige Sohn seiner Mutter, und der Vater liebt ihn zärtlich.¹⁴ Genesis Gen 1 44 20 14 Er stellt alles zusammen, was Josephs Mitleid erregen kann. Genesis Gen 1 44 21 Dixistique servis tuis: Adducite eum ad me, ut ponam oculos meos super illum. Da sprachst du zu deinen Knechten: Bringet ihn zu mir her, damit ich ihn mit meinen Augen sehe.¹⁵ Genesis Gen 1 44 21 15 Mich ihm freundlich zeige. So konnte Judas Josephs Verlangen, Benjamin zu sehen, auf Grund von [Gen 43,29.34] erklären. Genesis Gen 1 44 22 Suggessimus domino meo: Non potest puer relinquere patrem suum: si enim illum dimiserit, morietur. Wir entgegneten meinem Herrn: Der Knabe kann seinen Vater nicht verlassen; denn wenn er ihn verlässt, so wird der Vater sterben.¹⁶ Genesis Gen 1 44 22 16 Also Joseph ist der Urheber vom Tode Jakobs, wenn Benjamin nicht wiederkehrt. Genesis Gen 1 44 23 Et dixisti servis tuis: Nisi venerit frater vester minimus vobiscum, non videbitis amplius faciem meam. Da sprachst du zu deinen Knechten: Wenn euer jüngster Bruder nicht mit euch kommt, werdet ihr mein Angesicht nicht mehr schauen. [Gen 43,3.5] Genesis Gen 1 44 24 Cum ergo ascendissemus ad famulum tuum patrem nostrum, narravimus ei omnia quæ locutus est dominus meus. Als wir nun hinaufgezogen waren zu deinem Knechte, unserm Vater, erzählten wir ihm alles, was mein Herr geredet hatte. Genesis Gen 1 44 25 Et dixit pater noster: Revertimini, et emite nobis parum tritici. Und unser Vater sprach: Ziehet wieder hin und kaufet uns etwas Getreide.¹⁷ Genesis Gen 1 44 25 17 Abgekürzt was ausführlicher [Gen 42,36] und [Gen 43,6] erzählt ist. Genesis Gen 1 44 26 Cui diximus: Ire non possumus: si frater noster minimus descenderit nobiscum, proficiscemur simul: alioquin illo absente, non audemus videre faciem viri. Wir aber sagten zu ihm: Wir können nicht gehen; wenn unser jüngster Bruder mit uns hinabzieht, wollen wir miteinander reisen; ohne ihn wagen wir nicht, vor das Angesicht des Mannes zu treten. Genesis Gen 1 44 27 Ad quæ ille respondit: vos scitis quod duos genuerit mihi uxor mea. Hierauf antwortete er: Ihr wisst, dass mein Weib mir zwei Söhne geboren hat. [Gen 35,24] Genesis Gen 1 44 28 Egressus est unus, et dixistis: Bestia devoravit eum: et hucusque non comparet. Der eine ist hinausgegangen, und ihr sagtet: Ein wildes Tier hat ihn gefressen; und bis heut ist er nicht wieder erschienen.¹⁸ Genesis Gen 1 44 28 18 Also hegte er noch immer Hoffnung. Genesis Gen 1 44 29 Si tuleritis et istum, et aliquid ei in via contigerit, deducetis canos meos cum mrore ad inferos. Nehmt ihr nun auch diesen weg, und begegnet ihm etwas auf dem Wege, so werdet ihr meine grauen Haare vor Jammer unter die Erde bringen. Genesis Gen 1 44 3 Et orto mane, dimissi sunt cum asinis suis. Als es nun Morgen ward, ließ man sie mit ihren Eseln ziehen. Genesis Gen 1 44 30 Igitur si intravero ad servum tuum patrem nostrum, et puer defuerit (cum anima illius ex hujus anima pendeat), Wenn ich also zu deinem Knecht, unserm Vater, käme, und der Knabe (an dessen Seele doch seine Seele hängt) wäre nicht bei uns, Genesis Gen 1 44 31 Videritque eum non esse nobiscum, morietur, et deducent famuli tui canos ejus cum dolore ad inferos. und er sähe ihn nicht bei uns, so stürbe er, und deine Knechte brächten seine grauen Haare vor Herzeleid unter die Erde.¹⁹ Genesis Gen 1 44 31 19 Das willst du doch sicher nicht. Es folgen die Gründe, weshalb es billig ist, dass Judas an Stelle Benjamins zurückbleibe. Genesis Gen 1 44 32 Ego proprie servus tuus sim, qui in meam hunc recepi fidem, et spopondi dicens: Nisi reduxero eum, peccati reus ero in patrem meum omni tempore. Vielmehr will ich dein Knecht sein; denn ich habe mich für ihn verbürgt und habe gelobt²⁰: Bringe ich ihn nicht wieder zurück, so will ich immerdar schuldig dastehen vor meinem Vater. [Gen 43,9] Genesis Gen 1 44 32 20 Hebr.: Denn dein Knecht hat den Jüngling von meinem Vater durch Bürgschaft erhalten, indem er sprach. Genesis Gen 1 44 33 Manebo itaque servus tuus pro puero in ministerio domini mei, et puer ascendat cum fratribus suis. Ich also, dein Knecht, will an Stelle des Knaben in der Dienstbarkeit meines Herrn bleiben, und der Knabe möge mit seinen Brüdern hinaufziehen. Genesis Gen 1 44 34 Non enim possum redire ad patrem meum, absente puero: ne calamitatis, quæ oppressura est patrem meum testis assistam. Denn ohne den Knaben kann ich zu meinem Vater nicht zurückkehren, damit ich nicht Zeuge des Kummers werde, unter dem mein Vater erliegen wird. Genesis Gen 1 44 4 Jamque urbem exierant, et processerant paululum: tunc Joseph accersito dispensatore domus, Surge, inquit, et persequere viros: et apprehensis dicito: Quare reddidistis malum pro bono? Schon waren sie aus der Stadt gezogen und waren noch nicht weit gekommen, da rief Joseph seinen Hausverwalter und sprach: Auf, jage den Männern nach, und wenn du sie eingeholt hast, so sprich: Warum habt ihr Gutes mit Bösem vergolten?¹ Genesis Gen 1 44 4 1 Der Hausverwalter soll sie als solche anreden, deren Schuld unzweifelhaft ist, die daher sogleich wissen müssen, um was es sich handelt. Darum fährt der hebr. Text V. 5 sogleich fort: Ist's nicht dieser, aus dem mein Herr trinkt? Genesis Gen 1 44 5 Scyphus, quem furati estis, ipse est in quo bibit dominus meus, et in quo augurari solet: pessimam rem fecistis. Der Becher, den ihr gestohlen habt, ist gerade der Becher, aus welchem mein Herr trinkt und aus dem er zu weissagen pflegt;² etwas sehr Schlimmes habt ihr getan! Genesis Gen 1 44 5 2 Die Wahrsagerei aus dem Becher wie aus den Schüsseln nannte man Hydromantie. Man warf in die Flüssigkeit ein Stückchen Gold, Silber oder Edelsteine und beobachtete die dabei sich zeigenden Erscheinungen, Figuren usw. Joseph will sich noch nicht zu erkennen geben und den Becher als ihm besonders wertvoll bezeichnen, zugleich erklären, warum der Verlust so schnell bemerkt ist. Aus V. 10 erhellt, dass der Hausverwalter noch weitere Weisungen hatte. Genesis Gen 1 44 6 Fecit ille ut jusserat. Et apprehensis per ordinem locutus est. Jener also tat, wie Joseph befohlen hatte. Und als er sie einholte, sprach er zu ihnen nach seinem Auftrage. Genesis Gen 1 44 7 Qui responderunt: Quare sic loquitur dominus noster, ut servi tui tantum flagitii commiserint? Sie antworteten: Warum redet unser Herr so, als hätten deine Knechte eine so schwere Freveltat verübt? Genesis Gen 1 44 8 Pecuniam, quam invenimus in summitate saccorum, reportavimus ad te de terra Chanaan: et quo modo consequens est ut furati simus de domo domini tui aurum vel argentum. Das Geld, das wir oben in unsern Säcken fanden, haben wir dir aus dem Lande Chanaan wiedergebracht;³ und wie ist es also denkbar, dass wir aus dem Hause deines Herrn Gold oder Silber gestohlen hätten? Genesis Gen 1 44 8 3 Wir haben das Geld außerhalb Ägyptens in unseren Säcken gefunden, wo wir keinen Ägypter zu fürchten hatten, und haben es lediglich aus Gewissenhaftigkeit zurückgebracht. Genesis Gen 1 44 9 Apud quemcumque fuerit inventum servorum tuorum quod quæris, moriatur, et nos erimus servi domini nostri. Derjenige unter deinen Knechten, bei dem immer das gefunden wird, was du suchst, sterbe, und wir anderen wollen Knechte unsers Herrn werden. Genesis Gen 1 0 1 Joseph gibt sich seinen Brüdern zu erkennen (V. 15) und lädt durch sie seinen Vater ein, mit allem, was ihm zugehört, nach Ägypten zu kommen. Genesis Gen 1 45 1 Non se poterat ultra cohibere Joseph multis coram adstantibus: unde præcepit ut egrederentur cuncti foras, et nullus interesset alienus agnitioni mutuæ. Da konnte Joseph nicht länger an sich halten vor allen, welche ihn umstanden, und gebot daher, dass alle hinausgehen sollten und kein Fremder zugegen wäre, wenn er sich seinen Brüdern zu erkennen gäbe. Genesis Gen 1 45 10 Et habitabis in terra Gessen: erisque juxta me tu, et filii tui, et filii filiorum tuorum, oves tuæ, et armenta tua, et universa quæ possides. Du sollst im Lande Gessen⁹ deinen Wohnsitz nehmen und mir nahe sein, du, und deine Söhne, und die Söhne deiner Söhne, deine Schafe und deine Herden, und alles, was du besitzest. Genesis Gen 1 45 10 9 Gessen (Hebr.: Gosen, Sept.: Gesem) ist der Teil Ägyptens, welcher sich vom tanitischen Nilarm ostwärts bis zur Landenge von Suez und südlich bis zu dem Hügelland zwischen dem Nil und den Bitterseen erstreckt. Dieses Gelände bildete später den 20. Gau von Unterägypten, und hieß als solches semitisch Kesem (Ostland, ägyptisch Kos). Zur Zeit Josephs schloss dieser Distrikt eine große, sehr fruchtbare Ebene in sich, welche heut durch den See Menzaleh ausgefüllt wird. Als bedeutendste Städte in Gessen werden Ramesses [Gen 47,11] und Pithom genannt. Ramesses trug den Namen von König Ramses. Dort residierte Ramses II., der die Israeliten zu Fronarbeiten zwang, und Menephta, unter dem sie auszogen. Ramesses war wahrscheinlich dieselbe Stadt, wie das [Num 13,23, Ps 77,12.43, Jes 19,11] u.a. genannte Tanis (hebr. Zoan), heute San. Pithom (hebr. Suchoth, Vulg. Sokoth oder Sokkoth), wird [Ex 12,37, Ex 13,20, Num 33,5] als zweite Station des Wüstenzuges bezeichnet. Später hieß es Heroopolis. Nicht zu verwechseln mit der ägyptischen Landschaft Gosen ist die palästinensische gleichen Namens. [Jos 10,41, Jos 11,16] Genesis Gen 1 45 11 Ibique te pascam (adhuc enim quinque anni residui sunt famis) ne et tu pereas, et domus tua, et omnia quæ possides. Daselbst will ich dich erhalten (denn es sind noch fünf Hungersjahre übrig), damit du nicht umkommest, noch dein Haus, noch alles, was du besitzest.¹⁰ Genesis Gen 1 45 11 10 So will er Jakob bewegen, das den Patriarchen verheißene Land zu verlassen. Genesis Gen 1 45 12 En oculi vestri, et oculi fratris mei Benjamin vident quod os meum loquatur ad vos. Sehet, eure Augen und die Augen meines Bruders Benjamin sehen, dass mein Mund zu euch redet.¹¹ Genesis Gen 1 45 12 11 Diese Worte sind besonders für den Vater berechnet, demselben jeden Zweifel zu nehmen. Genesis Gen 1 45 13 Nuntiate patri meo universam gloriam meam, et cuncta quæ vidistis in gypto: festinate, et adducite eum ad me. Verkündet meinem Vater alle meine Herrlichkeit, und alles, was ihr in Ägypten gesehen habt; eilet und bringet ihn zu mir her. Genesis Gen 1 45 14 Cumque amplexatus recidisset in collum Benjamin fratris sui, flevit: illo quoque similiter flente super collum ejus. Hierauf umarmte er seinen Bruder Benjamin, und fiel ihm um den Hals, und weinte, und auch jener weinte gleicherweise an seinem Halse. Genesis Gen 1 45 15 Osculatusque est Joseph omnes fratres suos, et ploravit super singulos: post quæ ausi sunt loqui ad eum. Und Joseph küsste alle seine Brüder und weinte über einen jeden, und dann erst wagten sie zu ihm zu reden.¹² Genesis Gen 1 45 15 12 Nachdem seine Rührung sie überzeugt, dass er wirklich Joseph sei und keinen feindseligen Gedanken gegen sie hege. Genesis Gen 1 45 16 Auditumque est, et celebri sermone vulgatum in aula regis: Venerunt fratres Joseph: et gavisus est Pharao, atque omnis familia ejus. Und es wurde bekannt und es ging die Kunde am Hofe des Königs von Mund zu Mund: Die Brüder Josephs sind gekommen! Und Pharao freute sich darüber und sein ganzes Haus. Genesis Gen 1 45 17 Dixitque ad Joseph ut imperaret fratribus suis, dicens: Onerantes jumenta, ite in terram Chanaan, Und er sprach zu Joseph, er sollte seinen Brüdern gebieten: Beladet eure Tiere, und ziehet hin in das Land Chanaan, Genesis Gen 1 45 18 Et tollite inde patrem vestrum et cognationem, et venite ad me, et ego dabo vobis omnia bona gypti, ut comedatis medullam terræ. und holet euren Vater, und eure Verwandtschaft von dort, und kommet her zu mir; und ich will euch alle Güter Ägyptens geben, dass ihr von dem Besten des Landes esset. Genesis Gen 1 45 19 Præcipe etiam ut tollant plaustra de terra gypti, ad subvectionem parvulorum suorum ac conjugum: et dicito: Tollite patrem vestrum, et properate quantocius venientes. Befiehl auch, sie sollen Wagen¹³ mitnehmen aus dem Lande Ägypten, um ihre kleinen Kinder und ihre Frauen darauf zu setzen, und sage: Nehmet euren Vater und eilet so schnell wie möglich herzukommen! Genesis Gen 1 45 19 13 Außer V. 21, 27 und 46,5 werden Wagen im Pentat. nur noch [Num 7,3-8] erwähnt. In Palästina, auch nach Ägypten, reiste man meist zu Fuß, Frauen und Kinder benutzten den Esel als Reittier [Ex 4,20, Jos 15,18, 1Sam 25,20.42] ebenso die Schwachen. [2Chr 28,15] Reitkamele werden [Gen 24] erwähnt. Die hier erwähnten Wagen hatten vermutlich keine Sitze, sondern waren zwei- oder vierräderige Karren. Von diesen sind die Staatswagen zu unterscheiden, wie der Wagen Josephs [Gen 46,29] vergl. [Gen 41,43], und die Kriegswagen [Ex 14,9] Genesis Gen 1 45 2 Elevavitque vocem cum fletu: quam audierunt gyptii, omnisque domus Pharaonis. Und er begann laut zu weinen, so dass die Ägypter¹ und das ganze Haus Pharaos es hörten. Genesis Gen 1 45 2 1 Vom Hause Josephs. Genesis Gen 1 45 20 Nec dimittatis quidquam de supellectili vestra: quia omnes opes gypti vestræ erunt. Sendet auch nichts von eurem Hausrate herab, denn alle Reichtümer Ägyptens sollen euer sein. Genesis Gen 1 45 21 Feceruntque filii Israel ut eis mandatum fuerat. Quibus dedit Joseph plaustra, secundum Pharaonis imperium: et cibaria in itinere. Da taten die Söhne Israels, wie ihnen geboten war. Joseph gab ihnen Wagen, nach dem Befehle Pharaos, und Zehrung auf die Reise; Genesis Gen 1 45 22 Singulis quoque proferri jussit binas stolas: Benjamin vero dedit trecentos argenteos cum quinque stolis optimis: auch ließ er einem jeden zwei Ehrenkleider¹⁴ bringen; dem Benjamin aber gab er dreihundert Silberlinge und fünf der besten Ehrenkleider. Genesis Gen 1 45 22 14 Äußere Kleider. Die Orientalen wechseln bei feierlichen Gelegenheiten die Kleider. Vergl. [Gen 35,2, Gen 41,14]. Genesis Gen 1 45 23 Tantumdem pecuniæ et vestium mittens patri suo, addens et asinos decem, qui subveherent ex omnibus divitiis gypti: et totidem asinas, triticum in itinere, panesque portantes. Und eben so viel Geld und Kleider sandte er seinem Vater, und fügte noch zehn Esel hinzu, beladen mit den kostbarsten Gaben Ägyptens, und ebensoviele Eselinnen, welche Getreide und Reisezehrung trugen. Genesis Gen 1 45 24 Dimisit ergo fratres suos, et proficiscentibus ait: Ne irascamini in via. So entließ er denn seine Brüder und sprach zu ihnen, da sie hinzogen: Zanket nicht auf dem Wege! Genesis Gen 1 45 25 Qui ascendentes ex gypto, venerunt in terram Chanaan ad patrem suum Jacob. Und sie zogen fort aus Ägypten und kamen in das Land Chanaan zu Jakob, ihrem Vater. Genesis Gen 1 45 26 Et nuntiaverunt ei, dicentes: Joseph filius tuus vivit: et ipse dominatur in omni terra gypti. Quo audito Jacob, quasi de gravi somno evigilans, tamen non credebat eis. Da erzählten sie ihm und sprachen: Joseph, dein Sohn, ist noch am Leben, und er gebietet über das ganze Land Ägypten. Da Jakob das hörte, war es, als erwache er aus einem schweren Schlafe, doch glaubte er ihnen nicht.¹⁵ Genesis Gen 1 45 26 15 Hebr.: Da wurde sein Herz starr, denn er glaubte ihnen nicht. Genesis Gen 1 45 27 Illi econtra referebant omnem ordinem rei. Cumque vidisset plaustra, et universa quæ miserat, revixit spiritus ejus, Als sie ihm aber alles der Ordnung nach erzählten, und er die Wagen und alles sah, was Joseph gesandt hatte, lebte sein Geist wieder auf, Genesis Gen 1 45 28 Et ait: Sufficit mihi si adhuc Joseph filius meus vivit: vadam, et videbo illum antequam moriar. und er sprach: Genug ist es mir, wenn mein Sohn Joseph noch lebt;¹⁶ ich will hinziehen und ihn sehen, bevor ich sterbe. Genesis Gen 1 45 28 16 Er fragt nichts nach Josephs Macht und Herrlichkeit, ihm genügt es, dass sein Sohn lebt. Genesis Gen 1 45 3 Et dixit fratribus suis: Ego sum Joseph: adhuc pater meus vivit? Non poterant respondere fratres nimio terrore perterriti. Dann sprach er zu seinen Brüdern: Ich bin Joseph; lebt mein Vater noch?² Aber seine Brüder konnten nicht antworten; so großer Schrecken hatte sie erfasst.³ Genesis Gen 1 45 3 2 Das ist seine höchste Herzensangelegenheit, und nichts konnte die Brüder schneller mit Joseph verbinden als der Gedanke an den gemeinsamen Vater. Genesis Gen 1 45 3 3 In Erinnerung ihres alten Unrechtes. Genesis Gen 1 45 4 Ad quos ille clementer: Accedite, inquit, ad me. Et cum accessissent prope, Ego sum, ait, Joseph, frater vester, quem vendidistis in gyptum. Da sprach er freundlich zu ihnen: Tretet doch her zu mir! Und als sie näher getreten waren, sagte er: Ich bin Joseph, euer Bruder, den ihr nach Ägypten verkauft habt. [Apg 7,13] Genesis Gen 1 45 5 Nolite pavere, neque vobis durum esse videatur quod vendidistis me in his regionibus: pro salute enim vestra misit me Deus ante vos in gyptum. Fürchtet euch nicht und lasset es euch nicht schwer aufs Herz fallen, dass ihr mich in dieses Land verkauft habt;⁴ denn zu eurem Heile hat mich Gott euch voraus nach Ägypten gesandt.⁵ [Gen 50,20 (korr.Gen 20,30Gen 50,20; vgl. Allioli 1839)] Genesis Gen 1 45 5 4 Hebr.: Und nun seid nicht bekümmert und geratet nicht in Unmut darüber, dass ihr mich hierher verkauft habt. Genesis Gen 1 45 5 5 Wie liebreich weiß er sie zu entschuldigen! Genesis Gen 1 45 6 Biennium est enim quod cpit fames esse in terra: et adhuc quinque anni restant, quibus nec arari poterit nec meti. Denn zwei Jahre ist es, dass der Hunger auf Erden begonnen hat, und noch stehen fünf Jahre bevor, in denen man weder wird pflügen noch ernten können. Genesis Gen 1 45 7 Præmisitque me Deus ut reservemini super terram, et escas ad vivendum habere possitis. So hat mich Gott voraus gesandt, dass ihr erhalten werdet auf Erden und Speise haben könntet, um zu leben.⁶ Genesis Gen 1 45 7 6 Hebr.: Gott aber schickte mich euch voraus, um Sorge zu tragen für den Fortbestand eures Stammes, und dass ihr am Leben bliebet, dass es zu einer großen Errettung käme. Somit habt nicht ihr mich hierher geschickt, sondern Gott usw. So weisen Josephs Worte auf die Bedeutung hin, die er selbst als Vorbild des messianischen Heiles hat. Genesis Gen 1 45 8 Non vestro consilio, sed Dei voluntate huc missus sum: qui fecit me quasi patrem Pharaonis, et dominum universæ domus ejus, ac principem in omni terra gypti. Nicht durch euren Ratschluss, sondern nach Gottes Willen bin ich hierher gesandt,⁷ er hat mich gleichsam zum Vater Pharaos, und zum Herrn seines ganzen Hauses, und zum Gebieter über das ganze Land Ägypten gemacht.⁸ Genesis Gen 1 45 8 7 Dreimal tröstet Joseph seine Brüder, dass nicht sie ihn nach Ägypten geschafft, sondern der Herr ihn dorthin geführt hat. Die Art, wie Joseph seine Brüder tröstet, ähnelt der Milde, mit welcher der heilige Petrus am ersten Pfingstfeste zu den Juden spricht. Genesis Gen 1 45 8 8 Vater Pharaos: allerhöchster Beamter, der die Befehle im Namen des Herrschers erlässt. Als solcher hat er auch die Verwaltung des Privatvermögens des Königs, ist Herr des Palastes, und ist dem Volke gegenüber Herr über das ganze Land. Genesis Gen 1 45 9 Festinate, et ascendite ad patrem meum, et dicetis ei: Hæc mandat filius tuus Joseph: Deus fecit me dominum universæ terræ gypti: descende ad me, ne moreris, Eilet, und ziehet hinauf zu meinem Vater, und saget ihm: Dieses lässt dir dein Sohn Joseph sagen: Gott hat mich zum Herrn über das ganze Land Ägypten gemacht; komme herab zu mir, säume nicht! Genesis Gen 1 0 1 E. Auswanderung Jakobs und seiner Familie nach Ägypten. (46,1 47,26) a. Auf Gottes Befehl gehorcht Jakob der Aufforderung seines Sohnes (V. 7) und zieht mit allen den Seinen, deren Namen aufgezählt werden (V. 27), nach Ägypten, wo Joseph ihn mit kindlicher Liebe empfängt. (V. 30) b. Joseph rät ihm, Pharao zu bitten, ihm das Land Gessen als Wohnsitz anzuweisen. Genesis Gen 1 46 1 Profectusque Israel cum omnibus quæ habebat, venit ad puteum juramenti: et mactatis ibi victimis Deo patris sui Isaac, Da brach Israel mit allem, was er hatte, auf, und kam zum Brunnen des Schwures,¹ und brachte daselbst dem Gott seines Vaters Isaak Opfer dar. Genesis Gen 1 46 1 1 Bersabee [Gen 21,33, Gen 26,23]; dort sagt er Gott Dank für die empfangenen Wohltaten (Chrys.), und befragt ihn wegen der Reise nach Ägypten. Genesis Gen 1 46 10 Filii Simeon: Jamuel et Jamin et Ahod, et Jachin et Sohar, et Saul filius Chanaanitidis. Die Söhne Simeons: Jamuel, Jamin, Ahod, Jachin, Sohar und Saul, der Sohn der Chananiterin.⁹ [Ex 6,15, 1Chr 4,24] Genesis Gen 1 46 10 9 Die anderen stammten also nicht von ihr ab. Genesis Gen 1 46 11 Filii Levi: Gerson et Caath et Merari. Die Söhne Levis: Gerson, Kaath, und Merari. [1Chr 6,1] Genesis Gen 1 46 12 Filii Juda: Her et Onan et Sela et Phares et Zara: mortui sunt autem Her et Onan in terra Chanaan. Natique sunt filii Phares: Hesron et Hamul. Die Söhne Judas: Her, Onan, Sela, Phares und Zara.¹⁰ Her und Onan jedoch starben im Lande Chanaan. Und Phares wurden Söhne geboren: Hesron und Hamul. [1Chr 2,3, 1Chr 4,21] Genesis Gen 1 46 12 10 Diese beiden werden nach dem Gesetze der Leviratsehe als Söhne Hers und Onans bezeichnet, welche auch diese selbst eingereiht werden. Genesis Gen 1 46 13 Filii Issachar: Thola et Phua et Job et Semron. Die Söhne Issachars: Thola, Phua, Job und Semron. [1Chr 7,1] Genesis Gen 1 46 14 Filii Zabulon: Sared et Elon et Jahelel. Die Söhne Zabulons: Sared, Elon, und Jahelel. Genesis Gen 1 46 15 Hi filii Liæ quos genuit in Mesopotamia Syriæ cum Dina filia sua: omnes animæ filiorum ejus et filiarum, triginta tres. Dies sind die Söhne Lias, die sie in Mesopotamien in Syrien gebar, samt Dina ihrer Tochter; alle Seelen ihrer Söhne und ihrer Töchter zusammen dreiunddreißig.¹¹ Genesis Gen 1 46 15 11 Entweder ist der Zusatz: Töchter, ein Schreibfehler, oder Saul ist nicht gerechnet. Genesis Gen 1 46 16 Filii Gad: Sephion et Haggi et Suni et Esebon et Heri et Arodi et Areli. Die Söhne Gads: Sephion, Haggi, Suni, Esebon, Heri, Arodi und Areli. Genesis Gen 1 46 17 Filii Aser: Jamne et Jesua et Jessui et Beria: Sara quoque soror eorum. Filii Beria: Heber et Melchiel. Die Söhne Asers: Jamne, Jesua, Jessui, Beria, dazu Sara, ihre Schwester. Die Söhne Berias: Heber und Melchiel. [1Chr 7,30] Genesis Gen 1 46 18 Hi filii Zelphæ, quam dedit Laban Liæ filiæ suæ: et hos genuit Jacob sedecim animas. Dies sind die Söhne der Zelpha, welche Laban seiner Tochter Lia mitgab, und diese gebar sie dem Jakob, sechzehn Seelen.¹² Genesis Gen 1 46 18 12 Fünfzehn Männer, doch siehe weiter unten. Genesis Gen 1 46 19 Filii Rachel uxoris Jacob: Joseph et Benjamin. Die Söhne Rachels, des Weibes Jakobs: Joseph und Benjamin. Genesis Gen 1 46 2 Audivit eum per visionem noctis vocantem se, et dicentem sibi: Jacob, Jacob. Cui respondit: Ecce adsum. Im nächtlichen Gesichte aber hörte er, wie Gott ihn rief und zu ihm sprach: Jakob, Jakob! Er antwortete ihm: Siehe, hier bin ich! Genesis Gen 1 46 20 Natique sunt Joseph filii in terra gypti, quos genuit ei Aseneth filia Putiphare sacerdotis Heliopoleos: Manasses et Ephraim. Auch dem Joseph wurden im Lande Ägypten Söhne geboren, welche ihm Aseneth, die Tochter Putiphares, des Priesters von Heliopolis, gebar: Manasses und Ephraim. [Gen 41,50] Genesis Gen 1 46 21 Filii Benjamin: Bela et Bechor et Asbel et Gera et Naaman et Echi et Ros et Mophim et Ophim et Ared. Die Söhne Benjamins: Bela,¹³ Bechor, Asbel, Gera,¹⁴ Naaman, Echi,¹⁵ Ros,¹⁶ Mophim, Ophim¹⁷ und Ared.¹⁸ [1Chr 7,6] Genesis Gen 1 46 21 13 Vergl. [Num 26,38] und [1Chr 5,1]. Genesis Gen 1 46 21 14 Bechor fehlt [Num 26,38]. Vergl. [1Chr 8,1] wo der Name gleichfalls (wohl durch einen Schreibfehler) fehlt. Genesis Gen 1 46 21 15 Wohl derselbe wie [Num 26,38] Ahiram. Genesis Gen 1 46 21 16 Nach der Summe V. 22 sind hier drei Namen enthalten; doch [Num 26] und [1Chr 8,1.2] bieten nur zwei. Nach [1Chr 8] hatte Benjamin als Sohn Ahara, Bela Sephuphan. Genesis Gen 1 46 21 17 [Num 26]: Hupham. [1Chr 8,5] wird Huram als Sohn Belas genannt. Genesis Gen 1 46 21 18 [Num 26,40] als Sohn Belas genannt, während [1Chr 8,3] als solcher Addar genannt wird. An diesen beiden Stellen werden zudem nur fünf Söhne Benjamins angeführt. Genesis Gen 1 46 22 Hi filii Rachel quos genuit Jacob: omnes animæ, quatuordecim. Dies sind die Söhne Rachels, welche sie Jakob gebar; zusammen vierzehn Seelen. Genesis Gen 1 46 23 Filii Dan: Husim. Die Söhne Dans: Husim. Genesis Gen 1 46 24 Filii Nephthali: Jasiel et Guni et Jeser et Sallem. Die Söhne Nephthalis: Jasiel, Guni, Jeser und Salem. Genesis Gen 1 46 25 Hi filii Balæ, quam dedit Laban Racheli filiæ suæ: et hos genuit Jacob: omnes animæ, septem. Dies sind die Söhne der Bala, welche Laban seiner Tochter Rachel mitgab, und diese gebar sie dem Jakob; zusammen sieben Seelen. Genesis Gen 1 46 26 Cunctæ animæ, quæ ingressæ sunt cum Jacob in gyptum, et egressæ sunt de femore illius, absque uxoribus filiorum ejus, sexaginta sex. Alle Seelen, die mit Jakob nach Ägypten kamen und die aus seinen Lenden hervorgegangen waren, ungerechnet die Frauen seiner Söhne, waren sechsundsechzig. Genesis Gen 1 46 27 Filii autem Joseph, qui nati sunt ei in terra gypti, animæ duæ. Omnes animæ domus Jacob, quæ ingressæ sunt in gyptum, fuere septuaginta. Die Söhne Josephs aber, die ihm im Lande Ägypten geboren worden, waren zwei Seelen. Alle Seelen des Hauses Jakob, die nach Ägypten kamen, waren siebzig.¹⁹ [Dtn 10,22] Genesis Gen 1 46 27 19 Vergl. [Dtn 10,22]. Wie erhielt Benjamin, der bei dem Einzuge in Ägypten noch keine Söhne hatte, zehn? Die Schwierigkeit wächst aus V. 15. Die sechs Söhne Lias sind in Mesopotamien geboren, aber auch die Enkel? [Gen 33,2] werden die Söhne genannt, indes als noch nicht verheiratet bezeichnet. Hatte ferner Simeon damals bereits die Chanaaniterin [Gen 46,18] zum Weibe genommen? Alle Söhne des Judas sind in Chanaan geboren, die Söhne Phares aber nicht in Mesopotamien. Wie die LXX zeigt, haben die alten Juden nicht eine so große Ehrfurcht gegen den heiligen Text bewiesen, wie die späteren. Die Septuaginta zählt außer anderen Abweichungen, die sie bietet, 75 Personen auf. Auch im hebräischen Texte sind wohl Zusätze gemacht, indem den Söhnen Benjamins und Phares einige andere Namen beigefügt wurden. Müssen in der Sept. solche Einschiebungen angenommen werden, so konnten solche auch im hebräischen Texte vorgenommen sein. Alle Namen werden [Num 26] als Namen der Fürsten der Familien angeführt, außer Achod, Bechor, Gera und Ared, deren Familien wohl ausgestorben waren. Ursprünglich fanden sich die Namen vieler Familienhäupter in unserem Verzeichnisse, weshalb die übrigen, von Ehrgeiz angestachelt, wohl die Namen ihrer Familienhäupter ebenfalls dort sehen wollten. So kamen denn deren Namen an die Stelle anderer, welche sich dort ursprünglich fanden. Stets waren es 70 Namen, wie [Ex 1,5] und [Dtn 10,22] zeigen, doch vielleicht waren auch solche von Töchtern darunter, wie V. 15 andeuten könnte, der jetzt keinen Sinn mehr hat, da V. 9 15 nur Dina genannt und nicht unter die 33gerechnet wird. An die Stelle der ausgefallenen Töchter treten also die Familienhäupter. In den Zahlen kann man zwei verschiedenartige Zählweisen unterscheiden. Die erste V. 15, 18, 22, 25 rechnet 33 + 16 + 14 + 7. In V. 16 werden aber nicht 16, sondern 15 Namen von Männern angegeben. Will man Sara beifügen, warum sollte da Dina V. 15 ausfallen? Doch der hebräische Verfasser hat wohl 16 eingesetzt, weil er so auf die Zahl 70 kommen wollte, welche in der Tat aus 33, 16, 14, 7 gebildet wird. Doch wird 3 + 66 = 70 gesetzt, das ist etwa 70, also ist V. 26 die Zahl 70 richtig. In der ersten Berechnung irrte der Rechner, da er übersah, dass Josua und Jossui ein Name, Echi, Nos und Mophim aber nur 2, nicht 3 Namen sind. Die zweite Berechnung trennt Manasse und Ephraim, welche zwar nach Ägypten kamen, aber nicht mit Jakob, und lässt Dina und Sara aus. Doch auch sie leidet an dem gleichen Gebrechen wie die erste betreffs der zwei, bezüglich drei Namen. Keine der beiden Berechnungen stammt also so von dem inspirierten Verfasser her. Sicher ist, dass die Zahl 70 richtig ist, wie [Ex 1,5] und [Dtn 10,22] bestätigen. Viele Namen sind echt, andere eingeschoben. Ausgelassen werden müssten Jossui und Ros, dann ergäbe sich die Zahl 66: bis Jahaled 33, von da bis Melchiel 15, von ihm bis Arad 11, von Arad bis zu Ende 7. Werden zu den 11 noch Joseph Manasse Ephraim beigegeben, so sind in V. 22 nicht 11, sondern 14. Genesis Gen 1 46 28 Misit autem Judam ante se ad Joseph, ut nuntiaret ei, et occurreret in Gessen. Er sandte aber Juda²⁰ vor sich her zu Joseph, um ihm Nachricht zu geben,²¹ dass er ihm entgegenkommen solle bis nach Gessen. Genesis Gen 1 46 28 20 Juda hatte mit Joseph unterhandelt. [Gen 44,14ff] Er war dem Vater besonders genehm, weil er sein Versprechen betreffs Benjamin so treu gehalten. Genesis Gen 1 46 28 21 Besser nach dem Hebr.: Damit dieser vor ihm her nach Gessen Anweisung gebe, und sie kamen nach dem Lande Gessen. Genesis Gen 1 46 29 Quo cum pervenisset, juncto Joseph curru suo, ascendit obviam patri suo ad eumdem locum: vidensque eum, irruit super collum ejus, et inter amplexus flevit. Als jener dahingekommen war, ließ Joseph seinen Wagen anspannen²² und zog seinem Vater an denselben Ort entgegen;²³ und da er ihn sah, fiel er ihm um den Hals und weinte an seinem Halse. Genesis Gen 1 46 29 22 Die Erwähnung von Pferden und Wagen weist darauf hin, dass die Israeliten nach der Periode der sogenannten Hirtenkönige kamen. Zu dieser Zeit galt die Hirtenklasse als minder vornehm, und wurde vom inneren Ägypten ausgeschlossen, insbesondere nichtägyptische Hirten, während die Ankömmlinge in Unterägypten eine Stütze gegen die unabhängigen Stammeshäupter in Oberägypten boten. Genesis Gen 1 46 29 23 Von Ägypten nach Chanaan zu erhebt sich der Boden. Der gleiche hebräische Ausdruck (zog hinauf) findet sich bei der Rückkehr, weil die Königsstadt als ein erhabener Ort galt oder vielleicht auch wirklich höher lag als Gessen. Genesis Gen 1 46 3 Ait illi Deus: Ego sum fortissimus Deus patris tui: noli timere, descende in gyptum, quia in gentem magnam faciam te ibi. Und Gott sprach zu ihm: Ich bin der Starke, der Gott deines Vaters,² fürchte dich nicht,³ ziehe hinab nach Ägypten, denn ich will dich daselbst zu einem großen Volke machen. Genesis Gen 1 46 3 2 Der ihm an eben diesem Orte so wunderbar seinen Beistand gewährt hat. Genesis Gen 1 46 3 3 Ob er Gott als Begleiter auf dieser Reise haben werde. Wie Abraham [Gen 12,1] nur auf Weisung Gottes nach Chanaan wanderte, so ziemte es sich, dass Jakob dies Land nur auf Gottes Geheiß verließ, um so mehr, als [Gen 26,2] Gott zu Isaak gesagt: Gehe nicht nach Ägypten hinab. Alle Verheißungen Gottes hatten ja auf Chanaan Bezug. Vergl. [Gen 12,2, Gen 13,16, Gen 15,18ff, Gen 17,8, Gen 18,18, Gen 22,17, Gen 26,24, Gen 28,14, Gen 35,12]. Genesis Gen 1 46 30 Dixitque pater ad Joseph: Jam lætus moriar, quia vidi faciem tuam, et superstitem te relinquo. Und der Vater sprach zu Joseph: Nun will ich freudig sterben, da ich dein Antlitz gesehen habe und dich am Leben zurücklasse. Genesis Gen 1 46 31 At ille locutus est ad fratres suos, et ad omnem domum patris sui: Ascendam, et nuntiabo Pharaoni, dicamque ei: Fratres mei, et domus patris mei. Qui erant in terra Chanaan, venerunt ad me: Er aber sprach zu seinen Brüdern und zum gesamten Hause seines Vaters: Ich werde hinaufziehen, und dem Pharao berichten, und ihm sagen: Meine Brüder, und das Haus meines Vaters, welche im Lande Chanaan waren, sind zu mir gekommen. Genesis Gen 1 46 32 Et sunt viri pastores ovium, curamque habent alendorum gregum: pecora sua, et armenta, et omnia quæ habere potuerunt, adduxerunt secum. Und zwar sind die Männer Schafhirten und treiben Viehzucht; ihre Schafe und Rinder, und alles, was sie besaßen, haben sie mitgebracht. Genesis Gen 1 46 33 Cumque vocaverit vos, et dixerit: Quod est opus vestrum? Wenn er euch nun rufen lässt und fragt: Welches ist euer Beruf? Genesis Gen 1 46 34 Respondebitis: Viri pastores sumus servi tui, ab infantia nostra usque in præsens, et nos et patres nostri. Hæc autem dicetis, ut habitare possitis in terra Gessen: quia detestantur gyptii omnes pastores ovium. So antwortet: Deine Knechte sind Hirten von Jugend auf bis jetzt, wir, sowohl wie unsere Väter. Das aber saget, damit ihr im Lande Gessen wohnen könnet, denn die Ägypter verabscheuen alle Schafhirten.²⁴ Genesis Gen 1 46 34 24 Joseph wollte die Seinigen vor der Befleckung durch die Ägypter bewahren (Epiph.) und ihnen den Zugang nach Chanaan offen halten. Genesis Gen 1 46 4 Ego descendam tecum illuc, et ego inde adducam te revertentem: Joseph quoque ponet manus suas super oculos tuos. Ich selbst werde mit dir dorthin hinabziehen, und ich selbst werde dich⁴ von dort heraufführen, wenn du zurückkehrst; und Joseph soll seine Hände auf deine Augen legen.⁵ Genesis Gen 1 46 4 4 Deine Nachkommenschaft (und deine Gebeine). Genesis Gen 1 46 4 5 Wird dich überleben und dir die Augen schließen. Genesis Gen 1 46 5 Surrexit autem Jacob a puteo juramenti: tuleruntque eum filii cum parvulis et uxoribus suis in plaustris quæ miserat Pharao ad portandum senem, Da brach Jakob vom Brunnen des Schwures auf, und seine Söhne hoben ihn mit ihren Kindern und Frauen auf die Wagen, die Pharao gesandt hatte, um den Greis hinzuführen, [Apg 7,15] Genesis Gen 1 46 6 Et omnia quæ possederat in terra Chanaan: venitque in gyptum cum omni semine suo, dazu alles,⁶ was er im Lande Chanaan besaß; und er kam nach Ägypten mit seiner ganzen Nachkommenschaft, [Jos 24,4, Ps 104,23, Jes 52,4] Genesis Gen 1 46 6 6 Hebr.: Ihren Viehstand und ihre Habe. Genesis Gen 1 46 7 Filii ejus, et nepotes, filiæ, et cuncta simul progenies. seinen Söhnen und Enkeln, und Töchtern,⁷ und seinen gesamten Abkömmlingen allzumal. Genesis Gen 1 46 7 7 Er hatte also mehr als eine Tochter, wie Sara V. 17 mehr als eine Enkelin. Die leibeigenen Knechte werden nicht genannt, auch die Frauen nicht; nur wird V. 15 die aus [Gen 34] bekannte Dina, V. 17 Sara aus nicht zu bestimmenden Gründen (außer etwa wegen ihrer besonderen Schicksale) eingefügt. Die Söhne werden nach ihren Müttern geordnet: Lia, Zelpha, Rachel, Bala. Vielleicht zogen sie in der Tat in dieser Ordnung nach Ägypten. Genesis Gen 1 46 8 Hæc sunt autem nomina filiorum Israel, qui ingressi sunt in gyptum, ipse cum liberis suis. Primogenitus Ruben. Dies aber sind die Namen der Söhne Israels, welche nach Ägypten gezogen sind, er mit seinen Kindern.⁸ Der Erstgeborene Ruben. [Ex 1,2, Ex 6,14, Num 26,5, 1Chr 5,1.3] Genesis Gen 1 46 8 8 Außer Jakob 70 Personen. [Ex 1,5] Genesis Gen 1 46 9 Filii Ruben: Henoch et Phallu et Hesron et Charmi. Die Söhne Rubens: Henoch, Phallu, Hesron, und Charmi. Genesis Gen 1 0 1 Jakob bittet, dem Rate Josephs folgend, Pharao um die Erlaubnis, sich mit seinen Söhnen im Lande Gessen niederzulassen. (V. 12) c. Joseph bleibt am Königshofe und verschafft dem Könige während der Hungersnot alle Schätze und Besitztümer Ägyptens. (V. 26) F. Tod Jakobs und Josephs (47,27 50,25) Jakob fühlt, nachdem er 17 Jahre in Ägypten geweilt, den Tod herannahen und beschwört Joseph, ihn im Grabe seiner Väter zu bestatten. Genesis Gen 1 47 1 Ingressus ergo Joseph nuntiavit Pharaoni, dicens: Pater meus et fratres, oves eorum et armenta, et cuncta quæ possident, venerunt de terra Chanaan: et ecce consistunt in terra Gessen. Joseph also ging hin zu Pharao und berichtete ihm also: Mein Vater und meine Brüder sind mit ihren Schafen und Rindern, und allem, was sie besitzen, aus dem Lande Chanaan gekommen; und siehe, sie befinden sich im Lande Gessen. Genesis Gen 1 47 10 Et benedicto rege, egressus est foras. Und er segnete den König und ging hinaus. Genesis Gen 1 47 11 Joseph vero patri et fratribus suis dedit possessionem in gypto in optimo terræ loco, Ramesses, ut præceperat Pharao. Joseph aber gab seinem Vater und seinen Brüdern Besitzungen in Ägypten in der besten Gegend des Landes, in Ramesses,⁶ wie Pharao geboten. Genesis Gen 1 47 11 6 Die Landschaft (so hebr.) führte den Namen nach der gleichnamigen Stadt. Zweihundert Jahre wohnen die Israeliten in der Nähe der königlichen Residenz Ramesses. [Ex 2,1ff] Genesis Gen 1 47 12 Et alebat eos, omnemque domum patris sui, præbens cibaria singulis. Und er versorgte sie und das ganze Haus seines Vaters, indem er einem jeden Lebensunterhalt gab. Genesis Gen 1 47 13 In toto enim orbe panis deerat, et oppresserat fames terram, maxime gypti et Chanaan. Denn es mangelte in allen Landen an Brot und der Hunger bedrückte die Erde, vorzüglich Ägypten und Chanaan.⁷ Genesis Gen 1 47 13 7 Beide waren damals eng verbunden. Genesis Gen 1 47 14 E quibus omnem pecuniam congregavit pro venditione frumenti, et intulit eam in ærarium regis. Aus diesen Ländern brachte er alles Geld zusammen für den Verkauf des Getreides und tat es in die Schatzkammer des Königs. Genesis Gen 1 47 15 Cumque defecisset emptoribus pretium, venit cuncta gyptus ad Joseph, dicens: Da nobis panes: quare morimur coram te, deficiente pecunia? Als es nun den Käufern an Geld mangelte, kam ganz Ägypten zu Joseph und sprach: Gib uns Brot; warum sollen wir vor deinen Augen⁸ wegen Mangels an Geld sterben? Genesis Gen 1 47 15 8 Während du helfen kannst. Genesis Gen 1 47 16 Quibus ille respondit: Adducite pecora vestra, et dabo vobis pro eis cibos, si pretium non habetis. Er antwortete ihnen: Bringet euer Vieh, und ich will euch für dasselbe Brot geben, wenn ihr kein Geld habt.⁹ Genesis Gen 1 47 16 9 Für das Vieh gab es nur wenig Getreide, weil es damals geringen Nutzen hatte, so dass der gewährte Vorrat wohl nur auf ein Jahr reichte. Genesis Gen 1 47 17 Quæ cum adduxissent, dedit eis alimenta pro equis, et ovibus, et bobus, et asinis: sustentavitque eos illo anno pro commutatione pecorum. Und da sie es brachten, gab er ihnen Nahrung für die Pferde,¹⁰ die Schafe, die Rinder und die Esel; und er versorgte sie in diesem Jahre gegen Eintausch ihres Viehes. Genesis Gen 1 47 17 10 Also nicht allein die Könige, sondern auch andere hatten Pferde. Genesis Gen 1 47 18 Venerunt quoque anno secundo, et dixerunt ei: Non celabimus dominum nostrum quod deficiente pecunia, pecora simul defecerunt: nec clam te est, quod absque corporibus et terra nihil habeamus. Im anderen Jahre¹¹ kamen sie wiederum und sprachen zu ihm: Wir wollen es unserm Herrn nicht verhehlen, dass unser Geld und unser Vieh zumal dahin sind; auch ist es dir nicht verborgen, dass wir nichts mehr haben, als unsern Leib und unser Land. Genesis Gen 1 47 18 11 In dem Jahre nach dem Verkaufe des Viehes. Genesis Gen 1 47 19 Cur ergo moriemur te vidente? et nos et terra nostra tui erimus: eme nos in servitutem regiam, et præbe semina, ne pereunte cultore redigatur terra in solitudinem. Warum sollen wir also sterben vor deinen Augen? Wir und unser Land sollen dein sein.¹² Kaufe uns, dass wir dem Könige dienstbar werden, und verabreiche uns Saatgetreide, damit die Erde nicht aus Mangel an Anbauern zu einer Wüste werde. Genesis Gen 1 47 19 12 Hebr.: Wozu sollen wir vor deinen Augen sterben, sowohl wir als unser Ackerland? Kaufe uns und unser Ackerland usw. Da der Nil übertrat, herrschte keine volle Unfruchtbarkeit, und die Einwohner suchten dem Acker etwas abzugewinnen. Genesis Gen 1 47 2 Extremos quoque fratrum suorum quinque viros constituit coram rege: Auch stellte er zuletzt¹ fünf aus der Zahl seiner Brüder dem Könige vor. Genesis Gen 1 47 2 1 Dieser Zusatz fehlt im Hebr. und Griech. Genesis Gen 1 47 20 Emit igitur Joseph omnem terram gypti, vendentibus singulis possessiones suas præ magnitudine famis. Subjecitque eam Pharaoni, So kaufte Joseph also den ganzen Boden Ägyptens, denn einer nach dem anderen verkaufte seine Liegenschaften, so groß war die Hungersnot. Und er machte den Boden dem Pharao eigen, Genesis Gen 1 47 21 Et cunctos populos ejus a novissimis terminis gypti usque ad extremos fines ejus, sowie die ganze Bevölkerung, von einem Ende Ägyptens bis zum andern,¹³ Genesis Gen 1 47 21 13 Der jetzige Text des Hebräischen ist verdorben, einen bessern Sinn bietet die Vulgata. Genesis Gen 1 47 22 Præter terram sacerdotum, quæ a rege tradita fuerat eis: quibus et statuta cibaria ex horreis publicis præbebantur, et idcirco non sunt compulsi vendere possessiones suas. nur nicht das Land der Priester, das ihnen vom Könige eingeräumt war;¹⁴ denn sie bekamen auch bestimmtes Getreide aus den öffentlichen Vorratshäusern und waren also nicht gezwungen, ihre Besitzungen zu verkaufen. Genesis Gen 1 47 22 14 Hebr.: Nur das Land der Priester kaufte er nicht. Genesis Gen 1 47 23 Dixit ergo Joseph ad populos: En ut cernitis, et vos et terram vestram Pharao possidet: accipite semina, et serite agros, Da sprach Joseph zum Volke: Sehet, ihr und euer Land gehört dem Pharao, wie ihr wisst; empfanget Saatkorn und bestellet die Äcker, Genesis Gen 1 47 24 Ut fruges habere possitis. Quintam partem regi dabitis: quatuor reliquas permitto vobis in sementem, et in cibum familiis et liberis vestris. damit ihr Früchte erhalten könnet.¹⁵ Den fünften Teil davon gebet dem Könige¹⁶ ab, die vier übrigen Teile überlasse ich euch zur Aussaat und zur Ernährung für euere Familien und Kinder. Genesis Gen 1 47 24 15 Dies war also wohl im letzten Jahre der Teuerung. Genesis Gen 1 47 24 16 Dies war bei der großen Fruchtbarkeit des Bodens keine harte Bedingung. Genesis Gen 1 47 25 Qui responderunt: Salus nostra in manu tua est: respiciat nos tantum dominus noster, et læti serviemus regi. Sie antworteten: Unser Heil ist in deiner Hand;¹⁷ möge unser Herr nur gnädig auf uns sehen, so wollen wir dem König freudig dienstbar sein. Genesis Gen 1 47 25 17 Du hast unser Leben gerettet, so müssen wir die Bedingungen annehmen. Genesis Gen 1 47 26 Ex eo tempore usque in præsentem diem in universa terra gypti regibus quinta pars solvitur, et factum est quasi in legem, absque terra sacerdotali, quæ libera ab hac conditione fuit. Von jener Zeit an bis auf den heutigen Tag wird im ganzen Lande Ägypten den Königen der fünfte Teil abgeliefert,¹⁸ und es ward zum Gesetze, nur nicht für den Boden der Priester, welcher frei von dieser Verbindlichkeit blieb. Genesis Gen 1 47 26 18 Hebr.: Und Joseph machte es zu einer festen Bestimmung bis auf diesen Tag für das Ackerland Ägypten, zu Gunsten Pharaos hinsichtlich des Fünften; nur das Ackerland der Priester wurde nicht Eigentum Pharaos. Genesis Gen 1 47 27 Habitavit ergo Israel in gypto, id est, in terra Gessen, et possedit eam: auctusque est, et multiplicatus nimis. Israel wohnte also in Ägypten, das ist im Lande Gessen, und hatte es im Besitze; und nahm zu, und mehrte sich sehr. Genesis Gen 1 47 28 Et vixit in ea decem et septem annis: factique sunt omnes dies vitæ illius centum quadraginta septem annorum. Und er lebte in demselben siebzehn Jahre, und alle Tage seines Lebens wurden hundert und siebenundvierzig Jahre. Genesis Gen 1 47 29 Cumque appropinquare cerneret diem mortis suæ, vocavit filium suum Joseph, et dixit ad eum: Si inveni gratiam in conspectu tuo, pone manum tuam sub femore meo: et facies mihi misericordiam et veritatem, ut non sepelias me in gypto: Als er nun den Tag seines Todes herannahen sah, ließ er seinen Sohn Joseph rufen und sprach zu ihm: Habe ich Gnade in deinen Augen gefunden, so lege deine Hand unter meine Hüfte¹⁹ und erweise mir die Liebe und Treue, mich nicht in Ägypten zu begraben; Genesis Gen 1 47 29 19 Siehe [Gen 24,2]. Genesis Gen 1 47 3 Quos ille interrogavit: Quid habetis operis? Responderunt: Pastores ovium sumus servi tui, et nos, et patres nostri. Als dieser sie fragte: Was habt ihr für einen Beruf?² antworteten sie: Deine Knechte sind Schafhirten, wir sowohl wie unsere Väter. Genesis Gen 1 47 3 2 Die Semiten kamen oft nach Unterägypten, und stets war dies die erste Frage. Deshalb hatte Joseph [Gen 46,33] bereits die Antwort angegeben. Genesis Gen 1 47 30 Sed dormiam cum patribus meis, et auferas me de terra hac, condasque in sepulcro majorum meorum. Cui respondit Joseph: Ego faciam quod jussisti. sondern ich will bei meinen Vätern schlafen, und du sollst mich aus diesem Lande wegführen und mich im Begräbnisse meiner Vorfahren beisetzen. Da antwortete ihm Joseph: Ich werde tun, was du befohlen hast. [Gen 23,17] Genesis Gen 1 47 31 Et ille: Jura ergo, inquit, mihi. Quo jurante, adoravit Israel Deum, conversus ad lectuli caput. Er sprach: So schwöre mir! Und er schwur, Israel aber betete Gott an, geneigt zu Häupten seines Bettes.²⁰ Genesis Gen 1 47 31 20 Gott Dank sagend und sich neigend, wie er konnte. Nach der Septuag.: Er erwies (seinem Sohne Joseph) Ehrfurcht, indem er sich gegen die Spitze des Zepters desselben neigte. Nach dem heil. Paulus [Hebr 11,21] schaute Jakob in seinem Sohne Joseph, weil dieser Beherrscher von Ägypten war, die zukünftige Herrschaft Christi voraus und bezeigte deshalb Joseph als Typus Christi seine Ehrfurcht. Genesis Gen 1 47 4 Ad peregrinandum in terra tua venimus: quoniam non est herba gregibus servorum tuorum, ingravescente fame in terra Chanaan: petimusque ut esse nos jubeas servos tuos in terra Gessen. Wir sind gekommen, um uns eine Zeitlang in deinem Lande aufzuhalten; denn die Herden deiner Knechte haben keine Weide, da der Hunger schwer auf dem Lande Chanaan lastet; so bitten wir denn, lass uns, deine Knechte, im Lande Gessen weilen. Genesis Gen 1 47 5 Dixit itaque rex ad Joseph: Pater tuus et fratres tui venerunt ad te. Da sprach der König zu Joseph: Dein Vater und deine Brüder sind zu dir gekommen. Genesis Gen 1 47 6 Terra gypti in conspectu tuo est: in optimo loco fac eos habitare, et trade eis terram Gessen. Quod si nosti in eis esse viros industrios, constitue illos magistros pecorum meorum. Das Land Ägypten liegt vor dir; lass sie am besten Orte Wohnsitz nehmen und übergib ihnen das Land Gessen. Wenn du weißt, dass geeignete Männer unter ihnen sind, so mache sie zu Oberaufsehern über meine Herden.³ Genesis Gen 1 47 6 3 Die Septuag. hat eine etwas andere und bessere Stellung der Sätze. Das ganze Reich Ägypten hatte einen Vorgesetzten über die Rinder, ebenso jede Provinz. Genesis Gen 1 47 7 Post hæc introduxit Joseph patrem suum ad regem, et statuit eum coram eo: qui benedicens illi, Darnach⁴ führte Joseph seinen Vater zum Könige hinein und stellte ihm denselben vor; und dieser segnete den König. Genesis Gen 1 47 7 4 Der Erzähler hat Joseph [Gen 46,31] zu den Brüdern sprechen lassen. Deshalb bleibt er bei ihm in der Erzählung bis [Gen 47,6]. Zudem erholte sich Jakob wohl erst in Gessen, ehe er zu Pharao kam. Genesis Gen 1 47 8 Et interrogatus ab eo: Quot sunt dies annorum vitæ tuæ? Und da er von ihm gefragt ward: Wie viel sind die Tage deiner Lebensjahre? Genesis Gen 1 47 9 Respondit: Dies peregrinationis meæ centum triginta annorum sunt, parvi et mali, et non pervenerunt usque ad dies patrum meorum quibus peregrinati sunt. antwortete er: Die Tage meiner Pilgerschaft sind hundert und dreißig Jahre, wenige und böse, und reichen nicht an die Tage meiner Väter heran, in denen sie ihre Pilgerfahrt vollendeten.⁵ Genesis Gen 1 47 9 5 Abraham war 175, Isaak 180 Jahre alt geworden, Jakob sollte bis zum 147. Jahre leben. (V. 28) Seine Jahre waren also weniger und angesichts dessen, was er von Esau, Laban und seinen Söhnen, nicht stets ohne eigene Schuld, gelitten, böse. Genesis Gen 1 0 1 Jakob nimmt die Söhne Josephs, Manasse und Ephraim, als die seinen an (V. 7) und zieht, indem er ihnen seinen Segen gibt, den jüngeren Ephraim dem älteren vor. Genesis Gen 1 48 1 His ita transactis, nuntiatum est Joseph quod ægrotaret pater suus: qui, assumptis duobus filiis Manasse et Ephraim, ire perrexit. Nach diesen Begebenheiten¹ ward dem Joseph berichtet, dass sein Vater krank sei. Da nahm er seine zwei Söhne, Manasse und Ephraim, mit sich und machte sich auf den Weg. Genesis Gen 1 48 1 1 Welcher Zeitraum zwischen [Gen 47,29] und [Gen 48,1] liegt, ist nicht zu bestimmen. Genesis Gen 1 48 10 Oculi enim Israel caligabant præ nimia senectute, et clare videre non poterat. Applicitosque ad se, deosculatus et circumplexus eos, Die Augen Israels waren nämlich dunkel vor hohem Alter, und er konnte nicht deutlich sehen. Als nun Joseph sie näher zu ihm herangebracht hatte, küsste und umarmte er sie Genesis Gen 1 48 11 Dixit ad filium suum: Non sum fraudatus aspectu tuo: insuper ostendit mihi Deus semen tuum. und sprach zu seinem Sohne: Ich ward deines Anblicks nicht beraubt, zudem hat Gott mich Nachkommen von dir sehen lassen.¹⁰ Genesis Gen 1 48 11 10 Hebr.: Dein Antlitz zu sehen habe ich nicht vermutet, und nun hat mich der Herr sogar deine Söhne sehen lassen. Genesis Gen 1 48 12 Cumque tulisset eos Joseph de gremio patris, adoravit pronus in terram. Und nachdem Joseph sie von dem Schoße seines Vaters weggenommen hatte,¹¹ neigte er sich bis zur Erde. Genesis Gen 1 48 12 11 Dass sie zuvor auf seinen Knien saßen, ist damit nicht gesagt, also kein Widerspruch gegen V. 5, nachdem sie über 17 Jahre alt sind. Sie haben sich unmittelbar vor dem Großvater, dessen Kniee, da er sitzt, außerhalb des Bettes sind, ehrfurchtsvoll niedergebeugt. Genesis Gen 1 48 13 Et posuit Ephraim ad dexteram suam, id est, ad sinistram Israel: Manassen vero in sinistra sua, ad dexteram scilicet patris, applicuitque ambos ad eum. Und er stellte Ephraim zu seiner Rechten, das ist zur Linken Israels; Manasse aber zu seiner Linken, zur Rechten also des Vaters,¹² und führte sie beide zu ihm heran. Genesis Gen 1 48 13 12 Der, dessen Haupt des Vaters Rechte berührte, sollte, so hoffte er, besseren Segen erlangen, darum stellte Joseph den Erstgeborenen dorthin. Genesis Gen 1 48 14 Qui extendens manum dexteram, posuit super caput Ephraim minoris fratris: sinistram autem super caput Manasse qui major natu erat, commutans manus. Da streckte dieser seine rechte Hand aus, und legte sie auf das Haupt Ephraims, des jüngern Bruders; die linke aber auf das Haupt Manasses, der älter war, kreuzweise.¹³ Genesis Gen 1 48 14 13 Nach einigen Vätern das Bild des Vorzuges der Heiden vor den Juden. Genesis Gen 1 48 15 Benedixitque Jacob filiis Joseph, et ait: Deus, in cujus conspectu ambulaverunt patres mei Abraham, et Isaac, Deus qui pascit me ab adolescentia mea usque in præsentem diem: Und Jakob segnete die Söhne Josephs und sprach: Gott, vor dessen Angesicht meine Väter Abraham und Isaak gewandelt sind, der Gott, der mein Hirt ist von Jugend auf, bis auf den heutigen Tag, [Hebr 11,21] Genesis Gen 1 48 16 Angelus, qui eruit me de cunctis malis, benedicat pueris istis: et invocetur super eos nomen meum, nomina quoque patrum meorum Abraham, et Isaac, et crescant in multitudinem super terram. der Engel,¹⁴ der mich aus allem Übel errettet hat, segne diese Knaben:¹⁵ nach meinem Namen und dem Namen meiner Väter Abraham und Isaak mögen sie genannt werden¹⁶ und sich mehren zu großer Zahl auf Erden. [Gen 31,29, Gen 32,2, Mt 18,10] Genesis Gen 1 48 16 14 Der Sohn Gottes. (Athanas., Ambros., Aug.) Genesis Gen 1 48 16 15 In ihnen wird Joseph gesegnet. Genesis Gen 1 48 16 16 Sie mögen Söhne Abrahams, Isaaks und Jakobs genannt werden. Sie sollen des Segens teilhaftig werden, dass, wie sie den Namen von Söhnen der Patriarchen erlangt haben, sie auch Anteil erhalten an den jenen gegebenen Verheißungen, insbesondere einer zahlreichen Nachkommenschaft. Der besondere Segen folgt erst [Gen 49,22ff]. Genesis Gen 1 48 17 Videns autem Joseph quod posuisset pater suus dexteram manum super caput Ephraim, graviter accepit: et apprehensam manum patris levare conatus est de capite Ephraim, et transferre super caput Manasse. Da aber Joseph sah, dass sein Vater die rechte Hand auf Ephraims Haupt gelegt hatte, missfiel es ihm; und er ergriff die Hand seines Vaters und suchte sie von Ephraims Haupt weg, auf das Haupt Manasses hinüberzuziehen.¹⁷ Genesis Gen 1 48 17 17 So unterbrach Joseph den Segen, den Jakob V. 20 wieder aufnimmt. Genesis Gen 1 48 18 Dixitque ad patrem: Non ita convenit, pater: quia hic est primogenitus, pone dexteram tuam super caput ejus. Und er sprach zu seinem Vater: Nicht also geziemt es sich, Vater; denn dieser da ist der Erstgeborene, lege deine Rechte auf sein Haupt. Genesis Gen 1 48 19 Qui renuens, ait: Scio fili mi, scio: et iste quidem erit in populos, et multiplicabitur: sed frater ejus minor, major erit illo: et semen illius crescet in gentes. Er aber weigerte sich und sprach: Ich weiß es, mein Sohn! Ich weiß es; auch er wird zu Völkern werden, und wird sich reich mehren, aber sein jüngerer Bruder wird größer sein als er; und seine Nachkommenschaft wird sich mehren zu Völkern.¹⁸ Genesis Gen 1 48 19 18 Ephraim soll zahlreicher werden als Manasse, und überaus sich mehren an Zahl. Ephraim war der mächtigste Stamm im nachmaligen Zehnstämmereich, weshalb die Propheten dasselbe öfter Ephraim nennen. [Jes 7,2] u. a. Genesis Gen 1 48 2 Dictumque est seni: Ecce filius tuus Joseph venit ad te. Qui confortatus sedit in lectulo. Als man nun dem Greise² sagte: Siehe, dein Sohn Joseph kommt zu dir, nahm er seine Kräfte zusammen und setzte sich im Bette auf. Genesis Gen 1 48 2 2 Hebr.: Jakob. Genesis Gen 1 48 20 Benedixitque eis in tempore illo, dicens: In te benedicetur Israel, atque dicetur: Faciat tibi Deus sicut Ephraim, et sicut Manasse. Constituitque Ephraim ante Manassen. Und er segnete sie zu jener Zeit und sprach:¹⁹ In dir²⁰ wird Israel gesegnet werden, und man wird sagen: Gott tue an dir wie an Ephraim und Manasse.²¹ Und er zog Ephraim dem Manasse vor. Genesis Gen 1 48 20 19 Schluss der unterbrochenen Segensspendung. Genesis Gen 1 48 20 20 Hebr.: Mit dir, dich als Beispiel anführend. Joseph ist Ephraim und Manasse. Genesis Gen 1 48 20 21 Vergl. [Rut 4,11ff]. Sinn: Gott gebe dir so reichliche Nachkommen wie jenen. Genesis Gen 1 48 21 Et ait ad Joseph filium suum: En ego morior, et erit Deus vobiscum, reducetque vos ad terram patrum vestrorum. Hierauf sprach er zu seinem Sohne Joseph: Siehe, ich sterbe, aber Gott wird mit euch sein und euch in das Land eurer Väter zurückführen.²² Genesis Gen 1 48 21 22 Jakob erkennt, dass die Verheißung [Gen 46,4] in den Nachkommen in Erfüllung gehen wird. Genesis Gen 1 48 22 Do tibi partem unam extra fratres tuos, quam tuli de manu Amorrhæi in gladio et arcu meo. Ich gebe dir einen Teil vor deinen Brüdern voraus, den ich den Amorrhitern mit meinem Schwerte und meinem Bogen abgenommen habe.²³ Genesis Gen 1 48 22 23 Davon, dass Jakob etwas in eigener Person erobert habe, ist nirgends etwas gesagt. Auf die Plünderung von Sichem durch Jakobs Söhne kann sich dies nicht beziehen, da Jakob Simeon und Levi deswegen [Gen 49,6ff] mit Fluch belegt. Die Worte Schwert und Bogen weisen also auf einen Fehler der Abschreiber. Ist von dem Acker [Gen 33,19] die Rede, in dessen Höhle nach [Jos 24,32] seine Gebeine bestattet wurden, so heißt dieser an beiden Stellen gekauft. Indem Jakob dem Joseph jene von Abraham gekaufte Höhle überlässt, erzeigt er ihm eine besondere Gunst und erhebt ihn über seine Brüder. Amorrhiter steht für Chananiter überhaupt. Genesis Gen 1 48 3 Et ingresso ad se ait: Deus omnipotens apparuit mihi in Luza, quæ est in terra Chanaan: benedixitque mihi, Und da Joseph zu ihm eingetreten war,³ sprach er: Gott, der Allmächtige, erschien mir in Luza, im Lande Chanaan, und segnete mich, [Gen 28,13] Genesis Gen 1 48 3 3 Erklärender Zusatz der Vulgata. Genesis Gen 1 48 4 Et ait: Ego te augebo et multiplicabo, et faciam te in turbas populorum: daboque tibi terram hanc, et semini tuo post te in possessionem sempiternam. und sprach: Ich will dich fruchtbar machen, und Familien von Völkern aus dir hervorgehen lassen, und dieses Land will ich dir und deinen Nachkommen nach dir zum Besitze geben auf immer.⁴ Genesis Gen 1 48 4 4 Siehe [Gen 28,13ff] und [Gen 35,9ff]. So sollten die Verheißungen erfüllt werden, dass seine Söhne die Väter ebenso vieler Stämme werden sollten, und er möchte den bisher geborenen Söhnen seines besonders innig geliebten und um ihn so verdienten Sohnes Joseph dieses Vorrecht zuwenden. Deshalb adoptiert er dieselben. Genesis Gen 1 48 5 Duo ergo filii tui, qui nati sunt tibi in terra gypti antequam huc venirem ad te, mei erunt: Ephraim et Manasses, sicut Ruben et Simeon reputabuntur mihi. Deine zwei Söhne nun, die dir im Lande Ägypten geboren wurden, ehe ich zu dir hierher gekommen bin, sollen meine Söhne sein; Ephraim und Manasses sollen mir gelten wie Ruben und Simeon.⁵ [Gen 41,50] Genesis Gen 1 48 5 5 Den gleichen Segen empfangen. Genesis Gen 1 48 6 Reliquos autem quos genueris post eos, tui erunt, et nomine fratrum suorum vocabuntur in possessionibus suis, Die übrigen Kinder aber, die du nach ihnen zeugen wirst, sollen dein sein und sollen den Namen ihrer Brüder in dem ihnen zu Teil gewordenen Besitze führen.⁶ Genesis Gen 1 48 6 6 Sollen den Stämmen Manasse und Ephraim beigezählt werden. So wird Joseph, indem er zwei Anteile empfängt, zum Vorrechte des Erstgeborenen erhoben. Genesis Gen 1 48 7 Mihi enim, quando veniebam de Mesopotamia, mortua est Rachel in terra Chanaan in ipso itinere, eratque vernum tempus: et ingrediebar Ephratam, et sepelivi eam juxta viam Ephratæ, quæ alio nomine appellatur Bethlehem. Denn als ich aus Mesopotamien kam,⁷ starb mir Rachel im Lande Chanaan noch auf dem Wege, es war Frühlingszeit; und ich zog nach Ephrata, und begrub sie am Wege nach Ephrata, welches mit anderem Namen Bethlehem heißt.⁸ [Gen 35,19] Genesis Gen 1 48 7 7 Hebr.: Denn als ich aus Paddan kam, starb mir zum Leide Rachel im Lande Chanaan auf dem Wege, als es noch eine Kibra Landes, siehe [Gen 35,19], bis nach Ephrata war. Genesis Gen 1 48 7 8 Dies sind nicht Worte Jakobs. Genesis Gen 1 48 8 Videns autem filios ejus dixit ad eum: Qui sunt isti? Da er nun dessen Söhne sah,⁹ sprach er zu ihm: Wer sind diese da? Genesis Gen 1 48 8 9 Und vor Schwäche der Augen sie nicht zu erkennen vermochte. Genesis Gen 1 48 9 Respondit: Filii mei sunt, quos donavit mihi Deus in hoc loco. Adduc, inquit, eos ad me, ut benedicam illis. Joseph antwortete: Es sind meine Söhne, die mir Gott allhier geschenkt hat. Da sprach Jakob: Führe sie zu mir her, dass ich sie segne. Genesis Gen 1 0 1 b. Nachdem Jakob einem jeden seiner Söhne einen besonderen Segen und Verheißung gegeben (V. 28), kündigt er seinen Tod an und stirbt. Genesis Gen 1 49 1 Vocavit autem Jacob filios suos, et ait eis: Congregamini, ut annuntiem quæ ventura sunt vobis in diebus novissimis. Jakob aber berief seine Söhne¹ und sprach zu ihnen: Versammelt euch, dass ich verkünde, was euch in der Zukunft der Tage² begegnen wird. Genesis Gen 1 49 1 1 Dass Eltern vor ihrem Tode ihre Söhne berufen und anreden, hierfür finden sich Beispiele; so Moses: [Dtn 33], David [1Chr 28ff], Tobias [Tob 14,5ff], Matathias [1Makk 2,49ff], endlich Christus beim letzten Abendmahl. Ebenso segnen sie (vergl. V. 28) und sagen Zukünftiges voraus oder wünschen ihren Nachkommen nach Verdienst Böses oder Gutes, Wünsche, die Gott erhört. Doch Jakob erklärt hier feierlich, dass er zukünftig Geschehendes verkünde, nicht Wünsche ausspreche. Gewiss hätte er gern Joseph in Zukunft die Herrschaft zuerteilt, doch er verkündet sie dem, wenn auch zufällig zum Blutschänder gewordenen Judas. Nun kann Jemand entweder verkündigen, was ihm selbst, oder was andern offenbart ist, hier ist das erstere der Fall, wenn auch in den Prophezeiungen Jakobs manches ist, was er aus den ihm selbst und anderen Patriarchen gemachten Offenbarungen bereits kannte, wie, dass seine Nachkommen Chanaan besitzen würden. Doch das meiste von dem, was er sagt, erforderte eine neue Offenbarung, wie: welcher Stamm zahlreicher, welches der Sitz der einzelnen, welcher die Oberherrschaft haben werde. Jeden Ausspruch über einen Sohn beginnt Jakob mit der Etymologie des Namens. Ruben: Siehe, ein Sohn ironisch von dem Sohne, welcher das Ehebett des Vaters verletzt hat; Simeon: Erhörung seiner Rachgier wird Fluch zu Teil; Levi: Anhängen weil er nicht ein zusammenhängender Stamm, sondern über Israel zerstreut sein wird. Benjamin hatte nach [Gen 35,18] zwei Namen: Benjamin als Wolf, Benoni als Hirt, dem jener die Schafe raubt. Bei Judas, Dan, Gad wählt Jakob die Wurzel, bei anderen den Sinn ihres Namens. Die drei ältesten werden ihrer Frevel wegen vorzüglicherer Ehren beraubt. Ruben soll nicht Anteil haben am Segen der Patriarchen, zahlreicher Nachkommenschaft. Simeon und Levi, seine Helfer, werden nicht fortlaufende Grenzen im verheißenen Lande haben. Die reichste Segensfülle wird über Judas und Joseph ausgegossen. Judas ist ein Löwe, er wird die Herrschaft unter seinen Brüdern bewahren bis zur Zeit des Messias, deren Güter gepriesen werden. Joseph ist ein Sohn des Überflusses wegen seiner zahlreichen Nachkommenschaft, Reichtum und Stärke unter Gottes Beistand. Zabulons und Asers Grenzen werden allein angegeben; jenes Gebiet, welches wegen der Nähe des Meeres und der Vorzüglichkeit der Erzeugnisse zum Handel lockte. Issachars Charakter und Gebiet wird beschrieben, von Benjamin, Dan und Gad wird nur ihres kriegerischen und harten Charakters Erwähnung getan. Nepthalis Aufblühen wird gepriesen. Die ganze Weissagung bezieht sich auf die Zeit der Besitzergreifung des Landes durch Josue. Sie soll zeigen, in welcher Weise die dem Patriarchen zu Teil gewordene Verheißung, dass ihre Nachkommen Chanaan besitzen sollen, in Erfüllung gehen wird. Alle Stämme werden noch vorhanden sein und alle außer Simeon und Levi zusammenhängende Sitze erlangen. Wegen der Fruchtbarkeit oder der dem Handel günstigen Lage werden Zabulon, Issachar, Aser und Joseph gepriesen, während Judas, Dan, Gad, Joseph und Benjamin wegen ihrer Tapferkeit, Nephtali und Joseph wegen ihrer Fruchtbarkeit gepriesen werden. Juda endlich wird auch der Messias verheißen. Nur diese letzte Weissagung geht über die oben angedeutete Zeitperiode hinaus, weil ja die zweite den Patriarchen zu Teil gewordene Verheißung, dass in ihrer Nachkommenschaft alle Völker gesegnet werden sollten, gleichfalls in Erfüllung gehen musste. Diese Nachkommenschaft wird als ein Mann aus dem Stamme Judas bezeichnet. Gott offenbart, was er will, und zwar hier eingehender alles, was er Jakob zuvor in allgemeinen Umrissen kundgetan. Die Reihenfolge der Söhne ist die, dass zuerst die sechs Söhne der Lia genannt werden, den Schluss bilden die zwei Söhne der Rachel; zwischen beide sind die Söhne der Nebenfrauen so eingeschoben, dass die Söhne Zelphas von denen Balas eingeschlossen sind. Stets ist unter den Zusammengehörigen die Reihenfolge des Alters beobachtet, nur steht Zabulon vor Issachar. Vielleicht ist die Ursache eine geographische. Jakob zählt die Sitze der Brüder so auf, wie Josue sie nachher verteilte, so dass er seinen Blick auf den Mittelpunkt richtet. Somit ist die Anordnung sowohl von der [Gen 35,23-26] wie von der [Gen 46,8ff] gegebenen verschieden. Ein Analogon zum Segen Jakobs ist der Segen Moses. [Dtn 33] Genesis Gen 1 49 1 2 Wörtlich: Am Ende der Tage. Bei den Propheten ist die letzte Zeit die messianische, hier indes geht Jakobs Blick besonders auf die Zeit der Besitznahme des verheißenen Landes. Genesis Gen 1 49 10 NON AUFERETUR sceptrum de Juda, et dux de femore ejus, donec veniat qui mittendus est, et ipse erit exspectatio gentium. Nicht²⁵ wird das Zepter von Juda²⁶ weichen, noch der Heerführer von seinen Lenden,²⁷ bis²⁸ der kommt, der gesandt werden soll, und auf ihn werden die Völker harren.²⁹ Genesis Gen 1 49 10 25 Wenigstens negativ wird die Dauer der Herrschaft bestimmt. Genesis Gen 1 49 10 26 Die Herrschaft Judas. Genesis Gen 1 49 10 27 Noch der von ihm stammende Herrscher. Wörtlich hebr.: Noch der Stab zwischen seinen Füßen. Die orientalischen Herrscher hielten sitzend ihr Zepter zwischen den Füßen. Genesis Gen 1 49 10 28 Bis kann bedeuten, dass die im Hauptsatze beschriebene Handlung aufhört beim Eintreten der Handlung des Nebensatzes, wie [Gen 24,19] oder aber die im Hauptsatze beschriebene Handlung hört bei dem Eintreten der Handlung des Nebensatzes nicht auf, sondern setzt sich fort, da der Nebensatz die sachliche Begründung des Hauptsatzes enthält. [Gen 28,15] Nimmt man die Partikel in der ersten Bedeutung, so sagt Jakob: Judas Herrschaft hört auf, wenn der Messias kommt. Aus V. 8 folgt nicht die Herrschaft Judas über alle Stämme, noch weniger, dass Judas diese stets über alle Stämme üben werde. Die Prophezeiung wurde erfüllt, als Judas unter David und Salomon die Herrschaft über alle Stämme erlangte, die es nachher nur über Benjamin und Levi bewahrten, freilich bis zur Zeit Christi. Zwischen dem Kommen des Letztern und dem Aufhören lag alsdann ein Zwischenraum. Die volle Erfüllung der Weissagung trat erst lange nach dem Eintreten des ersten Teiles derselben ein. Es heißt nicht, dass die Herrschaft alsdann weichen wird, ist sie aber gewichen, so ist auch der Messias gekommen. Fasst man bis in der zweiten Weise, so sagt Jakob: Die Herrschaft Judas wird nicht aufhören, denn kommen wird derjenige, auf den die Völker hoffen, d. i. die Herrschaft Judas erreicht in dem Ersehnten ihre volle Entfaltung. Vergl. [2Sam 7,13]. Der Vorrang Judas ist typisch und wird deshalb durch das Kommen des Messias nicht aufgehoben, sondern erreicht in seiner ewigen geistigen Herrschaft ihre Vollendung. Dieser Erklärung ist das Hebräische günstiger, wo bis den ganzen Satz regiert: bis kommt und die Völker sich ihm unterwerfen. Freilich ist der masorethische Text im übrigen verdorben. Genesis Gen 1 49 10 29 Nach der jüdischen Tradition, welche Talmud und Midrasch aufbewahrt haben, ist hier prophetisch der Name des Messias angedeutet. Wir lesen mit den Juden Schiloh, was von Schalach, in ungestörter Ruhe sein, abgeleitet wird, also Friedfertiger, Friedensbringer heißt. Die chaldäische Übersetzung des Onkelos (1. Jahrh. n. Chr.) hat: Bis der Messias kommt, dem die Herrschaft gebührt. Harren: Besser verehren (Syr.), ihm gehorchen. (Chald.) Diese Verehrung der Völker entspricht der Anbetung der Brüder. V. 8. Genesis Gen 1 49 11 Ligans ad vineam pullum suum, et ad vitem, o fili mi, asinam suam. Lavabit in vino stolam suam, et in sanguine uvæ pallium suum. O mein Sohn! Er bindet an den Weinberg sein Füllen, und an die Rebe seine Eselin.³⁰ Er wäscht sein Kleid im Wein, im Blute der Trauben sein Gewand.³¹ Genesis Gen 1 49 11 30 Besser: Er bindet an den Weinstock seinen Esel und an die Edelrebe sein Eselsfüllen. Der Anbindende ist Judas. Der Esel war in Palästina das gewöhnliche Reittier, in älterer Zeit auch für Krieger. [Ri 10,4, Ri 12,14] Erst in späterer Zeit ward im Kriege immer mehr und mehr das Ross verwendet, so dass Zacharias [Sach 9,9] den Friedenskönig auf einem Esel reiten lässt. Er bindet sein Lasttier an den edelsten Weinstock, wie sonst Jemand an einen Dornstrauch oder einen unfruchtbaren Baum. Genesis Gen 1 49 11 31 So reich wird der Überfluss an Wein sein. Genesis Gen 1 49 12 Pulchriores sunt oculi ejus vino, et dentes ejus lacte candidiores. Seine Augen sind schöner denn Wein,³² seine Zähne weißer denn Milch.³³ Genesis Gen 1 49 12 32 Besser: seine Augen sind dunkel geworden von Wein und seine Zähne weiß von Milch. Genesis Gen 1 49 12 33 Zur Zeit des Messias wird Wein und Milch reichlich vorhanden sein. Die geistlichen Segnungen der messianischen Zeit werden in diesem Bilde angedeutet. (Chrysost., Theodor.) Genesis Gen 1 49 13 Zabulon in littore maris habitabit et in statione navium pertingens usque ad Sidonem. Zabulon wird am Gestade des Meeres wohnen,³⁴ und gegen den Strand der Schiffe hin, und seine Seite wird bis nach Sidon reichen. Genesis Gen 1 49 13 34 Wörtlich: Zabulon, nach dem Gestade des Weltmeeres hin wird er wohnen, und zwar nach dem Gestade der Schiffe hin, und seine Seite hat die Richtung gegen Sidon. Hiernach ist [Jos 17,10] und [Jos 19,10-16] zu erklären. Genesis Gen 1 49 14 Issachar asinus fortis accubans inter terminos. Issachar³⁵ ist ein starker³⁶ Esel, der zwischen den Gehegen liegt.³⁷ Genesis Gen 1 49 14 35 V. 14, V. 15. Genesis Gen 1 49 14 36 Hebr.: knochiger; im Samaritanischen: Esel der Fremdlinge (Reisenden), der von Fremden gemietet, Waaren trägt. Genesis Gen 1 49 14 37 Sich hinstreckt, zuerst der Ruhe pflegend, dann des Vorteils halber seinen Rücken der Last darbietend. Genesis Gen 1 49 15 Vidit requiem quod esset bona: et terram quod optima: et supposuit humerum suum ad portandum, factusque est tributis serviens. Er sieht, dass die Ruhe etwas Gutes und das Land vortrefflich ist, und er beugt seine Schulter zum Lasttragen und wird ein dienstbarer Knecht.³⁸ Genesis Gen 1 49 15 38 Der Stamm Issachar wird, Ruhe suchend, Gewinn heischen. Zuerst bringt er seine Erzeugnisse zu den Phöniziern, zahlt dann aber lieber Tribut an Unterdrücker, als dass er um seine Freiheit kämpfen sollte. Genesis Gen 1 49 16 Dan judicabit populum suum sicut et alia tribus in Israel. Dan wird seinem Volke Recht schaffen, wie irgend ein anderer Stamm in Israel.³⁹ Genesis Gen 1 49 16 39 V. 16, V. 17. Wenn auch von einer Nebenfrau geboren. Das Gleiche gilt für die anderen. Im Kampfe wird Dan das Recht und Wohl Israels nicht weniger gegen dessen Feinde verteidigen als andere. Genesis Gen 1 49 17 Fiat Dan coluber in via, cerastes in semita, mordens ungulas equi, ut cadat ascensor ejus retro. Dan wird⁴⁰ eine Schlange am Wege sein,⁴¹ eine Hornviper auf dem Pfade, die das Ross in die Hufe sticht, dass sein Reiter rücklings stürzt. Genesis Gen 1 49 17 40 Gott erhört den prophetischen Wunsch. Genesis Gen 1 49 17 41 Der Anlage Dans entsprechend. Genesis Gen 1 49 18 SALUTARE tuum exspectabo Domine. Auf dein Heil, o Herr, will ich harren!⁴² Genesis Gen 1 49 18 42 Dan ist Richter, des Richters Amt ist es vor allem zu retten. Dan soll für das Wohl der Israeliten eintreten: Das Vorbild des Messianischen Heiles, auf welches sich demgemäß die Worte gleichfalls beziehen. Dan, der erste unter den Söhnen der Nebenfrauen, wird in sechs Stücken gelobt, die anderen erhalten nur je ein Lob. Genesis Gen 1 49 19 Gad, accinctus prliabitur ante eum: et ipse accingetur retrorsum. Gad wird wohlgerüstet voran kämpfen, auch rücklings wird ihm Rüstung werden.⁴³ Genesis Gen 1 49 19 43 Hebr.: Gad, Kriegsgetümmel drängt auf ihn ein, und er bedrängt ihre Ferse. Erst bedrängen die Feinde ihn, dann er sie. Nach dem heiligen Hieronymus bewahrheitete sich dies bei der Eroberung des Landes Chanaan. Genesis Gen 1 49 2 Congregamini, et audite filii Jacob, audite Israel patrem vestrum: Kommet zusammen, und höret, Söhne Jakobs, höret auf Israel, euren Vater! Genesis Gen 1 49 20 Aser, pinguis panis ejus, et præbebit delicias regibus. Asers Brot⁴⁴ ist fett, und Leckerbissen reicht er Königen. Genesis Gen 1 49 20 44 Speise. Er hat nicht nur selbst reichlich, sondern kann selbst noch Könige mit Leckerbissen versorgen. Genesis Gen 1 49 21 Nephthali, cervus emissus, et dans eloquia pulchritudinis. Nephthali ist ein Hirsch im schnellen Lauf,⁴⁵ und kundig schöner Rede.⁴⁶ Genesis Gen 1 49 21 45 Der frei umherschweift. Genesis Gen 1 49 21 46 Oder: Nephthali, eine zarte Pflanze, wird zu einem hohen und üppigen Baume heranwachsen (Septuag) Genesis Gen 1 49 22 Filius accrescens Joseph, filius accrescens et decorus aspectu: filiæ discurrerunt super murum. Ein Sohn des Gedeihens ist Joseph,⁴⁷ ein Sohn des Gedeihens⁴⁸ und lieblichen Anblicks; die Töchter schritten auf der Mauer dahin.⁴⁹ Genesis Gen 1 49 22 47 V. 22 26. Genesis Gen 1 49 22 48 Rückblick auf die Jugendzeit (V. 22) Erhöhung in Ägypten. (V. 23, V. 24) Fernblick in die Zukunft bis zum Erscheinen des Messias. (V. 25, V. 26) Hebr.: Ein junger Fruchtbaum ist Joseph, ein junger Fruchtbaum ist Joseph an der Quelle, seine Schösslinge ranken an der Mauer empor. Genesis Gen 1 49 22 49 Töchter.: Hebr. Töchter des Fruchtbaumes, d. i. Schösslinge, Zweige. Genesis Gen 1 49 23 Sed exasperaverunt eum, et jurgati sunt, invideruntque illi habentes jacula. Aber es reizten und erbitterten und befehdeten ihn die Pfeilschützen.⁵⁰ Genesis Gen 1 49 23 50 Übelwollende. Der Pfeil ist Sinnbild des Übels. Genesis Gen 1 49 24 Sedit in forti arcus ejus, et dissoluta sunt vincula brachiorum et manuum illius per manus potentis Jacob: inde pastor egressus est lapis Israel. Doch sein Bogen hält unerschüttert Stand, und gelöst sind die Fesseln seiner Arme und Hände durch die Hände des Starken Jakobs.⁵¹ Von dort ging der Hirt hervor, der Fels Israels. Genesis Gen 1 49 24 51 Hebr.: Aber es blieb sein Bogen fest, und es wurden beweglich die Arme seiner Hände durch die Hände des Mächtigen Jakobs; seitdem wurde der Hirt Rettung für Israel. Die Arme seiner Hände: die Macht seiner Hände. Der Starke Jakobs: Gott. Die Unterstützung Gottes ward Joseph zu Teil und seitdem ward der ehemalige Hirt ein Fels, eine unerschütterliche Hilfe für Israel. Genesis Gen 1 49 25 Deus patris tui erit adjutor tuus, et omnipotens benedicet tibi benedictionibus cli desuper, benedictionibus abyssi jacentis deorsum, benedictionibus uberum et vulvæ. Der Gott deines Vaters wird dein Helfer sein, und der Allmächtige wird dich segnen, mit Segensfülle vom Himmel von droben, mit Segensfülle aus der Tiefe unten,⁵² mit Segensfülle aus Brüsten und Mutterschoß.⁵³ Genesis Gen 1 49 25 52 Der Quellen. Genesis Gen 1 49 25 53 Dreifacher Segen: Zahlreiche Nachkommenschaft (V. 22) Sieg über alle Feinde. (V. 23) Überfluss an Gütern. (V. 25) Genesis Gen 1 49 26 Benedictiones patris tui confortatæ sunt benedictionibus patrum ejus: donec veniret desiderium collium æternorum: fiant in capite Joseph, et in vertice Nazaræi inter fratres suos. Die Segnungen deines Vaters sind mächtiger⁵⁴ als die Segnungen seiner Väter, bis da kommt das Verlangen der ewigen Hügel.⁵⁵ Mögen sie kommen auf das Haupt Josephs, und auf den Scheitel des Nazaräers⁵⁶ unter seinen Brüdern. Genesis Gen 1 49 26 54 Gehen hinaus über. Genesis Gen 1 49 26 55 Personen, nicht Hügel werden erwartet: die Patriarchen Abraham und Isaak. Die Segnungen deines Vaters sind größer als die Segnungen meiner Väter Abraham und Isaak, bis zur Hoffnung (Segen) der ewigen Hügel. Ewige Hügel: Die Schöpfung von Anfang an hat das Versprechen auf (also die Sehnsucht nach) Erlösung. Diese, das messianische Heil, ist der Gegenstand der Sehnsucht aller Geschöpfe. Genesis Gen 1 49 26 56 Die von Moses [Num 6,7.21] gegebenen Vorschriften waren als fromme Übung bereits vorher bekannt. Indes kann davon bei Joseph nicht die Rede sein, sondern das Wort ist in seiner ursprünglichen Bedeutung abgesondert zu nehmen. Abgesondert ist Joseph von seinen Brüdern, so weit er über sie erhaben ist, also: Des Erlauchten (des Fürsten) unter seinen Brüdern. Der heilige Hieronymus behält Nazaräer mit Rücksicht auf [Mt 2,23] und auf die Bedeutung Josephs als Typus Christi bei. Genesis Gen 1 49 27 Benjamin lupus rapax, mane comedet prædam, et vespere dividet spolia. Benjamin ist ein räuberischer Wolf, am Morgen verzehrt er Raub, und am Abend verteilt er Beute.⁵⁷ Genesis Gen 1 49 27 57 Dies Bild ist hier so wenig im tadelnden Sinne, wie das andere V. 12. Für Juda war das Bild des Löwen gebraucht, so blieb für den kriegerischen Benjamin nur ein minderes Raubtier als Bild. Am Morgen, am Abend: Immerfort. Genesis Gen 1 49 28 Omnes hi in tribubus Israel duodecim: hæc locutus est eis pater suus, benedixitque singulis, benedictionibus propriis. Alle diese sind die zwölf⁵⁸ Stämme Israels; und dies hat ihr Vater zu ihnen geredet, und jeden gesegnet mit einer besonderen Segnung.⁵⁹ Genesis Gen 1 49 28 58 Die Stämme sind zwölf, aber die Personen, welche genannt sind, 13. Die Nachkommen Josephs gelten in der genealogischen Zählung als ein Stamm. (Vergl. [Jos 16,1.4, Jos 17,1ff] u. a.) Außer dieser genealogischen findet sich eine politisch-geographische; bei dieser wird der Stamm Levi nicht gerechnet, der kein abgegrenztes Gebiet erhielt, dagegen Ephraim und Manasse getrennt aufgezählt. ([Jos 14,3, 1Kön 11,31, Ez 47,13]) [1Kön 11,13] heißt es, dass nur ein Stamm Roboham treu blieb, doch wie [1Kön 12,21] zeigt, ist Benjamin stillschweigend Juda vereint. Genesis Gen 1 49 28 59 Auch Ruben, Simeon, Levi haben eine Verheißung erhalten. Genesis Gen 1 49 29 Et præcepit eis, dicens: Ego congregor ad populum meum: sepelite me cum patribus meis in spelunca duplici quæ est in agro Ephron Hethæi, Und er gebot ihnen und sprach: Ich werde zu meinem Volke versammelt; begrabet mich zu meinen Vätern in der Doppelhöhle,⁶⁰ die auf dem Acker des Hethiters Ephron liegt, Genesis Gen 1 49 29 60 Vielmehr in Makphela. [Gen 23,9] Genesis Gen 1 49 3 Ruben primogenitus meus, tu fortitudo mea, et principium doloris mei: prior in donis, major in imperio. Ruben, mein Erstgeborner!³ du meine Kraft und Erstling meines Schmerzens,⁴ der Erste an Gaben, der Größte an Macht.⁵ Genesis Gen 1 49 3 3 Ruben V. 3, V. 4 Genesis Gen 1 49 3 4 Hebr.: meiner Stärke. Die Sept. gibt den Sinn richtig wieder: Meiner Kinder. Genesis Gen 1 49 3 5 Der erste an Gaben, auf welche die Erstgeburt das Recht verleiht, siehe [Gen 27,29], und an Vorrang hättest du sein sollen. Genesis Gen 1 49 30 Contra Mambre in terra Chanaan, quam emit Abraham cum agro ab Ephron Hethæo in possessionem sepulcri. Mambre gegenüber im Lande Chanaan, die Abraham samt dem Acker von dem Hethiter Ephron zum erbeigenen Begräbnis gekauft hat. [Gen 23,17] Genesis Gen 1 49 31 Ibi sepelierunt eum, et Saram uxorem ejus: ibi sepultus est Isaac cum Rebecca conjuge sua: ibi et Lia condita jacet. Dort haben sie ihn und Sara, sein Weib, begraben; dort wurde auch Isaak mit Rebekka, seinem Weibe, bestattet; und dort ruht auch Lia. Genesis Gen 1 49 32 Finitisque mandatis quibus filios instruebat, collegit pedes suos super lectulum, et obiit: appositusque est ad populum suum. Als er nun seine Gebote geendet, die er seinen Söhnen gab, zog er seine Füße auf das Bett zurück und starb;⁶¹ und er ward hingenommen zu seinem Volke. Genesis Gen 1 49 32 61 Vorher saß er auf dem Rande des Bettes, jetzt legt er sich wie zur Ruhe nieder. Genesis Gen 1 49 4 Effusus es sicut aqua, non crescas: quia ascendisti cubile patris tui, et maculasti stratum ejus. Du wallest über wie Wasser,⁶ nicht sollst du dich mehren;⁷ denn deines Vaters Lager hast du bestiegen, entweiht sein Bett.⁸ Genesis Gen 1 49 4 6 Wenn es gegen die Absicht desjenigen, der es an's Feuer gestellt hat, überfließt: Kopfüber hast du dich in's Verbrechen gestürzt. Genesis Gen 1 49 4 7 Die Strafe: Du wirst keinen Vorrang haben. (Hebr.) Denselben Sinn drückt die Vulgata aus: Unter deinen Brüdern wachsen, einen Vorzug empfangend. Genesis Gen 1 49 4 8 Hebr.: Denn du hast das Bett deines Vaters bestiegen, hast es damals entweiht! Mein Lager hat er bestiegen. Genesis Gen 1 49 5 Simeon et Levi fratres: vasa iniquitatis bellantia. Simeon und Levi sind Brüder,⁹ Werkzeuge des Frevels in Waffen.¹⁰ Genesis Gen 1 49 5 9 Genossen im Frevel. Genesis Gen 1 49 5 10 Hebr.: Werkzeuge der Gewalttat sind ihre Mordwaffen. Genesis Gen 1 49 6 In consilium eorum non veniat anima mea, et in ctu illorum non sit gloria mea: quia in furore suo occiderunt virum, et in voluntate sua suffoderunt murum. Meine Seele gehe nicht in ihren Rat, in ihrer Versammlung weile nicht mein Ruhm,¹¹ denn in ihrem Zorne haben sie Männer gemordet, und in ihrem Mutwillen haben sie Mauern untergraben.¹² Genesis Gen 1 49 6 11 Das Gleiche wie Seele. Ich habe dies verworfen und verwerfe es. Genesis Gen 1 49 6 12 Die Stadt Sichem. Hebr.: Und in ihrem Mutwillen haben sie Kinder verstümmelt. Genesis Gen 1 49 7 Maledictus furor eorum, quia pertinax: et indignatio eorum, quia dura: dividam eos in Jacob, et dispergam eos in Israel. Verflucht sei ihr Zorn,¹³ weil er so hartnäckig;¹⁴ und ihr Grimm, weil er so hart war. Ich will sie in Jakob zerteilen und sie in Israel zerstreuen.¹⁵ Genesis Gen 1 49 7 13 Nicht die Söhne trifft der Fluch unmittelbar, sondern die Freveltat. Genesis Gen 1 49 7 14 Gewalttätig. Nicht jeder Zorn ist verwerflich. Genesis Gen 1 49 7 15 Strafe: Simeon erhielt mehrere in dem Gebiete Judas zerstreute Ortschaften. [Jos 19,1-9] Als diese später nicht mehr genügten, mussten wiederholt Auswanderungen stattfinden nach Gador [1Chr 4,39], ja sogar in das Land der Edomiter. [1Chr 4,42ff] Die Nachkommen Levis sühnten die Freveltat des Stammvaters durch ihren religiösen Eifer, weshalb Moses sie segnet [Dtn 33,8] und die Verteilung unter alle Stämme [Jos 18,7] nicht mehr als Strafe, sondern als Vorbedingung zur Ausübung ihres priesterlichen Berufes erscheint. Auch die Simeoniten zeichneten sich ähnlich aus, da sie sich ausdehnten. [Dtn 33,6] Alsdann sind die Worte Jakobs nur für die nächste Zeit absolut, für die Zukunft bedingt. Genesis Gen 1 49 8 Juda, te laudabunt fratres tui: manus tua in cervicibus inimicorum tuorum, adorabunt te filii patris tui. Juda,¹⁶ dich werden deine Brüder preisen.¹⁷ Deine Hand wird auf dem Nacken deiner Feinde liegen,¹⁸ vor dir werden sich beugen die Söhne deines Vaters.¹⁹ Genesis Gen 1 49 8 16 V. 8 12. Genesis Gen 1 49 8 17 Auch Judas hatte gesündigt, aber diese Sünde war durch Buße getilgt. [Gen 38,26] Wohl hatte er sich mit den übrigen gegen Joseph verschworen, aber dessen Leben gerettet. [Gen 37,26] und sich für Benjamin wollen in Fesseln werfen lassen. [Gen 44,18ff] Deshalb verdiente er Segen. Jakob schaut ihn zur Zeit, wo er seinen Sitz im verheißenen Lande bereits eingenommen. Bei dir werden die Brüder haben, was sie loben, deine Herrschaft, die Unterwerfung der Brüder und Niederwerfung der Feinde einschließt. Genesis Gen 1 49 8 18 Der volle Sieg setzt die Flucht der Feinde voraus. Genesis Gen 1 49 8 19 Wie es bei Joseph zu Lebzeiten seines Vaters geschehen. Genesis Gen 1 49 9 Catulus leonis Juda: ad prædam fili mi ascendisti: requiescens accubuisti ut leo, et quasi leæna, quis suscitabit eum? Ein junger Löwe ist Juda;²⁰ zur Beute²¹ bist du heraufgestiegen, mein Sohn! Du ruhst gelagert wie ein Löwe²² und wie eine Löwin.²³ Wer darf ihn reizen?²⁴ [1Chr 5,2] Genesis Gen 1 49 9 20 Judas ist mit seinem Stamme ein Löwe, daher Judas bei seinem Vater stehend ein junger Löwe, der heranwachsend ein Löwe (oder eine Löwin) sein wird. Genesis Gen 1 49 9 21 Besser: Vom Raube (nach dem Siege). Genesis Gen 1 49 9 22 In deinem Erbe. Genesis Gen 1 49 9 23 Welche schlimmer ist als ein Löwe, wenn sie ihre Jungen nährt. Genesis Gen 1 49 9 24 Kein Weiser. Genesis Gen 1 0 1 Jakob wird, hochgeehrt von den Ägyptern, von seinen Söhnen in der Doppelhöhle bei Hebron begraben. (V. 14) c. Joseph bewahrt den Brüdern auch nach dem Tode seines Vaters seine Liebe (V. 21), sagt ihnen ihre Rückkehr nach Chanaan voraus und bittet sie, bei derselben auch seine Gebeine nach Palästina mitzuführen. (V. 24) Josephs Tod. Genesis Gen 1 50 1 Quod cernens Joseph, ruit super faciem patris flens et deosculans eum. Da¹ Joseph dieses sah, warf er sich über das Angesicht seines Vaters, weinend und ihn küssend. Genesis Gen 1 50 1 1 Gemäß der Voraussagung [Gen 46,4]. Genesis Gen 1 50 10 Veneruntque ad Aream Atad, quæ sita est trans Jordanem: ubi celebrantes exsequias planctu magno atque vehementi, impleverunt septem dies. Als sie nun zur Tenne Atad⁹ kamen, welche jenseits des Jordans liegt, feierten sie daselbst das Leichenbegängnis mit großer und schwerer Totenklage, sieben Tage hindurch.¹⁰ [Sir 22,13] Genesis Gen 1 50 10 9 Goren Atad (Tenne des Stechdorns) Genesis Gen 1 50 10 10 Zuerst hatten sie wohl nach ägyptischer Sitte die Totenfeier in Ägypten gehalten, dann im verheißenen Lande nach eigenem Brauche. Jenseits ob von Ägypten aus gerechnet? Nach dem heiligen Hieronymus machte der Zug den Umweg um die Ostseite des toten Meeres, da dieser größere Sicherheit bot. Nach anderen ist Goren Atad ein anderer Name für die Landschaft, in der Mambre lag, und demnach V. 13 nicht Handlung, sondern Abschluss der vorhergegangenen Darstellung, so dass die Trauerfeier zu Goren Atad die Bestattung einschließt. Genesis Gen 1 50 11 Quod cum vidissent habitatores terræ Chanaan, dixerunt: Planctus magnus est iste gyptiis. Et idcirco vocatum est nomen loci illius, Planctus gypti. Als dies die Bewohner des Landes Chanaan sahen, sprachen sie: Eine große Totenfeier der Ägypter findet dort statt; und darum ward der Name dieses Ortes Klage Ägyptens genannt. Genesis Gen 1 50 12 Fecerunt ergo filii Jacob sicut præceperat eis: Die Söhne Jakobs taten also, wie er ihnen geboten hatte, Genesis Gen 1 50 13 Et portantes eum in terram Chanaan, sepelierunt eum in spelunca duplici, quam emerat Abraham cum agro in possessionem sepulcri ab Ephron Hethæo contra faciem Mambre. und führten ihn in das Land Chanaan, und begruben ihn in der Doppelhöhle, welche Abraham samt dem Acker zum erbeigenen Begräbnis von dem Hethiter Ephron gekauft hatte, Mambre gegenüber.¹¹ [Apg 7,16, Gen 23,17] Genesis Gen 1 50 13 11 Vielleicht folgte dieser Vers ursprünglich auf den Bericht [Gen 49,32] und die Beschreibung des Begräbnisses [Gen 50,1-11] ward von dem Verfasser erst später eingeschoben. Genesis Gen 1 50 14 Reversusque est Joseph in gyptum cum fratribus suis, et omni comitatu, sepulto patre. Und Joseph kehrte mit seinen Brüdern und seinem ganzen Gefolge nach Ägypten zurück, nachdem er seinen Vater begraben. Genesis Gen 1 50 15 Quo mortuo, timentes fratres ejus, et mutuo colloquentes: Ne forte memor sit injuriæ quam passus est, et reddat nobis omne malum quod fecimus, Da nun Jakob tot war, fürchteten sich die Brüder Josephs und sprachen zueinander:¹² Wenn er nur nicht des Unrechtes gedenkt, das er erlitten hat, und uns all das Böse vergilt, das wir ihm angetan haben!¹³ Genesis Gen 1 50 15 12 Hebr.: Als nun die Brüder sahen, dass ihr Vater tot war, sprachen sie: Wenn Joseph uns befeindete und uns all das Böse, das wir ihm getan haben, vergälte! Genesis Gen 1 50 15 13 Dass ihre Furcht nicht ganz grundlos war, könnte [1Kön 2,5ff] nahelegen. Genesis Gen 1 50 16 Mandaverunt ei dicentes: Pater tuus præcepit nobis antequam moreretur, Und sie ließen ihm sagen: Dein Vater gebot uns, ehe er starb, Genesis Gen 1 50 17 Ut hæc tibi verbis illius diceremus: Obsecro ut obliviscaris sceleris fratrum tuorum, et peccati atque malitiæ quam exercuerunt in te: nos quoque oramus ut servis Dei patris tui dimittas iniquitatem hanc. Quibus auditis flevit Joseph. wir sollten dir dieses mit seinen Worten sagen:¹⁴ Ich bitte, vergiss doch die böse Tat deiner Brüder, und die Sünde und die Bosheit, die sie an dir verübt haben; und auch wir bitten, du wollest den Dienern des Gottes deines Vaters¹⁵ diese böse Tat vergeben. Als Joseph dies hörte, weinte er. Genesis Gen 1 50 17 14 Gewiss hat er es gesagt, und die Wiederholung seiner Worte gleichsam von jenseits des Grabes konnte ihren Eindruck auf Joseph nicht verfehlen. Genesis Gen 1 50 17 15 Sie bitten im Namen des Vaters und Gottes um Verzeihung. Genesis Gen 1 50 18 Veneruntque ad eum fratres sui: et proni adorantes in terram dixerunt: Servi tui sumus. Und seine Brüder kamen zu ihm, und warfen sich vor ihm zur Erde nieder, und sprachen: Wir sind deine Knechte.¹⁶ Genesis Gen 1 50 18 16 Besser: Bereit, dir Knechte zu sein. Genesis Gen 1 50 19 Quibus ille respondit: Nolite timere: num Dei possumus resistere voluntati? Er antwortete ihnen: Fürchtet euch nicht; können wir etwa Gottes Willen widerstehen?¹⁷ Genesis Gen 1 50 19 17 Wegen dessen, was mir nach Gottes Willen begegnet, darf ich Menschen nicht zürnen. Hebr.: Entweder: Bin ich unter Gottes Macht? Ja, so darf ich mich nicht für das rächen, was er aus weisester Ursache zugelassen hat. Oder: Bin ich etwa an Gottes Stelle? Nein, also kann ich nicht an seiner Statt strafen. Alles dies galt umso mehr, als er aus jenen widrigen Schicksalen ein so großes Gut hat hervorgehen sehen. Genesis Gen 1 50 2 Præcepitque servis suis medicis ut aromatibus condirent patrem. Und er gebot seinen Ärzten,² die ihm dienten, seinen Vater einzubalsamieren. Genesis Gen 1 50 2 2 Solche hatte Joseph wohl infolge seiner hohen Stellung [Gen 41,40]. Genesis Gen 1 50 20 Vos cogitastis de me malum: sed Deus vertit illud in bonum, ut exaltaret me, sicut in præsentiarum cernitis, et salvos faceret multos populos. Ihr freilich sannet Böses gegen mich, Gott aber hat es zum Guten gewendet, um mich zu erheben,¹⁸ wie ihr jetzt sehet, und viele Völker zu erhalten. [Gen 45,5] Genesis Gen 1 50 20 18 Richtiger: Um zu tun. Hebr.: zahlreiches Volk. Genesis Gen 1 50 21 Nolite timere: ego pascam vos et parvulos vestros: consolatusque est eos, et blande ac leniter est locutus. Fürchtet euch nicht, ich werde für euern und eurer Kinder¹⁹ Unterhalt sorgen. Und er tröstete sie und sprach freundlich und sanft zu ihnen. [Gen 47,12] Genesis Gen 1 50 21 19 Eurer Familien. Genesis Gen 1 50 22 Et habitavit in gypto cum omni domo patris sui: vixitque centum decem annis. Et vidit Ephraim filios usque ad tertiam generationem. Filii quoque Machir filii Manasse nati sunt in genibus Joseph. Und er wohnte in Ägypten mit dem gesamten Hause seines Vaters und lebte hundert und zehn Jahre. Und er sah von Ephraim Söhne bis in das dritte Glied; auch Machir, dem Sohne Manasses, wurden auf Josephs Knieen Söhne geboren. Genesis Gen 1 50 23 Quibus transactis, locutus est fratribus suis: Post mortem meam Deus visitabit vos, et ascendere vos faciet de terra ista ad terram quam juravit Abraham, Isaac, et Jacob. Nach diesen Begebnissen sprach Joseph zu seinen Brüdern:²⁰ Nach meinem Tode wird Gott euch heimsuchen und euch aus diesem Lande in das Land hinaufziehen lassen, das er dem Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen hat. Genesis Gen 1 50 23 20 Die noch lebten, und ihren Nachkommen. Joseph sagt die Unterdrückung des Volkes in Ägypten, vergl. [Gen 15,13], zugleich aber dessen Heimkehr nach Chanaan voraus. [Gen 46,4, Gen 47,29-34] Vielleicht ahnte er, die Lage der Dinge klar durchschauend, die kommende politische Änderung, welche seiner Familie Leid bringen sollte. Seine Bitte, im Lande der Verheißung begraben zu werden (wie sein Vater), wurde erfüllt [Ex 13,19], er fand seine Ruhestätte bei Sichem. [Jos 24,32] Genesis Gen 1 50 24 Cumque adjurasset eos atque dixisset: Deus visitabit vos: asportate ossa mea vobiscum de loco isto: Und er ließ sie schwören und sprach: Gott wird euch heimsuchen; führet alsdann meine Gebeine mit euch von diesem Orte hier hinweg. [Jos 24,32] Genesis Gen 1 50 25 Mortuus est expletis centum decem vitæ suæ annis. Et conditus aromatibus, repositus est in loculo in gypto. Und er starb, hundert und zehn Jahre alt. Da balsamierten sie ihn ein und legten ihn in Ägypten in einen Sarg. Genesis Gen 1 50 3 Quibus jussa explentibus, transierunt quadraginta dies: iste quippe mos erat cadaverum conditorum: flevitque eum gyptus septuaginta diebus. Während sie vollzogen, was ihnen befohlen war, vergingen vierzig Tage; denn so war es Brauch bei der Einbalsamierung der Leiber; und Ägypten beweinte ihn siebzig Tage.³ Genesis Gen 1 50 3 3 Die vierzig Tage des Einbalsamierens eingerechnet. Bei den Ägyptern währte die Trauerzeit nach dem Tode eines Königs 72 Tage. Die Israeliten beweinten den Tod Aarons 30 Tage [Num 20,30], ebenso den Moses. [Dtn 34,8] Gewöhnlich dauerte die Klage über einen Toten bei ihnen sieben Tage. Genesis Gen 1 50 4 Et expleto planctus tempore, locutus est Joseph ad familiam Pharaonis: Si inveni gratiam in conspectu vestro, loquimini in auribus Pharaonis: Als nun die Zeit der Totenklage vorüber war, sprach Joseph zu den Hofleuten Pharaos:⁴ Habe ich Gnade in euren Augen gefunden, so saget zu Pharao, Genesis Gen 1 50 4 4 In eigener Angelegenheit konnte oder wollte er den König nicht direkt bitten. Genesis Gen 1 50 5 Eo quod pater meus adjuraverit me, dicens: En morior, in sepulcro meo quod fodi mihi in terra Chanaan, sepelies me. Ascendam igitur, et sepeliam patrem meum, ac revertar. dass mein Vater mich hat schwören lassen und gesagt hat: Siehe, ich sterbe, begrabe mich in meinem Grabe, welches ich mir im Lande Chanaan gegraben habe.⁵ So möchte ich nun hinaufziehen und meinen Vater begraben, und dann werde ich zurückkehren. [Gen 47,29] Genesis Gen 1 50 5 5 Entweder hatte sich Jakob in der Höhle Makphela ein Grab aushauen lassen oder redet nach ägyptischer Weise. (Vergl. [Gen 43,21] im Verhältnis zu [Gen 42,35].) Genesis Gen 1 50 6 Dixitque ei Pharao: Ascende et sepeli patrem tuum sicut adjuratus es. Da sprach Pharao zu ihm: Ziehe hinauf und begrabe deinen Vater, wie er dich hat schwören lassen. Genesis Gen 1 50 7 Quo ascendente, ierunt cum eo omnes senes domus Pharaonis, cunctique majores natu terræ gypti: So zog er denn hinauf, und es zogen mit ihm alle Würdenträger des Hauses Pharaos, und alle Ältesten⁶ des Landes Ägypten.⁷ Genesis Gen 1 50 7 6 Ausdruck, der gleichfalls zur Bezeichnung der Würde dient. Genesis Gen 1 50 7 7 Hebr.: Es zogen mit ihm alle Diener Pharaos, die Beamten seines Palastes und alle Beamten des Landes. Alle, d. i. alle, deren Anwesenheit der Rang Josephs forderte. Genesis Gen 1 50 8 Domus Joseph cum fratribus suis, absque parvulis et gregibus, atque armentis, quæ dereliquerant in terra Gessen. das Haus Josephs mit seinen Brüdern, ausgenommen die Kinder und die Herden und das Vieh, welche sie im Lande Gessen zurückließen. Genesis Gen 1 50 9 Habuit quoque in comitatu currus et equites: et facta est turba non modica. Auch hatte er Wagen und Reiter als Gefolge,⁸ und es ward eine gewaltige Schar. Genesis Gen 1 50 9 8 Zum Schutze auf dem nicht gefahrlosen Zuge um das tote Meer herum in fremdes Land. Exodus Ex 2 0 1 I. Abschnitt. Moses Taten in Ägypten. (1,1 12,36) I. Vorgeschichte Moses. (Kap. 1 2) 1.) Bedrückung des Volkes Israel in Ägypten. (Kap. 1) A. Vermehrung der Israeliten. (V. 7) B. Bedrückung der Israeliten (V. 22): a. Fronarbeit. (V. 14) b. Tötung der Knaben. Exodus Ex 2 1 1 Hæc sunt nomina filiorum Israel qui ingressi sunt in gyptum cum Jacob: singuli cum domibus suis introierunt: Dies sind¹ die Namen der Söhne Israels,² die mit Jakob in Ägypten einzogen; ein jeder zog mit seiner Familie³ ein: [Gen 46,8] Exodus Ex 2 1 1 1 Im Hebr. wird das Buch durch die Partikel und mit dem vorhergehenden verbunden. Exodus Ex 2 1 1 2 Als Person wird der Patriarch Jakob genannt. Israel ist Ehrenname des Volkes. Exodus Ex 2 1 1 3 Die Familien mit ihrem Besitze. Exodus Ex 2 1 10 Venite, sapienter opprimamus eum, ne forte multiplicetur: et si ingruerit contra nos bellum, addatur inimicis nostris, expugnatisque nobis egrediatur de terra. Wohlan, wir wollen es mit weisem Vorbedacht unterdrücken,⁹ dass es sich nicht allzusehr mehre und, wenn ein Krieg gegen uns entstände, sich zu unsern Feinden schlage und, wenn wir besiegt werden, aus dem Lande wegziehe. Exodus Ex 2 1 10 9 Hebr.: Seien wir klug gegen sie. Die Ägypter waren bestrebt Ankömmlinge zu Zwangsarbeiten in Ägypten fest zu halten. Exodus Ex 2 1 11 Præposuit itaque eis magistros operum, ut affligerent eos oneribus: ædificaveruntque urbes tabernaculorum Pharaoni, Phithom, et Ramesses. Er setzte also Fronvögte über sie, um sie mit schweren Arbeiten¹⁰ niederzuhalten, und sie erbauten dem Pharao die Vorratsstädte Phithom und Ramesses.¹¹ Exodus Ex 2 1 11 10 Damit sie keine Luft hätten, Familien zu gründen. Exodus Ex 2 1 11 11 Phithom Pi Tum, Wohnung des Gottes Tum, Hauptstadt der Provinz Thuku oder Thaket, d. i. Sokoth [Ex 12,37], jetzt Tell del Maskuteh. Ramesses, nach [Gen 47,6.11], wohl ein Teil von Gessen, mehr nach dem Innern zu gelegen, wohl das gleiche mit Tanis [Ps 77,12.43]. Der Unterdrücker war nach allgemeiner Annahme Ramesses II. Exodus Ex 2 1 12 Quantoque opprimebant eos, tanto magis multiplicabantur, et crescebant: Aber je mehr jene sie bedrückten, desto mehr nahmen sie zu und wuchsen.¹² Exodus Ex 2 1 12 12 Durch Gottes Ratschluss. Exodus Ex 2 1 13 Oderantque filios Israel gyptii, et affligebant illudentes eis: Und die Ägypter hassten¹³ die Söhne Israel, und quälten sie,¹⁴ und höhnten sie, Exodus Ex 2 1 13 13 Hebr.: Wurden (im Herzen) vor den Israeliten gebrochen. Vergl. [Num 22,3, Jes 7,16]. Neid und Schmerz packt sie und Furcht vor der Hilfe einer verborgenen Gottheit erfüllt sie. Exodus Ex 2 1 13 14 Hebr.: Und sie machten sie dienen härter als zuvor. Exodus Ex 2 1 14 Atque ad amaritudinem perducebant vitam eorum operibus duris luti, et lateris, omnique famulatu, quo in terræ operibus premebantur. und verbitterten ihnen das Leben durch harte Arbeit in Lehm und Ziegeln, und durch allerlei Frondienste,¹⁵ mit denen sie dieselben auf dem Felde belasteten.¹⁶ Exodus Ex 2 1 14 15 Zu den Bauten kommen noch zwei andere Arbeiten hinzu. Exodus Ex 2 1 14 16 Trotz aller Bedrückung wuchs die Zahl der Hebräer. Exodus Ex 2 1 15 Dixit autem Rex gypti obstetricibus Hebræorum: quarum una vocabatur Sephora, altera Phua, Der König von Ägypten aber sprach zu den Hebammen der Hebräer, von denen eine Sephora, die andere Phua hieß,¹⁷ Exodus Ex 2 1 15 17 Richtiger der Hebräerinnen. Von den beiden hier genannten wohl ägyptischen Hebammen hat Moses besonders gehört. Exodus Ex 2 1 16 Præcipiens eis: Quando obstetricabitis Hebræas, et partus tempus advenerit: si masculus fuerit, interficite eum: si femina, reservate. und gebot ihnen:¹⁸ Wenn ihr den Hebräerinnen beisteht und die Zeit der Geburt kommt, so tötet das Kind,¹⁹ wenn es ein Knabe ist; ist es aber ein Mädchen, so lasset es am Leben. Exodus Ex 2 1 16 18 Drei reden der Ägypter: V. 9, V. 15, V. 22. Exodus Ex 2 1 16 19 Hebr.: Wenn ihr sie aus dem Mutterschoße kommen sehet, so tötet sie alsbald. Exodus Ex 2 1 17 Timuerunt autem obstetrices Deum, et non fecerunt juxta præceptum regis gypti, sed conservabant mares. Die Hebammen aber fürchteten Gott und taten nicht nach dem Befehle des Königs von Ägypten, sondern ließen auch die Knaben am Leben. Exodus Ex 2 1 18 Quibus ad se accersitis, rex ait: Quidnam est hoc quod facere voluistis, ut pueros servaretis? Da ließ der König sie zu sich rufen und sprach: Was habt ihr getan, dass ihr die Knaben am Leben gelassen habt? Exodus Ex 2 1 19 Quæ responderunt: Non sunt Hebrææ sicut gyptiæ mulieres: ipsæ enim obstetricandi habent scientiam, et priusquam veniamus ad eas, pariunt. Sie antworteten: Die Hebräerinnen sind nicht wie die ägyptischen Frauen, denn sie verstehen sich auf die Geburtshilfe und gebären, ehe wir zu ihnen kommen.²⁰ Exodus Ex 2 1 19 20 Sie übertreiben etwas, ohne zu lügen, da sonst der König nicht glauben würde. Exodus Ex 2 1 2 Ruben, Simeon, Levi, Judas, Ruben, Simeon, Levi, Judas, Exodus Ex 2 1 20 Bene ergo fecit Deus obstetricibus: et crevit populus, confortatusque est nimis. Darum ließ Gott es den Hebammen wohl ergehen, und das Volk wuchs und ward sehr stark. Exodus Ex 2 1 21 Et quia timuerunt obstetrices Deum, ædificavit eis domos. Und weil die Hebammen Gott fürchteten, so gab er ihnen Nachkommenschaft.²¹ Exodus Ex 2 1 21 21 Vergl. [Dtn 25,9, Rut 4,11]. Exodus Ex 2 1 22 Præcepit ergo Pharao omni populo suo, dicens: Quidquid masculini sexus natum fuerit, in flumen projicite: quidquid feminini, reservate. Da gebot Pharao seinem²² gesamten Volke und sprach: Alle Knaben, welche geboren werden, werfet in den Fluss; alle Mädchen lasset am Leben. Exodus Ex 2 1 22 22 Den Ägyptern, die ganz eigentlich sein Volk waren, und den Hebräern. Vergl. [Ex 2,3]. Jetzt geht der König offen gegen die Israeliten vor. Exodus Ex 2 1 3 Issachar, Zabulon, et Benjamin, Issachar, Zabulon, Benjamin, Exodus Ex 2 1 4 Dan, et Nephthali, Gad, et Aser. Dan, Nephthali, Gad, Aser. Exodus Ex 2 1 5 Erant igitur omnes animæ eorum qui egressi sunt de femore Jacob, septuaginta: Joseph autem in gypto erat. Und es waren alle die Seelen, die hervorgingen aus den Lenden Jakobs, zusammen siebzig;⁴ Joseph aber war in Ägypten. Exodus Ex 2 1 5 4 Die Septuag hat wie [Gen 46,27] 75. Joseph, der in der Zahl 70 einbegriffen ist, war schon vor dem Einzuge Jakobs in Ägypten. Die Namen werden aufgezählt wie [Gen 35,23ff], nur dass Joseph hier am Schlusse allein steht. [Gen 46,8ff] werden die Söhne der Lia und ihrer Magd zuerst genannt. Auf diese Stelle weist die Zahl 70 zurück. Beide Stellen also kannte der Autor des Exodus. Indem er ein neues Buch beginnt, nennt er von neuem die Zahl 70, um zu zeigen, wie Gottes Verheißung, die Nachkommen der Patriarchen zu mehren, in Erfüllung gegangen sei. (Vergl. V. 7.) Exodus Ex 2 1 6 Quo mortuo, et universis fratribus ejus, omnique cognatione illa, Hierauf starb er, und alle seine Brüder, und jenes ganze Geschlecht. Exodus Ex 2 1 7 Filii Israel creverunt, et quasi germinantes multiplicati sunt: ac roborati nimis, impleverunt terram. Und die Söhne Israels wuchsen und mehrten sich, als sprossten sie aus der Erde hervor, und wurden überaus zahlreich, und erfüllten das Land.⁵ [Ps 104,24, Apg 7,17] Exodus Ex 2 1 7 5 Gessen. Exodus Ex 2 1 8 Surrexit interea rex novus super gyptum, qui ignorabat Joseph: Unterdessen stand ein neuer König⁶ in Ägypten auf, der von Joseph nichts wissen wollte;⁷ Exodus Ex 2 1 8 6 Aus einer anderen Familie. Es heißt aber weder, dass er der unmittelbare Nachfolger dessen war, der Joseph gekannt, noch dass er der erste war aus der neuen Dynastie. Der heilige Text kennt nur die beiden, welche in das Schicksal des auserwählten Volkes eingriffen. Exodus Ex 2 1 8 7 Er wies dessen Gesetze von sich und war seinen Stammesgenossen abhold. Exodus Ex 2 1 9 Et ait ad populum suum: Ecce, populus filiorum Israel multus, et fortior nobis est. der sprach zu seinem Volke: Sehet, das Volk der Söhne Israels ist zahlreich und stärker als wir.⁸ Exodus Ex 2 1 9 8 In Gessen. Exodus Ex 2 0 1 2.) Erste Lebensschicksale Moses. (Kap. 2) A. Moses wird nach der Geburt auf dem Wasser ausgesetzt, doch durch Gottes Vorsehung von der Tochter Pharaos gerettet und aufgezogen. (V. 10) B. Herangewachsen, tötet er einen Ägypter, der einen Israeliten geschlagen, und muss nach Madian fliehen (V. 15), wo er Sephora, die Tochter des Priesters Jethro, zur Ehe nimmt und zwei Söhne zeugt. (V. 22) C. Die Kinder Israel seufzen unterdes unter dem Joche des neuen Königs und rufen Gott um Hilfe an. Exodus Ex 2 2 1 Egressus est post hæc vir de domo Levi: et accepit uxorem stirpis suæ. Nach diesen Begebenheiten ging ein Mann vom Hause Levi¹ aus² und nahm ein Weib aus seinem Stamme.³ Exodus Ex 2 2 1 1 Haus wird oft in weiterem Sinne gebraucht. Exodus Ex 2 2 1 2 Dies Wort wird bei großen Ereignissen als Einleitung von solchen gesetzt. Exodus Ex 2 2 1 3 Hebr.: Eine Tochter Levis. Exodus Ex 2 2 10 Quem illa adoptavit in locum filii, vocavitque nomen ejus Moyses, dicens: Quia de aqua tuli eum. Diese nahm ihn an Sohnes Statt an und gab ihm den Namen Moses: denn, sprach sie, ich habe ihn aus dem Wasser gezogen.¹⁰ Exodus Ex 2 2 10 10 Die Benennung ist mnemoneutisch, nicht etymologisch. Der Name ist aus dem ägyptischen genommen, weshalb die Septuag ihn Moyses schreiben. Exodus Ex 2 2 11 In diebus illis postquam creverat Moyses, egressus est ad fratres suos: viditque afflictionem eorum, et virum gyptium percutientem quemdam de Hebræis fratribus suis. Zu jener Zeit, als Moses herangewachsen war,¹¹ ging er¹² zu seinen Brüdern und er sah ihr Leiden, und wie ein Ägypter einen von den Hebräern, seinen Brüdern, schlug.¹³ [Hebr 11,24] Exodus Ex 2 2 11 11 Vergl. [Apg 7,23]. Exodus Ex 2 2 11 12 Aus dem Palaste, in dem er lebte, zu dem Orte, wo die Israeliten Fronarbeit taten. Exodus Ex 2 2 11 13 Ihn töten wollend. Moses Eifer wird gelobt [Apg 7,24ff]. Exodus Ex 2 2 12 Cumque circumspexisset huc atque illuc, et nullum adesse vidisset, percussum gyptium abscondit sabulo. Da sah er rings um sich, und als er sah, dass kein Mensch zugegen war, erschlug er den Ägypter und verbarg ihn im Sande. Exodus Ex 2 2 13 Et egressus die altero conspexit duos Hebræos rixantes: dixitque ei qui faciebat injuriam: Quare percutis proximum tuum? Am andern Tage ging er wieder hinaus und sah zwei Hebräer im Streite. Da sprach er zu dem, der Unrecht hatte: Warum schlägst du deinen Nächsten?¹⁴ Exodus Ex 2 2 13 14 Der später Pharao und die Hebräer kraft von Gott verliehener Autorität strafen soll, muss zuvor selbst lernen, dass ohne jene der gute Wille ungenügend ist. Exodus Ex 2 2 14 Qui respondit: Quis te constituit principem et judicem super nos? num occidere me tu vis, sicut heri occidisti gyptium? Timuit Moyses, et ait: Quomodo palam factum est verbum istud? Dieser antwortete: Wer hat dich zum Gebieter und Richter über uns gesetzt? Willst du mich etwa auch erschlagen, wie du gestern den Ägypter erschlagen hast? Da erschrak Moses und sprach: Wie ist diese Sache ruchbar geworden? Exodus Ex 2 2 15 Audivitque Pharao sermonem hunc, et quærebat occidere Moysen: qui fugiens de conspectu ejus, moratus est in terra Madian, et sedit juxta puteum. Auch Pharao hörte davon und trachtete darnach, Moses zu töten; er aber floh von dem Angesichte Pharaos, und nahm seinen Aufenthalt im Lande Madian,¹⁵ und wohnte an dem Brunnen. Exodus Ex 2 2 15 15 Vergl. [Gen 25,2]. Nach [Ex 3,1] wohnten die Madianiten nicht weit vom Horeb. Exodus Ex 2 2 16 Erant autem sacerdoti Madian septem filiæ, quæ venerunt ad hauriendam aquam: et impletis canalibus adaquare cupiebant greges patris sui. Ein Priester¹⁶ von Madian aber¹⁷ hatte sieben Töchter; diese kamen und wollten Wasser schöpfen und die Tränkrinnen füllen, um ihres Vaters Herden zu tränken. Exodus Ex 2 2 16 16 Wohl des wahren Gottes, wie es Melchisedech gewesen. Vergl. [Ex 18,12]. Exodus Ex 2 2 16 17 Eingehendere Darstellung des Aufenthaltes in Madian. Exodus Ex 2 2 17 Supervenere pastores, et ejecerunt eas: surrexitque Moyses, et defensis puellis, adaquavit oves earum. Da kamen die Hirten herzu und trieben sie hinweg. Und Moses erhob sich, und schützte die Mädchen, und tränkte ihre Schafe. Exodus Ex 2 2 18 Quæ cum revertissent ad Raguel patrem suum, dixit ad eas: Cur velocius venistis solito? Als sie nun zu Raguel,¹⁸ ihrem Vater, zurückkamen, sprach er zu ihnen: Warum seid ihr früher gekommen, als gewöhnlich? Exodus Ex 2 2 18 18 Der Name macht Schwierigkeiten, da Moses Schwiegervater später Jethro genannt wird. Vielleicht ist der Name Raguel, Freund Gottes, ein Amtsname. Exodus Ex 2 2 19 Responderunt: Vir gyptius liberavit nos de manu pastorum: insuper et hausit aquam nobiscum, potumque dedit ovibus. Sie antworteten: Ein Mann aus Ägypten machte uns von der Hand der Hirten frei, und half uns auch Wasser schöpfen, und gab den Schafen zu trinken. Exodus Ex 2 2 2 Quæ concepit, et peperit filium: et videns eum elegantem, abscondit tribus mensibus. Diese empfing und gebar einen Sohn;⁴ und da sie sah, dass er schön war, hielt sie ihn drei Monate lang verborgen.⁵ [Hebr 11,23] Exodus Ex 2 2 2 4 Moses hatte eine ältere Schwester und einen älteren Bruder. Exodus Ex 2 2 2 5 Durch den Glauben an die Hilfe Gottes die Furcht vor dem Tyrannen überwindend. Exodus Ex 2 2 20 At ille: Ubi est? inquit. Quare dimisistis hominem? vocate eum ut comedat panem. Da sprach er: Wo ist er? Warum habt ihr den Mann dort stehen lassen? Rufet ihn, dass er mit uns esse. Exodus Ex 2 2 21 Juravit ergo Moyses quod habitaret cum eo. Accepitque Sephoram filiam ejus uxorem: Da schwur¹⁹ Moses, dass er bei ihm wohnen wolle; und er erhielt Sephora, die Tochter desselben, zum Weibe. [Ex 18,2.3, 1Chr 23,15] Exodus Ex 2 2 21 19 Hebr.: Moses sagte ihm auf seine Bitte zu, bei ihm zu wohnen. Exodus Ex 2 2 22 Quæ peperit ei filium, quem vocavit Gersam, dicens: Advena fui in terra aliena. Alterum vero peperit, quem vocavit Eliezer, dicens: Deus enim patris mei adjutor meus eripuit me de manu Pharaonis. Diese gebar ihm einen Sohn, den er Gersam²⁰ nannte, indem er sprach: Ein Fremdling war ich in einem fremden Lande. Und sie gebar einen zweiten,²¹ den nannte er Eliezer; denn, sprach er, der Gott meines Vaters, mein Helfer, hat mich aus der Hand Pharaos errettet. Exodus Ex 2 2 22 20 Entweder diente Mose zuerst einige Jahre bei Jethro, ehe er dessen Tochter zur Frau erhielt, oder Gersam wurde ihm erst nach mehreren Jahren der Ehe geboren. Die Erklärung des Namens ist eine mnemoneutische. Exodus Ex 2 2 22 21 Dies hat die Vulgata wohl aus [Ex 18,4] herübergenommen. Exodus Ex 2 2 23 Post multum vero temporis mortuus est rex gypti: et ingemiscentes filii Israel, propter opera vociferati sunt: ascenditque clamor eorum ad Deum ab operibus. Nach langer Zeit aber starb der König von Ägypten,²² und die Söhne Israels seufzten über die schwere Arbeit und schrieen laut; und ihr Geschrei stieg zu Gott auf von ihrer Arbeit. Exodus Ex 2 2 23 22 Wohl der, unter dessen Herrschaft Moses ausgesetzt und erzogen war. Ramasses II. herrschte 66 Jahre. Nach seinem Tode hatte Moses nichts mehr zu fürchten. Dazu kam das Gebot Gottes. Exodus Ex 2 2 24 Et audivit gemitum eorum, ac recordatus est fderis quod pepigit cum Abraham, Isaac, et Jacob. Und er hörte ihr Seufzen und gedachte an den Bund, welchen er mit Abraham, Isaak und Jakob geschlossen.²³ Exodus Ex 2 2 24 23 Da die Heimsuchung das von Gott vorherbestimmte Maß erreicht. Exodus Ex 2 2 25 Et respexit Dominus filios Israel, et cognovit eos. Und der Herr schaute auf die Söhne Israels und erkannte sie.²⁴ Exodus Ex 2 2 25 24 Gott sieht und hört manchmal scheinbar nicht, bis er auf den Ruf der Seinen hinschaut, die Sache prüft und Gericht hält. Den Erfolg gibt die nachstehende Erzählung an. Exodus Ex 2 2 3 Cumque jam celare non posset, sumpsit fiscellam scirpeam, et linivit eam bitumine ac pice: posuitque intus infantulum, et exposuit eum in carecto ripæ fluminis, Als sie ihn nun nicht länger verbergen konnte, nahm sie ein Körbchen von Schilf,⁶ und verklebte es mit Harz und Pech, legte das Kind hinein, und setzte es aus im Geröhr am Ufer des Flusses. Exodus Ex 2 2 3 6 Papyrusstaude. Exodus Ex 2 2 4 Stante procul sorore ejus, et considerante eventum rei. Indessen stand seine Schwester von ferne, um zu erfahren, welchen Ausgang die Sache nehmen werde. Exodus Ex 2 2 5 Ecce autem descendebat filia Pharaonis ut lavaretur in flumine: et puellæ ejus gradiebantur per crepidinem alvei. Quæ cum vidisset fiscellam in papyrione, misit unam e famulabus suis: et allatam. Siehe, da kam die Tochter Pharaos herab, um sich im Flusse zu baden; und ihre Jungfrauen gingen am Ufer des Stromes entlang. Als diese das Körbchen im Röhrichte sah, sandte sie eine von ihren Dienerinnen hin und ließ es holen. [Apg 7,21, Hebr 11,23] Exodus Ex 2 2 6 Aperiens, cernensque in ea parvulum vagientem, miserta ejus, ait: De infantibus Hebræorum est hic. Als sie es nun öffnete und darin ein weinendes Kind sah, fühlte sie Mitleid mit ihm und sprach: Dies ist eines von den Kindern der Hebräer!⁷ Exodus Ex 2 2 6 7 Weil das Kind ausgesetzt war. Exodus Ex 2 2 7 Cui soror pueri: Vis, inquit, ut vadam, et vocem tibi mulierem Hebræam, quæ nutrire possit infantulum? Da sprach die Schwester des Knaben⁸ zu ihr: Soll ich hingehen und dir ein hebräisches⁹ Weib rufen, welches das Kind nähren könne? Exodus Ex 2 2 7 8 Sie war also viel älter als Moses und der ihn um drei Jahre übertreffende Aaron. Exodus Ex 2 2 7 9 Eine Ägypterin hätte das Amt nicht angenommen Exodus Ex 2 2 8 Respondit: Vade. Perrexit puella, et vocavit matrem suam. Sie antwortete: Gehe hin! Und das Mädchen ging hin und rief seine Mutter. Exodus Ex 2 2 9 Ad quam locuta filia Pharaonis: Accipe, ait, puerum istum, et nutri mihi: ego dabo tibi mercedem tuam. Suscepit mulier, et nutrivit puerum: adultumque tradidit filiæ Pharaonis. Da sprach die Tochter Pharaos zu ihr: Nimm diesen Knaben und nähre ihn mir, ich werde dir deinen Lohn geben. Und das Weib nahm den Knaben und zog ihn auf; und als er groß war, brachte sie ihn der Tochter Pharaos. Exodus Ex 2 0 1 2. Moses Berufung. (Kap. 3 4,18) A. Gott erscheint dem Moses. (V. 12) B. Gott teilt Moses seine Absichten mit. (V. 22): a. Der Name Gottes, Jahve. (V. 15) b. Auftrag Gottes an das Volk. (V. 18a) c. Auftrag Gottes an Pharao. Exodus Ex 2 3 1 Moyses autem pascebat oves Jethro soceri sui sacerdotis Madian: cumque minasset gregem ad interiora deserti, venit ad montem Dei Horeb. Moses aber weidete die Schafe Jethros,¹ seines Schwiegervaters, des Priesters von Madian; und als er einst die Herde tiefer in die Wüste² trieb, kam er an den Berg Gottes³ Horeb. Exodus Ex 2 3 1 1 Moses sollte durch 40jähriges [Apg 7,20] Hirtenleben auf die Leitung der Menschen vorbereitet werden. Exodus Ex 2 3 1 2 Ferner vom roten Meere. Exodus Ex 2 3 1 3 Der Berg hieß wohl schon so vor Moses. (Joseph) Es ist der Sinai. (Hier.) Exodus Ex 2 3 10 Sed veni, et mittam te ad Pharaonem, ut educas populum meum, filios Israel de gypto. So komm denn,¹⁴ ich will dich zu Pharao senden, dass du mein Volk, die Söhne Israels, aus Ägypten wegführest. [Ps 104,26] Exodus Ex 2 3 10 14 Vielmehr: Geh. Exodus Ex 2 3 11 Dixitque Moyses ad Deum: Quis sum ego ut vadam ad Pharaonem, et educam filios Israel de gypto? Moses sprach zu Gott: Wer bin ich, dass ich zu Pharao hingehen und die Söhne Israels aus Ägypten wegführen soll?¹⁵ Exodus Ex 2 3 11 15 Moses ist demütiger und vorsichtiger als in seiner Jugend. Ich bin Pharao verhasst wegen des Todschlages, den Hebräern kaum bekannt, ohne Mittel, völlig ungeeignet für ein so großes Volk. Exodus Ex 2 3 12 Qui dixit ei: Ego ero tecum: et hoc habebis signum, quod miserim te: Cum eduxeris populum meum de gypto, immolabis Deo super montem istum. Da sprach er zu ihm: Ich werde mit dir sein:¹⁶ und dies sei dir das Zeichen, dass¹⁷ ich dich sende: Wenn du mein Volk aus Ägypten weggeführt hast, wirst du Gott auf diesem Berge Opfer bringen.¹⁸ Exodus Ex 2 3 12 16 Gott erkennt an, dass Moses von Natur unzureichend ist für eine solche Aufgabe. Exodus Ex 2 3 12 17 Die zukünftige Verehrung Gottes am Sinai. Für seine Sendung als religiöser Gesetzgeber. Das zukünftige Zeichen übt indes auch auf die Gegenwart einen Einfluss aus. Exodus Ex 2 3 12 18 Hebr.: Ihr werdet Gott dienen. Exodus Ex 2 3 13 Ait Moyses ad Deum: Ecce ego vadam ad filios Israel, et dicam eis: Deus patrum vestrorum misit me ad vos. Si dixerint mihi: Quod est nomen ejus? quid dicam eis? Moses entgegnete Gott: Siehe, ich soll zu den Söhnen Israels gehen und zu ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesendet. Wenn sie nun zu mir sagen werden: Welches ist sein Name?¹⁹ Was soll ich ihnen antworten? Exodus Ex 2 3 13 19 Die Hebräer werden fragen, mit welchem Namen er Gott vor Pharao als den ihrigen bezeichnen werde, da derselbe in Ägypten unbekannt war. Da nun Moses die Sendung bereitwillig auf sich nimmt, fragt er nach diesem Namen. Noch hatte Israel nicht eigene Gesetze und eigene Vorsteher, darum nennt es Gott wohl mit den bei anderen Semiten gebräuchlichen Namen: El, Schaddai [Ex 6,3]. Doch damit war Gott nicht genug von den Götzen unterschieden und als Gott der Hebräer benannt. Exodus Ex 2 3 14 Dixit Deus ad Moysen: EGO SUM QUI SUM. Ait: Sic dices filiis Israel: QUI EST, misit me ad vos. Da antwortete Gott Moses: Ich bin, der ich bin. Und er sprach: So sollst du zu den Söhnen Israels sagen: Der da ist,²⁰ hat mich zu euch gesendet. Exodus Ex 2 3 14 20 Richtiger: ich bin. Exodus Ex 2 3 15 Dixitque iterum Deus ad Moysen: Hæc dices filiis Israel: Dominus Deus patrum vestrorum, Deus Abraham, Deus Isaac, et Deus Jacob misit me ad vos: hoc nomen mihi est in æternum, et hoc memoriale meum in generationem et generationem. Und ferner sprach Gott zu Moses: Dies sollst du den Söhnen Israels sagen: Der Herr,²¹ der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, und der Gott Jakobs hat mich zu euch gesendet; das ist mein Name in Ewigkeit,²² und so gedenke man meiner von Geschlecht zu Geschlecht.²³ Exodus Ex 2 3 15 21 Hebr.: Jahve. Exodus Ex 2 3 15 22 So lange als das Bündnis dauert. [Gen 17,7] Vergl. [Ex 13,19]. Exodus Ex 2 3 15 23 Ein Name, der den mit demselben benannten Gott ins Gedächtnis ruft: Jahve V. 15 ist die Antwort auf V. 13. So ist also V. 14a eine Erklärung für Moses, warum Gott den Namen Jahve trägt. Ich allein bin in vollem und absolutem Sinne. Wie Gott in V. 14a Moses allein die Bedeutung seines Namens offenbart, so in 14b den Israeliten, wenngleich wenigen direkt und klar verständlich. Dreimal wird wiederholt: Und er sprach. Gott nennt den Namen nicht sofort; zuerst deutet er an, wer er ist, dann nennt er sich mit einem Worte, das zwar nicht sein Name ist, aber dem Verständnisse des Namens den Weg bahnt, endlich nennt er den Namen selbst. Nur die zwei letzten Teile der Rede sind für das Volk bestimmt; der erste zeigt Moses, dass er selbst tiefer in Gottes Geheimnisse eingeführt werden soll. Exodus Ex 2 3 16 Vade, et congrega seniores Israel, et dices ad eos: Dominus Deus patrum vestrorum apparuit mihi, Deus Abraham, Deus Isaac, et Deus Jacob, dicens: Visitans visitavi vos, et vidi omnia quæ acciderunt vobis in gypto. Gehe hin, und versammle die Ältesten von Israel, und sprich zu ihnen: Der Herr, der Gott eurer Väter, ist mir erschienen, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, und der Gott Jakobs, und hat gesagt: Ich habe euch in Gnaden heimgesucht²⁴ und alles gesehen, was euch in Ägypten widerfahren ist; Exodus Ex 2 3 16 24 Hebr.: Ich werde euch sicher heimsuchen. Das hebräische Wort weist auf [Gen 50,24] zurück. Moses muss sich zuerst an die Ältesten wenden, die Häupter der Stämme und Familien, da er ohne sie das Volk nicht bestimmen kann. Exodus Ex 2 3 17 Et dixi ut educam vos de afflictione gypti in terram Chananæi et Hethæi et Amorrhæi, et Pherezæi et Hevæi et Jebusæi, ad terram fluentem lacte et melle. und ich habe beschlossen, euch aus der Bedrückung Ägyptens wegzuführen, in das Land der Chananiter, Hethiter, Amorrhiter, Phereziter, Heviter, und Jebusiter, in ein Land, das von Milch und Honig fließt. Exodus Ex 2 3 18 Et audient vocem tuam: ingredierisque tu, et seniores Israel, ad regem gypti, et dices ad eum: Dominus Deus Hebræorum vocavit nos: ibimus viam trium dierum in solitudinem, ut immolemus Domino Deo nostro. Und sie werden auf deine Stimme hören; dann gehe mit den Ältesten Israels²⁵ hinein vor den König von Ägypten und sage zu ihm: Der Herr, der Gott der Hebräer, hat uns gerufen; wir werden drei Tagereisen weit in die Wüste ziehen,²⁶ um dem Herrn, unserm Gott, Opfer darzubringen. Exodus Ex 2 3 18 25 Die Ältesten werden Moses beigegeben, ihn zu ehren und seinen Worten Ansehen zu verschaffen, als einem Manne, der im Namen des ganzen Volkes redet. Demnach ist [Ex 5,1] zu ergänzen, dass auch die Ältesten zu Pharao gingen, worauf auch [Ex 5,4] hinweist. Exodus Ex 2 3 18 26 Hebr.: Wir mögen gehen, ich bitte. Moses muss zuerst die Genehmigung erbitten, dass das Volk drei Tagereisen weit von der Grenze opfern dürfe, doch Gott, der auf dem Berge Sinai die Anbetung des Volkes erhalten will, sieht voraus, dass Pharao sich weigern wird, und will ihn durch den gänzlichen Auszug der Kinder Israel strafen. Exodus Ex 2 3 19 Sed ego scio quod non dimittet vos rex gypti ut eatis nisi per manum validam. Aber ich weiß, dass der König von Ägypten euch nicht ziehen lassen wird, es sei denn durch starke Hand.²⁷ Exodus Ex 2 3 19 27 Gott belehrt Moses nicht allein über die Aufgabe, sondern auch über den Erfolg seiner Sendung, damit er nicht in Gefahr komme, den Mut zu verlieren. Der hebräische Text ist nicht ganz unversehrt. Exodus Ex 2 3 2 Apparuitque ei Dominus in flamma ignis de medio rubi: et videbat quod rubus arderet, et non combureretur. Da erschien⁴ ihm der Herr in einer Feuerflamme, die aus einem Dornbusche hervorschlug, und er sah, dass der Dornbusch brenne und nicht verbrenne. [Apg 7,30] Exodus Ex 2 3 2 4 Gott erschien, insofern das Wunder ihn kund gab und er aus dem Dornbusche redend gehört ward. Exodus Ex 2 3 20 Extendam enim manum meam, et percutiam gyptum in cunctis mirabilibus meis, quæ facturus sum in medio eorum: post hæc dimittet vos. So werde ich dann meine Hand ausstrecken und Ägypten schlagen mit allen meinen Wundern, welche ich unter ihnen tun werde; darauf wird er euch ziehen lassen. Exodus Ex 2 3 21 Daboque gratiam populo huic coram gyptiis: et cum egrediemini, non exibitis vacui: Und dieses Volk werde ich bei den Ägyptern Gnade finden lassen; und wenn ihr auszieht, werdet ihr nicht mit leeren Händen weggehen;²⁸ [Ex 11,2, Ex 12,35] Exodus Ex 2 3 21 28 Die, für welche Gott mit ausgestrecktem Arme kämpft, sollen nicht wie Bettler abziehen. Exodus Ex 2 3 22 Sed postulabit mulier a vicina sua, et ab hospita sua, vasa argentea et aurea, ac vestes: ponetisque eas super filios et filias vestras, et spoliabitis gyptum. sondern jedes Weib²⁹ soll von ihrer Nachbarin und Hausgenossin silberne und goldene Geräte und Kleider fordern; diese sollt ihr euren Söhnen und Töchtern übergeben und so Ägypten berauben. Exodus Ex 2 3 22 29 Nach [Ex 11,2] bitten auch die Männer. Die Hebräer wohnten wohl in Häusern, welche den Ägyptern gehörten. Exodus Ex 2 3 3 Dixit ergo Moyses: Vadam, et videbo visionem hanc magnam, quare non comburatur rubus. Und Moses sprach:⁵ Ich will doch hingehen und dieses große Gesicht schauen, warum der Dornbusch nicht verbrennt! Exodus Ex 2 3 3 5 Bei sich. Er erkannte das Wunder noch nicht. Exodus Ex 2 3 4 Cernens autem Dominus quod pergeret ad videndum, vocavit eum de medio rubi, et ait: Moyses, Moyses. Qui respondit: Adsum. Als aber der Herr sah, dass er hinging, um zu schauen, rief er ihm aus dem Dornbusche zu und sprach: Moses, Moses! Er antwortete: Hier bin ich!⁶ Exodus Ex 2 3 4 6 Sept.: Was ist? Er glaubt wohl, einen Menschen, den Urheber des unbewohnten Ereignisses zu hören. Exodus Ex 2 3 5 At ille: Ne appropies, inquit, huc: solve calceamentum de pedibus tuis: locus enim, in quo stas, terra sancta est. Der Herr aber sprach: Tritt nicht näher heran! Ziehe deine Schuhe von deinen Füßen, denn der Ort, auf dem du stehst, ist geheiligter Boden.⁷ Exodus Ex 2 3 5 7 Die Orientalen betreten heilige Orte mit entblößten Füßen. Exodus Ex 2 3 6 Et ait: Ego sum Deus patris tui, Deus Abraham, Deus Isaac, et Deus Jacob. Abscondit Moyses faciem suam: non enim audebat adspicere contra Deum. Dann sprach er: Ich bin der Gott deines Vaters,⁸ der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, und der Gott Jakobs. Da verhüllte Moses sein Angesicht; denn er wagte nicht aufzuschauen gegen Gott. [Mt 22,32, Mk 12,26, Lk 20,37] Exodus Ex 2 3 6 8 Diesen dreien ward das Land Chanaan, in welches das Volk einziehen soll, verheißen, und durch sie war dasselbe von anderen Völkern geschieden worden. Jetzt erkennt Moses, das er ein Wunder schaut, und beugt sich zur Erde, oder bedeckt wie Elias [1Kön 19,13] sein Angesicht mit dem Mantel. Exodus Ex 2 3 7 Cui ait Dominus: Vidi afflictionem populi mei in gypto, et clamorem ejus audivi propter duritiam eorum qui præsunt operibus: Und der Herr sprach zu ihm:⁹ Ich habe die Bedrängnis meines Volkes in Ägypten gesehen, und ihre Klagen über die Härte derjenigen gehört, die über die Arbeiten gesetzt sind; Exodus Ex 2 3 7 9 Gott offenbart, warum er erscheint. Exodus Ex 2 3 8 Et sciens dolorem ejus, descendi ut liberem eum de manibus gyptiorum, et educam de terra illa in terram bonam, et spatiosam, in terram quæ fluit lacte et melle, ad loca Chananæi, et Hethæi, et Amorrhæi, et Pherezæi, et Hevæi, et Jebusæi. und weil ich seinen Jammer kenne,¹⁰ bin ich herabgekommen, es aus der Gewalt der Ägypter zu erretten und es wegzuführen aus diesem Lande in ein treffliches und weit ausgedehntes Land,¹¹ in ein Land, das von Milch und Honig fließt,¹² an die Wohnsitze der Chananiter, Hethiter, Amorrhiter, Phereziter, Heviter, und Jebusiter.¹³ Exodus Ex 2 3 8 10 Besser: Und wahrlich, ich kenne als Richter. [Ex 2,25] Exodus Ex 2 3 8 11 Besser und umfangreicher als das Land Gessen: Gessen bot nur Weideplätze, keine Äcker, und die Israeliten waren bei ihrer stets wachsenden Zahl beengt, dazu mit Ägyptern und anderen Volksstämmen vermischt. Exodus Ex 2 3 8 12 Die Redeweise ist hyperbolisch und bedeutet, dass nicht allein die notwendigen Dinge in höchster Fülle da sein werden, sondern auch alles, was zur Ergötzung dient, und dies alles, als wenn es in Quellen und Bächen flösse. Besonders ist auf die Weide hingewiesen, welche den Rindern die beste Milch gewährt und den Bienen reichen Honig. Exodus Ex 2 3 8 13 Diese Verheißung war [Gen 15,20] gegeben. Vergl. über diese Völker [Ex 23,23, Ex 33,2, Ex 34,11]. Exodus Ex 2 3 9 Clamor ergo filiorum Israel venit ad me: vidique afflictionem eorum, qua ab gyptiis opprimuntur. So ist also das Klagegeschrei der Söhne Israels zu mir gedrungen, und ich habe ihre Bedrängnis, welche sie von den Ägyptern erdulden, gesehen. Exodus Ex 2 0 1 C. Wunderzeichen, die Moses vor dem Volke tun soll. (V. 9) D. Aaron wird Moses als Beistand gegeben. (V. 17) E. Schluss des Abschnittes. (V. 18) 3. Moses Taten vor Pharao. (4,19 12,36) 1.) Vorläufer des Kampfes (4,19 7,7): A. Moses Rückkehr zu den Israeliten. Exodus Ex 2 4 1 Respondens Moyses, ait: Non credent mihi, neque audient vocem meam, sed dicent: Non apparuit tibi Dominus. Moses antwortete und sprach: Sie werden mir nicht glauben und auf meine Stimme nicht hören, sondern sagen: Der Herr ist dir nicht erschienen.¹ Exodus Ex 2 4 1 1 Gott hatte Moses verheißen: Sie werden Opfer darbringen auf Horeb. [Ex 3,12] Doch damit die Israeliten klugerweise glauben können, sind Zeichen erforderlich. Die beiden ersten vollziehen sich an den Dingen, welche dem einst am Hofe Erzogenen einzig übrig waren: seinem Hirtenstabe und seiner Hand. Mit diesen erwarb er sich jetzt den Unterhalt, weil er im Glauben leugnete, ein Sohn der Tochter Pharaos zu sein. [Hebr 11,24] Das erste Wunder soll Moses unbedingt tun, die beiden anderen bedingungsweise. Von zwei Wundern wird [Ex 4,30] berichtet. Exodus Ex 2 4 10 Ait Moyses: Obsecro Domine, non sum eloquens ab heri et nudiustertius: et ex quo locutus es ad servum tuum, impeditioris et tardioris linguæ sum. Da sprach Moses: Ich bitte, Herr, ich bin von jeher unberedt; und seit du zu deinem Knechte geredet hast, ist meine Zunge noch ungelenker und schwerfälliger geworden.⁷ Exodus Ex 2 4 10 7 Moses legt diese Dinge vor, um Gottes Entscheidung zu erhalten. Vielleicht hofft er, nachdem er zwei Wunder gesehen, Gott werde den Mangel seiner Zunge heilen. Doch da Gott nur seine Hilfe verspricht, schwankt Moses im Glauben und entschuldigt sich V. 13 von der Übernahme der Sendung. Exodus Ex 2 4 11 Dixit Dominus ad eum: Quis fecit os hominis? aut quis fabricatus est mutum et surdum, videntem et cæcum? nonne ego? Da sprach der Herr zu ihm: Wer hat den Mund des Menschen geschaffen? Oder wer hat den Stummen und Tauben, Sehenden und Blinden gemacht? Bin nicht ich es? Exodus Ex 2 4 12 Perge igitur, et ego ero in ore tuo: doceboque te quid loquaris. So gehe also hin, ich werde mit deinem Munde sein und dich lehren, was du sagen sollst.⁸ [Mt 10,20] Exodus Ex 2 4 12 8 Gott verheißt mehr, als Moses gebeten hat. Er will nicht allein den Mangel der Zunge heben, sondern Moses selbst die Worte eingeben, die dieser reden soll. In deinem Munde: Erinnerung an [Ex 3,12]. Sept.: Ich werde deinen Mund öffnen. Exodus Ex 2 4 13 At ille: Obsecro, inquit, Domine, mitte quem missurus es. Er aber sprach: Ich bitte, Herr, sende, den du senden willst.⁹ [Gen 49,10] Exodus Ex 2 4 13 9 Die Verheißung Gottes hat Moses Mut noch nicht genug gestärkt: Sende einen, der geeigneter ist. Exodus Ex 2 4 14 Iratus Dominus in Moysen, ait: Aaron frater tuus Levites, scio quod eloquens sit: ecce ipse egreditur in occursum tuum, vidensque te lætabitur corde. Da ward der Herr über Moses zornig und sprach:¹⁰ Aaron, dein Bruder, der Levit,¹¹ ist, wie ich weiß, beredt,¹² siehe, er kommt dir entgegen¹³ und wird sich von Herzen freuen, wenn er dich erblickt. Exodus Ex 2 4 14 10 Gott wählt einen Mittelweg. Er enthebt Moses der Pflicht, zu reden, nicht aber der Sendung. Exodus Ex 2 4 14 11 Wohl eine Verderbnis des Textes. Exodus Ex 2 4 14 12 Hebr.: Mann der Rede, ohne Zungenfehler. Exodus Ex 2 4 14 13 Besser Sept.: er wird dir entgegen kommen. Exodus Ex 2 4 15 Loquere ad eum, et pone verba mea in ore ejus: et ego ero in ore tuo, et in ore illius, et ostendam vobis quid agere debeatis. Rede mit ihm und lege meine Worte in seinen Mund:¹⁴ und ich werde mit deinem Mund und seinem Munde sein¹⁵ und werde euch zeigen, was ihr tun sollt. [Ex 7,2] Exodus Ex 2 4 15 14 Sage ihm, was er dem Volke nach meinem dir gewordenen Auftrage verkünden soll. Exodus Ex 2 4 15 15 Die V. 12 Moses gegebene Verheißung wird jetzt auch auf Aaron ausgedehnt. Exodus Ex 2 4 16 Ipse loquetur pro te ad populum, et erit os tuum: tu autem eris ei in his quæ ad Deum pertinent. So soll denn er statt deiner zu dem Volke reden und dein Mund sein; du aber sollst ihn in dem leiten, was Gottes Sache ist.¹⁶ Exodus Ex 2 4 16 16 Hebr.: Du aber wirst sein Gott sein; du wirst für ihn sein, was ich für dich bin. Exodus Ex 2 4 17 Virgam quoque hanc sume in manu tua, in qua facturus es signa. Nimm auch diesen Stab da in deine Hand, mit ihm sollst du die Wunderzeichen tun. Exodus Ex 2 4 18 Abiit Moyses, et reversus est ad Jethro socerum suum, dixitque ei: Vadam et revertar ad fratres meos in gyptum, ut videam si adhuc vivant. Cui ait Jethro: Vade in pace. Da ging Moses hin, und kehrte zu Jethro, seinem Schwiegervater, zurück,¹⁷ und sprach zu ihm: Ich will hinziehen und zu meinen Brüdern¹⁸ nach Ägypten zurückkehren, um zu sehen, ob sie noch am Leben sind. Jethro sprach zu ihm: Ziehe hin in Frieden! Exodus Ex 2 4 18 17 Wie der Abschnitt mit Erwähnung des Schwiegervaters begonnen [Ex 3,1], so schließt er mit solcher. Exodus Ex 2 4 18 18 Verwandte. Die Hauptsache verschweigt Moses indes, damit Schwiegervater und Weib ihn nicht zurückhalten. Exodus Ex 2 4 19 Dixit ergo Dominus ad Moysen in Madian: Vade, et revertere in gyptum: mortui sunt enim omnes qui quærebant animam tuam. Und der Herr sprach zu Moses in Madian:¹⁹ Mache dich auf und kehre nach Ägypten zurück; denn alle, die dir nach dem Leben trachteten, sind gestorben. Exodus Ex 2 4 19 19 Ein neuer Abschnitt fordert, dass die Umstände der reise genauer geschildert werden. Gott hatte bestimmt, dass Moses seinen Bruder Aaron und seinen Stab mit sich nehmen sollte, und Moses hält sich streng daran. Doch Gott hält ihn [Ex 4,27] noch zurück, einen Aberglauben Sephoras zulassend. Auch wird bei der Erzählung der Abreise Moses etwas nachgetragen, was für dieselbe von höchster Wichtigkeit ist: Gersam, der Erstgeborene Moses, wird als Typus des Erstgeborenen Gottes, Israel, aufgestellt, für dessen Loskaufung Gott [Ex 4,23] droht, die Erstgeburt Pharaos zu töten. Der Inhalt des Abschnittes ist also Gottes Kampf mit Pharao, Loskauf des erstgeborenen durch die Erstgeborenen. Exodus Ex 2 4 2 Dixit ergo ad eum: Quid est quod tenes in manu tua? Respondit: Virga. Da sprach er zu ihm: Was hältst du da in deiner Hand? Er antwortete: Einen Stab. Exodus Ex 2 4 20 Tulit ergo Moyses uxorem suam, et filios suos, et imposuit eos super asinum, reversusque est in gyptum, portans virgam Dei in manu sua. Alsobald nahm Moses sein Weib und seine Söhne, setzte sie auf einen Esel, und zog nach Ägypten zurück,²⁰ den Stab Gottes in seiner Hand tragend. Exodus Ex 2 4 20 20 Entweder: Machte sich auf die Reise, oder Zusammenfassung der ganzen Reise, deren Abschnitte V. 21 und 24 unterschieden werden. Exodus Ex 2 4 21 Dixitque ei Dominus revertenti in gyptum: Vide ut omnia ostenta quæ posui in manu tua, facias coram Pharaone: ego indurabo cor ejus, et non dimittet populum. Und der Herr sprach zu ihm, als er nach Ägypten zurückzog:²¹ Siehe zu, dass du alle Wundertaten, welche ich in deine Hand gegeben habe, vor Pharao tuest;²² ich werde sein Herz verstocken,²³ und er wird das Volk nicht ziehen lassen. Exodus Ex 2 4 21 21 Richtiger: da du zurückkehrst. Exodus Ex 2 4 21 22 Die früheren Zeichen waren für das Volk bestimmt, diese für Pharao. Zu den drei früher bereits erwähnten kommt als viertes die Tötung des Sohnes Pharaos; die anderen werden inzwischen nicht erwähnt. Exodus Ex 2 4 21 23 Gott will Pharaos Herz verhärten. Vergl. [Ex 4,21, Ex 7,3, Ex 9,12, Ex 10,20.27, Ex 11,10, Ex 14,4.8.17]. An anderen Stellen heißt es, dass Pharaos Herz hart wird oder ist [Ex 7,13.22, Ex 8,15, Ex 9,35] vergl. [Ex 7,14, Ex 9,7] dass Pharao sein Herz verhärtet [Ex 8,11.28, Ex 9,34] oder Pharao verhärtet (ohne Objekt: sich hart zeigt: [Ex 13,15]). Wenn Gott also Pharao verhärtet, geschieht dies so, dass Pharao sich dennoch wahrhaft selbst verhärtet. So lange Pharao nämlich unter dem Druck der Strafen seufzt, ist er bereit, das Volk zu entlassen; weicht die Bedrängnis, so ändert er seinen Sinn. Gott weiß dies voraus und nimmt des ungeachtet die Strafe wieder fort, so Pharao verhärtend. Exodus Ex 2 4 22 Dicesque ad eum: Hæc dicit Dominus: Filius meus primogenitus Israel. Sage zu ihm: Dies spricht der Herr: Israel ist mein erstgeborner Sohn.²⁴ Exodus Ex 2 4 22 24 Israel hat die Würde und Liebe, welche dem Erstgeborenen gebühren, vor allen Völkern, weil einst Gottes Sohn aus ihm soll Fleisch annehmen. Exodus Ex 2 4 23 Dixi tibi: Dimitte filium meum ut serviat mihi; et noluisti dimittere eum: ecce ego interficiam filium tuum primogenitum. Habe ich dir befohlen: Lass meinen Sohn²⁵ ziehen, dass er mir diene, und du willst ihn nicht ziehen lassen, siehe, so töte ich deinen erstgebornen Sohn.²⁶ Exodus Ex 2 4 23 25 Mein Sohn, der mir das Opfer der Anbetung darbringen soll, darf dir nicht dienen mit Ziegelstreichen. Exodus Ex 2 4 23 26 Dies wird [Ex 11,5] und [Ex 12,29] ausgedehnt auf alle Erstgeburt von Menschen und Tieren. Diese Strafe kann auch hier verstanden werden, indem Pharao für ganz Ägypten gesetzt ist. So hängen also V. 20 und 25 innig zusammen. Exodus Ex 2 4 24 Cumque esset in itinere, in diversorio, occurrit ei Dominus, et volebat occidere eum. Als er nun auf der Reise war, trat ihm der Herr an der Stätte der Rast entgegen und wollte ihn töten.²⁷ Exodus Ex 2 4 24 27 Die Erscheinung wird Moses und Sephora zu Teil. Der Herr will Moses töten, weil er Gersam nicht beschnitten. Entweder war Moses Schuld eine lässliche oder überhaupt keine, und der Engel wollte Sephora auf diese Weise zur Einwilligung bringen, den Knaben beschneiden zu lassen. Es ziemte sich nicht, dass der Sohn des Befreiers des hebräischen Volkes eine so wichtige Zeremonie vernachlässigte. Eliezer ist V. 20, und [Ex 2,22] durch Irrtum in den Text geraten. Exodus Ex 2 4 25 Tulit idcirco Sephora acutissimam petram, et circumcidit præputium filii sui, tetigitque pedes ejus, et ait: Sponsus sanguinum tu mihi es. Da nahm Sephora alsbald einen scharfen Stein,²⁸ und beschnitt damit die Vorhaut ihres Sohnes, und berührte seine Füße,²⁹ und sprach: Ein Blutbräutigam bist du mir!³⁰ Exodus Ex 2 4 25 28 Auch [Jos 5,2] wird die Beschneidung mit Steinmessern vorgenommen. Auch bei den Ägyptern galt die Beschneidung als etwas Heiliges. Exodus Ex 2 4 25 29 Vielleicht: die Vorhaut berührte die Füße des Kindes. Dies nahm sie als böses Vorzeichen auf. Nach [Ex 18,2] ist Sephora hier mit ihrem Sohne von Moses entlassen worden. Also: Sephora verließ Moses, nicht wagend, mit ihm weiter zu ziehen, da sie wähnte, er sei Gott verhasst, und kehrte zu ihrem Vater zurück. Exodus Ex 2 4 25 30 Ist Moses auch in der Ehe ihr Gatte, so ist er doch der Verheißer zukünftigen Unglücks. Um dieser Ursache willen will sie nicht mit ihm nach Ägypten. Erst als sie wahrnahm, dass alles, was Moses tat, glücklich von statten ging, kehrte sie zu ihm zurück. [Ex 18] Moses hatte seine Gattin ohne Gottes Geheiß mit sich genommen; da sie ihn doch nur behindern konnte, - fügt es der Herr, dass sie ihn verlässt. Exodus Ex 2 4 26 Et dimisit eum postquam dixerat: Sponsus sanguinum, ob circumcisionem. Und er ließ von ihm ab, nachdem sie gesagt hatte: Ein Blutbräutigam, um der Beschneidung willen. Exodus Ex 2 4 27 Dixit autem Dominus ad Aaron: Vade in occursum Moysi in desertum. Qui perrexit obviam ei in montem Dei, et osculatus est eum. Der Herr aber sprach zu Aaron: Gehe Moses entgegen in die Wüste! Da ging er ihm an den Berg Gottes entgegen und küsste ihn. Exodus Ex 2 4 28 Narravitque Moyses Aaron omnia verba Domini quibus miserat eum, et signa quæ mandaverat. Und Moses erzählte dem Aaron alle Worte des Herrn, mit denen er ihn gesandt, und die Wunderzeichen, welche er ihm anbefohlen hatte. Exodus Ex 2 4 29 Veneruntque simul, et congregaverunt cunctos seniores filiorum Israel. Hierauf gingen sie miteinander hin³¹ und versammelten alle Ältesten der Söhne Israels. Exodus Ex 2 4 29 31 Aaron macht keine Schwierigkeit. Exodus Ex 2 4 3 Dixitque Dominus: Projice eam in terram. Projecit, et versa est in colubrum, ita ut fugeret Moyses. Da sprach der Herr: Wirf ihn hin auf die Erde! Er warf ihn hin, da ward er in eine Schlange verwandelt, so dass Moses die Flucht ergriff. Exodus Ex 2 4 30 Locutusque est Aaron omnia verba quæ dixerat Dominus ad Moysen: et fecit signa coram populo, Und Aaron verkündete alle Worte, die der Herr zu Moses geredet hatte; und dieser tat die Wunderzeichen vor dem Volke, Exodus Ex 2 4 31 Et credidit populus. Audieruntque quod visitasset Dominus filios Israel, et quod respexisset afflictionem illorum: et proni adoraverunt. und das Volk glaubte. Und da sie hörten, dass der Herr die Söhne Israels heimgesucht und ihr Elend angesehen habe, warfen sie sich zur Erde und beteten an. Exodus Ex 2 4 4 Dixitque Dominus: Extende manum tuam, et apprehende caudam ejus. Extendit, et tenuit, versaque est in virgam. Und der Herr sprach: Strecke deine Hand aus und ergreife sie beim Schweife! Da streckte er seine Hand aus und erfasste sie,² und sie ward wieder zum Stabe. Exodus Ex 2 4 4 2 Welch Gehorsam und welcher Glaube! Exodus Ex 2 4 5 Ut credant, inquit, quod apparuerit tibi Dominus Deus patrum suorum, Deus Abraham, Deus Isaac, et Deus Jacob. Damit sie glauben, sprach er,³ dass dir der Herr, der Gott ihrer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs erschienen ist. Exodus Ex 2 4 5 3 Dieses Zeichen habe ich gewirkt, damit du es gleichfalls vor ihnen tuest und damit sie glauben. Exodus Ex 2 4 6 Dixitque Dominus rursum: Mitte manum tuam in sinum tuum. Quam cum misisset in sinum, protulit leprosam instar nivis. Und abermals sprach der Herr: Stecke deine Hand in deinen Busen! Als er sie nun in den Busen steckte und wieder herauszog, war sie aussätzig geworden und weiß wie Schnee.⁴ Exodus Ex 2 4 6 4 Der weiße Aussatz war der häufigere. Vergl. [Num 12,10, 2Kön 5,27]. Exodus Ex 2 4 7 Retrahe, ait, manum tuam in sinum tuum. Retraxit, et protulit iterum, et erat similis carni reliquæ. Und er sprach: Stecke deine Hand nochmals in deinen Busen! Da steckte er sie hinein, und als er sie wieder herauszog, war sie dem andern Fleische gleich.⁵ Exodus Ex 2 4 7 5 Jedes Wunder ist eigentlich ein Doppelwunder. Moses wird selbst durch diese zwei Wunder, die er am Horeb sieht, im Glauben bestärkt. Exodus Ex 2 4 8 Si non crediderint, inquit, tibi, neque audierint sermonem signi prioris, credent verbo signi sequentis. Wenn sie dir nicht glauben, sprach er, und auf das erste Wunderzeichen⁶ nicht folgen sollten, so werden sie auf das andere Wunderzeichen hin glauben. Exodus Ex 2 4 8 6 Die mit dem ersten Wunderzeichen bestätigte Rede. Exodus Ex 2 4 9 Quod si nec duobus quidem his signis crediderint, neque audierint vocem tuam: sume aquam fluminis, et effunde eam super aridam, et quidquid hauseris de fluvio, vertetur in sanguinem. Wenn sie aber auch auf diese beiden Wunderzeichen hin nicht glauben und auf deine Stimme nicht hören, so nimm Wasser aus dem Strome und gieß es auf den Boden, so wird alles, was du aus dem Strome schöpfest, sich in Blut verwandeln. Exodus Ex 2 0 1 B. Vergebliche Versuche Moses, Pharao zur Einwilligung in die Ausführung des Befehles Gottes an Israel zu bringen. (2Mos 5,1 6,1) a.) Verwerfung der Bitte. (V. 4) b.) Verschärfung des Frondienstes. (V. 9) c.) Unwille der Hebräer gegen Moses [Ex 6,1] Exodus Ex 2 5 1 Post hæc ingressi sunt Moyses et Aaron, et dixerunt Pharaoni: Hæc dicit Dominus Deus Israel: Dimitte populum meum, ut sacrificet mihi in deserto. Darnach gingen Moses und Aaron¹ hin und sprachen zu Pharao: So spricht der Herr,² der Gott Israels: Lass mein Volk ziehen, damit es mir in der Wüste Opfer darbringe. Exodus Ex 2 5 1 1 Auch die Ältesten. Vergl. [Ex 3,18]. Exodus Ex 2 5 1 2 Hebr.: Jahve. Pharao hört diesen Namen zum ersten Male. Exodus Ex 2 5 10 Igitur egressi præfecti operum et exactores, ad populum dixerunt: Sic dicit Pharao: Non do vobis paleas: Alsbald gingen die Fronvögte und Aufseher¹² hin und sprachen zu dem Volke: Also spricht Pharao: Ich gebe euch kein Stroh; Exodus Ex 2 5 10 12 Schreiber. Exodus Ex 2 5 11 Ite, et colligite sicubi invenire poteritis: nec minuetur quidquam de opere vestro. gehet hin und sammelt, wo ihr es finden könnt, aber an euerer Arbeit wird nichts gemindert. Exodus Ex 2 5 12 Dispersusque est populus per omnem terram gypti ad colligendas paleas. Da zerstreute sich das Volk im ganzen Lande Ägypten,¹³ um Stroh zu sammeln. Exodus Ex 2 5 12 13 Nicht in ganz Ägypten. Exodus Ex 2 5 13 Præfecti quoque operum instabant, dicentes: Complete opus vestrum quotidie, ut prius facere solebatis quando dabantur vobis paleæ. Die Aufseher aber drängten sie und sprachen: Liefert täglich die volle Arbeit, wie ihr früher zu tun pflegtet, als man euch Stroh gab. Exodus Ex 2 5 14 Flagellatique sunt qui præerant operibus filiorum Israel, ab exactoribus Pharaonis, dicentibus: Quare non impletis mensuram laterum sicut prius, nec heri, nec hodie. Und die Werkvorsteher der Söhne Israels wurden von den Aufsehern Pharaos geschlagen¹⁴ und gefragt: Warum liefert ihr das anbefohlene Maß von Ziegeln nicht wie früher voll, weder gestern, noch heute?¹⁵ Exodus Ex 2 5 14 14 Hebr.: Und es wurden die Schreiber der Söhne Israels geschlagen, welche die Statthalter Pharaos über sei gesetzt hatten. Exodus Ex 2 5 14 15 Am dritten Tage also beginnt die Misshandlung. Exodus Ex 2 5 15 Veneruntque præpositi filiorum Israel, et vociferati sunt ad Pharaonem, dicentes: Cur ita agis contra servos tuos? Da kamen die Vorsteher der Söhne Israels, und erhoben ihre Stimme vor Pharao, und sprachen: Warum verfährst du so gegen deine Knechte? Exodus Ex 2 5 16 Paleæ non dantur nobis, et lateres similiter imperantur: en famuli tui flagellis cædimur, et injuste agitur contra populum tuum. Man gibt uns kein Stroh und fordert doch die Ziegel in gleicher Weise; siehe, deine Knechte werden mit Geißeln geschlagen, und ungerecht verfährt man¹⁶ wider dein Volk. Exodus Ex 2 5 16 16 Und dein Volk sündigt. Die Schreiber klagen sicher nicht die Ägypter an. Sie werden dem hebr. Volke entgegengestellt, für dessen Sünden sie nicht gestraft werden wollen. Exodus Ex 2 5 17 Qui ait: Vacatis otio, et idcirco dicitis: Eamus, et sacrificemus Domino. Er aber sprach: Ihr gehet müßig¹⁷ und darum sprecht ihr: Wir wollen hinziehen und dem Herrn Opfer darbringen. Exodus Ex 2 5 17 17 Hebr.: Ihr seid müßig, ihr seid müßig. Exodus Ex 2 5 18 Ite ergo, et operamini: paleæ non dabuntur vobis, et reddetis consuetum numerum laterum. Gehet nur hin und arbeitet! Stroh wird euch nicht gegeben werden; aber die gewöhnliche Zahl Ziegel müsst ihr liefern. Exodus Ex 2 5 19 Videbantque se præpositi filiorum Israel in malo, eo quod diceretur eis: Non minuetur quidquam de lateribus per singulos dies. Da sahen die Vorsteher der Söhne Israels, wie übel sie daran waren, weil man ihnen sagte: Es soll nichts an den Ziegeln, die Tag für Tag zu fertigen sind, gemindert werden. Exodus Ex 2 5 2 At ille respondit: Quis est Dominus ut audiam vocem ejus, et dimittam Israel? nescio Dominum, et Israel non dimittam. Er aber antwortete: Wer ist der Herr,³ dass ich auf seine Stimme hören und Israel ziehen lassen sollte? Ich kenne den Herrn nicht und werde Israel auch nicht ziehen lassen! Exodus Ex 2 5 2 3 Jahve. Exodus Ex 2 5 20 Occurreruntque Moysi et Aaron, qui stabant ex adverso, egredientibus a Pharaone: Und sie trafen Moses und Aaron,¹⁸ welche, als sie von Pharao herausgingen, stehen blieben, um ihnen zu begegnen, Exodus Ex 2 5 20 18 Seitdem Moses und Aaron bei Pharao gewesen, sind wenigstens drei oder vier Tage vergangen. Die Schreiber erwarteten nicht, Moses zu begegnen. Sie trauen weder Moses, vergl. [Ex 6,9], noch auch Jahve, dessen Namen sie wohl ironisch nennen. Exodus Ex 2 5 21 Et dixerunt ad eos: Videat Dominus et judicet, quoniam ftere fecistis odorem nostrum coram Pharaone et servis ejus, et præbuistis ei gladium, ut occideret nos. und sprachen zu ihnen: Der Herr sehe und richte, dass ihr uns bei Pharao und seinen Knechten in schwere Ungnade gebracht, ja ihm ein Schwert¹⁹ gegeben habt, uns zu töten. Exodus Ex 2 5 21 19 Vorwand. Exodus Ex 2 5 22 Reversusque est Moyses ad Dominum, et ait: Domine, cur afflixisti populum istum? quare misisti me? Da wandte sich Moses wiederum an den Herrn und sprach:²⁰ O Herr, warum lässest du deinem Volke solches Unheil widerfahren? Warum hast du mich gesendet? Exodus Ex 2 5 22 20 Im Herzen oder im Gebet. Exodus Ex 2 5 23 Ex eo enim quo ingressus sum ad Pharaonem ut loquerer in nomine tuo, afflixit populum tuum: et non liberasti eos. Denn seitdem ich zu Pharao gegangen bin, um in deinem Namen zu reden, hat er deinem Volke Böses getan,²¹ und du hast sie nicht befreit. Exodus Ex 2 5 23 21 Die Heimsuchung wird bald Pharao, bald Gott zugeschrieben. Du hast uns gesendet, von der Heimsuchung Befreiung zu bringen, und du fährst fort, heimzusuchen. Exodus Ex 2 5 3 Dixeruntque: Deus Hebræorum vocavit nos, ut eamus viam trium dierum in solitudinem, et sacrificemus Domino Deo nostro: ne forte accidat nobis pestis aut gladius. Da sprachen jene: Der Gott der Hebräer hat uns gerufen, dass wir drei Tagereisen weit in die Wüste ziehen, und dem Herrn, unserm Gott, Opfer darbringen, damit nicht Pest oder Tod durch das Schwert⁴ über uns komme. Exodus Ex 2 5 3 4 Zwei ganz besonders schlimme Übel, deren eines von Gott, das andere von ihm durch Menschen auferlegt wird, werden als Beispiel angeführt. Für die Hebräer zu sorgen, musste Pharao am Herzen liegen. In V. 3 wird die Bitte genauer dargestellt als in V. 1. Statt Israel heißt es jetzt Hebräer, ein Name, der vielleicht noch andere Semiten umfasste. Die Berufung Jahves, die Entfernung und die Gefahr werden dargelegt. Exodus Ex 2 5 4 Ait ad eos rex gypti: Quare Moyses et Aaron sollicitatis populum ab operibus suis? ite ad onera vestra. Da sprach der König von Ägypten zu ihnen: Warum, Moses und Aaron, ziehet ihr das Volk von seiner Arbeit ab?⁵ Gehet hin an euren⁶ Frondienst. Exodus Ex 2 5 4 5 Pharao glaubt nicht an ein Gebot Jahves. Exodus Ex 2 5 4 6 Die Rede geht an alle. Exodus Ex 2 5 5 Dixitque Pharao: Multus est populus terræ: videtis quod turba succreverit: quanto magis si dederitis eis requiem ab operibus? Und Pharao sprach:⁷ Zahlreich ist das Volk im Lande:⁸ ihr sehet, dass es sich stark vermehrt hat; wie viel mehr nun, wenn ihr es von der Arbeit ruhen lasset?⁹ Exodus Ex 2 5 5 7 Nachdem er Moses und seine Begleiter entlassen hatte. Vielleicht hatten einige Höflinge zur Nachgiebigkeit geraten. Exodus Ex 2 5 5 8 Gessen. Das Gebot, männliche Kinder auszusetzen, wurde also nicht mehr beobachtet. Exodus Ex 2 5 5 9 Hebr.: zahlreich ist das Volk des Landes jetzt, und ihr wollt sie von ihren Arbeiten feiern lassen? Wenn sie feiern, werden leicht Unruhen entstehen. Exodus Ex 2 5 6 Præcepit ergo in die illo præfectis operum et exactoribus populi, dicens: Daher gebot er an jenem Tage den Fronvögten und den Aufsehern des Volkes und sprach: Exodus Ex 2 5 7 Nequaquam ultra dabitis paleas populo ad conficiendos lateres, sicut prius: sed ipsi vadant, et colligant stipulas. Ihr sollt dem Volke nicht mehr wie bisher Stroh geben, um Ziegel zu machen, sondern sie sollen selbst hingehen und Stoppeln sammeln. Exodus Ex 2 5 8 Et mensuram laterum, quam prius faciebant, imponetis super eos, nec minuetis quidquam: vacant enim, et idcirco vociferantur, dicentes: Eamus, et sacrificemus Deo nostro. Und die gleiche Zahl von Ziegeln, wie sie zuvor machten, leget ihnen auf, und mindert nichts daran; denn sie gehen müßig, und deshalb schreien sie und sagen: Wir wollen hinziehen und unserm Gott Opfer bringen.¹⁰ Exodus Ex 2 5 8 10 Ihre angebliche Frömmigkeit ist nichts als Faulheit. Exodus Ex 2 5 9 Opprimantur operibus, et expleant ea: ut non acquiescant verbis mendacibus. Sie sollen mit Arbeit überlastet werden und diese vollbringen, dass sie nicht lügenhaften Worten Gehör geben.¹¹ Exodus Ex 2 5 9 11 Dieser Befehl ward am gleichen Tage gegeben. Exodus Ex 2 0 1 C. Moses von Gott gestärkt (6,2 7,7): 1) Verkündigung Gottes an Israel. (V. 9) 2) Verkündigung Gottes an Moses. [Ex 7,7] Einschiebung: Moses Herkunft. (V. 13 28) Exodus Ex 2 6 1 Dixitque Dominus ad Moysen: Nunc videbis quæ facturus sim Pharaoni: per manum enim fortem dimittet eos, et in manu robusta ejiciet illos de terra sua. Und der Herr sprach zu Moses: Jetzt sollst du sehen, was ich dem Pharao tun werde; denn von starker Hand gezwungen, wird er sie ziehen lassen, und von mächtiger Hand genötigt, wird er sie sogar aus seinem Lande wegtreiben.¹ Exodus Ex 2 6 1 1 Er wird euch nicht allein entlassen, sondern von Gottes Hand genötigt, hinaustreiben. Exodus Ex 2 6 10 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Da redete der Herr zu Moses und sprach: Exodus Ex 2 6 11 Ingredere, et loquere ad Pharaonem regem gypti, ut dimittat filios Israel de terra sua. Gehe hin und sage zu Pharao, dem Könige von Ägypten, er solle die Söhne Israels aus seinem Lande wegziehen lassen. Exodus Ex 2 6 12 Respondit Moyses coram Domino: Ecce filii Israel non audiunt me: et quo modo audiet Pharao, præsertim cum incircumcisus sim labiis? Moses antwortete vor dem Herrn: Siehe, die Söhne Israels hören nicht auf mich; wie sollte denn Pharao auf mich hören, zumal da meine Lippen unbeschnitten sind?¹³ Exodus Ex 2 6 12 13 Heftigerer Ausdruck der Ungeduld als [Ex 4,10]. Die Antwort auf V. 12 ist in [Ex 7,1ff]. V. 10 12 ist fast wörtlich übereinstimmend mit [Ex 6,29ff]. Dazwischen liegt [Ex 6,13-28]. Der Text ist nicht treu überliefert, wie schon die Masorethen gefühlt haben, V. 13 28 besonders setzend. Exodus Ex 2 6 13 Locutusque est Dominus ad Moysen et Aaron, et dedit mandatum ad filios Israel, et ad Pharaonem regem gypti, ut educerent filios Israel de terra gypti. Und der Herr redete zu Moses und Aaron und gab ihnen den Auftrag an die Söhne Israels und an Pharao, den König von Ägypten, dass sie die Söhne Israels aus dem Lande Ägypten wegführten. Exodus Ex 2 6 14 Isti sunt principes domorum per familias suas. Filii Ruben primogeniti Israels: Henoch et Phallu, Hesron et Charmi. Dies sind die Häupter der Stammhäuser nach ihren Familien:¹⁴ Die Söhne Rubens des Erstgebornen Israels: Henoch, Phallu, Hesron und Charmi. [Gen 46,9, Num 26,5, 1Chr 5,3] Exodus Ex 2 6 14 14 Hebr.: Dies sind die Häupter des Hauses ihrer Väter. Haus bezeichnet bisweilen einen Stamm, der einen gemeinsamen Stammvater hat, oft die Geschlechter, in welche die Stämme geteilt werden, endlich die einzelnen Familien. Exodus Ex 2 6 15 Hæ cognationes Ruben. Filii Simeon: Jamuel, et Jamin, et Ahod, et Jachin, et Soar, et Saul filius Chananitidis: hæ progenies Simeon. Dies sind die Geschlechter Rubens.¹⁵ Die Söhne Simeons: Jamuel, Jamin, Ahod, Jachin, Soar und Saul, der Sohn der Chananiterin. Dies sind die Geschlechter Simeons. [1Chr 4,24] Exodus Ex 2 6 15 15 Vergl. [Gen 46,9ff, Num 26] und [1Chr 4,24, 1Chr 5,1ff]. Exodus Ex 2 6 16 Et hæc nomina filiorum Levi per cognationes suas: Gerson, et Caath, et Merari. Anni autem vitæ Levi fuerunt centum triginta septem. Und dies sind die Namen der Söhne Levis nach ihren Geschlechtern: Gerson, Kaath und Merari. Die Lebensjahre Levis aber waren hundert und siebenunddreißig.¹⁶ Exodus Ex 2 6 16 16 Es fehlte also im Stamme Levi nicht an Männern vorgerückten Alters, wie die Patriarchen alt geworden waren, und somit an einem sichtbare Zeichen des Segens Gottes. Es ist kein Widerspruch mit [Ex 12,40], da Mittelglieder ausgelassen sind. Exodus Ex 2 6 17 Filii Gerson: Lobni et Semei, per cognationes suas. Die Söhne Gersons: Lobni und Semei, nach ihren Geschlechtern. [1Chr 6,1, 1Chr 23,6] Exodus Ex 2 6 18 Filii Caath: Amram, et Isaar, et Hebron, et Oziel: anni quoque vitæ Caath, centum triginta tres. Die Söhne Kaaths: Amram, Isaar, Hebron¹⁷ und Oziel. Die Lebensjahre Kaaths waren hundert und dreiunddreißig. [Num 3,19, Num 26,57.58, 1Chr 6,2, 1Chr 23,12] Exodus Ex 2 6 18 17 Hebron scheint erst nach der Zeit des Erzählers in mehreren Familien erblüht zu sein. Zur Zeit Davids waren deren vier. [1Chr 23,10] Exodus Ex 2 6 19 Filii Merari: Moholi et Musi: hæ cognationes Levi per familias suas. Die Söhne Meraris: Moholi und Musi. Dies sind die Geschlechter Levis¹⁸ nach ihren Familien. Exodus Ex 2 6 19 18 Besser: der Leviten. Exodus Ex 2 6 2 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Ego Dominus Weiter redete der Herr zu Moses und sprach: Ich bin der Herr,² Exodus Ex 2 6 2 2 So beginnt und endet Gott oft seine Aussprüche und Gebote. Diese Worte sind dann gleichsam ein Siegel, welches das Wort beglaubigt; hier ein Wahrzeichen für das Folgende. Exodus Ex 2 6 20 Accepit autem Amram uxorem Jochabed patruelem suam: quæ peperit ei Aaron et Moysen. Fueruntque anni vitæ Amram, centum triginta septem. Amram aber nahm Jochabed, die Tochter seines Vaterbruders, zum Weibe;¹⁹ diese gebar ihm Aaron und Moses. Und die Lebensjahre Amrams waren hundert und siebenunddreißig. Exodus Ex 2 6 20 19 Die Tochter Levis, welche in Ägypten geboren war. [Num 26,59] Ob Jochabed unmittelbar von Levi abstammte, ist damit nicht gesagt. Exodus Ex 2 6 21 Filii quoque Isaar: Core, et Nepheg, et Zechri. Die Söhne Isaars waren: Kore, Nepheg und Zechri. Exodus Ex 2 6 22 Filii quoque Oziel: Misael, et Elisaphan, et Sethri. Die Söhne Oziels: Misael, Elisaphan und Sethri. Exodus Ex 2 6 23 Accepit autem Aaron uxorem Elisabeth filiam Aminadab, sororem Nahason, quæ peperit ei Nadab, et Abiu, et Eleazar, et Ithamar, Aaron²⁰ aber nahm Elisabeth, die Tochter Aminadabs, die Schwester Nahasons,²¹ zum Weibe; sie gebar ihm Nadab, Abiu,²² Eleazar und Ithamar. Exodus Ex 2 6 23 20 Die Erzählung nennt nur Aarons Söhne, da Moses Verehelichung bereits erzählt ist. Exodus Ex 2 6 23 21 Nahason war aus dem Stamme Juda. [Num 1,7] Exodus Ex 2 6 23 22 Siehe [Lev 10]. Exodus Ex 2 6 24 Filii quoque Core: Aser, et Elcana, et Abiasaph; hæ sunt cognationes Coritarum. Die Söhne Kores waren: Aser, Elkana und Abiasaph. Dies sind die Geschlechter der Koriten. Exodus Ex 2 6 25 At vero Eleazar filius Aaron accepit uxorem de filiabus Phutiel: quæ peperit ei Phinees: hi sunt principes familiarum Leviticarum per cognationes suas. Eleazar aber, der Sohn Aarons, nahm eine von den Töchtern Phutiels zum Weibe; diese gebar ihm den Phinees. Dies sind die Familienhäupter der Leviten nach ihren Geschlechtern. Exodus Ex 2 6 26 Iste est Aaron et Moyses, quibus præcepit Dominus ut educerent filios Israel de terra gypti per turmas suas. Dies also sind Aaron und Moses, denen der Herr gebot, die Söhne Israels nach ihren Schaaren aus dem Lande Ägypten herauszuführen. Exodus Ex 2 6 27 Hi sunt, qui loquuntur ad Pharaonem regem gypti, ut educant filios Israel de gypto: iste est Moyses et Aaron, Diese sind es, welche zu Pharao, dem Könige von Ägypten, redeten, um die Söhne Israels aus Ägypten herausführen zu dürfen; dies sind Moses und Aaron,²³ Exodus Ex 2 6 27 23 Während am Anfange der Einschiebung Aaron als der Ältere voransteht, wird hier Moses als Führer an die erste Stelle gesetzt. Beide erhielten von Gott den Auftrag, das Volk aus Ägypten herauszuführen und beide vertraten denselben kühn vor Pharao. Exodus Ex 2 6 28 In die qua locutus est Dominus ad Moysen, in terra gypti. am Tage, da der Herr zu Moses redete im Lande Ägypten. Exodus Ex 2 6 29 Et locutus est Dominus ad Moysen, dicens: Ego Dominus: loquere ad Pharaonem regem gypti, omnia quæ ego loquor tibi. Und der Herr sprach zu Moses also: Ich bin der Herr. Rede zu Pharao, dem Könige von Ägypten, alles, was ich zu dir sage.²⁴ Exodus Ex 2 6 29 24 Damit schloss die Anrede Gottes. V. 2, 6, 8. Sie fehlt V. 11, der dasselbe enthält wie V. 29. In V. 5 ist die gleiche Formel weiter ausgeführt. So haben beide Reden Gottes 6,2 7,5 diese Formel als göttliches Siegel. Exodus Ex 2 6 3 Qui apparui Abraham, Isaac, et Jacob in Deo omnipotente: et nomen meum ADONAI non indicavi eis. der dem Abraham, Isaak und Jakob als der allmächtige Gott erschienen ist, aber meinen Namen Adonai habe ich ihnen nicht kund getan.³ Exodus Ex 2 6 3 3 Gott muss den Glauben des Volkes wecken und das Vertrauen Moses stärken. Das eine geschieht V. 2 9, das andere 6,10 7,7. Den Namen Gottes hatten die Israeliten in ihrer Bedrückung gern gehört, [Ex 4,31], doch da sie deshalb noch mehr gepeinigt und von den Schreibern verspottet wurden [Ex 5,21], schämten sie sich desselben. Gott offenbart also, dass Jahve derselbe ist wie El Schaddai und dass er alle von El Schaddai gemachten Verheißungen erfüllen werde. V. 2 5 sind nur an Moses gerichtet, ihn zu ehren, V. 6 8 durch Moses von Gott an das Volk. Meinen Namen: unter dem Namen El Schaddai. Adonai war Jahve. Ich hatte damals diesen Namen noch nicht als mir eigen offenbart. Warum? sagt [Ex 3]. So lange die Hebräer noch nicht von den anderen Semitern getrennt waren, brauchten sie das allen gemeinsame El Schaddai. Doch sobald sie ein besonderes Volk geworden und von Gott als sein Volk angenommen waren, mussten sie einen von anderen nicht gebrauchten Namen anwenden. Meinen Namen: Sein, weil er ihn angenommen. Freilich war es Gottes nicht würdig, einen Namen ohne geziemende Bedeutung anzunehmen, doch war es nicht notwendig, dass er allezeit einen falschen wählte, der sein innerstes Wesen offenbarte. Die Väter kannten die Annahme dieses Namens seitens Gottes nicht; dass der Name Jahve bereits in der Genesis vorkommt, rührt von den Abschreibern her. Exodus Ex 2 6 30 Et ait Moyses coram Domino: En incircumcisus labiis sum, quo modo audiet me Pharao? Und Moses sprach vor dem Herrn: Siehe, meine Lippen sind unbeschnitten, wie wird Pharao auf mich hören?²⁵ Exodus Ex 2 6 30 25 V. 29,30 entsprechen V. 10 12. Exodus Ex 2 6 4 Pepigique fdus cum eis, ut darem eis terram Chanaan, terram peregrinationis eorum, in qua fuerunt advenæ. Und ich habe mit ihnen den Bund⁴ geschlossen, dass ich ihnen das Land Chanaan, das Land ihrer Wanderschaft, in dem sie als Fremdlinge weilten, geben werde. Exodus Ex 2 6 4 4 Jahve ist derselbe wie El Schaddai, der Gott des Bundes. Vergl. [Gen 11,31, Ex 17,8, Ex 35,12]. Exodus Ex 2 6 5 Ego audivi gemitum filiorum Israel, quo gyptii oppresserunt eos: et recordatus sum pacti mei. Ich habe⁵ das Wehklagen der Söhne Israels gehört darüber, dass die Ägypter sie fort und fort bedrückten, und ich habe meines Bundes gedacht. Exodus Ex 2 6 5 5 Hebr.: Und nun dazu habe ich (derselbe Gott) ich werde meine Verheißungen erfüllen. Exodus Ex 2 6 6 Ideo dic filiis Israel: Ego Dominus qui educam vos de ergastulo gyptiorum, et eruam de servitute: ac redimam in brachio excelso, et judiciis magnis. Darum⁶ sage den Söhnen Israels: Ich bin der Herr, der euch aus der Fronstätte der Ägypter herausführen, und euch aus der Dienstbarkeit befreien, und mit erhabenem⁷ Arme und mit großen Strafgerichten⁸ retten will. Exodus Ex 2 6 6 6 In dem versprechen sind drei Teile zu unterscheiden: V. 6 Negativ, V. 7 Positiv, 8. Frucht der Errettung. Exodus Ex 2 6 6 7 Hebr.: ausgestrecktem. Exodus Ex 2 6 6 8 Der Plagen, welche ich über Ägypten verhängen werde. Das Bild ist vom Kampfe hergenommen. Während Pharao der Hand Gottes unterliegen soll, will der Herr die Israeliten mit seinem Arme schützen. Exodus Ex 2 6 7 Et assumam vos mihi in populum, et ero vester Deus: et scietis quod ego sum Dominus Deus vester qui eduxerim vos de ergastulo gyptiorum: Und ich will euch zu meinem Volke annehmen und will euer Gott sein;⁹ und ihr sollt erfahren, dass ich der Herr euer Gott bin, der euch aus der Fronstätte der Ägypter herausführt Exodus Ex 2 6 7 9 Dies hatte er [Gen 17,7] verheißen. Vergl. [Gen 28,20ff]. Exodus Ex 2 6 8 Et induxerim in terram, super quam levavi manum meam ut darem eam Abraham, Isaac, et Jacob: daboque illam vobis possidendam, ego Dominus. und euch in das Land bringt, über welches ich meine Hand erhoben habe,¹⁰ es Abraham, Isaak und Jakob zu geben; und ich will es euch zum Besitze geben, ich der Herr. Exodus Ex 2 6 8 10 Ich geschworen habe. Exodus Ex 2 6 9 Narravit ergo Moyses omnia filiis Israel: qui non acquieverunt ei propter angustiam spiritus, et opus durissimum. Moses berichtete also den Söhnen Israels alles; sie aber hörten nicht auf ihn vor Herzensangst¹¹ und¹² wegen der so überaus harten Arbeit. Exodus Ex 2 6 9 11 Hebr.: Kürze, Ungeduld. Die Ungeduld war mit Kleinmut verbunden. Sie achten seine Worte nicht. Exodus Ex 2 6 9 12 Das zweite ist Ursache des ersten. Exodus Ex 2 0 1 Gottes Wort an Moses. (V. 7) Moses Kampf mit Pharao. (7,8 12,36) A. Das Wunder des Stabes, der Beweis der göttlichen Sendung Moses. (V. 8 13) B. Die zehn ägyptischen Plagen (7,14 12,36) a. erste Reihe der Plagen (7,13 9,12): 1. Die ersten zwei Plagen aus dem Wasser. (7,14 8,15) Die erste Plage: Wasser in Blut verwandelt. (V. 14 24) Die zweite Plage: Frösche (7,25 8,15) Exodus Ex 2 7 1 Dixitque Dominus ad Moysen: Ecce constitui te Deum Pharaonis: et Aaron frater tuus erit propheta tuus. Und der Herr sprach zu Moses: Siehe, ich habe dich zu einem Gott über Pharao gesetzt;¹ und dein Bruder Aaron soll dein Prophet sein.² Exodus Ex 2 7 1 1 Antwort auf das [Ex 6,12] Gesagte und [Ex 6,30] Wiederholte. Wie Gott Moses Befehle gab, so dieser dem Pharao. Könige erkennen keinen höheren über sich als Gott, so sollst du also für ihn Gott sein. Exodus Ex 2 7 1 2 Nicht nur Dolmetscher. Aaron soll so dein Prophet sein, wie du der Gott Pharaos. So hat Gott die Schwierigkeit des Sprechens (V. 12) nicht aufgehoben. Exodus Ex 2 7 10 Ingressi itaque Moyses et Aaron ad Pharaonem, fecerunt sicut præceperat Dominus: tulitque Aaron virgam coram Pharaone et servis ejus, quæ versa est in colubrum. Da traten Moses und Aaron vor Pharao und taten, wie der Herr geboten hatte; und Aaron warf seinen Stab vor Pharao und seinen Dienern hin, und er verwandelte sich in eine Schlange.¹⁰ [Ps 104,27] Exodus Ex 2 7 10 10 Der Verfasser beschreibt, was den Sinnen erschien, ohne sich in Untersuchungen über die etwaige Wandlung der Wesenheit einzulassen. Exodus Ex 2 7 11 Vocavit autem Pharao sapientes et maleficos: et fecerunt etiam ipsi per incantationes gyptiacas et arcana quædam similiter. Pharao aber ließ die Weisen und Zauberer rufen;¹¹ und auch sie taten Ähnliches durch ihre ägyptischen Beschwörungen und andere geheime Künste. Exodus Ex 2 7 11 11 Nach [2Tim 3,8] waren es besonders zwei Magier, welche Moses entgegentraten: Jannes und Mambres, die folgenden Plagen entsprachen ganz der Natur Ägyptens, das ähnliche Erscheinungen auch natürlicherweise aufzeigt, die freilich den Wundern nicht gleichzustellen sind. Wenngleich der Fluss noch jetzt zu Zeiten rot wird, so doch nur im oberen Laufe und ohne Schaden für die Fische; die Zeit, wo Moses das Wunder tat, war eine außergewöhnliche. Auch die anderen Plagen schließen sich in etwa an die Natur des Flusses an. Moses konnte die Wundererscheinungen nicht natürlicherweise vorhersehen, auf seinen Wink hervorrufen, durch sein Gebet beenden, und so durfte Pharao nicht die Zeichen des göttlichen Willens geringschätzen. Die Plagen umfassen alle drei Teile der Welt: Himmel, erde, Meer. Die Erde wird von vier Mal zwei Plagen heimgesucht, der Himmel von einer, an dem Meere werden zwei Wunder gewirkt. Die Erde hat vier Elemente, von denen jedes mit zwei Plagen belegt wird. Was die Wirkungen angeht, schließen sich je zwei Wunder aneinander: das erste hat keinen Erfolg, doch die Plage der Frösche bringt Pharao zu dem Versprechen, das Volk zum Opfer ziehen zu lassen. Die Stechmücken machen auf Pharao keinen Eindruck (Grund [Ex 8,18]) Die Fliegen zwingen ihn (Grund [Ex 8,21]), den Hebräern die Erlaubnis zu geben, drei Tage weit in die Wüste zu ziehen. Doch nun ist sein Herz so verhärtet, dass er erst durch die dritte Doppelreihe von Wundern gebrochen wird, weshalb Moses eine neue Reihe von Wundern [Ex 9,13-17] mit feierlicher Drohung beginnt. Jetzt hat jedes Wunder einen Erfolg bei Pharao: Bei dem Hagel bittet er Moses, für ihn einzutreten und verheißt die Entlassung des Volkes. Noch vor der Heuschreckenplage zeigt er sich bereit, nur die Männer zum Opfer zu entlassen, und da sie wütet, bittet er Moses um sein Dazwischentreten. Bei der Plage der Finsternis gesteht er außer den Herden alles zu, bei der Tötung der Erstgeburt nimmt er Nichts mehr aus. - Bei der ersten Plage ergeht Gottes Befehl an Moses und durch ihn an Aaron, nachher wird der letztere weggelassen, entweder der Kürze halber oder weil Moses alles tat. Bei den drei ersten Plagen ahmen die Zauberer die Wunder nach, bei der vierten und fünften [Ex 9,11] sind sie zugegen, nicht so bei der sechsten und den folgenden. Pharao bittet Moses zuerst seltener um sein Dazwischentreten, nachher häufiger; bei der 1. 6. Plage allerdings erst, als er selbst belästigt wird. (Frösche, Fliegen) So oft Pharao (außer bei der 7. Plage) Moses um sein Dazwischentreten bittet, ist er bereit, etwas zuzugestehen: [Ex 8,8] Opfer, [Ex 8,25-29] Opfer außerhalb Ägyptens, [Ex 10,7-11] will er die Männer allein entlassen; [Ex 10,24] nur die Herden zurückbehalten. Exodus Ex 2 7 12 Projeceruntque singuli virgas suas, quæ versæ sunt in dracones: sed devoravit virga Aaron virgas eorum. Alle warfen ihre Stäbe nieder, da verwandelten sich diese in Schlangen, aber der Stab Aarons verschlang ihre Stäbe. Exodus Ex 2 7 13 Induratumque est cor Pharaonis, et non audivit eos, sicut præceperat Dominus. Und das Herz Pharaos verhärtete sich, und er hörte nicht auf sie, wie der Herr es vorausgesagt hatte. Exodus Ex 2 7 14 Dixit autem Dominus ad Moysen: Ingravatum est cor Pharaonis, non vult dimittere populum. Der Herr aber sprach zu Moses: Das Herz Pharaos ist verstockt, er will das Volk nicht ziehen lassen. Exodus Ex 2 7 15 Vade ad eum mane, ecce egredietur ad aquas: et stabis in occursum ejus super ripam fluminis: et virgam, quæ conversa est in draconem, tolles in manu tua. Begib dich morgens¹² zu ihm; siehe, er wird an das Wasser hingehen, und tritt ihm am Ufer des Stromes entgegen, den Stab, der zur Schlange geworden, in der Hand tragend. Exodus Ex 2 7 15 12 Wie [Ex 8,20]. Exodus Ex 2 7 16 Dicesque ad eum: Dominus Deus Hebræorum misit me ad te, dicens: Dimitte populum meum ut sacrificet mihi in deserto: et usque ad præsens audire noluisti. Dann sprich zu ihm: Der Herr, der Gott der Hebräer, hat mich zu dir gesendet, mit dem Befehle: Lass mein Volk ziehen, dass es mir in der Wüste Opfer darbringe; aber bisher hast du nicht hören wollen. Exodus Ex 2 7 17 Hæc igitur dicit Dominus: In hoc scies quod sim Dominus: ecce percutiam virga, quæ in manu mea est, aquam fluminis, et vertetur in sanguinem. So spricht nun der Herr: Daran sollst du erkennen, dass ich der Herr bin;¹³ siehe,¹⁴ ich werde mit dem Stabe, den ich in der Hand habe, in das Wasser des Stromes schlagen, und es wird in Blut verwandelt werden. Exodus Ex 2 7 17 13 Vergl. [Ex 5,2]. Er soll erkennen, wie sehr die Taten Gottes allem entsprechen, was dieser mit seinem Namen offenbart hat: dass er der Gott der Israeliten ist, dass er auch Widerstrebende zum Gehorsam zwingen kann usw. Darin: Im folgenden Zeichen; besser: Jetzt. Exodus Ex 2 7 17 14 Worte Moses aus Eingebung Gottes. Exodus Ex 2 7 18 Pisces quoque, qui sunt in fluvio, morientur, et computrescent aquæ, et affligentur gyptii bibentes aquam fluminis. Auch werden die Fische, die im Flusse sind, sterben, und die Wasser werden stinkend werden, und die Ägypter werden, wenn sie vom Wasser des Flusses trinken, harte Pein leiden.¹⁵ Exodus Ex 2 7 18 15 Die erste Plage trifft den Fluss, den Stolz der Ägypter, das Grab der neugeborenen hebräischen Knaben. Exodus Ex 2 7 19 Dixit quoque Dominus ad Moysen: Dic ad Aaron, Tolle virgam tuam, et extende manum tuam super aquas gypti, et super fluvios eorum, et rivos ac paludes, et omnes lacus aquarum, ut vertantur in sanguinem: et sit cruor in omni terra gypti, tam in ligneis vasis quam in saxeis. Und der Herr sprach weiter zu Moses: Befiehl Aaron: Nimm deinen Stab und strecke deine Hand aus über die Gewässer Ägyptens, und über seine Flüsse, und Bäche, und Teiche, und¹⁶ alle Ansammlungen von Wasser, dass sie zu Blut werden; und das Blut sei im ganzen Land Ägypten, sowohl in hölzernen als in steinernen Gefäßen.¹⁷ Exodus Ex 2 7 19 16 Und fehlt im Hebräischen. Es ward eben gesagt, welches die Wasser waren. Exodus Ex 2 7 19 17 Die Lesart ist verdorben. Exodus Ex 2 7 2 Tu loqueris ei omnia quæ mando tibi: et ille loquetur ad Pharaonem, ut dimittat filios Israel de terra sua. Ihm sollst du alles sagen, was ich dir gebiete; und er soll zu Pharao reden, dass er die Söhne Israels aus seinem Lande wegziehen lasse. [Ex 4,15] Exodus Ex 2 7 20 Feceruntque Moyses et Aaron sicut præceperat Dominus: et elevans virgam percussit aquam fluminis coram Pharaone et servis ejus: quæ versa est in sanguinem. Da taten Moses und Aaron, wie der Herr geboten hatte; und dieser erhob seinen Stab und schlug damit in Gegenwart Pharaos und seiner Diener in das Wasser des Stromes,¹⁸ und es verwandelte sich in Blut.¹⁹ [Ex 17,5, Ps 77,44, Ps 104,29] Exodus Ex 2 7 20 18 V. 19: Wasser Ägyptens. Exodus Ex 2 7 20 19 Hebr.: Und alles Wasser, das im Flusse war, ward in Blut verwandelt. Exodus Ex 2 7 21 Et pisces, qui erant in flumine, mortui sunt: computruitque fluvius, et non poterant gyptii bibere aquam fluminis, et fuit sanguis in tota terra gypti. Und die Fische, die im Strome waren, starben; und der Strom ward stinkend, und die Ägypter konnten das Wasser des Stromes nicht trinken, und es war Blut im ganzen Lande Ägypten. Exodus Ex 2 7 22 Feceruntque similiter malefici gyptiorum incantationibus suis: et induratum est cor Pharaonis, nec audivit eos, sicut præceperat Dominus. Und die Zauberer der Ägypter taten dasselbe durch ihre Beschwörungen; und Pharaos Herz verhärtete sich,²⁰ und er hörte nicht auf sie, wie der Herr es vorausgesagt hatte. [Weish 17,7] Exodus Ex 2 7 22 20 Die Plage hatte wenigstens sieben Tage gedauert. (V. 25) Exodus Ex 2 7 23 Avertitque se, et ingressus est domum suam, nec apposuit cor etiam hac vice. Und er wandte sich ab, und kehrte in sein Haus zurück, und nahm es auch diesmal nicht zu Herzen. Exodus Ex 2 7 24 Foderunt autem omnes gyptii per circuitum fluminis aquam, ut biberent: non enim poterant bibere de aqua fluminis. Die Ägypter aber gruben insgesamt in der Umgegend des Stromes nach Wasser, um es zu trinken; denn von dem Wasser des Stromes konnten sie nicht trinken.²¹ Exodus Ex 2 7 24 21 Die zweite Plage trat wohl ein, während die erste noch fortdauerte. Die Magier vergrößerten dieselbe, konnten sie aber nicht aufheben. Die Ägypter sollen eine Gottheit gehabt haben, welche über die Frösche herrschte. Die Ohnmacht derselben zeigte die zweite Plage, wie die erste die des Niles. Exodus Ex 2 7 25 Impletique sunt septem dies, postquam percussit Dominus fluvium. Und es vergingen sieben Tage, seitdem der Herr den Strom geschlagen hatte.²² Exodus Ex 2 7 25 22 Dieser Vers gehört zu [Ex 8,1]. Die Plage dauerte wohl über die sieben Tage hinaus. Das Wunder der Frösche besteht nicht in der Herbeiführung der Frösche an sich, wohl aber in der Menge der Tiere und dem Erscheinen auf Geheiß Moses. Exodus Ex 2 7 3 Sed ego indurabo cor ejus, et multiplicabo signa et ostenta mea in terra gypti, Ich aber werde sein Herz verhärten und werde zahlreiche Zeichen und Wunder im Lande Ägypten tun.³ Exodus Ex 2 7 3 3 Gott mahnt Moses vorweg, dass die Worte keinen Erfolg haben werden, ja nicht einmal die Wunder. Exodus Ex 2 7 4 Et non audiet vos: immittamque manum meam super gyptum, et educam exercitum et populum meum filios Israel de terra gypti per judicia maxima. Und er wird nicht auf euch hören; aber ich werde meine Hand auf Ägypten legen und werde meine Heerschar und mein Volk, die Söhne Israels, aus dem Lande Ägypten durch sehr große Strafgerichte herausführen. Exodus Ex 2 7 5 Et scient gyptii quia ego sum Dominus qui extenderim manum meam super gyptum, et eduxerim filios Israel de medio eorum. Dann sollen die Ägypter erkennen, dass ich der Herr bin,⁴ der⁵ seine Hand ausstreckt über Ägypten, und die Söhne Israels aus ihrer Mitte hinwegführt. Exodus Ex 2 7 5 4 Was Pharao zu wissen leugnete. Der König soll erfahren, was Jahve bedeutet. Vergl. [Ex 8,10]. Exodus Ex 2 7 5 5 Wenn ich. Exodus Ex 2 7 6 Fecit itaque Moyses et Aaron sicut præceperat Dominus: ita egerunt. Da taten⁶ Moses und Aaron, wie der Herr befohlen hatte; also taten sie.⁷ Exodus Ex 2 7 6 6 Zuerst, indem Moses zu Pharao ging [Ex 6,11], sodann indem er so oft ging, als Gott es befahl, und die Wunder tat, nicht mehr auf den Mangel seiner Zunge hinweisend, sondern voll Vertrauen. Exodus Ex 2 7 6 7 Pharao soll durch die Wunder erkennen, dass Moses wahrhaft von Gott gesendet ist und er ihm also Gehorsam leisten muss. Jedes einzelne Wunder hat die Kraft, dies zu beweisen, sonst hätte Pharao keine Schuld, wenn er sich verhärtet. Dass die Magier einige Wunder nachahmten, musste Pharao wenigstens überzeugen, dass Moses dieselbe Macht besaß wie sie und die ägyptischen Götter. Demgemäß musste ihm daran liegen, Jahve nicht zum Zorne zu reizen. Die Verwandlung des Wassers in Blut hatte sicher diese Kraft, ebenso die Verwandlung des Stabes, da Aarons Stab die der Zauberer verschlang. Wohl konnten die Magier die Fröscheplage nachahmen, doch hörte diese auf Moses Dazwischentreten auf, ebenso wie die Fliegen-, Hagel- und Heuschreckenplage nur auf Moses Gebet wich und so Jahves Macht offenbarte. Von den Geschwüren blieben selbst die Zauberer nicht frei; hingegen Gessen von den Geschwüren, dem Hagel, der Finsternis, der Tötung der Erstgeburten. Moses stand die Allmacht Gottes bei, denn diesen Beistand sollten ja die Wunder beweisen. Die Magier brauchten entweder natürliche Künste, oder böse Geister halfen ihnen. Moses benutzte als Mittel seinen Stab (V. 10 vergl. [Ex 4,3]), und den Stab Aarons, der mit demselben ähnliches vollbrachte [Ex 7,9.10.12, Ex 8,5.16.17], besonders mit Moses zugleich in das Wasser schlagend. [Ex 7,20] Indes nicht alle Wunder wurden von beiden gewirkt. Wohl nehmen sie zusammen die Asche auf [Ex 9,8] doch nur Moses streut dieselbe aus. [Ex 14,16.21.26.27] schlägt nur Moses, wie es scheint, mit seinem Stabe in das Wasser, wie auch nur er [Ex 17,15] und [Num 20,8ff] aus dem Felsen Wasser schlug. Jedenfalls hielt [Ex 17,9] nur Moses den Stab, während Aaron und Hur seine Arme stützen. Da Moses durch den Stab [Ex 4,3] die Wunder wirken sollte, hatte auch Aarons Stab die Kraft, wenn Moses seinen Bruder an seinem Tun teilnehmen ließ. Doch der Stab wirkt nur in der unbelebten Natur Wunder, die Erstgeburten wie die verfolgenden Ägypter tötet Gott selbst. Exodus Ex 2 7 7 Erat autem Moyses octoginta annorum, et Aaron octoginta trium, quando locuti sunt ad Pharaonem. Moses aber war achtzig Jahre alt, und Aaron dreiundachtzig Jahre, als sie zu Pharao redeten. Exodus Ex 2 7 8 Dixitque Dominus ad Moysen et Aaron: Und der Herr sprach zu Moses und Aaron: Exodus Ex 2 7 9 Cum dixerit vobis Pharao, Ostendite signa: dices ad Aaron: Tolle virgam tuam, et projice eam coram Pharaone, ac vertetur in colubrum. Wenn Pharao zu euch sagt: Lasset Wunderzeichen sehen;⁸ so sprich zu Aaron: Nimm deinen Stab und wirf ihn vor Pharao nieder, und er wird sich in eine Schlange⁹ verwandeln. Exodus Ex 2 7 9 8 Pharao hatte [Ex 5,2] gesagt: Ich kenne Jahve nicht. Er hatte noch keinen Beweis von dessen Macht; aber er sollte Moses und Aaron nicht als Betrüger fortweisen. Einsichtiger geworden, verlangt Pharao, als er zum zweiten Male mit ihnen sprach, ein Zeichen. Dies ward ihm ohne alle Drohungen zugestanden. So erfuhr er, dass Moses wahrhaft von Jahve gesandt war, was er auch fernerhin nicht mehr in Zweifel zieht, und dass Jahve ein Gott ist. Freilich hofft er noch, im Vertrauen auf die Götter Ägyptens, jenem widerstehen zu können. Im Folgenden wird immer nur Moses als mit Gott redend angeführt. Indes verhandeln beide mit Pharao. Von [Ex 13] an wird nicht mehr gesagt, dass Moses durch Aaron mit dem Volke verhandelte, mithin ward wohl die Schwerfälligkeit der Zunge allmählich gehoben. Exodus Ex 2 7 9 9 Richtiger Krokodil. Dieses war das Symbol Ägyptens. Das passt auch besser zu V. 12. Das Wunder ist größer als das vor dem Volke [Ex 4,2]. Exodus Ex 2 0 1 Die zweite Plage. (V. 15) 2. Die dritte und vierte Plage. (V. 16 32) Die dritte Plage: Stechmücken. (V. 19) Die vierte Plage: Fliegen. Exodus Ex 2 8 1 Dixit quoque Dominus ad Moysen: Ingredere ad Pharaonem: et dices ad eum: Hæc dicit Dominus: Dimitte populum meum, ut sacrificet mihi: Da sprach der Herr zu Moses:¹ Gehe zu Pharao und sprich zu ihm: So spricht der Herr: Lass mein Volk ziehen, damit es mir Opfer bringe. Exodus Ex 2 8 1 1 Vergl. [Ex 5,3, Ex 7,16]. Exodus Ex 2 8 10 Qui respondit: Cras. At ille: Juxta, inquit, verbum tuum faciam: ut scias quoniam non est sicut Dominus Deus noster. Er antwortete: Morgen.⁸ Und jener sprach: Ich will nach deinem Worte tun, damit du erfahrest, dass niemand ist, wie der Herr unser Gott.⁹ Exodus Ex 2 8 10 8 Pharao bittet nicht so um das Gebet, wie um Aufhören der Plage. Dieselbe dauerte wohl einige Tage. Exodus Ex 2 8 10 9 Und so das Volk entlassest. Exodus Ex 2 8 11 Et recedent ranæ a te, et a domo tua, et a servis tuis, et a populo tuo: et tantum in flumine remanebunt. Die Frösche werden von dir und deinem Hause, und von deinen Dienern, und von deinem Volke weichen, und nur im Strome werden solche übrigbleiben. Exodus Ex 2 8 12 Egressique sunt Moyses et Aaron a Pharaone: et clamavit Moyses ad Dominum pro sponsione ranarum quam condixerat Pharaoni. Als nun Moses und Aaron Pharao verlassen hatten, rief Moses zum Herrn seinem Versprechen gemäß, das er der Frösche wegen dem Pharao gegeben hatte. Exodus Ex 2 8 13 Fecitque Dominus juxta verbum Moysi: et mortuæ sunt ranæ de domibus, et de villis, et de agris. Und der Herr tat nach der Bitte Moses; und es starben die Frösche in den Häusern, in den Höfen, und auf den Feldern.¹⁰ Exodus Ex 2 8 13 10 Von allen Orten außer dem Flusse. Exodus Ex 2 8 14 Congregaveruntque eas in immensos aggeres, et computruit terra. Und man brachte sie auf sehr große Haufen zusammen, und das Land ward voll üblen Geruches.¹¹ Exodus Ex 2 8 14 11 Aus den verwesenden Leibern ging die dritte Plage hervor. Exodus Ex 2 8 15 Videns autem Pharao quod data esset requies, ingravavit cor suum, et non audivit eos, sicut præceperat Dominus. Als aber Pharao sah, dass ihm Ruhe vergönnt war, verhärtete er sein Herz und hörte nicht auf sie, wie der Herr es vorausgesagt hatte. Exodus Ex 2 8 16 Dixitque Dominus ad Moysen: Loquere ad Aaron: Extende virgam tuam, et percute pulverem terræ: et sint sciniphes in universa terra gypti. Und der Herr sprach zu Moses: Sprich zu Aaron: Strecke deinen Stab aus und schlage damit den Staub der Erde; und dieser soll im ganzen Lande Ägypten zu Stechmücken werden.¹² Exodus Ex 2 8 16 12 Das dritte und vierte Wunder geht wohl eines neben dem andern her. Ob Pharao zuvor gemahnt wird, ist aus dem Texte, vergl. [Ex 9,28.35], nicht zu entnehmen. Exodus Ex 2 8 17 Feceruntque ita. Et extendit Aaron manum, virgam tenens: percussitque pulverem terræ, et facti sunt sciniphes in hominibus, et in jumentis: omnis pulvis terræ versus est in sciniphes per totam terram gypti. Da taten sie also. Aaron streckte seine Hand aus, den Stab in derselben haltend; und er schlug damit den Staub der Erde, da kamen Stechmücken über Menschen und Vieh; aller Staub der Erde ward zu Stechmücken im ganzen Lande Ägypten.¹³ [Ps 104,31] Exodus Ex 2 8 17 13 Dem Anscheine nach. Die Worte enthalten in ihrer Lebhaftigkeit eine kleine rhetorische Übertreibung. Exodus Ex 2 8 18 Feceruntque similiter malefici incantationibus suis, ut educerent sciniphes, et non potuerunt: erantque sciniphes tam in hominibus quam in jumentis. Da suchten die Zauberer mit ihren Beschwörungen desgleichen zu tun,¹⁴ um Stechmücken hervorzubringen, aber sie konnten es nicht; und die Stechmücken kamen sowohl über Menschen wie über das Vieh. Exodus Ex 2 8 18 14 Die Zauberer taten mit ihren Beschwörungen Ähnliches wie Moses und Aaron mit dem Stabe. Exodus Ex 2 8 19 Et dixerunt malefici ad Pharaonem: Digitus Dei est hic: induratumque est cor Pharaonis, et non audivit eos sicut præceperat Dominus. Und die Zauberer sprachen zu Pharao: Das ist Gottes Finger!¹⁵ Aber Pharaos Herz verhärtete sich,¹⁶ und er hörte nicht auf sie, wie der Herr vorhergesagt hatte. Exodus Ex 2 8 19 15 Die Macht Gottes: oder: eines Gottes, eines mächtigeren als der ist, auf den wir vertrauen. Deshalb vermögen wir dies Wunder nicht mehr nachzuahmen. Exodus Ex 2 8 19 16 Verschiedene Umstände trugen zu dieser Verhärtung bei. Die erste Plage kümmerte ihn wenig, deshalb blieb er hart, nach der zweiten sah er alles wieder ruhig. Die Geduld Gottes wirkt nach der Beschaffenheit der Herzen verschieden, die einen führt sie zur Buße, für andere bleibt sie ohne Nutzen, da diese sie dazu missbrauchen, Gott zu widerstehen und im Bösen zu beharren. (Aug.) Nach der dritten Plage bleibt Pharao verhärtet, obwohl selbst die Zauberer das Eingreifen einer Gottheit anerkennen. Exodus Ex 2 8 2 Sin autem nolueris dimittere, ecce ego percutiam omnes terminos tuos ranis. Wenn du es aber nicht ziehen lassen willst, siehe, so werde ich dein ganzes Gebiet mit Fröschen schlagen. Exodus Ex 2 8 20 Dixit quoque Dominus ad Moysen: Consurge diluculo, et sta coram Pharaone: egredietur enim ad aquas: et dices ad eum: Hæc dicit Dominus: Dimitte populum meum, ut sacrificet mihi. Hierauf sprach der Herr zu Moses: Mache dich morgens in der Frühe auf und tritt vor Pharao; denn er wird an das Wasser hinausgehen, und sage zu ihm: So spricht der Herr: Lass mein Volk ziehen, dass es mir Opfer bringe! Exodus Ex 2 8 21 Quod si non dimiseris eum, ecce ego immittam in te, et in servos tuos, et in populum tuum, et in domos tuas omne genus muscarum: et implebuntur domus gyptiorum muscis diversi generis, et universa terra in qua fuerint. Wenn du es aber nicht ziehen lässest,¹⁷ siehe, so werde ich über dich, und über deine Diener, und über dein Volk, und über deine Häuser alle Arten von Fliegen¹⁸ kommen lassen, und es sollen die Häuser der Ägypter voller Fliegen verschiedener Art werden, ja der ganze Boden, auf dem sie sich befinden. Exodus Ex 2 8 21 17 Wie [Ex 8,15]. Ob die vorhergehende Plage schon beendet ist? Exodus Ex 2 8 21 18 Besser: Ein Heer von Fliegen oder schwarze Fliegen. Diese waren besonders den Augen gefährlich und kamen oft scharenweise über ein Dorf, ein anderes verschonend. Exodus Ex 2 8 22 Faciamque mirabilem in die illa terram Gessen, in qua populus meus est, ut non sint ibi muscæ: et scias quoniam ego Dominus in medio terræ. Zu gleicher Zeit werde ich im Lande Gessen, in dem mein Volk weilt, wunderbar bewirken,¹⁹ dass daselbst keine Fliegen sein sollen; und du sollst erkennen, dass ich der Herr²⁰ auf Erden²¹ bin. Exodus Ex 2 8 22 19 Besser: ich werde trennen, von der Plage ausnehmen; allerdings wird dadurch Gessens Verschonung wunderbar. Exodus Ex 2 8 22 20 Ich werde zeigen, dass ich wirklich der bin, der ich zu sein behaupte, und das zu erreichen vermag, was ich verlange. Exodus Ex 2 8 22 21 Oder: mitten im Lande, mitten in Ägypten, also Pharao nahe und nicht durch seinen Willen und durch Zauberkünste auszuschließen, dies hatten die Zauberer V. 19 noch nicht bekannt. Exodus Ex 2 8 23 Ponamque divisionem inter populum meum, et populum tuum: cras erit signum istud. Und ich werde eine Scheidung machen zwischen meinem Volke und deinem Volke; morgen soll dieses Wunderzeichen geschehen. Exodus Ex 2 8 24 Fecitque Dominus ita. Et venit musca gravissima in domos Pharaonis et servorum ejus, et in omnem terram gypti: corruptaque est terra ab hujuscemodi muscis. Und der Herr tat also. Da kamen²² sehr lästige Fliegenschwärme in die Häuser Pharaos und seiner Diener, und über das ganze Land Ägypten; und das Land ward von diesen Fliegen verheert. [Weish 16,9] Exodus Ex 2 8 24 22 Ob Moses und Aaron dabei als Werkzeuge dienten, wird nicht gesagt. Exodus Ex 2 8 25 Vocavitque Pharao Moysen et Aaron, et ait eis: Ite et sacrificate Deo vestro in terra hac. Da ließ Pharao Moses und Aaron rufen und sprach zu ihnen: Gehet und bringet eurem Gott hier im Lande Opfer dar!²³ Exodus Ex 2 8 25 23 Pharao gesteht die Hälfte der Forderung Gottes zu, das Opfer, doch nicht, dass es an der vorgeschriebenen Stätte, in der Wüste, dargebracht werde. Exodus Ex 2 8 26 Et ait Moyses: Non potest ita fieri: abominationes enim gyptiorum immolabimus Domino Deo nostro: quod si mactaverimus ea quæ colunt gyptii coram eis, lapidibus nos obruent. Moses aber sprach: So kann es nicht geschehen; denn wir werden dem Herrn, unserm Gott, Opfer darbringen, welche den Ägyptern ein Greuel sind.²⁴ Wenn wir das, was die Ägypter verehren, vor ihren Augen schlachten, so werden sie uns steinigen. Exodus Ex 2 8 26 24 Der Hauptgrund für Moses war Gottes Gebot, doch nennt er hier einen, der für Pharao besonders wichtig war. Es werden Tiere als Opfer dargebracht werden, welche die Ägypter verehren und die zu opfern sie für Unrecht halten. Moses wusste wohl, was Gott als Opfer darzubringen war: das Gleiche, was die Patriarchen dargebracht. In der Wüste wurden ja auch schon, ehe der Mosaische Ritus bestimmt war, Opfer dargebracht: [Ex 17,15; Ex 18,12, Ex 20,24, Ex 24,5]. Exodus Ex 2 8 27 Viam trium dierum pergemus in solitudinem: et sacrificabimus Domino Deo nostro, sicut præcepit nobis. Wir wollen drei Tagereisen weit in die Wüste ziehen und dem Herrn, unserm Gott, Opfer bringen, wie er uns geboten hat. [Ex 3,18] Exodus Ex 2 8 28 Dixitque Pharao: Ego dimittam vos ut sacrificetis Domino Deo vestro in deserto: verumtamen longius ne abeatis, rogate pro me. Pharao sprach: Ich will euch ziehen lassen, damit ihr dem Herrn, euerem Gott, in der Wüste Opfer bringt, doch, dass ihr euch nicht weiter entfernt! Betet für mich.²⁵ Exodus Ex 2 8 28 25 Dass ich von der Fliegenplage frei werde. Exodus Ex 2 8 29 Et ait Moyses: Egressus a te, orabo Dominum: et recedet musca a Pharaone, et a servis suis, et a populo ejus cras: verumtamen noli ultra fallere, ut non dimittas populum sacrificare Domino. Da sprach Moses: Sobald ich dich verlassen habe,²⁶ werde ich zum Herrn beten, und die Fliegen werden morgen von Pharao, und von seinen Dienern, und von seinem Volke weichen; doch täusche uns nicht ferner mehr, dass du das Volk doch nicht ziehen lässest, dem Herrn ein Opfer zu bringen. Exodus Ex 2 8 29 26 Diesmal darf Pharao nicht den Tag des Aufhörens bestimmen. Exodus Ex 2 8 3 Et ebulliet fluvius ranas: quæ ascendent, et ingredientur domum tuam, et cubiculum lectuli tui, et super stratum tuum, et in domos servorum tuorum, et in populum tuum, et in furnos tuos, et in reliquias ciborum tuorum: Der Strom² wird von Fröschen wimmeln, und sie werden heraufkommen und bis in dein Haus, und in dein Schlafgemach und auf dein Ruhebett dringen, sowie in die Wohnungen deiner Diener, und unter deine Untertanen, auch in deine Backöfen und auf deine Speisevorräte;³ Exodus Ex 2 8 3 2 Ebenso die Kanäle und Sümpfe. (V. 5) Die Froschplage wird immer schlimmer: die Tiere verfolgen Pharao in das Haus hinein, in das innere Gemach, bis auf das Lager. Exodus Ex 2 8 3 3 Die Ägypter liebten die Reinigkeit überaus. Exodus Ex 2 8 30 Egressusque Moyses a Pharaone oravit Dominum. Hierauf verließ Moses den Pharao, und betete zu dem Herrn. Exodus Ex 2 8 31 Qui fecit juxta verbum illius: et abstulit muscas a Pharaone, et a servis suis, et a populo ejus: non superfuit ne una quidem. Dieser aber tat, wie er bat, und nahm die Fliegen von Pharao und seinen Dienern, und seinem Volke hinweg, es blieb auch nicht eine übrig. Exodus Ex 2 8 32 Et ingravatum est cor Pharaonis, ita ut nec hac quidem vice dimitteret populum. Aber Pharaos Herz ward verhärtet, so dass er auch dieses Mal das Volk nicht ziehen ließ. Exodus Ex 2 8 4 Et ad te, et ad populum tuum, et ad omnes servos tuos intrabunt ranæ. ja zu dir und deinem Volk, und zu allen deinen Dienern werden die Frösche eindringen.⁴ Exodus Ex 2 8 4 4 Wiederholung von V. 3, um zu sagen, dass niemand ausgenommen war. Die Frösche drangen in die Häuser, weil sie nicht genug Nahrung fanden. Exodus Ex 2 8 5 Dixitque Dominus ad Moysen: Dic ad Aaron: Extende manum tuam super fluvios ac super rivos et paludes, et educ ranas super terram gypti. Und der Herr sprach zu Moses: Sprich zu Aaron: Strecke deine Hand aus über die Flüsse und über die Bäche und die Teiche, und lass Frösche über das Land Ägypten herauskommen. Exodus Ex 2 8 6 Et extendit Aaron manum super aquas gypti, et ascenderunt ranæ, operueruntque terram gypti. Da streckte Aaron seine Hand über die Gewässer Ägyptens aus, und es kamen Frösche hervor und bedeckten das ganze Land Ägypten. [Ps 104,30] Exodus Ex 2 8 7 Fecerunt autem et malefici per incantationes suas similiter, eduxeruntque ranas super terram gypti. Aber auch die Zauberer taten desgleichen mittels ihrer Beschwörungen, und ließen Frösche über das ganze Land Ägypten kommen. [Weish 17,7] Exodus Ex 2 8 8 Vocavit autem Pharao Moysen et Aaron, et dixit eis: Orate Dominum ut auferat ranas a me et a populo meo: et dimittam populum, ut sacrificet Domino. Da ließ Pharao den Moses und Aaron rufen und sprach zu ihnen: Bittet den Herrn, dass er die Frösche von mir und von meinem Volke hinwegnehme,⁵ dann werde ich das Volk ziehen lassen, damit es dem Herrn Opfer bringe.⁶ Exodus Ex 2 8 8 5 Richtiger: vernichtet werden. So wird Gottes Macht klar gezeigt und den Magiern der Vorwand genommen, als ob sie die Plage beseitigt hätten, die er wohl vergeblich um Befreiung gebeten. Exodus Ex 2 8 8 6 Jetzt erkennt Pharao, vergl. [Ex 5,2], Gott aus den Wundern und begreift, dass dieser allein Befreiung schaffen kann. Von der Plage des Blutes bat er nicht um Befreiung, weil er sie nicht selbst empfunden. Exodus Ex 2 8 9 Dixitque Moyses ad Pharaonem: Constitue mihi quando deprecer pro te, et pro servis tuis, et pro populo tuo, ut abigantur ranæ a te et a domo tua et a servis tuis et a populo tuo: et tantum in flumine remaneant. Moses sprach zu Pharao: Bestimme mir,⁷ wann ich für dich, und für deine Diener, und für dein Volk Fürbitte einlegen soll, dass die Frösche von dir, und von deinem Hause, und von deinen Dienern, und von deinem Volke entfernt werden, und nur im Strome solche übrigbleiben. Exodus Ex 2 8 9 7 Hebr.: rühme dich meinetwegen, d. i. sei guten Mutes; ich werde tun, um was du gebeten. Exodus Ex 2 0 1 3. Die fünfte und sechste Plage (V. 1 12): Die fünfte Plage, die Pest des Viehes. (V. 7) Die sechste Plage, Geschwüre. (V. 12) b. Zweite Reihe von Plagen (9,13 12,36): 4. Die siebente und achte Plage (9,13 10,29): Die siebente Plage, Hagel. Exodus Ex 2 9 1 Dixit autem Dominus ad Moysen: Ingredere ad Pharaonem, et loquere ad eum: Hæc dicit Dominus Deus Hebræorum: Dimitte populum meum, ut sacrificet mihi. Der Herr aber befahl Moses: Gehe hin zu Pharao und sage zu ihm: So spricht der Herr, der Gott der Hebräer: Lass mein Volk ziehen, damit es mir Opfer bringe! Exodus Ex 2 9 10 Tuleruntque cinerem de camino, et steterunt coram Pharaone, et sparsit illum Moyses in clum: factaque sunt ulcera vesicarum turgentium in hominibus et jumentis: Da nahmen sie Asche aus dem Ofen und traten vor Pharao hin, und Moses streute sie gegen den Himmel; und es entstanden aufbrechende Beulen mit Geschwüren an Menschen und an Tieren. Exodus Ex 2 9 11 Nec poterant malefici stare coram Moyse propter ulcera quæ in illis erant, et in omni terra gypti. Selbst die Zauberer konnten nicht vor Moses erscheinen wegen der Geschwüre, mit denen sie behaftet waren, wie das ganze Land Ägypten.⁹ Exodus Ex 2 9 11 9 Die Zauberer können diese Plage nicht nur nicht verhängen, sondern nicht einmal sich selbst schützen. Exodus Ex 2 9 12 Induravitque Dominus cor Pharaonis, et non audivit eos, sicut locutus est Dominus ad Moysen. Doch der Herr verhärtete das Herz Pharaos, und er hörte nicht auf sie, wie es der Herr zu Moses gesagt hatte. Exodus Ex 2 9 13 Dixitque Dominus ad Moysen: Mane consurge, et sta coram Pharaone, et dices ad eum: Hæc dicit Dominus Deus Hebræorum: Dimitte populum meum, ut sacrificet mihi. Da sprach der Herr zu Moses: Mache dich auf des Morgens und tritt vor Pharao, und sage zu ihm: So spricht der Herr, der Gott der Hebräer: Lass mein Volk ziehen, dass es mir Opfer bringe! Exodus Ex 2 9 14 Quia in hac vice mittam omnes plagas meas super cor tuum, et super servos tuos, et super populum tuum: ut scias quod non sit similis mei in omni terra. Denn dieses Mal¹⁰ werde ich alle¹¹ meine Plagen über dein Herz,¹² und über deine Diener, und über dein Volk kommen lassen, damit du erkennest, dass meines Gleichen nicht ist auf der ganzen Erde. Exodus Ex 2 9 14 10 Die übrigen Strafwunder standen mit der Überschwemmung des Flusses in Verbindung. Jetzt, da die Zeit der Ernte gekommen, wendet sich Gottes Zorn gegen diese. Die neue Art von Wundern wird feierlich eingeleitet. V. 17 19 wird Pharao nicht ohne Ironie von ihrem Eintritte unterrichtet, Tag und Stunde angegeben, die Größe verkündet. V. 23 25 lebendige Beschreibung. Auf Moses Wink beginnen die Plagen, auf sein Gebet hören sie auf; um dieses Gebet bittet Pharao. Exodus Ex 2 9 14 11 Die ich senden wollte. Exodus Ex 2 9 14 12 Dein verhärtetes Herz. Eine allgemeine Drohung sendet Moses der besonderen V. 17, vorauf. Exodus Ex 2 9 15 Nunc enim extendens manum percutiam te, et populum tuum peste, peribisque de terra. Denn würde ich jetzt meine Hand ausstrecken und dich und dein Volk mit der Pest¹³ schlagen, so würdest du von der Erde vertilgt werden. Exodus Ex 2 9 15 13 Wohl der Untergang der Erstgeborenen. Exodus Ex 2 9 16 Idcirco autem posui te, ut ostendam in te fortitudinem meam, et narretur nomen meum in omni terra. Aber dazu habe ich dich bestimmt, dass ich meine Macht an dir erweise, und dass mein Name auf der ganzen Erde gepriesen werde.¹⁴ Exodus Ex 2 9 16 14 Zweifaches Ziel: Offenbarung der göttlichen Allmacht und Mehrung der Ehre Gottes seitens der Geschöpfe. Vergl. [Röm 9,17]. Exodus Ex 2 9 17 Adhuc retines populum meum: et non vis dimittere eum? Hältst du mein Volk noch¹⁵ zurück und willst es nicht ziehen lassen? Exodus Ex 2 9 17 15 Nach so viel Plagen. Exodus Ex 2 9 18 En pluam cras hac ipsa hora grandinem multam nimis, qualis non fuit in gypto a die qua fundata est, usque in præsens tempus. Siehe, morgen zu eben dieser Stunde werde ich einen sehr schweren Hagelschlag niederfallen lassen, wie ein solcher in Ägypten nicht dagewesen ist, seit dem Tage, an dem es gegründet ward, bis jetzt.¹⁶ Exodus Ex 2 9 18 16 Damit Gott desto ersichtlicher als Urheber feststehe und die Menschen suchen können, sich davor sicher zu stellen. Exodus Ex 2 9 19 Mitte ergo jam nunc, et congrega jumenta tua, et omnia quæ habes in agro: homines enim, et jumenta, et universa quæ inventa fuerint foris, nec congregata de agris, cecideritque super ea grando, morientur. Schicke daher sogleich hin und lasse dein Vieh und alles, was du auf dem Felde hast, hereinbringen; denn Menschen, und Vieh, und alles, was im Freien getroffen wird und nicht von dem Felde hereingeholt ist, wird dieser Hagel treffen und es wird sterben.¹⁷ Exodus Ex 2 9 19 17 Diese Worte sind für die Diener Pharaos, seine Höflinge, beigefügt. Für Pharao enthalten sie bittere Ironie. Exodus Ex 2 9 2 Quod si adhuc renuis, et retines eos: Wenn du dich aber noch weigerst und sie zurückhältst, Exodus Ex 2 9 20 Qui timuit verbum Domini de servis Pharaonis, fecit confugere servos suos, et jumenta in domos: Wer nun unter den Dienern Pharaos diese Drohung des Herrn fürchtete, ließ seine Knechte und sein Vieh in die Häuser flüchten; Exodus Ex 2 9 21 Qui autem neglexit sermonem Domini, dimisit servos suos, et jumenta in agris. wer aber die Drohung des Herrn nicht beachtete, ließ seine Knechte und sein Vieh auf dem Felde. Exodus Ex 2 9 22 Et dixit Dominus ad Moysen: Extende manum tuam in clum, ut fiat grando in universa terra gypti super homines, et super jumenta, et super omnem herbam agri in terra gypti. Da sprach der Herr zu Moses: Strecke deine Hand zum Himmel¹⁸ empor, dass Hagel falle im ganzen Lande Ägypten auf die Menschen und auf die Tiere, und auf alles, was im Lande Ägypten auf dem Felde gewachsen ist. Exodus Ex 2 9 22 18 Zum Zeichen, dass der Hagel von Gott kommt auf Moses Begehren. Exodus Ex 2 9 23 Extenditque Moyses virgam in clum, et Dominus dedit tonitrua, et grandinem, ac discurrentia fulgura super terram: pluitque Dominus grandinem super terram gypti. Da streckte Moses seinen Stab zum Himmel empor, und der Herr ließ Donner und Hagel entstehen, und Blitze zur Erde niederfahren; und der Herr ließ Hagel auf das Land Ägypten fallen. [Weish 16,16, Weish 19,19] Exodus Ex 2 9 24 Et grando et ignis mista pariter ferebantur: tantæque fuit magnitudinis, quanta ante nunquam apparuit in universa terra gypti ex quo gens illa condita est. Hagel mit Feuer gemischt¹⁹ kam zugleich herab, und zwar von solcher Größe,²⁰ wie seines Gleichen zuvor nie im ganzen Lande Ägypten gesehen ward, seit jenes Volk besteht. Exodus Ex 2 9 24 19 Hebr.: Sich umfassend inmitten des Hagels. Es waren wohl feurige Kugeln. [Ez 1,4] Exodus Ex 2 9 24 20 Vielleicht: Heftigkeit. Vergl. die poetische Darstellung [Weish 16,16ff]. Exodus Ex 2 9 25 Et percussit grando in omni terra gypti cuncta quæ fuerunt in agris, ab homine usque ad jumentum: cunctamque herbam agri percussit grando, et omne lignum regionis confregit. Und der Hagel schlug im ganzen Lande²¹ Ägypten alles nieder, was auf dem Felde war, Menschen wie Tiere; alles, was auf dem Felde gewachsen war, schlug der Hagel nieder, und alle Bäume des Landes zerbrach er. Exodus Ex 2 9 25 21 Wie V. 6. Exodus Ex 2 9 26 Tantum in terra Gessen, ubi erant filii Israel, grando non cecidit. Nur im Lande Gessen, wo die Söhne Israels waren, fiel kein Hagel. Exodus Ex 2 9 27 Misitque Pharao, et vocavit Moysen et Aaron, dicens ad eos: Peccavi etiam nunc: Dominus justus: ego et populus meus, impii. Da sandte Pharao hin, und ließ Moses und Aaron rufen, und sprach zu ihnen: Ich habe auch²² dieses Mal gefehlt. Der Herr ist gerecht, ich und mein Volk aber Gottlose. Exodus Ex 2 9 27 22 Auch fehlt im Hebr. Exodus Ex 2 9 28 Orate Dominum ut desinant tonitrua Dei, et grando: ut dimittam vos, et nequaquam hic ultra maneatis. Betet zu dem Herrn, dass Gott die Donner und den Hagel aufhören lasse, so will ich euch ziehen lassen, und ihr sollt nicht länger hier bleiben. Exodus Ex 2 9 29 Ait Moyses: Cum egressus fuero de urbe, extendam palmas meas ad Dominum, et cessabunt tonitrua, et grando non erit: ut scias quia Domini est terra: Moses sprach: Wenn ich zur Stadt hinausgegangen bin, will ich meine Hände zu dem Herrn ausstrecken,²³ und dann werden die Donner aufhören und der Hagel wird nicht mehr fallen, damit du erkennest, dass die Erde²⁴ dem Herrn gehört. Exodus Ex 2 9 29 23 Gestus des Betens. Exodus Ex 2 9 29 24 Besonders Ägypten. Exodus Ex 2 9 3 Ecce manus mea erit super agros tuos, et super equos, et asinos, et camelos, et boves, et oves, pestis valde gravis. siehe, so soll meine Hand über deine Äcker¹ kommen und² deine Pferde und Esel, und Kamele, und Rinder und Schafe, eine sehr schwere Pest befallen. Exodus Ex 2 9 3 1 Hebr.: Das Vieh, das auf dem Acker ist. Exodus Ex 2 9 3 2 Das ist. Exodus Ex 2 9 30 Novi autem quod et tu, et servi tui necdum timeatis Dominum Deum. Aber ich weiß, du und deine Diener, ihr fürchtet euch noch nicht vor Gott, dem Herrn. Exodus Ex 2 9 31 Linum ergo, et hordeum læsum est, eo quod hordeum esset virens, et linum jam folliculos germinaret: So wurden denn Flachs und Gerste vernichtet, denn die Gerste stand schon in Ähren und der Flachs trieb schon Knospen; Exodus Ex 2 9 32 Triticum autem, et far non sunt læsa, quia serotina erant. der Weizen und der Spelt aber wurden nicht beschädigt, weil sie erst später kommen.²⁵ Exodus Ex 2 9 32 25 Es blieb etwas für die Heuschrecken übrig. Exodus Ex 2 9 33 Egressusque Moyses a Pharaone ex urbe, tetendit manus ad Dominum: et cessaverunt tonitrua et grando, nec ultra stillavit pluvia super terram. Hierauf ging Moses von Pharao hinweg aus der Stadt und streckte seine Hände aus zu dem Herrn; und alsbald hörte der Donner und der Hagel auf, und es fiel kein Tropfen Regen mehr auf die Erde. Exodus Ex 2 9 34 Videns autem Pharao quod cessasset pluvia, et grando et tonitrua, auxit peccatum: Als aber Pharao sah, dass Regen und Hagel und Donner aufgehört hatten, fuhr er fort zu sündigen; Exodus Ex 2 9 35 Et ingravatum est cor ejus, et servorum illius, et induratum nimis: nec dimisit filios Israel, sicut præceperat Dominus per manum Moysi. denn sein und seiner Diener Herz ward verstockt und überaus hart; und er ließ die Söhne Israels nicht ziehen, wie der Herr es durch Moses vorausgesagt hatte. Exodus Ex 2 9 4 Et facit Dominus mirabile inter possessiones Israel, et possessiones gyptiorum, ut nihil omnino pereat ex his quæ pertinent ad filios Israel. Und der Herr wird wunderbar scheiden zwischen dem, was Israel gehört,³ und dem Eigentume der Ägypter, so dass von allem, was den Söhnen Israels gehört, durchaus nichts zu Grunde gehen wird. Exodus Ex 2 9 4 3 Das Vieh. Exodus Ex 2 9 5 Constituitque Dominus tempus, dicens: Cras faciet Dominus verbum istud in terra. Und der Herr setzte eine Frist und sprach: Morgen wird der Herr dies an dem Lande tun. Exodus Ex 2 9 6 Fecit ergo Dominus verbum hoc altera die: mortuaque sunt omnia animantia gyptiorum: de animalibus vero filiorum Israel nihil omnino periit. Der Herr also erfüllte diese Drohung am folgenden Tage, und alles⁴ Vieh der Ägypter fiel; aber von dem Viehe der Söhne Israels ging nicht ein Stück zu Grunde. Exodus Ex 2 9 6 4 Alles, was starb, gehörte den Ägyptern an. Die Zahl der gestorbenen Tiere wird nicht angegeben. Exodus Ex 2 9 7 Et misit Pharao ad videndum: nec erat quidquam mortuum de his quæ possidebat Israel. Ingravatumque est cor Pharaonis, et non dimisit populum. Da sandte Pharao Boten hin, um nachzusehen; da war kein Stück von dem gefallen, was Israel gehörte. Aber Pharaos Herz verstockte sich und er ließ das Volk nicht ziehen. Exodus Ex 2 9 8 Et dixit Dominus ad Moysen, et Aaron: Tollite plenas manus cineris de camino, et spargat illum Moyses in clum coram Pharaone. Hierauf sprach der Herr zu Moses und Aaron:⁵ Nehmet beide Hände voll Asche aus dem Ofen, und Moses streue sie vor den Augen Pharaos⁶ zum Himmel empor, Exodus Ex 2 9 8 5 Die 6. Bis 9. Plage legte Moses in Gegenwart Aarons auf. (Aug.) Die Saaten waren den Ägyptern wertvoller als die Herden. Die letzte Plage kommt von Gott selbst [Ex 11,4]. Exodus Ex 2 9 8 6 Damit Pharao sieht, dass diese Plage von Gott kommt. Exodus Ex 2 9 9 Sitque pulvis super omnem terram gypti: erunt enim in hominibus, et jumentis ulcera, et vesicæ turgentes in universa terra gypti. und Staub falle über das ganze Land⁷ Ägypten; denn es sollen Geschwüre entstehen an Menschen und Vieh, und aufbrechende Beulen, im ganzen Lande Ägypten.⁸ Exodus Ex 2 9 9 7 Ganz. Moralisch, da der Staub in die vier Himmelsgegenden geschleudert wird. Exodus Ex 2 9 9 8 Hebr.: Und der Staub wird an Menschen und Vieh Entzündungen verursachen. Er wird als moralisch vorbedeutende Ursache bezeichnet. Exodus Ex 2 0 1 Die achte Plage, Heuschrecken. (V. 20) 5. Die neunte und zehnte Plage. [Ex 10,21-36] Die neunte Plage, Finsternis. Exodus Ex 2 10 1 Et dixit Dominus ad Moysen: ingredere ad Pharaonem: ego enim induravi cor ejus, et servorum illius: ut faciam signa mea hæc in eo, Da sprach der Herr zu Moses: Gehe zu Pharao;¹ denn ich habe sein und seiner Diener Herz verhärtet, dass ich an ihm diese meine Wunderzeichen tue Exodus Ex 2 10 1 1 Die Größe des Wunders besteht in der Voraussagung der Zeit (V. 4) und der Größe (V. 6), sowie dass es auf Moses Gebet beginnt und auf dasselbe weicht. Auf die Androhung der Plage hin will Pharao, dem Drängen der Hofleute weichend, die männlichen Israeliten in die Wüste ziehen lassen. Als die Plage eingetreten, bittet er Moses um dessen Fürsprache. Exodus Ex 2 10 10 Et respondit Pharao: Sic Dominus sit vobiscum, quo modo ego dimittam vos, et parvulos vestros: cui dubium est quod pessime cogitetis? Da antwortete Pharao: Der Herr sei so mit euch, wie ich euch und euere Kinder ziehen lassen will; wer soll noch zweifeln, dass ihr Arges im Sinne habt?¹¹ Exodus Ex 2 10 10 11 Hebr.: Sehet, dass die Bosheit, die ihr tun wollt, auf eurem Angesichte ist; sehet, ihr sinnt Böses. Exodus Ex 2 10 11 Non fiet ita, sed ite tantum viri, et sacrificate Domino: hoc enim et ipsi petistis. Statimque ejecti sunt de conspectu Pharaonis. Nicht also! sondern ihr Männer allein gehet hin und bringet dem Herrn Opfer, denn das habt ihr ja selbst verlangt.¹² Und sofort wies man sie hinaus vom Angesichte Pharaos. Exodus Ex 2 10 11 12 Zum Opfern reichen die Männer aus. Exodus Ex 2 10 12 Dixit autem Dominus ad Moysen: Extende manum tuam super terram gypti ad locustam, ut ascendat super eam, et devoret omnem herbam quæ residua fuerit grandini. Der Herr aber sprach zu Moses: Strecke deine Hand über das Land Ägypten nach den Heuschrecken aus,¹³ dass sie heraufkommen und alle Gewächse wegfressen, welche der Hagel übriggelassen hat. [Ps 104,34] Exodus Ex 2 10 12 13 Sie gleichsam herbeirufend. Exodus Ex 2 10 13 Et extendit Moyses virgam super terram gypti: et Dominus induxit ventum urentem tota die illa et nocte: et mane facto, ventus urens levavit locustas. Da streckte Moses seinen Stab über das Land Ägypten aus; und der Herr ließ einen heißen Wind den ganzen Tag und die ganze Nacht wehen; und als es Morgen ward,¹⁴ hob der heiße Wind¹⁵ die Heuschrecken auf. Exodus Ex 2 10 13 14 Am andern Tage (V. 4). Exodus Ex 2 10 13 15 Aus Arabien herkommend. Exodus Ex 2 10 14 Quæ ascenderunt super universam terram gypti: et sederunt in cunctis finibus gyptiorum innumerabiles, quales ante illud tempus non fuerant, nec postea futuræ sunt. Diese kamen über das ganze Land Ägypten herauf, und ließen sich in allen Orten Ägyptens in solch ungeheurer Menge nieder, wie vorher nie dagewesen, noch künftighin je sein wird.¹⁶ Exodus Ex 2 10 14 16 Hyperbolisch. Exodus Ex 2 10 15 Operueruntque universam superficiem terræ, vastantes omnia. Devorata est igitur herba terræ, et quidquid pomorum in arboribus fuit, quæ grando dimiserat: nihilque omnino virens relictum est in lignis, et in herbis terræ, in cuncta gypto. Und sie bedeckten den ganzen Boden des Landes¹⁷ und verwüsteten alles. So ward alles Grün weggefressen, und was von Früchten an den Bäumen war, was der Hagel übrig gelassen hatte; und es blieb durchaus nichts Grünes an den Bäumen und an den anderen Pflanzen in ganz Ägypten. Exodus Ex 2 10 15 17 Hebr.: Das Land ward verfinstert. Exodus Ex 2 10 16 Quam ob rem festinus Pharao vocavit Moysen et Aaron, et dixit eis: Peccavi in Dominum Deum vestrum, et in vos. Darum berief Pharao eilig Moses und Aaron und sprach zu ihnen: Ich habe gesündigt wider den Herrn, euren Gott, und wider euch.¹⁸ Exodus Ex 2 10 16 18 Dieses Mal beeilt sich Pharao, denn diese Plage berührt ihn näher, da auf der Ernte die Hoffnung des nächsten Jahres beruhte. Exodus Ex 2 10 17 Sed nunc dimittite peccatum mihi etiam hac vice, et rogate Dominum Deum vestrum, ut auferat a me mortem istam. Aber vergebet mir die Sünde noch dieses Mal, und bittet den Herrn, euern Gott, dass er diesen Tod von mir abwende. Exodus Ex 2 10 18 Egressusque Moyses de conspectu Pharaonis, oravit Dominum. Da verließ Moses den Pharao und betete zum Herrn. Exodus Ex 2 10 19 Qui flare fecit ventum ab occidente vehementissimum, et arreptam locustam projecit in mare rubrum: non remansit ne una quidem in cunctis finibus gypti. Dieser aber ließ einen sehr starken Wind von Westen her wehen, der hob die Heuschrecken auf und warf sie in das rote Meer; und es blieb nicht eine im ganzen Umkreise von Ägypten zurück. Exodus Ex 2 10 2 Et narres in auribus filii tui, et nepotum tuorum, quoties contriverim gyptios, et signa mea fecerim in eis: et sciatis quia ego Dominus. und du vor deinen Söhnen und deinen Enkeln erzählest, wie oft ich die Ägypter geschlagen und meine Wunderzeichen an ihnen getan habe, und dass ihr erkennet, dass ich der Herr bin.² Exodus Ex 2 10 2 2 Der Grund der bisherigen Verhärtung wird angegeben, damit Moses nicht das Vertrauen verliere. Exodus Ex 2 10 20 Et induravit Dominus cor Pharaonis, nec dimisit filios Israel. Aber der Herr verhärtete das Herz Pharaos, und er ließ die Söhne Israels nicht ziehen. Exodus Ex 2 10 21 Dixit autem Dominus ad Moysen: Extende manum tuam in clum: et sint tenebræ super terram gypti tam densæ, ut palpari queant. Und der Herr gebot Moses: Strecke deine Hand aus zum Himmel empor, es soll Finsternis über das Land Ägypten kommen, so dicht, dass man sie greifen kann. Exodus Ex 2 10 22 Extenditque Moyses manum in clum: et factæ sunt tenebræ horribiles in universa terra gypti tribus diebus. Da streckte Moses seine Hand aus zum Himmel empor, und es entstand eine schreckenerregende Finsternis drei Tage lang im ganzen Lande Ägypten. Exodus Ex 2 10 23 Nemo vidit fratrem suum, nec movit se de loco in quo erat: ubicumque autem habitabant filii Israel, lux erat. Niemand sah seinen Nächsten, oder bewegte sich von der Stelle, an welcher er war; überall aber, wo die Söhne Israels wohnten, war es Licht. [Weish 17,2, Weish 18,1] Exodus Ex 2 10 24 Vocavitque Pharao Moysen et Aaron, et dixit eis: Ite, sacrificate Domino: oves tantum vestræ et armenta remaneant, parvuli vestri eant vobiscum. Da ließ Pharao Moses und Aaron rufen und sagte zu ihnen: Gehet hin, bringet dem Herrn Opfer; nur eure Schafe und Rinder mögen zurückbleiben,¹⁹ eure Kinder mögen mit euch gehen. Exodus Ex 2 10 24 19 Als Pfand eurer Wiederkehr. V. 10 hatte er dies noch nicht abgeschlagen. Ob er sein Versprechen aufrichtig meint oder nur die Israeliten auf die Probe stellen will, welches ihre wahre Absicht ist? Exodus Ex 2 10 25 Ait Moyses: Hostias quoque et holocausta dabis nobis, quæ offeramus Domino Deo nostro. Moses entgegnete: Du musst uns auch Schlachtopfer und Brandopfer mitgeben, damit wir sie dem Herrn, unserm Gott, darbringen können.²⁰ Exodus Ex 2 10 25 20 Entweder ironisch: du wirst uns also wohl Opfer verschaffen, so dass wir unsere Herden nicht mitnehmen dürfen? Oder besser: Alle Herden der Hebräer sind Pharaos Eigentum; gestatte also, dass wir dieselben mit uns fortführen. Exodus Ex 2 10 26 Cuncti greges pergent nobiscum: non remanebit ex eis ungula: quæ necessaria sunt in cultum Domini Dei nostri: præsertim cum ignoremus quid debeat immolari, donec ad ipsum locum perveniamus. Alle Herden müssen mit uns ziehen; nicht eine Klaue darf von dem zurückbleiben, was²¹ zum Dienste des Herrn unsers Gottes erfordert wird; besonders da wir nicht wissen, was zu opfern ist, bis wir an den Ort selbst kommen. Exodus Ex 2 10 26 21 Hebr.: Weil wir von ihnen nehmen werden, um dem Herrn, unserm Gott, Opfer darzubringen. Hieraus konnte Pharao klar erkennen, dass Moses nicht an die Rückkehr, sondern an den Abzug dachte, sonst war es genug, von jeder Art eine bestimmte Anzahl von Tieren mitzunehmen. Exodus Ex 2 10 27 Induravit autem Dominus cor Pharaonis, et noluit dimittere eos. Aber der Herr verhärtete das Herz Pharaos, und er wollte sie nicht ziehen lassen. Exodus Ex 2 10 28 Dixitque Pharao ad Moysen: Recede a me, et cave ne ultra videas faciem meam: quocumque die apparueris mihi, morieris. Da sprach Pharao zu Moses: Gehe hinweg von mir, und hüte dich, ferner vor meine Augen zu kommen! Denn an dem Tage, an welchem du dich vor mir zeigst, bist du des Todes. Exodus Ex 2 10 29 Respondit Moyses: Ita fiet ut locutus es, non videbo ultra faciem tuam. Moses antwortete: Es geschehe, wie du gesagt hast; ich will fortan nicht mehr vor dein Angesicht treten.²² Exodus Ex 2 10 29 22 Worte des Zornes, welche die Bedingung einschließen: Wenn die Umstände sich nicht ändern. Freiwillig komme ich nicht wieder. Exodus Ex 2 10 3 Introierunt ergo Moyses et Aaron ad Pharaonem, et dixerunt ei: Hæc dicit Dominus Deus Hebræorum: Usquequo non vis subjici mihi? dimitte populum meum, ut sacrificet mihi. Moses also und Aaron begaben sich zu Pharao und sagten zu ihm: So spricht der Herr, der Gott der Hebräer: Wie lange weigerst du dich, dich mir zu unterwerfen? Lass mein Volk ziehen, dass es mir Opfer bringe! Exodus Ex 2 10 4 Sin autem resistis, et non vis dimittere eum: ecce ego inducam cras locustam in fines tuos: Wenn du aber widerstrebst und es nicht ziehen lassen willst, siehe, so werde ich morgen Heuschrecken in dein Land einfallen lassen, [Weish 16,9] Exodus Ex 2 10 5 Quæ operiat superficiem terræ, ne quidquam ejus appareat, sed comedatur quod residuum fuerit grandini: corrodet enim omnia ligna quæ germinant in agris. und sie sollen das ganze Land bedecken, dass man vom Boden nichts mehr sehen kann, und verzehren, was noch vom Hagel übrig gelassen ist; denn sie werden alle Bäume, die auf dem Felde grünen, zernagen³ Exodus Ex 2 10 5 3 Vergl. [Ex 9,19]. Exodus Ex 2 10 6 Et implebunt domos tuas, et servorum tuorum, et omnium gyptiorum: quantam non viderunt patres tui, et avi, ex quo orti sunt super terram, usque in præsentem diem. Avertitque se, et egressus est a Pharaone. und werden deine Häuser, und die Häuser deiner Diener und aller Ägypter in einer Menge erfüllen, wie sie deine Väter und deine Ahnen nicht gesehen haben, seit sie zur Welt geboren worden, bis auf den heutigen Tag. Und er wandte sich und ging von Pharao hinaus.⁴ [Weish 16,9] Exodus Ex 2 10 6 4 Da Moses sah, dass der König verstockt war. Exodus Ex 2 10 7 Dixerunt autem servi Pharaonis ad eum: Usquequo patiemur hoc scandalum: dimitte homines, ut sacrificent Domino Deo suo: nonne vides quod perierit gyptus? Da sprachen die Diener Pharaos⁵ zu ihm: Wie lange sollen wir dies Ärgernis dulden? Lass doch die Leute ziehen, dass sie dem Herrn, ihrem Gott, Opfer bringen; siehst du denn nicht,⁶ dass Ägypten zu Grunde geht? Exodus Ex 2 10 7 5 Entweder die V. 1 erwähnten, deren Herz verhärtet war, oder die [Ex 9,20] genannten. Exodus Ex 2 10 7 6 Hebr.: noch nicht. Die Höflinge ziehen das Recht des Königs, die Hebräer festzuhalten, nicht in Zweifel, aber zeigen ihm die Notwendigkeit, auf dasselbe des öffentlichen Wohles wegen zu verzichten. Exodus Ex 2 10 8 Revocaveruntque Moysen et Aaron ad Pharaonem: qui dixit eis: Ite, sacrificate Domino Deo vestro: quinam sunt qui ituri sunt? Und sie riefen den Moses und Aaron zu Pharao zurück. Er sprach zu ihnen: Ziehet hin, bringet dem Herrn, eurem Gott, Opfer;⁷ wer sind denn die, welche hingehen sollen?⁸ Exodus Ex 2 10 8 7 In der Wüste. Zwar verzichtet er auf das Begehren [Ex 8,25], dass Israel in Ägypten opfern soll, doch sucht er sich auf andere Weise ihre Rückkehr zu sichern. Exodus Ex 2 10 8 8 Es wird doch nur ein Teil von euch fortziehen? Exodus Ex 2 10 9 Ait Moyses: Cum parvulis nostris et senioribus pergemus, cum filiis et filiabus, cum ovibus et armentis: est enim solemnitas Domini Dei nostri. Moses sprach: Wir wollen mit unsern Kindern und Greisen, den Söhnen und Töchtern, mit Schafen und Rindern ziehen;⁹ denn es ist ein Fest des Herrn, unseres Gottes.¹⁰ Exodus Ex 2 10 9 9 Auch mit den Frauen. Exodus Ex 2 10 9 10 Alle müssen teilnehmen. Wie viel Opfer wir bringen werden, wissen wir nicht, müssen also alles mit uns nehmen. Diese Feierlichkeit hatte Gott [Ex 3,12] angeordnet und zugleich vorausgesagt, dass die Israeliten nicht nur ihr Eigentum, sondern auch vieles von den Ägyptern mitnehmen würden. Der letzte Grund, warum die Hebräer alles mitnehmen, ist weil sie nicht wiederkehren wollen, doch diesen führt Moses nicht an. Exodus Ex 2 0 1 Die 10. Plage: Untergang der Erstgeburt. (11,1 12,36) 1) Verkündigung der Plage. Exodus Ex 2 11 1 Et dixit Dominus ad Moysen: Adhuc una plaga tangam Pharaonem et gyptum, et post hæc dimittet vos, et exire compellet. Und der Herr sprach zu Moses: Noch mit einer Plage will ich Pharao und Ägypten schlagen,¹ alsdann² wird er euch ziehen lassen, ja euch drängen, wegzuziehen. Exodus Ex 2 11 1 1 Auch hier gehen wohl zwei Plagen, die 9. und 10., parallel, so dass kein Erscheinen des Lichtes zwischen der Finsternis und den Ereignissen der Mitternacht lag. Die Hebräer hatten für das Ostermahl schon vorher [Ex 12,3] alles Notwendige vorbereitet. Zwischen dem 10. Und 14. Tage des Monats liegen die drei Tage [Ex 10,22]. Nach [Weish 18,1] bedeckte die Finsternis nicht Gessen. Das 11. Kapitel leidet an offenbarer Verderbnis des Textes; es fehlen Mittelglieder. Vielleicht hatte [Ex 10,28] ursprünglich seinen Platz zwischen V. 8 und 9 des 11. Kapitels. Exodus Ex 2 11 1 2 Hebr.: Wenn er euch entlässt, wird er euch forttreiben. Wenn er euch ohne Bedingung entlässt (nicht also wie [Ex 8,28, Ex 10,11, Ex 10,24]). Verschaffet euch also baldigst von den im Lande Gessen wohnenden Ägyptern Gefäße. Exodus Ex 2 11 10 Moyses autem et Aaron fecerunt omnia ostenta quæ scripta sunt, coram Pharaone. Et induravit Dominus cor Pharaonis, nec dimisit filios Israel de terra sua. Moses aber und Aaron taten vor Pharao alle diese Wunder, welche hier geschrieben sind. Aber der Herr verhärtete Pharaos Herz, und er ließ die Söhne Israels nicht aus seinem Land wegziehen. Exodus Ex 2 11 2 Dices ergo omni plebi, ut postulet vir ab amico suo, et mulier a vicina sua vasa argentea, et aurea. Sage daher dem ganzen Volke, dass die Männer von ihren Freunden, und die Weiber von ihren Nachbarinnen silberne und goldene Gefäße fordern. [Ex 3,22, Ex 12,35] Exodus Ex 2 11 3 Dabit autem Dominus gratiam populo suo coram gyptiis. Fuitque Moyses vir magnus valde in terra gypti coram servis Pharaonis, et omni populo. Der Herr aber wird sein Volk Gnade bei den Ägyptern finden lassen. Auch war Moses ein sehr angesehener Mann im Lande Ägypten, bei den Dienern Pharaos und bei dem ganzen Volke.³ [Sir 45,1] Exodus Ex 2 11 3 3 Daher konnte Moses wieder vor Pharao erscheinen. Der Vers ist eine Paranthese. Exodus Ex 2 11 4 Et ait: Hæc dicit Dominus: Media nocte egrediar in gyptum: Da sprach er:⁴ So spricht der Herr: Um Mitternacht werde ich durch Ägypten gehen; Exodus Ex 2 11 4 4 Moses. Zwischen dem Worte Gottes an Moses V. 1ff bis zu Moses Rede an Pharao V. 4 8 ist einige Zeit verflossen, während welcher Moses den Hebräern den Ritus der Paschafeier und anderes mitgeteilt. Exodus Ex 2 11 5 Et morietur omne primogenitum in terra gyptiorum, a primogenito Pharaonis qui sedet in solio ejus, usque ad primogenitum ancillæ quæ est ad molam, et omnia primogenita jumentorum. und alle Erstgebornen im Lande der Ägypter sollen sterben, vom Erstgebornen Pharaos an, der auf seinem Throne sitzt,⁵ bis zum Erstgebornen der Magd, welche an der Mühle ist,⁶ sowie alle Erstgeburt des Viehes. Exodus Ex 2 11 5 5 Dem Rechte nach. Exodus Ex 2 11 5 6 Vergl. [Ex 12,29]. Keines Erstgeborenen wird ausgenommen sein. Exodus Ex 2 11 6 Eritque clamor magnus in universa terra gypti, qualis nec ante fuit, nec postea futurus est. Und es wird ein großes Jammergeschrei im ganzen Lande Ägypten entstehen, wie kein zweites zuvor gewesen ist, noch fernerhin sein wird. Exodus Ex 2 11 7 Apud omnes autem filios Israel non mutiet canis ab homine usque ad pecus: ut sciatis quanto miraculo dividat Dominus gyptios et Israel. Bei allen Söhnen Israels hingegen wird kein Hund einen Laut geben, weder Mensch noch Vieh;⁷ damit ihr erkennet, wie wunderbar⁸ der Herr zwischen den Ägyptern und Israel scheidet.⁹ Exodus Ex 2 11 7 7 Gegen keinen Hebräer oder sein Vieh wird ein Hund bellen. Exodus Ex 2 11 7 8 Durch ein wie großes Wunder. Exodus Ex 2 11 7 9 Und sich des Volkes Israel annimmt. Exodus Ex 2 11 8 Descendentque omnes servi tui isti ad me, et adorabunt me, dicentes: Egredere tu, et omnis populus qui subjectus est tibi: post hæc egrediemur. Dann werden alle diese deine Diener zu mir kommen, und vor mir niederfallen, und sagen: Ziehe hinweg mit allem Volke, das dir untergeben ist.¹⁰ Darnach werden wir ausziehen.¹¹ Exodus Ex 2 11 8 10 Wenn man [Ex 10,28] zwischen V. 8 und 9ff setzt, weichen alle Schwierigkeiten, warum Moses vor Pharao erscheint. Exodus Ex 2 11 8 11 Dies ist nicht notwendig Prophezeiung, sondern emphatische Rede. Exodus Ex 2 11 9 Et exivit a Pharaone iratus nimis. Dixit autem Dominus ad Moysen: Non audiet vos Pharao, ut multa signa fiant in terra gypti. Und er verließ Pharao in großem Zorne. Der Herr aber sprach zu Moses: Pharao wird nicht auf euch hören, damit viele Wunderzeichen im Lande Ägypten geschehen.¹² Exodus Ex 2 11 9 12 Gott wollte den Israeliten nicht durch wenige oder minder große Wunder befreien. Exodus Ex 2 0 1 2) Das Gesetz des Phase (V. 20): Das erste Phase. (V. 13) Die weitere Feier des Phase. (V. 20) Verkündigung des Gesetzes über das Phase durch Moses. (V. 28) Beschreibung der Plagen. II. Abschnitt: Von Ägypten zum Sinai (12,37 23,33) I. Aus Ramasse nach Sokoth (12,37 13,19) 1) Abzug der Hebräer. (V. 42) 2) Gesetz über die Zulassung zur Feier des Phase. (V. 52) a. Wer ist zugelassen oder auszuschließen? (V. 47) b. Wer hat das Recht, das Phase zu essen? Exodus Ex 2 12 1 Dixit quoque Dominus ad Moysen et Aaron in terra gypti: Weiter sprach der Herr zu Moses und Aaron im Lande Ägypten:¹ Exodus Ex 2 12 1 1 Es werden hier Gesetzesvorschriften in die Erzählung eingefügt, die sich an die Ordnung der Plagen, weiterhin an die der Stationen anschließt: V. 1 13; dass das Phase in diesem Jahre; V. 14 20, dass es alljährlich zu feiern ist. Vier andere Gesetze werden gelegentlich der Einsetzung des Phase gegeben. V. 21, 28; 43 51; [Ex 13,2.3-16]. Manche von diesen Vorschriften waren wahrscheinlich nicht neu, sondern von den Patriarchen überliefert. Nachdem aber Gott die Israeliten als sein Volk angenommen und ihnen den Namen geoffenbart hat, mit dem er angerufen werden will, bestimmt er Beginn und Umfang des heiligen Jahres. War die bürgerliche Rechnung schon zuvor nach Mondjahren, vergl. [Lev 23,23-25], geordnet, so sollte jetzt auch das heilige Jahr mit dem Monate Nisan beginnen. Das Jahr hatte 12 Monate [1Kön 4,7], deren Namen ursprünglich die gleichen waren, wie bei den Phöniziern, deren Ackerbau sie entstammen. Nach ihrer Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft bedienten sich die Israeliten der bei den Babyloniern und Assyriern gebräuchlichen Namen, welche gleichfalls ein Mondjahr, ebenso mit Nisan beginnend, darstellten. Lamm: V. 3. Zahl der Verzehrenden V. 4. Eigenschaften des Lammes V. 5. Weise, es zu essen V. 9. (ungeteilt, gebraten), V. 11 13, schnell, wegen des doppelten Vorübergehens des Herrn, von dem auch der Name. Wann sprach Gott dies? Sicher nicht erst als Moses den Pharao verließ, denn dies war ja am Vortage des 14., die Vorschriften aber beziehen sich auf den 10. des Monats. Also sagte Gott dies wohl einige Tage vor dem 10. (V. 3), der Verfasser aber bietet hier den Bericht, weil er die Aufzählung der Plagen nicht unterbrechen wollte. Exodus Ex 2 12 10 Nec remanebit quidquam ex eo usque mane: si quid residuum fuerit, igne comburetis. Auch soll nichts davon übrigbleiben bis zum Morgen;¹³ wenn aber etwas übrigbleibt, sollt ihr es in Feuer verbrennen.¹⁴ Exodus Ex 2 12 10 13 Da die Reise in der Nacht oder wenigstens am frühen Morgen anzutreten war, und zwar in höchster Eile, so dass nicht etwa das übrig bleibende Fleisch von den Ägyptern oder von Tieren verzehrt werde. Exodus Ex 2 12 10 14 Die schnellste Art der Vernichtung. Diese Vorschrift galt nur für diesmal. Exodus Ex 2 12 11 Sic autem comedetis illum: Renes vestros accingetis, et calceamenta habebitis in pedibus, tenentes baculos in manibus, et comedetis festinanter: est enim Phase (id est transitus) Domini. So aber sollt ihr es verzehren: Eure Lenden umgürtet, Schuhe an den Füßen, und Stäbe in der Hand,¹⁵ sollt ihr es in Eile essen; denn es ist das Phase (das ist der Vorübergang)¹⁶ des Herrn.¹⁷ Exodus Ex 2 12 11 15 Solches Stehen drückt Bangen und schnelle Flucht aus. Exodus Ex 2 12 11 16 Vergl. V. 13, V. 23: Gottes Vorübergehen bei den Israeliten, welchem alsbald der Auszug in die Wüste, aus der Knechtschaft in die Freiheit, folgen soll. Von diesem Vorübergehen des Herrn erhielt später fest und Mahl seinen Namen. Exodus Ex 2 12 11 17 Diese Vorschrift schwebt V. 1 11 vor und wird V. 12 erklärt. Exodus Ex 2 12 12 Et transibo per terram gypti nocte illa, percutiamque omne primogenitum in terra gypti ab homine usque ad pecus: et in cunctis diis gypti faciam judicia, ego Dominus. Und ich werde in jener Nacht durch das Land Ägypten hindurchziehen und alle Erstgeburt im Lande Ägypten, sowohl unter den Menschen wie unter dem Vieh töten, und will an allen Göttern Ägyptens Gericht üben,¹⁸ ich, der Herr.¹⁹ Exodus Ex 2 12 12 18 Oder: weil in diesem Gerichte die Götter schuldig erfunden werden. Exodus Ex 2 12 12 19 Also kann ich tun, was ich sage (damit wird die gesamte Vorschrift V. 3 13 bestätigt). Welches Gottes Gerichte waren, wird nicht gesagt. Wie Gott sich der Befreiung der Israeliten rühmt, so werden die Götter der Ägypter mit Plagen heimgesucht, insbesondere durch den Tod der Erstgeburt Pharaos, der als nachkomme der Götter galt. Exodus Ex 2 12 13 Erit autem sanguis vobis in signum in ædibus in quibus eritis: et videbo sanguinem, et transibo vos: nec erit in vobis plaga disperdens quando percussero terram gypti. Das Blut aber wird zum Zeichen für euch²⁰ an den Häusern sein, in denen ihr seid; wenn ich das Blut sehe, werde ich vor euch vorübergehen, und die verderbenbringende Plage soll nicht über euch kommen, wenn ich das Land Ägypten schlage.²¹ Exodus Ex 2 12 13 20 Dativus commodi; Gott bedarf des Zeichens nicht. Das Vorbild des Blutes Christi wird geboten. Exodus Ex 2 12 13 21 Das frühere Gesetz V. 3 ward vor dem 10. Tage gegeben, dieses nach dem 14. (Vergl. V. 17) Da es sich zeitlich an die frühere Vorschrift anschließt und denselben Gegenstand behandelt, ist nicht beigefügt: der Herr sprach. [Lev 23,5-8] bildet eine Ergänzung zu diesen Vorschriften. Exodus Ex 2 12 14 Habebitis autem hunc diem in monumentum: et celebrabitis eam solemnem Domino in generationibus vestris cultu sempiterno. Dieser Tag²² aber soll euch ein Gedächtnistag sein; und ihr sollt ihn als Fest des Herrn feiern von Geschlecht zu Geschlecht mit ewigem Gottesdienste.²³ Exodus Ex 2 12 14 22 Das Fest des 14. Nisan ist also jährlich zu begehen. Exodus Ex 2 12 14 23 Dies Wort bezeichnet hier so wenig wie [Dtn 32,7] eine wirkliche Ewigkeit, sondern: solange der gesetzmäßige Kult dauert. Exodus Ex 2 12 15 Septem diebus azyma comedetis: in die primo non erit fermentum in domibus vestris: quicumque comederit fermentatum, peribit anima illa de Israel, a primo die usque ad diem septimum. Sieben Tage²⁴ sollt ihr ungesäuertes Brot essen; bereits am ersten Tag soll kein Sauerteig mehr in euren Häusern sein;²⁵ wer vom ersten Tage bis zum siebenten Tage etwas Gesäuertes isst, diese Seele soll ausgetilgt werden aus Israel.²⁶ Exodus Ex 2 12 15 24 Die auf das Phase folgen. Exodus Ex 2 12 15 25 Damit ihr nicht in Versuchung kommet, das Gebot zu übertreten. Exodus Ex 2 12 15 26 Ist aus der Zahl der Israeliten auszustreichen. Exodus Ex 2 12 16 Dies prima erit sancta atque solemnis, et dies septima eadem festivitate venerabilis: nihil operis facietis in eis, exceptis his, quæ ad vescendum pertinent. Der erste Tag soll heilig und festlich sein, und der siebente Tag soll mit gleicher Festlichkeit gefeiert werden;²⁷ keine Arbeit sollt ihr an diesen Tagen tun, außer die, welche zur Bereitung des Essens notwendig ist. Exodus Ex 2 12 16 27 Der 21. Monatstag. Hebr.: Am ersten Tage wird euch eine heilige Zusammenkunft sein und am 7. Vergl. für andere Feste [Lev 23,3.7.8.24.27.35-37]. Die hier beschriebene Beobachtung wurde wohl schon vor Moses gehalten. Den Grund der Vorschrift siehe [Num 10,2.3.10]. Die Feste übertrafen die Sabbate durch die Opfer und durch das zusammenströmen des Volkes; was aber das Verbot knechtlicher Arbeit angeht, stand der Sabbat höher. Exodus Ex 2 12 17 Et observabitis azyma: in eadem enim ipsa die educam exercitum vestrum de terra gypti, et custodietis diem istum in generationes vestras ritu perpetuo. Beobachtet auch die Vorschrift über das ungesäuerte Brot; denn an eben diesem Tage werde ich eure Heerscharen aus dem Lande Ägypten wegführen,²⁸ so haltet denn diesen Tag²⁹ von Geschlecht zu Geschlecht als ewig gültige Feier. Exodus Ex 2 12 17 28 Hebr.: Ich habe geführt. Heerschar wird im hebr. Sprachgebrauch jede größere Menge von Männern genannt, mögen sie ein wirkliches Heer bilden oder nicht. Exodus Ex 2 12 17 29 Das ganze Fest mit seiner Oktav wird als ein Tag gefasst; der 15. Nisan, der Jahrestag des Auszuges. Exodus Ex 2 12 18 Primo mense, quartadecima die mensis ad vesperam, comedetis azyma usque ad diem vigesimam primam ejusdem mensis ad vesperam. Im ersten Monate, vom Abend des vierzehnten Tages des Monats, sollt ihr ungesäuertes Brot essen, bis zum Abend des einundzwanzigsten Tages desselben Monats. [Lev 23,5, Num 28,16] Exodus Ex 2 12 19 Septem diebus fermentum non invenietur in domibus vestris: qui comederit fermentatum, peribit anima ejus de ctu Israel, tam de advenis quam de indigenis terræ. Sieben Tage soll kein Sauerteig in euren Häusern zu finden sein; wer Gesäuertes isst, dessen Seele soll weggetilgt werden aus der Gemeinde Israel, es sei ein Fremdling oder ein Eingeborner des Landes.³⁰ Exodus Ex 2 12 19 30 Wiederholung und Ausdehnung des V. 15. Exodus Ex 2 12 2 Mensis iste, vobis principium mensium: primus erit in mensibus anni. Dieser Monat soll für euch der Beginn der Monate sein;² er soll der erste unter den Monaten des Jahres sein. Exodus Ex 2 12 2 2 Die Worte sind an Moses und Aaron gerichtet. Die Ordnung des heiligen Jahres ging Moses besonders an. Exodus Ex 2 12 20 Omne fermentatum non comedetis: in cunctis habitaculis vestris edetis azyma. Nichts Gesäuertes sollt ihr essen; in allen euren Wohnungen sollt ihr ungesäuertes Brot genießen. Exodus Ex 2 12 21 Vocavit autem Moyses omnes seniores filiorum Israel, et dixit ad eos: Ite tollentes animal per familias vestras, et immolate Phase. Da rief Moses alle Ältesten der Söhne Israels und gebot ihnen: Gehet hin, und nehmet je ein Tier für eure Familien, und opfert es als Phase.³¹ Exodus Ex 2 12 21 31 Einiges wird im folgenden Abschnitte kurz wiederholt. (V. 21) Was hier von dem Ysopbündel gesagt wird, war entweder nicht minder von Gott befohlen, wird aber erst hier von Moses erwähnt, oder wird von Moses in Ausführung der Befehle Gottes angeordnet. V. 22 enthält, was V. 13 verheißen ist. Von neuem wird in V. 23 der Erfolg der Bestreichung der Türpfosten mit Blut, und die Pflicht, das Fest jährlich zu feiern, eingeschärft. V. 25 27 enthalten etwas Neues. Die letzte Vorschrift scheint Moses in seinem eigenen Namen gegeben zu haben, worauf [Ex 13,13-16] hinweist. Syr.: Nehmet in Eile. Exodus Ex 2 12 22 Fasciculumque hyssopi tingite in sanguine qui est in limine, et aspergite ex eo superliminare, et utrumque postem: nullus vestrum egrediatur ostium domus suæ usque mane. Tauchet auch einen Büschel Ysop in das Blut, das auf der Schwelle steht,³² und besprenget³³ damit die Oberschwelle und die beiden Türpfosten; aber keiner von euch gehe bis zum Morgen zur Türe des Hauses hinaus.³⁴ [Hebr 11,28] Exodus Ex 2 12 22 32 Richtiger: in der Schüssel. Vergl. [Sach 12,2]. Exodus Ex 2 12 22 33 Richtiger: bestreichet. Exodus Ex 2 12 22 34 Diese Vorschrift gilt nur für das erste Phase. Den Grund gibt V. 23 an. Exodus Ex 2 12 23 Transibit enim Dominus percutiens gyptios: cumque viderit sanguinem in superliminari, et in utroque poste, transcendet ostium domus, et non sinet percussorem ingredi domos vestras et lædere. Denn der Herr wird vorübergehen und die Ägypter schlagen; und wenn er das Blut an der Oberschwelle und an den beiden Türpfosten erblickt, so wird er an der Tür des Hauses vorübergehen und dem Verderber³⁵ nicht gestatten, in eure Häuser einzudringen und euch zu verletzen. Exodus Ex 2 12 23 35 Gott tötete also die erstgeborenen der Ägypter durch einen Engel. Exodus Ex 2 12 24 Custodi verbum istud legitimum tibi et filiis tuis usque in æternum. Halte diese Vorschrift als ein Gesetz für dich und deine Söhne bis in Ewigkeit!³⁶ Exodus Ex 2 12 24 36 Wiederholung V. 14. Dem Sinne nach ist V. 25, V. 26 Vordersatz zu V. 27. Exodus Ex 2 12 25 Cumque introieritis terram, quam Dominus daturus est vobis ut pollicitus est, observabitis ceremonias istas. Und wenn ihr in das Land gekommen seid, das der Herr euch geben wird, wie er verheißen hat, so sollt ihr diese Gebräuche beobachten. Exodus Ex 2 12 26 Et cum dixerint vobis filii vestri: Quæ est ista religio? Wenn dann eure Kinder euch fragen: Was bedeutet dieser Gottesdienst? Exodus Ex 2 12 27 Dicetis eis: Victima transitus Domini est, quando transivit super domos filiorum Israel in gypto percutiens gyptios, et domos nostras liberans. Incurvatusque populus adoravit. so saget ihnen: Es ist das Opfer für den Vorübergang des Herrn, als er an den Häusern der Söhne Israels in Ägypten vorüberging und die Ägypter schlug, aber unsere Häuser verschonte. Da warf sich das Volk³⁷ nieder und betete an. Exodus Ex 2 12 27 37 Die Ältesten, und auf deren Bericht das Volk. Exodus Ex 2 12 28 Et egressi filii Israel fecerunt sicut præceperat Dominus Moysi et Aaron. Und die Söhne Israels gingen hin und taten, wie der Herr dem Moses und Aaron geboten hatte. Exodus Ex 2 12 29 Factum est autem in noctis medio, percussit Dominus omne primogenitum in terra gypti, a primogenito Pharaonis, qui in solio ejus sedebat, usque ad primogenitum captivæ quæ erat in carcere, et omne primogenitum jumentorum. Es geschah aber um Mitternacht, da schlug der Herr alle Erstgeburt im Lande Ägypten, vom Erstgebornen Pharaos an, welcher auf seinem Throne saß, bis zum Erstgebornen der Gefangenen, die im Kerker war, und alle Erstgeburt des Viehes. [Ex 11,5, Ps 104,36] Exodus Ex 2 12 3 Loquimini ad universum ctum filiorum Israel, et dicite eis: decima die mensis hujus tollat unusquisque agnum per familias et domos suas. Redet zu der ganzen Gemeinde der Söhne Israels und saget ihnen: Am zehnten Tage dieses Monats nehme ein jeder ein Lamm für seine Familie und sein Haus.³ Exodus Ex 2 12 3 3 Das Haus ist die Unterabteilung eines Stammes. Der spätere Ritus konnte von dem bei der ersten Feier etwas abweichen. [Ex 23,17, Ex 34,23, Dtn 16,5ff16] War das Opfermahl eine Wegzehrung für die schwierige reise, so wurden Männer und Frauen zugelassen. Dies Gesetz war ein neues. Wie V. 3 12 zeigt, waren die Hebräer an die Aufstellung und Auslegung von Gesetzen gewöhnt. Exodus Ex 2 12 30 Surrexitque Pharao nocte, et omnes servi ejus, cunctaque gyptus: et ortus est clamor magnus in gypto: neque enim erat domus in qua non jaceret mortuus. Da stand Pharao, und alle seine Diener, und ganz Ägypten des Nachts auf, und es erhob sich ein großes Geschrei in Ägypten; denn es war kein Haus,³⁸ in dem nicht ein Toter lag.³⁹ Exodus Ex 2 12 30 38 Vielleicht eine kleine stylistische Hyperbel, insofern doch nur von dem Tode der Erstgeborenen die Rede ist. Exodus Ex 2 12 30 39 Vergl. [Weish 18,6-19]. Exodus Ex 2 12 31 Vocatisque Pharao, Moyse et Aaron nocte, ait: Surgite, et egredimini a populo meo, vos et filii Israel: ite, immolate Domino sicut dicitis. Und Pharao rief Moses und Aaron noch des Nachts und sprach:⁴⁰ Machet euch auf und ziehet aus von meinem Volke, ihr und die Söhne Israels; gehet, bringet dem Herrn Opfer, wie ihr sagt.⁴¹ Exodus Ex 2 12 31 40 Wohl durch einen Abgesandten, denn das hebr. nennt V. 31 Pharao nicht als Redenden, und [Ex 10,28, Ex 11,8] war gesagt, er werde das Antlitz des Königs nicht mehr sehen. Exodus Ex 2 12 31 41 [Ex 3,18, Ex 5,1, Ex 7,16, Ex 8,1.20.25ff, Ex 9,1.13, Ex 10,3.8ff24ff] Exodus Ex 2 12 32 Oves vestras et armenta assumite ut petieratis, et abeuntes benedicite mihi. Auch eure Schafe und euer Vieh nehmet mit, wie ihr es verlangt habt,⁴² und bei eurem Abzuge segnet mich!⁴³ Exodus Ex 2 12 32 42 [Ex 10,25] Exodus Ex 2 12 32 43 Dass ich nicht sterbe. Exodus Ex 2 12 33 Urgebantque gyptii populum de terra exire velociter, dicentes: omnes moriemur. Und die Ägypter drängten das Volk, eilends aus dem Lande zu ziehen, denn sie sagten: Wir werden alle des Todes sein! Exodus Ex 2 12 34 Tulit igitur populus conspersam farinam antequam fermentaretur: et ligans in palliis, posuit super humeros suos. Da nahm das Volk den neubereiteten Teig, bevor er gesäuert war, und band ihn in Tücher, und nahm ihn auf die Schultern.⁴⁴ Exodus Ex 2 12 34 44 Der Text erzählt zuerst die Tatsache, dann die Umstände. V. 35. Der Rest der Nacht reichte für dies alles nicht hin. Exodus Ex 2 12 35 Feceruntque filii Israel sicut præceperat Moyses: et petierunt ab gyptiis vasa argentea et aurea, vestemque plurimam. Auch hatten die Söhne Israels getan, wie Moses befohlen, und sich von den Ägyptern⁴⁵ silberne und goldene Gefäße und sehr viele⁴⁶ Kleider erbeten. [Ex 3,22, Ex 11,2, Ps 104,37] Exodus Ex 2 12 35 45 Unter denen sie wohnten. Exodus Ex 2 12 35 46 Dieser Superlativ fehlt im Hebr. Exodus Ex 2 12 36 Dominus autem dedit gratiam populo coram gyptiis ut commodarent eis: et spoliaverunt gyptios. Der Herr aber hatte das Volk bei den Ägyptern Gnade finden lassen, dass sie ihnen liehen,⁴⁷ und so beraubten⁴⁸ sie die Ägypter. Exodus Ex 2 12 36 47 Das hebr. Wort hat nie den Sinn leihen. Exodus Ex 2 12 36 48 Das hebr. Wort bedeutet nicht stets eine ungerechte Beraubung. Chald.: Sie leerten, Syr.: sie entblößten. Die Hebräer sind also nicht zu beschuldigen, dass sie sich liehen, was sie doch nicht wiedergeben wollten. Im Übrigen hatten die Schlag auf Schlag folgenden Plagen den Ägyptern gezeigt, dass es sich um mehr handelte, als um einen dreitägigen Auszug zu einer Festfeier. Vergl. auch [Ex 3,21]. Die Israeliten ziehen mit der Beute ihrer mächtigen Feinde beladen ab, zum Zeichen des Sieges, den Gottes Allmacht ihrer Ohnmacht verliehen. Schienen auch die Ägypter diese Gaben aus freien Stücken darzubringen, so war es doch Gott, der sie dazu führte. Exodus Ex 2 12 37 Profectique sunt filii Israel de Ramesse in Socoth, sexcenta fere millia peditum virorum, absque parvulis. Da⁴⁹ zogen die Söhne Israels von Ramesses⁵⁰ nach Sokoth, bei sechshunderttausend streitbare Männer,⁵¹ nicht gerechnet die Kinder. Exodus Ex 2 12 37 49 Einige Umstände des Auszuges werden ergänzt (V. 37 42), ein anderes Gesetz über das Phase, das vor dem Auszuge gegeben war, wird beigefügt (V. 43 51); endlich folgt [Ex 13,1-19] eine andere Vorschrift über die Erstgeborenen. Der Erzähler fügt den Vorschriften oft bei, dass dieselben vom Volke ausgeführt wurden. [Ex 16,2, Lev 8,36, Lev 24,23] u. a. - Eine solche Schlussformel haben auch in [Ex 12,28.50]. Die zwischen beiden Vorschriften liegende Erzählung hat gleichfalls ihre Schlussformel V. 41. Da nun diese nach der Schlussformel V. 50 noch einmal V. 51 wiederholt wird, ist die Andeutung der Masorethen gerechtfertigt, dass der V. 51 erwähnte Tag der gleiche ist wie der V. 42 bezeichnete. Exodus Ex 2 12 37 50 Vergl. [Ex 1,11]. Exodus Ex 2 12 37 51 Moses hatte wohl noch keine genaue Zählung vorgenommen. Vergl. auch [Num 1,38]. Die Frauen und Kinder saßen auf Wagen und Lasttieren. Vergl. [Gen 31,17, Gen 46,5]. Exodus Ex 2 12 38 Sed et vulgus promiscuum innumerabile ascendit cum eis, oves et armenta et animantia diversi generis multa nimis. Es zog auch eine große Menge von allerlei Volk mit ihnen,⁵² sowie Schafe und Rinder, und alle Arten Tiere in sehr großer Menge. Exodus Ex 2 12 38 52 Dass auch Nichtisraeliten sich anschlossen, zeigt [Lev 24,10, Num 11,4]. Exodus Ex 2 12 39 Coxeruntque farinam, quam dudum de gypto conspersam tulerant: et fecerunt subcinericios panes azymos: neque enim poterant fermentari cogentibus exire gyptiis, et nullam facere sinentibus moram: nec pulmenti quidquam occurrerat præparare. Und sie bucken den Teig, den sie schon aus Ägypten⁵³ vordem neubereitet mitgenommen hatten, zu ungesäuerten Aschenkuchen;⁵⁴ denn sie konnten dieselben nicht säuern, da die Ägypter sie drängten auszuziehen und keinen Verzug gestatteten; auch hatten sie keine Reisezehrung vorbereiten können. Exodus Ex 2 12 39 53 Dem mehr westlichen Ägypten. Exodus Ex 2 12 39 54 Zum ersten Male erfüllen die Hebräer das [Ex 12,15] gegebene Gesetz. Exodus Ex 2 12 4 Sin autem minor est numerus ut sufficere possit ad vescendum agnum, assumet vicinum suum qui junctus est domui suæ, juxta numerum animarum quæ sufficere possunt ad esum agni. Ist aber die Zahl zu klein, als dass sie hinreichen könnte, das Lamm aufzuzehren, so nehme er seinen Nachbar, der seinem Hause zunächst wohnt, hinzu,⁴ nach der Zahl der Seelen, welche ausreichen können, ein Lamm zu verzehren. Exodus Ex 2 12 4 4 Hebr.: der Vater des Hauses und sein Nachbar wird ein Lamm nach der Zahl der Seelen nehme. Nachbar ist, wird durch Ort und Verwandtschaft nahe steht. Exodus Ex 2 12 40 Habitatio autem filiorum Israel qua manserunt in gypto, fuit quadringentorum triginta annorum. Die Zeit aber, welche die Söhne Israels sich in Ägypten aufgehalten hatten, war vierhundert und dreißig Jahre.⁵⁵ [Gen 15,13] Exodus Ex 2 12 40 55 Vergl. [Gen 15,13]. In [Apg 7,6] wird eine runde Zahl, 400 Jahre angegeben, Fl. Josephus hat 430 Jahre. Der samar. Text fügt zu Israel hinzu: und ihrer Väter, um dann wie die Sept. fortzufahren: in Chanaan. Hiernach kommt die Hälfte der Jahre auf Chanaan. Vergl. [Gal 3,17]. Wenn Abraham im Jahre 2322 nach Erschaffung der Welt in Chanaan eingewandert ist, Levi etwa im dritten Jahre nach der Verehelichung des Vaters geboren ward, 2495, so vergingen von dieser Zeit bis zur Geburt Moses 177 Jahre, die unter Levi und seine Nachkommen Kaath und Amram zu verteilen sind. Wie [Gen 15,13] vorausgesagt ist, sind die Israeliten bis in's vierte Geschlecht in Ägypten geblieben: Levi, Kaath, Amram, Moses. Exodus Ex 2 12 41 Quibus expletis, eadem die egressus est omnis exercitus Domini de terra gypti. Nach Ablauf derselben zog an demselben Tage⁵⁶ die gesamte Heerschar des Herrn aus dem Lande Ägypten aus. Exodus Ex 2 12 41 56 Am 15. Tage des ersten Monats. Exodus Ex 2 12 42 Nox ista est observabilis Domini, quando eduxit eos de terra gypti: hanc observare debent omnes filii Israel in generationibus suis. Diese Nacht ist eine Nacht der Feier für den Herrn, in der er sie aus dem Lande Ägypten weggeführt hat;⁵⁷ diese Nacht⁵⁸ sollen alle Söhne Israels feiern, von Geschlecht zu Geschlecht. Exodus Ex 2 12 42 57 Anhang zu V. 41. Der Verfasser wiederholt das Gesetz V. 14, um Worte dem V. 12 gleichgestaltend. Exodus Ex 2 12 42 58 Die Nacht des Tages V. 41. Vergl. V. 29ff. Exodus Ex 2 12 43 Dixitque Dominus ad Moysen et Aaron: Hæc est religio Phase: Omnis alienigena non comedet ex eo. Und der Herr sprach zu Moses und Aaron: Dies ist das heilige Gesetz des Phase:⁵⁹ Kein Fremdling soll davon essen. Exodus Ex 2 12 43 59 V. 43 Negatives, V. 47 positives Gesetz, dessen Erklärung in den folgenden Versen folgt. Das Gesetz war schon in V. 3 enthalten. Zudem war wohl das [Num 9,10] gewährte Privileg schon jetzt zugelassen; endlich ist wohl in dieser Nacht nicht alles nach dieser Vorschrift vollendet, vergl. [Ex 12,18], und dieser Vorschrift ein gebot beigefügt V. 48. Exodus Ex 2 12 44 Omnis autem servus emptitius circumcidetur, et sic comedet. Aber jeder gekaufte Knecht⁶⁰ soll beschnitten werden, und so darf er davon essen. Exodus Ex 2 12 44 60 Die Beschneidung soll stattfinden, insofern er das Phase essen will. Hausgeborene Sklaven wurden bald nach der Geburt beschnitten. Gekaufte Sklaven werden bereits [Gen 17,27] erwähnt. Exodus Ex 2 12 45 Advena et mercenarius non edent ex eo. Ankömmlinge⁶¹ und Mietlinge sollen nicht davon essen.⁶² Exodus Ex 2 12 45 61 Wer dem Volke und der Religion der Juden nicht angehört. Exodus Ex 2 12 45 62 Zwei Klassen. Viel Volk hing den Hebräern an. Vergl. V. 48. Exodus Ex 2 12 46 In una domo comedetur, nec efferetis de carnibus ejus foras, nec os illius confringetis. In einem Hause soll es verzehrt werden, und ihr sollt nichts von seinem Fleische hinaustragen, noch ein Bein an ihm zerbrechen.⁶³ [Num 9,12, Joh 19,36] Exodus Ex 2 12 46 63 Vergl. [Num 9,12, Joh 19,36]. Teils soll diese Vorschrift jede Profanierung verhüten, teils hat sie typische Bedeutung. Exodus Ex 2 12 47 Omnis ctus filiorum Israel faciet illud. Die ganze Gemeinde der Söhne Israels soll dies tun.⁶⁴ Exodus Ex 2 12 47 64 Soll das Pascha essen. Das Gleiche negativ V. 43. Exodus Ex 2 12 48 Quod si quis peregrinorum in vestram voluerit transire coloniam, et facere Phase Domini, circumcidetur prius omne masculinum ejus, et tunc rite celebrabit: eritque sicut indigena terræ: si quis autem circumcisus non fuerit, non vescetur ex eo. Wenn aber ein Fremdling in euren Wohnort übersiedeln und das Phase des Herrn halten will, so soll er zuvor mit allen seinen männlichen Angehörigen beschnitten werden, alsdann mag er es der Vorschrift nach feiern, und er soll wie ein Landeseingeborner⁶⁵ gelten; wer aber nicht beschnitten ist, soll nicht davon essen. Exodus Ex 2 12 48 65 Gegensatz: Hebräer Nichthebräer. Exodus Ex 2 12 49 Eadem lex erit indigenæ et colono qui peregrinatur apud vos. Ein und dasselbe Gesetz soll für den Eingebornen und den Ansiedler gelten, der sich unter euch aufhält.⁶⁶ Exodus Ex 2 12 49 66 Der aber schon beschnitten ist. Exodus Ex 2 12 5 Erit autem agnus absque macula, masculus, anniculus: juxta quem ritum tolletis et hdum. Das Lamm aber soll fehlerfrei,⁵ männlich,⁶ einjährig⁷ sein, und nach dieser Vorschrift⁸ dürft ihr auch einen Ziegenbock nehmen. Exodus Ex 2 12 5 5 Über diese Bedingung siehe [Lev 22,22ff]. Exodus Ex 2 12 5 6 Dies Lamm war ein Vorbild Christi. Exodus Ex 2 12 5 7 So galt es als reif und Gottes würdiger. Exodus Ex 2 12 5 8 Hebr.: Von den Schafen und (oder) Böcken sollt ihr es nehmen. Exodus Ex 2 12 50 Feceruntque omnes filii Israel sicut præceperat Dominus Moysi et Aaron. Da taten alle Söhne Israels, wie der Herr dem Moses und Aaron geboten hatte.⁶⁷ Exodus Ex 2 12 50 67 Bezüglich der Zulassung zum Essen des Phase und der etwaigen Beschneidung. Exodus Ex 2 12 51 Et eadem die eduxit Dominus filios Israel de terra gypti per turmas suas. Und an demselben Tage führte der Herr die Söhne Israels scharenweise aus dem Lande Ägypten hinweg.⁶⁸ Exodus Ex 2 12 51 68 Vergl. [Ex 6,26]. Exodus Ex 2 12 6 Et servabitis eum usque ad quartam decimam diem mensis hujus: immolabitque eum universa multitudo filiorum Israel ad vesperam. Dasselbe sollt ihr bis zum vierzehnten Tage dieses Monats aufbewahren; dann soll es die gesamte Gemeinde der Söhne Israels gegen Abend schlachten. [Dtn 16,6] Exodus Ex 2 12 7 Et sument de sanguine ejus, ac ponent super utrumque postem, et in superliminaribus domorum, in quibus comedent illum. Und sie sollen etwas von seinem Blute nehmen und an die beiden Türpfosten und an die Oberschwelle der Häuser streichen,⁹ in denen sie es verzehren werden. Exodus Ex 2 12 7 9 Sie wohnten also in Ägypten nicht in Zelten, sondern in Häusern. Exodus Ex 2 12 8 Et edent carnes nocte illa assas igni, et azymos panes cum lactucis agrestibus. Und sie sollen in dieser Nacht das Fleisch am Feuer geröstet essen, dazu ungesäuertes Brot¹⁰ mit wildem Lattich. Exodus Ex 2 12 8 10 Hier Zeichen der Eile. Zum Andenken daran war dieser erste Ritus auf immer festzuhalten. [Ex 12,8.15ff] Gott schrieb vor, dieses Brot zu essen, damit Israel nicht meinte, es sei unvollkommen und unwürdig, bei der geheiligten Mahlzeit genossen zu werden. Exodus Ex 2 12 9 Non comedetis ex eo crudum quid, nec coctum aqua, sed tantum assum igni: caput cum pedibus ejus et intestinis vorabitis. Ihr sollt davon nichts roh¹¹ oder im Wasser gekocht essen, sondern nur am Feuer gebraten; auch den Kopf samt den Füßen¹² und den inneren Teilen sollt ihr essen. Exodus Ex 2 12 9 11 Schon [Gen 9,4] verboten. Exodus Ex 2 12 9 12 Nach dem hebr.: Der Fuß unterhalb des Knies; selbstverständlich soweit essbar. Exodus Ex 2 0 1 3.) Das göttliche Gesetz über die Erstgeburt mit der Mahnung Moses, die durch Gottes Hand gewirkte Befreiung zu feiern. (V. 1 16) A. Gesetz über die Erstgeborenen. (V. 2) B. Die Feier, der durch Gottes Hand bewirkten Befreiung. (V. 3 16): Eingang (V. 4), die Feier (V. 16): a. Durch das ungesäuerte Brot. (V. 10) b. Durch die Heiligung der Erstgeborenen. (V. 16) 4) Grund der Reise. (V. 19) II. Aus Sokoth nach Etham. (V. 20 22) Exodus Ex 2 13 1 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Exodus Ex 2 13 10 Custodies hujuscemodi cultum statuto tempore a diebus in dies. Beobachte diese Satzung zur festgesetzten Zeit von Jahr zu Jahr.¹³ Exodus Ex 2 13 10 13 Das Gesetz der ungesäuerten Brote ist neu. Was Moses hier vorschreibt, ist nicht die Sache, sondern die den Nachkommen zu gebende Erklärung. Exodus Ex 2 13 11 Cumque introduxerit te Dominus in terram Chananæi, sicut juravit tibi et patribus tuis, et dederit tibi eam: Und wenn dich der Herr in das Land der Chananiter gebracht hat, wie er es dir und deinen Vätern geschworen hat, und es dir gibt, Exodus Ex 2 13 12 Separabis omne quod aperit vulvam Domino, et quod primitivum est in pecoribus tuis: quidquid habueris masculini sexus, consecrabis Domino. so¹⁴ sollst du alles, was zuerst den Mutterleib öffnet, und das Erstgeborne unter deinem Vieh, dem Herrn absondern; was immer männlichen Geschlechtes ist, sollst du dem Herrn weihen. [Ex 22,29, Ex 34,19, Ez 44,30] Exodus Ex 2 13 12 14 Nach dem hebr. zu konstruieren: Wenn dich Gott führt und du absonderst. Exodus Ex 2 13 13 Primogenitum asini mutabis ove: quod si non redemeris, interficies. Omne autem primogenitum hominis de filiis tuis, pretio redimes. Die Erstgeburt des Esels sollst du mit einem Schafe auswechseln;¹⁵ wenn du sie aber nicht auslösest, sollst du sie töten. Aber jeden Erstgebornen unter deinen Söhnen sollst du mit Geld auslösen.¹⁶ Exodus Ex 2 13 13 15 Diese waren ihnen notwendig, der Esel nämlich hat jährlich nur ein Junges. [Lev 27,27, Num 18,15] ist wohl der Art nach von reinen Tieren die Rede, jedenfalls sind dies solche, welche wegen irgend eines Mangels unrein sind. Exodus Ex 2 13 13 16 Hierdurch sind folgerichtig Menschenopfer verworfen. Exodus Ex 2 13 14 Cumque interrogaverit te filius tuus cras, dicens: Quid est hoc? respondebis ei: In manu forti eduxit nos Dominus de terra gypti, de domo servitutis. Und wenn dich dein Sohn dereinst frägt und sagt: Was ist dies? so sollst du ihm antworten: Mit starker Hand hat uns der Herr aus dem Lande Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft, weggeführt. Exodus Ex 2 13 15 Nam cum induratus esset Pharao, et nollet nos dimittere, occidit Dominus omne primogenitum in terra gypti a primogenito hominis usque ad primogenitum jumentorum: idcirco immolo Domino omne quod aperit vulvam masculini sexus, et omnia primogenita filiorum meorum redimo. Denn als Pharao verhärtet war und uns nicht ziehen lassen wollte, tötete der Herr alle Erstgeburt im Lande Ägypten, sowohl die Erstgebornen der Menschen, wie die Erstgeburt des Viehes; darum bringe ich dem Herrn alles Männliche, was den Mutterleib öffnet, zum Opfer und löse jeden Erstgebornen unter meinen Söhnen aus. Exodus Ex 2 13 16 Erit igitur quasi signum in manu tua, et quasi appensum quid, ob recordationem, inter oculos tuos: eo quod in manu forti eduxit nos Dominus de gypto. Es soll dir also wie ein Zeichen an deiner Hand sein, und wie ein Gedenkzeichen, das zwischen deinen Augen hängt, daran, dass der Herr uns mit starker Hand aus Ägypten weggeführt hat. [Dtn 6,8] Exodus Ex 2 13 17 Igitur cum emisisset Pharao populum, non eos duxit Deus per viam terræ Philisthiim quæ vicina est: reputans ne forte pniteret eum, si vidisset adversum se bella consurgere, et reverteretur in gyptum. Als nun Pharao das Volk hatte ziehen lassen, führte Gott sie nicht auf dem Wege durch das Gebiet der Philister, welcher der nächste ist;¹⁷ denn er gedachte,¹⁸ es möchte das Volk reuen, wenn es sich in Kampf verwickelt sähe, und es möchte wieder nach Ägypten zurückkehren; Exodus Ex 2 13 17 17 War. Gott, der gegen die sein Volk bedrückenden Ägypter so viel Wunder getan, wollte den Philistern gegenüber nicht das Gleiche tun. Exodus Ex 2 13 17 18 Gott sieht mit Sicherheit voraus, was unter jeder Bedingung geschehen würde. Exodus Ex 2 13 18 Sed circumduxit per viam deserti, quæ est juxta mare rubrum: et armati ascenderunt filii Israel de terra gypti. sondern er führte sie auf einem Umwege durch die Wüste am roten Meere; und die Söhne Israels zogen gewaffnet aus dem Lande Ägypten.¹⁹ Exodus Ex 2 13 18 19 Nicht alle 100000, die mit Moses ausgezogen, waren natürliche Söhne Abrahams (vergl. [Ex 12,38]), sondern solche durch die Beschneidung geworden, welche sie einem Stamme angliederte und einer Familie zuteilte. (Vergl. [Ex 6,18]) Siehe [Gen 34,16]. Die ältesten Israeliten nahmen die verheißene Nachkommenschaft Abrahams weniger in fleischlichem Sinne, deshalb aber in richtigerem, als die späteren Pharisäer. Bewaffnet: Vergl. [Gen 15,16]. Das Gleiche [Ex 6,26, Ex 12,41.51]. Die Israeliten folgen dem Westufer der Halbinsel Sinai. Die lybische und arabische Wüste hießen bei den Ägyptern das rote Land, daher auch dieses Meer des roten Landes. Exodus Ex 2 13 19 Tulit quoque Moyses ossa Joseph secum: eo quod adjurasset filios Israel, dicens: Visitabit vos Deus, efferte ossa mea hinc vobiscum. Auch nahm Moses die Gebeine Josephs mit sich, weil dieser die Söhne Israels beschworen und gesprochen hatte: Gott wird euch heimsuchen; alsdann führet meine Gebeine von hier mit euch hinweg.²⁰ [Gen 50,24] Exodus Ex 2 13 19 20 Der heilige Stephan nennt [Apg 7,14] Sichem statt Hebron. [Gen 49,13] Der Acker war nicht von Abraham, sondern von Jakob gekauft. [Ex 33,19, Joh 24,32] Exodus Ex 2 13 2 Sanctifica mihi omne primogenitum quod aperit vulvam in filiis Israel, tam de hominibus quam de jumentis: mea sunt enim omnia. Weihe mir alles Erstgeborne, das unter den Söhnen Israels den Mutterleib öffnet, Menschen oder Tiere; denn mein ist alles.¹ [Ex 34,19, Lev 27,26, Num 8,16, Lk 2,23] Exodus Ex 2 13 2 1 Gott bestätigt hier eine schon bestehende Gewohnheit. Schon Abel brachte von den Erstgeburten der Herde dar. Auch in der Wüste ward diese Sitte beobachtet, wie [Num 3,11] zeigt. Vergl. [Ex 22,29ff]. Da Gott alles gehört, muss ihm wenigstens ein Teil dargebracht werden, und zwar, um seine Erhabenheit über die Menschen zu kennzeichnen, nicht der bessere, sondern der erste. Vergl. [Lev 27,27, Dtn 15,21ff]. Die erstgeborenen Söhne waren freilich den Eltern auch besonders teuer. Die Erstgeborenen Israels sind Gott zu weihen, ebenso die männliche Erstgeburt des Viehes, weil er diese verschont hat. Mit Recht also sagt Gott: Sie sind mein. [Lev 27,26] Exodus Ex 2 13 20 Profectique de Socoth castrametati sunt in Etham in extremis finibus solitudinis. Und sie brachen von Sokoth auf und lagerten sich in Etham,²¹ am äußersten Rande der Wüste. Exodus Ex 2 13 20 21 Grenzfestung der Ägypter. Exodus Ex 2 13 21 Dominus autem præcedebat eos ad ostendendam viam per diem in columna nubis, et per noctem in columna ignis: ut dux esset itineris utroque tempore. Der Herr aber zog vor ihnen her, um ihnen den Weg zu zeigen, des Tags in einer Wolkensäule, und des Nachts in einer Feuersäule;²² um ihr Führer auf dem Zuge zu sein, bei Tag und bei Nacht. [Num 14,14, Neh 9,19, 1Kor 10,1] Exodus Ex 2 13 21 22 Von hier an führt sie die Wolke. Exodus Ex 2 13 22 Nunquam defuit columna nubis per diem, nec columna ignis per noctem, coram populo. Niemals wich die Wolkensäule bei Tag, oder die Feuersäule bei Nacht von dem Volke.²³ Exodus Ex 2 13 22 23 Diese Worte sind eine gewisse Zeit nach dem Auszuge geschrieben. Die Wolkensäule ruhte auf dem Berge Sinai [Ex 19,9.16] und dann auf der Bundeslade [Ex 40,34ff, Num 9,15ff, Ex 10,11ff]. Von da an ging die Bundeslade vor dem Volke her, wie zuvor die Wolke allein. Säule heißt die Wolke einer gewissen Ähnlichkeit entsprechend. Exodus Ex 2 13 3 Et ait Moyses ad populum: Mementote diei hujus in qua egressi estis de gypto et de domo servitutis, quoniam in manu forti eduxit vos Dominus de loco isto: ut non comedatis fermentatum panem. Und Moses sprach zum Volke:² Gedenket dieses Tages, an welchem ihr aus Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft, gezogen seid, denn mit starker Hand hat euch der Herr von dort weggeführt; darum sollt ihr kein gesäuertes Brot essen! Exodus Ex 2 13 3 2 V. 3 16. Rede Moses, doch nicht auf Gottes Gebot: Vordersatz V. 5 7 und 11 13. Nachsatz V. 8 10 und 14ff. In der Wüste prägte Moses diese Vorschrift jährlich ein. Exodus Ex 2 13 4 Hodie egredimini mense novarum frugum. Heute, im Monate der neuen Früchte, zieht ihr aus. Exodus Ex 2 13 5 Cumque introduxerit te Dominus in terram Chananæi et Hethæi et Amorrhæi et Hevæi et Jebusæi, quam juravit patribus tuis ut daret tibi, terram fluentem lacte et melle, celebrabis hunc morem sacrorum mense isto. Und wenn dich der Herr in das Land der Chananiter, Hethiter, Amorrhiter, Heviter, und Jebusiter³ führt, das er dir geben will, wie er deinen Vätern geschworen hat, das Land, welches von Milch und Honig fließt, so sollst du diese heilige Sitte in diesem Monat beobachten. Exodus Ex 2 13 5 3 Alle in Palästina wohnenden Völkerschaften. Exodus Ex 2 13 6 Septem diebus vesceris azymis: et in die septimo erit solemnitas Domini. Sieben Tage sollst du⁴ ungesäuertes Brot essen; und am siebenten Tage soll ein Fest des Herrn sein. Exodus Ex 2 13 6 4 Die von V. 5 an angewendete Einheit deutet ein Gesetz an, da die alten Gesetze in diese gekleidet wurden. Exodus Ex 2 13 7 Azyma comedetis septem diebus: non apparebit apud te aliquid fermentatum, nec in cunctis finibus tuis. Ungesäuertes Brot sollt ihr sieben Tage essen;⁵ nichts Gesäuertes soll sich bei dir vorfinden in deinem gesamten Gebiete.⁶ Exodus Ex 2 13 7 5 Hebr.: wird verzehrt werden. Exodus Ex 2 13 7 6 [Ex 12,15]: Häusern. Exodus Ex 2 13 8 Narrabisque filio tuo in die illo, dicens: Hoc est quod fecit mihi Dominus quando egressus sum de gypto. Und an jenem Tage sollst du deinem Sohne erzählen und sagen: Dies geschieht⁷ für das, was mir der Herr erwiesen hat, als ich aus Ägypten auszog. Exodus Ex 2 13 8 7 Deswegen halte ich die Vorschrift betreffs der ungesäuerten Brote. Exodus Ex 2 13 9 Et erit quasi signum in manu tua, et quasi monumentum ante oculos tuos: et ut lex Domini semper sit in ore tuo, in manu enim forti eduxit te Dominus de gypto. Und es⁸ sei dir wie ein Zeichen auf deiner Hand,⁹ und wie ein Gedenkzeichen vor deinen Augen,¹⁰ und damit das Gesetz des Herrn stets in deinem Munde¹¹ sei; denn mit starker Hand hat dich der Herr aus Ägypten geführt,¹² Exodus Ex 2 13 9 8 Die Beobachtung der Vorschrift über das ungesäuerte Brot. Exodus Ex 2 13 9 9 Was in der Hand ist, kann man nicht vergessen. Exodus Ex 2 13 9 10 Richtiger: Zwischen. Was auf der Stirn ist, kann nicht verborgen bleiben. Aus dieser Stelle leitet sich der Gebrauch der Phylakterien (Denkzettel [Mt 23,5]) bei den Juden her. Exodus Ex 2 13 9 11 Also auch im Herzen. Exodus Ex 2 13 9 12 Also verdient er es, dass du seiner Wohltaten gedenkest. Exodus Ex 2 0 1 III. Durchzug durch das rote Meer. (14,1 15,21): 1. Die Hebräer und Ägypter lagern am roten Meere. (V. 14) 2. Die Rettung der Israeliten und Untergang der Ägypter. Exodus Ex 2 14 1 Locutus est autem Dominus ad Moysen, dicens: Der Herr aber redete zu Moses und sprach: Exodus Ex 2 14 10 Cumque appropinquasset Pharao, levantes filii Israel oculos, viderunt gyptios post se: et timuerunt valde: clamaveruntque ad Dominum, Und da Pharao nahe herangekommen war, erhoben die Söhne Israels ihre Augen und sahen die Ägypter hinter sich; da fürchteten sie sich sehr, und riefen zu dem Herrn, Exodus Ex 2 14 11 Et dixerunt ad Moysen: Forsitan non erant sepulcra in gypto, ideo tulisti nos ut moreremur in solitudine: quid hoc facere voluisti, ut educeres nos ex gypto? und sprachen zu Moses: Waren etwa keine Gräber in Ägypten, dass du uns weggeführt hast, damit wir in der Wüste¹⁶ sterben? warum hast du uns das getan, dass du uns aus Ägypten wegführtest? Exodus Ex 2 14 11 16 Sie sind noch gar nicht in der Wüste. Exodus Ex 2 14 12 Nonne iste est sermo, quem loquebamur ad te in gypto, dicentes: Recede a nobis, ut serviamus gyptiis? multo enim melius erat servire eis, quam mori in solitudine. Ist es nicht dies, was wir zu dir in Ägypten sprachen,¹⁷ da wir sagten: Lass ab von uns, wir wollen den Ägyptern dienen?¹⁸ denn viel besser war es, ihnen zu dienen, als in der Wüste zu sterben. Exodus Ex 2 14 12 17 [Ex 6,9] waren sicher einige Unzufriedene. Exodus Ex 2 14 12 18 Im Unmut behaupten sie wohl mehr als vorgekommen ist. Sie hatten den Vorschlag angenommen [Ex 4,31], oder sich doch wenigstens nur nach der Steigerung des Druckes beklagt. [Ex 5,21] (Vergl. [Ex 6,9].) Exodus Ex 2 14 13 Et ait Moyses ad populum: Nolite timere: state, et videte magnalia Domini quæ facturus est hodie: gyptios enim, quos nunc videtis, nequaquam ultra videbitis usque in sempiternum. Moses sprach zu dem Volke: Fürchtet euch nicht; harret aus¹⁹ und schauet die Großtaten des Herrn, welche er heute tun wird;²⁰ denn die Ägypter, welche ihr jetzt sehet, werdet ihr fortan in Ewigkeit nimmer sehen. Exodus Ex 2 14 13 19 Fliehet nicht und rücket nicht zum Kampfe aus. Exodus Ex 2 14 13 20 Richtiger Septuag: Wie ihr sie heut gesehen habt, nämlich lebend. Exodus Ex 2 14 14 Dominus pugnabit pro vobis, et vos tacebitis. Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet euch ruhig verhalten.²¹ Exodus Ex 2 14 14 21 Ihr habt nicht Teil zu nehmen. Exodus Ex 2 14 15 Dixitque Dominus ad Moysen: Quid clamas ad me? Loquere filiis Israel ut proficiscantur. Und der Herr sprach zu Moses: Was rufst du zu mir?²² Befiehl den Söhnen Israels, aufzubrechen.²³ Exodus Ex 2 14 15 22 Du wirst erhört werden. Moses rief mit den frommen Männern V. 10 zu Gott. Exodus Ex 2 14 15 23 Ein ausdrücklicher Befehl war notwendig, da dieses Mal die Wolke nicht vorausgehen sollte. Exodus Ex 2 14 16 Tu autem eleva virgam tuam, et extende manum tuam super mare, et divide illud: ut gradiantur filii Israel in medio mari per siccum. Du aber²⁴ erhebe deinen Stab, und strecke deine Hand über das Meer aus, und teile es voneinander, damit die Söhne Israels mitten durch das Meer auf dem Trockenen gehen. Exodus Ex 2 14 16 24 Gegensatz zu V. 17: Ich aber. Exodus Ex 2 14 17 Ego autem indurabo cor gyptiorum ut persequantur vos: et glorificabor in Pharaone, et in omni exercitu ejus, et in curribus et in equitibus illius. Ich aber werde das Herz der Ägypter verhärten, so dass sie euch nachsetzen, und werde mich an Pharao, und an seinem ganzen Heere, und an seinen Wagen, und an seinen Reitern herrlich erweisen.²⁵ Exodus Ex 2 14 17 25 Sie werden euch in das rote Meer hinein verfolgen, aber nicht erreichen. So werden nicht allein die Israeliten, sondern auch die Ägypter erkennen, dass ich bin, was ich heiße. Exodus Ex 2 14 18 Et scient gyptii quia ego sum Dominus cum glorificatus fuero in Pharaone, et in curribus atque in equitibus ejus. Und die Ägypter sollen erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich mich herrlich erweise an Pharao, und an seinen Wagen, und an seinen Reitern. Exodus Ex 2 14 19 Tollensque se Angelus Dei, qui præcedebat castra Israel, abiit post eos: et cum eo pariter columna nubis, priora dimittens, post tergum. Da erhob sich der Engel Gottes, der vor dem Lager Israels herzog,²⁶ und stellte sich hinter sie; und mit ihm ging auch die Wolkensäule von vorne weg, und trat hinter sie, Exodus Ex 2 14 19 26 Gottes in der Wolke verborgene Macht. Exodus Ex 2 14 2 Loquere filiis Israel: Reversi castrametentur e regione Phihahiroth, quæ est inter Magdalum et mare contra Beelsephon: in conspectu ejus castra ponetis super mare. Sage den Söhnen Israels, dass sie umkehren¹ und sich bei Phihahiroth² lagern, welches zwischen Magdal³ und dem Meere Beelsephon gegenüber⁴ liegt; angesichts desselben sollt ihr euch am Meere lagern. Exodus Ex 2 14 2 1 Nicht weiter in die Wüste von Etham vorrückend, kehrten sie nach Sokoth um und an das Westufer des roten Meeres zurück. Exodus Ex 2 14 2 2 Phihahiroth, ägyptisch Pikeheret, blieb wohl südlich vom Lager. Exodus Ex 2 14 2 3 Magdala, ägyptisch Maktira. Exodus Ex 2 14 2 4 Beelsephon ist ein semitisches Wort. Entweder war der Ort semitischen Ursprungs oder dessen Name ist semitisch umgebildet. Alle diese Orte lagen in der Nähe des Timsah Sees. Exodus Ex 2 14 20 Stetit inter castra gyptiorum et castra Israel: et erat nubes tenebrosa, et illuminans noctem, ita ut ad se invicem toto noctis tempore accedere non valerent. und stand zwischen dem Lager der Ägypter und dem Lager Israels; und die Wolke war auf der einen Seite finster,²⁷ auf der anderen die Nacht erhellend, so dass sie die ganze Nacht nicht zueinander kommen konnten. Exodus Ex 2 14 20 27 Für die Ägypter. Exodus Ex 2 14 21 Cumque extendisset Moyses manum super mare, abstulit illud Dominus flante vento vehementi et urente tota nocte, et vertit in siccum: divisaque est aqua. Als nun Moses seine Hand über das Meer ausstreckte, ließ es der Herr durch einen starken, heißen Wind, der die ganze Nacht hindurch wehte, hinwegtreiben und legte es trocken;²⁸ und das Wasser teilte sich.²⁹ Exodus Ex 2 14 21 28 Die Ursachen werden aufgezählt, welche Israel wahrnahm. Es war wohl eine natürliche, auf übernatürliche Weise wirkende Erscheinung, da sonst die Ägypter nicht in das Meer hinabgestiegen wären. Der Wind (Sirokko) trocknete das Meer. Exodus Ex 2 14 21 29 Der letzte Teil von V. 21 ist zu verbinden mit V. 22. Exodus Ex 2 14 22 Et ingressi sunt filii Israel per medium sicci maris: erat enim aqua quasi murus a dextra eorum et læva. Da gingen die Söhne Israels mitten durch das trockengelegte Meer; denn das Wasser stand wie eine Mauer³⁰ zu ihrer Rechten und zur Linken. [Ps 77,13, Ps 104,37, Ps 113,3, Hebr 11,19] Exodus Ex 2 14 22 30 Der freie Raum muss eine große Breite gehabt haben, da die Hebräer nicht die ganze Nacht brauchen, um an das andere Ufer zu gelangen. Mauer: Das Wasser stand höher als der Meeresgrund und schloss die Israeliten ein. Exodus Ex 2 14 23 Persequentesque gyptii ingressi sunt post eos, et omnis equitatus Pharaonis, currus ejus et equites per medium maris. Auch die nachsetzenden Ägypter gingen hinter ihnen hinein, und alle Reisigen Pharaos, seine Wagen und seine Reiter mitten durch das Meer. Exodus Ex 2 14 24 Jamque advenerat vigilia matutina, et ecce respiciens Dominus super castra gyptiorum per columnam ignis et nubis, interfecit exercitum eorum: Und schon war die Morgenwache³¹ gekommen, da siehe, vernichtete der Herr, aus der Feuer- und Wolkensäule³² auf das Lager der Ägypter schauend,³³ ihr Heer; Exodus Ex 2 14 24 31 Die Hebräer zählten, ebenso wie die Babylonier und Assyrer, ehemals drei Nachtwachen. (Erste: [Klgl 2,19]. Mittlere: [Ri 7,9]. Dritte. Hier und [1Kön 11,11]). Exodus Ex 2 14 24 32 Die Wolke schied noch immer die beiden Heere. Exodus Ex 2 14 24 33 [Ps 76,18]: Donner und Blitz, durch welche die Pferde der Ägypter erschreckt wurden. Exodus Ex 2 14 25 Et subvertit rotas curruum, ferebanturque in profundum. Dixerunt ergo gyptii: Fugiamus Israelem: Dominus enim pugnat pro eis contra nos. und er ließ die Räder von den Wagen abspringen,³⁴ und sie fielen zu Boden. Da sprachen die Ägypter: Lasset uns vor Israel fliehen; denn der Herr streitet für sie gegen uns! Exodus Ex 2 14 25 34 Nach der Sept. fuhren sie ineinander. Exodus Ex 2 14 26 Et ait Dominus ad Moysen: Extende manum tuam super mare, ut revertantur aquæ ad gyptios super currus et equites eorum. Und der Herr sprach zu Moses: Strecke deine Hand über das Meer aus, damit das Wasser wieder hereinbreche über die Ägypter, über ihre Wagen und Reiter. Exodus Ex 2 14 27 Cumque extendisset Moyses manum contra mare, reversum est primo diluculo ad priorem locum: fugientibusque gyptiis occurrerunt aquæ, et involvit eos Dominus in mediis fluctibus. Als nun Moses seine Hand gegen das Meer ausstreckte, kehrte es früh Morgens wieder an seine frühere Stätte zurück; da kam den fliehenden Ägyptern das Wasser entgegen, und der Herr hüllte sie in die Fluten ein. Exodus Ex 2 14 28 Reversæque sunt aquæ, et operuerunt currus et equites cuncti exercitus Pharaonis, qui sequentes ingressi fuerant mare: nec unus quidem superfuit ex eis. Das Wasser kehrte also zurück und bedeckte die Wagen und Reiter des ganzen Heeres Pharaos, die gefolgt und in das Meer hineingezogen waren, und es blieb auch nicht einer von ihnen übrig.³⁵ Exodus Ex 2 14 28 35 Kurze Zusammenfassung des Erzählten und Angabe des Erfolges: der Glaube an Gott und Moses. Nach ägyptischen Nachrichten entging Pharao selbst dem Verderben. Exodus Ex 2 14 29 Filii autem Israel perrexerunt per medium sicci maris, et aquæ eis erant quasi pro muro a dextris et a sinistris: Die Söhne Israels aber zogen mitten durch das trockene Meeresbett, und das Wasser stand wie eine Mauer zu ihrer Rechten und zur Linken. Exodus Ex 2 14 3 Dicturusque est Pharao super filiis Israel: Coarctati sunt in terra, conclusit eos desertum. Dann wird Pharao von den Söhnen Israels sagen: Sie sind eingeengt in der Gegend, und die Wüste⁵ umschließt sie. Exodus Ex 2 14 3 5 Pharao vermutet, dass Gott sie nicht mehr führt, er sie also ungestraft überfallen kann. Ägypten, das Meer und die Wüste schließen sie ein. Exodus Ex 2 14 30 Liberavitque Dominus in die illa Israel de manu gyptiorum. So errettete der Herr an diesem Tage Israel aus der Hand der Ägypter. Exodus Ex 2 14 31 Et viderunt gyptios mortuos super littus maris, et manum magnam quam exercuerat Dominus contra eos: timuitque populus Dominum, et crediderunt Domino, et Moysi servo ejus. Und sie sahen die Ägypter tot am Ufer des Meeres, und die gewaltige Hand, welche der Herr jene hatte fühlen lassen; da fürchtete das Volk den Herrn und glaubte dem Herrn und seinem Diener Moses. Exodus Ex 2 14 4 Et indurabo cor ejus, ac persequetur vos: et glorificabor in Pharaone, et in omni exercitu ejus: scientque gyptii quia ego sum Dominus. Feceruntque ita. Und ich werde sein Herz verhärten,⁶ und er wird euch nachjagen; alsdann will ich mich an Pharao und an seinem ganzen Heere herrlich erweisen, und die Ägypter sollen erfahren, dass ich der Herr bin. Sie taten also. Exodus Ex 2 14 4 6 Dreimal (V. 4, V. 8, V. 17) wird bemerkt, dass Jahve Pharaos Herz verhärtete, dass er den Israeliten nachsetzte: Gott will Gericht halten über den stolzen König, der ihm nicht die Ehre geben wollte. Exodus Ex 2 14 5 Et nuntiatum est regi gyptiorum quod fugisset populus: immutatumque est cor Pharaonis et servorum ejus super populo, et dixerunt: Quid voluimus facere ut dimitteremus Israel, ne serviret nobis? Als nun dem Könige der Ägypter berichtet ward,⁷ dass das Volk entflohen sei,⁸ wurde das Herz Pharaos und seiner Diener⁹ gegen das Volk umgestimmt, und sie sprachen: Was haben wir doch getan, dass wir Israel aus unserer Dienstbarkeit entließen? Exodus Ex 2 14 5 7 Die Befehlshaber der Grenzfeste machten wohl die Meldung. Exodus Ex 2 14 5 8 Sie hatten ja drei Tagereisen weit in die Wüste ziehen wollen, um zu opfern. Die Abweichung von dem Wege in dieselbe zeugte von der Absicht, zu fliehen. Exodus Ex 2 14 5 9 Viele derselben waren zuvor dafür eingetreten, dass das Volk ziehen dürfe. [Ex 10,7, Ex 12,33.36] Exodus Ex 2 14 6 Junxit ergo currum, et omnem populum suum assumpsit secum. Und er ließ seinen Wagen¹⁰ anspannen, und sammelte sein ganzes Volk¹¹ um sich, Exodus Ex 2 14 6 10 Kollektivisch. Exodus Ex 2 14 6 11 Fußvolk. Die genauere Beschreibung folgt. Exodus Ex 2 14 7 Tulitque sexcentos currus electos, et quidquid in gypto curruum fuit: et duces totius exercitus. und nahm sechshundert auserlesene Wagen, und was sonst von Wagen¹² in Ägypten war, und die Führer des ganzen Heeres. Exodus Ex 2 14 7 12 Die Sept. übersetzt: Reiterei. [1Kön 22,34] und [2Chr 18,33] bezeichnet das hebr. Wort Wagenführer. Exodus Ex 2 14 8 Induravitque Dominus cor Pharaonis regis gypti, et persecutus est filios Israel: at illi egressi erant in manu excelsa. Und der Herr verhärtete das Herz Pharaos, des Königs von Ägypten, und er jagte den Söhnen Israels nach; sie aber waren in der Macht des Höchsten¹³ ausgezogen. Exodus Ex 2 14 8 13 Die Wolke und Feuersäule war hiervon ein Anzeichen. Welcher Wahnsinn also war es, die Israeliten zu verfolgen! Exodus Ex 2 14 9 Cumque persequerentur gyptii vestigia præcedentium, repererunt eos in castris super mare: omnis equitatus et currus Pharaonis, et universus exercitus erant in Phihahiroth contra Beelsephon. Als nun die Ägypter den Spuren der Vorangezogenen nachsetzten, ereilten sie dieselben, als sie am Meere¹⁴ lagerten; alle Reiter¹⁵ und Wagen Pharaos und sein ganzes Heer waren in Phihahiroth, Beelsephon gegenüber. [Jos 24,6, 1Makk 4,9] Exodus Ex 2 14 9 14 Dort machte die Säule halt. Exodus Ex 2 14 9 15 Diese waren nach sonstigen Nachrichten nicht zahlreich. Exodus Ex 2 0 1 3. Gesang Moses. (V. 1 21) IV. Vom roten Meere nach Mara. (V. 22 26) V. Von Mara nach Elim. (V. 27) Exodus Ex 2 15 1 Tunc cecinit Moyses et filii Israel carmen hoc Domino, et dixerunt: Cantemus Domino: gloriose enim magnificatus est, equum et ascensorem dejecit in mare. Da¹ sangen Moses und die Söhne Israels dem Herrn dieses Lied und sprachen also:² Lasset uns dem Herrn lobsingen; denn glorreich hat er sich herrlich erwiesen, Rosse und Reiter³ hat er in's Meer gestürzt. [Weish 10,20] Exodus Ex 2 15 1 1 Bei dieser Gelegenheit; wohl am nächsten Morgen. Die Feierlichkeit war ohne Opfer. Exodus Ex 2 15 1 2 Sangen: Wohl als Urheber des Liedes. Vielleicht I. Strophe: V. 1 5. Gegenstrophe V. 6 10 von zwei Chören abwechselnd gesungen; Wechselstrophe V. 11 13, dessen 1. und 3. Vers der erste Chor sang, während dem zweiten der Mittelvers zufiel. Dieser zweite Chor sang dann etwa die II. Strophe V. 14 16a, der erste Chor V. 16b 18. Die erste Strophe und Gegenstrophe bereiten den eigentlichen Gegenstand vor: Jahve hat sich seinen Feinden schrecklich erwiesen, seinem Volke freundlich. Die einzelnen Verse scheinen Distichen V. 8, V. 9, V. 15 Tristichen zu sein. Wie weit ist die Kunst gegen [Gen 4,23] fortgeschritten! Exodus Ex 2 15 1 3 Diese schreckten die Hebräer am meisten. Exodus Ex 2 15 10 Flavit spiritus tuus, et operuit eos mare: submersi sunt quasi plumbum in aquis vehementibus. Da wehte dein Hauch,¹⁷ und es bedeckte sie das Meer; sie versanken wie Blei in den mächtigen¹⁸ Fluten. Exodus Ex 2 15 10 17 Hebr.: du hast mit deinem Atem auf sie gehaucht. Exodus Ex 2 15 10 18 Richtiger: Herrlich, weil sie Gottes Heiligkeit offenbart haben. Exodus Ex 2 15 11 Quis similis tui in fortibus Domine? quis similis tui, magnificus in sanctitate, terribilis atque laudabilis, faciens mirabilia? Wer ist dir gleich unter den Starken,¹⁹ o Herr? Wer dir gleich, so herrlich in Heiligkeit,²⁰ so furchtbar und preiswürdig, Wunder verrichtend?²¹ Exodus Ex 2 15 11 19 Richtiger: unter den Göttern. Exodus Ex 2 15 11 20 Die ägyptischen waren äußere Opfer ohne inneren Wert. Exodus Ex 2 15 11 21 Den Gegensatz bilden wohl die Wunder der Zauberer. Hebr.: Schrecklichen. Exodus Ex 2 15 12 Extendisti manum tuam, et devoravit eos terra. Du strecktest deine Hand aus,²² und die Erde²³ verschlang sie. Exodus Ex 2 15 12 22 Befehlend. Vergl. [Ex 14,26] Exodus Ex 2 15 12 23 Die Erde bezeichnet ebenso Land wie Wasser. (Aug.) Exodus Ex 2 15 13 Dux fuisti in misericordia tua populo quem redemisti: et portasti eum in fortitudine tua, ad habitaculum sanctum tuum. Du führtest²⁴ in Erbarmen das Volk, das du erlöst hast, und geleitetest²⁵ es mit deiner Macht zu deiner heiligen Wohnung.²⁶ Exodus Ex 2 15 13 24 Gegensatz: Am Anfange des Auszuges. Exodus Ex 2 15 13 25 Sinn des Hebr.: Führst wie ein Hirt mit großer Sorgfalt. Exodus Ex 2 15 13 26 Wohl der Berg Sinai. Exodus Ex 2 15 14 Ascenderunt populi, et irati sunt: dolores obtinuerunt habitatores Philisthiim. Es erhoben sich²⁷ die Völker und sind ergrimmt;²⁸ Wehe ergriff die Bewohner Philistäas.²⁹ Exodus Ex 2 15 14 27 Die übrigen Übersetzungen: hörten. Exodus Ex 2 15 14 28 Besser: wurden erschreckt. Exodus Ex 2 15 14 29 Die Philister galten als besonders kriegerisch. Die Schmerzen sind wie die der Gebärenden, welche zu jeder Verteidigung unfähig machen. Exodus Ex 2 15 15 Tunc conturbati sunt principes Edom, robustos Moab obtinuit tremor: obriguerunt omnes habitatores Chanaan. Da wurden die Fürsten Edoms bestürzt,³⁰ die Starken Moabs erfasste Schrecken; es erstarrten alle Bewohner Chanaans. Exodus Ex 2 15 15 30 Durch das Gebiet der Philister mussten die aus Ägypten Kommenden ziehen, die nach Chanaan wollten. Die Edomiter wohnten zwischen der Halbinsel Sinai und Chanaan, die Moabiter auf der Ostseite des Toten Meeres. Endlich werden die Chananiter im allgemeinen genannt. Die Aufzählung zeigt, dass der Verfasser nahe bei Ägypten seinen Standpunkt hat. Exodus Ex 2 15 16 Irruat super eos formido et pavor, in magnitudine brachii tui: fiant immobiles quasi lapis, donec pertranseat populus tuus Domine, donec pertranseat populus tuus iste, quem possedisti. Es falle auf sie Furcht und Grauen ob der Kraft deines Armes;³¹ sie mögen erstarren wie Stein, bis hindurchgezogen dein Volk, o Herr, bis hindurchgezogen³² dies dein Volk, das du erworben. Exodus Ex 2 15 16 31 Wie V. 6 und 12. Exodus Ex 2 15 16 32 Besser: O möchte auch ferner. Exodus Ex 2 15 17 Introduces eos, et plantabis in monte hæreditatis tuæ, firmissimo habitaculo tuo quod operatus es Domine: sanctuarium tuum Domine, quod firmaverunt manus tuæ. Du wirst sie hinführen und pflanzen³³ auf den Berg³⁴ deines Erbes,³⁵ in deine feste Wohnung, die du, o Herr, bereitet, als dein Heiligtum, o Herr, das deine Hände gefestigt haben. Exodus Ex 2 15 17 33 Wie ein festgewurzelter Baum. Exodus Ex 2 15 17 34 Im Gegensatz zu dem ebenen Ägypten. Exodus Ex 2 15 17 35 Drei Dinge kennzeichnen das heilige Land, dessen Besitz Gott den Nachkommen der Patriarchen verheißen hat. Exodus Ex 2 15 18 Dominus regnabit in æternum et ultra. Der Herr wird herrschen³⁶ ewig und immerdar.³⁷ Exodus Ex 2 15 18 36 Gott wird sein König sein, so lange Israel dies Land besitzt. Exodus Ex 2 15 18 37 Wenn Israel das Gesetz beobachtet. In höherem Sinne gilt die Verheißung von der Kirche Christi. Exodus Ex 2 15 19 Ingressus est enim eques Pharao cum curribus et equitibus ejus in mare: et reduxit super eos Dominus aquas maris: filii autem Israel ambulaverunt per siccum in medio ejus. Denn es zogen die Reisigen Pharaos und seine Wagen und Reiter in's Meer; und der Herr führte über sie die Wasser des Meeres; die Söhne Israels aber zogen im Trockenen mitten durch das Meer hindurch.³⁸ Exodus Ex 2 15 19 38 Zur Erinnerung an spätere Zeiten war eine Erzählung des Herganges notwendig. Vielleicht war mit dem Gesange eine mimische Vorstellung verbunden, deren Hauptteile V. 19 angibt. Exodus Ex 2 15 2 Fortitudo mea, et laus mea Dominus, et factus est mihi in salutem: iste Deus meus, et glorificabo eum: Deus patris mei, et exaltabo eum. Meine Stärke und mein Lobpreis ist der Herr, denn er ward mir zum Heile.⁴ Er ist mein Gott,⁵ ihn will ich preisen; der Gott meines Vaters,⁶ ihn will ich hocherheben. [Ps 117,14, Jes 12,2] Exodus Ex 2 15 2 4 Retter. Exodus Ex 2 15 2 5 Er allein ist Gott. Exodus Ex 2 15 2 6 Abrahams und der Patriarchen. Exodus Ex 2 15 20 Sumpsit ergo Maria prophetissa, soror Aaron, tympanum in manu sua: egressæque sunt omnes mulieres post eam cum tympanis et choris, Da nahm Maria,³⁹ die Prophetin, die Schwester Aarons,⁴⁰ die Pauke in ihre Hand, und alle Frauen folgten ihr mit Pauken und in Reigen, Exodus Ex 2 15 20 39 Nach einigen ist der Name Maria aus dem ägyptischen Mery, der Geliebte, abgeleitet, nach anderen aus dem Hebräischen: schön, noch nach anderen: bitter. Maria war eine Prophetin. [Num 12,2] Exodus Ex 2 15 20 40 Vielleicht ist ausgefallen: Und Moses. Exodus Ex 2 15 21 Quibus præcinebat, dicens: Cantemus Domino, gloriose enim magnificatus est, equum et ascensorem ejus dejecit in mare. und sie sang ihnen vor⁴¹ und sprach: Lasset uns dem Herrn Lob singen; denn glorreich hat er sich verherrlicht, Rosse und Reiter hat er in's Meer gestürzt.⁴² Exodus Ex 2 15 21 41 Hebr.: Und sie antworteten ihnen, nämlich wohl den Männern, welche die Chöre gebildet. Alle wiederholen dann etwa den ersten Vers immer auf's neue. Exodus Ex 2 15 21 42 Durch die Bestrafung der Ägypter hatte sich Jahve an diesen als der Gott der Hebräer erwiesen: Doch nunmehr zeigt er sich Israel als solchen durch drei Wunder: In Mara als Jahve der Heilende, [Ex 15,26], in der Wüste Sin als Jahve, der Gott Israels [Ex 16,12], in Raphidim als Jahve der Versuchende. [Ex 17,7] Exodus Ex 2 15 22 Tulit autem Moyses Israel de Mari rubro, et egressi sunt in desertum Sur: ambulaveruntque tribus diebus per solitudinem, et non inveniebant aquam. Moses aber ließ Israel vom roten Meere aufbrechen, und sie kamen in die Wüste Sur⁴³ und zogen drei Tage⁴⁴ durch die Wüste, ohne Wasser zu finden. Exodus Ex 2 15 22 43 [Num 33,80] Etham. Exodus Ex 2 15 22 44 Diese Angabe weist auf die Größe des Wunders hin. Exodus Ex 2 15 23 Et venerunt in Mara, nec poterant bibere aquas de Mara, eo quod essent amaræ. Unde et congruum loco nomen imposuit, vocans illum Mara, id est, amaritudinem. Da kamen sie nach Mara; aber sie konnten das Wasser von Mara nicht trinken, weil es bitter war; deshalb gab er⁴⁵ dem Orte einen passenden Namen und nannte ihn Mara,⁴⁶ das ist Bitterkeit. Exodus Ex 2 15 23 45 Wer? Ist nach dem Hebr. nicht gesagt. Exodus Ex 2 15 23 46 Drei Stunden südlich von Suez, jetzt Ain Naba oder Ain el Gharquada. Exodus Ex 2 15 24 Et murmuravit populus contra Moysen, dicens: Quid bibemus? Und das Volk murrte wider Moses und sprach: Was sollen wir trinken? Exodus Ex 2 15 25 At ille clamavit ad Dominum: qui ostendit ei lignum: quod cum misisset in aquas, in dulcedinem versæ sunt: ibi constituit ei præcepta, atque judicia, et ibi tentavit eum, Er aber rief zum Herrn, und dieser zeigte ihm ein Holz; als er dieses in das Wasser warf, ward es süß.⁴⁷ Daselbst gab Gott dem Volke Gebote und Rechte⁴⁸ und dort prüfte er es, [Jdt 5,15, Sir 38,5] Exodus Ex 2 15 25 47 Natürlicherweise? Nach dem heiligen Augustin nein, nach anderen ja. Der heilige Augustin sieht in diesem Holze ein Vorbild des Kreuzes Christi. Exodus Ex 2 15 25 48 Vielleicht besondere, wie [Ex 18,13ff]. Exodus Ex 2 15 26 Dicens: Si audieris vocem Domini Dei tui, et quod rectum est coram eo feceris, et obedieris mandatis ejus, custodierisque omnia præcepta illius, cunctum languorem, quem posui in gypto, non inducam super te: ego enim Dominus sanator tuus. indem er sprach: Wenn du auf die Stimme des Herrn, deines Gottes, hörst, und tust, was vor ihm recht ist, und seinen Geboten gehorchst, und alle seine Vorschriften beobachtest, so will ich keine der Krankheiten, welche ich auf Ägypten habe kommen lassen, über dich verhängen, denn ich, der Herr, werde dein Arzt sein.⁴⁹ [Jer 7,23] Exodus Ex 2 15 26 49 Der eben die bittern Wasser trinkbar gemacht, wird als der heilende Gott bezeichnet. Exodus Ex 2 15 27 Venerunt autem in Elim filii Israel, ubi erant duodecim fontes aquarum, et septuaginta palmæ: et castrametati sunt juxta aquas. Die Söhne Israels aber kamen nach Elim, wo zwölf Wasserquellen und siebzig Palmbäume waren; und sie lagerten sich am Wasser. [Num 33,9] Exodus Ex 2 15 3 Dominus quasi vir pugnator, omnipotens nomen ejus. Der Herr ist wie ein Kriegsheld,⁷ Allmächtiger⁸ ist sein Name. Exodus Ex 2 15 3 7 Mit solchen Namen werden Helden ausgezeichnet. [Jos 17,1, 2Sam 17,8] Ähnlich [Ps 23,8]. Exodus Ex 2 15 3 8 Richtiger Jahve. Exodus Ex 2 15 4 Currus Pharaonis et exercitum ejus projecit in mare: electi principes ejus submersi sunt in Mari rubro. Die Wagen Pharaos und sein Heer hat er in das Meer gestürzt, seine auserlesenen Fürsten sind versunken im roten Meere.⁹ Exodus Ex 2 15 4 9 Für die Ertränkung der hebräischen Knaben. Exodus Ex 2 15 5 Abyssi operuerunt eos, descenderunt in profundum quasi lapis. Abgründe bedeckten sie, sie sanken in die Tiefe wie ein Stein.¹⁰ Exodus Ex 2 15 5 10 Ohne Hoffnung auf Rettung. Exodus Ex 2 15 6 Dextera tua, Domine, magnificata est in fortitudine: dextera tua, Domine, percussit inimicum. Deine Rechte, o Herr, ward verherrlicht in Macht;¹¹ deine Rechte, o Herr, schlug den Feind. Exodus Ex 2 15 6 11 Hebr.: deine Rechte Jahve. Gottes gewöhnliche Art zu handeln. Exodus Ex 2 15 7 Et in multitudine gloriæ tuæ deposuisti adversarios tuos: misisti iram tuam, quæ devoravit eos sicut stipulam. In der Fülle deiner Herrlichkeit stürztest¹² du deine Widersacher; du entsandtest deinen Grimm,¹³ der sie verzehrte¹⁴ wie Stoppeln. Exodus Ex 2 15 7 12 Hebr.: du reißest nieder. Exodus Ex 2 15 7 13 Eigentlich: Brand. Exodus Ex 2 15 7 14 Besser Präsens. Ein Beweis dafür ist der Durchgang durch das Rote Meer. Exodus Ex 2 15 8 Et in spiritu furoris tui congregatæ sunt aquæ: stetit unda fluens, congregatæ sunt abyssi in medio mari. Durch den Hauch deines Grimmes türmten sich auf die Gewässer;¹⁵ es stand die flüssige Welle aufrecht, es türmten sich die Fluten mitten im Meere. Exodus Ex 2 15 8 15 Um den Hebräern den Durchgang zu gestatten. Nach Sept.: sind zerteilt. Exodus Ex 2 15 9 Dixit inimicus: Persequar et comprehendam, dividam spolia, implebitur anima mea: evaginabo gladium meum, interficiet eos manus mea. Es sprach der Feind: Ich will nachsetzen und sie ergreifen, will Beute austeilen und des Herzens Begier erfüllen, ich will mein Schwert ziehen, sie töten mit meiner Hand.¹⁶ Exodus Ex 2 15 9 16 Richtiger: Meine Hand wird sie in Knechtschaft führen. Exodus Ex 2 0 1 VI. Von Elim in die Wüste Sin. (Kap. 16): 1. Verheißung einer Himmelsspeise. (V. 8) 2. Gewährung der Himmelsspeise. (V. 15) 3. Dreifache Versuchung des Volkes. (V. 16 30): A. Erste Versuchung (V. 18) B. Zweite Versuchung. (V. 21) C. Dritte Versuchung. (V. 30) 4. Das Manna betreffende Ergänzungen. Exodus Ex 2 16 1 Profectique sunt de Elim, et venit omnis multitudo filiorum Israel in desertum Sin, quod est inter Elim et Sinai: quintodecimo die mensis secundi, postquam egressi sunt de terra gypti. Von Elim zogen sie weiter, und die ganze Menge der Söhne Israels kam in die Wüste Sin,¹ welche zwischen Elim und dem Sinai liegt, am fünfzehnten Tage des zweiten Monats,² seitdem sie aus dem Lande Ägypten ausgezogen waren. [Weish 11,2] Exodus Ex 2 16 1 1 Vergl. [Num 33,11]. Exodus Ex 2 16 1 2 Sie brauchten also einen Monat, um hierher zu kommen. Bis dahin reichten die mitgenommenen Vorräte. Exodus Ex 2 16 10 Cumque loqueretur Aaron ad omnem ctum filiorum Israel, respexerunt ad solitudinem: et ecce gloria Domini apparuit in nube. Als nun Aaron zu der ganzen Gemeinde der Söhne Israels redete, sahen sie gegen die Wüste hin;⁹ und siehe, die Herrlichkeit des Herrn erschien in der Wolke.¹⁰ Exodus Ex 2 16 10 9 Im Osten. Exodus Ex 2 16 10 10 Herrlichkeit: Der Glanz seiner Ankunft und seiner Rede erscheint; Wolke: die Wolkensäule vor dem Lager. Exodus Ex 2 16 11 Locutus est autem Dominus ad Moysen, dicens: Der Herr aber redete mit Moses¹¹ und sprach: Exodus Ex 2 16 11 11 Vielleicht: Als sie schauten. Moses war zum Gebete der Wolkensäule genaht. Exodus Ex 2 16 12 Audivi murmurationes filiorum Israel, loquere ad eos: Vespere comedetis carnes, et mane saturabimini panibus: scietisque quod ego sum Dominus Deus vester. Ich habe das Murren der Söhne Israels gehört, sprich zu ihnen: Am Abende werdet ihr Fleisch essen, und am Morgen euch am Brot sättigen; und ihr sollt erkennen, dass ich der Herr, euer Gott bin. Exodus Ex 2 16 13 Factum est ergo vespere, et ascendens coturnix, cooperuit castra: mane quoque ros jacuit per circuitum castrorum. Da begab es sich am Abende, dass Wachteln heraufkamen und das Lager bedeckten; und am Morgen lag Tau¹² rings um das Lager. [Num 11,31] Exodus Ex 2 16 13 12 Wahrer Tau, nicht das Manna. Vergl. [Num 11,9]. Als der Nebel schwand, erschien das Manna. Exodus Ex 2 16 14 Cumque operuisset superficiem terræ, apparuit in solitudine minutum, et quasi pilo tusum in similitudinem pruinæ super terram. Als dieser den Boden bedeckt hatte, sah man in der Wüste etwas Kleines, wie im Mörser Gestoßenes, das dem Reife glich, auf der Erde. [Num 11,7, Ps 77,24, Weish 16,20, Joh 6,31] Exodus Ex 2 16 15 Quod cum vidissent filii Israel, dixerunt ad invicem: Manhu? quod significat: Quid est hoc? ignorabant enim quid esset. Quibus ait Moyses: iste est panis, quem Dominus dedit vobis ad vescendum. Als die Söhne Israels dies sahen, fragten sie einander: Man hu? das heißt: Was ist das? Denn sie wussten nicht, was es war.¹³ Moses antwortete ihnen: Dies ist das Brot, welches euch der Herr zu essen gegeben hat. [1Kor 10,3] Exodus Ex 2 16 15 13 Nach einer Meinung war dies eine durch ein Wunder hervorgebrachte Frucht, nach einer anderen die Substanz nach dem gewöhnlichen Manna gleich und nur durch die Spendung und andere Umstände wunderbar, indem Gott bei der wunderbaren Versorgung des Volkes das von der Natur Dargebotene benutzte. Eine dritte Meinung hält die Sphærotallia esculenta Nees ab Es. für das Manna, das wunderbar gespendet ward. Exodus Ex 2 16 16 Hic est sermo, quem præcepit Dominus: Colligat unusquisque ex eo quantum sufficit ad vescendum: gomor per singula capita, juxta numerum animarum vestrarum quæ habitant in tabernaculo sic tolletis. Dies ist es, was der Herr geboten hat: Ein jeder sammle davon, so viel er bedarf, einen Gomor¹⁴ auf den Kopf; je nach der Zahl eurer Seelen, die in jedem Zelte wohnen, sollt ihr es nehmen. Exodus Ex 2 16 16 14 Etwa 3,9 Liter. Exodus Ex 2 16 17 Feceruntque ita filii Israel: et collegerunt, alius plus, alius minus. Da taten die Söhne Israels also; und sie sammelten ein, der eine mehr, der andere weniger. Exodus Ex 2 16 18 Et mensi sunt ad mensuram gomor: nec qui plus collegerat, habuit amplius: nec qui minus paraverat, reperit minus: sed singuli juxta id quod edere poterant, congregaverunt. Und als sie es nach dem Gomor maßen, hatte weder der, welcher viel mehr gesammelt hatte, zu viel, noch wer weniger geholt, zu wenig; sondern jeder hatte so viel gesammelt,¹⁵ als er essen konnte. [2Kor 8,15] Exodus Ex 2 16 18 15 Einige Erklärer suchen hier ein Wunder, andere meinen, dass Moses Männer aufstellte, welche das Manna zumaßen, vielleicht die V. 22 genannten Fürsten. Exodus Ex 2 16 19 Dixitque Moyses ad eos: Nullus relinquat ex eo mane. Und Moses sprach zu ihnen: Keiner lasse davon etwas auf den folgenden Tag übrig. Exodus Ex 2 16 2 Et murmuravit omnis congregatio filiorum Israel contra Moysen et Aaron in solitudine. Da murrte die ganze Gemeinde der Söhne Israels gegen Moses³ und Aaron in der Wüste. Exodus Ex 2 16 2 3 Der zu Gott betete. Exodus Ex 2 16 20 Qui non audierunt eum, sed dimiserunt quidam ex eis usque mane, et scatere cpit vermibus, atque computruit: et iratus est contra eos Moyses. Aber sie hörten nicht auf ihn, sondern einige von ihnen ließen etwas auf den folgenden Tag übrig, da wurde es voller Würmer und faulte; und Moses ward erzürnt über sie. Exodus Ex 2 16 21 Colligebant autem mane singuli, quantum sufficere poterat ad vescendum: cumque incaluisset sol, liquefiebat. So sammelten sie des Morgens, ein jeder, so viel zur Speise ausreichen konnte; denn wenn die Sonne heißer schien, zerschmolz es. Exodus Ex 2 16 22 In die autem sexta collegerunt cibos duplices, id est, duo gomor per singulos homines: venerunt autem omnes principes multitudinis, et narraverunt Moysi. Am sechsten Tage aber sammelten sie doppelte Speise, das ist zwei Gomor für jeden; da kamen alle Führer der Gemeinde und berichteten an Moses. Exodus Ex 2 16 23 Qui ait eis: Hoc est quod locutus est Dominus: Requies sabbati sanctificata est Domino cras: quodcumque operandum est, facite: et quæ coquenda sunt coquite: quidquid autem reliquum fuerit, reponite usque in mane. Er¹⁶ aber sprach zu ihnen: Dies ist es, was der Herr gesagt hat: Morgen ist die dem Herrn geweihte Sabbatsruhe. Alles, was zu arbeiten ist, tuet, und was zu kochen ist, kochet; was aber übrigbleibt, bewahret bis morgen. Exodus Ex 2 16 23 16 Moses (Vergl. V. 5) Exodus Ex 2 16 24 Feceruntque ita ut præceperat Moyses, et non computruit, neque vermis inventus est in eo. Und sie taten so, wie Moses befohlen, und es wurde nicht faul, und kein Wurm fand sich darin. Exodus Ex 2 16 25 Dixitque Moyses: Comedite illud hodie, quia sabbatum est Domini: non invenietur hodie in agro. Da sprach Moses: Dies esset heute, denn es ist der Sabbat des Herrn; heute wird nichts auf dem Felde gefunden werden. Exodus Ex 2 16 26 Sex diebus colligite: in die autem septimo sabbatum est Domini, idcirco non invenietur. Sechs Tage sammelt; aber am siebenten Tage ist der Sabbat des Herrn, deshalb wird man nichts finden. Exodus Ex 2 16 27 Venitque septima dies: et egressi de populo ut colligerent, non invenerunt. Als nun der siebente Tag kam, gingen einige vom Volke hinaus, um einzusammeln, und fanden nichts. Exodus Ex 2 16 28 Dixit autem Dominus ad Moysen: Usquequo non vultis custodire mandata mea, et legem meam? Da sprach der Herr zu Moses: Wie lange noch weigert ihr euch, meine Gebote und Gesetze zu halten? Exodus Ex 2 16 29 Videte quod Dominus dederit vobis sabbatum, et propter hoc die sexta tribuit vobis cibos duplices: maneat unusquisque apud semetipsum, nullus egrediatur de loco suo die septimo. Sehet! der Herr hat euch einen Ruhetag gegeben, und daher spendet er euch am sechsten Tage doppelte Speise; ein jeder bleibe zu Hause, und keiner gehe am siebenten Tage aus seiner Wohnung. Exodus Ex 2 16 3 Dixeruntque filii Israel ad eos: Utinam mortui essemus per manum Domini in terra gypti, quando sedebamus super ollas carnium, et comedebamus panem in saturitate: cur eduxistis nos in desertum istud, ut occideretis omnem multitudinem fame? Und die Söhne Israels sprachen zu ihnen: Wären wir doch durch die Hand des Herrn im Land Ägypten gestorben, als wir bei den Fleischtöpfen saßen und uns satt aßen am Brot; warum habt ihr uns in diese Wüste geführt, um dieses ganze Volk durch Hunger zu töten? Exodus Ex 2 16 30 Et sabbatizavit populus die septimo. So hielt das Volk am siebenten Tage heilige Ruhe. Exodus Ex 2 16 31 Appellavitque domus Israel nomen ejus Man: quod erat quasi semen coriandri album, gustusque ejus quasi similæ cum melle. Und das Haus Israel nannte seinen Namen Man. Es war weiß wie Koriandersame und hatte einen Geschmack wie Weizengebäck¹⁷ mit Honig.¹⁸ Exodus Ex 2 16 31 17 Ungesäuertes Brot. Exodus Ex 2 16 31 18 Es standen den Israeliten auch andere Nahrungsmittel zu Gebote. Sie hatten zahlreiche Viehherden aus Ägypten mitgenommen [Ex 12,38, Ex 17,3] und hatten nicht nur am Sinai noch Schafe und Rinder [Ex 34,3], sondern auch noch an der Grenze von Edom Viehbesitz [Num 20,19], der freilich durch die den Madianitern abgenommenen Herden verstärkt war. Da sie ferner Jahre lang an einzelnen Lagerplätzen blieben, konnten sie, wo der Boden sich dazu eignete, auch säen und ernten. Zudem kauften sie wohl manches von den Handelskarawanen. Trotz alledem war die Wüste für sie groß und furchtbar [Dtn 1,19, Dtn 8,15] und die natürlichen Hilfsmittel nicht überall ausreichend, so dass Gott durch die vierzig Jahre wunderbar helfen musste. Exodus Ex 2 16 32 Dixit autem Moyses: Iste est sermo, quem præcepit Dominus: Imple gomor ex eo, et custodiatur in futuras retro generationes: ut noverint panem, quo alui vos in solitudine, quando educti estis de terra gypti. Moses aber sprach: Dies ist das Gebot, das der Herr gegeben: Fülle einen Gomor davon, dass es aufbewahrt werde für die künftigen Geschlechter; damit sie das Brot kennen, mit dem ich euch in der Wüste genährt, als ich euch aus dem Lande Ägypten weggeführt habe. Exodus Ex 2 16 33 Dixitque Moyses ad Aaron: Sume vas unum, et mitte ibi Man, quantum potest capere gomor: et repone coram Domino ad servandum in generationes vestras: Und Moses sprach zu Aaron: Nimm ein Gefäß, und tue Man hinein, so viel ein Gomor fasst; und stelle es vor den Herrn, um es aufzubewahren für eure Nachkommen, Exodus Ex 2 16 34 Sicut præcepit Dominus Moysi. Posuitque illud Aaron in tabernaculo reservandum. wie der Herr dem Moses befohlen hat. Und Aaron stellte es in dem heiligen Zelte¹⁹ auf, um es aufzubewahren. Exodus Ex 2 16 34 19 Aus [Ex 33,7] folgt, dass die Israeliten ein vormosaisches Heiligtum hatten. Der heilige Augustin nimmt an, es sei von der späteren Stiftshütte die Rede. Exodus Ex 2 16 35 Filii autem Israel comederunt Man quadraginta annis, donec venirent in terram habitabilem: hoc cibo aliti sunt, usquequo tangerent fines terræ Chanaan. So aßen denn die Söhne Israels das Man vierzig Jahre hindurch, bis sie in bewohntes Land kamen; mit dieser Speise nährten sie sich, bis sie die Grenzen des Landes Chanaan erreichten.²⁰ [Neh 9,21, Jdt 5,15] Exodus Ex 2 16 35 20 Vergl. [Ps 77,17ff, Weish 16,20ff, Joh 6,31.49.59]. Exodus Ex 2 16 36 Gomor autem decima pars est ephi. Ein Gomor aber ist der zehnte Teil eines Epha. Exodus Ex 2 16 4 Dixit autem Dominus ad Moysen: Ecce, ego pluam vobis panes de clo; egrediatur populus, et colligat quæ sufficiunt per singulos dies: ut tentem eum utrum ambulet in lege mea, an non. Der Herr aber sprach zu Moses: Siehe, ich werde euch Brot⁴ vom Himmel regnen lassen; so gehe also das Volk aus und sammle, was je für einen Tag ausreicht, damit ich es prüfe, ob es nach meinem Gesetze wandelt, oder nicht. Exodus Ex 2 16 4 4 Speise. Exodus Ex 2 16 5 Die autem sexto parent quod inferant: et sit duplum quam colligere solebant per singulos dies. Am sechsten Tage⁵ aber mögen sie aufheben, was sie heimbringen; es soll doppelt so viel sein, als was sie sonst für jeden Tag zu sammeln pflegten. Exodus Ex 2 16 5 5 Der Woche. Exodus Ex 2 16 6 Dixeruntque Moyses et Aaron ad omnes filios Israel: Vespere scietis quod Dominus eduxerit vos de terra gypti: Und Moses und Aaron sprachen zu allen Söhnen Israels: Am Abende werdet ihr erfahren, dass der Herr euch aus dem Lande Ägypten weggeführt hat;⁶ Exodus Ex 2 16 6 6 Moses hat euch nicht getäuscht, und Jahve ist kein nichtiger Götze, sondern die Fülle der Macht. Exodus Ex 2 16 7 Et mane videbitis gloriam Domini: audivit enim murmur vestrum contra Dominum: nos vero quid sumus, quia mussitastis contra nos? und am Morgen sollt ihr die Herrlichkeit des Herrn schauen; denn er hat euer Murren wider den Herrn gehört. Was aber sind wir, dass ihr gegen uns gemurrt habt? Exodus Ex 2 16 8 Et ait Moyses: Dabit vobis Dominus vespere carnes edere, et mane panes in saturitate: eo quod audierit murmurationes vestras quibus murmurati estis contra eum: nos enim quid sumus? nec contra nos est murmur vestrum, sed contra Dominum. Da sprach Moses: Der Herr wird euch am Abende Fleisch zu essen geben, und am Morgen Brot zur Sättigung, weil er euer Murren gehört hat,⁷ wie ihr wider ihn gemurrt habt; denn was sind wir? Nicht gegen uns richtet sich euer Murren, sondern gegen den Herrn. Exodus Ex 2 16 8 7 Der Text ist verdorben. Ein Abschreiber wollte wohl V. 6 klarer ausdrücken und seine Erklärung kam dann als V. 8 in den Text. Gott offenbart Moses, dass er dem Volke eine besondere Wohltat erweisen wolle, um dessen Treue in der Beobachtung des Sabbats zu prüfen. Moses teilt das erstere dem Volke mit. Exodus Ex 2 16 9 Dixit quoque Moyses ad Aaron: Dic universæ congregationi filiorum Israel: Accedite coram Domino: audivit enim murmur vestrum. Hierauf sprach Moses zu Aaron: Befiehl der ganzen Gemeinde der Söhne Israels: Tretet herzu vor den Herrn;⁸ denn er hat euer Murren gehört. Exodus Ex 2 16 9 8 Siehe [Ex 33,7] und hier V. 34. Exodus Ex 2 0 1 VII. Aus der Wüste Sin nach Raphadim (Kap. 17 18) 1. Moses schlägt an den Felsen und es sprudelt Wasser hervor. (V. 7) 2. Sieg über die Amalekiter. Exodus Ex 2 17 1 Igitur profecta omnis multitudo filiorum Israel de deserto Sin per mansiones suas, juxta sermonem Domini, castrametati sunt in Raphidim, ubi non erat aqua ad bibendum populo. Die ganze Schar der Söhne Israels zog also aus der Wüste Sin durch ihre Standorte, wie der Herr es befohlen,¹ und sie lagerten sich in Raphidim, dort war aber kein Wasser für das Volk zu trinken. Exodus Ex 2 17 1 1 Durch irgendein Zeichen, durch welches Gott seinen Willen kundtut, also hier wohl durch die Wolkensäule. Exodus Ex 2 17 10 Fecit Josue ut locutus erat Moyses, et pugnavit contra Amalec: Moyses autem et Aaron, et Hur ascenderunt super verticem collis. Josue tat, wie Moses gesprochen hatte, und kämpfte gegen Amalek; Moses aber und Aaron und Hur stiegen auf den Gipfel des Hügels. Exodus Ex 2 17 11 Cumque levaret Moyses manus, vincebat Israel: sin autem paululum remisisset, superabat Amalec. So lange nun Moses die Hände aufhob, war Israel siegreich; ließ er sie aber ein wenig sinken, so gewann Amalek die Oberhand. Exodus Ex 2 17 12 Manus autem Moysi erant graves: sumentes igitur lapidem, posuerunt subter eum, in quo sedit: Aaron autem et Hur sustentabant manus ejus ex utraque parte. Et factum est ut manus illius non lassarentur usque ad occasum solis. Aber allmählich wurden Moses Hände schwer; deshalb nahmen sie einen Stein und legten ihm denselben unter, und er setzte sich darauf; Aaron aber und Hur⁶ unterstützten seine Hände von beiden Seiten. So geschah es, dass seine Hände nicht lass wurden bis zum Untergang der Sonne.⁷ Exodus Ex 2 17 12 6 Hur ist wohl derselbe, der [Ex 31,2, Ex 35,30] u. a. Quellen erwähnt wird. Exodus Ex 2 17 12 7 Zwei Dinge erringen uns den Sieg über unsere Feinde: Gebet und Kampf. Wer sie nicht vereinigt, erreicht das Land der Verheißung nicht. Exodus Ex 2 17 13 Fugavitque Josue Amalec, et populum ejus in ore gladii. Und Josue schlug Amalek und dessen Volk mit der Schärfe des Schwertes. Exodus Ex 2 17 14 Dixit autem Dominus ad Moysen: Scribe hoc ob monumentum in libro, et trade auribus Josue: delebo enim memoriam Amalec sub clo. Der Herr aber sprach zu Moses: Schreibe dies zum Angedenken in ein Buch und lies es vor den Ohren Josues; denn ich werde das Andenken Amaleks unter dem Himmel austilgen. Exodus Ex 2 17 15 dificavitque Moyses altare: et vocavit nomen ejus, Dominus exaltatio mea, dicens: Und Moses baute einen Altar,⁸ und hieß seinen Namen: der Herr meine Erhöhung, und sprach: Exodus Ex 2 17 15 8 Und opferte. Exodus Ex 2 17 16 Quia manus solii Domini, et bellum Domini erit contra Amalec, a generatione in generationem. Die Hand vom Throne des Herrn und der Kampf des Herrn wird gegen Amalek sein von Geschlecht zu Geschlecht. Exodus Ex 2 17 2 Qui jurgatus contra Moysen, ait: Da nobis aquam, ut bibamus. Quibus respondit Moyses: Quid jurgamini contra me? cur tentatis Dominum? Da haderte es mit Moses und sprach: Gib uns Wasser, dass wir trinken. Moses antwortete ihnen: Was hadert ihr mit mir? Warum versucht ihr den Herrn?² [Num 20,4] Exodus Ex 2 17 2 2 Betet vielmehr! Exodus Ex 2 17 3 Sitivit ergo ibi populus præ aquæ penuria, et murmuravit contra Moysen, dicens: Cur fecisti nos exire de gypto, ut occideres nos, et liberos nostros, ac jumenta siti? Das Volk also litt daselbst Durst aus Mangel an Wasser, und murrte wider Moses, und sprach: Warum hast du uns aus Ägypten fortgeführt, um uns, und unsere Kinder, und unser Vieh vor Durst sterben zu lassen? Exodus Ex 2 17 4 Clamavit autem Moyses ad Dominum, dicens: Quid faciam populo huic? adhuc paululum, et lapidabit me. Da rief Moses zum Herrn und sprach: Was soll ich mit diesem Volke tun? Wenig fehlt, so wird es mich steinigen. Exodus Ex 2 17 5 Et ait Dominus ad Moysen: Antecede populum, et sume tecum de senioribus Israel: et virgam qua percussisti fluvium, tolle in manu tua, et vade. Der Herr sprach zu Moses: Gehe dem Volke voraus, und nimm einige von den Ältesten Israels mit dir,³ und nimm den Stab, mit dem du in den Fluss geschlagen hast, in deine Hand, und so gehe. [Ps 77,15, 1Kor 10,4] Exodus Ex 2 17 5 3 Nur hier und [Num 20] wird der Stab, mit dem Moses das Rote Meer geteilt, noch erwähnt. Exodus Ex 2 17 6 En ego stabo ibi coram te, supra petram Horeb: percutiesque petram, et exibit ex ea aqua, ut bibat populus. Fecit Moyses ita coram senioribus Israel: Siehe, ich will daselbst vor dir auf dem Felsen Horeb stehen; schlage an den Felsen, so wird Wasser herausfließen, dass das Volk trinke. Da tat Moses so, vor den Augen der Ältesten Israels. Exodus Ex 2 17 7 Et vocavit nomen loci illius, Tentatio, propter jurgium filiorum Israel, et quia tentaverunt Dominum, dicentes: Estne Dominus in nobis, an non? Und er nannte den Namen dieses Ortes Versuchung⁴ wegen des Haderns der Söhne Israels, und weil sie den Herrn versuchten und sprachen: Ist der Herr in unserer Mitte, oder nicht? Exodus Ex 2 17 7 4 Im Hebr. Massa und Meriba, zum Unterschiede von dem [Num 20] genannten Orte. Exodus Ex 2 17 8 Venit autem Amalec, et pugnabat contra Israel in Raphidim. Da kam aber Amalek heran und stritt mit Israel in Raphidim.⁵ [Dtn 25,17, Jdt 4,13, Weish 11,3] Exodus Ex 2 17 8 5 Vergl. [Dtn 25,17ff]; was [Jdt 4,13] von den Wagen gesagt wird, sind Worte des Eliachim, eines nicht inspirierten Verfassers, welche jeder Begründung entbehren und in der Septuag. fehlen. Exodus Ex 2 17 9 Dixitque Moyses ad Josue: Elige viros: et egressus, pugna contra Amalec: cras ego stabo in vertice collis, habens virgam Dei in manu mea. Und Moses sprach zu Josue: Wähle Männer aus, und ziehe hin, kämpfe mit Amalek; ich aber will morgen auf dem Gipfel des Hügels stehen, den Stab Gottes in meiner Hand. Exodus Ex 2 0 1 3. Jethros Taten in Raphidim. (Kap. 18): a. Festliche Ankunft Jethros. (V. 12) b. Jethros Rat. Exodus Ex 2 18 1 Cumque audisset Jethro, sacerdos Madian, cognatus Moysi, omnia quæ fecerat Deus Moysi, et Israeli populo suo, et quod eduxisset Dominus Israel de gypto: Als aber Jethro,¹ der Priester von Madian, der Schwiegervater des Moses, alles gehört hatte, was Gott an Moses und seinem Volke Israel getan, und dass der Herr Israel aus Ägypten geführt hatte, Exodus Ex 2 18 1 1 Siehe [Ex 2,16] und [Ex 3,1]. Exodus Ex 2 18 10 Et ait: Benedictus Dominus, qui liberavit vos de manu gyptiorum, et de manu Pharaonis, qui eruit populum suum de manu gypti. und sprach: Gepriesen sei der Herr, der euch aus der Gewalt der Ägypter und aus der Hand Pharaos befreit, der sein Volk aus der Gewalt Ägyptens errettet hat! Exodus Ex 2 18 11 Nunc cognovi, quia magnus Dominus super omnes deos: eo quod superbe egerint contra illos. Nun erkenne ich, dass der Herr erhaben ist über alle Götter;⁷ weil sie⁸ stolz gegen sie⁹ verfuhren. [Ex 1,14, Ex 5,7, Ex 10,10, Ex 14,8] Exodus Ex 2 18 11 7 Schon zuvor Jahve verehrend, sieht er jetzt, wie sehr derselbe alle Götzen übertrifft. Exodus Ex 2 18 11 8 Hebr.: darin, dass (ergänze: sind sie gerichtet). Exodus Ex 2 18 11 9 Die Israeliten. Exodus Ex 2 18 12 Obtulit ergo Jethro cognatus Moysi holocausta et hostias Deo: veneruntque Aaron et omnes seniores Israel, ut comederent panem cum eo coram Deo. Jethro also, der Schwiegervater Moses, brachte Gott Brandopfer und Schlachtopfer dar,¹⁰ und Aaron und alle Ältesten Israels kamen, um mit ihm Mahlzeit zu halten vor Gott.¹¹ Exodus Ex 2 18 12 10 Nach vormosaischer Weise, wie zuvor Moses [Ex 17,15] und Melchisedech. Exodus Ex 2 18 12 11 Die Teilnahme Aarons und der Ältesten an der Opfermahlzeit bezeugt die Abschließung eines Bündnisses zwischen Jethro und den Hebräern. Exodus Ex 2 18 13 Altera autem die sedit Moyses ut judicaret populum, qui assistebat Moysi a mane usque ad vesperam. Des andern Tages aber setzte sich Moses hin, um dem Volke Recht zu sprechen, und es trat zu ihm vom Morgen bis zum Abend heran. Exodus Ex 2 18 14 Quod cum vidisset cognatus ejus, omnia scilicet quæ agebat in populo, ait: Quid est hoc quod facis in plebe? cur solus sedes, et omnis populus præstolatur de mane usque ad vesperam? Als dies sein Schwiegervater sah, nämlich alles, was er für das Volk tat, sprach er: Was machst du dir da mit dem Volke zu tun? Warum sitzest du allein, und warum wird das ganze Volk vom Morgen bis zum Abend hingehalten? Exodus Ex 2 18 15 Cui respondit Moyses: Venit ad me populus quærens sententiam Dei. Moses antwortete ihm: Das Volk kommt zu mir, um Gottes Entscheidungen zu erhalten.¹² Exodus Ex 2 18 15 12 Das Volk meinte wohl, dass alle Aussprüche der Propheten Gottes gleichsam von Gott kommen und so vor Irrtum gesichert seien. Exodus Ex 2 18 16 Cumque acciderit eis aliqua disceptatio, veniunt ad me ut judicem inter eos, et ostendam præcepta Dei, et leges ejus. Wenn ein Streit unter ihnen entsteht, kommen sie zu mir, damit ich zwischen ihnen entscheide und ihnen die Gebote Gottes und seine Gesetze kundtue. Exodus Ex 2 18 17 At ille: Non bonam, inquit, rem facis: Er aber sprach: So machst du es nicht gut; Exodus Ex 2 18 18 Stulto labore consumeris et tu, et populus iste qui tecum est: ultra vires tuas est negotium, solus illud non poteris sustinere. durch ungemessene Anstrengung wirst sowohl du wie dieses Volk, das mit dir ist, erschöpft werden; diese Arbeit geht über deine Kräfte, allein kannst du sie nicht ertragen. [Dtn 1,12] Exodus Ex 2 18 19 Sed audi verba mea atque consilia, et erit Deus tecum. Esto tu populo in his quæ ad Deum pertinent, ut referas quæ dicuntur ad eum: Aber höre meine Worte und was ich dir rate, und Gott wird mit dir sein.¹³ Sei du des Volkes Sachwalter bei Gott, indem du vor ihn bringst, was¹⁴ an ihn gerichtet ist, Exodus Ex 2 18 19 13 Jethro redet wie ein Höherstehender zu Geringeren. Exodus Ex 2 18 19 14 Besser: die Angelegenheiten, welche Gottes Entscheidung fordern. Sei du der Mittler des Volkes bei Gott. Exodus Ex 2 18 2 Tulit Sephoram uxorem Moysi quam remiserat: nahm er Sephora, das Weib des Moses,² welches dieser zurückgeschickt hatte,³ Exodus Ex 2 18 2 2 Vergl. [Ex 2,21] und [Ex 4,25ff]. Exodus Ex 2 18 2 3 Späterer Zusatz; sie hatte Moses selbst verlassen. Exodus Ex 2 18 20 Ostendasque populo ceremonias et ritum colendi, viamque per quam ingredi debeant, et opus quod facere debeant. und zeige dem Volke die Gebräuche und die Ordnung des Gottesdienstes,¹⁵ und den Weg, auf dem es wandeln soll, und die Werke, die es tun soll. Exodus Ex 2 18 20 15 Hebr.: Vorschrift und Gesetze. Exodus Ex 2 18 21 Provide autem de omni plebe viros potentes, et timentes Deum, in quibus sit veritas, et qui oderint avaritiam, et constitue ex eis tribunos, et centuriones et quinquagenarios et decanos, Aber bestelle dir aus dem ganzen Volke tüchtige Männer, die gottesfürchtig, wahrhaftig und jeder Habsucht feind sind, und stelle aus ihnen¹⁶ Vorgesetzte auf über je tausend, und über je hundert, und über je fünfzig, und über je zehn. Exodus Ex 2 18 21 16 Die anderen Texte: Über sie (über das Volk). Exodus Ex 2 18 22 Qui judicent populum omni tempore: quidquid autem majus fuerit, referant ad te, et ipsi minora tantummodo judicent: leviusque sit tibi, partito in alios onere. Sie mögen dem Volke jederzeit Recht sprechen; jede wichtigere Sache aber sollen sie dir vorlegen und nur minder wichtige Sachen entscheiden; so wird es dir leichter werden, wenn die Last unter andere verteilt ist. Exodus Ex 2 18 23 Si hoc feceris, implebis imperium Dei, et præcepta ejus poteris sustentare: et omnis hic populus revertetur ad loca sua cum pace. Wenn du das tust, wirst du Gottes Befehl erfüllen und seine Gebote aufrecht halten können; und dies ganze Volk wird in Frieden an seinen Ort gelangen.¹⁷ Exodus Ex 2 18 23 17 So braucht das Volk nicht den ganzen Tag über zu warten. Exodus Ex 2 18 24 Quibus auditis, Moyses fecit omnia quæ ille suggesserat. Als Moses dies hörte, tat er alles, was jener geraten hatte. Exodus Ex 2 18 25 Et electis viris strenuis de cuncto Israel, constituit eos principes populi, tribunos, et centuriones, et quinquagenarios, et decanos. Und er wählte tüchtige Männer aus ganz Israel aus und bestellte sie zu Oberhäuptern des Volkes, zu Vorgesetzten über je tausend, je hundert, je fünfzig, und je zehn. Exodus Ex 2 18 26 Qui judicabant plebem omni tempore: quidquid autem gravius erat, referebant ad eum, faciliora tantummodo judicantes. Diese sprachen dem Volke allezeit Recht; alles aber, was wichtiger war, brachten sie vor ihn, und nur minder Wichtiges entschieden sie. Exodus Ex 2 18 27 Dimisitque cognatum suum: qui reversus abiit in terram suam. Hierauf entließ er seinen Schwiegervater, der in seine Heimat zurückkehrte. [Num 10,29] Exodus Ex 2 18 3 Et duos filios ejus, quorum unus vocabatur Gersam, dicente patre: Advena fui in terra aliena: und ihre zwei Söhne; der eine von ihnen hieß Gersam, denn sein Vater sprach: Ich bin ein Fremdling in einem fremden Lande gewesen: [Ex 2,21.22] Exodus Ex 2 18 4 Alter vero Eliezer: Deus enim, ait, patris mei adjutor meus, et eruit me de gladio Pharaonis. der andere aber Eliezer;⁴ denn, sprach er, der Gott meines Vaters war mein Helfer und rettete mich vor dem Schwerte Pharaos. Exodus Ex 2 18 4 4 Wenn der Text nicht verdorben ist, war Eliezer nach der Verlassung Moses durch Sephora geboren. Exodus Ex 2 18 5 Venit ergo Jethro cognatus Moysi, et filii ejus, et uxor ejus ad Moysen in desertum, ubi erat castrametatus juxta montem Dei. Jethro also, der Schwiegervater des Moses, kam mit dessen Söhnen und dessen Weibe zu Moses in die Wüste, wo er am Berge Gottes das Lager aufgeschlagen hatte. Exodus Ex 2 18 6 Et mandavit Moysi, dicens: Ego Jethro cognatus tuus venio ad te, et uxor tua, et duo filii tui cum ea. Und er ließ dem Moses sagen: Ich, Jethro, dein Schwiegervater, komme zu dir,⁵ und dein Weib, und deine zwei Söhne mit ihr.⁶ Exodus Ex 2 18 6 5 Kap. 18 gehört zur Station Raphidim. Dort war der Berg Horeb, in dessen Nähe Jethro wohnte. Exodus Ex 2 18 6 6 So hofft er für Sephora leichter Verzeihung zu erlangen. Exodus Ex 2 18 7 Qui egressus in occursum cognati sui, adoravit, et osculatus est eum: salutaveruntque se mutuo verbis pacificis. Cumque intrasset tabernaculum, Da machte sich Moses auf, und ging seinem Schwiegervater entgegen, verneigte sich vor ihm, und küsste ihn; und sie grüßten einander mit friedlichen Worten. Als er nun in das Zelt getreten war, Exodus Ex 2 18 8 Narravit Moyses cognato suo cuncta quæ fecerat Dominus Pharaoni, et gyptiis propter Israel: universumque laborem, qui accidisset eis in itinere, et quod liberaverat eos Dominus. erzählte Moses seinem Schwiegervater alles, was der Herr dem Pharao und den Ägyptern um Israels willen getan hatte, und alle Mühsal, welche sie auf dem Wege betroffen, und wie der Herr sie errettet hatte. Exodus Ex 2 18 9 Lætatusque est Jethro super omnibus bonis, quæ fecerat Dominus Israeli, eo quod eruisset eum de manu gyptiorum, Und Jethro freute sich über alles Gute, das der Herr Israel erwiesen, dass er es aus der Gewalt der Ägypter gerettet hatte. Exodus Ex 2 0 1 VIII. Zug aus Raphidim in die Wüste Sinai. (Kap. 19 23) 1. Der Offenbarung Gottes vorhergehende Erscheinungen. (V. 1 15) A. Gott eröffnet Moses seine Absicht. (V. 9) B. Gott gebietet dem Volke, sich vorzubereiten. (V. 15) 2. Beschreibung der Offenbarung Gottes (19,16 20,21) A. Beginn der Offenbarung. Exodus Ex 2 19 1 Mense tertio egressionis Israel de terra gypti, in die hac venerunt in solitudinem Sinai. Im dritten Monat nach dem Auszuge Israels aus dem Lande Ägypten, an demselben Tage¹ kamen sie in die Wüste Sinai.² [Num 33,15] Exodus Ex 2 19 1 1 Die Zahl ist ausgefallen. Exodus Ex 2 19 1 2 Mit dem Worte Sinai wird gewöhnlich die ganze Gebirgskette bezeichnet. Sinai und Horeb werden oftmals füreinander gesetzt. Gemeint ist entweder der Berg Serbal oder der Berg Dchebel Musa. Exodus Ex 2 19 10 Qui dixit ei: Vade ad populum, et sanctifica illos hodie, et cras, laventque vestimenta sua. Er aber sprach zu ihm: Gehe hin zum Volke, und lasse sie sich heiligen¹⁰ heute und morgen, und lasse sie ihre Kleider waschen. Exodus Ex 2 19 10 10 Durch Enthaltung vom Gebrauche der Ehe (V. 15), der unrein machte [Lev 15,18], und Waschungen. Vergl. [Gen 35,2]. Eine ähnliche Sitte bestand wohl schon vor Moses. Exodus Ex 2 19 11 Et sint parati in diem tertium: in die enim tertia descendet Dominus coram omni plebe super montem Sinai. Und auf den dritten Tag sollen sie bereit sein;¹¹ denn am dritten Tage wird der Herr vor den Augen des ganzen Volkes auf den Berg Sinai herniedersteigen. Exodus Ex 2 19 11 11 Durch diese drei Tage sollten sie dem Berge fern bleiben. Exodus Ex 2 19 12 Constituesque terminos populo per circuitum, et dices ad eos: Cavete ne ascendatis in montem, nec tangatis fines illius: omnis qui tetigerit montem, morte morietur. Bezeichne dem Volke ringsherum eine Grenze und sage zu ihnen: Hütet euch, den Berg zu besteigen, oder nur den Saum desselben zu berühren; jeder, der den Berg berühret, soll des Todes sterben! [Hebr 12,18] Exodus Ex 2 19 13 Manus non tanget eum, sed lapidibus opprimetur, aut confodietur jaculis: sive jumentum fuerit, sive homo, non vivet: cum cperit clangere buccina, tunc ascendant in montem. Keines Hand soll ihn berühren, sondern er soll gesteinigt oder mit Pfeilen durchbohrt werden; ob Tier, ob Mensch, er soll nicht am Leben bleiben. Wenn die Posaune zu erschallen anfängt,¹² dann sollen sie an den Berg heranziehen. Exodus Ex 2 19 13 12 Die von Moses aufgestellten Trompeten geben ihr Zeichen, da Gott durch Donner usw. seine Gegenwart kundgibt. Exodus Ex 2 19 14 Descenditque Moyses de monte ad populum, et sanctificavit eum. Cumque lavissent vestimenta sua, Da stieg Moses von dem Berge herab zu dem Volke und befahl ihm, sich zu heiligen. Und als sie ihre Kleider gewaschen hatten, Exodus Ex 2 19 15 Ait ad eos: Estote parati in diem tertium, et ne appropinquetis uxoribus vestris. sprach er zu ihnen: Seid bereit auf den dritten Tag und nahet euch euren Frauen nicht! Exodus Ex 2 19 16 Jamque advenerat tertius dies, et mane inclaruerat: et ecce cperunt audiri tonitrua, ac micare fulgura, et nubes densissima operire montem, clangorque buccinæ vehementius perstrepebat: et timuit populus qui erat in castris. Als nun der dritte Tag kam und der Morgen anbrach, siehe, da begannen Donner zu rollen und Blitze zu leuchten, und dichtes Gewölk verhüllte den Berg, und der Schall der Posaunen ertönte immer stärker,¹³ und das Volk, das im Lager war, überkam Bangen. Exodus Ex 2 19 16 13 Es tönte von dort wie Trompetenblasen. Exodus Ex 2 19 17 Cumque eduxisset eos Moyses in occursum Dei de loco castrorum, steterunt ad radices montis. Da führte Moses sie aus dem Lager Gott entgegen, und sie stellten sich am Fuße des Berges auf.¹⁴ Exodus Ex 2 19 17 14 Innerhalb der Schranken. Exodus Ex 2 19 18 Totus autem mons Sinai fumabat: eo quod descendisset Dominus super eum in igne, et ascenderet fumus ex eo quasi de fornace: eratque omnis mons terribilis. Der ganze Berg Sinai aber rauchte, weil der Herr im Feuer auf ihn herabgestiegen war und Rauch von ihm wie aus einem Ofen aufstieg; und der ganze Berg war furchterregend.¹⁵ [Dtn 4,11] Exodus Ex 2 19 18 15 Richtiger: erzitterte. Exodus Ex 2 19 19 Et sonitus buccinæ paulatim crescebat in majus, et prolixius tendebatur: Moyses loquebatur, et Deus respondebat ei. Nun ward der Posaunenschall allmählich stärker und stärker und drang in immer weitere Fernen; Moses redete, und Gott antwortete ihm. Exodus Ex 2 19 2 Nam profecti de Raphidim, et pervenientes usque in desertum Sinai, castrametati sunt in eodem loco, ibique Israel fixit tentoria e regione montis. Denn als sie von Raphidim aufgebrochen waren, kamen sie in die Wüste Sinai und lagerten sich ebendaselbst, und hier schlug Israel seine Zelte auf, dem Berge gegenüber.³ Exodus Ex 2 19 2 3 Wo Gott zum Moses im Dornbusch gesprochen. Exodus Ex 2 19 20 Descenditque Dominus super montem Sinai in ipso montis vertice, et vocavit Moysen in cacumen ejus. Quo cum ascendisset. Der Herr also kam auf den Berg Sinai, auf den Gipfel des Berges herab und rief den Moses auf die höchste Höhe desselben.¹⁶ Als dieser nun dorthin hinaufgestiegen war, Exodus Ex 2 19 20 16 Ergänzung zu dem Erzählten. Exodus Ex 2 19 21 Dixit ad eum: Descende, et contestare populum: ne forte velit transcendere terminos ad videndum Dominum, et pereat ex eis plurima multitudo. sprach er zu ihm: Steige hinab und warne das Volk, dass es nicht etwa gelüste, die Grenzen¹⁷ zu überschreiten, um den Herrn zu sehen, und eine sehr große Menge von ihnen umkomme. Exodus Ex 2 19 21 17 Besser: die Wolke. Exodus Ex 2 19 22 Sacerdotes quoque qui accedunt ad Dominum, sanctificentur ne percutiat eos. Auch die Priester,¹⁸ welche sich dem Herrn nahen, sollen sich heiligen, damit er sie nicht schlage. Exodus Ex 2 19 22 18 Wohl die Priester der primitiven Religion. Sie dürfen, wie es [Ex 24,10] einigen gewährt wird, wohl Jahve nahen. Die Priester möchten von dem Versprechen V. 8 aus Furcht frei werden. Exodus Ex 2 19 23 Dixitque Moyses ad Dominum: non poterit vulgus ascendere in montem Sinai: tu enim testificatus es, et jussisti, dicens: Pone terminos circa montem, et sanctifica illum. Und Moses sprach zu dem Herrn: Unmöglich wird das Volk den Berg Sinai betreten können;¹⁹ denn du hast es gewarnt und geheißen mit den Worten: Bestimme Grenzen um den Berg und erkläre ihn als heilig! Exodus Ex 2 19 23 19 Es ist dies nicht gegen V. 12. Durch das frühere Verbot war die Heiligkeit des Berges offenbar geworden, deshalb erklärt sich das Volk für unwürdig, den Berg zu besteigen. Es ist ein Vorwand, der Misstrauen und Furcht verdecken soll. Exodus Ex 2 19 24 Cui ait Dominus: Vade, descende: ascendesque tu, et Aaron tecum: sacerdotes autem et populus ne transeant terminos, nec ascendant ad Dominum, ne forte interficiat illos. Der Herr sprach zu ihm: Gehe, steige hinab; und komm dann herauf, du und Aaron²⁰ mit dir! Die Priester aber und das Volk sollen die Grenzen nicht überschreiten und nicht zum Herrn emporsteigen, dass er sie nicht töte. Exodus Ex 2 19 24 20 Hier wird Aaron zum ersten Male den alten Priestern vorgezogen. Während in V. 22 von ihm noch nichts gesagt wird, werden hier jene, wie zu schließen ist, gleichsam in den Laienstand versetzt. [Ex 24,5] werden sie von der Darbringung des Opfers ausgeschlossen; [Ex 24,9] steigen mit Moses zu Jahve nicht die Priester empor, sondern Nadab und Abiu und die 70 Ältesten, und versöhnen Gott mit dem Volke. Von Kap. 19 an verschwinden die alten Priester. Ob sie etwa nicht zufrieden damit, dem Volke nicht mit gutem Beispiele voranzugehen, es hinderten, auf den Berg emporzusteigen? Die Strafe verschob Gott, doch entließ er sie nicht und machte Aarons Familie zu Priestern. Exodus Ex 2 19 25 Descenditque Moyses ad populum, et omnia narravit eis. Da stieg Moses zum Volke hinab und berichtete ihnen alles.²¹ Exodus Ex 2 19 25 21 Das Volk wird zur Strafe des Königtums beraubt und erhält, als es einen König erlangt, kein priesterliches Königtum [Ex 19,6]. Nun darf es Jahve nicht mehr nahen [Ex 24,2]. Exodus Ex 2 19 3 Moyses autem ascendit ad Deum: vocavitque eum Dominus de monte, et ait: Hæc dices domui Jacob, et annuntiabis filiis Israel: Moses aber stieg hinauf zu Gott, und der Herr⁴ rief ihm vom Berge herab zu und sprach: Also sprich zum Hause Jakobs und dies verkünde den Söhnen Israels. [Apg 7,38] Exodus Ex 2 19 3 4 Irgendwie erscheinend. Exodus Ex 2 19 4 Vos ipsi vidistis, quæ fecerim gyptiis, quo modo portaverim vos super alas aquilarum, et assumpserim mihi. Ihr habt selbst gesehen, was ich an den Ägyptern getan habe, wie ich euch auf Adlersflügeln getragen und an mich genommen habe.⁵ [Dtn 29,2] Exodus Ex 2 19 4 5 Zu mir, zu diesem auserwählten Orte, geführt habe. Derselbe Vergleich [Dtn 32,11]. Exodus Ex 2 19 5 Si ergo audieritis vocem meam, et custodieritis pactum meum, eritis mihi in peculium de cunctis populis: mea est enim omnis terra. Wenn ihr nun auf meine Stimme hört und meinen Bund haltet,⁶ so sollt ihr mir unter allen Völkern ein besonderes Eigentum sein; denn die ganze Erde ist ja mein. [Ps 23,1] Exodus Ex 2 19 5 6 Der vom Sinai verkündet wird. Exodus Ex 2 19 6 Et vos eritis mihi in regnum sacerdotale, et gens sancta: hæc sunt verba quæ loqueris ad filios Israel. Und ihr sollt mir ein priesterliches Königtum⁷ und ein heiliges Volk sein. Dies sind die Worte, welche du zu den Söhnen Israels reden sollst. Exodus Ex 2 19 6 7 Septuag und der heilige Petrus [1Petr 2,9]: königliches Priestertum. Der Sinn ist: Der König ist aus den Priestern zu nehmen. Oder: Derselbe sei stets König und Hoherpriester. Wie Gott zuerst die Israeliten alsbald in das heilige Land führen wollte, sie aber alsdann ihrer Sünden halber 40 Jahre in der Wüste umherziehen ließ, so wollte er ihnen auch alsbald einen König geben, der zugleich Priester sein sollte, doch wegen ihrer Sünden gewährte er zunächst nur das Aaronitische Priestertum, erst nach einigen Jahrhunderten das, freilich nicht priesterliche, Königtum. Doch auch so war Israel ein heiliges, d. i., von anderen Völkern abgesondertes Volk. Exodus Ex 2 19 7 Venit Moyses: et convocatis majoribus natu populi, exposuit omnes sermones quos mandaverat Dominus. Da ging Moses hin, und rief die Ältesten des Volkes zusammen, und legte ihnen alle Aufträge vor, welche der Herr ihm gegeben hatte. Exodus Ex 2 19 8 Responditque omnis populus simul: Cuncta quæ locutus est Dominus, faciemus. Cumque retulisset Moyses verba populi ad Dominum, Und das ganze Volk antwortete mit einer Stimme: Alles, was der Herr geredet hat, wollen wir tun. Als nun Moses die Worte des Volkes dem Herrn überbrachte, Exodus Ex 2 19 9 Ait ei Dominus: Jam nunc veniam ad te in caligine nubis, ut audiat me populus loquentem ad te, et credat tibi in perpetuum. Nuntiavit ergo Moyses verba populi ad Dominum. sprach der Herr zu ihm: Alsogleich werde ich in dunklem Gewölke⁸ zu dir kommen, dass mich das Volk zu dir reden höre und dir auf immer glaube. Und Moses berichtete dem Herrn die Worte des Volkes.⁹ Exodus Ex 2 19 9 8 Ein die Unmöglichkeit, Gottes Wesen zu durchdringen, andeutendes Sinnbild. Exodus Ex 2 19 9 9 V. 8 und 9 stellen zweimal die gleiche Tatsache dar. Wahrscheinlich bieten sie zwei verschiedene Lesarten von V. 8. Exodus Ex 2 0 1 B. Verkündigung der zehn Gebote. (V. 17) C. Beschluss der Offenbarung Gottes. (V. 21) 3. Ergänzungen zur Offenbarung Gottes (20,22 23,33): A. Ergänzung zum zweiten Gebote. Exodus Ex 2 20 1 Locutusque est Dominus cunctos sermones hos: Und der Herr redete¹ alle diese Worte:² Exodus Ex 2 20 1 1 Nicht zu Moses. Exodus Ex 2 20 1 2 Nur zwei Gebote sind positiv und in absoluter Form gegeben, das über die Beobachtung des Sabbat und das andere über die Pflichten gegen die Eltern. Das Gebot, den Sabbat zu heiligen, hat Gott nicht erst durch Moses gegeben, doch gibt er hier zugleich die Begründung für das Gebot. Dem Gebote der Pflichten gegen die Eltern, welches die Natur bereits die Menschen gelehrt, fügte Gott für die Israeliten eine besondere Verheißung bei. Die übrigen Gebote sind verneinend, die setzen ganz kurz gefasst (V. 13 17) und bereits vor Moses als natürliches Gesetz bekannt. Ebenso kurz ist ein anderes bereits vor Moses bestehendes Gebot (Vergl. [Gen 35,2.4]), das bereits nun hier von Gott in erster Person gegeben wird. Es bleiben zwei andere negative: Verbot von Bildern Gottes und von Missbrauch des heiligsten Namens Jahve. Diese werden etwas ausführlicher gegeben als die in V. 13 17 enthaltenen. V. 7 hat eine Bedrohung. In V. 4 wird das Verbot durch drei Glieder ausgedrückt. V. 5 stellt die Strafe für die Übertretung und die Belohnung für die Beobachtung vor Augen. Fast wörtlich werden die Gebote [Dtn 5,6-21] wiederholt. Dass es 10 Gebote sind, wird [Ex 34,28, Dtn 4,13, Dtn 10,4] ausdrücklich gesagt; doch werden dieselben nicht von allen Erklärern gleich geschieden. Die neueren Juden zählen seit Josephus I. V. 2. II. V. 3 6. III. V. 7. IV. V. 8 11. V. V. 12. VI. V. 13. VII. V. 14. VIII. V. 15. IX. V. 16. X. V. 17; der heilige Augustin unterscheidet nach dem Gegenstande drei Gebote, welche die Pflichten gegen Gott (V. 3 11), sieben, welche die Pflichten gegen den Nächsten darstellen, in dem er der Sept. folgt und so V. 17 in zwei Teile teilt. Das letztere ist indes kritisch unzulässig, indem ist es sicher, dass V. 17 nur ein Gebot ausmacht. Die Kalviner und Griechen zählen: I. V. 3. II. V. 4 6. III. V. 7. IV. V. 8 11. V. V. 12. VI IX. 13 16. X. 17. Die katholische Kirche teilt nach dem Vorgange des heiligen Augustinus und der Septuaginta so, dass V. 2 6 ein Gebot ausmachen, V. 17 in zwei Gebote zerfällt. (Auch der hebr. Text teilt V. 17 in zwei Teile.) Dieser Einteilung folgen auch die Lutheraner. Am passendsten scheint es zu sagen, dass die ersten drei Gebote unserer Zählung Gott, die letzten sieben die Menschen betreffen. Wie die Gebote auf die beiden tafeln verteilt waren, ist nicht festzustellen, ebenso wenig, ob sie ihrem vollen Wortlaute nach auf dieselben geschrieben waren. Exodus Ex 2 20 10 Septimo autem die sabbatum Domini Dei tui est: non facies omne opus in eo, tu, et filius tuus et filia tua, servus tuus et ancilla tua, jumentum tuum, et advena qui est intra portas tuas. Aber am siebenten Tage ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes; an diesem sollst du keine Arbeit verrichten, weder du selber, noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch der Fremdling,¹² der innerhalb deiner Tore ist. Exodus Ex 2 20 10 12 Auch der heidnische. Besonders verbotene Arbeiten sind: Pflügen und ernten [Ex 34,21], Manna sammeln [Ex 16,26ff], kochen und backen [Ex 16,23], Feuer anzünden [Ex 35,3], Holz sammeln [Num 15,32], Lasten tragen [Jer 17,21], die Kelter treten, lasten auflegen oder fortschaffen [Neh 13,15], Handel treiben [Am 8,5, Neh 13,15ff], u. a. Exodus Ex 2 20 11 Sex enim diebus fecit Dominus clum et terram, et mare, et omnia quæ in eis sunt, et requievit in die septimo, idcirco benedixit Dominus diei sabbati, et sanctificavit eum. Denn in sechs Tagen hat der Herr den Himmel und die Erde, das Meer, und alles, was in ihnen ist, gemacht, aber am siebenten Tage ruhte er; darum segnete Gott den Sabbattag und heiligte ihn.¹³ [Gen 2,2] Exodus Ex 2 20 11 13 Außer dieser Ursache wird eine andere [Dtn 5,15] angegeben. Exodus Ex 2 20 12 Honora patrem tuum et matrem tuam, ut sis longævus super terram, quam Dominus Deus tuus dabit tibi. Ehre deinen Vater und deine Mutter, auf dass du lange lebest im Lande, welches dir der Herr, dein Gott, geben wird.¹⁴ [Dtn 5,16, Mt 15,4, Eph 6,2] Exodus Ex 2 20 12 14 Eine den Juden gegebene Verheißung, die vielleicht schon vor Moses in irgend einer Form bestand. Vergl. [Eph 6,2]: Es ist die erste ausdrückliche Verheißung, denn etwas wie eine Verheißung ist bereits in V. 6 enthalten. Wer für eine Wohltat dankbar ist, soll sie lange genießen. Exodus Ex 2 20 13 Non occides. Du sollst nicht töten.¹⁵ [Mt 5,21] Exodus Ex 2 20 13 15 Menschen, und zwar ungerecht. Exodus Ex 2 20 14 Non mchaberis. Du sollst nicht ehebrechen.¹⁶ Exodus Ex 2 20 14 16 Zuerst ist Ehebruch im strengen Sinne verboten, sodann folgegemäß die übrigen Vergehen gegen die Sittlichkeit. Exodus Ex 2 20 15 Non furtum facies. Du sollst nicht stehlen.¹⁷ Exodus Ex 2 20 15 17 Die Septuag ordnet: V. 14, V. 15. V. 13. Exodus Ex 2 20 16 Non loqueris contra proximum tuum falsum testimonium. Du sollst kein falsches Zeugnis gegen deinen Nächsten reden.¹⁸ Exodus Ex 2 20 16 18 Hebr.: du sollst nicht gegen deinen Nächsten als Zeuge der Lüge antworten. Vornehmlich fasst das Gebot also die Gerichtsverhandlung in's Auge, ohne das sonstige Verhalten auszuschließen. Exodus Ex 2 20 17 Non concupisces domum proximi tui: nec desiderabis uxorem ejus, non servum, non ancillam, non bovem, non asinum, nec omnia quæ illius sunt. Du sollst nicht das Haus deines Nächsten begehren, du sollst nicht sein Weib,¹⁹ noch auch seinen Knecht, seine Magd, seinen Ochsen, seinen Esel, oder irgend etwas, was sein ist, begehren. [Röm 7,7, Röm 13,9] Exodus Ex 2 20 17 19 [Dtn 5,21] steht Weib vor Haus. Exodus Ex 2 20 18 Cunctus autem populus videbat voces et lampades, et sonitum buccinæ, montemque fumantem: et perterriti ac pavore concussi, steterunt procul, Als das ganze Volk die Donnerschläge²⁰ und die Blitze, den Schall der Posaunen, und den rauchenden Berg gewahrte, ward es von Schrecken und Entsetzen ergriffen, und blieb in der Ferne stehen, Exodus Ex 2 20 18 20 Ehe Jahve sprach und nachdem er gesprochen, ertönen Donner. Vergl. [Dtn 6,22]. Von den vormosaischen Priestern ist keine Rede mehr. Exodus Ex 2 20 19 Dicentes Moysi: Loquere tu nobis, et audiemus: non loquatur nobis Dominus, ne forte moriamur. und sprach zu Moses: Sprich du mit uns, und wir werden hören;²¹ der Herr aber rede nicht mit uns, wir möchten sonst sterben.²² Exodus Ex 2 20 19 21 [Dtn 5,27]. Und werden es tun. Exodus Ex 2 20 19 22 Vom Feuer verzehrt: [Dtn 5,25]. Der Grund [Dtn 5,26]. Die Hebräer bitten um dasselbe, wie zuvor [Ex 19,23], aber aus verschiedenen Beweggründen: damals aus Misstrauen, jetzt im Bewusstsein ihres Ungehorsams. Die Erhörung der Bitte ist zugleich Gunst und Strafe. Vergl. auch [Dtn 5,23ff]. Exodus Ex 2 20 2 Ego sum Dominus Deus tuus, qui eduxi te de terra gypti, de domo servitutis. Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Lande Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft, geführt hat. [Dtn 5,6, Ps 80,11] Exodus Ex 2 20 20 Et ait Moyses ad populum: Nolite timere: ut enim probaret vos venit Deus et ut terror illius esset in vobis, et non peccaretis. Da erwiderte Moses dem Volke: Fürchtet euch nicht! denn um euch zu prüfen,²³ ist Gott gekommen, und damit seine Furcht euch innewohne, dass ihr nicht sündiget.²⁴ Exodus Ex 2 20 20 23 Einzig um euch zu prüfen, nicht um euch zu töten. Exodus Ex 2 20 20 24 In Zukunft. Exodus Ex 2 20 21 Stetitque populus de longe. Moyses autem accessit ad caliginem in qua erat Deus. Das Volk blieb also in der Ferne stehen.²⁵ Moses aber nahte sich dem Dunkel, in dem sich Gott befand. [Dtn 18,16, Hebr 12,18] Exodus Ex 2 20 21 25 Da Gott und Moses es so gut geheißen. Exodus Ex 2 20 22 Dixit præterea Dominus ad Moysen: Hæc dices filiis Israel: Vos vidistis quod de clo locutus sim vobis. Da sprach der Herr weiter zu Moses: Also sprich zu den Söhnen Israels:²⁶ Ihr habt gesehen, dass ich vom Himmel zu euch²⁷ geredet habe. Exodus Ex 2 20 22 26 Am Eingange des ersten Gesetzes wird Jahve als Autorität eingeführt. Wenngleich V. 22 26 sich an die Priester richtet, redet Gott dennoch nicht zu den Priestern der alten Ordnung. Exodus Ex 2 20 22 27 So nehmet auch ferner alle Worte auf, welche Moses zu euch redet. Exodus Ex 2 20 23 Non facietis deos argenteos, nec deos aureos facietis vobis. Machet euch keine Götter aus Silber und machet euch keine Götter aus Gold.²⁸ Exodus Ex 2 20 23 28 Gott wusste, wie sehr das Volk zum Bilderdienst geneigt war, deshalb soll der Altar ohne Bilder, ja selbst von unbehauenen Steinen gefertigt sein, weil behauene leicht den Übergang zu einer Bildsäule machen konnten. Auch Stufen werden aus dem V. 26 angegebenen Grunde verboten, wohl auch, weil auch zu diesen leicht behauene Steine gewählt worden wären. Einen solchen Altar, wie er V. 24ff beschrieben wird, errichtete Josue auf Hebal [Dtn 27,4ff, Jos 8,30], Elias auf dem Karmel [1Kön 18,31ff]. Für den Tempel wurde diese Vorschrift aufgehoben. [Ex 27, Ex 28] und [2Chr 4], was die Makkabäer nicht beachteten [1Makk 4,47]. Exodus Ex 2 20 24 Altare de terra facietis mihi, et offeretis super eo holocausta et pacifica vestra, oves vestras et boves in omni loco in quo memoria fuerit nominis mei: veniam ad te, et benedicam tibi. Einen Altar von Erde²⁹ sollt ihr mir machen und auf diesem eure Brandopfer und Friedopfer, eure Schafe und Rinder darbringen an jedem Orte, wo eine Gedenkstätte meines Namens sein wird. Dort werde ich zu dir kommen und dich segnen. [Ex 27,8, Ex 38,7] Exodus Ex 2 20 24 29 Damit sind Ziegelsteine nicht ausgeschlossen. Exodus Ex 2 20 25 Quod si altare lapideum feceris mihi, non ædificabis illud de sectis lapidibus: si enim levaveris cultrum super eo, polluetur. Wenn du mir aber einen Altar aus Stein machen willst, so baue ihn nicht von gehauenen Steinen auf; denn wenn du ein Eisen darüber erhebst, so wird er entweiht sein.³⁰ [Dtn 27,5, Jos 8,31] Exodus Ex 2 20 25 30 So soll aller Aberglaube fern gehalten werden. Exodus Ex 2 20 26 Non ascendes per gradus ad altare meum, ne reveletur turpido tua. Du sollst auch nicht auf Stufen zu meinem Altare aufsteigen, damit deine Blöße nicht enthüllt werde.³¹ Exodus Ex 2 20 26 31 Vergl. [Ex 28,42]. Exodus Ex 2 20 3 Non habebis deos alienos coram me. Du sollst keine andern Götter³ neben mir⁴ haben. Exodus Ex 2 20 3 3 Oder: Gott. Exodus Ex 2 20 3 4 Nicht einmal ihn mir gleichstellend. Da Gott nicht ungerecht sein kann, vermag er die Verehrung eines anderen wahren Gottes nicht zu untersagen, also ist er der einzige Gott. Exodus Ex 2 20 4 Non facies tibi sculptile, neque omnem similitudinem quæ est in clo desuper, et quæ in terra deorsum, nec eorum quæ sunt in aquis sub terra. Du sollst dir kein Bild machen, noch ein Gleichnis⁵ von etwas, was im Himmel oben, oder auf der Erde unten, oder was im Wasser unter der Erde ist. [Lev 26,1, Dtn 4,15, Jos 24,14, Ps 96,7] Exodus Ex 2 20 4 5 Weitere Erklärung [Dtn 4,15-19]. Die Israeliten sollen weder von Gott, noch von einem Götzen ein Bild machen, um es anzubeten. Bilder überhaupt sind nicht allgemein verboten, da Gott selbst [Dtn 25,18, Dtn 26,31] Cherube und [Num 21,8], die eherne Schlange zu fertigen befiehlt, Salomo Löwen und Rinder machen lässt [1Kön 7,25.36]. Exodus Ex 2 20 5 Non adorabis ea, neque coles: ego sum Dominus Deus tuus fortis, zelotes, visitans iniquitatem patrum in filios, in tertiam et quartam generationem eorum qui oderunt me: Du sollst sie nicht anbeten, noch verehren; ich der Herr, dein Gott, bin ein starker und eifernder Gott,⁶ der die Sünden der Väter an den Kindern heimsucht bis ins dritte und vierte Geschlecht derer, die mich hassen; Exodus Ex 2 20 5 6 Hebr.: Ich Jahve, dein Gott, bin ein eifernder Gott. Exodus Ex 2 20 6 Et faciens misericordiam in millia his qui diligunt me, et custodiunt præcepta mea. und Barmherzigkeit bis ins tausendste⁷ Glied denen erweist, die mich lieben und meine Gebote halten.⁸ Exodus Ex 2 20 6 7 Also auf ewig. Die göttliche Güte erstreckt sich weiter als die strafende Gerechtigkeit. Die letztere gilt für das ganze Alte Testament und die Gesamtheit der Nation. Es handelt sich zunächst um natürliche Strafen, Krankheit, Blindheit usw., welche durch Geduld der Seele zum Nutzen gereichen können. Exodus Ex 2 20 6 8 V. 5 7 beziehen sich nicht allein auf V. 4, sondern auch auf V. 3, wie [Ex 34,14] zeigt. Exodus Ex 2 20 7 Non assumes nomen Domini Dei tui in vanum: nec enim habebit insontem Dominus eum qui assumpserit nomen Domini Dei sui frustra. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht eitel nennen; denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der den Namen des Herrn, seines Gottes, ohne Grund ausspricht.⁹ [Lev 19,12, Dtn 5,11, Mt 5,33] Exodus Ex 2 20 7 9 Die Drohung V. 5 ist feierlicher. Exodus Ex 2 20 8 Memento ut diem sabbati sanctifices. Gedenke daran,¹⁰ den Sabbattag heilig zu halten.¹¹ [Ex 21,13, Dtn 5,12, Ez 20,12] Exodus Ex 2 20 8 10 Dies Wort und der Mangel einer Bestimmung, was der Sabbat ist, zeigen, dass es sich um etwas Bekanntes handelt. Exodus Ex 2 20 8 11 Was die Beschneidung das Zeichen des von Gott mit Abraham geschlossenen Bundes, ist der Sabbat das Zeichen des Bundes, den Gott am Sinai mit Israel geschlossen. Geheiligt wird, was dem profanen Gebrauch entzogen und Gottes Dienst und Verehrung geweiht wird. Der Hauptzweck des Sabbats also ist: Gott Verehrung zu erweisen; aus diesem folgt dann die Notwendigkeit der Sabbatsruhe. Diese wird weiter beschrieben. Das Gebot ist moralisch, soweit es den Menschen verpflichtet, eine bestimmte Zeit für Gott abzusondern, Zeremonialgesetz, soweit eine besondere Zeit bezeichnet wird. (Thom.) Exodus Ex 2 20 9 Sex diebus operaberis, et facies omnia opera tua. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke verrichten. Exodus Ex 2 0 1 B. Ergänzung zu anderen Geboten (21,1 23,19): a. Erste Reihe von neuen Gesetzen (21,2 22,30): 1) Gesetz über die Sklaven (V. 1 11): Über die männlichen Sklaven (V. 6), über die weiblichen. (V. 11) 2) Gesetz über Körperverletzungen (V. 12 36): Über Verletzungen. (V. 12 27) aa. Über tödliche Verletzungen (V. 12 23): Mord und drei andere Hauptverbrechen. (V. 17) Drei Zusätze zu dem Gesetze über den Mord (V. 18 23): Tötung eines Mannes im Streite. (V. 19) Tötung eines Sklaven durch seinen Herrn. (V. 21) Verletzung einer schwangeren Frau. (V. 23) bb. Über Verstümmelungen (V. 24 27): Gesetz der Wiedervergeltung. (V. 25) Zusatz betreffs der Sklaven. (V. 27) cc. Drei Zusätze zu dem Gesetze über Verletzungen (V. 28 36): Betreffs des stößigen Stieres (V. 32), des in den Brunnen gefallenen Zugtiers (V. 34), gegenseitiger Verletzung von Tieren. Exodus Ex 2 21 1 Hæc sunt judicia quæ propones eis. Dies sind die Rechtssatzungen,¹ die du ihnen vorlegen sollst. Exodus Ex 2 21 1 1 Die Aufschrift gilt für alle Gesetze. Kap. 21 23. Zwei im Levit. Häufig wiederkehrende Formeln zeichnen den Abschnitt aus: [Ex 22,31] und [Ex 23,13]. Ein feierlicher Schluss [Ex 23,20-33]. Den einzelnen Formeln, welche den Text teilen, ist in demselben Verse eine kürzere Vorschrift beigefügt. Vielleicht sollten längere und kürzere Vorschriften den heiligen Zahlen entsprechend in jedem Abschnitte sein. Erster Abschnitt (21,2 22,30) 3x3. Zweiter Abschnitt (22,31 23,12) 3. Dritter Abschnitt (23,13 23,19) 2x3. Zwischen diesen Gesetzen und während dies alte Heiligtum noch bestand, und den anderen nach Errichtung des neuen Zeltes besteht ein gewisser Parallelismus. Das Moses einige Gesetze mehr betont, andere Vorschriften mit Stillschweigen übergeht, geschieht wohl mit Rücksicht auf die bösen Neigungen des Volkes. Einige Vorschriften waren nicht in der Wüste zu beobachten, sondern erst als das auserwählte Volk Städte hatte [Ex 21,13] und Äcker bebaute [Ex 22,5, Ex 23,10ff14ff], stammten also vielleicht schon aus Chaldäa oder aus der Zeit vor der Sündflut. Das Sabbatjahr wird kurz erklärt, war also wohl schon bekannt. [Ex 21,2, Ex 23,11] Das Gesetz [Ex 20,22-26] gilt bereits für den Altar, der dem Aaronischen vorausgeht; die Vorschrift [Ex 21,6] ist sicher von den Voreltern ererbt. Exodus Ex 2 21 10 Quod si alteram ei acceperit, providebit puellæ nuptias, et vestimenta, et pretium pudicitiæ non negabit. Nimmt er ihm eine andere,¹³ so soll er für das Mädchen um eine Heirat sorgen, auch Kleidung und den Preis der Jungfrauschaft darf er ihr nicht verweigern. Exodus Ex 2 21 10 13 Der Vater, zu der ersten Frau hinzu. Daher hat er ihr Speise, Kleidung, Bett zu gewähren. Exodus Ex 2 21 11 Si tria ista non fecerit, egredietur gratis absque pecunia. Wenn er diese drei Dinge nicht leistet, so soll sie ohne Entschädigung, ohne Lösegeld frei werden. Exodus Ex 2 21 12 Qui percusserit hominem volens occidere, morte moriatur. Wer einen Menschen erschlägt, mit der Absicht, ihn zu töten, der soll des Todes sterben.¹⁴ [Lev 24,17] Exodus Ex 2 21 12 14 Dieses Gesetz ist uralt, deshalb wird nicht unterschieden zwischen Hebräern und Nichthebräern. Exodus Ex 2 21 13 Qui autem non est insidiatus, sed Deus illum tradidit in manus ejus: constituam tibi locum in quem fugere debeat. Hat er ihm aber nicht nachgestellt, sondern hat ihn Gott in seine Hände fallen lassen, so will ich dir einen Ort bestimmen, an den er fliehen soll.¹⁵ [Dtn 19,2] Exodus Ex 2 21 13 15 Vergl. [Dtn 19,2, Num 35,6.11ff, Jos 20]. Zuerst scheinen nicht Städte, sondern Altäre (V. 14) Zufluchtsorte gewesen zu sein. Vergl. [1Kön 2,28ff]. Exodus Ex 2 21 14 Si quis per industriam occiderit proximum suum, et per insidias: ab altari meo evelles eum, ut moriatur. Wenn jemand seinen Nächsten mit Vorsatz und Hinterlist erschlägt, so sollst du ihn von meinem Altare wegreißen, dass er sterbe.¹⁶ Exodus Ex 2 21 14 16 Vergl. [1Kön 2,30.31]. Exodus Ex 2 21 15 Qui percusserit patrem suum aut matrem, morte moriatur. Wer seinen Vater oder seine Mutter schlägt,¹⁷ soll des Todes sterben. Exodus Ex 2 21 15 17 Auch wenn der Tod der Eltern nicht gefolgt ist. Exodus Ex 2 21 16 Qui furatus fuerit hominem, et vendiderit eum, convictus noxæ, morte moriatur. Wer einen Menschen raubt und ihn verkauft, und des Verbrechens überwiesen wird,¹⁸ soll des Todes sterben. Exodus Ex 2 21 16 18 Hebr.: Er mag ihn verkauft haben oder derselbe mag noch bei ihm vorgefunden werden. Exodus Ex 2 21 17 Qui maledixerit patri suo, vel matri, morte moriatur. Wer seinem Vater oder seiner Mutter flucht, soll des Todes sterben.¹⁹ [Lev 20,9, Spr 20, Mt 15,4, Mk 7,10] Exodus Ex 2 21 17 19 [Lev 20,9] In der Septuag folgt dieser Vers auf 15. So ward die Verfluchung der Eltern der Lästerung Gottes [Lev 24,16] gleichgestellt. Auch Widersetzlichkeit gegen die Eltern ward mit dem Tode bestraft. [Dtn 21,21] Exodus Ex 2 21 18 Si rixati fuerint viri, et percusserit alter proximum suum lapide vel pugno, et ille mortuus non fuerit, sed jacuerit in lectulo: Wenn Männer einen Streit haben,²⁰ und einer schlägt den andern mit einem Steine oder mit der Faust, und dieser stirbt zwar nicht, wird aber bettlägerig, Exodus Ex 2 21 18 20 Ein zufällig entstandener Streit zwischen Israeliten. Exodus Ex 2 21 19 Si surrexerit, et ambulaverit foris super baculum suum, innocens erit qui percusserit, ita tamen ut operas ejus, et impensas in medicos restituat. und kommt wieder auf, und geht an seinem Stabe herum: so soll der, welcher ihn geschlagen hat, straflos sein, für die Versäumnis jedoch und die Kosten wegen der Ärzte soll er ihm Ersatz leisten. Exodus Ex 2 21 2 Si emeris servum Hebræum, sex annis serviet tibi: in septimo egredietur liber gratis. Wenn du einen hebräischen² Knecht kaufst, so diene er dir sechs Jahre;³ im siebenten Jahre soll er ohne Entgelt frei werden.⁴ [Dtn 15,12, Jer 34,14] Exodus Ex 2 21 2 2 Das Gleiche gilt nicht für Nichthebräer. [Lev 25,44ff] Exodus Ex 2 21 2 3 Nicht von Anfang der Knechtschaft an gerechnet, sondern mit dem Sabbatsjahre. Vergl. [Ex 23,11, Dtn 15,1.12]. Den Grund siehe [Dtn 15,15]. Exodus Ex 2 21 2 4 Ein Israelit konnte sich wegen Armut in die Knechtschaft verkaufen [Lev 25,39], ebenso seine Kinder. [Ex 21,7] Ein Dieb, der nicht im Stande war, Ersatz zu leisten, wurde verkauft [Ex 22,3], ebenso ein zahlungsunfähiger Schuldner. [2Sam 4,1] Dies gesamte Gesetz bestand wohl bereits vor Moses. Exodus Ex 2 21 20 Qui percusserit servum suum, vel ancillam virga, et mortui fuerint in manibus ejus, criminis reus erit. Wer seinen Knecht²¹ oder seine Magd mit dem Stabe schlägt, so dass sie unter seiner Hand sterben, soll der Strafe anheimfallen. Exodus Ex 2 21 20 21 Die Sklaven scheinen meist Nichthebräer gewesen zu sein. [Lev 25,44] Exodus Ex 2 21 21 Sin autem uno die vel duobus supervixerit, non subjacebit pnæ, quia pecunia illius est. Wenn aber der Getroffene noch einen oder zwei Tage am Leben bleibt, so soll er straflos ausgehen; denn er hat ihm sein Geld gekostet.²² Exodus Ex 2 21 21 22 Ein einem Sklaven angetanes Unrecht war geringer anzuschlagen, als das einem Freien zugefügte. Exodus Ex 2 21 22 Si rixati fuerint viri, et percusserit quis mulierem prægnantem, et abortivum quidem fecerit, sed ipsa vixerit: subjacebit damno quantum maritus mulieris expetierit, et arbitri judicaverint. Wenn Männer einen Streit haben und einer verletzt dabei ein schwangeres Weib,²³ so dass ihr die Frucht abgeht, sie aber am Leben bleibt,²⁴ so soll er um Geld gestraft werden, so viel der Mann des Weibes fordert und die Schiedsrichter zuerkennen. [Dtn 25,11.12] Exodus Ex 2 21 22 23 Indem er sie vielleicht dem Stärkeren entreißen will. [Dtn 25,11] Exodus Ex 2 21 22 24 Hebr.: Wenn Kinder hervorgehen und kein Tod eintritt (weder der Mutter, noch des Kindes) Exodus Ex 2 21 23 Sin autem mors ejus fuerit subsecuta, reddet animam pro anima, Folgt aber ihr Tod, so soll er Leben um Leben geben, Exodus Ex 2 21 24 Oculum pro oculo, dentem pro dente, manum pro manu, pedem pro pede, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Exodus Ex 2 21 25 Adustionem pro adustione, vulnus pro vulnere, livorem pro livore. Brandmal um Brandmal, Wunde um Wunde, Beule um Beule.²⁵ [Lev 24,20, Dtn 19,21, Mt 5,38] Exodus Ex 2 21 25 25 Nach der Bestimmung der Richter. Der Leidenschaft wird nicht freier Spielraum gewährt. (Aug.) Exodus Ex 2 21 26 Si percusserit quispiam oculum servi sui aut ancillæ, et luscos eos fecerit, dimittet eos liberos pro oculo quem eruit. Wenn jemand seinem Knecht oder seiner Magd in das Auge schlägt und sie auf demselben blind macht, soll er sie für das Auge, das er ausgeschlagen hat, frei entlassen. Exodus Ex 2 21 27 Dentem quoque si excusserit servo vel ancillæ suæ, similiter dimittet eos liberos. Und wenn er seinem Knechte oder seiner Magd einen Zahn ausschlägt, so soll er sie gleichfalls freilassen.²⁶ Exodus Ex 2 21 27 26 Andere Fälle werden ähnlich behandelt. Exodus Ex 2 21 28 Si bos cornu percusserit virum aut mulierem, et mortui fuerint, lapidibus obruetur: et non comedentur carnes ejus, dominus quoque bovis innocens erit. Wenn ein Rind einen Mann oder ein Weib stößt und sie sterben, so soll es gesteinigt werden;²⁷ sein Fleisch soll nicht gegessen werden, aber der Herr des Rindes soll straflos sein.²⁸ Exodus Ex 2 21 28 27 Vergl. [Gen 9,5]. Die Tiere sind zum Nutzen des Menschen da. Exodus Ex 2 21 28 28 Er hat nichts zu bezahlen. Exodus Ex 2 21 29 Quod si bos cornupeta fuerit ab heri et nudiustertius, et contestati sunt dominum ejus, nec recluserit eum, occideritque virum aut mulierem: et bos lapidibus obruetur, et dominum ejus occident. Wenn aber das Rind schon längst stößig war und man hat es seinem Herrn angezeigt, er aber hat es nicht verwahrt, so soll das Rind, wenn es einen Mann oder ein Weib getötet hat, gesteinigt werden, und auch seinen Herrn soll man töten. Exodus Ex 2 21 3 Cum quali veste intraverit, cum tali exeat: si habens uxorem, et uxor egredietur simul. Mit dem Kleide, in dem er eintrat, mit einem solchen⁵ soll er wieder gehen; hatte er ein Weib, so soll auch sein Weib mit ihm fortziehen. Exodus Ex 2 21 3 5 Hebr.: allein. Exodus Ex 2 21 30 Quod si pretium fuerit ei impositum, dabit pro anima sua quidquid fuerit postulatus. Wird ihm aber ein Lösegeld auferlegt,²⁹ so soll er für sein Leben so viel geben, wie von ihm gefordert wird. Exodus Ex 2 21 30 29 Vom Richter. Exodus Ex 2 21 31 Filium quoque et filiam si cornu percusserit, simili sententiæ subjacebit. Und wenn das Rind einen Knaben oder ein Mädchen³⁰ niederstößt, so soll es dem nämlichen Urteile unterliegen. Exodus Ex 2 21 31 30 Die noch nicht erwachsen sind. Exodus Ex 2 21 32 Si servum, ancillamque invaserit, triginta siclos argenti domino dabit, bos vero lapidibus opprimetur. Wenn es einen Knecht oder eine Magd anfällt, so sollen ihrem Herrn dreißig Sekel Silbers³¹ gezahlt, das Rind aber soll gesteinigt werden. Exodus Ex 2 21 32 31 Ungefähr 75 Mark. Dies war der Preis eines Sklaven. Um so viel beiläufig verkaufte Judas den Herrn. Exodus Ex 2 21 33 Si quis aperuerit cisternam, et foderit, et non operuerit eam, cecideritque bos aut asinus in eam, Wenn jemand eine Zisterne offen lässt, oder neu gräbt, und sie nicht zudeckt, und es fällt ein Rind oder ein Esel in dieselbe, Exodus Ex 2 21 34 Reddet dominus cisternæ pretium jumentorum: quod autem mortuum est, ipsius erit. so soll der Eigentümer der Zisterne den Wert der Tiere erstatten; das tot gebliebene aber soll ihm dafür gehören. Exodus Ex 2 21 35 Si bos alienus bovem alterius vulneraverit, et ille mortuus fuerit: vendent bovem vivum, et divident pretium, cadaver autem mortui inter se dispertient. Stößt das Rind jemandes das Rind eines andern, dass dieses stirbt, so sollen sie das noch lebende Rind verkaufen und den Gelderlös teilen, und auch den Körper des toten sollen sie unter sich teilen. Exodus Ex 2 21 36 Sin autem sciebat quod bos cornupeta esset ab heri et nudiustertius, et non custodivit eum dominus suus: reddet bovem pro bove, et cadaver integrum accipiet. Wusste aber der Herr, dass das Rind schon längst stößig war, und hütete es nicht, so soll er als Ersatz für das Rind ein anderes geben, und der Körper des toten Rindes soll ihm ganz gehören. Exodus Ex 2 21 4 Sin autem dominus dederit illi uxorem, et pepererit filios et filias: mulier et liberi ejus erunt domini sui, ipse vero exibit cum vestitu suo. Hat aber sein Herr ihm ein Weib gegeben, und diese ihm Söhne und Töchter geboren, so sollen das Weib⁶ und ihre Kinder dem Herrn gehören, er aber soll in seinem Kleide⁷ entlassen werden. Exodus Ex 2 21 4 6 Wenn sie eine Nichthebräerin ist, denn eine Hebräerin muss gleichfalls frei werden. Exodus Ex 2 21 4 7 Hebr.: Allein. Exodus Ex 2 21 5 Quod si dixerit servus: Diligo dominum meum et uxorem ac liberos, non egrediar liber: Sagt aber der Knecht: Ich habe meinen Herrn und mein Weib und meine Kinder lieb, ich will nicht frei werden, Exodus Ex 2 21 6 Offeret eum dominus diis, et applicabitur ad ostium et postes, perforabitque aurem ejus subula: et erit ei servus in sæculum. so führe ihn der Herr vor die Obrigkeit am Heiligtume, und⁸ stelle ihn an die Türpfosten, und durchbohre sein Ohr⁹ mit einem Pfriemen: so soll er dann für immer sein Knecht sein.¹⁰ Exodus Ex 2 21 6 8 Besser: oder. Exodus Ex 2 21 6 9 An der Tür des Hauses. [Dtn 15,17] Exodus Ex 2 21 6 10 Zum Zeichen, dass er nun gleichsam an das Haus angenagelt ist. Exodus Ex 2 21 7 Si quis vendiderit filiam suam in famulam, non egredietur sicut ancillæ exire consueverunt. Hat jemand seine Tochter als Magd verkauft, so soll sie nicht weggehen, wie Mägde¹¹ wegzugehen pflegen. Exodus Ex 2 21 7 11 So auch Septuag, die anderen Übersetzungen: Knechte (von denen V. 2 5 die Rede war). Die Mägde haben noch einen andern Weg, der Sklaverei ledig zu werden, die Heirat. Exodus Ex 2 21 8 Si displicuerit oculis domini sui cui tradita fuerat, dimittet eam: populo autem alieno vendendi non habebit potestatem, si spreverit eam. Missfällt sie aber den Augen ihres Herrn, dem sie übergeben worden,¹² so entlasse er sie; doch an ein fremdes Volk sie zu verkaufen, soll er nicht das Recht haben, wenn er sie verschmäht. Exodus Ex 2 21 8 12 Der sie sich verlobt hatte. Exodus Ex 2 21 9 Sin autem filio suo desponderit eam, juxta morem filiarum faciet illi. Wenn er sie aber seinem Sohne verlobt hat, so soll er sie wie seine eigene Tochter behandeln. Exodus Ex 2 0 1 3) Zusatzbestimmungen über Schädigungen. (V. 17) aa. Ersatz für ein gestohlenes Tier. (V. 4) bb. Ersatz für verdorbene Saat. (V. 6) cc. Ersatz für ein bei dem Empfänger gestohlenes Depositum (v. 7 13): Ein unbeseeltes Depositum (V. 9), ein lebendes (V. 13). dd. Erstattung es entgangenen Gewinnes. (V. 15) ee. Erstattung für Verführung einer Jungfrau. (V. 17) 4) Drei Hauptvergehen. (V. 18 20) 5) Zusatzgesetz über die Ankömmlinge (V. 21) 6) Zusatzgesetz über Witwen und Waisen. (V. 24) 7) Zusatzgesetz über die Armen. (V. 27) 8) Zusatzgesetz über die Vorsteher. (V. 23) 9) Zusatzgesetz über die Gott zu bestimmten Zeiten darzubringenden Leistungen. (V. 30) b. Zweite Reihe neuer Gesetze. (22,31 23,12) aa. Zusatzgesetz zu dem Verbote vom Blutgenuss. Exodus Ex 2 22 1 Si quis furatus fuerit bovem, aut ovem, et occiderit vel vendiderit: quinque boves pro uno bove restituet, et quatuor oves pro una ove. Wenn jemand ein Rind oder ein Schaf stiehlt und schlachtet es, oder verkauft es, so soll er fünf Rinder für ein Rind zurückgeben, und vier Schafe für ein Schaf. [2Sam 12,6] Exodus Ex 2 22 10 Si quis commendaverit proximo suo asinum, bovem, ovem, et omne jumentum ad custodiam, et mortuum fuerit, aut debilitatum, vel captum ab hostibus, nullusque hoc viderit: Wenn jemand seinem Nächsten einen Esel, oder ein Rind, oder ein Schaf, oder irgend ein anderes Tier zur Verwahrung anvertraut, und dieses stirbt, oder wird beschädigt, oder von den Feinden weggenommen, ohne dass jemand es sieht,⁸ Exodus Ex 2 22 10 8 Anderenfalls musste die Aussage der zeugen entscheiden. Exodus Ex 2 22 11 Jusjurandum erit in medio, quod non extenderit manum ad rem proximi sui: suscipietque dominus juramentum et ille reddere non cogetur. so soll ein Eid als Beweismittel gelten, dass er seine Hand nicht nach seines Nächsten Gut ausgestreckt hat; und der Eigentümer soll den Eid annehmen, und jener soll nicht gezwungen sein, Ersatz zu leisten.⁹ Exodus Ex 2 22 11 9 Wenn er den Eid nicht leisten will, bekennt er so den Diebstahl stillschweigend. Exodus Ex 2 22 12 Quod si furto ablatum fuerit, restituet damnum domino. Wenn es ihm aber gestohlen wird, so soll er dem Eigentümer den Schaden ersetzen. [Gen 31,39] Exodus Ex 2 22 13 Si comestum a bestia, deferat ad eum quod occisum est, et non restituet. Wird es von einem wilden Tiere erwürgt, so soll er das Getötete seinem Herrn bringen und hat keinen Ersatz zu leisten. Exodus Ex 2 22 14 Qui a proximo suo quidquam horum mutuo postulaverit, et debilitatum aut mortuum fuerit domino non præsente, reddere compelletur. Wer von seinem Nächsten etwas dergleichen entlehnt, und es wird beschädigt oder stirbt, ohne dass sein Herr dabei zugegen ist, so soll er gehalten sein, es zu ersetzen. Exodus Ex 2 22 15 Quod si impræsentiarum dominus fuerit, non restituet, maxime si conductum venerat pro mercede operis sui. Wenn aber der Besitzer zugegen war, so soll er nichts ersetzen, besonders wenn es als Lohn für seine Arbeit gemietet war.¹⁰ Exodus Ex 2 22 15 10 Er muss sich den Schaden selbst zuschreiben. Exodus Ex 2 22 16 Si seduxerit quis virginem necdum desponsatam, dormieritque cum ea: dotabit eam, et habebit eam uxorem. Wer eine Jungfrau verführt, die noch unverlobt ist, und ihr beiwohnt, der steure sie aus und nehme sie zur Frau.¹¹ [Dtn 22,28] Exodus Ex 2 22 16 11 Über Vergewaltigung siehe [Dtn 22,23ff]. Exodus Ex 2 22 17 Si pater virginis dare noluerit, reddet pecuniam juxta modum dotis, quam virgines accipere consueverunt. Wenn der Vater der Jungfrau sich weigert, sie zu geben, so soll er so viel Geld zahlen, als die Jungfrauen zur Morgengabe zu empfangen pflegen. Exodus Ex 2 22 18 Maleficos non patieris vivere. Zauberer sollst du nicht leben lassen. Exodus Ex 2 22 19 Qui coierit cum jumento, morte moriatur. Wer einem Tiere beiwohnt, soll des Todes sterben. Exodus Ex 2 22 2 Si effringens fur domum sive suffodiens fuerit inventus, et accepto vulnere mortuus fuerit: percussor non erit reus sanguinis. Wenn ein Dieb beim Einbrechen¹ in ein Haus oder bei der Untergrabung desselben betroffen und verwundet wird, so dass er stirbt, so soll der, welcher ihn erschlagen hat, keine Blutschuld haben. Exodus Ex 2 22 2 1 Dieser Ausdruck weist auf die Nachtzeit hin. Exodus Ex 2 22 20 Qui immolat diis, occidetur, præterquam Domino soli. Wer den Göttern opfert, und nicht dem Herrn allein, soll getötet werden. [Lev 19,4] Exodus Ex 2 22 21 Advenam non contristabis, neque affliges eum: advenæ enim et ipsi fuistis in terra gypti. Den Fremdling sollst du nicht betrüben,¹² noch ihn drücken; denn ihr waret auch selbst Fremdlinge im Lande Ägypten. Exodus Ex 2 22 21 12 Bedrücken. An vielen Stellen des A. T. wird die Rücksichtnahme auf die Fremden empfohlen und nur die Chananiter sind von derselben ausgenommen. Exodus Ex 2 22 22 Viduæ et pupillo non nocebitis. Witwen und Waisen sollt ihr nicht beeinträchtigen. [Sach 7,10] Exodus Ex 2 22 23 Si læseritis eos, vociferabuntur ad me, et ego audiam clamorem eorum: Wenn ihr sie aber bedrückt und sie zu mir¹³ schreien, so werde ich ihr Rufen hören; Exodus Ex 2 22 23 13 Der ich ihre einzige Zuflucht bin. Exodus Ex 2 22 24 Et indignabitur furor meus, percutiamque vos gladio, et erunt uxores vestræ viduæ, et filii vestri pupilli. und mein Zorn wird entbrennen, und ich werde euch mit dem Schwerte töten, und eure eigenen Weiber werden Witwen werden, und eure Kinder Waisen. Exodus Ex 2 22 25 Si pecuniam mutuam dederis populo meo pauperi qui habitat tecum, non urgebis eum quasi exactor, nec usuris opprimes. Wenn du jemanden aus meinem Volke, einem Armen, der bei dir wohnt, Geld leihest, so sollst du ihn nicht drängen, wie ein Erpresser, noch ihn durch Wucher bedrücken.¹⁴ Exodus Ex 2 22 25 14 Vergl. [Lev 25,35] und [Dtn 23,19ff]. Exodus Ex 2 22 26 Si pignus a proximo tuo acceperis vestimentum, ante solis occasum reddes ei. Wenn du deinem Nächsten das Oberkleid als Pfand nimmst, so sollst du es ihm vor Sonnenuntergang zurückstellen. [Dtn 24,13] Exodus Ex 2 22 27 Ipsum enim est solum, quo operitur, indumentum carnis ejus, nec habet aliud in quo dormiat: si clamaverit ad me, exaudiam eum, quia misericors sum. Denn es ist sein einziges Gewand zur Bedeckung seines Leibes, und er hat kein anderes, auf dem er ruhe; wenn er zu mir ruft,¹⁵ so werde ich ihn erhören, denn ich bin barmherzig. Exodus Ex 2 22 27 15 Seines Oberkleides beraubt. Exodus Ex 2 22 28 Diis non detrahes, et principi populi tui non maledices. Den Richtern des Heiligtums sollst du nicht übel nachreden, und dem Vorsteher deines Volkes nicht fluchen.¹⁶ [Apg 23,5] Exodus Ex 2 22 28 16 Das zweite Glied ist die Erklärung des ersten. Exodus Ex 2 22 29 Decimas tuas et primitias tuas non tardabis reddere, primogenitum filiorum tuorum dabis mihi. Deine Zehnten und deine Erstlinge sollst du ohne Zögern geben,¹⁷ den Erstgebornen deiner Söhne sollst du mir weihen. [Ex 13,2.12, Ex 34,19, Ez 44,30] Exodus Ex 2 22 29 17 Trockene und flüssige Erträgnisse, unter denen auch die Erstlinge sind. Vergl. [Ex 13,2.12]. Exodus Ex 2 22 3 Quod si orto sole hoc fecerit, homicidium perpetravit, et ipse morietur. Si non habuerit quod pro furto reddat, ipse venumdabitur. Hat er dies aber nach Sonnenaufgang getan,² so hat er einen Mord begangen und soll gleichfalls sterben.³ Hat der Dieb nicht, was er für den Diebstahl erstatten könnte,⁴ so soll er selbst verkauft werden. Exodus Ex 2 22 3 2 Ein Dieb ist bei Tage leichter von einem Mörder zu unterscheiden und zu verscheuchen. Exodus Ex 2 22 3 3 Besser: wird er gestraft werden. Exodus Ex 2 22 3 4 Was V. 1 gesagt ist. Exodus Ex 2 22 30 De bobus quoque, et ovibus similiter facies: septem diebus sit cum matre sua, die octava reddes illum mihi. Ähnlich sollst du auch mit deinen Rindern und Schafen tun; sieben Tage möge das Erstgeborne bei der Mutter sein, am achten Tage¹⁸ sollst du es mir darbringen. Exodus Ex 2 22 30 18 Oder später. [Lev 22,27] Exodus Ex 2 22 31 Viri sancti eritis mihi: carnem, quæ a bestiis fuerit prægustata, non comedetis, sed projicietis canibus. Ihr sollt mir geheiligte Männer sein; das Fleisch, von dem die Tiere gefressen haben, sollt ihr nicht genießen, sondern es den Hunden vorwerfen.¹⁹ Exodus Ex 2 22 31 19 Vergl. [Ex 19,6]. Die von den Hebräern geforderte Heiligkeit besteht in der Beobachtung der vorhergehenden und folgenden moralischen Vorschriften, doch vorzugsweise der äußere Übungen auferlegenden. Exodus Ex 2 22 4 Si inventum fuerit apud eum quod furatus est, vivens, sive bos, sive asinus, sive ovis: duplum restituet. Findet man bei ihm das Gestohlene noch lebend, es sei ein Rind, oder ein Esel, oder ein Schaf, so soll er das Doppelte als Ersatz geben. Exodus Ex 2 22 5 Si læserit quispiam agrum vel vineam, et dimiserit jumentum suum ut depascatur aliena: quidquid optimum habuerit in agro suo, vel in vinea, pro damni æstimatione restituet. Wenn jemand einen Acker oder Weinberg beschädigt, oder sein Vieh frei laufen lässt, dass es auf fremder Trift weidet, so soll er das Beste, was er auf seinem Acker oder in seinem Weinberge hat, nach Abschätzung des Schadens als Ersatz geben. Exodus Ex 2 22 6 Si egressus ignis invenerit spinas, et comprehenderit acervos frugum, sive stantes segetes in agris, reddet damnum qui ignem succenderit. Wenn Feuer auskommt und Dornen⁵ ergreift, dann aber auch das aufgeschichtete Getreide, oder das auf dem Halm stehende Korn auf dem Felde verzehrt, so soll der, welcher das Feuer angezündet hat, den Schaden ersetzen. Exodus Ex 2 22 6 5 Eine Hecke von Dornen. Es handelt sich um Brandstiftung durch Unvorsichtigkeit. Exodus Ex 2 22 7 Si quis commendaverit amico pecuniam, aut vas in custodiam, et ab eo, qui susceperat, furto ablata fuerint: si invenitur fur, duplum reddet: Wenn jemand seinem Freunde Geld oder Geräte zur Verwahrung gibt und es wird dem, der es empfangen hatte, gestohlen, so soll der Dieb, wenn er gefunden wird, den doppelten Betrag erstatten.⁶ Exodus Ex 2 22 7 6 Dem, der das Geld in Verwahrung gegeben. Ausnahme V. 1. Exodus Ex 2 22 8 Si latet fur, dominus domus applicabitur ad deos, et jurabit quod non extenderit manum in rem proximi sui, Wenn aber der Dieb unbekannt bleibt, soll der Herr des Hauses vor die Richter am Heiligtum gebracht werden und beschwören,⁷ dass er seine Hand nicht nach seines Nächsten Gut ausgestreckt hat, Exodus Ex 2 22 8 7 Die Vulg. hat nach der Sept. hier den Schwur aus V. 11 [Hebr 10] beigefügt. Exodus Ex 2 22 9 Ad perpetrandam fraudem, tam in bove, quam in asino, et ove ac vestimento, et quidquid damnum inferre potest: ad deos utriusque causa perveniet: et si illi judicaverint, duplum restituet proximo suo. um einen Betrug zu begehen, es sei an Rind, oder Esel, oder Schaf, oder Kleidung, oder an sonst etwas, worin jenem ein Schaden zugefügt werden kann; beider Streitsache soll vor die Richter kommen; und wenn diese ihn schuldig finden, so soll er seinem Nächsten das Doppelte erstatten. Exodus Ex 2 0 1 bb. Zusatzgesetz über die Gerechtigkeit im Gerichte (V. 1 9): 1.) Mahnung für die Zeugen. (V. 3) 2) Mahnung für die Streitenden. (V. 5) 3) Mahnung für den Richter. (V. 8) 4) Mahnung für alle bezüglich der Ankömmlinge. (V. 9) cc. Zusatzgesetz über die Sabbatsruhe. (V. 12) c. Dritte Reihe von sechs Gesetzen (V. 13 19): 1) Zusatzgesetz gegen den Gebrauch des Namens fremder Götter. (V. 13) 2) Zusatzgesetz über drei größere Feste. (V. 17) 3) Zusatzgesetz über die Fernhaltung von Gesäuertem vom Opfer. (V. 18a) 4) Zusatzgesetz über das Verfahren der Opfer am Tage der Darbringung. (V. 8b) 5) Zusatzgesetz über die Darbringung der ersten Früchte. (V. 19a) 6) Zusatzgesetz: Verbot, die Böckchen im Fette der Mutter zu kochen. (V. 19b) C. Epilog der Zusatzgesetze. (V. 20 33) Exodus Ex 2 23 1 Non suscipies vocem mendacii: nec junges manum tuam ut pro impio dicas falsum testimonium. Du sollst keine Lügenreden annehmen, noch deine Hand bieten, um für den Gottlosen falsches Zeugnis abzulegen.¹ Exodus Ex 2 23 1 1 V. 1 8 sind nicht Gesetze, wie 21,7 22,17, sondern gleichsam von alten Weisen überlieferte Sprüche. V. 1 -3 ist für Streitende, V. 6 8 für Richter bestimmt, V. 9 bestimmt den Schutz der Ankömmlinge. Exodus Ex 2 23 10 Sex annis seminabis terram tuam, et congregabis fruges ejus. Sechs Jahre sollst du dein Land besäen und seinen Ertrag einsammeln.⁹ Exodus Ex 2 23 10 9 Ob Moses dieses Gesetz mit den Worten der Vorfahren widergibt, steht nicht fest. Immerhin scheint die Erwähnung der Äcker darauf hinzuweisen. Exodus Ex 2 23 11 Anno autem septimo dimittes eam, et requiescere facies, ut comedant pauperes populi tui: et quidquid reliquum fuerit, edant bestiæ agri: ita facies in vinea, et in oliveto tuo. Im siebenten Jahre aber sollst du es unbenützt liegen und ruhen lassen, damit¹⁰ die Armen deines Volkes darauf ihre Nahrung finden; und alles, was noch übrig sein wird, mögen die Tiere des Feldes verzehren; ebenso sollst du mit deinem Weinberge und mit deinem Ölgarten tun. [Lev 25,4] Exodus Ex 2 23 11 10 Hebr.: Und. Vergl. [Lev 25,3ff]. Exodus Ex 2 23 12 Sex diebus operaberis: septimo die cessabis, ut requiescat bos et asinus tuus: et refrigeretur filius ancillæ tuæ, et advena. Sechs Tage sollst du arbeiten; am siebenten Tage sollst du ruhen, damit dein Rind und dein Esel ausruhe, und der Sohn deiner Magd und der Fremdling sich erhole. Exodus Ex 2 23 13 Omnia quæ dixi vobis, custodite. Et per nomen externorum deorum non jurabitis, neque audietur ex ore vestro. Haltet alles, was ich euch gesagt habe. Bei dem Namen fremder Götter sollt ihr nicht schwören,¹¹ ja er soll nicht einmal aus eurem Munde gehört werden. Exodus Ex 2 23 13 11 Hebr.: Ihr werdet nicht in das Gedächtnis rufen. Exodus Ex 2 23 14 Tribus vicibus per singulos annos mihi festa celebrabitis. Dreimal im Jahre sollt ihr mir Feste feiern.¹² Exodus Ex 2 23 14 12 Ostern, Pfingsten, Laubhüttenfest. Exodus Ex 2 23 15 Solemnitatem azymorum custodies. Septem diebus comedes azyma, sicut præcepi tibi, tempore mensis novorum, quando egressus es de gypto: non apparebis in conspectu meo vacuus. Das Fest der ungesäuerten Brote sollst du halten. Sieben Tage sollst du ungesäuertes Brot essen, wie ich dir geboten habe, zur Zeit des Monats der neuen Früchte,¹³ da du in ihm aus Ägypten gezogen bist; vor meinem Angesichte sollst du nicht mit leeren Händen erscheinen.¹⁴ [Ex 13,3.4, Ex 34,22, Dtn 16,16, Sir 35,6] Exodus Ex 2 23 15 13 Vielmehr der Monat Abib. Exodus Ex 2 23 15 14 Herrschern durfte man nicht ohne Geschenke nahen. Exodus Ex 2 23 16 Et solemnitatem messis primitivorum operis tui, quæcumque seminaveris in agro: solemnitatem quoque in exitu anni, quando congregaveris omnes fruges tuas de agro. Dann das Erntefest der Erstlinge deiner Arbeit¹⁵ von allem, was du auf deinem Acker ausgesät; endlich das Fest am Ende des Jahres,¹⁶ wenn du alle deine Früchte von dem Felde eingesammelt hast. Exodus Ex 2 23 16 15 Pfingsten [Lev 23, Dtn 16] Exodus Ex 2 23 16 16 Des bürgerliche Jahres. Am 15. Tage des 7. Monats (September, Oktober) Laubhüttenfest. Exodus Ex 2 23 17 Ter in anno apparebit omne masculinum tuum coram Domino Deo tuo. Dreimal im Jahre soll jeder Mann aus deiner Mitte vor dem Herrn, deinem Gott, erscheinen.¹⁷ [Ex 34,23, Dtn 16,16] Exodus Ex 2 23 17 17 Die drei Feste werden nur kurz erwähnt, zwei davon ohne Angabe der Zeit und Weise. Exodus Ex 2 23 18 Non immolabis super fermento sanguinem victimæ meæ, nec remanebit adeps solemnitatis meæ usque mane. Du sollst das Blut meines Opfers¹⁸ nicht mit gesäuerten Broten opfern; auch soll das Fett meines Festopfers nicht bis zum Morgen aufbewahrt werden. [Ex 34,25] Exodus Ex 2 23 18 18 Das Osterlamm. Exodus Ex 2 23 19 Primitias frugum terræ tuæ deferes in domum Domini Dei tui. Non coques hdum in lacte matris suæ. Die Erstlinge der Früchte deines Bodens sollst du in das Haus des Herrn, deines Gottes,¹⁹ bringen. Ein Böckchen sollst du nicht in der Milch seiner Mutter kochen.²⁰ [Ex 34,26, Dtn 14,21] Exodus Ex 2 23 19 19 An dem Ort, wo ehemals der Altar, später die Stiftshütte war. Der Ort, wo Gott seine Gegenwart kundtut, heißt Haus Gottes. [Gen 28,17] Wiederholung des [Gen 28, Gen 29]verkündeten Gesetzes. Exodus Ex 2 23 19 20 Statt Milch ist vielleicht Fett zu lesen. Das Böckchen wird besonders erwähnt, weil die Hebräer solche Gästen vorzusetzen pflegten. [Gen 27,9] Exodus Ex 2 23 2 Non sequeris turbam ad faciendum malum: nec in judicio plurimorum acquiesces sententiæ, ut a vero devies. Du sollst dem großen Haufen nicht folgen, um Böses zu tun,² noch im Gerichte dem Urteile der Meisten beistimmen, so dass du von der Wahrheit abweichst. Exodus Ex 2 23 2 2 Durch falsches Zeugnis. Exodus Ex 2 23 20 Ecce ego mittam Angelum meum, qui præcedat te, et custodiat in via, et introducat in locum quem paravi. Siehe, ich werde meinen Engel²¹ senden, dass er vor dir herziehe, und dich bewahre auf dem Wege, und dich an die Stätte führe, welche ich bereitet habe. Exodus Ex 2 23 20 21 Der Engel, welcher aus der Wolkensäule zu Moses redete, der die Stelle Gottes vertritt. Exodus Ex 2 23 21 Observa eum, et audi vocem ejus, nec contemnendum putes: quia non dimittet cum peccaveris, et est nomen meum in illo. Habe Acht auf ihn, und höre seine Stimme, und glaube nicht, ihn verachten²² zu dürfen; denn wenn du sündigst, wird er es nicht ungeahndet lassen, und mein Name ist in ihm. Exodus Ex 2 23 21 22 Hebr.: ihm zu widerstehen. Exodus Ex 2 23 22 Quod si audieris vocem ejus, et feceris omnia quæ loquor, inimicus ero inimicis tuis, et affligam affligentes te. Wenn du aber auf seine Stimme hörst und alles tust, was ich sage, so werde ich der Feind deiner Feinde sein, und die bedrängen, welche dich bedrängen. [Dtn 7,11] Exodus Ex 2 23 23 Præcedetque te Angelus meus, et introducet te ad Amorrhæum, et Hethæum, et Pherezæum, Chananæumque, et Hevæum, et Jebusæum, quos ego conteram. Und mein Engel wird vor dir hergehen und dich zu den Amorrhitern, Hethitern, Pherezitern, Chananitern, Hevitern und Jebusitern führen, die ich vernichten will. [Ex 33,2, Jos 24,11] Exodus Ex 2 23 24 Non adorabis deos eorum, nec coles eos: non facies opera eorum, sed destrues eos, et confringes statuas eorum. Du sollst ihre Götter nicht anbeten, noch ihnen dienen; du sollst ihre Werke²³ nicht tun, sondern sie vernichten und ihre Bildsäulen zertrümmern. [Dtn 7,25] Exodus Ex 2 23 24 23 Auch die Werke der Ausschweifung. Exodus Ex 2 23 25 Servietisque Domino Deo vestro, ut benedicam panibus tuis et aquis, et auferam infirmitatem de medio tui. Ihr sollt vielmehr dem Herrn, eurem Gott, dienen, dass ich dein Brot und dein Wasser segne und Krankheiten²⁴ aus deiner Mitte entferne. Exodus Ex 2 23 25 24 Allgemeine Krankheiten, Pest usw. Exodus Ex 2 23 26 Non erit infcunda, nec sterilis in terra tua: numerum dierum tuorum implebo. Kein Weib wird in deinem Lande kinderlos²⁵ oder unfruchtbar sein, und mit frühzeitigem Tode werde ich dich nicht heimsuchen. Exodus Ex 2 23 26 25 Hebr.: Beraubt, ihre Söhne überlebend. Exodus Ex 2 23 27 Terrorem meum mittam in præcursum tuum, et occidam omnem populum, ad quem ingredieris: cunctorumque inimicorum tuorum coram te terga vertam: Meinen Schrecken werde ich vor dir hersenden und jedes Volk töten,²⁶ zu dem du kommen wirst; und alle deine Feinde werde ich vor dir in die Flucht treiben; Exodus Ex 2 23 27 26 Richtiger: In Verwirrung bringen. Exodus Ex 2 23 28 Emittens crabrones prius, qui fugabunt Hevæum, et Chananæum, et Hethæum, antequam introeas. indem ich Hornissen vor dir²⁷ aussende, dass sie die Heviter, die Chananiter und die Hethiter vertreiben, bevor du einziehst. [Dtn 7,20] Exodus Ex 2 23 28 27 Vor deinem Angesichte. Exodus Ex 2 23 29 Non ejiciam eos a facie tua anno uno: ne terra in solitudinem redigatur, et crescant contra te bestiæ. Nicht in einem Jahre werde ich sie vor dir vertreiben, damit das Land nicht zur Wüste werde und die wilden Tiere nicht dir zum Schaden überhandnehmen; Exodus Ex 2 23 3 Pauperis quoque non misereberis in judicio. Auch sollst du den Armen nicht im Gerichte begünstigen.³ Exodus Ex 2 23 3 3 Nur die Gerechtigkeit ist zu berücksichtigen. Dem widerstreitet deshalb [Sir 4,10] nicht. Exodus Ex 2 23 30 Paulatim expellam eos de conspectu tuo, donec augearis, et possideas terram. allmählich werde ich sie vor dir vertreiben, bis du zahlreich geworden bist und das Land in Besitz genommen hast. Exodus Ex 2 23 31 Ponam autem terminos tuos a Mari rubro usque ad mare Palæstinorum, et a deserto usque ad fluvium: tradam in manibus vestris habitatores terræ, et ejiciam eos de conspectu vestro. Dein Gebiet aber will ich reichen lassen vom roten Meere bis zum Meere der Palästiner,²⁸ und von der Wüste bis zum Strome;²⁹ die Einwohner des Landes will ich in eure Hände geben und sie³⁰ vor euch vertreiben. Exodus Ex 2 23 31 28 Das Mittelmeer. Exodus Ex 2 23 31 29 Von der Wüste am roten Meere bis zum Euphrat. Exodus Ex 2 23 31 30 Hebr.: Du wirst vor deinem Angesichte vertreiben. Exodus Ex 2 23 32 Non inibis cum eis fdus, nec cum diis eorum. Weder mit ihnen, noch mit ihren Göttern sollst du ein Bündnis schließen. [Ex 34,15, Dtn 7,2] Exodus Ex 2 23 33 Non habitent in terra tua, ne forte peccare te faciant in me, si servieris diis eorum: quod tibi certe erit in scandalum. Sie sollen nicht in deinem Lande wohnen bleiben, damit sie dich nicht zur Sünde wider mich verführen, wenn du ihren Göttern dienst;³¹ denn das wird dir sicher zum Fallstricke werden. Exodus Ex 2 23 33 31 In der Zwischenzeit, ehe die Israeliten das ganze Land in Besitz nahmen. Exodus Ex 2 23 4 Si occurreris bovi inimici tui, aut asino erranti, reduc ad eum. Wenn du einen deinem Feinde⁴ gehörigen Ochsen oder Esel herumirrend findest, so bringe ihm denselben wieder zurück. [Dtn 22,1] Exodus Ex 2 23 4 4 Gegner vor Gericht. Der gleiche Dienst ist jedem Hebräer zu leisten. [Dtn 22,1] Exodus Ex 2 23 5 Si videris asinum odientis te jacere sub onere, non pertransibis, sed sublevabis cum eo. Wenn du den Esel dessen, der dich hasst, unter seiner Last erliegen siehst, so sollst du nicht vorübergehen, sondern ihm beistehen, den Esel aufzuhelfen.⁵ Exodus Ex 2 23 5 5 Vergl. [Dtn 22,4]. Exodus Ex 2 23 6 Non declinabis in judicium pauperis. Du sollst das Recht des Armen in seiner Sache nicht beugen.⁶ Exodus Ex 2 23 6 6 Durch ungerechtes Urteil oder ungerechte Gunst. Exodus Ex 2 23 7 Mendacium fugies. Insontem et justum non occides: quia aversor impium. Die Lüge sollst du fliehen. Den Unschuldigen und den, der Recht hat, sollst du nicht töten;⁷ denn ich verabscheue den Gottlosen. [Dan 13,53] Exodus Ex 2 23 7 7 Gerichtlich. Exodus Ex 2 23 8 Nec accipies munera, quæ etiam excæcant prudentes, et subvertunt verba justorum. Du sollst nicht Geschenke annehmen, denn sie verblenden auch die Weisen und verkehren die Worte der Gerechten. [Dtn 16,19, Sir 20,32] Exodus Ex 2 23 9 Peregrino molestus non eris: scitis enim advenarum animas: quia et ipsi peregrini fuistis in terra gypti. Einem Fremdlinge sollst du nicht lästig sein; denn ihr wisst ja, wie es den Fremdlingen um's Herz ist,⁸ da ihr selbst Fremdlinge im Lande Ägypten gewesen seid. [Gen 46,6] Exodus Ex 2 23 9 8 Wie leicht sie nachgesetzt und betrübt werden. Exodus Ex 2 0 1 III. Abschnitt: Einsetzung neuer Opfer. (Exodus 24 40) 1. Ereignisse vor der göttlichen Ansprache. (Kap. 24) a. Die Ältesten steigen mit Moses auf den Berg. (V. 11) b. Moses allein naht Gott. Exodus Ex 2 24 1 Moysi quoque dixit: Ascende ad Dominum tu, et Aaron, Nadab, et Abiu, et septuaginta senes ex Israel, et adorabitis procul. Und weiter sprach er zu Moses: Steige hinauf zu dem Herrn, du und Aaron, Nadab und Abiu, und siebzig von den Ältesten Israels,¹ und betet ihn von ferne an. Exodus Ex 2 24 1 1 Vielleicht je einer aus den 70 Familien. [Gen 46] Vergl. [Ex 18,21]. Exodus Ex 2 24 10 Et viderunt Deum Israel: et sub pedibus ejus quasi opus lapidis sapphirini et quasi clum, cum serenum est. Und sie schauten den Gott Israels;⁷ unter seinen Füßen war es wie ein Werk⁸ aus Saphirstein und wie der Himmel, wenn er klar ist. Exodus Ex 2 24 10 7 Von ferne. Exodus Ex 2 24 10 8 Besser ein festes Fundament aus Saphir und wie der Himmel an Klarheit. Gott erschien in menschlicher Gestalt auf dem Throne sitzend. Ob die Ältesten den Thron und die Person vor dem Glanze nicht sehen konnten, oder ob aus Ehrfurcht Thron und Person nicht beschrieben werden, ist nicht klar. Exodus Ex 2 24 11 Nec super eos qui procul recesserant de filiis Israel, misit manum suam, videruntque Deum, et comederunt, ac biberunt. Auch auf jene von den Söhnen Israels, welche weiter entfernt waren, legte er seine Hand nicht,⁹ und sie schauten Gott, und aßen und tranken.¹⁰ Exodus Ex 2 24 11 9 Er strafte sie nicht für den Ungehorsam. [Ex 19] Exodus Ex 2 24 11 10 Durch ein Opfermahl das Friedopfer (V. 5) abschließend. Exodus Ex 2 24 12 Dixit autem Dominus ad Moysen: Ascende ad me in montem, et esto ibi: daboque tibi tabulas lapideas, et legem ac mandata quæ scripsi: ut doceas eos. Der Herr aber sprach zu Moses: Steige zu mir auf den Berg und bleibe daselbst;¹¹ ich will dir steinerne Tafeln geben, und das Gesetz, und die Gebote,¹² welche ich aufgeschrieben habe, damit du sie lehrest.¹³ Exodus Ex 2 24 12 11 Längere Zeit. Das Gebot ist das gleiche, wie V. 2, weil das V. 1, V. 2 Anbefohlene noch nicht voll ausgeführt ist. Exodus Ex 2 24 12 12 Die zehn Gebote. Was Kap. 20 23 enthalten, sind weitere Erklärungen einzelner Gesetze. Exodus Ex 2 24 12 13 Hebr.: Sie zu lehren. Nicht Moses allein soll lehren, sondern alle Israeliten sollen ihre Söhne und Enkel lehren. [Dtn 4,9] Exodus Ex 2 24 13 Surrexerunt Moyses et Josue minister ejus: ascendensque Moyses in montem Dei, Da machte sich Moses und Josue,¹⁴ sein Diener, auf; und indem Moses auf den Berg Gottes stieg, Exodus Ex 2 24 13 14 Josue war Anführer. In seiner Abwesenheit entsteht der Aufstand. Exodus Ex 2 24 14 Senioribus ait: Exspectate hic donec revertamur ad vos. Habetis Aaron et Hur vobiscum: si quid natum fuerit quæstionis, referetis ad eos. sprach er zu den Ältesten: Wartet hier,¹⁵ bis wir zu euch zurückkommen. Ihr habt Aaron und Hur bei euch; wenn eine Streitfrage entsteht, so bringet sie vor diese.¹⁶ Exodus Ex 2 24 14 15 Das Lager, in das er V. 11 zur Opfermahlzeit herabgestiegen war. Exodus Ex 2 24 14 16 Größere Streitfragen waren [Ex 18,22] Moses vorbehalten, seine Stelle soll Aaron jetzt vertreten. Exodus Ex 2 24 15 Cumque ascendisset Moyses, operuit nubes montem. Als nun Moses hinaufgestiegen war, bedeckte eine Wolke den Berg. Exodus Ex 2 24 16 Et habitavit gloria Domini super Sinai, tegens illum nube sex diebus: septimo autem die vocavit eum de medio caliginis. Und die Herrlichkeit¹⁷ des Herrn ließ sich auf dem Sinai nieder¹⁸ und bedeckte ihn mit der Wolke sechs Tage; aber am siebenten Tage¹⁹ rief er ihn aus der Mitte der Finsternis. Exodus Ex 2 24 16 17 Dunkel und Feuer. Exodus Ex 2 24 16 18 Zeigte sich sichtbar. Exodus Ex 2 24 16 19 Sechs Tage musste Moses sich vorbereiten. Exodus Ex 2 24 17 Erat autem species gloriæ Domini, quasi ignis ardens super verticem montis in conspectu filiorum Israel. Die Erscheinung der Herrlichkeit des Herrn aber war vor den Augen der Söhne Israels wie ein brennendes²⁰ Feuer auf dem Gipfel des Berges. Exodus Ex 2 24 17 20 Hebr.: Verzehrendes. Exodus Ex 2 24 18 Ingressusque Moyses medium nebulæ, ascendet in montem: et fuit ibi quadraginta diebus, et quadraginta noctibus. Und Moses trat mitten in das Gewölk und stieg auf den Berg;²¹ und er blieb daselbst vierzig Tage und vierzig Nächte.²² [Dtn 9,9] Exodus Ex 2 24 18 21 Höher. Exodus Ex 2 24 18 22 Fastend. [Dtn 9,9] Exodus Ex 2 24 2 Solusque Moyses ascendet ad Dominum, et illi non appropinquabunt: nec populus ascendet cum eo. Moses soll allein zu dem Herrn hinaufsteigen,² jene aber sollen nicht nahe kommen; und auch das Volk steige nicht mit ihm hinauf. Exodus Ex 2 24 2 2 Richtiger: Wird nahen. Das Volk darf nicht aufsteigen, sondern nur die 70 Ältesten, Aaron und seine Söhne, die zukünftigen Priester, doch nur Moses darf Gott nahen. Exodus Ex 2 24 3 Venit ergo Moyses et narravit plebi omnia verba Domini, atque judicia: responditque omnis populus una voce: Omnia verba Domini, quæ locutus est, faciemus. Da ging Moses hin und trug dem Volke alle Worte des Herrn und seine Gesetze vor; und das ganze Volk antwortete mit einer Stimme: Alle Worte, die der Herr gesprochen, wollen wir ausführen. Exodus Ex 2 24 4 Scripsit autem Moyses universos sermones Domini: et mane consurgens ædificavit altare ad radices montis, et duodecim titulos per duodecim tribus Israel. Moses aber schrieb alle Worte des Herrn auf,³ und machte sich am Morgen auf, und errichtete am Fuße des Berges einen Altar und zwölf Denksteine nach den zwölf Stämmen Israels. Exodus Ex 2 24 4 3 Die Kap. 20 23 enthalten Vorschriften Gottes. V. 4 zeigt, dass der Pentateuch von Moses nicht zu einer Zeit verfasst, sondern nach und nach niedergeschrieben ist. Exodus Ex 2 24 5 Misitque juvenes de filiis Israel, et obtulerunt holocausta, immolaveruntque victimas pacificas Domino, vitulos. Alsdann sandte er junge Männer aus den Söhnen Israels,⁴ und sie brachten Brandopfer dar und opferten dem Herrn junge Rinder als Friedopfer. Exodus Ex 2 24 5 4 Also aus allen Stämmen. Exodus Ex 2 24 6 Tulit itaque Moyses dimidiam partem sanguinis, et misit in crateras: partem autem residuam fudit super altare. Da nahm Moses eine Hälfte des Blutes und tat es in Opferschalen; den andern Teil aber goss er auf den Altar.⁵ Exodus Ex 2 24 6 5 Der Altar vertrat Gottes Stelle. Die Opfernden nahmen an dem Opfermahle Teil [Gen 31,54, 1Sam 11,15] und wurden mit dem Blute des Opfers besprengt. Dies Blut war ein Vorbild des Blutes Christi. Exodus Ex 2 24 7 Assumensque volumen fderis, legit audiente populo: qui dixerunt: Omnia quæ locutus est Dominus, faciemus, et erimus obedientes. Und er nahm das Buch des Bundes und las es vor dem zuhörenden Volke; und sie sprachen: Alles, was der Herr befohlen hat, wollen wir tun und gehorsam sein. Exodus Ex 2 24 8 Ille vero sumptum sanguinem respersit in populum, et ait: Hic est sanguis fderis quod pepigit Dominus vobiscum super cunctis sermonibus his. Er aber nahm das Blut, und besprengte das Volk damit und sprach: Dies ist das Blut des Bundes, den der Herr mit euch geschlossen hat, auf Grund aller dieser Aussprüche. [Hebr 9,19] Exodus Ex 2 24 9 Ascenderuntque Moyses et Aaron, Nadab et Abiu, et septuaginta de senioribus Israel: Dann stiegen Moses und Aaron, Nadab und Abiu, und siebzig von den Ältesten Israels hinauf.⁶ Exodus Ex 2 24 9 6 Nach Abschluss des Bündnisses will Gott dem Moses die Tafeln der zehn Gebote überliefern, welche die Erinnerung an dasselbe erhalten sollen. Exodus Ex 2 0 1 2. Vorschrift Gottes über neue Opfer. (Kap. 25 Kap. 31) 1) Größere Anreden: Der Tabernakel und dessen Kult (Kap. 25,1 Kap. 30,10): a. Kostbare Geschenke sollen zusammengetragen werden. (V. 7) b. Der Bau des Heiligtums (Kap. 25,8 Kap. 27,19): aa. Die heiligen Gegenstände (V. 8 40): die Bundeslade (V. 22), der Tisch der Schaubrote (V. 30), der Leuchter (V. 39) Exodus Ex 2 25 1 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Exodus Ex 2 25 10 Arcam de lignis setim compingite, cujus longitudo habeat duos et semis cubitos: latitudo, cubitum et dimidium: altitudo, cubitum similiter ac semissem. Füget eine Lade von Akazienholz zusammen, zwei und eine halbe Elle sei ihre Länge, die Breite eine und eine halbe Elle,⁹ die Höhe auch eine und eine halbe Elle. Exodus Ex 2 25 10 9 2 Ellen = 1,31 Meter, 1 = 0,78 Meter. Das Verhältnis also war wie 5:3:3. Exodus Ex 2 25 11 Et deaurabis eam auro mundissimo intus et foris: faciesque supra coronam auream per circuitum: Und überziehe sie mit ganz reinem Golde von innen und außen; und bringe auf ihr einen ringsum laufenden goldenen Kranz an,¹⁰ Exodus Ex 2 25 11 10 Der Rand umgab wohl den Sühnort. Exodus Ex 2 25 12 Et quatuor circulos aureos, quos pones per quatuor arcæ angulos: duo circuli sint in latere uno, et duo in altero. und befestige vier goldene Ringe an den vier Ecken der Lade; zwei Ringe sollen an einer Seite, und zwei an der andern sein. Exodus Ex 2 25 13 Facies quoque vectes de lignis setim, et operies eos auro. Auch mache Stangen von Akazienholz und überziehe sie mit Gold. Exodus Ex 2 25 14 Inducesque per circulos qui sunt in arcæ lateribus, ut portetur in eis: Diese stecke durch die Ringe, die an den Seiten der Lade sind, damit sie daran getragen werden kann. Exodus Ex 2 25 15 Qui semper erunt in circulis, nec unquam extrahentur ab eis. Sie sollen immer in den Ringen bleiben und nie herausgezogen werden. Exodus Ex 2 25 16 Ponesque in arca testificationem quam dabo tibi. Und in die Lade lege das Zeugnis,¹¹ das ich dir geben werde. Exodus Ex 2 25 16 11 Die Tafeln der Gebote. Exodus Ex 2 25 17 Facies et propitiatorium de auro mundissimo: duos cubitos et dimidium tenebit longitudo ejus et cubitum ac semissem latitudo. Und mache einen Gnadenthron¹² von ganz reinem Golde; zwei und eine halbe Elle sei seine Länge, und eine und eine halbe Elle seine Breite. Exodus Ex 2 25 17 12 Das hebr. Wort kommt von bedecken her, bedeutet also etwa Deckel. Exodus Ex 2 25 18 Duos quoque Cherubim aureos et productiles facies, ex utraque parte oraculi. Mache auch zwei goldene Cherubim¹³ in getriebener Arbeit, zu beiden Enden des Spruchortes. Exodus Ex 2 25 18 13 Cherube kannten die Israeliten schon aus Ägypten. Exodus Ex 2 25 19 Cherub unus sit in latere uno, et alter in altero. Der eine Cherub sei auf der einen Seite, und der zweite auf der andern Seite. Exodus Ex 2 25 2 Loquere filiis Israel, ut tollant mihi primitias: ab omni homine qui offeret ultroneus, accipietis eas. Befiehl den Söhnen Israels, dass sie mir die Erstlinge¹ darbringen; von jedem, der sie freiwillig gibt, sollt ihr sie nehmen. [Ex 35,5] Exodus Ex 2 25 2 1 Besser: Geschenke. Exodus Ex 2 25 20 Utrumque latus propitiatorii tegant expandentes alas, et operientes oraculum, respiciantque se mutuo versis vultibus in propitiatorium quo operienda est arca, Sie sollen die beiden Seiten des Gnadenthrons decken, ihre Flügel ausbreitend und den Thron überschattend, und sollen einander zugewendet sein, das Angesicht gegen den Gnadenthron gekehrt, mit welchem die Lade bedeckt werden soll. Exodus Ex 2 25 21 In qua pones testimonium quod dabo tibi. In dieselbe aber sollst du das Zeugnis legen, das ich dir geben werde. Exodus Ex 2 25 22 Inde præcipiam, et loquar ad te supra propitiatorium, ac de medio duorum Cherubim, qui erunt super arcam testimonii, cuncta quæ mandabo per te filiis Israel. Von dort aus werde ich dir meine Weisungen geben¹⁴ und werde zu dir von dem Gnadenthron herab aus der Mitte der beiden Cherubim, die auf der Lade des Zeugnisses sein werden, alles reden, was ich durch dich den Söhnen Israels gebieten werde. Exodus Ex 2 25 22 14 Hebr.: Ich werde mit dir zusammenkommen. Exodus Ex 2 25 23 Facies et mensam de lignis setim, habentem duos cubitos longitudinis, et in latitudine cubitum, et in altitudine cubitum ac semissem. Mache auch einen Tisch¹⁵ von Akazienholz, der zwei Ellen in der Länge, eine Elle in der Breite, und eine und eine halbe Elle in der Höhe hat, Exodus Ex 2 25 23 15 Solche Tische waren auch anderen Völkern bekannt. Exodus Ex 2 25 24 Et inaurabis eam auro purissimo: faciesque illi labium aureum per circuitum, und überziehe ihn mit ganz reinem Golde; und bringe daran einen goldenen Rand ringsum an, Exodus Ex 2 25 25 Et ipsi labio coronam interrasilem altam quatuor digitis: et super illam, alteram coronam aureolam. und an dem Rande¹⁶ einen durchbrochenen Kranz, vier Finger hoch, und über demselben ein zweites goldenes Kränzchen. Exodus Ex 2 25 25 16 Vielleicht ist besser der Tisch zu verstehen. Exodus Ex 2 25 26 Quatuor quoque circulos aureos præparabis, et pones eos in quatuor angulis ejusdem mensæ per singulos pedes. Ferner bereite vier goldene Ringe und setze sie an die vier Ecken des Tisches, an jeden Fuß einen. Exodus Ex 2 25 27 Subter coronam erunt circuli aurei, ut mittantur vectes per eos, et possit mensa portari. Unterhalb des Kranzes sollen die goldenen Ringe sich befinden, damit man Stangen durch sie hindurchstecken und so den Tisch tragen könne. Exodus Ex 2 25 28 Ipsos quoque vectes facies de lignis setim, et circumdabis auro ad subvehendam mensam. Mache auch die Stangen von Akazienholz und überziehe sie mit Gold; damit der Tisch¹⁷ mit denselben getragen werde. Exodus Ex 2 25 28 17 Der Tisch der Schaubrote. Exodus Ex 2 25 29 Parabis et acetabula, ac phialas, thuribula, et cyathos, in quibus offerenda sunt libamina, ex auro purissimo. Und fertige Schüsseln¹⁸ und Schalen an, Rauchfässer und Becher von ganz reinem Golde, mit denen die Dankopfer dargebracht werden sollen. Exodus Ex 2 25 29 18 Schalen, Schüsseln; vergl. [Num 7,13]. Exodus Ex 2 25 3 Hæc sunt autem quæ accipere debetis: Aurum, et argentum, et æs, Dies aber sind die Dinge, die ihr nehmen sollt: Gold, und Silber, und Erz,² Exodus Ex 2 25 3 2 Die Ägypter waren berühmte Goldschmiede. Eisen wird [Gen 4,22] erwähnt. Exodus Ex 2 25 30 Et pones super mensam panes propositionis in conspectu meo semper. Und auf den Tisch lege allezeit die Schaubrote¹⁹ vor mein Angesicht. [Lev 24,5.6] Exodus Ex 2 25 30 19 Eine als bekannt genannte Sache. Exodus Ex 2 25 31 Facies et candelabrum ductile de auro mundissimo, hastile ejus, et calamos, scyphos, et sphærulas, ac lilia ex ipso procedentia. Mache auch einen Leuchter von ganz reinem Golde getrieben, seinen Schaft, seine Röhren, seine Kelche, seine Knäufe und Lilien, die aus ihm vorspringen. Exodus Ex 2 25 32 Sex calami egredientur de lateribus, tres ex uno latere, et tres ex altero. Sechs Röhren sollen von den Seiten ausgehen, drei aus einer Seite, und drei aus der andern. Exodus Ex 2 25 33 Tres scyphi quasi in nucis modum per calamos singulos, sphærulaque simul, et lilium: et tres similiter scyphi instar nucis in calamo altero, sphærulaque simul et lilium: hoc erit opus sex calamorum, qui producendi sunt de hastili: Drei nussförmige²⁰ Kelche seien an jedem Rohre, zugleich mit einem kleinen Knaufe und einer Lilie; und ebenso drei nussförmige Kelche an dem andern Rohre, wie auch Knauf und Lilie; und so soll die Arbeit an den sechs Röhren sein, welche aus dem Schafte nach außen geführt werden. Exodus Ex 2 25 33 20 Richtiger: Mandelblütenförmige. Exodus Ex 2 25 34 In ipso autem candelabro erunt quatuor scyphi in nucis modum, sphærulæque per singulos, et lilia. Am Leuchter selbst aber sollen vier nussförmige Kelche sein, jeder mit Knauf und Lilie. Exodus Ex 2 25 35 Sphærulæ sub duobus calamis per tria loca, qui simul sex fiunt procedentes de hastili uno. Es sollen auch kleine Knäufe an drei Stellen kommen, je unter zwei Röhren, die zusammen sechs ausmachen und aus dem einen Schaft hervorgehen. Exodus Ex 2 25 36 Et sphærulæ igitur et calami ex ipso erunt, universa ductilia de auro purissimo. Und diese Knäufe und Röhren sollen aus einem Stücke mit ihm²¹ sein, alles aus ganz reinem Golde getrieben. Exodus Ex 2 25 36 21 Dem Leuchter. Exodus Ex 2 25 37 Facies et lucernas septem, et pones eas super candelabrum, ut luceant ex adverso. Mache auch sieben Lampen und stelle sie auf den Leuchter, so dass sie einander gegenüber²² leuchten. Exodus Ex 2 25 37 22 Die Lampen sollen dem Leuchter gegenüber sein, oder nach [Num 8,2] gegen Norden und den Tisch der Schaubrote gerichtet sein. Exodus Ex 2 25 38 Emunctoria quoque, et ubi quæ emuncta sunt exstinguantur, fiant de auro purissimo. Auch die Lichtscheren und ein Gefäß, in dem das Abgeputzte ausgelöscht wird, sollen von ganz reinem Golde verfertigt werden. Exodus Ex 2 25 39 Omne pondus candelabri cum universis vasis suis habebit talentum auri purissimi. Das ganze Gewicht des Leuchters mit allen seinen Geräten soll ein Talent von ganz reinem Golde ausmachen. Exodus Ex 2 25 4 Hyacinthum et purpuram, coccumque bis tinctum, et byssum, pilos caprarum, Blauen und roten Purpur, doppelt gefärbten Karmosin,³ Byssus,⁴ und Ziegenhaare, Exodus Ex 2 25 4 3 An sich und im Faden gefärbte Wolle. Exodus Ex 2 25 4 4 Feines, weißes Linnen. Exodus Ex 2 25 40 Inspice, et fac secundum exemplar quod tibi in monte monstratum est. Habe Acht und mache es nach dem Vorbilde, das dir auf dem Berge gezeigt ward.²³ [Hebr 9,5, Apg 7,44] Exodus Ex 2 25 40 23 Auch was hier nicht ausdrücklich genannt ist. Exodus Ex 2 25 5 Et pelles arietum rubricatas, pellesque ianthinas, et ligna setim: rot gefärbte Widderfelle, bläuliche Felle,⁵ und Akazienholz,⁶ Exodus Ex 2 25 5 5 Seehundsfelle Exodus Ex 2 25 5 6 Mimosa nilotica. Leichtes, hartes, fast unzerstörbares Holz, schwarz wie Ebenholz. Exodus Ex 2 25 6 Oleum ad luminaria concinnanda: aromata in unguentum, et thymiamata boni odoris: Öl, um die Lampen zu besorgen, Spezereien für das Salböl, wohlriechendes Rauchwerk; Exodus Ex 2 25 7 Lapides onychinos, et gemmas ad ornandum ephod, ac rationale. Onyxsteine, und andere Edelsteine, das Schulterkleid und den Brustschmuck⁷ zu verzieren. Exodus Ex 2 25 7 7 Schulterkleid und Brustschild werden hier als bereits bekannt vorausgesetzt. Die Hebräer hatten solche schon bei den Ägyptern gesehen, und die israelitischen Priester trugen sie vielleicht schon vor Moses. Exodus Ex 2 25 8 Facientque mihi sanctuarium, et habitabo in medio eorum: Sie sollen mir auch ein Heiligtum machen, und ich werde in ihrer Mitte wohnen; Exodus Ex 2 25 9 Juxta omnem similitudinem tabernaculi quod ostendam tibi, et omnium vasorum in cultum ejus: sicque facietis illud: ganz nach dem Bilde des Zeltes, das ich dir zeigen werde, und aller Gefäße zum Dienste desselben, und so sollt ihr es machen.⁸ Exodus Ex 2 25 9 8 Hebräisch: Sollt ihr es errichten. Exodus Ex 2 0 1 bb. Das Heiligtum (V. 1 30): Der Vorhang. (V. 6) Die Stiftshütte. (V. 13) Die Bedeckung der Hütte. (V. 14) Die Wände der Hütte. (V. 30) cc. Der Schmuck des Heiligtums. (Kap. 26,31 Kap. 27,8): Die Vorhänge. Exodus Ex 2 26 1 Tabernaculum vero ita facies: Decem cortinas de bysso retorta, et hyacintho, ac purpura, coccoque bis tincto, variatas opere plumario facies. Das Zelt¹ aber mache also: Fertige zehn Teppiche an von gezwirntem Byssus und von blauem und rotem Purpur und von doppelt gefärbtem Karmosin, mit Stickwerk von allerlei Art.² Exodus Ex 2 26 1 1 Die Übersetzung der Vulgata macht das Verständnis etwas schwerer. V. 1 6 handelt von dem Zelte und dessen Byssusvorhängen. V. 7 14 von der Wohnung und den dasselbe bedeckenden Fellen, sowie von den hölzernen Wänden der Wohnung. Die Vulgata setzt für Zelt auch Dach oder Decken. Was sie [Ex 25,4] Ziegenhaare nennt, bezeichnet sie V. 7 als grobhaarige Überdecken; was [Ex 26,1-6] Teppiche und Haken, heißt dann Überdecke und Häkchen. Exodus Ex 2 26 1 2 Besser wohl: Cherubim. Auf dem Byssus waren Cherubim aus blauem und rotem Purpur einzuweben. Exodus Ex 2 26 10 Facies et quinquaginta ansas in ora sagi unius, ut conjungi cum altero queat: et quinquaginta ansas in ora sagi alterius, ut cum altero copuletur. Mache auch fünfzig Schleifen an den Rändern jeder Überdecke, um sie mit einer andern verbinden zu können, und fünfzig Schleifen an den Rändern der andern Überdecke, dass sie mit einer andern verbunden werde. Exodus Ex 2 26 11 Facies et quinquaginta fibulas æneas, quibus jungantur ansæ, ut unum ex omnibus operimentum fiat. Fertige ferner fünfzig eherne Häkchen, mit denen die Schleifen verbunden werden können, so dass aus allen Überdecken eine einzige Decke⁵ wird. Exodus Ex 2 26 11 5 Zelt Exodus Ex 2 26 12 Quod autem superfuerit in sagis quæ parantur tecto, id est, unum sagum quod amplius est, ex medietate ejus operies posteriora tabernaculi. Was aber an den Überdecken, welche für das Dach bestimmt werden, übrig ist, nämlich eine Überdecke, die zuviel ist,⁶ davon lasse die Hälfte über die Rückwand des Zeltes herabhängen.⁷ Exodus Ex 2 26 12 6 Die Überdecken hatten in der Breite vier Ellen und waren elf an Zahl, weshalb ihre ganze Breite vierundvierzig Ellen ausmachte. Da nun zur Bedeckung der Teppiche nur vierzig Ellen erfordert wurden (V. 1, V. 2), so waren vier Ellen oder eine Überdecke überflüssig. Exodus Ex 2 26 12 7 Die Hälfte des Überschusses waren zwei Ellen; diese sollten am Hinterteile des Zeltes über den kostbaren Teppich hinaushängen; die andere Hälfte befand sich am Vorderteile, wo zwei Ellen zurückgeschlagen waren. (V. 9) Exodus Ex 2 26 13 Et cubitus ex una parte pendebit, et alter ex altera, qui plus est in sagorum longitudine, utrumque latus tabernaculi protegens. Und eine Elle der überschüssigen Deckenlänge hänge auf der einen Seite herab, und die andere auf der andern Seite, so dass beide Seiten des Zeltes bedeckt seien.⁸ Exodus Ex 2 26 13 8 Die Länge des Teppichs war achtundzwanzig Ellen (V. 2), die der Überdecke aber dreißig Ellen. (V. 8) Wenn nun beide Seiten des Teppichs, d. i. die beiden Hälften der Länge, durch die Überdecke bedeckt werden sollten, mussten zwei Ellen überhängen oder auf jeder Längenhälfte des Teppichs (auf jeder Seite) eine Elle. Exodus Ex 2 26 14 Facies et operimentum aliud tecto de pellibus arietum rubricatis: et super hoc rursum aliud operimentum de ianthinis pellibus. Überdies mache eine andere⁹ Bedeckung für das Dach¹⁰ von rotgefärbten Widderfellen, und über diese noch eine andere Decke von bläulichen Fellen. Exodus Ex 2 26 14 9 Ist in der Vulg. irrig beigefügt. Exodus Ex 2 26 14 10 Zelt. Exodus Ex 2 26 15 Facies et tabulas stantes tabernaculi de lignis setim, Fertige auch aufrecht stehende Bretter von Akazienholz zu dem Zelte, Exodus Ex 2 26 16 Quæ singulæ denos cubitos in longitudine habeant, et in latitudine singulos ac semissem. von denen jedes zehn Ellen in der Länge und ein und eine halbe Elle in der Breite habe. Exodus Ex 2 26 17 In lateribus tabulæ, duæ incastraturæ fient, quibus tabula alteri tabulæ connectatur: atque in hunc modum cunctæ tabulæ parabuntur. An den Seiten der Bretter sollen zwei Fügungen sein, mit denen ein Brett in das andere eingefügt werden kann; und so sollen alle Bretter gerichtet werden.¹¹ Exodus Ex 2 26 17 11 Nach diesem wären die Seiten der Bretter vermutlich so ineinander gefügt gewesen, dass die eine mit der Kante (Feder) sich in die Fuge der andern begeben hätte. Aber im Hebr. heißt dieser Vers ganz abweichend: Zwei Zapfen soll ein Brett haben, die einander gegenüberstehen, und also .; wo nicht von einer Verbindung der Seiten miteinander durch etwa Zapfen, sondern von den Zapfen am Fuße der Bretter (V. 19) die Rede ist. Exodus Ex 2 26 18 Quarum viginti erunt in latere meridiano quod vergit ad austrum. Zwanzig davon sollen auf der Südseite sein, die gegen Mittag liegt. Exodus Ex 2 26 19 Quibus quadraginta bases argenteas fundes, ut binæ bases singulis tabulis per duos angulos subjiciantur. Gieße für dieselben vierzig silberne Fußgestelle, dass zwei Fußgestelle unter jedes Brett an den beiden Ecken kommen. Exodus Ex 2 26 2 Longitudo cortinæ unius habebit viginti octo cubitos: latitudo, quatuor cubitorum erit. Unius mensuræ fient universa tentoria. Jeder Teppich habe achtundzwanzig Ellen Länge, und vier Ellen Breite. Alle Teppiche sollen ein Maß haben. Exodus Ex 2 26 20 In latere quoque secundo tabernaculi quod vergit ad aquilonem, viginti tabulæ erunt, Ebenso sollen an der andern Seite des Zeltes, die gegen Mitternacht gerichtet ist, zwanzig Bretter sein Exodus Ex 2 26 21 Quadraginta habentes bases argenteas, binæ bases singulis tabulis supponentur. mit vierzig silbernen Fußgestellen, so dass jedes Brett auf zwei Fußgestellen ruht. Exodus Ex 2 26 22 Ad occidentalem vero plagam tabernaculi facies sex tabulas, An der Westseite des Zeltes aber bringe sechs Bretter an, Exodus Ex 2 26 23 Et rursum alias duas quæ in angulis erigantur post tergum tabernaculi. und noch zwei andere sollen an den hintern¹² Ecken des Zeltes aufgestellt werden. Exodus Ex 2 26 23 12 Westlichen Exodus Ex 2 26 24 Eruntque conjunctæ a deorsum usque sursum, et una omnes compago retinebit. Duabus quoque tabulis quæ in angulis ponendæ sunt, similis junctura servabitur. Sie seien von unten bis oben ineinander gefügt und sollen alle zusammen von einer Fügung zusammengehalten werden. Auch die zwei Bretter, welche an die Ecken zu stehen kommen, sollen ebenso miteinander verbunden werden.¹³ Exodus Ex 2 26 24 13 Im Hebr. heißt dieser Vers: Sie (die Eckbretter) sollen von unten bis oben ganz gleich sein und durch einen Ring verbunden werden (mit den Seitenbrettern, um durch die festen Ecken dem Ganzen mehr Festigkeit zu geben). So sollen beide die zwei Ecken ausmachen. Exodus Ex 2 26 25 Et erunt simul tabulæ octo, bases earum argenteæ sedecim, duabus basibus per unam tabulam supputatis. Es sollen also zusammen acht Bretter sein mit sechzehn silbernen Fußgestellen, zwei Fußgestelle für jedes Brett gerechnet. Exodus Ex 2 26 26 Facies et vectes de lignis setim quinque ad continendas tabulas in uno latere tabernaculi, Mache auch fünf Riegel aus Akazienholz, um die Bretter an der einen Seite des Zeltes festzuhalten, Exodus Ex 2 26 27 Et quinque alios in altero, et ejusdem numeri ad occidentalem plagam: und fünf andere auf der andern Seite, und ebensoviel auf der Westseite. Exodus Ex 2 26 28 Qui mittentur per medias tabulas a summo usque ad summum. Diese sollen in der Mitte der Bretter durchgeschoben werden, von einem Ende bis zum andern.¹⁴ Exodus Ex 2 26 28 14 D. i. sollen die Länge der ganzen Bretterwand haben. Nach dem Hebr. soll nur der mittlere Riegel an allen Brettern hinlaufen. Exodus Ex 2 26 29 Ipsas quoque tabulas deaurabis, et fundes in eis annulos aureos per quos vectes tabulata contineant: quos operies laminis aureis. Die Bretter selbst überziehe gleichfalls mit Gold, und gieße für sie goldene Ringe, durch welche die Riegel gehen, um die Bretter festzuhalten; auch die Riegel überziehe mit Goldblech. Exodus Ex 2 26 3 Quinque cortinæ sibi jungentur mutuo, et aliæ quinque nexu simili cohærebunt. Fünf Teppiche sollen miteinander verbunden werden, und die andern fünf sollen auf gleiche Weise zusammenhängen. Exodus Ex 2 26 30 Et eriges tabernaculum juxta exemplar quod tibi in monte monstratum est. So sollst du das Zelt nach dem Vorbilde aufrichten, das dir auf dem Berge gezeigt worden ist. [Ex 25,40] Exodus Ex 2 26 31 Facies et velum de hyacintho, et purpura, coccoque bis tincto, et bysso retorta, opere plumario et pulchra varietate contextum: Dann mache einen Vorhang von blauem und rotem Purpur, und doppelt gefärbtem Karmosin, und gezwirntem Byssus in gewirkter Arbeit, mit mannigfachem, schön gestaltetem Gewebe.¹⁵ Exodus Ex 2 26 31 15 Mit eingestickten und eingewebten Cherubim. Exodus Ex 2 26 32 Quod appendes ante quatuor columnas de lignis setim, quæ ipsæ quidem deauratæ erunt, et habebunt capita aurea, sed bases argenteas. Diesen hänge an vier mit Gold überzogenen Säulen von Akazienholz auf, die goldene Knäufe, aber silberne Fußgestelle haben sollen. Exodus Ex 2 26 33 Inseretur autem velum per circulos, intra quod pones arcam testimonii, quo et Sanctuarium, et Sanctuarii sanctuaria dividentur. Der Vorhang aber werde durch die Haken befestigt;¹⁶ innerhalb des Vorhanges sollst du die Lade des Zeugnisses setzen, und durch ihn soll das Heiligtum vom Allerheiligsten abgegrenzt werden.¹⁷ Exodus Ex 2 26 33 16 Im Hebr.: und bringe den Vorhang unterhalb der Haken an, mit welchen der Teppich und die Überdecke zusammengefügt werden. (V. 6, V. 11) Exodus Ex 2 26 33 17 Die Länge des Heiligen und des Allerheiligsten wird nicht angegeben. Wahrscheinlich richtete sich Salomo [1Kön 6,20], indem er das Allerheiligste in Kubusform baute, nach den von Moses beobachteten Verhältnissen. Demnach war das Allerheiligste 12, das Heilige 18 Ellen lang. Exodus Ex 2 26 34 Pones et propitiatorium super arcam testimonii in Sancto sanctorum: Setze auch den Gnadenthron auf die Lade des Zeugnisses im Allerheiligsten; Exodus Ex 2 26 35 Mensamque extra velum: et contra mensam candelabrum in latere tabernaculi meridiano: mensa enim stabit in parte aquilonis. und den Tisch stelle außerhalb des Vorhanges auf, und dem Tische gegenüber den Leuchter auf der Südseite des Zeltes, der Tisch nämlich soll an der Nordseite stehen. Exodus Ex 2 26 36 Facies et tentorium in introitu tabernaculi de hyacintho, et purpura, coccoque bis tincto, et bysso retorta, opere plumarii. Endlich mache einen Vorhang vor dem Eingange des Zeltes¹⁸ von blauem und rotem Purpur, und doppelt gefärbtem Karmosin, und gezwirntem Byssus in buntgewirkter Arbeit. Exodus Ex 2 26 36 18 Des Heiligen. Exodus Ex 2 26 37 Et quinque columnas deaurabis lignorum setim, ante quas ducetur tentorium: quarum erunt capita aurea, et bases aeneæ. Und überziehe fünf Säulen aus Akazienholz mit Gold, vor diese werde der Vorhang gehängt; ihre Knäufe sollen von Gold und ihre Füße von Erz sein.¹⁹ Exodus Ex 2 26 37 19 Vergl. [Ex 36,38]. Exodus Ex 2 26 4 Ansulas hyacinthinas in lateribus ac summitatibus facies cortinarum, ut possint invicem copulari. Und mache an die Seitenkanten der Teppiche himmelblaue Schleifen, damit sie miteinander verbunden werden können. Exodus Ex 2 26 5 Quinquagenas ansulas cortina habebit in utraque parte, ita insertas, ut ansa contra ansam veniat, et altera alteri possit aptari. Fünfzig Schleifen soll ein Teppich auf beiden Seiten haben, so angesetzt, dass Schleife gegen Schleife steht und eine an die andere gefügt werden kann. Exodus Ex 2 26 6 Facies et quinquaginta circulos aureos quibus cortinarum vela jungenda sunt, ut unum tabernaculum fiat. Fertige auch fünfzig goldene Haken, mit denen die Teppiche verbunden werden sollen, so dass ein Zelt wird. Exodus Ex 2 26 7 Facies et saga cilicina undecim, ad operiendum tectum tabernaculi. und mache elf grobhaarige Überdecken, das Dach des Zeltes zu bedecken.³ Exodus Ex 2 26 7 3 Der Wohnung. Exodus Ex 2 26 8 Longitudo sagi unius habebit triginta cubitos: et latitudo, quatuor: æqua erit mensura sagorum omnium. Die Länge einer Überdecke soll dreißig Ellen, und die Breite vier Ellen betragen; alle Überdecken sollen von gleichem Maße sein. Exodus Ex 2 26 9 E quibus quinque junges seorsum, et sex sibi mutuo copulabis, ita ut sextum sagum in fronte tecti duplices. Von diesen füge fünf besonders zusammen, und die andern sechs verbinde so miteinander, dass du die sechste Überdecke vorn am Dache⁴ doppelt legest. Exodus Ex 2 26 9 4 Des Zeltes. Exodus Ex 2 0 1 Der Brandopferaltar. (V. 8) dd. Der Vorhof. (V. 9 19) c. Die Wohnung Jahves im Heiligtum. (Kap. 27,20 Kap. 30,10) aa. Das Symbol der Wohnung, die Lampe. Exodus Ex 2 27 1 Facies et altare de lignis setim, quod habebit quinque cubitos in longitudine, et totidem in latitudine, id est, quadrum, et tres cubitos in altitudine. Mache auch einen Altar von Akazienholz, der fünf Ellen in der Länge und ebensoviel in der Breite hat, also ein Gevierte ist, und drei Ellen sei seine Höhe.¹ [Ex 38,1] Exodus Ex 2 27 1 1 Eine ansteigende Ebene führte zum Altare. (Vergl. [Ex 20,26].) Exodus Ex 2 27 10 Et columnas viginti cum basibus totidem æneis, quæ capita cum cælaturis suis habebunt argentea. und mache zwanzig Säulen mit ebensoviel ehernen Fußgestellen und silbernen Knäufen mit ihren Verzierungen.⁷ Exodus Ex 2 27 10 7 Hebr.: Mit ihren Stäben oder Querstangen, mit denen die Säulen oben verbunden waren und welche zum Halte für die Vorhänge dienten. Exodus Ex 2 27 11 Similiter et in latere aquilonis per longum erunt tentoria centum cubitorum, columnæ viginti, et bases aeneæ ejusdem numeri, et capita earum cum cælaturis suis argentea. Ebenso seien auf der Seite gegen Mitternacht Vorhänge, hundert Ellen in der Länge, zwanzig Säulen, ebensoviele eherne Fußgestelle, und die silbernen Knäufe mit ihren Verzierungen. Exodus Ex 2 27 12 In latitudine vero atrii, quod respicit ad occidentem, erunt tentoria per quinquaginta cubitos, et columnæ decem, basesque totidem. In der Breitseite des Vorhofes aber, die gegen Abend gerichtet ist, sollen Vorhänge sein, fünfzig Ellen in der Länge, und zehn Säulen und ebensoviele Fußgestelle. Exodus Ex 2 27 13 In ea quoque atrii latitudine, quæ respicit ad orientem, quinquaginta cubiti erunt. Und auch die gegen Morgen gerichtete Breitseite des Vorhofes soll fünfzig Ellen lang sein. Exodus Ex 2 27 14 In quibus quindecim cubitorum tentoria lateri uno deputabuntur, columnæque tres et bases totidem: Davon sollen fünfzehn Ellen einer Seite für die Vorhänge bestimmt sein, samt den drei Säulen und ebensovielen Fußgestellen; Exodus Ex 2 27 15 Et in latere altero erunt tentoria cubitos obtinentia quindecim, columnæ tres, et bases totidem. und auf der andern Seite sollen auch Vorhänge, welche einen Raum von fünfzehn Ellen einnehmen, drei Säulen und ebensoviele Fußgestelle sein. Exodus Ex 2 27 16 In introitu vero atrii fiet tentorium cubitorum viginti ex hyacintho et purpura, coccoque bis tincto, et bysso retorta, opere plumarii: columnas habebit quatuor, cum basibus totidem. An den Eingang des Vorhofes komme ein Vorhang von zwanzig Ellen Länge aus blauem und rotem Purpur, und zweimal gefärbtem Karmosin, und aus gezwirntem Byssus mit Stickwerk; er habe vier Säulen mit ebensovielen Fußgestellen. Exodus Ex 2 27 17 Omnes columnæ atrii per circuitum vestitæ erunt argenteis laminis, capitibus argenteis, et basibus æneis. Alle Säulen des Vorhofes seien ringsum mit Silberblech überzogen, und sollen silberne Knäufe⁸ und eherne Fußgestelle haben. Exodus Ex 2 27 17 8 Haken. Exodus Ex 2 27 18 In longitudine occupabit atrium cubitos centum, in latitudine quinquaginta, altitudo quinque cubitorum erit: fietque de bysso retorta, et habebit bases æneas. In der Länge nehme der Vorhof hundert Ellen ein, in der Breite fünfzig, die Höhe betrage fünf Ellen; von gezwirntem Byssus soll er gemacht werden, und eherne Fußgestelle haben. Exodus Ex 2 27 19 Cuncta vasa tabernaculi in omnes usus et ceremonias, tam paxillos ejus quam atrii, ex aere facies. Alle Geräte des Zeltes zu den sämtlichen Diensten und Verrichtungen, ebenso die Pfähle⁹ des Zeltes wie des Vorhofes sollst du von Erz machen. Exodus Ex 2 27 19 9 Diese sind noch nicht erwähnt. Sie wurden in die Erde geschlagen, um die äußersten Enden der Zeltdecken, und die Vorhänge des Vorhofes mittels Stricken [Ex 35,18, Ex 38,20, Ex 39,40, Num 3,37, Num 4,26.32] daran zu befestigen. Exodus Ex 2 27 2 Cornua autem per quatuor angulos ex ipso erunt: et operies illud ære. An seinen vier Ecken aber sollen Hörner aus ihm hervorragen,² und überziehe ihn mit Erz. Exodus Ex 2 27 2 2 Die Hörner sind das Bild der Stärke. Das Blut ward an dieselben gestrichen. [Ex 29,12, Jer 4,7] Auch der Räucheraltar hatte solche. [Ex 30,2] Exodus Ex 2 27 20 Præcipe filiis Israel ut afferant tibi oleum de arboribus olivarum purissimum, piloque contusum: ut ardeat lucerna semper Befiehl den Söhnen Israels, dass sie dir ganz reines, mit dem Stößel ausgestoßenes Öl von Ölbäumen¹⁰ bringen, damit der Leuchter allezeit brenne¹¹ Exodus Ex 2 27 20 10 Auf diese Weise wurde möglichst viel Öl gewonnen. Das reinste war dasjenige, welches aus der Olive von selbst floss. [Ex 29,40, Num 28,5] Exodus Ex 2 27 20 11 Zur vorgeschriebenen Zeit: Vom Abend zum Morgen. Exodus Ex 2 27 21 In tabernaculo testimonii, extra velum quod oppansum est testimonio. Et collocabunt eam Aaron et filii ejus, ut usque mane luceat coram Domino. Perpetuus erit cultus per successiones eorum a filiis Israel. im Zelte des Zeugnisses, außerhalb des Vorhanges, der vor dem Zeugnisse aufgehängt ist. Und Aaron und seine Söhne sollen ihn aufstellen, damit er bis zum Morgen vor dem Herrn leuchte.¹² Dies sei den Söhnen Israels ein Gottesdienst für alle Zeiten und für alle kommenden Geschlechter. Exodus Ex 2 27 21 12 Vergl. [Lev 24,2-4]. Exodus Ex 2 27 3 Faciesque in usus ejus lebetes ad suscipiendos cineres, et forcipes atque fuscinulas, et ignium receptacula: omnia vasa ex ære fabricabis. Verfertige zu seinem Dienste Töpfe, zur Aufnahme der Asche, und Zangen und Gabeln und Kohlenpfannen;³ alle Geräte stelle aus Erz her. Exodus Ex 2 27 3 3 Die Vulgata last das Gefäß zum Anspritzen des Blutes aus. Exodus Ex 2 27 4 Craticulamque in modum retis æneam: per cujus quatuor angulos erunt quatuor annuli ænei, Fertige auch ein ehernes Gitter netzförmig an,⁴ an seinen vier Ecken seien vier eherne Ringe; Exodus Ex 2 27 4 4 Waagerecht, damit die Asche durchfiel. (Joseph. Aug.) Exodus Ex 2 27 5 Quos pones subter arulam altaris: eritque craticula usque ad altaris medium. diese setze⁵ unter die Einfassung des Altars; und das Gitter reiche bis zur Mitte des Altars. Exodus Ex 2 27 5 5 Besser: Dieses das Gitter. Exodus Ex 2 27 6 Facies et vectes altaris de lignis setim duos, quos operies laminis æneis: Mache auch zwei Stangen von Akazienholz für den Altar, und überziehe sie mit Erzblech; Exodus Ex 2 27 7 Et induces per circulos, eruntque ex utroque latere altaris ad portandum. und stecke sie durch die Ringe, so dass sie sich auf beiden Seiten des Altars befinden, damit er getragen werden kann. Exodus Ex 2 27 8 Non solidum, sed inane et cavum intrinsecus facies illud, sicut tibi in monte monstratum est. Er soll nicht ausgefüllt sein, sondern mache ihn inwendig leer und hohl, wie es dir auf dem Berge gezeigt worden ist. Exodus Ex 2 27 9 Facies et atrium tabernaculi, in cujus australi plaga contra meridiem erunt tentoria de bysso retorta: centum cubitos unum latus tenebit in longitudine. Mache auch einen Vorhof um das Zelt,⁶ an dessen Südseite gegen Mittag Vorhänge von gezwirntem Byssus sein sollen, hundert Ellen soll je eine Seite in der Länge haben; Exodus Ex 2 27 9 6 Einen offenen Platz um das Zelt im Gevierte, mit Säulen umgeben, an denen Vorhänge hingen, die statt einer Mauer dienten. Dieser umschränkte Platz machte mit dem heiligen Zelte den tragbaren Tempel aus, den man gewöhnlich auch die Stiftshütte nennt. Exodus Ex 2 0 1 bb. Die Kleider der Diener des Heiligtums. (Kap. 28) 1) Einleitung. (V. 5) 2) Das Ephod. (V. 14) 3) Der Brustschild (V. 30) 4) Das Oberkleid. (V. 35) 5) Das Diadem. (V. 39) 6) Die Kleider der einfachen Priester. Exodus Ex 2 28 1 Applica quoque ad te Aaron fratrem tuum cum filiis suis de medio filiorum Israel, ut sacerdotio fungantur mihi: Aaron, Nadab, et Abiu, Eleazar, et Ithamar. Nimm¹ auch aus der Mitte der Kinder Israels Aaron, deinen Bruder, mit seinen Söhnen zu dir, dass sie mir als Priester dienen: Aaron, Nadab, Abiu, Eleazar und Ithamar. Exodus Ex 2 28 1 1 Scheide aus. Exodus Ex 2 28 10 Sex nomina in lapide uno, et sex reliqua in altero, juxta ordinem nativitatis eorum. sechs Namen in einen Stein, und die sechs übrigen in den andern, nach der Reihenfolge ihrer Geburt. Exodus Ex 2 28 11 Opere sculptoris et cælatura gemmarii, sculpes eos nominibus filiorum Israel, inclusos auro atque circumdatos: Mit Steinschneider-Arbeit und Siegelstechkunst grabe die Namen der Söhne Israels, mit Gold gehalten und eingefasst, ein Exodus Ex 2 28 12 Et pones in utroque latere superhumeralis, memoriale filiis Israel. Portabitque Aaron nomina eorum coram Domino super utrumque humerum, ob recordationem. und setze sie auf die beiden Seiten des Schulterkleides,¹³ als Wahrzeichen des Gedenkens an die Söhne Israels. Und Aaron trage ihren Namen vor den Herrn auf beiden Schultern zur Erinnerung,¹⁴ Exodus Ex 2 28 12 13 Auf die beiden Achselstreifen. Exodus Ex 2 28 12 14 Vor Gott, sie diesem in's Gedächtnis zu rufen. Exodus Ex 2 28 13 Facies et uncinos ex auro, Mache auch Häftchen von Gold¹⁵ Exodus Ex 2 28 13 15 Richtiger: Einlassung. Exodus Ex 2 28 14 Et duas catenulas ex auro purissimo sibi invicem cohærentes, quas inseres uncinis. und zwei miteinander zusammenhängende Ketten von ganz reinem Golde, und tue sie an die Häftchen. Exodus Ex 2 28 15 Rationale quoque judicii facies opere polymito juxta texturam superhumeralis ex auro, hyacintho, et purpura, coccoque bis tincto, et bysso retorta. Fertige ferner den Brustschmuck der Entscheidung an,¹⁶ in künstlich gewebter Arbeit, so wie das Gewebe des Schulterkleides ist, aus Gold, blauem und rotem Purpur, doppelt gefärbtem Karmosin, und gezwirntem Byssus. Exodus Ex 2 28 15 16 Mittels dessen Gott dem Hohenpriester sein Urteil, seinen Willen kundtat. Es war ein Brusttuch, befestigt a) mittels zweier Ringe an den obern Ecken desselben, aus denen goldene Ketten (V. 14) bis an die Häftchen der Schulterstücke liefen und es damit verbanden; b) mittels zweier Ringe an den untern Ecken desselben, aus denen himmelblaue Schnüre liefen und es unterwärts an das Schulterkleid oder dem Gürtel (s. V. 8 nach dem Hebr.) befestigten. Exodus Ex 2 28 16 Quadrangulum erit et duplex: mensuram palmi habebit tam in longitudine quam in latitudine. Viereckig soll er sein und doppelt gelegt; eine Spanne sei sein Maß in der Länge, und ebensoviel in der Breite. Exodus Ex 2 28 17 Ponesque in eo quatuor ordines lapidum: in primo versu erit lapis sardius, et topazius, et smaragdus: Und besetze ihn mit vier Reihen von Steinen: in der ersten Reihe sei ein Karneol, ein Topas, und ein Smaragd; Exodus Ex 2 28 18 In secundo carbunculus, sapphirus, et jaspis: in der zweiten ein Karfunkel, ein Saphir, und ein Jaspis; Exodus Ex 2 28 19 In tertio ligurius, achates, et amethystus: in der dritten ein Hyacinth, ein Achat, und ein Amethyst; Exodus Ex 2 28 2 Faciesque vestem sanctam Aaron fratri tuo in gloriam et decorem. Und mache Aaron, deinem Bruder, ein heiliges Kleid,² zur Ehre und Zierde.³ Exodus Ex 2 28 2 2 Besser Plural. Exodus Ex 2 28 2 3 Der ganze äußere Kult soll die Menschen zur Ehrerbietung gegen Gott anleiten. Darum mussten besondere Zeiten, Orte, Gerätschaften, Kleider, Amtspersonen bestimmt werden. (Thom.) Exodus Ex 2 28 20 In quarto chrysolithus, onychinus, et beryllus: inclusi auro erunt per ordines suos. in der vierten ein Chrysolith, ein Onyx und ein Beryll. Alle seien mit Gold eingefasst nach ihren Reihen.¹⁷ Exodus Ex 2 28 20 17 Das Brustschild wird mit je in vier reihen gefestigten Steinen besetzt. Exodus Ex 2 28 21 Habebuntque nomina filiorum Israel: duodecim nominibus cælabuntur, singuli lapides nominibus singulorum per duodecim tribus. Und sie sollen die Namen der Söhne Israels tragen; die zwölf Namen sollen eingegraben werden, in jeden Stein der Name eines der zwölf Stämme. Exodus Ex 2 28 22 Facies in rationali catenas sibi invicem cohærentes ex auro purissimo: Und bringe an dem Brustschmucke unter sich zusammenhängende Ketten¹⁸ von ganz reinem Golde an, Exodus Ex 2 28 22 18 Zwei. (V. 24) Exodus Ex 2 28 23 Et duos annulos aureos, quos pones in utraque rationalis summitate: und zwei goldene Ringe, welche du an die beiden obern Ecken des Brustschmuckes setzen wirst, Exodus Ex 2 28 24 Catenasque aureas junges annulis, qui sunt in marginibus ejus: und befestige die goldenen Ketten an die Ringe an den Enden desselben, Exodus Ex 2 28 25 Et ipsarum catenarum extrema duobus copulabis uncinis in utroque latere superhumeralis quod rationale respicit. und die Enden der Kettchen selbst verbinde mit den Häftchen auf beiden Schulterstücken des Schulterkleides, auf der dem Brustschmucke zugewandten Seite.¹⁹ Exodus Ex 2 28 25 19 Im Hebr.: und die beiden anderen Enden der beiden Ketten tue in die beiden Häftchen, und setze sie an die Schulterstücke des Schulterkleides nach vorne hin (lasse sie von den Ringen gegen die Häftchen zu vorwärts laufen). Exodus Ex 2 28 26 Facies et duos annulos aureos, quos pones in summitatibus rationalis, in oris, quæ e regione sunt superhumeralis, et posteriora ejus adspiciunt. Fertige auch zwei goldene Ringe an, und setze sie an die Ecken des Brustschmuckes an den Saum, welcher dem Schulterkleid gegenüber liegt, und nach der Innenseite des Brustschmuckes gekehrt ist.²⁰ Exodus Ex 2 28 26 20 Setze sie an die beiden äußersten Enden des Brustschildes an seinen Saum so, dass sie zwischen Brustschild und Schulterkleid liegen. Exodus Ex 2 28 27 Nec non et alios duos annulos aureos, qui ponendi sunt in utroque latere superhumeralis deorsum, quod respicit contra faciem juncturæ inferioris, ut aptari possit cum superhumerali. Auch mache noch zwei andere Ringe von Gold, die an die beiden Seiten des Schulterkleides unten zu setzen sind, gerade der unteren Zusammenfügung gegenüber, damit der Brustschmuck mit dem Schulterkleide verbunden werden kann. Exodus Ex 2 28 28 Et stringatur rationale annulis suis cum annulis superhumeralis vitta hyacinthina, ut maneat junctura fabrefacta, et a se invicem rationale et superhumerale nequeant separari. Der Brustschmuck soll mit seinen Ringen mit blauen Schnüren an die Ringe des Schulterkleides geknüpft werden, so dass die künstliche Verbindung fest bleibe²¹ und der Brustschmuck und das Schulterkleid sich nicht verrücken könne. Exodus Ex 2 28 28 21 Hebr.: Dass es über dem Gürtelband bleibe. Exodus Ex 2 28 29 Portabitque Aaron nomina filiorum Israel in rationali judicii super pectus suum, quando ingredietur Sanctuarium, memoriale coram Domino in æternum. Und Aaron soll die Namen der Söhne Israels auf dem Brustschmucke der Entscheidung auf seiner Brust tragen, wenn er in das Heiligtum hineingeht, zum Gedenken vor dem Herrn allezeit.²² Exodus Ex 2 28 29 22 Solange des Mosaische Kult dauert. Exodus Ex 2 28 3 Et loqueris cunctis sapientibus corde, quos replevi spiritu prudentiæ, ut faciant vestes Aaron, in quibus sanctificatus ministret mihi. Auch rede mit allen, die weisen Herzens sind,⁴ die ich mit dem Geiste der Einsicht erfüllt habe, dass sie Aaron Kleider anfertigen sollen, damit er in denselben geweiht⁵ werde und mir diene. Exodus Ex 2 28 3 4 Die von Natur erfahrenen. Exodus Ex 2 28 3 5 Von der Menge ausgesondert. Exodus Ex 2 28 30 Pones autem in rationali judicii Doctrinam et Veritatem, quæ erunt in pectore Aaron, quando ingredietur coram Domino: et gestabit judicium filiorum Israel in pectore suo, in conspectu Domini semper. In den Brustschmuck der Entscheidung aber lege Lehre und Wahrheit,²³ dass sie auf der Brust Aarons seien, wenn er vor den Herrn tritt; und er trage die Entscheidung für die Söhne Israels vor dem Angesichte des Herrn immerdar auf seinem Herzen. Exodus Ex 2 28 30 23 Richtiger, wenn Urim und Thummim hebräische Worte sind: Licht und Vollkommenheit, Fülle des Lichtes (der Offenbarung) und der Vollkommenheit (der Wahrheit). Ihre Verbindung: Vollkommene (rechtskräftige Offenbarung). Sie waren wohl Symbole für die Tatsache der übernatürlichen Offenbarung. Über ihre Beschaffenheit gibt der biblische Text keine Auskunft. Exodus Ex 2 28 31 Facies et tunicam superhumeralis, totam hyacinthinam, Mache auch das Oberkleid für das Schulterkleid ganz von blauem Purpur;²⁴ Exodus Ex 2 28 31 24 Bei fast allen Völkern sind die heiligen Kleider aus den ehemals üblichen hervorgegangen. Das Oberkleid war ein talarartiges Gewand, länger als das Ephod. Exodus Ex 2 28 32 In cujus medio supra erit capitium, et ora per gyrum ejus textilis, sicut fieri solet in extremis vestium partibus, ne facile rumpatur. oben soll es in der Mitte eine Öffnung haben, mit einer gewebten Borte ringsherum, wie man solche an den Rand der Kleider zu setzen pflegt, damit es nicht leicht zerreiße. Exodus Ex 2 28 33 Deorsum vero, ad pedes ejusdem tunicæ, per circuitum, quasi mala punica facies, ex hyacintho, et purpura, et cocco bis tincto, mixtis in medio tintinnabulis, Am unteren Saume des Oberkleides aber mache ringsherum eine Art Granatäpfel aus blauem und rotem Purpur und doppelt gefärbtem Karmosin, und zwischen dieselben hinein setze Glöckchen, Exodus Ex 2 28 34 Ita ut tintinnabulum sit aureum et malum punicum: rursumque tintinnabulum aliud aureum et malum punicum. so dass immer ein goldenes Glöckchen und ein Granatapfel kommt, und dann wieder ein goldenes Glöckchen und ein Granatapfel.²⁵ Exodus Ex 2 28 34 25 Vergl. [Sir 45,10]. Die Glocken sollen das Volk an die Heiligkeit mahnen. Der Tod soll vom Gerichte über den Hohenpriester verhängt werden, wenn er ohne das heilige Kleid in das Heiligtum eintritt, um zu opfern. Exodus Ex 2 28 35 Et vestietur ea Aaron in officio ministerii, ut audiatur sonitus, quando ingreditur et egreditur Sanctuarium in conspectu Domini, et non moriatur. Damit soll Aaron bei der Verrichtung seines Dienstes bekleidet sein, dass der Schall gehört werde, wenn er eintritt in das Heiligtum vor den Herrn, und wenn er herausgeht, und er nicht sterbe. [Sir 45,11] Exodus Ex 2 28 36 Facies et laminam de auro purissimo: in qua sculpes opere cælatoris, Sanctum Domino. Mache auch eine Platte²⁶ von ganz reinem Golde und grabe darauf mit Siegelstecherarbeit ein: Heilig dem Herrn! Exodus Ex 2 28 36 26 [Weish 18,24]: Diadem. [Sir 45,14]: Krone. Auch heilige Salbung, d. i. Zeichen der heiligen Salbung wird er genannt. [Ex 29,6, Ex 39,29, Lev 8,9] Exodus Ex 2 28 37 Ligabisque eam vitta hyacinthina, et erit super tiaram, Diese befestige mit einer blauen Binde, damit sie auf der priesterlichen Kopfbedeckung²⁷ sei, Exodus Ex 2 28 37 27 Hebr.: Auf dem vorderen Teile der Tiara. Exodus Ex 2 28 38 Imminens fronti pontificis. Portabitque Aaron iniquitates eorum, quæ obtulerunt et sanctificaverunt filii Israel, in cunctis muneribus et donariis suis. Erit autem lamina semper in fronte ejus, ut placatus sit eis Dominus. vorn an der Stirne des Hohenpriesters. Und Aaron soll die Vergehen der Söhne Israels tragen, bei allen ihren Gaben und Geschenken, die sie opfern und weihen;²⁸ und diese Platte soll er allezeit²⁹ an seiner Stirne haben, damit der Herr ihnen gnädig sei. Exodus Ex 2 28 38 28 Wenn die Israeliten nicht den Vorschriften entsprechend Opfer darbringen oder die Darbringung unterlassen, wird ihnen dies wegen des Hohenpriesters, der Christus darstellt, nachgelassen werden. Exodus Ex 2 28 38 29 Wenn er opfert. Exodus Ex 2 28 39 Stringesque tunicam byssa, et tiaram byssinam facies, et balteum opere plumarii. Und wirke ein Unterkleid von Byssus, und mache eine priesterliche Kopfbedeckung von Byssus und einen Gürtel mit gestickter Arbeit. Exodus Ex 2 28 4 Hæc autem erunt vestimenta quæ facient: Rationale, et superhumerale, tunicam et lineam strictam, cidarim et balteum. Facient vestimenta sancta fratri tuo Aaron et filiis ejus, ut sacerdotio fungantur mihi. Dies aber sind die Kleider, welche sie machen sollen: Einen Brustschmuck, ein Schulterkleid,⁶ ein Obergewand, ein gewirktes leinenes Kleid,⁷ eine priesterliche Kopfbedeckung und einen Gürtel. Diese heiligen Kleider sollen sie deinem Bruder Aaron und seinen Söhnen anfertigen, dass diese mir als Priester dienen. Exodus Ex 2 28 4 6 Über das Ephod [1Sam 2,28]. Wenngleich das Ephod nicht den Priestern ausschließlich zukam [2Sam 6,14, 1Chr 15,27], war es doch ein den Priestern eigenes Kleid. Dasselbe wird hier als bekannt vorausgesetzt und nicht weiter beschrieben. Exodus Ex 2 28 4 7 Das Unterkleid. Exodus Ex 2 28 40 Porro filiis Aaron tunicas lineas parabis, et balteos ac tiaras in gloriam et decorem: Auch fertige den Söhnen Aarons linnene³⁰ Unterkleider und Gürtel, und priesterliche Kopfbedeckungen,³¹ zur Auszeichnung und zum Schmucke an. Exodus Ex 2 28 40 30 Weiße, wie vornehme Personen und die Priester in Ägypter trugen. Exodus Ex 2 28 40 31 Im Hebr. steht ein anderer Name als für die Tiara des Hohenpriesters, also waren die Kopfbedeckungen der Priester von der des Hohenpriesters verschieden. Exodus Ex 2 28 41 Vestiesque his omnibus Aaron fratrem tuum et filios ejus cum eo. Et cunctorum consecrabis manus, sanctificabisque illos, ut sacerdotio fungantur mihi. Mit allem diesem bekleide Aaron, deinen Bruder, und seine Söhne mit ihm. Und weihe die Hände aller, und heilige sie,³² dass sie mir als Priester dienen. Exodus Ex 2 28 41 32 Hebr.: salbe sie und fülle die Hände. Die Hand wird mit einer Würde, Vollmacht erfüllt. Exodus Ex 2 28 42 Facies et feminalia linea, ut operiant carnem turpitudinis suæ, a renibus usque ad femora: Mache ihnen auch linnene Hüftkleider, das Fleisch ihrer Blöße zu bedecken, von den Lenden bis zu den Schenkeln; Exodus Ex 2 28 43 Et utentur eis Aaron et filii ejus, quando ingredientur tabernaculum testimonii, vel quando appropinquant ad altare ut ministrent in sanctuario, ne iniquitatis rei moriantur. Legitimum sempiternum erit Aaron, et semini ejus post eum. und Aaron und seine Söhne sollen sie tragen, wenn sie in das Zelt des Zeugnisses treten, oder wenn sie sich dem Altare nahen, um ihren Dienst im Heiligtume zu verrichten, damit sie nicht Schuld auf sich laden und sterben müssen.³³ Dies gelte als eine immerwährende Verpflichtung für Aaron und seine Nachkommen nach ihm. Exodus Ex 2 28 43 33 An die Stelle des mehr natürlichen Gesetzes [Ex 20,26] wird ein anderes Gesetz gesetzt. Dies Hüftkleid ist kein heiliges Kleid, obwohl es ein Zeichen der Enthaltsamkeit und Keuschheit ist. Exodus Ex 2 28 5 Accipientque aurum, et hyacinthum, et purpuram, coccumque bis tinctum, et byssum. Und zwar sollen sie Gold, blauen und roten Purpur, und doppelt gefärbten Karmosin, und Byssus dazu nehmen. Exodus Ex 2 28 6 Facient autem superhumerale de auro et hyacintho et purpura, coccoque bis tincto, et bysso retorta, opere polymito. Das Schulterkleid sollen sie aus Gold, blauem und rotem Purpur, doppelt gefärbtem Karmosin, und gezwirntem Byssus anfertigen in künstlich gewebter Arbeit.⁸ Exodus Ex 2 28 6 8 Das Schulterkleid bestand aus zwei Hälften, von welchen die eine vorn, die andere hinten herabhing. Beide Stücke waren durch Achselstreifen oder Schulterbänder verbunden, ohne Ärmel. Exodus Ex 2 28 7 Duas oras junctas habebit in utroque latere summitatum, ut in unum redeant. Zwei Schulterstücke soll es haben, die oben auf beiden Seiten an den Enden verbunden werden,⁹ so dass sie ein Ganzes bilden. Exodus Ex 2 28 7 9 Durch zwei Achselstreifen. Exodus Ex 2 28 8 Ipsa quoque textura et cuncta operis varietas erit ex auro et hyacintho, et purpura, coccoque bis tincto, et bysso retorta. Auch das Gewebe und die ganze bunte Arbeit¹⁰ soll aus Gold, blauem und rotem Purpur, doppelt gefärbtem Karmosin, und gezwirntem Byssus sein. Exodus Ex 2 28 8 10 Im Hebr.: und an ihm soll ein Band sein, womit es umgürtet wird, von gleicher Arbeit aus Gold .; Dieses Band schloss das geteilte Kleid an den Leib an. Exodus Ex 2 28 9 Sumesque duos lapides onychinos, et sculpes in eis nomina filiorum Israel: Nimm auch zwei Onyxsteine¹¹ und grabe in dieselben die Namen der Söhne Israels:¹² [Ex 39,6] Exodus Ex 2 28 9 11 Welche Steine gemeint sind, steht nicht fest. Exodus Ex 2 28 9 12 Der zwölf Stämme. Exodus Ex 2 0 1 cc. Weihe der Diener des Heiligtums (Kap. 29): 1) Weihe der Priester. (V. 9) 2) Opfer der Weihe (V. 28): Das Rind des Sündopfers. (V. 14) Der Bock des Brandopfers. (V. 18) Der Bock der Weihe. (V. 28) 3) Bestimmung über die Verwendung der Kleider Aarons bei der Weihe zukünftiger Priester. (V. 30) 4) Das heilige Mahl der Weihe. (V. 34) 5) Die sieben Tage der Feier. (V. 37) 6) Das stete Verhältnis Jahves in seinem Heiligtum zu dem Volke. Exodus Ex 2 29 1 Sed et hoc facies, ut mihi in sacerdotio consecrentur. Tolle vitulum de armento, et arietes duos immaculatos, Aber auch dies sollst du tun, damit sie mir zu Priestern geweiht werden. Nimm einen jungen Stier von der Herde, und zwei fehlerlose¹ Widder, [Lev 9,2] Exodus Ex 2 29 1 1 Das Adjektiv kennzeichnet auch eine für den Stier geforderte Eigenschaft. Exodus Ex 2 29 10 Applicabis et vitulum coram tabernaculo testimonii. Imponentque Aaron et filii ejus manus super caput illius, so bringe auch das junge Rind vor das Zelt des Zeugnisses.⁸ Aaron und seine Söhne mögen ihre Hände auf den Kopf desselben legen;⁹ [Lev 1,4] Exodus Ex 2 29 10 8 Moses bringt alle Arten von Opfern für Aaron und dessen Söhne dar, für deren Darbringung diese geweiht werden. Exodus Ex 2 29 10 9 Diese Zeremonie bedeutet, dass der Darbringende sich selbst als Opfer darstellt, sei es Gott zu verehren, wie dies von dem Brandopfer geschah, sei es ihn um Verzeihung zu bitten oder ihm Dank zu sagen, was im Fried- und Lobopfer geschah, sei es um auf das Opfertier gleichsam seine eigenen Sünden und die Strafen für dieselben zu übertragen, wie bei dem Sündopfer. Exodus Ex 2 29 11 Et mactabis eum in conspectu Domini, juxta ostium tabernaculi testimonii. sodann schlachte es vor dem Angesichte des Herrn, am Eingange des Zeltes des Zeugnisses. Exodus Ex 2 29 12 Sumptumque de sanguine vituli, pones super cornua altaris digito tuo, reliquum autem sanguinem fundes juxta basim ejus. Und nimm etwas von dem Blute des Farren und streiche es mit deinem Finger an die Hörner des Altares, das übrige Blut aber gieße am Fuße des Altares auf den Boden.¹⁰ Exodus Ex 2 29 12 10 Mit dem Blute die Hörner bestreichen, bedeutet den Bund bestätigen. Vergl. [Ex 24,8]. Zuerst wird die Zeremonie an Aaron und dessen Söhne vorgenommen. (V. 20) Am Fuße des Altares stand wohl ein Gefäß zur Aufnahme des Blutes. Exodus Ex 2 29 13 Sumes et adipem totum qui operit intestina, et reticulum jecoris, ac duos renes, et adipem qui super eos est, et offeres incensum super altare: Alsdann nimm alles Fett, welches die Eingeweide bedeckt,¹¹ und das Netz über der Leber, dazu die beiden Nieren, mit dem Fette auf denselben, und bringe es auf dem Altare als Brandopfer dar. [Lev 3,3] Exodus Ex 2 29 13 11 Das Fett der Eingeweide galt bei den alten Völkern als der vorzüglichste Teil des Opfers. Exodus Ex 2 29 14 Carnes vero vituli et corium et fimum combures foris extra castra, eo quod pro peccato sit. Das Fleisch des Farren aber und sein Fell und seinen Unrat verbrenne außerhalb des Lagers,¹² weil es ein Sündopfer ist.¹³ Exodus Ex 2 29 14 12 Vorbedeutung auf Christus: Die Sünde und die Sündenstrafe wird von den Opfernden genommen. Exodus Ex 2 29 14 13 Vergl. [2Kor 5,21]. Exodus Ex 2 29 15 Unum quoque arietem sumes, super cujus caput ponent Aaron et filii ejus manus. Nimm auch den einen Widder und lass Aaron und seine Söhne ihre Hände auf sein Haupt legen. Exodus Ex 2 29 16 Quem cum mactaveris, tolles de sanguine ejus, et fundes circa altare. Sodann schlachte ihn, nimm etwas von seinem Blute, und gieße es rings um den Altar. Exodus Ex 2 29 17 Ipsum autem arietem secabis in frusta: lotaque intestina ejus ac pedes pones super concisas carnes, et super caput illius. Den Widder selbst aber schneide in Stücke, wasche seine Eingeweide und seine Füße, und lege sie auf das zerteilte Fleisch und auf seinen Kopf.¹⁴ Exodus Ex 2 29 17 14 So durchzieht das Fett das gesamte Fleisch. Exodus Ex 2 29 18 Et offeres totum arietem in incensum super altare: oblatio est Domino, odor suavissimus victimæ Domini. Nun bringe den ganzen Widder als Brandopfer auf dem Altare dar; es ist ein Opfer¹⁵ für den Herrn, ein wohlgefälliger Opfergeruch für den Herrn. Exodus Ex 2 29 18 15 Brandopfer Exodus Ex 2 29 19 Tolles quoque arietem alterum, super cujus caput Aaron et filii ejus ponent manus. Nimm auch den andern Widder und lass Aaron und seine Söhne ihre Hände auf den Kopf desselben legen. Exodus Ex 2 29 2 Panesque azymos, et crustulam absque fermento, quæ conspersa sit oleo, lagana quoque azyma oleo lita: de simila triticea cuncta facies. ungesäuerte Brote, ungesäuerte, mit Öl angemachte Kuchen, und ungesäuerte, mit Öl bestrichene Fladen; aus feinem Weizenmehl mache alles. Exodus Ex 2 29 20 Quem cum immolaveris, sumes de sanguine ejus, et pones super extremum auriculæ dextræ Aaron et filiorum ejus, et super pollices manus eorum ac pedis dextri, fundesque sanguinem super altare per circuitum. Alsdann schlachte ihn, und nimm etwas von seinem Blute, und streiche es an das rechte Ohrläppchen Aarons und seiner Söhne, und auf den Daumen ihrer rechten Hand und auf die rechte große Zehe,¹⁶ und gieße das Blut auf den Altar ringsum. Exodus Ex 2 29 20 16 Der Priester muss bereitwillig Gottes Gesetz hören, es im Werke üben und in Gottes Geboten wandeln. (Cyr. Alex.) Exodus Ex 2 29 21 Cumque tuleris de sanguine qui est super altare, et de oleo unctionis, asperges Aaron et vestes ejus, filios et vestimenta eorum. Consecratisque ipsis et vestibus, Sodann nimm etwas von dem Blute, das auf dem Altare ist, und von dem Salböle, und besprenge Aaron und seine Kleider, und seine Söhne und ihre Kleider. Und wenn sie so samt ihren Kleidern geweiht sind,¹⁷ Exodus Ex 2 29 21 17 Hebr.: Und er wird geweiht werden und seine Kleider, und seine Söhne, und die Kleider seiner Söhne mit ihm. Exodus Ex 2 29 22 Tolles adipem de ariete, et caudam et arvinam, quæ operit vitalia, ac reticulum jecoris, et duos renes, atque adipem, qui super eos est, armumque dextrum, eo quod sit aries consecrationis: so nimm das Fett von dem Widder, den Schwanz, und das Fett, welches die Eingeweide bedeckt, das Netz über der Leber, und die beiden Nieren samt dem Fette über denselben, dazu das rechte Schulterstück;¹⁸ denn es ist ein Widder der Einweihung, Exodus Ex 2 29 22 18 Die Eingeweide und das Fett bedeuten die sinnlichen Neigungen, welche die Priester rückhaltslos Gott opfern müssen. (Theod., Basil.) Exodus Ex 2 29 23 Tortamque panis unius, crustulam conspersam oleo, laganum de canistro azymorum, quod positum est in conspectu Domini: dazu ein Rundbrot, einen mit Öl angemachten Brotkuchen, und einen Fladen aus dem Korbe mit den ungesäuerten Broten, der vor dem Angesichte des Herrn steht; Exodus Ex 2 29 24 Ponesque omnia super manus Aaron et filiorum ejus, et sanctificabis eos elevans coram Domino. und gib dies alles Aaron und seinen Söhnen in die Hände, und weihe sie durch Aufheben vor dem Herrn.¹⁹ Exodus Ex 2 29 24 19 Hebr.: Und wird sie bewegen (weben) mit Bewegen vor dem Herrn. Nach den Rabbinen wurden die Opfer von Osten nach Westen, dann von Norden nach Süden bewegt, eine Versinnbildlichung des Kreuzes. Exodus Ex 2 29 25 Suscipiesque universa de manibus eorum: et incendes super altare in holocaustum, odorem suavissimum in conspectu Domini, quia oblatio ejus est. Darnach nimm alles aus ihren Händen und zünde es auf dem Altare zum Brandopfer²⁰ an, zum wohlgefälligen Geruche vor dem Angesichte des Herrn; denn es ist sein Opfer. Exodus Ex 2 29 25 20 Hebr.: Über das Brandopfer. Vergl. [Lev 8,28]. Exodus Ex 2 29 26 Sumes quoque pectusculum de ariete, quo initiatus est Aaron, sanctificabisque illud elevatum coram Domino, et cedet in partem tuam. Und nimm die Brust von dem Widder, mit dem Aaron geweiht wurde, und weihe sie durch Aufheben vor dem Herrn, und dann werde sie dir zu Teil. Exodus Ex 2 29 27 Sanctificabisque et pectusculum consecratum, et armum quem de ariete separasti, Heilige auch die geweihte Brust, und das Schulterstück, das du von dem Widder getrennt hast, Exodus Ex 2 29 28 Quo initiatus est Aaron et filii ejus, cedentque in partem Aaron et filiorum ejus jure perpetuo a filiis Israel: quia primitiva sunt et initia de victimis eorum pacificis quæ offerunt Domino. durch den Aaron und seine Söhne geweiht worden sind, und sie sollen der Anteil Aarons und seiner Söhne von den Söhnen Israels sein, nach ewig geltendem Rechte;²¹ denn es sind die Vorgaben und Erstlinge von ihren Friedopfern, die sie dem Herrn darbringen. Exodus Ex 2 29 28 21 Dies ist bei der Weihe der Hohenpriester zu beobachten. Hebr.: Dies ist eine den Kindern Israels auf immer aufzuerlegende Verpflichtung, weil es der Gottesteil ist, und es wird Gottesteil sein von den Kindern Israels, ein Friedopfer, ein Gottesteil von ihnen für den Herrn. Diesen Gottesteil überließ Gott den Priestern. Exodus Ex 2 29 29 Vestem autem sanctam, qua utetur Aaron, habebunt filii ejus post eum, ut ungantur in ea, et consecrentur manus eorum. Die heilige Kleidung aber, deren sich Aaron bedienen wird, sollen seine Söhne nach ihm erhalten, dass sie darin gesalbt und ihre Hände geweiht werden.²² Exodus Ex 2 29 29 22 Zwischen das Friedopfer und das Opfermahl wird die Bestimmung über die Kleider der Weihe Aarons eingeschoben. Exodus Ex 2 29 3 Et posita in canistro offeres: vitulum autem et duos arietes. Und lege sie in einen Korb, und bringe sie in demselben dar; dazu² das junge Rind und die beiden Widder. Exodus Ex 2 29 3 2 Autem Schreibfehler für item. Exodus Ex 2 29 30 Septem diebus utetur illa qui pontifex pro eo fuerit constitutus de filiis ejus, et qui ingredietur tabernaculum testimonii ut ministret in Sanctuario. Sieben Tage soll sich derjenige derselben bedienen,²³ der unter seinen Söhnen an seiner Statt Hoherpriester wird und der in das Zelt des Zeugnisses eintritt, um im Heiligtume den Dienst zu verrichten.²⁴ Exodus Ex 2 29 30 23 Vergl. V. 36ff. Exodus Ex 2 29 30 24 Nicht nur der Älteste. Durch diese Zeit musste der diensttuende Hohepriester im Heiligtume bleiben. Exodus Ex 2 29 31 Arietem autem consecrationis tolles, et coques carnes ejus in loco sancto: Den Widder der Einweihung aber nimm und koche sein Fleisch²⁵ an heiligem Orte; Exodus Ex 2 29 31 25 So weit es nicht von den Flammen verzehrt war. (V. 25) Exodus Ex 2 29 32 Quibus vescetur Aaron et filii ejus. Panes quoque, qui sunt in canistro, in vestibulo tabernaculi testimonii comedent, und Aaron und seine Söhne sollen es²⁶ essen. Und ebenso sollen sie die Brote, die im Korbe sind, im Vorhofe des Zeltes des Zeugnisses verzehren,²⁷ [Lev 8,31, Lev 24,9, Mt 12,4] Exodus Ex 2 29 32 26 Außer dem, was für Moses vorbehalten ward. (V. 26) Exodus Ex 2 29 32 27 Im Eingange zu dem Zelte des Zeugnisses. [Lev 8,31] Sie werden noch als Laien behandelt. Exodus Ex 2 29 33 Ut sit placabile sacrificium, et sanctificentur offerentium manus. Alienigena non vescetur ex eis, quia sancti sunt. auf dass es ein Versöhnungsopfer sei und die Hände der Opfernden geheiligt werden. Ein Fremder²⁸ soll nichts davon essen, denn sie sind geheiligt. Exodus Ex 2 29 33 28 Jemand, der nicht aus Aarons Familie ist. Exodus Ex 2 29 34 Quod si remanserit de carnibus consecratis, sive de panibus usque mane, combures reliquias igni: non comedentur, quia sanctificata sunt. Wenn von dem geweihten Fleische²⁹ oder von den Broten etwas bis zum Morgen übrigbleibt, so verbrenne das Übriggebliebene mit Feuer; es darf nicht gegessen werden, denn es ist geheiligt. Exodus Ex 2 29 34 29 Richtiger: Vom Fleische der Weihe, und zwar von dem zweiten Widder. Exodus Ex 2 29 35 Omnia, quæ præcepi tibi, facies super Aaron et filiis ejus. Septem diebus consecrabis manus eorum: Alles, was ich dir befohlen habe, wirst du an Aaron und seinen Söhnen tun. Sieben Tage sollst du ihre Hände weihen³⁰ Exodus Ex 2 29 35 30 Sieben Tage dauert die Weihe, doch nur am ersten Tage werden die bezeichneten Opfer dargebracht. Am zweiten und den folgenden Tagen soll das V. 36 bezeichnete Opfer dargebracht werden, dazu soll Moses ein Opfer für sich selbst für die Verfehlungen bei der Weihe darbringen, wohl das [Lev 4,3] beschriebene. Vielleicht soll auch der Altar täglich gesalbt werden. Exodus Ex 2 29 36 Et vitulum pro peccato offeres per singulos dies ad expiandum. Mundabisque altare cum immolaveris expiationis hostiam, et unges illud in sanctificationem. und an jedem Tage einen jungen Stier als Sündopfer zur Versöhnung darbringen. Auch sollst du den Altar entsündigen,³¹ wenn du das Sühnopfer darauf darbringst, und ihn salben, um ihn zu weihen. [Lev 8,2] Exodus Ex 2 29 36 31 Moses soll ein Sühnopfer für etwaige bei der Weihe vorgekommene Versehen darbringen, verschieden von den anderen V. 1 28 aufgezählten. Exodus Ex 2 29 37 Septem diebus expiabis altare, et sanctificabis, et erit Sanctum sanctorum: omnis, qui tetigerit illud, sanctificabitur. Sieben Tage sollst du die Sühnhandlung an dem Altare vornehmen und ihn weihen, so wird er hochheilig werden; jeder,³² der ihn anrührt, wird geheiligt werden. Exodus Ex 2 29 37 32 Jeder oder alles, Personen oder Sachen. Vergl. [Lev 6,18]. Exodus Ex 2 29 38 Hoc est quod facies in altari: Agnos anniculos duos per singulos dies jugiter, Folgendes ist es, was du auf den Altar legen sollst: Zwei einjährige Lämmer Tag für Tag, allezeit, [Num 28,3] Exodus Ex 2 29 39 Unum agnum mane, et alterum vespere. ein Lamm am Morgen, und das andere am Abend,³³ Exodus Ex 2 29 39 33 Vergl. [Num 28,3]. Exodus Ex 2 29 4 Et Aaron, ac filios ejus applicabis ad ostium tabernaculi testimonii. Cumque laveris patrem cum filiis suis aqua, Und Aaron und seine Söhne stelle an den Eingang des Zeltes des Zeugnisses. Alsdann wasche den Vater mit seinen Söhnen mit Wasser,³ Exodus Ex 2 29 4 3 Wohl nur Hände und Füße. Exodus Ex 2 29 40 Decimam partem similæ conspersæ oleo tuso, quod habeat mensuram quartam partem hin, et vinum ad libandum ejusdem mensuræ in agno uno. und ein Zehntel feinstes Mehl, mit gestoßenem Öle, dem Vierteil eines Hin,³⁴ gemischt, und Wein zum Trankopfer nach demselben Maße, je zu einem Lamme.³⁵ Exodus Ex 2 29 40 34 Ein Gomor hatte etwa 3,88 Liter, ein Hin gegen 6,49 Liter. Exodus Ex 2 29 40 35 Besser: zu dem ersten Lamme. Exodus Ex 2 29 41 Alterum vero agnum offeres ad vesperam juxta ritum matutinæ oblationis, et juxta ea quæ diximus, in odorem suavitatis: Das andere Lamm aber sollst du gegen Abend nach der Weise des Morgenopfers und nach dem, was wir gesagt, darbringen, zu wohlgefälligem Geruche. Exodus Ex 2 29 42 Sacrificium est Domino, oblatione perpetua in generationes vestras, ad ostium tabernaculi testimonii coram Domino, ubi constituam ut loquar ad te. Dies ist das Opfer für den Herrn, zu beständiger Darbringung³⁶ von Geschlecht zu Geschlecht an dem Eingange des Zeltes des Zeugnisses vor dem Herrn, wohin ich treten will, dort mit dir zu reden. Exodus Ex 2 29 42 36 Hebr.: Als beständiges Brandopfer. Exodus Ex 2 29 43 Ibique præcipiam filiis Israel, et sanctificabitur altare in gloria mea. Daselbst werde ich auch den Söhnen Israels meine Weisungen geben,³⁷ und der Altar wird durch meine Herrlichkeit geheiligt werden. Exodus Ex 2 29 43 37 Hebr.: ich werde nahen. Exodus Ex 2 29 44 Sanctificabo et tabernaculum testimonii cum altari, et Aaron cum filiis suis, ut sacerdotio fungantur mihi. Ich will auch das Zelt des Zeugnisses mit dem Altare heiligen und Aaron mit seinen Söhnen, dass sie mir als Priester dienen. Exodus Ex 2 29 45 Et habitabo in medio filiorum Israel, eroque eis Deus. Und ich werde inmitten der Söhne Israels wohnen und werde ihr Gott sein, Exodus Ex 2 29 46 Et scient quia ego Dominus Deus eorum, qui eduxi eos de terra gypti, ut manerem inter illos, ego Dominus Deus ipsorum. und sie werden erkennen, dass ich der Herr ihr Gott bin, der sie aus dem Lande Ägypten geführt hat, um unter ihnen zu weilen, ich der Herr, ihr Gott. Exodus Ex 2 29 5 Indues Aaron vestimentis suis, id est, linea et tunica, et superhumerali et rationali, quod constringes balteo. und lege Aaron seine Kleider an, das ist das linnene Unterkleid, das Obergewand, das Schulterkleid und den Brustschmuck, und schnüre dies mit der Binde fest.⁴ Exodus Ex 2 29 5 4 Vergl. [Ex 28,8]. Exodus Ex 2 29 6 Et pones tiaram in capite ejus, et laminam sanctam super tiaram, Und setze die priesterliche Kopfbedeckung auf sein Haupt; und die heilige Platte an den Kopfbund, Exodus Ex 2 29 7 Et oleum unctionis fundes super caput ejus: atque hoc ritu consecrabitur. und gieße das Salböl⁵ auf sein Haupt: und auf solche Weise soll er geweiht werden. Exodus Ex 2 29 7 5 Siehe [Ex 30,23ff]. Hebr.: Nimm, gieße, salbe. Die Söhne Aarons erhielten nicht die Salbung des Hauptes (vergl. [Lev 6,20.22, Lev 21,10, Num 35,25]), sondern nur die Besprengung mit dem Öl der Salbung. [Ex 29,31, Lev 8,30] Wie [Ex 28,41] die Füllung der Hand die Übertragung geistlicher Gewalt bedeutet, so wird solche der Salbung der Hände zugeschrieben. Exodus Ex 2 29 8 Filios quoque illius applicabis, et indues tunicis lineis, cingesque balteo, Führe auch seine Söhne herzu, und lasse sie linnene Kleider anlegen, und gürte sie mit einem Gürtel, Exodus Ex 2 29 9 Aaron scilicet et liberos ejus, et impones eis mitras: eruntque sacerdotes mihi religione perpetua. Postquam initiaveris manus eorum, nämlich Aaron und seine Söhne,⁶ und setze ihnen die priesterliche Kopfbedeckung auf; und sie sollen meine Priester sein zu ewigem Dienste. Wenn⁷ du ihre Hände geweiht hast, Exodus Ex 2 29 9 6 Dieser Zusatz fehlt in der Septuag. Exodus Ex 2 29 9 7 Nach dem hebr. Texte besser: Und du sollst die Hand Aarons und die Hand seiner Söhne füllen. Der Schluss ist ähnlich dem betreffs des Hohenpriesters. Die Füllung der Hand ist [Ex 28,41] und [Ex 29,29] mit der Salbung eng verbunden, während [Ex 29,35] die Weihe nur durch die Füllung der Hand bezeichnet wird. Beide Ausdrücke bezeichnen die Aufnahme in den neuen Stand, jener als Übertragung einer Weihe, dieser als Übertragung einer Gewalt, Exodus Ex 2 0 1 7) Die beständige Verehrung Jahves am Altare des Räucherwerkes. (V. 10) 2) Kleinere Anreden Gottes. (Kap. 30,11 31,18) A. Das zu Zwecken des Heiligtums zu sammelnde Geld. (V. 16) B. Das eherne Becken. (V. 21) c. Das Salböl. (V. 33) D. Das Räucherwerk. Exodus Ex 2 30 1 Facies quoque altare ad adolendum thymiama, de lignis setim, Mache auch einen Altar von Akazienholz, das Räucherwerk darauf anzuzünden, Exodus Ex 2 30 10 Et deprecabitur Aaron super cornua ejus semel per annum, in sanguine quod oblatum est pro peccato, et placabit super eo in generationibus vestris. Sanctum sanctorum erit Domino. Aaron soll nur einmal im Jahre an seinen Hörnern die Sühne vollziehen, mittelst des Blutes, das für die Sünde geopfert wird, und die Versöhnung darauf vollbringen von Geschlecht zu Geschlecht. Hochheilig soll er dem Herrn sein. Exodus Ex 2 30 11 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach:⁷ Exodus Ex 2 30 11 7 Vielleicht ist diese Vorschrift erst später gegeben worden, da [Ex 35,20] die Israeliten noch freiwillige Gaben spenden. Exodus Ex 2 30 12 Quando tuleris summam filiorum Israel juxta numerum, dabunt singuli pretium pro animabus suis Domino, et non erit plaga in eis, cum fuerint recensiti. Wenn du die Gesamtheit der Söhne Israels nach ihrer Zahl⁸ erhebst, soll ein jeder dem Herrn ein Lösegeld für seine Seele⁹ geben, alsdann wird keine Plage über sie kommen, wenn sie gezählt werden. Exodus Ex 2 30 12 8 So oft die Zählung vorgenommen wird. Also ist wohl auch, wenn das Geld erschöpft ist, eine Zählung vorzunehmen. Exodus Ex 2 30 12 9 Es ist gleichsam eine Zahlung für den Schutz Gottes gegen Plagen. Vergl. [Ex 12,13]. Exodus Ex 2 30 13 Hoc autem dabit omnis qui transit ad nomen, dimidium sicli juxta mensuram templi. Siclus viginti obolos habet. Media pars sicli offeretur Domino. Folgendes aber soll jeder, der zur Musterung kommt, geben: die Hälfte eines Sekels nach dem Gewichte des Heiligtums.¹⁰ Ein Sekel hat zwanzig Groschen. Einen halben Sekel soll man dem Herrn opfern. [Lev 27,25, Num 3,47, Ez 45,12] Exodus Ex 2 30 13 10 Ein heiliger Sekel hatte 14,55 Gramm und war etwa 2 Mark 40 Pfennige wert. Er hieß königlicher oder Tempel-Sekel, weil bei dem Könige und im Tempel die genauesten Gewichte aufbewahrt wurden. Zwanzig Gerah (Groschen), d. i. Körnchen. Eine Gerah war etwa 12 Pfennige wert. Exodus Ex 2 30 14 Qui habetur in numero, a viginti annis et supra, dabit pretium. Jeder, der bei der Zählung von zwanzig Jahren an und darüber hat,¹¹ soll das Geld geben. Exodus Ex 2 30 14 11 Die so Gezählten heißen weiterhin zum Kampfe Ausrückende. Exodus Ex 2 30 15 Dives non addet ad medium sicli, et pauper nihil minuet. Der Reiche soll nicht mehr geben als den halben Sekel, und der Arme nicht weniger.¹² Exodus Ex 2 30 15 12 So ergibt sich aus der Menge des Geldes die Zahl der Gezählten und alle Israeliten erschienen als gleich vor Gott. Exodus Ex 2 30 16 Susceptamque pecuniam, quæ collata est a filiis Israel, trades in usus tabernaculi testimonii, ut sit monumentum eorum coram Domino, et propitietur animabus eorum. Und du sollst das Geld, das die Söhne Israels zusammenbringen, erheben und es zum Bedarfe des Zeltes des Zeugnisses geben, damit es ein Gedenken für sie vor dem Herrn sei und er ihren Seelen gnädig sei.¹³ Exodus Ex 2 30 16 13 Als Preis, durch den sie sich gegen Plagen sicher stellten. Exodus Ex 2 30 17 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Exodus Ex 2 30 18 Facies et labrum æneum cum basi sua ad lavandum: ponesque illud inter tabernaculum testimonii et altare. Et missa aqua, Mache auch ein ehernes Becken mit einem Fußgestelle dazu zum Waschen; stelle es zwischen dem Zelte des Zeugnisses und dem Altare¹⁴ auf und tue Wasser hinein, Exodus Ex 2 30 18 14 Dem Brandopferaltar. Exodus Ex 2 30 19 Lavabunt in ea Aaron, et filii ejus manus suas ac pedes, und Aaron und seine Söhne sollen ihre Hände und ihre Füße darin waschen,¹⁵ Exodus Ex 2 30 19 15 Sie opferten also barfüßig. Exodus Ex 2 30 2 Habens cubitum longitudinis, et alterum latitudinis, id est, quadrangulum, et duos cubitos in altitudine. Cornua ex ipso procedent. eine Elle in der Länge, und eine andere in der Breite, also geviertet, und zwei Ellen in der Höhe. Hörner sollen aus ihm hervorgehen.¹ Exodus Ex 2 30 2 1 Vergl. [Ex 27,2]. Exodus Ex 2 30 20 Quando ingressuri sunt tabernaculum testimonii, et quando accessuri sunt ad altare, ut offerant in eo thymiama Domino, wenn sie in das Zelt des Zeugnisses gehen und¹⁶ wenn sie zu dem Altare hinzutreten wollen, um dem Herrn auf demselben Rauchopfer darzubringen, Exodus Ex 2 30 20 16 Hebr.: oder. Es werden alle Arten von Opfern angedeutet. Exodus Ex 2 30 21 Ne forte moriantur: legitimum sempiternum erit ipsi, et semini ejus per successiones. auf dass sie nicht sterben.¹⁷ Dies soll ein ewig geltendes Gesetz sein für ihn und für seine Nachkommen von Geschlecht zu Geschlecht. Exodus Ex 2 30 21 17 Indem Gott sie mit dem Tode straft. Exodus Ex 2 30 22 Locutusque est Dominus ad Moysen, Und der Herr redete zu Moses Exodus Ex 2 30 23 Dicens: Sume tibi aromata, primæ myrrhæ et electæ quingentos siclos, et cinnamomi medium, id est, ducentos quinquaginta siclos, calami similiter ducentos quinquaginta, und sprach: Nimm dir Spezereien, von der ersten und auserlesenen Myrrhe,¹⁸ fünfhundert Sekel,¹⁹ halb so viel Zimmet, das ist zweihundert und fünfzig Sekel, ferner Kalmus zweihundert und fünfzig Sekel, Exodus Ex 2 30 23 18 Der Saft, der zuerst und von selbst aus der Myrrhenstaude fließt. Exodus Ex 2 30 23 19 Der Sekel hatte etwa 14,55 Gramm. 500 Sekel sind also 7,275 Kilo. 250 Sekel 3,637 Kilo. Ein Hin fasst etwa 6,49 Liter. Exodus Ex 2 30 24 Casiæ autem quingentos siclos, in pondere sanctuarii, olei de olivetis mensuram hin: und fünfhundert Sekel Kasia,²⁰ nach dem Gewichte des Heiligtums, und ein Hin Olivenöl; Exodus Ex 2 30 24 20 Die gewürzhafte Rinde eines ostindischen Baumes. Exodus Ex 2 30 25 Faciesque unctionis oleum sanctum, unguentum compositum opere unguentarii, und mache daraus ein heiliges Salböl, eine Salbenmischung, wie der Salbenmischer sie macht, Exodus Ex 2 30 26 Et unges ex eo tabernaculum testimonii, et arcam testamenti, und salbe damit das Zelt des Zeugnisses und die Lade des Bundes, Exodus Ex 2 30 27 Mensamque cum vasis suis, candelabrum, et utensilia ejus, altaria thymiamatis, den Tisch mit seinen Geräten, den Leuchter mit seinem Zubehör, den Rauchopferaltar, Exodus Ex 2 30 28 Et holocausti, et universam supellectilem quæ ad cultum eorum pertinet. und den Brandopferaltar, samt allen Geräten, welche zu ihrem Dienste gehören. Exodus Ex 2 30 29 Sanctificabisque omnia, et erunt Sancta sanctorum: qui tetigerit ea, sanctificabitur. Und weihe alles, dass es hochheilig sei; wer es berührt, soll geheiligt werden. Exodus Ex 2 30 3 Vestiesque illud auro, purissimo, tam craticulam ejus, quam parietes per circuitum, et cornua. Faciesque ei coronam aureolam per gyrum, Und überkleide ihn mit ganz reinem Golde,² sowohl seinen Rost, wie die Wände ringsum, und die Hörner. Bringe auch an demselben einen goldenen Kranz ringsherum an, Exodus Ex 2 30 3 2 Daher heißt er der goldene Altar. [Ex 39,47: Ex 40,5.24, Num 4,11] Exodus Ex 2 30 30 Aaron et filios ejus unges, sanctificabisque eos, ut sacerdotio fungantur mihi. Aaron und seine Söhne salbe und heilige sie,²¹ auf dass sie mir als Priester dienen. Exodus Ex 2 30 30 21 Ehe sie sich profanen Dingen wieder zuwenden, müssen sie sich waschen. Der Altar heiligt die Opfer, das Becken das Wasser, beide aber werden durch Öl geheiligt, das Öl aber dadurch, dass seine Mischung dem Dienste Gottes vorbehalten bleibt. Exodus Ex 2 30 31 Filiis quoque Israel dices: Hoc oleum unctionis sanctum erit mihi in generationes vestras. Den Söhnen Israels aber sage dies: Dies sei ein mir geheiligtes Salböl unter euch von Geschlecht zu Geschlecht. Exodus Ex 2 30 32 Caro hominis non ungetur ex eo, et juxta compositionem ejus non facietis aliud, quia sanctificatum est, et sanctum erit vobis. Keines Menschen Leib soll damit gesalbt werden, und nach seiner Mischung sollt ihr kein anderes bereiten; denn es ist geheiligt²² und soll euch heilig sein. Exodus Ex 2 30 32 22 Hebr.: Mir vorbehalten. Exodus Ex 2 30 33 Homo quicumque tale composuerit, et dederit ex eo alieno, exterminabitur de populo suo. Wer immer eine solche Mischung bereitet²³ und etwas davon einem Fremden²⁴ gibt, der soll aus seinem Volke ausgetilgt werden. Exodus Ex 2 30 33 23 Außer dem Hohenpriester oder einem anderen Priester, der es verfertigt. Exodus Ex 2 30 33 24 Einem Nichthebräer. Exodus Ex 2 30 34 Dixitque Dominus ad Moysen: Sume tibi aromata, stacten et onycha, galbanum boni odoris, et thus lucidissimum, æqualis ponderis erunt omnia: Und der Herr sprach zu Moses: Nimm dir Spezereien, Myrrhenharz und Onyx,²⁵ wohlriechenden Galban²⁶ und durchsichtigen Weihrauch, alles von gleichem Gewichte; Exodus Ex 2 30 34 25 Wohl eine der Myrrhe ähnliche Art Storax-Gummi, welches geröstet ebenso zum Räuchern gebraucht wurde, wie der Weihrauch, dazu onyx, unguis odoratus, der sogenannte Seenagel, der Deckel einer der Purpurschnecke ähnlichen Schnecke von angenehmen Geruche. Exodus Ex 2 30 34 26 Ein aus der Ferula, einem in Syrien, Arabien und Abessynien wachsenden Strauche mittels Einschnitte in seine Rinde gewonnenes Harz von scharfem Geschmacke, das anderen Substanzen beigemischt den Wohlgeruch mehrt. Exodus Ex 2 30 35 Faciesque thymiama compositum opere unguentarii, mixtum diligenter, et purum, et sanctificatione dignissimum. und bereite Räucherwerk, zusammengesetzt wie der Salbenmischer es macht, sorgfältig gemischt²⁷ und rein, und der Heiligung ganz würdig. Exodus Ex 2 30 35 27 Richtiger: Gesalzen. Exodus Ex 2 30 36 Cumque in tenuissimum pulverem universa contuderis, pones ex eo coram tabernaculo testimonii, in quo loco apparebo tibi. Sanctum sanctorum erit vobis thymiama. Zerstoße alles ganz fein zu Staub, und bringe etwas davon vor das Zelt²⁸ des Zeugnisses, woselbst ich dir erscheinen will. Hochheilig soll euch dieses Räucherwerk sein. Exodus Ex 2 30 36 28 Hebr.: Vor das Gesetz. Exodus Ex 2 30 37 Talem compositionem non facietis in usus vestros, quia sanctum est Domino. Solche Mischung sollt ihr nicht zu eurem Gebrauche machen; denn es ist dem Herrn geheiligt. Exodus Ex 2 30 38 Homo quicumque fecerit simile, ut odore illius perfruatur, peribit de populis suis. Wer immer ein solches bereitet, um seinen Geruch zu genießen, soll hinweggetilgt werden aus seinem Volke. Exodus Ex 2 30 4 Et duos annulos aureos sub corona per singula latera, ut mittantur in eos vectes, et altare portetur. und unterhalb des Kranzes zwei goldene Ringe auf jeder Seite, dass sie zur Aufnahme der Stangen dienen und der Altar getragen werden könne. Exodus Ex 2 30 5 Ipsos quoque vectes facies de lignis setim, et inaurabis. Auch die Stangen mache von Akazienholz und überziehe sie mit Gold. Exodus Ex 2 30 6 Ponesque altare contra velum, quod ante arcam pendet testimonii coram propitiatorio quo tegitur testimonium, ubi loquar tibi. Dann stelle den Altar vor den Vorhang,³ der vor der Lade des Zeugnisses hängt, dem Gnadenthrone gegenüber, welcher das Zeugnis bedeckt, woselbst ich mit dir reden will. Exodus Ex 2 30 6 3 Außerhalb des Vorhanges (vergl. V. 20), der Sühnstätte gegenüber. [Hebr 9,4] betrachtet Paulus diesen Altar als zum Allerheiligsten in engster Beziehung stehend. Exodus Ex 2 30 7 Et adolebit incensum super eo Aaron, suave fragrans, mane. Quando componet lucernas, incendet illud: Aaron soll des Morgens auf ihm wohlriechendes Räucherwerk anzünden. Wenn er die Lampen zurichtet, soll er es anzünden; Exodus Ex 2 30 8 Et quando collocabit eas ad vesperum, uret thymiama sempiternum coram Domino in generationes vestras. und wenn er sie des Abends aufsetzt, soll er es als ewiges Rauchopfer⁴ anzünden vor dem Herrn von Geschlecht zu Geschlecht. Exodus Ex 2 30 8 4 Zu den gebotenen Zeiten, Morgens und Abends. Exodus Ex 2 30 9 Non offeretis super eo thymiama compositionis alterius, nec oblationem, et victimam, nec libabitis libamina. Räucherwerk, das auf fremde Weise bereitet ist,⁵ Speiseopfer oder Brandopfer sollt ihr auf demselben nicht darbringen, auch Trankopfer sollt ihr nicht auf demselben ausgießen.⁶ Exodus Ex 2 30 9 5 Nur das, welches V. 34 beschrieben wird, ist zulässig. Exodus Ex 2 30 9 6 Kein Brandopfer, kein unblutiges Opfer, kein Trankopfer. Eine Ausnahme V. 10. Exodus Ex 2 0 1 E. Die zu verwendenden Arbeiter. (V. 11) F. Der Sabbat und die Tafeln, Zeichen des Bundes. Exodus Ex 2 31 1 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete mit Moses und sprach: Exodus Ex 2 31 10 Vestes sanctas in ministerio Aaron sacerdoti, et filiis ejus, ut fungantur officio suo in sacris. die heiligen Amtskleider für Aaron, den Priester, und für seine Söhne, dass sie ihr Amt üben in heiligen Verrichtungen. Exodus Ex 2 31 11 Oleum unctionis, et thymiama aromatum in Sanctuario, omnia quæ præcepi tibi, facient. Das Salböl und das Räucherwerk aus Spezereien für das Heiligtum sollen sie machen; alles, was ich dir geboten habe. Exodus Ex 2 31 12 Et locutus est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach:⁴ Exodus Ex 2 31 12 4 Gott hatte den Sabbat im Paradiese eingesetzt, aber dessen Beobachtung den Menschen nicht ausdrücklich als Gesetz auferlegt. [Ex 16,23] wird das Gebot der Feier des Sabbats für die Juden bereits angedeutet, [Ex 20,8] wird es gegeben, [Ex 23,12] und hier wieder eingeschärft. Dieses Gesetz ist unter allen in den zehn Geboten enthaltenen Vorschriften das heiligste, wie der Dekalog eine Zusammenfassung aller Gesetze ist. (Vergl. V. 18.) Deshalb war 20,22 23,19 nur eine Auslegung der zehn Gebote, wie sie Gott damals für passend und notwendig erachtete. 25,1 31,12 wird der Kult dargelegt, dessen Wurzel und Summe das Sabbatgesetz des Dekaloges ist. Da nun Gott [Ex 31,18] Moses die Tafeln als unverbrüchliches Zeichen des Bundes gibt, schärft er zuvor ein, welchen Dienst er unter allen Gesetzen als den besonderen Beweis fordere, dass das Volk das Bündnis mit ihm wahre: die Beobachtung des Sabbats. Exodus Ex 2 31 13 Loquere filiis Israel, et dices ad eos: Videte ut sabbatum meum custodiatis: quia signum est inter me et vos in generationibus vestris: ut sciatis quia ego Dominus, qui sanctifico vos. Rede zu den Söhnen Israels und sprich zu ihnen: Habet wohl Acht, dass ihr meinen Sabbat haltet; denn er ist ein Zeichen zwischen mir und euch von Geschlecht zu Geschlecht, auf dass ihr erkennet, dass ich der Herr bin, der euch heiligt.⁵ [Ex 20,8, Ez 20,12] Exodus Ex 2 31 13 5 Ich habe euch aus allen Völkern ausgeschieden. Exodus Ex 2 31 14 Custodite sabbatum meum: sanctum est enim vobis: qui polluerit illud, morte morietur: qui fecerit in eo opus, peribit anima illius de medio populi sui. So haltet meinen Sabbat! denn er ist heilig für euch;⁶ wer ihn entweiht, soll des Todes sterben; wer an demselben eine Arbeit verrichtet, dessen Seele soll aus seinem Volke ausgetilgt werden. Exodus Ex 2 31 14 6 Ich habe ihn für euch unter den übrigen Tagen ausgeschieden. Exodus Ex 2 31 15 Sex diebus facietis opus: in die septimo sabbatum est, requies sancta Domino: omnis qui fecerit opus in hac die, morietur. Sechs Tage sollt ihr arbeiten; am siebenten Tage ist der Sabbat, die dem Herrn geheiligte Ruhe; jeder, der an diesem Tage eine Arbeit verrichtet, soll sterben. Exodus Ex 2 31 16 Custodiant filii Israel sabbatum, et celebrent illud in generationibus suis. Pactum est sempiternum So sollen also die Söhne Israels den Sabbat halten und ihn feiern von Geschlecht zu Geschlecht. Er ist ein ewiger Bund Exodus Ex 2 31 17 Inter me et filios Israel: signumque perpetuum: sex enim diebus fecit Dominus clum et terram, et in septimo ab opere cessavit. zwischen mir und den Söhnen Israels und ein ewiges Zeichen. Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht, und am siebenten Tag ruhte er von dem Werke.⁷ [Gen 1,31, Gen 2,2] Exodus Ex 2 31 17 7 Erster Grund zur Einsetzung des Sabbates. Exodus Ex 2 31 18 Deditque Dominus Moysi, completis hujuscemodi sermonibus in monte Sinai, duas tabulas testimonii lapideas, scriptas digito Dei. Als nun der Herr dies alles auf dem Berge Sinai gesprochen, gab er dem Moses zwei steinerne Tafeln des Zeugnisses,⁸ beschrieben von dem Finger Gottes.⁹ [Dtn 9,10] Exodus Ex 2 31 18 8 Wie die Wahl des harten Steines als Material, so sollte das Eingraben der Schrift die unvergängliche Dauer dieser Worte Gottes abbilden. Der unmittelbare göttliche Ursprung der Tafeln aber entspricht der unmittelbaren Verkündigung der zehn Worte durch den Mund Gottes vom Berge herab an das Volk. Wie sie durch die Verkündigung durch den Höchsten selbst als Gotteswort kundgetan waren, so sollte die Gottesschrift die Aufbewahrung der Tafeln in Israel als ein für Menschen unantastbares Heiligtum sichern. Exodus Ex 2 31 18 9 Alle übrigen Vorschriften Gottes hängen von diesen zehn Geboten ab, wie diese in den beiden Geboten von der Liebe Gottes und des Nächsten ihre Vollendung finden. (Aug.) Exodus Ex 2 31 2 Ecce, vocavi ex nomine Beseleel filium Uri filii Hur de tribu Juda, Siehe, ich habe Beseleel,¹ den Sohn Uris,² des Sohnes Hur,³ vom Stamme Juda, namentlich berufen Exodus Ex 2 31 2 1 Der gleiche Name kehrt in der heiligen Schrift öfter wieder, z.B. [Esra 10,30]. Exodus Ex 2 31 2 2 Der gleiche Name auch bei Späteren, z.B. [Esra 10,24, 1Kön 4,19]. Exodus Ex 2 31 2 3 Der gleiche Name (doch andere Personen) auch [Ex 17,10, Neh 3,9, 1Kön 4,8]. Exodus Ex 2 31 3 Et implevi eum spiritu Dei, sapientia, intelligentia, et scientia in omni opere, und habe ihn mit dem Geiste Gottes erfüllt, mit Weisheit und Einsicht, und Fertigkeit in allerlei Arbeit, Exodus Ex 2 31 4 Ad excogitandum quidquid fabrefieri potest ex auro, et argento, et ære, alles zu erdenken, was in Gold, und Silber, und Erz, Exodus Ex 2 31 5 Marmore, et gemmis, et diversitate lignorum. in Marmor, und Edelsteinen, und verschiedenartigem Holze ausgeführt werden kann. Exodus Ex 2 31 6 Dedique ei socium Ooliab filium Achisamech de tribu Dan. Et in corde omnis eruditi posui sapientiam: ut faciat cuncta quæ præcepi tibi, Und ich habe ihm Ooliab, den Sohn Achisamechs, vom Stamme Dan, beigegeben und habe in das Herz jedes Kunstverständigen Weisheit gelegt, dass sie alles anfertigen, was ich dir geboten habe, Exodus Ex 2 31 7 Tabernaculum fderis, et arcam testimonii, et propitiatorium, quod super eam est, et cuncta vasa tabernaculi, das Zelt des Bundes, die Lade des Zeugnisses, den Gnadenthron, der auf derselben ist, und alle zum Zelte gehörenden Gerätschaften, Exodus Ex 2 31 8 Mensamque et vasa ejus, candelabrum purissimum cum vasis suis, et altaria thymiamatis, den Tisch und seine Geräte, den Leuchter aus reinstem Golde mit seinem Geräte, den Rauchopferaltar, Exodus Ex 2 31 9 Et holocausti, et omnia vasa eorum, labrum cum basi sua, den Brandopferaltar, mit all ihren Geräten, das Becken mit seinem Fußgestell, Exodus Ex 2 0 1 3. Aberglaube und Wiederversöhnung des Volkes. (Kap. 32 34) 1) Jahve unter dem Bilde eines goldenen Kalbes verehrt. (V. 8) 2) Erstes Flehen Moses zu Gott um Erbarmen. (V. 14) 3) Herabsteigen Moses vom Berge. (V. 29) 4) Zweites Flehen Moses um Erbarmen. (Kap. 32,30 Kap. 33,11) Exodus Ex 2 32 1 Videns autem populus quod moram faceret descendendi de monte Moyses, congregatus adversus Aaron, dixit: Surge, fac nobis deos, qui nos præcedant: Moysi enim huic viro, qui nos eduxit de terra gypti, ignoramus quid acciderit. Als aber das Volk sah, dass Moses zögerte, vom Berge herabzukommen,¹ versammelte es sich um Aaron und sprach: Auf, mache uns Götter, die vor uns hergehen;² denn was diesem Manne, dem Moses, der uns aus dem Lande Ägypten geführt hat, begegnet ist, wissen wir nicht.³ [Apg 7,40] Exodus Ex 2 32 1 1 Nicht lange vor dem Ende der 40 Tage fiel das Volk ab. Urheber dieses Abfalles waren wohl die alten Priester, welche es nicht ertrugen, dass sie [Ex 19,24] zu Laien gemacht waren, [Ex 20,18ff] unbeachtet und [Ex 24,6.10] von der Darbringung des Opfers und dem Erscheinen vor Gott ausgeschlossen blieben. Ihnen standen jetzt andere Priester, die Stammesgenossen Aarons und Moses gegenüber. Im offenen Widerstande jenen nicht gewachsen, erregen sie Unzufriedenheit. Exodus Ex 2 32 1 2 An fruchtbarere Orte. Vielleicht hoffen sie auch, dass die Götter sie nach Ägypten zurückführen werden. Der Plural Götter ist zweideutig. Die meisten fordern wohl ein Bild, doch die einen das Bild des wahren Gottes, die anderen, ohne sich zu entscheiden. Sie schreiben dem Bilde eine höhere Macht zu. Exodus Ex 2 32 1 3 Sie denken nicht an die Wunder bei dem Auszuge. Exodus Ex 2 32 10 Dimitte me, ut irascatur furor meus contra eos, et deleam eos, faciamque te in gentem magnam. lass mich,¹² dass mein Zorn wider sie entbrenne und ich sie vernichte; sodann will ich dich zum Stammvater eines großen Volkes machen.¹³ Exodus Ex 2 32 10 12 Diese Worte zeigen teils, wie viel das Gebet der Heiligen vermag, teils muntern sie zum Gebete für das Volk auf. Exodus Ex 2 32 10 13 Vergl. [Num 14,12]. Exodus Ex 2 32 11 Moyses autem orabat Dominum Deum suum, dicens: Cur, Domine, irascitur furor tuus contra populum tuum, quem eduxisti de terra gypti, in fortitudine magna, et in manu robusta? Moses aber bat den Herrn, seinen Gott, und sprach: Herr, warum entbrennt dein Zorn wider dein Volk,¹⁴ welches du mit großer Kraft und mit starker Hand aus dem Lande Ägypten herausgeführt hast? [Num 14,13, Ps 105,23] Exodus Ex 2 32 11 14 Mehr dein als mein Volk, da du es dir durch so viele Wunder erworben hast. Ist die begangene Sünde ausreichend, um ein Volk zu verstoßen, für das du so Großes getan? Exodus Ex 2 32 12 Ne, quæso, dicant gypti: Callide eduxit eos, ut interficeret in montibus, et deleret e terra: quiescat ira tua, et esto placabilis super nequitia populi tui. Lass doch nicht zu, dass die Ägypter sagen: Er hat sie mit List herausgeführt, um sie auf dem Gebirge zu töten und von der Erde zu vertilgen. Dein Zorn lasse nach, lass dich versöhnen ob der Missetat deines Volkes. Exodus Ex 2 32 13 Recordare Abraham, Isaac, et Israel, servorum tuorum, quibus jurasti per temetipsum, dicens: Multiplicabo semen vestrum sicut stellas cli: et universam terram hanc, de qua locutus sum, dabo semini vestro, et possidebitis eam semper. Gedenke deiner Diener Abraham, Isaak und Israel, denen du bei dir selbst zugeschworen und gesagt hast: Ich will eure Nachkommen so zahlreich machen, wie die Sterne des Himmels; und dieses ganze Land, von dem ich geredet, will ich euren Nachkommen geben, und ihr sollt es besitzen immerdar. [Gen 12,7, Gen 15,7, Gen 48,16] Exodus Ex 2 32 14 Placatusque est Dominus ne faceret malum quod locutus fuerat adversus populum suum. Da ward der Herr versöhnt, so dass er das Übel nicht tat, welches er wider sein Volk ausgesprochen hatte.¹⁵ Exodus Ex 2 32 14 15 Nach hebr. Eigentümlichkeit geschichtlicher Darstellung wird hier schon das Resultat eines noch im einzelnen zu beschreibenden Ereignisses vorausgeschickt. Exodus Ex 2 32 15 Et reversus est Moyses de monte, portans duas tabulas testimonii in manu sua, scriptas ex utraque parte, Und Moses kehrte von dem Berge zurück und trug die beiden Tafeln des Zeugnisses in seiner Hand, die auf beiden Seiten beschrieben Exodus Ex 2 32 16 Et factas opere Dei: scriptura quoque Dei erat sculpta in tabulis. und von Gott gemacht waren; auch die auf die Tafeln eingegrabene Schrift war Gottes Werk. Exodus Ex 2 32 17 Audiens autem Josue tumultum populi vociferantis, dixit ad Moysen: Ululatus pugnæ auditur in castris. Als aber Josue das Getümmel des schreienden Volkes hörte, sprach er zu Moses: Kriegslärm lässt sich im Lager hören!¹⁶ Exodus Ex 2 32 17 16 Josue wusste nicht, was Gott (V. 8) dem Moses gesagt. Exodus Ex 2 32 18 Qui respondit: Non est clamor adhortantium ad pugnam, neque vociferatio compellentium ad fugam: sed vocem cantantium ego audio. Er aber antwortete: Das ist kein Geschrei solcher, die zum Streite mahnen, noch auch das Angstgeschrei solcher, die zur Flucht auffordern, sondern die Stimme von Singenden höre ich. Exodus Ex 2 32 19 Cumque appropinquasset ad castra, vidit vitulum, et choros: iratusque valde, projecit de manu tabulas, et confregit eas ad radicem montis: Als er nun nahe zum Lager kam, sah er das Kalb und die Reigentänze; und in heftigen Zorn geratend, warf er die Tafeln aus der Hand und zerschmetterte sie am Fuße des Berges.¹⁷ Exodus Ex 2 32 19 17 Die Tafeln waren [Ex 24,12] als Zeichen des Bundes zwischen Gott und dem Volke gegeben. [Ex 24,3] hatte das Volk bezeugt, es werde alle Worte Gottes tun, und Gott hatte verheißen, die Gesetzestafeln zu geben. Nachdem das Volk durch die Anfertigung des Kalbes sein Versprechen gebrochen, ziemte es sich auch, dass das göttliche Zeichen des Bundes zerstört ward. Exodus Ex 2 32 2 Dixitque ad eos Aaron: Tollite inaures aureas de uxorum, filiorumque et filiarum vestrarum auribus, et afferte ad me. Da sprach Aaron⁴ zu ihnen: Nehmet die goldenen Ringe aus den Ohren eurer Frauen, und eurer Söhne und Töchter, und bringet sie zu mir. Exodus Ex 2 32 2 4 Aaron ist erschrocken und schwankt. Er will das Volk durch die Forderung abschrecken. (Aug., Theodor) Exodus Ex 2 32 20 Arripiensque vitulum quem fecerant, combussit, et contrivit usque ad pulverem, quem sparsit in aquam, et dedit ex eo potum filiis Israel. Dann ergriff er das Kalb, das sie gemacht hatten, verbrannte es, zermalmte es zu Staub, streute diesen in Wasser, und gab den Söhnen Israels davon zu trinken.¹⁸ [Dtn 9,21] Exodus Ex 2 32 20 18 Die Ordnung ist sachgemäß, nicht der Zeitfolge entsprechend: 20 Moses und das Kalb, 21 24 Moses und Aaron, 25 28 Moses und die Häupter des Aufstandes, 29 Moses und die Leviten. Wahrscheinlich stürzte Moses zuerst das Kalb um, befragte dann Aaron kurz über den Stand der Dinge, sandte die Seinigen zur Vernichtung der Gegner aus, zerstörte das aus Holz geformte und mit Gold überzogene Kalb und warf die Asche in den Fluss. Vergl. [Dtn 9,21]. Exodus Ex 2 32 21 Dixitque ad Aaron: Quid tibi fecit hic populus, ut induceres super eum peccatum maximum? Und er sprach zu Aaron: Was hat dir dies Volk getan, dass du eine so schwere Sünde auf dasselbe gebracht hast?¹⁹ Exodus Ex 2 32 21 19 Aarons Schuld war schwer, da er dem Volke nachgegeben, dessen Führer er sein sollte. Exodus Ex 2 32 22 Cui ille respondit: Ne indignetur dominus meus: tu enim nosti populum istum, quod pronus sit ad malum: Dieser antwortete ihm: O Herr, zürne mir nicht, du kennst ja dieses Volk und weißt, dass es zum Bösen geneigt ist.²⁰ [1Joh 5,19] Exodus Ex 2 32 22 20 Hebr.: Dass es im Bösen ist. (Vergl. V. 9.) Exodus Ex 2 32 23 Dixerunt mihi: Fac nobis deos, qui nos præcedant: huic enim Moysi, qui nos eduxit de terra gypti, nescimus quid acciderit. Sie sprachen zu mir: Mache uns Götter, die vor uns herziehen; denn was diesem Moses, der uns aus dem Lande Ägypten weggeführt hat, begegnet ist, wissen wir nicht. Exodus Ex 2 32 24 Quibus ego dixi: Quis vestrum habet aurum? Tulerunt, et dederunt mihi: et projeci illud in ignem, egressusque est hic vitulus. Da sprach ich zu ihnen: Wer unter euch hat Gold? Und sie brachten es, und gaben es mir, und ich warf es in das Feuer, da ward dieses Kalb daraus.²¹ Exodus Ex 2 32 24 21 Es war umsonst, diesem Volke zu widerstehen und ihm Jahves Wohltaten und Bündnis in's Gedächtnis zurückzurufen. Gezwungen und geängstet habe ich so gehandelt. Wie weit ist Aarons Herz von der Größe Moses entfernt! (V. 32) Exodus Ex 2 32 25 Videns ergo Moyses populum quod esset nudatus, (spoliaverat enim eum Aaron propter ignominiam sordis, et inter hostes nudum constituerat) Da nun Moses sah, dass das Volk bloßgestellt war, (denn Aaron hatte es ausgezogen durch die schmachvolle Schandtat und nackt unter seine Feinde gestellt)²² Exodus Ex 2 32 25 22 Hebr.: Was zum Gezischel unter ihren Widersachern dienen musste. Die Zorngerichte Gottes über Israel waren geeignet, den heidnischen Feinden Anlass zum Spott zu geben. Exodus Ex 2 32 26 Et stans in porta castrorum, ait: Si quis est Domini, jungatur mihi. Congregatique sunt ad eum omnes filii Levi: trat er an das Tor des Lagers²³ und rief: Wer dem Herrn gehört, schließe sich mir an! Da versammelten sich alle Söhne Levis um ihn. Exodus Ex 2 32 26 23 An dem dem Berge zugewandten Tore stand Moses, dort war das Kalb, dort die Leviten. Es war jedenfalls der dem Stamme Levi zugewiesene Teil des Lagers. Exodus Ex 2 32 27 Quibus ait: Hæc dicit Dominus Deus Israel: Ponat vir gladium super femur suum: ite, et redite de porta usque ad portam per medium castrorum, et occidat unusquisque fratrem, et amicum, et proximum suum. Er aber sprach zu ihnen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Jeder gürte sein Schwert an seine Lenden, und gehet hin und her, von Tor zu Tor mitten durch das Lager, und ein jeder töte seinen Bruder, Freund und Nächsten.²⁴ [Dtn 33,9] Exodus Ex 2 32 27 24 So fern jene nicht vom Kälberdienste lassen wollen. Moses redet als von Gott bestellter Richter. Exodus Ex 2 32 28 Feceruntque filii Levi juxta sermonem Moysi, cecideruntque in die illa quasi viginti tria millia hominum. Da taten die Söhne Levis nach dem Worte Moses, und es fielen an diesem Tage bei dreiundzwanzigtausend Mann.²⁵ Exodus Ex 2 32 28 25 Die anderen Texte haben nur 3000. [1Kor 10,8] bezieht sich nicht auf diese Stelle, sondern auf [Num 21,9]. Exodus Ex 2 32 29 Et ait Moyses: Consecrastis manus vestras hodie Domino, unusquisque in filio, et in fratre suo, ut detur vobis benedictio. Darnach sprach Moses: Ihr habt heute eure Hände dem Herrn geweiht,²⁶ ein jeder an²⁷ seinem Sohn und an seinem Bruder, damit euch Segen zu Teil werde. Exodus Ex 2 32 29 26 Vergl. [Dtn 33,9]. Nach dem Hebr.: Bringet für Jahve eure Opfer dar, Für Jahve: Im Gegensatz zu dem Kalbe. Exodus Ex 2 32 29 27 Wider seinen Sohn und seine Nachkommen. Exodus Ex 2 32 3 Fecitque populus quæ jusserat, deferens inaures ad Aaron. Das Volk tat, wie er befohlen, und brachte die Ringe, die sie in den Ohren trugen, zu Aaron. Exodus Ex 2 32 30 Facto autem altero die, locutus est Moyses ad populum: Peccastis peccatum maximum: ascendam ad Dominum, si quo modo quivero eum deprecari pro scelere vestro. Am andern Tage²⁸ aber sprach Moses zu dem Volke: Ihr habt eine übergroße Sünde begangen; ich will zu dem Herrn hinaufsteigen, ob ich ihn irgendwie für eure Missetat durch Bitten versöhnen kann. Exodus Ex 2 32 30 28 Nach der Vernichtung des Kalbes. Exodus Ex 2 32 31 Reversusque ad Dominum, ait: Obsecro, peccavit populus iste peccatum maximum, feceruntque sibi deos aureos: aut dimitte eis hanc noxam, Und er kehrte zu dem Herrn zurück und sprach: Ach, dies Volk hat eine übergroße Sünde begangen, indem es sich Götter aus Gold gemacht hat. Entweder vergib ihnen diese Sünde,²⁹ Exodus Ex 2 32 31 29 Hebr.: Und nun, wenn du ihnen ihre Sünden nachlassest, (ist es gut). Exodus Ex 2 32 32 Aut si non facis, dele me de libro tuo quem scripsisti. oder, tuest du das nicht, so streiche mich aus deinem Buche, das du geschrieben, aus.³⁰ Exodus Ex 2 32 32 30 Nicht das Buch der Vorherbestimmung ist gemeint, den aus diesem wird niemand ausgetilgt und die Bitte, aus diesem ausgetilgt zu werden, wäre gottlos. Also nach einigen: aus dem Buche der Lebenden (Hier., Greg., M.). Gott kann nach seiner Gerechtigkeit weder Moses aus seinem Buche tilgen, noch dem Volke ohne weiteres vergeben, doch ist Moses Fürbitte nicht ganz erfolglos. Vergl. Anmerkung 32. Exodus Ex 2 32 33 Cui respondit Dominus: Qui peccaverit mihi, delebo eum de libro meo: Der Herr antwortete ihm: Wer gegen mich gesündigt, den werde ich aus meinem Buche austilgen. Exodus Ex 2 32 34 Tu autem vade, et duc populum istum quo locutus sum tibi: Angelus meus præcedet te. Ego autem in die ultionis visitabo et hoc peccatum eorum. Du aber gehe hin und führe dieses Volk dorthin, wohin ich dir gesagt; mein Engel³¹ wird vor dir herziehen. Aber am Tage der Vergeltung will ich auch diese ihre Sünde ahnden.³² Exodus Ex 2 32 34 31 Mein Engel? Vielleicht ein Engel? Dies scheint durch [Ex 33,12] nahegelegt. Anders [Ex 23,20], wo die weiteren Bestimmungen keinen Zweifel lassen, dass der Engel Jahves, der Sohn Gottes, gemeint ist. Was Gott den Patriarchen verheißen hat, will er erfüllen, aber es soll fehlen, was der Gabe den eigentlichen Wert verleiht, die Gnadengegenwart Gottes. Exodus Ex 2 32 34 32 Die Erhaltung des Volkes und seine Einführung in das gelobte Land hat Moses durch seine Fürbitte erwirkt und die Aufhebung des Bundesverhältnisses vom Volke abgewendet, indes das durch die Leviten vollzogene Strafgericht war noch keine der göttlichen Gerechtigkeit voll genügende Sühne. Von dem ganzen schuldigen Volke war nur ein kleiner Teil der Strafe anheimgefallen, die übrigen hatten sich nicht durch Reue und Buße der vergebenden Gnade würdig gemacht. Am Tage, an dem das Volk das Maß seiner Sünden voll machte [Num 14,26ff], trat die Vergeltung ein. Exodus Ex 2 32 35 Percussit ergo Dominus populum pro reatu vituli, quem fecerat Aaron. Also schlug der Herr das Volk wegen der Versündigung durch das Kalb, das Aaron gemacht hatte. Exodus Ex 2 32 4 Quas cum ille accepisset, formavit opere fusorio, et fecit ex eis vitulum conflatilem: dixeruntque: Hi sunt dii tui Israel, qui te eduxerunt de terra gypti. Dieser nahm sie, machte ein Schmelzwerk daraus, und bildete ein gegossenes Kalb.⁵ Sie sprachen: Das sind deine Götter, Israel, welche dich aus dem Lande Ägypten herausgeführt haben. [Ps 105,19] Exodus Ex 2 32 4 5 Ähnlich Jeroboam [1Kön 12,28ff]. Das Kalb soll ihnen als Bild des Gottes dienen, der Israel aus Ägypten geführt. An sich war an einer bildlichen Darstellung nichts Böses, da Christus als Lamm, der heilige Johannes der Evangelist als Adler dargestellt wird. Da aber Gott jede Darstellung seiner selbst wegen der Gefahr des Götzendienstes verboten hatte, war ihre Handlung nicht von Aberglauben frei, um so mehr als das Kalb das Sinnbild des ägyptischen Apisstieres war. Aaron will die Anfertigung des Bildes zulassen, wenn er nur den Glauben an Jahve wahrt, und sagt deshalb: Gott, der euch aus Ägypten geführt hat. Exodus Ex 2 32 5 Quod cum vidisset Aaron, ædificavit altare coram eo, et præconis voce clamavit dicens: Cras solemnitas Domini est. Als dies⁶ Aaron sah, baute er einen Altar vor dem Kalbe und ließ durch einen Herold ausrufen: Morgen ist das Fest des Herrn!⁷ Exodus Ex 2 32 5 6 Dass sie seinem Rufe folgten. Exodus Ex 2 32 5 7 Des Erretters aus Ägypten. Exodus Ex 2 32 6 Surgentesque mane obtulerunt holocausta, et hostias pacificas, et sedit populus manducare, et bibere, et surrexerunt ludere. Sie standen früh auf, opferten Brandopfer und Friedopfer, und das Volk setzte sich hin, um zu essen und zu trinken, sodann standen sie auf, sich zu belustigen.⁸ [1Kor 10,7] Exodus Ex 2 32 6 8 Tänze, zu Ehren des Kalbes ausführend. (V. 19) Die Leviten halten sich von dem Gastmahle fern (V. 26), welches das Grab der Feinde Moses werden soll. Menschliche Klugheit gegen Gottes Befehle eingesetzt, führt zum Verderben. Aaron hat zuerst auf den Eigennutz und die Eitelkeit, besonders der Frauen, gerechnet, indem er deren kostbare Schmuckgegenstände verlangte. Doch da man ihm mit größtem Eifer bringt, was er verlangt, scheint ihm weiterer Widerstand unmöglich. Seine letzte Ausflucht, das ägyptische Götzenfest als ein Fest des Herrn (Jahves) ausrufen zu lassen, ward nur eine noch tiefere Erniedrigung der Ehre Gottes. So musste er denn auch schließlich dem Feste seinen heidnischen Verlauf lassen. [Sir 45,7.27] erhebt seine Würde, nicht seine Tat. Nachdem er Hoherpriester geworden, ward er wohl auch in diesem Punkte ein anderer. Exodus Ex 2 32 7 Locutus est autem Dominus ad Moysen, dicens: Vade, descende: peccavit populus tuus, quem eduxisti de terra gypti. Da redete der Herr zu Moses und sprach: Geh,⁹ steige hinab; dein Volk,¹⁰ das du aus dem Lande Ägypten herausgeführt hast, hat gesündigt. [Dtn 9,12] Exodus Ex 2 32 7 9 Verlasse mich. Das Volk verdiente nicht, von Gott Gesetze zu empfangen, während es die früher gegebenen übertrat. Exodus Ex 2 32 7 10 Nicht mein Volk (Hier.), das du aus Ägypten geführt hast, nicht ich. Exodus Ex 2 32 8 Recesserunt cito de via, quam ostendisti eis: feceruntque sibi vitulum conflatilem, et adoraverunt, atque immolantes ei hostias, dixerunt: Isti sunt dii tui Israel, qui te eduxerunt de terra gypti. Schnell sind sie von dem Wege abgewichen, den du ihnen gezeigt hast; sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht, und es angebetet, und ihm Opfer dargebracht, und gesagt: Das sind deine Götter, Israel, die dich aus dem Lande Ägypten herausgeführt haben! [1Kön 12,28] Exodus Ex 2 32 9 Rursumque ait Dominus ad Moysen: Cerno quod populus iste duræ cervicis sit: Und der Herr sprach weiter zu Moses: Ich sehe, dass dieses Volk halsstarrig ist;¹¹ [Ex 33,3, Dtn 9,13] Exodus Ex 2 32 9 11 V. 9 fehlt in der Septuag. Ist derselbe festzuhalten, so fehlt die Erwähnung der Fürbitte Moses zwischen 8 und 9. Halsstarrig: Vergl. [Jes 48,4]. Exodus Ex 2 0 1 Moses zweites Flehen um Erbarmen. (V. 11) 5) Drittes Flehen Moses um Erbarmen (Kap. 33,12 Kap. 34,35): a. Moses erfleht von Gott, dass dieser inmitten des Volkes wohne und gänzlich mit demselben versöhnt werde. (V. 17) Auf Moses Bitte, Gott möchte ihm sein Antlitz zeigen, lässt sich Gott von rückwärts schauen. Exodus Ex 2 33 1 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Vade, ascende de loco isto tu, et populus tuus quem eduxisti de terra gypti, in terram quam juravi Abraham, Isaac, et Jacob, dicens: Semini tuo dabo eam: Und der Herr redete zu Moses und sprach:¹ Mache dich auf, ziehe hinauf von hier, du und dein² Volk, das du aus dem Lande Ägypten geführt hast, in das Land, das ich Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen habe, indem ich sprach: Deinen Nachkommen werde ich es geben. [Gen 12,7] Exodus Ex 2 33 1 1 1.2a stimmt fast wörtlich mit [Ex 32,34a]. Letztere Stelle war wohl eine Randbemerkung, die in den Text eingedrungen ist. Exodus Ex 2 33 1 2 Fehlt im Hebräischen. Exodus Ex 2 33 10 Cernentibus universis quod columna nubis staret ad ostium tabernaculi. Stabantque ipsi, et adorabant per fores tabernaculorum suorum. so dass alle sahen, dass die Wolkensäule vor der Türe des Zeltes stand. Alsdann erhoben sie sich und beteten von dem Eingange ihrer Zelte aus an. Exodus Ex 2 33 11 Loquebatur autem Dominus ad Moysen facie ad faciem, sicut solet loqui homo ad amicum suum. Cumque ille reverteretur in castra, minister ejus Josue filius Nun, puer, non recedebat de tabernaculo. Der Herr aber redete zu Moses von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mensch mit seinem Freunde zu reden pflegt.⁹ Und wenn er in das Lager zurückkehrte, so blieb sein Gehilfe Josue, der Sohn Nuns, ein junger Mann, beständig bei dem Zelte. Exodus Ex 2 33 11 9 Ohne Vermittlung, nicht dass Moses Gottes Angesicht sah. Exodus Ex 2 33 12 Dixit autem Moyses ad Dominum: Præcipis ut educam populum istum: et non indicas mihi quem missurus es mecum, præsertim cum dixeris: Novi te ex nomine, et invenisti gratiam coram me. Moses aber sprach zu dem Herrn:¹⁰ Du befiehlst mir, dieses Volk wegzuführen, aber tuest mir nicht kund, wen¹¹ du mit mir senden willst, zumal du doch gesagt hast: Ich kenne dich mit Namen¹² und du hast Gnade vor mir gefunden. Exodus Ex 2 33 12 10 Der Text ist im Folgenden, besonders V. 14, V. 17 nicht unversehrt. Exodus Ex 2 33 12 11 Richtiger: Wohin du mein Volk senden willst. Der Weg, den die dem Volke gegebenen Gesetze und die Lösung gewisser Zweifel ausmachen, welche nicht der Engel, sondern Gott selbst durch Moses lösen soll. Diesen Weg hatte Moses [Ex 18,20] gewiesen, um diesen Weg flehten [Ex 33,7] alle, welche bei dem Zelte des Bundes die Lösung einer Frage erbaten. Nach der Anbetung des goldenen Kalbes hat Gott die Israeliten noch nicht sein Volk genannt. [Ex 32,7.34, Ex 33,1] Exodus Ex 2 33 12 12 Menschliche Redeweise. Exodus Ex 2 33 13 Si ergo inveni gratiam in conspectu tuo, ostende mihi faciem tuam, ut sciam te, et inveniam gratiam ante oculos tuos: respice populum tuum gentem hanc. Wenn ich also Gnade in deinen Augen gefunden habe, so zeige mir dein Angesicht,¹³ damit ich dich erkenne und Gnade in deinen Augen finde;¹⁴ siehe dieses Volk an, dein Volk.¹⁵ Exodus Ex 2 33 13 13 Richtiger: Deinen Weg, deinen Willen. Exodus Ex 2 33 13 14 In der Tat, nicht allein der Versicherung nach. Exodus Ex 2 33 13 15 Hebr.: Und siehe, dass dieses Volk dein Volk ist. Moses führt einen doppelten Grund an, weshalb Gott ihm seine beständige Gegenwart nicht entziehen darf. Er hat Moses zum Führer seines Volkes bestellt, und Moses ist nach Gottes Zeugnis selbst sein Freund. Exodus Ex 2 33 14 Dixitque Dominus: Facies mea præcedet te, et requiem dabo tibi. Der Herr sprach: Mein Angesicht¹⁶ wird vor dir hergehen, und ich will dir Ruhe gewähren.¹⁷ Exodus Ex 2 33 14 16 Besser: Meine Person, ich selbst, nicht allein der Engel. Wegen des folgenden Verses fassen manche Ausleger diesen als Frage. Exodus Ex 2 33 14 17 Ich werde dich (dein Volk) zu dauerndem Wohnen in das gelobte Land führen. Exodus Ex 2 33 15 Et ait Moyses: Si non tu ipse præcedas, ne educas nos de loco isto. Und Moses sprach: Wenn du nicht selbst vorangehest, so führe uns nicht von diesem Orte fort; Exodus Ex 2 33 16 In quo enim scire poterimus ego et populus tuus invenisse nos gratiam in conspectu tuo, nisi ambulaveris nobiscum, ut glorificemur ab omnibus populis qui habitant super terram? denn woran werden wir erkennen können, ich und dein Volk, dass wir in deinen Augen Gnade gefunden haben, wenn du nicht mit uns gehst, damit¹⁸ wir verherrlicht werden vor allen Völkern, die auf der Erde wohnen? Exodus Ex 2 33 16 18 Wie du gesagt V. 12. Damit wir verherrlicht werden: richtiger und wir werden verherrlicht werden. Exodus Ex 2 33 17 Dixit autem Dominus ad Moysen: Et verbum istud, quod locutus es, faciam: invenisti enim gratiam coram me, et teipsum novi ex nomine. Der Herr aber sprach zu Moses: Auch diese Bitte, welche du ausgesprochen, will ich erfüllen; denn du hast Gnade vor mir gefunden, und ich kenne dich mit Namen. Exodus Ex 2 33 18 Qui ait: Ostende mihi gloriam tuam. Er sprach: Zeige mir deine Herrlichkeit!¹⁹ Exodus Ex 2 33 18 19 Wer Gottes Angesicht schaut, sieht seine Herrlichkeit. Der Zweck der Bitte ist, volle Gewissheit über die Gnade Gottes zu erlangen. Exodus Ex 2 33 19 Respondit: Ego ostendam omne bonum tibi, et vocabo in nomine Domini coram te: et miserebor cui voluero, et clemens ero in quem mihi placuerit. Er antwortete: Ich will dir alles Gute²⁰ zeigen und vor dir den Namen des Herrn laut rufen,²¹ und ich werde mich erbarmen über wen ich will, und gnädig sein gegen wen es mir gefällt.²² [Röm 9,15] Exodus Ex 2 33 19 20 Hebr.: Alle meine Güte, alle meine Vollkommenheit. Exodus Ex 2 33 19 21 Ich werde rufen: Jahve ist gegenwärtig. Vergl. [Ex 34,6]. Exodus Ex 2 33 19 22 Gott will ihm nicht nur eine große, sondern auch eine vollkommen frei gespendete Gunst erweisen; doch bis zum Schauen seines Angesichtes erhebt sich dieselbe nicht. Moses ist noch nicht der vollkommene Mittler zwischen dem von Gott getrennten Volke und diesem, sondern nur als Diener berufen, und ob auch treu in Gottes ganzem Hause, bereitet er als Verkünder der göttlichen Heilsoffenbarungen doch nur das Erscheinen des vollkommenen Mittlers vor. Exodus Ex 2 33 2 Et mittam præcursorem tui Angelum, ut ejiciam Chananæum, et Amorrhæum, et Hethæum, et Pherezæum, et Hevæum, et Jebusæum, Und ich werde einen Engel vor dir hersenden, dass ich die Chananiter, Amorrhiter, Hethiter, Phereziter, Heviter, und Jebusiter vertreibe [Ex 32,34, Dtn 7,21, Jos 24,11] Exodus Ex 2 33 20 Rursumque ait: Non poteris videre faciem meam: non enim videbit me homo, et vivet. Und wiederum sprach er: Mein Angesicht kannst du nicht sehen; denn kein Mensch sieht mich und bleibt am Leben. Exodus Ex 2 33 21 Et iterum: Ecce, inquit, est locus apud me, et stabis supra petram. Und weiter sprach er: Siehe, es ist ein Ort in meiner Nähe,²³ da magst du auf den Felsen hintreten. Exodus Ex 2 33 21 23 Näher dem Orte, von dem ich zu dir rede. Exodus Ex 2 33 22 Cumque transibit gloria mea, ponam te in foramine petræ, et protegam dextera mea, donec transeam: Wenn dann meine Herrlichkeit vorübergeht, werde ich dich in eine Höhle des Felsen stellen und mit meiner Rechten bedecken, bis ich vorübergegangen bin. Exodus Ex 2 33 23 Tollamque manum meam, et videbis posteriora mea: faciem autem meam videre non poteris. Wenn ich dann meine Hand wegnehme,²⁴ so wirst du meine Rückseite sehen; aber mein Angesicht wirst du nicht schauen können.²⁵ Exodus Ex 2 33 23 24 Nachdem ich vorübergegangen. Die Rechte Gottes schützt Moses V. 22. Exodus Ex 2 33 23 25 Moses hatte Gott aus der Wolke reden hören und wünscht nun das Angesicht der menschlichen Gestalt, unter welcher der Höchste ihm erscheint, zu schauen. Gott erklärt, dass dies gegen das Gesetz des A. B. sei. Er zeigt sich ihm zwar sichtbar in menschlicher Gestalt, aber wie eben verschwindend. Ähnlich [1Kön 19,9ff]. Auf den Tabor sahen beide, Moses und Elias, vor allen Heiligen des A. B. das verklärte Antlitz des Herrn. Exodus Ex 2 33 3 Et intres in terram fluentem lacte et melle. Non enim ascendam tecum, quia populus duræ cervicis es: ne forte disperdam te in via. und du in das Land einziehest, das von Milch und Honig fließt. Denn ich werde nicht mit dir³ hinaufziehen, weil du ein halsstarriges Volk bist; dass ich dich nicht etwa auf dem Wege vernichten müsse. [Ex 32,9, Dtn 9,13] Exodus Ex 2 33 3 3 In deiner Mitte. Vergl. [Ex 29,42]. Die Gegenwart des Engels unterscheidet sich von dem Wohnen Gottes, unter dem Volke, insofern jene eine nur zeitweise, bis zur Unterwerfung des verheißenen Landes dauernde sein sollte, der Engel vor den Israeliten herzieht, während Gott in ihrer Mitte weilen wollte, der Engel nicht mit dem Volke von Angesicht zu Angesicht verkehrt. Da Gottes Gegenwart etwas Heiligeres ist, wäre jede Verfehlung in seiner Gegenwart schwerer. Im übrigen versagte Gott dem Volke nach dem Einzuge in das gelobte Land nicht seine gnadenvolle Gegenwart. Exodus Ex 2 33 4 Audiensque populus sermonem hunc pessimum, luxit: et nullus ex more indutus est cultu suo. Als das Volk diese schlimme Botschaft vernahm, wurde es traurig, und keiner legte seinen Schmuck an, wie er gewohnt war. Exodus Ex 2 33 5 Dixitque Dominus ad Moysen: Loquere filiis Israel: Populus duræ cervicis es, semel ascendam in medio tui, et delebo te. Jam nunc depone ornatum tuum, ut sciam quid faciam tibi. Der Herr hatte nämlich zu Moses gesprochen: Sage den Söhnen Israels: Du bist ein halsstarriges Volk, zöge ich nur einmal in deiner Mitte hinauf,⁴ ich müsste dich vernichten. So lege nun deinen Schmuck ab, und ich will sehen was ich mit dir⁵ tun soll.⁶ Exodus Ex 2 33 5 4 Weile ich auch nur geringe Zeit unter dir. Exodus Ex 2 33 5 5 Nach deiner größeren oder geringeren Bußfertigkeit werde ich die Züchtigungen bestimmen, welche ich dir auflegen soll. Exodus Ex 2 33 5 6 Der Text von V. 5 ist nicht ohne Entstellung, wie die Septuag zeigt. Exodus Ex 2 33 6 Deposuerunt ergo filii Israel ornatum suum a monte Horeb. Also legten die Söhne Israels ihren Schmuck ab vom Berge Horeb an. Exodus Ex 2 33 7 Moyses quoque tollens tabernaculum, tetendit extra castra procul, vocavitque nomen ejus, Tabernaculum fderis. Et omnis populus, qui habebat aliquam quæstionem, egrediebatur ad tabernaculum fderis, extra castra. Und Moses nahm das Zelt,⁷ und schlug es außerhalb des Lagers, von demselben entfernt, auf, und nannte es das Zelt des Bundes.⁸ Und jeder unter dem Volke, der irgend eine Frage zu stellen hatte, ging zu dem Zelte des Bundes, außerhalb des Lagers, hinaus. Exodus Ex 2 33 7 7 Ein schon länger vorhandenes, jedenfalls ohne bildliche Darstellung Gottes. Vergl. [Ex 33]. Exodus Ex 2 33 7 8 Wörtlich: der Zusammenkunft. Des Bundes: Mit Abraham oder Noe. Der Name dieses Zeltes ging dann auf das Mosaische über. Josua bleibt als Hüter der Offenbarung zurück. Exodus Ex 2 33 8 Cumque egrederetur Moyses ad tabernaculum, surgebat universa plebs, et stabat unusquisque in ostio papilionis sui, aspiciebantque tergum Moysi, donec ingrederetur tentorium. So oft nun Moses zu dem Zelte hinausging, stand das ganze Volk auf, und ein jeder trat unter den Eingang seines Zeltes und schaute Moses nach, bis er in das Zelt eintrat. Exodus Ex 2 33 9 Ingresso autem illo tabernaculum fderis, descendebat columna nubis, et stabat ad ostium, loquebaturque cum Moyse, Wenn er aber in das Zelt des Bundes hineingegangen war, so stieg die Wolkensäule hernieder, und stand am Eingange des Zeltes, und redete mit Moses, Exodus Ex 2 0 1 c. Moses erneuert das Bündnis mit Gott (Kap. 34): 1) Befehl an Moses, am nächsten Tage mit neuen Tafeln auf den Berg zu steigen. (V. 4) 2) Moses ruft, Gottes Nahen fühlend, den Namen des Herrn an. (V. 5) 3) Gott bezeugt, dass er Jahve, der Gott der Wunder, sei. (V. 7) 4) Moses fleht Gott an, ihm noch einmal zu bezeugen, dass alle Übertretungen des Volkes verziehen sind. (V. 8) 5) Gott bestätigt die Verheißung, das Volk zu beschützen, wenn dies seine Gebote hält. (V. 11) 6) Der Herr weist von neuem auf die Hauptpflicht gegen ihn hin. (V. 26) 7) Moses kehrt nach 40 Tagen zum Volke zurück, das Angesicht Strahlen aussendend. Exodus Ex 2 34 1 Ac deinceps: Præcide, ait, tibi duas tabulas lapideas instar priorum, et scribam super eas verba, quæ habuerunt tabulæ, quas fregisti. Und weiter¹ sprach er: Haue dir zwei steinerne Tafeln zurecht, wie die ersteren waren, dann werde ich auf diese die Worte schreiben,² welche die Tafeln enthielten, die du zerbrochen hast. [Dtn 10,1] Exodus Ex 2 34 1 1 Hebr.: Und Jahve sprach zu Moses. Das Folgende fällt also nicht unmittelbar hinter das Kap. 33 Erzählte. Exodus Ex 2 34 1 2 Die Tafeln sollen auch ein Zeichen sein, dass Gott das vorher geschlossene Bündnis aufrecht erhält. Exodus Ex 2 34 10 Respondit Dominus: Ego inibo pactum videntibus cunctis, signa faciam quæ nunquam visa sunt super terram, nec in ullis gentibus: ut cernat populus iste, in cujus es medio, opus Domini terribile quod facturus sum. Der Herr antwortete:¹³ Ich will einen Bund vor aller Augen eingehen und Zeichen tun,¹⁴ wie sie niemals auf Erden und bei irgend einem Volke gesehen worden sind, damit dieses Volk, in dessen Mitte du bist, das Schreckliche, das ich tue, als Werk des Herrn erkenne. [Dtn 5,2, Jer 32,40] Exodus Ex 2 34 10 13 Gott bewilligt, aber nicht bedingungslos; die V. 11 26 angegebenen Vorschriften sollen vom Volke erfüllt werden. Exodus Ex 2 34 10 14 Hebr.: Ich will einen Bund eingehen: Angesichts deines ganzen Volkes will ich Zeichen tun. Exodus Ex 2 34 11 Observa cuncta quæ hodie mando tibi: ego ipse ejiciam ante faciem tuam Amorrhæum, et Chananæum, et Hethæum, Pherezæum quoque, et Hevæum, et Jebusæum. Beobachte alles, was ich dir heute gebiete;¹⁵ ich selbst will vor dir die Amorrhiter, die Chananiter, Hethiter, Phereziter, Heviter, und Jebusiter vertreiben. Exodus Ex 2 34 11 15 V. 12 26 drei Gebote aus Dekalog und Bund. (Kap. 20 23) Der Verkehr mit jenen Völkern schließt die Gefahr des Götzendienstes ein. Exodus Ex 2 34 12 Cave ne unquam cum habitatoribus terræ illius jungas amicitias, quæ sint tibi in ruinam: Hüte dich, je mit den Einwohnern jenes Landes Freundschaft¹⁶ zu schließen, da sie dir zum Untergange gereichen würde; Exodus Ex 2 34 12 16 Hebr.: Bündnis. Exodus Ex 2 34 13 Sed aras eorum destrue, confringe statuas, lucosque succide: vielmehr zerstöre ihre Altäre, zertrümmere ihre Bildsäulen, und haue ihre Haine um. Exodus Ex 2 34 14 Noli adorare Deum alienum. Dominus zelotes nomen ejus, Deus est æmulator. Du sollst keinen fremden Gott anbeten. Der Herr, Eiferer ist sein Name, ist ein eifernder Gott. Exodus Ex 2 34 15 Ne ineas pactum cum hominibus illarum regionum: ne, cum fornicati fuerint cum diis suis, et adoraverint simulacra eorum, vocet te quispiam ut comedas in immolatis. Schließe keinen Bund mit den Bewohnern jener Länder, sonst möchte dich, wenn sie mit ihren Göttern buhlen¹⁷ und deren Bilder anbeten, jemand einladen, von ihren Opfern zu essen.¹⁸ [Ex 23,32, Dtn 7,2] Exodus Ex 2 34 15 17 Der Götzendienst ist Buhlerei, weil Gott sich das Volk gleichsam anvermählt hat. Exodus Ex 2 34 15 18 Das Essen selbst ist noch kein Götzendienst [1Kor 8], wird aber leicht nächste Gelegenheit zur Sünde. Exodus Ex 2 34 16 Nec uxorem de filiabus eorum accipies filiis tuis: ne, postquam ipsæ fuerint fornicatæ, fornicari faciant et filios tuos in deos suos. Du sollst auch deinen Söhnen kein Weib aus ihren Töchtern nehmen; damit diese nicht, wenn sie selbst mit ihren Göttern gebuhlt haben, auch deine Söhne verführen, mit ihren Göttern zu buhlen.¹⁹ [1Kön 11,2, Dtn 7,3] Exodus Ex 2 34 16 19 Das Verbot bezieht sich auch auf die Zeit nach der Besitznahme Palästinas. Vergl. [1Kön 11,2]. Exodus Ex 2 34 17 Deos conflatiles non facies tibi. Du sollst dir keine gegossenen Götter machen.²⁰ Exodus Ex 2 34 17 20 Dies Gebot bedarf nach den [Ex 32] erzählten Ereignissen keiner längeren Einschärfung. Exodus Ex 2 34 18 Solemnitatem azymorum custodies. Septem diebus vesceris azymis, sicut præcepi tibi, in tempore mensis novorum: mense enim verni temporis egressus es de gypto. Das Fest der ungesäuerten Brote sollst du halten. Sieben Tage sollst du ungesäuertes Brot essen, wie ich dir geboten habe, zur Zeit des Monates der neuen Früchte;²¹ denn im Frühlingsmonate bist du aus Ägypten weggezogen. [Ex 12,15] Exodus Ex 2 34 18 21 Der Monat Abib. Exodus Ex 2 34 19 Omne, quod aperit vulvam generis masculini, meum erit. De cunctis animantibus tam de bobus, quam de ovibus meum erit. Alle männliche Erstgeburt soll mein sein. Von allen Tieren, sei es Rind oder Schaf, soll sie mein sein. [Ex 13,2] Exodus Ex 2 34 2 Esto paratus mane, ut ascendas statim in montem Sinai, stabisque mecum super verticem montis. Sei bereit am Morgen, ohne Verzug auf den Berg Sinai hinaufzusteigen, und stelle dich vor mir³ auf dem Gipfel des Berges auf. Exodus Ex 2 34 2 3 Gott redet außerhalb des Lagers, vergl. [Ex 33,7], zu Moses. Exodus Ex 2 34 20 Primogenitum asini redimes ove: sin autem nec pretium pro eo dederis, occidetur. Primogenitum filiorum tuorum redimes: nec apparebis in conspectu meo vacuus. Die Erstgeburt des Esels sollst du mit einem Schafe auslösen; wenn du aber kein Lösegeld für dieselbe gibst, soll sie getötet werden. Die Erstgebornen von deinen Söhnen sollst du auslösen; und du sollst nicht mit leeren Händen vor meinem Angesichte erscheinen. [Ex 13,13] Exodus Ex 2 34 21 Sex diebus operaberis, die septimo cessabis arare, et metere. Sechs Tage sollst du arbeiten, am siebenten Tage aber sollst du inne halten mit Ackern und Ernten. [Ex 20,8.9] Exodus Ex 2 34 22 Solemnitatem hebdomadarum facies tibi in primitiis frugum messis tuæ triticeæ, et solemnitatem, quando redeunte anni tempore cuncta conduntur. Das Fest der Wochen sollst du halten mit den Erstlingen der Früchte deiner Weizenernte, und das Fest, wenn um die Wende des Jahres alles eingesammelt wird. [Ex 23,16] Exodus Ex 2 34 23 Tribus temporibus anni apparebit omne masculinum tuum in conspectu omnipotentis Domini Dei Israel. An drei Zeiten im Jahre soll alles, was unter dir männlich ist, vor dem Angesichte des Allmächtigen, des Herrn, des Gottes Israels erscheinen. Exodus Ex 2 34 24 Cum enim tulero gentes a facie tua, et dilatavero terminos tuos, nullus insidiabitur terræ tuæ, ascendente te, et apparente in conspectu Domini Dei tui ter in anno. Denn wenn ich die Völker von deinem Angesichte entfernt und dein Gebiet weit gemacht habe, so wird keiner deinem Lande nachstellen, während du hinaufgehst, um vor den Augen des Herrn, deines Gottes, zu erscheinen, dreimal im Jahre.²² Exodus Ex 2 34 24 22 Diese Worte finden sich [Ex 23,17] nicht. Alle diese Vorschriften beziehen sich auf die Zeit, in der die Israeliten bereits in Palästina wohnen werden. Exodus Ex 2 34 25 Non immolabis super fermento sanguinem hostiæ meæ: neque residebit mane de victima solemnitatis Phase. Das Blut meines Opfers sollst du nicht mit Sauerteig opfern; und von dem Opfer des Phase-Festes soll nichts bis zum Morgen aufbewahrt bleiben. [Ex 23,18.19] Exodus Ex 2 34 26 Primitias frugum terræ tuæ offeres in domo Domini Dei tui. Non coques hdum in lacte matris suæ. Die Erstlinge von den Früchten deines Bodens sollst du im Hause des Herrn, deines Gottes, opfern. Du sollst ein Böckchen nicht in der Milch seiner Mutter kochen. [Dtn 26,2, Ex 23,19] Exodus Ex 2 34 27 Dixitque Dominus ad Moysen: Scribe tibi verba hæc, quibus et tecum et cum Israel pepigi fdus. Und der Herr sprach zu Moses: Schreibe dir diese Worte auf, durch welche ich mit dir sowohl wie mit Israel einen Bund geschlossen habe.²³ Exodus Ex 2 34 27 23 Die Grundbedingungen des Bundes, der bereits [Ex 24,4-8] erwähnt ist und wieder in Kraft tritt. Exodus Ex 2 34 28 Fuit ergo ibi cum Domino quadraginta dies et quadraginta noctes: panem non comedit, et aquam non bibit, et scripsit in tabulis verba fderis decem. Er war also daselbst bei dem Herrn vierzig Tage und vierzig Nächte;²⁴ er aß kein Brot und trank kein Wasser, und der Herr schrieb die zehn Worte des Bundes auf die Tafeln. [Ex 24,18, Dtn 4,13.9, Dtn 9,18] Exodus Ex 2 34 28 24 Das Enthalten von leiblicher Speise, vergl. [Dtn 9,9.18, Mt 4,2], diente dem ungestörten Verkehr mit Gott. Exodus Ex 2 34 29 Cumque descenderet Moyses de monte Sinai, tenebat duas tabulas testimonii, et ignorabat quod cornuta esset facies sua ex consortio sermonis Domini. Als Moses hierauf vom Berge Sinai herabstieg, die zwei Tafeln des Zeugnisses in den Händen, wusste er nicht, dass sein Angesicht infolge der Unterredung mit dem Herrn strahlte.²⁵ Exodus Ex 2 34 29 25 Moses hatte Gott geschaut. Diese Strahlen waren ein Zeichen für die Wahrheit dessen, was er von den Ereignissen auf dem Berge erzählte. Exodus Ex 2 34 3 Nullus ascendat tecum, nec videatur quispiam per totum montem: boves quoque et oves non pascantur econtra. Niemand soll mit dir hinaufsteigen, und niemand sei auf dem ganzen Berge sichtbar, selbst Rinder und Schafe sollen nicht dem Berge gegenüber weiden.⁴ Exodus Ex 2 34 3 4 Fast alles wie [Ex 19,11ff]. Exodus Ex 2 34 30 Videntes autem Aaron et filii Israel cornutam Moysi faciem, timuerunt prope accedere. Als nun Aaron und die Söhne Israels das strahlende Angesicht Moses sahen, fürchteten sie sich, nahe zu ihm hinzuzutreten. Exodus Ex 2 34 31 Vocatique ab eo, reversi sunt tam Aaron quam principes synagogæ. Et postquam locutus est ad eos, Da rief er ihnen zu, und sowohl Aaron, als die Fürsten der Gemeinde kehrten zu ihm zurück. Und nachdem er zu diesen geredet, Exodus Ex 2 34 32 Venerunt ad eum etiam omnes filii Israel: quibus præcepit cuncta quæ audierat a Domino in monte Sinai. kamen auch alle Söhne Israels zu ihm; und er gebot ihnen alles, was er von dem Herrn auf dem Berge Sinai gehört hatte. Exodus Ex 2 34 33 Impletisque sermonibus, posuit velamen super faciem suam. Als er nun seine Unterredung beendet hatte, legte er eine Hülle auf sein Angesicht. [2Kor 3,13] Exodus Ex 2 34 34 Quod ingressus ad Dominum, et loquens cum eo, auferebat donec exiret, et tunc loquebatur ad filios Israel omnia quæ sibi fuerant imperata. Und wenn²⁶ er vor den Herrn trat und mit ihm redete, entfernte er dieselbe, bis er wieder herausging, und dann redete er zu den Söhnen Israels alles, was ihm geboten war. Exodus Ex 2 34 34 26 So oft er dies tat. Exodus Ex 2 34 35 Qui videbant faciem egredientis Moysi esse cornutam, sed operiebat ille rursus faciem suam, si quando loquebatur ad eos. Da sahen sie dann, dass das Angesicht des Moses strahlte, wenn er herausging; er aber verhüllte sein Angesicht wieder, so oft er zu ihnen redete. Exodus Ex 2 34 4 Excidit ergo duas tabulas lapideas, quales antea fuerant: et de nocte consurgens ascendit in montem Sinai, sicut præceperat ei Dominus, portans secum tabulas. Da hieb er zwei steinerne Tafeln aus, wie die ersten gewesen waren; und er stand des Nachts⁵ auf, und bestieg den Berg Sinai, wie der Herr ihm geboten hatte, und trug die Tafeln mit sich. Exodus Ex 2 34 4 5 Am frühen Morgen. Exodus Ex 2 34 5 Cumque descendisset Dominus per nubem, stetit Moyses cum eo, invocans nomen Domini. Als nun der Herr in einer Wolke herabgekommen war, stellte sich Moses neben ihn und rief den Namen des Herrn an.⁶ Exodus Ex 2 34 5 6 Und rief den Namen Jahves aus. Exodus Ex 2 34 6 Quo transeunte coram eo, ait: Dominator Domine Deus, misericors et clemens, patiens et multæ miserationis, ac verax, Und da der Herr an ihm vorüberging, sprach er:⁷ Herrscher, Herr und Gott! der du barmherzig und gütig, langmütig und von großer Erbarmung und wahrhaftig bist, Exodus Ex 2 34 6 7 Nach dem Hebr. spricht Gott: Jahve, Jahve, der barmherzige Gott, der usw. bis V. 8 in der dritten Person, so die Verheißung [Ex 33,19] erfüllend. Exodus Ex 2 34 7 Qui custodis misericordiam in millia: qui aufers iniquitatem, et scelera, atque peccata, nullusque apud te per se innocens est. Qui reddis iniquitatem patrum filiis, ac nepotibus in tertiam et quartam progeniem. der du Barmherzigkeit gegen Tausende⁸ bewahrst, der du Unrecht und Missetaten und Sünden hinwegnimmst,⁹ vor dem keiner aus sich schuldlos ist;¹⁰ der du die Sünde der Väter an den Kindern und Kindeskindern ahndest bis in's dritte und vierte Geschlecht! [Dtn 5,9.10, Jer 32,18, Ps 142,2] Exodus Ex 2 34 7 8 Geschlechter. Exodus Ex 2 34 7 9 Besser adjektivisch. Exodus Ex 2 34 7 10 Der Sinn des Hebr. ist: Gott rechtfertigt nicht immer und lässt gänzlich ungestraft, sondern straft auch streng und anhaltend. Exodus Ex 2 34 8 Festinusque Moyses, curvatus est pronus in terram, et adorans Und Moses neigte sich eilends, und sich anbetend zur Erde niederwerfend, Exodus Ex 2 34 9 Ait: Si inveni gratiam in conspectu tuo Domine, obsecro ut gradiaris nobiscum (populus enim duræ cervicis est) et auferas iniquitates nostras atque peccata, nosque possideas. sprach er: O Herr! habe ich Gnade gefunden in deinen Augen, so bitte ich, du wollest mit uns¹¹ ziehen (denn es ist ein halsstarriges Volk,)¹² und wollest unsere Sünden und Missetaten hinwegnehmen und uns zu deinem Eigentume annehmen. Exodus Ex 2 34 9 11 Hebr.: In unserer Mitte. Nicht nur ein Engel. Vergl. [Ex 32,34]. Exodus Ex 2 34 9 12 Den gleichen Grund hatte der Herr [Ex 33,3.5] für das Gegenteil angeführt. Moses gesteht denselben zu, folgert aber daraus, dass er der besonderen Hilfe Gottes bedarf. Exodus Ex 2 0 1 3. Ausführung der Vorschriften über neue Opfer. (Exodus 35 40) 1) Herstellung des Heiligtums. (Kap. 35 39) A. Einschärfung des Sabbats. (V. 3) B. Sammlung kostbarer Geschenke. (V. 29) C. Verzeichnis des Werkleute. (35,30 36,7) Exodus Ex 2 35 1 Igitur congregata omni turba filiorum Israel, dixit ad eos: Hæc sunt quæ jussit Dominus fieri. Moses also versammelte die ganze Menge der Söhne Israels und sprach zu ihnen: Dies ist es, was der Herr zu tun befohlen hat. Exodus Ex 2 35 10 Quisquis vestrum sapiens est, veniat, et faciat quod Dominus imperavit: Wer immer unter euch geschickt ist, möge kommen und alles das verfertigen, was der Herr geboten hat: Exodus Ex 2 35 11 Tabernaculum scilicet, et tectum ejus, atque operimentum, annulos, et tabulata cum vectibus, paxillos et bases: nämlich das Zelt, und seine Bedeckung und Umkleidung, die Ringe, und die Bretter mit ihren Querhölzern, die Pflöcke, und die Fußgestelle; Exodus Ex 2 35 12 Arcam et vectes, propitiatorium, et velum, quod ante illud oppanditur: die Lade und die Querhölzer, den Gnadenthron, und den Vorhang, der vor demselben hängt; Exodus Ex 2 35 13 Mensam cum vectibus et vasis, et propositionis panibus: den Tisch mit seinen Querhölzern und Geräten, und den Schaubroten; Exodus Ex 2 35 14 Candelabrum ad luminaria sustentanda, vasa illius et lucernas, et oleum ad nutrimenta ignium: den Leuchter zum Tragen der Lichter, seine Geräte und seine Lampen, und das Öl, um die Flamme zu nähren; Exodus Ex 2 35 15 Altare thymiamatis, et vectes, et oleum unctionis et thymiama ex aromatibus: tentorium ad ostium tabernaculi: den Räucheraltar, und seine Querhölzer, das Salböl, und das Räucherwerk aus Spezereien; den Vorhang für den Eingang des Zeltes; Exodus Ex 2 35 16 Altare holocausti, et craticulam ejus æneam cum vectibus et vasis suis: labrum et basim ejus: den Brandopferaltar und sein ehernes Gitterwerk, mit seinen Querhölzern und Geräten, das Becken mit seinem Fußgestell; Exodus Ex 2 35 17 Cortinas atrii cum columnis et basibus, tentorium in foribus vestibuli, die Vorhänge des Vorhofes mit ihren Säulen und Fußgestellen, den Vorhang am Eingange des Vorhofes, Exodus Ex 2 35 18 Paxillos tabernaculi et atrii cum funiculis suis: die Pflöcke des Zeltes und des Vorhofes mit ihren Stricken; Exodus Ex 2 35 19 Vestimenta, quorum usus est in ministerio sanctuarii, vestes Aaron pontificis ac filiorum ejus, ut sacerdotio fungantur mihi. die Gewänder, die im Dienste des Heiligtums gebraucht werden, die Kleider Aarons, des Hohenpriesters, und seiner Söhne, dass sie mir als Priester dienen.⁴ Exodus Ex 2 35 19 4 Die V. 10 19 gegebenen Vorschriften wurden wohl ausführlicher dargelegt. Exodus Ex 2 35 2 Sex diebus facietis opus: septimus dies erit vobis sanctus, sabbatum, et requies Domini: qui fecerit opus in eo, occidetur. Sechs Tage sollt ihr arbeiten; der siebente Tag soll euch heilig sein; ein Sabbat und dem Herrn geweihte Ruhe; wer eine Arbeit an demselben verrichtet, soll getötet werden.¹ Exodus Ex 2 35 2 1 Vergl. [Ex 31,15]. Der Sabbat hängt von [Ex 25] an mehr mit dem Bündnisse Gottes zusammen als selbst die Beschneidung. Durch die Verehrung des goldenen Kalbes war der Bund gebrochen. Exodus Ex 2 35 20 Egressaque omnis multitudo filiorum Israel de conspectu Moysi, Hierauf ging die ganze Menge der Söhne Israels von dem Angesichte Moses hinweg, Exodus Ex 2 35 21 Obtulerunt mente promptissima atque devota primitias Domino, ad faciendum opus tabernaculi testimonii. Quidquid ad cultum et ad vestes sanctas necessarium erat, und sie brachten sehr willig mit hingebendem Herzen die Erstlinge dem Herrn, zur Anfertigung des Zeltes des Zeugnisses dar. Alles, was zum Gottesdienste und zu der heiligen Kleidung nötig war, Exodus Ex 2 35 22 Viri cum mulieribus præbuerunt, armillas et inaures, annulos et dextralia: omne vas aureum in donaria Domini separatum est. brachten Männer und Weiber dar: Armspangen und Ohrengehänge, Ringe und Armbänder; allerlei goldene Geräte wurden abgesondert zum Geschenke für den Herrn. Exodus Ex 2 35 23 Si quis habebat hyacinthum, et purpuram, coccumque bis tinctum, byssum et pilos caprarum, pelles arietum rubricatas, et janthinas, Und alle, die blauen und roten Purpur, oder doppelt gefärbten Karmosin, Byssus und Ziegenhaare, rotgefärbte Widderfelle, oder bläuliche Felle, Exodus Ex 2 35 24 Argenti, ærisque metalla obtulerunt Domino, lignaque setim in varios usus. Silber⁵ und Erz, und Akazienholz besaßen, brachten dies dem Herrn dar, zu mannigfacher Verwendung. Exodus Ex 2 35 24 5 Das Silber galt bei den Ägyptern mehr als das Gold, weil jenes seltener war. Exodus Ex 2 35 25 Sed et mulieres doctæ, quæ neverant, dederunt hyacinthum, purpuram, et vermiculum, ac byssum, Aber auch die kunstverständigen Frauen brachten das, was sie gesponnen hatten, blauen und roten Purpur, und Karmosin, und Byssus, Exodus Ex 2 35 26 Et pilos caprarum, sponte propria cuncta tribuentes. und Ziegenhaare; freiwillig gaben sie alles.⁶ Exodus Ex 2 35 26 6 Nach dem Hebr. liefern die Frauen die Arbeit, die Männer (V. 23) den Stoff. Exodus Ex 2 35 27 Principes vero obtulerunt lapides onychinos, et gemmas ad superhumerale et rationale, Die Fürsten aber brachten Onyxsteine und andere Edelsteine zu dem Schulterkleide und dem Brustschmucke, Exodus Ex 2 35 28 Aromataque et oleum ad luminaria concinnanda, et ad præparandum unguentum, ac thymiama odoris suavissimi componendum. dazu Spezereien und Öl, die Lampen zu besorgen, und das Salböl zu bereiten, und das wohlriechende Räucherwerk herzustellen. Exodus Ex 2 35 29 Omnes viri et mulieres mente devota obtulerunt donaria, ut fierent opera quæ jusserat Dominus per manum Moysi. Cuncti filii Israel voluntaria Domino dedicaverunt. Alle, Männer und Frauen, brachten mit opferwilligem Herzen Geschenke dar, damit die Arbeiten ausgeführt würden, welche der Herr durch Moses geboten hatte. Alle Söhne Israels weihten dem Herrn freiwillige Gaben. Exodus Ex 2 35 3 Non succendetis ignem in omnibus habitaculis vestris per diem sabbati. Am Sabbattage sollt ihr kein Feuer in allen euren Wohnungen anzünden.² Exodus Ex 2 35 3 2 Eine neue Bestimmung. Exodus Ex 2 35 30 Dixitque Moyses ad filios Israel: Ecce, vocavit Dominus ex nomine Beseleel filium Uri filii Hur de tribu Juda. Hierauf sprach Moses zu den Söhnen Israels: Sehet, der Herr hat Beseleel, den Sohn Uris, des Sohnes Hur, aus dem Stamme Juda, namentlich berufen. [Ex 21,2] Exodus Ex 2 35 31 Implevitque eum spiritu Dei, sapientia et intelligentia, et scientia et omni doctrina Und er hat ihn mit dem Geiste Gottes erfüllt, mit Weisheit und mit Einsicht, und Wissenschaft und mit allerlei Fertigkeit, Exodus Ex 2 35 32 Ad excogitandum, et faciendum opus in auro et argento, et ære, um Kunstwerke in Gold und Silber, und Erz zu erdenken und auszuführen, Exodus Ex 2 35 33 Sculpendisque lapidibus, et opere carpentario: quidquid fabre adinveniri potest, und Steine zu schneiden, und Holzwerk zu bearbeiten. Was nur in der Kunst erfunden werden kann. Exodus Ex 2 35 34 Dedit in corde ejus: Ooliab quoque filium Achisamech de tribu Dan: hat er ihm in's Herz gegeben; und auch Ooliab, den Sohn Achisamechs, vom Stamme Dan; Exodus Ex 2 35 35 Ambos erudivit sapientia, ut faciant opera abietarii, polymitarii, ac plumarii de hyacintho ac purpura, coccoque bis tincto, et bysso, et texant omnia, ac nova quæque reperiant. beide hat er mit Weisheit erfüllt, dass sie allerlei Arbeit ausführen, wie sie der Zimmermann, der Kunstwirker und der Buntwirker in blauem und rotem Purpur, und doppelt gefärbtem Karmosin und Byssus machen, und dass sie alles weben, und allerlei Neues erfinden. Exodus Ex 2 35 4 Et ait Moyses ad omnem catervam filiorum Israel: Iste est sermo quem præcepit Dominus, dicens: Weiter sprach Moses zur ganzen Menge der Söhne Israels: Dies ist das Gebot, das der Herr gegeben hat: Exodus Ex 2 35 5 Separate apud vos primitias Domino. Omnis voluntarius et prono animo offerat eas Domino: aurum et argentum, et æs, Sondert die Erstlinge³ bei euch für den Herrn ab. Ein jeder bringe sie freiwillig, mit wohlgeneigtem Herzen dem Herrn dar: Gold und Silber und Erz, Exodus Ex 2 35 5 3 Richtiger: Weihegeschenke. Exodus Ex 2 35 6 Hyacinthum et purpuram, coccumque bis tinctum, et byssum, pilos caprarum, blauen und roten Purpur, und doppelt gefärbten Karmosin, Byssus, und Ziegenhaare, Exodus Ex 2 35 7 Pellesque arietum rubricatas, et ianthinas, ligna setim, rotgefärbte Widderfelle, und bläuliche Felle, Akazienholz, Exodus Ex 2 35 8 Et oleum ad luminaria concinnanda, et ut conficiatur unguentum, et thymiama suavissimum, und Öl, die Lampen zu besorgen, und die Salbe zu bereiten, und wohlriechendes Räucherwerk, Exodus Ex 2 35 9 Lapides onychinos, et gemmas ad ornatum superhumeralis et rationalis. Onyxsteine und andere Edelsteine zum Schmucke für das Schulterkleid und den Brustschmuck. Exodus Ex 2 0 1 Verzeichnis der Werkleute (V. 7) D. Das Heiligtum (V. 8 38) a. Die Wohnung. (V. 13) b. Das Zelt. (V. 18) c. Die Bedeckung des Zeltes. (V. 19) d. Die Wände der Wohnung (V. 34) e. Die Vorhänge des Heiligtums. Exodus Ex 2 36 1 Fecit ergo Beseleel, et Ooliab, et omnis vir sapiens, quibus dedit Dominus sapientiam et intellectum, ut scirent fabre operari quæ in usus Sanctuarii necessaria sunt, et quæ præcepit Dominus. Beseleel also und Ooliab arbeiteten mit allen weisen Männern, denen der Herr Weisheit und Einsicht gegeben, um jede Arbeit vollenden zu können, welche für das Heiligtum notwendig war, und zu dem, was der Herr geboten hatte. [Ex 26,1] Exodus Ex 2 36 10 Conjunxitque cortinas quinque, alteram alteri, et alias quinque sibi invicem copulavit. Je fünf Teppiche fügte er aneinander, und die anderen fünf verband er gleichfalls miteinander. Exodus Ex 2 36 11 Fecit et ansas hyacinthinas in ora cortinæ unius ex utroque latere, et in ora cortinæ alterius similiter, Und er brachte himmelblaue Schleifen an dem Saume des einen Teppichs an beiden Seiten an, und ebenso an dem Saume des andern, Exodus Ex 2 36 12 Ut contra se invicem venirent ansæ, et mutuo jungerentur. so dass die Schleifen einander gegenüber kamen und zusammenstießen. Exodus Ex 2 36 13 Unde et quinquaginta fudit circulos aureos, qui morderent cortinarum ansas, et fieret unum tabernaculum. Dazu goss er auch fünfzig goldene Haken, die in die Schleifen der Teppiche eingriffen, dass das Zelt ein Ganzes wurde. Exodus Ex 2 36 14 Fecit et saga undecim de pilis caprarum ad operiendum tectum tabernaculi: Weiter machte er elf Überdecken aus Ziegenhaar, um das Dach des Zeltes zu bedecken; [Ex 26,7] Exodus Ex 2 36 15 Unum sagum in longitudine habebat cubitos triginta, et in latitudine cubitos quatuor: unius mensuræ erant omnia saga: eine Überdecke hatte dreißig Ellen in der Länge und vier Ellen in der Breite; alle Überdecken hatten einerlei Maß. Exodus Ex 2 36 16 Quorum quinque junxit seorsum, et sex alia separatim. Fünf von denselben verband er besonders, und die andern sechs wieder besonders. Exodus Ex 2 36 17 Fecitque ansas quinquaginta in ora sagi unius, et quinquaginta in ora sagi alterius, ut sibi invicem jungerentur. Sodann machte er an dem Saume der einen Überdecke fünfzig Schleifen, und fünfzig an dem Saume der andern Überdecke, damit sie miteinander verbunden werden konnten, Exodus Ex 2 36 18 Et fibulas aeneas quinquaginta, quibus necteretur tectum, ut unum pallium ex omnibus sagis fieret. und fünfzig eherne Häkchen, um das Dach damit zusammenzufügen, dass aus allen Überdecken eine Decke würde. Exodus Ex 2 36 19 Fecit et opertorium tabernaculi de pellibus arietum rubricatis: aliudque desuper velamentum de pellibus ianthinis. Dann machte er die Bedeckung des Zeltes von rotgefärbten Widderfellen, und darüber eine andere Decke von bläulichen Fellen. [Ex 26,14] Exodus Ex 2 36 2 Cumque vocasset eos Moyses, et omnem eruditum virum, cui dederat Dominus sapientiam, et qui sponte sua obtulerant se ad faciendum opus, Und Moses berief sie und alle kunstverständigen Männer, denen der Herr Weisheit verliehen hatte und die sich freiwillig angeboten hatten, an dem Werke zu arbeiten; [1Chr 21,29] Exodus Ex 2 36 20 Fecit et tabulas tabernaculi de lignis setim stantes. Sodann fertigte er aufrechtstehende Bretter von Akazienholz zu dem Zelte. [Ex 26,15] Exodus Ex 2 36 21 Decem cubitorum erat longitudo tabulæ unius: et unum ac semis cubitum latitudo retinebat. Zehn Ellen war ein Brett lang, und eine und eine halbe Elle breit. Exodus Ex 2 36 22 Binæ incastraturæ erant per singulas tabulas, ut altera alteri jungeretur. Sic fecit in omnibus tabernaculi tabulis. An jedem Brette waren zwei Zapfen, damit eines in das andere eingeschoben werden konnte. So machte er es mit allen Brettern des Zeltes. Exodus Ex 2 36 23 E quibus viginti ad plagam meridianam erant contra austrum, Zwanzig davon waren auf der Mittagsseite, gegen Süden, Exodus Ex 2 36 24 Cum quadraginta basibus argenteis. Duæ bases sub una tabula ponebantur ex utraque parte angulorum, ubi incastraturæ laterum in angulis terminantur. mit vierzig silbernen Fußgestellen. Je zwei Fußgestelle wurden unter jedes Brett gesetzt an beiden Seiten der Kanten, wo die Zapfen an den Kanten enden. Exodus Ex 2 36 25 Ad plagam quoque tabernaculi, quæ respicit ad aquilonem, fecit viginti tabulas, Auch für die Seite des Zeltes, welche nach Mitternacht gerichtet war, machte er zwanzig Bretter, Exodus Ex 2 36 26 Cum quadraginta basibus argenteis, duas bases per singulas tabulas. mit vierzig silbernen Fußgestellen, je zwei Fußgestelle unter jedem Brette. Exodus Ex 2 36 27 Contra occidentem vero, id est, ad eam partem tabernaculi, quæ mare respicit, fecit sex tabulas, Gegen Sonnenuntergang, das ist für diejenige Seite des Zeltes, welche nach dem Meere zu gerichtet ist, machte er sechs Bretter, Exodus Ex 2 36 28 Et duas alias per singulos angulos tabernaculi retro: und zwei andere Bretter auf der Hinterseite, an jeder Ecke des Zeltes, Exodus Ex 2 36 29 Quæ junctæ erant a deorsum usque sursum, et in unam compaginem pariter ferebantur. Ita fecit ex utraque parte per angulos: die von unten bis oben ineinander gefügt waren und alle in derselben Fügung gehalten wurden. So verfuhr er auf beiden Seiten an den Ecken; Exodus Ex 2 36 3 Tradidit eis universa donaria filiorum Israel. Qui cum instarent operi, quotidie mane vota populus offerebat. und übergab ihnen alle freiwilligen Gaben der Söhne Israels. Während sie nun dem Werke oblagen, brachte das Volk noch an jedem Morgen freiwillige Gaben. Exodus Ex 2 36 30 Ut octo essent simul tabulæ, et haberent bases argenteas sedecim, binas scilicet bases sub singulis tabulis. so dass es zusammen acht Bretter waren mit sechzehn silbernen Fußgestellen, zwei Fußgestelle nämlich unter jedem Brette. Exodus Ex 2 36 31 Fecit et vectes de lignis setim, quinque ad continendas tabulas unius lateris tabernaculi. Weiter machte er auch fünf Stangen aus Akazienholz, um die Bretter an der einen Seite des Zeltes zusammenzuhalten, Exodus Ex 2 36 32 Et quinque alios ad alterius lateris coaptandas tabulas: et extra hos, quinque alios vectes ad occidentalem plagam tabernaculi contra mare. und fünf andere, um die Bretter auf der andern Seite festzuhalten; und außer diesen fünf andere Riegel für die Westseite des Zeltes, gegen das Meer. Exodus Ex 2 36 33 Fecit quoque vectem alium, qui per medias tabulas ab angulo usque ad angulum perveniret. Er verfertigte auch einen andern Riegel, der mitten durch die Bretter von einem Ende zum andern lief. Exodus Ex 2 36 34 Ipsa autem tabulata deauravit, fusis basibus earum argenteis. Et circulos eorum fecit aureos, per quos vectes induci possent: quos et ipsos laminis aureis operuit. Die Bretter selbst aber überzog er mit Gold, und ihre Fußgestelle goss er aus Silber. Auch die Ringe dazu, durch welche die Riegel gezogen werden sollten, machte er aus Gold und bekleidete auch die Riegel mit Goldblech. Exodus Ex 2 36 35 Fecit et velum de hyacintho, et purpura, vermiculo, ac bysso retorta, opere polymitario, varium atque distinctum: Ferner machte er einen Vorhang von blauem und rotem Purpur, von Karmosin, und gezwirntem Byssus, in gewirkter Arbeit, bunt und prachtvoll, [Ex 26,31] Exodus Ex 2 36 36 Et quatuor columnas de lignis setim, quas cum capitibus deauravit, fusis basibus earum argenteis. und vier Säulen aus Akazienholz, die er samt den Knäufen vergoldete, und goss für sie Fußgestelle von Silber. Exodus Ex 2 36 37 Fecit et tentorium in introitu tabernaculi ex hyacintho, purpura, vermiculo, byssoque retorta, opere plumarii: Dann machte er einen Vorhang am Eingange des Zeltes aus blauem und rotem Purpur, Karmosin und gezwirntem Byssus, mit Stickerei; [Ex 26,36] Exodus Ex 2 36 38 Et columnas quinque cum capitibus suis, quas operuit auro, basesque earum fudit æneas. und fünf Säulen mit ihren Knäufen, welche er mit Gold überzog, und goss dazu Fußgestelle von Erz.² Exodus Ex 2 36 38 2 Ergänzung zu [Ex 26,37]. Statt Knäufe steht im Hebr. Haken. Die Säulen, welche in das Allerheiligste führten, waren ganz vergoldet, die Säulen am Eingange des Heiligtums hatten nur goldene Kapitäle, die Säulen am Eingange der Vorhalle silberne. Exodus Ex 2 36 4 Unde artifices venire compulsi. Dies zwang die Künstler, zu Moses zu gehen Exodus Ex 2 36 5 Dixerunt Moysi: Plus offert populus quam necessarium est. und zu ihm zu sagen: Das Volk bringt mehr, als nötig ist. Exodus Ex 2 36 6 Jussit ergo Moyses præconis voce cantari: Nec vir nec mulier quidquam offerat ultra in opere Sanctuarii. Sicque cessatum est a muneribus offerendis, Moses also ließ durch einen Herold ausrufen: Weder Mann noch Weib bringe fortan noch etwas als freiwillige Gabe zu der Arbeit am Heiligtume dar. Und so hörte man auf, Geschenke zu bringen, Exodus Ex 2 36 7 Eo quod oblata sufficerent et superabundarent. weil die schon dargebrachten ausreichten, ja übergenügend waren. Exodus Ex 2 36 8 Feceruntque omnes corde sapientes ad explendum opus tabernaculi, cortinas decem de bysso retorta, et hyacintho, et purpura, coccoque bis tincto, opere vario, et arte polymita: So verfertigten denn alle Männer, welche Kunstfertigkeit besaßen, die Arbeit am Zelte auszuführen,¹ zehn Teppiche von gezwirntem Byssus, blauem und rotem Purpur, und doppelt gefärbtem Karmosin, in bunter Arbeit und künstlichem Gewebe; [Ex 26,1] Exodus Ex 2 36 8 1 Der Befehl begann [Ex 25,10] mit der Bundeslade, dem heiligsten Gegenstande, die Ausführung muss mit dem Heiligtume beginnen. Exodus Ex 2 36 9 Quarum una habebat in longitudine viginti octo cubitos, et in latitudine quatuor: una mensura erat omnium cortinarum. jeder derselben hatte achtundzwanzig Ellen in der Länge und vier Ellen in der Breite. Alle Teppiche hatten ein Maß. Exodus Ex 2 0 1 E. Goldene und vergoldete Gefäße (Kap. 37): a. Die Bundeslade. (V. 9) b. Der Schaubrot-Tisch (V. 16) c. Der Leuchter. (V. 24) d. Der Räucheropferaltar mit dem Räucherwerke und dem Öle der Salbung. Exodus Ex 2 37 1 Fecit autem Beseleel et arcam de lignis setim, habentem duos semis cubitos in longitudine, et cubitum ac semissem in latitudine, altitudo quoque unius cubiti fuit et dimidii: vestivitque eam auro purissimo intus ac foris. Beseleel aber machte weiter die Lade aus Akazienholz, zwei und eine halbe Elle in der Länge, eine und eine halbe Elle in der Breite, und eine und eine halbe Elle in der Höhe; und er überzog sie innen und außen mit ganz reinem Golde. [Ex 25,10] Exodus Ex 2 37 10 Fecit et mensam de lignis setim in longitudine duorum cubitorum, et in latitudine unius cubiti, quæ habebat in altitudine cubitum ac semissem. Auch machte er den Tisch aus Akazienholz zwei Ellen lang, eine Elle breit, und eine und eine halbe Elle hoch; [Ex 25,23] Exodus Ex 2 37 11 Circumdeditque eam auro mundissimo, et fecit illi labium aureum per gyrum. und überzog ihn mit ganz reinem Golde, und brachte einen goldenen ringsum laufenden Rand an ihm an, Exodus Ex 2 37 12 Ipsique labio coronam auream interrasilem quatuor digitorum, et super eamdem, alteram coronam auream. und an dem Rande einen vier Finger breiten durchbrochenen goldenen Kranz, und über derselben einen anderen goldenen Kranz. Exodus Ex 2 37 13 Fudit et quatuor circulos aureos, quos posuit in quatuor angulis per singulos pedes mensæ Ferner goss er vier goldene Ringe, und setzte sie an die vier Ecken des Tisches, an jeden Fuß einen, Exodus Ex 2 37 14 Contra coronam: misitque in eos vectes, ut possit mensa portari. dicht an den Kranz; und steckte die Stangen in dieselben, damit der Tisch getragen werden konnte. Exodus Ex 2 37 15 Ipsos quoque vectes fecit de lignis setim, et circumdedit eos auro. Die Tragstangen machte er gleichfalls aus Akazienholz, und überzog sie mit Gold. Exodus Ex 2 37 16 Et vasa ad diversos usus mensæ, acetabula, phialas, et cyathos, et thuribula, ex auro puro, in quibus offerenda sunt libamina. Weiter die Geräte für verschiedene Verrichtungen am Tische, die Schüsseln und Schalen, und Becher, und Rauchfässer, in welchen Trankopfer dargebracht werden sollten, aus ganz reinem Golde. Exodus Ex 2 37 17 Fecit et candelabrum ductile de auro mundissimo. De cujus vecte calami, scyphi sphærulæque ac lilia procedebant: Darauf machte er den Leuchter, aus ganz reinem Golde, in getriebener Arbeit. Aus dem Schafte desselben kamen die Röhren, die Kelche, die Knäufe, und die Lilien hervor; [Ex 25,31, Ex 35,14] Exodus Ex 2 37 18 Sex in utroque latere, tres calami ex parte una, et tres ex altera: sechs Röhren auf beiden Seiten, drei Röhren auf einer Seite, und drei auf der andern; Exodus Ex 2 37 19 Tres scyphi in nucis modum per calamos singulos, sphærulæque simul et lilia: et tres scyphi instar nucis in calamo altero, sphærulæque simul et lilia. quum erat opus sex calamorum, qui procedebant de stipite candelabri. drei nussförmige Kelche befanden sich an jedem Rohre, mit Knäufen und Lilien, und drei nussförmige Kelche an dem andern Rohre mit Knäufen und Lilien. So war die Arbeit der sechs Röhren, die aus dem Schafte des Leuchters hervorgingen, eine gleichförmige. Exodus Ex 2 37 2 Et fecit illi coronam auream per gyrum, Er brachte auch einen rundumlaufenden goldenen Kranz an ihr an, Exodus Ex 2 37 20 In ipso autem vecte erant quatuor scyphi in nucis modum, sphærulæque per singulos simul et lilia: Am Schafte selbst aber befanden sich vier nussförmige Kelche, jeder mit Knäufen und Lilien; Exodus Ex 2 37 21 Et sphærulæ sub duobus calamis per loca tria, qui simul sex fiunt calami procedentes de vecte uno. und zwar kam jedes Mal ein Knauf unter jedem der drei Röhrenpaare der sechs Röhren, welche von einem Schafte ausgehen. Exodus Ex 2 37 22 Et sphærulæ igitur, et calami ex ipso erant, universa ductilia ex auro purissimo. Die Knäufe also, ebenso wie die Röhren, kamen aus demselben hervor, alles in getriebener Arbeit aus reinstem Gold. Exodus Ex 2 37 23 Fecit et lucernas septem cum emunctoriis suis, et vasa ubi ea quæ emuncta sunt, exstinguantur, de auro mundissimo. Sodann machte er auch die sieben Lampen mit ihren Lichtscheren, und die Gefäße, in denen das, was abgeputzt ist, ausgelöscht werden soll, aus ganz reinem Golde. Exodus Ex 2 37 24 Talentum auri appendebat candelabrum cum omnibus vasis suis. Ein Talent Goldes wog der Leuchter mit allen seinen Gerätschaften. Exodus Ex 2 37 25 Fecit et altare thymiamatis de lignis setim, per quadrum singulos habens cubitos; et in altitudine duos: e cujus angulis procedebant cornua. Weiter machte er den Räucheraltar aus Akazienholz, je eine Elle im Gevierte und zwei Ellen hoch; aus seinen Ecken sprangen Hörner hervor. [Ex 30,1] Exodus Ex 2 37 26 Vestivitque illud auro purissimo cum craticula ac parietibus et cornibus. Und er überzog ihn mit reinstem Golde, auch die Platte und die Wände und die Hörner. Exodus Ex 2 37 27 Fecitque ei coronam aureolam per gyrum: et duos annulos aureos sub corona per singula latera, ut mittantur in eos vectes, et possit altare portari. Alsdann brachte er einen ringsum laufenden kleinen goldenen Kranz an ihm an, und unterhalb des Kranzes zwei goldene Ringe auf jeder Seite, dass man die Stangen in dieselben schieben, und so den Altar tragen konnte. Exodus Ex 2 37 28 Ipsos autem vectes fecit de lignis setim, et operuit laminis aureis. Die Stangen selbst machte er aus Akazienholz, und überzog sie mit Goldblech. Exodus Ex 2 37 29 Composuit et oleum ad sanctificationis unguentum, et thymiama de aromatibus mundissimis opere pigmentarii. Sodann bereitete er das Öl zur Einweihungssalbe, und das Räucherwerk aus ganz reinen Spezereien, wie der Salbenbereiter es bereitet. Exodus Ex 2 37 3 Conflans quatuor annulos aureos per quatuor angulos ejus: duos annulos in latere uno, et duos in altero. und goss vier goldene Ringe für ihre vier Ecken: zwei Ringe für eine Seite, und zwei für die andere. Exodus Ex 2 37 4 Vectes quoque fecit de lignis setim, quos vestivit auro. Sodann machte er Tragstangen von Akazienholz, überkleidete sie mit Gold, Exodus Ex 2 37 5 Et quos misit in annulos, qui erant in lateribus arcæ ad portandum eam. und steckte sie in die Ringe, welche an den Seiten der Lade waren, damit diese getragen werden konnte. Exodus Ex 2 37 6 Fecit et propitiatorium, id est, oraculum, de auro mundissimo, duorum cubitorum et dimidii in longitudine, et cubiti ac semis in latitudine. Auch machte er den Gnadenthron, das ist die Spruchstätte, von feinstem Gold, zwei und eine halbe Elle in der Länge, und eine und eine halbe Elle in der Breite. Exodus Ex 2 37 7 Duos etiam Cherubim ex auro ductili, quos posuit ex utraque parte propitiatorii: Ferner fertigte er zwei Cherubim aus Gold, in getriebener Arbeit und setzte sie zu beiden Seiten des Gnadenthrons, [Ex 25,18] Exodus Ex 2 37 8 Cherub unum in summitate unius partis, et Cherub alterum in summitate partis alterius: duos Cherubim in singulis summitatibus propitiatorii, einen Cherub an das Ende einer Seite, und den andern Cherub an das Ende der andern Seite; zwei Cherubim an die zwei Enden des Gnadenthrons, Exodus Ex 2 37 9 Extendentes alas, et tegentes propitiatorium, seque mutuo et illud respicientes. ihre Flügel ausbreitend und den Gnadenthron bedeckend, einander zugekehrt und auf den Gnadenthron schauend. Exodus Ex 2 0 1 F. Eherne Gefäße. (V. 1 8) a. Der Brandopferaltar. (V. 7) b. Das eherne Becken. (V. 8) G. Der Vorhof. (V. 9 20) H. Die Berechnung Thamars. Exodus Ex 2 38 1 Fecit et altare holocausti de lignis setim, quinque cubitorum per quadrum, et trium in altitudine: Hierauf baute er den Brandopferaltar aus Akazienholz, fünf Ellen in's Gevierte und drei Ellen in der Höhe; [Ex 20,24, 2Chr 1,5] Exodus Ex 2 38 10 Columnæ æneæ viginti cum basibus suis, capita columnarum, et tota operis cælatura, argentea. zwanzig eherne Säulen mit ihren Fußgestellen, die Säulenknäufe und die ganze Verzierung der Arbeit aus Silber. Exodus Ex 2 38 11 que ad septentrionalem plagam tentoria, columnæ, basesque et capita columnarum ejusdem mensuræ, et operis ac metalli, erant. Ebenso waren an der Mitternachtsseite Vorhänge, Säulen und Fußgestelle, und Säulenknäufe von demselben Maße, derselben Arbeit, und demselben Metalle. Exodus Ex 2 38 12 In ea vero plaga, quæ ad occidentem respicit, fuerunt tentoria cubitorum quinquaginta, columnæ decem cum basibus suis æneæ, et capita columnarum, et tota operis cælatura, argentea. An der Seite aber, die gegen Abend gerichtet ist, waren Vorhänge von fünfzig Ellen Länge, zehn eherne Säulen mit ihren Fußgestellen, und Säulenknäufe, und die ganze Verzierung der Arbeit war von Silber. Exodus Ex 2 38 13 Porro contra orientem quinquaginta cubitorum paravit tentoria: Ferner fertigte er für die nach Morgen gerichtete Seite Vorhänge von fünfzig Ellen an, Exodus Ex 2 38 14 E quibus, quindecim cubitos columnarum trium, cum basibus suis unum tenebat latus: wovon auf der einen Seite fünfzehn Ellen mit drei Säulen samt ihren Fußgestellen waren; Exodus Ex 2 38 15 Et in parte altera (quia inter utraque introitum tabernaculi fecit) quindecim æque cubitorum erant tentoria, columnæque tres, et bases totidem. und auf der andern Seite (denn zwischen beiden Seiten brachte er den Eingang des Zeltes an) waren ebenfalls Vorhänge von fünfzehn Ellen Länge und drei Säulen, mit ebensovielen Fußgestellen. Exodus Ex 2 38 16 Cuncta atrii tentoria byssus retorta texuerat. Alle Vorhänge des Vorhofes waren aus gezwirntem Byssus gewebt. Exodus Ex 2 38 17 Bases columnarum fuere aeneæ, capita autem earum cum cunctis cælaturis suis argentea: sed et ipsas columnas atrii vestivit argento. Die Fußgestelle der Säulen waren ehern, ihre Knäufe aber und alle ihre Verzierungen silbern; und auch die Säulen des Vorhofes überkleidete er mit Silber. Exodus Ex 2 38 18 Et in introitu ejus opere plumario fecit tentorium ex hyacintho, purpura, vermiculo, ac bysso retorta, quod habebat viginti cubitos in longitudine, altitudo vero quinque cubitorum erat juxta mensuram, quam cuncta atrii tentoria habebant. Und am Eingange desselben machte er einen Vorhang mit Stickarbeit aus blauem und rotem Purpur, Karmosin, und gezwirntem Byssus, welcher zwanzig Ellen in der Länge und fünf Ellen in der Höhe hatte, dem Maße, welches alle Vorhänge des Vorhofes hatten, entsprechend.³ Exodus Ex 2 38 18 3 Ergänzung zu [Ex 27,18]. Exodus Ex 2 38 19 Columnæ autem in ingressu fuere quatuor cum basibus aeneis, capitaque earum et cælaturæ argenteæ. Der Säulen am Eingang waren vier mit Fußgestellen aus Erz, und ihre Knäufe und Verzierungen waren von Silber.⁴ Exodus Ex 2 38 19 4 Mit Silber überzogen. Vergl. [Ex 36,38]. Exodus Ex 2 38 2 Cujus cornua de angulis procedebant, operuitque illud laminis æneis. an welchem Hörner aus den Ecken hervorsprangen, und er überzog ihn mit Erzblech. Exodus Ex 2 38 20 Paxillos quoque tabernaculi et atrii per gyrum fecit æneos. Auch die Pflöcke für das Zelt und den Vorhof ringsum machte er aus Erz. Exodus Ex 2 38 21 Hæc sunt instrumenta tabernaculi testimonii, quæ enumerata sunt juxta præceptum Moysi in ceremoniis Levitarum per manum Ithamar filii Aaron sacerdotis: Dies sind⁵ die Bestandteile des Zeltes des Zeugnisses, wie sie auf Befehl Moses zur Dienstleistung der Leviten unter Leitung Ithamars, des Sohnes Aarons, des Priesters, zugezählt wurden, Exodus Ex 2 38 21 5 Dieser Vers bildet besser den Anfang eines neuen Abschnittes. Exodus Ex 2 38 22 Quæ Beseleel filius Uri filii Hur de tribu Juda, Domino per Moysen jubente, compleverat, welche Beseleel, der Sohn Uris, des Sohnes Hur, vom Stamme Juda, wie der Herr durch Moses geboten, hergestellt hatte, Exodus Ex 2 38 23 Juncto sibi socio Ooliab filio Achisamech de tribu Dan: qui et ipse artifex lignorum egregius fuit, et polymitarius atque plumarius ex hyacintho, purpura, vermiculo, et bysso. nachdem er sich als Helfer Ooliab, den Sohn Achisamechs, vom Stamme Dan, genommen, der auch ein großer Künstler in Holzarbeit, Kunstweberei und Stickerei in blauem und rotem Purpur, Karmosin und Byssus war. Exodus Ex 2 38 24 Omne aurum quod expensum est in opere Sanctuarii, et quod oblatum est in donariis, viginti novem talentorum fuit, et septingentorum triginta siclorum ad mensuram Sanctuarii. Alles Gold, welches zur Herstellung des Heiligtums verwendet und als Gabe geopfert worden war, betrug neunundzwanzig Talente und siebenhundert dreißig Sekel nach dem Gewichte des Heiligtums.⁶ Exodus Ex 2 38 24 6 Der Text der Vulgata kürzt das Hebräische, nach dem ein Beka [Gen 24,22] auf den Kopf traf, ein halber Sekel. Zusammen also waren es 29 x 3000 + 730 Sekel = 87730 Goldsekel. Der Sekel Gold hatte den Wert von etwa 15 Silbersekeln, d. i. von etwa 34 M. 90 Pf. Die ganze Summe in Gold betrug also etwa 3123043 M. Exodus Ex 2 38 25 Oblatum est autem ab his qui transierunt ad numerum a viginti annis et supra, de sexcentis tribus millibus, et quingentis quinquaginta, armatorum. Es ward aber von denen geopfert, die der Musterung unterlagen, von zwanzig Jahren an und darüber, nämlich von sechs hundert dreitausend fünfhundert und fünfzig Waffenfähigen. Exodus Ex 2 38 26 Fuerunt præterea centum talenta argenti, e quibus conflatæ sunt bases Sanctuarii, et introitus ubi velum pendet. Dazu kamen noch hundert Talente Silber, aus denen die Fußgestelle des Heiligtums und des Eingangs, wo der Vorhang hängt, gegossen wurden.⁷ Exodus Ex 2 38 26 7 V. 26 zeigt, was aus den 100 Talenten, V. 28, was aus den 1775 Sekeln gefertigt ward. Im Hebr.: 100 Talente und 1775 Sekel. Es waren also in allem 301775 Silbersekel, denn das Talent hielt über 3000 Sekel. Mithin wurden in Silber Gaben von gegen 716180 M. Wertes dargebracht, den Silbersekel zu etwa 2,35 M. gerechnet. Exodus Ex 2 38 27 Centum bases factæ sunt de talentis centum, singulis talentis per bases singulas supputatis. Hundert Fußgestelle wurden aus hundert Talenten gemacht, je ein Talent auf ein Fußgestell gerechnet.⁸ Exodus Ex 2 38 27 8 Vergl. [Ex 26,19.21.25.32]. Warum hier nur die Verwendung des [Ex 30,12-16] geforderten Silbers berichtet wird, nicht des freiwillig gegebenen, ist nicht klar. Vielleicht wandelte Gott die vorher dem freien Willen überlassene Sammlung in eine gebotene um. Exodus Ex 2 38 28 De mille autem septingentis, et septuaginta quinque fecit capita columnarum, quas et ipsas vestivit argento. Aber aus den tausend siebenhundert und fünfundsiebzig Sekeln machte er die Säulenknäufe, und die Säulen selbst überkleidete er mit Silber. Exodus Ex 2 38 29 ris quoque oblata sunt talenta septuaginta duo millia, et quadringenti supra sicli, An Erz wurden zudem zweiundsiebzigtausend Talente und vierhundert Sekel darüber,⁹ dargebracht; Exodus Ex 2 38 29 9 Richtiger: 70 Talente und 2400 Sekel darüber. Das babylonische Talent zu 3000 Sekel gerechnet, zusammen etwa 212400 Sekel. (Der Sekel etwa 14,55 Gramm.) Exodus Ex 2 38 3 Et in usus ejus paravit ex ære vasa diversa, lebetes, forcipes, fuscinulas, uncinos, et ignium receptacula. Weiter machte er zum Dienste an demselben verschiedene Gerätschaften aus Erz, Töpfe, Zangen, Haken und Kohlenpfannen. Exodus Ex 2 38 30 Ex quibus fusæ sunt bases in introitu tabernaculi testimonii, et altare aeneum cum craticula sua, omniaque vasa, quæ ad usum ejus pertinent, aus diesen wurden die Fußgestelle am Eingange des Zeltes des Zeugnisses gegossen, und der eherne Altar mit seinem Gitterwerk, und alle Gerätschaften, die zum Dienste an demselben gehören. Exodus Ex 2 38 31 Et bases atrii tam in circuitu quam in ingressu ejus, et paxilli tabernaculi atque atrii, per gyrum. dazu die Fußgestelle des Vorhofes im Umkreise und am Eingang desselben, und die Pflöcke für das Zelt und den Vorhof rings herum. Exodus Ex 2 38 4 Craticulamque ejus in modum retis fecit aeneam, et subter eam in altaris medio arulam, Sodann machte er das Gitterwerk aus Erz, wie ein Netz, und¹ unter demselben einen kleinen Herd in der Mitte des Altares, Exodus Ex 2 38 4 1 Und bleibt besser fort. Hebr.: Unter seiner Einfassung. Vergl. [Ex 27,4]. Exodus Ex 2 38 5 Fusis quatuor annulis per totidem retiaculi summitates, ad immittendos vectes ad portandum: und goss vier Ringe zu den vier Enden des Netzwerkes, um die Tragstangen einzustecken; Exodus Ex 2 38 6 Quos et ipsos fecit de lignis setim, et operuit laminis æneis: auch diese machte er aus Akazienholz, und überzog sie mit Erzblech, Exodus Ex 2 38 7 Induxitque in circulos, qui in lateribus altaris eminebant. Ipsum autem altare non erat solidum, sed cavum ex tabulis, et intus vacuum. und brachte sie in die Ringe, welche an den Seiten des Altares hervorstanden. Der Altar aber selbst war nicht ausgefüllt, sondern hohl aus Brettern und innen leer. [Ex 27,8] Exodus Ex 2 38 8 Fecit et labrum æneum cum basi sua de speculis mulierum, quæ excubabant in ostio tabernaculi. Dann machte er das eherne Becken mit seinem Fußgestell aus den Spiegeln der Frauen,² die vor dem Eingange des Zeltes wachten. [Ex 13,18] Exodus Ex 2 38 8 2 Vergl. [1Sam 2,22]. Worin dieser Dienst bestand, wird nicht ausdrücklich angegeben. Es gehörten wohl zu demselben auch Gesänge. [Ex 15,20] Exodus Ex 2 38 9 Fecit et atrium, in cujus australi plaga erant tentoria de bysso retorta, cubitorum centum. Endlich richtete er auch den Vorhof ein, auf dessen Südseite Vorhänge aus gezwirntem Byssus, hundert Ellen lang waren, [Ex 27,9] Exodus Ex 2 0 1 I. Die heiligen Kleider (V. 1 30): a. Das Ephod des Hohenpriesters. (V. 7) b. Das Brustschild des Hohenpriesters. (V. 9) c. Das Oberkleid des Hohenpriesters. (V. 24) d. Das Oberkleid und andere Kleider der einfachen Priester. (V. 28) e. Das Diadem des Hohenpriesters. (V. 30) K. Das gesamte Werk wird Moses dargebracht und von diesem gesegnet. Exodus Ex 2 39 1 De hyacintho vero et purpura, vermiculo ac bysso fecit vestes, quibus indueretur Aaron quando ministrabat in sanctis, sicut præcepit Dominus Moysi. Aus blauem und rotem Purpur aber, und aus Karmosin und Byssus fertigte er die Kleider, welche Aaron antun sollte, wenn er im Heiligtume seinen Dienst übte, so wie der Herr dem Moses geboten hatte. [Ex 28,6] Exodus Ex 2 39 10 Et posuit in eo gemmarum ordines quatuor. In primo versu erat sardius, topazius, smaragdus. und besetzte sie mit vier Reihen von Steinen. In der ersten Reihe waren ein Karneol, ein Topas, und ein Smaragd; Exodus Ex 2 39 11 In secundo carbunculus, sapphirus, et jaspis. in der zweiten ein Karfunkel, ein Saphir, und ein Jaspis; Exodus Ex 2 39 12 In tertio ligurius, achates, et amethystus. in der dritten ein Hyacinth, ein Achat, und ein Amethyst; Exodus Ex 2 39 13 In quarto chrysolithus, onychinus, et beryllus, circumdati et inclusi auro per ordines suos. in der vierten ein Chrysolith, ein Onyx, und ein Beryll; und sie waren in Reihen ringsum in Gold eingefasst. Exodus Ex 2 39 14 Ipsique lapides duodecim, sculpti erant nominibus duodecim tribuum Israel, singuli per nomina singulorum. Der Steine waren zwölf; und auf denselben waren die Namen der zwölf Stämme Israels eingegraben, auf jedem ein Name. Exodus Ex 2 39 15 Fecerunt in rationali et catenulas sibi invicem cohærentes, de auro purissimo: An dem Brustschmucke brachten sie auch die Kettchen von ganz reinem Golde an, die miteinander verbunden waren, Exodus Ex 2 39 16 Et duos uncinos, totidemque annulos aureos. Porro annulos posuerunt in utroque latere rationalis, und zwei Haken, und ebensoviele goldene Ringe. Diese Ringe setzten sie sodann zu beiden Seiten des Brustschmuckes, Exodus Ex 2 39 17 E quibus penderent duæ catenæ aureæ, quas inseruerunt uncinis, qui in superhumeralis angulis eminebant. von denen die zwei goldenen Ketten herabhingen, welche sie in die Haken einfügten, die auf den Ecken des Schulterkleides hervorstanden. Exodus Ex 2 39 18 Hæc et ante et retro ita conveniebant sibi, ut superhumerale et rationale mutuo necterentur, Und alles passte vorwärts und rückwärts so genau zusammen, dass Schulterkleid und Brustschmuck fest zusammenschlossen; Exodus Ex 2 39 19 Stricta ad balteum et annulis fortius copulata, quos jungebat vitta hyacinthina, ne laxa fluerent, et a se invicem moverentur, sicut præcepit Dominus Moysi. durch den Gürtel waren sie zusammengehalten, und durch Ringe, welche blaue Schnüre miteinander verbanden, enger angezogen, damit sie nicht lose hingen und auseinandergingen, wie der Herr dem Moses geboten hatte. Exodus Ex 2 39 2 Fecit igitur superhumerale de auro, hyacintho, et purpura, coccoque bis tincto, et bysso retorta, Demnächst fertigte er das Schulterkleid¹ aus Gold, blauem und rotem Purpur, doppelt gefärbtem Scharlach und gezwirntem Byssus, Exodus Ex 2 39 2 1 Ephod. Exodus Ex 2 39 20 Fecerunt quoque tunicam superhumeralis totam hyacinthinam, Ferner machten sie auch das Obergewand zum Schulterkleide ganz von blauem Purpur, Exodus Ex 2 39 21 Et capitium in superiori parte contra medium, oramque per gyrum capitii textilem: und die Öffnung für den Kopf am obern Teil in der Mitte, und eine gewirkte Borte rings um die Öffnung für den Kopf, Exodus Ex 2 39 22 Deorsum autem ad pedes mala punica ex hyacintho, purpura, vermiculo, ac bysso retorta: und unten gegen die Füße Granatäpfel von blauem und rotem Purpur, Karmosin und gezwirntem Byssus: Exodus Ex 2 39 23 Et tintinnabula de auro purissimo, quæ posuerunt inter malogranata, in extrema parte tunicæ per gyrum: und Glöckchen von reinstem Golde, die sie zwischen die Granatäpfel setzten, ringsum an den Saum des Obergewandes, Exodus Ex 2 39 24 Tintinnabulum autem aureum, et malum punicum, quibus ornatus incedebat pontifex quando ministerio fungebatur, sicut præceperat Dominus Moysi. so dass immer ein goldenes Glöckchen auf einen Granatapfel folgte; damit geschmückt ging der Hohepriester einher, wenn er sein Amt verwaltete, wie der Herr dem Moses geboten hatte. Exodus Ex 2 39 25 Fecerunt et tunicas byssinas opere textili Aaron et filiis ejus: Sodann fertigten sie gewebte Talare aus Byssus für Aaron und seine Söhne; Exodus Ex 2 39 26 Et mitras cum coronulis suis ex bysso: und priesterliche Kopfbedeckungen mit Kronen dazu aus Byssus;² Exodus Ex 2 39 26 2 Hebr.: Die linnenen Tiaren (des Hohenpriesters) und den linnenen Schmuck der (priesterlichen) Tiaren. Exodus Ex 2 39 27 Feminalia quoque linea, byssina: und linnene Hüftkleider aus Byssus; Exodus Ex 2 39 28 Cingulum vero de bysso retorta, hyacintho, purpura, ac vermiculo bis tincto arte plumaria, sicut præceperat Dominus Moysi. ferner den Gürtel aus gezwirntem Byssus, blauem und rotem Purpur, und doppelt gefärbtem Karmosin, mit kunstvoller Stickerei, wie der Herr dem Moses geboten hatte. Exodus Ex 2 39 29 Fecerunt et laminam sacræ venerationis de auro purissimo, scripseruntque in ea opere gemmario, Sanctum Domini: Dann machten sie das Stirnblatt der heiligen Verehrung von ganz reinem Golde, und schrieben darauf mit Siegelstecherei: Geheiligt dem Herrn! Exodus Ex 2 39 3 Opere polymitario, inciditque bracteas aureas, et extenuavit in fila, ut possent torqueri cum priorum colorum subtegmine, in gewirkter Arbeit; und zerschnitt Goldbleche und schlug sie zu Fäden, um diese unter die andern Fäden einwirken zu können; Exodus Ex 2 39 30 Et strinxerunt eam cum mitra vitta hyacintha, sicut præceperat Dominus Moysi. und befestigten es mit einer blauen Binde an die Kopfbedeckung, wie der Herr dem Moses geboten hatte. Exodus Ex 2 39 31 Perfectum est igitur omne opus tabernaculi et tecti testimonii: feceruntque filii Israel cuncta quæ præceperat Dominus Moysi. So ward die gesamte Arbeit für das Zelt und das Dach des Zeugnisses vollendet; und die Söhne Israels taten alles, was der Herr dem Moses geboten hatte.³ Exodus Ex 2 39 31 3 V. 31 und 43 haben einen gewissen Anklang an [Gen 1]. Exodus Ex 2 39 32 Et obtulerunt tabernaculum et tectum et universam suppellectilem, annulos, tabulas, vectes, columnas ac bases, Und sie brachten das Zelt, und das Dach, und alle Geräte dar, die Ringe, die Bretter, die Riegel, die Säulen und die Fußgestelle, Exodus Ex 2 39 33 Opertorium de pellibus arietum rubricatis, et aliud operimentum de ianthinis pellibus, die Überdecke von rot gefärbten Widderfellen, und die andere Überdecke von bläulichen Fellen, Exodus Ex 2 39 34 Velum: arcam, vectes, propitiatorium, den Vorhang; die Lade, die Stangen, den Gnadenthron, Exodus Ex 2 39 35 Mensam cum vasis suis et propositionis panibus: den Tisch mit seinen Geräten und mit den Schaubroten; Exodus Ex 2 39 36 Candelabrum, lucernas, et utensilia earum cum oleo. den Leuchter, die Lampen, und ihr Zubehör, sowie das Öl; Exodus Ex 2 39 37 Altare aureum, et unguentum, et thymiama ex aromatibus: den goldenen Altar, das Salböl, und das Räucherwerk aus Spezereien; Exodus Ex 2 39 38 Et tentorium in introitu tabernaculi: und den Vorhang für den Eingang des Zeltes; Exodus Ex 2 39 39 Altare æneum, retiaculum, vectes, et vasa ejus omnia: labrum cum basi sua: tentoria atrii, et columnas cum basibus suis: den ehernen Altar, das Gitterwerk, seine Tragstangen, und alle seine Geräte; das Becken mit seinem Fußgestelle, die Vorhänge des Vorhofes, und die Säulen mit ihren Fußgestellen; Exodus Ex 2 39 4 Duasque oras sibi invicem copulatas in utroque latere summitatum, und zwar so, dass die beiden Schulterstücke auf beiden Seiten an den Enden miteinander verbunden waren, Exodus Ex 2 39 40 Tentorium in introitu atrii, funiculosque illius et paxillos. Nihil ex vasis defuit, quæ in ministerium tabernaculi, et in tectum fderis jussa sunt fieri. den Vorhang für den Eingang des Vorhofes mit seinen Seilen und Pflöcken. So mangelte nichts am Geräte, das zum Dienste des Zeltes und zur Bedeckung des Bundes zu machen geboten war. Exodus Ex 2 39 41 Vestes quoque, quibus sacerdotes utuntur in Sanctuario, Aaron scilicet et filii ejus, Auch die Kleider, deren sich die Priester, Aaron nämlich und seine Söhne, im Heiligtume bedienen, Exodus Ex 2 39 42 Obtulerunt filii Israel, sicut præceperat Dominus. brachten die Söhne Israels dar, so wie der Herr geboten hatte. Exodus Ex 2 39 43 Quæ postquam Moyses cuncta vidit completa, benedixit eis. Da nun Moses sah, dass alles dies vollendet war, segnete er sie. Exodus Ex 2 39 5 Et balteum ex eisdem coloribus, sicut præceperat Dominus Moysi. und einen Gürtel von denselben Farben, wie der Herr dem Moses geboten hatte. Exodus Ex 2 39 6 Paravit et duos lapides onychinos, adstrictos et inclusos auro, et sculptos arte gemmaria, nominibus filiorum Israel: Sodann richtete er zwei Onyxsteine zu, die in Gold eingeschlossen und gefasst waren und auf welche die Namen der Söhne Israels mit Steinschneidekunst eingegraben waren, Exodus Ex 2 39 7 Posuitque eos in lateribus superhumeralis in monumentum filiorum Israel, sicut præceperat Dominus Moysi. und setzte sie auf die Schulterstücke des Schulterkleides, als Gedenkzeichen an die Söhne Israels, wie der Herr dem Moses geboten hatte. Exodus Ex 2 39 8 Fecit et rationale opere polymito juxta opus superhumeralis, ex auro, hyacintho, purpura, coccoque bis tincto, et bysso retorta: Sodann machte er den Brustschmuck in kunstvoll gewirkter Arbeit, so wie die Arbeit des Schulterkleides gemacht war, von Gold, blauem und rotem Purpur, doppelt gefärbtem Scharlach, und gezwirntem Byssus, Exodus Ex 2 39 9 Quadrangulum, duplex, mensuræ palmi. viereckig, doppelt gelegt, eine Spanne im Durchmesser, Exodus Ex 2 0 1 2.) Errichtung des Heiligtums. (Kap. 40) A. Gebot, das Heiligtum zu errichten und die Priester zu weihen. (V. 14) B. Errichtung des Heiligtums (V. 30) c. Eine Wolke verhüllt das Heiligtum. Exodus Ex 2 40 1 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Exodus Ex 2 40 10 Altare holocausti et omnia vasa ejus: den Brandopferaltar und alle Gefäße desselben, Exodus Ex 2 40 11 Labrum cum basi sua: omnia unctionis oleo consecrabis, ut sint Sancta sanctorum. das Becken mit seinem Fußgestell; alles heilige mit dem Salböl, auf dass es hochheilig sei. Exodus Ex 2 40 12 Applicabisque Aaron et filios ejus ad fores tabernaculi testimonii, et lotos aqua Und lasse Aaron und seine Söhne vor die Türe des Zeltes des Zeugnisses treten und sich mit Wasser waschen; Exodus Ex 2 40 13 Indues sanctis vestibus, ut ministrent mihi, et unctio eorum in sacerdotium sempiternum proficiat. alsdann lege ihnen die heiligen Kleider an, damit sie mir dienen und ihre Salbung gelte zum ewigen Priestertum.² Exodus Ex 2 40 13 2 Das Hebräische unterscheidet ganz ausdrücklich zwei Salbungen, die Aarons, und diejenige seiner Söhne. Vergl. [Lev 8ff]. Exodus Ex 2 40 14 Fecitque Moyses omnia quæ præceperat Dominus. Und Moses tat alles, was der Herr geboten hatte. Exodus Ex 2 40 15 Igitur mense primo anni secundi, prima die mensis, collocatum est tabernaculum. Im ersten Monate des zweiten Jahres also, am ersten Tage des Monats, ward das Zelt aufgerichtet. Exodus Ex 2 40 16 Erexitque Moyses illud, et posuit tabulas ac bases et vectes, statuitque columnas, Moses richtete es auf, und setzte die Bretter ein, stellte die Fußgestelle auf, fügte die Stangen ein, und richtete die Säulen auf, Exodus Ex 2 40 17 Et expandit tectum super tabernaculum, imposito desuper operimento, sicut Dominus imperaverat. spannte das Dach aus über das Zelt, und legte die Überdecke darüber, wie der Herr geboten hatte.³ Exodus Ex 2 40 17 3 Der kurzen zusammenfassenden Angabe folgt die Einzelschilderung. Exodus Ex 2 40 18 Posuit et testimonium in arca, subditis infra vectibus, et oraculum desuper. Auch legte er das Zeugnis in die Lade, und tat unten die Stangen daran, und die Stätte der Entscheidung darüber. Exodus Ex 2 40 19 Cumque intulisset arcam in tabernaculum, appendit ante eam velum ut expleret Domini jussionem. Hierauf brachte er die Lade in das Zelt und hing den Vorhang vor dieselbe, um des Herrn Befehl zu erfüllen. Exodus Ex 2 40 2 Mense primo, prima die mensis, eriges tabernaculum testimonii, Im ersten Monate am ersten Tage des Monats¹ richte das Zelt des Zeugnisses auf, Exodus Ex 2 40 2 1 Ein Jahr weniger 14 Tage nach dem Auszuge aus Ägypten. Exodus Ex 2 40 20 Posuit et mensam in tabernaculo testimonii ad plagam septentrionalem extra velum, Sodann stellte er den Tisch in das Zelt des Zeugnisses auf die nach Mitternacht gerichtete Seite, außerhalb des Vorhangs, Exodus Ex 2 40 21 Ordinatis coram propositionis panibus, sicut præceperat Dominus Moysi. und ordnete darauf die Schaubrote, wie der Herr dem Moses geboten hatte. Exodus Ex 2 40 22 Posuit et candelabrum in tabernaculo testimonii e regione mensæ in parte australi, Hierauf stellte er den Leuchter in das Zelt des Zeugnisses dem Tische gegenüber, auf die nach Mittag gewandte Seite, Exodus Ex 2 40 23 Locatis per ordinem lucernis, juxta præceptum Domini. und setzte der Ordnung nach die Lampen auf, nach dem Befehle des Herrn. Exodus Ex 2 40 24 Posuit et altare aureum sub tecto testimonii contra velum, Dann stellte er den goldenen Altar unter das Dach des Zeugnisses, dem Vorhang gegenüber, Exodus Ex 2 40 25 Et adolevit super eo incensum aromatum, sicut jusserat Dominus Moysi. und verbrannte darauf Räucherwerk von Spezereien, wie der Herr dem Moses geboten hatte. Exodus Ex 2 40 26 Posuit et tentorium in introitu tabernaculi testimonii, Auch hing er den Vorhang im Eingange des Zeltes des Zeugnisses auf, Exodus Ex 2 40 27 Et altare holocausti in vestibulo testimonii, offerens in eo holocaustum, et sacrificia, ut Dominus imperaverat. und stellte den Brandopferaltar in den Vorhof des Zeugnisses, und opferte darauf Brandopfer und Speiseopfer, wie der Herr geboten hatte. Exodus Ex 2 40 28 Labrum quoque statuit inter tabernaculum testimonii et altare, implens illud aqua. Ebenso stellte er das Becken zwischen das Zelt des Zeugnisses und den Altar und füllte es mit Wasser. Exodus Ex 2 40 29 Laveruntque Moyses et Aaron ac filii ejus manus suas et pedes, Und Moses, und Aaron und dessen Söhne wuschen sich Hände und Füße, Exodus Ex 2 40 3 Et pones in eo arcam, dimittesque ante illam velum: und setze die Lade hinein, und lasse den Vorhang vor derselben herab; Exodus Ex 2 40 30 Cum ingrederentur tectum fderis, et accederent ad altare, sicut præceperat Dominus Moysi. so oft sie in das Zelt des Bundes hineingingen und an den Altar traten, wie der Herr dem Moses geboten hatte. Exodus Ex 2 40 31 Erexit et atrium per gyrum tabernaculi et altaris, ducto in introitu ejus tentorio. Postquam omnia perfecta sunt, Sodann richtete er den Vorhof auf, rings um das Zelt und den Altar, und hing den Vorhang im Eingange desselben auf. Nachdem nun alles vollendet war, Exodus Ex 2 40 32 Operuit nubes tabernaculum testimonii, et gloria Domini implevit illud. bedeckte die Wolke das Zelt des Zeugnisses, und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte es.⁴ [Num 9,15, 1Kön 8,10] Exodus Ex 2 40 32 4 Das vollendete Werk heißt Gott gut. Das Wunder ist das Zeichen der göttlichen Gegenwart, die Gott verheißen hatte [Ex 25,8.22, Ex 29,43], aber nach der Anbetung des goldenen Kalbes verweigern wollte. Exodus Ex 2 40 33 Nec poterat Moyses ingredi tectum fderis, nube operiente omnia, et majestate Domini coruscante, quia cuncta nubes operuerat. Und Moses konnte nicht⁵ in das Zelt des Bundes gehen, weil die Wolke alles bedeckte, und die Herrlichkeit des Herrn erstrahlte; denn die Wolke hatte alles überdeckt. Exodus Ex 2 40 33 5 Er wagte nicht. Exodus Ex 2 40 34 Si quando nubes tabernaculum deserebat, proficiscebantur filii Israel per turmas suas: Und wenn die Wolke sich von dem Zelte erhob, brachen die Söhne Israels jedes Mal nach ihren Abteilungen⁶ auf; Exodus Ex 2 40 34 6 Hebr.: Bei allen ihren Zügen. Exodus Ex 2 40 35 Si pendebat desuper, manebant in eodem loco. hing aber die Wolke darüber, so blieben sie an demselben Orte. Exodus Ex 2 40 36 Nubes quippe Domini incubabat per diem tabernaculo, et ignis in nocte, videntibus cunctis populis Israel per cunctas mansiones suas. Denn die Wolke des Herrn war des Tags über auf dem Zelte, und des Nachts war sie feurig, und alle Stämme Israels sahen sie auf allen ihren Lagerorten. Exodus Ex 2 40 4 Et illata mensa, pones super eam quæ rite præcepta sunt. Candelabrum stabit cum lucernis suis, sodann trage den Tisch hinein, und lege darauf, was gesetzlich geboten ist. Auch der Leuchter stehe da mit seinen Lampen, Exodus Ex 2 40 5 Et altare aureum in quo adoletur incensum, coram arca testimonii. Tentorium in introitu tabernaculi pones, und der goldene Altar, auf dem das Räucherwerk verbrannt wird, vor der Lade des Zeugnisses. Am Eingange des Zeltes hänge den Vorhang auf, Exodus Ex 2 40 6 Et ante illud altare holocausti: und setze vor denselben den Brandopferaltar, Exodus Ex 2 40 7 Labrum inter altare et tabernaculum, quod implebis aqua. und das Becken zwischen den Altar und das Zelt, und fülle es mit Wasser. Exodus Ex 2 40 8 Circumdabisque atrium tentoriis, et ingressum ejus. Und umgib den Vorhof, sowie seinen Eingang, mit Vorhängen. Exodus Ex 2 40 9 Et assumpto unctionis oleo unges tabernaculum cum vasis suis, ut sanctificentur: Sodann nimm das Salböl und salbe das Zelt mit seinen Gerätschaften, damit sie geheiligt werden; Levitikus Lev 3 0 1 I. Pflichten der Israeliten gegen den in ihrer Mitte wohnenden Herrn: Die Gott gebührenden Opfer und die zur Darbringung verpflichteten Personen. (1,1 10,20) 1. Die Opfer nach ihren hauptsächlichsten Arten. (1,1 7,38) A. Die Brandopfer, Speiseopfer, Friedopfer. (1,1 3,17) a. Vorschriften über die Brandopfer nach der Verschiedenheit der Opfertiere: Rinder (V. 9) Kleinvieh (V. 13) Vögel. Levitikus Lev 3 1 1 Vocavit autem Moysen, et locutus est ei Dominus de tabernaculo testimonii, dicens: Wieder berief der Herr den Moses und redete zu ihm von dem Zelte des Zeugnisses aus, und sprach:¹ Levitikus Lev 3 1 1 1 Die Worte 1,1 gehören zu den folgenden sieben Kapiteln wie [Lev 7,38] zeigt. Die Anfänge der Kap. 1 7 getroffenen Einrichtungen sind älter als Moses. Von den folgenden 9 Reden des Herrn sind vier an die Kinder Israels, zwei an Aaron und seine Söhne [Lev 6,8-18, Lev 6,247,21], drei sind ohne nähere Bezeichnung, jedenfalls an die vorher genannten Personen zusammen gerichtet. Demnach sind vier für das Volk (1,1 6,7), drei für die Priester bestimmt, zusammen die heilige Zahl sieben ergebend; zwei weitere Vorschriften für das Volk treten hinzu. [Lev 7,22-36] Wie zwei Reihen von Reden, so sind also zwei verschiedene Reihen von Gesetzen. Die erste Rede enthält drei unterschiedliche Gesetze, die fünfte zwei, die siebente drei, die Anhänge [Lev 7,22-36] haben keine einleitenden Formeln. Die Opfer sind in beiden Reihen in bestimmter Reihenfolge geboten: Brandopfer, Speiseopfer, Sündopfer, Schuldopfer. Nur die Friedopfer stehen in der ersten Reihe in der Mitte, in der zweiten am Ende. Auch die Schlussformeln sind überall gleich. Die Hauptteile sind vielleicht zu verschiedenen Zeiten von Moses erweitert und in ihre jetzige Gestalt gebracht worden. Zelt des Zeugnisses: Wahrscheinlich von der Gnadenstätte aus nach der Verheißung [Ex 25,22] Levitikus Lev 3 1 10 Quod si de pecoribus oblatio est, de ovibus sive de capris holocaustum, masculum absque macula offeret: Ist aber das Opfer, das er darbringt, dem Kleinvieh entnommen, ein Brandopfer von Schafen oder Ziegen, so soll er ein fehlerloses männliches Tier darbringen. Levitikus Lev 3 1 11 Immolabitque ad latus altaris, quod respicit ad aquilonem, coram Domino: sanguinem vero illius fundent super altare filii Aaron per circuitum: Dieses soll er auf der Seite des Altars, die nach Mitternacht¹⁴ gerichtet ist, vor dem Herrn schlachten; die Söhne Aarons aber sollen sein Blut ringsum auf den Altar gießen. Levitikus Lev 3 1 11 14 So wurden Brand- und Sündopfer vor dem Herrn dargebracht. Betreffs der Friedopfer siehe [Lev 3,2]. Levitikus Lev 3 1 12 Dividentque membra, caput, et omnia quæ adhærent jecori: et ponent super ligna, quibus subjiciendus est ignis: Sodann sollen sie¹⁵ die Glieder, den Kopf, und alles, was mit der Leber zusammenhängt, ablösen und auf das Holz legen, und dieses anzünden; Levitikus Lev 3 1 12 15 Hebr.: Singul.: der Darbringende. Levitikus Lev 3 1 13 Intestina vero et pedes lavabunt aqua. Et oblata omnia adolebit sacerdos super altare in holocaustum et odorem suavissimum Domino. die Eingeweide und die Füße aber sollen sie¹⁶ mit Wasser waschen. Und alles Geopferte soll der Priester auf dem Altare zum Brandopfer und zu einem lieblichen Geruche für den Herrn verbrennen. Levitikus Lev 3 1 13 16 Hebr.: Sing. Fast das Gleiche ist V. 3 9 von den Rindern gesagt. Levitikus Lev 3 1 14 Si autem de avibus holocausti oblatio fuerit Domino, de turturibus, aut pullis columbæ, Besteht aber das Brandopfer für den Herrn in Vögeln, Turteltauben oder jungen Tauben,¹⁷ Levitikus Lev 3 1 14 17 Hebr.: Sohn, um das männliche Geschlecht derselben als erfordert zu zeigen. Levitikus Lev 3 1 15 Offeret eam sacerdos ad altare, et retorta ad collum capite, ac rupto vulneris loco, decurrere faciet sanguinem super crepidinem altaris: so bringe sie der Priester an den Altar, und drehe ihr den Kopf um den Hals, und reiße eine Stelle wund,¹⁸ und lasse das Blut über den Rand des Altars¹⁹ herabfließen; Levitikus Lev 3 1 15 18 Erklärung der Rabbiner, nicht Übersetzung. Levitikus Lev 3 1 15 19 Hebr.: Seite. Levitikus Lev 3 1 16 Vesiculam vero gutturis, et plumas projiciet prope altare ad orientalem plagam, in loco in quo cineres effundi solent, den Kropf am Halse²⁰ aber samt den Federn soll er neben den Altar gegen Morgen, an den Ort hinwerfen, wohin man die Asche zu schütten pflegt, Levitikus Lev 3 1 16 20 Wohl die Speiseröhre mit Einschluss des Magens; daher das Wegwerfen Levitikus Lev 3 1 17 Confringetque ascellas ejus, et non secabit, neque ferro dividet eam, et adolebit super altare, lignis igne supposito. Holocaustum est et oblatio suavissimi odoris Domino. alsdann soll er die Flügel brechen,²¹ aber nicht abtrennen,²² noch die Taube mit einem Messer teilen, und sie, indem er das Holz in Brand setzt, auf dem Altare verbrennen. Es ist ein Brandopfer²³ und eine Opfergabe süßen Geruches für den Herrn. Levitikus Lev 3 1 17 21 Einreißen. Das Einreißen entspricht wohl der Zerstückelung des Rindes und des Kleinviehes. Levitikus Lev 3 1 17 22 Vergl. [Gen 15,10]. Levitikus Lev 3 1 17 23 Das Brandopfer ist Opfer der höchsten Verehrung, der Gedanke der Hingabe an Gott kommt in ihm am vollsten zum Ausdruck. Deshalb dürfen auch nur männliche Tiere zu demselben gebraucht werden. Levitikus Lev 3 1 2 Loquere filiis Israel, et dices ad eos: Homo, qui obtulerit ex vobis hostiam Domino de pecoribus, id est, de bobus et ovibus offerens victimas, Rede zu den Söhnen Israels und sprich zu ihnen:² Wenn jemand von euch dem Herrn ein Opfer darbringen will an Vieh, das ist ein Schlachtopfer von Rindern oder Schafen,³ Levitikus Lev 3 1 2 2 Die Opfertiere waren Vieh V. 2, Vögel V. 4. Wenn Vieh: Rinder (V. 3 9), Schafe oder Ziegen (V. 10 13). Wenn Vögel: Tauben oder Turteltauben. (V. 14 17) Die einzelnen Teile V. 9, 13, 17 schließen mit der Formel: Zu einem lieblichen Geruche. Alle Israeliten müssen wissen, was Opfer, Zeit, Ursache usw. angeht, auch wenn einzelnes die Priester im Besonderen betrifft. Der Zweck der Opfer war vor allem, den Israeliten stets die Gott gebührende unbegrenzte Ehrfurcht und Anbetung, das Gefühl der Dankbarkeit und der unbedingten Abhängigkeit von Gott, insbesondere aber das Bewusstsein der Sündhaftigkeit lebendig zu erhalten. Sodann aber wurden sie auch zur Vergebung der Sünden gefordert. Zu bemerken ist indes, dass die Opfertiere und die unblutigen Opfergaben aus sich diese Kraft nicht hatten. Das Gesetz konnte durch dieselben nimmermehr die Opfernden zur Vollkommenheit bringen; denn es ist unmöglich, dass durch das Blut von Rindern und Böcken Sünden getilgt werden ([Hebr 10,4] vergl. V. 2), aber sie waren Bedingung der Gnade als Ausdruck des Glaubens an den künftigen Erlöser, mit dessen Opfer sie in geistiger Vereinigung als dessen Vorbilder dargebracht wurden. Denn ohne die unbedingte Hingabe des Opferlammes, das die Sünde der Menschen auf sich nahm, konnten weder die Erbschuld der ganzen Menschheit, noch die zahlreichen und schweren Sünden der einzelnen Menschen getilgt werden. Levitikus Lev 3 1 2 3 Das hebr. Wort schließt Ziegen ein. Die Konstr. lautet besser nach der Septuag.: dem Herrn ein Opfer an Vieh, so bringe er ein Schlachtopfer von den Rindern. Levitikus Lev 3 1 3 Si holocaustum fuerit ejus oblatio, ac de armento; masculum immaculatum offeret ad ostium tabernaculi testimonii, ad placandum sibi Dominum: und seine Gabe ist⁴ ein Brandopfer von Rindern,⁵ so bringe er ein fehlerloses männliches Tier an dem Eingange des Zeltes des Zeugnisses dar,⁶ um sich den Herrn zu versöhnen. [Ex 29,10] Levitikus Lev 3 1 3 4 Vergl. die Bestimmung über das Friedopfer [Lev 3,1]. Levitikus Lev 3 1 3 5 Andere Bedingungen. V. 10, V. 14. Levitikus Lev 3 1 3 6 Herbeiführen. Levitikus Lev 3 1 4 Ponetque manum super caput hostiæ, et acceptabilis erit, atque in expiationem ejus proficiens: Sodann lege er seine Hand auf den Kopf des Opfers,⁷ so wird es wohlgefällig und ihm zur Sühne förderlich sein. Levitikus Lev 3 1 4 7 So wurde das Opfertier als stellvertretend übergeben. Levitikus Lev 3 1 5 Immolabitque vitulum coram Domino, et offerent filii Aaron sacerdotes sanguinem ejus, fundentes per altaris circuitum, quod est ante ostium tabernaculi: Hierauf soll er das junge Rind⁸ vor dem Herrn schlachten und die Söhne Aarons, die Priester, sollen dessen Blut darbringen,⁹ indem sie es rings um den Altar gießen, welcher vor dem Eingange des Zeltes steht. Levitikus Lev 3 1 5 8 Ein männliches Tier. Die Tötung gehört hiernach dem Opfernden zu. Später war auch die Sache der Priester [2Chr 29,22.24-35]. Levitikus Lev 3 1 5 9 Die Handlungen der Priester stehen im Plural. Das Blut wird nicht erhoben, sondern zum Altare gebracht. Levitikus Lev 3 1 6 Detractaque pelle hostiæ, artus in frusta concident, Alsdann sollen sie¹⁰ dem Opfertiere die Haut abziehen, und es in kleine Stücke zerlegen, Levitikus Lev 3 1 6 10 Nach dem Hebr. sollte die Einzahl stehen: Der Darbringende. Vergl. [2Chr 29,34]. Levitikus Lev 3 1 7 Et subjicient in altari ignem, strue lignorum ante composita: und Feuer auf dem Altare machen und Holzstöße aufschichten,¹¹ Levitikus Lev 3 1 7 11 Das heilige Feuer durfte nie erlöschen. Hebr.: Die Priester sollen Feuer auf dem Altar tun und Holz auf das Feuer schichten. Levitikus Lev 3 1 8 Et membra quæ sunt cæsa, desuper ordinantes, caput videlicet, et cuncta quæ adhærent jecori, und sollen die abgehauenen Glieder der Ordnung nach darüber legen, den Kopf nämlich¹² und alles, was mit der Leber zusammenhängt, Levitikus Lev 3 1 8 12 Besser: auch. Levitikus Lev 3 1 9 Intestinis et pedibus lotis aqua: adolebitque ea sacerdos super altare in holocaustum et suavem odorem Domino. nachdem sie die Eingeweide und die Füße mit Wasser gereinigt; und der Priester soll alles zusammen auf dem Altare zum Brandopfer und zu einem lieblichen Geruche¹³ für den Herrn verbrennen. Levitikus Lev 3 1 9 13 Dieses Wort ist vom Weihrauch auf die übrigen Opfer übertragen, welche verbrannt werden. Levitikus Lev 3 0 1 b. Vorschriften über die Darbringung der Speiseopfer und den Anteil der Priester an denselben. Levitikus Lev 3 2 1 Anima cum obtulerit oblationem sacrificii Domino, simila erit ejus oblatio: fundetque super eam oleum, et ponet thus, Wenn jemand dem Herrn ein Speiseopfer¹ darbringen will, so soll feines Mehl² seine Gabe sein; auf dieses soll er Öl³ gießen und Weihrauch darauf legen. Levitikus Lev 3 2 1 1 Zur Zeit Moses waren die unblutigen Opfer von nicht geringerer Wichtigkeit als die Friedopfer, ja hielten die zweite Stelle inne. Vorgeschrieben sind sie freilich nur für den Tag der Salbung der Priester [Lev 6,19ff] und für das Eifersuchtsopfer. [Num 5,15ff] Den Armen werden sie statt der Sündopfer gestattet. [Lev 5,11ff] Hierher gehören auch zur Osterzeit die Erstlingsgarben [Lev 23,10] und die zu Pfingsten darzubringenden Brote. [Lev 23,17ff] In den Zeiten vor Moses waren indes die unblutigen Opfer viel häufiger, wie das Opfer Kains und das Melchisedechs zeigen, und die Vorbedeutung auf das unblutige Opfer andeutet. Doch da diese Opfer nur selten vorgeschrieben waren und bei dem Volke weniger Ansehen hatten als blutige, wurden sie immer seltener dargebracht. Levitikus Lev 3 2 1 2 Das feinste Mehl, doch nicht notwendig Weizenmehl. Levitikus Lev 3 2 1 3 Das Öl diente zum Backwerk. Das Verhältnis des Öles zum Opfermahle war vielleicht das gleiche wie [Num 15]. Levitikus Lev 3 2 10 Quidquid autem reliquum est, erit Aaron, et filiorum ejus. Sanctum sanctorum de oblationibus Domini. Alles übrige soll Aaron und seinen Söhnen gehören, als Hochheiliges von den Opfern des Herrn. Levitikus Lev 3 2 11 Omnis oblatio, quæ offertur Domino, absque fermento fiet, nec quidquam fermenti ac mellis adolebitur in sacrificio Domino. Alle Speiseopfer, welche dem Herrn dargebracht werden, sollen ohne Sauerteig gemacht sein;¹¹ und¹² kein Sauerteig, noch Honig,¹³ soll bei dem Opfer für den Herrn verbrannt werden. Levitikus Lev 3 2 11 11 Zum Andenken an die Befreiung aus Ägypten? Levitikus Lev 3 2 11 12 Hebr.: denn. Levitikus Lev 3 2 11 13 Der Honig geht leicht in Säuerung über. Levitikus Lev 3 2 12 Primitias tantum eorum offeretis ac munera: super altare vero non imponentur in odorem suavitatis. Nur die Erstlinge¹⁴ davon sollt ihr als Gaben darbringen; aber auf den Altar sollen sie nicht gelegt werden zum süßen Geruche. Levitikus Lev 3 2 12 14 Siehe [Num 18,11-14]. Diese kamen aber nicht auf den Altar. Levitikus Lev 3 2 13 Quidquid obtuleris sacrificii, sale condies, nec auferes sal fderis Dei tui de sacrificio tuo. In omni oblatione tua offeres sal. Alle Speiseopfer, die du darbringst, sollst du mit Salz würzen,¹⁵ und sollst das Salz des Bundes¹⁶ deines Gottes nicht fehlen lassen bei deinen Speiseopfern. Bei allen deinen Opfern sollst du Salz darbringen. [Mk 9,48] Levitikus Lev 3 2 13 15 Salz ist ein Teil jedes Mahles und bewahrt die Opfer vor dem Verderbnis. Levitikus Lev 3 2 13 16 Das Salz ist das Zeichen der Beständigkeit, daher auch im gewöhnlichen Leben Bundessymbol. Levitikus Lev 3 2 14 Sin autem obtuleris munus primarum frugum tuarum Domino de spicis adhuc virentibus, torrebis igni, et confringes in morem farris, et sic offeres primitias tuas Domino, Bringst du aber dem Herrn die Gabe der Erstlinge deiner Früchte von noch grünenden Ähren dar,¹⁷ so sollst du sie am Feuer rösten¹⁸ und wie Mehl zerstoßen, und so sollst du dem Herrn deine Erstlinge darbringen. Levitikus Lev 3 2 14 17 Über dies Gemeindeerstlingsopfer siehe [Lev 23,9ff]. Levitikus Lev 3 2 14 18 Geröstete Körner waren ein beliebtes Nahrungsmittel. Levitikus Lev 3 2 15 Fundens supra oleum, et thus imponens, quia oblatio Domini est: Dazu sollst du Öl darauf gießen und Weihrauch darauf legen, denn es ist das Opfer des Herrn. Levitikus Lev 3 2 16 De qua adolebit sacerdos in memoriam muneris partem farris fracti, et olei, ac totum thus. Sodann soll der Priester einen Teil der Gabe des zerstoßenen Mehles und des Öles, und den ganzen Weihrauch als Gedächtnis verbrennen. Levitikus Lev 3 2 2 Ac deferet ad filios Aaron sacerdotes: quorum unus tollet pugillum plenum similæ et olei, ac totum thus, et ponet memoriale super altare in odorem suavissimum Domino. Alsdann soll er es den Söhnen Aarons, den Priestern, bringen, von denen einer eine Handvoll von dem Mehl und Öl, samt allem Weihrauch, nehme und es als Gedächtnis⁴ auf den Altar lege zum süßen Geruche für den Herrn. Levitikus Lev 3 2 2 4 Es soll den Darbringer bei Gott in Erinnerung bringen. Levitikus Lev 3 2 3 Quod autem reliquum fuerit de sacrificio, erit Aaron et filiorum ejus, Sanctum sanctorum de oblationibus Domini. Was aber von dem Opfer übrigbleibt, soll Aaron und seinen Söhnen gehören als Hochheiliges⁵ von den Opfern des Herrn. [Sir 7,34] Levitikus Lev 3 2 3 5 Vergl. [Ex 29,37]. Hochheilig werden die Schaubrote [Lev 24,9], das heilige Räucherwerk [Ex 30,36] genannt, deren Weihung im Heiligtume selbst stattfand. Zweitens heißen so nur teilweise auf den Altar gelangende Opfergaben, bei denen die Verwendung eines Teiles für andere Zwecke möglich war, deren höhere Heiligkeit sich dadurch kundtat, dass das, was den Priestern zufiel, nur von den männlichen Nachkommen Aarons [Lev 6,11.22, Lev 7,6] und zwar nur an heiligem Orte, d.i. im Vorhofe, verzehrt werden durfte, sowie dadurch, dass alles, was an sie rührte, heilig, d.i. dem gewöhnlichen Gebrauche entzogen wurde; also das Sündopfer [Lev 6,17, Lev 10,17], Brandopfer, das gänzlich verbrannt wurde, und das Friedopfer, von dessen Fleisch nichts auf den Altar kam (außer dem Fett). Levitikus Lev 3 2 4 Cum autem obtuleris sacrificium coctum in clibano: de simila, panes scilicet absque fermento, conspersos oleo, et lagana azyma oleo lita. Willst du aber etwas im Ofen⁶ Gebackenes als Speiseopfer darbringen, so soll es von feinem Mehl sein, nämlich ungesäuerte⁷ mit Öl angemachte Brote, und ungesäuerte mit Öl bestrichene Fladen.⁸ Levitikus Lev 3 2 4 6 Im Feuertopfe. Levitikus Lev 3 2 4 7 Zum Sinnbilde für den Opfernden, dass er rein sein müsse, denn der Sauerteig ist das Sinnbild der Verdorbenheit des Herzens [1Kor 5,8]; das Öl und der Weihrauch sinnbilden die geistige Salbung und das Gebet. Levitikus Lev 3 2 4 8 Bei den dünnen Fladen genügte Bestreichung, damit sie von Öl durchzogen wurden, bei den dickeren Kuchen (sie hatten die Dicke etwa eines Fingers) wurde schon das Mehl mit Öl durchrührt. Levitikus Lev 3 2 5 Si oblatio tua fuerit de sartagine, similæ conspersæ oleo et absque fermento, Ist dein Opfer aus der Pfanne, bestehend aus mit Öl angemachtem und ungesäuertem feinem Mehl, Levitikus Lev 3 2 6 Divides eam minutatim, et fundes super eam oleum. so sollst du dies in Stücke teilen und Öl darauf gießen. Levitikus Lev 3 2 7 Sin autem de craticula fuerit sacrificium, æque simila oleo conspergetur: Ist aber dein Opfer etwas auf dem Rost Bereitetes,⁹ so soll feines Mehl in gleicher Weise mit Öl zubereitet werden. Levitikus Lev 3 2 7 9 Das hebr. Wort bedeutet nicht Rost, sondern ein Gefäß, in dem die Speisen aufsieden. Es ist die Rede von Gesottenem, nicht von Gebackenem. Levitikus Lev 3 2 8 Quam offerens Domino, trades manibus sacerdotis. Dies sollst du dem Herrn darbringen und den Händen des Priesters übergeben.¹⁰ Levitikus Lev 3 2 8 10 Vers 8 10 beziehen sich auf alle Arten Gebäck, die V. 4 7 genannt sind. V. 8 lautet im Hebr.: Sodann bringe das Speiseopfer, das von solche Dingen bereitet ist, hin zu Jahve; und zwar soll man es dem Priester übergeben, damit er es an den Altar bringe. Levitikus Lev 3 2 9 Qui cum obtulerit eam, tollet memoriale de sacrificio, et adolebit super altare in odorem suavitatis Domino, Hat dieser es dargebracht, so nehme er ein Gedächtnis von dem Speiseopfer und verbrenne es auf dem Altare zum lieblichen Geruche für den Herrn. Levitikus Lev 3 0 1 c. Vorschriften über die Friedopfer. Levitikus Lev 3 3 1 Quod si hostia pacificorum fuerit ejus oblatio, et de bobus voluerit offerre, marem sive feminam, immaculata offeret coram Domino. Ist seine Opfergabe ein Friedopfer¹ und er will sie von den Rindern darbringen, so mag es ein männliches oder weibliches Tier sein, doch nur ein fehlerfreies bringe er dem Herrn dar. Levitikus Lev 3 3 1 1 Das Opfertier des Friedopfers ist entweder ein Rind (V. 1 5), oder ein Schaf (6 11), oder eine Ziege. (12 16) Vögel, welche für das Brandopfer zugelassen waren, sind vom Friedopfer ausgeschlossen, weil es zu schwer gewesen wäre, sie in drei Teile: für Gott, für den Priester, für die Opfernden zu teilen. V. 11 enthält eine allgemeine Regel für das Friedopfer. Für dieses werden auch weibliche Tiere zugelassen (V. 1 6), stets indes musste das Opfertier ohne Fehl sein. (V. 1, 6; 3, 10) Einige Nachträge über die Friedopfer folgen [Lev 7,11ff]. Bei der Opferung ist die Darstellung des Tieres vor Jahve, die Handauflegung, Schlachtung und Blutsprengung gleich dem Verfahren beim Brandopfer [Lev 1,3-5]; erst in der Verwendung des Fleisches tritt ein Unterschied ein. Levitikus Lev 3 3 10 Cum renibus, et pinguedinem quæ operit ventrem atque universa vitalia, et utrumque renunculum cum adipe qui est juxta ilia, reticulumque jecoris cum renunculis: nebst den Nieren,⁶ und das Fett, das den Bauch mit sämtlichen Eingeweiden bedeckt, und beide Nieren mit dem Fette, das an den Weichen ist und das Netz um die Leber mit den Nieren.⁷ Levitikus Lev 3 3 10 6 Hebr.: das Fett, den ganzen Fettschwanz, nahe am Steißbein soll er ihn abtrennen, und das Fett, welches die Eingeweide bedeckt, und alles Fett, welches an den Eingeweiden, und die beiden Nieren, und das Fett an ihnen, welches an den Lenden usw. Levitikus Lev 3 3 10 7 Wie V. 3, V. 4. Levitikus Lev 3 3 11 Et adolebit ea sacerdos super altare in pabulum ignis et oblationis Domini. Und dies alles soll der Priester verbrennen auf dem Altare als Nahrung für das Feuer und als Opfer für den Herrn.⁸ Levitikus Lev 3 3 11 8 Hebr.: Feueropferspeise. Der Ausdruck ist anthropomorphisch, doch lag den Israeliten eine solche Vorstellung fern, wie daraus hervorgeht, dass auch Ezechiel und Malachias dasselbe Wort gebrauchen. Levitikus Lev 3 3 12 Si capra fuerit ejus oblatio, et obtulerit eam Domino, Besteht aber sein Opfer in einer Ziege,⁹ die er dem Herrn darbringt, Levitikus Lev 3 3 12 9 Hebr. folgt: So bringe er sie vor Jahve. Levitikus Lev 3 3 13 Ponet manum suam super caput ejus: immolabitque eam in introitu tabernaculi testimonii. Et fundent filii Aaron sanguinem ejus per altaris circuitum. so soll er seine Hand auf ihren Kopf legen und sie am Eingange des Zeltes des Zeugnisses schlachten, und die Söhne Aarons sollen ihr Blut rings um den Altar ausgießen.¹⁰ Levitikus Lev 3 3 13 10 Hebr.: Vor dem Offenbarungszelte schlachten. Nach der Mischna überall im Vorhofe. In der Nähe des Altars war der Platz im Norden der geeignetste, denn im Osten war der Aschenplatz [Lev 1,16], im Süden der Aufgang zum Altare, im Westen das Heiligtum und das Becken. Zudem wurden Brand-, Sünd- und Schuldopfer gleichfalls nördlich vom Altare geschlachtet. [Lev 4,24, Lev 7,2] Durch das Ausgießen wird das heiligste Opferblut vor Entweihung bewahrt und unter die Erde gebracht. Levitikus Lev 3 3 14 Tollentque ex ea in pastum ignis dominici, adipem qui operit ventrem, et qui tegit universa vitalia: Hierauf sollen sie davon zur Nahrung des Feuers des Herrn das Fett nehmen, welches den Bauch bedeckt und alle Eingeweide umgibt, Levitikus Lev 3 3 15 Duos renunculos cum reticulo, quod est super eos juxta ilia, et arvinam jecoris cum renunculis: beide Nieren mit dem Netze,¹¹ welches um dieselben an den Weichen ist, und das Fett¹² der Leber mit den Nieren.¹³ Levitikus Lev 3 3 15 11 Hebr.: mit dem Fett. Levitikus Lev 3 3 15 12 Hebr.: Netz. Levitikus Lev 3 3 15 13 Hebr.: Wie V. 4. Levitikus Lev 3 3 16 Adolebitque ea super altare sacerdos in alimoniam ignis, et suavissimi odoris. Omnis adeps, Domini erit. Dies alles soll der Priester auf dem Altare verbrennen zur Nahrung des Feuers und zum süßen Geruche. Alles Fett soll dem Herrn gehören;¹⁴ Levitikus Lev 3 3 16 14 Da das Verbot, Blut zu genießen, uralt ist, vergl. [Gen 9,4], war wohl auch das Fett seit Alters dem Herrn gewahrt. Levitikus Lev 3 3 17 Jure perpetuo in generationibus, et cunctis habitaculis vestris: nec sanguinem nec adipem omnino comedetis. dies gelte als ewige Satzung bei euch von Geschlecht zu Geschlecht, und in allen euren Wohnsitzen; weder Blut noch Fett sollt ihr je essen.¹⁵ Levitikus Lev 3 3 17 15 Wie Kap. 3, so ist auch [Lev 7] das Verbot des Fett- und des Blutgenusses an Bestimmungen über die Friedopfer gehängt, da der Opfernde von diesem einen Anteil für sich erhielt. Levitikus Lev 3 3 2 Ponetque manum super caput victimæ suæ, quæ immolabitur in introitu tabernaculi testimonii, fundentque filii Aaron sacerdotes sanguinem per altaris circuitum. Und er soll die Hand auf den Kopf seines Opfertieres legen und es am Eingange des Zeltes des Zeugnisses schlachten; und die Söhne Aarons, die Priester, sollen das Blut rings um den Altar gießen. Levitikus Lev 3 3 3 Et offerent de hostia pacificorum in oblationem Domino adipem qui operit vitalia, et quidquid pinguedinis est intrinsecus: Alsdann sollen sie dem Herrn vom Friedopfer als Gabe² das Fett darbringen, welches die Eingeweide bedeckt, und alles Fett, das sonst innen ist, [Ex 29,13] Levitikus Lev 3 3 3 2 Hebr.: Als Feueropfer. Levitikus Lev 3 3 4 Duos renes cum adipe quo teguntur ilia, et reticulum jecoris cum renunculis. die beiden Nieren mit dem Fette, das die Weichen bedeckt, und das Netz um die Leber mit den Nieren;³ Levitikus Lev 3 3 4 3 Das Fett und die Nieren sind Sinnbilder des sinnlichen Lebens, das man Gott opfern soll. Levitikus Lev 3 3 5 Adolebuntque ea super altare in holocaustum, lignis igne supposito: in oblationem suavissimi odoris Domino. und sollen, indem sie das Holz anzünden, es auf dem Altare als Brandopfer⁴ verbrennen, als ein Opfer süßen Geruches für den Herrn. Levitikus Lev 3 3 5 4 Hebr.: über dem täglichen [Lev 6,12] Brandopfer. Levitikus Lev 3 3 6 Si vero de ovibus fuerit ejus oblatio et pacificorum hostia, sive masculum obtulerit, sive feminam, immaculata erunt. Ist aber sein Opfer ein Friedopfer von Schafen, so soll es ein fehlerfreies männliches oder weibliches Tier sein, das er opfert.⁵ Levitikus Lev 3 3 6 5 Dieser Vers eine ebenso für 7 11 wie für 12 17 bindende Vorschrift. Levitikus Lev 3 3 7 Si agnum obtulerit coram Domino, Bringt er dem Herrn ein Lamm dar, Levitikus Lev 3 3 8 Ponet manum suam super caput victimæ suæ: quæ immolabitur, in vestibulo tabernaculi testimonii: fundentque filii Aaron sanguinem ejus per circuitum altaris. so soll er seine Hand auf den Kopf seines Opfertieres legen und es am Eingange des Zeltes des Zeugnisses schlachten; und die Söhne Aarons, die Priester, sollen das Blut desselben rings um den Altar ausgießen. Levitikus Lev 3 3 9 Et offerent de pacificorum hostia sacrificium Domino: adipem et caudam totam Hierauf sollen sie von dem Friedopfer dem Herrn das Fett und den ganzen Schwanz als Gabe darbringen, Levitikus Lev 3 0 1 B. Die Sündopfer in ihren nach der Sünde und dem Sünder verschiedenen Arten. (4,1 6,7) a. Vorschriften über das Sündopfer für Sünden aus Schwachheit (V. 35), und zwar für die Sünde eines Priesters (V. 12), für die Sünden des ganzen Volkes (V. 21), eines Fürsten (V. 26), einer Privatperson. Levitikus Lev 3 4 1 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Levitikus Lev 3 4 10 Sicut aufertur de vitulo hostiæ pacificorum: et adolebit ea super altare holocausti. so wie es von dem jungen Rinde des Friedopfers genommen wird;¹⁰ und dies¹¹ soll er auf dem Brandopferaltare verbrennen. Levitikus Lev 3 4 10 10 [Lev 3,3-5] Levitikus Lev 3 4 10 11 Die Fettstücke, wie [Lev 3,16]. Bei den Sündopfern wird nur das Fett verbrannt, da die Applikation des Blutes die Hauptsache ist, etwas aber doch auf den Altar kommen muss. Levitikus Lev 3 4 11 Pellem vero et omnes carnes cum capite et pedibus et intestinis et fimo, Das Fell aber und das gesamte Fleisch nebst Kopf und Füßen, den Eingeweiden, dem Unrat, Levitikus Lev 3 4 12 Et reliquo corpore efferet extra castra in locum mundum, ubi cineres effundi solent: incendetque ea super lignorum struem, quæ in loco effusorum cinerum cremabuntur. und dem übrigen Leibe¹² soll er vor das Lager an einen reinen Ort hinausschaffen, dahin, wohin man die Asche zu schütten pflegt, und soll alles auf einem Holzstoße verbrennen, an dem Orte, an den man die Asche hinschüttet, soll es verbrannt werden.¹³ Levitikus Lev 3 4 12 12 Hebr.: Also den ganzen Farren. Das Opfer wird nicht ganz auf dem Altare verbrannt, hat keine Opfermahlzeit im Gefolge, wie das Friedopfer. Die Armen, welche anstatt eines Opfertieres [Lev 5,11] Mehl darbringen, geben kein Öl und keinen Weihrauch hinzu. Levitikus Lev 3 4 12 13 Von den für den Hohenpriester und den für die ganze Gemeinde, zu der auch die Priester gehörten, dargebrachten Sündopfern (V. 21) erhielten die Priester kein Fleisch zum Genusse, wohl aber von den für einen einzelnen Israeliten (auch einen Fürsten) dargebrachten. Siehe [Lev 6,26.29]. Levitikus Lev 3 4 13 Quod si omnis turba Israel ignoraverit, et per imperitiam fecerit quod contra mandatum Domini est, Wenn aber die ganze Gemeinde Israels unvorsätzlich und aus Unwissenheit etwas tut, was gegen das Gebot des Herrn ist, Levitikus Lev 3 4 14 Et postea intellexerit peccatum suum, offeret pro peccato suo vitulum, adducetque eum ad ostium tabernaculi. und nachher ihre Sünde erkennt, so soll sie für ihre Sünde ein junges Rind darbringen, und es zum Eingange des Zeltes führen. Levitikus Lev 3 4 15 Et ponent seniores populi manus super caput ejus coram Domino. Immolatoque vitulo in conspectu Domini, Und die Ältesten des Volkes sollen vor dem Herrn die Hände auf dessen Kopf legen; und dann soll das Rind vor den Augen des Herrn geschlachtet werden,¹⁴ Levitikus Lev 3 4 15 14 Bei den für das ganze Volk darzubringenden Opfern war das Schlachten Geschäft der Priester (und Leviten). [2Chr 29,22.24.35] Levitikus Lev 3 4 16 Inferet sacerdos qui unctus est, de sanguine ejus in tabernaculum testimonii, und der gesalbte Priester soll etwas von seinem Blute in das Zelt des Zeugnisses hineinbringen, Levitikus Lev 3 4 17 Tincto digito aspergens septies contra velum: und soll den Finger eintauchen, und siebenmal gegen den Vorhang sprengen; Levitikus Lev 3 4 18 Ponetque de eodem sanguine in cornibus altaris, quod est coram Domino in tabernaculo testimonii: reliquum autem sanguinem fundet juxta basim altaris holocaustorum, quod est in ostio tabernaculi testimonii. auch soll er etwas von demselben Blute an die Hörner des Altares streichen, welcher vor dem Herrn im Zelte des Zeugnisses steht;¹⁵ das übrige Blut aber soll er an den Fuß des Brandopferaltares gießen, der an dem Eingange des Zeltes des Zeugnisses ist. Levitikus Lev 3 4 18 15 Des Räucheropferaltars. Levitikus Lev 3 4 19 Omnemque ejus adipem tollet, et adolebit super altare: Auch all sein Fett soll er nehmen, und es auf dem Altare verbrennen. Levitikus Lev 3 4 2 Loquere filiis Israel: Anima, quæ peccaverit per ignorantiam, et de universis mandatis Domini, quæ præcepit ut non fierent, quippiam fecerit: Sage den Söhnen Israels: Wenn jemand sich aus Versehen¹ gegen eines von allen Verboten des Herrn, die er gegeben, vergeht² und wider irgend eines handelt: Levitikus Lev 3 4 2 1 Wiewohl strafbarem Versehen. Levitikus Lev 3 4 2 2 Die Worte Sünde und Schuld berühren sich eng, wie [Lev 4,3.13.22.27] zeigen, wo beide Worte für eine Sünde stehen, und andere Stellen, wo sie sich gegenseitig aufnehmen. Dennoch aber sollen sie hier etwas verschiedenes bezeichnen, wie die Vergleichung der Schlussformel [Lev 5,19] mit der [Lev 4,21] und der Vergleich von [Lev 6,25] mit [Lev 7,1] zeigen. Sünde also ist allgemein eine Verletzung der Gebote, Schuld [Lev 5,15] und [Lev 6,2] eine schwerere Sünde gegen die Gerechtigkeit, eine bleibende Schuld (Vergl. [Lev 5,146,7]), die Schwere nicht moralisch, sondern legal gefasst. [Lev 4,2.13.22.27, Lev 5,17] handelt von Sünden gegen verbietende Gesetzesvorschriften, und zwar ebenso des natürlichen und moralischen, wie des Zeremonialgesetzes. Die einzelnen Versündigungen werden aufgezählt: V. 3 12 des Hohenpriesters, V. 13 21 des ganzen Volkes, V. 22 26 der Fürsten, V. 27 35 einer Privatperson. Levitikus Lev 3 4 20 Sic faciens et de hoc vitulo quo modo fecit et prius: et rogante pro eis sacerdote, propitius erit eis Dominus. So soll er es auch mit diesem jungen Stiere machen, wie er mit dem vorigen verfahren,¹⁶ und wenn der Priester für sie betet, wird der Herr ihnen gnädig sein. Levitikus Lev 3 4 20 16 Diese Sühne ist an sich eine rein legale, hat indes eine weitere Wirkung nach dem [Lev 1,Anm.2] Gesagten. Zu vergleichen mit dieser Sünde ist die Unwissenheit derer, die den Heiland kreuzigten. [Lk 23,34] (Theodoret) Levitikus Lev 3 4 21 Ipsum autem vitulum efferet extra castra, atque comburet sicut et priorem vitulum: quia est pro peccato multitudinis. Das junge Rind aber soll er vor das Lager hinausschaffen und wie das ersterwähnte Rind verbrennen; denn es ist ein Sündopfer für die Gemeinde. Levitikus Lev 3 4 22 Si peccaverit princeps et fecerit unum e pluribus per ignorantiam, quod Domini lege prohibetur: Wenn ein Fürst sündigt,¹⁷ und aus Unwissenheit gegen eines von den zahlreichen Verboten im Gesetze des Herrn handelt, Levitikus Lev 3 4 22 17 Aus Schwachheit und Übereilung. Levitikus Lev 3 4 23 Et postea intellexerit peccatum suum, offeret hostiam Domino, hircum de capris immaculatum. und nachher seine Sünde erkennt, so soll er dem Herrn einen fehlerfreien Ziegenbock als Opfer darbringen. Levitikus Lev 3 4 24 Ponetque manum suam super caput ejus: cumque immolaverit eum in loco ubi solet mactari holocaustum coram Domino, quia pro peccato est, Er soll seine Hand auf dessen Kopf legen und ihn an dem Orte, wo man das Brandopfer vor dem Herrn zu töten pflegt, schlachten, weil es ein Sündopfer ist; Levitikus Lev 3 4 25 Tinget sacerdos digitum in sanguine hostiæ pro peccato, tangens cornua altaris holocausti, et reliquum fundens ad basim ejus. alsdann soll der Priester den Finger in das Blut des Sündopfers tauchen und die Hörner des Brandopferaltars damit bestreichen,¹⁸ und das übrige an dessen Fuß gießen. Levitikus Lev 3 4 25 18 Nur bei Sündopfern bestrich der Priester die Hörner des Altares, welcher gleichsam die Stelle Gottes vertrat und statt des Blutes oder Lebens des Sünders das Blut des Opfertieres empfing. Levitikus Lev 3 4 26 Adipem vero adolebit supra, sicut in victimis pacificorum fieri solet: rogabitque pro eo sacerdos, et pro peccato ejus, et dimittetur ei. Das Fett aber soll er auf dem Altare verbrennen, wie es bei den Friedopfern zu geschehen pflegt; und der Priester soll für ihn und seine Sünde beten, und es wird ihm vergeben werden.¹⁹ Levitikus Lev 3 4 26 19 Hebr.: Und also schaffte der Priester Sühnung für ihn wegen seiner Sünde. Levitikus Lev 3 4 27 Quod si peccaverit anima per ignorantiam, de populo terræ, ut faciat quidquam de his, quæ Domini lege prohibentur, atque delinquat, Wenn jemand aus dem gemeinen Volke aus Versehen sündigt, und etwas von dem tut, was durch das Gesetz des Herrn verboten ist, und eine Schuld auf sich lädt, Levitikus Lev 3 4 28 Et cognoverit peccatum suum, offeret capram immaculatam. und seine Sünde erkennt, so soll er eine fehlerfreie Ziege darbringen, Levitikus Lev 3 4 29 Ponetque manum super caput hostiæ quæ pro peccato est, et immolabit eam in loco holocausti. und die Hand auf den Kopf des Sündopfers legen, und es am Orte des Brandopfers schlachten. Levitikus Lev 3 4 3 Si sacerdos, qui unctus est, peccaverit, delinquere faciens populum, offeret pro peccato suo vitulum immaculatum Domino: vergeht sich der gesalbte Priester,³ und macht, dass auch das Volk sich vergeht,⁴ so soll er für seine Sünde dem Herrn einen fehlerlosen jungen Stier darbringen. Levitikus Lev 3 4 3 3 Der Hohepriester in seiner Amtswürde. Levitikus Lev 3 4 3 4 Hebr.: Wenn der gesalbte Priester sündigt zur Verschuldung des Volkes. Levitikus Lev 3 4 30 Tolletque sacerdos de sanguine in digito suo: et tangens cornua altaris holocausti, reliquum fundet ad basim ejus. Hierauf soll der Priester etwas von dem Blute mit seinem Finger nehmen und die Hörner des Brandopferaltares damit bestreichen, und das übrige an dessen Fuß gießen. Levitikus Lev 3 4 31 Omnem autem adipem auferens, sicut auferri solet de victimis pacificorum, adolebit super altare in odorem suavitatis Domino: rogabitque pro eo, et dimittetur ei. Alles Fett aber soll er wegnehmen, wie das Fett von den Friedopfern weggenommen zu werden pflegt, und soll es auf dem Altare zum angenehmen Geruche für den Herrn verbrennen; und er soll für ihn beten, so wird ihm vergeben werden. Levitikus Lev 3 4 32 Sin autem de pecoribus obtulerit victimam pro peccato, ovem scilicet immaculatam, Ist aber das Sündopfer, das er darbringt, ein Stück Kleinvieh, nämlich ein fehlerfreies Schaf, Levitikus Lev 3 4 33 Ponet manum super caput ejus, et immolabit eam in loco ubi solent cædi holocaustorum hostiæ. so soll er die Hand auf dessen Kopf legen und es an dem Orte schlachten, wo man die Brandopfer zu schlachten pflegt; Levitikus Lev 3 4 34 Sumetque sacerdos de sanguine ejus digito suo, et tangens cornua altaris holocausti, reliquum fundet ad basim ejus. und der Priester soll mit seinem Finger etwas von seinem Blute nehmen und die Hörner des Brandopferaltars damit bestreichen, das übrige an den Fuß desselben gießen. Levitikus Lev 3 4 35 Omnem quoque adipem auferens, sicut auferri solet adeps arietis, qui immolatur pro pacificis: cremabit super altare in incensum Domini: rogabitque pro eo, et pro peccato ejus, et dimittetur ei. Das gesamte Fett soll er gleichfalls wegnehmen, wie man das Fett des Widders wegzunehmen pflegt, der als Friedopfer geschlachtet wird; und soll es auf dem Altare verbrennen zum Feueropfer²⁰ für den Herrn; und soll für ihn und seine Sünde beten,²¹ und es wird ihm vergeben werden. Levitikus Lev 3 4 35 20 Über dem (schon auf dem Altare befindlichen) Brandopfer. Es waren wohl stets solche Opfer auf dem Altare. Levitikus Lev 3 4 35 21 Hebr.: Sühnung schaffen. Levitikus Lev 3 4 4 Et adducet illum ad ostium tabernaculi testimonii coram Domino, ponetque manum super caput ejus, et immolabit eum Domino. Diesen soll er an den Eingang des Zeltes des Zeugnisses vor den Herrn bringen, und die Hand auf seinen Kopf legen, und ihn dem Herrn schlachten. Levitikus Lev 3 4 5 Hauriet quoque de sanguine vituli, inferens illum in tabernaculum testimonii. Hierauf soll er einen Teil von dem Blute des Rindes nehmen, und in das Zelt des Zeugnisses bringen, Levitikus Lev 3 4 6 Cumque intinxerit digitum in sanguine, asperget eo septies coram Domino contra velum Sanctuarii. und seinen Finger in das Blut tauchen⁵ und damit siebenmal vor dem Herrn gegen den Vorhang des Heiligtums⁶ sprengen. Levitikus Lev 3 4 6 5 Das Sprengen geschah mit dem Finger [Lev 4,16.17], oder mit einem Wedel [Lev 14,7], das Schwenken des Blutes direkt aus dem Gefäß, in welchem das Blut war. Bei den Opfern für die Sünde des Hohenpriesters oder des Volkes (V. 16) ward das Blut in das Heiligtum hineingetragen, bei anderen (V. 25, V. 30) ähnlich wie bei dem Brandopfer, an den Fuß des Altares gegossen. Levitikus Lev 3 4 6 6 Gegen den Vorhang, der das Allerheiligste trennt. Levitikus Lev 3 4 7 Ponetque de eodem sanguine super cornua altaris thymiamatis gratissimi Domino, quod est in tabernaculo testimonii: omnem autem reliquum sanguinem fundet in basim altaris holocausti in introitu tabernaculi. Sodann soll er etwas von eben diesem Blute an die Hörner des Altares⁷ des dem Herrn angenehmen Räucherwerkes streichen, welcher im Zelte des Zeugnisses steht; alles übrige Blut aber soll er an den Fuß des Brandopferaltars am Eingange des Zeltes gießen. Levitikus Lev 3 4 7 7 Vor dem Allerheiligsten. Levitikus Lev 3 4 8 Et adipem vituli auferet pro peccato, tam eum qui vitalia operit quam omnia quæ intrinsecus sunt: Endlich soll er das Fett des jungen Rindes als Sündopfer absondern, sowohl das, welches die Eingeweide bedeckt, wie alles, das innen ist;⁸ Levitikus Lev 3 4 8 8 Wie alles Fett, das an den Eingeweiden ist. Levitikus Lev 3 4 9 Duos renunculos, et reticulum quod est super eos juxta ilia, et adipem jecoris cum renunculis, beide Nieren und das Netz,⁹ das um dieselben an den Weichen ist, und das Fett der Leber mit den Nieren, Levitikus Lev 3 4 9 9 Hebr.: Fett an ihnen. Levitikus Lev 3 0 1 b. Vorschriften über das Sündopfer für gewisse Versündigungen: Verheimlichung der Wahrheit, (V. 1) Berührung einer unreinen Sache (V. 3), Vergessen eines durch einen Eid bekräftigten Versprechens (V. 13), Verletzung einer rituellen Vorschrift (V. 16) oder irgend einer anderen Vorschrift aus Irrtum. Levitikus Lev 3 5 1 Si peccaverit anima, et audierit vocem jurantis, testisque fuerit quod aut ipse vidit, aut conscius est: nisi indicaverit, portabit iniquitatem suam. Wenn jemand sündigt,¹ indem er die Stimme des Beschwörenden anhört und Zeuge ist, weil er es entweder selbst gesehen, oder es sonst weiß, so wird er, falls er es nicht anzeigt,² Schuld auf sich laden.³ Levitikus Lev 3 5 1 1 Die hier genannten drei Versündigungen sind im gleichen Sinne zu fassen wie die in [Lev 4] genannten. Der ursprüngliche Text hat im Laufe der Zeit vom heiligen Verfasser wohl einige kasuistische Zusätze erhalten. Levitikus Lev 3 5 1 2 Da die Zeugenaussagen in der israelitischen Rechtsprechung überaus wichtig waren, musste alles daran liegen, jeden, der eine Aussage machen konnte, zu solcher zu bewegen. Die Zeugen eines Verbrechens wurden durch Ausrufen einer Beschwörung zum Aussagen aufgefordert. [Spr 29,24, Ri 17,2] Die Pflicht, alsdann Zeugnis abzulegen, ergab sich aus der Überzeugung, dass das Recht im Namen Gottes gesprochen werde. [Dtn 1,17, 2Chr 19,6] Levitikus Lev 3 5 1 3 Im Hebr.: Wenn jemand es nicht anzeigt und infolge dessen Verschuldung trägt der Nachsatz folgt erst V. 5. Levitikus Lev 3 5 10 Alterum vero adolebit in holocaustum, ut fieri solet: rogabitque pro eo sacerdos et pro peccato ejus, et dimittetur ei. Die andere aber soll er als Brandopfer verbrennen, wie es dargebracht zu werden pflegt; und der Priester soll für ihn und seine Sünde beten, und es wird ihm vergeben werden.¹³ Levitikus Lev 3 5 10 13 Hebr.: wie [Lev 4,26]. Levitikus Lev 3 5 11 Quod si non quiverit manus ejus duos offerre turtures, aut duos pullos columbarum, offeret pro peccato suo similæ partem ephi decimam: non mittet in eam oleum, nec thuris aliquid imponet, quia pro peccato est. Wenn aber seine Hand nicht zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben zu opfern vermag, so soll er den zehnten Teil eines Epha¹⁴ feinen Mehles als Sündopfer darbringen; doch soll er an dieses kein Öl tun,¹⁵ noch Weihrauch darauf streuen, denn es ist ein Sündopfer. Levitikus Lev 3 5 11 14 Ein Epha = 20,12 Liter (nach anderen 39 Liter). Levitikus Lev 3 5 11 15 Das Öl ist das Sinnbild der Freude. Über die Sünden muss man trauern. Levitikus Lev 3 5 12 Tradetque eam sacerdoti: qui plenum ex ea pugillum hauriens, cremabit super altare in monimentum ejus qui obtulerit, Und er soll es dem Priester übergeben, der eine Handvoll davon nehmen und auf dem Altare verbrennen soll, zum Gedächtnis¹⁶ für den, der es dargebracht hat; Levitikus Lev 3 5 12 16 Zum Gedächtnisopfer, das auf dem Altare verbrannt wird, um den Opferer bei Gott in Erinnerung zu bringen. Öl und Weihrauch gehörten zum Speiseopfer. Levitikus Lev 3 5 13 Rogans pro illo et expians, reliquam vero partem ipse habebit in munere. und er soll für ihn beten und ihn versöhnen,¹⁷ der übrige Teil aber soll ihm als Gabe zufallen. Levitikus Lev 3 5 13 17 Wenn ihm der Priester so Sühne geschafft haben wird. Levitikus Lev 3 5 14 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Levitikus Lev 3 5 15 Anima si prævaricans ceremonias, per errorem in his, quæ Domino sunt sanctificata, peccaverit, offeret pro delicto suo arietem immaculatum de gregibus, qui emi potest duobus siclis, juxta pondus Sanctuarii: Wenn¹⁸ jemand aus Versehen heilige Gebräuche übertritt und sich so an dem, was dem Herrn geheiligt ist, versündigt,¹⁹ so soll er für sein Vergehen einen fehlerfreien Widder aus der Herde darbringen, wie man solchen für zwei Sekel nach dem Gewichte des Heiligtums kaufen kann. Levitikus Lev 3 5 15 18 Die folgenden Bestimmungen fordern [Lev 5,16] und [Lev 6,5] eine Restitution, einen Widder als Opfer, und zwar für den bestimmten Preis von 2 Sekeln. Levitikus Lev 3 5 15 19 Hebr.: Wenn jemand etwas veruntreut und sich unvorsätzlich an dem vergreift, was Jahve geheiligt ist. Der heilige Augustin denkt an die den Priestern gebührenden Abgaben, welche nicht als hochheilig bezeichnet werden. Solche sind die Erstlinge der Früchte [Num 18,12ff], die Erstgeburten der Tiere (V. 15ff), das Gebannte [Num 18,14] und insbesondere die Abgaben von den Friedopfern. [Lev 23,20] u. a. Heilig heißt auch der Zehnte, doch galten für dessen Verzehrung die im Texte angegebenen Beschränkungen nicht. [Num 18,31] Levitikus Lev 3 5 16 Ipsumque quod intulit damni restituet, et quintam partem ponet supra, tradens sacerdoti, qui rogabit pro eo offerens arietem, et dimittetur ei. Auch soll er den Schaden, den er verursacht hat, erstatten und noch den fünften Teil darüber dazulegen, und soll es dem Priester übergeben, der für ihn beten und den Widder opfern soll, und es wird ihm vergeben werden. Levitikus Lev 3 5 17 Anima si peccaverit per ignorantiam, feceritque unum ex his quæ Domini lege prohibentur, et peccati rea intellexerit iniquitatem suam. Wenn jemand aus Unwissenheit fehlt und etwas von dem tut, was durch das Gesetz des Herrn verboten ist, und der einer Sünde Schuldige erkennt sein Vergehen,²⁰ Levitikus Lev 3 5 17 20 Die Vorschrift bezieht sich auf die V. 15 bezeichneten Vergehen, wie die Schlussformel V. 19 zeigt, weshalb das [Lev 4,27] bezeichnete Opfer nicht beizufügen war. Levitikus Lev 3 5 18 Offeret arietem immaculatum de gregibus sacerdoti, juxta mensuram, æstimationemque peccati: qui orabit pro eo, quia nesciens fecerit: et dimittetur ei, so soll er einen fehlerfreien Widder aus der Herde dem Priester darbringen, nach der Größe und Schätzung der Sünde; und dieser soll für ihn beten, weil er unwissentlich gehandelt hat;²¹ und es wird ihm vergeben werden, Levitikus Lev 3 5 18 21 Hebr.: Und der Priester schaffe für ihn Sühnung wegen seines Fehlers, den er unbewusst begangen hat. Levitikus Lev 3 5 19 Quia per errorem deliquit in Dominum. denn aus Versehen hat er wider den Herrn gesündigt.²² Levitikus Lev 3 5 19 22 Es ist ein Schuldopfer, hat er sich doch gegen Jahve verschuldet. Während Brandopfer und Friedopfer schon in vormosaischer Zeit üblich waren, sind Sündopfer und Schuldopfer erst späteren Ursprunges, erst durch die mosaische Gesetzgebung eingeführt worden. Deshalb wird das Wesen und die Anwendung dieser Opfer genauer bestimmt. Levitikus Lev 3 5 2 Anima, quæ tetigerit aliquid immundum, sive quod occisum a bestia est, aut per se mortuum, aut quodlibet aliud reptile: et oblita fuerit immunditiæ suæ, rea est, et deliquit: Wenn jemand etwas Unreines berührt, es sei ein von einem Tiere getötetes, oder von selbst gestorbenes Wesen, oder irgend ein Gewürm,⁴ ohne an seine Unreinigkeit zu denken, der ist schuldig und hat gesündigt.⁵ Levitikus Lev 3 5 2 4 Hebr.: Es sei das Aas eines unreinen Wildes, oder das Aas eines unreinen Viehs, oder das Aas von unreinem Gewürm. Levitikus Lev 3 5 2 5 Hebr.: Ohne dass er sich dessen bewusst wird, der ist unrein und gerät in Schuld. Levitikus Lev 3 5 3 Et si tetigerit quidquam de immunditia hominis juxta omnem impuritatem, qua pollui solet, oblitaque cognoverit postea, subjacebit delicto. Und wer etwas von der Unreinigkeit an einem Menschen anrührt, irgend welche Unreinigkeit, infolge wovon man befleckt zu werden pflegt, ohne sich dessen bewusst zu werden, aber nachher es erkennt, der soll schuldig sein. Levitikus Lev 3 5 4 Anima, quæ juraverit, et protulerit labiis suis, ut vel male quid faceret, vel bene, et idipsum juramento et sermone firmaverit, oblitaque postea intellexerit delictum suum, Wenn jemand schwört und mit seinen Lippen ausspricht, er wolle etwas Böses oder Gutes tun, und dies mit einem Eide und mit Worten bekräftigt, ohne sich dessen bewusst zu werden, nachher aber sein Vergehen erkennt,⁶ Levitikus Lev 3 5 4 6 Hebr.: Oder wenn jemand leichtfertigerweise schwört, dass er irgend etwas Böses oder Gutes tun wolle, in allen Dingen, bei denen man leichtfertigerweise schwört, ohne dass er sich dessen bewusst wird, es aber nachher inne wird und durch irgend etwas derartiges in Schuld gerät. Levitikus Lev 3 5 5 Agat pnitentiam pro peccato, so soll er Buße tun für die Sünde,⁷ Levitikus Lev 3 5 5 7 Hebr.: So soll er, wenn er durch irgend etwas derartiges in Schuld gerät, bekennen, wessen er sich schuldig gemacht hat (V. 6), sodann soll er Jahve als Buße für das Vergehen, dessen er sich schuldig gemacht usw. Die in V. 1 4 genannten Sünden forderten also ein Bekenntnis. Levitikus Lev 3 5 6 Et offerat de gregibus agnum sive capram, orabitque pro ea sacerdos et pro peccato ejus: und ein Lamm oder eine Ziege aus der Herde darbringen,⁸ und der Priester soll für ihn und seine Sünde beten.⁹ Levitikus Lev 3 5 6 8 Als Sündopfer darbringen. Levitikus Lev 3 5 6 9 Und der Priester soll ihm wegen seines Vergehens Sühne schaffen. Levitikus Lev 3 5 7 Sin autem non potuerit offerre pecus, offerat duos turtures, vel duos pullos columbarum Domino, unum pro peccato, et alterum in holocaustum. Wenn er aber nicht ein Stück Kleinvieh zu opfern vermag, so soll er zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben dem Herrn darbringen,¹⁰ eine als Sündopfer, und die andere als Brandopfer. [Lev 12,8, Lk 2,24] Levitikus Lev 3 5 7 10 Das Gleiche für Arme [Lev 12,8]. Levitikus Lev 3 5 8 Dabitque eos sacerdoti: qui primum offerens pro peccato, retorquebit caput ejus ad pennulas, ita ut collo hæreat, et non penitus abrumpatur. Diese soll er dem Priester übergeben, der zuerst die für das Sündopfer bestimmte darbringen und ihr den Kopf umdrehen¹¹ soll, nahe bei den Halsfedern, so dass er am Halse hängen bleibe und nicht ganz abgerissen werde. Levitikus Lev 3 5 8 11 Hebr.: abreißen. Vergl. [Lev 1,15]. Levitikus Lev 3 5 9 Et asperget de sanguine ejus parietem altaris: quidquid autem reliquum fuerit, faciet distillare ad fundamentum ejus, quia pro peccato est. Sodann soll er etwas von ihrem Blute an die Seite des Altares sprengen; was aber übrig bleibt, soll er am Boden desselben herabträufeln lassen, weil¹² es ein Sündopfer ist. Levitikus Lev 3 5 9 12 Fehlt im Hebr., wie auch [Lev 4,21.24]. Levitikus Lev 3 0 1 c. Vorschriften über das besondere Sündopfer, welches der darzubringen hat, der mit Verachtung des Herrn seinem Nächsten Schaden zugefügt oder ein anderes Gebot übertreten hat. (V. 7) C. Pflichten und Rechte der Priester bei der Darbringung der Opfer (6,8 7,37): Verhalten der Priester und Rechte derselben a. bei Brandopfern. (V. 13) b. Bei Speiseopfern, die das Volk oder der Priester selbst darbringt. (V. 23) c. Bei Sündopfern. Levitikus Lev 3 6 1 Locutus est Dominus ad Moysen, dicens: Der Herr redete zu Moses und sprach: Levitikus Lev 3 6 10 Vestietur tunica sacerdos et feminalibus lineis: tolletque cineres, quos vorans ignis exussit, et ponens juxta altare, Der Priester soll das Obergewand und die linnenen Hüftkleider anziehen, und soll die Asche entfernen, zu welcher das Feuer das Opfer ausgebrannt hat, und neben den Altar tun. Levitikus Lev 3 6 11 Spoliabitur prioribus vestimentis, indutusque aliis, efferet eos extra castra, et in loco mundissimo usque ad favillam consumi faciet. Hierauf soll er die genannten Kleider ablegen, und andere anziehen, und die Asche außerhalb des Lagers schaffen, und an einem ganz reinen Orte zu Staub werden lassen.⁹ Levitikus Lev 3 6 11 9 Kennzeichnung der Würde des Brandopfers. Levitikus Lev 3 6 12 Ignis autem in altari semper ardebit, quem nutriet sacerdos subjiciens ligna mane per singulos dies, et imposito holocausto, desuper adolebit adipes pacificorum. Das Feuer aber auf dem Altare soll immerdar brennen, und der Priester soll es nähren, indem er jeden Morgen Holz dazu legt, und soll das Brandopfer darauflegen,¹⁰ und über diesem das Fett des Friedopfers verbrennen. Levitikus Lev 3 6 12 10 So sinnbildete es den immerwährenden Dank und die stete Hingabe an Gott, zu der wir verpflichtet sind, und war zugleich ein schönes Vorbild der immerwährenden versöhnenden Fürbitte Jesu Christi. Levitikus Lev 3 6 13 Ignis est iste perpetuus, qui nunquam deficiet in altari. Dies ist das ewige Feuer, das nimmer auf dem Altare erlöschen soll.¹¹ Levitikus Lev 3 6 13 11 Hebr.: Ein beständiges Feuer soll immer auf dem Altare in Brand erhalten werden, nie verlöschen. Levitikus Lev 3 6 14 Hæc est lex sacrificii et libamentorum, quæ offerent filii Aaron coram Domino, et coram altari. Das sind die Bestimmungen über das Speiseopfer¹² und die Trankopfer,¹³ welche die Söhne Aarons vor dem Herrn und vor dem Altare darbringen sollen. Levitikus Lev 3 6 14 12 V. 14 18 handeln von der Mincha, dem Speiseopfer. [Num 28,3-8] Levitikus Lev 3 6 14 13 Fehlt im Hebr. Levitikus Lev 3 6 15 Tollet sacerdos pugillum similæ, quæ conspersa est oleo, et totum thus, quod super similam positum est: adolebitque illud in altari in monimentum odoris suavissimi Domino: Der Priester soll eine Handvoll mit Öl angemachten feinen Mehles nehmen und allen Weihrauch, der auf das Mehl gelegt ist, und es auf dem Altare verbrennen als Gedächtnis zum süßen Geruche für den Herrn. [Lev 2,2] Levitikus Lev 3 6 16 Reliquam autem Partem similæ comedet Aaron cum filiis suis, absque fermento: et comedet in loco sancto atrii tabernaculi. Den übrigen Teil des feinen Mehles soll Aaron samt seinen Söhnen ungesäuert essen; am heiligen Orte, im Vorhofe des Zeltes soll er es essen.¹⁴ Levitikus Lev 3 6 16 14 Ergänzung zu [Lev 2]. Levitikus Lev 3 6 17 Ideo autem non fermentabitur, quia pars ejus in Domini offertur incensum. Sanctum sanctorum erit, sicut pro peccato atque delicto. Darum aber soll es nicht gesäuert werden, weil ein Teil davon als Feueropfer des Herrn¹⁵ dargebracht wird.¹⁶ Es soll hochheilig sein, wie das Sündopfer und das Schuldopfer. Levitikus Lev 3 6 17 15 Hebr.: Als ihren Anteil habe ich es von meinen Brandopfern gegeben. Levitikus Lev 3 6 17 16 Das Brandopfer darf nicht gesäuert sein, darum auch nicht das Brot der Priester. Levitikus Lev 3 6 18 Mares tantum stirpis Aaron comedent illud. Legitimum ac sempiternum erit in generationibus vestris de sacrificiis Domini: omnis, qui tetigerit illa, sanctificabitur. Nur¹⁷ die männlichen Nachkommen Aarons¹⁸ sollen es essen. Dies sei ein ewig geltendes Gesetz für euch von Geschlecht zu Geschlecht, über die Speiseopfer¹⁹ des Herrn: jeder, der sie berührt, wird geheiligt sein.²⁰ Levitikus Lev 3 6 18 17 Hebr.: Alle. Levitikus Lev 3 6 18 18 Sept.: der Priester. Levitikus Lev 3 6 18 19 Hebr.: Feueropfer, ein Ausdruck, der alle Opfer umfasst. Die täglichen Morgen- und Abendopfer, von denen nichts zum Genusse zurückbehalten werden durfte. Levitikus Lev 3 6 18 20 Und muss sich waschen, ehe er davon isst (18a). Levitikus Lev 3 6 19 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Levitikus Lev 3 6 2 Anima quæ peccaverit, et contempto Domino, negaverit proximo suo depositum quod fidei ejus creditum fuerat, vel vi aliquid extorserit, aut calumniam fecerit, Jemand, der sündigt und mit Verachtung des Herrn¹ seinem Nächsten² etwas bei ihm Hinterlegtes und seiner Treue Anvertrautes ableugnet, oder mit Gewalt etwas erpresst, oder ein Unrecht antut, Levitikus Lev 3 6 2 1 Jede Sünde gegen den Nächsten ist auch zugleich Sünde gegen Gott. Die hier benannten Sünden sind nicht solche der Unwissenheit. Levitikus Lev 3 6 2 2 Vorzüglich seinen Volksgenossen. Levitikus Lev 3 6 20 Hæc est oblatio Aaron, et filiorum ejus, quam offerre debent Domino in die unctionis suæ. Decimam partem ephi offerent similæ in sacrificio sempiterno, medium ejus mane, et medium ejus vespere: Dies ist die Gabe, welche Aaron und seine Söhne dem Herrn am Tage ihrer²¹ Salbung darbringen sollen. Den zehnten Teil eines Epha feinen Mehls sollen sie als stets dauerndes²² Speiseopfer darbringen, die eine Hälfte davon am Morgen, die andere am Abend. Levitikus Lev 3 6 20 21 D. i. jeweilig desjenigen seiner Nachkommen, der sein Nachfolger sein soll. Am Tage: Zuerst und ferner; die Weihe dauerte ja sieben Tage. [Ex 29,35, Lev 8,33] Levitikus Lev 3 6 20 22 Es ist vom täglichen Morgen- und Abendopfer die Rede. (Vergl. V. 22.) Levitikus Lev 3 6 21 Quæ in sartagine oleo conspersa frigetur. Offeret autem eam calidam in odorem suavissimum Domino, In der Pfanne soll es, mit Öl angemacht, gebacken werden. Noch warm soll es dem Herrn zum süßen Geruche Levitikus Lev 3 6 22 Sacerdos, qui jure patri successerit, et tota cremabitur in altari. der Priester²³ darbringen, welcher rechtmäßig dem Vater nachfolgt, und ganz soll es auf dem Altare verbrannt werden; Levitikus Lev 3 6 22 23 Der Hohepriester. Levitikus Lev 3 6 23 Omne enim sacrificium sacerdotum igne consumetur, nec quisquam comedet ex eo. denn jedes Speiseopfer der Priester soll vom Feuer verzehrt werden, und es soll niemand davon essen. Levitikus Lev 3 6 24 Locutus est autem Dominus ad Moysen, dicens: Der Herr aber redete zu Moses und sprach: Levitikus Lev 3 6 25 Loquere Aaron et filiis ejus: Ista est lex hostiæ pro peccato: In loco ubi offertur holocaustum, immolabitur coram Domino. Sanctum sanctorum est. Sage zu Aaron und seinen Söhnen: Dies sind die Vorschriften über das Sündopfer: An dem Orte, wo das Brandopfer dargebracht wird, soll es vor dem Herrn geschlachtet werden; es ist hochheilig.²⁴ Levitikus Lev 3 6 25 24 Die Heiligkeit des Sündopfers zeigt sich auch aus dem Orte der Schlachtung, der der gleiche war wie für die Brandopfer; aus dem Orte, wo das Fleisch zu verzehren ist, aus der Heiligung derer, die es berühren und der notwendigen Waschung am heiligen Orte; der Bestimmung über die Gefäße, den Ausschluss aller vom Genusse, außer den Priestern. Levitikus Lev 3 6 26 Sacerdos qui offert, comedet eam in loco sancto, in atrio tabernaculi. Der Priester, welcher es darbringt, soll es an heiligem Orte, im Vorhofe des Zeltes verzehren.²⁵ Levitikus Lev 3 6 26 25 Weil Gott die Sünde wegnimmt, und insofern das Sündopfer eine besondere Beziehung auf Gott hat, gehört alles, was sonst den Opfernden zuzufallen pflegte, Gott und seinen Stellvertretern, den Priestern. Der Sinn ist wie [Lev 7,7]. Wen der Priester zum Genusse zulassen darf, sagt V. 29. Levitikus Lev 3 6 27 Quidquid tetigerit carnes ejus, sanctificabitur. Si de sanguine illius vestis fuerit aspersa, lavabitur in loco sancto. Was immer²⁶ mit seinem²⁷ Fleische in Berührung kommt, wird geheiligt werden. Wenn ein Kleid mit seinem Blute bespritzt wird, so soll es am heiligen Orte gewaschen werden. Levitikus Lev 3 6 27 26 Richtiger: wer immer. Levitikus Lev 3 6 27 27 Des Sündopfers. Levitikus Lev 3 6 28 Vas autem fictile, in quo cocta est, confringetur: quod si vas aeneum fuerit, defricabitur, et lavabitur aqua. Ein irdenes Gefäß, in dem es gekocht wurde, soll zerbrochen werden; wurde es aber in einem ehernen Gefäße gekocht, so soll dieses abgerieben und mit Wasser ausgespült werden. Levitikus Lev 3 6 29 Omnis masculus de genere sacerdotali vescetur de carnibus ejus, quia Sanctum sanctorum est. Jeder männliche Abkömmling aus priesterlichem Geschlechte soll von seinem Fleische essen, weil es hochheilig ist. Levitikus Lev 3 6 3 Sive rem perditam invenerit, et inficians insuper pejeraverit, et quodlibet aliud ex pluribus fecerit, in quibus solent peccare homines, oder etwas Verlornes findet, und es ableugnet, und überdies einen falschen Eid schwört, oder welche Handlung immer von den vielen begeht, durch welche die Menschen zu sündigen pflegen,³ Levitikus Lev 3 6 3 3 Das falsche Schwören bezieht sich auf die genannten Handlungen. Levitikus Lev 3 6 30 Hostia enim quæ cæditur pro peccato, cujus sanguis infertur in tabernaculum testimonii ad expiandum in Sanctuario, non comedetur, sed comburetur igni. Das für die Sünde geschlachtete Opfer aber, dessen Blut in das Zelt des Zeugnisses zur Vornahme der Versöhnung im Heiligtume gebracht wird,²⁸ soll nicht gegessen, sondern mit Feuer verbrannt werden.²⁹ [Lev 5,5, Hebr 13,11] Levitikus Lev 3 6 30 28 Es handelt sich um ein Sündopfer für die Sünden des Hohenpriesters oder des ganzen Volkes, bei dem das Blut in das Heiligtum getragen ward. Vergl. [Lev 4,12.21]. Levitikus Lev 3 6 30 29 Weil der Hohepriester hierbei nicht so als Stellvertreter Gottes wie vorzugsweise als Sünder erschien. Levitikus Lev 3 6 4 Convicta delicti, reddet soll, seiner Schuld bewusst, Levitikus Lev 3 6 5 Omnia quæ per fraudem voluit obtinere, integra, et quintam insuper partem domino cui damnum intulerat. alles, was er betrügerisch behalten wollte, vollständig, und dazu den fünften Teil dem Eigentümer, dem er den Schaden zugefügt hat,⁴ zurückerstatten. [Num 5,7] Levitikus Lev 3 6 5 4 Hebr.: Demjenigen, dem es gehört, soll er es zurückerstatten am Tage, an dem er sein Schuldopfer darbringt also ohne Verschub. Levitikus Lev 3 6 6 Pro peccato autem suo offeret arietem immaculatum de grege, et dabit eum sacerdoti, juxta æstimationem, mensuramque delicti: Und als Sündopfer soll er einen fehlerfreien Widder aus seiner Herde darbringen und ihn dem Priester geben, nach Schätzung und Größe des Vergehens; [Lev 5,18] Levitikus Lev 3 6 7 Qui rogabit pro eo coram Domino, et dimittetur illi pro singulis quæ faciendo peccavit. und dieser soll für ihn vor dem Herrn beten,⁵ und es wird ihm jede Tat vergeben werden, durch welche er sich versündigt hat. Levitikus Lev 3 6 7 5 Hebr.: Und so schaffe der Priester Sühnung für ihn vor Jahve. Levitikus Lev 3 6 8 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Weiter redete der Herr zu Moses und sprach: Levitikus Lev 3 6 9 Præcipe Aaron et filiis ejus: Hæc est lex holocausti: Cremabitur in altari tota nocte usque mane: ignis ex eodem altari erit. Gebiete Aaron und seinen Söhnen: Dies sind die Vorschriften für das Brandopfer:⁶ Es soll auf dem Altare die ganze Nacht bis zum Morgen brennen;⁷ und das Feuer soll von demselben⁸ Altare sein. Levitikus Lev 3 6 9 6 Des täglichen Abendopfers. [Ex 29, Ex 38ff] Levitikus Lev 3 6 9 7 Wie [Ex 24,39] wird V. 20 das Morgenopfer dem Abendopfer vorangestellt, denn für das letztere konnte ein Zweifel sein, ob stets ein Teil des Opfertieres auf dem Altare brennen sollte. Bei Tage wurden viele Opfer dargebracht, deshalb wird bestimmt, dass das Brandopfer langsam verbrannt werde. Levitikus Lev 3 6 9 8 Überflüssig. Der Sinn ist, wie die Sept. zeigt: Es soll nicht ausgehen. Levitikus Lev 3 0 1 d. Verhalten und Rechte der Priester bei Schuldopfern (V. 10) e. und bei Friedopfern. Levitikus Lev 3 7 1 Hæc quoque lex hostiæ pro delicto, Sancta sanctorum est: Und dies sind die Vorschriften¹ des Schuldopfers:² Es ist hochheilig; Levitikus Lev 3 7 1 1 Dies Opfer wird dem Sündopfer gleichgestellt [Lev 7,7]. Deshalb werden einige kleine vorher bereits erwähnte Vorschriften nicht wiederholt, wie das Bestreichen des Altares mit dem Blute und die Auflegung der Hand auf das Opfertier. Levitikus Lev 3 7 1 2 Sept.: des Widders. Levitikus Lev 3 7 10 Sive oleo conspersa, sive arida fuerint, cunctis filiis Aaron mensura æqua per singulos dividetur. es mag mit Öl angemacht oder trocken sein,⁷ unter alle Söhne Aarons soll es zu gleichem Teil für jeden verteilt werden.⁸ Levitikus Lev 3 7 10 7 Ohne Öl ist nur das Eiferopfer [Num 5,15], doch ist wohl auch an das als Mehlopfer einem Speiseopfer vergleichbare Ersatz-Sündopfer des Armen [Lev 5,11] gedacht. Levitikus Lev 3 7 10 8 Nicht nur dem gerade amtierenden Priester zufallen. Levitikus Lev 3 7 11 Hæc est lex hostiæ pacificorum quæ offertur Domino. Das sind die Vorschriften über das Friedopfer, das dem Herrn dargebracht wird. Levitikus Lev 3 7 12 Si pro gratiarum actione oblatio fuerit, offerent panes absque fermento conspersos oleo, et lagana azyma uncta oleo, coctamque similam, et collyridas olei admistione conspersas: Wird es als Dankopfer dargebracht,⁹ so soll man ungesäuerte, mit Öl angemachte Brote opfern und ungesäuerte Kuchen, mit Öl bestrichen, und geröstetes¹⁰ feines Mehl, und Kuchen mit Öl angemacht, Levitikus Lev 3 7 12 9 Das Dankopfer (12 15) scheint besonders hoch geschätzt worden zu sein unter den Friedopfern. Levitikus Lev 3 7 12 10 Hebr.: eingerührtes. Levitikus Lev 3 7 13 Panes quoque fermentatos cum hostia gratiarum, quæ immolatur pro pacificis: auch gesäuerte Brote zu dem Dankopfer, das als Friedopfer dargebracht wird;¹¹ Levitikus Lev 3 7 13 11 Nicht zum Opfer auf dem Altare, siehe [Lev 2,11], sondern zur Opfermahlzeit und für die Priester. Levitikus Lev 3 7 14 Ex quibus unus pro primitiis offeretur Domino, et erit sacerdotis qui fundet hostiæ sanguinem, und zwar soll davon je eines als Erstling dem Herrn geopfert werden, dieses gehöre dem Priester, der das Blut des Schlachtopfers ausgießt. Levitikus Lev 3 7 15 Cujus carnes eadem comedentur die, nec remanebit ex eis quidquam usque mane. Das Fleisch davon aber soll an demselben Tage gegessen werden, und nichts davon soll bis zum Morgen übrigbleiben.¹² Levitikus Lev 3 7 15 12 So sollen sie genötigt werden, den Armen einen Teil zu geben. Levitikus Lev 3 7 16 Si voto, vel sponte quispiam obtulerit hostiam, eadem similiter edetur die: sed et si quid in crastinum remanserit, vesci licitum est: Bringt jemand infolge eines Gelübdes oder freiwillig ein Schlachtopfer dar, so soll es ebenfalls an demselben Tage gegessen werden; wenn aber etwas zum anderen Tage übrigbleibt, so darf auch das gegessen werden. Levitikus Lev 3 7 17 Quidquid autem tertius invenerit dies, ignis absumet. Was sich aber am dritten Tage vorfindet,¹³ soll mit Feuer verbrannt werden. Levitikus Lev 3 7 17 13 Vom Fleische des Opfers. Levitikus Lev 3 7 18 Si quis de carnibus victimæ pacificorum die tertio comederit, irrita fiet oblatio, nec proderit offerenti: quin potius quæcumque anima tali se edulio contaminaverit, prævaricationis rea erit. Sollte jemand noch am dritten Tage von dem Fleische des Friedopfers essen, so soll das Opfer ungültig sein und dem Darbringenden nichts nützen; ja, wer sich mit solcher Speise verunreinigt, soll der Übertretung schuldig sein. [Lev 19,8] Levitikus Lev 3 7 19 Caro, quæ aliquid tetigerit immundum, non comedetur, sed comburetur igni: qui fuerit mundus, vescetur ex ea. Fleisch, welches mit etwas Unreinem in Berührung gekommen ist, soll nicht gegessen, sondern mit Feuer verbrannt werden; im übrigen mag jeder, der rein ist, Fleisch essen. Levitikus Lev 3 7 2 Idcirco ubi immolabitur holocaustum, mactabitur et victima pro delicto: sanguis ejus per gyrum altaris fundetur. darum soll da, wo das Brandopfer geschlachtet werden wird, auch das Schuldopfer geschlachtet werden; das Blut desselben soll rings um den Altar gegossen werden.³ Levitikus Lev 3 7 2 3 Hebr.: soll ringsum an den Altar gesprengt werden. Levitikus Lev 3 7 20 Anima polluta quæ ederit de carnibus hostiæ pacificorum, quæ oblata est Domino, peribit de populis suis. Wer, während er mit Unreinheit behaftet ist, von dem Fleische des Friedopfers isst, das dem Herrn dargebracht ist, soll ausgetilgt werden aus seinem Volke.¹⁴ Levitikus Lev 3 7 20 14 Soll aus der Gottesgemeinde ausgestoßen werden. Die weitere Bestrafung bleibt Gott überlassen. Levitikus Lev 3 7 21 Et quæ tetigerit immunditiam hominis, vel jumenti, sive omnis rei, quæ polluere potest, et comederit de hujuscemodi carnibus, interibit de populis suis. Und wenn jemand mit der Unreinigkeit eines Menschen, oder eines Stück Viehes, oder einer andern Sache, die verunreinigen kann, in Berührung gekommen ist und von diesem Fleische isst, so soll er ausgetilgt werden aus seinem Volke. Levitikus Lev 3 7 22 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Levitikus Lev 3 7 23 Loquere filiis Israel: Adipem ovis, et bovis, et capræ non comedetis. Sage den Söhnen Israels: Das Fett von Schafen und Rindern und Ziegen¹⁵ sollt ihr nicht essen.¹⁶ Levitikus Lev 3 7 23 15 Tauben werden nicht erwähnt, da sie kaum Fettteile haben. Levitikus Lev 3 7 23 16 Weder von denen, die geopfert werden, noch von anderen. Siehe [Lev 3,5.16.17]. Levitikus Lev 3 7 24 Adipem cadaveris morticini, et ejus animalis, quod a bestia captum est, habebitis in varios usus. Das Fett eines gefallenen Aases und eines Tieres, das von einem wilden Tiere ergriffen¹⁷ ward, möge euch zu verschiedenem Gebrauche dienen.¹⁸ Levitikus Lev 3 7 24 17 Und zerrissen. Levitikus Lev 3 7 24 18 Aber (setzt der hebr. Text hinzu) essen dürft ihr es nicht. Es handelt sich um die oben genannten Tiere, und das Verbot geht nicht auf das mit dem Fleische verwachsene Fett, sondern nur auf die [Lev 3,3.4] aufgezählten Fettteile. Levitikus Lev 3 7 25 Si quis adipem, qui offerri debet in incensum Domini, comederit, peribit de populo suo. Wer Fett isst,¹⁹ das dem Herrn als Feueropfer dargebracht werden soll, soll ausgetilgt werden aus seinem Volke. Levitikus Lev 3 7 25 19 Hebr.: Denn jeder, der Fett von Tierarten genießt, wie man sie Jahve als Feueropfer darbringt, ein solcher ist wegzutilgen aus seinem Volke. Levitikus Lev 3 7 26 Sanguinem quoque omnis animalis non sumetis in cibo, tam de avibus quam de pecoribus. Auch kein Blut von Tieren sollt ihr zur Speise nehmen, es sei von Vögeln oder von Vieh. Levitikus Lev 3 7 27 Omnis anima, quæ ederit sanguinem, peribit de populis suis. Jeder, welcher Blut isst, soll ausgetilgt werden aus seinem Volke. Levitikus Lev 3 7 28 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Levitikus Lev 3 7 29 Loquere filiis Israel, dicens: Qui offert victimam pacificorum Domino, offerat simul et sacrificium, id est, libamenta ejus. Sage den Söhnen Israels und gebiete ihnen: Wer dem Herrn ein Friedopfer darbringt, soll zugleich ein Beiopfer darbringen, das ist ein Trankopfer dazu.²⁰ Levitikus Lev 3 7 29 20 Hebr.: Wer Jahve sein Friedopfer darbringt, bringe von seinem Friedopfer den Opferanteil, den er ihm schuldet. Levitikus Lev 3 7 3 Offerent ex ea caudam et adipem qui operit vitalia: Man soll davon den Schwanz und das Fett, das die Eingeweide bedeckt, opfern; Levitikus Lev 3 7 30 Tenebit manibus adipem hostiæ, et pectusculum: cumque ambo oblata Domino consecraverit, tradet sacerdoti, Mit eigenen Händen soll er das Fett des Opfertieres und die Brust bringen; und²¹ nachdem er beides dem Herrn geopfert und geheiligt hat, soll er es dem Priester übergeben, Levitikus Lev 3 7 30 21 Hebr.: Die Brust, damit sie als Darbringung (Webe) vor dem Herrn erhoben werde. Und der Priester soll das Fett auf dem Altar in Rauch aufgehen lassen. Levitikus Lev 3 7 31 Qui adolebit adipem super altare, pectusculum autem erit Aaron, et filiorum ejus: welcher das Fett auf dem Altare verbrennen soll; das Bruststück aber soll Aaron und seinen Söhnen gehören. Levitikus Lev 3 7 32 Armus quoque dexter de pacificorum hostiis cedet in primitias sacerdotis. Auch das rechte Schulterstück²² des Friedopfertieres soll dem Priester²³ als Anteil zufallen. Levitikus Lev 3 7 32 22 Nach anderen die Hinterkeule. Levitikus Lev 3 7 32 23 Welchem, sagt V. 33. Levitikus Lev 3 7 33 Qui obtulerit sanguinem et adipem, filiorum Aaron, ipse habebit et armum dextrum in portione sua. Derjenige, welcher von den Söhnen Aarons das Blut und Fett darbringt, soll als seinen Anteil auch das rechte Schulterstück haben. Levitikus Lev 3 7 34 Pectusculum enim elevationis, et armum separationis tuli a filiis Israel de hostiis eorum pacificis, et dedi Aaron sacerdoti, et filiis ejus lege perpetua, ab omni populo Israel. Denn das Bruststück der Erhebung und das Schulterstück der Trennung²⁴ habe ich von den Söhnen Israels, von ihren Friedopfern, genommen und sie Aaron, dem Priester, und seinen Söhnen durch ewiggeltendes Gesetz vom ganzen Volke Israel gegeben. Levitikus Lev 3 7 34 24 Hebr.: der Erhebung. Levitikus Lev 3 7 35 Hæc est unctio Aaron et filiorum ejus in ceremoniis Domini die qua obtulit eos Moyses, ut sacerdotio fungerentur, Dies ist die Salbung²⁵ Aarons und seiner Söhne nach den heiligen Gebräuchen²⁶ des Herrn an dem Tage, an welchem Moses sie hintreten ließ, das Priestertum zu verwalten; Levitikus Lev 3 7 35 25 Hebr.: der Anteil. Levitikus Lev 3 7 35 26 Hebr.: An den Feueropfern Jahves an dem Tage usw. Levitikus Lev 3 7 36 Et quæ præcepit eis dari Dominus a filiis Israel religione perpetua in generationibus suis. und²⁷ dies²⁸ hat der Herr befohlen, ihnen seitens der Söhne Israels zu geben, als ewige Verbindlichkeit für ihre Geschlechter. Levitikus Lev 3 7 36 27 Hebr.: Den Jahve ihnen an dem Tage, an welchem er sie salbte (alle in Aaron und den späteren Hohenpriestern) als eine Gabe seitens der Israeliten überwies, als eine Gebühr, die sie zu entrichten haben auf immer, von Geschlecht zu Geschlecht. Levitikus Lev 3 7 36 28 Was über Bruststück und Schulterstück gesagt ist. Levitikus Lev 3 7 37 Ista est lex holocausti, et sacrificii pro peccato atque delicto, et pro consecratione et pacificorum victimis: Dies sind die Vorschriften über das Brandopfer, das Sündopfer und das Schuldopfer, und für die Einweihungs- und die Friedopfer, Levitikus Lev 3 7 38 Quam constituit Dominus Moysi in monte Sinai, quando mandavit filiis Israel ut offerrent oblationes suas Domino in deserto Sinai. welche der Herr Moses auf dem Berge Sinai gab, als er den Söhnen Israels befahl, dem Herrn ihre Opfer in der Wüste Sinai darzubringen.²⁹ Levitikus Lev 3 7 38 29 Schlussformel der in Kap. 1 7 enthaltenen Bestimmungen und Vorschriften. Levitikus Lev 3 7 4 Duos renunculos, et pinguedinem quæ juxta ilia est, reticulumque jecoris cum renunculis. beide Nieren, und das Fett, das an den Weichen liegt, und das Netz der Leber mit den Nieren.⁴ Levitikus Lev 3 7 4 4 Hebr.: Bei den Nieren soll er es wegnehmen. Levitikus Lev 3 7 5 Et adolebit ea sacerdos super altare: incensum est Domini pro delicto. Und der Priester soll es auf dem Altare verbrennen; es ist ein dem Herrn für die Schuld dargebrachtes Feueropfer. Levitikus Lev 3 7 6 Omnis masculus de sacerdotali genere, in loco sancto vescetur his carnibus, quia Sanctum sanctorum est. Jeder männliche Abkömmling aus priesterlichem Geschlechte soll von diesem Fleische an heiliger Stätte essen, weil es hochheilig ist. Levitikus Lev 3 7 7 Sicut pro peccato offertur hostia, ita et pro delicto: utriusque hostiæ lex una erit: ad sacerdotem, qui eam obtulerit, pertinebit. Wie das Sündopfer, so wird auch das Schuldopfer dargebracht; für beide Opfer soll die gleiche Vorschrift gelten. Dem Priester, der sie opfert, sollen sie gehören.⁵ Levitikus Lev 3 7 7 5 Die letzten Worte bieten Gelegenheit, einiges über den Anteil der Priester beizufügen. Levitikus Lev 3 7 8 Sacerdos qui offert holocausti victimam, habebit pellem ejus. Der Priester, welcher das Brandopfer darbringt, soll das Fell desselben erhalten. Levitikus Lev 3 7 9 Et omne sacrificium similæ, quod coquitur in clibano, et quidquid in craticula, vel in sartagine præparatur, ejus erit sacerdotis a quo offertur: Und jedes Speiseopfer⁶ von feinem Mehl, das im Ofen gebacken wird, sowie alles, was auf dem Roste oder in der Pfanne bereitet wird, soll dem Priester gehören, der es darbringt; Levitikus Lev 3 7 9 6 Hebr.: Ebenso sollen alle Speiseopfer, die im Ofen gebacken werden, so wie alle, die in der Pfanne und auf der Platte bereitet sind, dem Priester gehören, der sie darbringt. Levitikus Lev 3 0 1 2. Weihe und Einsetzung der Priester (8,1 10,20): A. Weihe Aarons und seiner Söhne. (8,1 9,24) a. Auf Befehl Gottes bekleidet Moses Aaron und dessen Söhne mit den heiligen Gewändern und weiht sie zu Priestern (V. 13), indem er verschiedene Opfer darbringt (V. 30) und jene sieben Tage im Heiligtume weilen lässt. Levitikus Lev 3 8 1 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach:¹ Levitikus Lev 3 8 1 1 Das in diesem Kapitel Erzählte ist Ausführung des Befehls [Ex 29,1-37]. Levitikus Lev 3 8 10 Tulit et unctionis oleum, quo linivit tabernaculum cum omni supellectili sua. Nun nahm er das Salböl und salbte damit das Zelt mit allen seinen Gerätschaften. Levitikus Lev 3 8 11 Cumque sanctificans aspersisset altare septem vicibus, unxit illud, et omnia vasa ejus, labrumque cum basi sua sanctificavit oleo. Auch besprengte er den Altar,³ ihn damit einweihend, siebenmal und salbte ihn samt allen seinen Gerätschaften, und auch das Becken samt seinem Fußgestell weihte er mit Öl. Levitikus Lev 3 8 11 3 Den Brandopferaltar. Levitikus Lev 3 8 12 Quod fundens super caput Aaron, unxit eum, et consecravit: Sodann goss er dies auf das Haupt⁴ Aarons, und salbte, und weihte ihn. [Sir 45,18] Levitikus Lev 3 8 12 4 Zum Sinnbild, dass von Aaron alle Gewalt zu weihen und zu opfern ausgeht. Nur Aaron ist im eigentlichen Sinne gesalbt worden. Levitikus Lev 3 8 13 Filios quoque ejus oblatos vestivit tunicis lineis, et cinxit balteis, imposuitque mitras, ut jusserat Dominus. Auch ließ er dessen Söhne herzutreten, und bekleidete sie mit den linnenen Kleidern, und umgürtete sie mit den Gürteln, und setzte ihnen die priesterliche Kopfbedeckung auf, wie der Herr geboten hatte. Levitikus Lev 3 8 14 Obtulit et vitulum pro peccato: cumque super caput ejus posuisset Aaron, et filii ejus manus suas, Alsdann brachte er den jungen Stier zum Sündopfer herbei; und nachdem Aaron und seine Söhne ihm die Hände auf den Kopf gelegt hatten, Levitikus Lev 3 8 15 Immolavit eum: hauriens sanguinem, et tincto digito, tetigit cornua altaris per gyrum: quo expiato et sanctificato, fudit reliquum sanguinem ad fundamenta ejus. schlachtete er ihn, und fing das Blut auf, tauchte den Finger darein, und bestrich damit die Hörner des Altares ringsum. Nachdem er so den Altar entsündigt und geweiht hatte, goss er das übrige Blut an den Fuß desselben.⁵ Levitikus Lev 3 8 15 5 Das Hebr. fügt hinzu: Und so weihte er ihn, indem er die Sühnehandlung an dem Altare vollzog. Zuerst wird der Altar mit Öl zum Dienste Gottes geweiht, dann mit Blut für den besonderen Sühnegebrauch. Darum wurde auch der Hohepriester mit Öl und Blut, die Priester nur mit Blut geweiht. Der Hohepriester allein soll einmal im Jahre das Allerheiligste, welches das Bild des Himmels ist, [Hebr 9,7.24] betreten. Levitikus Lev 3 8 16 Adipem vero qui erat super vitalia, et reticulum jecoris, duosque renunculos, cum arvinulis suis adolevit super altare: Das Fett aber, welches die Eingeweide bedeckte, das Netz der Leber, und beide Nieren mit ihrem Fette verbrannte er auf dem Altare; Levitikus Lev 3 8 17 Vitulum cum pelle, et carnibus, et fimo, cremans extra castra, sicut præceperat Dominus. den Stier jedoch mit seinem Felle, seinem Fleisch und seinem Unrate verbrannte er außerhalb des Lagers, wie es der Herr geboten hatte.⁶ Levitikus Lev 3 8 17 6 Es ging nicht an, dass die Priester etwas von dem Opfer genossen, das für ihre eigenen Sünden dargebracht war. Außerhalb des Lagers wird das nicht zum Opfer verwendete verbrannt, weil das zurückbleibende Fleisch des Sündopfers nicht auf dem Altare zu verbrennen war. Levitikus Lev 3 8 18 Obtulit et arietem in holocaustum: super cujus caput cum imposuissent Aaron et filii ejus manus suas, Alsdann⁷ ließ er den Widder zum Brandopfer herbeibringen; und nachdem Aaron und seine Söhne die Hände auf den Kopf desselben gelegt, Levitikus Lev 3 8 18 7 Auf das Sündopfer folgt das Brandopfer. (V. 18 21) Levitikus Lev 3 8 19 Immolavit eum, et fudit sanguinem ejus per circuitum altaris. schlachtete er ihn und goss sein Blut rings um den Altar. Levitikus Lev 3 8 2 Tolle Aaron cum filiis suis, vestes eorum, et unctionis oleum, vitulum pro peccato, duos arietes, canistrum cum azymis, Nimm Aaron nebst seinen Söhnen, ihre Gewänder, das Salböl, das junge Rind für das Sündopfer, die beiden Widder und den Korb mit dem Ungesäuerten, [Ex 29,35, Ex 40,13] Levitikus Lev 3 8 20 Ipsumque arietem in frusta concidens, caput ejus, et artus, et adipem adolevit igni, Den Widder selbst zerlegte er in Stücke und verbrannte davon den Kopf und die Glieder und das Fett mit Feuer, Levitikus Lev 3 8 21 Lotis prius intestinis et pedibus: totumque simul arietem incendit super altare, eo quod esset holocaustum suavissimi odoris Domino, sicut præceperat ei. nachdem er zuvor die Eingeweide und die Füße gewaschen hatte; so verbrannte er den ganzen Widder auf dem Altare, weil es ein Brandopfer war, zum wohlgefälligen Geruche für den Herrn, wie er ihm geboten hatte. Levitikus Lev 3 8 22 Obtulit et arietem secundum, in consecratione sacerdotum: posueruntque super caput ejus Aaron et filii ejus manus suas. Hierauf ließ er den zweiten Widder zur Weihe der Priester herbeiführen; und Aaron und seine Söhne legten ihre Hände auf den Kopf desselben. Levitikus Lev 3 8 23 Quem cum immolasset Moyses, sumens de sanguine ejus tetigit extremum auriculæ dextræ Aaron, et pollicem manus ejus dextræ, similiter et pedis. Dann schlachtete ihn Moses, nahm etwas von seinem Blute, und bestrich damit das rechte Ohrläppchen Aarons, und den Daumen seiner rechten Hand, so wie auch die rechte große Zehe. Levitikus Lev 3 8 24 Obtulit et filios Aaron: cumque de sanguine arietis immolati tetigisset extremum auriculæ singulorum dextræ, et pollices manus ac pedis dextri, reliquum fudit super altare per circuitum: Hierauf ließ er die Söhne Aarons hinzutreten und strich etwas von dem Blute des geopferten Widders an das rechte Ohrläppchen eines jeden, an den Daumen der rechten Hand und die rechte große Zehe, das übrige goss er ringsum auf den Altar; Levitikus Lev 3 8 25 Adipem vero, et caudam, omnemque pinguedinem quæ operit intestina, reticulumque jecoris, et duos renes cum adipibus suis, et armo dextro separavit. das Fett aber, den Schwanz, und alles Fett, welches die Eingeweide bedeckt, das Netz der Leber, und die beiden Nieren mit ihrem Fette, und das rechte Schulterstück sonderte er ab. Levitikus Lev 3 8 26 Tollens autem de canistro azymorum, quod erat coram Domino, panem absque fermento, et collyridam conspersam oleo, laganumque posuit super adipes, et armum dextrum, Dazu nahm er aus dem Korbe mit dem Ungesäuerten, der vor dem Herrn stand, ein ungesäuertes Brot, und einen mit Öl angemachten Kuchen, und einen Fladen, und legte sie auf das Fett, und das rechte Schulterstück. Levitikus Lev 3 8 27 Tradens simul omnia Aaron et filiis ejus. Qui postquam levaverunt ea coram Domino, Dann gab er alles mitsammen Aaron und seinen Söhnen, die es erhoben vor dem Herrn. Levitikus Lev 3 8 28 Rursum suscepta de manibus eorum, adolevit super altare holocausti, eo quod consecrationis esset oblatio, in odorem suavitatis, sacrificii Domino. Hierauf nahm er es wieder aus ihren Händen und verbrannte es auf dem Brandopferaltare,⁸ weil es das Weiheopfer war, zum lieblichen Opfergeruche für den Herrn. Levitikus Lev 3 8 28 8 Hebr.: Über dem Brandopfer. Levitikus Lev 3 8 29 Tulitque pectusculum elevans illud coram Domino, de ariete consecrationis in partem suam, sicut præceperat ei Dominus. Und das Bruststück erhob er vor dem Herrn und nahm es als seinen Anteil⁹ vom Widder der Weihe, wie der Herr es ihm geboten hatte. Levitikus Lev 3 8 29 9 Das Schulterstück verbrannte Moses, sonst erhielt es der amtierende Priester. [Lev 7,32.34] Moses behält, weil nicht eigentlich Priester, sondern nur ausnahmsweise als solcher wirkend, die Brust. Levitikus Lev 3 8 3 Et congregabis omnem ctum ad ostium tabernaculi. und versammle die ganze Gemeinde vor dem Eingange des Zeltes. Levitikus Lev 3 8 30 Assumensque unguentum, et sanguinem qui erat in altari, aspersit super Aaron et vestimenta ejus, et super filios illius ac vestes eorum. Nun nahm er das Salböl und das Blut, welches auf dem Altare war, und sprengte es auf Aaron und seine Kleider, und auf seine Söhne und ihre Kleider.¹⁰ Levitikus Lev 3 8 30 10 Im Hebr. folgt nun: Und so weihte er Aaron, seine Kleider und seine Söhne und die Kleider seiner Söhne. Sie werden in den Kleidern geweiht, um anzudeuten, dass sie nur in diesen ihren Dienst üben dürfen. Levitikus Lev 3 8 31 Cumque sanctificasset eos in vestitu suo, præcepit eis, dicens: Coquite carnes ante fores tabernaculi, et ibi comedite eas: panes quoque consecrationis edite, qui positi sunt in canistro, sicut præcepit mihi Dominus, dicens: Aaron et filii ejus comedent eos: Und nachdem er sie mit ihren Kleidern geweiht, gebot er ihnen und sprach: Kochet das Fleisch vor dem Eingange des Zeltes und esset es daselbst. Ebenso esset die Brote der Weihe, welche im Korbe liegen, wie der Herr mir geboten hat, da er sprach: Aaron und seine Söhne sollen sie verzehren. [Ex 29,32, Lev 24,9] Levitikus Lev 3 8 32 Quidquid autem reliquum fuerit de carne et panibus, ignis absumet. Alles aber, was von dem Fleische und dem Brote übrig bleibt, soll mit Feuer verbrannt werden. Levitikus Lev 3 8 33 De ostio quoque tabernaculi non exibitis septem diebus, usque ad diem quo complebitur tempus consecrationis vestræ: septem enim diebus finitur consecratio: Sieben Tage lang sollt ihr von dem Eingange des Zeltes nicht hinweggehen, bis zu dem Tage, an dem die Zeit eurer Weihe erfüllt ist; denn nach sieben Tagen endet die Weihe, Levitikus Lev 3 8 34 Sicut et impræsentiarum factum est, ut ritus sacrificii compleretur. so wie es auch jetzt geschehen ist, dass die Gebräuche des Opfers erfüllt werden.¹¹ Levitikus Lev 3 8 34 11 Hebr.: Wie heute geschehen, hat Jahve geboten, (ferner) zu tun, um für euch Versöhnung zu schaffen. Levitikus Lev 3 8 35 Die ac nocte manebitis in tabernaculo observantes custodias Domini, ne moriamini: sic enim mihi præceptum est. Tag und Nacht sollt ihr bei dem Zelte bleiben, die Anordnungen Gottes befolgend, damit ihr nicht sterbet, denn so ist es mir geboten. Levitikus Lev 3 8 36 Feceruntque Aaron et filii ejus cuncta quæ locutus est Dominus per manum Moysi. Und Aaron und seine Söhne taten alles, was der Herr durch Moses gesagt hatte. Levitikus Lev 3 8 4 Fecit Moyses ut Dominus imperaverat. Congregataque omni turba ante fores tabernaculi, Da tat Moses, wie der Herr geboten hatte; und als das gesamte Volk sich vor der Tür des Zeltes versammelt hatte, Levitikus Lev 3 8 5 Ait: Iste est sermo, quem jussit Dominus fieri. sprach er: Dies ist es, was der Herr zu tun befohlen hat. Levitikus Lev 3 8 6 Statimque obtulit Aaron et filios ejus. Cumque lavisset eos, Alsbald ließ er Aaron und seine Söhne herbeitreten und ließ sie sich waschen;² Levitikus Lev 3 8 6 2 Wahrscheinlich hinter einem Vorhange. Für die Zeit des zweiten Tempels ist die Verwendung eines Vorhanges ausdrücklich bezeugt in der Mischna. Außerdem legten sie [Ex 28,42ff] Hüftkleider an. Levitikus Lev 3 8 7 Vestivit pontificem subucula linea, accingens eum balteo, et induens eum tunica hyacinthina, et desuper humerale imposuit, sodann legte er dem Hohenpriester das linnene Unterkleid an, und umgürtete ihn mit dem Gürtel, bekleidete ihn mit dem himmelblauen Obergewande, und legte das Schulterkleid darüber, Levitikus Lev 3 8 8 Quod astringens cingulo aptavit rationali, in quo erat Doctrina et Veritas. das er mit dem Bande befestigte und mit dem Brustschmucke verband, in welchem Lehre und Wahrheit war. Levitikus Lev 3 8 9 Cidari quoque texit caput: et super eam, contra frontem, posuit laminam auream consecratam in sanctificatione, sicut præceperat ei Dominus. Hierauf setzte er ihm die hohepriesterliche Kopfbedeckung auf das Haupt, und auf dieser befestigte er über der Stirne die durch die Weihe geheiligte goldene Platte, wie der Herr ihm geboten hatte. Levitikus Lev 3 0 1 b. Aaron und seine Söhne bringen am achten Tage Opfer für sich selbst und für das Volk dar. (V. 22) Gott zeigt, indem er Feuer vom Himmel über die Brandopfer herabkommen last, dass er die Weihe genehm hält. Levitikus Lev 3 9 1 Facto autem octavo die, vocavit Moyses Aaron et filios ejus, ac majores natu Israel, dixitque ad Aaron: Als aber der achte Tag kam, rief Moses Aaron und seine Söhne und die Ältesten Israels, und sprach zu Aaron:¹ Levitikus Lev 3 9 1 1 Nachdem er Aaron geweiht, übt Moses keinen Akt des Priestertums mehr aus. Levitikus Lev 3 9 10 Adipemque et renunculos, ac reticulum jecoris, quæ sunt pro peccato, adolevit super altare, sicut præceperat Dominus Moysi: Das Fett, die Nieren, und das Netz⁵ der Leber, welche das Sündopfer bilden, verbrannte er auf dem Altare, wie der Herr dem Moses geboten hatte; Levitikus Lev 3 9 10 5 Hebr.: Der große Leberlappen von dem Sündopfer. Levitikus Lev 3 9 11 Carnes vero et pellem ejus extra castra combussit igni. das Fleisch aber und das Fell verbrannte er mit Feuer außerhalb des Lagers. Levitikus Lev 3 9 12 Immolavit et holocausti victimam: obtuleruntque ei filii sui sanguinem ejus, quem fudit per altaris circuitum. Sodann schlachtete er das Brandopfer; und seine Söhne brachten ihm das Blut desselben, und er goss es rings um den Altar. Levitikus Lev 3 9 13 Ipsam etiam hostiam in frusta concisam, cum capite et membris singulis obtulerunt; quæ omnia super altare cremavit igni, Hierauf brachten sie ihm das Brandopfer selbst, in Stücke zerlegt, den Kopf und die Glieder einzeln; und er verbrannte dies alles mit Feuer auf dem Altare. Levitikus Lev 3 9 14 Lotis aqua prius intestinis et pedibus. nachdem er zuvor Eingeweide und Füße mit Wasser abgewaschen. Levitikus Lev 3 9 15 Et pro peccato populi offerens, mactavit hircum: expiatoque altari, Alsdann brachte er das Sündopfer für das Volk dar und schlachtete den Ziegenbock;⁶ und nachdem er den Altar gesühnt, Levitikus Lev 3 9 15 6 Der Sündopferbock wurde also verbrannt, und zwar durch Eleazar und Ithamar nach dem Tode Nadabs und Abius. Siehe [Lev 10,16-19]. Hebr.: Er nahm nämlich den Sündopferbock, der für das Volk war, und schlachtete ihn und brachte ihn als Sündopfer dar wie das erste. Gemeint ist das erste Sündopfer V. 8, das für Aaron und seine Söhne dargebrachte Rind. Levitikus Lev 3 9 16 Fecit holocaustum, brachte er das Brandopfer dar.⁷ Levitikus Lev 3 9 16 7 Hebr.: Hierauf brachte er das Brandopfer dar und besorgte es, wie es sich gebührt. Diese Bemerkung ist hier besonders passend, weil mit dem Fleische des Sündopferbockes für das Volk, wenn auch nicht ohne Anlass, dies Mal nicht ganz nach dem Rechte verfahren war. Vergl. [Lev 10,16-19]. Levitikus Lev 3 9 17 Addens in sacrificio libamenta, quæ pariter offeruntur, et adolens ea super altare, absque ceremoniis holocausti matutini. Zu diesem Opfer fügte er Trankopfer hinzu, welche zugleich dargebracht werden,⁸ und verbrannte sie auf dem Altare, außer der Darbringung des Brandopfers am Morgen.⁹ Levitikus Lev 3 9 17 8 Hebr.: Sodann brachte er das Speiseopfer dar und nahm eine Handvoll davon und verbrannte sie. Levitikus Lev 3 9 17 9 Dem täglich vorgeschriebenen. Levitikus Lev 3 9 18 Immolavit et bovem atque arietem, hostias pacificas populi: obtuleruntque ei filii sui sanguinem, quem fudit super altare in circuitum. Endlich schlachtete er auch das Rind und den Widder, als Friedopfer für das Volk; seine Söhne brachten ihm das Blut, und er goss es ringsum auf den Altar. Levitikus Lev 3 9 19 Adipem autem bovis, et caudam arietis, renunculosque cum adipibus suis, et reticulum jecoris Das Fett des Stieres aber, den Schweif des Widders, die Nieren mit ihrem Fette, und das Netz der Leber Levitikus Lev 3 9 2 Tolle de armento vitulum pro peccato, et arietem in holocaustum, utrumque immaculatum, et offer illos coram Domino. Nimm aus der Herde ein junges Rind zum Sündopfer,² und einen Widder zum Brandopfer, beide fehlerlos, und bringe sie vor dem Herrn dar, [Ex 29,1] Levitikus Lev 3 9 2 2 Für dich, wie V. 7 zeigt. Levitikus Lev 3 9 20 Posuerunt super pectora: cumque cremati essent adipes super altare, legten sie auf die Bruststücke. Als nun das Fett auf dem Altare verbrannt war, Levitikus Lev 3 9 21 Pectora eorum, et armos dextros separavit Aaron, elevans coram Domino, sicut præceperat Moyses. sonderte Aaron die Bruststücke und die rechten Schulterstücke und erhob sie vor dem Herrn, wie Moses geboten hatte. Levitikus Lev 3 9 22 Et extendens manus ad populum benedixit ei. Sicque completis hostiis pro peccato, et holocaustis, et pacificis, descendit. Alsdann streckte er seine Hände gegen das Volk aus und segnete es. Und nachdem er so die Sündopfer, Brandopfer und Friedopfer dargebracht hatte, stieg er herab. Levitikus Lev 3 9 23 Ingressi autem Moyses et Aaron in tabernaculum testimonii, et deinceps egressi benedixerunt populo. Apparuitque gloria Domini omni multitudini: Hierauf gingen Moses und Aaron in das Zelt des Zeugnisses,¹⁰ und als sie wieder heraustraten, segneten sie das Volk. Da erschien die Herrlichkeit des Herrn dem ganzen Volke; Levitikus Lev 3 9 23 10 Moses will Aaron dort in seinen Dienst einweisen; wohl auch beten, dass Gott das für Aaron verheißene Wunder tue. Vergleiche [2Chr 6,14ff, 2Makk 2,10]. Levitikus Lev 3 9 24 Et ecce egressus ignis a Domino, devoravit holocaustum, et adipes qui erant super altare. Quod cum vidissent turbæ, laudaverunt Dominum, ruentes in facies suas. und siehe, ein Feuer ging von dem Herrn¹¹ aus und verzehrte das Brandopfer und die Fettstücke, welche auf dem Altare waren. Da das Volk dies sah, priesen sie den Herrn und fielen auf ihr Antlitz nieder.¹² Levitikus Lev 3 9 24 11 Von dem Orte, wo die Bundeslade war. (Aug.) Wenn es [2Makk 2] heißt: Vom Himmel, so wird damit der Ursprung von Gott bezeichnet oder die Meinung der damaligen Juden. Levitikus Lev 3 9 24 12 Durch die von Gott gesandte Flamme wurden die Opferstücke auf einmal verbrannt, dies wunderbare Feuer war ein Zeichen, dass Gott das Aaronische Priestertum und Opfer genehm hält. Levitikus Lev 3 9 3 Et ad filios Israel loqueris: Tollite hircum pro peccato, et vitulum, atque agnum anniculos, et sine macula, in holocaustum, Und sprich zu den Söhnen Israels: Nehmet einen Ziegenbock zum Sündopfer, und einen jungen Stier, und ein Lamm, beide einjährig und fehlerfrei, zum Brandopfer, Levitikus Lev 3 9 4 Bovem et arietem pro pacificis: et immolate eos coram Domino, in sacrificio singulorum similam conspersam oleo offerentes: hodie enim Dominus apparebit vobis. und einen Ochsen und einen Widder zum Friedopfer; schlachtet sie als Opfer vor dem Herrn, und bringet zu jedem Opfer feines Mehl, mit Öl angemacht, dar, denn heute wird euch der Herr erscheinen. Levitikus Lev 3 9 5 Tulerunt ergo cuncta quæ jusserat Moyses ad ostium tabernaculi: ubi cum omnis multitudo astaret, Da brachten sie alles, was Moses geboten hatte, vor den Eingang des Zeltes; und als das ganze Volk hinzugetreten war, Levitikus Lev 3 9 6 Ait Moyses: Iste est sermo, quem præcepit Dominus: facite, et apparebit vobis gloria ejus. sprach Moses: Dies ist das Gebot, das der Herr gegeben; tuet also, und seine Herrlichkeit wird euch erscheinen. Levitikus Lev 3 9 7 Et dixit ad Aaron: Accede ad altare, et immola pro peccato tuo: offer holocaustum, et deprecare pro te et pro populo: cumque mactaveris hostiam populi, ora pro eo, sicut præcepit Dominus. Sodann sprach er zu Aaron: Tritt zum Altare hinzu, und opfere das Sündopfer für dich, bringe ein Brandopfer dar, und leiste Abbitte³ für dich und das Volk; hierauf schlachte das Opfer des Volkes, und bete für dasselbe, wie der Herr geboten hat. Levitikus Lev 3 9 7 3 Hebr.: schaffe Sühnung. Levitikus Lev 3 9 8 Statimque Aaron accedens ad altare, immolavit vitulum pro peccato suo: Und alsogleich trat Aaron an den Altar hinzu und opferte den jungen Stier als Sündopfer für sich, Levitikus Lev 3 9 9 Cujus sanguinem obtulerunt ei filii sui: in quo tingens digitum, tetigit cornua altaris, et fudit residuum ad basim ejus. und seine Söhne brachten ihm dessen Blut, und er tauchte den Finger darein, und bestrich die Hörner des Altars, und das übrige goss er aus an den Fuß des Altares.⁴ Levitikus Lev 3 9 9 4 Die Zeremonien werden nur kurz erwähnt. Levitikus Lev 3 0 1 B. Heiligkeit des priesterlichen Amtes und Dienstes (10,1 20): a. Der Herr zeigt durch ein Strafgericht über Nadab und Abiron, die ältesten Söhne Aarons, sie, als sie unheiliges Feuer zum Weihrauchopfer darbringen, durch Feuer vom Himmel tötend, wie gewissenhaft die Priester alle Vorschriften Gottes betreffs ihres Dienstes erfüllen sollen. (V. 7) b. Den im Heiligtume Dienst tuenden Priestern wird der Genuss von Wein untersagt (V. 11) und die Vorschrift gegeben, das von den heiligen Opfern Erübrigende an heiliger Stätte zu verzehren. Levitikus Lev 3 10 1 Arreptisque Nadab, et Abiu filii Aaron thuribulis, posuerunt ignem, et incensum desuper, offerentes coram Domino ignem alienum: quod eis præceptum non erat. Und Nadab und Abiu, die Söhne Aarons, nahmen¹ ihre Rauchfässer, und taten Feuer hinein, und legten Rauchwerk darauf, und brachten ein fremdes Feuer vor den Herrn, was ihnen nicht geboten war.² [Num 3,4, Num 26,61, 1Chr 24,2] Levitikus Lev 3 10 1 1 Am Abende, vergl. [Ex 30,7], des in [Lev 9] beschriebenen feierlichen Opfers. (V. 12, V. 16) Levitikus Lev 3 10 1 2 Verboten war. Nach den Rabbinen wagten sie nicht, dem heiligen Feuer zu nahen, weil sie beim Opferschmaus zu viel getrunken. Daher rührte die Vorschrift V. 8ff. Levitikus Lev 3 10 10 Et ut habeatis scientiam discernendi inter sanctum et profanum, inter pollutum et mundum: Auch sollt ihr das Heilige von dem Unheiligen, das Reine von dem Unreinen zu unterscheiden wissen Levitikus Lev 3 10 11 Doceatisque filios Israel omnia legitima mea quæ locutus est Dominus ad eos per manum Moysi. und die Söhne Israels alle meine Satzungen lehren, welche der Herr ihnen durch Moses verkündet hat.¹⁶ Levitikus Lev 3 10 11 16 Das Lehren des Gesetzes wird als Aufgabe der Priester auch sonst erwähnt. [Dtn 33,10, Dtn 17,8.9, Dtn 21,5, Dtn 24,8, Ez 22,26] und [Ez 44,23, Hag 2,11, Mal 2,7, 2Chr 19,10] Levitikus Lev 3 10 12 Locutusque est Moyses ad Aaron, et ad Eleazar, et Ithamar filios ejus, qui erant residui: Tollite sacrificium, quod remansit de oblatione Domini, et comedite illud absque fermento juxta altare, quia Sanctum sanctorum est. Und Moses gebot Aaron, und Eleazar und Ithamar, seinen Söhnen, die übrig geblieben waren: Nehmet den Opferanteil,¹⁷ der von dem dem Herrn dargebrachten Speiseopfer übrig geblieben ist,¹⁸ und esset ihn,¹⁹ ungesäuert, bei dem Altare,²⁰ denn er ist hochheilig. Levitikus Lev 3 10 12 17 Den [Lev 9,17] erwähnten. Levitikus Lev 3 10 12 18 Nur ein Teil kam ja auf den Altar [Lev 2,9.10], wenn die Speiseopfer nicht von den Priestern selbst dargebracht wurden. [Lev 6,16] Levitikus Lev 3 10 12 19 Lasset euch nicht durch die Trauer abhalten. Levitikus Lev 3 10 12 20 Im Vorhofe. Levitikus Lev 3 10 13 Comedetis autem in loco sancto: quod datum est tibi et filiis tuis de oblationibus Domini, sicut præceptum est mihi, Am heiligen Orte sollt ihr das essen, was dir und deinen Söhnen von den Opfern des Herrn gegeben ward, wie es mir befohlen ward. Levitikus Lev 3 10 14 Pectusculum quoque quod oblatum est, et armum qui separatus est, edetis in loco mundissimo tu et filii tui, et filiæ tuæ tecum: tibi enim ac liberis tuis reposita sunt de hostiis salutaribus filiorum Israel: Das Bruststück sodann, welches dargebracht wurde, und das Schulterstück, welches abgesondert ward, sollst du und deine Söhne und deine Töchter mit dir an einer ganz reinen Stätte²¹ essen; denn für dich und deine Kinder sind sie von den Heilsopfern²² der Söhne Israels zurückgelegt; Levitikus Lev 3 10 14 21 Es ist nur heilig, nicht hochheilig. Levitikus Lev 3 10 14 22 Friedopfern Levitikus Lev 3 10 15 Eo quod armum et pectus, et adipes qui cremantur in altari, elevaverunt coram Domino, et pertineant ad te, et ad filios tuos lege perpetua, sicut præcepit Dominus. dafür,²³ dass sie das Schulterstück, die Brust, und das Fett, welches auf dem Altare verbrannt wird, vor dem Herrn erhoben haben, und²⁴ sie sollen dir und deinen Kindern zufallen kraft²⁵ eines ewig geltenden Gesetzes, wie der Herr geboten hat. Levitikus Lev 3 10 15 23 Hebr.: Das Schulterstück und die Brust sollen sie mit den zu Feueropfern bestimmten Fettstücken bringen. Levitikus Lev 3 10 15 24 Dann. Levitikus Lev 3 10 15 25 Als eine für alle Zeiten feststehende Gebühr. Levitikus Lev 3 10 16 Inter hæc, hircum, qui oblatus fuerat pro peccato, cum quæreret Moyses, exustum reperit: iratusque contra Eleazar et Ithamar filios Aaron, qui remanserant, ait: Als sich nun Moses nach dem Ziegenbocke umsah,²⁶ der als Sündopfer dargebracht war, fand er ihn verbrannt.²⁷ Da ward er zornig auf Eleazar und Ithamar, die Söhne Aarons, welche noch übriggeblieben waren, und sprach: [2Makk 2,11] Levitikus Lev 3 10 16 26 Er hatte die Überreste des Speiseopfers am Abende des achten Tages noch unaufgezehrt gefunden, deshalb glaubte er auch die Überbleibsel des Sündopfers [Lev 9,15], welche die Priester essen sollten, [Lev 6,26] noch zu finden. Levitikus Lev 3 10 16 27 Das Blut dieses Sühnopfers war nicht an den Räucheraltar im Heiligtum gekommen, deshalb hätte das Fleisch von Aaron und seinen Söhnen an heiliger Stätte gegessen werden sollen. [Lev 6,18.19] Doch die Söhne Aarons hatten den Sündopferbock verbrannt. Levitikus Lev 3 10 17 Cur non comedistis hostiam pro peccato in loco sancto, quæ Sancta sanctorum est, et data vobis ut portetis iniquitatem multitudinis, et rogetis pro ea in conspectu Domini, Warum habt ihr das Sündopfer nicht an heiliger Stätte verzehrt, da es doch hochheilig²⁸ und euch gegeben ist, dass ihr die Verschuldungen des Volkes tragt²⁹ und für dasselbe vor dem Angesichte des Herrn betet,³⁰ Levitikus Lev 3 10 17 28 Als dem vernichtenden Eifer Gottes verfallener Gegenstand. Indem die Priester es in ihrer Amtspflicht verzehren, wird es Gott sinnbildlich zugeeignet. Dies Essen gibt dem Darbringenden die Gewissheit, dass der Herr die Gabe angenommen und er nichts mehr zu fürchten hat. Levitikus Lev 3 10 17 29 Besser: Wegnehmet, zeiget, dass dieselben weggenommen sind und Gott versöhnt ist. Levitikus Lev 3 10 17 30 Versöhnung schaffet. Levitikus Lev 3 10 18 Præsertim cum de sanguine illius non sit illatum intra sancta, et comedere debueritis eam in Sanctuario, sicut præceptum est mihi? besonders, da nichts von seinem Blute in das Innere des Heiligtums gebracht worden ist und ihr es also an heiliger Stätte hättet essen sollen, wie mir geboten ward?³¹ Levitikus Lev 3 10 18 31 [Lev 6,30] Levitikus Lev 3 10 19 Respondit Aaron: Oblata est hodie victima pro peccato, et holocaustum coram Domino: mihi autem accidit quod vides: quomodo potui comedere eam, aut placere Domino in ceremoniis mente lugubri? Da antwortete Aaron: Heute ward das Sündopfer und das Brandopfer vor dem Herrn dargebracht; mich aber hat betroffen, was du siehst. Wie hätte ich es also³² essen, oder dem Herrn mit traurigem Herzen in seinem Dienste gefallen können?³³ Levitikus Lev 3 10 19 32 Hebr.: heut. Levitikus Lev 3 10 19 33 Das Speiseopfer, das auch hochheilig ist, hat Aaron ohne Bedenken gegessen, aber das Fleisch, welches dem vernichtenden Eifer Gottes verfallen und darum hochheilig ist, scheut er sich noch an demselben Tage zu essen, an dem dieser Eifer sich gegen sein eigenes Haus gerichtet hat. Levitikus Lev 3 10 2 Egressusque ignis a Domino, devoravit eos, et mortui sunt coram Domino. Da ging Feuer von dem Herrn aus³ und verzehrte sie, und sie starben vor dem Herrn.⁴ Levitikus Lev 3 10 2 3 Ein Blitz aus der Wolkensäule. Levitikus Lev 3 10 2 4 Bei dem Hange der Israeliten zu falschem Gottesdienste und zu solchen Formen des Gottesdienstes, welche durch die heidnische Umgebung und durch die Erinnerung an Ägypten nahe gelegt waren, musste Gott der ersten Eigenwilligkeit zum strafenden Beispiel streng entgegentreten. Levitikus Lev 3 10 20 Quod cum audisset Moyses, recepit satisfactionem. Da Moses das hörte, gab er sich zufrieden.³⁴ Levitikus Lev 3 10 20 34 Nach dem Hebr. erkennt Moses die Abweichung vom Buchstaben der Vorschrift als durch die besonderen Umstände berechtigt an. Ähnlich ist Moses Vorstellungen zugänglich [Ex 18,24] wie auch [Num 32,6ff]. Levitikus Lev 3 10 3 Dixitque Moyses ad Aaron: Hoc est quod locutus est Dominus: Sanctificabor in iis, qui appropinquant mihi, et in conspectu omnis populi glorificabor. Quod audiens tacuit Aaron. Und Moses sprach zu Aaron: Das ist es, was der Herr gesprochen:⁵ Ich werde mich als heilig erweisen an denen, die mir nahen,⁶ und mich verherrlichen vor den Augen alles Volkes. Aaron hörte dies schweigend an. Levitikus Lev 3 10 3 5 Ein altes Sprichwort? Die poetische Form könnte darauf hinweisen. Oder spätere Erwähnung eines Gotteswortes, wie solche öfter nachträglich berichtet werden. Vergl. [Ex 33,12]. Levitikus Lev 3 10 3 6 Die Priester. (Vergl. [Ex 19,22, Num 16,5] u. a.) Levitikus Lev 3 10 4 Vocatis autem Moyses Misaele, et Elisaphan filiis Oziel, patrui Aaron, ait ad eos: Ite et tollite fratres vestros de conspectu Sanctuarii, et asportate extra castra. Moses aber rief Misael und Elisaphan, die Söhne Oziels, des Vaterbruders Aarons, und sprach zu ihnen: Gehet,⁷ und nehmet eure Brüder aus dem Heiligtume hinweg, und schaffet sie vor das Lager hinaus. Levitikus Lev 3 10 4 7 Hebr.: Tretet herzu. Die Namen der Männer [Ex 6,18-22]. Levitikus Lev 3 10 5 Confestimque pergentes, tulerunt eos sicut jacebant, vestitos lineis tunicis, et ejecerunt foras, ut sibi fuerat imperatum. Da traten sie sofort hinzu, und nahmen sie auf, wie sie da lagen, bekleidet mit den linnenen Gewändern,⁸ und schafften sie hinaus, wie ihnen geboten war. Levitikus Lev 3 10 5 8 Sie werden mit den heiligen Kleidern bestattet, zum Schrecken für alle, und weil die Kleider, in denen Gottes Gericht sie getroffen, auf keine Weise mehr Reinheit und Weihe erlangen konnten. Levitikus Lev 3 10 6 Locutusque est Moyses ad Aaron, et ad Eleazar, et Ithamar filios ejus: Capita vestra nolite nudare, et vestimenta nolite scindere, ne forte moriamini, et super omnem ctum oriatur indignatio. Fratres vestri, et omnis domus Israel plangant incendium quod Dominus suscitavit: Und Moses sprach zu Aaron und zu Eleazar und Ithamar, dessen Söhnen: Entblößet eure Häupter nicht und zerreißet eure Kleider nicht,⁹ dass ihr nicht etwa des Todes seiet¹⁰ und sein Zorn über die ganze Gemeinde komme.¹¹ Eure Brüder und das ganze Haus Israel mögen den Brand beweinen, den der Herr entzündet hat, Levitikus Lev 3 10 6 9 Man bedeckte zum Zeichen der Trauer den unteren Teil des Gesichtes, legte den Kopfschmuck ab, schor sich das Haar oder ließ es ungeordnet herabhängen. [Lev 21,10] Dies Herabhängenlassen war daher auch Kennzeichen der Aussätzigen [Lev 13,45] und der des Ehebruches verdächtigen Weiber. [Num 5,18] Das Einreißen der Kleider wird auch [Lev 21,10] (vergl. [Lev 13,45]) als Zeichen der Trauer erwähnt. Levitikus Lev 3 10 6 10 Die einfachen Priester durften an der Bestattung ihrer nächsten Angehörigen teilnehmen, der Hohepriester an durchaus keiner. [Lev 21,10] Da Nadab und Abiu durch Gottes gerechtes Gericht getötet sind, ziemte es sich auch für die Priester nicht, deren Tod öffentlich zu betrauern und die Stätte ihres Dienstes zu verlassen. Levitikus Lev 3 10 6 11 Durch Versündigung der Priester wird auch auf das Volk Schuld geladen. Der Hohepriester muss, ehe er am Versöhnungstage das Sühnopfer für das Volk darbringt, zuvor ein solches für sich darbringen. Levitikus Lev 3 10 7 Vos autem non egrediemini fores tabernaculi, alioquin peribitis: oleum quippe sanctæ unctionis est super vos. Qui fecerunt omnia juxta præceptum Moysi. ihr aber sollt den Eingang des Zeltes nicht verlassen,¹² sonst werdet ihr umkommen; denn das Öl der heiligen Salbung ruht auf euch.¹³ Sie also taten alles nach Moses Befehl. Levitikus Lev 3 10 7 12 Ihr sollt eure Amtsverrichtungen nicht unterbrechen. Levitikus Lev 3 10 7 13 So konnte Moses um so eher sagen, als auch Aaron angeredet ist. Levitikus Lev 3 10 8 Dixit quoque Dominus ad Aaron: Hierauf sprach der Herr zu Aaron: Levitikus Lev 3 10 9 Vinum, et omne quod inebriare potest, non bibetis tu et filii tui, quando intratis in tabernaculum testimonii, ne moriamini: quia præceptum sempiternum est in generationes vestras. Wein und alles, was berauschen kann, sollst du und deine Söhne nicht trinken, wenn ihr in das Zelt des Zeugnisses tretet, damit ihr nicht sterbet; denn¹⁴ dies ist eine ewig gültige Vorschrift für euch von Geschlecht zu Geschlecht.¹⁵ Levitikus Lev 3 10 9 14 Besser: Und. Levitikus Lev 3 10 9 15 Anfangs waren außer Aaron nur zwei Priester, so dass die Enthaltsamkeit eine fast beständige war. Der Priester trat morgens und abends ein, um die Lampen zuzurüsten und Weihrauch darzubringen; an jedem Sabbate, um die Schaubrote zu wechseln; bei Sündopfern, um den Räucheraltar mit dem Blute zu bestreichen. Levitikus Lev 3 0 1 II. Die vom ganzen Volke, und insbesondere von den Priestern geforderte Reinheit und Heiligkeit. (11,1 27,34) Gesetzliche Reinheit des Volkes und Zeremonien, durch welche eine gesetzliche Unreinigkeit entfernt wird. (11,1 16,34) A. Unterschied der Speisen. (11,1 48) Welche Tiere (Vierfüßige, Fische, Vögel, Reptilien) die Israeliten als rein essen und welches Fleisch sie als unrein weder essen, noch berühren dürfen (V. 42), um sich nicht zu beflecken. Levitikus Lev 3 11 1 Locutusque est Dominus ad Moysen et Aaron, dicens: Und der Herr redete zu Moses und Aaron und sprach:¹ Levitikus Lev 3 11 1 1 [Gen 9,2] waren zwar alle Tiere in des Menschen Hand gegeben, insbesondere zur Nahrung, gleich den Pflanzen, doch war V. 4 eine Einschränkung beigefügt worden, insofern das Blut untersagt ward. Das mosaische Gesetz, das alle Seiten des geistigen und physischen Lebens mit seiner Vorsorge umfasst, geht noch weiter, indem es in den Kreis der verbotenen Speisen die sogenannten unreinen Tiere, sowie gewisse Teile der reinen, ja auch bestimmte Vegetabilien einbezieht. Der zu Grunde liegende Gedanke ist dabei, wie bei anderen Forderungen des Gesetzes, die Forderung der Heiligkeit, weil der Gott Israels heilig ist, eine Heiligkeit, die sich selbst auf die leibliche Nahrung erstrecken soll. (Vergl. [Lev 11,43ff, Lev 20,24ff, Dtn 14,21]). In den Einzelheiten der Bestimmungen mag auch die Rücksicht auf diätetisch-klimatische Verhältnisse (wie beim Verbot des Schweinefleisches und des Fetten) nicht ausgeschlossen sein, während man im übrigen die Abstufungen und Ordnungen der Natur mit tieferem Blicke erfasste. Levitikus Lev 3 11 10 Quidquid autem pinnulas et squamas non habet eorum quæ in aquis moventur et vivunt, abominabile vobis, Alles aber, was keine Flossen und Schuppen hat von dem, was im Wasser lebt und webt, soll euch ein Abscheu Levitikus Lev 3 11 11 Exsecrandumque erit, carnes eorum non comedetis, et morticina vitabitis. und Greuel sein; ihr Fleisch sollt ihr nicht genießen und ihrem Aase ausweichen.⁶ Levitikus Lev 3 11 11 6 Also z.B. Krebse, Aale, schuppenlose Fische u. a. Levitikus Lev 3 11 12 Cuncta quæ non habent pinnulas et squamas in aquis, polluta erunt. Alles, was im Wasser keine Flossen und Schuppen hat, soll unrein sein. Levitikus Lev 3 11 13 Hæc sunt quæ de avibus comedere non debetis, et vitanda sunt vobis: Aquilam, et gryphem, et haliæetum, Von den Vögeln⁷ sind es folgende, die ihr nicht essen dürft und meiden sollt: Der Adler, der Greif,⁸ der Meeradler,⁹ Levitikus Lev 3 11 13 7 Geflügelten Tiere. Levitikus Lev 3 11 13 8 Hebr.: der Bartgeier. Levitikus Lev 3 11 13 9 Hebr.: Geier. Levitikus Lev 3 11 14 Et milvum ac vulturem juxta genus suum, die Weihe, das Geschlecht der Geier,¹⁰ Levitikus Lev 3 11 14 10 Hebr.: Der Falken. Levitikus Lev 3 11 15 Et omne corvini generis in similitudinem suam, alles, was zur Rabenart gehört und ihnen ähnlich ist, Levitikus Lev 3 11 16 Struthionem, et noctuam, et larum, et accipitrem juxta genus suum: der Strauß, die Nachteule,¹¹ die Möwe, das Geschlecht der Sperber; Levitikus Lev 3 11 16 11 Nicht klar, welcher Vogel gemeint ist. Nach einigen der männliche Strauß, nach anderen die Schwalbe. Levitikus Lev 3 11 17 Bubonem, et mergulum, et ibin, der Uhu, der Taucher, der Ibis,¹² Levitikus Lev 3 11 17 12 Der hebräische Name Janschuph ist nicht zu erklären. Levitikus Lev 3 11 18 Et cygnum, et onocrotalum, et porphyrionem, der Schwan,¹³ der Pelikan, der Purpurvogel,¹⁴ Levitikus Lev 3 11 18 13 Thinschemeth. Die meisten Erklärer denken an eine Eulenart. Levitikus Lev 3 11 18 14 Nach anderen: der Erdgeier. Levitikus Lev 3 11 19 Herodionem et charadrion juxta genus suum, upupam quoque, et vespertilionem. der Reiher, das Geschlecht der Regenpfeifer, der Wiedehopf, und die Fledermaus. Levitikus Lev 3 11 2 Dicite filiis Israel: Hæc sunt animalia quæ comedere debetis de cunctis animalibus terræ: Saget den Söhnen Israels: Folgendes sind die Tiere, welche ihr von allen Tieren der Erde essen dürft:² [Dtn 14,3] Levitikus Lev 3 11 2 2 A. Kleinvieh: V. 3 allgemein positive Regel, V. 4 allgemein negative, Spezies V. 4 7, V. 8 Wiederaufnahme der negativen Regel V. 9. Negative V. 10 mit Begründung, deren Erklärung V. 11 folgt. Den Schluss macht die Wiederholung der negativen Regel. C. Vögel: Die allgemeine positive Regel vorausgesetzt, werden V. 13 19 verschiedene Arten von Raubvögeln verboten. V. 20 25 allgemeine Regel für geflügelte Vierfüßler oder Vielfüßler, zuerst negativ, dann positiv mit Beifügung von Beispielen. Schluss: Wiederholung der negativen Regel. d. Reptilien: Nicht alle gelten ohne weiteres als unrein: V. 29, V. 30 acht Arten indes sind unrein. V. 31 Wiederholung des Verbotes. V. 31 35 Verunreinigung von Gefäßen, Kleidern, Speisen. Feierlicher Schluss V. 35. Diese Gesetze stimmen in ihren wesentlichen Bestimmungen mit [Dtn 14,3-20]. Diese Vorschriften wurden zu verschiedenen Zeiten durch Zusätze vermehrt und umgestaltet. Levitikus Lev 3 11 20 Omne de volucribus quod graditur super quatuor pedes, abominabile erit vobis. Alle fliegenden Tiere, welche auf vier Füßen¹⁵ gehen, sollen euch ein Greuel sein. Levitikus Lev 3 11 20 15 Da es vierfüßige kleine Flügeltiere nicht gibt, ist dies vielleicht ein Ausdruck für die Bewegung des Körpers in horizontaler Lage (vergleichbar dem Deutschen auf allen Vieren). Levitikus Lev 3 11 21 Quidquid autem ambulat quidem super quatuor pedes, sed habet longiora retro crura, per quæ salit super terram, Was aber¹⁶ zwar auf vier Füßen geht, hinten jedoch längere Füße hat, mit denen es auf der Erde hüpft, Levitikus Lev 3 11 21 16 Außer diesen vier Arten. Levitikus Lev 3 11 22 Comedere debetis, ut est bruchus in genere suo, et attacus atque ophiomachus, ac locusta, singula juxta genus suum. das dürft ihr essen, wie: das Geschlecht der Zugheuschrecken, den Attakus,¹⁷ den Schlangenfechter,¹⁸ die Heuschrecke,¹⁹ mit ihren Arten. Levitikus Lev 3 11 22 17 Hebr.: Solamheuschrecke. [Dtn 14,19] wird keine Ausnahme als gestattet angeführt, weil wohl der Genuss von Heuschrecken als erlaubt genügend bekannt war. Besonders ärmere Leute aßen Heuschrecken. Vergl. [Mt 3,4, Mk 1,16]. Levitikus Lev 3 11 22 18 Eine andere Art der Heuschrecke. Levitikus Lev 3 11 22 19 Chagabheuschrecke. Levitikus Lev 3 11 23 Quidquid autem ex volucribus quatuor tantum habet pedes, exsecrabile erit vobis: Alle fliegenden Tiere aber, die nur²⁰ vier Füße haben, sollen euch ein Greuel sein. Levitikus Lev 3 11 23 20 Fehlt im Hebräischen. Levitikus Lev 3 11 24 Et quicumque morticina eorum tetigerit, polluetur, et erit immundus usque ad vesperum. Und wer ein Aas von diesen²¹ berührt, soll befleckt und unrein sein bis zum Abend. Levitikus Lev 3 11 24 21 Die Aufzählung ist nicht vollständig, da die Wassertiere (V. 11) und die Flugtiere fehlen. Levitikus Lev 3 11 25 Et si necesse fuerit ut portet quippiam horum mortuum, lavabit vestimenta sua, et immundus erit usque ad occasum solis. Und wenn es nötig ist, dass jemand etwas von solchem Aase trägt, so soll er seine Kleider waschen²² und unrein sein bis zum Sonnenuntergang. Levitikus Lev 3 11 25 22 Samar. und Septuag fügen bei: und bade sich im Wasser. Levitikus Lev 3 11 26 Omne animal quod habet quidem ungulam, sed non dividit eam, nec ruminat, immundum erit: et qui tetigerit illud, contaminabitur. Alle Tiere, welche zwar Klauen haben, aber keine gespaltenen,²³ und nicht wiederkäuen, sollen unrein sein; und wer sie berührt, soll unrein sein. Levitikus Lev 3 11 26 23 Jedes Tier, welches gespaltene, aber doch nicht völlig durchgespaltene Klauen hat. Levitikus Lev 3 11 27 Quod ambulat super manus ex cunctis animantibus, quæ incedunt quadrupedia, immundum erit: qui tetigerit morticina eorum, polluetur usque ad vesperum. Was unter allen Tieren, die auf vieren gehen, auf Tatzen läuft,²⁴ soll unrein sein. Wer das Aas davon berührt, soll unrein sein bis zum Abend. Levitikus Lev 3 11 27 24 Hunde, Katzen, Bären. Levitikus Lev 3 11 28 Et qui portaverit hujuscemodi cadavera, lavabit vestimenta sua, et immundus erit usque ad vesperum: quia omnia hæc immunda sunt vobis. Und wer solches Aas trägt, soll seine Kleider waschen und soll unrein sein bis zum Abend; denn dies alles ist für euch unrein. Levitikus Lev 3 11 29 Hæc quoque inter polluta reputabuntur de his, quæ moventur in terra, mustela et mus et crocodilus, singula juxta genus suum, Auch folgende unter denen, die sich auf der Erde bewegen,²⁵ sollen euch als unrein gelten; das Wiesel, die Maus, das Krokodil,²⁶ jedes nach seiner Art, Levitikus Lev 3 11 29 25 Kleine Tiere, deren Füße so kurz sind, dass sie fast nach Art des Gewürms kriechen. Levitikus Lev 3 11 29 26 Richtiger: Eidechse. Levitikus Lev 3 11 3 Omne quod habet divisam ungulam, et ruminat in pecoribus, comedetis. Alles, was unter den Tieren gespaltene Klauen hat und wiederkäut, dürft ihr essen. Levitikus Lev 3 11 30 Mygale, et chamæleon, et stellio, et lacerta, et talpa: die Spitzmaus,²⁷ das Chamäleon, die Sterneidechse, die grüne Eidechse, und der Maulwurf. Levitikus Lev 3 11 30 27 Die folgenden Namen sind unsicherer Deutung: Anaka, Koach, Letaa, Chometh, Tinschemeth. Die ersten vier werden meist als Eidechsenarten angesehen, unter dem letzten gewöhnlich das Chamäleon verstanden. Levitikus Lev 3 11 31 Omnia hæc immunda sunt. Qui tetigerit morticina eorum, immundus erit usque ad vesperum: Alle diese sind unrein. Wer ihr Aas berührt, soll unrein sein bis zum Abend; Levitikus Lev 3 11 32 Et super quod ceciderit quidquam de morticinis eorum, polluetur tam vas ligneum et vestimentum, quam pelles et Cilicia: et in quocumque fit opus, tingentur aqua, et polluta erunt usque ad vesperum, et sic postea mundabuntur. und alles, worauf etwas vom Aase derselben fällt, soll unrein sein, sowohl hölzerne Geräte und Kleider, als Felle und härene Zeuge; und alle Gefäße, die zum Gebrauche dienen, sollen in Wasser getaucht werden und unrein sein bis an den Abend, und auf solche Art sollen sie dann wieder rein werden. Levitikus Lev 3 11 33 Vas autem fictile, in quod horum quidquam introceciderit, polluetur, et idcirco frangendum est. Ein irdenes Gefäß aber, in welches etwas davon hineinfällt, soll unrein sein²⁸ und deswegen zerbrochen werden. Levitikus Lev 3 11 33 28 Hebr.: Soll alles, was darin ist, unrein sein. Levitikus Lev 3 11 34 Omnis cibus, quem comedetis, si fusa fuerit super eum aqua, immundus erit: et omne liquens quod bibitur de universo vase, immundum erit. Jede Speise, die ihr esset, soll unrein sein, wenn solches Wasser darauf kommt; und jedes Getränk, das man aus allen solchen Geschirren trinkt, soll unrein sein. Levitikus Lev 3 11 35 Et quidquid de morticinis hujuscemodi ceciderit super illud, immundum erit: sive clibani, sive chytropodes, destruentur, et immundi erunt. Und alles, worauf etwas von solchem Aase fällt, soll unrein sein; Öfen und Kochherde²⁹ sollen eingerissen werden und unrein sein. Levitikus Lev 3 11 35 29 Ein nicht einen vollen Meter hoher steinerner Topf. Die zu backenden flachen Brote und Kuchen wurden entweder innen an die heiß gemachten Wandungen geklebt oder auf heiße Steine gelegt, mit denen er bis zur Hälfte erfüllt war. Levitikus Lev 3 11 36 Fontes vero et cisternæ, et omnis aquarum congregatio munda erit. Qui morticinum eorum tetigerit, polluetur. Brunnen aber und Gruben, und alle Ansammlungen von Wasser sollen rein sein.³⁰ Wer indes das Aas davon³¹ berührt, soll unrein sein. Levitikus Lev 3 11 36 30 Der Bestand des Wassers wechselt ja immer. Levitikus Lev 3 11 36 31 In den Brunnen oder die Grube hineingefallenes Aas. Levitikus Lev 3 11 37 Si ceciderit super sementem, non polluet eam. Wenn es auf Samen fällt, soll es ihn nicht verunreinigen.³² Levitikus Lev 3 11 37 32 Weil die Schale den Samen schützt. Levitikus Lev 3 11 38 Si autem quispiam aqua sementem perfuderit, et postea morticinis tacta fuerit, illico polluetur. Begießt aber jemand den Samen mit Wasser, und nachher fällt ein Aas darauf, so soll er alsbald als unrein gelten.³³ Levitikus Lev 3 11 38 33 Weil das Wasser durch die Schale dringt, und mit ihm die Unreinigkeit. Levitikus Lev 3 11 39 Si mortuum fuerit animal, quod licet vobis comedere, qui cadaver ejus tetigerit, immundus erit usque ad vesperum: Wenn ein Tier fällt, das euch zu essen erlaubt ist, so soll der, welcher sein Aas berührt, unrein sein bis zum Abend; Levitikus Lev 3 11 4 Quidquid autem ruminat quidem, et habet ungulam, sed non dividit eam, sicut camelus et cetera, non comedetis illud, et inter immunda reputabitis. Was aber zwar wiederkäut und Klauen hat, aber nicht gespaltene, wie das Kamel und andere, das sollt ihr nicht essen, und dies soll euch als unrein gelten. Levitikus Lev 3 11 40 Et qui comederit ex eo quippiam, sive portaverit, lavabit vestimenta sua, et immundus erit usque ad vesperum. und wer etwas davon isst, oder trägt, soll seine Kleider waschen und unrein sein bis zum Abend. Levitikus Lev 3 11 41 Omne quod reptat super terram, abominabile erit, nec assumetur in cibum. Alles, was auf der Erde kriecht, soll euch ein Greuel sein und nicht zur Speise gebraucht werden. Levitikus Lev 3 11 42 Quidquid super pectus quadrupes graditur, et multos habet pedes, sive per humum trahitur, non comedetis, quia abominabile est. Alles, was auf dem Bauche geht, sei es auf vieren oder auf vielen Füßen, oder sich auf dem Boden fortschleppt,³⁴ sollt ihr nicht essen, denn es ist ein Abscheu. Levitikus Lev 3 11 42 34 Hebr.: besser drei Klassen: Alles, was auf dem Bauche kriecht alle, die auf vieren gehen alle, die noch mehr Füße haben von den Tieren, welche auf der Erde sich bewegen. Levitikus Lev 3 11 43 Nolite contaminare animas vestras nec tangatis quidquam eorum, ne immundi sitis. Beflecket eure Seelen³⁵ nicht und rühret nichts davon an, damit ihr nicht unrein werdet; Levitikus Lev 3 11 43 35 Unwissentlich, aus Versehen, denn wer vorsätzlich aß, machte sich des Todes schuldig. Siehe [Num 15,30]. Levitikus Lev 3 11 44 Ego enim sum Dominus Deus vester: sancti estote, quia ego sanctus sum. Ne polluatis animas vestras in omni reptili quod movetur super terram. denn ich bin der Herr euer Gott; seid heilig, wie ich heilig bin. Beflecket eure Seelen nicht durch irgend ein kriechendes Tier, das sich auf der Erde bewegt. [1Petr 1,16] Levitikus Lev 3 11 45 Ego enim sum Dominus, qui eduxi vos de terra gypti, ut essem vobis in Deum. Sancti eritis, quia ego sanctus sum. Denn ich bin der Herr, der euch aus dem Lande Ägypten geführt hat, damit ich euer Gott sei. Ihr sollt heilig sein,³⁶ denn ich bin heilig. [Lev 19,2] Levitikus Lev 3 11 45 36 Wohl war dies alles nur gesetzliche Reinigkeit, indes forderte Gott vor allem Reinheit des Herzens, von welcher jener ein Abbild ist, und jene führte, da sie von Gott angeordnet war, in ihrer Weise die Menschen wirksam zur Heiligkeit. Levitikus Lev 3 11 46 Ista est lex animantium ac volucrum, et omnis animæ viventis, quæ movetur in aqua, et reptat in terra, Das sind die Vorschriften betreffs der Tiere, und Vögel, und aller lebenden Wesen, welche sich im Wasser tummeln und auf der Erde kriechen,³⁷ Levitikus Lev 3 11 46 37 Im Anschlusse an [Gen 1] vier Klassen. Levitikus Lev 3 11 47 Ut differentias noveritis mundi, et immundi, et sciatis quid comedere et quid respuere debeatis. damit ihr den Unterschied zwischen Reinem und Unreinem kennet und wisset, was ihr essen dürft, und was ihr verwerfen sollt. Levitikus Lev 3 11 5 Choerogryllus qui ruminat, ungulamque non dividit, immundus est. Der Igel,³ der zwar wiederkäut, aber keine gespaltenen Klauen hat, ist unrein. Levitikus Lev 3 11 5 3 Wahrscheinlicher als Klippdachs. Levitikus Lev 3 11 6 Lepus quoque: nam et ipse ruminat, sed ungulam non dividit. Ebenso der Hase; denn auch er käut zwar wieder,⁴ hat aber keine gespaltenen Klauen. Levitikus Lev 3 11 6 4 Klippdachs und Hase machen bisweilen mit dem Maule Bewegungen, wie die Wiederkäuer, wie die Wiederkäuer beim Wiederkauen und werden deshalb, da hier lediglich der Augenschein als Richtschnur genommen wird, den Wiederkäuern zugerechnet. Levitikus Lev 3 11 7 Et sus: qui cum ungulam dividat, non ruminat. Desgleichen das Schwein, denn es hat zwar gespaltene Klauen, aber käut nicht wieder. [2Makk 6,18] Levitikus Lev 3 11 8 Horum carnibus non vescemini, nec cadavera contingetis, quia immunda sunt vobis. Ihr Fleisch sollt ihr nicht essen, noch ihr Aas berühren;⁵ denn sie sind für euch unrein. Levitikus Lev 3 11 8 5 V. 26. Übrigens verunreinigt auch die Berührung des Aases von einem unreinen Tiere. Levitikus Lev 3 11 9 Hæc sunt, quæ gignuntur in aquis, et vesci licitum est. Omne quod habet pinnulas et squamas, tam in mari quam in fluminibus et stagnis, comedetis. Folgende Tiere, welche im Wasser leben, dürft ihr essen: Alles was Flossen und Schuppen hat, sowohl im Meere als in Strömen und Teichen, sollt ihr essen. Levitikus Lev 3 0 1 B. Unreinigkeit der gebärenden Frauen (V. 1 8): a. Zeitraum der Unreinigkeit nach der Geburt eines Sohnes oder einer Tochter. (V. 5) b. Reinigungsopfer der Reichen (V. 7) und der Armen. Levitikus Lev 3 12 1 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Levitikus Lev 3 12 2 Loquere filiis Israel, et dices ad eos: Mulier, si suscepto semine pepererit masculum, immunda erit septem diebus juxta dies separationis menstruæ. Rede zu den Söhnen Israels und sprich zu ihnen: Ein Weib, welches empfangen hat¹ und einen Knaben gebärt, soll sieben Tage unrein sein,² wie zur Zeit ihrer monatlichen Reinigung.³ [Lk 2,22] Levitikus Lev 3 12 2 1 Hebr.: Welches Samen (Nachkommenschaft) erzeugt hat. Vergl. [Lk 2,23]. Hiernach ist Maria von der Gesetzesvorschrift nicht ausgenommen. Levitikus Lev 3 12 2 2 Auch bei den alten Indern, Persern, Griechen und Römern galt die Kindbetterin als unrein, bei den Indern und Muhamedanern noch jetzt. Levitikus Lev 3 12 2 3 Vergl. [Lev 15,19]. Levitikus Lev 3 12 3 Et die octavo circumcidetur infantulus: Am achten Tage soll das Kind beschnitten werden;⁴ [Lk 2,21, Joh 7,22] Levitikus Lev 3 12 3 4 An diesem Tage konnte auch das Kind nicht mehr durch die Berührung der Mutter verunreinigt werden, noch den verunreinigen, der es beschnitt. Levitikus Lev 3 12 4 Ipsa vero triginta tribus diebus manebit in sanguine purificationis suæ. Omne sanctum non tanget, nec ingredietur in Sanctuarium, donec impleantur dies purificationis suæ. sie aber soll noch dreiunddreißig Tage im Blute ihrer Reinigung bleiben. Sie soll nichts Heiliges⁵ berühren, noch zum Heiligtume kommen, bis die Tage ihrer Reinigung voll sind. Levitikus Lev 3 12 4 5 Wie Opfermahlzeiten. Levitikus Lev 3 12 5 Sin autem feminam pepererit, immunda erit duabus hebdomadibus juxta ritum fluxus menstrui, et sexaginta sex diebus manebit in sanguine purificationis suæ. Wenn sie aber ein Mädchen gebärt, so soll sie zwei Wochen unrein sein, wie bei ihrer monatlichen Reinigung, und soll sechsundsechzig Tage⁶ im Blute ihrer Reinigung bleiben.⁷ Levitikus Lev 3 12 5 6 Da kein Grund für den Unterschied angegeben wird, die Sache vielmehr, zumal auch bei den Heiden ähnliche Sitten bestanden, als bekannt behandelt wird, so enthalten diese Vorschriften wohl die Billigung einer bereits vorher bestehenden Gewohnheit. Diese Vorschriften sollen der Frau die Zeit zur vollen Erholung sichern und deshalb wird die Sanktion beigefügt: Sie soll unrein sein. Dass die Hebräer ein weibliches Wesen geringer achteten als ein männliches, geschah wohl, weil ein Weib die Sünde in die Welt gebracht hat (Orig.), und so ist diese Vorschrift eine Spur des Glaubens an die Erbsünde. Levitikus Lev 3 12 5 7 Zu Hause, abgesondert. Levitikus Lev 3 12 6 Cumque expleti fuerint dies purificationis suæ, pro filio, sive pro filia, deferet agnum anniculum in holocaustum, et pullum columbæ sive turturem pro peccato, ad ostium tabernaculi testimonii, et tradet sacerdoti, Und wenn die Tage ihrer Reinigung vorüber sind, sei es für einen Sohn oder für eine Tochter,⁸ soll sie ein einjähriges Lamm zum Brandopfer, und eine junge Taube oder eine Turteltaube zum Sündopfer⁹ vor den Eingang des Zeltes des Zeugnisses¹⁰ bringen und dem Priester übergeben. Levitikus Lev 3 12 6 8 Also 40, bezügl. 80 Tage. Levitikus Lev 3 12 6 9 Für die legale Sünde der Mutter, die Unreinheit. Levitikus Lev 3 12 6 10 In den Vorhof. Levitikus Lev 3 12 7 Qui offeret illa coram Domino, et orabit pro ea, et sic mundabitur a profluvio sanguinis sui: ista est lex parientis masculum aut feminam. Dieser soll es vor dem Herrn darbringen¹¹ und für sie beten,¹² und so wird sie von ihrem Blutflusse rein werden. Dies sind die Bestimmungen über diejenige, die einen Knaben oder ein Mädchen gebärt. Levitikus Lev 3 12 7 11 Vergl. [Lk 2,22]. Levitikus Lev 3 12 7 12 Ihr Sühne schaffen. Levitikus Lev 3 12 8 Quod si non invenerit manus ejus, nec potuerit offerre agnum, sumet duos turtures vel duos pullos columbarum, unum in holocaustum, et alterum pro peccato: orabitque pro ea sacerdos, et sic mundabitur. Wenn aber ihre Hand es nicht aufzubringen vermag und sie kein Lamm darbringen kann, so soll sie zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben nehmen, eine zum Brandopfer, und die andere zum Sündopfer; und der Priester soll für sie beten, und so wird sie rein werden.¹³ [Lev 5,7] Levitikus Lev 3 12 8 13 Zusatzbestimmung. Levitikus Lev 3 0 1 C. Unreinigkeit des Aussatzes (13,1 14,57): a. Kennzeichen der verschiedenen Grade des Aussatzes am Menschen. (V. 43) Vorschriften für die Aussätzigen. (V. 46) b. Kennzeichen der verschiedenen Arten des Aussatzes an den Kleidern und Vorgehen in einzelnen Fällen. Levitikus Lev 3 13 1 Locutusque est Dominus ad Moysen et Aaron, dicens: Und der Herr redete zu Moses und Aaron und sprach:¹ Levitikus Lev 3 13 1 1 Dieses Gesetz ist aus verschiedenen Teilen zusammengewachsen, die harmonisch vereinigt sind. Levitikus Lev 3 13 10 Et videbit eum. Cumque color albus in cute fuerit, et capillorum mutaverit aspectum, ipsa quoque caro viva apparuerit: und dieser soll ihn besichtigen. Ist dann die Haut weiß gefärbt und das Ansehen der Haare verändert, und wird das rohe Fleisch sichtbar, Levitikus Lev 3 13 11 Lepra vetustissima judicabitur, atque inolita cuti. Contaminabit itaque eum sacerdos, et non recludet, quia perspicuæ immunditiæ est. so soll man es für veralteten Aussatz halten, der sich in die Haut eingesetzt hat.⁸ Der Priester soll ihn alsdann für unrein erklären und nicht einschließen, denn er ist offenbar mit Unreinheit behaftet. Levitikus Lev 3 13 11 8 Ein eben ausgebrochener Aussatz hätte nicht soviel von der Haut und dem Fleische wegfressen können. Levitikus Lev 3 13 12 Sin autem effloruerit discurrens lepra in cute, et operuerit omnem cutem a capite usque ad pedes, quidquid sub aspectum oculorum cadit. Wenn aber der Aussatz auf der Haut sich verbreitend ausbricht und die ganze Haut vom Kopf bis zu den Füßen bedeckt, so weit die Augen nur sehen, Levitikus Lev 3 13 13 Considerabit eum sacerdos, et teneri lepra mundissima judicabit: eo quod omnis in candorem versa sit, et idcirco homo mundus erit. so soll ihn der Priester besichtigen und für mit sauberem Aussatz behaftet erklären, weil alles in weiß verwandelt ist; und der Mensch wird somit rein sein.⁹ Levitikus Lev 3 13 13 9 Der Krankheitsstoff findet durch die Haut den Weg nach außen; auf der Haut wird er zu weißen, trockenen Schuppen, die abfallen. Levitikus Lev 3 13 14 Quando vero caro vivens in eo apparuerit, Wenn sich aber wildes Fleisch an ihm¹⁰ zeigt, Levitikus Lev 3 13 14 10 An einem Kranken. Levitikus Lev 3 13 15 Tunc sacerdotis judicio polluetur, et inter immundos reputabitur: caro enim viva si lepra aspergitur, immunda est. so soll er durch den Priester für unrein erklärt und unter die Unreinen gerechnet werden; denn wenn wildes Fleisch mit Aussatz übersät ist, ist es unrein. Levitikus Lev 3 13 16 Quod si rursum versa fuerit in alborem, et totum hominem operuerit, Wenn es aber wieder weiß wird und den ganzen Körper bedeckt, Levitikus Lev 3 13 17 Considerabit eum sacerdos, et mundum esse decernet. so soll ihn der Priester besichtigen und für rein erklären. Levitikus Lev 3 13 18 Caro autem et cutis in qua ulcus natum est et sanatum, Wenn aber auf der Haut des Fleisches sich ein Geschwür gebildet hat und wieder geheilt ist, Levitikus Lev 3 13 19 Et in loco ulceris cicatrix alba apparuerit, sive subrufa, adducetur homo ad sacerdotem: und an der Stelle des Geschwüres eine weiße oder rötliche Narbe¹¹ erscheint, so soll man den Menschen zum Priester führen. Levitikus Lev 3 13 19 11 Hebr.: Geschwulst, Blatter, Fleck. Levitikus Lev 3 13 2 Homo, in cujus cute et carne ortus fuerit diversus color sive pustula, aut quasi lucens quippiam, id est plaga lepræ, adducetur ad Aaron sacerdotem, vel ad unum quemlibet filiorum ejus. Wenn auf der Haut des Leibes² eines Menschen ein Fleck³ von verschiedener Farbe entsteht, oder eine Blatter, oder etwas Helles sich zeigt,⁴ das ist die Plage des Aussatzes, so soll er zu Aaron, dem Priester, oder zu irgend einem seiner Söhne geführt werden. Levitikus Lev 3 13 2 2 Der Gegensatz ist V. 29, die behaarte Haut, die Bart und Haupthaar hervorbringt. Levitikus Lev 3 13 2 3 Für Farbe V. 2 und 10, Brandmal V. 28, Narbe V. 19 ist im Hebr. stets derselbe Ausdruck: Flecken, Blatter. Levitikus Lev 3 13 2 4 Hebr.: und sich so eine aussätzige Stelle bildet. Levitikus Lev 3 13 20 Qui cum viderit locum lepræ humiliorem carne reliqua, et pilos versos in candorem, contaminabit eum: plaga enim lepræ orta est in ulcere. Sieht dieser, dass der aussätzige Fleck tiefer liegt als das übrige Fleisch und dass die Haare weiß geworden sind, so soll er ihn für unrein erklären; denn die Plage des Aussatzes ist im Geschwüre ausgebrochen. Levitikus Lev 3 13 21 Quod si pilus coloris est pristini, et cicatrix subobscura, et vicina carne non est humilior, recludet eum septem diebus. Hat aber das Haar seine vorige Farbe behalten, und ist die Narbe etwas dunkel und liegt nicht tiefer als das Fleisch ringsherum, so soll er ihn sieben Tage einschließen. Levitikus Lev 3 13 22 Et siquidem creverit, adjudicabit eum lepræ. Wenn der Fleck sich alsdann vergrößert hat, soll er ihn für aussätzig erklären. Levitikus Lev 3 13 23 Sin autem steterit in loco suo, ulceris est cicatrix, et homo mundus erit. Ist er aber an derselben Stelle stehen geblieben, so ist es die Narbe eines Geschwüres, und der Mensch ist rein. Levitikus Lev 3 13 24 Caro autem et cutis, quam ignis exusserit, et sanata albam sive rufam habuerit cicatricem, Hat aber jemand die Haut des Fleisches am Feuer verbrannt, und ist nach der Heilung ein weißes oder rotes Mal geblieben, Levitikus Lev 3 13 25 Considerabit eam sacerdos, et ecce versa est in alborem, et locus ejus reliqua cute est humilior: contaminabit eum, quia plaga lepræ in cicatrice orta est. so soll es der Priester beschauen, und wenn es weiß geworden ist¹² und seine Stelle tiefer liegt als die übrige Haut, so soll er ihn für unrein erklären; denn die Plage des Aussatzes ist an dem Male entstanden. Levitikus Lev 3 13 25 12 Hebr.: Und wenn der Priester bei dessen Besichtigung findet, dass die Haare an dem hellen Fleck weiß geworden sind. Levitikus Lev 3 13 26 Quod si pilorum color non fuerit immutatus, nec humilior plaga carne reliqua, et ipsa lepræ species fuerit subobscura, recludet eum septem diebus, Ist aber die Farbe der Haare unverändert, und ist der Fleck nicht tiefer als das übrige Fleisch, und das Aussehen des Aussatzes selbst etwas dunkel, so soll er ihn sieben Tage einschließen Levitikus Lev 3 13 27 Et die septimo contemplabitur: si creverit in cute lepra, contaminabit eum. und am siebenten Tage besichtigen; wenn dann der Aussatz sich auf der Haut ausgebreitet hat, so soll er ihn für unrein erklären. Levitikus Lev 3 13 28 Sin autem in loco suo candor steterit non satis clarus, plaga combustionis est, et idcirco mundabitur, quia cicatrix est combusturæ. Ist aber der weiße Fleck an seiner Stelle geblieben und zeigt sich nicht hell genug,¹³ so ist es ein Brandmal; und darum soll er rein sein, denn es ist die Narbe einer Brandwunde. Levitikus Lev 3 13 28 13 Hebr.: Ohne weiter auf der Haut um sich zu greifen, und ist er blässer geworden. Levitikus Lev 3 13 29 Vir, sive mulier, in cujus capite vel barba germinaverit lepra, videbit eos sacerdos. Einen Mann oder ein Weib, an dessen Kopf oder Bart der Aussatz entsteht, soll der Priester besichtigen. Levitikus Lev 3 13 3 Qui cum viderit lepram in cute, et pilos in album mutatos colorem, ipsamque speciem lepræ humiliorem cute et carne reliqua; plaga lepræ est, et ad arbitrium ejus separabitur. Wenn dieser den Ausschlag auf der Haut sieht und wahrnimmt, dass die Haare weiß geworden sind, und die Stelle, welche aussätzig erscheint, tiefer liegt als die übrige Haut und das Fleisch, so ist es die Plage des Aussatzes, und auf sein Urteil soll er abgesondert werden. Levitikus Lev 3 13 30 Et siquidem humilior fuerit locus carne reliqua, et capillus flavus, solitoque subtilior, contaminabit eos, quia lepra capitis ac barbæ est. Und wenn die Stelle tiefer liegt als das übrige Fleisch und das Haar goldgelb und dünner ist als gewöhnlich, so soll er sie für unrein erklären; denn es ist der Aussatz des Hauptes und Bartes. Levitikus Lev 3 13 31 Sin autem viderit locum maculæ æqualem vicinæ carni, et capillum nigrum: recludet eum septem diebus, Wenn er aber sieht, dass die betreffende Stelle dem Fleische ringsum gleich und das Haar schwarz ist,¹⁴ so soll er ihn sieben Tage abschließen Levitikus Lev 3 13 31 14 Hebr.: Dass sich aber keine schwarzen Haare an ihr befinden. Levitikus Lev 3 13 32 Et die septimo intuebitur. Si non creverit macula, et capillus sui coloris est, et locus plagæ carni reliquæ æqualis: und am siebenten Tage besichtigen. Ist der Fleck dann nicht gewachsen, und die Farbe des Haares nicht verändert, und die betroffene Stelle dem übrigen Fleische gleich, Levitikus Lev 3 13 33 Radetur homo absque loco maculæ, et includetur septem diebus aliis. so soll der Mensch geschoren werden,¹⁵ mit Ausnahme der Stelle des Fleckens, und sieben andere Tage eingeschlossen werden. Levitikus Lev 3 13 33 15 Damit es nach sieben Tagen deutlicher zeige, ob der Aussatz Fortschritte gemacht hat. Levitikus Lev 3 13 34 Si die septimo visa fuerit stetisse plaga in loco suo, nec humilior carne reliqua, mundabit eum, lotisque vestibus suis mundus erit. Wenn man dann am siebenten Tage sieht, dass der Fleck dieselbe Ausdehnung behalten hat und nicht tiefer liegt als das übrige Fleisch, so soll er ihn für rein erklären; alsdann soll er seine Kleider waschen,¹⁶ und so wird er rein sein. Levitikus Lev 3 13 34 16 S. V. 6. Levitikus Lev 3 13 35 Sin autem post emundationem rursus creverit macula in cute, Wenn aber der Fleck nach der Reinerklärung wieder auf der Haut um sich greift, Levitikus Lev 3 13 36 Non quæret amplius utrum capillus in flavum colorem sit immutatus, quia aperte immundus est. so soll der Priester nicht mehr untersuchen, ob das Haar in goldgelbe Farbe übergegangen ist, denn er ist offenbar unrein. Levitikus Lev 3 13 37 Porro si steterit macula, et capilli nigri fuerint, noverit hominem sanatum esse, et confidenter eum pronuntiet mundum. Wenn endlich der Fleck unverändert geblieben ist und die Haare schwarz sind, so soll er wissen, dass der Mensch heil ist, und soll ihn unbesorgt für rein erklären. Levitikus Lev 3 13 38 Vir, sive mulier, in cujus cute candor apparuerit, Einen Mann oder ein Weib, an dessen Haut helle Flecken erscheinen, Levitikus Lev 3 13 39 Intuebitur eos sacerdos: si deprehenderit subobscurum alborem lucere in cute, sciat non esse lepram, sed maculam coloris candidi, et hominem mundum. soll der Priester besichtigen. Findet er verblasste, helle, weiße Flecken auf der Haut, so soll er wissen, dass es nicht Aussatz, sondern weiße Flecken¹⁷ sind und der Mensch rein ist. Levitikus Lev 3 13 39 17 Hebr.: Bohak, noch jetzt bei den Arabern so genannt. Levitikus Lev 3 13 4 Sin autem lucens candor fuerit in cute, nec humilior carne reliqua, et pili coloris pristini, recludet eum sacerdos septem diebus, Wenn aber⁵ ein leuchtend weißer Fleck auf der Haut erscheint, aber nicht tiefer liegt als das übrige Fleisch, und die Haare haben die frühere Farbe behalten, so soll der Priester ihn sieben Tage einschließen Levitikus Lev 3 13 4 5 Zweifelhafter Fall. Levitikus Lev 3 13 40 Vir, de cujus capite capilli fluunt, calvus et mundus est: Ein Mann, dem die Haare vom Haupte ausfallen, ist ein Kahlkopf, aber rein; Levitikus Lev 3 13 41 Et si a fronte ceciderint pili, recalvaster et mundus est. und einer, dem die Haare gegen die Stirne hin ausfallen, ist ein Glatzkopf, aber rein. Levitikus Lev 3 13 42 Sin autem in calvitio sive in recalvatione albus vel rufus color fuerit exortus, Im Falle aber an dem kahlen Kopfe oder der Glatze ein weißer oder roter Fleck¹⁸ entsteht Levitikus Lev 3 13 42 18 Nach dem Hebr.: Mit Anschwellung, Grind. Levitikus Lev 3 13 43 Et hoc sacerdos viderit, condemnabit eum haud dubie lepræ, quæ orta est in calvitio. und der Priester dies sieht, soll er ihn als zweifellos mit Aussatz behaftet erklären, der an dem kahlen Kopfe entstanden ist.¹⁹ Levitikus Lev 3 13 43 19 Hebr.: Der aussieht wie Aussatz auf der bloßen Haut, soll er ihn usw. Levitikus Lev 3 13 44 Quicumque ergo maculatus fuerit lepra, et separatus est ad arbitrium sacerdotis, Wer immer also mit dem Aussatze befleckt und nach dem Entscheide des Priesters abgesondert worden ist, Levitikus Lev 3 13 45 Habebit vestimenta dissuta, caput nudum, os veste contectum, contaminatum ac sordidum se clamabit. soll zerrissene Kleider tragen,²⁰ das Haupt entblößt, den Mund mit dem Kleide bedeckt halten, und soll rufen, dass er befleckt und unrein sei.²¹ Levitikus Lev 3 13 45 20 Soll die Kleider einreißen wie bei der Trauer. Levitikus Lev 3 13 45 21 Hebr. in direkter Rede: Unrein, unrein! Levitikus Lev 3 13 46 Omni tempore quo leprosus est, et immundus, solus habitabit extra castra. Die ganze Zeit, durch die er aussätzig und unrein ist, soll er außerhalb des Lagers allein wohnen. Levitikus Lev 3 13 47 Vestis lanea sive linea, quæ lepram habuerit Wenn ein wollenes oder linnenes Kleid den Aussatz zeigt Levitikus Lev 3 13 48 In stamine atque subtegmine, aut certe pellis, vel quidquid ex pelle confectum est, im Aufzug oder im Einschlag, oder etwa ein Fell, oder was immer aus einem Felle Gefertigtes, Levitikus Lev 3 13 49 Si alba vel rufa macula fuerit infecta, lepra reputabitur, ostendeturque sacerdoti. und es findet sich ein weißer oder roter Fleck²² daran, so soll er für Aussatz gehalten und dem Priester gezeigt werden. Levitikus Lev 3 13 49 22 Grünliche oder rötliche Flecken, nach Art unserer Stockflecke. Levitikus Lev 3 13 5 Et considerabit die septimo: et siquidem lepra ultra non creverit, nec transierit in cute priores terminos, rursum recludet eum septem diebus aliis. und am siebenten Tage nachsehen; und wenn der Aussatz nicht weiter um sich gegriffen und an der Haut den früheren Umfang nicht überschritten hat, so soll er ihn abermals sieben andere Tage einschließen. Levitikus Lev 3 13 50 Qui consideratam recludet septem diebus: Dieser soll es besichtigen und sieben Tage einschließen, Levitikus Lev 3 13 51 Et die septimo rursus aspiciens si deprehenderit crevisse, lepra perseverans est: pollutum judicabit vestimentum, et omne in quo fuerit inventa: und am siebenten Tage soll er es wieder besichtigen; und findet er alsdann, dass der Fleck sich ausgebreitet hat, so liegt dauernder Aussatz vor; er soll das Kleid und alles, woran der Fleck gefunden wurde, für unrein erklären; Levitikus Lev 3 13 52 Et idcirco comburetur flammis. und darum soll es mit Feuer verbrannt werden.²³ Levitikus Lev 3 13 52 23 Hebr.: Und man soll das Kleid oder das in Wolle oder Linnen Gewebte oder Gewirkte oder jederlei leinenen Gegenstand, an dem sich der Ausschlag zeigt, verbrennen, denn es ist ein bösartiger Aussatz, verbrannt muss es werden. Levitikus Lev 3 13 53 Quod si eam viderit non crevisse, Wenn er aber sieht, dass der Fleck sich nicht ausgebreitet hat,²⁴ Levitikus Lev 3 13 53 24 Hebr.: Auf dem Kleide oder dem Gewebe oder dem Gewirke oder irgend welchem ledernen Gegenstand. Levitikus Lev 3 13 54 Præcipiet, et lavabunt id, in quo lepra est, recludetque illud septem diebus aliis. so soll er das, woran der Aussatz sich findet, zu waschen gebieten, und soll es sieben andere Tage wieder einschließen. Levitikus Lev 3 13 55 Et cum viderit faciem quidem pristinam non reversam, nec tamen crevisse lepram, immundum judicabit, et igne comburet, eo quod infusa sit in superficie vestimenti vel per totum, lepra. Wenn er dann sieht, dass zwar das vorige Aussehen noch nicht wieder gekommen ist, wenn auch der Aussatz nicht weiter um sich gegriffen hat, so soll er es für unrein erklären und mit Feuer verbrennen, weil der Aussatz die Oberfläche des Kleides oder das ganze Kleid ergriffen hat.²⁵ Levitikus Lev 3 13 55 25 Das Hebräische wendet hier eine uns ferner liegende Metapher an. Levitikus Lev 3 13 56 Sin autem obscurior fuerit locus lepræ, postquam vestis est lota, abrumpet eum, et a solido dividet. Ist aber die Stelle des Aussatzes dunkler geworden, nachdem man das Kleid gewaschen hat, so soll er sie abreißen und von dem ganzen Stück abtrennen. Levitikus Lev 3 13 57 Quod si ultra apparuerit in his locis, quæ prius immaculata erant, lepra volatilis et vaga: debet igne comburi. Und wenn an solchen Stellen, die vorher frei von Flecken waren, sich später Aussatz zeigte, so ist es der fliegende oder unstäte Aussatz; es soll mit Feuer verbrannt werden. Levitikus Lev 3 13 58 Si cessaverit, lavabit aqua ea, quæ pura sunt, secundo, et munda erunt. Wenn aber der Fleck verschwunden ist, soll man das, was rein ist, zum zweiten Male mit Wasser waschen, und es soll rein sein.²⁶ Levitikus Lev 3 13 58 26 Hebr.: Die Kleider aber oder Gewebe oder Gewirke oder lederne Gegenstände jeder Art, von denen der Ausschlag, nachdem man sie gewaschen, verschwunden ist, müssen nochmals gewaschen werden, so werden sie rein sein. Levitikus Lev 3 13 59 Ista est lex, lepræ vestimenti lanei et linei, staminis, atque subtegminis, omnisque suppellectilis pelliceæ, quomodo mundari debeat, vel contaminari. Das sind die Bestimmungen über den Aussatz an einem wollenen oder linnenen Kleide, am Aufzug und Einschlag, und an allen Gegenständen aus Fell, wie man sie für rein oder unrein zu erklären hat. Levitikus Lev 3 13 6 Et die septimo contemplabitur: si obscurior fuerit lepra, et non creverit in cute, mundabit eum, quia scabies est: lavabitque homo vestimenta sua, et mundus erit. Wiederum am siebenten Tage soll er nachschauen; ist dann der Ausschlag dunkler geworden und hat sich nicht über die Haut weiter ausgebreitet, so soll er ihn für rein erklären, denn es ist ein Ausschlag;⁶ und der Mensch soll seine Kleider waschen,⁷ und so wird er rein sein. Levitikus Lev 3 13 6 6 Eine nicht ansteckende Hautkrankheit. Levitikus Lev 3 13 6 7 Und sich auch. Levitikus Lev 3 13 7 Quod si postquam a sacerdote visus est, et redditus munditiæ, iterum lepra creverit, adducetur ad eum, Wenn aber der Ausschlag seit der Zeit, wo ihn der Priester beschaut und für rein erkannt hat, wieder gewachsen ist, so soll er zum Priester geführt Levitikus Lev 3 13 8 Et immunditiæ condemnabitur. und für unrein erklärt werden. Levitikus Lev 3 13 9 Plaga lepræ si fuerit in homine, adducetur ad sacerdotem, Wenn die Plage des Aussatzes sich an einem Menschen zeigt, soll er zum Priester geführt werden, Levitikus Lev 3 0 1 c. Vorschriften über die Reinigung der vom Aussatze Geheilten (V. 20) und das Opfer der Armen. (V. 32) d. Die verschiedenen Arten von Aussatz der Häuser. Levitikus Lev 3 14 1 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Levitikus Lev 3 14 10 Die octavo assumet duos agnos immaculatos, et ovem anniculam absque macula, et tres decimas similæ in sacrificium, quæ conspersa sit oleo, et seorsum olei sextarium. soll er am achten Tage zwei fehlerfreie Lämmer und ein einjähriges fehlerloses Schaf nehmen, und drei Zehntel¹⁰ feines Mehl zum Speiseopfer, mit Öl angemacht, und ein Sechstel Öl¹¹ besonders. Levitikus Lev 3 14 10 10 Drei Zehntel = 11,64 Liter. Levitikus Lev 3 14 10 11 Im Hebr.: Ein Log, nur hier, (nach den Rabbinen 1/12 Hin = 1/72 Bath oder Epha), etwa 0,29 Liter. Levitikus Lev 3 14 11 Cumque sacerdos purificans hominem, statuerit eum, et hæc omnia coram Domino in ostio tabernaculi testimonii, Und der Priester, der den Menschen reinigt, soll ihn samt allem diesem vor dem Herrn an der Türe des Zeltes des Zeugnisses darstellen. Levitikus Lev 3 14 12 Tollet agnum, et offeret eum pro delicto, oleique sextarium: et oblatis ante Dominum omnibus, und das eine Lamm nehmen, und es als Schuldopfer¹² darbringen, samt dem Sechstel Öl; und wenn er alles vor dem Herrn dargebracht, Levitikus Lev 3 14 12 12 Die Israeliten erwarteten vielfach Lohn und Strafe für des Menschen Tun schon während des Erdenlebens, deshalb galt ihnen Krankheit und Früher Tod, ja überhaupt jedes schwere Leid als ein Zeichen von Schuld, als Strafe seitens Gottes. Ganz besonders war dies der Fall bei der furchtbaren Krankheit des Aussatzes, in welcher die Macht des Todes, der der Sünde Sold ist, so überwältigend zum Ausdruck kam, dass sie geradezu als des Todes Erstgeborener [Ijob 18,13] bezeichnet wird. Levitikus Lev 3 14 13 Immolabit agnum, ubi solet immolari hostia pro peccato, et holocaustum, id est, in loco sancto. Sicut enim pro peccato, ita et pro delicto ad sacerdotem pertinet hostia: Sancta sanctorum est. soll er das Lamm da schlachten, wo¹³ man das Sündopfer und das Brandopfer zu schlachten pflegt, das ist¹⁴ an heiliger Stätte. Denn wie das Sündopfer, so gehört auch das Schuldopfer dem Priester; es ist hochheilig. Levitikus Lev 3 14 13 13 Die Nordseite. Levitikus Lev 3 14 13 14 Dieser Zusatz der Vulgata bleibt besser fort. Levitikus Lev 3 14 14 Assumensque sacerdos de sanguine hostiæ, quæ immolata est pro delicto, ponet super extremum auriculæ dextræ ejus qui mundatur, et super pollices manus dextræ et pedis: Sodann soll der Priester von dem Blute des Opfertieres, welches als Schuldopfer geschlachtet wurde, etwas nehmen und dem, der sich reinigen lässt, auf das rechte¹⁵ Ohrläppchen und auf den Daumen der rechten Hand und die rechte große Zehe streichen; Levitikus Lev 3 14 14 15 Die rechten Glieder galten als vornehmer. Die Zeremonie bedeutet, dass der für rein Erklärte sich jetzt an andere anschließen und in das Heiligtum kommen darf. Vergl. [Lev 8,23]. Levitikus Lev 3 14 15 Et de olei sextario mittet in manum suam sinistram, und er soll etwas von dem Sechstel Öl in seine linke Hand gießen, Levitikus Lev 3 14 16 Tingetque digitum dextrum in eo, et asperget coram Domino septies. und seinen rechten Finger darein tauchen, und siebenmal vor dem Herrn sprengen. Levitikus Lev 3 14 17 Quod autem reliquum est olei in læva manu, fundet super extremum auriculæ dextræ ejus qui mundatur, et super pollices manus et pedis dextri, et super sanguinem qui effusus est pro delicto, Von dem übrigen Öl in seiner linken Hand aber soll er dem, der sich reinigen lässt, etwas auf das rechte Ohrläppchen und auf den Daumen seiner rechten Hand und die rechte große Zehe streichen, und auf das Blut, welches vom Schuldopfer geflossen ist, Levitikus Lev 3 14 18 Et super caput ejus. und auf sein Haupt.¹⁶ Levitikus Lev 3 14 18 16 Wie der Ölzweig ist auch das Öl Sinnbild des Friedens und der Freude. Levitikus Lev 3 14 19 Rogabitque pro eo coram Domino, et faciet sacrificium pro peccato: tunc immolabit holocaustum, Hierauf soll er für ihn vor dem Herrn beten¹⁷ und das Sündopfer¹⁸ bereiten; alsdann das Brandopfer schlachten,¹⁹ Levitikus Lev 3 14 19 17 Hebr.: ihm Sühne schaffen. Levitikus Lev 3 14 19 18 Durch Schlachtung des Mutterschafes die sündige Gebrechlichkeit kam vom Weibe. Levitikus Lev 3 14 19 19 Das andere Lamm, als Zeichen gänzlicher Hingabe an Gott. Levitikus Lev 3 14 2 Hic est ritus leprosi, quando mundandus est: Adducetur ad sacerdotem: Das ist die zu beobachtende Weise, wenn ein Aussätziger gereinigt werden soll: Man soll ihn zum Priester führen, [Mt 8,4] Levitikus Lev 3 14 20 Et ponet illud in altari cum libamentis suis, et homo rite mundabitur. und soll es samt den dazu gehörigen Opfern²⁰ auf den Altar legen, und so wird der Mensch gesetzlich rein werden. Levitikus Lev 3 14 20 20 Speiseopfer. Levitikus Lev 3 14 21 Quod si pauper est, et non potest manus ejus invenire quæ dicta sunt, pro delicto assumet agnum ad oblationem, ut roget pro eo sacerdos, decimamque partem similæ conspersæ oleo in sacrificium, et olei sextarium, Ist er aber arm, und kann seine Hand das Erwähnte nicht erschwingen, so soll er ein Lamm zum Schuldopfer nehmen, damit der Priester für ihn bete, und ein Zehntel feines Mehl, mit Öl angemacht, zum Speiseopfer, und ein Sechstel Öl, Levitikus Lev 3 14 22 Duosque turtures sive duos pullos columbæ, quorum unus sit pro peccato, et alter in holocaustum: ferner zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben, von denen die eine zum Sündopfer, und die andere zum Brandopfer bestimmt sei. [Lev 5,7.11, Lev 12,8, Lk 2,24] Levitikus Lev 3 14 23 Offeretque ea die octavo purificationis suæ sacerdoti, ad ostium tabernaculi testimonii coram Domino. Und diese soll er am achten Tage seiner Reinigung dem Priester zum Eingange des Zeltes des Zeugnisses vor den Herrn bringen. Levitikus Lev 3 14 24 Qui suscipiens agnum pro delicto et sextarium olei, levabit simul: Und der Priester soll das Lamm für das Schuldopfer samt dem Sechstel Öl nehmen und beide zugleich erheben;²¹ Levitikus Lev 3 14 24 21 Siehe [Ex 29,24]. Levitikus Lev 3 14 25 Immolatoque agno, de sanguine ejus ponet super extremum auriculæ dextræ illius qui mundatur, et super pollices manus ejus ac pedis dextri: alsdann soll er das Lamm²² schlachten und von seinem Blute etwas auf das rechte Ohrläppchen dessen, der sich reinigen lässt, und auf den Daumen seiner rechten Hand und seine rechte große Zehe streichen, Levitikus Lev 3 14 25 22 Hebr.: Das Schuldopferlamm. Levitikus Lev 3 14 26 Olei vero partem mittet in manum suam sinistram, etwas vom Öl aber in seine linke Hand gießen, Levitikus Lev 3 14 27 In quo tingens digitum dextræ manus asperget septies coram Domino: den Finger der rechten Hand hineintauchen, und siebenmal vor dem Herrn sprengen. Levitikus Lev 3 14 28 Tangetque extremum dextræ auriculæ illius qui mundatur, et pollices manus ac pedis dextri in loco sanguinis qui effusus est pro delicto: Sodann soll er dem, der sich reinigen lässt, das rechte Ohrläppchen, und den Daumen seiner rechten Hand und die rechte große Zehe an der Stelle berühren, wo das für die Schuld vergossene Blut ist. Levitikus Lev 3 14 29 Reliquam autem partem olei, quæ est in sinistra manu, mittet super caput purificati, ut placet pro eo Dominum: Den übrigen Teil des Öles aber, der in der linken Hand ist, soll er auf das Haupt des Gereinigten ausschütten, damit er den Herrn für ihn versöhne; Levitikus Lev 3 14 3 Qui egressus de castris, cum invenerit lepram esse mundatam, dieser soll aus dem Lager hinausgehen; und wenn er findet, dass der Aussatz geheilt ist, Levitikus Lev 3 14 30 Et turturem sive pullum columbæ offeret, und sodann die eine Turteltaube oder die eine junge Taube darbringen, Levitikus Lev 3 14 31 Unum pro delicto, et alterum in holocaustum cum libamentis suis. die eine als Schuldopfer,²³ und die andere als Brandopfer, zugleich mit den zugehörigen Opfern.²⁴ Levitikus Lev 3 14 31 23 Hebr.: Als Sündopfer. Levitikus Lev 3 14 31 24 Speiseopfer. Levitikus Lev 3 14 32 Hoc est sacrificium leprosi, qui habere non potest omnia in emundationem sui. Dies ist das Opfer²⁵ des Aussätzigen, der nicht alles²⁶ zu seiner Reinigung haben kann. Levitikus Lev 3 14 32 25 Hebr.: Gesetz für. Levitikus Lev 3 14 32 26 Hebr.: der bei seiner Reinigung das Geforderte nicht zu leisten vermag. Levitikus Lev 3 14 33 Locutusque est Dominus ad Moysen et Aaron, dicens: Und der Herr redete zu Moses und Aaron und sprach: Levitikus Lev 3 14 34 Cum ingressi fueritis terram Chanaan, quam ego dabo vobis in possessionem, si fuerit plaga lepræ in ædibus, Wenn ihr in das Land Chanaan, das ich euch zum Besitz geben werde, gekommen seid und die Plage des Aussatzes sich an einem Hause zeigt,²⁷ Levitikus Lev 3 14 34 27 Es lässt sich nicht bestimmt angeben, was mit dem Häuseraussatz gemeint ist, wohl nicht der in Ägypten heimische (weiße) Salpeterfraß. V. 34 ist ferner im Hebr. von einem Hervorrufen des Übels durch Gott die Rede (und ich Aussatzschaden in einem Hause des Landes eures Besitzes entstehen lasse) und V. 40ff findet beim Häuseraussatze ein Entsündigen statt, das für den Kleideraussatz V. 49ff nicht vorgeschrieben ist. Levitikus Lev 3 14 35 Ibit cujus est domus, nuntians sacerdoti, et dicet: Quasi plaga lepræ videtur mihi esse in domo mea. so soll der, dem das Haus gehört, hingehen, und es dem Priester anzeigen, und sagen: Es scheint mir, als sei die Plage des Aussatzes an meinem Hause. Levitikus Lev 3 14 36 At ille præcipiet ut efferant universa de domo, priusquam ingrediatur eam, et videat utrum leprosa sit, ne immunda fiant omnia quæ in domo sunt. Intrabitque postea ut consideret lepram domus: So soll der Priester dann anordnen, dass man alles aus dem Hause heraustrage, bevor er hineingeht, und zusieht ob es aussätzig ist, damit nicht alles, was im Hause ist, unrein werde.²⁸ Alsdann soll er hineingehen, um den Aussatz des Hauses zu besichtigen. Levitikus Lev 3 14 36 28 Vom Augenblick an, wo der Aussatz festgestellt ist. Levitikus Lev 3 14 37 Et cum viderit in parietibus illius quasi valliculas pallore sive rubore deformes, et humiliores superficie reliqua, Und wenn er an den Wänden desselben etwas wie Vertiefungen sieht, durch Blässe oder Röte entstellt, und tiefer liegend als die übrige Fläche, Levitikus Lev 3 14 38 Egredietur ostium domus, et statim claudet illam septem diebus. so soll er zur Türe des Hauses herausgehen und es sogleich auf sieben Tage verschließen. Levitikus Lev 3 14 39 Reversusque die septimo, considerabit eam: si invenerit crevisse lepram, Am siebenten Tage soll er zurückkommen und es besichtigen. Findet er, dass der Aussatz um sich gegriffen hat, Levitikus Lev 3 14 4 Præcipiet ei, qui purificatur, ut offerat duos passeres vivos pro se, quibus vesci licitum est, et lignum cedrinum, vermiculumque et hyssopum. soll er dem, der gereinigt wird,¹ befehlen, zwei lebende Sperlinge,² die man essen darf, und Zedernholz,³ Karmosinwolle, und Ysop für sich darzubringen;⁴ [Mk 1,44, Lk 5,14] Levitikus Lev 3 14 4 1 Rein erklärt wird. Levitikus Lev 3 14 4 2 Hebr.: Kleine Vögel. Levitikus Lev 3 14 4 3 Ein kleines Stück. Das Zedernholz, das seine Fäulnis zulässt, bedeutet, dass diese von dem Leibe des Menschen entfernt ist, der rote Faden bezeichnet die wiederkehrende Farbe der Gesundheit, der Ysop, eine wohlriechende Pflanze, zeigt an, dass der üble Geruch gewichen ist. Levitikus Lev 3 14 4 4 Diese Dinge wurden auch bei der Reinigung derjenigen angewendet, welche durch Berührung eines Toten unrein geworden waren. [Num 19,6] Der Aussätzige galt als ein lebendig Toter. Levitikus Lev 3 14 40 Jubebit erui lapides in quibus lepra est, et projici eos extra civitatem in locum immundum: so soll er befehlen, die Steine, an denen der Aussatz ist, auszubrechen und sie draußen vor der Stadt an einen unreinen Ort zu werfen, Levitikus Lev 3 14 41 Domum autem ipsam radi intrinsecus per circuitum, et spargi pulverem rasuræ extra urbem in locum immundum, das Haus selbst aber innen ringsherum abzuschaben und den abgeschabten Staub außerhalb der Stadt an einen unreinen Ort zu schütten, Levitikus Lev 3 14 42 Lapidesque alios reponi pro his qui ablati fuerint, et luto alio liniri domum. und andere Steine an die Stelle der herausgenommenen zu setzen, und das Haus mit anderem Lehme zu bestreichen. Levitikus Lev 3 14 43 Sin autem postquam eruti sunt lapides, et pulvis erasus, et alia terra lita, Wenn aber dann, nachdem die Steine herausgenommen, und der Staub abgeschabt worden, und anderer Lehm angeworfen worden ist, Levitikus Lev 3 14 44 Ingressus sacerdos viderit reversam lepram, et parietes respersos maculis, lepra est perseverans, et immunda domus: der Priester hineinkommt und sieht, dass der Aussatz wiedergekommen ist und die Wände mit Flecken besäet sind, so ist dies beharrlicher Aussatz und das Haus ist unrein. Levitikus Lev 3 14 45 Quam statim destruent, et lapides ejus ac ligna, atque universum pulverem projicient extra oppidum in locum immundum. Man soll es alsbald abbrechen und seine Steine, sein Holz, und allen Staub außerhalb der Stadt an einen unreinen Ort werfen.²⁹ Levitikus Lev 3 14 45 29 Als unheilig muss es aus der Mitte des heiligen, Gott geweihten Volkes entfernt werden. Levitikus Lev 3 14 46 Qui intraverit domum quando clausa est, immundus erit usque ad vesperum: Wer das Haus betritt, wenn es geschlossen ist, soll unrein sein bis zum Abend;³⁰ Levitikus Lev 3 14 46 30 Anknüpfung an V. 38 und 42. Levitikus Lev 3 14 47 Et qui dormierit in ea, et comederit quippiam, lavabit vestimenta sua. und wer in demselben schläft oder etwas isst, soll seine Kleider waschen. Levitikus Lev 3 14 48 Quod si introiens sacerdos viderit lepram non crevisse in domo, postquam denuo lita fuerit, purificabit eam reddita sanitate: Wenn aber der Priester hineinkommt und sieht, dass der Aussatz nicht im Hause um sich gegriffen hat, nachdem es von neuem beworfen worden ist, so soll er es für rein erklären, da es von seinem Schaden geheilt ist.³¹ Levitikus Lev 3 14 48 31 Fortsetzung zu V. 39, V. 44. Levitikus Lev 3 14 49 Et in purificationem ejus sumet duos passeres, lignumque cedrinum, et vermiculum atque hyssopum: Sodann soll er zu dessen Reinigung³² zwei Sperlinge,³³ Zedernholz, Karmosinwolle, und Ysop nehmen; Levitikus Lev 3 14 49 32 Hebr.: Entsündigung. Levitikus Lev 3 14 49 33 Kleine Vögel. Levitikus Lev 3 14 5 Et unum ex passeribus immolari jubebit in vase fictili super aquas viventes: Sodann soll er ihn einen von den Sperlingen in ein irdenes Gefäß über fließendem Wasser⁵ schlachten lassen; Levitikus Lev 3 14 5 5 Quellwasser, das in einem Gefäße ist. Levitikus Lev 3 14 50 Et immolato uno passere in vase fictili super aquas vivas, und nachdem er einen Sperling in ein irdenes Gefäß über fließendem Wasser geschlachtet hat, Levitikus Lev 3 14 51 Tollet lignum cedrinum, et hyssopum, et coccum et passerem vivum, et tinget omnia in sanguine passeris immolati, atque in aquis viventibus, et asperget domum septies, soll er das Zedernholz, den Ysop, die Karmosinwolle, und den lebenden Sperling nehmen, und alles in das Blut des geschlachteten Sperlings und in das fließende Wasser tauchen, und das Haus siebenmal besprengen. Levitikus Lev 3 14 52 Purificabitque eam tam in sanguine passeris quam in aquis viventibus, et in passere vivo, lignoque cedrino et hyssopo atque vermiculo. Und so soll er es mit dem Blute des Sperlings und mit dem fließenden Wasser, dem lebenden Sperling, dem Zedernholz, dem Ysop, und dem Karmosin reinigen. Levitikus Lev 3 14 53 Cumque dimiserit passerem avolare in agrum libere, orabit pro domo, et jure mundabitur. Endlich lasse er den Sperling in's Feld frei fliegen und bete für das Haus, und es soll alsdann gesetzlich rein sein. Levitikus Lev 3 14 54 Ista est lex omnis lepræ et percussuræ, Dies sind die Vorschriften über die verschiedenen Arten von Aussatz und Grind, Levitikus Lev 3 14 55 Lepræ vestium et domorum, den Aussatz an Kleidern und Häusern, Levitikus Lev 3 14 56 Cicatricis et erumpentium papularum, lucentis maculæ, et in varias species, coloribus immutatis, an Narben, an ausbrechenden Blattern, an glänzenden Flecken, und nach verschieden aussehender und geänderter Färbung.³⁴ Levitikus Lev 3 14 56 34 Hebr.: An Hautflecken, Blattern und glänzenden Flecken. Levitikus Lev 3 14 57 Ut possit sciri quo tempore mundum quid, vel immundum sit. damit man wissen könne, wann etwas rein oder unrein ist.³⁵ Levitikus Lev 3 14 57 35 Im Hebr. wird der Schluss beigefügt: Dies sind die Bestimmungen betreffs des Aussatzes. Levitikus Lev 3 14 6 Alium autem vivum cum ligno cedrino, et cocco et hyssopo tinget in sanguine passeris immolati, den andern aber, den lebenden, soll er samt dem Zedernholz und dem Karmosin und Ysop in das Blut des geschlachteten Sperlings tauchen, Levitikus Lev 3 14 7 Quo asperget illum, qui mundandus est, septies, ut jure purgetur: et dimittet passerem vivum, ut in agrum avolet. und alsdann den zu Reinigenden damit sieben Mal besprengen,⁶ damit er gesetzlich rein werde;⁷ den lebenden Sperling aber soll er freilassen, dass er in's Weite wegfliege.⁸ Levitikus Lev 3 14 7 6 Mittels des Zedernstabes. Levitikus Lev 3 14 7 7 Die Reinigungen (in diesen und anderen Fällen) sollten das Bewusstsein des Sündenfalls und der Erbsünde, sowie der allgemeinen Sündhaftigkeit und eben damit auch der Erlösungsbedürftigkeit und das Verlangen nach Sühne und Reinigung der Seele wach erhalten. Daher war bei den größeren Reinigungen auch geradezu ein Sündopfer vorgeschrieben, das wie alle Sündopfer auf den hinwies, der als das wahre Opferlamm die Sünden der Welt hinwegnehmen sollte. Levitikus Lev 3 14 7 8 Der lebende Vogel gehört mit zur Entsündigung. (Siehe V. 52) Er ist dem Bocke zu vergleichen, welcher am Versöhnungstage in die Wüste getrieben ward [Lev 16] oder er ist das Bild des gereinigten Aussätzigen, der zu seiner Beschäftigung und Wohnung zurückkehren darf. Eine ähnliche Reinigung [Lev 15,13ff.28ff]. Levitikus Lev 3 14 8 Cumque laverit homo vestimenta sua, radet omnes pilos corporis, et lavabitur aqua; purificatusque ingredietur castra, ita dumtaxat ut maneat extra tabernaculum suum septem diebus, Und nachdem der Mensch seine Kleider gewaschen, soll er alle Haare an seinem Leibe abscheren und sich baden,⁹ und so gereinigt soll er in das Lager treten, nur dass er noch sieben Tage außerhalb seines Zeltes bleibe, Levitikus Lev 3 14 8 9 Siehe V. 9. Levitikus Lev 3 14 9 Et die septimo radet capillos capitis, barbamque et supercilia, ac totius corporis pilos. Et lotis rursum vestibus et corpore und am siebenten Tage soll er sein Haupthaar, den Bart, die Augenbrauen, und die Haare des ganzen Körpers abscheren. Und nachdem er nochmals die Kleider und den Leib gewaschen hat, Levitikus Lev 3 0 1 D. Unreinigkeit des Samenflusses (Kap. 15): a. Erklärung der Unreinigkeit des Samenflusses. (V. 12) Vorschriften über die Reinigung Geheilter. (V. 8) b. Unreinigkeit der Frau zur Zeit des Monatsflusses (V. 24) oder irgend eines anderen Blutflusses. Levitikus Lev 3 15 1 Locutusque est Dominus ad Moysen et Aaron, dicens: Und der Herr redete zu Moses und Aaron und sprach: Levitikus Lev 3 15 10 Et quidquid sub eo fuerit, qui fluxum seminis patitur, pollutum erit usque ad vesperum. Qui portaverit horum aliquid, lavabit vestimenta sua: et ipse lotus aqua, immundus erit usque ad vesperum. und was immer unter dem ist, der am Samenflusse leidet,³ soll unrein sein bis zum Abend. Wer etwas derartiges trägt, soll seine Kleider waschen und sich mit Wasser waschen, und soll unrein sein bis zum Abend. Levitikus Lev 3 15 10 3 Hebr.: Und wer irgend etwas von dem berührt, was sich unter ihm befindet. Levitikus Lev 3 15 11 Omnis, quem tetigerit qui talis est, non lotis ante manibus, lavabit vestimenta sua: et lotus aqua, immundus erit usque ad vesperum. Jeder, den ein solcher anrührt, ohne seine Hände zuvor gewaschen zu haben, soll seine Kleider waschen und sich mit Wasser waschen, und soll unrein sein bis zum Abend. Levitikus Lev 3 15 12 Vas fictile quod tetigerit confringetur: vas autem ligneum lavabitur aqua. Ein irdenes Gefäß, das er berührt, soll zerbrochen werden,⁴ ein hölzernes Gefäß aber soll mit Wasser abgewaschen werden. Levitikus Lev 3 15 12 4 Weil ein irdenes Gefäß ohne Glasur, die man damals kaum kannte, die Eigenschaft hat, auf dauernde Weise den Geruch von dem anzunehmen, was es enthält, nimmt es auch die Unreinigkeit so an, dass es für immer unbrauchbar wird. Vergl. [Lev 6,28, Lev 11,33]. Levitikus Lev 3 15 13 Si sanatus fuerit qui hujuscemodi sustinet passionem, numerabit septem dies post emundationem sui, et lotis vestibus et toto corpore in aquis viventibus, erit mundus. Und wenn einer, der an einem solchen Übel leidet, geheilt ist, soll er nach seiner Reinigung sieben Tage zählen, und seine Kleider waschen, und den ganzen Leib in fließendem Wasser baden; und so wird er rein sein. Levitikus Lev 3 15 14 Die autem octavo sumet duos turtures, aut duos pullos columbæ, et veniet in conspectum Domini ad ostium tabernaculi testimonii, dabitque eos sacerdoti. Am achten Tage aber soll er zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben nehmen, und vor den Herrn zum Eingange des Zeltes des Zeugnisses kommen, und sie dem Priester übergeben. Levitikus Lev 3 15 15 Qui faciet unum pro peccato, et alterum in holocaustum: rogabitque pro eo coram Domino, ut emundetur a fluxu seminis sui. Dieser soll die eine als Sündopfer,⁵ die andere zum Brandopfer bereiten, und soll für ihn vor dem Herrn beten,⁶ dass er vom Samenflusse gereinigt werde.⁷ Levitikus Lev 3 15 15 5 Für die Sünde der Unkeuschheit, wenn diese Ursache der Krankheit war, oder für die aus der Sünde stammende Gebrechlichkeit unserer Natur. Levitikus Lev 3 15 15 6 Ihm Sühnung schaffen vor dem Herrn. Levitikus Lev 3 15 15 7 Zunächst dem Gesetze gegenüber. Ein Sünd- und ein Brandopfer hatte auch die Wöchnerin nach Ablauf der Zeit der Unreinheit darzubringen [Lev 12,6]; ebenso der genesene Aussätzige [Lev 14,19]. Levitikus Lev 3 15 16 Vir de quo egreditur semen coitus, lavabit aqua omne corpus suum: et immundus erit usque ad vesperum. Ein Mann, dem im Beischlafe der Same abgeht, soll seinen ganzen Leib mit Wasser waschen und soll unrein sein bis zum Abend.⁸ Levitikus Lev 3 15 16 8 Während bisher von krankhaften Zuständen die Rede war, handeln V. 16, V. 17 teilweise auch V. 18 von zufälligem Samenerguss. Levitikus Lev 3 15 17 Vestem et pellem, quam habuerit, lavabit aqua, et immunda erit usque ad vesperum. Kleid und Fell, welches er hatte, soll er mit Wasser waschen und es soll unrein sein bis zum Abend. Levitikus Lev 3 15 18 Mulier, cum qua coierit, lavabitur aqua, et immunda erit usque ad vesperum. Das Weib, dem er beigewohnt, soll sich mit Wasser waschen und soll unrein sein bis zum Abend.⁹ Levitikus Lev 3 15 18 9 Dieser Vers sagt nicht nur, dass der Mann, dem solches begegnet, auch das Weib verunreinigt, sondern auch, und hauptsächlich, dass der Beischlaf verunreinigt. Gleich den bedeutendsten anderen alten Völkern (Indern, Arabern, Griechen, Römern), hielten auch die Israeliten selbst den ehelichen Beischlaf für verunreinigend. Vergl. [Ex 19,15, 1Kön 21,5ff, 2Kön 11,4]. Im neuen Testamente gilt jedenfalls die Freiheit davon als das Höhere. [1Kor 7,5, Offb 14,4] Wenngleich die eheliche Beiwohnung nirgends in der heiligen Schrift mit der Sünde verglichen wird, wird sie doch als erste Tat des gefallenen, das Paradies verlassenden Menschen erwähnt. [Gen 4,1] Nach dem Hebr. gilt die Vorschrift für beide Teile. Levitikus Lev 3 15 19 Mulier, quæ redeunte mense patitur fluxum sanguinis, septem diebus separabitur. Eine Frau, die nach Ablauf je eines Monats den Blutfluss hat, soll sieben Tage abgesondert sein.¹⁰ Levitikus Lev 3 15 19 10 Die folgenden Bestimmungen halten jenen bei den alten Völkern häufigen Aberglauben fern, der sich bei anderen Völkern an das Katamenienblut geknüpft hat. Auch dieser natürliche weibliche Zustand hängt mit dem durch die Sünde nicht unberührt gelassenen Zeugungsgeschäfte zusammen. Levitikus Lev 3 15 2 Loquimini filiis Israel, et dicite eis: Vir, qui patitur fluxum seminis, immundus erit. Redet zu den Söhnen Israels und saget ihnen: Ein Mann, der am Samenflusse leidet, soll unrein sein. Levitikus Lev 3 15 20 Omnis qui tetigerit eam, immundus erit usque ad vesperum: Ein jeder, der sie berührt, soll unrein sein bis zum Abend; Levitikus Lev 3 15 21 Et in quo dormierit vel sederit diebus separationis suæ, polluetur. und alles, worauf sie in den Tagen ihrer Absonderung schläft oder sitzt, soll unrein sein. Levitikus Lev 3 15 22 Qui tetigerit lectum ejus, lavabit vestimenta sua: et ipse lotus aqua, immundus erit usque ad vesperum. Wer ihr Lager berührt, soll seine Kleider waschen, und sich mit Wasser waschen, und unrein sein bis zum Abend. Levitikus Lev 3 15 23 Omne vas, super quo illa sederit, quisquis attigerit, lavabit vestimenta sua: et ipse lotus aqua, pollutus erit usque ad vesperum. Wer immer ein Gerät, auf dem sie gesessen hat, berührt, soll seine Kleider waschen, und sich mit Wasser waschen, und soll unrein sein bis zum Abend.¹¹ Levitikus Lev 3 15 23 11 Hebr.: Wenn er etwas berührt, was sich auf dem Lager oder auf dem Geräte befindet, auf dem sie sitzt, so wird er unrein bis zum Abende. Eine Waschung wird also nicht verlangt, weil die Berührung des Lagers keine unmittelbare, die Verunreinigung also geringeren Grades ist. Levitikus Lev 3 15 24 Si coierit cum ea vir tempore sanguinis menstrualis, immundus erit septem diebus: et omne stratum, in quo dormierit, polluetur. Und wenn ein Mann zur Zeit ihres monatlichen Flusses Umgang mit ihr hat,¹² so soll er sieben Tage unrein sein; und jedes Lager, auf dem er schläft, soll unrein sein. Levitikus Lev 3 15 24 12 Ohne dass sie von dem Eingetretensein ihrer Reinigung wissen. Auf wissentliches Beiwohnen war die Strafe der Ausrottung gesetzt [Lev 20,18]. Vergl. [Lev 18,19]. Levitikus Lev 3 15 25 Mulier, quæ patitur multis diebus fluxum sanguinis non in tempore menstruali, vel quæ post menstruum sanguinem fluere non cessat, quamdiu subjacet huic passioni, immunda erit quasi sit in tempore menstruo. Wenn eine Frau außer der Zeit ihres Flusses viele Tage am Blutfluss leidet, oder wenn nach dem monatlichen Blutabgange das Blut nicht aufhört zu fließen, soll sie unrein sein, so lange sie diesem Gebrechen unterliegt, wie zur Zeit des Monatsflusses. Levitikus Lev 3 15 26 Omne stratum, in quo dormierit, et vas in quo sederit, pollutum erit. Jedes Lager, auf dem sie schläft, und jedes Gerät, auf dem sie sitzt, soll unrein sein.¹³ Levitikus Lev 3 15 26 13 Entsprechend V. 24. Levitikus Lev 3 15 27 Quicumque tetigerit ea, lavabit vestimenta sua: et ipse lotus aqua, immundus erit usque ad vesperum. Wer solches berührt, soll seine Kleider waschen, und sich mit Wasser waschen, und unrein sein bis zum Abend. Levitikus Lev 3 15 28 Si steterit sanguis, et fluere cessaverit, numerabit septem dies purificationis suæ: Wenn das Blut still steht und aufhört zu fließen, so soll sie noch sieben Tage ihrer Reinigung zählen; Levitikus Lev 3 15 29 Et die octavo offeret pro se sacerdoti duos turtures, aut duos pullos columbarum ad ostium tabernaculi testimonii: und am achten Tage soll sie zwei Turteltauben oder zwei junge Tauben für sich dem Priester an den Eingang des Zeltes des Zeugnisses bringen. Levitikus Lev 3 15 3 Et tunc judicabitur huic vitio subjacere, cum per singula momenta adhæserit carni ejus, atque concreverit fdus humor. Und dann soll man urteilen, dass er mit diesem Gebrechen behaftet ist, wenn die hässliche Feuchtigkeit alle Augenblicke an seinem Leibe haftet und gerinnt.¹ Levitikus Lev 3 15 3 1 Hebr. lautet die letzte Hälfte des Verses: Mag seine Scham seinen Fluss schleimig absondern oder seinen Fluss zurückhalten, so ist das seine Unreinheit. Es ist zunächst an Schleimfluss blenorrhoea urethrae zu denken, doch galt, wie Septuag. und Talmud zeigen, auch der Samenfluss als verunreinigend. Levitikus Lev 3 15 30 Qui unum faciet pro peccato, et alterum in holocaustum, rogabitque pro ea coram Domino, et pro fluxu immunditiæ ejus. Dieser soll die eine als Sündopfer, die andere als Brandopfer herrichten und für sie wegen ihres unreinen Flusses vor dem Herrn beten.¹⁴ Levitikus Lev 3 15 30 14 Ihr Sühne schaffen. Levitikus Lev 3 15 31 Docebitis ergo filios Israel ut caveant immunditiam, et non moriantur in sordibus suis, cum polluerint tabernaculum meum quod est inter eos. Lehret also die Söhne Israels, dass sie die Unreinigkeit meiden¹⁵ und nicht durch ihre Unreinheit des Todes seien, wenn sie mein Zelt, das unter ihnen ist, verunreinigen. Levitikus Lev 3 15 31 15 Wer sich nicht beständig vor Verunreinigungen hütet, versäumt leicht auch, auf die für das Hinzutreten zum Heiligtume erforderliche Reinheit bedacht zu sein. Levitikus Lev 3 15 32 Ista est lex ejus, qui patitur fluxum seminis, et qui polluitur coitu, Das sind die Vorschriften für den, der am Samenfluss leidet, sowie für den, welcher sich durch Beiwohnung verunreinigt, Levitikus Lev 3 15 33 Et quæ menstruis temporibus separatur, vel quæ jugi fluit sanguine, et hominis, qui dormierit cum ea. und für die in den Monatszeiten Abgesonderten, oder an beständigem Blutflusse leidenden Frauen, und für die Männer, welche solchen beiwohnen. Levitikus Lev 3 15 4 Omne stratum, in quo dormierit, immundum erit, et ubicumque sederit. Jedes Lager, auf dem er schläft, und jeder Ort, an dem er sitzt, soll unrein sein. Levitikus Lev 3 15 5 Si quis hominum tetigerit lectum ejus, lavabit vestimenta sua: et ipse lotus aqua, immundus erit usque ad vesperum. Wenn jemand sein Lager berührt, soll er seine Kleider waschen und sich im Wasser baden, und soll unrein sein bis zum Abend. Levitikus Lev 3 15 6 Si sederit ubi ille sederat, et ipse lavabit vestimenta sua: et lotus aqua, immundus erit usque ad vesperum. Wenn sich irgend jemand da hinsetzt, wo er gesessen hat, so soll er seine Kleider waschen und sich mit Wasser waschen, und soll unrein sein bis zum Abend. Levitikus Lev 3 15 7 Qui tetigerit carnem ejus, lavabit vestimenta sua; et ipse lotus aqua, immundus erit usque ad vesperum. Wer seinen Leib berührt, soll seine Kleider waschen und sich mit Wasser waschen, und soll unrein sein bis zum Abend. Levitikus Lev 3 15 8 Si salivam hujuscemodi homo jecerit super eum qui mundus est, lavabit vestimenta sua: et lotus aqua, immundus erit usque ad vesperum. Wenn ein solcher Mensch auf einen, der rein ist, speit, so soll dieser seine Kleider waschen, und sich mit Wasser waschen, und soll unrein sein bis zum Abend. Levitikus Lev 3 15 9 Sagma, super quo sederit, immundum erit: Der Sattel,² auf dem er sitzt, soll unrein sein; Levitikus Lev 3 15 9 2 Richtiger: Wagensitz. Levitikus Lev 3 0 1 E. Der Versöhnungstag (Kap. 16) a. Zeremonie der von Gott nach dem Tode der erstgeborenen Söhne Aarons vorgeschriebenen Sühne. (V. 28) b. Bestimmung der alljährlich am 10. Tage des 7. Monates vorzunehmenden feierlichen Sühne des Volkes. Levitikus Lev 3 16 1 Locutusque est Dominus ad Moysen post mortem duorum filiorum Aaron, quando offerentes ignem alienum interfecti sunt: Und der Herr redete zu Moses nach dem Tode der zwei Söhne Aarons, als sie fremdes Feuer darbrachten und deshalb getötet wurden;¹ Levitikus Lev 3 16 1 1 Siehe [Lev 10]. Levitikus Lev 3 16 10 Cujus autem in caprum emissarium, statuet eum vivum coram Domino, ut fundat preces super eo, et emittat eum in solitudinem. den aber, auf welchen das Los herauskommt als den Bock der Verstoßung, soll er lebendig dem Herrn darstellen, damit er über denselben die Gebete spreche und ihn in die Wüste verstoße.⁷ Levitikus Lev 3 16 10 7 Hebr.: dem Asasel sende. Beide Böcke werden Gott dargestellt, über beide wird gebetet, also kann nicht einer von ihnen einem persönlichen Geiste (Wüstendämon) überantwortet werden. (Theodor, Cyrill, Hesych.). Dies Wort Asasel ist von dem Zeitworte für entfernen abzuleiten, doch ist seine eigentliche Bedeutung ganz ungewiss. Moses redete hier wohl wieder eine alte Gewohnheit der jüdischen Gottesverehrung ein. Der Bock, welcher geopfert ward, war ein Vorbild Christi, der andere Bock kann mit dem bei der Reinigung eines Aussätzigen freigelassenen Vogel [Lev 14,7] verglichen werden. Levitikus Lev 3 16 11 His rite celebratis, offeret vitulum et rogans pro se et pro domo sua, immolabit eum: Ist dies alles nach Vorschrift vollendet,⁸ so soll er den jungen Stier darbringen, und für sich und sein Haus beten, und ihn schlachten. Levitikus Lev 3 16 11 8 Zusatz der Vulgata. Levitikus Lev 3 16 12 Assumptoque thuribulo, quod de prunis altaris impleverit, et hauriens manu compositum thymiama in incensum, ultra velum intrabit in Sancta: Alsdann soll er ein Rauchfass nehmen, das er mit Kohlen von dem Altare⁹ gefüllt hat, und zum Rauchopfer gemischtes Räucherwerk mit der Hand nehmen, und soll hinter den Vorhang in das Heiligtum treten Levitikus Lev 3 16 12 9 Dem Brandopferaltare, denn nur auf diesem wurde Feuer bewahrt. Levitikus Lev 3 16 13 Ut positis super ignem aromatibus, nebula eorum et vapor operiat oraculum, quod est supra testimonium, et non moriatur. und das Räucherwerk¹⁰ auf das Feuer legen, damit die Rauchwolke von dem Räucherwerke den Spruchthron, der über dem Zeugnisse ist, verhülle und er nicht sterbe.¹¹ Levitikus Lev 3 16 13 10 Vergl. [Ex 30,36]. Levitikus Lev 3 16 13 11 Zur Strafe für die Vernachlässigung heiliger Vorschriften. Levitikus Lev 3 16 14 Tollet quoque de sanguine vituli, et asperget digito septies contra propitiatorium ad orientem. Auch soll er etwas von dem Blute des jungen Stieres nehmen und¹² mit dem Finger siebenmal gegen den Gnadenthron, nach Osten, sprengen.¹³ Levitikus Lev 3 16 14 12 Hebr.: und spritze mit seinem Finger auf den Spruchort und vor dem Spruchort spritze er sieben Mal von dem Blute mit seinem Finger. Vergl. [Ex 25,37]. Levitikus Lev 3 16 14 13 Es ist dies das zweite Eintreten des Hohenpriesters. V. 15 folgt das dritte. Levitikus Lev 3 16 15 Cumque mactaverit hircum pro peccato populi, inferet sanguinem ejus intra velum, sicut præceptum est de sanguine vituli, ut aspergat e regione oraculi, Sodann soll er den Bock für die Sünde des Volkes schlachten und sein Blut hinter den Vorhang, wie es für das Blut des jungen Stieres vorgeschrieben ist, bringen, um es gegen den Spruchort hin¹⁴ zu sprengen, Levitikus Lev 3 16 15 14 Wie Anmerkung 12. Levitikus Lev 3 16 16 Et expiet Sanctuarium ab immunditiis filiorum Israel, et a prævaricationibus eorum, cunctisque peccatis. Juxta hunc ritum faciet tabernaculo testimonii, quod fixum est inter eos in medio sordium habitationis eorum. und so das Heiligtum von den Verunreinigungen der Söhne Israels, und von ihren Übertretungen, und von allen ihren Sünden entsühnen.¹⁵ Auf gleiche Weise soll er mit dem Zelte des Zeugnisses¹⁶ verfahren, das inmitten ihrer verunreinigten Wohnungen aufgeschlagen ist. Levitikus Lev 3 16 16 15 Das Heiligtum wird gleichsam durch die Vergehungen gegen die Vorschrift der Reinigkeit seitens der Menschen, in deren Mitte es weilt, befleckt. Levitikus Lev 3 16 16 16 Dem Heiligen und insbesondere (wie V. 18ff) dem in ihm befindlichen Räucheraltar. Levitikus Lev 3 16 17 Nullus hominum sit in tabernaculo quando pontifex Sanctuarium ingreditur, ut roget pro se et pro domo sua, et pro universo ctu Israel donec egrediatur. Kein Mensch¹⁷ soll im Zelte sein, wenn der Hohepriester in das Heiligtum eingeht, um für sich und sein Haus, und die ganze Gemeinde Israel zu beten,¹⁸ bis er herauskommt.¹⁹ [Lk 1,10] Levitikus Lev 3 16 17 17 Dem sonst der Zutritt freisteht, Levit oder Priester. Levitikus Lev 3 16 17 18 So soll die Ehrfurcht gegen Gott, der gleichsam im Allerheiligsten wohnt, wach erhalten und dem gewehrt werden, dass jemand, wenn der Hohepriester den Vorhang zurückschlug, hinter demselben neugierig schaute. Levitikus Lev 3 16 17 19 Entspricht V. 15: bringen. Levitikus Lev 3 16 18 Cum autem exierit ad altare quod coram Domino est, oret pro se, et sumptum sanguinem vituli atque hirci fundat super cornua ejus per gyrum: Alsdann soll er an den Altar²⁰ heraustreten, welcher vor dem Herrn ist, und für sich beten, und das Blut des jungen Stieres und des Bockes nehmen, und es auf dessen Hörner ringsum gießen, Levitikus Lev 3 16 18 20 Nach der jüdischen Tradition an den Räucheraltar, indes ziehen die meisten Erklärer vor, den Brandopferaltar zu verstehen. Levitikus Lev 3 16 19 Aspergensque digito septies, expiet et sanctificet illud ab immunditiis filiorum Israel. und siebenmal mit seinem Finger etwas von dem Blute auf ihn sprengen, und ihn so entsühnen und von den Verunreinigungen der Söhne Israels heiligen. Levitikus Lev 3 16 2 Et præcepit ei, dicens: Loquere ad Aaron fratrem tuum, ne omni tempore ingrediatur Sanctuarium, quod est intra velum coram propitiatorio quo tegitur arca, ut non moriatur (quia in nube apparebo super oraculum) und gebot ihm und sprach: Sage zu Aaron, deinem Bruder, dass er nicht zu jeder Zeit in das Heiligtum² treten solle, welches innerhalb des Vorhanges vor dem Gnadenthrone ist, mit dem die Lade überdeckt ist, damit er nicht sterbe (denn ich werde in der Wolke³ über dem Spruchorte erscheinen); Levitikus Lev 3 16 2 2 In das Allerheiligste. Es wird hier mit Beziehung auf den Vorhang bezeichnet wegen der Bedeutung des Vorhanges bei gewissen Sühnezeremonien. [Lev 4,6.17.16]. Die Hauptursache der Vorschrift ist Gottes Gegenwart, in welcher der Mensch nicht nach Belieben erscheinen darf, und die Furcht vor Gott, der an diesem Orte in besonderer Weise gegenwärtig eine Versündigung der Unehrerbietigkeit nicht ungestraft lässt. Levitikus Lev 3 16 2 3 Nach den meisten Erklärern ist diese Wolke bis die V. 13 erwähnte, aus der Verbrennung des Weihrauchs entstehende. Sie soll ein Anzeichen der besonderen Gegenwart Gottes sein, so dass der Herr, so oft der Hohepriester den Weihrauch darbringt, ebenso oft seine besondere gnadenreiche Gegenwart gewährt, das Gebet erhörend usw. So erschien er. Andere denken an eine Wolke, wie die [1Kön 8,10.11]. Levitikus Lev 3 16 20 Postquam emundaverit Sanctuarium, et tabernaculum, et altare, tunc offerat hircum viventem: Nachdem er so das Heiligtum und das Zelt und den Altar gereinigt hat, soll er den lebenden Bock herzubringen, Levitikus Lev 3 16 21 Et posita utraque manu super caput ejus, confiteatur omnes iniquitates filiorum Israel, et universa delicta atque peccata eorum: quæ imprecans capiti ejus, emittet illum per hominem paratum, in desertum. beide Hände auf sein Haupt legen, und alle Verschuldungen der Söhne Israels, alle ihre Übertretungen und Sünden bekennen, und sie ihm auf den Kopf wünschen,²¹ und ihn durch einen bereitstehenden Mann in die Wüste verstoßen. Levitikus Lev 3 16 21 21 Hebr.: legen. Levitikus Lev 3 16 22 Cumque portaverit hircus omnes iniquitates eorum in terram solitariam, et dimissus fuerit in deserto, Und wenn der Bock alle ihre Vergehungen in die Einöde getragen hat und in der Wüste²² freigelassen ist,²³ Levitikus Lev 3 16 22 22 Wo er von wilden Tieren zerrissen die Strafe für die Sünde tragen mag. Indes nicht einzig die Strafe wurde dem Bocke aufgelegt, sondern auch die Sünde selbst, welche der Hohepriester bekannt hat. Er konnte diese Sünde insoweit tragen, als er das Abbild Christi war. Levitikus Lev 3 16 22 23 V. 23 ist nicht, wie in der Vulgata geschehen, mit 24 zu verbinden; denn der Hohepriester wartete nicht, bis jener Mann den Bock freigelassen. Levitikus Lev 3 16 23 Revertetur Aaron in tabernaculum testimonii, et depositis vestibus, quibus prius indutus erat cum intraret Sanctuarium, relictisque ibi, soll Aaron in das Zelt des Zeugnisses zurückkehren, und die Kleider, die er zuvor angezogen hatte, als er in das Heiligtum einging, ablegen und daselbst²⁴ lassen. Levitikus Lev 3 16 23 24 Im Heiligen. Levitikus Lev 3 16 24 Lavabit carnem suam in loco sancto, indueturque vestibus suis. Et postquam egressus obtulerit holocaustum suum ac plebis, rogabit tam pro se quam pro populo: Sodann soll er seinen Leib an heiliger Stätte²⁵ baden und seine Kleider anziehen.²⁶ Hierauf soll er hinauskommen, und sein und des Volkes Brandopfer darbringen, und sowohl für sich als für das Volk beten,²⁷ Levitikus Lev 3 16 24 25 Durch die Berührung des Bockes der Entlassung war er unrein geworden. Levitikus Lev 3 16 24 26 Die prächtigen Amtskleider. Levitikus Lev 3 16 24 27 Hebr.: den Versöhnungsakt vollenden. Levitikus Lev 3 16 25 Et adipem, qui oblatus est pro peccatis, adolebit super altare. und das Fett, welches als Sündopfer dargebracht ist, auf dem Altare verbrennen. Levitikus Lev 3 16 26 Ille vero, qui dimiserit caprum emissarium, lavabit vestimenta sua et corpus aqua, et sic ingredietur in castra. Der Mann aber, welcher den Bock der Verstoßung entließ, soll seine Kleider waschen und sich in Wasser baden, und darnach erst soll er in das Lager kommen. Levitikus Lev 3 16 27 Vitulum autem et hircum, qui pro peccato fuerant immolati, et quorum sanguis illatus est in Sanctuarium ut expiatio compleretur, asportabunt foras castra, et comburent igni tam pelles quam carnes eorum ac fimum: Den jungen Stier und den Bock aber, die als Sündopfer geschlachtet worden sind und deren Blut in das Heiligtum getragen ward, die Versöhnung zu vollbringen, soll man vor das Lager hinausschaffen und ihre Haut, ihr Fleisch, und den Unrat mit Feuer verbrennen. [Hebr 13,11] Levitikus Lev 3 16 28 Et quicumque combusserit ea, lavabit vestimenta sua, et carnem aqua, et sic ingredietur in castra. Und der, welcher dies verbrannt hat, soll seine Kleider waschen und seinen Leib in Wasser baden, und dann erst soll er in das Lager kommen. Levitikus Lev 3 16 29 Eritque vobis hoc legitimum sempiternum: Mense septimo, decima die mensis affligetis animas vestras, nullumque opus facietis, sive indigena, sive advena qui peregrinatur inter vos. Und dies soll euch als ewige Satzung gelten: Im siebenten Monat, am zehnten Tag des Monats,²⁸ sollt ihr euch kasteien²⁹ und keine Arbeit verrichten, weder der Einheimische, noch der Fremdling,³⁰ der unter euch weilt. [Lev 23,27.28] Levitikus Lev 3 16 29 28 Am zehnten Tisri, der im Mondjahre der Israeliten mit der Hälfte unseres September und ebenso Oktober zusammenfiel. Levitikus Lev 3 16 29 29 Besonders durch Fasten. (Joseph, Hieron.) Levitikus Lev 3 16 29 30 Der Fremdling brauchte nicht zu fasten, wie der Gegensatz zeigt. Levitikus Lev 3 16 3 Nisi hæc ante fecerit: Vitulum pro peccato offeret, et arietem in holocaustum. außer er habe zuvor dies getan:⁴ Er bringe einen jungen Stier als Sündopfer, und einen Widder als Brandopfer dar. Levitikus Lev 3 16 3 4 Wie aus V. 20 sich zeigt, ist vom Versöhnungstage die Rede. Levitikus Lev 3 16 30 In hac die expiatio erit vestri, atque mundatio ab omnibus peccatis vestris: coram Domino mundabimini. An diesem Tage soll eure Versöhnung, und die Reinigung von allen euern Sünden sein; ihr sollt vor dem Herrn³¹ rein werden; Levitikus Lev 3 16 30 31 Bei dem Heiligtume. Levitikus Lev 3 16 31 Sabbatum enim requietionis est et affligetis animas vestras religione perpetua. denn es ist der Sabbat der Ruhe,³² und ihr sollt euch kasteien nach ewig geltender Vorschrift. Levitikus Lev 3 16 31 32 Vom Abend zum Abend [Lev 23,32]. Levitikus Lev 3 16 32 Expiabit autem sacerdos, qui unctus fuerit, et cujus manus initiatæ sunt ut sacerdotio fungatur pro patre suo: indueturque stola linea et vestibus sanctis, Es soll aber der Priester, der gesalbt ist und dessen Hände geweiht sind, das Priestertum an Stelle seines Vaters zu verwalten, die Versöhnung vollziehen, und er soll den linnenen Rock und die heiligen Kleider anlegen Levitikus Lev 3 16 33 Et expiabit Sanctuarium et tabernaculum testimonii atque altare, sacerdotes quoque et universum populum. und das Heiligtum, und das Zelt des Zeugnisses, und den Altar, auch die Priester, und das gesamte Volk entsündigen. Levitikus Lev 3 16 34 Eritque vobis hoc legitimum sempiternum, ut oretis pro filiis Israel, et pro cunctis peccatis eorum semel in anno. Fecit igitur sicut præceperat Dominus Moysi. Und dies sei euch eine ewig geltende Satzung,³³ dass ihr für die Söhne Israels und alle ihre Sünden einmal im Jahre betet.³⁴ Und er tat, wie der Herr dem Moses geboten hatte. Levitikus Lev 3 16 34 33 Solange der alttestamentliche Gottesdienst dauert. Levitikus Lev 3 16 34 34 Hebr.: Sühnung schaffet. Levitikus Lev 3 16 4 Tunica linea vestietur, feminalibus lineis verenda celabit: accingetur zona linea, cidarim lineam imponet capiti: hæc enim vestimenta sunt sancta: quibus cunctis, cum lotus fuerit, induetur. Und er bekleide sich mit dem linnenen Gewande, und verhülle seine Blöße mit den linnenen Hüftkleidern, und lege den linnenen Gürtel um, und setze die linnene Kopfbedeckung auf sein Haupt;⁵ denn dies sind die heiligen Kleider, die er alle anlegen soll, nachdem er sich gebadet hat. Levitikus Lev 3 16 4 5 Es sind die Kleider der gewöhnlichen Priester, die er zum Zeichen der Buße und Trauer anlegen soll. Doch unterscheidet den Hohenpriester noch die Kopfbedeckung. Levitikus Lev 3 16 5 Suscipietque ab universa multitudine filiorum Israel duos hircos pro peccato, et unum arietem in holocaustum. Dann soll er von der ganzen Gemeinde der Söhne Israels zwei Böcke als Sündopfer und einen Widder als Brandopfer nehmen. Levitikus Lev 3 16 6 Cumque obtulerit vitulum, et oraverit pro se et pro domo sua, Zuerst bringe er den jungen Stier dar und bete für sich und sein Haus. Levitikus Lev 3 16 7 Duos hircos stare faciet coram Domino in ostio tabernaculi testimonii: Alsdann soll er die zwei Böcke vor den Herrn, vor den Eingang des Zeltes des Zeugnisses stellen. Levitikus Lev 3 16 8 Mittensque super utrumque sortem, unam Domino, et alteram capro emissario: und das Los über beide werfen, eines für den Herrn, und das andere für den Bock der Verstoßung;⁶ Levitikus Lev 3 16 8 6 Hebr.: Und Aaron werfe das Los über die beiden Böcke, ein Los für Jahve und ein Los für Asasel (in der Vulg.: der Entlassung). Levitikus Lev 3 16 9 Cujus exierit sors Domino, offeret illum pro peccato: und denjenigen, auf welchen das Los für den Herrn trifft, soll er als Sündopfer darbringen, Levitikus Lev 3 0 1 2. Heiligkeit des gesamten Volkes. (17,1 20,27) A. Vorschriften über die Speisen. (V. 1 17) a. Wer ein Tier tötet, muss es im Vorhofe darbringen, widrigenfalls er wie der, welcher Blut vergossen hat, aus dem Volke ausgetilgt wird. (V. 9) b. Wer Blut genießt, wird ebenso aus dem Volke ausgetilgt. (V. 14) c. Wer etwas Gefallenes isst, bleibt in Schuld, bis er sich von seiner Unreinigkeit den Vorschriften gemäß frei gemacht hat. Levitikus Lev 3 17 1 Et locutus est Dominus ad Moysen dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Levitikus Lev 3 17 10 Homo quilibet de domo Israel, et de advenis qui peregrinantur inter eos, si comederit sanguinem, obfirmabo faciem meam contra animam illius, et disperdam eam de populo suo, Wenn jemand vom Hause Israel und von den Fremdlingen, die unter ihm weilen, Blut isst, wider eine solche Seele werde ich mein Angesicht wenden, und sie wegtilgen aus ihrem Volke,⁶ Levitikus Lev 3 17 10 6 Vergl. [Dtn 12,23]. Die Seele ist das Leben. Gott hat als Sühne statt des Lebens der Menschen das Blut der Opfertiere gewählt. Levitikus Lev 3 17 11 Quia anima carnis in sanguine est; et ego dedi illum vobis, ut super altare in eo expietis pro animabus vestris, et sanguis pro animæ piaculo sit. denn die Seele des Leibes⁷ ist im Blute; und ich habe es euch gegeben, damit ihr durch dasselbe auf dem Altare⁸ Sühnung schaffet für eure Seelen, und⁹ damit das Blut zur Sühne für die Seele gereiche. Levitikus Lev 3 17 11 7 Des tierischen. Auch der Mensch lebt nicht ohne dasselbe. Levitikus Lev 3 17 11 8 Richtiger: Ich habe es euch für den Altar verliehen, damit. Levitikus Lev 3 17 11 9 Hebr.: Denn das Blut bewirkt Sühne mittelst des (in ihm enthaltenen) Lebens. Levitikus Lev 3 17 12 Idcirco dixi filiis Israel: Omnis anima ex vobis non comedet sanguinem, nec ex advenis, qui peregrinantur apud vos. Darum habe ich den Söhnen Israels gesagt: Keiner von euch oder von den Fremdlingen, die unter euch weilen, soll Blut essen. [Dtn 12,23] Levitikus Lev 3 17 13 Homo quicumque de filiis Israel, et de advenis, qui peregrinantur apud vos, si venatione, atque aucupio ceperit feram vel avem, quibus vesci licitum est, fundat sanguinem ejus, et operiat illum terra. Jeder von den Söhnen Israels und von den Fremdlingen, die bei euch weilen, der ein Wild erjagt, oder einen Vogel gefangen hat, die zu essen erlaubt ist, soll sein Blut auslaufen lassen und es mit Erde bedecken.¹⁰ Levitikus Lev 3 17 13 10 Es so dem gebrauche der Menschen entziehend. Levitikus Lev 3 17 14 Anima enim omnis carnis in sanguine est: unde dixi filiis Israel: Sanguinem universæ carnis non comedetis, quia anima carnis in sanguine est: et quicumque comederit illum, interibit. Denn die Seele¹¹ eines jeden Leibes ist im Blute; darum habe ich den Söhnen Israels gesagt: Ihr sollt von keinem Leibe das Blut essen, denn die Seele des Leibes ist im Blute; und wer es isst, soll umkommen.¹² [Gen 9,4, Lev 7,26] Levitikus Lev 3 17 14 11 Das Leben. Levitikus Lev 3 17 14 12 In demselben Sinne wie [Lev 17,4.9.10]. Levitikus Lev 3 17 15 Anima, quæ comederit morticinum, vel captum a bestia tam de indigenis, quam de advenis,lavabit vestimenta sua et semetipsum aqua, et contaminatus erit usque ad vesperum: et hoc ordine mundus fiet. Und jeder, der etwas Gefallenes oder von wilden Tieren Zerrissenes isst,¹³ sei es einer von den Eingebornen oder von den Fremdlingen, soll seine Kleider waschen und sich in Wasser baden, und soll unrein sein bis zum Abend; und auf diese Weise soll er rein werden. Levitikus Lev 3 17 15 13 Siehe [Lev 11,40]. Aus Unwissenheit oder Notwendigkeit. Levitikus Lev 3 17 16 Quod si non laverit vestimenta sua et corpus, portabit iniquitatem suam. Wenn er aber seine Kleider nicht wäscht, und seinen Leib nicht badet,¹⁴ so soll er seine Schuld tragen.¹⁵ Levitikus Lev 3 17 16 14 Und in diesem Zustande in das Heiligtum geht oder Heiliges isst u. a. Levitikus Lev 3 17 16 15 Mit der Sünde auch die Folge. Levitikus Lev 3 17 2 Loquere Aaron et filiis ejus, et cunctis filiis Israel, dicens ad eos: Iste est sermo, quem mandavit Dominus, dicens: Rede zu Aaron, und zu seinen Söhnen, und zu allen Söhnen Israels, und sprich zu ihnen: Dies ist das Wort, welches der Herr geboten hat: Levitikus Lev 3 17 3 Homo quilibet de domo Israel, si occiderit bovem aut ovem, sive capram in castris vel extra castra, Jeder Mann aus dem Hause Israels, der ein Rind, oder ein Schaf, oder eine Ziege in dem Lager oder außerhalb desselben schlachtet¹ Levitikus Lev 3 17 3 1 Das Verbot, Blut zu essen, ist nach der Sündflut gegeben, aber wohl weniger sorgfältig beobachtet worden, so dass Moses es zwei Mal (V. 11, 14) einprägen muss. Bestand das Gesetz, dass alle Tötung heilig sein soll, bereits, so war es vernachlässigt worden; ist es neu, so ist es wohl zu dem Zwecke gegeben, allen Aberglauben fern zu halten. (V. 7) Es ist der Hauptgegenstand dieses Kapitels. V. 1 7 bezieht sich auf alle Tiere, welche als Friedopfer dargebracht werden konnten, auch soweit dieselbe als Speise dienen sollten. (Theodor) Infolge dessen war immer das Fett davon Gott darzubringen [Lev 3,16], das Bruststück und das Schulterstück dem Priester zu überlassen. [Lev 7,31ff] Vielleicht war es vor Moses schon Sitte, alle Tiere nach Art des Friedopfers zu schlachten. Vergl. [Gen 31,54, Ex 18,12]. Davon waren aber alle nicht makelfreien Tiere ausgenommen. Die oben gegebene Vorschrift konnte jedenfalls nur auf dem Zuge gelten; nach dem Einzuge in das gelobte Land tritt die [Dtn 12] verkündete Ordnung ein. Andere Erklärer beschränken freilich die Vorschriften V. 1 7 auf die Opfertiere. (Aug.) Levitikus Lev 3 17 4 Et non obtulerit ad ostium tabernaculi oblationem Domino, sanguinis reus erit: quasi si sanguinem fuderit, sic peribit de medio populi sui. und dem Herrn nicht ein Opfer an dem Eingange des Zeltes darbringt, soll des Blutes schuldig sein; wie wenn er Blut vergossen hätte, so soll er weggetilgt werden aus der Mitte seines Volkes.² Levitikus Lev 3 17 4 2 Geht des Segens des auserwählten Volkes verlustig. Levitikus Lev 3 17 5 Ideo sacerdoti offerre debent filii Israel hostias suas, quas occident in agro, ut sanctificentur Domino ante ostium tabernaculi testimonii, et immolent eas hostias pacificas Domino. Darum sollen die Söhne Israels ihre Opfertiere, die sie auf dem freien Felde schlachten wollen, dem Priester bringen, damit sie dem Herrn vor der Türe des Zeltes des Zeugnisses geweiht werden, und sollen dieselben dem Herrn als Friedopfer schlachten. Levitikus Lev 3 17 6 Fundetque sacerdos sanguinem super altare Domini ad ostium tabernaculi testimonii, et adolebit adipem in odorem suavitatis Domino: Und der Priester soll das Blut auf den Altar des Herrn vor dem Eingange des Zeltes des Zeugnisses gießen, und das Fett zum lieblichen Geruche für den Herrn verbrennen; Levitikus Lev 3 17 7 Et nequaquam ultra immolabunt hostias suas dæmonibus, cum quibus fornicati sunt. Legitimum sempiternum erit illis et posteris eorum. und sie sollen ihre Opfer nie mehr den bösen Geistern³ opfern, mit denen sie gebuhlt haben. Eine ewig geltende Satzung soll dies für sie und ihre Nachkommen sein. Levitikus Lev 3 17 7 3 Hebr.: den Bocksgestaltigen. Unter dieser Form also dachten sie sich die bösen Geister. Levitikus Lev 3 17 8 Et ad ipsos dices: Homo de domo Israel, et de advenis, qui peregrinantur apud vos, qui obtulerit holocaustum sive victimam, Und du sollst zu ihnen sagen: Wenn jemand vom Hause Israel und von den Fremdlingen,⁴ die bei euch weilen, ein Brandopfer oder ein anderes Opfer⁵ darbringt Levitikus Lev 3 17 8 4 Ein Fremdling darf nur Gott opfern oder gar nicht. Levitikus Lev 3 17 8 5 Schlachtopfer, Sünd- und Schuldopfer waren erst von Moses bestimmt. Levitikus Lev 3 17 9 Et ad ostium tabernaculi testimonii non adduxerit eam, ut offeratur Domino, interibit de populo suo. und es nicht zum Eingange des Zeltes des Zeugnisses führt, dass es dem Herrn dargebracht werde, so soll er weggetilgt werden aus seinem Volke. Levitikus Lev 3 0 1 B. Heiligkeit der Ehe (Kap. 18) a. Mahnung, nicht die Sitten der Heiden nachzuahmen, sondern Gottes Vorschriften treu zu erfüllen. (V. 5) Grade der Verwandtschaft, welche eine Ehe unzulässig machen. B. Strenges Verbot anderer Sünden der Unkeuschheit (V. 23) und erneute Mahnung, die Sitten der Heiden nicht nachzuahmen. Levitikus Lev 3 18 1 Locutus est Dominus ad Moysen, dicens: Der Herr redete zu Moses und sprach: Levitikus Lev 3 18 10 Turpitudinem filiæ filii tui vel neptis ex filia non revelabis: quia turpitudo tua est. Die Scham der Tochter deines Sohnes, oder der Tochter deiner Tochter sollst du nicht entblößen; denn es ist deine Scham. Levitikus Lev 3 18 11 Turpitudinem filiæ uxoris patris tui, quam peperit patri tuo, et est soror tua, non revelabis. Die Scham der Tochter des Weibes deines Vaters, welche sie deinem Vater geboren, die also deine Schwester ist, sollst du nicht entblößen.⁹ Levitikus Lev 3 18 11 9 Septuag: Der Scham der Tochter der Gattin deines Vaters wirst du nicht entblößen, sie ist die Tochter deines Vaters, deine Schwester, du sollst ihre Scham nicht entblößen. Auf diese Weise gefasst verhält sich V. 11 zu 9 wie 8 zu 7. Eine solche ist zwar nicht der Natur, aber dem Rechte und der Schätzung nach deine Schwester. Levitikus Lev 3 18 12 Turpitudinem sororis patris tui non discooperies: quia caro est patris tui. Die Scham der Schwester deines Vaters sollst du nicht entblößen; denn es ist das Fleisch¹⁰ deines Vaters. Levitikus Lev 3 18 12 10 Hebr.: Blutsverwandte. Levitikus Lev 3 18 13 Turpitudinem sororis matris tuæ non revelabis, eo quod caro sit matris tuæ. Die Scham der Schwester deiner Mutter sollst du nicht entblößen; denn es ist das Fleisch deiner Mutter. Levitikus Lev 3 18 14 Turpitudinem patrui tui non revelabis, nec accedes ad uxorem ejus, quæ tibi affinitate conjungitur. Die Scham des Bruders deines Vaters sollst du nicht entblößen und seinem Weibe nicht nahen; denn sie ist dir durch Schwägerschaft verbunden. Levitikus Lev 3 18 15 Turpitudinem nurus tuæ non revelabis, quia uxor filii tui est, nec discooperies ignominiam ejus. Die Scham deiner Schwiegertochter sollst du nicht entblößen; denn sie ist das Weib deines Sohnes, und du sollst ihre Scham nicht entblößen. Levitikus Lev 3 18 16 Turpitudinem uxoris fratris tui non revelabis: quia turpitudo fratris tui est. Die Scham des Weibes deines Bruders sollst du nicht entblößen; denn es ist die Scham deines Bruders.¹¹ Levitikus Lev 3 18 16 11 Mit Ausnahme der auf uralter Sitte [Gen 38,8] beruhenden Leviratsehe. [Dtn 25,5ff], hier und [Lev 20,21] wird dieselbe nicht erwähnt. Aus [Num 27,9ff] erhellt, dass die Verwandtschaft, deren Band durch Frauen gebildet ward, als minder eng galt. Levitikus Lev 3 18 17 Turpitudinem uxoris tuæ et filiæ ejus non revelabis. Filiam filii ejus, et filiam filiæ illius non sumes, ut reveles ignominiam ejus: quia caro illius sunt, et talis coitus incestus est. Die Scham deines Weibes und ihrer Tochter sollst du nicht entblößen. Die Tochter ihres Sohnes und die Tochter ihrer Tochter sollst du nicht nehmen, ihre Scham zu entblößen; denn sie sind ihr Fleisch und ein solches Beilager ist Blutschande.¹² Levitikus Lev 3 18 17 12 Den vollen Grund siehe V. 11. Levitikus Lev 3 18 18 Sororem uxoris tuæ in pellicatum illius non accipies, nec revelabis turpitudinem ejus adhuc illa vivente. Die Schwester deines Weibes sollst du nicht als Nebenweib zu ihr hinzunehmen und sollst ihre Scham nicht aufdecken, während jene noch lebt.¹³ Levitikus Lev 3 18 18 13 Nach dem Tode der Frau deren Schwester zu heiraten, war also gestattet. Levitikus Lev 3 18 19 Ad mulierem, quæ patitur menstrua, non accedes, nec revelabis fditatem ejus. Einem Weibe, das am Monatsfluss leidet, sollst du nicht nahen und¹⁴ ihre Scham nicht entblößen. Levitikus Lev 3 18 19 14 Hebr.: um ihre Scham zu entblößen. Levitikus Lev 3 18 2 Loquere filiis Israel, et dices ad eos: Ego Dominus Deus vester: Rede zu den Söhnen Israels und sage zu ihnen: Ich bin der Herr, euer Gott.¹ Levitikus Lev 3 18 2 1 Die Anfänge, Schlüsse, allgemeinen Sätze und letzten Teile haben wie ein Siegel die Formel: Ich bin der Herr, euer Gott. Damit wird gezeigt, dass es Gott an der Beobachtung dieser Gebote sehr lag, beziehen sich dieselben doch auf die Erhaltung des auserwählten Volkes wie auf die Reinheit des Priesterstandes. Levitikus Lev 3 18 20 Cum uxore proximi tui non coibis, nec seminis commistione maculaberis. Mit dem Weibe deines Nächsten sollst du nicht Umgang haben und dich nicht durch Vermischung des Samens verunreinigen. Levitikus Lev 3 18 21 De semine tuo non dabis ut consecretur idolo Moloch, nec pollues nomen Dei tui. Ego Dominus. Von deinen Kindern sollst du keines hergeben, um es dem Götzen Moloch¹⁵ zu weihen,¹⁶ und sollst den Namen deines Gottes nicht beflecken. Ich bin der Herr. [Lev 20,2] Levitikus Lev 3 18 21 15 Götze der Chananiter und besonders der Phönizier. Levitikus Lev 3 18 21 16 Opfern. Vergl. [Lev 20,2ff]. Levitikus Lev 3 18 22 Cum masculo non commiscearis coitu femineo, quia abominatio est. Du sollst nicht mit einem Manne fleischlichen Umgang haben, wie mit einem Weibe, denn dies ist ein Greuel. Levitikus Lev 3 18 23 Cum omni pecore non coibis, nec maculaberis cum eo. Mulier non succumbet jumento, nec miscebitur ei: quia scelus est. Du sollst mit keinem Tiere fleischlichen Umgang haben und dich nicht dadurch verunreinigen. Ein Weib soll sich keinem Tiere hingeben und nicht mit einem solchen Umgang haben; denn das ist eine Schandtat. Levitikus Lev 3 18 24 Nec polluamini in omnibus his, quibus contaminatæ sunt universæ gentes, quas ego ejiciam ante conspectum vestrum. Ihr sollt euch durch nichts derartiges verunreinigen; denn dadurch haben sich alle die Völker verunreinigt, welche ich vor eurem Angesichte vertreiben werde,¹⁷ Levitikus Lev 3 18 24 17 Siehe [Dtn 7,1]. Levitikus Lev 3 18 25 Et quibus polluta est terra: cujus ego scelera visitabo, ut evomat habitatores suos. durch die¹⁸ das Land verunreinigt ward, und ich werde seine Lastertaten heimsuchen, damit es seine Einwohner ausspeie. Levitikus Lev 3 18 25 18 Hebr.: Da wurde das Land unrein. Die Chananiter sollen besonders für Sodomie und Bestialität, die durch das natürliche Gesetz verboten sind, Strafe leiden. Doch auch die anderen Gesetze waren durch die Vorschriften der Patriarchen geheiligt, da doch die Ehe schon vor der Sündflut an gewisse Gesetze gebunden war. Levitikus Lev 3 18 26 Custodite legitima mea atque judicia, et non faciatis ex omnibus abominationibus istis, tam indigena quam colonus qui peregrinantur apud vos. Beobachtet meine Satzungen und Vorschriften und verübet keinen von allen diesen Greueln, weder ein Einheimischer, noch ein Fremdling, der bei euch weilt. Levitikus Lev 3 18 27 Omnes enim exsecrationes istas fecerunt accolæ terræ qui fuerunt ante vos, et polluerunt eam. Denn alle diese Greuel haben die Einwohner des Landes verübt, die vor euch da waren, und haben das Land verunreinigt. Levitikus Lev 3 18 28 Cavete ergo ne et vos similiter evomat, cum paria feceritis, sicut evomuit gentem, quæ fuit ante vos. Hütet euch also, dass es euch nicht gleicherweise ausspeie, wenn ihr das Gleiche tut, wie es das Volk ausgespieen hat, das vor euch da war. Levitikus Lev 3 18 29 Omnis anima, quæ fecerit de abominationibus his quippiam, peribit de medio populi sui. Jede Seele, die irgendeinen von diesen Greueln übt, soll aus der Mitte ihres Volkes weggetilgt werden. Levitikus Lev 3 18 3 Juxta consuetudinem terræ gypti, in qua habitastis, non facietis: et juxta morem regionis Chanaan, ad quam ego introducturus sum vos, non agetis, nec in legitimis eorum ambulabitis. Nach dem Gebrauche des Landes Ägypten, in welchem ihr gewohnet habt, sollt ihr nicht tun; und nach der Sitte des Landes Chanaan, in das ich euch führen werde, sollt ihr nicht handeln, und nach ihren Satzungen sollt ihr nicht wandeln. Levitikus Lev 3 18 30 Custodite mandata mea. Nolite facere quæ fecerunt hi qui fuerunt ante vos, et ne polluamini in eis. Ego Dominus Deus vester. Haltet meine Gebote! Tuet nicht, was die getan haben, welche vor euch da waren, und verunreinigt euch nicht dadurch. Ich bin der Herr, euer Gott. Levitikus Lev 3 18 4 Facietis judicia mea, et præcepta mea servabitis, et ambulabitis in eis. Ego Dominus Deus vester. Ihr sollt meine Vorschriften beobachten, und meine Gebote halten und nach ihnen wandeln. Ich bin der Herr, euer Gott. Levitikus Lev 3 18 5 Custodite leges meas atque judicia, quæ faciens homo, vivet in eis. Ego Dominus. Bewahret meine Satzungen und meine Vorschriften; der Mensch, welcher sie hält, wird durch sie leben.² Ich bin der Herr. [Ez 20,11, Röm 10,5, Gal 3,12] Levitikus Lev 3 18 5 2 In diesem und jenem Leben. Vergl. [Lev 25,36, Lk 10,28, Röm 10,5, Gal 3,12]. Levitikus Lev 3 18 6 Omnis homo ad proximam sanguinis sui non accedet, ut revelet turpitudinem ejus. Ego Dominus. Kein Mensch soll seiner Blutsverwandten nahen, ihre Scham zu entblößen.³ Ich bin der Herr. Levitikus Lev 3 18 6 3 Die hier verbotenen Ehen, namentlich die mit Mutter, Tochter und Schwester galten bei einigen Völkern des Orientes für erlaubt, so bei den Medern, Persern, Indern und Äthiopiern. Die Ehe mit der Schwester war bei den alten Ägyptern ganz gewöhnlich. Blutsverwandtschaft wird hier angenommen bei Abstammung in gerader Linie; durch gemeinsame Abstammung in der Seitenlinie (V. 12 ebenso 9, 11) und Verschwägerung (V. 17 ebenso 14 16) wird Verwandtschaft (propinquitas V. 12) hervorgebracht. Levitikus Lev 3 18 7 Turpitudinem patris tui et turpitudinem matris tuæ non discooperies: mater tua est: non revelabis turpitudinem ejus. Die Scham deines Vaters und⁴ die Scham deiner Mutter sollst du nicht entblößen; es ist deine Mutter; du sollst ihre Scham nicht entblößen.⁵ Levitikus Lev 3 18 7 4 Insofern Mann und Frau ein Fleisch sind und die Entehrung der Frau zugleich Entehrung ihres Mannes ist. Blutschändung mit der Mutter ist zugleich Schändung des Blutes. Levitikus Lev 3 18 7 5 Ausdruck für geschlechtlichen Umgang. Levitikus Lev 3 18 8 Turpitudinem uxoris patris tui non discooperies: turpitudo enim patris tui est. Die Scham des Weibes deines Vaters⁶ sollst du nicht entblößen; denn es ist die Scham deines Vaters.⁷ Levitikus Lev 3 18 8 6 Hier ist Polygamie vorausgesetzt. Auch die Nebenweiber sind einbegriffen. Vergl. [2Sam 16,20ff] und [2Sam 12,11]. Levitikus Lev 3 18 8 7 Die Ehe mit der Tochter zu verbieten, war nicht notwendig, übrigens ist diese indirekt schon V. 7 untersagt. Levitikus Lev 3 18 9 Turpitudinem sororis tuæ ex patre, sive ex matre, quæ domi vel foris genita est, non revelabis. Die Scham deiner Schwester, von Vater oder Mutter her, sie sei daheim⁸ geboren oder auswärts, sollst du nicht entblößen. Levitikus Lev 3 18 9 8 An dem Orte, wo der Vater ist. Levitikus Lev 3 0 1 C. Heiligkeit im Verkehre mit Gott und dem Nächsten. (19,1 20,27) a. Alle Israeliten sollen heilig sein, wie der Herr selbst heilig ist. (V. 2) Anempfehlung treuer Erfüllung der Pflichten gegen die Eltern und gegen Gott (V. 8) und Einschärfung der Liebe des Nächsten, besonders der Armen. (V. 18) b. Verbot, Verschiedenartiges zu vereinen (V. 19), mit der Magd zu verkehren (V. 22), die ersten an einem jungen Baume wachsenden Früchte zu genießen (V. 25), Aberglauben zu hegen. (V. 31) Vorschriften über die Achtung gegen Greise, die Liebe gegen Ankömmlinge, Gerechtigkeit gegen alle in allem (V. 36) und besondere Anempfehlung einiger Vorschriften. Levitikus Lev 3 19 1 Locutus est Dominus ad Moysen, dicens: Der Herr redete zu Moses und sprach: Levitikus Lev 3 19 10 Neque in vinea tua racemos et grana decidentia congregabis, sed pauperibus et peregrinis carpenda dimittes. Ego Dominus Deus vester. Auch in deinem Weinberge⁹ sollst du die abgefallenen Trauben und Beeren nicht aufsammeln, sondern den Armen und Fremden zur Lese überlassen.¹⁰ Ich bin der Herr, euer Gott. Levitikus Lev 3 19 10 9 Der hebräische Ausdruck umfasst auch Ölgärten. Levitikus Lev 3 19 10 10 Vergl. [Dtn 24,20.22]. Levitikus Lev 3 19 11 Non facietis furtum. Non mentiemini, nec decipiet unusquisque proximum suum. Ihr sollt nicht stehlen. Ihr sollt nicht lügen, und keiner soll seinen Nächsten¹¹ betrügen. Levitikus Lev 3 19 11 11 Dies Wort gehört zu allen drei Verboten. Der Nächste ist zunächst der Volksgenosse. Levitikus Lev 3 19 12 Non perjurabis in nomine meo, nec pollues nomen Dei tui. Ego Dominus. Du sollst bei meinem Namen nicht falsch schwören, und den Namen deines Gottes nicht beflecken. Ich bin der Herr. [Ex 20,7] Levitikus Lev 3 19 13 Non facies calumniam proximo tuo, nec vi opprimes eum. Non morabitur opus mercenarii tui apud te usque mane. Du sollst deinem Nächsten¹² kein Unrecht tun und ihn nicht mit Gewalt unterdrücken.¹³ Der Lohn des Lohnarbeiters soll bei dir nicht bis zum Morgen bleiben. [Sir 10,6, Dtn 24,14, Tob 4,15] Levitikus Lev 3 19 13 12 Ganz allgemein. Levitikus Lev 3 19 13 13 Besonders durch Verlangen von Arbeit über den Lohn hinaus. Levitikus Lev 3 19 14 Non maledices surdo, nec coram cæco pones offendiculum: sed timebis Dominum Deum tuum, quia ego sum Dominus. Du sollst einem Tauben nicht fluchen und einem Blinden nicht einen Anstoß in den Weg legen, sondern den Herrn, deinen Gott, fürchten;¹⁴ denn ich bin der Herr. Levitikus Lev 3 19 14 14 Der das Unrecht rächen wird. Levitikus Lev 3 19 15 Non facies quod iniquum est, nec injuste judicabis. Non consideres personam pauperis, nec honores vultum potentis. Juste judica proximo tuo. Du sollst nichts tun, was ungerecht ist, und kein ungerechtes Urteil fällen.¹⁵ Du sollst für einen Armen nicht Partei ergreifen und das Angesicht des Gewaltigen nicht bevorzugen. Du sollst deinem Nächsten gerechtes Gericht sprechen. [Dtn 1,17, Dtn 16,19, Spr 24,23, Jak 2,2] Levitikus Lev 3 19 15 15 Dies gilt für den Richter; die folgenden Verse für Ankläger und zeugen. Levitikus Lev 3 19 16 Non eris criminator, nec susurro in populo. Non stabis contra sanguinem proximi tui. Ego Dominus. Du sollst kein Verleumder, noch Ohrenbläser unter dem Volke sein.¹⁶ Du sollst dich wider deines Nächsten Blut¹⁷ nicht erheben. Ich bin der Herr. Levitikus Lev 3 19 16 16 Hebr.: Du sollst unter deinen Volksgenossen nicht als Verleumder umhergehen. Levitikus Lev 3 19 16 17 Leben. Levitikus Lev 3 19 17 Non oderis fratrem tuum in corde tuo, sed publice argue eum, ne habeas super illo peccatum. Du sollst deinen Bruder nicht in deinem Herzen hassen, sondern ihn offen zurechtweisen, damit du keine Sünde seinethalben auf dich ladest. [1Joh 2,11, 1Joh 3,14, Sir 19,13, Mt 18,15, Lk 17,3] Levitikus Lev 3 19 18 Non quæras ultionem, nec memor eris injuriæ civium tuorum. Diliges amicum tuum sicut teipsum. Ego Dominus. Du sollst nicht Rache suchen, noch des Unrechts seitens deiner Mitbürger gedenken. Du sollst deinen Freund¹⁸ lieben wie dich selbst. Ich bin der Herr. [Mt 5,43, Lk 6,27, Röm 13,9] Levitikus Lev 3 19 18 18 Hebr.: Nächsten. Levitikus Lev 3 19 19 Leges meas custodite. Jumentum tuum non facies coire cum alterius generis animantibus. Agrum tuum non seres diverso semine. Veste, quæ ex duobus texta est, non indueris. Haltet meine Satzungen. Dein Vieh sollst du nicht sich begatten lassen mit Tieren anderer Art. Deinen Acker sollst du nicht mit verschiedenartigem Samen besäen. Ein Kleid, das aus zweierlei Fäden gewebt ist, sollst du nicht anziehen.¹⁹ Levitikus Lev 3 19 19 19 Vergl. [Dtn 22,9-11]. Gott hat die Tiere wie die Pflanzen je nach ihrer Art [Gen 1] geschaffen, diese in der Natur bestehende Ordnung muss geachtet werden. Solche Achtung diente dazu, vor Sünden zu bewahren, wie die [Röm 1,26ff] genannte. Levitikus Lev 3 19 2 Loquere ad omnem ctum filiorum Israel, et dices ad eos: Sancti estote, quia ego sanctus sum, Dominus Deus vester. Rede zu der ganzen Gemeinde der Söhne Israels und sage ihnen:¹ Ihr sollt heilig sein: denn ich bin heilig, der Herr, euer Gott.² [Lev 11,44, 1Petr 1,16] Levitikus Lev 3 19 2 1 Im Folgenden werden verschiedene Vorschriften geboten, wie sie durch das Gebot der Vorfahren geheiligt in aller Munde waren, hier zusammengestellt werden. Manche davon sind bereits im Exodus oder Leviticus erwähnt und werden dem Volke von neuem eingeprägt. Levitikus Lev 3 19 2 2 Die Heiligkeit Gottes ist das Fundament aller Tugenden. Vergl. [Lev 11,44]. Levitikus Lev 3 19 20 Homo si dormierit cum muliere coitu seminis, quæ sit ancilla etiam nubilis, et tamen pretio non redempta, nec libertate donata: vapulabunt ambo, et non morientur, quia non fuit libera. Wenn ein Mann einem Weibe, welche eine Leibeigene und einem Manne bestimmt, aber noch nicht losgekauft oder freigelassen ist,²⁰ beiwohnt, und sich mit einer solchen fleischlich vermischt, so sollen beide gezüchtigt werden,²¹ aber nicht sterben; denn sie war keine Freie. Levitikus Lev 3 19 20 20 Vergl. [Ex 21,7ff]. Es handelt sich um eine Sklavin, die von ihrem Herrn, dessen Weib sie war, verstoßen, aber noch nicht freigelassen ist, und die deshalb noch keine andere Ehe schließen kann. Eine Versündigung mit ihr wird nicht so hart bestraft wie ein Ehebruch. Levitikus Lev 3 19 20 21 Nach der Tradition der Juden erhielt die Frau vierzig Schläge. Levitikus Lev 3 19 21 Pro delicto autem suo offeret Domino ad ostium tabernaculi testimonii arietem: Und der Mann soll dem Herrn als Schuldopfer einen Widder²² an dem Eingange des Zeltes des Zeugnisses darbringen, Levitikus Lev 3 19 21 22 Hebr.: Zur Buße. Levitikus Lev 3 19 22 Orabitque pro eo sacerdos, et pro peccato ejus coram Domino, et repropitiabitur ei, dimitteturque peccatum. aber der Priester soll für ihn und für seine Sünde vor dem Herrn beten,²³ und so wird dieser ihm wieder gnädig und die Sünde vergeben sein. Levitikus Lev 3 19 22 23 Hebr.: Soll ihm mit dem Schuldopfer-Widder Sühne schaffen. Levitikus Lev 3 19 23 Quando ingressi fueritis terram, et plantaveritis in ea ligna pomifera, auferetis præputia eorum: poma, quæ germinant, immunda erunt vobis, nec edetis ex eis. Wenn ihr in das Land kommt und darin Fruchtbäume pflanzt, so sollt ihr ihre Vorhaut wegnehmen;²⁴ die Früchte nämlich, welche darauf wachsen, sollen euch als unrein gelten, und ihr sollt nicht von denselben essen. Levitikus Lev 3 19 23 24 Wie die Knaben unrein sind, bis die Vorhaut weggenommen wird, so die Früchte der Bäume, bis drei Jahre vergangen sind. Levitikus Lev 3 19 24 Quarto autem anno omnis fructus eorum sanctificabitur laudabilis Domino. Im vierten Jahre aber sollen alle ihre Früchte zum Lobe für den Herrn geweiht werden.²⁵ Levitikus Lev 3 19 24 25 Zu Dankfesten, Opferfesten verwendet werden, an denen die Leviten, Armen, Witwen und Waisen Anteil nehmen. Levitikus Lev 3 19 25 Quinto autem anno comedetis fructus, congregantes poma quæ proferunt. Ego Dominus Deus vester. Im fünften Jahre dürft ihr die Früchte essen und den Ertrag einsammeln, den die Bäume tragen.²⁶ Ich bin der Herr, euer Gott! Levitikus Lev 3 19 25 26 Hebr.: Dürft ihr ihre Frucht essen, nach ihren Ertrag zu vermehren. Die Zweckbestimmung geht auf das ganze Gebot. Der Lohn für die Beobachtung desselben soll das hier Gesagte sein. Levitikus Lev 3 19 26 Non comedetis cum sanguine. Non augurabimini, nec observabitis somnia. Ihr sollt nichts mit dem Blute essen. Ihr sollt nicht wahrsagen, noch auf Träume achten.²⁷ Levitikus Lev 3 19 26 27 Hebr.: Ihr sollt nicht wahrsagen, noch Zauberei treiben. Levitikus Lev 3 19 27 Neque in rotundum attondebitis comam: nec radetis barbam. Ihr sollt euer Haar nicht rundum abschneiden,²⁸ noch den Bart abscheren.²⁹ Levitikus Lev 3 19 27 28 So dass nur ein Schopf in der Mitte stehen bleibt. Dies taten nach Herodot gewisse arabische Volksstämme zu Ehren ihren Gottes Orotal, den jener bei dem Dionysos der Griechen vergleicht. Levitikus Lev 3 19 27 29 Den Rand abschneidend. Levitikus Lev 3 19 28 Et super mortuo non incidetis carnem vestram, neque figuras aliquas, aut stigmata facietis vobis. Ego Dominus. Und wegen eines Toten sollt ihr keine Einschnitte in euer Fleisch machen,³⁰ noch euch Figuren oder Zeichen einritzen. Ich bin der Herr. Levitikus Lev 3 19 28 30 Zwei Verbote widernatürlicher Entstellung des leibes. Das erste bezieht sich auf die Weise der Totentrauer bei orientalischen Völkern, sich Arme Hände und Gesicht zu zerkratzen oder zu ritzen. Das Verbot der Tätowierung, welches an zweiter Stelle gegeben wird, soll die Achtung vor Gottes Schöpfung einprägen. Levitikus Lev 3 19 29 Ne prostituas filiam tuam, ne contaminetur terra, et impleatur piaculo. Gib deine Tochter nicht preis,³¹ damit das Land nicht verunreinigt und mit Fluchwürdigem erfüllt werde. Levitikus Lev 3 19 29 31 Manche Heidenvölker hielten dies sogar für verdienstlich. Das Verbot hat besonders die bleibende Prostituierung im Auge. Levitikus Lev 3 19 3 Unusquisque patrem suum, et matrem suam timeat. Sabbata mea custodite. Ego Dominus Deus vester. Ein jeder hege Ehrfurcht vor seinem Vater und seiner Mutter. Haltet meine Sabbate. Ich bin der Herr, euer Gott.³ Levitikus Lev 3 19 3 3 Wiederholung der zwei Gebote des Zweitafelgesetzes, welche nicht negative sind. Levitikus Lev 3 19 30 Sabbata mea custodite, et Sanctuarium meum metuite. Ego Dominus. Haltet meine Ruhetage und habet Ehrfurcht vor meinem Heiligtum.³² Ich bin der Herr. Levitikus Lev 3 19 30 32 Die dem Heiligtum gebührende Ehrfurcht wird verletzt durch Verehrung der Götzen [Lev 20,3], durch physische Unreinheit [Lev 15,31] und durch Fehlen der rechten Vorbereitung. [Lev 16,2ff] Levitikus Lev 3 19 31 Non declinetis ad magos, nec ab ariolis aliquid sciscitemini, ut polluamini per eos. Ego Dominus Deus vester. Ihr sollt euch nicht an die Zauberer³³ wenden, noch die Wahrsager um etwas befragen, so dass ihr durch sie verunreinigt werdet. Ich bin der Herr, euer Gott. Levitikus Lev 3 19 31 33 Hebr.: Totenbeschwörer. Vergl. [1Sam 28,7ff]. Levitikus Lev 3 19 32 Coram cano capite consurge, et honora personam senis: et time Dominum Deum tuum. Ego sum Dominus. Vor einem grauen Haupte stehe auf, und ehre die Person des Greises, und den Herrn, deinen Gott, fürchte.³⁴ Ich bin der Herr. Levitikus Lev 3 19 32 34 In dem Greise wird Gott geehrt. Levitikus Lev 3 19 33 Si habitaverit advena in terra vestra, et moratus fuerit inter vos, non exprobretis ei: Wenn ein Fremdling in eurem Lande wohnt und unter euch weilt, so seid nicht hart gegen ihn, [Ex 22,29] Levitikus Lev 3 19 34 Sed sit inter vos quasi indigena: et diligetis eum quasi vosmetipsos: fuistis enim et vos advenæ in terra gypti. Ego Dominus Deus vester. sondern er sei wie ein Eingeborner unter euch, und ihr sollt ihn lieben wie euch selbst; denn auch ihr seid Fremdlinge im Lande Ägypten gewesen. Ich bin der Herr, euer Gott. Levitikus Lev 3 19 35 Nolite facere iniquum aliquid in judicio, in regula, in pondere, in mensura. Ihr sollt kein Unrecht verüben im Gerichte, mit Messschnur, Gewicht, Maß. Levitikus Lev 3 19 36 Statera justa, et æqua sint pondera, justus modius, æquusque sextarius. Ego Dominus Deus vester, qui eduxi vos de terra gypti. Es sei die Waage recht, die Gewichte genau, der Scheffel richtig, das Maß entsprechend.³⁵ Ich bin der Herr, euer Gott, der euch aus dem Lande Ägypten geführt hat. Levitikus Lev 3 19 36 35 Scheffel: Epha, das gewöhnliche Getreidemaß. (Gegen 39 Liter, nach anderen [Lev 20,1]). Maß: Hin (für flüssige Sachen), gegen 6,49 Liter. Levitikus Lev 3 19 37 Custodite omnia præcepta mea, et universa judicia, et facite ea. Ego Dominus. Haltet alle meine Gebote und alle Satzungen, und tuet sie. Ich bin der Herr. Levitikus Lev 3 19 4 Nolite converti ad idola, nec deos conflatiles faciatis vobis. Ego Dominus Deus vester. Wendet euch nicht den Götzen zu und machet euch keine gegossenen Götter. Ich bin der Herr, euer Gott. Levitikus Lev 3 19 5 Si immolaveritis hostiam pacificorum Domino ut sit placabilis, Wenn ihr dem Herrn ein Friedopfer schlachtet, dass er euch geneigt sein möge,⁴ Levitikus Lev 3 19 5 4 Wiederholung der Vorschriften über das Friedopfer, in welchem Laien sich leichter verfehlen. Levitikus Lev 3 19 6 Eo die quo fuerit immolata, comedetis eam, et die altero: quidquid autem residuum fuerit in diem tertium, igne comburetis. so sollt ihr es an dem Tage essen, an dem es geschlachtet⁵ ward, und am Tage darauf; alles aber, was bis zum dritten Tage übrigbleibt, sollt ihr mit Feuer verbrennen.⁶ Levitikus Lev 3 19 6 5 Hebr.: Geopfert. Levitikus Lev 3 19 6 6 Diese Frist gilt aber für Gelübde- und freiwillige Opfer. Levitikus Lev 3 19 7 Si quis post biduum comederit ex ea, profanus erit, et impietatis reus: Wenn jemand nach Verlauf der zwei Tage davon isst, so soll er unrein und eines Frevels schuldig sein. Levitikus Lev 3 19 8 Portabitque iniquitatem suam, quia sanctum Domini polluit, et peribit anima illa de populo suo. Er soll seine Schuld tragen, weil er das Heilige des Herrn entweiht hat,⁷ und diese Seele soll ausgetilgt werden aus ihrem Volke. Levitikus Lev 3 19 8 7 Die Opferspeise wie eine gewöhnliche Speise genossen hat. Levitikus Lev 3 19 9 Cumque messueris segetes terræ tuæ, non tondebis usque ad solum superficiem terræ: nec remanentes spicas colliges. Wenn du die Saaten deines Landes erntest, sollst du sie nicht bis zum Erdboden abschneiden⁸ und sollst die überbleibenden Ähren nicht auflesen. [Lev 23,22] Levitikus Lev 3 19 9 8 Hebr.: Wenn ihr die Ernte eures Landes einerntet, sollst du den Rand deines Feldes nicht völlig abernten. Levitikus Lev 3 0 1 c. Festsetzung der Todesstrafe gegen die, welche ihre Kinder dem Moloch darbringen (V. 5), Zauberer und Wahrsager befragen (V. 8), ihre Eltern verwünschen (V. 9), gewisser schwerer Vergehen gegen die Sittlichkeit sich schuldig machen. (V. 21) d. Schluss: Erneute Mahnung zur Heiligkeit. (V. 26) Anhang: Gebot, Wahrsager zu steinigen. Levitikus Lev 3 20 1 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Levitikus Lev 3 20 10 Si mchatus quis fuerit cum uxore alterius, et adulterium perpetraverit cum conjuge proximi sui, morte moriantur et mchus et adultera. Wenn jemand mit der Frau eines andern die Ehe bricht und einen Ehebruch mit dem Weibe seines Nächsten begeht, so soll sowohl der Ehebrecher als die Ehebrecherin des Todes sterben.⁷ [Dtn 22,22, Joh 8,5] Levitikus Lev 3 20 10 7 Sündigte ein Verheirateter mit einer Ledigen, nicht Verlobten, so war dies einfache Buhlerei, nicht Ehebruch, da er ja nicht an eine Frau gebunden war, sondern mehrere nehmen konnte. Durch die Sünde aber mit der Frau eines anderen brach er dessen Ehe, eine Verfehlung, die im Orient als dem Morde gleichstehend angesehen wird und deshalb eine ebenso schwere Strafe fordert, will der Gesetzgeber nicht Anlass zur Selbstrache geben. Levitikus Lev 3 20 11 Qui dormierit cum noverca sua, et revelaverit ignominiam patris sui, morte moriantur ambo: sanguis eorum sit super eos. Wenn jemand seiner Stiefmutter beiwohnt und die Scham seines Vaters entblößt, so sollen beide des Todes sterben;⁸ ihr Blut komme über sie.⁹ Levitikus Lev 3 20 11 8 Vergl. [Lev 18, Dtn 27]. Die Blutschande und andere unnatürliche Unzucht forderte so harte Strafen, teils zur Abschreckung, da sie unter den Heiden herrschend waren, teils weil sie nicht selten zu Ehren der Götzen getrieben wurden, mithin ein Verbrechen gegen Gott einschlossen, auf das der Tod stand. Levitikus Lev 3 20 11 9 Sie mögen sich ihren Tod selbst zuschreiben. Levitikus Lev 3 20 12 Si quis dormierit cum nuru sua, uterque moriatur, quia scelus operati sunt: sanguis eorum sit super eos. Wenn jemand seiner Schwiegertochter¹⁰ beiwohnt, so sollen beide sterben, weil sie eine schwere Schandtat begangen haben; ihr Blut komme über sie. Levitikus Lev 3 20 12 10 Die Witwe ist. Im anderen Falle ist ja bereits V. 10 der Tod verhängt. Levitikus Lev 3 20 13 Qui dormierit cum masculo coitu femineo, uterque operatus est nefas, morte moriantur: sit sanguis eorum super eos. Wenn jemand mit einem Manne Umgang hat wie mit einem Weibe, so haben beide eine Greueltat verübt, sie sollen des Todes sterben; ihr Blut komme über sie. Levitikus Lev 3 20 14 Qui supra uxorem filiam, duxerit matrem ejus, scelus operatus est: vivus ardebit cum eis, nec permanebit tantum nefas in medio vestri. Wer sich neben der Tochter deren Mutter zum Weibe nimmt, hat ein schweres Verbrechen begangen; man soll ihn mit jenen lebendig¹¹ verbrennen, und eine so große Freveltat soll nicht in eurer Mitte bleiben. Levitikus Lev 3 20 14 11 Der Zusatz der Vulgata lebendig ist nicht ganz gerechtfertigt. Wahrscheinlich wurden sie vorher gesteinigt, dann zur Beschimpfung verbrannt. Vergl. [Jos 7,15.25]. Levitikus Lev 3 20 15 Qui cum jumento et pecore coierit, morte moriatur: pecus quoque occidite. Wer mit einem Rindvieh oder Schaf fleischlichen Umgang hat, soll des Todes sterben; und das Tier sollt ihr gleichfalls töten. Levitikus Lev 3 20 16 Mulier, quæ succubuerit cuilibet jumento, simul interficietur cum eo: sanguis eorum sit super eos. Ein Weib, das sich irgendeinem Tiere hingibt, soll mit diesem zugleich getötet werden; ihr Blut komme über sie. [Lev 18,23] Levitikus Lev 3 20 17 Qui acceperit sororem suam filiam patris sui, vel filiam matris suæ, et viderit turpitudinem ejus, illaque conspexerit fratris ignominiam: nefariam rem operati sunt: occidentur in conspectu populi sui, eo quod turpitudinem suam mutuo revelaverint, et portabunt iniquitatem suam. Wenn jemand seine Schwester,¹² die Tochter seines Vaters, oder die Tochter seiner Mutter, nimmt und ihre Scham sieht, und sie sieht die Scham ihres Bruders,¹³ so haben beide eine Schandtat begangen; sie sollen vor den Augen ihres Volkes getötet werden, weil sie ihre Scham voreinander entblößt haben, und sie sollen ihr Verbrechen tragen. [Lev 18,6] Levitikus Lev 3 20 17 12 Seine Halbschwester. Levitikus Lev 3 20 17 13 Vollzieht den Beischlaf. Levitikus Lev 3 20 18 Qui coierit cum muliere in fluxu menstruo, et revelaverit turpitudinem ejus, ipsaque aperuerit fontem sanguinis sui, interficientur ambo de medio populi sui. Wenn jemand mit einem Weibe zur Zeit ihres Monatsflusses Umgang hat¹⁴ und ihre Scham entblößt, und sie deckt den Brunnen ihres Blutes auf, so sollen beide aus der Mitte ihres Volkes ausgerottet werden.¹⁵ Levitikus Lev 3 20 18 14 Mit Kenntnis des Umstandes. Levitikus Lev 3 20 18 15 Dies ist kein Widerspruch gegen [Lev 15,24]. Dort war von der Unreinigkeit die Rede, hier von der Strafe im Gerichtsverfahren, wenn das Verbrechen öffentlich bekannt wird. Levitikus Lev 3 20 19 Turpitudinem materteræ, et amitæ tuæ non discooperies: qui hoc fecerit, ignominiam carnis suæ nudavit, portabunt ambo iniquitatem suam. Die Scham der Schwester deiner Mutter und der Schwester deines Vaters sollst du nicht entblößen; wer dies tut, hat die Scham seines Fleisches entblößt, und beide sollen ihr Verschulden tragen.¹⁶ Levitikus Lev 3 20 19 16 Hier wird keine bürgerliche, von der Obrigkeit zu vollstreckende Strafe festgesetzt, sondern Gott selbst die Bestrafung vorbehalten. Levitikus Lev 3 20 2 Hæc loqueris filiis Israel: Homo de filiis Israel, et de advenis, qui habitant in Israel, si quis dederit de semine suo idolo Moloch, morte moriatur: populus terræ lapidabit eum. Dies sollst du den Söhnen Israels sagen: Wer unter den Söhnen Israels, oder unter den Fremdlingen, die in Israel wohnen,¹ eines von seinen Kindern dem Götzen Moloch überliefert,² soll des Todes sterben; das Volk des Landes soll ihn steinigen. [Lev 18,21] Levitikus Lev 3 20 2 1 Für sie galt auch das Gebot [Lev 17,8]. Levitikus Lev 3 20 2 2 Wie [Lev 18,21]. Levitikus Lev 3 20 20 Qui coierit cum uxore patrui, vel avunculi sui, et revelaverit ignominiam cognationis suæ, portabunt ambo peccatum suum; absque liberis morientur. Wenn jemand mit seines Vaterbruders oder Mutterbruders Weib Umgang hat und die Scham seiner Verwandtschaft¹⁷ entblößt, so sollen beide ihre Sünde tragen: sie werden kinderlos sterben.¹⁸ Levitikus Lev 3 20 20 17 Hebr.: Seines Oheims. Levitikus Lev 3 20 20 18 Entweder erhalten sie keine Kinder (Gregor der Große) oder diese sollen als illegitim gelten. (Aug.) Die Strafen 9 21 entsprechen den Gesetzen [Lev 18,7-23]. Levitikus Lev 3 20 21 Qui duxerit uxorem fratris sui, rem facit illicitam, turpitudinem fratris sui revelavit: absque liberis erunt. Wer seines Bruders Weib nimmt, begeht, was nicht erlaubt ist, er hat die Scham seines Bruders entblößt; sie werden kinderlos sein. Levitikus Lev 3 20 22 Custodite leges meas, atque judicia, et facite ea: ne et vos evomat terra quam intraturi estis et habitaturi. Haltet meine Satzungen und Bestimmungen und tut sie, damit das Land, in das ihr ziehen sollt, um darin zu wohnen, nicht auch euch ausspeie. Levitikus Lev 3 20 23 Nolite ambulare in legitimis nationum, quas ego expulsurus sum ante vos. Omnia enim hæc fecerunt, et abominatus sum eas. Wandelt nicht nach den Satzungen der Völker, welche ich vor euch vertreiben will. Denn sie haben alles das getan, und deshalb habe ich sie verabscheut. Levitikus Lev 3 20 24 Vobis autem loquor: Possidete terram eorum, quam dabo vobis in hereditatem, terram fluentem lacte et melle. Ego Dominus Deus vester, qui separavi vos a ceteris populis. Euch aber sage ich: Nehmet ihr Land zu Besitz, das ich euch zum Erbe geben werde, ein Land, das von Milch und Honig fließt. Ich bin der Herr, euer Gott, der euch von den übrigen Völkern ausgesondert hat!¹⁹ Levitikus Lev 3 20 24 19 Der Ausdruck ist gewählt, um auf V. 25ff hinüberzuleiten. Auch Balaam erkennt in Israel ein Volk, das abgesondert wohnt. [Num 23,9]. Levitikus Lev 3 20 25 Separate ergo et vos jumentum mundum ab immundo, et avem mundam ab immunda: ne polluatis animas vestras in pecore, et avibus, et cunctis quæ moventur in terra, et quæ vobis ostendi esse polluta. Machet darum auch ihr einen Unterschied zwischen reinem und unreinem Vieh, und reinen und unreinen Vögeln, damit ihr eure Seelen nicht durch Vieh, Vögel, oder irgend etwas beflecket, was sich auf Erden regt und wovon ich euch kundgegeben habe, dass es unrein ist.²⁰ Levitikus Lev 3 20 25 20 Hebr.: ausgesondert habe, um es für unrein zu erklären. Levitikus Lev 3 20 26 Eritis mihi sancti, quia sanctus sum ego Dominus, et separavi vos a ceteris populis, ut essetis mei. Ihr sollt mir heilig sein,²¹ weil ich heilig bin, ich der Herr, und euch aus den übrigen Völkern ausgesondert habe, dass ihr mein seiet. [1Petr 1,16] Levitikus Lev 3 20 26 21 Die Heiligkeit ist also Reinheit, Absonderung von dem, was befleckt. Levitikus Lev 3 20 27 Vir, sive mulier, in quibus pythonicus, vel divinationis fuerit spiritus, morte moriantur: lapidibus obruent eos: sanguis eorum sit super illos. Wenn sich in einem Manne oder einem Weibe ein Geist der Zauberei²² oder Wahrsagerei findet, so sollen sie des Todes sterben; man soll sie steinigen, ihr Blut komme über sie. [Dtn 18,11, 1Sam 28,7] Levitikus Lev 3 20 27 22 Ein Totengeist. Levitikus Lev 3 20 3 Et ego ponam faciem meam contra illum: succidamque eum de medio populi sui, eo quod dederit de semine suo Moloch, et contaminaverit Sanctuarium meum, ac polluerit nomen sanctum meum. Und ich selbst werde mein Angesicht wider ihn richten und ihn ausrotten aus der Mitte seines Volkes, weil er eines von seinen Kindern dem Moloch überliefert, und mein Heiligtum verunreinigt, und meinen heiligen Namen entweiht hat. Levitikus Lev 3 20 4 Quod si negligens populus terræ, et quasi parvipendens imperium meum, dimiserit hominem qui dedit de semine suo Moloch, nec voluerit eum occidere: Wenn aber das Volk des Landes lässig wäre und, mein Gebot gleichsam geringachtend, den Menschen, der dem Moloch eines von seinen Kindern überliefert hat, frei ließe und ihn nicht töten wollte, Levitikus Lev 3 20 5 Ponam faciem meam super hominem illum, et super cognationem ejus, succidamque et ipsum, et omnes qui consenserunt ei ut fornicaretur cum Moloch, de medio populi sui. so werde ich mein Angesicht wider diesen Menschen und wider sein Geschlecht³ richten, und werde ihn und alle, die ihm beigestimmt haben, dass er mit dem Moloch buhlte, aus der Mitte seines Volkes austilgen. Levitikus Lev 3 20 5 3 Die Geschlechtsgenossen waren zunächst zum Einschreiten gegen den Frevler verpflichtet. Die Nichterfüllung dieser Pflicht ist auch ein Zeichen dafür, dass sie gleichfalls sich in Gefahr befinden, dem Molochdienst anheimzufallen. Levitikus Lev 3 20 6 Anima, quæ declinaverit ad magos et ariolos, et fornicata fuerit cum eis, ponam faciem meam contra eam, et interficiam illam de medio populi sui. Derjenige, der sich an die Zauberer⁴ und Wahrsager wendet und mit ihnen buhlt, gegen einen solchen werde ich mein Antlitz wenden und werde ihn aus der Mitte seines Volkes ausrotten. Levitikus Lev 3 20 6 4 Hebr.: Totenbeschwörer. Levitikus Lev 3 20 7 Sanctificamini et estote sancti, quia ego sum Dominus Deus vester. Heiliget euch und seid heilig; denn ich bin der Herr, euer Gott. [1Petr 1,16] Levitikus Lev 3 20 8 Custodite præcepta mea, et facite ea: Ego Dominus qui sanctifico vos. Haltet meine Gebote und tuet sie; ich bin der Herr, der euch heiligt.⁵ Levitikus Lev 3 20 8 5 Vergl. [Lev 11,44]. Levitikus Lev 3 20 9 Qui maledixerit patri suo, aut matri, morte moriatur: patri, matrique maledixit, sanguis ejus sit super eum. Wer seinem Vater oder seiner Mutter flucht, soll des Todes sterben; er hat seinem Vater und seiner Mutter geflucht, sein Blut komme über ihn.⁶ [Ex 21,17, Spr 20,20, Mt 15,4, Mk 7,10] Levitikus Lev 3 20 9 6 Die Strafe gilt für das Verbrechen [Lev 18,7], ebenso wie für den Fluch. Levitikus Lev 3 0 1 3. Höhere gesetzliche Reinigkeit, welche von den Priestern gefordert wird. (21,1 22,33) A. Vorschriften über die Trauer und die Ehen der Priester. (V. 1 15) a. Die Priester dürfen wegen der Heiligkeit ihres Amtes nicht an Leichenbegängnissen der Israeliten teilnehmen, es sei denn an solchen von Verwandten. (V. 7) Die Priester dürfen keine Buhlerin oder eine verstoßene Frau heiraten. (V. 9) b. Der Hohepriester darf nicht einmal an dem Leichenbegängnis von Verwandten teilnehmen und nur eine Jungfrau zur Ehe nehmen. (V. 15) B. Vorschriften über die Irregularitäten der Priester. (21,16 22,16) a. Von dem heiligen Amte der Priester sind alle an körperlichen Gebrechen Leidende auszuschließen. Levitikus Lev 3 21 1 Dixit quoque Dominus ad Moysen: Loquere ad sacerdotes filios Aaron, et dices ad eos: Ne contaminetur sacerdos in mortibus civium suorum, Der Herr sprach ferner zu Moses: Rede zu den Priestern, den Söhnen Aarons, und sage ihnen:¹ Ein Priester soll sich nicht an einer Leiche unter seinen Mitbürgern verunreinigen, Levitikus Lev 3 21 1 1 Der Text ist wohl nicht ohne nachträgliche Bearbeitung geblieben. Die Priester werden in den Gesetzen selbst als Nachkommen Aarons, in den Überschriften und der Unterschrift als Söhne Aarons bezeichnet. Nach der Überschrift ist das erste Gesetz an die Priester gerichtet, während im Texte von ihnen in der dritten Person die Rede ist. Auch finden sich Tautologien V. 6b und 8a, 17b und 21. Levitikus Lev 3 21 10 Pontifex, id est, sacerdos maximus inter fratres suos, super cujus caput fusum est unctionis oleum, et cujus manus in sacerdotio consecratæ sunt, vestitusque est sanctis vestibus, caput suum non discooperiet, vestimenta non scindet: Der Hohepriester, das ist der oberste Priester unter seinen Brüdern, auf dessen Haupt das Salböl gegossen ward, und dessen Hände zum Priestertume geweiht sind, und der mit den heiligen Gewändern bekleidet wurde, soll sein Haupt nicht entblößen, seine Kleider nicht zerreißen, Levitikus Lev 3 21 11 Et ad omnem mortuum non ingredietur omnino: super patre quoque suo, et matre non contaminabitur. und zu keinem Toten, welchem immer, gehen; sogar an seinem Vater und seiner Mutter soll er sich nicht verunreinigen. Levitikus Lev 3 21 12 Nec egredietur de sanctis, ne polluat Sanctuarium Domini, quia oleum sanctæ unctionis Dei sui super eum est. Ego Dominus. Das Heiligtum soll er nicht verlassen,¹⁰ damit er das Heiligtum des Herrn nicht beflecke;¹¹ denn das Öl der heiligen Salbung seines Gottes ist auf ihm. Ich bin der Herr. Levitikus Lev 3 21 12 10 Um einer Bestattung beizuwohnen. Levitikus Lev 3 21 12 11 Dies gehört zu allem, was V. 10, 11 gesagt ist. Levitikus Lev 3 21 13 Virginem ducet uxorem: Eine Jungfrau¹² soll er zum Weibe nehmen; [Ez 44,22] Levitikus Lev 3 21 13 12 Hebr.: Derselbe soll ein Weib in ihrer Jungfräulichkeit ehelichen. Levitikus Lev 3 21 14 Viduam autem et repudiatam, et sordidam, atque meretricem non accipiet, sed puellam de populo suo: eine Witwe aber, oder eine Verstoßene, oder eine Gefallene, oder eine Buhldirne soll er nicht nehmen, sondern eine Jungfrau aus seinem Volke,¹³ Levitikus Lev 3 21 14 13 Eine geborene Israelitin. Levitikus Lev 3 21 15 Ne commisceat stirpem generis sui vulgo gentis suæ: quia ego Dominus, qui sanctifico eum. damit er den Stamm seines Geschlechtes nicht durch eine gemeine Person seines Volkes herabwürdige; denn ich bin der Herr, der ihn heiligt. Levitikus Lev 3 21 16 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Levitikus Lev 3 21 17 Loquere ad Aaron: Homo de semine tuo per familias qui habuerit maculam, non offeret panes Deo suo, Sage zu Aaron: Wer von deinen Nachkommen jetzt und in zukünftigen Geschlechtern einen Leibesfehler hat, soll seinem Gott die Brote nicht darbringen¹⁴ Levitikus Lev 3 21 17 14 Kein Opfer darbringen, wie V. 21 (hebr.) zeigt. Levitikus Lev 3 21 18 Nec accedet ad ministerium ejus: si cæcus fuerit, si claudus, si parvo vel grandi, vel torto naso, und zu seinem Dienste nicht hinzutreten: wer blind oder lahm ist, eine zu kleine, zu große, oder krumme Nase hat,¹⁵ Levitikus Lev 3 21 18 15 Richtiger: Im Gesicht verstümmelt ist, oder bei wem ein Glied zu lang ist. Levitikus Lev 3 21 19 Si fracto pede, si manu, wer einen gebrochenen Fuß, oder eine gebrochene Hand hat, Levitikus Lev 3 21 2 Nisi tantum in consanguineis, ac propinquis, id est, super patre, et matre, et filio, et filia, fratre quoque, nur an seinen Blutsverwandten und² nächsten Verwandten, das ist an seinem Vater und seiner Mutter, und seinem Sohn und seiner Tochter, auch seinem Bruder, Levitikus Lev 3 21 2 2 Besser: Die ihm zunächst stehen. Diese werden alsbald aufgezählt. Doch die eigene Frau des Priesters? Diese zu betrauern, war ihm selbstverständlich erlaubt. Vergl. [Ez 24,15ff]. Levitikus Lev 3 21 20 Si gibbus, si lippus, si albuginem habens in oculo, si jugem scabiem, si impetiginem in corpore, vel herniosus. wer bucklig oder triefäugig¹⁶ ist, wer im Auge weiße Flecken hat, oder mit anhaltendem Ausschlag oder der Krätze¹⁷ am Leibe behaftet ist, wer an einem Bruche leidet. Levitikus Lev 3 21 20 16 Richtiger: krankhaft abgemagert. Levitikus Lev 3 21 20 17 Hebr.: Krätze oder Flechten. Levitikus Lev 3 21 21 Omnis qui habuerit maculam de semine Aaron sacerdotis, non accedet offerre hostias Domino, nec panes Deo suo: Keiner von den Nachkommen Aarons, des Priesters, der ein Gebrechen hat, nahe sich dem Herrn, Opfer oder Brote seinem Gott darzubringen;¹⁸ Levitikus Lev 3 21 21 18 Hebr.: trete nicht hinzu, um die Feueropfer Jahves darzubringen; ein Leibesfehler ist an ihm, die Speise seines Gottes (Opfer) darzubringen, soll er nicht hinzutreten. Levitikus Lev 3 21 22 Vescetur tamen panibus, qui offeruntur in Sanctuario, doch von den Broten, welche im Heiligtum dargebracht werden,¹⁹ mag er essen, Levitikus Lev 3 21 22 19 Hebr.: Von der Speise seines Gottes, sowohl dem Hochheiligen, siehe [Lev 2,3], wie von dem Heiligen darf er essen. Hochheilig sind jene Opfer, welche näheren Bezug auf Gott haben; die Schaubrote [Lev 24,9], der Weihrauch [Ex 30,36], weil diese im Heiligtume selbst dargebracht wurden, die Sünd- und Schuldopfer ([Lev 6,25] und sonst oft), die am Altare geschlachtet wurden [Lev 1,11; Lev 14,13], und die Mincha (Speiseopfer [Lev 2,3.10] u.a.), von der ein Teil auf den Altar gelegt gelegt ward, während vom Dankopfer kein Fleisch an demselben kam. Das Brandopfer ist zwar das Heiligste, wird aber dennoch nie hochheilig genannt, weil den Menschen nichts davon überlassen wurde. Das Hochheilige aßen die Nachkommen Aarons allein, und zwar die Männer, an heiliger Stätte, das ist im Vorhofe, und wurden durch diese Speise gesetzmäßig geheiligt. Heilig waren die Dankopfer, die Erstgeburten der reinen Tiere, die Erstlinge, die Zehnten, Gott geweihte Dinge. Nichts von allem diesen ward in das Heiligtum gebracht, nur Blut und Fett der Dankopfer und der Erstgeburten kamen auf den Altar. Mit Ausnahme des Zehnten waren diese Bestimmungen für alle Heilige zu beobachten. Die Aaroniten, Männer und Frauen, hatten allein Anteil daran und verzehrten es an reiner Stätte. Levitikus Lev 3 21 23 Ita dumtaxat, ut intra velum non ingrediatur, nec accedat ad altare, quia maculam habet, et contaminare non debet Sanctuarium meum. Ego Dominus qui sanctifico eos. nur dass er nicht hinter den Vorhang²⁰ trete und dem Altare nicht nahe, weil er ein Leibesgebrechen hat und mein Heiligtum nicht verunreinigen soll. Ich bin der Herr, der sie heiligt. Levitikus Lev 3 21 23 20 Er darf nicht in den vorderen Raum, das Heilige, eintreten. Levitikus Lev 3 21 24 Locutus est ergo Moyses ad Aaron, et ad filios ejus, et ad omnem Israel cuncta quæ fuerant sibi imperata. Moses also redete zu Aaron, und zu seinen Söhnen, und zu ganz Israel, alles, was ihm geboten war. Levitikus Lev 3 21 3 Et sorore virgine quæ non est nupta viro: und seiner Schwester, die noch Jungfrau und keinem Manne vermählt ist; Levitikus Lev 3 21 4 Sed nec in principe populi sui contaminabitur. aber auch nicht einmal an dem Fürsten seines Volkes soll er sich verunreinigen.³ Levitikus Lev 3 21 4 3 Hebr.: Er darf sich nicht verunreinigen unter seinen Volksgenossen, dass er sich dadurch entweihe. In dem unverständlichen Worte ist wahrscheinlich die entweihende Trauer bezeichnet. Levitikus Lev 3 21 5 Non radent caput, nec barbam, neque in carnibus suis facient incisuras. Sie sollen weder Haupt noch Bart abscheren, noch sich Einschnitte an ihrem Leibe machen.⁴ Levitikus Lev 3 21 5 4 Vergl. [Lev 19,28]. Levitikus Lev 3 21 6 Sancti erunt Deo suo, et non polluent nomen ejus: incensum enim Domini, et panes Dei sui offerunt, et ideo sancti erunt. Sie sollen ihrem Gott heilig sein und seinen Namen nicht entweihen; denn sie bringen das Feueropfer des Herrn⁵ und das Brot⁶ ihres Gottes dar, und darum sollen sie heilig sein. Levitikus Lev 3 21 6 5 [Ex 29,25] Levitikus Lev 3 21 6 6 Vergl. [Lev 22,25]. Levitikus Lev 3 21 7 Scortum et vile prostibulum non ducent uxorem, nec eam, quæ repudiata est a marito: quia consecrati sunt Deo suo, Eine Entehrte oder eine sich preisgebende Dirne sollen sie nicht zum Weibe nehmen, noch eine von ihrem Manne Verstoßene,⁷ weil sie ihrem Gotte geweiht sind [Lev 19,29]. Levitikus Lev 3 21 7 7 Die Verstoßung der Frauen scheint, nach den häufigen Erwähnungen des Verstoßens zu urteilen (vergl. V. 14; [Lev 22,13, Ez 44,22]), nicht selten vorgekommen zu sein. Das verstoßene Weib sollte nach [Dtn 24,1-4] einen Scheidebrief erhalten und konnte eine neue Ehe eingehen. Levitikus Lev 3 21 8 Et panes propositionis offerunt. Sint ergo sancti, quia et ego sanctus sum, Dominus, qui sanctifico eos. und die Schaubrote⁸ darbringen. Darum sollen sie heilig sein, weil auch ich heilig bin, ich, der Herr, der sie heiligt. Levitikus Lev 3 21 8 8 Hebräisch allgemeiner: die Speise deines Gottes. Levitikus Lev 3 21 9 Sacerdotis filia si deprehensa fuerit in stupro, et violaverit nomen patris sui, flammis exuretur. Wenn die Tochter eines Priesters auf Unzucht ertappt wird, und sie so den Namen ihres Vaters entweiht, so soll sie mit Feuer verbrannt werden.⁹ Levitikus Lev 3 21 9 9 Nachdem sie gesteinigt ist. Vergl. [Lev 20,14]. Levitikus Lev 3 0 1 b. Von der Teilnahme an dem Genusse der den Priestern verbleibenden Opferteile sind alle jene auszuschließen, welche durch eine Unreinigkeit befleckt sind. (V. 9) c. Bestimmung der Personen, welche aus der Familie der Priester zum Genusse der Opferteile zugelassen werden dürfen. (V. 16) C. Erforderliche Eigenschaften der Opfergaben (V. 17 33): a. Notwendig erforderte Eigenschaften der zu Opfern bestimmten Tiere und b. Verbot, von dem Dankopfer etwas auf die folgenden Tage aufzubewahren. (V. 30) c. Alle diese Vorschriften sind bei Strafe der Unreinigkeit zu beobachten. Levitikus Lev 3 22 1 Locutus quoque est Dominus ad Moysen, dicens: Wiederum redete der Herr zu Moses und sprach: Levitikus Lev 3 22 10 Omnis alienigena non comedet de sanctificatis, inquilinus sacerdotis, et mercenarius non vescentur ex eis. Kein Fremder¹⁰ soll vom Geheiligten essen, der Hausgenosse und der Lohnarbeiter des Priesters sollen nicht davon essen;¹¹ Levitikus Lev 3 22 10 10 Nichtpriester. Levitikus Lev 3 22 10 11 Sie gehören nicht zu seiner Familie. Levitikus Lev 3 22 11 Quem autem sacerdos emerit, et qui vernaculus domus ejus fuerit, hi comedent ex eis. aber der vom Priester gekaufte oder in seinem Hause geborene Knecht¹² darf davon essen. Levitikus Lev 3 22 11 12 Weil der Sklave beschnitten wurde und dadurch in ein näheres Verhältnis zum Priester, wie überhaupt zu Israel trat. Levitikus Lev 3 22 12 Si filia sacerdotis cuilibet ex populo nupta fuerit: de his quæ sanctificata sunt, et de primitiis non vescetur. Wenn die Tochter eines Priesters sich an einen Mann aus dem Volke verheiratet hat, so soll sie von den geweihten Gaben und von den Erstlingen nicht essen.¹³ Levitikus Lev 3 22 12 13 Hebr.: Darf von der Gabe, die von den heiligen Gaben entrichtet wird, nicht essen. Levitikus Lev 3 22 13 Sin autem vidua, vel repudiata, et absque liberis reversa fuerit ad domum patris sui: sicut puella consueverat, aletur cibis patris sui. Omnis alienigena comedendi ex eis non habet potestatem. Kehrt sie aber als Witwe, oder von ihrem Manne verstoßen kinderlos zum Hause ihres Vaters zurück,¹⁴ so darf sie von der Speise ihres Vaters essen, wie sie als Mädchen zu tun gewohnt war. Kein Fremder hat das Recht davon zu essen. Levitikus Lev 3 22 13 14 Vergl. [Gen 38,11]. Levitikus Lev 3 22 14 Qui comederit de sanctificatis per ignorantiam, addet quintam partem cum eo quod comedit, et dabit sacerdoti in Sanctuarium. Wer aus Versehen Geheiligtes isst, soll den fünften Teil zu dem legen, was er gegessen,¹⁵ und es dem Priester geben in das Heiligtum. Levitikus Lev 3 22 14 15 Mildere Strafe als [Lev 5,15]. Levitikus Lev 3 22 15 Nec contaminabunt sanctificata filiorum Israel, quæ offerunt Domino: Und sie¹⁶ sollen die Gaben der Söhne Israels, welche diese dem Herrn darbringen, nicht entweihen, Levitikus Lev 3 22 15 16 Die Priester. Levitikus Lev 3 22 16 Ne forte sustineant iniquitatem delicti sui, cum sanctificata comederint. Ego Dominus qui sanctifico eos. damit sie nicht etwa die Schuld ihres Vergehens auf sich laden, wenn sie das Geheiligte essen.¹⁷ Ich bin der Herr, der sie¹⁸ heiligt. Levitikus Lev 3 22 16 17 Und sie sollen sie (die Israeliten) nicht dadurch, dass sie (die Israeliten) die heiligen Gaben essen (obwohl nicht dazu berechtigt), ein Vergehen der Verschuldung tragen lassen. Levitikus Lev 3 22 16 18 Wohl die Priester. Sie dürfen nichts tun, wodurch sie etwas Heiliges entweihen, weil sie sich sonst selbst profanieren. Levitikus Lev 3 22 17 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Levitikus Lev 3 22 18 Loquere ad Aaron et filios ejus et ad omnes filios Israel, dicesque ad eos: Homo de domo Israel, et de advenis qui habitant apud vos, qui obtulerit oblationem suam, vel vota solvens, vel sponte offerens, quidquid illud obtulerit in holocaustum Domini, Rede zu Aaron und seinen Söhnen und zu allen Söhnen Israels, und sage ihnen: Wenn jemand aus dem Hause Israel oder von den Fremden, welche bei euch wohnen, seine Opfergabe darbringt, sei es ein Gelübde zu erfüllen, oder aus freiem Willen, so soll alles, was er dem Herrn zum Brandopfer darbringt, Levitikus Lev 3 22 19 Ut offeratur per vos, masculus immaculatus erit ex bobus, et ovibus, et ex capris: damit ihr es opfert,¹⁹ ein männliches fehlerfreies Tier sein, von den Rindern, den Schafen, oder den Ziegen. Levitikus Lev 3 22 19 19 Hebr.: so bringt es so (ihr Priester), damit ihr Wohlgefallen erlanget: fehlerlos, männlich usw. Levitikus Lev 3 22 2 Loquere ad Aaron et ad filios ejus, ut caveant ab his quæ consecrata sunt filiorum Israel, et non contaminent nomen sanctificatorum mihi, quæ ipsi offerunt. Ego Dominus. Sage Aaron und seinen Söhnen, dass sie sich von dem enthalten sollen, was Weihgeschenk der Söhne Israels ist, und nicht den Namen der Dinge beflecken,¹ die mir geheiligt sind und welche diese darbringen.² Ich bin der Herr. Levitikus Lev 3 22 2 1 Hebr.: Gegenüber den heiligen Gaben der Kinder Israels, welche sie mir weihen, damit sie meinen heiligen Namen nicht entweihen. Levitikus Lev 3 22 2 2 Wie der Priester um der Opfer willen, welche er vor den heiligen Gott bringt, heilig gehalten werden [Lev 21,8] und sich selbst heilig halten soll [Lev 21,1ff], so sollen auch die Gaben, welche Israel seinem heiligen Volke darbringt, heilig gehalten werden, auch insoweit sie nicht auf den Altar kommen. Deshalb sollen die Priester sich derselben enthalten, wenn sie unrein sind. Es ist nur von den heiligen Gaben die Rede, denn die hochheiligen durften ja nur an heiligem Orte verzehrt werden, den ein Unreiner gar nicht betreten durfte. Levitikus Lev 3 22 20 Si maculam habuerit, non offeretis, neque erit acceptabile. Keines, das einen Fehler hat, sollt ihr opfern, und ein solches wird nicht wohlgefällig sein. [Dtn 15,21, Sir 35,14] Levitikus Lev 3 22 21 Homo qui obtulerit victimam pacificorum Domino, vel vota solvens, vel sponte offerens, tam de bobus quam de ovibus, immaculatum offeret, ut acceptabile sit: omnis macula non erit in eo. Wenn jemand dem Herrn ein Friedopfer darbringt, sei es um ein Gelübde zu erfüllen, sei es aus freiem Willen, so muss es von fehlerfreien Rindern oder Schafen sein,²⁰ damit es wohlgefällig sei; es darf keinen Makel an sich haben. Levitikus Lev 3 22 21 20 Aber nicht notwendigerweise ein männliches Tier sein [Lev 3]. Levitikus Lev 3 22 22 Si cæcum fuerit, si fractum, si cicatricem habens, si papulas, aut scabiem, aut impetiginem: non offeretis ea Domino, nec adolebitis ex eis super altare Domini. Was blind ist, oder ein gebrochenes Glied, oder eine Wundnarbe,²¹ oder Blattern hat, was mit Geschwüren oder Krätze behaftet ist, sollt ihr dem Herrn nicht opfern, noch etwas davon auf dem Altare des Herrn verbrennen. Levitikus Lev 3 22 22 21 Hebr.: Wunde. Levitikus Lev 3 22 23 Bovem et ovem, aure et cauda amputatis, voluntarie offerre potes, votum autem ex eis solvi non potest. Ein Rind oder ein Schaf, dem ein Ohr oder der Schwanz abgeschnitten ist,²² darfst du freiwillig opfern, aber ein Gelübde kann damit nicht erfüllt werden. Levitikus Lev 3 22 23 22 Hebr.: Mit zu kurzen oder zu langen Gliedern. Levitikus Lev 3 22 24 Omne animal, quod vel contritis, vel tusis, vel sectis, ablatisque testiculis est, non offeretis Domino, et in terra vestra hoc omnino ne faciatis. Kein Tier, dem die Hoden zerdrückt, oder zerquetscht, oder ausgeschnitten, oder ausgenommen sind, sollt ihr dem Herrn opfern; und sollt in eurem Lande solches durchaus nicht tun.²³ Levitikus Lev 3 22 24 23 Mit V. 25 zu verbinden. Verboten wird die Kastrierung von Tieren, welche man opfern will, sodann der Kauf von kastrierten Tiere zum Zwecke des Opfers: Weder dürft ihr dies tun, noch aus der Hand eines Fremdlings erwerben und als Speise Gottes darbringen, denn es haftet ihnen ein Schaden und Makel an, darum werden sie euch nicht wohlgefällig machen (V. 25). Dem Verbote der Kastrierung liegt dieselbe Ursache zu Grunde wie dem Verbote [Lev 19,19]. Levitikus Lev 3 22 25 De manu alienigenæ non offeretis panes Deo vestro, et quidquid aliud dare voluerit: quia corrupta, et maculata sunt omnia: non suscipietis ea. Aus der Hand eines Fremdlings sollt ihr eurem Gott keine Brote, oder was er sonst geben will, darbringen, denn verderbt und befleckt ist alles; solches sollt ihr nicht annehmen. Levitikus Lev 3 22 26 Locutusque est Dominus ad Moysen dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Levitikus Lev 3 22 27 Bos, ovis, et capra cum genita fuerint, septem diebus erunt sub ubere matris suæ: die autem octavo, et deinceps offerri poterunt Domino. Wenn ein Rind, oder ein Schaf, oder eine Ziege geboren ist, sollen sie sieben Tage unter dem Euter ihrer Mutter bleiben; vom achten Tage aber an und fürderhin können sie dem Herrn geopfert werden.²⁴ Levitikus Lev 3 22 27 24 Da die eben geborenen Tiere noch nicht geeignet sind, zur Speise zu dienen, sollen sie auch Gott nicht zum Opfer dargebracht werden. Das Gleiche gilt von der Erstgeburt. [Ex 22,29] Auch die Beschneidung erfolgt erst am achten Tage. Levitikus Lev 3 22 28 Sive illa bos, sive ovis, non immolabuntur una die cum ftibus suis. Weder Rind, noch Schaf sollt ihr mit seinen Jungen an einem Tage schlachten.²⁵ Levitikus Lev 3 22 28 25 Demgemäß auch nicht opfern. Jeder Schein von Grausamkeit soll fern gehalten werden. Ähnlich [Ex 23,19, Dtn 22,6ff]. Levitikus Lev 3 22 29 Si immolaveritis hostiam pro gratiarum actione Domino, ut possit esse placabilis, Wenn ihr dem Herrn ein Dankopfer schlachtet, so sollt ihr es, damit es euch wohlgefällig machen könne, Levitikus Lev 3 22 3 Dic ad eos, et ad posteros eorum: Omnis homo, qui accesserit de stirpe vestra ad ea quæ consecrata sunt, et quæ obtulerunt filii Israel Domino, in quo est immunditia, peribit coram Domino. Ego sum Dominus. Sage ihnen und ihren Nachkommen: Jeder von eurem Stamme, der den geweihten Gaben naht,³ welche die Söhne Israels dem Herrn dargebracht haben, während ihm Unreinheit anhaftet, soll vor dem Herrn umkommen.⁴ Ich bin der Herr. Levitikus Lev 3 22 3 3 So dass er davon isst. Levitikus Lev 3 22 3 4 Das Privileg der Priester verlieren, allezeit Gott zu nahen. Levitikus Lev 3 22 30 Eodem die comedetis eam, non remanebit quidquam in mane alterius diei. Ego Dominus. an demselben Tage essen, und es soll nichts bis zum Morgen des andern Tages übrigbleiben.²⁶ Ich bin der Herr. Levitikus Lev 3 22 30 26 Siehe [Lev 7,15]. Levitikus Lev 3 22 31 Custodite mandata mea, et facite ea. Ego Dominus. Haltet meine Gebote und tuet sie. Ich bin der Herr. Levitikus Lev 3 22 32 Ne polluatis nomen meum sanctum, ut sanctificer in medio filiorum Israel. Ego Dominus qui sanctifico vos, Beflecket meinen heiligen Namen nicht, damit ich heilig gehalten werde inmitten der Söhne Israels.²⁷ Ich bin der Herr, der euch heiligt Levitikus Lev 3 22 32 27 Wer Gottes Gebote nicht hält, achtet Gott selbst nicht und bezeichnet ihn auch für andere als der Achtung nicht würdig, und so gibt er Anlass zur Lästerung des Namens Gottes. Levitikus Lev 3 22 33 Et eduxi de terra gypti, ut essem vobis in Deum. Ego Dominus. und euch aus dem Lande Ägypten geführt hat, um euer Gott zu sein. Ich bin der Herr. Levitikus Lev 3 22 4 Homo de semine Aaron, qui fuerit leprosus, aut patiens fluxum seminis, non vescetur de his quæ sanctificata sunt mihi donec sanetur. Qui tetigerit immundum super mortuo, et ex quo egreditur semen quasi coitus, Wer von den Nachkommen Aarons aussätzig ist, oder an Samenfluss leidet, soll so lange nicht von den mir geweihten Gaben essen, bis er geheilt ist.⁵ Wer einen Menschen berührt, der durch eine Leiche verunreinigt ist,⁶ und wem wie im Beischlafe der Same abgeht, Levitikus Lev 3 22 4 5 Nach der [Lev 14] vorgeschriebenen Weise. Levitikus Lev 3 22 4 6 Vergl. [Hag 2,13], wo diese Stelle erklärt wird. Levitikus Lev 3 22 5 Et qui tangit reptile, et quodlibet immundum, cujus tactus est sordidus, oder⁷ wer ein Gewürm oder sonst etwas Unreines, dessen Berührung verunreinigt, berührt, Levitikus Lev 3 22 5 7 Hebr.: Oder wer irgendein Gewürm anrührt, wegen dessen er unrein wird, oder einen Menschen, durch den er unrein geworden ist zufolge irgendeiner Unreinigkeit, die ihm anhaftet. Levitikus Lev 3 22 6 Immundus erit usque ad vesperum, et non vescetur his quæ sanctificata sunt: sed cum laverit carnem suam aqua, soll unrein sein bis zum Abend und darf nicht von den geheiligten Gaben essen, wenn er seinen Leib nicht zuvor mit Wasser gewaschen hat; Levitikus Lev 3 22 7 Et occubuerit sol, tunc mundatus vescetur de sanctificatis, quia cibus illius est. wenn die Sonne untergegangen ist, mag er so gereinigt von den heiligen Gaben essen, denn sie sind seine Speise. Levitikus Lev 3 22 8 Morticinum et captum a bestia non comedent, nec polluentur in eis. Ego sum Dominus. Gefallenes und von wilden Tieren Erjagtes sollen sie nicht essen und sich nicht damit verunreinigen. Ich bin der Herr. [Lev 17,15, Ex 22,31, Dtn 14,21, Ez 44,31] Levitikus Lev 3 22 9 Custodiant præcepta mea, ut non subjaceant peccato, et moriantur in Sancturio, cum polluerint illud. Ego Dominus qui sanctifico eos. Sie sollen meine Gebote halten, dass sie nicht Sünde auf sich laden und im Heiligtume⁸ sterben,⁹ wenn sie es beflecken. Ich bin der Herr, der sie heiligt. Levitikus Lev 3 22 9 8 Dieser Zusatz fehlt im Hebräischen. Levitikus Lev 3 22 9 9 Nicht notwendig wird jeder Übertreter von Gott mit dem Tode bestraft. Levitikus Lev 3 0 1 4. Vorschriften über die Heiligkeit des Gottesdienstes. (23,1 25,55) A. Vorschrift über die das Jahr hindurch im Gottesdienste zu beobachtenden Gebräuche (23,1 24,23): a. Die Kinder Israels sollen den Sabbat feiern. (V. 3) Sie sollen mit Beobachtung der vorgeschriebenen Riten das Phase und den Tag der Erstlinge (V. 14), Pfingsten (V. 22), den Neumond des siebenten Monats (V. 25), den großen Versöhnungstag (V. 32), das Fest der Laubhütten feiern. Levitikus Lev 3 23 1 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Weiter redete der Herr zu Moses und sprach: Levitikus Lev 3 23 10 Loquere filiis Israel, et dices ad eos: Cum ingressi fueritis terram, quam ego dabo vobis, et messueritis segetem, feretis manipulos spicarum, primitias messis vestræ ad sacerdotem: Rede zu den Söhnen Israels und sage ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben werde, und ihr die Saat erntet,³ so sollt ihr Garben von Ähren als Erstlinge eurer Ernte zu dem Priester bringen.⁴ Levitikus Lev 3 23 10 3 Zu Ostern war der Anfang, zu Pfingsten das Ende der Ernte. Levitikus Lev 3 23 10 4 Die Erstlingsgarbe (Gomor). Hierdurch sollen sie die neue Jahresernte und in derselben ihr tägliches Brot dem Herrn, ihrem Gotte, weihen und tatsächlich bekennen, dass sie den Segen der Ernte der göttlichen Gnade verdanken. Levitikus Lev 3 23 11 Qui elevabit fasciculum coram Domino, ut acceptabile sit pro vobis, altero die sabbati, et sanctificabit illum. Dieser soll die Garbe am Tage nach dem Sabbat⁵ vor dem Herrn erheben,⁶ dass sie euch Wohlgefallen erlange, und sie heiligen. Levitikus Lev 3 23 11 5 Wohl in der Woche der ungesäuerten Brote vom 16. 22. Nisan, oder der 16. Nisan. Levitikus Lev 3 23 11 6 Erhebend bewegen. Levitikus Lev 3 23 12 Atque in eodem die quo manipulus consecratur, cædetur agnus immaculatus anniculus in holocaustum Domini. Auch soll an demselben Tage, an dem die Garbe geweiht wird, ein einjähriges, fehlerfreies Lamm zum Brandopfer für den Herrn geschlachtet werden. Levitikus Lev 3 23 13 Et libamenta offerentur cum eo, duæ decimæ similæ conspersæ oleo in incensum Domini, odoremque suavissimum: liba quoque vini, quarta pars hin. Dazu sollen als Speiseopfer zwei Zehntel⁷ feines Mehl, mit Öl angemacht, dargebracht werden als Feueropfer des Herrn und zum lieblichen Geruche; und als Trankopfer dazu Wein, ein Viertel eines Hin. Levitikus Lev 3 23 13 7 Sonst wird als Speiseopfer zum Lamm ein Zehntel vorgeschrieben. [Ex 29,40, Num 28,29]. Bei einem Erntefeste musste das Getreideopfer reichlicher sein. Levitikus Lev 3 23 14 Panem, et polentam, et pultes non comedetis ex segete, usque ad diem qua offeretis ex ea Deo vestro. Præceptum est sempiternum in generationibus, cunctisque habitaculis vestris. Brot, Geröstetes, oder Brei⁸ sollt ihr von dem Getreide nicht essen, bis an den Tag, wo ihr euerm Gott daraus das Opfer darbringt. Dies ist ein ewig geltendes Gebot von Geschlecht zu Geschlecht in allen euren Wohnungen. Levitikus Lev 3 23 14 8 Gestoßen. Levitikus Lev 3 23 15 Numerabitis ergo ab altero die Sabbati, in quo obtulistis manipulum primitiarum, septem hebdomadas plenas, Sodann sollt ihr vom Tage nach dem Sabbate,⁹ an dem ihr die Erstlingsgabe dargebracht habt, sieben volle Wochen zählen, [Dtn 16,9] Levitikus Lev 3 23 15 9 Die Erstlingsgabe wurde am 16. Nisan (Osterfest) dargebracht. (Philo., Joseph.) Levitikus Lev 3 23 16 Usque ad alteram diem expletionis hebdomadæ septimæ, id est quinquaginta dies: et sic offeretis sacrificium novum Domino bis zu dem Tage nach Ablauf der siebenten Woche, das ist fünfzig Tage;¹⁰ alsdann sollt ihr dem Herrn ein neues Speiseopfer bringen Levitikus Lev 3 23 16 10 Dass das Pfingstfest zum Andenken an die Gesetzgebung eingesetzt sei, findet sich erst im Talmud, nicht in der heiligen Schrift, noch bei Philo. oder Fl. Josephus. Levitikus Lev 3 23 17 Ex omnibus habitaculis vestris, panes primitiarum duos de duabus decimis similæ fermentatæ, quos coquetis in primitias Domini. aus allen¹¹ euren Wohnungen, zwei Erstlingsbrote aus zwei Zehnteln gesäuerten feinen Mehls, die ihr als Erstlingsopfer¹² dem Herrn backen sollt. Levitikus Lev 3 23 17 11 Dies fehlt im hebr. Texte. Es wurden im Ganzen nur zwei Brote dargebracht, die, weil gesäuert nicht auf den Altar kamen. Levitikus Lev 3 23 17 12 Von dem nunmehr reif gewordenen Weizen [Ex 34,22] nicht mehr, wie das erste, von Gerste. [Num 28,26] ist der Ausdruck durch die Erwähnung des Wochenfestes als Festes der Erstlinge klarer. Levitikus Lev 3 23 18 Offeretisque cum panibus septem agnos immaculatos anniculos, et vitulum de armento unum, et arietes duos, et erunt in holocaustum cum libamentis suis, in odorem suavissimum Domino. Zu den Broten sollt ihr sieben fehlerfreie, einjährige Lämmer und einen jungen Stier aus der Herde und zwei Widder¹³ opfern, und diese sollen als Brandopfer¹⁴ nebst den zugehörigen Speiseopfern dargebracht werden, zum angenehmen Geruche für den Herrn. Levitikus Lev 3 23 18 13 Schreibfehler. Vergl. [Num 28,27]. Levitikus Lev 3 23 18 14 Vergl. [Num 28,27]. Der Text scheint an dieser Stelle (V. 18) verdorben. Levitikus Lev 3 23 19 Facietis et hircum pro peccato, duosque agnos anniculos hostias pacificorum. Ferner sollt ihr einen Ziegenbock als Sündopfer und zwei einjährige Lämmer als Friedopfer zurichten. Levitikus Lev 3 23 2 Loquere filiis Israel, et dices ad eos: Hæ sunt feriæ Domini, quas vocabitis sanctas. Rede zu den Söhnen Israels und sage ihnen:¹ Dies sind die Feste des Herrn, die ihr heilig heißen sollt.² Levitikus Lev 3 23 2 1 An allen Festtagen ruht die Arbeit und sammelt sich das Volk zu öffentlichem Gottesdienste. [Ex 12,16]. [Ex 23,14-17] werden drei solche Feste genannt, welche mit einer Pilgerfahrt verbunden sind, hier allgemeiner sechs Feste. Eine heilige Zusammenberufung findet statt am Sabbat (V. 1 3), Phase (4 8), Pfingsten (9 22), Neumond des 7. Monats (V. 23 25), Versöhnungsfest (V. 26 32), Laubhüttenfest. (V. 33 44) Vers 3 4 war wohl ursprünglich nicht in dem Verzeichnisse, sondern auf V. 1 folgte V. 5, wie aus V. 38 zu schließen ist. Vers 39 43 bezieht sich auf die Zeit, wo das Volk bereits im heiligen Lande wohnt, weshalb der Abschnitt 33 44 durch V. 37 in zwei Teile zerteilt wird. Levitikus Lev 3 23 2 2 Hebr.: Welche ihr als heilige Festversammlungen ausrufen sollt. Levitikus Lev 3 23 20 Cumque elevaverit eos sacerdos cum panibus primitiarum coram Domino, cedent in usum ejus. Wenn der Priester diese mit den Erstlingsbroten vor dem Herrn erhoben hat, so sollen sie ihm gehören. Levitikus Lev 3 23 21 Et vocabitis hunc diem celeberrimum, atque sanctissimum: omne opus servile non facietis in eo. Legitimum sempiternum erit in cunctis habitaculis, et generationibus vestris. Diesen Tag sollt ihr hochfestlich und hochheilig nennen;¹⁵ keinerlei knechtliche Arbeit sollt ihr an demselben tun. Dies sei eine ewig geltende Satzung in allen euren Wohnungen und Geschlechtern. Levitikus Lev 3 23 21 15 Hebr.: Als hochfestlich und hochheilig ausrufen lassen. Levitikus Lev 3 23 22 Postquam autem messueritis segetem terræ vestræ, non secabitis eam usque ad solum: nec remanentes spicas colligetis, sed pauperibus et peregrinis dimittetis eas. Ego sum Dominus Deus vester. Wenn ihr aber die Saat eures Landes einerntet, sollt ihr sie nicht bis auf den Boden abschneiden,¹⁶ noch die übrigbleibenden Ähren auflesen, sondern diese den Armen und Fremdlingen lassen. Ich bin der Herr, euer Gott. [Lev 19,19] Levitikus Lev 3 23 22 16 Und nicht die Ecken des Feldes abernten. Siehe [Lev 19,9] hebr. Levitikus Lev 3 23 23 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Levitikus Lev 3 23 24 Loquere filiis Israel: Mense septimo, prima die mensis, erit vobis sabbatum, memoriale, clangentibus tubis, et vocabitur sanctum: Sage den Söhnen Israels: Im siebenten Monat¹⁷ soll euch der erste Tag des Monats ein Sabbat sein, eine Gedächtnisfeier mit Posaunenklang, und soll heilig¹⁸ genannt werden. [Num 29,1] Levitikus Lev 3 23 24 17 Dieser Monat soll am 1. das Gedächtnis der göttlichen Wohltaten erneuern, unter denen die zehn Gebote einen besonderen Platz einnehmen. Am zehnten Tage ist das Versöhnungsfest, vom fünfzehnten Tage an das Laubhüttenfest. Der siebente Monat war der Beginn des bürgerlichen Jahres, wie vor dem Auszuge aus Ägypten auch der des heiligen. Die Festlichkeit des ersten Tages blieb, auch als das heilige Jahr einen anderen Anfang erhielt. Levitikus Lev 3 23 24 18 Hebr.: Eine heilige Festversammlung. Levitikus Lev 3 23 25 Omne opus servile non facietis in eo, et offeretis holocaustum Domino. Keinerlei knechtliche Arbeit sollt ihr an demselben tun und sollt dem Herrn ein Brandopfer darbringen. Levitikus Lev 3 23 26 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach:¹⁹ Levitikus Lev 3 23 26 19 Im Hebräischen beginnt der folgende Text: Fürwahr. Diese Partikel bezeichnet eine von Gott in besonderer Weise empfohlene Sache. Levitikus Lev 3 23 27 Decimo die mensis hujus septimi, dies expiationum erit celeberrimus, et vocabitur sanctus: affligetisque animas vestras in eo, et offeretis holocaustum Domino. Am zehnten Tage dieses siebenten Monats ist der Tag der Versöhnung, hochfestlich soll er sein und heilig genannt werden; an demselben sollt ihr euch kasteien und dem Herrn ein Brandopfer²⁰ darbringen. Levitikus Lev 3 23 27 20 Vergl. [Num 29,7]. Levitikus Lev 3 23 28 Omne opus servile non facietis in tempore diei hujus: quia dies propitiationis est, ut propitietur vobis Dominus Deus vester. Keinerlei knechtliche Arbeit sollt ihr an diesem ganzen Tage tun, weil es der Versöhnungstag ist, dass der Herr, euer Gott, mit euch versöhnt werde. Levitikus Lev 3 23 29 Omnis anima, quæ afflicta non fuerit die hac, peribit de populis suis: Jeder, der sich an diesem Tage nicht kasteit, soll aus seinem Volke ausgetilgt werden; Levitikus Lev 3 23 3 Sex diebus facietis opus: dies septimus, quia sabbati requies est, vocabitur sanctus: omne opus non facietis in eo. Sabbatum Domini est in cunctis habitationibus vestris. Sechs Tage sollt ihr arbeiten; der siebente Tag soll heilig heißen, weil er die Ruhe des Sabbats ist; keinerlei Arbeit sollt ihr an demselben tun. Es ist der Sabbat des Herrn in allen euren Wohnungen. Levitikus Lev 3 23 30 Et quæ operis quippiam fecerit, delebo eam de populo suo. und wer irgendeine Arbeit tut, den will ich aus seinem Volke vertilgen. Levitikus Lev 3 23 31 Nihil ergo operis facietis in eo: legitimum sempiternum erit vobis in cunctis generationibus, et habitationibus vestris. Keinerlei Arbeit also sollt ihr an demselben verrichten; dies sei euch eine ewig geltende Satzung in allen euren Geschlechtern und Wohnungen. Levitikus Lev 3 23 32 Sabbatum requietionis est, et affligetis animas vestras die nono mensis: A vespera usque ad vesperam celebrabitis sabbata vestra. Es ist ein Sabbat der Ruhe, und ihr sollt euch am neunten Tage des Monats kasteien: Von Abend zu Abend sollt ihr eure Sabbate feiern. Levitikus Lev 3 23 33 Et locutus est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Levitikus Lev 3 23 34 Loquere filiis Israel: A quintodecimo die mensis hujus septimi, erunt feriæ tabernaculorum septem diebus Domino. Sage den Söhnen Israels: Vom fünfzehnten Tage dieses siebenten Monats an soll für den Herrn das Fest der Laubhütten²¹ sein sieben Tage lang. Levitikus Lev 3 23 34 21 So hieß das Fest nach seinem heilsgeschichtlichen Anlasse, [Ex 23,16] wird es als Fest der Früchte bezeichnet. Levitikus Lev 3 23 35 Dies primus vocabitur celeberrimus atque sanctissimus: omne opus servile non facietis in eo. Der erste Tag soll als hochfestlich und hochheilig bezeichnet werden; keinerlei knechtliche Arbeit sollt ihr an demselben tun. Levitikus Lev 3 23 36 Et septem diebus offeretis holocausta Domino: dies quoque octavus erit celeberrimus atque sanctissimus, et offeretis holocaustum Domino: est enim ctus atque collectæ: omne opus servile non facietis in eo. Und sieben Tage sollt ihr dem Herrn Brandopfer darbringen; der achte Tag soll gleichfalls hochfestlich und hochheilig sein,²² auch an diesem sollt ihr dem Herrn ein Brandopfer darbringen; denn es ist ein Tag der Zusammenkunft und Versammlung; keinerlei knechtliche Arbeit sollt ihr an demselben verrichten. Levitikus Lev 3 23 36 22 Siehe [Joh 7,37]. Hebr.: Versammlungsfeier. Die festliche Jahreshälfte ward dadurch abgeschlossen. Levitikus Lev 3 23 37 Hæ sunt feriæ Domini, quas vocabitis celeberrimas atque sanctissimas, offeretisque in eis oblationes Domino, holocausta et libamenta juxta ritum uniuscujusque diei: Dies sind die Feste des Herrn, die ihr hochfestlich und hochheilig nennen sollt und an denen ihr dem Herrn Gaben, Brandopfer und Trankopfer darbringen sollt, nach der Vorschrift für einen jeden Tag, Levitikus Lev 3 23 38 Exceptis sabbatis Domini, donisque vestris, et quæ offeretis ex voto, vel quæ sponte tribuetis Domino. außer den Sabbaten des Herrn, und euren Gaben, und dem, was ihr infolge eines Gelübdes oder freiwillig dem Herrn darbringt. Levitikus Lev 3 23 39 A quintodecimo ergo die mensis septimi, quando congregaveritis omnes fructus terræ vestræ, celebrabitis ferias Domini septem diebus: die primo et die octavo erit sabatum, id est requies. So²³ sollt ihr also vom fünfzehnten Tage des siebenten Monats, nachdem ihr alle Erträgnisse eures Landes eingesammelt habt, das Fest des Herrn sieben Tage lang feiern; am ersten und achten Tage soll ein Sabbat, das ist ein Ruhetag, sein. Levitikus Lev 3 23 39 23 Hebr.: Wahrlich. Levitikus Lev 3 23 4 Hæ sunt ergo feriæ Domini sanctæ, quas celebrare debetis temporibus suis. Dies nun sind die heiligen Feste des Herrn, die ihr feiern sollt, jedes zu seiner Zeit. Levitikus Lev 3 23 40 Sumetisque vobis die primo fructus arboris pulcherrimæ, spatulasque palmarum, et ramos ligni densarum frondium, et salices de torrente, et lætabimini coram Domino Deo vestro. Am ersten Tage sollt ihr die schönsten Baumfrüchte,²⁴ und Palmzweige, und Äste von dickbelaubten Bäumen,²⁵ und Bachweiden nehmen, und sollt fröhlich sein vor dem Herrn, euerm Gott. Levitikus Lev 3 23 40 24 Von einem bestimmten Baum, nach der jüdischen Tradition der Pampelmuse, einer Zitrusart. Levitikus Lev 3 23 40 25 Zweige und Früchte werden getragen. [2Makk 10,7] Levitikus Lev 3 23 41 Celebrabitisque solemnitatem ejus septem diebus per annum: legitimum sempiternum erit in generationibus vestris. Mense septimo festa celebrabitis, Und ihr sollt sein Fest sieben Tage in jedem Jahre feiern; dies soll eine für euch ewig geltende Satzung sein von Geschlecht zu Geschlecht. Im siebenten Monate sollt ihr die Festtage feiern Levitikus Lev 3 23 42 Et habitabitis in umbraculis septem diebus: omnis, qui de genere est Israel, manebit in tabernaculis: und sollt sieben Tage in Laubhütten wohnen. Wer immer zum Geschlechte Israels gehört, soll unter Laubhütten bleiben,²⁶ Levitikus Lev 3 23 42 26 Vergl. [Hos 12,9]. Moses knüpft an die Volkssitte an, nach der die Bewohner regenarmer Länder um diese Zeit in die Weinberge zogen, dort zu wohnen. Levitikus Lev 3 23 43 Ut discant posteri vestri quod in tabernaculis habitare fecerim filios Israel, cum educerem eos de terra gypti. Ego Dominus Deus vester. damit eure Nachkommen erfahren, dass ich die Kinder Israels in Zelten habe wohnen lassen, als ich sie aus dem Lande Ägypten hinausführte. Ich bin der Herr, euer Gott. Levitikus Lev 3 23 44 Locutusque est Moyses super solemnitatibus Domini ad filios Israel. Und Moses redete zu den Söhnen Israels über die Feste des Herrn. Levitikus Lev 3 23 5 Mense primo, quartadecima die mensis ad vesperum, Phase Domini est: Im ersten Monat, am vierzehnten Tage des Monats am Abend, ist das Phase des Herrn; [Num 28,16] Levitikus Lev 3 23 6 Et quintadecima die mensis hujus, solemnitas azymorum Domini est. Septem diebus azyma comedetis. und am fünfzehnten Tage dieses Monats ist das Fest der ungesäuerten Brote des Herrn. Sieben Tage sollt ihr ungesäuertes Brot essen. Levitikus Lev 3 23 7 Dies primus erit vobis celeberrimus, sanctusque: omne opus servile non facietis in eo: Der erste Tag soll euch hochfeierlich und heilig sein; keinerlei knechtliche Arbeit sollt ihr an demselben tun; Levitikus Lev 3 23 8 Sed offeretis sacrificium in igne Domino septem diebus: dies autem septimus erit celebrior et sanctior: nullumque servile opus facietis in eo. sondern sollt dem Herrn sieben Tage hindurch ein Brandopfer darbringen; der siebente Tag aber soll festlicher und heiliger sein; und ihr sollt keinerlei knechtliche Arbeit an demselben tun. Levitikus Lev 3 23 9 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Levitikus Lev 3 0 1 b. Die Israeliten sollen Sorge tragen, dass die Lampe in der Stiftshütte stets brenne und die Schaubrote allezeit aufliegen. (V. 9) c. Wiederholte Einschärfung der Strafbestimmung für Gotteslästerung (der Steinigung) und des Gesetzes der Wiedervergeltung. Levitikus Lev 3 24 1 Et locutus est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Levitikus Lev 3 24 10 Ecce autem egressus filius mulieris Israelitidis, quem pepererat de viro gyptio inter filios Israel, jurgatus est in castris cum viro Israelita. Aber siehe, der Sohn eines israelitischen Weibes, den sie von einem Ägypter unter den Söhnen Israels geboren hatte,¹⁰ ging aus und geriet mit einem Israeliten im Lager in Streit. Levitikus Lev 3 24 10 10 Der Umstand, dass der Übeltäter kein Vollisraelit ist, gibt Anlass zu der durch Beispiele erläuterten Bestimmung, dass das Gesetz, insbesondere die Strafe, auch für Fremde gelte. Mit den Israeliten war viel anderes Volk mitgezogen. [Ex 12,38] Levitikus Lev 3 24 11 Cumque blasphemasset nomen, et maledixisset ei, adductus est ad Moysen. (Vocabatur autem mater ejus Salumith, filia Dabri de tribu Dan.) Und weil er den Namen¹¹ gelästert und ihm geflucht hatte, führte man ihn zu Moses. (Seine Mutter hieß Salumith, eine Tochter Dabris vom Stamme Dan.) Levitikus Lev 3 24 11 11 Gott, den Herrn. Schon in der Septuag. gibt sich die Scheu kund, den Namen Gottes Jahve oder auch das Wort Gottes auszusprechen. Demgemäß ist wohl hier und am Ende von V. 16 der Gottesname Jahve später durch der Name ersetzt worden. Levitikus Lev 3 24 12 Miseruntque eum in carcerem, donec nossent quid juberet Dominus. Und sie legten ihn in Gewahrsam, bis sie erkannten, was der Herr gebiete. Levitikus Lev 3 24 13 Qui locutus est ad Moysen, Dieser redete zu Moses Levitikus Lev 3 24 14 Dicens: Educ blasphemum extra castra, et ponant omnes qui audierunt, manus suas super caput ejus, et lapidet eum populus universus. und sprach: Lasse den Lästerer hinausführen vor das Lager, und alle, die es gehört, sollen ihm die Hände auf das Haupt legen,¹² und das ganze Volk soll ihn steinigen. Levitikus Lev 3 24 14 12 Um so Zeugnis gegen ihn abzulegen. Levitikus Lev 3 24 15 Et ad filios Israel loqueris: Homo, qui maledixerit Deo suo, portabit peccatum suum: Und den Söhnen Israels sage: Ein Mensch, der seinem Gott flucht, soll seine Sünde tragen.¹³ Levitikus Lev 3 24 15 13 Auch der Nichtisraelit, der seinen Gott lästert, versündigt sich, denn er zeigt, dass ihm nichts heilig ist, und verführt leicht auch Israeliten zu Gleichem, gegenüber dem wahren Gott. Weil aber die Götzen etwas Wesenloses sind, wird gegen eine ihnen zugefügte Lästerung nicht eingeschritten. Levitikus Lev 3 24 16 Et qui blasphemaverit nomen Domini, morte moriatur: lapidibus opprimet eum omnis multitudo, sive ille civis, sive peregrinus fuerit. Qui blasphemaverit nomen Domini, morte moriatur. Und wer den Namen des Herrn lästert, soll des Todes sterben; die ganze Gemeinde soll ihn steinigen, er sei ein Eingeborner oder ein Fremdling. Wer den Namen des Herrn lästert, soll des Todes sterben. Levitikus Lev 3 24 17 Qui percusserit, et occiderit hominem, morte moriatur. Wer einen Menschen schlägt und tötet, soll des Todes sterben.¹⁴ Levitikus Lev 3 24 17 14 Es handelt sich hier darum, dass das gleiche Gesetz für Einheimische und Fremdlinge gilt; darum wird auf die Tötung eines Sklaven hier nicht Rücksicht genommen. [Ex 21,20] Levitikus Lev 3 24 18 Qui percusserit animal, reddet vicarium, id est, animam pro anima. Wer ein Tier erschlägt,¹⁵ soll es ersetzen, das ist Seele für Seele.¹⁶ Levitikus Lev 3 24 18 15 Absichtlich. [Ex 21,12-14] Levitikus Lev 3 24 18 16 Leben um Leben. Levitikus Lev 3 24 19 Qui irrogaverit maculam, cuilibet civium suorum: sicut fecit, sic fiet ei: Wer einem seiner Mitbürger einen Schaden an seinem Leibe zufügt, dem soll geschehen, wie er getan hat: Levitikus Lev 3 24 2 Præcipe filiis Israel, ut afferant tibi oleum de olivis purissimum, ac lucidum, ad concinnandas lucernas jugiter, Gebiete den Söhnen Israels, dass sie dir ganz reines und klares¹ Olivenöl bringen, zur steten Besorgung der Lampen² Levitikus Lev 3 24 2 1 Hebr.: gestoßenes. Levitikus Lev 3 24 2 2 [Ex 27,20] Levitikus Lev 3 24 20 Fracturam pro fractura, oculum pro oculo, dentem pro dente restituet; qualem inflixerit maculam, talem sustinere cogetur. Bruch um Bruch, Auge um Auge, Zahn um Zahn soll er hergeben; denselben Leibesschaden, den er einem andern zugefügt hat, soll er selbst leiden müssen. [Ex 21,24, Dtn 19,21, Mt 5,38] Levitikus Lev 3 24 21 Qui percusserit jumentum, reddet aliud. Qui percusserit hominem, punietur. Wer ein Stück Vieh erschlägt, soll ein anderes dafür erstatten. Wer einen Menschen erschlägt, soll seine Strafe erdulden.¹⁷ Levitikus Lev 3 24 21 17 Der Inhalt von V. 17, V. 18 wird kurz wiederholt, um nachträglich einzuschärfen, dass nicht nur in Bezug auf Vermögenstrafen, sondern auch in Bezug auf die Todesstrafe Fremdling, und Vollisraelit gleich zu behandeln sind. Levitikus Lev 3 24 22 quum judicium sit inter vos, sive peregrinus, sive civis peccaverit: quia ego sum Dominus Deus vester. Gleiches Recht gelte unter euch, es habe ein Fremdling oder ein Bürger sich versündigt; denn ich bin der Herr, euer Gott. Levitikus Lev 3 24 23 Locutusque est Moyses ad filios Israel: et eduxerunt eum, qui blasphemaverat, extra castra, ac lapidibus oppresserunt. Feceruntque filii Israel sicut præceperat Dominus Moysi. Und Moses redete zu den Söhnen Israels; und sie führten den, welcher gelästert hatte, vor das Lager hinaus und steinigten ihn. Und die Söhne Israels taten, wie der Herr dem Moses geboten hatte. Levitikus Lev 3 24 3 Extra velum testimonii in tabernaculo fderis. Ponetque eas Aaron a vespere usque ad mane coram Domino, cultu rituque perpetuo in generationibus vestris. außerhalb des Vorhanges des Zeugnisses im Zelte des Bundes. Und Aaron soll sie herrichten vom Abend bis zum Morgen³ vor dem Herrn, nach ewig für euch von Geschlecht zu Geschlecht geltender Vorschrift und Satzung. Levitikus Lev 3 24 3 3 Nach den Rabbinen brannten am Tage nur drei, bei Nacht alle sieben. Levitikus Lev 3 24 4 Super candelabrum mundissimum ponentur semper in conspectu Domini. Auf dem Leuchter⁴ von ganz reinem Golde sollen sie immerdar vor dem Angesichte des Herrn aufgestellt werden. Levitikus Lev 3 24 4 4 [Ex 25,31-37] Levitikus Lev 3 24 5 Accipies quoque similam, et coques ex ea duodecim panes, qui singuli habebunt duas decimas: Nimm auch feines Mehl, backe daraus zwölf Brote, auf jedes sollen zwei Zehntel kommen,⁵ Levitikus Lev 3 24 5 5 Also 3 4 Kilo Mehl. Levitikus Lev 3 24 6 Quorum senos altrinsecus super mensam purissimam coram Domino statues: und schichte sie vor dem Herrn auf, je sechs und sechs einander gegenüber,⁶ auf den reinen Tisch;⁷ Levitikus Lev 3 24 6 6 In zwei Reihen, sechs in jeder Reihe übereinander. Levitikus Lev 3 24 6 7 [Ex 25,23-25] Levitikus Lev 3 24 7 Et pones super eos thus lucidissimum, ut sit panis in monimentum oblationis Domini. und lege auf dieselben ganz reinen Weihrauch,⁸ dass dieses Brot zur Erinnerung an das Opfer für den Herrn diene.⁹ Levitikus Lev 3 24 7 8 Zum Zeichen, dass die Brote Gott gehören, wie der Weihrauch nur für Gott verbrannt ward. Levitikus Lev 3 24 7 9 Hebr.: Als Gedächtnisopfer vor dem Brote, diene als ein Gott dargebrachtes Feueropfer. Von dem Brote kam nichts auf den Altar. Dieselben werden [Lev 2] und [Lev 6,14-18] nicht genannt, weil sie im Namen des Volkes, nicht der einzelnen, dargebracht werden. Der Text ist im übrigen schwerlich unverdorben. Levitikus Lev 3 24 8 Per singula sabbata mutabuntur coram Domino suscepti a filiis Israel fdere sempiterno: An jedem Sabbate sollen die Brote gewechselt werden vor dem Herrn und andere von den Söhnen Israels empfangen werden, nach ewig geltendem Übereinkommen, Levitikus Lev 3 24 9 Eruntque Aaron et filiorum ejus, ut comedant eos in loco sancto: quia Sanctum sanctorum est de sacrificiis Domini jure perpetuo. und sollen Aaron und seinen Söhnen gehören, dass sie dieselben an heiliger Stätte verzehren; denn sie sind etwas Hochheiliges von den Opfern des Herrn nach ewig geltendem Rechte. Levitikus Lev 3 0 1 B. Das Sabbats- und das Jubiläumsjahr (Kap. 25): a. Vorschriften über das Sabbatsjahr. (V. 7) b. Das Jubiläumsjahr. (V. 12) Vergünstigungen des letzteren. Rückkehr verkaufter Besitztümer an ihren früheren Herrn. (V. 34) Befreiung der in Sklaverei gekommenen Israeliten. Levitikus Lev 3 25 1 Locutusque est Dominus ad Moysen in monte Sinai, dicens: Und der Herr redete zu Moses auf¹ dem Berge Sinai und sprach: Levitikus Lev 3 25 1 1 An, bei dem berge Sinai. Die Erzählung [Lev 24,10-23] hatte die Gesetze unterbrochen und deshalb wird der Ort von neuem angegeben. Levitikus Lev 3 25 10 Sanctificabisque annum quinquagesimum, et vocabis remissionem cunctis habitatoribus terræ tuæ: ipse est enim jubilæus. Revertetur homo ad possessionem suam, et unusquisque rediet ad familiam prestinam: und⁹ sollst das fünfzigste Jahr heiligen und es als Erlassjahr für alle Bewohner deines Landes ausrufen; denn es ist ein Jubeljahr.¹⁰ Da soll jeder wieder zu seinem Eigentume¹¹ gelangen, und jeder zu seinem ursprünglichen Geschlechte zurückkehren;¹² Levitikus Lev 3 25 10 9 Das Hebr. fährt fort: Und rufet Freiheit aus im Lande für alle seine Bewohner. Levitikus Lev 3 25 10 10 Eigentlich: Halljahr, insofern in die Jubelposaune geblasen wird. Levitikus Lev 3 25 10 11 Erbgut. Levitikus Lev 3 25 10 12 Wer etwa Sklave ist. In den in diesem Verse geschilderten Umständen besteht das Jubeljahr: nicht zum Beispiel in der Untersagung knechtlicher Arbeit. Levitikus Lev 3 25 11 Quia jubilæus est et quinquagesimus annus. Non seretis, neque metetis sponte in agro nascentia, et primitias vindemiæ non colligetis, denn es ist ein Jubeljahr, das fünfzigste Jahr. Ihr sollt nicht säen, noch das, was von selbst auf dem Acker wächst, ernten, und den Nachwuchs des Weinberges¹³ nicht sammeln,¹⁴ Levitikus Lev 3 25 11 13 Wie Anmerkung 4. Levitikus Lev 3 25 11 14 V. 11 war wohl ursprünglich nicht im Texte, sondern wurde von einem um die Sabbatsruhe besorgten Abschreiber eingefügt, der V. 4 nachahmte. Levitikus Lev 3 25 12 Ob sanctificationem jubilæi, sed statim oblata comedetis. wegen der Heiligung des Jubeljahres, sondern ihr sollt essen, was sich euch von selbst darbietet.¹⁵ Levitikus Lev 3 25 12 15 Hebr.: Vom Acker weg sollt ihr seinen Ertrag essen. (Nicht in Kornhäusern sammeln.) Levitikus Lev 3 25 13 Anno jubilæi redient omnes ad possessiones suas. Im Jubeljahre sollen alle zu ihrem Eigentume zurückkommen.¹⁶ Levitikus Lev 3 25 13 16 So wurde die Vermischung der Stämme und die Aufhebung von Familien gehindert, diese Bestimmung war ein Damm gegen Geiz und Habsucht, erhielt eine gewisse Gleichheit unter den Israeliten und erinnerte alle, dass sie das Land nur von Gott zur Nutznießung hatten. Levitikus Lev 3 25 14 Quando vendes quippiam civi tuo, vel emes ab eo, ne contristes fratrem tuum, sed juxta numerum annorum jubilæi emes ab eo, Wenn du etwas an deinen Mitbürger verkaufst oder von ihm kaufst, so behandle deinen Bruder nicht hart, sondern du sollst nach der Zahl der Jahre des Jubeljahres¹⁷ von ihm kaufen, Levitikus Lev 3 25 14 17 Hebr.: nach dem Jubiläum, was praktisch auf eines herauskommt. Levitikus Lev 3 25 15 Et juxta supputationem frugum vendet tibi. und er dir nach der Berechnung¹⁸ der Früchte verkaufen. Levitikus Lev 3 25 15 18 Vom Tage des Kaufes bis zum kommenden Jubeljahre. Levitikus Lev 3 25 16 Quanto plures anni remanserint post jubilæum, tanto crescet et pretium: et quanto minus temporis numeraveris, tanto minoris et emptio constabit: tempus enim frugum vendet tibi. Je mehr Jahre nach dem Jubeljahre übrigbleiben, desto mehr wächst auch der Preis; und je weniger Zeit¹⁹ du zählst, desto geringer soll auch der Kaufpreis sein; denn er verkauft dir eine Anzahl von Erträgen. Levitikus Lev 3 25 16 19 Hebr.: entsprechend der geringen Zahl der Jahre. Levitikus Lev 3 25 17 Nolite affligere contribules vestros, sed timeat unusquisque Deum suum, quia ego Dominus Deus vester. Bedrücket eure Stammesgenossen nicht, sondern ein jeder fürchte seinen Gott; denn ich bin der Herr euer Gott.²⁰ Levitikus Lev 3 25 17 20 Ursprünglich folgte auf V. 17 wohl V. 23, während 18 22 nach V. 7 kamen und nur das Sabbatsjahr betrafen. Levitikus Lev 3 25 18 Facite præcepta mea, et judicia custodite, et implete ea, ut habitare possitis in terra absque ullo pavore, Tuet nach meinen Geboten, und haltet meine Satzungen, und erfüllet sie, damit ihr ohne alle Furcht im Lande wohnen könnet Levitikus Lev 3 25 19 Et gignat vobis humus fructus suos, quibus vescamini usque ad saturitatem, nullius impetum formidantes. und der Boden euch seine Früchte gebe, von denen ihr reichlich genießen möget, ohne Angriffe von jemanden befürchten zu müssen. Levitikus Lev 3 25 2 Loquere filiis Israel, et dices ad eos: Quando ingressi fueritis terram quam ego dabo vobis, sabbatizes sabbatum Domino. Rede zu den Söhnen Israels und sprich zu ihnen:² Wenn ihr in das Land kommen werdet, das ich euch gebe, so lass es den Sabbat des Herrn feiern.³ [Ex 23,10] Levitikus Lev 3 25 2 2 Das Sabbatjahr V. 1 7 und 19 22. Das Jubeljahr V. 8 38. Levitikus Lev 3 25 2 3 Hebr.: So soll das Land dem Herrn eine Ruhezeit halten. Levitikus Lev 3 25 20 Quod si dixeritis: Quid comedemus anno septimo, si non severimus, neque collegerimus fruges nostras? Wenn ihr aber sagt: Was sollen wir im siebenten Jahre essen, wenn wir nicht säen, noch unsere Früchte einsammeln? Levitikus Lev 3 25 21 Dabo benedictionem meam vobis anno sexto, et faciet fructus trium annorum: so wisset: Ich werde euch im sechsten Jahre meinen Segen geben, dass es Frucht für drei Jahre trage; Levitikus Lev 3 25 22 Seretisque anno octavo, et comedetis veteres fruges usque ad nonum annum: donec nova nascantur, edetis vetera. und im achten Jahre werdet ihr wieder säen und vom alten Ertrage essen bis zum neunten Jahre; bis Neues wächst,²¹ werdet ihr von dem Alten essen. Levitikus Lev 3 25 22 21 Hebr.: bis dessen Ertrag eingebracht wird. Levitikus Lev 3 25 23 Terra quoque non vendetur in perpetuum: quia mea est, et vos advenæ et coloni mei estis. Auch soll Grund und Boden nicht auf ewig verkauft werden;²² denn sie sind mein, und ihr seid Fremdlinge und meine Pächter. Levitikus Lev 3 25 23 22 Sondern nur bis zum Jubeljahr. Die einzige Ausnahme [Lev 27,20]. Levitikus Lev 3 25 24 Unde cuncta regio possessionis vestræ sub redemptionis conditione vendetur. Darum soll das ganze Land, das ihr besitzt, unter der Bedingung der Wiedereinlösung verkauft werden.²³ Levitikus Lev 3 25 24 23 Diese Vorschrift ist nicht auf das Jubeljahr beschränkt. Levitikus Lev 3 25 25 Si attenuatus frater tuus vendiderit possessiunculam suam, et voluerit propinquus ejus, potest redimere quod ille vendiderat. Wenn dein Bruder verarmt ist und dir sein kleines Besitztum²⁴ verkauft hat, und sein Verwandter will es einlösen,²⁵ so kann er einlösen, was jener verkauft hat. Levitikus Lev 3 25 25 24 Hebr.: von seinem Besitze, also nicht notwendig das ganze. Levitikus Lev 3 25 25 25 Der darum Goel, Löser, heißt. [Rut 3,12, Rut 4,4] Levitikus Lev 3 25 26 Sin autem non habuerit proximum, et ipse pretium ad redimendum potuerit invenire: Wenn er aber keinen Verwandten hat und selbst den Preis für die Wiedereinlösung aufbringen kann, Levitikus Lev 3 25 27 Computabuntur fructus ex eo tempore quo vendidit: et quod reliquum est, reddet emptori, sicque recipiet possessionem suam. so sollen die Erträge von der Zeit an gerechnet werden, zu der er es verkauft hat; und was darüber ist,²⁶ soll er dem Käufer zurückerstatten und so wieder zu seinem Besitztum kommen. Levitikus Lev 3 25 27 26 Was den Früchten von der Zeit des Wiederkaufes an bis zum nächsten Jubeljahr entspricht. Levitikus Lev 3 25 28 Quod si non invenerit manus ejus ut reddat pretium, habebit emptor quod emerat, usque ad annum jubilæum. In ipso enim omnis venditio redibit ad dominum, et ad possessorem pristinum. Kann aber seine Hand nicht so viel aufbringen, um den Preis zurückzuerstatten, so soll der Käufer das, was er gekauft hat, bis zum Jubeljahre besitzen. Denn in diesem soll alles Verkaufte an seinen Herrn und an seinen früheren Besitzer zurückkehren. Levitikus Lev 3 25 29 Qui vendiderit domum intra urbis muros, habebit licentiam redimendi, donec unus impleatur annus. Wer ein Haus innerhalb der Mauern einer Stadt verkauft, soll es wieder einlösen dürfen, bis ein Jahr um ist. Levitikus Lev 3 25 3 Sex annis seres agrum tuum, et sex annis putabis vineam tuam, colligesque fructus ejus. Sechs Jahre sollst du dein Feld besäen, und sechs Jahre deinen Weinberg beschneiden und seine Früchte einsammeln; Levitikus Lev 3 25 30 Si non redemerit, et anni circulus fuerit evolutus, emptor possidebit eam, et posteri ejus in perpetuum, et redimi non poterit, etiam in jubilæo. Löst er es nicht ein und ein Jahr ist verflossen, so soll der Käufer und seine Nachkommen es auf immer zu eigen haben, und es soll nicht wieder eingelöst werden können, selbst nicht im Jubeljahre.²⁷ Levitikus Lev 3 25 30 27 Auf dem Lande ward so Vorsorge getroffen, dass nicht zahlreiche Familien verarmten, in den Städten, dass nicht zu viele dorthin strömten und daselbst blieben. Levitikus Lev 3 25 31 Sin autem in villa fuerit domus, quæ muros non habet, agrorum jure vendetur: si ante redempta non fuerit, in jubilæo revertetur ad dominum. Steht aber das Haus in einem Dorfe, welches keine Mauern hat, so soll es nach dem für die Äcker geltenden Rechte verkauft werden; wird es nicht schon vorher eingelöst, so soll es im Jubeljahre wieder an seinen Herrn zurückfallen. Levitikus Lev 3 25 32 des Levitarum, quæ in urbibus sunt, semper possunt redimi: Häuser der Leviten,²⁸ welche in den Städten²⁹ sind, können jederzeit wieder eingelöst werden; Levitikus Lev 3 25 32 28 Siehe [Num 35,2]. Levitikus Lev 3 25 32 29 Der Leviten. Levitikus Lev 3 25 33 Si redemptæ non fuerint, in jubilæo revertentur ad dominos, quia domus urbium Levitarum pro possessionibus sunt inter filios Israel. wenn sie aber nicht wieder eingelöst sind, so sollen sie im Jubeljahre an ihre Herren zurückfallen; denn die Häuser in den Levitenstädten sind ihr Besitz unter den Söhnen Israels.³⁰ Levitikus Lev 3 25 33 30 In den übrigen Städten gilt also nicht das gleiche für die Leviten. Levitikus Lev 3 25 34 Suburbana autem eorum non veneant, quia possessio sempiterna est. Das zu ihren Städten gehörige Weideland soll nicht verkauft werden; denn es ist ein ewiger Besitz.³¹ Levitikus Lev 3 25 34 31 [Num 35,3] Levitikus Lev 3 25 35 Si attenuatus fuerit frater tuus, et infirmus manu, et susceperis eum quasi advenam, et peregrinum, et vixerit tecum, Wenn dein Bruder verarmt und unvermögend wird, und³² du nimmst ihn wie einen Ankömmling und Fremdling auf, und er lebt mit dir, Levitikus Lev 3 25 35 32 Besser nach dem Hebr. als Nachsatz: so halte ihn aufrecht; als Ankömmling und Fremdling, so lebe er mit dir (habe seinen Unterhalt neben dir). Levitikus Lev 3 25 36 Ne accipias usuras ab eo, nec amplius quam dedisti: time Deum tuum, ut vivere possit frater tuus apud te. so nimm von ihm keine Zinsen, noch auch mehr, als du ihm gegeben hast. Fürchte deinen Gott, auf dass dein Bruder bei dir leben könne. Levitikus Lev 3 25 37 Pecuniam tuam non dabis ei ad usuram, et frugum superabundantiam non exiges. Du sollst ihm dein Geld nicht auf Wucher geben, noch von den Früchten den Überschuss verlangen. [Dtn 23,19] Levitikus Lev 3 25 38 Ego Dominus Deus vester, qui eduxi vos de terra gypti, ut darem vobis terram Chanaan, et essem vester Deus. Ich bin der Herr euer Gott, der euch aus dem Lande Ägypten geführt hat, um euch das Land Chanaan zu geben und euer Gott zu sein. Levitikus Lev 3 25 39 Si paupertate compulsus vendiderit se tibi frater tuus, non eum opprimes servitute famulorum, Wenn³³ dein Bruder, aus Armut gezwungen, sich dir verkauft,³⁴ so sollst du ihm nicht Sklavendienst auferlegen: Levitikus Lev 3 25 39 33 Bestimmungen über verarmte und ihrer persönlichen Freiheit beraubte Israeliten. (V. 39 46) Damit aber diese gar nicht in die Lage kommen, ihre Freiheit entbehren zu müssen, soll man sie unterstützen. (V. 35 38) Levitikus Lev 3 25 39 34 An zwangsweisen Verkauf (vergl. [2Kön 4,1]) scheint hier wie [Dtn 15,12] nicht gedacht zu sein. Demgemäß ist V. 40 das dem israelitischen Leibeigenen nach Ablauf von sechs Dienstjahren zustehende Recht [Ex 21,2] nicht erwähnt. Im Jubeljahre aber soll jeder Israelit frei werden. Levitikus Lev 3 25 4 Septimo autem anno sabbatum erit terræ, requietionis Domini: agrum non seres, et vineam non putabis. im siebenten Jahre aber soll der Sabbat des Landes, der Ruhe des Herrn sein; du sollst dein Feld nicht besäen und deinen Weinberg nicht beschneiden. Levitikus Lev 3 25 40 Sed quasi mercenarius et colonus erit: usque ad annum jubilæum operabitur apud te, sondern er soll wie ein Lohnarbeiter und Pächter sein, und bei dir bis zum Jubeljahre arbeiten, Levitikus Lev 3 25 41 Et postea egredietur cum liberis suis, et revertetur ad cognationem et ad possessionem patrum suorum. und alsdann mit seinen Kindern frei ausgehen und zu seinem Geschlechte und zum Besitztume seiner Väter zurückkehren; Levitikus Lev 3 25 42 Mei enim servi sunt, et ego eduxi eos de terra gypti: non veneant conditione servorum: denn sie sind meine Knechte und ich habe sie aus dem Lande Ägypten geführt; sie sollen nicht als Sklaven verkauft werden. Levitikus Lev 3 25 43 Ne affligas eum per potentiam, sed metuito Deum tuum. Bedränge ihn nicht durch schweren Druck, sondern fürchte deinen Gott. Levitikus Lev 3 25 44 Servus et ancilla sint vobis de nationibus quæ in circuitu vestro sunt. Sklaven und Sklavinnen³⁵ möget ihr aus den Völkern nehmen, welche euch umgeben. Levitikus Lev 3 25 44 35 Ohne Beschränkung der Zeit und der Art der Dienstleistung. Levitikus Lev 3 25 45 Et de advenis qui peregrinantur apud vos, vel qui ex his nati fuerint in terra vestra, hos habebitis famulos: Auch Fremde, die bei euch weilen, oder wer in eurem Lande von diesen geboren wurde, möget ihr zu Sklaven haben, Levitikus Lev 3 25 46 Et hereditario jure transmittetis ad posteros, ac possidebitis in æternum: fratres autem vestros filios Israel ne opprimatis per potentiam. und sie euern Nachkommen erblich hinterlassen, und sie auf immer besitzen; aber eure Brüder, die Söhne Israels, sollt ihr nicht gewalttätig unterdrücken. Levitikus Lev 3 25 47 Si invaluerit apud vos manus advenæ atque peregrini, et attenuatus frater tuus vendiderit se ei, aut cuiquam de stirpe ejus: Wenn ein Auswärtiger und Fremdling bei euch mächtig wird,³⁶ und dein Bruder verarmt und verkauft sich ihm oder einem seiner Abkömmlinge, Levitikus Lev 3 25 47 36 Zu Vermögen gelangt. Levitikus Lev 3 25 48 Post venditionem potest redimi. Qui voluerit ex fratribus suis, redimet eum, so kann er nach dem Verkaufe wieder ausgelöst werden. Wer von seinen Brüdern ihn auslösen will, kann ihn auslösen, Levitikus Lev 3 25 49 Et patruus, et patruelis, et consanguineus, et affinis. Sin autem et ipse potuerit, redimet se, der Bruder seines Vaters, oder der Sohn des Vaterbruders, oder ein anderer Blutsverwandter, und Anverwandter. Kann er sich aber selbst auslösen, so soll er sich auslösen, Levitikus Lev 3 25 5 Quæ sponte gignet humus, non metes: et uvas primitiarum tuarum non colliges quasi vindemiam: annus enim requietionis terræ est: Was die Erde von selber hervorbringt, sollst du nicht ernten und die Trauben deiner neuen Schösslinge nicht als Weinlese einsammeln;⁴ denn es ist ein Ruhejahr für das Land; Levitikus Lev 3 25 5 4 Hebr.: Den Nachwuchs deiner vorigen Ernte darfst du nicht einernten und die Trauben deines unbeschnittenen Weinstockes nicht lesen. Levitikus Lev 3 25 50 Supputatis dumtaxat annis a tempore venditionis suæ usque ad annum jubilæum; et pecunia, qua venditus fuerat, juxta annorum numerum et rationem mercenarii supputata. jedoch so, dass die Jahre von der Zeit an, wo er sich verkauft hat, bis zum Jubeljahre berechnet werden; und auch das Geld, für das er sich verkauft hat, nach der Zahl der Jahre und dem Verhältnisse eines Lohnarbeiters gerechnet wird.³⁷ Levitikus Lev 3 25 50 37 Der Preis, um welchen der Verkauf stattgefunden hat (meist die Schuldsumme), soll nach der Anzahl der Jahre berechnet, auf die einzelnen Jahre verteilt werden. Betrug z.B. der Verkaufspreis 100 Sekel und die Zeit bis zum Jubeljahr zehn Jahre, so mochte der Preis, welcher bei der Lösung gezahlt werden musste, für jedes nicht abgediente Jahr auf 20 Sekel festgesetzt werden. Wenn aber das Jubeljahr beim Verkaufe nur noch vier Jahre entfernt war, stellte sich der Lösepreis für jedes noch nicht abgediente Jahr vielleicht etwa auf 25 Sekel. Das Verhältnis (die Zeit) eines Lohnarbeiters ist vorher fest bestimmt, und der Lohnarbeiter arbeitet nicht länger als die Zeit hindurch, welcher der Lohn entspricht. Levitikus Lev 3 25 51 Si plures fuerint anni qui remanent usque ad jubilæum, secundum hos reddet et pretium. Wenn noch viele Jahre bis zum Jubeljahre übrigbleiben, so soll er auch einen diesen entsprechenden Preis zurückerstatten. Levitikus Lev 3 25 52 Si pauci, ponet rationem cum eo juxta annorum numerum, et reddet emptori quod reliquum est annorum, Sind es aber nur wenige, so soll er nach der Zahl der Jahre mit ihm die Berechnung machen und dem Käufer erstatten, was an Jahren übrig ist, Levitikus Lev 3 25 53 Quibus ante servivit mercedibus imputatis: non affliget eum violenter in conspectu tuo. indem er den Lohn für diejenigen in Anrechnung bringt, durch welche er zuvor gedient hat; und der Fremdling soll ihn nicht mit hartem Drucke vor deinen Augen beschweren. Levitikus Lev 3 25 54 Quod si per hæc redimi non potuerit, anno jubilæo egredietur cum liberis suis. Kann er nicht in dieser Weise ausgelöst werden, so soll er mit seinen Kindern im Jubeljahre frei ausgehen, Levitikus Lev 3 25 55 Mei enim sunt servi, filii Israel, quos eduxi de terra gypti. denn die Söhne Israels sind meine Diener, welche ich aus dem Lande Ägypten geführt habe. Levitikus Lev 3 25 6 Sed erunt vobis in cibum, tibi et servo tuo, ancillæ et mercenario tuo, et advenæ qui peregrinantur apud te: doch soll es euch zur Nahrung dienen,⁵ dir und deinem Knechte, deiner Magd und deinem Lohnarbeiter, und dem Fremdlinge, die bei dir weilen, Levitikus Lev 3 25 6 5 Was das Land in der Ruhezeit freiwillig trägt, soll euch zur Nahrung dienen. Levitikus Lev 3 25 7 Jumentis tuis et pecoribus omnia quæ nascuntur, præbebunt cibum. deinen Rindern und Schafen;⁶ alles, was von selbst wächst, soll ihnen zur Nahrung dienen.⁷ Levitikus Lev 3 25 7 6 Hebr.: Und dem Wild. Levitikus Lev 3 25 7 7 Das Sabbatjahr gereichte zum Besten des Bodens, der dadurch Zeit gewinnt, sich auszuruhen, und war auch eine Art Tribut für Gott, den Herrn des Landes, der die ihm auf solche Weise dargebrachten Früchte den Armen überließ. Levitikus Lev 3 25 8 Numerabis quoque tibi septem hebdomadas annorum, id est, septies septem, quæ simul faciunt annos quadraginta novem: Weiter sollst du dir sieben Jahreswochen abzählen, das ist siebenmal sieben, welche zusammen neunundvierzig Jahre ausmachen. Levitikus Lev 3 25 9 Et clanges buccina mense septimo, decima die mensis, propitiationis tempore in universa terra vestra, Alsdann sollst du im siebenten Monat,⁸ am zehnten Tage des Monats, zur Zeit der Versöhnung, in eurem ganzen Land Posaunen erschallen lassen, Levitikus Lev 3 25 9 8 Die Monate sind also vom Nisan ab gezählt. Levitikus Lev 3 0 1 5. Schluss der levitischen Gesetzgebung. (26,1 27,34) A. Sanktion der levitischen Gesetze. (Kap. 26) a. Dem die Vorschriften Gottes treu Beobachtenden werden viele Güter verheißen. (V. 13) b. Den Übertretern werden schwere Strafen angedroht. (V. 33) c. Voraussagung der letzten Folgen des Ungehorsams. Levitikus Lev 3 26 1 Ego Dominus Deus vester: Non facietis vobis idolum et sculptile, nec titulos erigetis, nec insignem lapidem ponetis in terra vestra, ut adoretis eum. Ego enim sum Dominus Deus vester. Ich bin der Herr euer Gott: Ihr sollt euch keinen Götzen und kein geschnitztes Bild machen, noch sollt ihr in eurem Lande Bildsäulen¹ aufrichten, oder Denksteine setzen, um sie anzubeten; denn ich bin der Herr, euer Gott. [Ex 20,4, Dtn 5,8, Ps 96,7] Levitikus Lev 3 26 1 1 Nur götzendienerische Bildsäulen werden verboten. Vergl. [Ex 24,4, Jes 19,19]. Levitikus Lev 3 26 10 Comedetis vetustissima veterum, et vetera novis supervenientibus projicietis. Ihr werdet Altes aus den Vorjahren essen¹⁰ und das Alte wegschaffen,¹¹ da das Neue kommt. Levitikus Lev 3 26 10 10 Das Neue vor der Verwendung des Alten zu verzehren, ist ein Zeichen höchster Fülle. Levitikus Lev 3 26 10 11 Nicht wegwerfen, sondern verkaufen oder dergleichen. Levitikus Lev 3 26 11 Ponam tabernaculum meum in medio vestri, et non abjiciet vos anima mea. Ich werde meine Wohnung in eurer Mitte aufrichten, und meine Seele wird euch nicht verwerfen.¹² Levitikus Lev 3 26 11 12 Ich werde es nicht verschmähen, bei euch zu wohnen. Levitikus Lev 3 26 12 Ambulabo inter vos, et ero Deus vester, vosque eritis populus meus. Ich werde unter euch wandeln und euer Gott sein, und ihr werdet mein Volk sein. [2Kor 6,16] Levitikus Lev 3 26 13 Ego Dominus Deus vester: qui eduxi vos de terra gyptiorum, ne serviretis eis, et qui confregi catenas cervicum vestrarum, ut incederetis erecti. Ich bin der Herr, euer Gott, der euch aus dem Lande der Ägypter geführt hat, dass ihr ihnen nicht dientet; der die Ketten¹³ an eurem Nacken zerbrochen hat, dass ihr aufrecht einherginget. Levitikus Lev 3 26 13 13 Eigentlich Jochbalken. Durch den Jochbalken, der auf dem Nacken des Tieres lag, waren zwei sich nach unten voneinander entfernende Hölzer gesteckt, welche den Hals rechts und links umgaben, unterhalb durch ein weiteres Stück zusammengehalten. Durch Zerbrechen dieser Stangen war das Joch selbst zerbrochen und das Tier von demselben befreit. Levitikus Lev 3 26 14 Quod si non audieritis me, nec feceritis omnia mandata mea, Wenn ihr aber nicht auf mich hört und nicht nach allen meinen Geboten tut, [Dtn 28,15, Klgl 2,17, Mal 2,2] Levitikus Lev 3 26 15 Si spreveritis leges meas, et judicia mea contempseritis, ut non faciatis ea quæ a me constituta sunt, et ad irritum perducatis pactum meum: wenn ihr meine Gesetze verwerft und meine Anordnungen verachtet, so dass ihr das nicht tut, was ich geboten habe, und meinen Bund zunichte macht, Levitikus Lev 3 26 16 Ego quoque hæc faciam vobis: Visitabo vos velociter in egestate, et ardore, qui conficiat oculos vestros, et consumat animas vestras. Frustra seretis sementem, quæ ab hostibus devorabitur. so werde ich hingegen euch dies tun: Plötzlich werde ich euch mit Armut und Fieber heimsuchen,¹⁴ das eure Augen erlöschen und das Leben schwinden macht. Vergeblich werdet ihr die Saaten säen, denn die Feinde werden sie verzehren. [Ri 6,4] Levitikus Lev 3 26 16 14 Hebr.: So will auch ich demgemäß mit euch verfahren und will Schreckliches über euch verhängen: Schwindsucht und Fieber, usw. Levitikus Lev 3 26 17 Ponam faciem meam contra vos, et corruetis coram hostibus vestris, et subjiciemini his qui oderunt vos: fugietis, nemine persequente. Ich werde mein Angesicht wider euch richten, dass ihr vor euren Feinden zu Falle kommen und denen unterliegen werdet, die euch hassen; ihr werdet fliehen, wenn auch niemand euch verfolgt. Levitikus Lev 3 26 18 Sin autem nec sic obedieritis mihi, addam correptiones vestras septuplum propter peccata vestra, Wenn ihr mir aber auch dann noch nicht gehorcht, so werde ich um eurer Sünden willen eure Züchtigungen siebenfach vermehren Levitikus Lev 3 26 19 Et conteram superbiam duritiæ vestræ. Daboque vobis clum desuper sicuti ferrum, et terram aeneam. und den Stolz eurer Halsstarrigkeit¹⁵ brechen. Und ich werde den Himmel oben wie Eisen,¹⁶ und die Erde wie Erz¹⁷ für euch werden lassen. Levitikus Lev 3 26 19 15 Euren blühenden Ackerbau. Levitikus Lev 3 26 19 16 Dass es nicht regnet. Levitikus Lev 3 26 19 17 Dass sie den Samen nicht aufnimmt. Levitikus Lev 3 26 2 Custodite sabbata mea, et pavete ad Sanctuarium meum. Ego Dominus. Haltet meine Sabbate und habet Ehrfurcht vor meinem Heiligtum. Ich bin der Herr.² Levitikus Lev 3 26 2 2 Als Einleitung werden zwei grundlegende Gebote wiederholt: Das Verbot des Götzendienstes und der Bilderanbetung, sodann das Gebot, den Sabbat zu beobachten und dem Heiligtum Gottes Ehrfurcht zu beweisen. Jenes ist die notwendige Grundsatzung des Monotheismus, dieses die Grundlage des am Sinai zwischen Gott und Israel geschlossenen Bundes. Levitikus Lev 3 26 20 Consumetur incassum labor vester, non proferet terra germen, nec arbores poma præbebunt. Vergeblich wird dann euer Mühen bleiben, der Boden wird keinen Ertrag mehr geben, und die Bäume keine Früchte mehr tragen.¹⁸ Levitikus Lev 3 26 20 18 Die Erfüllung siehe [1Kön 17,1, 2Kön 8,1]. Levitikus Lev 3 26 21 Si ambulaveritis ex adverso mihi, nec volueritis audire me, addam plagas vestras in septuplum propter peccata vestra: Wenn ihr mir entgegentretet und mir nicht gehorchen wollt, so werde ich eure Plagen um eurer Sünden willen siebenfach mehren Levitikus Lev 3 26 22 Immittamque in vos bestias agri, quæ consumant vos, et pecora vestra, et ad paucitatem cuncta redigant, desertæque fiant viæ vestræ. und werde die wilden Tiere über euch kommen lassen, die euch und euer Vieh auffressen und alles so mindern sollen, dass eure Straßen öde werden.¹⁹ Levitikus Lev 3 26 22 19 Vergl. [Num 21,6]. Levitikus Lev 3 26 23 Quod si nec sic volueritis recipere disciplinam, sed ambulaveritis ex adverso mihi: Und wenn ihr auch so noch keine Zucht annehmen wollt, sondern mir noch entgegentretet, Levitikus Lev 3 26 24 Ego quoque contra vos adversus incedam, et percutiam vos septies propter peccata vestra: so werde auch ich euch entgegentreten und euch um eurer Sünden willen siebenmal schlagen Levitikus Lev 3 26 25 Inducamque super vos gladium ultorem fderis mei. Cumque confugeritis in urbes, mittam pestilentiam in medio vestri, et trademini in manibus hostium, und werde das Schwert der Rache für meinen Bund über euch bringen. Und wenn ihr dann in die Städte fliehet, werde ich die Pest unter euch senden, und ihr werdet in die Hände eurer Feinde überliefert werden, Levitikus Lev 3 26 26 Postquam confregero baculum panis vestri: ita ut decem mulieres in uno clibano coquant panes, et reddant eos ad pondus: et comedetis, et non saturabimini. wenn ich euch die Stütze des Brotes²⁰ zerbrochen habe, so zwar, dass zehn Weiber in einem Ofen Brot backen²¹ und es nach dem Gewichte zurückbringen; und ihr werdet essen und doch nicht satt werden. Levitikus Lev 3 26 26 20 Vergl. Anmerkung 15. Levitikus Lev 3 26 26 21 Während sonst jedes Weib für ihren Hausstand einen eigenen Backofen braucht. Levitikus Lev 3 26 27 Sin autem nec per hæc audieritis me, sed ambulaveritis contra me: Und wenn ihr trotzdem noch nicht gehorsam seid, sondern mir entgegentretet, Levitikus Lev 3 26 28 Et ego incedam adversus vos in furore contrario, et corripiam vos septem plagis propter peccata vestra, so werde auch ich euch in feindlichem Grimm entgegentreten und euch um eurer Sünden willen siebenfach züchtigen, Levitikus Lev 3 26 29 Ita ut comedatis carnes filiorum vestrorum et filiarum vestrarum. so dass ihr das Fleisch eurer Söhne und eurer Töchter essen werdet.²² Levitikus Lev 3 26 29 22 Dies ging buchstäblich in Erfüllung bei der Belagerung von Samaria [2Kön 6,29], bei der Belagerung Jerusalems durch die Chaldäer [Klgl 4,10]; endlich bei der Belagerung der Stadt durch Titus. Levitikus Lev 3 26 3 Si in præceptis meis ambulaveritis, et mandata mea custodieritis, et feceritis ea, dabo vobis pluvias temporibus suis, Wenn ihr nach meinen Satzungen wandelt, und meine Gebote bewahrt und sie tuet, so werde ich euch Regen geben zu seiner Zeit, [Dtn 28,1] Levitikus Lev 3 26 30 Destruam excelsa vestra, et simulacra confringam. Cadetis inter ruinas idolorum vestrorum, et abominabitur vos anima mea, Ich werde eure Höhen²³ zerstören und eure Bildsäulen²⁴ zerbrechen.²⁵ Ihr werdet unter den Trümmern eurer Götzen dahinsinken, und meine Seele wird euch verabscheuen, Levitikus Lev 3 26 30 23 Die auf Bergen errichteten Götzenaltäre. Siehe [1Kön 12,31, 2Kön 18,4.22]. Levitikus Lev 3 26 30 24 Die dem Götzendienst geweihten. [Num 33,52] Levitikus Lev 3 26 30 25 V. 30b lautet im Hebr.: Und ich will eure Leichen auf die Leichen eurer Götzen werfen und werde Abscheu vor euch empfinden. Levitikus Lev 3 26 31 In tantum ut urbes vestras redigam in solitudinem, et deserta faciam Sanctuaria vestra, nec recipiam ultra odorem suavissimum. derart, dass ich eure Städte zu Einöden, und eure Heiligtümer²⁶ wüste machen werde, und den lieblichen Geruch hinfort nicht mehr annehme. Levitikus Lev 3 26 31 26 Nicht mehr die meinigen. Auch die von Gott ursprünglich erkorenen oder anerkannten Stätten seiner Verehrung sind entweiht. Levitikus Lev 3 26 32 Disperdamque terram vestram, et stupebunt super ea inimici vestri, cum habitatores illius fuerint: Auch werde ich euer Land dem Verderben anheimgeben, dass sich eure Feinde²⁷ darüber entsetzen werden, wenn sie sich in demselben niederlassen. Levitikus Lev 3 26 32 27 Die euch feindlich gesinnten Nachbarn werden mit anderen Völkern in das durch Pest und Hungersnot verheerte und seiner bisherigen Bewohner beraubte Land eindringen, es in Besitz zu nehmen. Levitikus Lev 3 26 33 Vos autem dispergam in gentes, et evaginabo post vos gladium, eritque terra vestra deserta, et civitates vestræ dirutæ. Euch aber werde ich unter die Völker zerstreuen und werde hinter euch das Schwert ziehen,²⁸ und euer Land wird wüste sein, und eure Städte werden in Trümmer liegen. Levitikus Lev 3 26 33 28 Dass ihr nicht mehr wagt, zurückzukehren. Levitikus Lev 3 26 34 Tunc placebunt terræ sabbata sua cunctis diebus solitudinis suæ: quando fueritis Dann wird sich das Land seiner Sabbate erfreuen²⁹ die ganze Zeit hindurch, während es wüste liegt; während ihr Levitikus Lev 3 26 34 29 Hebr.: Und seine Ruhezeiten erstattet erhalten. Levitikus Lev 3 26 35 In terra hostili, sabbatizabit, et requiescet in sabbatis solitudinis suæ, eo quod non requieverit in sabbatis vestris quando habitabatis in ea. in Feindesland sein werdet,³⁰ wird es feiern und ruhen an den Sabbaten seiner Verödung, weil es an euren Sabbaten nicht ruhen durfte, als ihr noch in demselben wohntet. Levitikus Lev 3 26 35 30 Und deshalb außer Stande, das Land, für welches die Sabbatjahre gelten sollten, zu bebauen. Levitikus Lev 3 26 36 Et qui de vobis remanserint, dabo pavorem in cordibus eorum in regionibus hostium, terrebit eos sonitus folii volantis, et ita fugient quasi gladium: cadent, nullo persequente, Und das Herz derer, die von euch übrig geblieben sind, werde ich mit Furcht erfüllen in den Ländern ihrer Feinde, das Rauschen eines verwehten Blattes³¹ wird sie schrecken, so dass sie davor fliehen, wie vor dem Schwerte; sie werden fallen, obschon niemand sie verfolgt, Levitikus Lev 3 26 36 31 Ein verwehtes Blatt wird von jedem Winde widerstandslos umhergetrieben [Ijob 13,25]; wie wäre es zu fürchten? Levitikus Lev 3 26 37 Et corruent singuli super fratres suos quasi bella fugientes, nemo vestrum inimicis audebit resistere: und werden übereinander stürzen, wie auf der Flucht aus dem Kampfe,³² und keiner von euch wird es wagen, den Feinden zu widerstehen; Levitikus Lev 3 26 37 32 Wo keiner Acht gibt, wohin er tritt, und der Gestoßene keinen Halt hat. Levitikus Lev 3 26 38 Peribitis inter gentes, et hostilis vos terra consumet. ihr werdet unter den Völkern zu Grunde gehen, und das Land der Feinde wird euch verzehren. Levitikus Lev 3 26 39 Quod si et de iis aliqui remanserint, tabescent in iniquitatibus suis, in terra inimicorum suorum, et propter peccata patrum suorum et sua affligentur: Wenn aber auch einige von ihnen übriggeblieben sind, so werden diese wegen ihrer Sünden im Land ihrer Feinde dahinsiechen, und um der Sünden ihrer Väter willen³³ und ihrer Sünden willen werden sie Bedrängnis leiden,³⁴ Levitikus Lev 3 26 39 33 [Ex 20,5] Levitikus Lev 3 26 39 34 Hebr.: Dahinsiechen. Levitikus Lev 3 26 4 Et terra gignet germen suum, et pomis arbores replebuntur. und die Erde wird ihren Ertrag geben, und die Bäume werden voller Früchte sein.³ Levitikus Lev 3 26 4 3 Die zeitlichen Segnungen sind Vorbilder geistlicher Güter. Frühregen war im Herbst für die Saat, Spätregen im Frühjahr vor der Ernte notwendig. Regen zur rechten Zeit war für das an Flüssen und Bächen, die dauernd Wasser hielten, sehr arme Palästina Bedingung zum Gedeihen der Vegetation. Levitikus Lev 3 26 40 Donec confiteantur iniquitates suas, et majorum suorum, quibus prævaricati sunt in me, et ambulaverunt ex adverso mihi. bis sie ihre Missetaten und die Sünden ihrer Vorfahren bekennen, durch die sie gegen mich gesündigt haben und mir entgegengetreten sind.³⁵ Levitikus Lev 3 26 40 35 Die Drohungen 28 38 werden wiederholt, doch auch die Verheißung der Vergebung, wenn sie Buße tun. Levitikus Lev 3 26 41 Ambulabo igitur et ego contra eos, et inducam illos in terram hostilem, donec erubescat incircumcisa mens eorum: tunc orabunt pro impietatibus suis. Darum will auch ich ihnen entgegentreten und sie in das Land ihrer Feinde bringen, bis ihr unbeschnittenes Herz erröten lernt; alsdann werden sie für ihre Frevel flehen.³⁶ Levitikus Lev 3 26 41 36 Hebr.: Wenn sie für ihre Sündenschuld büßen. Daran schließt sich dann als Nachsatz V. 42. Levitikus Lev 3 26 42 Et recordabor fderis mei quod pepigi cum Jacob, et Isaac, et Abraham. Terræ quoque memor ero: Dann werde ich meines Bundes gedenken,³⁷ den ich mit Jakob, Isaak und Abraham geschlossen habe. Auch des Landes werde ich gedenken,³⁸ Levitikus Lev 3 26 42 37 Es ist gleichsam ein dreifaches heiliges Bündnis. Gott ist es fast seiner Treue gegen die Patriarchen schuldig, ihre etwa gottlosen Nachkommen so lange zu strafen, bis diese durch ihre Buße ihm die Möglichkeit geben, sich des mit dem Patriarchen geschlossenen Bundes zu erinnern. Den Patriarchen hat Gott manches versprochen, was nicht ganz von der Treue der Nachkommen abhängt, sondern unbedingt erfüllt werden muss, z.B. dass in ihrer Nachkommenschaft alle Völker der Erde gesegnet werden sollen. Levitikus Lev 3 26 42 38 Welches mir gehört. Levitikus Lev 3 26 43 Quæ cum relicta fuerit ab eis, complacebit sibi in sabbatis suis, patiens solitudinem propter illos. Ipsi vero rogabunt pro peccatis suis, eo quod abjecerint judicia mea, et leges meas despexerint. das, von ihnen verlassen, sich seiner Sabbate erfreuen und um ihretwillen Verödung leiden wird. Sie aber werden wegen ihrer Sünden beten,³⁹ weil sie meine Anordnungen verworfen und meine Gesetze verachtet haben. Levitikus Lev 3 26 43 39 Hebr.: Strafe leiden. Levitikus Lev 3 26 44 Et tamen etiam cum essent in terra hostili, non penitus abjeci eos, neque sic despexi ut consumerentur, et irritum facerem pactum meum cum eis. Ego enim sum Dominus Deus eorum, Aber selbst dann, wenn sie im Lande ihrer Feinde sind, werde ich sie nicht ganz verwerfen, noch so gering achten, dass sie gänzlich vertilgt werden und ich meinen Bund mit ihnen brechen sollte. Ich bin ja der Herr, ihr Gott,⁴⁰ Levitikus Lev 3 26 44 40 Wäre ich ein Mensch, so könnte ich, wenn jene den Bund brechen, auch meinerseits denselben von mir weisen. Doch da ich in besonderer Weise ihr Gott bin, will ich nicht allein Gerechtigkeit gegen sie üben, sondern auch Barmherzigkeit: sie schlagen, bis sie in sich gehen. Levitikus Lev 3 26 45 Et recordabor fderis mei pristini, quando eduxi eos de terra gypti in conspectu gentium, ut essem Deus eorum. Ego Dominus. Hæc sunt judicia atque præcepta et leges, quas dedit Dominus inter se et filios Israel in monte Sinai per manum Moysi. und werde meines früheren Bundes gedenken, da ich sie aus dem Lande Ägypten vor den Augen der Völker geführt habe, um ihr Gott zu sein, ich der Herr. Dies sind die Satzungen und Gebote und Gesetze, die der Herr zwischen sich und den Söhnen Israels am Berge Sinai durch Moses gegeben hat.⁴¹ Levitikus Lev 3 26 45 41 Schlussformel, welche den Abschnitt von [Lev 25] an abschließt. Wegen der Zeitangabe in [Num 1,1] bezieht sich diese Schlussformel wohl auf alle vorhergehenden Gesetze von [Lev 11] an, vielleicht auch auf [Lev 17]. Levitikus Lev 3 26 5 Apprehendet messium tritura vindemiam, et vindemia occupabit sementem: et comedetis panem vestrum in saturitate, et absque pavore habitabitis in terra vestra. Die Dreschzeit soll bis an die Weinlese⁴ reichen, und die Weinlese bis zur Aussaat;⁵ ihr werdet Brot in Fülle zu essen haben und ohne Furcht in eurem Lande wohnen. Levitikus Lev 3 26 5 4 Von April, wo die Ernte in Palästina beginnt, bis zum August. Levitikus Lev 3 26 5 5 Vom August bis zum Oktober, wo die Aussaat beginnt. Levitikus Lev 3 26 6 Dabo pacem in finibus vestris: dormietis, et non erit qui exterreat. Auferam malas bestias: et gladius non transibit terminos vestros. Ich werde eurem Lande Frieden geben; ihr werdet schlafen, und niemand wird euch aufstören. Ich werde die wilden Tiere ausrotten,⁶ und das Schwert wird eure Grenzen nicht überschreiten. Levitikus Lev 3 26 6 6 Dies ist mehr, als was [Ex 23,29] versprochen war. Levitikus Lev 3 26 7 Persequimini inimicos vestros, et corruent coram vobis. Ihr werdet eure Feinde verfolgen, und sie werden vor euch niederstürzen. Levitikus Lev 3 26 8 Persequentur quinque de vestris centum alienos, et centum de vobis decem millia: cadent inimici vestri gladio in conspectu vestro. Fünf der Eurigen werden hundert⁷ Fremde verfolgen, und hundert von euch zehntausend; eure Feinde werden vor eurem Angesichte durch das Schwert fallen. Levitikus Lev 3 26 8 7 Wenige sehr viele. Levitikus Lev 3 26 9 Respiciam vos, et crescere faciam: multiplicabimini, et firmabo pactum meum vobiscum. Ich werde auf euch schauen⁸ und euch zahlreich machen; ihr werdet euch mehren, und ich werde meinen Bund mit euch in Kraft stetig erhalten.⁹ Levitikus Lev 3 26 9 8 Gnädig. Levitikus Lev 3 26 9 9 Dessen Verheißungen erfüllend. Levitikus Lev 3 0 1 B. Anhang. (Kap. 27) Zusätze zu der levitischen Gesetzgebung: a. Vorschrift, die freiwillig gemachten Gelübde zu erfüllen. (V. 25) b. Gesetz, die Erstgeburt dem Herrn zu weihen. (V. 27) c. Vorschrift über die Gott geweihten Gaben und die Zahlung der Zehnten. Levitikus Lev 3 27 1 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Levitikus Lev 3 27 10 Et mutari non poterit, id est, nec melius malo, nec pejus bono: quod si mutaverit: et ipsum quod mutatum est, et illud pro quo mutatum est, consecratum erit Domino. und soll nicht vertauscht werden können, das ist weder ein gutes mit einem schlechten, noch ein schlechtes mit einem guten; und wenn man es vertauscht,⁶ so soll sowohl das ausgetauschte wie das eingetauschte dem Herrn geheiligt sein. Levitikus Lev 3 27 10 6 Betrüglicher Weise. Levitikus Lev 3 27 11 Animal immundum, quod immolari Domino non potest, si quis voverit, adducetur ante sacerdotem: Wenn jemand ein unreines Tier gelobt, welches dem Herrn nicht zum Opfer dargebracht werden kann, so soll man dasselbe vor den Priester führen, Levitikus Lev 3 27 12 Qui judicans utrum bonum an malum sit, statuet pretium. welcher urteilen soll, ob es gut oder schlecht ist, und den Wert bestimmen wird.⁷ Levitikus Lev 3 27 12 7 Bei den vorhergehenden Bestimmungen ist bereits von Gott das Erforderliche festgesetzt. Levitikus Lev 3 27 13 Quod si dare voluerit is, qui offert, addet supra æstimationem quintam partem. Will also der, welcher es darbringt, diesen Wert erlegen, so soll er noch den fünften Teil zu der Schätzungssumme hinzulegen.⁸ Levitikus Lev 3 27 13 8 Im andern Falle wird es nach der Schätzung verkauft. Die Absicht der Bestimmung ist wohl, es zu verhüten, dass Gelobende leicht an den Loskauf dachten und denselben für das Recht des Verkaufes einen Ausgleich aufzuerlegen. Levitikus Lev 3 27 14 Homo si voverit domum suam, et sanctificaverit Domino, considerabit eam sacerdos utrum bona an mala sit, et juxta pretium, quod ab eo fuerit constitutum, venumdabitur: Wenn jemand sein Haus gelobt und dem Herrn weiht, so soll es der Priester besichtigen, ob es gut oder schlecht ist, und nach dem Werte, den er alsdann bestimmt, soll es verkauft werden. Levitikus Lev 3 27 15 Sin autem ille, qui voverat, voluerit redimere eam, dabit quintam partem æstimationis supra, et habebit domum. Wenn es der Gelobende aber einlösen will, so soll er den fünften Teil noch zu der Schätzungssumme hinzulegen, und das Haus soll ihm gehören. Levitikus Lev 3 27 16 Quod si agrum possessionis suæ voverit, et consecraverit Domino: juxta mensuram sementis æstimabitur pretium: si triginta modiis hordei seritur terra, quinquaginta siclis venumdetur argenti. Wenn jemand einen Acker seines Besitzes gelobt und dem Herrn weiht, so soll der Wert desselben nach Maßgabe der Aussaat abgeschätzt werden.⁹ Wird das Land mit dreißig Scheffeln¹⁰ Gerste besät, so soll es für fünfzig Silber-Sekel verkauft werden.¹¹ Levitikus Lev 3 27 16 9 Da die Äcker Gott gehören und nur ihr Ertrag veräußert werden kann, darf kein Hebräer Gott den Acker geloben, sondern nur die Früchte bis zum nächsten Jubiläum. Levitikus Lev 3 27 16 10 Hebr.: Chomer, Maß für trockene Dinge, = 1 Kor oder 10 Epha = 393,3 Liter (nach anderen 201,2) Levitikus Lev 3 27 16 11 Auf jedes Jahr der fünfzigjährigen Periode entfällt so ein Sekel. Levitikus Lev 3 27 17 Si statim ab anno incipientis jubilæi voverit agrum, quanto valere potest, tanto æstimabitur: Hat er gleich vom Anfangsjahre eines Jubiläums an den Acker gelobt,¹² so soll man ihn so hoch abschätzen, als er gelten kann; Levitikus Lev 3 27 17 12 So hoch der Betrag der Saat ist von einem Jubeljahr zu andern. Levitikus Lev 3 27 18 Sin autem post aliquantum temporis: supputabit sacerdos pecuniam juxta annorum, qui reliqui sunt, numerum usque ad jubilæum, et detrahetur ex pretio. wenn es aber einige Zeit nachher geschieht, so soll der Priester das Geld nach der Anzahl der Jahre berechnen, welche noch bis zum Jubeljahre übrig sind, und alsdann ist dies von dem Schätzungswerte abzuziehen. Levitikus Lev 3 27 19 Quod si voluerit redimere agrum ille, qui voverat, addet quintam partem æstimatæ pecuniæ, et possidebit eum. Will der Gelobende den Acker einlösen, so soll er den fünften Teil der Schätzungssumme hinzufügen, und er darf ihn zum Eigentum erhalten.¹³ Levitikus Lev 3 27 19 13 Erst durch die Lösung erlangt er das Recht, frei über das Feld zu verfügen, z.B. es bis zum nächsten Jubeljahr zu verkaufen. Levitikus Lev 3 27 2 Loquere filiis Israel, et dices ad eos: Homo qui votum fecerit, et spoponderit Deo animam suam, sub æstimatione dabit pretium. Rede zu den Söhnen Israels und sage ihnen: Wenn jemand ein Gelübde macht und sich selbst Gott weiht,¹ so soll er ein Lösegeld nach dem Schätzungswert geben.² Levitikus Lev 3 27 2 1 V. 2 8: Personen. Der zweite Gegenstand V. 9: Vieh. Levitikus Lev 3 27 2 2 Die Vollkommenheit der menschlichen Natur bietet den Maßstab für die Verschiedenartigkeit der Schätzung. Das mittlere Alter steht höher als das Kindes- oder Greisenalter. Der Mann ist dem Weibe vorzuziehen. Vergl. [1Kor 11,1ff]. Levitikus Lev 3 27 20 Sin autem noluerit redimere, sed alteri cuilibet fuerit venumdatus, ultra eum qui voverat redimere non poterit: Wenn er ihn aber nicht auslösen will, sondern der Acker wird an irgend einen andern verkauft, so kann der Gelobende ihn nachher nicht mehr einlösen;¹⁴ Levitikus Lev 3 27 20 14 Nach der Vulgata: Wenn jemand seinen Acker gelobt und nicht losgekauft hat, soll er von den Priestern den Acker nicht zurückerhalten, und wenn die Priester den Acker vor dem Jubeljahr verkaufen, soll derselbe nicht mehr seinem früheren Herrn, sondern den Priestern zufallen. Nach dem Hebr. stellt sich die Sache anders: Löst er das Feld nicht ein, verkauft es aber trotzdem an einen anderen, so kann es nicht wieder eingelöst werden. Levitikus Lev 3 27 21 Quia cum jubilæi venerit dies, sanctificatus erit Domino, et possessio consecrata ad jus pertinet sacerdotum. denn¹⁵ wenn die Zeit des Jubeljahres kommt, soll er dem Herrn geweiht sein¹⁶ und gehört als geweihtes Gut zum Rechte der Priester. Levitikus Lev 3 27 21 15 Auszutilgen. Levitikus Lev 3 27 21 16 Hebr.: wie ein dem Bann verfallenes Feld. Levitikus Lev 3 27 22 Si ager emptus est, et non de possessione majorum sanctificatus fuerit Domino, Wenn ein Acker, der gekauft und nicht von den Vorfahren ererbt worden ist, dem Herrn geweiht wird, Levitikus Lev 3 27 23 Supputabit sacerdos juxta annorum numerum usque ad jubilæum, pretium: et dabit ille qui voverat eum, Domino. so soll der Priester nach der Zahl der Jahre bis zum Jubeljahre den Wert berechnen, und diesen soll der Gelobende dem Herrn geben.¹⁷ Levitikus Lev 3 27 23 17 Hebr.: Am gleichen Tage. Nur so wurde für denjenigen, dessen, wenn auch verkaufter, Erbacker das Grundstück war, das Recht [Lev 25,25ff] gewahrt, diesen Acker zu jeder beliebigen Zeit einzulösen. Levitikus Lev 3 27 24 In jubilæo autem revertetur ad priorem dominum, qui vendiderat eum, et habuerat in sorte possessionis suæ. Im Jubeljahre aber soll der Acker wieder an den vorigen Eigentümer zurückkommen, der ihn verkauft und als Besitz zu eigen gehabt hatte. Levitikus Lev 3 27 25 Omnis æstimatio siclo Sanctuarii ponderabitur. Siclus viginti obolos habet. Alle Schätzungen sollen nach dem Sekel des Heiligtums bemessen werden. Der Sekel hat zwanzig Obolen.¹⁸ [Ex 30,13, Num 3,47, Ez 45,12] Levitikus Lev 3 27 25 18 Vergl. [Ex 30,13]. Eine Obole ist eine Gerah, etwa 12 Pfennige. Levitikus Lev 3 27 26 Primogenita, quæ ad Dominum pertinent, nemo sanctificare poterit et vovere: sive bos, sive ovis fuerit, Domini sunt. Das Erstgeborne, das dem Herrn gehört, soll niemand weihen und geloben dürfen;¹⁹ es sei Rind oder Schaf,²⁰ sie gehören dem Herrn. Levitikus Lev 3 27 26 19 Die Erstgeburt des Viehes gehörte Gott ohnehin schon und konnte ihm also nicht geweiht werden. Siehe [Ex 13,2]. Levitikus Lev 3 27 26 20 Oder Ziege. Levitikus Lev 3 27 27 Quod si immundum est animal, redimet qui obtulit, juxta æstimationem tuam, et addet quintam partem pretii: si redimere noluerit, vendetur alteri quantocumque a te fuerit æstimatum. Ist es aber ein unreines Tier,²¹ so soll es der Opfernde auslösen, so hoch, wie du es schätzest, und soll noch den fünften Teil des Wertes hinzutun. Will er es nicht auslösen, so soll es an einen andern verkauft werden, so teuer als es von dir geschätzt ward. Levitikus Lev 3 27 27 21 Die Erstgebornen reiner Tiere, die wegen eines Defektes unrein sind. Unreine Tiere konnten weder durch ein Gelübde, noch sonst wie Gott geweiht werden. Nur das Erstgeborene des Esels ist zu lösen. [Ex 13,13] Levitikus Lev 3 27 28 Omne, quod Domino consecratur, sive homo fuerit, sive animal, sive ager, non vendetur, nec redimi poterit. Quidquid semel fuerit consecratum, sanctum sanctorum erit Domino. Alles, was dem Herrn gänzlich geweiht wird,²² es sei Mensch, oder Tier, oder Feld, kann nicht verkauft, noch ausgelöst werden. Was einmal gänzlich geweiht ist, soll dem Herrn hochheilig sein. Levitikus Lev 3 27 28 22 Hier ist von Banngaben an Gott die Rede, die sich von den Gelobungen dadurch unterscheiden, dass bei ihnen eine Einlösung in keinem Falle statthaft ist. Levitikus Lev 3 27 29 Et omnis consecratio, quæ offertur ab homine, non redimetur, sed morte morietur. Und alles so Geweihte, das von jemandem geopfert wird, soll nicht eingelöst werden, sondern des Todes sterben.²³ Levitikus Lev 3 27 29 23 Nach dem Hebr. ist in diesem Verse von Bannfluch die Rede. Wenn irgend Menschen mit dem Banne belegt werden, so dürfen sie nicht losgekauft werden, sondern müssen getötet werden. Dieser Bann wird von der Obrigkeit unter Mitwirkung des Volkes zur Ehre Gottes an hartnäckigen Feinden Gottes, die oft zugleich Feinde seines Volkes sind, vollstreckt z.B. an israelitischen Götzendienern. [Dtn 13,16]. Vergl. [1Sam 15]. (Amalek) Levitikus Lev 3 27 3 Si fuerit masculus a vigesimo anno usque ad sexagesimum annum, dabit quinquaginta siclos argenti ad mensuram Sanctuarii: Ein Mann von zwanzig bis zu sechzig Jahren soll fünfzig Sekel Silber³ nach dem Gewichte des Heiligtums⁴ geben. Levitikus Lev 3 27 3 3 50 Sekel sind gegen 115 Mark. Levitikus Lev 3 27 3 4 Siehe [Ex 30,13]. Levitikus Lev 3 27 30 Omnes decimæ terræ, sive de frugibus, sive de pomis arborum, Domini sunt, et illi sanctificantur. Alle Zehnten²⁴ vom Boden, sowohl von der Feldfrucht, wie von den Früchten der Bäume, gehören dem Herrn und sind ihm geweiht. Levitikus Lev 3 27 30 24 Der Zehnte war eine vorisraelitische und auch außerisraelitische Einrichtung. [Gen 14,20, Gen 28,22] Deshalb wird er hier als bekannt vorausgesetzt. Er wird hier als der Gott, dem Landesherrn (vergl. auch [Lev 25] Sabbat- und Jubiläumsjahr) gebührende Tribut betrachtet. Über die Verwendung des Zehnten siehe [Num 18,21-32]. Levitikus Lev 3 27 31 Si quis autem voluerit redimere decimas suas, addet quintam partem earum. Wenn aber jemand seine Zehnten einlösen will, soll er den fünften Teil des Wertes dazutun. Levitikus Lev 3 27 32 Omnium decimarum bovis et ovis et capræ, quæ sub pastoris virga transeunt, quidquid decimum venerit, sanctificabitur Domino. Alle Zehnten von Rindern und Schafen und Ziegen, von allem, was unter dem Stabe des Hirten hindurchgeht,²⁵ was immer das zehnte Stück ist, soll dem Herrn geweiht werden. Levitikus Lev 3 27 32 25 Der Hirt zählt mit aufgehobenem Stabe. Also: Ohne Auswahl, wie die Tiere bei der Zählung kommen. Levitikus Lev 3 27 33 Non eligetur nec bonum nec malum, nec altero commutabitur: si quis mutaverit: et quod mutatum est, et pro quo mutatum est, sanctificabitur Domino, et non redimetur. Und es soll dabei keine Auswahl statthaben, weder zwischen Gutem, noch Schlechtem, und eines nicht mit dem andern vertauscht werden. Im Fall es aber jemand dennoch vertauscht, soll das Ausgetauschte wie das Eingetauschte dem Herrn geweiht sein und nicht ausgelöst werden können. Levitikus Lev 3 27 34 Hæc sunt præcepta, quæ mandavit Dominus Moysi ad filios Israel in monte Sinai. Dies sind die Gebote, die der Herr dem Moses für die Söhne Israels am Berge Sinai gegeben hat. Levitikus Lev 3 27 4 Si mulier, triginta. Eine Frau soll dreißig geben. Levitikus Lev 3 27 5 A quinto autem anno usque ad vigesimum, masculus dabit viginti siclos: femina decem. Ist jemand von fünf Jahren bis zu zwanzig Jahren alt, so soll eine männliche Person zwanzig Sekel geben; eine weibliche zehn. Levitikus Lev 3 27 6 Ab uno mense usque ad annum quintum, pro masculo dabuntur quinque sicli: pro femina, tres. Für einen Knaben von einem Monat bis zu fünf Jahren sollen fünf Sekel gegeben werden; für ein Mädchen drei. Levitikus Lev 3 27 7 Sexagenarius et ultra masculus dabit quindecim siclos: femina decem. Wer sechzig Jahre und darüber alt ist, soll, wenn er ein Mann ist, fünfzehn Sekel geben; eine Frau zehn. Levitikus Lev 3 27 8 Si pauper fuerit, et æstimationem reddere non valebit, stabit coram sacerdote: et quantum ille æstimaverit, et viderit eum posse reddere, tantum dabit. Ist der Betreffende arm und kann er nicht den Schätzungswert geben, so stelle er sich dem Priester vor; und was dieser festsetzt, je nachdem er sieht, dass der andere es geben kann, so viel soll dieser geben. Levitikus Lev 3 27 9 Animal autem, quod immolari potest Domino, si quis voverit, sanctum erit, Hat aber jemand ein Tier⁵ gelobt, welches man dem Herrn opfern kann, so soll es als geheiligt gelten Levitikus Lev 3 27 9 5 Hebr.: Und wenn es ein Tier ist, von welchem man Jahve Opfer bringen kann, so soll alles, was jemand dem Herrn davon gibt, als geheiligt gelten. Also Rindvieh, Schafe, Ziegen sollen Gott geheiligt bleiben und verbrannt werden. Numer Num 4 0 1 I. Wanderung des Volkes durch die Wüste Sinai bis zur Verwerfung des aus Ägypten ausgezogenen Geschlechtes. (Kap. 1,1 Kap. 14,45) 1. Die Zählung des Volkes und andere in den zweiten Monat des zweiten Jahres der Wanderung fallende Ereignisse. (1,1 6,27) A. Das ganze Volk, mit Ausnahme der Leviten, wird gezählt und die im Lager festzuhaltende Ordnung bestimmt. (1,1 2,34) a. Auf Gottes Befehl zählen Moses und Aaron mit Hilfe der Fürsten alle kriegstüchtigen Israeliten im Alter von 20 Jahren und darüber. (V. 46) Die Leviten werden von dieser Zählung ausgenommen, da sie bestimmt sind, das Heiligtum und dessen Gerätschaften zu tragen. (V. 51) b. Bestimmung der Ordnung im Lager: Die Mitte nimmt das Zelt ein, um das die Leviten sich scharen. Numer Num 4 1 1 Locutusque est Dominus ad Moysen in deserto Sinai in tabernaculo fderis, prima die mensis secundi, anno altero egressionis eorum ex gypto, dicens: Und der Herr redete zu Moses in der Wüste Sinai¹ im Zelte des Bundes,² am ersten Tage des zweiten Monats, im zweiten Jahre nach ihrem Auszuge aus Ägypten,³ und sprach: Numer Num 4 1 1 1 Dorthin waren die Hebräer [Ex 19,1ff] gekommen. Numer Num 4 1 1 2 [Ex 29,42ff] Hier war das Gesetz über die Opfer [Lev 1,1, Lev 7,38], die Gesetze [Lev 1126] und das Gesetz über die Gelübde [Lev 27,34ff] gegeben. Numer Num 4 1 1 3 Also einen Monat nach der Weihe des neuen Heiligtums. Numer Num 4 1 10 Filiorum autem Joseph, de Ephraim, Elisama filius Ammiud: de Manasse, Gamaliel filius Phadassur: von den Söhnen Josephs aber, von Ephraim: Elisama, der Sohn Ammiuds; von Manasse: Gamaliel, der Sohn Phadassurs; Numer Num 4 1 11 De Benjamin, Abidan filius Gedeonis: von Benjamin: Abidan, der Sohn Gedeons; Numer Num 4 1 12 De Dan, Ahiezer filius Ammisaddai: von Dan: Ahiezer, der Sohn Ammisaddais; Numer Num 4 1 13 De Aser, Phegiel filius Ochran: von Aser: Phegiel, der Sohn Ochrans; Numer Num 4 1 14 De Gad, Eliasaph filius Duel: von Gad: Eliasaph, der Sohn Duels; Numer Num 4 1 15 De Nephthali, Ahira filius Enan. von Nephthali: Ahira, der Sohn Enans. Numer Num 4 1 16 Hi nobilissimi principes multitudinis per tribus et cognationes suas, et capita exercitus Israel: Das sind die hochedlen Fürsten der Gemeinde, nach ihren Stämmen und Geschlechtern, und die Häupter des Heeres Israels;¹⁰ Numer Num 4 1 16 10 Hebr.: Dies waren die aus der Gemeinde Berufenen, die Fürsten jedes Stammes, dem sie ihrem Vater nach angehörten, die Häupter der Tausendschaften Israels. Die Häupter der Stammeshäuser, soweit sie Anführer von Tausend waren, hießen Fürsten. Fürsten über tausend werden schon [Ex 18,21] erwähnt. Diese waren also in Friedenszeiten Richter, im Kriege Führer. Numer Num 4 1 17 Quos tulerunt Moyses et Aaron cum omni vulgi multitudine: diese¹¹ beriefen Moses und Aaron samt der ganzen Menge des Volkes; Numer Num 4 1 17 11 Hebr.: Da ließen Moses und Aaron die genannten Männer, die ihnen namentlich bezeichnet worden waren, zu sich kommen, und beriefen die ganze Menge des Volkes usw. Es sind die V. 5 15 genannten gemeint, nicht andere, die etwa zuvor Anführer usw. gewesen, wie solche z.B. [Num 16,2] erwähnt werden. Nach dem Aufstande hatte Moses wohl für die einzelnen Stämme treue Führer ernannt, denn dass die Genannten Anführer waren, zeigt [Num 2,3ff, Num 7,12ff, Num 10,14ff]. Numer Num 4 1 18 Et congregaverunt primo die mensis secundi, recensentes eos per cognationes, et domos, ac familias, et capita, et nomina singulorum a vigesimo anno et supra, und sie versammelten sich am ersten Tage des zweiten Monats¹² und verzeichneten sie nach ihren Geschlechtern, und Häusern, und Familien,¹³ und Köpfen, und den Namen der einzelnen, von zwanzig Jahren an und darüber, Numer Num 4 1 18 12 An demselben Tage wie V. 1. Doch ward an diesem die Zählung nicht vollendet. Numer Num 4 1 18 13 Hebr.: Nach ihren Geschlechtern und Stammhäusern. Und so stets in diesem Kapitel. Numer Num 4 1 19 Sicut præceperat Dominus Moysi. Numeratique sunt in deserto Sinai. wie der Herr dem Moses geboten hatte.¹⁴ So wurden sie denn in der Wüste Sinai gezählt.¹⁵ Numer Num 4 1 19 14 Auf dieser Tatsache beruhte das gesamte Ansehen der Fürsten, deshalb wird Zeit und Ort genau angegeben. Numer Num 4 1 19 15 Während [Gen 35,23ff, Gen 46,8ff, Ex 1,2ff] zuerst die Söhne Lias, dann die zwei Rachels, hierauf in beliebiger Ordnung Söhne Balas und Zelphas genannt werden, wird hier an Levis Stelle Gad gesetzt, der Älteste der Söhne Zelphas, der Magd Lias. Der Gegensatz von sechs Stämmen, welche von Lia abstammen, zu sieben, die von ihr nicht abstammen, weist bereits auf einen gewissen Gegensatz zwischen Israel und Juda. Da nun Levi nicht zu den Kämpfern gezählt wird, ward Gad, um das Gleichgewicht herzustellen, von Moses den Söhnen Lias beigezählt. So hatte Juda 337850 Streiter, Israel 265700. Wäre Gad Israel zugeteilt worden, so hätte dieses 311350 Streiter gegen 292200 Judas gehabt. Die Zahl der männlichen Israeliten im Alter von 20 Jahren und darüber, ohne die Leviten, wird 1,46 und 2,32 auf 603550 angegeben. Nach [Ex 12,37] zogen aus Ägypten an 600000 zu Fuß, Männer ohne die Kinder. Vergl. auch [Num 11,21]. Hiernach muss das gesamte Volk gegen zwei Millionen gezählt haben. Gegen Ende des Wüstenaufenthaltes ward eine zweite Zählung veranstaltet [Num 26], deren Ergebnis die Zahl 601730 war, was eine Abnahme von 1820 zeigt (Simeon hat 37100 weniger, Manasse 20500 mehr). Wenn [Num 3,39] die männlichen Leviten im Alter von einem Monat und darüber auf 22000 angegeben werden und nach [Num 4,48] von diesen 8580 im dienstpflichtigen Alter von 30 50 Jahren standen, so wäre die Zahl der im Alter von 30 und mehr Jahren Stehenden etwa 13000. Das Auffallende dieser kleinen Zahl (der kleinste der anderen Stämme zählte 32200 Männer gleichen Alters) wird gemindert, wenn man annimmt, dass in den übrigen Stämmen die beschnittenen Knechte mitgezählt wurden, während beim Stamme Levi wegen seiner besonderen Stellung nur die Nachkommen Levis gezählt wurden. Wenn [Num 3,42] die Zahl der männlichen Erstgeburten im Alter von einem Monat und darüber, ohne den Stamm Levi, 22273 betragen, so ist das Verhältnis zu der Zahl der Männer so gering, dass nicht alle männlichen Erstgeborenen gemeint sein können. Vielleicht sind also die nach dem Auszuge aus Ägypten erstgeborenen Knaben gemeint, auf welche Gott ja durch seine Erlösungstat ein ganz besonderes Recht hatte, namentlich da in der Zeit vor dem Auszuge sicher zahlreiche Ehen geschlossen wurden im Gegensatze zu der früheren Bedrängung. Numer Num 4 1 2 Tollite summam universæ congregationis filiorum Israel per cognationes et domos suas, et nomina singulorum, quidquid sexus est masculini Nehmet die Gesamtheit der ganzen Gemeinde der Söhne Israels nach Geschlechtern und Stammhäusern,⁴ samt den einzelnen Namen⁵ auf, alles, was männlichen Geschlechtes ist. [Ex 30,12] Numer Num 4 1 2 4 Die Stämme zerfielen in Geschlechter, diese in Stammhäuser oder Familien. Siehe [Ex 6,14]. Numer Num 4 1 2 5 Beim Hinzutreten sagt wohl jeder einzelne seinen Namen. Numer Num 4 1 20 De Ruben primogenito Israelis per generationes et familias ac domos suas, et nomina capitum singulorum, omne quod sexus est masculini a vigesimo anno et supra, procedentium ad bellum, Von Ruben, dem Erstgebornen Israels, waren nach ihren Geschlechtern, und Familien, und Häusern, und nach den Namen der einzelnen Köpfe, alle, die männlich, von zwanzig Jahren an und darüber, fähig waren, zum Streite auszuziehen, Numer Num 4 1 21 Quadraginta sex millia quingenti. sechsundvierzigtausend fünfhundert. Numer Num 4 1 22 De filiis Simeon per generationes et familias ac domos cognationum suarum recensiti sunt per nomina et capita singulorum, omne quod sexus est masculini a vigesimo anno et supra, procedentium ad bellum, Von den Söhnen Simeons wurden nach Geschlechtern, und Familien, und Häusern ihrer Geschlechter, und nach einzelnen Namen und Köpfen, alle aufgezeichnet, die männlich, von zwanzig Jahren und darüber, fähig zum Kampfe auszuziehen, Numer Num 4 1 23 Quinquaginta novem millia trecenti. neunundfünfzigtausend dreihundert. Numer Num 4 1 24 De filiis Gad per generationes et familias ac domos cognationum suarum recensiti sunt per nomina singulorum a viginti annis et supra, omnes qui ad bella procederent, Von den Söhnen Gads wurden nach Geschlechtern, und Familien, und Häusern ihrer Geschlechter, nach den Namen der einzelnen aufgezeichnet, von zwanzig Jahren an und darüber, alle, die zum Kampfe ausziehen konnten, Numer Num 4 1 25 Quadraginta quinque millia sexcenti quinquaginta. fünfundvierzigtausend sechshundert und fünfzig. Numer Num 4 1 26 De filiis Juda per generationes et familias ac domos cognationum suarum, per nomina singulorum a vigesimo anno et supra, omnes qui poterant ad bella procedere, Von den Söhnen Judas wurden nach Geschlechtern, und Familien, und Häusern ihrer Geschlechter, nach einzelnen Namen von zwanzig Jahren an und darüber, solche, die zum Kampfe ausziehen konnten, insgesamt Numer Num 4 1 27 Recensiti sunt septuaginta quatuor millia sexcenti. vierundsiebzigtausend sechshundert verzeichnet. Numer Num 4 1 28 De filiis Issachar, per generationes et familias ac domos cognationum suarum, per nomina singulorum a vigesimo anno et supra, omnes qui ad bella procederent, Von den Söhnen Issachars wurden nach Geschlechtern, und Familien, und Häusern ihrer Geschlechter, nach den Namen der einzelnen, von zwanzig Jahren an und darüber, solche die fähig waren, zum Kampfe auszuziehen, insgesamt Numer Num 4 1 29 Recensiti sunt quinquaginta quatuor millia quadringenti. vierundfünfzigtausend vierhundert verzeichnet. Numer Num 4 1 3 A vigesimo anno et supra, omnium virorum fortium ex Israel, et numerabitis eos per turmas suas, tu et Aaron. von zwanzig Jahren an und darüber, alle streitbaren Männer in Israel,⁶ und zählet sie Schar für Schar ab,⁷ du und Aaron. Numer Num 4 1 3 6 Die Namen der Unterabteilungen werden nicht immer genau untereinander unterschieden. Numer Num 4 1 3 7 An der Spitze von 50, 100 Männern usw. standen Anführer. [Ex 18,25] Numer Num 4 1 30 De filiis Zabulon per generationes et familias ac domos cognationum suarum recensiti sunt per nomina singulorum a vigesimo anno et supra, omnes qui poterant ad bella procedere, Von den Söhnen Zabulons wurden nach Geschlechtern, und Familien, und Häusern ihrer Geschlechter, nach den Namen der einzelnen, von zwanzig Jahren an und darüber, solche, die zum Kampfe ausziehen konnten, aufgezeichnet insgesamt Numer Num 4 1 31 Quinquaginta septem millia quadringenti. siebenundfünfzigtausend vierhundert. Numer Num 4 1 32 De filiis Joseph, filiorum Ephraim per generationes et familias ac domos cognationum suarum recensiti sunt per nomina singulorum a vigesimo anno et supra, omnes qui poterant ad bella procedere, Von den Söhnen Josephs, den Söhnen Ephraims, wurden nach den Geschlechtern, und Familien, und Häusern ihrer Geschlechter, nach den Namen der einzelnen von zwanzig Jahren an und darüber, solche, die zum Kampfe ausziehen konnten, aufgezeichnet insgesamt Numer Num 4 1 33 Quadraginta millia quingenti. vierzigtausend fünfhundert. Numer Num 4 1 34 Porro filiorum Manasse per generationes et familias ac domos cognationum suarum recensiti sunt per nomina singulorum a viginti annis et supra, omnes qui poterant ad bella procedere, Von den Söhnen Manasses ferner wurden nach Geschlechtern, und Familien, und Häusern ihrer Geschlechter, nach den Namen der einzelnen, von zwanzig Jahren an und darüber, solche, die zum Kampfe ausziehen konnten, aufgezeichnet insgesamt Numer Num 4 1 35 Triginta duo millia ducenti. zweiunddreißigtausend zweihundert. Numer Num 4 1 36 De filiis Benjamin per generationes et familias ac domos cognationum suarum recensiti sunt nominibus singulorum a vigesimo anno et supra, omnes qui poterant ad bella procedere, Von den Söhnen Benjamins wurden nach Geschlechtern, und Familien, und Häusern ihrer Geschlechter, nach den Namen der einzelnen, von zwanzig Jahren an und darüber, solche, die zum Kampfe ausziehen konnten, aufgezeichnet insgesamt Numer Num 4 1 37 Triginta quinque millia quadringenti. fünfunddreißigtausend vierhundert. Numer Num 4 1 38 De filiis Dan per generationes et familias ac domos cognationum suarum recensiti sunt nominibus singulorum a vigesimo anno et supra, omnes qui poterant ad bella procedere, Von den Söhnen Dans wurden nach Geschlechtern, und Familien, und Häusern ihrer Geschlechter, nach den Namen der einzelnen, von zwanzig Jahren an und darüber, solche, die zum Kampfe ausziehen konnten, aufgezeichnet insgesamt Numer Num 4 1 39 Sexaginta duo millia septingenti. zweiundsechzigtausend siebenhundert. Numer Num 4 1 4 Eruntque vobiscum principes tribuum ac domorum in cognationibus suis, Und die Fürsten der Stämme und der Stammhäuser nach ihren Geschlechtern⁸ sollen euch beistehen. Numer Num 4 1 4 8 Hebr.: Und bei euch sei je ein Mann für den Stamm, der das Haupt der Vaterhäuser des Stammes ist. Numer Num 4 1 40 De filiis Aser per generationes et familias ac domos cognationum suarum recensiti sunt per nomina singulorum a vigesimo anno et supra, omnes qui poterant ad bella procedere, Von den Söhnen Asers wurden nach Geschlechtern, und Familien, und Häusern ihrer Geschlechter, nach den Namen der einzelnen, von zwanzig Jahren an und darüber, solche, die zum Kampfe ausziehen konnten, aufgezeichnet insgesamt Numer Num 4 1 41 Quadraginta millia et mille quingenti. einundvierzigtausend fünfhundert. Numer Num 4 1 42 De filiis Nephthali per generationes et familias ac domos cognationum suarum recensiti sunt nominibus singulorum a vigesimo anno et supra, omnes qui poterant ad bella procedere, Von den Söhnen Nephthalis wurden nach Geschlechtern, und Familien, und Häusern ihrer Geschlechter, nach den Namen der einzelnen, von zwanzig Jahren an und darüber, solche, die zum Kampfe ausziehen konnten, aufgezeichnet insgesamt Numer Num 4 1 43 Quinquaginta tria millia quadringenti. dreiundfünfzigtausend vierhundert. Numer Num 4 1 44 Hi sunt, quos numeraverunt Moyses et Aaron, et duodecim principes Israel, singulos per domos cognationum suarum. Diese sind es, welche Moses und Aaron, und die zwölf Fürsten Israels, Kopf für Kopf, nach den Häusern ihrer Geschlechter musterten. Numer Num 4 1 45 Fueruntque omnis numerus filiorum Israel per domos et familias suas a vigesimo anno et supra, qui poterant ad bella procedere, Und die Gesamtzahl der Söhne Israels, nach ihren Häusern und Familien, von zwanzig Jahren an und darüber, solcher, die zum Kampfe ausziehen konnten, belief sich auf Numer Num 4 1 46 Sexcenta tria millia virorum quingenti quinquaginta. sechshundert dreitausend fünfhundert und fünfzig. Numer Num 4 1 47 Levitæ autem in tribu familiarum suarum non sunt numerati cum eis. Die Leviten aber wurden nicht nach ihrem Stamme und ihren Familien mit ihnen gemustert.¹⁶ Numer Num 4 1 47 16 Die Leviten sollten der Hütte des Bundes und den Priestern dienen. Doch an diesen Tagen der Zählung umgaben sie Moses gewaffnet. Numer Num 4 1 48 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach:¹⁷ Numer Num 4 1 48 17 An demselben Tage wie V. 18? Numer Num 4 1 49 Tribum Levi noli numerare, neque pones summam eorum cum filiis Israel: Den Stamm Levi mustere nicht und füge ihre Zahl nicht zu der der Söhne Israels hinzu, Numer Num 4 1 5 Quorum ista sunt nomina: De Ruben, Elisur filius Sedeur: Dies sind die Namen derselben:⁹ Von Ruben: Elisur, der Sohn Sedeurs; Numer Num 4 1 5 9 Die Nachkommen der beiden Hauptfrauen Jakobs stehen voran, die Balas und Zelphas am Schlusse. Numer Num 4 1 50 Sed constitue eos super tabernaculum testimonii et cuncta vasa ejus, et quidquid ad ceremonias pertinet. Ipsi portabunt tabernaculum et omnia utensilia ejus: et erunt in ministerio, ac per gyrum tabernaculi metabuntur. sondern setze sie über das Zelt¹⁸ des Zeugnisses, und alle seine Geräte, und alles, was zum heiligen Dienste gehört. Sie sollen das Zelt und all seine Gerätschaften tragen, und sie sollen den Dienst daselbst tun und sich rings um das Zelt lagern. Numer Num 4 1 50 18 Hebr.: Wohnung. Numer Num 4 1 51 Cum proficiscendum fuerit, deponent Levitæ tabernaculum: cum castrametandum, erigent: quisquis externorum accesserit, occidetur. Wenn aufgebrochen werden soll, sollen die Leviten das Zelt abbrechen, wenn gerastet werden soll, es aufrichten; wenn irgendein anderer¹⁹ sich naht, soll er getötet werden. Numer Num 4 1 51 19 Nicht-Levit. (Aug.) Numer Num 4 1 52 Metabuntur autem castra filii Israel unusquisque per turmas et cuneos atque exercitum suum. Die Söhne Israels aber sollen sich ein jeder bei seiner Schar und bei den Zügen seines Heerhaufens lagern.²⁰ Numer Num 4 1 52 20 Hebr.: Die übrigen Israeliten sollen sich nach ihren Heerscharen ein jeder in seinem Lager und in seinem Panier lagern. Numer Num 4 1 53 Porro Levitæ per gyrum tabernaculi figent tentoria, ne fiat indignatio super multitudinem filiorum Israel, et excubabunt in custodiis tabernaculi testimonii. Die Leviten aber sollen sich rings um das Zelt lagern, damit nicht ein Zorngericht über die Gemeinde der Söhne Israels komme,²¹ und sie sollen der Hut bei dem Zelte des Zeugnisses warten. Numer Num 4 1 53 21 Wenn ein Israelit sein Zelt ohne Ehrfurcht allzu nahe aufschlagen würde. Numer Num 4 1 54 Fecerunt ergo filii Israel juxta omnia quæ præceperat Dominus Moysi. Die Söhne Israels taten also nach allem, was der Herr dem Moses geboten hatte. Numer Num 4 1 6 De Simeon, Salamiel filius Surisaddai: von Simeon: Salamiel, der Sohn Surisaddais; Numer Num 4 1 7 De Juda, Nahasson filius Aminadab: von Juda: Nahasson, der Sohn Aminadabs; Numer Num 4 1 8 De Issachar, Nathanael filius Suar: von Issachar: Nathanael, der Sohn Suars; Numer Num 4 1 9 De Zabulon, Eliab filius Helon. von Zabulon: Eliab, der Sohn Helons; Numer Num 4 0 1 Die übrigen Stämme außer Levi nehmen ihre Plätze im Lager so ein, dass je drei auf einer Seite sind, im Osten Juda mit Issachar und Zabulon (V. 9), im Süden Ruben mit Simeon und Gad (V. 16), im Westen Ephraim mit Manasse und Benjamin, im Norden Dan mit Aser und Nephthali. Numer Num 4 2 1 Locutusque est Dominus ad Moysen et Aaron, dicens: Und der Herr redete zu Moses und Aaron und sprach:¹ Numer Num 4 2 1 1 V. 2 31 ist eine fortlaufende Rede Gottes. Die Vulgata verdunkelt durch ihre Perfekta den Sachverhalt. Numer Num 4 2 10 In castris filiorum Ruben ad meridianam plagam erit princeps Elisur filius Sedeur: Im Lager der Söhne Rubens gegen Süden soll Elisur, der Sohn Sedeurs, Anführer sein; Numer Num 4 2 11 Et cunctus exercitus pugnatorum ejus, qui numerati sunt, quadraginta sex millia quingenti. und das gesamte Heer seiner Streitbaren, die gemustert wurden, betrug sechsundvierzigtausend fünfhundert. Numer Num 4 2 12 Juxta eum castrametati sunt de tribu Simeon: quorum princeps fuit Salamiel filius Surisaddai. Neben ihm⁶ lagerten sich die zum Stamme Simeon gehörenden, deren Anführer Salamiel, der Sohn Surisaddais war; Numer Num 4 2 12 6 Zur Rechten. Numer Num 4 2 13 Et cunctus exercitus pugnatorum ejus, qui numerati sunt, quinquaginta novem millia trecenti. und das gesamte Heer seiner Streitbaren, die gemustert wurden, betrug neunundfünfzigtausend dreihundert. Numer Num 4 2 14 In tribu Gad princeps fuit Eliasaph filius Duel. Im Stamme Gad⁷ war Eliasaph, der Sohn Duels, Anführer; Numer Num 4 2 14 7 Zur Linken. Numer Num 4 2 15 Et cunctus exercitus pugnatorum ejus, qui numerati sunt, quadraginta quinque millia sexcenti quinquaginta. und das gesamte Heer seiner Streitbaren, welche gemustert wurden, betrug fünfundvierzigtausend sechshundert und fünfzig. Numer Num 4 2 16 Omnes qui recensiti sunt in castris Ruben, centum quinquaginta millia et mille quadringenti quinquaginta per turmas suas: in secundo loco proficiscentur. Alle, welche im Lager Rubens gemustert wurden, einhundert einundfünfzigtausend vierhundert und fünfzig nach ihren Schaaren, sollen an zweiter Stelle aufbrechen. Numer Num 4 2 17 Levabitur autem tabernaculum testimonii per officia Levitarum et turmas eorum: quomodo erigetur, ita et deponetur. Singuli per loca et ordines suos proficiscentur. Das Zelt des Zeugnisses aber soll dem Dienste der Leviten gemäß und nach ihren Abteilungen aufbrechen; wie es aufgerichtet wird, so soll es auch abgebrochen werden. Ein jeder soll an seinem Orte und in seiner Ordnung aufbrechen.⁸ Numer Num 4 2 17 8 Hebr.: Das Offenbarungszelt aber, das Zelt der Leviten, soll aufbrechen inmitten der übrigen Lager; wie sie lagern, so haben sie aufzubrechen, ein jeder auf seiner Seite, nach ihren Panieren. Genauer sind die Kahathiter bei den Hauptheiligtümern. Die Söhne Gersons und die Söhne Meraris sollten nach [Num 10,17.21] schon nach der ersten Hauptabteilung (Juda) aufbrechen. - Wie sie lagern: Also die Leviten mit der Lade in der Mitte. Numer Num 4 2 18 Ad occidentalem plagam erunt castra filiorum Ephraim, quorum princeps fuit Elisama filius Ammiud. Auf der Westseite soll das Lager der Söhne Ephraims sein, deren Anführer Elisama, der Sohn Ammiuds, ist. Numer Num 4 2 19 Cunctus exercitus pugnatorum ejus, qui numerati sunt, quadraginta millia quingenti. Das gesamte Heer seiner Streitbaren, die gemustert wurden, betrug vierzigtausend fünfhundert. Numer Num 4 2 2 Singuli per turmas, signa, atque vexilla, et domos cognationum suarum castrametabuntur filii Israel, per gyrum tabernaculi fderis. Die Söhne Israels sollen sich, ein jeder bei seiner Schar, seinem Paniere und Feldzeichen, nach den Häusern ihrer Geschlechter lagern, rings um das Zelt des Bundes.² Numer Num 4 2 2 2 Hebr.: Jeder bei seinem Panier und bei den Feldzeichen seines Stammes; gegenüber dem Offenbarungszelte sollen sie sich ringsum lagern. Numer Num 4 2 20 Et cum eis tribus filiorum Manasse, quorum princeps fuit Gamaliel filius Phadassur. Ihnen zunächst kam der Stamm der Söhne Manasses, deren Anführer Gamaliel, der Sohn Phadassurs, war; Numer Num 4 2 21 Cunctusque exercitus pugnatorum ejus, qui numerati sunt, triginta duo millia ducenti. und das gesamte Heer seiner Streitbaren, welche gemustert wurden, betrug zweiunddreißigtausend zweihundert. Numer Num 4 2 22 In tribu filiorum Benjamin princeps fuit Abidan filius Gedeonis. Im Stamme der Söhne Benjamins war Abidan, der Sohn Gedeons, der Anführer; Numer Num 4 2 23 Et cunctus exercitus pugnatorum ejus, qui recensiti sunt, triginta quinque millia quadringenti. und das ganze Heer seiner Streitbaren, welche gemustert wurden, betrug fünfunddreißigtausend vierhundert. Numer Num 4 2 24 Omnes qui numerati sunt in castris Ephraim, centum octo millia centum per turmas suas: tertii proficiscentur. Alle, welche im Lager Ephraims gemustert wurden, sind einhundert achttausend einhundert nach ihren Schaaren; sie sollen die dritten im Zuge sein. Numer Num 4 2 25 Ad aquilonis partem castrametati sunt filii Dan: quorum princeps fuit Ahiezer filius Ammisaddai. Gegen Norden lagerten sich die Söhne Dans, deren Anführer Ahiezer, der Sohn Ammisaddais, war. Numer Num 4 2 26 Cunctus exercitus pugnatorum ejus, qui numerati sunt, sexaginta duo millia septingenti. Das gesamte Heer seiner Streitbaren, welche gemustert wurden, betrug zweiundsechzigtausend siebenhundert. Numer Num 4 2 27 Juxta eum fixere tentoria de tribu Aser: quorum princeps fuit Phegiel filius Ochran: Neben ihm lagerten sich die zum Stamme Aser Gehörenden, deren Anführer Phegiel, der Sohn Ochrans, war. Numer Num 4 2 28 Cunctus exercitus pugnatorum ejus, qui numerati sunt, quadraginta millia et mille quingenti. Das gesamte Heer seiner Streitbaren, die gemustert wurden, betrug einundvierzigtausend fünfhundert. Numer Num 4 2 29 De tribu filiorum Nephthali princeps fuit Ahira filius Enan. Im Stamme der Söhne Nephthalis war Ahira, der Sohn Enans, der Anführer; Numer Num 4 2 3 Ad orientem Judas figet tentoria per turmas exercitus sui: eritque princeps filiorum ejus Nahasson filius Aminadab. Gegen Osten soll sich Juda nach seinen Heerscharen lagern,³ und der Anführer seiner Söhne soll Nahasson, der Sohn Aminadabs, sein; Numer Num 4 2 3 3 Die zahlreichste Schar bildet die Vorhut, der von Gott zum Führer bezeichnete Stamm Juda. Die zweit zahlreichste macht den Beschluss. Ruben hat den Ehrenplatz vor der Bundeslade, die Söhne Rachels folgen derselben. Nach seinen Heerscharen: Besser bei ihrem Paniere. Die gesamte Heerschar war in vier Lager (V. 3, V. 10, V. 18, V. 25) abgeteilt, deren jedes ein Panier für drei Stämme hatte. Jeder Stamm hatte wieder ein kleineres Feldzeichen. Numer Num 4 2 30 Cunctus exercitus pugnatorum ejus, quinquaginta tria millia quadringenti. das gesamte Heer seiner Streitbaren zählte dreiundfünfzigtausend vierhundert. Numer Num 4 2 31 Omnes, qui numerati sunt in castris Dan, fuerunt centum quinquaginta septem millia sexcenti: et novissimi proficiscentur. Alle, die im Lager Dans gemustert wurden, waren einhundert siebenundfünfzigtausend sechshundert; sie sollen die letzten im Zuge sein. Numer Num 4 2 32 Hic numerus filiorum Israel, per domos cognationum suarum et turmas divisi exercitus, sexcenta tria millia quingenti quinquaginta. Dies ist die Zahl der Söhne Israels nach den Häusern ihrer Geschlechter und den Schaaren der Heeresabteilungen, sechshundert dreitausend fünfhundert und fünfzig.⁹ Numer Num 4 2 32 9 Hebr.: Dies sind die Gemusterten der Israeliten nach ihren Stämmen, sämtliche Gemusterte der (verschiedenen) Lager nach ihren Heerscharen 603550. Numer Num 4 2 33 Levitæ autem non sunt numerati inter filios Israel: sic enim præceperat Dominus Moysi. Die Leviten aber wurden nicht mit den Söhnen Israels gemustert, denn so hatte der Herr es Moses geboten. Numer Num 4 2 34 Feceruntque filii Israel juxta omnia quæ mandaverat Dominus. Castrametati sunt per turmas suas, et profecti per familias ac domos patrum suorum. Und die Söhne Israels taten allem gemäß, was der Herr geboten hatte. Sie lagerten sich nach ihren Abteilungen¹⁰ und brachen auf nach Familien und Häusern ihrer Väter.¹¹ Numer Num 4 2 34 10 Hebr.: Panieren. Numer Num 4 2 34 11 Schlussformel wie [Num 1,54]. Numer Num 4 2 4 Et omnis de stirpe ejus summa pugnantium, septuaginta quatuor millia sexcenti. und die Gesamtzahl der Streitbaren seines Stammes war vierundvierzigtausend sechshundert. Numer Num 4 2 5 Juxta eum castrametati sunt de tribu Issachar, quorum princeps fuit Nathanael filius Suar. Neben ihm⁴ sollen sich die zum Stamme Issachar Gehörenden lagern, deren Anführer Nathanael, der Sohn Suars, war; Numer Num 4 2 5 4 Zur Rechten. Numer Num 4 2 6 Et omnis numerus pugnatorum ejus quinquaginta quatuor millia quadringenti. und die Gesamtzahl seiner Streitbaren war vierundfünfzigtausend vierhundert. Numer Num 4 2 7 In tribu Zabulon princeps fuit Eliab filius Helon. Im Stamme Zabulon⁵ war Eliab, der Sohn Helons, Anführer. Numer Num 4 2 7 5 Der sich neben Juda links lagern sollte. Numer Num 4 2 8 Omnis de stirpe ejus exercitus pugnatorum, quinquaginta septem millia quadringenti. Das gesamte Heer aller Streitbaren dieses Stammes war siebenundfünfzigtausend vierhundert; Numer Num 4 2 9 Universi qui in castris Judæ annumerati sunt, fuerunt centum octoginta sex millia quadringenti: et per turmas suas primi egredientur. alle, welche im Lager Judas gemustert wurden, waren somit einhundert sechsundachtzigtausend vierhundert; sie sollen zuerst Schar nach Schar aufbrechen. Numer Num 4 0 1 B. Zählung der Söhne Levi und Anweisung der Ämter (3,1 4,49) a. Die Söhne Aarons und deren Verhältnis zu den übrigen Söhnen Levi. (V. 13) b. Zählung aller über einen Monat alten Leviten nach ihren Familien und Zuweisung des Standortes im Lager wie der Obhut gewisser Teile des Heiligtums. (V. 39) c. Zählung der Erstgeborenen der anderen Stämme, an deren Stelle die Leviten im Heiligtume traten. Lösegeld für die überzähligen Söhne der anderen Stämme. Numer Num 4 3 1 Hæ sunt generationes Aaron et Moysi in die qua locutus est Dominus ad Moysen in monte Sinai. Dies sind¹ die Nachkommen Aarons und Moses,² zur Zeit, da der Herr zu Moses auf dem Berge Sinai redete. Numer Num 4 3 1 1 Die Leviten werden zweimal gezählt: einmal auf immer für die Dienstleistung bei den Priestern (Kap. 3), dann vorübergehend behufs des Zuges durch die Wüste. [Num 4] Dem Dienst am Heiligtume werden sie vom vollendeten ersten Lebensmonat an zugerechnet, von der Zeit an, wo sie von ihren Müttern im Heiligtume dargestellt wurden; das Tragen der Lasten wird ihnen vom 30. Lebensjahre an zugewiesen. Die ersterwähnte Zählung findet [Num 26,37] eine Wiederholung. Zweierlei musste geschehen: Die Leviten mussten an die Stelle der Erstgeborenen treten und sodann für ihr Amt geweiht werden. Das letztere geschieht nach vollständiger Einrichtung des Lagers und wird [Num 8,5-22] berichtet. Numer Num 4 3 1 2 Die Nennung dieser beiden Namen weist auf die Notwendigkeit, den beiden Führern Helfer zur Seite zu stellen. Aaron steht an erster Stelle als ordentlicher Priester; Moses hatte dies Amt nur in außerordentlicher Weise, seine Söhne indes gehören den levitischen Priestern an. Über Moses Söhne [Ex 4,20] und [Ex 18,3ff] wird [1Chr 23,15] berichtet, dass sie den Kaathiten gleichstanden. Im Übrigen haben ihre Nachkommen nichts besonderes Ruhmvolles im Volke Gottes gewirkt. [Ri 18,30, 1Chr 26,24] Moses wird der ihm gebührenden Ehre halber Aaron zur Seite gestellt: Aaron war durch leibliche Zeugung, Moses durch die Gewalt der Weihe der Vater der Priester. Numer Num 4 3 10 Aaron et filiis ejus, quibus traditi sunt a filiis Israel. Aaron autem et filios ejus constitues super cultum sacerdotii. Externus, qui ad ministrandum accesserit, morietur. Aaron und seinen Söhnen, denen sie von den Söhnen Israels übergeben wurden. Aaron aber und seine Söhne sollst du dazu bestellen, dass sie des Priesteramtes walten.⁶ Ein Anderer,⁷ der sich naht, dies Amt zu üben, soll sterben.⁸ Numer Num 4 3 10 6 Hebr.: sollst du zählen und sie sollen des Priesteramtes walten. Das Priesteramt war ihnen schon V. 3 zugewiesen, doch waren sie noch nicht gezählt. Ein authentisches Verzeichnis soll für alle Zukunft feststellen, wer auf das Priestertum und Levitenamt Anspruch erheben kann, wer nicht. Numer Num 4 3 10 7 Ein Fremder ist ein Nichtlevit, Nichtpriester. Numer Num 4 3 10 8 Durch Gottes strafende Hand (wie [Lev 10]) Numer Num 4 3 11 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Numer Num 4 3 12 Ego tuli Levitas a filiis Israel pro omni primogenito, qui aperit vulvam in filiis Israel, eruntque Levitæ mei. Ich habe die Leviten von den Söhnen Israels herausgenommen,⁹ an Stelle aller Erstgebornen, welche unter den Söhnen Israels den Mutterleib öffnen, und die Leviten sollen mir gehören. Numer Num 4 3 12 9 Der Grund folgt. Numer Num 4 3 13 Meum est enim omne primogenitum: ex quo percussi primogenitos in terra gypti: sanctificavi mihi quidquid primum nascitur in Israel ab homine usque ad pecus, mei sunt: ego Dominus. Denn mir gehört alle Erstgeburt,¹⁰ seitdem¹¹ ich die Erstgebornen im Lande Ägypten geschlagen habe; ich habe mir alles geheiligt, was als das erste in Israel geboren wird, es seien Menschen oder Tiere, es ist mein: Ich bin der Herr. [Ex 13,2, Num 8,16] Numer Num 4 3 13 10 In besonderer Weise. Warum Gott gerade diesen Stamm erwählt hat, besagt [Ex 32,27ff]. Numer Num 4 3 13 11 Hebr.: An dem Tage, an welchem ich die Erstgeborenen geschlagen, habe ich mir geweiht. Numer Num 4 3 14 Locutusque est Dominus ad Moysen in deserto Sinai, dicens: Und der Herr redete zu Moses in der Wüste Sinai und sprach:¹² Numer Num 4 3 14 12 In die Rede Gottes sind andere Dinge eingemischt. V. 15-20, 22,28,34. Ein Abschreiber glaubte wohl, diesen Abschnitt dem vorhergehenden gleichförmig machen zu sollen, dem V. 2-4 die Aufzählung der Priester vorausgeht. Numer Num 4 3 15 Numera filios Levi per domos patrum suorum et familias, omnem masculum ab uno mense, et supra. Zähle die Söhne Levis nach den Häusern ihrer Väter und nach den Familien, alles, was männlich ist, von einem Monat ab und darüber.¹³ Numer Num 4 3 15 13 Weil dann die Mutter rein wurde und weil die Erstgeborenen, an deren Stelle die Leviten treten, in diesem Alter losgekauft wurden [Num 18,16], endlich weil wohl die Zahl der Leviten von jenem Alter ab der Zahl der Erstgeborenen entsprach. Numer Num 4 3 16 Numeravit Moyses, ut præceperat Dominus, Und Moses zählte sie, wie der Herr geboten hatte, Numer Num 4 3 17 Et inventi sunt filii Levi per nomina sua, Gerson et Caath et Merari. und es fanden sich als Söhne Levis die nachbenannten: Gerson, Kaath und Merari. [Ex 6,16] Numer Num 4 3 18 Filii Gerson: Lebni et Semei. Die Söhne Gersons: Lebni und Semei. Numer Num 4 3 19 Filii Caath: Amram et Jesaar, Hebron et Oziel. Die Söhne Kaaths: Amram, Jesaar, Hebron und Oziel. Numer Num 4 3 2 Et hæc nomina filiorum Aaron: primogenitus ejus Nadab, deinde Abiu, et Eleazar, et Ithamar. Und dies sind die Namen der Söhne Aarons: sein Erstgeborner Nadab, dann Abiu, Eleazar, und Ithamar. [Ex 6,23] Numer Num 4 3 20 Filii Merari: Moholi et Musi. Die Söhne Meraris: Moholi und Musi. Numer Num 4 3 21 De Gerson fuere familiæ duæ, Lebnitica, et Semeitica: Von Gerson stammten zwei Geschlechter: die Lebniten und die Semeiten; Numer Num 4 3 22 Quarum numeratus est populus sexus masculini ab uno mense et supra, septem millia quingenti. die Gesamtzahl derselben, alles was männlichen Geschlechtes war, von einem Monate an und darüber, betrug siebentausend fünfhundert. Numer Num 4 3 23 Hi post tabernaculum metabuntur ad occidentem. Diese sollen sich hinter das Zelt nach Westen zu lagern Numer Num 4 3 24 Sub principe Eliasaph filio Lael. unter Eliasaph, dem Sohne Laels,¹⁴ als Oberhaupt. Numer Num 4 3 24 14 Vergl. Lamuel [Spr 31,4] Sept.: Dael. Numer Num 4 3 25 Et habebunt excubias in tabernaculo fderis, Und sie sollen die Aufsicht führen bei dem Zelte des Bundes, Numer Num 4 3 26 Ipsum tabernaculum et operimentum ejus, tentorium quod trahitur ante fores tecti fderis, et cortinas atrii: tentorium quoque quod appenditur in introitu atrii tabernaculi, et quidquid ad ritum altaris pertinet, funes tabernaculi et omnia utensilia ejus. und über das Zelt selbst, seine Decke und den Vorhang, der am Eingange des Zeltes des Bundes aufgezogen wird, über die Umhänge des Vorhofes, und über den Vorhang, der am Eingange des Vorhofes des Zeltes hängt, und über alles, was zum Dienste des Altares gehört, über die Seile des Zeltes und alle seine Gerätschaften. Numer Num 4 3 27 Cognatio Caath habebit populos Amramitas et Jesaaritas et Hebronitas et Ozielitas. Hæ sunt familiæ Caathitarum recensitæ per nomina sua: Das Geschlecht Kaaths umfasste die Familien der Amramiten, Jesaariten, Hebroniten und Ozieliten. Das sind die Familien der Kaathiten, nach ihren Namen aufgezählt;¹⁵ Numer Num 4 3 27 15 Hebr.: Am Offenbarungszelte hatten die Aufsicht die Söhne Gersons zu besorgen. Die eigentliche Wohnung (die unterste Decke [Ex 26,1-6]) und das Zeltdach (die Decke aus Ziegenhaaren [Ex 26,7-13]), seine Überdecke (aus Widderfellen und Seehundsfellen [Ex 26,14]), die Umhänge des Vorhofes [Ex 27,9] und den Vorhang vor der Türe des Vorhofes [Ex 26,36], der die Wohnung und den Altar (den Brandopferaltar) rings umgibt [Ex 27,16], und die zur Wohnung gehörigen Seile, mit allem, was dabei zu verrichten ist. Danach sind im Lateinischen die beiden et vor quidquid und omnia nicht an der Stelle. Numer Num 4 3 28 Omnes generis masculini ab uno mense et supra, octo millia sexcenti habebunt excubias Sanctuarii, alle, welche männlichen Geschlechtes sind, von einem Monat an und darüber, achttausend sechshundert, sollen die Besorgung des Heiligtums haben Numer Num 4 3 29 Et castrametabuntur ad meridianam plagam: und sich gegen Süden lagern, Numer Num 4 3 3 Hæc nomina filiorum Aaron sacerdotum qui uncti sunt, et quorum repletæ et consecratæ manus ut sacerdotio fungerentur. Dies sind die Namen der Söhne Aarons, der Priester, die gesalbt, und deren Hände gefüllt und geweiht wurden, dass sie das Priestertum verwalteten. Numer Num 4 3 30 Princepsque eorum erit Elisaphan filius Oziel: und ihr Oberhaupt soll Elisaphan, der Sohn Oziels, sein; Numer Num 4 3 31 Et custodient arcam, mensamque et candelabrum, altaria et vasa Sanctuarii, in quibus ministratur, et velum, cunctamque hujuscemodi supellectilem. und sie sollen die Lade, den Tisch, den Leuchter, die Altäre und die Gefäße des Heiligtums, mit denen sie den Dienst verrichten, den Vorhang,¹⁶ und alle derartigen Gerätschaften¹⁷ bewahren. Numer Num 4 3 31 16 Hebr.: Dies sind die Geschlechter der Kaathiten. Ihre Zahl, alles, was männlich usw. Numer Num 4 3 31 17 Vor dem Allerheiligsten. Numer Num 4 3 32 Princeps autem principum Levitarum Eleazar filius Aaron sacerdotis, erit super excubitores custodiæ Sanctuarii. Das Oberhaupt von den Anführern der Leviten aber, Eleazar, der Sohn Aarons, des Priesters, soll über die, welchen die Hut des Heiligtums anvertraut ist, gesetzt sein. Numer Num 4 3 33 At vero de Merari erunt populi Moholitæ et Musitæ recensiti per nomina sua: Von Merari aber stammten die Moholiten und Musiten ab, nach ihren Namen aufgezählt; Numer Num 4 3 34 Omnes generis masculini ab uno mense et supra, sex millia ducenti. alle, die männlichen Geschlechtes waren, von einem Monat an und darüber, waren sechstausend zweihundert. Numer Num 4 3 35 Princeps eorum Suriel filius Abihaiel: in plaga septentrionali castrametabuntur. Ihr Anführer ist Suriel, der Sohn Abihajels; sie sollen sich auf der Nordseite lagern. Numer Num 4 3 36 Erunt sub custodia eorum tabulæ tabernaculi et vectes, et columnæ ac bases earum, et omnia quæ ad cultum hujuscemodi pertinent: Unter ihrer Hut sollen die Bretter des Zeltes, die Stangen, die Säulen und deren Fußgestelle, und alles sein, was zum Dienste hierbei gehört;¹⁸ Numer Num 4 3 36 18 Die zur Bedienung der Bundeslade, des Tisches usw. gehörigen Gegenstände. Numer Num 4 3 37 Columnæque atrii per circuitum cum basibus suis, et paxilli cum funibus. ebenso die Säulen des Vorhofes ringsum mit ihren Fußgestellen,¹⁹ und die Pflöcke mit ihren Seilen. Numer Num 4 3 37 19 Siehe [Ex 26] Bretter V. 15 Stangen V. 26, Säulen V. 32, Füße V. 19 37. Numer Num 4 3 38 Castrametabuntur ante tabernaculum fderis, id est ad orientalem plagam, Moyses et Aaron cum filiis suis, habentes custodiam Sanctuarii in medio filiorum Israel: quisquis alienus accesserit, morietur. Vor dem Zelte des Bundes, das ist auf der Ostseite, sollen sich Moses und Aaron mit seinen Söhnen, welche die Hut des Heiligtums inmitten der Söhne Israels haben, lagern; jeder andere, der sich naht, soll sterben. Numer Num 4 3 39 Omnes Levitæ, quos numeraverunt Moyses et Aaron juxta præceptum Domini per familias suas in genere masculino a mense uno et supra, fuerunt viginti duo millia. Alle Leviten, welche Moses und Aaron²⁰ nach dem Befehle des Herrn nach ihren Familien zählten, alles, was männlichen Geschlechtes war, von einem Monate an und darüber, waren zweiundzwanzigtausend.²¹ Numer Num 4 3 39 20 Wen auch der Befehl Gottes V. 15 ausdrücklich nur an Moses gerichtet war, nahm doch nach [Num 4,41.45.46] Aaron an der Zählung der Leviten, und nach [Num 1,3.4] auch an der der anderen Stämme teil. Numer Num 4 3 39 21 In dieser Zahl sind wohl die Priester nicht einbegriffen, da sie nicht an die Stelle der Erstgeborenen treten. Aber die Summe der Zahlen V. 22, 28, 34 ergibt 22300. So wird also im Resultate eine runde Zahl geboten, wie [Num 1,26]. Nach [Num 3,43] übersteigt die Zahl der Erstgeborenen die der Leviten um 273, welche mit je 5 Sekeln ausgelöst wurden. Numer Num 4 3 4 Mortui sunt enim Nadab et Abiu cum offerrent ignem alienum in conspectu Domini in deserto Sinai, absque liberis: functique sunt sacerdotio Eleazar et Ithamar coram Aaron patre suo. Nadab und Abiu jedoch starben ohne Kinder, als sie in der Wüste fremdes Feuer vor den Herrn brachten, und Eleazar und Ithamar verwalteten das Priestertum unter den Augen Aarons, ihres Vaters. [Lev 10,1.2, 1Chr 24,2] Numer Num 4 3 40 Et ait Dominus ad Moysen: Numera primogenitos sexus masculini de filiis Israel ab uno mense et supra, et habebis summam eorum. Und der Herr sprach zu Moses: Zähle die Erstgebornen männlichen Geschlechtes unter den Söhnen Israels, von einem Monat an und darüber, und nimm ihre Gesamtzahl auf. Numer Num 4 3 41 Tollesque Levitas mihi pro omni primogenito filiorum Israel, ego sum Dominus: et pecora eorum pro universis primogenitis pecorum filiorum Israel. Und nimm die Leviten für mich anstatt aller Erstgebornen unter den Söhnen Israels: Ich bin der Herr; und ihr Vieh soll die Stelle aller Erstgeburt des Viehes der Söhne Israels einnehmen. Numer Num 4 3 42 Recensuit Moyses, sicut præceperat Dominus, primogenitos filiorum Israel. Moses verzeichnete, wie der Herr geboten hatte, die Erstgebornen unter den Söhnen Israels. Numer Num 4 3 43 Et fuerunt masculi per nomina sua, a mense uno et supra, viginti duo millia ducenti septuaginta tres. Und es waren männliche Erstgeborne nach ihren Namen, von einem Monate an und darüber, zweiundzwanzigtausend zweihundert und dreiundsiebzig Numer Num 4 3 44 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Numer Num 4 3 45 Tolle Levitas pro primogenitis filiorum Israel, et pecora Levitarum pro pecoribus eorum, eruntque Levitæ mei. Ego sum Dominus. Nimm die Leviten an Stelle der Erstgebornen der Söhne Israels, und das Vieh der Leviten an Stelle ihres Viehes,²² und die Leviten sollen mir gehören. Ich bin der Herr. Numer Num 4 3 45 22 Die Tiere wurden nicht gezählt. (Aug.) Das Vieh der Leviten sollte Gott gehören, ohne dass es geschlachtet ward. Numer Num 4 3 46 In pretio autem ducentorum septuaginta trium, qui excedunt numerum Levitarum de primogenitis filiorum Israel, Zur Auslösung der zweihundert dreiundsiebzig Erstgebornen aber, welche unter den Erstgebornen der Söhne Israels über die Zahl der Leviten hinausgehen, Numer Num 4 3 47 Accipies quinque siclos per singula capita ad mensuram Sanctuarii. Siclus habet viginti obolos. nimm je für den Kopf fünf Sekel nach dem Gewichte des Heiligtums.²³ Ein Sekel hat zwanzig Obolen. [Ex 30,13, Lev 27,25, Num 18,16, Ez 45,12] Numer Num 4 3 47 23 Nach den Rabbinen wurden die betreffenden erstgeborenen Israeliten, die auszulösen waren, durch das Los bestimmt. Fünf Sekel mochten etwa 12 Mark sein, doch vergl. [Ex 30,13]. Numer Num 4 3 48 Dabisque pecuniam Aaron et filiis ejus pretium eorum qui supra sunt. Gib das Geld Aaron und seinen Söhnen, als Auslösung für die Überzähligen. Numer Num 4 3 49 Tulit igitur Moyses pecuniam eorum, qui fuerant amplius, et quos redemerant a Levitis Da erhob Moses das Geld für die, welche überzählig waren und die man von den Leviten²⁴ losgekauft hatte, Numer Num 4 3 49 24 So dass sie nicht mit den Leviten Dienst tun mussten. Numer Num 4 3 5 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Numer Num 4 3 50 Pro primogenitis filiorum Israel, mille trecentorum sexaginta quinque siclorum juxta pondus Sanctuarii, an Stelle der²⁵ Erstgebornen der Söhne Israels, tausend dreihundert fünfundsechzig Sekel nach dem Gewichte des Heiligtums, Numer Num 4 3 50 25 Überzähligen. Numer Num 4 3 51 Et dedit eam Aaron et filiis ejus juxta verbum quod præceperat sibi Dominus. und gab es Aaron und seinen Söhnen nach dem Befehle, den ihm der Herr gegeben hatte.²⁶ Numer Num 4 3 51 26 Die später geborenen Leviten waren alle Gottes Eigentum durch die Schenkung ihrer Väter an Gott, deshalb mussten alle weiterhin geborenen Erstgeborenen mit Geld ausgelöst werden. [Num 18,15ff] Numer Num 4 3 6 Applica tribum Levi, et fac stare in conspectu Aaron sacerdotis ut ministrent ei, et excubent, Lass den Stamm Levi herzutreten und sich vor das Angesicht Aarons, des Priesters, stellen, damit sie ihm dienen³ und Wache halten,⁴ Numer Num 4 3 6 3 Gott tröstet den treu Befundenen und durch den Verlust seiner Söhne Betrübten. Numer Num 4 3 6 4 Der Ort des Dienstes: Vor dem Zelte des Zeugnisses. (V. 7) Der Dienst V. 8. Numer Num 4 3 7 Et observent quidquid ad cultum pertinet multitudinis coram tabernaculo testimonii, und alles, was für die Gemeinde vor dem Zelte des Zeugnisses zu tun ist, besorgen, Numer Num 4 3 8 Et custodiant vasa tabernaculi, servientes in ministerio ejus. und die Geräte des Zeltes bewahren, den Dienst an demselben verrichtend. Numer Num 4 3 9 Dabisque dono Levitas Und du sollst die Leviten zu eigen geben⁵ Numer Num 4 3 9 5 Darum heißen sie im Hebr. die Geschenkten. Später erhielten sie Knechte als Helfer. [Jos 9,23-27, 1Chr 9,2, Esra 2,70, Esra 8,20, Neh 11,3] Numer Num 4 0 1 d. Ämter, welche die einzelnen Familien der Leviten bei der Fortschaffung des Heiligtums und seiner Geräte einnehmen. (Kap. 4): Anteil der Kaathiten (V. 20), der Gersoniten und Merariten. (V. 33) Ausführung der Anordnungen. Numer Num 4 4 1 Locutusque est Dominus ad Moysen et Aaron, dicens: Und der Herr redete zu Moses und Aaron und sprach:¹ Numer Num 4 4 1 1 Die Geschlechter werden nach der Würde ihres Dienstes aufgezählt: das Haupt der Kaathiter war Aaron. Numer Num 4 4 10 Et super omnia ponent operimentum ianthinarum pellium, et inducent vectes. und über dies alles sollen sie eine Decke von bläulichen Fellen legen und die Stangen einschieben.⁵ Numer Num 4 4 10 5 Wohl durch die Stricke, mit denen die Decken befestigt waren. V. 6 kann man freilich auch von einem Zurechtlegen der Stangen erklären, die nach [Ex 25,15] nicht aus den Ringen gezogen werden sollten. Numer Num 4 4 11 Nec non et altare aureum involvent hyacinthino vestimento, et extendent desuper operimentum ianthinarum pellium, inducentque vectes. Auch den goldenen Altar sollen sie mit einem Tuche von blauem Purpur verhüllen, darüber eine Decke von bläulichen Fellen breiten, und die Stangen einstecken. Numer Num 4 4 12 Omnia vasa, quibus ministratur in Sanctuario, involvent hyacinthino pallio, et extendent desuper operimentum ianthinarum pellium, inducentque vectes. Alle Gerätschaften, die zum Dienste im Heiligtume gehören, sollen sie mit blauem Purpur verhüllen, eine Decke von bläulichen Fellen darüber breiten, und die Stangen einfügen. Numer Num 4 4 13 Sed et altare mundabunt cinere, et involvent illud purpureo vestimento, Sodann sollen sie den Altar⁶ von Asche reinigen, und ein Tuch von rotem Purpur darüber breiten, Numer Num 4 4 13 6 Den Brandopferaltar. Numer Num 4 4 14 Ponentque cum eo omnia vasa, quibus in ministerio ejus utuntur, id est, ignium receptacula, fuscinulas ac tridentes, uncinos et batilla. Cuncta vasa altaris operient simul velamine ianthinarum pellium, et inducent vectes. und alle Geräte, die man bei dem Dienste an demselben braucht, das ist die Kohlenpfannen, Gabeln, Spieße, Haken und Schaufeln dazutun. Und über alle Gefäße des Altares sollen sie eine Decke von bläulichen Fellen breiten und die Stangen einstecken. Numer Num 4 4 15 Cumque involverint Aaron et filii ejus Sanctuarium et omnia vasa ejus in commotione castrorum, tunc intrabunt filii Caath ut portent involuta: et non tangent vasa Sanctuarii, ne moriantur. Ista sunt onera filiorum Caath in tabernaculo fderis: Haben nun Aaron und seine Söhne das Heiligtum und alle seine Gerätschaften eingehüllt, wenn das Lager sich in Bewegung setzt, so sollen die Söhne Kaaths hineintreten, um alles Eingehüllte zu tragen; aber sie sollen die Gerätschaften des Heiligtums nicht anrühren, damit sie nicht sterben. Das ist es, was die Söhne Kaaths im Zelte des Bundes zu tragen haben. Numer Num 4 4 16 Super quos erit Eleazar filius Aaron sacerdotis, ad cujus curam pertinet oleum ad concinnandas lucernas, et compositionis incensum, et sacrificium, quod semper offertur, et oleum unctionis, et quidquid ad cultum tabernaculi pertinet, omniumque vasorum, quæ in Sanctuario sunt. Und Eleazar,⁷ der Sohn Aarons, des Priesters, soll über sie gesetzt sein, und ihm soll die Sorge für das Öl zur Besorgung der Lampen, die Mischung des Räucherwerkes, das Opfer,⁸ welches fort und fort dargebracht wird, für das Salböl,⁹ und für alles obliegen, was zum Dienste des Zeltes gehört, und für alle Gerätschaften, die im Heiligtume sind. Numer Num 4 4 16 7 Der selbst nichts trug. Numer Num 4 4 16 8 Speiseopfer, Mincha. Numer Num 4 4 16 9 [Ex 30,23ff] Numer Num 4 4 17 Locutusque est Dominus ad Moysen et Aaron, dicens: Und der Herr redete zu Moses und Aaron und sprach: Numer Num 4 4 18 Nolite perdere populum Caath de medio Levitarum: Lasset das Geschlecht Kaaths nicht unter den Leviten zu Grunde gehen, Numer Num 4 4 19 Sed hoc facite eis, ut vivant, et non moriantur, si tetigerint Sancta sanctorum. Aaron et filii ejus intrabunt, ipsique disponent opera singulorum, et divident quid portare quis debeat. sondern tuet dies für sie, damit sie leben und nicht sterben, wenn sie das Allerheiligste berühren.¹⁰ Aaron und seine Söhne sollen hineingehen, und jedem seine Verrichtungen bestimmen,¹¹ und verteilen, was jeder tragen soll. Numer Num 4 4 19 10 Besser allgemein: nahen. Numer Num 4 4 19 11 Nachdem alles eingepackt ist. Sie sollen warten, bis sie von den Priestern gerufen werden. Numer Num 4 4 2 Tolle summam filiorum Caath de medio Levitarum per domos et familias suas, Nimm die Gesamtzahl der Söhne Kaaths aus der Mitte der Leviten nach ihren Häusern und Familien auf, Numer Num 4 4 20 Alii nulla curiositate videant quæ sunt in Sanctuario priusquam involvantur, alioquin morientur. Andere¹² sollen nicht aus Neugier¹³ zusehen, was im Heiligtume ist, bevor es verhüllt wird, sonst werden sie sterben. Numer Num 4 4 20 12 Nach dem Hebr.: Sie, die Kaathiter. Numer Num 4 4 20 13 Hebr.: Auch nur einen Augenblick. Numer Num 4 4 21 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Numer Num 4 4 22 Tolle summam etiam filiorum Gerson per domos ac familias et cognationes suas, Nimm auch die Gesamtzahl der Söhne Gersons nach ihren Häusern, und Familien, und Geschlechtern auf, Numer Num 4 4 23 A triginta annis et supra, usque ad annos quinquaginta. Numera omnes qui ingrediuntur et ministrant in tabernaculo fderis. von dreißig Jahren an und darüber bis zu fünfzig Jahren. Zähle alle, welche in das Zelt des Bundes eintreten und Dienst tun.¹⁴ Numer Num 4 4 23 14 Dienst tun und Verrichtungen am Offenbarungszelte besorgen. Numer Num 4 4 24 Hoc est officium familiæ Gersonitarum, Dies ist die Dienstleistung des Geschlechtes der Gersoniten, Numer Num 4 4 25 Ut portent cortinas tabernaculi et tectum fderis, operimentum aliud, et super omnia velamen ianthinum tentoriumque quod pendet in introitu tabernaculi fderis, dass sie die Vorhänge des Zeltes tragen,¹⁵ das Dach des Bundes,¹⁶ die andere Decke, die alles verhüllende Decke von bläulichen Fellen, sowie den Vorhang, der am Eingange des Zeltes des Bundes hängt, Numer Num 4 4 25 15 Ihr Dienst besteht indes nicht einzig im Tragen. Numer Num 4 4 25 16 Hebr.: Die Teppiche der Wohnung und das Offenbarungszelt, seine Decke und die Decke von Seehundsfell, die oben darüber liegt, sowie den Vorhang usw. Numer Num 4 4 26 Cortinas atrii, et velum in introitu quod est ante tabernaculum. Omnia quæ ad altare pertinent, funiculos, et vasa ministerii, die Umhänge des Vorhofes,¹⁷ und den Vorhang am Eingange vor dem Zelte.¹⁸ Alles, was zum Altare¹⁹ gehört, die Seile und die Gerätschaften des Gottesdienstes Numer Num 4 4 26 17 Siehe [Ex 27,9ff, Ex 35,17]. Numer Num 4 4 26 18 Im Hebr. folgt: Der die Wohnung und den Altar rings umgibt, die Seile usw. Numer Num 4 4 26 19 Dem Brandopferaltare. Numer Num 4 4 27 Jubente Aaron et filiis ejus, portabunt filii Gerson: et scient singuli cui debeant oneri mancipari. sollen die Söhne Gersons nach Aarons und seiner Söhne Befehl tragen;²⁰ und ein jeder soll wissen, welche Last er auf sich zu nehmen hat. Numer Num 4 4 27 20 Hebr.: Nach dem Befehle Aarons und seiner Söhne sollen alle Verrichtungen der Söhne der Gersoniten stattfinden bezüglich alles dessen, was sie zu tragen, und alles dessen, was sie zu verrichten haben; und zwar sollt ihr ihnen alles, was sie zu tragen haben, namentlich anweisen. Numer Num 4 4 28 Hic est cultus familiæ Gersonitarum in tabernaculo fderis, eruntque sub manu Ithamar filii Aaron sacerdotis. Das ist der Dienst des Geschlechtes der Gersoniten im Zelte des Bundes, und zwar sollen sie unter Ithamar, dem Sohne Aarons, des Priesters, stehen. Numer Num 4 4 29 Filios quoque Merari per familias et domos patrum suorum recensebis Verzeichne auch die Söhne Meraris nach den Familien und Häusern ihrer Väter, Numer Num 4 4 3 A trigesimo anno et supra, usque ad quinquagesimum annum, omnium qui ingrediuntur ut stent et ministrent in tabernaculo fderis. von dreißig Jahren an und darüber, bis zu fünfzig Jahren, alle, welche eintreten, um im Zelte des Bundes zu weilen und Dienst zu tun. Numer Num 4 4 30 A triginta annis et supra, usque ad annos quinquaginta, omnes qui ingrediuntur ad officium ministerii sui et cultum fderis testimonii. von dreißig Jahren an und darüber, bis zu fünfzig Jahren, alle, die eintreten, ihr Amt zu besorgen und den Dienst am Zeugnisse des Bundes zu verrichten. Numer Num 4 4 31 Hæc sunt onera eorum: Portabunt tabulas tabernaculi et vectes ejus, columnas ac bases earum, Dies ist ihre Bürde: Sie sollen die Bretter und Stangen des Zeltes tragen, die Säulen und die Fußgestelle derselben. Numer Num 4 4 32 Columnas quoque atrii per circuitum cum basibus et paxillis et funibus suis. Omnia vasa et supellectilem ad numerum accipient, sicque portabunt. ebenso die Säulen des Vorhofes ringsum mit ihren Fußgestellen und Pflöcken und Seilen. Alle Gefäße und Gerätschaften sollen sie vorgezählt erhalten und so tragen. Numer Num 4 4 33 Hoc est officium familiæ Meraritarum et ministerium in tabernaculo fderis: eruntque sub manu Ithamar filii Aaron sacerdotis. Das ist das Amt des Geschlechtes der Merariten und ihr Dienst im Zelte des Bundes; und sie sollen unter Ithamar,²¹ dem Sohne Aarons, des Priesters, stehen. Numer Num 4 4 33 21 Ithamar scheint nur die Amtsgeschäfte geleitet zu haben, während Eliasaph [Num 3,24] und Suriel ihre Abteilungen führten und Eleazar Hoherpriester war. [Num 3,32] Numer Num 4 4 34 Recensuerunt igitur Moyses et Aaron et principes synagogæ filios Caath per cognationes et domos patrum suorum, Moses also und Aaron und die Vorsteher der Gemeinde verzeichneten die Söhne Kaaths nach ihren Geschlechtern und den Häusern ihrer Väter, Numer Num 4 4 35 A triginta annis et supra, usque ad annum quinquagesimum, omnes qui ingrediuntur ad ministerium tabernaculi fderis: von dreißig Jahren an und darüber, bis zu fünfzig Jahren, alle, die zum Dienste des Zeltes des Bundes eintreten; Numer Num 4 4 36 Et inventi sunt duo millia septingenti quinquaginta. und es fanden sich zweitausend siebenhundert fünfzig. Numer Num 4 4 37 Hic est numerus populi Caath qui intrant tabernaculum fderis: hos numeravit Moyses et Aaron juxta sermonem Domini per manum Moysi. Das ist die Zahl der Geschlechter Kaaths, welche in das Zelt des Bundes eintreten; diese zählten Moses und Aaron nach dem Worte des Herrn durch Moses. Numer Num 4 4 38 Numerati sunt et filii Gerson per cognationes et domos patrum suorum, Auch die Söhne Gersons wurden nach ihren Geschlechtern und den Häusern ihrer Väter gezählt, Numer Num 4 4 39 A triginta annis et supra, usque ad quinquagesimum annum, omnes qui ingrediuntur ut ministrent in tabernaculo fderis: von dreißig Jahren an und darüber, bis zu fünfzig Jahren, alle, die eintreten, um im Zelte des Bundes Dienst zu tun; Numer Num 4 4 4 Hic est cultus filiorum Caath: Tabernaculum fderis, et Sanctum sanctorum Dies ist der Dienst der Söhne Kaaths:² In das Zelt des Bundes und das Allerheiligste³ Numer Num 4 4 4 2 Hebr.: Dies ist der Dienst der Söhne Kaaths am Offenbarungszelt: das Allerheiligste. Numer Num 4 4 4 3 Während [Num 8,6ff] die Weihe und der Dienst der 25 50 Jahre alten Leviten beschrieben wird, ist hier von dem Tragen die Rede. (V. 47, 49) Wie viel Zeit zwischen Numeri 4 und [Num 8] liegt, ist nicht festzustellen. Vielleicht liegt also eine Änderung der göttlichen Anordnung vor, durch welche angedeutet ward, dass das bestimmte Alter nach den Bedürfnissen der Zeitumstände wechseln konnte. So änderte David, der [1Chr 23,3] die Leviten vom 30. Jahre an gezählt, die Ordnung nachher, als er Chor und Gesang bestimmt, dahin, dass er die Leviten von 20 Jahren an in dieselbe einfügt. Numer Num 4 4 40 Et inventi sunt duo millia sexcenti triginta. und es fanden sich zweitausend sechshundert und dreißig. Numer Num 4 4 41 Hic est populus Gersonitarum, quos numeraverunt Moyses et Aaron juxta verbum Domini. Das ist das Geschlecht der Gersoniten, die Moses und Aaron nach dem Worte des Herrn zählten. Numer Num 4 4 42 Numerati sunt et filii Merari per cognationes et domos patrum suorum, Auch die Söhne Meraris wurden nach ihren Geschlechtern und den Häusern ihrer Väter gezählt, Numer Num 4 4 43 A triginta annis et supra usque ad annum quinquagesimum, omnes qui ingrediuntur ad explendos ritus tabernaculi fderis: von dreißig Jahren an und darüber bis zu fünfzig Jahren, alle, die eintreten, um in dem Zelte des Bundes Dienst zu tun; Numer Num 4 4 44 Et inventi sunt tria millia ducenti. und es fanden sich dreitausend zweihundert. Numer Num 4 4 45 Hic est numerus filiorum Merari, quos recensuerunt Moyses et Aaron juxta imperium Domini per manum Moysi. Das ist die Zahl der Söhne Meraris, die Moses und Aaron nach dem Befehle des Herrn durch Moses zählten. Numer Num 4 4 46 Omnes qui recensiti sunt de Levitis, et quos recenseri fecit ad nomen Moyses et Aaron, et principes Israel per cognationes et domos patrum suorum, Alle, welche unter den Leviten gezählt wurden, und welche Moses und Aaron, und die Fürsten Israels nach ihren Geschlechtern und den Häusern ihrer Väter namentlich zählen ließen, Numer Num 4 4 47 A triginta annis et supra, usque ad annum quinquagesimum, ingredientes ad ministerium tabernaculi, et onera portanda. von dreißig Jahren an und darüber bis zu fünfzig Jahren, alle welche hineingingen, den Dienst des Zeltes zu versehen und die Lasten zu tragen, Numer Num 4 4 48 Fuerunt simul octo millia quingenti octoginta. waren zusammen achttausend fünfhundert und achtzig. Numer Num 4 4 49 Juxta verbum Domini recensuit eos Moyses, unumquemque juxta officium et onera sua, sicut præceperat ei Dominus. Nach dem Befehle des Herrn zählte sie Moses, einen jeden nach seinem Amt und seiner Bürde, wie der Herr ihm geboten hatte. Numer Num 4 4 5 Ingredientur Aaron et filii ejus, quando movenda sunt castra, et deponent velum quod pendet ante fores, involventque eo arcam testimonii, sollen Aaron und seine Söhne eintreten, wenn das Lager abgebrochen werden soll, und sollen den Vorhang nehmen, welcher vor dem Eingange hängt, und die Lade des Zeugnisses damit umhüllen, Numer Num 4 4 6 Et operient rursum velamine ianthinarum pellium, extendentque desuper pallium totum hyacinthinum, et inducent vectes. und sollen noch eine Decke von bläulichen Fellen darüber tun, und ein Tuch ganz von blauem Purpur darüber breiten,⁴ und die Stangen einstecken. Numer Num 4 4 6 4 Nicht das [Ex 26,14] genannte Tuch, welches die ganze Hütte bedeckte und das nach [Num 4,25] die Gersoniten trugen. Jede heilige Sache wurde in Umhüllungen eingeschlagen. Bundeslade und Tisch hatten drei Decken. (V. 7ff) Die übrigen heiligen Dinge zwei: die blaue Tuchdecke und die Felle von gleicher Farbe. Nur bei der Bundeslade war, um sie selbst durch die äußere Hülle zu unterscheiden, außen eine hyacinthblaue Decke, während bei den übrigen nur die innere Decke Tuch war (V. 7, 9, 11, 12), außer dem Brandopferaltar, der mit blutroter Purpurdecke umhüllt war. Numer Num 4 4 7 Mensam quoque propositionis involvent hyacinthino pallio, et ponent cum ea thuribula et mortariola, cyathos et crateras ad liba fundenda: panes semper in ea erunt: Auch sollen sie den Schaubrottisch mit einem Tuche von blauem Purpur verhüllen, und dazu die Rauchfässer und Mörser, die Becher und Schalen zur Darbringung der Trankopfer legen; die Brote sollen beständig darauf bleiben. Numer Num 4 4 8 Extendentque desuper pallium coccineum, quod rursum operient velamento ianthinarum pellium, et inducent vectes. Über dies alles sollen sie ein Tuch von Karmosin breiten, und es wieder mit einer Decke von bläulichen Fellen bedecken, und die Stangen einstecken. Numer Num 4 4 9 Sument et pallium hyacinthinum quo operient candelabrum cum lucernis et forcipibus suis et emunctoriis et cunctis vasis olei, quæ ad concinnandas lucernas necessaria sunt: Ferner sollen sie ein Tuch von blauem Purpur nehmen und damit den Leuchter samt seinen Lampen, und Zangen, und Lichtscheeren, und allen Ölgefäßen bedecken, die zur Besorgung der Lampen nötig sind; Numer Num 4 0 1 C. Einige Anordnungen, die in gleicher Zeit gegeben wurden. (5,1 6,27) a. Anordnung über die Ausweisung der Unreinen aus dem Lager. (V. 4) b. Anordnung über das Wiedergutmachen von Versündigungen aus Unwissenheit. (V. 8) c. Bestimmung über die Erstlingsgaben. (V. 10) d. Weise, des Ehebruchs verdächtige Frauen zu überführen. Numer Num 4 5 1 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Numer Num 4 5 10 Et quidquid in sanctuarium offertur a singulis, et traditur manibus sacerdotis, ipsius erit. und alles, was ein jeder im Heiligtume opfert,⁶ und den Händen des Priesters übergibt, soll diesem gehören. Numer Num 4 5 10 6 Hebr.: Ihm soll gehören, was irgend jemand heiligt; was jemand dem Priester gibt, soll diesem gehören. Numer Num 4 5 11 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Numer Num 4 5 12 Loquere ad filios Israel, et dices ad eos: Vir, cujus uxor erraverit, maritumque contemnens Rede zu den Söhnen Israels und sage ihnen: Wenn ein verheiratetes Weib sich vergeht und, ihren Ehemann verachtend,⁷ Numer Num 4 5 12 7 Hebr.: und ihrem Ehemanne untreu ward. (Vollendeter Ehebruch) Numer Num 4 5 13 Dormierit cum altero viro, et hoc maritus deprehendere non quiverit, sed latet adulterium, et testibus argui non potest, quia non est inventa in stupro: einem andern Manne beiwohnt, und der Ehemann es nicht nachweisen kann, sondern der Ehebruch verborgen bleibt und durch Zeugen nicht erwiesen werden kann, weil sie nicht im Ehebruche betroffen worden ist;⁸ Numer Num 4 5 13 8 Wenn Zeugen zugegen waren oder sie auf frischer Tat ertappt ward, galt [Lev 20,10]. Numer Num 4 5 14 Si spiritus zelotypiæ concitaverit virum contra uxorem suam, quæ vel polluta est, vel falsa suspicione appetitur, und wenn der Geist der Eifersucht den Mann wider sein Weib aufbringt, mag sie verunreinigt sein, oder aus falschem Argwohne beschuldigt werden,⁹ Numer Num 4 5 14 9 V. 12 beschreibt das Verbrechen, dieser den Seelenzustand des Mannes. Ein Verdacht, der jedes Beweisgrundes entbehrt, ist etwas Böses und wird deshalb vom bösen Geiste genährt. Numer Num 4 5 15 Adducet eam ad sacerdotem, et offeret oblationem pro illa decimam partem sati farinæ hordeaceæ: non fundet super eam oleum, nec imponet thus: quia sacrificium zelotypiæ est, et oblatio investigans adulterium. so soll er sie zum Priester führen und als Opfergabe¹⁰ für sie ein Zehntel Epha Gerstenmehl¹¹ darbringen; doch soll er kein Öl darauf gießen, noch Weihrauch darauf legen; denn es ist ein Eifersuchtsopfer und eine Gabe, die den Ehebruch offenbar machen soll.¹² Numer Num 4 5 15 10 Hebr.: Dies Opfer ähnelt am meisten dem Sündopfer. An Rang das niedrigste ward das Eifersuchtsopfer von allen nach der Weise der Armen dargebracht. [Lev 5,11] Numer Num 4 5 15 11 Gerste war nur halb so viel wert wie Weizen. [2Kön 7,1] Numer Num 4 5 15 12 Nach der Mischna ward es in der zweiten Hälfte des ersten Jahrhunderts n. Chr. Abgeschafft, weil der Ehebrecher zu viele waren. Numer Num 4 5 16 Offeret igitur eam sacerdos, et statuet coram Domino. Der Priester soll sie nun herzuführen, und vor den Herrn stellen; Numer Num 4 5 17 Assumetque aquam sanctam in vase fictili, et pauxillum terræ de pavimento tabernaculi mittet in eam. und geheiligtes Wasser¹³ in ein irdenes Gefäß nehmen, und ein wenig Staub vom Boden des Zeltes hineintun.¹⁴ Numer Num 4 5 17 13 Aus dem ehernen Becken [Ex 30,18]. Numer Num 4 5 17 14 Wasser und Staub sollen ihr Furcht vor Gott einflössen und sie zum Geständnisse der Wahrheit bewegen. Numer Num 4 5 18 Cumque steterit mulier in conspectu Domini, discooperiet caput ejus, et ponet super manus illius sacrificium recordationis, et oblationem zelotypiæ: ipse autem tenebit aquas amarissimas, in quibus cum exsecratione maledicta congessit. Wenn dann das Weib vor den Augen des Herrn steht, soll er ihr Haupt entblößen und ihr das Speiseopfer der Erinnerung und das Opfer der Eifersucht in die Hände geben, er selbst aber soll das bittere Wasser in der Hand halten, das er verwünscht und mit Flüchen belastet hat. Numer Num 4 5 19 Adjurabitque eam, et dicet: Si non dormivit vir alienus tecum, et si non polluta es deserto mariti thoro, non te nocebunt aquæ istæ amarissimæ, in quas maledicta congessi. Hierauf soll er sie beschwören und sagen: Hat kein fremder Mann dir beigewohnt und hast du dich nicht, indem du die Treue gegen deinen Ehegatten verletztest, verunreinigt, so wird dir dies bittere Wasser nicht schaden, über welches ich die Verfluchungen gesprochen habe. Numer Num 4 5 2 Præcipe filiis Israel, ut ejiciant de castris omnem leprosum, et qui semine fluit, pollutusque est super mortuo: Befiehl den Söhnen Israels, dass sie alle mit Aussatz und Samenfluss Behafteten und alle, welche sich an einem Toten verunreinigt haben, aus dem Lager herausschaffen;¹ Numer Num 4 5 2 1 Über die Aussätzigen siehe [Lev 13,46]. Nur diese drei Klassen sind also aus dem Lager zu verweisen. Numer Num 4 5 20 Sin autem declinasti a viro tuo, atque polluta es, et concubuisti cum altero viro: Wenn du dich aber gegen deinen Mann vergangen und dich verunreinigt und einem andern Manne beigewohnt hast, Numer Num 4 5 21 His maledictionibus subjacebis: Det te Dominus in maledictionem, exemplumque cunctorum in populo suo: putrescere faciat femur tuum, et tumens uterus tuus disrumpatur. so sollen diese Verwünschungen über dich kommen: Der Herr gebe dich dem Fluche preis und mache dich zum Beispiele für alle unter seinem Volke;¹⁵ er lasse deine Hüfte faulen und deinen Leib anschwellen, dass er zerberste. Numer Num 4 5 21 15 Gegensatz [Gen 48,20]. Numer Num 4 5 22 Ingrediantur aquæ maledictæ in ventrem tuum, et utero tumescente putrescat femur. Et respondebit mulier, Amen, amen. Das Wasser des Fluches dringe in deine Eingeweide, so dass dein Leib aufschwelle und deine Hüfte verfaule. Und das Weib soll antworten: Amen, Amen!¹⁶ Numer Num 4 5 22 16 Gestand eine wirkliche Ehebrecherin ihr Vergehen nicht, so war dies kein Meineid, sondern die Annahme der Strafe, war doch die Frau nicht verpflichtet, sich selbst anzuklagen, oder auch nur zu bekennen, so lange kein Beweis gegen sie vorlag, denn gestand sie, so drohte der Tod. Der hauptsächlichste Zweck des Verfahrens ist die Beruhigung der Männer, indem diese ihre Sache Jahve übergeben. Numer Num 4 5 23 Scribetque sacerdos in libello ista maledicta, et delebit ea aquis amarissimis, in quas maledicta congessit, Hierauf soll der Priester diese Flüche auf ein Blatt schreiben, und sie mit dem bittern¹⁷ Wasser abwaschen, über das er die Flüche gesprochen hat, Numer Num 4 5 23 17 Das dem Weibe bittere Schmerzen bereiten soll, im Falle es schuldig ist. Numer Num 4 5 24 Et dabit ei bibere. Quas cum exhauserit, und ihr dasselbe zu trinken geben.¹⁸ Wenn sie ausgetrunken hat, Numer Num 4 5 24 18 Nach dem Opfer. Das Hebr. fährt fort: Damit das fluchbringende Wasser in sie eindringe zu bitterem Weh. 25. Sodann soll usw. Numer Num 4 5 25 Tollet sacerdos de manu ejus sacrificium zelotypiæ, et elevabit illud coram Domino, imponetque illud super altare: ita dumtaxat ut prius, soll der Priester das Speiseopfer der Eifersucht aus ihrer Hand nehmen, und es vor dem Herrn erheben,¹⁹ und auf den Altar legen, und zwar nehme er zuerst Numer Num 4 5 25 19 Kreuzweise hin- und herbewegen. Numer Num 4 5 26 Pugillum sacrificii tollat de eo, quod offertur, et incendat super altare: et sic potum det mulieri aquas amarissimas. eine Handvoll von dem Opfer, welches dargebracht wird, und verbrenne es auf dem Altare;²⁰ und so gebe er dem Weibe das bittere Wasser zu trinken. Numer Num 4 5 26 20 Das Übrige gehört dem Priester. Das Opfer soll Gott bewegen, die Wahrheit offenbar zu machen. Numer Num 4 5 27 Quas cum biberit, si polluta est, et contempto viro adulterii rea, pertransibunt eam aquæ maledictionis, et inflato ventre computrescet femur: eritque mulier in maledictionem, et in exemplum omni populo. Hat sie es nun getrunken, so wird, wenn sie sich befleckt, und ihren Mann hintangesetzt hat, und des Ehebruchs schuldig ist, das Wasser des Fluches sie durchdringen, so dass ihr Leib anschwillt und ihre Hüfte verfault; und das Weib wird für das ganze Volk zum Fluche und zum Beispiel sein. Numer Num 4 5 28 Quod si polluta non fuerit, erit innoxia, et faciet liberos. Hat sie sich aber nicht verunreinigt, so soll es ihr nicht schaden, und sie wird Kinder gebären.²¹ Numer Num 4 5 28 21 Die Strafe war also, dass sie untauglich ward, Kinder zu gebären. Nach der Anrufung des Urteils Gottes versöhnten sich die Ehegatten wohl und überließen Gott alles übrige. Übrigens sollte die Strafe wohl nicht unfehlbar eintreten, sondern der höchste Gesetzgeber konnte dieselbe nach seiner Weisheit suspendieren oder nachlassen, in Rücksicht auf die Versöhnung der Eheleute oder ihr friedliches Beisammenwohnen. Numer Num 4 5 29 Ista est lex zelotypiæ. Si declinaverit mulier a viro suo, et si polluta fuerit, Das sind die Bestimmungen über die Eifersucht. Wenn ein Weib ihrem Manne untreu ist und sich verunreinigt, Numer Num 4 5 3 Tam masculum quam feminam ejicite de castris, ne contaminent ea cum habitaverim vobiscum. sowohl Männer wie Weiber schaffet aus dem Lager hinaus, damit sie es nicht verunreinigen, da ich unter euch wohne. Numer Num 4 5 30 Maritusque zelotypiæ spiritu concitatus adduxerit eam in conspectu Domini, et fecerit ei sacerdos juxta omnia quæ scripta sunt: und²² der Mann, vom Geiste der Eifersucht bewegt, sie vor den Herrn führt, und der Priester mit ihr nach allem verfährt, was geschrieben ist: Numer Num 4 5 30 22 Oder auch. Numer Num 4 5 31 Maritus absque culpa erit, et illa recipiet iniquitatem suam. so wird der Mann frei sein von Schuld,²³ sie aber soll die Folgen ihrer Missetat²⁴ tragen.²⁵ Numer Num 4 5 31 23 Auch wenn sein Verdacht unbegründet war. Numer Num 4 5 31 24 Wenn sie schuldig ist. Numer Num 4 5 31 25 Dieser Zusatz V. 31 scheint jünger zu sein als das allgemeine Gesetz. Die Frau kann nicht weiter über den Mann Klage führen, denn solche würde auf Gott zurückfallen. Der Mann hat, wenn er durch ungegründeten Verdacht sich verfehlt, dadurch gesühnt, dass er Gott die Sache vorgelegt und nicht weiter auf dieselbe zurückkommt, da jeder weitere Verdacht sich zugleich gegen Gottes Richteramt wenden würde. Es wird in der ganzen heiligen Schrift kein Beispiel angeführt, dass Gott jene Strafe verhängt. Numer Num 4 5 4 Feceruntque ita filii Israel, et ejecerunt eos extra castra, sicut locutus erat Dominus Moysi. Und die Söhne Israels taten also und schafften sie vor das Lager hinaus, wie der Herr zu Moses geredet hatte. Numer Num 4 5 5 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Numer Num 4 5 6 Loquere ad filios Israel: Vir, sive mulier, cum fecerint ex omnibus peccatis, quæ solent hominibus accidere, et per negligentiam transgressi fuerint mandatum Domini, atque deliquerint. Sage den Söhnen Israels: Wenn ein Mann oder ein Weib eine von allen den Sünden begeht, wie sie die Menschen zu begehen pflegen, und aus Unachtsamkeit² ein Gebot des Herrn übertritt und sich so verschuldet, Numer Num 4 5 6 2 Hebr.: Dass sie eine Veruntreuung gegen Gott begehen und der Betreffende so in Schuld gerät. Es ist von den [Lev 6,1-7] beschriebenen Vergehen die Rede. Numer Num 4 5 7 Confitebuntur peccatum suum, et reddent ipsum caput, quintamque partem desuper ei, in quem peccaverint. so sollen sie ihre Sünde bekennen³ und das Hauptgut samt dem fünften Teile darüber an den zurückgeben, gegen welchen sie sich verfehlt haben. Numer Num 4 5 7 3 [Lev 5,5] wird das Bekenntnis für einige andere Sünden vorgeschrieben, für die Vergehungen 5,14 6,7 nicht ausdrücklich; doch setzt das Opfer eines Widders, das nur für ein Vergehen des Diebstahles, des Betruges, der Vorenthaltung dargebracht ward, ein gewisses Bekenntnis voraus, noch viel mehr aber die Buße oder Zurückerstattung [Num 5,16] und [Num 6,5]. Hier wird das Bekenntnis noch ausdrücklich vorgeschrieben. Numer Num 4 5 8 Sin autem non fuerit qui recipiat, dabunt Domino, et erit sacerdotis, excepto ariete, qui offertur pro expiatione, ut sit placabilis hostia. Ist aber niemand da, der es empfangen könnte,⁴ so sollen sie es dem Herrn geben, und es soll dem Priester gehören, mit Ausnahme des Widders, der als Versöhnungsopfer dargebracht wird, damit es ein Opfer der Sühne sei. Numer Num 4 5 8 4 Richtiger: Wenn aber der Betreffende keinen nächsten Verwandten (Goel [Lev 25,25]) hinterlassen hat. Numer Num 4 5 9 Omnes quoque primitiæ, quas offerunt filii Israel, ad sacerdotem pertinent: Auch alle Erstlinge, welche die Söhne Israels opfern, gehören dem Priester;⁵ Numer Num 4 5 9 5 Hebr.: Alle dem Herrn geweihten Gaben. Der Einzelbestimmung V. 8 wird V. 9, 10 die allgemeine Vorschrift beigefügt, dass die heiligen Gaben der Israeliten, soweit solche auf den Altar kommen, dem jeweilig amtierenden Priester zufallen sollen. Vergl. [Lev 7,7-9]. Numer Num 4 0 1 e. Vorschriften über die Nazaräer. (V. 1 -21) Vorschriften über die Verpflichtungen der Nazaräer. (V. 13) Vorschriften über die Vollendung des Nazaräats. (V. 21) Anhang: Formel des priesterlichen Segens. Numer Num 4 6 1 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Numer Num 4 6 10 In octava autem die offeret duos turtures, vel duos pullos columbæ sacerdoti in introitu fderis testimonii. Am achten Tage aber soll er zwei Turteltauben, oder zwei junge Tauben,⁷ zu dem Priester an den Eingang des Zeltes des Bundes bringen, Numer Num 4 6 10 7 Wie die, welche mit einem Ausflusse behaftet gewesen. [Lev 15,14ff.29ff] Dasselbe Opfer sollten auch arme Kindbetterinnen bei ihrer Reinerklärung [Lev 12,8] und arme Aussätzige [Lev 14,30ff] darbringen. Numer Num 4 6 11 Facietque sacerdos unum pro peccato, et alterum in holocaustum, et deprecabitur pro eo, quia peccavit super mortuo: sanctificabitque caput ejus in die illo: und der Priester soll die eine als Sündopfer, die andere als Brandopfer darbringen, und soll für ihn beten, weil er sich an einem Toten versündigt hat,⁸ und soll sein Haupt an diesem Tage heiligen⁹ Numer Num 4 6 11 8 Die Verunreinigung, wenn auch unbeabsichtigt, war doch eine Verfehlung gegen das Gelübde. Numer Num 4 6 11 9 Wieder einweisen zum Nasiräate. Numer Num 4 6 12 Et consecrabit Domino dies separationis illius, offerens agnum anniculum pro peccato: ita tamen ut dies priores irriti fiant, quoniam polluta est sanctificatio ejus. und dem Herrn die Tage jener Absonderung weihen,¹⁰ indem er ein einjähriges Lamm als Sündopfer¹¹ darbringt; so zwar, dass die vorhergehenden Tage nicht gerechnet werden, weil seine Heiligung verunreinigt ward. Numer Num 4 6 12 10 Auf's neue. Er darf sich nicht frei glauben von seinem Gelübde. Das sichtbare Zeichen des Nasiräats, das Tragen des vollen Haares, wird Weihe des Hauptes genannt; doch kamen zu dieser noch zwei andere Verpflichtungen. Numer Num 4 6 12 11 Hebr.: Als Schuldopfer, weshalb es auch ein männliches Tier sein muss. Numer Num 4 6 13 Ista est lex consecrationis. Cum dies, quos ex voto decreverat, complebuntur: adducet eum ad ostium tabernaculi fderis, Das sind die Bestimmungen über die Weihe.¹² Wenn die Tage, welche er im Gelübde bestimmt hatte, erfüllt sind, soll ihn der Priester an den Eingang des Zeltes des Bundes führen¹³ Numer Num 4 6 13 12 Für die Opferfeier am Ende des Nasiräates. Numer Num 4 6 13 13 Wie der geheilte Aussätzige zum Zwecke der Reinigungszeremonien vor den Priester gebracht werden soll. [Lev 14,2] Numer Num 4 6 14 Et offeret obationem ejus Domino, agnum anniculum immaculatum in holocaustum, et ovem anniculam immaculatam pro peccato, et arietem immaculatum, hostiam pacificam, und dem Herrn als seine Opfergabe ein einjähriges, fehlerloses Lamm als Brandopfer, und ein einjähriges, fehlerloses Schaf¹⁴ als Sündopfer, und einen fehlerlosen Widder als Friedopfer darbringen, Numer Num 4 6 14 14 Ein weibliches Schaf. Numer Num 4 6 15 Canistrum quoque panum azymorum qui conspersi sint oleo, et lagana absque fermento uncta oleo, ac libamina singulorum: sowie einen Korb mit ungesäuerten Broten, die mit Öl angemacht sind, und ungesäuerte mit Öl bestrichene Fladen, und die zu jedem gehörigen Trankopfer.¹⁵ Numer Num 4 6 15 15 Hebr.: Speiseopfer und Trankopfer. Numer Num 4 6 16 Quæ offeret sacerdos coram Domino, et faciet tam pro peccato, quam in holocaustum. Diese soll der Priester vor dem Herrn opfern und das Sündopfer und Brandopfer zurichten. Numer Num 4 6 17 Arietem vero immolabit hostiam pacificam Domino, offerens simul canistrum azymorum, et libamenta quæ ex more debentur. Den Widder aber soll er dem Herrn zum Friedopfer schlachten und auch den Korb mit dem Ungesäuerten samt den Trankopfern darbringen, welche nach der Gewohnheit dazu gehören. Numer Num 4 6 18 Tunc radetur nazaræus ante ostium tabernaculi fderis cæsarie consecrationis suæ: tolletque capillos ejus, et ponet super ignem, qui est suppositus sacrificio pacificorum. Alsdann soll dem Nazaräer vor der Türe des Zeltes des Bundes das Haar seiner Weihe abgeschoren werden, und der Priester nehme sein Haupthaar und werfe es in das Feuer, das unter dem Friedopfer angezündet ist.¹⁶ [Apg 21,24] Numer Num 4 6 18 16 Da sie geweiht waren, mussten sie verbrannt werden. Numer Num 4 6 19 Et armum coctum arietis, tortamque absque fermento unam de canistro, et laganum azymum unum, et tradet in manus nazaræi, postquam rasum fuerit caput ejus. Dann nehme er die gekochte Schulter von dem Widder,¹⁷ und ein ungesäuertes Brot aus dem Korbe, und einen ungesäuerten Fladen, und lege dies alles in die Hände des Nazaräers,¹⁸ nachdem diesem das Haupt geschoren ist. Numer Num 4 6 19 17 Schon bei dem Opfer des Widders hatte der Priester das rechte Schulterstück und das rechte Bruststück erhalten; jetzt wird auch die linke gegeben zum Zeichen einer innigeren Gemeinschaft mit Gott, denn was dem Priester gegeben wird, wird Gott gegeben. Numer Num 4 6 19 18 Als dessen Gabe an Gott. Numer Num 4 6 2 Loquere ad filios Israel, et dices ad eos: Vir, sive mulier, cum fecerint votum ut sanctificentur, et se voluerint Domino consecrare: Rede zu den Söhnen Israels und sage ihnen: Ein Mann oder ein Weib, welche das Gelübde ablegen, sich zu weihen,¹ und sich dem Herrn aufopfern wollen, Numer Num 4 6 2 1 Hebr.: Wenn ein Mann oder ein Weib das Gelübde eines Nazaräers ablegen will. Nazaräer (Nasiräer) von der hebr. Wurzel ausscheiden, daher weihen. Wie [Ex 26] hat die Vulgata, indem sie diese Wurzel verschiedenartig übersetzte, die Sache etwas verdunkelt: weihen (sanctificare) V. 2, 12, 21 aufopfern (consecrare) V. 2, 4, 5, 6, 7, 9, 12, 13, 21 Ausscheiden 5, 8 Gelübde 4 Nazaräer 21. Ebenso übersetzt sie berauschendes Getränk (sicera) V. 3 mit: jeder andere Trank. Die Verpflichtungen der Nazaräer werden in V. 2 8 angegeben. In diesem Kapitel ist nur von einem zeitweiligen Nasiräat die Rede. Samuel, Samson, Johannes der Täufer waren lebenslängliche Nasiräer. Das in Kap. 6 gegebene Gesetz ist aus der Vereinigung zweier entstanden, wie die Schlussformel V. 13 zeigt, die V. 21 wiederholt wird. Moses spricht von dem Nasiräat als einer bekannten Sache, so dass das in V. 2 8 enthaltene Gesetz wohl älter ist als die Bestätigung desselben seitens Gottes durch Moses. Die verschiedenen Vorschriften weisen auf verschiedene vorgekommene Fälle hin; die Enthaltung vom Wein weist auf Noes Berauschung zurück. Numer Num 4 6 20 Susceptaque rursum ab eo, elevabit in conspectu Domini: et sanctificata sacerdotis erunt, sicut pectusculum, quod separari jussum est, et femur: post hæc potest bibere nazaræus vinum. Alsdann soll er wieder alles von ihm zurücknehmen und es vor den Augen des Herrn erheben; und das¹⁹ Geweihte soll dem Priester gehören, wie das Bruststück, welches abgesondert werden soll,²⁰ und die Hüfte.²¹ Hierauf kann der Nazaräer wieder Wein trinken. Numer Num 4 6 20 19 Auf diese Weise. Numer Num 4 6 20 20 Die Hebebrust. Numer Num 4 6 20 21 Die Hebeschulter, die rechte, nach [Lev 7,32]. Numer Num 4 6 21 Ista est lex nazaræi, cum voverit oblationem suam Domino tempore consecrationis suæ, exceptis his, quæ invenerit manus ejus: juxta quod mente devoverat, ita faciet ad perfectionem sanctificationis suæ. Das sind die Bestimmungen für einen Nazaräer, der dem Herrn sein Opfer gelobt hat zur Zeit seiner Weihe,²² außer dem, was er sonst zu leisten vermag. Wie er in seinem Herzen gelobt hatte, so soll er auch tun, um seine Heiligung zu vollenden.²³ Numer Num 4 6 21 22 Hebr.: Das sind die Bestimmungen in Betreff des Gottgeweihten, der sich zu weihen gelobt, was er zufolge seiner Weihe Gott darzubringen hat, außer dem usw. Was das Gesetz fordert, soll er vor allem gewissenhaft ohne Möglichkeit eines Ersatzes (selbst oder durch andere [Apg 21,24]) leisten, dann mag er freiwillige oder inzwischen gelobte Gaben hinzufügen. Numer Num 4 6 21 23 Hebr.: Nach den für seine Weihe geltenden Bestimmungen. Numer Num 4 6 22 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Numer Num 4 6 23 Loquere Aaron et filiis ejus: Sic benedicetis filiis Israel, et dicetis eis: Rede zu Aaron und seinen Söhnen: So sollt ihr die Söhne Israels segnen und zu ihnen sagen:²⁴ Numer Num 4 6 23 24 Vielleicht wurde dieser Segen nach jedem Opfer erteilt. Vergl. [Lev 9,22]. Seitdem Gott die ersten Eltern gesegnet [Gen 1,28], schrieb man dem Segen der Eltern eine besondere Kraft zu, zumal Gott selbst die Segnung der großen Patriarchen bestätigt [Gen 27] und ihrer Nachkommenschaft seinen Segen verheißen hatte. [Gen 22,17ff, Gen 28,14] Jetzt überträgt Gott dem Aaron und den Priestern, selbst den sündhaften, das Amt zu segnen. Welche Ehrfurcht musste das Volk fortan vor diesen haben! Numer Num 4 6 24 Benedicat tibi Dominus, et custodiat te. Der Herr segne dich und behüte dich;²⁵ [Sir 36,19] Numer Num 4 6 24 25 Die dreifache Segensformel ist nur die Wiederholung eines Segens. Numer Num 4 6 25 Ostendat Dominus faciem suam tibi, et misereatur tui. der Herr zeige dir²⁶ sein Angesicht und sei dir gnädig!²⁷ Numer Num 4 6 25 26 Hebr.: Lasse über dich leuchten. Das Licht ist Bild des Glückes und Lebens, der Reinheit, aber auch der Freundlichkeit. Das Angesicht über Jemanden leuchten lassen, bedeutet also gnädig sein. Gegensatz dazu: [Dtn 32,20]. Numer Num 4 6 25 27 Als Gnädigen (sich Herabneigenden) hat sich Gott selbst [Ex 34,6] bezeichnet. Numer Num 4 6 26 Convertat Dominus vultum suum ad te, et det tibi pacem. Der Herr wende dir sein Angesicht zu²⁸ und gebe dir Frieden!²⁹ Numer Num 4 6 26 28 Dich gnädig schirmend und fördernd. Numer Num 4 6 26 29 Auch die fünf Namen des Messias [Jes 9,5] enden mit dem Frieden. Numer Num 4 6 27 Invocabuntque nomen meum super filios Israel, et ego benedicam eis. Und³⁰ sie sollen meinen Namen³¹ über die Söhne Israels anrufen,³² und ich will sie segnen.³³ Numer Num 4 6 27 30 Hebr.: So. Numer Num 4 6 27 31 Mein sich offenbarendes Wesen. Drei Mal ist dieser Name in der Formel angerufen. Numer Num 4 6 27 32 Hebr.: legen: Ihnen die gnadenreiche Nähe des lebendigen Gottes verkünden. Numer Num 4 6 27 33 Von Gott selbst geht der Segen aus, nicht von denen, die in seinem Auftrage die Segensformel sprechen. Numer Num 4 6 3 A vino, et omni, quod inebriare potest, abstinebunt. Acetum ex vino, et ex qualibet alia potione, et quidquid de uva exprimitur, non bibent: uvas recentes siccasque non comedent sollen sich des Weines und alles dessen, was berauschen kann, enthalten. Essig von Wein oder irgend einem andern Getränke,² oder irgend etwas, was aus Trauben gepresst wird, sollen sie nicht trinken; und frische oder getrocknete Trauben nicht essen, Numer Num 4 6 3 2 Essig als erfrischendes Getränk zur Zeit der Erntehitze. Numer Num 4 6 4 Cunctis diebus quibus ex voto Domino consecrantur: quidquid ex vinea esse potest. Ab uva passa usque ad acinum non comedent. so lange die Zeit währt, für welche sie durch ihr Gelübde dem Herrn geweiht sind; nichts, was vom Weinberge herkommen kann, von der trockenen Beere bis zum Kerne, sollen sie essen. Numer Num 4 6 5 Omni tempore separationis suæ novacula non transibit per caput ejus usque ad completum diem, quo Domino consecratur. Sanctus erit, crescente cæsarie capitis ejus. Die ganze Zeit seiner Absonderung hindurch soll kein Schermesser über das Haupt eines solchen kommen, bis die Zeit erfüllt ist, für die er sich dem Herrn geweiht hat. Er soll geheiligt sein und das Haupthaar wachsen lassen.³ [Ri 13,5] Numer Num 4 6 5 3 Auch [Lev 21,5] wird die Bewahrung des Haupthaares mit der Heiligkeit verbunden. Numer Num 4 6 6 Omni tempore consecrationis suæ super mortuum non ingredietur, Die ganze Zeit hindurch, wo er geweiht ist, soll er keinem Toten nahen,⁴ Numer Num 4 6 6 4 Wer einem Begräbnis beiwohnte, musste sich scheeren. Numer Num 4 6 7 Nec super patris quidem et matris et fratris sororisque funere contaminabitur, quia consecratio Dei sui super caput ejus est. nicht einmal durch die Leiche seines Vaters und seiner Mutter, und seines Bruders, und seiner Schwester darf er sich verunreinigen; denn die Weihe für seinen Gott ist auf seinem Haupte,⁵ Numer Num 4 6 7 5 Dasselbe Verbot gilt für den Hohenpriester. [Lev 21,11] Numer Num 4 6 8 Omnibus diebus separationis suæ sanctus erit Domino. Alle Tage seiner Absonderung soll er dem Herrn geweiht sein. Numer Num 4 6 9 Sin autem mortuus fuerit subito quispiam coram eo, polluetur caput consecrationis ejus: quod radet illico in eadem die purgationis suæ, et rursum septima. Wenn aber jemand unversehens in seiner Gegenwart stirbt, so wird sein geweihtes Haupt befleckt; und er soll es alsogleich⁶ am Tage, an dem er rein wird, und wiederum am siebenten scheeren. Numer Num 4 6 9 6 Dies Wort ist durch Irrtum eingedrungen, damit entfällt auch wiederum im weiteren Texte des Verses. Wer durch einen Toten verunreinigt war, konnte sein Haupt erst am siebenten Tage scheeren; dies zu tun, wird hier nach dem Hebr. vorgeschrieben. Numer Num 4 0 1 2. Gaben für das Heiligtum, welche im ersten Monat des zweiten Jahres der Wanderschaft dargebracht wurden, und andere in diese Zeit fallenden Ereignisse. (7,1 10,10) A. Gaben, die zur Fortschaffung des Bundeszeltes und zur Weihe des Altares dargebracht werden. (7,1 8,4) a. Die Fürsten der Stämme und die Familienhäupter bringen am Tage der Weihe des Bundeszeltes sechs Wagen mit den Gespannen dar. (V. 9) b. Ebenso bringen die Fürsten der Stämme auf Gottes Befehl große Geschenke zur Weihe des Altares dar. (V. 88), worüber Gott sein Wohlgefallen bezeugt. Numer Num 4 7 1 Factum est autem in die qua complevit Moyses tabernaculum, et erexit illud: unxitque et sanctificavit cum omnibus vasis suis, altare similiter et omnia vasa ejus. Es geschah aber an dem Tage,¹ an dem Moses das Zelt vollendet und aufgerichtet, dazu auch mit all seinen Gerätschaften, ebenso wie den Altar mit allen seinen Geräten, gesalbt und geheiligt hatte, [Ex 40,10] Numer Num 4 7 1 1 Der Ausdruck bedeutet nur allgemein: zu der Zeit. Auch V. 84 wird er für die zwölf Tage dauernde Darbringung angewendet. Die Zeitbestimmung besagt also nur, dass diese Darbringung noch vor dem Aufbruche vom Sinai stattfand. V. 7 9 scheint die [Num 4] gegebene Anordnung vorauszusetzen, vielleicht auch sind die übrigen Kap. 1 3 vom ersten Tage des zweiten Monats des zweiten Jahres an verkündeten Bestimmungen auch schon gegeben gewesen. Der genaue Tag der Aufrichtung, d. i. der Einweihung des Heiligtums war nach [Ex 40,1.17] der erste Tag des ersten Monats des zweiten Jahres. Indes war die Weihe durch die Trauer bereits am ersten Tage unterbrochen und wurde erst nach der Trauerzeit wieder aufgenommen. Numer Num 4 7 10 Igitur obtulerunt duces in dedicationem altaris, die qua unctum est, oblationem suam ante altare. Die Fürsten also brachten ihre Gaben zur Einweihung des Altars an dem Tage, an dem er gesalbt ward, vor dem Altare dar. Numer Num 4 7 11 Dixitque Dominus ad Moysen: Singuli duces per singulos dies offerant munera in dedicationem altaris. Da sprach der Herr zu Moses: Je ein Fürst soll an jedem Tage seine Gabe zur Einweihung des Altares darbringen. Numer Num 4 7 12 Primo die obtulit oblationem suam Nahasson filius Aminadab de tribu Juda: Am ersten Tage brachte Nahasson, der Sohn Aminadabs vom Stamme Juda, seine Gabe dar: Numer Num 4 7 13 Fueruntque in ea acetabulum argenteum pondo centum triginta siclorum, phiala argentea habens septuaginta siclos juxta pondus Sanctuarii, utrumque plenum simila conspersa oleo in sacrificium: dieselbe bestand in einer silbernen Schüssel, hundertdreißig Sekel schwer,⁶ einer silbernen Schale, siebzig Sekel schwer, nach dem Gewichte des Heiligtums, beide mit feinem Mehle gefüllt, das mit Öl zum Speiseopfer angemacht war, Numer Num 4 7 13 6 1891,5 Gramm = (etwa) 318 Mark. 70 Sekel = 1018,5 Gramm etwa 166 Mark. Numer Num 4 7 14 Mortariolum ex decem siclis aureis plenum incenso: einem kleinen Mörser⁷ von zehn Sekeln Goldes,⁸ mit Räucherwerk gefüllt, Numer Num 4 7 14 7 Hebr.: einer Schale. Numer Num 4 7 14 8 145,5 Gramm etwa 356 Mark. Numer Num 4 7 15 Bovem de armento, et arietem, et agnum anniculum in holocaustum: einem Stier von der Herde, einem Widder, und einem einjährigen Lamme zum Brandopfer; Numer Num 4 7 16 Hircumque pro peccato: einem Ziegenbock zum Sündopfer; Numer Num 4 7 17 Et in sacrificio pacificorum boves duos, arietes quinque, hircos quinque, agnos anniculos quinque: hæc est oblatio Nahasson filii Aminadab. und zwei Rindern, fünf Widdern, fünf Ziegenböcken, fünf einjährigen Lämmern zum Friedopfer. Das sind die Gaben Nahassons, des Sohnes Aminadabs. Numer Num 4 7 18 Secundo die obtulit Nathanael filius Suar, dux de tribu Issachar, Am zweiten Tage brachte Nathanael, der Sohn Suars, der Fürst vom Stamme Issachar, Numer Num 4 7 19 Acetabulum argenteum appendens centum triginta siclos, phialam argenteam habentem septuaginta siclos, juxta pondus Sanctuarii, utrumque plenum simila conspersa oleo in sacrificium: eine silberne Schüssel dar, hundertdreißig Sekel schwer, eine silberne Schale, siebzig Sekel schwer, nach dem Gewichte des Heiligtums, beide mit feinem Mehle gefüllt, das mit Öl zum Speiseopfer angemacht war; Numer Num 4 7 2 Obtulerunt principes Israel et capita familiarum, qui erant per singulas tribus, præfectique eorum, qui numerati fuerant, brachten die Fürsten Israels² und die Familienoberhäupter der einzelnen Stämme, und die Vorsteher der Gezählten,³ Numer Num 4 7 2 2 Die [Num 1,5-16] genannten. Numer Num 4 7 2 3 Die Leviten sind von der Darbringung von Geschenken für das Heiligtum frei, wie sie es auch vom Kriegsdienst sind. Die Geschenke sind: Wagen und Rinder, das Heiligtum fortzuführen, Speiseopfer und Opfertiere. Die Speiseopfer waren in silbernen Gefäßen, der Weihrauch in goldenen verschlossen. Numer Num 4 7 20 Mortariolum aureum habens decem siclos plenum incenso: einen goldenen Mörser, zehn Sekel schwer, mit Räucherwerk gefüllt, Numer Num 4 7 21 Bovem de armento, et arietem, et agnum anniculum in holocaustum: einen Stier von der Herde, einen Widder, und ein einjähriges Lamm zum Brandopfer; Numer Num 4 7 22 Hircumque pro peccato: einen Ziegenbock zum Sündopfer; Numer Num 4 7 23 Et in sacrificio pacificorum boves duos, arietes quinque: hircos quinque, agnos anniculos quinque: hæc fuit oblatio Nathanael filii Suar. und zwei Rinder, fünf Widder, fünf Ziegenböcke, fünf einjährige Lämmer zum Friedopfer. Das waren die Gaben Nathanaels, des Sohnes Suars. Numer Num 4 7 24 Tertio die princeps filiorum Zabulon, Eliab filius Helon, Am dritten Tage brachte der Fürst der Söhne Zabulons, Eliab, der Sohn Helons, Numer Num 4 7 25 Obtulit acetabulum argenteum appendens centum triginta siclos, phialam argenteam habentem septuaginta siclos, ad pondus Sanctuarii, utrumque plenum simila conspersa oleo in sacrificium: eine silberne Schüssel dar, hundertdreißig Sekel schwer, eine silberne Schale, siebzig Sekel schwer, nach dem Gewichte des Heiligtums, beide mit feinem Mehle gefüllt, das mit Öl zum Speiseopfer zubereitet war; Numer Num 4 7 26 Mortariolum aureum appendens decem siclos plenum incenso: einen goldenen Mörser, zehn Sekel schwer, voll Räucherwerk; Numer Num 4 7 27 Bovem de armento, et arietem, et agnum anniculum in holocaustum: einen Stier von der Herde, einen Widder, und ein einjähriges Lamm zum Brandopfer; Numer Num 4 7 28 Hircumque pro peccato: einen Ziegenbock zum Sündopfer; Numer Num 4 7 29 Et in sacrificio pacificorum boves duos, arietes quinque: hircos quinque, agnos anniculos quinque: hæc est oblatio Eliab filii Helon. und zwei Rinder, fünf Widder, fünf Ziegenböcke, fünf einjährige Lämmer zum Friedopfer. Das sind die Gaben Eliabs, des Sohnes Helons. Numer Num 4 7 3 Munera coram Domino sex plaustra tecta cum duodecim bobus. Unum plaustrum obtulere duo duces, et unum bovem singuli, obtuleruntque ea in conspectu tabernaculi. ihre Gaben vor den Herrn, sechs überdeckte Wagen und zwölf Rinder. Je einen Wagen brachten zwei Fürsten dar,⁴ und je einen Stier ein jeder, und brachten sie vor das Zelt. Numer Num 4 7 3 4 Wohl nach gemeinsamen Ratschluss. (V. 5) Numer Num 4 7 30 Die quarto princeps filiorum Ruben, Elisur filius Sedeur, Am vierten Tage brachte der Fürst der Söhne Rubens, Elisur, der Sohn Sedeurs, Numer Num 4 7 31 Obtulit acetabulum argenteum appendens centum triginta siclos, phialam argenteam habentem septuaginta siclos ad pondus Sanctuarii, utrumque plenum simila conspersa oleo in sacrificium: eine silberne Schüssel dar, hundertdreißig Sekel schwer, eine silberne Schale, siebzig Sekel schwer, nach dem Gewichte des Heiligtums, beide voll feinen Mehles, das mit Öl zum Speiseopfer angemacht war; Numer Num 4 7 32 Mortariolum aureum appendens decem siclos plenum incenso: einen goldenen Mörser, zehn Sekel schwer, voll Räucherwerk; Numer Num 4 7 33 Bovem de armento, et arietem, et agnum anniculum in holocaustum: einen Stier von der Herde, einen Widder, und ein einjähriges Lamm zum Brandopfer: Numer Num 4 7 34 Hircumque pro peccato: einen Ziegenbock zum Sündopfer; Numer Num 4 7 35 Et in hostias pacificorum boves duos, arietes quinque: hircos quinque, agnos anniculos quinque: hæc fuit oblatio Elisur filii Sedeur. und zwei Rinder, fünf Widder, fünf Ziegenböcke, fünf einjährige Lämmer zum Friedopfer. Das waren die Gaben Elisurs, des Sohnes Sedeurs. Numer Num 4 7 36 Die quinto princeps filiorum Simeon, Salamiel filius Surisaddai, Am fünften Tage brachte der Fürst der Söhne Simeons, Salamiel, der Sohn Surisaddais, Numer Num 4 7 37 Obtulit acetabulum argenteum appendens centum triginta siclos, phialam argenteam habentem septuaginta siclos ad pondus Sanctuarii, utrumque plenum simila conspersa oleo in sacrificium: eine silberne Schüssel dar, hundertdreißig Sekel schwer, eine silberne Schale, siebzig Sekel schwer, nach dem Gewichte des Heiligtums, beide voll feinen Mehles, das mit Öl zum Speiseopfer zubereitet war; Numer Num 4 7 38 Mortariolum aureum appendens decem siclos plenum incenso: einen goldenen Mörser, zehn Sekel schwer, voll Räucherwerk; Numer Num 4 7 39 Bovem de armento, et arietem, et agnum anniculum in holocaustum: einen Stier von der Herde, einen Widder, und ein einjähriges Lamm zum Brandopfer; Numer Num 4 7 4 Ait autem Dominus ad Moysen: Der Herr aber sprach zu Moses: Numer Num 4 7 40 Hircumque pro peccato: einen Ziegenbock zum Sündopfer; Numer Num 4 7 41 Et in hostias pacificorum boves duos, arietes quinque, hircos quinque, agnos anniculos quinque: hæc fuit oblatio Salamiel filii Surisaddai. und zwei Rinder, fünf Widder, fünf Ziegenböcke, fünf einjährige Lämmer zum Friedopfer. Das waren die Gaben Salamiels, des Sohnes Surisaddais. Numer Num 4 7 42 Die sexto princeps filiorum Gad, Eliasaph filius Duel, Am sechsten Tage brachte der Fürst der Söhne Gads, Eliasaph, der Sohn Duels, Numer Num 4 7 43 Obtulit acetabulum argenteum appendens centum triginta siclos, phialam argenteam habentem septuaginta siclos ad pondus Sanctuarii, utrumque plenum simila conspersa oleo in sacrificium: eine silberne Schüssel dar, hundertdreißig Sekel schwer, eine silberne Schale, siebzig Sekel schwer, nach dem Gewichte des Heiligtums, beide voll feinen Mehles, das mit Öl zum Speiseopfer zubereitet war; Numer Num 4 7 44 Mortariolum aureum appendens decem siclos plenum incenso: einen goldenen Mörser, zehn Sekel schwer, voll Räucherwerk; Numer Num 4 7 45 Bovem de armento, et arietem, et agnum anniculum in holocaustum: einen Stier von der Herde, einen Widder, und ein einjähriges Lamm zum Brandopfer; Numer Num 4 7 46 Hircumque pro peccato: einen Ziegenbock zum Sündopfer; Numer Num 4 7 47 Et in hostias pacificorum boves duos, arietes quinque, hircos quinque, agnos anniculos quinque: hæc fuit oblatio Eliasaph filii Duel. und zwei Rinder, fünf Widder, fünf Ziegenböcke, fünf einjährige Lämmer zum Friedopfer. Das waren die Gaben Eliasaphs, des Sohnes Duels. Numer Num 4 7 48 Die septimo princeps filiorum Ephraim, Elisama filius Ammiud, Am siebenten Tage brachte der Fürst der Söhne Ephraims, Elisama, der Sohn Ammiuds, Numer Num 4 7 49 Obtulit acetabulum argenteum appendens centum triginta siclos, phialam argenteam habentem septuaginta siclos ad pondus Sanctuarii, utrumque plenum simila conspersa oleo in sacrificium: eine silberne Schüssel dar, hundertdreißig Sekel schwer, eine silberne Schale, siebzig Sekel schwer, nach dem Gewichte des Heiligtums, beide voll feinen Mehles, das mit Öl zum Speiseopfer zubereitet war; Numer Num 4 7 5 Suscipe ab eis ut serviant in ministerio tabernaculi, et trades ea Levitis juxta ordinem ministerii sui. Nimm sie von ihnen an, damit sie bei den Verrichtungen am Zelte Dienste leisten, und übergib sie den Leviten nach der Ordnung ihres Dienstes.⁵ Numer Num 4 7 5 5 Die Kaathiter empfangen keine Wagen, weil sie die ihnen zugewiesenen Gerätschaften auf den Schultern trugen. Numer Num 4 7 50 Mortariolum aureum appendens decem siclos plenum incenso: einen goldenen Mörser, zehn Sekel schwer, voll Räucherwerk; Numer Num 4 7 51 Bovem de armento, et arietem, et agnum anniculum in holocaustum: einen Stier von der Herde, einen Widder, und ein einjähriges Lamm zum Brandopfer; Numer Num 4 7 52 Hircumque pro peccato: einen Ziegenbock zum Sündopfer; Numer Num 4 7 53 Et in hostias pacificorum boves duos, arietes quinque, hircos quinque, agnos anniculos quinque: hæc fuit oblatio Elisama filii Ammiud. und zwei Rinder, fünf Widder, fünf Ziegenböcke, fünf einjährige Lämmer zum Friedopfer. Das waren die Gaben Elisamas, des Sohnes Ammiuds. Numer Num 4 7 54 Die octavo princeps filiorum Manasse, Gamaliel filius Phadassur, Am achten Tage brachte der Fürst der Söhne Manasses, Gamaliel, der Sohn Phadassurs, Numer Num 4 7 55 Obtulit acetabulum argenteum appendens centum triginta siclos, phialam argenteam habentem septuaginta siclos ad pondus Sanctuarii, utrumque plenum simila conspersa oleo in sacrificium: eine silberne Schüssel dar, hundertdreißig Sekel schwer, eine silberne Schale, siebzig Sekel schwer, nach dem Gewichte des Heiligtums, beide voll feinen Mehles, das mit Öl zum Speiseopfer zubereitet war; Numer Num 4 7 56 Mortariolum aureum appendens decem siclos plenum incenso: einen goldenen Mörser, zehn Sekel schwer, voll Räucherwerk; Numer Num 4 7 57 Bovem de armento, et arietem, et agnum anniculum in holocaustum: einen Stier von der Herde, einen Widder, und ein einjähriges Lamm zum Brandopfer; Numer Num 4 7 58 Hircumque pro peccato: einen Ziegenbock zum Sündopfer; Numer Num 4 7 59 Et in hostias pacificorum boves duos, arietes quinque, hircos quinque, agnos anniculos quinque: hæc fuit oblatio Gamaliel filii Phadassur. und zwei Rinder, fünf Widder, fünf Ziegenböcke, fünf einjährige Lämmer zum Friedopfer. Das waren die Gaben Gamaliels, des Sohnes Phadassurs. Numer Num 4 7 6 Itaque cum suscepisset Moyses plaustra et boves, tradidit eos Levitis. Da nahm Moses die Wagen und die Stiere und übergab sie den Leviten. Numer Num 4 7 60 Die nono princeps filiorum Benjamin, Abidan filius Gedeonis, Am neunten Tage brachte der Fürst der Söhne Benjamins, Abidan, der Sohn Gedeons, Numer Num 4 7 61 Obtulit acetabulum argenteum appendens centum triginta siclos, phialam argenteam habentem septuaginta siclos ad pondus Sanctuarii, utrumque plenum simila conspersa oleo in sacrificium: eine silberne Schüssel dar, hundertdreißig Sekel schwer, eine silberne Schale, siebzig Sekel schwer, nach dem Gewichte des Heiligtums, beide voll feinen Mehles, das mit Öl zum Speiseopfer zubereitet war; Numer Num 4 7 62 Et mortariolum aureum appendens decem siclos plenum incenso: einen goldenen Mörser, zehn Sekel schwer, voll Räucherwerk; Numer Num 4 7 63 Bovem de armento, et arietem, et agnum anniculum in holocaustum: einen Stier von der Herde, einen Widder, und ein einjähriges Lamm zum Brandopfer; Numer Num 4 7 64 Hircumque pro peccato: einen Ziegenbock zum Sündopfer; Numer Num 4 7 65 Et in hostias pacificorum boves duos, arietes quinque, hircos quinque, agnos anniculos quinque: hæc fuit oblatio Abidan filii Gedeonis. und zwei Rinder, fünf Widder, fünf Ziegenböcke, fünf einjährige Lämmer zum Friedopfer. Das waren die Gaben Abidans, des Sohnes Gedeons. Numer Num 4 7 66 Die decimo princeps filiorum Dan, Ahiezer filius Ammisaddai, Am zehnten Tage brachte der Fürst der Söhne Dans, Ahiezer, der Sohn Ammisaddais, Numer Num 4 7 67 Obtulit acetabulum argenteum appendens centum triginta siclos, phialam argenteam habentem septuaginta siclos ad pondus Sanctuarii, utrumque plenum simila conspersa oleo in sacrificium: eine silberne Schüssel dar, hundertdreißig Sekel schwer, eine silberne Schale, siebzig Sekel schwer, nach dem Gewichte des Heiligtums, beide voll feinen Mehles, das mit Öl zum Speiseopfer zubereitet war; Numer Num 4 7 68 Mortariolum aureum appendens decem siclos plenum incenso: einen goldenen Mörser, zehn Sekel schwer, voll Räucherwerk; Numer Num 4 7 69 Bovem de armento, et arietem, et agnum anniculum in holocaustum: einen Stier von der Herde, einen Widder, und ein einjähriges Lamm zum Brandopfer; Numer Num 4 7 7 Duo plaustra et quatuor boves dedit filiis Gerson juxta id quod habebant necessarium. Zwei Wagen und vier Stiere gab er den Söhnen Gersons, ihrem Bedarfe entsprechend. Numer Num 4 7 70 Hircumque pro peccato: einen Ziegenbock zum Sündopfer; Numer Num 4 7 71 Et in hostias pacificorum boves duos, arietes quinque, hircos quinque, agnos anniculos quinque: hæc fuit oblatio Ahiezer filii Ammisaddai. und zwei Rinder, fünf Widder, fünf Ziegenböcke, fünf einjährige Lämmer zum Friedopfer. Das waren die Gaben Ahiezers, des Sohnes Ammisaddais. Numer Num 4 7 72 Die undecimo princeps filiorum Aser, Phegiel filius Ochran, Am elften Tage brachte der Fürst der Söhne Asers, Phegiel, der Sohn Ochrans, Numer Num 4 7 73 Obtulit acetabulum argenteum appendens centum triginta siclos, phialam argenteam habentem septuaginta siclos ad pondus Sanctuarii, utrumque plenum simila conspersa oleo in sacrificium: eine silberne Schüssel dar, hundertdreißig Sekel schwer, eine silberne Schale, siebzig Sekel schwer, nach dem Gewichte des Heiligtums, beide voll feinen Mehles, das mit Öl zum Speiseopfer zubereitet war; Numer Num 4 7 74 Mortariolum aureum appendens decem siclos plenum incenso: einen goldenen Mörser, zehn Sekel schwer, voll Räucherwerk; Numer Num 4 7 75 Bovem de armento, et arietem, et agnum anniculum in holocaustum: einen Stier von der Herde, einen Widder, und ein einjähriges Lamm zum Brandopfer; Numer Num 4 7 76 Hircumque pro peccato: einen Ziegenbock zum Sündopfer; Numer Num 4 7 77 Et in hostias pacificorum boves duos, arietes quinque, hircos quinque, agnos anniculos quinque: hæc fuit oblatio Phegiel filii Ochran. und zwei Rinder, fünf Widder, fünf Ziegenböcke, fünf einjährige Lämmer zum Friedopfer. Das waren die Gaben Phegiels, des Sohnes Ochrans. Numer Num 4 7 78 Die duodecimo princeps filiorum Nephthali, Ahira filius Enan, Am zwölften Tage brachte der Fürst der Söhne Nephthalis, Ahira, der Sohn Enans, Numer Num 4 7 79 Obtulit acetabulum argenteum appendens centum triginta siclos, phialam argenteam habentem septuaginta siclos ad pondus Sanctuarii, utrumque plenum simila oleo conspersa in sacrificium: eine silberne Schüssel dar, hundertdreißig Sekel schwer, eine silberne Schale, siebzig Sekel schwer, nach dem Gewichte des Heiligtums, beide voll feinen Mehles, das mit Öl zum Speiseopfer zubereitet war; Numer Num 4 7 8 Quatuor alia plaustra, et octo boves dedit filiis Merari secundum officia et cultum suum, sub manu Ithamar filii Aaron sacerdotis. Die andern vier Wagen und acht Stiere gab er den Söhnen Meraris, ihrem Amte und Dienste unter Ithamar entsprechend, dem Sohne Aarons, des Priesters. Numer Num 4 7 80 Mortariolum aureum appendens decem siclos plenum incenso: einen goldenen Mörser, zehn Sekel schwer, voll Räucherwerk; Numer Num 4 7 81 Bovem de armento, et arietem, et agnum anniculum in holocaustum: einen Stier von der Herde, einen Widder, und ein einjähriges Lamm zum Brandopfer; Numer Num 4 7 82 Hircumque pro peccato: einen Ziegenbock zum Sündopfer; Numer Num 4 7 83 Et in hostias pacificorum boves duos, arietes quinque, hircos quinque, agnos anniculos quinque: hæc fuit oblatio Ahira filii Enan. und zwei Rinder, fünf Widder, fünf Ziegenböcke, fünf einjährige Lämmer zum Friedopfer. Das waren die Gaben Ahiras, des Sohnes Enans. Numer Num 4 7 84 Hæc in dedicatione altaris oblata sunt a principibus Israel, in die qua consecratum est: acetabula argentea duodecim: phialæ argenteæ duodecim: mortariola aurea duodecim: Dies waren die Gaben, welche von den Fürsten Israels bei der Weihe des Altares, am Tage, da er gesalbt ward,⁹ dargebracht wurden: zwölf silberne Schüsseln, zwölf silberne Schalen, zwölf goldene Mörser; Numer Num 4 7 84 9 Also nach der Weihe (V. 88). Numer Num 4 7 85 Ita ut centum triginta siclos argenti haberet unum acetabulum, et septuaginta siclos haberet una phiala: id est, in commune vasorum omnium ex argento sicli duo millia quadringenti, pondere Sanctuarii. so dass eine Schüssel hundertdreißig Sekel Silbers hielt, und eine Schale siebzig Sekel, also alle silbernen Geschirre zusammen zweitausend vierhundert Sekel, nach dem Gewichte des Heiligtums.¹⁰ Numer Num 4 7 85 10 34,920 Kilogramm etwa 5695 Mark. Numer Num 4 7 86 Mortariola aurea duodecim plena incenso denos siclos appendentia pondere Sanctuarii: id est, simul auri sicli centum viginti: Die zwölf goldenen Mörser voll Räucherwerk wogen je zehn Sekel nach dem Gewichte des Heiligtums, das ist zusammen einhundertzwanzig Sekel Goldes.¹¹ Numer Num 4 7 86 11 1,746 Kilogramm etwa 4260 Mark. Zusammen etwa 9955 Mark. Numer Num 4 7 87 Boves de armento in holocaustum duodecim, arietes duodecim, agni anniculi duodecim, et libamenta eorum: hirci duodecim pro peccato. Zwölf Rinder von der Herde zum Brandopfer, zwölf Widder, zwölf einjährige Lämmer, mit den dazu gehörigen Trankopfern;¹² zwölf Ziegenböcke zum Sündopfer. Numer Num 4 7 87 12 Hebr.: Speiseopfer. Trankopfer sind hier nicht erwähnt. Anders [Num 15,5-7]. Numer Num 4 7 88 In hostias pacificorum boves viginti quatuor, arietes sexaginta, hirci sexaginta, agni anniculi sexaginta. Hæc oblata sunt in dedicatione altaris, quando unctum est. Rinder zum Friedopfer waren vierundzwanzig, Widder sechzig, Ziegenböcke sechzig, einjährige Lämmer sechzig. Dies waren die Gaben, welche zur Einweihung des Altares dargebracht wurden, nachdem derselbe gesalbt war. Numer Num 4 7 89 Cumque ingrederetur Moyses tabernaculum fderis, ut consuleret oraculum, audiebat vocem loquentis ad se de propitiatorio quod erat super arcam testimonii inter duos Cherubim, unde et loquebatur ei. Und wenn Moses in das Zelt des Bundes trat, um den Herrn zu befragen, so hörte er die Stimme dessen, der zu ihm vom Gnadenthrone redete, der auf der Lade des Zeugnisses zwischen den beiden Cherubim war, von dort redete er¹³ mit ihm. Numer Num 4 7 89 13 Gott Numer Num 4 7 9 Filiis autem Caath non dedit plaustra et boves: quia in Sanctuario serviunt, et onera propriis portant humeris. Den Söhnen Kaaths aber gab er keine Wagen und Stiere, weil sie im Heiligtume selbst Dienst tun und die Lasten auf ihren eigenen Schultern tragen. Numer Num 4 0 1 c. Gott bestimmt den Ort, an welchem der goldene Leuchter aufgestellt werden soll, genauer. (V. 4) B. Andere (wohl um dieselbe Zeit getroffene) Bestimmungen. (8,5 10,10) a. Vorschriften über die Weihe der Leviten (V. 19) und Einsetzung der Leviten in ihre Ämter. (V. 22) Bestimmung des Alters für Antritt und Niederlegung des Amtes. Numer Num 4 8 1 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Numer Num 4 8 10 Cumque Levitæ fuerint coram Domino, ponent filii Israel manus suas super eos. Wenn dann die Leviten vor dem Herrn stehen, sollen die Söhne Israels ihre Hände auf sie legen;⁹ Numer Num 4 8 10 9 Die zwölf Fürsten sollen dies wohl in Vertretung des Volkes tun. Numer Num 4 8 11 Et offeret Aaron Levitas, munus in conspectu Domini a filiis Israel, ut serviant in ministerio ejus. und Aaron soll die Leviten als Gabe von Seiten der Söhne Israels vor dem Herrn darbringen,¹⁰ damit sie seinen Dienst verrichten. Numer Num 4 8 11 10 Die Weise der Darbringung ist ungewiss. Vielleicht bewegten sich die Leviten in einer von Aaron bestimmten Weise vor dem Altare. Numer Num 4 8 12 Levitæ quoque ponent manus suas super capita boum, e quibus unum facies pro peccato, et alterum in holocaustum Domini, ut depreceris pro eis. Die Leviten aber sollen ihre Hände auf die Köpfe der Stiere legen, von denen du¹¹ einen als Sündopfer, den andern als Brandopfer dem Herrn zubereiten wirst, um für sie Fürbitte einzulegen. Numer Num 4 8 12 11 Besser: er, Aaron. Numer Num 4 8 13 Statuesque Levitas in conspectu Aaron et filiorum ejus, et consecrabis oblatos Domino, Alsdann sollst du¹² die Leviten vor Aaron und seine Söhne stellen, und sie als dem Herrn geopfert weihen, Numer Num 4 8 13 12 Moses ist Mittler zwischen Gott und Aaron. Numer Num 4 8 14 Ac separabis de medio filiorum Israel, ut sint mei. und sie aus der Mitte der Söhne Israels absondern, dass sie mein seien. Numer Num 4 8 15 Et postea ingredientur tabernaculum fderis, ut serviant mihi. Sicque purificabis et consecrabis eos in oblationem Domini: quoniam dono donati sunt mihi a filiis Israel. Darnach sollen sie in das Zelt des Bundes eintreten, mir zu dienen. Und also sollst du sie reinigen und zum Opfer für den Herrn weihen, denn sie sind mir von den Söhnen Israels zu eigen dargebracht; Numer Num 4 8 16 Pro primogenitis quæ aperiunt omnem vulvam in Israel, accepi eos. an Stelle der Erstgebornen, welche den Mutterschoß in Israel öffnen, habe ich sie angenommen. [Ex 13,2, Dtn 3,13, Lk 2,23] Numer Num 4 8 17 Mea sunt enim omnia primogenita filiorum Israel, tam ex hominibus quam ex jumentis. Ex die quo percussi omne primogenitum in terra gypti, sanctificavi eos mihi: Denn mir gehört alle Erstgeburt der Söhne Israels, von den Menschen wie vom Vieh. Seit dem Tage, an dem ich alle Erstgeburt im Lande Ägypten getötet habe, habe ich sie mir geheiligt, Numer Num 4 8 18 Et tuli Levitas pro cunctis primogenitis filiorum Israel: und habe die Leviten anstatt aller Erstgebornen der Söhne Israels angenommen Numer Num 4 8 19 Tradidique eos dono Aaron et filiis ejus de medio populi, ut serviant mihi pro Israel in tabernaculo fderis, et orent pro eis, ne sit in populo plaga, si ausi fuerint accedere ad Sanctuarium. und sie Aaron und seinen Söhnen aus der Mitte des Volkes zu eigen gegeben, dass sie mir statt Israels im Zelte des Bundes dienen und für sie beten,¹³ damit keine Strafe¹⁴ über das Volk komme, wenn sie es wagten, dem Heiligtume zu nahen.¹⁵ Numer Num 4 8 19 13 Nicht wie Priester, sondern zwischen Jahve und dem Volke stehend, es gleichsam vor Gottes Zorn schützend, Sühnung schaffend (nicht: betend, wie die Vulg. hat.) Numer Num 4 8 19 14 Wie über die Ägypter. Numer Num 4 8 19 15 Das Heiligtum, die Stätte der Gegenwart Gottes bei seinem Volke, soll ehrerbietig gefürchtet werden, deshalb ward unbefugte Annäherung bei Todesstrafe verboten. Den Leviten wird ausdrücklich der Zutritt gestattet, freilich unter Bedingungen: [Dtn 3,10] und [Ex 29,33] Numer Num 4 8 2 Loquere Aaron, et dices ad eum: Cum posueris septem lucernas, candelabrum in australi parte erigatur. Hoc igitur præcipe ut lucernæ contra boream e regione respiciant ad mensam panum propositionis, contra eam partem, quam candelabrum respicit, lucere debebunt. Rede zu Aaron und sage ihm:¹ Wenn du die sieben Lampen aufsetzest, so² soll der Leuchter auf der Südseite aufgestellt werden. Darum befiehl, dass die Lampen nach Norden gerichtet seien, gegen den Tisch der Schaubrote; auf die Seite, welche dem Leuchter gegenüber ist, sollen sie ihr Licht werfen. Numer Num 4 8 2 1 Die Anfertigung des heiligen Leuchters ist befohlen [Ex 25,31-40], erzählt [Ex 37,17-24]. Eine kurze Anordnung Gottes über das von den Kindern Israel zu liefernde Öl wie über die Zeit, wann die Lampen von Aaron aufgesetzt werden sollen. [Lev 24,1-4] Das laut V. 1 4 durch Moses an Aaron zu übermittelnde Gebot über die Art der Aussetzung der Lampen hängt mit [Dtn 1] nur lose zusammen. Numer Num 4 8 2 2 Hebr.: Wenn die Lampen aussetzest, so sollen die sieben Lampen nach der Vorderseite des Leuchters zu ihr Licht werfen. Da der Leuchter auf der südlichen Langseite des Heiligtums stand [Ex 25,37], fällt das Licht also nach Norden. Die weiteren Zusätze der heutigen Vulgata sind eine Glosse aus dem 8. Jahrhundert. Numer Num 4 8 20 Feceruntque Moyses et Aaron et omnis multitudo filiorum Israel super Levitis quæ præceperat Dominus Moysi: Und Moses und Aaron und die ganze Gemeinde der Söhne Israels taten an den Leviten, was der Herr dem Moses geboten hatte; Numer Num 4 8 21 Purificatique sunt, et laverunt vestimenta sua. Elevavitque eos Aaron in conspectu Domini, et oravit pro eis, und sie reinigten sich und wuschen ihre Kleider. Und Aaron brachte sie vor dem Herrn dar und betete für sie, Numer Num 4 8 22 Ut purificati ingrederentur ad officia sua in tabernaculum fderis coram Aaron et filiis ejus. Sicut præceperat Dominus Moysi de Levitis, ita factum est, dass sie gereinigt in das Zelt des Bundes zu ihrem Amte vor Aaron und seinen Söhnen eintraten. Wie der Herr dem Moses wegen der Leviten geboten hatte, so geschah es. Numer Num 4 8 23 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Numer Num 4 8 24 Hæc est lex Levitarum: A viginti quinque annis et supra, ingredientur ut ministrent in tabernaculo fderis. Dies sind die Bestimmungen über die Leviten: Vom fünfundzwanzigsten Jahre an und darüber¹⁶ sollen sie eintreten, um im Zelte des Bundes Dienst zu tun. Numer Num 4 8 24 16 Um Dienst zu tun. Für die härteren Arbeiten der Fortschaffung wird das 30. Jahr gefordert. [Dtn 4,30] Numer Num 4 8 25 Cumque quinquagesimum annum ætatis impleverint, servire cessabunt: Und wenn sie das fünfzigste Jahr ihres Alters vollendet haben, sollen sie aufhören Dienst zu tun Numer Num 4 8 26 Eruntque ministri fratrum suorum in tabernaculo fderis, ut custodiant quæ sibi fuerint commendata, opera autem ipsa non faciant. Sic dispones Levitis in custodiis suis. und sollen Diener ihrer Brüder im Zelte des Bundes sein,¹⁷ um Acht zu haben auf das, was ihnen befohlen wird, Dienst aber selbst sollen sie nicht verrichten. So sollst du über die Leviten verfügen und ihren Dienst bestimmen. Numer Num 4 8 26 17 Hilfe leistend, wohl besonders in den ehrenvollen Verrichtungen. Numer Num 4 8 3 Fecitque Aaron, et imposuit lucernas super candelabrum, ut præceperat Dominus Moysi. Und Aaron tat also und setzte die Lampen auf den Leuchter, wie der Herr dem Moses geboten hatte.³ Numer Num 4 8 3 3 Der Hohepriester stellt die Lampen auf den Leuchter, die Priester richten sie zu. Numer Num 4 8 4 Hæc autem erat factura candelabri, ex auro ductili, tam medius stipes, quam cuncta quæ ex utroque calamorum latere nascebantur: juxta exemplum quod ostendit Dominus Moysi, ita operatus est candelabrum. Der Leuchter aber war so gearbeitet: Aus getriebener Arbeit war er von Gold, sowohl der mittlere Schaft, wie alles, was auf beiden Seiten der Röhren herauskam; nach dem Vorbilde, welches der Herr dem Moses gezeigt hatte, fertigte er den Leuchter an.⁴ Numer Num 4 8 4 4 Hinweis auf [Ex 25,31]. Numer Num 4 8 5 Et locutus est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Numer Num 4 8 6 Tolle Levitas de medio filiorum Israel, et purificabis eos Nimm die Leviten aus der Mitte der Söhne Israels und reinige sie⁵ Numer Num 4 8 6 5 Weihe der Leviten in Ausführung des [Dtn 3,5-13] von Gott Angeordneten. V. 6 ist ein an Moses gerichteter Befehl, den er durch Aaron kann (oder soll) ausführen lassen. Numer Num 4 8 7 Juxta hunc ritum: Aspergantur aqua lustrationis, et radant omnes pilos carnis suæ. Cumque laverint vestimenta sua, et mundati fuerint. nach diesem Verfahren: Sie sollen sich mit dem Wasser der Reinigung besprengen und alle Haare⁶ an ihrem Leibe abscheeren. Alsdann sollen sie ihre Kleider waschen, und rein sein, Numer Num 4 8 7 6 Haupt- und Barthaar. Drei Dinge machen die geforderte Reinheit aus. Das Reinigungswasser ist entweder das [Num 19] genannte oder ein anderes. Numer Num 4 8 8 Tollent bovem de armentis, et libamentum ejus similam oleo conspersam: bovem autem alterum de armento tu accipies pro peccato: und einen Stier von der Herde nehmen, dazu das Speiseopfer von feinem Mehl, mit Öl angemacht; und du sollst einen zweiten Stier von der Herde zum Sündopfer nehmen,⁷ Numer Num 4 8 8 7 Nehmen lassen. Numer Num 4 8 9 Et applicabis Levitas coram tabernaculo fderis, convocata omni multitudine filiorum Israel. die Leviten vor das Zelt des Bundes treten lassen, und die ganze Gemeinde der Söhne Israels berufen.⁸ Numer Num 4 8 9 8 Da alle Gegenwärtigen ihre Erstgeborenen hätten darbringen müssen, ziemte es sich, dass die Israeliten zugegen waren, als die Leviten an der Stelle der Erstgeborenen dargebracht wurden. Numer Num 4 0 1 b. Erklärung Gottes, wann diejenigen, welche Ostern nicht zur rechten Zeit feiern konnten, es zu begehen haben. (V. 14) c. Die Wolken- und Feuersäule gibt das Zeichen zum Abbruch oder zum Aufschlagen des Lagers. Numer Num 4 9 1 Locutus est Dominus ad Moysen in deserto Sinai anno secundo, postquam egressi sunt de terra gypti, mense primo dicens: Der Herr redete zu Moses in der Wüste Sinai, im zweiten Jahre, nachdem sie aus dem Lande Ägypten ausgezogen waren, im ersten Monat,¹ und sprach: Numer Num 4 9 1 1 Der 14. Tag des zweiten Monats liegt hinter dem ersten Tage [Dtn 1,1] und vor dem 20. [Dtn 10,11]. Numer Num 4 9 10 Loquere filiis Israel: Homo qui fuerit immundus super anima, sive in via procul in gente vestra, faciat Phase Domino Sage den Söhnen Israels: Wer von eurem Volke wegen⁵ einer Leiche unrein ist, oder auf einer weiten Reise ist, soll dem Herrn das Phase feiern Numer Num 4 9 10 5 Bei euch oder bei euren künftigen Geschlechtern. Numer Num 4 9 11 In mense secundo, quartadecima die mensis ad vesperam: cum azymis et lactucis agrestibus comedent illud: im zweiten Monat, am vierzehnten Tage des Monats am Abend;⁶ mit ungesäuertem Brot und wildem Lattich sollen sie es essen, Numer Num 4 9 11 6 [Ex 12] war dieser Zusatz nicht gemacht, sondern erst als die Notwendigkeit herantrat, gab Gott denselben. Dass Änderungen des Gesetzes in gewissen Punkten wegen zwingender Umstände zulässig seien, besonders durch Propheten, war deshalb bleibende Überzeugung der Israeliten. Vergl. [1Makk 4,16, 1Makk 14,41]. Numer Num 4 9 12 Non relinquent ex eo quippiam usque mane, et os ejus non confringent, omnem ritum Phase observabunt. und nichts davon übrig lassen bis zum Morgen, und kein Bein an ihm zerbrechen, und sollen alle Gebräuche des Phase beobachten. [Ex 12,46, Joh 19,36] Numer Num 4 9 13 Si quis autem et mundus est, et in itinere non fuit, et tamen non fecit Phase, exterminabitur anima illa de populis suis, quia sacrificium Domino non obtulit tempore suo: peccatum suum ipse portabit. Ist aber jemand rein und nicht auf der Reise, und feiert dennoch das Phase nicht, dessen Seele soll aus seinem Volke weggetilgt werden, weil er dem Herrn nicht zu seiner Zeit sein Opfer dargebracht hat; er selbst soll seine Sünde tragen. Numer Num 4 9 14 Peregrinus quoque et advena si fuerint apud vos, facient Phase Domino juxta ceremonias et justificationes ejus. Præceptum idem erit apud vos tam advenæ quam indigenæ. Und wenn ein Fremder oder ein Ankömmling⁷ bei euch weilt, sollen sie dem Herrn das Phase nach seinen Vorschriften und Satzungen feiern. Ein Gesetz soll bei euch gelten, sowohl für den Ankömmling, wie für den Eingebornen. Numer Num 4 9 14 7 Die sich haben beschneiden lassen. Numer Num 4 9 15 Igitur die qua erectum est tabernaculum, operuit illud nubes. A vespere autem super tentorium erat quasi species ignis usque mane. An dem Tage also, an welchem das Zelt errichtet ward,⁸ bedeckte die Wolke dasselbe.⁹ Vom Abende aber bis zum Morgen war es über dem Zelte wie Feuerschein. [Ex 40,36, Dtn 7,1] Numer Num 4 9 15 8 Am ersten Tage des zweiten Jahres nach dem Auszuge. [Ex 40,15] Numer Num 4 9 15 9 Nur das Zelt, nicht den Vorhof. Numer Num 4 9 16 Sic fiebat jugiter: per diem operiebat illud nubes, et per noctem quasi species ignis. So geschah es beständig; bei Tag bedeckte die Wolke dasselbe, und bei Nacht der Feuerschein. Numer Num 4 9 17 Cumque ablata fuisset nubes, quæ tabernaculum protegebat, tunc proficiscebantur filii Israel: et in loco ubi stetisset nubes, ibi castrametabantur. Wenn die Wolke, die das Zelt bedeckte, sich erhob, brachen die Söhne Israels auf; und an dem Orte, wo die Wolke stille stand, schlugen sie ihr Lager auf.¹⁰ Numer Num 4 9 17 10 V. 15 23 beschreiben allgemein die stehende Weise des Zuges, ebenso [Dtn 10,1-10] den Gebrauch der Trompeten. Die Anordnungen Gottes betreffs der letzteren sind wohl vor dem Aufbruche vom Sinai gegeben. Numer Num 4 9 18 Ad imperium Domini proficiscebantur, et ad imperium illius figebant tabernaculum. Cunctis diebus quibus stabat nubes super tabernaculum, manebant in eodem loco: Nach des Herrn Befehl brachen sie auf, und nach seinem Befehle lagerten sie sich; die ganze Zeit, während die Wolke über dem Zelte stand, blieben sie an demselben Orte. [1Kor 10,1] Numer Num 4 9 19 Et si evenisset ut multo tempore maneret super illud, erant filii Israel in excubiis Domini, et non proficiscebantur Und wenn es geschah, dass sie lange Zeit darüber weilte, so lagen die Söhne Israels dem Dienste des Herrn ob und zogen nicht weiter, Numer Num 4 9 2 Faciant filii Israel Phase in tempore suo, Die Söhne Israels sollen das Phase zu seiner Zeit feiern, [Ex 12,3] Numer Num 4 9 20 Quot diebus fuisset nubes super tabernaculum. Ad imperium Domini erigebant tentoria, et ad imperium illius deponebant. so lange¹¹ die Wolke über dem Zelte stand. Nach des Herrn Befehl schlugen sie ihre Zelte auf, und nach seinem Befehle brachen sie dieselben ab. Numer Num 4 9 20 11 Hebr.: Es kam aber auch vor, dass die Wolke nur wenige Tage (also seltener wenige Tage als viele) stand. Gegensatz V. 19: lange. Numer Num 4 9 21 Si fuisset nubes a vespere usque mane, et statim diluculo tabernaculum reliquisset, proficiscebantur: et, si post diem et noctem recessisset, dissipabant tentoria. Wenn die Wolke vom Abende bis zum Morgen blieb, aber sogleich bei Tagesanbruch das Zelt verließ, so brachen sie alsdann auf; und wenn sie erst nach einem Tage und einer Nacht wich, so brachen sie dann ihre Zelte ab. Numer Num 4 9 22 Si vero biduo aut uno mense vel longiori tempore fuisset super tabernaculum, manebant filii Israel in eodem loco, et non proficiscebantur: statim autem ut recessisset, movebant castra. Wenn sie aber zwei Tage, oder einen Monat, oder noch längere Zeit über dem Zelte blieb, so weilten die Söhne Israels an demselben Orte und setzten den Zug nicht fort; aber sobald sie sich erhoben hatte, brachen sie auf. Numer Num 4 9 23 Per verbum Domini figebant tentoria, et per verbum illius proficiscebantur: erantque in excubiis Domini juxta imperium ejus per manum Moysi. Nach dem Worte des Herrn schlugen sie ihre Zelte auf und nach seinem Worte zogen sie weiter, und sie waren im Dienste des Herrn nach seinem Befehle, den er durch Moses gegeben. Numer Num 4 9 3 Quartadecima die mensis hujus ad vesperam, juxta omnes ceremonias et justificationes ejus. am vierzehnten Tage dieses Monats am Abend, nach allen für dasselbe geltenden Vorschriften und Satzungen.² Numer Num 4 9 3 2 Das Gebot, das Phase zu halten, war wohl zunächst für die baldigst zu erwartende Zeit des Lebens in Chanaan gegeben. [Ex 12,25] Hier wird es als auch für den Wüstenaufenthalt geltend bezeichnet. Numer Num 4 9 4 Præcepitque Moyses filiis Israel ut facerent Phase. Und Moses gebot den Söhnen Israels, das Phase zu feiern. Numer Num 4 9 5 Qui fecerunt tempore suo: quartadecima die mensis ad vesperam in monte Sinai. Juxta omnia quæ mandaverat Dominus Moysi, fecerunt filii Israel. Da feierten sie es zu seiner Zeit, am vierzehnten Tage des Monats am Abend, am Berge Sinai. Allem gemäß, was der Herr dem Moses geboten hatte, taten die Söhne Israels.³ Numer Num 4 9 5 3 Nur dieses Phase wird unter allen in der Wüste gefeierten erwähnt, weil es zu einem neuen Gesetze Anlass gab. Numer Num 4 9 6 Ecce autem quidam immundi super anima hominis, qui non poterant facere Phase in die illo, accedentes ad Moysen et Aaron, Und siehe, es waren einige wegen der Leiche eines Menschen unrein, so dass sie das Phase an diesem Tage nicht feiern konnten; diese traten zu Moses und Aaron⁴ Numer Num 4 9 6 4 Durch Boten, denn nach [Dtn 5,2] durften sie nicht mit dem übrigen Volke zusammen sein. Numer Num 4 9 7 Dixerunt eis: Immundi sumus super anima hominis: quare fraudamur ut non valeamus oblationem offerre Domino in tempore suo inter filios Israel? und sprachen zu ihnen: Wir sind wegen der Leiche eines Menschen unrein; warum sollen wir verkürzt werden und nicht dem Herrn zu seiner Zeit unter den Söhnen Israels die Opfergabe darbringen dürfen? Numer Num 4 9 8 Quibus respondit Moyses: State ut consulam quid præcipiat Dominus de vobis. Da antwortete Moses ihnen: Wartet, dass ich erfrage, was der Herr betreffs eurer bestimmt. Numer Num 4 9 9 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Numer Num 4 0 1 d. Angabe der Trompetenzeichen zum Aufbruch des ganzen Volkes und zur Ordnung des Zuges. (V. 10) 3. Ereignisse auf der Wanderung bis zur Verwerfung des aus Ägypten ausgezogenen rebellischen Geschlechtes. (10,11 14,45) A. Fortwährendes Murren des Volkes auf dem Wege vom Berge Sinai bis zur Wüste Pharan (Sin), nahe an der Südgrenze Palästinas (10,11 12,15): Die Israeliten ziehen in der von Gott bestimmten Ordnung vom Berge Sinai ab (V. 28), unter Führung Moses, der seinen Schwager Hobab mit sich führt, (V. 32) kommen sie, während die Wolkensäule ihnen vorangeht, nach drei Tagen zur Wüste Pharan. Numer Num 4 10 1 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Numer Num 4 10 10 Si quando habebitis epulum, et dies festos, et calendas, canetis tubis super holocaustis, et pacificis victimis, ut sint vobis in recordationem Dei vestri: ego Dominus Deus vester. Wenn ihr ein Freudenmahl, oder Festtage, oder Neumonde habt, sollt ihr die Trompeten zu euren Brandopfern und Friedopfern blasen, dass sie euch Gedenken vor euerm Gott schaffen. Ich bin der Herr, euer Gott. Numer Num 4 10 11 Anno secundo, mense secundo, vigesima die mensis elevata est nubes de tabernaculo fderis: Im zweiten Jahre, im zweiten Monat, am zwanzigsten Tage des Monats, erhob sich die Wolke von dem Zelte des Bundes. Numer Num 4 10 12 Profectique sunt filii Israel per turmas suas de deserto Sinai, et recubuit nubes in solitudine Pharan. Da brachen die Söhne Israels nach ihren Abteilungen aus der Wüste Sinai auf, und die Wolke ließ sich in der Wüste Pharan nieder.⁹ [Ex 19,1] Numer Num 4 10 12 9 Wohl während längerer Zeit. Der erste Ort des längeren Aufenthaltes, gleichsam das Ergebnis des ersten Abschnittes der Wanderung durch die Wüste, wird sogleich am Anfang angegeben. Dann folgt (bis [Dtn 12,16]) eine Darlegung des bis zur Erreichung dieses Ziels Vorgefallenen. Numer Num 4 10 13 Moveruntque castra primi juxta imperium Domini in manu Moysi, Zum ersten Male brachen¹⁰ nach des Herrn Befehl durch Moses¹¹ Numer Num 4 10 13 10 Nachdem die Wolke das Zeichen gegeben. Numer Num 4 10 13 11 Der Inhalt dieses Befehls wird V. 15 28 entsprechend dem [Dtn 2] dargelegt durch Schilderung der gewöhnlichen Ordnung des Zuges. Numer Num 4 10 14 Filii Juda per turmas suas: quorum princeps erat Nahasson filius Aminadab. die Söhne Judas nach ihren Abteilungen auf, deren Anführer Nahasson, der Sohn Aminadabs, war. Numer Num 4 10 15 In tribu filiorum Issachar fuit princeps Nathanael filius Suar. Im Stamme der Söhne Issachars war Nathanael, der Sohn Suars, der Anführer. Numer Num 4 10 16 In tribu Zabulon erat princeps Eliab filius Helon. Im Stamme Zabulon war Eliab, der Sohn Helons, der Anführer. Numer Num 4 10 17 Depositumque est tabernaculum, quod portantes egressi sunt filii Gerson et Merari. Hierauf ward das Zelt abgebrochen, und die Söhne Gersons und Meraris brachen auf und trugen es.¹² Numer Num 4 10 17 12 Ergänzung zu [Dtn 2,17]. So konnten die Gersoniter und die Merariter das Zelt aufrichten, ehe die Kaathiter herankamen. Numer Num 4 10 18 Profectique sunt et filii Ruben, per turmas et ordinem suum: quorum princeps erat Helisur filius Sedeur. Sodann brachen die Söhne Rubens nach ihren Abteilungen und ihrer Ordnung auf; ihr Anführer war Helisur, der Sohn Sedeurs. Numer Num 4 10 19 In tribu autem filiorum Simeon, princeps fuit Salamiel filius Surisaddai. Im Stamme der Söhne Simeons war Salamiel, der Sohn Surisaddais, der Anführer. Numer Num 4 10 2 Fac tibi duas tubas argenteas ductiles, quibus convocare possis multitudinem quando movenda sunt castra. Mache dir zwei silberne Trompeten¹ in getriebener Arbeit, damit du die Gemeinde mit denselben zusammenrufen kannst, wenn² das Lager abgebrochen werden soll. Numer Num 4 10 2 1 Auf dieser Reise traten die Trompeten besonders in Wirksamkeit. Nach Flav. Joseph waren sie fast eine Elle lang und hatten eine gerade dünne, enge Röhre, aber eine breite Schallmündung. Dies entspricht der Darstellung auf dem Triumphbogen des Titus. Numer Num 4 10 2 2 Und um das Lager aufbrechen zu lassen. Numer Num 4 10 20 Porro in tribu Gad erat princeps Eliasaph filius Duel. Im Stamme Gad war Eliasaph, der Sohn Duels, der Anführer. Numer Num 4 10 21 Profectique sunt et Caathitæ portantes Sanctuarium. Tamdiu tabernaculum portabatur, donec venirent ad erectionis locum. Sodann brachen die Kaathiten auf, welche das Heiligtum trugen.¹³ Das Zelt ward so lange getragen, bis man zu dem Orte kam, wo es errichtet werden sollte. Numer Num 4 10 21 13 Das Folgende nach dem Hebr.: Bis zu ihrer Ankunft hatte man die Wohnung bereits aufgerichtet. Numer Num 4 10 22 Moverunt castra et filii Ephraim per turmas suas, in quorum exercitu princeps erat Elisama filius Ammiud. Hierauf brachen die Söhne Ephraims nach ihren Abteilungen auf; der Anführer ihrer Heeresschaar war Elisama, der Sohn Ammiuds. Numer Num 4 10 23 In tribu autem filiorum Manasse princeps fuit Gamaliel filius Phadassur. Im Stamme der Söhne Manasses aber war Gamaliel, der Sohn Phadassurs, der Anführer. Numer Num 4 10 24 Et in tribu Benjamin erat dux Abidan filius Gedeonis. Im Stamme Benjamin war Abidan, der Sohn Gedeons, der Anführer. Numer Num 4 10 25 Novissimi castrorum omnium profecti sunt filii Dan per turmas suas, in quorum exercitu princeps fuit Ahiezer filius Ammisaddai. Zuletzt vom ganzen Lager brachen die Söhne Dans nach ihren Abteilungen auf, deren Heerführer Ahiezer, der Sohn Ammisaddais, war. Numer Num 4 10 26 In tribu autem filiorum Aser erat princeps Phegiel filius Ochran. Im Stamme der Söhne Asers war Phegiel, der Sohn Ochrans, der Anführer. Numer Num 4 10 27 Et in tribu filiorum Nephthali princeps fuit Ahira filius Enan. Im Stamme der Söhne Nephthalis war Ahira, der Sohn Enans, der Anführer. Numer Num 4 10 28 Hæc sunt castra, et profectiones filiorum Israel per turmas suas quando egrediebantur. Das ist die Lagerordnung und der Aufbruch der Söhne Israels nach ihren Abteilungen, wenn sie aufbrachen. Numer Num 4 10 29 Dixitque Moyses Hobab filio Raguel Madianitæ, cognato suo: Proficiscimur ad locum, quem Dominus daturus est nobis: veni nobiscum, ut benefaciamus tibi: quia Dominus bona promisit Israeli. Und Moses sprach zu Hobab, dem Sohne Raguels,¹⁴ dem Madianiter, seinem Verwandten: Wir brechen jetzt nach dem Orte auf, welchen der Herr uns geben wird; komm mit uns, damit wir dir Gutes tun; denn der Herr hat Israel Gutes verheißen. Numer Num 4 10 29 14 Jethros. [Ex 18,1-26] Numer Num 4 10 3 Cumque increpueris tubis, congregabitur ad te omnis turba ad ostium tabernaculi fderis. Und wenn du die Trompeten blasen lässest,³ soll sich die ganze Gemeinde zu dir vor dem Eingange des Zeltes des Bundes versammeln. Numer Num 4 10 3 3 In Einzelstößen. Die Fortsetzung V. 4, 7. Der Text ist von den Abschreibern verstümmelt. Ohne: und. Es sind die [Num 1,5-15] Genannten. Numer Num 4 10 30 Cui ille respondit: Non vadam tecum, sed revertar in terram meam, in qua natus sum. Dieser antwortete ihm: Ich werde nicht mit dir ziehen, sondern in mein Land zurückkehren, in dem ich geboren bin.¹⁵ [Ex 18,27] Numer Num 4 10 30 15 Er will wohl die Bedingungen kennen, ehe er die Bitte erfüllt. Er tut, als sollte er sich allein ohne seine Verwandten den Israeliten anschließen. Numer Num 4 10 31 Et ille: Noli, inquit, nos relinquere: tu enim nosti in quibus locis per desertum castra ponere debeamus, et eris ductor noster. Er sprach: Verlass uns nicht; denn du weißt, an welchen Stellen wir in der Wüste ein Lager aufschlagen können, und sollst unser Führer sein.¹⁶ Numer Num 4 10 31 16 Die Wolke gab an, wann sie aufbrechen und wohin sie ziehen sollten. Doch Brunnen und Weiden in der Nähe der Aufenthaltsstätten konnte ein kundiger Mann weisen und Kundschafter sein. Oder hat Moses vielleicht die Befragung Gottes hier unterlassen und ist nur der natürlichen Liebe zu seinem Schwager gefolgt? (Vergl. [Ex 4,20]) Numer Num 4 10 32 Cumque nobiscum veneris, quidquid optimum fuerit ex opibus, quas nobis traditurus est Dominus, dabimus tibi. Und wenn du mit uns ziehst,¹⁷ wollen wir dir das Beste von allen Gütern geben, welche der Herr uns geben wird. Numer Num 4 10 32 17 Hebr.: Wenn du mit uns ziehst und uns dann all das reiche Gut zu Teil wird, mit dem Jahve uns beschenken will, so wollen wir dich reichlich bedenken. Numer Num 4 10 33 Profecti sunt ergo de monte Domini viam trium dierum, arcaque fderis Domini præcedebat eos, per dies tres providens castrorum locum. So zogen sie denn vom Berge des Herrn drei Tagereisen weiter, und die Lade des Bundes des Herrn ging ihnen voraus,¹⁸ drei Tage hindurch den Lagerort bestimmend. Numer Num 4 10 33 18 Besser hebr.: vor ihren Augen. Die Wolkensäule war in der Mitte und vorher hatten sie dieselbe nicht gesehen, da sie im Heiligtume verborgen war. Numer Num 4 10 34 Nubes quoque Domini super eos erat per diem cum incederent. Auch schwebte die Wolke des Herrn des Tages über ihnen, wenn sie dahinzogen.¹⁹ Numer Num 4 10 34 19 Hebr.: aufbrachen aus dem Lager. Numer Num 4 10 35 Cumque elevaretur arca, dicebat Moyses: Surge Domine, et dissipentur inimici tui, et fugiant qui oderunt te, a facie tua. Und wenn die Lade erhoben ward, sprach Moses: Erhebe dich, o Herr! es mögen sich deine Feinde zerstreuen, und die dich hassen, fliehen vor deinem Angesichte.²⁰ [Ps 67,2] Numer Num 4 10 35 20 Wohl Anfang eines von Moses gedichteten Psalmes. Numer Num 4 10 36 Cum autem deponeretur, ajebat: Revertere Domine ad multitudinem exercitus Israel. Wurde sie aber niedergestellt, so sagte er: Kehre wieder,²¹ o Herr, zu der Menge des Heerlagers Israels! Numer Num 4 10 36 21 Wohl hebräischer Schreibfehler für: Ruhe. Numer Num 4 10 4 Si semel clangueris, venient ad te principes, et capita multitudinis Israel. Wenn du nur einmal⁴ blasen lässest, sollen die Fürsten und Häupter der Gemeinde Israels zu dir kommen. Numer Num 4 10 4 4 Hebr.: mit einer. Numer Num 4 10 5 Si autem prolixior atque concisus clangor increpuerit, movebunt castra primi qui sunt ad orientalem plagam. Wenn der Schall aber länger und mit Unterbrechungen⁵ erklingt, so sollen zuerst diejenigen aufbrechen, welche nach Osten zu lagern. Numer Num 4 10 5 5 Durch schmetterndes Trompeten, im Gegensatz zu den kurzen Einzelstößen. Numer Num 4 10 6 In secundo autem sonitu et pari ululatu tubæ, levabunt tentoria qui habitant ad meridiem: et juxta hunc modum reliqui facient, ululantibus tubis in profectionem. Wenn die Trompeten zum zweiten Male und auf ähnliche Weise erschallen, so sollen diejenigen aufbrechen, welche nach Süden zu lagern, und so sollen auch die übrigen tun, wenn die Trompeten zum Aufbruche blasen.⁶ Numer Num 4 10 6 6 Nach der Septuag weiter: Und wenn zum dritten Male geblasen wird, wird das Lager im Westen aufbrechen, wenn zum vierten Male, das Lager im Norden. Numer Num 4 10 7 Quando autem congregandus est populus, simplex tubarum clangor erit, et non concise ululabunt. Wenn aber das Volk versammelt werden soll, soll der Klang der Trompeten einfach sein und nicht in Absätzen erschallen. Numer Num 4 10 8 Filii autem Aaron sacerdotes clangent tubis: eritque hoc legitimum sempiternum in generationibus vestris. Die Söhne Aarons, die Priester, sollen die Trompeten blasen; und das soll eine für euch von Geschlecht zu Geschlecht ewig geltende Vorschrift sein. Numer Num 4 10 9 Si exieritis ad bellum de terra vestra contra hostes qui dimicant adversum vos, clangetis ululantibus tubis, et erit recordatio vestri coram Domino Deo vestro, ut eruamini de manibus inimicorum vestrorum. Wenn ihr aus eurem Lande zum Kampfe ausziehet⁷ gegen Feinde, die gegen euch streiten, so sollt ihr mit den Trompeten blasen;⁸ und so wird euer vor dem Herrn, euerm Gott, gedacht werden, dass ihr aus den Händen eurer Feinde errettet werdet. Numer Num 4 10 9 7 Richtiger: In Krieg geratet in eurem Lande. Numer Num 4 10 9 8 Eine Benutzung dieser heiligen Trompeten in Kriegszeiten wird erwähnt [Dtn 31,6] gegen Madian, [2Chr 13,12.14]. (Abija gegen Jeroboam), [1Makk 4,40, 1Makk 5,33, 1Makk 16,8]. Numer Num 4 0 1 Auf dem Marsche zur Wüste Pharan a. muss Gott die über ihre Mühseligkeiten Klagenden erzürnt strafen, indem er den äußersten Teil des Lagers verbrennen lässt. (V. 3) b. Da die Israeliten aus Widerwillen gegen das Manna Fleisch fordern (V. 9), verheißt Gott dem Moses, der sich unfähig erklärt, das ganze Volk zu leiten (V. 15), er werde ihm helfen und auch dem Volke Fleisch geben. (V. 23) Gott teilt 70 Ältesten prophetischen Geist mit (V. 30) und sendet Wachteln, das Volk gleichzeitig schwer strafend. Numer Num 4 11 1 Interea ortum est murmur populi, quasi dolentium pro labore, contra Dominum. Quod cum audisset Dominus, iratus est. Et accensus in eos ignis Domini devoravit extremam castrorum partem. Inzwischen erhob sich ein Murren des Volkes wider den Herrn,¹ das sich über seine Beschwerden beklagte. Als dies der Herr hörte,² ward er erzürnt; und das Feuer des Herrn ging wider sie aus³ und verzehrte den äußersten Teil des Lagers. [Ps 77,19.21, 1Kor 10,10] Numer Num 4 11 1 1 Richtiger: Vor den Ohren des Herrn. Numer Num 4 11 1 2 Das Hören Gottes ist nie ein folgenloses. Ihm folgt hier die Strafe des Murrens, wie [Dtn 12,2, Dtn 14,27], ein anderes Mal Errettung der Notleidenden [Gen 21,17, Ex 2,24], oder Erhörung der Betenden [Gen 30,17.22] u. a. Numer Num 4 11 1 3 Strafend und vor dem Beharren im Murren warnend. Numer Num 4 11 10 Audivit ergo Moyses flentem populum per familias, singulos per ostia tentorii sui. Iratusque est furor Domini valde: sed et Moysi intoleranda res visa est. Moses hörte also Familie um Familie¹³ am Eingange ihrer Zelte weinen. Und es entbrannte der Zorn des Herrn sehr;¹⁴ und auch Moses schien es unerträglich, Numer Num 4 11 10 13 Der als allgemein geschilderte Umstand soll wohl auf V. 11 17 vorbereiten, das Verlangen Moses nach Gehilfen begründen. Numer Num 4 11 10 14 Die Wirkung des Zornes wird erst V. 33 berichtet. Moses wartet nicht, bis Gott über das Volk klagt, sondern beginnt selbst mit der Klage, in der Absicht, das Volk zu verteidigen und Hilfe zu erlangen. Die letztere wird ihm gewährt, doch über das Volk kommt die Strafe. (V. 33) Die Entschuldigung ist, dass das Volk keine Ratgeber hat. Als es sich offen empört, gehorcht Moses dessen Verlangen und fordert andere Ratgeber. Numer Num 4 11 11 Et ait ad Dominum: Cur afflixisti servum tuum? quare non invenio gratiam coram te? et cur imposuisti pondus universi populi hujus super me? und er sprach zu dem Herrn: Warum hast du deinem Knechte dies zu Leide getan? Warum finde ich nicht Gnade vor dir, und warum hast du die Last dieses ganzen Volkes auf mich¹⁵ gelegt? Numer Num 4 11 11 15 Mich allein. Numer Num 4 11 12 Numquid ego concepi omnem hanc multitudinem, vel genui eam, ut dicas mihi: Porta eos in sinu tuo sicut portare solet nutrix infantulum, et defer in terram, pro qua jurasti patribus eorum? Habe ich¹⁶ denn all dies Volk empfangen, oder ich es geboren, dass du zu mir sagst: Trage sie an deinem Busen, wie eine Amme ein kleines Kind zu tragen pflegt, und trage sie hin in das Land, das du ihren Vätern zugeschworen hast? Numer Num 4 11 12 16 Gott hatte sich [Ex 4,22ff] als Vater Israels bekannt. Numer Num 4 11 13 Unde mihi carnes ut dem tantæ multitudini? flent contra me, dicentes: Da nobis carnes ut comedamus. Woher soll ich Fleisch nehmen, um es einer so großen Menge zu geben? Sie weinen wider mich¹⁷ und sagen: Gib uns Fleisch zu essen! Numer Num 4 11 13 17 Nicht gegen dich. Numer Num 4 11 14 Non possum solus sustinere omnem hunc populum, quia gravis est mihi. Ich allein vermag dieses ganze Volk nicht zu tragen; denn es ist zu schwer für mich. Numer Num 4 11 15 Sin aliter tibi videtur, obsecro ut interficias me, et inveniam gratiam in oculis tuis, ne tantis afficiar malis. Wenn es dir aber anders gut scheint, so bitte ich dich, töte mich und lass mich Gnade in deinen Augen finden, dass ich kein so großes Übel erleiden muss.¹⁸ Numer Num 4 11 15 18 Hebr.: Wenn du mir dies antun willst, so töte mich lieber gleich ganz, wenn ich dir noch etwas gelte, damit ich mein Elend nicht mehr anzusehen brauche. Vergleiche hiermit den Wunsch des Elias [1Kön 19,4] und des Jeremias [Jer 15,10] und [Jer 20,14ff] [Ex 32ff] erfüllt ihn nur der Eifer für Gott; hier fühlt er sich niedergedrückt und ist ungeduldig wie [Num 12,3] und [Num 20,10]. Er bittet um Fleisch, als ob dies dem Volk gebührte, dessen Vater zu sein Gott verheißen, und weist auf seine Leiden hin. Aus diesen Gründen wird er nicht voll erhört: Er erlangt das Fleisch für das Volk, aber dieses muss Strafe leiden, er erhält Helfer, aber wird durch die Tat Eldads und Medads beschämt. Numer Num 4 11 16 Et dixit Dominus ad Moysen: Congrega mihi septuaginta viros de senibus Israel, quos tu nosti quod senes populi sint ac magistri: et duces eos ad ostium tabernaculi fderis, faciesque ibi stare tecum, Da sprach der Herr zu Moses: Rufe mir siebzig Männer von den Ältesten Israels zusammen, von denen du weißt, dass sie die Vornehmsten des Volkes und seine Führer sind, und führe sie an den Eingang des Zeltes des Bundes, und lasse sie daselbst bei dir stehen, Numer Num 4 11 17 Ut descendam et loquar tibi: et auferam de spiritu tuo, tradamque eis, ut sustentent tecum onus populi, et non tu solus graveris. dann will ich herabkommen und mit dir reden; und ich will etwas von deinem Geiste nehmen¹⁹ und ihnen geben, dass sie die Last des Volkes mit dir tragen und du nicht allein damit beschwert seiest.²⁰ Numer Num 4 11 17 19 Will ihnen ähnliche geistige Gaben verleihen wie dir, ohne dass die deinigen dadurch verringert werden. (Aug.) Numer Num 4 11 17 20 Aus der Zahl der Ältesten, welche bereits vor Moses [Ex 4,29] unter den Hebräern Ansehen genossen, von denen [Ex 24,1] siebzig als Vertreter des Volkes mit Moses zu Gott auf den Berg gestiegen waren, wählt Moses 70 aus, die ihn bei der Verwaltung unterstützen sollen, wie die [Ex 18] Genannten als Richter. Numer Num 4 11 18 Populo quoque dices: Sanctificamini: cras comedetis carnes: ego enim audivi vos dicere: Quis dabit nobis escas carnium? bene nobis erat in gypto. Ut det vobis Dominus carnes, et comedatis: Auch dem Volke sage: Heiliget euch!²¹ morgen werdet ihr Fleisch essen. Denn ich habe euch sagen hören: Wer wird uns Fleisch zu essen geben? Es ging uns wohl in Ägypten. So wird euch nun der Herr Fleisch zu essen geben; Numer Num 4 11 18 21 Reiniget euch durch Buße [Ex 19,10], denn Gottes Allmacht soll sich euch kundtun. Numer Num 4 11 19 Non uno die, nec duobus, vel quinque aut decem, nec viginti quidem, nicht nur einen Tag, oder zwei, oder fünf oder zehn, oder zwanzig, Numer Num 4 11 2 Cumque clamasset populus ad Moysen, oravit Moyses ad Dominum, et absorptus est ignis. Da das Volk zu Moses rief, betete Moses zu dem Herrn,⁴ und das Feuer erlosch. Numer Num 4 11 2 4 Moses tat Fürbitte für Pharao: [Ex 8,8.26, Ex 9,33, Ex 10,18]. Für Israel: [Ex 32,32, Num 14,19]. Numer Num 4 11 20 Sed usque ad mensem dierum, donec exeat per nares vestras, et vertatur in nauseam, eo quod repuleritis Dominum, qui in medio vestri est, et fleveritis coram eo, dicentes: Quare egressi sumus ex gypto? sondern einen ganzen Monat lang,²² bis ihr es nicht mehr riechen könnt und es euch zum Ekel wird, deshalb, weil ihr den Herrn verworfen²³ habt, der in eurer Mitte ist,²⁴ und vor ihm geweint und gesagt habt: Warum sind wir aus Ägypten gezogen? Numer Num 4 11 20 22 Die Voraussagung der Zeit soll jeden Gedanken an einen Zufall ausschließen. Vergl. [Ex 8,9.10]. Numer Num 4 11 20 23 Hebr.: Verachtet. Numer Num 4 11 20 24 Der zum Helfen bereit ist und euch schon oft wunderbar geholfen hat. Numer Num 4 11 21 Et ait Moyses: Sexcenta millia peditum hujus populi sunt: et tu dicis: Dabo eis esum carnium mense integro? Und Moses sprach: Sechshunderttausend Fußgänger zählt dieses Volk, und du sagst: Ich werde ihnen einen ganzen Monat lang Fleisch zu essen geben?²⁵ Numer Num 4 11 21 25 Moses zweifelt hier nicht an der Erfüllung, sondern fragt sich selbst nach der Weise desselben. Deshalb tadelt Gott ihn nicht, während er ihn [Num 20,10] wegen dessen straft, was in seinem Herzen verborgen ist. (Aug.) Numer Num 4 11 22 Numquid ovium et boum multitudo cædetur, ut possit sufficere ad cibum? vel omnes pisces maris in unum congregabuntur, ut eos satient? Sollen etwa so viele Schafe und Rinder geschlachtet werden, dass es für sie zur Speise hinreichen kann? Oder sollen alle Fische des Meeres zusammengebracht werden, damit sie ihnen Sättigung gewähren? [Joh 6,10] Numer Num 4 11 23 Cui respondit Dominus: Numquid manus Domini invalida est? Jam nunc videbis utrum meus sermo opere compleatur. Der Herr aber antwortete ihm: Ist denn die Hand des Herrn ohnmächtig? Jetzt sollst du sehen, ob mein Wort durch die Tat Erfüllung findet. [Jes 59,1] Numer Num 4 11 24 Venit igitur Moyses, et narravit populo verba Domini, congregans septuaginta viros de senibus Israel, quos stare fecit circa tabernaculum. Da kam Moses zu dem Volke²⁶ und berichtete ihm die Worte des Herrn. Alsdann versammelte er siebzig Männer von den Vornehmsten Israels und ließ sie sich um das Zelt herum aufstellen. Numer Num 4 11 24 26 Aus dem Offenbarungszelte. Numer Num 4 11 25 Descenditque Dominus per nubem, et locutus est ad eum, auferens de Spiritu qui erat in Moyse, et dans septuaginta viris. Cumque requievisset in eis Spiritus, prophetaverunt, nec ultra cessaverunt. Und der Herr kam in der Wolke herab, und sprach zu ihm, und nahm etwas von dem Geiste, der Moses erfüllte,²⁷ und gab ihn den siebzig Männern. Als nun der Geist sich auf sie niedergelassen hatte, weissagten sie²⁸ und hörten nicht mehr auf.²⁹ Numer Num 4 11 25 27 Dies wird gesagt, damit die Autorität Moses nicht dadurch gemindert erschien, dass ihm andere Männer in der Verwaltung zur Seite gestellt wurden. Numer Num 4 11 25 28 Gott offenbart sich in ähnlicher Weise wie [Apg 2,2ff]. Numer Num 4 11 25 29 Sinn der Vulgata: und wurden nicht behindert. Numer Num 4 11 26 Remanserant autem in castris duo viri, quorum unus vocabatur Eldad, et alter Medad, super quos requievit Spiritus: nam et ipsi descripti fuerant, et non exierant ad tabernaculum. Es waren aber zwei Männer im Lager zurückgeblieben, der eine hieß Eldad, der andere Medad; auch auf sie ließ sich der Geist nieder, denn auch sie waren aufgeschrieben,³⁰ aber nicht zu dem Zelte hinausgegangen.³¹ Numer Num 4 11 26 30 Vielleicht durch das Los bestimmt. Numer Num 4 11 26 31 Warum waren diese beiden nicht zum Zelte des Zeugnisses gekommen? Sie wollten wohl nicht kommen, weil sie Moses nicht geneigt waren. Auch in der Familie Moses waren damals Streitigkeiten [Num 12,1]. Nach einigen Erklärern waren jene Männer Verwandte, die Moses, um sie zu gewinnen, in die Zahl der 70 aufgenommen, die aber öffentlich seine Gunst zurückweisen. Dass auch sie den Geist empfingen, musste die Gegner Moses stärken, deshalb fordert Josue auf, ihnen das Weissagen zu verbieten. Numer Num 4 11 27 Cumque prophetarent in castris, cucurrit puer, et nuntiavit Moysi, dicens: Eldad et Medad prophetant in castris. Und als sie im Lager weissagten, lief ein Knabe hin, und berichtete es Moses, und sprach: Eldad und Medad weissagen im Lager. Numer Num 4 11 28 Statim Josue filius Nun, minister Moysi, et electus e pluribus, ait: Domine mi Moyses, prohibe eos. Da sprach Josue, der Sohn Nuns, der Diener Moses, der Auserwählte unter sehr vielen³² sogleich: Moses, mein Gebieter, wehre ihnen!³³ Numer Num 4 11 28 32 Hebr.: Moses Diener aus seinen Streitern. Numer Num 4 11 28 33 Wohl selbst mit Gewalt. Numer Num 4 11 29 At ille: Quid, inquit, æmularis pro me? quis tribuat ut omnis populus prophetet, et det eis Dominus Spiritum suum? Er aber sprach: Was eiferst du für mich? Möchte doch das ganze Volk weissagen und der Herr ihnen seinen Geist geben!³⁴ Numer Num 4 11 29 34 Die Gabe der Prophezeiung war unabhängig von der Würdigkeit der Erwählten. Diese Propheten starben wohl zur Zeit der Aufstände [Num 14,29ff] und erhielten keine Nachfolger. Numer Num 4 11 3 Vocavitque nomen loci illius, Incensio: eo quod incensus fuisset contra eos ignis Domini. Da nannte er den Namen dieses Ortes Feuersbrunst,⁵ weil des Herrn Feuer wider sie aufgelodert war. Numer Num 4 11 3 5 Hebr.: Thabera. Numer Num 4 11 30 Reversusque est Moyses, et majores natu Israel in castra. Und Moses und die Ältesten Israels kehrten in das Lager zurück. Numer Num 4 11 31 Ventus autem egrediens a Domino arreptas trans mare coturnices detulit, et demisit in castra itinere quantum uno die confici potest, ex omni parte castrorum per circuitum, volabantque in are duobus cubitis altitudine super terram. Da erhob sich ein Wind,³⁵ vom Herrn gesandt, und hob Wachteln jenseits des Meeres auf, und brachte sie in das Lager, eine Tagreise ringsum auf allen Seiten des Lagers, und sie flogen in der Luft zwei Ellen hoch über der Erde. [Ps 77,26.27] Numer Num 4 11 31 35 Der Südostwind. [Ps 77,26] Numer Num 4 11 32 Surgens ergo populus toto die illo, et nocte, ac die altero, congregavit coturnicum qui parum, decem coros: et siccaverunt eas per gyrum castrorum. Da machte sich das Volk jenen ganzen Tag, und die Nacht, und den andern Tag hindurch daran, und sammelte Wachteln ein; wer wenig sammelte, hatte zehn Kor;³⁶ und sie dörrten sie rings um das Lager. Numer Num 4 11 32 36 Die Schätzung beruht wohl auf Augenmaß. Zehn Chomer (Haufe) = 100 Epha, etwa 393 Liter. Numer Num 4 11 33 Adhuc carnes erant in dentibus eorum, nec defecerat hujuscemodi cibus: et ecce furor Domini concitatus in populum, percussit eum plaga magna nimis. Noch war das Fleisch zwischen ihren Zähnen, und noch war diese Speise nicht aufgezehrt;³⁷ siehe da entbrannte der Zorn des Herrn über das Volk, und er schlug es mit einer sehr schweren Strafe. [Ps 77,30] Numer Num 4 11 33 37 Der V. 20 erwähnte Monat war also noch nicht um. Numer Num 4 11 34 Vocatusque est ille locus, Sepulcra concupiscentiæ: ibi enim sepelierunt populum qui desideraverat. Egressi autem de Sepulcris concupiscentiæ, venerunt in Haseroth, et manserunt ibi. Und man nannte diesen Ort Gräber der Lüsternheit;³⁸ denn allda begruben sie das Volk, welches lüstern gewesen war. Von den Gräbern der Lüsternheit brachen sie auf, und kamen nach Haseroth, und blieben daselbst. Numer Num 4 11 34 38 Kibroth ha thaawa. Numer Num 4 11 4 Vulgus quippe promiscuum, quod ascenderat cum eis, flagravit desiderio, sedens et flens, junctis sibi pariter filiis Israel, et ait: Quis dabit nobis ad vescendum carnes? Die zugelaufene Menge nämlich, welche mit ihnen heraufgezogen war,⁶ entbrannte von Gelüsten,⁷ und saß, und weinte, und nachdem sich auch die Söhne Israels zu ihnen gesellt hatten, sprachen sie: Wer wird uns Fleisch zu essen geben? [1Kor 10,7] Numer Num 4 11 4 6 Vergl. [Ex 12,38]. Hebr.: war. Hinaufgezogen ist Erklärung der Vulgata. Besser also: Männer aus dem gewöhnlichen Volke, dem alles übrige Volk gegenübergestellt wird. Numer Num 4 11 4 7 Nach ausgesuchter Speise. Numer Num 4 11 5 Recordamur piscium quos comedebamus in gypto gratis: in mentem nobis veniunt cucumeres, et pepones, porrique, et cepe, et allia. Wir gedenken der Fische, welche wir in Ägypten umsonst aßen,⁸ und die Kürbisse,⁹ Melonen, Lauche, Zwiebeln, und der Knoblauch kommen uns in den Sinn. Numer Num 4 11 5 8 Der Fischreichtum Ägyptens war groß. Fische waren Speise der Armen. Numer Num 4 11 5 9 Gurken. Numer Num 4 11 6 Anima nostra arida est, nihil aliud respiciunt oculi nostri nisi Man. Unsere Seele ist verschmachtet, unsere Augen sehen nichts als das Man.¹⁰ Numer Num 4 11 6 10 Welch Unterschied zwischen dieser Klage und der anderen [Ex 16,3]! Sie verlangen Fleisch, weil Gott schon einmal wunderbar solches gewährt [Ex 16,13] und weil sie bei den Friedopfern an Fleischgenuss gewöhnt waren. Fleisch war die Speise der Vornehmen, jetzt fordern sie solches, welche kaum Handarbeiter gewesen. Numer Num 4 11 7 Erat autem Man quasi semen coriandri, coloris bdellii. Das Man aber war wie Koriandersame und hatte eine Farbe wie Bdellium.¹¹ [Ex 16,14, Ps 77,24, Weish 16,20, Joh 6,31] Numer Num 4 11 7 11 Siehe [Gen 2,12]. Numer Num 4 11 8 Circuibatque populus, et colligens illud, frangebat mola, sive terebat in mortario, coquens in olla, et faciens ex eo tortulas saporis quasi panis oleati. Und das Volk ging umher, und sammelte es, und mahlte es mit Mühlen, oder zerstieß es in Mörsern, und kochte es in Töpfen, und machte Kuchen daraus, die wie Ölkuchen schmeckten.¹² Numer Num 4 11 8 12 Die mannigfaltige Verwertung des Man hatten die Hebräer nach den Ereignissen [Ex 16] durch die Erfahrung gelernt. Numer Num 4 11 9 Cumque descenderet nocte super castra ros, descendebat pariter et Man. Und wenn der Tau des Nachts auf das Lager herabfiel, so fiel auch zugleich das Man mit herab. Numer Num 4 0 1 c. Selbst Aaron und Maria, welche sich gegen ihren Bruder durch Neid und Murren versündigen, ziehen Gottes Zorn und Strafe auf sich. (Kap. 12) Numer Num 4 12 1 Locutaque est Maria et Aaron contra Moysen propter uxorem ejus thiopissam, Und Maria und Aaron redeten gegen Moses,¹ seines äthiopischen Weibes wegen,² Numer Num 4 12 1 1 Der äußere Anlass wird nicht erwähnt. Die innere Ursache ist, dass Maria, die Prophetin [Ex 15,20] und Aaron, der Hohepriester, sich bewusst waren, gleichfalls den Geist Gottes empfangen zu haben, und als die älteren Geschwister Moses [Ex 2,2, Ex 6,20] durch sein Ansehen nicht das ihre dauernd in den Schatten gestellt sehen wollten. Maria ist hier die Hauptperson wie sich aus ihrer Voranstellung hier und aus der Strafe ergibt, die sie allein trifft. Numer Num 4 12 1 2 Nicht eine Schwarze. Die Kuschiten Asiens hatten dieselbe Hautfarbe wie die Ägypter. Es ist die Rede von Sephora. Die Madianiter waren ein Mischvolk aus Nachkommen Abrahams und Kuschiten. Die Hebräer, welche nur die leibliche Abstammung von Abraham schätzten, nahmen an der teilweisen Herkunft jener Anstoß. Dass Sephora Jahve von Herzen verehrte, tat den fleischlich Gesinnten nichts: Moses hatte keine Israelitin genommen, dies reichte ihnen hin. Warum hatte er sie nicht verstoßen, als sie ihn verließ? Doch Moses ist ein wahrer Israelit. Deshalb hatte er Fremde willig in die Gottesgemeinde aufgenommen [Ex 12,48]; er begnügt sich mit einer Gattin und will nicht, indem er etwa eine Hebräerin nimmt, dieser Anlass geben, sich über die anderen Stämme zu erheben. Freilich hatte er Sephora, ohne den Herrn zu befragen, nach Ägypten mitgenommen [Ex 4,20] und Hobab, ohne den Herrn zu befragen, mit den Madianitern in das Volk aufgenommen, für diese Anhänglichkeit an seine Verwandten muss er an seinem Weibe büßen. Numer Num 4 12 10 Nubes quoque recessit quæ erat super tabernaculum: et ecce Maria apparuit candens lepra quasi nix. Cumque respexisset eam Aaron, et vidisset perfusam lepra, zugleich verschwand auch die Wolke, die über dem Zelte war. Und siehe, Maria erschien aussätzig weiß wie Schnee. Und da Aaron sie anschaute⁹ und sie von Aussatz bedeckt sah, [Dtn 24,9] Numer Num 4 12 10 9 Aaron wir nicht gestraft, weil er weniger schuldig und damit in ihm nicht das ganze Priestertum beschämt werde. (Theodoret) Da Aaron den Aussatz sieht, über den er urteilen muss, erkennt er, dass er auch selbst gesündigt. Numer Num 4 12 11 Ait ad Moysen: Obsecro domine mi, ne imponas nobis hoc peccatum quod stulte commisimus, sprach er zu Moses: Ich bitte dich, mein Gebieter, lass diese Sünde¹⁰ nicht auf uns bleiben, die wir töricht begangen haben, Numer Num 4 12 11 10 Strafe für die Sünde. Numer Num 4 12 12 Ne fiat hæc quasi mortua, et ut abortivum quod projicitur de vulva matris suæ: ecce jam medium carnis ejus devoratum est a lepra. damit diese nicht einer Toten gleich werde,¹¹ und wie eine Fehlgeburt, die kaum aus dem Leibe ihrer Mutter hervorgegangen, weggeworfen wird; siehe schon ist die Hälfte ihres Fleisches vom Aussatze zerfressen. Numer Num 4 12 12 11 Hebr.: Lass sie nicht werden wie ein totes Kind, dessen Fleisch, wenn es aus dem Mutterleibe kommt, zur Hälfte verfault ist. Numer Num 4 12 13 Clamavitque Moyses ad Dominum dicens: Deus, obsecro, sana eam. Da rief Moses zum Herrn und sprach: O Gott, ich bitte dich, heile sie! Numer Num 4 12 14 Cui respondit Dominus: Si pater ejus spuisset in faciem illius, nonne debuerat saltem septem diebus rubore suffundi? Separetur septem diebus extra castra, et postea revocabitur. Der Herr antwortete ihm: Wenn ihr Vater ihr in's Angesicht gespieen hätte, müsste sie dann nicht wenigstens sieben Tage schamrot bleiben?¹² Sieben Tage bleibe sie außerhalb des Lagers abgesondert, und dann werde sie wieder zurückgerufen.¹³ Numer Num 4 12 14 12 Und seinen Anblick meiden? So soll sie, da sie mich und meinen Diener Moses beleidigt, sieben Tage außerhalb des Lagers bleiben. Numer Num 4 12 14 13 Gott erhört das Gebet Moses, um zu zeigen, wie viel seine Fürbitte vermag und dass der Herr Maria als Vater, nicht als Richter gestraft hat. Vergl. die siebentägige Frist [Lev 14,8]. Numer Num 4 12 15 Exclusa est itaque Maria extra castra septem diebus: et populus non est motus de loco illo, donec revocata est Maria. Maria ward also sieben Tage vom Lager ausgeschlossen; und das Volk zog von diesem Orte nicht fort, bis Maria zurückgerufen war. Numer Num 4 12 2 Et dixerunt: Num per solum Moysen locutus est Dominus? nonne et nobis similiter est locutus? Quod cum audisset Dominus, und sprachen: Hat der Herr denn nur durch Moses geredet, hat er nicht auch zu uns in gleicher Weise geredet?³ Da der Herr dies vernahm,⁴ Numer Num 4 12 2 3 Maria heißt [Ex 15,20] Prophetin, Aaron führte Urim und Thummim [Ex 28,30] und erhielt bisweilen von Gott unmittelbare Weisungen. [Lev 10,8] Vielleicht ist er auch nicht mit der Verleihung des Geistes an die 70 zufrieden. Numer Num 4 12 2 4 Gott wacht über das Ansehen derer, die seine Stelle vertreten. Numer Num 4 12 3 (Erat enim Moyses vir mitissimus super omnes homines qui morabantur in terra.) (Moses aber war ein überaus sanftmütiger Mann,⁵ mehr als alle Menschen, die auf Erden lebten,) Numer Num 4 12 3 5 Hebr. nach einigen: war sehr bedrückt. Numer Num 4 12 4 Statim locutus est ad eum, et ad Aaron et Mariam: Egredimini vos tantum tres ad tabernaculum fderis. Cumque fuissent egressi. sprach er alsbald zu ihm und zu Aaron und Maria: Begebet ihr drei euch allein⁶ zum Zelte des Bundes hinaus! Und da sie hinausgegangen waren, Numer Num 4 12 4 6 Fehlt im Hebr. Numer Num 4 12 5 Descendit Dominus in columna nubis, et stetit in introitu tabernaculi vocans Aaron et Mariam. Qui cum issent, kam der Herr in der Wolkensäule herab, und stand am Eingange des Zeltes, und rief Aaron und Maria. Als diese nun kamen, Numer Num 4 12 6 Dixit ad eos: Audite sermones meos: Si quis fuerit inter vos propheta Domini, in visione apparebo ei, vel per somnium loquar ad illum. sprach er zu ihnen: Höret meine Worte! Ist jemand unter euch ein Prophet des Herrn, so werde ich ihm im Gesichte erscheinen, oder durch Träume zu ihm reden; Numer Num 4 12 7 At non talis servus meus Moyses, qui in omni domo mea fidelissimus est: doch nicht also mein Diener Moses, der in meinem ganzen Hause der treueste ist;⁷ [Hebr 3,2] Numer Num 4 12 7 7 Die sich über die Propheten erheben wollten, weist Gott an ihre Stelle zurück. Alle Propheten erhalten von Gott Aufträge, die einzelnes betreffen; Moses Auftrag umfasst das ganze Haus. Gesichte und Träume sind, ob auch von Gott gesandt, oft ohne Erklärung nicht verständlich. Doch so vollkommen und so unmittelbar wie Moses zeigt sich Gott keinem Propheten. (Auch Moses Schauen war unvollkommen. [Ex 33,18-23]) Moses vernimmt Gottes Ausspruch mit seinem Ohr, jene ihn im Traume, Maria und Aaron sehen Gott, wie in Bildern, Moses in menschlicher Gestalt. Numer Num 4 12 8 Ore enim ad os loquor ei: et palam, et non per ænigmata et figuras Dominum videt. Quare ergo non timuistis detrahere servo meo Moysi? denn mit ihm rede ich von Mund zu Mund; und offenbar und nicht in Rätseln und Bildern schaut er den Herrn. Warum also habt ihr euch nicht gescheut, meinen Diener Moses herabzusetzen? [Ex 33,11] Numer Num 4 12 9 Iratusque contra eos, abiit: Und er zürnte über sie⁸ und ging hinweg; Numer Num 4 12 9 8 Der Zorn wird erwähnt, wo dessen Folgen sich zeigen. Numer Num 4 0 1 2. Durch die nach Palästina gesandten Männer verführt, wollen die Israeliten nicht in das Land einziehen und werden von Gott verworfen. (13,1 14,15) a. Auf Gottes Befehl sendet Moses, nachdem das Lager in der Wüste Pharan aufgeschlagen, zwölf Männer ab, das verheißene Land zu erforschen. (V. 21) b. Diese loben nach ihrer Rückkehr zwar die Fruchtbarkeit des Landes, aber versetzen die Israeliten durch übertriebene Schilderung der Stärke und Zahl der Einwohner in Schrecken. Numer Num 4 13 1 Profectusque est populus de Haseroth fixis tentoriis in deserto Pharan. Darnach brach das Volk auf von Haseroth und lagerte sich in der Wüste Pharan.¹ Numer Num 4 13 1 1 Vergl. [Dtn 1,19-23]. Numer Num 4 13 10 De tribu Benjamin, Phalti filium Raphu. vom Stamme Benjamin Phalti, den Sohn Raphus, Numer Num 4 13 11 De tribu Zabulon, Geddiel filium Sodi. vom Stamme Zabulon Geddiel, den Sohn Sodis, Numer Num 4 13 12 De tribu Joseph, sceptri Manasse, Gaddi filium Susi. vom Stamme Joseph, vom Zepter Manasses, Gaddi, den Sohn Susis, Numer Num 4 13 13 De tribu Dan, Ammiel filium Gemalli. vom Stamme Dan Ammiel, den Sohn Gemallis, Numer Num 4 13 14 De tribu Aser, Sthur filium Michael. vom Stamme Aser Sthur, den Sohn Michaels, Numer Num 4 13 15 De tribu Nephthali, Nahabi filium Vapsi. vom Stamme Nephthali Nahabi, den Sohn Vapsis, Numer Num 4 13 16 De tribu Gad, Guel filium Machi. vom Stamme Gad Guel, den Sohn Machis. Numer Num 4 13 17 Hæc sunt nomina virorum, quos misit Moyses ad considerandam terram: vocavitque Osee filium Nun, Josue. Das sind die Namen der Männer, welche Moses aussandte, um das Land zu erforschen; und Osee, den Sohn Nuns, nannte er Josue.⁷ [Hebr 4,8] Numer Num 4 13 17 7 Der Name bedeutet wohl: Gott ist Retter. Die Änderung des Namens bedeutet, dass Osee unter dem besonderen Schutze Gottes und Moses steht und von Gott besonderes Ansehen erhalten hat. Wie er der Führer der Kundschafter ist, so soll er auch der Führer des Volkes in das heilige Land sein. Durch seinen Namen und seine Tat wird er ein Vorbild des Messias. Gott hatte den Hebräern, wenn sie treu sein würden, einen König verheißen, der zugleich Priester sein würde. Als Moses das Zweitafelgesetz von Gott erhalten hat, führt er Osee [Ex 24,13] mit sich auf den Berg und dieser weilt dort mit ihm 40 Tage. Doch der Abfall des Volkes bringt Verwirrung; Moses zerbricht die Tafeln [Ex 32,19]. [Ex 34,3] darf er, da er von neuem auf den Berg steigt, das Bündnis zu erneuern, Niemand mit sich nehmen. [Ex 34,3] Das Priestertum wird auf die Familie Aarons übertragen und von dem priesterlichen Königtum ist nicht mehr die Rede. An dieser Stelle erhält Osee zwar mit Änderung seines Namens eine höhere Autorität, aber nicht die königliche, auf die Nachkommen forterbende Würde. Numer Num 4 13 18 Misit ergo eos Moyses ad considerandam terram Chanaan, et dixit ad eos: Ascendite per meridianam plagam. Cumque veneritis ad montes. Moses also sandte sie aus, das Land Chanaan zu erforschen, und sprach zu ihnen: Ziehet hinauf durch den südlichen Landstrich,⁸ und wenn ihr in das Gebirge kommt, Numer Num 4 13 18 8 Gegen Negeb, den südlichen Teil des verheißenen Landes. Numer Num 4 13 19 Considerate terram, qualis sit: et populum qui habitator est ejus, utrum fortis sit an infirmus: si pauci numero an plures: erforschet das Land, wie es beschaffen ist; und das Volk, das in demselben wohnt, ob es stark ist oder schwach, ob klein an Zahl oder groß; Numer Num 4 13 2 Ibique locutus est Dominus ad Moysen, dicens: Daselbst² redete der Herr zu Moses und sprach: Numer Num 4 13 2 2 Noch entfernt von Kades. Bei der Rückkehr treffen die Kundschafter die Israeliten schon in der Nähe von Kades. (V. 27) Numer Num 4 13 20 Ipsa terra, bona an mala: urbes quales, muratæ an absque muris: das Land selbst, ob es gut oder schlecht ist, wie die Städte beschaffen sind, ob ummauert oder ohne Mauern;⁹ Numer Num 4 13 20 9 Wörtlich: Ob in Lagern oder in Festungen. Numer Num 4 13 21 Humus, pinguis an sterilis, nemorosa an absque arboribus. Confortamini, et afferte nobis de fructibus terræ. Erat autem tempus quando jam præcoquæ uvæ vesci possunt. den Boden, ob er fett oder mager, mit Bäumen bewachsen oder ohne Bäume ist. Zeiget euch mutig und bringet uns einige von den Früchten des Landes!¹⁰ Es war aber die Zeit, wo man schon die frühzeitigen Trauben essen kann.¹¹ Numer Num 4 13 21 10 Das Vorweisen der Früchte musste anders wirken als die bloße Beschreibung. Numer Num 4 13 21 11 Die ersten Trauben wurden im August gesammelt. Numer Num 4 13 22 Cumque ascendissent, exploraverunt terram a deserto Sin, usque Rohob intrantibus Emath. Da zogen sie hinauf und kundschafteten das Land aus,¹² von der Wüste Sin¹³ bis Rohob, am Wege nach Emath.¹⁴ Numer Num 4 13 22 12 Das Volk wollte, wenn die Wolkensäule es verließ, Führer haben [Dtn 1,22] und die Städte kennen. Das erste lässt Moses außer Acht, von den Städten redet er, aber vor allem schärft er drei Mal den Kundschaftern ein, sie sollen auf die Früchte des verheißenen Landes achten, die Bestätigung der göttlichen Verheißungen. Numer Num 4 13 22 13 Dieses sollte die Südgrenze des verheißenen Landes sein. [Num 34,3] Numer Num 4 13 22 14 Das ist: nicht bis zur Stadt Emath hin. So sollen die Kundschafter das Land vom Süden bis zum Norden durchforschen. Numer Num 4 13 23 Ascenderuntque ad meridiem, et venerunt in Hebron, ubi erant Achiman et Sisai et Tholmai filii Enac: nam Hebron septem annis ante Tanim urbem gypti condita est. Und sie zogen hinauf nach Süden und kamen nach Hebron,¹⁵ woselbst Achiman, Sisai, und Tholmai, die Söhne Enaks waren;¹⁶ Hebron nämlich ist sieben Jahre vor Tanis, der Stadt in Ägypten, gebaut worden.¹⁷ [Jos 15,14] Numer Num 4 13 23 15 Wo die Gräber der Patriarchen waren, auch Kariath Arbe [Gen 23,2] genannt. Numer Num 4 13 23 16 Riesenstämme, siehe V. 34. Enak wird hier zum ersten Male im Alten Testamente genannt. Zur Zeit Abrahams hießen die Einwohner Hebrons Hethiter [Gen 23] und Amorrhiter. [Gen 14,13] Numer Num 4 13 23 17 Jede Vergrößerung, ebenso die Erhebung zur Königsstadt, heißt in der heiligen Schrift Gründung. Vergl. [Jdt 1,1]. Tanis hatte lange vor Ramasses II. gestanden, doch hatte dieser es vergrößert und zur Residenz gemacht. Diese Vergrößerung der Stadt Tanis fiel wohl mit dem Befehle, die Israeliten zu bedrücken, zusammen, so dass sich dieses Jahr fest in das Gedächtnis derselben einprägte. Numer Num 4 13 24 Pergentesque usque ad Torrentem botri, absciderunt palmitem cum uva sua, quem portaverunt in vecte duo viri. De malis quoque granatis et de ficis loci illius tulerunt: Als sie nun bis zum Traubenbach¹⁸ kamen, schnitten sie eine Rebe mit ihrer Traube ab, welche zwei Männer an einer Stange trugen;¹⁹ auch nahmen sie einige von den Granatäpfeln und Feigen dieses Ortes mit, [Dtn 1,24] Numer Num 4 13 24 18 Oder Thal Eschkol, Traubenthal. Numer Num 4 13 24 19 Weintrauben erhalten sich länger, wenn sie zugleich mit einem Stück Rebe abgeschnitten werden. An einer Stange getragen, waren sie von Schaden behütet. Numer Num 4 13 25 Qui appellatus est Nehelescol, id est Torrens botri, eo quod botrum portassent inde filii Israel. der Neheleskol, das ist Traubenbach, genannt ward, darum weil die Söhne Israels eine Traube von dort weggetragen haben. Numer Num 4 13 26 Reversique exploratores terræ post quadraginta dies, omni regione circuita, Und nach vierzig Tagen kehrten die Kundschafter des Landes zurück, nachdem sie die ganze Gegend durchzogen hatten, [Dtn 1,24] Numer Num 4 13 27 Venerunt ad Moysen et Aaron et ad omnem ctum filiorum Israel in desertum Pharan, quod est in Cades. Locutique eis et omni multitudini ostenderunt fructus terræ: und kamen zu Moses und Aaron, und zu der ganzen Gemeinde der Söhne Israels in die Wüste Pharan, das ist nach Kades. Und sie redeten zu ihnen, und zeigten dem ganzen Volke die Früchte des Landes, Numer Num 4 13 28 Et narraverunt, dicentes: Venimus in terram, ad quam misisti nos, quæ revera fluit lacte et melle, ut ex his fructibus cognosci potest: und erzählten, und sprachen: Wir sind in das Land gelangt, in welches du uns gesendet hast, es fließt wahrhaft von Milch und Honig, wie man aus diesen Früchten erkennen kann; Numer Num 4 13 29 Sed cultores fortissimos habet, et urbes grandes atque muratas. Stirpem Enac vidimus ibi. aber es hat sehr starke Bewohner und große ummauerte Städte. Die Nachkommen Enaks haben wir daselbst gesehen. Numer Num 4 13 3 Mitte viros, qui considerent terram Chanaan, quam daturus sum filiis Israel, singulos de singulis tribubus, ex principibus. Sende Männer aus, damit sie das Land Chanaan auskundschaften, das ich den Söhnen Israels geben werde, je einen³ Fürsten⁴ aus jedem Stamme. Numer Num 4 13 3 3 Zwei waren Moses ergeben, die anderen will er vielleicht durch die Sendung gewinnen. Numer Num 4 13 3 4 Nicht die Stammhäupter [Num 1,5ff], sondern andere angesehene Männer. Numer Num 4 13 30 Amalec habitat in meridie, Hethæus et Jebusæus et Amorrhæus in montanis: Chananæus vero moratur juxta mare et circa fluenta Jordanis. Amalek wohnt im Süden, die Hethiter und Jebusiter und Amorrhiter auf dem Gebirge; und die Chananiter wohnen am Meere und am Bette des Jordans hin. Numer Num 4 13 31 Inter hæc Caleb compescens murmur populi, qui oriebatur contra Moysen, ait: Ascendamus, et possideamus terram, quoniam poterimus obtinere eam. Unterdessen beruhigte Kaleb das Murren des Volkes,²⁰ das sich gegen Moses erhob, und sprach: Lasset uns hinaufziehen und das Land in Besitz nehmen, denn wir können es einnehmen: Numer Num 4 13 31 20 Ehe sich die Gesinnung des Volkes in lauten Worten kundgab, spiegelte sie sich auf den Gesichtern ab. Numer Num 4 13 32 Alii vero, qui fuerant cum eo, dicebant: Nequaquam ad hunc populum valemus ascendere, quia fortior nobis est. Die andern aber, die mit ihm gezogen waren, sprachen: Keineswegs sind wir im Stande, gegen dieses Volk hinaufzuziehen, denn es ist stärker als wir. Numer Num 4 13 33 Detraxeruntque terræ, quam inspexerant, apud filios Israel, dicentes: Terra, quam lustravimus, devorat habitatores suos: populus, quem aspeximus, proceræ staturæ est. Und sie berichteten den Söhnen Israels Schlimmes über das Land, das sie ausgekundschaftet hatten, und sprachen: Das Land, welches wir durchzogen haben, verschlingt seine Einwohner;²¹ das Volk,²² welches wir gesehen haben, ist von hohem Wuchse. Numer Num 4 13 33 21 Vielleicht: Durch innere und äußere Kriege. Vor dem Eindringen der Israeliten in Palästina sollen die Ägypter Oberherren des Landes gewesen sein, indes so, dass die Hethiter ihnen die Oberherrschaft streitig machten. Numer Num 4 13 33 22 Also alles Volk? Dies ist eine lügenhafte Übertreibung. Numer Num 4 13 34 Ibi vidimus monstra quædam filiorum Enac de genere giganteo: quibus comparati, quasi locustæ videbamur. Daselbst sahen wir einige Ungeheuer²³ von den Söhnen Enaks aus dem Riesengeschlechte;²⁴ gegen diese erschienen wir wie Heuschrecken.²⁵ Numer Num 4 13 34 23 Dies erklären sie sofort. Numer Num 4 13 34 24 [Gen 6,4] Numer Num 4 13 34 25 Das Hebräische fügt bei: und ebenso kamen wir ihnen auch vor. Numer Num 4 13 4 Fecit Moyses quod Dominus imperaverat, de deserto Pharan mittens principes viros, quorum ista sunt nomina. Da tat Moses, was der Herr geboten hatte, und sandte aus der Wüste Pharan Fürsten aus; und dies sind ihre Namen:⁵ [Dtn 1,22, Dtn 9,23] Numer Num 4 13 4 5 Von den Namen sind einige unsicher, andere verderbt überliefert. Numer Num 4 13 5 De tribu Ruben, Sammua filium Zechur. Vom Stamme Ruben Sammua, den Sohn Zechurs, Numer Num 4 13 6 De tribu Simeon, Saphat filium Huri. vom Stamme Simeon Saphat, den Sohn Huris, Numer Num 4 13 7 De tribu Juda, Caleb filium Jephone. vom Stamme Juda Kaleb, den Sohn Jephones,⁶ Numer Num 4 13 7 6 Über sein Verhalten gelegentlich dieses Auftrages und seine Belohnung siehe V. 31; [Num 14,26ff; Num 26,65; Dtn 1,36]. Nach [1Chr 2] gehörte Kaleb zum jüdischen Geschlechte der Hezroniter. Wenn er [Num 32,12] und [Jos 14,6-14] als Keneziter bezeichnet wird, ist damit wohl die Herkunft der Geburt nach bezeichnet [Gen 15,19, Gen 36,11], indes war er selbst oder bereits seine näheren Vorfahren in dem Stamm Juda aufgenommen. Kaleb soll bei der Verteilung des Landes mitwirken [Num 34,19]; bei derselben wird ihm der Bezirk um Hebron zugewiesen. [Jos 14,15]. Numer Num 4 13 8 De tribu Issachar, Igal filium Joseph. vom Stamme Issachar Igal, den Sohn Josephs, Numer Num 4 13 9 De tribu Ephraim, Osee filium Nun. vom Stamme Ephraim Osee, den Sohn Nuns, Numer Num 4 0 1 Das Volk will nach Ägypten zurückkehren, Josues und Kalebs Worten, welche den anderen Kundschaftern widersprechen, keinen Glauben schenkend. (V. 10) c. Gott beschließt, darüber erzürnt, trotz der Fürbitte Moses (V. 25), dass alle 20 Jahre und darüber alten Israeliten, Josue und Kaleb ausgenommen, in der Wüste sterben sollen. (V. 38) d. Da das Volk dies hört, erklärt es sich bereit, das Land anzugreifen, wird aber, als es dies gegen Gottes Willen unternimmt, von den Amalekitern geschlagen. Numer Num 4 14 1 Igitur vociferans omnis turba flevit nocte illa. Da erhob das ganze Volk seine Stimme und weinte in jener Nacht. Numer Num 4 14 10 Cumque clamaret omnis multitudo, et lapidibus eos vellet opprimere, apparuit gloria Domini super tectum fderis cunctis filiis Israel. Als aber die ganze Menge schrie und sie steinigen wollte, erschien die Herrlichkeit des Herrn über dem Zelte des Bundes vor allen Söhnen Israels. Numer Num 4 14 11 Et dixit Dominus ad Moysen: Usquequo detrahet mihi populus iste? Quousque non credent mihi in omnibus signis, quæ feci coram eis? Und der Herr sprach zu Moses: Wie lange soll mich dieses Volk lästern? Wie lange wollen sie mir nicht glauben, trotz aller Wunderzeichen, die ich vor ihnen getan habe? Numer Num 4 14 12 Feriam igitur eos pestilentia, atque consumam: te autem faciam principem super gentem magnam, et fortiorem quam hæc est. Darum will ich sie mit der Pest schlagen und vertilgen; dich aber will ich zum Fürsten über ein großes Volk machen, welches stärker ist als dieses.⁶ Numer Num 4 14 12 6 Vergl. [Ex 32,10]. Numer Num 4 14 13 Et ait Moyses ad Dominum: Ut audiant gyptii, de quorum medio eduxisti populum istum, Und Moses sprach zu dem Herrn:⁷ Wenn die Ägypter, aus deren Mitte du dieses Volk herausgeführt hast, es vernehmen, Numer Num 4 14 13 7 Moses tritt für das Volk ein. Sein Beweggrund ist der gleiche, wie [Num 13,33, Num 32,12]. Numer Num 4 14 14 Et habitatores terræ hujus, qui audierunt quod tu Domine in populo isto sis, et facie videaris ad faciem, et nubes tua protegat illos, et in columna nubis præcedas eos per diem, et in columna ignis per noctem: und die Bewohner dieses Landes, die es gehört haben, dass du, Herr, inmitten dieses Volkes bist, und dich von Angesicht zu Angesicht sehen lässest, sie mit deiner Wolke schützest, und des Tages in der Wolkensäule vor ihnen hergehest, und des Nachts in der Feuersäule; [Ex 13,21] Numer Num 4 14 15 Quod occideris tantam multitudinem, quasi unum hominem, et dicant: dass du eine solche Menge wie einen⁸ Mann getötet hast, so werden sie sprechen: Numer Num 4 14 15 8 Dass Gott dies tun wolle, schließt Moses aus dem Anerbieten Gottes V. 12. Numer Num 4 14 16 Non poterat introducere populum in terram, pro qua juraverat: idcirco occidit eos in solitudine. Er konnte das Volk nicht in das Land führen, welches er ihnen zugeschworen hatte, darum hat er sie in der Wüste getötet.⁹ [Ex 32,28] Numer Num 4 14 16 9 Die Wunder in Ägypten waren geschehen, damit die Völker wüssten, dass Jahve Gott ist. Sollten seine Wunder umsonst geschehen, sein Eidschwur vereitelt sein? Umgekehrt, werden die Heidenvölker aus dem Erreichen des Zieles durch Israel auf die Wirklichkeit der Macht seines Gottes schließen. Moses bezeichnet als den wahren Beweis der großen Kraft des Allmächtigen dessen sündenvergebende Gnade, eine Gnade, die Moses bereits bei der früheren Gelegenheit kennen gelernt. Numer Num 4 14 17 Magnificetur ergo fortitudo Domini sicut jurasti, dicens: Möge also die Kraft des Herrn sich groß erweisen, wie du geschworen und gesagt hast: Numer Num 4 14 18 Dominus patiens et multæ misericordiæ, auferens iniquitatem et scelera, nullumque innoxium derelinquens, qui visitas peccata patrum in filios in tertiam et quartam generationem. Der Herr ist langmütig und reich an Erbarmung, der da Sünde und Missetat hinwegnimmt, aber niemand ganz ungestraft lässt, der du¹⁰ die Sünden der Väter an den Kindern heimsuchst bis in's dritte und vierte Geschlecht. [Ps 102,8, Ex 34,7, Ex 20,5] Numer Num 4 14 18 10 Im Hebr. ist dies noch nicht Anrede. Gottes Gerichte sind stets gerecht. [Weish 12,15] Gottes Ratschlüsse überragen unsere Klugheit. [Ijob 39,35] Dass die Menschen überhaupt sterben, ist das allen Menschen bestimmte Los, da das Leben ein freies Geschenk Gottes ist; doch den Augenblick des Todes wählt Gott für jeden nach seiner Weisheit, Liebe und Gerechtigkeit. Oft lässt Gott die Sünde der Väter geschehen, ohne sichtbar einzugreifen, und wartet bei den Kindern, ob sie sich bekehren von den bösen Wegen ihrer Väter. Doch wenn auch die Kinder hartnäckig sind, sucht er die Söhne oder Enkel heim für die Frevel, in denen sie ihren Vätern ähnlich geworden sind. Lange erträgt seine Barmherzigkeit, doch offenbart sich endlich seine Gerechtigkeit. (Theodoret) Numer Num 4 14 19 Dimitte, obsecro, peccatum populi hujus secundum magnitudinem misericordiæ tuæ, sicut propitius fuisti egredientibus de gypto usque ad locum istum. Vergib, ich bitte dich, die Sünde dieses Volkes nach deiner großen Barmherzigkeit, wie du ihnen gnädig gewesen bist, seit dem Auszuge aus Ägypten bis an diesen Ort. Numer Num 4 14 2 Et murmurati sunt contra Moysen et Aaron cuncti filii Israel, dicentes: Und alle Söhne Israels murrten wider Moses und Aaron und sprachen. Numer Num 4 14 20 Dixitque Dominus: Dimisi juxta verbum tuum. Und der Herr sprach: Ich vergebe, wie du gebeten hast.¹¹ Numer Num 4 14 20 11 Hinweis auf V. 15: Töte nicht alle auf einmal, vernichte das Volk nicht als solches! Numer Num 4 14 21 Vivo ego: et implebitur gloria Domini universa terra. So wahr ich lebe, soll die ganze Erde von der Herrlichkeit des Herrn erfüllt werden.¹² Numer Num 4 14 21 12 Hebr.: So wahr ich lebe und so gewiss usw. Numer Num 4 14 22 Attamen omnes homines qui viderunt majestatem meam, et signa quæ feci in gypto et in solitudine, et tentaverunt me jam per decem vices, nec obedierunt voci meæ, Aber alle die Männer, welche meine Herrlichkeit und die Wunder, die ich in Ägypten und in der Wüste getan habe, geschaut, und mich dennoch schon zehnmal¹³ versucht und meiner Stimme nicht gehorcht haben,¹⁴ Numer Num 4 14 22 13 Runde bestimmte Zahl für eine unbestimmte, wie [Lev 26,26]. Numer Num 4 14 22 14 Jetzt und früher. Numer Num 4 14 23 Non videbunt terram pro qua juravi patribus eorum, nec quisquam ex illis qui detraxit mihi, intuebitur eam. sollen das Land nicht sehen, welches ich ihren Vätern zugeschworen habe; und nicht einer von jenen, der mich gelästert hat, soll es schauen! [Dtn 1,35] Numer Num 4 14 24 Servum meum Caleb, qui plenus alio spiritu secutus est me, inducam in terram hanc, quam circuivit: et semen ejus possidebit eam. Meinen Diener Kaleb, der von einem andern Geiste erfüllt mir gefolgt ist,¹⁵ werde ich in dies Land führen, das er durchzogen hat; und seine Nachkommen sollen es besitzen. [Jos 14,6] Numer Num 4 14 24 15 Vollkommen. Das Gegenteil [1Kön 11,6]. Eine zweifache Gunst wird Kaleb verheißen: Er soll überlebend bleiben und seine Nachkommen sollen den Teil des Landes besitzen, den er erkundet hat. Die Kundschafter haben also wohl jeder einen bestimmten Teil besonders erforscht. Numer Num 4 14 25 Quoniam Amalecites et Chananæus habitant in vallibus. Cras movete castra, et revertimini in solitudinem per viam Maris rubri. Da¹⁶ die Amalekiter und Chananiter im Tale wohnen, so brechet morgen auf und kehret in die Wüste zurück auf dem Wege nach dem roten Meere.¹⁷ Numer Num 4 14 25 16 Indes. Vergl. [Ri 1,19]. Numer Num 4 14 25 17 Die Hebräer hatten bisher die Richtung gegen das Gebirge der Amorrhiter verfolgt [Dtn 1,19], jetzt schlagen sie den Weg gegen das Meer Suph ein. Numer Num 4 14 26 Locutusque est Dominus ad Moysen et Aaron, dicens: Und der Herr redete zu Moses und Aaron und sprach: Numer Num 4 14 27 Usquequo multitudo hæc pessima murmurat contra me? querelas filiorum Israel audivi. Wie lange murrt dieses böse Volk wider mich? Ich habe die Klagen der Söhne Israels gehört. Numer Num 4 14 28 Dic ergo eis: Vivo ego, ait Dominus: sicut locuti estis audiente me, sic faciam vobis. Darum sage ihnen: So wahr ich lebe, spricht der Herr, so wie ihr geredet, dass ich es hörte, so will ich an euch tun! Numer Num 4 14 29 In solitudine hac jacebunt cadavera vestra. Omnes qui numerati estis a viginti annis et supra, et murmurastis contra me, In dieser Wüste sollen eure Leichen liegen bleiben.¹⁸ Alle, die ihr von zwanzig Jahren an und darüber gezählt seid und wider mich gemurrt habt, [Ps 105,26, Num 26,65 (korr.Num 25,65Num 26,65; vgl. Allioli 1839), Num 32,10] Numer Num 4 14 29 18 Diese Strafe soll nicht nur für dieses, sondern auch für früheres Murren verhängt werden. Numer Num 4 14 3 Utinam mortui essemus in gypto: et in hac vasta solitudine utinam pereamus, et non inducat nos Dominus in terram istam, ne cadamus gladio, et uxores ac liberi nostri ducantur captivi. Nonne melius est reverti in gyptum? O wären wir doch in Ägypten gestorben, und kämen wir in dieser weiten Wüste um, und führte uns der Herr nicht in dies Land,¹ damit wir nicht durch das Schwert fallen und unsere Frauen und Kinder gefangen weggeführt werden! Ist es nicht besser, nach Ägypten zurückzukehren? Numer Num 4 14 3 1 Die Strafe, welche sie sich wünschen, wird ihnen zu Teil. (V. 28) Numer Num 4 14 30 Non intrabitis terram, super quam levavi manum meam ut habitare vos facerem, præter Caleb filium Jephone, et Josue filium Nun. werdet nicht in das Land kommen, über das ich meine Hand erhoben habe,¹⁹ euch darin wohnen zu lassen, außer Kaleb, dem Sohne Jephones, und Josue, dem Sohne Nuns.²⁰ [Dtn 1,35] Numer Num 4 14 30 19 Geschworen habe. Numer Num 4 14 30 20 Niemand also von jenen wird über 60 Jahre alt werden. Numer Num 4 14 31 Parvulos autem vestros, de quibus dixistis quod prædæ hostibus forent, introducam: ut videant terram, quæ vobis displicuit. Eure Kinder aber, von denen ihr sagtet, sie würden eine Beute der Feinde werden, werde ich hineinführen, damit sie das Land schauen, das euch missfallen hat. Numer Num 4 14 32 Vestra cadavera jacebunt in solitudine. Eure Leichen werden in der Wüste liegen bleiben. Numer Num 4 14 33 Filii vestri erunt vagi in deserto annis quadraginta, et portabunt fornicationem vestram, donec consumantur cadavera patrum in deserto, Eure Söhne sollen vierzig Jahre in der Wüste unstät²¹ sein und euren Treubruch²² tragen, bis die Leichen der Väter in der Wüste verwest sind, Numer Num 4 14 33 21 Herumwandernde Hirten sein. Numer Num 4 14 33 22 Hebr.: Mehrzahl. Numer Num 4 14 34 Juxta numerum quadraginta dierum, quibus considerastis terram: annus pro die imputabitur. Et quadraginta annis recipietis iniquitates vestras, et scietis ultionem meam: entsprechend der Zahl der vierzig Tage, in denen ihr das Land ausgekundschaftet habt; ein Jahr soll auf je einen Tag gerechnet werden. Vierzig Jahre sollt ihr eure Missetaten büßen, und ihr sollt meine Rache erfahren. [Ez 4,6, Ps 94,10] Numer Num 4 14 35 Quoniam sicut locutus sum, ita faciam omni multitudini huic pessimæ, quæ consurrexit adversum me: in solitudine hac deficiet, et morietur. Denn wie ich geredet habe, so werde ich mit diesem ganzen bösen Volke verfahren, das sich wider mich erhoben hat; in dieser Wüste soll es umkommen und sterben.²³ Numer Num 4 14 35 23 Die folgende Erzählung zeigt, wie die Strafe am ganzen Volke vollstreckt ward. Numer Num 4 14 36 Igitur omnes viri, quos miserat Moyses ad contemplandam terram, et qui reversi murmurare fecerant contra eum omnem multitudinem, detrahentes terræ quod esset mala, Und alle die Männer, welche Moses ausgesandt hatte, das Land auszukundschaften, und die nach ihrer Rückkehr die ganze Gemeinde zum Murren wider ihn gebracht hatten, indem sie das Land als böse verschrieen, [1Kor 10,10, Hebr 3,17, Jud 1,5] Numer Num 4 14 37 Mortui sunt atque percussi in conspectu Domini. starben und wurden vor dem Angesichte des Herrn²⁴ geschlagen. Numer Num 4 14 37 24 Mit plötzlichem Tode. Numer Num 4 14 38 Josue autem filius Nun, et Caleb filius Jephone, vixerunt ex omnibus, qui perrexerant ad considerandam terram. Josue aber, der Sohn Nuns, und Kaleb, der Sohn Jephones, blieben von allen, die ausgezogen waren, das Land auszukundschaften, am Leben. Numer Num 4 14 39 Locutusque est Moyses universa verba hæc ad omnes filios Israel, et luxit populus nimis. Als nun Moses alle diese Worte zu allen Söhnen Israels redete, ward das Volk²⁵ sehr traurig. Numer Num 4 14 39 25 Die Strafe sollen die Gemusterten unterworfen sein, also nicht die Leviten. Mithin sind das Volk die übrigen Stämme außer Levi. Numer Num 4 14 4 Dixeruntque alter ad alterum: Constituamus nobis ducem, et revertamur in gyptum. Und sie sprachen einer zu dem andern:² Lasset uns einen Anführer aufstellen und nach Ägypten zurückkehren. Numer Num 4 14 4 2 Sie warten nicht einmal auf die Antwort Moses. Numer Num 4 14 40 Et ecce mane primo surgentes ascenderunt verticem montis, atque dixerunt: Parati sumus ascendere ad locum, de quo Dominus locutus est: quia peccavimus. Und siehe, am frühen Morgen machten sie sich auf, und zogen die Höhe des Gebirges hinauf, und sprachen: Wir sind bereit, an den Ort hinaufzuziehen, von dem der Herr geredet hat; denn wir haben gesündigt.²⁶ Numer Num 4 14 40 26 Das Volk bereut sein Murren und seinen Kleinmut. Es will, um sein Unrecht wieder gut zu machen, den Zug nach Chanaan, vor dessen Bewohnern es noch eben die größte Furcht gezeigt, sofort antreten. Doch es beachtet nicht, dass, nachdem es sich durch Verzagtheit versündigt, Gott ihm einen anderen Weg, die entgegengesetzte Richtung, einzuschlagen befohlen hat. So kommt zur ersten Sünde die zweite, der Ungehorsam. Numer Num 4 14 41 Quibus Moyses: Cur, inquit, transgredimini verbum Domini, quod vobis non cedet in prosperum? Und Moses sprach zu ihnen:²⁷ Warum übertretet ihr das Wort des Herrn? Es wird nicht zu eurem Glücke dienen. Numer Num 4 14 41 27 Nachholung der V. 40 vorangehenden Tatsachen. Numer Num 4 14 42 Nolite ascendere: non enim est Dominus vobiscum: ne corruatis coram inimicis vestris. Ziehet nicht hinauf; denn der Herr ist nicht mit euch; dass ihr nicht vor euren Feinden zu Falle kommt. [Dtn 1,42] Numer Num 4 14 43 Amalecites et Chananæus ante vos sunt, quorum gladio corruetis, eo quod nolueritis acquiescere Domino, nec erit Dominus vobiscum. Die Amalekiter und Chananiter sind vor euch, ihr werdet durch ihr Schwert fallen, weil ihr dem Herrn nicht gehorchen wolltet, und der Herr wird nicht mit euch sein. Numer Num 4 14 44 At illi contenebrati ascenderunt in verticem montis. Arca autem testamenti Domini et Moyses non recesserunt de castris. Jene aber waren verblendet²⁸ und zogen der Höhe des Gebirges²⁹ zu; doch die Lade des Bundes des Herrn und Moses gingen nicht aus dem Lager. Numer Num 4 14 44 28 Hebr.: sie handelten vermessen. Numer Num 4 14 44 29 Vergl. [Dtn 1,41.43]. Es war der Gebirgszug des Landes Juda, wo Hebron und andere Städte lagen. Numer Num 4 14 45 Descenditque Amalecites et Chananæus, qui habitabat in monte: et percutiens eos atque concidens, persecutus est eos usque Horma. Da kamen die Amalekiter und Chananiter, die auf dem Gebirge wohnten,³⁰ herab, und schlugen sie, und hieben sie nieder, und verfolgten sie bis Horma.³¹ Numer Num 4 14 45 30 Es sind nicht dieselben, die V. 25 oder [Num 13,30] erwähnt werden. Die Amalekiter hatten die Chananiter zu Hilfe gerufen. Numer Num 4 14 45 31 Horma so ward die Stadt erst später genannt [Num 21,3]; zuvor hieß sie Sephaath [Ri 1,17] lag etwa 5 Meilen nordöstlich von Kades, dem Ausgangsorte der Kundschafter, also auch dem Ausgangspunkte des versuchten Vordringens der Israeliten. Bei Kades war Moses und das Bundeszelt. Numer Num 4 14 5 Quo audito Moyses et Aaron ceciderunt proni in terram coram omni multitudine filiorum Israel. Als Moses und Aaron dies hörten, warfen sie sich angesichts der ganzen Menge der Söhne Israels zur Erde auf ihr Angesicht nieder.³ Numer Num 4 14 5 3 Vor dem Heiligtume. Numer Num 4 14 6 At vero Josue filius Nun, et Caleb filius Jephone, qui et ipsi lustraverant terram, sciderunt vestimenta sua, Josue aber, der Sohn Nuns, und Kaleb, der Sohn Jephones, welche das Land mit ausgekundschaftet hatten, zerrissen ihre Kleider [Sir 46,9, 1Makk 2,55.56] Numer Num 4 14 7 Et ad omnem multitudinem filiorum Israel locuti sunt: Terra, quam circuivimus, valde bona est. und sprachen zu der ganzen Gemeinde der Söhne Israels: Das Land, das wir durchzogen haben, ist ein sehr⁴ gutes. Numer Num 4 14 7 4 Hebr.: ein gutes, ein ganz außerordentlich gutes. Die Fruchtbarkeit, Gottes Hilfe (V. 8), die Warnung vor Empörung gegen Gott und die Verheißung des Sieges bilden schöne Gegensätze gegen die Übertreibungen der Kundschafter. [Num 13,32ff] Numer Num 4 14 8 Si propitius fuerit Dominus, inducet nos in eam, et tradet humum lacte et melle manantem. Wenn der Herr uns gnädig ist, wird er uns in dasselbe führen und uns das Land geben, welches von Milch und Honig fließt. Numer Num 4 14 9 Nolite rebelles esse contra Dominum: neque timeatis populum terræ hujus, quia sicut panem ita eos possumus devorare: recessit ab eis omne præsidium: Dominus nobiscum est, nolite metuere. Empöret euch nicht gegen den Herrn; und fürchtet euch nicht vor dem Volke dieses Landes, denn wie Brot, so können wir sie aufessen;⁵ all ihr Schutz ist von ihnen gewichen; der Herr ist mit uns, fürchtet euch nicht! Numer Num 4 14 9 5 Hebr.: sie sind unsere Speise: Anspielung auf [Num 13,33]. Numer Num 4 0 1 II. Wanderung des verworfenen Geschlechtes vom Orte der Empörung bis Kades. (Kap. 15,1 Kap. 20,13) 1. Verschiedene Gesetze, die nach der Empörung neu gegeben oder von neuem eingeprägt werden. A. Den künftigen Besitz Palästinas in's Auge fassend, bestimmt Gott, dass den blutigen Opfern zugleich ein Opfer von feinem Mehle und Wein beigegeben werde (V. 15) und dass die Erstlinge des Ackers dargebracht werden. (V. 21) B. Gott bestimmt die Opfer, durch welche eine aus Unachtsamkeit begangene Sünde gegen eine der bisher gegebenen Vorschriften zu büßen ist, und bedroht den mit der Todesstrafe, der mit Verachtung des Herrn sündigt. (V. 31) Ein Mensch, der den Sabbat verletzt, wird auf Gottes Befehl gesteinigt. (V. 36) C. Vorschrift, Quasten an den Ecken der Oberkleider zu tragen, welche an die Gebote erinnern sollen. Numer Num 4 15 1 Locutus est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Numer Num 4 15 10 Et vinum ad liba fundenda ejusdem mensuræ in oblationem suavissimi odoris Domino. und Wein als Trankopfer in gleichem Maße zum süßen Geruche für den Herrn. Numer Num 4 15 11 Sic facies So sollst du verfahren Numer Num 4 15 12 Per singulos boves et arietes et agnos et hdos. bei jedem Rinde und Widder, und Lamme, und Ziegenbocke.⁵ Numer Num 4 15 12 5 Hier fehlt in der Vulgata ein Vers: Entsprechend der Zahl der Stücke, die ihr herrichtet, sollt ihr Stück für Stück bei einem jeden so Verfahren. Numer Num 4 15 13 Tam indigenæ quam peregrini Sowohl Einheimische wie Fremde Numer Num 4 15 14 Eodem ritu offerent sacrificia. sollen auf die gleiche Weise ihre Opfer darbringen.⁶ Numer Num 4 15 14 6 In der Vulgata fehlt: Das ist eine für alle Zeiten und Geschlechter geltende Satzung: bei den Opfern vor Jahve gilt für den Fremden dasselbe, wie für euch. Numer Num 4 15 15 Unum præceptum erit atque judicium tam vobis quam advenis terræ. Einerlei Vorschrift und Recht soll für euch, wie für die Fremden, welche in euer Land kommen, gelten. Numer Num 4 15 16 Locutus est Dominus ad Moysen dicens: Der Herr redete zu Moses und sprach: Numer Num 4 15 17 Loquere filiis Israel, et dices ad eos: Rede zu den Söhnen Israels und sprich zu ihnen: Numer Num 4 15 18 Cum veneritis in terram, quam dabo vobis, Wenn ihr in das Land kommt, das ich euch geben werde, Numer Num 4 15 19 Et comederitis de panibus regionis illius, separabitis primitias Domino und ihr vom Brote jenes Landes esset, so sollt ihr die Erstlinge dem Herrn absondern⁷ Numer Num 4 15 19 7 Hebr.: sollt ihr Jahve eine Hebe darbringen von Geschlecht zu Geschlecht. Numer Num 4 15 2 Loquere ad filios Israel, et dices ad eos: Cum ingressi fueritis terram habitationis vestræ, quam ego dabo vobis, Rede zu den Söhnen Israels und sage zu ihnen: Wenn ihr in das Land kommt, das euer Wohnsitz sein soll, welches ich euch geben werde, Numer Num 4 15 20 De cibis vestris. Sicut de areis primitias separatis, von euren Speisen. Gleichwie ihr von der Tenne die Erstlinge absondert, Numer Num 4 15 21 Ita et de pulmentis dabitis primitiva Domino. so sollt ihr auch von den Speisen die Erstlinge dem Herrn geben.⁸ Numer Num 4 15 21 8 Hebr. V. 20, 21: Als Erstling eures Schrotmehles sollt ihr einen Kuchen als Hebe abgeben; ebenso wie die Hebe von der Tenne sollt ihr sie abgeben. Von den Erstlingen eures Schrotmehles sollt ihr Jahve eine Hebe geben, von Geschlecht zu Geschlecht. Numer Num 4 15 22 Quod si per ignorantiam præterieritis quidquam horum, quæ locutus est Dominus ad Moysen, Wenn ihr aus Versehen etwas von dem unterlasst,⁹ was der Herr zu Moses geredet Numer Num 4 15 22 9 Während die vorhergehenden Gesetze erst in dem verheißenen Lande zu beobachten waren, galt das nachfolgende V. 22 31 auch in der Wüste. (V. 30) Bei dem Aufstande hatten sich viele durch Sünden überlegter Bosheit vergangen, insbesondere die zehn Kundschafter, welche von Gott mit dem Tode bestraft waren. So bedurfte das Gesetz [Lev 4] einer Ergänzung, die auch für die Folge eine Strafe für Übertretungen jenes Gesetzes aufstellte. Numer Num 4 15 23 Et mandavit per eum ad vos, a die qua cpit jubere et ultra, und euch durch ihn geboten hat, von dem Tage an, an welchem er anfing Gebote zu geben und weiterhin, Numer Num 4 15 24 Oblitaque fuerit facere multitudo: offeret vitulum de armento, holocaustum in odorem suavissimum Domino, et sacrificium ejus ac liba, ut ceremoniæ postulant, hircumque pro peccato: oder wenn die Gemeinde es zu tun vergisst, so soll sie ein junges Rind von der Herde als Brandopfer bringen, zum süßen Geruche für den Herrn, und das dazugehörige Speiseopfer und Trankopfer, wie die heiligen Gebräuche es fordern, und einen Ziegenbock als Sündopfer. Numer Num 4 15 25 Et rogabit sacerdos pro omni multitudine filiorum Israel: et dimittetur eis, quoniam non sponte peccaverunt, nihilominus offerentes incensum Domino pro se et pro peccato atque errore suo: Und der Priester soll für die ganze Gemeinde der Söhne Israels beten;¹⁰ und es wird ihnen vergeben werden, denn sie haben nicht mit Wissen und Willen gesündigt; doch sollen sie dem Herrn für sich und für die Sünde ihres Versehens ein Feueropfer darbringen, Numer Num 4 15 25 10 Hebr.: Israel Sühne schaffen. Numer Num 4 15 26 Et dimittetur universæ plebi filiorum Israel, et advenis, qui peregrinantur inter eos: quoniam culpa est omnis populi per ignorantiam. so wird dem ganzen Volke der Söhne Israels vergeben werden, und den Fremdlingen, die unter ihnen weilen; denn das Vergehen des ganzen Volkes beruht auf Versehen. Numer Num 4 15 27 Quod si anima una nesciens peccaverit, offeret capram anniculam pro peccato suo: Wenn aber ein einzelner aus Versehen sündigt, so soll er eine einjährige Ziege für seine Versündigung darbringen, Numer Num 4 15 28 Et deprecabitur pro ea sacerdos, quod inscia peccaverit coram Domino: impetrabitque ei veniam, et dimittetur illi. und der Priester soll für ihn beten, weil er unbedacht vor dem Herrn gesündigt hat, und er wird ihm Vergebung erbitten, und es wird ihm verziehen werden. Numer Num 4 15 29 Tam indigenis quam advenis una lex erit omnium, qui peccaverint ignorantes. Für Einheimische ebenso wie für Fremde gelte eine Bestimmung, für alle, welche aus Versehen gesündigt haben. Numer Num 4 15 3 Et feceritis oblationem Domino in holocaustum, aut victimam, vota solventes, vel sponte offerentes munera, aut in solemnitatibus vestris adolentes odorem suavitatis Domino, de bobus sive de ovibus: und ihr dem Herrn ein Opfer bringt, es sei ein Brandopfer, oder ein Schlachtopfer,¹ um ein Gelübde zu erfüllen, oder als freiwillige Gabe, oder bei euren Festen, um dem Herrn einen lieblichen Geruch zu bereiten, von Rindern oder Schafen, Numer Num 4 15 3 1 Die Brand- und Friedopfer waren wohl ehemals mit einem Speiseopfer verbunden. Da nun das Volk 38 Jahre die Wüste durchwandern soll, befreit Gott von letzterem, indes so, dass nur für die 38 Jahre eine Nachsicht gewährt wird, nicht für den Aufenthalt im heiligen Lande. Numer Num 4 15 30 Anima vero, quæ per superbiam aliquid commiserit, sive civis sit ille, sive peregrinus, (quoniam adversus Dominum rebellis fuit) peribit de populo suo: Wenn aber jemand aus Frevelmut etwas begeht, es sei ein Bürger oder ein Fremdling, so soll er ausgetilgt werden aus seinem Volke¹¹ (weil er sich wider den Herrn aufgelehnt hat);¹² Numer Num 4 15 30 11 Bürgerlicher Tod. Numer Num 4 15 30 12 Hebr.: Jahve gelästert, für Nichts geachtet hat. Numer Num 4 15 31 Verbum enim Domini contempsit, et præceptum illius fecit irritum: idcirco delebitur, et portabit iniquitatem suam. denn er hat des Herrn Wort verachtet und sein Gebot zu Schanden gemacht; darum soll er weggetilgt werden und seine Missetat tragen.¹³ Numer Num 4 15 31 13 Hebr.: Seine Bosheit bleibe auf ihm, soll durch kein Opfer weggenommen werden können. (Aug.) Numer Num 4 15 32 Factum est autem, cum essent filii Israel in solitudine, et invenissent hominem colligentem ligna in die sabbati, Es begab sich aber, als die Söhne Israels in der Wüste waren, dass sie einen Mann fanden, der am Sabbatstage Holz sammelte.¹⁴ Numer Num 4 15 32 14 Diese Erzählung ist an dieser Stelle eingefügt zur Erläuterung des Frevelmuts V. 30. Jedenfalls liegt das Ereignis hinter dem Strafurteil Gottes [Num 14,29] und vor dem Einzuge in das gelobte Land. Numer Num 4 15 33 Obtulerunt eum Moysi et Aaron et universæ multitudini. Da brachten sie ihn vor Moses und Aaron und die ganze Gemeinde. Numer Num 4 15 34 Qui recluserunt eum in carcerem, nescientes quid super eo facere deberent. Diese verschlossen ihn im Gewahrsam, weil sie nicht wussten, was sie mit ihm tun sollten.¹⁵ Numer Num 4 15 34 15 Wohl bestimmt [Ex 31,14] die Todesstrafe, doch vielleicht wollten sie erfahren, ob Gott Verzeihung gewähre. Numer Num 4 15 35 Dixitque Dominus ad Moysen: Morte moriatur homo iste, obruat eum lapidibus omnis turba extra castra. Und der Herr sprach zu Moses: Dieser Mensch soll des Todes sterben, die ganze Gemeinde soll ihn außerhalb des Lagers steinigen. Numer Num 4 15 36 Cumque eduxissent eum foras, obruerunt lapidibus, et mortuus est sicut præceperat Dominus. Und sie führten ihn vor das Lager hinaus und steinigten ihn, und er starb, wie der Herr geboten hatte. Numer Num 4 15 37 Dixit quoque Dominus ad Moysen: Und der Herr sprach zu Moses: Numer Num 4 15 38 Loquere filiis Israel, et dices ad eos ut faciant sibi fimbrias per angulos palliorum, ponentes in eis vittas hyacinthinas: Rede zu den Söhnen Israels und sage ihnen, dass sie¹⁶ sich Quasten an den Ecken ihrer Oberkleider machen und himmelblaue Schnüre daran anbringen.¹⁷ [Dtn 22,12, Mt 23,5] Numer Num 4 15 38 16 Hebr.: und ihre Nachkommen. Numer Num 4 15 38 17 Die himmelblaue Farbe wurde besonders für die heiligen Gewänder verwendet und war so gleichsam eine heilige, dazu verschieden von der des Kleides, so dass sie leicht die Aufmerksamkeit erregte. Numer Num 4 15 39 Quas cum viderint, recordentur omnium mandatorum Domini, nec sequantur cogitationes suas et oculos per res varias fornicantes, Wenn sie diese ansehen, sollen sie sich aller Gebote des Herrn erinnern und nicht ihren Gedanken und Augen folgen, allerlei Dingen nachbuhlend, Numer Num 4 15 4 Offeret quicumque immolaverit victimam, sacrificium similæ, decimam partem ephi, conspersæ oleo, quod mensuram habebit quartam partem hin: so soll jeder, der ein Opfer darbringt, auch ein Speiseopfer von feinem Mehl, das Zehntel eines Epha, mit Öl angemacht, im Maße eines Viertels Hin,² darbringen; Numer Num 4 15 4 2 Siehe [Ex 29,40]. Numer Num 4 15 40 Sed magis memores præceptorum Domini faciant ea, sintque sancti Deo suo. sondern vielmehr der Gebote des Herrn eingedenk, sie tun und ihrem Gott heilig sein. Numer Num 4 15 41 Ego Dominus Deus vester, qui eduxi vos de terra gypti, ut essem Deus vester. Ich bin der Herr, euer Gott, der euch aus dem Lande Ägypten geführt hat, dass ich euer Gott sei. Numer Num 4 15 5 Et vinum ad liba fundenda ejusdem mensuræ dabit in holocaustum sive in victimam. Per agnos singulos auch soll er Wein als Trankopfer in gleichem Maße hinzugeben zu dem Brandopfer oder zu dem Schlachtopfer.³ Zu jedem Lamme Numer Num 4 15 5 3 [Ex 29,40] wird dies nur für die täglichen Lammopfer vorgeschrieben, hier auf alle Opfer von Lämmern ausgedehnt. Numer Num 4 15 6 Et arietes erit sacrificium similæ duarum decimarum, quæ conspersa sit oleo tertiæ partis hin: und zu jedem Widder soll ein Speiseopfer von zwei Zehnteln feinen Mehles kommen, das mit einem Drittel Hin Öl angemacht ist; Numer Num 4 15 7 Et vinum ad libamentum tertiæ partis ejusdem mensuræ offeret in odorem suavitatis Domino. auch soll er Wein als Trankopfer, ein Drittel desselben Maßes, zum süßen Geruche für den Herrn darbringen. Numer Num 4 15 8 Quando vero de bobus feceris holocaustum aut hostiam, ut impleas votum vel pacificas victimas, Wenn du aber ein Rind zum Brandopfer oder als anderes Opfer darbringst, um ein Gelübde zu erfüllen, oder als Friedopfer,⁴ Numer Num 4 15 8 4 Siehe [Lev 7,16]. Numer Num 4 15 9 Dabis per singulos boves similæ tres decimas conspersæ oleo, quod habeat medium mensuræ hin: so sollst du zu jedem Rinde drei Zehntel feines Mehl, das mit einem halben Hin Öl angemacht ist, darbringen; Numer Num 4 0 1 2. Aarons Priestertum wird von Kore, Dathan und Abiron angegriffen, aber von Gott verteidigt. (16,1 17,13) A. Empörung und Bestrafung Kores und seiner Anhänger. (V. 1 40) a. Der Levit Kore erhebt sich mit Dathan und Abiron aus dem Stamme Juda und anderen 250 vornehmen gegen Moses und Aaron, diesen Herrschaft und Priesterwürde streitig zu machen. (V. 17) b. Durch Gottes gerechtes Urteil verdammt, werden sie lebendig von der Erde verschlungen. (V. 35) c. Zur Erinnerung an diese Strafe werden ihre Rauchfässer zu Tafeln geschlagen und am Altare befestigt. B. Aarons Priestertum wird auch durch die Bestrafung des Volkes und durch ein Wunder von Gott in Schutz genommen. (16,41 17,13) a. Das wegen des Unterganges Kores und seiner Genossen murrende Volk wird von Gott mit harter Strafe heimgesucht, welche erst auf Moses und Aarons Fürbitte weicht. Numer Num 4 16 1 Ecce autem Core filius Isaar, filii Caath, filii Levi, et Dathan atque Abiron filii Eliab, Hon quoque filius Pheleth de filiis Ruben, Aber siehe,¹ Kore, der Sohn Isaars, des Sohnes Kaaths, des Sohnes Levis, und Dathan und Abiron, die Söhne Eliabs, und Hon, der Sohn Pheleths, von den Söhnen Rubens,² Numer Num 4 16 1 1 Moses hatte wohl das [Num 14,25] berichtete Gebot sofort auszuführen begonnen. So wurden die Israeliten von der Schwelle des verheißenen Landes, dessen herrliche Erzeugnisse sie geschaut, in die Wüste zurückversetzt. Nach fast achtzehnmonatlicher Wanderung blieben ihnen nun noch 38 Jahre härteren Umherwanderns, ja den meisten selbst der Tod. Dieses Schicksal schrieben sie Moses Schuld zu, obwohl er die Strafe doch nur verkündet (Vergl. [Num 16,13ff, Num 17,12ff]), weil er ihrer Meinung nach dieselbe durch seine Fürbitte hätte abwenden können. So nährten sie weiter die eitle Hoffnung, wie [Num 14,4], unter einem andern Führer, einem andern Propheten es zu erreichen, dass ihnen alles glücklich von Statten gehe. Gleiche Erbitterung wie gegen Moses erfüllt sie gegen Aaron, der an allem [Num 13] Erzählten Teil genommen. So bricht zunächst der Aufstand der Rotte Kore aus, dann zwei Tage später [Num 16,14ff] ein anderer, endlich der allgemeine bei dem Haderwasser. Numer Num 4 16 1 2 Kore zürnte wohl, weil Moses und Aaron sich alle Vorrechte zugeeignet und den Stamm Levi gleichsam Aaron und seinen Söhnen zu Dienern gegeben. Dathan und Abiron waren aus dem Stamme Ruben. Ob sie als Nachkommen des erstgeborenen Sohnes eine herrschende Stellung beanspruchten? Juda war ihnen vorgezogen und der Stamm Josephs hatte einen doppelten Anteil, wie er dem Erstgeborenen zukam, erhalten. Der Text muss vermutlich heißen: Die Söhne Eliabs, des Sohnes Phallu, des Sohnes Rubens. Numer Num 4 16 10 Idcirco ad se fecit accedere te et omnes fratres tuos filios Levi, ut vobis etiam sacerdotium vendicetis, Hat er deswegen dich und alle deine Brüder, die Söhne Levis, sich nahen lassen, dass ihr euch auch noch das Priestertum anmaßt Numer Num 4 16 11 Et omnis globus tuus stet contra Dominum? quid est enim Aaron ut murmuretis contra eum? und dass sich deine ganze Rotte gegen den Herrn erhebe? Denn was ist Aaron, dass ihr gegen ihn murret?¹² Numer Num 4 16 11 12 Aaron ist von Jahve als Priester aufgestellt, also fällt euer Murren auf Gott zurück. Numer Num 4 16 12 Misit ergo Moyses ut vocaret Dathan et Abiron filios Eliab. Qui responderunt: Non venimus. Da sandte Moses hin, um Dathan und Abiron, die Söhne Eliabs, zu rufen. Sie aber antworteten: Wir kommen nicht!¹³ Numer Num 4 16 12 13 Hebr.: Wir werden nicht hinaufkommen. Hinaufziehen wird in der Heiligen Schrift nicht nur von der Bewegung zu einem höher gelegenen Ort hin, sondern auch vom Gehen zu einer höher gestellten Person (hier und [Gen 46,31]) bezüglich zum Gerichte [Dtn 25,7] gebraucht. Numer Num 4 16 13 Numquid parum est tibi quod eduxisti nos de terra, quæ lacte et melle manabat, ut occideres in deserto, nisi et dominatus fueris nostri? Ist es dir etwa zu wenig, dass du uns aus einem Lande, das von Milch und Honig floss, herausgeführt hast,¹⁴ um uns in der Wüste umkommen zu lassen, wenn du nicht auch noch über uns herrschest?¹⁵ Numer Num 4 16 13 14 Diese in den Verheißungen Gottes übliche Bezeichnung Chanaans (vergl. [Ex 3,8]) werden von Dathan und Abiron hier auf Ägypten angewendet (ironisch?). Numer Num 4 16 13 15 Hebr.: Ist's nicht genug damit (vergl. V. 3) , dass du dich auch noch zum Herrscher über uns aufwerfen willst? Numer Num 4 16 14 Revera induxisti nos in terram, quæ fluit rivis lactis et mellis, et dedisti nobis possessiones agrorum et vinearum: an et oculos nostros vis eruere? non venimus. Wahrlich! Du hast uns in ein Land geführt, in dem Bäche von Milch und Honig fließen, und hast uns Äcker und Weinberge zum Besitze gegeben; willst du uns auch die Augen ausreißen?¹⁶ Wir kommen nicht! Numer Num 4 16 14 16 Besser: Jene blind machen, nämlich dass sie den wirklichen Stand der Dinge nicht erkennen und deinen Ehrgeiz nicht sehen, wie wir ihn sehen? Numer Num 4 16 15 Iratusque Moyses valde, ait ad Dominum: Ne respicias sacrificia eorum: tu scis quod ne asellum quidem unquam acceperim ab eis, nec afflixerim quempiam eorum. Da ergrimmte Moses sehr und sprach zu dem Herrn: Siehe ihre Opfer nicht an!¹⁷ du weißt, dass ich nicht einmal einen Esel je von ihnen genommen¹⁸ und keinem von ihnen etwas zu Leide getan habe. Numer Num 4 16 15 17 Er gibt die Hoffnung auf ihre Bekehrung auf. Numer Num 4 16 15 18 Vergl. [1Kön 12,3]. Ich habe nie meinen Vorteil gesucht, nie meine Ehre. Numer Num 4 16 16 Dixitque ad Core: Tu, et omnis congregatio tua state seorsum coram Domino, et Aaron die crastino separatim. Und er sprach zu Kore:¹⁹ Du und deine ganze Rotte, stellet euch morgen abgesondert vor den Herrn, und Aaron auch besonders; Numer Num 4 16 16 19 Die Rotte Kore redete sich vielleicht ein, dass das Volk zwar [Num 14,4] sich gegen Gott empört, sie hingegen nur mit Moses und Aaron zu tun hätten. Vor Moses waren Priester aus menschlicher Autorität da gewesen, dass jetzt nur noch aus göttlicher Anordnung solche sein sollten, haben sie noch nicht völlig erkannt. Sie vertrauen vielleicht auf das Recht, das vor Moses gegolten, ihre Zahl und Würde macht ihnen Mut: so viel hervorragende Männer wird Jahve nicht verwerfen und das Volk nicht verlassen. Moses Ansehen war in ihren Augen sehr gering geworden. Numer Num 4 16 17 Tollite singuli thuribula vestra, et ponite super ea incensum, offerentes Domino ducenta quinquaginta thuribula: Aaron quoque teneat thuribulum suum. dann nehme ein jeder von euch sein Rauchfass, und lege Räucherwerk darein, und bringe es dem Herrn dar,²⁰ in zweihundert und fünfzig Rauchfässern, und auch Aaron soll sein Rauchfass halten. Numer Num 4 16 17 20 Vor die Türe des Zeltes. Numer Num 4 16 18 Quod cum fecissent, stantibus Moyse et Aaron, Als sie dies nun taten, während Moses und Aaron dastanden Numer Num 4 16 19 Et coacervassent adversum eos omnem multitudinem ad ostium tabernaculi, apparuit cunctis gloria Domini. und jene wider sie die ganze Gemeinde²¹ vor dem Eingange des Zeltes versammelten, erschien vor allen die Herrlichkeit des Herrn.²² Numer Num 4 16 19 21 Die Ältesten als Vertreter derselben. Numer Num 4 16 19 22 Bereit, einzuschreiten. Vergl. [Num 20,6] ebenso [Ex 16,10, Num 14,10] und [Ex 17,7]. Numer Num 4 16 2 Surrexerunt contra Moysen, aliique filiorum Israel ducenti quinquaginta viri proceres synagogæ, et qui tempore concilii per nomina vocabantur. erhoben sich gegen Moses samt andern zweihundert und fünfzig Männern aus den Söhnen Israels, angesehenen Männern aus der Gemeinde,³ die zur Zeit der Beratung namentlich zusammenberufen wurden. Numer Num 4 16 2 3 Diese 250 gehörten zu Kore, wie V. 17, V. 35 zeigen, waren also wohl Leviten. Vielleicht glaubten sie sich von den Aaronitern nicht gerecht und brüderlich behandelt. Numer Num 4 16 20 Locutusque Dominus ad Moysen et Aaron, ait: Und der Herr redete zu Moses und Aaron und sprach: Numer Num 4 16 21 Separamini de medio congregationis hujus, ut eos repente disperdam. Sondert euch ab aus der Mitte dieser Rotte, dass ich sie jählings vernichte.²³ Numer Num 4 16 21 23 Diese Drohung bewegt Moses zur Fürbitte für das Volk. Numer Num 4 16 22 Qui ceciderunt proni in faciem, atque dixerunt: Fortissime Deus spirituum universæ carnis, num uno peccante, contra omnes ira tua desæviet? Da fielen sie auf ihr Angesicht nieder und sprachen: O mächtigster Gott der Geister alles Fleisches,²⁴ soll, weil einer gesündigt hat, dein Zorn gegen alle wüten?²⁵ Numer Num 4 16 22 24 Als Schöpfer, Herr und Richter. Zudem übertrifft er alle erschaffenen Geister durch Heiligkeit, Gerechtigkeit usw. So kennt er auch jedes Herz. Dieselbe Bezeichnung Gottes auch [Num 27,16]. Numer Num 4 16 22 25 Wegen 250 gegen 660000? Numer Num 4 16 23 Et ait Dominus ad Moysen: Und der Herr sprach zu Moses: Numer Num 4 16 24 Præcipe universo populo ut separetur a tabernaculis Core, et Dathan et Abiron. Gebiete dem gesamten Volke, sich von dem Zelte Kores, Dathans und Abirons abzusondern. Numer Num 4 16 25 Surrexitque Moyses, et abiit ad Dathan et Abiron: et sequentibus eum senioribus Israel, Hierauf stand Moses auf und ging zu Dathan und Abiron; und die Ältesten von Israel folgten ihm, Numer Num 4 16 26 Dixit ad turbam: Recedite a tabernaculis hominum impiorum, et nolite tangere quæ ad eos pertinent, ne involvamini in peccatis eorum. und er sprach zu dem Volke:²⁶ Entfernet euch von den Zelten dieser gottlosen Menschen und rühret nichts an, was ihnen gehört, dass ihr nicht in ihre Sünden verwickelt werdet! Numer Num 4 16 26 26 Das in der Nähe der Zelte der Rebellen seine Zelte hatte. Numer Num 4 16 27 Cumque recessissent a tentoriis eorum per circuitum, Dathan et Abiron egressi stabant in introitu papilionum suorum cum uxoribus et liberis, omnique frequentia. Als sie nun von ihren Zelten ringsum zurücktraten, kamen Dathan und Abiron heraus und standen im Eingange ihrer Zelte, mit ihren Weibern und Kindern, und der ganzen Menge. Numer Num 4 16 28 Et ait Moyses: In hoc scietis, quod Dominus miserit me ut facerem universa quæ cernitis, et non ex proprio ea corde protulerim: Und Moses sprach: Daran sollt ihr erkennen, dass der Herr mich gesandt hat, um alle die Taten zu verrichten, welche ihr seht, und dass ich sie nicht aus meinem Herzen²⁷ geschöpft habe: Numer Num 4 16 28 27 Wie die falschen Propheten. Vergl. [Ez 13,2.17, Jer 14,14, Jer 23,26]. Numer Num 4 16 29 Si consueta hominum morte interierint, et visitaverit eos plaga, qua et ceteri visitari solent, non misit me Dominus: Wenn diese eines gewöhnlichen Todes sterben, wie alle Menschen, und nur eine Heimsuchung über sie kommt, wie sie auch über die übrigen zu kommen pflegt,²⁸ so hat mich der Herr nicht gesandt. Numer Num 4 16 29 28 Der Tod als Sold der Sünde. Numer Num 4 16 3 Cumque stetissent adversum Moysen et Aaron, dixerunt: Sufficiat vobis, quia omnis multitudo sanctorum est, et in ipsis est Dominus: Cur elevamini super populum Domini? Diese standen wider Moses und Aaron auf und sprachen: Lasset es nun genug sein, denn die ganze Gemeinde besteht aus Geheiligten⁴ und der Herr ist unter ihnen! Warum erhebt ihr euch über das Volk des Herrn? [Sir 45,22, 1Kor 10,10, Jud 1,11] Numer Num 4 16 3 4 Schreibet euch also keine höhere Heiligkeit zu, sondern seid zufrieden, den anderen gleich zu sein. Numer Num 4 16 30 Sin autem novam rem fecerit Dominus, ut aperiens terra os suum deglutiat eos et omnia quæ ad illos pertinent, descenderintque viventes in infernum, scietis quod blasphemaverint Dominum. Wenn aber der Herr etwas Neues²⁹ schafft, dass die Erde ihren Mund auftut und sie mit allem, was ihnen gehört, verschlingt, und sie lebendig in das Totenreich hinunterfahren,³⁰ so werdet ihr erkennen, dass sie den Herrn gelästert haben. Numer Num 4 16 30 29 Ein Wunder. Numer Num 4 16 30 30 Lebendig begraben werden (Optat v. Milevi), so dass ihre Seelen zum ewigen Strafort eingehen. (Epiph. Hieron.) Numer Num 4 16 31 Confestim igitur ut cessavit loqui dirupta est terra sub pedibus eorum: Kaum hatte er aufgehört zu reden, da spaltete sich alsbald die Erde unter ihren Füßen, [Dtn 11,6, Ps 105,17.18] Numer Num 4 16 32 Et aperiens os suum, devoravit illos cum tabernaculis suis et universa substantia eorum. und tat ihren Mund auf, und verschlang sie mit ihren Zelten³¹ und ihrer gesamten Habe. Numer Num 4 16 32 31 Hebr.: und all den Leuten, die Kore gehörten. Numer Num 4 16 33 Descenderuntque vivi in infernum operti humo, et perierunt de medio multitudinis. So fuhren sie lebendig hinunter in das Totenreich, und die Erde bedeckte sie, und sie wurden vertilgt aus der Mitte des Volkes. Numer Num 4 16 34 At vero omnis Israel, qui stabat per gyrum, fugit ad clamorem pereuntium, dicens: Ne forte et nos terra deglutiat. Ganz Israel aber, das ringsherum stand, floh bei dem Geschrei der Versinkenden und sprach: Dass die Erde nicht auch uns verschlinge! Numer Num 4 16 35 Sed et ignis egressus a Domino, interfecit ducentos quinquaginta viros, qui offerebant incensum. Es ging aber von dem Herrn auch Feuer aus und tötete die zweihundert und fünfzig Männer, welche das Räucherwerk darbrachten. Numer Num 4 16 36 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Numer Num 4 16 37 Præcipe Eleazaro filio Aaron sacerdoti ut tollat thuribula quæ jacent in incendio, et ignem huc illucque dispergat, quoniam sanctificata sunt Befiel Eleazar, dem Sohne Aarons, dem Priester, dass er die Rauchfässer³² aufhebe, die bei den Verbrannten liegen, und das Feuer herausstreue; denn die Rauchfässer sind geheiligt worden³³ Numer Num 4 16 37 32 Jene geweihten Weihrauchfässer mussten gesammelt werden, doch durfte kein Priester dorthin gehen, da er sich noch mehr als andere vor der Unreinigkeit durch die Berührung eines Leichnams hüten musste. Eleazar soll also hinsenden. Numer Num 4 16 37 33 Zu einer heiligen Sache gemacht worden durch das Strafgericht Gottes und wohl, weil in ihnen der Weihrauch Gottes dargebracht war, wenn auch von Bösen. Numer Num 4 16 38 In mortibus peccatorum: producatque ea in laminas, et affigat altari, eo quod oblatum sit in eis incensum Domino, et sanctificata sint, ut cernant ea pro signo et monimento filii Israel. durch den Tod der Sünder; und dass er sie zu Platten schlage und den Altar damit überziehe, weil dem Herrn darin Räucherwerk dargebracht ward und sie geheiligt sind, damit die Söhne Israels sie zum Wahrzeichen und zum Andenken vor Augen haben. Numer Num 4 16 39 Tulit ergo Eleazar sacerdos thuribula ænea, in quibus obtulerant hi quos incendium devoravit, et produxit ea in laminas, affigens altari: Eleazar also, der Priester, nahm die ehernen Rauchfässer, in welchen die ihre Opfer dargebracht hatten, welche das Feuer verzehrt hatte, und schlug sie zu Platten und überzog den Altar³⁴ mit denselben, Numer Num 4 16 39 34 Brandopferaltar. Die Platten kommen über die [Ex 38,2] genannten. Numer Num 4 16 4 Quod cum audisset Moyses, cecidit pronus in faciem: Als Moses dies hörte, fiel er auf sein Angesicht nieder Numer Num 4 16 40 Ut haberent postea filii Israel, quibus commonerentur, ne quis accedat alienigena, et qui non est de semine Aaron ad offerendum incensum Domino, ne patiatur sicut passus est Core, et omnis congregatio ejus, loquente Domino ad Moysen. damit die Söhne Israels in der Folgezeit dadurch gewarnt würden, dass kein Fremder, der nicht zur Nachkommenschaft Aarons gehört, sich nahe, um dem Herrn Räucherwerk darzubringen, auf dass er nicht erleide, was Kore mit seiner ganzen Rotte erlitten hat, wie der Herr zu Moses³⁵ geredet. Numer Num 4 16 40 35 Zu Eleazar durch Moses. Numer Num 4 16 41 Murmuravit autem omnis multitudo filiorum Israel sequenti die contra Moysen et Aaron, dicens: Vos interfecistis populum Domini. Am folgenden Tage aber murrte die ganze Gemeinde der Söhne Israels wider Moses und Aaron und sprach: Ihr habt das Volk des Herrn getötet!³⁶ Numer Num 4 16 41 36 Die Israeliten meinten wohl, Moses habe diese Strafe von Gott erlangt, um seine und Aarons Herrschaft fest zu begründen. Numer Num 4 16 42 Cumque oriretur seditio, et tumultus incresceret, Als nun ein Aufruhr entstand und das Getümmel zunahm, Numer Num 4 16 43 Moyses et Aaron fugerunt ad tabernaculum fderis. Quod, postquam ingressi sunt, operuit nubes, et apparuit gloria Domini. flüchteten³⁷ Moses und Aaron zum Zelte des Bundes. Und³⁸ als sie hineintraten, bedeckte die Wolke dasselbe und die Herrlichkeit des Herrn erschien. Numer Num 4 16 43 37 Hebr.: Wendeten sich. Numer Num 4 16 43 38 Hebr.: Und schon bedeckte es die Wolke und die Herrlichkeit Gottes erschien. Da begaben sich Moses und Aaron hin vor das Offenbarungszelt. Numer Num 4 16 44 Dixitque Dominus ad Moysen: Und der Herr sprach zu Moses: Numer Num 4 16 45 Recedite de medio hujus multitudinis, etiam nunc delebo eos. Cumque jacerent in terra, Gehet hinweg aus der Mitte dieses Volkes, auch sie will ich jetzt³⁹ vertilgen. Da warfen sie sich zur Erde, Numer Num 4 16 45 39 Hebr.: Jählings. Numer Num 4 16 46 Dixit Moyses ad Aaron: Tolle thuribulum, et hausto igne de altari, mitte incensum desuper, pergens cito ad populum ut roges pro eis: jam enim egressa est ira a Domino, et plaga desævit. und Moses sprach zu Aaron: Nimm das Rauchfass, tue Feuer vom Altare hinein, lege Räucherwerk darauf und gehe eilends zu dem Volke, um für sie zu beten;⁴⁰ denn schon ist ein Zorngericht von dem Herrn ausgegangen und die Strafe wütet. [Weish 18,21] Numer Num 4 16 46 40 Sühne zu leisten. Numer Num 4 16 47 Quod cum fecisset Aaron, et cucurrisset ad mediam multitudinem, quam jam vastabat incendium, obtulit thymiama: Da tat Aaron dies, und mitten unter die Volksmenge eilend, die der Brand schon verzehrte, opferte er das Räucherwerk.⁴¹ Numer Num 4 16 47 41 Aus diesem einen eigenartigen Falle darf nicht gefolgert werden, dass das Räucherwerk allgemein äußerlich levitische (legale) Sühnekraft hatte. Solche kam, abgesehen von dem nur bei äußerster Armut darzubringenden Mehlsündopfer [Lev 5,12] keinem unblutigen Opfer zu. Im vorliegenden Falle war ein Räucheropfer das am schnellsten zu beschaffende, auch war Gott gerade durch Räucherwerk, welches von nicht berechtigten Personen dargebracht worden war, zum Zorne gereizt. Durch das Weihrauchopfer trennt Aaron Tote und Lebende und zeigt durch die Tat, dass er von Gott zum Mittler für das Volk bestimmt ist [Weish 18,21], ein Typus Christi. Numer Num 4 16 48 Et stans inter mortuos ac viventes, pro populo deprecatus est, et plaga cessavit. und betete,⁴² zwischen den Toten und Lebenden stehend, für das Volk; und die Strafe hörte auf. Numer Num 4 16 48 42 Schaffte Sühnung. Numer Num 4 16 49 Fuerunt autem qui percussi sunt, quatuordecim millia hominum, et septingenti, absque his qui perierant in seditione Core. Die Zahl derer aber, welche getötet wurden, war vierzehntausend siebenhundert, ungerechnet die, welche im Aufruhr Kores umgekommen waren. Numer Num 4 16 5 Locutusque ad Core et ad omnem multitudinem: Mane, inquit, notum faciet Dominus qui ad se pertineant, et sanctos applicabit sibi: et quos elegerit, appropinquabunt ei. und sprach zu Kore und zu seiner ganzen Rotte: Morgen wird der Herr euch kundtun, wer ihm angehört, und wird die, welche heilig sind,⁵ sich nahen lassen, und wen er erwählt hat, der wird ihm nahen dürfen. Numer Num 4 16 5 5 Als Priester. Der heil. Paulus bezieht sich auf diese Stelle [2Tim 2,19]. Numer Num 4 16 50 Reversusque est Aaron ad Moysen ad ostium tabernaculi fderis postquam quievit interitus. Und Aaron kehrte zu Moses zum Eingange des Zeltes des Bundes zurück, nachdem dem Sterben Einhalt getan war. Numer Num 4 16 6 Hoc igitur facite: Tollat unusquisque thuribula sua, tu Core, et omne concilium tuum: Darum tuet dieses: Ein jeder nehme sein Rauchfass, du, Kore, und deine ganze Rotte;⁶ Numer Num 4 16 6 6 Die Leviten, zu denen Kore gehörte, hatten keine Rauchfässer, weil nur die Priester im Heiligtume räuchern durften; aber die Rebellen hatten sich solche verschafft, um sich ihrer nach Absetzung Aarons und seiner Söhne zu bedienen. Numer Num 4 16 7 Et hausto cras igne, ponite desuper thymiama coram Domino: et quemcumque elegerit, ipse erit sanctus: multum erigimini filii Levi: und tuet morgen Feuer hinein, und leget Räucherwerk vor dem Herrn auf;⁷ und wen er immer erwählt, der soll heilig sein;⁸ ihr erhebt euch sehr hoch,⁹ ihr Söhne Levis! Numer Num 4 16 7 7 Die Darbringung des Räucherwerkes galt als höchste priesterliche Tätigkeit. Numer Num 4 16 7 8 Moses wendet ihre eigenen Worte auf sie zurück: Es genüge euch, von Gott selbst zu lernen, welches eure rechte sind. Numer Num 4 16 7 9 Hebr.: Genug für euch. Numer Num 4 16 8 Dixitque rursum ad Core: Audite, filii Levi: Und wieder sprach er zu Kore: Höret, Söhne Levis!¹⁰ Numer Num 4 16 8 10 Die Leviten hatten wohl das Wort geführt. Numer Num 4 16 9 Num parum vobis est, quod separavit vos Deus Israel ab omni populo, et junxit sibi, ut serviretis ei in cultu tabernaculi, et staretis coram frequentia populi, et ministraretis ei? Ist es euch zu wenig, dass der Gott Israels euch von dem ganzen Volke ausgesondert und sich zugeeignet hat, dass ihr seinen Dienst im Zelte verrichtet, und vor das ganze Volk tretet, und ihm dienet?¹¹ Numer Num 4 16 9 11 Gegensatz V. 3, V. 7. Numer Num 4 0 1 b. Durch das Wunder am Stabe Aarons, der allein unter den Stäben aller Fürsten sprosst und Frucht trägt, bezeugt Gott, dass er ihm allein das Priestertum übertragen hat. Numer Num 4 17 1 Et locutus est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Numer Num 4 17 10 Dixitque Dominus ad Moysen: Refer virgam Aaron in tabernaculum testimonii, ut servetur ibi in signum rebellium filiorum Israel, et quiescant querelæ eorum a me, ne moriantur. Der Herr aber sprach zu Moses: Trage den Stab Aarons wieder in das Zelt des Zeugnisses zurück, damit er daselbst aufbewahrt werde als Wahrzeichen für die widerspenstigen Söhne Israels und ihre Klagen vor mir verstummen, dass sie nicht sterben. [Hebr 9,4] Numer Num 4 17 11 Fecitque Moyses sicut præceperat Dominus. Und Moses tat, wie der Herr geboten hatte. Numer Num 4 17 12 Dixerunt autem filii Israel ad Moysen: Ecce consumpti sumus, omnes perivimus. Die Söhne Israels aber sprachen zu Moses: Siehe, wir sind verloren, wir alle kommen um!⁵ Numer Num 4 17 12 5 Nicht tatsächlich, sondern: Wir haben dies verdient. Numer Num 4 17 13 Quicumque accedit ad tabernaculum Domini, moritur: num usque ad internecionem cuncti delendi sumus? Wer irgend zum Zelte des Herrn herantritt,⁶ ist des Todes; sollen wir denn vollends alle vertilgt werden?⁷ Numer Num 4 17 13 6 Ohne berechtigt zu sein. Wir haben dies getan. [Num 16,43] Numer Num 4 17 13 7 Dies ist eine Bitte an Moses, für sie zum Herrn zu flehen. Es sind solche, welchen [Num 14,29] der Tod in der Wüste vorausgesagt ist. Sie sehen diese Vorhersagung schon zum Teile erfüllt in den Strafen [Num 16]. Moses kann ihnen keinen Trost gegen Gottes Voraussagung bieten und so bleibt in ihnen der Same der Zwietracht und Auflehnung. Numer Num 4 17 2 Loquere ad filios Israel, et accipe ab eis virgas singulas per cognationes suas, a cunctis principibus tribuum, virgas duodecim, et uniuscujusque nomen superscribes virgæ suæ. Rede zu den Söhnen Israels, und lass dir von ihnen je einen Stab von jedem Geschlechte geben, von allen Fürsten der Stämme, also zwölf Stäbe, und schreibe den Namen eines jeden¹ auf seinen Stab. Numer Num 4 17 2 1 Fürsten. Numer Num 4 17 3 Nomen autem Aaron erit in tribu Levi, et una virga cunctas seorsum familias continebit: Der Name Aarons aber soll auf dem des Stammes Levi² stehen, und je ein Stab soll alle Familien eines Stammes zusammen darstellen. Numer Num 4 17 3 2 So zeigt Moses, dass Aaron das Oberhaupt des Stammes Levi ist. (Nicht z.B. Eliasaph [Num 3,24]) Numer Num 4 17 4 Ponesque eas in tabernaculo fderis coram testimonio, ubi loquar ad te. Sodann lege diese in das Zelt des Bundes vor das Zeugnis, wo ich zu dir reden werde.³ Numer Num 4 17 4 3 Wo ich mit euch zusammenzukommen pflege. Numer Num 4 17 5 Quem ex his elegero, germinabit virga ejus: et cohibebo a me querimonias filiorum Israel, quibus contra vos murmurant. Der, welchen ich unter ihnen erwähle, dessen Stab wird sprossen; so werde ich den Klagen der Söhne Israels, mit denen sie gegen euch murren, vor mir Einhalt tun. Numer Num 4 17 6 Locutusque est Moyses ad filios Israel: et dederunt ei omnes principes virgas per singulas tribus: fueruntque virgæ duodecim absque virga Aaron. Da redete Moses zu den Söhnen Israels; und alle Fürsten gaben ihm Stäbe, je einen für jeden Stamm; und es waren zusammen zwölf Stäbe außer dem Stabe Aarons.⁴ Numer Num 4 17 6 4 Ephraim und Manasse sind wie gewöhnlich als zwei Stämme gezählt, da sie nur da als ein Stamm gerechnet werden, wo ganz Israel mit Levi als Zwölfstämmevolk betrachtet werden soll, z.B. [Ex 28,10.21] Numer Num 4 17 7 Quas cum posuisset Moyses coram Domino in tabernaculo testimonii: Sodann legte Moses dieselben vor dem Herrn in dem Zelte des Zeugnisses nieder. Numer Num 4 17 8 Sequenti die regressus invenit germinasse virgam Aaron in domo Levi: et turgentibus gemmis eruperant flores, qui, foliis dilatatis, in amygdalas deformati sunt. Als er aber am anderen Tage wieder hinging, fand er, dass der Stab Aarons vom Hause Levi ausgeschlagen hatte; aus den vollen Knospen waren Blüten aufgebrochen, welche, ihre Blätter entfaltend, sich zu Mandeln herangebildet hatten. Numer Num 4 17 9 Protulit ergo Moyses omnes virgas de conspectu Domini ad cunctos filios Israel: videruntque et receperunt singuli virgas suas. Da brachte Moses alle Stäbe von dem Herrn zu allen Söhnen Israels heraus, und sie beschauten sie, und ein jeder nahm seinen Stab zurück. Numer Num 4 0 1 3. Andere in dieselbe Zeit fallende Gesetzesvorschriften. 18,1 19,22) A. Die wechselseitigen Pflichten der Priester und Leviten. (V. 7) Die Einkünfte beider: Die Erstlinge sollen den Priestern (V. 20), die Zehnten den Leviten gehören, diesen indes so, dass sie den Zehnten vom Zehnten an die Priester abgeben. Numer Num 4 18 1 Dixitque Dominus ad Aaron: Tu, et filii tui, et domus patris tui tecum portabitis iniquitatem Sanctuarii: et tu et filii tui simul sustinebitis peccata sacerdotii vestri. Und der Herr sprach zu Aaron:¹ Du und deine Söhne, und das Haus deines Vaters² mit dir, sollt die Vergehungen gegen das Heiligtum tragen; und du und deine Söhne zugleich sollt die Sünden gegen euer Priestertum tragen. Numer Num 4 18 1 1 Dass Gott sich unmittelbar an Aaron allein gewendet, wird außer V. 1, V. 8, V. 20 nur noch [Lev 10,8] gesagt; häufiger werden Gebote an Moses und Aaron gerichtet. Numer Num 4 18 1 2 Im weitesten Sinne: Dein Stamm, der Stamm Levi. Wofür insbesondere Priester verantwortlich sind, besagt der zweite Teil des Verses. Wenn das Volk durch eure Schuld bei seinen Opfern im heiligen Zelte etwas versteht, sollt ihr Priester und Leviten dafür haften; darum sollen sich die Söhne Israels nicht fürchten, getötet zu werden. (Siehe oben [Num 8,19, Num 17,12.13].) Was durch die Schuld der Priester die Leviten verfehlen, sollen die Priester verantworten. Numer Num 4 18 10 In Sanctuario comedes illud: mares tantum edent ex eo, quia consecratum est tibi. Im Heiligtume¹⁴ sollst du es essen; und nur die männlichen Personen sollen davon essen, weil es dir¹⁵ geweiht ist. Numer Num 4 18 10 14 Im Vorhofe. Numer Num 4 18 10 15 Als Stellvertreter Gottes. Numer Num 4 18 11 Primitias autem, quas voverint et obtulerint filii Israel, tibi dedi, et filiis tuis, ac filiabus tuis jure perpetuo: qui mundus est in domo tua, vescetur eis. Die Erstlinge aber, welche die Söhne Israels geloben und opfern,¹⁶ schenke ich dir, und deinen Söhnen, und deinen Töchtern, als ewiges Recht; wer in deinem Hause rein ist, darf davon essen. Numer Num 4 18 11 16 Hebr.: Und dies soll dir als Hebe von ihren übrigen Gaben zufallen, von allen Webeopfern der Israeliten; ich schenke usw. Numer Num 4 18 12 Omnem medullam olei, et vini, ac frumenti, quidquid offerunt primitiarum Domino, tibi dedi. Alles Beste vom Öl, vom Wein und vom Getreide, alles, was sie dem Herrn an Erstlingen darbringen, gebe ich dir. Numer Num 4 18 13 Universa frugum initia, quas gignit humus, et Domino deportantur, cedent in usus tuos: qui mundus est in domo tua, vescetur eis. Alle Erstlinge der Früchte, welche der Boden erzeugt und die dem Herrn dargebracht werden, sollen zu deinem Gebrauche dienen; wer in deinem Hause rein ist, darf davon essen. Numer Num 4 18 14 Omne quod ex voto reddiderint filii Israel, tuum erit. Alles, was die Söhne Israels infolge eines Gelübdes darbringen,¹⁷ soll dein sein. Numer Num 4 18 14 17 Hebr.: Alle Gebannte. Numer Num 4 18 15 Quidquid primum erumpit e vulva cunctæ carnis, quam offerunt Domino, sive ex hominibus, sive de pecoribus fuerit, tui juris erit: ita dumtaxat, ut pro hominis primogenito pretium accipias, et omne animal quod immundum est, redimi facias, Alles, was zuerst den Mutterschoß durchbricht von allem Fleische, das man dem Herrn opfert, es sei Mensch oder Vieh, soll dir gehören; doch so, dass du für die Erstgebornen unter den Menschen Lösegeld nehmen und alle Erstgeburt der unreinen Tiere auslösen lässest.¹⁸ Numer Num 4 18 15 18 Siehe [Ex 13,12.13, Ex 34,19.20]. Numer Num 4 18 16 Cujus redemptio erit post unum mensem, siclis argenti quinque, pondere Sanctuarii. Siclus viginti obolos habet. Nach einem Monat sollst du sie auslösen lassen¹⁹ um fünf Sekel Silber, nach dem Gewichte des Heiligtums. Der Sekel hat zwanzig Obolen. [Ex 30,13, Lev 27,25, Num 3,47, Ez 45,12] Numer Num 4 18 16 19 Hebr.: Und was seine (des menschlichen Erstgeborenen) Auslösung betrifft. Numer Num 4 18 17 Primogenitum autem bovis et ovis et capræ non facies redimi, quia sanctificata sunt Domino: sanguinem tantum eorum fundes super altare, et adipes adolebis in suavissimum odorem Domino. Dagegen die Erstgeburt eines Rindes, oder eines Schafes, oder einer Ziege sollst du nicht auslösen lassen, weil sie dem Herrn geweiht sind;²⁰ nur ihr Blut sollst du über den Altar gießen und ihr Fett zum lieblichen Geruche für den Herrn verbrennen. Numer Num 4 18 17 20 Opfertiere sind. Numer Num 4 18 18 Carnes vero in usum tuum cedent, sicut pectusculum consecratum, et armus dexter, tua erunt. Ihr Fleisch aber soll zu deinem Gebrauche dienen, wie auch das geweihte Bruststück und die rechte Schulter dein sein sollen.²¹ Numer Num 4 18 18 21 [Ex 29,28] Numer Num 4 18 19 Omnes primitias Sanctuarii, quas offerunt filii Israel Domino, tibi dedi et filiis, ac filiabus tuis jure perpetuo. Pactum salis est sempiternum coram Domino, tibi ac filiis tuis. Alle Erstlingsgaben²² für das Heiligtum, welche die Söhne Israels dem Herrn darbringen, gebe ich dir, und deinen Söhnen, und deinen Töchtern, als ewiges Recht. Es ist ein ewig geltender Salzbund²³ vor dem Herrn, für dich und deine Söhne. Numer Num 4 18 19 22 Hebr.: Alle Hebeopfer von den heiligen Gaben. Numer Num 4 18 19 23 Stets gültig. Vergl. [Lev 2,13]. Numer Num 4 18 2 Sed et fratres tuos de tribu Levi, et sceptrum patris tui sume tecum, præstoque sint, et ministrent tibi: tu autem et filii tui ministrabitis in tabernaculo testimonii. Aber auch deine Brüder vom Stamme Levi, den Stab³ deines Vaters, nimm mit dir, sie sollen bereit sein, dir zu dienen; du aber und deine Söhne, ihr sollt den Dienst im Zelte des Zeugnisses versehen.⁴ Numer Num 4 18 2 3 Stamm. Numer Num 4 18 2 4 Als Priester. Numer Num 4 18 20 Dixitque Dominus ad Aaron: In terra eorum nihil possidebitis, nec habebitis partem inter eos: ego pars et hereditas tua in medio filiorum Israel. Und der Herr sprach zu Aaron: Ihr sollt in ihrem²⁴ Lande keinen Besitz, noch Anteil unter ihnen haben; ich bin dein Anteil und Erbbesitz inmitten der Söhne Israels.²⁵ Numer Num 4 18 20 24 Der Israeliten. Numer Num 4 18 20 25 Siehe [Jos 13,14]. Numer Num 4 18 21 Filiis autem Levi dedi omnes decimas Israel in possessionem pro ministerio quo serviunt mihi in tabernaculo fderis: Alle Zehnten Israels aber gebe ich den Söhnen Levis als Besitz für den Dienst, den sie mir am Zelte des Bundes verrichten, [Lev 27,30] Numer Num 4 18 22 Ut non accedant ultra filii Israel ad tabernaculum, nec committant peccatum mortiferum, dass²⁶ die Söhne Israels fortan nicht mehr dem Zelte nahen und eine Sünde begehen, die den Tod bringt. Numer Num 4 18 22 26 Besser: Die Söhne Israels aber sollen. Numer Num 4 18 23 Solis filiis Levi, mihi in tabernaculo servientibus, et portantibus peccata populi: legitimum sempiternum erit in generationibus vestris. Nihil aliud possidebunt, Nur die Söhne Levis sollen mir am Zelte dienen und die Sünden des Volkes auf sich nehmen;²⁷ dies sei eine bei euch von Geschlecht zu Geschlecht ewig geltende Vorschrift. Sie sollen keinen andern Besitz haben, [Dtn 18,1] Numer Num 4 18 23 27 Siehe V. 1. Numer Num 4 18 24 Decimarum oblatione contenti, quas in usus eorum et necessaria separavi. sondern mit dem dargebrachten Zehnten zufrieden sein, den ich zu ihrem Gebrauche und zu ihrem Bedarf eigens bestimmt habe. Numer Num 4 18 25 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Numer Num 4 18 26 Præcipe Levitis, atque denuntia: Cum acceperitis a filiis Israel decimas, quas dedi vobis, primitias earum offerte Domino, id est, decimam partem decimæ, Befiehl den Leviten und sage ihnen: Wenn ihr von den Söhnen Israels den Zehnten empfanget, den ich euch gegeben, so bringet die Erstlinge²⁸ davon, das ist den Zehnten vom Zehnten, dem Herrn dar, Numer Num 4 18 26 28 Ein Hebeopfer. Numer Num 4 18 27 Ut reputetur vobis in oblationem primitivorum, tam de areis, quam de torcularibus: dass es euch als Erstlingsopfer angerechnet werde, von der Tenne sowohl wie von der Kelter.²⁹ Numer Num 4 18 27 29 Der Priesterzehnte, welchen ihr von eurem Zehnten abhebt, wird euch von Gott so angerechnet werden wie den Israeliten das, was sie als Zehnten von dem Ertrage ihres Ackerbaues und Weinbaues für den Herrn abheben. (Siehe V. 30.) Numer Num 4 18 28 Ex universis quorum accipitis primitias, offerte Domino, et date Aaron sacerdoti. Desgleichen sollt ihr von allem, wovon ihr die Erstlinge empfangt, dem Herrn ein Opfer darbringen und es Aaron, dem Priester, geben.³⁰ Numer Num 4 18 28 30 Vergl. [Neh 10,38]. Numer Num 4 18 29 Omnia quæ offeretis ex decimis, et in donaria Domini separabitis, optima et electa erunt. Alles, was ihr von dem Zehnten darbringt und als Gabe für den Herrn absondert, soll das Beste und Auserlesenste sein.³¹ Numer Num 4 18 29 31 Hebr.: Von allen euch zufallenden Gaben habt ihr stets ein Hebeopfer für Jahve abzugeben, und zwar von allem Besten daran als die davon zu entrichtende heilige Gabe. Numer Num 4 18 3 Excubabuntque Levitæ ad præcepta tua, et ad cuncta opera tabernaculi: ita dumtaxat, ut ad vasa Sanctuarii et ad altare non accedant, ne et illi moriantur, et vos pereatis simul. Und die Leviten sollen auf deine Befehle Acht haben und alle Dienste am Zelte versehen; jedoch den Geräten des Heiligtums und dem Altare sollen sie nicht nahen,⁵ damit nicht ebenso sie sterben und ihr alle zugleich⁶ umkommet. Numer Num 4 18 3 5 Sie nicht unverhüllt berühren. Numer Num 4 18 3 6 Durch Gottes Hand. Numer Num 4 18 30 Dicesque ad eos: Si præclara et meliora quæque obtuleritis ex decimis, reputabitur vobis quasi de area et torculari dederitis primitias: Sage ihnen auch: Wenn ihr das Beste und Auserlesenste von dem Zehnten opfert, so soll es euch so angerechnet werden, als hättet ihr die Erstlinge von Tenne und Kelter gegeben; Numer Num 4 18 31 Et comedetis eas in omnibus locis vestris, tam vos quam familiæ vestræ: quia pretium est pro ministerio, quo servitis in tabernaculo testimonii. und ihr und eure Familien dürft es an allen euren Orten verzehren; denn es ist der Lohn für den Dienst, den ihr im Zelte des Zeugnisses tuet. Numer Num 4 18 32 Et non peccabitis super hoc, egregia vobis et pinguia reservantes, ne polluatis oblationes filiorum Israel, et moriamini. Versündiget euch nicht dadurch, dass ihr das Beste und Fetteste für euch behaltet, damit ihr die Gaben der Söhne Israels nicht entheiliget und sterbet.³² Numer Num 4 18 32 32 Hebr.: Und ihr werdet seinethalben keine Sünde auf euch laden, wenn ihr nur zuvor das Beste von dem abgebt, und werdet die heiligen Gaben der Kinder Israels nicht entweihen und nicht sterben. Numer Num 4 18 4 Sint autem tecum, et excubent in custodiis tabernaculi, et in omnibus ceremoniis ejus. Alienigena non miscebitur vobis. Sie seien aber bei dir, und mögen auf die Hut des Zeltes Acht haben, und den gesamten heiligen Dienst bei demselben besorgen. Kein Fremder⁷ soll sich unter euch mischen. Numer Num 4 18 4 7 Nichtlevit. Vielleicht durfte er im Notfalle helfen, da die V. 7 angedrohte Strafe hier nicht beigefügt wird. Numer Num 4 18 5 Excubate in custodia sanctuarii, et in ministerio altaris: ne oriatur indignatio super filios Israel. Besorget die Hut des Heiligtums und den Dienst am Altare, damit kein Zorngericht über die Söhne Israels komme. Numer Num 4 18 6 Ego dedi vobis fratres vestros Levitas de medio filiorum Israel, et tradidi donum Domino, ut serviant in ministerium tabernaculi ejus. Ich habe euch eure Brüder, die Leviten, aus der Mitte der Söhne Israels gegeben und sie als Geschenk⁸ dem Herrn zu eigen gegeben, damit sie den Dienst an seinem Zelte versehen. Numer Num 4 18 6 8 Das Folgende. Hebr.: für euch, als solche, die Gott zu eigen gegeben sind. Numer Num 4 18 7 Tu autem et filii tui custodite sacerdotium vestrum: et omnia quæ ad cultum altaris pertinent, et intra velum sunt, per sacerdotes administrabuntur: si quis externus accesserit, occidetur. Du aber und deine Söhne, waltet eures Priesteramtes; und alles, was zum Dienste am Altare gehört und innerhalb des Vorhanges ist, soll durch die Priester versehen werden.⁹ Wenn ein Fremder sich naht, soll er getötet werden. Numer Num 4 18 7 9 Hier fehlt in der Vulgata: Als einen geschenkweise verliehenen Dienst übergebe ich euch das Priestertum. Numer Num 4 18 8 Locutusque est Dominus ad Aaron: Ecce dedi tibi custodiam primitiarum mearum. Omnia quæ sanctificantur a filiis Israel, tradidi tibi et filiis tuis pro officio sacerdotali legitima sempiterna. Und der Herr sprach zu Aaron: Siehe, ich übergebe dir die Hut über meine Erstlinge.¹⁰ Alles, was von den Söhnen Israels geheiligt wird,¹¹ bestimme ich dir und deinen Söhnen für den priesterlichen Dienst als ewiges Recht.¹² Numer Num 4 18 8 10 Hebr.: Das, was von meinen Hebeopfern aufzubewahren ist. Die Gott gewidmeten Opferstücke, welche nicht verbrannt wurden. [Num 5,9] Von den Erstlingen ist V. 11 13 die Rede. Numer Num 4 18 8 11 Und nicht verbrannt wird. Numer Num 4 18 8 12 Hebr.: Als Opferanteil, als ewig geltendes Recht. Numer Num 4 18 9 Hæc ergo accipies de his, quæ sanctificantur et oblata sunt Domino. Omnis oblatio, et sacrificium, et quidquid pro peccato atque delicto redditur mihi, et cedit in Sancta sanctorum, tuum erit, et filiorum tuorum. Folgendes¹³ also sollst du von dem, was geweiht und dem Herrn dargebracht wird, nehmen. Alle Opfergaben und Speiseopfer, und was als Sünd- und Schuldopfer mir dargebracht wird und hochheilig ist, soll dir und deinen Söhnen gehören. Numer Num 4 18 9 13 Hebr.: Folgendes soll dir von den hochheiligen Gaben, nach Abzug des zu Verbrennenden gehören: alle Opfergaben an Speiseopfern, an Sündopfern und an Schuldopfern, die sie mir als Ersatz darbringen, als hochheilige sollen sie dir und deinen Söhnen gehören. Numer Num 4 0 1 B. Zeremonien für die Weihe des Reinigungswassers und bei seiner Anwendung. (Kap. 19) Numer Num 4 19 1 Locutusque est Dominus ad Moysen et Aaron, dicens: Und der Herr redete zu Moses und Aaron und sprach: Numer Num 4 19 10 Cumque laverit qui vaccæ portaverat cineres, vestimenta sua, immundus erit usque ad vesperum. Habebunt hoc filii Israel et advenæ, qui habitant inter eos, sanctum jure perpetuo. Und der, welcher die Asche der Kuh hinweggetragen hat, soll seine Kleider waschen und unrein sein bis zum Abend. Das soll den Söhnen Israels und den Fremdlingen, die unter ihnen wohnen, als eine heilige und ewig verpflichtende Satzung gelten.¹⁰ Numer Num 4 19 10 10 Das V. 11 13 Angeordnete. Numer Num 4 19 11 Qui tetigerit cadaver hominis, et propter hoc septem diebus fuerit immundus: Wer die Leiche eines Menschen berührt und deshalb sieben Tage unrein ist, Numer Num 4 19 12 Apergetur ex hac aqua die tertio et septimo, et sic mundabitur. Si die tertio aspersus non fuerit, septimo non poterit emundari. soll mit diesem Wasser¹¹ am dritten und siebenten Tage besprengt werden, und so wird er rein werden. Wird er am dritten Tage nicht besprengt, so kann er am siebenten nicht rein werden. Numer Num 4 19 12 11 V. 17 19. Numer Num 4 19 13 Omnis qui tetigerit humanæ animæ morticinum, et aspersus hac commistione non fuerit, polluet tabernaculum Domini, et peribit ex Israel: quia aqua expiationis non est aspersus, immundus erit, et manebit spurcitia ejus super eum. Jeder, der den Leichnam eines verstorbenen Menschen berührt und mit diesem gemischten Wasser nicht besprengt ist, verunreinigt das Zelt des Herrn¹² und wird ausgetilgt werden aus Israel;¹³ denn weil er nicht mit dem Wasser der Versöhnung besprengt ward, wird er unrein sein und seine Unreinigkeit ihm anhaften. Numer Num 4 19 13 12 Stellen wie diese und [Lev 15,31] zeigen, dass manche Zeremonialgesetze, insbesondere über die Unreinigkeit, besonders streng für die gelten, welche dem Zelte des Zeugnisses nahen. Numer Num 4 19 13 13 Ziviler Tod. Numer Num 4 19 14 Ista est lex hominis qui moritur in tabernaculo: Omnes qui ingrediuntur tentorium illius, et universa vasa quæ ibi sunt, polluta erunt septem diebus. Dies ist die Bestimmung betreffs eines Menschen, der in einem Zelte stirbt: Alle, die in dieses Zelt eintreten, und alle Gerätschaften, welche in demselben sind,¹⁴ sollen sieben Tage unrein sein. Numer Num 4 19 14 14 So lange die Leiche darin ist. Numer Num 4 19 15 Vas, quod non habuerit operculum, nec ligaturam desuper, immundum erit. Ein Gefäß, das keinen Deckel hat und oben nicht zugebunden ist, soll unrein sein. Numer Num 4 19 16 Si quis in agro tetigerit cadaver occisi hominis, aut per se mortui, sive os illius, vel sepulcrum, immundus erit septem diebus. Wer auf dem Felde den Leichnam eines ermordeten oder gestorbenen Menschen, oder sein Gebein, oder sein Grab berührt, soll sieben Tage unrein sein. Numer Num 4 19 17 Tollentque de cineribus combustionis atque peccati, et mittent aquas vivas super eos in vas. Und man soll etwas von der Asche des verbrannten Sündopfers¹⁵ nehmen und fließendes Wasser in ein Gefäß darüber gießen. Numer Num 4 19 17 15 Oben V. 9. Numer Num 4 19 18 In quibus cum homo mundus tinxerit hyssopum, asperget ex eo omne tentorium, et cunctam supellectilem, et homines hujuscemodi contagione pollutos: Sodann soll jemand, der rein ist, Ysop in das Wasser tauchen und das ganze Zelt, und alles Geräte, und die Menschen, die mit solcher Unreinigkeit befleckt sind, damit besprengen. Numer Num 4 19 19 Atque hoc modo mundus lustrabit immundum tertio et septimo die: expiatusque die septimo, lavabit et se et vestimenta sua, et immundus erit usque ad vesperum. Und so soll ein Reiner den Unreinen am dritten und siebenten Tage besprengen. Und wenn er am siebenten Tage entsündigt ist, soll er sich und seine Kleider waschen und unrein bleiben bis zum Abend. Numer Num 4 19 2 Ista est religio victimæ, quam constituit Dominus. Præcipe filiis Israel, ut adducant ad te vaccam rufam ætatis integræ, in qua nulla sit macula, nec portaverit jugum: Dies ist eine heilige Vorschrift über das Schlachtopfer, welche der Herr festgesetzt hat. Gebiete den Söhnen Israels, dass sie eine rote Kuh¹ zu dir führen, die ausgewachsen,² ohne Fehler ist, und noch kein Joch getragen hat; Numer Num 4 19 2 1 Rot ist die Farbe des Blutes, Blut aber das Zeichen des Lebens. Numer Num 4 19 2 2 Im Hebr.: Unversehrt. Numer Num 4 19 20 Si quis hoc ritu non fuerit expiatus, peribit anima illius de medio ecclesiæ: quia Sanctuarium Domini polluit, et non est aqua lustrationis aspersus. Wer aber auf solche Weise nicht entsündigt ist, soll weggetilgt werden aus der Mitte der Gemeinde, weil er das Heiligtum des Herrn verunreinigt hat und mit dem Wasser der Reinigung nicht besprengt worden ist. Numer Num 4 19 21 Erit hoc præceptum legitimum sempiternum. Ipse quoque qui aspergit aquas, lavabit vestimenta sua: Omnis qui tetigerit aquas expiationis, immundus erit usque ad vesperum. Das soll eine ewig geltende Vorschrift sein. Auch der, welcher das Wasser sprengt, soll seine Kleider waschen: Jeder, der das Entsündigungswasser berührt, soll unrein sein bis zum Abend. Numer Num 4 19 22 Quidquid tetigerit immundus, immundum faciet: et anima, quæ horum quippiam tetigerit, immunda erit usque ad vesperum. Alles, was ein Unreiner anrührt, macht er unrein; und wer etwas davon berührt,¹⁶ soll unrein sein bis zum Abend.¹⁷ Numer Num 4 19 22 16 Hebr.: ebenso soll jeder, der ihn berührt, usw. Numer Num 4 19 22 17 Nach den heiligen Vätern (Aug., Theod., Gregor) hatte Moses hierbei höhere Absichten. Wie alle seine äußern Gesetze zugleich die innere Herzensreligion bezweckten, wollte er auch durch die äußere Reinigung von der Verunreinigung durch einen Toten (dem vollkommensten Bilde des Sünders und der Sünde) die Notwendigkeit der Reinigung und Reinhaltung von der Verunreinigung durch die Sünde einschärfen. S. [Lev 15,18]. Vergl. [Ps 50,4.9]. Und wie alle seine Gesetze und Zeremonien auf Christus hinzielten [Mt 5,18, Joh 5,46], so legte er auch in diesem Gesetze den erleuchteten [Ps 118,34, Lk 24,25] Israeliten die geistigen Sinnbilder jenes Retters vor die Augen, der nicht bloß von äußerer Unreinigkeit reinigt durch Wasser, sondern von allen Sünden, die er als Opferlamm auf sich nahm, durch sein heiligstes Blut. [Jes 53,5.6, Hebr 9,13.14]. Numer Num 4 19 3 Tradetisque eam Eleazaro sacerdoti: qui eductam extra castra, immolabit in conspectu omnium: diese sollt ihr Eleazar, dem Priester, übergeben, der sie aus dem Lager herausführen und vor aller Augen³ schlachten lassen soll. [Hebr 13,11] Numer Num 4 19 3 3 Nach dem Hebr.: man führe sie vor das Lager und schlachte sie vor seinen (des Hohenpriesters) Augen. Das Opfer ward wohl so oft wiederholt, als die Asche fehlte. Numer Num 4 19 4 Et tingens digitum in sanguine ejus, asperget contra fores tabernaculi septem vicibus, Dann soll er den Finger in ihr Blut tauchen und gegen den Eingang des Zeltes hin⁴ siebenmal sprengen, Numer Num 4 19 4 4 Die Vorderseite der Stiftshütte lag nach Osten, also sollte der Priester das Lager in östlicher Richtung verlassen. Numer Num 4 19 5 Comburetque eam cunctis videntibus, tam pelle et carnibus ejus quam sanguine et fimo flammæ traditis. und die Kuh vor aller Augen⁵ verbrennen lassen; ebenso das Fell und das Fleisch, wie ihr Blut und ihr Unrat soll dem Feuer übergeben werden. Numer Num 4 19 5 5 Hebr.: Vor seinen Augen. Numer Num 4 19 6 Lignum quoque cedrinum, et hyssopum, coccumque bis tinctum sacerdos mittet in flammam, quæ vaccam vorat. Sodann soll der Priester Zedernholz, Ysop, und doppelt gefärbten Karmosin⁶ in das Feuer werfen, von dem die Kuh verzehrt wird. Numer Num 4 19 6 6 Vergl. [Lev 14,6.49]. Numer Num 4 19 7 Et tunc demum, lotis vestibus et corpore suo, ingredietur in castra, commaculatusque erit usque ad vesperum. Hierauf soll er seine Kleider und seinen Leib waschen, und darnach erst darf er wieder in das Lager kommen und soll unrein sein bis zum Abend.⁷ Numer Num 4 19 7 7 Wegen der Beziehung aus durch den Tod verursachte Unreinheit wirkte die Herstellung der Asche und die Asche selbst auf Reine verunreinigend; nur für Unreine hatte sie Reinigungskraft. Numer Num 4 19 8 Sed et ille qui combusserit eam, lavabit vestimenta sua, et corpus, et immundus erit usque ad vesperum. Aber auch der, welcher sie verbrannt hat, soll seine Kleider und seinen Leib waschen und unrein sein bis zum Abend.⁸ Numer Num 4 19 8 8 Die Asche sollte nur dazu dienen, gesetzliche Unreinheit zu entfernen, nicht wie unser Weihwasser zu heiligen. Numer Num 4 19 9 Colliget autem vir mundus cineres vaccæ, et effundet eos extra castra in loco purissimo, ut sint multitudini filiorum Israel in custodiam, et in aquam aspersionis: quia pro peccato vacca combusta est. Jemand aber, der rein ist, soll die Asche der Kuh sammeln und sie außerhalb des Lagers an einen reinen Ort schütten, damit sie für die Gemeinde der Söhne Israels zum Reinigungswasser aufbewahrt werde;⁹ denn die Kuh ward als Sündopfer verbrannt. Numer Num 4 19 9 9 Siehe unten V. 17 19. Die Asche soll vor Verunreinigung bewahrt werden. Numer Num 4 0 1 4. Die letzten Ereignisse in der Wüste. (20,1-13) A. Maria und Aaron sterben. (Kap. 20) a. Während die Israeliten wieder in der Wüste Pharan (Sin) weilen, stirbt Maria, die Schwester Moses (V. 1). B. Da das Volk über Wassermangel murrt, wird solches aus dem Felsen wunderbar gewährt. Moses und Aaron wird wegen ihres Zweifels der Eintritt in das gelobte Land versagt und ihnen ihr Tod vorherverkündet. (V. 13) III. Von Kades an den Jordan. (Kap. 20,14 Kap. 36,13) 1. Der Zug an den Jordan. (20,14 21,35) 1. Von Kades bis an den Berg Hor. (20,14 21,3) A. Da die Edomiter den Israeliten den Durchzug verweigern, müssen diese einen weiten Umweg um das idumäische Gebirge machen. (V. 21) B. Aaron stirbt, sein Sohn Eleazar wird Hohepriester an seiner Statt. Numer Num 4 20 1 Veneruntque filii Israel, et omnis multitudo in desertum Sin, mense primo: et mansit populus in Cades. Mortuaque est ibi Maria, et sepulta in eodem loco. Hierauf kamen die Söhne Israels, die ganze Gemeinde, in die Wüste Sin¹ im ersten Monate;² und das Volk blieb in Kades.³ Und Maria starb dort und ward an demselben Orte begraben.⁴ Numer Num 4 20 1 1 In die Wüste Zin im Süden von Palästina, die von der Wüste Sin [Ex 16,1, Ex 17,1, Num 33,12], einem Teile der arabischen Wüste gegen Ägypten zu, zu unterscheiden ist. Numer Num 4 20 1 2 Das Jahr fehlt im jetzigen hebr. Texte. Es ist wohl das dritte. Numer Num 4 20 1 3 Kades wird bald im engeren Sinne, wie V. 1, die Stadt, bald im weiteren genommen: die ganze Umgebung. [Num 32,8, Dtn 1,19, Dtn 9,23, Jos 14,6ff] werden die Kundschafter von Kades aus abgesendet, während [Num 13,1.27] genauer gesagt wird: Aus der Wüste Pharan in der Richtung nach Kades. Im weiteren Sinne [Num 33,36] und [Dtn 1,46]. Ebenda wird [Dtn 2,14] berichtet, dass die Israeliten vom Anfange ihres Aufenthaltes in Kades an bis zum Übergange über den Zared 38 Jahre umherwanderten. Das ungeheure Heer konnte nicht lange Zeit an einer Stelle weilen. Auch als sie [Num 33,49] im Lager, das sich von Bethsimoth bis Abelsatim erstreckte, waren, weilte Josue mit zahlreichen Schaaren nahe an dem Gebiete der Ammoniter, während noch andere die früher von Sehon und Og besessene Landschaft innehatten. Auch das Haderwasser Me Meribah [Num 20,13.24, Dtn 33,8, Ps 80,8, Ps 105,32] wird als in Kades gelegen [Ez 47,19, Ez 48,28] bezeichnet. Kades ist also im weiteren Sinne zu nehmen, weil viele Wasser in der Nähe der Stadt waren, wo hingegen [Num 27,14, Dtn 32,51] Kades als in der Wüste Sin liegend bezeichnet wird, mithin die Bäche gemeint sind, welche in der Wüste lagen. Im weiteren Sinne ist Kades auch zu fassen, wenn von einem längeren Aufenthalte daselbst die Rede ist. Die Hebräer hatten auf ihrem Zuge drei längere Aufenthalte: Bald nach dem Auszuge am Sinai, nach der Ankunft an der Südgrenze von Chanaan in Kades, nach dem Erreichen des Jordanufers den Aufenthalt im Gefilde Moabs. Nach [Dtn 1,46] blieben sie lange Zeit in Kades, während sie vom Berge Sinai in der Richtung auf das Gebirge Seir in elf Tagen nach Kades Barnea kamen. Von der Ankunft in Kades Barnea bis zum Übergange über den Zared verflossen nach [Dtn 2,14] ganze 38 Jahre. Nach dem Urteilsspruche Gottes [Num 14,22ff] und nach der Niederlage [Num 14,45] blieb wohl ein Teil des Volkes in Kades, während andere in der Wüste umherzogen, bis das alte Geschlecht ausgestorben war und Moses das Volk wieder in Kades sammelte. Numer Num 4 20 1 4 Dieser Trauerfall bildet die Einleitung zu einer traurigen Periode, welche der Tod Aarons beschließt. Wann Sephora starb, wird nicht gesagt. Die Moses Kindheit behütet und Gottes Großtaten so oft verkündet, die am roten Meere wohl die Hoffnung gehegt hat, das verheißene Land zu schauen, wird abberufen und lässt Moses allein, (vermutlich) noch 38 Jahre ohne ihre Mitwirkung, während er neue Stürme herannahen sieht, die Gottes Zorn wachrufen müssen. Numer Num 4 20 10 Congregata multitudine ante petram, dixitque eis: Audite rebelles et increduli: Num de petra hac vobis aquam poterimus ejicere? und versammelte die Gemeinde vor dem Felsen und sprach zu ihnen:¹¹ Höret, ihr Widerspenstigen und Ungläubigen! Werden wir euch wohl Wasser aus diesem Felsen¹² hervorgehen lassen können? [Ps 77,15.20, 1Kor 10,4] Numer Num 4 20 10 11 In seinem und Aarons Namen. Numer Num 4 20 10 12 Dem in der Nähe befindlichen. Numer Num 4 20 11 Cumque elevasset Moyses manum, percutiens virga bis silicem, egressæ sunt aquæ largissimæ, ita ut populus biberet et jumenta. Hierauf erhob Moses seine Hand und schlug mit seinem Stabe zweimal an den Felsen, da strömte Wasser in Fülle heraus, so dass Volk und Vieh trank. Numer Num 4 20 12 Dixitque Dominus ad Moysen et Aaron: Quia non credidistis mihi, ut sanctificaretis me coram filiis Israel, non introducetis hos populos in terram, quam dabo eis. Und der Herr sprach zu Moses und Aaron: Weil ihr mir nicht geglaubt habt, so dass ihr mich vor den Söhnen Israels verherrlichtet,¹³ sollt ihr dies Volk nicht in das Land führen, das ich ihnen geben werde. [Dtn 1,37] Numer Num 4 20 12 13 Wörtlich: heiligtet. Gott wird durch Worte und Taten als heilig erwiesen. Gegen die Pflicht, ihn als solchen zu erweisen, fehlt man, wenn man ihm nicht Glauben schenkt, die Fülle seiner Erbarmungen verkennt u. a. m. Dies tat das Volk [Num 20,4]; dass aber auch Moses und Aaron Gott nicht heiligten, wird [Num 27,14] und [Dtn 32,51] mit Nennung des Ortes Kades ausdrücklich gesagt. Worin bestand ihre Verfehlung? Wie Gott beim Eintritt in der Wüste Wasser aus dem Felsen gespendet [Ex 17], als das Volk Gott versuchte, so gewährt er beim Beginn der 38 Jahre, auf welche Israel wieder in die Wüste zurückgesendet wird, ein gleiches Wunder. Doch hier versucht nicht allein das Volk Gott, sondern auch Moses und Aaron. Moses Sünde ist eine Tatsünde, öffentlich und Ärgernis gebend. [Dtn 32,51] Nach [Num 27,14] ist es eine Beleidigung, nach [Dtn 32,51] eine Übertretung. Es war Unglaube, wie [Ps 105,32] zeigt. Des Volkes Bosheit riss auch Moses zu törichten, dem Glauben nicht entsprechenden Worten hin. Der Glaube bezog sich auf die Verheißung des Beistandes und die Erlangung der verheißenen Güter: die bisher gewährten Wohltaten sind das Unterpfand zukünftiger. Jene also geringschätzen und eine kleinliche Vorstellung von Gottes Barmherzigkeit haben, führt dazu, seinen Verheißungen nicht zu glauben. Dachte Moses vielleicht, Gott schulde es seiner Gerechtigkeit, seinen Erbarmungen Schranken zu setzen? Eben hatte Moses die Leviten, die er so liebte, umkommen sehen [Num 16]; die Worte V. 3, V. 13 hatten ihn bitter gestimmt: Genug, länger kann Gott euch nicht ertragen; dies wird das letzte Wunder seiner Allmacht zu euren Gunsten sein. (V. 10) So erinnerte er sich wohl nicht genug der früheren Wundertaten Gottes. So sprach er ja nicht, als er das Meer teilte, als er die Plagen über Ägypten kommen ließ. Doch warum straft Gott ihn so streng? Wohl liebte der Herr Moses sehr, [Num 12], doch noch mehr liebte er das ganze Volk, welches der Welt den Erlöser schenken sollte, für dessen Heil Moses als Werkzeug diente. Da Moses das Volk einmal minder liebt, leidet er Strafe, ohne Nachlass. So ist vielleicht Schuld und Strafe Moses zu erklären. Warum hat Moses zwei Mal an den Felsen geschlagen? Sein Glaube war wankend geworden. Als er das erste Mal umsonst an den Felsen geschlagen, staunte das Volk. Die einen jammerten, Gott habe sie verlassen, die anderen, Moses sei ein falscher Prophet. Aaron und Moses geraten in Schrecken, sie erkennen ihre Sünde, sie bereuen und flehen zum Herrn. Nun schlägt Moses noch einmal mit vollem Glauben an den Felsen, und das Wunder folgt. Der Pentateuch erzählt die Sünden Gott nahestehender Personen möglichst kurz. (V. 24; [Num 27,14, Dtn 32,51]). Indes scheint es, als ob Moses diese Tatsachen ausführlicher beschrieben, denn darauf weist die ganze Einleitung derselben hin, und dass die weitere Erzählung verloren ging. Sagten sich etwa die Israeliten in ihrer Mehrzahl von Gott los? Damit erhebt sich die zweite Frage, ob der zweite Schlag dem ersten sofort folgte, oder ob er die Umkehr zu Gott einleitete, also auch durch einen so langen Zwischenraum vom ersten getrennt ist. Numer Num 4 20 13 Hæc est aqua contradictionis, ubi jurgati sunt filii Israel contra Dominum et sanctificatus est in eis. Das ist das Wasser des Widerspruches, wo die Söhne Israels wider den Herrn haderten und er sich an ihnen verherrlichte. Numer Num 4 20 14 Misit interea nuntios Moyses de Cades ad regem Edom, qui dicerent: Hæc mandat frater tuus Israel: Nosti omnem laborem, qui apprehendit nos, Inzwischen sandte Moses Boten von Kades aus¹⁴ zu dem Könige von Edom, welche sagen sollten:¹⁵ Dies entbietet dir dein Bruder¹⁶ Israel: Du kennst alle Mühsale, die uns betroffen haben, Numer Num 4 20 14 14 Wohl nicht unmittelbar von der Stadt Kades aus, sondern als die Hebräer die Grenzen Moabs berührten. Numer Num 4 20 14 15 Das Folgende ist wohl eine Wiedergabe des Briefes. Numer Num 4 20 14 16 Vetter. Esau war Stammvater der Edomiten. Numer Num 4 20 15 Quo modo descenderint patres nostri in gyptum, et habitaverimus ibi multo tempore, afflixerintque nos gyptii, et patres nostros: wie unsere Väter nach Ägypten hinabgezogen sind, und wir dort lange Zeit gewohnt haben, und die Ägypter uns und unsere Väter bedrückt haben; Numer Num 4 20 16 Et quo modo clamaverimus ad Dominum, et exaudierit nos, miseritque Angelum, qui eduxerit nos de gypto. Ecce in urbe Cades, quæ est in extremis finibus tuis, positi, und wie wir zu dem Herrn riefen, und er uns erhörte, und seinen Engel sandte, der uns aus Ägypten herausführte.¹⁷ Siehe, wir lagern in der Stadt Kades, welche an der Grenze deines Gebietes liegt, Numer Num 4 20 16 17 Uns in der Wolke führend. Numer Num 4 20 17 Obsecramus ut nobis transire liceat per terram tuam. Non ibimus per agros, nec per vineas, non bibemus aquas de puteis tuis, sed gradiemur via publica, nec ad dextram, nec ad sinistram declinantes, donec transeamus terminos tuos. und bitten, du wollest uns durch dein Land ziehen lassen. Wir wollen nicht durch Äcker, noch durch Weinberge ziehen, nicht Wasser aus deinen Brunnen trinken,¹⁸ sondern auf der Heerstraße dahin ziehen, ohne zur Rechten oder zur Linken abzubiegen, so lange wir dein Gebiet durchziehen. Numer Num 4 20 17 18 Nicht ohne Bezahlung. Numer Num 4 20 18 Cui respondit Edom: Non transibis per me, alioquin armatus occurram tibi. Edom aber antwortete ihm: Durch mein Gebiet sollst du nicht hindurchziehen, oder ich trete dir gewaffnet entgegen.¹⁹ Numer Num 4 20 18 19 Der König von Edom war berechtigt, die Israeliten fern zu halten, wenn die Klugheit ihm dies nahe legte. Deshalb wird weder hier, noch [Dtn 2] ein Tadel gegen ihn erhoben. Numer Num 4 20 19 Dixeruntque filii Israel: Per tritam gradiemur viam: et si biberimus aquas tuas nos et pecora nostra, dabimus quod justum est: nulla erit in pretio difficultas, tantum velociter transeamus. Da sprachen die Söhne Israels: Wir wollen auf dem gebahnten Weg dahin ziehen; und wenn wir und unser Vieh dein Wasser trinken, so wollen wir geben, was recht ist; die Entschädigung soll keine Schwierigkeit machen, wir möchten nur schnell durchziehen. Numer Num 4 20 2 Cumque indigeret aqua populus, convenerunt adversum Moysen et Aaron: Da es nun dem Volke an Wasser gebrach, rotteten sie sich wider Moses und Aaron zusammen, Numer Num 4 20 20 At ille respondit: Non transibis. Statimque egressus est obvius, cum infinita multitudine, et manu forti, Er aber antwortete: Du wirst nicht durchziehen; und alsbald zog er ihnen mit zahllosem Volke und gewaffneter Hand entgegen Numer Num 4 20 21 Nec voluit acquiescere deprecanti, ut concederet transitum per fines suos: quam ob rem divertit ab eo Israel. und wollte ihren Bitten nicht willfahren, ihnen den Durchzug durch sein Gebiet zu gewähren. Deshalb ließ ihn Israel und bog ab.²⁰ Numer Num 4 20 21 20 Der König von Edom hielt das Gebirge Seir besetzt. [Dtn 2,4ff] Die Israeliten durchzogen die Ebene. Vergl. [Dtn 2,28]. Numer Num 4 20 22 Cumque castra movissent de Cades, venerunt in montem Hor, qui est in finibus terræ Edom: Als sie hierauf von Kades aufbrachen, kamen sie zu dem Berge Hor,²¹ der an den Grenzen des Landes Edom ist. Numer Num 4 20 22 21 Nahe bei Kades. Numer Num 4 20 23 Ubi locutus est Dominus ad Moysen: Dort redete der Herr zu Moses: Numer Num 4 20 24 Pergat, inquit, Aaron ad populos suos: non enim intrabit terram, quam dedi filiis Israel, eo quod incredulus fuerit ori meo, ad Aquas contradictionis. Aaron, sprach er, soll nunmehr zu seinem Volke scheiden;²² denn er soll das Land, das ich den Söhnen Israels gebe, nicht betreten, weil er meinem Munde bei dem Wasser des Widerspruches nicht geglaubt hat. Numer Num 4 20 24 22 Vergl. [Gen 25,18, Gen 15,15]. Die Worte sind ein Beweis des Glaubens an die Unsterblichkeit der Seele. Numer Num 4 20 25 Tolle Aaron et filium ejus cum eo, et duces eos in montem Hor. Nimm Aaron und seinen Sohn²³ mit ihm und führe sie auf den Berg Hor; [Num 33,38, Dtn 32,50] Numer Num 4 20 25 23 Eleazar. Numer Num 4 20 26 Cumque nudaveris patrem veste sua, indues ea Eleazarum filium ejus: Aaron colligetur, et morietur ibi. alsdann ziehe dem Vater seine Kleider aus,²⁴ und lege sie seinem Sohne Eleazar an; Aaron soll abberufen werden und allda sterben. Numer Num 4 20 26 24 Lasse ihn die Amtskleider ausziehen. Numer Num 4 20 27 Fecit Moyses ut præceperat Dominus: et ascenderunt in montem Hor coram omni multitudine. Da tat Moses, wie der Herr geboten hatte; und sie stiegen auf den Berg Hor vor den Augen des ganzen Volkes. Numer Num 4 20 28 Cumque Aaron spoliasset vestibus suis, induit eis Eleazarum filium ejus. Und Moses zog Aaron seine Kleider aus und legte sie seinem Sohne Eleazar an.²⁵ Numer Num 4 20 28 25 Die Einkleidung bildete einen wichtigen Teil der Weihe zur hohenpriesterlichen Würde. [Ex 29,29.30] Numer Num 4 20 29 Illo mortuo in montis supercilio, descendit cum Eleazaro. Als nun jener auf der Höhe des Berges gestorben war,²⁶ stieg Moses mit Eleazar herab. Numer Num 4 20 29 26 Nach [Num 33,38.39] starb Aaron am 1. Des 5. Monats des 40. Jahres des Auszuges im Alter von 123 Jahren. Vergl. [Ex 7,7] Numer Num 4 20 3 Et versi in seditionem, dixerunt: Utinam periissemus inter fratres nostros coram Domino. und erregten Aufruhr, und sprachen: O wären wir doch unter unsern Brüdern vor dem Herrn⁵ umgekommen! Numer Num 4 20 3 5 In den verschiedenen Heimsuchungen. Numer Num 4 20 30 Omnis autem multitudo videns occubuisse Aaron, flevit super eo triginta diebus per cunctas familias suas. Da aber die ganze Gemeinde sah, dass Aaron gestorben war, beweinte sie ihn dreißig Tage lang in allen ihren Familien.²⁷ Numer Num 4 20 30 27 Aarons Lob siehe [Sir 45,7ff]. Vergleiche [Mal 2,4ff] Numer Num 4 20 4 Cur eduxistis ecclesiam Domini in solitudinem, ut et nos et nostra jumenta moriamur? Warum habt ihr die Gemeinde des Herrn in die Wüste herausgeführt, dass wir samt unserem Viehe sterben? [Ex 17,3] Numer Num 4 20 5 Quare nos fecistis ascendere de gypto, et adduxistis in locum istum pessimum, qui seri non potest, qui nec ficum gignit, nec vineas, nec malogranata, insuper et aquam non habet ad bibendum? Warum habt ihr uns aus Ägypten heraufziehen lassen und uns an diesen schlimmen Ort gebracht, wo man nicht säen kann, wo weder Feigen wachsen, noch Weinstöcke, noch Granatäpfel, und wo überdies auch kein Wasser zum Trinken ist? Numer Num 4 20 6 Ingressusque Moyses et Aaron, dimissa multitudine, tabernaculum fderis, corruerunt proni in terram, clamaveruntque ad Dominum, atque dixerunt: Domine Deus, audi clamorem hujus populi, et aperi eis thesaurum tuum fontem aquæ vivæ, ut satiati, cesset murmuratio eorum. Et apparuit gloria Domini super eos. Da verließen Moses und Aaron die Gemeinde, und gingen in das Zelt des Bundes, und warfen sich auf ihr Angesicht zur Erde nieder,⁶ und riefen⁷ zu dem Herrn, und sprachen: Herr, Gott! erhöre das Geschrei dieses Volkes und öffne ihnen deinen Schatz, einen Quell lebendigen Wassers, dass sie satt werden und ihr Murren aufhöre. Da erschien die Herrlichkeit des Herrn über ihnen. Numer Num 4 20 6 6 Sie tadeln Moses und Aaron, während sie doch selbst Gott durch ihre Sünden zum Zorn gereizt haben. Numer Num 4 20 6 7 Bis zu dem Worte aufhören ist der Text weder im Hebr., noch in irgend einer Übersetzung, und somit kaum als echt anzusehen. Numer Num 4 20 7 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Numer Num 4 20 8 Tolle virgam, et congrega populum, tu et Aaron frater tuus, et loquimini ad petram coram eis, et illa dabit aquas. Cumque eduxeris aquam de petra, bibet omnis multitudo et jumenta ejus. Nimm den Stab⁸ und versammle das Volk, du und dein Bruder Aaron, und redet vor ihren Augen zu dem⁹ Felsen, so wird er Wasser¹⁰ geben. Und wenn du Wasser aus dem Felsen hervorquellen lässest, soll die ganze Gemeinde samt ihrem Vieh trinken. Numer Num 4 20 8 8 Septuag: Deinen Stab. Der Stab des Hirten [Ex 4,2] war das Zeichen der prophetischen und gesetzgeberischen Gewalt geworden, ohne einen Namen [Num 17,2], aber gleichsam Gottes Wunderzeichen eingegraben tragend. Vergl. [Ex 17,6]. Numer Num 4 20 8 9 Damit die Größe des Wunders desto klarer erscheine. Numer Num 4 20 8 10 Hebr.: Sein Wasser. Numer Num 4 20 9 Tulit igitur Moyses virgam, quæ erat in conspectu Domini, sicut præceperat ei, Da nahm Moses den Stab, der vor dem Herrn war, wie er ihm befohlen hatte, [Ex 17,5.6, Weish 10,4] Numer Num 4 0 1 C. Arad, König der Chananiter, wird besiegt. (V. 3) 2. Vom Berge Hor bis an das Grenzland der Amorrhiter. (V. 4-20) A. Da das Volk trotz dieses Sieges über die Beschwerden des Marsches murrt, sendet Gott zur Strafe feurige Schlangen. (V. 9) B. Den Marsch fortsetzend, erlangen sie zum dritten Male von Gott Wasser. (V. 20) 3. Die Israeliten besiegen, vom Herrn unterstützt, Sehon und Og. Numer Num 4 21 1 Quod cum audisset Chananæus rex Arad, qui habitabat ad meridiem, venisse scilicet Israel per exploratorum viam, pugnavit contra illum, et victor exsistens, duxit ex eo prædam. Als Arad, der König der Chananiter,¹ der gegen Süden² wohnte, dies vernahm, dass nämlich Israel auf dem Wege der Kundschafter³ herangekommen sei, kämpfte er gegen Israel, und blieb Sieger, und führte von ihm Beute hinweg. [Num 33,40] Numer Num 4 21 1 1 Nach dem Hebr.: Der König der Chananiter, der König von Arad. Vergl. [Jos 12,14, Ri 1,16]. Numer Num 4 21 1 2 Negeb. Numer Num 4 21 1 3 Hebr.: Wege von Atharim. Numer Num 4 21 10 Profectique filii Israel castrametati sunt in Oboth. Hierauf brachen die Söhne Israels auf und lagerten sich in Oboth. Numer Num 4 21 11 Unde egressi fixere tentoria in Jeabarim, in solitudine, quæ respicit Moab contra orientalem plagam. Von dort zogen sie weiter¹³ und lagerten sich in Jeabarim,¹⁴ in der Wüste, welche ostwärts gegen Moab hin liegt.¹⁵ Numer Num 4 21 11 13 Die vorherigen Stationen waren nach [Num 33,41ff] der Berg Hor (siehe [Num 20,22]), Salmona und Phunon. Numer Num 4 21 11 14 Der westliche Teil des Moabitergebirges. Im Norden gehörte dazu noch der Berg Nebo. [Dtn 32,49] Numer Num 4 21 11 15 Nach [Ri 11,18] zogen die Israeliten, da die Moabiter den Durchzug nicht gestatteten, ostwärts um Moab herum. Numer Num 4 21 12 Et inde moventes, venerunt ad torrentem Zared. Und von da aufbrechend, kamen sie an den Bach Zared.¹⁶ Numer Num 4 21 12 16 Jetzt begann das 40. Jahr. [Dtn 2,13ff] Numer Num 4 21 13 Quem relinquentes castrametati sunt contra Arnon, quæ est in deserto, et prominet in finibus Amorrhæi: siquidem Arnon terminus est Moab, dividens Moabitas et Amorrhæos. Diesen verließen sie und lagerten sich dem Arnon gegenüber, der in der Wüste ist und am Gebiete der Amorrhiter dahinfließt.¹⁷ Denn der Arnon bildet die Grenze von Moab und scheidet die Moabiter und Amorrhiter. [Dtn 2,9, Ri 11,18.24] Numer Num 4 21 13 17 Dem [Dtn 2,24, Jos 12,1] erwähnten Flusse. Hebr. besser: welcher (da, wo er) in der Wüste ist, welcher im Gebiete der Amorrhiter entspringt. Numer Num 4 21 14 Unde dicitur in libro bellorum Domini: Sicut fecit in Mari rubro, sic faciet in torrentibus Arnon. Daher heißt es im Buche der Kriege des Herrn:¹⁸ Wie er am roten Meere getan, so wird er auch an den Tälern des Arnon tun.¹⁹ Numer Num 4 21 14 18 Dies Buch wird nur hier angeführt. Wahrscheinlich haben auch die beiden folgenden poetischen Stücke dieses Kapitels in ihm gestanden, vielleicht auch schon der Gesang Moses [Ex 15]. Es bezog sich wohl, wie der Gegensatz zu dem Buche der Gerechten (der Helden) zeigt [Jos 10,13, 2Sam 1,18], besonders auf die großen Taten Gottes zur Zeit Moses. Numer Num 4 21 14 19 Hebr.: Waheb in Supha und die Bachtäler, den Arnon und den Abhang der Bachtäler, der sich bis zur Lage von Ar erstreckt und sich an die Grenze Moabs lehnt. Die Täler der Bäche, welche zusammenfließend den Arnon bilden. Vulgata: Ungeachtet ihrer reißenden Fluten (V. 15) wird er sie austrocknen, so dass sie keine Schutzwehr mehr für die Moabiter sind. Numer Num 4 21 15 Scopuli torrentium inclinati sunt, ut requiescerent in Ar, et recumberent in finibus Moabitarum. Die Felsen der Gießbäche²⁰ neigten sich,²¹ um zu ruhen in Ar,²² sich zu lehnen an die Grenzen der Moabiter.²³ Numer Num 4 21 15 20 Des Arnon. Numer Num 4 21 15 21 Rollten fort. Numer Num 4 21 15 22 In der Nähe von Ar, der Hauptstadt Moabs. Numer Num 4 21 15 23 Moabs Grenze zu bilden. Moses führt dieses Stück aus dem Kriegsbuche an, um zu zeigen, dass die Gegend jenseits des Arnon damals nicht mehr zu Moab gehörte, also von den Israeliten erobert werden durfte, ohne dass sie sich gegen Gottes Gebot [Dtn 2,9] verfehlten. Numer Num 4 21 16 Ex eo loco apparuit puteus, super quo locutus est Dominus ad Moysen: Congrega populum, et dabo ei aquam. Dort entsprang der Brunnquell,²⁴ von dem der Herr zu Moses gesprochen: Versammle das Volk, so will ich ihm Wasser geben.²⁵ Numer Num 4 21 16 24 Hebr.: Von dort zogen sie nach Beer. (Brunnquell) Dies ist der Brunnquell, von welchem usw. Numer Num 4 21 16 25 Wohl ist mit dem Graben dieses Brunnens kein Wunder verbunden, dennoch werden Feierlichkeiten erzählt, die sonst selbst bei größeren Wohltaten nicht vorkamen: die Fürsten gruben den Brunnen, ein Lied feiert das Ereignis. Numer Num 4 21 17 Tunc cecinit Israel Carmen istud: Ascendat puteus. Concinebant: Damals sang Israel dieses Lied: Steige herauf, o Brunnquell! Zusammen²⁶ sangen sie: Numer Num 4 21 17 26 Wechselweise. Numer Num 4 21 18 Puteus, quem foderunt principes, et paraverunt duces multitudinis in datore legis, et in baculis suis. De solitudine, Matthana. Brunnquell, von Fürsten gegraben, den die Heerführer durch den Gesetzgeber²⁷ und mit ihren Stäben bereitet. Aus der Wüste zogen sie nach Matthana; Numer Num 4 21 18 27 Hebr.: Mit dem Zepter. Numer Num 4 21 19 De Matthana in Nahaliel: de Nahaliel in Bamoth. von Matthana nach Nahaliel; von Nahaliel nach Bamoth;²⁸ Numer Num 4 21 19 28 Die Namen weichen von den [Num 33,45ff] genannten ab. Doch [Num 33] werden die Stationen des Lagers angegeben, hier der Plan des Feldzuges durch das Gebiet der Amorrhiter nach dem Jordan hin. Numer Num 4 21 2 At Israel voto se Domino obligans ait: Si tradideris populum istum in manu mea, delebo urbes ejus. Da verband sich Israel dem Herrn durch ein Gelübde und sprach: Wenn du dies Volk in meine Hand gibst, werde ich seine Städte zerstören.⁴ Numer Num 4 21 2 4 Mit dem Bann belegen. Numer Num 4 21 20 De Bamoth, vallis est in regione Moab, in vertice Phasga, quod respicit contra desertum. und von Bamoth weiter in ein Tal im Lande Moab,²⁹ an der Höhe des Phasga,³⁰ der auf die Wüste herabsieht. Numer Num 4 21 20 29 Richtiger: Von Bamoth zum Waldtal, das in der Ebene Moab liegt. Es gehörte früher den Moabitern. (V. 26) Numer Num 4 21 20 30 Am Fuße des Berges. Gemeint ist die Ebene im Norden des toten Meeres, westlich und vielleicht auch östlich vom Jordan. Numer Num 4 21 21 Misit autem Israel nuntios ad Sehon regem Amorrhæorum, dicens: Israel aber sandte Boten zu Sehon,³¹ dem Könige der Amorrhiter, und sprach: [Dtn 2,26, Ri 11,19] Numer Num 4 21 21 31 Vergl. [Dtn 2,26]. Die Amorrhiter hatten auf der Ostseite des Jordans zwei Reiche: Sehons mit der Hauptstadt Hesebon, vom Arnon bis zum Jabok, und von der Ostwüste bis zum Jordan [Jos 12,2ff]; Ogs, mit den Hauptstädten Astaroth und Edrai, erstreckte sich von Jabok bis zum Hermongebirge. Die Ammoniter waren am oberen Jabok ansässig, wo ihre feste Stadt Jazer lag, deren nächste Umgebung bereits Gebiet der Amorrhiter war, waren aber von Sehon in das Gebiet südlich vom Arnon zurückgedrängt worden. Gott hatte den Israeliten nur das Gebiet der Amorrhiter zugesagt. Da nun die Moabiter und Ammoniter ihre alten Gebiete gern wieder eingenommen hätten, war dies Ursache zur Zwietracht mit Israel. Vergl. [Ri 11]. Nach [Num 21,26ff] nahm Sehon zuerst Hesebon, dann das Land bis zum Arnon ein. Numer Num 4 21 22 Obsecro ut transire mihi liceat per terram tuam: non declinabimus in agros et vineas, non bibemus aquas ex puteis, via regia gradiemur, donec transeamus terminos tuos. Ich bitte, lass mich durch dein Land ziehen; wir werden nicht in die Äcker und Weinberge abbiegen, nicht Wasser aus den Brunnen trinken; auf der Heerstraße werden wir bleiben, so lange wir durch dein Gebiet ziehen.³² Numer Num 4 21 22 32 In das gelobte Land, in den diesseits auf der Westseite des Jordans gelegenen Teil. Numer Num 4 21 23 Qui concedere noluit ut transiret Israel per fines suos: quin potius exercitu congregato, egressus est obviam in desertum, et venit in Jasa, pugnavitque contra eum. Er aber wollte nicht gestatten, dass Israel durch sein Gebiet zog, sondern sammelte sein Heer, und zog ihm in die Wüste entgegen, und kam nach Jasa,³³ und kämpfte mit Israel. Numer Num 4 21 23 33 Dies gehörte später dem Stamme Ruben. Numer Num 4 21 24 A quo percussus est in ore gladii, et possessa est terra ejus ab Arnon usque Jeboc, et filios Ammon: quia forti præsidio tenebantur termini Ammonitarum. Israel aber schlug ihn mit der Schärfe des Schwertes und nahm sein Land vom Arnon bis hin an den Jebok und bis zu den Söhnen Ammons ein; denn die Grenzen der Ammoniter waren durch starke Besatzungen geschützt.³⁴ [Ps 134,11, Am 2,9] Numer Num 4 21 24 34 Richtiger mit Septuag: Die Grenze der Ammoniter war Jazer. Numer Num 4 21 25 Tulit ergo Israel omnes civitates ejus, et habitavit in urbibus Amorrhæi, in Hesebon scilicet, et viculis ejus. So nahm denn Israel alle seine³⁵ Städte ein und schlug seine Wohnung in den Städten der Amorrhiter auf,³⁶ in Hesebon nämlich und den dazu gehörigen Orten. Numer Num 4 21 25 35 Besser: jene. Numer Num 4 21 25 36 Proleptisch, nämlich als Ruben sie erhielt. Numer Num 4 21 26 Urbs Hesebon fuit Sehon regis Amorrhæi, qui pugnavit contra regem Moab: et tulit omnem terram, quæ ditionis illius fuerat usque Arnon. Hesebon war³⁷ die Stadt Sehons, des Königs der Amorrhiter, der gegen den König von Moab gekämpft und alles Land, das unter seiner Herrschaft gestanden, bis zum Arnon weggenommen hatte. Numer Num 4 21 26 37 Vor Moses Ankunft. Numer Num 4 21 27 Idcirco dicitur in proverbio: Venite in Hesebon, ædificetur, et construatur civitas Sehon: Darum heißt es im Volksliede:³⁸ Kommet nach Hesebon, auferbaut und befestigt werde die Stadt Sehons!³⁹ Numer Num 4 21 27 38 Es ist wohl ein israelitischer, nach anderen ein moabitischer Sang, ein Spottlied. Numer Num 4 21 27 39 V. 28 30. Grund zu V. 27: Ihre Amorrhiter, kommet und befestiget Hesebon wieder, wenn ihr könnt, denn jetzt ist Hesebon infolge eines von ihm ausgegangenen Krieges von den Israeliten erobert und zerstört. Numer Num 4 21 28 Ignis egressus est de Hesebon, flamma de oppido Sehon, et devoravit Ar Moabitarum, et habitatores excelsorum Arnon. Ein Feuer⁴⁰ ging aus von Hesebon, eine Flamme von der Stadt Sehons,⁴¹ und verzehrte Ar,⁴² die Stadt der Moabiter, und die, welche auf den Höhen des Arnon wohnten. Numer Num 4 21 28 40 Kriegsfeuer [Jer 48,45]. Numer Num 4 21 28 41 Indem Sehon von Hesebon aus gegen Moab zog und das Land nach Süden bis Ar Moab, bis zum Arnon, wenn auch nicht in seiner ganzen westöstlichen Breite, eroberte. Numer Num 4 21 28 42 Siehe V. 15. Numer Num 4 21 29 Væ tibi Moab, peristi popule Chamos. Dedit filios ejus in fugam, et filias in captivitatem regi Amorrhæorum Sehon. Wehe dir Moab, du bist verloren, Volk des Chamos!⁴³ Er⁴⁴ ließ seine Söhne die Flucht ergreifen, seine Töchter von Sehon, dem Könige der Amorrhiter, gefangen nehmen. [Ri 11,24, 1Kön 11,7] Numer Num 4 21 29 43 Gott der Moabiter, wahrscheinlich eine Art Moloch. Numer Num 4 21 29 44 Kamos. Numer Num 4 21 3 Exaudivitque Dominus preces Israel, et tradidit Chananæum, quem ille interfecit subversis urbibus ejus: et vocavit nomen loci illius Horma, id est, anathema. Und der Herr erhörte das Flehen Israels und übergab ihnen die Chananiter, und Israel erschlug sie, und zerstörte ihre Städte,⁵ und nannte den Namen dieses Ortes Horma, das ist Bannung.⁶ Numer Num 4 21 3 5 Unter diesen war Saphaad. Die Erfüllung gehört zum größten Teil späterer Zeit an, wird aber hier von dem Erzähler erwähnt. Ähnlich wird [Ex 32,35] vorgegriffen. Zur Zeit trugen die Israeliten keinen nachhaltigen Sieg davon, sonst wären sie nordwärts gezogen. Numer Num 4 21 3 6 Siehe [Lev 27,29, Dtn 13,12ff]. Numer Num 4 21 30 Jugum ipsorum disperiit ab Hesebon usque Dibon, lassi pervenerunt in Nophe, et usque Medaba. Ihr Joch ist abgeworfen von Hesebon bis Dibon, ermattet kamen sie nach Nophe und bis nach Medaba.⁴⁵ Numer Num 4 21 30 45 Hebr.: Wir (die Israeliten) beschossen sie, verloren war Hesbon bis Dibon; und wir verheerten Nophah, mit Feuer bis Medeba. Sie: die früher moabitischen, nun amorrhitischen Städte. Nophah: vielleicht kann mit kleiner Änderung des hebr. Textes gelesen werden: so dass Feuer entflammte bis Medeba. Numer Num 4 21 31 Habitavit itaque Israel in terra Amorrhæi. Israel also ließ sich im Lande der Amorrhiter nieder. Numer Num 4 21 32 Misitque Moyses qui explorarent Jazer: cujus ceperunt viculos, et possederunt habitatores. Und Moses sandte Männer aus, um Jazer auszukundschaften; alsdann nahmen sie seine Flecken ein und überwältigten die Bewohner.⁴⁶ Numer Num 4 21 32 46 Anhangsweise eine Einzelnachricht über Jazer. Numer Num 4 21 33 Verteruntque se, et ascenderunt per viam Basan, et occurrit eis Og rex Basan, cum omni populo suo, pugnaturus in Edrai. Hierauf wandten sie sich⁴⁷ und zogen den Weg nach Basan hinauf.⁴⁸ Da rückte ihnen Og,⁴⁹ der König von Basan, mit seinem ganzen Volke entgegen, um in Edrai⁵⁰ den Kampf aufzunehmen. [Dtn 3,3, Dtn 29,7] Numer Num 4 21 33 47 Nordwärts. Numer Num 4 21 33 48 Auf Jakob zu. Numer Num 4 21 33 49 Seine Grenze zu schützen oder Hesebons Fall zu rächen. Numer Num 4 21 33 50 In Edrai, das später dem Stamme Manasse zufiel, war die letzte entscheidende Schlacht. Diese beiden ersten Siege über die mächtigen Feinde, innerhalb des heiligen Landes davongetragen, waren stets der Gegenstand besonderen Lobes bei den Israeliten, wie aus den zahlreichen Stellen der Bücher Deuteronomium, Josue, Richter, Esdras und Psalmen zu sehen ist. Numer Num 4 21 34 Dixitque Dominus ad Moysen: Ne timeas eum, quia in manu tua tradidi illum, et omnem populum, ac terram ejus: faciesque illi sicut fecisti Sehon regi Amorrhæorum habitatori Hesebon. Und der Herr sprach zu Moses: Fürchte dich nicht vor ihm, denn ich habe ihn, und sein ganzes Volk, und sein Land in deine Hand gegeben; und du sollst mit ihm verfahren, wie du mit Sehon, dem Könige der Amorrhiter, der in Hesebon wohnte, verfahren bist. Numer Num 4 21 35 Percusserunt igitur et hunc cum filiis, universumque populum ejus usque ad internecionem, et possederunt terram illius. Da schlugen sie auch ihn samt seinen Söhnen und sein ganzes Volk bis zur Vernichtung, und nahmen sein Land in Besitz. Numer Num 4 21 4 Profecti sunt autem et de monte Hor, per viam, quæ ducit ad Mare rubrum, ut circumirent terram Edom. Et tædere cpit populum itineris ac laboris: Dann aber brachen sie von dem Berge Hor auf und zogen weiter auf der Straße, welche zum roten Meere führt,⁷ um das Land Edom zu umgehen.⁸ Da ward das Volk missmutig über den Zug und die Beschwerden, Numer Num 4 21 4 7 Geraden Weges auf den Älanitischen Meerbusen zu. Numer Num 4 21 4 8 Um auf der Ostseite in Chanaan einzubrechen. Numer Num 4 21 5 Locutusque contra Deum et Moysen, ait: Cur eduxisti nos de gypto, ut moreremur in solitudine? Deest panis, non sunt aquæ: anima nostra jam nauseat super cibo isto levissimo. und redete wider Gott und Moses, und sprach: Warum hast du uns aus Ägypten weggeführt, damit wir in der Wüste sterben? Brot fehlt, Wasser ist nicht da, und diese elende Speise⁹ ekelt uns bereits an. Numer Num 4 21 5 9 Das Manna, über das sie schon [Num 11,6] gemurrt. Numer Num 4 21 6 Quam ob rem misit Dominus in populum ignitos serpentes, ad quorum plagas et mortes plurimorum, Deswegen sandte der Herr Feuerschlangen¹⁰ unter das Volk. Als sie von diesen gebissen wurden und sehr viele von ihnen starben, [Jdt 8,25, Weish 16,5, 1Kor 10,9] Numer Num 4 21 6 10 Im Hebr.: Seraph- (Brand) Schlangen. Der Biss derselben rief wohl Entzündungen hervor. Numer Num 4 21 7 Venerunt ad Moysen, atque dixerunt: Peccavimus, quia locuti sumus contra Dominum et te: ora ut tollat a nobis serpentes. Oravitque Moyses pro populo, kamen sie zu Moses und sprachen: Wir haben gesündigt,¹¹ dass wir wider den Herrn und dich geredet haben; bete, dass er die Schlangen von uns nehme. Da betete Moses für das Volk. Numer Num 4 21 7 11 Ähnlich [Num 14,40]. Numer Num 4 21 8 Et locutus est Dominus ad eum: Fac serpentem æneum, et pone eum pro signo: qui percussus aspexerit eum, vivet. Und der Herr sprach zu ihm: Mache eine eherne Schlange und richte sie zum Zeichen auf;¹² wer gebissen ist und sie anblickt, soll am Leben bleiben. Numer Num 4 21 8 12 Gott wählte ein Zeichen des Heils, das der Ursache des Verderbens ähnlich ist. Wie er durch einen Menschen die erlösen wollte, über die ein Mensch das Verderben gebracht, so wollte er durch das Bild einer Schlange, die das Symbol des Überwundenseins des Übels durch Jahves Macht und Gnade darstellt, die von den Schlangen verursachten Übel heilen. Doch nicht der bloße Anblick des Bildes heilte, sondern der Glaube. [Weish 16,7] Dies Ereignis zeigt wiederum, dass das Verbot [Ex 20,4] nur die Anfertigung von Bildern verbot, welche angebetet werden sollten. Später versündigten sich die Israeliten freilich durch Aberglauben gelegentlich dieses Bildes. [2Kön 18,4] Numer Num 4 21 9 Fecit ergo Moyses SERPENTEM NEUM, et posuit eum pro signo: quem cum percussi aspicerent, sanabantur. Also machte Moses eine eherne Schlange und richtete sie zum Zeichen auf; blickten die, welche gebissen waren, sie an, so wurden sie geheilt. Numer Num 4 0 1 2. Balaam. (Kap. 22 24) a. Während Israel nach dem Siege über die Amorrhiter in dem Gefilde von Moab lagert, lässt Balak, König von Moab, Balaam, den Sohn Beors, holen, Israel zu verfluchen. (V. 21) b. Balaam kommt, dem Willen des Herrn nicht entsprechend, und wird auf dem Wege zweimal zurechtgewiesen. Numer Num 4 22 1 Profectique castrametati sunt in campestribus Moab, ubi trans Jordanem Jericho sita est. Hierauf brachen sie auf und lagerten sich in den Ebenen Moabs, wo jenseits des Jordan Jericho liegt.¹ Numer Num 4 22 1 1 Durch den Sieg des Ammorrhiterkönigs Sihon war das Gebiet des Moabiterkönigs auf das Land südlich vom Arnon beschränkt worden [Num 21,13.26ff], doch blieben die nördlich vom Arnon ansässigen Moabiter dort wohnen. Nach der Schlacht von Jasa, in welcher Sihon gegen Israel unterlegen war, stellten wohl wenigstens diejenigen Moabiter, welche westlich in der Nähe des Jordan wohnten und daher durch diesen Kampf wenig berührt waren, sich wieder unter den Moabiterkönig. So kam es, dass Balak den Bileam nicht nur in Ar Moab empfängt, sondern mit ihm auch nach Kirjath-Chuzot (V. 39) und nach Bamoth-Baal (V. 41) geht, ja ihn nun noch weiter nördlich auf die Höhe des Phasga führt. [Num 23,14] Numer Num 4 22 10 Respondit: Balac filius Sephor rex Moabitarum misit ad me, Er antwortete: Balak, der Sohn Sephors, der König der Moabiter, hat zu mir gesendet Numer Num 4 22 11 Dicens: Ecce populus qui egressus est de gypto, operuit superficiem terræ: veni, et maledic ei, si quo modo possim pugnans abigere eum. und mir sagen lassen: Siehe, das Volk, welches aus Ägypten weggezogen ist, bedeckt die Oberfläche des Landes; so komm nun und verfluche es, vielleicht kann ich dann wider dasselbe kämpfen und es vertreiben. Numer Num 4 22 12 Dixitque Deus ad Balaam: Noli ire cum eis, neque maledicas populo: quia benedictus est. Da sprach Gott zu Balaam: Ziehe nicht mit ihnen und verfluche das Volk nicht;⁸ denn es ist gesegnet. Numer Num 4 22 12 8 Da du nach Balaks Wunsch nur verfluchen sollst, ist es nicht notwendig, mit ihnen zu ziehen. Numer Num 4 22 13 Qui mane consurgens dixit ad principes: Ite in terram vestram, quia prohibuit me Dominus venire vobiscum. Balaam also stand des Morgens auf und sprach zu den Fürsten:⁹ Ziehet hin in euer Land, denn der Herr hat es mir gewehrt, mit euch zu gehen.¹⁰ Numer Num 4 22 13 9 Balaks. Numer Num 4 22 13 10 Den Grund fügt er nicht bei. Numer Num 4 22 14 Reversi principes dixerunt ad Balac: Noluit Balaam venire nobiscum. Die Fürsten also kehrten zurück und sprachen zu Balak: Balaam hat nicht mit uns gehen wollen.¹¹ Numer Num 4 22 14 11 Die Fürsten melden noch weniger als Balaam ihnen gesagt. So konnte Balak vermuten, jener wolle nur nicht kommen. Numer Num 4 22 15 Rursum ille multo plures et nobiliores quam ante miserat, misit. Da sandte er abermals viel mehr und vornehmere Männer ab, als die, welche er vorher gesandt hatte. Numer Num 4 22 16 Qui cum venissent ad Balaam, dixerunt: Sic dicit Balac filius Sephor: Ne cuncteris venire ad me: Als diese zu Balaam kamen, sprachen sie: Also spricht Balak, der Sohn Sephors: Säume nicht, zu mir zu kommen; Numer Num 4 22 17 Paratus sum honorare te, et quidquid volueris dabo tibi: veni, et maledic populo isti. ich bin bereit, dich zu ehren, und will dir alles geben, was du willst; komm und verfluche dieses Volk! Numer Num 4 22 18 Respondit Balaam: Si dederit mihi Balac plenam domum suam argenti et auri, non potero immutare verbum Domini Dei mei, ut vel plus, vel minus loquar. Balaam antwortete: Wenn mir Balak Silber und Gold gäbe, so viel sein ganzes Haus fassen kann, so könnte ich doch den Ausspruch des Herrn, meines Gottes, nicht ändern, dass ich mehr oder weniger sagte.¹² [Num 24,13] Numer Num 4 22 18 12 Hebr.: Kleines zu tun oder Großes: möchte es eine geringere oder eine größere Sache betreffen. Numer Num 4 22 19 Obsecro ut hic maneatis etiam hac nocte, et scire queam quid mihi rursum respondeat Dominus. Ich bitte, bleibet auch diese Nacht hier,¹³ dass ich zu erfahren vermag, was der Herr mir weiter antworten wird. Numer Num 4 22 19 13 Wie die ersten Abgesandten. Numer Num 4 22 2 Videns autem Balac filius Sephor omnia quæ fecerat Israel Amorrhæo, Da aber Balak, der Sohn Sephors, alles sah, was Israel an den Amorrhitern getan hatte, Numer Num 4 22 20 Venit ergo Deus ad Balaam nocte, et ait ei: Si vocare te venerunt homines isti, surge, et vade cum eis: ita dumtaxat, ut quod tibi præcepero, facias. Da kam Gott des Nachts zu Balaam, und sprach zu ihm: Sind diese Männer gekommen, dich zu berufen, so mache dich auf und ziehe mit ihnen; nur tue das, was ich dir befehlen werde. Numer Num 4 22 21 Surrexit Balaam mane, et strata asina sua profectus est cum eis. Des Morgens machte sich Balaam auf, und sattelte seine Eselin, und zog mit ihnen von dannen. Numer Num 4 22 22 Et iratus est Deus. Stetitque Angelus Domini in via contra Balaam, qui insidebat asinæ, et duos pueros habebat secum. Gott aber ward erzürnt.¹⁴ Und der Engel des Herrn¹⁵ stellte sich auf dem Wege Balaam entgegen, der auf der Eselin saß und zwei Knechte bei sich hatte.¹⁶ [2Petr 2,15] Numer Num 4 22 22 14 Hebr.: weil er ging. Hier ist etwas im Texte nicht ganz in der Ordnung. V. 20 erlaubt Gott Balaam zu gehen und zürnt doch V. 22. Nach dem Chald. heißt es V. 21: Und er zog von dannen, um zu fluchen, was zu V. 35 passt und zu [Dtn 23,5] stimmt. Vergl. [2Petr 2,16]. Balaam sündigt, weil er trotz des Verbotes V. 12 Balak zu Gefallen wegzieht, aus Freundschaft und Habsucht. Nach manchen Erklärern ist der jetzige Text zu erklären: Gott zürnt, als Balaam bereits unterweges, nicht darüber, dass Balaam überhaupt die Reise angetreten hat, sondern darüber, dass er sich unterwegs durch die Gesandten zur Verfluchung Israels hat geneigt machen lassen. Numer Num 4 22 22 15 Nach Theodoret der Schutzpatron Israels, heilige Michael. Numer Num 4 22 22 16 Wie Abraham [Gen 22,3]. Balaam ist wohl nachsinnend hinter den Gesandten zurückgeblieben. Numer Num 4 22 23 Cernens asina Angelum stantem in via, evaginato gladio, avertit se de itinere, et ibat per agrum. Quam cum verberaret Balaam, et vellet ad semitam reducere, Als die Eselin den Engel mit gezücktem Schwerte in dem Wege stehen sah,¹⁷ wich sie von demselben ab und ging durch das Feld. Da schlug Balaam dieselbe, um sie auf den Weg zurückzubringen. Numer Num 4 22 23 17 Auch die Tiere haben ein Gefühl für die Nähe Gottes. Balaam sieht nicht, weil er Gott ungehorsam ist. Ein Schwert hat der Engel [Jos 5,13] und der Engel Gottes [1Chr 21,16] auch. Numer Num 4 22 24 Stetit Angelus in angustiis duarum maceriarum, quibus vineæ cingebantur. Doch der Engel stellte sich in eine Enge zwischen zwei Mauern, mit denen die Weinberge abgegrenzt waren. Numer Num 4 22 25 Quem videns asina, junxit se parieti, et attrivit sedentis pedem. At ille iterum verberabat eam: Als die Eselin ihn sah, drängte sie sich an die Wand und presste den Fuß des Reiters. Da schlug er sie wiederum. Numer Num 4 22 26 Et nihilominus Angelus ad locum angustum transiens, ubi nec ad dexteram nec ad sinistram poterat deviare, obvius stetit. Der Engel aber ging nochmals voraus an eine enge Stelle, wo sie weder zur Rechten noch Linken auszuweichen vermochte, und trat ihr entgegen. Numer Num 4 22 27 Cumque vidisset asina stantem Angelum, concidit sub pedibus sedentis: qui iratus, vehementius cædebat fuste latera ejus. Da nun die Eselin den Engel stehen sah, fiel sie unter den Füßen ihres Reiters nieder; er aber ward zornig und schlug sie noch heftiger mit dem Stabe in die Seite. Numer Num 4 22 28 Aperuitque Dominus os asinæ, et locuta est: Quid feci tibi? cur percutis me? ecce jam tertio? Da tat der Herr den Mund der Eselin auf, und sie sprach:¹⁸ Was habe ich dir getan, warum schlägst du mich, siehe, nun schon zum dritten Male? Numer Num 4 22 28 18 Die Eselin redete wirklich, wie [2Petr 2,16] zeigt. Numer Num 4 22 29 Respondit Balaam: Quia commeruisti, et illusisti mihi: utinam haberem gladium, ut te percuterem. Balaam antwortete:¹⁹ Weil du es verdient und mit mir Mutwillen getrieben hast; hätte ich nur ein Schwert, dich zu töten! Numer Num 4 22 29 19 Balaam, von Zorn und Begierde, zu Balak zu kommen, verblendet, antwortet, statt durch das Wunder erschreckt zu sein, vielmehr so, als wenn ein Mensch mit ihm geredet hätte. (Aug.) Numer Num 4 22 3 Et quod pertimuissent eum Moabitæ, et impetum ejus ferre non possent, und dass die Moabiter sich vor ihm fürchteten² und seinen Ansturm nicht auszuhalten vermochten, Numer Num 4 22 3 2 Hebr.: Grauen (einen heiligen Schrecken) empfand. Numer Num 4 22 30 Dixit asina: Nonne animal tuum sum, cui semper sedere consuevisti usque in præsentem diem? dic quid simile unquam fecerim tibi. At ille ait: Nunquam. Die Eselin sprach: Bin ich nicht dein²⁰ Tier, auf dem du immer bis auf den heutigen Tag zu reiten pflegtest? Sage, ob ich dir je etwas Ähnliches getan habe?²¹ Er antwortete: Niemals. Numer Num 4 22 30 20 Das du doch genug kennst. Numer Num 4 22 30 21 Also auch jetzt tue ich es nicht. Numer Num 4 22 31 Protinus aperuit Dominus oculos Balaam, et vidit Angelum stantem in via evaginato gladio, adoravitque eum pronus in terram. Da öffnete der Herr alsbald die Augen Balaams, und er sah den Engel mit gezücktem Schwerte in dem Wege stehen und warf sich vor ihm nieder auf sein Angesicht.²² Numer Num 4 22 31 22 Aus Furcht vor dem Tode. Numer Num 4 22 32 Cui Angelus: Cur, inquit, tertio verberas asinam tuam? Ego veni ut adversarer tibi, quia perversa est via tua, mihique contraria: Der Engel aber sprach zu ihm: Warum schlägst du deine Eselin schon zum dritten Male? Ich bin gekommen, dir entgegenzutreten, weil dein Weg verkehrt und mir zuwider ist. Numer Num 4 22 33 Et nisi asina declinasset de via, dans locum resistenti, te occidissem, et illa viveret. Und wäre die Eselin nicht von dem Wege abgebogen und, da ich ihr wehrte, nicht ausgewichen, so hätte ich dich getötet und jene am Leben gelassen. Numer Num 4 22 34 Dixit Balaam: Peccavi, nesciens quod tu stares contra me: et nunc si displicet tibi ut vadam, revertar. Da sprach Balaam: Ich habe gesündigt,²³ ich wusste aber nicht, dass du mir entgegengetreten warst; wenn es dir also missfällt, dass ich weiter ziehe, so werde ich umkehren. Numer Num 4 22 34 23 Indem ich mich Gottes Willen widersetzte. Numer Num 4 22 35 Ait Angelus: Vade cum istis, et cave ne aliud quam præcepero tibi loquaris. Ivit igitur cum principibus. Der Engel antwortete: Ziehe hin mit jenen Männern, aber hüte dich, etwas anderes zu sprechen, als ich dir befehlen werde zu reden. Da zog er mit den Fürsten fort. Numer Num 4 22 36 Quod cum audisset Balac, egressus est in occursum ejus in oppido Moabitarum, quod situm est in extremis finibus Arnon. Als Balak dies vernahm, zog er ihm entgegen bis zu der Stadt der Moabiter,²⁴ welche an den äußersten Grenzen des Arnon liegt. Numer Num 4 22 36 24 Ir Moab oder Ar Moab am Jordan. Numer Num 4 22 37 Dixitque ad Balaam: Misi nuntios ut vocarem te, cur non statim venisti ad me? an quia mercedem adventui tuo reddere nequeo? Und er sprach zu Balaam: Ich habe Boten gesendet, um dich zu rufen, warum bist du nicht sogleich zu mir gekommen? Etwa weil ich dein Hierherkommen nicht belohnen kann?²⁵ Numer Num 4 22 37 25 Er schließt vermutlich von seinen eigenen habsüchtigen Wahrsagern auf Balaam. Numer Num 4 22 38 Cui ille respondit: Ecce adsum: numquid loqui potero aliud, nisi quod Deus posuerit in ore meo? Balaam antwortete ihm: Siehe, ich bin da. Werde ich aber etwas anderes reden können, als was der Herr mir in den Mund legt? Numer Num 4 22 39 Perrexerunt ergo simul, et venerunt in urbem, quæ in extremis regni ejus finibus erat. Hierauf zogen sie zusammen fort und kamen in die Stadt, welche²⁶ an den äußersten Grenzen seines Reiches lag. Numer Num 4 22 39 26 Hebr. und Sept.: in der Stadt Kiriath Chuzoth. Numer Num 4 22 4 Dixit ad majores natu Madian: Ita delebit hic populus omnes, qui in nostris finibus commorantur, quo modo solet bos herbas usque ad radices carpere. Ipse erat eo tempore rex in Moab. sprach er zu den Ältesten von Madian:³ So wird dieses Volk alle vernichten, die in unsern Gebieten wohnen, wie ein Rind das Gras bis an die Wurzeln abzufressen pflegt. Er war damals König von Moab. Numer Num 4 22 4 3 Vergl. V. 7 Madianiter im Ostjordanland, auch [Num 25,6.14] und [Jos 13,21] erwähnt, ein Hirtenvolk. Numer Num 4 22 40 Cumque occidisset Balac boves et oves, misit ad Balaam, et principes qui cum eo erant, munera. Und Balak ließ Rinder und Schafe schlachten und sandte an Balaam und die Fürsten, welche bei ihm waren, Geschenke.²⁷ Numer Num 4 22 40 27 Einen Teil vom Friedopfer als Zeichen der Ehre und Freundschaft. Die Gesandten waren wohl Ehren halber bei Balaam geblieben. Numer Num 4 22 41 Mane autem facto duxit eum ad excelsa Baal, et intuitus est extremam partem populi. Am Morgen aber führte er ihn auf die Höhen Baals,²⁸ und er sah²⁹ den äußersten Teil³⁰ des Volkes. Numer Num 4 22 41 28 Richtiger: Bamoth-Baal. Hier war eine Kultusstätte der Moabiter. [Jes 15,2] Daher wird Balak den Ort für besonders geeignet gehalten haben. Numer Num 4 22 41 29 Das Sehen galt als erforderlich für die Wirksamkeit des Fluches. Siehe [Num 23,13]. Numer Num 4 22 41 30 Balak wollte wohl nicht, dass Balaam die volle Zahl der Israeliten erkannte, aus Furcht, dies könne den Fluch hindern. Numer Num 4 22 5 Misit ergo nuntios ad Balaam filium Beor ariolum, qui habitabat super flumen terræ filiorum Ammon, ut vocarent eum, et dicerent: Ecce egressus est populus ex gypto, qui operuit superficiem terræ, sedens contra me. Da sandte er Boten zu Balaam,⁴ dem Sohne Beors, einem Wahrsager, der am Flusse des Landes der Söhne Ammons wohnte,⁵ ihn herbeizurufen und ihm zu sagen: Siehe, ein Volk ist aus Ägypten herausgezogen, welches die Oberfläche des Landes bedeckt und nun mir gegenüber lagert. [Dtn 23,5, Jos 24,9] Numer Num 4 22 5 4 Baal ist nahe. Baal war ursprünglich eine Bezeichnung des wahren Gottes. Balaam kannte schon vor der Ankunft der Hebräer den wahren Gott und dessen Weissagungen. (Vergl. [Num 24,3ff] mit [Num 12,6].) Er nennt Gott bald Herr, bald Jahve, auch den Gott Israels, den Gott, der Israel aus Ägypten geführt. Er war ein wahrer Prophet: David bezieht sich auf ihn [Num 24,3ff15ff, 2Sam 23,1], ebenso der Verfasser der Sprüche. [Spr 30,1] [Mi 6,5] wird die Prophezeiung Balaams den Israel vom wahren Gott erzeigten Wohltaten beigezählt. Die Juden wie die heiligen Väter sehen Balaam gleichfalls als Propheten an, Justinus, Athan., Gregor Nyss., Cyprian, Hieron., Leo u.a. Wenn er auch sündigte durch teuflisches Ärgernis [Num 31,16]. Vergl. [Offb 2,14] und durch Habsucht (Juda V. 11, [2Petr 2,15ff]) so steht die Sünde doch der Verleihung einer umsonst gegebenen Gnadengabe nicht entgegen. Numer Num 4 22 5 5 Hebr.: Nach Pethur, welches an dem Strome liegt, nach dem Lande der Söhne seines Volkes. V. 17 bestimmt Moses, die Israeliten sollen den Madianitern feind sein. (Vergl. [Num 31].), doch [Dtn 23,3]: Ammoniter und Moabiter sollen erst nach 10 Geschlechtern in die Gemeinschaft Israels aufgenommen werden. Warum werden die Madianiter gestraft, wenn die Ammoniter gesündigt? Das hebräische Bearbeiter des Textes will hier wohl nicht erkennen lassen, dass die Ammoniter zur Zeit Moses einen wahren Propheten gehabt haben, und schreibt ihre Tat den Madianitern zu, mit denen sie vielfach vermischt lebten. Ehe die Moabiter Balaam befragen können, müssen sie mit den Ammonitern verhandeln. [Num 24,25] nach Pethor zurückgekehrt, nimmt Balaam mit den Ammonitern am Kampfe teil [Num 31,8]. Wenn Balaam [Num 23,7] sagt, er sei von Aram herbeigeführt, so folgt daraus wohl, dass die Ammoniter einen Teil der Aramiter unterworfen hatten. [Num 23,4] ist der Text nicht sicher festzustellen und Aram Naharaim sicher nicht richtig, sondern wohl durch eine Fabel der Rabbinen an diese Stelle gekommen. Numer Num 4 22 6 Veni igitur, et maledic populo huic, quia fortior me est: si quo modo possim percutere et ejicere eum de terra mea: novi enim quod benedictus sit cui benedixeris et maledictus in quem maledicta congesseris. So komm denn und verfluche dieses Volk, denn es ist stärker als ich; vielleicht kann ich es dann schlagen und aus meinem Lande hinaustreiben; denn ich weiß, dass gesegnet ist, wen du segnest, und verflucht, wen du verfluchst. Numer Num 4 22 7 Perrexeruntque seniores Moab, et majores natu Madian, habentes divinationis pretium in manibus. Cumque venissent ad Balaam, et narrassent ei omnia verba Balac: So zogen denn die Ältesten von Moab und die Ältesten von Madian hin, indem sie den Lohn für die Weissagung⁶ mit sich nahmen. Als sie zu Balaam kamen und ihm alle Worte Balaks berichteten, Numer Num 4 22 7 6 So brachte Saul dem Propheten Samuel ein Geschenk [1Sam 9,7ff], das Weib Jeroboams dem Ahias [1Kön 14,3], Hasael dem Elisäus [2Kön 8,8]. Es war ein Geschenk zu ihrem Unterhalte. Für die Wahrsagung, nicht Prophezeiung. Balaam soll nicht Moses gleichgestellt werden. Numer Num 4 22 8 Ille respondit: Manete hic nocte, et respondebo quidquid mihi dixerit Dominus. Manentibus illis apud Balaam, venit Deus, et ait ad eum: antwortete dieser: Bleibet diese Nacht hier, ich will euch Antwort geben, was der Herr mir immer sagen wird. Während nun jene bei Balaam weilten, kam Gott und sprach zu ihm: Numer Num 4 22 9 Quid sibi volunt homines isti apud te? Was wollen diese Männer bei dir?⁷ Numer Num 4 22 9 7 Vergl. [Gen 16,8]. Gott hat ihm sicher schon öfter Weissagungen gegeben. Numer Num 4 0 1 c. Vier Mal versucht Balaam die Israeliten zu verfluchen, vier Mal muss er segnen (23,1-12; 13-30 und [Num 24]). Erster und zweiter Segen (V. 7-12, V. 13-26). Numer Num 4 23 1 Dixitque Balaam ad Balac: difica mihi hic septem aras, et para totidem vitulos, ejusdemque numeri arietes. Da sprach Balaam zu Balak: Lasse mir hier sieben¹ Altäre erbauen und ebenso viele junge Stiere und ebenso viele Widder herbeischaffen. Numer Num 4 23 1 1 Ob Balaam etwas von der Bedeutsamkeit der Siebenzahl für Israel wusste? Auch bei den Heiden (Griechen, Römern) werden nicht selten Opfer von sieben Tieren erwähnt. Jedenfalls machte Balaam hier nicht gemeinsame Sache mit Balak (er sagt: mir), dieser denkt wohl an Kamos, Balaam an den wahren Gott, der sich ihm in Pithur und auf dem Wege offenbart hat. Numer Num 4 23 10 Quis dinumerare possit pulverem Jacob, et nosse numerum stirpis Israel? Moriatur anima mea morte justorum, et fiant novissima mea horum similia. Wer kann den Staub Jakobs zählen,¹⁴ wer das Geschlecht Israels berechnen? Möchte meine Seele den Tod der Gerechten sterben und mein Ende dem ihren gleich sein?¹⁵ Numer Num 4 23 10 14 Vergl. [Gen 13,16]. Vergl. [2Sam 24]. Der äußerste Teil des Volkes [Num 22,41] ist nicht unzählbar. Numer Num 4 23 10 15 Das erste Glied ist dem zweiten unterzuordnen. So wahr ich mir einen glückseligen Tod wünsche, das höchste Gut des Lebens, so wahr wünsche ich, mein Los möchte dem ihren gleich sein. Numer Num 4 23 11 Dixitque Balac ad Balaam: Quid est hoc quod agis? Ut malediceres inimicis meis vocavi te: et tu e contrario benedicis eis. Da sagte Balak zu Balaam: Was ist das, was du tust? Meinen Feinden zu fluchen, habe ich dich hergerufen; und du segnest sie im Gegenteile. Numer Num 4 23 12 Cui ille respondit: Num aliud possum loqui, nisi quod jusserit Dominus? Er aber antwortete ihm: Kann ich denn etwas anders reden, als was der Herr mir befohlen hat?¹⁶ Numer Num 4 23 12 16 Hebr. positiv: Muss ich nicht das, was Jahve in meinen Mund legt, getreulich reden? Numer Num 4 23 13 Dixit ergo Balac: Veni mecum in alterum locum unde partem Israel videas, et totum videre non possis, inde maledicito ei. Da sprach Balak: Komm mit mir an einen andern Ort, von wo du einen Teil von Israel siehst und nicht das Ganze sehen kannst; von dort aus sollst du es verfluchen.¹⁷ Numer Num 4 23 13 17 Balak wünscht eine wirksame Verfluchung und so Aufhebung des früheren Segens, deshalb wählt er wieder einen Teil und zwar einen von den früheren [Num 22,41] verschiedenen. Abergläubisch wähnt er, dass der zu Verfluchende gegenwärtig sein muss, soll der Fluch Erfolg haben. Numer Num 4 23 14 Cumque duxisset eum in locum sublimem, super verticem montis Phasga, ædificat Balaam septem aras, et impositis supra vitulo atque ariete, Hierauf führte er ihn an einen hohen Ort,¹⁸ auf den Gipfel des Berges Phasga, dort baute Balaam¹⁹ sieben Altäre, und legte je einen jungen Stier und einen Widder darauf, Numer Num 4 23 14 18 Richtiger: Späherfeld, Feld Zophim. Numer Num 4 23 14 19 Nach dem Hebr. Balak, wie V. 2. Numer Num 4 23 15 Dixit ad Balac: Sta hic juxta holocaustum tuum, donec ego obvius pergam. und sprach zu Balak: Bleibe hier²⁰ bei deinem Brandopfer, während ich eine Begegnung mit dem Herrn suche. Numer Num 4 23 15 20 Hebr.: Stelle dich hier auf. Stehend muss man Gottes Wort hören. [Ri 3,20] Da nun aber Balak schon stand, bedeutet das Wort: Höre andächtig, o König, es redet der, vor dem selbst Könige sich erheben müssen. Numer Num 4 23 16 Cui cum Dominus occurrisset, posuissetque verbum in ore ejus, ait: Revertere ad Balac, et hæc loqueris ei. Da kam der Herr ihm entgegen, und legte ihm ein Wort in den Mund, und sprach: Kehre zurück zu Balak und sprich also zu ihm. Numer Num 4 23 17 Reversus invenit eum stantem juxta holocaustum suum, et principes Moabitarum cum eo. Ad quem Balac: Quid, inquit, locutus est Dominus? Und er kehrte zurück und fand ihn, und die Fürsten der Moabiter mit ihm, bei seinem Brandopfer stehend. Und Balak sprach zu ihm: Was hat der Herr geredet? Numer Num 4 23 18 At ille assumpta parabola sua, ait: Sta Balac, et ausculta, audi fili Sephor: Da hob er seine Gleichnisrede an und sprach:²¹ Stehe,²² Balak, und horche, höre,²³ Sohn Sephors! Numer Num 4 23 18 21 Ein Einleitungsdistichon, dem bis V. 24 vier Tetrastichen folgen. Numer Num 4 23 18 22 Siehe Anm. 20. Numer Num 4 23 18 23 Mein Zeugnis, das, was Gott mir in den Mund legt. Numer Num 4 23 19 Non est Deus quasi homo, ut mentiatur: nec ut filius hominis, ut mutetur. Dixit ergo, et non faciet? Locutus est, et non implebit? Gott ist nicht wie²⁴ ein Mensch, dass er lügen sollte, und nicht wie ein Menschenkind, dass er sich ändern sollte.²⁵ Er hat also gesprochen und sollte es nicht tun? Er hat geredet und sollte es nicht ausführen? Numer Num 4 23 19 24 Wie fehlt im Hebr. Numer Num 4 23 19 25 In dem, was er fest bestimmt hat. Numer Num 4 23 2 Cumque fecisset juxta sermonem Balaam, imposuerunt simul vitulum et arietem super aram. Und da er nach dem Wunsche Balaams getan, legten beide einen jungen Stier und einen Widder auf jeden Altar. Numer Num 4 23 20 Ad benedicendum adductus sum, benedictionem prohibere non valeo. Zu segnen bin ich hergeführt worden, und den Segen kann ich nicht zurückhalten.²⁶ Numer Num 4 23 20 26 Wenn auch Balak mich gerufen hat, habe ich doch bezeugt, dass ich nur reden werde, was Jahve bestimmt, er also ist es eigentlich, der mich hierher geführt. Hebr.: Siehe, zu segnen habe ich empfangen, und hat er gesegnet (?), so kann ich es nicht wenden. Das bis hierher Gesagte war gleichsam Vorspiel. Numer Num 4 23 21 Non est idolum in Jacob, nec videtur simulacrum in Israel. Dominus Deus ejus cum eo est, et clangor victoriæ regis in illo. Es ist kein Götze in Jakob, und man sieht kein Götzenbild in Israel.²⁷ Der Herr, sein Gott, ist mit ihm,²⁸ und der Siegesjubel²⁹ seines Königs³⁰ ertönt in ihm. Numer Num 4 23 21 27 Hebr.: Nicht erblickt man Bosheit in Jakob, noch findet man Leid in Israel. Die beiden Glieder sind wie 10b kausal zu subordinieren: ich sehe keine Bosheit usw. und deshalb kein Leid. Numer Num 4 23 21 28 In seiner Mitte, als Beschützer. Numer Num 4 23 21 29 Wegen des Sieges über Sehon und Og, doch ganz besonders über den Auszug aus Ägypten. (V. 22) Dieser Jubel verkündet auch künftige Siege. Numer Num 4 23 21 30 Jahve. Numer Num 4 23 22 Deus eduxit illum de gypto, cujus fortitudo similis est rhinocerotis. Gott hat ihn aus Ägypten geführt, seine Stärke ist wie die des Nashorns.³¹ [Num 24,8] Numer Num 4 23 22 31 Besser: Gott, der es aus Ägypten geführt, er hat Hörner wie die des Wildochsen. Die Hörner bezeichnen göttliche und königliche Macht. Gott wird mit dem stärksten Tiere, dem Wiesent, verglichen, das der Apisstier und der Widder Ammons wohl zu fürchten haben. Kann also Balaam Israel fluchen, das solchen Führer hat? Numer Num 4 23 23 Non est augurium in Jacob, nec divinatio in Israel. Temporibus suis dicetur Jacob et Israeli quid operatus sit Deus. Keine Zeichendeuterei ist in Jakob, noch Wahrsagerei in Israel.³² Zu seiner Zeit wird Jakob und Israel verkündet werden, was Gott vollbracht hat. Numer Num 4 23 23 32 Neues Argument. Zeichendeuterei und Wahrsagerei fehlen in Israel, weil es so unsicherer Mittel nicht bedarf. Nach Errichtung der sieben Altäre muss der Seher noch erproben, ob Gott ihm entgegenkommt. Besser ist für die Israeliten gesorgt: Wenn es Zeit und Umstände fordern, werden von Propheten und Hohenpriestern sichere Voraussagungen über die Zukunft gegeben. Numer Num 4 23 24 Ecce populus ut leæna consurget, et quasi leo erigetur: non accubabit donec devoret prædam, et occisorum sanguinem bibat. Siehe, das Volk wird wie eine Löwin aufstehen, und wie ein Löwe sich erheben; nicht wird es sich niederlegen, bis es den Raub verzehrt und das Blut der Erschlagenen trinkt.³³ Numer Num 4 23 24 33 Es wird glücklich und standhaft kämpfen. Die Bilder wie [Gen 49,9]. Wollen also die Moabiter solche angreifen? Numer Num 4 23 25 Dixitque Balac ad Balaam: Nec maledicas ei, nec benedicas. Da sprach Balak zu Balaam: Weder verfluche es, noch segne es.³⁴ Numer Num 4 23 25 34 Balak fürchtet, dass das vom Blute Gesagte Moab betreffe. Numer Num 4 23 26 Et ille ait: Nonne dixi tibi quod quidquid mihi Deus imperaret, hoc facerem? Er aber sprach: Habe ich dir nicht gesagt, dass ich alles, was Gott mir befiehlt, tun werde? Numer Num 4 23 27 Et ait Balac ad eum: Veni, et ducam te ad alium locum: si forte placeat Deo ut inde maledicas eis. Und Balak sprach zu ihm:³⁵ Komm, ich will dich an einen andern Ort führen, vielleicht gefällt es Gott, dass du sie von da aus verfluchst. Numer Num 4 23 27 35 Bald lässt Balak sich wiederum von dem Wunsche, die Israeliten vom Fluche getroffen zu sehen, zu einem neuen Versuche hinreißen. Numer Num 4 23 28 Cumque duxisset eum super verticem montis Phogor, qui respicit solitudinem, Und er führte ihn auf die Spitze des Berges Phogor, der auf die Wüste hinabschaut.³⁶ Numer Num 4 23 28 36 Auf beiden Seiten des Jordan. Phogor (nicht derselbe Berg wie Phasga) lag dem Nebo nahe. Numer Num 4 23 29 Dixit ei Balaam: difica mihi hic septem aras, et para totidem vitulos, ejusdemque numeri arietes. Und Balaam sprach zu ihm: Lass mir hier sieben Altäre errichten, und schaffe mir ebenso viele junge Stiere und ebenso viele Widder her. Numer Num 4 23 3 Dixitque Balaam ad Balac: Sta paulisper juxta holocaustum tuum, donec vadam, si forte occurrat mihi Dominus, et quodcumque imperaverit, loquar tibi. Und Balaam sprach zu Balak: Bleibe ein wenig hier bei deinem Brandopfer, während ich hingehe, ob der Herr mir etwa entgegenkommt, und was er immer befiehlt, werde ich dir sagen.² Numer Num 4 23 3 2 Balaam glaubt wohl aus Wahrzeichen [Num 24,1] entnehmen zu können, was er Balak zu sagen hat, doch ist er auch auf eine neue Offenbarung nicht unvorbereitet. Numer Num 4 23 30 Fecit Balac ut Balaam dixerat: imposuitque vitulos et arietes per singulas aras. Balak tat, wie Balaam gesagt hatte, und legte auf jeden Altar einen jungen Stier und einen Widder. Numer Num 4 23 4 Cumque abiisset velociter, occurrit illi Deus. Locutusque ad eum Balaam: Septem, inquit, aras erexi, et imposui vitulum et arietem desuper. Als er nun eilends³ hinwegging, kam ihm Gott⁴ entgegen. Da redete Balaam zu ihm und sprach: Sieben Altäre habe ich errichtet und je einen jungen Stier und einen Widder darauf gelegt.⁵ Numer Num 4 23 4 3 Richtiger: Auf einen freiliegenden Hügel. Numer Num 4 23 4 4 Gott selbst. Numer Num 4 23 4 5 Die Siebenzahl ist eine heilige, Rind und Widder sind die vornehmsten Opfertiere. Ob Balaam diesen Ritus von seinen Vorfahren als wirksam überkommen hat? Jedenfalls tadelt Gott denselben nicht, da das Opfer ihm dargebracht ist. Der Sinn der Worte ist: Ich habe getan, was ich konnte, mich auf eine Kundgebung deinerseits vorzubereiten. Numer Num 4 23 5 Dominus autem posuit verbum in ore ejus, et ait: Revertere ad Balac, et hæc loqueris. Der Herr aber legte ihm ein Wort in den Mund und sprach: Kehre zurück zu Balak und sprich also. Numer Num 4 23 6 Reversus invenit stantem Balac juxta holocaustum suum, et omnes principes Moabitarum: Da kehrte er zurück und fand Balak und alle Fürsten der Moabiter noch bei seinem Brandopfer stehend. Numer Num 4 23 7 Assumptaque parabola sua, dixit: De Aram adduxit me Balac rex Moabitarum, de montibus orientis: Veni, inquit, et maledic Jacob: propera, et detestare Israel. Und er trug seine Gleichnisrede⁶ vor und sprach:⁷ Aus Aram ließ mich Balak, der König der Moabiter, holen, von den Bergen des Ostens:⁸ Komm! sprach er, und verfluche Jakob; eile und verwünsche Israel, Numer Num 4 23 7 6 Auch die kürzeren Reden der israelitischen Propheten heißen Parabeln, Gleichnisreden, Sprüche. [Jes 14,4ff, Ez 17,2ff] u. a. Numer Num 4 23 7 7 Die Worte gehören Balaam an, nur die allgemeinen Gedanken hat Gott ihm eingegeben. V. 7 ist eine geschichtliche Erzählung. V. 9 Wiedergabe dessen, was sich dem Auge darstellt, V. 8 ist das Gleiche, was Balaam [Num 22,38] gesagt; V. 10b ist ein natürlicherweise aus dem Herzen Balaams hervorbrechender Wunsch. Eine eigentliche Prophezeiung enthält 9b, 10a. Numer Num 4 23 7 8 Vergl. [Gen 29,1]. Das Gebirge des Ostens [Gen 10,30] war wohl im entferntesten Arabien. Zu den Söhnen Ostens gehört [Ijob 1,3]. Salomon wird gerühmt als an Weisheit alle Söhne des Ostens übertreffend. [1Kön 4,30] Numer Num 4 23 8 Quo modo maledicam, cui non maledixit Deus? Qua ratione detester, quem Dominus non detestatur? Wie soll ich fluchen, wem Gott nicht flucht?⁹ Wie soll ich verwünschen, wen der Herr¹⁰ nicht verwünscht? Numer Num 4 23 8 9 Euphemistisch: Den Gott segnet. Numer Num 4 23 8 10 Jahve ist dasselbe wie der wahre Gott. Numer Num 4 23 9 De summis silicibus videbo eum, et de collibus considerabo illum. Populus solus habitabit, et inter gentes non reputabitur. Vom Gipfel der Felsen schaue ich ihn¹¹ und von den Anhöhen erblicke ich ihn.¹² Ein Volk wohnt abgesondert und rechnet sich nicht zu den übrigen Völkern.¹³ Numer Num 4 23 9 11 Israel. Numer Num 4 23 9 12 Er nennt nun drei Gründe, weshalb er den Israeliten nicht fluchen kann: Israel ist von anderen Völkern abgesondert, es ist sehr zahlreich, es ist ein Volk der Gerechten. Numer Num 4 23 9 13 Nicht allein physisch, sondern auch durch Religion und Lebensweise getrennt, von Gott ausgesondert. Numer Num 4 0 1 Anstatt Israel zu verfluchen, muss Balaam es segnen. (Das dritte Mal V. 1-14, das vierte Mal 15-25) Drei kleinere Weissagungen Balaams. Numer Num 4 24 1 Cumque vidisset Balaam quod placeret Domino ut benediceret Israeli, nequaquam abiit ut ante perrexerat, ut augurium quæreret: sed dirigens contra desertum vultum suum, Und da Balaam sah, dass es dem Herrn gefiel, Israel zu segnen, ging er nicht mehr, wie er zuvor getan, hinweg, um Weissagung zu suchen,¹ sondern wandte sein Angesicht gegen die Wüste,² Numer Num 4 24 1 1 Nach dem ersten Segen über Israel hatte Balaam wohl gehofft, einen solchen auch für Balak zu erlangen. Doch nach dem zweiten Segen erkennt er, dass Gott nur Israel segnen will, und folgt dessen Antriebe. Numer Num 4 24 1 2 Dahin, wo Israel lagerte [Num 21,20], um diesen Anblick, ohne durch etwas anderes abgezogen zu werden, auf sich wirken zu lassen. Numer Num 4 24 10 Iratusque Balac contra Balaam, complosis manibus ait: Ad maledicendum inimicis meis vocavi te, quibus e contrario tertio benedixisti: Da ergrimmte Balak über Balaam, und schlug die Hände zusammen,¹⁶ und sprach: Meinen Feinden zu fluchen habe ich dich gerufen, und du hast sie im Gegenteil zum dritten Male gesegnet. Numer Num 4 24 10 16 In Verachtung und zum Zeichen der Verspottung: Bei Jahve mag Balaam sich den Lohn suchen, für den er, statt für Balak, geweissagt. Doch Balak will den Seher nicht veranlassen, ihm zu fluchen, und entlässt denselben, überzeugt, dass der dreifache Segen nicht mehr gemindert werden kann. Numer Num 4 24 11 Revertere ad locum tuum. Decreveram quidem magnifice honorare te, sed Dominus privavit te honore disposito. Kehre zurück in deine Heimat. Ich hatte wohl beschlossen, dich hoch zu ehren; aber der Herr hat dich der dir bestimmten Ehre beraubt. Numer Num 4 24 12 Respondit Balaam ad Balac: Nonne nuntiis tuis, quos misisti ad me, dixi: Balaam antwortete dem Balak: Habe ich nicht deinen Boten, die du zu mir gesandt hast, gesagt: Numer Num 4 24 13 Si dederit mihi Balac plenam domum suam argenti et auri, non potero præterire sermonem Domini Dei mei, ut vel boni quid, vel mali proferam ex corde meo: sed quidquid Dominus dixerit, hoc loquar? Wenn Balak mir Silber und Gold gäbe, so viel sein Haus zu fassen vermag, so könnte ich den Befehl des Herrn, meines Gottes, nicht übertreten, dass ich etwas Gutes oder Böses aus meinem Herzen vorbrächte, sondern alles, was der Herr spricht, das werde ich sagen?¹⁷ [Num 22,18] Numer Num 4 24 13 17 Balaam weist Balak selbst die Schuld zu, dass dessen Wunsch nicht durch ihn in Erfüllung gegangen ist. Jetzt lässt Balaam alle Ehrerbietung gegen den König außer Acht. Numer Num 4 24 14 Verumtamen pergens ad populum meum, dabo consilium, quid populus tuus populo huic faciat extremo tempore. Nun aber zu meinem Volke ziehend¹⁸ will ich dir Aufschluss geben,¹⁹ was dein Volk diesem Volke am Ende der Tage tun wird.²⁰ Numer Num 4 24 14 18 Ironische Antwort auf V. 11. Numer Num 4 24 14 19 Sollst du auch gegen deinen Willen hören, was ich noch zu sagen habe. Numer Num 4 24 14 20 Hebr.: Was dieses Volk deinem Volke am Ende der Tage tun wird. Dies allein entspricht auch V. 17. Wenn Balak alles dies vorher weiß, werden die Moabiter das Unheil möglichst zurückhalten können. Balaam redet ironisch. Da er geht, bietet er dem für die Gegenwart Hilfe suchenden einen Ausschluss für die letzten Zeiten. Nun segnet Balaam nicht nur Israel, sondern flucht selbst Moab. So muss Balak seinen Hohn schwer büßen. Ohne Opfer erlangt er diesen Ausschluss umsonst. Numer Num 4 24 15 Sumpta igitur parabola, rursum ait: Dixit Balaam filius Beor: dixit homo, cujus obturatus est oculus: Seine Gleichnisrede also beginnend redete er abermals: Es spricht Balaam, der Sohn Beors; es spricht der Mann, dessen Auge geschlossen ist; Numer Num 4 24 16 Dixit auditor sermonum Dei, qui novit doctrinam Altissimi, et visiones Omnipotentis videt, qui cadens apertos habet oculos. es spricht, der die Rede Gottes²¹ hört, der die Lehre des Höchsten²² kennt, der Gesichte des Allmächtigen schaut, der niedersinkt und dessen Augen sich dann auftun: Numer Num 4 24 16 21 El. Numer Num 4 24 16 22 Elion. Vergl. 3ff. Numer Num 4 24 17 Videbo eum, sed non modo: intuebor illum, sed non prope. ORIETUR STELLA ex Jacob, et consurget virga de Israel: et percutiet duces Moab, vastabitque omnes filios Seth. Ich werde ihn sehen,²³ doch nicht jetzt; ich werde ihn schauen, aber nicht nahe. Es wird ein Stern aufgehen aus Jakob, ein Zepter sich erheben aus Israel,²⁴ und wird die Fürsten²⁵ Moabs zerschmettern und alle Söhne Seths vernichten.²⁶ Numer Num 4 24 17 23 Ich sehe prophetisch den, der noch nicht da ist. Oder besser: Ich sehe Israel, doch in seiner Lage in letzter Zeit. Numer Num 4 24 17 24 Die Erklärung siehe Anm. 31. Numer Num 4 24 17 25 Hebr.: Beide Seiten, ganz Moab vollständig. Numer Num 4 24 17 26 Hebr.: Er reißt alle Söhne Seths (nach anderen: des Getümmels, des Übermutes) nieder; entweder Moab oder ein ihm verbündetes Volk, die Ammoniter, deren Namen in dieser Erzählung beständig unterdrückt wird. Numer Num 4 24 18 Et erit Idumæa possessio ejus: hereditas Seir cedet inimicis suis: Israel vero fortiter aget. Und Edom²⁷ wird sein Besitztum sein; Seir wird der Anteil seiner Feinde werden; und Israel wird große Taten tun.²⁸ Numer Num 4 24 18 27 Die Edomiter sind Urheber dieser Feindschaft, da Gott den Israeliten Schonung derselben geboten. [Dtn 2,5, Dtn 23,7] Numer Num 4 24 18 28 Wird Stärke erwerben durch wiederholte Siege. Numer Num 4 24 19 De Jacob erit qui dominetur, et perdat reliquias civitatis. Aus Jakob wird der Herrscher²⁹ kommen,³⁰ und wird die Überreste der Stadt vernichten.³¹ Numer Num 4 24 19 29 Es ist von Jahve bestimmt, dass der, welcher aus Jakob kommt (Stern, Zepter), herrsche und zerstreue die Übriggelassenen von Ar (der Hauptstadt der Moabiter). Ar war als erste Stadt genannt, die zu unterwerfen ist, es schließt auch die Weissagung. Balak soll erkennen: Die Moabiter haben gegen die Israeliten durchaus keine Hoffnung. Numer Num 4 24 19 30 Weiter hebr.: Und er wird die Entronnenen hinwegtilgen (sogar) aus den befestigten Städten. Numer Num 4 24 19 31 Alle Weissagungen Balaams nehmen von dem ihren Ausgang, was er sieht. Der, den er [Num 24,17] sieht, ist der gleiche wie [Num 23,9], der gleiche durch die ersten drei Weissagungen: Israel. Vergl. [Num 24,14]. Diese drei Weissagungen verkünden den gegenwärtigen und den in Kürze zukünftigen Stand Israels, die vierte den letzten. Beziehen sich die ersten drei also auf die Zeit Davids, so muss das vierte über diese hinausgehen. Die Weissagungen zerfallen in zwei Doppelsprüche. Die beiden ersten sind an Balak gerichtet und strafen ihn, weil er diejenigen hatte wollen verfluchen lassen, welche Gott segnete, und gehen dann zum Preise Israels über. Die beiden anderen erwähnen Balaks nicht, sondern enthalten nach der Nennung der Titel des Lehrers nur Weissagungen. Derselbe Gedanke wird in den vier Weissagungen stufenweise entwickelt. Die erste verkündet kurz die zukünftige Vermehrung des Volkes und seine ruhmreiche Bestimmung. [Num 23,10] Die zweite erklärt und begründet diese Bestimmung: da es Jahve als Führer und bessere mit Prophezeiung Begabte hat als die anderen Völker, wird es wie ein Löwe auftreten und siegen. Die dritte preist die Zunahme des Volkes in dem herrlichen Lande, doch mit weit erhabneren Bildern als [Num 23,10]; wohl wird das Bild des Löwen wiederholt, doch wird dieser als König Löwe dargestellt. Die vierte Weissagung bietet statt des Löwen einen Stern und ein Zepter, statt der Beute des Löwen die Niederlage von vier einzeln genannten Völkern. Die vier Weissagungen bilden also ein großes Ganzes. Wenngleich in früheren Weissagungen manches an diese Anklingende vorkommt, lässt sich doch nicht behaupten, dass Balaam jene gekannt. Die drei ersten Weissagungen enthalten Nichts, was auf eine besondere Balaam zu Teil gewordene Offenbarung schließen ließe. Balaam wusste, dass Jahve beschlossen, Israel zu segnen, zum Segen aber gehörte Wachstum an Zahl, an Wohlstand, an Überlegenheit über die Feinde. Diese feiert Balaam mit seinen Worten und Bildern, die er nicht notwendig von Gott eingegeben erhielt. Außer dem allgemeinen Willen zu segnen ist in diesen drei Weissagungen nichts Besonderes zu finden. Balaam kannte ferner die Wunder des Auszuges und weist kurz auf dieselben hin, hatten doch alle Völker mit Staunen von denselben gehört. [Ex 15,15, Ex 18,1, Jos 3,9ff, Jos 9,9] Den Namen Jahve hatte er mit jenen Wundern kennen gelernt, deren Urheber der Gott gewesen, den er ja auch als El, Elion, Schaddai anruft. Auch dass Moses ein Prophet war, größer als andere israelitische, demgemäß auch als die heidnischen Propheten, war ihm nicht unbekannt. Die vierte Prophezeiung ist indes eine Prophezeiung im strengen Sinne, aus einer Offenbarung Gottes hervorgehend. Die erhabenen Bilder Stern und Zepter (statt des Löwen) weisen auf ein erhabeneres Los Israels in der letzten als in der nächst zukünftigen Zeit; der Sieg wird nicht mehr unbestimmt gelassen, sondern ist über bestimmte Völker davonzutragen; ein dauernder Triumph wird Israel verheißen. Die vier Weissagungen bedeuten also ein Reich vor, das einst unter den Israeliten Festigkeit gewinnen soll. Die höchste Gewalt sahen die alten Völker in der königlichen dargestellt, weshalb sie auch die Götter bisweilen als Könige auffassen, vergl. [Num 23,21], deren Stellvertreter die irdischen Könige sind. Indem Balaam also den zukünftigen Stand des israelitischen Reiches beschreibt, lässt er Jahve als dessen König in seiner Mitte thronen und die Herrschaft als einst fest zu begründen erkennen [Num 23,24], stellt er das Volk als Löwen dar; aber indem er es [Num 24,7] als einen König (Löwen) beschreibt, weist er auf die künftige königliche Würde in diesem Volke. Diese Würde bedeutet ein Zepter in dem damals 13 Zepter zählenden Volke. Mehr als der Löwe bietet das Bild des Sternes den Gedanken an einen über alles herrschenden König dar. Der König war ehemals zugleich Anführer im Kriege, die Siege [Num 23,24, Num 24,8ff] setzen ein vollkommenes Heer voraus, das dem Könige folgt. Soll nun der Stern aus Jakob hervorgehen, das Zepter sich aus Israel erheben, so weist auch dies auf eine bestimmte Person oder Personenreihe. Vergl. [Num 24,19]. Es wäre indes falsch, anzunehmen, dass nur das politische Reich Davids vorbedeutet werde. Wohl siegte David über Moab wahrhaft, aber sein Sieg war kein bleibender. Nicht vernichtete David die Überbleibsel Ars, die unter dem König Mesa wieder aufblühten. Mögen [Num 23,24, Num 24,7] Siege der Könige von Juda vorbedeutet werden, so waren diese doch weder in später Zukunft liegend, noch volle, wie der [Num 24,17ff] vorbedeutete. Es wird also außer dem politischen Reiche auch das geistige und messianische Davidsreich vorbedeutet, das allein beständigen Sieg, einen ewig herrschenden König hat. Edom und Moab sind die Repräsentanten der heidnischen Völker. Vergl. [Jes 11,14]. Der Messias ist der aus Jakob hervorgehende Stern, das aus Israel aufsteigende Zepter, der Herrscher der Völker, der alle seiner Gewalt unterworfen hält. Doch wenn dies von den vier Weissagungen als Ganzes gilt, ist doch die vierte besonders zu betrachten, ist die doch direkt und ausschließlich im Literalsinne messianisch: Stern und Zepter bedeuten Christus. Aus dem in den ersten drei Weissagungen beschriebenen israelitischen Reiche wird Christus hervorgehen. So verstehen diese Stelle die Septuag, die syrische Übersetzung, Justin, Irenäus, und nach ihnen fast alle heiligen Väter. Wenn aber der Stern aus Jakob in Christus der Welt aufgegangen ist, so steht auch der Stern, welcher den Weisen aus dem Morgenlande den Weg zu dem neugebornen König der Juden wies und vor ihnen herging [Mt 2], insofern in Beziehung zu dieser Weissagung, als er ein sichtbares von Gott den Weisen gegebenes Zeichen war, das ihnen offenbarte, dass die Erscheinung des von Balaam in ferner Zukunft geschauten Sternes in der Geburt Christi zu Betlehem verwirklicht sei. Numer Num 4 24 2 Et elevans oculos, vidit Israel in tentoriis commorantem per tribus suas: et irruente in se spiritu Dei, und erhob seine Augen, und sah Israel in seinen Zelten nach seinen Stämmen lagernd;³ und der Geist Gottes kam über ihn. Numer Num 4 24 2 3 D. i. wohl geordnet. Dass er das ganze Lager überblickt habe, ist damit nicht gesagt. Numer Num 4 24 20 Cumque vidisset Amalec, assumens parabolam, ait: Principium gentium Amalec, cujus extrema perdentur. Und³² als er Amalek³³ sah,³⁴ begann er eine Gleichnisrede und sprach: Das erste unter den Völkern ist Amalek,³⁵ doch sein Ende ist Vernichtung. Numer Num 4 24 20 32 Ob V. 20-24 ebenfalls göttliche Offenbarungen enthalten, ist nicht ganz klar, da darauf hindeutende Worte, wie [Num 24,4.16, Num 24,1.3ff.15ff], hier fehlen. Numer Num 4 24 20 33 Moses hatte wohl, nachdem die Wolkensäule ihn verlassen, Amalekiter als Führer genommen. Zu diesen gehörten die Kiniter. Numer Num 4 24 20 34 Als sein Auge diese traf. Numer Num 4 24 20 35 Das beste derjenigen, welche um das Land Moab herumwohnen und nicht zu den Semiten gehören. Numer Num 4 24 21 Vidit quoque Cinæum: et assumpta parabola, ait: Robustum quidem est habitaculum tuum: sed si in petra posueris nidum tuum, Dann schaute er die Kiniter,³⁶ und begann eine Gleichnisrede, und sprach: Wohl ist dein Wohnsitz fest; aber wenn du auch dein Nest auf den Felsen gebaut hast Numer Num 4 24 21 36 Diese lagerten von Israel gesondert, vielleicht auf einem Felsen. - Im Unterschiede von Amalek erscheinen die Kiniter stets den Israeliten befreundet. [1Sam 15,6, 1Sam 27,10, 1Sam 30,29] Numer Num 4 24 22 Et fueris electus de stirpe Cin, quamdiu poteris permanere? Assur enim capiet te. und auserkoren bist vom Stamme Kin,³⁷ wie lange kannst du bestehen? denn Assur führt dich gefangen fort!³⁸ Numer Num 4 24 22 37 Hebr.: Ist nicht dein Wohnsitz dauerhaft, und auf einen Felsen gegründet dein Nest? Dennoch wird Kin der Vertilgung anheimfallen. Numer Num 4 24 22 38 Siehe [Jer 25,24]. Numer Num 4 24 23 Assumptaque parabola iterum locutus est: Heu, quis victurus est, quando ista faciet Deus? Und er begann von neuem eine Gleichnisrede und fuhr fort: Wehe, wer wird leben, wenn Gott dies tun wird?³⁹ Numer Num 4 24 23 39 Wenn der Herr tun wird, was V. 24 beschrieben wird. Assur ist der Orient, die Kiniter der Westen, Palästina die Mitte. Balaam sieht vieles Zukünftige zugleich. Der Orient stürzt über Palästina her, über jenen der Occident, Griechen und Römer, doch auch diese werden von anderen niedergeworfen. Numer Num 4 24 24 Venient in trieribus de Italia, superabunt Assyrios, vastabuntque Hebræos, et ad extremum etiam ipsi peribunt. Sie werden in Schiffen von Italien⁴⁰ kommen, und die Assyrer überwinden, und die Hebräer⁴¹ schlagen, und zuletzt werden sie⁴² selbst auch zu Grunde gehen. [Dan 11,30] Numer Num 4 24 24 40 Richtiger: Und Schiffe kommen von der Seite von Kitthim her: von Zypern und den westlichen Ländern. Numer Num 4 24 24 41 Hebr.: Eber, das Jenseitsland, die Länder jenseits des Euphrat außer Assur. Die Hebräer (Israeliten) sind nicht gemeint, da sie in diesen Sprüchen stets Israel und Jakob genannt werden. Numer Num 4 24 24 42 Die Kitthim. Numer Num 4 24 25 Surrexitque Balaam, et reversus est in locum suum: Balac quoque via, qua venerat, rediit. Und Balaam machte sich auf und kehrte in seine Heimat zurück; und auch Balak zog des Weges, den er hergekommen war, heim. Numer Num 4 24 3 Assumpta parabola ait: Dixit Balaam filius Beor: dixit homo, cujus obturatus est oculus: Und er begann seine Gleichnisrede und sagte: Es spricht Balaam der Sohn Beors; es spricht der Mann, dessen Auge geschlossen ist;⁴ Numer Num 4 24 3 4 Der in Ekstase ist. Vergl. [Gen 1512]. Nachdem Balaam die Vision empfangen, stürzte er nieder wie Saul und die Propheten mit ihm [1Sam 19,24], doch bald kehrte er mit geöffnetem Auge zum gewöhnlichen Leben zurück und verkündete, was er geschaut. Numer Num 4 24 4 Dixit auditor sermonum Dei, qui visionem Omnipotentis intuitus est, qui cadit, et sic aperiuntur oculi ejus: es spricht der, welcher Gottes⁵ Reden hört, der ein Gesicht von dem Allmächtigen⁶ schaut, dessen Augen sich auftun, wenn er hinsinkt: Numer Num 4 24 4 5 El Numer Num 4 24 4 6 Schaddai Numer Num 4 24 5 Quam pulchra tabernacula tua Jacob, et tentoria tua Israel! Wie schön sind deine Zelte, o Jakob, und deine Wohnungen, o Israel! Numer Num 4 24 6 Ut valles nemorosæ, ut horti juxta fluvios irrigui, ut tabernacula quæ fixit Dominus, quasi cedri prope aquas. wie waldige Täler,⁷ wie wohlbewässerte Gärten an Strömen, wie Zelte,⁸ die der Herr errichtet hat, wie Zedern am Wasser!⁹ Numer Num 4 24 6 7 Hebr.: Wie bewässerte Täler, die sich weithin ausdehnen. Numer Num 4 24 6 8 Wie Kardamonen (oder Aloe). Numer Num 4 24 6 9 Der Anblick des Lagers Israels ruft den Gedanken an die künftige dauernde Wohnstätte dieses Volkes hervor, das Land, das von Milch und Honig fließt. Vier Vergleiche: Ausdehnung, Schönheit, Festigkeit (durch Jahve gegründet), Höhe. Numer Num 4 24 7 Fluet aqua de situla ejus, et semen illius erit in aquas multas. Tolletur propter Agag, rex ejus, et auferetur regnum illius. Es wird Wasser aus seinem Eimer strömen,¹⁰ und seine Saat wird zu vielen Wassern werden. Um Agags willen wird sein König hinweggenommen und sein Reich ihm entrissen werden.¹¹ Numer Num 4 24 7 10 Israel hat Wasser, die Grundbedingung alles Gedeihens, in Fülle. Dies war Joseph von Jakob [Gen 49,25] und von Moses [Dtn 33,13] gewünscht. Numer Num 4 24 7 11 Hebr.: Mächtiger als Agag ist sein König, und seine Herrschaft erhaben. Agag ist wohl dynastischer Eigenname für die Herrscher Amaleks, wie Abimelech für die der Philister. Wenn aber Agag auf [1Sam 15] bezogen werden soll, so ist der Name erst später in den Text eingetragen, um diese Beziehung zu gewinnen. Numer Num 4 24 8 Deus eduxit illum de gypto, cujus fortitudo similis est rhinocerotis. Devorabunt gentes hostes illius, ossaque eorum confringent, et perforabunt sagittis. Gott hat es aus Ägypten geführt, seine Stärke gleicht der des Nashorns.¹² Es wird die Völker, die ihm feind sind, verzehren, und ihre Gebeine zermalmen, und sie mit seinen Pfeilen durchbohren.¹³ [Num 23,22] Numer Num 4 24 8 12 Wie [Num 23,22]. Numer Num 4 24 8 13 So das ihnen keine Hoffnung auf Rettung bleibt. Numer Num 4 24 9 Accubans dormivit ut leo, et quasi leæna, quam suscitare nullus audebit. Qui benedixerit tibi, erit et ipse benedictus: qui maledixerit, in maledictione reputabitur. Es hat sich gelagert und schläft wie ein Löwe, wie eine Löwin, die niemand aufzustören wagt. Wer dich segnet, wird selbst gesegnet sein;¹⁴ wer dir flucht, wird dem Fluche geweiht sein.¹⁵ Numer Num 4 24 9 14 So wünscht Balaam sich selbst Gutes wie [Num 23,10]. Numer Num 4 24 9 15 [Gen 27,29] Numer Num 4 0 1 3. Die Ereignisse am Jordan. (Kap. 25 Kap. 36) 1. Die Israeliten lassen sich von den Madianitern und Moabitern zur Sünde der Unkeuschheit verleiten, weshalb auf Gottes Befehl ihre Fürsten gehängt und 24000 unter dem Volke getötet werden. (V. 9) Gott verheißt Phinees und dessen Nachkommen das Hohepriestertum zur Belohnung für den Eifer desselben (V. 15) und befiehlt, gegen die Madianiter zu kämpfen. Numer Num 4 25 1 Morabatur autem eo tempore Israel in Settim, et fornicatus est populus cum filiabus Moab, Israel aber weilte um diese Zeit¹ in Settim,² und das Volk buhlte mit den Töchtern Moabs,³ [Jos 3,1] Numer Num 4 25 1 1 Wenigstens zur Zeit der zu erzählenden Ereignisse. Numer Num 4 25 1 2 Der letzten Station [Num 33,49]. Dort weilte später Josue [Jos 2,1, Jos 3,1], also wohl vor ihm Moses. Die folgenden Stationen sind demnach diejenigen, an welchen Moses und die Bundeslade weilte. Numer Num 4 25 1 3 Und Ammons, den Madianitern. [Num 6,17, Num 31,16] Aus [Num 31,16] und [Offb 2,14] geht hervor, dass dies auf den Rat Balaams, dem sie große Geschenke gegeben hatten, seitens der Moabiter herbeigeführt ward. [2Petr 2,15, Jud 1,11] ganz besonders sündigten die Fürsten. Die Unkeuschheit ist Gelegenheit zu Gastmählern und zu Abgötterei. Numer Num 4 25 10 Dixitque Dominus ad Moysen: Und der Herr sprach zu Moses: Numer Num 4 25 11 Phinees filius Eleazari filii Aaron sacerdotis avertit iram meam a filiis Israel: quia zelo meo commotus est contra eos, ut non ipse delerem filios Israel in zelo meo. Phinees, der Sohn Eleazars, des Sohnes Aarons, des Priesters, hat meinen Zorn von den Söhnen Israels abgewendet; denn von Eifer für mich ward er gegen sie bewegt, dass ich nicht selbst die Söhne Israels in meinem Eifer vertilgte. Numer Num 4 25 12 Idcirco loquere ad eum: Ecce do ei pacem fderis mei, Darum sprich zu ihm: Siehe, ich schenke ihm den Frieden meines Bundes;¹⁵ [Sir 45,30, 1Makk 2,54] Numer Num 4 25 12 15 Friedensbündnis. Numer Num 4 25 13 Et erit tam ipsi quam semini ejus pactum sacerdotii sempiternum, quia zelatus est pro Deo suo, et expiavit scelus filiorum Israel. ihm und seinen Nachkommen soll das Priestertum als ewiger Bund gehören,¹⁶ weil er für seinen Gott geeifert und die Missetat der Söhne Israels gesühnt hat.¹⁷ Numer Num 4 25 13 16 Es ist eine Verheißung, die zwar fortbesteht, jedoch Ausnahmen zulässt. Numer Num 4 25 13 17 [Ps 105,30ff] Numer Num 4 25 14 Erat autem nomen viri Israelitæ, qui occisus est cum Madianitide, Zambri filius Salu, dux de cognatione et tribu Simeonis. Der Name des Israeliten aber, der mit der Madianitin getötet ward, war Zambri, der Sohn Salus, ein Fürst vom Geschlechte und Stamme Simeons. Numer Num 4 25 15 Porro mulier Madianitis, quæ pariter interfecta est, vocabatur Cozbi filia Sur principis nobilissimi Madianitarum. Und das madianitische Weib, das zugleich getötet ward, hieß Kozbi, eine Tochter Surs, eines vornehmen Fürsten der Madianiter.¹⁸ Numer Num 4 25 15 18 Die Tötung dieser Frau offenbarte den gesamten Plan der Feinde. Numer Num 4 25 16 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Numer Num 4 25 17 Hostes vos sentiant Madianitæ, et percutite eos: Die Madianiter sollen euch als Feinde fühlen, schlaget sie;¹⁹ [Num 31,2] Numer Num 4 25 17 19 Wenn die Gelegenheit sich bietet, inzwischen brechet alle Verbindungen ab. Den Krieg zu beginnen, um den Tod der Fürstentochter zu rächen, überlässt Moses den Madianitern. [Num 31,5] sendet er ihnen 2500 Mann entgegen, da sie als Vasallen des Königs von Hesebon nicht mächtig waren. [Jos 13,21] Numer Num 4 25 18 Quia et ipsi hostiliter egerunt contra vos, et decepere insidiis per idolum Phogor, et Cozbi filiam ducis Madian sororem suam, quæ percussa est in die plagæ pro sacrilegio Phogor. denn sie haben auch gegen euch feindlich gehandelt und euch mit Arglist durch den Götzen Phogor und durch Kozbi, die Tochter des Fürsten Madians, ihre Schwester, hintergangen, welche am Tage der Plage für die Abgötterei mit Phogor erschlagen ward. Numer Num 4 25 2 Quæ vocaverunt eos ad sacrificia sua. At illi comederunt et adoraverunt deos earum. welche es zu ihren Opfern⁴ einluden. Da aßen sie und beteten deren Götter⁵ an. Numer Num 4 25 2 4 Besser: zu den Opfermahlen ihres Gottes. Die moabitischen Frauen brachten Fleisch oder töteten Tiere, ohne deren Blut auf die Erde zu gießen und indem sie die Fettteile für sich behielten. Diese Schlachtungen waren wie bei den Hebräern mit gewissen religiösen Riten umgeben. Numer Num 4 25 2 5 Gott. Numer Num 4 25 3 Initiatusque est Israel Beelphegor: et iratus Dominus, Und Israel weihte sich dem Beelphegor.⁶ Da zürnte der Herr [Jos 22,17, Ps 105,28] Numer Num 4 25 3 6 Baal Peor, so genannt von der Stätte seiner Verehrung, dem berge Peor. Baal war derselbe Gott wie Kamos, der Gott der Moabiter und Ammoniter. Moses konnte wegen des Befehles Gottes [Num 20,12] nicht den Jordan überschreiten als wenn es Gott hieß, und so mussten die Israeliten längere Zeit in der Ebene Moab weilen. Hier entschädigten sie sich freventlich für alle Entbehrungen der Wüste. Numer Num 4 25 4 Ait ad Moysen: Tolle cunctos principes populi, et suspende eos contra solem in patibulis: ut avertatur furor meus ab Israel. und sprach zu Moses:⁷ Nimm alle Häupter des Volkes⁸ und hänge sie im Angesichte der Sonne⁹ an Galgen,¹⁰ damit mein Grimm sich von Israel abwende. [Dtn 4,3] Numer Num 4 25 4 7 Gott hat über das Volk eine Strafe (Pest oder dergl.) gesendet; Moses bittet nun wohl um Abwendung. Numer Num 4 25 4 8 Richtiger: die Schuldigen. Numer Num 4 25 4 9 Im vollen Tageslichte. Die Missetäter wurden zuerst gesteinigt, dann zur Strafe an einen Pfahl gehängt. Numer Num 4 25 4 10 Im Hebr. wird beigefügt: Jahve. Vergl. [2Sam 21,6ff]. Numer Num 4 25 5 Dixitque Moyses ad judices Israel: Occidat unusquisque proximos suos, qui initiati sunt Beelphegor. Und Moses sprach zu den Richtern Israels: Ein jeder töte seine Leute, die sich dem Beelphegor geweiht haben.¹¹ [Ex 32,27] Numer Num 4 25 5 11 Die seiner Macht unterworfenen Leute, sicher nach gerichtlicher Feststellung. Numer Num 4 25 6 Et ecce unus de filiis Israel intravit coram fratribus suis ad scortum Madianitidem, vidente Moyse, et omni turba filiorum Israel, qui flebant ante fores tabernaculi. Und siehe,¹² ein Mann von den Söhnen Israels ging vor seinen Brüdern zu einer Madianitin, einer Buhldirne, vor den Augen Moses und der ganzen Gemeinde der Söhne Israels, welche vor dem Eingange des Zeltes weinten. Numer Num 4 25 6 12 Hebr.: Es kam aber einer von den Israeliten in das Lager und brachte eine Madianitin her zu seinen Volksgenossen, vor den Augen usw. Er wollte sie nicht, was erlaubt war [Rut 1,4] zur Frau nehmen, sondern sie soll sich preis geben. Vielleicht will er daraus Gewinn ziehen. Dies tat ein Fürst, ein Mann, der zugleich Richter war, und zwar nachdem Moses den Richtern aufgetragen, gegen solche Frevel streng vorzugehen. Sein Verbrechen war also schlimmer als das jener, gegen welche die Strafe des Aufhängens festgesetzt war. Dazu verachtete er die Tränen Moses und aller Israeliten, die vor dem Eingange des Bundeszeltes Gott um das Aufhören der Plage anriefen. Numer Num 4 25 7 Quod cum vidisset Phinees filius Eleazari filii Aaron sacerdotis, surrexit de medio multitudinis, et arrepto pugione, Als dies Phinees, der Sohn Eleazars, des Sohnes Aarons, des Priesters, sah, trat er aus der Mitte der Gemeinde hervor, ergriff einen Dolch, [Ps 105,30, 1Makk 2,26, 1Kor 10,8] Numer Num 4 25 8 Ingressus est post virum Israelitem in lupanar, et perfodit ambos simul, virum scilicet et mulierem in locis genitalibus. Cessavitque plaga a filiis Israel: ging dem Israeliten nach in die Buhlkammer, und durchstach sie beide zugleich, den Mann nämlich und das Weib, an den Zeugungsteilen. Da hörte die Plage unter den Söhnen Israels auf.¹³ Numer Num 4 25 8 13 So zeigt Gott, dass Phinees Eifer ihm gefiel. Numer Num 4 25 9 Et occisi sunt viginti quatuor millia hominum. Es waren aber vierundzwanzigtausend Mann umgekommen.¹⁴ Numer Num 4 25 9 14 Durch die Plage und die von Moses vollstreckte Strafe zusammen. Numer Num 4 0 1 2. Vorbereitungen auf die Besitznahme des verheißenen Landes (26,1 30,17) a. Neue Zählung der Männer, um nach derselben die Verteilung unter die einzelnen Familien der Stämme vorzunehmen. (Kap. 26) Numer Num 4 26 1 Postquam noxiorum sanguis effusus est, dixit Dominus ad Moysen et Eleazarum filium Aaron sacerdotem: Als nun das Blut der Schuldigen vergossen war,¹ sprach der Herr zu Moses und Eleazar, dem Sohne Aarons, dem Priester: Numer Num 4 26 1 1 Richtiger: Nach der Plage. Numer Num 4 26 10 Et aperiens terra os suum devoravit Core, morientibus plurimis, quando combussit ignis ducentos quinquaginta viros. Et factum est grande miraculum, worauf die Erde ihren Mund auftat und Kore verschlang, und sehr viele starben, als das Feuer zweihundert fünfzig Männer verzehrte. Da geschah ein großes Wunder, Numer Num 4 26 11 Ut, Core pereunte, filii illius non perirent. dass, während Kore umkam, seine Söhne nicht umkamen.⁴ Numer Num 4 26 11 4 Hebr.: Aber die Söhne Kores sind nicht mit gestorben. Numer Num 4 26 12 Filii Simeon per cognationes suas: Namuel, ab hoc familia Namuelitarum: Jamin, ab hoc familia Jaminitarum: Jachin, ab hoc familia Jachinitarum: Die Söhne Simeons waren nach ihren Familien: Namuel, von welchem die Familie der Namueliter; Jamin, von welchem die Familie der Jaminiter; Jachin, von welchem die Familie der Jachiniter; Numer Num 4 26 13 Zare, ab hoc familia Zareitarum: Saul, ab hoc familia Saulitarum: Zare, von welchem die Familie der Zareiter; Saul, von welchem die Familie der Sauliter herstammt. Numer Num 4 26 14 Hæ sunt familiæ de stirpe Simeon, quarum omnis numerus fuit viginti duo millia ducenti. Das sind die Familien vom Stamme Simeon; ihre Gesamtzahl war zweiundzwanzigtausend zweihundert. Numer Num 4 26 15 Filii Gad per cognationes suas: Sephon, ab hoc familia Sephonitarum: Aggi, ab hoc familia Aggitarum: Suni, ab hoc familia Sunitarum: Die Söhne Gads waren nach ihren Familien: Sephon, von welchem die Familie der Sephoniter; Aggi, von welchem die Familie der Aggiter; Suni, von welchem die Familie der Suniter; Numer Num 4 26 16 Ozni, ab hoc familia Oznitarum: Her, ab hoc familia Heritarum: Ozni, von welchem die Familie der Ozniter; Her, von welchem die Familie der Heriter; Numer Num 4 26 17 Arod, ab hoc familia Aroditarum: Ariel, ab hoc familia Arielitarum: Arod, von welchem die Familie der Aroditer: Ariel, von welchem die Familie der Arieliter herstammt. Numer Num 4 26 18 Istæ sunt familiæ Gad, quarum omnis numerus fuit quadraginta millia quingenti. Das sind die Familien Gads; ihre Gesamtzahl war vierzigtausend fünfhundert. Numer Num 4 26 19 Filii Juda, Her, et Onan, qui ambo mortui sunt in terra Chanaan. Die Söhne Judas waren Her und Onan, die beide im Lande Chanaan starben. [Gen 38,3.4] Numer Num 4 26 2 Numerate omnem summam filiorum Israel a viginti annis et supra, per domos et cognationes suas, cunctos, qui possunt ad bella procedere. Zählet die Gesamtzahl der Söhne Israels, von zwanzig Jahren an und darüber, Haus um Haus, und Geschlecht um Geschlecht, alle, welche in den Krieg ziehen können.² [Num 1,2.3] Numer Num 4 26 2 2 Der Text ist verdorben. Im Hebr. ist von denen die Rede, welche (selbst oder in ihren Vätern) aus Ägypten gezogen sind. Numer Num 4 26 20 Fueruntque filii Juda, per cognationes suas: Sela, a quo familia Selaitarum: Phares, a quo familia Pharesitarum: Zare, a quo familia Zareitarum. Und die⁵ Söhne Judas waren nach ihren Geschlechtern: Sela, von welchem die Familie der Selaiter; Phares, von welchem die Familie der Pharesiter; Zare, von welchem die Familie der Zareiter herstammt. Numer Num 4 26 20 5 Anderen. Numer Num 4 26 21 Porro filii Phares: Hesron, a quo familia Hesronitarum: et Hamul, a quo familia Hamulitarum: Und die Söhne Phares waren: Hesron, von welchem die Familie der Hesroniter; und Hamul, von welchem die Familie der Hamuliter herstammt. Numer Num 4 26 22 Istæ sunt familiæ Juda, quarum omnis numerus fuit septuaginta sex millia quingenti. Das sind die Familien Judas, deren Gesamtzahl sechsundsiebzigtausend fünfhundert war. Numer Num 4 26 23 Filii Issachar, per cognationes suas: Thola, a quo familia Tholaitarum: Phua, a quo familia Phuaitarum: Die Söhne Issachars waren nach ihren Familien: Thola, von welchem die Familie der Tholaiter; Phua, von welchem die Familie der Phuaiter; Numer Num 4 26 24 Jasub, a quo familia Jasubitarum: Semran, a quo familia Semranitarum: Jasub, von welchem die Familie der Jasubiter; Semran, von welchem die Familie der Semraniter herstammt. Numer Num 4 26 25 Hæ sunt cognationes Issachar, quarum numerus fuit sexaginta quatuor millia trecenti. Das sind die Geschlechter Issachars, deren Zahl vierundsechzigtausend dreihundert war. Numer Num 4 26 26 Filii Zabulon per cognationes suas: Sared, a quo familia Sareditarum: Elon, a quo familia Elonitarum: Jalel, a quo familia Jalelitarum: Die Söhne Zabulons waren nach ihren Geschlechtern: Sared, von welchem die Familie der Sarediter; Elon, von welchem die Familie der Eloniter; Jalel, von welchem die Familie der Jaleliter herstammt. Numer Num 4 26 27 Hæ sunt cognationes Zabulon, quarum numerus fuit sexaginta millia quingenti. Das sind die Geschlechter Zabulons, ihre Zahl war sechzigtausend fünfhundert. Numer Num 4 26 28 Filii Joseph per cognationes suas, Manasse et Ephraim. Die Söhne Josephs waren nach ihren Geschlechtern: Manasse und Ephraim. Numer Num 4 26 29 De Manasse ortus est Machir, a quo familia Machiritarum. Machir genuit Galaad, a quo familia Galaaditarum. Von Manasse stammte Machir ab, von welchem die Familie der Machiriter sich herleitet. Machir zeugte Galaad, von welchem das Geschlecht der Galaaditer stammt. [Jos 17,1] Numer Num 4 26 3 Locuti sunt itaque Moyses et Eleazar sacerdos in campestribus Moab super Jordanem contra Jericho, ad eos, qui erant. Und Moses und Eleazar, der Priester, redeten³ in den Ebenen von Moab am Jordan, Jericho gegenüber, zu denen, welche Numer Num 4 26 3 3 Besser: zählten. Numer Num 4 26 30 Galaad habuit filios: Jezer, a quo familia Jezeritarum: et Helec, a quo familia Helecitarum: Die Söhne Galaads waren: Jezer, von welchem die Familie der Jezeriter; Helek, von welchem die Familie der Helekiter; Numer Num 4 26 31 Et Asriel, a quo familia Asrielitarum: et Sechem, a quo familia Sechemitarum: Asriel, von welchem die Familie der Asrieliter; Sechem, von welchem die Familie der Sechemiter; Numer Num 4 26 32 Et Semida, a quo familia Semidaitarum: et Hepher, a quo familia Hepheritarum. Semida, von welchem die Familie der Semidaiter; und Hepher, von welchem die Familie der Hepheriter stammt. [Num 27,1] Numer Num 4 26 33 Fuit autem Hepher pater Salphaad, qui filios non habebat, sed tantum filias, quarum ista sunt nomina: Maala, et Noa, et Hegla, et Melcha, et Thersa. Aber Hepher war der Vater Salphaads, der keine Söhne, sondern nur Töchter hatte, und dies sind ihre Namen: Maala, Noa, Hegla, Melcha und Thersa. [Num 27,1] Numer Num 4 26 34 Hæ sunt familiæ Manasse, et numerus earum, quinquaginta duo millia septingenti. Das sind die Familien Manasses, deren Anzahl zweiundfünfzigtausend siebenhundert war. Numer Num 4 26 35 Filii autem Ephraim per cognationes suas fuerunt hi: Suthala, a quo familia Suthalaitarum: Becher, a quo familia Becheritarum: Thehen, a quo familia Thehenitarum. Die Söhne Ephraims aber waren nach ihren Geschlechtern diese: Suthala, von welchem die Familie der Suthalaiter; Becher, von welchem die Familie der Becheriter; Thehen, von welchem die Familie der Theheniter stammt. Numer Num 4 26 36 Porro filius Suthala fuit Heran, a quo familia Heranitarum: Und der Sohn Suthalas war Heran, von welchem die Familie der Heraniter herstammt. Numer Num 4 26 37 Hæ sunt cognationes filiorum Ephraim, quarum numerus fuit triginta duo millia quingenti. Das sind die Geschlechter der Söhne Ephraims, ihre Zahl war zweiunddreißigtausend fünfhundert. Numer Num 4 26 38 Isti sunt filii Joseph per familias suas. Filii Benjamin in cognationibus suis: Bela, a quo familia Belaitarum: Asbel, a quo familia Asbelitarum: Ahiram, a quo familia Ahiramitarum: Das sind die Söhne Josephs nach ihren Familien. Die Söhne Benjamins nach ihren Geschlechtern waren: Bela, von welchem die Familie der Belaiter; Asbel, von welchem die Familie der Asbeliter; Ahiram, von welchem die Familie der Ahiramiter; Numer Num 4 26 39 Supham, a quo familia Suphamitarum: Hupham, a quo familia Huphamitarum. Supham, von welchem die Familie der Suphamiter; Hupham, von welchem die Familie der Huphamiter stammt. Numer Num 4 26 4 A viginti annis et supra, sicut Dominus imperaverat, quorum iste est numerus: zwanzig Jahre und darüber alt waren, wie der Herr befohlen hatte, und dies ist ihre Zahl: Numer Num 4 26 40 Filii Bela: Hered, et Noeman. De Hered, familia Hereditarum: de Noeman, familia Noemanitarum: Die Söhne Belas waren: Hered und Noeman. Von Hered stammt die Familie der Herediter; von Noeman die Familie der Noemaniter. Numer Num 4 26 41 Hi sunt filii Benjamin per cognationes suas, quorum numerus fuit quadraginta quinque millia sexcenti. Das sind die Söhne Benjamins nach ihren Geschlechtern, deren Zahl fünfundvierzigtausend sechshundert war. Numer Num 4 26 42 Filii Dan per cognationes suas: Suham, a quo familia Suhamitarum: hæ sunt cognationes Dan per familias suas. Die Söhne Dans nach ihren Geschlechtern waren: Suham, von welchem die Familie der Suhamiter herstammt. Das sind die Geschlechter Dans nach ihren Familien. Numer Num 4 26 43 Omnes fuere Suhamitæ, quorum numerus erat sexaginta quatuor millia quadringenti. Alle waren Suhamiter, und ihre Zahl vierundsechzigtausend vierhundert. Numer Num 4 26 44 Filii Aser per cognationes suas: Jemna, a quo familia Jemnaitarum: Jessui, a quo familia Jessuitarum: Brie, a quo familia Brieitarum. Die Söhne Asers nach ihren Geschlechtern waren: Jemna, von welchem die Familie der Jemnaiter; Jessui, von welchem die Familie der Jessuiter; Brie, von welchem die Familie der Brieiter stammt. Numer Num 4 26 45 Filii Brie: Heber, a quo familia Heberitarum: et Melchiel, a quo familia Melchielitarum. Die Söhne Bries waren: Heber, von welchem die Familie der Heberiter; und Melchiel, von welchem die Familie der Melchieliter herstammt. Numer Num 4 26 46 Nomen autem filiæ Aser, fuit Sara: Der Name der Tochter Asers aber war Sara. Numer Num 4 26 47 Hæ cognationes filiorum Aser, et numerus eorum quinquaginta tria millia quadringenti. Das sind die Geschlechter der Söhne Asers, und ihre Zahl war dreiundfünfzigtausend vierhundert. Numer Num 4 26 48 Filii Nephthali per cognationes suas: Jesiel, a quo familia Jesielitarum: Guni, a quo familia Gunitarum: Die Söhne Nephthalis waren nach ihren Geschlechtern: Jesiel, von welchem die Familie der Jesieliter; Guni, von welchem die Familie der Guniter; Numer Num 4 26 49 Jeser, a quo familia Jeseritarum: Sellem, a quo familia Sellemitarum: Jeser, von welchem die Familie der Jeseriter; Sellem, von welchem die Familie der Sellemiter herstammt. Numer Num 4 26 5 Ruben primogenitus Israel: hujus filius, Henoch, a quo familia Henochitarum: et Phallu, a quo familia Phalluitarum: Ruben, der Erstgeborne von Israel. Dessen Sohn war Henoch, von welchem die Familie der Henochiter: Phallu, von welchem die Familie der Phalluiter; [Gen 46,9, Ex 6,14, 1Chr 5,3] Numer Num 4 26 50 Hæ sunt cognationes filiorum Nephthali per familias suas: quorum numerus quadraginta quinque millia quadringenti. Das sind die Geschlechter der Söhne Nephthalis nach ihren Familien; ihre Zahl war fünfundvierzigtausend vierhundert. Numer Num 4 26 51 Ista est summa filiorum Israel, qui recensiti sunt, sexcenta millia, et mille septingenti triginta. Dies ist die Gesamtzahl der Söhne Israels, die gezählt wurden: sechshundert eintausend siebenhundert und dreißig.⁶ Numer Num 4 26 51 6 Die Aufzählung stimmt mit [Num 27,1, Jos 17,1ff] überein. Wenn man die Zahl der Familien mit derjenigen der waffenfähigen Männer vergleicht, sieht man, dass zwischen beiden kein Verhältnis ist. Die Zahlen 387850 und 22000 sind schwerlich richtig. Numer Num 4 26 52 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Numer Num 4 26 53 Istis dividetur terra juxta numerum vocabulorum in possessiones suas. Unter diesen soll das Land nach der Zahl ihrer Namen als ihr Besitz verteilt werden. Numer Num 4 26 54 Pluribus majorem partem dabis, et paucioribus minorem: singulis, sicut nunc recensiti sunt, tradetur possessio: Denen, die zahlreicher sind, wirst du einen größeren, und denen, die weniger zahlreich sind, einen kleineren Teil geben; jedem soll nach der Zahl, wie sie jetzt gezählt worden sind, ein Erbbesitz zugewiesen werden. Numer Num 4 26 55 Ita dumtaxat ut sors terram tribubus dividat et familiis. doch so, dass das Land unter den Stämmen und Familien nach dem Lose verteilt wird.⁷ Numer Num 4 26 55 7 Das Los bestimmte den Landstrich; die Zahl der waffenfähigen Männer die Ausdehnung. Bei der Verteilung nahm Josue auch auf die größere oder geringere Fruchtbarkeit des angewiesenen Landes Rücksicht. Numer Num 4 26 56 Quidquid sorte contigerit, hoc vel plures accipiant, vel pauciores. Was durch das Los zufällt, sollen die, welche zahlreich sind, wie die, welche weniger zahlreich sind, als ihren Anteil erhalten. Numer Num 4 26 57 Hic quoque est numerus filiorum Levi per familias suas: Gerson, a quo familia Gersonitarum: Caath, a quo familia Caathitarum: Merari, a quo familia Meraritarum: Und dies ist die Zahl der Söhne Levis nach ihren Familien: Gerson, von welchem die Familie der Gersoniter; Kaath, von welchem die Familie der Kaathiter; Merari, von welchem die Familie der Merariter stammt.⁸ [Ex 6,16] Numer Num 4 26 57 8 Vergl. [Num 3]. Aarons Söhne werden noch nicht als Familie bezeichnet, weil sie noch nicht zahlreich genug sind. Ebenso werden die Amramiten nicht ohne die Aaroniten als Familie aufgezählt, daher auch nicht die Söhne Moses genannt, die den letztgenannten beigezählt werden. Numer Num 4 26 58 Hæ sunt familiæ Levi: Familia Lobni, familia Hebroni, familia Moholi, familia Musi, familia Core. At vero Caath genuit Amram: Dies sind die Familien Levis: Die Familie Lobni, die Familie Hebroni, die Familie Moholi, die Familie Musi, die Familie Kore. Kaath aber zeugte den Amram, Numer Num 4 26 59 Qui habuit uxorem Jochabed filiam Levi, quæ nata est ei in gypto: hæc genuit Amram viro suo filios, Aaron et Moysen, et Mariam sororem eorum: der Jochabed, die Tochter Levis, zum Weibe hatte, welche diesem in Ägypten geboren ward; diese gebar ihrem Manne Amram die Söhne Aaron und Moses und deren Schwester Maria. Numer Num 4 26 6 Et Hesron, a quo familia Hesronitarum: et Charmi, a quo familia Charmitarum: Hesron, von welchem die Familie der Hesroniter; und Charmi, von welchem die Familie der Charmiter herstammt. Numer Num 4 26 60 De Aaron orti sunt Nadab et Abiu, et Eleazar et Ithamar: Von Aaron stammte Nadab, Abiu, Eleazar, und Ithamar ab; Numer Num 4 26 61 Quorum Nadab et Abiu mortui sunt, cum obtulissent ignem alienum coram Domino. von diesen starben Nadab und Abiu, als sie fremdes Feuer vor den Herrn brachten. [Lev 10,1, Num 3,4, 1Chr 24,2] Numer Num 4 26 62 Fueruntque omnes, qui numerati sunt, viginti tria millia generis masculini ab uno mense et supra: quia non sunt recensiti inter filios Israel, nec eis cum ceteris data possessio est. Alle also, welche gezählt wurden, waren zusammen dreiundzwanzigtausend männlichen Geschlechtes von einem Monate an und darüber; denn sie wurden nicht unter den Söhnen Israels gezählt und es ward ihnen kein Erbbesitz mit den übrigen gegeben. Numer Num 4 26 63 Hic est numerus filiorum Israel, qui descripti sunt a Moyse et Eleazaro sacerdote, in campestribus Moab supra Jordanem contra Jericho. Das ist die Zahl der Söhne Israels, welche von Moses und Eleazar, dem Priester, in den Ebenen Moabs am Jordan, Jericho gegenüber, aufgeschrieben wurden. Numer Num 4 26 64 Inter quos nullus fuit eorum, qui ante numerati sunt a Moyse et Aaron in deserto Sinai. Unter diesen war keiner mehr von denen, welche vorher von Moses und Aaron in der Wüste Sinai gezählt waren;⁹ [1Kor 10,5] Numer Num 4 26 64 9 Außer Aarons Söhnen, Eleazar, Ithamar und etwa einigen Leviten. Numer Num 4 26 65 Prædixerat enim Dominus, quod omnes morerentur in solitudine. Nullusque remansit ex eis nisi Caleb filius Jephone, et Josue filius Nun. denn der Herr hatte vorherverkündet, dass alle in der Wüste sterben würden. So war denn keiner von ihnen übriggeblieben, als Kaleb, der Sohn Jephones, und Josue, der Sohn Nuns. [Num 14,23.34] Numer Num 4 26 7 Hæ sunt familiæ de stirpe Ruben: quarum numerus inventus est quadraginta tria millia, et septingenti triginta. Das sind die Familien vom Stamme Ruben; ihre Zahl betrug dreiundvierzigtausend siebenhundert und dreißig. Numer Num 4 26 8 Filius Phallu, Eliab. Der Sohn Phallus war Eliab. Numer Num 4 26 9 Hujus filii, Namuel et Dathan et Abiron: isti sunt Dathan et Abiron principes populi, qui surrexerunt contra Moysen et Aaron in seditione Core, quando adversus Dominum rebellaverunt: Eliabs Söhne waren Namuel, Dathan, und Abiron. Das sind jene Dathan und Abiron, Fürsten des Volkes, die sich gegen Moses und Aaron im Aufruhre Kores erhoben, als sie sich gegen den Herrn auflehnten; [Num 16,1.2] Numer Num 4 0 1 b. Auf die Bitten der Töchter Salphaads bestimmt Gott durch Moses, dass die Töchter derjenigen Familien, welche nach dem Tode des Vaters keine männlichen Erben haben, mit den Verwandten des Vaters das Erbe antreten. (V. 11) c. Gott wiederholt Moses die Mahnung, dass er das Land nicht betreten werde und bestimmt Josue zu seinem Nachfolger. Numer Num 4 27 1 Accesserunt autem filiæ Salphaad, filii Hepher, filii Galaad, filii Machir, filii Manasse, qui fuit filius Joseph: quarum sunt nomina, Maala, et Noa, et Hegla, et Melcha, et Thersa. Es traten aber die Töchter des Salphaad herzu, des Sohnes Hephers, des Sohnes Galaads, des Sohnes Machirs, des Sohnes Manasses, der ein Sohn Josephs war; ihre Namen waren: Maala, Noa, Hegla, Melcha und Thersa.¹ [Num 26,32.33, Num 36,1, Jos 17,1] Numer Num 4 27 1 1 Ihre Namen und Abstammung sind im Hinblicke auf das hier Erzählte schon [Num 26,29-33] angegeben. Numer Num 4 27 10 Quod si et fratres non fuerint, dabitis hereditatem fratribus patris ejus. Hat er auch keine Brüder, so sollt ihr das Erbe den Brüdern seines Vaters⁷ geben. Numer Num 4 27 10 7 Der Vaterbruder stand dem ersten Besitzer näher. Numer Num 4 27 11 Sin autem nec patruos habuerit, dabitur hereditas his, qui ei proximi sunt: eritque hoc filiis Israel sanctum lege perpetua, sicut præcepit Dominus Moysi. Hat er aber auch keine Vatersbrüder, so soll das Erbe denen übergeben werden, die ihm am nächsten verwandt sind; dies soll den Söhnen Israels heilig sein als ewig geltendes Recht, wie der Herr dem Moses befohlen hat.⁸ Numer Num 4 27 11 8 Nach dem Hebr.: Eine Festsetzung, nach der die Richter zu urteilen haben. Vergl. [Num 36]. Numer Num 4 27 12 Dixit quoque Dominus ad Moysen: Ascende in montem istum Abarim, et contemplare inde terram, quam daturus sum filiis Israel. Und der Herr sprach zu Moses: Steige auf das Gebirge Abarim⁹ hierselbst und schaue von dort das Land, welches ich den Söhnen Israels geben werde. [Dtn 32,49] Numer Num 4 27 12 9 Nach [Dtn 32,49] genauer der Nebo. Überhaupt kommen an letzterer Stelle einige Einzelheiten hinzu, während das hier V. 15 17 Gesagt übergangen ist. Als Moses bat, dass Gottes Beschluss [Num 20,12] aufgehoben werde, befahl ihm der Herr, auf das Gebirge Abarim zu steigen, um zu sterben. Doch Moses bittet, Gott möchte ihm zuvor einen Nachfolger geben. Gott gewährt dies [Num 27,18ff] und wiederholt alsdann das Gebot [Dtn 32,48]. Moses gehorcht. Hier wird vor allem die Aufstellung Josues an Moses Statt berichtet. Numer Num 4 27 13 Cumque videris eam, ibis et tu ad populum tuum, sicut ivit frater tuus Aaron: Und wenn du es gesehen hast, wirst auch du zu deinem Volke gehen, wie dein Bruder Aaron gegangen ist,¹⁰ Numer Num 4 27 13 10 Da Moses und Aaron zu ihren Vätern gesammelt werden, ist Gottes Zorn über sie nicht ein solcher, der sie von dem Frieden einer seligen Ewigkeit ausschließt. Numer Num 4 27 14 Quia offendistis me in deserto Sin in contradictione multitudinis, nec sanctificare me voluistis coram ea super aquas: hæ sunt aquæ contradictionis in Cades deserti Sin. weil ihr mich in der Wüste Sin bei der Empörung der Gemeinde beleidigt habt und mich nicht vor derselben bei dem Wasser habt verherrlichen wollen; das ist¹¹ das Wasser des Widerspruches zu Kades in der Wüste Sin. [Num 20,12, Dtn 32,51] Numer Num 4 27 14 11 Zusatz eines Abschreibers. Numer Num 4 27 15 Cui respondit Moyses: Und Moses antwortete ihm: Numer Num 4 27 16 Provideat Dominus Deus spirituum omnis carnis, hominem, qui sit super multitudinem hanc: Der Herr, der Gott der Geister alles Fleisches,¹² wolle einen Mann ausersehen, der dieser Gemeinde vorstehe; Numer Num 4 27 16 12 Der erwählen kann, wen er will. Numer Num 4 27 17 Et possit exire et intrare ante eos, et educere eos vel introducere: ne sit populus Domini sicut oves absque pastore. der an ihrer Spitze ausziehen und heimziehen, der sie aus- und einführen könne, auf dass das Volk des Herrn nicht sei wie Schafe, die keinen Hirten haben.¹³ Numer Num 4 27 17 13 Vergl. [Joh 10,4]. Da die Könige die Hirten der Völker sind, bedeutet das Bild auch die Herrschaft. Numer Num 4 27 18 Dixitque Dominus ad eum: Tolle Josue filium Nun, virum in quo est Spiritus, et pone manum tuam super eum. Und der Herr sprach zu ihm: Nimm Josue, den Sohn Nuns, einen Mann, in dem der Geist Gottes¹⁴ ist, und lege ihm deine Hand auf. [Dtn 3,21]¹⁵ Numer Num 4 27 18 14 Der heilige Geist (Aug.), der alle Tugenden verleiht. Numer Num 4 27 18 15 Moses legt ihm die Hand auf und Josue erhält die Fülle des Geistes. [Dtn 34,9] Numer Num 4 27 19 Qui stabit coram Eleazaro sacerdote et omni multitudine: Er trete vor Eleazar, den Priester, und die ganze Gemeinde, Numer Num 4 27 2 Steteruntque coram Moyse et Eleazaro sacerdote, et cunctis principibus populi ad ostium tabernaculi fderis atque dixerunt: Diese traten vor Moses und Eleazar, den Priester, und alle Fürsten des Volkes,² an dem Eingange des Zeltes des Bundes, und sprachen: Numer Num 4 27 2 2 Und die ganze Gemeinde. (Hebr.) Numer Num 4 27 20 Et dabis ei præcepta cunctis videntibus, et partem gloriæ tuæ, ut audiat eum omnis synagoga filiorum Israel. und du sollst ihm vor aller Augen Vorschriften und einen Teil deiner Herrlichkeit geben,¹⁶ damit ihm die ganze Gemeinde der Söhne Israels gehorsam sei. Numer Num 4 27 20 16 Ihn als Fürsten ausrufen und einen Teil deiner Autorität geben. Numer Num 4 27 21 Pro hoc, si quid agendum erit, Eleazar sacerdos consulet Dominum. Ad verbum ejus egredietur et ingredietur ipse, et omnes filii Israel eum eo, et cetera multitudo. Und soll etwas geschehen, so befrage Eleazar, den Priester, den Herrn für ihn.¹⁷ Nach seiner¹⁸ Anordnung soll er, und alle Söhne Israels, und die übrige Gemeinde mit ihm ausziehen und einziehen. Numer Num 4 27 21 17 Hebr.: Er soll aber vor Eleazar treten, dass er für ihn mittels der Entscheidung der Urim vor Jahve anfrage. Moses wendete sich mit seinen Fragen unmittelbar an Gott, Josue und seine Nachfolger bedürfen der Vermittlung des Hohenpriesters und der Urim und Thumim. Numer Num 4 27 21 18 Gottes, der durch Urim und Thumim seinen Willen kundgibt. Numer Num 4 27 22 Fecit Moyses ut præceperat Dominus. Cumque tulisset Josue, statuit eum coram Eleazaro sacerdote et omni frequentia populi. Da tat Moses, wie der Herr befohlen hatte. Und er nahm Josue und stellte ihn vor Eleazar, den Priester, und vor alles versammelte Volk; Numer Num 4 27 23 Et impositis capiti ejus manibus, cuncta replicavit quæ mandaverat Dominus. sodann legte er ihm die Hände auf das Haupt und wiederholte ihm alles, was der Herr geboten hatte.¹⁹ Numer Num 4 27 23 19 Besser: setzte ihn in sein Amt ein. Die Ausführung des Befehls wird gleich hier erwähnt. Da aber zwischen Befehl und Ausführung sich noch manches ereignete, wie die Abschiedsreden Moses und die Aufzeichnung des Gesetzes durch ihn, wird die Einsetzung Josues samt dem sie anordnenden Gottesworte noch einmal [Dtn 31,14.23] erzählt. Numer Num 4 27 3 Pater noster mortuus est in deserto, nec fuit in seditione, quæ concitata est contra Dominum sub Core, sed in peccato suo mortuus est: hic non habuit mares filios. Cur tollitur nomen illius de familia sua, quia non habuit filium? Date nobis possessionem inter cognatos patris nostri. Unser Vater ist in der Wüste gestorben und war nicht bei dem Aufruhr, welcher gegen den Herrn unter Kore erregt ward, sondern starb um seiner eigenen Sünde³ willen; er hatte keine männlichen Nachkommen. Warum soll nun sein Name aus seiner Familie verschwinden,⁴ weil er keinen Sohn hatte? Gebet uns Erbbesitz unter den Verwandten unsers Vaters! [Num 16,1] Numer Num 4 27 3 3 Wegen der allgemein menschlichen Sündhaftigkeit. Sie meinten vielleicht, niemand werde männlicher Nachkommenschaft beraubt als wegen einer Sünde. Vergl. [Joh 9,2]. Indem Gott zu Gunsten Salphaads entscheidet, verwirft er dies Vorurteil. Numer Num 4 27 3 4 Im Sinne des Gesetzes [Num 26,52] lag es, dass der Name eines Israeliten möglichst lange erhalten ward. Numer Num 4 27 4 Retulitque Moyses causam earum ad judicium Domini. Da brachte Moses ihre Sache zur Entscheidung vor den Herrn.⁵ Numer Num 4 27 4 5 Es handelte sich um eine überaus wichtige Frage, die zunächst den Stamm Manasse berührte, aber deren Entscheidung für alle maßgeblich war. Die Töchter hatten bei den Israeliten außer der Mitgift kein anderes Recht als auf Erhaltung vor und nach der Ehe (zumal wenn diese kinderlos [Ex 21,9, Lev 22,13]). Nach [Num 26,53] konnten sie, wenn noch ein Bruder vorhanden war, nicht erben. Numer Num 4 27 5 Qui dixit ad eum: Dieser sprach zu ihm: Numer Num 4 27 6 Justam rem postulant filiæ Salphaad: da eis possessionem inter cognatos patris sui, et ei in hereditatem succedant. Gerecht ist, was die Töchter Salphaads verlangen; gib ihnen Erbbesitz unter den Verwandten⁶ ihres Vaters, sie sollen ihm im Erbe nachfolgen. Numer Num 4 27 6 6 Richtiger: Brüdern. Numer Num 4 27 7 Ad filios autem Israel loqueris hæc: Zu den Söhnen Israels aber sprich also: Numer Num 4 27 8 Homo cum mortuus fuerit absque filio, ad filiam ejus transibit hereditas. Wenn jemand stirbt, ohne einen Sohn zu hinterlassen, so soll das Erbe auf seine Tochter übergehen; Numer Num 4 27 9 Si filiam non habuerit, habebit successores fratres suos. hat er keine Tochter, so soll er seine Brüder zu Nachfolgern haben. Numer Num 4 0 1 d. Vorschriften, welche nach der Besitznahme des verheißenen Landes zu beobachten sind. (Kap. 28-30) Über die Opfer, welche täglich, an dem Sabbate und an den Neumonden (V. 15) oder am Osterfest (V. 25) darzubringen sind. Numer Num 4 28 1 Dixit quoque Dominus ad Moysen: Der Herr sagte auch zu Moses:¹ Numer Num 4 28 1 1 [Num 15,2] war ein Gesetz für die Zeit gegeben, wo die Israeliten in das gelobte Land würden eingezogen sein; während des Aufenthaltes in der Wüste hatte dasselbe keine Geltung. Moses fügt dem Gesetze über die Mincha Bestimmungen bei über alle amtlichen Opfer, von denen [Ex 29,38-42] und [Lev 23] gehandelt ist. Diese Gesetze erneuert und ergänzt er. Numer Num 4 28 10 Quæ rite funduntur per singula sabbata in holocaustum sempiternum. welche nach Vorschrift an jedem Sabbat zum immerwährenden Brandopfer dargebracht werden. Numer Num 4 28 11 In calendis autem offeretis holocaustum Domino, vitulos de armento duos, arietem unum, agnos anniculos septem immaculatos, An den Neumonden sollt ihr dem Herrn ein Brandopfer darbringen, zwei junge Stiere von der Herde, einen Widder, sieben einjährige fehlerlose Lämmer, Numer Num 4 28 12 Et tres decimas similæ oleo conspersæ in sacrificio per singulos vitulos: et duas decimas similæ oleo conspersæ per singulos arietes: und drei Zehntel feines Mehl, mit Öl angemacht, zu jedem jungen Stiere als Speiseopfer; und zwei Zehntel feines Mehl, mit Öl angemacht, zu jedem Widder; Numer Num 4 28 13 Et decimam decimæ similæ ex oleo in sacrificio per agnos singulos: holocaustum suavissimi odoris atque incensi est Domino. und ein Zehntel eines Zehntels⁶ feinen Mehles, mit Öl angemacht, als Speiseopfer zu jedem Lamme, als ein Brandopfer lieblichen Geruches und als Feueropfer für den Herrn. Numer Num 4 28 13 6 Hebr.: Je ein Zehntel. Die Vulg.: das Zehntel eines Epha, das ein Zehntel des Kor ist. Numer Num 4 28 14 Libamenta autem vini, quæ per singulas fundenda sunt victimas, ista erunt: Media pars hin per singulos vitulos, tertia per arietem, quarta per agnum: hoc erit holocaustum per omnes menses, qui sibi anno vertente succedunt. Die Trankopfer von Wein aber, die bei jedem Opfer dargebracht werden sollen, seien diese: Ein halbes Hin zu jedem jungen Stiere, ein Drittel zu einem Widder, ein Viertel zu einem Lamme; das soll das Brandopfer für jeden Monat sein, die sich im Laufe des Jahres folgen.⁷ Numer Num 4 28 14 7 Das Trankopfer war wohl eine Beigabe, das Speiseopfer ein Teil des Opfers. Numer Num 4 28 15 Hircus quoque offeretur Domino pro peccatis in holocaustum sempiternum cum libamentis suis. Dazu soll dem Herrn ein Ziegenbock zum Sündopfer als⁸ immerwährendes Brandopfer samt den dazu gehörigen Trankopfern dargebracht werden. Numer Num 4 28 15 8 Hebr.: samt dem. Das Sündopfer hatte ein Trankopfer, aber keine Mincha. Es ward auf das tägliche Brandopfer gelegt. Numer Num 4 28 16 Mense autem primo, quartadecima die mensis Phase Domini erit, Im ersten Monate aber, am vierzehnten Tage des Monats, soll das Phase des Herrn sein,⁹ [Ex 12,18, Lev 23,5] Numer Num 4 28 16 9 Fast wörtlich wie [Lev 23,5]. Numer Num 4 28 17 Et quintadecima die solemnitas: septem diebus vescentur azymis. und am fünfzehnten Tage Festfeier; sieben Tage hindurch sollen ungesäuerte Brote gegessen werden. Numer Num 4 28 18 Quarum dies prima venerabilis et sancta erit: omne opus servile non facietis in ea. Der erste Tag davon soll ehrwürdig und hochheilig sein; an demselben sollt ihr keine knechtliche Arbeit tun. Numer Num 4 28 19 Offeretisque incensum holocaustum Domino, vitulos de armento duos, arietem unum, agnos anniculos immaculatos septem: Und ihr sollt dem Herrn als Feuer- und Brandopfer zwei junge Stiere von der Herde, einen Widder, sieben einjährige fehlerlose Lämmer darbringen, Numer Num 4 28 2 Præcipe filiis Israel, et dices ad eos: Oblationem meam et panes, et incensum odoris suavissimi offerte per tempora sua. Befiehl den Söhnen Israels und sage ihnen: Meine Opfer und Brote, und das Räucherwerk zum süßen Geruche, bringet zu bestimmten Zeiten dar.² Numer Num 4 28 2 2 Hebr.: Ihr sollt acht darauf haben, mir meine Opfergaben, meine Speise in Gestalt der für mich bestimmten Feueropfer zum lieblichen Geruche für mich, zur bestimmten Zeit darzubringen. Numer Num 4 28 20 Et sacrificia singulorum ex simila quæ conspersa sit oleo, tres decimas per singulos vitulos, et duas decimas per arietem, und zu jedem ein Speiseopfer von feinem Mehle, mit Öl angemacht, drei Zehntel zu jedem jungen Stiere, und zwei Zehntel zu einem Widder: Numer Num 4 28 21 Et decimam decimæ per agnos singulos, id est, per septem agnos. und das Zehntel eines Zehntels zu jedem der sieben Lämmer; Numer Num 4 28 22 Et hircum pro peccato unum, ut expietur pro vobis, ferner einen Ziegenbock als Sündopfer zur Versöhnung für euch, Numer Num 4 28 23 Præter holocaustum matutinum quod semper offeretis. außer dem Morgen-Brandopfer, das ihr immer darbringen sollt.¹⁰ Numer Num 4 28 23 10 Das Morgenopfer ist feierlicher. Numer Num 4 28 24 Ita facietis per singulos dies septem dierum in fomitem ignis, et in odorem suavissimum Domino, qui surget de holocausto, et de libationibus singulorum. So sollt ihr täglich an den sieben Tagen tun zur Nahrung des Feuers und für den Herrn zum lieblichen Geruche,¹¹ der von dem Brandopfer und dem jedesmaligen Trankopfer aufsteigen wird. Numer Num 4 28 24 11 Hebr.: Herrichten, neben dem regelmäßigen Brandopfer und dem zugehörigen Trankopfer sind sie herzurichten. Diese Vorschrift bezieht sich ebenso auf V. 19, wie auf V. 22. Numer Num 4 28 25 Dies quoque septimus celeberrimus et sanctus erit vobis: omne opus servile non facietis in eo. Auch der siebente Tag soll euch hochfestlich und heilig¹² sein; an demselben sollt ihr keine knechtliche Arbeit tun. Numer Num 4 28 25 12 Hebr.: Heilige Versammlung sein, - wie die Feste. (V. 18) Numer Num 4 28 26 Dies etiam primitivorum, quando offeretis novas fruges Domino, expletis hebdomadibus, venerabilis et sancta erit: omne opus servile non facietis in ea. Ebenso soll der Tag der Erstlinge, wenn ihr dem Herrn nach Umlauf der¹³ Wochen neue Früchte darbringt, ehrwürdig und heilig¹⁴ sein; an demselben sollt ihr keine knechtliche Arbeit tun. Numer Num 4 28 26 13 Sieben. [Ex 23,16, Lev 23,15-31] Numer Num 4 28 26 14 Festversammlung. Numer Num 4 28 27 Offeretisque holocaustum in odorem suavissimum Domino, vitulos de armento duos, arietem unum, et agnos anniculos immaculatos septem: Und als Brandopfer zum lieblichen Geruche für den Herrn sollt ihr zwei junge Stiere von der Herde, einen Widder, und sieben einjährige fehlerlose Lämmer darbringen, Numer Num 4 28 28 Atque in sacrificiis eorum similæ oleo conspersæ tres decimas per singulos vitulos, per arietes duas, als Speiseopfer dazu drei Zehntel feinen Mehles, mit Öl angemacht, zu jedem jungen Stiere, und zwei Zehntel zu jedem Widder, Numer Num 4 28 29 Per agnos decimam decimæ, qui simul sunt agni septem: hircum quoque das Zehntel eines Zehntels zu jedem der sieben Lämmer; auch einen Ziegenbock, Numer Num 4 28 3 Hæc sunt sacrificia quæ offerre debetis: Agnos anniculos immaculatos duos quotidie in holocaustum sempiternum: Dies sind die Opfer, welche ihr darbringen sollt: Zwei einjährige fehlerlose Lämmer täglich zum immerwährenden Brandopfer; [Ex 29,38.39] Numer Num 4 28 30 Qui mactatur pro expiatione: præter holocaustum sempiternum et liba ejus. der zur Sühne geschlachtet wird; außer dem immerwährenden Brandopfer und den Trankopfern dazu.¹⁵ Numer Num 4 28 30 15 Richtiger: Speiseopfern. Numer Num 4 28 31 Immaculata offeretis omnia cum libationibus suis. Fehlerlos soll alles sein, was ihr opfert, mit den dazu gehörigen Trankopfern. Numer Num 4 28 4 Unum offeretis mane, et alterum ad vesperum: das eine sollt ihr am Morgen und das andere am Abend opfern; Numer Num 4 28 5 Decimam partem ephi similæ, quæ conspersa sit oleo purissimo, et habeat quartam partem hin. ein Zehntel Epha feines Mehl mit einem Viertel Hin vom reinsten Öle angemacht.³ Numer Num 4 28 5 3 Das feine Mehl wird als unblutiges Opfer dargebracht. Numer Num 4 28 6 Holocaustum juge est quod obtulistis in monte Sinai in odorem suavissimum incensi Domini. Das ist das immerwährende Brandopfer, welches ihr am Berge Sinai zum lieblichen Geruche als ein Feueropfer des Herrn dargebracht habt. Numer Num 4 28 7 Et libabitis vini quartam partem hin per agnos singulos in Sanctuario Domini. Als Trankopfer sollt ihr ein Viertel Hin Wein zu jedem Lamm im Heiligtume des Herrn darbringen. Numer Num 4 28 8 Alterumque agnum similiter offeretis ad vesperam juxta omnem ritum sacrificii matutini, et libamentorum ejus, oblationem suavissimi odoris Domino. Und das andere Lamm sollt ihr am Abend auf gleiche Weise opfern, nach allen Vorschriften für das Morgenopfer und dessen Trankopfer, als Opfergabe lieblichen Geruches für den Herrn.⁴ Numer Num 4 28 8 4 Hebr.: wörtlich wie [Ex 29,41]. Numer Num 4 28 9 Die autem sabbati offeretis duos agnos anniculos immaculatos, et duas decimas similæ oleo conspersæ in sacrificio, et liba. Am Tage des Sabbats aber sollt ihr⁵ zwei einjährige fehlerlose Lämmer opfern, und zwei Zehntel feines Mehl, mit Öl angemacht, als Speiseopfer, und die Trankopfer, [Mt 12,5] Numer Num 4 28 9 5 Das Doppelte von dem, was an gewöhnlichen Tagen. Numer Num 4 0 1 Vorschriften über die Opfer, welche am Feste der Posaunen (V. 6), am Versöhnungsfeste (V. 11), am Laubhüttenfeste darzubringen sind. Numer Num 4 29 1 Mensis etiam septimi prima dies venerabilis et sancta erit vobis: omne opus servile non facietis in ea, quia dies clangoris est et tubarum. Auch der erste Tag des siebenten Monats soll euch ehrwürdig und heilig sein; keine knechtliche Arbeit sollt ihr an demselben tun, weil er der Tag des Posaunenschalles ist. Numer Num 4 29 10 Decimam decimæ per agnos singulos, qui sunt simul agni septem: ein Zehntel eines Zehntels zu jedem der sieben Lämmer; Numer Num 4 29 11 Et hircum pro peccato, absque his quæ offerri pro delicto solent in expiationem, et holocaustum sempiternum, cum sacrificio et libaminibus eorum. und einen Ziegenbock als Sündopfer, außer denen, welche gewöhnlich zur Sühne als Schuldopfer² dargebracht werden, und zum immerwährenden Brandopfer, mit dem Speiseopfer und den Trankopfern dazu. Numer Num 4 29 11 2 Richtiger: Als Sündopfer. Numer Num 4 29 12 Quintadecima vero die mensis septimi, quæ vobis sancta erit atque venerabilis, omne opus servile non facietis in ea, sed celebrabitis solemnitatem Domino septem diebus. Am fünfzehnten Tage des siebenten Monats aber, der euch heilig und ehrwürdig sein soll, sollt ihr keine knechtliche Arbeit tun, sondern dem Herrn sieben Tage lang ein Fest feiern. Numer Num 4 29 13 Offeretisque holocaustum in odorem suavissimum Domino, vitulos de armento tredecim, arietes duos, agnos anniculos immaculatos quatuordecim: Und ihr sollt als Brandopfer zum lieblichen Geruche für den Herrn dreizehn junge Stiere von der Herde, zwei Widder, vierzehn einjährige fehlerlose Lämmer darbringen; Numer Num 4 29 14 Et in libamentis eorum similæ oleo conspersæ tres decimas per vitulos singulos, qui sunt simul vituli tredecim: et duas decimas arieti uno, id est, simul arietibus duobus, und als Speiseopfer dazu drei Zehntel feinen Mehles, mit Öl angemacht, zu jedem der dreizehn jungen Stiere; und zwei Zehntel zu je einem Widder der zwei Widder; Numer Num 4 29 15 Et decimam decimæ agnis singulis, qui sunt simul agni quatuordecim: und ein Zehntel eines Zehntels zu jedem der vierzehn Lämmer; Numer Num 4 29 16 Et hircum pro peccato, absque holocausto sempiterno, et sacrificio, et libamine ejus. und einen Ziegenbock als Sündopfer, außer dem immerwährenden Brandopfer, und nebst dem Speiseopfer und den Trankopfern dazu. Numer Num 4 29 17 In die altero offeretis vitulos de armento duodecim, arietes duos, agnos anniculos immaculatos quatuordecim: Am andern Tage sollt ihr zwölf junge Stiere von der Herde, zwei Widder, vierzehn einjährige fehlerlose Lämmer darbringen; Numer Num 4 29 18 Sacrificiaque et libamina singulorum per vitulos et arietes et agnos rite celebrabitis: und sollt Speiseopfer und Trankopfer zu jedem, zu den jungen Stieren, und Widdern, und Lämmern, nach der Vorschrift darbringen; Numer Num 4 29 19 Et hircum pro peccato, absque holocausto sempiterno, sacrificioque et libamine ejus. ferner einen Ziegenbock als Sündopfer, außer dem immerwährenden Brandopfer und dem dazu gehörigen Speiseopfer und Trankopfer. Numer Num 4 29 2 Offeretisque holocaustum in odorem suavissimum Domino, vitulum de armento unum, arietem unum, et agnos anniculos immaculatos septem: Und ihr sollt dem Herrn als Brandopfer, zum lieblichen Geruche, einen jungen Stier von der Herde, einen Widder, und sieben einjährige fehlerlose Lämmer darbringen, Numer Num 4 29 20 Die tertio offeretis vitulos undecim, arietes duos, annos anniculos immaculatos quatuordecim: Am dritten Tage sollt ihr elf junge Stiere, zwei Widder, vierzehn einjährige fehlerlose Lämmer darbringen; Numer Num 4 29 21 Sacrificiaque et libamina singulorum per vitulos et arietes et agnos rite celebrabitis: und Speiseopfer und Trankopfer zu jedem; zu den jungen Stieren, und Widdern, und Lämmern, wie vorgeschrieben; Numer Num 4 29 22 Et hircum pro peccato, absque holocausto sempiterno, sacrificioque et libamine ejus. ferner einen Ziegenbock als Sündopfer, außer dem immerwährenden Brandopfer und dem dazu gehörigen Speiseopfer und Trankopfer. Numer Num 4 29 23 Die quarto offeretis vitulos decem, arietes duos, agnos anniculos immaculatos quatuordecim: Am vierten Tage sollt ihr zehn junge Stiere, zwei Widder, vierzehn einjährige fehlerlose Lämmer darbringen; Numer Num 4 29 24 Sacrificiaque et libamina singulorum per vitulos et arietes et agnos rite celebrabitis: dazu Speiseopfer und Trankopfer zu jedem, zu den jungen Stieren, und Widdern, und Lämmern, wie vorgeschrieben; Numer Num 4 29 25 Et hircum pro peccato, absque holocausto sempiterno, sacrificioque ejus et libamine. und einen Ziegenbock als Sündopfer, außer dem immerwährenden Brandopfer und dem dazu gehörigen Speiseopfer und Trankopfer. Numer Num 4 29 26 Die quinto offeretis vitulos novem, arietes duos, agnos anniculos immaculatos quatuordecim: Am fünften Tage sollt ihr neun junge Stiere, zwei Widder, vierzehn einjährige fehlerlose Lämmer darbringen, Numer Num 4 29 27 Sacrificiaque et libamina singulorum per vitulos et arietes et agnos rite celebrabitis: und Speiseopfer und Trankopfer zu jedem, zu den jungen Stieren, und Widdern, und Lämmern, wie vorgeschrieben: Numer Num 4 29 28 Et hircum pro peccato, absque holocausto sempiterno, sacrificioque ejus et libamine. und einen Ziegenbock als Sündopfer, außer dem immerwährenden Brandopfer und dem dazu gehörigen Speiseopfer und Trankopfer. Numer Num 4 29 29 Die sexto offeretis vitulos octo, arietes duos, agnos anniculos immaculatos quatuordecim: Am sechsten Tage sollt ihr acht junge Stiere, zwei Widder, vierzehn einjährige fehlerlose Lämmer darbringen; Numer Num 4 29 3 Et in sacrificiis eorum similæ oleo conspersæ tres decimas per singulos vitulos, duas decimas per arietem, und als Speiseopfer dazu drei Zehntel feinen Mehles, mit Öl angemacht, zu jedem jungen Stiere, zwei Zehntel zu jedem Widder, Numer Num 4 29 30 Sacrificiaque et libamina singulorum per vitulos et arietes et agnos rite celebrabitis: und Speiseopfer und Trankopfer, zu jedem, zu den jungen Stieren, und Widdern, und Lämmern, wie vorgeschrieben; Numer Num 4 29 31 Et hircum pro peccato, absque holocausto sempiterno, sacrificioque ejus et libamine. und einen Ziegenbock als Sündopfer, außer dem immerwährenden Brandopfer und dem dazu gehörigen Speiseopfer und Trankopfer. Numer Num 4 29 32 Die septimo offeretis vitulos septem, et arietes duos, agnos anniculos immaculatos quatuordecim: Am siebenten Tage sollt ihr sieben junge Stiere, zwei Widder, vierzehn einjährige fehlerlose Lämmer darbringen; Numer Num 4 29 33 Sacrificiaque et libamina singulorum per vitulos et arietes et agnos rite celebrabitis: und Speiseopfer und Trankopfer zu jedem, zu den jungen Stieren, und Widdern, und Lämmern, wie vorgeschrieben; Numer Num 4 29 34 Et hircum pro peccato, absque holocausto sempiterno, sacrificioque ejus et libamine. und einen Ziegenbock als Sündopfer, außer dem immerwährenden Brandopfer und dem dazu gehörigen Speiseopfer und Trankopfer. Numer Num 4 29 35 Die octavo, qui est celeberrimus, omne opus servile non facietis, Am achten Tage, der hochfestlich ist,³ sollt ihr keine knechtliche Arbeit tun, Numer Num 4 29 35 3 Soll euch Festversammlung sein. Numer Num 4 29 36 Offerentes holocaustum in odorem suavissimum Domino, vitulum unum, arietem unum, agnos anniculos immaculatos septem: und als Brandopfer zum lieblichen Geruche für den Herrn einen jungen Stier, einen Widder und sieben einjährige fehlerlose Lämmer darbringen; Numer Num 4 29 37 Sacrificiaque et libamina singulorum per vitulos et arietes et agnos rite celebrabitis: und Speiseopfer und Trankopfer zu jedem, zu dem jungen Stiere, zu den Widdern, zu den Lämmern, wie vorgeschrieben; Numer Num 4 29 38 Et hircum pro peccato, absque holocausto sempiterno, sacrificioque ejus et libamine. und einen Ziegenbock als Sündopfer, außer dem immerwährenden Brandopfer und dem dazu gehörigen Speiseopfer und Trankopfer. Numer Num 4 29 39 Hæc offeretis Domino in solemnitatibus vestris: præter vota et oblationes spontaneas in holocausto, in sacrificio, in libamine, et in hostiis pacificis. Diese Opfer sollt ihr dem Herrn an euren Festen⁴ darbringen; außer dem was ihr infolge von Gelübden und als freiwillige Gaben an Brandopfern, an Speiseopfern, an Trankopfern, und an Friedopfern darbringt. Numer Num 4 29 39 4 Festversammlungen, also auch vor den Sabbaten. Demnach gestalten sich die Opfergaben folgendermaßen: Tag Lämmer Widder Stiere Höhe des Festes Gewöhnlicher 2 V Sabbat 4 IV Neumond 7 1 2 II Phase Osterlämmer höchstes Fest Tage der ungesäuerten Brote 7 1 2 II Pfingsten 7 1 1 II Neumond im 7. Monat 7 1 1 III Versöhnungstag 7 2 1 III Laubhüttenfest 14 2 13 I Zweiter Tag 14 2 12 I Dritter Tag 14 2 11 I Vierter Tag 14 2 10 I Fünfter Tag 14 2 9 I Sechster Tag 14 2 8 I Siebenter Tag 14 2 7 I Achter Tag 7 1 1 III Von Opfern, die auf denselben Tag trafen, fiel keines aus. Das Hauptopfer bei dem Brandopfer ist das Lamm, das nie fehlt, ja, das am höchsten Feste, wenngleich an diesem privatim, allein dargebracht ward, das Vorbild Christi, der den ganzen alttestamentlichen Kult überragt. An den Festtagen werden die Lämmer stets in heiliger Zahl, 7 oder 2 mal 7 dargebracht. Numer Num 4 29 4 Unam decimam per agnum, qui simul sunt agni septem: ein Zehntel zu je einem der sieben Lämmer; Numer Num 4 29 5 Et hircum pro peccato, qui offertur in expiationem populi, und einen Ziegenbock als Sündopfer, der zur Sühne für das Volk dargebracht wird; Numer Num 4 29 6 Præter holocaustum calendarum cum sacrificiis suis, et holocaustum sempiternum cum libationibus solitis: eisdem ceremoniis offeretis in odorem suavissimum incensum Domino. außer dem Brandopfer am ersten Tage des Monats mit den dazu gehörigen Speiseopfern, und dem immerwährenden Brandopfer mit den herkömmlichen Trankopfern; nach derselben Weise¹ sollt ihr es zum lieblichen Geruche, als Feueropfer dem Herrn darbringen. Numer Num 4 29 6 1 Hebr.: Wie es vorgeschrieben ist, wie es sich gebührt. Numer Num 4 29 7 Decima quoque dies mensis hujus septimi erit vobis sancta atque venerabilis, et affligetis animas vestras: omne opus servile non facietis in ea. Auch der zehnte Tag dieses siebenten Monats soll euch heilig und ehrwürdig sein, und ihr sollt euch kasteien; keine knechtliche Arbeit tuet an demselben. [Lev 16,29] Numer Num 4 29 8 Offeretisque holocaustum Domino in odorem suavissimum, vitulum de armento unum, arietem unum, agnos anniculos immaculatos septem: Als Brandopfer sollt ihr dem Herrn zum lieblichen Geruche einen jungen Stier von der Herde, einen Widder, sieben einjährige fehlerlose Lämmer darbringen, Numer Num 4 29 9 Et in sacrificiis eorum similæ oleo conspersæ tres decimas per singulos vitulos, duas decimas per arietem, und als Speiseopfer dazu drei Zehntel feines Mehl, mit Öl angemacht, zu jedem jungen Stiere, zwei Zehntel zu jedem Widder, Numer Num 4 0 1 Vorschriften über die Bedingungen rechtmäßiger Gelübde: Gelübde der Männer. (V. 3) Gelübde von Frauen: Unverheirateter Töchter (V. 6), in die Ehe Eintretender (V. 10), Gelübde einer Frau im Hause ihres Mannes. Numer Num 4 30 1 Narravitque Moyses filiis Israel omnia quæ ei Dominus imperarat: Und Moses berichtete den Söhnen Israels alles, was ihm der Herr geboten hatte; Numer Num 4 30 10 Vidua et repudiata quidquid voverint, reddent. Eine Witwe oder eine Verstoßene sollen alles erfüllen, was sie geloben. Numer Num 4 30 11 Uxor in domo viri cum se voto constrinxerit et juramento, Wenn ein Weib im Hause ihres Mannes sich durch ein Gelübde und¹⁵ einen Eid zu etwas verpflichtet, Numer Num 4 30 11 15 Hebr.: Oder ihrer Seele durch einen Schwur eine Entsagung auferlegt. Numer Num 4 30 12 Si audierit vir, et tacuerit, nec contradixerit sponsioni, reddet quodcumque promiserat. und der Mann erfährt es, und schweigt, und erhebt keinen Einspruch gegen das Versprechen, so soll sie alles erfüllen, was sie versprochen hat.¹⁶ Numer Num 4 30 12 16 Hebr.: Und jede Entsagung, welche sie ihrer Seele auferlegt hat, soll gültig sein. Numer Num 4 30 13 Sin autem extemplo contradixerit, non tenebitur promissionis rea: quia maritus contradixit, et Dominus ei propitius erit. Hat er aber sogleich¹⁷ Einspruch erhoben, so soll sie zur Erfüllung des Versprechens¹⁸ nicht gehalten sein; denn ihr Mann hat Einspruch erhoben, und der Herr wird ihr gnädig sein. Numer Num 4 30 13 17 Hebr.: An dem Tage, da er sie hört. Numer Num 4 30 13 18 Hebr.: Oder die Bindung ihrer Seele. Numer Num 4 30 14 Si voverit, et juramento se constrinxerit, ut per jejunium, vel ceterarum rerum abstinentiam affligat animam suam, in arbitrio viri erit ut faciat, sive non faciat. Wenn sie gelobt und sich durch einen Eid verpflichtet,¹⁹ sich durch Fasten oder Enthaltung von andern Dingen zu kasteien, so soll es dem Manne zustehen, es ihr zu gestatten oder zu verwehren. Numer Num 4 30 14 19 Hebr.: Jedes Gelübde und jeden Entsagungsschwur, um ihre Seele zu kasteien, kann ihr Mann usw. Numer Num 4 30 15 Quod si audiens vir tacuerit, et in alteram diem distulerit sententiam: quidquid voverat atque promiserat, reddet: quia statim ut audivit, tacuit. Wenn aber der Mann es vernimmt, und schweigt, und seinen Ausspruch bis auf den andern Tag verschiebt, so soll sie halten, was sie gelobt und versprochen hat, weil er damals, als er es vernommen, dazu geschwiegen hat. Numer Num 4 30 16 Sin autem contradixerit postquam rescivit, portabit ipse iniquitatem ejus. Wenn er aber nachher Einspruch erhebt,²⁰ nachdem er davon erfahren hat, so soll er ihre Verschuldung tragen.²¹ Numer Num 4 30 16 20 Nach dem Tage, da er es gehört. (Sept.) Numer Num 4 30 16 21 Während Gott sonst Nachlass gewährt. Der Mann kann sich indes von der Erfüllung der Verpflichtung lösen. Numer Num 4 30 17 Istæ sunt leges, quas constituit Dominus Moysi inter virum et uxorem, inter patrem et filiam, quæ in puellari adhuc ætate est, vel quæ manet in parentis domo. Das sind die Bestimmungen, welche der Herr dem Moses gegeben hat, die gelten sollen zwischen Mann und Weib, zwischen Vater und Tochter, die noch im Mädchenalter ist, oder²² noch im Hause ihres Vaters weilt. Numer Num 4 30 17 22 Hebr.: Während sie noch usw. Numer Num 4 30 2 Et locutus est ad principes tribuum filiorum Israel: Iste est sermo quem præcepit Dominus: und er sprach zu den Fürsten der Stämme der Söhne Israels:¹ Dies ist es, was der Herr geboten hat: Numer Num 4 30 2 1 Diese sollten die Entscheidung dem Volke verkünden. So geschah es wohl gewöhnlich. Numer Num 4 30 3 Si quis virorum votum Domino voverit, aut se constrinxerit juramento: non faciet irritum verbum suum, sed omne quod promisit implebit. Wenn ein Mann dem Herrn ein Gelübde gemacht,² oder sich mit einem Eide verbunden hat,³ so soll er sein Wort nicht brechen, sondern alles erfüllen, was er versprochen hat. Numer Num 4 30 3 2 Etwas zu geben oder zu leisten. Numer Num 4 30 3 3 Hebr.: Zu einer Entsagung. Numer Num 4 30 4 Mulier si quippiam voverit, et se constrinxerit juramento, quæ est in domo patris sui, et in ætate adhuc puellari: si cognoverit pater votum quod pollicita est, et juramentum quo obligavit animam suam, et tacuerit, voti rea erit: Wenn ein Weib etwas gelobt und⁴ sich mit einem Eide zu etwas verbunden hat,⁵ während sie noch im Hause ihres Vaters und noch im Mädchenalter ist,⁶ und der Vater von dem Gelübde,⁷ das sie gemacht hat, und von dem Eide, durch den sie sich verpflichtet hat, Kenntnis erhält und schweigt gleichwohl dazu, so soll sie an ihr Gelübde gebunden sein Numer Num 4 30 4 4 Richtiger: oder. Numer Num 4 30 4 5 Hebr.: Wie in V. 2. Numer Num 4 30 4 6 Sich noch nicht verheiratet hat. Numer Num 4 30 4 7 Hebr.: Oder der Entsagung. Numer Num 4 30 5 Quidquid pollicita est et juravit, opere complebit. und soll alles erfüllen, was sie versprochen und⁸ geschworen hat. Numer Num 4 30 5 8 Hebr.: und jede Entsagung, die sie ihrer Seele auferlegt hat, soll gültig sein. Numer Num 4 30 6 Sin autem statim ut audierit, contradixerit pater: et vota et juramenta ejus irrita erunt, nec obnoxia tenebitur sponsioni, eo quod contradixerit pater. Wenn aber der Vater, sobald er davon hört, Einspruch erhebt, so sollen ihre Gelübde und Eide⁹ nichtig sein, und sie soll nicht an ihr Versprechen gebunden sein, weil ihr Vater Einspruch erhoben hat.¹⁰ Numer Num 4 30 6 9 Entsagungen, welche sie ihrer Seele auferlegt hat. Numer Num 4 30 6 10 Sie ist in der Gewalt des Vaters, wie die verheiratete Frau in der des Mannes. Numer Num 4 30 7 Si maritum habuerit, et voverit aliquid, et semel de ore ejus verbum egrediens animam ejus obligaverit juramento: Hat sie einen Mann, und gelobt etwas, und hat sich durch ein Wort aus ihrem Munde eidlich verpflichtet,¹¹ Numer Num 4 30 7 11 Hebr.: Folgt sie einem Manne und hat zuvor ein Gelübde gemacht, oder es ist etwas von ihren Lippen ausgesprochen, was sie ihrer Seele auferlegt hat. Numer Num 4 30 8 Quo die audierit vir, et non contradixerit, voti rea erit, reddetque quodcumque promiserat. und ihr Mann erhebt an dem Tage, wo er es erfährt, keinen Einspruch, so soll sie an ihr Gelübde gebunden sein und erfüllen, was sie versprochen hat. Numer Num 4 30 9 Sin autem audiens statim contradixerit, et irritas fecerit pollicitationes ejus, verbaque quibus obstrinxerat animam suam: propitius erit ei Dominus. Wenn aber der Mann, sobald¹² er es erfährt, unverweilt Einspruch erhebt und¹³ ihre Versprechungen und die Worte, mit denen sie sich verpflichtet hat, ungültig macht, so wird ihr der Herr gnädig sein.¹⁴ Numer Num 4 30 9 12 Richtiger: An dem Tage, wo er es hörte. Numer Num 4 30 9 13 Hebr.: So macht er ihre Versprechungen usw. Numer Num 4 30 9 14 Hier wie V. 6 in dem Sinne: Jahve wird ihr die Erfüllung nachlassen. Numer Num 4 0 1 3. Besetzung und Verteilung des Landes jenseits des Jordans. (31,1 32,12) A. Nach glücklichem Verlaufe des von Gott gegen die Madianiter befohlenen [Num 25,16ff] Krieges werden allein die Jungfrauen am Leben gelassen (V. 20), während die übrige Beute gesichert und dann unter die Kämpfenden und das Volk so geteilt wird, dass die Erstlinge den Priestern und ein Teil den Leviten zufällt. Numer Num 4 31 1 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach:¹ Numer Num 4 31 1 1 Die Israeliten hielten den Landstrich im Norden des Arnon besetzt [Num 21,31.35, Num 21,32], da die Ammoniter (Madianiter) gegen sie rüsteten. Moses lässt diese unvermutet angreifen. Numer Num 4 31 10 Tam urbes quam viculos et castella flamma consumpsit. die Städte, und die Dörfer, und die festen Plätze verzehrte das Feuer. Numer Num 4 31 11 Et tulerunt prædam, et universa quæ ceperant tam ex hominibus quam ex jumentis, Hierauf nahmen sie die Beute und alles, was in ihre Hand gefallen war, an Menschen, wie an Vieh, Numer Num 4 31 12 Et adduxerunt ad Moysen, et Eleazarum sacerdotem, et ad omnem multitudinem filiorum Israel: reliqua autem utensilia portaverunt ad castra in campestribus Moab juxta Jordanem contra Jericho. und führten es zu Moses, und Eleazar, dem Priester, und zur ganzen Gemeinde der Söhne Israels; alle Geräte⁸ aber brachten sie in das Lager, in den Ebenen Moabs am Jordan, Jericho gegenüber. Numer Num 4 31 12 8 Nach dem Hebr. brachten sie die Gefangenen und das Weggenommene und die Beute. Hierbei halfen wohl die übrigen Israeliten unter Josues Führung. Numer Num 4 31 13 Egressi sunt autem Moyses, et Eleazar sacerdos, et omnes principes synagogæ in occursum eorum extra castra. Moses aber und Eleazar, der Priester, und alle Fürsten der Gemeinde gingen ihnen vor das Lager hinaus entgegen. Numer Num 4 31 14 Iratusque Moyses principibus exercitus, tribunis, et centurionibus qui venerant de bello, Da ward Moses zornig über die Obersten des Heeres und über die Hauptleute von tausend und von hundert, die aus dem Kriegszuge gekommen waren,⁹ Numer Num 4 31 14 9 Ob auch über Phinees? Numer Num 4 31 15 Ait: Cur feminas reservastis? und sprach: Warum habt ihr die Frauen am Leben gelassen?¹⁰ Numer Num 4 31 15 10 Moses hatte hierüber nichts Besonderes bestimmt, doch mussten sie selbst wissen, was zu tun war, damit jene sie nicht etwa von neuem verführten. Numer Num 4 31 16 Nonne istæ sunt, quæ deceperunt filios Israel ad suggestionem Balaam, et prævaricari vos fecerunt in Domino super peccato Phogor, unde et percussus est populus? Sind nicht diese es, welche die Söhne Israels auf Balaams Rat betört und euch zur Sünde gegen den Herrn verleitet haben durch die Versündigung mit Phogor, weswegen auch das Volk geschlagen ward? [Num 25,18] Numer Num 4 31 17 Ergo cunctos interficite quidquid est generis masculini, etiam in parvulis: et mulieres, quæ noverunt viros in coitu, jugulate: So tötet denn alles, was männlich ist, auch die Kinder, und erschlaget die Weiber, welche bereits Männern beigewohnt haben. [Ri 21,11] Numer Num 4 31 18 Puellas autem et omnes feminas virgines reservate vobis: Die Mädchen aber und alle Jungfrauen behaltet für euch;¹¹ Numer Num 4 31 18 11 Als Zuwachs zu eurem Besitztum, als Sklavinnen und Nebenfrauen. Anders [Dtn 21,10] von regelrechten Kriegen. Numer Num 4 31 19 Et manete extra castra septem diebus. Qui occiderit hominem, vel occisum tetigerit, lustrabitur die tertio et septimo. und bleibet sieben Tage außerhalb des Lagers. Wer einen Menschen getötet, oder einen Erschlagenen berührt hat, soll am dritten und siebenten Tage gereinigt werden. Numer Num 4 31 2 Ulciscere prius filios Israel de Madianitis, et sic colligeris ad populum tuum. Nimm zuerst für die Söhne Israels an den Madianitern Rache, darnach sollst du zu deinem Volke versammelt werden. Numer Num 4 31 20 Et de omni præda, sive vestimentum fuerit, sive vas, et aliquid in utensilia præparatum, de caprarum pellibus, et pilis, et ligno, expiabitur. Auch alle Beute, es sei ein Kleid oder ein Gerät, oder irgend etwas zum Gebrauch aus Ziegenfellen und Haaren, oder von Holz Gefertigtes,¹² soll entsündigt werden. Numer Num 4 31 20 12 Hebr.: Jedes Kleid und jeder Gegenstand aus Fell und alles aus Ziegenhaaren Gemachte und jedes hölzerne Gerät. Vergl. [Lev 13,59]. Numer Num 4 31 21 Eleazar quoque sacerdos ad viros exercitus, qui pugnaverant, sic locutus est: Hoc est præceptum legis, quod mandavit Dominus Moysi: Hierauf sprach Eleazar, der Priester, zu den Männern des Heeres, die am Kampfe teilgenommen hatten, also: Dies ist die Vorschrift des Gesetzes, welche der Herr dem Moses gegeben hat; [Lev 6,28, Lev 11,33, Lev 15,12] Numer Num 4 31 22 Aurum, et argentum, et æs, et ferrum, et plumbum, et stannum, Gold und Silber, und Erz, und Eisen, und Blei und Zinn, Numer Num 4 31 23 Et omne, quod potest transire per flammas, igne purgabitur: quidquid autem ignem non potest sustinere, aqua expiationis sanctificabitur: und alles, was in das Feuer kommen kann, soll mit Feuer gereinigt werden;¹³ was aber Feuer nicht aushalten kann, soll durch Reinigungswasser geheiligt werden; Numer Num 4 31 23 13 Im Hebr. wird beigefügt: Jedoch muss es durch Reinigungswasser entsündigt werden. Numer Num 4 31 24 Et lavabitis vestimenta vestra die septimo, et purificati postea castra intrabitis. und wenn ihr am siebenten Tage eure Kleider gewaschen habt, sollt ihr dann rein sein und dürft in das Lager kommen. Numer Num 4 31 25 Dixit quoque Dominus ad Moysen: Auch sprach der Herr zu Moses: Numer Num 4 31 26 Tollite summam eorum, quæ capta sunt ab homine usque ad pecus, tu et Eleazar sacerdos et principes vulgi: Nehmet die Gesamtzahl der ganzen Beute an Menschen und Vieh auf, du und Eleazar, der Priester, und die Fürsten des Volkes; Numer Num 4 31 27 Dividesque ex æquo prædam inter eos, qui pugnaverunt, egressique sunt ad bellum, et inter omnem reliquam multitudinem. und teile die Beute zu gleichen Teilen zwischen denen, welche gekämpft haben, und zum Kampfe ausgezogen sind, und der ganzen übrigen Gemeinde.¹⁴ Numer Num 4 31 27 14 Dieses Mal? Oder ist dies eine bleibende Vorschrift? Numer Num 4 31 28 Et separabis partem Domino ab his, qui pugnaverunt et fuerunt in bello, unam animam de quingentis tam ex hominibus quam ex bobus et asinis et ovibus, Einen Teil aber sondere von denen, die gekämpft und am Kampfe teilgenommen haben, für den Herrn ab, eine Seele von je fünfhundert, sowohl von Menschen, wie von Rindern, und Eseln, und Schafen, Numer Num 4 31 29 Et dabis eam Eleazaro sacerdoti, quia primitiæ Domini sunt. und gib sie Eleazar, dem Priester, denn es sind Erstlinge für den Herrn.¹⁵ Numer Num 4 31 29 15 Dasselbe Verhältnis wie bei den Erstlingen. Hebr. lauten die letzten Worte: Dies sollt ihr nehmen als eine Hebe für den Herrn. Numer Num 4 31 3 Statimque Moyses, Armate, inquit, ex vobis viros ad pugnam, qui possint ultionem Domini expetere de Madianitis. Alsbald sprach Moses: Rüstet Männer aus eurer Mitte zum Kampfe aus, die Rache für den Herrn an den Madianitern üben können.² [Num 25,17] Numer Num 4 31 3 2 Für die Verführung, durch welche Gott Schmach angetan und seine Herrschaft über Israel angefochten war. Numer Num 4 31 30 Ex media quoque parte filiorum Israel accipies quinquagesimum caput hominum, et boum, et asinorum, et ovium, cunctorum animantium, et dabis ea Levitis, qui excubant in custodiis tabernaculi Domini. Auch von der andern Hälfte der Söhne Israels nimm je den fünfzigsten Kopf von Menschen, Rindern, Eseln, Schafen, und allen Tieren,¹⁶ und gib sie den Leviten, welche den Dienst am Zelte des Herrn versehen. Numer Num 4 31 30 16 Hebr.: Herausgreifend. Numer Num 4 31 31 Feceruntque Moyses, et Eleazar, sicut præceperat Dominus. Und Moses und Eleazar taten, wie der Herr geboten hatte. Numer Num 4 31 32 Fuit autem præda, quam exercitus ceperat, ovium sexcenta septuaginta quinque millia, Es belief sich aber die Beute, welche das Heer gemacht hatte, auf sechsmalhundert fünfundsiebzigtausend Schafe, Numer Num 4 31 33 Boum septuaginta duo millia, zweiundsiebzigtausend Rinder, Numer Num 4 31 34 Asinorum sexaginta millia et mille: einundsechzigtausend Esel; Numer Num 4 31 35 Animæ hominum sexus feminei, quæ non cognoverant viros, triginta duo millia. an Menschen, Mädchen, welche noch keine Männer erkannt hatten, zweiunddreißigtausend.¹⁷ Numer Num 4 31 35 17 Während der Rückkehr in's Lager ist natürlich manches aufgezehrt oder sonst umgekommen. Zu den Zahlen vergleiche den Tribut des Moabiterkönigs Mesa, [2Kön 3,4]. Numer Num 4 31 36 Dataque est media pars his, qui in prlio fuerant, ovium trecenta triginta septem millia quingentæ: Und die Hälfte ward denen, welche am Kampfe teilgenommen hatten, gegeben: dreimalhundert siebenunddreißigtausend fünfhundert Schafe. Numer Num 4 31 37 E quibus in partem Domini supputatæ sunt oves sexcentæ septuaginta quinque. von denen als Anteil für den Herrn sechshundert fünfundsiebzig Schafe abgezählt wurden; Numer Num 4 31 38 Et de bobus triginta sex millibus, boves septuaginta et duo: und von sechsunddreißigtausend Rindern zweiundsiebzig Rinder; Numer Num 4 31 39 De asinis triginta millibus quingentis, asini sexaginta unus: von dreißigtausend fünfhundert Eseln einundsechzig Esel; Numer Num 4 31 4 Mille viri de singulis tribubus eligantur ex Israel qui mittantur ad bellum. Aus jedem Stamme in Israel sollen tausend Mann ausgewählt und zum Kampfe entsandt werden. Numer Num 4 31 40 De animabus hominum sedecim millibus, cesserunt in partem Domini triginta duæ animæ. von sechzehntausend Menschen kamen zweiunddreißig Seelen auf den Anteil des Herrn. Numer Num 4 31 41 Tradiditque Moyses numerum primitiarum Domini Eleazaro sacerdoti, sicut fuerat ei imperatum, Und Moses gab alle für den Herrn bestimmte Erstlinge Eleazar, dem Priester, wie ihm geboten war, Numer Num 4 31 42 Ex media parte filiorum Israel, quam separaverat his, qui in prlio fuerant. von der für die Söhne Israels bestimmten Hälfte, welche er für die¹⁸ zum Kampfe ausgezogenen Männer abgeteilt hatte. Numer Num 4 31 42 18 Hebr.: Von den. Numer Num 4 31 43 De media vero parte, quæ contigerat reliquæ multitudini, id est, de ovibus trecentis triginta septem millibus quingentis, Von der andern Hälfte aber, welche der übrigen Gemeinde zufiel, das ist von dreimalhundert siebenunddreißigtausend fünfhundert Schafen, Numer Num 4 31 44 Et de bobus triginta sex millibus, und von sechsunddreißigtausend Rindern, Numer Num 4 31 45 Et de asinis triginta millibus quingentis, und von dreißigtausend fünfhundert Eseln, Numer Num 4 31 46 Et de hominibus sedecim millibus, und von sechzehntausend Menschen,¹⁹ Numer Num 4 31 46 19 Es sind durchgehends runde Zahlen gesetzt. Numer Num 4 31 47 Tulit Moyses quinquagesimum caput, et dedit Levitis, qui excubabant in tabernaculo Domini, sicut præceperat Dominus. nahm Moses je den fünfzigsten Kopf, und gab sie den Leviten, welche die Hut bei dem Zelte des Herrn hielten, wie der Herr geboten hatte. Numer Num 4 31 48 Cumque accessissent principes exercitus ad Moysen, et tribuni, centurionesque dixerunt: Da traten die Heerführer und²⁰ die Hauptleute über tausend und hundert vor Moses und sprachen: Numer Num 4 31 48 20 Auszustreichen. Numer Num 4 31 49 Nos servi tui recensuimus numerum pugnatorum, quos habuimus sub manu nostra: et ne unus quidem defuit. Wir, deine Knechte, haben die Zahl der Krieger, die unter uns standen, nachgezählt, und es fehlte nicht einer;²¹ Numer Num 4 31 49 21 Die Worte der Befehlshaber brauchen nicht so verstanden zu werden, als sei auf israelitischer Seite buchstäblich kein einziger Mann gefallen. Es liegt nahe anzunehmen, dass an dem von Gott befohlenen, reiche Beute verheißenden Rachezuge außer den 12000 zu diesem Zuge bestimmten Kriegern eine Anzahl anderer ohne Aufforderung teilgenommen hat, und dann kann nach dem Kampfe bei erfolgter Musterung die Zahl 12000 voll gewesen sein, auch wenn mancher Krieger gelegentlich des Zuges um's Leben kam. Wenn Gideon mit nur 300 Mann das gewaltige Heer der Madianiter besiegte [Ri 7], kann sein Verlust nur ein ganz verschwindender gewesen sein. Der Verlust an Menschenleben auf Seiten der Besiegten war im Verhältnis zur Zahl der von ihnen in den Kampf Geführten damals stets ein außerordentlich großer. Numer Num 4 31 5 Dederuntque millenos de singulis tribubus, id est, duodecim millia expeditorum ad pugnam: Und sie stellten je tausend von jedem Stamme, das ist zwölftausend Streitbare. Numer Num 4 31 50 Ob hanc causam offerimus in donariis Domini singuli quod in præda auri potuimus invenire, periscelides et armillas, annulos et dextralia, ac murænulas, ut depreceris pro nobis Dominum. darum bringen wir alle dem Herrn als Opfergabe das dar, was wir bei der Beute²² an Gold haben finden können: Fußspangen und Armspangen, Fingerringe, Armbänder und Halsketten, damit du den Herrn für uns bittest.²³ Numer Num 4 31 50 22 Dieser Zusatz fehlt im Hebräischen. Numer Num 4 31 50 23 Hebr.: Sühne für unsere Seelen vor Jahve schaffest. Numer Num 4 31 51 Susceperuntque Moyses, et Eleazar sacerdos omne aurum in diversis speciebus, Und Moses und Eleazar, der Priester, empfingen von ihnen alles Gold in verschiedener Form, Numer Num 4 31 52 Pondo sedecim millia, septingentos quinquaginta siclos a tribunis et centurionibus. im Gewichte von sechzehntausend siebenhundert fünfzig Sekel,²⁴ von den Hauptleuten über tausend, und den Hauptleuten über hundert. Numer Num 4 31 52 24 Im Werte von gegen 589000 Mark. Numer Num 4 31 53 Unusquisque enim quod in præda rapuerat, suum erat. Denn was ein jeder an Beute fortgenommen hatte, war sein. Numer Num 4 31 54 Et susceptum intulerunt in tabernaculum testimonii, in monimentum filiorum Israel coram Domino. Und sie nahmen es und trugen es in das Zelt des Zeugnisses, dass es ein Andenken war seitens der Söhne Israels vor dem Herrn. Numer Num 4 31 6 Quos misit Moyses cum Phinees filio Eleazari sacerdotis, vasa quoque sancta, et tubas ad clangendum tradidit ei. Diese sandte Moses mit Phinees,³ dem Sohne Eleazars, des Priesters, ab, und übergab ihm auch die heiligen Geräte und die Trompeten zum Blasen.⁴ Numer Num 4 31 6 3 Warum Phinees gesendet wird, ist aus [Num 25] klar. Numer Num 4 31 6 4 Priester begleiteten das Heer, ermutigend und betend und, wenn mit der Bundeslade, opfernd. Vergl. [Dtn 20,2-4] (mit der Bundeslade) [1Sam 4,4.11] (mit den heiligen Trompeten). Die heiligen Geräte sind wohl die heiligen Kleider. [Ex 28,40] Die Trompeten waren hier nicht die des Heiligtums. Jedenfalls hatten dieselben eine besondere Bestimmung, wie [Ri 7,16] (Gedeon) und [1Sam 11,11] (Saul). Numer Num 4 31 7 Cumque pugnassent contra Madianitas atque vicissent, omnes mares occiderunt, Da begannen sie den Kampf gegen Madian, und siegten, und töteten alles, was männlich war,⁵ Numer Num 4 31 7 5 So weit sie es erreichen konnten. Dasselbe gilt V. 9. Numer Num 4 31 8 Et reges eorum Evi, et Recem, et Sur, et Hur, et Rebe, quinque principes gentis: Balaam quoque filium Beor, interfecerunt gladio. dazu ihre Könige⁶ Evi, Recem, Sur, Hur und Rebe, die fünf Fürsten des Volkes; auch Balaam,⁷ den Sohn Beors, töteten sie mit dem Schwerte. [Jos 13,21] Numer Num 4 31 8 6 Die Stammfürsten. Numer Num 4 31 8 7 Balaam war ein Madianit (Ammonit). Er wurde wohl in das Lager geholt, um Israel endlich zu fluchen. Numer Num 4 31 9 Ceperuntque mulieres eorum, et parvulos, omniaque pecora, et cunctam supellectilem: quidquid habere potuerant depopulati sunt: Und sie nahmen ihre Weiber und Kinder gefangen, und alles Vieh, und alle Habe, und was sie nur bekommen konnten, erbeuteten sie; Numer Num 4 0 1 B. Das gesamte bis dahin besetzte Land wird den Stämmen Ruben, Gad und halb Manasse auf ihren Wunsch zugesprochen, nachdem sie die Verpflichtung auf sich genommen, ihren Brüdern bei der Eroberung des übrigen Teiles des verheißenen Landes zu helfen. (Kap. 32) Numer Num 4 32 1 Filii autem Ruben et Gad habebant pecora multa, et erat illis in jumentis infinita substantia. Cumque vidissent Jazer, et Galaad aptas animalibus alendis terras, Die Söhne Rubens¹ und Gads aber hatten viele Herden, und ihre Habe an Vieh war unzählbar. Da sie nun sahen, dass Jazer und Galaad zur Viehzucht geeignete Länder seien [Dtn 3,12] Numer Num 4 32 1 1 Die Rubeniten waren immerhin langsamer, Moses zu folgen, gekränkt, dass ihnen das Recht der Erstgeburt entzogen war und sie sich genötigt sahen, einem Propheten zu folgen, der die Stämme Ephraim und Levi vorzog. Moses hatte freilich seinerseits von ihnen keine hohe Meinung. [Dtn 33,6] Josue unterstützten sie tapfer [Jos 22], zur Zeit der Richter ließen sie nach [Ri 5,16] und vollbrachten auch in der Folge nichts Großes. Numer Num 4 32 10 Qui iratus juravit, dicens: Da zürnte dieser, und schwor, und sprach: [Num 14,29] Numer Num 4 32 11 Si videbunt homines isti, qui ascenderunt ex gygyto a viginti annis et supra, terram, quam sub juramento pollicitus sum Abraham, Isaac, et Jacob: et noluerunt sequi me, Diese Männer, welche aus Ägypten heraufgezogen sind, von zwanzig Jahren an und darüber, sollen das Land nicht sehen, welches ich Abraham, Isaak und Jakob mit einem Eidschwure verheißen habe, denn sie haben mir nicht gehorchen wollen, Numer Num 4 32 12 Præter Caleb filium Jephone Cenezæum, et Josue filium Nun: isti impleverunt voluntatem meam. ausgenommen Kaleb, der Sohn Jephones, der Keneziter, und Josue, der Sohn Nuns; diese haben meinen Willen vollzogen. Numer Num 4 32 13 Iratusque Dominus adversum Israel, circumduxit eum per desertum quadraginta annis, donec consumeretur universa generatio, quæ fecerat malum in conspectu ejus. Und der Herr zürnte wider Israel und führte es vierzig Jahre in der Wüste umher, bis das ganze Geschlecht, welches in seinen Augen übel getan, ausgestorben war. Numer Num 4 32 14 Et ecce, inquit, vos surrexistis pro patribus vestris, incrementa, et alumni hominum peccatorum, ut augeretis furorem Domini contra Israel. Und sehet, sprach er weiter, ihr habt euch anstatt eurer Väter erhoben, als die Sprösslinge und Pfleglinge von Sündern, um³ den Grimm des Herrn wider Israel zu mehren. Numer Num 4 32 14 3 Die notwendige Folge ist als beabsichtigt bezeichnet. Numer Num 4 32 15 Quod si nolueritis sequi eum, in solitudine populum derelinquet, et vos causa eritis necis omnium. Wenn ihr ihm nicht folgen wollt, wird er das Volk in der Wüste verlassen,⁴ und ihr werdet Ursache vom Untergange aller sein. Numer Num 4 32 15 4 Es in die Wüste zurückkehren heißen und sich selbst überlassen. Numer Num 4 32 16 At illi prope accedentes, dixerunt: Caulas ovium fabricabimus, et stabula jumentorum, parvulis quoque nostris urbes munitas: Da traten sie zu ihm heran und sprachen:⁵ Wir wollen Schafhürden bauen, und Ställe für unser Vieh,⁶ und feste Städte für unsere Kinder;⁷ Numer Num 4 32 16 5 Wohl nach einer Beratung mit den ihrigen. Numer Num 4 32 16 6 Die Viehhürden bestanden oft aus Mauerwerk und übereinander geschütteten Steinen. Zu weiterem Schutze der Herden gegen Räuber erbaute man auch Wächtertürme. Numer Num 4 32 16 7 Und Frauen. Numer Num 4 32 17 Nos autem ipsi armati et accincti pergemus ad prlium ante filios Israel, donec introducamus eos ad loca sua. Parvuli nostri, et quidquid habere possumus, erunt in urbibus muratis, propter habitatorum insidias. wir selbst aber wollen gewaffnet und zum Streite gerüstet an der Spitze der Söhne Israels einherziehen, bis wir sie an ihre Wohnsitze bringen. Unsere Kinder, und was wir sonst haben mögen, sollen wegen der Feindseligkeiten der Einwohner in den festen Städten bleiben. Numer Num 4 32 18 Non revertemur in domos nostras, usque dum possideant filii Israel hereditatem suam: Wir werden in unsere Häuser nicht zurückkehren, bis die Söhne Israels ihr Erbe erlangt haben, Numer Num 4 32 19 Nec quidquam quæremus trans Jordanem, quia jam habemus nostram possessionem in orientali ejus plaga. noch etwas jenseits des Jordans verlangen, denn wir haben bereits unsern Erbbesitz auf der Ostseite desselben. Numer Num 4 32 2 Venerunt ad Moysen, et ad Eleazarum sacerdotem, et principes multitudinis, atque dixerunt: kamen sie zu Moses, und zu Eleazar, dem Priester, und zu den Fürsten der Gemeinde, und sprachen: Numer Num 4 32 20 Quibus Moyses ait: Si facitis quod promittitis, expediti pergite coram Domino ad pugnam: Moses sprach zu ihnen: Wenn ihr tut, was ihr versprecht, so ziehet gerüstet im Angesichte des Herrn in den Kampf; [Jos 1,14] Numer Num 4 32 21 Et omnis vir bellator armatus Jordanem transeat, donec subvertat Dominus inimicos suos, und alle streitbaren Männer mögen bewaffnet über den Jordan ziehen, bis der Herr seine Feinde vernichtet hat⁸ Numer Num 4 32 21 8 Hebr.: Vor sich her vertrieben hat. Numer Num 4 32 22 Et subjiciatur ei omnis terra: tunc eritis inculpabiles apud Dominum et apud Israel, et obtinebitis regiones, quas vultis coram Domino. und das ganze Land ihm unterworfen ist; dann sollt ihr ohne Schuld sein vor dem Herrn und Israel gegenüber und das Land erhalten, das ihr vor dem Herrn begehrt.⁹ Numer Num 4 32 22 9 Vor der Bundeslade. Vergl. [Num 10,17]. Dieser sollten Ruben und Gad nach der [Num 10,17] festgesetzten Ordnung folgen; jetzt aber, da weder Herden, noch Frauen sie behindern, sollen sie vorausziehen. Numer Num 4 32 23 Sin autem quod dicitis, non feceritis, nulli dubium est quin peccetis in Deum: et scitote quoniam peccatum vestrum apprehendet vos. Tut ihr aber das nicht, was ihr sagt, so ist kein Zweifel, dass ihr wider Gott sündigt; und ihr sollt erfahren, dass eure Sünde euch erreichen wird. Numer Num 4 32 24 dificate ergo urbes parvulis vestris, et caulas, et stabula ovibus ac jumentis: et quod polliciti estis implete. So bauet denn Städte für eure Kinder, und Hürden und Ställe für eure Schafe und euer Vieh, und haltet, was ihr versprochen habt. Numer Num 4 32 25 Dixeruntque filii Gad et Ruben ad Moysen: Servi tui sumus, faciemus quod jubet dominus noster. Da sprachen die Söhne Gads und Rubens zu Moses: Wir sind deine Knechte, wir werden tun, was unser Gebieter befiehlt. [Jos 4,12] Numer Num 4 32 26 Parvulos nostros, et mulieres, et pecora, ac jumenta relinquemus in urbibus Galaad: Unsere kleinen Kinder, und Weiber, unsere Schafe und Rinder wollen wir in den Städten von Galaad zurücklassen; Numer Num 4 32 27 Nos autem famuli tui omnes expediti pergemus ad bellum, sicut tu domine loqueris. wir aber, deine Knechte, werden alle gerüstet in den Kampf ziehen, wie du, Herr, es sagst. Numer Num 4 32 28 Præcepit ergo Moyses Eleazaro sacerdoti, et Josue filio Nun, et principibus familiarum per tribus Israel, et dixit ad eos: Da gebot Moses Eleazar, dem Priester, und Josue, dem Sohne Nuns, und den Fürsten der Familien der Stämme Israels, und sprach zu ihnen: Numer Num 4 32 29 Si transierint filii Gad, et filii Ruben vobiscum Jordanem omnes armati ad bellum coram Domino, et vobis fuerit terra subjecta: date eis Galaad in possessionem. Wenn die Söhne Gads und die Söhne Rubens mit euch über den Jordan ziehen, alle zum Kampfe vor dem Herrn gerüstet, und das Land euch unterworfen ist, so gebet ihnen Galaad zum Erbbesitze. [Dtn 3,12, Jos 13,18, Jos 22,4] Numer Num 4 32 3 Ataroth, et Dibon, et Jazer, et Nemra, Hesebon, et Eleale, et Saban, et Nebo, et Beon, Ataroth, Dibon, Jazer, Nemra, Hesebon, Eleale, Saban, Nebo und Beon, Numer Num 4 32 30 Sin autem noluerint transire armati vobiscum in terram Chanaan, inter vos habitandi accipiant loca. Wollen sie aber nicht bewaffnet mit euch in das Land Chanaan ziehen, so sollen sie in eurer Mitte ihren Wohnsitz erhalten.¹⁰ Numer Num 4 32 30 10 Nach dem Hebr. gehörten die Worte in dem Lande Chanaan an den Schluss. Numer Num 4 32 31 Responderuntque filii Gad, et filii Ruben: Sicut locutus est Dominus servis suis, ita faciemus: Die Söhne Gads und die Söhne Rubens antworteten: Wie der Herr zu seinen Knechten gesprochen hat, so werden wir tun; Numer Num 4 32 32 Ipsi armati pergemus coram Domino in terram Chanaan, et possessionem jam suscepisse nos confitemur trans Jordanem. wir werden gerüstet vor dem Herrn in das Land Chanaan hinziehen, und wir erklären, unseren Erbbesitz schon diesseits des Jordan erhalten zu haben. Numer Num 4 32 33 Dedit itaque Moyses filiis Gad et Ruben, et dimidiæ tribui Manasse filii Joseph regnum Sehon regis Amorrhæi, et regnum Og regis Basan, et terram eorum cum urbibus suis per circuitum. Da gab Moses den Söhnen Gads und Rubens und dem halben Stamme Manasses, des Sohnes Josephs,¹¹ das Reich Sehons, des Königs der Amorrhiter, und das Reich Ogs, des Königs von Basan, und ihr Land samt seinen Städten ringsum.¹² [Jos 22,4] Numer Num 4 32 33 11 Für jene beiden Stämme allein wäre das Land diesseits des Jordans zu groß gewesen. Numer Num 4 32 33 12 Diese Grenzbestimmung bleibt auch in der Zukunft aufrecht erhalten. [Jos 13,16ff] Numer Num 4 32 34 Igitur exstruxerunt filii Gad, Dibon et Ataroth, et Aroer, Und die Söhne Gads bauten¹³ Dibon, Ataroth, Aroer,¹⁴ Numer Num 4 32 34 13 Stellten wieder her. Numer Num 4 32 34 14 Am Arnon, nicht dasselbe wie [Jos 13,25, Ri 11,33]. Numer Num 4 32 35 Et Etroth, et Sophan, et Jazer, et Jegbaa, Etroth, Sophan,¹⁵ Jazer, Jegbaa, Numer Num 4 32 35 15 Hebr.: Ataroth-Sophan. Numer Num 4 32 36 Et Bethnemra, et Betharan, urbes munitas, et caulas pecoribus suis. Bethnemra und Betharan, feste Städte, und Hürden für ihr Vieh. Numer Num 4 32 37 Filii vero Ruben ædificaverunt Hesebon, et Eleale, et Cariathaim, Die Söhne Rubens aber bauten Hesephon, Eleale, Kariathaim, Numer Num 4 32 38 Et Nabo, et Baalmeon versis nominibus, Sabama quoque: imponentes vocabula urbibus, quas exstruxerant. Nabo und Baalmeon mit veränderten Namen,¹⁶ auch Sabama; und sie gaben den Städten, die sie erbaut hatten, Namen. Numer Num 4 32 38 16 Weil Nabo und Baal Götzen waren, welche die Israeliten verabscheuten. Numer Num 4 32 39 Porro filii Machir, filii Manasse perrexerunt in Galaad, et vastaverunt eam interfecto Amorrhæo habitatore ejus. Die Söhne Machirs aber, des Sohnes Manasses, zogen hin nach Galaad, und verheerten das Land, und töteten¹⁷ die Amorrhiter, welche darin wohnten. [Gen 50,22] Numer Num 4 32 39 17 Hebr.: vertrieben. Numer Num 4 32 4 Terra, quam percussit Dominus in conspectu filiorum Israel, regio uberrima est ad pastum animalium: et nos servi tui habemus jumenta plurima: das Land, welches der Herr angesichts der Söhne Israels geschlagen hat, ist ein für Viehweiden sehr ergiebiger Landstrich, und wir, deine Knechte, haben sehr viele Herden. Numer Num 4 32 40 Dedit ergo Moyses terram Galaad Machir filio Manasse, qui habitavit in ea. Da gab Moses das Land Galaad¹⁸ Machir,¹⁹ dem Sohne Manasses, und dieser nahm seinen Wohnsitz darin. Numer Num 4 32 40 18 Den nördlichen Teil von Galaad. Vergl. [Dtn 3,13]. Numer Num 4 32 40 19 Machirs Nachkommen. Numer Num 4 32 41 Jair autem filius Manasse abiit et occupavit vicos ejus, quos appellavit Havoth Jair, id est, Villas Jair. Jair aber, der Sohn Manasses,²⁰ zog hin, und nahm seine Dörfer ein, und nannte sie Havoth Jair, das ist Dörfer Jairs. Numer Num 4 32 41 20 Urenkel Manasses. (Siehe [1Chr 2,22].) Numer Num 4 32 42 Nobe quoque perrexit et apprehendit Chanath cum viculis suis; vocavitque eam ex nomine suo Nobe. Auch Nobe zog hin, und nahm Chanath mit seinen Dörfern ein, und nannte es nach seinem Namen Nobe.²¹ Numer Num 4 32 42 21 Vergl. [Ri 8,11]. Numer Num 4 32 5 Precamurque si invenimus gratiam coram te, ut des nobis famulis tuis eam in possessionem, nec facias nos transire Jordanem. So bitten wir denn, wenn wir vor dir Gnade gefunden haben, gib es uns, deinen Dienern, zum Besitz, und lass uns nicht über den Jordan ziehen.² Numer Num 4 32 5 2 Die Städte waren noch im Besitze der Amorrhiter. Die Rubeniten und Gaditen wollten also nicht nur die Landschaft Galaad, sondern auch das übrige Land jenseits des Jordans, doch Moses teilt die Landschaft Galaad dem Stamme Manasse zu. Numer Num 4 32 6 Quibus respondit Moyses: Numquid fratres vestri ibunt ad pugnam, et vos hic sedebitis? Moses antwortete ihnen: Sollen denn eure Brüder in den Kampf ziehen, und ihr wollt hier müßig sitzen? Numer Num 4 32 7 Cur subvertitis mentes filiorum Israel, ne transire audeant in locum, quem eis daturus est Dominus? Warum macht ihr das Herz der Söhne Israels abwendig, dass sie nicht an den Ort hinüberzuziehen wagen, den der Herr ihnen geben will? Numer Num 4 32 8 Nonne ita egerunt patres vestri, quando misi de Cadesbarne ad explorandam terram? Haben nicht eure Väter ebenso gehandelt, als ich sie von Kadesbarne aussandte, um das Land auszukundschaften? Numer Num 4 32 9 Cumque venissent usque ad Vallem botri, lustrata omni regione, subverterunt cor filiorum Israel, ut non intrarent fines, quos eis Dominus dedit. Als sie bis zum Traubental gekommen waren und das ganze Land besichtigt hatten, verkehrten sie das Herz der Söhne Israels, dass sie in das Land nicht einzogen, das der Herr ihnen gab. [Num 13,24] Numer Num 4 0 1 4. Vorschriften, betreffs der Besetzung und Verteilung von Palästina (33,1 36,13) A. Verzeichnis der Stationen, auf denen die Israeliten während des vierzigjährigen Zuges durch die Wüste das Lager aufgeschlagen. (V. 49) B. Vorschriften, die Besetzung und Verteilung des gelobten Landes betreffend. (33,50 36,13) a. Alle Chanaaniter sollen getötet werden. Numer Num 4 33 1 Hæ sunt mansiones filiorum Israel, qui egressi sunt de gypto per turmas suas in manu Moysi et Aaron, Dies sind die Lagerplätze¹ der Söhne Israels, welche aus Ägypten nach ihren Abteilungen unter Moses und Aaron auszogen, Numer Num 4 33 1 1 Ähnlich [Ex 6,26]. So heißen die Orte, an denen das Bundeszelt errichtet und das gesamte Lager aufgeschlagen ward. Numer Num 4 33 10 Sed et inde egressi, fixerunt tentoria super Mare rubrum. Profectique de Mari rubro, Von dort brachen sie auf und lagerten am roten Meere. Und vom roten Meere brachen sie auf Numer Num 4 33 11 Castrametati sunt in deserto Sin. und lagerten in der Wüste Sin. Numer Num 4 33 12 Unde egressi, venerunt in Daphca. Von dort brachen sie auf und kamen nach Daphka. Numer Num 4 33 13 Profectique de Daphca, castrametati sunt in Alus. Und von Daphka zogen sie weiter und lagerten in Alus. Numer Num 4 33 14 Egressique de Alus, in Raphidim fixere tentoria, ubi populo defuit aqua ad bibendum. Und von Alus brachen sie auf und lagerten in Raphidim, wo das Volk kein Wasser zu trinken hatte. Numer Num 4 33 15 Profectique de Raphidim, castrametati sunt in deserto Sinai. Und von Raphidim brachen sie auf und lagerten in der Wüste Sinai. [Ex 17,1] Numer Num 4 33 16 Sed et de solitudine Sinai egressi, venerunt ad sepulcra concupiscentiæ. Wiederum von der Wüste Sinai brachen sie auf und kamen zu den Lustgräbern. [Ex 19,2] Numer Num 4 33 17 Profectique de sepulcris concupiscentiæ, castrametati sunt in Haseroth. Und von den Lustgräbern brachen sie auf und lagerten in Haseroth. [Num 11,34] Numer Num 4 33 18 Et de Haseroth venerunt in Rethma. Und von Haseroth kamen sie nach Rethma. [Num 13,1] Numer Num 4 33 19 Profectique de Rethma, castrametati sunt in Remmomphares. Von Rethma brachen sie auf und lagerten in Remmomphares. Numer Num 4 33 2 Quas descripsit Moyses juxta castrorum loca, quæ Domini jussione mutabant. wie sie Moses beschrieb nach den Lagerorten, die sie auf den Befehl² des Herrn wechselten,³ Numer Num 4 33 2 2 Dieser wird besser auf das Beschreiben bezogen. Numer Num 4 33 2 3 Den einzelnen Namen werden historische Bemerkungen beigefügt, die fast wörtlich aus den vorhergehenden Berichten entnommen sind. Es sind im ganzen 42 Stationen angegeben, also, die erste und letzte nicht zu zählen 40, der Zahl der Jahre entsprechend, welche die Israeliten in der Wüste zugebracht. Wie das Geschlechtsregister Christi bei Matthäus 3 x 14 Glieder hat, wurden aus der Zahl der Stationen hier 40 ausgewählt. Numer Num 4 33 20 Unde egressi venerunt in Lebna. Und sie brachen von da auf und kamen nach Lebna. Numer Num 4 33 21 De Lebna castrametati sunt in Ressa. Von Lebna aufgebrochen, lagerten sie in Ressa. Numer Num 4 33 22 Egressique de Ressa, venerunt in Ceelatha. Und sie brachen von Ressa auf und kamen nach Keelatha. Numer Num 4 33 23 Unde profecti castrametati sunt in monte Sepher. Von da brachen sie auf und lagerten am Berge Sepher. Numer Num 4 33 24 Egressi de monte Sepher, venerunt in Arada. Und sie brachen vom Berge Sepher auf und kamen nach Arada. Numer Num 4 33 25 Inde proficiscentes, castrametati sunt in Maceloth. Von da brachen sie auf und lagerten in Makeloth. Numer Num 4 33 26 Profectique de Maceloth, venerunt in Thahath. Und sie brachen von Makeloth auf und kamen nach Thahath. Numer Num 4 33 27 De Thahath castrametati sunt in Thare. Von Thahath aufgebrochen, lagerten sie sich in Thare. Numer Num 4 33 28 Unde egressi, fixere tentoria in Methca. Von dort brachen sie auf und lagerten in Methka. Numer Num 4 33 29 Et de Methca castrametati sunt in Hesmona. Und von Methka aufgebrochen, lagerten sie in Hesmona. Numer Num 4 33 3 Profecti igitur de Ramesse mense primo, quintadecima die mensis primi, altera die Phase filii Israel in manu excelsa videntibus cunctis gyptiis, Von Ramesse also zogen die Söhne Israels im ersten Monat, am fünfzehnten Tage des ersten Monats, am Tage nach dem Phase, durch die Macht des Höchsten aus, unter den Augen aller Ägypter, Numer Num 4 33 30 Profectique de Hesmona, venerunt in Moseroth. Und von Hesmona aus kamen sie nach Moseroth.⁴ Numer Num 4 33 30 4 Die großen Schwierigkeiten der V. 30 42 suchen einige Erklärer dadurch zu beseitigen, dass sie annehmen, V. 36b 41a gehören eigentlich hinter V. 31b und seien nur durch ein Versehen umgestellt worden. Bei Moseroth starb nach [Dtn 10,6] Aaron. Dies lag also, da Aaron nach [Num 20,25, Num 33,38] auf dem Berge Hor starb, wohl am Fuße desselben. Die Wüste heißt Zin (siehe [Num 20,1]). Numer Num 4 33 31 Et de Moseroth castrametati sunt in Benejaacan. Und sie brachen von Moseroth auf und lagerten in Benejaakan. Numer Num 4 33 32 Profectique de Benejaacan, venerunt in montem Gadgad. Und von Benejaakan brachen sie auf und kamen an den Berg Gadgad. [Dtn 10,7] Numer Num 4 33 33 Unde profecti, castrametati sunt in Jetebatha. Von dort brachen sie auf und lagerten in Jetebatha. Numer Num 4 33 34 Et de Jetebatha venerunt in Hebrona. Und von Jetebatha aus kamen sie nach Hebrona. Numer Num 4 33 35 Egressique de Hebrona, castrametati sunt in Asiongaber. Und sie brachen von Hebrona auf und lagerten in Asiongaber. Numer Num 4 33 36 Inde profecti, venerunt in desertum Sin, hæc est Cades. Von da brachen sie auf und kamen in die Wüste Sin, das ist Kades.⁵ [Num 20,1] Numer Num 4 33 36 5 [Dtn 10,6ff] bietet eine andere Aufzählung, ist indes kaum an seinem Platze. Jedenfalls ist an der Aufzählung [Num 33,38] und [Num 20,25] festzuhalten. Was [Num 13,2614,39] erzählt wird, geschah nicht notwendig an einem Orte und an einem Tage. Die sonst hier genannten Stationen sind nicht in ihrer Lage sicher zu bestimmen. Der Marsch nach Chanaan wird da wieder aufgenommen, wo er zur Strafe der Empörung abgebrochen war, in Kades, das an der Grenze der Edomiter [Num 20,16] lag, ebenso wie der Berg Hor. [Num 20,22] Numer Num 4 33 37 Egressique de Cades, castrametati sunt in monte Hor, in extremis finibus terræ Edom. Und sie brachen von Kades auf und lagerten am Berge Hor, an der äußersten Grenze des Landes Edom. Numer Num 4 33 38 Ascenditque Aaron sacerdos in montem Hor jubente Domino: et ibi mortuus est anno quadragesimo egressionis filiorum Israel ex gypto, mense quinto, prima die mensis, Da stieg Aaron, der Priester, auf den Befehl des Herrn auf den Berg Hor und starb daselbst im vierzigsten Jahre des Auszuges der Söhne Israels aus Ägypten, im fünften Monat, am ersten Tage des Monats, [Num 20,25, Dtn 32,50] Numer Num 4 33 39 Cum esset annorum centum viginti trium. hundertdreiundzwanzig Jahre alt. Numer Num 4 33 4 Et sepelientibus primogenitos, quos percusserat Dominus (nam et in diis eorum exercuerat ultionem), während diese ihre Erstgebornen begruben, die der Herr geschlagen hatte (denn auch an ihren Göttern hatte er Rache geübt,) Numer Num 4 33 40 Audivitque Chananæus rex Arad, qui habitabat ad meridiem, in terram Chanaan venisse filios Israel. Da hörte der Chananiter, der König von Arad, der gegen Mittag⁶ wohnte, dass die Söhne Israels in das Land Chanaan gekommen seien. Numer Num 4 33 40 6 In Negeb. Vergl. [Num 21,1]. Numer Num 4 33 41 Et profecti de monte Hor, castrametati sunt in Salmona. Und sie brachen vom Berge Hor auf und lagerten in Salmona.⁷ Numer Num 4 33 41 7 Die weitere Richtung des Marsches wird [Dtn 2,8ff] angegeben. Hor lag auf dem Wege nach dem Meere Suph. [Num 21,4] Numer Num 4 33 42 Unde egressi, venerunt in Phunon. Von da brachen sie auf und kamen nach Phunon. Numer Num 4 33 43 Profectique de Phunon, castrametati sunt in Oboth. Und sie brachen von Phunon auf und lagerten in Oboth. Numer Num 4 33 44 Et de Oboth venerunt in Jieabarim, quæ est in finibus Moabitarum. Von Oboth kamen sie nach Jieabarim, das an den Grenzen der Moabiter ist. Numer Num 4 33 45 Profectique de Jieabarim, fixere tentoria in Dibongad. Und sie brachen von Jieabarim auf und lagerten in Dibongad. Numer Num 4 33 46 Unde egressi, castrametati sunt in Helmondeblathaim. Von da brachen sie auf und lagerten in Helmondeblathaim. Numer Num 4 33 47 Egressique de Helmondeblathaim, venerunt ad montes Abarim contra Nabo. Und sie brachen von Helmondeblathaim auf und kamen zum Gebirge Abarim, Nabo gegenüber.⁸ Numer Num 4 33 47 8 Die Aufzählung scheint für die 37 Jahre nur Kades dort blieb wohl die Bundeslade während dieser ganzen Zeit als Station zu enthalten. Die nach V. 37 angegebenen Situationen finden sich auf dem wieder angetretenen Zuge. Numer Num 4 33 48 Profectique de montibus Abarim, transierunt ad campestria Moab, supra Jordanem contra Jericho. Und sie brachen vom Gebirge Abarim auf und kamen in die Ebenen Moabs am Jordan, Jericho gegenüber. Numer Num 4 33 49 Ibique castrametati sunt de Bethsimoth usque ad Abelsatim in planioribus locis Moabitarum, Und sie lagerten daselbst von Bethsimoth bis nach Abelsatim in den Ebenen der Moabiter. Numer Num 4 33 5 Castrametati sunt in Soccoth. und lagerten in Sokkoth. Numer Num 4 33 50 Ubi locutus est Dominus ad Moysen: Dort sprach der Herr zu Moses: Numer Num 4 33 51 Præcipe filiis Israel, et dic ad eos: Quando transieritis Jordanem, intrantes terram Chanaan, Befiehl den Söhnen Israels und sprich zu ihnen: Wenn ihr den Jordan überschritten habt und in das Land Chanaan kommt, Numer Num 4 33 52 Disperdite cunctos habitatores terræ illius: confringite titulos, et statuas comminuite, atque omnia excelsa vastate, so vertilget⁹ alle Bewohner dieses Landes; zerbrechet ihre Denksteine,¹⁰ und zerstöret ihre Bildsäulen, und verwüstet alle Höhen, [Dtn 7,5, Ri 2,2] Numer Num 4 33 52 9 Hebr.: Vertreibet. Numer Num 4 33 52 10 Nach [Lev 26,1] Steine oder dergl., welche mit symbolischen Malereien bedeckt waren. Numer Num 4 33 53 Mundantes terram, et habitantes in ea: ego enim dedi vobis illam in possessionem, und reiniget das Land,¹¹ und lasset euch darin nieder, denn ich habe es euch zum Erbe gegeben, Numer Num 4 33 53 11 Hebr.: Nehmet das Land in Besitz. Numer Num 4 33 54 Quam dividetis vobis sorte. Pluribus dabitis latiorem, et paucis angustiorem. Singulis ut sors ceciderit, ita tribuetur hereditas. Per tribus et familias possessio dividetur. und ihr sollt es durch das Los unter euch verteilen; denen, die zahlreich sind, sollt ihr ein ausgedehnteres, denen, die wenige sind, ein kleineres Gebiet geben. Wie das Los für einen jeden trifft, so soll ihm sein Erbe zuerteilt werden. Nach Stämmen und Familien soll der Erbbesitz verteilt werden. Numer Num 4 33 55 Sin autem nolueritis interficere habitatores terræ: qui remanserint, erunt vobis quasi clavi in oculis, et lanceæ in lateribus, et adversabuntur vobis in terra habitationis vestræ: Wenn ihr aber die Einwohner des Landes nicht töten¹² wolltet, so werden die, welche übrig bleiben, euch wie Nägel in den Augen sein, und wie Lanzen in den Seiten,¹³ und werden euch im Lande, in dem ihr wohnet, anfeinden; Numer Num 4 33 55 12 Hebr.: vertreiben. Numer Num 4 33 55 13 Besser nach dem Hebr.: Zu Dornen in euren Augen und zu Stacheln in euren Seiten. Die Erklärung des Bildes [Jos 23,13]. Numer Num 4 33 56 Et quidquid illis cogitaveram facere vobis faciam. und alles, was ich ihnen anzutun gedachte, das will ich euch antun. Numer Num 4 33 6 Et de Soccoth venerunt in Etham, quæ est in extremis finibus solitudinis. Von Sokkoth kamen sie nach Etham, welches am äußersten Ende der Wüste liegt. Numer Num 4 33 7 Inde egressi venerunt contra Phihahiroth, quæ respicit Beelsephon, et castrametati sunt ante Magdalum. Von da brachen sie auf, und kamen gegen Phihahiroth, Beelsephon gegenüber, und lagerten sich vor Magdalum. [Ex 14,2] Numer Num 4 33 8 Profectique de Phihahiroth, transierunt per medium mare in solitudinem: et ambulantes tribus diebus per desertum Etham, castrametati sunt in Mara. Von Phihahiroth brachen sie auf, und gingen mitten durch das Meer in die Wüste hinüber, und zogen drei Tage lang durch die Wüste Etham, und lagerten sich in Mara. [Ex 15,22] Numer Num 4 33 9 Profectique de Mara venerunt in Elim, ubi erant duodecim fontes aquarum, et palmæ septuaginta: ibique castrametati sunt. Von Mara brachen sie auf und kamen nach Elim, wo zwölf Wasserbrunnen und siebzig Palmbäume waren; und sie lagerten sich daselbst. [Ex 15,27] Numer Num 4 0 1 b. Die Grenzen des Landes, das unter die übrigen Stämme, denen ein Besitz noch nicht zugefallen war, zu verteilen ist, werden genauer angegeben (V. 15) und Männer bestimmt, welche die Verteilung leiten sollen. Numer Num 4 34 1 Locutusque est Dominus ad Moysen, dicens: Und der Herr redete zu Moses und sprach: Numer Num 4 34 10 Inde metabuntur fines contra orientalem plagam de villa Enan usque Sephama, Von da soll die Grenze gegen Osten vom Flecken Enan bis Sephama festgesetzt werden. Numer Num 4 34 11 Et de Sephama descendent termini in Rebla contra fontem Daphnim: inde pervenient contra orientem ad mare Cenereth, und von Sephama gehe die Grenze herab nach Rebla, das der Quelle Daphnim⁸ gegenüberliegt, und laufe von da nach Osten zum Meere Kenereth;⁹ Numer Num 4 34 11 8 Hebr.: östlich von Ain. Numer Num 4 34 11 9 Die [Jos 11,2] erwähnte Stadt Kenereth, von welcher der See Genezareth seinen Namen erhielt. Numer Num 4 34 12 Et tendent usque ad Jordanem, et ad ultimum salsissimo claudentur mari. Hanc habebitis terram per fines suos in circuitu. weiter erstrecke sie sich bis an den Jordan und schließe endlich mit dem Salzmeer ab.¹⁰ Dies sei euer Land nach seinen Grenzen ringsum. Numer Num 4 34 12 10 Dem toten Meere. Numer Num 4 34 13 Præcepitque Moyses filiis Israel, dicens: Hæc erit terra, quam possidebitis sorte, et quam jussit Dominus dari novem tribubus, et dimidiæ tribui. Und Moses befahl den Söhnen Israels und sprach: Dies ist das Land, das ihr durch das Los zum Besitze erhalten sollt und welches der Herr den neun Stämmen und dem halben Stamme zu geben befohlen hat. Numer Num 4 34 14 Tribus enim filiorum Ruben per familias suas, et tribus filiorum Gad juxta cognationum numerum, media quoque tribus Manasse, Denn der Stamm der Söhne Rubens nach seinen Familien, und der Stamm der Söhne Gads nach der Zahl seiner Familien, auch der halbe Stamm Manasse, Numer Num 4 34 15 Id est, duæ semis tribus, acceperunt partem suam trans Jordanem contra Jericho ad orientalem plagam. das ist, zwei und ein halber Stamm haben ihren Anteil jenseits des Jordans, Jericho gegenüber, auf der Ostseite erhalten.¹¹ Numer Num 4 34 15 11 Die Stämme werden in der Ordnung aufgezählt, welche sie nochmals von Süden nach Norden einnahmen. Numer Num 4 34 16 Et ait Dominus ad Moysen: Und der Herr sprach zu Moses: Numer Num 4 34 17 Hæc sunt nomina virorum, qui terram vobis divident, Eleazar sacerdos, et Josue filius Nun, Dies sind die Namen der Männer, die das Land unter euch verteilen sollen: Eleazar, der Priester,¹² und Josue, der Sohn Nuns, [Jos 14,1.2] Numer Num 4 34 17 12 Der Hohepriester wird stets vor Josue gestellt. Aaron hatte Moses gegenüber einen solchen Vorrang nicht. Josue hatte wohl noch andere unter sich, welche die Teilung mit ihm vornahmen. (V. 24) Von den Stämmen Ruben und Gad wirkt kein Vertreter bei der Verteilung mit, weil diese Stämme bereits im Osten des Jordans ihren Besitz zugewiesen erhalten hatten. Numer Num 4 34 18 Et singuli principes de tribubus singulis, und je ein Fürst von jedem Stamme. Numer Num 4 34 19 Quorum ista sunt vocabula: De tribu Juda, Caleb filius Jephone. Dies sind ihre Namen: Vom Stamme Juda Kaleb, der Sohn Jephones. Numer Num 4 34 2 Præcipe filiis Israel, et dices ad eos: Cum ingressi fueritis terram Chanaan, et in possessionem vobis sorte ceciderit, his finibus terminabitur: Befiehl den Söhnen Israels und sprich zu ihnen: Wenn ihr in das Land Chanaan eingezogen seid und dasselbe euch durch das Los zum Erbe zugefallen ist, so soll es von diesen Grenzen umschlossen werden: Numer Num 4 34 20 De tribu Simeon, Samuel filius Ammiud. Vom Stamme Simeon Samuel, der Sohn Ammiuds. Numer Num 4 34 21 De tribu Benjamin, Elidad filius Chaselon. Vom Stamme Benjamin Elidad, der Sohn Chaselons. Numer Num 4 34 22 De tribu filiorum Dan, Bocci filius Jogli. Vom Stamme der Söhne Dans Bokki, der Sohn Joglis. Numer Num 4 34 23 Filiorum Joseph de tribu Manasse, Hanniel filius Ephod. Von den Söhnen Josephs, vom Stamme Manasse Hanniel, der Sohn Ephods. Numer Num 4 34 24 De tribu Ephraim, Camuel filius Sephthan. Vom Stamme Ephraim Kamuel, der Sohn Sephthans. Numer Num 4 34 25 De tribu Zabulon, Elisaphan filius Pharnach. Vom Stamme Zabulon Elisaphan, der Sohn Pharnachs. Numer Num 4 34 26 De tribu Issachar, dux Phaltiel filius Ozan. Vom Stamme Issachar der Fürst Phaltiel, der Sohn Ozans. Numer Num 4 34 27 De tribu Aser, Ahiud filius Salomi. Vom Stamme Aser Ahiud, der Sohn Salomis. Numer Num 4 34 28 De tribu Nephthali, Phedael filius Ammiud. Vom Stamme Nephthali Phedael, der Sohn Ammiuds. Numer Num 4 34 29 Hi sunt, quibus præcepit Dominus ut dividerent filiis Israel terram Chanaan. Diese sind es, denen der Herr befahl, das Land Chanaan den Söhnen Israels zu verteilen. Numer Num 4 34 3 Pars meridiana incipiet a solitudine Sin, quæ est juxta Edom: et habebit terminos contra orientem mare salsissimum; Die Südseite beginne bei der Wüste Sin,¹ die Edom zunächst ist, und grenze nach Osten an das Salzmeer;² Numer Num 4 34 3 1 Zin. Numer Num 4 34 3 2 Von der äußersten Spitze des toten Meeres im Osten in der Richtung nach Westen. Numer Num 4 34 4 Qui circuibunt australem plagam per ascensum Scorpionis, ita ut transeant in Senna, et perveniant a meridie usque ad Cadesbarne, unde egredientur confinia ad villam nomine Adar, et tendent usque ad Asemona: sodann soll die Grenze sich um die Anhöhe des Skorpions herumziehen, bis sie nach Senna³ hinüber und südlich fortlaufend bis Kadesbarne reicht, von da wird die Grenze sich zu dem Adar genannten Dorfe weiterziehen und sich bis Asemona erstrecken; Numer Num 4 34 4 3 Hebr.: Zin. Numer Num 4 34 5 Ibitque per gyrum terminus ab Asemona usque ad torrentem gypti, et maris magni littore finietur. dann wende sich die Grenze von Asemona bis nach dem Flusse Ägyptens und ende am Gestade des großen Meeres.⁴ Numer Num 4 34 5 4 Nach dem Hebr. bildet die Grenze eine Linie vom toten Meere über Kades Barnea der Mündung des Baches Ägyptens zu. Das große Meer ist das Mittelmeer. Numer Num 4 34 6 Plaga autem occidentalis a mari magno incipiet, et ipso fine claudetur. Die Westgrenze aber soll am großen Meere beginnen und auch an demselben endigen. Numer Num 4 34 7 Porro ad septentrionalem plagam a mari magno termini incipient, pervenientes usque ad montem altissimum, Auf der Nordseite soll die Grenze am großen Meere beginnen und sich bis an den höchsten Berg ziehen,⁵ Numer Num 4 34 7 5 Es sind, besonders nach Norden hin, die Grenzen angegeben, welche Gott dem Volke zuwies, in deren Besitz das Volk Israel aber, da es seiner erhabenen Aufgabe nicht treu entsprach, nicht voll gelangte. Hebr.: Bis zum Berge Hor (einem anderen als dem [Num 33,37.38] erwähnten). Bis zur äußersten Südgrenze des Libanon. Numer Num 4 34 8 A quo venient in Emath usque ad terminos Sedada: von diesem soll sie weiter nach Emath⁶ gehen bis Sedada, als äußerstem Punkte. Numer Num 4 34 8 6 Zum Eingang Emath; es ist ein Engpass. Numer Num 4 34 9 Ibuntque confinia usque ad Zephrona, et villam Enan: hi erunt termini in parte aquilonis. Sodann soll die Grenze sich bis nach Zephrona und das Dorf Enan erstrecken; dies soll die Nordgrenze sein.⁷ Numer Num 4 34 9 7 Die Grenze geht wohl im Norden nicht weiter als die Kundschafter gekommen waren. [Num 13,22] Numer Num 4 0 1 c. Vorschrift, Städte auszuwählen, welche den Leviten gehören sollen (V. 8) und Zufluchtsstädte zu bestimmen. (V. 15) Bei dieser Gelegenheit wird das Gesetz von der Bestrafung des freiwilligen und nicht freiwilligen Totschlages gegeben. Numer Num 4 35 1 Hæc quoque locutus est Dominus ad Moysen in campestribus Moab supra Jordanem, contra Jericho: Auch dies redete der Herr zu Moses in den Ebenen Moabs, am Jordan, Jericho gegenüber: Numer Num 4 35 10 Loquere filiis Israel, et dices ad eos: Quando transgressi fueritis Jordanem in terram Chanaan, Rede zu den Söhnen Israels und sprich zu ihnen: Wenn ihr über den Jordan in das Land Chanaan gezogen seid, Numer Num 4 35 11 Decernite quæ urbes esse debeant in præsidia fugitivorum, qui nolentes sanguinem fuderint: so bestimmet die Städte, welche als Zuflucht für Flüchtlinge dienen sollen,⁶ welche unvorsätzlich⁷ Blut vergossen haben. Numer Num 4 35 11 6 Diese Vorschrift gründet sich auf das Gesetz der Wiedervergeltung [Gen 9,5ff, Ex 21,23ff] und das Gesetz der Rache. [Gen 4,14] Sie führt die Anordnung [Ex 21,12ff] weiter aus. Diese Bestimmung ist dem Gesetze [Dtn 19,1-13] verwandt. Numer Num 4 35 11 7 Bei denen der Beweis für die Absichtlichkeit nicht zu bringen ist. Numer Num 4 35 12 In quibus cum fuerit profugus, cognatus occisi non poterit eum occidere, donec stet in conspectu multitudinis, et causa illius judicetur. Wenn der Flüchtling in diesen weilt, so soll der Verwandte des Ermordeten⁸ ihn nicht töten dürfen, bis er vor die Gemeinde gestellt und seine Sache gerichtlich verhandelt ist. Numer Num 4 35 12 8 Der Bluträcher, Goel, war wohl in der gleichen Ordnung, die für die Leviratsehe galt [Rut 3,12] und in der das Recht des Wiederkaufes zur Anwendung kam, [Lev 25,25] verpflichtet. Er handelte hierbei im Namen der ganzen Verwandtschaft [2Sam 14,7.11] und wurde nach alter Sitte so lange für unehrlich gehalten, bis er seine Pflicht erfüllt. Numer Num 4 35 13 De ipsis autem urbibus, quæ ad fugitivorum subsidia separantur, Von den Städten aber, welche den Flüchtlingen zur Zuflucht bestimmt werden, [Dtn 4,41, Jos 20,7.8] Numer Num 4 35 14 Tres erunt trans Jordanem, et tres in terra Chanaan, sollen drei jenseits des Jordans und drei im Lande Chanaan sein, Numer Num 4 35 15 Tam filiis Israel quam advenis atque peregrinis, ut confugiat ad eas qui nolens sanguinem fuderit. sowohl für die Söhne Israels, wie für die Ankömmlinge und Fremden,⁹ damit dahin fliehe, wer unvorsätzlich Blut vergossen hat. Numer Num 4 35 15 9 Auch Nichthebräer. Numer Num 4 35 16 Si quis ferro percusserit, et mortuus fuerit qui percussus est: reus erit homicidii, et ipse morietur. Wenn jemand mit einem Eisen schlägt, so dass der Getroffene stirbt, so soll er des Mordes schuldig sein und sterben. Numer Num 4 35 17 Si lapidem jecerit, et ictus occubuerit: similiter punietur. Wer einen Stein auf jemanden wirft, so dass der Getroffene tot bleibt, soll ebenso gestraft werden. Numer Num 4 35 18 Si ligno percussus interierit: percussoris sanguine vindicabitur. Wird jemand mit einem Holze geschlagen und bleibt tot, so soll er mit dem Blute dessen, der ihn geschlagen, gerächt werden.¹⁰ Numer Num 4 35 18 10 V. 17, V. 18 nach dem Hebr.: Wenn er mit einem Steine, den er in der Hand führte und durch den einer getötet werden kann, auf jemanden wirft. Wenn er ihn mit einem hölzernen Geräte, das er in der Hand führte und durch das einer getötet werden kann, geschlagen hat. Numer Num 4 35 19 Propinquus occisi homicidam interficiet, statim ut apprehenderit eum, interficiet. Der nächste Verwandte des Erschlagenen töte den Mörder; sogleich, wenn er ihn findet, soll er ihn töten.¹¹ Numer Num 4 35 19 11 Es wird ihm die Pflicht auferlegt, wenn nämlich der Mord entweder notorisch oder gerichtlich (V. 24) als beabsichtigt festgestellt ist. Wer mit solchen Waffen den Nächsten angreift, wird als Mörder angesehen. Anders wer mit der Hand angreift oder aus der Ferne etwas, eine Stein oder Pfeil mit der Hand auf einen anderen entsendet, denn solche Dinge treffen bisweilen zufällig, daher ist in solchen Fällen die Absicht erst zu beweisen. Numer Num 4 35 2 Præcipe filiis Israel ut dent Levitis de possessionibus suis Befiehl den Söhnen Israels, dass sie den Leviten von ihrem Erbbesitze [Jos 21,2] Numer Num 4 35 20 Si per odium quis hominem impulerit, vel jecerit quippiam in eum per insidias: Wer einen Menschen aus Hass stößt, oder mit Hinterlist etwas auf ihn wirft, [Dtn 19,11] Numer Num 4 35 21 Aut cum esset inimicus, manu percusserit, et ille mortuus fuerit: percussor homicidii reus erit: cognatus occisi statim ut invenerit eum, jugulabit. oder, wenn er ihm feind war, ihn mit der Hand so schlägt, dass jener stirbt, so ist der, welcher geschlagen hat, des Mordes schuldig; der Verwandte des Getöteten mag ihn töten, sobald er ihn findet.¹² Numer Num 4 35 21 12 Nähere Erklärung zu [Ex 21,18]. Numer Num 4 35 22 Quod si fortuitu, et absque odio, Wenn aber jemand unversehens und ohne Hass Numer Num 4 35 23 Et inimicitiis quidquam horum fecerit, und Feindschaft etwas dergleichen tut,¹³ Numer Num 4 35 23 13 Hebr.: Irgend ein Gerät auf ihn geworfen oder irgend einen Stein, durch den einer getötet werden kann, auf ihn fallen lassen. Numer Num 4 35 24 Et hoc audiente populo fuerit comprobatum, atque inter percussorem et propinquum sanguinis quæstio ventilata: und dies vor dem Volke erwiesen,¹⁴ und der Bluthandel zwischen dem Täter und dem Blutsverwandten untersucht ist, Numer Num 4 35 24 14 Hebr.: so soll die Gemeinde nach obigen Bestimmungen schiedsrichterlich zwischen dem Totschläger und dem Bluträcher entscheiden. Numer Num 4 35 25 Liberabitur innocens de ultoris manu, et reducetur per sententiam in urbem, ad quam confugerat, manebitque ibi, donec sacerdos magnus, qui oleo sancto unctus est, moriatur. so soll er als unschuldig aus der Hand des Rächers befreit und durch Urteilsspruch in die Stadt zurückgeführt werden,¹⁵ in die er geflohen war, und soll daselbst bleiben, bis der Hohepriester, der mit dem heiligen Öle gesalbt ist, stirbt.¹⁶ Numer Num 4 35 25 15 Vielleicht ist ein zweifaches Gericht anzunehmen: eines vor den Ältesten der Stadt über die Zulassung des Totschlägers, das andere vor den Verwandten als Anklägern. (V. 24) Das letztere hielt wohl der Hohepriester, vor den der Totschläger zur Stiftshütte aus dem Zufluchtsort geführt ward, um, wenn der Ausspruch günstig lautete, dorthin zurückgeführt zu werden. Wer unschuldig einen anderen getötet, musste in der Stadt der Zuflucht nicht zur Strafe bleiben, sondern damit ihm und anderen Scheu eingeflößt ward, Menschenblut zu vergießen. Numer Num 4 35 25 16 Starb der Hohepriester, so hörte mit dem Tode des Richters die Wirksamkeit dieses Richterspruches auf. Übrigens sicherte auch nur die Stadt der Zuflucht das Leben des Totschlägers. Gott mochte diesen Zeitpunkt bestimmt haben, um ein erhabenes Vorbild von der großen Wahrheit zu geben, dass die Menschen, die er in seiner unendlichen Barmherzigkeit als solche betrachtet, welche mehr aus Schwachheit und Unwissenheit, als aus Bosheit sündigten (vergl. [Apg 3,17]), erst nach dem Tode Jesu Christi in ihr himmlisches Vaterland aufgenommen werden konnten. (Hier.) Numer Num 4 35 26 Si interfector extra fines urbium, quæ exsulibus deputatæ sunt, Wenn aber der Totschläger außerhalb des Bereiches der Städte, welche den Flüchtigen angewiesen sind,¹⁷ Numer Num 4 35 26 17 Hebr.: Außerhalb des Bereiches der Stadt, in die er geflohen war und Zuflucht gefunden hatte. Numer Num 4 35 27 Fuerit inventus, et percussus ab eo qui ultor est sanguinis: absque noxa erit qui eum occiderit. gefunden und von dem Bluträcher erschlagen wird, so soll der, welcher ihn getötet hat, schuldlos¹⁸ sein; Numer Num 4 35 27 18 Der Tod wird vom Bluträcher im gegebenen Falle nicht als Strafe des Mordes verursacht, denn von solchem war ja der Flüchtling frei erkannt, sondern nach dem Willen der Verwandten zur Strafe der Vernachlässigung des göttlichen Gebotes sich durch Bewohnung der Zufluchtsstatt aller Gefahr zu entziehen. So ward die Scheu vor jeder selbst unfreiwilligen Tötung gemehrt. Numer Num 4 35 28 Debuerat enim profugus usque ad mortem Pontificis in urbe residere: postquam autem ille obierit, homicida revertetur in terram suam. denn der Flüchtling hätte bis zum Tode des Hohenpriesters in der Stadt bleiben sollen. Nachdem aber dieser gestorben ist, darf der Totschläger wieder in sein Land zurückkehren. Numer Num 4 35 29 Hæc sempiterna erunt, et legitima in cunctis habitationibus vestris. Dies soll als ewig verpflichtende Bestimmung in allen euren Wohnsitzen gelten. Numer Num 4 35 3 Urbes ad habitandum, et suburbana earum per circuitum: ut ipsi in oppidis maneant, et suburbana sint pecoribus ac jumentis: Städte zum Wohnen geben mit den Fluren derselben ringsum, damit diese in den Städten wohnen können¹ und für ihre Herden und ihr Vieh die Fluren haben, Numer Num 4 35 3 1 Ein Verbot, sich auf eigene Kosten in anderen Städten anzusiedeln, ist damit nicht ausgesprochen. Numer Num 4 35 30 Homicida sub testibus punietur: ad unius testimonium nullus condemnabitur. Ein Mörder soll auf die Aussage von Zeugen hin gestraft werden. Auf das Zeugnis eines Zeugen hin soll niemand verurteilt werden. Numer Num 4 35 31 Non accipietis pretium ab eo, qui reus est sanguinis, statim et ipse morietur. Ihr sollt kein Lösegeld von einem annehmen, der Blutschuld auf sich geladen hat,¹⁹ er soll alsbald²⁰ auch selbst sterben. Numer Num 4 35 31 19 Der unschuldiges Blut vergossen hat. Numer Num 4 35 31 20 Hebr.: Vielmehr soll er. Numer Num 4 35 32 Exsules et profugi ante mortem Pontificis nullo modo in urbes suas reverti poterunt: Verwiesene und Flüchtige sollen auf keine Weise vor dem Tode des Hohenpriesters in ihre Städte zurückkehren können;²¹ Numer Num 4 35 32 21 Hebr.: Auch dürft ihr kein Lösegeld zu dem Zwecke annehmen, dass jemand nicht in die Zufluchtsstadt zu fliehen braucht, sondern noch vor dem Tode des Priesters irgendwo im Lande wohnen darf. Numer Num 4 35 33 Ne polluatis terram habitationis vestræ, quæ insontium cruore maculatur: nec aliter expiari potest, nisi per ejus sanguinem, qui alterius sanguinem fuderit. damit ihr das Land eures Wohnsitzes nicht entweihet, denn durch das Blut Unschuldiger²² wird es befleckt und kann nicht anders entsühnt werden, als durch das Blut dessen, der das Blut eines andern vergossen hat. [Gen 9,6] Numer Num 4 35 33 22 Fehlt im Hebr. Wie jede Sünde das Land verunreinigt, in dem sie geschehen, so auch der Mord. Solche Verunreinigung des Landes Gottes aber bringt nicht nur dem Schuldigen Gefahr, sondern auch dem ganzen Volke. Darum ist als Sühne vor allem das Blut des Schuldigen darzubringen. Numer Num 4 35 34 Atque ita emundabitur vestra possessio, me commorante vobiscum: ego enim sum Dominus qui habito inter filios Israel. So werde euer Erbbesitz rein gehalten, da ich in eurer Mitte wohne; denn ich bin der Herr, der inmitten der Söhne Israels wohnt.²³ Numer Num 4 35 34 23 Eine schöne Steigerung: Unschuldig vergossenes Blut befleckt das Land, in dem ihr wohnt in dem Jahve wohnt. Numer Num 4 35 4 Quæ a muris civitatum forinsecus, per circuitum, mille passuum spatio tendentur. welche sich von den Mauern der Städte tausend Schritte² weit ringsum erstrecken sollen. Numer Num 4 35 4 2 Hebr.: Ellen. 1000 Ellen etwa 484 Meter. Numer Num 4 35 5 Contra orientem duo millia erunt cubiti, et contra meridiem similiter erunt duo millia: ad mare quoque, quod respicit ad occidentem, eadem mensura erit, et septentrionalis plaga æquali termino finietur: eruntque urbes in medio, et foris suburbana. Gegen Osten sollen zweitausend Ellen³ sein, und gegen Süden ebenso zweitausend Ellen; und gegen das Meer, das im Westen liegt, das gleiche Maß, und die Nordseite soll durch eine gleich lange Grenze abgeschlossen werden; so werden die Städte in der Mitte sein, und die Fluren außen herum.⁴ Numer Num 4 35 5 3 2000 Ellen sind etwa 968 Meter. Also an jeder der vier Seiten der Stadt soll je eine 2000 x 1000 Quadratellen, d. i. 46,8 Hektar messende Trift für die Leviten vorhanden sein. Numer Num 4 35 5 4 Hebr.: Dies soll ihnen als Weidetrift bei den Städten zufallen. Numer Num 4 35 6 De ipsis autem oppidis, quæ Levitis dabitis, sex erunt in fugitivorum auxilia separata, ut fugiat ad ea qui fuderit sanguinem: et exceptis his, alia quadraginta duo oppida, Von den Städten aber, welche ihr den Leviten geben werdet, sollen sechs als Zufluchtsstätten für Flüchtlinge abgesondert sein, dass dahin fliehen kann, wer Blut vergossen hat; und außer diesen sollt ihr ihnen andere zweiundvierzig Städte geben, [Ex 21,13, Dtn 4,41, Dtn 19,2, Jos 20,2] Numer Num 4 35 7 Id est, simul quadraginta octo cum suburbanis suis. das ist zusammen achtundvierzig Städte mit ihren Fluren. Numer Num 4 35 8 Ipsæque urbes, quæ dabuntur de possessionibus filiorum Israel, ab his, qui plus habent, plures auferentur: et qui minus, pauciores: singuli juxta mensuram hereditatis suæ dabunt oppida Levitis. Von diesen Städten, welche ihnen von dem Besitze der Söhne Israels zu Teil werden, sollen denen,⁵ welche mehr besitzen, mehrere genommen werden, und denen, welche weniger besitzen, wenigere; alle sollen nach Maßgabe ihres Erbbesitzes den Leviten Städte geben. Numer Num 4 35 8 5 Den Stämmen. Numer Num 4 35 9 Ait Dominus ad Moysen: Der Herr sprach zu Moses: Numer Num 4 0 1 d. Vorschrift, dass die Erbtöchter nur Männer aus ihrem Stamme nehmen, damit die Besitzungen nicht vermischt werden. (Kap. 36) Numer Num 4 36 1 Accesserunt autem et principes familiarum Galaad filii Machir, filii Manasse de stirpe filiorum Joseph: locutique sunt Moysi coram principibus Israel, atque dixerunt: Es traten aber auch die Familienhäupter Galaads, des Sohnes Machirs, des Sohnes Manasses, vom Geschlechte der Söhne Josephs,¹ herzu, und redeten zu Moses vor den Fürsten Israels,² und sprachen: [Num 27,1] Numer Num 4 36 1 1 Der Name Joseph musste jedem Israeliten teuer sein. Numer Num 4 36 1 2 Dinge, welche die Vaterhäuser angingen, mussten vor den Häuptern derselben verhandelt werden. Numer Num 4 36 10 Ut a Domino separatæ sunt. Feceruntque filiæ Salphaad ut fuerat imperatum: wie sie von dem Herrn geschieden worden sind.⁷ Da taten die Töchter Salphaads, wie ihnen befohlen war, Numer Num 4 36 10 7 So ist [Lev 25] ergänzt. Dies Gesetz ward noch zu Zeiten des Tobias beobachtet. [Tob 6,11ff, Tob 7,14]. Heiratete eine Erbtochter einen Fremden, der die Religion Israels annahm, so musste dieser ihrem Stamme beitreten. [1Chr 2,34ff] Numer Num 4 36 11 Et nupserunt Maala, et Thersa, et Hegla, et Melcha, et Noa filiis patrui sui und Maala, Thersa, Hegla, Melcha und Noa heirateten die Söhne ihres Vaterbruders⁸ Numer Num 4 36 11 8 Hebr.: ihrer Vaterbrüder. Numer Num 4 36 12 De familia Manasse, qui fuit filius Joseph: et possessio, quæ illis fuerat attributa, mansit in tribu et familia patris earum. vom Geschlechte Manasses, der ein Sohn Josephs war; und der Besitz, der ihnen gegeben war, blieb in dem Stamme und der Familie ihres Vaters. Numer Num 4 36 13 Hæc sunt mandata atque judicia, quæ mandavit Dominus per manum Moysi ad filios Israel, in campestribus Moab supra Jordanum contra Jericho. Das sind die Gebote und die Rechtssatzungen, welche der Herr durch Moses den Söhnen Israels, in den Ebenen Moabs, am Jordan, Jericho gegenüber, gegeben hat.⁹ Numer Num 4 36 13 9 Vergl. [Num 22,1, Num 33,50] Numer Num 4 36 2 Tibi domino nostro præcepit Dominus ut terram sorte divideres filiis Israel, et ut filiabus Salphaad fratris nostri dares possessionem debitam patri: Der Herr hat dir, unserm Gebieter, befohlen, das Land durch das Los unter die Söhne Israels zu verteilen und den Töchtern Salphaads, unseres Bruders, den Besitz zu geben, der ihrem Vater gebührte. Numer Num 4 36 3 Quas si alterius tribus homines uxores acceperint, sequetur possessio sua, et translata ad aliam tribum de nostra hereditate minuetur. Wenn nun Männer aus einem andern Stamme sie zu Frauen nehmen, so wird ihr Besitz ihnen folgen, und auf einen andern Stamm übergehen, und unserm Erbbesitz entzogen werden;³ Numer Num 4 36 3 3 Hebr.: Wenn diese nun einen der Söhne der anderen Stämme Israels heiraten, so wird ihr Erbbesitz von dem Erbbesitz unserer Väter weggenommen und zu dem Erbbesitze des Stammes derjenigen hinzugefügt werden, mit denen sie sich verheirateten, der Erbbesitz unseres Stammes aber wird geschmälert werden. Numer Num 4 36 4 Atque ita fiet, ut cum jubilæus, id est quinquagesimus annus remissionis advenerit, confundatur sortium distributio, et aliorum possessio ad alios transeat. und so wird es geschehen, dass, wenn das Jubeljahr, das ist das fünfzigste, das Jahr des Erlasses, kommt, die Verteilung der Anteile vermischt wird und der Erbteil der einen an die anderen übergeht.⁴ Numer Num 4 36 4 4 Im Jubeljahre kehrt Verkauftes zu dem ursprünglichen Besitzer zurück. [Lev 25,10] Gleiches gilt indes nicht von Erbschaften. Ein Besitz, den das Jubeljahr unangetastet lässt, wird dadurch fester und sicherer, denn der Besitzer kann sich darauf berufen, dass er ihn bereits vor dem Jubeljahre innegehabt. Numer Num 4 36 5 Respondit Moyses filiis Israel, et Domino præcipiente, ait: Recte tribus filiorum Joseph locuta est. Da antwortete Moses den Söhnen Israels und sprach auf Befehl des Herrn: Der Stamm der Söhne Josephs hat recht geredet, Numer Num 4 36 6 Et hæc lex super filiabus Salphaad a Domino promulgata est: Nubant quibus volunt, tantum ut suæ tribus hominibus: und folgendes Gesetz ist vom Herrn über die Töchter Salphaads erlassen worden. Sie mögen heiraten, wen sie wollen, doch nur Männer ihres Stammes, Numer Num 4 36 7 Ne commisceatur possessio filiorum Israel de tribu in tribum. Omnes enim viri ducent uxores de tribu et cognatione sua: damit der Erbbesitz der Söhne Israels eines Stammes nicht mit dem des andern vermischt werde. Denn so sollen alle Männer von ihrem Stamme und ihrer Verwandtschaft Frauen,⁵ [Tob 7,14] Numer Num 4 36 7 5 Hebr.: vielmehr sollen sämtliche Israeliten an dem Erbbesitze ihres väterlichen Stammes festhalten. Numer Num 4 36 8 Et cunctæ feminæ de eadem tribu maritos accipient: ut hereditas permaneat in familiis, und alle Frauen von ihrem Stamme Männer nehmen,⁶ damit der Erbbesitz bei den Familien bleibe Numer Num 4 36 8 6 Hebr.: Und alle Mädchen, auf die in einem der israelitischen Stämme ein Erbbesitz kommt, müssen einen Mann von ihrem Stamme nehmen usw. Numer Num 4 36 9 Nec sibi misceantur tribus, sed ita maneant, und die Stämme nicht miteinander vermischt werden, sondern so bleiben, Deuteronomium Dtn 5 0 1 Einleitung: Inhalt, Ort und Zeit der nachfolgenden drei großen Reden. (Kap. 1 V. 1-5) I. Erste Rede. Gott ist nicht minder ein strenger Richter als ein gütiger Vater, deshalb soll das Volk sein Gesetz treu beobachten. (Kap. 1,6 Kap. 4,40) Einige Ereignisse, durch welche Gott den Kindern Israel zur Zeit ihrer Wanderung seine Gerechtigkeit und Barmherzigkeit offenbarte. (1,6 3,29) A. Gottes Gerechtigkeit offenbart sich an dem aus Ägypten ausgezogenen Geschlechte. (1,6 3,29) a. Erinnerung, wie die Israeliten, nachdem am Berge Sinai alles nach Gottes Befehl geschehen und sie Fürsten und Anführer erhalten hatten, weiterzogen, das gelobte Land in Besitz zu nehmen (V. 19), durch die falschen Nachrichten der Kundschafter indes erschreckt, nicht wagten, gegen dasselbe vorzurücken, obwohl ihnen Gott seine Hilfe zusagte. (V. 33) b. Strafe für das Misstrauen und den Ungehorsam: Der Beschluss Gottes, jenes ganze Geschlecht in der Wüste untergehen zu lassen, und die Niederlage der Israeliten, als diese nach eigenem Ermessen die Amorrhiter angreifen. Deuteronomium Dtn 5 1 1 Hæc sunt verba, quæ locutus est Moyses ad omnem Israel trans Jordanem in solitudine campestri, contra Mare rubrum, inter Pharan, et Thophel, et Laban, et Haseroth, ubi auri est plurimum: Dies sind die Worte, welche Moses zu ganz Israel gesprochen hat jenseits des Jordans in der Wüstenebene,¹ dem roten Meere gegenüber,² zwischen Pharan,³ und Thophel,⁴ und Laban, und Haseroth,⁵ wo sehr viel Gold ist;⁶ Deuteronomium Dtn 5 1 1 1 In der Ebene Moabs. Deuteronomium Dtn 5 1 1 2 V. 1-3 bildeten vielleicht ursprünglich eine Zusammenfassung des Buches Numeri und den Übergang zu der Erzählung [Dtn 31,1434,12]. Später wurden dann zwischen [Dtn 1,3] und [Dtn 31,14] die Reden Moses eingeschoben, weshalb auch V. 4 zur näheren Bestimmung beigefügt ward. Deuteronomium Dtn 5 1 1 3 Pharan ist die bekannte Wüste [Num 10,12]. Die Situation ist [Num 36,13] geschildert. Deuteronomium Dtn 5 1 1 4 Kades? Deuteronomium Dtn 5 1 1 5 Vergl. [Num 11,34]. Die Orte werden in der Richtung vom Jordan zum Sinai aufgezählt. Deuteronomium Dtn 5 1 1 6 Hebr.: Dies sind die Worte, welche Moses jenseits des Jordans in der Wüste, in der Steppe, gegenüber von Suph (dem älanitischen Meerbusen), zwischen Pharan und Thophel und Balam und Haseroth und Sahab. Deuteronomium Dtn 5 1 10 Non possum solus sustinere vos: quia Dominus Deus vester multiplicavit vos, et estis hodie sicut stellæ cli, plurimi. Ich allein kann nicht die Sorge für euch auf mich nehmen, denn der Herr, euer Gott, hat euch gemehrt, und ihr seid jetzt zahlreich, wie die Sterne des Himmels. [Ex 18,18] Deuteronomium Dtn 5 1 11 (Dominus Deus patrum vestrorum addat ad hunc numerum multa millia, et benedicat vobis sicut locutus est.) (Möge der Herr, der Gott eurer Väter, zu dieser Menge noch viele Tausende hinzufügen und euch segnen, wie er gesprochen hat.) Deuteronomium Dtn 5 1 12 Non valeo solus negotia vestra sustinere, et pondus ac jurgia. Ich allein kann eure Geschäfte und Beschwerden und Streitigkeiten nicht auf mich nehmen. Deuteronomium Dtn 5 1 13 Date ex vobis viros sapientes et gnaros, et quorum conversatio sit probata in tribubus vestris, ut ponam eos vobis principes. Stellet aus eurer Mitte weise und verständige Männer auf, deren Wandel bei euren Stämmen bewährt ist, dass ich sie zu Fürsten über euch setze.¹⁵ Deuteronomium Dtn 5 1 13 15 Vergl. [Ex 18,21] Deuteronomium Dtn 5 1 14 Tunc respondistis mihi: Bona res est, quam vis facere. Da habt ihr mir geantwortet: Gut ist die Sache, welche du tun willst. Deuteronomium Dtn 5 1 15 Tulique de tribubus vestris viros sapientes et nobiles, et constitui eos principes, tribunos, et centuriones, et quinquagenarios, et decanos, qui docerent vos singula. Und ich nahm aus euren Stämmen weise und angesehene¹⁶ Männer und machte sie zu Fürsten, zu Obersten über tausend, über hundert, über fünfzig, und über zehn,¹⁷ dass sie euch in allem belehrten. Deuteronomium Dtn 5 1 15 16 Eigentlich hebr.: bekannte, wie V. 13. Deuteronomium Dtn 5 1 15 17 Nach dem Vorbilde der Ägypter. [Ex 5,6] Deuteronomium Dtn 5 1 16 Præcepique eis, dicens: Audite illos, et quod justum est judicate: sive civis sit ille, sive peregrinus. Und ich befahl ihnen und sprach:¹⁸ Höret sie,¹⁹ und richtet, wie es recht ist, es sei ein Einheimischer oder ein Fremder. Deuteronomium Dtn 5 1 16 18 Hebr.: Und ich befahl zu jener Zeit euren Richtern dies. Deuteronomium Dtn 5 1 16 19 Hebr.: Verhöret eure Brüder und richtet recht zwischen einem jeden und seinem Bruder und seinem Fremdling. Die Fremden schlossen sich an einen Hebräer als ihren Schützer an. Deuteronomium Dtn 5 1 17 Nulla erit distantia personarum, ita parvum audietis ut magnum: nec accipietis cujusquam personam, quia Dei judicium est. Quod si difficile vobis visum aliquid fuerit, referte ad me, et ego audiam. Kein Unterschied des Standes soll gelten; höret so den Geringen wie den Großen, und sehet niemandes Person an, denn es ist Gottes Gericht.²⁰ Scheint euch aber etwas schwierig, so bringt es vor mich, und ich will es hören. [Joh 7,24, Lev 19,15, Dtn 16,19, Spr 24,23, Sir 42,1, Jak 2,1] Deuteronomium Dtn 5 1 17 20 Vergl. [2Chr 19,6]. Deuteronomium Dtn 5 1 18 Præcepique omnia quæ facere deberetis. Und ich gebot alles, was ihr tun solltet.²¹ Deuteronomium Dtn 5 1 18 21 Die Richter haben Recht zu sprechen wie V. 16, das Volk das Urteil anzunehmen. Deuteronomium Dtn 5 1 19 Profecti autem de Horeb, transivimus per eremum terribilem et maximam, quam vidistis, per viam montis Amorrhæi, sicut præceperat Dominus Deus noster nobis. Cumque venissemus in Cadesbarne, Sodann brachen wir vom Horeb auf und zogen durch die fürchterliche und große Wüste, die ihr gesehen habt, des Weges nach dem Amorrhitergebirge, so wie uns der Herr, unser Gott, geboten. Und da wir nach Kadesbarne²² kamen, Deuteronomium Dtn 5 1 19 22 In die Wüste Pharan. [Num 13,1] Deuteronomium Dtn 5 1 2 Undecim diebus de Horeb per viam montis Seir usque ad Cadesbarne. elf Tagereisen vom Horeb⁷ auf dem Wege nach dem Gebirge Seir bis Kadesbarne. Deuteronomium Dtn 5 1 2 7 Der eigentliche Name des Berges ist Horeb. Der Name Sinai kommt in den Hieroglyphen und Keilschriften nicht vor. Horeb bedeutet: Trocken. Der Name Sinai (von der Wüste Sin) wurde wohl seit der Bundesschließung als heilig betrachtet, später aber, wohl wegen des Strafgerichtes, in Levit. und Numeri nicht mehr erwähnt. Der Text ist verstümmelt, wie [Num 20,1] und [Dtn 1,46] zeigen. V. 1 enthält die Richtung des Zuges, V. 2 dessen Dauer vom Sinai bis zum Jordan. Deuteronomium Dtn 5 1 20 Dixi vobis: Venistis ad montem Amorrhæi, quem Dominus Deus noster daturus est nobis. sprach ich zu euch: Ihr seid an das Gebirge der Amorrhiter gekommen, das der Herr, unser Gott, uns geben wird. Deuteronomium Dtn 5 1 21 Vide terram, quam Dominus Deus tuus dat tibi: ascende et posside eam, sicut locutus est Dominus Deus noster patribus tuis: noli timere, nec quidquam paveas. Siehe da, das Land, welches der Herr, dein Gott, dir gibt; ziehe hinauf und nimm es in Besitz, wie der Herr, unser Gott, zu deinen Vätern gesprochen hat; fürchte dich nicht und sei unverzagt!²³ Deuteronomium Dtn 5 1 21 23 Der Sieg ist sicher. Vergl. V. 7. Deuteronomium Dtn 5 1 22 Et accessistis ad me omnes, atque dixistis: Mittamus viros qui considerent terram: et renuntient per quod iter debeamus ascendere, et ad quas pergere civitates. Da tratet ihr alle zu mir und sprachet: Lasset uns Männer hinsenden, welche das Land erforschen und uns berichten mögen, auf welchem Wege wir hinaufziehen und gegen welche Städte wir vorrücken sollen.²⁴ [Num 13,3, Num 32,8] Deuteronomium Dtn 5 1 22 24 Vergl. [Num 13,18ff]. Moses will ihnen zeigen, dass er nicht eigenmächtig gehandelt und dass das Volk sich selbst alle Übel zugezogen hat. Deuteronomium Dtn 5 1 23 Cumque mihi sermo placuisset, misi ex vobis duodecim viros, singulos de tribubus suis. Und da mir der Vorschlag gefiel, sandte ich zwölf Männer von euch aus, je einen aus jedem Stamme. Deuteronomium Dtn 5 1 24 Qui cum perrexissent, et ascendissent in montana, venerunt usque ad Vallem botri: et considerata terra, Diese brachen auf und zogen in das Gebirge, kamen bis zum Traubental,²⁵ und erforschten das Land,²⁶ Deuteronomium Dtn 5 1 24 25 [Num 13,24] Deuteronomium Dtn 5 1 24 26 Hebr.: das Tal. Deuteronomium Dtn 5 1 25 Sumentes de fructibus ejus, ut ostenderent ubertatem, attulerunt ad nos, atque dixerunt: Bona est terra, quam Dominus Deus noster daturus est nobis. nahmen einige von seinen Früchten, um seine Fruchtbarkeit zu zeigen, und brachten sie uns,²⁷ und sprachen: Das Land, das der Herr, unser Gott, uns geben will, ist gut. Deuteronomium Dtn 5 1 25 27 Die Botschaft der Kundschafter bestätigte die oftmals gegebene Verheißung Gottes über die Fruchtbarkeit des Landes. Deuteronomium Dtn 5 1 26 Et noluistis ascendere, sed increduli ad sermonem Domini Dei nostri Aber ihr wolltet nicht hinaufziehen, sondern gegen das Wort des Herrn, unsers Gottes, ungläubig,²⁸ Deuteronomium Dtn 5 1 26 28 Hebr.: Widerspenstig. Deuteronomium Dtn 5 1 27 Murmurastis in tabernaculis vestris, atque dixistis: Odit nos Dominus, et idcirco eduxit nos de terra gypti, ut traderet nos in manu Amorrhæi, atque deleret. murrtet ihr in euren Zelten²⁹ und sprachet: Der Herr hasst uns, darum hat er uns aus dem Lande Ägypten geführt, um uns in die Hand der Amorrhiter zu übergeben und zu vernichten. Deuteronomium Dtn 5 1 27 29 Untereinander. Deuteronomium Dtn 5 1 28 Quo ascendemus? nuntii terruerunt cor nostrum, dicentes: Maxima multitudo est, et nobis statura procerior: urbes magnæ, et ad clum usque munitæ, filios Enacim vidimus ibi. Wohin sollen wir ziehen? Die Botschafter haben unser Herz verzagt gemacht, indem sie sprachen: Das Volk ist überaus zahlreich und überragt uns an Gestalt; die Städte sind groß und bis zum Himmel hoch befestigt, und wir sahen dort Enakssöhne. Deuteronomium Dtn 5 1 29 Et dixi vobis: Nolite metuere, nec timeatis eos: Da sprach ich zu euch: Zaget nicht und fürchtet euch nicht vor ihnen! Deuteronomium Dtn 5 1 3 Quadragesimo anno, undecimo mense, prima die mensis locutus est Moyses ad filios Israel omnia quæ præceperat illi Dominus, ut diceret eis: Im vierzigsten Jahre,⁸ im elften Monat, am ersten Tage des Monats, verkündete⁹ Moses den Söhnen Israels alles, was ihm der Herr befohlen hatte, ihnen zu sagen, Deuteronomium Dtn 5 1 3 8 Wenn als Termin des Auszuges aus Ägypten etwa das Jahr 2752 nach Erschaffung der Welt (vergl. [Ex 12,Anm.55]) angenommen wird, so ist das vierzigste Jahr das 2792. Die Israeliten kamen nach Kades vor dem 14. Nisan des 3. Jahres. [Num 20,11] Ist der Text verstümmelt? Deuteronomium Dtn 5 1 3 9 Endete seine Rede. (Vergl. V. 1 und [Num 36,13]) Die Zeitbestimmung V. 4 ist hiervon verschieden. Es werden einige Ereignisse, welche vor der Zeit V. 3 liegen, angeführt. Da vom Exodus an alles dem Tode Moses zustrebt, ist in V. 3 wohl die Zeit desselben angegeben. Auf V. 3 folgte wohl ursprünglich [Dtn 31,14]. Indes wurden hier noch drei Reden Moses eingefügt, die ihm nicht von Gott anbefohlen sind, sondern welche der Prophet kraft seiner Autorität hält. Dieselben finden hier ihren Platz, weil sie von Moses kurz vor seinem Tode gehalten wurden. Es ist also nicht anzunehmen, dass Moses dieselben an jenem einen Tage gehalten. Deuteronomium Dtn 5 1 30 Dominus Deus, qui ductor est vester, pro vobis ipse pugnabit, sicut fecit in gypto cunctis videntibus. Gott, der Herr, der euer Führer ist, wird selbst für euch streiten, wie er in Ägypten vor aller³⁰ Augen getan hat. Deuteronomium Dtn 5 1 30 30 Hebr.: Vor euren Augen. Deuteronomium Dtn 5 1 31 Et in solitudine (ipse vidisti) portavit te Dominus Deus tuus, ut solet homo gestare parvulum filium suum, in omni via, per quam ambulastis, donec veniretis ad locum istum. Und in der Wüste (du hast es selbst gesehen) hat dich der Herr, dein Gott, getragen, wie ein Mann seinen kleinen Sohn zu tragen pflegt, auf dem ganzen Wege, den ihr durchzogen habt, bis ihr an diesen Ort kamet. Deuteronomium Dtn 5 1 32 Et nec sic quidem credidistis Domino Deo vestro, Aber nicht einmal hierauf hin habt ihr dem Herrn, euerm Gott, geglaubt, Deuteronomium Dtn 5 1 33 Qui præcessit vos in via, et metatus est locum, in quo tentoria figere deberetis, nocte ostendens vobis iter per ignem, et die per columnam nubis. der euch voranging auf dem Wege, und die Orte auswählte, an denen ihr euch lagern solltet, des Nachts euch den Weg durch das Feuer zeigend, und des Tages durch die Wolkensäule. [Ex 13,21, Num 14,14] Deuteronomium Dtn 5 1 34 Cumque audisset Dominus vocem sermonum vestrorum, iratus juravit et ait: Und als der Herr eure lauten Reden hörte, zürnte er, und schwur, und sprach: Deuteronomium Dtn 5 1 35 Non videbit quispiam de hominibus generationis hujus pessimæ terram bonam, quam sub juramento pollicitus sum patribus vestris: Kein einziger von den Männern dieses argen Geschlechtes soll das gute Land schauen, welches ich euern Vätern mit einem Eidschwure verheißen habe, [Num 14,23, Ps 94,11] Deuteronomium Dtn 5 1 36 Præter Caleb filium Jephone: ipse enim videbit eam, et ipsi dabo terram, quam calcavit, et filiis ejus, quia secutus est Dominum. ausgenommen Kaleb, der Sohn Jephones; denn er soll es schauen, und ihm und seinen Söhnen will ich das Land geben, das er betreten hat,³¹ weil er dem Herrn gehorsam gewesen ist. Deuteronomium Dtn 5 1 36 31 Das Land bei Hebron. Deuteronomium Dtn 5 1 37 Nec Miranda indignatio in populum, cum mihi quoque iratus Dominus propter vos dixerit: Nec tu ingredieris illuc: Nicht darf sein Unwille über das Volk befremdlich erscheinen, da der Herr auch über mich euretwillen zürnte³² und sprach: Auch du sollst nicht dorthin gelangen, Deuteronomium Dtn 5 1 37 32 Gemeint ist nicht [Num 13] sondern [Num 20]. Doch nach vierzig Jahren erscheinen die beiden Ereignisse Moses wie nur durch einen kurzen Zeitraum getrennt und innerlich verbunden. Moses sündigte selbst bei Gelegenheit der Sünde der Hebräer. Deuteronomium Dtn 5 1 38 Sed Josue filius Nun minister tuus, ipse intrabit pro te: hunc exhortare et robora, et ipse sorte terram dividet Israeli. sondern Josue, der Sohn Nuns, dein Diener, er soll statt deiner in dasselbe einziehen; diesen belehre und ermutige, denn er soll das Land durch das Los an Israel austeilen. Deuteronomium Dtn 5 1 39 Parvuli vestri, de quibus dixistis quod captivi ducerentur, et filii qui hodie boni ac mali ignorant distantiam, ipsi ingredientur: et ipsis dabo terram, et possidebunt eam. Eure Kinder, von denen ihr sagtet, sie würden gefangen weggeführt werden, und eure Söhne, welche heute noch nicht den Unterschied zwischen gut und böse kennen, werden in dasselbe gelangen; und ihnen werde ich das Land geben, und sie sollen es in Besitz nehmen. Deuteronomium Dtn 5 1 4 Postquam percussit Sehon regem Amorrhæorum, qui habitabat in Hesebon: et Og regem Basan, qui mansit in Astaroth, et in Edrai, nachdem er Sehon, den König der Amorrhiter, der in Hesebon wohnte, geschlagen, und Og, den König von Basan, welcher in Astaroth und Edrai wohnte,¹⁰ [Num 21,24] Deuteronomium Dtn 5 1 4 10 Vergl. [Num 21,25]. Über Og: ebenda V. 33. [Dtn 3,1, Jos 12,4, Jos 13,12.31] Deuteronomium Dtn 5 1 40 Vos autem revertimini et abite in solitudinem per viam Maris rubri. Ihr aber wendet euch um und brechet nach der Wüste auf, des Weges nach dem roten Meere zu.³³ Deuteronomium Dtn 5 1 40 33 Es ist dies wohl derselbe Weg, der V. 19 Weg nach dem Amorrhitergebirge heißt. Deuteronomium Dtn 5 1 41 Et respondistis mihi: Peccavimus Domino: ascendemus et pugnabimus, sicut præcepit Dominus Deus noster. Cumque instructi armis pergeretis in montem, Da habt ihr mir geantwortet: Wir haben wider den Herrn gesündigt; wir wollen hinaufziehen und kämpfen, wie der Herr, unser Gott, befohlen hat. Und da ihr gewaffnet auf das Gebirge zoget, [Num 14,40] Deuteronomium Dtn 5 1 42 Ait mihi Dominus: Dic ad eos: Nolite ascendere, neque pugnetis, non enim sum vobiscum: ne cadatis coram inimicis vestris. sprach der Herr zu mir: Sage ihnen: Ziehet nicht hinauf und kämpfet nicht, denn ich bin nicht mit euch; auf dass ihr nicht vor euern Feinden erlieget. Deuteronomium Dtn 5 1 43 Locutus sum, et non audistis: sed adversantes imperio Domini, et tumentes superbia ascendistis in montem. Ich habe es euch gesagt, aber ihr habt nicht gehört, sondern waret widerspenstig gegen den Befehl des Herrn und zoget in stolzer Vermessenheit auf das Gebirge. Deuteronomium Dtn 5 1 44 Itaque egressus Amorrhæus, qui habitabat in montibus, et obviam veniens persecutus est vos, sicut solent apes persequi: et cecidit de Seir usque Horma. Da zogen die Amorrhiter,³⁴ die im Gebirge wohnten, aus, und rückten euch entgegen, und verfolgten euch, wie die Bienen zu verfolgen pflegen, und schlugen euch von Seir bis Horma. Deuteronomium Dtn 5 1 44 34 [Num 14,43.45] Gemeint sind die Amalekiter und Chananiter. Das Hebr. führt fort: so lange ihr eben bliebet. Die Vulgata hat diesen Beisatz ausgelassen, weil sie denselben für bedeutungslos hielt. Indes der Verfasser will sagen, dass die Zeit lang war, ohne beizufügen, wie lang dieselbe war. Moses und die Hörer wussten es. Die Zahl steht zudem [Dtn 2,14]. Hiernach dauerte der Aufenthalt in Kades, der die Ereignisse in Pharan einschließt, 38 Jahre. An dieser Stelle aber wird der Leser wohl auf [Num 13,121,12] verwiesen, wo er sich die einzelnen Tatsachen nach Belieben auf die lange Reihe von Jahren verteilen kann. Deuteronomium Dtn 5 1 45 Cumque reversi ploraretis coram Domino, non audivit vos, nec voci vestræ voluit acquiescere. Und da ihr zurückkehrtet und vor dem Herrn weintet, hörte er nicht auf euch und wollte eurer Stimme nicht Gehör leihen. Deuteronomium Dtn 5 1 46 Sedistis ergo in Cadesbarne multo tempore. So bliebet ihr denn in Kadesbarne lange Zeit. Deuteronomium Dtn 5 1 5 Trans Jordanem in terra Moab. Cpitque Moyses explanare legem, et dicere: jenseits des Jordans im Lande Moab.¹¹ Da begann Moses das Gesetz auszulegen und sprach:¹² Deuteronomium Dtn 5 1 5 11 Genauer wird der Ort [Dtn 3,29] beschrieben. Deuteronomium Dtn 5 1 5 12 Jetzt hielt es Moses für angezeigt, das Volk zum letzten Male zu mahnen. Das Wort sprach fasst alle folgenden Auseinandersetzungen zusammen, deren erste [Dtn 1,64,40] umfasst. Das Gesetz: Die Vorschriften, welche [Dtn 4,44] beginnen und die Moses nach [Dtn 31,9] aufschrieb und den Priestern übergab. Es bezieht sich hauptsächlich auf [Dtn 6,17,11] einen Abschnitt dessen Vorschriften im Allgemeinen und zum Teil (1.3.4.) im Besonderen eingeschärft werden. Deuteronomium Dtn 5 1 6 Dominus Deus noster locutus est ad nos in Horeb, dicens: Sufficit vobis quod in hoc monte mansistis: Der Herr, unser Gott, hat zu uns am Horeb also gesprochen: Ihr habt genug an diesem Berge verweilt; Deuteronomium Dtn 5 1 7 Revertimini, et venite ad montem Amorrhæorum, et ad cetera quæ ei proxima sunt campestria atque Montana et humiliora loca contra meridiem, et juxta littus maris, terram Chananæorum, et Libani usque ad flumen magnum Euphraten. wendet euch und ziehet nach dem Gebirge der Amorrhiter, und in seine ganze Umgebung, die Ebene, das Bergland, die Niederungen gegen Süden, und am Gestade des Meeres, nach dem Lande der Chananiter und dem Libanon bis an den großen Strom Euphrat.¹³ Deuteronomium Dtn 5 1 7 13 Nach dem Hebr. werden besonders genannt: Die Amorrhiter und deren Nachbaren, die Chananiter und die Bewohner des Libanon bis zum Euphrat. Vergl. auch [Num 14,25]. Deuteronomium Dtn 5 1 8 En, inquit, tradidi vobis: ingredimini et possidete eam, super qua juravit Dominus patribus vestris Abraham, Isaac, et Jacob, ut daret illam eis, et semini eorum post eos. Sehet, sprach er, ich habe es euch übergeben; ziehet hinein und nehmet dasselbe in Besitz, das der Herr euern Vätern Abraham, Isaak und Jakob geschworen hat, ihnen und ihren Nachkommen nach ihnen zu geben.¹⁴ Deuteronomium Dtn 5 1 8 14 [Gen 22,17] Deuteronomium Dtn 5 1 9 Dixique vobis illo in tempore: Und ich sprach zu euch zu jener Zeit: Deuteronomium Dtn 5 0 1 c. Kurze Erklärung, wie jenes gesamte Geschlecht in der Wüste starb, ohne dass es ihnen indes Gott an seinem Beistande fehlen gelassen, bis er das Volk endlich glücklich durch das Gebiet der Idumäer in die Ebene von Moab führte. (V. 15) B. Die Barmherzigkeit Gottes gegen das neue Geschlecht. (2,16 3,29) a. Die Folge der Ereignisse weiter berichtend, lenkt Moses die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer auf den göttlichen Beistand, den sie selbst vor ganz kurzer Zeit in dem Siege über zwei Feinde erfahren: Über Sephon, den König der Amorrhäer. Deuteronomium Dtn 5 2 1 Profectique inde venimus in solitudinem, quæ ducit ad Mare rubrum, sicut mihi dixerat Dominus: et circuivimus montem Seir longo tempore. Von da brachen wir auf, und kamen in die Wüste, welche sich gegen das rote Meer zieht, wie der Herr mir gesagt hatte;¹ und wir umzogen durch eine lange Zeit² das ganze Gebirge Seir. Deuteronomium Dtn 5 2 1 1 Es ist erfüllt, was [Dtn 1,40] auferlegt war, doch erst nach dem Abfall von Kades. [Num 14,25] und [Dtn 1,40] ist an die Hebräer noch nicht der Befehl ergangen, um das Gebirge Seir zu ziehen, da noch kein Grund dazu vorhanden war, sollten die Israeliten doch 37 Jahre in der Wüste bleiben, also zunächst die Richtung nach dem roten Meere einschlagen. Moses musste Gottes Befehl alsbald ausführen, also liegen die Ereignisse [Num 20,1] und [Num 20,2-13] nicht weit auseinander und sind von dem Aufstande [Num 13] durch einen nur geringen Abstand getrennt. Der wohl viele Jahre hindurch andauernde Abfall hinderte vermutlich diesen Marsch. Als jener aufhörte, ward der Marsch begonnen, nicht als bloße Strafe, sondern als göttliche Gnadenbezeugung und als Beginn des Zuges in das jenseits des Jordans gelegene Land. Jetzt trieb nicht allein Gottes Befehl die Israeliten an, sondern auch die Umstände selbst, welche eine andere Richtung nicht gestatteten. Der Aufenthalt in der Wüste war also nicht eine Strafe für die Empörung allein [Num 13ff], wenn er auch bei Gelegenheit derselben auferlegt ward, sondern auch ganz besonders für den großen Abfall, den Gott vorhergesehen. [Num 20,1.16] und [Dtn 1,46]; ebenso [Num 21,4] und [Dtn 2,1] werden dieselben Ereignisse erwähnt. Deuteronomium Dtn 5 2 1 2 Der Ausdruck besagt selbstverständlich nicht, dass Israel 37 Jahre um Seir herumzog. Deuteronomium Dtn 5 2 10 Emim primi fuerunt habitatores ejus, populus magnus, et validus, et tam excelsus ut de Enacim stirpe, Zuerst⁷ wohnten die Emiter darin, ein großes und starkes Volk, so hochgewachsen wie die vom Stamme der Enakiter, Deuteronomium Dtn 5 2 10 7 D. i.: Vor den Moabitern. Die Verse 10-12 unterbrechen den Text. Sind sie vielleicht später beigefügt? Deuteronomium Dtn 5 2 11 Quasi gigantes crederentur, et essent similes filiorum Enacim. Denique Moabitæ appellant eos Emim. so dass sie zu den Riesen gerechnet wurden und den Enakssöhnen ähnlich waren.⁸ Die Moabiter aber nennen sie Emiter. Deuteronomium Dtn 5 2 11 8 Übersetze: Sie wurden den Raphaitern beigezählt, wie die Enakiter. Die Raphaiter waren ein Volk, dessen Land Gott den Nachkommen Abrahams [Gen 15,20] verheißen; ich Gebiet lag jedenfalls diesseits des Jordans. Die Moabiter hatten die Raphaiter jenseits des Jordans ausgerottet und sich so als Helfer des göttlichen Ratschlusses erwiesen. Ihnen überlässt Gott Ar. Warum über die Bewohner von Seir hier eine Bemerkung gemacht ist, zeigt V. 22. Die Edomiter waren den Israeliten stets freundlicher gesinnt als die Ammoniter und Moabiter. Deuteronomium Dtn 5 2 12 In Seir autem prius habitaverunt Horrhæi: quibus expulsis atque deletis, habitaverunt filii Esau, sicut fecit Israel in terra possessionis suæ, quam dedit illi Dominus. In Seir wohnten vordem die Horrhiter; aber die Söhne Esaus vertrieben sie, und vertilgten sie, und schlugen dort ihre Wohnsitze auf, wie Israel im Lande seines Erbbesitzes getan hat, das der Herr ihm gegeben.⁹ Deuteronomium Dtn 5 2 12 9 Wie Israel seinen Besitz von Gott erhalten hat, so Esau den Berg Seir. (V. 5) Die Verse 10 12 sind wohl erst nach der Einnahme des Landes eingefügt. Sie sind vermutlich einer verloren gegangenen inspirierten Schrift entlehnt aus der Anfangszeit der Herrschaft Davids. Deuteronomium Dtn 5 2 13 Surgentes ergo ut transiremus torrentem Zared, venimus ad eum. So machten wir uns auf, um über den Bach Zared zu ziehen, und kamen an denselben.¹⁰ Deuteronomium Dtn 5 2 13 10 Hebräisch: Nun machet euch auf und überschreitet den Bach Zared! Da überschritten wir den Bach Zared. Deuteronomium Dtn 5 2 14 Tempus autem, quo ambulavimus de Cadesbarne usque ad transitum torrentis Zared, triginta et octo annorum fuit: donec consumeretur omnis generatio hominum bellatorum de castris, sicut juraverat Dominus: Die Zeit aber, welche wir von Kadesbarne unterwegs waren, bis zum Übergange über den Fluss Zared, war achtunddreißig Jahre;¹¹ bis das ganze Geschlecht der streitbaren Männer aus dem Lager ausgestorben war, wie der Herr geschworen hatte, Deuteronomium Dtn 5 2 14 11 Die letzten Israeliten starben wohl bei dem Flusse Zared vor dem Ende des 38. Jahres. Deuteronomium Dtn 5 2 15 Cujus manus fuit adversum eos, ut interirent de castrorum medio. denn seine Hand war gegen sie, dass sie aus der Mitte des Lagers dahingerafft wurden.¹² Deuteronomium Dtn 5 2 15 12 Was ihr erduldet habt, hat Gott eurer Sünden halber verhängt. Deuteronomium Dtn 5 2 16 Postquam autem universi ceciderunt pugnatores, Nachdem aber alle streitbaren Männer gestorben waren, Deuteronomium Dtn 5 2 17 Locutus est Dominus ad me, dicens: redete der Herr zu mir und sprach: Deuteronomium Dtn 5 2 18 Tu transibis hodie terminos Moab, urbem nomine Ar: Du wirst jetzt die Grenzen Moabs überschreiten, bei der Stadt namens Ar,¹³ Deuteronomium Dtn 5 2 18 13 Die Stadt mit ihrem Gebiete. Deuteronomium Dtn 5 2 19 Et accedens in vicina filiorum Ammon, cave ne pugnes contra eos, nec movearis ad prlium: non enim dabo tibi de terra filiorum Ammon, quia filiis Lot dedi eam in possessionem. und in die Nähe der Söhne Ammons gelangen; hüte dich, gegen sie zu kämpfen und Krieg mit ihnen zu beginnen, denn ich werde dir von dem Lande der Söhne Ammons nichts geben, weil ich es den Söhnen Lots zum Besitze gegeben habe. Deuteronomium Dtn 5 2 2 Dixitque Dominus ad me: Und der Herr sprach zu mir:³ Deuteronomium Dtn 5 2 2 3 Der Verfasser ist hier Redner, nicht Geschichtsschreiber. Wie er [Dtn 1,9-18] ein Ereignis erwähnt hat, das dem Befehle, den Berg Horeb zu verlassen (V. 6-8), vorausging, so beschrieb er V. 1-3 den Marsch, dem doch die Mahnung V. 4-7 vorangegangen war. Wie V. 6 mit [Num 20,19] zu vereinigen ist, siehe ebendort. Deuteronomium Dtn 5 2 20 Terra gigantum reputata est: et in ipsa olim habitaverunt gigantes, quos Ammonitæ vocant Zomzommim, Es ward¹⁴ für ein Land der Riesen gehalten; und es wohnten auch einst Riesen darin, welche die Ammoniter Zomzommiter nennen,¹⁵ Deuteronomium Dtn 5 2 20 14 V. 20 22 ist eine Einschiebung. Deuteronomium Dtn 5 2 20 15 Hebr.: Auch dies ward für ein Land von Riesen gehalten, Riesen wohnten vor Zeiten darin, aber die Ammoniter nannten sie Zomzommiter. V. 21 enthält (wie V. 10) die Begründung. Zur Zeit des Verfassers war wohl keine Feindschaft zwischen Israel und Edom, wohl aber zwischen Israel einerseits und Moab und Ammon anderseits. Deuteronomium Dtn 5 2 21 Populus magnus, et multus, et proceræ longitudinis, sicut Enacim, quos delevit Dominus a facie eorum: et fecit illos habitare pro eis, ein großes und zahlreiches Volk, und hoch von Gestalt wie die Enakiter, welche der Herr vor ihnen vertilgte; und er ließ sie statt ihrer darin wohnen, Deuteronomium Dtn 5 2 22 Sicut fecerat filiis Esau, qui habitant in Seir, delens Horrhæos, et terram eorum illis tradens, quam possident usque in præsens. wie er für die Söhne Esaus getan, welche in Seir wohnen, indem er die Horrhiter vertilgte, und ihnen deren Land gab, das sie bis zur Gegenwart besitzen. Deuteronomium Dtn 5 2 23 Hevæos quoque, qui habitabant in Haserim usque Gazam, Cappadoces expulerunt: qui egressi de Cappadocia deleverunt eos, et habitaverunt pro illis. Auch die Heviter, welche in Haserim¹⁶ bis Gaza¹⁷ wohnten,¹⁸ wurden von den Kappadociern¹⁹ vertrieben, die aus Kappadocien kommend sie vertilgten und an ihrer Statt sich niederließen. Deuteronomium Dtn 5 2 23 16 Richtiger: In Gehöften. Deuteronomium Dtn 5 2 23 17 Stadt der Philister. Deuteronomium Dtn 5 2 23 18 Diese Heviter werden noch [Jos 13,4] erwähnt und sind zu unterscheiden von den Hevitern [Gen 10,17]. Deuteronomium Dtn 5 2 23 19 Nach einigen: Kreter. Jedenfalls nicht Kappadocier. Deuteronomium Dtn 5 2 24 Surgite, et transite torrentem Arnon: ecce tradidi in manu tua Sehon regem Hesebon Amorrhæum, et terram ejus incipe possidere, et committe, adversus eum prlium. Machet euch nun auf und überschreitet den Bach Arnon!²⁰ siehe, ich gebe Sehon, den König zu Hesebon, den Amorrhiter, in deine Hand; schicke dich an, sein Land in Besitz zu nehmen, und kämpfe gegen ihn. Deuteronomium Dtn 5 2 24 20 Die Worte sind unmittelbar an Moses, mittelbar an das Volk gerichtet. Deuteronomium Dtn 5 2 25 Hodie incipiam mittere terrorem atque formidinem tuam in populos, qui habitant sub omni clo: ut audito nomine tuo paveant, et in morem parturientium contremiscant, et dolore teneantur. Heute werde ich anfangen, Schrecken und Furcht vor dir auf die Völker fallen zu lassen, die unter dem weiten Himmel wohnen, dass sie erschrecken, wenn sie deinen Namen hören,²¹ und erbeben wie Gebärende, und von Schmerzen erfasst werden. Deuteronomium Dtn 5 2 25 21 Nach [Ex 23,27] soll der Schrecken auch den Völkern diesseits des Jordans eingeflößt werden, diesen unbedingt, den Völkerschaften jenseits des Jordans bedingungsweise. Das jenseits des Jordans gelegene Gebiet war nicht streng genommen ein Teil des verheißenen Landes, sondern nur, da die dort wohnenden Völker den Durchzug verweigerten, kam es zum Kampfe und zur Eroberung. Deuteronomium Dtn 5 2 26 Misi ergo nuntios de solitudine Cademoth ad Sehon regem Hesebon verbis pacificis, dicens: Da sandte ich aus der Wüste Kademoth zu Sehon, dem Könige von Hesebon, Boten mit Worten des Friedens und ließ ihm sagen: [Num 21,21] Deuteronomium Dtn 5 2 27 Transibimus per terram tuam, publica gradiemur via: non declinabimus neque ad dexteram, neque ad sinistram. Wir möchten durch dein Land ziehen, auf der Heerstraße werden wir bleiben und nicht abweichen weder zur Rechten noch zur Linken. Deuteronomium Dtn 5 2 28 Alimenta pretio vende nobis, ut vescamur: aquam pecunia tribue, et sic bibemus. Tantum est ut nobis concedas transitum, Verkaufe uns Lebensmittel, dass wir zu essen haben, und gib uns Wasser um Geld, und so wollen wir trinken. Nur um eines bitten wir, dass du uns den Durchzug gestattest,²² Deuteronomium Dtn 5 2 28 22 Nach dem Hebr. redete Moses in seinem eigenen Namen, wie [Num 21,22] Deuteronomium Dtn 5 2 29 Sicut fecerunt filii Esau, qui habitant in Seir, et Moabitæ, qui morantur in Ar: donec veniamus ad Jordanem, et transeamus ad terram, quam Dominus Deus noster daturus est nobis. wie die Söhne Esaus, die in Seir wohnen, und die Moabiter, die in Ar wohnen, getan haben;²³ bis wir an den Jordan kommen und in das Land hinüberziehen, welches der Herr, unser Gott, uns geben will. Deuteronomium Dtn 5 2 29 23 Die Edomiter und Moabiter hatten den Durchzug durch das äußerste Grenzgebiet gestattet. Deuteronomium Dtn 5 2 3 Sufficit vobis circuire montem istum: ite contra aquilonem: Ihr habt dieses Gebirge nun genug umzogen, gehet nach Norden; Deuteronomium Dtn 5 2 30 Noluitque Sehon rex Hesebon dare nobis transitum: quia induraverat Dominus Deus tuus spiritum ejus, et obfirmaverat cor illius, ut traderetur in manus tuas, sicut nunc vides. Aber Sehon, der König von Hesebon, wollte uns den Durchzug nicht gestatten, weil der Herr, dein Gott, seinen Geist verhärtet und sein Herz verstockt hatte, damit er in deine Hände gegeben würde, wie du jetzt siehst. Deuteronomium Dtn 5 2 31 Dixitque Dominus ad me: Ecce cpi tibi tradere Sehon, et terram ejus, incipe possidere eam. Da sprach der Herr zu mir: Siehe, ich beginne dir Sehon und sein Land preiszugeben; schicke dich an, es in Besitz zu nehmen. [Am 2,9] Deuteronomium Dtn 5 2 32 Egressusque est Sehon obviam nobis cum omni populo suo ad prlium in Jasa. Als nun Sehon uns mit seinem ganzen Volke zum Kampfe nach Jasa entgegenzog, Deuteronomium Dtn 5 2 33 Et tradidit eum Dominus Deus noster nobis: percussimusque eum cum filiis suis et omni populo suo. gab der Herr, unser Gott, ihn uns preis, und wir schlugen ihn mit seinen Söhnen und seinem ganzen Volke. Deuteronomium Dtn 5 2 34 Cunctasque urbes in tempore illo cepimus, interfectis habitatoribus earum, viris ac mulieribus et parvulis: non reliquimus in eis quidquam: Damals nahmen wir alle Städte ein, erschlugen ihre Einwohner, Männer und Weiber und Kinder, und ließen nichts²⁴ darin übrig; Deuteronomium Dtn 5 2 34 24 Besser: Niemanden. Deuteronomium Dtn 5 2 35 Absque jumentis, quæ in partem venere prædantium: et spoliis urbium, quas cepimus außer das Vieh, das uns als Beute zu Teil ward, und die Beute der Städte, welche wir einnahmen,²⁵ Deuteronomium Dtn 5 2 35 25 Das Relativ ist besser auf Beute zu beziehen. Deuteronomium Dtn 5 2 36 Ab Aroer, quæ est super ripam torrentis Arnon, oppido quod in valle situm est, usque Galaad. Non fuit vicus et civitas, quæ nostras effugeret manus: omnes tradidit Dominus Deus noster nobis. von Aroer an, am Ufer des Baches Arnon, von der Stadt²⁶ im Tale, bis Galaad. Es war kein Dorf und keine Stadt, die unsern Händen entgangen wäre; alle gab der Herr, unser Gott, uns preis, Deuteronomium Dtn 5 2 36 26 Übersetze wie [Jos 13,9.16]: Ar. Also Von Aroer und von Ar, das im Tale liegt. Deuteronomium Dtn 5 2 37 Absque terra filiorum Ammon, ad quam non accessimus: et cunctis quæ adjacent torrenti Jeboc, et urbibus montanis, universisque locis, a quibus nos prohibuit Dominus Deus noster. ausgenommen das Land der Söhne Ammons, in das wir nicht gekommen sind, und²⁷ alles was am Bache Jebok liegt, und die Städte im Gebirge, und alle Orte, die uns der Herr, unser Gott, verboten hat. Deuteronomium Dtn 5 2 37 27 Zu streichen. Deuteronomium Dtn 5 2 4 Et populo præcipe, dicens: Transibitis per terminos fratrum vestrorum filiorum Esau, qui habitant in Seir, et timebunt vos. befiehl nun dem Volke und sprich: Wenn ihr durch das Gebiet eurer Brüder, der Söhne Esaus, zieht, die in Seir wohnen, so werden diese sich vor euch fürchten. Deuteronomium Dtn 5 2 5 Videte ergo diligenter ne moveamini contra eos: neque enim dabo vobis de terra eorum quantum potest unius pedis calcare vestigium, quia in possessionem Esau dedi montem Seir. Gebet also Acht, dass ihr euch nicht wider sie erhebet;⁴ denn ich werde euch auch nicht einen Fuß breit von ihrem Lande geben, weil ich das Gebirge Seir dem Esau zum Besitze gegeben habe. Deuteronomium Dtn 5 2 5 4 Lasset euch nicht im Zorne zum Kriege bewegen. Deuteronomium Dtn 5 2 6 Cibos emetis ab eis pecunia, et comedetis: aquam emptam haurietis, et bibetis. Lebensmittel kaufet von ihnen um Geld, dass ihr zu essen habet, auch die Erlaubnis, Wasser zu schöpfen, dass ihr zu trinken habet, kaufet um Geld. Deuteronomium Dtn 5 2 7 Dominus Deus tuus benedixit tibi in omni opere manuum tuarum: novit iter tuum, quomodo transieris solitudinem hanc magnam, per quadraginta annos habitans tecum Dominus Deus tuus, et nihil tibi defuit. Der Herr, dein Gott, hat dich in allen Werken deiner Hände⁵ gesegnet; er kennt dein Wandern, wie du durch diese große Wüste zogest, vierzig Jahre hat der Herr, dein Gott, unter dir gewohnt, und nichts hat dir gemangelt. Deuteronomium Dtn 5 2 7 5 Äcker du Herden. Als Wohltaten Gottes werden angeführt: Fruchtbarkeit der Herden, Leitung des Marsches, Wohnen Gottes inmitten des Volkes. Deuteronomium Dtn 5 2 8 Cumque transissemus fratres nostros filios Esau, qui habitabant in Seir, per viam campestrem de Elath, et de Asiongaber, venimus ad iter, quod ducit in desertum Moab. Und als wir nun von unsern Brüdern, den Söhnen Esaus, die in Seir wohnten, auf dem Wege der Ebene von Elath und Asiongaber weiterzogen, kamen wir auf den Weg, der zur Wüste Moab führt. Deuteronomium Dtn 5 2 9 Dixitque Dominus ad me: Non pugnes contra Moabitas, nec ineas adversus eos prlium: non enim dabo tibi quidquam de terra eorum, quia filiis Lot tradidi Ar in possessionem. Und der Herr sprach zu mir: Kämpfe nicht gegen die Moabiter und lass es nicht zum Streite mit ihnen kommen, denn ich werde dir nichts von ihrem Lande geben, weil ich den Söhnen Lots Ar zum Besitze gegeben habe.⁶ [Num 21,13] Deuteronomium Dtn 5 2 9 6 Gott hieß die Vereinbarung Abrahams mit Lot [Gen 13,5] und Esaus mit Jakob ebenda [Gen 36,6] gut. Deuteronomium Dtn 5 0 1 Gottes Beistand in dem Siege über den mächtigen Og, König von Basan, und in der Befestigung des Landes Sehons und Ogs. (V. 11) b. Mahnung, dass sich an ihnen die Verheißungen Gottes erfüllen sollen, da die Stämme Ruben, Gad und halb Manasse bereits das Land jenseits des Jordans erhalten. (V. 20) c. Notwendigkeit, sich auch an die göttliche Gerechtigkeit zu erinnern, die so streng ist, dass Moses selbst von dem Betreten des verheißenen Landes wegen der Sünden Israels ausgeschlossen und Josue von Gott an seine Stelle gesetzt sei. Deuteronomium Dtn 5 3 1 Itaque conversi ascendimus per iter Basan: egressusque est Og rex Basan in occursum nobis cum populo suo ad bellandum in Edrai. Da wandten wir uns und zogen den Weg nach Basan hinauf; und Og, der König von Basan, zog aus und rückte uns mit seinem Volke zum Kampfe entgegen nach Edrai. [Num 21,33, Dtn 29,7] Deuteronomium Dtn 5 3 10 Omnes civitates, quæ sitæ sunt in planitie, et universam terram Galaad et Basan usque ad Selcha, et Edrai civitates regni Og in Basan. alle Städte, die in der Ebene liegen, und das ganze Land Galaad und Basan bis Selcha³ und Edrai, die Städte des Reiches Ogs in Basan. Deuteronomium Dtn 5 3 10 3 Astaroth? Deuteronomium Dtn 5 3 11 Solus quippe Og rex Basan restiterat de stirpe gigantum. Monstratur lectus ejus ferreus, qui est in Rabbath filiorum Ammon, novem cubitos habens longitudinis, et quatuor latitudinis ad mensuram cubiti virilis manus. Denn⁴ Og der König von Basan, war allein vom Geschlechte der Riesen noch übrig. Man zeigt sein eisernes Bett in Rabbath, der Stadt der Söhne Ammons, neun Ellen lang und vier Ellen breit nach dem Maße des Ellenbogens eines Mannes.⁵ Deuteronomium Dtn 5 3 11 4 Erklärende Bemerkung über das Schicksal der Raphaiter, welche in der Landschaft Basan wohnten. Nur Og allein unter den Raphaitern hatte Widerstand geleistet. Deuteronomium Dtn 5 3 11 5 Aus der Größe des Bettes schließt der Bearbeiter auf die außergewöhnliche Größe Ogs. Er verbürgt sich indes nicht selbst für die Echtheit des Bettes: Man zeigt. Deuteronomium Dtn 5 3 12 Terramque possedimus tempore illo ab Aroer, quæ est super ripam torrentis Arnon, usque ad mediam partem montis Galaad: et civitates illius dedi Ruben et Gad. Und wir nahmen in jener Zeit das Land in Besitz, von Aroer an, das am Ufer des Baches Arnon liegt, bis zur Hälfte des Gebirges von Galaad; und seine Städte gab ich Ruben und Gad. [Num 32,29] Deuteronomium Dtn 5 3 13 Reliquam autem partem Galaad, et omnem Basan regni Og, tradidi mediæ tribui Manasse, omnem regionem Argob: cunctaque Basan vocatur terra gigantum. Den übrigen Teil von Galaad aber und ganz Basan vom Königreiche Ogs gab ich dem halben Stamme Manasse, den ganzen Landstrich Argob; ganz Basan heißt das Riesenland.⁶ Deuteronomium Dtn 5 3 13 6 Besser: Land der Raphaiter. Deuteronomium Dtn 5 3 14 Jair filius Manasse possedit omnem regionem Argob usque ad terminos Gessuri, et Machati. Vocavitque ex nomine suo Basan, Havoth Jair, id est, Villas Jair, usque in præsentem diem. Jair, der Sohn Manasses, erhielt den ganzen Landstrich Argob bis an die Grenzen der Gessuriter und Machatiter zum Besitze. Und er nannte Basan nach seinem Namen Havoth Jair, das ist die Dörfer Jairs, bis auf den heutigen Tag.⁷ Deuteronomium Dtn 5 3 14 7 Bemerkung eines Überarbeiters, ebenso wie 13b. Deuteronomium Dtn 5 3 15 Machir quoque dedi Galaad. Und dem Machir gab ich Galaad.⁸ Deuteronomium Dtn 5 3 15 8 Vergl. den halben Nordteil. (V. 13) Deuteronomium Dtn 5 3 16 Et tribubus Ruben et Gad dedi de terra Galaad usque ad torrentem Arnon medium torrentis, et confinium usque ad torrentem Jeboc, qui est terminus filiorum Ammon: Und den Stämmen Ruben und Gad gab ich das Gebiet vom Lande Galaad bis an den Bach Arnon, bis zur Hälfte des Baches, als Grenze bis an den Bach Jebok,⁹ der die Grenze der Söhne Ammons bildet, Deuteronomium Dtn 5 3 16 9 Das ganze Tal des oberen Jebok, alle Quelltäler des Jebok gehören noch den Ammonitern. Deuteronomium Dtn 5 3 17 Et planitiem solitudinis, atque Jordanem, et terminos Cenereth usque ad mare deserti, quod est salsissimum, ad radices montis Phasga contra orientem. und die Ebene der Wüste, und den Jordan, und das Gebiet von Kenereth, bis zum Meere der Wüste, dem Salzmeere, bis zu den Abhängen des Gebirges Phasga gegen Osten.¹⁰ Deuteronomium Dtn 5 3 17 10 Die Gaditen sollen also zwischen den Manassiten jenseits und diesseits des Jordans Wohnsitze erhalten. Nur die Manassiten sind unter den Stämmen jenseits des Jordans vom Flusse abgeschnitten. Deuteronomium Dtn 5 3 18 Præcepique vobis in tempore illo, dicens: Dominus Deus vester dat vobis terram hanc in hereditatem, expediti præcedite fratres vestros filios Israel omnes viri robusti: Zu jener Zeit befahl ich euch¹¹ und sprach: Der Herr, euer Gott, gibt euch dieses Land zum Erbbesitze; so ziehet denn gerüstet vor den Söhnen Israels, euern Brüdern her, alle ihr streitbaren Männer,¹² Deuteronomium Dtn 5 3 18 11 Den Stämmen jenseits des Jordans. Deuteronomium Dtn 5 3 18 12 Vergleiche das Lob [Jos 22,1ff]. Deuteronomium Dtn 5 3 19 Absque uxoribus, et parvulis atque jumentis. Novi enim quod plura habeatis pecora, et in urbibus remanere debebunt, quas tradidi vobis, ohne Weiber und Kinder und Vieh; denn ich weiß, dass ihr viel Vieh habt: dies soll in den Städten zurückbleiben, welche ich euch gegeben habe, Deuteronomium Dtn 5 3 2 Dixitque Dominus ad me: Ne timeas eum: quia in manu tua traditus est cum omni populo ac terra sua: faciesque ei sicut fecisti Sehon regi Amorrhæorum, qui habitavit in Hesebon. Da sprach der Herr zu mir: Fürchte dich nicht vor ihm, denn er ist mit seinem ganzen Volke und seinem Lande in deine Hand gegeben; und du sollst an ihm tun, wie du an Sehon, dem Könige der Amorrhiter, getan hast, der in Hesebon wohnte. [Num 21,24.34] Deuteronomium Dtn 5 3 20 Donec requiem tribuat Dominus fratribus vestris, sicut vobis tribuit: et possideant ipsi etiam terram, quam daturus est eis trans Jordanem: tunc revertetur unusquisque in possessionem suam, quam dedi vobis. bis der Herr euern Brüdern Ruhe schenkt, so wie er sie euch geschenkt hat, und auch sie das Land in Besitz genommen haben, das er ihnen jenseits des Jordans geben will; alsdann mag ein jeder zu seinem Besitztum zurückkehren, das ich euch gegeben habe. Deuteronomium Dtn 5 3 21 Josue quoque in tempore illo præcepi, dicens: Oculi tui viderunt quæ fecit Dominus Deus vester duobus his regibus: sic faciet omnibus regnis, ad quæ transiturus es. Josue ferner gebot ich zu jener Zeit und sprach: Deine Augen haben gesehen, was der Herr, euer Gott, an diesen zwei Königen getan hat; ebenso wird er an allen Reichen tun, in welche du nun hinüberziehen wirst.¹³ [Num 27,18] Deuteronomium Dtn 5 3 21 13 Der Sache nach fällt V. 21 mit [Dtn 31,3-6] zusammen. Josue war schon von [Ex 17] an Führer, er soll schlimme Feinde angreifen, darum macht Gott ihm Mut. [Dtn 3,28] und [Dtn 31,7ff, Dtn 14,23ff] handeln von der Erhebung Josues zur Fürstenwürde. Deuteronomium Dtn 5 3 22 Ne timeas eos: Dominus enim Deus vester pugnabit pro vobis. Fürchte sie nicht; denn der Herr, euer Gott, wird für euch streiten. Deuteronomium Dtn 5 3 23 Precatusque sum Dominum in tempore illo, dicens: Zu jener Zeit bat ich auch den Herrn und sprach:¹⁴ Deuteronomium Dtn 5 3 23 14 Hebr.: Da flehte ich zu jener Zeit also zu Jahve. Deuteronomium Dtn 5 3 24 Domine Deus tu cpisti ostendere servo tuo magnitudinem tuam, manumque fortissimam: neque enim est alius Deus vel in clo, vel in terra, qui possit facere opera tua, et comparari fortitudini tuæ. Herr, Gott! du hast begonnen, deinem Knechte deine Größe und deine starke Hand zu zeigen; denn es ist kein anderer Gott im Himmel oder auf Erden, der deine Werke tun und dir an Macht verglichen werden könnte. Deuteronomium Dtn 5 3 25 Transibo igitur, et videbo terram hanc optimam trans Jordanem, et montem istum egregium, et Libanum. Lass mich doch hinüberziehen und dies so gute Land jenseits des Jordan, und dies herrliche Gebirge, und den Libanon¹⁵ schauen! Deuteronomium Dtn 5 3 25 15 Entweder hatte Moses diesen Namen bereits gehört oder derselbe ist später eingefügt. Deuteronomium Dtn 5 3 26 Iratusque est Dominus mihi propter vos, nec exaudivit me, sed dixit mihi: Sufficit tibi: nequaquam ultra loquaris de hac re ad me. Aber der Herr war über mich um euretwillen erzürnt und erhörte mich nicht,¹⁶ sondern sprach zu mir: Lass es genug sein! Rede ferner nicht mehr von dieser Sache zu mir. Deuteronomium Dtn 5 3 26 16 Gott wollte mir die Strafe nicht erlassen, damit meine Straflosigkeit nicht euren Übermut steigerte. Lass es genug sein! So sprach Moses zu Kore. Da er des Herrn Ehre verteidigt, so spricht hier der Herr zu ihm. Deuteronomium Dtn 5 3 27 Ascende cacumen Phasgæ, et oculos tuos circumfer ad occidentem, et ad aquilonem, austrumque et orientem, et aspice: nec enim transibis Jordanem istum. Steige auf den Gipfel des Phasga, und wende deine Blicke gegen Abend und gegen Mitternacht, und gegen Mittag und gegen Morgen, und schaue;¹⁷ denn du wirst den Jordan hier nicht überschreiten. [Dtn 31,2, Dtn 34,4] Deuteronomium Dtn 5 3 27 17 Aaron hatte nicht einmal dies erlangt. Deuteronomium Dtn 5 3 28 Præcipe Josue, et corrobora eum atque conforta: quia ipse præcedet populum istum, et dividet eis terram, quam visurus es. Beauftrage Josue, und ermutige ihn, und kräftige ihn; denn er¹⁸ soll dieses Volk führen und das Land, das du sehen wirst, unter sie verteilen. Deuteronomium Dtn 5 3 28 18 Nicht du. Deuteronomium Dtn 5 3 29 Mansimusque in valle contra fanum Phogor. Und so blieben wir im Tale, dem Götzentempel Phogors gegenüber.¹⁹ Deuteronomium Dtn 5 3 29 19 Vergl. [Dtn 4,46]. Es ist die letzte Station. [Num 22,1] Gott war euer Schützer, er wird euch auch weiter beistehen, wenn ihr euch vor einer Sünde hütet, dem Ungehorsam gegen Jahve, insbesondere durch Götzendienst. Deuteronomium Dtn 5 3 3 Tradidit ergo Dominus Deus noster in manibus nostris etiam Og regem Basan, et universum populum ejus: percussimusque eos usque ad internecionem, Der Herr, unser Gott, gab also auch Og den König von Basan, und sein ganzes Volk in unsere Hand, und wir schlugen sie bis zur Vernichtung [Num 21,35] Deuteronomium Dtn 5 3 4 Vastantes cunctas civitates illius uno tempore: non fuit oppidum, quod nos effugeret: sexaginta urbes, omnem regionem Argob regni Og in Basan. und verheerten zur selben Zeit alle seine Städte; nicht eine Stadt entging uns, sechzig Städte, der ganze Landstrich Argob vom Reiche Ogs in Basan.¹ Deuteronomium Dtn 5 3 4 1 V. 1 - 3 fast wörtlich auch [Num 21,33-35]. Argob war ein Teil der Landschaft Basan. Deuteronomium Dtn 5 3 5 Cunctæ urbes erant munitæ muris altissimis, portisque et vectibus, absque oppidis innumeris, quæ non habebant muros. Alle waren befestigte Städte mit hohen Mauern, mit Toren und Riegeln, nicht gerechnet die unzählbaren Städte, welche keine Mauern hatten. Deuteronomium Dtn 5 3 6 Et delevimus eos, sicut feceramus Sehon regi Hesebon, disperdentes omnem civitatem, virosque ac mulieres et parvulos: Und wir vernichteten sie, wie wir Sehon, dem Könige von Hesebon, getan, und zerstörten alle Städte, und vertilgten Männer, Weiber und Kinder; Deuteronomium Dtn 5 3 7 Jumenta autem et spolia urbium diripuimus. das Vieh aber und den Raub aus den Städten machten wir zur Beute. Deuteronomium Dtn 5 3 8 Tulimusque illo in tempore terram de manu duorum regum Amorrhæorum, qui erant trans Jordanem: a torrente Arnon usque ad montem Hermon, So entrissen wir damals das Land der Hand der beiden Könige der Amorrhiter, welche jenseits des Jordans waren, vom Bache Arnon bis zum Berge Hermon, Deuteronomium Dtn 5 3 9 Quem Sidonii Sarion vocant, et Amorrhæi Sanir: den die Sidonier Sarion und die Amorrhiter Sanir nennen;² [Dtn 4,48] Deuteronomium Dtn 5 3 9 2 Bemerkung des Bearbeiters des Textes. Deuteronomium Dtn 5 0 1 2. Aufforderung, das Gesetz Gottes zu beobachten und den Götzendienst zu meiden. (4,1 40) A. Die göttliche Gerechtigkeit muss das Volk antreiben, das Gesetz zu beobachten. (V. 1 31) a. Erinnerung an die Strafe Gottes, welche kurz zuvor die Abgefallenen ereilt (V. 6), zumal Israel allen anderen Völkern vorgezogen und keines zu finden sei, mit dem Gott auf ähnliche Weise verkehrt und dem er ein ähnliches Gesetz gegeben. (V. 14) b. Doch besonders der Zorn Gottes soll die Israeliten von allem Götzendienste fernhalten, der wegen des Murrens der früheren Geschlechter Moses selbst mit Strafe heimgesucht (V. 22) und sie und ihre Kinder, sobald sie sich den Götzenbildern zuwenden sollten, strafen und nur nach langwieriger Buße wieder zu Gnaden aufnehmen werde. (V. 31) B. Ebenso muss die göttliche Barmherzigkeit zur Treue antreiben: Wie viel Wohltaten hat ihnen der Herr vor allen Völkern durch die Gesetzgebung, den Auszug aus Ägypten und seine ganze Leitung erwiesen! (V. 40) Kurze Zwischenbemerkungen über die drei Zufluchtsstätten jenseits des Jordans. Deuteronomium Dtn 5 4 1 Et nunc Israel audi præcepta et judicia, quæ ego doceo te: ut faciens ea, vivas, et ingrediens possideas terram, quam Dominus Deus patrum vestrorum daturus est vobis. Und nun Israel, höre die Gebote und die Rechte, welche ich dich lehre,¹ dass du sie übest, und lebest,² und in das Land hineinziehest, und es in Besitz nehmest, das der Herr, der Gott eurer Väter, euch geben will. Deuteronomium Dtn 5 4 1 1 Im Hebr. steht das Partizip, das Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft umfasst. Bis V. 8 folgen allgemeine Vorschriften. Deuteronomium Dtn 5 4 1 2 Nicht sterbest. Deuteronomium Dtn 5 4 10 A die in quo stetisti coram Domino Deo tuo in Horeb, quando Dominus locutus est mihi dicens: Congrega ad me populum, ut audiant sermones meos, et discant timere me omni tempore quo vivunt in terra, doceantque filios suos. von dem Tage an,¹² da du vor dem Herrn, deinem Gott, am Horeb standest, als der Herr zu mir redete und sprach: Versammle das Volk zu mir, dass sie meine Worte hören¹³ und mich fürchten lernen, so lange sie auf Erden leben, und ihre Söhne lehren. Deuteronomium Dtn 5 4 10 12 Besser: Am Tage. Deuteronomium Dtn 5 4 10 13 Hebr.: Dass ich sie meine Worte hören lasse. Deuteronomium Dtn 5 4 11 Et accessistis ad radices montis, qui ardebat usque ad clum: erantque in eo tenebræ, et nubes, et caligo. Da tratet ihr hin zum Fuße des Berges, der bis zum Himmel hin im Feuer stand, während auf ihm Finsternis, und Wolken, und Dunkelheit waren. [Ex 19,18] Deuteronomium Dtn 5 4 12 Locutusque est Dominus ad vos de medio ignis. Vocem verborum ejus audistis, et formam penitus non vidistis. Und der Herr redete zu euch mitten aus dem Feuer heraus. Den Schall seiner Worte hörtet ihr, aber eine Gestalt habt ihr nicht wahrgenommen. Deuteronomium Dtn 5 4 13 Et ostendit vobis pactum suum, quod præcepit ut faceretis, et decem verba, quæ scripsit in duabus tabulis lapideis. Und er verkündete euch seinen Bund,¹⁴ den er euch zu halten gebot, und die zehn Worte, die er auf zwei steinerne Tafeln schrieb. [Ex 20,21.22.23] Deuteronomium Dtn 5 4 13 14 Eigentlich das Zeugnis desselben. Deuteronomium Dtn 5 4 14 Mihique mandavit in illo tempore ut docerem vos ceremonias et judicia, quæ facere deberetis in terra, quam possessuri estis. Und mir trug er zu jener Zeit auf, euch die Satzungen und Rechte zu lehren, die ihr in dem Lande, das ihr in Besitz nehmen werdet, beobachten sollt. Deuteronomium Dtn 5 4 15 Custodite igitur sollicite animas vestras. Non vidistis aliquam similitudinem in die, qua locutus est vobis Dominus in Horeb de medio ignis: Bewahret denn eure Seelen sorgfältig. Ihr habt an dem Tage, da der Herr zu euch auf dem Horeb mitten aus dem Feuer heraus redete, kein Bild gesehen, Deuteronomium Dtn 5 4 16 Ne forte decepti faciatis vobis sculptam similitudinem, aut imaginem masculi vel feminæ, damit ihr nicht etwa in falschem Wahne euch ein geschnitztes Abbild, oder das Bild eines Mannes oder eines Weibes machet, Deuteronomium Dtn 5 4 17 Similitudinem omnium jumentorum, quæ sunt super terram, vel avium sub clo volantium, das Bild irgend eines Tieres, das auf Erden ist, oder eines Vogels, der unter dem Himmel fliegt, Deuteronomium Dtn 5 4 18 Atque reptilium, quæ moventur in terra, sive piscium qui sub terra morantur in aquis: oder eines Gewürmes, das auf dem Boden kriecht, oder eines Fisches, der unter der Erde im Wasser lebt; Deuteronomium Dtn 5 4 19 Ne forte elevatis oculis ad clum, videas solem et lunam, et omnia astra cli, et errore deceptus adores ea et colas quæ creavit Dominus Deus tuus in ministerium cunctis gentibus, quæ sub clo sunt. und dass du nicht etwa, wenn du deine Augen zum Himmel erhebest und die Sonne und den Mond, und alle Sterne des Himmels schaust, von Trug befangen, sie anbetest und sie verehrest, da sie doch der Herr, dein Gott, geschaffen hat, dass sie allen Völkern dienen, die unter dem Himmel sind. Deuteronomium Dtn 5 4 2 Non addetis ad verbum, quod vobis loquor, nec auferetis ex eo: custodite mandata Domini Dei vestri quæ ego præcipio vobis. Füget nichts zu dem Worte, das ich zu euch spreche, hinzu, noch nehmet etwas davon weg; haltet die Gebote des Herrn, eures Gottes, die ich euch gebe. Deuteronomium Dtn 5 4 20 Vos autem tulit Dominus, et eduxit de fornace ferrea gypti, ut haberet populum hereditarium, sicut est in præsenti die. Euch aber hat der Herr genommen und aus dem eisernen Ofen Ägyptens herausgeführt, dass er ein Volk habe, das ihm erbeigen sei, so wie es heute ist. Deuteronomium Dtn 5 4 21 Iratusque est Dominus contra me propter sermones vestros, et juravit ut non transirem Jordanem, nec ingrederer terram optimam, quam daturus est vobis. Und der Herr zürnte über mich, um eurer Reden willen, und schwor, dass ich nicht den Jordan überschreiten, noch in das gute Land kommen soll, das er euch geben wird. [Dtn 1,37] Deuteronomium Dtn 5 4 22 Ecce morior in hac humo, non transibo Jordanem: vos transibitis, et possidebitis terram egregiam. Sehet, ich sterbe in diesem Lande, ich werde den Jordan nicht überschreiten; ihr werdet hinüberziehen und das vortreffliche Land in Besitz nehmen. Deuteronomium Dtn 5 4 23 Cave ne quando obliviscaris pacti Domini Dei tui, quod pepigit tecum: et facias tibi sculptam similitudinem eorum, quæ fieri Dominus prohibuit: So hüte dich nun, des Bundes des Herrn, deines Gottes, jemals zu vergessen, den er mit dir geschlossen hat, und dir ein geschnitztes Bild von Dingen zu machen, die der Herr zu machen verboten hat; Deuteronomium Dtn 5 4 24 Quia Dominus Deus tuus ignis consumens est, Deus æmulator. denn der Herr, dein Gott, ist ein verzehrendes Feuer, ein eifernder Gott. [Hebr 12,29] Deuteronomium Dtn 5 4 25 Si genueritis filios ac nepotes, et morati fueritis in terra, deceptique feceritis vobis aliquam similitudinem, patrantes malum coram Domino Deo vestro, ut eum ad iracundiam provocetis: Wenn ihr nun Söhne und Enkel gezeugt, und in dem Lande lange gewohnt habt, und, betört, euch ein Bild machen und Böses vor dem Herrn, euerm Gott tun solltet, so dass ihr ihn zum Zorne reizen würdet: Deuteronomium Dtn 5 4 26 Testes invoco hodie clum et terram, cito perituros vos esse de terra, quam transito Jordane possessuri estis: non habitabitis in ea longo tempore, sed delebit vos Dominus, so rufe ich heute Himmel und Erde¹⁵ zu Zeugen an, dass ihr schnell aus dem Lande werdet vertilgt werden, das ihr nach dem Übergange über den Jordan in Besitz nehmen werdet. Ihr werdet nicht lange darin wohnen, sondern der Herr wird euch vertilgen Deuteronomium Dtn 5 4 26 15 Wie [Dtn 32,1.34] werden Engel und Völker eingeschlossen. Deuteronomium Dtn 5 4 27 Atque disperget in omnes gentes, et remanebitis pauci in nationibus, ad quas vos ducturus est Dominus. und euch unter alle Völker zerstreuen, und nur wenige werden übrigbleiben unter den Völkern, unter welche der Herr euch bringen wird. Deuteronomium Dtn 5 4 28 Ibique servietis diis, qui hominum manu fabricati sunt, ligno et lapidi qui non vident, nec audiunt, nec comedunt, nec odorantur. Dort werdet ihr Göttern dienen,¹⁶ die von Menschenhänden gemacht sind, Holz und Stein, die nicht sehen, noch hören, noch essen, noch riechen können. Deuteronomium Dtn 5 4 28 16 Als Nation, soweit ihr den Verehrern der Götzen unterworfen werdet. Deuteronomium Dtn 5 4 29 Cumque quæsieris ibi Dominum Deum tuum, invenies eum: si tamen toto corde quæsieris, et tota tribulatione animæ tuæ. Und wenn du daselbst den Herrn, deinen Gott, suchst, so wirst du ihn finden; wenn du ihn nur von ganzem Herzen suchst und in voller Zerknirschung deiner Seele.¹⁷ Deuteronomium Dtn 5 4 29 17 Besser: und mit ganzer Seele in deiner Heimsuchung. Deuteronomium Dtn 5 4 3 Oculi vestri viderunt omnia quæ fecit Dominus contra Beelphegor, quomodo contriverit omnes cultores ejus de medio vestri. Eure eigenen Augen haben alles gesehen, was der Herr gegen Beelphegor³ getan hat; wie er alle, die denselben verehrten, aus eurer Mitte weggetilgt hat. [Num 25,4] Deuteronomium Dtn 5 4 3 3 [Num 25,9] Deuteronomium Dtn 5 4 30 Postquam te invenerint omnia quæ prædicta sunt, novissimo tempore reverteris ad Dominum Deum tuum, et audies vocem ejus. Nachdem dich alles betroffen hat, was vorhergesagt ist, wirst du in der letzten Zeit¹⁸ zu dem Herrn, deinem Gott, zurückkehren und auf seine Stimme hören.¹⁹ Deuteronomium Dtn 5 4 30 18 In der letzten Zeit solchen Abfalls. Die Juden werden sich also zuletzt bekehren. Deuteronomium Dtn 5 4 30 19 Er wird freundlich zu dir reden. Deuteronomium Dtn 5 4 31 Quia Deus misericors Dominus Deus tuus est: non dimittet te, nec omnino delebit, neque obliviscetur pacti, in quo juravit patribus tuis. Denn der Herr, dein Gott, ist ein barmherziger Gott; er wird dich nicht ganz verlassen, und dich nicht völlig vertilgen, und seines Bundes, den er deinen Vätern geschworen hat, nicht vergessen. Deuteronomium Dtn 5 4 32 Interroga de diebus antiquis, qui fuerunt ante te ex die quo creavit Deus hominem super terram, a summo clo usque ad summum ejus, si facta est aliquando hujuscemodi res, aut unquam cognitum est, Frage die alten Zeiten, die vor dir waren, von dem Tage an, wo Gott den Menschen auf Erden schuf, von einem Ende des Himmels bis zum andern, ob einmal etwas derartiges geschehen, oder es je erhört worden ist, Deuteronomium Dtn 5 4 33 Ut audiret populus vocem Dei loquentis de medio ignis, sicut tu audisti, et vixisti: dass ein Volk die Stimme Gottes mitten aus dem Feuer heraus reden hörte, wie du sie gehört hast und am Leben geblieben bist;²⁰ Deuteronomium Dtn 5 4 33 20 Die Israeliten glaubten, niemand könne Gott sehen und am Leben bleiben. Deuteronomium Dtn 5 4 34 Si fecit Deus ut ingrederetur, et tolleret sibi gentem de medio nationum, per tentationes, signa, atque portenta, per pugnam, et robustam manum, extentumque brachium, et horribiles visiones juxta omnia, quæ fecit pro vobis Dominus Deus vester in gypto, videntibus oculis tuis: oder ob Gott sich herbeiließ, hinzugehen und sich ein Volk aus der Mitte der Völker herauszuholen durch Prüfungen, und Zeichen, und Wunder, durch Kampf, und starke Hand, und ausgestreckten Arm, und furchtbare Erscheinungen, wie das alles der Herr, euer Gott, für euch in Ägypten vor deinen Augen getan hat, Deuteronomium Dtn 5 4 35 Ut scires quoniam Dominus ipse est Deus, et non est alius præter eum. damit du erkanntest, dass er, der Herr, Gott ist, und kein anderer außer ihm ist. Deuteronomium Dtn 5 4 36 De clo te fecit audire vocem suam, ut doceret te, et in terra ostendit tibi ignem suum maximum, et audisti verba illius de medio ignis, Vom Himmel her ließ er dich seine Stimme hören, um dich zu unterweisen, und auf der Erde²¹ ließ er dich sein großes Feuer sehen, und du hörtest seine Worte mitten aus dem Feuer heraus, Deuteronomium Dtn 5 4 36 21 Gegensatz: Himmel Erde. Deuteronomium Dtn 5 4 37 Quia dilexit patres tuos, et elegit semen eorum post eos. Eduxitque te præcedens in virtute sua magna ex gypto, weil er deine Väter²² liebte und ihre Nachkommenschaft nach ihnen auserwählt hatte. Und er hat dich aus Ägypten herausgeführt und ist vor dir hergezogen in seiner großen Macht, [Ex 13,21] Deuteronomium Dtn 5 4 37 22 Die Väter von Abraham an, auch die in der Wüste gestorbenen. Deuteronomium Dtn 5 4 38 Ut deleret nationes maximas et fortiores te in introitu tuo: et introduceret te, daretque tibi terram earum in possessionem, sicut cernis in præsenti die. um Völker bei deinem Einzuge zu vernichten, die größer und stärker waren als du, und um dich in ihr Land zu führen und es dir zum Eigentume zu geben, wie du am heutigen Tage siehst. Deuteronomium Dtn 5 4 39 Scito ergo hodie, et cogitato in corde tuo quod Dominus ipse sit Deus in clo sursum, et in terra deorsum, et non sit alius. So erkenne also heute und nimm es dir zu Herzen, dass der Herr Gott ist im Himmel droben und auf der Erde hier unten, und kein anderer Gott sonst ist. Deuteronomium Dtn 5 4 4 Vos autem qui adhæretis Domino Deo vestro, vivitis universi usque in præsentem diem. Ihr dagegen, die ihr dem Herrn, euerm Gott, anhanget, seid noch alle bis auf den gegenwärtigen Tag am Leben. Deuteronomium Dtn 5 4 40 Custodi præcepta ejus atque mandata, quæ ego præcipio tibi: ut bene sit tibi, et filiis tuis post te, et permaneas multo tempore super terram, quam Dominus Deus tuus daturus est tibi. Halte seine Gebote und Satzungen, die ich dir gebiete, dass es dir und deinen Söhnen nach dir wohlergehe, und du in dem Lande, das der Herr, dein Gott, dir²³ geben wird, lange bleiben mögest. Deuteronomium Dtn 5 4 40 23 Hebr.: Auf immer. Deuteronomium Dtn 5 4 41 Tunc separavit Moyses tres civitates trans Jordanem ad orientalem plagam, Darauf bestimmte Moses drei Städte jenseits des Jordans in dem östlich gelegenen Gebiete,²⁴ [Num 35,6.14] Deuteronomium Dtn 5 4 41 24 Siehe unten [Dtn 19,3-5]. Die Ausführung gehört nach [Num 35,10.14] Josue zu. Deuteronomium Dtn 5 4 42 Ut confugiat ad eas qui occiderit nolens proximum suum, nec sibi fuerit inimicus ante unum et alterum diem, et ad harum aliquam urbium possit evadere: damit jeder, der seinen Nächsten unvorsätzlich erschlagen, ohne ihm von einem oder dem anderen Tage feind gewesen zu sein, in eine dieser Städte seine Zuflucht nehmen könnte: Deuteronomium Dtn 5 4 43 Bosor in solitudine, quæ sita est in terra campestri de tribu Ruben: et Ramoth in Galaad, quæ est in tribu Gad: et Golan in Basan, quæ est in tribu Manasse. Bosor in der Wüste, welche in der Ebene liegt, in dem Stamme Ruben, und Ramoth in Galaad, im Stamme Gad, und Golan in Basan, im Stamme Manasse. [Jos 20,8] Deuteronomium Dtn 5 4 44 Ista est lex, quam proposuit Moyses coram filiis Israel, Dies ist das Gesetz,²⁵ welches Moses den Söhnen Israels vorlegte, Deuteronomium Dtn 5 4 44 25 Es ist wohl die Aufschrift des Folgenden von [Dtn 5] an. Wie die beigefügten Umstände zeigen, die Thora, welche Moses nach [Dtn 31,9] schrieb und den Priestern übergab. Deuteronomium Dtn 5 4 45 Et hæc testimonia et ceremoniæ atque judicia, quæ locutus est ad filios Israel, quando egressi sunt de gypto, und dies sind die Anordnungen und Satzungen und Rechte, welche er den Söhnen Israels verkündete, nachdem sie aus Ägypten ausgezogen waren,²⁶ Deuteronomium Dtn 5 4 45 26 Da nach V. 46 der Sieg über Sehon einbegriffen ist, umfasst der Ausdruck das ganze öffentliche Leben Moses. Wie Josue in das heilige Land einführte, so war Moses der Führer des Auszuges aus Ägypten. Deuteronomium Dtn 5 4 46 Trans Jordanem in valle contra fanum Phogor in terra Sehon regis Amorrhæi, qui habitavit in Hesebon, quem percussit Moyses. Filii quoque Israel egressi ex gypto jenseits des Jordans im Tale, dem Tempel Phogors gegenüber, im Lande Sehons, des Königs der Amorrhiter, der in Hesebon wohnte, den Moses schlug. Und die Söhne Israels nahmen auf ihrem Zuge aus Ägypten Deuteronomium Dtn 5 4 47 Possederunt terram ejus, et terram Og regis Basan, duorum regum Amorrhæorum, qui erant trans Jordanem ad solis ortum: sein Land und das Land Ogs, des Königs von Basan, der zwei Könige der Amorrhiter, jenseits des Jordans nach Sonnenaufgang, in Besitz, Deuteronomium Dtn 5 4 48 Ab Aroer, quæ sita est super ripam torrentis Arnon, usque ad montem Sion, qui est et Hermon, von Aroer, das am Ufer des Baches Arnon liegt, bis an den Berg Sion,²⁷ der auch Hermon heißt, Deuteronomium Dtn 5 4 48 27 Sarion. Deuteronomium Dtn 5 4 49 Omnem planitiem trans Jordanem ad orientalem plagam, usque ad mare solitudinis, et usque ad radices montis Phasga. die ganze Ebene jenseits des Jordans nach Osten hin, bis zum Meere der Wüste und bis an den Fuß des Berges Phasga.²⁸ Deuteronomium Dtn 5 4 49 28 Die Aufschrift V. 45 -49 ist der Rede vorgesetzt, bevor diese mit den früheren Reden und Taten Moses im Pentateuch verbunden ward. Deuteronomium Dtn 5 4 5 Scitis quod docuerim vos præcepta atque justitias, sicut mandavit mihi Dominus Deus meus: sic facietis ea in terra, quam possessuri estis: Ihr wisset, dass ich euch die Gebote und Rechte gelehrt habe, wie mir der Herr, mein Gott, aufgetragen hat;⁴ übet sie so in dem Lande, das ihr in Besitz nehmen werdet,⁵ Deuteronomium Dtn 5 4 5 4 Nicht allein leben (V. 1), auch Glück soll ihnen zu Teil werden. (V. 5 8) Deuteronomium Dtn 5 4 5 5 Die Gebote sind nicht allein für die Wüste, sondern auch für das verheißene Land gegeben. Deuteronomium Dtn 5 4 6 Et observabitis et implebitis opere. Hæc est enim vestra sapientia, et intellectus coram populis, ut audientes universa præcepta hæc, dicant: En populus sapiens et intelligens, gens magna. und beobachtet und erfüllet sie im Werke. Denn dies ist eure Weisheit und eure Einsicht vor den Völkern, damit sie, wenn sie alle diese Gebote hören werden, sagen mögen: Sehet, welch weises und verständiges Volk,⁶ welch großes Volk! Deuteronomium Dtn 5 4 6 6 Nach damaliger Meinung war also ein Volk weise, das seine Gesetze beobachtete. Deuteronomium Dtn 5 4 7 Nec est alia natio tam grandis, quæ habeat deos appropinquantes sibi, sicut Deus noster adest cunctis obsecrationibus nostris. Auch ist kein anderes Volk so groß, dass es Götter hätte, die ihm so nahe wären, wie unser Gott⁷ nahe ist,⁸ so oft wir zu ihm rufen. Deuteronomium Dtn 5 4 7 7 Jahve, unser Gott. Deuteronomium Dtn 5 4 7 8 Im Heiligtume, wo er seine Gegenwart kundtut, unsere Gebete erhörend. Deuteronomium Dtn 5 4 8 Quæ est enim alia gens sic inclyta ut habeat ceremonias, justaque judicia, et universam legem, quam ego proponam hodie ante oculos vestros? Denn⁹ wo ist ein anderes Volk so erhaben, dass es solche Gebräuche und so gerechte Satzungen hätte, und das ganze Gesetz, das ich euch heute vor Augen stelle? Deuteronomium Dtn 5 4 8 9 Denn ist wegzulassen. Beide Gründe sind koordiniert. Deuteronomium Dtn 5 4 9 Custodi igitur temetipsum, et animam tuam sollicite. Ne obliviscaris verborum, quæ viderunt oculi tui, et ne excidant de corde tuo cunctis diebus vitæ tuæ. Docebis ea filios ac nepotes tuos, Darum habe sorgfältig auf dich und deine Seele Acht.¹⁰ Vergiss die Dinge nicht, die deine Augen gesehen haben,¹¹ und lass sie deinem Herzen zeit deines Lebens nicht entfallen. Und lehre sie deine Söhne und Enkel, Deuteronomium Dtn 5 4 9 10 Vergl. V. 15. Gegensatz: In's Verderben. Deuteronomium Dtn 5 4 9 11 [Ex 19] Ihr habt kein Bild Gottes gesehen, damit ihr keinen Götzendienst treibet, noch auch eure Kinder. Entspricht ein Götzendienst ohne Bild mehr dem Wesen Gottes, so ein solcher, der bildliche Darstellungen zulässt, mehr der Natur der öffentlichen Verehrung, welche notwendig äußerlich und sinnlich wahrnehmbar ist. Deuteronomium Dtn 5 0 1 II. Zweite Rede an demselben Tage und demselben Orte: Wiederholung, Ergänzung und Einschärfung des am Berge Sinai und in der Wüste gegebenen Gesetzes. (Kap. 5 V. 1 Kap. 26 V. 19) 1. Allgemeiner Teil: Gott allein ist zu verehren und sein Gesetz treu zu beobachten. (5,1 11,32) A. Einleitung (5,1-33) a. Mahnung, auf die Worte zu achten. (V. 5) b. Wiederholung der zehn Gebote, die Gott selbst verkündet hat. (V. 21) c. Ursachen, weshalb die Israeliten baten, dass nicht mehr Gott durch sich selbst zu ihnen reden, sondern durch seinen Gesandten die Gesetze kundtun wollte. Deuteronomium Dtn 5 5 1 Vocavitque Moyses omnem Israelem, et dixit ad eum: Audi Israel ceremonias atque judicia, quæ ego loquor in auribus vestris hodie: discite ea, et opere complete. Und Moses berief ganz Israel und sprach zu ihm: Höre, Israel, die Satzungen und Rechte, welche ich heute¹ vor euren Ohren verkünde; lernet sie und erfüllet sie im Werke. Deuteronomium Dtn 5 5 1 1 Zu dieser Zeit, wo ihr bald den Jordan überschreiten sollt. Vergl. [Dtn 9,1.3]. Das Ziel der Rede ist es das Gesetz zu verkünden, das das Wort des Bundes, der im Lande Moab zu schließen ist [Dtn 29,1] und die Wiederherstellung des ersten Bundes bedeutet, so wie die Rede lange nachher die Urkunde des unter Josue erneuerten Bundes ward. Deuteronomium Dtn 5 5 10 Et faciens misericordiam in multa millia diligentibus me, et custodientibus præcepta mea. aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden bei denen, die mich lieben und meine Gebote halten. Deuteronomium Dtn 5 5 11 Non usurpabis nomen Domini Dei tui frustra: quia non erit impunitus qui super re vana nomen ejus assumpserit. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht vergeblich brauchen; denn der wird nicht ungestraft bleiben, der seinen Namen wegen einer nichtigen Sache gebraucht. [Ex 20,7, Lev 19, Mt 5,33] Deuteronomium Dtn 5 5 12 Observa diem sabbati, ut sanctifices eum, sicut præcepit tibi Dominus Deus tuus. Du sollst den Sabbatstag halten, dass du ihn heiligest, wie der Herr, dein Gott, dir geboten hat.⁵ Deuteronomium Dtn 5 5 12 5 Moses kann diese Vorschrift kaum genug einschärfen. Deuteronomium Dtn 5 5 13 Sex diebus operaberis, et facies omnia opera tua. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Geschäfte verrichten; Deuteronomium Dtn 5 5 14 Septimus dies sabbati est, id est, requies Domini Dei tui. Non facies in eo quidquam operis tu, et filius tuus, et filia, servus et ancilla, et bos, et asinus, et omne jumentum tuum, et peregrinus qui est intra portas tuas: ut requiescat servus tuus, et ancilla tua, sicut et tu. aber der siebente ist der Sabbatstag, das ist die Ruhe des Herrn, deines Gottes. An demselben sollst du keinerlei Arbeit verrichten, noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Ochs,⁶ noch dein Esel, noch all dein Vieh, noch der Fremdling, der innerhalb deiner Tore ist, damit dein Knecht und deine Magd Ruhe habe, wie auch du. [Gen 2,2, Ex 20,10, Hebr 4,4] Deuteronomium Dtn 5 5 14 6 Die folgenden Teile der Aufzählung fehlen [Ex 20,10]. Deuteronomium Dtn 5 5 15 Memento quod et ipse servieris in gypto, et eduxerit te inde Dominus Deus tuus in manu forti, et brachio extento. Idcirco præcepit tibi ut observares diem sabbati. Gedenke, dass auch du in Ägypten dienstbar gewesen bist, und dass dich der Herr, dein Gott, von da mit starker Hand und ausgestrecktem Arme herausgeführt hat. Darum hat er dir geboten, den Sabbatstag zu halten.⁷ Deuteronomium Dtn 5 5 15 7 Während [Ex 20,11] einen aus [Gen 1] genommenen Grund für die Heilighaltung des Sabbats bietet, ist hier ein anderer geboten, der auch die Knechte betrifft. Deuteronomium Dtn 5 5 16 Honora patrem tuum et matrem, sicut præcepit tibi Dominus Deus tuus, ut longo vivas tempore, et bene sit tibi in terra, quam Dominus Deus tuus daturus est tibi. Ehre deinen Vater und deine Mutter, wie⁸ dir der Herr, dein Gott, geboten hat, damit du lange lebest und⁹ es dir wohlgehe in dem Lande, das der Herr, dein Gott, dir geben wird. [Ex 20,12, Sir 3,9, Mt 15,4, Mk 7,10, Eph 6,2] Deuteronomium Dtn 5 5 16 8 Wie V. 12. Deuteronomium Dtn 5 5 16 9 Neuer Grund: Glück im verheißenen Lande. Deuteronomium Dtn 5 5 17 Non occides, Du sollst nicht töten. Deuteronomium Dtn 5 5 18 Neque mchaberis. Du sollst nicht ehebrechen. Deuteronomium Dtn 5 5 19 Furtumque non facies. Du sollst nicht stehlen. Deuteronomium Dtn 5 5 2 Dominus Deus noster pepigit nobiscum fdus in Horeb. Der Herr, unser Gott, hat mit uns am Horeb einen Bund geschlossen. Deuteronomium Dtn 5 5 20 Nec loqueris contra proximum tuum falsum testimonium. Du sollst kein falsches Zeugnis wider deinen Nächsten reden. Deuteronomium Dtn 5 5 21 Non concupisces uxorem proximi tui: non domum, non agrum, non servum, non ancillam, non bovem, non asinum, et universa quæ illius sunt. Du sollst nicht das Weib deines Nächsten begehren, noch sein Haus, noch seinen Acker, noch seinen Knecht, noch seine Magd, noch seinen Ochsen, noch seinen Esel, noch irgend etwas von allem, was sein ist. [Mt 5,28, Röm 7,7] Deuteronomium Dtn 5 5 22 Hæc verba locutus est Dominus ad omnem multitudinem vestram in monte de medio ignis et nubis, et caliginis, voce magna, nihil addens amplius: et scripsit ea in duabus tabulis lapideis, quas tradidit mihi. Diese Worte redete der Herr zu eurer ganzen Gemeinde auf dem Berge, mitten aus dem Feuer und der Wolke und der Dunkelheit heraus, mit lauter Stimme, und weiter nichts; und schrieb sie auf zwei steinerne Tafeln, die er mir übergab.¹⁰ Deuteronomium Dtn 5 5 22 10 Die anderen habe ich geschrieben, doch haben dieselben die gleiche Autorität. Deuteronomium Dtn 5 5 23 Vos autem postquam audistis vocem de medio tenebrarum, et montem ardere vidistis, accessistis ad me omnes principes tribuum et majores natu, atque dixistis: Als ihr aber die Stimme mitten aus der Finsternis heraus hörtet und den Berg brennen sahet, tratet ihr zu mir, alle Häupter der Stämme und Ältesten, und sprachet: Deuteronomium Dtn 5 5 24 Ecce ostendit nobis Dominus Deus noster majestatem et magnitudinem suam: vocem ejus audivimus de medio ignis, et probavimus hodie quod loquente Deo cum homine, vixerit homo. Siehe, der Herr, unser Gott, hat uns seine Herrlichkeit und Größe gezeigt; wir haben seine Stimme mitten aus dem Feuer gehört und haben heute erfahren, dass, wenn auch Gott mit dem Menschen redet, der Mensch am Leben bleibt. Deuteronomium Dtn 5 5 25 Cur ergo moriemur, et devorabit nos ignis hic maximus? Si enim audierimus ultra vocem Domini Dei nostri, moriemur. Warum also sollen wir sterben und soll uns dieses gewaltige Feuer verzehren? Denn wenn wir noch weiter die Stimme des Herrn, unsers Gottes, hören, so werden wir sterben. Deuteronomium Dtn 5 5 26 Quid est omnis caro, ut audiat vocem Dei viventis, qui de medio ignis loquitur sicut nos audivimus, et possit vivere? Was ist alles Fleisch, dass es die Stimme des lebendigen Gottes hören sollte, der mitten aus dem Feuer heraus redet, wie wir sie gehört haben, und dennoch am Leben bleiben könnte?¹¹ Deuteronomium Dtn 5 5 26 11 Zwei Mal haben sie gesagt: Wer Gott sieht, müsse sterben, jetzt führen sie einen Grund dafür an. Das Volk hatte sich zwar gereinigt, aber es fühlte sich als Fleisch, weil es nach der Erscheinung Gottes gesündigt. Diese Sünde wird hier V. 24ff nur unklar angedeutet. Deuteronomium Dtn 5 5 27 Tu magis accede: et audi cuncta quæ dixerit Dominus Deus noster tibi: loquerisque ad nos, et nos audientes faciemus ea. Tritt du vielmehr hinzu und höre alles, was der Herr, unser Gott, dir sagen wird; und rede zu uns, so wollen wir es hören und tun. Deuteronomium Dtn 5 5 28 Quod cum audisset Dominus, ait ad me: Audivi vocem verborum populi hujus quæ locuti sunt tibi: bene omnia sunt locuti. Da dies der Herr hörte, sprach er zu mir: Ich habe die Stimme der Worte dieses Volkes gehört, die sie zu dir geredet haben; sie haben in allem recht geredet. Deuteronomium Dtn 5 5 29 Quis det talem eos habere mentem, ut timeant me, et custodiant universa mandata mea in omni tempore, ut bene sit eis et filiis eorum in sempiternum? O möchten sie doch alle ein solches Herz haben,¹² dass sie mich fürchten¹³ und alle meine Gebote allezeit halten, auf dass es ihnen und ihren Kindern immerdar wohlgehe. Deuteronomium Dtn 5 5 29 12 Ihr waret nicht stets so. Deuteronomium Dtn 5 5 29 13 Sie sollen fürchten; doch wie? Mit Kindesfurcht, die fast der Liebe gleichkommt. Dies wird [Dtn 6,2] und [Dtn 13] gesagt. Deuteronomium Dtn 5 5 3 Non cum patribus nostris iniit pactum, sed nobiscum qui in præsentiarum sumus, et vivimus, Nicht mit unsern Vätern² hat er den Bund geschlossen, sondern mit uns,³ die wir jetzt hier und noch am Leben sind. Deuteronomium Dtn 5 5 3 2 Abraham usw. Deuteronomium Dtn 5 5 3 3 Besser nach dem Hebr. und nach einigen lateinischen Handschriften: euch. Deuteronomium Dtn 5 5 30 Vade, et dic eis: Revertimini in tentoria vestra. Gehe und sage ihnen: Kehret in eure Zelte zurück! Deuteronomium Dtn 5 5 31 Tu vero hic sta mecum, et loquar tibi omnia mandata mea, et ceremonias atque judicia: quæ docebis eos, ut faciant ea in terra, quam dabo illis in possessionem. Du aber bleibe hier bei mir, so will ich dir alle meine Gebote und Satzungen und Rechte mitteilen, welche du sie lehren sollst, dass sie dieselben in dem Lande üben, das ich ihnen zum Besitze geben werde. Deuteronomium Dtn 5 5 32 Custodite igitur et facite quæ præcepit Dominus Deus vobis: non declinabitis neque ad dexteram, neque ad sinistram: Haltet also und tuet, was Gott, der Herr, euch geboten hat,¹⁴ weichet nicht davon ab, weder zur Rechten, noch zur Linken, Deuteronomium Dtn 5 5 32 14 Wohl dasselbe, was [Dtn 4,2]. Deuteronomium Dtn 5 5 33 Sed per viam, quam præcepit Dominus Deus vester, ambulabitis, ut vivatis, et bene sit vobis, et protelentur dies in terra possessionis vestræ. sondern wandelt auf dem Wege, den der Herr, euer Gott, euch geboten hat, damit ihr lebet,¹⁵ und es euch wohlgehe, und eure Tage im Lande, das ihr in Besitz nehmen werdet, lange währen. Deuteronomium Dtn 5 5 33 15 Nicht sterbet. Deuteronomium Dtn 5 5 4 Facie ad faciem locutus est nobis in monte de medio ignis. Von Angesicht zu Angesicht redete er mit uns auf dem Berge mitten aus dem Feuer. Deuteronomium Dtn 5 5 5 Ego sequester et medius fui inter Dominum et vos in tempore illo, ut annuntiarem vobis verba ejus: timuistis enim ignem, et non ascendistis in montem, et ait: Ich stand damals als Sachwalter und Mittler zwischen dem Herrn und euch, um euch seine Worte kundzutun;⁴ denn ihr fürchtetet euch vor dem Feuer und betratet den Berg nicht; und er sprach: Deuteronomium Dtn 5 5 5 4 V. 5 ist offenbar nicht an seiner Stelle, denn wenn er sich auf [Ex 19,18ff] beziehen sollte, vergl. [Dtn 4,12, Dtn 5,24], widerspräche er dieser. Vielleicht auch ist er eine unglückliche Glosse. Deuteronomium Dtn 5 5 6 Ego Dominus Deus tuus, qui eduxi te de terra gypti, de domo servitutis. Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus dem Lande Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft, herausgeführt hat. [Ex 20,2, Lev 26,1, Ps 80,11] Deuteronomium Dtn 5 5 7 Non habebis deos alienos in conspectu meo. Du sollst keine andern Götter vor mir haben. [Ex 20,3, Ps 80,10] Deuteronomium Dtn 5 5 8 Non facies tibi sculptile, nec similitudinem omnium, quæ in clo sunt desuper, et quæ in terra deorsum, et quæ versantur in aquis sub terra. Du sollst dir kein geschnitztes Bild, noch ein Bild von irgend etwas machen, was im Himmel oben, oder auf Erden unten ist, oder was sich im Wasser unter der Erde aufhält. [Ex 20,4, Lev 26,1, Ps 96,7] Deuteronomium Dtn 5 5 9 Non adorabis ea, et non coles. Ego enim sum Dominus Deus tuus: Deus æmulator, reddens iniquitatem patrum super filios in tertiam et quartam generationem his qui oderunt me, Du sollst sie nicht anbeten, noch sie verehren; denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Verschuldung der Väter an den Söhnen bis in's dritte und vierte Geschlecht derer straft, die mich hassen, [Ex 34,14] Deuteronomium Dtn 5 0 1 B. Mahnung, nur einen Gott zu ehren und sich allen Götzendienstes zu enthalten. (6,1 7,26) a. Erklärung des ersten Gebotes: Gott allein ist zu lieben und die Erinnerung an ihn, als den Spender der höchsten Wohltaten, auf die Nachkommen fortzuerben. Deuteronomium Dtn 5 6 1 Hæc sunt præcepta, et ceremoniæ, atque judicia, quæ mandavit Dominus Deus vester ut docerem vos, et faciatis ea in terra, ad quam transgredimini possidendam: Dies sind die Gebote und Satzungen und Rechte, die der Herr, euer Gott, mir geboten hat, euch zu lehren, damit ihr sie in dem Lande, in das ihr hinüberzieht, um es in Besitz zu nehmen, übet;¹ Deuteronomium Dtn 5 6 1 1 Das Bündnis auf der Ebene von Moab war nicht eine bloße Erneuerung, sondern eine Wiederherstellung des Bündnisses am Sinai, ein neues Bündnis außer dem am Horeb geschlossenen. [Dtn 29,1] Auch dieses musste also seine schriftliche Bezeugung haben, wie das am Horeb, aber eine von diesem verschiedene. Waren zudem die Israeliten in Kades, wie es wahrscheinlich ist, zum großen Teil von der Verehrung Jahves abgefallen und in Götzendienst versunken, so musste das Zeugnis der Wiederherstellung des Bundes vor allem die Pflichten gegen Gott und das Verbot des Götzendienstes ausdrücklich enthalten, wenn es nicht alle Pflichten einzeln aufzählte. Ein anderes Zeugnis des Bundes auf der Ebene von Moab sind die Segnungen und Flüche [Dtn 28], die zwar auch [Lev 26] sich finden, doch hier einen Teil der Worte des Bundes ausmachen. Deuteronomium Dtn 5 6 10 Cumque introduxerit te Dominus Deus tuus in terram, pro qua juravit patribus tuis Abraham, Isaac, et Jacob: et dederit tibi civitates magnas et optimas, quas non ædificasti, Und wenn dich der Herr, dein Gott, in das Land führt, welches er deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen hat, und dir große und schöne Städte gibt, die du nicht erbaut hast, Deuteronomium Dtn 5 6 11 Domos plenas cunctarum opum, quas non exstruxisti, cisternas, quas non fodisti, vineta et oliveta, quæ non plantasti, Häuser, mit Gütern aller Art gefüllt, die du nicht gebaut⁷ hast, Wasserbrunnen, die du nicht gegraben, Weinberge und Ölgärten, die du nicht gepflanzt hast, Deuteronomium Dtn 5 6 11 7 Hebr.: gefüllt. Deuteronomium Dtn 5 6 12 Et comederis, et saturatus fueris: und du issest, und satt wirst: Deuteronomium Dtn 5 6 13 Cave diligenter, ne obliviscaris Domini, qui eduxit te de terra gypti, de domo servitutis. Dominum Deum tuum timebis, et illi soli servies, ac per nomen illius jurabis. so hüte dich wohl, des Herrn zu vergessen,⁸ der dich aus dem Lande Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft, herausgeführt hat.⁹ Den Herrn, deinen Gott sollst du fürchten, und ihm allein dienen, und bei seinem Namen schwören. [Dtn 10,20, Mt 4,10, Lk 4,8] Deuteronomium Dtn 5 6 13 8 Den irdischen Dingen dein Herz zuzuwenden. Deuteronomium Dtn 5 6 13 9 Gott diene, der dich aus dem Lande der Dienstbarkeit herausgeführt hat. Deuteronomium Dtn 5 6 14 Non ibitis post deos alienos cunctarum gentium, quæ in circuitu vestro sunt: Ihr sollt nicht den fremden Göttern von irgendeinem der Völker nachgehen, die um euch her wohnen; Deuteronomium Dtn 5 6 15 Quoniam Deus æmulator Dominus Deus tuus in medio tui: nequando irascatur furor Domini Dei tui contra te, et auferat te de superficie terræ. denn der Herr, dein Gott, ist ein eifernder Gott in deiner Mitte; damit der Zorn des Herrn, deines Gottes, nicht einmal wider dich entbrenne und dich von der Erde hinwegraffe. Deuteronomium Dtn 5 6 16 Non tentabis Dominum Deum tuum, sicut tentasti in loco tentationis. Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen, wie du ihn am Orte der Versuchung versucht hast.¹⁰ [Mt 4,7, Lk 4,12] Deuteronomium Dtn 5 6 16 10 Besonders [Num 20]. Deuteronomium Dtn 5 6 17 Custodi præcepta Domini Dei tui, ac testimonia et ceremonias, quas præcepit tibi: Halte die Gebote des Herrn, deines Gottes, und seine Verordnungen und Satzungen, die er dir geboten hat, Deuteronomium Dtn 5 6 18 Et fac quod placitum est et bonum in conspectu Domini, ut bene sit tibi: et ingressus possideas terram optimam, de qua juravit Dominus patribus tuis, und tue, was in den Augen des Herrn wohlgefällig und gut ist, damit es dir wohlgehe, und du hineinziehest und das gute Land in Besitz nehmest, das der Herr deinen Vätern zugeschworen hat, Deuteronomium Dtn 5 6 19 Ut deleret omnes inimicos tuos coram te, sicut locutus est. dass er alle deine Feinde vor dir vertilge, wie er verheißen hat. Deuteronomium Dtn 5 6 2 Ut timeas Dominum Deum tuum, et custodias omnia mandata et præcepta ejus, quæ ego præcipio tibi, et filiis, ac nepotibus tuis, cunctis diebus vitæ tuæ, ut prolongentur dies tui. dass du den Herrn, deinen Gott, fürchtest und dein ganzes Leben lang alle seine Gebote und Vorschriften haltest, die ich dir, und deinen Söhnen, und deinen Enkeln befehle, damit deine Tage lange währen. Deuteronomium Dtn 5 6 20 Cumque interrogaverit te filius tuus cras, dicens: Quid sibi volunt testimonia hæc, et ceremoniæ, atque judicia, quæ præcepit Dominus Deus noster nobis? Und wenn dich in der Folge dein Sohn fragt und spricht: Was bedeuten diese Verordnungen und Satzungen und Rechte, die der Herr, unser Gott, uns anbefohlen hat? Deuteronomium Dtn 5 6 21 Dices ei: Servi eramus Pharaonis in gypto, et eduxit nos Dominus de gypto in manu forti: so sage ihm: Wir waren Knechte des Pharao in Ägypten, und der Herr führte uns mit starker Hand aus Ägypten heraus, Deuteronomium Dtn 5 6 22 Fecitque signa atque prodigia magna et pessima in gypto contra Pharaonem, et omnem domum illius in conspectu nostro, und tat vor unsern Augen große und schreckliche Zeichen und Wunder in Ägypten an Pharao und dessen ganzem Hause, Deuteronomium Dtn 5 6 23 Et eduxit nos inde, ut introductis daret terram, super qua juravit patribus nostris. und führte uns von dort hinweg, um uns hierher zu bringen und uns das Land zu geben, das er unsern Vätern zugeschworen hat. Deuteronomium Dtn 5 6 24 Præcepitque nobis Dominus ut faciamus omnia legitima hæc, et timeamus Dominum Deum nostrum, ut bene sit nobis cunctis diebus vitæ nostræ, sicut est hodie. Und der Herr gebot uns, alle diese Satzungen zu halten und den Herrn, unsern Gott, zu fürchten, damit es uns wohlgehe alle Tage unseres Lebens,¹¹ wie es heute ist. Deuteronomium Dtn 5 6 24 11 Das Hebr. fährt fort: uns am Leben zu erhalten, wie es heute steht. Deuteronomium Dtn 5 6 25 Eritque nostri misericors, si custodierimus et fecerimus omnia præcepta ejus coram Domino Deo nostro, sicut mandavit nobis. Und er wird gegen uns barmherzig sein,¹² wenn wir alle seine¹³ Gebote halten und vor dem Herrn, unserm Gott, tun, wie er uns geboten hat. Deuteronomium Dtn 5 6 25 12 Hebr.: Und es wird uns als Gerechtigkeit gelten. Deuteronomium Dtn 5 6 25 13 Besser: Diese vier Gebote enthalten Dinge, die jetzt und immer zu tun sind, das fünfte eine bald, nach Überschreitung des Jordans und bis zur völligen Vernichtung der sieben chananitischen Völker zu beobachtende Vorschrift. Das vierte Gebot hat gleichsam als Schlusswort die Mahnung V. 20 25. Das fünfte endet [Dtn 7,6-10] mit dem Preise der Auserwählung Israels. [Dtn 6,25] zeigt die Gerechtigkeit, welche Israel üben soll; [Dtn 7,6] die Heiligkeit Israels. Deuteronomium Dtn 5 6 3 Audi Israel, et observa ut facias quæ præcepit tibi Dominus, et bene sit tibi, et multipliceris amplius, sicut pollicitus est Dominus Deus patrum tuorum tibi terram lacte et melle manantem. Höre Israel und habe Acht, dass du tuest, was der Herr dir geboten, und es dir wohlgehe und du überaus zahlreich werdest, wie der Herr, der Gott deiner Väter, dir das Land verheißen hat, das von Milch und Honig fließt. Deuteronomium Dtn 5 6 4 Audi Israel, Dominus Deus noster, Dominus unus est. Höre Israel, der Herr, unser Gott, ist allein der Herr.² Deuteronomium Dtn 5 6 4 2 Dies Grundbekenntnis des Judentums sagt nicht nur die Einheit, sondern vielmehr noch die Einzigartigkeit Jahves aus. Es gibt nur einen, der verdient, Jahve, der ewig seiende, zu heißen, und dieser Eine ist Israels Gott. Das Stichwort der Aufklärung: Wir glauben all an einen Gott enthält eine Unwahrheit. Deuteronomium Dtn 5 6 5 Diliges Dominum Deum tuum ex toto corde tuo, et ex tota anima tua, et ex tota fortitudine tua. Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen, und aus deiner ganzen Seele, und aus allen deinen Kräften.³ [Dtn 11,13, Mt 22,37, Mk 12,30, Lk 10,27] Deuteronomium Dtn 5 6 5 3 Dies ist das höchste und erste Gebot. Es wird mit drei Synonymen wiederholt. Der Gegensatz ist nicht so zwischen Gott und den Geschöpfen, als zwischen dem wahren Gotte und den Götzen. Der Sache nach ist dies Gebot das gleiche wie das erste des Dekaloges, in der Form indes zeigt sich ein Fortschritt. [Ex 20,2] wurde die ausschließliche Verehrung Gottes aus der Vorstellung Gottes als Wohltäters abgeleitet, hier aus seiner Einzigkeit. Anbeten, lieben, dienen, fürchten werden hier, wenngleich es an sich verschiedene Akte sind, praktisch als Synonyma gebraucht. Deuteronomium Dtn 5 6 6 Eruntque verba hæc, quæ ego præcipio tibi hodie, in corde tuo: Und diese Worte,⁴ die ich dir heute gebiete, sollen in deinem Herzen bleiben, Deuteronomium Dtn 5 6 6 4 Die gleiche Einschärfung wie für dies eine, für alle Gebote [Dtn 11,18-20]. Deuteronomium Dtn 5 6 7 Et narrabis ea filiis tuis, et meditaberis in eis sedens in domo tua, et ambulans in itinere, dormiens atque consurgens. und du sollst sie deinen Kindern mitteilen, und sie betrachten,⁵ wenn du in deinem Hause sitzest, und wenn du auf der Reise bist, wenn du dich niederlegst, und wenn du aufstehst. Deuteronomium Dtn 5 6 7 5 Hebr.: Schärfe sie deinen Kindern ein und rede davon, wenn du in deinem Hause sitzest. Deuteronomium Dtn 5 6 8 Et ligabis ea quasi signum in manu tua, eruntque et movebuntur inter oculos tuos, Und du sollst sie als Zeichen auf deine Hand binden, und zwischen deinen Augen schwebend haben, Deuteronomium Dtn 5 6 9 Scribesque ea in limine, et ostiis domus tuæ. und sollst sie an die Pfosten und Türen deines Hauses schreiben.⁶ Deuteronomium Dtn 5 6 9 6 Wörtlich wie [Ex 13,16]. Besser zu übersetzen: An die Pfosten deines Hauses und an die Tore (der Stadt). Die späteren Juden glaubten dies alles buchstäblich nehmen zu müssen. Vergl. [Mt 23,5]. Deuteronomium Dtn 5 0 1 b. Die Israeliten sollen sich von dem Götzendienste der Chananiter hüten und diese deshalb vollständig austilgen (V. 10), da Gott ihnen, wenn sie ihm treu bleiben, im Kampfe gegen jene beistehen werde. Deuteronomium Dtn 5 7 1 Cum introduxerit te Dominus Deus tuus in terram, quam possessurus ingrederis, et deleverit gentes multas coram te, Hethæum, et Gergezæum, et Amorrhæum, Chananæum, et Pherezæum, et Hevæum, et Jebusæum, septem gentes multo majoris numeri quam tu es, et robustiores te: Wenn dich der Herr, dein Gott, in das Land bringt, in das du ziehst, es in Besitz zu nehmen, und viele Völker vor dir vertilgt,¹ die Hethiter, Gergeziter, Amorrhiter, Chananiter, Phereziter, Heviter und Jebusiter, sieben Völker, viel zahlreicher, als du bist, und stärker als du,² [Ex 23,23, Ex 33,2] Deuteronomium Dtn 5 7 1 1 Im Hebr.: Vertreibt. Deuteronomium Dtn 5 7 1 2 Jedes einzelne stärker als du. Deuteronomium Dtn 5 7 10 Et reddens odientibus se statim, ita ut disperdat eos, et ultra non differat, protinus eis restituens quod merentur. aber denen, die ihn hassen, alsbald⁸ so vergilt, dass er sie vertilgt und keinen Aufschub kennt, sondern alsbald ihnen vergilt, was sie verdienen. Deuteronomium Dtn 5 7 10 8 Hebr.: Alsbald an seiner eigenen Person, nicht in seinem Geschlechte [Dtn 24,16]. Hiermit wird die anders lautende Drohung des Dekalogs vor Missdeutung geschützt. Deuteronomium Dtn 5 7 11 Custodi ergo præcepta et ceremonias atque judicia, quæ ego mando tibi hodie ut facias. So halte denn die Gebote und Satzungen und Rechte, die ich dir heute gebiete, dass du sie übest. Deuteronomium Dtn 5 7 12 Si postquam audieris hæc judicia, custodieris ea et feceris, custodiet et Dominus Deus tuus pactum tibi, et misericordiam quam juravit patribus tuis: Wenn du auf diese Rechte hörst und sie hältst und tust, so wird der Herr, dein Gott, dir auch den Bund und die Gnade bewahren, die er deinen Vätern zugeschworen hat, Deuteronomium Dtn 5 7 13 Et diliget te ac multiplicabit, benedicetque fructui ventris tui, et fructui terræ tuæ, frumento tuo, atque vindemiæ, oleo, et armentis, gregibus ovium tuarum super terram, pro qua juravit patribus tuis ut daret eam tibi. und wird dich lieben und mehren, und die Frucht deines Leibes segnen, und die Frucht deines Landes, dein Getreide und deine Weinlese, dein Öl und dein Vieh, und die Herden deiner Schafe in dem Lande, das er deinen Vätern geschworen, dir zu geben. Deuteronomium Dtn 5 7 14 Benedictus eris inter omnes populos. Non erit apud te sterilis utriusque sexus, tam in hominibus quam in gregibus tuis. Gesegnet wirst du sein unter allen Völkern. Weder ein Unfruchtbarer, noch eine Unfruchtbare wird bei dir sein, weder bei den Menschen, noch bei deinen Herden. [Ex 23,26] Deuteronomium Dtn 5 7 15 Auferet Dominus a te omnem languorem: et infirmitates gypti pessimas, quas novisti, non inferet tibi, sed cunctis hostibus tuis. Der Herr wird alle Krankheit von dir wegnehmen und wird die schlimmen Seuchen Ägyptens, die du kennst, nicht über dich bringen, sondern über alle deine Feinde; Deuteronomium Dtn 5 7 16 Devorabis omnes populos, quos Dominus Deus tuus daturus est tibi. Non parcet eis oculus tuus, nec servies diis eorum, ne sint in ruinam tui. und du wirst alle Völker vertilgen, die der Herr, dein Gott, dir preisgeben wird. Dein Auge schone ihrer nicht und diene ihren Göttern nicht, damit sie dir nicht Anlass zum Falle werden. Deuteronomium Dtn 5 7 17 Si dixeris in corde tuo: Plures sunt gentes istæ quam ego, quomodo potero delere eas? Wenn du in deinem Herzen sagen solltest: Diese Völker sind zahlreicher als ich, wie werde ich sie vernichten können? Deuteronomium Dtn 5 7 18 Noli metuere, sed recordare quæ fecerit Dominus Deus tuus Pharaoni, et cunctis gyptiis, so fürchte dich nicht, sondern gedenke, was der Herr, dein Gott, dem Pharao und allen Ägyptern getan hat, Deuteronomium Dtn 5 7 19 Plagas maximas, quas viderunt oculi tui, et signa atque portenta, manumque robustam, et extentum brachium, ut educeret te Dominus Deus tuus: sic faciet cunctis populis, quos metuis. der schrecklichen Plagen, die deine Augen gesehen, und der Zeichen und Wunder, und der starken Hand, und des ausgestreckten Armes, womit dich der Herr, dein Gott, hinweggeführt hat; ebenso wird er allen Völkern tun, vor denen du dich fürchtest. Deuteronomium Dtn 5 7 2 Tradideritque eas Dominus Deus tuus tibi, percuties eas usque ad internecionem. Non inibis cum eis fdus, nec misereberis earum, und der Herr, dein Gott, sie dir preisgibt, so sollst du sie bis zur Vernichtung³ schlagen. Du sollst kein Bündnis mit ihnen eingehen, noch dich ihrer erbarmen, [Ex 23,32, Ex 34,15.16] Deuteronomium Dtn 5 7 2 3 Das Gebot konnte hart erscheinen, deshalb gibt Gott als Motiv bei: Ihr seid ein Jahve geheiligtes Volk, müsst also von anderen getrennt bleiben. Deuteronomium Dtn 5 7 20 Insuper et crabrones mittet Dominus Deus tuus in eos, donec deleat omnes atque disperdat qui te fugerint, et latere potuerint. Überdies wird der Herr, dein Gott, Hornissen über sie senden, bis er alle vernichtet und aufreibt, die dir entgangen sind und sich verbergen konnten.⁹ [Ex 23,28, Jos 24,12] Deuteronomium Dtn 5 7 20 9 Da die Israeliten ihrer Pflicht nicht genügten, ging diese Verheißung nicht in Erfüllung. Deuteronomium Dtn 5 7 21 Non timebis eos, quia Dominus Deus tuus in medio tui est, Deus magnus et terribilis: Fürchte dich nicht vor ihnen, denn der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, ein großer und furchtbarer Gott; Deuteronomium Dtn 5 7 22 Ipse consumet nationes has in conspectu tuo paulatim atque per partes. Non poteris eas delere pariter: ne forte multiplicentur contra te bestiæ terræ. er wird diese Völker vor deinen Augen nach und nach ausrotten, eines nach dem andern. Du wirst sie nicht auf einmal vernichten können, damit sich die wilden Tiere nicht zu sehr gegen dich vermehren. Deuteronomium Dtn 5 7 23 Dabitque eos Dominus Deus tuus in conspectu tuo: et interficiet illos donec penitus deleantur. Und der Herr, dein Gott, wird sie vor deinen Augen dahingeben und wird sie töten, bis sie gänzlich vernichtet sind. Deuteronomium Dtn 5 7 24 Tradetque reges eorum in manus tuas, et disperdes nomina eorum sub clo: nullus poterit resistere tibi, donec conteras eos. Und er wird ihre Könige in deine Hände geben, und du wirst ihre Namen unter dem Himmel austilgen; niemand wird dir widerstehen können, bis du sie vernichtest. Deuteronomium Dtn 5 7 25 Sculptilia eorum igne combures: non concupisces argentum et aurum, de quibus facta sunt, neque assumes ex eis tibi quidquam, ne offendas, propterea quia abominatio est Domini Dei tui. Ihre geschnitzten Bilder sollst du mit Feuer verbrennen. Verlange nicht nach dem Silber und Golde, aus denen sie gemacht sind, noch nimm etwas davon für dich, damit du nicht Anstoß nehmest; denn es ist vor dem Herrn, deinem Gott, ein Greuel.¹⁰ Deuteronomium Dtn 5 7 25 10 Das Verbot ergeht, nicht weil an sich Gold und Silber verwehrt werden sollten, sondern um desto mehr von dem Götzendienste abzuhalten. Deuteronomium Dtn 5 7 26 Nec inferes quippiam ex idolo in domum tuam, ne fias anathema, sicut et illud est. Quasi spurcitiam detestaberis, et velut inquinamentum ac sordes abominationi habebis, quia anathema est. Bringe auch nichts von einem Götzenbilde in dein Haus, dass du nicht fluchbeladen werdest wie jenes.¹¹ Wie Unrat sollst du es verabscheuen, und wie Schmutz und Kot soll es dir ein Greuel sein, denn es ist fluchbeladen. Deuteronomium Dtn 5 7 26 11 Hebr.: Dass du nicht gleich ihm dem Banne verfallest. Vielmehr sollst du es verabscheuen und Grauen davor empfinden, denn es ist dem Banne verfallen. Deuteronomium Dtn 5 7 3 Neque sociabis cum eis conjugia. Filiam tuam non dabis filio ejus, nec filiam illius accipies filio tuo: noch Ehen mit ihnen schließen. Deine Töchter sollst du ihren Söhnen nicht geben und ihre Töchter nicht für deine Söhne nehmen, [Ex 34,16] Deuteronomium Dtn 5 7 4 Quia seducet filium tuum, ne sequatur me, et ut magis serviat diis alienis: irasceturque furor Domini, et delebit te cito. denn sie werden deine Söhne verführen, dass sie mir nicht folgen, sondern vielmehr andern Göttern dienen; dann wird der Zorn des Herrn entbrennen und dich alsbald vertilgen. Deuteronomium Dtn 5 7 5 Quin potius hæc facietis eis: Aras eorum subvertite, et confringite statuas, lucosque succidite, et sculptilia comburite. Vielmehr sollt ihr dies an ihnen tun: Ihre Altäre reißet nieder, ihre Bildsäulen zerbrechet, ihre Haine hauet um, und ihre geschnitzten Bilder verbrennet. [Ex 23,24, Dtn 12,3, Dtn 16,21] Deuteronomium Dtn 5 7 6 Quia populus sanctus es Domino Deo tuo. Te elegit Dominus Deus tuus, ut sis ei populus peculiaris de cunctis populis, qui sunt super terram. Denn du bist ein dem Herrn, deinem Gotte, geheiligtes Volk. Dich hat der Herr, dein Gott, auserwählt, dass du sein Eigentumsvolk aus allen Völkern seiest, die auf Erden sind. [Dtn 14,2, Dtn 26,18] Deuteronomium Dtn 5 7 7 Non quia cunctas gentes numero vincebatis, vobis junctus est Dominus, et elegit vos, cum omnibus sitis populis pauciores: Nicht weil ihr alle Völker an Zahl übertrafet, hat sich der Herr mit euch verbunden⁴ und hat euch erwählt, denn ihr seid weniger zahlreich als alle Völker;⁵ Deuteronomium Dtn 5 7 7 4 Den hier gebotenen Gedanken führten die Propheten weiter aus, das Verhältnis Israels zu Gott als das eines Ehegatten darstellend. Deuteronomium Dtn 5 7 7 5 Kein Widerspruch gegen [Dtn 10,22] und [Dtn 26,5]. Ein Volk kann zahlreich sein, ohne doch anderen an Zahl gleich zu kommen. [Dtn 1,10ff] ist der Vergleich mit den Familien der Patriarchen angestellt. Deuteronomium Dtn 5 7 8 Sed quia dilexit vos Dominus, et custodivit juramentum, quod juravit patribus vestris: eduxitque vos in manu forti, et redemit de domo servitutis, de manu Pharaonis regis gypti. sondern weil euch der Herr liebte und den Eid hielt, den er euern Vätern geschworen, hat er euch mit starker Hand herausgeführt und euch aus dem Hause der Knechtschaft, aus der Hand Pharaos, des Königs von Ägypten, erlöst. Deuteronomium Dtn 5 7 9 Et scies, quia Dominus Deus tuus, ipse est Deus fortis et fidelis, custodiens pactum et misericordiam diligentibus se, et his qui custodiunt præcepta ejus in mille generationes: So sollst du nun erkennen, dass der Herr, dein Gott,⁶ ein starker und getreuer Gott ist, beständig in seinem Bunde und in seiner Barmherzigkeit gegen die, welche ihn lieben und seine Gebote halten, bis in's tausendste Geschlecht;⁷ Deuteronomium Dtn 5 7 9 6 Der einzige Gott, der einzig starke (allmächtige), der einzig treue. Deuteronomium Dtn 5 7 9 7 Nur die werden von Jahves Erbarmen ausgeschlossen, welche sich gegen Jahve empörten und seinen Bund brechen. Deuteronomium Dtn 5 0 1 C. Beweggründe, durch welche die Israeliten sich selbst ermuntern sollen, den einen wahren Gott zu verehren und das Gesetz zu beobachten. (8,1 11,32) a. Die Israeliten sollen der Wohltaten, welche sie während des ganzen Zuges durch die Wüste erhalten und im verheißenen Lande noch erlangen werden, sich erinnern, damit sie nicht ähnlich untergehen wie die Chananiter. Deuteronomium Dtn 5 8 1 Omne mandatum, quod ego præcipio tibi hodie, cave diligenter ut facias: ut possitis vivere, et multiplicemini, ingressique possideatis terram, pro qua juravit Dominus patribus vestris. Alle Gebote, die ich dir heute auferlege, sei eifrig bedacht zu halten, damit ihr leben könnet, und euch mehret, und hineinziehet und das Land in Besitz nehmet, das der Herr euern Vätern zugeschworen hat. Deuteronomium Dtn 5 8 10 Ut cum comederis, et satiatus fueris, benedicas Domino Deo tuo pro terra optima, quam dedit tibi. damit du, wenn du issest und satt wirst, den Herrn, deinen Gott, für das gute Land preisest,⁹ das er dir gegeben hat. Deuteronomium Dtn 5 8 10 9 Hebr.: Und issest du dich satt daran, so preise. Deuteronomium Dtn 5 8 11 Observa, et cave nequando obliviscaris Domini Dei tui, et negligas mandata ejus atque judicia et ceremonias, quas ego præcipio tibi hodie: Habe Acht und hüte dich, dass du des Herrn, deines Gottes, niemals vergessest und seine Gebote und Rechte und Vorschriften vernachlässigest, die ich dir heute gebiete; Deuteronomium Dtn 5 8 12 Ne postquam comederis et satiatus fueris, domus pulchras ædificaveris, et habitaveris in eis, damit nicht, wenn du issest und satt wirst, und schöne Häuser bauest, und darin wohnest, Deuteronomium Dtn 5 8 13 Habuerisque armenta boum, et ovium greges, argenti et auri, cunctarumque rerum copiam, und Herden von Rindern und Schafen, und Überfluss an Silber und Gold und allen Dingen hast, Deuteronomium Dtn 5 8 14 Elevetur cor tuum, et non reminiscaris Domini Dei tui, qui eduxit te de terra gypti, de domo servitutis: dein Herz sich überhebe und du des Herrn, deines Gottes, nicht mehr gedenkest, der dich aus dem Lande Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft, herausgeführt hat, Deuteronomium Dtn 5 8 15 Et ductor tuus fuit in solitudine magna atque terribili, in qua erat serpens flatu adurens, et scorpio ac dipsas, et nullæ omnino aquæ: qui eduxit rivos de petra durissima, der auch dein Führer war in der großen und schrecklichen Wüste, wo feurige Schlangen waren, und Skorpionen, und Durstschlangen,¹⁰ und gänzlicher Wassermangel, der Wasserströme aus dem härtesten Felsen hervorbrechen ließ [Num 20,9, Num 21,6, Ex 17,6] Deuteronomium Dtn 5 8 15 10 Besser: Das wasserlose Durstland. Deuteronomium Dtn 5 8 16 Et cibavit te Manna in solitudine, quod nescierunt patres tui. Et postquam afflixit ac probavit, ad extremum misertus est tui, und dich in der Wüste mit Manna, das deine Väter nicht kannten, speiste; der,¹¹ nachdem er dich mit Leiden heimgesucht und geprüft, sich zuletzt deiner erbarmte, [Ex 16,14] Deuteronomium Dtn 5 8 16 11 Hebr.: Dass er sich zuletzt deiner erbarmte, nämlich wenn die Probezeit der Wüstenführung ihren Abschluss mit der Schenkung des schönen Vaterlandes fände. Deuteronomium Dtn 5 8 17 Ne diceres in corde tuo: Fortitudo mea, et robur, manus meæ, hæc mihi omnia præstiterunt. damit du nicht in deinem Herzen sagtest: Meine Kraft und die Stärke meiner Hände hat mir dies alles errungen. Deuteronomium Dtn 5 8 18 Sed recorderis Domini Dei tui, quod ipse vires tibi præbuerit, ut impleret pactum suum, super quo juravit patribus tuis, sicut præsens indicat dies. Sondern gedenke des Herrn, deines Gottes, dass er es ist, der dir Stärke verlieh, um seinen Bund zu erfüllen, den er deinen Vätern geschworen hat, wie der heutige Tag beweist.¹² Deuteronomium Dtn 5 8 18 12 Schon jetzt ist es offenbar geworden, da Israel an der Schwelle des vom Bundesgotte verheißenen Landes steht. Deuteronomium Dtn 5 8 19 Sin autem oblitus Domini Dei tui, secutus fueris deos alienos, coluerisque illos et adoraveris: ecce nunc prædico tibi quod omnino dispereas. Wenn du aber des Herrn, deines Gottes, vergessend fremden Göttern nachfolgen, und ihnen dienen, und sie anbeten solltest, siehe, so sage ich dir jetzt voraus, dass du gänzlich zu Grunde gehen wirst. Deuteronomium Dtn 5 8 2 Et recordaberis cuncti itineris, per quod adduxit te Dominus Deus tuus quadraginta annis per desertum, ut affligeret te, atque tentaret, et nota fierent quæ in tuo animo versabantur, utrum custodires mandata illius, an non. Gedenke auch des ganzen Weges, auf dem dich der Herr, dein Gott, vierzig Jahre durch die Wüste geführt hat, um dich zu demütigen und auf die Probe zu stellen, und damit offenbar würde, wie du in deinem Herzen gesinnt warst,¹ ob du seine Gebote halten würdest, oder nicht. Deuteronomium Dtn 5 8 2 1 Das Ziel des Führens war zu demütigen und auf die Probe zu stellen, das Ziel des auf die Probe Stellens die Offenbarung der Herzensgesinnung, die meist nicht zur Ehre Israels diente. Deuteronomium Dtn 5 8 20 Sicut gentes, quas delevit Dominus in introitu tuo, ita et vos peribitis, si inobedientes fueritis voci Domini Dei vestri. Wie die Völker, die der Herr bei deinem Einzuge vertilgt hat, so werdet auch ihr zu Grunde gehen, wenn ihr der Stimme des Herrn, eures Gottes, ungehorsam seid.¹³ Deuteronomium Dtn 5 8 20 13 Ungehorsam macht jeden Vorzug Israels vor den Heiden hinfällig. Deuteronomium Dtn 5 8 3 Afflixit te penuria, et dedit tibi cibum Manna, quod ignorabas tu et patres tui: ut ostenderet tibi quod non in solo pane vivat homo, sed in omni verbo quod egreditur de ore Dei. Er schlug dich mit Mangel und gab dir Manna zur Speise,² das weder du, noch deine Väter kannten, um dir zu zeigen, dass der Mensch nicht vom Brote allein lebt, sondern von jedem Worte, das aus Gottes Munde hervorgeht.³ [Mt 4,4, Lk 4,4] Deuteronomium Dtn 5 8 3 2 Ob auch zur Zeit des Abfalls? Deuteronomium Dtn 5 8 3 3 Gottes Weisheit und Allmacht machte eure murrenden Gedanken zu Schanden. Gott bedarf, um das menschliche Leben zu erhalten, nicht des gewöhnlichen Nahrungsmittels, des Brotes, sondern kann durch ein Machtwort seines Mundes jederzeit ein Mittel zur Fristung des Lebens schaffen, wie das Manna beweist. Deuteronomium Dtn 5 8 4 Vestimentum tuum, quo operiebaris, nequaquam vetustate defecit, et pes tuus non est subtritus, en quadragesimus annus est. Dein Gewand, mit dem du bedeckt warst,⁴ ward vor Alter nicht verschlissen,⁵ und deine Füße wurden nicht wund, nun schon vierzig Jahre lang.⁶ Deuteronomium Dtn 5 8 4 4 Das äußere Gewand. Deuteronomium Dtn 5 8 4 5 Vergl. [Dtn 29,4]. Deuteronomium Dtn 5 8 4 6 Rhetorische Redewendung für: Gott sorgte liebevoll für euch auch in Kleidung und Kraft des Körpers. Deuteronomium Dtn 5 8 5 Ut recogites in corde tuo, quia sicut erudit filium suum homo, sic Dominus Deus tuus erudivit te, So erwäge denn in deinem Herzen, dass dich der Herr, dein Gott, so erzog, wie ein Mann seinen Sohn erzieht, Deuteronomium Dtn 5 8 6 Ut custodias mandata Domini Dei tui, et ambules in viis ejus, et timeas eum. dass du die Gebote des Herrn, deines Gottes, haltest, und auf seinen Wegen wandelst, und ihn fürchtest. Deuteronomium Dtn 5 8 7 Dominus enim Deus tuus introducet te in terram bonam, terram rivorum aquarumque et fontium: in cujus campis et montibus erumpunt fluviorum abyssi: Denn der Herr, dein Gott, wird dich in ein gutes Land führen,⁷ in ein Land voll von Bächen und Gewässern und Quellen, auf dessen Ebenen und Bergen Ströme Wassers entspringen; Deuteronomium Dtn 5 8 7 7 Die Israeliten sollen um so mehr Gottes gnädiger Führung eingedenk sein, als sie jetzt im Begriff sind, in das verheißene Land einzuziehen. Deuteronomium Dtn 5 8 8 Terram frumenti, hordei, ac vinearum, in qua ficus, et malogranata, et oliveta nascuntur: terram olei ac mellis. ein Land mit Weizen und Gerste und Weinstöcken, in dem Feigen und Granatäpfel und Oliven wachsen, ein Land voll Öl und Honig. Deuteronomium Dtn 5 8 9 Ubi absque ulla penuria comedes panem tuum, et rerum omnium abundantia perfrueris: cujus lapides ferrum sunt, et de montibus ejus æris metalla fodiuntur: Dort wirst du, ohne Mangel zu leiden, dein Brot essen und alle Dinge im Überflusse genießen; ein Land, dessen Gesteine Eisen sind⁸ und aus dessen Bergen Erz gegraben wird, Deuteronomium Dtn 5 8 9 8 Eisenhaltiges Gestein findet sich an verschiedenen Orten Palästinas, indes wird der Bergbau auf Eisen nur [Ez 27,19] (als von Nichtisraeliten betrieben) erwähnt. Deuteronomium Dtn 5 0 1 b. Damit die Israeliten nicht meinen, diese Wohltaten seien ihnen und ihrer Gerechtigkeit gebührend, (V. 9) sollen sie sich immer an die Übertretungen ihrer Väter erinnern, die, als kaum das Bündnis mit Gott geschlossen war, sich dem Götzendienst ergaben und immer von neuem gegen Gott sich empörten (V. 24), so dass der Herr nur durch die Bitten Moses bewogen werden konnte, das Bündnis mit ihnen zu erneuern. (9,25 10,11) Deuteronomium Dtn 5 9 1 Audi Israel: Tu transgredieris hodie Jordanem, ut possideas nationes maximas et fortiores te, civitates ingentes, et ad clum usque muratas, Höre Israel! Du wirst heute über den Jordan ziehen, um Völker zu bezwingen, die größer und stärker sind als du, und große Städte, deren Mauern bis zum Himmel reichen, Deuteronomium Dtn 5 9 10 Deditque mihi Dominus duas tabulas lapideas scriptas digito Dei, et continentes omnia verba quæ vobis locutus est in monte de medio ignis, quando concio populi congregata est. Und der Herr gab mir die zwei steinernen Tafeln, die mit dem Finger Gottes beschrieben waren und alle Worte enthielten, welche er zu euch auf dem Berge mitten aus dem Feuer, als alles Volk versammelt war, sprach. [Ex 31,18, Ex 32,5] Deuteronomium Dtn 5 9 11 Cumque transissent quadraginta dies, et totidem noctes, dedit mihi Dominus duas tabulas lapideas, tabulas fderis, Als nun vierzig Tage und ebensoviele Nächte verflossen waren, gab mir der Herr die zwei steinernen Tafeln, die Tafeln des Bundes, Deuteronomium Dtn 5 9 12 Dixitque mihi: Surge, et descende hinc cito: quia populus tuus, quem eduxisti de gypto, deseruerunt velociter viam, quam demonstrasti eis, feceruntque sibi conflatile. und sprach zu mir: Mache dich auf und steige eilends von hier hinab; denn dein Volk, das du aus Ägypten herausgeführt hast, hat schnell den Weg verlassen, den du ihnen gezeigt hattest, und hat sich ein gegossenes Bild gemacht.⁵ [Ex 32,7] Deuteronomium Dtn 5 9 12 5 Gegensatz: Moses oben betend, das Volk unten das Bild verehrend. Deuteronomium Dtn 5 9 13 Rursumque ait Dominus ad me: Cerno quod populus iste duræ cervicis sit: Und wiederum sprach der Herr zu mir: Ich sehe, dass dieses Volk halsstarrig ist; Deuteronomium Dtn 5 9 14 Dimitte me ut conteram eum, et deleam nomen ejus de sub clo, et constituam te super gentem, quæ hac major et fortior sit. so lass mich, dass ich es vertilge, und seinen Namen unter dem Himmel vernichte, und dich über ein Volk setze, das größer und stärker ist als dieses. Deuteronomium Dtn 5 9 15 Cumque de monte ardente descenderem, et duas tabulas fderis utraque tenerem manu, Als ich nun von dem flammenden Berge herabstieg, die zwei Tafeln des Bundes in beiden Händen, Deuteronomium Dtn 5 9 16 Vidissemque vos peccasse Domino Deo vestro, et fecisse vobis vitulum conflatilem, ac deseruisse velociter viam ejus, quam vobis ostenderat: und sah, dass ihr gegen den Herrn, euern Gott, gesündigt, und euch ein gegossenes Kalb gemacht, und seinen Weg, den er euch gewiesen, so bald verlassen hattet, Deuteronomium Dtn 5 9 17 Projeci tabulas de manibus meis, confregique eas in conspectu vestro. warf ich die Tafeln aus meinen Händen und zerbrach sie vor euern Augen.⁶ Deuteronomium Dtn 5 9 17 6 Die Zerbrechung der Tafeln symbolisiert den Bundesbruch. Deuteronomium Dtn 5 9 18 Et procidi ante Dominum sicut prius, quadraginta diebus et noctibus panem non comedens, et aquam non bibens propter omnia peccata vestra quæ gessistis contra Dominum, et eum ad iracundiam provocastis: Dann warf ich mich vor dem Herrn wie vorher, vierzig Tage und vierzig Nächte, nieder, ohne Brot zu essen und Wasser zu trinken, um aller eurer Sünden willen, die ihr gegen den Herrn begangen und mit denen ihr ihn zum Zorne gereizt hattet; Deuteronomium Dtn 5 9 19 Timui enim indignationem et iram illius, qua adversum vos concitatus, delere vos voluit. Et exaudivit me Dominus etiam hac vice. denn ich fürchtete mich vor seinem Grimme und Zorne, mit dem er gegen euch entflammt euch vertilgen wollte. Da erhörte mich der Herr auch dieses Mal.⁷ Deuteronomium Dtn 5 9 19 7 Vergl. [Dtn 10,10]. Die Erzählung [Dtn 9,18 10,11] unterscheidet ein dreifaches Eintreten oder eine dreifache Frucht der Fürbitte. Moses bat [Dtn 9,18ff], dass Jahve das Volk nicht vernichten wolle, und der Herr erhörte ihn wie schon zuvor. Zum zweiten Male legte Moses Fürbitte ein [Dtn 9,25-29], das Bündnis in's Gedächtnis zurückrufend, und erhielt von Jahve [Dtn 10,1ff] als Zeichen des wiederhergestellten Bündnisses die in der Bundeslade zu bewahrenden Tafeln. Zum dritten Male trat er für das Volk ein [Dtn 10,10] und erhielt das Gebot, er solle mit den Tafeln und der Bundeslade, also mit Jahve, der im Heiligtume wohnt, das verheißene Land aufsuchen und unterwerfen. Dieses dreifache Eintreten entspricht etwa dem dreifachen Flehen [Ex 3234], durch welches Moses zuerst erlangte, dass das Volk nicht vertilgt ward, dann, dass er das Volk unter Führung eines Engels, wenn auch nicht Jahves, in das verheißene Land führen sollte [Ex 33,1ff] endlich, dass, nachdem durch die zweiten Tafeln der Bund wiederhergestellt, Gott selbst inmitten des Volkes zu ziehen verhieß. [Ex 33,14] Die Erfolge des Eintretens werden indes hier nicht in geschichtlicher Reihenfolge, sondern in rhetorischer Ordnung geboten (an dritter Stelle, was [Ex 33,1ff] die zweite Stelle einnimmt). Deuteronomium Dtn 5 9 2 Populum magnum atque sublimem, filios Enacim, quos ipse vidisti, et audisti, quibus nullus potest ex adverso resistere. ein großes und hochgewachsenes Volk, die Söhne der Enakiter, die du selbst gesehen¹ und von denen du gehört, denen niemand zu widerstehen vermag. Deuteronomium Dtn 5 9 2 1 Hebr.: Von denen du selbst erfahren. Deuteronomium Dtn 5 9 20 Adversum Aaron quoque vehementer iratus, voluit eum conterere, et pro illo similiter deprecatus sum. Auch über Aaron zürnte er heftig und wollte ihn töten, da bat ich gleicherweise auch für ihn.⁸ Deuteronomium Dtn 5 9 20 8 Wird im Exodus nicht berichtet. Deuteronomium Dtn 5 9 21 Peccatum autem vestrum quod feceratis, id est vitulum, arripiens, igne combussi, et in frusta comminuens, omninoque in pulverem redigens, projeci in torrentem, qui de monte descendit. Euer Sündenwerk aber, das ihr gemacht, das ist das Kalb, ergriff ich, und verbrannte es mit Feuer, und zerschlug es in Stücke, zermalmte es vollends zu Staub, und warf es in den Bach, der vom Berge herabfloss. Deuteronomium Dtn 5 9 22 In incendio quoque et in tentatione, et in Sepulcris concupiscentiæ provocastis Dominum: Auch bei der Feuersbrunst,⁹ und bei der Versuchung,¹⁰ und bei den Lustgräbern¹¹ habt ihr den Herrn zum Zorne gereizt; [Num 11,1, Num 16,2, Num 21,5] Deuteronomium Dtn 5 9 22 9 Hebr.: Thabera. Deuteronomium Dtn 5 9 22 10 Hebr.: Massa. Deuteronomium Dtn 5 9 22 11 Kibroth ha Taawa. Deuteronomium Dtn 5 9 23 Et quando misit vos de Cadesbarne, dicens: Ascendite, et possidete terram, quam dedi vobis, et contempsistis imperium Domini Dei vestri, et non credidistis ei, neque vocem ejus audire voluistis: und als er euch von Kadesbarne wegsandte, und sprach: Ziehet hinauf und nehmet das Land, das ich euch gegeben, in Besitz, habt ihr den Befehl des Herrn, eures Gottes, verachtet und ihm nicht geglaubt, noch auf seine Stimme hören wollen; Deuteronomium Dtn 5 9 24 Sed semper fuistis rebelles a die qua nosse vos cpi. sondern ihr seid immer widerspenstig gewesen seit dem Tage, an dem ich¹² angefangen, euch zu kennen. Deuteronomium Dtn 5 9 24 12 Richtiger: er. Vom Tage an, wo Jahve euch als sein Volk angenommen. [Ex 3] Kehrt man die Ordnung um, so berührte Moses in beiden Reden [Dtn 1,64,40] und [Dtn 511] alle Auflehnungen des Volkes. Deuteronomium Dtn 5 9 25 Et jacui coram Domino quadraginta diebus ac noctibus, quibus eum suppliciter deprecabar, ne deleret vos ut fuerat comminatus: Da warf ich mich vor dem Herrn nieder vierzig Tage und vierzig Nächte, während welcher ich inständig zu ihm flehte, er möchte euch nicht vertilgen, wie er gedroht hatte, Deuteronomium Dtn 5 9 26 Et orans dixi: Domine Deus, ne disperdas populum tuum, et hereditatem tuam, quam redemisti in magnitudine tua, quos eduxisti de gypto in manu forti. und ich betete und sprach: Herr, Gott! vertilge dein Volk und dein Erbe nicht, das du durch deine große Macht erlöst und mit starker Hand aus Ägypten herausgeführt hast. Deuteronomium Dtn 5 9 27 Recordare servorum tuorum Abraham, Isaac, et Jacob: ne aspicias duritiam populi hujus, et impietatem atque peccatum: Gedenke deiner Knechte Abraham, Isaak und Jakob; siehe nicht die Halsstarrigkeit dieses Volkes und ihre Missetat und Sünde an, Deuteronomium Dtn 5 9 28 Ne forte dicant habitatores terræ, de qua eduxisti nos: Non poterat Dominus introducere eos in terram, quam pollicitus est eis, et oderat illos: idcirco eduxit, ut interficeret eos in solitudine: dass die Bewohner des Landes, aus dem du uns weggeführt hast, nicht etwa sagen: Der Herr vermochte nicht, sie in das Land zu führen, das er ihnen verheißen hat, und da er sie hasste, führte er sie heraus, um sie in der Wüste zu töten. Deuteronomium Dtn 5 9 29 Qui sunt populus tuus et hereditas tua, quos eduxisti in fortitudine tua magna, et in brachio tuo extento. Sie sind ja dein Volk und dein Erbe, das du mit deiner großen Kraft und mit deinem ausgestreckten Arme herausgeführt hast. Deuteronomium Dtn 5 9 3 Scies ergo hodie quod Dominus Deus tuus ipse transibit ante te, ignis devorans atque consumens, qui conterat eos et deleat atque disperdat ante faciem tuam, velociter, sicut locutus est tibi. So sollst du nun heute erkennen, dass der Herr, dein Gott, selbst dir voranziehen wird, als ein verzehrendes und vertilgendes Feuer, um sie niederzuwerfen, und zu vernichten, und schnell vor deinem Angesichte zu vertreiben, wie er dir gesagt hat.² Deuteronomium Dtn 5 9 3 2 Das bisherige Gelingen, selbst übermächtigen Feinden gegenüber, wie Og und Sehon, soll Israel zeigen, dass Jahve in der Tat ihm als Führer voranschreitet. Deuteronomium Dtn 5 9 4 Ne dicas in corde tuo, cum deleverit eos Dominus Deus tuus in conspectu tuo: Propter justitiam meam introduxit me Dominus ut terram hanc possiderem, cum propter impietates suas istæ deletæ sint nationes. Aber sage nicht in deinem Herzen, wenn sie der Herr, dein Gott, vor deinen Augen vertilgt hat: Um meiner Gerechtigkeit willen hat mich der Herr hergeführt, um mir dieses Land zum Besitz zu geben, während diese Völker ihrer Gottlosigkeit willen vertilgt wurden. Deuteronomium Dtn 5 9 5 Neque enim propter justitias tuas, et æquitatem cordis tui ingredieris ut possideas terras earum: sed quia illæ egerunt impie, introeunte te deletæ sunt: et ut compleret verbum suum Dominus quod sub juramento pollicitus est patribus tuis Abraham, Isaac, et Jacob. Denn nicht um deiner Gerechtigkeit und der Rechtschaffenheit deines Herzens willen wirst du einziehen, um ihr Land in Besitz zu nehmen, sondern weil diese Völker gottlos handelten, wurden sie vertilgt bei deinem Einzuge;³ und damit der Herr seine Verheißung erfüllte, die er deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob mit einem Eide gegeben hat. Deuteronomium Dtn 5 9 5 3 Das göttliche Strafgericht über die Chananiter macht zunächst nur deren Land herrenlos. Dass gerade Israel es zum Besitze erhält, verdankt es der göttlichen Verheißungstreue gegen die Väter. Deuteronomium Dtn 5 9 6 Scito ergo quod non propter justitias tuas Dominus Deus tuus dederit tibi terram hanc optimam in possessionem, cum durissimæ cervicis sis populus. So wisse denn, dass der Herr, dein Gott, dir dieses gute Land nicht um deiner Gerechtigkeit willen zum Besitze gibt; denn du bist ein halsstarriges Volk. Deuteronomium Dtn 5 9 7 Memento, et ne obliviscaris quomodo ad iracundiam provocaveris Dominum Deum tuum in solitudine. Ex eo die, quo egressus es ex gypto usque ad locum istum, semper adversum Dominum contendisti. Gedenke und vergiss nicht, wie du den Herrn, deinen Gott, in der Wüste zum Zorne gereizt hast. Von dem Tage an, wo du aus Ägypten auszogest, bis an diesen Ort bist du immer gegen den Herrn widerspenstig gewesen. Deuteronomium Dtn 5 9 8 Nam et in Horeb provocasti eum, et iratus delere te voluit, Denn⁴ schon am Horeb hast du ihn gereizt, und er wollte dich in seinem Grimme vertilgen, [Ex 32,10, Ex 17,6, Ex 19,3] Deuteronomium Dtn 5 9 8 4 Von der allgemeinen Charakteristik geht er zu den bestimmten Tatsachen über. Deuteronomium Dtn 5 9 9 Quando ascendi in montem, ut acciperem tabulas lapideas, tabulas pacti quod pepigit vobiscum Dominus: et perseveravi in monte quadraginta diebus ac noctibus, panem non comedens, et aquam non bibens. als ich auf den Berg stieg, die steinernen Tafeln zu empfangen, die Tafeln des Bundes, den der Herr mit euch geschlossen hat, und ich auf dem Berge vierzig Tage und Nächte verweilte, ohne Brot zu essen und Wasser zu trinken. [Ex 24,18] Deuteronomium Dtn 5 0 1 Erneuerung der Tafeln und des Bündnisses Gottes mit Israel. (V. 11) c. Zur Beobachtung des Gesetzes muss endlich die große Liebe veranlassen, mit der Gott sie erwählt, und seine höchste Majestät. Deuteronomium Dtn 5 10 1 In tempore illo dixit Dominus ad me: Dola tibi duas tabulas lapideas, sicut priores fuerunt, et ascende ad me in montem: faciesque arcam ligneam, In jener Zeit¹ sprach der Herr zu mir: Haue dir zwei steinerne Tafeln zurecht, wie die ersten waren, und steige zu mir auf den Berg; auch mache eine hölzerne Lade, [Ex 34,1] Deuteronomium Dtn 5 10 1 1 Moses zieht hier zeitlich auseinander liegende Ereignisse zusammen, sie in rhetorischer Übersicht darstellend. Deuteronomium Dtn 5 10 10 Ego autem steti in monte, sicut prius, quadraginta diebus ac noctibus: exaudivitque me Dominus etiam hac vice, et te perdere noluit. Ich aber stand auf dem Berge, wie vorher, vierzig Tage und vierzig Nächte; und der Herr erhörte mich auch dieses Mal und wollte dich nicht verderben.⁸ Deuteronomium Dtn 5 10 10 8 Zum dritten Male kommt die Rede auf Moses Fürbitte zurück, wie viel habe ich für euch getan! Wie schwer aber auch war euer Vergehen! Deuteronomium Dtn 5 10 11 Dixitque mihi: Vade, et præcede populum, ut ingrediatur, et possideat terram, quam juravi patribus eorum ut traderem eis. Und er sprach zu mir: Mache dich auf und ziehe vor dem Volke her, dass es hingehe und das Land in Besitz nehme, das ich ihren Vätern geschworen, ihnen zu geben.⁹ Deuteronomium Dtn 5 10 11 9 Vergl. [Dtn 1,7] und [Ex 33,1]. Deuteronomium Dtn 5 10 12 Et nunc Israel, quid Dominus Deus tuus petit a te, nisi ut timeas Dominum Deum tuum, et ambules in viis ejus, et diligas eum, ac servias Domino Deo tuo in toto corde tuo, et in tota anima tua: Und nun Israel, was verlangt der Herr, dein Gott, von dir anderes, als dass du den Herrn, deinen Gott, fürchtest, und auf seinen Wegen wandelst, und ihn liebest,¹⁰ und dem Herrn, deinem Gott, aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele dienest,¹¹ Deuteronomium Dtn 5 10 12 10 Gott, der die Hebräer nach so vielen Verstößen gegen die Gerechtigkeit zu Gnaden angenommen und ihnen das verheißene Land geben will, fordert als Entgelt das eine, dass sie ihn vollkommen lieben sollen und diese Liebe durch die Beobachtung der heute (V. 13) verkündeten Gebote beweisen. Dies fordert er ihres eigenen Besten willen. Deuteronomium Dtn 5 10 12 11 Die vier Ausdrücke besagen praktisch das Gleiche. Fordert Gott etwa Unerhörtes, Unerfüllbares? Deuteronomium Dtn 5 10 13 Custodiasque mandata Domini, et ceremonias ejus, quas ego hodie præcipio tibi, ut bene sit tibi? und die Gebote des Herrn und seine Vorschriften haltest, die ich dir heute gebe, damit es dir wohlgehe? Deuteronomium Dtn 5 10 14 En Domini Dei tui clum est, et clum cli, terra et omnia, quæ in ea sunt: Siehe, dem Herrn, deinem Gott, gehört der Himmel und der Himmel des Himmels, die Erde und alles, was darauf ist; Deuteronomium Dtn 5 10 15 Et tamen patribus tuis conglutinatus est Dominus, et amavit eos, elegitque semen eorum post eos, id est vos, de cunctis gentibus sicut hodie comprobatur. und doch hat der Herr sich mit deinen Vätern aufs engste verbündet, und hat sie geliebt und ihre Nachkommenschaft nach ihnen, das ist euch, aus allen Völkern auserwählt, wie es sich heute erweist.¹² Deuteronomium Dtn 5 10 15 12 Zweiter Grund: Gottes Liebeserweise: Der höchste Gott, auf ewig, von der Zeit der Patriarchen an, euch allen anderen Völkern vorziehend. Deuteronomium Dtn 5 10 16 Circumcidite igitur præputium cordis vestri, et cervicem vestram ne induretis amplius: So beschneidet denn die Vorhaut eures Herzens¹³ und verhärtet euern Nacken nicht länger; Deuteronomium Dtn 5 10 16 13 Vergl. [Lev 26,41]. Deuteronomium Dtn 5 10 17 Quia Dominus Deus vester ipse est Deus deorum, et Dominus dominantium, Deus magnus et potens, et terribilis, qui personam non accipit, nec munera. denn¹⁴ der Herr, euer Gott, ist der Gott der Götter und der Herr der Herrscher, der große und mächtige und furchtbare Gott, der nicht auf die äußere Stellung sieht, noch auf Geschenke. [2Chr 19,7, Ijob 34,19, Weish 6,8, Sir 35,15, Apg 10,34, Röm 2,11, Gal 2,6] Deuteronomium Dtn 5 10 17 14 Dritter Beweggrund: Gottes Größe. Gottes Gerechtigkeit ist frei von aller Unvollkommenheit menschlicher Richter und verbunden mit großer Barmherzigkeit. Deuteronomium Dtn 5 10 18 Facit judicium pupillo et viduæ, amat peregrinum, et dat ei victum atque vestitum. Er schafft den Waisen und Witwen Recht, liebt den Fremdling und gibt ihm Nahrung und Kleidung. Deuteronomium Dtn 5 10 19 Et vos ergo amate peregrinos, quia et ipsi fuistis advenæ in terra gypti. Darum liebet auch ihr die Fremden, denn auch ihr seid Fremdlinge im Lande Ägypten gewesen.¹⁵ Deuteronomium Dtn 5 10 19 15 Paranthese, wohl aus [Lev 19,34] hier eingefügt. Deuteronomium Dtn 5 10 2 Et scribam in tabulis verba quæ fuerunt in his, quas ante confregisti, ponesque eas in arca. so will ich auf die Tafeln die Worte schreiben, welche auf denen standen, die du vorhin zerbrochen, und diese lege in die Lade.² Deuteronomium Dtn 5 10 2 2 Dies war Jahves Antwort auf die Fürbitte [Dtn 9,26-29]. Deuteronomium Dtn 5 10 20 Dominum Deum tuum timebis, et ei soli servies: ipsi adhærebis, jurabisque in nomine illius. Du sollst den Herrn, deinen Gott, fürchten und ihm allein dienen; du sollst ihm anhängen und bei seinem Namen schwören.¹⁶ [Dtn 6,13, Mt 4,10, Lk 4,8] Deuteronomium Dtn 5 10 20 16 Durch den Schwur allein bei Jahves Namen [Dtn 6,13] wird der Herr als einzige oberste Instanz der Wahrheit und des Gerichtes anerkannt. Das Gegenteil [Jer 5,7] Deuteronomium Dtn 5 10 21 Ipse est laus tua, et Deus tuus, qui fecit tibi hæc magnalia et terribilia, quæ viderunt oculi tui. Er ist dein Ruhm und dein Gott, der diese großen und furchtbaren Dinge an dir getan hat, die deine Augen gesehen haben.¹⁷ Deuteronomium Dtn 5 10 21 17 Eine Art Doxologie. Deuteronomium Dtn 5 10 22 In septuaginta animabus descenderunt patres tui in gyptum: et ecce nunc multiplicavit te Dominus Deus tuus sicut astra cli. Siebenzig Seelen stark zogen deine Väter nach Ägypten hinab; und siehe, jetzt hat der Herr, dein Gott, dich vermehrt gleich den Sternen des Himmels.¹⁸ [Gen 46,27, Ex 1,5] Deuteronomium Dtn 5 10 22 18 In Erfüllung von [Gen 15,5] und als Beweis seiner Wundermacht, die Israel zur Furcht und Liebe verpflichtet. Deuteronomium Dtn 5 10 3 Feci igitur arcam de lignis setim. Cumque dolassem duas tabulas lapideas instar priorum, ascendi in montem, habens eas in manibus. Ich machte also eine Lade von Akazienholz. Als ich nun zwei steinerne Tafeln wie die ersten zurechtgehauen hatte, stieg ich auf den Berg, sie in den Händen tragend. Deuteronomium Dtn 5 10 4 Scripsitque in tabulis juxta id, quod prius scripserat, verba decem, quæ locutus est Dominus ad vos in monte de medio ignis, quando populus congregatus est: et dedit eas mihi. Und der Herr schrieb³ auf die Tafeln wie vorher die zehn Worte, welche er zu euch auf dem Berge, mitten aus dem Feuer, als das Volk versammelt war, geredet hatte; und er übergab sie mir. Deuteronomium Dtn 5 10 4 3 Durch mich. Deuteronomium Dtn 5 10 5 Reversusque de monte, descendi, et posui tabulas in arcam, quam feceram, quæ hucusque ibi sunt, sicut mihi præcepit Dominus. Da stieg ich wieder vom Berge herab und legte die Tafeln in die Lade, welche ich gemacht hatte, und in der sie noch sind, wie der Herr mir geboten. Deuteronomium Dtn 5 10 6 Filii autem Israel moverunt castra ex Beroth filiorum Jacan in Mosera, ubi Aaron mortuus ac sepultus est, pro quo sacerdotio functus est Eleazar filius ejus. Die Söhne Israels aber brachen von Beroth bei den Söhnen Jakans nach Mosera⁴ auf, wo Aaron starb und begraben wurde,⁵ an dessen Statt Eleazar, sein Sohn, Priester ward. [Num 20,28.29] Deuteronomium Dtn 5 10 6 4 V. 6, V. 7 ist ein Fragment der Beschreibung des Zuges der Israeliten, das [Num 33,30-33] entspricht. Beroth der Söhne Jakans (Beneiaacan) ist dasselbe wie Beneiaacan. Mosera Moseroth, wo Aaron starb. [Num 20,22], vergl. [Num 33,38]. Dieses Einschiebsel dürfte sich hier an ganz ungeeigneter Stelle finden, kann jedenfalls nicht [Num 20, Num 33] entgegengestellt werden. Deuteronomium Dtn 5 10 6 5 Der Erfolg der Fürbitte Moses für Aaron war [Dtn 9,20] nicht ausdrücklich angegeben worden. Hier wird in einer geschichtlichen Paranthese bemerkt, dass Aaron nicht schon am Horeb, sondern erst im vierzigsten Jahre des Wüstenzuges [Num 20,12.28] starb, also göttliche Begnadung erfahren hatte. Deuteronomium Dtn 5 10 7 Inde venerunt in Gadgad: de quo loco profecti, castrametati sunt in Jetebatha, in terra aquarum atque torrentium. Von da kamen sie nach Gadgad; von dort zogen sie weiter und lagerten in Jetebatha, einem Lande voller Wasser und Bäche. Deuteronomium Dtn 5 10 8 Eo tempore separavit tribum Levi, ut portaret arcam fderis Domini, et staret coram eo in ministerio, ac benediceret in nomine illius usque in præsentem diem. Zu jener Zeit⁶ bestimmte er den Stamm Levi dazu, die Lade des Bundes des Herrn zu tragen, vor ihm in seinem Dienste zu stehen, und in seinem Namen zu segnen, bis auf den heutigen Tag. Deuteronomium Dtn 5 10 8 6 Ehe die Israeliten vom Sinai wegzogen. Zeigt V. 1-5, wie eng die Bundeslade mit der wiedergeschenkten Gnade Gottes zusammenhängt, so weist V. 8ff auf den Zusammenhang zwischen der gleichen Gnade und der dem Stamme Levi verliehenen Auszeichnung. Darum beginnt V. 8 mit dem Vorrechte, die Bundeslade zu tragen. Deuteronomium Dtn 5 10 9 Quam ob rem non habuit Levi partem, neque possessionem cum fratribus suis: quia ipse Dominus possessio ejus est, sicut promisit ei Dominus Deus tuus. Darum erhielt Levi keinen Anteil noch Erbbesitz mit seinen Brüdern; denn der Herr selbst ist sein Erbe, wie der Herr, dein Gott, ihm verheißen hat.⁷ Deuteronomium Dtn 5 10 9 7 So wird Levi selbst ein Wahrzeichen des wiederhergestellten Bundes. Deuteronomium Dtn 5 0 1 Zur Beobachtung des Gesetzes müssen die Israeliten ferner die Wunderzeichen bewegen, durch welche Gott in Ägypten und in der Wüste seine Gerechtigkeit und Macht offenbarte (V. 12), sowie die den Gehorsamen versprochenen Segnungen und die den Ungehorsamen angedrohten Verfluchungen. Deuteronomium Dtn 5 11 1 Ama itaque Dominum Deum tuum, et observa præcepta ejus et ceremonias, judicia atque mandata omni tempore. So liebe denn den Herrn, deinen Gott, und beobachte seine Gebote und Vorschriften, und Rechte und Satzungen allezeit. Deuteronomium Dtn 5 11 10 Terra enim, ad quam ingrederis possidendam, non est sicut terra gypti, de qua existi, ubi jacto semine in hortorum morem aquæ ducuntur irriguæ: Denn das Land, in das du ziehest, es in Besitz zu nehmen, ist nicht wie das Land Ägypten, aus dem du ausgezogen bist, wo man auf die Saat, die man gesät, wie in Gärten, Wasser leitet, um sie zu bewässern,⁶ Deuteronomium Dtn 5 11 10 6 Das Wasser der Seen und des ausgetretenen Nils wird durch unzählige Kanäle und Rinnsale auf die Äcker geleitet und dort, meist mittelst Schöpfräder, die mit den Händen getrieben oder mit den Füßen getreten werden, in kleine Rinnen gepumpt. Deuteronomium Dtn 5 11 11 Sed montuosa est et campestris, de clo exspectans pluvias. sondern es hat Berge und Täler und wartet des Regens vom Himmel.⁷ Deuteronomium Dtn 5 11 11 7 Chanaans Fruchtbarkeit hängt nicht so wie die Ägyptens von menschlicher Bemühung, sondern vielmehr von dem Segen Gottes ab, welcher den Regen nach Gutdünken spendet oder versagt. Eben dies macht das Land Chanaan zu einer Schule des Gottvertrauens und des Gehorsams. Deuteronomium Dtn 5 11 12 Quam Dominus Deus tuus semper invisit, et oculi illius in ea sunt a principio anni usque ad finem ejus. Und der Herr, dein Gott, schaut immerdar auf dasselbe, und seine Augen sind darauf gerichtet, vom Anfange des Jahres bis zu dessen Ende.⁸ Deuteronomium Dtn 5 11 12 8 Wenn auch das Land an sich fruchtbar ist, wird es euch dennoch nur seine Frucht spenden nach Maßgabe eines Verhaltens gegen Gott. Deuteronomium Dtn 5 11 13 Si ergo obedieritis mandatis meis, quæ ego hodie præcipio vobis, ut diligatis Dominum Deum vestrum, et serviatis ei in toto corde vestro, et in tota anima vestra: Wenn ihr also meinen Geboten gehorcht, die ich euch heute vorschreibe, dass ihr den Herrn, euern Gott, liebet und ihm aus eurem ganzen Herzen und eurer ganzen Seele dienet, [Dtn 10,12] Deuteronomium Dtn 5 11 14 Dabit pluviam terræ vestræ temporaneam et serotinam, ut colligatis frumentum, et vinum, et oleum, so wird er eurem Lande Frühregen und Spätregen⁹ geben, dass ihr Getreide, und Wein und Öl einsammelt Deuteronomium Dtn 5 11 14 9 Der Frühregen beginnt im Oktober und fällt am reichlichsten im Dezember, der Spätregen vor der Reise kommt im März und April. Deuteronomium Dtn 5 11 15 Fnumque ex agris ad pascenda jumenta, et ut ipsi comedatis ac saturemini. und Heu von den Feldern, das Vieh zu nähren, und dass ihr selbst zu essen habt und satt werdet. Deuteronomium Dtn 5 11 16 Cavete ne forte decipiatur cor vestrum, et recedatis a Domino, serviatisque diis alienis, et adoretis eos: Hütet euch, dass euer Herz sich nicht etwa betören lasse und ihr den Herrn verlasst, und fremden Göttern dient, und sie anbetet, Deuteronomium Dtn 5 11 17 Iratusque Dominus claudat clum, et pluviæ non descendant, nec terra det germen suum, pereatisque velociter de terra optima, quam Dominus daturus est vobis. auf dass der Herr nicht zürne und den Himmel verschließe, dass kein Regen fällt und die Erde ihren Ertrag nicht gibt, und ihr alsbald vertilgt werdet aus dem guten Lande, das der Herr euch geben will. Deuteronomium Dtn 5 11 18 Ponite hæc verba mea in cordibus et in animis vestris, et suspendite ea pro signo in manibus, et inter oculos vestros collocate. So nehmet diese meine Worte zu Herzen und zu Gemüte, und hänget sie als Denkzeichen auf eure Hände, und setzet sie zwischen eure Augen. [Dtn 6,6] Deuteronomium Dtn 5 11 19 Docete filios vestros ut illa meditentur, quando sederis in domo tua, et ambulaveris in via, et accubueris atque surrexeris. Lehret eure Söhne dieselben betrachten,¹⁰ wenn du in deinem Hause sitzest, wenn du auf dem Wege gehst, wenn du dich niederlegst, und wenn du aufstehst. Deuteronomium Dtn 5 11 19 10 Hebr.: Darüber redend. Deuteronomium Dtn 5 11 2 Cognoscite hodie quæ ignorant filii vestri, qui non viderunt disciplinam Domini Dei vestri, magnalia ejus et robustam manum, extentumque brachium, Erkennet heute,¹ was eure Söhne nicht wissen,² da sie die Zucht des Herrn, eures Gottes, seine großen Taten, seine starke Hand, und seinen ausgestreckten Arm, nicht gesehen haben, Deuteronomium Dtn 5 11 2 1 Zwar sollten sie längst erkannt haben, dass Jahve alle diese Wunder getan, sie zur Beobachtung seiner Gebote zu führen, doch ganz besonders heute müssen sie es erkennen, wo Moses ihnen die Beweggründe zur Beobachtung dargelegt. Deuteronomium Dtn 5 11 2 2 Vor den Jüngeren redet er die an, welche Augenzeugen des Auszuges und des Aufstandes der Rotte Kore waren. Deuteronomium Dtn 5 11 20 Scribes ea super postes et januas domus tuæ: Schreibe sie an die Pfosten und die Türen deines Hauses,¹¹ Deuteronomium Dtn 5 11 20 11 Hebr.: an die Pfosten deines Hauses und die Tore (die Stadt). Deuteronomium Dtn 5 11 21 Ut multiplicentur dies tui, et filiorum tuorum in terra, quam juravit Dominus patribus tuis, ut daret eis quamdiu clum imminet terræ. damit deiner Tage und der Tage deiner Söhne viele werden in dem Lande, welches der Herr deinen Vätern geschworen hat, zu geben, so lange der Himmel über der Erde ausgespannt ist. Deuteronomium Dtn 5 11 22 Si enim custodieritis mandata quæ ego præcipio vobis, et feceritis ea, ut diligatis Dominum Deum vestrum, et ambuletis in omnibus viis ejus, adhærentes ei, Denn wenn ihr die Gebote haltet, die ich euch anbefehle, und sie erfüllt, dass ihr den Herrn, euern Gott liebet, und auf allen seinen Wegen wandelt, und ihm treu seid, Deuteronomium Dtn 5 11 23 Disperdet Dominus omnes gentes istas ante faciem vestram, et possidebitis eas, quæ majores et fortiores vobis sunt. so wird der Herr alle diese Völker vor euch zerstreuen, und ihr werdet ihren Besitz erhalten, ob sie gleich größer und stärker sind als ihr. Deuteronomium Dtn 5 11 24 Omnis locus, quem calcaverit pes vester, vester erit. A deserto, et a Libano, a flumine magno Euphrate usque ad mare occidentale erunt termini vestri. Jeder Ort, den euer Fuß betritt, wird euer sein. Von der Wüste an und vom Libanon, vom großen Strome Euphrat bis zum westlichen Meere,¹² werden eure Grenzen reichen. [Jos 1,3] Deuteronomium Dtn 5 11 24 12 Süd, Nord, Ost, West. Deuteronomium Dtn 5 11 25 Nullus stabit contra vos: terrorem vestrum et formidinem dabit Dominus Deus vester super omnem terram quam calcaturi estis, sicut locutus est vobis. Keiner wird euch standhalten können; Furcht und Schrecken vor euch wird der Herr, euer Gott, über das ganze Land kommen lassen, welches ihr betreten werdet, wie er zu euch gesprochen hat. Deuteronomium Dtn 5 11 26 En propono in conspectu vestro hodie benedictionem et maledictionem: Sehet, ich lege euch heute Segen und Fluch vor:¹³ Deuteronomium Dtn 5 11 26 13 Als bleibendes Andenken und Wahrzeichen. Deuteronomium Dtn 5 11 27 Benedictionem, si obedieritis mandatis Domini Dei vestri, quæ ego hodie præcipio vobis: Segen, wenn ihr den Geboten des Herrn, eures Gottes, gehorchen werdet, welche ich euch heute anbefehle; Deuteronomium Dtn 5 11 28 Maledictionem, si non obedieritis mandatis Domini Dei vestri, sed recesseritis de via, quam ego nunc ostendo vobis, et ambulaveritis post deos alienos, quos ignoratis. Fluch, wenn ihr den Geboten des Herrn, eures Gottes, nicht gehorchen, sondern von dem Wege, den ich euch jetzt weise, abweichen und fremden Göttern nachfolgen werdet, die ihr nicht kennt.¹⁴ Deuteronomium Dtn 5 11 28 14 Die sich euch nicht wie Jahve durch Rettungstaten offenbart, also keinen Anspruch auf dankbare Verehrung erworben haben. Deuteronomium Dtn 5 11 29 Cum vero introduxerit te Dominus Deus tuus in terram, ad quam pergis habitandam, pones benedictionem super montem Garizim, maledictionem super montem Hebal: Und wenn dich der Herr, dein Gott, in das Land geführt, in das du ziehst, darin Wohnung zu nehmen, so sollst du den Segen auf dem Berge Garizim und den Fluch auf dem Berge Hebal sprechen, Deuteronomium Dtn 5 11 3 Signa et opera quæ fecit in medio gypti Pharaoni regi, et universæ terræ ejus, seine Zeichen und Taten, welche er mitten in Ägypten an Pharao, dem Könige, und an seinem ganzen Lande, getan hat, Deuteronomium Dtn 5 11 30 Qui sunt trans Jordanem post viam, quæ vergit ad solis occubitum in terra Chananæi, qui habitat in campestribus contra Galgalam, quæ est juxta vallem tendentem et intrantem procul. die jenseits des Jordans hinter dem Wege gegen Sonnenuntergang liegen, im Lande der Chananiter, die in der Ebene wohnen, Galgala gegenüber, welches an dem Tale liegt, das sich weithin erstreckt und hineinzieht.¹⁵ Deuteronomium Dtn 5 11 30 15 Vom Ostjordangebiet führt die Hauptstraße über Bethsan nach der Ebene Jesreel hinauf und wendet sich dann nach Süden, das Westjordanland in der Mitte der Länge nach durchschneidend. Beim Eintritt in die Ebene von Macha streift sie den westlich von ihr gelegenen Fuß des Hebal und des Garizim. Das hier gemeinte Galgala ist nicht das in der Nähe von Sichem gelegene. Deuteronomium Dtn 5 11 31 Vos enim transibitis Jordanem, ut possideatis terram, quam Dominus Deus vester daturus est vobis, ut habeatis et possideatis illam. Denn ihr werdet über den Jordan ziehen, um das Land in Besitz zu nehmen, das der Herr, euer Gott, euch geben will, dass ihr es erhaltet und bewohnet. Deuteronomium Dtn 5 11 32 Videte ergo ut impleatis ceremonias atque judicia, quæ ego hodie ponam in conspectu vestro. Sehet also zu, dass ihr die Satzungen und Vorschriften erfüllet, die ich euch heute vor Augen halten werde. Deuteronomium Dtn 5 11 4 Omnique exercitui gyptiorum, et equis ac curribus: quo modo operuerint eos aquæ Maris rubri, cum vos persequeren ur, et deleverit eos Dominus usque in præsentem diem: und an dem ganzen Heere der Ägypter, an seinen Rossen und Wagen; wie die Wasser des roten Meeres sie bedeckten, als sie euch nachsetzten und der Herr sie vertilgte bis auf den gegenwärtigen Tag; Deuteronomium Dtn 5 11 5 Vobisque quæ fecerit in solitudine donec veniretis ad hunc locum: was er dann an euch in der Wüste getan,³ bis ihr an diesen Ort kamet, Deuteronomium Dtn 5 11 5 3 Durch Belehrung und Wunderzeichen zu Lohn und Strafe. Deuteronomium Dtn 5 11 6 Et Dathan atque Abiron filiis Eliab, qui fuit filius Ruben: quos aperto ore suo terra absorbuit cum domibus et tabernaculis, et universa substantia eorum, quam habebant in medio Israel. und an Dathan und Abiron, den Söhnen Eliabs, der ein Sohn Rubens war;⁴ wie die Erde ihren Mund auftat und sie verschlang mit ihren Hütten und Zelten, und all ihrer Habe, die sie inmitten Israels besaßen. [Num 16,1.32] Deuteronomium Dtn 5 11 6 4 Er erwähnt nur Rubens, die noch lebende Familie der Koriten schonend. Deuteronomium Dtn 5 11 7 Oculi vestri viderunt omnia opera Domini magna quæ fecit, Eure Augen haben alle großen Werke des Herrn gesehen, die er getan hat,⁵ Deuteronomium Dtn 5 11 7 5 Um euch zur Beobachtung seiner Gebote zu bewegen und so würdig zu machen, das verheißene Land in Besitz zu nehmen. Deuteronomium Dtn 5 11 8 Ut custodiatis universa mandata illius, quæ ego hodie præcipio vobis, et possitis introire, et possidere terram, ad quam ingredimini, damit ihr alle seine Gebote beobachtet, welche ich euch heute anbefehle, und einziehen und das Land in Besitz nehmen könnet, in das ihr zieht, Deuteronomium Dtn 5 11 9 Multoque in ea vivatis tempore: quam sub juramento pollicitus est Dominus patribus vestris, et semini eorum, lacte et melle manantem. und damit ihr lange in dem Lande lebet, das der Herr euern Vätern und ihrer Nachkommenschaft mit einem Eide verhieß, und das von Milch und Honig fließt. Deuteronomium Dtn 5 0 1 2. Spezieller Teil: Die Hauptpflichten der Kinder Israels (12,1 26,19). A. Die Pflichten gegen Gott. (12,1 16,17) a. Nach Zerstörung der Götzenaltäre sollen die Israeliten ihre Opfer an einem Orte, den der Herr erwählen wird, Gott darbringen. (V. 14) Zugleich wird ihnen, mit Aufhebung der früheren Vorschrift gestattet, andere Tiere an jedem beliebigen Orte zu schlachten und zu essen, wenn sie sich nur des Blutes enthalten. Deuteronomium Dtn 5 12 1 Hæc sunt præcepta atque judicia, quæ facere debetis in terra, quam Dominus Deus patrum tuorum daturus est tibi, ut possideas eam cunctis diebus, quibus super humum gradieris. Dies sind die Gebote und die Vorschriften,¹ welche ihr beobachten sollt in dem Lande, welches der Herr, der Gott deiner Väter, dir geben wird, dass du es besitzest alle Tage, die du auf Erden wandeln wirst.² Deuteronomium Dtn 5 12 1 1 Man kann drei Sammlungen unterscheiden (die erste und zweite Kap. 12 Kap. 16,16 und von da bis Kap. 20). Die aus Exodus und Numeri wiederholten Gesetze enthalten die Substanz der Vorschriften, die Zusätze und daraus hergeleitete Fälle. In der ersten Reihe haben nur die wichtigsten Gesetze über den Gottesdienst eine besondere Stellung, die Anordnung der zweiten richtet sich wesentlich nach der Wichtigkeit des Gegenstandes (Richter, König, Priester, Propheten), doch die dritte (Kap. 21 26,15) Reihe hat keine bestimmte Ordnung. Geändert werden: durch [Dtn 12,15ff20-25] [Lev 17,1-9] [Dtn 14,22-29] [Num 18,21-32] durch [Dtn 15,19-23] [Num 18,15-16] [Dtn 18,1-8] [Lev 7,25-34] [Num 18,1-20] Was hier mit dem Exodus übereinstimmt, ist besonders aus [Ex 20,2223,33] sowie [Ex 34,10-27] genommen. Vieles andere stimmt dem Inhalte nach mit den älteren Büchern überein. Die Gesetze [Ex 20] und [Ex 34] waren nicht allein göttliche, sondern auch kraft des Bündnisses so lange dauernde als dieses selbst, d. i. bis zur Zeit, wo Christus das neue Gesetz gab. Die übrigen Gesetze konnten Änderungen unterworfen werden. Deuteronomium Dtn 5 12 1 2 Die Vorschriften bis V. 7 lösen nicht alle ragen, die auftauchen können. Darf man z.B. Jahve auch auf Altären verehren, welche aus privater Autorität errichtet sind und an anderen Orten als die vorher heidnischen Kulten dienen? Deshalb waren drei weitere Bestimmungen notwendig 8-19; 20-28; 29.31; die beiden ersten für den positiven, die dritte für den negativen Teil des Gesetzes. Diese Zusätze beantworten die oben erwähnten Fragen freilich nicht. Sie verwerfen mithin nicht, was Samuel getan, die Darbringung von Opfern an Orten, die Gott besonders ausgezeichnet, öffentlich [1Sam 7], privatim [Ri 5,24]. Ja in V. 11.14.17.18 dieses Kapitels kann man eine Billigung derselben finden, insofern hier nur von den durch das Gesetz vorgeschriebenen Opfern die Rede ist. Hieraus lässt sich der Schluss ziehen, dass diese weiteren Bestimmungen nur vom offiziellen Gottesdienst handeln. Deuteronomium Dtn 5 12 10 Transibitis Jordanem, et habitabitis in terra, quam Dominus Deus vester daturus est vobis, ut requiescatis a cunctis hostibus per circuitum: et absque ullo timore habitetis Ihr werdet aber den Jordan überschreiten und in dem Lande Wohnung nehmen, das der Herr, euer Gott, euch geben will, damit ihr Ruhe habet vor allen Feinden ringsum und furchtlos wohnet⁹ Deuteronomium Dtn 5 12 10 9 Die Einheit der Opferstätte und die Beobachtung der Vorschrift V. 27 ward unter David herbeigeführt. Wie das Volk und die Bundeslade nur durch Zwischenstufen zur Ruhe gelangte, so wollte wohl auch der Verfasser eine allmähliche Reform herbeiführen. Deuteronomium Dtn 5 12 11 In loco, quem elegerit Dominus Deus vester, ut sit nomen ejus in eo: illuc omnia, quæ præcipio, conferetis, holocausta, et hostias, ac decimas, et primitias manuum vestrarum: et quidquid præcipuum est in muneribus, quæ vovebitis Domino. an dem Orte, den der Herr, euer Gott, erwählen wird, dass sein Name daselbst sei; dorthin sollt ihr alles bringen, was ich gebiete, die Brandopfer und Schlachtopfer, und die Zehnten, und die Erstlinge eurer Hände, und alle auserlesenen Gaben, die ihr dem Herrn geloben werdet.¹⁰ Deuteronomium Dtn 5 12 11 10 In nicht gebotenen Opfern also bleibt Freiheit. (V. 6) V. 11 und V. 7 sind ein Gesetz, das in V. 11 positiv, V. 17 negativ ausgedrückt wird. Mithin sind die freiwilligen Darbringungen entweder in V. 11 ausgelassen oder in V. 17 eingedrungen. Deuteronomium Dtn 5 12 12 Ibi epulabimini coram Domino Deo vestro, vos et filii ac filiæ vestræ, famuli et famulæ, atque Levites, qui in urbibus vestris commoratur: neque enim habet aliam partem et possessionem inter vos. Daselbst sollt ihr vor dem Herrn, eurem Gott, Festmahle halten, ihr und eure Söhne und Töchter, Knechte und Mägde samt dem Leviten, der in euren Städten wohnt; denn er hat sonst keinen Anteil, und keinen Erbbesitz unter euch.¹¹ Deuteronomium Dtn 5 12 12 11 Erklärung von V. 7. Deuteronomium Dtn 5 12 13 Cave ne offeras holocausta tua in omni loco, quem videris: Hüte dich, deine Brandopfer an jedem Orte darzubringen, den du siehest;¹² Deuteronomium Dtn 5 12 13 12 Synonym von V. 8 dünken. Deuteronomium Dtn 5 12 14 Sed in eo, quem elegerit Dominus, in una tribuum tuarum offeres hostias, et facies quæcumque præcipio tibi. sondern an dem Orte, welchen der Herr in einem deiner Stämme erwählen wird, sollst du deine Opfer¹³ darbringen und alles tun,¹⁴ was ich dir befehle.¹⁵ [Lev 17, Lev 18] Deuteronomium Dtn 5 12 14 13 Hebr.: Brandopfer. Deuteronomium Dtn 5 12 14 14 Welches Opfer immer darbringen. Deuteronomium Dtn 5 12 14 15 Es handelt sich um vorgeschriebene Opfer. Deuteronomium Dtn 5 12 15 Sin autem comedere volueris, et te esus carnium delectaverit occide, et comede juxta benedictionem Domini Dei tui, quam dedit tibi in urbibus tuis: sive immundum fuerit, hoc est, maculatum et debile: sive mundum, hoc est, integrum et sine macula, quod offerri licet, sicut capream et cervum, comedes, Wenn du aber essen willst und es gelüstet dich, Fleisch zu essen, so schlachte und iss, wie es dir durch den Segen des Herrn, deines Gottes, in deinen Städten gegeben¹⁶ ist;¹⁷ es sei unrein,¹⁸ das ist fehlerhaft und gebrechlich, oder rein, das ist unversehrt und fehlerlos, was man als Opfer darbringen darf, iss es wie das Reh oder den Hirsch; Deuteronomium Dtn 5 12 15 16 Nicht allein auf dem Lande oder in den Häusern versteckt. Deuteronomium Dtn 5 12 15 17 Diese Freiheit war sicher schon in der letzten Zeit Moses gestattet, da das Volk sonst überhaupt nicht hätte schlachten können. Deuteronomium Dtn 5 12 15 18 Nach dem Hebr. ist dies auf den Essenden zu beziehen: Es soll Reiner und Unreiner essen, auch wenn jemand eine Unreinheit auf sich hat, ohne bis zum Abend zu warten. Anders lauten die Vorschriften für das Opferfleisch. Die Tiere müssen rein sein, dann aber mag man sie zum Genuss mit Gottes Segen töten. Gazellen und Hirsche wurden nicht als Friedopfer getötet und gegessen. Deuteronomium Dtn 5 12 16 Absque esu dumtaxat sanguinis, quem super terram quasi aquam effundes. nur das Blut darfst du nicht genießen,¹⁹ sondern sollst es wie Wasser auf die Erde ausgießen. Deuteronomium Dtn 5 12 16 19 Vom Verbote des Festessens schweigt das Deuteronomium. Deuteronomium Dtn 5 12 17 Non poteris comedere in oppidis tuis decimam frumenti, et vini, et olei tui, primogenita armentorum et pecorum, et omnia quæ voveris, et sponte offerre volueris, et primitias manuum tuarum: Den Zehnten²⁰ deines Getreides, und Weines, und Öles darfst du nicht in den Städten essen, noch die Erstgeburt deiner Rinder und Schafe, noch irgend etwas, was du gelobst und freiwillig darbringen willst, noch die Erstlingsgaben deiner Hände; Deuteronomium Dtn 5 12 17 20 Auch den [Num 18,20ff] bezeichneten. Die Erstgeburten der Schafe und Ziegen gehören den Priestern [Num 18,15], ebenso die Weihegabe. [Num 18,8ff] Deuteronomium Dtn 5 12 18 Sed coram Domino Deo tuo comedes ea in loco, quem elegerit Dominus Deus tuus, tu et filius tuus et filia tua, et servus et famula, atque Levites, qui manet in urbibus tuis: et lætaberis et reficieris coram Domino Deo tuo in cunctis, ad quæ extenderis manum tuam. sondern vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du sie essen an dem Orte, den der Herr, dein Gott, erwählen wird, du, dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, und der Levit, der in deinen Städten weilt; und du sollst fröhlich sein und dich vor dem Herrn, deinem Gott, mit allem erquicken, woran du deine Hand gelegt hast. Deuteronomium Dtn 5 12 19 Cave ne derelinquas Levitem in omni tempore quo versaris in terra. Hüte dich, dass du den Leviten nicht übergehest, so lange du lebest in dem Lande.²¹ Deuteronomium Dtn 5 12 19 21 Dein ganzes Leben hindurch. Moses kann nicht sofort alles regeln und betont zwei Dinge: Jene Zehnten usw. sind zum Heiligtum zu bringen; die armen Leviten sind nicht zu vernachlässigen. Deuteronomium Dtn 5 12 2 Subvertite omnia loca, in quibus coluerunt gentes, quas possessuri estis, deos suos super montes excelsos, et colles, et subter omne lignum frondosum. Zerstöret alle Stätten,³ an denen die Völker, welche ihr verdrängen werdet, ihre Götter verehrten, auf den hohen Bergen, und auf den Hügeln, und unter allerlei laubreichen Bäumen. Deuteronomium Dtn 5 12 2 3 Es sind, wie das Folgende zeigt, berge, Hügel, einzelne Bäume. Deuteronomium Dtn 5 12 20 Quando dilataverit Dominus Deus tuus terminos tuos, sicut locutus est tibi, et volueris vesci carnibus, quas desiderat anima tua: Wenn²² der Herr, dein Gott, dein Gebiet erweitert hat,²³ wie er dir verheißen, und du Fleisch essen willst, nach dem deine Seele gelüstet, [Gen 28,14, Ex 34,24, Dtn 19,8] Deuteronomium Dtn 5 12 20 22 V. 20 28 behandeln denselben Gegenstand wie V. 10 19 mit gewissen Auslassungen und Erklärungen, so dass V. 10 19 mehr für die weit vom Heiligtum Wohnenden, V. 20 28 mehr für die näher Wohnenden Weisungen enthält. Deuteronomium Dtn 5 12 20 23 Wie V. 10. Deuteronomium Dtn 5 12 21 Locus autem, quem elegerit Dominus Deus tuus ut sit nomen ejus ibi, si procul fuerit, occides de armentis et pecoribus, quæ habueris, sicut præcepi tibi, et comedes in oppidis tuis, ut tibi placet. der Ort aber, den der Herr, dein Gott, auserwählen wird, dass sein Name daselbst sei, fern ist,²⁴ so schlachte von den Rindern und Schafen, welche du hast, so wie ich es dir geboten habe, und iss es in deinen Städten, wie es dir gefällt. Deuteronomium Dtn 5 12 21 24 Wenn jemand z.B. außerhalb der Stadt des Heiligtums wohnt. Deuteronomium Dtn 5 12 22 Sicut comeditur caprea et cervus, ita vesceris eis: et mundus et immundus in commune vescentur. Wie man das Reh und den Hirsch isst, so sollst du es essen;²⁵ der Reine wie der Unreine mögen es auf gleiche Weise essen. Deuteronomium Dtn 5 12 22 25 Nicht wie ein Opfermahl. Deuteronomium Dtn 5 12 23 Hoc solum cave, ne sanguinem comedas: sanguis enim eorum pro anima est: et idcirco non debes animam comedere cum carnibus: Nur vor einem hüte dich, dass du das Blut nicht issest; denn ihr Blut gilt für ihre Seele; und darum darfst du die Seele nicht mit dem Fleische essen, [Gen 9,4] Deuteronomium Dtn 5 12 24 Sed super terram fundes quasi aquam, sondern sollst es mit Wasser auf die Erde ausgießen, Deuteronomium Dtn 5 12 25 Ut bene sit tibi et filiis tuis post te, cum feceris quod placet in conspectu Domini. auf dass es dir und deinen Söhnen nach dir wohlgehe, wenn du tust, was vor dem Herrn wohlgefällig ist. Deuteronomium Dtn 5 12 26 Quæ autem sanctificaveris, et voveris Domino, tolles, et venies ad locum, quem elegerit Dominus: Was du aber geheiligt und dem Herrn gelobt hast,²⁶ sollst du nehmen und damit an den Ort kommen, den der Herr erwählen wird, Deuteronomium Dtn 5 12 26 26 Opfer, die kraft des Gesetzes oder infolge eines Gelübdes dargebracht werden. Oder: Brand- und Friedopfer. Deuteronomium Dtn 5 12 27 Et offeres oblationes tuas carnem et sanguinem super altare Domini Dei tui: sanguinem hostiarum fundes in altari: carnibus autem ipse vesceris. und deine Opfer,²⁷ das Fleisch und das Blut, auf dem Altare des Herrn, deines Gottes, darbringen; das Blut der Schlachtopfer²⁸ gieße auf den Altar aus, das Fleisch aber darfst du selbst essen. Deuteronomium Dtn 5 12 27 27 Hebr.: Brandopfer. Deuteronomium Dtn 5 12 27 28 Hebr.: Der Friedopfer. Deuteronomium Dtn 5 12 28 Observa et audi omnia quæ ego præcipio tibi, ut bene sit tibi et filiis tuis post te in sempiternum, cum feceris quod bonum est et placitum in conspectu Domini Dei tui, Merke und vernimm alles, was ich dir gebiete, dass es dir und deinen Söhnen nach dir immerdar wohlgehe, wenn du tust, was vor dem Herrn, deinem Gott, gut und wohlgefällig ist.²⁹ Deuteronomium Dtn 5 12 28 29 Was V. 8 27 vorgeschrieben ist. Deuteronomium Dtn 5 12 29 Quando disperdiderit Dominus Deus tuus ante faciem tuam gentes, ad quas ingredieris possidendas, et possederis eas, atque habitaveris in terra earum: Wenn der Herr, dein Gott, die Völker vor dir vertilgt, zu welchen du ziehest, sie zu verdrängen, und wenn du ihrer mächtig geworden und dich in ihrem Lande niedergelassen hast, [Dtn 19,1] Deuteronomium Dtn 5 12 3 Dissipate aras eorum, et confringite statuas, lucos igne comburite, et idola comminuite: disperdite nomina eorum de locis illis. Stürzet ihre Altäre um und zertrümmert ihre Bildsäulen, verbrennet ihre Haine⁴ mit Feuer und zerschlaget ihre Götzenbilder; vertilget ihre Namen von jenen Orten. [Dtn 7,25, 2Makk 12,40] Deuteronomium Dtn 5 12 3 4 Heiligen Bäumen. Diese Dinge waren an sich nicht schlecht, wie das Beispiel Abrahams zeigt, der einen Hain pflanzte [Gen 21,33], unter einer Eiche Altäre errichtete [Gen 12,6] und [Gen 13,18]. Ebenso finden sich rechtmäßige Altäre auf Bergen. [Gen 22,2, Dtn 27,4ff, Ri 6,26, 1Sam 7,1, 1Kön 18,19, 1Chr 2,52] Bilder Gottes freilich kannten auch die Patriarchen nicht. Die Chananiter verbanden indes mit ihrem Kulte viel Abergläubisches, weshalb Bilder, Spitzsäulen, heilige Bäume im mosaischen Gesetze verboten werden. Deuteronomium Dtn 5 12 30 Cave ne imiteris eas, postquam te fuerint introeunte subversæ, et requiras ceremonias earum, dicens: Sicut coluerunt gentes istæ deos suos, ita et ego colam. so hüte dich, sie nachzuahmen, nachdem sie bei deinem Einzuge vernichtet worden, und nach ihren Gebräuchen zu fragen und zu sagen: Wie diese Völker ihre Götter verehrt haben, so will auch ich sie verehren.³⁰ Deuteronomium Dtn 5 12 30 30 Hebr.: So will auch ich tun. Deuteronomium Dtn 5 12 31 Non facies similiter Domino Deo tuo. Omnes enim abominationes, quas aversatur Dominus, fecerunt diis suis, offerentes filios et filias, et comburentes igni. So handle nicht gegen den Herrn, deinen Gott! Denn alles, was dem Herrn ein Greuel ist, was er verabscheut, haben sie für ihre Götter getan, indem sie ihre Söhne und Töchter opferten und sie im Feuer verbrannten. Deuteronomium Dtn 5 12 32 Quod præcipio tibi, hoc tantum facito Domino: nec addas quidquam, nec minuas. Was ich dir gebiete, das allein³¹ tue für den Herrn,³² weder füge etwas hinzu, noch nimm etwas hinweg. Deuteronomium Dtn 5 12 32 31 Diese Beschränkung ist auszutilgen. Deuteronomium Dtn 5 12 32 32 Die drei Neubestimmungen sollen Gesetzeskraft haben. Deuteronomium Dtn 5 12 4 Non facietis ita Domino Deo vestro: Nicht also tuet dem Herrn, eurem Gott;⁵ Deuteronomium Dtn 5 12 4 5 Wenn Gott einen Ort zu seinem Hause wählt. Weder der Ort, noch die Symbole des Kultes stehen euch wie den Heiden zur Wahl frei. Deuteronomium Dtn 5 12 5 Sed ad locum, quem elegerit Dominus Deus vester de cunctis tribubus vestris, ut ponat nomen suum ibi, et habitet in eo, venietis: sondern ihr sollt an den Ort kommen, welchen der Herr, euer Gott, aus allen euren Stämmen erwählen wird, seinen Namen dorthin zu setzen⁶ und dort zu wohnen, Deuteronomium Dtn 5 12 5 6 Als später die Israeliten weit zerstreut waren, brachten einige, den vormosaischen Ritus nachahmend [Ex 20,24ff], Opfer auf von ihnen erbauten Altären dar, wie Gedeon und Samuel. Deuteronomium Dtn 5 12 6 Et offeretis in loco illo holocausta et victimas vestras, decimas et primitias manuum vestrarum, et vota atque donaria, primogenita boum et ovium. und ihr sollt an diesem Orte eure Brandopfer und eure Schlachtopfer,⁷ die Zehnten und die Erstlinge eurer Hände, eure Gelübde und freiwilligen Gaben, und die Erstgeburten eurer Rinder und Schafe darbringen. Deuteronomium Dtn 5 12 6 7 Die übrigen Opfer, welche mit einem Friedmahle schließen. Deuteronomium Dtn 5 12 7 Et comedetis ibi in conspectu Domini Dei vestri: ac lætabimini in cunctis, ad quæ miseritis manum vos et domus vestræ, in quibus benedixerit vobis Dominus Deus vester. Dort sollt ihr vor dem Herrn, eurem Gott, essen und fröhlich sein über alles, woran ihr und eure Familien eure Hand gelegt habt, womit der Herr, euer Gott, euch gesegnet hat. Deuteronomium Dtn 5 12 8 Non facietis ibi quæ nos hic facimus hodie, singuli quod sibi rectum videtur. Dort sollt ihr nicht tun, was wir heute hier tun, ein jeder nach seinem Gutdünken; Deuteronomium Dtn 5 12 9 Neque enim usque in præsens tempus venistis ad requiem, et possessionem, quam Dominus Deus vester daturus est vobis. denn bis zur Zeit seid ihr noch nicht zur Ruhe und zu dem Erbbesitze gelangt,⁸ welchen der Herr, euer Gott, euch geben will. Deuteronomium Dtn 5 12 9 8 Bundeslade und Volk sollen im verheißenen Lande volle Ruhe finden. Deuteronomium Dtn 5 0 1 b. Warnung, sich von falschen Propheten oder selbst durch Verwandte von dem einen wahren Gott abwendig machen zu lassen; vielmehr sollen die Israeliten alle Verführer fern halten und die Abtrünnigen in den Bann tun. Deuteronomium Dtn 5 13 1 Si surrexerit in medio tui prophetes, aut qui somnium vidisse se dicat, et prædixerit signum atque portentum, Wenn in deiner Mitte ein Prophet oder jemand auftritt, der behauptet, einen Traum gehabt zu haben, und sagt ein Zeichen oder ein Wunder vorher,¹ Deuteronomium Dtn 5 13 1 1 Stellt dir in Aussicht, wie Isaias dem Könige Achaz. [Jes 7,10ff] Deuteronomium Dtn 5 13 10 Lapidibus obrutus necabitur: quia voluit te abstrahere a Domino Deo tuo, qui eduxit te de terra gypti de domo servitutis: Er werde zu Tode gesteinigt, weil er dich von dem Herrn, deinem Gott, abwenden wollte, der dich aus dem Lande Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft, herausgeführt hat, Deuteronomium Dtn 5 13 11 Ut omnis Israel audiens timeat, et nequaquam ultra faciat quippiam hujus rei simile. damit¹² ganz Israel es höre, und sich fürchte, und fernerhin nicht mehr etwas dergleichen tue. Deuteronomium Dtn 5 13 11 12 Besser: und. Deuteronomium Dtn 5 13 12 Si audieris in una urbium tuarum, quas Dominus Deus tuus dabit tibi ad habitandum, dicentes aliquos: Wenn du in einer deiner Städte,¹³ welche der Herr, dein Gott, dir zur Wohnung geben wird, einige sagen hörst: Deuteronomium Dtn 5 13 12 13 Gehört zu V. 13: Es sind ausgegangen aus einer deiner Städte. Es handelt sich um ein Ärgernis, das eine ganze Stadt gibt und das eine kriegerische Expedition fordert. Deuteronomium Dtn 5 13 13 Egressi sunt filii Belial de medio tui, et averterunt habitatores urbis suæ, atque dixerunt: Eamus, et serviamus diis alienis quos ignoratis: Es sind aus deiner Mitte Söhne Belials¹⁴ ausgegangen, und haben die Einwohner ihrer Stadt abwendig gemacht, und gesagt: Lasset uns hingehen und fremden Göttern dienen, welche ihr nicht kennt, Deuteronomium Dtn 5 13 13 14 Des Bösewichtes, Beiname des Satans. So energisch aber die Unterdrückung des Übels ist, so wenig darf vorgegangen werden ohne genaue Feststellung der Schuld. Deuteronomium Dtn 5 13 14 Quære sollicite et diligenter, rei veritate perspecta, si inveneris certum esse quod dicitur, et abominationem hanc opere perpetratam, so forsche sorglich und eifrig nach, und wenn du die Wahrheit entdeckt hast und findest, dass es sich so verhält, wie man sagt, und dass dieser Greuel in der Tat verübt ist, Deuteronomium Dtn 5 13 15 Statim percuties habitatores urbis illius in ore gladii, et delebis eam ac omnia, quæ in illa sunt, usque ad pecora. so sollst du alsbald die Bewohner jener Stadt mit der Schärfe des Schwertes schlagen und sie mit allem, was darin ist, bis zum Vieh herab, vertilgen. Deuteronomium Dtn 5 13 16 Quidquid etiam supellectilis fuerit, congregabis in medio platearum ejus, et cum ipsa civitate succendes, ita ut universa consumas Domino Deo tuo, et sit tumulus sempiternus: non ædificabitur amplius, Alle Gerätschaften aber sammle in der Mitte ihrer Straßen¹⁵ und verbrenne sie mit der Stadt, so dass du alles für den Herrn, deinen Gott, vernichtest; und sie soll ein Schutthaufen bleiben, auf ewig und nicht wieder aufgebaut werden; Deuteronomium Dtn 5 13 16 15 Richtiger: Ihres Marktplatzes. Deuteronomium Dtn 5 13 17 Et non adhærebit de illo anathemate quidquam in manu tua: ut avertatur Dominus ab ira furoris sui, et misereatur tui, multiplicetque te sicut juravit patribus tuis, und von dem mit diesem Banne Belegten soll nichts in deiner Hand bleiben;¹⁶ damit der Herr von seinem grimmigen Zorne ablasse, und sich deiner erbarme,¹⁷ und dich mehre, wie er deinen Vätern zugeschworen hat, Deuteronomium Dtn 5 13 17 16 Durch dieses Verbot wurden selbstsüchtige Motive der Bannvollstreckung ferngehalten. Deuteronomium Dtn 5 13 17 17 Der Zorn Jahves gilt der Gesamtheit, bis das unnütze Glied abgeschnitten ist. Deuteronomium Dtn 5 13 18 Quando audieris vocem Domini Dei tui, custodiens omnia præcepta ejus, quæ ego præcipio tibi hodie, ut facias quod placitum est in conspectu Domini Dei tui. wenn du auf die Stimme des Herrn, deines Gottes, hörst, indem du alle seine Gebote hältst,¹⁸ die ich dir heute anbefehle, dass du tuest, was in den Augen des Herrn, deines Gottes, wohlgefällig ist. Deuteronomium Dtn 5 13 18 18 Besser wohl: Fürwahr, du wirst auf die Stimme deines Gottes hören, indem du alle seine Gebote beobachtest. Nach diesem Gesetze verfuhren die Israeliten [Jos 22,12]. Deuteronomium Dtn 5 13 2 Et evenerit quod locutus est, et dixerit tibi: Eamus, et sequamur deos alienos quos ignoras, et serviamus eis: und es trifft ein, was er verkündet hat,² und er spricht zu dir: Lasset uns hingehen und fremden Göttern folgen, die du nicht kennst,³ und ihnen dienen, Deuteronomium Dtn 5 13 2 2 Dies ist also möglich. Vergl. [Mt 24,24, 2Thess 2,9, Offb 13,13.14]. Deuteronomium Dtn 5 13 2 3 Die sich nicht durch richtendes und rettendes Eingreifen in Israels Schicksal ein Anrecht auf seine dankbare Verehrung erworben haben, wie Jahve. Deuteronomium Dtn 5 13 3 Non audies verba prophetæ illius aut somniatoris: quia tentat vos Dominus Deus vester, ut palam fiat utrum diligatis eum an non, in toto corde, et in tota anima vestra. so höre nicht auf die Worte dieses Propheten oder Träumers; denn der Herr, euer Gott, stellt euch auf die Probe,⁴ damit es offenbar werde, ob ihr ihn aus ganzem Herzen und aus eurer ganzen Seele liebt, oder nicht. Deuteronomium Dtn 5 13 3 4 Erlaubt euch zu versuchen. Gegen Wissen und Absicht des falschen Propheten will Jahve Israel erproben. Keine Autorität darf von der besser bekräftigten Religion und der Bundespflicht [Dtn 6,5] abziehen, sondern diese dienen jener als Kriterium. Deuteronomium Dtn 5 13 4 Dominum Deum vestrum sequimini, et ipsum timete, et mandata illius custodite, et audite vocem ejus: ipsi servietis, et ipsi adhærebitis. Dem Herrn, eurem Gott, folget nach, und ihn fürchtet, und seine Gebote beobachtet, und auf seine Stimme höret; ihm dienet und ihm hänget an.⁵ Deuteronomium Dtn 5 13 4 5 Wie [Dtn 12,28]. Deuteronomium Dtn 5 13 5 Propheta autem ille aut fictor somniorum interficietur: quia locutus est ut vos averteret a Domino Deo vestro, qui eduxit vos de terra gypti, et redemit vos de domo servitutis: ut errare te faceret de via, quam tibi præcepit Dominus Deus tuus: et auferes malum de medio tui. Jener Prophet oder Traumerdichter aber soll getötet werden; denn er hat geredet, um euch von dem Herrn, euerm Gott, der euch aus dem Lande Ägypten herausgeführt und euch aus dem Hause der Knechtschaft erlöst hat, abwendig zu machen, um dich von dem Wege, den der Herr, dein Gott, dir geboten, auf Irrwege zu führen;⁶ und so sollst du das Böse aus deiner Mitte hinwegschaffen.⁷ Deuteronomium Dtn 5 13 5 6 Der falsche Prophet bedient sich seiner scheinbaren Autorität, doch nichts soll dich wankend machen. Deuteronomium Dtn 5 13 5 7 Indem an dem Täter das Todesurteil vollzogen wird. Deuteronomium Dtn 5 13 6 Si tibi voluerit persuadere frater tuus, filius matris tuæ, aut filius tuus vel filia, sive uxor quæ est in sinu tuo, aut amicus, quem diligis ut animam tuam, clam dicens: Eamus, et serviamus diis alienis, quos ignoras tu, et patres tui, Wenn dein Bruder, der Sohn deiner Mutter, oder dein Sohn, oder deine Tochter, oder das Weib an deinem Busen, oder der Freund, den du wie dein Leben liebst,⁸ dir heimlich zuredet: Lass uns hingehen und fremden Göttern dienen, welche du nicht kennst, noch deine Väter, Deuteronomium Dtn 5 13 6 8 Der Versucher ist lieb, die Versuchung geheim, dennoch ist nicht weiter auf jenen zu hören, sondern seine Tat alsbald kundzutun. Der Götzendienst musste zur Zeit die schlimmste Gefahr sein. Deuteronomium Dtn 5 13 7 Cunctarum in circuitu gentium, quæ juxta vel procul sunt, ab initio usque ad finem terræ, den Göttern aller Völker, ringsherum, nah oder fern, von einem Ende der Erde zum andern, Deuteronomium Dtn 5 13 8 Non acquiescas ei, nec audias, neque parcat ei oculus tuus ut miserearis et occultes eum, so willige nicht ein, und höre nicht auf ihn, und dein Auge schone seiner nicht, dass du Mitleid hegen und ihn verbergen möchtest,⁹ Deuteronomium Dtn 5 13 8 9 Die Blutsverwandtschaft gilt nichts gegenüber der Bundespflicht [Dtn 33,9, Ex 32,27]. Die Eltern sind in der Aufzählung übergangen, weil von ihnen nicht Verführung erwartet wird, sondern das Gegenteil [Dtn 4,9, Dtn 6,7, Dtn 11,19] und mit Rücksicht auf [Dtn 5,16]. Ebenso der Ehemann, weil hier von Moses Weiber nicht angeredet werden. Deuteronomium Dtn 5 13 9 Sed statim interficies: sit primum manus tua super eum, et postea omnis populus mittat manum. sondern töte ihn alsbald.¹⁰ Deine Hand erhebe sich zuerst wider ihn¹¹ und darnach lege das ganze Volk Hand an. Deuteronomium Dtn 5 13 9 10 Nach Samar. und Septuag geht ein richterliches Verfahren voraus. Dasselbe deuten die folgenden Worte an. Vergl. auch [Dtn 19,5, Num 35,30]. Deuteronomium Dtn 5 13 9 11 Bei der Steinigung. Deuteronomium Dtn 5 0 1 c. Verschiedene, die gesetzliche Reinheit und die Verehrung Gottes betreffende Vorschriften: heidnische Gebräuche meidend, sollen die Israeliten den Unterschied zwischen reinen und unreinen Speisen beobachten und treu den Zehnten entrichten. Deuteronomium Dtn 5 14 1 Filii estote Domini Dei vestri: non vos incidetis, nec facietis calvitium super mortuo. Seid¹ Söhne des Herrn, eures Gottes; machet euch keine Einschnitte² und scheret euch nicht kahl um eines Toten willen,³ Deuteronomium Dtn 5 14 1 1 Besser: Ihr seid. Da Israel der erstgeborene Sohn Jahves ist in Kraft der göttlichen Wahl, Liebe und Erziehung [Ex 4,22, Hos 11,1], ist jeder Israelit der Sohnschaft Gottes teilhaftig. Diese verpflichtet ihn, das Wesen Jahves an sich darzustellen, also besonders seine Heiligkeit. Die Ausprägung dieser Heiligkeit am eigenen Leibe wird V. 1, V. 2, im Gebrauche der Nahrung aus der Tierwelt V. 3-21 nach diesen zwei Seiten ähnlich durchgeführt wie [Lev 19,27]. V. 1, V. 2 enthalten also das tiefste Motiv der folgenden Vorschriften. Deuteronomium Dtn 5 14 1 2 Durch solche Bezeugung wilden Schmerzes wird die gottgeweihte Unversehrtheit des menschlichen Leibes verletzt. Deuteronomium Dtn 5 14 1 3 Am Vorderkopf, an der Stirn. Es ist gleichsam eine Verstümmelung des anerschaffenen Kopfschmuckes des Hauptes. Deuteronomium Dtn 5 14 10 Quæ absque pinnulis et squamis sunt, ne comedatis, quia immunda sunt. die, welche keine Floßfedern und Schuppen haben, esset nicht, denn sie sind unrein. Deuteronomium Dtn 5 14 11 Omnes aves mundas comedite. Alle reinen Vögel esset; Deuteronomium Dtn 5 14 12 Immundas ne comedatis: aquilam scilicet, et gryphem, et haliaetum, unreine sollt ihr nicht essen, nämlich: den Adler,¹² den Greifgeier, den Meeradler, Deuteronomium Dtn 5 14 12 12 Allgemeiner Ausdruck, der schwerlich zwischen Adler- und Geierarten unterscheidet. Deuteronomium Dtn 5 14 13 Ixion, et vulturem ac milvum juxta genus suum: die Weihe, den Geier,¹³ den Hühnergeier und dessen Arten; Deuteronomium Dtn 5 14 13 13 Falken. Deuteronomium Dtn 5 14 14 Et omne corvini generis, alles, was zum Rabengeschlechte gehört, Deuteronomium Dtn 5 14 15 Et struthionem, ac noctuam, et larum, atque accipitrem juxta genus suum: den Strauß, die Nachteule,¹⁴ die Möwe, den Sperber nach seinen Arten; Deuteronomium Dtn 5 14 15 14 Kuckuck. Deuteronomium Dtn 5 14 16 Herodium ac cygnum, et ibin, den Reiher,¹⁵ den Schwan,¹⁶ den Ibis,¹⁷ Deuteronomium Dtn 5 14 16 15 Kauz. Deuteronomium Dtn 5 14 16 16 Uhu. Deuteronomium Dtn 5 14 16 17 Nachteule. Deuteronomium Dtn 5 14 17 Ac mergulum, porphyrionem, et nycticoracem, den Taucher, den Purpurvogel, den Nachtraben,¹⁸ Deuteronomium Dtn 5 14 17 18 Pelikan, Aasgeier, Sturzpelikan. Deuteronomium Dtn 5 14 18 Onocrotalum, et charadrium, singula in genere suo: upupam quoque et vespertilionem. den Pelikan, den Regenpfeifer, alle mit ihren Arten, den Wiedehopf und die Fledermaus.¹⁹ Deuteronomium Dtn 5 14 18 19 Storch, Reiher nach seinen Arten, Wiedehopf, Fledermaus. Deuteronomium Dtn 5 14 19 Et omne quod reptat et pennulas habet, immundum erit, et non comedetur. Auch alles, was kriecht und Flügel hat, soll unrein sein und nicht gegessen werden. Deuteronomium Dtn 5 14 2 Quoniam populus sanctus es Domino Deo tuo: et te elegit ut sis ei in populum peculiarem de cunctis gentibus, quæ sunt super terram. denn du bist ein dem Herrn, deinem Gott, geheiligtes Volk; und er hat dich aus allen Völkern, die auf Erden sind, auserwählt, dass du ein ihm eigenes Volk seiest.⁴ [Dtn 7,6, Dtn 26,18] Deuteronomium Dtn 5 14 2 4 Das ursprüngliche Gesetz [Lev 11,3-20]. Dieses bietet [Lev 11,8.23-25] eine Erklärung, welche das Deuteronomium nicht wiederholt. Deuteronomium Dtn 5 14 20 Omne quod mundum est, comedite. Alles, was rein ist, dürft ihr essen. Deuteronomium Dtn 5 14 21 Quidquid autem morticinum est, ne vescamini ex eo. Peregrino, qui intra portas tuas est, da ut comedat, aut vende ei: quia tu populus sanctus Domini Dei tui es. Non coques hdum in lacte matris suæ. Was aber gefallen ist, davon esset nicht. Dem Fremden, der innerhalb deiner Tore weilt, magst du es zu essen geben oder es ihm verkaufen; denn du bist ein dem Herrn, deinem Gott, geheiligtes Volk. Du sollst das Böcklein nicht in der Milch seiner Mutter kochen. [Ex 23,19, Ex 34,26] Deuteronomium Dtn 5 14 22 Decimam partem separabis de cunctis fructibus tuis qui nascuntur in terra per annos singulos, Sondere den zehnten Teil von allen deinen Früchten ab,²⁰ welche auf dem Felde²¹ Jahr für Jahr wachsen, Deuteronomium Dtn 5 14 22 20 Die Lösung der Zehnten war allbekannt. (Abraham [Gen 14,20], Jakob [Gen 28,22] Joseph zwei Zehnten [Gen 47,24]) [Lev 18,21-24]. Die von Moses gegebene Vorschrift wurde durch verschiedene Umstände nicht feste Gewohnheit, durch Habsucht, Nachlässigkeit und Not geschmälert und in Vergessenheit gebracht. Deuteronomium Dtn 5 14 22 21 So werden die Tiere ausgeschlossen. Deuteronomium Dtn 5 14 23 Et comedes in conspectu Domini Dei tui in loco, quem elegerit, ut in eo nomen illius invocetur, decimam frumenti tui, et vini, et olei, et primogenita de armentis et ovibus tuis: ut discas timere Dominum Deum tuum omni tempore. und verzehre sie vor dem Herrn, deinem Gott, an dem Orte, den er erwählt hat, damit sein Name daselbst angerufen werde, den Zehnten deines Getreides und Weines und Öles, und die Erstgeburten deiner Rinder und Schafe; damit du den Herrn, deinen Gott, allezeit fürchten lernst.²² Deuteronomium Dtn 5 14 23 22 Durch die Darstellung von Zehnt und Erstgeburt vor Jahve bekennen sie ihre Abhängigkeit von seinem Segen und schärfen ihr Abhängigkeitsgefühl. Deuteronomium Dtn 5 14 24 Cum autem longior fuerit via, et locus quem elegerit Dominus Deus tuus, tibique benedixerit, nec potueris ad eum hæc cuncta portare, Wenn aber der Weg zu weit und der Ort, den der Herr, dein Gott, auserwählt hat, zu fern ist, und er dich segnet, und du kannst dies nicht alles dorthin tragen, Deuteronomium Dtn 5 14 25 Vendes omnia, et in pretium rediges, portabisque manu tua, et proficisceris ad locum, quem elegerit Dominus Deus tuus: so verkaufe alles und tausche dafür Geld ein, und nimm den Erlös mit dir, und begib dich an den Ort, den der Herr, dein Gott, erwählt hat,²³ Deuteronomium Dtn 5 14 25 23 Eine ähnliche Vergünstigung [Dtn 12,15ff], ebenso [Dtn 12,21]. Deuteronomium Dtn 5 14 26 Et emes ex eadem pecunia quidquid tibi placuerit, sive ex armentis, sive ex ovibus, vinum quoque et siceram, et omne quod desiderat anima tua: et comedes coram Domino Deo tuo, et epulaberis tu et domus tua: und kaufe für dieses Geld alles, was dir gefällt, Rinder oder Schafe, auch Wein und starkes Getränk, und alles, was deine Seele verlangt; und iss vor dem Herrn, deinem Gott, und halte ein Mahl, du und deine Familie, Deuteronomium Dtn 5 14 27 Et Levites qui intra portas tuas est, cave ne derelinquas eum, quia non habet aliam partem in possessione tua. und der Levit, der innerhalb deiner Tore ist; habe Acht, dass du ihn nicht übergehest, denn er hat keinen anderen Anteil in deinem Besitztume. Deuteronomium Dtn 5 14 28 Anno tertio separabis aliam decimam ex omnibus quæ nascuntur tibi eo tempore: et repones intra januas tuas. Im dritten Jahre sollst du einen andern Zehnten von allem, was dir zu jener Zeit wächst, absondern und in deinen Toren niederlegen.²⁴ Deuteronomium Dtn 5 14 28 24 Hebr.: Am Ende von drei Jahren sollst du den gesamten Zehnten von deinem Ertrage in jenem dritten Jahre herausgeben und in deinem Wohnorte niederlegen. Im dritten Jahre ist kein Abzug zu machen für die Zehntmahlzeit. Es ist zwischen [Lev 27] und [Num 18] einerseits und [Dtn 14] andererseits eine Differenz, welche die Juden durch die Annahme zweier verschiedener Zehnten auszugleichen suchten. (Vergl. [Tob 1] in der Sept. Vulg. V. 6ff) Die späteren Juden erfassten indes oftmals nicht den Sinn früherer Gesetze und fielen in die einfachere und leichtere Praxis der Patriarchen zurück. Deuteronomium Dtn 5 14 29 Venietque Levites qui aliam non habet partem nec possessionem tecum, et peregrinus ac pupillus et vidua, qui intra portas tuas sunt, et comedent et saturabuntur: ut benedicat tibi Dominus Deus tuus in cunctis operibus manuum tuarum quæ feceris. Dann möge der Levit, welcher keinen andern Anteil noch Erbbesitz mit dir hat, der Fremdling, die Waise und die Witwe, die innerhalb deiner Tore sind, kommen, und essen, und sich sättigen; dass der Herr, dein Gott, dich bei allen Werken deiner Hände, die du unternimmst, segne. Deuteronomium Dtn 5 14 3 Ne comedatis quæ immunda sunt. Esset nicht, was unrein⁵ ist. [Lev 11,4] Deuteronomium Dtn 5 14 3 5 Hebr.: Greuelhaft. Die Abgrenzung des Unreinen im Gesetze schloss sich der bereits beobachteten Sitte wohl möglichst eng an. Deuteronomium Dtn 5 14 4 Hoc est animal, quod comedere debetis: Bovem, et ovem, et capram, Dies sind die Tiere, die ihr essen dürft: Rind, Schaf, Ziege, Deuteronomium Dtn 5 14 5 Cervum et capream, bubalum, tragelaphum, pygargum, orygem, camelopardalum. Hirsch, Reh, Büffel,⁶ Steinbock, Gazelle,⁷ Bergziege und Giraffe.⁸ Deuteronomium Dtn 5 14 5 6 Hebr. nach anderen: Hirsch, Gazelle, Damhirsch. Deuteronomium Dtn 5 14 5 7 Antilope Deuteronomium Dtn 5 14 5 8 Wildstier und Springbock. Deuteronomium Dtn 5 14 6 Omne animal, quod in duas partes findit ungulam, et ruminat, comedetis. Jedes Tier, welches die Hufe in zwei Teile gespalten hat und wiederkäut, dürft ihr essen.⁹ Deuteronomium Dtn 5 14 6 9 [Lev 11,3] Deuteronomium Dtn 5 14 7 De his autem quæ ruminant, et ungulam non findunt, comedere non debetis, ut camelum, leporem, choerogryllum: hæc quia ruminant, et non dividunt ungulam, immunda erunt vobis. Von denen aber, welche wiederkäuen und keine gespaltenen Hufe haben,¹⁰ sollt ihr nicht essen, wie: das Kamel, den Hasen, den Igel;¹¹ diese wiederkäuen zwar, haben aber keine gespaltenen Klauen, deshalb sollen sie euch unrein sein. Deuteronomium Dtn 5 14 7 10 Hebr.: Die Klauen nicht gespaltet haben. Deuteronomium Dtn 5 14 7 11 Klippdachs. Deuteronomium Dtn 5 14 8 Sus quoque quoniam dividit ungulam, et non ruminat, immunda erit: carnibus eorum non vescemini, et cadavera non tangetis. Auch das Schwein soll unrein sein, weil es zwar gespaltene Klauen hat, aber nicht wiederkäut; ihr Fleisch sollt ihr nicht essen und ihr Aas nicht berühren. Deuteronomium Dtn 5 14 9 Hæc comedetis ex omnibus quæ morantur in aquis: Quæ habent pinnulas et squamas, comedite: Diese dürft ihr essen von allen Tieren, die sich im Wasser aufhalten: Alle, welche Floßfedern und Schuppen haben, esset; Deuteronomium Dtn 5 0 1 Die Israeliten sollten im siebenten Jahre den Erlass gewähren (V. 18), die Erstgeburten der Tiere Gott weihen. Deuteronomium Dtn 5 15 1 Septimo anno facies remissionem, Im siebenten Jahre sollst du einen Erlass stattfinden lassen; Deuteronomium Dtn 5 15 10 Sed dabis ei: nec ages quippiam callide in ejus necessitatibus sublevandis: ut benedicat tibi Dominus Deus tuus in omni tempore, et in cunctis ad quæ manum miseris. Vielmehr gib ihm und handle nicht hinterlistig, wenn du seiner Not abhilfst, damit der Herr, dein Gott, dich allezeit⁴ und in allem segne,⁵ was deine Hand unternimmt. Deuteronomium Dtn 5 15 10 4 Fehlt im Hebräischen. Richtiger ist zu ergänzen: im nächsten Jahre. Es handelt sich um den V. 4 verheißenen Segen. Deuteronomium Dtn 5 15 10 5 Wenn die Israeliten sich gegenseitig Barmherzigkeit erweisen, werden sie von anderen Völkern reich werden. Deuteronomium Dtn 5 15 11 Non deerunt pauperes in terra habitationis tuæ: idcirco ego præcipio tibi ut aperias manum fratri tuo egeno et pauperi, qui tecum versatur in terra. Arme werden im Lande deines Wohnsitzes nicht fehlen;⁶ darum gebiete ich dir, dass du deinem dürftigen Bruder und dem Armen, der bei dir in dem Lande weilt, deine Hand auftuest. [Mt 26,11] Deuteronomium Dtn 5 15 11 6 Gegensatz zu V. 4, wie zwischen Ideal und Wirklichkeit. Deuteronomium Dtn 5 15 12 Cum tibi venditus fuerit frater tuus Hebræus, aut Hebræa, et sex annis servierit tibi, in septimo anno dimittes eum liberum: Wenn sich dir dein Bruder, ein Hebräer oder eine Hebräerin, verkauft⁷ und dir sechs Jahre gedient hat, so sollst du ihn im siebenten Jahre freilassen; [Ex 21,2, Jer 34,14] Deuteronomium Dtn 5 15 12 7 Notgedrungen aus Armut und Verschuldung. Deuteronomium Dtn 5 15 13 Et quem libertate donaveris, nequaquam vacuum abire patieris: und wenn du ihm die Freiheit schenkst, so sollst du ihn nicht leer fortgehen lassen,⁸ Deuteronomium Dtn 5 15 13 8 Dieses kleine Opfer ist nicht nur einmal zu leisten, sondern die Verpflichtung dazu liegt immer ob, und deshalb sollen die Israeliten sich ein wohlwollendes Herz wahren. Deuteronomium Dtn 5 15 14 Sed dabis viaticum de gregibus, et de area, et torculari tuo, quibus Dominus Deus tuus benedixerit tibi. sondern ihm Wegzehrung geben⁹ von deinen Herden, deiner Tenne, und deiner Kelter, mit denen dich der Herr, dein Gott, gesegnet hat. Deuteronomium Dtn 5 15 14 9 Nach dem Hebr. reichlich gesegnet. Deuteronomium Dtn 5 15 15 Memento quod et ipse servieris in terra gypti, et liberaverit te Dominus Deus tuus, et idcirco ego nunc præcipio tibi. Gedenke, dass auch du im Lande Ägypten in Knechtschaft warst und der Herr, dein Gott, dich frei gemacht hat; und darum gebe ich dir heute dies Gebot. Deuteronomium Dtn 5 15 16 Sin autem dixerit: Nolo egredi: eo quod diligat te, et domum tuam, et bene sibi apud te esse sentiat: Wenn er aber sagt: Ich will nicht weggehen, weil er dich und dein Haus lieb hat und fühlt, dass es ihm bei dir wohlgeht, Deuteronomium Dtn 5 15 17 Assumes subulam, et perforabis aurem ejus in janua domus tuæ, et serviet tibi usque in æternum: ancillæ quoque similiter facies. so nimm einen Pfriemen und bohre ihn durch sein Ohr an die Türe deines Hauses,¹⁰ und er soll auf immer dein Knecht sein, und ebenso sollst du auch mit einer Magd tun.¹¹ Deuteronomium Dtn 5 15 17 10 An die Tür des eigenen Hauses als Zeichen der Hörigkeit gegen dasselbe. Das Verfahren [Ex 21,6] erscheint hier vereinfacht. Deuteronomium Dtn 5 15 17 11 Das Privileg [Ex 21,2-6] wird hier auf alle Frauen ausgedehnt, auch auf die, welche keine Ehe erwarten dürfen. Deuteronomium Dtn 5 15 18 Non avertas ab eis oculos tuos, quando dimiseris eos liberos: quoniam juxta mercedem mercenarii per sex annos servivit tibi: ut benedicat tibi Dominus Deus tuus in cunctis operibus quæ agis. Wende deine Augen nicht von ihnen, wenn du sie freilässest; denn sie haben dir sechs Jahre hindurch um den Lohn eines Tagelöhners gedient; auf dass der Herr, dein Gott, dich segne in allen Werken, welche du unternimmst.¹² Deuteronomium Dtn 5 15 18 12 Hebr.: es soll dich nicht schwer ankommen, wenn du ihn frei ausgehen lassen musst, denn für das Doppelte des Lohnes eines Tagelöhners hat er dir sechs Jahre lang gedient, - so wird dich Jahve, dein Gott, segnen in allem, was du tust. Die Hauptsache ist: Durch sechs Jahre, während kein Tagelöhner seinem Herrn so lange dienen braucht. Der Taglöhner, der nicht nur genährt, sondern auch bezahlt sein will, wäre dem Herrn doppelt so teuer zu stehen gekommen. Deuteronomium Dtn 5 15 19 De primogenitis, quæ nascuntur in armentis, et in ovibus tuis, quidquid est sexus masculini, sanctificabis Domino Deo tuo. Non operaberis in primogenito bovis, et non tondebis primogenita ovium. Jedes Erstgeborene männlichen Geschlechtes, das von deinen Rindern und Schafen zur Welt kommt, sollst du dem Herrn, deinem Gott, weihen.¹³ Du sollst mit dem Erstgeborenen des Rindes nicht arbeiten, und die Erstgeborenen der Schafe sollst du nicht scheren. Deuteronomium Dtn 5 15 19 13 Die Erstgeburten der opferbaren Tiere sind innerhalb eines Jahres in den Tempel zu bringen und dort als Friedopfer darzubringen. Das gleiche Gesetz [Ex 13,2.12, Ex 34,19], u. a. Die Ausdehnung der Frist über acht Tage hinaus war eine Folge der Bindung des Opfers an das Zentralheiligtum. Deuteronomium Dtn 5 15 2 Quæ hoc ordine celebrabitur. Cui debetur aliquid ab amico vel proximo ac fratre suo, repetere non poterit, quia annus remissionis est Domini. mit diesem soll es also gehalten werden: Jeder, dem sein Freund, oder Nächster, oder Bruder etwas schuldet, soll es nicht zurückfordern können,¹ weil es das Erlassjahr des Herrn ist. Deuteronomium Dtn 5 15 2 1 Hebr.: Soll seine Hand nachlassen: In diesem Jahre darf der Gläubiger nicht drängen, sondern muss stunden. Diese Vorschrift ist ein notwendiger Zusatz zu [Ex 23,10-12], da der Schuldner in diesem Jahre von seinem Acker keinen Ertrag hatte. Im Hebr. folgt: Was er seinem Nächsten (einem Israeliten) geliehen haben wird. Deuteronomium Dtn 5 15 20 In conspectu Domini Dei tui comedes ea per annos singulos in loco, quem elegerit Dominus, tu et domus tua. Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du sie alljährlich essen, an dem Orte, welchen der Herr erwählt, du und deine Familie. Deuteronomium Dtn 5 15 21 Sin autem habuerit maculam, vel claudum fuerit, vel cæcum, aut in aliqua parte deforme vel debile, non immolabitur Domino Deo tuo. Wenn es aber einen Fehler hat, lahm ist, oder blind, oder an einem Teile missgestaltet oder schwächlich, so soll es dem Herrn, deinem Gott, nicht als Opfer dargebracht werden, [Lev 22,20.21, Sir 35,14] Deuteronomium Dtn 5 15 22 Sed intra portas urbis tuæ comedes illud: tam mundus quam immundus similiter vescentur eis quasi caprea, et cervo. sondern innerhalb der Tore deiner Stadt magst du es essen: der Reine wie der Unreine mögen es essen, wie ein Reh oder einen Hirsch.¹⁴ Deuteronomium Dtn 5 15 22 14 Als gewöhnliche, nicht heilige Mahlzeit. Der Hirsch diente nie zu heiligem Gebrauche. Deuteronomium Dtn 5 15 23 Hoc solum observabis, ut sanguinem eorum non comedas, sed effundes in terram quasi aquam. Nur habe Acht, dass du ihr Blut nicht genießest, sondern gieße es auf die Erde aus wie Wasser. Deuteronomium Dtn 5 15 3 A peregrino et advena exiges: civem et propinquum repetendi non habebis potestatem. Von dem Fremden und Ankömmling magst du es zurückfordern; aber von deinem Mitbürger und Nächsten es zurückzufordern, soll dir nicht zustehen. Deuteronomium Dtn 5 15 4 Et omnino indigens et mendicus non erit inter vos: ut benedicat tibi Dominus Deus tuus in terra, quam traditurus est tibi in possessionem. Einen ganz Armen und Bettler gebe es nicht unter euch, damit der Herr, dein Gott, dich in dem Lande segne, welches er dir zum Besitze geben wird.² Deuteronomium Dtn 5 15 4 2 Jahves Segensfülle wird dies möglich machen, doch hängt die Erfüllung von der Bedingung V. 5 ab. Was in Wirklichkeit zu erwarten ist, besagt V. 11. Deuteronomium Dtn 5 15 5 Si tamen audieris vocem Domini Dei tui, et custodieris universa quæ jussit, et quæ ego hodie præcipio tibi, benedicet tibi, ut pollicitus est. Wenn du nur auf die Stimme des Herrn, deines Gottes, hörst und alles hältst, was er geboten hat und was ich dir heute befehle,³ so wird er dich segnen, wie er verheißen hat. Deuteronomium Dtn 5 15 5 3 Es handelt sich besonders um dies eine Gebot. Deuteronomium Dtn 5 15 6 Fnerabis gentibus multis, et ipse a nullo accipies mutuum. Dominaberis nationibus plurimis, et tui nemo dominabitur: Du wirst vielen Völkern leihen und selbst von niemand zu entlehnen brauchen. Du wirst über sehr viele Völker herrschen und über dich wird niemand herrschen. Deuteronomium Dtn 5 15 7 Si unus de fratribus tuis, qui morantur intra portas civitatis tuæ in terra, quam Dominus Deus tuus daturus est tibi, ad paupertatem venerit: non obdurabis cor tuum, nec contrahes manum, Wenn einer deiner Brüder, die innerhalb der Tore deiner Stadt in dem Lande weilen, welches der Herr, dein Gott, dir geben will, in Armut gerät, so sollst du dein Herz nicht verhärten und deine Hand nicht verschließen, Deuteronomium Dtn 5 15 8 Sed aperies eam pauperi, et dabis mutuum, quo eum indigere perspexeris. sondern sie dem Armen öffnen und ihm leihen, was du siehest, dass er bedarf. [Mt 5,42, Lk 6,34] Deuteronomium Dtn 5 15 9 Cave ne forte subrepat tibi impia cogitatio, et dicas in corde tuo: Appropinquat septimus annus remissionis; et avertas oculos tuos a paupere fratre tuo, nolens ei quod postulat mutuum commodare: ne clamet contra te ad Dominum, et fiat tibi in peccatum. Hüte dich, dass dich nicht etwa der lieblose Gedanke beschleiche, dass du in deinem Herzen sagst: Das siebente Jahr, das Erlassjahr, ist nahe, und du also deine Augen von deinem armen Bruder abwendest und ihm nicht leihen wollest, was er verlangt, damit er nicht zum Herrn wider dich rufe und es dir zur Sünde werde. Deuteronomium Dtn 5 0 1 Die Israeliten sollen die drei größeren Feste zu den bestimmten Zeiten vor dem Herrn feiern. (V. 17) B. Pflichten des öffentlichen, bürgerlichen wie religiösen Lebens. (16,18 20,20) a. Pflichten des bürgerlichen Lebens: Die Israeliten sollen gerechte Richter in den einzelnen Städten einsetzen. Deuteronomium Dtn 5 16 1 Observa mensem novarum frugum, et verni primum temporis, ut facias Phase Domino Deo tuo: quoniam in isto mense eduxit te Dominus Deus tuus de gypto nocte. Habe Acht¹ auf den Monat der neuen Früchte,² den ersten im Frühling, dass du dem Herrn, deinem Gott, das Phase haltest; denn in diesem Monate hat dich der Herr, dein Gott, in der Nacht aus Ägypten geführt. Deuteronomium Dtn 5 16 1 1 Die Zeit des Erscheinens im Heiligtume [Lev 23] wird nach [Num 9,10] ausgedehnt für Ostern. Allgemein aber wird bestimmt, dass jeder von den Erstlingen nur so viel darbringen soll, wie die Umstände gestatten. Umso strenger aber wird eingeschärft, diese Feste bei dem Hauptheiligtum zu feiern. Die Auslassung des Tages ist wohl eine Rücksichtnahme auf unruhige von Feinden bedrohte Zeiten, welche nicht allen gestatten, ihrer Pflicht zur rechten Zeit zu genügen. Hatte das Gesetz für die Osterzeit bereits eine Verschiebung gelten lassen, so trat nun auch für die beiden anderen Feste eine solche zeitweise ein. Deuteronomium Dtn 5 16 1 2 Abib (Nisan). Deuteronomium Dtn 5 16 10 Et celebrabis diem festum hebdomadarum Domino Deo tuo, oblationem spontaneam manus tuæ, quam offeres juxta benedictionem Domini Dei tui: und sollst dem Herrn, deinem Gott, das Wochenfest feiern und ein freiwilliges Opfer deiner Hand darbringen, je nachdem dich der Herr, dein Gott, gesegnet hat; Deuteronomium Dtn 5 16 11 Et epulaberis coram Domino Deo tuo, tu, filius tuus, et filia tua, servus tuus, et ancilla tua, et Levites qui est intra portas tuas, advena ac pupillus et vidua, qui morantur vobiscum: in loco quem elegerit Dominus Deus tuus, ut habitet nomen ejus ibi: und du sollst vor dem Herrn, deinem Gott, ein Mahl halten, du, dein Sohn, und deine Tochter, dein Knecht, und deine Magd, und der Levit, der innerhalb deiner Tore ist, der Fremdling, die Waise und die Witwe, die bei euch weilen, an dem Orte, den der Herr, dein Gott, erwählen wird, um seinen Namen daselbst wohnen zu lassen;⁹ Deuteronomium Dtn 5 16 11 9 Empfohlen wird, dass möglichst die ganze Familie komme, eine strenge Verpflichtung indes einzig den Männern auferlegt (V. 16), ohne dass eine Altersgrenze bestimmt wird. Deuteronomium Dtn 5 16 12 Et recordaberis quoniam servus fueris in gypto: custodiesque ac facies quæ præcepta sunt. und du sollst eingedenk sein, dass du ein Knecht warst in Ägypten, und halten und tun, was geboten ist.¹⁰ Deuteronomium Dtn 5 16 12 10 In V. 9-11 oder 1-11. Deuteronomium Dtn 5 16 13 Solemnitatem quoque tabernaculorum celebrabis per septem dies, quando collegeris de area et torculari fruges tuas: Auch das Fest der Laubhütten sollst du sieben Tage feiern, wenn du deinen Ertrag der Tenne und der Kelter eingesammelt hast; Deuteronomium Dtn 5 16 14 Et epulaberis in festivitate tua, tu, filius tuus, et filia, servus tuus et ancilla, Levites quoque et advena, pupillus ac vidua qui intra portas tuas sunt. und sollst an deinem Feste ein Mahl halten, du, dein Sohn, und deine Tochter, dein Knecht und deine Magd, der Levit, der Fremdling, die Waise und die Witwe, die innerhalb deiner Tore sind. Deuteronomium Dtn 5 16 15 Septem diebus Domino Deo tuo festa celebrabis in loco, quem elegerit Dominus: benedicetque tibi Dominus Deus tuus in cunctis frugibus tuis, et in omni opere manuum tuarum, erisque in lætitia. Sieben Tage sollst du dem Herrn, deinem Gott, das Fest feiern an dem Orte, den der Herr erwählen wird; und der Herr, dein Gott, wird dich in allen deinen Erträgnissen und in allem Tun deiner Hände segnen, und du wirst fröhlich sein. Deuteronomium Dtn 5 16 16 Tribus vicibus per annum apparebit omne masculinum tuum in conspectu Domini Dei tui in loco quem elegerit: in solemnitate azymorum, in solemnitate hebdomadarum, et in solemnitate tabernaculorum. Non apparebit ante Dominum vacuus: Dreimal im Jahre soll alles, was unter dir männlich ist, vor dem Herrn, deinem Gott, an dem Orte erscheinen, den er erwählen wird: am Feste der ungesäuerten Brote, am Wochenfeste, und am Laubhüttenfeste. Niemand soll vor dem Herrn leer erscheinen, [Ex 23,15, Ex 34,20, Sir 35,6] Deuteronomium Dtn 5 16 17 Sed offeret unusquisque secundum quod habuerit juxta benedictionem Domini Dei sui, quam dederit ei. sondern ein jeder soll etwas opfern, je nachdem er hat, nach dem Segen, welchen ihm der Herr, sein Gott, gegeben hat.¹¹ Deuteronomium Dtn 5 16 17 11 Dieselbe Bestimmung wie V. 10. Deuteronomium Dtn 5 16 18 Judices et magistros constitues in omnibus portis tuis, quas Dominus Deus tuus dederit tibi, per singulas tribus tuas: ut judicent populum justo judicio, Du sollst innerhalb aller deiner Tore, die der Herr, dein Gott, dir geben wird, in jedem von deinen Stämmen Richter und Vorsteher¹² setzen, damit¹³ sie das Volk mit gerechtem Gerichte richten Deuteronomium Dtn 5 16 18 12 Hebr.: Schreiber. Richter und Schreiber werden bereits [Ex 5,6] erwähnt. [Num 11,16] treten die Ältesten an die Stelle der Schreiber und werden Propheten statt der Richter genannt. Es sollen Richter und Schreiber aufgestellt werden, vielleicht weil erst nach schriftlicher Abfassung des Urteils eine Appellation möglich war. [Num 2] werden die Richter auch Kriegsbeamte und so erlangen denn auch die Schreiber eine höhere Stellung und erlassen zu Kriegszeiten militärische oder gerichtliche Aufrufe. [Dtn 20,5.8.9, Jos 1,10, Jos 3,2] In der Folgezeit waren sie untergeordnete Kriegs- oder richterliche Beamte. [1Chr 23,4, 1Chr 26,29] u. a. Als das Volk in Chanaan feste Sitze hatte, hörten die Richter auf, Kriegsanführer zu sein und wurden nachlässiger in der Ausübung ihrer Pflichten. Deuteronomium Dtn 5 16 18 13 Besser: und sie sollen. Deuteronomium Dtn 5 16 19 Nec in alteram partem declinent. Non accipies personam, nec munera: quia munera excæcant oculos sapientum, et mutant verba justorum. und das Recht nicht auf eine Seite beugen. Du sollst nicht auf die äußere Stellung, noch Geschenke sehen; denn Geschenke verblenden die Augen der Weisen und verkehren die Worte der Gerechten. [Ex 23,8, Lev 19,15, Dtn 1,17, Sir 20,31] Deuteronomium Dtn 5 16 2 Immolabisque Phase Domino Deo tuo de ovibus, et de bobus in loco, quem elegerit Dominus Deus tuus, ut habitet nomen ejus ibi. Und schlachte dem Herrn, deinem Gott, als Phase ein Opfer von Schafen und von Rindern³ an dem Orte, den der Herr, dein Gott, erwählen wird, um seinen Namen daselbst wohnen zu lassen. Deuteronomium Dtn 5 16 2 3 Es sind nicht die [Num 28,16-25] vorgeschriebenen Gemeindeopfer, sondern Friedensopfer, von den Privatleuten am Heiligtume dargebracht und verzehrt. Das Gesäuerte als Beginn der Zersetzung stört den Heiligkeitscharakter, den die Festfeiernden in dieser Woche an sich ausprägen sollen. Deuteronomium Dtn 5 16 20 Juste quod justum est persequeris: ut vivas et possideas terram, quam Dominus Deus tuus dederit tibi. Was recht ist, dem sollst du gerecht nachtrachten, damit du lebest und das Land in Besitz nehmest, das der Herr, dein Gott, dir geben wird.¹⁴ Deuteronomium Dtn 5 16 20 14 Hebr.: Nichts als das Recht sollst du im Auge haben, auf dass du usw. Deuteronomium Dtn 5 16 21 Non plantabis lucum, et omnem arborem juxta altare Domini Dei tui. Du sollst keinen Hain,¹⁵ noch irgend einen Baum neben den Altar des Herrn, deines Gottes, pflanzen. Deuteronomium Dtn 5 16 21 15 Hebr.: Du sollst dir neben dem Altare Jahves, deines Gottes, den du aufrichten wirst, keinerlei heiligen Baum pflanzen. Diese Bestimmung nimmt auf die Gewohnheit [Dtn 12,8] Bezug. Deuteronomium Dtn 5 16 22 Nec facies tibi, neque constitues statuam: quæ odit Dominus Deus tuus. Und du sollst dir keine Bildsäule¹⁶ machen, noch aufrichten, solches hasst der Herr, dein Gott. Deuteronomium Dtn 5 16 22 16 Spitzsäule als Emblem der Verehrung. Deuteronomium Dtn 5 16 3 Non comedes in eo panem fermentatum: Septem diebus comedes absque fermento, afflictionis panem, quoniam in pavore egressus es de gypto: ut memineris diei egressionis tuæ de gypto, omnibus diebus vitæ tuæ. Du sollst dazu kein gesäuertes Brot essen: Sieben Tage hindurch sollst du Ungesäuertes, das Brot der Trübsal,⁴ essen, denn in Schrecken⁵ bist du aus Ägypten ausgezogen; damit du den Tag deines Auszuges aus Ägypten in Erinnerung behaltest, so lange du lebst. Deuteronomium Dtn 5 16 3 4 Nach langer Knechtschaft, bei ängstlicher Flucht, an der Schwelle des ungewissen Wanderlebens ward es zum ersten Male gegessen. Deuteronomium Dtn 5 16 3 5 Hebr.: In Hast. Auch hiermit wird die Unterlassung der Säuerung erklärt. Deuteronomium Dtn 5 16 4 Non apparebit fermentum in omnibus terminis tuis septem diebus, et non remanebit de carnibus ejus quod immolatum est vespere in die primo usque mane. Kein Sauerteig soll sich in allen deinen Grenzen sieben Tage lang vorfinden, und von dem Fleische, das am ersten Tage Abends geopfert ward, soll nichts bis zum Morgen übrigbleiben. Deuteronomium Dtn 5 16 5 Non poteris immolare Phase in qualibet urbium tuarum, quas Dominus Deus tuus daturus est tibi: Du kannst das Phase nicht in jeder deiner Städte schlachten, welche der Herr, dein Gott, dir geben wird; Deuteronomium Dtn 5 16 6 Sed in loco, quem elegerit Dominus Deus tuus, ut habitet nomen ejus ibi: immolabis Phase vespere ad solis occasum, quando egressus es de gypto. sondern an dem Orte, den der Herr, dein Gott, erwählen wird, seinen Namen daselbst wohnen zu lassen, sollst du das Phase am Abend gegen Sonnenuntergang⁶ schlachten, zu der Zeit, wo du aus Ägypten ausgezogen bist. Deuteronomium Dtn 5 16 6 6 Vergl. [Ex 12,6]. Deuteronomium Dtn 5 16 7 Et coques, et comedes in loco, quem elegerit Dominus Deus tuus, maneque consurgens vades in tabernacula tua. Und du sollst es kochen und an dem Orte essen, den der Herr, dein Gott, erwählen wird, und am Morgen⁷ magst du dich aufmachen und in deine Zelte⁸ gehen. Deuteronomium Dtn 5 16 7 7 Des Osterfestes. Deuteronomium Dtn 5 16 7 8 Die inzwischen aufgeschlagen worden sind als Aufenthalt bis zur Rückkehr nach Hause. Deuteronomium Dtn 5 16 8 Sex diebus comedes azyma: et in die septima, quia collecta est Domini Dei tui, non facies opus. Sechs Tage sollst du Ungesäuertes essen; und am siebenten Tage sollst du keine Arbeit tun, weil es die Festversammlung des Herrn, deines Gottes, ist. Deuteronomium Dtn 5 16 9 Septem hebdomadas numerabis tibi ab ea die qua falcem in segetem miseris. Sieben Wochen sollst du von dem Tage, an welchem du die Sichel an die Saat gelegt hast, abzählen Deuteronomium Dtn 5 0 1 Die Richter sollen die durch Zeugen Überführten strafen (V. 7); in zweifelhaften Fällen die Entscheidung der Priester einholen. (V. 13) Pflichten des zukünftigen Königs, den die Israeliten sich nach der Einnahme des Landes erwählen werden. Deuteronomium Dtn 5 17 1 Non immolabis Domino Deo tuo ovem, et bovem, in quo est macula, aut quippiam vitii: quia abominatio est Domino Deo tuo. Du sollst dem Herrn, deinem Gott, kein Schaf¹ oder Rind opfern, an dem ein Fehler oder irgend ein Mangel ist; denn das ist dem Herrn, deinem Gott, ein Greuel. Deuteronomium Dtn 5 17 1 1 Schaf oder Ziege. Dies Gesetz setzt bereits die Kenntnis dessen voraus, was eine Makel ist. Es handelt sich wohl um Privataltäre. Deuteronomium Dtn 5 17 10 Et facies quodcumque dixerint qui præsunt loco, quem elegerit Dominus, et docuerint te Alsdann tue alles, was die Vorsteher jenes Ortes sagen, den der Herr erwählen wird, und was sie dich lehren werden Deuteronomium Dtn 5 17 11 Juxta legem ejus; sequerisque sententiam eorum: nec declinabis ad dexteram neque ad sinistram. nach seinem Gesetze; und folge ihrem Ausspruche, und weiche nicht ab, weder zur Rechten noch zur Linken.¹⁶ Deuteronomium Dtn 5 17 11 16 Hebr.: Gemäß der Weisung, die sie dir erteilen, und dem Urteile, das sie dir fällen, sollst du handeln, und nicht abweichen usw. Deuteronomium Dtn 5 17 12 Qui autem superbierit, nolens obedire sacerdotis imperio, qui eo tempore ministrat Domino Deo tuo, et decreto judicis, morietur homo ille, et auferes malum de Israel: Wer aber so vermessen ist, dass er dem Gebote des Priesters, der zur Zeit vor dem Herrn, deinem Gott, Dienst tut, oder dem Urteile des Richters nicht gehorchen will, der soll sterben; und du sollst das Böse aus Israel hinwegschaffen,¹⁷ Deuteronomium Dtn 5 17 12 17 Den Widerspenstigen töten. Deuteronomium Dtn 5 17 13 Cunctusque populus audiens timebit, ut nullus deinceps intumescat superbia. und das ganze Volk soll, wenn es dies hört, sich fürchten, auf dass hinfort keiner mehr sich in Vermessenheit überhebe. Deuteronomium Dtn 5 17 14 Cum ingressus fueris terram, quam Dominus Deus tuus dabit tibi, et possederis eam, habitaverisque in illa, et dixeris: Constituam super me regem, sicut habent omnes per circuitum nationes: Wenn du in das Land gezogen bist, das der Herr, dein Gott, dir geben wird, und du es in Besitz genommen hast, und darin wohnst, und dann sprichst: Ich will einen König über mich setzen, wie alle Völker ringsherum haben; Deuteronomium Dtn 5 17 15 Eum constitues, quem Dominus Deus tuus elegerit de numero fratrum tuorum. Non poteris alterius gentis hominem regem facere, qui non sit frater tuus. so sollst du denjenigen einsetzen, den der Herr, dein Gott, aus der Mitte deiner Brüder erwählen wird. Du darfst keinen Angehörigen eines andern Volkes, welcher nicht dein Bruder ist, zum Könige machen. Deuteronomium Dtn 5 17 16 Cumque fuerit constitutus, non multiplicabit sibi equos, nec reducet populum in gyptum, equitatus numero sublevatus, præsertim cum Dominus præceperit vobis ut nequaquam amplius per eamdem viam revertamini. Und wenn er eingesetzt ist, soll er nicht viele Rosse halten¹⁸ und das Volk nicht nach Ägypten zurückführen,¹⁹ auf die Zahl seiner Reiterei gestützt;²⁰ zumal der Herr euch geboten hat, niemals auf diesen Weg wieder zurückzukehren. Deuteronomium Dtn 5 17 16 18 Josue [Dtn 11,6.9] und David lähmten die Pferde der Feinde, doch bewahrte David sich 100 Pferde. Wagen und Rosse führte bei den Israeliten allgemein Salomon ein. Zur Zeit der Richter sah man wohl ein, dass es schwer war, ohne Wagen und Pferde zu kämpfen, weshalb manche solche wünschten, während andere fürchteten, es möchte dadurch das Vertrauen auf Gott gemindert werden. Vergl. [Ps 19,8, Ps 32,16.17, Ps 146,10]. Der Zweck des Verbotes ist es, den König vor Eroberungsgelüsten zu bewahren. Deuteronomium Dtn 5 17 16 19 Zur Zeit Moses geht die Mahnung gegen den Wankelmut der Israeliten, für spätere Zeiten hindern sie kriegerische Unternehmungen gegen Ägypten, welche etwa den Erwerb von Kriegswagen und Pferden beabsichtigen. Deuteronomium Dtn 5 17 16 20 Hebr.: Um viele Rosse zu haben. Deuteronomium Dtn 5 17 17 Non habebit uxores plurimas, quæ alliciant animum ejus, neque argenti et auri immensa pondera. Er soll nicht viele Frauen haben, die sein Herz an sich ziehen,²¹ noch übergroße Massen von Silber und Gold.²² Deuteronomium Dtn 5 17 17 21 Ihn verweichlichend und fremden Göttern zuführend. Deuteronomium Dtn 5 17 17 22 Beides traf bei Salomon zu. Deuteronomium Dtn 5 17 18 Postquam autem sederit in solio regni sui, describet sibi Deuteronomium legis hujus in volumine accipiens exemplar a sacerdotibus Leviticæ tribus, Und wenn er sich auf seinen Königsthron gesetzt hat, soll er sich eine Abschrift dieses Gesetzes in ein Buch abschreiben,²³ indem er sich die Vorlage von den Priestern des Geschlechtes Levi geben lässt, Deuteronomium Dtn 5 17 18 23 Nicht notwendig persönlich, da wie V. 19 zeigt, die Kenntnis auch durch Anhören von Vorlesen erworben werden kann. Das Gesetz umfasst nicht durchaus das ganze Deuteronomium, so wenig wie [Jos 8,32], sondern wohl den Abschnitt [Dtn 6,17,11] sowie die Flüche [Dtn 28,15ff]. Ob auch die Mahnung 7,12 11,32? Es handelt sich gleichsam um ein öffentliches Bekenntnis zum Gesetze, das jeder König ablegen soll. Deshalb waren einige Könige von vornherein den Priestern abgeneigt, wie ihnen sofort bei der Thronbesteigung ein solches auferlegten. Deuteronomium Dtn 5 17 19 Et habebit secum, legetque illud omnibus diebus vitæ suæ, ut discat timere Dominum Deum suum, et custodire verba et ceremonias ejus, quæ in lege præcepta sunt. und soll es bei sich haben und es alle Tage seines Lebens²⁴ lesen, damit er den Herrn, seinen Gott, fürchten lerne und seine Worte und Vorschriften²⁵ halte, die im Gesetze gegeben sind. Deuteronomium Dtn 5 17 19 24 Nicht unbedingt täglich. Deuteronomium Dtn 5 17 19 25 Hebr.: Alle Vorschriften dieses Gesetzes halte und diese Satzungen übe. Deuteronomium Dtn 5 17 2 Cum reperti fuerint apud te intra unam portarum tuarum, quas Dominus Deus tuus dabit tibi, vir aut mulier qui faciant malum in conspectu Domini Dei tui, et transgrediantur pactum illius, Wenn bei dir innerhalb eines deiner Tore,² welche der Herr, dein Gott, dir geben wird, ein Mann oder ein Weib befunden wird, welche Böses³ tun vor dem Herrn, deinem Gott, und seinen Bund übertreten, Deuteronomium Dtn 5 17 2 2 Der Städte. Deuteronomium Dtn 5 17 2 3 Wie es in V. 3 beschrieben wird. Deuteronomium Dtn 5 17 20 Nec elevetur cor ejus in superbiam super fratres suos, neque declinet in partem dexteram vel sinistram, ut longo tempore regnet ipse, et filii ejus super Israel. Auch soll sein Herz sich nicht hochmütig über seine Brüder erheben,²⁶ und er soll weder zur Rechten noch zur Linken abweichen, damit er und seine Söhne lange herrschen über Israel.²⁷ Deuteronomium Dtn 5 17 20 26 Als ob ihm seiner selbst wegen und nicht durch die Gnade Jahves ein Vorzug zustehe. Die Mahnung bezieht sich besonders auf V. 16ff. Deuteronomium Dtn 5 17 20 27 Wie den Israeliten langes Leben im Lande der Verheißung, so wird dem Könige und seinen Nachkommen lange Herrschaft versprochen. Deuteronomium Dtn 5 17 3 Ut vadant et serviant diis alienis, et adorent eos, solem et lunam, et omnem militiam cli, quæ non præcepi: indem sie hingehen und fremden Göttern dienen, und sie anbeten, die Sonne und⁴ den Mond, und das ganze Heer des Himmels, was ich⁵ verboten habe, Deuteronomium Dtn 5 17 3 4 Oder. Deuteronomium Dtn 5 17 3 5 Der Gesetzgeber spricht in der Person Gottes, damit der Leser erkenne, dass es sich um ein wahrhaft göttliches Gebot handelt. Deuteronomium Dtn 5 17 4 Et hoc tibi fuerit nuntiatum, audiensque inquisieris diligenter, et verum esse repereris, et abominatio facta est in Israel: und es wird dir dies berichtet, und du hörst es, und befindest nach sorgfältiger Untersuchung wahr, dass der Greuel in Israel begangen ist, Deuteronomium Dtn 5 17 5 Educes virum ac mulierem, qui rem sceleratissimam perpetrarunt, ad portas civitatis tuæ, et lapidibus obruentur. so sollst du den Mann und⁶ das Weib, die einen solchen Frevel verübt haben, zu den Toren deiner Stadt hinausführen,⁷ und sie sollen gesteinigt werden.⁸ Deuteronomium Dtn 5 17 5 6 Oder. Deuteronomium Dtn 5 17 5 7 Zuerst auf den Gerichtsplatz innerhalb des Tors [Dtn 21,19], dann zur Hinrichtung auf den Platz außerhalb desselben. [Lev 24,14, Num 15,35] Deuteronomium Dtn 5 17 5 8 Nach [Dtn 13,11] wird schon die versuchte Verführung zur Abgötterei so bestraft. Deuteronomium Dtn 5 17 6 In ore duorum, aut trium testium peribit qui interficietur. Nemo occidatur, uno contra se dicente testimonium. Auf die Aussage von zwei oder drei Zeugen hin soll umkommen, wer getötet werden soll.⁹ Niemand soll getötet werden, wenn nur einer gegen ihn Zeugnis ablegt. [Dtn 19,15, Mt 18,16, 2Kor 13,1] Deuteronomium Dtn 5 17 6 9 Es wird also ein geordnetes Gerichtsverfahren vorausgesetzt. Waren zwei Zeugen da, so konnte, waren drei, so musste der Richter für schuldig erklären. Deuteronomium Dtn 5 17 7 Manus testium prima interficiet eum, et manus reliqui populi extrema mittetur: ut auferas malum de medio tui. Die Hand der Zeugen soll die erste sein, ihn zu töten,¹⁰ und die Hand des übrigen Volkes soll sich darnach gegen ihn erheben; damit du das Böse aus deiner Mitte entfernest. [Dtn 13,9] Deuteronomium Dtn 5 17 7 10 Dies wird ein falscher Zeuge nicht leicht wagen. Deuteronomium Dtn 5 17 8 Si difficile et ambiguum apud te judicium esse perspexeris inter sanguinem et sanguinem, causam et causam, lepram et lepram: et judicum intra portas tuas videris verba variari: surge, et ascende ad locum, quem elegerit Dominus Deus tuus. Wenn ein Rechtsspruch zwischen Blut und Blut, Handel und Handel, Aussatz und Aussatz,¹¹ dir schwer und zweifelhaft scheint und du siehst, dass die Aussprüche¹² der Richter innerhalb deiner Tore verschieden sind, so mache dich auf und gehe hin an den Ort, welchen der Herr, dein Gott, erwählen wird,¹³ Deuteronomium Dtn 5 17 8 11 Zwischen vorsätzlichem und unvorsätzlichem Totschlag, im bürgerlichen Rechtsstreit, zwischen scheinbarem und wirklichem Aussatze. Die Übersetzung des letzten Wortes ist wohl kaum richtig, da das Urteil über den Aussatz den Priestern zugehörte, also wohl: Unbilde. Im Übrigen sollen nur Zweifel bezüglich des Rechtes, nicht bezüglich der Tatsachen an die höhere Instanz gebracht werden. Deuteronomium Dtn 5 17 8 12 Meinungen. Deuteronomium Dtn 5 17 8 13 Angeredet sind die Ortsrichter oder eine Auswahl derselben, Ankläger und Angeklagte, sowie die aufgerufenen Zeugen. Deuteronomium Dtn 5 17 9 Veniesque ad sacerdotes Levitici generis, et ad judicem, qui fuerit illo tempore: quæresque ab eis, qui indicabunt tibi judicii veritatem. und komme vor die Priester vom Geschlechte Levis, und vor den Richter, der zu jener Zeit sein wird;¹⁴ und frage sie, so werden sie dir das der Wahrheit gemäße Urteil verkünden.¹⁵ [2Chr 19,8] Deuteronomium Dtn 5 17 9 14 Vorbild dieses Ostergerichtes ist Moses Richteramt [Dtn 1,17, Ex 18,22.26]. Josaphat schärft diese Vorschrift wieder ein. [2Chr 19,8-11] Der oberste Richter [Dtn 19,17] ist nicht der Hohepriester. Vergl. [2Chr 19,11]. Das Verhältnis zu den Priestern wird nicht dargelegt. Deuteronomium Dtn 5 17 9 15 [2Chr 19,10] heißt dies Gericht das Gericht Jahves, weil es unwiderruflich war und als von Jahve bestätigt galt. Deuteronomium Dtn 5 0 1 b. Das religiöse Leben: Recht der Leviten auf einen Teil der Opfer und der Erstlinge zum Ersatz für den Landteil, den sie nicht erhalten. (V. 8) Verbot, heidnische Zauberer und Wahrsager zu befragen, zugleich mit der Verheißung, dass wahre Propheten in Israel nie fehlen werden, die an sicheren Zeichen erkannt werden können. Deuteronomium Dtn 5 18 1 Non habebunt sacerdotes et Levitæ, et omnes qui de eadem tribu sunt, partem et hereditatem cum reliquo Israel, quia sacrificia Domini, et oblationes ejus comedent, Die Priester und die Leviten, und¹ alle, welche aus diesem Stamme sind, sollen keinen Anteil noch Erbbesitz mit dem übrigen Israel erhalten, denn sie sollen sich von den Opfern des Herrn und seinen Gaben nähren, [Num 18,20.23, 1Kor 9,13] Deuteronomium Dtn 5 18 1 1 Dies und ist zu streichen. Die Priester werden ausdrücklich als solche aus dem Stamme Levi bezeichnet, zum Unterschiede von den Priestern bei Privataltären, welche nicht alle Leviten waren. [Ri 6,26] Deuteronomium Dtn 5 18 10 Nec inveniatur in te qui lustret filium suum, aut filiam, ducens per ignem aut qui ariolos sciscitetur, et observet somnia atque auguria, nec sit maleficus, Es finde sich bei dir niemand, der seinen Sohn oder seine Tochter durch das Feuer gehen lässt,¹³ um sie zu weihen,¹⁴ oder der Wahrsager befragt¹⁵ und auf Träume¹⁶ und Vorbedeutungen Acht hat,¹⁷ oder ein Zauberer,¹⁸ [Lev 20,27] Deuteronomium Dtn 5 18 10 13 Etwa auch privatim? So konnte Jephte auf den Gedanken kommen, seine Tochter zu opfern. Deuteronomium Dtn 5 18 10 14 Fehlt im Hebr. Deuteronomium Dtn 5 18 10 15 Diese erklären Träume [Gen 41,4] und sagen Zukünftiges voraus. [Ex 22,18] Deuteronomium Dtn 5 18 10 16 Nach Sept.: aus Geräuschen, Stimmen weissagen. Deuteronomium Dtn 5 18 10 17 Ganz allgemein. Deuteronomium Dtn 5 18 10 18 Das hebr. Wort wird etymologisch hergeleitet: die Stimme senken und erheben. Deuteronomium Dtn 5 18 11 Nec incantator, nec qui pythones consulat, nec divinos, aut quærat a mortuis veritatem. oder ein Beschwörer¹⁹ ist, noch einer, der Geister²⁰ oder Wahrsager befragt,²¹ oder von den Toten die Wahrheit erfragen will; [1Sam 28,7] Deuteronomium Dtn 5 18 11 19 Nach der Erklärung der Juden: einer, der Knoten knüpft, um festzubannen, z.B. Schlangen. Deuteronomium Dtn 5 18 11 20 Der einen Totengeist befragt. Deuteronomium Dtn 5 18 11 21 Wie Saul [1Sam 28]. Deuteronomium Dtn 5 18 12 Omnia enim hæc abominatur Dominus, et propter istiusmodi scelera delebit eos in introitu tuo. denn dies alles verabscheut der Herr, und um dieser Frevel willen wird er sie bei deinem Einzuge vertilgen. Deuteronomium Dtn 5 18 13 Perfectus eris, et absque macula cum Domino Deo tuo. Du sollst vollkommen sein und unbefleckt zu dem Herrn, deinem Gott, halten.²² Deuteronomium Dtn 5 18 13 22 Wenn ihr Aussprüche wünscht, haltet den Aberglauben fern. Deuteronomium Dtn 5 18 14 Gentes istæ, quarum possidebis terram, augures et divinos audiunt: tu autem a Domino Deo tuo aliter institutus es. Diese Völker, deren Land du in Besitz nehmen wirst, hören auf Zeichendeuter und Wahrsager; du aber bist von dem Herrn, deinem Gott, anders unterwiesen.²³ Deuteronomium Dtn 5 18 14 23 Du befragst Urim und Thumim und die Propheten. Deuteronomium Dtn 5 18 15 PROPHETAM de gente tua et de fratribus tuis sicut me, suscitabit tibi Dominus Deus tuus: ipsum audies, Einen Propheten wie ich bin²⁴ wird dir der Herr, dein Gott, aus deinem Volke und aus deinen Brüdern²⁵ erstehen lassen; den sollst du hören, [Joh 1,45] Deuteronomium Dtn 5 18 15 24 Nur Gott anhängend. Ob [Dtn 34,10] auf diesen Text zurückblickt? Deuteronomium Dtn 5 18 15 25 Die Lehrer des Aberglaubens waren meist Nichtisraeliten. Deuteronomium Dtn 5 18 16 Ut petisti a Domino Deo tuo in Horeb, quando concio congregata est, atque dixisti: Ultra non audiam vocem Domini Dei mei, et ignem hunc maximum amplius non videbo, ne moriar: wie du von dem Herrn, deinem Gott, auf Horeb erbeten hast, als die ganze Gemeinde versammelt war und du sagtest: Ich möchte die Stimme des Herrn, meines Gottes, nicht weiter hören und dieses große Feuer nicht mehr sehen, damit ich nicht sterbe. Deuteronomium Dtn 5 18 17 Et ait Dominus mihi: Bene omnia sunt locuti. Da sprach der Herr zu mir: Sie haben in allem wohl geredet. Deuteronomium Dtn 5 18 18 Prophetam suscitabo eis de medio fratrum suorum similem tui: et ponam verba mea in ore ejus, loqueturque ad eos omnia quæ præcepero illi. Einen Propheten werde ich ihnen aus der Mitte ihrer Brüder erstehen lassen, der dir ähnlich ist; und ich werde meine Worte in seinen Mund legen, und er wird alles zu ihnen reden, was ich ihm gebieten werde.²⁶ [Joh 1,45, Apg 3,22] Deuteronomium Dtn 5 18 18 26 Vergl. [Ex 4,15]. Während [Dtn 5,31] nur von der prophetischen Würde Moses die Rede war, wird hier verkündet, dass bleibend Propheten in Israel sein werden. Nathanael weist auf diese Stelle hin [Joh 1,45]. Auch Stephanus erwähnt die allgemeine Erwartung der Juden und Petrus wendet [Apg 3,22] den Text auf Christus an. Also wird Christus in dem Namen Propheten hier miteinbegriffen, wie Tertull., Cypr., Method., Euseb., Laktant. u. a. bezeugen. Da u. a. die Erfüllung der göttlichen Verheißung [Dtn 5,31] ihren Anfang am Berge Horeb selbst nehmen musste, also mit Moses, umfasst die Prophezeiung, wie der heilige Hieronymus bemerkt, alle zwischen Moses und Christus liegenden Propheten, wie den Herrn selbst. Das wie mich besagt nicht eine vollkommene Ähnlichkeit zwischen Moses und Christus, sondern die gleiche Berufung als Prophet und Mittler von Gott an die Menschen. Eben dies zeigt auch der Zusammenhang, da zuerst von den Richtern, dann vom Könige, weiter von den Priestern, endlich von den Propheten die Rede ist. Wie die Einsetzung der Richter, Priester und Könige, wird das Prophetentum als bleibende Einrichtung bezeichnet. Die Juden warteten zur Zeit Christi nur noch auf einen Propheten, den Messias, da so viele Propheten vorausgegangen und Daniel die Zeit des Erlösers vorausgesagt; so die gleiche Erklärung festhaltend, welche die heiligen Väter bieten. - Der Vers enthält die Begriffsbestimmung des Wortes Prophet: der treue Überbringer göttlicher Aufträge an das Volk. Deuteronomium Dtn 5 18 19 Qui autem verba ejus, quæ loquetur in nomine meo, audire noluerit, ego ultor existam. Wer aber seine Worte, die er in meinem Namen²⁷ reden wird, nicht hören will, an dem werde ich es rächen. Deuteronomium Dtn 5 18 19 27 Nicht nur: von mir beauftragt, sondern das Prophetenwort darf die Majestät des Namens Jahve für sich in Anspruch nehmen, weshalb die Propheten oft das göttliche Ich an die Stelle des Redenden setzen. Deuteronomium Dtn 5 18 2 Et nihil aliud accipient de possessione fratrum suorum: Dominus enim ipse est hereditas eorum, sicut locutus est illis. und sollen nichts anderes von dem Erbbesitze ihrer Brüder erhalten; denn der Herr selbst ist ihr Erbe, wie er zu ihnen gesprochen hat.² Deuteronomium Dtn 5 18 2 2 Vergl. oben [Dtn 10,9]. Deuteronomium Dtn 5 18 20 Propheta autem qui arrogantia depravatus voluerit loqui in nomine meo, quæ ego non præcepi illi ut diceret, aut ex nomine alienorum deorum, interficietur. Doch wenn ein Prophet, durch Vermessenheit verkehrt, in meinem Namen verkünden wollte, was ich ihm nicht geboten habe zu sagen, oder im Namen anderer Götter reden sollte,²⁸ so soll er getötet werden.²⁹ Deuteronomium Dtn 5 18 20 28 Den Anspruch auf Gehör und Gehorsam haben nur die wahren Propheten. Deuteronomium Dtn 5 18 20 29 Je höher der Beruf, desto frevelhafter ist es, sich solchen anzumaßen. Deuteronomium Dtn 5 18 21 Quod si tacita cogitatione responderis: Quomodo possum intelligere verbum, quod Dominus non est locutus? Wenn du nun bei dir selbst darauf sagen solltest: Wie kann ich erkennen,³⁰ dass der Herr ein Wort nicht geredet hat?³¹ Deuteronomium Dtn 5 18 21 30 Von hier an redet wieder Moses, die Frage beantwortend, wie die falschen von den wahren Jahvepropheten zu unterscheiden sind. Über die Götzenpropheten ist bereits [Dtn 13,2ff] abgeurteilt. Deuteronomium Dtn 5 18 21 31 Also die falschen Jahvepropheten. Für diese genügt das nachfolgende Kriterium, während das Eintreffen des prophetischen Wortes noch nicht an sich den Propheten legitimiert, da Gott auch das Eintreffen zur Prüfung zulassen kann [Dtn 13,4]. Das positive Kennzeichen der wahren Prophetie bietet [Mi 3,8, Jer 23,29]. Deuteronomium Dtn 5 18 22 Hoc habebis signum: Quod in nomine Domini propheta ille prædixerit, et non evenerit: hoc Dominus non est locutus, sed per tumorem animi sui propheta confinxit: et idcirco non timebis eum. so sollst du dies zum Zeichen haben: Wenn das nicht geschieht, was dieser Prophet im Namen des Herrn vorhergesagt hat,³² so hat es der Herr nicht gesprochen, sondern der Prophet hat es in der Vermessenheit seines Herzens erdichtet; und darum sollst du ihn nicht fürchten.³³ Deuteronomium Dtn 5 18 22 32 Es sind leicht festzustellende Vorhersagungen, für die nächste Zukunft in's Auge gefasst, etwa wie die Hananias [Jer 28]. Dass auch gottgewirkte Weissagung bei veränderten sittlichen Bedingungen nicht eintrifft [Jer 18,5-10], wird hier noch nicht berücksichtigt. Deuteronomium Dtn 5 18 22 33 Lass dich nicht durch geheime Furcht, er möchte am Ende doch von Gott gesandt sein, von der Vollstreckung des Todesurteils abschrecken! Deuteronomium Dtn 5 18 3 Hoc erit judicium sacerdotum a populo, et ab his qui offerunt victimas: sive bovem, sive ovem immolaverint, dabunt sacerdoti armum ac ventriculum: Folgendes soll als Recht der Priester gelten gegenüber dem Volke und³ gegenüber denen, die Schlachtopfer darbringen: Wenn sie ein Rind oder ein Schaf opfern, so sollen sie dem Priester den Vorderbug⁴ und den Magen geben; Deuteronomium Dtn 5 18 3 3 Und ist auszutilgen. Zur Zeit der Richter, wo der Zugang zum Heiligtum erschwert war, galt der Grundsatz [Dtn 16,17]. Dass die Israeliten in der Richterperiode in manchen Punkten von den Vorschriften Moses, vergl. [Dtn 18,3], abwichen, besagt [1Sam 2,13] ausdrücklich. Die in diesem Verse bezeichneten Gaben sind von denen zu leisten, welche Friedopfer darbringen. Demnach erklärt und beschränkt V. 4 die Bestimmung [Dtn 12,11ff17ff]. Privatleute hatten kaum andere Friedopfer darzubringen als die Erstlinge ihrer Herden. Nur die Reicheren brachten freiwillige oder in Folge eines Gelübdes geschuldete Friedopfer. Andere Erstlinge von den Erträgnissen des Feldes folgten dem Grundsatze [Dtn 16,17]. Deuteronomium Dtn 5 18 3 4 Das Hebräische fügt noch hinzu: die Kinnbacken. Deuteronomium Dtn 5 18 4 Primitias frumenti, vini, et olei, et lanarum partem ex ovium tonsione. sowie die Erstlinge vom Getreide, Wein und Öl, und einen Teil⁵ der Wolle von der Schur der Schafe; [Num 18,21] Deuteronomium Dtn 5 18 4 5 Hebr.: Erstlinge. Vergl. [Ex 22,29]. Deuteronomium Dtn 5 18 5 Ipsum enim elegit Dominus Deus tuus de cunctis tribubus tuis, ut stet, et ministret nomini Domini ipse, et filii ejus in sempiternum. denn ihn hat der Herr, dein Gott, aus allen deinen Stämmen auserwählt, dass er hintrete und dem Namen des Herrn⁶ diene, er und seine Söhne immerdar. Deuteronomium Dtn 5 18 5 6 Hebr.: Im Dienste zu stehen im Namen Jahves. Deuteronomium Dtn 5 18 6 Si exierit Levites ex una urbium tuarum ex omni Israel in qua habitat, et voluerit venire, desiderans locum quem elegerit Dominus, Wenn ein Levit⁷ aus einer deiner Städte in ganz Israel,⁸ woselbst er wohnt,⁹ fortzieht und verlangt,¹⁰ an den Ort zu kommen, den der Herr erwählen wird, Deuteronomium Dtn 5 18 6 7 Die Leviten werden [Dtn 12,12] als in den Städten zerstreut bezeichnet und [Dtn 14,29] den Ankömmlingen beigezählt. Deuteronomium Dtn 5 18 6 8 Die dem Heiligtum näher Wohnenden sollen nicht bevorzugt werden. Deuteronomium Dtn 5 18 6 9 Hebr.: Wo er als Ankömmling weilt. Deuteronomium Dtn 5 18 6 10 Wie [Dtn 12,15]: Wenn du wirklich Speise wünschest; so hier: aus wahrer Andacht. Deuteronomium Dtn 5 18 7 Ministrabit in nomine Domini Dei sui, sicut omnes fratres ejus Levitæ, qui stabunt eo tempore coram Domino. so mag er im Namen des Herrn, seines Gottes, Dienst tun, wie alle seine Brüder, die Leviten, welche zu der Zeit vor dem Herrn stehen werden. Deuteronomium Dtn 5 18 8 Partem ciborum eamdem accipiet, quam et ceteri: excepto eo, quod in urbe sua ex paterna ei successione debetur. Denselben Anteil soll er von den Speisen erhalten, wie die übrigen, außer dem, was ihm in seiner Stadt aus dem väterlichen Erbe gebührt.¹¹ Deuteronomium Dtn 5 18 8 11 Hebr.: abgesehen von seinen Verkäufen nach den Vätern. Der Sinn ist dunkel; die Lesart sicher verderbt. Ein Hoherpriester steht an der Spitze [Dtn 26,3], aber von allen späteren wird nur der energielose Heli namentlich angeführt, ein Beweis, wie gering ihre Bedeutung zur Zeit der Richter war. V. 1 wird der ganze Stamm Levi als priesterlicher bezeichnet und allen an den heiligen Gaben und Erstlingen Anteil gewährt, während dies nach [Num 18,9ff] einzig den Aaroniten zustand. Diesen levitischen Priestern werden [Dtn 12,12.18ff, Dtn 14,27.29, Dtn 16,11.14, Dtn 26,12ff] jene Leviten gleichgestellt, welche in Städten wohnen und die sicher nicht alle Aaroniten waren. Da den Leviten die Zehnten [Num 18] nicht mehr gegeben wurden, den Priestern die Erstgeburten, die Gaben für Gelübde und andere nicht mehr dargebracht wurden, schwand das Ansehen und der Wohlstand der Leviten, die Pracht des Gottesdienstes, die Wertschätzung der Religion allmählich. Zur Richterzeit wurden auf Privataltären von Nichtleviten Opfer dargebracht, warum sollten damals nicht einfache Leviten sich um solche Stellungen bemühen? Ja, manche gingen noch weiter und wurden Priester bei Götzenbildern und suchten aus dem Aberglauben Gewinn zu ziehen. Dass auch bei dem Heiligtume in jenem Zeitraume viel zu wünschen übrig blieb, zeigt Helis Geschichte. Um die Leviten nicht zu Grunde gehen zu lassen, boten ihnen die Priester wohl Anteil an den Opfern, doch bald ward, was zuerst Gunst war, als Recht beansprucht, die Rechte wurden gleich geachtet und der von Moses gesetzte Unterschied zwischen Priestern und einfachen Leviten verwischte sich zeitweise. Deuteronomium Dtn 5 18 9 Quando ingressus fueris terram, quam Dominus Deus tuus dabit tibi, cave ne imitari velis abominationes illarum gentium. Wenn du in das Land kommst, welches der Herr, dein Gott, dir geben wird, so hüte dich, die Greuel jener Völker nachahmen¹² zu wollen. Deuteronomium Dtn 5 18 9 12 Moses war ein großer Prophet gewesen; vielleicht lebten auch die [Num 11] erwähnten Propheten nicht mehr; jedenfalls waren gewichtige Gründe vorhanden, dem Volke die Verheißung zu geben, dass es Propheten haben werde (vergl. [Dtn 5,28ff] und Balaams Voraussagung [Num 23,23]) und es andererseits vor falschen Propheten zu warnen. Die einmal gegebene Thora genügte im Leben eines ansässigen, organisierten Volkes in den mannigfachen Wechselfällen derselben nicht als Wegleitung, es musste das Wort Jahves in der fortdauernden Prophetie lebendig und gegenwärtig bleiben. Hebr.: zu lernen nachzuahmen. Deuteronomium Dtn 5 0 1 c. Bürgerliches Leben: In dem verheißenen Lande sind sechs Zufluchtsstädte zu bezeichnen. Weise, gegen einen unfreiwilligen Totschläger zu verfahren. (V. 13) Die Grenzen des Nächsten sind nicht zu verrücken. (V. 14), lügenhafte Zeugen nach dem Gesetze der Wiedervergeltung zu strafen. Deuteronomium Dtn 5 19 1 Cum disperdiderit Dominus Deus tuus gentes, quarum tibi traditurus est terram, et possederis eam, habitaverisque in urbibus ejus et in ædibus: Wenn der Herr, dein Gott, die Völker ausgerottet hat, deren Land er dir übergeben will, und du es in Besitz genommen hast, und in seinen Städten und Häusern wohnest, Deuteronomium Dtn 5 19 10 Ut non effundatur sanguis innoxius in medio terræ, quam Dominus Deus tuus dabit tibi possidendam, ne sis sanguinis reus. damit nicht in der Mitte des Landes, das der Herr, dein Gott, dir zum Besitze geben wird, unschuldiges Blut vergossen werde und du nicht Blutschuld auf dich ladest. Deuteronomium Dtn 5 19 11 Si quis autem odio habens proximum suum, insidiatus fuerit vitæ ejus, surgensque percusserit illum, et mortuus fuerit, fugeritque ad unam de supradictis urbibus, Wenn aber jemand seinem Nächsten aus Hass nach seinem Leben trachtet und ihn überfällt und schlägt,⁹ und er stirbt, und jener flieht dann in eine von den erwähnten Städten, [Num 35,20] Deuteronomium Dtn 5 19 11 9 Die mörderische Absicht wird hervorgehoben. Deuteronomium Dtn 5 19 12 Mittent seniores civitatis illius, et arripient eum de loco effugii, tradentque in manu proximi, cujus sanguis effusus est, et morietur. so sollen die Ältesten dieser Stadt¹⁰ hinsenden, und ihn aus dem Zufluchtsorte wegholen lassen, und in die Hand des Verwandten desjenigen überliefern, dessen Blut vergossen worden ist, und er soll sterben.¹¹ Deuteronomium Dtn 5 19 12 10 Nach dem Hebr.: Der Stadt der Mörder. Deuteronomium Dtn 5 19 12 11 Eine ergänzende Bestimmung zu [Num 35,24]. Deuteronomium Dtn 5 19 13 Non misereberis ejus, et auferes innoxium sanguinem de Israel, ut bene sit tibi. Du sollst kein Erbarmen mit ihm haben und das unschuldige Blut aus Israel wegschaffen,¹² dass es dir wohlgehe.¹³ Deuteronomium Dtn 5 19 13 12 Unschuldiges Blut bleibt so lange befleckend auf dem Lande liegen, bis es durch Tötung des Schuldigen gesühnt und weggeschafft wird. Deuteronomium Dtn 5 19 13 13 Unzeitige Weichheit würde Jahves Segen hemmen. Deuteronomium Dtn 5 19 14 Non assumes, et transferes terminos proximi tui, quos fixerunt priores in possessione tua, quam Dominus Deus tuus dabit tibi in terra, quam acceperis possidendam. Du sollst die Grenzen deines Nächsten, welche die Vorfahren¹⁴ gesetzt haben, nicht wegnehmen, noch verrücken in deinem Besitztum, das der Herr, dein Gott, dir in dem Lande geben wird, welches du zum Besitze erhalten wirst. Deuteronomium Dtn 5 19 14 14 Vergl. [Spr 22,28]. Die Zeitgenossen Josues bestimmten die Grenzen mit viel öffentlichem, ja mittelbar oder unmittelbar göttlichem Ansehen. Alle Tauschgeschäfte werden verboten. Deuteronomium Dtn 5 19 15 Non stabit testis unus contra aliquem, quidquid illud peccati, et facinoris fuerit: sed in ore duorum aut trium testium stabit omne verbum. Ein einziger Zeuge soll gegen niemand auftreten, welches auch die Verschuldung oder Übeltat sein mag, sondern auf die Aussage zweier oder dreier Zeugen hin habe jede Sache Geltung. [Dtn 17,6, Mt 18,16, 2Kor 13,1] Deuteronomium Dtn 5 19 16 Si steterit testis mendax contra hominem, accusans eum prævaricationis, Wenn ein lügenhafter Zeuge wider jemand auftritt und ihn einer Übertretung beschuldigt, Deuteronomium Dtn 5 19 17 Stabunt ambo, quorum causa est, ante Dominum in conspectu sacerdotum et judicum qui fuerint in diebus illis. so sollen die beiden, welche den Streit haben, vor den Herrn hintreten, im Angesichte der Priester und Richter, die zu jener Zeit sein werden.¹⁵ Deuteronomium Dtn 5 19 17 15 Ergänzungen zu [Ex 23,1-9] und [Lev 19,15ff]. Der Richterstuhl bei dem Heiligtume ist bereits [Dtn 17,9] erwähnt. Deuteronomium Dtn 5 19 18 Cumque diligentissime perscrutantes, invenerint falsum testem dixisse contra fratrem suum mendacium: Und wenn diese nach sorgfältiger Untersuchung gefunden haben, dass der falsche Zeuge gegen seinen Bruder eine Lüge gesprochen hat, [Dan 13,62] Deuteronomium Dtn 5 19 19 Reddent ei sicut fratri suo facere cogitavit, et auferes malum de medio tui: so sollen sie ihm vergelten, was er seinem Bruder anzutun gedachte, und so sollst du das Böse aus deiner Mitte wegschaffen; Deuteronomium Dtn 5 19 2 Tres civitates separabis tibi in medio terræ, quam Dominus Deus tuus dabit tibi in possessionem, so sollst du dir in der Mitte des Landes, das der Herr, dein Gott, dir zum Besitze geben wird,¹ drei Städte bestimmen,² [Num 35,11, Jos 20,2.8] Deuteronomium Dtn 5 19 2 1 Im Westjordanland, denn im Ostjordanlande sind sie schon ausgesondert. [Dtn 4,41-43] Deuteronomium Dtn 5 19 2 2 Erklärung des Gesetzes [Num 35,10ff]. V. 1-3 bildet den Prolog, V. 4-6 und 11-13 bieten Beispiele, wer ein unschuldiger, wer ein schuldiger Totschläger ist, V. 7-10 enthalten eine eingeschobene Mahnung betreffs der Zufluchtsstätte. V. 1-3 und 7-10 enthalten eine Änderung von [Num 35,14], wo drei Zufluchtsorte vorgeschrieben worden, und [Dtn 19] handelt nur von den Städten diesseits des Jordans, welche Josue [Jos 20] bezeichnet. Zur Zeit der Richter waren jene wohl nicht mehr sicher genug, auch flohen Schuldige dorthin und ward an Unschuldigen Rache genommen; zudem waren die Leviten, deren Städte Moses bezeichnet, größtenteils an den Bettelstab gekommen und mit ihrer Geringschätzung sank auch das Anziehen der Asylstädte. Deuteronomium Dtn 5 19 20 Ut audientes ceteri timorem habeant, et nequaquam talia audeant facere. damit die übrigen es hören, und Furcht haben, und nimmermehr derartiges zu tun wagen. Deuteronomium Dtn 5 19 21 Non misereberis ejus, sed animam pro anima, oculum pro oculo, dentem pro dente, manum pro manu, pedem pro pede exiges. Du sollst kein Erbarmen gegen ihn üben, sondern Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß fordern.¹⁶ [Ex 21,23, Lev 24,20, Mt 5,38] Deuteronomium Dtn 5 19 21 16 Das Recht der Wiedervergeltung wird wohl nur dann streng vollzogen worden sein, wenn der Verleumdete es durchaus streng verlangte, sonst trat eine entsprechende Geldbuße ein. Wie energisch gegen die Überwiesenen eingeschritten ward, so sorgfältig sollte auch die falsche Anwendung des Rechtes verhütet werden. Deuteronomium Dtn 5 19 3 Sternens diligenter viam: et in tres æqualiter partes totam terræ tuæ provinciam divides: ut habeat e vicino qui propter homicidium profugus est, quo possit evadere. und sollst den Weg dahin sorgfältig bahnen,³ und das ganze Gebiet deines Landes in drei gleiche⁴ Teile einteilen, damit jeder, der eines Totschlags wegen flüchten muss, einen Ort in der Nähe habe, wohin er entweichen könne. Deuteronomium Dtn 5 19 3 3 Die [Jos 20,7] bezeichneten drei Städte lagen auf Bergen, mussten also leicht zugänglich gemacht werden. Deuteronomium Dtn 5 19 3 4 Gleich fehlt im Hebr. Deuteronomium Dtn 5 19 4 Hæc erit lex homicidæ fugientis, cujus vita servanda est: Qui percusserit proximum suum nesciens, et qui heri et nudiustertius nullum contra eum odium habuisse comprobatur: Dies soll die Bestimmung⁵ für einen flüchtigen Totschläger sein, dessen Leben geschützt werden soll: Wer seinen Nächsten unversehens erschlagen hat und von wem es erwiesen ist, dass er keinen Hass⁶ gegen ihn gehegt habe, weder gestern noch vorher, Deuteronomium Dtn 5 19 4 5 Da V. 11 noch eine weitere Erklärung bietet, hat auch diese Gesetzeskraft. Deuteronomium Dtn 5 19 4 6 Neuerlich. Dieser Vers bietet ein, nicht zwei Beispiele. Deuteronomium Dtn 5 19 5 Sed abiisse cum eo simpliciter in silvam ad ligna cædenda, et in succisione lignorum securis fugerit manu, ferrumque lapsum de manubrio amicum ejus percusserit, et occiderit: hic ad unam supradictarum urbium confugiet, et vivet: sondern dass er mit ihm arglos in den Wald gegangen ist, um Holz zu fällen, und dass die Axt bei dem Fällen der Bäume seiner Hand entfuhr, und das Eisen aus dem Stiele glitt, und seinen Freund traf und tötete, ein solcher soll in eine der vorgenannten Städte fliehen und am Leben bleiben; Deuteronomium Dtn 5 19 6 Ne forsitan proximus ejus, cujus effusus est sanguis, dolore stimulatus, persequatur, et apprehendat eum si longior via fuerit, et percutiat animam ejus, qui non est reus mortis: quia nullum contra eum, qui occisus est, odium prius habuisse monstratur. damit nicht etwa der nächste Verwandte desjenigen, dessen Blut vergossen worden ist, durch seinen Schmerz gereizt, ihn verfolge und ihn, wenn der Weg weit wäre, einhole und erschlage, obwohl er doch des Todes nicht schuldig ist, weil er erweislich vordem gegen den Getöteten keinen Hass gehegt hat.⁷ Deuteronomium Dtn 5 19 6 7 Was zu geschehen hat, wenn die Unabsichtlichkeit in Frage gestellt wird [Num 35,24] und wie lange der Totschläger in der Asylstadt bleiben soll [Num 35,25-28], wird hier nicht wiederholt, wie auch, was [Ex 21,14] anordnet, dass jeder Altar Asyl bietet, vergl. [1Kön 2,28-34], mit Stillschweigen übergangen wird. Deuteronomium Dtn 5 19 7 Idcirco præcipio tibi, ut tres civitates æqualis inter se spatii dividas. Darum befehle ich dir, drei Städte in gleicher Entfernung voneinander auszusondern. Deuteronomium Dtn 5 19 8 Cum autem dilataverit Dominus Deus tuus terminos tuos, sicut juravit patribus tuis, et dederit tibi cunctam terram, quam eis pollicitus est, Wenn aber der Herr, dein Gott, wie er deinen Vätern geschworen hat, dein Gebiet erweitern und dir das ganze Land geben wird, das er ihnen verheißen hat, [Gen 28,14, Ex 34,24, Dtn 12,20] Deuteronomium Dtn 5 19 9 (Si tamen custodieris mandata ejus, et feceris quæ hodie præcipio tibi, ut diligas Dominum Deum tuum, et ambules in viis ejus omni tempore) addes tibi tres alias civitates, et supradictarum trium urbium numerum duplicabis: (wenn du anders seine Gebote hältst und tuest, was ich dir heute gebiete, dass du den Herrn, deinen Gott, liebest und auf seinen Wegen allezeit wandelst), so sollst du noch drei andere Städte hinzufügen⁸ und die Zahl der vorhergenannten drei Städte verdoppeln; Deuteronomium Dtn 5 19 9 8 Die Zahl der Städte ward nicht gemehrt, ohne dass ein Prophet über diese Unterlassung klagt. [1Chr 6,57.67.72] sind nach [Jos 21,13.21.32] zu verbessern. (Vergl. auch [Jos 21,8ff] mit [1Chr 6,71.78.80].) Deuteronomium Dtn 5 0 1 d. Bestimmungen über Kriege: Vor dem Kampfe ist der Mut der Streiter durch die Priester mit dem Hinweise auf die von Gott verheißene Hilfe zu stärken. (V. 4) Befreiung gewisser Personen vom Waffentragen. (V. 9) Verfahren gegen belagerte und eroberte Städte. Deuteronomium Dtn 5 20 1 Si exieris ad bellum contra hostes tuos, et videris equitatus et currus, et majorem quam tu habeas adversarii exercitus multitudinem, non timebis eos: quia Dominus Deus tuus tecum est, qui eduxit te de terra gypti. Wenn du gegen deine Feinde zum Kriege ausziehst und siehst Reiter und Wagen,¹ und ein größeres feindliches Kriegsvolk, als du hast, so fürchte dich nicht vor ihnen; denn der Herr, dein Gott, der dich aus dem Lande Ägypten geführt hat, ist mit dir. Deuteronomium Dtn 5 20 1 1 Bespannung und Wagen. Deuteronomium Dtn 5 20 10 Si quando accesseris ad expugnandam civitatem, offeres ei primum pacem. Wenn du dich anschickst, eine Stadt⁸ zu erobern, so sollst du ihr zuerst Frieden anbieten. Deuteronomium Dtn 5 20 10 8 Städte außerhalb Chanaans (bis V. 15). So taten auch Sennacheribs Gesandte [2Kön 18,31.32]. Deuteronomium Dtn 5 20 11 Si receperit, et aperuerit tibi portas, cunctus populus, qui in ea est, salvabitur, et serviet tibi sub tributo. Wenn sie ihn annimmt und dir die Tore öffnet, so soll das ganze Volk, welches in derselben ist, am Leben bleiben und dir dienstbar und zinspflichtig werden.⁹ Deuteronomium Dtn 5 20 11 9 Dies beobachtete Josue den Gabaoniten gegenüber, in der Meinung, sie seien von fern gekommen. Deuteronomium Dtn 5 20 12 Sin autem fdus inire noluerit, et cperit contra te bellum, oppugnabis eam. Wenn sie aber keinen Bund mit dir eingehen will, sondern den Kampf gegen dich beginnt, so belagere sie. Deuteronomium Dtn 5 20 13 Cumque tradiderit Dominus Deus tuus illam in manu tua, percuties omne, quod in ea generis masculini est, in ore gladii, Gibt sie dann der Herr, dein Gott, in deine Hand, so sollst du alles, was darin männlichen Geschlechtes ist, mit der Schärfe des Schwertes erschlagen, Deuteronomium Dtn 5 20 14 Absque mulieribus et infantibus jumentis et ceteris, quæ in civitate sunt. Omnem prædam exercitui divides, et comedes de spoliis hostium tuorum, quæ Dominus Deus tuus dederit tibi. ausgenommen die Weiber und die Kinder und das Vieh, und alles, was sonst noch in der Stadt ist. Die ganze Beute sollst du unter das Heer verteilen und die Beute deiner Feinde verzehren, welche dir der Herr, dein Gott, gegeben hat. Deuteronomium Dtn 5 20 15 Sic facies cunctis civitatibus, quæ a te procul valde sunt, et non sunt de his urbibus, quas in possessionem accepturus es. So sollst du mit allen Städten verfahren, welche sehr weit von dir entfernt liegen und nicht zu den Städten gehören, die du zum Besitze erhalten sollst. Deuteronomium Dtn 5 20 16 De his autem civitatibus, quæ dabuntur tibi, nullum omnino permittes vivere: In den Städten aber, welche dir gegeben werden, sollst du niemanden am Leben lassen, Deuteronomium Dtn 5 20 17 Sed interficies in ore gladii, Hethæum videlicet, et Amorrhæum, et Chananæum, Pherezæum, et Hevæum, et Jebusæum, sicut præcepit tibi Dominus Deus tuus: sondern sollst sie mit der Schärfe des Schwertes töten,¹⁰ nämlich die Hethiter, Amorrhiter, Chananiter, Phereziter, Heviter und Jebusiter, wie dir der Herr, dein Gott, geboten hat; [Dtn 7] Deuteronomium Dtn 5 20 17 10 Indes bestimmte Gott für einige Völker und Städte ein noch schlimmeres Anathem, wie für Jericho [Jos 6,21], die Amalekiter [1Sam 15,3]. Deuteronomium Dtn 5 20 18 Ne forte doceant vos facere cunctas abominationes, quas ipsi operati sunt diis suis: et peccetis in Dominum Deum vestrum. damit sie euch nicht etwa lehren, alle die Greuel zu tun, welche sie für ihre Götter getan haben, und ihr euch gegen den Herrn, euern Gott, versündiget. Deuteronomium Dtn 5 20 19 Quando obsederis civitatem multo tempore, et munitionibus circumdederis ut expugnes eam, non succides arbores, de quibus vesci potest, nec securibus per circuitum debes vastare regionem: quoniam lignum est, et non homo, nec potest bellantium contra te augere numerum. Wenn du eine Stadt lange Zeit belagerst und mit Belagerungswerken umgibst, um sie zu erobern, so sollst du die Bäume nicht umhauen, von denen man essen kann, noch mit der Axt die Gegend ringsherum verheeren; denn¹¹ es ist ein Baum und nicht ein Mensch, und kann die Zahl der gegen dich Kämpfenden nicht vermehren. Deuteronomium Dtn 5 20 19 11 Hebr.: Oder sind etwa die Bäume des Feldes Menschen, dass auch sie der Belagerung deinerseits unterworfen werden sollten? Deuteronomium Dtn 5 20 2 Appropinquante autem jam prlio, stabit sacerdos ante aciem, et sic loquetur ad populum: Wenn aber die Schlacht nahe bevorsteht, so soll der Priester vor das Heer treten und also zum Volke sprechen: Deuteronomium Dtn 5 20 20 Si qua autem ligna non sunt pomifera, sed agrestia, et in ceteros apta usus, succide, et instrue machinas, donec capias civitatem, quæ contra te dimicat. Wenn aber die Bäume nicht fruchttragend, sondern wild und zu anderm Gebrauche dienlich sind, magst du sie umhauen und davon Belagerungswerke bauen, bis du die Stadt einnimmst, welche mit dir im Kampfe liegt. Deuteronomium Dtn 5 20 3 Audi Israel, vos hodie contra inimicos vestros pugnam committitis, non pertimescat cor vestrum, nolite metuere, nolite cedere, nec formidetis eos: Höre, Israel! ihr liefert heute eine Schlacht gegen eure Feinde, euer Herz verzage nicht, fürchtet euch nicht, weichet nicht, und erschrecket nicht vor ihnen; Deuteronomium Dtn 5 20 4 Quia Dominus Deus vester in medio vestri est, et pro vobis contra adversarios dimicabit, ut eruat vos de periculo. denn der Herr, euer Gott, ist² in eurer Mitte und wird für euch gegen eure Feinde streiten, um euch aus der Gefahr zu erretten. Deuteronomium Dtn 5 20 4 2 Hebr.: zieht. Deuteronomium Dtn 5 20 5 Duces quoque per singulas turmas audiente exercitu proclamabunt: Quis est homo qui ædificavit domum novam, et non dedicavit eam? Vadat, et revertatur in domum suam, ne forte moriatur in bello, et alius dedicet eam. Auch sollen die Anführer³ durch alle Abteilungen ausrufen, so dass das ganze Heer es hört: Wer hat ein neues Haus gebaut und noch nicht eingeweiht? Er möge hingehen und in sein Haus zurückkehren, damit er nicht etwa im Kampfe umkomme und dann ein anderer es einweihe. [1Makk 3,56] Deuteronomium Dtn 5 20 5 3 Besser: Schreiber. Deuteronomium Dtn 5 20 6 Quis est homo qui plantavit vineam, et necdum fecit eam esse communem, de qua vesci omnibus liceat? vadat, et revertatur in domum suam: ne forte moriatur in bello, et alius homo ejus fungatur officio. Wer hat einen Weinberg gepflanzt und noch nicht gemeinnützig gemacht,⁴ dass alle davon essen dürfen? Er gehe hin und kehre in sein Haus zurück, damit er nicht etwa im Kampfe umkomme und ein anderer seine Stelle einnehme. Deuteronomium Dtn 5 20 6 4 Beziehung auf [Lev 19,23-25]. Deuteronomium Dtn 5 20 7 Quis est homo, qui despondit uxorem, et non accepit eam? vadat, et revertatur in domum suam, ne forte moriatur in bello, et alius homo accipiat eam. Wer hat sich einem Weibe verlobt, es aber noch nicht genommen? Er gehe hin und kehre in sein Haus zurück, damit er nicht etwa im Kampfe umkomme und ein anderer sie nehme.⁵ Deuteronomium Dtn 5 20 7 5 Jener würde um sein Lebensglück gebracht, noch ehe er es genossen. Der Gesetzgeber will auch die Empfindung des Weibes schonen. [Dtn 21,10ff] Nach [Dtn 24,5] braucht man auch nach der Heirat ein Jahr lang nicht auszuziehen. Deuteronomium Dtn 5 20 8 His dictis addent reliqua, et loquentur ad populum: Quis est homo formidolosus, et corde pavido? vadat, et revertatur in domum suam, ne pavere faciat corda fratrum suorum, sicut ipse timore perterritus est. Und wenn sie so gesprochen, sollen sie noch weiter zum Volke sprechen: Wer ist furchtsam und verzagten Herzens? Er gehe hin und kehre in sein Haus zurück, damit er nicht auch das Herz seiner Brüder zaghaft mache, wie er selbst von Furcht erfüllt ist. [Ri 7,3] Deuteronomium Dtn 5 20 9 Cumque siluerint duces exercitus, et finem loquendi fecerint, unusquisque suos ad bellandum cuneos præparabit. Wenn dann die Heerführer⁶ schweigen und zu reden aufgehört haben, soll jeder seine Truppen zum Kampfe ordnen.⁷ Deuteronomium Dtn 5 20 9 6 Richtiger: die Schreiber. Deuteronomium Dtn 5 20 9 7 Hebr.: so soll man Heeresoberste an die Spitze des Volkes stellen. Deuteronomium Dtn 5 0 1 C. Verschiedene Pflichten des Privatlebens, insbesondere gegen den Nächsten (21,1 - 26,15) vermischt mit einigen Vorschriften über das öffentliche religiöse Leben. Deuteronomium Dtn 5 21 1 Quando inventum fuerit in terra, quam Dominus Deus tuus daturus est tibi, hominis cadaver occisi, et ignorabitur cædis reus, Wenn in dem Lande, das der Herr, dein Gott, dir geben wird, der Leichnam eines getöteten Menschen gefunden wird und man nicht weiß, wer des Mordes schuldig ist, Deuteronomium Dtn 5 21 10 Si egressus fueris ad pugnam contra inimicos tuos, et tradiderit eos Dominus Deus tuus in manu tua, captivosque duxeris, Wenn du gegen deine Feinde in den Krieg ziehst und der Herr, dein Gott, sie in deine Hand gibt, und du sie gefangen nimmst, Deuteronomium Dtn 5 21 11 Et videris in numero captivorum mulierem pulchram, et adamaveris eam, voluerisque habere uxorem, und siehst unter den Gefangenen ein schönes Weib,¹² und gewinnst sie lieb, und willst sie zum Weibe haben, Deuteronomium Dtn 5 21 11 12 Das indes nicht zu den Chananitern gehört. Deuteronomium Dtn 5 21 12 Introduces eam in domum tuam: quæ radet cæsariem, et circumcidet ungues, so führe sie in dein Haus; und sie soll sich das Haupthaar abscheren, und ihre Nägel beschneiden,¹³ Deuteronomium Dtn 5 21 12 13 Beides ist nicht Trauer, sondern Reinigungsritus. [Lev 14,8, Num 6,9] Die Gefangene kommt aus heidnischem Lande und soll das alte Wesen symbolisch abtun. Deuteronomium Dtn 5 21 13 Et deponet vestem, in qua capta est: sedensque in domo tua, flebit patrem et matrem suam uno mense: et postea intrabis ad eam, dormiesque cum illa, et erit uxor tua. und das Kleid ablegen, in dem sie gefangen ward;¹⁴ dann möge, sie in deinem Hause bleibend, ihren Vater und ihre Mutter einen Monat lang beweinen; und hierauf magst du zu ihr eingehen und ihr beiwohnen, und sie mag dein Weib sein. Deuteronomium Dtn 5 21 13 14 Die Gefangene soll mild auf ihr Los als Gattin im Hause des Israeliten vorbereitet werden, deshalb zieht sie das Kleid der Gefangenschaft aus. Es wird ein Monat Trauerzeit gegeben, die Zeit, welche für ganz besondere Personen zur Trauer bestimmt war. Deuteronomium Dtn 5 21 14 Si autem postea non sederit animo tuo, dimittes eam liberam, nec vendere poteris pecunia, nec opprimere per potentiam: quia humiliasti eam. Wenn du aber nachher keine Neigung mehr zu ihr hast, so sollst du sie freilassen, du kannst sie weder um Geld verkaufen, noch gewaltsam bedrücken;¹⁵ denn du hast sie erniedrigt.¹⁶ Deuteronomium Dtn 5 21 14 15 Als rechtlose Sklavin im Hause behalten. Deuteronomium Dtn 5 21 14 16 Im geschlechtlichen Sinne. Deuteronomium Dtn 5 21 15 Sin habuerit homo uxores duas, unam dilectam, et alteram odiosam, genuerintque ex eo liberos, et fuerit filius odiosæ primogenitus, Wenn ein Mann zwei Frauen hat,¹⁷ eine, die er liebt, und eine, zu der er keine Neigung hat,¹⁸ und sie gebären ihm Kinder, und der Sohn der Nichtgeliebten ist der Erstgeborene, Deuteronomium Dtn 5 21 15 17 Bigamie, auch Polygamie wird zugelassen, aber das Weib vor der Willkür des Mannes möglich geschützt. ([Ex 21,10] Beispiele [Gen 29,30.31, 1Sam 1,5.6]) Deuteronomium Dtn 5 21 15 18 Der Gegensatz von Lieben und Hassen ist ebenso relativ wie [Mal 1,2]. Deuteronomium Dtn 5 21 16 Volueritque substantiam inter filios suos dividere: non poterit filium dilectæ facere primogenitum, et præferre filio odiosæ, so kann er, wenn er sein Gut unter seine Söhne verteilen will, den Sohn der Geliebten nicht zum Erstgeborenen machen, und dem Sohne der Nichtgeliebten vorziehen, Deuteronomium Dtn 5 21 17 Sed filium odiosæ agnoscet primogenitum, dabitque ei de his quæ habuerit cuncta duplicia: iste est enim principium liberorum ejus, et huic debentur primogenita. sondern er soll den Sohn der Nichtgeliebten als Erstgeborenen anerkennen und ihm von allem, was er hat, einen doppelten Anteil geben; denn er ist das erste seiner Kinder und ihm gebührt das Erstgeburtsrecht. [1Chr 5,1] Deuteronomium Dtn 5 21 18 Si genuerit homo filium contumacem et protervum, qui non audiat patris aut matris imperium, et coercitus obedire contempserit: Wenn jemand einen widerspenstigen und frechen Sohn hat, der auf seines Vaters oder seiner Mutter Befehl nicht hört, und auch wenn sie ihn züchtigen, zu gehorchen verschmäht, Deuteronomium Dtn 5 21 19 Apprehendent eum, et ducent ad seniores civitatis illius, et ad portam judicii, so sollen sie ihn ergreifen, und zu den Ältesten jener Stadt, zum Tore des Gerichtes führen, Deuteronomium Dtn 5 21 2 Egredientur majores natu, et judices tui, et metientur a loco cadaveris singularum per circuitum spatia civitatum: so sollen deine Ältesten und Richter¹ hinausgehen und die Entfernung von der Stelle, wo der Leichnam liegt, bis zu den einzelnen Städten, die ringsherum liegen, abmessen;² Deuteronomium Dtn 5 21 2 1 Die der nachfolgenden Städte zusammen, wodurch unparteiisches Verfahren gesichert wird. Deuteronomium Dtn 5 21 2 2 Diese Zeremonie soll die Gewissen wecken. Deuteronomium Dtn 5 21 20 Dicentque ad eos: Filius noster iste protervus et contumax est, monita nostra audire contemnit, comessationibus vacat, et luxuriæ atque conviviis: und zu ihnen sprechen: Dieser unser Sohn ist frech und widerspenstig, und verschmäht es, auf unsere Mahnungen zu hören, und ergibt sich der Völlerei, und Unzucht, und Schlemmerei;¹⁹ Deuteronomium Dtn 5 21 20 19 Diese Vergehen werden als Beispiele habitueller Versündigung angeführt. Ursprünglich hatte der Familienvater das Recht über Leben und Tod der Familienangehörigen. [Gen 38,24] Dieses Recht wird hier nicht schlechthin aufgehoben, aber begrenzt. Es handelt sich um einen erwachsenen Sohn, der bei den Eltern wohnt, ein jüngerer Sohn galt als aus Unwissenheit sündigend. Manche Vergehen der Söhne werden durch andere Gesetze geahndet, welche auch die Eltern betreffen, wie Götzendienst, Ehebruch. Auf das Wohl der Familie zu achten, lag besonders dem Familienvater ob, er also musste auch eine schwere Beeinträchtigung desselben abzuwenden vermögen. Es stand dem erwachsenen Sohne, wollte er die Zurechtweisung des Vaters nicht ertragen, frei, das Vaterhaus zu verlassen, wie der verlorene Sohn tat, und ehe eine Klage statthaben konnte, mussten sicher vergebliche Mahnungen vorausgehen, ja selbst tätliche Beleidigungen der Eltern. [Lev 20,9] Doch auch wenn alle Maßnahmen der Eltern vergeblich waren, stand ihnen einzig das Recht zu, nicht die Pflicht, dem Richter Anzeige zu machen. Diese Anzeige musste von beiden Eltern erstattet werden, um nicht einem Teile das Gehässige aufzubürden, sodann, damit zwei Zeugen vorhanden waren. Es folgte die Prüfung des Tatbestandes, ob die Eltern den Sohn sorgfältig erzogen, ihm ein gutes Vorbild und heilsame Mahnungen gegeben. Blieb in einem Punkte ein Zweifel, so erhielt der Sohn wohl nur einen richterlichen Verweis. Deuteronomium Dtn 5 21 21 Lapidibus eum obruet populus civitatis: et morietur, ut auferatis malum de medio vestri, et universus Israel audiens pertimescat. und das Volk der Stadt soll ihn steinigen, und er soll sterben, dass ihr das Böse aus eurer Mitte hinwegschaffet, und ganz Israel es höre, und sich fürchte. Deuteronomium Dtn 5 21 22 Quando peccaverit homo quod morte plectendum est, et adjudicatus morti appensus fuerit in patibulo: Wenn jemand sich etwas zu Schulden kommen lässt, was mit dem Tode zu bestrafen ist, und er zum Tode verurteilt²⁰ an einen Pfahl gehängt wird,²¹ Deuteronomium Dtn 5 21 22 20 Hebr.: Und er ward getötet. Deuteronomium Dtn 5 21 22 21 Eine schimpfliche Schaustellung, durch welche der Akt der Wiederherstellung des Rechtes in der Tötung des Schuldigen öffentlich konstatiert wird. Deuteronomium Dtn 5 21 23 Non permanebit cadaver ejus in ligno, sed in eadem die sepelietur: quia maledictus a Deo est qui pendet in ligno: et nequaquam contaminabis terram tuam, quam Dominus Deus tuus dederit tibi in possessionem. so soll sein Leichnam nicht²² am Holze bleiben,²³ sondern noch an demselben Tage begraben werden, denn verflucht ist von Gott, wer am Holze hängt;²⁴ und du sollst dein Land, das der Herr, dein Gott, dir zum Besitz geben wird, nicht verunreinigen. [Gal 3,13] Deuteronomium Dtn 5 21 23 22 Hebr.: nicht über Nacht. Deuteronomium Dtn 5 21 23 23 Verabscheut war ein Leichnam, noch mehr ein solcher, der schon faulte, am meisten ein solcher, dessen Verwesung durch das Zerreißen seitens wilder Tiere beschleunigt war. Deuteronomium Dtn 5 21 23 24 Dieses Aufhängen war eine Vorsichtbarung des Fluches Gottes, daher eine Verunreinigung des Landes. Deuteronomium Dtn 5 21 3 Et quam viciniorem ceteris esse perspexerint, seniores civitatis illius tollent vitulam de armento, quæ non traxit jugum nec terram scidit vomere, und die Ältesten der Stadt, welche näher als die übrigen erfunden wird,³ sollen eine junge Kuh von der Herde nehmen, die noch nicht am Joche gezogen, noch die Erde gepflügt hat,⁴ Deuteronomium Dtn 5 21 3 3 Da der Verbrecher unbekannt ist, werden die zunächst Wohnenden als verdächtig angesehen. Deuteronomium Dtn 5 21 3 4 Das Tier muss zur Stellvertretung für das verfallene Leben des unbekannten Mörders geeignet, also unentweiht sein. Deuteronomium Dtn 5 21 4 Et ducent eam ad vallem asperam atque saxosam, quæ nunquam arata est, nec sementem recepit: et cædent in ea cervices vitulæ: und sollen sie in ein rauhes und felsiges Tal⁵ führen, das niemals gepflügt noch besät worden ist, und sollen der jungen Kuh darin den Hals abhauen. Deuteronomium Dtn 5 21 4 5 Hebr.: in ein Tal mit immer fließendem Wasser. Dieses diente zum symbolischen Händewaschen. (V. 6) Deuteronomium Dtn 5 21 5 Accedentque sacerdotes filii Levi, quos elegerit Dominus Deus tuus ut ministrent ei, et benedicant in nomine ejus, et ad verbum eorum omne negotium, et quidquid mundum, vel immundum est, judicetur. Dann sollen die Priester, die Söhne Levis,⁶ hinzutreten, die der Herr, dein Gott, auserwählt hat, dass sie ihm dienen und in seinem Namen segnen, und dass nach ihrem Worte jeder Handel, und was rein oder unrein⁷ ist, entschieden werde. Deuteronomium Dtn 5 21 5 6 Durch ihre Assistenz wird die symbolische Handlung und die Erklärung der Ältesten V. 6, V. 7 gültig. Deuteronomium Dtn 5 21 5 7 Besser: Verletzung. Deuteronomium Dtn 5 21 6 Et venient majores natu civitatis illius ad interfectum, lavabuntque manus suas super vitulam, quæ in valle percussa est, Und die Ältesten jener Stadt sollen zu dem Erschlagenen kommen, und ihre Hände⁸ über der jungen Kuh, die im Tale geschlachtet ward, waschen, Deuteronomium Dtn 5 21 6 8 Im Namen der ganzen Stadt. Nach dem Gesetze der Wiedervergeltung war der Tod des Erschlagenen durch den Tod des Mörders zu sühnen. Da nun der Mörder unbekannt war, wird die Schuld zunächst auf die Bürger der nächsten Stadt abgewälzt, doch da auch diese ihre Unschuld beteuern, dürfen sie eine Kuh darbringen, damit diese den wahren Mörder darstelle. Deuteronomium Dtn 5 21 7 Et dicent: Manus nostræ non effuderunt sanguinem hunc, nec oculi viderunt. und sollen sagen: Unsere Hände haben dieses Blut nicht vergossen und unsere Augen haben nichts gesehen;⁹ Deuteronomium Dtn 5 21 7 9 So waren wir nicht in der Lage, dem Erschlagenen zu helfen, und tragen auch keine indirekte Mitschuld. Deuteronomium Dtn 5 21 8 Propitius esto populo tuo Israel, quem redemisti, Domine, et ne reputes sanguinem innocentem in medio populi tui Israel. Et auferetur ab eis reatus sanguinis: sei deinem Volke Israel gnädig, welches du erlöst hast, o Herr, und rechne das unschuldige Blut nicht zu in der Mitte deines Volkes Israel. So wird von ihnen die Blutschuld weggenommen werden; Deuteronomium Dtn 5 21 9 Tu autem alienus eris ab innocentis cruore, qui fusus est, cum feceris quod præcepit Dominus. du¹⁰ aber wirst von dem unschuldig vergossenen Blute frei sein, wenn du tust, was der Herr geboten hat.¹¹ Deuteronomium Dtn 5 21 9 10 Israel. Deuteronomium Dtn 5 21 9 11 Hebr.: So werden sie von der Blutschuld frei werden, und du tilge das unschuldig vergossene Blut aus deiner Mitte hinweg (damit es dir wohl gehe), wenn du tust, was vor Jahve recht ist. Deuteronomium Dtn 5 0 1 Fortsetzung Deuteronomium Dtn 5 22 1 Non videbis bovem fratris tui, aut ovem errantem, et præteribis: sed reduces fratri tuo. Wenn du den Ochsen, oder das Schaf deines Bruders¹ herumirren siehst, sollst du nicht vorübergehen, sondern sie deinem Bruder zurückbringen; [Ex 23,4] Deuteronomium Dtn 5 22 1 1 Eines Israeliten. Deuteronomium Dtn 5 22 10 Non arabis in bove simul et asino. Du sollst nicht mit einem Ochsen und einem Esel zugleich pflügen. Deuteronomium Dtn 5 22 11 Non indueris vestimento, quod ex lana linoque contextum est. Du sollst kein Kleid anziehen, das von Wolle und Linnen gewebt ist. Deuteronomium Dtn 5 22 12 Funiculos in fimbriis facies per quatuor angulos pallii tui, quo operieris. Du sollst dir an den Kanten deines Mantels, mit dem du dich umhüllst, an den vier Ecken Quasten machen.⁹ [Num 15,38] Deuteronomium Dtn 5 22 12 9 Als heiliges Denkzeichen. [Num 15,39] Deuteronomium Dtn 5 22 13 Si duxerit vir uxorem, et postea odio habuerit eam, Wenn jemand ein Weib nimmt, und wird ihr darnach abgeneigt, Deuteronomium Dtn 5 22 14 Quæsieritque occasiones quibus dimittat eam, objiciens ei nomen pessimum, et dixerit: Uxorem hanc, accepi, et ingressus ad eam non inveni virginem: und sucht Gelegenheit, sie zu entlassen, indem er sie in schlimmen Ruf bringt¹⁰ und spricht: Ich habe dies Weib genommen, und als ich zu ihr ging, habe ich sie nicht als Jungfrau erfunden; Deuteronomium Dtn 5 22 14 10 Eines ungeheuren Verbrechens zeihen, dessen Beweis einzig die Behauptung ist. Deuteronomium Dtn 5 22 15 Tollent eam pater et mater ejus, et ferent secum signa virginitatis ejus ad seniores urbis qui in porta sunt: so sollen ihr Vater und ihre Mutter sie nehmen und die Zeichen ihrer Jungfräulichkeit zu den Ältesten der Stadt, die im Tore sind, bringen: Deuteronomium Dtn 5 22 16 Et dicet pater: Filiam meam dedi huic uxorem: quam quia odit, und der Vater soll sagen: Ich habe meine Tochter diesem Manne zum Weibe gegeben, und weil er ihr abgeneigt ist, Deuteronomium Dtn 5 22 17 Imponit ei nomen pessimum, ut dicat: Non inveni filiam tuam virginem: et ecce hæc sunt signa virginitatis filiæ meæ: expandent vestimentum coram senioribus civitatis: bringt er sie in schlimmen Ruf und spricht: Ich habe deine Tochter nicht als Jungfrau erfunden; doch sehet, hier sind die Zeichen der Jungfräulichkeit meiner Tochter;¹¹ und sie sollen das Kleid vor den Ältesten der Stadt ausbreiten.¹² Deuteronomium Dtn 5 22 17 11 Diese Gewohnheit bestand wohl schon vor Moses. Das Gesetz ist dem anderen [Num 5,11-31] verwandt. Wie dieses die Frauen gegen den Verdacht des Ehebruchs, so soll das vorstehende sie gegen die Unbeständigkeit des Ehemannes schützen. Das Leintuch, das als Lagerdecke gedacht ist, kam wohl nach der ersten Beiwohnung in den Besitz der Eltern der Frau. Deuteronomium Dtn 5 22 17 12 Das Gesetz will wohl falsche Anklagen verhüten; sonst wäre auch für die Angeschuldigte die Möglichkeit eines Betruges nicht schwer gewesen. Die Furcht vor der Möglichkeit, zu den Eltern zurückgesendet zu werden, musste die Jungfrau von jeder Versündigung fern halten und die Eltern zu strenger Überwachung veranlassen, sowie die Mütter dazu führen, ihre Töchter auf diese Bestimmung aufmerksam zu machen. Gewiss überzeugte sich die Mutter von der Unversehrtheit der Tochter vor der Hochzeit oder unterrichtete den Bräutigam, wenn durch eine zufällige Ursache der Hymen verletzt war. Die Hauptsache war, dass Ehebruch oder Unschuld bewiesen wurden. Das Mittel scheint später aufgegeben zu sein. Deuteronomium Dtn 5 22 18 Apprehendentque senes urbis illius virum, et verberabunt illum, Alsdann sollen die Ältesten jener Stadt den Mann nehmen, und ihn schlagen,¹³ Deuteronomium Dtn 5 22 18 13 Eine strengere Strafe wird (anders als [Dtn 19,19]) nicht verhängt, sonst würde die Frau Witwe und ginge ihres gesuchten Rechtes verlustig. Deuteronomium Dtn 5 22 19 Condemnantes insuper centum siclis argenti, quos dabit patri puellæ: quoniam diffamavit nomen pessimum super virginem Israel: habebitque eam uxorem, et non poterit dimittere eam omnibus diebus vitæ suæ. und ihn zudem zu einer Geldstrafe von hundert Sekel Silbers verurteilen, die er dem Vater des Mädchens geben soll, weil er eine Jungfrau Israels in schlimmen Ruf gebracht hat; und er soll sie zum Weibe behalten und sie zeit seines Lebens nicht entlassen dürfen. Deuteronomium Dtn 5 22 2 Etiamsi non est propinquus frater tuus, nec nosti eum: duces in domum tuam, et erunt apud te quamdiu quærat ea frater tuus, et recipiat. und wenn dein Bruder nicht in deiner Nähe wohnt und² du ihn nicht kennst, sollst du sie in dein Haus führen, und sie sollen so lange bei dir bleiben, bis dein Bruder sie sucht und sie wieder erhält. Deuteronomium Dtn 5 22 2 2 Ja, wenn du ihn selbst nicht kennst. Deuteronomium Dtn 5 22 20 Quod si verum est quod objicit, et non est in puella inventa virginitas: Wenn es aber wahr ist, was er vorbringt, und das Mädchen ist nicht als Jungfrau erfunden worden, Deuteronomium Dtn 5 22 21 Ejicient eam extra fores domus patris sui, et lapidibus obruent viri civitatis illius, et morietur: quoniam fecit nefas in Israel, ut fornicaretur in domo patris sui: et auferes malum de medio tui. so soll man sie vor die Türe des Hauses ihres Vaters hinausstoßen,¹⁴ und die Männer aus jener Stadt sollen sie steinigen, und sie soll sterben, weil sie eine Schandtat in Israel begangen hat, indem sie im Hause ihres Vaters Unzucht trieb; und so sollst du das Böse aus deiner Mitte wegschaffen.¹⁵ Deuteronomium Dtn 5 22 21 14 Die Töchter wurden im zarten Alter verlobt. Die Verlobung hatte die Kraft des Ehevertrages. Eine Verführung vor der Verlobung war wegen des zarten Alters undenkbar. Die Richter waren aber nicht genötigt, wegen der nicht festgestellten Jungfräulichkeit zu verurteilen, sondern hatten sich auch anderweitig zu überzeugen, dass die Verklagte die Beschuldigung eines ungeheuren Verbrechens verdiente. So konnten die Beweise bisweilen zur Verstoßung hinreichen, ohne dass die Todesstrafe verhängt war. Solche Klagen waren wohl sehr selten, noch seltener der Beweis für den Mangel der Jungfräulichkeit. Deuteronomium Dtn 5 22 21 15 Sie hat gesündigt, während sie noch im Vaterhause war, deshalb wird sie am Orte ihrer Schande gesteinigt, nicht vor dem Tore. [Dtn 21,19ff] Deuteronomium Dtn 5 22 22 Si dormierit vir cum uxore alterius, uterque morietur, id est, adulter et adultera: et auferes malum de Israel. Wenn ein Mann mit dem Weibe eines andern Umgang gehabt hat, so sollen beide sterben, das ist der Ehebrecher und die Ehebrecherin; und so sollst du das Böse aus Israel hinwegschaffen. [Lev 20,10] Deuteronomium Dtn 5 22 23 Si puellam virginem desponderit vir, et invenerit eam aliquis in civitate, et concubuerit cum ea, Wenn ein Mann sich mit einer Jungfrau verlobt hat und jemand in der Stadt trifft sie und wohnt ihr bei,¹⁶ Deuteronomium Dtn 5 22 23 16 Die Braut ist nicht weniger fest an den Mann gebunden, als die Verehelichte, und heißt daher V. 24 Weib. Vorausgesetzt wird an dieser Stelle die Einwilligung des Mädchens und wohl auch, dass der Verführer um ihre Verlobung wusste. Deuteronomium Dtn 5 22 24 Educes utrumque ad portam civitatis illius, et lapidibus obruentur: puella, quia non clamavit, cum esset in civitate: vir, quia humiliavit uxorem proximi sui: et auferes malum de medio tui. so sollst du beide zum Tore jener Stadt hinausführen, und sie sollen gesteinigt werden: das Mädchen, weil es nicht gerufen hat, während es doch in der Stadt war; den Mann, weil er das Weib seines Nächsten entehrt hat; und so sollst du das Böse aus deiner Mitte hinwegschaffen.¹⁷ Deuteronomium Dtn 5 22 24 17 In der Stadt wäre Hilfe leicht zu erlangen gewesen. Deuteronomium Dtn 5 22 25 Sin autem in agro repererit vir puellam, quæ desponsata est, et apprehendens concubuerit cum ea, ipse morietur solus: Wenn aber ein Mann eine verlobte Jungfrau auf dem Felde trifft und wohnt ihr bei, ihr Gewalt antuend, so soll er allein sterben; Deuteronomium Dtn 5 22 26 Puella nihil patietur, nec est rea mortis: quoniam sicut latro consurgit contra fratrem suum, et occidit animam ejus, ita et puella perpessa est. das Mädchen soll nichts erleiden, sie ist des Todes nicht schuldig; denn wie ein Räuber sich gegen seinen Bruder erhebt, und ihn erschlägt, so ist es auch dem Mädchen ergangen. Deuteronomium Dtn 5 22 27 Sola erat in agro: clamavit, et nullus affuit qui liberaret eam. Sie war allein auf dem Felde, sie rief, aber niemand war da, der sie befreite. Deuteronomium Dtn 5 22 28 Si invenerit vir puellam virginem, quæ non habet sponsum, et apprehendens concubuerit cum illa, et res ad judicium venerit: Wenn ein Mann eine unverlobte Jungfrau trifft und tut ihr Gewalt an, und die Sache kommt vor Gericht,¹⁸ Deuteronomium Dtn 5 22 28 18 Besser vom hebr. Text: und sie werden ertappt. Andernfalls heiraten sie einander in gewohnter Weise. Deuteronomium Dtn 5 22 29 Dabit qui dormivit cum ea, patri puellæ quinquaginta siclos argenti, et habebit eam uxorem, quia humiliavit illam: non poterit dimittere eam cunctis diebus vitæ suæ. so soll der Mann, der ihr beigewohnt hat, dem Vater des Mädchens fünfzig Sekel Silbers geben und soll sie zum Weibe nehmen, weil er sie erniedrigt hat; er soll sie sein ganzes Leben hindurch nicht entlassen können. [Ex 22,16] Deuteronomium Dtn 5 22 3 Similiter facies de asino, et de vestimento, et de omni re fratris tui quæ perierit: si inveneris eam, ne negligas quasi alienam. Ebenso sollst du mit dem Esel, und mit dem Kleide, und mit jeder Sache deines Bruders tun, die ihm verloren gegangen ist; wenn du sie findest, sollst du sie nicht liegen lassen, wie etwas, was dich nichts angeht.³ Deuteronomium Dtn 5 22 3 3 Was damit zu tun ist, wenn der Eigentümer sich nicht findet, wird nicht gesagt; es gehörte wohl dem Finder. Deuteronomium Dtn 5 22 30 Non accipiet homo uxorem patris sui, nec revelabit operimentum ejus. Niemand soll das Weib seines Vaters¹⁹ nehmen und dessen²⁰ Decke nicht aufheben. Deuteronomium Dtn 5 22 30 19 Eine Stiefmutter. Deuteronomium Dtn 5 22 30 20 Des Vaters. Deuteronomium Dtn 5 22 4 Si videris asinum fratris tui aut bovem cecidisse in via, non despicies, sed sublevabis cum eo. Wenn du siehst, dass der Esel deines Bruders, oder sein Ochs auf dem Wege niedergefallen ist, so sollst du es nicht unbeachtet lassen, sondern sie mit ihm aufrichten. Deuteronomium Dtn 5 22 5 Non induetur mulier veste virili, nec vir utetur veste feminea: abominabilis enim apud Deum est qui facit hæc. Ein Weib soll nicht Männerkleidung⁴ anlegen und ein Mann soll nicht Weiberkleidung anziehen; denn wer solches tut, ist vor Gott ein Greuel. Deuteronomium Dtn 5 22 5 4 Nach der Erklärung der Juden nicht einmal Waffen. Das Weib soll noch weniger als der Mann aus der von Gott bestimmten Natürlichkeit willkürlich heraustreten und die anerschaffenen Grenzen ihres Geschlechtes verwischen. Hierher gehört die [1Tim 2,12] erwähnte Entartung. Deuteronomium Dtn 5 22 6 Si ambulans per viam, in arbore vel in terra nidum avis inveneris, et matrem pullis vel ovis desuper incubantem: non tenebis eam cum filiis, Wenn du auf dem Wege, auf einem Baume oder auf der Erde ein Vogelnest findest, in dem die Mutter auf den Jungen oder den Eiern sitzt, so nimm sie nicht mit den Jungen,⁵ Deuteronomium Dtn 5 22 6 5 Dies käme der Ausrottung gleich. Andersartig ist die Vorschrift [Lev 22,28]. Deuteronomium Dtn 5 22 7 Sed abire patieris, captos tenens filios: ut bene sit tibi, et longo vivas tempore. sondern lass sie wegfliegen und behalte nur die Jungen, dass es dir wohlgehe und du lange lebest. Deuteronomium Dtn 5 22 8 Cum ædificaveris domum novam, facies murum tecti per circuitum: ne effundatur sanguis in domo tua, et sis reus labente alio, et in præceps ruente. Wenn du ein neues Haus baust, so mache ein Dachgeländer ringsherum;⁶ damit in deinem Hause kein Blut vergossen werde und du nicht Schuld tragest, wenn jemand fällt und herunterstürzt. Deuteronomium Dtn 5 22 8 6 Rings um das flache Dach. Deuteronomium Dtn 5 22 9 Non seres vineam tuam altero semine: ne et sementis quam sevisti, et quæ nascuntur ex vinea, pariter sanctificentur. Du sollst deinen Weinberg nicht mit einem zweiten Samen besäen;⁷ dass nicht der Ertrag des Samens, den du gesäet, und der des Weinberges zugleich geheiligt werden.⁸ Deuteronomium Dtn 5 22 9 7 Vergl. [Lev 19,19]. Das natürlich, somit gottgewollte Verschiedene soll auch vom Menschen als solches gewahrt werden. Deuteronomium Dtn 5 22 9 8 Dass nicht Ernte und Lese zur Strafe dem Heiligtum verfalle. Deuteronomium Dtn 5 0 1 Fortsetzung Deuteronomium Dtn 5 23 1 Non intrabit eunuchus attritis vel amputatis testiculis et abscisso veretro, ecclesiam Domini. Kein Verschnittener mit zerstoßenen, oder ausgeschnittenen Hoden, oder abgeschnittenen Schamgliedern soll in die Gemeinde des Herrn eintreten dürfen.¹ Deuteronomium Dtn 5 23 1 1 Verschnittene, welche von Menschenhänden verschnitten wurden, sollen keine bürgerlichen Rechte genießen, damit hierdurch die geistliche Vollkommenheit angedeutet werde, nach welcher das Volk Gottes streben soll. Deuteronomium Dtn 5 23 10 Si fuerit inter vos homo, qui nocturno pollutus sit somnio, egredietur extra castra, Wenn jemand unter euch ist, der infolge eines nächtlichen Traumes unrein geworden ist,⁸ so gehe dieser vor das Lager hinaus Deuteronomium Dtn 5 23 10 8 Physisch. Deuteronomium Dtn 5 23 11 Et non revertetur, priusquam ad vesperam lavetur aqua: et post solis occasum regredietur in castra. und komme nicht zurück, bis er sich am Abend mit Wasser gewaschen; und nach Sonnenuntergang darf er in das Lager zurückkommen. Deuteronomium Dtn 5 23 12 Habebis locum extra castra, ad quem egrediaris ad requisita naturæ, Du sollst außerhalb des Lagers einen Ort haben, an dem du zur Notdurft der Natur hinausgehst, Deuteronomium Dtn 5 23 13 Gerens paxillum in balteo: cumque sederis, fodies per circuitum, et egesta humo operies und sollst eine Schaufel am Gürtel tragen;⁹ und wenn du dich dort hinsetzest,¹⁰ sollst du ringsum aufgraben und mit Erde die Ausleerung bedecken, Deuteronomium Dtn 5 23 13 9 Nicht eine Waffe dazu gebrauchen. Deuteronomium Dtn 5 23 13 10 Hinsetzen willst. Deuteronomium Dtn 5 23 14 Quo relevatus es (Dominus enim Deus tuus ambulat in medio castrorum, ut eruat te, et tradat tibi inimicos tuos) et sint castra tua sancta, et nihil in eis appareat fditatis ne derelinquat te. von der du dich erleichtert hast; (denn der Herr, dein Gott, wandelt inmitten des Lagers, um dich zu erretten und dir deine Feinde preiszugeben), und dein Lager soll heilig sein und kein Unflat sich darin finden, damit er dich nicht verlasse. Deuteronomium Dtn 5 23 15 Non trades servum domino suo, qui ad te confugerit. Einen Knecht, der sich zu dir¹¹ geflüchtet hat, sollst du seinem Herrn nicht ausliefern. Deuteronomium Dtn 5 23 15 11 Zu einem Israeliten von fremden Völkern. Deuteronomium Dtn 5 23 16 Habitabit tecum in loco, qui ei placuerit, et in una urbium tuarum requiescet: ne constristes eum. Er soll bei dir wohnen an dem Orte, der ihm gefällt, und soll in einer deiner Städte bleiben; bedrücke ihn nicht. Deuteronomium Dtn 5 23 17 Non erit meretrix de filiabus Israel, nec scortator de filiis Israel. Unter den Töchtern Israels soll keine Buhldirne sein, und kein Unzüchtiger unter den Söhnen Israels.¹² Deuteronomium Dtn 5 23 17 12 Niemand, der sich zu Ehren der Naturgottheiten preisgibt. Deuteronomium Dtn 5 23 18 Non offeres mercedem prostibuli, nec pretium canis in domo Domini Dei tui, quidquid illud est quod voveris: quia abominatio est utrumque apud Dominum Deum tuum. Du sollst keinen Buhllohn, noch Hundegeld¹³ als Opfer in dem Hause des Herrn, deines Gottes, darbringen, was es auch sei, was du gelobt hast; denn beides ist vor dem Herrn, deinem Gott, ein Greuel. Deuteronomium Dtn 5 23 18 13 Gewisse Kultdiener der Astarte auf Zypern führten diesen Namen. Vergl. [Offb 22,15]. Es handelt sich um das durch religiöse Prostitution Erworbene, das man dem Tempel abzuliefern pflegte. Deuteronomium Dtn 5 23 19 Non fnerabis fratri tuo ad usuram pecuniam, nec fruges, nec quamlibet aliam rem: Du sollst deinem Bruder weder Geld, noch Früchte, noch irgend etwas anderes, auf Zinsen leihen,¹⁴ Deuteronomium Dtn 5 23 19 14 Das Zinsverbot ist unbedingt, berücksichtigt aber nicht so fast den eigentlichen Geschäftsverkehr als die Ausbeutung der Not Armer, weshalb V. 20 eine Ausnahme folgt. Deuteronomium Dtn 5 23 2 Non ingredietur mamzer, hoc est, de scorto natus, in ecclesiam Domini, usque ad decimam generationem. Kein Mamzer,² das ist niemand, der von einer Buhlerin geboren ist, soll in die Gemeinde des Herrn eintreten dürfen, bis in's zehnte Geschlecht. Deuteronomium Dtn 5 23 2 2 Die Einwohner von Azot [Sach 9,5] und damit allgemein die Philister (Fremde). Dieser Name ist ihnen von den Ureinwohnern gegeben, während die Azoten sich selbst wohl Mamzer nannten. Moses hatte mit den Philistern keinen Kampf zu bestehen, wohl aber die Israeliten gegen das Ende der Richterzeit, besonders unter Samson und Samuel. In dieser Zeit hatte Azot den ersten Rang unter den Städten der Philister. Deuteronomium Dtn 5 23 20 Sed alieno. Fratri autem tuo absque usura id, quo indiget, commodabis: ut benedicat tibi Dominus Deus tuus in omni opere tuo in terra, ad quam ingredieris possidendam. wohl aber dem Fremden; deinem Bruder aber sollst du ohne Zinsen das leihen, wessen er bedarf, damit der Herr, dein Gott, dich in allem deinem Tun segne in dem Lande, in das du ziehen wirst, es in Besitz zu nehmen. Deuteronomium Dtn 5 23 21 Cum votum voveris Domino Deo tuo, non tardabis reddere: quia requiret illud Dominus Deus tuus: et si moratus fueris, reputabitur tibi in peccatum. Wenn du dem Herrn, deinem Gott, ein Gelübde machst, so säume nicht, es zu erfüllen, denn der Herr, dein Gott, wird es fordern;¹⁵ und wenn du säumst,¹⁶ wird es dir zur Sünde gerechnet werden. Deuteronomium Dtn 5 23 21 15 Ergänzung zu [Num 30,3]. Deuteronomium Dtn 5 23 21 16 Über die nächste Pilgerfahrt hinaus. Deuteronomium Dtn 5 23 22 Si nolueris polliceri, absque peccato eris. Wenn du nichts geloben willst, hast du keine Sünde. Deuteronomium Dtn 5 23 23 Quod autem semel egressum est de labiis tuis, observabis, et facies sicut promisisti Domino Deo tuo, et propria voluntate et ore tuo locutus es. Was aber einmal über deine Lippen gekommen ist, sollst du halten und tun, wie du dem Herrn, deinem Gott, versprochen, und aus eigenem Willen und mit eigenem Munde geredet hast. Deuteronomium Dtn 5 23 24 Ingressus vineam proximi tui, comede uvas quantum tibi placuerit: foras autem ne efferas tecum. Wenn du in den Weinberg deines Nächsten kommst, so iss Trauben, so viel dir gefällt;¹⁷ aber nimm nichts mit dir hinaus.¹⁸ Deuteronomium Dtn 5 23 24 17 Das Hebräische fügt bei: bis du satt bist. Deuteronomium Dtn 5 23 24 18 Hebr.: Aber in dein Gefäß darfst du nichts tun. Diese Beschränkung ist dem Gesetzgeber wohl die Hauptsache. Er bestätigt im übrigen die herrschende Sitte. Niemand im heiligen Volke soll hilflos dürsten und hungern. Deuteronomium Dtn 5 23 25 Si intraveris in segetem amici tui, franges spicas, et manu conteres: falce autem non metes. Wenn du in die Saat deines Freundes kommst,¹⁹ so darfst du Ähren abreißen und mit der Hand zerreiben; aber mit der Sichel darfst du nichts abschneiden.²⁰ Deuteronomium Dtn 5 23 25 19 Nicht absichtlich, sondern zufällig. Deuteronomium Dtn 5 23 25 20 Um Vorrat mitzunehmen. Deuteronomium Dtn 5 23 3 Ammonites et Moabites etiam post decimam generationem non intrabunt ecclesiam Domini, in æternum: Die Ammoniter und Moabiter sollen auch nach dem zehnten Geschlecht nicht in die Gemeinde des Herrn eintreten dürfen, in Ewigkeit nicht;³ [Neh 13,1] Deuteronomium Dtn 5 23 3 3 Diese sind ja aus Blutschande entsprossen. [Gen 19,31ff] Deuteronomium Dtn 5 23 4 Quia noluerunt vobis occurrere cum pane et aqua in via quando egressi estis de gypto: et quia conduxerunt contra te Balaam filium Beor de Mesopotamia Syriæ, ut malediceret tibi: weil sie euch, als ihr aus Ägypten ausgezogen waret, nicht mit Brot und Wasser auf dem Wege entgegenkommen wollten; und weil sie Balaam, den Sohn Beors, von Mesopotamien in Syrien, wider dich gedungen haben, dich zu verfluchen; [Num 22,5, Jos 24,9] Deuteronomium Dtn 5 23 5 Et noluit Dominus Deus tuus audire Balaam, vertitque maledictionem ejus in benedictionem tuam, eo quod diligeret te. aber der Herr, dein Gott, wollte auf Balaam nicht hören, und verwandelte dessen Fluch in Segen über dich, weil er dich liebte. Deuteronomium Dtn 5 23 6 Non facies cum eis pacem, nec quæras eis bona cunctis diebus vitæ tuæ in sempiternum. Schließe mit ihnen niemals Frieden, noch bemühe dich um ihr Wohl, so lange du lebst.⁴ [Dtn 2,19] Deuteronomium Dtn 5 23 6 4 Nicht Hass, aber Gleichgültigkeit wird vorgeschrieben. Verboten werden Ehebündnisse. Deuteronomium Dtn 5 23 7 Non abominaberis Idumæum, quia frater tuus est: nec gyptium, quia advena fuisti in terra ejus. Den Edomiter sollst du nicht verabscheuen, denn er ist dein Bruder; auch den Ägypter nicht, denn du bist in seinem Lande ein Fremdling gewesen.⁵ Deuteronomium Dtn 5 23 7 5 Wie du bei ihm Unterkunft fandest, darf er bei dir wohnen. Deuteronomium Dtn 5 23 8 Qui nati fuerint ex eis, tertia generatione intrabunt in ecclesiam Domini. Ihre Nachkommen sollen im dritten Geschlechte⁶ in die Gemeinde des Herrn eintreten dürfen. Deuteronomium Dtn 5 23 8 6 Vergl. [Esra 9,12]. Die Enkel. Deuteronomium Dtn 5 23 9 Quando egressus fueris adversus hostes tuos in pugnam, custodies te ab omni re mala. Wenn du in den Kampf⁷ gegen deine Feinde ausziehest, so hüte dich vor allem Bösen. Deuteronomium Dtn 5 23 9 7 Hebr.: in das Lager. Deuteronomium Dtn 5 0 1 Fortsetzung Deuteronomium Dtn 5 24 1 Si acceperit homo uxorem, et habuerit eam, et non invenerit gratiam ante oculos ejus propter aliquam fditatem: scribet libellum repudii, et dabit in manu illius, et dimittet eam de domo sua. Wenn ein Mann ein Weib nimmt und heimführt, und sie findet dann kein Wohlgefallen vor seinen Augen wegen irgend etwas Garstigem,¹ so soll er einen Scheidebrief schreiben,² und ihr denselben einhändigen, und sie aus seinem Hause entlassen. [Mt 5,31, Mt 19,7, Mk 10,4] Deuteronomium Dtn 5 24 1 1 Dieser Ausdruck fand später verschiedenartige Deutung. Jedenfalls genügte nicht jedes Missfallen als Ursache zur Verstoßung. Die Schule Schammais bezog ihn auf Unkeuschheit, die Hillels auf irgendeine Unannehmlichkeit an dem Weibe (so die Pharisäer [Mt 19,3]). Deuteronomium Dtn 5 24 1 2 Die Verstoßung soll unmittelbar und mittelbar beschränkt werden. Der Ehemann darf nicht aus jeder beliebigen Ursache verstoßen, und ist eine rechtmäßige vorhanden, so nicht ohne Beobachtung gewisser Formalitäten. Nach dem Hebr. ist V. 1-3 als Vordersatz zu fassen. Hiernach führt Moses nicht eine neue Vorschrift ein, sondern erwähnt nur eine herrschende Sitte als Voraussetzung der Beschränkung, die er auferlegen will. Schriftliche Bezeugung war erforderlich, um die Freiheit zum Eingehen einer neuen Ehe zu begründen oder, wenn auch diese aufgelöst ward, das Weib gegen Forderungen ihres ersten Mannes sicher zu stellen. (V. 4) Deuteronomium Dtn 5 24 10 Cum repetes a proximo tuo rem aliquam, quam debet tibi, non ingredieris domum ejus ut pignus auferas: Wenn du¹³ von deinem Nächsten etwas einforderst, was er dir schuldet, so sollst du nicht in sein Haus gehen, um ein Pfand zu nehmen,¹⁴ Deuteronomium Dtn 5 24 10 13 Israelit. Deuteronomium Dtn 5 24 10 14 Nicht dir gehört es zu, dir das Pfand zu wählen. Bei dem unbedingten Zinsverbot ward ein Unterpfand für das Kapital gestellt. Schien dies ungenügend, so konnte der Gläubiger das Darlehen verweigern. Deuteronomium Dtn 5 24 11 Sed stabis foris, et ille tibi proferet quod habuerit. sondern du sollst draußen stehen bleiben, und er soll dir hinausbringen, was er hat. [Ex 22,26] Deuteronomium Dtn 5 24 12 Sin autem pauper est, non pernoctabit apud te pignus, Ist er aber arm, so soll das Pfand nicht über Nacht bei dir bleiben, [Ex 22,26] Deuteronomium Dtn 5 24 13 Sed statim reddes ei ante solis occasum: ut dormiens in vestimento suo, benedicat tibi, et habeas justitiam coram Domino Deo tuo. vielmehr sollst du es ihm alsbald vor Sonnenuntergang zurückgeben, damit er in seinem Kleide schlafe und dich segne, und du gerechtfertigt seiest vor dem Herrn, deinem Gott.¹⁵ Deuteronomium Dtn 5 24 13 15 Die Missachtung dieses Gebotes rügt [Am 2,8, Ijob 22,6]. Wie V. 6 das zum Unterhalte Notwendige zu nehmen verbietet, so V. 13 das zur Ruhe Erforderte, V. 17 das bei Tag und Nacht vom Anstande Verlangte. Deuteronomium Dtn 5 24 14 Non negabis mercedem indigentis, et pauperis fratris tui, sive advenæ, qui tecum moratur in terra, et intra portas tuas est: Deinem bedürftigen und armen Bruder sollst du den Lohn nicht versagen, noch auch dem Fremdling, der bei dir im Lande weilt und innerhalb deiner Tore ist,¹⁶ [Lev 19,13, Tob 4,15] Deuteronomium Dtn 5 24 14 16 Dieser wird im rechte dem Israeliten gleichgestellt. Deuteronomium Dtn 5 24 15 Sed eadem die reddes ei pretium laboris sui ante solis occasum, quia pauper est, et ex eo sustentat animam suam: ne clamet contra te ad Dominum, et reputetur tibi in peccatum. sondern an demselben Tage sollst du ihm den Lohn seiner Arbeit geben noch vor Sonnenuntergang, denn er ist arm und erhält sein Leben damit; damit er nicht wider dich zu dem Herrn rufe und es dir zur Sünde gerechnet werde. Deuteronomium Dtn 5 24 16 Non occidentur patres pro filiis, nec filii pro patribus, sed unusquisque pro peccato suo morietur. Die Väter sollen nicht um der Söhne willen¹⁷ getötet werden, und die Söhne nicht um der Väter willen, sondern jeder soll für seine eigene Verschuldung sterben. [2Kön 14,6, 2Chr 25,4, Ez 18,20] Deuteronomium Dtn 5 24 16 17 Hebr.: Zu den Kindern hinzu. Gegensatz zu heidnischen Blutgesetzen. Gott sucht die Vergehungen der Väter an den Kindern heim bis in's vierte Glied, doch hier handelt es sich nicht um Gottes Vorsehung, sondern um die von der menschlichen Autorität zu verhängende Strafe. Achans Strafe bildet keine Ausnahme, da bei ihm der Bann vollstreckt ward. [Jos 7,24ff] Vergl. auch [2Sam 21,6.8ff]. Wegen der Beobachtung dieser Vorschrift wird Amasias [Num 30,3] gelobt. Deuteronomium Dtn 5 24 17 Non pervertes judicium advenæ et pupilli, nec auferes pignoris loco viduæ vestimentum. Du sollst das Recht des Fremdlings oder der Waise nicht verkehren, noch das Kleid einer Witwe als Pfand wegnehmen. Deuteronomium Dtn 5 24 18 Memento quod servieris in gypto, et eruerit te Dominus Deus tuus inde. Idcirco præcipio tibi ut facias hanc rem. Gedenke, dass du in Ägypten dienstbar warest und der Herr, dein Gott, dich von dort freigemacht hat. Darum gebiete ich dir, dies zu tun. Deuteronomium Dtn 5 24 19 Quando messueris segetem in agro tuo, et oblitus manipulum reliqueris, non reverteris ut tollas illum: sed advenam, et pupillum, et viduam auferre patieris, ut benedicat tibi Dominus Deus tuus in omni opere manuum tuarum. Wenn du die Saat von deinem Acker einerntest und eine Garbe aus Versehen zurücklässest, so sollst du nicht umkehren, um sie zu holen: sondern du sollst den Fremdling, die Waise und die Witwe sie auflesen lassen, damit der Herr, dein Gott, dich in allen Werken deiner Hände segne.¹⁸ Deuteronomium Dtn 5 24 19 18 Vergl. [2Kön 14,6, 2Chr 25,4]. Deuteronomium Dtn 5 24 2 Cumque egressa alterum maritum duxerit, Und wenn sie fortgegangen ist und einen anderen Mann genommen hat,³ Deuteronomium Dtn 5 24 2 3 Durch die Scheidung wurde der erste Mann für sie wie tot. Deuteronomium Dtn 5 24 20 Si fruges collegeris olivarum, quidquid remanserit in arboribus, non reverteris ut colligas: sed relinques advenæ, pupillo, ac viduæ. Wenn du die Früchte der Ölbäume sammelst, so sollst du nicht umkehren, um abzunehmen, was an den Bäumen zurückgeblieben ist, sondern du sollst es dem Fremdlinge, der Waise und der Witwe überlassen. Deuteronomium Dtn 5 24 21 Si vindemiaveris vineam tuam, non colliges remanentes racemos, sed cedent in usus advenæ, pupilli ac viduæ. Wenn du in deinem Weinberg Lese hältst, sollst du die zurückbleibenden Trauben nicht nachlesen, sondern sie sollen dem Fremdling, der Waise und der Witwe überlassen sein. Deuteronomium Dtn 5 24 22 Memento quod et tu servieris in gypto, et idcirco præcipio tibi ut facias hanc rem. Gedenke, dass auch du dienstbar gewesen bist in Ägypten, und darum gebiete ich dir, dies zu tun. Deuteronomium Dtn 5 24 3 Et ille quoque oderit eam, dederitque ei libellum repudii, et dimiserit de domo sua, vel certe mortuus fuerit: und dieser ihr gleichfalls abgeneigt wird, und ihr den Scheidebrief gibt, und sie aus seinem Hause entlässt, oder wenn er etwa stirbt,⁴ Deuteronomium Dtn 5 24 3 4 Zwei Weisen der Lösung des Ehebundes. Deuteronomium Dtn 5 24 4 Non poterit prior maritus recipere eam in uxorem: quia polluta est, et abominabilis facta est coram Domino: ne peccare facias terram tuam, quam Dominus Deus tuus tradiderit tibi possidendam. so kann der erste Mann sie nicht wieder zum Weibe nehmen; denn⁵ sie ist verunreinigt und verabscheuungswürdig geworden vor dem Herrn;⁶ bringe keine Sünde auf dein Land, das der Herr, dein Gott, dir zum Besitze geben wird.⁷ Deuteronomium Dtn 5 24 4 5 Hebr.: Nachdem. Deuteronomium Dtn 5 24 4 6 Hebr.: Denn das (dass sie zum ersten Manne zurückkehrt) ist ein Greuel vor Jahve. Es läge entweder der Verdacht nahe, dass der erste Mann die Scheidung nicht wahrhaft gewollt, sondern nur den Missbrauch seiner Gattin hat gestatten wollen, oder es ist die gebührende Strafe für die Übereilung. Deuteronomium Dtn 5 24 4 7 Das Land nimmt teil an der Strafe. Deuteronomium Dtn 5 24 5 Cum acceperit homo nuper uxorem, non procedet ad bellum, nec ei quippiam necessitatis injungetur publicæ, sed vacabit absque culpa domi suæ, ut uno anno lætetur cum uxore sua. Wenn jemand vor kurzem ein Weib genommen hat, so braucht er nicht in den Kampf zu ziehen, noch soll ihm irgend eine öffentliche Last auferlegt werden, sondern er mag zu Hause bleiben, ohne dadurch eine Schuld auf sich zu laden, um sich ein Jahr mit seinem Weibe zu freuen. [Dtn 20,7] Deuteronomium Dtn 5 24 6 Non accipies loco pignoris inferiorem, et superiorem molam: quia animam suam opposuit tibi. Du sollst den untern und auch den obern Mühlstein nicht zum Pfande nehmen;⁸ denn so hat er dir sein Leben verpfändet.⁹ Deuteronomium Dtn 5 24 6 8 Hebr.: Pfände nicht Handmühle oder Mühlstein. Ohne den oberen Stein wird die Mühle wertlos. Dies Pfand kommt nur bei Armen in Betracht. Deuteronomium Dtn 5 24 6 9 Es ist zur Bereitung des täglichen Unterhaltes unbedingt notwendig. Deuteronomium Dtn 5 24 7 Si deprehensus fuerit homo sollicitans fratrem suum de filiis Israel, et vendito eo acceperit pretium, interficietur, et auferes malum de medio tui. Wird jemand dabei betroffen, dass er seinem Bruder, einem von den Söhnen Israels nachstellt¹⁰ und ihn für Geld verkauft, so soll er getötet werden, und du sollst das Böse aus deiner Mitte hinwegtilgen. [Ex 21,16] Deuteronomium Dtn 5 24 7 10 Hebr.: raubt und ihn gewalttätig behandelt und verkauft. Vergl. [Ex 21,16]. Der Verkauf ist wohl in's Ausland gedacht, so dass der Arme aus der Gemeinschaft Israels herausgerissen wird; ein Verbrechen, das dem Morde gleichgestellt wird. Deuteronomium Dtn 5 24 8 Observa diligenter ne incurras plagam lepræ, sed facies quæcumque docuerint te sacerdotes Levitici generis juxta id, quod præcepi eis, et imple sollicite. Hüte dich wohl, nicht der Plage des Aussatzes zu verfallen,¹¹ sondern tue alles, was die Priester vom Geschlechte Levi dich lehren werden, dem gemäß, was ich ihnen geboten habe, und erfülle es sorgfältig. Deuteronomium Dtn 5 24 8 11 Das Hebräische ist etwa zu übersetzen: Beobachtet, was den Aussatz angeht, sorgfältig; alles wahrend und nach allem tuend, was euch die Leviten und Priester lehren werden, wie ich euch vorschreibe, so sollt ihr es beobachten und tun. Deuteronomium Dtn 5 24 9 Mementote quæ fecerit Dominus Deus vester Mariæ in via cum egrederemini de gypto. Gedenket, was der Herr, euer Gott, an Maria auf dem Wege getan hat, nach eurem Auszuge aus Ägypten.¹² [Num 12,10] Deuteronomium Dtn 5 24 9 12 Der Verfasser weist auf Maria hin, um zu zeigen, dass Gott sich diesen Gegenstand vorbehalten hat und ihn durch die Priester ordnet, insbesondere was die Absonderung angeht. Deuteronomium Dtn 5 0 1 Fortsetzung Deuteronomium Dtn 5 25 1 Si fuerit causa inter aliquos, et interpellaverint judices: quem justum esse perspexerint, illi justitiæ palmam dabunt: quem impium, condemnabunt impietatis. Wenn zwei über etwas in Streit geraten und die Richter anrufen, so sollen¹ diese dem den Sieg des Rechtes zuerkennen, den sie als gerecht befinden, und denjenigen, welchen sie als schuldig befinden, sollen sie als schuldig verurteilen. Deuteronomium Dtn 5 25 1 1 Hebr.: und man sie richtet und den Unschuldigen freispricht, den Schuldigen aber verurteilt, wenn sich dann zeigt, dass der Schuldige Schläge verdient, soll der Richter Deuteronomium Dtn 5 25 10 Et vocabitur nomen illius in Israel, Domus discalceati. Und sein Name¹¹ soll fortan in Israel das Haus des Barfüßers¹² heißen. Deuteronomium Dtn 5 25 10 11 Der Name seines Hauses. Gegensatz [Rut 4,11]. Deuteronomium Dtn 5 25 10 12 Entblößung der Füße ist vielleicht auch ein Zeichen von Schimpf und Trauer. [Jes 20,2.3, 2Sam 15,30] Deuteronomium Dtn 5 25 11 Si habuerint inter se jurgium viri duo, et unus contra alterum rixari cperit, volensque uxor alterius eruere virum suum de manu fortioris, miseritque manum, et apprehenderit verenda ejus: Wenn zwei Männer miteinander einen Zank haben, und sie fangen an einer mit dem andern zu ringen, und des einen Weib will ihren Mann aus der Hand des Stärkern retten, und streckt ihre Hand aus, und fasst diesen bei seinen Schamteilen, Deuteronomium Dtn 5 25 12 Abscides manum illius, nec flecteris super eam ulla misericordia. so sollst du ihr die Hand abhauen, und dich durchaus nicht zum Mitleid gegen sie bewegen lassen.¹³ Deuteronomium Dtn 5 25 12 13 Schamlosigkeit ist bei Frauen unter keinen Umständen zu dulden. Deuteronomium Dtn 5 25 13 Non habebis in sacculo diversa pondera, majus et minus: Du sollst nicht zweierlei Gewicht im Beutel haben, ein größeres und ein kleineres;¹⁴ Deuteronomium Dtn 5 25 13 14 Hebr.: Steine, größere zum Einkauf, kleinere zum Verkauf. Deuteronomium Dtn 5 25 14 Nec erit in domo tua modius major et minor. auch sollst du in deinem Hause nicht einen größeren und einen kleineren Scheffel¹⁵ haben. Deuteronomium Dtn 5 25 14 15 Epha, Maß für trockene Gegenstände, Früchte. Deuteronomium Dtn 5 25 15 Pondus habebis justum et verum, et modius æqualis et verus erit tibi: ut multo vivas tempore super terram, quam Dominus Deus tuus dederit tibi. Volles und richtiges Gewicht sollst du halten, und dein Scheffel soll voll und recht sein, auf dass du lange lebest im Lande, das der Herr, dein Gott, dir geben wird. Deuteronomium Dtn 5 25 16 Abominatur enim Dominus tuus eum, qui facit hæc, et aversatur omnem injustitiam. Denn dein Herr verabscheut den, der solches tut, und ist ein Feind aller Ungerechtigkeit. Deuteronomium Dtn 5 25 17 Memento quæ fecerit tibi Amalec in via quando egrediebaris ex gypto: Gedenke, was dir Amalek auf dem Wege getan, als du aus Ägypten zogst; [Ex 17,8] Deuteronomium Dtn 5 25 18 Quomodo occurrerit tibi: et extremos agminis tui, qui lassi residebant, ceciderit, quando tu eras fame et labore confectus, et non timuerit Deum. wie er dir entgegenkam und den Nachtrab deines Zuges, welcher ermattet zurückgeblieben war, schlug, als du von Hunger und Mühsal erschöpft warst, und wie er Gott nicht fürchtete.¹⁶ Deuteronomium Dtn 5 25 18 16 Die Amalekiter, mit den Idumäern vermischt [Gen 36,12] waren gewissermaßen Brüder der Israeliten, aber handelten nicht brüderlich, sondern wie Räuber. Zu Gedeons Zeiten litten die Israeliten viel von den Amalekitern, die sich mit den Madianitern verbündeten. Deuteronomium Dtn 5 25 19 Cum ergo Dominus Deus tuus dederit tibi requiem, et subjecerit cunctas per circuitum nationes in terra, quam tibi pollicitus est: delebis nomen ejus sub clo. Cave ne obliviscaris. Wenn dir darum der Herr, dein Gott, Ruhe gegeben und alle Völker ringsum im Lande, das er dir verheißen, unterworfen hat,¹⁷ so sollst du seinen Namen unter dem Himmel austilgen. Hüte dich, es zu vergessen!¹⁸ Deuteronomium Dtn 5 25 19 17 Hebr.: Vor allen deinen Feinden ringsum Ruhe verschafft hat in dem Lande, welches dir Jahve, dein Gott, als Erbbesitz verleiht. Deuteronomium Dtn 5 25 19 18 Saul nahm Rache für alle Unbilden. [1Sam 14,48] Deuteronomium Dtn 5 25 2 Sin autem eum, qui peccavit, dignum viderint plagis: prosternent, et coram se facient verberari. Pro mensura peccati erit et plagarum modus: Sehen sie aber, dass der, welcher fehlte, Schläge verdient hat, so sollen sie ihn niederlegen und vor ihren Augen schlagen lassen.² Nach Verhältnis der Verschuldung soll auch die Zahl der Streiche sein; Deuteronomium Dtn 5 25 2 2 Welche Verschuldungen so zu ahnden sind, wird hier nicht gesagt, doch vergleiche [Dtn 17,8, Dtn 19,21]. Deuteronomium Dtn 5 25 3 Ita dumtaxat, ut quadragenarium numerum non excedant: ne fde laceratus ante oculos tuos abeat frater tuus. jedoch so, dass man die Zahl vierzig nicht überschreite,³ auf dass dein Bruder nicht übel zerschlagen vor deinen Augen weggehe.⁴ [2Kor 11,24] Deuteronomium Dtn 5 25 3 3 Bei den späteren Juden 29. Siehe [2Kor 11,24]. Deuteronomium Dtn 5 25 3 4 Als ein schutzlos der Willkür der Menschen Preisgegebener. Wird die Grenze innegehalten, so waltet göttliches Recht über ihm, das nicht entehrt. Deuteronomium Dtn 5 25 4 Non ligabis os bovis terentis in area fruges tuas. Du sollst dem Ochsen, der auf der Tenne deine Früchte drischt, das Maul nicht verbinden.⁵ [1Kor 9,9, 1Tim 5,18] Deuteronomium Dtn 5 25 4 5 Rinder traten die auf der Tenne ausgebreiteten Ähren aus; bisweilen ward auch ein Dreschschlitten angewendet. Die Fürsorge hat die Tiere im Auge, doch gilt daraus der Schluss umso mehr von den Menschen. [1Kor 9,9] Deuteronomium Dtn 5 25 5 Quando habitaverint fratres simul, et unus ex eis absque liberis mortuus fuerit, uxor defuncti non nubet alteri: sed accipiet eam frater ejus, et suscitabit semen fratris sui: Wenn Brüder beisammen wohnen⁶ und einer von ihnen ohne Kinder stirbt, so soll das Weib des Verstorbenen keinen Fremden heiraten, sondern sein Bruder soll sie nehmen und seinem Bruder Nachkommenschaft erwecken;⁷ [Mt 22,24, Mk 12,19, Lk 20,28] Deuteronomium Dtn 5 25 5 6 Wenn der enge Familienverband aufrecht erhalten ist. Die Gewohnheit der Leviratsehe ist eine uralte. [Gen 38] Die Pflicht derselben lag allen Brüdern der Reihe nach ob. Vergl. [Rut 1,12f, Mt 22,24ff]. Als Brüder sind, da das Erbe vom Vater in Frage kommt, nur Söhne desselben Vaters anzusehen. Weiteren Verwandten lag die Pflicht nicht ob, deshalb zieht der Verwandte [Rut 4,8] den Schuh aus, zum Zeichen, dass er seiner Rechte entsagt, wird aber nicht beschimpft. Deuteronomium Dtn 5 25 5 7 Eine Ausnahme von dem Verbote [Lev 18,16, Lev 20,21]. Deuteronomium Dtn 5 25 6 Et primogenitum ex ea filium nomine illius appellabit, ut non deleatur nomen ejus ex Israel. und den ersten Sohn von ihr soll er nach dem Namen jenes⁸ nennen, damit dessen Name nicht aus Israel verschwinde. Deuteronomium Dtn 5 25 6 8 Des Verstorbenen. Deuteronomium Dtn 5 25 7 Sin autem noluerit accipere uxorem fratris sui, quæ ei lege debetur, perget mulier ad portam civitatis, et interpellabit majores natu, dicetque: Non vult frater viri mei suscitare nomen fratris sui in Israel: nec me in conjugem sumere. Wenn er aber das Weib seines Bruders nicht nehmen will, die ihm nach dem Gesetze gebührt, so soll das Weib zum Tore der Stadt gehen, und die Ältesten anrufen, und sagen: Der Bruder meines Mannes will den Namen seines Bruders nicht erwecken in Israel und mich nicht zum Weibe nehmen. [Rut 4,5] Deuteronomium Dtn 5 25 8 Statimque accersiri eum facient, et interrogabunt. Si responderit: Nolo eam uxorem accipere: Alsbald sollen sie ihn kommen lassen und befragen. Antwortet er: Ich will sie nicht zum Weibe nehmen, Deuteronomium Dtn 5 25 9 Accedet mulier ad eum coram senioribus, et tollet calceamentum de pede ejus, spuetque in faciem illius, et dicet: Sic fiet homini, qui non ædificat domum fratris sui. so soll das Weib vor den Ältesten zu ihm hintreten, und ihm den Schuh vom Fuße ziehen,⁹ und ihm¹⁰ in's Angesicht speien, und sagen: So soll dem Manne geschehen, der das Haus seines Bruders nicht baut. Deuteronomium Dtn 5 25 9 9 Das Ausziehen des Schuhes ist Zeichen der Entsagung auf ein Recht. Das Hinwerfen des Schuhes Symbol der Besitznahme. [Ps 59,10] Deuteronomium Dtn 5 25 9 10 Vielleicht auch vor ihm, also auf die Erde. Deuteronomium Dtn 5 0 1 Fortsetzung. (V. 15) D. Schluss der zweiten Ansprache durch eine kurze Mahnung, die Israeliten sollen des mit Gott geschlossenen Bundes eingedenk, das Gesetz beobachten. Deuteronomium Dtn 5 26 1 Cumque intraveris terram, quam Dominus Deus tuus tibi daturus est possidendam, et obtinueris eam, atque habitaveris in ea: Wenn du in das Land gekommen bist, das der Herr, dein Gott, dir zum Besitze geben wird, und du es eingenommen hast und darin wohnest,¹ Deuteronomium Dtn 5 26 1 1 Es handelt sich um eine Zeremonie, welche jede Familie einmal, nicht alle zu derselben Zeit vollbrachten: wenn sie ihr Eigentum erhielt, hielt sie ein Freudenmahl bei dem Heiligtume. Deuteronomium Dtn 5 26 10 Et idcirco nunc offero primitias frugum terræ, quam Dominus dedit mihi. Et dimittes eas in conspectu Domini Dei tui, et adorato Domino Deo tuo. Und darum bringe ich nun die Erstlinge der Früchte des Landes dar,⁶ welches der Herr mir gegeben hat. Lasse⁷ sie alsdann vor dem Angesichte des Herrn deines Gottes und bete den Herrn, deinen Gott, an. Deuteronomium Dtn 5 26 10 6 Eigentlich: herbei. Deuteronomium Dtn 5 26 10 7 Durch den Hohenpriester. Vergl. V. 4: stellen. Deuteronomium Dtn 5 26 11 Et epulaberis in omnibus bonis, quæ Dominus Deus tuus dederit tibi, et domui tuæ, tu et Levites, et advena qui tecum est. Und du sollst ein Freudenmahl halten bei all dem Guten, das der Herr, dein Gott, dir und deiner Familie gegeben, du und der Levit, und der Fremdling, der sich bei dir aufhält. Deuteronomium Dtn 5 26 12 Quando compleveris decimam cunctarum frugum tuarum, anno decimarum tertio dabis Levitæ, et advenæ, et pupillo et viduæ, ut comedant intra portas tuas, et saturentur: Wenn du den Zehnten⁸ von allen deinen Früchten entrichtet hast, sollst du im dritten Zehntenjahre dem Leviten, dem Fremdling, der Waise und der Witwe geben, dass sie innerhalb deiner Tore essen und sich sättigen; [Dtn 14,28.29] Deuteronomium Dtn 5 26 12 8 Wenngleich dieser Zehnt nur einmal zu entrichten war, im dritten Jahre nach der Besitznahme des Familieneigentums, ward es doch, nachdem man den Zehnten nicht mehr den Leviten gab, sondern zu heiligen Gastmählern verwendete, Gewohnheit, diese Zehnten in jedem dritten Jahre den Armen zu geben [Dtn 14,28], und so wurde wohl der ursprünglich einmalige Zehnt zu einer alle drei Jahre wiederkehrenden Abgabe. Deuteronomium Dtn 5 26 13 Loquerisque in conspectu Domini Dei tui: Abstuli quod sanctificatum est de domo mea, et dedi illud Levitæ et advenæ, et pupillo ac viduæ, sicut jussisti mihi: non præterivi mandata tua, nec sum oblitus imperii tui. und sollst vor dem Herrn, deinem Gott,⁹ sprechen: Ich habe das Geweihte aus meinem Hause genommen und habe es dem Leviten, dem Fremdling, der Waise und der Witwe gegeben, wie du mir geboten hast; ich habe deine Gebote nicht übertreten, noch deines Befehles vergessen. [Dtn 14,29] Deuteronomium Dtn 5 26 13 9 Vor dem Heiligtum. Deuteronomium Dtn 5 26 14 Non comedi ex eis in luctu meo, nec separavi ea in qualibet immunditia, nec expendi ex his quidquam in re funebri. Obedivi voci Domini Dei mei, et feci omnia sicut præcepisti mihi. Ich habe nichts davon gegessen, als ich in Trauer¹⁰ war, und habe es nicht fortgeschafft, als ich mich im Stande der Unreinheit befand, und nichts davon zu Leichenschmausen verwendet. Ich bin der Stimme des Herrn, meines Gottes, gehorsam gewesen und habe alles getan, was du mir geboten hast. Deuteronomium Dtn 5 26 14 10 In verunreinigender Totentrauer. Nach anderen: gottlos: ich habe den Götzen nichts davon dargebracht. Deuteronomium Dtn 5 26 15 Respice de sanctuario tuo, et de excelso clorum habitaculo, et benedic populo tuo Israel, et terræ, quam dedisti nobis, sicut jurasti patribus nostris, terræ lacte et melle mananti. Blicke hernieder von deinem Heiligtum und¹¹ der erhabenen Himmelswohnung, und segne dein Volk Israel und das Land, das du uns gegeben hast, wie du unsern Vätern geschworen, das Land, das von Milch und Honig fließt. [Jes 63,15, Bar 2,16] Deuteronomium Dtn 5 26 15 11 Nach dem Hebr. zu streichen. Deuteronomium Dtn 5 26 16 Hodie Dominus Deus tuus præcepit tibi ut facias mandata hæc atque judicia: et custodias et impleas ex toto corde tuo, et ex tota anima tua. Heute¹² hat dir der Herr, dein Gott, geboten, diese Gebote und Rechte¹³ zu beobachten; so halte sie und erfülle sie aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele. Deuteronomium Dtn 5 26 16 12 Heute ist der Tag feierlicher Erneuerung des Bundes. Eine Erneuerung findet statt, wenn die Bedingungen des Bündnisses öffentlich verlesen werden, d. i. die vom Volke zu beobachtenden Gebote, sowie die Belohnungen und Strafen Gottes, und wenn ein Prophet die Zustimmung des Herrn kundtut, während feierliche Opfer die Annahme der Bundespflichten seitens des Volkes bekunden. Moses fordert in Moabs Gefilden die Wiederherstellung des Sinaitischen Bündnisses, nicht eine bloße zeremonielle Erneuerung. Eine Erneuerung im dargelegten Sinne hatte zum ersten Male statt [Jos 8,30-35], eine zweite [Jos 24,25]. Die Einsetzung des Königtums gab Samuel gleichfalls Anlass, diesen Bund zu erneuern. Eine solche Erneuerung deutet auch V. 16-19 an. Deuteronomium Dtn 5 26 16 13 Kapitel 5 - 11 Deuteronomium Dtn 5 26 17 Dominum elegisti hodie, ut sit tibi Deus, et ambules in viis ejus et custodias ceremonias illius, et mandata atque judicia, et obedias ejus imperio. Heute hast du den Herrn erwählt,¹⁴ dass er dein Gott sei, und dass du seine Wege wandelst, und seine Vorschriften, Gebote und Rechte haltest, und seinen Befehlen gehorchest. Deuteronomium Dtn 5 26 17 14 Richtiger: Du hast die Bedingungen festgesetzt, ebenso Gott. Deuteronomium Dtn 5 26 18 Et Dominus elegit te hodie ut sis ei populus peculiaris, sicut locutus est tibi, et custodias omnia præcepta illius: Und der Herr hat dich heute erwählt, dass du ein ihm gehöriges Volk seiest, wie er zu dir geredet hat, und alle seine Gebote haltest; Deuteronomium Dtn 5 26 19 Et faciat te excelsiorem cunctis gentibus quas creavit, in laudem, et nomen, et gloriam suam: ut sis populus sanctus Domini Dei tui, sicut locutus est. und dass er dich erhaben¹⁵ mache über alle Völker, die er zu seinem Lobe und Ruhme und Preise geschaffen hat; dass du ein heiliges Volk des Herrn, deines Gottes, seiest, wie er gesprochen hat. Deuteronomium Dtn 5 26 19 15 Wie Gott als einziger Gott erhaben heißt [Gen 14,18], so hier Israel vor allen Völkern. Deuteronomium Dtn 5 26 2 Tolles de cunctis frugibus tuis primitias et pones in cartallo, pergesque ad locum, quem Dominus Deus tuus elegerit, ut ibi invocetur nomen ejus: so sollst du von allen deinen Früchten die Erstlinge² nehmen, und in einen Korb legen, und dich damit an den Ort begeben, den der Herr, dein Gott, erwählen wird, um seinen Namen dort anrufen zu lassen; Deuteronomium Dtn 5 26 2 2 Richtiger: die erste Ernte. Deuteronomium Dtn 5 26 3 Accedesque ad sacerdotem, qui fuerit in diebus illis, et dices ad eum: Profiteor hodie coram Domino Deo tuo, quod ingressus sum in terram, pro qua juravit patribus nostris, ut daret eam nobis. und sollst vor den Priester treten, der zu jener Zeit sein wird, und zu ihm sprechen: Ich bekenne heute vor dem Herrn, deinem Gott, dass ich in das Land gekommen bin, welches er unsern Vätern geschworen hat, uns zu geben. Deuteronomium Dtn 5 26 4 Suscipiensque sacerdos cartallum de manu tua, ponet ante altare Domini Dei tui: Alsdann soll der Priester den Korb aus deiner Hand nehmen und ihn vor den Altar des Herrn, deines Gottes, stellen,³ Deuteronomium Dtn 5 26 4 3 Vor den Altar: vor die Augen Gottes. Deuteronomium Dtn 5 26 5 Et loqueris in conspectu Domini Dei tui: Syrus persequebatur patrem meum, qui descendit in gyptum, et ibi peregrinatus est in paucissimo numero: crevitque in gentem magnam ac robustam et infinitæ multitudinis. und du sollst vor dem Herrn, deinem Gotte, sprechen: Der Syrer verfolgte meinen Vater,⁴ und dieser zog nach Ägypten hinab und weilte daselbst in sehr geringer Zahl als Fremdling; aber er wuchs heran zu einem großen und starken Volke ohne Zahl. Deuteronomium Dtn 5 26 5 4 Hebräisch: Ein umher irrender Aramäer war mein Vater. Aus dem aramäischen Geschlechtsverbande war seine Familie hervorgegangen. So wird die Größe der göttlichen Gnade in seiner Berufung hervorgehoben. Aramäer heißen Bathuel und Laban, obwohl sie aus Arpharad waren, als Bewohner von Aramäa. [Gen 25,20, Gen 28,5, Gen 31,20.24] Deuteronomium Dtn 5 26 6 Afflixeruntque nos gypti, et persecuti sunt imponentes onera gravissima: Da bedrückten und verfolgten uns die Ägypter und legten uns schwere Lasten auf, Deuteronomium Dtn 5 26 7 Et clamavimus ad Dominum Deum patrum nostrorum: qui exaudivit nos, et respexit humilitatem nostram, et laborem, atque angustiam: und wir schrieen zum Herrn, dem Gott unserer Väter; und er erhörte uns, und sah auf unsere Erniedrigung, und Mühsal, und auf unsere Bedrängnis, Deuteronomium Dtn 5 26 8 Et eduxit nos de gypto in manu forti, et brachio extento, in ingenti pavore, in signis atque portentis: und führte uns aus Ägypten heraus mit starker Hand, und mit ausgestrecktem Arme, mit gewaltigem Schrecken, unter Zeichen und Wundern Deuteronomium Dtn 5 26 9 Et introduxit ad locum istum, et tradidit nobis terram lacte et melle manantem. und führte uns an diese Stätte, und gab uns das Land, welches von Milch und Honig fließt.⁵ Deuteronomium Dtn 5 26 9 5 Diese Reichtümer hat uns nicht unser Vater Jakob vererbt, sondern Jahve beschert. Deuteronomium Dtn 5 0 1 III. Dritte Ansprache: Mahnungen zur Beobachtung des Gesetzes (Kap. 27,1 Kap. 30,20) 1. Die Verkündigung des Gesetzes und seiner Festigung durch Lohn und Strafe in Palästina. (27,1 28,68) A. Das Gesetz mit seinen Segnungen und Flüchen ist alsbald nach dem Überschreiten des Jordans zu verkündigen. (Kap. 27) a. Wenn die Kinder Israels den Jordan überschritten haben, sollen sie auf dem Berge Hebal Steine errichten, auf welche das Gesetz geschrieben werden wird, und einen Altar erbauen, auf demselben Gott ein Brandopfer darzubringen. (V. 8) b. Alsdann soll das Gesetz mit seinen Segnungen und Flüchen dem zu beiden Seiten aufgestellten Volke verkündet werden. Deuteronomium Dtn 5 27 1 Præcepit autem Moyses et seniores Israel, populo dicentes: Custodite omne mandatum quod præcipio vobis hodie. Moses aber und die Ältesten Israels¹ geboten dem Volke und sprachen: Haltet alle Gebote, welche ich euch heute gebe. Deuteronomium Dtn 5 27 1 1 Der Text ist verdorben. Niemals hat Moses zugleich mit den Ältesten geredet. Zudem heißt es V. 1, V. 4: Ich. Also wohl: Moses befahl den Ältesten Israels und sprach. Moses gibt die Norm für eine Erneuerung des Bundes nach dem Einzuge in das gelobte Land, Josue feierte diese. Das heut [Dtn 26,16-19] bezeichnet den Tag der Erneuerung ([Jos 8,30-35] oder aber [Jos 24]) und [Dtn 26,16-27] sind der Beginn der Worte, welche Josue der Gesetzesverkündigung beifügte. Deuteronomium Dtn 5 27 10 Audies vocem ejus, et facies mandata atque justitias, quas ego præcipio tibi. so höre auf seine Stimme und tue nach seinen Geboten und Rechten, die ich dir gebiete.⁶ Deuteronomium Dtn 5 27 10 6 Jeder erfülle seine Aufgabe und alle mögen auf den Inhalt des Fluches Acht haben. Es ist die Erneuerung des Bündnisses. Ob die Ältesten die Opfer als von den Aaronitischen verschieden, darbrachten? Die Möglichkeit wird durch [Dtn 27,5ff] nahegelegt. Deuteronomium Dtn 5 27 11 Præcepitque Moyses populo in die illo, dicens: Und Moses gebot dem Volke an jenem Tage und sprach: Deuteronomium Dtn 5 27 12 Hi stabunt ad benedicendum populo super montem Garizim, Jordane transmisso: Simeon, Levi, Judas, Issachar, Joseph, et Benjamin. Wenn ihr den Jordan überschritten habt, sollen diese sich auf dem Berge Garizim aufstellen, um das Volk zu segnen:⁷ Simeon, Levi, Judas, Issachar, Joseph und Benjamin; Deuteronomium Dtn 5 27 12 7 Nicht sollen sechs Stimmen rufen: Gesegnet! Sechs: Verflucht! Denn dies widerspräche V. 15 26. Die Hebräer standen zudem nicht auf den Gipfeln der Berge, sondern zu beiden Seiten der Bundeslade, die im Tale war. Ephraim und Manasse sind das Haus Joseph. Die Söhne der Frauen Jakobs werden den Söhnen der Nebenweiber entgegen gestellt, diese wie jene unter sich nach der Ordnung des Alters. Da aber jene acht, diese vier sind, wird Ruben, der das Recht der Erstgeburt verloren, und Zabulon den Söhnen der Nebenfrauen beigesellt. Deuteronomium Dtn 5 27 13 Et e regione isti stabunt ad maledicendum in monte Hebal: Ruben, Gad, et Aser, et Zabulon, Dan et Nephthali. und gegenüber, auf dem Berge Hebal, sollen sich aufstellen, um zu fluchen: Ruben, Gad, Aser, Zabulon, Dan und Nephthali. Deuteronomium Dtn 5 27 14 Et pronuntiabunt Levitæ, dicentque ad omnes viros Israel excelsa voce: Und die Leviten⁸ sollen beginnen und zu allen Männern Israels mit lauter Stimme sprechen: [Dan 9,11] Deuteronomium Dtn 5 27 14 8 Die dazu bestimmten. Deuteronomium Dtn 5 27 15 Maledictus homo, qui facit sculptile et conflatile, abominationem Domini, opus manuum artificum, ponetque illud in abscondito: et respondebit omnis populus, et dicet: Amen. Verflucht sei, wer ein geschnitztes oder gegossenes Bild macht, einen Greuel für den Herrn, ein Werk von Künstlerhänden gemacht und es im Verborgenen aufstellt; und das ganze Volk soll antworten und sagen: Amen.⁹ Deuteronomium Dtn 5 27 15 9 Da alle Segnungen des Alten Testamentes in dem Besitze des gelobten Landes gipfeln, so der Fluch in der Verstoßung aus demselben. Deuteronomium Dtn 5 27 16 Maledictus qui non honorat patrem suum, et matrem: et dicet omnis populus: Amen. Verflucht sei, wer seinen Vater und seine Mutter nicht ehrt; und das ganze Volk soll sprechen: Amen. Deuteronomium Dtn 5 27 17 Maledictus qui transfert terminos proximi sui: et dicet omnis populus: Amen. Verflucht sei, wer die Grenzsteine seines Nachbars verrückt; und das ganze Volk soll sprechen: Amen. Deuteronomium Dtn 5 27 18 Maledictus qui errare facit cæcum in itinere: et dicet omnis populus: Amen. Verflucht sei, wer einen Blinden auf dem Wege irre führt; und das ganze Volk soll sprechen: Amen. Deuteronomium Dtn 5 27 19 Maledictus qui pervertit judicium advenæ, pupilli et viduæ: et dicet omnis populus: Amen. Verflucht sei, wer das Recht des Fremdlings, der Waise oder der Witwe verkehrt; und das ganze Volk soll sprechen: Amen. Deuteronomium Dtn 5 27 2 Cumque transieritis Jordanem in terram, quam Dominus Deus tuus dabit tibi, eriges ingentes lapides, et calce levigabis eos, Und wenn ihr über den Jordan in das Land gezogen seid, das der Herr, dein Gott, dir geben wird, so sollst du große Steine aufrichten und sie mit Kalk übertünchen, Deuteronomium Dtn 5 27 20 Maledictus qui dormit cum uxore patris sui, et revelat operimentum lectuli ejus: et dicet omnis populus: Amen. Verflucht sei, wer dem Weibe seines Vaters beiwohnt und die Decke seines Bettes aufdeckt; und das ganze Volk soll sprechen: Amen. Deuteronomium Dtn 5 27 21 Maledictus qui dormit cum omni jumento, et dicet omnis populus: Amen. Verflucht sei, wer irgend einem Vieh beiwohnt; und das ganze Volk soll sprechen: Amen. Deuteronomium Dtn 5 27 22 Maledictus qui dormit cum sorore sua, filia patris sui, vel matris suæ: et dicet omnis populus: Amen. Verflucht sei, wer seiner Schwester, der Tochter seines Vaters, oder seiner Mutter beiwohnt; und das ganze Volk soll sprechen: Amen. Deuteronomium Dtn 5 27 23 Maledictus qui dormit cum socru sua: et dicet omnis populus: Amen. Verflucht sei, wer seiner Schwiegermutter beiwohnt; und das ganze Volk soll sprechen: Amen. Deuteronomium Dtn 5 27 24 Maledictus qui clam percusserit proximum suum: et dicet omnis populus: Amen. Verflucht sei, wer seinen Nächsten heimlich erschlägt; und das ganze Volk soll sprechen: Amen. Deuteronomium Dtn 5 27 25 Maledictus qui accipit munera, ut percutiat animam sanguinis innocentis: et dicet omnis populus: Amen. Verflucht sei, wer Geschenke annimmt um einen Unschuldigen um's Leben zu bringen; und das ganze Volk soll sprechen: Amen. Deuteronomium Dtn 5 27 26 Maledictus qui non permanet in sermonibus legis hujus, nec eos opere perficit: et dicet omnis populus: Amen. Verflucht sei, wer in den Worten dieses Gesetzes¹⁰ nicht beharrt,¹¹ und sie nicht im Werke erfüllt; und das ganze Volk soll sprechen: Amen.¹² Deuteronomium Dtn 5 27 26 10 Derselben wie V. 3, V. 8. Deuteronomium Dtn 5 27 26 11 Beharren ist mehr als gut heißen, nämlich sich nach Kräften bemühen, dass das Gesetz in Kraft stehe. Dies tat Josias [2Kön 23,3.24], nicht so Saul [1Sam 15,11.13]. Deuteronomium Dtn 5 27 26 12 Die Verse 14 26 sind wohl von Josue bei der Bundeserneuerung gesprochen worden. In V. 26 wird der Fluch über die ausgesprochen, welche den Bund vernachlässigen, dessen Werkzeug das Gesetz ist. So wird die Aufzählung von zwölf Sünden voll. Es sind wohl die geheimen Sünden gewählt, welche von den Zeitgenossen öfter begangen wurden, denn wer öffentlich solche beging, ward ein Fluch des Richters. [Dtn 14,28] Die hier erwähnte Erneuerung ist wohl die zweite, welche Josue in Silo feierte. [Jos 24,26] Wenngleich Moses die drei Reden [Dtn 27,1-13] in Hinsicht auf die künftige Bundeserneuerung in Galgala gehalten, konnte doch Josue dieselben in Silo verkünden. Die Darstellung scheint unvollständig. Es ist allgemeine Ansicht der Erklärer, dass [Dtn 26,1627,26] nur Fragmente bieten. Deuteronomium Dtn 5 27 3 Ut possis in eis scribere omnia verba legis hujus, Jordane transmisso: ut introeas terram, quam Dominus Deus tuus dabit tibi, terram lacte et melle manantem, sicut juravit patribus tuis. damit du darauf alle Worte dieses Gesetzes² schreiben könnest, wenn du den Jordan überschritten hast; um in das Land zu gelangen, welches der Herr, dein Gott, dir geben wird, in das Land, das von Milch und Honig fließt, wie er deinen Vätern geschworen hat. Deuteronomium Dtn 5 27 3 2 Das auch V. 26 erwähnte Gesetz, also wohl den Abschnitt 6,1 7,11 als Zeichen des erneuerten Bundes, den Josue wohl gekürzt, mit den Segnungen und Flüchen [Jos 8,32] vorlas; nach anderen nur die Segnungen und Flüche. Es soll bei dem Betreten des Landes der erste Beweis des Gesetzeseifers gegeben werden. Deuteronomium Dtn 5 27 4 Quando ergo transieritis Jordanem, erigite lapides, quos ego hodie præcipio vobis in monte Hebal, et levigabis eos calce: Wenn ihr also den Jordan überschritten habt, so richtet die Steine, wie ich euch heute befehle, auf dem Berge Hebal auf, und überstreiche sie mit Kalk, Deuteronomium Dtn 5 27 5 Et ædificabis ibi altare Domino Deo tuo de lapidibus, quos ferrum non tetigit, und baue daselbst dem Herrn, deinem Gott, einen Altar von Steinen, die kein Eisen berührt hat, Deuteronomium Dtn 5 27 6 Et de saxis informibus et impolitis: et offeres super eo holocausta Domino Deo tuo, von rohen und unbehauenen Steinen; und bringe darauf dem Herrn, deinem Gott, Brandopfer dar, Deuteronomium Dtn 5 27 7 Et immolabis hostias pacificas, comedesque ibi, et epulaberis coram Domino Deo tuo. und schlachte Friedopfer, und halte allda vor dem Herrn, deinem Gott, ein Freudenmahl.³ Deuteronomium Dtn 5 27 7 3 Die Opfer sind nicht auf dem Brandopferaltare darzubringen, sondern auf vormosaischen Altären. Deuteronomium Dtn 5 27 8 Et scribes super lapides omnia verba legis hujus plane et lucide. Und schreibe auf die Steine klar und deutlich alle Worte des Gesetzes. Deuteronomium Dtn 5 27 9 Dixeruntque Moyses et sacerdotes Levitici generis ad omnem Israelem: Attende, et audi Israel: Hodie factus es populus Domini Dei tui: Da sprachen Moses und die Priester vom Geschlechte Levi⁴ zu ganz Israel: Habe Acht und höre Israel! Heut bist du das Volk des Herrn, deines Gottes, geworden;⁵ Deuteronomium Dtn 5 27 9 4 Übersetze: Und zu ganz Israel. Das Wort: und die Priester ist vielleicht später eingesetzt. Deuteronomium Dtn 5 27 9 5 Durch Erneuerung des Bündnisses. Deuteronomium Dtn 5 0 1 B. Festigung des Gesetzes durch Verheißung und Drohung. (Kap. 28) a. Aufzählung des mannigfachen Guten, das Gott dem Einzelnen wie dem ganzen Volke erweisen will, wenn sie das Gesetz treu beobachten. (V. 14) b. Eingehende Ankündigung der schwersten Strafen, welche Gott über die Einzelnen und das ganze Volk verhängen wird, wenn sie das Gesetz verletzen. Deuteronomium Dtn 5 28 1 Sin autem audieris vocem Domini Dei tui, ut facias atque custodias omnia mandata ejus, quæ ego præcipio tibi hodie, faciet te Dominus Deus tuus excelsiorem cunctis gentibus, quæ versantur in terra. Wenn du aber auf die Stimme des Herrn, deines Gottes, hörst,¹ dass du alle seine Gebote hältst und beobachtest, die ich dir heute² darlege, so wird dich der Herr, dein Gott, erhaben machen über alle Völker, die auf Erden sind. [Lev 26,3] Deuteronomium Dtn 5 28 1 1 Die Segnungen (V. 1 6) werden V. 7 14 weiter ausgeführt, es folgen V. 15 19 die Flüche. Deuteronomium Dtn 5 28 1 2 Anknüpfung an das heute [Dtn 11,26ff]. Deuteronomium Dtn 5 28 10 Videbuntque omnes terrarum populi quod nomen Domini invocatum sit super te, et timebunt te. Dann werden alle Völker der Erde sehen, dass der Name des Herrn über dir angerufen ist,⁴ und werden dich fürchten. Deuteronomium Dtn 5 28 10 4 Dass du Jahve eigen bist. Deuteronomium Dtn 5 28 11 Abundare te faciet Dominus omnibus bonis, fructu uteri tui, et fructu jumentorum tuorum, fructu terræ tuæ, quam juravit Dominus patribus tuis ut daret tibi. Der Herr wird dir Überfluss geben an allen Gütern, an der Frucht deines Leibes, an der Frucht deines Viehes, und an der Frucht deines Landes, welches der Herr deinen Vätern eidlich versprochen hat, dir zu geben. Deuteronomium Dtn 5 28 12 Aperiet Dominus thesaurum suum optimum, clum, ut tribuat pluviam terræ tuæ in tempore suo: benedicetque cunctis operibus manuum tuarum. Et fnerabis gentibus multis, et ipse a nullo fnus accipies. Seine beste Schatzkammer, den Himmel, wird der Herr auftun, um deinem Lande Regen zu geben zu seiner Zeit; und wird alle Werke deiner Hände segnen. Und du wirst vielen Völkern leihen können und wirst selbst von niemand entlehnen müssen. Deuteronomium Dtn 5 28 13 Constituet te Dominus in caput, et non in caudam: et eris semper supra, et non subter: si tamen audieris mandata Domini Dei tui, quæ ego præcipio tibi hodie, et custodieris et feceris, Zum Haupte und nicht zum Schweife wird dich der Herr machen; und du wirst allezeit oben und nicht unten sein, jedoch nur, wenn du den Geboten des Herrn, deines Gottes, die ich dir heute auferlege, gehorsam bist, und sie hältst und tust, Deuteronomium Dtn 5 28 14 Ac non declinaveris ab eis nec ad dexteram, nec ad sinistram, nec secutus fueris deos alienos, neque colueris eos. und nicht von ihnen abweichst, weder zur Rechten, noch zur Linken, und nicht andern Göttern nachgehst, und sie verehrst. Deuteronomium Dtn 5 28 15 Quod si audire nolueris vocem Domini Dei tui, ut custodias, et facias omnia mandata ejus et ceremonias, quas ego præcipio tibi hodie, venient super te omnes maledictiones istæ, et apprehendent te. Wenn du aber⁵ der Stimme des Herrn, deines Gottes, nicht gehorchen willst, um alle seine Gebote und Vorschriften, die ich dir heute auferlege, zu tun und zu halten, so werden alle diese Flüche über dich kommen und dich treffen. [Lev 26,14, Klgl 2,17, Bar 1,20, Mal 2,2] Deuteronomium Dtn 5 28 15 5 Dieser Vers entspricht V. 1, V. 16 19, den Versen 3 6. V. 20 ist Gegenstück zu V. 8. Deuteronomium Dtn 5 28 16 Maledictus eris in civitate, maledictus in agro. Verflucht wirst du sein in der Stadt, verflucht auf dem Felde. Deuteronomium Dtn 5 28 17 Maledictum horreum tuum, et maledictæ reliquiæ tuæ. Verflucht deine Scheune und verflucht dein Vorrat. Deuteronomium Dtn 5 28 18 Maledictus fructus ventris tui, et fructus terræ tuæ, armenta boum tuorum, et greges ovium tuarum. Verflucht die Frucht deines Leibes und die Frucht deines Landes, die Herden deiner Rinder und die Herden deiner Schafe. Deuteronomium Dtn 5 28 19 Maledictus eris ingrediens, et maledictus egrediens. Verflucht wirst du sein, wenn du eingehst, und verflucht, wenn du ausgehst. Deuteronomium Dtn 5 28 2 Venientque super te universæ benedictiones istæ, et apprehendent te: si tamen præcepta ejus audieris. Und es werden alle Segnungen über dich kommen und dir zu Teil werden, jedoch nur wenn du seinen Geboten gehorchest. Deuteronomium Dtn 5 28 20 Mittet Dominus super te famem et esuriem, et increpationem in omnia opera tua, quæ tu facies: donec conterat te, et perdat velociter, propter adinventiones tuas pessimas in quibus reliquisti me. Hunger und Entbehrung⁶ wird der Herr über dich senden, und Strafgerichte über alle deine Werke, die du tun wirst; bis er dich aufreibt und schnell vertilgt um all deiner bösen Handlungen willen, durch welche du mich verlassen hast. Deuteronomium Dtn 5 28 20 6 Besser: Fluch Verwirrung. Deuteronomium Dtn 5 28 21 Adjungat tibi Dominus pestilentiam, donec consumat te de terra, ad quam ingredieris possidendam. Dazu sende der Herr die Pest über dich,⁷ bis sie dich aus dem Lande vertilgt, in das du ziehst, es in Besitz zu nehmen. Deuteronomium Dtn 5 28 21 7 Lasse dir anhängen. Deuteronomium Dtn 5 28 22 Percutiat te Dominus egestate, febri et frigore, ardore et æstu, et are corrupto ac rubigine, et persequatur donec pereas. Der Herr schlage dich mit Armut, mit Fieber, und Kälte, mit Hitze, und Dürre, und mit verdorbener Luft, und Getreidebrand, und verfolge dich, bis du vernichtet bist.⁸ Deuteronomium Dtn 5 28 22 8 Hebr.: Der Herr wird dich schlagen mit Schwindsucht und mit Fieberglut und mit Brand und Entzündung, und mit Dürre und Getreidebrand und Vergilbung; diese sollen dich verfolgen usw. Deuteronomium Dtn 5 28 23 Sit clum, quod supra te est, æneum: et terra, quam calcas, ferrea. Der Himmel über dir werde von Erz, und die Erde, auf die du trittst, von Eisen. Deuteronomium Dtn 5 28 24 Det Dominus imbrem terræ tuæ pulverem, et de clo descendat super te cinis, donec conteraris. Statt des Regens gebe der Herr deinem Lande Staub, und Asche⁹ falle über dich vom Himmel, bis du vertilgt bist. Deuteronomium Dtn 5 28 24 9 Furchtbarer Vergleich mit den Regentropfen. Deuteronomium Dtn 5 28 25 Tradat te Dominus currentem ante hostes tuos: per unam viam egrediaris contra eos, et per septem fugias, et dispergaris per omnia regna terræ. Der Herr lasse dich vor deinen Feinden zu Falle kommen; auf einem Wege mögest du gegen sie ausziehen und auf sieben fliehen, und mögest zerstreut werden in alle Reiche der Erde;¹⁰ Deuteronomium Dtn 5 28 25 10 Hebr.: so dass du allen Reichen der Erde zum Schreckbild wirst. Deuteronomium Dtn 5 28 26 Sitque cadaver tuum in escam cunctis volatilibus cli, et bestiis terræ, et non sit qui abigat. und dein Leichnam diene allen Vögeln des Himmels, und den Tieren der Erde zur Speise, und niemand möge da sein, sie wegzuscheuchen.¹¹ Deuteronomium Dtn 5 28 26 11 Weil Niemand wagt, sein Haus zu verlassen. Deuteronomium Dtn 5 28 27 Percutiat te Dominus ulcere gypti, et partem corporis, per quam stercora egeruntur, scabie quoque et prurigine: ita ut curari nequeas. Der Herr schlage dich mit dem Geschwür Ägyptens¹² und an dem Teile des Leibes, welcher den Unrat abführt, auch mit Grind und Krätze, so dass du nicht geheilt werden kannst.¹³ Deuteronomium Dtn 5 28 27 12 Eine Hautkrankheit, bei der sich Blasen bilden; nach einigen eine besonders schlimme Aussatzart. Deuteronomium Dtn 5 28 27 13 Dieser Vers entspricht dem V. 35. Deuteronomium Dtn 5 28 28 Percutiat te Dominus amentia et cæcitate ac furore mentis, Der Herr schlage dich mit Wahnwitz und Blindheit und Raserei,¹⁴ Deuteronomium Dtn 5 28 28 14 Hebr.: Mit Wahnsinn, mit Blindheit und Geistesverwirrung. Deuteronomium Dtn 5 28 29 Et palpes in meridie sicut palpare solet cæcus in tenebris, et non dirigas vias tuas. Omnique tempore calumniam sustineas, et opprimaris violentia, nec habeas qui liberet te. und du mögest am hellen Mittage tappen, wie ein Blinder in der Finsternis¹⁵ zu tappen pflegt, und den richtigen Weg nicht finden. Du mögest allezeit Unterdrückung dulden und Gewalt erleiden, und niemanden haben, der dich befreie.¹⁶ Deuteronomium Dtn 5 28 29 15 In seiner Finsternis. Deuteronomium Dtn 5 28 29 16 Hebr.: Du mögest auf deinen Wegen kein Glück haben und nur unterdrückt und ausgeraubt sein allezeit, ohne Retter. Deuteronomium Dtn 5 28 3 Benedictus tu in civitate, et benedictus in agro. Gesegnet wirst du sein in der Stadt, und gesegnet auf dem Felde. Deuteronomium Dtn 5 28 30 Uxorem accipias, et alius dormiat cum ea. Domum ædifices, et non habites in ea. Plantes vineam, et non vindemies eam. Du mögest dir ein Weib nehmen, und ein anderer möge ihr beiwohnen. Du mögest ein Haus bauen und nicht darin wohnen; du mögest einen Weinberg pflanzen und die Lese nicht halten. Deuteronomium Dtn 5 28 31 Bos tuus immoletur coram te, et non comedas ex eo. Asinus tuus rapiatur in conspectu tuo, et non reddatur tibi. Oves tuæ dentur inimicis tuis, et non sit qui te adjuvet. Dein Rind werde vor deinen Augen geschlachtet, und du sollst nicht davon essen. Dein Esel werde dir vor deinen Augen geraubt und möge dir nicht mehr zurückgegeben werden. Deine Schafe mögen deinen Feinden ausgeliefert werden, und niemand sei da, der dir beistehe. Deuteronomium Dtn 5 28 32 Filii tui et filiæ tuæ tradantur alteri populo, videntibus oculis tuis, et deficientibus ad conspectum eorum tota die, et non sit fortitudo in manu tua. Deine Söhne und deine Töchter mögen einem andern Volke übergeben werden; deine Augen sollen es sehen und mögen nach ihrem Anblicke den ganzen Tag schmachten, und deine Hand möge kraftlos sein. Deuteronomium Dtn 5 28 33 Fructus terræ tuæ, et omnes labores tuos comedat populus, quem ignoras: et sis semper calumniam sustinens, et oppressus cunctis diebus, Die Früchte deines Landes, und alles, was du erarbeitest, möge ein Volk verzehren, das du nicht kennst; und du mögest immer Schmach erleiden und unterdrückt sein alle Tage, Deuteronomium Dtn 5 28 34 Et stupens ad terrorem eorum quæ videbunt oculi tui. und mögest außer dir sein vor Schrecken über die Dinge, die deine Augen sehen werden. Deuteronomium Dtn 5 28 35 Percutiat te Dominus ulcere pessimo in genibus et in suris, sanarique non possis a planta pedis usque ad verticem tuum. Der Herr möge dich mit bösen Geschwüren an den Knien und an den Waden schlagen, dass du von der Fußsohle bis zum Scheitel nicht geheilt werden könnest.¹⁷ Deuteronomium Dtn 5 28 35 17 V. 27 hat wohl auszufallen. Deuteronomium Dtn 5 28 36 Ducet te Dominus, et regem tuum, quem constitueris super te, in gentem, quam ignoras tu et patres tui: et servies ibi diis alienis, ligno et lapidi. Der Herr wird dich und deinen König, den du über dich setzen wirst, zu einem Volke führen, das dir und deinen Vätern unbekannt ist, und du wirst dort fremden Göttern, Holz und Stein dienen.¹⁸ Deuteronomium Dtn 5 28 36 18 Dies ist der Gipfelpunkt des Fluches. Nachdem Israel den Bund gebrochen, wird dieser auch von Jahve aufgegeben, das Land der Verheißung wird dem Volke entrissen, die Zugehörigkeit zu Jahve aufgehoben und die Israeliten in die Heidenwelt zurückgedrängt, ohne dass sein König es zu schützen vermag. Deuteronomium Dtn 5 28 37 Et eris perditus in proverbium ac fabulam omnibus populis, ad quos te introduxerit Dominus. Und du wirst verloren sein,¹⁹ zum Sprüchworte und zur Spottrede bei allen Völkern werden, zu denen dich der Herr führen wird.²⁰ Deuteronomium Dtn 5 28 37 19 Hebr.: Zum Entsetzen. Deuteronomium Dtn 5 28 37 20 Wenn V. 36, V. 37 hinter V. 44 gesetzt werden, passen sie besser in den Zusammenhang. Deuteronomium Dtn 5 28 38 Sementem multam jacies in terram, et modicum congregabis: quia locustæ devorabunt omnia. Vielen Samen wirst du²¹ in die Erde werfen und wenig einsammeln; denn die Heuschrecken werden alles fressen. [Mi 6,15, Hag 1,6 (korr.Hagg 1,16Hagg 1,6; vgl. Allioli 1839)] Deuteronomium Dtn 5 28 38 21 Der gesät hat, aber durch die Heuschrecken seiner Hoffnung beraubt ist, nicht der V. 36 in die Gefangenschaft Abgeführte. Deuteronomium Dtn 5 28 39 Vineam plantabis, et fodies: et vinum non bibes, nec colliges ex ea quippiam: quoniam vastabitur vermibus. Du wirst Weinberge pflanzen und umgraben, aber keinen Wein trinken, noch irgend etwas davon einbringen; denn er wird von den Würmern verwüstet werden. Deuteronomium Dtn 5 28 4 Benedictus fructus ventris tui, et fructus terræ tuæ, fructusque jumentorum tuorum, greges armentorum tuorum, et caulæ ovium tuarum. Gesegnet die Frucht deines Leibes, und die Frucht deines Landes, und die Frucht deines Viehes, die Herden deiner Rinder, und die Ställe deiner Schafe. Deuteronomium Dtn 5 28 40 Olivas habebis in omnibus terminis tuis, et non ungeris oleo: quia defluent, et peribunt. Du wirst Ölbäume in deinem ganzen Gebiete haben und dich nicht mit Öl salben; denn sie werden absterben und zu Grunde gehen. Deuteronomium Dtn 5 28 41 Filios generabis et filias, et non frueris eis: quoniam ducentur in captivitatem. Söhne und Töchter wirst du zeugen und dich ihrer nicht erfreuen; denn sie werden in Gefangenschaft weggeführt werden. Deuteronomium Dtn 5 28 42 Omnes arbores tuas et fruges terræ tuæ rubigo consumet. Alle deine Bäume und die Früchte deines Bodens wird der Brand²² verzehren. Deuteronomium Dtn 5 28 42 22 Es scheint eher von einem Infekt die Rede zu sein: der Schwirrer. Deuteronomium Dtn 5 28 43 Advena, qui tecum versatur in terra, ascendet super te, eritque sublimior: tu autem descendes, et eris inferior. Der Fremdling, der bei dir im Lande weilt, wird sich über dich erheben und höher stehen; du aber wirst herabkommen und niedriger werden. Deuteronomium Dtn 5 28 44 Ipse fnerabit tibi, et tu non fnerabis ei. Ipse erit in caput, et tu eris in caudam. Er wird dir leihen, und du wirst nichts haben, es ihm zu leihen. Er wird das Haupt und du der Schweif werden. Deuteronomium Dtn 5 28 45 Et venient super te omnes maledictiones istæ, et persequentes apprehendent te, donec intereas: quia non audisti vocem Domini Dei tui, nec servasti mandata ejus et ceremonias, quas præcepit tibi. Und alle diese Flüche werden über dich kommen, und werden dich verfolgen und dich treffen, bis du zu Grunde gehst; weil du der Stimme des Herrn, deines Gottes, nicht gehorcht, noch seine Gebote und Vorschriften gehalten hast, die er dir geboten hat. Deuteronomium Dtn 5 28 46 Et erunt in te signa atque prodigia, et in semine tuo usque in sempiternum: Und Zeichen und Wunder werden an dir, und an deinen Nachkommen ewiglich geschehen.²³ Deuteronomium Dtn 5 28 46 23 Man wird an diesen den Drohungen genau entsprechenden Strafgerichten auf ewig die Hand Gottes erkennen. Deuteronomium Dtn 5 28 47 Et quod non servieris Domino Deo tuo in gaudio, cordisque lætitia, propter rerum omnium abundantiam: und weil du dem Herrn, deinem Gott, nicht dienen wolltest in Freude und Wonne des Herzens, als du alles in Überfluss hattest, Deuteronomium Dtn 5 28 48 Servies inimico tuo, quem immittet tibi Dominus, in fame, et siti, et nuditate, et omni penuria: et ponet jugum ferreum super cervicem tuam, donec te conterat. sollst du deinem Feinde, den der Herr über dich senden wird, dienstbar sein in Hunger und Durst, und Blöße, und aller Not; er wird dir ein eisernes Joch auf den Nacken legen, bis er dich vernichtet. Deuteronomium Dtn 5 28 49 Adducet Dominus super te gentem de longinquo, et de extremis terræ finibus in similitudinem aquilæ volantis cum impetu: cujus linguam intelligere non possis: Der Herr wird ein Volk über dich aus der Ferne herbeiführen, von den äußersten Enden der Erde,²⁴ das mit dem Fluge des Adlers daherstürzt,²⁵ dessen Sprache du nicht zu verstehen vermagst;²⁶ Deuteronomium Dtn 5 28 49 24 Wie die Assyrer [Jes 25, Jes 26]. Deuteronomium Dtn 5 28 49 25 So unaufhaltsam und schnell im Angriff. [Jer 48,40, Jer 49,22, Hab 1,8] (die Chaldäer). Deuteronomium Dtn 5 28 49 26 Also umso furchtbarer. So die Assyrer [Jes 28,11, Jes 33,19]; und die Chaldäer [Jer 5,15]. Deuteronomium Dtn 5 28 5 Benedicta horrea tua, et benedictæ reliquiæ tuæ. Gesegnet deine Scheunen, und gesegnet dein Vorrat. Deuteronomium Dtn 5 28 50 Gentem procacissimam, quæ non deferat seni, nec misereatur parvuli, ein grausames Volk, das des Greises nicht schont, und nicht Erbarmen hat mit dem Kinde, Deuteronomium Dtn 5 28 51 Et devoret fructum jumentorum tuorum, ac fruges terræ tuæ: donec intereas, et non relinquat tibi triticum, vinum, et oleum, armenta boum, et greges ovium: donec te disperdat, und die Frucht deines Viehes und die Früchte deines Landes verzehrt, bis du zu Grunde gehst; und das dir kein Getreide, noch Wein, noch Öl, noch Rinder und Schafherden lässt, bis es dich vertilgt Deuteronomium Dtn 5 28 52 Et conterat in cunctis urbibus tuis, et destruantur muri tui firmi atque sublimes, in quibus habebas fiduciam in omni terra tua. Obsideberis intra portas tuas in omni terra tua, quam dabit tibi Dominus Deus tuus: und dich in allen deinen Städten aufreibt, und bis deine festen und hohen Mauern zerstört werden, auf welche du dich in deinem ganzen Lande verließest. Du wirst innerhalb deiner Tore eingeschlossen werden in deinem ganzen Lande, welches der Herr, dein Gott, dir geben wird, Deuteronomium Dtn 5 28 53 Et comedes fructum uteri tui, et carnes filiorum tuorum et filiarum tuarum, quas dederit tibi Dominus Deus tuus, in angustia et vastitate qua opprimet te hostis tuus. und wirst die Frucht deines Leibes, und das Fleisch deiner Söhne und deiner Töchter, welche der Herr, dein Gott, dir gegeben hat, in der Angst und Not, in die dein Feind dich stürzen wird, verzehren. [Klgl 4,10, Bar 2,2] Deuteronomium Dtn 5 28 54 Homo delicatus in te, et luxuriosus valde, invidebit fratri suo, et uxori quæ cubat in sinu suo, Wer unter dir verzärtelt und sehr weichlich ist, wird seinem Bruder, oder dem Weibe, das an seinem Busen liegt,²⁷ nichts vergönnen, Deuteronomium Dtn 5 28 54 27 Der rasende Hunger wird alle Bande der Zuneigung lösen. Deuteronomium Dtn 5 28 55 Ne det eis de carnibus filiorum suorum, quas comedet: eo quod nihil aliud habeat in obsidione et penuria, qua vastaverint te inimici tui intra omnes portas tuas. so dass er ihnen vom Fleische seiner Söhne, das er isst, nicht gibt; weil er nichts anderes hat bei der Umschließung und der Not, mit der deine Feinde dich heimsuchen werden in allen deinen Toren. Deuteronomium Dtn 5 28 56 Tenera mulier et delicata, quæ super terram ingredi non valebat, nec pedis vestigium figere propter mollitiem et teneritudinem nimiam, invidebit viro suo, qui cubat in sinu ejus, super filii et filiæ carnibus, Das weichliche und verzärtelte Weib,²⁸ das die Erde nicht betreten und vor allzu großer Verzärtelung und Verweichlichung ihren Fuß nicht auf dieselbe zu setzen vermochte, wird²⁹ ihrem Manne, der an ihrem Busen liegt, nicht das Fleisch des Sohnes und der Tochter gönnen; Deuteronomium Dtn 5 28 56 28 Dem Beispiele des Mannes folgt ein solches der Frau. Deuteronomium Dtn 5 28 56 29 Hebr.: wird scheel blicken auf den Mann an ihrem Busen, und auf ihren Sohn, und auf ihre Tochter, und auf ihre Nachgeburt, die zwischen ihren Füßen herausgeht, und auf ihre Kinder, die sie gebären wird, denn sie wird sie (die Nachgeburt und das Kind) insgeheim essen, aus Mangel an allem in der Belagerung usw. Vergl. [Bar 2,3]. Deuteronomium Dtn 5 28 57 Et illuvie secundarum, quæ egrediuntur de medio feminum ejus, et super liberis qui eadem hora nati sunt: comedent enim eos clam propter rerum omnium penuriam in obsidione et vastitate, qua opprimet te inimicus tuus intra portas tuas. ja nicht einmal die schmutzige Nachgeburt, welche aus ihres Schoßes Mitte hervorgeht, noch die Kinder, die in jener Stunde geboren werden; denn wegen des Mangels an allen Dingen werden sie dieselben insgeheim verzehren bei der Belagerung und Verheerung, mit der dein Feind dich innerhalb deiner Tore bedrängen wird. Deuteronomium Dtn 5 28 58 Nisi custodieris et feceris omnia verba legis hujus, quæ scripta sunt in hoc volumine, et timueris nomen ejus gloriosum et terribile, hoc est, Dominum Deum tuum: Wenn du nicht alle Worte dieses Gesetzes, welche in diesem Buche geschrieben sind, hältst und tust, und seinen³⁰ herrlichen und schrecklichen Namen,³¹ das ist den Herrn, deinen Gott, nicht fürchtest, Deuteronomium Dtn 5 28 58 30 Besser: diesen. Deuteronomium Dtn 5 28 58 31 Mit Bezug auf den Tempel in Jerusalem gesagt, auf dem Jahves Namen ruht. Deuteronomium Dtn 5 28 59 Augebit Dominus plagas tuas, et plagas seminis tui, plagas magnas et perseverantes, infirmitates pessimas et perpetuas. so wird der Herr deine und deiner Nachkommen Plagen noch vermehren³² mit großen und anhaltenden Plagen, bösartigen und andauernden Krankheiten. Deuteronomium Dtn 5 28 59 32 Hebr.: Wird außerordentliche Plagen verhängen. Die V. 22, V. 28, V. 35 genannten. Deuteronomium Dtn 5 28 6 Benedictus eris tu ingrediens et egrediens. Gesegnet wirst du sein, wenn du eingehst und wenn du ausgehst.³ Deuteronomium Dtn 5 28 6 3 Wenn du etwas unternimmst und wenn du es durchführst. Deuteronomium Dtn 5 28 60 Et convertet in te omnes afflictiones gypti, quas timuisti, et adhærebunt tibi: Und er wird alle Trübsale Ägyptens über dich kommen lassen, vor denen du dich fürchtetest, und diese werden dir anhaften; Deuteronomium Dtn 5 28 61 Insuper et universos languores, et plagas, quæ non sunt scriptæ in volumine legis hujus, inducet Dominus super te, donec te conterat: überdies wird der Herr alle Krankheiten und Plagen, von welchen in dem Buche dieses Gesetzes nicht geschrieben ist, über dich bringen,³³ bis er dich vertilgt; Deuteronomium Dtn 5 28 61 33 So viele noch übrig sein können. Deuteronomium Dtn 5 28 62 Et remanebitis pauci numero, qui prius eratis sicut astra cli præ multitudine, quoniam non audisti vocem Domini Dei tui. und euer werden nur wenige an Zahl übrigbleiben, die ihr vorher den Sternen des Himmels an Menge gleich waret, weil du der Stimme des Herrn, deines Gottes, nicht gehorcht hast. Deuteronomium Dtn 5 28 63 Et sicut ante lætatus est Dominus super vos, bene vobis faciens, vosque multiplicans: sic lætabitur disperdens vos atque subvertens, ut auferamini de terra, ad quam ingredieris possidendam. Und wie der Herr zuvor seine Freude daran fand, euch wohlzutun und euch zu mehren, so wird er alsdann Freude daran finden,³⁴ euch zu zerstreuen und auszurotten, damit ihr aus dem Lande, in das du ziehst, es in Besitz zu nehmen, hinweggeschafft werdet. Deuteronomium Dtn 5 28 63 34 Gegensätze: wenige viele; Gott freut sich über die Plagen (weil so Recht geübt wird), wie zuvor über die Segnungen. Deuteronomium Dtn 5 28 64 Disperget te Dominus in omnes populos a summitate terræ usque ad terminos ejus: et servies ibi diis alienis, quos et tu ignoras et patres tui, lignis et lapidibus. Der Herr wird dich unter alle Völker, von einem Ende der Erde bis zum andern, zerstreuen; und du wirst dort fremden Göttern dienen, die dir und deinen Vätern unbekannt sind, Holz und Steinen. Deuteronomium Dtn 5 28 65 In gentibus quoque illis non quiesces, neque erit requies vestigio pedis tui. Dabit enim tibi Dominus ibi cor pavidum, et deficientes oculos, et animam consumptam mrore: Auch unter jenen Völkern wirst du keine Ruhe finden, und dein Fuß wird keine Stätte finden, wo er rasten könnte; denn der Herr wird dir daselbst ein zaghaftes Herz geben, und abnehmende Augen, und eine Seele, die von Gram verzehrt wird. Deuteronomium Dtn 5 28 66 Et erit vita tua quasi pendens ante te. Timebis nocte et die, et non credes vitæ tuæ. Dein Leben wird sein, wie wenn es vor dir in der Schwebe hinge.³⁵ Tag und Nacht wirst du dich fürchten und deines Lebens nicht sicher sein. Deuteronomium Dtn 5 28 66 35 In beständiger Gefahr zu reißen, wie an einem Faden, so dass du meinst, jeden Augenblick dem Tode zu verfallen. Deuteronomium Dtn 5 28 67 Mane dices: Quis mihi det vesperum? et vespere: Quis mihi det mane? propter cordis tui formidinem, qua terreberis, et propter ea, quæ tuis videbis oculis. Am Morgen wirst du sagen: Wer gibt mir den Abend? und am Abend: Wer gibt mir den Morgen? vor der Furcht deines Herzens, die dich erschrecken wird, und um aller Dinge willen, die deine Augen werden sehen müssen. Deuteronomium Dtn 5 28 68 Reducet te Dominus classibus in gyptum per viam, de qua dixit tibi ut eam amplius non videres. Ibi venderis inimicis tuis in servos et ancillas, et non erit qui emat. Der Herr wird dich auf Schiffen nach Ägypten zurückbringen,³⁶ auf dem Wege,³⁷ von dem er dir gesagt hat, du solltest ihn nicht mehr schauen. Dort wirst du deinen Feinden zu Knechten und Mägden verkauft werden, und niemand wird sein, der dich kaufen mag.³⁸ Deuteronomium Dtn 5 28 68 36 Nirgends war Israel in so schlimmer Lage wie in Ägypten. Dahin zurückzukehren ist also das Bild der höchsten Not, einer schlimmeren als der, aus welcher Moses befreit hat. Deuteronomium Dtn 5 28 68 37 Der Wüste. Deuteronomium Dtn 5 28 68 38 Man wird sie nicht einmal eines Sklavenpreises für wert halten. Deuteronomium Dtn 5 28 7 Dabit Dominus inimicos tuos, qui consurgunt adversum te, corruentes in conspectu tuo: per unam viam venient contra te, et per septem fugient a facie tua. Der Herr wird deine Feinde, die sich wider dich erheben, vor deinen Augen zu Falle bringen; auf einem Wege werden sie gegen dich herankommen und auf sieben Wegen werden sie vor dir fliehen. Deuteronomium Dtn 5 28 8 Emittet Dominus benedictionem super cellaria tua, et super omnia opera manuum tuarum: benedicetque tibi in terra, quam acceperis. Der Herr wird über deine Vorratskammern Segen senden und über alle Werke deiner Hände; und er wird dich segnen im Lande, das du erhalten wirst. Deuteronomium Dtn 5 28 9 Suscitabit te Dominus sibi in populum sanctum, sicut juravit tibi: si custodieris mandata Domini Dei tui, et ambulaveris in viis ejus. Der Herr wird dich zu seinem heiligen Volke erheben, wie er dir geschworen hat, wenn du die Gebote des Herrn, deines Gottes, hältst und auf seinen Wegen wandelst. Deuteronomium Dtn 5 0 1 2. Verschiedene Beweggründe, welche die Israeliten veranlassen sollen, den Bund mit Gott anzunehmen und zu wahren (29,1 30,20) A. Die für sie in Ägypten geschehenen Wunderzeichen und die Wohltaten Gottes in der Wüste durch vierzig Jahre zwingen die Israeliten gleichsam, die Gebote Gottes zu beobachten. (V. 15) B. Ebenso müssen die den Übertretern angedrohten Strafen sie von der Verletzung des Gesetzes abschrecken. Deuteronomium Dtn 5 29 1 Hæc sunt verba fderis quod præcepit Dominus Moysi ut feriret cum filiis Israel in terra Moab: præter illud fdus, quod cum eis pepigit in Horeb. Das sind die Worte¹ des Bundes, welchen der Herr dem Moses mit den Söhnen Israels im Lande Moab zu schließen gebot, außer jenem Bunde, den er mit ihnen am Horeb geschlossen hatte.² Deuteronomium Dtn 5 29 1 1 Bedingungen, Gottes Gebote und Verheißungen. (Vergl. [Jer 11,4]) Diese Bedingungen finden sich vor [Dtn 29,1], nämlich im Abschnitt 6,1 7,11 und [Dtn 28]. Demnach ist 29 nach dem jetzigen hebräischen Texte und vielen lateinischen Codices die Unterschrift zu dem Vorhergehenden. Deuteronomium Dtn 5 29 1 2 Moses stellt den Bund in Moab wieder her, wie er ihn auf Horeb geschlossen. Deuteronomium Dtn 5 29 10 Vos statis hodie cuncti coram Domino Deo vestro, principes vestri, et tribus, ac majores natu, atque doctores, omnis populus Israel, Ihr stehet heute alle vor dem Herrn, eurem Gott,⁹ eure Fürsten und Stämme,¹⁰ und Ältesten und Lehrer,¹¹ das ganze Volk Israel, Deuteronomium Dtn 5 29 10 9 Der in seinem Heiligtum euch nahe ist. Deuteronomium Dtn 5 29 10 10 Wohl besser: Richter. Deuteronomium Dtn 5 29 10 11 Schreiber. Deuteronomium Dtn 5 29 11 Liberi et uxores vestræ, et advena, qui tecum moratur in castris, exceptis lignorum cæsoribus, et his, qui comportant aquas: eure Kinder und Weiber, und der Fremdling, der bei dir im Lager weilt, samt den Holzhauern und den Wasserträgern;¹² Deuteronomium Dtn 5 29 11 12 Also noch vor den Gabaoniten waren solche bei den Israeliten. Der heilige Hieronymus übersetzt eigentlich: ausgenommen, weil er annahm, dass jene nicht beschnitten waren. Indes waren dies denn damals alle Israeliten? Deuteronomium Dtn 5 29 12 Ut transeas in fdere Domini Dei tui, et in jurejurando quod hodie Dominus Deus tuus percutit tecum: dass du in den Bund mit dem Herrn, deinem Gott, und in die Eidespflicht eintretest,¹³ den der Herr, dein Gott, heute mit dir schließt; [Gen 15,18] Deuteronomium Dtn 5 29 12 13 Von dem Abfall zur Pflicht, zur Wiederherstellung des Bündnisses übergehend. Deuteronomium Dtn 5 29 13 Ut suscitet te sibi in populum, et ipse sit Deus tuus sicut locutus est tibi, et sicut juravit patribus tuis, Abraham, Isaac, et Jacob. dass er dich zu seinem Volke annehme und er dein Gott sei, wie er zu dir geredet, und wie er es deinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen hat. Deuteronomium Dtn 5 29 14 Nec vobis solis ego hoc fdus ferio, et hæc juramenta confirmo, Und nicht mit euch allein schließe ich diesen Bund und bekräftige diese Eide,¹⁴ Deuteronomium Dtn 5 29 14 14 Die Segnungen und Flüche [Dtn 28]. Deuteronomium Dtn 5 29 15 Sed cunctis præsentibus et absentibus. sondern mit allen Gegenwärtigen und Abwesenden. Deuteronomium Dtn 5 29 16 Vos enim nostis, quo modo habitaverimus in terra gypti, et quo modo transierimus per medium nationum, quas transeuntes Denn ihr wisset ja, wie wir im Lande Ägypten gewohnt haben, und wie wir mitten durch die Völker hindurchgezogen sind, und bei dem Durchzuge sahet ihr Deuteronomium Dtn 5 29 17 Vidistis abominationes et sordes, id est, idola eorum, lignum et lapidem, argentum et aurum quæ colebant. deren Greuel und Unrat, das heißt ihre Götzen, Holz und Stein, Silber und Gold, die sie verehrten. Deuteronomium Dtn 5 29 18 Ne forte sit inter vos vir aut mulier, familia aut tribus, cujus cor aversum est hodie a Domino Deo nostro: ut vadat et serviat diis illarum gentium: et sit inter vos radix germinans fel et amaritudinem. Möge nicht etwa unter euch ein Mann oder ein Weib, ein Geschlecht oder ein Stamm sein, dessen Herz heute von dem Herrn, unserm Gott, abgewendet ist, um zu den Göttern jener Völker zu gehen und diesen zu dienen, und möge nicht unter euch eine Wurzel sein, die Galle und Bitterkeit treibt;¹⁵ Deuteronomium Dtn 5 29 18 15 Hebr.: Dass nur nicht unter euch eine Wurzel sei, die Gift und Wermut trägt! Wenn einzelne oder eine größere Zahl [Dtn 13,13ff] abfällt; würde daraus für die Gesamtheit nur Gift [Dtn 32,32] und Wermut, tödliche und bittere Folgen erwachsen. Deuteronomium Dtn 5 29 19 Cumque audierit verba juramenti hujus, benedicat sibi in corde suo, dicens: Pax erit mihi, et ambulabo in pravitate cordis mei: et absumat ebria sitientem, dass etwa jemand, wenn er die Worte dieses Schwures hört, sich in seinem Herzen segne¹⁶ und spreche: Es wird mir schon wohlgehen, wenn ich auch nach der Bosheit meines Herzens wandle; es würde die Trunkene den Durstenden verzehren.¹⁷ Deuteronomium Dtn 5 29 19 16 Sich tröstlich zurede. Deuteronomium Dtn 5 29 19 17 Hebr.: So würde alles miteinander, das Bewässerte mit dem Dürren (das Getränke mit dem Durstigen) dahingerafft. Sprichwort: Auch der Bundesbruch des Einzelnen würde das Verderben des ganzen Landes nach sich ziehen. Deuteronomium Dtn 5 29 2 Vocavitque Moyses omnem Israel, et dixit ad eos: Vos vidistis universa, quæ fecit Dominus coram vobis in terra gypti Pharaoni, et omnibus servis ejus, universæque terræ illius, Und Moses berief ganz Israel und sprach zu ihnen:³ Ihr habt alles gesehen, was der Herr vor euch im Lande Ägypten an Pharao und allen seinen Dienern, und seinem ganzen Lande getan hat, [Ex 19,4] Deuteronomium Dtn 5 29 2 3 Es ist eine andere Rede als die [Dtn 5,1] berichtete. Das heut ist also gleichfalls ein anderes als [Dtn 5,1] und [Dtn 28,1], wo der Tag der Versündigung des Gesetzes gemeint ist, ein anderes als [Dtn 27,1.11], an dem Tag Moses bestimmte, was am Garizim und Hebal geschehen sollte. Ob auch ein anderes als [Dtn 26,16-18]? Deuteronomium Dtn 5 29 20 Et Dominus non ignoscat ei: sed tunc quam maxime furor ejus fumet, et zelus contra hominem illum, et sedeant super eum omnia maledicta, quæ scripta sunt in hoc volumine: et deleat Dominus nomen ejus sub clo, Und der Herr möge ihm nicht vergeben,¹⁸ sondern sein Zorn und Eifer möge alsdann noch mehr auflodern gegen diesen Menschen, und alle Flüche mögen sich auf ihm niederlassen, welche in diesem Buche¹⁹ geschrieben sind; und²⁰ der Herr tilge seinen Namen unter dem Himmel aus²¹ Deuteronomium Dtn 5 29 20 18 Solche Sünde der Bosheit (V. 18) ist todeswürdig. [Jes 22,14], während Gott sonst stets bereit ist, zu verzeihen. Deuteronomium Dtn 5 29 20 19 Hebr.: und der ganze in diesem Buche geschriebene Fluch wird sich auf ihn lagern. Deuteronomium Dtn 5 29 20 20 Auszustreichen. Deuteronomium Dtn 5 29 20 21 Eine der schwersten Strafen ist es, wenn Jemand der Nachkommenschaft beraubt wird. Deuteronomium Dtn 5 29 21 Et consumat eum in perditionem ex omnibus tribubus Israel, juxta maledictiones, quæ in Libro legis hujus ac fderis continentur. und raffe ihn aus allen Stämmen Israels weg zum Untergange, den Verfluchungen gemäß, welche in dem Buche dieses Gesetzes und Bundes enthalten sind.²² Deuteronomium Dtn 5 29 21 22 Die künftige Heimsuchung wird mit Bildern beschrieben, die vom Untergange Sodomas und Gomorrhas entlehnt sind. Deuteronomium Dtn 5 29 22 Dicetque sequens generatio, et filii qui nascentur deinceps, et peregrini, qui de longe venerint, videntes plagas terræ illius, et infirmitates, quibus eam afflixerit Dominus, Und das kommende Geschlecht,²³ und die Söhne, welche fernerhin geboren werden, und die Fremden, welche von fernher kommen, werden sagen, wenn sie die Strafen dieses Landes, und das Siechtum sehen, mit denen der Herr es geschlagen hat, Deuteronomium Dtn 5 29 22 23 Die Nachkommen der Wenigen, welche in Chanaan zurückgelassen sind. Deuteronomium Dtn 5 29 23 Sulphure, et salis ardore comburens, ita ut ultra non seratur, nec virens quippiam germinet, in exemplum subversionis Sodomæ et Gomorrhæ, Adamæ et Seboim, quas subvertit Dominus in ira et furore suo. indem er es mit Schwefel und Salzglut verbrannte, so dass es nicht mehr besät werden, noch etwas Grünes sprossen kann, nach dem Beispiele der Verwüstung von Sodoma und Gomorrha, Adama und Seboim, welche der Herr in seinem Zorn und Grimme von Grund aus zerstörte. [Gen 19,24] Deuteronomium Dtn 5 29 24 Et dicent omnes gentes: Quare sic fecit Dominus terræ huic? quæ est hæc ira furoris ejus immensa? Ja, alle Völker werden sagen:²⁴ Warum hat der Herr so an diesem Lande getan? Was ist das für ein ungeheurer Grimm und Zorn? [1Kön 9,8, Jer 22,8] Deuteronomium Dtn 5 29 24 24 Selbst die Heiden werden fühlen, dass Gott sein Gericht geübt, aber sich auch verwundern, dass der Herr sein eigenes Erbland so verwüstet hat. Deuteronomium Dtn 5 29 25 Et respondebunt: Quia dereliquerunt pactum Domini, quod pepigit cum patribus eorum, quando eduxit eos de terra gypti: Dann wird man antworten: Weil sie den Bund des Herrn verlassen haben, den er mit ihren Vätern schloss, als er sie aus dem Lande Ägypten führte, Deuteronomium Dtn 5 29 26 Et servierunt diis alienis, et adoraverunt eos, quos nesciebant, et quibus non fuerant attributi: und sie andern Göttern dienten und solche anbeteten, die sie nicht kannten und denen sie nicht zugeteilt waren;²⁵ Deuteronomium Dtn 5 29 26 25 Andere Völker mögen Gott unter anderen Namen verehren, wenngleich der Herr den beigemischten Aberglauben verwirft. Deuteronomium Dtn 5 29 27 Idcirco iratus est furor Domini contra terram istam, ut induceret super eam omnia maledicta, quæ in hoc volumine scripta sunt: darum entbrannte der Grimm des Herrn gegen jenes Land, dass er alle Verfluchungen über dasselbe kommen ließ, die in diesem Buche geschrieben sind; Deuteronomium Dtn 5 29 28 Et ejecit eos de terra sua in ira et in furore, et in indignatione maxima, projecitque in terram alienam, sicut hodie comprobatur. und er vertrieb sie aus ihrem Lande im Zorne und Grimme, und großem Unwillen, und warf sie in ein fremdes Land, wie es sich heute zeigt. Deuteronomium Dtn 5 29 29 Abscondita, Domino Deo nostro: quæ manifesta sunt, nobis et filiis nostris usque in sempiternum, ut faciamus universa verba legis hujus. Das Verborgene gehört dem Herrn, unserm Gott; aber was geoffenbart ist, gilt für uns und unsere Söhne in Ewigkeit, dass wir alle Worte des Gesetzes erfüllen.²⁶ Deuteronomium Dtn 5 29 29 26 Wie sich die angedrohten Schicksale in Zukunft vollenden, ist in Gott verborgen, uns und unseren Kindern genügt es, die deutlich offenbarte Bundespflicht zu wahren. Deuteronomium Dtn 5 29 3 Tentationes magnas, quas viderunt oculi tui, signa illa, portentaque ingentia, die schweren Prüfungen, die deine Augen gesehen haben,⁴ jene gewaltigen Zeichen und Wunder; Deuteronomium Dtn 5 29 3 4 Besonders in Raphidim, Me Meriba und während des 37 jährigen Abfalls. Deuteronomium Dtn 5 29 4 Et non dedit vobis Dominus cor intelligens, et oculos videntes, et aures quæ possunt audire, usque in præsentem diem. aber der Herr hat euch kein einsichtiges Herz gegeben, und keine Augen, die sehen, noch Ohren, die hören können, bis auf den heutigen Tag.⁵ Deuteronomium Dtn 5 29 4 5 Doch Moses hofft von der Zukunft Besseres, indem er die Abirrungen ihrer schwerfälligen Einsicht und dem Mangel an Gnade zuschreibt. Eigentlich war freilich der Mangel des rechten Verständnisses der Rettungstaten Gottes bereits eine Strafe für die Untreue. [Jer 58,17, Ps 19,27] Deuteronomium Dtn 5 29 5 Adduxit vos quadraginta annis per desertum: non sunt attrita vestimenta vestra, nec calceamenta pedum vestrorum vetustate consumpta sunt. Er hat euch vierzig Jahre in der Wüste geführt; eure Kleider wurden nicht abgenützt und die Schuhe an euren Füßen sind nicht vor Alter verschlissen. [Dtn 8,2.4] Deuteronomium Dtn 5 29 6 Panem non comedistis, vinum et siceram non bibistis: ut sciretis, quia ego sum Dominus Deus vester. Ihr habt kein⁶ Brot gegessen und keinen Wein und starkes Getränk getrunken, auf dass ihr erkennen solltet, dass ich der Herr, euer Gott, bin. Deuteronomium Dtn 5 29 6 6 Das ist: selten. Vergl. [Dtn 8,3]. Deuteronomium Dtn 5 29 7 Et venistis ad hunc locum: egressusque est Sehon rex Hesebon, et Og rex Basan, occurrentes nobis ad pugnam. Et percussimus eos, Und als ihr an diesen Ort⁷ kamet und Sehon, der König von Hesebon, und Og, der König von Basan, auszogen, und uns zum Kampfe entgegentraten, haben wir sie geschlagen, Deuteronomium Dtn 5 29 7 7 Jenseits des Jordans. Deuteronomium Dtn 5 29 8 Et tulimus terram eorum, ac tradidimus possidendam Ruben et Gad, et dimidiæ tribui Manasse. und nahmen ihr Land ein, und gaben es Ruben und Gad und dem halben Stamme Mannasse zum Besitze. [Num 32,29, Dtn 3,15, Jos 13,8, Jos 22,4] Deuteronomium Dtn 5 29 9 Custodite ergo verba pacti hujus, et implete ea: ut intelligatis universa quæ facitis. Beobachtet denn die Worte dieses Bundes und erfüllet sie, damit ihr weise seid in allem, was ihr tuet.⁸ Deuteronomium Dtn 5 29 9 8 Hebr.: damit ihr alles, was ihr unternehmt, glücklich ausführt. Deuteronomium Dtn 5 0 1 C. Übertreten sie indes dennoch das Gesetz, so mögen sie nicht verzweifeln; Gott wird ihnen, sobald sie durch seine Strafen zur Einkehr in sich selbst gebracht, sich unterwerfen, neue Wohltaten erweisen. (V. 10) D. Das Gesetz ist leicht zu beobachten (V. 14) und von der Beobachtung desselben hängt ihr zukünftiges Schicksal gänzlich ab. Deuteronomium Dtn 5 30 1 Cum ergo venerint super te omnes sermones isti, benedictio, sive maledictio, quam proposui in conspectu tuo: et ductus pnitudine cordis tui in universis gentibus, in quas disperserit te Dominus Deus tuus, Wenn nun alle diese Aussprüche über dich kommen werden, der Segen oder der Fluch, den ich dir vor Augen gestellt habe; und du in der Reue deines Herzens unter allen Völkern, unter welche dich der Herr, dein Gott, zerstreut hat, Deuteronomium Dtn 5 30 10 Si tamen audieris vocem Domini Dei tui, et custodieris præcepta ejus et ceremonias, quæ in hac lege conscripta sunt: et revertaris ad Dominum Deum tuum in toto corde tuo, et in tota anima tua. jedoch nur,⁶ wenn du der Stimme des Herrn, deines Gottes, gehorsam bist und seine Gebote und Vorschriften hältst, die in diesem Gesetze geschrieben sind, und zu dem Herrn, deinem Gott, aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele zurückkehrst. Deuteronomium Dtn 5 30 10 6 Die unerlässliche Bedingung des Segens wird wie [Dtn 28,1.2.9.13.14] kräftig hervorgehoben. Deuteronomium Dtn 5 30 11 Mandatum hoc, quod ego præcipio tibi hodie, non supra te est, neque procul positum, Dieses Gebot, das ich dir heute gebe, ist nicht hoch über dir,⁷ oder fern von dir, Deuteronomium Dtn 5 30 11 7 Hebr.: zu wunderbar. Aber widerspricht dies nicht dem Ausspruche des heiligen Petrus [Apg 15,10]? Moses spricht von dem Hauptgesetze, das er gegeben, zu dem die Kapitel 12 27 wohl nicht gehörten, Petrus von dem Gesetze mit allen seinen schriftlich niedergelegten Bestandteilen. Das Gesetz hatte unveränderliche Bestandteile: das Buch des ersten Bundes und wohl den Abschnitt 6,1 7,11 des zweiten. Anders war von dem Gesetzgeber seinem Zeitalter angepasst worden, das für jene Zeit nicht unerträglich war. Als aber die Gesetze mit den Einzäunungen der rabbinischen Überlieferungen umgeben wurden, wurden sie unerträglich. Deuteronomium Dtn 5 30 12 Nec in clo situm, ut possis dicere: Quis nostrum valet ad clum ascendere, ut deferat illud ad nos, et audiamus atque opere compleamus? oder im Himmel befindlich, dass du sagen könntest: Wer von uns vermag zum Himmel aufzusteigen, um es zu uns herabzubringen, dass wir es hören und in der Tat erfüllen? Deuteronomium Dtn 5 30 13 Neque trans mare positum: ut causeris, et dicas: Quis ex nobis poterit transfretare mare, et illud ad nos usque deferre: ut possimus audire, et facere quod præceptum est? Auch ist es nicht jenseits des Meeres niedergelegt, dass du vorwenden und sagen könntest: Wer von uns wird über das Meer fahren können und es zu uns herüberholen; dass wir hören und tun können, was es gebietet? Deuteronomium Dtn 5 30 14 Sed juxta te est sermo valde, in ore tuo, et in corde tuo, ut facias illum. sondern das Wort ist ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tuest. Deuteronomium Dtn 5 30 15 Considera quod hodie proposuerim in conspectu tuo vitam et bonum, et econtrario mortem et malum: Bedenke, dass ich dir heute Leben und Glück, und anderseits Tod und Unglück vor Augen gestellt habe, Deuteronomium Dtn 5 30 16 Ut diligas Dominum Deum tuum, et ambules in viis ejus, et custodias mandata illius ac ceremonias atque judicia: et vivas, atque multiplicet te, benedicatque tibi in terra, ad quam ingredieris possidendam. dass du den Herrn, deinen Gott, liebest, und in seinen Wegen wandelst, und seine Gebote und Vorschriften und Rechte beobachtest, und lebest, und er dich mehre und dich segne in dem Lande, in das du ziehest, es in Besitz zu nehmen. Deuteronomium Dtn 5 30 17 Si autem aversum fuerit cor tuum, et audire nolueris, atque errore deceptus adoraveris deos alienos, et servieris eis: Wenn sich aber dein Herz abwendet, und du nicht gehorchen willst, und dich verführen lässest, fremde Götter anzubeten und ihnen zu dienen, Deuteronomium Dtn 5 30 18 Prædico tibi hodie quod pereas, et parvo tempore moreris in terra, ad quam, Jordane transmisso, ingredieris possidendam. so tue ich dir heute kund, dass du zu Grunde gehen⁸ und nicht lange im Lande wohnen wirst, in das du über den Jordan hinüberziehst, es in Besitz zu nehmen. Deuteronomium Dtn 5 30 18 8 Hebr.: dass ihr unfehlbar umkommen werdet. Deuteronomium Dtn 5 30 19 Testes invoco hodie clum et terram, quod proposuerim vobis vitam et mortem, benedictionem et maledictionem. Elige ergo vitam, ut et tu vivas, et semen tuum: Himmel und Erde rufe ich heute zu Zeugen an, dass ich euch Leben und Tod, Segen und Fluch, vorgelegt habe. So wähle denn das Leben, damit du lebest, und auch deine Nachkommen; Deuteronomium Dtn 5 30 2 Et reversus fueris ad eum, et obedieris ejus imperiis, sicut ego hodie præcipio tibi, cum filiis tuis, in toto corde tuo, et in tota anima tua: zu ihm zurückkehrst¹ und seinen Befehlen gehorchest, wie² ich dir heute gebiete, du und deine Söhne, aus ganzem Herzen, und aus ganzer Seele: Deuteronomium Dtn 5 30 2 1 Schon [Dtn 4,39] ist von einer Bekehrung Israels in der Verbannung die Rede gewesen. Vergl. [Lev 26,40-42, 1Kön 8,46-51]. Wegen der Güte Gottes und des Bundes mit den Vätern kann der Bund mit Israel nicht gänzlich aufgehoben werden und das Volk nicht ewig verworfen bleiben. Es waren, als diese Worte geschrieben wurden, ja schon manche Strafgerichte über Israel hereingebrochen und der Prophet will das Volk vor Verzweiflung bewahren. Deuteronomium Dtn 5 30 2 2 Hebr.: gemäß allem, was. Deuteronomium Dtn 5 30 20 Et diligas Dominum Deum tuum atque obedias voci ejus, et illi adhæreas (ipse est enim vita tua, et longitudo dierum tuorum) ut habites in terra, pro qua juravit Dominus patribus tuis, Abraham, Isaac, et Jacob, ut daret eam illis. und du den Herrn, deinen Gott, liebest, und seiner Stimme gehorchest, und ihm anhangest (denn er ist⁹ dein Leben und die Länge deiner Tage,¹⁰) dass du in dem Lande wohnest, welches der Herr deinen Vätern, Abraham, Isaak und Jakob zu geben geschworen hat. Deuteronomium Dtn 5 30 20 9 Besser nach dem Hebr.: denn das ist dein Leben, darin steht das Leben. Deuteronomium Dtn 5 30 20 10 Von deinem Gehorsam hängt es ab, ob du lange leben wirst. Deuteronomium Dtn 5 30 3 Reducet Dominus Deus tuus captivitatem tuam, ac miserebitur tui, et rursum congregabit te de cunctis populis, in quos te ante dispersit. so wird der Herr, dein Gott, deine Gefangenschaft wenden, und sich deiner erbarmen, und dich wieder aus allen Völkern sammeln, unter die er dich zuvor zerstreut hat. Deuteronomium Dtn 5 30 4 Si ad cardines cli fueris dissipatus, inde te retrahet Dominus Deus tuus, Wenn du bis an die Enden des Himmels zerstreut wärest, so wird der Herr, dein Gott, dich von dort zurückholen, Deuteronomium Dtn 5 30 5 Et assumet, atque introducet in terram, quam possederunt patres tui, et obtinebis eam: et benedicens tibi, majoris numeri te esse faciet quam fuerunt patres tui. und dich sammeln, und in das Land bringen, welches deine Väter besaßen, und du wirst es inne haben; und er wird dich segnen und dich zahlreicher machen, als deine Väter waren. [2Makk 1,29] Deuteronomium Dtn 5 30 6 Circumcidet Dominus Deus tuus cor tuum, et cor seminis tui: ut diligas Dominum Deum tuum in toto corde tuo, et in tota anima tua, ut possis vivere. Der Herr, dein Gott, wird dein Herz und das Herz deiner Nachkommen beschneiden,³ auf dass du den Herrn, deinen Gott, aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele liebest, dass du leben könnest. Deuteronomium Dtn 5 30 6 3 [Dtn 10,16] sollen die Israeliten die Vorhaut ihres Herzens beschneiden, hier will Jahve es tun, indem er durch seine Gerichte ihre Herzenshärtigkeit bricht und durch seine Gnadenerweise Vertrauen und Liebe weckt. Deuteronomium Dtn 5 30 7 Omnes autem maledictiones has convertet super inimicos tuos, et eos, qui oderunt te et persequuntur. Alle diese Verfluchungen aber wird er auf deine Feinde und auf die kehren, welche dich hassen und verfolgen. Deuteronomium Dtn 5 30 8 Tu autem reverteris, et audies vocem Domini Dei tui: faciesque universa mandata quæ ego præcipio tibi hodie: Du aber wirst zurückkehren,⁴ und der Stimme des Herrn, deines Gottes, gehorchen, und alle Gebote tun, die ich dir heute gebe; Deuteronomium Dtn 5 30 8 4 Zu Gott und durch ihn in das verheißene Land. Deuteronomium Dtn 5 30 9 Et abundare te faciet Dominus Deus tuus in cunctis operibus manuum tuarum, in sobole uteri tui, et in fructu jumentorum tuorum, in ubertate terræ tuæ, et in rerum omnium largitate. Revertetur enim Dominus, ut gaudeat super te in omnibus bonis, sicut gavisus est in patribus tuis: und der Herr, dein Gott wird dir Überfluss geben in allem, was deine Hände tun, an Frucht deines Leibes, an Frucht von deinem Vieh, an Fruchtbarkeit deines Landes, und an Ergiebigkeit aller Dinge; denn der Herr wird wiederum an dir Freude haben über alles Gute,⁵ wie er an deinen Vätern Freude gehabt hat; Deuteronomium Dtn 5 30 9 5 Oder: Zu deinem Besten. Deuteronomium Dtn 5 0 1 Geschichtlicher Anhang über die letzten Lebenstage Moses. (Kap. 31,1 34,12) 1. Letzte Vorschriften Moses (Kap. 31, V. 21-27) A. Moses muntert das Volk und seinen Nachfolger Josue zu mutiger Standhaftigkeit auf, da Gott ihnen bei der Eroberung Palästinas seinen Beistand nicht versagen werde. (V. 8) B. Vorschrift, das von ihm aufgeschriebene Gesetz alle sieben Jahre vor dem gesamten Volke zu lassen. (V. 13) c. Auf Befehl Gottes bestellt Moses Josue zu seinem Nachfolger und lehrt mit ihm Israel sein letztes Lied. (V. 23) D. Das von Moses geschriebene Gesetz soll im Heiligtum niedergelegt werden, damit es ein Zeugnis sei gegen Israel. (V. 27) 2. Letztes Lied Moses (31,28 32,47) A. Moses versammelt Älteste und Volk, ihnen sein letztes Lied zu verkünden. Deuteronomium Dtn 5 31 1 Abiit itaque Moyses, et locutus est omnia verba hæc ad universum Israel, Und Moses ging hin,¹ und redete² alle diese Worte zu ganz Israel. Deuteronomium Dtn 5 31 1 1 Die Ordnung des Kapitels ist, da V. 23, V. 24 hinter V. 15 gehört, wohl logisch die folgende 1-15, 23.24; 16-22; 25-30. Der erste Teil des Kapitels handelt von dem Gesetze, der zweite vom Gesange. Im Übrigen sind V. 1-13 und 14-30 wohl einander parallel, indem der erste Teil die Erzählung als Tat Moses berichtet, der andere als Tat Jahves darstellt; beiden gemeinsam ist die Ansprache an Josue. Deuteronomium Dtn 5 31 1 2 Septuag: endete alle diese Worte, die vorhergehen (zuletzt [Dtn 29]). Der Tag wird nicht angegeben. Deuteronomium Dtn 5 31 10 Præcepitque eis, dicens: Post septem annos, anno remissionis, in solemnitate tabernaculorum, Und er gebot ihnen und sprach: Nach je sieben Jahren, im Erlassjahre, am Laubhüttenfeste, Deuteronomium Dtn 5 31 11 Convenientibus cunctis ex Israel, ut appareant in conspectu Domini Dei tui in loco, quem elegerit Dominus, leges verba legis hujus coram omni Israel, audientibus eis, wenn alle aus Israel zusammen kommen, um vor dem Herrn, deinem Gott, an dem Orte zu erscheinen, den der Herr⁷ erwählen wird, sollst du die Worte dieses Gesetzes vor ganz Israel lesen, dass sie es hören, Deuteronomium Dtn 5 31 11 7 Mittelbar oder unmittelbar. Deuteronomium Dtn 5 31 12 Et in unum omni populo congregato, tam viris quam mulieribus, parvulis, et advenis, qui sunt intra portas tuas: ut audientes discant, et timeant Dominum Deum vestrum, et custodiant, impleantque omnes sermones legis hujus. und vor dem ganzen versammelten Volke, sowohl Männern wie Weibern, Kindern wie Fremdlingen, die innerhalb deiner Tore sind; damit sie es hören und lernen, und den Herrn, euern Gott, fürchten, und alle Worte dieses Gesetzes beobachten und erfüllen; Deuteronomium Dtn 5 31 13 Filii quoque eorum qui nunc ignorant; ut audire possint, et timeant Dominum Deum suum cunctis diebus quibus versantur in terra, ad quam vos, Jordane transmisso pergitis obtinendam. auch ihre Söhne, die es jetzt noch nicht kennen,⁸ dass auch diese es hören können und den Herrn, ihren Gott, fürchten die ganze Zeit, die sie in dem Lande wohnen, in das ihr über den Jordan zieht, es in Besitz zu nehmen. Deuteronomium Dtn 5 31 13 8 Hebr.: Und ihre Söhne, die noch unwissend sind, sollen zuhören. Deuteronomium Dtn 5 31 14 Et ait Dominus ad Moysen: Ecce prope sunt dies mortis tuæ: voca Josue, et state in tabernaculo testimonii, ut præcipiam ei. Abierunt ergo Moyses et Josue, et steterunt in tabernaculo testimonii: Und der Herr sprach zu Moses: Siehe, die Zeit deines Todes ist nahe;⁹ rufe Josue, und gehet in das Zelt des Zeugnisses, dass ich ihm meine Weisungen gebe.¹⁰ Moses und Josue gingen also hin und traten in das Zelt des Zeugnisses, Deuteronomium Dtn 5 31 14 9 Hebr.: Genaht die Zeit, dass du sterben musst. Deuteronomium Dtn 5 31 14 10 Ihn zum Führer bestelle. Deuteronomium Dtn 5 31 15 Apparuitque Dominus ibi in columna nubis, quæ stetit in introitu tabernaculi. und der Herr erschien daselbst in der Wolkensäule, welche am Eingange des Zeltes stand. Deuteronomium Dtn 5 31 16 Dixitque Dominus ad Moysen: Ecce tu dormies cum patribus tuis, et populus iste consurgens fornicabitur post deos alienos in terra, ad quam ingreditur ut habitet in ea: ibi derelinquet me, et irritum faciet fdus, quod pepigi cum eo. Da sprach der Herr zu Moses: Siehe, du wirst zu deinen Vätern entschlafen, alsdann wird dies Volk sich erheben und fremden Göttern nachbuhlen, in dem Lande, in das es zieht, darin Wohnung zu nehmen; es wird mich daselbst verlassen und den Bund, den ich mit ihm geschlossen, brechen. Deuteronomium Dtn 5 31 17 Et irascetur furor meus contra eum in die illo: et derelinquam eum, et abscondam faciem meam ab eo, et erit in devorationem: invenient eum omnia mala et afflictiones, ita ut dicat in illo die: Vere quia non est Deus mecum, invenerunt me hæc mala. Alsdann wird mein Grimm wider dasselbe entbrennen; und ich werde das Volk verlassen und mein Angesicht vor ihm verbergen, und es soll dem Verderben anheimfallen,¹¹ und alle Art¹² Übel und Trübsale werden es treffen, so dass es zu jener Zeit sagen wird: Wahrlich, weil Gott nicht mit mir ist, haben mich diese Übel betroffen! Deuteronomium Dtn 5 31 17 11 Gegenteil der Verheißung [Dtn 7,15]. Deuteronomium Dtn 5 31 17 12 Hebr.: viele. Deuteronomium Dtn 5 31 18 Ego autem abscondam, et celabo faciem meam in die illo propter omnia mala, quæ fecit, quia secutus est deos alienos. Ich aber werde zu jener Zeit mein Angesicht verbergen und verhüllen, um all des Bösen willen, das es getan hat, weil es sich fremden Göttern zugewendet hat. Deuteronomium Dtn 5 31 19 Nunc itaque scribite vobis canticum istud, et docete filios Israel: ut memoriter teneant, et ore decantent, et sit mihi carmen istud pro testimonio inter filios Israel. So schreibet¹³ euch nun dieses Lied auf und lehret es die Söhne Israels, dass sie es im Gedächtnis behalten und mit dem Munde singen, und dies Lied diene mir als Zeugnis unter den Söhnen Israels. Deuteronomium Dtn 5 31 19 13 Moses und Josue. Deuteronomium Dtn 5 31 2 Et dixit ad eos: Centum viginti annorum sum hodie, non possum ultra egredi, et ingredi, præsertim cum et Dominus dixerit mihi: Non transibis Jordanem istum. und sprach zu ihnen: Ich bin heute hundert und zwanzig Jahre alt und kann nicht mehr aus und eingehen,³ besonders da auch der Herr zu mir gesagt hat: Du wirst den Jordan da nicht überschreiten. [Num 27,13, Dtn 3,27] Deuteronomium Dtn 5 31 2 3 Es ist wohl besonders an Führung im Kriege gedacht; demnach kein Widerspruch gegen [Dtn 34,7]. Deuteronomium Dtn 5 31 20 Introducam enim eum in terram, pro qua juravi patribus ejus, lacte et melle manantem. Cumque comederint, et saturati, crassique fuerint, avertentur ad deos alienos, et servient eis: detrahentque mihi, et irritum facient pactum meum. Denn ich werde sie in das Land führen, das ich ihren Vätern zugeschworen habe, das von Milch und Honig fließt. Und wenn sie gegessen haben und satt und fett geworden sind, so werden sie sich fremden Göttern zuwenden und diesen dienen; und werden mich lästern und meinen Bund brechen. Deuteronomium Dtn 5 31 21 Postquam invenerint eum mala multa et afflictiones, respondebit ei canticum istud pro testimonio, quod nulla delebit oblivio ex ore seminis sui. Scio enim cogitationes ejus, quæ facturus sit hodie, antequam introducam eum in terram, quam ei pollicitus sum. Wenn dann viele Übel und Trübsale sie treffen, so soll dieses Lied, das keine Vergessenheit aus dem Munde ihrer Nachkommen austilgen soll,¹⁴ Zeugnis gegen sie geben. Denn ehe ich sie in das Land führe, das ich ihnen verheißen habe, kenne ich ihre Gedanken, was sie bald tun werden.¹⁵ Deuteronomium Dtn 5 31 21 14 Wenn die angedrohten Gerichte hereinbrechen, wird dies Lied ein Zeugnis sein, dass Jahve Israels Abfall vorhergesehen und dessen Strafe vorausverkündet hat. Deuteronomium Dtn 5 31 21 15 Ähnlich [Dtn 9,24]. Schon jetzt, wo sie doppelt auf meine Gnade angewiesen sind, wie viel mehr, wenn sie im Besitze des Landes und seiner Güter sind! Deuteronomium Dtn 5 31 22 Scripsit ergo Moyses canticum, et docuit filios Israel. Moses also schrieb dieses Lied auf und lehrte es die Söhne Israels. Deuteronomium Dtn 5 31 23 Præcepitque Dominus Josue filio Nun, et ait: Confortare, et esto robustus: tu enim introduces filios Israel in terram quam pollicitus sum, et ego ero tecum. Und der Herr gebot Josue, dem Sohne Nuns, und sprach: Sei mannhaft und stark! Denn du sollst die Söhne Israels in das Land führen, das ich ihnen verheißen habe, und ich werde mit dir sein. Deuteronomium Dtn 5 31 24 Postquam ergo scripsit Moyses verba legis hujus in volumine, atque complevit: Nachdem nun Moses die Worte dieses Gesetzes in ein Buch geschrieben und es vollendet hatte, Deuteronomium Dtn 5 31 25 Præcepit Levitis, qui portabant arcam fderis Domini, dicens: gebot er den Leviten, welche die Lade des Bundes des Herrn trugen, und sprach: Deuteronomium Dtn 5 31 26 Tollite librum istum, et ponite eum in latere arcæ fderis Domini Dei vestri: ut sit ibi contra te in testimonium. Nehmet dieses Buch, und leget es an der Seite der Lade des Bundes des Herrn,¹⁶ eures Gottes, nieder, damit es dort wider dich Zeugnis gebe. Deuteronomium Dtn 5 31 26 16 Außerhalb der Lade, denn in derselben waren nur die beiden Tafeln des Gesetzes; wohl zur Linken das Lied, während zur Rechten das Gesetz [Dtn 6,17,11] niedergelegt war. Deuteronomium Dtn 5 31 27 Ego enim scio contentionem tuam, et cervicem tuam durissimam. Adhuc vivente me et ingrediente vobiscum, semper contentiose egistis contra Dominum: quanto magis cum mortuus fuero? Denn ich kenne deine Widerspenstigkeit und deinen störrigen Nacken. Jetzt, da ich noch am Leben war und bei euch weilte, seid ihr immer widerspenstig gegen den Herrn gewesen; wie viel mehr, wenn ich gestorben sein werde? Deuteronomium Dtn 5 31 28 Congregate ad me omnes majores natu per tribus vestras, atque doctores, et loquar audientibus eis sermones istos, et invocabo contra eos clum et terram. Versammelt alle Ältesten eurer Stämme und eure Lehrer¹⁷ zu mir, dass ich vor ihnen diese Worte verkünde und gegen sie Himmel und Erde anrufe. Deuteronomium Dtn 5 31 28 17 Schreiber. Deuteronomium Dtn 5 31 29 Novi enim quod post mortem meam inique agetis, et declinabitis cito de via, quam præcepi vobis: et occurrent vobis mala in extremo tempore, quando feceritis malum in conspectu Domini, ut irritetis eum per opera manuum vestrarum. Denn ich weiß, dass ihr nach meinem Tode übel handeln und schnell von dem Wege abweichen werdet, den ich euch gewiesen habe; und es wird euch in der letzten Zeit Unglück treffen, wenn ihr vor den Augen des Herrn übel tuet, indem ihr ihn durch die Werke eurer Hände zum Zorne reizt. Deuteronomium Dtn 5 31 3 Dominus ergo Deus tuus transibit ante te: ipse delebit omnes gentes has in conspectu tuo, et possidebis eas: et Josue iste transibit ante te, sicut locutus est Dominus. So wird nun der Herr, dein Gott, vor dir hinüberziehen; er wird alle diese Völker vor dir vertilgen, und du wirst ihren Besitz erlangen; und Josue wird vor dir hinüberziehen, wie der Herr gesprochen hat.⁴ Deuteronomium Dtn 5 31 3 4 Jahve und Josue werden hinüberziehen, doch nur Jahve wird die Macht zugeschrieben, die Feinde zu vernichten. Deuteronomium Dtn 5 31 30 Locutus est ergo Moyses, audiente universo ctu Israel, verba carminis hujus, et ad finem usque complevit. So sprach Moses vor den Ohren der ganzen Gemeinde Israel die Worte dieses Liedes, bis zum Ende. Deuteronomium Dtn 5 31 4 Facietque Dominus eis sicut fecit Sehon et Og regibus Amorrhæorum, et terræ eorum, delebitque eos. Und der Herr wird ihnen tun, wie er Sehon und Og, den Königen der Amorrhiter, und ihrem Lande getan hat, und wird sie vertilgen, [Num 21,24] Deuteronomium Dtn 5 31 5 Cum ergo et hos tradiderit vobis, similiter facietis eis sicut præcepi vobis. Wenn er euch nun auch diese preisgeben wird, so tuet ihnen, wie ich euch geboten habe. [Dtn 7,2] Deuteronomium Dtn 5 31 6 Viriliter agite, et confortamini: nolite timere, nec paveatis ad conspectum eorum: quia Dominus Deus tuus ipse est ductor tuus, et non dimittet, nec derelinquet te. Seid mannhaft und tapfer! Fürchtet euch nicht, und erschrecket nicht bei ihrem Anblicke, denn der Herr, dein Gott, ist selbst dein Führer, er wird dich nicht preisgeben und dich nicht verlassen. Deuteronomium Dtn 5 31 7 Vocavitque Moyses Josue, et dixit ei coram omni Israel: Confortare, et esto robustus: tu enim introduces populum istum in terram, quam daturum se patribus eorum juravit Dominus, et tu eam sorte divides. Hierauf berief Moses den Josue und sprach zu ihm vor ganz Israel: Sei mannhaft und tapfer! Denn du sollst dieses Volk in das Land führen, das zu geben der Herr ihren Vätern geschworen hat, und du sollst es durch das Los verteilen. [Jos 1,6, 1Kön 2,2] Deuteronomium Dtn 5 31 8 Et Dominus qui ductor est vester, ipse erit tecum: non dimittet, nec derelinquet te: noli timere, nec paveas. Und der Herr, der euer Führer ist, er wird mit dir sein; er wird dich nicht preisgeben und dich nicht verlassen; fürchte dich nicht und zage nicht! Deuteronomium Dtn 5 31 9 Scripsit itaque Moyses legem hanc, et tradidit eam sacerdotibus filiis Levi, qui portabant arcam fderis Domini, et cunctis senioribus Israel. Moses also schrieb dieses Gesetz und übergab es den Priestern,⁵ den Söhnen Levis, welche die Lade des Bundes des Herrn trugen, und allen Ältesten Israels.⁶ Deuteronomium Dtn 5 31 9 5 Den Kaathitern. [Num 4,15, Num 10,21] Die Nennung der Priester hat V. 25 nicht. Deuteronomium Dtn 5 31 9 6 Priester und Älteste, geistliche und bürgerliche Autorität sollen über die Beobachtung des Gesetzes wachen und zur Ausführung desselben mitwirken. Deuteronomium Dtn 5 0 1 B. Das Lied Moses: (V. 1-43) Nach kurzer Einleitung (V. 3) und Angabe des Gegenstandes (V. 6) feiert Moses die großen Wohltaten Gottes, die der Herr den Söhnen Israels von Anfang an vor den übrigen Völkern erwiesen. (V. 14) Alsdann beschreibt er die zukünftigen Beweise des Undankes des Volkes, als ob er sie gegenwärtig sähe (V. 8), indem er die schweren Strafen voraussagt, welche Gott dafür verhängen wird. (V. 33) Endlich verheißt er, dass Gott, wenn er auch das Volk seiner Gerechtigkeit gemäß sicher strafen wird, ihm dennoch, wenn es Buße tue, nahe sein und es an seinen Feinden rächen werde. (V. 43) C. Dem Volke das Lied übergebend, mahnt er es von neuem, das Gesetz zu beobachten, da hiervon der Besitz des Landes abhänge, in das sie einzuziehen im Begriff sind. (V. 47) 3. Moses Tod. (32,48 34,12) A. Nachdem er das Lied geendet, erhält Moses von Gott den Befehl, auf den Berg Nebo zu steigen, um das Land zu sehen, in das er nicht eingehen soll. Deuteronomium Dtn 5 32 1 Audite cli quæ loquor, audiat terra verba oris mei. Höret,¹ ihr Himmel, was ich rede; es höre die Erde die Worte meines Mundes!² Deuteronomium Dtn 5 32 1 1 Das Lied kann nach seinen Strophen so unterschieden werden: 1. Strophe V. 1-4 Lob Gottes. I. Gegenstrophe V. 5-7: Israels Abfall. I. Wechselstrophe V. 8-14: Der Chor im Namen der Ältesten: Die früheren Wohltaten Gottes (V. 9-11 sind Zwischenverse). II. Strophe V. 15-18: Israels Abfall. II. Gegenstrophe V. 19-21: Jahves Zorn. II. Wechselstrophe V. 22-27: Beschreibung des Zornes Jahves. III. Strophe V. 28-31: Torheit der Feinde. III. Gegenstrophe V. 32-35: Bosheit der Feinde. III. Wechselstrophe V. 35b-39: Zukünftiges Gericht Jahves. IV. Strophe V. 40-42: Jahves Schwur betreffs des zukünftigen Gerichtes. IV. Gegenstrophe V. 43: Jubels des Himmels und der Erde. - Das Lied umfasst die gesamte Geschichte der Israeliten. Israel wird von Jahve zum Götzendienste abfallen und von Gott gestraft, aber nicht gänzlich vernichtet werden. Zu ihm gefälliger Zeit wird Gott das Volk erretten und die Götzenbilder zu Schanden machen. Deuteronomium Dtn 5 32 1 2 Die Himmel mit den Engeln, die Erde mit ihren Völkern. (Vergl. V. 43.) Israel ist gleichsam als Schuldiger zugegen, den jene Zeugen beschämen sollen. Durch diese Zeugen wird zugleich zu erkennen gegeben, dass Israels Geschicke Weltbedeutung besitzen. Deuteronomium Dtn 5 32 10 Invenit eum in terra deserta, in loco horroris, et vastæ solitudinis: circumduxit eum, et docuit: et custodivit quasi pupillam oculi sui. Er fand¹⁰ es im wüsten Lande, am Orte des Grauens, der weiten Einöde; er führte¹¹ es, und lehrte es, und hütete es wie seinen Augapfel. Deuteronomium Dtn 5 32 10 10 Septuag Chald: Er erhielt es. Den gleichen Sinn bietet das hebräische und die Vulgata. Deuteronomium Dtn 5 32 10 11 Hebr.: und umgab es liebevoll und hatte Acht und hütete es usw. Deuteronomium Dtn 5 32 11 Sicut aquila provocans ad volandum pullos suos, et super eos volitans, expandit alas suas, et assumpsit eum, atque portavit in humeris suis. Gleichwie der Adler seine Jungen zum Fluge lockt und über ihnen schwebt, so breitete er seine Flügel aus, und nahm es und trug es auf seinen Schultern.¹² Deuteronomium Dtn 5 32 11 12 Aus Ägypten heraus sicher durch die gefährliche Wüste führend. Deuteronomium Dtn 5 32 12 Dominus solus dux ejus fuit: et non erat cum eo Deus alienus. Der Herr allein war sein Führer, und kein fremder Gott war mit ihm. Deuteronomium Dtn 5 32 13 Constituit eum super excelsam terram: ut comederet fructus agrorum, ut sugeret mel de petra, oleumque de saxo durissimo: Er setzte es auf ein hohes Land,¹³ dass es die Früchte des Feldes esse, dass es Honig aus dem Felsen sauge, und Öl aus dem harten Gesteine,¹⁴ Deuteronomium Dtn 5 32 13 13 Hebr.: Er ließ ihn hoch einherfahren auf den Höhen des Landes. Jahve legte Israel alle Mächte zu Füßen. Deuteronomium Dtn 5 32 13 14 Wilde Bienen pflegen sich in Felsritzen anzusiedeln, aus denen alsdann Honig träufelt, und der Ölbaum nimmt mit dem steinigsten Erdreich vorlieb; also quillt sogar aus der unfruchtbarsten Öde Israel Segen entgegen. Deuteronomium Dtn 5 32 14 Butyrum de armento, et lac de ovibus cum adipe agnorum, et arietum filiorum Basan: et hircos cum medulla tritici, et sanguinem uvæ biberet meracissimum. Butter¹⁵ esse von den Kühen und Milch von den Schafen, samt dem Fette der Lämmer und Widder der Söhne Basans,¹⁶ und Böcke, samt dem Marke des Weizens;¹⁷ dass es trinke das Blut der Trauben, den lautersten Wein. Deuteronomium Dtn 5 32 14 15 Hebr.: Dickmilch, noch jetzt Lieblingsspeise der Landbevölkerung. Deuteronomium Dtn 5 32 14 16 Widder und Ziegen aus dem fetten Weideland Basan. Deuteronomium Dtn 5 32 14 17 Dem feinsten, besten Weizen. Deuteronomium Dtn 5 32 15 Incrassatus est dilectus, et recalcitravit: incrassatus, impiguatus, dilatatus, dereliquit Deum factorem suum, et recessit a Deo salutari suo. Aber der Liebling¹⁸ ward fett und schlug aus;¹⁹ er ward feist und breit, da verließ er Gott, seinen Schöpfer, und wich von Gott, seinem Heile.²⁰ Deuteronomium Dtn 5 32 15 18 Hebr.: Jeschurun. Der Sinn des Wortes ist vielmehr: das gerade, redliche Volk. Deuteronomium Dtn 5 32 15 19 Wie ein Rind im Vollgefühl seiner Kraft. Deuteronomium Dtn 5 32 15 20 Der Abfall aus fleischlicher Gesinnung in seinem Gegensatze zu Gottes Verhalten. Deuteronomium Dtn 5 32 16 Provocaverunt eum in diis alienis, et in abominationibus ad iracundiam concitaverunt. Sie erzürnten ihn durch fremde Götter, sie reizten ihn durch Greuel zum Zorne. Deuteronomium Dtn 5 32 17 Immolaverunt dæmoniis et non Deo, diis, quos ignorabant: novi recentesque venerunt, quos non coluerunt patres eorum. Sie brachten den bösen Geistern²¹ Opfer dar, und nicht Gott, Göttern, die sie nicht kannten, neuen, die jüngst aufgekommen waren,²² die ihre Väter nicht verehrten. Deuteronomium Dtn 5 32 17 21 Hebr.: den Schedim. Assyrisch heißen gute, wie böse Geister Schilde. Deuteronomium Dtn 5 32 17 22 Hebr.: Von Nahe gekommen: deren Herrschergebiet nicht die Welt, noch der Verlauf der Zeiten. Deuteronomium Dtn 5 32 18 Deum, qui te genuit dereliquisti, et oblitus es Domini creatoris tui. Den Gott,²³ der dich gezeugt, hast du verlassen, und des Herrn, deines Schöpfers, hast du vergessen. Deuteronomium Dtn 5 32 18 23 Hebr.: den Fels. Deuteronomium Dtn 5 32 19 Vidit Dominus, et ad iracundiam concitatus est: quia provocaverunt eum filii sui et filiæ. Der Herr sah es und ward zum Zorne erregt,²⁴ denn seine Söhne und Töchter reizten ihn. Deuteronomium Dtn 5 32 19 24 Hebr.: verwarf (sein Volk) aus Unmut über dessen Söhne und Töchter. Deuteronomium Dtn 5 32 2 Concrescat ut pluvia doctrina mea, fluat ut ros eloquium meum, quasi imber super herbam, et quasi stillæ super gramina. Meine Lehre ströme zusammen³ wie Regen, wie Tau fließe meine Rede, wie milder Regenguss auf das Grün, wie Regentropfen auf die Gräser. Deuteronomium Dtn 5 32 2 3 Es fließe reißend. Wie der Regen die Erde durchdringt, so mögen die Worte meines Liedes auf die Herzen allen und daraus Früchte der Gottesfurcht hervorlocken. Deuteronomium Dtn 5 32 20 Et ait: Abscondam faciem meam ab eis, et considerabo novissima eorum: generatio enim perversa est, et infideles filii. Und er sprach: Ich will mein Angesicht vor ihnen verbergen und schauen, welches ihr Ende sein wird;²⁵ denn sie sind ein verkehrtes Geschlecht, und Kinder ohne Treue. Deuteronomium Dtn 5 32 20 25 Er will, das Volk seinem Geschicke überlassend, zusehen, wohin es kommt, wenn er ihm seine väterliche Fürsorge entzieht. [Dtn 31,17] Deuteronomium Dtn 5 32 21 Ipsi me provocaverunt in eo, qui non erat Deus, et irritaverunt in vanitatibus suis: et ego provocabo eos in eo, qui non est populus, et in gente stulta irritabo illos. Sie haben mich durch das, was nicht Gott war, gereizt, mich mit ihren Eitelkeiten erbittert; so will auch ich sie reizen mit dem, was kein Volk ist, und sie durch ein törichtes Volk erbittern.²⁶ [Jer 15,14, Röm 10,19] Deuteronomium Dtn 5 32 21 26 Wie Israel im heiligen Lande einen Nichtgott vor Jahve erwählt, so wird Gott es einem Nichtgott unterwerfen und wie Israel töricht den Herrn verworfen, so wird dieser es einem törichten Volke unterwerfen. Die Torheit der Fremden wird V. 28-31 erklärt. Nichtvolk ist: Nicht mein Volk. Deuteronomium Dtn 5 32 22 Ignis succensus est in furore meo, et ardebit usque ad inferni novissima: devorabitque terram cum germine suo, et montium fundamenta comburet. Das Feuer meines Zornes ist entflammt, und wird brennen bis in die tiefste Tiefe der Hölle,²⁷ und wird die Erde mit ihrem Gewächs verzehren, und die Grundfesten der Berge verbrennen. Deuteronomium Dtn 5 32 22 27 Der Feuerstrom des göttlichen Zornes flutet von Gottes Thron durch alle Bereiche der Schöpfung bis an ihre untersten Enden und, würde er nicht durch Buße und Gnade aufgehalten, brächte er Vernichtung über alles. Zu den Wirkungen dieses Zornes gehört auch die Zerstörung Jerusalems durch Titus. (Beda) Deuteronomium Dtn 5 32 23 Congregabo super eos mala, et sagittas meas complebo in eis. Ich will des Unglücks Fülle über sie häufen und alle meine Pfeile gegen sie schleudern. Deuteronomium Dtn 5 32 24 Consumentur fame, et devorabunt eos aves morsu amarissimo: dentes bestiarum immittam in eos, cum furore trahentium super terram, atque serpentium. Sie werden vom Hunger aufgezehrt werden, und Raubvögel werden sie mit bitterm Bisse verschlingen;²⁸ den Zahn wilder Tiere werde ich über sie senden, die Wut²⁹ der am Boden dahinschleichenden Schlangen. Deuteronomium Dtn 5 32 24 28 Hebr.: Verzehrt von Pestglut und giftiger Seuche. Deuteronomium Dtn 5 32 24 29 Hebr.: samt dem Gifte. Deuteronomium Dtn 5 32 25 Foris vastabit eos gladius, et intus pavor, juvenem simul ac virginem, lactentem cum homine sene. Von außen wird sie das Schwert dahinraffen, von innen³⁰ der Schrecken, den Jüngling wie die Jungfrau, den Säugling wie den Greis. Deuteronomium Dtn 5 32 25 30 In den Gemächern, aus denen er sie herausreißt. Deuteronomium Dtn 5 32 26 Dixi: Ubinam sunt? cessare faciam ex hominibus memoriam eorum. Ich sprach:³¹ Wo sind sie?³² Vernichten werde ich ihr Andenken unter den Menschen. Deuteronomium Dtn 5 32 26 31 Ich dachte. Deuteronomium Dtn 5 32 26 32 Hebr.: Wegblasen will ich sie. Deuteronomium Dtn 5 32 27 Sed propter iram inimicorum distuli: ne forte superbirent hostes eorum, et dicerent: Manus nostra excelsa, et non Dominus, fecit hæc omnia. Doch wegen des Grimmes der Widersacher habe ich verzogen, dass ihre Feinde nicht etwa im Übermute sagen möchten: Unsere mächtige Hand und nicht der Herr hat dies alles getan. Deuteronomium Dtn 5 32 28 Gens absque consilio est, et sine prudentia. Es ist ein Volk ohne Rat und ohne Einsicht.³³ [Jer 9,12] Deuteronomium Dtn 5 32 28 33 Schroffer Gegensatz zu Israels Beruf [Dtn 4,6]. Deuteronomium Dtn 5 32 29 Utinam saperent, et intelligerent, ac novissima providerent. O wären sie weise, und hätten sie Einsicht und bedächten, welches ihr Ende sein wird!³⁴ Deuteronomium Dtn 5 32 29 34 Den Zusammenhang ihrer verzweifelten Lage mit ihrem Abfall von Jahve. Die Reflexionen (V. 28ff) sind Worte Moses, nicht Gottes. Deuteronomium Dtn 5 32 3 Quia nomen Domini invocabo: date magnificentiam Deo nostro. Denn den Namen des Herrn will ich preisen. Gebet unserm Gott die Ehre! Deuteronomium Dtn 5 32 30 Quo modo persequatur unus mille, et duo fugent decem millia? nonne ideo, quia Deus suus vendidit eos, et Dominus conclusit illos? Wie könnte ein einziger tausend verfolgen, und zwei zehntausend in die Flucht jagen?³⁵ Nicht darum, weil ihr Gott sie verkauft und der Herr sie preisgegeben hat? Deuteronomium Dtn 5 32 30 35 Gegenteil der Verheißung. [Lev 26,8, Jos 23,10] Nicht aus eigener Kraft vermögen die Feinde solches, sondern weil Gott die Israeliten überliefert als unnütze Knechte. Deuteronomium Dtn 5 32 31 Non enim est Deus noster ut dii eorum: et inimici nostri sunt judices. Denn unser Gott ist nicht wie ihre Götter,³⁶ und des sind unsere Feinde selbst Richter.³⁷ Deuteronomium Dtn 5 32 31 36 Hebr.: Denn ihr Fels ist nicht wie unser Fels. Deuteronomium Dtn 5 32 31 37 Die unverdächtigsten Richter. Deuteronomium Dtn 5 32 32 De vinea Sodomorum, vinea eorum, et de suburbanis Gomorrhæ: uva eorum uva fellis, et botri amarissimi. Vom Weinstocke Sodoms stammt ihr Weinstock,³⁸ und von den Gefilden Gomorrhas; ihre Trauben sind Trauben von Galle, und ihre Beeren bitter. Deuteronomium Dtn 5 32 32 38 Zweiter Grund, weshalb die Feinde den Sieg über Israel nicht ihrer Kraft zuschreiben dürfen: Weil sie aller Gunst unwürdig sind. V. 32-33 bilden zugleich die begründende Überleitung zu V. 34. Rache an den Feinden, Begnadigung Israels. Deuteronomium Dtn 5 32 33 Fel draconum vinum eorum, et venenum aspidum insanabile. Drachengalle ist ihr Wein, und unheilbares³⁹ Natterngift. Deuteronomium Dtn 5 32 33 39 Hebr.: Grausiges. Deuteronomium Dtn 5 32 34 Nonne hæc condita sunt apud me, et signata in thesauris meis? Ist dies⁴⁰ nicht bei mir verborgen, und versiegelt in meinen Schätzen?⁴¹ Deuteronomium Dtn 5 32 34 40 Dieser verkehrte Charakter derselben. Deuteronomium Dtn 5 32 34 41 Gleichsam im Archiv. Deuteronomium Dtn 5 32 35 Mea est ultio, et ego retribuam in tempore, ut labatur pes eorum: juxta est dies perditionis, et adesse festinant tempora. Mein ist die Rache,⁴² und ich will vergelten zu seiner Zeit, auf dass ihr Fuß wanke; schon nahet der Tag des Verderbens, und die Zeiten eilen schnell heran.⁴³ [Sir 28,1, Röm 12,19, Hebr 10,30] Deuteronomium Dtn 5 32 35 42 Mein ist das Recht der Rache und ich werde solche sicher üben. Deuteronomium Dtn 5 32 35 43 Hebr.: und es eilt herbei, was ihnen bereitet ist. Deuteronomium Dtn 5 32 36 Judicabit Dominus populum suum, et in servis suis miserebitur: videbit quod infirmata sit manus, et clausi quoque defecerunt, residuique consumpti sunt. Der Herr wird sein Volk richten,⁴⁴ und sich über seine Diener erbarmen; wenn er sieht, dass ihre Hand entkräftet ist, dass die Eingeschlossenen⁴⁵ schwach und die übriggebliebenen aufgerieben sind. [2Makk 7,6] Deuteronomium Dtn 5 32 36 44 Er wird für das Recht seines Volkes rächend eintreten dann, wann und weil alle andere Möglichkeit, den Feinden zu widerstehen, alle Hilfe fehlt. Deuteronomium Dtn 5 32 36 45 Die Erklärer gehen von der Septuag angefangen in der Auslegung auseinander. Am besten wohl: Wehrlose und Waffentragende. Deuteronomium Dtn 5 32 37 Et dicet: Ubi sunt dii eorum, in quibus habebant fiduciam? Dann wird er⁴⁶ sprechen: Wo sind ihre Götter,⁴⁷ auf welche sie ihr Vertrauen setzten?⁴⁸ [Jer 2,28] Deuteronomium Dtn 5 32 37 46 Jahve wird zu Israel sprechen, es zum Insichgehen seiner Torheit zu mahnen. Deuteronomium Dtn 5 32 37 47 Wenn Jahve zum Gerichte kommt, sind die Götzen nicht mehr. Deuteronomium Dtn 5 32 37 48 Hebr.: Ihr Götter, der Fels, auf den Deuteronomium Dtn 5 32 38 De quorum victimis comedebant adipes, et bibebant vinum libaminum: surgant, et opitulentur vobis, et in necessitate vos protegant. von deren Schlachtopfer sie das Fett aßen,⁴⁹ von deren Trankopfern sie den Wein tranken? Sie mögen sich erheben, und euch Hilfe bringen, und euch in der Not beschirmen. Deuteronomium Dtn 5 32 38 49 Hebr.: Wo sind sie, die das Fett ihrer Opfer verzehrten usw., während die Vulgata das Essen den Verehrern der Götzen zuschreibt. Deuteronomium Dtn 5 32 39 Videte quod ego sim solus, et non sit alius Deus præter me: ego occidam, et ego vivere faciam: percutiam, et ego sanabo, et non est qui de manu mea possit eruere. Erkennet denn, dass ich der einzige bin,⁵⁰ und dass kein anderer Gott ist außer mir; ich töte, und ich mache lebendig; ich schlage, und ich heile, und niemand kann aus meiner Hand erretten. [1Sam 2,6, Tob 13,2, Weish 16,3, Joh 10,7] Deuteronomium Dtn 5 32 39 50 Hebr.: sehet nun, dass ich, ich es bin und dass usw. Die Ohnmacht der Götzen beweist die alleinige Gottheit Jahves. Deuteronomium Dtn 5 32 4 Dei perfecta sunt opera, et omnes viæ ejus judicia: Deus fidelis, et absque ulla iniquitate, justus et rectus. Gottes Werke sind vollkommen, und alle seine Wege sind gerecht;⁴ getreu ist Gott, und ohne allen Trug, gerecht und gerade. Deuteronomium Dtn 5 32 4 4 Hebr.: der Fels (Jahve), vollkommen ist sein Tun, denn alle seine Wege sind recht usw. Deuteronomium Dtn 5 32 40 Levabo ad clum manum meam, et dicam: Vivo ego in æternum. Ich erhebe meine Hand zum Himmel und spreche: So wahr ich lebe in Ewigkeit! Deuteronomium Dtn 5 32 41 Si acuero ut fulgur gladium meum, et arripuerit judicium manus mea: reddam ultionem hostibus meis, et his qui oderunt me retribuam. Wenn⁵¹ ich mein Schwert wie den Blitz schärfe, und meine Hand das Gericht ergreifet, so werde ich Rache an meinen Feinden nehmen, und denen vergelten, die mich hassen. Deuteronomium Dtn 5 32 41 51 Zur Zeit, wo. Deuteronomium Dtn 5 32 42 Inebriabo sagittas meas sanguine, et gladius meus devorabit carnes, de cruore occisorum, et de captivitate, nudati inimicorum capitis. Ich will meine Pfeile trunken machen vom Blut, und mein Schwert soll Fleisch fressen von dem Blute der Erschlagenen, und von den Gefangenen, das Fleisch der Feinde, deren Haupt entblößt ist.⁵² Deuteronomium Dtn 5 32 42 52 Den Gefangenen pflegte man zum Zeichen der Sklaverei das Haupt zu scheren. Hebr.: Vom Haupte der Führer des Feindes. Deuteronomium Dtn 5 32 43 Laudate gentes populum ejus, quia sanguinem servorum suorum ulciscetur: et vindictam retribuet in hostes eorum, et propitius erit terræ populi sui. Preiset ihr Völker sein Volk! Denn er rächt das Blut seiner Knechte, und nimmt Rache an ihren Feinden, und ist gnädig dem Lande seines Volkes.⁵³ [2Makk 7,6] Deuteronomium Dtn 5 32 43 53 Die Septuag fügt noch eine Strophe bei: Jubelt, Himmel, mit seinem Volke, und betet ihn an, alle Engel Gottes, jubelt, ihr Völker, mit seinem Volke und seid standhaft, alle ihr Söhne Gottes. Denn das Blut seiner Diener hat Rache verlangt, es hat sich gerächt an seinen Feinden, hat Vergeltung geübt und seinen Hassern vergolten, und Jahve ist mit dem Lande seines Volkes versöhnt. Deuteronomium Dtn 5 32 44 Venit ergo Moyses, et locutus est omnia verba cantici hujus in auribus populi, ipse et Josue filius Nun. Moses also kam und sprach alle Worte dieses Liedes vor den Ohren des Volkes, er und Josue,⁵⁴ der Sohn Nuns. Deuteronomium Dtn 5 32 44 54 Hebr.: Osee. Der Sache nach trifft der Vers mit [Dtn 31,30] zusammen. Deuteronomium Dtn 5 32 45 Complevitque omnes sermones istos, loquens ad universum Israel: Und als er alle diese Reden,⁵⁵ zu ganz Israel sprechend, vollendet hatte, Deuteronomium Dtn 5 32 45 55 Hier speziell Hauptgesetz [Dtn 6,17,11] und Lied. Deuteronomium Dtn 5 32 46 Et dixit ad eos: Ponite corda vestra in omnia verba, quæ ego testificor vobis hodie: ut mandetis ea filiis vestris custodire et facere, et implere universa quæ scripta sunt legis hujus: sagte er zu ihnen: Nehmet alle die Worte, die ich euch heute bezeuge, zu Herzen, damit⁵⁶ ihr sie euren Söhnen einschärfet, dass sie dieselben halten und tun, und alles erfüllen, was in diesem Gesetze geschrieben ist;⁵⁷ Deuteronomium Dtn 5 32 46 56 Besser: und. Deuteronomium Dtn 5 32 46 57 Dies ist auch das Ziel des Liedes. Deuteronomium Dtn 5 32 47 Quia non incassum præcepta sunt vobis, sed ut singuli in eis viverent: quæ facientes longo perseveretis tempore in terra, ad quam, Jordane transmisso, ingredimini possidendam. denn nicht ohne Grund sind sie euch geboten, sondern dass alle darin leben;⁵⁸ und dass ihr, wenn ihr sie tut, lange in dem Lande bleibet,⁵⁹ in das ihr über den Jordan ziehet, es in Besitz zu nehmen. Deuteronomium Dtn 5 32 47 58 Hebr.: sondern es ist euer Leben. Deuteronomium Dtn 5 32 47 59 Langes Leben setzt zugleich glückliches Leben voraus. Deuteronomium Dtn 5 32 48 Locutusque est Dominus ad Moysen in eadem die, dicens: An eben diesem Tage redete der Herr zu Moses und sprach: Deuteronomium Dtn 5 32 49 Ascende in montem istum Abarim id est, transituum, in montem Nebo, qui est in terra Moab contra Jericho: et vide terram Chanaan, quam ego tradam filiis Israel obtinendam, et morere in monte. Steige auf das Gebirge Abarim dort, das ist der Übergänge, auf den Berg Nebo, welcher im Lande Moab, Jericho gegenüber, liegt; und schaue das Land Chanaan, das ich den Söhnen Israels zum Besitze geben werde, und stirb auf dem Berge. Deuteronomium Dtn 5 32 5 Peccaverunt ei, et non filii ejus in sordibus: generatio prava atque perversa. Sie sündigten gegen ihn in Schmach, sie, nicht mehr seine Söhne;⁵ ein verderbtes und verkehrtes Geschlecht! Deuteronomium Dtn 5 32 5 5 Hebr.: Übel handelten gegen ihn, - nicht seine Söhne, ihr Schandfleck, - ein verkehrtes und verderbtes Geschlecht. Sie sind nicht gerecht, deshalb ein Schandfleck und Nichtsöhne. Deuteronomium Dtn 5 32 50 Quem conscendens jungeris populis tuis, sicut mortuus est Aaron frater tuus in monte Hor, et appositus populis suis: Wenn du ihn bestiegen hast, wirst du zu deinem Volke gesammelt werden,⁶⁰ so wie Aaron, dein Bruder, auf dem Berge Hor gestorben ist und zu seinem Volke⁶¹ gesammelt ward; [Num 20,26, Num 27,12] Deuteronomium Dtn 5 32 50 60 Fast gleichlautend mit [Num 27,12-14]. Das Gebot wird wiederholt. Deuteronomium Dtn 5 32 50 61 Seinen Verwandten, Vorfahren. Deuteronomium Dtn 5 32 51 Quia prævaricati estis contra me in medio filiorum Israel ad Aquas contradictionis in Cades deserti Sin: et non sanctificastis me inter filios Israel. weil ihr inmitten der Söhne Israels, bei dem Wasser des Widerspruches zu Kades in der Wüste Sin,⁶² wider mich gesündigt und mich nicht unter den Söhnen Israels verherrlicht habt.⁶³ [Num 20,12, Num 27,14] Deuteronomium Dtn 5 32 51 62 Zin. Deuteronomium Dtn 5 32 51 63 Ihr habt meine Herrlichkeit nicht bezeugt, sondern daran gezweifelt. Deuteronomium Dtn 5 32 52 Econtra videbis terram, et non ingredieris in eam, quam ego dabo filiis Israel. Gegenüber wirst du das Land sehen, aber du sollst nicht in das Land hineinkommen, welches ich den Söhnen Israels geben werde. Deuteronomium Dtn 5 32 6 Hæccine reddis Domino popule stulte et insipiens? numquid non ipse est pater tuus, qui possedit te, et fecit, et creavit te? Vergiltst du so dem Herrn, du törichtes und unverständiges Volk? Ist er denn nicht dein Vater, der dich erworben, der dich gemacht und erschaffen hat?⁶ Deuteronomium Dtn 5 32 6 6 Hebr.: Dir Bestand geschenkt hat. Die Häufung der Worte kennzeichnet Gottes große Güte. Deuteronomium Dtn 5 32 7 Memento dierum antiquorum, cogita generationes singulas: interroga patrem tuum, et annuntiabit tibi: majores tuos, et dicent tibi. Gedenke der weit zurückliegenden Tage, betrachte alle Geschlechter; frage deinen Vater, er wird es dir kundtun; deine Vorfahren, sie werden es dir sagen.⁷ [Ijob 8,8] Deuteronomium Dtn 5 32 7 7 Väter und Greise sind die natürlichen Vermittler alter Überlieferungen. Deuteronomium Dtn 5 32 8 Quando dividebat Altissimus gentes: quando separabat filios Adam, constituit terminos populorum juxta numerum filiorum Israel. Als der Höchste die Völker schied, als er die Söhne Adams sonderte,⁸ bestimmte er die Grenzen der Völker nach der Zahl der Söhne Israels.⁹ Deuteronomium Dtn 5 32 8 8 Der Gott aller Völker richtete bereits vor Moses, zur Zeit Noes, sein gnädiges Absehen auf Israel. Deuteronomium Dtn 5 32 8 9 Damit Israel Raum behielt in dem für dasselbe bereits damals erwählten Lande. Deuteronomium Dtn 5 32 9 Pars autem Domini, populus ejus: Jacob funiculus hereditatis ejus. Des Herrn Anteil aber ist sein Volk, Jakob das ihm zugemessene Erbe. Deuteronomium Dtn 5 0 1 B. Ehe Moses den Berg bestieg, sagt er den einzelnen Stämmen ihr zukünftiges Los voraus und segnet das Volk. (Kap. 33) Deuteronomium Dtn 5 33 1 Hæc est benedictio, qua benedixit Moyses, homo Dei, filiis Israel ante mortem suam. Dies ist der Segen, mit dem Moses, der Mann Gottes, die Söhne Israels vor seinem Tode segnete.¹ Deuteronomium Dtn 5 33 1 1 Die Rede besteht aus Distichen und Tristichen. V. 2-5 Eingang, V. 26-29 Schluss, dazwischen der Ausruf V. 10. Dieser Segen ist kein prophetischer, weshalb nicht über alle Stämme ein solcher ausgesprochen wird, sondern ihnen Segen, wohl je nach ihrer Treue bei dem großen Abfall in der Wüste zu Teil wird. Juda, Levi, Benjamin, Joseph (Josue mit Ephraim) erhalten feierlichere Segenssprüche (V. 6-17), Zabulon, Issachar, Dan, Nephthali, Aser weniger bedeutungsvolle (V. 18-25), da sie wohl in Kades abgefallen waren; Gad erhält Rüge. In den einzelnen lagern (vergl. [Num 2]) wird je ein Stamm gleichsam den anderen vorgezogen. Ob aber der Eingang V. 2-7 und der Schluss V. 26-29 von Moses herrühren? Es war ihm dazu doch wohl kaum Zeit übrig. Ein anderer Prophet mag also diese Teile für den feierlichen Gesang beigefügt haben. Strophe (V. 2 unvollständig): Jahves Taten vom Sinai bis Kades. Gegenstrophe (V. 4, V. 5): Jahve den Israeliten bei Kades versöhnt. Deuteronomium Dtn 5 33 10 Judicia tua o Jacob, et legem tuam o Israel: ponent thymiama in furore tuo, et holocaustum super altare tuum. deine Rechte, o Jakob, und dein Gesetz, o Israel;¹⁹ bei deinem Zorne werden sie Räucherwerk und Brandopfer auf deinen Altar legen. Deuteronomium Dtn 5 33 10 19 Besser: Sie lehren deine rechte Jakob und dein Gesetz Israel. Sie sind zum Lohne Lehrer und Diener des Heiligtums. Deuteronomium Dtn 5 33 11 Benedic Domine fortitudini ejus, et opera manuum illius suscipe. Percute dorsa inimicorum ejus: et qui oderunt eum, non consurgant, Segne, o Herr! seine Kraft,²⁰ und nimm die Werke seiner Hände²¹ gnädig an. Schlage die Rücken seiner Feinde und lass, die ihn hassen, sich nicht mehr erheben! Deuteronomium Dtn 5 33 11 20 Besser: Wohlstand. Deuteronomium Dtn 5 33 11 21 Seinen Dienst im Heiligtume. Deuteronomium Dtn 5 33 12 Et Benjamin ait: Amantissimus Domini habitabit confidenter in eo: quasi in thalamo tota die morabitur, et inter humeros illius requiescet. Und zu Benjamin sprach er: Der Liebling²² des Herrn wird sicher bei ihm wohnen; wie auf einem Ruhebett wird er Tag für Tag bleiben und wird in seinen Armen ruhen! Deuteronomium Dtn 5 33 12 22 Vielleicht besser (wie auch [Gen 49,27]): Benjamin wird ruhen bei Jahve, und Jahve wohnt zwischen seinen Schultern. Nach Sam.: Es ruhe der Segen Jahves auf ihm sicher, ihm Segen spendend den ganzen Tag usw. Deuteronomium Dtn 5 33 13 Joseph quoque ait: De benedictione Domini terra ejus, de pomis cli, et rore, atque abysso subjacente. Und zu Joseph sprach er: Vom Segen des Herrn sei sein Land gesegnet,²³ mit Früchten des Himmels, mit Tau und Wasser aus der Tiefe, Deuteronomium Dtn 5 33 13 23 Nunmehr werden die Quellen des Segens aufgezählt, Himmel, Meer usw. Alles, was bis 16a genannt ist, sind gnadenvolle Geschenke Gottes. Deuteronomium Dtn 5 33 14 De pomis fructuum solis ac lunæ, mit Erzeugnissen der Sonne und des Mondes,²⁴ Deuteronomium Dtn 5 33 14 24 Hebr.: mit dem Köstlichsten, was die Sonne hervorbringt, und dem Köstlichsten, was die Monde sprossen lassen. Deuteronomium Dtn 5 33 15 De vertice antiquorum montium, de pomis collium æternorum: vom Gipfel der uralten Berge,²⁵ mit den Früchten ewiger Hügel, Deuteronomium Dtn 5 33 15 25 So heißen die stets bleibenden Berge im Gegensatze zu den Flüssen, deren Flut ebenso wie ihr Bett Änderungen unterworfen ist. Deuteronomium Dtn 5 33 16 Et de frugibus terræ, et de plenitudine ejus. Benedictio illius, qui apparuit in rubo, veniat super caput Joseph, et super verticem nazaræi inter fratres suos. mit den Früchten der Erde und mit ihrer Fülle. Der Segen dessen, der im Dornbusche erschienen ist,²⁶ komme auf das Haupt Josephs und auf den Scheitel des Nazaräers²⁷ unter seinen Brüdern! [Ex 3,2] Deuteronomium Dtn 5 33 16 26 Alles, was V. 13 16 Joseph verheißen ist, entspringt aus dem Wohlgefallen des im Dornstrauche Erschienenen [Ex 3,2], stammt von Jahves Güte. Deuteronomium Dtn 5 33 16 27 Richtiger, wie [Gen 49,26]: Des Fürsten. Deuteronomium Dtn 5 33 17 Quasi primogeniti tauri pulchritudo ejus, cornua rhinocerotis cornua illius: in ipsis ventilabat gentes usque ad terminos terræ: hæ sunt multitudines Ephraim: et hæc millia Manasse. Wie eines erstgebornen Stieres ist seine Schönheit, Hörner des Nashorns sind seine Hörner; mit ihnen wird er Völker niederstoßen bis an das Ende der Erde.²⁸ Das sind die Scharen Ephraims²⁹ und das die Tausende Manasses. Deuteronomium Dtn 5 33 17 28 Hebr.: entweder: alle Enden der Erde zumal; oder: bis an die Enden der Erde. Deuteronomium Dtn 5 33 17 29 Ephraim wird Völker besiegen, auch die fernsten. Deuteronomium Dtn 5 33 18 Et Zabulon ait: Lætare Zabulon in exitu tuo, et Issachar in tabernaculis tuis. Und zu Zabulon sprach er: Freue dich, Zabulon, deines Auszuges,³⁰ und Issachar, deiner Zelte!³¹ Deuteronomium Dtn 5 33 18 30 Nach [Gen 49,13] zieht er aus, um von den Phöniziern Waren zu empfangen. Deuteronomium Dtn 5 33 18 31 Issachar soll sich behaglicher Ruhe daheim erfreuen. Wie [Gen 49,13] ist der jüngere dem älteren vorangestellt. Deuteronomium Dtn 5 33 19 Populos vocabunt ad montem: ibi immolabunt victimas justitiæ. Qui inundationem maris quasi lac sugent, et thesauros absconditos arenarum. Sie werden Völker³² zum Berge rufen und daselbst Opfer der Gerechtigkeit darbringen. Sie saugen Überfluss des Meeres wie Milch³³ und die verborgenen Schätze des Sandes. Deuteronomium Dtn 5 33 19 32 Wohl die heidnischen Nachbarn, besonders die Phönizier. Deuteronomium Dtn 5 33 19 33 Sie wohnen nicht weit vom Meere. Deuteronomium Dtn 5 33 2 Et ait: Dominus de Sinai venit, et de Seir ortus est nobis: apparuit de monte Pharan, et cum eo sanctorum millia. In dextera ejus ignea lex. Er sprach: Der Herr² ist von Sinai hergekommen und ist uns aufgegangen aus Seir; er erschien vom Berge Pharan her, und mit ihm tausende von Heiligen,³ und in seiner Rechten war das feurige Gesetz.⁴ Deuteronomium Dtn 5 33 2 2 Jahve. Deuteronomium Dtn 5 33 2 3 Richtiger mit Septuag: Kades, nämlich Kades Barnea. [Num 20,1] Also nicht: Tausende von Heiligen, sondern: Und er kam bei den Wassern des Widerspruches, in Kades. Deuteronomium Dtn 5 33 2 4 Hebr. etwa: Zu seiner rechten hatten sie loderndes Feuer. Deuteronomium Dtn 5 33 20 Et Gad ait: Benedictus in latitudine Gad: quasi leo requievit, cepitque brachium et verticem. Und zu Gad sprach er: Gesegnet sei Gad, in seiner Weite!³⁴ er ruht wie ein Löwe und raubt Arm und Scheitel.³⁵ Deuteronomium Dtn 5 33 20 34 Hebr.: Gepriesen sei, der Gad Weite schafft. Die Segnung geht unmittelbar auf Jahve, der Gad jenseits des Jordans sein Gebiet angewiesen. Deuteronomium Dtn 5 33 20 35 Nachdem er eine Beute Gebiet jenseits des Jordans erhalten. Deuteronomium Dtn 5 33 21 Et vidit principatum suum, quod in parte sua doctor esset repositus: qui fuit cum principibus populi, et fecit justitias Domini, et judicium suum cum Israel. Er erkennt seinen Vorzug, denn in seinem Erbe liegt der Lehrer aufbewahrt,³⁶ welcher bei den Fürsten des Volkes ist, und die Gerechtigkeit des Herrn übt, und sein Gericht mit Israel. Deuteronomium Dtn 5 33 21 36 Hebr.: Er ersah sich das erste (eroberte Land), denn dort lag der Anteil für einen (Stammes) Führer bereit. Von Moses Grabstätte ist nicht die Rede, denn der Nebo gehört zu Ruben. [Num 32,38] Deuteronomium Dtn 5 33 22 Dan quoque ait: Dan catulus leonis, fluet largiter de Basan. Und zu Dan sprach er: Dan ist ein junger Löwe, der kraftvoll aus Basan hervorspringt!³⁷ Deuteronomium Dtn 5 33 22 37 Zur Zeit des Dichters hausten dort Löwen. Deuteronomium Dtn 5 33 23 Et Nephthali dixit: Nephthali abundantia perfruetur, et plenus erit benedictionibus Domini: mare et meridiem possidebit. Und zu Nephthali sprach er: Nephthali wird sich des Überflusses freuen und voll sein von den Segnungen des Herrn; er wird das Meer³⁸ und den Süden in Besitz nehmen! Deuteronomium Dtn 5 33 23 38 Den Westen, in dieser Himmelsrichtung lag das Meer. Ein langes und weites Gebiet wird ihm zu Teil werden. Deuteronomium Dtn 5 33 24 Aser quoque ait: Benedictus in filiis Aser, sit placens fratribus suis, et tingat in oleo pedem suum. Und zu Aser sprach er: Gesegnet sei Aser mit³⁹ Söhnen, er sei das Wohlgefallen seiner Brüder und tauche seinen Fuß in Öl.⁴⁰ Deuteronomium Dtn 5 33 24 39 Er erlange zahlreiche Nachkommenschaft. Deuteronomium Dtn 5 33 24 40 Er sei so reich an Öl, dass er nicht nur die Füße hoher Gäste, sondern selbst seine eigenen salben könne. Deuteronomium Dtn 5 33 25 Ferrum et aes calceamentum ejus. Sicut dies juventutis tuæ, ita et senectus tua. Von Eisen und Erz sind seine Schuhe;⁴¹ wie die Tage deiner Jugend, so auch dein Alter.⁴² Deuteronomium Dtn 5 33 25 41 Hebr.: Eisen und Erz deine Riegel. Er habe so viel Metall, dass er statt hölzerner, eiserne Riegel gebrauchen kann. Deuteronomium Dtn 5 33 25 42 Besser: So viele deiner Tage sind, sei deine Stärke, sie nehme nie ab. Deuteronomium Dtn 5 33 26 Non est Deus alius ut Deus rectissimi: ascensor cli auxiliator tuus. Magnificentia ejus discurrunt nubes, Es ist kein anderer Gott, wie der Gott des Gerechten;⁴³ der im Himmel thront, ist dein Helfer, durch seine Herrlichkeit schweben die Wolken,⁴⁴ Deuteronomium Dtn 5 33 26 43 Jeschuruns. Deuteronomium Dtn 5 33 26 44 Hebr.: Der am Himmel daherfährt dir zur Hilfe, und in seiner Hoheit auf den Wolken. Deuteronomium Dtn 5 33 27 Habitaculum ejus sursum, et subter brachia sempiterna: ejiciet a facie tua inimicum, dicetque: Conterere. seine Wohnung ist droben, und unten seine ewigen Arme;⁴⁵ er treibt von dir den Feind hinweg und spricht: Sei vertilgt! Deuteronomium Dtn 5 33 27 45 Gott schirmt Israel von jeher und für alle Zukunft, wie er selbst ewig ist, und nicht nur vom Himmel, sondern auch von unten her mit unermüdlicher Stärke und Geduld tragend. Deuteronomium Dtn 5 33 28 Habitabit Israel confidenter, et solus. Oculus Jacob in terra frumenti et vini, clique caligabunt rore. Israel wird sicher und abgesondert wohnen. Jakob wird ein Land voll Getreide und Wein schauen,⁴⁶ und seine Himmel werden dunkel sein vom Tau.⁴⁷ Deuteronomium Dtn 5 33 28 46 Besser: Und so wohnt Israel in Sicherheit, von den Völkern gesondert, der Quell Jakobs, in einem Lande voll Getreide usw. Deuteronomium Dtn 5 33 28 47 Hebr.: Und sein Himmel träufelt Tau. Deuteronomium Dtn 5 33 29 Beatus es tu Israel: quis similis tui popule, qui salvaris in Domino? scutum auxilii tui, et gladius gloriæ tuæ: negabunt te inimici tui, et tu eorum colla calcabis. Selig bist du, o Israel! wer ist dir gleich, du Volk, das durch den Herrn errettet wird? Er ist der Schild deiner Hilfe, und das Schwert deines Ruhmes; deine Feinde werden dich verleugnen,⁴⁸ du aber wirst auf ihre Nacken treten!⁴⁹ Deuteronomium Dtn 5 33 29 48 Besser: Müssen dir schmeicheln. Deuteronomium Dtn 5 33 29 49 Auf assyrischen Denkmälern setzen die Könige den Fuß auf den Nacken der Besiegten. Hebr.: Du aber wirst auf ihre Höhe treten. Erst wenn diese eingenommen, ist die Unterjochung eine vollkommene. Deuteronomium Dtn 5 33 3 Dilexit populos, omnes sancti in manu illius sunt: et qui appropinquant pedibus ejus, accipient de doctrina illius. Er liebte die Völker,⁵ alle⁶ Heiligen sind in seiner Hand; und die sich seinen Füßen nahen, werden von seiner Lehre empfangen.⁷ [Weish 3,1] Deuteronomium Dtn 5 33 3 5 Die zwölf Stämme. Deuteronomium Dtn 5 33 3 6 Seine. Deuteronomium Dtn 5 33 3 7 Der hebr. Text ist verdorben. Deuteronomium Dtn 5 33 4 Legem præcepit nobis Moyses, hereditatem multitudinis Jacob. Das Gesetz hat uns Moses geboten das Erbteil der Gemeinde Jakobs.⁸ Deuteronomium Dtn 5 33 4 8 Gesetz und Königtum hatte Gott für das Bündnis am Sinai verheißen, beides hatten die Israeliten in Kades verworfen, beides ward ihnen nach langer Buße zurückgegeben. Deuteronomium Dtn 5 33 5 Erit apud rectissimum rex, congregatis principibus populi cum tribubus Israel. Er wird König sein über den Gerechten,⁹ wenn sich die Fürsten des Volkes samt den Stämmen Israels versammeln. Deuteronomium Dtn 5 33 5 9 Hebr.: und es erstand Jeschurun, ein König, als sich die Häupter des Volkes vereinten usw. Der König ist Jahve. Deuteronomium Dtn 5 33 6 Vivat Ruben, et non moriatur, et sit parvus in numero. Es lebe Ruben, und er sterbe nicht, doch sei er gering an Zahl!¹⁰ Deuteronomium Dtn 5 33 6 10 Der einzige Segen für Ruben ist: Sein Stamm dauere fort. Deuteronomium Dtn 5 33 7 Hæc est Judæ benedictio: Audi Domine vocem Judæ, et ad populum suum introduc eum: manus ejus pugnabunt pro eo, et adjutor illius contra adversarios ejus erit. Dies ist der Segen über Juda:¹¹ Höre, Herr, auf die Stimme Judas und führe ihn ein zu seinem Volke;¹² seine Hände werden für dasselbe streiten, und er wird sein Helfer wider seine¹³ Feinde sein! Deuteronomium Dtn 5 33 7 11 Nach Ruben sollte Simeon folgen, doch ward sein Gebiet bald von Juda umschlossen. Deuteronomium Dtn 5 33 7 12 Juda selbst ersehnt Vereinigung mit seinem Volke, als dessen Vorkämpfer in Bedrängnis er sie verdient. Deuteronomium Dtn 5 33 7 13 Jahves. Wo hat Juda für sein Volk gekämpft? Wohl in Kades, als der Stamm Juda mit Kaleb treu blieb. Deuteronomium Dtn 5 33 8 Levi quoque ait: Perfectio tua, et doctrina tua viro sancto tuo, quem probasti in tentatione, et judicasti ad Aquas contradictionis. Zu Levi sprach er alsdann: Deine Vollkommenheit und Lehre¹⁴ gehören deinem¹⁵ heiligen Manne,¹⁶ den du in der Versuchung geprüft und bei dem Wasser des Widerspruches gerichtet hast.¹⁷ Deuteronomium Dtn 5 33 8 14 Urim und Thummim. Deuteronomium Dtn 5 33 8 15 Jahves. Deuteronomium Dtn 5 33 8 16 Dem Manne deiner Gunst, dem Stamme Levi, der in Massa vor anderen treu blieb. Deuteronomium Dtn 5 33 8 17 Indem du Wasser aus dem Felsen strömen ließest. Deuteronomium Dtn 5 33 9 Qui dixit patri suo, et matri suæ: Nescio vos; et fratribus suis: Ignoro vos: et nescierunt filios suos. Hi custodierunt eloquium tuum, et pactum tuum servaverunt, Wer zu seinem Vater und seiner Mutter sprach: Ich kenne euch nicht; und zu seinen Brüdern: Ich weiß von euch nichts; und die nichts wissen wollten von ihren Söhnen,¹⁸ diese haben deine Rede bewahrt, und deinen Bund gehalten. Deuteronomium Dtn 5 33 9 18 Bei Massa und Me Meribah. Deuteronomium Dtn 5 0 1 C. Moses erblickt vom Berge Nebo aus das verheißene Land, stirbt und wird begraben. (V. 9) D. Schluss des Pentateuchs: Kurzes Lob Moses. Deuteronomium Dtn 5 34 1 Ascendit ergo Moyses de campestribus Moab super montem Nebo, in verticem Phasga contra Jericho: ostenditque ei Dominus omnem terram Galaad usque Dan, Als nun Moses von den Ebenen Moabs auf den Berg Nebo, auf den Gipfel des Phasga, Jericho gegenüber, gestiegen war,¹ ließ der Herr ihn das ganze Land² Galaad bis Dan³ schauen, [Dtn 3,27, Dtn 32,49, 2Makk 2,4] Deuteronomium Dtn 5 34 1 1 Dem Befehle [Dtn 3,27, Dtn 32,49] gemäß. Vom Nebo aus, der 881 Meter über dem Mittelländischen Meere liegt, sieht man den schneebedeckten Hermon, den Thabor, Ebal und Garizim, den Ölberg und Sion, die Berge von Bethlehem und Hebron, endlich das tote Meer bis Engaddi. Deuteronomium Dtn 5 34 1 2 Nach dem hebräischen muss hier ein Komma stehen oder Kolon. Deuteronomium Dtn 5 34 1 3 Dan im Norden und darüber hinaus den Hermon. Deuteronomium Dtn 5 34 10 Et non surrexit ultra propheta in Israel sicut Moyses, quem nosset Dominus facie ad faciem, Und es stand hinfort in Israel kein Prophet mehr auf wie Moses, den der Herr von Angesicht zu Angesicht gekannt hätte,¹³ Deuteronomium Dtn 5 34 10 13 Moses allein war der Mittler eines Bundes (V. 11, V. 12), mithin steht dieser Ausspruch nicht in Widerspruch zu [Dtn 18,15]. Deuteronomium Dtn 5 34 11 In omnibus signis atque portentis, quæ misit per eum, ut faceret in terra gypti Pharaoni, et omnibus servis ejus, universæque terræ illius, in allen den Zeichen und Wundern, die zu tun der Herr ihn sandte, im Lande Ägypten an Pharao, und an allen seinen Knechten, und an seinem ganzen Lande, Deuteronomium Dtn 5 34 12 Et cunctam manum robustam, magnaque mirabilia, quæ fecit Moyses coram universo Israel. und alle Macht zu zeigen, und in großen und wunderbaren Taten, welche Moses vor ganz Israel verrichtete.¹⁴ Deuteronomium Dtn 5 34 12 14 Nicht allein dadurch, dass Moses Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, war er vor den übrigen Propheten ausgezeichnet, sondern auch durch die Wunderzeichen in Ägypten und in der Wüste. Diese waren eine starke Hand hinsichtlich der Kraft, die zu ihrer Übung erfordert war, und große Schrecken bezüglich der Wirkung. Deuteronomium Dtn 5 34 2 Et universum Nephthali, terramque Ephraim et Manasse, et omnem terram Juda usque ad mare novissimum, und ganz Nephthali, und das Land Ephraim und Manasse, und das ganze Land Juda bis zum äußersten Meere,⁴ Deuteronomium Dtn 5 34 2 4 Bis zum Mittelmeer. Deuteronomium Dtn 5 34 3 Et australem partem, et latitudinem campi Jericho civitatis palmarum usque Segor. und den südlichen Teil,⁵ und das weite Gefilde von Jericho, der Palmenstadt, bis Segor.⁶ Deuteronomium Dtn 5 34 3 5 Negeb. Deuteronomium Dtn 5 34 3 6 Wohl das ganze tote Meer mit den Ebenen im Norden (Jericho), wie im Süden (Segor). Die Grenzen sind wohl nicht ursprünglich so im Texte angegeben gewesen, denn die Teilung fällt mit der späteren in Galiläa, Samaria, Judäa allzu auffällig zusammen, wie auch Galaad mit Peräa identisch scheint. Deuteronomium Dtn 5 34 4 Dixitque Dominus ad eum: Hæc est terra, pro qua juravi Abraham, Isaac, et Jacob, dicens: Semini tuo dabo eam. Vidisti eam oculis tuis, et non transibis ad illam. Und der Herr sprach zu ihm: Dies ist das Land, welches ich Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen habe, da ich sprach: Deiner Nachkommenschaft werde ich es geben. Du hast es mit deinen Augen gesehen, aber in dasselbe hinüberziehen sollst du nicht. [Gen 12,7, Gen 15,18] Deuteronomium Dtn 5 34 5 Mortuusque est ibi Moyses servus Domini, in terra Moab, jubente Domino: Da starb Moses, der Knecht des Herrn,⁷ daselbst im Lande Moab, nach dem Befehle des Herrn;⁸ Deuteronomium Dtn 5 34 5 7 Vergl. [Num 12,7ff]. Deuteronomium Dtn 5 34 5 8 [Num 20,12, Num 27,3] Deuteronomium Dtn 5 34 6 Et sepelivit eum in valle terræ Moab contra Phogor: et non cognovit homo sepulcrum ejus usque in præsentem diem. und er⁹ begrub ihn im Tale des Landes Moab, Phogor gegenüber;¹⁰ und kein Mensch kennt seine Grabstätte bis auf den gegenwärtigen Tag. Deuteronomium Dtn 5 34 6 9 Nach der Sept. man. Moses muss zwar um seiner Sünden willen außerhalb des verheißenen Landes sterben [Dtn 1,37], wird aber noch im Tode von Gott so ausgezeichnet, dass das V. 7 entworfene Bild nicht durch den Anblick von Todesschwäche und Verwesung bei seinen Zeitgenossen getrübt ward. Josue und Eleazar kannten wohl das Grab, die übrigen sollen vor abergläubischer Verehrung bewahrt werden. Deuteronomium Dtn 5 34 6 10 In diesem Tale hatte zuvor Israel [Num 21,20, Dtn 3,29, Dtn 4,46] sein Lager aufgeschlagen. Deuteronomium Dtn 5 34 7 Moyses centum et viginti annorum erat quando mortuus est: non caligavit oculus ejus, nec dentes illius moti sunt. Moses war hundert und zwanzig Jahre alt, als er starb; sein Auge war nicht dunkel geworden und seine Zähne nicht locker.¹¹ Deuteronomium Dtn 5 34 7 11 Hebr.: Seine Frische war nicht geschwunden. Deuteronomium Dtn 5 34 8 Fleveruntque eum filii Israel in campestribus Moab triginta diebus: et completi sunt dies planctus lugentium Moysen. Und die Söhne Israels beweinten ihn in den Gefilden Moabs dreißig Tage; alsdann waren die Tage des Weinens und Klagens um Moses zu Ende. Deuteronomium Dtn 5 34 9 Josue vero filius Nun repletus est Spiritu sapientiæ, quia Moyses posuit super eum manus suas. Et obedierunt ei filii Israel, feceruntque sicut præcepit Dominus Moysi. Josue aber, der Sohn Nuns, war mit dem Geiste der Weisheit erfüllt, denn Moses hatte ihm seine Hände aufgelegt.¹² Und die Söhne Israels gehorchten ihm und taten, wie der Herr dem Moses geboten hatte. Deuteronomium Dtn 5 34 9 12 Vergl. [Num 27,18ff]. Josue übernimmt die Oberleitung. Vergl. [Num 21,20, Dtn 3,29, Num 27,16ff]. Josua Jos 6 0 1 I. Besitznahme des Landes diesseits des Jordans (Kap. 1,1 Kap. 12,24) 1. Einzug in das verheißene Land und Vorbereitung zu seiner Eroberung. (1,1 5,16) 1. Die Israeliten überschreiten den Jordan auf wunderbare Weise und ziehen in Palästina ein (1,1 4,25) A. Josue, von Gott aufgefordert, das heilige Land in Besitz zu nehmen, und durch die Verheißung göttlichen Beistandes gestärkt (V. 9), befiehlt den Israeliten, sich vorzubereiten, in das gelobte Land einzuziehen (V. 11), und mahnt die Stämme Ruben, Gad und Manasse, ihrem Versprechen gemäß ihre Brüder bei diesem Unternehmen zu unterstützen. Josua Jos 6 1 1 Et factum est post mortem Moysi servi Domini, ut loqueretur Dominus ad Josue filium Nun, ministrum Moysi, et diceret ei: Und¹ es begab sich nach dem Tode Moses, des Dieners des Herrn, dass der Herr zu Josue, dem Sohne Nuns, dem Diener Moses, redete, und zu ihm sprach:² Josua Jos 6 1 1 1 Andeutung, dass das Buch sich an den Pentateuch anschließt. Josua Jos 6 1 1 2 Wohl bald nach dem Tode, oder wenigstens nach Beendigung der Totenfeier. Josua Jos 6 1 10 Præcepitque Josue principibus populi, dicens: Transite per medium castrorum, et imperate populo, ac dicite: Da gebot Josue den Fürsten des Volkes und sprach: Gehet durch das Lager hindurch, und gebietet dem Volke und sprechet: Josua Jos 6 1 11 Præparate vobis cibaria: quoniam post diem tertium transibitis Jordanem, et intrabitis ad possidendam terram, quam Dominus Deus vester daturus est vobis. Bereitet euch Zehrung¹² vor; denn nach drei Tagen¹³ sollt ihr den Jordan¹⁴ überschreiten und einziehen, das Land in Besitz zu nehmen, welches der Herr, euer Gott, euch geben will.¹⁵ Josua Jos 6 1 11 12 Nicht das Manna, sondern andere Speisen. Josua Jos 6 1 11 13 Die hier erwähnten drei Tage sind wohl die gleichen, wie die [Jos 3,1] erwähnten. Vielleicht hat Josue die Kundschafter bald nach dem Tode Moses ausgesendet, so dass die [Jos 2] erzählten Ereignisse in der Zeit der Trauer fallen. Josua Jos 6 1 11 14 Im Hebr. wird beigefügt: Den Jordan hier. Josua Jos 6 1 11 15 Das Hebr. fügt bei: als Besitz. Josua Jos 6 1 12 Rubenitis quoque et Gaditis, et dimidiæ tribui Manasse ait: Und zu den Rubeniten und Gaditen und dem halben Stamme Manasse¹⁶ sprach er: Josua Jos 6 1 12 16 Diese zwei und ein halber Stamm hatten schon geeignete Sitze, mussten also an das Wort Moses [Num 32,20-24] erinnert werden. Josua Jos 6 1 13 Mementote sermonis, quem præcepit vobis Moyses famulus Domini, dicens: Dominus Deus vester dedit vobis requiem, et omnem terram. Gedenket des Befehles, welchen euch Moses, der Diener des Herrn, gegeben hat, da er sprach: Der Herr, euer Gott, hat euch Ruhe¹⁷ verliehen und das ganze Land. Josua Jos 6 1 13 17 Einen festen, von Feinden nicht angefochtenen Wohnsitz [Dtn 25,19] nach der langen, unruhigen Wanderung durch die Wüste. Die Ungehorsamen [Num 14,26ff] kommen nicht zu dieser Ruhe [Ps 96,11]; doch auch sie ist nicht die wahre Ruhe des Volkes Gottes. [Hebr 3,11.18, Hebr 4,1.3.8.9] Josua Jos 6 1 14 Uxores vestræ, et filii, ac jumenta manebunt in terra, quam tradidit vobis Moyses trans Jordanem: vos autem transite armati ante fratres vestros, omnes fortes manu, et pugnate pro eis, Eure Frauen und Kinder, und euer Vieh sollen in dem Lande bleiben, welches euch Moses jenseits des Jordans gegeben hat; ihr aber, alle streitbaren Männer,¹⁸ ziehet bewaffnet vor euren Brüdern her und kämpfet für sie,¹⁹ [Num 32,26] Josua Jos 6 1 14 18 Nicht alle streitbaren Männer, denn diese Stämme zählten: Ruben 43500, Gad 40500, Manasse 52700. Es zogen nach [Jos 4,13] nur 40000 mit, die übrigen blieben zum Schutz der Frauen und Kinder und zur Verteidigung des in Besitz genommenen Landes zurück. Josua Jos 6 1 14 19 So sollen sie die Zuversicht der anderen mehren, dass dieselben jenseits des Jordans einen Besitz erlangen. Josua Jos 6 1 15 Donec det Dominus requiem fratribus vestris sicut et vobis dedit, et possideant ipsi quoque terram, quam Dominus Deus vester daturus est eis: et sic revertemini in terram possessionis vestræ, et habitabitis in ea, quam vobis dedit Moyses famulus Domini trans Jordanem contra solis ortum. bis der Herr euern Brüdern Ruhe gibt, wie er sie euch gewährt hat, und auch sie das Land in Besitz nehmen, das der Herr, euer Gott, ihnen geben will; alsdann möget ihr in das Land, das euch als Besitz zugehört, zurückkehren und in dem Lande wohnen, das euch Moses, der Diener des Herrn, jenseits des Jordans gegen Sonnenaufgang gegeben hat. Josua Jos 6 1 16 Responderuntque ad Josue, atque dixerunt: Omnia, quæ præcepisti nobis, faciemus: et quocumque miseris, ibimus. Da antworteten sie Josue und sprachen: Alles, was du uns geboten hast, wollen wir tun; und wohin du uns immer sendest, wollen wir gehen.²⁰ Josua Jos 6 1 16 20 Warum sollen sie mitziehen? Können die anderen nicht ohne sie siegen? Ehe das ganze Land eingenommen ist und die Bundeslade ihren Standort erhalten hat, darf das Volk sich nicht teilen. Die Stämme hätten sich sonst einander entfremdet und das Band der gemeinsamen Gesetze und Opfer wäre gelockert worden. Josua Jos 6 1 17 Sicut obedivimus in cunctis Moysi, ita obediemus et tibi: tantum sit Dominus Deus tuus tecum, sicut fuit cum Moyse. Wie wir Moses in allem gehorsam gewesen sind,²¹ so wollen wir auch dir gehorsam sein; möge nur der Herr, dein Gott, mit dir sein, wie er mit Moses war. Josua Jos 6 1 17 21 Sie haben Moses nicht immer Folge geleistet, doch das ungehorsame Geschlecht ist vernichtet. Josua Jos 6 1 18 Qui contradixerit ori tuo, et non obedierit cunctis sermonibus, quos præceperis ei, moriatur: tu tantum confortare, et viriliter age. Wer deinem Munde widerspricht und nicht allen Befehlen, die du ihm gibst, gehorsam ist, der soll sterben; sei du nur mutig und handle männlich!²² Josua Jos 6 1 18 22 Wir werden es an nichts fehlen lassen. Die Stämme enden mit demselben Zurufe, den Gott an Josue gerichtet. (V. 7) Josua Jos 6 1 2 Moyses servus meus mortuus est: surge, et transi Jordanem istum tu et omnis populus tecum, in terram quam ego dabo filiis Israel. Moses, mein Diener,³ ist gestorben; mache dich auf und ziehe über den Jordan dort, du und das ganze Volk mit dir, in das Land,⁴ welches ich den Söhnen Israels geben werde.⁵ Josua Jos 6 1 2 3 Nur Samuel reicht einigermaßen an Moses heran. [Jer 15,1] Schon [Dtn 34,5] und [Num 12,7.8] ist Moses so bezeichnet. Außer Moses werden so insbesondere die Patriarchen, namentlich Abraham, fromme Könige, wie David und Hiskias bezeichnet, ja selbst Nabuchodonosor als Vollstrecker göttlicher Aufträge. [Jer 25,9] u. a. Auch die Propheten werden so genannt [Jer 7,25] u. a. Eigentlich aber sind alle Israeliten Diener Gottes. Josua Jos 6 1 2 4 Da er der Schöpfer und der Herr der Welt ist, kann er jedem Volke einen Besitz zuweisen. Die Sünden der Chananiter haben ihr Maß erreicht. Zudem sind die vierzig Jahre vorüber, welche die Anführer in der Wüste zubringen sollten; dennoch will Gott ihnen so das Land zu Teil werden lassen, dass ihre eigene Mitwirkung gefordert wird. Damit das Land nicht alsbald verwüstet daliege, sollen die Chananiter nur allmählich verdrängt werden. Josua Jos 6 1 2 5 Der Verheißung [Gen 15,18] und [Gen 35,12] gemäß. Josua Jos 6 1 3 Omnem locum, quem calcaverit vestigium pedis vestri, vobis tradam, sicut locutus sum Moysi. Jeden Ort, den euer Fuß betritt, werde ich euch geben, wie ich zu Moses gesprochen habe.⁶ [Dtn 11,24] Josua Jos 6 1 3 6 Es war dies eine bedingte Verheißung. Gott pflegt die Weise zu bezeichnen, auf welche er seine Prophezeiungen in Erfüllung gehen lassen will; wer den von ihm bezeichneten Weg nicht einschlägt, beraubt sich selbst der verheißenen Segnungen. Deshalb wird hier nicht Abraham erwähnt, sondern Moses, auf den auch V. 7ff hinweisen (Theodor). Josua Jos 6 1 4 A deserto et Libano usque ad fluvium magnum Euphraten, omnis terra Hethæorum usque ad mare magnum contra solis occasum erit terminus vester. Von der Wüste und dem Libanon bis an den großen Strom Euphrat,⁷ das ganze Land der Hethiter⁸ bis an das große Meer gegen Sonnenuntergang soll euer Gebiet sein.⁹ Josua Jos 6 1 4 7 Die Grenzen werden nach den Richtungen beschrieben: die Wüste Sin im Süden, der Libanon im Norden, der Euphrat im Osten und das große Meer im Westen. Ähnlich lautet [Dtn 11,24], der Verheißung [Gen 15,18ff] entsprechend. Statt des Libanon (weißes Gebirge, da der Kalkstein die Oberfläche weiß erscheinen lässt) setzt die Septuag genauer: Antilibanon. Josua Jos 6 1 4 8 Die Hethiter werden wohl erwähnt, weil die Kundschafter durch deren Erscheinung so erschreckt wurden, dass das Volk auf ihre Botschaft fast nach Ägypten umkehrte. Vielleicht sind sie auch als Vertreter aller sieben Stämme gesetzt. Josua Jos 6 1 4 9 Einer der folgenden ähnliche Verheißung ist [Dtn 11,25] dem ganzen Volke gegeben. [Dtn 31,8] hat Moses Josue dasselbe verkündet. Josua Jos 6 1 5 Nullus poterit vobis resistere cunctis diebus vitæ tuæ: sicut fui cum Moyse, ita ero tecum: non dimittam, nec derelinquam te. Niemand wird euch stand halten können alle Tage deines Lebens hindurch; wie ich mit Moses gewesen bin, so werde ich mit dir sein; ich werde dich nicht preisgeben und dich nicht verlassen. [Dtn 3,7, Hebr 13,5] Josua Jos 6 1 6 Confortare, et esto robustus: tu enim sorte divides populo huic terram, pro qua juravi patribus suis, ut traderem eam illis. Sei stark und mutig! Denn du sollst das Land, das ich ihren Vätern geschworen habe, ihnen zu geben, durch das Los unter dies Volk verteilen. [Dtn 31,7.23, 1Kön 2,2] Josua Jos 6 1 7 Confortare igitur, et esto robustus valde: ut custodias, et facias omnem legem, quam præcepit tibi Moyses servus meus: ne declines ab ea ad dexteram vel ad sinistram, ut intelligas cuncta quæ agis. Sei also stark und sehr mutig, dass du das ganze Gesetz, welches dir Moses, mein Diener, gegeben hat, haltest und tuest; weiche davon weder zur Rechten noch zur Linken,¹⁰ damit du weise seiest in allem, was du tust. Josua Jos 6 1 7 10 In keiner Weise. Das Recht, neue Gesetze zu geben, erhält Josue nicht, wie auch Moses nur kraft seiner Berufung durch Gott solche gab. Josua Jos 6 1 8 Non recedat volumen legis hujus ab ore tuo: sed meditaberis in eo diebus ac noctibus, ut custodias et facias omnia quæ scripta sunt in eo: tunc diriges viam tuam, et intelliges eam. Das Buch des Gesetzes komme nicht von deinem Munde, sondern sinne darüber Tag und Nacht, damit du alles haltest und tuest, was in demselben geschrieben ist; dann wirst du deinen Weg recht gehen und weise handeln. Josua Jos 6 1 9 Ecce præcipio tibi, confortare, et esto robustus. Noli metuere, et noli timere: quoniam tecum est Dominus Deus tuus in omnibus, ad quæcumque perrexeris. Siehe, ich gebiete dir, sei stark und mutig!¹¹ Fürchte dich nicht und zage nicht; denn der Herr, dein Gott, ist mit dir bei allem, was du unternehmen wirst. Josua Jos 6 1 9 11 Die Schwierigkeiten sind groß. Josua Jos 6 0 1 B Josue entsendet zwei Kundschafter nach Jericho. Diese werden von Rahab aufgenommen (V. 7), vor den Nachstellungen des Königs bewahrt (V. 21) und kehren glücklich zu Josue zurück. Ihr Bericht bewegt ihn, die Feinde alsdann anzugreifen. Josua Jos 6 2 1 Misit igitur Josue filius Nun de Setim duos viros exploratores in abscondito: et dixit eis: Ite, et considerate terram, urbemque Jericho. Qui pergentes ingressi sunt domum mulieris meretricis, nomine Rahab, et quieverunt apud eam. Und Josue, der Sohn Nuns, sandte im Geheimen zwei Männer als Kundschafter von Setim¹ aus und sprach zu ihnen: Gehet hin und besichtiget das Land und² die Stadt Jericho!³ Diese zogen hin und traten in das Haus einer Buhlerin,⁴ mit Namen Rahab, ein und blieben bei ihr zu Nacht. [Hebr 11,31, Jak 2,25] Josua Jos 6 2 1 1 Wiese der Akazien, nach Fl. Josephus drei Stunden von dem Orte des Überganges. Josue wählt nur zwei Jünglinge [Jos 6,23] und sendet diese heimlich aus, damit ihr Feind ja keine Kunde davon erhalte, vielleicht auch damit Israel nicht den Mut verliere, wenn die Nachrichten ungünstig lauten. Josua Jos 6 2 1 2 Insbesondere. Josua Jos 6 2 1 3 Die Palmenstadt. [Dtn 34,3] u.a. Sie war der Schlüssel des Westjordanlandes in einer Oase der fast vier Stunden breiten Jordan-Araba, ebenso weit westlich vom Jordan entfernt wie Sittim östlich. Josua Jos 6 2 1 4 Rahab ist zwar eine gesunkene, aber keineswegs in Lasterhaftigkeit versunkene, sehr kluge Person. Josua Jos 6 2 10 Audivimus quod siccaverit Dominus aquas Maris rubri ad vestrum introitum, quando egressi estis ex gypto: et quæ feceritis duobus Amorrhæorum regibus, qui erant trans Jordanem: Sehon et Og, quos interfecistis. Wir haben gehört, dass der Herr das Wasser des roten Meeres, als ihr in dasselbe hineinschrittet, vertrocknen ließ, damals als ihr aus Ägypten auszoget; und was ihr den beiden Königen der Amorrhiter, die jenseits des Jordans waren, getan habt, dem Sehon und Og,¹⁴ welche ihr getötet¹⁵ habt. [Ex 14,21,Num 21,24] Josua Jos 6 2 10 14 Zwei Dinge erwähnt sie: den Durchzug durch das rote Meer, den sie dem wahren Gott zuschreibt, da derselbe alle Kräfte der Natur überragte, wie auch die Strafe über Sehon [Num 21,21ff], und Og [Num 21,33ff, Dtn 3,1ff] sie gelehrt, dass Gott mit Israel ist. Josua Jos 6 2 10 15 Hebr.: an welchen ihr den Bann vollstreckt habt. Josua Jos 6 2 11 Et hæc audientes pertimuimus, et elanguit cor nostrum, nec remansit in nobis spiritus ad introitum vestrum: Dominus enim Deus vester ipse est Deus in clo sursum, et in terra deorsum. Als wir dies hörten, erschraken wir, und unser Herz wurde verzagt, und der Mut entfiel uns bei euerm Einzuge; denn der Herr, euer Gott, ist Gott im Himmel droben und auf Erden hienieden.¹⁶ Josua Jos 6 2 11 16 Rahab bekennt Gott als den Allmächtigen und Allgegenwärtigen. Josua Jos 6 2 12 Nunc ergo jurate mihi per Dominum, ut quomodo ego misericordiam feci vobiscum, ita et vos faciatis cum domo patris mei: detisque mihi verum signum, So schwöret mir nun bei dem Herrn, dass, wie ich an euch Barmherzigkeit geübt habe, auch ihr an dem Hause meines Vaters tun wollt;¹⁷ und gebet mir ein zuverlässiges Zeichen,¹⁸ [Jos 6,22] Josua Jos 6 2 12 17 Wie fest ihre Überzeugung ist, dass Gott den Israeliten dies Land gegeben hat, zeigt ihre Bitte. Sie schaut nicht auf die gegenwärtige Lage der Kundschafter, sondern auf Gottes Ratschluss. Josua Jos 6 2 12 18 Ein Wahrzeichen. Rahab durfte sich vorläufig mit dem geleisteten Eide begnügen, fest überzeugt, dass sie auch das Wahrzeichen empfangen werde. Josua Jos 6 2 13 Ut salvetis patrem meum et matrem, fratres ac sorores meas, et omnia quæ illorum sunt, et eruatis animas nostras a morte. dass ihr meinen Vater und meine Mutter, und meine Brüder, und meine Schwestern, und alles, was ihnen zugehört, retten und uns vor dem Tode bewahren wollt. Josua Jos 6 2 14 Qui responderunt ei: Anima nostra sit pro vobis in mortem, si tamen non prodideris nos: cumque tradiderit nobis Dominus terram, faciemus in te misericordiam et veritatem. Da antworteten sie ihr: Unsere Seele soll an eurer Stelle des Todes sein,¹⁹ wofern du uns indes nicht verrätst; und wenn uns der Herr das Land überliefert, so werden wir dir Barmherzigkeit und Treue erweisen. Josua Jos 6 2 14 19 Ihr seid mit der Bevölkerung von Jericho mit dem Tode bedroht, aber dieser soll nicht euch, sondern uns treffen, wenn wir treulos sind; alsdann möge Gott uns statt eurer verderben. Josua Jos 6 2 15 Demisit ergo eos per funem de fenestra: domus enim ejus hærebat muro. Da ließ sie dieselben an einem Seile durch das Fenster hinab, denn ihr Haus lag an der Mauer.²⁰ Josua Jos 6 2 15 20 Wie hier die Kundschafter, wurde Paulus in Damaskus ähnlich gerettet. [Apg 9,25] Josua Jos 6 2 16 Dixitque ad eos: Ad montana conscendite, ne forte occurrant vobis revertentes: ibique latitate tribus diebus, donec redeant, et sic ibitis per viam vestram. Und sie sprach zu ihnen:²¹ Steiget auf das Gebirge²² hinauf, damit sie bei ihrer Rückkehr nicht etwa auf euch treffen; haltet euch daselbst drei Tage²³ lang verborgen, bis sie zurückgekehrt sind, und alsdann ziehet eures Weges. Josua Jos 6 2 16 21 Ob Rahab nicht vorher das Zeichen erhielt? Der zuerst allgemein angegebenen Tatsache folgen in der Erzählung die Einzelheiten. Josua Jos 6 2 16 22 Es ist wohl das nördlich von Jericho gelegene höhlenreiche Gebirge gemeint. Josua Jos 6 2 16 23 Rahab rechnet wohl den Tag der Ankunft, dem folgenden sollen sie verborgen bleiben, am dritten frei sein. Der dritte Tag wird oftmals in der heiligen Schrift mit besonderer Bedeutung genannt, wohl wegen der Wichtigkeit jenes Tages, welcher das Werk unseres Heiles vollendete, des Tages der Auferstehung. Josua Jos 6 2 17 Qui dixerunt ad eam: Innoxii erimus a juramento hoc, quo adjurasti nos: Da sprachen sie zu ihr: Wir werden von diesem Eide, mit dem du uns beschworen hast, frei sein, Josua Jos 6 2 18 Si ingredientibus nobis terram, signum fuerit funiculus iste coccineus, et ligaveris eum in fenestra, per quam demisisti nos: et patrem tuum ac matrem, fratresque et omnem cognationem tuam congregaveris in domum tuam. wenn wir in das Land kommen und diese rote Schnur²⁴ zum Zeichen dienen wird; und du sie an das Fenster, durch welches du uns hinabgelassen, gebunden, und deinen Vater, deine Mutter, deine Brüder und deine ganze Verwandtschaft in deinem Hause versammelt hast. Josua Jos 6 2 18 24 Hebr.: Schnur des karmosinfarbenen Fadens. Sie geben ihr eine Schnur, welche wohl mit dem Seile nicht zu identifizieren ist. Die rote Farbe ist weithin sichtbar. Josua Jos 6 2 19 Qui ostium domus tuæ egressus fuerit, sanguis ipsius erit in caput ejus, et nos erimus alieni. Cunctorum autem sanguis, qui tecum in domo fuerint, redundabit in caput nostrum, si eos aliquis tetigerit. Wer dann zur Türe deines Hauses hinausgeht, dessen Blut sei auf seinem Haupte, und wir werden unschuldig an demselben sein. Das Blut aller aber, welche bei dir im Hause sein werden, soll auf unser Haupt kommen, wenn sie jemand antastet. Josua Jos 6 2 2 Nuntiatumque est regi Jericho, et dictum: Ecce viri ingressi sunt huc per noctem de filiis Israel, ut explorarent terram. Da wurde dem Könige von Jericho gemeldet und gesagt: Siehe, es sind Männer von den Söhnen Israels des Nachts hierher gekommen, um das Land auszukundschaften. Josua Jos 6 2 20 Quod si nos prodere volueris, et sermonem istum proferre in medium, erimus mundi ab hoc juramento, quo adjurasti nos. Wenn du uns aber verraten und diese Sache wolltest bekannt werden lassen, so werden wir von dem Eide, mit dem du uns beschworen hast, frei sein.²⁵ Josua Jos 6 2 20 25 Drei Bedingungen. Josua Jos 6 2 21 Et illa respondit: Sicut locuti estis, ita fiat: dimittensque eos ut pergerent, appendit funiculum coccineum in fenestra. Sie antwortete: Wie ihr gesagt habt, so sei es; und sie ließ sie fortziehen und band²⁶ die rote Schnur an das Fenster. Josua Jos 6 2 21 26 Später. Josua Jos 6 2 22 Illi vero ambulantes pervenerunt ad montana, et manserunt ibi tres dies, donec reverterentur qui fuerant persecuti: quærentes enim per omnem viam, non repererunt eos. Da zogen sie von dannen, und kamen auf das Gebirge, und blieben daselbst drei Tage,²⁷ bis die, welche sie verfolgten, zurückkehrten; denn sie suchten sie auf allen Wegen und fanden sie nicht. Josua Jos 6 2 22 27 Von dieser Nacht bis zur Nacht des nächstfolgenden Tages. Josua Jos 6 2 23 Quibus urbem ingressis, reversi sunt, et descenderunt exploratores de monte: et, transmisso Jordane, venerunt ad Josue filium Nun, narraveruntque ei omnia quæ acciderant sibi, Als diese nun in die Stadt hineingegangen waren,²⁸ kehrten die Kundschafter zurück, stiegen vom Gebirge herab, setzten über den Jordan, und kamen zu Josue, dem Sohne Nuns, und erzählten ihm alles, was ihnen begegnet war, Josua Jos 6 2 23 28 Hebr.: Da kehrten die Kundschafter usw. Josua Jos 6 2 24 Atque dixerunt: Tradidit Dominus omnem terram hanc in manus nostras, et timore prostrati sunt cuncti habitatores ejus. und sprachen: Der Herr hat dies ganze Land in unsere Hände überliefert und alle seine Bewohner sind von Furcht bestürzt. Josua Jos 6 2 3 Misitque rex Jericho ad Rahab, dicens: Educ viros, qui venerunt ad te, et ingressi sunt domum tuam: exploratores quippe sunt, et omnem terram considerare venerunt. Da sandte der König von Jericho zu Rahab und ließ ihr sagen: Führe die Männer heraus, die zu dir gekommen und in dein Haus eingekehrt sind; denn sie sind Kundschafter und sind gekommen, das ganze Land auszuspähen. Josua Jos 6 2 4 Tollensque mulier viros, abscondit, et ait: Fateor, venerunt ad me, sed nesciebam unde essent: Das Weib aber nahm die Männer, verbarg sie und sprach: Ich gestehe, sie sind zu mir gekommen, aber ich wusste nicht, woher sie waren; [Jos 6,17] Josua Jos 6 2 5 Cumque porta clauderetur in tenebris, et illi pariter exierunt, nescio quo abierunt: persequimini cito, et comprehendetis eos. und als bei Anbruch der Dunkelheit das Tor geschlossen ward,⁵ gingen auch sie zu gleicher Zeit hinaus, und ich weiß nicht, wohin sie gegangen sind;⁶ setzet ihnen eilig nach, so werdet ihr sie einholen.⁷ Josua Jos 6 2 5 5 Hebr.: Zur Zeit des Torschlusses, als es finster wurde. Diese Fassung ist besser, da sonst die Wächter befragt werden konnten und das Gegenteil bezeugt hätten. Josua Jos 6 2 5 6 Sie muss jeden Verdacht fernhalten, als ob sie in den Kundschaftern Israeliten vermutet hätte. Josua Jos 6 2 5 7 Rahab wusste, dass die Stadt untergehen werde, wie sich auch das Schicksal der Kundschafter gestaltete. Um diese indes zu retten, spricht sie eine Lüge, die nicht aus dem Glauben [Jak 2,25] ist, sondern höchstens aus ihrer Unwissenheit entschuldigt werden kann, ebenso wie die der Wehmütter. [Ex 1,17.19] Anders antwortete Abraham einst dem Isaak. [Gen 22,7.8] Josua Jos 6 2 6 Ipsa autem fecit ascendere viros in solarium domus suæ, operuitque eos stipula lini, quæ ibi erat. Sie hatte aber die Männer auf das Dach ihres Hauses⁸ steigen lassen und mit Flachsstengeln⁹ bedeckt, welche daselbst waren. Josua Jos 6 2 6 8 Auf das flache Dach. Josua Jos 6 2 6 9 Mit ungebrechten Flachsstengeln, welche um Jericho die Dicke eines Rohres und die Höhe von nahezu einem Meter erreichen. Josua Jos 6 2 7 Hi autem, qui missi fuerant, secuti sunt eos per viam, quæ ducit ad vadum Jordanis: illisque egressis statim porta clausa est. Die ausgesandten Männer aber verfolgten sie auf dem Wege, der zur Furt des Jordans führt;¹⁰ und nachdem sie hinausgegangen waren, wurde das Tor alsbald geschlossen.¹¹ Josua Jos 6 2 7 10 In der Vermutung, dass die Kundschafter zu den ihrigen zurückgekehrt seien. Es war wohl eine bestimmte Furt. Hebr.: zu den Furten. Josua Jos 6 2 7 11 Damit die Kundschafter nicht entfliehen konnten, im Falle sie etwa noch in der Stadt weilten. Josua Jos 6 2 8 Necdum obdormierant qui latebant, et ecce mulier ascendit ad eos, et ait: Noch waren die beiden, welche sich verborgen hielten, nicht eingeschlafen, siehe, da stieg das Weib zu ihnen hinauf und sprach:¹² Josua Jos 6 2 8 12 Nachdem Rahab für die Sicherheit derjenigen, welche sie von Gott beschützt wusste, Sorge getragen, denkt sie an ihre eigene Rettung. Josua Jos 6 2 9 Novi quod Dominus tradiderit vobis terram: etenim irruit in nos terror vester, et elanguerunt omnes habitatores terræ. Ich weiß, dass der Herr euch das Land überliefert hat; denn Schrecken vor euch hat uns befallen und alle Bewohner des Landes sind verzagt geworden.¹³ Josua Jos 6 2 9 13 So ist die Bitte erhört, welche Moses in seinem Lobgesange [Ex 15,15] ausgesprochen, an den die Ausdrücke anklingen. V. 10 enthält den Grund für das V. 9 Gesagte. Josua Jos 6 0 1 C. Nach der Rückkehr der Kundschafter heiligen sich die Israeliten drei Tage und ziehen dann am zehnten des ersten Monats im einundvierzigsten Jahre nach ihrem Auszug aus Ägypten durch das Flussbett des von Gott durch ein Wunder trocken gelegten Jordans. Josua Jos 6 3 1 Igitur Josue de nocte consurgens movit castra: egredientesque de Setim, venerunt ad Jordanem ipse et omnes filii Israel, et morati sunt ibi tres dies. Da erhob sich Josue des Nachts¹ und brach auf; und sie zogen von Setim weiter, und kamen an den Jordan, er und alle Söhne Israels,² und blieben daselbst drei Tage.³ Josua Jos 6 3 1 1 Früh. Josua Jos 6 3 1 2 Der Bericht zeigte Wiederholungen, weil die Hebräer das Bestreben haben, die einzelnen Momente durch eine vorhergehende Zusammenfassung in Zusammenhang zu bringen. Josua Jos 6 3 1 3 Es sind die [Jos 1,11] erwähnten Tage. Josua Jos 6 3 10 Et rursum: In hoc, inquit, scietis quod Dominus Deus vivens in medio vestri est, et disperdet in conspectu vestro Chananæum et Hethæum, Hevæum et Pherezæum, Gergesæum quoque et Jebusæum, et Amorrhæum. Und wieder sprach er: Daran¹⁴ möget ihr erkennen, dass der Herr, der lebendige Gott, in eurer Mitte ist und vor euch¹⁵ die Chananiter, Hethiter, Heviter, Phereziter, Gergesiter, Jebusiter und Amorrhiter vertilgen wird.¹⁶ Josua Jos 6 3 10 14 An dem in V. 11, V. 13 angedeuteten Wunder. Josua Jos 6 3 10 15 Der Herr wird euch gegen die Chananiter beistehen, und töricht wäre die Meinung, als versperrtet ihr euch durch das Überschreiten des Jordans die Möglichkeit des Rückzuges. Eines solchen bedarf es nicht. Der Herr ist stark und will helfen. Josua Jos 6 3 10 16 Hier werden sieben Völker genannt (vergl. [Dtn 7,1] und [Apg 13,19]), während Gott zu Abraham von zehn Völkern gesprochen, die indes mit jenen zur Zeit identisch sind. Josua Jos 6 3 11 Ecce, arca fderis Domini omnis terræ antecedet vos per Jordanem. Sehet, die Lade des Bundes des Herrn der ganzen Erde¹⁷ wird durch den Jordan vor euch hergehen. [Apg 7,45] Josua Jos 6 3 11 17 Bedeutsame Bezeichnung Gottes, da es sich um Eroberung eines Landes handelt. Von ihm hat Israel seinen Rechtstitel auf Chanaan. Josua Jos 6 3 12 Parate duodecim viros de tribubus Israel, singulos per singulas tribus. So bestimmet denn aus den Stämmen Israels zwölf Männer, je einen aus jedem Stamme.¹⁸ Josua Jos 6 3 12 18 Wozu? Wird erst [Jos 4,3] angegeben. Josua Jos 6 3 13 Et cum posuerint vestigia pedum suorum sacerdotes qui portant arcam Domini Dei universæ terræ in aquis Jordanis, aquæ, quæ inferiores sunt, decurrent atque deficient: quæ autem desuper veniunt, in una mole consistent. Und wenn die Priester, welche die Lade des Herrn, des Gottes der ganzen Erde, tragen, mit ihren Füßen in das Wasser des Jordans getreten sind,¹⁹ so wird das Wasser, das unterhalb ist, abfließen und abnehmen; das Wasser aber, das von oben kommt, wird wie ein Wall stehen bleiben. Josua Jos 6 3 13 19 Das Wunder soll erst statthaben, wenn die Priester im Glauben an Gottes Verheißung in das Wasser getreten sind. Josua Jos 6 3 14 Igitur egressus est populus de tabernaculis suis, ut transiret Jordanem: et sacerdotes, qui portabant arcam fderis, pergebant ante eum. Da²⁰ verließ das Volk seine Zelte, um über den Jordan zu gehen; und die Priester, welche die Lade des Bundes trugen, zogen vor demselben her. Josua Jos 6 3 14 20 Die nach V. 6 abgebrochene Erzählung wird wieder aufgenommen. Josua Jos 6 3 15 Ingressisque eis Jordanem, et pedibus eorum in parte aquæ tinctis (Jordanis autem ripas alvei sui tempore messis impleverat) Als diese nun in den Jordan hineingestiegen waren und ihre Füße in einen Teil des Wassers tauchten (der Jordan aber hatte zur Zeit der Ernte die Ufer seines Bettes ausgefüllt),²¹ [Sir 24,36] Josua Jos 6 3 15 21 Nach [Jos 4,19] war es der zehnte Tag des ersten Monats, Abid oder Nisan (März, April) genannt, also in demselben Monate, in welchem einst das Volk aus Ägypten ausgezogen, unmittelbar vor dem Osterfeste. Nach dem Hebr. war das Wasser über die Ufer getreten, da um diese Zeit der Schnee im Gebirge schmilzt. Um so wunderbarer war das Ereignis und um so deutlicher das Eingreifen des lebendigen Gottes. Josua Jos 6 3 16 Steterunt aquæ descendentes in loco uno, et ad instar montis intumescentes apparebant procul ab urbe, quæ vocatur Adom usque ad locum Sarthan: quæ autem inferiores erant, in Mare solitudinis (quod nunc vocatur mortuum) descenderunt, usquequo omnino deficerent. blieb das von oben herabfließende Wasser an einer Stelle stehen und erschien aufgetürmt wie ein Berg in weiter Entfernung von der Stadt, die Adom heißt,²² bis an den Ort Sarthan;²³ das Wasser aber unterhalb floss in das Wüstenmeer (welches nun das tote Meer²⁴ heißt), bis es sich ganz verlor. Josua Jos 6 3 16 22 Bei Adom (Adam) seitwärts von Sarthan, fand der Übergang statt. Josua Jos 6 3 16 23 Wahrscheinlich der lange hochragende Felsrücken, von dem ein niedriger Hügelrücken bis fast an den Jordan reicht und sich quer nach den östlichen Bergen durchzustrecken scheint, da, wo das Jordantal in seine engsten Grenzen gedrängt wird. Bis an ist ein Irrtum der Septuag, der in die Vulgata übergegangen ist. Richtiger: Sehr fern (von der Stelle des Überganges) bei der Stadt Adam, die seitwärts von Sarthan liegt. Das von oben kommende Wasser stand also nicht wie ein Turm an dem Orte des Überganges, sondern wurde von da durch die Gegenwart der Bundeslade mehrere Stunden weit zurückgeworfen. Josua Jos 6 3 16 24 Hebr.: Nach dem Meere der Ebene, dem Salzmeere. Josua Jos 6 3 17 Populus autem incedebat contra Jericho: et sacerdotes, qui portabant arcam fderis Domini, stabant super siccam humum in medio Jordanis accincti, omnisque populus per arentem alveum transibat. Das Volk aber zog Jericho gegenüber²⁵ hinein und die Priester, welche die Lade des Bundes des Herrn trugen, standen umgürtet,²⁶ mitten im Jordan, auf trockenem Boden und²⁷ alles Volk zog durch das trockene Flussbett hindurch. Josua Jos 6 3 17 25 Wo Bethabara (Haus, Ort des Überganges) lag, der Ort, an dem Johannes später taufte. Josua Jos 6 3 17 26 Hebr.: festen Fußes. Josua Jos 6 3 17 27 Das folgende Hebr.: Während alle Israeliten auf dem Trockenen durchzogen, bis das ganze Volk völlig hinübergegangen war über den Jordan. Josua Jos 6 3 2 Quibus evolutis, transierunt præcones per castrorum medium, Nach Verlauf derselben gingen die Herolde⁴ mitten durch das Lager Josua Jos 6 3 2 4 Hebr.: Die Amtleute, Vorsteher des Volkes. [Ex 5,6-19, Num 11,16] Josua Jos 6 3 3 Et clamare cperunt: Quando videritis arcam fderis Domini Dei vestri, et sacerdotes stirpis Leviticæ portantes eam, vos quoque consurgite, et sequimini præcedentes: und begannen zu rufen: Wenn ihr die Lade des Bundes des Herrn, eures Gottes, sehen werdet und die Priester vom Stamme Levi⁵ sie tragen, so machet auch ihr euch auf und folget ihnen, wenn sie vor euch herziehen; Josua Jos 6 3 3 5 Über diesen Zusatz siehe [Ex 19,Anm.20]. Josua Jos 6 3 4 Sitque inter vos et arcam spatium cubitorum duum millium: ut procul videre possitis, et nosse per quam viam ingrediamini: quia prius non ambulastis per eam: et cavete ne appropinquetis ad arcam. doch bleibe zwischen euch und der Lade ein Raum von zweitausend⁶ Ellen, damit ihr sie aus der Ferne sehen und wissen könnet, welchen Weg ihr zu ziehen habt; denn ihr seid denselben noch nicht gezogen; und hütet euch, der Lade nahe zu kommen.⁷ Josua Jos 6 3 4 6 Hebr.: etwa 2000 Ellen, also gegen 970 Meter. Josua Jos 6 3 4 7 Damit alle stets die Lade sehen und weil ihre Heiligkeit keine Annäherung duldet. Nicht die Wolkensäule zeigt den Weg, sondern die Lade, wie ja auch mit dem Ende der Wanderung das Manna aufgehört hat. (Aug.) Josua Jos 6 3 5 Dixitque Josue ad populum: Sanctificamini: cras enim faciet Dominus inter vos mirabilia. Dann sprach Josue zu dem Volke: Heiliget euch! denn morgen wird der Herr unter euch Wunder tun. Josua Jos 6 3 6 Et ait ad sacerdotes: Tollite arcam fderis, et præcedite populum. Qui jussa complentes, tulerunt, et ambulaverunt ante eos. Und zu den Priestern sprach er: Hebet die Lade des Bundes auf und ziehet vor dem Volke her!⁸ Sie taten, was er befohlen, und nahmen dieselbe und zogen vor ihnen her.⁹ Josua Jos 6 3 6 8 Wenngleich dies Wort am Alten Testamente sich besonders auf leibliche Verhältnisse bezieht, sollen diese doch das Bild der Seele sein. Vergl. [Ex 19,10]. Josua Jos 6 3 6 9 Die Ausführung des folgenden Befehls wird vorweg genommen und in V. 15 wieder aufgenommen. Josua Jos 6 3 7 Dixitque Dominus ad Josue: Hodie incipiam exaltare te coram omni Israel: ut sciant quod sicut cum Moyse fui, ita et tecum sim. Und der Herr sprach zu Josue: Heute werde ich anfangen, dich vor ganz Israel zu verherrlichen, damit sie wissen, dass, wie ich mit Moses war, ich ebenso auch mit dir bin.¹⁰ [Jos 1,5] Josua Jos 6 3 7 10 So hatte einst Moses sein Führeramt begonnen und so will Gott auch Josue beglaubigen. Moses teilte mit seinem Stabe das Schilfmeer, Josue soll ähnliches mit dem Jordan durch die Bundeslade, das Symbol der Gegenwart des allmächtigen Gottes, bewirken. Josua Jos 6 3 8 Tu autem præcipe sacerdotibus, qui portant arcam fderis, et dic eis: Cum ingressi fueritis partem aquæ Jordanis, state in ea. Du aber befiehl den Priestern, welche die Lade des Bundes tragen, und sprich zu ihnen: Wenn ihr in einen Teil des Wassers des Jordans getreten seid,¹¹ so bleibet dort stehen.¹² Josua Jos 6 3 8 11 Hebr.: Bis an den Anfang, also in das Strombett hinein. Das Verbleiben der Bundeslade soll die Wasser zurückhalten, bis alle hinübergegangen sind. Die Priester sollen im Glaubensgehorsam allen voranleuchten. Josua Jos 6 3 8 12 Das weitere ist aus den folgenden Versen zu entnehmen. Josua Jos 6 3 9 Dixitque Josue ad filios Israel: Accedite huc, et audite verbum Domini Dei vestri. Und Josue sprach zu den Söhnen Israels:¹³ Tretet hierher und höret das Wort des Herrn, eures Gottes! Josua Jos 6 3 9 13 In feierlicher Versammlung, wohl um die Bundeslade. So bestätigte Gott durch seine Gegenwart gleichsam selbst die Worte Josues. Josua Jos 6 0 1 D. Zur Erinnerung an den Durchgang durch den Jordan errichtet Josue zwei Denkzeichen, das eine im Bette des Stromes, das andere in Galgala, wo die Israeliten ihr erstes Lager nach der Überschreitung des Jordans aufschlagen. Josua Jos 6 4 1 Quibus transgressis, dixit Dominus ad Josue: Als sie nun hinübergezogen waren, sprach der Herr zu Josue: Josua Jos 6 4 10 Sacerdotes autem, qui portabant arcam, stabant in Jordanis medio, donec omnia complerentur, quæ Josue, ut loqueretur ad populum, præceperat Dominus, et dixerat ei Moyses. Festinavitque populus, et transiit. Die Priester aber, welche die Lade trugen, blieben mitten im Jordan stehen, bis alles vollendet war, was der Herr dem Josue geboten hatte, dem Volke zu sagen, und was Moses ihm gesagt hatte.¹⁰ Und das Volk zog eilends hinüber. Josua Jos 6 4 10 10 Wohl: dass sie mutig ihren Feinden entgegen ziehen und dass Ruben, Gad und halb Manasse voranziehen sollen. (V. 12) [Num 32,28] Josua Jos 6 4 11 Cumque transissent omnes, transivit et arca Domini, sacerdotesque pergebant ante populum. Als nun alle hinübergegangen waren, zog auch die Lade des Herrn hinüber und die Priester gingen vor dem Volke her.¹¹ Josua Jos 6 4 11 11 Von V. 12-17 folgen einige nachträgliche Ergänzungen; V. 18 endlich der die Wiederkehr der Wasser des Jordans meldende Schluss. V. 15-17 sind weitere Ausführung von V. 11. Josua Jos 6 4 12 Filii quoque Ruben, et Gad, et dimidia tribus Manasse, armati præcedebant filios Israel, sicut eis præceperat Moyses: Die Söhne Rubens und Gads, und der halbe Stamm Manasse zogen gewaffnet an der Spitze der Söhne Israels her, wie ihnen Moses geboten hatte; [Num 32,28] Josua Jos 6 4 13 Et quadraginta pugnatorum millia per turmas, et cuneos, incedebant per plana atque campestria urbis Jericho. vierzigtausend Bewaffnete zogen sie abteilungsweise und scharenweise durch die Ebenen und Gefilde der Stadt Jericho. Josua Jos 6 4 14 In die illo magnificavit Dominus Josue coram omni Israel, ut timerent eum, sicut timuerant Moysen, dum adviveret. An jenem Tage verherrlichte der Herr den Josue vor ganz Israel, so dass sie ihn fürchteten, wie sie Moses gefürchtet hatten, so lange er lebte. Josua Jos 6 4 15 Dixitque ad eum: Und er sprach zu ihm: Josua Jos 6 4 16 Præcipe sacerdotibus, qui portant arcam fderis, ut ascendant de Jordane. Befiehl den Priestern, welche die Lade des Bundes tragen, aus dem Jordan heraufzusteigen. Josua Jos 6 4 17 Qui præcepit eis, dicens: Ascendite de Jordane. Da befahl er es ihnen und sprach: Steiget aus dem Jordan herauf. Josua Jos 6 4 18 Cumque ascendissent portantes arcam fderis Domini, et siccam humum calcare cpissent, reversæ sunt aquæ in alveum suum, et fluebant sicut ante consueverant. Als nun die, welche die Lade des Bundes des Herrn trugen, heraufgestiegen waren und auf trockenem Boden zu schreiten begannen,¹² kehrte das Wasser wieder in sein Bett zurück und floss wie gewöhnlich zuvor.¹³ Josua Jos 6 4 18 12 Hebr.: Und die Priester kaum eben ihre Füße auf das Trockne gesetzt hatten. Josua Jos 6 4 18 13 Hebr.: Über alle seine Ufer. Wäre das Wasser nicht zurückgekehrt, der Undank des Volkes hätte das Wunder einen Zufall genannt und natürlichen Kräften zugeschrieben. Josua Jos 6 4 19 Populus autem ascendit de Jordane, decimo die mensis primi, et castrametati sunt in Galgalis contra orientalem plagam urbis Jericho. Das Volk aber stieg am zehnten Tage des ersten Monats¹⁴ aus dem Jordan herauf und lagerte sich in Galgala, an der Ostseite der Stadt Jericho. Josua Jos 6 4 19 14 Am gleichen Tage, an dem Israel sich einst durch die Auswahl des Paschalammes zum Auszug aus Ägypten gerüstet. [Ex 12,3] Josua Jos 6 4 2 Elige duodecim viros singulos per singulas tribus: Wähle zwölf Männer aus,¹ je einen von jedem Stamme,² Josua Jos 6 4 2 1 Sie waren wohl schon ausgewählt [Jos 3,12], oder die Erzählung wird, durch weitere Einzelheiten ergänzt, wieder aufgenommen. Josua Jos 6 4 2 2 So hatte alle zwölf Stämme ein Interesse daran, die Erinnerung an diesen Tag zu erhalten; waren diese Steine doch gleichsam ein Zeugnis, dass Gott den Israeliten den Besitz von Chanaan verliehen, und ein Mittel, in den zwölf Stämmen das Bewusstsein ihrer Zusammengehörigkeit wach zu erhalten. Josua Jos 6 4 20 Duodecim quoque lapides, quos de Jordanis alveo sumpserant, posuit Josue in Galgalis, Und die zwölf Steine, welche sie aus dem Bette des Jordans genommen hatten, richtete Josue zu Galgala¹⁵ auf Josua Jos 6 4 20 15 Siehe [Jos 5,9]. Josua Jos 6 4 21 Et dixit ad filios Israel: Quando interrogaverint filii vestri cras patres suos, et dixerint eis: Quid sibi volunt lapides isti? und sprach zu den Söhnen Israels: Wenn eure Söhne ihre Väter in Zukunft fragen und zu ihnen sagen werden: Was haben diese Steine zu bedeuten?¹⁶ Josua Jos 6 4 21 16 Wegen der Ähnlichkeit des Wunders mit dem Wunder am Schilfmeere waren die Steine auch ein Erinnerungszeichen an dieses, das durch kein Denkmal als durch Moses Lobgesang verherrlicht war. Josua Jos 6 4 22 Docebitis eos, atque dicetis: Per arentem alveum transivit Israel Jordanem istum, so sollt ihr sie belehren und sprechen: Durch das trockene Flussbett ist Israel durch den Jordan dort hindurchgezogen,¹⁷ Josua Jos 6 4 22 17 Hebr.: Trockenen Fußes hat Israel den Jordan hier überschritten. Josua Jos 6 4 23 Siccante Domino Deo vestro aquas ejus in conspectu vestro, donec transiretis: indem der Herr, euer Gott, das Wasser desselben vor euren Augen austrocknen ließ, bis ihr durchgezogen waret;¹⁸ Josua Jos 6 4 23 18 Die Wohltat hatte ja nicht den einzelnen, sondern, wie das Wunder am Schilfmeer, dem ganzen Volke gegolten. Josua Jos 6 4 24 Sicut fecerat prius in mari rubro, quod siccavit donec transiremus: so wie er zuvor am roten Meere getan, welches er austrocknen ließ, bis wir hindurchgezogen waren; [Ex 14,21] Josua Jos 6 4 25 Ut discant omnes terrarum populi fortissimam Domini manum, ut et vos timeatis Dominum Deum vestrum omni tempore. damit alle Völker der Erde die starke Hand des Herrn erkennen lernen; und damit auch ihr den Herrn, euern Gott, allezeit fürchtet.¹⁹ Josua Jos 6 4 25 19 Doppeltes Ziel Gottes bei dem Wunder: Alle Menschen sollen Gottes unendliche Macht erkennen und an ihn glauben lernen, und die, welche ihm bereits durch den Glauben anhängen, sollen noch eifriger werden. Gott will, dass alle Menschen selig werden. Da nun seine Allmacht und Gottheit durch die Geschöpfe erkannt wird, will er sogar durch ein Eingreifen in die Gesetze der Natur die trägen Herzen wecken, ihn in seiner Macht zu erkennen. Doch auch seine Gerechtigkeit offenbart sich. Können und sollen die Menschen ihn aus der Erschaffung und Regierung der Welt erkennen, aber erweisen sie ihm dennoch nicht die gebührende Ehre, so kann seine Gerechtigkeit nicht umhin, für die Verachtung seiner Güte Strafe zu verhängen. Diese an den Chananitern zu vollziehen, kommen die Israeliten. Josua Jos 6 4 3 Et præcipe eis ut tollant de medio Jordanis alveo, ubi steterunt pedes sacerdotum, duodecim durissimos lapides, quos ponetis in loco castrorum, ubi fixeritis hac nocte tentoria. und befiehl ihnen, mitten aus dem Bette des Jordans, da wo die Füße der Priester gestanden haben, zwölf harte Steine zu nehmen;³ diese stellet an dem Lagerorte auf, wo ihr in dieser Nacht die Zelte aufschlagen werdet. Josua Jos 6 4 3 3 Hebr.: Zwölf Steine und bringet sie mit euch. Josua Jos 6 4 4 Vocavitque Josue duodecim viros, quos elegerat de filiis Israel, singulos de singulis tribubus, Da berief Josue die zwölf Männer, welche er aus den Söhnen Israels auserwählt hatte, je einen von jedem Stamme, Josua Jos 6 4 5 Et ait ad eos: ite ante arcam Domini Dei vestri ad Jordanis medium, et portate inde singuli singulos lapides in humeris vestris, juxta numerum filiorum Israel, und sprach zu ihnen: Gehet vor der Lade des Herrn, eures Gottes, mitten in den Jordan hinein, und hebet ein jeder von dort einen Stein auf seine Schultern, nach der Zahl der Söhne Israels, Josua Jos 6 4 6 Ut sit signum inter vos: et quando interrogaverint vos filii vestri cras, dicentes: Quid sibi volunt isti lapides? damit es unter euch als Denkzeichen diene;⁴ und wenn eure Söhne euch in Zukunft fragen und sagen werden: Was bedeuten diese Steine? Josua Jos 6 4 6 4 Ein heiliges Erinnerungszeichen einfachster Art, wie der Haufen von zwölf Steinen. Ähnlich [Gen 31,46] ein Haufen von Steinen, [Gen 28,18] und [Gen 35,14] ein einzelner Stein. Josua Jos 6 4 7 Respondebitis eis: Defecerunt aquæ Jordanis ante arcam fderis Domini, cum transiret eum: idcirco positi sunt lapides isti in monumentum filiorum Israel usque in æternum. so sollt ihr ihnen antworten: Das Wasser des Jordans wich vor der Lade des Bundes des Herrn, als sie durch denselben hindurchzog; darum sind diese Steine als Denkmal für die Söhne Israels auf immer aufgestellt worden.⁵ Josua Jos 6 4 7 5 Dieselbe Belehrung ausführlicher V. 20ff. Alle zukünftigen Geschlechter sollen sich eines fühlen, beglückt durch die gleiche Wohltat Gottes und zur gleichen Würde seiner Kinder angenommen. Josua Jos 6 4 8 Fecerunt ergo filii Israel sicut præcepit eis Josue, portantes de medio Jordanis alveo duodecim lapides, ut Dominus ei imperarat, juxta numerum filiorum Israel, usque ad locum, in quo castrametati sunt, ibique posuerunt eos. Da taten die Söhne Israels, wie ihnen Josue gebot, und trugen zwölf Steine mitten aus dem Bette des Jordans, wie der Herr ihm befohlen hatte,⁶ nach der Zahl der Söhne Israels, bis an den Ort, wo sie lagerten, und richteten sie daselbst auf. Josua Jos 6 4 8 6 Vielleicht die Bundeslade begleitend. Josua Jos 6 4 9 Alios quoque duodecim lapides posuit Josue in medio Jordanis alveo, ubi steterunt sacerdotes, qui portabant arcam fderis: et sunt ibi usque in præsentem diem. Und Josue richtete mitten im Bette des Jordans zwölf andere Steine auf,⁷ an der Stelle, wo die Priester standen,⁸ welche die Lade des Bundes trugen; und dort sind sie noch bis auf den heutigen Tag.⁹ Josua Jos 6 4 9 7 Warum wurden diese Steine gleichsam im Flusse begraben? Zur Erinnerung daran, dass die Bundeslade an jener Stelle den reißenden Strom aufgehalten und in zwei Teile geteilt hatte. Die Steine waren wohl an eine Stelle gelegt, wo sie meist sichtbar waren. Josua Jos 6 4 9 8 Diese waren also, als das Lager aufbrach, nur 2000 Ellen voraufgezogen, um den Weg zu zeigen, dann aber blieben sie, nachdem sie ihren Standpunkt mitten im trockenen Strombett genommen, hier stehen, bis der Durchgang vollendet war. Sie sollten dem Volke Mut machen, das auf Furcht eilig hinüberzog. Josua Jos 6 4 9 9 Zusatz des späteren Überarbeiters? Josua Jos 6 0 1 2. Die Israeliten schicken sich zum Kampfe mit den Chananäern und zur Besitzergreifung des Landes an. (Kap. 5) A. Die Chananäer lassen, von Schrecken und Entsetzen erfasst, den Israeliten Zeit, ihre Vorbereitungen zu beenden. (V. 1) B. Die Israeliten beschneiden auf Gottes Befehl alle männlichen Angehörigen (V. 9) und feiern zum ersten Male das Osterfest in dem verheißenen Lande. Das Manna hört auf zu fallen, zum Zeichen, dass die Wanderung zu Ende. (V. 12) C. Josue wird durch die Erscheinung eines Engels für sein Amt gestärkt. Josua Jos 6 5 1 Postquam ergo audierunt omnes reges Amorrhæorum, qui habitabant trans Jordanem ad occidentalem plagam, et cuncti reges Chanaan, qui propinqua possidebant magni maris loca, quod siccasset Dominus fluenta Jordanis coram filiis Israel donec transirent, dissolutum est cor eorum, et non remansit in eis spiritus, timentium introitum filiorum Israel. Als nun alle Könige der Amorrhiter, welche jenseits des Jordans auf seiner Westseite wohnten, und alle Könige der Chananiter, welche die Ortschaften nahe am großen Meere innehatten,¹ hörten, dass der Herr das Wasser des Jordans vor den Söhnen Israels hatte austrocknen lassen, bis sie hinübergezogen waren, wurde ihr Herz verzagt und sie ließen den Mut sinken; denn sie fürchteten sich vor dem Einzuge der Söhne Israels.² Josua Jos 6 5 1 1 Die Völker sollen Gott fürchten. [Jos 4,24] Die genannten sieben Völker werden hier in zwei Gruppen zusammengefasst. Könige heißen die Oberhäupter der einzelnen Städte. Josua Jos 6 5 1 2 Hebr.: Sie ließen den Mut sinken vor den Söhnen Israels. Immer von neuem wird darauf hingewiesen, dass alles der Israeliten wegen geschieht, damit Gottes Güte und besondere Vorsehung ihnen in desto hellerem Lichte erstrahle. Josua Jos 6 5 10 Manseruntque filii Israel in Galgalis, et fecerunt Phase, quartadecima die mensis ad vesperum in campestribus Jericho: Während nun die Söhne Israels in Galgala blieben, feierten sie am vierzehnten Tage, des Monats am Abend,¹³ in den Ebenen Jerichos, das Phase, Josua Jos 6 5 10 13 Der Abend des 14. Gehörte bereits zum 15. Tage. Josua Jos 6 5 11 Et comederunt de frugibus terræ die altero, azymos panes, et polentam ejusdem anni. und am andern Tag aßen sie von den Früchten des Landes, ungesäuertes Brot, und Geröstetes¹⁴ von demselben Jahre. Josua Jos 6 5 11 14 Geröstete Getreideähren, eine noch jetzt bei den Arabern sehr beliebte Speise. Josua Jos 6 5 12 Defecitque manna postquam comederunt de frugibus terræ, nec usi sunt ultra cibo illo filii Israel, sed comederunt de frugibus præsentis anni terræ Chanaan. Das Manna aber hörte auf,¹⁵ nachdem sie von den Früchten des Landes gegessen hatten, und die Söhne Israels genossen hinfort diese Speise nicht mehr, sondern aßen von den Früchten desselben Jahres aus dem Lande Chanaan. Josua Jos 6 5 12 15 Hebr.: Am folgenden Tage aber hörte das Manna auf also am sechzehnten. Das Manna ist nicht mehr notwendig, da den Israeliten nun im Lande, das von Milch und Honig fließt, eine andere Speise zu Gebote steht. Es hört auf, damit sie erkennen, dass nur Gottes Güte das wunderbare Brot vom Himmel gespendet hat. Josua Jos 6 5 13 Cum autem esset Josue in agro urbis Jericho, levavit oculos, et vidit virum stantem contra se, evaginatum tenentem gladium, perrexitque ad eum, et ait: Noster es, an adversariorum? Als aber Josue auf dem Gefilde der Stadt Jericho war, erhob er seine Augen¹⁶ und sah sich gegenüber einen Mann stehen, der ein gezücktes Schwert in seiner Hand¹⁷ hielt.¹⁸ Da ging er auf ihn zu und sprach: Gehörst du zu uns oder zu den Feinden?¹⁹ Josua Jos 6 5 13 16 Andeutung, dass etwas Unverhofftes sich zeigt. Vergl. [Gen 18,2, Gen 33,1.5, Dan 10,5]. Josua Jos 6 5 13 17 Das gezückte Schwert weist auf Gottes Allmacht. Ein Schwert trug auch der Engel, der Balaam entgegentrat [Num 22,29], und der Cherub an der Pforte des Paradieses. [Gen 3,24] Josua Jos 6 5 13 18 Wie Moses im Dornbusche Gott sah und damit sein Amt als Führer des Volkes begann, so soll Josue erkennen, dass nicht seine Kraft und Weisheit die schwere Aufgabe lösen soll, die ihm auferlegt ist. Josue soll mit Feinden kämpfen, deshalb erscheint der Engel bewaffnet; Moses sah das Volk in Gefahren, darum erschien ihm Gott in den Flammen des Dornbusches, den Gottes Gegenwart schützt. Josua Jos 6 5 13 19 Nicht umsonst hat Gott ihn gemahnt [Jos 1,6.7.9], stark und mutig zu sein. Josua Jos 6 5 14 Qui respondit: Nequaquam: sed sum princeps exercitus Domini, et nunc venio. Er antwortete: Das nicht, vielmehr bin ich der Führer des Heeres des Herrn,²⁰ und komme soeben.²¹ Josua Jos 6 5 14 20 Führer sind die Engel, welche wir Erzengel nennen. (Hier.) Die Juden nehmen an, dass es der Erzengel Michael war, der nach [Dan 10,21] der Schutzengel des Volkes Israel war. Andere Ausleger nehmen mit älteren jüdischen Exegeten an, dass es derselbe Engel ist, der, wie Gott [Ex 23,20] verheißen, vor ihnen herzog, das ewige Wort. Josua Jos 6 5 14 21 War er nicht schon zuvor bei dem Volke? Hatte Gott nicht verheißen, Josue beizustehen, wie einst Moses? Er weist auf die besondere Bedeutung seiner Erscheinung hin. Vergl. [Dan 10,11.14.20]. Josua Jos 6 5 15 Cecidit Josue pronus in terram. Et adorans ait: Quid Dominus meus loquitur ad servum suum? Da fiel Josue auf sein Angesicht zur Erde,²² betete an und sprach: Was hat mein Herr seinem Knechte zu sagen?²³ Josua Jos 6 5 15 22 Wie Moses [Ex 3,6] und [Dan 10,8]. Ehe Moses und Josue wissen, mit wem sie reden, treten sie kühn herzu; da sie erfahren, dass Gott zu ihnen redet, wagen sie nicht, das Auge zu erheben. Josua Jos 6 5 15 23 Er ist bereit, zu gehorchen. Josua Jos 6 5 16 Solve, inquit, calceamentum tuum de pedibus tuis: locus enim, in quo stas, sanctus est. Fecitque Josue ut sibi fuerat imperatum. Er sprach: Ziehe deine Schuhe von deinen Füßen;²⁴ denn der Ort, an dem du stehest, ist heilig.²⁵ Da tat Josue, wie ihm geboten war. [Ex 3,5, Apg 7,33] Josua Jos 6 5 16 24 Noch sagt der Engel nicht, wozu er gekommen ist. Josue soll zuerst die Schuhe ausziehen, damit sein Herz desto mehr von dem Bewusstsein der Gegenwart Gottes durchdrungen werde. Der Befehl erinnert ihn an [Ex 3,5]. Die Schuhe sollen ausgezogen werden, weil an ihnen der Staub der von Gott mit dem Fluche belegten Erde haftet. Darum mussten auch die Priester Hände und Füße waschen, wenn sie das Heiligtum betraten [Ex 30,19, Ex 40,29] und gingen in diesem wahrscheinlich barfuß. Josua Jos 6 5 16 25 Weil Gott gegenwärtig ist, wie einst im brennenden Dornbusche. Josua Jos 6 5 2 Eo tempore ait Dominus ad Josue: Fac tibi cultros lapideos, et circumcide secundo filios Israel. Zu dieser Zeit sprach der Herr zu Josue: Mache dir steinerne Messer³ und beschneide die Söhne Israels zum zweiten Male.⁴ Josua Jos 6 5 2 3 Josue folgt dem Gebrauche der Vorzeit. Vergl. [Ex 4,25]. Josua Jos 6 5 2 4 Das Bundesvolk soll als solches, versehen mit dem Abraham gegebenen Bundeszeichen [Röm 4,11], in das Land der Verheißung einziehen, als ein geheiligtes, dem Herrn geweihtes Volk. Zum zweiten Male: Wie das Volk früher schon einmal beschnitten war. Seit dem Auszuge aus Ägypten ist es die erste allgemeine Beschneidung an den bisher Unbeschnittenen. Josua Jos 6 5 3 Fecit quod jusserat Dominus, et circumcidit filios Israel in colle præputiorum. Da tat er, was der Herr geboten hatte, und beschnitt die Söhne Israels am Hügel der Vorhäute.⁵ Josua Jos 6 5 3 5 So nannte man den Hügel nachher, dieser Begebenheit wegen. Josua Jos 6 5 4 Hæc autem causa est secundæ circumcisionis: Omnis populus, qui egressus est de gypto generis masculini, universi bellatores viri, mortui sunt in deserto per longissimos viæ circuitus, Dies aber ist die Ursache der zweiten Beschneidung: Das ganze Volk, das aus Ägypten auszog, soweit es männlichen Geschlechtes war, alle streitbaren Männer⁶ waren in der Wüste auf den langen Umwegen des Zuges gestorben; Josua Jos 6 5 4 6 Alle Männer von zwanzig Jahren an. Das galt als das Alter der Waffenfähigkeit. Vergl. [Num 14,29]. Immerhin hatte die Strafe nur jenen gegolten, welche wirklich Empörer gewesen, da Josue, Kaleb und andere ausdrücklich als Überlebende bezeichnet werden. Josua Jos 6 5 5 Qui omnes circumcisi erant. Populus autem qui natus est in deserto, diese waren alle beschnitten gewesen. Dagegen das Volk,⁷ welches in der Wüste geboren ward, Josua Jos 6 5 5 7 Es werden hiermit die dem Bunde Abrahams Fernstehenden bezeichnet, denen ja die Beschneidung des Leibes nichts nützte. Die Väter waren von Gott verworfen, darum sollten deren Leiber in der Wüste fallen. Die Strafe vierzigjähriger Wanderung sollten ihre Söhne mittragen, und dies ist (außer der Nachlässigkeit während der Zeit des Abfalls) der Grund, weshalb die auf dem Wege Geborenen nicht beschnitten sind. Nach Ablauf der Strafzeit werden die Söhne von dem auf ihnen lastenden Banne befreit und nach Chanaan geführt. So ward dem jungen Geschlechte das Bewusstsein lebendig erhalten, dass es in den Gottesbund eintreten soll, nicht allein durch die Gegenwart der Wolke und der Feuersäule, das Manna und andere Zeichen der Gnade Gottes, sondern auch durch das Zeichen der Glaubensgerechtigkeit Abrahams. Ohne besonderen Befehl Gottes will Josue den wichtigen Akt nicht vornehmen, der Herr aber gab ihm Trost, als er Israel in das verheißene Land eingeführt hatte, weil er durch diesen Gnadenbeweis die Herzen des Volkes zur Vollziehung seiner Gebote geneigt machen wollte. Josua Jos 6 5 6 Per quadraginta annos itineris latissimæ solitudinis incircumcisus fuit: donec consumerentur qui non audierant vocem Domini, et quibus ante juraverat ut non ostenderet eis terram lacte et melle manantem. war die vierzig Jahre hindurch auf dem Wege durch die weite Wüste unbeschnitten geblieben, bis jene umkamen, welche der Stimme des Herrn nicht gehorcht hatten und denen er vordem zugeschworen,⁸ er werde sie das Land nicht sehen lassen, welches von Milch und Honig fließt.⁹ Josua Jos 6 5 6 8 Hebr.: Denn Jahve hatte ihnen geschworen, dass er sie das Land, dessen Verleihung an uns Jahve ihren Vätern zugeschworen hatte, nicht sehen lassen werde. Die Septuag, an welche die Vulgata sich anschließt, war wohl von einem Worte schwören auf das andere abgeirrt. Uns: Gegensatz der Herzensgesinnung zwischen diesen und jenen. Josua Jos 6 5 6 9 Milch war ein Hauptnahrungsmittel der alten Morgenländer; Honig lieferte das Land in Menge, besonders von wilden Bienen. [Ri 14,8, 1Sam 14,26, Mt 3,4] Auch bei Euripides und Theokrit werden diese Erzeugnisse als Bild eines reichen Landes gebraucht. Josua Jos 6 5 7 Horum filii in locum successerunt patrum, et circumcisi sunt a Josue: quia sicut nati fuerant, in præputio erant, nec eos in via aliquis circumciderat. Ihre Söhne waren an die Stelle der Väter getreten und wurden von Josue beschnitten; denn wie sie geboren waren, so waren sie in der Vorhaut geblieben, und niemand hatte sie auf dem Wege beschnitten. Josua Jos 6 5 8 Postquam autem omnes circumcisi sunt, manserunt in eodem castrorum loco, donec sanarentur. Nachdem nun alle beschnitten waren,¹⁰ blieben sie an demselben Lagerorte, bis sie geheilt waren. Josua Jos 6 5 8 10 Vielleicht wurde die Beschneidung von den einzelnen Hausvätern vorgenommen, ähnlich wie einst von Abraham. [Gen 17,23ff] Josua Jos 6 5 9 Dixitque Dominus ad Josue: Hodie abstuli opprobrium gypti a vobis. Vocatumque est nomen loci illius Galgala, usque in præsentem diem. Da sprach der Herr zu Josue: Heute habe ich die Schmach Ägyptens¹¹ von euch hinweggenommen. Und jener Ort ward Galgala¹² genannt, bis auf den gegenwärtigen Tag. Josua Jos 6 5 9 11 Die Meinung der Ägypter, Gott habe Israel in die Wüste geführt, um sie dort zu Grunde gehen zu lassen. [Ex 32,12] Josua Jos 6 5 9 12 Abwälzung, Wegnahme. Der Name war dem Orte wohl schon eigen und erhielt nun eine bestimmte symbolische Bedeutung. Josua Jos 6 0 1 2. Eroberung des verheißenen Landes. (6,1 12,24) 1. Die Israeliten erobern und zerstören mit Gottes Hilfe die nächstgelegenen beiden Städte. (6,1 8,29) A. Wunderbare Einnahme von Jericho, dessen Mauern durch ein Wunder fallen. (V. 20) Vernichtung der Einwohner außer der Familie Rahabs und Zerstörung der Stadt. (V. 25) Fluch Josues über diejenigen, welche versuchen möchten, die Stadt wiederherzustellen. Josua Jos 6 6 1 Jericho autem clausa erat atque munita, timore filiorum Israel, et nullus egredi audebat aut ingredi. Jericho aber war verschlossen und verwahrt¹ aus Furcht vor den Söhnen Israels, und niemand wagte² aus- oder einzugehen.³ Josua Jos 6 6 1 1 Hebr.: Hatte geschlossen (die Tore) und war verschlossen (vor den Israeliten), so dass also niemand aus- oder eingehen konnte. Josua Jos 6 6 1 2 Hebr.: Niemand ging aus oder ein. Josua Jos 6 6 1 3 Es schien der Verheißung [Dtn 11,24] wenig zu entsprechen, dass alsbald die erste Stadt uneinnehmbar schien. Doch Gott greift ein, um Israel zu zeigen, dass von seinem Beistande aller Erfolg im Kriege gegen die Chananiter abhänge. Josua Jos 6 6 10 Præceperat autem Josue populo, dicens: Non clamabitis, nec audietur vox vestra, neque ullus sermo ex ore vestro egredietur: donec veniat dies in quo dicam vobis: Clamate, et vociferamini. Josue aber hatte dem Volke geboten und gesagt: Erhebet kein Geschrei und lasset eure Stimme nicht hören, ja, kein einziges Wort komme aus eurem Munde, bis der Tag da ist, an dem ich euch sage: Rufet laut und erhebet ein Geschrei! Josua Jos 6 6 11 Circuivit ergo arca Domini civitatem semel per diem, et reversa in castra, mansit ibi. Die Lade des Herrn zog also einmal des Tages um die Stadt, und kehrte hierauf in das Lager zurück, und blieb daselbst. Josua Jos 6 6 12 Igitur Josue de nocte consurgente, tulerunt sacerdotes arcam Domini, Und Josue stand des Nachts auf, die Priester aber trugen die Lade des Herrn, Josua Jos 6 6 13 Et septem ex eis septem buccinas, quarum in jubilæo usus est: præcedebantque arcam Domini ambulantes atque clangentes: et armatus populus ibat ante eos, vulgus autem reliquum sequebatur arcam, et buccinis personabat. und sieben von ihnen sieben Posaunen, wie sie im Jubeljahre gebraucht werden; diese zogen vor der Lade des Herrn einher und bliesen im Gehen; und das gewaffnete Volk schritt vor ihnen, das übrige Volk aber folgte der Lade, indem man in die Posaunen stieß. Josua Jos 6 6 14 Circuieruntque civitatem secundo die semel, et reversi sunt in castra. Sic fecerunt sex diebus. So zogen sie auch am zweiten Tage einmal um die Stadt und kehrten dann in das Lager zurück. Dasselbe taten sie sechs Tage hindurch. Josua Jos 6 6 15 Die autem septimo, diluculo consurgentes, circuierunt urbem, sicut dispositum erat, septies. Am siebenten Tage aber brachen sie am frühen Morgen auf und zogen, wie geboten war, siebenmal um die Stadt.¹³ Josua Jos 6 6 15 13 Nehmen wir an, dass Jericho einen Umkreis von einer Stunde hatte, so brauchte ein feierlicher Umzug mindestens anderthalb Stunden, also sieben Umzüge zehneinhalb Stunden. Hierzu ist indes zwischen je zwei Umzügen eine Ruhepause zu rechnen, so dass im ganzen wohl zwölf Stunden vergingen. Dann war der Sabbat wohl bereits zu Ende und das Zerstörungswerk konnte beginnen. Josua Jos 6 6 16 Cumque septimo circuitu clangerent buccinis sacerdotes, dixit Josue ad omnem Israel: Vociferamini: tradidit enim vobis Dominus civitatem: Als nun die Priester bei dem siebenten Umgange in die Posaunen stießen, sprach Josue zu ganz Israel: Erhebet ein Geschrei! Denn der Herr hat euch die Stadt preisgegeben. Josua Jos 6 6 17 Sitque civitas hæc anathema: et omnia quæ in ea sunt, Domino: sola Rahab meretrix vivat cum universis, qui cum ea in domo sunt: abscondit enim nuntios quos direximus. Diese Stadt sei im Banne und alles, was darin ist, gehöre dem Herrn;¹⁴ nur die Buhlerin Rahab soll samt allen, die bei ihr im Hause sind, am Leben bleiben, denn sie hat die Boten, welche wir aussandten, verborgen. [Jos 2,4, Hebr 11,31] Josua Jos 6 6 17 14 Ist der Befehl nicht grausam? Doch 400 Jahre hat Gottes Geduld und Güte gewartet [Gen 15,16], jetzt waltet seine Gerechtigkeit. Aber sind nicht die Israeliten unmenschlich? Sie sind Werkzeuge der strafenden Gerechtigkeit Gottes. Das Vorgehen gegen die erste Stadt ist zudem härter als gegen die übrigen Städte, es soll wohl diese mit Furcht und Schrecken erfüllen, damit sie noch Buße tun und Rettung finden, wie Rahab und die Gabaoniten. Übrigens war in den ältesten Zeiten jeder Krieg ein Vertilgungskrieg, und jene Behandlung der chananitischen Städte wurde durch die wichtigsten Gründe (insbesondere die Fernhaltung alles unheiligen und götzendienerischen Wesens von den Israeliten) geboten, wie so vieles andere, was selbst heutzutage die Völker aus Ausfluss des Eroberungsrechtes geltend machen. Endlich aber waren die Israeliten in der Ausführung des Bannes an die gesetzlichen Bestimmungen gebunden [Dtn 13,15ff], so dass aller Willkür Schranken gesetzt waren. Josua Jos 6 6 18 Vos autem cavete ne de his, quæ præcepta sunt, quippiam contingatis, et sitis prævaricationis rei, et omnia castra Israel sub peccato sint atque turbentur. Ihr aber hütet euch, etwas von dem zu berühren, was verboten ist, und euch zu versündigen, dass nicht das ganze Heerlager Israels in Schuld und Verwirrung gerate.¹⁵ Josua Jos 6 6 18 15 Die Warnung beachtete Achan zu seinem und der Seinigen Verderben nicht. Das hebr. Wort Achar enthält bereits eine Anspielung auf Achan. Josua Jos 6 6 19 Quidquid autem auri et argenti fuerit, et vasorum æneorum ac ferri, Domino consecretur, repositum in thesauris ejus. Alles aber, was an Gold und Silber, ehernen und eisernen Geräten da ist, soll dem Herrn geheiligt sein und in seinen Schatz niedergelegt werden. Josua Jos 6 6 2 Dixitque Dominus ad Josue: Ecce dedi in manu tua Jericho, et regem ejus, omnesque fortes viros. Da sprach der Herr zu Josue: Siehe, ich habe Jericho und dessen König und alle streitbaren Männer in deine Hand gegeben. Josua Jos 6 6 20 Igitur omni populo vociferante, et clangentibus tubis, postquam in aures multitudinis vox sonitusque increpuit, muri illico corruerunt: et ascendit unusquisque per locum, qui contra se erat: ceperuntque civitatem, Als nun das gesamte Volk ein Geschrei erhob, und die Trompeten erklangen,¹⁶ und das Geschrei und der Klang an die Ohren des Volkes drang, stürzten die Mauern alsbald zusammen;¹⁷ und ein jeder stieg an der Stelle hinauf, an der er gerade stand; und sie nahmen die Stadt ein [Hebr 11,30, 2Makk 12,15] Josua Jos 6 6 20 16 Hebr.: Und das Volk erhob ein Geschrei und sie stießen in die Posaunen. Und es geschah, als das Volk den Schall der Posaunen hörte, erhob es ein großes Geschrei und die Mauern usw. Des Posaunenschalls geschieht zuerst Erwähnung bei der Herabkunft des Herrn auf dem Berg Sinai. Posaunen leiten den Tag des Neumondes im siebenten Monate ein [Lev 23,24] und kündigen das Jubeljahr an. [Lev 25,9] Am Sinai war gleichsam die Ankunft Gottes zur Bundesschließung so kundgegeben, im Jubeljahre kündigen die Posaunen Gottes Ankunft, der durch das Gnadenjahr einen Vorgeschmack gibt von der herrlichen Freiheit, zu welcher die Kinder Gottes bei der Wiederkunft des Herrn gelangen werden. Doch wenn der Herr kommt, sein Reich auf der Erde zu gründen, zu bauen und zu vollenden, so kommt er auch die seinem Reiche entgegenstehende Weltmacht zu stürzen und zu vernichten. So verkünden denn auch vor Jericho die Posaunen die Erscheinung des Herrn zum Gericht über die Stadt. (Vergl. auch die Beschreibungen des jüngsten Gerichtes [1Kor 15,51ff, 1Thess 4,16, Offb 20, Offb 21]) Josua Jos 6 6 20 17 Erstlingsgaben sind Gott geweiht (Theodor), doch ist er hier auch der einzige Streiter. Den Erstling der Städte des Landes und die festeste Stadt desselben übergibt Gott seinem Volke, ohne dass dieses sich müht, damit es die Eroberung von Chanaan nicht als sein Werk, und den Besitz des Landes nicht als selbsterworbenes ansehen soll, mit dem es nach Belieben zu schalten vermag, sondern als ein Gnadengut des Herrn gebraucht, das er ihm zu Lehen gegeben und entziehen kann, sobald Israel sich seiner Gnade unwürdig macht. Josua Jos 6 6 21 Et interfecerunt omnia quæ erant in ea, a viro usque ad mulierem, ab infante usque ad senem. Boves quoque et oves et asinos in ore gladii percusserunt. und töteten alles, was in derselben war, Mann und Weib, Kind und Greis. Auch die Rinder, und Schafe und Esel erschlugen sie mit der Schärfe des Schwertes. Josua Jos 6 6 22 Duobus autem viris, qui exploratores missi fuerant, dixit Josue: Ingredimini domum mulieris meretricis, et producite eam, et omnia quæ illius sunt, sicut illi juramento firmastis. Zu den beiden Männern aber, welche als Kundschafter gesandt worden waren, sprach Josue: Gehet in das Haus der Buhlerin, und führet sie und alles, was ihr gehört, heraus, wie ihr es ihr mit einem Eide zugeschworen habt. [Jos 2,1.14] Josua Jos 6 6 23 Ingressique juvenes, eduxerunt Rahab, et parentes ejus, fratres quoque, et cunctam supellectilem ac cognationem illius, et extra castra Israel manere fecerunt. Da gingen die Jünglinge hinein, führten Rahab, ihre Eltern, und ihre Brüder¹⁸ samt allem Hausrat und ihren Angehörigen heraus, und ließen sie außerhalb des Lagers Israels bleiben.¹⁹ [Hebr 11,31] Josua Jos 6 6 23 18 Der durch Liebe tätige Glaube rettete Rahab. Wie aber der heilige Paulus seine 275 Mitreisenden rettete, wie zehn Gerechte den Untergang von Sodom hätten fernhalten können, so werden um Rahabs willen ihre Verwandten verschont. Josua Jos 6 6 23 19 Nach dem Vorbilde von [Lev 24,14, Num 31,19]. Sie waren unrein und mussten deshalb eine bestimmte Zeit außerhalb des Lagers bleiben. Josua Jos 6 6 24 Urbem autem, et omnia, quæ erant in ea, succenderunt; absque auro et argento, et vasis æneis, ac ferro, quæ in ærarium Domini consecrarunt. Die Stadt aber und alles, was darin war, brannten sie nieder; nur das Gold und Silber, und die ehernen und eisernen Gerätschaften weihten sie dem Schatze des Herrn.²⁰ [Jos 8,2] Josua Jos 6 6 24 20 Hebr.: Dem Schatze des Hauses des Herrn. Josua Jos 6 6 25 Rahab vero meretricem, et domum patris ejus, et omnia quæ habebat, fecit Josue vivere, et habitaverunt in medio Israel usque in præsentem diem: eo quod absconderit nuntios, quos miserat ut explorarent Jericho. In tempore illo, imprecatus est Josue, dicens: Die Buhlerin Rahab aber und die Familie ihres Vaters, und alles, was sie hatte, ließ Josue am Leben, und so blieben sie bis auf den heutigen Tag unter Israel wohnen;²¹ weil sie die Boten verborgen hatte, welche er ausgesandt, um Jericho auszukundschaften. Zu jener Zeit sprach Josue diesen Fluch aus:²² Josua Jos 6 6 25 21 Eingepfropft als wildes Reis auf den Ölbaum, ein Bild der Heiden, welche in das neue Israel, die Kirche, aufgenommen wurden. (Vergl. [Röm 11,17.24]) Nach [Mt 1,5] nahm Salmon, ein Fürst aus Juda, sie zum Weibe, wodurch sie die Ahnfrau Davids und die Stammmutter des Messias wurde, ähnlich wie lange vor ihr Thamar [Gen 38,28ff] und nach ihr Ruth. [Rut 4,21ff] Josua Jos 6 6 25 22 So sprach auch Agamemnon einen Fluch über Ilion, Scipio über Karthago aus. Josua Jos 6 6 26 Maledictus vir coram Domino, qui suscitaverit et ædificaverit civitatem Jericho. In primogenito suo fundamenta illius jaciat, et in novissimo liberorum ponat portas ejus. Verflucht sei vor dem Herrn, wer die Stadt Jericho wieder herstellt und aufbaut!²³ Es werde sein Erstgeborner dahingerafft, wenn er ihren Grund legt, und sein jüngstes Kind, wenn er ihre Tore einsetzt. Josua Jos 6 6 26 23 Das Verbot bezieht sich nicht so auf das Wiederaufbauen der Häuser, wie auf die Befestigung. Josue selbst teilt ja die Stadt [Jos 18,21] mit anderen Städten dem Stamme Benjamin zu, worin doch liegt, dass sie von demselben bewohnt werden soll, wie wir denn in der Folge auch Jericho als bewohnte Stadt treffen. [Ri 3,13, 2Sam 10,5] Dennoch ging Josues Fluch unter Ahab in Erfüllung, als Hiel aus Bethel es unternahm, den Ort zu einer festen Stadt umwandeln zu wollen. [1Kön 16,34] Josua Jos 6 6 27 Fuit ergo Dominus cum Josue, et nomen ejus vulgatum est in omni terra. Der Herr aber war mit Josue und sein Name ward kund im ganzen Lande. Josua Jos 6 6 3 Circuite urbem cuncti bellatores semel per diem: sic facietis sex diebus. Ziehet einmal des Tages um die Stadt, ihr sämtlichen Kriegsmänner, und tuet dies sechs Tage hindurch.⁴ Josua Jos 6 6 3 4 So zeigt Gott den Israeliten, dass er allein den Erfolg gibt, den Chananitern aber wird offenbar, dass jeder Widerstand vergeblich ist. Der heilige Chrysostomus nimmt an, dass Gott den Bewohnern der Stadt diese sieben Tage als Zeit der Buße gewährte, wie der Stadt Ninive die dreitägige Predigt des Jonas. Josua Jos 6 6 4 Septimo autem die sacerdotes tollant septem buccinas, quarum usus est in jubilæo, et præcedant arcam fderis: septiesque circuibitis civitatem, et sacerdotes clangent buccinis. Am siebenten Tage aber sollen die Priester⁵ sieben Posaunen nehmen, wie man im Jubeljahre gebraucht,⁶ und sollen vor der Lade des Bundes einhergehen,⁷ und ihr sollt siebenmal um die Stadt ziehen, während die Priester in die Posaunen stoßen. Josua Jos 6 6 4 5 Hebr.: Sieben Priester. Bedeutsam ist die Siebenzahl der Posaunen, Priester, Tage, nämlich 6 an den 6 ersten Tagen, 7 an dem letzten Tage, der wahrscheinlich, wie die Rabbinen schon annahmen, ein Sabbat war. Sieben ist die Zahl der Vollendung. Die Zerstörung Jerichos soll ein Vorbild der schließlichen Vernichtung der dem Reiche Gottes feindlich gegenüberstehenden Weltmacht in der letzten Zeit sein. Josua Jos 6 6 4 6 Nach anderen: Jubel- und Lärmposaunen, Widderhörner. Josua Jos 6 6 4 7 Die Vulgata trennt den ersten Teil von V. 4 von V. 3. Hiernach könnte es scheinen, als ob die Priester nur am siebenten Tage blasen sollten. Hebr.: Und sieben Priester sollen sieben Jubelposaunen vor der lade tragen; aber am siebenten Tage sollt ihr sieben Mal um sie Stadt ziehen usw. Josua Jos 6 6 5 Cumque insonuerit vox tubæ longior atque concisior, et in auribus vestris increpuerit, conclamabit omnis populus vociferatione maxima, et muri funditus corruent civitatis, ingredienturque singuli per locum contra quem steterint. Wenn dann der Ton der Trompete länger und schneidender erschallt,⁸ soll das ganze Volk, sobald derselbe an sein Ohr dringt, ein lautes Geschrei erheben; alsdann werden die Mauern der Stadt bis auf den Grund zusammenstürzen, und ein jeder soll an der Stelle eindringen, wo er steht.⁹ Josua Jos 6 6 5 8 Hebr.: Wenn aber die Lärmposaune geblasen wird, soll das ganze Volk, sobald ihr den Trompetenschall usw. Josua Jos 6 6 5 9 Damit die Ordnung möglichst gewahrt werde. Josua Jos 6 6 6 Vocavit ergo Josue filius Nun sacerdotes, et dixit ad eos: Tollite arcam fderis: et septem alii sacerdotes tollant septem jubilæorum buccinas, et incedant ante arcam Domini. Da berief Josue, der Sohn Nuns, die Priester und sprach zu ihnen: Nehmet die Lade des Bundes, und sieben andere Priester¹⁰ sollen sieben Jubelposaunen nehmen und vor der Lade des Herrn hergehen. Josua Jos 6 6 6 10 Andere fehlt im Hebr. Andere als die, welche die Bundeslade tragen. Josua Jos 6 6 7 Ad populum quoque ait: Ite, et circuite civitatem, armati, præcedentes arcam Domini. Dann sprach er zu dem Volke: Gehet hin und ziehet bewaffnet um die Stadt, vor der Lade des Herrn einher!¹¹ Josua Jos 6 6 7 11 Hebr.: Gehet hin und ziehet um die Stadt, und die Gewaffneten sollen vor der Lade des Herrn einhergehen. Josua Jos 6 6 8 Cumque Josue verba finisset, et septem sacerdotes septem buccinis clangerent ante arcam fderis Domini, Als nun Josue diese Worte geendet hatte, bliesen die sieben Priester mit sieben Posaunen vor der Lade des Bundes des Herrn her, Josua Jos 6 6 9 Omnisque præcederet armatus exercitus, reliquum vulgus arcam sequebatur, ac buccinis omnia concrepabant. und das ganze Heer zog gewaffnet voran, während der übrige Haufe der Lade folgte, und alles hallte vom Klange der Posaunen wieder.¹² Josua Jos 6 6 9 12 In der Wiedergabe der Botschaft des Engels V. 3-5 ist, um eine Wiederholung derselben Dinge zu vermeiden, manches übergangen, was im Bericht über die Ausführung erst Erwähnung findet. Voran ziehen die Gerüsteten, ihnen folgen die Priester mit den sieben Posaunen, diesen schließen sich die Priester, welche die Bundeslade tragen, an, der die übrigen Krieger als Nachhut dienen. Ob, wie in der Wüste [Num 10,25] so auch hier Dan den Zug schloss, ist nicht angegeben. Die Posaunen sind gleichsam die Stimme Gottes an das Volk. Josua Jos 6 0 1 Achan entwendet etwas von der Gott geweihten Beute. (V. 1) B. Hai wird bestürmt, aber umsonst (V. 5) wegen des Verbrechens Achans. (V. 15) Dasselbe wird entdeckt und bestraft. Josua Jos 6 7 1 Filii autem Israel prævaricati sunt mandatum, et usurpaverunt de anathemate. Nam Achan filius Charmi, filii Zabdi, filii Zare de tribu Juda, tulit aliquid de anathemate: iratusque est Dominus contra filios Israel. Die Söhne Israels aber übertraten das Gebot¹ und vergriffen sich² an dem Gebannten; denn Achan,³ der Sohn Charmis, des Sohnes Zabdis,⁴ des Sohnes Zares,⁵ vom Stamme Juda, nahm etwas von dem Gebannten. Da zürnte der Herr über die Söhne Israels.⁶ [Jos 22,16.20, 1Chr 2,7] Josua Jos 6 7 1 1 Zusatz der Septuag, welcher die Vulgata folgt. Josua Jos 6 7 1 2 Hebr.: Vergriffen sich an dem Gebannten. Josua Jos 6 7 1 3 [1Chr 2,7] heißt er Achar, mit Erklärung seines Namens. Josua Jos 6 7 1 4 [1Chr 2,6] Zimri ein Schreibfehler, durch Verwechslung der Buchstaben herbeigeführt. Josua Jos 6 7 1 5 Des Zwillingsbruders des Phares [Gen 38,29ff]. Es ist also das vierte Geschlecht nach Judas. Josua Jos 6 7 1 6 Sollte keiner unter allen Israeliten gewesen sein, der Gottes Zorn verdiente? Gewiss, aber die Sünde Achans war eine eigenartige, deren Größe allen zur Warnung offenbar werden sollte, welche Teile der gleichen Gemeinschaft waren. Vor Jericho hat der Herr seinen großen und heiligen Namen kundgetan, vor Hai will er auch den Israeliten zeigen, dass er sich auch an ihnen heilig erweist, wenn sie sein Gebot übertreten. Josua Jos 6 7 10 Dixitque Dominus ad Josue: Surge, cur jaces pronus in terra? Da sprach der Herr zu Josue: Stehe auf, warum liegst du auf deinem Angesichte am Boden?¹⁵ Josua Jos 6 7 10 15 Stehe lieber auf und ermittle und beseitige die Sünde, die Ursache der Niederlage ist, denn an meiner Treue zu zweifeln, hast du keinen Grund. Josua Jos 6 7 11 Peccavit Israel, et prævaricatus est pactum meum: tuleruntque de anathemate, et furati sunt atque mentiti, et absconderunt inter vasa sua. Israel hat sich versündigt und meinen Bund übertreten; sie haben von dem Gebannten genommen und einen Diebstahl begangen und Unterschlagung, und haben es unter ihren Gerätschaften verborgen.¹⁶ Josua Jos 6 7 11 16 Übertreten, genommen, gestohlen, unterschlagen, unter ihre Gerätschaften gelegt. Steigerung, denn das ist der Gipfel der Freveltat, dass sie sich angeeignet haben, was Gott gehörte. Josua Jos 6 7 12 Nec poterit Israel stare ante hostes suos, eosque fugiet: quia pollutus est anathemate: non ero ultra vobiscum, donec conteratis eum, qui hujus sceleris reus est. Israel wird vor seinen Feinden nicht Stand halten können und wird vor ihnen fliehen, denn es ist mit dem Gebannten verunreinigt;¹⁷ ich werde nicht eher wieder mit euch sein, bis ihr den, welcher dieser Missetat schuldig ist, vertilgt.¹⁸ Josua Jos 6 7 12 17 Hebr.: Denn sie sind selbst dem Banne verfallen. Josua Jos 6 7 12 18 Achans Strafe soll andern zur Warnung dienen. Josua Jos 6 7 13 Surge, sanctifica populum, et dic eis: Sanctificamini in crastinum: hæc enim dicit Dominus Deus Israel: Anathema in medio tui est Israel: non poteris stare coram hostibus tuis, donec deleatur ex te qui hoc contaminatus est scelere. Stehe auf,¹⁹ heilige das Volk, und sage ihnen: Heiliget euch auf morgen! denn so spricht der Herr, der Gott Israels: Dem Banne Geweihtes ist unter dir, Israel; du wirst vor deinen Feinden nicht Stand halten können, bis der aus dir weggetilgt ist, welcher sich mit dieser Missetat befleckt hat. [Lev 20,7, Num 11,18, Jos 3,5, 1Sam 16,15] Josua Jos 6 7 13 19 Anknüpfung an V. 10. Josua Jos 6 7 14 Accedetisque mane singuli per tribus vestras: et quamcumque tribum sors invenerit, accedet per cognationes suas, et cognatio per domos, domusque per viros. Kommet morgen alle herbei, Stamm für Stamm; und der Stamm, den das Los treffen wird,²⁰ möge Geschlecht für Geschlecht herzutreten; jedes Geschlecht nach Familien, und aus jeder Familie die einzelnen Männer.²¹ Josua Jos 6 7 14 20 Die Weise ist nicht bekannt. Josua Jos 6 7 14 21 Gleichsam einander einschließende Kreise natürlicher Ordnungen. Josua Jos 6 7 15 Et quicumque ille in hoc facinore fuerit deprehensus, comburetur igni cum omni substantia sua: quoniam prævaricatus est pactum Domini, et fecit nefas in Israel. Wer dann immer der ist, der auf dieser bösen Tat²² betroffen wird, der werde samt aller seiner Habe mit Feuer verbrannt;²³ weil er den Bund des Herrn übertreten und einen Frevel in Israel begangen hat.²⁴ Josua Jos 6 7 15 22 Hebr.: Beim Verbannten, im Besitze des dem Banne Geweihten. Josua Jos 6 7 15 23 Verschärfung der Todesstrafe. Josua Jos 6 7 15 24 Ein böses Beispiel gegeben hat. Josua Jos 6 7 16 Surgens itaque Josue mane, applicuit Israel per tribus suas, et inventa est tribus Juda. Des Morgens also stand Josue auf und ließ Israel Stamm für Stamm²⁵ hinzutreten, da ward der Stamm Juda getroffen. Josua Jos 6 7 16 25 Wohl die Häupter der einzelnen Vaterhäuser als Vertreter der Stämme. Josua Jos 6 7 17 Quæ cum juxta familias suas esset oblata, inventa est familia Zare. Illam quoque per domos offerens, reperit Zabdi: Als dieser nach seinen Geschlechtern vorgeführt war, ward das Geschlecht Zares getroffen; und als er auch dieses nach Familien vorführte, ward die Familie Zabdi getroffen. Josua Jos 6 7 18 Cujus domum in singulos dividens viros, invenit Achan filium Charmi, filii Zabdi: filii Zare de tribu Juda. Als er nun dessen Familie nach den einzelnen Männern teilte, fand er Achan, den Sohn Charmis, des Sohnes Zabdis, des Sohnes Zares, vom Stamme Juda. Josua Jos 6 7 19 Et ait Josue ad Achan: Fili mi, da gloriam Domino Deo Israel, et confitere, atque indica mihi quid feceris, ne abscondas. Da sprach Josue zu Achan: Mein Sohn! gib dem Herrn, dem Gott Israels, die Ehre, und bekenne, und zeige mir an, was du getan hast, und verheimliche es nicht.²⁶ Josua Jos 6 7 19 26 Achan soll seine Sünde bekennen, um Nachlass der Schuld von Gott zu erlangen, wenn er auch der zeitlichen Strafe durch den Ausspruch des Herrn unwiderruflich verfallen ist. Josua Jos 6 7 2 Cumque mitteret Josue de Jericho viros contra Hai, quæ est juxta Bethaven, ad orientalem plagam oppidi Bethel, dixit eis: Ascendite, et explorate terram. Qui præcepta complentes exploraverunt Hai. Josue nämlich sandte von Jericho aus Männer nach Hai,⁷ welches unweit Bethaven, östlich von dem Orte Bethel liegt, und sprach zu ihnen: Ziehet hinauf und erforschet das Land! Sie erfüllten den Auftrag und forschten Hai aus. Josua Jos 6 7 2 7 Hai lag etwa 20 Kilometer nordwestlich von Jericho und 18 Kilometer nördlich von Jerusalem. Von dort führte der Weg in das Herz des Landes. Josua Jos 6 7 20 Responditque Achan Josue, et dixit ei: Vere ego peccavi Domino Deo Israel, et sic et sic feci. Da antwortete Achan Josue und sprach zu ihm:²⁷ Wahrlich, ich habe gegen den Herrn, den Gott Israels, gesündigt und so und so habe ich es getan. Josua Jos 6 7 20 27 Achan bekennt seine Sünden von ganzem Herzen, anders als einst Adam und Kain, und erklärt sich der Strafe Gottes schuldig. Josua Jos 6 7 21 Vidi enim inter spolia pallium coccineum valde bonum, et ducentos siclos argenti, regulamque auream quinquaginta siclorum: et concupiscens abstuli, et abscondi in terra contra medium tabernaculi mei, argentumque fossa humo operui. Ich sah nämlich unter der Beute einen sehr schönen roten Mantel,²⁸ und zweihundert Sekel Silber, und eine Goldstange, fünfzig Sekel schwer;²⁹ da gelüstete es mich darnach, und ich nahm es weg, und verbarg es unter der Erde in der Mitte meines Zeltes, und bedeckte das Silber mit der ausgegrabenen Erde.³⁰ Josua Jos 6 7 21 28 Hebr.: Einen Mantel von Senaar (Babylonien), also einen Mantel von besonders kostbarem Gewebe, wie sie in Babylonien gefertigt wurden. Josua Jos 6 7 21 29 200 Sekel Silber; etwa über 500 Mark; 50 Sekel Gold: gegen 820 Gramm. Josua Jos 6 7 21 30 Hebr.: und legte das Silber darunter (unter den Mantel). Josua Jos 6 7 22 Misit ergo Josue ministros: qui currentes ad tabernaculum illius, repererunt cuncta abscondita in eodem loco, et argentum simul. Darauf sandte Josue Boten hin; diese liefen zu seinem Zelte und fanden alles an demselben Orte verborgen, und auch das Silber dabei.³¹ Josua Jos 6 7 22 31 Die gestohlenen Gegenstände sollen das Schuldbekenntnis Achans bestätigen und alsdann Gottes Befehl gemäß vernichtet werden. Josua Jos 6 7 23 Auferentesque de tentorio tulerunt ea ad Josue, et ad omnes filios Israel, projeceruntque ante Dominum. Und sie nahmen es aus dem Zelte fort, und brachten es zu Josue und zu allen Söhnen³² Israels, und legten es vor den Herrn nieder.³³ Josua Jos 6 7 23 32 Genauer die Septuag: Ältesten. Josua Jos 6 7 23 33 Vor die Bundeslade nieder. Josua Jos 6 7 24 Tollens itaque Josue Achan filium Zare, argentumque et pallium, et auream regulam, filios quoque et filias ejus, boves et asinos, et oves, ipsumque tabernaculum, et cunctam supellectilem: (et omnis Israel cum eo) duxerunt eos ad Vallem Achor: Da nahm Josue Achan, den Sohn Zares, und das Silber, den Mantel, und die Goldstangen, sowie seine Söhne und Töchter,³⁴ seine Rinder, Esel und Schafe, und selbst das Zelt, und alle seine Habe; und (er und ganz Israel mit ihm) führten sie in das Tal Achor.³⁵ Josua Jos 6 7 24 34 Durch welches Gericht Gottes geschah es, dass auch die Kinder Achans an seiner Strafe Teil hatten? Das weiß der, bei dem seine Ungerechtigkeit ist. (Aug.) Sollte einer der Angehörigen Achans an dem Frevel unbeteiligt gewesen sein, was aber das Gesetz des Bannes voraussetzte, so traf ihn der Tod, wie sonst ein Unglück den Menschen trifft; auch konnte Gott den aus höheren Rücksichten verhängten zeitlichen Tod reichlich durch Belohnung in der Ewigkeit aufwiegen. Josua Jos 6 7 24 35 Der Name ist hier vorweggenommen. Das Tal lag nördlich von Jericho an der nördlichen Grenze des Stammes Juda. Josua Jos 6 7 25 Ubi dixit Josue: Quia turbasti nos, exturbet te Dominus in die hac. Lapidavitque eum omnis Israel: et cuncta quæ illius erant, igne consumpta sunt. Dort sprach Josue: Weil du uns in das Unglück gestürzt hast, möge auch dich der Herr an diesem Tage in's Unglück stürzen.³⁶ Da steinigte ihn ganz Israel,³⁷ und alles, was sein war, ward mit Feuer verbrannt. Josua Jos 6 7 25 36 Nicht Anwünschung, sondern Richterspruch. Gott verhängt die Strafe. Josua Jos 6 7 25 37 Und die Seinigen wohl mit ihm. Die Steinigung wird über Achan verhängt, weil er durch seinen Raub der Ehre Gottes in ähnlicher Weise zu nahe getreten war, wie Gotteslästerer, Sabbatschänder, Zeichendeuter usw. Josua Jos 6 7 26 Congregaveruntque super eum acervum magnum lapidum, qui permanet usque in præsentem diem. Et aversus est furor Domini ab eis. Vocatumque est nomen loci illius, Vallis Achor, usque hodie. Sodann errichteten sie über ihm einen großen Steinhaufen,³⁸ welcher noch bis auf den heutigen Tag vorhanden ist. Da wandte sich der Zorn des Herrn von ihnen.³⁹ Jene Stätte aber ward bis auf den heutigen Tag das Tal Achor genannt. [2Sam 18,17] Josua Jos 6 7 26 38 Ein Schanddenkmal und Warnungszeichen für Spätere. Vergl. [Jos 8,29] und [2Sam 18,17]. Josua Jos 6 7 26 39 Von den Menschen auf Gott übertragene Ausdrucksweise: Er zeigte sich wieder gnädig. Josua Jos 6 7 3 Et reversi dixerunt ei: Non ascendat omnis populus, sed duo vel tria millia virorum pergant, et deleant civitatem: quare omnis populus frustra vexabitur contra hostes paucissimos? Und als sie zurückkamen, sprachen sie zu ihm: Nicht das ganze Volk ziehe hinauf, sondern zwei- oder dreitausend Männer mögen hinziehen, und die Stadt zerstören; warum soll das ganze Volk sich umsonst gegen so wenige Feinde bemühen? Josua Jos 6 7 4 Ascenderunt ergo tria millia pugnatorum. Qui statim terga vertentes, Da zogen dreitausend streitbare Männer hinauf. Doch sie ergriffen alsbald die Flucht Josua Jos 6 7 5 Percussi sunt a viris urbis Hai, et corruerunt ex eis triginta sex homines: persecutique sunt eos adversarii de porta usque ad Sabarim, et ceciderunt per prona fugientes: pertimuitque cor populi, et instar aquæ liquefactum est. und wurden von den Männern der Stadt Hai geschlagen, und es fielen von ihnen sechsunddreißig Mann; und die Feinde verfolgten sie vom Stadttore an bis nach Sabarim,⁸ und sie fielen, indem sie abwärts flohen; da ward das Herz des Volkes verzagt und zerfloss wie Wasser. Josua Jos 6 7 5 8 Sept., Pesch., Targ.: bis zu ihrer Vernichtung. Dies erklärt freilich den niederschmetternden Eindruck besser als der Tod von (etwa hebr.) 36 Männern, obwohl auch die Flucht von 3000 auserlesenen Streitern betrübend ist, die doch bei einer Einwohnerzahl von 12000 [Jos 8,25] mit nicht viel mehr Gegnern zu kämpfen hatten. Doch die Hauptursache der Bestürzung ist wohl die Erkenntnis, dass Gott nicht mit ihnen ist. Josua Jos 6 7 6 Josue vero scidit vestimenta sua, et pronus cecidit in terram coram arca Domini usque ad vesperam, tam ipse quam omnes senes Israel: miseruntque pulverem super capita sua, Josue aber zerriss seine Kleider⁹ und fiel vor der Lade des Herrn auf sein Angesicht zur Erde, bis zum Abend, er und alle Ältesten Israels; und sie streuten Staub auf ihr Haupt,¹⁰ Josua Jos 6 7 6 9 Die Kleider wurden vorne an der Brust eingerissen, aber nicht mehr als etwa in der Länge einer Hand. Wenn der Hohepriester [Mt 26,65] oder Paulus und Barnabas ihre Kleider zerreißen [Apg 14,14], so geschah dies aus einem der Trauer verwandten Aspekte, dem Unwillen. Josua Jos 6 7 6 10 Zeichen der Trauer und Buße in Erinnerung an [Gen 3,19]. Josua Jos 6 7 7 Et dixit Josue: Heu Domine Deus, quid voluisti traducere populum istum Jordanem fluvium, ut traderes nos in manus Amorrhæi, et perderes? utinam ut cpimus, mansissemus trans Jordanem. und Josue sprach: Ach! Herr, Gott! warum hast du dieses Volk über den Fluss Jordan ziehen lassen, um uns in die Hände der Amorrhiter zu geben und zu verderben?¹¹ O dass wir, wie wir begonnen,¹² jenseits des Jordans geblieben wären! Josua Jos 6 7 7 11 Vergleiche die murrende Klage des Volkes [Num 14,2.3] und die Betrübnis Moses [Num 11,10-16]. Josua Jos 6 7 7 12 Septuag: O wären wir doch jenseits des Jordans geblieben und hätten uns dort niedergelassen! Josua Jos 6 7 8 Mi Domine Deus quid dicam, videns Israelem hostibus suis terga vertentem? Mein Herr und Gott! was soll ich sagen, da ich Israel vor seinen Feinden fliehen sehe?¹³ Josua Jos 6 7 8 13 Diese Worte sollen die Kühnheit der folgenden Frage mildern. Josua Jos 6 7 9 Audient Chananæi, et omnes habitatores terræ, et pariter conglobati circumdabunt nos, atque delebunt nomen nostrum de terra: et quid facies magno nomini tuo? Die Chananiter und alle Einwohner des Landes werden es hören, und werden sich zusammenrotten, und uns umringen, und unsern Namen von dem Erdboden vertilgen; und was willst du für deinen großen Namen tun?¹⁴ Josua Jos 6 7 9 14 Um deinen Namen vor Verkennung und Verlästerung unter den Heiden zu sichern? Deine Ehre ist in Gefahr! Josua Jos 6 0 1 Josue wird von Gott gestärkt und belehrt (V. 2), legt den Feinden einen Hinterhalt, besiegt sie (V. 23) und zerstört die Stadt. (V. 29) 2. Indem Josue das Gesetz Gottes auf dem Berge Hebal mit Fluch und Segen feierlich verkündet und auf Steine schreibt, zeigt er, dass das gesamte verheißene Land nun Eigentum der Israeliten geworden ist. Josua Jos 6 8 1 Dixit autem Dominus ad Josue: Ne timeas, neque formides: tolle tecum omnem multitudinem pugnatorum, et consurgens ascende in oppidum Hai: ecce tradidi in manu tua regem ejus, et populum, urbemque et terram. Der Herr aber sprach zu Josue: Fürchte dich nicht und zage nicht!¹ nimm alles streitbare Volk mit dir,² und mache dich auf, und ziehe hinauf gegen die Stadt Hai. Siehe, ich habe ihren König, und das Volk, die Stadt, und das Land in deine Hände gegeben. Josua Jos 6 8 1 1 Wohl war Gott jetzt wieder versöhnt, doch Josue kannte den Wankelmut seines Volkes. Dazu umgaben ihn viele Schwierigkeiten, zu deren Überwindung er des Beistandes Gottes bedurfte. Josua Jos 6 8 1 2 Nicht nur 3000, wie [Jos 7,4]. Josua Jos 6 8 10 Surgensque diluculo recensuit socios, et ascendit cum senioribus in fronte exercitus, vallatus auxilio pugnatorum. Mit Tagesanbruch machte er sich auf,⁹ musterte seine Gefährten, und zog mit den Ältesten an der Spitze des Heeres hinauf, umgeben von der Schar seiner Streitbaren. Josua Jos 6 8 10 9 Von Galgala bis Hai war eine Wegstrecke von 5-6 Stunden. Josua Jos 6 8 11 Cumque venissent et ascendissent ex adverso civitatis, steterunt ad septentrionalem urbis plagam, inter quam et eos erat vallis media. Als sie nun anrückten und gerade der Stadt gegenüber kamen, machten sie auf der Nordseite Halt, so dass zwischen dieser und ihnen ein Tal in der Mitte lag. Josua Jos 6 8 12 Quinque autem millia viros elegerat, et posuerat in insidiis inter Bethel et Hai ex occidentali parte ejusdem civitatis: Er hatte aber fünftausend Mann ausgewählt und sie zwischen Bethel und Hai, auf der Westseite dieser Stadt, in den Hinterhalt gelegt; Josua Jos 6 8 13 Omnis vero reliquus exercitus ad aquilonem aciem dirigebat, ita ut novissimi illius multitudinis occidentalem plagam urbis attingeret. Abiit ergo Josue nocte illa, et stetit in vallis medio. das ganze übrige Kriegsheer stellte sich im Norden in Schlachtordnung auf, so dass der hintere Teil dieses Heeres bis an die Westseite der Stadt reichte. Josue also zog in dieser Nacht fort und machte in der Mitte des Tales Halt. Josua Jos 6 8 14 Quod cum vidisset rex Hai, festinavit mane, et egressus est cum omni exercitu civitatis, direxitque aciem contra desertum, ignorans quod post tergum laterent insidiæ. Als dies der König von Hai sah, zog er des Morgens eilends mit dem ganzen Heere der Stadt hinaus und stellte sich zur Schlacht gegen die Wüste hin¹⁰ auf, denn er wusste nicht, dass in seinem Rücken ein Hinterhalt gelegt war.¹¹ Josua Jos 6 8 14 10 Hebr.: An bestimmten Orte vor (östlich von) der Wüste. Josua Jos 6 8 14 11 Der Sieg der Tage zuvor hat ihn sorglos gemacht. Josua Jos 6 8 15 Josue vero, et omnis Israel cesserunt loco, simulantes metum, et fugientes per solitudinis viam. Josue aber und ganz Israel wichen zurück und stellten sich, als wenn sie sich fürchteten, und flohen auf dem Wege nach der Wüste zu.¹² Josua Jos 6 8 15 12 Es ward wohl keiner von den Israelitischen Streitern getötet, da dies nicht erwähnt wird und solches leicht wieder Mutlosigkeit erzeugt hätte. Josua Jos 6 8 16 At illi vociferantes pariter, et se mutuo cohortantes, persecuti sunt eos. Cumque recessissent a civitate, Jene aber erhoben ein Geschrei, und munterten sich einander auf, und setzten ihnen nach. Als sie sich nun von der Stadt entfernt hatten¹³ Josua Jos 6 8 16 13 Hebr.: Da wurden alle Leute, die in der Stadt waren, aufgeboten, sie zu verfolgen. Indem sie nun Josue verfolgten, entfernten sie sich (immer weiter) von der Stadt (V. 17), und es blieb niemand in Hai und Bethel zurück, der nicht ausgezogen wäre, die Israeliten zu verfolgen. Nur die Nichtkämpfer blieben zurück, wie V. 24 zeigt. Die Betheliten waren dem Könige von Hai zu Hilfe gekommen. Josua Jos 6 8 17 Et ne unus quidem in urbe Hai et Bethel remansisset qui non persequeretur Israel (sicut eruperant aperta oppida relinquentes), und auch nicht ein Mann in der Stadt Hai und Bethel zurückgeblieben war, der nicht Israel verfolgte (wie sie ausgefallen waren, die Stadt offen zurücklassend), Josua Jos 6 8 18 Dixit Dominus ad Josue: Leva clypeum, qui in manu tua est, contra urbem Hai, quoniam tibi tradam eam. sprach der Herr zu Josue: Erhebe den Schild,¹⁴ den du in der Hand hältst, gegen die Stadt Hai, denn ich will sie dir überliefern. Josua Jos 6 8 18 14 Schild: Joseph. Symmach., Theodot. Vielleicht hielt er seine Lanze hoch. Deshalb hebräisch: Speer. Septuag: Schwert. Josue hatte wohl seitwärts auf einer Anhöhe seinen Standpunkt. Josua Jos 6 8 19 Cumque elevasset clypeum ex adverso civitatis, insidiæ, quæ latebant, surrexerunt confestim: et pergentes ad civitatem, ceperunt, et succenderunt eam. Da erhob er den Schild gegen die Stadt; die aber, welche im Hinterhalte lagen, brachen eilig hervor,¹⁵ rückten auf die Stadt zu, nahmen sie ein, und zündeten sie an.¹⁶ Josua Jos 6 8 19 15 Der Hinterhalt war im Westen, die Israeliten waren nach Norden geflohen. Josua Jos 6 8 19 16 Einen Teil. (Vergl. V. 24.) Josua Jos 6 8 2 Faciesque urbi Hai, et regi ejus, sicut fecisti Jericho, et regi illius: prædam vero, et omnia animantia diripietis vobis: pone insidias urbi post eam. Tue der Stadt Hai und ihrem König, wie du Jericho und ihrem Könige getan; jedoch dürft ihr die Beute und alles Vieh für euch nehmen.³ Lege im Rücken⁴ der Stadt einen Hinterhalt. [Jos 6,24] Josua Jos 6 8 2 3 Der Verheißung [Dtn 6,10ff] entsprechend. Das Volk soll nicht meinen, es solle stets ohne unmittelbaren Nutzen für sich mit dem Feinde kämpfen. Jericho war ohne ihre Beihilfe gefallen, bei der Einnahme Hais sollen sie mitwirken. Josua Jos 6 8 2 4 Im Westen. Josua Jos 6 8 20 Viri autem civitatis, qui persequebantur Josue, respicientes et videntes fumum urbis ad clum usque conscendere, non potuerunt ultra huc illucque diffugere: præsertim cum hi, qui simulaverant fugam, et tendebant ad solitudinem, contra persequentes fortissime restitissent. Als aber die Männer aus der Stadt, welche Josue verfolgten, hinter sich blickten und den Rauch der Stadt bis zum Himmel aufsteigen sahen, konnten sie nicht mehr fliehen,¹⁷ weder hierhin noch dorthin; besonders da die, welche sich den Anschein der Flucht gegeben und der Wüste zugewandt hatten, tapfer ihren Verfolgern entgegentraten. Josua Jos 6 8 20 17 Septuag: hatten sie keinen Ort, an den sie fliehen konnten. Josua Jos 6 8 21 Vidensque Josue et omnis Israel quod capta esset civitas, et fumus urbis ascenderet, reversus percussit viros Hai. Als Josue und ganz Israel sahen, dass die Stadt eingenommen sei und Rauch von der Stadt aufsteige, wendete er sich um und schlug die Männer von Hai. Josua Jos 6 8 22 Siquidem et illi qui ceperant et succenderant civitatem, egressi ex urbe contra suos, medios hostium ferire cperunt. Cum ergo ex utraque parte adversarii cæderentur, ita ut nullus de tanta multitudine salvaretur, Zugleich zogen auch die, welche die Stadt eingenommen und angezündet hatten, aus der Stadt den Ihrigen entgegen¹⁸ und begannen auf die Feinde, die jetzt in der Mitte waren, einzuhauen. Da nun die Feinde von beiden Seiten geschlagen wurden, so dass auch nicht einer von der so großen Menge davonkam, Josua Jos 6 8 22 18 Hebr. kürzer: Und jene zogen aus der Stadt, ihnen entgegen. Josua Jos 6 8 23 Regem quoque urbis Hai apprehenderunt viventem, et obtulerunt Josue. nahmen sie auch den König der Stadt Hai lebendig gefangen und führten ihn vor Josue. Josua Jos 6 8 24 Igitur omnibus interfectis, qui Israelem ad deserta tendentem fuerant persecuti, et in eodem loco gladio corruentibus, reversi filii Israel percusserunt civitatem. Nachdem also alle die getötet waren, welche Israel bei der Flucht nach der Wüste zu verfolgt hatten, und durch das Schwert an dem nämlichen Orte gefallen waren, wandten sich die Söhne Israels¹⁹ zurück und schlugen die Stadt. Josua Jos 6 8 24 19 Beide Abteilungen. Josua Jos 6 8 25 Erant autem qui in eodem die conciderant a viro usque ad mulierem, duodecim millia hominum, omnes urbis Hai. Die Zahl derer, welche an diesem Tage fielen, Männer und Weiber, belief sich auf zwölftausend Menschen, insgesamt Leute aus der Stadt Hai. Josua Jos 6 8 26 Josue vero non contraxit manum, quam in sublime porrexerat, tenens clypeum donec interficerentur omnes habitatores Hai. Josue aber ließ seine Hand, welche er in die Höhe gehoben, nicht sinken, sondern hielt den Schild, bis alle Bewohner von Hai getötet waren.²⁰ Josua Jos 6 8 26 20 Es war im Altertume allgemeine Kriegssitte, dass der Feldherr das Kampfzeichen nicht eher senken ließ, bis dies die Schlacht ihr Ende finden sollte. Hebr.: bis an allen Bewohnern von Hai der Bann vollzogen war. Josua Jos 6 8 27 Jumenta autem et prædam civitatis diviserunt sibi filii Israel, sicut præceperat Dominus Josue. Das Vieh aber und die in der Stadt gemachte Beute teilten sich die Söhne Israels, wie der Herr dem Josue geboten hatte. Josua Jos 6 8 28 Qui succendit urbem, et fecit eam tumulum sempiternum: Und Josue brannte die Stadt nieder, und machte sie zu einem Schutthaufen auf immer,²¹ Josua Jos 6 8 28 21 Sie blieb aber nicht auf immer zerstört. Josua Jos 6 8 29 Regem quoque ejus suspendit in patibulo usque ad vesperam et solis occasum. Præcepitque Josue, et deposuerunt cadaver ejus de cruce: projeceruntque in ipso introitu civitatis, congesto super eum magno acervo lapidum, qui permanet usque in præsentem diem. und ließ ihren König an einen Galgen²² bis zum Abend und Sonnenuntergang aufhängen. Dann befahl Josue, seinen Leichnam vom Kreuze²³ herabzunehmen; und sie warfen ihn vor den Eingang der Stadt und errichteten einen großen Steinhaufen über ihm, der noch dort ist, bis auf den heutigen Tag. Josua Jos 6 8 29 22 Hebr.: Baum; Sept.: Kreuz. Josua Jos 6 8 29 23 Hebr.: Vom Baume, Pfahle. Josua Jos 6 8 3 Surrexitque Josue, et omnis exercitus bellatorum cum eo, ut ascenderent in Hai: et electa triginta millia virorum fortium misit nocte, Da machte Josue sich auf und das ganze Kriegsheer mit ihm, um gegen Hai hinaufzuziehen; und er wählte dreißigtausend tapfere Männer⁵ aus und sandte sie des Nachts ab, Josua Jos 6 8 3 5 Von diesen blieben wohl 5000 im Hinterhalt. (Siehe V. 12.) Die Schwierigkeit des Textes hat die Septuag durch Auslassung von V. 12 und dem größeren Teile von V. 13 beseitigt. Josua Jos 6 8 30 Tunc ædificavit Josue altare Domino Deo Israel in monte Hebal: Hierauf²⁴ baute Josue dem Herrn, dem Gott Israels auf dem Berge Hebal einen Altar, Josua Jos 6 8 30 24 Da sie durch diesen Sieg bis zu den Bergen Hebal und Garizim vordrangen. Josua Jos 6 8 31 Sicut præceperat Moyses famulus Domini filiis Israel, et scriptum est in volumine legis Moysi: Altare vero de lapidibus impolitis, quos ferrum non tetigit: et obtulit super eo holocausta Domino, immolavitque pacificas victimas. wie Moses, der Diener des Herrn, den Söhnen Israels befohlen hatte und wie es im Buche des Gesetzes Moses geschrieben steht, einen Altar nämlich von unbehauenen Steinen, welche kein Eisen berührt hatte;²⁵ und er brachte auf demselben dem Herrn Brandopfer dar und schlachtete Friedopfer.²⁶ [Ex 20,25, Dtn 27,5] Josua Jos 6 8 31 25 So war es [Ex 20,25] im Allgemeinen und [Dtn 27,5.6] für diesen Fall insbesondere bestimmt. Josua Jos 6 8 31 26 Da dieser Akt eine symbolische Ausrichtung des Gesetzes als übernatürliche Lebensregel für Israel im Lande Chanaan war, stellte derselbe nicht allein einen tatsächlichen Dank des Volkes für den Beistand Gottes bei dem Einzuge in das gelobte Land dar, sondern war zugleich ein Bekenntnis, dass Israel in der bisherigen Unterwerfung eines Teils von Chanaan ein höheres Unterpfand für die Besiegung der übrigen Feinde und für die Einnahme des ganzen Landes empfangen habe, wenn es nur seinerseits in der Bundestreue gegen Gott verharre. Josua Jos 6 8 32 Et scripsit super lapides Deuteronomium legis Moysi, quod ille digesserat coram filiis Israel. Auch schrieb er auf die Steine eine Abschrift des Gesetzes Moses,²⁷ welches dieser vor den Söhnen Israels aufgezeichnet hatte. Josua Jos 6 8 32 27 Auf mit Kalk getünchte weiße Steine. Was Josue schrieb, wird verschieden angegeben. Nach dem Talmud das ganze Gesetz, nach anderen einzelne Teile des Gesetzes, nämlich alle eigentlichen Vorschriften. Nicht leicht mit [Dtn 27,3] zu vereinigen ist die Annahme, er habe nur Segen und Fluch geschrieben. Josua Jos 6 8 33 Omnis autem populus, et majores natu, ducesque ac judices stabant ex utraque parte arcæ, in conspectu sacerdotum qui portabant arcam fderis Domini, ut advena ita et indigena. Media pars eorum juxta montem Garizim, et media juxta montem Hebal, sicut præceperat Moyses famulus Domini. Et primum quidem benedixit populo Israel. Das ganze Volk aber und die Ältesten, sowie die Führer und die Richter standen zu beiden Seiten der Lade angesichts der Priester, welche die Lade des Bundes des Herrn trugen, Fremdlinge wie Stammesgenossen; die eine Hälfte von ihnen an dem Berge Garizim, die andere Hälfte an dem Berge Hebal, wie Moses, der Diener des Herrn, geboten hatte. Und zuerst segnete er das Volk Israel;²⁸ [Dtn 11,29] Josua Jos 6 8 33 28 Hebr.: Wie geboten hat Moses, der Knecht des Herrn, zu segnen zuerst das Volk Israel. Josua Jos 6 8 34 Post hæc legit omnia verba benedictionis et maledictionis, et cuncta quæ scripta erant in legis volumine. darauf las er²⁹ alle Worte des Segens und des Fluches,³⁰ und alles, wie es im Buche des Gesetzes geschrieben stand. Josua Jos 6 8 34 29 Ließ vorlesen. Josua Jos 6 8 34 30 Das ganze Gesetz wird Segen und Fluch genannt, weil seine Beobachtung Segen, seine Übertretung Fluch nach sich zog. Josua Jos 6 8 35 Nihil ex his, quæ Moyses jusserat, reliquit intactum, sed universa replicavit coram omni multitudine Israel, mulieribus ac parvulis et advenis, qui inter eos morabantur. Nichts von dem, was Moses geboten hatte, ließ er unberührt, sondern wiederholte alles vor dem ganzen Volke Israel, und vor den Frauen und Kindern und den Fremdlingen, die unter ihnen weilten. Josua Jos 6 8 4 Præcepitque eis, dicens: Ponite insidias post civitatem: nec longius recedatis: et eritis omnes parati. indem er ihnen gebot: Leget euch hinter der Stadt in den Hinterhalt, entfernet euch nicht zu weit und seid alle bereit! Josua Jos 6 8 5 Ego autem, et reliqua multitudo, quæ mecum est, accedemus ex adverso contra urbem. Cumque exierint contra nos, sicut ante fecimus, fugiemus, et terga vertemus: Ich aber, und das übrige Volk, das bei mir ist,⁶ werden auf der entgegengesetzten Seite gegen die Stadt vorrücken. Wenn sie dann einen Ausfall gegen uns machen, so werden wir, wie wir zuvor getan, die Flucht ergreifen und fliehen, [Jos 7,4] Josua Jos 6 8 5 6 Wohl also die 25000, welche von den 30000 übrig blieben. Josua Jos 6 8 6 Donec persequentes ab urbe longius protrahantur: putabunt enim nos fugere sicut prius. bis sie, uns verfolgend, weit von der Stadt weggelockt sind, denn sie werden meinen, dass wir wie vordem fliehen. Josua Jos 6 8 7 Nobis ergo fugientibus, et illis persequentibus, consurgetis de insidiis, et vastabitis civitatem: tradetque eam Dominus Deus vester in manus vestras. Wenn wir also fliehen und sie uns nachsetzen, brechet aus dem Hinterhalte hervor und zerstöret⁷ die Stadt; denn der Herr, euer Gott, wird sie in eure Hände überliefern. Josua Jos 6 8 7 7 Hebr.: Nehmet ein. Die Beute soll ja von allen gemacht werden. Josua Jos 6 8 8 Cumque ceperitis, succendite eam, et sic omnia facietis, ut jussi. Und wenn ihr sie eingenommen habt, so stecket sie in Brand und tuet alles so, wie ich euch geboten habe.⁸ Josua Jos 6 8 8 8 Sehet wohl zu, alles genau auszuführen. Josua Jos 6 8 9 Dimisitque eos, et perrexerunt ad locum insidiarum, sederuntque inter Bethel, et Hai, ad occidentalem plagam urbis Hai: Josue autem nocte illa in medio mansit populi, Hierauf entließ er sie, und sie begaben sich an den Ort des Hinterhaltes und hielten zwischen Bethel und Hai, auf der westlichen Seite der Stadt Hai; Josue aber blieb diese Nacht inmitten des Volkes. Josua Jos 6 0 1 3. Die Gabaoniten unterwerfen sich und die Könige der Amorrhiter werden besiegt. (9,1 10,27) A. Auf die Kunde von allem, was Gott durch Josue getan, verbinden sich die Könige der Chananiter, um Israel anzugreifen. (V. 2) B. Die Gabaoniter bringen, aus Furcht, sie möchten das Schicksal von Jericho und Hai erleiden, Josue durch List dazu, mit ihnen ein Bündnis einzugehen. (V. 15) Nachdem die List entdeckt ist, werden sie zu Sklaven des Volkes und des Altares des Herrn gemacht. Josua Jos 6 9 1 Quibus auditis, cuncti reges trans Jordanem, qui versabantur in montanis et campestribus, in maritimis ac littore magni maris, hi quoque qui habitabant juxta Libanum, Hethæus et Amorrhæus, Chananæus, Pherezæus, et Hevæus, et Jebusæus, Als nun alle Könige jenseits des Jordans, welche im Berglande lebten und in der Ebene, an den Küstengegenden und am Ufer des großen Meeres, sowie die, welche am Libanon wohnten,¹ davon hörten, der Hethiter, Amorrhiter, Chananiter, Phereziter, Heviter und Jebusiter, Josua Jos 6 9 1 1 Hebr.: Und überall längs dem Gestade des großen Meeres bis zum Libanon hin wohnten. Josua Jos 6 9 10 Et duobus regibus Amorrhæorum qui fuerunt trans Jordanem, Sehon regi Hesebon, et Og regi Basan, qui erat in Astaroth: und an den beiden Königen der Amorrhiter, welche jenseits des Jordans waren, an Sehon, dem Könige von Hesebon, und an Og, dem Könige von Basan, der in Astaroth wohnte.¹¹ [Num 21,24ff] Josua Jos 6 9 10 11 Schlauerweise erwähnen sie Jericho und Hai nicht, von deren Eroberung das Gerücht noch nicht in ihre angeblich ferne Heimat gedrungen sein konnte, sondern nur das, was Gott den Amorrhiterkönigen jenseits des Jordans, also in der Ferne, getan, ja sogar, was er in Ägypten vollbracht. Josua Jos 6 9 11 Dixeruntque nobis seniores, et omnes habitatores terræ nostræ: Tollite in manibus cibaria ob longissimam viam, et occurrite eis, et dicite: Servi vestri sumus, fdus inite nobiscum. Da sprachen die Ältesten und alle Bewohner unseres Landes zu uns: Nehmet Zehrung mit euch, da der Weg sehr weit ist, und ziehet ihnen entgegen, und sprechet zu ihnen: Wir sind eure Knechte, schließet einen Bund mit uns! Josua Jos 6 9 12 En, panes quando egressi sumus de domibus nostris, ut veniremus ad vos, calidos sumpsimus, nunc sicci facti sunt, et vetustate nimia comminuti. Sehet, als wir aus unsern Häusern auszogen, um zu euch zu kommen, nahmen wir diese Brote warm mit, und nun sind sie trocken geworden und zerbröckelt vor Alter. Josua Jos 6 9 13 Utres vini novos implevimus, nunc rupti sunt et soluti: vestes et calceamenta quibus induimur, et quæ habemus in pedibus, ob longitudinem longioris viæ trita sunt, et pene consumpta. Die Weinschläuche waren neu, als wir sie füllten, jetzt sind sie zerrissen und zerborsten; die Kleider und die Schuhe, mit denen wir angetan sind und die wir an unseren Füßen haben, sind bei der großen Länge der Reise abgetragen und fast verbraucht. Josua Jos 6 9 14 Susceperunt igitur de cibariis eorum, et os Domini non interrogaverunt. Sie¹² nahmen also etwas von ihrem Speisevorrat, aber befragten den Herrn nicht um seine Entscheidung.¹³ Josua Jos 6 9 14 12 Die Fürsten, die Stammeshäupter, wie V. 18, V. 21 zeigen und Sept. ausdrücklich hat. Josua Jos 6 9 14 13 Die Annahme der Speise ist Zeichen der Freundschaft, der Geneigtheit, ein Bündnis mit den Gabaonitern zu schließen. Das Brot in die Hand nehmen und Augen und Zunge trauen steht im Gegensatze zu: den Herrn befragen. Gott hatte für alle wichtigen Angelegenheit die Offenbarung seines Willens verheißen, und befragt, hätte er wohl die um Frieden Nachsuchenden nicht verstoßen. Ob Josue den Gabaonitern allzu leicht Glauben schenkte? Die Folgen der Ereignisse hingen zwar von Gottes Vorsehung ab, doch deren Ursachen auch von den Menschen. Gott hatte die Gabaoniter zum niedrigsten Dienste in seinem Hause bestimmt, durch ihre List erschleichen sie sich das Bündnis mit den Israeliten, doch die Entdeckung derselben bringt sie in Dienstbarkeit. Josua Jos 6 9 15 Fecitque Josue cum eis pacem, et inito fdere pollicitus est quod non occiderentur: principes quoque multitudinis juraverunt eis. Und Josue machte mit ihnen ein Friedensbündnis, indem er ihnen versprach, dass sie nicht getötet werden sollten;¹⁴ auch die Fürsten des Volkes leisteten ihnen einen Eid. [2Sam 21,2] Josua Jos 6 9 15 14 Zwei Bedingungen musste Josue wahren: dass das verheißene Land den Israeliten zu Teil wurde, denen es Gott selbst zugesprochen, und dass das Volk nicht in Gefahr des Götzendienstes kam. [Ex 22, Ex 32, Ex 33, Dtn 7,4] Ward die Gefahr der Abgötterei gehoben, so stand wohl der Schonung nichts entgegen, denn das Gebot [Dtn 20,10] galt wohl an sich auch den Chananitern gegenüber, die an dieser Stelle in dem 5. Buch Moses folgenden Bestimmungen galten nach Ansicht der Juden nur den Städten gegenüber, welche den Frieden zurückwiesen. Demnach beziehen sich V. 15 und 18 die Worte töten, schlagen auf die Vorschriften für den Kampf: Bei den Chananitern sind alle Einwohner zu töten, bei anderen Völkern Frauen und Kinder zu schonen. Warum aber nahmen die Gabaoniter zur List ihre Zuflucht? Ein Schutz- und Trutzbündnis konnten die Israeliten nicht mit ihnen schließen, da Gott allein ihre Stärke sein sollte. Josua Jos 6 9 16 Post dies autem tres initi fderis, audierunt quod in vicino habitarent, et inter eos futuri essent. Drei Tage aber nach Abschluss des Bundes erfuhren sie, dass jene in der Nähe wohnten und unter ihnen sein würden. Josua Jos 6 9 17 Moveruntque castra filii Israel, et venerunt in civitates eorum die tertio, quarum hæc vocabula sunt, Gabaon, et Caphira, et Beroth, et Cariathiarim. Da brachen die Söhne Israels auf und kamen am dritten Tage¹⁵ zu ihren Städten, deren Namen diese sind: Gabaon, Kaphira, Beroth und Kariathiarim. Josua Jos 6 9 17 15 Es war nicht, wie [Jos 10,9] ein Eilmarsch geboten. Josua Jos 6 9 18 Et non percusserunt eos, eo quod jurassent eis principes multitudinis in nomine Domini Dei Israel. Murmuravit itaque omne vulgus contra principes. Und sie schlugen sie nicht, weil die Fürsten des Volkes ihnen im Namen des Herrn des Gottes Israels, geschworen hatten.¹⁶ Da murrte das ganze Volk gegen die Fürsten.¹⁷ Josua Jos 6 9 18 16 Zwar haben sie unüberlegt das Bündnis geschlossen, doch wollen sie nicht ebenso den Eid brechen. Beide Teile waren sich zwar bewusst, dass derselbe nicht volle Verbindlichkeit auferlegte, wie der Tadel der Israeliten zeigte, dass die Gabaoniter sich der List bedient, und deren Entschuldigung auf den Vorwurf. (V. 24, V. 25) Es ist den Ältesten ergangen, wie Isaak dem Jakob gegenüber. Doch wie jener den einmal erteilten Segen nicht zurücknahm, obgleich er bei der Spendung desselben Esau im Auge gehabt, so lässt Gott nicht zu, dass diejenigen, welche aufrichtig zu ihm ihre Zuflucht genommen haben, von seiner Erbarmung ausgeschlossen werden, und lenkt das Herz der Ältesten zur Milde. Die Ältesten mussten befürchten, den Namen ihres Gottes bei den Chananitern in Verachtung und Schmach zu bringen, wenn sie ihren Eid nicht hielten. Dass Gott wirklich selbst die Gabaoniten annahm, zeigt die Strafe für Sauls Verschuldung [2Sam 21,1]. Die List der Gabaoniten betraf zudem nach dem in Anm. 13 Gesagten nicht die Sache selbst (die Verschonung), sondern einen Umstand, die Entfernung, während sie ihren Besitz an Israel abtraten und dessen Religion annahmen. Josua Jos 6 9 18 17 Von Leidenschaft verblendet, wie einst gegen Moses. [Ex 15,24, Ex 16,2, Ex 17,3, Num 14,2] Josua Jos 6 9 19 Qui responderunt eis: Juravimus illis in nomine Domini Dei Israel, et idcirco non possumus eos contingere. Diese aber antworteten ihnen: Wir haben ihnen im Namen des Herrn, des Gottes Israels, geschworen, und darum können wir sie nicht antasten; Josua Jos 6 9 2 Congregati sunt pariter, ut pugnarent contra Josue et Israel uno animo, eademque sententia. vereinigten sie sich allzumal, um gegen Josue und Israel einmütig und einhellig zu kämpfen. Josua Jos 6 9 20 Sed hoc faciemus eis: Reserventur quidem ut vivant, ne contra nos ira Domini concitetur, si pejeraverimus: aber dies wollen wir ihnen tun: Sie sollen zwar am Leben bleiben, damit der Zorn des Herrn nicht wider uns erregt werde, wenn wir meineidig würden; Josua Jos 6 9 21 Sed sic vivant, ut in usus universæ multitudinis ligna cædant, aquasque comportent. Quibus hæc loquentibus: aber dazu sollen sie leben, dass sie zum Gebrauche des ganzen Volkes Holz fällen und Wasser tragen.¹⁸ Als sie so gesprochen, Josua Jos 6 9 21 18 Hebr.: Sie sollen am Leben bleiben! Und sie dienten der ganzen Gemeinde als Holzhauer und Wasserschöpfer, wie die Fürsten ihnen angekündigt hatten. Josua Jos 6 9 22 Vocavit Gabaonitas Josue, et dixit eis: Cur nos decipere fraude voluistis, ut diceretis: Procul valde habitamus a vobis, cum in medio nostri sitis? berief Josue die Gabaoniter und sprach zu ihnen: Warum habt ihr uns mit List hintergangen, dass ihr sagtet: Wir wohnen sehr weit von euch entfernt, während ihr doch mitten unter uns seid? Josua Jos 6 9 23 Itaque sub maledictione eritis, et non deficiet de stirpe vestra ligna cædens, aquasque comportans in domum Dei mei. Darum sollt ihr verflucht sein¹⁹ und euer Stamm nicht aufhören, Holz zu fällen, und Wasser in das Haus meines Gottes zu tragen.²⁰ Josua Jos 6 9 23 19 In Knechtschaft sein. Noe hatte den Chananitern verkündet, dass sie Knechte ihrer Brüder sein würden [Gen 9,25]; vielleicht erinnerten sich die Israeliten daran. Josua Jos 6 9 23 20 Sie sollen solche Knechte sein, welche Holzhauer und Wasserschöpfer sind, also zur niedrigsten Volksklasse [Dtn 29,11] gerechnet werden. Dieser Dienst wurde indes dadurch, dass er bei dem Altare des Herrn zu leisten war, geadelt, die Gabaoniter den Leviten beigesellt und so ihre Anerkennung des wahren Gottes besiegelt. Sie trugen später mit Kriegsgefangenen zusammen, welche dem Heiligtume zum gleichen Zwecke übergeben wurden, den Namen Nathinäer, Gottgeschenkte. Josua Jos 6 9 24 Qui responderunt: Nuntiatum est nobis servis tuis, quod promisisset Dominus Deus tuus Moysi servo suo ut traderet vobis omnem terram, et disperderet cunctos habitatores ejus. Timuimus igitur valde, et providimus animabus nostris, vestro terrore compulsi, et hoc consilium inivimus. Sie antworteten: Es wurde uns, deinen Knechten, kundgetan, dass der Herr, dein Gott, seinem Knechte Moses verheißen habe, euch das ganze Land zu geben und alle seine Bewohner zu vertilgen. Darum fürchteten wir uns sehr und waren für unser Leben besorgt, aus Schrecken vor euch, und fassten diesen Entschluss.²¹ Josua Jos 6 9 24 21 Sie glauben an die Wunder und an die Verheißungen Gottes und fürchten sich, zwar nicht mit der Furcht der Kinder, wie Rahab, doch mit der knechtlichen Furcht, welche hinreicht, ihnen den Weg des Heiles zu eröffnen, und sie von ihren väterlichen Aberglauben abwendend allmählich zur Hoffnung führt. Die ganze Antwort ist so gegeben, dass sie das Erbarmen wachruft. Sie nennen sich Diener des wahren Gottes, nennen diesen Josue Gott, führen Moses Autorität an und sagen von ihrem Vergehen nichts, als ob sie selbst die Erinnerung an dasselbe verabscheuen. Josua Jos 6 9 25 Nunc autem in manu tua sumus: quod tibi bonum et rectum videtur, fac nobis. Nun aber sind wir in deiner Hand; was dir gut und recht scheint, tue uns! Josua Jos 6 9 26 Fecit ergo Josue ut dixerat, et liberavit eos de manu filiorum Israel, ut non occiderentur. Josue tat also, wie er gesprochen, und rettete sie aus der Hand der Söhne Israels, dass sie nicht getötet wurden. Josua Jos 6 9 27 Decrevitque in illo die eos esse in ministerio cuncti populi, et altaris Domini, cædentes ligna, et aquas comportantes, usque in præsens tempus, in loco, quem Dominus elegisset. Und er bestimmte sie an diesem Tage zum Dienste für das ganze Volk²² und für den Altar des Herrn, um Holz zu hauen, und Wasser zu tragen, wie es bis zum heutigen Tage ist, an dem Orte, den der Herr erwählen würde.²³ Josua Jos 6 9 27 22 Die gottesdienstliche Gemeinde, wie das hier im Hebräischen gebrauchte Wort nahe legt und die beigefügte Bestimmung für den Altar des Herrn zeigt. Josua Jos 6 9 27 23 Inzwischen bleiben sie im Dienste der Leviten. Josua Jos 6 9 3 At hi, qui habitabant in Gabaon, audientes cuncta quæ fecerat Josue, Jericho et Hai: Da aber die Bewohner von Gabaon² alles vernahmen, was Josue Jericho und Hai getan,³ Josua Jos 6 9 3 2 Höhe, zwei Stunden westlich von Jerusalem. Die Einwohner galten als sehr gute Krieger. Josua Jos 6 9 3 3 Gottes Barmherzigkeit ist denen nahe, welche ihre Sünden bereuen. Josua Jos 6 9 4 Et callide cogitantes tulerunt sibi cibaria, saccos veteres asinis imponentes, et utres vinarios scissos atque consutos, ersannen sie sich eine List, nahmen Lebensmittel zu sich, luden alte Säcke und zerrissene und geflickte Weinschläuche auf Esel, Josua Jos 6 9 5 Calceamentaque perantiqua quæ ad indicium vetustatis pittaciis consuta erant, induti veteribus vestimentis: panes quoque, quos portabant ob viaticum, duri erant, et in frusta comminuti: legten alte Schuhe an, welche zum Zeichen des Alters mit Flecken besetzt waren, und zogen alte Kleider an; und auch die Brote, welche sie als Reisezehrung mit sich nahmen, waren hart und zerbröckelt.⁴ Josua Jos 6 9 5 4 Nach andern zu übersetzen: schimmelig. Josua Jos 6 9 6 Perrexeruntque ad Josue, qui tunc morabatur in castris Galgalæ, et dixerunt ei, atque simul omni Israeli: De terra longinqua venimus, pacem vobiscum facere cupientes. Responderuntque viri Israel ad eos, atque dixerunt: So begaben sie sich zu Josue, welcher damals im Lager zu Galgala⁵ weilte, und sprachen zu ihm und zu ganz Israel zugleich:⁶ Aus fernem Lande sind wir gekommen und wünschen, Frieden mit euch zu schließen. Da antworteten ihnen die Männer Israels und sprachen:⁷ Josua Jos 6 9 6 5 Im Jordantale. Josua Jos 6 9 6 6 Ihre an Josue im Besonderen gerichteten Worte folgen V. 8. Josua Jos 6 9 6 7 Im Hebr.: Zu den Hevitern, d.i. den Gabaonitern, denn Gabaon war die Hauptstadt der Heviter. Josua Jos 6 9 7 Ne forte in terra, quæ nobis sorte debetur, habitetis, et non possimus fdus inire vobiscum. Vielleicht wohnt ihr in einem Lande, das uns als unser Anteil gebührt,⁸ und wir können mit euch keinen Bund schließen. Josua Jos 6 9 7 8 Das uns von Gott zugewiesen ist. Josua Jos 6 9 8 At illi ad Josue, Servi, inquiunt, tui sumus. Quibus Josue ait: Quinam estis vos? et unde venistis? Sie aber sprachen zu Josue: Wir sind deine Knechte.⁹ Josue antwortete ihnen: Wer seid ihr? und woher seid ihr gekommen? Josua Jos 6 9 8 9 Die Gabaoniter antworten nicht auf den Einwurf, sondern sagen nur scheinbar demütig: Wir sind deine Knechte. Dies war keine eigentliche Unterwürfigkeitserklärung, sondern nur Höflichkeitsformel, wie [Gen 50,18, Gen 32,5] die aber hier sehr berechnet ist und schlau angewendet wird. Josua Jos 6 9 9 Responderunt: De terra longinqua valde venerunt servi tui in nomine Domini Dei tui. Audivimus enim famam potentiæ ejus, cuncta quæ fecit in gypto, Sie erwiderten: Aus einem sehr fernen Lande sind deine Knechte im¹⁰ Namen des Herrn, deines Gottes, gekommen; denn wir haben den Ruf von seiner Macht vernommen, alles, was er in Ägypten getan hat, Josua Jos 6 9 9 10 Hebr.: wegen, also um unter die Verehrer Jahves aufgenommen zu werden. Josua Jos 6 0 1 C. Der König von Jerusalem greift mit vier amorrhitischen Königen Gabaa an (V. 5) und wird von Josue, dem Gott durch wunderbaren Stillstand der Sonne und des Mondes zu Hilfe kommt, mit jenen besiegt und getötet. (V. 27) 4. Kurze Übersicht über die Einnahme des übrigen Landes. (10,28 11,23) A. Besetzung des Südens. Josua Jos 6 10 1 Quæ cum audisset Adonisedec rex Jerusalem, quod scilicet cepisset Josue Hai, et subvertisset eam (sicut enim fecerat Jericho et regi ejus, sic fecit Hai et regi illius), et quod transfugissent Gabaonitæ ad Israel, et essent fderati eorum, Als Adonisedek,¹ der König von Jerusalem,² dies hörte, nämlich dass Josue Hai eingenommen und zerstört hatte, (denn was er Jericho und dessen Könige getan, das tat er Hai und dessen Könige), und dass die Gabaoniter zu Israel übergegangen, und mit ihnen verbündet seien, Josua Jos 6 10 1 1 Herr der Gerechtigkeit. Der Name erinnert an den andern König von Salem, Melchisedech, König der Gerechtigkeit. Josua Jos 6 10 1 2 Nach der Übergabe von Gabaa war diese Stadt selbst bedroht. Ihr eigentlicher Name ist Salem, doch wird sie bis zu ihrer bleibenden Eroberung durch David oft auch Jebus, Jebusiterstadt, genannt. Josua Jos 6 10 10 Et conturbavit eos Dominus a facie Israel: contrivitque plaga magna in Gabaon, ac persecutus est eos per viam ascensus Bethhoron, et percussit usque Azeca et Maceda. Und der Herr brachte sie vor Israel in Verwirrung,⁵ und Israel fügte ihnen einen schweren Verlust bei Gabaon zu, und verfolgte sie⁶ auf dem Wege nach der Anhöhe von Bethhoron, und schlug sie bis nach Azeka und Makeda. Josua Jos 6 10 10 5 Die Verheißung des Sieges über die Feinde der Gabaoniter ist ein offenbares Zeichen, dass Gott deren Erhaltung gewollt hat, anders als später Agag von Saul verschont ward. [1Sam 15,9]. Gemäß der Verheißung [Ex 23,27]. Josua Jos 6 10 10 6 In nordwestlicher Richtung. Josua Jos 6 10 11 Cumque fugerent filios Israel, et essent in descensu Bethhoron, Dominus misit super eos lapides magnos de clo usque ad Azeca: et mortui sunt multo plures lapidibus grandinis, quam quos gladio percusserant filii Israel. Als sie nun vor den Söhnen Israels flohen und auf dem Abhange von Bethhoron waren, ließ der Herr⁷ große Steine⁸ vom Himmel auf sie herabfallen, bis nach Azeka hin; und viel mehr kamen durch die Hagelsteine um, als die Söhne Israels mit dem Schwerte erschlagen hatten. Josua Jos 6 10 11 7 Auf Josues Gebet [Sir 46,6, Jes 28,21]. Josua Jos 6 10 11 8 Hebr. Sept. Hagel, also Hagelsteine. Diese Erscheinung war der Plage in Ägypten [Ex 9,24] ähnlich. Dass der Hagel die fliehenden Feinde trifft und tötet, zeigt den Israeliten, dass nicht ihre eigene Kraft, sondern Gottes Beistand diesen herrlichen Sieg gewährt hat und dass die Feinde nicht von Israel, sondern von Gott dem Untergange geweiht sind. Fl. Josephus erzählt, dass das Ungewitter auch von Donner und Blitz begleitet war. Josua Jos 6 10 12 Tunc locutus est Josue Domino in die, qua tradidit Amorrhæum in conspectu filiorum Israel, dixitque coram eis: Sol contra Gabaon ne movearis, et Luna contra vallem Ajalon. Damals redete Josue zu dem Herrn,⁹ an dem Tage, als er die Amorrhiter vor den Söhnen Israels preisgab, und sprach vor ihnen: Sonne, bewege dich nicht gegen Gabaon,¹⁰ und Mond, nicht gegen das Tal Ajalon!¹¹ Josua Jos 6 10 12 9 Betend. Josua Jos 6 10 12 10 Josue spricht, wie wir, von der scheinbaren Bewegung. Josua Jos 6 10 12 11 Das Tal Ajalon befand sich zwischen Gabaon und Ajalon, war also der eigentliche Kampfplatz. Josue befand sich wohl zur Zeit, da er Sonne und Mond befahl stillzustehen, westlich von Gabaon, wo er die Sonne im Osten hatte, während der Mond im fernen Westen zu sehen war. Dies war noch vor Mittag möglich. Die Worte sind wohl vor dem Hagelwetter gesprochen. Blieben beide Gestirne auf ihrem gegenwärtigen Standorte, so blieb es auch Tag. Josua Jos 6 10 13 Steteruntque Sol et Luna, donec ulcisceretur se gens de inimicis suis. Nonne scriptum est hoc in libro justorum? Stetit itaque Sol in medio cli, et non festinavit occumbere spatio unius diei. Da standen Sonne und Mond still, bis das Volk an seinen Feinden Rache genommen.¹² Ist dies nicht im Buche der Gerechten¹³ geschrieben? So blieb die Sonne mitten am Himmel stehen und eilte nicht unterzugehen, einen Tag lang.¹⁴ [Sir 46,5, Jes 28,21] Josua Jos 6 10 13 12 Volk: Die Septuaginta will dieses Wort nicht auf die Israeliten anwenden und übersetzt: bis Gott an ihren Feinden Rache genommen. Josua Jos 6 10 13 13 Eine Liedersammlung, vergleiche [Num 21,14], das Buch der Kriege des Herrn. Diese Lieder haben nicht den Zweck, einen geschichtlichen Bericht zu geben, sondern vielmehr den großartigen Eindruck, den die Großtaten des Herrn auf Israel machten, den künftigen Geschlechtern vergegenwärtigen. Des Gerechten. Vergl. dasselbe Wort im Munde Balaams [Num 23,10]. Das gleiche Buch wird nach [2Sam 1,18]. Das Zitat beginnt mit V. 13a. Josua Jos 6 10 13 14 Hebr.: Etwa einen Tag lang. Dem poetischen Bericht folgt der prosaische. Sowohl hierdurch, wie durch den Zusatz in V. 14 wird das ganze Volk als Zeuge der Tatsache angerufen. Wie dies Wunder mit den Gesetzen, welche das Weltall beherrschen, zu vereinigen ist, kann unausgemacht bleiben, sobald dessen Wahrheit bezeugt ist. Die Beziehungen der Erde zu den anderen Planeten hängen nicht von ihrer Umdrehung, sondern von ihrem Fortschreiten an der Ekliptik ab, und so vermochte die göttliche Vorsehung diese zu hemmen, ohne jene aufzuhalten, oder auf andere Weise (z.B. durch veränderte Brechung des Lichtes?) den beabsichtigten Erfolg zu bewirken. Ob sich das Wunder über ganz Palästina erstreckte, ist zweifelhaft. Josua Jos 6 10 14 Non fuit antea nec postea tam longa dies, obediente Domino voci hominis, et pugnante pro Israel. Weder vorher noch nachher war ein Tag so lang, da der Herr der Stimme eines Menschen Gehör gab und für Israel stritt. Josua Jos 6 10 15 Reversusque est Josue cum omni Israel in castra Galgalæ. Hierauf kehrte Josue mit ganz Israel in das Lager von Galgala zurück,¹⁵ Josua Jos 6 10 15 15 Entweder: beschloss zurückzukehren oder es werden die der Rückkehr vorhergehenden Ereignisse als zu derselben gehörig nur einzeln beigefügt. Josua Jos 6 10 16 Fugerant enim quinque reges, et se absconderant in spelunca urbis Maceda. denn die fünf Könige waren geflohen und hatten sich in der Höhle der Stadt Makeda verborgen. Josua Jos 6 10 17 Nuntiatumque est Josue quod inventi essent quinque reges latentes in spelunca urbis Maceda. Da meldete man Josue, dass die fünf Könige in der Höhle der Stadt Makeda versteckt gefunden seien. Josua Jos 6 10 18 Qui præcepit sociis, et ait: Volvite saxa ingentia ad os speluncæ, et ponite viros industrios, qui clausos custodiant: Und er gebot seinen Begleitern und sprach: Wälzet große Steine vor die Öffnung der Höhle und stellet achtsame Männer davor, welche die Eingeschlossenen bewachen; Josua Jos 6 10 19 Vos autem nolite stare, sed persequimini hostes, et extremos quosque fugientium cædite: nec dimittatis eos urbium suarum intrare præsidia, quos tradidit Dominus Deus in manus vestras. ihr aber bleibet nicht stehen, sondern verfolget die Feinde und tötet die letzten der Fliehenden;¹⁶ und lasset sie nicht in die festen Plätze ihrer Städte gelangen,¹⁷ denn der Herr, Gott, hat sie in eure Hände gegeben. Josua Jos 6 10 19 16 Schlaget ihre Nachhut. Josua Jos 6 10 19 17 Dort waren sie schwerer zu überwältigen. Josua Jos 6 10 2 Timuit valde. Urbs enim magna erat Gabaon, et una civitatum regalium, et major oppido Hai, omnesque bellatores ejus fortissimi. fürchtete er sich sehr. Denn Gabaon war eine große Stadt und eine von den Königsstädten,³ größer als die Stadt Hai, und alle ihre Krieger waren sehr tapfer. Josua Jos 6 10 2 3 Hebr.: wie nur eine von den Königsstädten. Josua Jos 6 10 20 Cæsis ergo adversariis plaga magna, et usque ad internecionem pene consumptis, hi, qui Israel effugere potuerunt, ingressi sunt civitates munitas. Nachdem nun die Feinde eine große Niederlage erlitten hatten und fast bis zur Vernichtung aufgerieben waren, zogen sich die, welche Israel hatten entkommen können, in die festen Städte.¹⁸ Josua Jos 6 10 20 18 Sie erfüllten so auch deren Bewohner mit Schrecken vor den Israeliten. Josua Jos 6 10 21 Reversusque est omnis exercitus ad Josue in Maceda, ubi tunc erant castra, sani et integro numero; nullusque contra filios Israel mutire ausus est. Hierauf kehrte das ganze Heer zu Josue nach Makeda zurück, wo damals das Lager war, unversehrt und vollzählig; und niemand wagte es, sich gegen die Söhne Israels zu regen.¹⁹ Josua Jos 6 10 21 19 Kein Hund selbst wagte sie anzubellen. Vergl. [Ex 11,7]. Josua Jos 6 10 22 Præcepitque Josue, dicens: Aperite os speluncæ, et producite ad me quinque reges, qui in ea latitant. Und Josue befahl und sprach: Öffnet den Eingang zur Höhle und führet die fünf Könige, welche darin verborgen sind, zu mir heraus! Josua Jos 6 10 23 Feceruntque ministri ut sibi fuerat imperatum: et eduxerunt ad eum quinque reges de spelunca, regem Jerusalem, regem Hebron, regem Jerimoth, regem Lachis, regem Eglon. Da taten sie, wie ihnen geboten war, und führten die fünf Könige zu ihm aus der Höhle heraus, den König von Jerusalem, den König von Hebron, den König von Jerimoth, den König von Lachis, den König von Eglon.²⁰ Josua Jos 6 10 23 20 Die Namen werden wieder genannt, um den Bericht als glaubwürdig aufzuzeigen und die Größe des Sieges in helleres Licht zu stellen. Josua Jos 6 10 24 Cumque educti essent ad eum, vocavit omnes viros Israel, et ait ad principes exercitus qui secum erant: Ite, et ponite pedes super colla regum istorum. Qui cum perrexissent, et subjectorum colla pedibus calcarent, Als diese nun zu ihm herausgeführt waren,²¹ berief er alle Männer von Israel und sprach zu den Anführern des Heeres, die bei ihm waren: Gehet und setzet eure Füße auf die Hälse dieser Könige!²² Und da sie hingegangen waren und ihre Füße auf die Hälse der Niedergeworfenen gesetzt hatten, Josua Jos 6 10 24 21 Es war am Tage nach der Schlacht. Josua Jos 6 10 24 22 Vergl. [Dtn 33,29]. Der heilige Chrysostomus weist auf [Röm 16,20] hin. Gott will die Zuversicht der Anführer mehren und die Israeliten vor falschem Mitleid bewahren. Der folgende Vers gibt Josues Absicht an. Josua Jos 6 10 25 Rursum ait ad eos: Nolite timere, nec paveatis, confortamini et estote robusti: sic enim faciet Dominus cunctis hostibus vestris, adversum quos dimicatis. sprach er wiederum zu ihnen: Fürchtet euch nicht und zaget nicht, seid mutig und stark! Denn so wird der Herr an allen euren Feinden tun, gegen welche ihr streitet. Josua Jos 6 10 26 Percussitque Josue, et interfecit eos, atque suspendit super quinque stipites: fueruntque suspensi usque ad vesperum. Hierauf schlug Josue dieselben, und tötete sie, und ließ sie an fünf Pfähle hängen, und so blieben sie bis zum Abend aufgehängt.²³ Josua Jos 6 10 26 23 Die an den Königen vollstreckte Strafe ist härter, weil sie in höherem Grade für alle Frevel ihrer Untertanen verantwortlich sind. Josua Jos 6 10 27 Cumque occumberet sol, præcepit sociis ut deponerent eos de patibulis. Qui depositos projecerunt in speluncam, in qua latuerant, et posuerunt super os ejus saxa ingentia, quæ permanent usque in præsens. Als nun die Sonne unterging, gebot er seinen Gefährten, sie von den Galgen herabzunehmen. Diese nahmen sie herab, und warfen sie in die Höhle, in der sie versteckt gewesen waren, und legten vor die Öffnung derselben große Steine, welche noch da sind bis auf diesen Tag. [Dtn 21,23] Josua Jos 6 10 28 Eodem quoque die Macedam cepit Josue, et percussit eam in ore gladii, regemque illius interfecit, et omnes habitatores ejus: non dimisit in ea saltem parvas reliquias. Fecitque regi Maceda, sicut fecerat regi Jericho. An demselben Tage nahm Josue noch die Stadt Makeda ein, und schlug sie mit der Schärfe des Schwertes, und tötete ihren König, und alle ihre Einwohner; er ließ darin auch nicht das Geringste übrig.²⁴ Und er tat dem Könige von Makeda, wie er dem Könige von Jericho getan hatte. Josua Jos 6 10 28 24 Ebenso V. 30, V. 33, V. 40. Josua Jos 6 10 29 Transivit autem cum omni Israel de Maceda in Lebna, et pugnabat contra eam: Hierauf zog er mit dem gesamten Israel von Makeda nach Lebna²⁵ und kämpfte gegen dasselbe, Josua Jos 6 10 29 25 Westlich von Makeda. Josua Jos 6 10 3 Misit ergo Adonisedec rex Jerusalem ad Oham regem Hebron, et ad Pharam regem Jerimoth, ad Japhia quoque regem Lachis, et ad Dabir regem Eglon, dicens: Da sandte Adonisedek, der König von Jerusalem, zu Oham, dem Könige von Hebron, und zu Pharam, dem Könige von Jerimoth, sowie zu Japhia, dem Könige von Lachis, und zu Dabir, dem Könige von Eglon, und ließ ihnen sagen: Josua Jos 6 10 30 Quam tradidit Dominus cum rege suo in manus Israel: percusseruntque urbem in ore gladii, et omnes habitatores ejus: non dimiserunt in ea ullas reliquias. Feceruntque regi Lebna, sicut fecerant regi Jericho. und der Herr gab es samt dessen Könige in die Hand Israels; und sie schlugen die Stadt mit der Schärfe des Schwertes, und alle Einwohner derselben, und ließen nichts darin übrig. Dem Könige von Lebna aber taten sie, wie sie dem Könige von Jericho getan hatten. [Jos 6,2] Josua Jos 6 10 31 De Lebna transivit in Lachis cum omni Israel: et exercitu per gyrum disposito oppugnabat eam. Von Lebna zog er mit ganz Israel nach Lachis, und umstellte es mit seinem Kriegsheere und griff es an. Josua Jos 6 10 32 Tradiditque Dominus Lachis in manus Israel, et cepit eam die altero, atque percussit in ore gladii, omnemque animam, quæ fuerat in ea, sicut fecerat Lebna. Und der Herr gab Lachis in die Hand Israels, und er nahm es am andern Tage ein und schlug es mit der Schärfe des Schwertes, und alles Lebende, das darin war, so wie er Lebna getan hatte. Josua Jos 6 10 33 Eo tempore ascendit Horam rex Gazer, ut auxiliaretur Lachis: quem percussit Josue cum omni populo ejus usque ad internecionem. Zu derselben Zeit zog Horam, der König von Gazer, heran, um der Stadt Lachis zu Hilfe zu kommen; doch Josue schlug ihn mit seinem ganzen Volke bis zur Vernichtung. Josua Jos 6 10 34 Transivitque de Lachis in Eglon, et circumdedit, Alsdann zog er von Lachis nach Eglon,²⁶ und umlagerte es, Josua Jos 6 10 34 26 Von Lachis nach Westen. Josua Jos 6 10 35 Atque expugnavit eam eadem die: percussitque in ore gladii omnes animas, quæ erant in ea juxta omnia quæ fecerat Lachis. und nahm es an demselben Tage ein; und schlug alles Lebende, das darin war, mit der Schärfe des Schwertes, ganz so wie er mit Lachis getan hatte. Josua Jos 6 10 36 Ascendit quoque cum omni Israel de Eglon in Hebron, et pugnavit contra eam: Hierauf zog er mit ganz Israel von Eglon nach Hebron²⁷ hinauf und kämpfte gegen dasselbe; Josua Jos 6 10 36 27 In ziemlich gleicher Richtung seinen Marsch fortsetzend. Josua Jos 6 10 37 Cepit eam, et percussit in ore gladii, regem quoque ejus, et omnia oppida regionis illius, universasque animas, quæ in ea fuerant commoratæ: non reliquit in ea ullas reliquias: sicut fecerat Eglon, sic fecit et Hebron, cuncta quæ in ea reperit consumens gladio. und er nahm es ein und schlug es mit der Schärfe des Schwertes, auch seinen König, und alle Ortschaften der Umgegend, und alles Lebende, das darin weilte, und ließ nichts darin übrig; wie er Eglon getan, so tat er auch Hebron und vernichtete alles, was er darin fand, mit dem Schwerte.²⁸ Josua Jos 6 10 37 28 Josue durcheilt das Land, ohne es zu entvölkern. Es genügt ihm zunächst, wenn Israel ohne Beschwernis in demselben wohnen kann. Die im Kampfe Überwundenen tötet er freilich nach Gottes Befehl, doch bleiben ja die übrigen im Lande zurück. Josua Jos 6 10 38 Inde reversus in Dabir, Von da zog er gegen Dabir zurück,²⁹ Josua Jos 6 10 38 29 Josue wendet sich nach Dabir, nach einigen etwa Stunden westlich von Hebron, nach anderen etwa fünf Stunden davon entfernt im Gebirge Juda. Josua Jos 6 10 39 Cepit eam atque vastavit: regem quoque ejus atque omnia per circuitum oppida percussit in ore gladii: non dimisit in ea ullas reliquias: sicut fecerat Hebron et Lebna et regibus earum, sic fecit Dabir et regi illius. nahm es ein und zerstörte es; und dessen König und alle Städte ringsum schlug er mit der Schärfe des Schwertes; er ließ nichts darin übrig; wie er Hebron und Lebna und ihren Königen getan hatte, so tat er Dabir und dessen Könige. Josua Jos 6 10 4 Ad me ascendite, et ferte præsidium, ut expugnemus Gabaon, quare transfugerit ad Josue, et ad filios Israel. Ziehet zu mir herauf und kommet zu Hilfe, dass wir Gabaon erobern, weil es zu Josue und zu den Söhnen Israels übergegangen ist. Josua Jos 6 10 40 Percussit itaque Josue omnem terram montanam et meridianam atque campestrem, et Asedoth, cum regibus suis: non dimisit in ea ullas reliquias, sed omne quod spirare poterat interfecit, sicut præceperat ei Dominus Deus Israel, So bezwang Josue das ganze Bergland, und das Südland, und die Ebene und Asedoth³⁰ und deren Könige; er ließ darin nichts übrig, sondern tötete alles, was atmen konnte, wie der Herr, der Gott Israels, ihm geboten hatte, Josua Jos 6 10 40 30 Das Gebirge Juda [Jos 15,48], das äußerste Südland (Negeb [Jos 15,21]), die Niederung [Jos 15,33] und die Abhänge des Gebirges Juda [Jos 12,8], von Kadesbarne an der Südgrenze bis nach Gaza, und die Ganze Landschaft Gosen bis Gabaon, die gesamte Ostseite von Süden nach Norden. Josua Jos 6 10 41 A Cadesbarne usque Gazam. Omnem terram Gosen usque Gabaon, von Kadesbarne bis nach Gaza. Das ganze Land Gosen³¹ bis nach Gabaon, Josua Jos 6 10 41 31 Wohl zu unterscheiden vom Lande Gessen in Ägypten. [Gen 45,10] u.a. Josua Jos 6 10 42 Universosque reges, et regiones eorum uno impetu cepit atque vastavit: Dominus enim Deus Israel pugnavit pro eo. und alle Könige und ihre Gebiete nahm er auf einen Angriff³² ein und verheerte sie; denn der Herr, der Gott Israels, stritt für das Volk. Josua Jos 6 10 42 32 In einem Zuge. Josua Jos 6 10 43 Reversusque est cum omni Israel ad locum castrorum in Galgala. Alsdann kehrte er wieder mit ganz Israel zum Lagerorte nach Galgala zurück. Josua Jos 6 10 5 Congregati igitur ascenderunt quinque reges Amorrhæorum: rex Jerusalem, rex Hebron, rex Jerimoth, rex Lachis, rex Eglon, simul cum exercitibus suis, et castrametati sunt circa Gabaon, oppugnantes eam. Da versammelten sich die fünf Könige der Amorrhiter, und zogen hinauf, der König von Jerusalem, der König von Hebron, der König von Jerimoth, der König von Lachis, der König von Eglon, zugleich mit ihren Heeren, und lagerten sich vor Gabaon, und begannen den Kampf gegen dasselbe. Josua Jos 6 10 6 Habitatores autem Gabaon urbis obsessæ miserunt ad Josue, qui tunc morabatur in castris apud Galgalam, et dixerunt ei: Ne retrahas manus tuas ab auxilio servorum tuorum: ascende cito, et libera nos, ferque præsidium: convenerunt enim adversum nos omnes reges Amorrhæorum, qui habitant in montanis. Die Einwohner der belagerten Stadt Gabaon aber sandten zu Josue, welcher sich damals im Lager bei Galgala aufhielt, und sprachen zu ihm: Ziehe deine Hand nicht ab, sondern hilf deinen Knechten; ziehe eilends herauf, und rette uns, und bringe uns Hilfe; denn alle Könige⁴ der Amorrhiter, die im Berglande wohnen, haben sich gegen uns zusammengetan. Josua Jos 6 10 6 4 Alle mächtigen Könige. Josua Jos 6 10 7 Ascenditque Josue de Galgalis, et omnis exercitus bellatorum cum eo, viri fortissimi. Da zog Josue von Galgala mit dem ganzen Heere seiner Krieger, sehr tapferen Männern, hinauf. Josua Jos 6 10 8 Dixitque Dominus ad Josue: Ne timeas eos: in manus enim tuas tradidi illos: nullus ex eis tibi resistere poterit. Und der Herr sprach zu Josue: Fürchte dich nicht vor ihnen! denn ich habe sie in deine Hände gegeben; keiner von ihnen wird dir standhalten können. Josua Jos 6 10 9 Irruit itaque Josue super eos repente, tota nocte ascendens de Galgalis: Da überfiel Josue sie plötzlich, nachdem er die ganze Nacht von Galgala heraufgezogen war. Josua Jos 6 0 1 B. Die Könige des Nordlandes werden bei dem Merom-See besiegt. (V. 9) und ihr Land unterworfen. (V. 20) C. Josue vernichtet die Enakiter im Südlande. Josua Jos 6 11 1 Quæ cum audisset Jabin rex Asor, misit ad Jobab regem Madon, et ad regem Semeron, atque ad regem Achsaph: Als dies Jabin, der König von Asor, vernahm,¹ schickte er zu Jobab, dem König von Madon, und zu dem Könige von Semeron, und zu dem Könige von Achsaph, Josua Jos 6 11 1 1 Zweites Bündnis chananitischer Könige, der Nordhälfte von Chanaan. Asor war ein bedeutender Königssitz (V. 10), den Josue einnahm und zerstörte (V. 13), der aber später wieder aufgebaut und wieder Königssitz wurde. [Ri 4,2.17, 1Sam 12,9] Nach Josephus lag es auf dem westlich vom Meromsee sich hinziehenden Höhenzuge. Josua Jos 6 11 10 Reversusque statim cepit Asor: et regem ejus percussit gladio. Asor enim antiquitus inter omnia regna hæc principatum tenebat. Dann kehrte er sofort¹³ wieder um, nahm Asor ein,¹⁴ und schlug dessen König mit dem Schwerte; Asor nämlich war vor Zeiten das Haupt aller dieser Reiche.¹⁵ Josua Jos 6 11 10 13 Richtiger: zu jener Zeit. Josua Jos 6 11 10 14 Er hatte die Feinde über Asor hinaus verfolgt. Josua Jos 6 11 10 15 Deshalb wird es härter behandelt als die übrigen Städte. (V. 11, V. 13) Josua Jos 6 11 11 Percussitque omnes animas, quæ ibidem morabantur: non dimisit in ea ullas reliquias, sed usque ad internecionem universa vastavit, ipsamque urbem peremit incendio. Und er schlug alles Lebende, das darin weilte; nichts ließ er darin übrig, sondern verheerte alles bis zur Vernichtung, und die Stadt selbst zerstörte er durch Feuer. Josua Jos 6 11 12 Et omnes per circuitum civitates, regesque earum cepit, percussit atque delevit, sicut præceperat ei Moyses famulus Domini. Auch alle Städte ringsum und ihre Könige brachte er in seine Gewalt, und schlug sie, und vernichtete sie,¹⁶ wie Moses, der Diener Gottes, ihm geboten hatte. [Dtn 7,1.2] Josua Jos 6 11 12 16 Hebr.: tat sie in den Bann. Josua Jos 6 11 13 Absque urbibus, quæ erant in collibus, et in tumulis sitæ, ceteras succendit Israel: unam tantum Asor munitissimam flamma consumpsit. Mit Ausnahme der Städte, welche auf Hügeln und Anhöhen lagen,¹⁷ brannte Israel alle nieder; Asor allein, das sehr befestigt war, verzehrte das Feuer. Josua Jos 6 11 13 17 Die befestigten Bergstädte, mit Ausnahme von Asor allein. Josua Jos 6 11 14 Omnemque prædam istarum urbium ac jumenta diviserunt sibi filii Israel, cunctis hominibus interfectis. Die ganze Beute aus diesen Städten und das Vieh teilten die Söhne Israels unter sich, die Menschen hingegen töteten sie alle.¹⁸ Josua Jos 6 11 14 18 Vergleiche den Befehl Gottes [Dtn 7,2]. Josua Jos 6 11 15 Sicut præceperat Dominus Moysi servo suo, ita præcepit Moyses Josue, et ille universa complevit: non præteriit de universis mandatis, nec unum quidem verbum quod jusserat Dominus Moysi. Wie der Herr Moses, seinem Knechte, geboten hatte, so gebot Moses dem Josue, und dieser erfüllte alles; von allen Vorschriften, welche der Herr dem Moses gegeben hatte, übertrat er auch nicht ein Wort. [Ex 34,11, Dtn 7,1.2] Josua Jos 6 11 16 Cepit itaque Josue omnem terram montanam, et meridianam, terramque Gosen, et planitiem, et occidentalem plagam, montemque Israel, et campestria ejus: So nahm Josue das ganze Bergland, das Südland, das Land Gosen, die Ebene, die westliche Seite, und das Gebirge Israel und dessen Niederungen ein, Josua Jos 6 11 17 Et partem montis, quæ ascendit Seir usque Baalgad per planitiem Libani subter montem Hermon: omnes reges eorum cepit, percussit, et occidit. sowie einen Teil des Gebirges, das sich von Seir bis Baalgad erhebt, im Tale des Libanon, am Fuße des Berges Hermon;¹⁹ und er bekam alle ihre Könige in seine Gewalt, und schlug sie, und tötete sie. Josua Jos 6 11 17 19 Hebr.: Vom kahlen Gebirge an, das gegen Seir aufsteigt, bis nach Baal-Gad im Tale des Libanon am Fuße des Hermon. Das kahle Gebirge ist wohl dasselbe, das [Jos 15,3] und [Num 34,4] Akkrabimgebirge (Skorpionensteig) genannt wird. Josua Jos 6 11 18 Multo tempore pugnavit Josue contra reges istos. Lange Zeit²⁰ hindurch kämpfte Josue gegen diese Könige. Josua Jos 6 11 18 20 Nach Josephus fünf Jahre, nach anderen jüdischen Schriftstellern sieben Jahre. Josua Jos 6 11 19 Non fuit civitas quæ se traderet filiis Israel, præter Hevæum, qui habitabat in Gabaon: omnes enim bellando cepit. Es gab keine Stadt, welche sich den Söhnen Israels selbst ergab, außer den Hevitern, die in Gabaon wohnten; denn alle nahm er im Kampfe ein. Josua Jos 6 11 2 Ad reges quoque aquilonis, qui habitabant in montanis et in planitie contra meridiem Ceneroth, in campestribus quoque et in regionibus Dor juxta mare: sowie zu den Königen im Norden, welche auf dem Gebirge² und in der Ebene, im Süden von Keneroth,³ und in der Niederung und den Gegenden von Dor⁴ am Meere wohnten; Josua Jos 6 11 2 2 Gebirge Nephthali. [Jos 19,32] Josua Jos 6 11 2 3 Vom See Genesareth. Josua Jos 6 11 2 4 Hebr.: In Naphoth Dor, etwa zwölf Kilometer nördlich von Cäsarea. Josua Jos 6 11 20 Domini enim sententia fuerat, ut indurarentur corda eorum, et pugnarent contra Israel, et caderent, et non mererentur ullam clementiam, ac perirent, sicut præceperat Dominus Moysi. Denn es war der Ratschluss des Herrn, dass ihre Herzen verstockt wurden,²¹ und dass sie gegen Israel kämpften und fielen, und kein Erbarmen verdienten, und vernichtet wurden, wie der Herr dem Moses geboten hatte. Josua Jos 6 11 20 21 Hebr.: Denn von Jahve war es so gefügt, dass er ihren Sinn verhärtete, dass sie gegen Israel usw. Gott verhärtet ein Herz insbesondere insoweit als er in Geduld und Langmut die Strafe verschiebt und die Sünden wachsen lässt, um erst, wenn die äußerste Grenze erreicht ist, seine Gerechtigkeit walten zu lassen. Aber selbst Pharao ward nicht alsbald gestraft, da er Gottes Nachsicht verachtete, sondern stürzte sich selbst in den Tod, da er vermessentlich wähnte, das rote Meer werde ihm den Durchgang ebenso gewähren, wie dem auserwählten Volke. (Basil.) Im Übrigen vergl. [Gen 15,16] und [Ex 4,Anm.23]. Josua Jos 6 11 21 In illo tempore venit Josue, et interfecit Enacim de montanis, Hebron, et Dabir, et Anab, et de omni monte Juda et Israel, urbesque eorum delevit. Um diese Zeit kam Josue und vertilgte die Enakiter von dem Gebirge, von Hebron, Dabir und Anab, und von dem ganzen Gebirge Juda und Israel,²² und zerstörte ihre Städte.²³ Josua Jos 6 11 21 22 Juda und der Doppelstamm Joseph (Ephraim und Manasse) erhielten zuerst ihre Anteile durch das Los. Während nun Juda in seinen südlichen Besitz einrückt, sind alle Stämme noch in Galgala; später, als Ephraim und Manasse die ihrigen bereits eingenommen, lagert ganz Israel außer Juda in Silo. Beide Teile werden durch das noch herrenlose, später dem Stamme Benjamin zufallende Gebiet voneinander getrennt, außerdem befindet sich Altar, Stiftshütte und Bundeslade inmitten Josephs und der übrigen noch im Lager von Silo versammelten Stämme. So musste sich schon damals der Keim eines Gegensatzes zwischen Juda einerseits und dem übrigen Israel andererseits bilden, indem der Doppelstamm Joseph (und von diesem besonders Ephraim) so mächtig hervortrat. Was war zudem natürlicher, als dass das Gebirge, auf dem Juda seine Sitze hatte, Gebirge Juda, und dasjenige, wo das übrige Israel lagerte, Gebirge Israel, und zugleich, da die Gegend Eigentum des Stammes Ephraim war, Gebirge Ephraim [Jos 19,50] genannt wurde. Josua Jos 6 11 21 23 Vergl. [Num 16,32ff]. Es sind die von den Kundschaftern als so furchtbare Riesen geschilderten Feinde. Die [Jos 10,36ff] berichtete Eroberung wird nachträglich ergänzt. Josua Jos 6 11 22 Non reliquit ullum de stirpe Enacim, in terra filiorum Israel: absque civitatibus Gaza, et Geth, et Azoto, in quibus solis relicti sunt. Keinen vom Stamme der Enakiter ließ er im Lande der Söhne Israels übrig; nur in den Städten Gaza,²⁴ Geth²⁵ und Azot²⁶ allein blieben sie noch. Josua Jos 6 11 22 24 Bekannt durch Samson [Ri 16], die Weissagungen der Propheten und den Kämmerer aus Mohrenland. [Apg 8,26] Josua Jos 6 11 22 25 Die Heimat Goliaths. Josua Jos 6 11 22 26 Zwei bis drei Stunden von Askalon. Josua Jos 6 11 23 Cepit ergo Josue omnem terram, sicut locutus est Dominus ad Moysen, et tradidit eam in possessionem filiis Israel secundum partes, et tribus suas; quievitque terra a prliis. Josue also nahm das ganze Land ein, wie der Herr zu Moses geredet hatte, und gab es den Söhnen Israels zum Besitze nach ihren Abteilungen und Stämmen; und das Land ruhte vom Kampfe.²⁷ [Jos 14,15] Josua Jos 6 11 23 27 Kein Feind trat der Verteilung des Landes mit den Waffen entgegen. Die Macht der Chananiter war gebrochen und sie vermochten Israel nicht mehr den Besitz des Landes streitig zu machen, wenn nur Israel den Geboten seines Gottes nachlebend fortfuhr, die zerstreuten Überreste nach und nach zu verdrängen. Zudem hatte Israel in dem mächtigen Beistande des Herrn, den es bei der bisherigen Eroberung erfahren, das sicherste Unterpfand, dass ihm Gott auch bei den noch übrigen Kämpfen beistehen werde. Josue hatte getan, was der Herr zu Moses geredet, da er die Eroberung des Landes verheißen, aber zugleich beigefügt, er werde die Chananiter nicht in einem Jahre vertreiben. [Ex 23,28ff] vergl. [Dtn 7,22]. Die Aufzählung von nicht eroberten Städten und Gegenden und von noch übrig gebliebenen Chananitern [Jos 13,1-6, Jos 17,14ff, Jos 18,3, Jos 23,5.12] bietet also keinen Widerspruch zu V. 23. Wenn nun die völlige Eroberung des ganzen Landes in der nächstfolgenden Zeit nicht ausgeführt ward, sondern die Chananiter im Gegenteil die Oberhand über die Israeliten gewannen, so ist die Ursache dafür die, das der her seinem Volke wegen seines Abfalles von ihm seinen Beistand entzog und es zur Züchtigung für seine Sünden in die Gewalt seiner Feinde dahingab. Josua Jos 6 11 3 Chananæum quoque ab oriente et occidente, et Amorrhæum atque Hethæum ac Pherezæum et Jebusæum in montanis: Hevæum quoque qui habitabat ad radices Hermon in terra Maspha. ebenso auch zu den Chananitern im Osten und Westen, zu den Amorrhitern, Hethitern, Pherezitern und Jebusitern in's Bergland; und zu den Hevitern, welche am Fuße des Hermon,⁵ im Lande Maspha, wohnten. Josua Jos 6 11 3 5 Des östlichen Libanon. Josua Jos 6 11 4 Egressique sunt omnes cum turmis suis, populus multus nimis sicut arena, quæ est in littore maris, equi quoque et currus immensæ multitudinis. Da zogen sie alle mit ihren Heerhaufen aus, ein Volk zahlreich wie der Sand am Ufer des Meeres,⁶ auch Rosse und Wagen in ungeheurer Menge. Josua Jos 6 11 4 6 Häufig in der heiligen Schrift vorkommendes Bild. Josua Jos 6 11 5 Conveneruntque omnes reges isti in unum ad Aquas Merom, ut pugnarent contra Israel. Alle diese Könige kamen am Wasser Merom⁷ zusammen, um gegen Israel zu kämpfen. Josua Jos 6 11 5 7 Hohes, oberstes Wasser, bei Fl. Josephus Samochonitis, jetzt Bahr el Huleh, etwa zweieinhalb Stunden lang, nördlich vom See Genesareth gelegen. Josua Jos 6 11 6 Dixitque Dominus ad Josue: Ne timeas eos: cras enim hac eadem hora ego tradam omnes istos vulnerandos in conspectu Israel: equos eorum subnervabis, et currus igne combures. Da sprach der Herr zu Josue:⁸ Fürchte dich nicht vor ihnen! denn morgen um diese Stunde werde ich sie alle vor Israel preisgeben, dass sie erschlagen werden; ihre Pferde sollst du lähmen⁹ und ihre Wagen im Feuer verbrennen. Josua Jos 6 11 6 8 Josue ist wohl bereits auf dem Marsche, da die Entfernung von Galgala bis zum See Merom zu bedeutend ist, um von einem Tage zum andern dorthin gelangen zu können. Die Feinde wollen wohl auf den Bergen ihr Lager aufschlagen und von dort mit ihren Wagen über den das Jordantal heraufziehenden Josue herfallen. Der geschickte Feldherr aber kommt ihnen zuvor. Josua Jos 6 11 6 9 Sie sollen die Pferde nicht selbst im Kriege gebrauchen, um nicht mehr auf diese als auf Gott ihre Zuflucht zu setzen. Josua Jos 6 11 7 Venitque Josue, et omnis exercitus cum eo adversus illos ad Aquas Merom subito, et irruerunt super eos, Und Josue und das ganze Heer mit ihm kamen plötzlich über sie am Wasser Merom und überfielen sie, Josua Jos 6 11 8 Tradiditque illos Dominus in manus Israel. Qui percusserunt eos, et persecuti sunt usque ad Sidonem magnam, et Aquas Maserephoth, campumque Masphe, qui est ad orientalem illius partem. Ita percussit omnes, ut nullas dimitteret ex eis reliquias: und der Herr gab sie in die Hand Israels. Diese schlugen sie und verfolgten sie bis nach Groß-Sidon,¹⁰ und bis an das Wasser Maserephoth,¹¹ und bis in die Ebene Masphe, welche auf der Ostseite desselben liegt. So schlug er alle, dass keiner von ihnen übrig blieb;¹² Josua Jos 6 11 8 10 Das volkreiche Sidon, das so zugleich als Hauptstadt von Phönizien bezeichnet wird. Josua Jos 6 11 8 11 Hebr.: Misrephoth-Maim, die warmen Wasser. Ob es den Namen von Glasschmelzhütten hat? Josua Jos 6 11 8 12 Zwei Heeresabteilungen verfolgen also die Feinde nach Südwest und West, eine andere nach Südost. Josua Jos 6 11 9 Fecitque sicut præceperat ei Dominus, equos eorum subnervavit, currusque combussit igni. und er tat, wie der Herr ihm geboten hatte: ihre Pferde lähmte er, und ihre Wagen verbrannte er im Feuer. Josua Jos 6 0 1 5. Zum Abschlusse des ersten Teiles werden 31 Könige aufgezählt, welche die Söhne Israels unter Moses und Josue teils östlich des Jordans (V. 6), teils westlich desselben besiegten. Josua Jos 6 12 1 Hi sunt reges, quos percusserunt filii Israel, et possederunt terram eorum trans Jordanem ad solis ortum, a torrente Arnon usque ad montem Hermon, et omnem orientalem plagam, quæ respicit solitudinem. Dies sind die Könige, welche die Söhne Israels schlugen, und deren Land sie jenseits des Jordans gegen Sonnenaufgang einnahmen, vom Bache Arnon an bis an den Berg Hermon, und die ganze östliche Gegend gegen die Wüste zu:¹ Josua Jos 6 12 1 1 Hebr.: Und die ganze Niederung im Osten. Das Land westlich vom Jordan konnte ohne den östlichen Besitz nicht gehalten werden. Dieser aber gehörte gleichfalls zum verheißenen Lande, wie [Dtn 2,24] zeigt. Josua Jos 6 12 10 Rex Jerusalem unus, rex Hebron unus, der König von Jerusalem, einer: der König von Hebron, einer; Josua Jos 6 12 11 Rex Jerimoth unus, rex Lachis unus, der König von Jerimoth, einer: der König von Lachis, einer; Josua Jos 6 12 12 Rex Eglon unus, rex Gazer unus, der König von Eglon, einer: der König von Gazer, einer; Josua Jos 6 12 13 Rex Dabir unus, rex Gader unus, der König von Dabir, einer: der König von Gader, einer; Josua Jos 6 12 14 Rex Herma unus, rex Hered unus, der König von Herma, einer: der König von Hered, einer;⁶ Josua Jos 6 12 14 6 Die V. 13b und V. 14 genannten Könige sind in [Jos 10] nicht namentlich angeführt. Josua Jos 6 12 15 Rex Lebna unus, rex Odullam unus, der König von Lebna, einer: der König von Odullam, einer; Josua Jos 6 12 16 Rex Maceda unus, rex Bethel unus, der König von Makeda, einer: der König von Bethel, einer; Josua Jos 6 12 17 Rex Taphua unus, rex Opher unus, der König von Taphua, einer: der König von Opher einer; Josua Jos 6 12 18 Rex Aphec unus, rex Saron unus, der König von Aphek, einer: der König von Saron, einer;⁷ Josua Jos 6 12 18 7 Die meisten Orte sind nicht sicher festzustellen. Josua Jos 6 12 19 Rex Madon unus, rex Asor unus, der König von Madon, einer: der König von Asor, einer; Josua Jos 6 12 2 Sehon rex Amorrhæorum, qui habitavit in Hesebon, dominatus est ab Aroer, quæ sita est super ripam torrentis Arnon, et mediæ partis in valle, dimidiæque Galaad, usque ad torrentem Jaboc, qui est terminus filiorum Ammon. Sehon, der König der Amorrhiter, welcher in Hesebon wohnte, herrschte von Aroer an, welches am Ufer des Baches Arnon in der Mitte desselben im Tale liegt, und über halb Galaad, bis zum Bache Jabok, welcher die Grenze der Söhne Ammons ist;² Josua Jos 6 12 2 2 Gegen die Moabiter. Josua Jos 6 12 20 Rex Semeron unus, rex Achsaph unus, der König von Semeron, einer: der König von Achsaph, einer; Josua Jos 6 12 21 Rex Thenac unus, rex Mageddo unus, der König von Thenak, einer: der König von Mageddo, einer; Josua Jos 6 12 22 Rex Cades unus, rex Jachanan Carmeli unus, der König von Kades,⁸ einer: der König von Jachanan am Karmel, einer; Josua Jos 6 12 22 8 Heimat des Barak. [Ri 4,6] Josua Jos 6 12 23 Rex Dor, et provinciæ Dor unus, rex gentium Galgal unus, der König von Dor und der Landschaft Dor, einer: der König der Völker von Galgal,⁹ einer; Josua Jos 6 12 23 9 Septuag: Galiläa. Josua Jos 6 12 24 Rex Thersa unus: omnes reges triginta unus. der König von Thersa,¹⁰ einer; zusammen einunddreißig Könige. Josua Jos 6 12 24 10 Etwa drei Meilen östlich von Samaria. Residenz der Könige von Israel, bis Omri Samaria baute. [1Kön 16,23-24] Josua Jos 6 12 3 Et a solitudine usque ad mare Ceneroth contra orientem, et usque ad mare deserti, quod est mare salsissimum, ad orientalem plagam per viam quæ ducit Bethsimoth: et ab australi parte, quæ subjacet Asedoth, Phasga. und von der Wüste an bis an das Meer Keneroth gegen Osten, und bis an das Meer der Wüste, das ist das Salzmeer, an der Ostseite den Weg nach Bethsimoth hin, und an der Südseite, die von Asedoth abwärts liegt, Phasga.³ Josua Jos 6 12 3 3 Bis zum N. O. Saume am toten Meere herab. Vergl. [Num 22,1]. Josua Jos 6 12 4 Terminus Og regis Basan, de reliquiis Raphaim, qui habitavit in Astaroth, et in Edrai, et dominatus est in monte Hermon, et in Salecha, atque in universa Basan, usque ad terminos Und das Gebiet Ogs, des Königs von Basan, der zu den Überresten der Raphaiter gehörte, und in Astaroth und Edrai wohnte, und über das Gebirge Hermon, Salecha und ganz Basan herrschte, bis zu den Grenzen Josua Jos 6 12 5 Gessuri, et Machati, et dimidiæ partis Galaad: terminos Sehon regis Hesebon. der Gessuriter und Machatiter, und halb Galaad, dem Gebiete des Königs von Hesebon. Josua Jos 6 12 6 Moyses famulus Domini, et filii Israel percusserunt eos, tradiditque terram eorum Moyses in possessionem Rubenitis, et Gaditis, et dimidiæ tribui Manasse. Moses, der Diener des Herrn, und die Söhne Israels schlugen sie, und Moses gab ihr Land den Rubeniten, und den Gaditen, und dem halben Stamme Manasse zum Besitze. Josua Jos 6 12 7 Hi sunt reges terræ, quos percussit Josue et filii Israel trans Jordanem ad occidentalem plagam, a Baalgad in campo Libani, usque ad montem, cujus pars ascendit in Seir: tradiditque eam Josue in possessionem tribubus Israel, singulis partes suas, Dies sind die Könige des Landes, welche Josue und die Söhne Israels jenseits des Jordans auf der Westseite schlugen,⁴ von Baalgad in der Ebene des Libanon an bis an das Gebirge, von dem ein Teil bis nach Seir hinaufreicht; und Josue gab das Land den Stämmen Israels zum Besitze, einem jeden seinen Anteil, Josua Jos 6 12 7 4 Die einzelnen Könige werden in der Reihenfolge aufgeführt, wie sie besiegt wurden. Josua Jos 6 12 8 Tam in montanis quam in planis atque campestribus. In Asedoth, et in solitudine, ac in meridie Hethæus fuit et Amorrhæus, Chananæus et Pherezæus, Hevæus et Jebusæus. ebenso auf dem Gebirge wie in den Ebenen und in den Niederungen. In Asedoth⁵ und in der Wüste, und gegen Süden waren die Hethiter, Amorrhiter, Chananiter, Phereziter, Heviter und Jebusiter. Josua Jos 6 12 8 5 An den Bergabhängen. Josua Jos 6 12 9 Rex Jericho unus: rex Hai, quæ est ex latere Bethel, unus: Der König von Jericho, einer: der König von Hai, das Bethel zur Seite liegt, einer; Josua Jos 6 0 1 II. Verteilung des verheißenen Landes unter die Söhne Israels, (13,1 22,34) 1. Verteilung des Landes jenseits des Jordans, welche Moses vorgenommen (Kap. 13): A. Nur neun und ein halber Stamm erhalten Besitz diesseits des Jordans. (V. 7) B. Ruben, Gad und halb Manasse haben ihren Anteil von Moses erhalten, (V. 32) Levi aber soll keinen zusammenhängenden Besitz haben. Josua Jos 6 13 1 Josue senex, provectæque ætatis erat, et dixit Dominus ad eum: Senuisti, et longævus es, terraque latissima derelicta est, quæ necdum sorte divisa est: Als nun Josue alt und hochbetagt war, sprach der Herr zu ihm: Du bist alt geworden und hochbetagt, und es ist ein sehr weites Land übrig, das noch nicht durch das Los verteilt ist,¹ Josua Jos 6 13 1 1 Josue soll das ganze Land verteilen, wenngleich es noch nicht seiner ganzen Ausdehnung nach erobert ist. Gott verheißt, die noch nicht unterworfenen Einwohner seiner Zeit zu vertreiben. Josua Jos 6 13 10 Et cunctas civitates Sehon, regis Amorrhæi, qui regnavit in Hesebon usque ad terminos filiorum Ammon. und sämtliche Städte Sehons, des Königs der Amorrhiter, der in Hesebon herrschte, bis zu den Grenzen der Söhne Ammons; Josua Jos 6 13 11 Et Galaad, ac terminum Gessuri et Machati, et omnem montem Hermon, et universam Basan, usque ad Salecha, und Galaad, und das Gebiet der Gessuriter, und der Machatiter, und das ganze Gebirge des Hermon, und ganz Basan bis nach Salecha, Josua Jos 6 13 12 Omne regnum Og in Basan, qui regnavit in Astaroth et Edrai, ipse fuit de reliquiis Raphaim: percussitque eos Moyses, atque delevit. das ganze Reich Ogs in Basan, welcher in Astaroth und Edrai herrschte und noch von den Raphaitern übrig war; diese schlug Moses und vertilgte sie. Josua Jos 6 13 13 Nolueruntque disperdere filii Israel Gessuri et Machati: et habitaverunt in medio Israel usque in præsentem diem. Und die Söhne Israels wollten die Gessuriter und Machatiter nicht vertilgen,¹⁸ sondern sie blieben unter Israel bis auf den heutigen Tag wohnen. Josua Jos 6 13 13 18 Im Hebräischen wird nur die Tatsache angegeben, nicht der Wille. Josua Jos 6 13 14 Tribui autem levi non dedit possessionem: sed sacrificia et victimæ Domini Dei Israel, ipsa est ejus hereditas, sicut locutus est illi. Dem Stamme Levi aber gab er keinen Besitz; sondern die Opfer und Schlachtopfer des Herrn, des Gottes Israel, diese sind sein Erbteil, wie er zu ihm gesagt hat.¹⁹ [Num 18,20] Josua Jos 6 13 14 19 Gott selbst will Leviten und Priester erhalten. So kommt der Herr der Bosheit zuvor, welche den Dienern des Heiligtums eine mit dem Dienste im Tempel unvereinbare Arbeit zur Erwerbung des Unterhaltes zuschieben möchte. Indem Gott einmal sagt, der Dienst im Heiligtume sei der Anteil der Leviten, dann wieder sich selbst als ihren Anteil bezeichnet, vergl. [Ps 15,5], zeigt er, wie hoch er das Priestertum stellt. Wer Gott besitzt, hat ja alles. So haben die Leviten auch keinen Grund zu klagen, das sie des rechtmäßig gebührenden Anteils an dem Erbbesitz verlustig gegangen, da ihnen statt des Irdischen der Gott Israels selbst zu Teil geworden. Wenngleich die Enterbung eine Strafe war für den Stammvater der Leviten [Gen 49,7], wurde sie doch für seinen Stamm eine Erhöhung, für das Volk Israel ein Segen. Wie hätten die Leviten das gesamte Volk das Gesetz lehren und es richten können, wenn sie nicht über das Land verstreut gewohnt hätten? (Vergl. auch [Mal 2,5.7].) Josua Jos 6 13 15 Dedit ergo Moyses possessionem tribui filiorum Ruben juxta cognationes suas. Moses also gab dem Stamme der Söhne Rubens nach ihren Geschlechtern ihren Besitz.²⁰ Josua Jos 6 13 15 20 Moses hatte den einzelnen Stämmen nach Gottes Anweisung ihre Anteile bestimmt, so dass die Grenzen nicht weniger unverrückbar waren als wenn Berge oder Flüsse sie gebildet hätten. Josua Jos 6 13 16 Fuitque terminus eorum ab Aroer, quæ sita est in ripa torrentis Arnon, et in valle ejusdem torrentis media: universam planitiem, quæ ducit Medaba, Ihr Gebiet war von Aroer an, welches am Ufer des Baches Arnon liegt, und in der Mitte des Tales dieses Baches die ganze Ebene, welche sich nach Medaba²¹ zieht, Josua Jos 6 13 16 21 Früher wohl Stadt der Moabiter; [Jes 15,2] wieder Eigentum derselben. Josua Jos 6 13 17 Et Hesebon, cunctosque viculos earum, qui sunt in campestribus: Dibon quoque, et Bamothbaal, et oppidum Baalmaon, Hesebon, und alle ihre Ortschaften, die in der Ebene liegen, sowie Dibon und Bamothbaal, und die Stadt Baalmaon, Josua Jos 6 13 18 Et Jassa, et Cedimoth, et Mephaath, Jassa, Kedimoth, Mephaath, Josua Jos 6 13 19 Et Cariathaim, et Sabama, et Sarathasar in monte convallis, Kariathaim, Sabama, Sarathasar auf einem Berge des Tales, Josua Jos 6 13 2 Omnis videlicet Galilæa, Philisthiim, et universa Gessuri, nämlich ganz Galiläa,² das Land der Philister, und das ganze Gebiet der Gessuriter,³ Josua Jos 6 13 2 2 Hebr.: Dies ist das Gebiet, das noch übrig geblieben ist, sämtliche Bezirke der Philister usw. Josua Jos 6 13 2 3 Diese sind im Süden von Palästina in der Nähe der Philister zu suchen und nicht mit den [Jos 12,5, Jos 13,13] erwähnten Gessuriten am Libanon zu verwechseln. Josua Jos 6 13 20 Bethphogor et Asedoth, Phasga et Bethiesimoth, Bethphogor, Asedoth, Phasga²² und Bethiesimoth, Josua Jos 6 13 20 22 Hebr.: Die Abhänge (Asedoth) des Phasga. Josua Jos 6 13 21 Et omnes urbes campestres, universaque regna Sehon regis Amorrhæi, qui regnavit in Hesebon, quem percussit Moyses cum principibus Madian: Hevæum, et Recem, et Sur, et Hur, et Rebe duces Sehon habitatores terræ. alle Städte in der Ebene, und das ganze Reich des Sehon, des Königs der Amorrhiter, der in Hesebon herrschte, welchen Moses samt den Fürsten von Madian schlug: dem Heviter, Rekem, Sur, Hur, und Rebe, den Heerführern²³ Sehons, die das Land bewohnten. [Num 31,8] Josua Jos 6 13 21 23 Unterfürsten, Vasallen. Josua Jos 6 13 22 Et Balaam filium Beor ariolum occiderunt filii Israel gladio cum ceteris interfectis. Auch Balaam, den Sohn Beors, den Weissager, töteten die Söhne Israels mit dem Schwert samt den übrigen Erschlagenen. Josua Jos 6 13 23 Factusque est terminus filiorum Ruben Jordanis fluvius. Hæc est possessio Rubenitarum per cognationes suas urbium et viculorum. So ward die Grenze für die Söhne Rubens der Jordan. Dies ist der Besitz der Rubeniten nach ihren Geschlechtern an Städten und Dörfern. Josua Jos 6 13 24 Deditque Moyses tribui Gad et filiis ejus per cognationes suas possessionem, cujus hæc divisio est: Und Moses gab dem Stamme Gad und dessen Söhnen nach ihren Geschlechtern gemäß dieser Einteilung ihr Erbe: Josua Jos 6 13 25 Terminus Jaser, et omnes civitates Galaad, et dimidiam partem terræ filiorum Ammon, usque ad Aroer, quæ est contra Rabba. Das Gebiet von Jaser,²⁴ und alle Städte Galaads, und das halbe Land der Söhne Ammons bis nach Aroer, welches Rabba gegenüberliegt; Josua Jos 6 13 25 24 Später wie mehrere andere bereits erwähnte Städte wieder moabitisch. [Jes 16,8.9, Jer 48,32] Josua Jos 6 13 26 Et ab Hesebon usque Ramoth, Masphe et Betonim: et a Manaim usque ad terminos Dabir. und von Hesebon bis Ramoth, Masphe²⁵ und Betonim, und von Manaim bis zum Gebiete von Dabir; Josua Jos 6 13 26 25 Nach dem Hebr.: Ramoth-Masphe. Josua Jos 6 13 27 In valle quoque Betharan, et Bethnemra, et Socoth, et Saphon reliquam partem regni Sehon regis Hesebon: hujus quoque finis, Jordanis est usque ad extremam partem maris Ceneroth trans Jordanem ad orientalem plagam. im Tale ferner: Betharan, Bethnemra, Sokoth, Saphon, der übrige Teil des Reiches Sehons, des Königs von Hesebon; auch seine Grenze ist der Jordan bis zum äußersten Teile des Meeres Keneroth²⁶ jenseits des Jordans gegen Osten. Josua Jos 6 13 27 26 Genesareth. Josua Jos 6 13 28 Hæc est possessio filiorum Gad per familias suas, civitates, et villæ earum. Dies ist der Besitz der Söhne Gads nach ihren Familien, ihre Städte und die zu denselben gehörenden Dörfer. Josua Jos 6 13 29 Dedit et dimidiæ tribui Manasse, filiisque ejus juxta cognationes suas possessionem, Auch dem halben Stamme Manasse und seinen Söhnen gab er einen Besitz nach ihren Geschlechtern. Josua Jos 6 13 3 A fluvio turbido, qui irrigat gyptum, usque ad terminos Accaron contra aquilonem: terra Chanaan, quæ in quinque regulos Philisthiim dividitur, Gazæos, et Azotios, Ascalonitas, Gethæos, et Accaronitas. vom trüben Flusse⁴ an, der Ägypten bespült, bis an die Grenzen von Akkaron gegen Norden, das Land Chanaan,⁵ welches unter fünf Fürsten der Philister geteilt ist, die Gaziter, Azotiter, Askaloniter, Gethiter und Akkaroniter.⁶ Josua Jos 6 13 3 4 Hebr.: Sichor (abgel. vom Worte schwarz sein). Gemeint ist wohl der Rhinokorua. Josua Jos 6 13 3 5 Wird es zu dem Gebiet von Chanaan gerechnet. Die Philister waren keine Chananiter, sondern stammten von Kaphtor [Am 9,7] ab. Josua Jos 6 13 3 6 Die Fürsten werden statt der Städte angeführt: Gaza, Azot, Askalon, Geth, Akkaron. Josua Jos 6 13 30 Cujus hoc principium est: a Manaim universam Basan, et cuncta regna Og regis Basan, omnesque vicos Jair, qui sunt in Basan, sexaginta oppida. Dieser beginnt von Manaim, dann umfasst er ganz Basan, und das ganze Reich Ogs, des Königs von Basan, und alle Dörfer Jairs, die in Basan liegen, sechzig Städte; Josua Jos 6 13 31 Et dimidiam partem Galaad, et Astaroth, et Edrai urbes regni Og in Basan: filiis Machir, filii Manasse dimidiæ parti filiorum Machir juxta cognationes suas. die Hälfte von Galaad, sowie Astaroth und Edrai, die Städte des Reiches Ogs in Basan gab er den Söhnen Machirs, des Sohnes Manasses, der Hälfte²⁷ der Söhne Machirs nach ihren Geschlechtern. Josua Jos 6 13 31 27 Vergl. [1Chr 5,23] und [Jos 17,2]. Josua Jos 6 13 32 Hanc possessionem divisit Moyses in campestribus Moab trans Jordanem contra Jericho ad orientalem plagam. Dies ist der Besitz, den Moses in den Ebenen Moabs jenseits des Jordans, Jericho gegenüber, auf der Ostseite verteilte. Josua Jos 6 13 33 Tribui autem Levi non dedit possessionem: quoniam Dominus Deus Israel ipse est possessio ejus, ut locutus est illi. Dem Stamme Levi aber gab er keinen Erbbesitz, weil der Herr, der Gott Israels, selbst sein Erbe ist, wie er zu ihm gesprochen. Josua Jos 6 13 4 Ad meridiem vero sunt Hevæi, omnis terra Chanaan, et Maara Sidoniorum usque Apheca et terminos Amorrhæi, Gegen Süden aber sind die Heviter,⁷ das ganze Land Chanaan,⁸ und Maara, das den Sidoniern gehört, bis Apheka, bis an die Grenzen der Amorrhiter, Josua Jos 6 13 4 7 Hebr.: Aviter. Josua Jos 6 13 4 8 Die Bezirke der Philister im Süden des Landes. Josua Jos 6 13 5 Ejusque confinia. Libani quoque regio contra orientem a Baalgad sub monte Hermon, donec ingrediaris Emath. und das angrenzende Land.⁹ Sodann der Landstrich am Libanon im Osten,¹⁰ von Baalgad am Fuße des Hermongebirges, bis man nach Emath kommt; Josua Jos 6 13 5 9 Hebr.: Das Land der Gibliter. Josua Jos 6 13 5 10 Der Antilibanon. Josua Jos 6 13 6 Omnium qui habitant in monte a Libano usque ad Aquas Maserephoth, universique Sidonii. Ego sum qui delebo eos a facie filiorum Israel. Veniat ergo in partem hereditatis Israel, sicut præcepi tibi. alle Gebirgsbewohner, vom Libanon an bis an das Wasser Maserephoth,¹¹ und alle Sidonier.¹² Ich¹³ bin es, der sie angesichts der Söhne Israels vertilgen¹⁴ wird. Das alles also soll der Erbteil Israels werden, wie ich dir geboten habe.¹⁵ Josua Jos 6 13 6 11 Hebr.: Bis Misrepoth-Maim (warme Quellen). Josua Jos 6 13 6 12 Alle Südlich vom Libanon bis zum jetzigen Vorgebirge Ras en Nakura wohnenden heidnischen Kolonisten der Sidonier. Josua Jos 6 13 6 13 Ich, dessen unüberwindliche Macht du kennst. Josua Jos 6 13 6 14 Hebr.: Hier und im Folgenden stets: vertreiben. Das Zurückbleiben eines gemeinsamen Feindes hindert die zwölf Stämme, sich voneinander loszulösen. Josua Jos 6 13 6 15 Immer ist bei der Verheißung Gottes die Bedingung stillschweigend eingeschlossen, dass das Volk treu an ihm festhält. Josua Jos 6 13 7 Et nunc divide terram in possessionem novem tribubus, et dimidiæ tribui Manasse, So verteile nun das Land¹⁶ an die neun Stämme und den halben Stamm Manasse als Erbbesitz; Josua Jos 6 13 7 16 Vom Jordan bis zum mittelländischen Meere, wie die Septuag beifügt. Josua Jos 6 13 8 Cum qua Ruben et Gad possederunt terram, quam tradidit eis Moyses famulus Domini trans fluenta Jordanis, ad orientalem plagam. denn mit diesem¹⁷ haben Ruben und Gad das Land in Besitz genommen, welches Moses, der Diener des Herrn, ihnen jenseits des Flusses Jordans, auf der Ostseite, gegeben hat. [Num 32,33] Josua Jos 6 13 8 17 Mit dem halben Stamme Manasse, der auf der anderen Seite des Jordans geblieben. Josua Jos 6 13 9 Ab Aroer, quæ sita est in ripa torrentis Arnon, et in vallis medio, universaque campestria Medaba, usque Dibon. Von Aroer an, welches am Ufer des Baches Arnon liegt, und in der Mitte des Tales und die ganze Ebene von Medaba bis Dibon; Josua Jos 6 0 1 2. Verteilung des Landes diesseits des Jordans. (14,1 19,51) 1. Die gesamte Verteilung hat statt nach der Anordnung Moses. (V. 5) 2. Der Anteil der Familie Kalebs und des Stammes Juda (14,6 15,63): A. Kaleb bittet Josue um den ihm von Moses verheißenen Anteil und erhält Hebron als Besitz. Josua Jos 6 14 1 Hoc est, quod possederunt filii Israel in terra Chanaan, quam dederunt eis Eleazar sacerdos, et Josue filius Nun, et principes familiarum per tribus Israel: Dies ist der Besitz, welcher den Söhnen Israels im Lande Chanaan angewiesen ward, den ihnen Eleazar, der Priester, und Josue, der Sohn Nuns, und die Fürsten der Geschlechter nach den einzelnen Stämmen Israels gaben, Josua Jos 6 14 10 Concessit ergo Dominus vitam mihi, sicut pollicitus est usque in præsentem diem. Quadraginta et quinque anni sunt, ex quo locutus est Dominus verbum istud ad Moysen, quando ambulabat Israel per solitudinem: hodie octoginta quinque annorum sum Nun hat mich der Herr am Leben gelassen, wie er verheißen, bis auf den heutigen Tag. Fünfundvierzig Jahre sind es, seit der Herr dieses Wort zu Moses gesprochen, als Israel durch die Wüste zog;⁴ heute bin ich fünfundachtzig Jahre alt Josua Jos 6 14 10 4 Dieses Begebnis fällt also in das fünfte Jahr nach dem Einzuge in das heilige Land. Josua Jos 6 14 11 Sic valens, ut eo valebam tempore quando ad explorandum missus sum: illius in me temporis fortitudo usque hodie perseverat, tam ad bellandum quam ad gradiendum. und noch so kräftig, wie ich zu der Zeit war, da ich als Kundschafter ausgesendet wurde; denn die Kraft, die ich damals besaß, ist mir bis heute geblieben, sowohl um zu kämpfen, wie um aus- und einzuziehen. [Sir 46,11] Josua Jos 6 14 12 Da ergo mihi montem istum, quem pollicitus est Dominus, te quoque audiente, in quo Enacim sunt, et urbes magnæ atque munitæ: si forte sit Dominus mecum, et potuero delere eos, sicut promisit mihi. Darum gib mir dieses Bergland, welches der Herr mir verheißen hat, wie du auch gehört hast, auf dem die Enakiter,⁵ und große und feste Städte sind; vielleicht ist der Herr mit mir, dass ich sie vernichten kann, wie er mir verheißen hat. Josua Jos 6 14 12 5 Nach [Jos 11,21] hatte Josue sie bereits ausgerottet. Entweder also fügt dieses Kapitel die näheren Umstände zu jener Stelle hinzu, oder die Enakiter haben sich in Hebron wieder festgesetzt. Josua Jos 6 14 13 Benedixitque ei Josue: et tradidit ei Hebron in possessionem. Da segnete Josue ihn und gab ihm Hebron als Besitz. [1Chr 6,56] Josua Jos 6 14 14 Atque ex eo fuit Hebron Caleb filio Jephone Cenezæo usque in præsentem diem: quia secutus est Dominum Deum Israel. Seitdem gehört Hebron Kaleb, dem Sohne Jephones, des Keneziters, bis auf den heutigen Tag, weil er dem Herrn, dem Gotte Israels, gehorsam gewesen war. Josua Jos 6 14 15 Nomen Hebron ante vocabatur Cariath Arbe: Adam maximus ibi inter Enacim situs est: et terra cessavit a prliis. Der Name von Hebron war vordem Kariath-Arbe; Adam, der größte unter den Enakitern,⁶ liegt dort; und das Land erhielt Ruhe vom Kampfe. [Jos 11,23] Josua Jos 6 14 15 6 Hebr.: Hebron aber hieß vordem Stadt Arbas; dieser war der mächtigste Mann unter den Enakitern. Josua Jos 6 14 2 Sorte omnia dividentes, sicut præceperat Dominus in manu Moysi, novem tribubus, et dimidiæ tribui. alles durch das Los verteilend, wie der Herr dem Moses geboten,¹ unter die neun Stämme und den halben Stamm; [Num 34,13] Josua Jos 6 14 2 1 Die Verschiedenheit der Bodenbeschaffenheit soll nicht Ursache der Unzufriedenheit und des Neides unter den Brüderstämmen werden, deshalb verteilt Gott selbst das gesamte Gebiet. Das Los bestimmt den Umkreis, die genaueren Grenzen werden von den durch Gott selbst bezeichneten Personen festgesetzt. [Num 33,54] Die einzelnen Stämme sollen aber voneinander getrennt bleiben, bis Christus erscheint, damit kein Zweifel möglich sei, aus welchem Stamme die heilige Jungfrau ist. Das Los fällt so, wie Jakob jedem voraussagt, so dass die Erfüllung der Prophezeiung ein neuer Beweis wird, dass die Verteilung Gottes Willen entspricht. Josua Jos 6 14 3 Duabus enim tribubus, et dimidiæ dederat Moyses trans Jordanem possessionem: absque Levitis, qui nihil terræ acceperunt inter fratres suos: denn zwei und einem halben Stamme hatte Moses einen Besitz jenseits des Jordans gegeben, während die Leviten kein Land unter ihren Brüdern erhielten, Josua Jos 6 14 4 Sed in eorum successerunt locum filii Joseph in duas divisi tribus, Manasse et Ephraim: nec acceperunt Levitæ aliam in terra partem, nisi urbes ad habitandum, et suburbana earum ad alenda jumenta et pecora sua. sondern die Söhne Josephs, welche in die zwei Stämme Manasse und Ephraim geteilt waren, traten an ihre Stelle; und die Leviten erhielten keinen andern Anteil im Lande, als Städte zum Wohnen und deren Umgebung zur Ernährung für ihr Vieh und ihre Herden. [Num 35,2.3] Josua Jos 6 14 5 Sicut præceperat Dominus Moysi, ita fecerunt filii Israel, et diviserunt terram. Wie der Herr dem Moses geboten hatte, so taten die Söhne Israels und verteilten das Land. Josua Jos 6 14 6 Accesserunt itaque filii Juda ad Josue in Galgala, locutusque est ad eum Caleb filius Jephone Cenezæus: Nosti quid locutus sit Dominus ad Moysen hominem Dei de me et te in Cadesbarne. Da traten die Söhne Judas in Galgala zu Josue;² und Kaleb, der Sohn Jephones, der Keneziter,³ sprach zu ihm: Du weißt, was der Herr zu Moses, dem Manne Gottes, von mir und dir in Kadesbarne gesprochen hat. [Num 14,24] Josua Jos 6 14 6 2 Es fällt in dem Berichte auf, dass, nachdem Juda und Joseph ihre Erbteile erhalten, das Geschäft der Verteilung eine Unterbrechung erleidet, indem das Lager von Galgala nach Silo verlegt und dort die Stiftshütte aufgerichtet wird [Jos 18,1], dann aber die übrigen Stämme sich lässig zeigen, ihr Gebiet sich zuteilen zu lassen, so dass Josue sie tadelt [Jos 18,3] und sie auffordert, aus jedem Stamme die Vertreter zu stellen, die er aussendet, das Land aufzuschreiben und in sieben Teile zu teilen. Es schien den meisten Stämmen wohl bequemer, in Zelten zu bleiben und im Lande umherzuziehen. Da ferner der Stamm Joseph sein Erbteil zu klein fand, fürchtete Josue vielleicht ähnliche Schwierigkeiten bei allen anderen, namentlich aber bei denen, in deren Gebiet sich die Chananiter noch mächtiger zeigten. Es fand sich ferner, dass das Land nach Abzug der Gebiete von Juda und Joseph zu eng und der Juda zugewiesene Anteil zu groß sei. [Jos 19,9] Durfte nun keine neue Verteilung stattfinden, so mussten doch beide Stämme noch Teile von anderen in ihr Gebiet aufzunehmen, dessen genauere Grenzen ja durch das Los nicht festgestellt waren. So erklärt sich sowohl die Unterbrechung, wie das eigentümliche Verfahren zu Silo. Josua Jos 6 14 6 3 Nachkommen des Kenez, die [Gen 15,19] genannten Völkerschaften. Josua Jos 6 14 7 Quadraginta annorum eram quando misit me Moyses famulus Domini de Cadesbarne, ut considerarem terram, nuntiavique ei quod mihi verum videbatur. Vierzig Jahre war ich alt, als mich Moses, der Diener des Herrn, von Kadesbarne aussandte, um das Land zu erkunden, und ich berichtete ihm, was mir wahr schien. Josua Jos 6 14 8 Fratres autem mei, qui ascenderant mecum, dissolverunt cor populi: et nihilominus ego secutus sum Dominum Deum meum. Meine Brüder aber, welche mit mir hinaufgezogen waren, machten das Herz des Volkes verzagt; ich dagegen war dem Herrn, meinem Gott, gehorsam. Josua Jos 6 14 9 Juravitque Moyses in die illo, dicens: Terra, quam calcavit pes tuus, erit possessio tua, et filiorum tuorum in æternum: quia secutus es Dominum Deum meum. Da schwor Moses an jenem Tage und sprach: Das Land, welches dein Fuß betreten hat, soll auf immer dein und deiner Kinder Erbteil sein, weil du dem Herrn, meinem Gott, gehorsam gewesen bist. Josua Jos 6 0 1 B. Der Stamm Juda, dem Kaleb angehört, erhält als Anteil das Gebiet um Hebron. (V. 12) Kaleb erobert Debir. (V. 19) Aufzählung der einzelnen Städte im Anteil Judas in vier Gruppen. (V. 32, 47, 60, 63) Josua Jos 6 15 1 Igitur sors filiorum Judæ per cognationes suas ista fuit: A termino Edom, desertum Sin contra meridiem, et usque ad extremam partem australis plagæ. Der Anteil nun der Söhne Judas nach seinen Geschlechtern war dieser:¹ Von der Grenze Edoms an, die Wüste Sin,² südwärts bis zum äußersten Mittagslande. [Num 34,3] Josua Jos 6 15 1 1 Da eine Abgrenzung der einzelnen Landschaften Josue nicht vorlag, konnte die Grenzbestimmung nur eine allgemeine sein. Josua Jos 6 15 1 2 Zin. Josua Jos 6 15 10 Et circuit de Baala contra occidentem, usque ad montem Seir: transitque juxta latus montis Jarim ad aquilonem in Cheslon: et descendit in Bethsames, transitque in Thamna. und von Baala zieht sie sich westlich bis an das Gebirge Seir¹² herum, und geht hinüber an der Seite des Berges Jarim gegen Norden nach Cheslon, und geht nach Bethsames herab, und hinüber nach Thamna; Josua Jos 6 15 10 12 Nicht das Edomitergebirge [Gen 32,3] u.a., vielmehr ist der Gebirgszug gemeint, der sich links von Kariath-Jarim nach Südwesten zieht. Josua Jos 6 15 11 Et pervenit contra aquilonem partis Accaron ex latere: inclinaturque Sechrona, et transit montem Baala: pervenitque in Jebneel, et magni maris contra occidentem fine concluditur. dann läuft sie nordwärts weiter nach der Seite von Akkaron, und neigt sich nach Sechrona, geht über den Berg Baala, kommt nach Jebneel, und endet nach Westen mit der Grenze des großen Meeres. Josua Jos 6 15 12 Hi sunt termini filiorum Juda per circuitum in cognationibus suis. Dies sind die Grenzen der Söhne Judas nach ihren Geschlechtern ringsum. Josua Jos 6 15 13 Caleb vero filio Jephone dedit partem in medio filiorum Juda, sicut præceperat ei Dominus: Cariath Arbe patris Enac, ipsa est Hebron. Kaleb aber, dem Sohne Jephones, gab er als Anteil inmitten der Söhne Judas, wie der Herr ihm geboten, Kariath-Arbe, des Vaters Enaks, das ist Hebron. Josua Jos 6 15 14 Delevitque ex ea Caleb tres filios Enac, Sesai et Ahiman et Tholmai de stirpe Enac. Und¹³ Kaleb vertilgte¹⁴ aus ihr die drei Söhne Enaks, Sesai, und Ahiman, und Tholmai vom Stamme Enaks. [Num 13,23, Ri 1,20] Josua Jos 6 15 14 13 V. 14 19 stimmen in vielem wörtlich mit [Ri 1,10-15] überein. Josua Jos 6 15 14 14 Hebr.: vertrieb. Josua Jos 6 15 15 Atque inde conscendens venit ad habitatores Dabir, quæ prius vocabatur Cariath Sepher, id est, civitas litterarum. Von da zog er hinauf und kam zu den Bewohnern von Dabir, welches zuvor Kariath-Sepher, das ist die Schriftstadt, hieß. Josua Jos 6 15 16 Dixitque Caleb: Qui percusserit Cariath Sepher, et ceperit eam, dabo ei Axam filiam meam uxorem. Und Kaleb sprach: Wer Kariath-Sepher schlägt und es einnimmt, dem will ich meine Tochter Axa zur Frau geben. Josua Jos 6 15 17 Cepitque eam Othoniel filius Cenez frater Caleb junior: deditque ei Axam filiam suam uxorem. Othoniel, der Sohn des Kenez, der Kalebs jüngster Bruder war, nahm sie ein, und er gab ihm seine Tochter Axa zur Frau. Josua Jos 6 15 18 Quæ, cum pergerent simul, suasa est a viro suo ut peteret a patre suo agrum, suspiravitque ut sedebat in asino. Cui Caleb: Quid habes, inquit? Als sie nun zusammen fortziehen wollten, ward ihr von ihrem Manne geraten,¹⁵ sie sollte von ihrem Vater ein Stück Feldes¹⁶ verlangen; und sie seufzte,¹⁷ als sie auf dem Esel saß. Da sprach Kaleb zu ihr: Was hast du? Josua Jos 6 15 18 15 Hebr.: Als sie nun (nach Dabir) kam. Sie war wahrscheinlich in Hebron bei ihrem Vater geblieben. Josua Jos 6 15 18 16 Hebr.: Reizte sie ihn an, er sollte usw. Josua Jos 6 15 18 17 [Ri 1,14]: Das Feld, das zu Dabir gehörige Feld. Josua Jos 6 15 19 At illa respondit: Da mihi benedictionem! Terram australem et arentem dedisti mihi, junge et irriguam. Dedit itaque ei Caleb irriguum superius et inferius. Sie antwortete: gib mir einen Segen!¹⁸ Du hast mir das dürre Südland gegeben, gib mir auch ein wasserreiches dazu. So gab Kaleb ihr denn ein in der Höhe und in der Tiefe wasserreiches Land.¹⁹ Josua Jos 6 15 19 18 Hebr.: Und glitt vom Esel (sich vor ihrem Vater demütigend, wie Rebekka vor Isaak [Gen 24,64]) Die Vulg. folgt in der Übersetzung dieser Worte der Septuag. Josua Jos 6 15 19 19 Wie [Gen 33,11] ein Geschenk. Josua Jos 6 15 2 Initium ejus a summitate maris salsissimi, et a lingua ejus, quæ respicit meridiem. Die Grenze³ beginnt bei der Spitze des Salzmeeres, bei der Zunge desselben, die nach Süden gerichtet ist,⁴ Josua Jos 6 15 2 3 Nach dem Hebr.: die Südgrenze. Josua Jos 6 15 2 4 Bei der Südspitze des toten Meeres. Josua Jos 6 15 20 Hæc est possessio tribus filiorum Juda per cognationes suas. Dies ist der Besitz des Stammes der Söhne Judas nach ihren verschiedenen Geschlechtern.²⁰ Josua Jos 6 15 20 20 Hebr.: Quellen (Brunnen) in der Höhe und solche in der Niederung. Dies war eine sehr wertvolle Gabe. Josua Jos 6 15 21 Erantque civitates ab extremis partibus filiorum Juda juxta terminos Edom a meridie: Cabseel et Eder et Jagur, Die Städte,²¹ welche an dem äußersten Ende des Anteiles der Söhne Judas bei dem Edomiterlande im Süden lagen, waren:²² Kabseel, Eder, Jagur, Josua Jos 6 15 21 21 Wiederholung aus V. 12, da die Geschichte Othoniels eine Einzelheit aus der Verteilung enthält. Josua Jos 6 15 21 22 Nicht alle sind genau zu bestimmen. Die Aufzählung beginnt mit der Ostseite des Südlandes (Negeb) Josua Jos 6 15 22 Et Cina, et Dimona, et Adada, Cina, Dimona, Adada, Josua Jos 6 15 23 Et Cades, et Asor, et Jethnam, Kades, Asor, Jethnam, Josua Jos 6 15 24 Ziph, et Telem, et Baloth, Ziph, Telem, Baloth, Josua Jos 6 15 25 Asor nova et Carioth, Hesron, hæc est Asor, Neu-Asor,²³ Karioth, Hesron, das ist Asor; Josua Jos 6 15 25 23 Hebr.: Hazor-Hadata. Josua Jos 6 15 26 Amam, Sama, et Molada, Amam, Sama, Molada, Josua Jos 6 15 27 Et Asergadda et Hassemon et Bethphelet, Asergadda, Hassemon, Bethphelet, Josua Jos 6 15 28 Et Hasersual et Bersabee et Baziothia, Hasersual, Bersabee,²⁴ Baziothia, Josua Jos 6 15 28 24 Vergl. [Gen 21,31] und [Gen 26,31]. Josua Jos 6 15 29 Et Balaa et Jim et Esem, Balaa, Jim, Esem, Josua Jos 6 15 3 Egrediturque contra ascensum Scorpionis, et pertransit in Sina: ascenditque in Cadesbarne, et pervenit in Esron, ascendens ad Addar, et circuiens Carcaa, und geht gegen den Skorpionsteig hin durch Sina, und zieht sich dann aufwärts nach Kadesbarne, und geht nach Esron und aufwärts bis Addar, und wendet sich um Karkaa herum; Josua Jos 6 15 30 Et Eltholad et Cesil et Harma, Eltholad, Cesil, Harma, Josua Jos 6 15 31 Et Siceleg et Medemena et Sensenna, Sikeleg, Medemena, Sensenna, Josua Jos 6 15 32 Lebaoth, et Selim, et Aen, et Remmon: omnes civitates viginti novem, et villæ earum. Lebaoth, Selim, Aen und Remmon. Alle zusammen neunundzwanzig Städte und die zu ihnen gehörenden Dörfer.²⁵ Josua Jos 6 15 32 25 Nach Septuag und Vulg. 37, davon sind indes nur 29 so groß, dass sie Städte heißen können. Vielleicht ist auch Aen und Remmon ein Name. Josua Jos 6 15 33 In campestribus vero: Estaol et Sarea et Asena, In den Niederungen waren: Estaol, Sarea, Asena, Josua Jos 6 15 34 Et Zanoe et Engannim et Taphua et Enaim, Zanoe, Engannim, Taphua, Enaim, Josua Jos 6 15 35 Et Jerimoth et Adullam, Socho et Azeca, Jerimoth, Adullam, Socho, Azeka, Josua Jos 6 15 36 Et Saraim et Adithaim et Gedera et Gederothaim: urbes quatuordecim, et villæ earum. Saraim, Adithaim, Gedera und Gederothaim;²⁶ vierzehn Städte, und die zu denselben gehörenden Dörfer. Josua Jos 6 15 36 26 Die Septuag lässt Gedarothaim weg. Das Hebr. und die Vulg. bieten fünfzehn Namen. Josua Jos 6 15 37 Sanan et Hadassa et Magdalgad, Sanan, Hadassa, Magdalgad, Josua Jos 6 15 38 Delean et Masepha et Jecthel, Delean, Masepha, Jekthel, Josua Jos 6 15 39 Lachis et Bascath et Eglon, Lachis, Baskath, Eglon, Josua Jos 6 15 4 Atque inde pertransiens in Asemona, et perveniens ad torrentem gypti: eruntque termini ejus mare magnum: hic erit finis meridianæ plagæ. von da zieht sie sich hinüber nach Asemona, kommt zum Strome Ägyptens und läuft am großen Meere aus. Das wird die Südgrenze sein. Josua Jos 6 15 40 Chebbon et Leheman et Cethlis Chebbon, Leheman, Cethlis, Josua Jos 6 15 41 Et Gideroth et Bethdagon et Naama et Maceda: civitates sedecim, et villæ earum. Gideroth, Bethdagon, Naama und Makeda; sechzehn Städte und die dazu gehörenden Dörfer. Josua Jos 6 15 42 Labana et Ether et Asan, Labana, Ether, Asan, Josua Jos 6 15 43 Jephtha et Esna et Nesib, Jephtha, Esna, Nesib, Josua Jos 6 15 44 Et Ceila et Achzib et Maresa: civitates novem, et villæ earum Keila, Achzib und Maresa; neun Städte und die zu denselben gehörenden Dörfer. Josua Jos 6 15 45 Accaron cum vicis et villulis suis, Akkaron mit seinen Dörfern und Flecken. Josua Jos 6 15 46 Ab Accaron usque ad mare: Omnia quæ vergunt ad Azotum et viculos ejus. Von Akkaron bis zum Meere alles, was gegen Azot und dessen Dörfer zu liegt; Josua Jos 6 15 47 Azotus cum vicis et villulis suis. Gaza cum vicis et villulis suis, usque ad torrentem gypti, et mare magnum terminus ejus. Azot mit seinen Dörfern und Flecken; Gaza mit seinen Dörfern und Flecken bis zum Strome Ägyptens. Und das große Meer ist die Grenze. Josua Jos 6 15 48 Et in monte: Samir et Jether et Socoth Und im Gebirge waren: Samir, Jether, Sokoth, Josua Jos 6 15 49 Et Danna et Cariathsenna, hæc est Dabir: Danna, Kariathsenna, das ist Dabir, Josua Jos 6 15 5 Ab oriente vero erit initium, mare salsissimum usque ad extrema Jordanis: et ea quæ respiciunt ad aquilonem, a lingua maris usque ad eumdem Jordanis fluvium. Im Osten aber wird die Grenze am Salzmeere beginnen und bis an das Ende des Jordans⁵ gehen; und an der Nordseite von der Meereszunge an bis zu derselben Stelle des Jordans,⁶ Josua Jos 6 15 5 5 Bis zu seiner Einmündung in das tote Meer. Josua Jos 6 15 5 6 Bei der Nordspitze des Meeres. Josua Jos 6 15 50 Anab et Istemo et Anim, Anab, Istemo, Anim, Josua Jos 6 15 51 Gosen et Olon et Gilo: civitates undecim, et villæ earum. Gosen, Olon und Gilo; elf Städte und die dazu gehörenden Dörfer. Josua Jos 6 15 52 Arab et Ruma et Esaan, Arab, Ruma, Esaan, Josua Jos 6 15 53 Et Janum et Beththaphua et Apheca, Janum, Beththaphua, Apheka, Josua Jos 6 15 54 Athmatha et Cariatharbe, hæc est Hebron, et Sior: civitates novem, et villæ earum. Athmatha, Kariatharbe, das ist Hebron, und Sior: neun Städte und die dazu gehörenden Dörfer, Josua Jos 6 15 55 Maon et Carmel et Ziph et Jota, Maon, Karmel,²⁷ Ziph, Jota, Josua Jos 6 15 55 27 Siehe [1Sam 15,12] u.a. Josua Jos 6 15 56 Jezrael et Jucadam et Zanoe, Jezrael, Jukadam, Zanoe, Josua Jos 6 15 57 Accain, Gabaa et Thamna: civitates decem, et villæ earum. Akkain, Gabaa²⁸ und Thamna; zehn Städte und die dazu gehörenden Dörfer. Josua Jos 6 15 57 28 Hügel, ein häufig vorkommender Ortsname. Josua Jos 6 15 58 Halhul, et Bessur, et Gedor, Halhul, Bessur,²⁹ Gedor, Josua Jos 6 15 58 29 Die stärkste Festung in Judäa, häufiger erwähnt im ersten Buche der Machabäer. Josua Jos 6 15 59 Mareth, et Bethanoth, et Eltecon: civitates sex, et villæ earum. Mareth, Bethanoth und Eltekon; sechs Städte und die zu denselben gehörenden Dörfer. Josua Jos 6 15 6 Ascenditque terminus in Beth Hagla, et transit ab aquilone in Beth Araba; ascendens ad lapidem Boen filii Ruben. und zieht sich aufwärts nach Beth-Hagla, und nördlich hinüber nach Beth-Araba,⁷ und hinauf zum Stein Boens, des Sohnes Rubens. Josua Jos 6 15 6 7 Dies wird bald zu Juda gerechnet (V. 61), bald zu Benjamin [Jos 18,22], und lag nach V. 61 in der Wüste am Nordende des toten Meeres. Josua Jos 6 15 60 Cariathbaal, hæc est Cariathiarim urbes silvarum, et Arebba: civitates duæ, et villæ earum. Kariathbaal, das ist Kariathiarim, die Waldstadt, und Arebba; zwei Städte und die zu denselben gehörenden Dörfer.³⁰ Josua Jos 6 15 60 30 Zwischen V. 59 und 60 fügt die Septuaginta elf Namen ein, die jedenfalls zum ursprünglichen Texte gehören, da sonst ein großes Stück des Gebirges Juda übergangen wäre. Es sind Theko, Ephrata d. i. Bethlehem, Phagor, Aitan, Kulon, Tatam, Tobes, Karem, Galem, Thether und Manocho, elf Städte und ihre Dörfer. (Sept.) Josua Jos 6 15 61 In deserto Betharaba, Meddin, et Sachacha, In der Wüste³¹ waren Betharaba, Meddin, Sachacha, Josua Jos 6 15 61 31 Die Wüste grenzte im Osten an das tote Meer, im Süden an den Negeb, im Westen an die Gebiete der dritten, vierten und fünften Städtegruppe des Gebirges Juda, im Norden an den Stamm Juda. Diese Gegend war mit Ausnahme einzelner Stellen eine wilde Einöde. Dort weilte einst David [1Sam 23,24], dort predigte Johannes der Täufer [Mt 3,1], dort auch wurde Christus versucht. [Mt 4,1] Josua Jos 6 15 62 Et Nebsan, et civitas salis, et Engaddi: civitates sex, et villæ earum. Nebsan, und die Salzstadt,³² und Engaddi;³³ sechs Städte und die zu denselben gehörenden Dörfer. Josua Jos 6 15 62 32 Hebr.: Ir-Hamelach, wahrscheinlich ziemlich weit südlich. Josua Jos 6 15 62 33 Bocksquelle, an der Westseite des toten Meeres. Josua Jos 6 15 63 Jebusæum autem habitatorem Jerusalem non potuerunt filii Juda delere: habitavitque Jebusæus cum filiis Juda in Jerusalem usque in præsentem diem. Die Jebusiter aber, die in Jerusalem wohnten, konnten die Söhne Judas nicht vertilgen;³⁴ und so blieben die Jebusiter mit den Söhnen Judas in Jerusalem bis auf den heutigen Tag wohnen. Josua Jos 6 15 63 34 Was hier von Juda, wird [Ri 1,21] von dem Stamme Benjamin gesagt. Nach [Jos 18,16] ist das Tal Ben-Hinnom Grenze zwischen Juda und Benjamin. Viele Städte wurden, nachdem sie eingenommen, von den Stämmen ausgetauscht. Zur Zeit nahmen die Israeliten nur die untere Stadt [Ri 1,8] ein, der oberen bemächtigte sich erst David. [2Sam 5] Josua Jos 6 15 7 Et tendens usque ad terminos Debera de Valle Achor, contra aquilonem respiciens Galgala, quæ est ex adverso Ascensionis Adommim, ab australi parte torrentis: transitque aquas quæ vocantur Fons solis: et erunt exitus ejus ad Fontem Rogel. Weiter erstreckt sie sich bis an das Gebiet von Debera,⁸ vom Tale Achor her, und zieht sich nordwärts nach Galgala, der Anhöhe Adommim⁹ gegenüber, an der Südseite des Baches, und geht über das Wasser, das Sonnenquelle genannt wird, und läuft auf die Quelle Rogel aus. Josua Jos 6 15 7 8 Nicht zu verwechseln mit der von Josue eroberten Königsstadt bei Hebron. [Jos 10,38] Josua Jos 6 15 7 9 Diese lag an dem Wege von Jerusalem. Galgala ist demnach wohl der [Jos 4,19] erwähnte Lagerplatz der Israeliten. Josua Jos 6 15 8 Ascenditque per convallem filii Ennom ex latere Jebusæi ad meridiem, hæc est Jerusalem: et inde se erigens ad verticem montis, qui est contra Geennom ad occidentem in summitate Vallis Raphaim contra aquilonem. Hierauf zieht sie sich aufwärts durch das Tal des Sohnes Ennoms¹⁰ am Jebusiter, das ist Jerusalem, südlich vorbei; und steigt von da aufwärts auf den Gipfel des Berges,¹¹ welcher Geennom gegenüber westlich liegt, an dem äußersten Ende des Tales Raphaim gegen Norden. Josua Jos 6 15 8 10 Die Richtung geht nach Südwest, auf der Südseite von Jerusalem lag das genannte Tal, das auch [Jos 18,16] und [Neh 11,30] als Grenze zwischen Juda und Benjamin bezeichnet wird. Josua Jos 6 15 8 11 Das Tal Raphaim wird im Norden von einem unbedeutenden Felsrücken begrenzt, der den Rand des Tales Hinnom bildet. Josua Jos 6 15 9 Pertransitque a vertice montis usque ad fontem aquæ Nephtoa: et pervenit usque ad vicos montis Ephron: inclinaturque in Baala, quæ est Cariathiarim, id est, urbs silvarum. Von der Spitze des Berges geht sie hinüber bis an die Wasserquelle von Nephtoa, und kommt bis an die Dörfer des Gebirges Ephron, sodann wendet sie sich gegen Baala, das ist Kariathiarim, die Waldstadt; Josua Jos 6 0 1 3. Anteil der Söhne Josephs. (16,1 17,18) A. Die Südgrenze des Anteils. (V. 4) B. Nordgrenze von Ephraim gegen Manasse. (V. 10) Josua Jos 6 16 1 Cecidit quoque sors filiorum Joseph ab Jordane contra Jericho et aquas ejus ab oriente: solitudo quæ ascendit de Jericho ad montem Bethel: Das Los für die Söhne Josephs¹ fiel vom Jordan, Jericho gegenüber und dessen Wasser, ostwärts, die Wüste,² die sich von Jericho in das Gebirge nach Bethel hinaufzieht; Josua Jos 6 16 1 1 Wie der Stamm Juda im Süden den Schutz der Israeliten übernimmt, so die Stämme der Söhne Josephs im Norden, dem später Samaria genannten Teile. Josua Jos 6 16 1 2 Die [Jos 18,12] genannte Wüste von Bethaven. Josua Jos 6 16 10 Et non interfecerunt filii Ephraim Chananæum, qui habitabat in Gazer: habitavitque Chananæus in medio Ephraim usque in diem hanc tributarius. Und die Söhne Ephraims töteten die Chananiter nicht, die in Gazer wohnten;¹¹ und so blieben die Chananiter unter Ephraim bis auf diesen Tag wohnen und wurden zinsbar. Josua Jos 6 16 10 11 Die Septuag fügt hier eine aus [1Kön 9,16] entnommene Notiz bei. Josua Jos 6 16 2 Et egreditur de Bethel Luza: transitque terminum Archi, Ataroth. worauf die Grenze sich von Bethel nach Luza fortsetzt und zu dem Gebiete von Archi,³ Ataroth hinübergeht Josua Jos 6 16 2 3 Der Architer, zu denen Chusai [2Sam 15,32] gehörte. Josua Jos 6 16 3 Et descendit ad occidentem juxta terminum Jephleti, usque ad terminos Bethhoron inferioris, et Gazer: finiunturque regiones ejus mari magno: und westlich herabsteigt an die Grenze von Jephleti bis zum Gebiete von Unter-Bethhoron, und Gazer; und sein Gebiet endet am großen Meere. Josua Jos 6 16 4 Possederuntque filii Joseph Manasses et Ephraim. Dies erhielten die Söhne Josephs, Manasses und Ephraim als Besitz. Josua Jos 6 16 5 Et factus est terminus filiorum Ephraim per cognationes suas: et possessio eorum contra orientem Ataroth Addar usque Bethhoron superiorem. Als Grenze⁴ der Söhne Ephraims nach ihren verschiedenen Geschlechtern und als ihr Besitztum wurde bestimmt gegen Osten Ataroth-Addar bis Ober-Bethhoron; Josua Jos 6 16 5 4 Südliche Grenzlinie. Josua Jos 6 16 6 Egrediunturque confinia in mare: Machmethath vero aquilonem respicit, et circuit terminos contra orientem in Thanathselo: et pertransit ab oriente Janoe: alsdann⁵ läuft die Grenze weiter bis zum Meere. Machmethath aber liegt gegen Norden, dort wendet sich die Grenze ostwärts nach Thanathselo, und geht östlich nach Janoe hinüber; Josua Jos 6 16 6 5 Die östliche Hälfte der Südgrenze wird nicht näher bestimmt, weil sie in V. 1, V. 2 genügend angegeben ist. Der hebr. Text ist nicht ohne Fehler. Josua Jos 6 16 7 Descenditque de Janoe in Ataroth et Naaratha: et pervenit in Jericho, egrediturque ad Jordanem. von Janoe geht sie hinab nach Ataroth und Naaratha, kommt nach Jericho⁶ und läuft am Jordan aus. Josua Jos 6 16 7 6 Stößt an das Gebiet von Jericho, das nach [Jos 18,21] zu Benjamin gehört. Dessen Grenze stößt also auf die Nordseite dieses Gebietes. Josua Jos 6 16 8 De Taphua pertransit contra mare in Vallem arundineti, suntque egressus ejus in mare salsissimum: hæc est possessio tribus filiorum Ephraim per familias suas. Von Taphua⁷ geht sie⁸ hinüber gegen das Meer⁹ in das Rohrtal, und endet am Salzmeer.¹⁰ Das ist der Besitz des Stammes der Söhne Ephraims nach seinen verschiedenen Geschlechtern. Josua Jos 6 16 8 7 Die Lage ist streitig. Josua Jos 6 16 8 8 Die Nordgrenze. Josua Jos 6 16 8 9 Gegen das Mittelmeer. Josua Jos 6 16 8 10 Hebr.: Am Meere, dem Mittelmeere. Josua Jos 6 16 9 Urbesque separatæ sunt filiis Ephraim in medio possessionis filiorum Manasse, et villæ earum. Dazu wurden für die Söhne Ephraims auch Städte in der Mitte der Besitzung der Söhne Manasse bestimmt samt den dazu gehörigen Dörfern. Josua Jos 6 0 1 C. Manasse erhält außer Galaad und Basan jenseits des Jordans auch einen Anteil diesseits, der unter zehn Familien geteilt wird. (V. 13) D. Die Söhne Josephs klagen, dass ihr Anteil zu klein sei, worauf Josue sie anweist, sich von den Chananitern mehr hinzu zu erobern. Josua Jos 6 17 1 Cecidit autem sors tribui Manasse (ipse enim est primogenitus Joseph): Machir primogenito Manasse patri Galaad, qui fuit vir pugnator, habuitque possessionem Galaad et Basan: Das Los des Stammes Manasse aber (dieser nämlich ist der Erstgeborne Josephs¹) fiel also: Machir, der Erstgeborene² Manasses, der Vater Galaads,³ der ein streitbarer Mann war,⁴ erhielt zu seinem Besitze Galaad und Basan.⁵ Josua Jos 6 17 1 1 Als Erstgeborener erhält er Besitz diesseits wie jenseits des Jordans. Josua Jos 6 17 1 2 Und Einziggeborener. [Num 26,29ff] So heißt auch Jesus der Erstgeborene [Lk 2,7, Mt 1,25, Hebr 1,6], obwohl er der Einziggeborene Marias war. Josua Jos 6 17 1 3 [Num 26,30] Josua Jos 6 17 1 4 Dies ist der Grund der Zuteilung. Josua Jos 6 17 1 5 Vergl. [Num 32,22ff]. Josua Jos 6 17 10 Ita ut possessio Ephraim sit ab austro, et ab aquilone Manasse, et utramque claudat mare, et conjungantur sibi in tribu Aser ab aquilone, et in tribu Issachar ab oriente. so dass der Besitz Ephraims gegen Süden und der Manasses¹⁸ gegen Norden liegt und das Meer beide abschließt und sie sich bei dem Stamme Aser im Norden, und dem Stamme Issachar im Osten vereinigen. Josua Jos 6 17 10 18 Eigentlich nur Manasse. Beide sind genannt, weil sie als ein Stamm betrachtet werden. Josua Jos 6 17 11 Fuitque hereditas Manasse in Issachar et in Aser, Bethsan et viculi ejus, et Jeblaam cum viculis suis, et habitatores Dor cum oppidis suis, habitatores quoque Endor cum viculis suis: similiterque habitatores Thenac cum viculis suis, et habitatores Mageddo cum viculis suis, et tertia pars urbis Nopheth. Manasse aber hatte auch einen Erbbesitz in Issachar und in Aser, nämlich Bethsan und die dazu gehörigen Dörfer, und Jeblaam und die dazu gehörigen Dörfer, und die Bewohner von Dor samt ihren Städten, und die Bewohner von Endor samt den Dörfern, die dazu gehören, sowie auch die Bewohner von Thenak samt seinen Dörfern, und die Bewohner von Mageddo samt den dazu gehörenden Dörfern, und den dritten Teil der Stadt Nopheth.¹⁹ Josua Jos 6 17 11 19 Hebr.: Die drei Höhen: die drei auf der Höhe gelegenen Städte Endor, Thenak und Mageddo. Josua Jos 6 17 12 Nec potuerunt filii Manasse has civitates subvertere, sed cpit Chananæus habitare in terra sua Die Söhne Manasses nun vermochten diese Städte nicht zu zerstören, sondern die Chananiter fingen an,²⁰ in ihrem Lande wohnen zu bleiben. Josua Jos 6 17 12 20 Hebr.: Sie nahmen sich heraus, es gelang ihnen. Josua Jos 6 17 13 Postquam autem convaluerunt filii Israel, subjecerunt Chananæos, et fecerunt sibi tributarios, nec interfecerunt eos. Nachdem aber die Söhne Israels mächtig geworden waren, unterwarfen sie die Chananiter und machten sie zinsbar, aber töteten²¹ sie nicht. Josua Jos 6 17 13 21 Hebr.: Verdrängten. Josua Jos 6 17 14 Locutique sunt filii Joseph ad Josue, et dixerunt: Quare dedisti mihi possessionem sortis et funiculi unius, cum sim tantæ multitudinis, et benedixerit mihi Dominus? Da redeten die Söhne Josephs zu Josue und sprachen: Warum hast du mir nur ein Los und nur einen Anteil als Besitz gegeben,²² während ich doch ein so zahlreiches Volk bin und der Herr mich gesegnet hat?²³ Josua Jos 6 17 14 22 Nur so viel Land als schon ein Stamm bedarf; denn tatsächlich waren ja dem Stamme Joseph zwei Gebiete zu Teil geworden, Ephraim [Jos 16,5ff] Westmanasse [Jos 17,7ff], wie auch Manasse allein schon (V. 10) fünf Anteile zugesprochen waren. Josue war selbst ein Kind des Stammes Ephraim [Num 13,8.16], durfte er die Interessen seines Stammes so wenig wahrnehmen? Josua Jos 6 17 14 23 Mir einen besonderen Segen verheißen hat. [Gen 49,25.26, Dtn 33,13ff] Josua Jos 6 17 15 Ad quos Josue ait: Si populus multus es, ascende in silvam, et succide tibi spatia in terra Pherezæi et Raphaim: quia angusta est tibi possessio montis Ephraim. Josue sprach zu ihnen: Wenn du ein zahlreiches Volk bist, so²⁴ ziehe in den Wald hinauf und lichte dir Raum im Lande der Phereziter und der Raphaiter, weil dir das Gebirge Ephraim als Besitz zu eng ist. Josua Jos 6 17 15 24 So mache von deiner Kraft Gebrauch, gründe dir neue Wohnsitze im Lande der Phereziter und Raphaiter. Dies Land ist nicht gerade geographisch gegen das Gebirge Ephraim abzugrenzen, sondern bezeichnet wohl die innerhalb desselben noch im Besitze der genannten Völkerschaften befindlichen Höhen. Du bist ein zahlreiches Volk und hast große Macht und verdienst es daher auch, mehr als ein Los zu haben; aber suche dies zweite Los selbst zu gewinnen. Du wirst die Chananiter vertreiben, denn deine Aufgabe gerade ist es, sie, die eiserne Wagen haben und mächtig sind, zu bezwingen; ein anderer Stamm vermag dies nicht. Josua Jos 6 17 16 Cui responderunt filii Joseph: Non poterimus ad montana conscendere, cum ferreis curribus utantur Chananæi, qui habitant in terra campestri, in qua sitæ sunt Bethsan cum viculis suis, et Jezrael mediam possidens vallem. Da antworteten ihm die Söhne Josephs: Wir werden nicht in das Bergland hinaufsteigen können;²⁵ die Chananiter, die in der Ebene wohnen, wo Bethsan mit seinen Dörfern und Jezrael das halbe Tal besitzt, haben eiserne Wagen.²⁶ Josua Jos 6 17 16 25 Das Gebirge wird nicht für uns hinreichen (Hebr.: Sept.); die Chananiter im Talland aber haben eiserne Wagen. Die Söhne Josephs stellen sich, als ob sie von dem Hinaufziehen in den Wald nichts gehört hätten. Josua Jos 6 17 16 26 Die eisernen Wagen der Chananiter und der Philister waren von den Israeliten sehr gefürchtet und waren die Hauptursache, weshalb diese sich nicht in den Ebenen festsetzen konnten [Jos 11,4, Ri 1,19, 1Sam 13,5]. Die Israeliten erhielten solche erst zur Zeit Davids und Salomons. Josua Jos 6 17 17 Dixitque Josue ad domum Joseph, Ephraim et Manasse: Populus multus es, et magnæ fortitudinis, non habebis sortem unam, Josue sprach zu dem Hause Josephs, zu Ephraim und Manasse:²⁷ Du bist ein zahlreiches Volk und hast große Kraft, so sollst du nicht nur ein Los haben, Josua Jos 6 17 17 27 Josue lässt die Bittsteller nicht entschlüpfen, sondern bleibt bei seiner Erklärung. Josua Jos 6 17 18 Sed transibis ad montem, et succides tibi, atque purgabis ad habitandum spatia: et poteris ultra procedere cum subverteris Chananæum, quem dicis ferreos habere currus, et esse fortissimum. sondern du sollst auf das Bergland hinüber ziehen,²⁸ und es dir ausroden und es lichten, um Raum zum Wohnen zu haben; und du wirst weiter vordringen können, wenn du die Chananiter vertilgt hast, die, wie du sagst, eiserne Wagen haben und sehr stark sind.²⁹ Josua Jos 6 17 18 28 Hebr.: Denn ein Bergland wird dir zu Teil, denn es ist Wald und du wirst ihn dir roden (wenn es Wald ist, so musst du ihn dir roden), so werden dir dann seine Ausgänge (das benachbarte Gebiet) gehören. Darin also soll die Erweiterung bestehen, dass sie das Bergland Ephraim ganz in Besitz nehmen, dazu noch Striche im Nordwesten und Nordosten desselben auf den über den V. 11 genannten Städten sich erhebenden Höhen. Josua Jos 6 17 18 29 Hebr.: denn sie haben eiserne Wagen und sind stark. Sie zu überwältigen, ist also eine des starken Doppelstammes würdige Aufgabe. Die Septuag schreibt die Stärke den Söhnen Josephs zu, die Vulgata übersetzt ein wenig frei. Josua Jos 6 17 2 Et reliquis filiorum Manasse juxta familias suas, filiis Abiezer, et filiis Helec, et filiis Esriel, et filiis Sechem, et filiis Hepher, et filiis Semida: isti sunt filii Manasse filii Joseph, mares, per cognationes suas. Auch die übrigen Söhne⁶ Manasses erhielten nach ihren Familien ihren Anteil: die Söhne Abiezers, die Söhne Heleks, die Söhne Esriels, die Söhne Sechems, die Söhne Hephers und die Söhne Semidas. Dies sind die Söhne Manasses, des Sohnes Josephs, die männlichen Nachkommen nach ihren Geschlechtern. [Num 26,30] Josua Jos 6 17 2 6 Nachkommen. Josua Jos 6 17 3 Salphaad vero filio Hepher filii Galaad filii Machir filii Manasse non erant filii, sed solæ filiæ: quarum ista sunt nomina: Maala et Noa et Hegla et Melcha et Thersa. Salphaad aber, der Sohn Hephers, des Sohnes Galaads, des Sohnes Machirs, des Sohnes Manasses, hatte keine Söhne, sondern nur Töchter; ihre Namen sind diese: Maala, Noa, Hegla, Melcha und Thersa. [Num 27,1, Num 36,11] Josua Jos 6 17 4 Veneruntque in conspectu Eleazari sacerdotis, et Josue filii Nun, et principum dicentes: Dominus præcepit per manum Moysi, ut daretur nobis possessio in medio fratrum nostrorum. Deditque eis juxta imperium Domini possessionem in medio fratrum patris earum. Diese traten vor Eleazar, den Priester, und vor Josue, den Sohn Nuns, und vor die Fürsten, und sprachen: Der Herr hat durch Moses geboten, uns einen Besitzteil unter unsern Brüdern zu geben. Da gab er ihnen nach dem Befehle des Herrn einen Besitz unter den Brüdern ihres Vaters. Josua Jos 6 17 5 Et ceciderunt funiculi Manasse, decem, absque terra Gaalad et Basan trans Jordanem. So fielen zehn Erbteile⁷ auf Manasse, außer dem Lande Galaad und Basan jenseits des Jordans⁸ Josua Jos 6 17 5 7 Eigentlich zehn Schnüre, weil die Vermessung mit solchen vorgenommen ward. Josua Jos 6 17 5 8 Fünf Anteile erhielten die fünf Söhne Manasses (V. 2), mit Ausschluss Hephers, der keine Söhne hatte, den sechsten die fünf Enkeltöchter (V. 3), von denen jede bei der Verheiratung ein Fünftel loslöste. Josua Jos 6 17 6 Filiæ enim Manasse possederunt hereditatem in medio filiorum ejus. Terra autem Galaad cecidit in sortem filiorum Manasse qui reliqui erant. Denn die Töchter Manasses erhielten ihr Erbteil mitten unter seinen Söhnen.⁹ Das Land Galaad aber fiel den Söhnen Manasses, die noch übrig waren,¹⁰ als Anteil zu. Josua Jos 6 17 6 9 Männliche Nachkommen. Josua Jos 6 17 6 10 Wohl den Söhnen Galaads. (V. 1) Josua Jos 6 17 7 Fuitque terminus Manasse ab Aser, Machmethath quæ respicit Sichem: et egreditur ad dexteram juxta habitatores Fontis Taphuæ. Die Grenze¹¹ Manasses geht von Aser¹² nach Machmethath, welches Sichem zu liegt, und geht rechts¹³ zu den Bewohnern der Quelle Taphua¹⁴ hin; Josua Jos 6 17 7 11 Wohl die Südgrenze, von Osten nach Westen. Josua Jos 6 17 7 12 Im Osten des Stammgebietes von Manasse. Josua Jos 6 17 7 13 D. i. südlich. Josua Jos 6 17 7 14 En Taphua. Josua Jos 6 17 8 Etenim in sorte Manasse ceciderat terra Taphuæ, quæ est juxta terminos Manasse filiorum Ephraim. denn das Land Taphua, welches an den Grenzen Manasses liegt, war den Söhnen Ephraims als Anteil zugefallen.¹⁵ Josua Jos 6 17 8 15 Hebr.: Das Land Taphua gehörte Manasse, (die Stadt) Taphua dagegen, an der Grenze Manasses, den Söhnen Ephraims. Josua Jos 6 17 9 Descenditque terminus Vallis arundineti in meridiem torrentis civitatum Ephraim, quæ in medio sunt urbium Manasse: terminus Manasse ab aquilone torrentis, et exitus ejus pergit ad mare: Weiter läuft die Grenze am Rohrtale herab an der Südseite des Baches der Städte Ephraims, die inmitten der Städte Manasses liegen;¹⁶ die Grenze Manasses ist nördlich vom Bache und läuft am Meere¹⁷ aus, Josua Jos 6 17 9 16 Hebr.: Weiter zieht sich die Grenze hinab zum Bache Kana, südlich vom Bache. Diese Städte kamen an Ephraim mitten unter den Städten Manasses. Josua Jos 6 17 9 17 Am mittelländischen Meere. Josua Jos 6 0 1 4. Anteile der sieben anderen Stämme. (18,1 19,48) A. Die Stiftshütte wird nach Silo übertragen, die übrigen Stämme wählen einige Männer, welche die Verteilung des übrigen Landes in sieben Teile vornehmen sollen. (V. 7) Josue lässt die Anteile auslosen. (V. 10) B. Benjamin erhält seinen Anteil zwischen Juda und Ephraim. Josua Jos 6 18 1 Congregatique sunt omnes filii Israel in Silo, ibique fixerunt tabernaculum testimonii, et fuit eis terra subjecta. Hierauf versammelten sich alle Söhne Israels in Silo¹ und schlugen daselbst das Zelt des Zeugnisses auf, und das Land war ihnen unterworfen.² Josua Jos 6 18 1 1 Ort der Ruhe, in der Mitte des Landes gelegen, Versammlungsort der Israeliten, durch etwa 350 Jahre bis in die Zeiten Samuels. Josua Jos 6 18 1 2 Darum konnte es nun verteilt werden. Josua Jos 6 18 10 Qui misit sortes coram Domino in Silo, divisitque terram filiis Israel in septem partes. Und er warf die Lose vor dem Herrn in Silo und verteilte das Land unter die Söhne Israels in sieben Teile. Josua Jos 6 18 11 Et ascendit sors prima filiorum Benjamin per familias suas, ut possiderent terram inter filios Juda et filios Joseph. Als erstes kam das Los der Söhne Benjamins nach ihren einzelnen Familien heraus, dass sie das Land zwischen den Söhnen Judas und den Söhnen Josephs in Besitz nehmen sollten.¹² Josua Jos 6 18 11 12 Zuerst werden die Grenzen angegeben (V. 11-20), dann die Städte. (V. 21-28) Josua Jos 6 18 12 Fuitque terminus eorum contra aquilonem a Jordane: pergens juxta latus Jericho septentrionalis plagæ, et inde contra occidentem ad Montana conscendens, et perveniens ad solitudinem Bethaven, Ihre Grenze fängt im Norden vom Jordan an, und geht weiter an der Nordseite von Jericho, von da nach Westen auf das Gebirge hinauf, und reicht bis zur Wüste Bethaven; Josua Jos 6 18 13 Atque pertransiens juxta Luzam ad meridiem, ipsa est Bethel: descenditque in Atarothaddar in montem, qui est ad meridiem Bethhoron inferioris: alsdann geht sie hinüber nach Luza, das ist Bethel, gegen Süden,¹³ und läuft nach Atarothaddar nach dem Berge herab, der südlich von Unter-Bethhoron liegt. [Gen 28,19] Josua Jos 6 18 13 13 Hebr.: Nach Luza, auf die Südseite des Bergrückens von Luza, d.i. Bethel. Josua Jos 6 18 14 Et inclinatur circuiens contra mare ad meridiem montis qui respicit Bethhoron contra Africum: suntque exitus ejus in Cariathbaal, quæ vocatur et Cariathiarim, urbem filiorum Juda: hæc est plaga contra mare, ad occidentem. Weiter biegt die Grenze um, dem Meere zu, südlich von dem Berge, der südlich von Bethhoron liegt, und läuft nach Kariathbaal aus, welches auch Kariathiarim heißt, einer Stadt der Söhne Judas. Dies ist die Seite gegen das Meer¹⁴ zu, nach Westen. Josua Jos 6 18 14 14 Mittelmeer. Josua Jos 6 18 15 A meridie autem ex parte Cariathiarim egreditur terminus contra mare, et pervenit usque ad fontem aquarum Nephtoa. Die Südgrenze aber geht von Kariathiarim aus gegen das Meer, und reicht bis zur der Wasserquelle von Nephtoa; Josua Jos 6 18 16 Descenditque in partem montis, qui respicit Vallem filiorum Ennom: et est contra septentrionalem plagam in extrema parte Vallis Raphaim. Descenditque in Geennom (id est, Vallem Ennom) juxta latus Jebusæi ad austrum: et pervenit ad Fontem Rogel, sodann geht sie herab auf einen Teil des Gebirges, welches vor¹⁵ dem Tale der Söhne Ennoms liegt, nördlich an dem äußersten Teile des Tales Raphaim; und zieht sich nach Geennom (das ist in das Tal Ennom) an der Südseite der Jebusiter hinab, bis sie zur Quelle Rogel kommt. Josua Jos 6 18 16 15 Östlich von. Josua Jos 6 18 17 Transiens ad aquilonem, et egrediens ad Ensemes, id est fontem solis: Dort wendet sie sich nordwärts hinüber, und geht nach Ensemes, das ist Sonnenquelle, Josua Jos 6 18 18 Et pertransit usque ad tumulos, qui sunt e regione Ascensus Adommim: descenditque ad Abenboen, id est, lapidem Boen filii Ruben: et pertransit ex latere aquilonis ad campestria: descenditque in planitiem, läuft dann fort bis zu den Hügeln¹⁶ hinüber, welche der Anhöhe Adommim gegenüber liegen, hierauf steigt sie nach Abenboen, das ist den Stein Boens, des Sohnes Rubens, hinab; und geht von Norden nach der Ebene hinüber,¹⁷ steigt in die Ebene herab, Josua Jos 6 18 18 16 Hebr.: Bis Gelioth. Josua Jos 6 18 18 17 Hebr.: nordwärts. Josua Jos 6 18 19 Et prætergreditur contra aquilonem Bethhagla: suntque exitus ejus contra linguam maris salsissimi ab aquilone in fine Jordanis ad australem plagam: zieht nordwärts nach Bethhagla und läuft an der nördlichen Zunge des Salzmeeres am südlichen Ende des Jordans aus,¹⁸ Josua Jos 6 18 19 18 Das Hebr. fügt bei: Das ist die Südgrenze. Und der Jordan begrenzt es an der Seite gegen Osten hin. Josua Jos 6 18 2 Remanserant autem filiorum Israel septem tribus, quæ necdum acceperant possessiones suas. Es waren aber von den Söhnen Israels noch sieben Stämme übrig, welche ihren Besitz noch nicht erhalten hatten.³ Josua Jos 6 18 2 3 Zwei und ein halber Stamm waren bereits diesseits, zwei und ein halber jenseits des Flusses angesiedelt. Josua Jos 6 18 20 Qui est terminus illius ab oriente: hæc est possessio filiorum Benjamin per terminos suos in circuitu, et familias suas. der die Ostgrenze bildet. Das ist der Besitz der Söhne Benjamins nach seinen Grenzen ringsum, und nach ihren einzelnen Familien. Josua Jos 6 18 21 Fueruntque civitates ejus, Jericho et Bethhagla et Vallis Casis, Und seine Städte waren: Jericho, Bethhagla, das Tal Kasis, Josua Jos 6 18 22 Beth-Araba et Samaraim et Bethel Beth-Araba, Samaraim, Bethel, Josua Jos 6 18 23 Et Avim et Aphara et Ophera, Avim, Aphara, Ophera, Josua Jos 6 18 24 Villa Emona et Ophni et Gabee: civitates duodecim, et villæ earum. das Dorf Emona,¹⁹ Ophni und Gabee;²⁰ zwölf Städte und die zu denselben gehörenden Dörfer. Josua Jos 6 18 24 19 Hebr.: Kephar. Ammoni. Josua Jos 6 18 24 20 Zu unterscheiden von Gabaath. (V. 28) Josua Jos 6 18 25 Gabaon et Rama et Beroth, Gabaon, Rama, Beroth, Josua Jos 6 18 26 Et Mesphe et Caphara et Amosa Mesphe, Kaphara, Amosa, Josua Jos 6 18 27 Et Recem, Jarephel et Tharela, Rekem, Jarephel, Tharela, Josua Jos 6 18 28 Et Sela, Eleph et Jebus, quæ est Jerusalem, Gabaath et Cariath: civitates quatuordecim, et villæ earum. Hæc est possessio filiorum Benjamin juxta familias suas. Sela, Eleph, Jebus, das ist Jerusalem, Gabaath und Kariath; vierzehn Städte und deren Dörfer. Das ist das Besitztum der Söhne Benjamins nach ihren einzelnen Familien. Josua Jos 6 18 3 Ad quos Josue ait: Usquequo marcetis ignavia, et non intratis ad possidendam terram, quam Dominus Deus patrum vestrorum dedit vobis? Zu diesen sprach Josue: Wie lange wollt ihr in Trägheit verharren, dass ihr nicht hingehet, das Land in Besitz zu nehmen, welches der Herr, der Gott euerer Väter, euch gegeben hat?⁴ Josua Jos 6 18 3 4 Die noch übrigen Stämme konnten sich noch immer nicht recht entschließen, das frühere Wanderleben aufzugeben und sich an feste Wohnsitze zu gewöhnen, zumal diese erst noch erobert werden mussten. Josua Jos 6 18 4 Eligite de singulis tribubus ternos viros, ut mittam eos, et pergant atque circumeant terram, et describant eam juxta numerum uniuscujusque multitudinis: referantque ad me quod descripserint. Wählet aus jedem Stamme drei Männer aus, dass ich sie aussende, und sie hingehen, und das Land durchziehen, und es nach der Zahl⁵ eines jeden Stammes verzeichnen, und mir dann bringen, was sie verzeichnet haben. Josua Jos 6 18 4 5 Nach dem Bedürfnisse jedes Stammes. Bei der Verteilung des Landes ist nicht einzig dessen Umfang, sondern auch seine Güte in Betracht zu ziehen. Josua Jos 6 18 5 Dividite vobis terram in septem partes: Judas sit in terminis suis ab australi plaga, et domus Joseph ab aquilone. Teilet das Land unter euch in sieben Teile; Judas bleibe in seinem Gebiet im Süden, und das Haus Josephs im Norden.⁶ Josua Jos 6 18 5 6 Im Besitzstande Judas und Josephs soll nichts geändert werden. Josua Jos 6 18 6 Mediam inter hos terram in septem partes describite: et huc venietis ad me, ut coram Domino Deo vestro mittam vobis hic sortem: Das Land zwischen diesen beiden verzeichnet in sieben Teilen,⁷ und kommet hierher zu mir, damit ich hier vor dem Herrn, euerm Gott,⁸ das Los für euch werfe; Josua Jos 6 18 6 7 Hebr.: Nach Maßgabe eures Erbteiles. Josua Jos 6 18 6 8 Wenn nicht Gott ihnen die Grenzen zuwies, hätten die einzelnen Stämme sich nie mit ihrem Besitztume begnügt. Josua Jos 6 18 7 Quia non est inter vos pars Levitarum, sed sacerdotium Domini est eorum hereditas. Gad autem et Ruben, et dimidia tribus Manasse jam acceperant possessiones suas trans Jordanem ad orientalem plagam: quas dedit eis Moyses famulus Domini. denn die Leviten erhalten keinen Anteil unter euch, sondern das Priestertum des Herrn ist ihr Erbteil.⁹ Gad aber und Ruben und der halbe Stamm Manasse haben ihren Besitz schon jenseits des Jordans auf seiner Ostseite erhalten, wie sie ihnen Moses, der Knecht des Herrn, gegeben hat. Josua Jos 6 18 7 9 Dies ist der erste Grund, warum nur sieben Anteile erfordert werden. Der zweite folgt unmittelbar. Josua Jos 6 18 8 Cumque surrexissent viri, ut pergerent ad describendam terram, præcepit eis Josue, dicens: Circuite terram, et describite eam, ac revertimini ad me: ut hic coram Domino, in Silo mittam vobis sortem. Als nun die Männer sich aufmachten, um hinzuziehen, das Land zu verzeichnen, gebot ihnen Josue und sprach: Durchziehet das Land, und zeichnet es auf, und kehret zu mir zurück, damit ich hier vor dem Herrn in Silo das Los für euch werfe.¹⁰ Josua Jos 6 18 8 10 Beim Aufbruch wiederholt Josue den Befehl. Josua Jos 6 18 9 Itaque perrexerunt: et lustrantes eam, in septem partes diviserunt, scribentes in volumine. Reversique sunt ad Josue in castra Silo. Da zogen sie hin, und besichtigten das Land, und teilten es in sieben Teile,¹¹ und verzeichneten es in ein Buch. Alsdann kamen sie zu Josue in das Lager nach Silo zurück. Josua Jos 6 18 9 11 Im Hebr. wird beigefügt: Nach den Städten, mit Rücksicht auf die in dem Lande vorgefundenen Städte. Diese bilden den Teilungsuntergrund. Josua Jos 6 0 1 Simeon empfängt einen Anteil inmitten der Besitzungen Judas. (V. 9) Zabulons Grenzen. (V. 16) Issachars Städte. (V. 23) Asers Grenzen. (V. 31) Nephthalis Grenzen und Städte. (V. 39) Dan mit dem Anteil im Süden nicht zufrieden, erobert sich weiteren Gesetzes im Norden. (V. 48) 5. Nachdem das ganze Land geteilt ist, erhält Josue seinen Besitz auf dem Gebirge Ephraim. Josua Jos 6 19 1 Et egressa est sors secunda filiorum Simeon per cognationes suas: fuitque hereditas Das zweite Los kam für die Söhne Simeons nach ihren verschiedenen Geschlechtern heraus; und ihr Erbteil war Josua Jos 6 19 10 Ceciditque sors tertia filiorum Zabulon per cognationes suas: et factus est terminus possessionis eorum usque Sarid. Das dritte Los fiel auf die Söhne Zabulons nach ihren einzelnen Geschlechtern;⁵ und als Grenze ihres Besitzes wurde Sarid⁶ bestimmt, Josua Jos 6 19 10 5 Auch in dem letzten Segen Jakobs wird er dem älteren Issachar vorangestellt. Josua Jos 6 19 10 6 Wo dieses lag, ist nicht festzustellen. Josua Jos 6 19 11 Ascenditque de mari et Merala, et pervenit in Debbaseth, usque ad torrentem qui est contra Jeconam. und sie zieht sich vom Meere und von Merala herauf, und geht bis Debbaseth bis an den Bach, der Jekonam gegenüber ist.⁷ Josua Jos 6 19 11 7 Der Kison. Josua Jos 6 19 12 Et revertitur de Sared contra orientem in fines Ceseleththabor: et egreditur ad Dabereth, ascenditque contra Japhie. Von Sared wendet sie sich gegen Osten nach dem Gebiete von Ceseleththabor, geht weiter nach Dabereth, und zieht sich aufwärts nach Japhie. Josua Jos 6 19 13 Et inde pertransit usque ad orientalem plagam Gethhepher et Thacasin: et egreditur in Remmon, Amthar et Noa. Von da geht sie östlich hinüber nach Gethhepher und Thakasin,⁸ und weiter nach Remmon, Amthar und Noa;⁹ Josua Jos 6 19 13 8 Hebr.: Eth Kazin. Josua Jos 6 19 13 9 Hebr.: Sich erstreckend nach Nea. Josua Jos 6 19 14 Et circuit ad aquilonem Hanathon: suntque egressus ejus Vallis Jephthahel, sodann wendet sie sich nördlich nach Hanathon,¹⁰ und ihren Abschluss bildet das Tal Jephthahel, Josua Jos 6 19 14 10 Hebr.: Um dasselbe herum nördlich von Hanathon. Josua Jos 6 19 15 Et Cateth et Naalol et Semeron et Jerala et Bethlehem: civitates duodecim, et villæ earum. Kateth, Naalol, Semeron, Jerala und Bethlehem; zwölf Städte und deren Dörfer. Josua Jos 6 19 16 Hæc est hereditas tribus filiorum Zabulon per cognationes suas, urbes et viculi earum, Dies ist das Erbe des Stammes der Söhne Zabulons nach ihren einzelnen Geschlechtern, ihren Städten und deren Dörfern. Josua Jos 6 19 17 Issachar egressa est sors quarta per cognationes suas. Das vierte Los kam für Issachar nach seinen einzelnen Geschlechtern heraus; Josua Jos 6 19 18 Fuitque ejus hereditas Jezrael et Casaloth et Sunem und sein Erbe war: Jezrael, Kasaloth, Sunem, Josua Jos 6 19 19 Et Hapharaim et Seon et Anaharath, Hapharaim, Seon, Anaharath, Josua Jos 6 19 2 Eorum in medio possessionis filiorum Juda: Bersabee, et Sabee et Molada, in Mitte des Besitzes der Söhne Judas:¹ Bersabee, Sabee,² Molada, Josua Jos 6 19 2 1 Unter sie verteilt, zerstreut, der Weissagung Jakobs [Gen 49,7] entsprechend. Der Stamm Simeon war sehr klein. Vergl. [1Chr 4,28ff]. Josua Jos 6 19 2 2 Wohl Doppelschreibung. Vergl. die Zahl V. 7. Josua Jos 6 19 20 Et Rabboth et Cesion, Abes, Rabboth, Kesion, Abes, Josua Jos 6 19 21 Et Rameth, et Engannim, et Enhadda, et Bethpheses. Rameth, Engannim, Enhadda und Bethpheses. Josua Jos 6 19 22 Et pervenit terminus ejus usque Thabor et Sehesima et Bethsames: eruntque exitus ejus Jordanis: civitates sedecim, et villæ earum. Und seine Grenze geht bis Thabor, Sehesima, und Bethsames, und endet am Jordan; sechzehn Städte und deren Dörfer.¹¹ Josua Jos 6 19 22 11 Diese Zahl ist richtig, wenn Thabor als Stadt genommen wird. Dass sie [1Chr 6,77] zu Zabulon gerechnet wird, ist bei einer Grenzstadt nicht auffällig. Josua Jos 6 19 23 Hæc est possessio filiorum Issachar per cognationes suas, urbes et viculi earum. Dies ist der Besitz der Söhne Issachars nach ihren Geschlechtern, ihre Städte und deren Dörfer. Josua Jos 6 19 24 Ceciditque sors quinta tribui filiorum Aser per cognationes suas: Das fünfte Los fiel auf den Stamm der Söhne Asers nach ihren einzelnen Geschlechtern; Josua Jos 6 19 25 Fuitque terminus eorum Halcath et Chali et Beten et Axaph und ihre Grenze war: Halkath, Chali, Beten, Axaph, Josua Jos 6 19 26 Et Elmelech et Amaad et Messal: et pervenit usque ad Carmelum maris et Sihor et Labanath. Elmelech, Amaad und Messal; und sie geht bis zum Karmel am Meer, Sihor, und Labanath¹² Josua Jos 6 19 26 12 Hebr.: Sihor-Libnath, Sihor (Fluss) von Libnath. Josua Jos 6 19 27 Ac revertitur contra orientem Bethdagon: et pertransit usque Zabulon et Vallem Jephthael contra aquilonem in Bethemec et Nehiel. Egrediturque ad lævam Cabul, und wendet sich sodann gegen Osten zurück nach Bethdagon, und geht bis Zabulon und das Tal Jephthael, im Norden, bis weiter nach Bethemek, und Nehiel, dann geht sie weiter zur Linken von Kabul, Josua Jos 6 19 28 Et Abran et Rohob et Hamon et Cana, usque ad Sidonem magnam. Abran, Rohob, Hamon und Kana bis nach Groß-Sidon, Josua Jos 6 19 29 Revertiturque in Horma usque ad civitatem munitissimam Tyrum, et usque Hosa: eruntque exitus ejus in mare de funiculo Achziba: und wendet sich nach Horma bis zur festen Stadt Tyrus, und bis Hosa, und endet am Meere bei dem Anteil Achzibas,¹³ Josua Jos 6 19 29 13 Der Text ist hier nicht treu überliefert. Josua Jos 6 19 3 Et Hasersual, Bala et Asem, Hasersual, Bala, Asem, Josua Jos 6 19 30 Et Amma et Aphec et Rohob: civitates viginti duæ, et villæ earum. dazu Amma, Aphek und Rohob; zweiundzwanzig Städte und deren Dörfer. Josua Jos 6 19 31 Hæc est possessio filiorum Aser per cognationes suas, urbesque et viculi earum. Das ist der Besitz der Söhne Asers nach ihren einzelnen Geschlechtern, ihren Städten und deren Dörfern. Josua Jos 6 19 32 Filiorum Nephthali sexta sors cecidit per familias suas: Das sechste Los fiel auf die Söhne Nephthalis nach ihren einzelnen Geschlechtern; Josua Jos 6 19 33 Et cpit terminus de Heleph et Elon in Saananim et Adami, quæ est Neceb, et Jebnael usque Lecum: et egressus eorum usque ad Jordanem: und die Grenze beginnt von Heleph und Elon bei Saananim und Adami, das ist Nekeb, und bei Jebnael bis Lekum, und läuft fort bis an den Jordan. Josua Jos 6 19 34 Revertiturque terminus contra occidentem in Azanotthabor, atque inde egreditur in Hucuca, et pertransit in Zabulon contra meridiem, et in Aser contra occidentem, et in Juda ad Jordanem contra ortum solis. Dann wendet sie sich westlich gegen Azanotthabor, und geht von da nach Hukuka, und läuft nach Zabulon gegen Süden hinüber, und nach Aser gegen Westen, und nach Juda¹⁴ an den Jordan gegen Sonnenaufgang. Josua Jos 6 19 34 14 Nach Septuag zu tilgen. Jedenfalls ist Juda nicht zu erklären. Hebr.: Und von Juda der Jordan gegen Aufgang der Sonne. Josua Jos 6 19 35 Civitates munitissimæ, Assedim, Ser, et Emath, et Reccath, et Cenereth, Ihre festen Städte sind: Assedim, Ser, Emath, Rekkath, Cenereth, Josua Jos 6 19 36 Et Edema et Arama, Asor, Edema, Arama, Asor, Josua Jos 6 19 37 Et Cedes et Edrai, Enhasor Kedes, Edrai, Enhasor, Josua Jos 6 19 38 Et Jeron et Magdalel, Horem et Bethanath et Bethsames: civitates decem et novem, et villæ earum. Jeron, Magdalel, Horem, Bethanath und Bethsames; neunzehn Städte und die zu diesen gehörenden Dörfer. Josua Jos 6 19 39 Hæc est possessio tribus filiorum Nephthali per cognationes suas, urbes et viculi earum. Das ist der Besitz des Stammes der Söhne Nephthalis nach ihren einzelnen Geschlechtern, ihren Städten und deren Dörfern. Josua Jos 6 19 4 Et Eltholad, Bethul et Harma, Eltholad, Bethul, Harma, Josua Jos 6 19 40 Tribui filiorum Dan per familias suas egressa est sors septima: Das siebente Los kam für den Stamm der Söhne Dans nach ihren einzelnen Geschlechtern heraus. Josua Jos 6 19 41 Et fuit terminus possessionis ejus Sara et Esthaol et Hirsemes, id est civitas solis. Und die Grenze seines Erbes war: Sara, Esthaol, Hirsemes, das ist Sonnenstadt, Josua Jos 6 19 42 Selebin et Ajalon et Jethela, Selebin, Ajalon, Jethela, Josua Jos 6 19 43 Elon et Themna et Acron, Elon, Themna, Akron, Josua Jos 6 19 44 Elthece, Gebbethon et Balaath, Elthece, Gebbethon, Balaath, Josua Jos 6 19 45 Et Jud et Bane et Barach et Gethremmon: Jud, Bane, Barach,¹⁵ Gethremmon, Josua Jos 6 19 45 15 Hebr.: Bene Barak. Josua Jos 6 19 46 Et Mejarcon et Arecon, cum termino qui respicit Joppen, Mejarkon und Arekon mit dem Gebiete gegenüber von Joppe, Josua Jos 6 19 47 Et ipso fine concluditur. Ascenderuntque filii Dan, et pugnaverunt contra Lesem, ceperuntque eam: et percusserunt eam in ore gladii, et possederunt, et habitaverunt in ea, vocantes nomen ejus Lesem Dan, ex nomine Dan patris sui. und endet ebendort.¹⁶ Und die Söhne Dans zogen hinauf, und kämpften gegen Lesem, und nahmen es ein, und schlugen es mit der Schärfe des Schwertes, und nahmen es in Besitz, und ließen sich darin nieder, und nannten es Lesem-Dan, nach dem Namen Dans, ihres Stammvaters. Josua Jos 6 19 47 16 Nach der Septuag folgt hier ein Bericht über die Zurückdrängung des Stammes Dan durch die Amorrhiter. Hebr.: Und es ging hinaus die Grenze der Kinder Dan von ihnen, d. i. die Daniten dehnten ihr Gebiet weiter aus, wie [Ri 18] erzählt wird. Da dies nach dem Tode Josues geschah, ist die Erzählung wohl aus der genannten Stelle hier eingefügt worden. Mit recht stellt die Septuag diese Bemerkung hinter V. 48. Josua Jos 6 19 48 Hæc est possessio tribus filiorum Dan, per cognationes suas, urbes et viculi earum. Das ist der Besitz des Stammes der Söhne Dans, nach ihren einzelnen Geschlechtern, ihren Städten und deren Dörfern. Josua Jos 6 19 49 Cumque complesset sorte dividere terram singulis per tribus suas, dederunt filii Israel possessionem Josue filio Nun in medio sui, Als nun Josue die Verteilung des Landes durch das Los an jeden einzelnen nach seinem Stamme vollendet hatte, gaben die Söhne Israels Josue, dem Sohne Nuns, einen Besitz in ihrer Mitte, Josua Jos 6 19 5 Et Siceleg et Bethmarchaboth et Hasersusa Sikeleg, Bethmarchaboth, Hasersusa, Josua Jos 6 19 50 Juxta præceptum Domini, urbem quam postulavit, Thamnath Saraa in monte Ephraim: et ædificavit civitatem, habitavitque in ea. nach dem Gebote des Herrn, die Stadt, welche er verlangte, Thamnat-Saraa auf dem Gebirge Ephraim: und er baute die Stadt und nahm darin Wohnung. Josua Jos 6 19 51 Hæ sunt possessiones, quas sorte diviserunt Eleazar sacerdos, et Josue filius Nun, et principes familiarum, ac tribuum filiorum Israel in Silo, coram Domino ad ostium tabernaculi testimonii, partitique sunt terram. Dies sind die Erbteile, welche Eleazar, der Priester, und Josue, der Sohn Nuns, und die Fürsten der Geschlechter und der Stämme der Söhne Israels in Silo vor dem Herrn, an der Türe des Zeltes des Zeugnisses durch das Los austeilten; und so verteilten sie das Land.¹⁷ Josua Jos 6 19 51 17 Zurückweisung auf [Jos 18,1]. Josua Jos 6 19 6 Et Bethlebaoth et Sarohen: civitates tredecim, et villæ earum. Bethlebaoth, und Sarohen; dreizehn Städte und deren Dörfer; Josua Jos 6 19 7 Ain et Remmon et Athar et Asan: civitates quatuor, et villæ earum: Ain, Remmon, Athar³ und Asan; vier Städte und deren Dörfer; Josua Jos 6 19 7 3 Es sind nur drei angegeben, da Ain Remmon ein Name ist, also ist ein Name ausgefallen. Die Septuag nennt an zweiter Stelle Thalcha und [1Chr 4,32] findet sich zwischen Ain Remmon und Asan noch Thochen. Josua Jos 6 19 8 Omnes viculi per circuitum urbium istarum usque ad Baalath Beer Ramath contra australem plagam. Hæc est hereditas filiorum Simeon juxta cognationes suas, dazu alle Ortschaften rings um diese Städte bis Baalath-Beer, Ramath im Süden.⁴ Dies ist das Erbe der Söhne Simeons nach ihren einzelnen Geschlechtern, Josua Jos 6 19 8 4 Hebr.: Baalath-Beer, dem Ramath im Südlande. Josua Jos 6 19 9 In possessione et funiculo filiorum Juda: quia major erat: et idcirco filii Simeon possederunt in medio hereditatis eorum. innerhalb des Erbbesitzes und des Anteils der Söhne Judas, denn derselbe war zu groß; und darum wohnten die Söhne Simeons inmitten ihres Erbteiles. Josua Jos 6 0 1 3. Bestimmung der Freistädte und der Städte der Leviten. (20,1 22,34) 1. Dem Befehle Gottes gemäß (V. 6) werden je drei Zufluchtsstädte im Lande diesseits und jenseits des Jordans bezeichnet. Josua Jos 6 20 1 Et locutus est Dominus ad Josue, dicens: Loquere filiis Israel, et dic eis: Und der Herr redete zu Josue und sprach: Rede zu den Söhnen Israels und sprich zu ihnen: Josua Jos 6 20 2 Separate urbes fugitivorum, de quibus locutus sum ad vos per manum Moysi; Bestimmet die Städte für die Flüchtlinge, von denen ich zu euch durch Moses gesprochen habe; [Num 35,10ff, Dtn 19,2ff] Josua Jos 6 20 3 Ut confugiat ad eas quicumque animam percusserit nescius: et possit evadere iram proximi, qui ultor est sanguinis: dass, wer einen Menschen unvorsätzlich¹ getötet hat, sich in dieselben flüchte und dem Zorne des nächsten Verwandten, welcher der Bluträcher ist, entgehen könne.² Josua Jos 6 20 3 1 Hebr.: Unvorsätzlich, unversehens. Josua Jos 6 20 3 2 Der Gesetzgeber schafft zwar das von ihm vorgefundene Gesetz der Blutrache nicht ab, aber mindert es durch Schutz gegen rücksichtslose Anwendung. Die alte Bestimmung [Gen 9,5.6] bleibt vorsätzlichen Mördern gegenüber in Geltung. Josua Jos 6 20 4 Cum ad unam harum confugerit civitatum, stabit ante portam civitatis, et loquetur senioribus urbis illius ea, quæ se comprobent innocentem: sicque suscipient eum, et dabunt ei locum ad habitandum. Wenn er sich zu einer dieser Städte flüchtet, soll er vor dem Tore der Stadt stehen bleiben und den Ältesten jener Stadt alles sagen, was ihn als unschuldig erweisen kann,³ alsdann sollen sie ihn aufnehmen und ihm gestatten, daselbst zu wohnen. Josua Jos 6 20 4 3 Durch einen Mord ward nicht nur die Familie, welcher der Betreffende angehört, beleidigt, sondern auch Gott selbst, nach dessen Bild der Mensch geschaffen ist. Deshalb ist der eigentliche Bluträcher Gott selbst [Gen 9,5], der das Blut eines getöteten Menschen sogar an Tieren rächt [Gen 9,2, Ex 21,28.29]. Da Gott durch vorsätzlichen Mord beleidigt ist, schützt selbst der Altar nicht [Ex 21,14], ist Lösegeld unzulässig [Num 35,31], wird das Land selbst geschändet und kann nur gesühnt werden, wenn das Blut dessen, der Blut vergossen, auch selbst wieder vergossen wird. [Num 35,33] Josua Jos 6 20 5 Cumque ultor sanguinis eum fuerit persecutus, non tradent in manus ejus: quia ignorans percussit proximum ejus, nec ante biduum, triduumve ejus probatur inimicus. Wenn ihn dann der Bluträcher verfolgt, so sollen sie ihn nicht in seine Hand übergeben; denn er hat seinen Nächsten unvorsätzlich erschlagen und es ist nicht erwiesen, dass er vor zwei oder drei Tagen sein Feind war.⁴ Josua Jos 6 20 5 4 Hebr.: Denn er hat seinen Nächsten unabsichtlich erschlagen, indem er ihm bisher noch nicht Feind gewesen. [Dtn 19,4.6] Josua Jos 6 20 6 Et habitabit in civitate illa, donec stet ante judicium causam reddens facti sui, et moriatur sacerdos magnus, qui fuerit in illo tempore: tunc revertetur homicida, et ingredietur civitatem et domum suam de qua fugerat. Und er soll in dieser Stadt wohnen bleiben, bis er sich vor Gericht über seine Tat verantwortet hat und der Hohepriester, der zu jener Zeit sein wird, gestorben ist;⁵ dann mag der Totschläger zurückkehren und wieder in die Stadt und sein Haus gehen, von wo er geflohen war.⁶ Josua Jos 6 20 6 5 Die unüberlegte Tötung wurde so mit Verbannung bestraft und den Verwandten des Getöteten Zeit gelassen, ihren Schmerz zu überwinden. Der Hohepriester war das höchste religiöse Oberhaupt in der ganzen jüdischen Gemeinschaft, deshalb muss sein Tod alle betrüben und jeden anderen Schmerz überragen. (Maimonides) Josua Jos 6 20 6 6 V. 4-6 fehlen in der Septuaginta, welche dafür [Num 35,12] mit geringen Änderungen einfügt. War die Septuaginta nicht von Anfang an lückenhaft, so fügte man später nach Ausfall des ursprünglichen Textes einen Ersatz ein. Josua Jos 6 20 7 Decreveruntque Cedes in Galilæa montis Nephthali, et Sichem in monte Ephraim, et Cariatharbe, ipsa est Hebron in monte Juda. Da bestimmten sie Kedes in Galiläa im Gebirge Nephthali, und Sichem im Gebirge Ephraim, und Kariatharbe, das ist Hebron im Gebirge Juda. Josua Jos 6 20 8 Et trans Jordanem contra orientalem plagam Jericho, statuerunt Bosor, quæ sita est in campestri solitudine de tribu Ruben, et Ramoth in Galaad de tribu Gad, et Gaulon in Basan de tribu Manasse. Und jenseits des Jordans östlich von Jericho⁷ bestimmten sie Bosor, welches in der Wüstenebene liegt, aus dem Gebiete des Stammes Ruben, und Ramoth in Galaad aus dem Gebiete des Stammes Gad, und Gaulon in Basan aus dem Gebiete des Stammes Manasse. [Dtn 4,43] Josua Jos 6 20 8 7 Östlich von Jericho fehlt in der Septuaginta, mit Recht, da es wenig für die viel nördlicher gelegenen Städte passt. Josua Jos 6 20 9 Hæ civitates constitutæ sunt cunctis filiis Israel, et advenis, qui habitabant inter eos: ut fugeret ad eas qui animam nescius percussisset, et non moreretur in manu proximi, effusum sanguinem vindicare cupientis, donec staret ante populum expositurus causam suam. Diese Städte wurden für alle Söhne Israels und für die Fremdlinge bestimmt,⁸ welche unter ihnen wohnten; damit jeder, der einen Menschen unvorsätzlich getötet, dahin fliehe und nicht durch die Hand des Verwandten sterbe, der das vergossene Blut zu rächen begehrte, ehe er vor der Gemeinde gestanden und seine Sache dargelegt hat. Josua Jos 6 20 9 8 Welche die Mosaische Religion annahmen. Josua Jos 6 0 1 2. Außer den Zufluchtsstädten sollten den Leviten nach Gottes Befehl [Num 35,6] noch 42 andere Städte gegeben werden: A. Bestimmung der Stämme, innerhalb deren Gebiet die einzelnen Familien Levis ihre Städte erhalten sollen. (V. 8) B. Dreizehn Städte der Söhne Aarons im Gebiet der Stämme Juda, Simeon, Benjamin (V. 19), der zehn Söhne Kaaths im Gebirge Ephraims, Dans, Manasses diesseits des Jordans (V. 26), der dreizehn Söhne Gersons im Gebiet Manasses jenseits des Jordans, Issachars, Asers, Nephthalis (V. 33), der zwölf Stämme Mararis im Gebiete Sabulons und jenseits des Jordans. (V. 40) 3. Alles, was Gott betreffs der Übergabe des Landes verheißen, ist vollendet. Josua Jos 6 21 1 Accesseruntque principes familiarum Levi ad Eleazarum sacerdotem, et Josue filium Nun, et ad duces cognationum per singulas tribus filiorum Israel: Und es traten die Häupter der Familien Levis zu Eleazar, dem Priester, und zu Josue, dem Sohne Nuns, und zu den Häuptern der Geschlechter aus jedem Stamme der Söhne Israels, Josua Jos 6 21 10 Filiis Aaron per familias Caath Levitici generis (prima enim sors illis egressa est) den Söhnen Aarons aus dem Geschlechte Kaaths, aus dem Stamme Levi (denn das erste Los fiel auf sie,) Josua Jos 6 21 11 Cariatharbe patris Enac, quæ vocatur Hebron, in monte Juda, et suburbana ejus per circuitum. Kariatharbe des Vaters Enaks, welche Hebron heißt, auf dem Gebirge Juda, und ihre Gebiete ringsum;⁸ Josua Jos 6 21 11 8 Die Stadt und den Weideplatz. Das Ackerland mit den darauf gelegenen Dörfern gehörte Kaleb. [Jos 14,12] Josua Jos 6 21 12 Agros vero, et villas ejus dederat Caleb filio Jephone ad possidendum. die dazu gehörenden Äcker und Dörfer aber gab er Kaleb, dem Sohne Jephones, als Besitz. [Jos 14,14] Josua Jos 6 21 13 Dedit ergo filiis Aaron sacerdotis Hebron confugii civitatem, ac suburbana ejus: et Lobnam cum suburbanis suis: Den Söhnen Aarons, des Priesters, also gab er Hebron, die Zufluchtsstadt, und ihre Umgebung; Lobna, und ihre Umgebung, Josua Jos 6 21 14 Et Jether, et Estemo, Jether, Estemo, Josua Jos 6 21 15 Et Holon, et Dabir, Holon, Dabir, Josua Jos 6 21 16 Et Ain, et Jeta et Bethsames, cum suburbanis suis: civitates novem de tribubus, ut dictum est, duabus. Ain, Jeta und Bethsames mit ihren Umgebungen; neun Städte von zwei Stämmen, wie gesagt. Josua Jos 6 21 17 De tribu autem filiorum Benjamin Gabaon, et Gabae, Und vom Stamme der Söhne Benjamins: Gabaon, Gabae, Josua Jos 6 21 18 Et Anathoth et Almon, cum suburbanis suis, civitates quatuor. Anathoth und Almon mit ihren Umgebungen, vier Städte. Josua Jos 6 21 19 Omnes simul civitates filiorum Aaron sacerdotis, tredecim, cum suburbanis suis. Alle Städte der Söhne Aarons, des Priesters, sind zusammen dreizehn Städte mit ihren Umgebungen. Josua Jos 6 21 2 Locutique sunt ad eos in Silo terræ Chanaan, atque dixerunt: Dominus præcepit per manum Moysi, ut darentur nobis urbes ad habitandum, et suburbana earum ad alenda jumenta. und sprachen zu ihnen in Silo im Lande Chanaan und sagten:¹ Der Herr hat durch Moses geboten, uns Städte zum Wohnen und die Umgebung derselben zur Ernährung des Viehes zu geben. [Num 35,2] Josua Jos 6 21 2 1 Ähnlich wie Kaleb [Jos 14,6]. Erst nachdem die Verteilung des Landes unter die übrigen Stämme glücklich vollzogen, halten sie es für passend, ihre eigenen Ansprüche geltend zu machen. Josua Jos 6 21 20 Reliquis vero per familias filiorum Caath Levitici generis hæc est data possessio. Den übrigen aber vom Geschlechte der Söhne Kaaths, vom Stamme Levi, wurde nach ihren einzelnen Familien folgender Besitz gegeben: Josua Jos 6 21 21 De tribu Ephraim urbes confugii, Sichem cum suburbanis suis in monte Ephraim et Gazer. vom Stamme Ephraim die Zufluchtsstadt Sichem mit ihrer Umgebung auf dem Gebirge Ephraim, Gazer, Josua Jos 6 21 22 Et Cibsaim et Bethhoron, cum suburbanis suis, civitates quatuor, Cibsaim und Bethhoron mit ihren Umgebungen, vier Städte; Josua Jos 6 21 23 De tribu quoque Dan, Eltheco et Gabathon, dazu vom Stamme Dan: Eltheko, Gabathon, Josua Jos 6 21 24 Et Ajalon et Gethremmon, cum suburbanis suis, civitates quatuor. Ajalon und Gethremmon mit ihren Umgebungen, vier Städte. Josua Jos 6 21 25 Porro de dimidia tribu Manasse, Thanach et Gethremmon, cum suburbanis suis, civitates duæ. Ferner von dem halben Stamme Manasse: Thanach und Gethremmon⁹ mit ihren Umgebungen, zwei Städte. Josua Jos 6 21 25 9 Ein Schreibfehler, durch Abirren des Auges auf den vorhergehenden Vers, für Balaam [1Chr 6,70], d. i. Jeblaam. [Jos 17,11] Josua Jos 6 21 26 Omnes civitates decem, et suburbana earum, datæ sunt filiis Caath inferioris gradus. Zusammen wurden zehn Städte und ihre Umgebungen den Söhnen Kaaths niederen Ranges gegeben. Josua Jos 6 21 27 Filiis quoque Gerson Levitici generis dedit de dimidia tribu Manasse confugii civitates, Gaulon in Basan, et Bosram, cum suburbanis suis, civitates duas. Weiter gab er den Söhnen Gersons, vom Geschlechte Levis, vom halben Stamme Manasse die Zufluchtsstädte Gaulon in Basan, und Bosra mit ihren Umgebungen, zwei Städte; Josua Jos 6 21 28 Porro de tribu Issachar, Cesion et Dabereth, und vom Stamme Issachar: Cesion, Dabereth, Josua Jos 6 21 29 Et Jaramoth et Engannim, cum suburbanis suis, civitates quatuor. Jaramoth und Engannim, mit ihren Umgebungen, vier Städte; Josua Jos 6 21 3 Dederuntque filii Israel de possessionibus suis juxta imperium Domini, civitates et suburbana earum. Da gaben die Söhne Israels von ihrem Besitze nach dem Gebote des Herrn Städte und deren Umkreis.² Josua Jos 6 21 3 2 Zunächst erhalten die Leviten die Asylstädte. [Num 35,6] Die übrigen Städte, welche die Levitengeschlechter erhalten sollten, bestimmten die Söhne Israels, das Los aber entschied, welche von diesen Städten dem einen oder dem anderen Levitengeschlechter zufallen sollte. Josua Jos 6 21 30 De tribu autem Aser, Masal et Abdon, und vom Stamme Aser: Masal, Abdon, Josua Jos 6 21 31 Et Helcath et Rohob, cum suburbanis suis, civitates quatuor. Helkath und Rohob mit ihren Umgebungen, vier Städte; Josua Jos 6 21 32 De tribu quoque Nephthali civitates confugii, Cedes in Galilæa, et Hammoth-Dor et Carthan, cum suburbanis suis, civitates tres. und vom Stamme Nephthali: die Zufluchtsstädte Kedes in Galiläa, Hammoth-Dor und Karthan mit ihren Umgebungen, drei Städte. Josua Jos 6 21 33 Omnes urbes familiarum Gerson, tredecim, cum suburbanis suis. Die Städte der Familien Gersons waren zusammen dreizehn mit ihren Umgebungen. Josua Jos 6 21 34 Filiis autem Merari Levitis inferioris gradus per familias suas data est de tribu Zabulon, Jecnam et Cartha Und den Söhnen Meraris, den Leviten niederen Ranges, wurde nach ihren einzelnen Familien vom Stamme Zabulon gegeben: Jeknam, Kartha, Josua Jos 6 21 35 Et Damna et Naalol, civitates quatuor cum suburbanis suis. Damna und Naalol,¹⁰ vier Städte mit ihren Umgebungen; Josua Jos 6 21 35 10 [1Chr 6,77]: Thabor. Berg und Stadt gehörten freilich nach [Jos 19,22] zu Issachar. Josua Jos 6 21 36 De tribu Ruben ultra Jordanem contra Jericho civitates refugii, Bosor in solitudine, Misor et Jaser et Jethson et Mephaath, civitates quatuor cum suburbanis suis. vom Stamme Ruben jenseits des Jordans, Jericho gegenüber, die Zufluchtsstädte Bosor in der Wüste, Misor, Jaser, Jethson und Mephaath, vier Städte mit ihren Umgebungen;¹¹ Josua Jos 6 21 36 11 Hebr.: Bezer, Jahza, Kademoth, Mephath samt den zugehörigen Weidetriften. Josua Jos 6 21 37 De tribu Gad civitates confugii, Ramoth in Galaad, et Manaim et Hesebon et Jazer, civitates quatuor cum suburbanis suis. vom Stamme Gad die Zufluchtsstädte Ramoth in Galaad, Manaim, Hesebon und Jazer, vier Städte mit ihren Umgebungen. Josua Jos 6 21 38 Omnes urbes filiorum Merari per familias et cognationes suas, duodecim. Die Städte der Söhne Meraris nach ihren einzelnen Familien und Geschlechtern sind zusammen zwölf.¹² Josua Jos 6 21 38 12 Levi war der am wenigsten zahlreiche Stamm. Josua Jos 6 21 39 Itaque civitates universæ Levitarum in medio possessionis filiorum Israel fuerunt quadraginta octo So sind die Städte der Leviten mitten im Erbteil der Söhne Israels zusammen achtundvierzig Josua Jos 6 21 4 Egressaque est sors in familiam Caath filiorum Aaron sacerdotis de tribubus Juda, et Simeon, et Benjamin, civitates tredecim: Und es fiel das Los auf die Familie Kaaths, von den Söhnen Aarons, des Priesters,³ und wurden ihnen aus den Stämmen Juda, Simeon, und Benjamin, dreizehn Städte zu Teil.⁴ Josua Jos 6 21 4 3 Der Stamm Levi zerfiel in vier Geschlechter nach nachstehender Abstammung. [Ex 6,16ff, Num 3,17ff] Levi Gerson Kaath Merari Amram Isaar Hebron Oziel Aaron Moses Das Haus Aarons (von dem Geschlechte Kaaths) ist das priesterliche. Josua Jos 6 21 4 4 Wohl war Gerson älter als Kaath, doch werden die Nachkommen des Letzteren den Söhnen des Ersteren wegen der hohenpriesterlichen Würde Aarons vorgezogen, wie unter den Kaathiten aus gleichem Grunde die Aaroniten die erste Stelle einnehmen. Die Priester erhalten ihren Anteil bei Juda und Benjamin, welche einst die Könige geben und aus deren Mitte der Messias hervorgehen sollte. Josua Jos 6 21 40 Cum suburbanis suis, singulæ per familias distributæ. mit ihren Umgebungen, und alle waren nach den Familien verteilt.¹³ Josua Jos 6 21 40 13 Hebr.: Mit ihren Weidetriften rings um sie her; dies gilt von allen den genannten Städten. Josua Jos 6 21 41 Deditque Dominus Deus Israeli omnem terram, quam traditurum se patribus eorum juraverat: et possederunt illam, atque habitaverunt in ea. Und Gott, der Herr, gab Israel das gesamte Land, das zu geben er ihren Vätern geschworen hatte; und sie nahmen es in Besitz und ließen sich darin nieder. Josua Jos 6 21 42 Dataque est ab eo pax in omnes per circuitum nationes: nullusque eis hostium resistere ausus est, sed cuncti in eorum ditionem redacti sunt. Und er schaffte ihnen Ruhe seitens aller Völker ringsum; und keiner von ihren Feinden wagte es, sich ihnen entgegen zu stellen,¹⁴ vielmehr waren sie alle unter ihre Gewalt gebracht. [Jos 11,23, Jos 14,15] Josua Jos 6 21 42 14 So lange Josue lebte. Josua Jos 6 21 43 Ne unum quidem verbum, quod illis præstiturum se esse promiserat, irritum fuit, sed rebus expleta sunt omnia. Nicht ein einziges Wort, welches er ihnen zu erfüllen verheißen hatte, ward zunichte, sondern alles ging in Erfüllung.¹⁵ Josua Jos 6 21 43 15 Gott hatte nicht sofortige gänzliche Ausrottung der Chananiter zugesagt, sondern die allmähliche. [Ex 23,29ff] Und wenn auch Israel niemals in den unbestrittenen Besitz der [Num 34,1-12] beschriebenen Grenzen gelangte, z.B. Tyrus und Sidon nie eroberte, so ward doch dadurch die göttliche Verheißung so wenig beeinträchtigt wie durch den Umstand, dass die Chananiter nach dem Tode Josues die Israeliten zeitweilig hart bedrängten, denn die vollkommene Erfüllung der Verheißung sollte von der Treue Israels gegen den Herrn abhängen. Die Septuag bietet hier einen längeren Zusatz, zuerst eine Wiederholung von [Jos 19,49.50] dann die Bemerkung, Josue habe die steinernen Messer der Beschneidung [Jos 5,3] in Taimath Serach niedergelegt. Josua Jos 6 21 5 Et reliquis filiorum Caath, id est Levitis, qui superfuerant de tribubus Ephraim, et Dan, et dimidia tribu Manasse, civitates decem. Und den übrigen Söhnen Kaaths, das ist den Leviten, welche noch übrig waren,⁵ fielen aus den Stämmen Ephraim, und Dan, und dem halben Stamme Manasse zehn Städte zu. Josua Jos 6 21 5 5 Die Kaathiter außer Aarons Familie. Josua Jos 6 21 6 Porro filiis Gerson egressa est sors, ut acciperent de tribubus Issachar et Aser et Nephthali, dimidiaque tribu Manasse in Basan civitates numero tredecim. Darnach fiel das Los auf die Söhne Gersons,⁶ dass sie von den Stämmen Issachar, Aser, Nephthali, und dem halben Stamme Manasse in Basan dreizehn Städte erhalten sollten. Josua Jos 6 21 6 6 Die Söhne Gersons werden denen Meraris vorgezogen. Josua Jos 6 21 7 Et filiis Merari per cognationes suas de tribubus Ruben et Gad et Zabulon urbes duodecim. Und auf die Söhne Meraris, nach ihren einzelnen Geschlechtern, fielen aus den Stämmen Ruben, Gad, und Zabulon zwölf Städte. Josua Jos 6 21 8 Dederuntque filii Israel Levitis civitates et suburbana earum, sicut præcepit Dominus per manum Moysi, singulis sorte tribuentes. Die Söhne Israels also gaben den Leviten die Städte und deren Umgebung, wie der Herr durch Moses geboten hatte, indem sie einem jeden das seine durch das Los zuteilten. Josua Jos 6 21 9 De tribubus filiorum Juda et Simeon dedit Josue civitates, quarum ista sunt nomina, Von den Stämmen der Söhne Judas und Simeons gab Josue die Städte, deren Namen diese sind:⁷ [1Chr 6,55] Josua Jos 6 21 9 7 Ein ähnliches Verzeichnis findet sich [1Chr 6,39ff], nur teilweise anders geordnet und mit vielen Abweichungen in den Namen und mancherlei Textkorruptionen. Statt 48 sind nur 42 Städte genannt, obwohl in V. 45ff als Summe 48 Städte bezeichnet werden. Josua Jos 6 0 1 Josue entlässt die jenseits des Jordans wohnenden Stämme. (V. 9) Diese bauen einen Altar am Jordan auf, was ihre Brüder beunruhigt, bis die Ursache erklärt ist. Josua Jos 6 22 1 Eodem tempore vocavit Josue Rubenitas, et Gaditas, et dimidiam tribum Manasse, Zu derselben Zeit rief Josue die Rubeniter, die Gaditer, und den halben Stamm Manasse, Josua Jos 6 22 10 Cumque venissent ad tumulos Jordanis in terram Chanaan, ædificaverunt juxta Jordanem altare infinitæ magnitudinis. Als sie nun zu den Hügeln des Jordans im Lande Chanaan⁷ gekommen waren, errichteten sie am Jordan einen Altar von ungeheurer Größe.⁸ Josua Jos 6 22 10 7 Noch auf der Westseite des Jordan. Josua Jos 6 22 10 8 Da Moses selbst zum Andenken an den Sieg über Amalek einst einen solchen Altar errichtet hatte [Ex 17,15], glaubten sie recht zu handeln, wie sie V. 24ff bezeugen. Josua Jos 6 22 11 Quod cum audissent filii Israel, et ad eos certi nuntii detulissent ædificasse filios Ruben, et Gad, et dimidiæ tribus Manasse altare in terra Chanaan, super Jordanis tumulos, contra filios Israel: Als aber die Söhne Israels dies hörten und zuverlässige Boten ihnen berichteten, dass die Söhne Rubens und Gads, und der halbe Stamm Manasse einen Altar errichtet hatten, im Lande⁹ Chanaan, bei den Hügeln des Jordans, den Söhnen Israels gegenüber,¹⁰ Josua Jos 6 22 11 9 Hebr.: Gegenüber dem Lande Chanaan. Josua Jos 6 22 11 10 Hebr.: Zur Seite der Söhne Israels. Nach V. 10 soll der Altar auf der Westseite sein, nach V. 11 wäre er auf der Ostseite, wenn derselbe Altar gemeint ist. Diese Beifügung über den Ort ist wohl von späterer Hand hier eingesetzt. Josua Jos 6 22 12 Convenerunt omnes in Silo, ut ascenderent, et dimicarent contra eos. versammelten sie sich insgesamt in Silo, um hinaufzuziehen und wider sie zu kämpfen. Josua Jos 6 22 13 Et interim miserunt ad illos in terram Galaad Phinees filium Eleazari sacerdotis, Vorher aber sandten sie zu ihnen in das Land Galaad Phinees, den Sohn des Priesters Eleazar, Josua Jos 6 22 14 Et decem principes cum eo, singulos de singulis tribubus. und zehn Fürsten mit ihm, aus jedem Stamme einen. Josua Jos 6 22 15 Qui venerunt ad filios Ruben, et Gad, et dimidiæ tribus Manasse in terram Galaad, dixeruntque ad eos: Diese kamen zu den Söhnen Rubens und Gads, und zu dem halben Stamme Manasse, in das Land Galaad, und redeten also zu ihnen: Josua Jos 6 22 16 Hæc mandat omnis populus Domini: Quæ est ista transgressio? Cur reliquistis Dominum Deum Israel, ædificantes altare sacrilegum, et a cultu illius recedentes? Dies lässt euch das ganze Volk des Herrn entbieten: Was ist das für eine Sünde? Warum habt ihr den Herrn, den Gott Israels, verlassen, indem ihr einen gottesschänderischen Altar erbaut und euch von seinem Dienste abgewendet habt?¹¹ Josua Jos 6 22 16 11 Gegen [Lev 17,8ff, Dtn 12,4ff]. Vergl. [Dtn 13,13ff]. Es sollen nicht verschiedene Kultstätten bestehen, damit die Gefahr der Vielgötterei ferngehalten werde. Die Aufregung war umso begreiflicher, als kurz zuvor [Jos 18,1] die Stiftshütte zu Silo errichtet war. Der eine Altar in Silo sollte den einen Mittler zwischen Gott und Menschen darstellen, der kommen soll; wie auch jetzt an allen Orten ein Opfer dargebracht wird. [Mal 1,11] Spätere scheinbare Nichtbeachtungen dieser Vorschrift, wie [Ri 2,5] u. a. erklären sich daraus, dass die oben angeführte Vorschrift sich nicht einzig und ausschließlich auf den Ort bezog, den der Herr zur bleibenden Errichtung des Heiligtums wählen würde, sondern jeden Ort inbegriff, wo der Herr seinen Namen, d. i. seine Gegenwart, kundtun wollte. Josua Jos 6 22 17 An parum vobis est quod peccastis in Beelphegor, et usque in præsentem diem macula hujus sceleris in nobis permanet? multique de populo corruerunt. Ist es euch zu wenig, dass ihr in Beelphegor gesündigt, und bis auf den heutigen Tag der Schandfleck dieses Verbrechens uns anhaftet,¹² und viele aus dem Volke gefallen sind? [Num 25,3, Dtn 4,3] Josua Jos 6 22 17 12 Noch zur Schande gereicht. Josua Jos 6 22 18 Et vos hodie reliquistis Dominum, et cras in universum Israel ira ejus desæviet. Ihr habt heute den Herrn verlassen, und morgen wird sein Zorn gegen das gesamte Israel entbrennen.¹³ Josua Jos 6 22 18 13 Vergl. [Num 16,21.22]. Josua Jos 6 22 19 Quod si putatis immundam esse terram possessionis vestræ, transite ad terram, in qua tabernaculum Domini est, et habitate inter nos: tantum ut a Domino, et a nostro consortio non recedatis, ædificato altari præter altare Domini Dei nostri. Wenn ihr das Land, welches ihr als Besitz erhalten habt, für unrein haltet, so ziehet herüber in das Land, in dem das Zelt des Herrn ist, und nehmet unter uns Wohnung; nur werdet nicht von dem Herrn und von der Gemeinschaft mit uns abtrünnig, indem ihr euch einen Altar errichtet außer dem Altare des Herrn, unseres Gottes. Josua Jos 6 22 2 Dixitque ad eos: Fecistis omnia quæ præcepit vobis Moyses famulus Domini: mihi quoque in omnibus obedistis, und sprach zu ihnen:¹ Ihr habt alles getan, was euch Moses, der Diener des Herrn, geboten hat; und auch mir seid ihr in allem gehorsam gewesen Josua Jos 6 22 2 1 Nachdem Gott den übrigen Stämmen Ruhe verliehen, war es billig, dass Josue die Stämme, welche ihren Besitz auf der anderen Seite des Jordans erhalten, in denselben entließ, hatten sie doch treu erfüllt, was sie Moses und Josue versprochen. Nach der Berechnung der Juden sind vierzehn Jahre seit dem Übergange über den Jordan vergangen. Josua Jos 6 22 20 Nonne Achan filius Zare præteriit mandatum Domini, et super omnem populum Israel ira ejus incubuit? Et ille erat unus homo, atque utinam solus periisset in scelere suo. Ist nicht, als Achan, der Sohn Zares, das Gebot des Herrn übertrat, der Zorn Gottes über das ganze Volk Israel hereingebrochen? Und das war nur ein einziger Mann; aber wäre er doch allein umgekommen um seiner Missetat willen!¹⁴ [Jos 7,1] Josua Jos 6 22 20 14 Hebr.: Und nicht (nur) er als einzelner Mann kam durch seine Verschuldung um's Leben. Welche Strafe also wird über Israel nun kommen, da so viele sündigen! Josua Jos 6 22 21 Responderuntque filii Ruben et Gad, et dimidia tribus Manasse principibus legationis Israel: Da antworteten die Söhne Rubens und Gads, und der halbe Stamm Manasse den Fürsten der Gesandtschaft Israels: Josua Jos 6 22 22 Fortissimus Deus Dominus, Fortissimus Deus Dominus, ipse novit, et Israel simul intelliget: si prævaricationis animo, hoc altare construximus, non custodiat nos, sed puniat nos in præsenti: Gott, der Starke, der Herr, ja, Gott, der Starke, der Herr,¹⁵ er weiß es, und Israel soll es auch wissen: wenn wir in sündhafter Absicht¹⁶ diesen Altar errichtet haben, so soll er uns nicht behüten, sondern sogleich strafen;¹⁷ Josua Jos 6 22 22 15 El, Elohim, Jahve. Die Zusammenstellung der drei Gottesnamen dient zur Verstärkung der Anrufung Gottes. Josua Jos 6 22 22 16 Hebr.: Wenn es geschah aus Empörung und aus Untreue gegen Jahve. Ihre Mitbrüder haben die vorausgesetzte Tat mit Recht verdammt, über den Beweggrund sich aber durchaus geirrt. Josua Jos 6 22 22 17 Affektvoller wenden die Redenden sich im Hebräischen an Gott selbst: So mögest du uns nicht helfen (retten) an diesem Tage! Josua Jos 6 22 23 Et si ea mente fecimus ut holocausta, et sacrificium, et pacificas victimas super eo imponeremus, ipse quærat et judicet: und wenn wir es in der Absicht getan, um Brandopfer und Speiseopfer und Friedopfer darauf darzubringen, so möge er es ahnden und uns richten; Josua Jos 6 22 24 Et non ea magis cogitatione atque tractatu, ut diceremus: Cras dicent filii vestri filiis nostris: Quid vobis et Domino Deo Israel? und nicht vielmehr in dem Gedanken¹⁸ und der Verabredung, dass wir sprachen: Bald werden eure Söhne zu unsern Söhnen sagen: Was geht euch der Herr, der Gott Israels, an? Josua Jos 6 22 24 18 Hebr.: Aus Besorgnis vor einem (möglichen) Ereignis. Josua Jos 6 22 25 Terminum posuit Dominus inter nos et vos, o filii Ruben, et filii Gad, Jordanem fluvium: et idcirco partem non habetis in Domino. Et per hanc occasionem avertent filii vestri filios nostros a timore Domini. Putavimus itaque melius, Der Herr hat zwischen uns und euch, ihr Söhne Rubens und ihr Söhne Gads, den Fluss Jordan als Grenze gesetzt, und darum habt ihr keinen Teil an dem Herrn!¹⁹ Und auf diesen Grund hin könnten eure Söhne unsere Söhne vom Dienste des Herrn abwendig machen. Darum hielten wir es für besser Josua Jos 6 22 25 19 Die Verheißungen bezogen sich nur auf Chanaan und schienen somit auf das Westjordanland (vergl. V. 10) beschränkt. Josua Jos 6 22 26 Et diximus: Exstruamus nobis altare, non in holocausta, neque ad victimas offerendas, zu sagen: Wir wollen uns einen Altar bauen, nicht um Brandopfer, noch um andere Opfer darzubringen, Josua Jos 6 22 27 Sed in testimonium inter nos et vos, et sobolem nostram vestramque progeniem, ut serviamus Domino, et juris nostri sit offerre et holocausta, et victimas, et pacificas hostias: et nequaquam dicant cras filii vestri filiis nostris: Non est vobis pars in Domino. sondern zum Zeugnisse zwischen uns und euch, zwischen unsern Nachkommen und euern Nachkommen, dass wir dem Herrn dienen und das Recht haben, Brandopfer, und Friedopfer, und andere Opfer darzubringen; und dass eure Söhne nicht etwa in kurzem zu unsern Söhnen sagen: Ihr habt keinen Teil an dem Herrn! Josua Jos 6 22 28 Quod si voluerint dicere, respondebunt eis: Ecce altare Domini, quod fecerunt patres nostri, non in holocausta, neque in sacrificium, sed in testimonium nostrum ac vestrum. Wenn jene es also sagen wollten, so würden sie ihnen antworten: Sehet da den Altar des Herrn,²⁰ den unsere Väter errichtet haben, nicht zu Brandopfern und Speiseopfern, sondern zum Zeugnisse zwischen uns und euch. Josua Jos 6 22 28 20 Hebr.: Sehet da das Abbild des Altares Jahves. Wenn die Späteren sehen, dass er dem rechten Altare Jahves vor der Stiftshütte nachgebildet und von heidnischen Altären verschieden ist, werden sie seinen wirklichen Zweck, die religiöse Gemeinschaft zwischen den ost- und westjordanischen Israeliten zu bezeugen, erkennen. Josua Jos 6 22 29 Absit a nobis hoc scelus ut recedamus a Domino, et ejus vestigia relinquamus exstructo altari ad holocausta, et sacrificia, et victimas offerendas, præter altare Domini Dei nostri, quod exstructum est ante tabernaculum ejus. Fern sei von uns der Frevel, von dem Herrn abzufallen und seine Wege zu verlassen, indem wir einen Altar errichten, um Brandopfer, und Speiseopfer, und andere Opfer darzubringen, außer dem Altare des Herrn, unseres Gottes, welcher vor seinem Zelte steht. Josua Jos 6 22 3 Nec reliquistis fratres vestros longo tempore, usque in præsentem diem, custodientes imperium Domini Dei vestri. und habt eure Brüder diese lange Zeit hindurch, bis auf den heutigen Tag, nicht verlassen, und das Gebot des Herrn, eures Gottes, treu beobachtet. Josua Jos 6 22 30 Quibus auditis, Phinees sacerdos, et principes legationis Israel, qui erant cum eo, placati sunt: et verba filiorum Ruben, et Gad, et dimidiæ tribus Manasse, libentissime susceperunt. Als Phinees, der Priester, und die Fürsten der Gesandtschaft Israels, die bei ihm waren, dies hörten, wurden sie besänftigt und nahmen die Worte der Söhne Rubens und Gads und des halben Stammes Manasse gerne an. Josua Jos 6 22 31 Dixitque Phinees filius Eleazari sacerdos ad eos: Nunc scimus quod nobiscum sit Dominus, quoniam alieni estis a prævaricatione hac, et liberastis filios Israel de manu Domini. Und Phinees, der Sohn Eleazars, der Priester, sprach zu ihnen: Jetzt erfahren wir, dass der Herr mit uns ist, weil ihr von solcher Sünde fern seid und die Söhne Israels vor der Hand des Herrn bewahrt habt.²¹ Josua Jos 6 22 31 21 Vor einer ähnlichen Strafe wie die [Num 25,8ff] verhängte war. Josua Jos 6 22 32 Reversusque est cum principibus a filiis Ruben et Gad de terra Galaad, finium Chanaan ad filios Israel, et retulit eis. Dann kehrte er mit den Fürsten von den Söhnen Rubens und Gads aus dem Lande Galaad, von den Grenzen²² Chanaans zu den Söhnen Israels zurück und berichtete es ihnen. Josua Jos 6 22 32 22 Hebr.: In das Land Chanaan. Josua Jos 6 22 33 Placuitque sermo cunctis audientibus. Et laudaverunt Deum filii Israel, et nequaquam ultra dixerunt, ut ascenderent contra eos, atque pugnarent, et delerent terram possessionis eorum. Und allen, die sie hörten, gefiel die Kunde. Da lobten die Söhne Israels Gott, und es war keine Rede mehr davon, gegen sie hinaufzuziehen und zu kämpfen und das Land ihres Besitzes zu verheeren. Josua Jos 6 22 34 Vocaveruntque filii Ruben, et filii Gad altare, quod exstruxerant, testimonium nostrum, quod Dominus ipse sit Deus. Und die Söhne Rubens und die Söhne Gads nannten den Altar, den sie erbaut hatten: unser Zeugnis, dass der Herr Gott ist.²³ Josua Jos 6 22 34 23 Dass Jahve Gott ist. Josua Jos 6 22 4 Quia igitur dedit Dominus Deus vester fratribus vestris quietem et pacem, sicut pollicitus est: revertimini, et ite in tabernacula vestra, et in terram possessionis, quam tradidit vobis Moyses famulus Domini trans Jordanem: Weil nun der Herr, euer Gott, euern Brüdern Ruhe und Frieden gegeben hat, wie er verheißen, so kehret zurück und gehet hin in eure Häuser² und in das Land eures Besitzes, welches Moses, der Diener des Herrn, euch jenseits des Jordans gegeben hat; [Num 32,33, Jos 1,13, Jos 13,8] Josua Jos 6 22 4 2 Hebr.: Zelte, Septuag: Häuser, Chald.: Städte. Josua Jos 6 22 5 Ita dumtaxat, ut custodiatis attente, et opere compleatis mandatum et legem quam præcepit vobis Moyses famulus Domini, ut diligatis Dominum Deum vestrum, et ambuletis in omnibus viis ejus, et observetis mandata illius, adhæreatisque ei, ac serviatis in omni corde, et in omni anima vestra. nur beobachtet genau und erfüllet durch die Tat das Gebot und das Gesetz, welches Moses, der Diener des Herrn, euch gegeben hat, dass ihr den Herrn, euern Gott, liebet, und auf allen seinen Wegen wandelt, und seine Gebote haltet, und ihm treu bleibet, und ihm aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele dienet. Josua Jos 6 22 6 Benedixitque eis Josue, et dimisit eos. Qui reversi sunt in tabernacula sua. Und Josue segnete sie und entließ sie; und sie kehrten zurück in ihre Hütten. Josua Jos 6 22 7 Dimidiæ autem tribui Manasse possessionem Moyses dederat in Basan: et idcirco mediæ, quæ superfuit, dedit Josue sortem inter ceteros fratres suos trans Jordanem ad occidentalem plagam. Cumque dimitteret eos in tabernacula sua, et benedixisset eis, Dem halben Stamme Manasse hatte Moses seinen Erbbesitz in Basan gegeben; darum gab Josue der anderen Hälfte einen Anteil unter ihren übrigen Brüdern diesseits des Jordans auf der Westseite. Als er sie nun nach Hause entließ, segnete er sie Josua Jos 6 22 8 Dixit ad eos: In multa substantia atque divitiis revertimini ad sedes vestras, cum argento et auro, ære ac ferro, et veste multiplici: dividite prædam hostium cum fratribus vestris. und sprach zu ihnen: Mit vielem Gut und Reichtum³ kehrt ihr zu euern Wohnsitzen zurück, mit Silber und Gold, mit Erz und Eisen, und vielen Kleidern; teilet die den Feinden abgenommene Beute mit euern Brüdern.⁴ Josua Jos 6 22 8 3 Hebr.: Mit großem Viehstande. Josua Jos 6 22 8 4 Die als Besatzung zurückgeblieben. Vergl. [Num 31,27]. Josua Jos 6 22 9 Reversique sunt, et abierunt filii Ruben et filii Gad, et dimidia tribus Manasse, a filiis Israel de Silo, quæ sita est in Chanaan, ut intrarent Galaad terram possessionis suæ, quam obtinuerant juxta imperium Domini in manu Moysi. Und die Söhne Rubens, die Söhne Gads, und der halbe Stamm Manasse kehrten um, und schieden von den Söhnen Israels, von Silo, welches in Chanaan liegt, um nach Galaad,⁵ in das Land ihres Besitzes zu ziehen, welches sie dem Befehle des Herrn gemäß durch Moses erhalten hatten.⁶ Josua Jos 6 22 9 5 Eigentlich Galaad und Basan, die Königreiche Sihons und Ogs umfassend. Josua Jos 6 22 9 6 [Num 32,20ff] Josua Jos 6 0 1 Schluss (23,1 24,33) 1. Josue beruft vor seinem Tode die Söhne Israels noch einmal und mahnt sie, Gottes Gebote zu beobachten und die Gemeinschaft mit den Heiden zu meiden. (V. 16) Josua Jos 6 23 1 Evoluto autem multo tempore, postquam pacem dederat Dominus Israeli, subjectis in gyro nationibus universis, et Josue jam longævo, et persenilis ætatis: Als nun eine lange Zeit verflossen war, seitdem der Herr Israel Frieden gegeben und alle Völker ringsum unterworfen hatte, als Josue schon sehr alt und in das äußerste Greisenalter getreten war, Josua Jos 6 23 10 Unus e vobis persequetur hostium mille viros: quia Dominus Deus vester pro vobis ipse pugnabit, sicut pollicitus est. Einer von euch wird tausend Feinde vor sich herjagen, denn der Herr, euer Gott, wird selbst für euch kämpfen, wie er verheißen hat.⁸ Josua Jos 6 23 10 8 Auch hier im Hebr. Hinweis auf Gottes Taten. Einer von euch jagte usw. Indes liegt im Imperfekt der Erfahrung eine Verheißung für die Zukunft eingeschlossen. Josua Jos 6 23 11 Hoc tantum diligentissime præcavete, ut diligatis Dominum Deum vestrum. Nur⁹ habet auf das sorgfältigste Acht, dass ihr den Herrn, euren Gott, liebet. Josua Jos 6 23 11 9 Hebr.: So nehmet euch nun wohl in Acht. Josua Jos 6 23 12 Quod si volueritis gentium harum, quæ inter vos habitant, erroribus adhærere, et cum eis miscere connubia, atque amicitias copulare: Wenn ihr aber den Irrtümern dieser Völker, die unter euch wohnen, euch anschließen,¹⁰ und Heiraten mit ihnen eingehen, und Freundschaft mit ihnen schließen wollt, Josua Jos 6 23 12 10 Hebr.: Solltet ihr jedoch abtrünnig werden und euch an den Rest der Völker hängen, die bei euch übrig geblieben sind usw. Josua Jos 6 23 13 Jam nunc scitote quod Dominus Deus vester non eas deleat ante faciem vestram, sed sint vobis in foveam ac laqueum, et offendiculum ex latere vestro, et sudes in oculis vestris, donec vos auferat atque disperdat de terra hac optima, quam tradidit vobis. so wisset schon jetzt, dass der Herr, euer Gott, sie alsdann vor euch nicht vertilgen¹¹ wird, sondern dass sie euch zur Grube und zum Fallstrick, zum Anstoß an eurer Seite, und zum Pfahl in euern Augen werden,¹² bis er euch aus diesem guten Lande, das er euch gegeben hat, vertreibt und vertilgt. Josua Jos 6 23 13 11 Hebr.: Vertreiben. Josua Jos 6 23 13 12 Hebr.: Zum Stachel (Sept.: Zu Nägeln.) in euren Seiten und zu Dornen in euren Augen werden. Vergl. [Ex 23,33, Ex 34,12, Num 33,55, Dtn 7,16] Josua Jos 6 23 14 En ego hodie ingredior viam universæ terræ, et toto animo cognoscetis quod de omnibus verbis, quæ se Dominus præstiturum vobis esse pollicitus est, unum non præterierit incassum. Sehet, ich gehe heute¹³ den Weg alles Irdischen; so verstehet denn vom Grund der Seele, dass von allen Verheißungen, welche der Herr versprochen euch zu erfüllen, auch nicht eine unerfüllt geblieben ist. [1Kön 2,2] Josua Jos 6 23 14 13 Bald Josua Jos 6 23 15 Sicut ergo implevit opere quod promisit, et prospera cuncta venerunt: sic adducet super vos quidquid malorum comminatus est, donec vos auferat atque disperdat de terra hac optima, quam tradidit vobis, Wie er also seine Verheißung durch die Tat erfüllt hat, und wie alles glücklich gegangen ist, so wird er auch alles Böse, das er angedroht hat,¹⁴ über euch kommen lassen, bis er euch aus diesem guten Lande, das er euch gegeben hat, vertreibt und wegtilgt, Josua Jos 6 23 15 14 Insbesondere [Dtn 28,15-68]. Josua Jos 6 23 16 Eo quod præterieritis pactum Domini Dei vestri, quod pepigit vobiscum, et servieritis diis alienis, et adoraveritis eos: cito atque velociter consurget in vos furor Domini, et auferemini ab hac terra optima, quam tradidit vobis. weil¹⁵ ihr den Bund des Herrn, eures Gottes, den er mit euch geschlossen, übertreten, und fremden Göttern gedient, und sie angebetet habt; schnell und plötzlich wird der Zorn des Herrn wider euch entbrennen, und ihr werdet aus diesem guten Lande, welches er euch gegeben hat, vertrieben¹⁶ werden. Josua Jos 6 23 16 15 Wenn Josua Jos 6 23 16 16 Im Hebr. wird beigefügt: schnell. Josua Jos 6 23 2 Vocavit Josue omnem Israelem, majoresque natu, et principes ac duces, et magistros, dixitque ad eos: Ego senui, et progressioris ætatis sum: berief¹ Josue ganz Israel, die Ältesten,² die Fürsten, die Anführer, und die Vorsteher, und sprach zu ihnen:³ Ich bin alt und hochbetagt; Josua Jos 6 23 2 1 Die beiden letzten Reden Josues fallen in dieselbe Zeit und verfolgen einen und demselben Hauptzweck: die Befestigung der Treue des Volkes gegen Gott. Während indes die erste mehr die äußere oder politische Seite der Zukunft Israels behandelt, die völlige Überwindung der heidnischen Völker, die Vermeidung aller Verwischung mit denselben und das Festhalten am Gesetze, ruft Josue in der zweiten dem Volke alle bisherigen Gnadenerweise Gottes in's Gedächtnis zurück, um in ihm den Entschluss zu unverbrüchlicher Treue gegen den Herrn zu wecken und das Volk zu der Erklärung zu führen, dass des Gott allein dienen wolle. Josua Jos 6 23 2 2 Die Ältesten zerfallen in Oberhäupter, Richter, Amtleute. (Hebr.) Josua Jos 6 23 2 3 Drei Beweggründe: Erfahrung (V. 9), Nutzen (V. 9, V. 10), sonst zu erwartender Schaden. (V. 12, V. 13) Josua Jos 6 23 3 Vosque cernitis omnia, quæ fecerit Dominus Deus vester cunctis per circuitum nationibus, quo modo pro vobis ipse pugnaverit: und ihr seht alles, was der Herr, euer Gott, allen Völkern, die uns umgeben, getan, und wie er selbst für euch gekämpft hat. Josua Jos 6 23 4 Et nunc quia vobis sorte divisit omnem terram, ab orientali parte Jordanis usque ad mare magnum, multæque adhuc supersunt nationes: Da er euch nun das ganze Land durch das Los verteilt hat, von der Ostseite des Jordans bis zum großen Meere, aber noch viele Völker übrig sind, Josua Jos 6 23 5 Dominus Deus vester disperdet eas et auferet a facie vestra, et possidebitis terram, sicut vobis pollicitus est. so wird der Herr, euer Gott, diese vertreiben und vor euch vertilgen,⁴ und ihr werdet das Land in Besitz nehmen, wie er euch verheißen hat. Josua Jos 6 23 5 4 Hebr.: Denn Jahve, euer Gott, er hat gestritten für euch. (V. 4) Sehet, ich ließ euch diese übrigen Völker als Erbteil für eure Stämme zufallen, vom Jordan an, und alle Völker, welche ich ausgerottet habe, und das große Meer gegen Untergang der Sonne. Und Jahve, euer Gott, wird sie selbst vor euch ausstoßen und vor euch her vertreiben usw. Sinn: In dem zwischen dem Jordan und dem Mittelländischen Meere liegenden Gebiete habe ich euch sowohl die noch übrigen, also noch zu vertreibenden Völker, als die schon von mir ausgerotteten durch das Los zuerteilt als Besitztum. Josua Jos 6 23 6 Tantum confortamini, et estote solliciti, ut custodiatis cuncta quæ scripta sunt in volumine legis Moysi: et non declinetis ab eis neque ad dexteram neque ad sinistram: Nur seid stark und wachsam, und beobachtet alles, was im Buche des Gesetzes Moses geschrieben ist; und weichet nicht davon ab, weder zur Rechten noch zur Linken; Josua Jos 6 23 7 Ne postquam intraveritis ad gentes, quæ inter vos futuræ sunt, juretis in nomine deorum earum, et serviatis eis, et adoretis illos: damit ihr, wenn ihr zu den Völkern gekommen seid,⁵ die noch unter euch bleiben werden, nicht bei dem Namen ihrer Götter schwöret, noch denselben dienet, oder sie anbetet,⁶ Josua Jos 6 23 7 5 Hebr.: Damit ihr nicht unter diese Völker kommet euch nicht mit ihnen durch Verheiratung und Verschwägerung verbindet. Josua Jos 6 23 7 6 Die Namen der Götzen erwähnen [Ex 23,13], bei ihnen schwören, ihnen (durch Opfer) dienen und sie anbeten (im Gebete anrufen), sind die vier Arten der göttlichen Verehrung. Vergl. [Dtn 6,13, Dtn 10,20]. Josua Jos 6 23 8 Sed adhæreatis Domino Deo vestro: quod fecistis usque in diem hanc. sondern dem Herrn, eurem Gott, treu bleibet, wie ihr es bis auf den heutigen Tag getan habt. Josua Jos 6 23 9 Et tunc auferet Dominus Deus in conspectu vestro gentes magnas et robustissimas, et nullus vobis resistere poterit. Dann wird auch Gott, der Herr, große und starke Völker vor euch vertilgen, und niemand wird vermögen, euch Stand zu halten.⁷ Josua Jos 6 23 9 7 Im Hebr. ist es vielmehr ein Rückblick: Jahve vertrieb: Niemand vermochte. Josua Jos 6 0 1 2. Noch einmal stellt Josue dem Volke bei Sichem feierlich die Wohltaten Gottes vor Augen und erneuert den Bund mit Gott. (V. 28) 3. Kurzer Bericht über Tod und Begräbnis Josues, die Übertragung der Gebeine Josephs nach Sichem, den Tod Eleazars, des Sohnes Aarons. Josua Jos 6 24 1 Congregavitque Josue omnes tribus Israel in Sichem, et vocavit majores natu, ac principes, et judices, et magistros: steteruntque in conspectu Domini: Alsdann versammelte Josue alle Stämme Israels zu Sichem¹ und berief die Ältesten, und die Fürsten, und die Richter, und die Vorsteher; und sie traten vor den Herrn.² Josua Jos 6 24 1 1 Die Rede Josues entwickelt zwei Gedanken. Zuerst bringt er dem Volke, zu dem er in dessen Vertretern redet, alle Gnadenbeweise in Erinnerung, welche der Herr demselben von der Berufung Abrahams an bis auf diesen Tag erwiesen hat. (V. 13) Dann fordert er sie auf, dem Götzendienste völlig zu entsagen und Jahve allein anzuhängen, dem auch Josue mit seinem ganzen Hause dienen will. Die Versammlung fand in Sichem statt, wohl weil auch der [Jos 8,30-35] berichtete feierliche Akt dort stattgefunden. Dort hatte einst auch Jakob seine Familie von allem Götzendienst gereinigt. [Gen 33,20, Gen 35,2.4]. Josua Jos 6 24 1 2 Nach [Jos 8,31] hatte Josue auf dem Ebal einen Altar errichtet. Josua Jos 6 24 10 Et ego nolui audire eum, sed e contrario per illum benedixi vobis, et liberavi vos de manu ejus. ich aber wollte nicht auf ihn hören, sondern segnete euch vielmehr durch ihn und errettete euch aus seiner Hand. Josua Jos 6 24 11 Transistisque Jordanem, et venistis ad Jericho. Pugnaveruntque contra vos viri civitatis ejus, Amorrhæus, et Pherezæus, et Chananæus, et Hethæus, et Gergesæus, et Hevæus, et Jebusæus: et tradidi illos in manus vestras. Alsdann⁶ zoget ihr über den Jordan und kamet nach Jericho. Und die Männer dieser Stadt⁷ kämpften gegen euch, die Amorrhiter, Phereziter, Chananiter, Hethiter, Gergesiter, Heviter und Jebusiter; und ich gab sie in eure Hand. [Jos 3,14, Jos 6,1ff, Jos 11,3ff] Josua Jos 6 24 11 6 Letzte große Wohltat. Josua Jos 6 24 11 7 Hebr.: Die Herren dieser Stadt. Josua Jos 6 24 12 Misique ante vos crabrones: et ejeci eos de locis suis, duos reges Amorrhæorum, non in gladio nec in arcu tuo. Und ich sandte Hornissen vor euch her und vertrieb sie aus ihren Sitzen, die zwei⁸ Könige der Amorrhiter, nicht durch dein Schwert oder durch deinen Bogen. [Ex 23,28, Dtn 7,20, Jos 11,20] Josua Jos 6 24 12 8 Septuaginta: Die zwölf, den Volksnamen im weiteren Sinne nehmend, auch für die westjordanischen Feinde Israels. (V. 18) Josua Jos 6 24 13 Dedique vobis terram, in qua non laborastis, et urbes quas non ædificastis, ut habitaretis in eis: vineas et oliveta, quæ non plantastis. Und ich verlieh euch ein Land, um das ihr euch nicht gemüht habt, und Städte, die ihr nicht erbaut habt, um darin zu wohnen, Weinberge und Ölgärten, die ihr nicht gepflanzt habt. Josua Jos 6 24 14 Nunc ergo timete Dominum, et servite ei perfecto corde atque verissimo: et auferte deos, quibus servierunt patres vestri in Mesopotamia et in gypto, ac servite Domino. Fürchtet also nun den Herrn, und dienet ihm aus ungeteiltem und aufrichtigem Herzen, und schaffet die Götter hinweg, denen eure Väter in Mesopotamien und in Ägypten gedient haben,⁹ und dienet dem Herrn! [1Sam 7,3, Tob 14,10] Josua Jos 6 24 14 9 Die Abgötterei in volkstümlichen Formen, Hausgötzen, Zauberei, Totenbeschwörung usw. war also wohl noch nicht ganz überwunden. Josua Jos 6 24 15 Sin autem malum vobis videtur ut Domino serviatis, optio vobis datur: eligite hodie quod placet, cui servire potissimum debeatis, utrum diis, quibus servierunt patres vestri in Mesopotamia, an diis Amorrhæorum, in quorum terra habitatis: ego autem et domus mea serviemus Domino. Wenn es euch aber nicht gut scheint, dem Herrn zu dienen, so wird euch die Wahl geboten; wählet heute, was euch gefällt,¹⁰ wem ihr eher dienen sollt, ob den Göttern, welchen eure Väter in Mesopotamien gedient haben, oder den Göttern der Amorrhiter, in deren Land ihr wohnt; ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen!¹¹ Josua Jos 6 24 15 10 Nicht Befreiung vom Dienste Jahves beabsichtigt Josue den Israeliten anzubieten, sondern sie in stärkster Weise zur Treue zu mahnen, da Gott will, dass man ihm frei, nicht gezwungen, diene. Vergl. [Ex 19, Offb 22,11]. Josua Jos 6 24 15 11 Wie auch die Entscheidung des Volkes falle, ich folge der Wahrheit, nicht der Mehrheit. Josua Jos 6 24 16 Responditque populus, et ait: Absit a nobis ut relinquamus Dominum, et serviamus diis alienis. Da antwortete das Volk und sprach: Fern sei es von uns, dass wir den Herrn verlassen und fremden Göttern dienen sollten. Josua Jos 6 24 17 Dominus Deus noster ipse eduxit nos, et patres nostros de terra gypti, de domo servitutis: fecitque videntibus nobis signa ingentia, et custodivit nos in omni via, per quam ambulavimus, et in cunctis populis, per quos transivimus. Der Herr, unser Gott, hat uns und unsere Väter aus dem Lande Ägypten, aus dem Hause der Knechtschaft, geführt¹² und hat vor unsern Augen große Wunderzeichen getan,¹³ und uns auf dem ganzen Wege, auf dem wir gewandelt, und unter allen Völkern, durch deren Gebiet wir hindurchgezogen sind, behütet. Josua Jos 6 24 17 12 Vergl. [Ex 20,2] und [Dtn 5,6]. Josua Jos 6 24 17 13 Damit stimmen sie dem allen zu, was Josue ihnen V. 3 13 vor Augen gestellt und in das Gedächtnis zurückgerufen. Josua Jos 6 24 18 Et ejecit universas gentes, Amorrhæum habitatorem terræ, quam nos intravimus. Serviemus igitur Domino, quia ipse est Deus noster. Und er hat alle Völker, die Amorrhiter, die Bewohner des Landes, in das wir einzogen, vertrieben. Wir wollen also dem Herrn dienen, denn er ist unser Gott. Josua Jos 6 24 19 Dixitque Josue ad populum: Non poteritis servire Domino: Deus enim sanctus, et fortis æmulator est, nec ignoscet sceleribus vestris atque peccatis. Josue sprach zu dem Volke: Ihr werdet dem Herrn nicht dienen können;¹⁴ denn er ist ein heiliger Gott,¹⁵ und stark und eifernd, und wird euch eure Verbrechen und Sünden nicht vergeben.¹⁶ Josua Jos 6 24 19 14 Josue will nicht allein eine fromme Rührung in ihnen erwecken, sondern ihnen die ganze Tragweite ihres Entschlusses zum Bewusstsein bringen (Gegensatz [Lk 14,25ff].) Josua Jos 6 24 19 15 Und fordert deshalb auch von euch Heiligkeit [Ex 19,6, Lev 11,44, Lev 19,2, Lev 20,6], insbesondere ein nicht zwischen ihm und den Götzen geteiltes Herz. Josua Jos 6 24 19 16 Bundesbruch hat keine Sühne, sondern führt den Untergang herbei. Josua Jos 6 24 2 Et ad populum sic locutus est: Hæc dicit Dominus Deus Israel: Trans fluvium habitaverunt patres vestri ab initio, Thare pater Abraham, et Nachor; servieruntque diis alienis. Da sprach er zu dem Volke also: So spricht der Herr, der Gott Israels: Eure Väter, Thare, der Vater Abrahams, und Nachor, wohnten vor Zeiten jenseits des Stromes und dienten fremden Göttern. [Gen 11,26] Josua Jos 6 24 20 Si dimiseritis Dominum, et servieritis diis alienis, convertet se, et affliget vos, atque subvertet postquam vobis præstiterit bona. Wenn ihr den Herrn verlasset und andern Göttern dient, wird er sich von euch abwenden, und euch züchtigen, und euch vertilgen, nachdem¹⁷ er euch zuvor Gutes getan hat. Josua Jos 6 24 20 17 Ohne Rücksicht darauf, dass er euch zuvor Gutes getan hat. Josua Jos 6 24 21 Dixitque populus ad Josue: Nequaquam ita ut loqueris, erit, sed Domino serviemus. Da sprach das Volk zu Josue: Nicht so wird es sein, wie du sagst, sondern wir wollen dem Herrn dienen! Josua Jos 6 24 22 Et Josue ad populum, Testes, inquit, vos estis, quia ipsi elegeritis vobis Dominum ut serviatis ei. Responderuntque: testes. Und Josue sprach zu dem Volke: Ihr seid Zeugen,¹⁸ dass ihr euch selbst den Herrn erwählt habt, ihm zu dienen. Sie antworteten: Wir sind Zeugen. Josua Jos 6 24 22 18 Wenn ihr einmal abfallen solltet, werdet ihr eingestehen müssen, dass ihr Jahve einst erwählt hattet und dieser jetzt ein Recht hat, euch für eure Untreue zu strafen. Josua Jos 6 24 23 Nunc ergo, ait, auferte deos alienos de medio vestri, et inclinate corda vestra ad Dominum Deum Israel. So schaffet denn, sprach er weiter, die fremden Götter aus eurer Mitte hinweg,¹⁹ und wendet eure Herzen dem Herrn, dem Gott Israels, zu. Josua Jos 6 24 23 19 Nochmalige Mahnung. (V. 14) Josua Jos 6 24 24 Dixitque populus ad Josue: Domino Deo nostro serviemus, et obedientes erimus præceptis ejus. Das Volk sprach zu Josue: Dem Herrn, unserm Gott, wollen wir dienen und seinen Geboten gehorsam sein. Josua Jos 6 24 25 Percussit ergo Josue in die illo fdus, et proposuit populo præcepta atque judicia in Sichem, Josue also schloss an diesem Tage einen Bund und legte dem Volke in Sichem Gesetze und Rechte vor.²⁰ Josua Jos 6 24 25 20 Wie Moses im Lande Moab [Dtn 28,69] den am Sinai geschlossenen Bund [Ex 19,20] erneuerte. Josua Jos 6 24 26 Scripsit quoque omnia verba hæc in volumine legis Domini: et tulit lapidem pergrandem, posuitque eum subter quercum, quæ erat in Sanctuario Domini: Auch schrieb er alle diese Worte in das Gesetzbuch des Herrn,²¹ und nahm einen großen Stein, und richtete ihn unter der Eiche²² auf, welche in dem Heiligtume des Herrn stand,²³ Josua Jos 6 24 26 21 Die von ihm niedergeschriebene Urkunde dem in der Bundeslade aufbewahrten Gesetze beifügend. Josua Jos 6 24 26 22 Terebinthe Josua Jos 6 24 26 23 Das Heiligtum ist an dieser Stelle nicht die Stiftshütte, da diese sich in Silo befand, sondern die Stätte, in deren Bereich die Terebinthe stand, wo nun von Josue der große Stein aufgerichtet ward. Diese Stätte war geheiligt durch den Altar, den einst Abraham [Gen 12,7] und wiederum Jakob hier erbaut hatte. [Gen 33,20] Außerdem hatte Josue nach [Jos 8,30] selbst auf dem Gebirge Ebal, also in nächster Nähe von Sichem, einen Altar errichtet. Josua Jos 6 24 27 Et dixit ad omnem populum: En lapis iste erit vobis in testimonium quod audierit omnia verba Domini, quæ locutus est vobis: ne forte postea negare velitis, et mentiri Domino Deo vestro. und sprach zu dem ganzen Volke: Sehet, dieser Stein soll euch zum Zeugnisse dienen, dass er alle Worte des Herrn gehört hat, die er zu euch geredet hat,²⁴ damit ihr später nicht etwa leugnen wollet und gegen den Herrn, euern Gott, lügen. Josua Jos 6 24 27 24 In lebendigster Auffassung ist der tote Stein gleichsam als eine Person gedacht. Josua Jos 6 24 28 Dimisitque populum, singulos in possessionem suam. Und er entließ das Volk, einen jeden in seinen Besitz. Josua Jos 6 24 29 Et post hæc mortuus est Josue filius Nun servus Domini, centum et decem annorum: Darnach starb Josue, der Sohn Nuns, der Diener des Herrn, hundert und zehn Jahre alt;²⁵ Josua Jos 6 24 29 25 Wie sein Stammvater Joseph [Gen 50,26]. Nach Fl. Josephus lebte Josue nach Moses Tode noch 25 Jahre, also etwa bis 1432 v. Chr. Demnach waren seit Austeilung des Landes 18 Jahre verflossen. Josua Jos 6 24 3 Tuli ergo patrem vestrum Abraham de Mesopotamiæ finibus: et adduxi eum in terram Chanaan: multiplicavique semen ejus. Daher nahm ich euern Vater Abraham aus dem Gebiete Mesopotamiens, und führte ihn in das Land Chanaan, und ließ seine Nachkommenschaft zahlreich werden, [Gen 11,31] Josua Jos 6 24 30 Sepelieruntque eum in finibus possessionis suæ in Thamnathsare, quæ est sita in monte Ephraim, a septentrionali parte montis Gaas. und sie begruben ihn an der Grenze seines Erbbesitzes zu Thamnathsare,²⁶ welches auf dem Gebirge Ephraim, an der Nordseite des Berges Gaas liegt. Josua Jos 6 24 30 26 Vergl. [Jos 19,50]. Josua Jos 6 24 31 Servivitque Israel Domino cunctis diebus Josue et seniorum, qui longo vixerunt tempore post Josue, et qui noverunt omnia opera Domini quæ fecerat in Israel. Und Israel diente dem Herrn alle Tage Josues und der Ältesten, welche noch lange nach Josue am Leben blieben und alle Taten des Herrn kannten, die er an Israel getan hatte. Josua Jos 6 24 32 Ossa quoque Joseph, quæ tulerant filii Israel de gypto, sepelierunt in Sichem, in parte agri, quem emerat Jacob a filiis Hemor patris Sichem, centum novellis ovibus, et fuit in possessionem filiorum Joseph. Auch die Gebeine Josephs,²⁷ welche die Söhne Israels aus Ägypten mitgebracht hatten, begruben sie zu Sichem auf dem Teile des Feldes, welches Jakob von den Söhnen Hemors, des Vaters Sichems, um hundert junge Schafe²⁸ gekauft hatte, und das ein Erbbesitz der Söhne Josephs geworden war.²⁹ [Gen 50,24, Ex 13,19, Gen 33,19] Josua Jos 6 24 32 27 Da von V. 1 28 von Sichem die Rede war, wird hier passend die Beisetzung der Gebeine Josephs allda beigefügt. Josua Jos 6 24 32 28 Kesita. Josua Jos 6 24 32 29 Durch Erbauung eines Altares hatte Jakob das Feld für seine Nachkommen geheiligt. Josua Jos 6 24 33 Eleazar quoque filius Aaron mortuus est: et sepelierunt eum in Gabaath Phinees filii ejus, quæ data est ei in monte Ephraim. Auch Eleazar, der Sohn Aarons, starb; und sie begruben ihn in Gabaath³⁰ auf dem Gebirge Ephraim, welches seinem Sohne Phinees zu Teil geworden war.³¹ Josua Jos 6 24 33 30 Hebr.: Gabaa Phinees. Josua Jos 6 24 33 31 Die Septuag. fügt einen langen Zusatz bei, der aus [Ri 2,6.11ff] und [Ri 3,7.12ff] zusammengetragen ist. Josua Jos 6 24 4 Et dedi ei Isaac: illique rursum dedi Jacob et Esau. E quibus, Esau dedi montem Seir ad possidendum: Jacob vero, et filii ejus descenderunt in gyptum. und schenkte ihm Isaak; und diesem wiederum schenkte ich Jakob und Esau. Von diesen gab ich Esau das Gebirge Seir als Besitz; Jakob aber und seine Söhne zogen nach Ägypten hinab. [Gen 21,2, Gen 25,26, Gen 36,8, Gen 46,6] Josua Jos 6 24 5 Misique Moysen et Aaron, et percussi gyptum multis signis atque portentis. Und³ ich sandte Moses und Aaron und schlug Ägypten mit vielen Zeichen und Wundertaten. [Ex 3,10] Josua Jos 6 24 5 3 Zweiter Gnadenerweis: die Befreiung aus Ägypten. Josua Jos 6 24 6 Eduxique vos et patres vestros de gypto, et venistis ad mare: persecutique sunt gyptii patres vestros cum curribus et equitatu, usque ad Mare rubrum. Und ich führte euch und eure Väter aus Ägypten, und ihr kamet an das Meer; und die Ägypter setzten euern Vätern mit Wagen und Reitern bis an das rote Meer nach. [Ex 12,37, Ex 14,9] Josua Jos 6 24 7 Clamaverunt autem ad Dominum filii Israel: qui posuit tenebras inter vos et gyptios, et adduxit super eos mare, et operuit eos. Viderunt oculi vestri cuncta quæ in gypto fecerim, et habitastis in solitudine multo tempore: Da riefen die Söhne Israels zu dem Herrn, und er setzte Finsternis zwischen euch und die Ägypter, und ließ das Meer über sie hinfluten und sie bedecken. Eure Augen haben alles gesehen, was ich in Ägypten getan habe, und ihr habt lange Zeit in der Wüste gewohnt; Josua Jos 6 24 8 Et introduxi vos in terram Amorrhæi, qui habitabat trans Jordanem. Cumque pugnarent contra vos, tradidi eos in manus vestras, et possedistis terram eorum atque interfecistis eos. und⁴ ich habe euch in das Land der Amorrhiter, welche jenseits des Jordans wohnten, geführt. Und als sie gegen euch kämpften, habe ich sie in eure Hand gegeben, und ihr nahmet ihr Land in Besitz, und tötetet sie.⁵ [Num 21,24] Josua Jos 6 24 8 4 Dritte große Gottestat. Josua Jos 6 24 8 5 Hebr.: und ich tilgte sie von euch weg. Josua Jos 6 24 9 Surrexit autem Balac filius Sephor rex Moab, et pugnavit contra Israelem. Misitque et vocavit Balaam filium Beor, ut malediceret vobis: Da machte sich Balak, der Sohn Sephors, der König von Moab, auf und kämpfte gegen Israel. Und er sandte hin und ließ Balaam, den Sohn Beors, rufen, dass er euch fluche; [Num 22,5] Richter Ri 7 0 1 Einleitung (1,1 3,6) Politischer und religiöser Zustand der Israeliten. Absicht des Verfassers. 1. Politischer Zustand des israelitischen Landes nach dem Tode Josues. (1,1-36) A. Fortsetzung des von Josue gegen die Chananiter begonnenen Krieges unter Vorangehen Judas. (V. 7) Erinnerung an frühere Großtaten dieses Stammes. (V. 20) B. Die Lässigkeit der Stämme Benjamin (V. 21), Ephraim und Manasse (V. 22-29), Zabulon, Aser, Nephthali (V. 30-33) und Dan (V. 34-36) verschuldet es, dass die Chananiter nicht gänzlich ausgerottet werden. Richter Ri 7 1 1 Post mortem Josue consuluerunt filii Israel Dominum, dicentes: Quis ascendet ante nos contra Chananæum, et erit dux belli? Nach dem Tode Josues¹ befragten die Söhne Israels den Herrn² und sprachen: Wer³ soll uns voran gegen die Chananiter hinaufziehen und unser Anführer im Kriege sein?⁴ Richter Ri 7 1 1 1 Vergl. [Jos 23]. Richter Ri 7 1 1 2 Während Moses und Josue sich unmittelbarer göttlicher Offenbarungen erfreut hatten. Richter Ri 7 1 1 3 Welcher Stamm? Richter Ri 7 1 1 4 Den Krieg eröffnend, nicht durch Oberbefehl. Richter Ri 7 1 10 Pergensque Judas contra Chananæum, qui habitabat in Hebron (cujus nomen fuit antiquitus Cariatharbe), percussit Sesai, et Ahiman, et Tholmai: Und Judas zog weiter gegen die Chananiter, welche in Hebron wohnten (welches vordem Kariath-Arbe hieß), und schlug Sesai, Ahiman und Tholmai;¹⁷ [Jos 15,13ff] Richter Ri 7 1 10 17 Dieser Zug ist der gleiche mit dem [Jos 15,13-19] Erzählten. Richter Ri 7 1 11 Atque inde profectus abiit ad habitatores Dabir, cujus nomen vetus erat Cariath Sepher, id est, civitas litterarum. von dort brach er auf und zog gegen die Bewohner von Dabir, dessen alter Name Kariath-Sepher, das ist Schriftstadt, war. Richter Ri 7 1 12 Dixitque Caleb: Qui percusserit Cariath Sepher, et vastaverit eam, dabo ei Axam filiam meam uxorem. Da sprach Kaleb: Wer Kariath-Sepher erobert und zerstört, dem will ich meine Tochter Axa zur Frau geben.¹⁸ Richter Ri 7 1 12 18 Das Höchste und Liebste. Vergl. [1Sam 17,25] und [1Chr 11,6]. Richter Ri 7 1 13 Cumque cepisset eam Othoniel filius Cenez frater Caleb minor, dedit ei Axam filiam suam conjugem. Da nun Othoniel, der Sohn des Kenez, der jüngere Bruder Kalebs,¹⁹ sie einnahm, gab er diesem seine Tochter Axa zur Frau. Richter Ri 7 1 13 19 Ein jüngerer Verwandter Kalebs. Richter Ri 7 1 14 Quam pergentem in itinere monuit vir suus ut peteret a patre suo agrum. Quæ cum suspirasset sedens in asino, dixit ei Caleb: Quid habes? Als diese eben fortziehen wollte, trieb ihr Mann sie an, von ihrem Vater ein Stück Feldes²⁰ zu verlangen. Da seufzte sie, auf dem Esel sitzend, und Kaleb sprach zu ihr: Was hast du? Richter Ri 7 1 14 20 Besseres Feld als das bei Dabir. Richter Ri 7 1 15 At illa respondit: Da mihi benedictionem, quia terram arentem dedisti mihi: da et irriguam aquis. Dedit ergo ei Caleb irriguum superius, et irriguum inferius. Sie antwortete: Gib mir einen Segen;²¹ denn du hast mir dürres Land gegeben, gib mir nun auch wasserreiches. Da gab ihr Kaleb ein Land, das in der Höhe und in der Tiefe wasserreich war. [Jos 15,19] Richter Ri 7 1 15 21 Der Segen ist das Zeichen des Wohlwollens. Wer nichts zu geben vermag, begnügt sich mit einem Segenswunsche. Richter Ri 7 1 16 Filii autem Cinæi cognati Moysi ascenderunt de civitate palmarum, cum filiis Juda in desertum sortis ejus, quod est ad meridiem Arad, et habitaverunt cum eo. Die Söhne des Kiniters aber, des Schwagers Moses,²² zogen aus der Palmenstadt²³ mit den Söhnen Judas nach der Wüste, die in ihrem Anteile südlich von Arad²⁴ liegt,²⁵ hinauf und ließen sich bei ihnen nieder. Richter Ri 7 1 16 22 Die Kiniter waren die Führer des Volkes durch die Wüste gewesen und hatten in Jericho ihren Lohn erwartet [Num 10,32], vielleicht bis zu dieser Zeit dort weilend. Richter Ri 7 1 16 23 Jericho [Dtn 34,3, 2Chr 28,15] Richter Ri 7 1 16 24 In Negeb. Richter Ri 7 1 16 25 Wahrscheinlich ist mit Septuag zu lesen: Wüste, die im Süden Judas ist (zum Unterschiede von der Wüste Juda am Toten Meere [2Sam 15,28, 2Sam 17,16].) Richter Ri 7 1 17 Abiit autem Judas cum Simeone fratre suo, et percusserunt simul Chananæum qui habitabat in Sephaath, et interfecerunt eum. Vocatumque est nomen urbis, Horma, id est, anathema. Judas aber zog mit Simeon, seinem Bruder, aus und sie schlugen miteinander die Chananiter, welche in Sephaath wohnten und töteten sie.²⁶ Und man nannte den Namen der Stadt: Horma, das ist Bann.²⁷ Richter Ri 7 1 17 26 Richtiger: bannten die Stadt. (Hebr.) Richter Ri 7 1 17 27 Vergl. [Jos 12,14]. Horma lag im äußersten Süden. Richter Ri 7 1 18 Cepitque Judas Gazam cum finibus suis, et Ascalonem, atque Accaron cum terminis suis. Und Judas nahm Gaza samt seinem Gebiete, und Askalon und Akkaron mit ihrem Gebiete ein.²⁸ Richter Ri 7 1 18 28 Kurze Zusammenfassung. Der Besitz dieser Städte war kein beständiger. Dass sie nicht in den Händen der Israeliten blieben und dass die übrigen Städte der Chananäer und Philister nicht erobert wurden, hatte seinen Grund in der Feigheit und Habsucht der Israeliten (V. 28, 30, 33, 35), sowie in der Verehrung der fremden Götter. (Theodor. Vergl. [Ri 2,20, Ri 3,3]) Richter Ri 7 1 19 Fuitque Dominus cum Juda, et montana possedit: nec potuit delere habitatores vallis, quia falcatis curribus abundabant. Der Herr aber war mit Judas, so dass er das Bergland in Besitz nahm; die Talbewohner jedoch konnte er nicht vertilgen, weil sie sehr viele Sichelwagen²⁹ hatten. Richter Ri 7 1 19 29 Richtiger: Eisenbeschlagene Wagen. Richter Ri 7 1 2 Dixitque Dominus: Judas ascendet: ecce tradidi terram in manus ejus. Der Herr sprach: Judas soll hinaufziehen:⁵ sehet, ich habe das Land in seine Hand gegeben. Richter Ri 7 1 2 5 In dem Judas zugewiesenen Teile lagen die meisten feindlichen Städte. Judas, durch den Segen Jakobs [Gen 49,8ff] schon zum Vorkämpfer bestimmt, ist das Bild Christi, wie Chanaan das der geistlichen Feinde. Richter Ri 7 1 20 Dederuntque Caleb Hebron, sicut dixerat Moyses, qui delevit ex ea tres filios Enac. Und sie gaben dem Kaleb Hebron, wie Moses gesagt hatte,³⁰ und er vertilgte daraus die drei Enakssöhne. [Num 14,24, Jos 15,14] Richter Ri 7 1 20 30 [Num 14,24, Dtn 1,36, Jos 14,13] und [Jos 21,11]. Richter Ri 7 1 21 Jebusæum autem habitatorem Jerusalem non deleverunt filii Benjamin: habitavitque Jebusæus cum filiis Benjamin in Jerusalem, usque in præsentem diem. Die Jebusiter aber, die in Jerusalem wohnten, vertilgten die Söhne Benjamins nicht³¹ und so blieben die Jebusiter mit den Söhnen Benjamins in Jerusalem bis auf diesen Tag wohnen. Richter Ri 7 1 21 31 Was hier an Benjamin getadelt wird, wird [Jos 15,63] auch an Judas gerügt. Richter Ri 7 1 22 Domus quoque Joseph ascendit in Bethel, fuitque Dominus cum eis. Da zog das Haus Joseph ebenfalls hinauf nach Bethel³² und der Herr war mit ihnen. Richter Ri 7 1 22 32 Der einzige gemeinsame Zug. Richter Ri 7 1 23 Nam cum obsiderent urbem, quæ prius Luza vocabatur, Denn als sie die Stadt belagerten,³³ welche zuvor Luza hieß, Richter Ri 7 1 23 33 Sie sandten Kundschafter. (Sept. Chald.) Richter Ri 7 1 24 Viderunt hominem egredientem de civitate, dixeruntque ad eum: Ostende nobis introitum civitatis, et faciemus tecum misericordiam. sahen sie einen Mann aus der Stadt kommen und sprachen zu ihm: Zeige uns einen Zugang in die Stadt, so wollen wir an dir Barmherzigkeit üben. Richter Ri 7 1 25 Qui cum ostendisset eis, percusserunt urbem in ore gladii: hominem autem illum, et omnem cognationem ejus dimiserunt. Als dieser ihnen nun einen Zugang gezeigt hatte, schlugen sie die Stadt mit der Schärfe des Schwertes;³⁴ jenen Mann aber und seine ganze Verwandtschaft ließen sie abziehen.³⁵ Richter Ri 7 1 25 34 Nach der Vorschrift [Dtn 20,16ff]. Richter Ri 7 1 25 35 Nach dem Vorbilde [Jos 6,22]. Dieser Mann bleibt indes Heide. Richter Ri 7 1 26 Qui dimissus, abiit in terram Hetthim, et ædificavit ibi civitatem, vocavitque eam Luzam: quæ ita appellatur usque in præsentem diem. Als er nun frei war, zog er in das Land der Hethiter und erbaute daselbst eine Stadt, die er Luza nannte; so heißt sie noch bis auf diesen Tag. Richter Ri 7 1 27 Manasses quoque non delevit Bethsan, et Thanac cum viculis suis, et habitatores Dor, et Jeblaam, et Mageddo cum viculis suis, cpitque Chananæus habitare cum eis. Auch Manasses zerstörte Bethsan und Thanak mit ihren Dörfern nicht, noch vernichtete er die Bewohner von Dor, Jeblaam und Mageddo mit ihren Dörfern³⁶ und so begannen die Chananiter bei ihnen zu wohnen. Richter Ri 7 1 27 36 Diese Städte wurden von den Chananitern besonders hartnäckig verteidigt, weil sie am Wege von Ägypten nach Damaskus lagen und so für den Handel eine große Wichtigkeit hatten. Richter Ri 7 1 28 Postquam autem confortatus est Israel, fecit eos tributarios, et delere noluit. Als aber Israel mächtig geworden war, machte es sie zinsbar,³⁷ aber vertilgen wollte es sie nicht. Richter Ri 7 1 28 37 Wann dies geschah, wird nicht angegeben, jedenfalls nur allmählich im Verlaufe der Richterzeit. Richter Ri 7 1 29 Ephraim etiam non interfecit Chananæum, qui habitabat in Gazer, sed habitavit cum eo. Auch Ephraim tötete die Chananiter nicht, die in Gazer wohnten, sondern wohnte bei ihnen. Richter Ri 7 1 3 Et ait Judas Simeoni fratri suo: Ascende mecum in sortem meam, et pugna contra Chananæum, ut et ego pergam tecum in sortem tuam. Et abiit cum eo Simeon. Da sprach Judas zu Simeon, seinem Bruder:⁶ Ziehe mit mir hinauf in meinen Anteil und kämpfe gegen die Chananiter; so will auch ich dann mit dir in deinen Anteil ziehen. Da zog Simeon mit ihm. Richter Ri 7 1 3 6 Da das Erbteil Simeons innerhalb des Gebietes von Judas lag [Jos 19,1], war Simeon mit dem Stamme Judas enger verbunden als die anderen Stämme. Richter Ri 7 1 30 Zabulon non delevit habitatores Cetron, et Naalol: sed habitavit Chananæus in medio ejus, factusque est ei tributarius. Zabulon vertilgte die Bewohner von Cetron und Naalol nicht, sondern die Chananiter blieben in seiner Mitte wohnen und wurden ihm zinsbar. Richter Ri 7 1 31 Aser quoque non delevit habitatores Accho, et Sidonis, Ahalab, et Achazib, et Helba, et Aphec, et Rohob: Auch Aser vertilgte die Bewohner von Akcho, Sidon, Ahalab, Achazib, Helba, Aphek und Rohob nicht, Richter Ri 7 1 32 Habitavitque in medio Chananæi habitatoris illius terræ, nec interfecit eum. sondern nahm mitten unter den Chananitern, den Bewohnern jenes Landes, Wohnung und tötete sie nicht.³⁸ Richter Ri 7 1 32 38 Die Chananiter behielten die Oberhand, die Israeliten waren nur geduldet und wurden vielleicht selbst tributpflichtig. Von den [Jos 19] erwähnten 22 Städten waren die Israeliten nur in 7 zugelassen. Richter Ri 7 1 33 Nephthali quoque non delevit habitatores Bethsames, et Bethanath: et habitavit inter Chananæum habitatorem terræ, fueruntque ei Bethsamitæ et Bethanitæ tributarii. Auch Nephthali vernichtete die Bewohner von Bethsames und Bethanath nicht und ließ sich unter den Chananitern nieder, welche im Lande wohnten, und die Bethsamiter und Bethaniter wurden ihm zinsbar. Richter Ri 7 1 34 Arctavitque Amorrhæus filios Dan in monte, nec dedit eis locum ut ad planiora descenderent: Die Amorrhiter aber drängten die Söhne Dans in das Gebirge und ließen sie nicht in die Ebene hinabsteigen;³⁹ Richter Ri 7 1 34 39 Damit waren die Daniten fast gänzlich von dem ihnen zugewiesenen Gebiete ausgeschlossen. Richter Ri 7 1 35 Habitavitque in monte Hares, quod interpretatur testaceo, in Ajalon et Salebim. Et aggravata est manus domus Joseph, factusque est ei tributarius. so blieben sie im Gebirge Hares,⁴⁰ was übersetzt Scherbenberg heißt, in Ajalon und Salebim wohnen. Da aber die Hand des Hauses Joseph schwer auf ihnen lastete, wurden sie ihm zinsbar. Richter Ri 7 1 35 40 Har Cheres, auch Ir semes = Sonnenstadt. Richter Ri 7 1 36 Fuit autem terminus Amorrhæi ab Ascensu Scorpionis, Petra, et superiora loca. Das Gebiet der Amorrhiter aber erstreckte sich von dem Skorpionensteige und der Felsenstadt weiter aufwärts.⁴¹ Richter Ri 7 1 36 41 Die Macht der Amorrhiter wird nach dem Gebiete geschildert, über das sie sich ausdehnte: nördlich bis zum Gebirge Dan und weiter, südlich bis zur äußersten Grenze des heiligen Landes. [Num 34,4] Die Felsenstadt, Stadt in Idumäa. Richter Ri 7 1 4 Ascenditque Judas, et tradidit Dominus Chananæum, ac Pherezæum in manus eorum: et percusserunt in Bezec decem millia virorum. Als nun Judas hinaufzog, gab der Herr die Chananiter und Phereziter in ihre Hand;⁷ und sie schlugen in Bezek⁸ zehntausend Mann. Richter Ri 7 1 4 7 Kurze Zusammenfassung des Ergebnisses des Krieges, dessen wichtigstes Ereignis im Folgenden noch besonders erzählt wird. Richter Ri 7 1 4 8 Vergl. [1Sam 11,8]. Richter Ri 7 1 5 Inveneruntque Adonibezec in Bezec, et pugnaverunt contra eum, ac percusserunt Chananæum, et Pherezæum. Auch trafen sie Adonibezek in Bezek⁹ und kämpften mit ihm und schlugen die Chananiter und Phereziter. Richter Ri 7 1 5 9 Herr von Bezek ist der Titel dieses Königs, den sie auf der Flucht ergreifen. Richter Ri 7 1 6 Fugit autem Adonibezec: quem persecuti comprehenderunt, cæsis summitatibus manuum ejus ac pedum. Adonibezek aber floh und sie verfolgten ihn und ergriffen ihn und hieben ihm die Spitzen von Händen und Füßen¹⁰ ab. Richter Ri 7 1 6 10 Die Daumen. So konnte er weder kämpfen noch fliehen. Richter Ri 7 1 7 Dixitque Adonibezec: Septuaginta reges amputatis manuum ac pedum summitatibus colligebant sub mensa mea ciborum reliquias: sicut feci, ita reddidit mihi Deus. Adduxeruntque eum in Jerusalem, et ibi mortuus est. Da sprach Adonibezek: Siebenzig¹¹ Könige, denen ich die Spitzen von Händen und Füßen abgehauen hatte, lasen den Abfall der Speisen unter meinem Tische auf;¹² wie ich getan habe, so hat Gott mir vergolten.¹³ Hierauf brachten sie ihn nach Jerusalem¹⁴ und daselbst starb er. Richter Ri 7 1 7 11 Septuag: 72 = sehr viele. Richter Ri 7 1 7 12 Die Hunde sammeln Brotsamen unter dem Tische. [Mt 15,27]; die Menschen nur in höchster Not. [Lk 16,21] Bild der schmachvollsten Erniedrigung. Richter Ri 7 1 7 13 Die ihm feindliche Gottheit. Richter Ri 7 1 7 14 Dessen Unterstadt sie eroberten und zerstörten. Richter Ri 7 1 8 Oppugnantes ergo filii Juda Jerusalem, ceperunt eam, et percusserunt in ore gladii, tradentes cunctam incendio civitatem. Die Söhne Judas belagerten alsbald Jerusalem und nahmen es ein und schlugen es mit der Schärfe des Schwertes¹⁵ und gaben die ganze Stadt dem Feuer preis. Richter Ri 7 1 8 15 Bezeichnung grausamer Kriegsführung. Richter Ri 7 1 9 Et postea descendentes pugnaverunt contra Chananæum, qui habitabat in montanis, et ad meridiem, et in campestribus. Darnach zogen sie hinab, um gegen die Chananiter zu kämpfen, welche auf dem Gebirge und gegen Süden und in den Ebenen wohnten.¹⁶ Richter Ri 7 1 9 16 Südpalästina zerfiel in drei Landschaften: Das Gebirge [Lk 1,39], Negeb nach Ägypten zu, und Sephala, die Ebene der Philister [1Makk 12,38], diese Gegenden hatte Josue schon durchzogen. [Jos 11,16] Richter Ri 7 0 1 2. Religiöser Zustand der Israeliten. Ziel des Buches. (2,1-23) A. Der Engel Gottes erscheint dem Volke und wirft ihm vor, dass es die Chananiter nicht ausgetilgt und ihre Götzen nicht zerstört hat, und bedroht sie mit Strafe. Das Volk weint in Bußgesinnung. (V. 5) B. Nach kurzer Erwähnung der unmittelbar nach Josues Tode noch blühenden Frömmigkeit (V. 10a) zeigt der Verfasser, wie sich Götzendienst und Buße fortwährend gefolgt sind, und weist die Folgen beider nach. Richter Ri 7 2 1 Ascenditque Angelus Domini de Galgalis ad Locum flentium, et ait: Eduxi vos de gypto, et introduxi in terram, pro qua juravi patribus vestris: et pollicitus sum, ut non facerem irritum pactum meum vobiscum in sempiternum: Und der Engel des Herrn¹ kam von Galgala² herauf zu dem Orte der Weinenden³ und sprach:⁴ Ich habe euch aus Ägypten geführt und in das Land gebracht, welches ich euern Vätern zugeschworen habe; und ich habe verheißen, meinen Bund mit euch in Ewigkeit nicht zu brechen, Richter Ri 7 2 1 1 Der Gott darstellende Engel des Herrn. Erst aus der Strafrede des Engels wird die Bedeutung der in [Ri 1] gegebenen historischen Übersicht klar. Richter Ri 7 2 1 2 Das Heraufkommen von Gilgal zeigt, dass er in enger Beziehung zu der [Jos 5,13] erzählten Erscheinung des Engelfürsten steht. Jener verkündete nach der Beschneidung dem Volke den bevorstehenden Fall Jerichos. Hier erscheint der Engel des Herrn, da die Israeliten den Bund des Herrn gebrochen und die Chanaaniter verschont haben, ihnen die Strafe für ihren Ungehorsam kundzutun. Richter Ri 7 2 1 3 Bochim, so nach diesem Ereignisse genannt. Richter Ri 7 2 1 4 Das Folgende ist die Zusammenfassung einer längeren Rede. Richter Ri 7 2 10 Omnisque illa generatio congregata est ad patres suos: et surrexerunt alii, qui non noverant Dominum, et opera quæ fecerat cum Israel. Und jenes ganze Geschlecht ward zu seinen Vätern gesammelt¹¹ und andere traten auf, welche den Herrn und seine Taten, welche er an Israel getan hatte, nicht kannten.¹² Richter Ri 7 2 10 11 Ihre Seelen gingen zu denen ihrer Väter. Richter Ri 7 2 10 12 Das gesamte zur Zeit der Richter lebende Geschlecht. Richter Ri 7 2 11 Feceruntque filii Israel malum in conspectu Domini, et servierunt Baalim. Da taten die Söhne Israels, was böse war in den Augen des Herrn,¹³ und dienten den Baalen.¹⁴ Richter Ri 7 2 11 13 Bezeichnung des Götzendienstes. (Vergl. [Ri 3,12, Ri 4,1, Ri 6,1, Ri 13,1].) Andere bösen Taten werden in [Ri 1721] aufgezählt. Richter Ri 7 2 11 14 Und Astaroth [Ri 3,7]: Fremden Gottheiten. Baal ist ein Sonnengott und als solcher Träger und Prinzip des physischen Lebens und der zeugenden Naturkraft, die als Ausfluss seines Wesens betrachtet wurde. Astarte ist die allgemeine Bezeichnung der weiblichen Hauptgottheit der chananitischen Stämme, einer Mondgöttin, die als das verkörperte weibliche Naturprinzip verehrt ward. Die Abirrung der Israeliten bestand wohl nicht so in einer Verwerfung der Jahveverehrung als in der Vermischung derselben mit heidnischem Naturdienste. Vergl. [Ri 8,23, Ri 9,27]. Wie bei den Völkern, in deren Mitte die Israeliten lebten, die gegenseitige Anerkennung ihrer verschiedenen Götter sich darin zeigte, dass alle ihre höchste Gottheit mit demselben Namen Baal bezeichneten und nur das jedem Charakteristische durch einen Beisatz kennzeichneten, so wähnten wohl auch die Israeliten, den Baalen der umwohnenden mächtigen Völkerschaften neben Jahve dienen zu können. Richter Ri 7 2 12 Ac dimiserunt Dominum Deum patrum suorum, qui eduxerat eos de terra gypti: et secuti sunt deos alienos, deosque populorum, qui habitabant in circuitu eorum, et adoraverunt eos: et ad iracundiam concitaverunt Dominum, Und sie verließen den Herrn, den Gott ihrer Väter, der sie aus dem Lande Ägypten geführt hatte,¹⁵ und gingen fremden Göttern nach, den Göttern der Völker, welche ringsum sie her wohnten, und beteten diese an und reizten den Herrn zum Zorne, Richter Ri 7 2 12 15 Sie verließen den Gott ihrer Väter, um einem fremden zu folgen, den Gott, der sich ihnen als Helfer erwiesen, um nichtigen Götzen zu dienen. Richter Ri 7 2 13 Dimittentes eum, et servientes Baal et Astaroth. indem sie ihn verließen und dem Baal und den Astarten dienten. Richter Ri 7 2 14 Iratusque Dominus contra Israel, tradidit eos in manus diripientium: qui ceperunt eos, et vendiderunt hostibus, qui habitabant per gyrum: nec potuerunt resistere adversariis suis: Da zürnte der Herr über Israel und gab sie in die Hände von Räubern, welche sie gefangen nahmen und an ihre Feinde verkauften, die ringsum wohnten; und sie konnten ihren Feinden nicht standhalten, Richter Ri 7 2 15 Sed quocumque pergere voluissent, manus Domini super eos erat, sicut locutus est, et juravit eis: et vehementer afflicti sunt. sondern, wohin sie sich immer wenden mochten, war die Hand des Herrn gegen sie, wie er gesprochen und ihnen geschworen hatte;¹⁶ und so wurden sie hart bedrängt. Richter Ri 7 2 15 16 Vergl. [Dtn 29,1]. Gott bleibt treu. Richter Ri 7 2 16 Suscitavitque Dominus judices, qui liberarent eos de vastantium manibus: sed nec eos audire voluerunt, Da ließ der Herr Richter erstehen, welche sie aus der Hand der Bedrücker befreiten; aber auch auf diese wollten sie nicht hören, Richter Ri 7 2 17 Fornicantes cum diis alienis, et adorantes eos. Cito deseruerunt viam, per quam ingressi fuerant patres eorum: et audientes mandata Domini, omnia fecere contraria. sondern buhlten mit fremden Göttern und beteten dieselben an. Gar bald verließen sie den Weg, welchen ihre Väter gewandelt waren; und obschon sie die Gebote des Herrn hörten, so taten sie doch in allem das Gegenteil.¹⁷ [Lev 17,7] Richter Ri 7 2 17 17 Eigentlich: Nicht taten sie also wie ihre Väter Josue getan. (V. 7) Richter Ri 7 2 18 Cumque Dominus judices suscitaret, in diebus eorum flectebatur misericordia, et audiebat afflictorum gemitus, et liberabat eos de cæde vastantium. Wenn nun der Herr Richter erweckte, so war er in ihren Tagen barmherzig und hörte das Seufzen der Bedrängten und errettete sie von den Schlägen ihrer Bedränger.¹⁸ Richter Ri 7 2 18 18 Dieser Vers ist in der Vulgata nicht ganz genau wiedergegeben: Und wenn der Herr ihnen Richter aufstellte, so war der Herr mit dem Richter und rettete sie aus der Hand ihrer Feinde alle Tage des Richters, denn der Herr erbarmte sich usw. Richter Ri 7 2 19 Postquam autem mortuus esset judex, revertebantur, et multo faciebant pejora quam fecerant patres eorum, sequentes deos alienos, servientes eis, et adorantes illos. Non dimiserunt adinventiones suas, et viam durissimam, per quam ambulare consueverunt. Wenn aber der Richter gestorben war, so fielen sie wieder zurück und taten noch viel Schlimmeres als ihre Väter, indem sie fremden Göttern nachfolgten und ihnen dienten und sie anbeteten. Sie ließen von ihren Anschlägen und von ihrem verstockten Wandel nicht ab, den sie zu führen gewohnt waren. Richter Ri 7 2 2 Ita dumtaxat ut non feriretis fdus cum habitatoribus terræ hujus, sed aras eorum subverteretis: et noluistis audire vocem meam: cur hoc fecistis? wenn ihr nur kein Bündnis mit den Bewohnern dieses Landes schließt,⁵ sondern ihre Altäre zerstört;⁶ aber ihr habt nicht auf meine Stimme hören wollen. Warum habt ihr dies getan? Richter Ri 7 2 2 5 Vergl. [Ex 23,32ff, Ex 34,12ff, Dtn 7,2ff, Jos 23,12] Richter Ri 7 2 2 6 [Ex 34,13, Dtn 7,5] Richter Ri 7 2 20 Iratusque est furor Domini in Israel, et ait: Quia irritum fecit gens ista pactum meum, quod pepigeram cum patribus eorum, et vocem meam audire contempsit: Dann entbrannte der Zorn des Herrn über Israel und er sprach: Weil dieses Volk meinen Bund, den ich mit ihren Vätern geschlossen hatte, gebrochen und es verschmäht hat, meine Stimme zu hören, Richter Ri 7 2 21 Et ego non delebo gentes, quas dimisit Josue, et mortuus est: so will auch ich die Völker nicht vertilgen, welche Josue noch übriggelassen hat, als er starb,¹⁹ Richter Ri 7 2 21 19 Vergl. [Jos 23,13]. Richter Ri 7 2 22 Ut in ipsis experiar Israel, utrum custodiant viam Domini, et ambulent in ea, sicut custodierunt patres eorum, an non. um an ihnen Israel zu prüfen, ob sie den Weg des Herrn innehalten und darauf wandeln werden, wie ihre Väter ihn innegehalten haben, oder nicht.²⁰ Richter Ri 7 2 22 20 Gott hatte verschiedene Ziele, indem er die Chananiter nicht in die Hand Israels gibt. V. 22 und [Ri 3,1] damit Israel geprüft werde. [Ri 2,3]: Damit Israel Feinde habe und deren Götter ihnen zum Falle werden [Ex 23,29, Dtn 7,22]: Damit das menschenleere Land nicht von wilden Tieren verwüstet werde. Einige von diesen Absichten Gottes waren wohl unbedingt und nicht an den Götzendienst Israels gebunden, wie z.B. die allmähliche Besitznahme des Landes. Doch hatte dieser Ratschluss die Wohlfahrt Israels zum unmittelbaren Ziele, so bezweckten die übrigen Absichten zunächst seine Züchtigung, freilich, um das Volk zur Bekehrung zu führen. Richter Ri 7 2 23 Dimisit ergo Dominus omnes nationes has, et cito subvertere noluit, nec tradidit in manus Josue. So ließ der Herr denn alle diese Völker übrig und wollte sie nicht sobald ausrotten und ließ sie nicht in die Gewalt Josues fallen. Richter Ri 7 2 3 Quam ob rem nolui delere eos a facie vestra: ut habeatis hostes, et dii eorum sint vobis in ruinam. Darum habe ich sie auch nicht vor euch vertilgen wollen, damit ihr Feinde habet⁷ und ihre Götter euch zum Falle werden. Richter Ri 7 2 3 7 Die Drohung war [Num 33,55, Jos 23,13] ausgesprochen, jetzt wird die Erfüllung derselben verhängt. Richter Ri 7 2 4 Cumque loqueretur Angelus Domini hæc verba ad omnes filios Israel: elevaverunt ipsi vocem suam, et fleverunt. Als der Engel des Herrn diese Worte zu allen Söhnen Israels redete, erhoben sie ihre Stimme und weinten. Richter Ri 7 2 5 Et vocatum est nomen loci illius: Locus flentium, sive lacrimarum: immolaveruntque ibi hostias Domino. Daher nannte man den Namen dieses Ortes: Ort der Weinenden oder der Tränen: und sie brachten daselbst dem Herrn Opfer dar.⁸ Richter Ri 7 2 5 8 An jedem Orte, wo der Herr seinem Volke erschien, konnten ihm Opfer dargebracht werden. Der Abschnitt [Ri 2,6] bis [Ri 3,4] bietet eine allgemeine Erwägung, damit die einzelnen Tatsachen desto schneller gewürdigt werden. (Vergl. besonders [Ri 2,22, Ri 3,1.4].) Richter Ri 7 2 6 Dimisit ergo Josue populum, et abierunt filii Israel unusquisque in possessionem suam, ut obtinerent eam: Als nämlich Josue das Volk entlassen hatte,⁹ zogen die Söhne Israels hin, ein jeder in sein Erbe, um es in Besitz zu nehmen. [Jos 24,28] Richter Ri 7 2 6 9 Nach dem feierlich erneuerten Bunde mit Gott. Richter Ri 7 2 7 Servieruntque Domino cunctis diebus ejus, et seniorum, qui longo post eum vixerunt tempore, et noverant omnia opera Domini, quæ fecerat cum Israel. Und sie dienten dem Herrn, so lange er am Leben war und die Ältesten,¹⁰ welche noch lange Zeit nach ihm lebten und alle Taten des Herrn kannten, welche er an Israel getan hatte. Richter Ri 7 2 7 10 Älteste sind im gesamten Morgenlande. So bei Pharao [Gen 50,7], in Moab und Madian [Num 22,7], in Gabaon. [Jos 9,11] Auch Israel hatte schon vor dem Auszuge Älteste [Ex 3,16, Ex 17,5], und selbst als Moses nach dem Rate Jethros [Ex 18,14] die Siebzig zu seiner Hilfe aufgestellt, bleiben noch andere Älteste. Zur Zeit der Könige werden Älteste des Hauses Davids erwähnt [2Sam 12,17], ebenso in der Geschichte Roboams [1Kön 12,8], auch [1Chr 26,15]. Auch einzelne Städte haben Älteste [Dtn 19,12] u. a. es waren Älteste nicht den Jahren, sondern der Klugheit und den Sitten nach, Senatoren. Richter Ri 7 2 8 Mortuus est autem Josue filius Nun, famulus Domini, centum et decem annorum, Josue aber, der Sohn Nuns, der Diener des Herrn, starb, hundert und zehn Jahre alt, [Jos 24,29] Richter Ri 7 2 9 Et sepelierunt eum in finibus possessionis suæ in Thamnathsare in monte Ephraim, a septentrionali plaga montis Gaas. und sie begruben ihn an der Grenze seines Erbbesitzes zu Thamnathsare auf dem Gebirge Ephraim, auf der Nordseite des Gebirges Gaas. Richter Ri 7 0 1 3. Kurze Zusammenfassung der Schilderung des Zustandes Israels, Aufzählung der noch Übriggebliebenen Völker und Darlegung der von diesen drohenden Gefahren. (V. 6) I. Heimsuchungen und Befreiungen, welche auf die erste Drohung des Engels gefolgt sind. (3,7 5,32) 1. Othoniel setzt dem Einfall des Königs von Mesopotamien ein Ende. (V. 7-11) A. Der Herr überliefert die Kinder Israel wegen ihres Götzendienstes in die Hand des Königs von Mesopotamien, Chusan, durch 8 Jahre. (V. 8) Um ihre Buße willen erweckt er ihnen Othoniel aus dem Stamme Juda, der Chusan besiegt und den Israeliten auf 10 Jahre Ruhe verschafft. (V. 11) 2. Aod befreit die Israeliten von der Bedrückung durch die Madianiter. (V. 12-30) Um ihres Rückfalls willen in den Götzendienst werden die Israeliten in die Hand des Königs der Moabiter, Eglon, überliefert, welcher sie 18 Jahre hindurch bedrückt. (V. 14) Da sie Buße tun, erweckt Gott ihnen Aod aus dem Stamme Benjamin, der den König mit List tötet (V. 25), die Moabiter in die Flucht schlägt (V. 29) und dem Lande auf 80 Jahre Ruhe verschafft. (V. 30) 3. Samgar tötet 600 Philister. Richter Ri 7 3 1 Hæ sunt gentes, quas Dominus dereliquit, ut erudiret in eis Israelem, et omnes, qui non noverant bella Chananæorum: Dies sind die Völker, welche der Herr übrigließ,¹ um durch dieselben Israel zu prüfen und² alle, welche die Kriege der Chananiter³ nicht kannten; Richter Ri 7 3 1 1 Der Verfasser schildert nur, was die Stämme diesseits des Jordans angeht. Richter Ri 7 3 1 2 Das ist. Richter Ri 7 3 1 3 Die unter Josue geführten Kriege. Richter Ri 7 3 10 Fuitque in eo Spiritus Domini, et judicavit Israel. Egressusque est ad pugnam, et tradidit Dominus in manus ejus Chusan Rasathaim regem Syriæ, et oppressit eum. und der Geist des Herrn erfüllte ihn und er richtete Israel. Und als er zum Kampfe auszog, gab der Herr Chusan-Rasathaim, den König von Syrien, in seine Hand und er überwältigte ihn. Richter Ri 7 3 11 Quievitque terra quadraginta annis, et mortuus est Othoniel filius Cenez. Und das Land hatte vierzig Jahre Ruhe und es starb Othoniel, der Sohn des Kenez.¹⁷ Richter Ri 7 3 11 17 Ob der Tod mit dem Ende der Ruhe zusammenfällt, lässt sich nicht sicher feststellen. Richter Ri 7 3 12 Addiderunt autem filii Israel facere malum in conspectu Domini: qui confortavit adversum eos Eglon regem Moab: quia fecerunt malum in conspectu ejus. Die Söhne Israels aber taten wieder, was böse war in den Augen des Herrn; und er ließ Eglon, den König der Moabiter,¹⁸ wider sie erstarken, weil sie taten, was in seinen Augen böse war. Richter Ri 7 3 12 18 Moab und Ammon stammten von Loth ab. [Gen 19,30] Sie hatten Israel in der Wüste aufgehalten, Balaam abgesendet, es zu verfluchen, und das Volk zum Götzendienst verführt. Deshalb waren sie dem Volke Gottes sehr gehässig. [Dtn 21,3] Die Moabiter trennte von den Ammonitern der Grenzfluss Arnon. Die Ammoniter, den Israeliten sehr feindlich gesinnt, erstreckten ihre Herrschaft bis zum Jakob. Erst Saul strafte die Amalekiter. [1Sam 15,12] Richter Ri 7 3 13 Et copulavit ei filios Ammon, et Amalec: abiitque et percussit Israel, atque possedit Urbem palmarum. Dieser gesellte sich die Söhne Ammons und Amaleks bei¹⁹ und zog hin und schlug Israel und nahm die Palmenstadt²⁰ in Besitz. Richter Ri 7 3 13 19 Gott mehrte die Feinde wie Israel die Sünden. Richter Ri 7 3 13 20 Jericho war unter Josue zerstört [Jos 6,26], indes hatten sich dort Israeliten angesiedelt. Vergl. auch [1Kön 16,34]. Richter Ri 7 3 14 Servieruntque filii Israel Eglon regi Moab decem et octo annis: Hierauf waren die Söhne Israels Eglon, dem Könige der Moabiter, achtzehn Jahre lang dienstbar. Richter Ri 7 3 15 Et postea clamaverunt ad Dominum: qui suscitavit eis salvatorem vocabulo Aod, filium Gera, filii Jemini, qui utraque manu pro dextera utebatur. Miseruntque filii Israel per illum munera Eglon regi Moab. Als sie darnach zu dem Herrn riefen, ließ er ihnen einen Retter erstehen, mit Namen Aod, den Sohn Geras,²¹ eines Sohnes Jemini, der beide Hände wie die rechte gebrauchte.²² Und die Söhne Israels sandten durch ihn Tribut an Eglon, den König von Moab. Richter Ri 7 3 15 21 Nachkommen Geras. Richter Ri 7 3 15 22 Nach dem Hebr. war er (durch Angewöhnung) ein Linkshänder. Richter Ri 7 3 16 Qui fecit sibi gladium ancipitem, habentem in medio capulum longitudinis palmæ manus, et accinctus est eo subter sagum in dextro femore. Aod aber machte sich ein zweischneidiges Schwert, welches in der Mitte einen Griff hatte,²³ von der Länge einer flachen Hand und gürtete es unter seinem Mantel²⁴ an seine rechte Hüfte. Richter Ri 7 3 16 23 Aus V. 22 in Vulg. hierher genommen. Richter Ri 7 3 16 24 Die Gesandten trugen lange Kleider. Richter Ri 7 3 17 Obtulitque munera Eglon regi Moab. Erat autem Eglon crassus nimis. So überbrachte er Eglon, dem Könige von Moab, den Tribut. Eglon aber war sehr fett. Richter Ri 7 3 18 Cumque obtulisset ei munera, prosecutus est socios, qui cum eo venerant. Als er ihm den Tribut dargebracht hatte, begleitete er seine Gefährten, die mit ihm gekommen waren, fort.²⁵ Richter Ri 7 3 18 25 Hebr.: Und es geschah, als er die Überbringung des Tributes vollendet hatte, entließ er das Volk, die Träger derselben. Richter Ri 7 3 19 Et reversus de Galgalis, ubi erant idola, dixit ad regem: Verbum secretum habeo ad te, o rex. Et ille imperavit silentium: egressisque omnibus, qui circa eum erant, Von Galgala, wo die Götzen waren,²⁶ kehrte er wieder zurück und sprach zu dem Könige: Ich habe ein geheimes Wort an dich, o König! Dieser gebot Stillschweigen, und als alle hinausgegangen, die um ihn waren, Richter Ri 7 3 19 26 Steinerne Götzenbilder Wächter und Beschützer des Landes. Richter Ri 7 3 2 Ut postea discerent filii eorum certare cum hostibus, et habere consuetudinem prliandi: damit⁴ nachher ihre Söhne lernten, mit den Feinden zu kämpfen und Übung im Kriegführen erlangten; Richter Ri 7 3 2 4 Dem Sinne entsprechender: Gott will das Verhalten der künftigen Geschlechter erkennen und dies dadurch erreichen, dass er diese Geschlechter Krieg lehrt, d. i. Krieg mit den Völkern Chanaans führen lehrt. Nicht durch menschliche Kraft haben Josue und das gesamte Israel diese mit irdischen Waffen überwältigt, sondern durch den allmächtigen Beistand Gottes. Diesen aber sicherten sie sich nur durch ihr treues Festhalten am Gesetze. Der Gedanke von [Ri 2,22] wird weiter ausgeführt. Richter Ri 7 3 20 Ingressus est Aod ad eum: sedebat autem in æstivo cnaculo solus, dixitque: verbum Dei habeo ad te. Qui statim surrexit de throno ging Aod zu ihm hinein, während der König allein im Sommergemache²⁷ saß, und sprach: Ich habe ein Wort von Gott²⁸ an dich. Da stand er sogleich vom Throne auf Richter Ri 7 3 20 27 Im oberen Teile des Hauses. Es war ein wahres Zimmer mit zwei Türen. Richter Ri 7 3 20 28 Zweideutig: Gott will deinen Tod. Richter Ri 7 3 21 Extenditque Aod sinistram manum, et tulit sicam de dextro femore suo, infixitque eam in ventre ejus und Aod streckte seine linke Hand aus, nahm den Dolch von seiner rechten Hüfte und stieß ihm denselben in den Bauch Richter Ri 7 3 22 Tam valide, ut capulus sequeretur ferrum in vulnere, ac pinguissimo adipe stringeretur. Nec eduxit gladium, sed ita ut percusserat, reliquit in corpore: statimque per secreta naturæ alvi stercora proruperunt. so stark, dass auch das Heft mit der Klinge in die Wunde eindrang und von dem dicken Fette umschlossen wurde. So zog er das Schwert nicht heraus, sondern ließ es, wie er es hineingestoßen hatte, im Leibe; und alsbald ging der Unrat des Unterleibes auf dem natürlichen Wege der Entleerung ab.²⁹ Richter Ri 7 3 22 29 Hebr.: Denn er zog das Schwert ihm nicht aus dem Bauche und es ging nach dem After hin. Richter Ri 7 3 23 Aod autem clausis diligentissime ostiis cnaculi, et obfirmatis sera, Aod aber schloss die Türe des Zimmers sorgfältig, verriegelte sie³⁰ Richter Ri 7 3 23 30 Die Tür ließ sich wohl ohne Schlüssel schließen, doch nicht öffnen. (Aug.) Richter Ri 7 3 24 Per posticum egressus est. Servique regis ingressi viderunt clausas fores cnaculi, atque dixerunt: Forsitan purgat alvum in æstivo cubiculo. und ging zur hintern Tür hinaus.³¹ Als nun die Diener des Königs hereinkamen und sahen, dass die Türen des Gemaches verschlossen waren, sprachen sie: Vielleicht ist er in dem Sommerzimmer zu Stuhl gegangen. Richter Ri 7 3 24 31 Als vom Herrn erweckten Retter Israels erwies sich Aod dadurch, dass er sein Volk von der Knechtschaft der Moabiter befreite, ohne dass damit das Mittel, welches Aod zur Bewirkung dieser Rettung wählte, von Gott gewollt oder geboten war. Nur bei Aod allein unter allen Richtern fehlt der Zusatz: der Geist Gottes war in ihm. Immerhin aber darf man Aods Handlung nicht nach dem christlichen Sittengesetze, sondern nach den damaligen Verhältnissen beurteilen (Aug.), wonach Aod wohl glauben konnte, so handeln zu dürfen, da die Moabiter und alle Feinde Israels, wie Israel selbst, jede Art, den Feind ihres Volkes zu vernichten, für erlaubt hielten. Richter Ri 7 3 25 Exspectantesque diu donec erubescerent, et videntes quod nullus aperiret, tulerunt clavem: et aperientes invenerunt dominum suum in terra jacentem mortuum. So warteten sie lange, bis sie sich schämten,³² und da sie sahen, dass niemand auftat, nahmen sie den Schlüssel und öffneten; da fanden sie ihren Herrn tot auf der Erde liegend. Richter Ri 7 3 25 32 Hebraismus: Lange Zeit. Richter Ri 7 3 26 Aod autem, dum illi turbarentur, effugit, et pertransiit Locum idolorum, unde reversus fuerat. Venitque in Seirath: Aod aber entfloh, während jene voll Verwirrung waren, und kam über den Ort der Götzen³³ hinaus, von wo aus er zurückgekehrt war. Und als er nach Seirath³⁴ kam, Richter Ri 7 3 26 33 Den V. 19 erwähnten Ort. Richter Ri 7 3 26 34 Auf dem Gebirge Ephraim. Richter Ri 7 3 27 Et statim insonuit buccina in monte Ephraim: descenderuntque cum eo filii Israel, ipso in fronte gradiente. ließ er alsbald die Posaune auf dem Gebirge Ephraim blasen, und die Söhne Israels zogen mit ihm herab, er selbst an ihrer Spitze. Richter Ri 7 3 28 Qui dixit ad eos: Sequimini me: tradidit enim Dominus inimicos nostros Moabitas in manus nostras. Descenderuntque post eum, et occupaverunt vada Jordanis quæ transmittunt in Moab: et non dimiserunt transire quemquam: Da sprach er zu ihnen: Folget mir nach; denn der Herr hat unsere Feinde, die Moabiter, in unsere Hand gegeben. Sie zogen also hinter ihm hinab, besetzten die Furt am Jordan,³⁵ die nach Moab führt, und ließen niemand³⁶ hinübergehen, Richter Ri 7 3 28 35 Bei Jericho. Richter Ri 7 3 28 36 Keinen Moabiter. Richter Ri 7 3 29 Sed percusserunt Moabitas in tempore illo, circiter decem millia, omnes robustos et fortes viros: nullus eorum evadere potuit. sondern schlugen zu jener Zeit³⁷ die Moabiter, bei zehntausend Mann, insgesamt starke und streitbare Männer; auch nicht einer aus ihnen konnte entrinnen. Richter Ri 7 3 29 37 Wohl während der gesamten Kämpfe. Richter Ri 7 3 3 Quinque satrapas Philisthinorum, omnemque Chananæum, et Sidonium, atque Hevæum, qui habitabat in monte Libano, de monte Baal Hermon usque ad introitum Emath. Fünf Fürsten der Philister,⁵ alle Chananiter, Sidonier und Heviter, die auf dem Gebirge Libanon wohnten,⁶ vom Berge Baal-Hermon an bis da, wo das Gebirge nach Emath hinübergeht. Richter Ri 7 3 3 5 Siehe [Jos 13,2-6]. Richter Ri 7 3 3 6 Siehe [Jos 13,5ff]. Geth und Akkaron waren Städte der Könige der Philister. Die Heviter hatten ihren Hauptsitz am Fuße des Hermon in der Landschaft Maspha, nicht weit von Sidon. Vergl. [2Sam 24,7] und [1Kön 9,20]. Richter Ri 7 3 30 Humiliatusque est Moab in die illo sub manu Israel: et quievit terra octoginta annis. So ward Moab an jenem Tage unter die Hand Israels gebeugt und das Land hatte Ruhe achtzig Jahre lang.³⁸ Richter Ri 7 3 30 38 In die achtzigjährige Ruhe, welche Aod erkämpft, fällt wahrscheinlich die Bedrückung der nördlichen Stämme durch Jabin, sowie der Einfall im Südwesten, dem sich Samgar entgegenstellte. Ebenso fing die vierzigjährige Bedrückung des Westjordanlandes durch die Philister gleichzeitig mit der des Ostjordanlandes durch die Ammoniter an [Ri 10,7], so dass Jephte und seine Nachfolger gleichzeitig mit Heli, Samson und Samuel lebten. Richter Ri 7 3 31 Post hunc fuit Samgar filius Anath, qui percussit de Philisthiim sexcentos viros vomere: et ipse quoque defendit Israel. Nach ihm kam Samgar, der Sohn Anaths, welcher sechshundert Philister mit der Pflugschar erschlug;³⁹ und auch er beschirmte Israel.⁴⁰ Richter Ri 7 3 31 39 Nach dem Hebr.: Mit einem Ochsenstachel. Er tötete diese Zahl wohl mit Hilfe der ihn begleitenden Israeliten. Richter Ri 7 3 31 40 Von Samgar als Richter wusste der Verfasser wenig. Da Samgar indes im Gesange der Deborra genannt wird, ward er hier der Erzählung eingefügt. Richter Ri 7 3 4 Dimisitque eos, ut in ipsis experiretur Israelem, utrum audiret mandata Domini quæ præceperat patribus eorum per manum Moysi, an non. Diese ließ er übrig, um durch sie Israel auf die Probe zu stellen, ob es auf die Gebote des Herrn hören werde, welche er ihren Vätern durch Moses gegeben hatte, oder nicht.⁷ Richter Ri 7 3 4 7 So war also alles Elend zur Zeit der Richter nur Prüfung. Richter Ri 7 3 5 Itaque filii Israel habitaverunt in medio Chananæi, et Hethæi, et Amorrhæi, et Pherezæi, et Hevæi, et Jebusæi: So wohnten die Söhne Israels inmitten der Chananiter, Hethiter, Amorrhiter, Phereziter, Heviter und Jebusiter,⁸ Richter Ri 7 3 5 8 Gewöhnlich werden sieben heidnische Nationen genannt. Hethiter lebten im heiligen Lande als Teil der Chananiter. Die Phereziter scheinen Ureinwohner zu sein. Richter Ri 7 3 6 Et duxerunt uxores filias eorum, ipsique filias suas filiis eorum tradiderunt, et servierunt diis eorum. und sie nahmen deren Töchter zu Frauen und gaben auch ihre Töchter den Söhnen derselben⁹ und dienten ihren Göttern. [Dtn 7,3] Richter Ri 7 3 6 9 Gott hat solche Mischehen verboten, besonders wegen der Gefahr des Götzendienstes. Deshalb heißen dieselben [Ex 34,16] Buhlschaft. Richter Ri 7 3 7 Feceruntque malum in conspectu Domini, et obliti sunt Dei sui, servientes Baalim et Astaroth. Und sie taten, was in den Augen des Herrn böse war, und vergaßen ihres Gottes und dienten den Baalen und Astarten.¹⁰ Richter Ri 7 3 7 10 Hebr.: Ascheroth. Richter Ri 7 3 8 Iratusque contra Israel Dominus, tradidit eos in manus Chusan Rasathaim regis Mesopotamiæ, servieruntque ei octo annis. Da zürnte der Herr über Israel und überlieferte sie¹¹ in die Hand Chusan-Rasathaims,¹² des Königs von Mesopotamien, und sie waren ihm acht Jahre dienstbar.¹³ Richter Ri 7 3 8 11 War die Sünde mit den gleichen Worten wie [Ri 2,11.13] beschrieben, so auch die Strafe, wie [Ri 2,14.20]. Hebr.: verkaufte sie. Gott erlangt gleichsam seine Ehre, welche die Sünden mindern wollen, wieder, indem er diese an die Strafe verkauft. Richter Ri 7 3 8 12 Der Name ist wohl ein von den Israeliten ihm beigelegter: Mohr der Doppelbosheit. Richter Ri 7 3 8 13 Die Gott nicht haben dienen wollen, sondern den Götzenbildern (V. 7), werden den Heiden dienstbar. Richter Ri 7 3 9 Et clamaverunt ad Dominum: qui suscitavit eis salvatorem, et liberavit eos, Othoniel videlicet filium Cenez, fratrem Caleb minorem: Da sie nun zu dem Herrn schrien, erweckte¹⁴ er ihnen einen Retter, der sie befreite,¹⁵ Othoniel nämlich, den Sohn des Kenez, den jüngern Bruder Kalebs;¹⁶ Richter Ri 7 3 9 14 Das Schreien ist das äußere Zeichen der inneren Bekehrung. Wenn Gottes Geist in außerordentlicher Weise auf die Männer des A. B. einwirkte, wurden sie dadurch mit der Kraft begabt, wunderbare taten zu vollbringen, sei es durch Weissagung, Wunder oder die menschlichen Kräfte übersteigende Großtaten. Richter Ri 7 3 9 15 Alle Richter waren Vorbilder Christi. (Hier.) Richter Ri 7 3 9 16 Den jüngeren Verwandten Kalebs. Richter Ri 7 0 1 4. Befreiung Israels von Jabin, dem Könige Chanaans, durch Deborra und Barak. (Kap.4, 5) A. Die Israeliten werden 20 Jahre nach dem Tode Aods ihrer Sünden halber durch Jabin, den König von Chanaan, unterjocht gehalten, bis sie sich zum Herrn bekehren. (V. 3) B. Gott sendet ihnen auf ihr Flehen um Hilfe Deborra, eine Prophetin und Richterin, und befiehlt Barak, die Kinder Israel gegen Sisam, den Heerführer Jabins, zu führen. (V. 9) C. Barak erringt mit den Streitern Zabulons und Nephthalis und mit Deborra einen großen Sieg. (V. 16) Sisara wird durch ein kinitisches Weib, Jahel, mit List getötet. Richter Ri 7 4 1 Addiderunt filii Israel facere malum in conspectu Domini post mortem Aod, Die Söhne Israels taten nach dem Tode Aods wiederum, was böse war vor dem Herrn; Richter Ri 7 4 10 Qui, accitis Zabulon et Nephthali, ascendit cum decem millibus pugnatorum, habens Debboram in comitatu suo. Er aber bot Zabulon und Nephthali auf und zog mit zehntausend Kriegern hinauf und auch Debbora war in seiner Begleitung. Richter Ri 7 4 11 Haber autem Cinæus recesserat quondam a ceteris Cinæis fratribus suis filiis Hobab, cognati Moysi: et tetenderat tabernacula usque ad vallem, quæ vocatur Sennim, et erat juxta Cedes. Der Kiniter Haber aber hatte sich einst von den übrigen Kinitern, seinen Brüdern, den Söhnen Hobabs, des Schwagers Moses, getrennt und seine Zelte bis zu dem Tale aufgeschlagen, welches Sennim heißt und bei Kedes liegt.¹⁵ Richter Ri 7 4 11 15 Dieser Umstand war für den Ausgang des folgenden Kampfes wichtig. Richter Ri 7 4 12 Nuntiatumque est Sisaræ quod ascendisset Barac filius Abinoem, in montem Thabor: Als nun dem Sisara berichtet ward, dass Barak, der Sohn Abinoems, auf den Berg Thabor hinaufgezogen sei, Richter Ri 7 4 13 Et congregavit nongentos falcatos currus, et omnem exercitum de Haroseth gentium ad torrentem Cison. sammelte er neunhundert Sichelwagen¹⁶ und sein ganzes Heer von Haroseth der Völker bis zu dem Bache Kison. Richter Ri 7 4 13 16 Hebr.: Alle seine Wagen, 900 eisenbeschlagene Wagen. Richter Ri 7 4 14 Dixitque Debbora ad Barac: Surge, hæc est enim dies, in qua tradidit Dominus Sisaram in manus tuas: en ipse ductor est tuus. Descendit itaque Barac de monte Thabor, et decem millia pugnatorum cum eo. Und Debbora sprach zu Barak: Auf! denn dies ist der Tag, an dem der Herr Sisara in deine Hände gegeben hat; siehe, er selbst ist dein Führer. Da zog Barak vom Berge Thabor herab und die zehntausend Streiter mit ihm. Richter Ri 7 4 15 Perterruitque Dominus Sisaram, et omnes currus ejus, universamque multitudinem in ore gladii ad conspectum Barac: in tantum, ut Sisara de curru desiliens, pedibus fugeret, Und der Herr erfüllte Sisara und alle seine Wagen und sein ganzes Heer mit Schrecken vor der Schärfe des Schwertes¹⁷ bei dem Anblicke Baraks, so dass Sisara vom Wagen sprang und zu Fuß floh. [Ps 82,10] Richter Ri 7 4 15 17 Nach dem Hebr. brachte Gott das Heer durch ein Schreckenswunder in Verwirrung und ließ es durch die Schärfe des Schwertes vernichten. Richter Ri 7 4 16 Et Barac persequeretur fugientes currus, et exercitum usque ad Haroseth gentium, et omnis hostium multitudo usque ad internecionem caderet. Barak aber setzte den fliehenden Wagen und dem Heere bis Haroseth der Völker nach; und die ganze Menge der Feinde fiel und ward vernichtet.¹⁸ Richter Ri 7 4 16 18 Bis auf wenige, die sich nach Haroseth flüchteten. Richter Ri 7 4 17 Sisara autem fugiens pervenit ad tentorium Jahel uxoris Haber Cinæi. Erat enim pax inter Jabin regem Azor, et domum Haber Cinæi. Sisara nun kam auf der Flucht in das Zelt der Jahel,¹⁹ der Frau des Kiniters Haber; denn zwischen Jabin, dem Könige von Azor und dem Hause Habers, des Kiniters, war Frieden. Richter Ri 7 4 17 19 Sie hatte wohl ein eigenes Zelt. Haber war vermutlich bei den Herden. Richter Ri 7 4 18 Egressa igitur Jahel in occursum Sisaræ, dixit ad eum: Intra ad me domine mi: intra, ne timeas. Qui ingressus tabernaculum ejus, et opertus ab ea pallio, Da trat Jahel heraus, Sisara entgegen und sprach zu ihm: Tritt ein zu mir, Herr! tritt ein und fürchte nichts. Als er in ihr Zelt eingetreten war,²⁰ deckte sie ihn mit einem Mantel zu. Richter Ri 7 4 18 20 Drei Gründe veranlassen ihn einzutreten: Weil Jabin mit dem Hause Habers in Frieden lebte, weil Jahel ihn einlud, weil man ihn in einem Frauenzelte weniger leicht suchen mochte. Jahel konnte übrigens nicht anders als den bewaffneten verzweifelten Mann einladen, wollte sie nicht ihr Leben verlieren. Richter Ri 7 4 19 Dixit ad eam: Da mihi, obsecro, paululum aquæ, quia sitio valde. Quæ aperuit utrem lactis, et dedit ei bibere, et operuit illum. Er sprach zu ihr: Gib mir doch ein wenig Wasser,²¹ denn mich dürstet sehr. Da öffnete sie den Milchschlauch und gab ihm zu trinken und deckte ihn alsdann wieder zu. Richter Ri 7 4 19 21 Etwas zu trinken. Richter Ri 7 4 2 Et tradidit illos Dominus in manus Jabin regis Chanaan, qui regnavit in Asor: habuitque ducem exercitus sui nomine Sisaram, ipse autem habitabat in Haroseth gentium. da gab¹ sie der Herr in die Hand Jabins,² des Königs von Chanaan, der in Asor herrschte; dieser hatte einen Heerführer namens Sisara, welcher in Haroseth der Völker³ wohnte. [1Sam 12,9] Richter Ri 7 4 2 1 Verkaufte. Richter Ri 7 4 2 2 Vielleicht war der Titel Jabin (der Einsichtige) ein stehender Name der chanaanitischen Könige von Asor. Vergl. [Jos 11,1.10]. Richter Ri 7 4 2 3 Galiläa, doch nicht mit den Grenzen, wie zur Zeit Christi. Dort waren wohl mehrere Völker ansässig. Richter Ri 7 4 20 Dixitque Sisara ad eam: Sta ante ostium tabernaculi: et cum venerit aliquis interrogans te, et dicens: Numquid hic est aliquis? Respondebis: Nullus est. Und Sisara sprach zu ihr: Bleibe vor dem Eingange des Zeltes stehen; und wenn jemand kommt und dich fragt und spricht: Ist jemand hier? so antworte: Es ist niemand hier.²² Richter Ri 7 4 20 22 An alles denkt Sisara, nur nicht daran, sich der Treue Jahels zu versichern. Richter Ri 7 4 21 Tulit itaque Jahel uxor Haber clavum tabernaculi, assumens pariter et malleum: et ingressa abscondite, et cum silentio posuit supra tempus capitis ejus clavum, percussumque malleo defixit in cerebrum usque ad terram: qui soporem morti consocians defecit, et mortuus est. Da nahm Jahel, das Weib Habers, einen Zeltnagel, und zugleich einen Hammer ergreifend ging sie insgeheim und leise hinein, setzte den Nagel auf die Schläfe seines Hauptes und schlug ihn mit dem Hammer durch das Gehirn in den Boden; so vereinte Sisara Schlaf und Tod und erlag und starb.²³ Richter Ri 7 4 21 23 So geschah, was Deborra V. 9 dem Barak vorhergesagt. Wenngleich sich nicht verkennen lässt, dass Jahel in frommer Begeisterung für die Söhne Israels und seines Gottes handelte, so preist doch Deborra nicht die Umstände der Tat Jahels, sondern feiert nur die Befreiung des Volkes Gottes und die schmähliche Niederlage seines Todfeindes und segnet Jahel, insofern durch sie Israel von seinem Bedränger befreit ist. Richter Ri 7 4 22 Et ecce Barac sequens Sisaram veniebat: egressaque Jahel in occursum ejus, dixit ei: veni, et ostendam tibi virum, quem quæris. Qui cum intrasset ad eam, vidit Sisaram jacentem mortuum, et clavum infixum in tempore ejus. Siehe, da kam Barak, Sisara verfolgend: Jahel aber ging heraus ihm entgegen und sprach zu ihm: Komm, ich will dir den Mann zeigen, den du suchst! Und als er zu ihr eintrat, sah er Sisara tot daliegen und den Nagel in seinen Schläfen stecken. Richter Ri 7 4 23 Humiliavit ergo Deus in die illo Jabin regem Chanaan coram filiis Israel: So demütigte Gott an jenem Tage Jabin, den König von Chanaan, vor den Söhnen Israels, Richter Ri 7 4 24 Qui crescebant quotidie, et forti manu opprimebant Jabin regem Chanaan, donec delerent eum. welche von Tag zu Tag mächtiger wurden und mit starker Hand Jabin, den König von Chanaan, bedrängten, bis sie ihn vernichtet hatten. Richter Ri 7 4 3 Clamaveruntque filii Israel ad Dominum: nongentos enim habebat falcatos currus, et per viginti annos vehementer oppresserat eos. Da riefen die Söhne Israels zu dem Herrn; denn er hatte neunhundert Sichelwagen⁴ und hatte sie zwanzig Jahre lang⁵ hart bedrückt. Richter Ri 7 4 3 4 Nach dem Hebr.: eisenbeschlagene Wagen. Richter Ri 7 4 3 5 Wie die Sünden, so wachsen die Strafen. Die erste Knechtschaft dauerte acht Jahre, die zweite achtzehn, die dritte zwanzig, und auch die Härte derselben nahm zu. Richter Ri 7 4 4 Erat autem Debbora prophetis uxor Lapidoth, quæ judicabat populum in illo tempore. Zu jener Zeit aber war eine Prophetin Debbora, das Weib Lapidoths, welche das Volk richtete.⁶ Richter Ri 7 4 4 6 Deborra heißt Prophetin wegen ihrer prophetischen Gabe, wie Mirjam [Ex 15,20] und Hulda [2Kön 22,14]. Diese Gabe befähigte sie zum Richten des Volkes, zur Entscheidung von Streitsachen, welche die niederen Gerichte nicht zu lösen vermochten, die nach [Dtn 17,8ff] an die höchsten Richter kommen sollten. Richter Ri 7 4 5 Et sedebat sub palma, quæ nomine illius vocabatur, inter Rama et Bethel in monte Ephraim: ascendebantque ad eam filii Israel in omne judicium. Sie saß⁷ unter der Palme, welche nach ihr benannt wurde, zwischen Rama und Bethel im Gebirge Ephraim; und die Söhne Israels kamen zu ihr hinauf, zur Entscheidung in allen Händeln. Richter Ri 7 4 5 7 Recht sprechend. Richter Ri 7 4 6 Quæ misit, et vocavit Barac filium Abinoem de Cedes Nephthali: dixitque ad eum: Præcepit tibi Dominus Deus Israel, vade, et duc exercitum in montem Thabor, tollesque tecum decem millia pugnatorum de filiis Nephthali, et de filiis Zabulon: Diese sandte hin⁸ und ließ Barak, den Sohn Abinoems, von Kedes-Nephthali,⁹ rufen und sprach zu ihm: Der Herr, der Gott Israels, gebietet dir: Gehe hin, führe ein Heer auf den Berg Thabor¹⁰ und nimm zehntausend streitbare Männer von den Söhnen Nephthalis und von den Söhnen Zabulons mit dir;¹¹ Richter Ri 7 4 6 8 Auf göttliche Eingebung will sie durch Barak ihrem Volke auch gegen dessen äußere Feinde Recht schaffen. V. 4, V. 5 waren Parenthese. Richter Ri 7 4 6 9 Eine Leviten- und Asylstadt. Richter Ri 7 4 6 10 Der Thabor ist ein mächtiger sich fast ganz isoliert bis zu 300 Meter Höhe erhebender abgestumpfter Kalksteinkegel am nordöstlichen Saume der Ebene Jezrael. Seine Seiten waren bewaldet. Dieser Berg wird als Sammelplatz bezeichnet. Richter Ri 7 4 6 11 Diese beiden Stämme wurden insbesondere bedrängt. Richter Ri 7 4 7 Ego autem adducam ad te in loco torrentis Cison, Sisaram principem exercitus Jabin, et currus ejus, atque omnem multitudinem, et tradam eos in manu tua. ich aber will dir an den Bach Kison¹² den Sisara, den Heerführer Jabins und seine Wagen und sein ganzes Heer bringen und will sie in deine Hand geben.¹³ Richter Ri 7 4 7 12 In das Tal des Baches. Richter Ri 7 4 7 13 Worte Gottes. Richter Ri 7 4 8 Dixitque ad eam Barac: Si venis mecum, vadam: si nolueris venire mecum, non pergam. Da sprach Barak zu ihr: Wenn du mit mir kommst, will ich hinziehen; wenn du aber nicht mit mir kommen willst, werde ich nicht gehen.¹⁴ Richter Ri 7 4 8 14 Barak ist anfangs langsam im Glauben; bald aber fasst er, von Deborra gestärkt, neuen Mut. Vergl. [Hebr 11,32]. Richter Ri 7 4 9 Quæ dixit ad eum: Ibo quidem tecum, sed in hac vice victoria non reputabitur tibi, quia in manu mulieris tradetur Sisara. Surrexit itaque Debbora, et perrexit cum Barac in Cedes. Sie sprach zu ihm: Ich werde zwar mit dir ziehen, aber für dieses Mal wird dir der Sieg nicht zugeschrieben werden; denn Sisara wird in die Hand einer Frau überliefert werden. So machte sich denn Debbora auf und zog mit Barak nach Kedes. Richter Ri 7 0 1 D. Triumphlied Deborras und Baraks (V. 22) und Preis der Tat Jahels. (V. 31) E. Das Land hat vierzig Jahre Ruhe. Richter Ri 7 5 1 Cecineruntque Debbora et Barac filius Abinoem in illo die, dicentes: Da sangen Debbora¹ und Barak, der Sohn Abinoems, an jenem Tage also: Richter Ri 7 5 1 1 Deborra sang das Lied unter Begleitung Baraks. Es ist voll prophetischer ihr zu teil gewordener Eingebungen. Richter Ri 7 5 10 Qui ascenditis super nitentes asinos, et sedetis in judicio, et ambulatis in via, loquimini. Die ihr auf weißglänzenden Eseln reitet,¹⁷ die ihr zu Gerichte sitzet und die ihr auf dem Wege wandelt, stimmet ein! Richter Ri 7 5 10 17 Die auf weißgefleckten Eseln reiten, die Wohlhabenden, die zu Gerichte Sitzenden, die Vorsteher, die armen Wanderer, welche nun ruhig ihre Straße ziehen können, alle Klassen des Volkes sollen in den Preis einstimmen. V. 10 bildet den Gegensatz zu V. 6. Richter Ri 7 5 11 Ubi collisi sunt currus, et hostium suffocatus est exercitus, ibi narrentur justitiæ Domini et clementia in fortes Israel: tunc descendit populus Domini ad portas, et obtinuit principatum. Wo die Wagen zerbrochen und das Heer der Feinde vertilgt ward,¹⁸ da sollen die Gerichte des Herrn verkündet werden¹⁹ und seine Güte gegen die Helden Israels; damals stieg hinab des Herrn Volk zu den Toren²⁰ und erlangte die Herrschaft. Richter Ri 7 5 11 18 Der hebr. Text ist verdorben. Richter Ri 7 5 11 19 Hebr.: Die Gerechtigkeit Gottes, die Gerechtigkeit, welche er jenen Städten erwiesen, sie befreiend vom Joche. (Vergl. V. 7.) Richter Ri 7 5 11 20 Zu den Toren, die vordem in der Hand der Feinde waren. 11b entspricht V. 8. Richter Ri 7 5 12 Surge, surge Debbora, surge, surge et loquere canticum: surge Barac, et apprehende captivos tuos fili Abinoem. Auf, auf, Debbora! auf, auf und singe ein Lied! Erhebe dich, Barak! und führe deine Gefangenen²¹ vor, du Sohn Abinoems! Richter Ri 7 5 12 21 Feinde oder von diesen gefangen gehaltene Israeliten. Richter Ri 7 5 13 Salvatæ sunt reliquiæ populi, Dominus in fortibus dimicavit. Es sind gerettet die Überbleibsel des Volkes, der Herr hat durch die Helden gestritten.²² Richter Ri 7 5 13 22 Besser: dann werden die Übriggebliebenen über die Erhabenen die Oberhand gewinnen, dann wird das Volk mir siegen über die Helden. Richter Ri 7 5 14 Ex Ephraim delevit eos in Amalec, et post eum ex Benjamin in populos tuos o Amalec: de Machir principes descenderunt, et de Zabulon qui exercitum ducerent ad bellandum. Aus Ephraim war, der sie vertilgte in Amalek²³ und nach ihm kam einer aus Benjamin über deine Völker, o Amalek!²⁴ Von Machir²⁵ zogen die Fürsten herab und von Zabulon, die das Heer zum Kampfe führten.²⁶ Richter Ri 7 5 14 23 Der am meisten zum Siege über die Feinde beigetragen. Richter Ri 7 5 14 24 Der Vers erhält in seinen vier Gliedern den gleichen Gedanken: Lob, im ersten Teile Ephraims und Benjamins, im zweiten Manasses und Zabulons. Sie: die Chananäer unter Sisara. Statt Amalek liest Theodor und hat eine Lesart der Septuag.: Aus Ephraim war, der sie vernichtete im Bachtale (des Kison [Ri 4,13]). Benjamin soll im Heere der Deborra gewesen sein. Amalek fehlt im Hebr. und Septuag. Richter Ri 7 5 14 25 Der Erstgeborene Manasses [Gen 50,22] steht für den Teil des Stammes diesseits des Flusses. Richter Ri 7 5 14 26 Der Sinn des Verses also ist: Ephraim vernichtete die Chananiter im Tale, nach dir, o Deborra, Benjamin in deinem Heere, von Machir stiegen Fürsten herab und von Zabulon Führer, die das Heer zum Kampfe leiteten. Richter Ri 7 5 15 Duces Issachar fuere cum Debbora, et Barac vestigia sunt secuti, qui quasi in præceps ac barathrum se discrimini dedit: diviso contra se Ruben, magnanimorum reperta est contentio. Die Führer Issachars waren mit Debbora und folgten Baraks Spuren, der in die Gefahr sich stürzte, wie in einen jähen Abgrund;²⁷ aber Ruben war unter sich gespalten und Streit ward gefunden unter seinen Helden.²⁸ Richter Ri 7 5 15 27 Fußgänger haben im Tale Wagen besiegt, das war der schönste Teil des Triumphes. Richter Ri 7 5 15 28 Ruben wird getadelt, weil dieser Stamm, unter sich uneinig, nicht am Kampfe teilgenommen. Vergl. [Num 32]. Richter Ri 7 5 16 Quare habitas inter duos terminos, ut audias sibilos gregum? diviso contra se Ruben, magnanimorum reperta est contentio. Warum wohnst du zwischen den zwei Grenzen,²⁹ das Blöken deiner Herden zu hören?³⁰ Ruben war unter sich geteilt und Streit ward gefunden unter seinen Helden.³¹ Richter Ri 7 5 16 29 Hebr.: Warum saßest du zwischen den Hürden? Richter Ri 7 5 16 30 Statt der Kriegstrompete. Ironisch. Richter Ri 7 5 16 31 Man fasste gr0ße Entschlüsse, doch es kam nicht zu Taten. Richter Ri 7 5 17 Galaad trans Jordanem quiescebat, et Dan vacabat navibus: Aser habitabat in littore maris, et in portubus morabatur. Galaad blieb ruhig jenseits des Jordans³² und Dan weilte bei seinen Schiffen;³³ Aser blieb am Ufer des Meeres und weilte an seinen Buchten. Richter Ri 7 5 17 32 Dan und Aser denken nur an ihre Privatvorteile. Richter Ri 7 5 17 33 Dan trieb wohl in Joppe Handel. Richter Ri 7 5 18 Zabulon vero et Nephthali obtulerunt animas suas morti in regione Merome. Aber³⁴ Zabulon und Nephthali gaben ihr Leben dem Tode preis auf dem Gefilde von Merome.³⁵ Richter Ri 7 5 18 34 Deborra kehrt zum Lobe zurück. Richter Ri 7 5 18 35 Den Höhen des Gefildes (Thabor) Richter Ri 7 5 19 Venerunt reges et pugnaverunt, pugnaverunt reges Chanaan in Thanach juxta aquas Mageddo: et tamen nihil tulere prædantes. Es kamen Könige³⁶ und kämpften, die Könige Chanaans stritten bei Thanach an dem Wasser von Mageddo³⁷ und doch trugen sie keine Beute davon. Richter Ri 7 5 19 36 Mit Jabin verbündete Könige. Richter Ri 7 5 19 37 Am Bache Kison, der durch die Ebenen Mageddos fließt. Richter Ri 7 5 2 Qui sponte obtulistis de Israel animas vestras ad periculum, benedicite Domino. Die ihr aus Israel willig euer Leben eingesetzt, preiset den Herrn!² Richter Ri 7 5 2 2 Hebr.: Darob, dass voranzogen die Führer in Israel, dass sich freiwillig stellte das Volk, preiset den Herrn! Richter Ri 7 5 20 De clo dimicatum est contra eos: stellæ manentes in ordine et cursu suo, adversus Sisaram pugnaverunt. Vom Himmel ward gegen sie gestritten;³⁸ die Sterne in ihrer Bahn und ihrem Laufe verharrend, kämpften gegen Sisara. Richter Ri 7 5 20 38 Zu verbinden mit V. 14-18: Lie0ß auch menschliche Hilfe im Stich, so half doch Gott durch einen Gewittersturm und selbst die Sterne wirkten vom Himmel herab zu Gunsten Israels auf den Gang der Schlacht ein. Barak griff das Lager wohl bei Nacht an, wie Gedeon [Ri 7,19] Saul [1Sam 11,11]. Richter Ri 7 5 21 Torrens Cison traxit cadavera eorum, torrens Cadumim, torrens Cison: conculca anima mea robustos. Der Bach Kison wälzte ihre Leichname fort, der Bach Kadumim,³⁹ der Bach Kison; zertritt, meine Seele, die Gewaltigen! Richter Ri 7 5 21 39 D.i. der von alters her berühmte Bach. Richter Ri 7 5 22 Ungulæ equorum ceciderunt, fugientibus impetu, et per præceps ruentibus fortissimis hostium. Den Rossen entfielen die Hufe⁴⁰ ob des Ungestümes der Flucht, als der Feinde Tapferste jählings niederstürzten. Richter Ri 7 5 22 40 Hebr.: Da stampften die Hufe der Rosse von dem Jagen. Richter Ri 7 5 23 Maledicite terræ Meroz, dixit Angelus Domini: maledicite habitatoribus ejus, quia non venerunt ad auxilium Domini, in adjutorium fortissimorum ejus. Fluchet dem Lande Meroz,⁴¹ sprach der Engel des Herrn; fluchet ihren Bewohnern, weil sie dem Herrn nicht zu Hilfe kamen, zu Hilfe seinen Helden.⁴² Richter Ri 7 5 23 41 Meroz war ein Dorf oder eine Stadt. Richter Ri 7 5 23 42 Hebr.: zu Hilfe dem Heere in den Helden. Zu der Hilfe mitwirkend, welche der Herr durch Deborra Israel gewährte. Richter Ri 7 5 24 Benedicta inter mulieres Jahel uxor Haber Cinæi, et benedicatur in tabernaculo suo. Gepriesen⁴³ unter den Weibern sei Jahel, das Weib Habers, des Kiniters;⁴⁴ sie sei gepriesen in ihrem Zelte.⁴⁵ Richter Ri 7 5 24 43 Gegensatz zu V. 24. Richter Ri 7 5 24 44 Jahel ist ein Typus der heiligen Jungfrau. Richter Ri 7 5 24 45 Hebr.: sie sei gesegnet in ihrer Hütte vor den Frauen. Alle sollen ihr Glück und Segen in ihrem Hause wünschen, da sie sich in ihrem Hause so mannhaft gezeigt. Richter Ri 7 5 25 Aquam petenti lac dedit, et in phiala principum obtulit butyrum. Er bat um Wasser, sie gab ihm Milch und in fürstlicher Schale bot sie ihm Butter.⁴⁶ Richter Ri 7 5 25 46 Richtiger: geronnene Milch, Sahne. Sie bot ihm diese in herrlicher und großer Schale. Richter Ri 7 5 26 Sinistram manum misit ad clavum, et dextram ad fabrorum malleos, percussitque Sisaram quærens in capite vulneri locum, et tempus valide perforans. Ihre Linke streckte sie aus nach dem Nagel, ihre Rechte nach dem Schmiedehammer und sie erschlug Sisara, eine Stelle am Haupte ausersehend, ihn zu verwunden und seine Schläfe mit Macht durchbohrend.⁴⁷ Richter Ri 7 5 26 47 Hebr.: Schmiedehammer und hämmert Sisara, zerschlägt sein Haupt und zerschmettert und durchbohrt seine Schläfe. Diese Häufung schildert ihre Entschlossenheit. Richter Ri 7 5 27 Inter pedes ejus ruit: defecit, et mortuus est: volvebatur ante pedes ejus, et jacebat exanimis et miserabilis. Zu ihren Füßen stürzte er hin, erlag und starb; vor ihre Füße rollte er hin, entseelt und elend lag er da.⁴⁸ Richter Ri 7 5 27 48 Hebr.: Zu ihren Füßen krümmte er sich, fiel, lag zu ihren Füßen, krümmte er sich, fiel: Wo er sich krümmte, dort fiel er vernichtet. So lag, der der langjährige Schrecken Israels gewesen, mit einem Schlage tot niedergestreckt, zu den Füßen eines Weibes, der gewaltige Feldherr. Richter Ri 7 5 28 Per fenestram respiciens, ululabat mater ejus: et de cnaculo loquebatur: Cur moratur regredi currus ejus? quare tardaverunt pedes quadrigarum illius? Durch das Fenster⁴⁹ spähte seine Mutter und klagte und sprach aus dem Gemache: Warum zögert sein Streitwagen⁵⁰ heimzukommen? Warum säumen die Füße seiner Gespanne? Richter Ri 7 5 28 49 Wohl: Durch das Gitter. (Sept., Chald., Theod.) Die Fenster sind im Oriente durch Gitterwerk verschlossen. Sie ahnt den schlimmen Ausgang des Krieges. Richter Ri 7 5 28 50 Im kollektiven Sinne. Richter Ri 7 5 29 Una sapientior ceteris uxoribus ejus, hæc socrui verba respondit: Die weiseste unter seinen Frauen antwortete ihrer Schwiegermutter diese Worte:⁵¹ Richter Ri 7 5 29 51 Die letzten Worte sind freier Zusatz der Vulgata. Richter Ri 7 5 3 Audite reges, auribus percipite principes: Ego sum, ego sum quæ Domino canam, psallam Domino Deo Israel. Höret, ihr Könige, horchet auf, ihr Fürsten!³ Ich, ja ich will dem Herrn singen, will dem Herrn, dem Gott Israels, meinen Lobgesang erschallen lassen. Richter Ri 7 5 3 3 Die heidnischen. Richter Ri 7 5 30 Forsitan nunc dividit spolia, et pulcherrima feminarum eligitur ei: vestes diversorum colorum Sisaræ traduntur in prædam, et supellex varia ad ornanda colla congeritur. Vielleicht verteilt er jetzt den Raub und es wird ihm die schönste der Frauen auserlesen; buntfarbige Gewänder werden Sisara als Beute übergeben, allerlei Halsschmuck wird zusammengehäuft.⁵² Richter Ri 7 5 30 52 Hebr.: Finden und verteilen sie nicht die Beute? Ein, zwei Mädchen für jeden Krieger, Beute von bunten Kleidern für Sisara, beute buntgewirkter Gewänder, ein buntes Tuch, zwei buntgewirkte Gewänder für den Hals der Erbeuteten. Richter Ri 7 5 31 Sic pereant omnes inimici tui Domine: qui autem diligunt te, sicut sol in ortu suo splendet, ita rutilent. So mögen, Herr! alle deine Feinde zu Grunde gehen; aber die dich lieben, mögen glänzen wie die aufgehende Sonne in ihrer Pracht.⁵³ Richter Ri 7 5 31 53 Das Aufgehen der Sonne in ihrer Kraft ist ein passendes Bild für die Erhebung Israels zu einer glorreichen Erfüllung seiner Bestimmung. Richter Ri 7 5 32 Quievitque terra per quadraginta annos. Und das Land hatte vierzig Jahre Ruhe. Richter Ri 7 5 4 Domine cum exires de Seir, et transires per regiones Edom, terra mota est, clique ac nubes destillaverunt aquis. O Herr!⁴ als du von Seir⁵ auszogst⁶ und durch die Gefilde Edoms dahinschrittest,⁷ da bebte die Erde⁸ und Himmel und Wolken träuften Wasser. Richter Ri 7 5 4 4 Es folgt das Thema des Tages. Richter Ri 7 5 4 5 Edom. Richter Ri 7 5 4 6 Als Feldherr. Richter Ri 7 5 4 7 Als Triumphator. Richter Ri 7 5 4 8 Wie damals, als Israel zum Volke Gottes angenommen ward. [Ex 19] Vergl. [Dtn 33,2]. Gottes Wohltaten werden erneuert und fortgesetzt. Richter Ri 7 5 5 Montes fluxerunt a facie Domini, et Sinai a facie Domini Dei Israel. Die Berge zerflossen vor dem Antlitze des Herrn, und der Sinai vor dem Angesichte des Herrn, des Gottes Israels.⁹ Richter Ri 7 5 5 9 Vergl. [Ps 67,8]. Richter Ri 7 5 6 In diebus Samgar filii Anath, in diebus Jahel quieverunt semitæ: et qui ingrediebantur per eas, ambulaverunt per calles devios. In den Tagen¹⁰ Samgars, des Sohnes Anaths, in den Tagen Jahels waren still die Wege; und die sonst darauf wandelten, gingen Seitenpfade.¹¹ Richter Ri 7 5 6 10 Beschreibung des Zustandes des Volkes vor diesem Siege im Gegensatze zu demselben. Richter Ri 7 5 6 11 Die Sperrung der Wege war ein großes Übel, besonders derer, die zum Heiligtume führten. Jahel war ein Werkzeug Gottes, das aber erst in Tätigkeit treten konnte, als Deborra kam. Richter Ri 7 5 7 Cessaverunt fortes in Israel, et quieverunt: donec surgeret Debbora, surgeret mater in Israel. Es schwanden die Starken in Israel und blieben tatenlos, bis Debbora sich erhob, aufstand die Mutter in Israel.¹² Richter Ri 7 5 7 12 Ähnlich bei den Römern: Vater des Vaterlandes. Richter Ri 7 5 8 Nova bella elegit Dominus, et portas hostium ipse subvertit: clypeus et hasta si apparuerint in quadraginta millibus Israel. Neue Kriege hat der Herr erwählt und selbst der Feinde Tore gebrochen;¹³ war wohl ein Schild oder ein Speer zu sehen unter den vierzigtausend von Israels?¹⁴ Richter Ri 7 5 8 13 Indem er ein waffenloses Volk stark und siegreich machte. (Hieron.) Hebr.: Als Israel neue Götter [Dtn 32,17] erwählte, begann der Kampf an den Toren. Das Thema des ganzen Richterbuches. Richter Ri 7 5 8 14 Im Hebr. bildet dieser Satz einen Schwur. Die bestimmte Zahl 40000 steht für eine unbestimmte. Richter Ri 7 5 9 Cor meum diligit principes Israel: qui propria voluntate obtulistis vos discrimini, benedicite Domino. Mein Herz liebt die Fürsten Israels;¹⁵ die ihr freien Willens euch in Gefahr gewagt, preiset den Herrn!¹⁶ Richter Ri 7 5 9 15 Als kein Schild oder Speer gefunden ward, liebte ich Israel. Die Interpunktion der heutigen Vulgata rührt nicht vom heil. Hieronymus her. Der Vers ist eine Parallele zu V. 7. Richter Ri 7 5 9 16 Zweite Einladung zum Gesange V. 9-11. Richter Ri 7 0 1 II. Befreiung von dem Joch der Madianiter durch Gedeon. Trauriges Ende Abimelechs, der sich selbst zum Herrscher gemacht. (6,1 10,5) 1. Befreiung von dem Joche der Madianiter durch Gedeon. (6,1 8,28) A. Wegen neuer Versündigungen werden die Israeliten sieben Jahre von den Madianitern bedrückt. (V. 6) Da sie zu Gott rufen, hielt ein Prophet ihnen ihren beständigen Undank vor. (V. 10) B. Dennoch beruft Gott Gedeon durch einen Engel, die Israeliten von Madian zu befreien (V. 16) und versichert ihn durch verschiedene Zeichen der göttlichen Hilfe. (V. 17-24, 25, 32, 33-40) Richter Ri 7 6 1 Fecerunt autem filii Israel malum in conspectu Domini: qui tradidit illos in manu Madian septem annis, Als aber die Söhne Israels taten, was in den Augen des Herrn böse war,¹ gab er sie in die Hand Madians² sieben Jahre, [Ex 2,15, Jos 13,21] Richter Ri 7 6 1 1 Gedeons Geschichte enthält viel, was der Verfasser nur von ihm selbst wissen konnte, wie die Genauigkeit und Lebhaftigkeit der Erzählung zeigt. Er war ihm also gleichzeitig. Richter Ri 7 6 1 2 Die Madianiter waren die Hauptfeinde. Diese stammte durch Ketura von Abraham. Sie trieben zwischen Palästina und Ägypten Handel. Auch Ismaeliten genannt, wohnten sie am Berge Horeb und waren Verbündete der Moabiter. Richter Ri 7 6 10 Et dixi: Ego Dominus Deus vester, ne timeatis deos Amorrhæorum, in quorum terra habitatis. Et noluistis audire vocem meam. Und ich sprach: Ich bin der Herr, euer Gott, verehret die Götter der Amorrhiter nicht, in deren Land ihr wohnt.⁸ Aber ihr habt nicht auf meine Stimme hören wollen. Richter Ri 7 6 10 8 Da die Amorrhiter Chananiter waren, hatten sie dieselben Götter wie Chanaan. Richter Ri 7 6 11 Venit autem Angelus Domini, et sedit sub quercu, quæ erat in Ephra, et pertinebat ad Joas patrem familiæ Ezri. Cumque Gedeon filius ejus excuteret atque purgaret frumenta in torculari, ut fugeret Madian, Da kam der Engel des Herrn und setzte sich unter die Eiche⁹ in Ephra, welche Joas, dem Vater der Familie Ezri, gehörte. Und während Gedeon, sein Sohn, das Getreide in der Kelter ausklopfte und reinigte,¹⁰ um es vor den Madianitern zu retten, Richter Ri 7 6 11 9 Wohl Terebinthe. Richter Ri 7 6 11 10 Nur Arme klopften das wenige Getreide, das sie aufgelesen hatten, mit dem Stocke aus. [Rut 2,17] Gedeon tat dies aus Not in einer ausgemauerten Vertiefung oder einem ausgehauenen Felsen. Richter Ri 7 6 12 Apparuit ei Angelus Domini, et ait: Dominus tecum virorum fortissime. erschien ihm der Engel des Herrn¹¹ und sprach: Der Herr sei mit dir, du tapferer Held! Richter Ri 7 6 12 11 Die Berufung Gedeons erfolgte in zwei Offenbarungen Gottes. Zuerst erscheint ihm der Herr in jener Gestalt eines Engels, in welcher er sich einst den Patriarchen kundgetan (V. 11-24) und bekennt sich zu Gedeon. Alsdann befiehlt er ihm in einer nächtlichen Traumoffenbarung, den Baalsaltar seines Vaters zu zerstören und Jahve ein Brandopfer auf einem dazu erbauten Altare darzubringen. (V. 25-32), damit sich Gedeon seinerseits zu ihm bekenne. Richter Ri 7 6 13 Dixitque ei Gedeon: Obsecro mi Domine, si Dominus nobiscum est, cur apprehenderunt nos hæc omnia? ubi sunt mirabilia ejus, quæ narraverunt patres nostri, atque dixerunt: De gypto eduxit nos Dominus? Nunc autem dereliquit nos Dominus, et tradidit in manu Madian. Gedeon sprach zu ihm: Ich bitte, mein Gebieter,¹² wenn der Herr mit uns¹³ ist,¹⁴ warum hat uns dies alles getroffen?¹⁵ Wo sind seine Wundertaten, von denen unsere Väter erzählt haben, indem sie sprachen: Aus Ägypten hat uns der Herr herausgeführt? Nun aber hat uns der Herr verlassen und in die Hand der Madianiter gegeben. Richter Ri 7 6 13 12 Ausdruck der Ehrfurcht. Richter Ri 7 6 13 13 Er fühlt das allgemeine Unglück. Richter Ri 7 6 13 14 Er glaubt. Richter Ri 7 6 13 15 Nicht Zweifel, sondern Demut redet so aus ihm. (Theodor) Richter Ri 7 6 14 Respexitque ad eum Dominus, et ait: Vade in hac fortitudine tua, et liberabis Israel de manu Madian: scito quod miserim te. Da sah der Herr ihn an und sprach: Gehe hin in dieser deiner Kraft, und du wirst Israel aus der Hand Madians befreien; wisse, dass ich dich sende. [1Sam 12,11] Richter Ri 7 6 15 Qui respondens ait: Obsecro, mi Domine, in quo liberabo Israel? ecce familia mea infima est in Manasse, et ego minimus in domo patris mei. Er aber antwortete und sprach: Ich bitte dich, Herr! wodurch¹⁶ soll ich Israel befreien? Siehe, meine Familie ist die geringste in Manasse und ich bin der Geringste im Hause meines Vaters. Richter Ri 7 6 15 16 In der Rede V. 13 hat Gedeon noch nicht erkannt, dass Gott selbst gegenwärtig ist. Jetzt ahnt er, dass Gott mit ihm redet, wie mit Moses am Horeb. [Ex 3,10.11] Freilich wird er erst V. 22 ganz sicher, dass nicht ein bloßer Bote Gottes zu ihm spricht. Richter Ri 7 6 16 Dixitque ei Dominus: Ego ero tecum: et percuties Madian quasi unum virum. Der Herr sprach zu ihm: Ich werde mit dir sein und du wirst Madian schlagen wie einen einzigen Mann. Richter Ri 7 6 17 Et ille, Si inveni, inquit, gratiam coram te, da mihi signum quod tu sis qui loqueris ad me. Er antwortete ihm: Habe ich Gnade vor dir gefunden, so gib mir ein Zeichen,¹⁷ dass du es bist, der zu mir redet. Richter Ri 7 6 17 17 Mit der Sept. ist wohl zu lesen: Habe ich Gnade vor deinen Augen gefunden und gewährst du mir ein Zeichen usw. so weiche nicht Richter Ri 7 6 18 Nec recedas hinc, donec revertar ad te, portans sacrificium, et offerens tibi. Qui respondit: Ego præstolabor adventum tuum: Gehe doch nicht von hinnen, bis ich zu dir zurückkomme und ein Opfer¹⁸ hole und dir darbringe. Er antwortete: Ich werde deine Ankunft erwarten. Richter Ri 7 6 18 18 Besser mit Geld. Spr. eine Gabe oder Speise. Gedeon will den Engel so ehren, wie er wusste, dass die Patriarchen einst die Engel geehrt. Richter Ri 7 6 19 Ingressus est itaque Gedeon, et coxit hdum, et de farinæ modio azymos panes: carnesque ponens in canistro, et jus carnium mittens in ollam, tulit omnia sub quercu, et obtulit ei. Da ging Gedeon hinein und bereitete ein Böcklein und ungesäuerte Brote aus einem Maße¹⁹ Mehl und legte das Fleisch in einen Korb²⁰ und goss die Fleischbrühe in einen Topf und trug alles unter die Eiche und brachte es ihm dar. Richter Ri 7 6 19 19 Das Maß, ein Epha, enthielt 39,31 Liter. Er machte ungesäuertes Brot, weil dies wenige Zeit erforderte. 1/10 Epha reichte in der Wüste für den einzelnen. [Ex 16] Die Fülle ist bei den Hebräern eine Ehrenbezeigung für den Gast. Richter Ri 7 6 19 20 Sonst wurden Brote in einen Korb gelegt. Er hatte wohl kein anderes Gefäß zur Hand. Richter Ri 7 6 2 Et oppressi sunt valde ab eis. Feceruntque sibi antra et speluncas in montibus, et munitissima ad repugnandum loca. und sie wurden von diesen hart bedrückt. Da machten sie sich Höhlen und Klüfte in den Bergen und feste Plätze, um Widerstand zu leisten. Richter Ri 7 6 20 Cui dixit Angelus Domini: Tolle carnes et azymos panes, et pone supra petram illam, et jus desuper funde. Cumque fecisset ita, Der Engel des Herrn aber sprach zu ihm: Nimm das Fleisch und die ungesäuerten Brote, und lege es auf jenen Felsen und gieße die Brühe darüber.²¹ Als er dies getan hatte, Richter Ri 7 6 20 21 Dies musste die Größe des Wunders mehren. [1Kön 18] Richter Ri 7 6 21 Extendit Angelus Domini summitatem virgæ, quam tenebat in manu, et tetigit carnes et panes azymos: ascenditque ignis de petra, et carnes, azymosque panes consumpsit: Angelus autem Domini evanuit ex oculis ejus. streckte der Engel des Herrn den Stab, den er in der Hand hielt,²² aus und berührte mit dessen Spitze das Fleisch und die ungesäuerten Brote;²³ da fuhr Feuer aus dem Felsen hervor und verzehrte das Fleisch und die ungesäuerten Brote; der Engel des Herrn aber verschwand aus seinen Augen.²⁴ Richter Ri 7 6 21 22 Wie ein Wanderer. So war auch einst der Stab Moses wundertätig. Richter Ri 7 6 21 23 Der Engel weiht die Speise zum Opfer. Richter Ri 7 6 21 24 Vielleicht (wie [Ri 13,20]) indem er die V. 23 angeführten Worte spricht. Richter Ri 7 6 22 Vidensque Gedeon quod esset Angelus Domini, ait: Heu mi Domine Deus: quia vidi Angelum Domini facie ad faciem. Als nun Gedeon sah, dass es der Engel des Herrn war,²⁵ sprach er: Wehe, mein Herr und Gott! ich habe den Engel des Herrn von Angesicht zu Angesicht gesehen!²⁶ Richter Ri 7 6 22 25 Jetzt erkennt Gedeon, dass er kein Mensch war. Die Juden meinten, dass, wer einen Engel sehe, sterben müsse [Ri 13,21, Gen 32,30, Gen 16,14]. Bei Abraham hatte Gott die Bewirtung angenommen, weil er den Gnadenbund durch seinen Besuch versiegeln wollte; Gedeon hingegen wollte er nur die Wahrheit seiner Verheißung zeigen, dass Gott mit ihm sein und seinem Volke Rettung schaffen werde. Dass der Herr aber das Opfer selbst durch Feuer wunderbar verzehren lässt, weist darauf hin, dass der Herr auch jetzt noch die Gebete und Opfer Israels gnädig erhören werde, wenn sich das Volk wieder von ganzem Herzen zu ihm wende. Richter Ri 7 6 22 26 Der ich doch ein sündiger Mensch bin! Richter Ri 7 6 23 Dixitque ei Dominus: Pax tecum: ne timeas, non morieris. Der Herr sprach zu ihm: Friede sei mit dir! Fürchte dich nicht; du wirst nicht sterben. Richter Ri 7 6 24 dificavit ergo ibi Gedeon altare Domino, vocavitque illud, Domini pax, usque in præsentem diem. Cumque adhuc esset in Ephra, quæ est familiæ Ezri, Darauf baute Gedeon dem Herrn daselbst einen Altar und nannte ihn Friede des Herrn,²⁷ bis auf den heutigen Tag.²⁸ Als er nun noch in Ephra war, welches der Familie Ezri gehört, Richter Ri 7 6 24 27 Dies entsprach der Sitte der Patriarchen. Auch jenen Stätten, von denen dies nicht berichtet wird, wie [Ex 17,15] und [Gen 35,7] gaben sie wohl Namen. Richter Ri 7 6 24 28 Dieser Altar ist bis auf den heutigen Tag in Ephra. So ist besser zu verbinden: Ein anderer ist der V. 26 genannte, der erstere ward erst errichtet, als der Friede eingetreten war. [Ri 8,28] Samuel erwähnt denselben schon hier, weil es allgemein seine Gewohnheit ist, die Denkmäler, Sprichwörter usw., welche sich an ein Ereignis knüpfen, beizufügen. Richter Ri 7 6 25 Nocte illa dixit Dominus ad eum: Tolle taurum patris tui, et alterum taurum annorum septem, destruesque aram Baal, quæ est patris tui: et nemus, quod circa aram est, succide: sprach der Herr in jener Nacht²⁹ zu ihm: Nimm einen Stier von deinem Vater und einen andern Stier von sieben Jahren³⁰ und zerstöre den Altar Baals, der deinem Vater gehört und haue den Hain³¹ um, der rings um den Altar steht; Richter Ri 7 6 25 29 Wohl in der folgenden Nacht, also im Traum. Richter Ri 7 6 25 30 In V. 26, 28 ist nur von einem Stier die Rede, also auch hier. Es ist wohl der zweite dem Alter nach. Das Alter von sieben Jahren steht wohl in Beziehung auf die siebenjährige Unterdrückung durch Madian. Richter Ri 7 6 25 31 Vielleicht ein einzelner Baum. Der Baalsaltar war ein öffentlicher, wie V. 28 zeigt, wenn er auch auf dem Eigentume des Joas lag. Richter Ri 7 6 26 Et ædificabis altare Domino Deo tuo in summitate petræ hujus, super quam ante sacrificium posuisti: tollesque taurum secundum, et offeres holocaustum super struem lignorum, quæ de nemore succideris. und baue dem Herrn, deinem Gott, einen Altar auf dem Gipfel dieses Felsens, auf dem du zuvor das Opfer niedergelegt hast; und nimm den andern Stier und bringe ihn als Brandopfer auf einem Holzstoße dar, welchen du aus dem Haine fällest. Richter Ri 7 6 27 Assumptis ergo Gedeon decem viris de servis suis, fecit sicut præceperat ei Dominus. Timens autem domum patris sui, et homines illius civitatis, per diem noluit id facere, sed omnia nocte complevit. Da nahm Gedeon zehn Männer von seinen Knechten und tat, wie ihm der Herr geboten hatte. Weil er sich aber vor dem Hause seines Vaters und den Leuten der Stadt fürchtete, wollte er es nicht bei Tage tun, sondern vollbrachte alles bei der Nacht. Richter Ri 7 6 28 Cumque surrexissent viri oppidi ejus mane, viderunt destructam aram Baal, lucumque succisum, et taurum alterum impositum super altare, quod tunc ædificatum erat. Als nun die Leute der Stadt am Morgen aufstanden, sahen sie den Altar Baals niedergerissen, den Hain umgehauen und den zweiten Stier auf den Altar gelegt, der damals erbaut worden war.³² Richter Ri 7 6 28 32 Und das Feuer wohl schon angezündet. Richter Ri 7 6 29 Dixeruntque ad invicem: Quis hoc fecit? Cumque perquirerent auctorem facti, dictum est: Gedeon filius Joas fecit hæc omnia. Da sprachen sie zueinander: Wer hat dies getan? Und als sie nach dem Urheber der Tat forschten, sagte man: Gedeon, der Sohn Joas, hat dies alles getan. Richter Ri 7 6 3 Cumque sevisset Israel, ascendebat Madian et Amalec, ceterique orientalium nationum: Und so oft Israel gesät hatte, zogen die Madianiter und Amalekiter und andere Völker aus dem Osten³ herbei, Richter Ri 7 6 3 3 Die Araber. Die Amalekiter wohnten südlich vom heiligen Lande bis nach Ägypten und der Halbinsel Sinai hin, doch auch innerhalb des Landes. [Ri 12,15] Richter Ri 7 6 30 Et dixerunt ad Joas: Produc filium tuum huc, ut moriatur: quia destruxit aram Baal, et succidit nemus. Da sprachen sie zu Joas: Führe deinen Sohn herbei,³³ dass er sterbe; denn er hat den Altar Baals zerstört und den Hain umgehauen. Richter Ri 7 6 30 33 An den Ort des Gerichtes. Joas richtete wohl. Richter Ri 7 6 31 Quibus ille respondit: Numquid ultores estis Baal, ut pugnetis pro eo? qui adversarius est ejus, moriatur antequam lux crastina veniat: si Deus est, vindicet se de eo, qui suffodit aram ejus. Jener antwortete ihnen: Seid ihr etwa die Rächer des Baal, dass ihr für ihn kämpfen wollt?³⁴ Wer wider Baal ist, möge sterben, noch ehe der morgige Tag kommt;³⁵ ist er Gott, so räche er sich an dem, der seinen Altar umgestürzt hat. Richter Ri 7 6 31 34 Was geht Baal die Israeliten an? Joas beginnt bereits sich zu bekehren. Richter Ri 7 6 31 35 Baal zeige alsbald deine Macht. Hebr.: Wer für Baal ist. Richter Ri 7 6 32 Ex illo die vocatus est Gedeon, Jerobaal, eo quod dixisset Joas: Ulciscatur se de eo Baal, qui suffodit aram ejus. Von jenem Tage an nannte man den Gedeon Jerobaal,³⁶ weil Joas gesagt hatte: Baal räche sich an dem, der seinen Altar umgestürzt hat.³⁷ Richter Ri 7 6 32 36 Hebr.: Jerubbaal: Baal rechte, streite, räche sich. Da nun bald dem Volke offenbar ward, dass Baal dem Gedeon kein Leid zufügen konnte, ward Gedeon ein Baalstreiter, einer, der gegen Baal gestritten hat. Richter Ri 7 6 32 37 Da Gedeons Familie sich vom Götzendienst losgesagt hat, kann er nun Israel befreien. Richter Ri 7 6 33 Igitur omnis Madian, et Amalec, et orientales populi congregati sunt simul: et transeuntes Jordanem, castrametati sunt in valle Jezrael. Nun sammelten sich alle Madianiter und Amalekiter und die Völker aus dem Osten allzumal und zogen über den Jordan und lagerten im Tale Jezrael.³⁸ Richter Ri 7 6 33 38 Wo auch Deborra gekämpft. Richter Ri 7 6 34 Spiritus autem Domini induit Gedeon, qui clangens buccina convocavit domum Abiezer, ut sequeretur se. Der Geist des Herrn aber erfasste Gedeon und er blies in die Posaune und rief das Haus Abiezers zusammen, dass es ihm folge. Richter Ri 7 6 35 Misitque nuntios in universum Manassen, qui et ipse secutus est eum: et alios nuntios in Aser et Zabulon et Nephthali, qui occurrerunt ei. Und er sandte Boten durch ganz Manasse umher³⁹ und dieses folgte ihm gleichfalls und andere Boten zu Aser, Zabulon und Nephthali und auch diese zogen ihm entgegen. Richter Ri 7 6 35 39 Wohl zu dem Teile des Stammes, der diesseits des Jordans ansässig war. Richter Ri 7 6 36 Dixitque Gedeon ad Deum: Si salvum facis per manum meam Israel, sicut locutus es, Da sprach Gedeon zu Gott: Willst du Israel durch meine Hand retten, wie du gesagt hast, Richter Ri 7 6 37 Ponam hoc vellus lanæ in area: si ros in solo vellere fuerit, et in omni terra siccitas, sciam quod per manum meam, sicut locutus es, liberabis Israel. so lege ich⁴⁰ dieses Wollvlies auf die Tenne: Wenn auf dem Vliese allein Tau und auf dem ganzen Boden Trockenheit ist, so will ich daran erkennen, dass du Israel durch meine Hand befreien willst, wie du gesagt hast.⁴¹ Richter Ri 7 6 37 40 Zur Forderung beider Zeichen trieb ihn Gottes Geist. Richter Ri 7 6 37 41 Dieses Zeichen war für andere vielleicht nicht ganz einwandfrei, da Wolle selbst den Tau anzuziehen pflegt, wenn andere Gegenstände trocken bleiben. Richter Ri 7 6 38 Factumque est ita. Et de nocte consurgens expresso vellere, concham rore implevit. Und es geschah also. Als er nachts aufstand und das Vlies ausdrückte, füllte er eine Schale mit Tau. Richter Ri 7 6 39 Dixitque rursus ad Deum: Ne irascatur furor tuus contra me si adhuc semel tentavero, signum quærens in vellere. Oro ut solum vellus siccum sit, et omnis terra rore madens. Und er sprach noch einmal zu Gott: Lass deinen Zorn nicht über mich ergrimmen,⁴² wenn ich noch einmal versuche und ein Zeichen an dem Vlies verlange. Ich bitte, lass das Vlies allein trocken und den ganzen Boden mit Tau befeuchtet sein. Richter Ri 7 6 39 42 Gedeons Glaube wird [Hebr 11,32] gelobt. [Ri 6,34] heißt es: dass Gottes Geist ihn erfüllte, also sündigte er nicht durch die wiederholte Bitte. (Orig., Ambros., Beda., Isid.) So glaubte auch Abraham [Gen 15] und bat doch um ein Zeichen; so Ezechias [2Kön 20]. Und andererseits wird Achaz getadelt, weil er meint, es heiße Gott versuchen, wenn er dessen Befehle gehorchend, ein Zeichen fordert. Gedeon fordert es besonders zur Stärkung seiner Mitstreiter, deren Glauben und Hoffnung zu mehren. Dass sie dessen bedurften, zeigt [Ri 7,2]. Sie sollen erkennen, dass alles von Gott abhängt und nichts an menschlichen Mitteln liegt, und dass sie dies nicht genug erwägen, beweist [Ri 7,1-7]. Richter Ri 7 6 4 Et apud eos figentes tentoria, sicut erant in herbis cuncta vastabant usque ad introitum Gazæ: nihilque omnino ad vitam pertinens relinquebant in Israel, non oves, non boves, non asinos. und schlugen ihr Lager bei ihnen auf und vernichteten alles, was grün war,⁴ bis nach Gaza hin; auch ließen sie keinerlei Lebensmittel in Israel übrig, weder Schafe, noch Rinder, noch Esel. Richter Ri 7 6 4 4 Nicht die Ernte. (V. 11) Richter Ri 7 6 40 Fecitque Deus nocte illa ut postulaverat: et fuit siccitas in solo vellere, et ros in omni terra. Da tat Gott in jener Nacht, wie er verlangt hatte; das Vlies allein blieb trocken und Tau bedeckte den ganzen Boden.⁴³ Richter Ri 7 6 40 43 Warum wählte Gott dies Zeichen und gab es Gedeon ein? Das nächste Ziel war, wie bereits bemerkt, die Stärkung der Zuversicht. Doch Wasser und Tau sind Bilder der göttlichen Gnade. Das von Wasser durchtränkte Vlies, während alles ringsumher trocken ist, bedeutet die göttliche Hilfe, welche der Herr Israel vor allen anderen gewährt. Das zweite Zeichen stellt Israel selbst dar. (Theodor) Einst hatte es reiche Gnaden, wie das Vlies Tau, doch nachher empfängt die ganze Menschheit jene geistliche Gnade, deren Israel beraubt ward. Da nun Gottes Gnade sich besonders in der Menschwerdung offenbart hat, ist der Tau auch das Bild des göttlichen Wortes (Ambros.), das Vlies aber ist das Bild der heiligen Jungfrau, welche diesen Himmelstau auf das vollkommenste in sich aufnahm. (Chrysost.) Richter Ri 7 6 5 Ipsi enim et universi greges eorum veniebant cum tabernaculis suis, et instar locustarum universa complebant, innumera multitudo hominum, et camelorum, quidquid tetigerant devastantes. Denn sie zogen mit all ihrem Vieh und ihren Zelten heran und erfüllten alles wie Heuschrecken,⁵ eine unzählbare Menge von Menschen und Kamelen und verheerten alles, was sie berührten. Richter Ri 7 6 5 5 Der Zahl und Wirkung nach. Richter Ri 7 6 6 Humiliatusque est Israel valde in conspectu Madian. So ward Israel sehr vor Madian erniedrigt.⁶ Richter Ri 7 6 6 6 Geschwächt. Richter Ri 7 6 7 Et clamavit ad Dominum postulans auxilium contra Madianitas. Da rief es zu dem Herrn und flehte um Hilfe gegen die Madianiter. Richter Ri 7 6 8 Qui misit ad eos virum prophetam, et locutus est: Hæc dicit Dominus Deus Israel: Ego vos feci conscendere de gypto, et eduxi vos de domo servitutis, Und er sandte einen Propheten⁷ zu ihnen, welcher sprach: So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe euch aus Ägypten hergebracht und euch aus dem Hause der Knechtschaft geführt Richter Ri 7 6 8 7 Bevor der Herr half, ließ er durch einen Propheten dem Volke seine Sünden vorhalten, damit es Gottes Züchtigung erkannte und durch die Erinnerung an die früheren göttlichen Gnadenwunder sich zu aufrichtiger Buße und Umkehr bestimmen ließe. Richter Ri 7 6 9 Et liberavi de manu gyptiorum, et omnium inimicorum, qui affligebant vos: ejecique eos ad introitum vestrum, et tradidi vobis terram eorum. und aus der Hand der Ägypter und aller Feinde errettet, die euch bedrückten; und ich habe sie vor euch vertrieben bei eurem Einzuge und euch ihr Land gegeben. Richter Ri 7 0 1 C. Gedeon behält, von Gott unterwiesen, nur 300 von seinen Streitern zurück (V. 8) und treibt mit diesen das Heer Madians in die Flucht. (V. 23) D. Gedeon ruft die Ephraimiten zu Hilfe. Richter Ri 7 7 1 Igitur Jerobaal qui et Gedeon, de nocte consurgens, et omnis populus cum eo, venit ad fontem qui vocatur Harad: erant autem castra Madian in valle ad septentrionalem plagam collis excelsi. Jerobaal also, das ist Gedeon, machte sich des Nachts¹ auf und alle, die mit ihm waren und kam zur Quelle, welche Harad heißt. Das Lager der Madianiter aber war im Tale auf der Nordseite des großen Hügels. Richter Ri 7 7 1 1 Am frühen Morgen, wohl bald nach dem zweiten Zeichen. Richter Ri 7 7 10 Sin autem solus ire formidas, descendat tecum Phara puer tuus. Fürchtest du dich aber allein⁷ zu gehen, so möge Phara, dein Diener, mit dir hinabsteigen.⁸ Richter Ri 7 7 10 7 Richtiger: mit deinem Heere, wie der vorhergehende Vers zeigt: ich habe sie in deine Hand gegeben. Der Zusatz allein ist von der Vulgata beigefügt. Richter Ri 7 7 10 8 Gedeon soll selbst die Furcht der Feinde kennen lernen und Phara von derselben Zeugnis geben. Heimlich naht er leichteren Herzens, durch nichts von den Madianitern unterschieden. Richter Ri 7 7 11 Et cum audieris quid loquantur, tunc confortabuntur manus tuæ, et securior ad hostium castra descendes. Descendit ergo ipse et Phara puer ejus in partem castrorum, ubi erant armatorum vigiliæ. Wenn du gehört hast, was sie reden, so wird deine Hand stark werden und du zuversichtlicher in das Lager der Feinde hinabsteigen.⁹ Da ging er mit seinem Diener Phara an den Teil des Lagers hinab, wo die Wachen waren. Richter Ri 7 7 11 9 Ist das Zeichen günstig, so soll er herabsteigen. Richter Ri 7 7 12 Madian autem et Amalec, et omnes orientales populi fusi jacebant in valle, ut locustarum multitudo: cameli quoque innumerabiles erant, sicut arena quæ jacet in littore maris. Die Madianiter aber und die Amalekiter und alle Völker aus dem Osten lagen im Tale zahlreich weithin, wie Heuschreckenscharen; auch die Kamele waren unzählbar, wie der Sand, der am Ufer des Meeres liegt. Richter Ri 7 7 13 Cumque venisset Gedeon, narrabat aliquis somnium proximo suo: et in hunc modum referebat quod viderat: Vidi somnium, et videbatur mihi quasi subcinericius panis ex hordeo volvi, et in castra Madian descendere: cumque pervenisset ad tabernaculum, percussit illud, atque subvertit, et terræ funditus coæquavit. Als nun Gedeon herankam, erzählte einer seinem Nachbarn einen Traum und teilte ihm so mit, was er gesehen hatte: Ich hatte einen Traum und es schien mir, als rolle sich ein unter der Asche gebackenes Gerstenbrot daher und in das Lager der Madianiter herab; und als es an das Zelt¹⁰ kam, stieß es an dasselbe so an, dass dies umgeworfen ward und auf der Erde lag.¹¹ Richter Ri 7 7 13 10 Wohl des Erzählers. Die Madianiten hatten vor dem Anzug Israels und wohl auch von seiner Zahl gehört, dass 32000 heranrückten (von der Minderung hatten sie keine Kenntnis) und diese Zahl vielleicht noch vergrößert. Dazu soll jener der Führer sein, der ungestraft Baals Altar hat umstürzen dürfen und den Jahve selbst leitet, die übermächtige Berggottheit. [1Kön 20,23] Richter Ri 7 7 13 11 Den Nomaden war das Zelt alles. Den Ackerbauer stellt er sich nur vor, wie er Brot backt und verachtet ihn. Da die Madianiten das Getreide geraubt, war den Israeliten nur Gerste übrig geblieben, deshalb träumte er von Gerstenbrot. Aus der Erzählung des Traumes, die Gott gerade jetzt geschehen lässt, erkennt Gedeon die Verzagtheit der Feinde und schöpft Zuversicht, dass der Herr die Madianiter sicher in seine Hand geben werde. Richter Ri 7 7 14 Respondit is, cui loquebatur: Non est hoc aliud, nisi gladius Gedeonis filii Joas viri Israelitæ: tradidit enim Dominus in manus ejus Madian et omnia castra ejus. Da antwortete der, zu welchem er sprach: Das ist nichts anderes als das Schwert Gedeons, des Sohnes des Joas, des Israeliten; denn der Herr hat die Madianiter und ihr ganzes Lager in seine Hand gegeben. Richter Ri 7 7 15 Cumque audisset Gedeon somnium, et interpretationem ejus, adoravit: et reversus est ad castra Israel, et ait: Surgite, tradidit enim Dominus in manus nostras castra Madian. Als Gedeon den Traum und dessen Auslegung gehört hatte, betete er an¹² und kehrte in das Lager Israels zurück und sprach: Auf! denn der Herr hat das Lager Madians in unsere Hände gegeben. Richter Ri 7 7 15 12 Wohl nur innerlich. Richter Ri 7 7 16 Divisitque trecentos viros in tres partes, et dedit tubas in manibus eorum, lagenasque vacuas ac lampades in medio lagenarum. Alsdann teilte er die dreihundert Mann in drei Heerhaufen und gab ihnen Posaunen und leere Krüge in die Hände und mitten in die Krüge Fackeln.¹³ Richter Ri 7 7 16 13 V. 16-23. Beschreibung der Schlacht. Die Krüge wurden auf den Schultern getragen und waren die Fackeln wohl zuerst in jenen verborgen. Richter Ri 7 7 17 Et dixit ad eos: Quod me facere videritis, hoc facite: ingrediar partem castrorum, et quod fecero sectamini. Dann sprach er zu ihnen: Was ihr mich tun sehet, das tuet auch; ich werde an einer Seite des Lagers¹⁴ eindringen, und was ich dann tun werde, tuet mir nach. Richter Ri 7 7 17 14 Dem äußersten teile. (V. 11) Richter Ri 7 7 18 Quando personuerit tuba in manu mea, vos quoque per castrorum circuitum clangite, et conclamate, Domino et Gedeoni. Wenn die Posaune in meiner Hand erschallt, so blaset auch ihr rings um das Lager herum¹⁵ und rufet: Für den Herrn und Gedeon!¹⁶ Richter Ri 7 7 18 15 Hebräisch schöner: Und ich werde blasen und alle mit mir (mein Hause) und dann Vergl. [Num 10,9]. Richter Ri 7 7 18 16 Wir gehören dem Herrn und Gedeon zu. Dass Gedeon seinen Namen beifügt, ist nicht gegen die Mahnung V. 2, wussten sie doch bereits, dass er nahe, sondern soll zur Vermehrung des Schreckens dienen. Richter Ri 7 7 19 Ingressusque est Gedeon, et trecenti viri qui erant cum eo in partem castrorum, incipientibus vigiliis noctis mediæ, et custodibus suscitatis, cperunt buccinis clangere, et complodere inter se lagenas. Und Gedeon und die dreihundert¹⁷ Männer, die mit ihm waren, drangen in den äußersten Teil des Lagers zu Anfang der mittleren Nachtwache ein,¹⁸ als man eben die Wachen aufgestellt hatte, und fingen an, die Posaunen zu blasen und die Krüge aneinander zu schlagen. Richter Ri 7 7 19 17 Nach den übrigen Texten: 100. Die Israeliten waren in drei Heerhaufen eingeteilt. Richter Ri 7 7 19 18 Man zählte damals drei Nachtwachen, erst zur Zeit der Unterjochung durch die Römer nahmen die Juden deren Teilung der Nacht in Wachen an. Richter Ri 7 7 2 Dixitque Dominus ad Gedeon: Multus tecum est populus, nec tradetur Madian in manus ejus: ne glorietur contra me Israel, et dicat: Meis viribus liberatus sum. Da sprach der Herr zu Gedeon: Das Volk bei dir ist zu zahlreich,² als dass Madian in seine Hand gegeben werden sollte, damit Israel sich nicht wider mich³ rühme und sage: Durch meine Kraft bin ich befreit worden. Richter Ri 7 7 2 2 Es waren 32000 gegen 135000, also einer gegen 4 oder 5. Richter Ri 7 7 2 3 Sich zuschreibend, was mir gebührt. Richter Ri 7 7 20 Cumque per gyrum castrorum in tribus personarent locis, et hydrias confregissent, tenuerunt sinistris manibus lampades, et dextris sonantes tubas, clamaveruntque: Gladius Domini et Gedeonis: Rings um das Lager bliesen sie an drei Orten und zerschlugen die Krüge, dann nahmen sie in die linke Hand die Fackeln, und in die rechte die Posaunen, mit denen sie bliesen, und riefen: Schwert des Herrn und Gedeons! Richter Ri 7 7 21 Stantes singuli in loco suo per circuitum castrorum hostilium. Omnia itaque castra turbata sunt, et vociferantes, ululantesque fugerunt: Dabei blieben sie ein jeder an seinem Platze stehen,¹⁹ rings um das Lager der Feinde her. So kam im Lager alles in Verwirrung und schreiend und heulend flohen sie davon. Richter Ri 7 7 21 19 So hielten die Madianiter sie für die Ihrigen, welche den anderen leuchteten. Richter Ri 7 7 22 Et nihilominus insistebant trecenti viri buccinis personantes. Immisitque Dominus gladium in omnibus castris, et mutua se cæde truncabant, Die dreihundert Männer aber ließen nicht nach und bliesen mit den Posaunen. Da ließ der Herr das Schwert in dem ganzen Lager²⁰ wüten, und sie töteten sich einander. [Ps 82,10] Richter Ri 7 7 22 20 Fortsetzung von V. 20. In der Nacht vermochte keiner den anderen zu erkennen. Vergl. [1Sam 14,20, 2Chr 20,23]. Richter Ri 7 7 23 Fugientes usque ad Bethsetta, et crepidinem Abelmehula in Tebbath. Conclamantes autem viri Israel de Nephthali, et Aser, et omni Manasse persequebantur Madian. und flohen bis nach Bethsetta, und an²¹ die Höhe von Abel-Mehula²² in Tebbath. Die Männer Israels aber von Nephthali, Aser und ganz Manasse erhoben ein Feldgeschrei und verfolgten die Madianiter. Richter Ri 7 7 23 21 Nach dem Hebr.: über diese Anhöhe hinaus. Richter Ri 7 7 23 22 Levitenstadt in Ephraim. Die Madianiter flohen von Jezrael nach Bethsan zu, von hier den Jordan entlang bis zur Furt, welche nicht weit von der Südseite des Jabok entfernt war. Richter Ri 7 7 24 Misitque Gedeon nuntios in omnem montem Ephraim, dicens: Descendite in occursum Madian, et occupate aquas usque Bethbera atque Jordanem. Clamavitque omnis Ephraim, et præoccupavit aquas atque Jordanem usque Bethbera. Auch sandte Gedeon Boten auf das ganze Gebirge Ephraim²³ und ließ sagen: Kommet herab den Madianitern entgegen und besetzet das Wasser bis nach Bethbera und an den Jordan hin.²⁴ Da erhob ganz Ephraim ein Feldgeschrei und besetzte das Wasser und²⁵ den Jordan bis nach Bethbera. Richter Ri 7 7 24 23 Von hier bis [Ri 8,3] werden die taten der Ephraimiten berichtet. Manasse war [Ri 6,35] gekommen; [Ri 7,6] entlassen, aber noch nicht fern. Richter Ri 7 7 24 24 Die Furt nicht weit vom Einfluss des Jordans in das Tote Meer. Richter Ri 7 7 24 25 Nämlich. Richter Ri 7 7 25 Apprehensosque duos viros Madian, Oreb et Zeb, interfecit Oreb in Petra Oreb, Zeb vero in Torculari Zeb. Et persecuti sunt Madian, capita Oreb et Zeb portantes ad Gedeon trans fluenta Jordanis. Und sie nahmen zwei Fürsten der Madianiter, Oreb und Zeb, gefangen und töteten Oreb an dem Felsen Oreb, Zeb aber bei der Kelter Zeb.²⁶ Und sie verfolgten Madian; die Häupter Orebs und Zebs aber brachten sie zu Gedeon, jenseits des Jordans. [Ps 82,12, Jes 12, Jes 26] Richter Ri 7 7 25 26 Die Fürsten trugen die bezeichnenden Namen Rabe und Wolf. Kelter kann auch bildlich für den Ort der Niederlage genommen sein. Richter Ri 7 7 3 Loquere ad populum, et cunctis audientibus prædica: Qui formidolosus et timidus est, revertatur. Recesseruntque de monte Galaad, et reversi sunt de populo viginti duo millia virorum, et tantum decem millia remanserunt. Rede zu dem Volke und verkünde, so dass es alle hören: Wer furchtsam und verzagt ist, möge umkehren!⁴ Da gingen zweiundzwanzigtausend Mann von dem Volke, vom Berge Galaad hinweg und kehrten um und nur zehntausend blieben zurück. [Dtn 20,8, 1Makk 3,56] Richter Ri 7 7 3 4 Die Vorschrift, für diese Aufforderung [Dtn 20,8]. Sie wird auch [1Makk 3,56] beobachtet. Richter Ri 7 7 4 Dixitque Dominus ad Gedeon: Adhuc populus multus est, duc eos ad aquas, et ibi probabo illos: et de quo dixero tibi ut tecum vadat, ipse pergat: quem ire prohibuero, revertatur. Und der Herr sprach zu Gedeon: Noch ist das Volk zu zahlreich, führe sie zum Wasser, daselbst will ich sie prüfen. Von wem ich dir sagen werde, dass er mit dir ziehen soll, der ziehe mit; und wem ich mitzuziehen verbiete, der kehre zurück. Richter Ri 7 7 5 Cumque descendisset populus ad aquas, dixit Dominus ad Gedeon: Qui lingua lambuerint aquas, sicut solent canes lambere, separabis eos seorsum: qui autem curvatis genibus biberint, in altera parte erunt. Als nun das Volk an das Wasser hinabkam, sprach er zu Gedeon: Diejenigen, welche das Wasser mit ihrer Zunge lecken,⁵ wie die Hunde zu lecken pflegen, stelle besonders; und diejenigen, welche niederknien, um zu trinken, sollen auf der andern Seite sein. Richter Ri 7 7 5 5 Diejenigen, welche sich nicht die Zeit nehmen, niederzuknien und sich auf bequeme Weise satt zu trinken, sondern stehend in ihrer Waffenrüstung nur mit der Hand etwas Wasser schöpfen, um sich für den Kampf zu stärken. Durch dieses an sich bedeutungslose Merkmal der Auswahl will Gott zeigen, dass er allein den Sieg gibt. Richter Ri 7 7 6 Fuit itaque numerus eorum qui manu ad os projiciente, lambuerant aquas, trecenti viri: omnis autem reliqua multitudo flexo poplite biberat. Da war die Zahl derer, welche die Hand zum Munde führten und das Wasser leckten, dreihundert Mann; das ganze übrige Volk aber trank kniend. Richter Ri 7 7 7 Et ait Dominus ad Gedeon: In trecentis viris qui lambuerunt aquas, liberabo vos, et tradam in manu tua Madian: omnis autem reliqua multitudo revertatur in locum suum. Da sprach der Herr zu Gedeon: Durch die dreihundert Mann, welche das Wasser leckten, werde ich euch befreien, und Madian in deine Hand geben;⁶ die ganze übrige Menge soll in ihre Heimat zurückkehren. Richter Ri 7 7 7 6 So kamen auf einen Israeliten 4 500 Feinde. Doch die jetzt Abziehenden beteiligten sich wohl an der Verfolgung. (V. 23) Richter Ri 7 7 8 Sumptis itaque pro numero cibariis et tubis, omnem reliquam multitudinem abire præcepit ad tabernacula sua: et ipse cum trecentis viris se certamini dedit. Castra autem Madian erant subter in valle. Für diese Zahl also nahm er Speise und Posaunen und ließ alles übrige Volk zu seinen Hütten ziehen; er selbst aber und die dreihundert Männer blieben zum Kampfe zurück. Das Lager der Madianiter aber war unten im Tale. Richter Ri 7 7 9 Eadem nocte dixit Dominus ad eum: Surge, et descende in castra: quia tradidi eos in manu tua. In derselben Nacht sprach der Herr zu ihm: Mache dich auf und steige in das Lager hinab, denn ich habe sie in deine Hand gegeben. Richter Ri 7 0 1 Die Ephraimiten klagen, dass sie zu spät zu Hilfe gerufen seien und werden von Gedeon besänftigt. (V. 3) Die Männer von Sokkoth und Phanuel, welche Gedeons Streitern Brot versagt, werden nach dem Siege gestraft (V. 17) und die Fürsten der Madianiter getötet. (V. 21) E. Gedeon wird von den Israeliten aufgefordert, ihr König zu werden. Er lehnt es ab (V. 23) und wählt sich aus der Beute das Kostbarste, um daraus ein Ephod zu machen, eine Tat, welche ihm und dem Volke zum Verderben wird. F. Ruhe durch 40 Jahre unter Gedeon als Richter. 2. Trauriges Los des Sohnes Gedeons, Abimelech, der sich die Richtergewalt als Erbe anmaßt. (8,29 9,57) A. Gedeon hinterlässt 70 Söhne (V. 32); die Israeliten geben sich von neuem dem Götzendienste hin. Richter Ri 7 8 1 Dixeruntque ad eum viri Ephraim: Quid est hoc quod facere voluisti, ut nos non vocares, cum ad pugnam pergeres contra Madian? jurgantes fortiter, et prope vim inferentes. Und es sprachen die Männer von Ephraim zu ihm: Was hast du uns da angetan, dass du uns nicht gerufen hast, als du in den Kampf gegen Madian zogst? Und sie zankten heftig und wurden fast gewalttätig.¹ Richter Ri 7 8 1 1 Diese Verhandlung fällt zeitlich hinter den Übergang Gedeons über den Jordan. Richter Ri 7 8 10 Zebee autem et Salmana requiescebant cum omni exercitu suo. Quindecim enim millia viri remanserant ex omnibus turmis orientalium populorum, cæsis centum viginti millibus bellatorum educentium gladium. Zebee und Salmana aber rasteten mit ihrem ganzen Heere; denn fünfzehntausend Mann waren von allen Scharen der Völker aus dem Osten übriggeblieben, hundertzwanzigtausend Krieger hingegen, die das Schwert führten, waren erschlagen worden. Richter Ri 7 8 11 Ascendensque Gedeon per viam eorum, qui in tabernaculis morabantur, ad orientalem partem Nobe, et Jegbaa, percussit castra hostium, qui securi erant, et nihil adversi suspicabantur. Da zog Gedeon auf dem Wege der Zeltbewohner¹⁰ heran, östlich von Nobe und Jegbaa und schlug das Lager der Feinde, die sich sicher wähnten und nichts Widriges ahnten.¹¹ [Hos 10,14] Richter Ri 7 8 11 10 Dem Wege, der zu den Nomaden führt. Richter Ri 7 8 11 11 Es war wohl wieder ein nächtlicher Überfall, wie V. 13 zeigt. Richter Ri 7 8 12 Fugeruntque Zebee et Salmana, quos persequens Gedeon comprehendit, turbato omni exercitu eorum. Und Zebee und Salmana flohen; doch Gedeon verfolgte sie und nahm sie gefangen und brachte ihr ganzes Heer in Verwirrung. Richter Ri 7 8 13 Revertensque de bello ante solis ortum, Als er nun aus dem Kampfe zurückkam, noch vor Aufgang der Sonne, Richter Ri 7 8 14 Apprehendit puerum de viris Soccoth: interrogavitque eum nomina principum et seniorum Soccoth, et descripsit septuaginta septem viros. ergriff er einen Jüngling von den Leuten zu Sokkoth und fragte ihn nach den Namen der Fürsten und Ältesten zu Sokkoth¹² und schrieb siebenundsiebzig Männer auf. Richter Ri 7 8 14 12 Die ihn beschimpft. (V. 6) Richter Ri 7 8 15 Venitque ad Soccoth, et dixit eis: En Zebee, et Salmana, super quibus exprobrastis mihi, dicentes: Forsitan manus Zebee et Salmana in manibus tuis sunt, et idcirco postulas ut demus viris, qui lassi sunt, et defecerunt panes. Dann kam er nach Sokkoth und sprach zu ihnen: Sehet da Zebee und Salmana, derenthalben ihr mich verspottet und gesagt habt: Sind denn die Hände Zebee und Salmanas schon in deiner Hand, dass du von uns forderst, wir sollen den Leuten, die müde und matt sind, Brot geben?¹³ Richter Ri 7 8 15 13 Der Hohn über Gedeon fiel auf den Herrn zurück, der ihm den Sieg verliehen. Richter Ri 7 8 16 Tulit ergo seniores civitatis et spinas deserti ac tribulos, et contrivit cum eis, atque comminuit viros. Soccoth. Da nahm er die Ältesten der Stadt und Wüstendornen und Disteln und zergeißelte und zerschlug damit die Männer von Sokkoth. Richter Ri 7 8 17 Turrim quoque Phanuel subvertit, occisis habitatoribus civitatis. Auch den Turm Phanuel zerstörte er, nachdem er die Bewohner der Stadt erschlagen. Richter Ri 7 8 18 Dixitque ad Zebee et Salmana: Quales fuerunt viri, quos occidistis in Thabor? Qui responderunt: Similes tui, et unus ex eis quasi filius regis. Und zu Zebee und Salmana sprach er: Was waren das für Männer, die ihr am Thabor erschlagen habt?¹⁴ Sie antworteten: Sie waren dir ähnlich, und ein jeder von ihnen wie eines Königs Sohn. Richter Ri 7 8 18 14 Ungerechter- und grausamer Weise, Hierauf stand als Strafe selbst für Israeliten der Tod [Gen 9,6, 2Sam 14,7], wie viel mehr für Madianiter. Richter Ri 7 8 19 Quibus ille respondit: Fratres mei fuerunt, filii matris meæ: vivit Dominus, quia si servassetis eos, non vos occiderem. Er antwortete ihnen: Es waren meine Brüder, die Söhne meiner Mutter. So wahr der Herr lebt, hättet ihr sie am Leben gelassen, so würde ich euch nicht töten! Richter Ri 7 8 2 Quibus ille respondit: Quid enim tale facere potui, quale vos fecistis? nonne melior est racemus Ephraim, vindemiis Abiezer? Er antwortete ihnen: Was konnte ich wohl derartiges tun, wie ihr getan habt?² Ist nicht ein Rebzweig Ephraims³ besser als die ganze Weinlese Abiezers?⁴ Richter Ri 7 8 2 2 Konnte ich so große Taten vollbringen wie ihr? Richter Ri 7 8 2 3 Hebr.: Nachlese. Richter Ri 7 8 2 4 Die Ephraimiten klagten leicht. Vergl. [Ri 12,1]. Die Verfolgung und Gefangennahme der Fürsten übertrifft meinen Sieg. Richter Ri 7 8 20 Dixitque Jether primogenito suo: Surge, et interfice eos. Qui non eduxit gladium: timebat enim, quia adhuc puer erat. Sodann sprach er zu Jether, seinem Erstgebornen: Auf, töte sie!¹⁵ Dieser aber zog das Schwert nicht; denn er fürchtete sich, weil er noch ein Knabe war. Richter Ri 7 8 20 15 Vielleicht war Jether zugegen, als der Mord stattfand. Durch die Tötung jener Könige soll auch ihm Ruhm zu teil werden. Richter Ri 7 8 21 Dixeruntque Zebee et Salmana: Tu surge, et irrue in nos: quia juxta ætatem robur est hominis. Surrexit Gedeon, et interfecit Zebee et Salmana: et tulit ornamenta ac bullas, quibus colla regalium camelorum decorari solent. Da sprachen Zebee und Salmana: Erhebe du dich und stürze dich auf uns; denn wie das Alter des Menschen, so ist seine Kraft. Und Gedeon erhob sich und tötete Zebee und Salmana; und er nahm die Zieraten und Gehänge,¹⁶ mit denen man die Hälse der königlichen Kamele zu zieren pflegt. [Ps 82,12] Richter Ri 7 8 21 16 Halbmonde (Sept., Syr.) von Silber und Gold. Richter Ri 7 8 22 Dixeruntque omnes viri Israel ad Gedeon: Dominare nostri tu, et filius tuus, et filius filii tui: quia liberasti nos de manu Madian. Hierauf sprachen alle Männer Israels¹⁷ zu Gedeon: Herrsche über uns, du und dein Sohn und deines Sohnes Sohn;¹⁸ denn du hast uns aus der Hand Madians befreit. Richter Ri 7 8 22 17 Wohl nur alle Männer der [Ri 6,35] ernannten nördlichen Stämme des Westjordanlandes, die am schwersten von der Bedrückung durch die Madianiter heimgesucht waren. Richter Ri 7 8 22 18 Das Königtum sollte erblich sein, wie diese Stelle zeigt, eine dauernde Institution begründen, oder nach [Dtn 17] allgemein sein. Richter Ri 7 8 23 Quibus ille ait: Non dominabor vestri, nec dominabitur in vos filius meus, sed dominabitur vobis Dominus. Er aber sprach zu ihnen: Ich werde nicht über euch herrschen und auch mein Sohn soll nicht über euch herrschen, sondern der Herr soll über euch herrschen.¹⁹ Richter Ri 7 8 23 19 Das Königtum sollte etwas Vollkommenes sein. [Ri 2] Die Richter hatten mit den Völkern zu kämpfen, welche durch Gottes Zulassung noch im heiligen Land übrig waren. Vergl. [Ri 2,23]. Gott herrschte durch sie, die er berief, und so lange er nicht die Einsetzung des Königtums bestimmte, hieß einen solchen wählen, sich seiner Herrschaft entziehen. Richter Ri 7 8 24 Dixitque ad eos: Unam petitionem postulo a vobis: Date mihi inaures ex præda vestra. Inaures enim aureas Ismaelitæ habere consueverant. Und weiter sprach er zu ihnen:²⁰ Eine Bitte stelle ich an euch: Gebet mir die Ohrgehänge von eurer Beute; denn die Ismaeliten²¹ pflegten goldene Ohrgehänge²² zu tragen. Richter Ri 7 8 24 20 Der Versuchung, eine Königskrone auf sein Haupt zu setzen, widerstand Gedeon: einer andern indes, welche in diesem Antrage des Volkes verborgen war, erlag er, der Versuchung, sich die Stellung, zu welcher der Herr ihn berufen und erhoben, für die Zukunft zu sichern. Richter Ri 7 8 24 21 Allgemeiner Name für die Nomadenvölker Arabiens, der auch Madian und Amalek einbegreift. Richter Ri 7 8 24 22 Ringe, die in den Ohren oder der Nase getragen wurden. Richter Ri 7 8 25 Qui responderunt: Libentissime dabimus. Expandentesque super terram pallium, projecerunt in eo inaures de præda: Sie antworteten: Sehr gern wollen wir sie geben. Und sie breiteten einen Mantel auf die Erde und warfen die Ohrgehänge von der Beute darauf; Richter Ri 7 8 26 Et fuit pondus postulatarum inaurium, mille septingenti auri sicli, absque ornamentis, et monilibus, et veste purpurea, quibus reges Madian uti soliti erant, et præter torques aureas camelorum. und das Gewicht der Ohrgehänge, die er gefordert hatte, betrug tausend und siebenhundert Sekel²³ Goldes, nicht gerechnet die Zieraten²⁴ und die Halsgehänge und das Purpurkleid, welches²⁵ die Könige Madians zu tragen pflegten, und ungerechnet die goldenen Halsketten der Kamele. Richter Ri 7 8 26 23 Etwa 27830 Kilogramm. Richter Ri 7 8 26 24 Die Halbmonde. Richter Ri 7 8 26 25 Das Relativum scheint eher auf alle Schmucksachen zu gehen, so dass diese alle Gedeon zu teil wurden. Richter Ri 7 8 27 Fecitque ex eo Gedeon Ephod, et posuit illud in civitate sua Ephra. Fornicatusque est omnis Israel in eo, et factum est Gedeoni et omni domui ejus in ruinam. Gedeon ließ daraus ein Ephod²⁶ machen und stellte es in seiner Stadt Ephra auf. Und ganz Israel trieb damit²⁷ Abgötterei, und es ward für Gedeon und sein ganzes Haus zum Falle. Richter Ri 7 8 27 26 Siehe [Ex 28]. Ein hohepriesterliches Ephod, da es ein Weihegeschenk sein soll. So auch konnte es Gelegenheit werden zum Götzendienste. Was nicht zum Ephod gebraucht ward, wurde zu gottesdienstlichen Dingen verwendet. Richter Ri 7 8 27 27 Ob auch Gedeon dadurch gesündigt hat? Die Rabbinen und Theodoretus verneinen die Frage. In der Tat scheint nach V. 28 diese Ansicht der Wahrheit zu entsprechen, da zu Lebzeiten Gedeons die Ruhe erhalten blieb, er ferner zahlreiche Kinder hatte, den Lohn der Frömmigkeit im A. T., und endlich V. 33 ausdrücklich gesagt wird, die Israeliten seien nach seinem Tode wieder in Götzendienst zurückgefallen. Richter Ri 7 8 28 Humiliatus est autem Madian coram filiis Israel, nec potuerunt ultra cervices elevare: sed quievit terra per quadraginta annos, quibus Gedeon præfuit. Die Madianiter aber waren von den Söhnen Israels gebeugt²⁸ und konnten fortan ihr Haupt nicht mehr erheben; sondern das Land hatte vierzig Jahre lang Ruhe, solange Gedeon an der Spitze stand. Richter Ri 7 8 28 28 Die Erzählung der Niederlage der Madianiter wird wieder aufgenommen. Richter Ri 7 8 29 Abiit itaque Jerobaal filius Joas, et habitavit in domo sua: Jerobaal, der Sohn Joas, ging nun hin²⁹ und wohnte in seinem Hause.³⁰ Richter Ri 7 8 29 29 Stellte den Krieg ein. Richter Ri 7 8 29 30 Als Privatmann, wenn auch mit höherem Ansehen. Richter Ri 7 8 3 In manus vestras Dominus tradidit principes Madian, Oreb, et Zeb: quid tale facere potui, quale vos fecistis? Quod cum locutus esset, requievit spiritus eorum, quo tumebant contra eum. In eure Hand hat der Herr die Fürsten von Madian, Oreb und Zeb, gegeben; was konnte ich derartiges tun, wie ihr getan habt? Als er so redete, besänftigte sich ihr Zorn, der sie gegen ihn erfüllte. Richter Ri 7 8 30 Habuitque septuaginta filios, qui egressi sunt de femore ejus: eo quod plures haberet uxores. Und er hatte siebzig³¹ Söhne, die aus seinen Lenden entsprossen waren; denn er hatte mehrere Frauen. Richter Ri 7 8 30 31 Eine runde Zahl, wie oft. Nach dem Tode der 70 wird deshalb noch einer als lebend bezeichnet. Diese Zahl scheint bei den Hebräern auch für eine unbestimmte große genommen zu werden. Vergl. [Mt 18,22]. Richter Ri 7 8 31 Concubina autem illius, quam habebat in Sichem, genuit ei filium nomine Abimelech. Seine Nebenfrau,³² die er in Sichem hatte, gebar ihm gleichfalls einen Sohn, namens Abimelech.³³ Richter Ri 7 8 31 32 [Ri 9,18] als Magd bezeichnet. Richter Ri 7 8 31 33 Königsvater. Richter Ri 7 8 32 Mortuusque est Gedeon filius Joas in senectute bona, et sepultus est in sepulcro Joas patris sui in Ephra de familia Ezri. Endlich starb Gedeon, der Sohn Joas, in hohem Alter und ward im Grabe Joas, seines Vaters, der aus der Familie Ezri war, zu Ephra begraben.³⁴ Richter Ri 7 8 32 34 Gedeon wird vor anderen Richtern durch eine besonders genaue Erzählung ausgezeichnet. Seine Taten wie sein Herz und seine Worte sind fürstlich. In ihm prägt sich auch besonders klar der Beruf als Richter aus, da er nicht nur ein tapferer Streiter, sondern auch ein Vernichter der Götzen ist. Doch wie David fiel und Salomon töricht ward, so verfehlte sich Gedeon in seinem Alter, allzu sehr auf seinen Altar bedacht und bemüht, diesen dem göttlich geweihten voranzustellen und durch das Ephod auszuzeichnen. Seine Zeitgenossen waren Gedeons nicht würdig gewesen. Überall herrscht Streit und Neid. Diesseits des Jordans trifft Gedeon Aufrührer, die er kaum besänftigen kann, jenseits wird er von den Städten ausgeschlossen und erhält keine Lebensmittel. Durch die Bestrafung der Schuldigen wurde die Zwietracht eher gemehrt als beseitigt, und der große Sieg bedeckte die Wunde einzig, aber heilte sie nicht. Richter Ri 7 8 33 Postquam autem mortuus est Gedeon, aversi sunt filii Israel, et fornicati sunt cum Baalim. Percusseruntque cum Baal fdus, ut esset eis in deum: Nachdem aber Gedeon gestorben war, wandten sich die Söhne Israels ab und trieben Abgötterei mit den Baalen. Und sie schlossen mit Baal einen Bund, dass er ihr Gott sein solle,³⁵ Richter Ri 7 8 33 35 Der Sinn entspricht dem hebräischen voll. Wie die Israeliten Jahve als wahren Bundesgott hatten, so setzten jene Baal an Stelle des wahren Gottes. Richter Ri 7 8 34 Nec recordati sunt Domini Dei sui, qui eruit eos de manibus inimicorum suorum omnium per circuitum: und gedachten des Herrn, ihres Gottes, nicht, der sie aus der Hand aller ihrer Feinde ringsum befreit hatte, Richter Ri 7 8 35 Nec fecerunt misericordiam cum domo Jerobaal Gedeon juxta omnia bona, quæ fecerat Israeli. und erwiesen dem Hause Jerobaal Gedeons keine Liebe für alles Gute, das er Israel getan hatte. Richter Ri 7 8 4 Cumque venisset Gedeon ad Jordanem, transivit eum cum trecentis viris, qui secum erant: et præ lassitudine, fugientes persequi non poterant. Als nun Gedeon an den Jordan kam, zog er mit den dreihundert Mann, die bei ihm waren, hinüber; und vor Erschöpfung vermochten sie die Fliehenden nicht zu verfolgen. Richter Ri 7 8 5 Dixitque ad viros Soccoth: Date, obsecro, panes populo, qui mecum est, quia valde defecerunt: ut possimus persequi Zebee, et Salmana reges Madian. Da sprach er zu den Männern von Sokkoth:⁵ Gebet, ich bitte, dem Volke, das bei mir ist, Brot, denn sie sind sehr ermattet; damit wir Zebee und Salmana, die Könige von Madian, verfolgen können. Richter Ri 7 8 5 5 Sokkoth lag, wie es scheint, auf der entgegengesetzten Seite des Jordans, Sichem gegenüber. Richter Ri 7 8 6 Responderunt principes Soccoth: Forsitan palmæ manuum Zebee et Salmana in manu tua sunt, et idcirco postulas ut demus exercitui tuo panes. Die Fürsten von Sokkoth aber antworteten: Sind die Hände Zebees und Salmanas denn schon in deiner Hand, dass du von uns forderst, wir sollen deinem Heer Brot geben?⁶ Richter Ri 7 8 6 6 Sie fürchten sich vor den fliehenden Feinden, dass sie Gedeon verspotten. Dieser Mangel an Glaube war an den Bewohnern von Sokkoth und Phanuel umso trauriger, als diese Orte an den Patriarchen Jakob erinnerten. [Gen 32,32] Richter Ri 7 8 7 Quibus ille ait: Cum ergo tradiderit Dominus Zebee et Salmana in manus meas, conteram carnes vestras cum spinis, tribulisque deserti. Er sprach zu ihnen: Wohlan,⁷ wenn der Herr Zebee und Salmana in meine Hände gibt, werde ich euer Fleisch mit den Dornen und Disteln der Wüste zergeißeln.⁸ Richter Ri 7 8 7 7 So mag Gott richten. Gedeon war durch den nächtlichen Sieg genugsam als Streiter Gottes erwiesen; also hatte jeder Israelit die Pflicht, ihm zu helfen, und er das Recht, eine Weigerung zu bestrafen. Richter Ri 7 8 7 8 Zerschlagen lassen. Nach anderen: durch Wagen mit spitzigen Steinen oder Eisenschienen zermalmen. Richter Ri 7 8 8 Et inde conscendens, venit in Phanuel: locutusque est ad viros loci illius similia. Cui et illi responderunt, sicut responderant viri Soccoth. Von da zog er weiter nach Phanuel hinauf und redete zu den Männern dieses Ortes in gleicher Weise. Aber auch sie antworteten ihm, wie die Männer von Sokkoth geantwortet hatten. Richter Ri 7 8 9 Dixit itaque et eis: Cum reversus fuero victor in pace, destruam turrim hanc. Da sprach er auch zu ihnen: Wenn ich in Frieden als Sieger zurückkomme, so werde ich diesen Turm⁹ zerstören. Richter Ri 7 8 9 9 Den zu ihrer Verteidigung erbauten Turm, in dem sie auch vor Gedeon sicher zu sein hoffen. Richter Ri 7 0 1 Abimelech tötet mit Hilfe der Bewohner von Sichem alle seine Brüder, mit Ausnahme des jüngsten, Joatham (V. 6) und erlangt trotz der Abmahnung Joathams die Herrschaft. [Ri 20,21] B. Doch bald empören sich die Sichemiten gegen Abimelech (V. 29), der die Stadt erobert und zerstört (V. 45) und den Turm von Sichem verbrennt. (V. 49) C. Nicht lange darauf wird Abimelech bei der Belagerung der Stadt Thebes von einem Weibe getötet. So werden Sichem und Abimelech für ihre Freveltaten von Gott gestraft. Richter Ri 7 9 1 Abiit autem Abimelech filius Jerobaal in Sichem ad fratres matris suæ, et locutus est ad eos, et ad omnem cognationem domus patris matris suæ, dicens: Abimelech¹ nämlich, der Sohn Jerobaals, begab sich nach Sichem zu den Brüdern seiner Mutter und redete mit ihnen und mit der ganzen Verwandtschaft des Vaterhauses seiner Mutter und sprach: Richter Ri 7 9 1 1 Abimelech war ein Richter, doch nicht im Sinne der früheren, sondern ein Tyrann, dessen Geschichte an die seines Vaters angeschlossen wird und die allgemeinen im Buche der Richter nachgewiesenen Wahrheiten bestätigt. Hatte Gedeon auch die Nachfolge in der Richterwürde für seine Söhne abgelehnt, so hatten dieselben dennoch stets ein gewisses Ansehen (vergl. Jairs Nachkommen [Ri 10,4] Abesans [Ri 12,9] Abdons [Ri 12,14]) derart, dass Abimelech die Herrschaft nicht erhoffen konnte, so lange jene lebten. Richter Ri 7 9 10 Dixeruntque ligna ad arborem ficum: Veni, et super nos regnum accipe. Da sprachen die Bäume zu dem Feigenbaume: Komm und nimm die Herrschaft über uns an! Richter Ri 7 9 11 Quæ respondit eis: Numquid possum deserere dulcedinem meam, fructusque suavissimos, et ire ut inter cetera ligna promovear? Er antwortete ihnen: Könnte ich etwa meine Süßigkeit und meine so köstlichen Früchte aufgeben und hingehen, um mich über die übrigen Bäume erheben zu lassen? Richter Ri 7 9 12 Locutaque sunt ligna ad vitem: Veni, et impera nobis. Da sprachen die Bäume zum Weinstocke: Komm und herrsche über uns! Richter Ri 7 9 13 Quæ respondit eis: Numquid possum deserere vinum meum, quod lætificat Deum et homines, et inter ligna cetera promoveri? Er antwortete ihnen: Könnte ich etwa meinen Wein im Stich lassen, welcher Gott und Menschen erfreut, um mich über die übrigen Bäume erheben zu lassen? Richter Ri 7 9 14 Dixeruntque omnia ligna ad rhamnum: Veni, et impera super nos. Da sprachen alle¹² Bäume zu dem Dornbusche: Komm und herrsche über uns! Richter Ri 7 9 14 12 Dieselben wie in V. 8 und 10. Richter Ri 7 9 15 Quæ respondit eis: Si vere me regem vobis constituitis, venite, et sub umbra mea requiescite: si autem non vultis, egrediatur ignis de rhamno, et devoret cedros Libani. Dieser antwortete ihnen: Wollt ihr mich in Wahrheit¹³ zu euerm Könige machen, so kommet und ruhet in meinem Schatten; wollt ihr dies aber nicht, so gehe Feuer vom Dornbusche aus und verschlinge die Zedern des Libanon!¹⁴ Richter Ri 7 9 15 13 Er kann es selbst fast nicht glauben. Richter Ri 7 9 15 14 Öl, Feigen und Wein sind die kostbarsten Früchte des Landes, wogegen der Dornbusch zu nichts taugt als zum Verbrennen. Die Worte: Suchet Zuflucht in meinem Schatten! sind eine Ironie, deren Wahrheit die Sichemiten bald erfahren sollen: Findet ihr bei mir nicht den erwarteten Schutz, so wird Feuer vom leicht Feuer fangenden Dornbusch ausgehen und die Zedern des Libanon, die größten und herrlichsten Bäume, verzehren. Richter Ri 7 9 16 Nunc igitur, si recte, et absque peccato constituistis super vos regem Abimelech, et bene egistis cum Jerobaal, et cum domo ejus, et reddidistis vicem beneficiis ejus, qui pugnavit pro vobis, Nun also,¹⁵ wenn ihr Abimelech mit Recht und ohne Sünde zu eurem Könige gemacht habt und an Jerobaal und seinem ganzen Hause recht gehandelt und ihm seine Wohltaten vergolten habt, der für euch gekämpft Richter Ri 7 9 16 15 Damit beginnt der erste Teil des Vordersatzes, den V. 19 aufnimmt und schließt. V. 20 bildet den zweiten Teil des Vordersatzes, während V. 17-19 eine Paranthese ist. Richter Ri 7 9 17 Et animam suam dedit periculis, ut erueret vos de manu Madian, und sein Leben der Gefahr ausgesetzt hat, um euch aus der Hand Madians zu retten, Richter Ri 7 9 18 Qui nunc surrexistis contra domum patris mei, et interfecistis filios ejus septuaginta viros super unum lapidem, et constituistis regem Abimelech filium ancillæ ejus super habitatores Sichem, eo quod frater vester sit: indem ihr euch jetzt gegen das Haus meines Vaters erhoben und seine siebzig Söhne auf einem Steine ermordet,¹⁶ und Abimelech, den Sohn seiner Magd, zum Könige über die Bewohner von Sichem gesetzt habt, weil er euer Bruder ist:¹⁷ Richter Ri 7 9 18 16 Indem ihr Abimelech Geld gabet, Mörder zu bringen. Richter Ri 7 9 18 17 Wegen der Verwandtschaft haben sie den Sohn der Magd den Söhnen der Frauen, den Dornstrauch den Ölbäumen undankbar vorgezogen. Richter Ri 7 9 19 Si ergo recte, et absque vitio egistis cum Jerobaal, et domo ejus, hodie lætamini in Abimelech, et ille lætetur in vobis. wenn ihr also recht und ohne Sünde an Jerobaal und seinem Hause gehandelt habt, so freuet euch heute¹⁸ Abimelechs und er freue sich euer! Richter Ri 7 9 19 18 Gehört nach Hebr. Syr. und einigen latein. Codd. zu gehandelt habt. Richter Ri 7 9 2 Loquimini ad omnes viros Sichem: Quid vobis est melius, ut dominentur vestri septuaginta viri omnes filii Jerobaal, an ut dominetur unus vir? simulque considerate quod os vestrum, et caro vestra sum. Saget zu allen Männern von Sichem: Was ist besser für euch, dass siebzig Männer, alle Söhne Jerobaals,² über euch herrschen, oder dass ein Mann herrsche? Dazu bedenket auch, dass ich euer Fleisch und Bein bin. Richter Ri 7 9 2 2 Dieser Name musste die alten Anhänger des Götzendienstes alsbald gegen sie einnehmen. Richter Ri 7 9 20 Sin autem perverse: egrediatur ignis ex eo, et consumat habitatores Sichem, et oppidum Mello: egrediaturque ignis de viris Sichem, et de oppido Mello, et devoret Abimelech. Habt ihr aber Unrecht getan, so gehe Feuer von ihm aus und verzehre die Einwohner von Sichem und die Stadt Mello; und es gehe Feuer aus von den Männern Sichems und von der Stadt Mello und verzehre Abimelech!¹⁹ Richter Ri 7 9 20 19 Nicht allein von Abimelech wir Feuer ausgehen und die Herren von Sichem mit den Bewohnern Mellos verzehren, sondern auch von ihnen wird Feuer ausgehen und Abimelech treffen. Richter Ri 7 9 21 Quæ cum dixisset, fugit, et abiit in Bera: habitavitque ibi ob metum Abimelech fratris sui. Als er so gesprochen, floh er und begab sich nach Bera und wohnte dort aus Furcht vor seinem Bruder Abimelech. Richter Ri 7 9 22 Regnavit itaque Abimelech super Israel tribus annis. Abimelech also herrschte²⁰ drei Jahre über Israel.²¹ Richter Ri 7 9 22 20 Das hebr. Wort deutet auf die Herrschaft als im Sinne des Erzählers unrechtmäßig hin. Die Sichemiten bleiben bei ihrem Entschlusse. (V. 6) Richter Ri 7 9 22 21 Wohl nur über Ephraim und halb Manasse. Richter Ri 7 9 23 Misitque Dominus spiritum pessimum inter Abimelech et habitatores Sichem: qui cperunt eum detestari, Und der Herr sandte einen bösen Geist²² zwischen Abimelech und die Einwohner von Sichem, so dass sie anfingen, ihn zu verwünschen Richter Ri 7 9 23 22 Den Geist der Zwietracht. Richter Ri 7 9 24 Et scelus interfectionis septuaginta filiorum Jerobaal, et effusionem sanguinis eorum conferre in Abimelech fratrem suum, et in ceteros Sichimorum principes, qui eum adjuverant. und die Mordtat an den siebzig Söhnen Jerobaals und die an ihnen begangene Bluttat auf Abimelech, deren Bruder, und auf die übrigen Fürsten Sichems, die ihm geholfen, zu wälzen. Richter Ri 7 9 25 Posueruntque insidias adversus eum in summitate montium: et dum illius præstolabantur adventum, exercebant latrocinia, agentes prædas de prætereuntibus: nuntiatumque est Abimelech. Deshalb stellten sie sich gegen ihn auf den Höhen der Berge²³ auf; und während sie seiner Ankunft harrten, übten sie Räubereien aus und beraubten die Vorüberziehenden; dies ward Abimelech berichtet. Richter Ri 7 9 25 23 Hebal und Garizim, um die Stadt zu schützen. In das freie Feld wagen sie sich erst nach Gaals Ankunft. Richter Ri 7 9 26 Venit autem Gaal filius Obed cum fratribus suis, et transivit in Sichimam. Ad cujus adventum erecti habitatores Sichem, Es kam aber Gaal, der Sohn Obeds, mit seinen Brüdern und zog nach Sichem;²⁴ bei seiner Ankunft wuchs den Einwohnern Sichems der Mut, Richter Ri 7 9 26 24 Dort scheinen schwere Parteiungen gewesen zu sein. Während die meisten Bürger Abimelech feindlich gesinnt waren, hielten es andere, wie Zebul, mit ihm. Die Feinde Abimelechs beriefen Gaal, einen Freibeuter. Richter Ri 7 9 27 Egressi sunt in agros vastantes vineas, uvasque calcantes: et factis cantantium choris, ingressi sunt fanum dei sui, et inter epulas et pocula maledicebant Abimelech, und sie zogen auf die Äcker hinaus und hielten in den Weinbergen Lese und kelterten die Trauben und hielten Tanz und Sang, zogen in den Tempel ihres Götzen und aßen und tranken und fluchten dabei dem Abimelech. Richter Ri 7 9 28 Clamante Gaal filio Obed: Quis est Abimelech, et quæ est Sichem, ut serviamus ei? numquid non est filius Jerobaal, et constituit principem Zebul servum suum super viros Emor patris Sichem? Cur ergo serviemus ei? Und Gaal, der Sohn Obeds, rief: Wer ist Abimelech, und was ist Sichem,²⁵ dass wir ihm dienen sollten? Ist er nicht Jerobaals Sohn²⁶ und hat Zebul, seinen Diener, über die Männer Emors,²⁷ des Stammvaters von Sichem, zum Fürsten gesetzt? Warum sollen wir ihm also dienen? Richter Ri 7 9 28 25 Wie unbedeutend ist Abimelech als Sohn des Feindes Baals, und wie groß und mächtig dagegen Sichem! Dem Zebul, einem Manne, den Abimelech, die Stadt geringschätzend, zu seinem Stellvertreter gemacht hat, stellt er dann die edlen Männer von Sichem gegenüber. Richter Ri 7 9 28 26 Nicht-Sichemit. Richter Ri 7 9 28 27 Über die berühmten Sichemiten, die einst Hemor zum Fürsten hatten. Richter Ri 7 9 29 Utinam daret aliquis populum istum sub manu mea, ut auferrem de medio Abimelech. Dictumque est Abimelech: Congrega exercitus multitudinem, et veni. Gäbe doch jemand dieses Volk unter meine Hand, um Abimelech aus dem Wege zu schaffen.²⁸ Da wurde Abimelech gesagt: Ziehe ein starkes Heer zusammen und komm!²⁹ Richter Ri 7 9 29 28 Da er die Bürger Abimelech schmähen hört, offenbart er seinen Ehrgeiz. Die Feinde Abimelechs hatten bis dahin noch keinen Führer. Richter Ri 7 9 29 29 So redet Gaal im Übermute den abwesenden Abimelech an. Richter Ri 7 9 3 Locutique sunt fratres matris ejus de eo ad omnes viros Sichem universos sermones istos, et inclinaverunt cor eorum post Abimelech, dicentes: Frater noster est. Als nun die Brüder seiner Mutter alle diese Worte in seinem Namen vor allen Männern von Sichem wiederholten, gewannen sie ihr Herz für Abimelech, indem sie sprachen: Er ist unser Bruder! Richter Ri 7 9 30 Zebul enim princeps civitatis auditis sermonibus Gaal filii Obed, iratus est valde, Denn³⁰ Zebul, als Oberhaupt der Stadt, geriet, als er die Rede Gaals, des Sohnes Obeds, hörte, in gewaltigen Zorn³¹ Richter Ri 7 9 30 30 Besser: aber. Richter Ri 7 9 30 31 Er wollte selbst gern an Stelle des Abimelech die Herrschaft über Sichem erlangen. Richter Ri 7 9 31 Et misit clam ad Abimelech nuntios, dicens: Ecce, Gaal filius Obed venit in Sichimam cum fratribus suis, et oppugnat adversum te civitatem. und sandte heimlich³² Boten an Abimelech und ließ ihm sagen: Siehe, Gaal, der Sohn Obeds, ist mit seinen Brüdern nach Sichem gekommen und reizt die Stadt wider dich auf. Richter Ri 7 9 31 32 Besser: mit List. Diese richtet sich in erster Linie gegen Abimelech, um diesen durch den Kampf mit Gaal zu schwächen und alsdann gegen ihn die Stadt halten zu können. Doch es kam anders als er hoffte. Richter Ri 7 9 32 Surge itaque nocte cum populo, qui tecum est, et latita in agro: Mache dich also bei der Nacht mit dem Volke, das bei dir ist, auf und halte dich im Felde verborgen; Richter Ri 7 9 33 Et primo mane oriente sole, irrue super civitatem: illo autem egrediente adversum te cum populo suo, fac ei quod potueris. am frühen Morgen aber bei Sonnenaufgang überfalle die Stadt. Wenn er dann mit seinem Heere gegen dich ausfällt, so tue ihm, was du kannst. Richter Ri 7 9 34 Surrexit itaque Abimelech cum omni exercitu suo nocte, et tetendit insidias juxta Sichimam in quatuor locis. Da machte sich Abimelech des Nachts mit seinem ganzen Heere auf und stellte sich bei Sichem an vier Orten auf.³³ Richter Ri 7 9 34 33 In vier Abteilungen. Richter Ri 7 9 35 Egressusque est Gaal filius Obed, et stetit in introitu portæ civitatis. Surrexit autem Abimelech, et omnis exercitus cum eo de insidiarum loco. Als nun Gaal, der Sohn Obeds, herauszog und am Tore der Stadt stehen³⁴ blieb, brach Abimelech und sein ganzes³⁵ Heer mit ihm aus seiner verdeckten Stellung hervor. Richter Ri 7 9 35 34 Um zu sehen, ob alles in Ordnung sei. Richter Ri 7 9 35 35 Ganzes zu streichen. Nur eine Abteilung bricht mit ihm auf, damit Gaal, durch die geringe Zahl getäuscht, den Kampf wage. Richter Ri 7 9 36 Cumque vidisset populum Gaal, dixit ad Zebul: Ecce de montibus multitudo descendit. Cui ille respondit: Umbras montium vides quasi capita hominum, et hoc errore deciperis. Da sah Gaal das Heer und sprach zu Zebul: Siehe, da kommt eine Menschenmenge von den Bergen herab!³⁶ Dieser antwortete ihm: Die Schatten der Berge siehst du für Menschen an; und so irrst du dich und wirst getäuscht. Richter Ri 7 9 36 36 Zebul hatte also die sonst dort befindliche Besatzung zurückgezogen. Richter Ri 7 9 37 Rursumque Gaal ait: Ecce populus de umbilico terræ descendit, et unus cuneus venit per viam, quæ respicit quercum. Gaal sprach wiederum: Siehe, da kommt eine Schar vom höchsten Punkte des Landes herab, und ein anderer Heerhaufe kommt auf dem Wege, der zur³⁷ Eiche führt. Richter Ri 7 9 37 37 Zur Eiche Meonenim, zur Zaubereiche. Richter Ri 7 9 38 Cui dixit Zebul: Ubi est nunc os tuum, quo loquebaris: Quis est Abimelech ut serviamus ei? Nonne hic populus est, quem despiciebas? Egredere, et pugna contra eum. Da sprach Zebul zu ihm: Wo ist nun dein Maul, mit dem du sprachest: Wer ist Abimelech, dass wir ihm dienen sollten? Ist dies nicht das Volk, das du verachtetest? Ziehe nun aus und kämpfe mit ihm!³⁸ Richter Ri 7 9 38 38 Er stachelt unter dem Scheine der Freundschaft die Eitelkeit Gaals auf. Richter Ri 7 9 39 Abiit ergo Gaal, spectante Sichimorum populo, et pugnavit contra Abimelech, Da zog Gaal hinaus, während das Volk von Sichem zuschaute,³⁹ und kämpfte gegen Abimelech; Richter Ri 7 9 39 39 Oder: vor dem Volke her. Richter Ri 7 9 4 Dederuntque illi septuaginta pondo argenti de fano Baalberith. Qui conduxit sibi ex eo viros inopes et vagos, secutique sunt eum. Und sie gaben ihm siebzig Pfund³ Silber aus dem Tempel Baalberiths. Da dingte er sich damit besitzlose und unstäte Leute, die sich ihm anschlossen, Richter Ri 7 9 4 3 Sekel, etwa 145 M. Tempelschätze wurden bisweilen zu politischen Zwecken verwendet. Vergl. [1Kön 15,18]. Diese Summe war nur ein Angeld für die Mörder. Richter Ri 7 9 40 Qui persecutus est eum fugientem, et in urbem compulit: cecideruntque ex parte ejus plurimi, usque ad portam civitatis: doch er musste fliehen, und Abimelech setzte ihm nach und drängte ihn in die Stadt zurück,⁴⁰ und es fielen auf seiner Seite sehr viele bis vor das Stadttor. Richter Ri 7 9 40 40 Drängte Zusatz der Vulgata. Vielleicht wurde er bis zur Stadt zurückgedrängt. Richter Ri 7 9 41 Et Abimelech sedit in Ruma: Zebul autem Gaal, et socios ejus expulit de urbe, nec in ea passus est commorari. Und Abimelech blieb in Ruma; Zebul aber vertrieb Gaal und dessen Genossen aus der Stadt und ließ sie nicht darin wohnen bleiben. Richter Ri 7 9 42 Sequenti ergo die egressus est populus in campum. Quod cum nuntiatum esset Abimelech. So ging das Volk am andern Tage auf das Feld hinaus.⁴¹ Als dies Abimelech gemeldet wurde, Richter Ri 7 9 42 41 Zum Kampfe. Richter Ri 7 9 43 Tulit exercitum suum, et divisit in tres turmas, tendens insidias in agris. Vidensque quod egrederetur populus de civitate, surrexit, et irruit in eos sammelte er sein Heer und teilte es in drei Haufen und stellte sie auf dem Felde auf. Als er sah, dass das Volk aus der Stadt herauskam, erhob er sich, fiel über sie her Richter Ri 7 9 44 Cum cuneo suo, oppugnans, et obsidens civitatem: duæ autem turmæ palantes per campum adversarios persequebantur. mit seinem Haufen, griff die Stadt an und schloss sie ein,⁴² während die beiden andern Haufen das Feld durchstreiften und die Feinde verfolgten. Richter Ri 7 9 44 42 Hebr.: Abimelech breitete sich mit seiner Schar aus und nahm Stellung am Stadttor, um den Sichemiten die Rückkehr abzuschneiden. Richter Ri 7 9 45 Porro Abimelech omni die illo oppugnabat urbem: quam cepit, interfectis habitatoribus ejus, ipsaque destructa, ita ut sal in ea dispergeret. Und Abimelech bestürmte die Stadt jenen ganzen Tag lang, alsdann nahm er sie ein, tötete ihre Einwohner und zerstörte die Stadt, so dass er Salz darauf streute.⁴³ Richter Ri 7 9 45 43 Diese symbolische Handlung soll die zukünftige ewige Unfruchtbarkeit des Landes versinnbildlichen (Vergl. [Zef 2,9].) und den Wunsch andeuten, die zerstörte Stadt möge nie wieder aufblühen. Ob auch das Salz an das Bündnis erinnern sollte, welches Abimelech mit der Stadt geschlossen und das sie gebrochen? Richter Ri 7 9 46 Quod cum audissent qui habitabant in turre Sichimorum, ingressi sunt fanum dei sui Berith, ubi fdus cum eo pepigerant, et ex eo locus nomen acceperat, qui erat munitus valde. Als dies die Leute, welche in der Burg von Sichem wohnten, hörten, begaben sie sich in den Tempel ihres Gottes Berith,⁴⁴ wo sie ihren Bund mit ihm geschlossen hatten, und von welchem der Ort, der sehr fest war, seinen Namen erhalten hatte. Richter Ri 7 9 46 44 Die folgende Satzhälfte ist von der Vulgata frei beigefügt. Nicht glücklich, insofern es sich nicht um eine Befestigung, sondern um ein Heiligtum handelt. Richter Ri 7 9 47 Abimelech quoque audiens viros turris Sichimorum pariter conglobatos, Da Abimelech vernahm, dass die Männer von Sichem sich in der Burg zusammengeschart hatten, Richter Ri 7 9 48 Ascendit in montem Selmon cum omni populo suo: et arrepta securi, præcidit arboris ramum, impositumque ferens humero, dixit ad socios: Quod me videtis facere, cito facite. zog er mit seinem gesamten Volke auf den Berg Selmon; ergriff ein Beil, hieb einen Baumast ab, hob ihn auf, legte ihn auf seine Schulter und sprach zu seinen Genossen: Was ihr mich tun sehet, das tuet eilig auch! Richter Ri 7 9 49 Igitur certatim ramos de arboribus præcidentes, sequebantur ducem. Qui circumdantes præsidium, succenderunt: atque ita factum est, ut fumo et igne mille homines necarentur, viri pariter et mulieres, habitatorum turris Sichem. Da hieben sie wetteifernd Äste von den Bäumen und folgten ihrem Führer. Und sie lagerten sich um die Feste und zündeten sie an;⁴⁵ und so geschah es, dass durch das Feuer und den Rauch tausend Menschen von den Bewohnern der Burg zu Sichem getötet wurden, Männer wie Frauen. Richter Ri 7 9 49 45 Wörtlich: Und sie legten es auf das Gewölbe und steckten dies über ihnen in Brand. Richter Ri 7 9 5 Et venit in domum patris sui in Ephra, et occidit fratres suos filios Jerobaal septuaginta viros, super lapidem unum: remansitque Joatham filius Jerobaal minimus, et absconditus est. und kam nach Ephra in das Haus seines Vaters und ermordete seine Brüder, die Söhne Jerobaals, siebzig Männer,⁴ auf einem Steine;⁵ nur Joatham, der jüngste Sohn Jerobaals, blieb übrig, da er sich versteckt hatte. Richter Ri 7 9 5 4 Eigentlich 69, da einer entkam. Richter Ri 7 9 5 5 Vielleicht: auf der Stelle. Richter Ri 7 9 50 Abimelech autem inde proficiscens venit ad oppidum Thebes, quod circumdans obsidebat exercitu. Von da zog Abimelech weiter und kam zu der Stadt Thebes,⁴⁶ welche er einschloss und mit seinem Heere belagerte. Richter Ri 7 9 50 46 Vier Stunden von Sichem auf dem Wege nach Bethsan. Richter Ri 7 9 51 Erat autem turris excelsa in media civitate, ad quam confugerant simul viri ac mulieres, et omnes principes civitatis, clausa firmissime janua, et super turris tectum stantes per propugnacula. Nun war mitten in der Stadt ein hoher⁴⁷ Turm; dorthin waren Männer und Frauen und alle Angesehenen⁴⁸ der Stadt geflüchtet und hatten das Tor fest verschlossen und standen auf dem Dache des Turmes⁴⁹ hinter der Brustwehr. Richter Ri 7 9 51 47 Hebr.: starker. Richter Ri 7 9 51 48 Besser: Einwohner. Richter Ri 7 9 51 49 Das Folgende ist Ergänzung der Vulgata. Richter Ri 7 9 52 Ascendensque Abimelech juxta turrim, pugnabat fortiter: et appropinquans ostio, ignem supponere nitebatur: Da rückte Abimelech bis an den Turm heran und kämpfte tapfer; als er aber an das Tor herantrat und Feuer daran zu legen suchte, Richter Ri 7 9 53 Et ecce una mulier fragmen molæ desuper jaciens, illisit capiti Abimelech,, et confregit cerebrum ejus. siehe, da warf eine Frau ein Stück von einem Mühlstein herunter⁵⁰ und traf damit Abimelechs Haupt und zerschmetterte ihm die Hirnschale. [2Sam 11,21] Richter Ri 7 9 53 50 Besser: von einem oberen Mühlstein, dem Läufer. Richter Ri 7 9 54 Qui vocavit cito armigerum suum, et ait ad eum: Evagina gladium tuum, et percute me: ne forte dicatur quod a femina interfectus sim. Qui jussa perficiens, interfecit eum. Da rief er eilends seinem Waffenträger und sprach zu ihm: Ziehe dein Schwert und töte mich, damit man nicht etwa sage, ich sei von einem Weibe getötet worden! Dieser tat, wie ihm befohlen war, und tötete ihn. [1Sam 31,4, 1Chr 10,4] Richter Ri 7 9 55 Illoque mortuo, omnes qui cum eo erant de Israel, reversi sunt in sedes suas: Als er nun tot war, kehrten alle Israeliten, die bei ihm waren, in ihre Heimat zurück. Richter Ri 7 9 56 Et reddidit Deus malum, quod fecerat Abimelech contra patrem suum, interfectis septuaginta fratribus suis. So vergalt Gott das Böse, das Abimelech an seinem Vater begangen, indem er seine siebzig Brüder tötete. Richter Ri 7 9 57 Sichimitis quoque quod operati erant, retributum est, et venit super eos maledictio Joatham filii Jerobaal. Und auch den Sichemiten wurde vergolten, was sie getan, und der Fluch Joathams, des Sohnes Jerobaals, kam über sie. Richter Ri 7 9 6 Congregati sunt autem omnes viri Sichem, et universæ familiæ urbis Mello: abieruntque et constituerunt regem Abimelech juxta quercum, quæ stabat in Sichem. Darauf versammelten sich alle Männer von Sichem und alle Familien der Stadt Mello⁶ und gingen hin und machten Abimelech zum Könige⁷ bei der Eiche, welche bei Sichem stand.⁸ Richter Ri 7 9 6 6 Hebr.: und alle Familien des Mello. Mello ist wohl der Turm von Sichem. (V. 46) Richter Ri 7 9 6 7 Er breitete seine Herrschaft jedenfalls weiter aus, da er Zebul (V. 28) als seinen Vertreter in Sichem zurückließ. Viele wünschten damals die Herrschaft eines Königs [Ri 8,32] und Ephraim freute sich vielleicht, einen der Mutter nach aus ihm entstammenden an der Spitze zu sehen, während die Götzendiener jetzt von Gedeons lästigem Zwange frei sich jenem gern zuwendeten. Richter Ri 7 9 6 8 Es ist wohl die gleiche Eiche, die [Jos 24,26ff] und schon [Gen 35,4] erwähnt wird. Dort war der Tempel des Baal-Berith. Richter Ri 7 9 7 Quod cum nuntiatum esset Joatham, ivit, et stetit in vertice montis Garizim: elevataque voce, clamavit, et dixit: Audite me viri Sichem, ita audiat vos Deus. Als Joatham hiervon Kunde erhielt, ging er hin und stellte sich auf den Gipfel des Berges Garizim und erhob seine Stimme und rief und sprach: Höret mich, ihr Männer von Sichem, wie auch Gott euch hören möge! Richter Ri 7 9 8 Ierunt ligna, ut ungerent super se regem: dixeruntque olivæ: Impera nobis. Die Bäume gingen hin, um einen König über sich zu salben,⁹ und sprachen zu dem Ölbaume: Herrsche über uns! Richter Ri 7 9 8 9 Der Garizim erhebt sich im Süden von Sichem steil bis zu einer Höhe von 311 Meter, wie der Hebal im Norden 350 Meter hoch ist. Vergl. [Dtn 27,12] und [Jos 8,33ff]. Richter Ri 7 9 9 Quæ respondit: Numquid possum deserere pinguedinem meam, qua et dii utuntur, et homines, et venire ut inter ligna promovear? Er antwortete: Könnte ich etwa meine Fettigkeit aufgeben, die Gott und den Menschen dient,¹⁰ und sollte kommen, um mich über die Bäume erheben zu lassen?¹¹ Richter Ri 7 9 9 10 So war also auch Abimelech von den Sichemiten gesalbt. Richter Ri 7 9 9 11 Hebr.: Preisen. Das Öl dient Gott in den Opfern, den Menschen zur Nahrung. Richter Ri 7 0 1 3. Richter nach Abimelech: Thola durch 20 Jahre (V. 20), Jair durch 20 Jahre. (V. 5) III. Herrschaft der Ammoniter über den östlichen und der Philister über den westlichen Teil des Landes Israel. (10,6 16,31) 1. Wegen neuer Sünden werden die Israeliten in die Hände der Philister und Ammoniter überliefert. Da sie Buße tun, wirft Gott ihnen zwar ihren Undank vor, aber erbarmt sich ihrer auch und hilft. (V. 6-16). 2. Glücklicher Kampf Jephtes gegen die Ammoniter. (10,17 12,6) A. Die Ammoniten brechen in das Land jenseits des Jordans ein. Richter Ri 7 10 1 Post Abimelech surrexit dux in Israel Thola filius Phua patrui Abimelech, vir de Issachar, qui habitavit in Samir montis Ephraim: Nach Abimelech erhob sich als Führer in¹ Israel Thola, der Sohn Phuas, des Bruders des Vaters Abimelechs,² ein Mann aus Issachar, der in Samir im Gebirge Ephraim wohnte. Richter Ri 7 10 1 1 Hebr.: zur Rettung. Richter Ri 7 10 1 2 Hebr.: des Sohnes Dodos. Thola war also kein Verwandter Gedeons. Richter Ri 7 10 10 Et clamantes ad Dominum, dixerunt: Peccavimus tibi, quia dereliquimus Dominum Deum nostrum, et servivimus Baalim. Da riefen sie zu dem Herrn und sprachen: Wir haben wider dich gesündigt, dass wir den Herrn, unsern Gott, verlassen und den Baalen gedient haben. Richter Ri 7 10 11 Quibus locutus est Dominus: Numquid non gyptii et Amorrhæi, filiique Ammon et Philisthiim. Der Herr sprach zu ihnen:¹⁰ Haben nicht die Ägypter, und die Amorrhiter,¹¹ und die Söhne Ammons, und die Philister,¹² Richter Ri 7 10 11 10 Durch einen Propheten oder durch das Ephod des Hohenpriesters. Richter Ri 7 10 11 11 Gemeint sind wohl die [Num 21] erzählten Ereignisse. Richter Ri 7 10 11 12 Die Philister hatten Samgar schon zurückgedrängt. [Ri 3,31] Die Sidonier werden [Ri 3,3] erwähnt. Richter Ri 7 10 12 Sidonii quoque et Amalec et Chanaan oppresserunt vos, et clamastis ad me, et erui vos de manu eorum? und die Sidonier, und die Amalekiter¹³ und die Chananiter¹⁴ euch bedrückt? Und habt ihr nicht zu mir geschrien und ich habe euch aus ihrer Hand errettet? Richter Ri 7 10 12 13 Vergl. [Ri 3,16, Ri 6,3]. Richter Ri 7 10 12 14 [Ri 4,2] Richter Ri 7 10 13 Et tamen reliquistis me, et coluistis deos alienos: idcirco non addam ut ultra vos liberem: Und doch habt ihr mich verlassen und fremde Götter verehrt; darum will ich euch ferner nicht mehr erretten.¹⁵ Richter Ri 7 10 13 15 Es sei denn, ihr bekehrt euch von ganzem Herzen. Richter Ri 7 10 14 Ite, et invocate deos quos elegistis: ipsi vos liberent in tempore angustiæ. Gehet hin und rufet die Götter an, welche ihr erwählt habt; diese mögen euch zur Zeit der Bedrängnis¹⁶ erretten. Richter Ri 7 10 14 16 Aus jeder Bedrängnis, denn es ziemt sich nicht, dass ihr bald jene, bald mich anruft. Richter Ri 7 10 15 Dixeruntque filii Israel ad Dominum: Peccavimus, redde tu nobis quidquid tibi placet: tantum nunc libera nos. Da sprachen die Söhne Israels zu dem Herrn: Wir haben gesündigt, vergilt uns, wie es dir wohlgefällt; nur errette uns jetzt. Richter Ri 7 10 16 Quæ dicentes, omnia de finibus suis alienorum deorum idola projecerunt, et servierunt Domino Deo: qui doluit super miseriis eorum. So sprachen sie und schafften alle Bilder fremder Götter aus ihrem Lande hinweg und dienten Gott, dem Herrn. Und der Herr hatte Mitleid mit ihrem Jammer. Richter Ri 7 10 17 Itaque filii Ammon conclamantes in Galaad fixere tentoria: contra quos congregati filii Israel, in Maspha castrametati sunt. Die Söhne Ammons aber riefen einander zusammen und schlugen ihre Zelte in Galaad auf; da versammelten sich die Söhne Israels gegen sie und lagerten sich in Maspha. Richter Ri 7 10 18 Dixeruntque principes Galaad singuli ad proximos suos: Qui primus ex nobis contra filios Ammon cperit dimicare, erit dux populi Galaad. Und die Fürsten von Galaad sprachen zueinander: Wer von uns zuerst den Kampf mit den Söhnen Ammons beginnt, der soll der Fürst des Volkes von Galaad sein.¹⁷ Richter Ri 7 10 18 17 Gottes Vorsehung selbst hat sie zu diesem Entschlusse geführt, da er so Jephte zum Richter erwecken will. Richter Ri 7 10 2 Et judicavit Israelem viginti et tribus annis, mortuusque est, ac sepultus in Samir. Dieser richtete Israel dreiundzwanzig Jahre, starb und ward in Samir begraben. Richter Ri 7 10 3 Huic successit Jair Galaadites, qui judicavit Israelem per viginti et duos annos, Auf diesen folgte Jair, der Galaadite,³ welcher Israel zweiunddreißig Jahre richtete. Richter Ri 7 10 3 3 Aus dem jenseits des Jordans wohnenden Stamme Halbmanasse. Richter Ri 7 10 4 Habens triginta filios sedentes super triginta pullos asinarum, et principes triginta civitatum, quæ ex nomine ejus sunt appellatæ Havoth Jair, id est, oppida Jair, usque in præsentem diem in terra Galaad. Er hatte dreißig Söhne, die auf dreißig Eselsfüllen ritten⁴ und Fürsten von dreißig Städten waren, welche nach seinem Namen Havoth Jair, das ist Städte Jairs, bis auf diesen Tag genannt werden, im Lande Galaad gelegen.⁵ Richter Ri 7 10 4 4 So zeigten sie sich öffentlich, sie waren also sehr vornehme Männer. Richter Ri 7 10 4 5 Die Söhne übten das Richteramt nur unter Leitung des Vaters. Richter Ri 7 10 5 Mortuusque est Jair; ac sepultus in loco, cui est vocabulum Camon. Und Jair starb und ward an dem Orte, der Kamon heißt, begraben. Richter Ri 7 10 6 Filii autem Israel peccatis veteribus jungentes nova, fecerunt malum in conspectu Domini, et servierunt idolis, Baalim et Astaroth, et diis Syriæ ac Sidonis et Moab et filiorum Ammon et Philisthiim: dimiseruntque Dominum, et non coluerunt eum. Die Söhne Israels aber fügten zu den alten Sünden neue hinzu,⁶ und taten, was in den Augen des Herrn böse war,⁷ und dienten den Götzen, den Baalen und Astarten,⁸ und den Göttern von Syrien und von Sidon und von Moab, und der Söhne Ammons und der Philister; und sie verließen den Herrn und verehrten ihn nicht. Richter Ri 7 10 6 6 Wiederholung der Worte [Ri 3,12] und Wiederaufnahme der dort angekündigten Erzählung von der Knechtung Israels durch die Philister. Die Herrschaft der Ammoniter und die der Philister sind also etwa gleichzeitig. Richter Ri 7 10 6 7 Einleitung zu [Ri 11,1-12.15]. Richter Ri 7 10 6 8 Den Götzen der Chananiter. Indes vielleicht ist der Sinn allgemeiner zu fassen: Göttern und Göttinnen aller Art. Richter Ri 7 10 7 Contra quos Dominus iratus, tradidit eos in manus Philisthiim et filiorum Ammon. Da zürnte der Herr wider sie und überlieferte sie in die Hand der Philister und der Söhne Ammons.⁹ Richter Ri 7 10 7 9 Vergl. [Ri 2,14, Ri 6,1]. Richter Ri 7 10 8 Afflictique sunt, et vehementer oppressi per annos decem et octo, omnes qui habitabant trans Jordanem in terra Amorrhæi, qui est in Galaad: Und alle, die jenseits des Jordans wohnten, im Lande der Amorrhiter, die in Galaad sind, wurden bedrängt und hart bedrückt achtzehn Jahre lang, Richter Ri 7 10 9 In tantum, ut filii Ammon, Jordane transmisso, vastarent Judam et Benjamin et Ephraim: afflictusque est Israel nimis. dergestalt, dass die Söhne Ammons den Jordan überschritten und das Gebiet von Juda, und Benjamin, und Ephraim verheerten; so dass Israel sehr hart bedrängt ward. Richter Ri 7 0 1 Die Bewohner von Galaad machen den zuvor von ihnen vertriebenen Jephte zu ihrem Anführer. (V. 10) B. Jephte befragt den Herrn und sendet Gesandte an die Ammoniter. (V. 27) C. Da deren Vorschläge keine Annahme finden, bringt Jephte den Ammonitern eine schwere Niederlage bei. (V. 33) Nach Haus zurückgekehrt weiht er einem vor dem Kampfe gemachten Gelübde gemäß seine Tochter dem Herrn. Richter Ri 7 11 1 Fuit illo tempore Jephte Galaadites vir fortissimus atque pugnator, filius mulieris meretricis, qui natus est de Galaad. Zu jener Zeit lebte Jephte, der Galaadite, ein sehr starker und streitbarer Held,¹ einer Buhlerin Sohn, welcher von Galaad² gezeugt war. Richter Ri 7 11 1 1 Er hatte bereits glücklich gegen die Ammoniter gekämpft und so die [Ri 10,18] aufgestellte Bedingung erfüllt, so dass die Ältesten ihm, ob auch widerwillig, die Führung anvertrauen müssen. Richter Ri 7 11 1 2 Nicht etwa des [Num 26,29] genannten. Richter Ri 7 11 10 Qui responderunt ei: Dominus, qui hæc audit, ipse mediator ac testis est quod nostra promissa faciemus. Sie antworteten ihm: Der Herr, der dies hört, ist Mittler und Zeuge, dass wir tun werden, was wir versprechen. Richter Ri 7 11 11 Abiit itaque Jephte cum principibus Galaad, fecitque eum omnis populus principem sui. Locutusque est Jephte omnes sermones suos coram Domino in Maspha. Da zog Jephte mit den Vornehmen von Galaad hin, und das ganze Volk machte ihn zu seinem Fürsten.¹⁴ Und Jephte redete alle seine Worte vor dem Herrn zu Maspha.¹⁵ Richter Ri 7 11 11 14 Hebr.: Und zu seinem Führer. Richter Ri 7 11 11 15 Derselbe Ort wie [Ri 10,17] und [Ri 11,34]. Dort war wohl ein Altar des Herrn, wie Gedeon einen solchen zu Ephra hatte. Jephte brachte dem Herrn den von den Ältesten ausgesprochenen Entschluss feierlich dar und empfing vom Volke die Zusicherung treuen Gehorsams. Richter Ri 7 11 12 Et misit nuntios ad regem filiorum Ammon, qui ex persona sua dicerent: Quid mihi et tibi est, quia venisti contra me, ut vastares terram meam? Hierauf sandte er Boten an den König der Söhne Ammons und ließ ihm in seinem Namen sagen: Was hast du mit mir zu schaffen, dass du gegen mich herangezogen bist, mein Land zu verheeren?¹⁶ Richter Ri 7 11 12 16 Hebr.: anzugreifen. Du hast keine Ursache. Sollst aber dennoch eine solche zu haben vermeinen, so teile sie mit und wir werden sie beheben. Richter Ri 7 11 13 Quibus ille respondit: Quia tulit Israel terram meam, quando ascendit de gypto a finibus Arnon usque Jaboc atque Jordanem: nunc ergo cum pace redde mihi eam. Jener antwortete ihnen: Weil Israel mein Land vom Arnon bis an den Jabok und den Jordan¹⁷ weggenommen hat, als es aus Ägypten heraufzog; gib es mir jetzt also friedlich zurück. [Num 21,24] Richter Ri 7 11 13 17 Bestimmter werden die Grenzen (Nord- und Südgrenze) in V. 22 angegeben. Richter Ri 7 11 14 Per quos rursum mandavit Jephte, et imperavit eis ut dicerent regi Ammon: Jephte aber sandte sie nochmals hin und befahl ihnen, dem Könige von Ammon zu sagen: Richter Ri 7 11 15 Hæc dicit Jephte: Non tulit Israel terram Moab, nec terram filiorum Ammon: So spricht Jephte: Israel hat weder das Land Moab noch das Land der Söhne Ammons¹⁸ weggenommen, Richter Ri 7 11 15 18 Die Moabiter waren also damals mit den Ammonitern verbündet oder ihnen unterworfen. Moses hatte, ohne mit den Moabitern oder Ammonitern Krieg zu führen, das Land der Amorrhiter besetzt und den Stämmen Ruben und Gad zugeteilt. Vergl. [Dtn 2,37]. Die Amorrhiter wohnten damals nördlich vom Arnon, die Moabiter zwischen dem Zared und Arnon, südlich von diesem. Richter Ri 7 11 16 Sed quando de gypto conscenderunt, ambulavit per solitudinem usque ad Mare rubrum, et venit in Cades. sondern als es aus Ägypten heraufzog, wanderte es durch die Wüste bis an das Rote Meer, und nach Kades gekommen,¹⁹ Richter Ri 7 11 16 19 In der Wüste Sin, an der Grenze von Edom. [Num 20,1.16] Richter Ri 7 11 17 Misitque nuntios ad regem Edom, dicens: Dimitte me ut transeam per terram tuam. Qui noluit acquiescere precibus ejus. Misit quoque ad regem Moab, qui et ipse transitum præbere contempsit. Mansit itaque in Cades, sandte es Boten an den König von Edom und ließ ihm sagen: Lass mich durch dein Land ziehen. Dieser aber wollte seine Bitte nicht erhören. Ebenso sandte Israel an den König von Moab;²⁰ aber auch dieser weigerte sich, den Durchzug zu gestatten. Es blieb also in Kades. [Num 20,13] Richter Ri 7 11 17 20 Während die Gesandtschaft an Edom [Num 20] berichtet wird, wird die an Moab dort nicht erwähnt. Richter Ri 7 11 18 Et circuivit ex latere terram Edom, et terram Moab: venitque contra orientalem plagam terræ Moab, et castrametatus est trans Arnon: nec voluit intrare terminos Moab: Arnon quippe confinium est terræ Moab. und umging das Land Edom und das Land Moab seitwärts²¹ und kam in das östlich vom Lande Moab gelegene Gebiet und lagerte sich jenseits des Arnon;²² und wollte in das Gebiet Moabs nicht eindringen, denn der Arnon bildet die Grenze des Landes Moab. [Num 21,13] Richter Ri 7 11 18 21 Hebr.: Und zog wieder durch die Wüste und umging das Land usw. Richter Ri 7 11 18 22 Nördlich von Arnon, dies Gebiet war den Moabitern damals nicht unterworfen. Vergl. auch [Dtn 2,9.19.24]. Richter Ri 7 11 19 Misit itaque Israel nuntios ad Sehon regem Amorrhæorum, qui habitabat in Hesebon, et dixerunt ei: Dimitte ut transeam per terram tuam usque ad fluvium. Da sandte Israel Boten zu Sehon, dem Könige der Amorrhiter, der in Hesebon wohnte,²³ und ließ ihm durch diese sagen: Lass mich durch dein Land ziehen bis an den Fluss.²⁴ Richter Ri 7 11 19 23 Hebr.: Der König von Hesebon. Richter Ri 7 11 19 24 Bis zum Jordan. Hebr. Sept.: bis an meinen Ort, bis in das mir zugewiesene Land. Vergl. [Num 21,19ff]. Richter Ri 7 11 2 Habuit autem Galaad uxorem, de qua suscepit filios: qui postquam creverant, ejecerunt Jephte, dicentes: Heres in domo patris nostri esse non poteris, quia de altera matre natus es. Galaad aber hatte ein Weib, die ihm Söhne gebar, welche, groß geworden,³ Jephte hinausstießen und sprachen: Du kannst nicht im Hause unseres Vaters Erbe sein,⁴ denn du bist der Sohn einer andern Mutter.⁵ Richter Ri 7 11 2 3 Nach dem Tode des Vaters. Richter Ri 7 11 2 4 Hebr.: du sollst nicht sein. Richter Ri 7 11 2 5 Einer unserem Vater nicht verbundenen Mutter. Richter Ri 7 11 20 Qui et ipse Israel verba despiciens, non dimisit eum transire per terminos suos: sed infinita multitudine congregata egressus est contra eum in Jasa, et fortiter resistebat. Aber auch er verachtete²⁵ die Worte Israels und ließ es nicht durch sein Gebiet ziehen, sondern sammelte unzählbares Kriegsvolk²⁶ und zog ihm bis Jasa entgegen und stellte sich ihm in hartem Kampfe entgegen. Richter Ri 7 11 20 25 Hebr.: traute nicht. Richter Ri 7 11 20 26 Hebr.: das gesamte Kriegsvolk. Richter Ri 7 11 21 Tradiditque eum Dominus in manus Israel cum omni exercitu suo, qui percussit eum, et possedit omnem terram Amorrhæi habitatoris regionis illius, Und der Herr gab ihn mit seinem ganzen Heere in die Hand Israels, und Israel schlug ihn und nahm das ganze Land der Amorrhiter ein, die jene Gegend bewohnten, Richter Ri 7 11 22 Et universos fines ejus de Arnon usque Jaboc, et de solitudine usque ad Jordanem. und ihr ganzes Gebiet vom Arnon bis zum Jabok und von der Wüste bis zum Jordan.²⁷ Richter Ri 7 11 22 27 Das Gebiet, welches V. 13 der König von Ammon beanspruchte. Richter Ri 7 11 23 Dominus ergo Deus Israel subvertit Amorrhæum, pugnante contra illum populo suo Israel, et tu nunc vis possidere terram ejus? Der Herr also,²⁸ der Gott Israels, hat die Amorrhiter vertilgt, als sein Volk Israel mit ihnen kämpfte,²⁹ und du willst jetzt ihr Land in Besitz nehmen? Richter Ri 7 11 23 28 Wenn die Ammoniter etwa sagten, rechtlich wenigstens, wenn auch nicht tatsächlich, habe ihnen jenes Gebiet gehört, so weist Jephte weiter nach, dass Jahve es den Israeliten gegeben. Richter Ri 7 11 23 29 Hebr.: Nun denn Jahve, der Gott Israels, hat die Amorrhiter vor seinem Volke Israel vertrieben. Richter Ri 7 11 24 Nonne ea quæ possidet Chamos Deus tuus, tibi jure debentur? Quæ autem Dominus Deus noster victor obtinuit, in nostram cedent possessionem: Gehört dir nicht mit Recht das, was dein Gott Chamos besitzt? Was aber der Herr, unser Gott, als Sieger errungen hat, soll uns gehören.³⁰ Richter Ri 7 11 24 30 Hebr.: Nicht wahr? Wenn Kamos, dein Gott, dir etwas zum Besitze gibt, so nimmst du es in Besitz, und alle, was Jahve, unser Gott vor uns, uns zum Besitze gegeben, nehmen wir in Besitz. Es ist ein der Auffassung der Amorrhiter angepasster Grund, ohne dass Kamos dadurch als wirklicher Gott aufgefasst wird. Richter Ri 7 11 25 Nisi forte melior es Balac filio Sephor rege Moab: aut docere potes, quod jurgatus sit contra Israel, et pugnaverit contra eum, Oder bist du etwa besser als Balak, der Sohn Sephors, der König von Moab; oder kannst du erweisen, dass er mit Israel gerechtet und gegen dasselbe gekämpft hat,³¹ [Num 22,2] Richter Ri 7 11 25 31 Ein neuer Beweisgrund. Hebr.: Und nun, bist du etwa besser als Balak usw.? Hat er etwa mit Israel gestritten oder gegen sie gekämpft? Bist du weiser als Balak in der Verteidigung der Rechte deines Volkes? Er, als Zeitgenosse Moses, musste sich über das Unrecht beklagen, wenn ihm solches angetan ward, und dessen Beseitigung fordern. Doch er schwieg. Wie soll also ein Hunderte von Jahren unbekanntes Recht jetzt geltend gemacht werden? Richter Ri 7 11 26 Quando habitavit in Hesebon, et viculis ejus, et in Aroer, et villis illius, vel in cunctis civitatibus juxta Jordanem, per trecentos annos. Quare tanto tempore nihil super hac repetitione tentastis? zur Zeit, wo es in Hesebon und dessen Dörfern, und in Aroer und dessen Dörfern, oder in allen Städten am Jordan schon dreihundert Jahre lang³² ansässig war? Warum habt ihr so lange Zeit diese Rückforderung nicht versucht? Richter Ri 7 11 26 32 Runde Zahl. Richter Ri 7 11 27 Igitur non ego pecco in te, sed tu contra me male agis, indicens mihi bella non justa. Judicet Dominus arbiter hujus diei inter Israel, et inter filios Ammon. Sonach vergehe ich mich nicht gegen dich, sondern du tust übel an mir, indem du mir ungerechten³³ Krieg ankündest. Der Herr sei Richter am heutigen Tage und entscheide zwischen Israel und zwischen den Söhnen Ammons!³⁴ Richter Ri 7 11 27 33 Zusatz der Vulgata. Richter Ri 7 11 27 34 Durch die Tat, nicht wie andere Richter durch Worte, indem er denen den Sieg gewährt, auf deren Seite das Recht ist. Richter Ri 7 11 28 Noluitque acquiescere rex filiorum Ammon verbis Jephte, quæ per nuntios mandaverat. Aber der König der Söhne Ammons wollte auf die Worte Jephtes, die er ihm durch die Boten hatte sagen lassen, nicht hören. Richter Ri 7 11 29 Factus est ergo super Jephte Spiritus Domini, et circuiens Galaad, et Manasse, Maspha quoque Galaad, et inde transiens ad filios Ammon, Da kam auf Jephte der Geist des Herrn,³⁵ und er zog durch Galaad und Manasse,³⁶ auch nach Maspha in Galaad,³⁷ und zog von dort gegen die Söhne Ammons Richter Ri 7 11 29 35 Entweder sobald er als Führer aufgestellt war oder nachdem seine Vorschläge zurückgewiesen. Richter Ri 7 11 29 36 Um Mannschaften zu sammeln. Richter Ri 7 11 29 37 Dort war das Lager der Hebräer. [Ri 10,17] Richter Ri 7 11 3 Quos ille fugiens atque devitans, habitavit in terra Tob: congregatique sunt ad eum viri inopes, et latrocinantes, et quasi principem sequebantur. Da floh Jephte vor ihnen und mied sie⁶ und ließ sich im Lande Tob nieder; und es sammelten sich zu ihm nichts besitzende und raubsüchtige⁷ Leute und folgten ihm als ihrem Anführer. Richter Ri 7 11 3 6 Aus Zorn und Scham. Richter Ri 7 11 3 7 Das zweite Adjektiv ist wohl vom Rande in der Vulgata in den Text gekommen. Richter Ri 7 11 30 Votum vovit Domino, dicens: Si tradideris filios Ammon in manus meas, und machte dem Herrn ein Gelübde und sprach: Wenn du die Söhne Ammons in meine Hand überlieferst, Richter Ri 7 11 31 Quicumque primus fuerit egressus de foribus domus meæ, mihique occurrerit revertenti cum pace a filiis Ammon, eum holocaustum offeram Domino. so will ich den, der zuerst aus der Tür meines Hauses heraustritt und mir entgegenkommt, wenn ich in Frieden von den Söhnen Ammons zurückkehre,³⁸ dem Herrn als Brandopfer darbringen, wer es auch sei.³⁹ Richter Ri 7 11 31 38 Hebr.: Soll dem Herrn gehören und ich werde ihm als Brandopfer, usw. Richter Ri 7 11 31 39 Jephte handelte nicht aus göttlichem Antrieb (Greg. Nyss.), wenngleich er nicht schwerer Schuld zu zeihen ist, da er als Krieger wohl voll Eifers war, aber nicht ebenso gründlich den Geist der Religion erfasste. (Theodor., Ambros., Greg. Naz.) Es stand ihm wohl Abrahams Bild vor Augen, es verblendete ihn die Gewohnheit der Menschenopfer bei den Ammonitern und Moabitern (vergl. [2Kön 3,27]), und der einzige solche verbietende Text [Dtn 12,31] konnte ihm umso mehr unbekannt sein, als die jenseits des Jordans wohnenden Stämme sich stets als weniger im Gesetze unterrichtet und heidnischen Sitten zugänglicher zeigten, ja nach [Ri 10] erst vor kurzem wieder vom Götzendienste bekehrt waren. Richter Ri 7 11 32 Transivitque Jephte ad filios Ammon, ut pugnaret contra eos: quos tradidit Dominus in manus ejus. Hierauf zog Jephte gegen die Söhne Ammons, um gegen sie zu kämpfen; und der Herr gab sie in seine Hand. Richter Ri 7 11 33 Percussitque ab Aroer usque dum venias in Mennith, viginti civitates, et usque ad Abel, quæ est vineis consita, plaga magna nimis: humiliatique sunt filii Ammon a filiis Israel. Er brachte ihnen von Aroer⁴⁰ bis nach Mennith hin, zwanzig Städte, und bis nach Abel, das ringsum von Weinbergen umhegt ist, eine sehr schwere Niederlage bei; und so wurden die Söhne Ammons von den Söhnen Israels gedemütigt. Richter Ri 7 11 33 40 Aroer Gad, wie V. 26 nicht weit von Rabbath Ammon. [Jos 13,25] Richter Ri 7 11 34 Revertente autem Jephte in Maspha domum suam, occurrit ei unigenita filia sua cum tympanis et choris: non enim habebat alios liberos. Als nun Jephte wieder nach Maspha in sein Haus kam, kam ihm seine einzige Tochter mit Pauken und Tanz entgegen; denn er hatte keine anderen Kinder. Richter Ri 7 11 35 Qua visa, scidit vestimenta sua, et ait: Heu me filia mea decepisti me, et ipsa decepta es: aperui enim os meum ad Dominum, et aliud facere non potero. Als er sie sah, zerriss er seine Kleider⁴¹ und sprach: Ach, meine Tochter, du hast mich betrogen und wurdest selbst betrogen;⁴² denn ich habe meinen Mund aufgetan gegen den Herrn und ich kann nun nichts anderes tun! Richter Ri 7 11 35 41 Das Gelübde Jephtes war ein geheimes gewesen. Es sind keine Vorkehrungen getroffen, dass ihm nicht jemand begegne, an dem er seine Gelübde nicht erfüllen möchte. Richter Ri 7 11 35 42 Sept.: Du hast mich niedergebeugt, und dich zugleich mit mir. Richter Ri 7 11 36 Cui illa respondit: Pater mi, si aperuisti os tuum ad Dominum, fac mihi quodcumque pollicitus es, concessa tibi ultione atque victoria de hostibus tuis. Sie antwortete ihm: Mein Vater! hast du deinen Mund gegen den Herrn aufgetan, so tue mir, was du immer gelobt hast,⁴³ nachdem dir Rache und Sieg über deine Feinde verliehen worden.⁴⁴ Richter Ri 7 11 36 43 Hebr.: So tue mir, wie es aus deinem Munde gegangen. Richter Ri 7 11 36 44 Du hast ein Gelübde gemacht, um den Sieg davonzutragen; du hast ihn jetzt errungen, so löse dein Gelübde. Richter Ri 7 11 37 Dixitque ad patrem: Hoc solum mihi præsta quod deprecor: Dimitte me ut duobus mensibus circumeam montes, et plangam virginitatem meam cum sodalibus meis. Und sie sprach zu ihrem Vater: Dies eine nur gewähre mir, um was ich bitte; Lass mich zwei Monate hindurch auf den Bergen⁴⁵ herumwandeln und meine Jungfrauschaft mit meinen Gespielinnen beweinen. Richter Ri 7 11 37 45 Die Berge werden auch sonst zur Klage aufgesucht. [Jer 31,15, Jes 15,2] Richter Ri 7 11 38 Cui ille respondit: Vade. Et dimisit eam duobus mensibus. Cumque abiisset cum sociis ac sodalibus suis, flebat virginitatem suam in montibus. Er antwortete ihr: Gehe hin! Und er ließ sie auf zwei Monate ziehen.⁴⁶ Da ging sie hin mit ihren Gefährtinnen und Gespielinnen und beweinte ihre Jungfrauschaft auf den Bergen.⁴⁷ Richter Ri 7 11 38 46 In die zwei Monate fallen wohl die Ereignisse, welche [Ri 12,1-4] erzählt werden. Nach einigen Erklärern ward die Tochter Jephtes dem Herrn zum Dienste geweiht, was indes den Sitten der damaligen Zeit in keiner Weise entspricht. Nach Ansicht der älteren Rabbinen, Orig., Theodoret, Greg. Naz., Chrysost., Aug., Ephraem, Epiphan, Hieron., Ambros., Isidor, Beda, Thomas erfüllte Jephte sein Gelübde dadurch, dass er seine Tochter zum Brandopfer darbrachte. Der hl. Hieron., Chrysost., Theodoret u. a. meinen, Gott habe deshalb die Erfüllung nicht wunderbar, wie bei Abraham verhindert, weil er dadurch vor unbedachten Gelübden warnen wollte. Wie übrigens Jephte bei der Darbringung des Gelübdes nicht ohne Schuld war, so nicht bei der Erfüllung. Die hl. Schrift fügt keinen ausdrücklichen Tadel gegen ihn bei, um den Schatten, der auf den Streiter für Israel fällt, nicht zu vergrößern. Auch [Gen 38] wird der Ehebruch Judas ohne Beifügung eines Tadels erzählt. Die Verwerfung solcher Taten liegt bereits in den entgegenstehenden Geboten. Die Tochter war auch im Irrtume des Vaters würdig, den Paulus wegen seines Glaubens feiert, da sie nicht so fast den Tod beklagt, als dass sie den Lohn der treu bewahrten Jungfrauschaft nicht erlangt, Nachkommen, welche den Messias sehen. Richter Ri 7 11 38 47 So auch Syr. Chald. Was die Tochter Jephtes vor allem beklagt, beklagen auch sie. Richter Ri 7 11 39 Expletisque duobus mensibus, reversa est ad patrem suum, et fecit ei sicut voverat, quæ ignorabat virum. Exinde mos increbruit in Israel, et consuetudo servata est: Und als zwei Monate um waren, kehrte sie zu ihrem Vater zurück, und er tat an ihr, die um keinen Mann wusste, wie er gelobt hatte. Seitdem ward es Sitte und bleibende Gewohnheit in Israel, Richter Ri 7 11 4 In illis diebus pugnabant filii Ammon contra Israel. In jener Zeit⁸ kämpften die Söhne Ammons wider Israel. Richter Ri 7 11 4 8 Hebr.: Nach einiger Zeit. Richter Ri 7 11 40 Ut post anni circulum conveniant in unum filiæ Israel, et plangant filiam Jephte Galaaditæ diebus quatuor. dass die Töchter Israels jährlich zusammen kommen, und die Tochter Jephtes, des Galaaditers, vier Tage lang beklagen. Richter Ri 7 11 5 Quibus acriter instantibus perrexerunt majores natu de Galaad, ut tollerent in auxilium sui Jephte de terra Tob: Und da jene ihnen heftig zusetzten,⁹ zogen die Ältesten von Galaad hin, um sich aus dem Lande Tob Jephte zu Hilfe zu holen; Richter Ri 7 11 5 9 Hebr.: Und es geschah, da die Söhne Ammons gegen Israel kämpften. Richter Ri 7 11 6 Dixeruntque ad eum: Veni et esto princeps noster, et pugna contra filios Ammon. und sie sprachen zu ihm: Komm, werde unser Fürst und kämpfe gegen die Söhne Ammons! Richter Ri 7 11 7 Quibus ille respondit: Nonne vos estis, qui odistis me, et ejecistis de domo patris mei, et nunc venistis ad me necessitate compulsi? Er antwortete ihnen: Seid nicht ihr es, die mich gehasst¹⁰ und aus dem Hause meines Vaters verjagt haben; und jetzt kommt ihr zu mir, durch die Not getrieben? [Gen 26,17] Richter Ri 7 11 7 10 Keine Nachsicht gezeigt habt. Er erstaunt und freut sich. Richter Ri 7 11 8 Dixeruntque principes Galaad ad Jephte: Ob hanc igitur causam nunc ad te venimus, ut proficiscaris nobiscum, et pugnes contra filios Ammon, sisque dux omnium qui habitant in Galaad. Da sprachen die Häupter von Galaad zu Jephte: Eben darum sind wir zu dir gekommen,¹¹ dass du mit uns ziehest und gegen die Söhne Ammons kämpfest und Fürst über alle seiest, die in Galaad wohnen.¹² Richter Ri 7 11 8 11 Hebr.: sind wir zu unserer frühern Gesinnung gegen dich zurückgekehrt. Eine höhere Auszeichnung soll dir zu teil werden als je das Unrecht gewesen. Richter Ri 7 11 8 12 Zuerst also wird Jephte Richter über Galaad allein. Richter Ri 7 11 9 Jephte quoque dixit eis: Si vere venistis ad me, ut pugnem pro vobis contra filios Ammon tradideritque eos Dominus in manus meas, ego ero vester princeps? Jephte antwortete ihnen: Seid ihr wirklich zu mir gekommen, damit ich für euch wider die Söhne Ammons kämpfe, und werde ich, wenn der Herr sie in meine Hände gibt, dann euer Fürst sein?¹³ Richter Ri 7 11 9 13 Jephte verzeiht gern, will aber die Herrschaft nicht annehmen, wenn Gott sie ihm nicht auferlegt. Ob dies der Fall ist, will er an dem Siege erkennen. Das Fragezeichen steht in den meisten Ausgaben der Vulgata nicht. Richter Ri 7 0 1 D. Die Ephraimiten streiten mit Jephte, weil sie nicht zu Hilfe gerufen sind, und werden von ihm besiegt. (V. 6) 3. Auf Jephte, der das Richteramt 6 Jahre geübt, folgen Abesan (7 Jahre), Ahialon (10 Jahre), Abdon (8 Jahre). Richter Ri 7 12 1 Ecce autem in Ephraim orta est seditio: nam transeuntes contra aquilonem, dixerunt ad Jephte: Quare vadens ad pugnam contra filios Ammon, vocare nos noluisti, ut pergeremus tecum? Igitur incendemus domum tuam. Aber siehe, ein Aufstand¹ erhob sich in Ephraim; es zogen nämlich Männer nach Norden² und sprachen zu Jephte: Warum bist du in den Kampf gegen die Söhne Ammons gezogen und hast uns nicht gerufen, damit wir mit dir zogen? Jetzt werden wir dafür dein Haus³ anzünden. [Ri 8,1] Richter Ri 7 12 1 1 Hebr.: Zusammenberufung der Mannschaft (wie [Ri 7,23]). Ephraim war der zahlreichste und wegen der Erinnerung an Josue und der innerhalb seines Gebietes aufbewahrten Bundeslade der geehrteste Stamm. So verlangte er denn in allem den Vorrang und verachtete die anderen Stämme. Vergl. [Ri 8,2, Ri 12,4]. Doch die in anderen Stämmen von Gott berufenen Richter weigerten sich, Ephraim die erste Stelle zu überlassen, so wenig wie Gott die zu seinen Werkzeugen erwählen wollte, welche allzu sehr auf ihre Zahl und Macht vertrauten. Richter Ri 7 12 1 2 Sept. (in einer Lesart): Und sie gingen nach Saphon hinüber [Jos 13,27], jenseits des Jordans. Richter Ri 7 12 1 3 Hebr. fügt bei: Über dem Kopfe. Richter Ri 7 12 10 Mortuusque est, ac sepultus in Bethlehem. und er starb und ward in Bethlehem begraben. Richter Ri 7 12 11 Cui successit Ahialon Zabulonites et judicavit Israel decem annis: Nach ihm kam Ahialon, der Zabulonite, und richtete Israel zehn Jahre; Richter Ri 7 12 12 Mortuusque est, ac sepultus in Zabulon. und er starb und ward in Zabulon¹³ begraben. Richter Ri 7 12 12 13 Hebr.: In Ahialon im Gebiete von Zabulon. Richter Ri 7 12 13 Post hunc judicavit Israel Abdon, filius Illel Pharathonites: Nach ihm richtete Israel Abdon, der Sohn Illels, der Pharathonite.¹⁴ Richter Ri 7 12 13 14 Im Stamme Ephraim, nicht weit von Sichem nach Joppe zu. Richter Ri 7 12 14 Qui habuit quadraginta filios, et triginta ex eis nepotes, ascendentes super septuaginta pullos asinarum, et judicavit Israel octo annis: Dieser hatte vierzig Söhne und dreißig Enkel von ihnen, welche auf siebzig Eselsfüllen ritten;¹⁵ und er richtete Israel acht Jahre; Richter Ri 7 12 14 15 Vergl. [Ri 10,4]. Richter Ri 7 12 15 Mortuusque est, ac sepultus in Pharathon terræ Ephraim, in monte Amalec. und er starb und ward in Pharathon, im Lande Ephraim, auf dem Gebirge der Amalekiter begraben. Richter Ri 7 12 2 Quibus ille respondit: Disceptatio erat mihi et populo meo contra filios Ammon vehemens: vocavique vos, ut præberetis mihi auxilium, et facere noluistis. Er antwortete ihnen: Ich und mein Volk hatten einen heftigen Streit⁴ mit den Söhnen Ammons; da rief ich euch,⁵ mir zu Hilfe zu kommen, aber ihr habt es nicht tun wollen. Richter Ri 7 12 2 4 Besser: ich stehe (beständig) in Feindschaft. Richter Ri 7 12 2 5 Nach dem hebr.: nachdrücklich, inständig. Ihr klagt also mit Unrecht, ihr seiet nicht gerufen. Richter Ri 7 12 3 Quod cernens posui animam meam in manibus meis, transivique ad filios Ammon, et tradidit eos Dominus in manus meas. Quid commerui, ut adversum me consurgatis in prlium? Da ich das sah,⁶ wagte ich mein Leben und zog gegen die Söhne Ammons, und der Herr gab sie in meine Hand. Was habe ich verschuldet, dass ihr euch⁷ zum Kampfe gegen mich erhebt? Richter Ri 7 12 3 6 Hebr.: Da ich nun sah, dass du nicht helfen wolltest. Richter Ri 7 12 3 7 Hebr.: heut. Richter Ri 7 12 4 Vocatis itaque ad se cunctis viris Galaad, pugnabat contra Ephraim: percusseruntque viri Galaad Ephraim, quia dixerat: Fugitivus est Galaad de Ephraim, et habitat in medio Ephraim et Manasse. Und er berief alle Männer von Galaad zu sich und kämpfte mit Ephraim; und die Männer von Galaad schlugen Ephraim, weil sie gesagt hatten: Galaad ist abtrünnig geworden von Ephraim und wohnt inmitten von Ephraim und Manasse.⁸ Richter Ri 7 12 4 8 Flüchtlinge aus Ephraim seid ihr, Galaad, ein Zwitterding zwischen Ephraim, mitten in Manasse. Richter Ri 7 12 5 Occupaveruntque Galaaditæ vada Jordanis, per quæ Ephraim reversurus erat. Cumque venisset ad ea de Ephraim numero, fugiens, atque dixisset: Obsecro ut me transire permittatis: dicebant ei Galaaditæ: Numquid Ephrathæus est? quo dicente: Non sum: Dann besetzten die Galaaditer die Furten des Jordans, durch welche Ephraim zurückkehren musste. Wenn dann einer von den Ephraimiten auf der Flucht⁹ dahin kam und sprach: Ich bitte, lasset mich hinübergehen, so sprachen die Galaaditer zu ihm: Bist du ein Ephraimiter? Und wenn er sagte: Ich bin keiner, Richter Ri 7 12 5 9 Hebr.: eine ironische Wiederholung von V. 8: Flüchtlinge Ephraims. Richter Ri 7 12 6 Interrogabant eum: Dic ergo Scibboleth, quod interpretatur Spica. Qui respondebat, Sibboleth: eadem littera spicam exprimere non valens. Statimque apprehensum jugulabant in ipso Jordanis transitu. Et ceciderunt in illo tempore de Ephraim quadraginta duo millia. so sprachen sie zu ihm. Dann sage Schibboleth! was Ähre bedeutet. Sagte er nun Sibboleth! und konnte das Wort Ähre nicht mit dem rechten Buchstaben aussprechen, so ergriffen sie ihn alsbald und töteten ihn an der Furt des Jordans. So fielen zu jener Zeit¹⁰ aus Ephraim zweiundvierzigtausend. Richter Ri 7 12 6 10 In diesem ganzen Feldzuge. Richter Ri 7 12 7 Judicavit itaque Jephte Galaadites Israel sex annis: et mortuus est, ac sepultus in civitate sua Galaad. Jephte also, der Galaadite, richtete Israel sechs Jahre, und er starb und ward in seiner Stadt Galaad begraben. Richter Ri 7 12 8 Post hunc judicavit Israel Abesan de Bethlehem: Nach ihm richtete Abesan aus Bethlehem¹¹ Israel. Richter Ri 7 12 8 11 Im Stamme Zabulon. [Jos 19,15] Richter Ri 7 12 9 Qui habuit triginta filios, et totidem filias, quas emittens foras, maritis dedit, et ejusdem numeri filiis suis accepit uxores, introducens in domum suam. Qui septem annis judicavit Israel: Dieser hatte dreißig Söhne¹² und ebensoviele Töchter, die er aus dem Hause entließ und Männern gab; und seinen Söhnen gab er ebensoviele Frauen, welche er in sein Haus einführte. Er richtete Israel sieben Jahre; Richter Ri 7 12 9 12 Das Folgende hebr.: Und dreißig Töchter verheiratete er auswärts, und dreißig Töchter führte er von außen für seine Söhne heim. Abesan will seinen, und vielleicht auch andere Stämme, auf das engste mit seiner Familie verbinden, um dieser, wenn nicht die Herrschaft, doch wenigstens bleibende Wohlhabenheit zu sichern. Richter Ri 7 0 1 4. Die Israeliten werden zur Strafe für erneute Versündigungen in die Hand der Philister überliefert, welchen Samson mehrfach schweren Schaden zufügt. (13,1 16,31) A. Samsons Geburt wird seiner Mutter (V. 7) und darauf seinem Vater von dem Engel Gottes vorhergesagt. (V. 23) Gott segnet den jungen Samson und der Geist des Herrn ist mit ihm. Richter Ri 7 13 1 Rursumque filii Israel fecerunt malum in conspectu Domini: qui tradidit eos in manus Philisthinorum quadraginta annis. Da nun die Söhne Israels wieder taten, was in den Augen des Herrn böse war, gab er sie in die Hand der Philister vierzig Jahre hindurch.¹ [Ri 10,6] Richter Ri 7 13 1 1 Diese durch die Philister herbeigeführte Bedrückung ist bereits [Ri 10,7] vom Erzähler angekündigt worden. Richter Ri 7 13 10 Festinavit, et cucurrit ad virum suum: nuntiavitque ei, dicens: Ecce apparuit mihi vir, quem ante videram. lief sie eilends zu ihrem Manne und verkündete ihm: Siehe, der Mann ist mir erschienen, welchen ich vorhin gesehen habe. Richter Ri 7 13 11 Qui surrexit, et secutus est uxorem suam: veniensque ad virum, dixit ei: Tu es qui locutus es mulieri? Et ille respondit: Ego sum. Da machte er sich auf und folgte seinem Weibe; und als er zu dem Manne kam, sprach er zu ihm: Bist du es, der zu dem Weibe gesprochen hat? Er antwortete: Ich bin es. Richter Ri 7 13 12 Cui Manue: Quando, inquit, sermo tuus fuerit expletus, quid vis ut faciat puer? aut a quo se observare debebit? Manue sprach zu ihm: Wenn sich dein Wort erfüllt hat, was soll der Knabe tun, oder wovon soll er sich enthalten?¹¹ Richter Ri 7 13 12 11 Hebr.: Was soll dann der Brauch und die Behandlung des Knaben sein? Richter Ri 7 13 13 Dixitque Angelus Domini ad Manue: Ab omnibus, quæ locutus sum uxori tuæ, abstineat se: Der Engel des Herrn sprach zu Manue: Von allem, was ich deinem Weibe angezeigt habe, soll er sich enthalten. Richter Ri 7 13 14 Et quidquid ex vinea nascitur, non comedat: vinum et siceram non bibat, nullo vescatur immundo: et quod ei præcepi, impleat atque custodiat. Nichts, was vom Weinstocke kommt, soll er genießen. Wein und starkes Getränk soll er nicht trinken, nichts Unreines essen; und was ich ihm geboten habe, soll er erfüllen und beobachten.¹² Richter Ri 7 13 14 12 Im Hebr. steht überall das Femininum, also gelten die gleichen Vorschriften für die Mutter. Richter Ri 7 13 15 Dixitque Manue ad Angelum Domini: Obsecro te ut acquiescas precibus meis, et faciamus tibi hdum de capris. Da sprach Manue zu dem Engel des Herrn: Ich bitte, erfülle doch meine Bitte;¹³ wir wollen dir ein Ziegenböcklein zubereiten. Richter Ri 7 13 15 13 Hebr.: Lass uns doch dich zurückhalten. Dasselbe Wort V. 16, wo die Vulgata übersetzt: Wenn du mich nötigst. Richter Ri 7 13 16 Cui respondit Angelus: Si me cogis, non comedam panes tuos: si autem vis holocaustum facere, offer illud Domino. Et nesciebat Manue quod Angelus Domini esset. Doch der Engel entgegnete ihm: Wenn du mich auch nötigtest, würde ich deine Speise doch nicht essen; willst du aber ein Brandopfer herrichten, so bringe es dem Herrn dar. Manue wusste nämlich nicht, dass es der Engel des Herrn sei. Richter Ri 7 13 17 Dixitque ad eum: Quod est tibi nomen, ut, si sermo tuus fuerit expletus, honoremus te? Und er sprach zu ihm: Wie heißest du, damit wir dich ehren,¹⁴ wenn¹⁵ dein Wort in Erfüllung gegangen ist? Richter Ri 7 13 17 14 Chald.Syr.: dich rufen. Richter Ri 7 13 17 15 Zu der Zeit, wo. Richter Ri 7 13 18 Cui ille respondit: Cur quæris nomen meum, quod est mirabile? Der Engel antwortete ihm: Warum fragst du nach meinem Namen? er ist Wunderbar. [Gen 32,29] Richter Ri 7 13 19 Tulit itaque Manue hdum de capris, et libamenta, et posuit super petram, offerens Domino, qui facit mirabilia: ipse autem et uxor ejus intuebantur. Da nahm Manue ein Ziegenböckchen und Trankopfer und legte diese auf einem Felsen nieder und brachte sie dem Herrn dar, welcher wunderbare Dinge tut;¹⁶ er aber und sein Weib schauten zu.¹⁷ Richter Ri 7 13 19 16 Richtiger: Und es geschah wunderbares, während das Opfer dargebracht ward. Richter Ri 7 13 19 17 Als Zeugen, nicht als priesterliche Darbringer. Richter Ri 7 13 2 Erat autem quidam vir de Saraa, et de stirpe Dan, nomine Manue, habens uxorem sterilem. Es war aber ein Mann von Saraa,² vom Stamme Dan, mit Namen Manue, dessen Weib war unfruchtbar. Richter Ri 7 13 2 2 In der Ebene Juda; die Stadt indes war dem Stamme Dan zugewiesen. Richter Ri 7 13 20 Cumque ascenderet flamma altaris in clum, Angelus Domini pariter in flamma ascendit. Quod cum vidissent Manue et uxor ejus, proni ceciderunt in terram, Als nun die Flamme vom Altare¹⁸ zum Himmel aufstieg, fuhr auch der Engel des Herrn in der Flamme empor.¹⁹ Da Manue und sein Weib dies sahen, warfen sie sich auf ihr Angesicht zur Erde nieder. Richter Ri 7 13 20 18 Der zuvor Fels genannt war. Richter Ri 7 13 20 19 Damit er zeigte, dass er nicht ein Prophet, sondern ein Engel sei. Richter Ri 7 13 21 Et ultra eis non apparuit Angelus Domini. Statimque intellexit Manue, Angelum Domini esse, Und da der Engel des Herrn sich ihnen nicht mehr zeigte, erkannte Manue alsbald, dass es der Engel des Herrn war, Richter Ri 7 13 22 Et dixit ad uxorem suam: Morte moriemur, quia vidimus Deum. und sprach zu seinem Weibe: Wir müssen des Todes sterben,²⁰ denn wir haben Gott gesehen! Richter Ri 7 13 22 20 Vergl. [Ri 6,22ff]. Richter Ri 7 13 23 Cui respondit mulier: Si Dominus nos vellet occidere, de manibus nostris holocaustum et libamenta non suscepisset, nec ostendisset nobis hæc omnia, neque ea, quæ sunt ventura dixisset. Das Weib antwortete ihm: Wenn der Herr uns töten wollte, so hätte er nicht aus unsern Händen das Brandopfer und Trankopfer angenommen, noch uns dies alles sehen lassen, noch uns gesagt, was da kommen soll. Richter Ri 7 13 24 Peperit itaque filium, et vocavit nomen ejus Samson. Crevitque puer, et benedixit ei Dominus. Sie gebar also einen Sohn und nannte ihn Samson.²¹ Und der Knabe wuchs heran, und der Segen des Herrn ruhte auf ihm.²² Richter Ri 7 13 24 21 Vielleicht: Verwüster. Nach anderen: Glänzender, sonnenhafter. Richter Ri 7 13 24 22 Besonders in der V. 25 genannten Weise. Richter Ri 7 13 25 Cpitque Spiritus Domini esse cum eo in castris Dan inter Saraa et Esthaol. Und der Geist des Herrn fing an, mit ihm zu sein im Lager von Dan²³ zwischen Saraa und Esthaol.²⁴ Richter Ri 7 13 25 23 Richtiger: In Mahane Dan. (Vergl. [Ri 18,12].) Dort war das Grab Samsons [Ri 16,31], also wohl auch die Wohnung seiner Eltern. Richter Ri 7 13 25 24 Innerhalb des Gebietes von Juda. [Jos 15,33] Richter Ri 7 13 3 Cui apparuit Angelus Domini, et dixit ad eam: Sterilis es et absque liberis: sed concipies et paries filium: Dieser erschien der Engel des Herrn³ und sprach zu ihr: Du bist unfruchtbar und kinderlos;⁴ aber du wirst empfangen und einen Sohn gebären; [Gen 16,11, 1Sam 1,20, Lk 1,31] Richter Ri 7 13 3 3 In menschlicher Gestalt. (V. 6) Richter Ri 7 13 3 4 Vergl. [Gen 16,11, 1Sam 1,20, Lk 1,31]. Richter Ri 7 13 4 Cave ergo ne bibas vinum ac siceram, nec immundum quidquam comedas: hüte dich also, Wein und starkes Getränk zu trinken, oder etwas Unreines zu essen!⁵ [Num 6,3.4] Richter Ri 7 13 4 5 Der Engel wird zur Mutter vielmehr als zum Vater gesendet, weil diese durch die Unfruchtbarkeit mehr niedergedrückt ward und inbrünstiger um Kinder und das Heil des Volkes betete. Richter Ri 7 13 5 Quia concipies, et paries filium, cujus non tanget caput novacula: erit enim nazaræus Dei ab infantia sua, et ex matris utero, et ipse incipiet liberare Israel de manu Philisthinorum. Denn du wirst empfangen und einen Sohn gebären, dessen Haupt kein Schermesser berühren soll; denn er soll von Kindheit auf, vom Mutterleibe an, ein Nazaräer Gottes sein; und er wird anfangen,⁶ Israel aus der Hand der Philister zu befreien. Richter Ri 7 13 5 6 Er wird der erste sein. Richter Ri 7 13 6 Quæ cum venisset ad maritum suum, dixit ei: Vir Dei venit ad me, habens vultum angelicum, terribilis nimis. Quem cum interrogassem, quis esset, et unde venisset, et quo nomine vocaretur, noluit mihi dicere: Als sie nun zu ihrem Manne kam, sprach sie zu ihm: Ein Mann Gottes kam zu mir, sein Angesicht war wie das eines Engels, und sein Aussehen sehr furchtbar. Und da ich ihn fragte, wer er sei und woher er komme,⁷ und wie er heiße, wollte er es mir nicht sagen, Richter Ri 7 13 6 7 Hebr.: Doch ich fragte ihn nicht, woher er sei, und seinen Namen teilte er mir nicht mit. Richter Ri 7 13 7 Sed hoc respondit: Ecce concipies et paries filium: cave ne vinum bibas, nec siceram, et nec aliquo vescaris immundo: erit enim puer nazaræus Dei ab infantia sua, ex utero matris suæ usque ad diem mortis suæ. sondern antwortete nur dies: Siehe, du wirst empfangen und einen Sohn gebären, so hüte dich, Wein oder starke Getränke zu trinken oder etwas Unreines zu essen; denn der Knabe soll ein Nazaräer Gottes sein von Kindheit auf, vom Mutterleibe an, bis zum Tage seines Todes.⁸ Richter Ri 7 13 7 8 Es wird von dem Verfasser nicht alles wiederholt, was der Engel gesagt. Es war Gottes Gewohnheit, ehe er dem Volke einen Richter gab, von jenem etwas zu fordern. Wie bei den früheren Richtern das Volk zuerst Buße tun musste, so mussten Samson und Samuel, beide fast zu gleicher Zeit, selbst das ergänzen, was das Volk zu tun versäumte. Nur einer von beiden zeigte sich dieser Ehre voll und ganz würdig. Wie hoch ist der Wert des Gelübdes, dass es den Menschen zu hohen Taten geeignet macht und den Sünden der Welt Rettung schafft! Richter Ri 7 13 8 Oravit itaque Manue Dominum, et ait: Obsecro Domine, ut vir Dei, quem misisti, veniat iterum, et doceat nos quid debeamus facere de puero, qui nasciturus est. Da betete Manue zu dem Herrn und sprach: Ich bitte, Herr! der Mann Gottes, den du gesandt, möge noch einmal kommen und uns belehren,⁹ was wir mit dem Knaben tun sollen, der geboren werden soll! Richter Ri 7 13 8 9 Damit die Klugheit des Mannes der Schwäche des Weibes zu Hilfe komme. Richter Ri 7 13 9 Exaudivitque Dominus deprecantem Manue, et apparuit rursum Angelus Dei uxori ejus sedenti in agro. Manue autem maritus ejus non erat cum ea. Quæ cum vidisset Angelum, Und der Herr erhörte das Gebet Manues, und der Engel Gottes erschien seinem Weibe wieder, während sie auf dem Felde saß. Manue aber, ihr Mann, war nicht bei ihr. Da sie nun den Engel sah,¹⁰ Richter Ri 7 13 9 10 Zusatz der Vulgata. Richter Ri 7 0 1 B. Samson nimmt eine Philisterin zum Weibe (V. 9), legt bei der Hochzeitsfeier ein Rätsel vor (V. 14) und tötet 30 Philister, um deren Kleider den Jünglingen zu geben, welche das Rätsel gelöst. (V. 19) C. Sein Weib nimmt einen andern Mann. (V. 20) Richter Ri 7 14 1 Descendit ergo Samson in Thamnatha: vidensque ibi mulierem de filiabus Philisthiim, Da nun Samson nach Thamnatha ging,¹ sah er daselbst ein Weib von den Töchtern der Philister.² Richter Ri 7 14 1 1 Eine Ursache, weshalb die Israeliten zu den Philistern gingen, siehe [1Sam 13,20ff]. Richter Ri 7 14 1 2 Aus Dankbarkeit für die ihm ohne sein Verdienst von Gott zu teil gewordene Wohltat hatte Samson sich nicht allein von bestimmten Speisen enthalten, sondern noch mehr durch das Fernhalten von aller Sünde auszeichnen sollen. Indes hatte Gott die Heiligkeit des Lebens nicht zur Bedingung der Erwählung gemacht, weshalb Samson auch durch Sünden nicht seine außernatürliche Stärke verlieren durfte, zumal Gott ihn durch die Entziehung der Gnade strafen konnte, welche ihn in stand setzte, sein Nasiräat treu zu beobachten und so des Beistandes Gottes sicher zu sein. Wenn [Hebr 11,32ff], sein Glaube und seine Gerechtigkeit gelobt wird, so zeigt sich sein Glaube, wenngleich derselbe noch ohne die Rechtfertigung ist, zwar schon in dem Mute, mit dem er zahlreiche Feinde angreift, doch voll und ganz erst, so dass er die Menge der Sünden bedeckte und mit der Gerechtigkeit verbunden war, erst im Gebete vor seinem Tode. In dem Buhlen mit den Töchtern der Heiden offenbart sich seine Schwäche, ein Spiegelbild des natürlichen Charakters seines Volkes, das beständig zu den Heiden neigte. Richter Ri 7 14 10 Descendit itaque pater ejus ad mulierem, et fecit filio suo Samson convivium: sic enim juvenes facere consueverant. Darauf ging sein Vater¹¹ zu dem Weibe hinab und bereitete seinem Sohne Samson ein Mahl;¹² so nämlich pflegten die jungen Männer zu tun.¹³ Richter Ri 7 14 10 11 Dem Vater kam die Hauptrolle zu, darum wird er allein genannt. Richter Ri 7 14 10 12 Hebr.: Und Samson bereitete dort ein Mahl; jedenfalls auf Kosten seines Vaters. Richter Ri 7 14 10 13 Zur Zeit des Verfassers war also die Gewohnheit eine andere: das Mahl fand nicht mehr im Hause der Braut statt. Durch die von den Philistern geübte Gewohnheit wurden die Hebräer, welche Philisterinnen nahmen, bewogen, zu den Philistern zu ziehen, so dass ihre Kinder oft bereits zu deren Volk gehörten. Richter Ri 7 14 11 Cum ergo cives loci illius vidissent eum, dederunt ei sodales triginta ut essent cum eo. Als ihn nun die Bürger des Ortes sahen, gaben sie ihm dreißig Genossen,¹⁴ die bei ihm sein sollten. Richter Ri 7 14 11 14 Ehrenhalber. So entsagte der Bräutigam gleichsam seinem Volke. Die Genossen des Bräutigams heißen [Mt 9,15] die Söhne des Bräutigams. Richter Ri 7 14 12 Quibus locutus est Samson: Proponam vobis problema: quod si solveritis mihi intra septem dies convivii, dabo vobis triginta sindones, et totidem tunicas: Zu diesen sprach Samson: Ich will euch ein Rätsel aufgeben; wenn ihr mir dasselbe innerhalb der sieben Tage des Mahles löset, will ich euch dreißig Unterkleider und ebenso viele Gewänder geben; Richter Ri 7 14 13 Sin autem non potueritis solvere, vos dabitis mihi triginta sindones, et ejusdem numeri tunicas. Qui responderunt ei: Propone problema, ut audiamus. wo ihr es aber nicht lösen könnt, so sollt ihr mir dreißig Unterkleider und ebensoviele Gewänder geben. Sie antworteten ihm: Gib dein Rätsel auf, dass wir es hören. Richter Ri 7 14 14 Dixitque eis: De comedente exivit cibus, et de forti egressa est dulcedo: nec potuerunt per tres dies propositionem solvere. Da sprach er zu ihnen: Vom Fresser ging Speise aus, und vom Starken Süßigkeit. Sie konnten aber das Rätsel drei Tage lang nicht lösen. Richter Ri 7 14 15 Cumque adesset dies septimus, dixerunt ad uxorem Samson: Blandire viro tuo, et suade ei ut indicet tibi quid significet problema: quod si facere nolueris, incendemus te, et domum patris tui: an idcirco vocastis nos ad nuptias ut spoliaretis? Als nun der siebte Tag¹⁵ herankam, sprachen sie zu dem Weibe Samsons: Schmeichle deinem Manne und berede ihn, dass er dir angibt, was das Rätsel bedeutet. Willst du das aber nicht tun, so werden wir dich und das Haus deines Vaters verbrennen. Oder habt ihr uns deshalb zur Hochzeit geladen, um uns zu berauben?¹⁶ Richter Ri 7 14 15 15 So Hebr. Chald., die Sept. liest: Der vierte Tag. Indes die Schwierigkeit löst sich besser so, dass die folgenden Worte V. 15, V. 16 als Paranthese gefasst worden sind und V. 17b auf den siebten Tag zurückkommt. Richter Ri 7 14 15 16 Durch Einschüchterung und durch Appell an das Ehrgefühl suchen sie zum Ziele zu kommen. Richter Ri 7 14 16 Quæ fundebat apud Samson lacrimas, et querebatur dicens: Odisti me, et non diligis: idcirco problema, quod proposuisti filiis populi mei, non vis mihi exponere. At ille respondit: patri meo et matri nolui dicere: et tibi indicare potero? Da weinte sie vor Samson und klagte und sprach: Du bist mir¹⁷ gram und hast mich nicht lieb; darum willst du mir das Rätsel, welches du den Söhnen meines Volkes aufgegeben hast, nicht lösen. Er aber antwortete: Meinem Vater und meiner Mutter habe ich es nicht sagen wollen, und dir sollte ich es kundtun können?¹⁸ Richter Ri 7 14 16 17 Hebr.: Nur Abneigung hast du für mich, nicht Liebe. Richter Ri 7 14 16 18 Die Eltern haben wohl nach der Lösung des Rätsels nicht gefragt. Samson ist bereits schwankend. Richter Ri 7 14 17 Septem igitur diebus convivii flebat ante eum: tandemque die septimo cum ei esset molesta, exposuit. Quæ statim indicavit civibus suis. Da weinte sie die sieben Tage des Mahls vor ihm; endlich am siebten Tag, da sie ihm allzu lästig ward, sagte er ihr die Lösung. Sofort teilte sie dieselbe ihren Mitbürgern mit. Richter Ri 7 14 18 Et illi dixerunt ei die septimo ante solis occubitum: Quid dulcius melle, et quid fortius leone? Qui ait ad eos: Si non arassetis in vitula mea, non invenissetis propositionem meam. Diese sagten am siebten Tage, noch ehe die Sonne unterging, zu ihm: Was ist süßer als Honig, und was ist stärker als der Löwe? Er antwortete ihnen: Hättet ihr nicht mit meinem Kalbe gepflügt,¹⁹ so hättet ihr mein Rätsel nicht erraten! Richter Ri 7 14 18 19 Mein Weib dazu missbrauchend, um mir das Geheimnis zu entlocken. Richter Ri 7 14 19 Irruit itaque in eum Spiritus Domini, descenditque Ascalonem, et percussit ibi triginta viros: quorum ablatas vestes dedit iis, qui problema solverant. Iratusque nimis ascendit in domum patris sui: Da kam der Geist des Herrn über ihn,²⁰ und er ging nach Askalon hinab und erschlug daselbst dreißig Männer;²¹ diesen nahm er die Kleider²² und gab sie²³ denen, welche das Rätsel gelöst hatten. Hierauf ging er in großem Zorne²⁴ hinauf in das Haus seines Vaters; Richter Ri 7 14 19 20 Der Geist des Herrn leitete ihn nicht, als er sein Rätsel selbst verriet. Richter Ri 7 14 19 21 Die beständigen Unterdrückungen seines Volkes gaben ihm dazu nicht ungerechten weiteren Anlass. Richter Ri 7 14 19 22 Hebr.: Und nahm ihre Rüstungen. Richter Ri 7 14 19 23 Die Kleider. Es waren wohl Landleute, die er nacheinander tötete, so dass das Gerücht davon sich nicht alsobald verbreitete. Vergl. [1Sam 27]. Richter Ri 7 14 19 24 Über sein Weib und seine Genossen. Richter Ri 7 14 2 Ascendit, et nuntiavit patri suo, et matri suæ, dicens: Vidi mulierem in Thamnatha de filiabus Philisthinorum: quam quæso ut mihi accipiatis uxorem. Und er kehrte zurück, erzählte es seinem Vater und seiner Mutter und sprach: Ich habe ein Weib in Thamnatha unter den Töchtern der Philister gesehen, ich bitte euch, nehmet mir diese zum Weibe.³ Richter Ri 7 14 2 3 Sündigte Samson damit? Nicht gegen [Ex 34,16] oder [Dtn 7,2], da die an diesen Stellen erlassenen Verbote nur die Ehen mit Chananitern betreffen. Der Geist Gottes [Ri 13,25] bewegt ihn dazu und Samson ist sich dessen bewusst. Richter Ri 7 14 20 Uxor autem ejus accepit maritum unum de amicis ejus et pronubis. sein Weib aber nahm sich einen von seinen Freunden und Hochzeitsgenossen zum Manne.²⁵ Richter Ri 7 14 20 25 Hebr.: Wurde das Weib Simsons seinem Genossen zu eigen, den er sich selbst beigesellt hatte dem Brautführer. (Sept.) Richter Ri 7 14 3 Cui dixerunt pater et mater sua: Numquid non est mulier in filiabus fratrum tuorum, et in omni populo meo, quia vis accipere uxorem de Philisthiim, qui incircumcisi sunt? Dixitque Samson ad patrem suum: Hanc mihi accipe: quia placuit oculis meis. Da antwortete ihm sein Vater und seine Mutter: Gibt es unter den Töchtern deiner Brüder und in meinem ganzen Volke kein Weib, warum willst⁴ du also von den Philistern, den Unbeschnittenen, ein Weib nehmen? Samson sprach zu seinem Vater: Diese nimm mir; denn sie gefiel meinen Augen. Richter Ri 7 14 3 4 Hebr.: gehst. Richter Ri 7 14 4 Parentes autem ejus nesciebant quod res a Domino fieret, et quæreret occasionem contra Philisthiim: eo enim tempore Philisthiim dominabantur Israeli. Aber seine Eltern wussten nicht, dass die Sache von dem Herrn kam und⁵ dass er einen Anlass wider die Philister suchte; denn zu jener Zeit herrschten die Philister über Israel. Richter Ri 7 14 4 5 Zu streichen. Richter Ri 7 14 5 Descendit itaque Samson cum patre suo et matre in Thamnatha. Cumque venissent ad vineas oppidi, apparuit catulus leonis sævus, et rugiens, et occurrit ei. Samson ging nun mit seinem Vater und mit seiner Mutter nach Thamnatha hinab.⁶ Als sie zu den Weinbergen der Stadt kamen, zeigte sich ein junger Löwe, grimmig und brüllend, und ging auf ihn zu. Richter Ri 7 14 5 6 Zur Verlobung. (V. 7) Richter Ri 7 14 6 Irruit autem Spiritus Domini in Samson, et dilaceravit leonem, quasi hdum in frusta discerpens, nihil omnino habens in manu: et hoc patri et matri noluit indicare. Da kam der Geist des Herrn⁷ über Samson, und er zerriss den Löwen, als ob er ein Böckchen in Stücke risse, ohne dass er etwas in seiner Hand hatte;⁸ seinem Vater und seiner Mutter aber wollte er nichts davon sagen.⁹ Richter Ri 7 14 6 7 Der Geist der Stärke. Richter Ri 7 14 6 8 Die Philister ließen den Israeliten keine Waffen. [1Sam 13,20] Richter Ri 7 14 6 9 Er war also von dem Wege, den seine Eltern gingen, abgewichen. Richter Ri 7 14 7 Descenditque et locutus est mulieri, quæ placuerat oculis ejus. Und er ging hinab und redete mit dem Weibe, die seinen Augen gefallen hatte. Richter Ri 7 14 8 Et post aliquot dies revertens ut acciperet eam, declinavit ut videret cadaver leonis, et ecce examen apum in ore leonis erat ac favus mellis. Als er nun nach einiger Zeit wieder dahin kam, um sie zum Weibe zu nehmen, bog er vom Wege ab, um die Leiche des Löwen zu sehen, und siehe, da war ein Bienenschwarm in dem Rachen des Löwen und Honigseim. Richter Ri 7 14 9 Quem cum sumpsisset in manibus, comedebat in via: veniensque ad patrem suum et matrem, dedit eis partem, qui et ipsi comederunt: nec tamen eis voluit indicare quod mel de corpore leonis assumpserat. Diese nahm er in die Hand und aß davon auf dem Wege; und als er zu seinem Vater und zu seiner Mutter kam, gab er ihnen einen Teil, und sie aßen auch davon; er wollte ihnen aber nicht sagen,¹⁰ dass er den Honig aus dem Leichname des Löwen genommen hatte. Richter Ri 7 14 9 10 Hebr.: Er teilte ihnen aber nicht mit. Richter Ri 7 0 1 Über die Treulosigkeit seines Weibes erzürnt, zündet Samson die Saaten an und bringt ihnen eine schwere Niederlage bei (V. 8), ebenso eine zweite, da er von dem Stamme Juda den Philistern gebundene übergeben wird. (V. 19) Er richtet Israel in den Tagen der Philister 20 Jahre. Richter Ri 7 15 1 Post aliquantulum autem temporis, cum dies triticeæ messis instarent, venit Samson, invisere volens uxorem suam, et attulit ei hdum de capris. Cumque cubiculum ejus solito vellet intrare, prohibuit eum pater illius, dicens: Nach einiger Zeit aber, als die Zeit der Weizenernte bevorstand, kam Samson und wollte sein Weib besuchen und brachte ihr ein Ziegenböcklein.¹ Als er indes in ihre Kammer gehen wollte, wie sonst, hielt ihr Vater ihn zurück und sprach: Richter Ri 7 15 1 1 Ein damals übliches Geschenk. [Gen 38,17] Richter Ri 7 15 10 Dixeruntque ad eos de tribu Juda: Cur ascendistis adversum nos? Qui responderunt: Ut ligemus Samson, venimus, et reddamus ei quæ in nos operatus est. Die Männer vom Stamme Juda aber sprachen zu ihnen: Warum seid ihr gegen uns heraufgezogen? Sie antworteten: Wir sind gekommen, um Samson zu binden und ihm zu vergelten, was er an uns getan hat.¹² Richter Ri 7 15 10 12 Den Hebräern ward eine herrliche Gelegenheit geboten, das Joch der Philister abzuschütteln. Sie haben einen Führer, den der Feind fürchtet, und sind zahlreich versammelt, doch sie denken nicht an ihre Befreiung. Richter Ri 7 15 11 Descenderunt ergo tria millia virorum de Juda, ad specum silicis Etam, dixeruntque ad Samson: Nescis quod Philisthiim imperent nobis? quare hoc facere voluisti? Quibus ille ait: Sicut fecerunt mihi, sic feci eis. Da zogen dreitausend von den Männern Judas zur Felsenkluft von Etam hinab und sprachen zu Samson: Weißt du nicht, dass die Philister über uns herrschen? Warum hast du uns das angetan? Er sprach zu ihnen: Wie sie mir getan haben, so habe ich ihnen getan! Richter Ri 7 15 12 Ligare, inquiunt, te venimus, et tradere in manus Philisthinorum. Quibus Samson, Jurate, ait, et spondete mihi quod non occidatis me. Sie erwiderten ihm: Wir sind gekommen, dich zu binden und in die Hände der Philister zu überliefern. Da sprach Samson zu ihnen: Schwöret und gelobet mir, dass ihr mich nicht töten wollt!¹³ Richter Ri 7 15 12 13 Warum eifert er sie nicht zu großen Taten an? Weil der Geist Gottes ihn dazu nicht antrieb und sie dessen nicht würdig waren. Richter Ri 7 15 13 Dixerunt: Non te occidemus, sed vinctum trademus. Ligaveruntque eum duobus novis funibus, et tulerunt eum de petra Etam. Sie sprachen: Wir wollen dich nicht töten, sondern nur binden und ausliefern. Und sie banden ihn mit zwei neuen Stricken¹⁴ und brachten ihn von dem Felsen Etam fort. Richter Ri 7 15 13 14 Umso wunderbarer zeigte sich seine große Kraft. Richter Ri 7 15 14 Qui cum venisset ad locum Maxillæ, et Philisthiim vociferantes occurrissent ei, irruit Spiritus Domini in eum: et sicut solent ad odorem ignis lina consumi, ita vincula quibus ligatus erat, dissipata sunt et soluta. Als er aber an den Ort des Kinnbackens¹⁵ kam und die Philister ihm mit lautem Geschrei entgegenliefen, kam der Geist des Herrn über ihn; und wie Flachs in der Nähe des Feuers zu verbrennen pflegt, so lösten sich die Bande, mit denen er gefesselt war, und fielen auseinander. Richter Ri 7 15 14 15 Lechi. Richter Ri 7 15 15 Inventamque maxillam, id est, mandibulam asini, quæ jacebat, arripiens, interfecit in ea mille viros, Und da er einen Kinnbacken, das ist einen Eselskinnbacken¹⁶ fand, der da lag, nahm er ihn, und erschlug damit tausend Mann, Richter Ri 7 15 15 16 Dieser Zusatz der Vulgata ist nicht recht klar; hebr.: einen frischen Eselskinnbacken. Der Schrecken tat noch mehr als die Schläge Samsons. Die ersten werden getroffen, die anderen fliehen insgesamt, während Samson ihnen spottend nachruft: Mit eines Esels Kinnbacken habe ich tausend geschlagen. Ähnlich [1Sam 14,14.19]. Die Zahl tausend ist eine runde, wohl eine Abteilung bezeichnend. Richter Ri 7 15 16 Et ait: In maxilla asini, in mandibula pulli asinarum delevi eos, et percussi mille viros. und sprach: Mit eines Esels Kinnbacken, mit dem Kinnbacken eines jungen Esels habe ich sie vernichtet und tausend Mann erschlagen.¹⁷ Richter Ri 7 15 16 17 Hebr.: Mit dem Kinnbacken des rötlichen (des Esels) habe ich sie gerötet, mit dem Kinnbacken eines Esels habe ich tausend Mann geschlagen. Richter Ri 7 15 17 Cumque hæc verba canens complesset, projecit mandibulam de manu, et vocavit nomen loci illius Ramathlechi, quod interpretatur elevatio maxillæ. Nachdem er so gesungen,¹⁸ warf er den Kinnbacken aus seiner Hand und nannte den Namen jenes Ortes Ramath-Lechi, das ist Kinnbackenhöhe. Richter Ri 7 15 17 18 Hebr.: Gesprochen. Richter Ri 7 15 18 Sitiensque valde, clamavit ad Dominum, et ait: Tu dedisti in manu servi tui salutem hanc maximam atque victoriam: en siti morior, incidamque in manus incircumcisorum. Da ihn aber sehr dürstete, rief er zu dem Herrn und sprach: Du hast durch die Hand deines Dieners dies große Heil und diesen Sieg¹⁹ gegeben; siehe, ich sterbe vor Durst und werde in die Hände der Unbeschnittenen fallen. Richter Ri 7 15 18 19 Samson soll Gott den Sieg zuschreiben und vor den versammelten Israeliten Zeugnis geben, woher ihnen Hilfe kommen könne; vom Herrn. Richter Ri 7 15 19 Aperuit itaque Dominus molarem dentem in maxilla asini, et egressæ sunt ex eo aquæ. Quibus haustis, refocillavit spiritum, et vires recepit. Idcirco appellatum est nomen loci illius, Fons invocantis de maxilla, usque in præsentem diem. Da öffnete der Herr einen Mahlzahn im Kinnbacken des Esels,²⁰ und es floss Wasser daraus hervor. Als er davon trank, ward sein Geist erquickt und seine Kräfte kehrten wieder. Daher ward der Name dieses Ortes: Des Anrufenden Quelle aus dem Kinnbacken genannt²¹ bis auf diesen Tag. Richter Ri 7 15 19 20 Hebr.: Da öffnete der Herr den Mörser (eine Höhlung), der in Lechi ist. Richter Ri 7 15 19 21 Hebr.: diese ist in Lechi bis Richter Ri 7 15 2 Putavi quod odisses eam, et ideo tradidi illam amico tuo: sed habet sororem, quæ junior et pulchrior illa est, sit tibi pro ea uxor. Ich glaubte, du seiest ihr gram geworden,² und habe sie darum deinem Freunde gegeben; aber sie hat eine Schwester, welche jünger und schöner ist als sie; diese mag statt ihrer dein Weib werden. Richter Ri 7 15 2 2 Sie verdiente es fürwahr auch. Richter Ri 7 15 20 Judicavitque Israel in diebus Philisthiim viginti annis. Und er richtete Israel in den Tagen der Philister zwanzig Jahre.²² [Ri 16,31] Richter Ri 7 15 20 22 Zwanzig von jenen [Ri 13,1] genannten. Von nun an übte er das Richteramt, doch wird aus dieser Zeit nur weniges in folgendem berichtet. Richter Ri 7 15 3 Cui Samson respondit: Ab hac die non erit culpa in me contra Philisthæos: faciam enim vobis mala. Da antwortete ihm³ Samson: Von nun an bin ich ohne Schuld den Philistern gegenüber, denn ich werde euch Böses tun.⁴ Richter Ri 7 15 3 3 Hebr.: ihnen. Die ganze Familie steht wohl dabei. Richter Ri 7 15 3 4 Teils wegen des vielfachen an Israel von euch verübten Unrechts, wie deshalb, weil Gott mich dazu antreibt. Richter Ri 7 15 4 Perrexitque et cepit trecentas vulpes, caudasque earum junxit ad caudas, et faces ligavit in medio: Und er ging hin und fing dreihundert Füchse⁵ und band sie je zwei mit den Schwänzen zusammen und befestigte Fackeln in der Mitte.⁶ Richter Ri 7 15 4 5 Eigentlich Schakale. Er fängt wohl zu verschiedenen Zeiten je zwei und sendet sie in die Felder der Philister. Richter Ri 7 15 4 6 Hebr.: Und nahm Fackeln und kehrte einen Schwanz zum andern hin und brachte eine Fackel zwischen den beiden Schwänzen in der Mitte an. Richter Ri 7 15 5 Quas igne succendens, dimisit, ut huc illucque discurrerent. Quæ statim perrexerunt in segetes Philisthinorum. Quibus succensis, et comportatæ jam fruges, et adhuc stantes in stipula, concrematæ sunt, in tantum, ut vineas quoque et oliveta flamma consumeret. Diese zündete er an und ließ die Füchse frei, dass sie hierhin und dorthin liefen. Alsbald stürzten die Füchse in die Saatfelder der Philister. Diese gerieten in Brand, und das schon zusammengebrachte Getreide verbrannte samt dem auf den Halmen stehenden derart, dass das Feuer auch die Weinberge und Ölgärten verzehrte. Richter Ri 7 15 6 Dixeruntque Philisthiim: Quis fecit hanc rem? Quibus dictum est: Samson gener Thamnathæi: quia tulit uxorem ejus, et alteri tradidit, hæc operatus est. Ascenderuntque Philisthiim: et combusserunt tam mulierem quam patrem ejus, Da sprachen die Philister: Wer hat dies getan? Man sagte ihnen: Samson, der Eidam des Thamnathäers, hat dies getan, weil dieser ihm sein Weib genommen und einem andern gegeben hat. Da zogen die Philister hinauf und verbrannten ebenso das Weib wie ihren Vater.⁷ Richter Ri 7 15 6 7 Die Felder waren weit über Thamnata hinaus angezündet. So kommen denn die weiterhin wohnenden Philister, besonders wohl die Stammesfürsten, und bereiten dem Weibe des Samson das Schicksal, dem sie durch den Verrat jenes Geheimnisses hatte entgehen wollen, weil sie durch ihre neuerliche Verheiratung Samson Ursache zur Rache gegeben. Richter Ri 7 15 7 Quibus ait Samson: Licet hæc feceritis, tamen adhuc ex vobis expetam ultionem, et tunc quiescam. Samson aber sprach zu ihnen: Wenn ihr dies auch getan habt, so werde ich doch auch jetzt noch nicht eher ruhen als bis ich an euch Rache genommen habe.⁸ Richter Ri 7 15 7 8 Habt ihr mir auch durch eure Tat, nicht nach eurem Willen, eine gewisse Genugtuung bereitet, so werde ich deshalb dennoch nicht nachlassen. Richter Ri 7 15 8 Percussitque eos ingenti plaga, ita ut stupentes suram femori imponerent. Et descendens habitavit in spelunca petræ Etam. Und er brachte ihnen eine schwere Niederlage bei, so dass sie vor Schrecken ihre Waden an ihre Hüften legten;⁹ dann ging er hinab und wohnte in der Felsenhöhle von Etam.¹⁰ Richter Ri 7 15 8 9 Die Vulgata macht hie und da kleine Zusätze zum besseren Verständnis. Die hebräische Ausdrucksweise entspricht dem Deutschen: Hals über Kopf. Richter Ri 7 15 8 10 Im Gebiete von Juda. (V. 9) Er will seinetwegen niemanden in Gefahr bringen. Richter Ri 7 15 9 Igitur ascendentes Philisthiim in terram Juda castrametati sunt in loco, qui postea vocatus est Lechi, id est, maxilla, ubi eorum effusus est exercitus. Da zogen die Philister in das Land Juda hinauf und lagerten sich an dem Orte, welcher nachher Lechi, das ist Kinnbacken, genannt ward; dort breitete sich ihr Kriegsheer aus.¹¹ Richter Ri 7 15 9 11 Das Heer der Philister soll die Juden daran hindern, sich mit Samson zu verbinden. Richter Ri 7 0 1 D. In Gaza von den Philistern eingeschlossen, trägt Samson das Stadttor mit sich fort. (V. 3) Von einem chananäischen Weibe Dalila mit List betrogen, wird er seines Haupthaares beraubt und in die Hände der Feinde überliefert, die ihm die Augen ausstechen und ihn verhöhnen. (V. 21) Nachdem sein Haar wieder gewachsen ist und er seine frühere Kraft zurückerhalten hat, begräbt er 3000 Philister mit sich in den Ruinen des Tempels Dagons. Richter Ri 7 16 1 Abiit quoque in Gazam, et vidit ibi mulierem meretricem, ingressusque est ad eam. Einst ging¹ Samson nach Gaza und sah daselbst eine Buhlerin und ging zu ihr.² Richter Ri 7 16 1 1 Da von dem Antrieb des göttlichen Geistes nichts gesagt wird, scheint eine gewisse Überhebung Samsons Herz erfüllt zu haben. Richter Ri 7 16 1 2 Der zufälligen Gelegenheit nachgebend. Richter Ri 7 16 10 Dixitque ad eum Dalila: Ecce illusisti mihi, et falsum locutus es: saltem nunc indica mihi quo ligari debeas. Da sprach Dalila zu ihm: Siehe, du hast mich getäuscht und mir Falsches gesagt; so zeige mir doch jetzt wenigstens an, womit du gefesselt werden musst! Richter Ri 7 16 11 Cui ille respondit: Si ligatus fuero novis funibus, qui nunquam fuerunt in opere, infirmus ero, et aliorum hominum similis. Er antwortete ihr: Wenn ich mit neuen Stricken gebunden werde, die noch niemals gebraucht worden sind, so werde ich schwach und andern Menschen gleich sein.¹² Richter Ri 7 16 11 12 Dalila kannte wohl das [Ri 15,13] erzählte Ereignis nicht. Richter Ri 7 16 12 Quibus rursum Dalila vinxit eum, et clamavit: Philisthiim super te Samson, in cubiculo insidiis præparatis. Qui ita rupit vincula quasi fila telarum. Da band ihn Dalila wieder mit solchen und rief: Philister über dir, Samson! In der Kammer aber war ein Hinterhalt bereitet. Da zerriss er die Bande wie Webfäden. Richter Ri 7 16 13 Dixitque Dalila rursum ad eum: Usquequo decipis me, et falsum loqueris? ostende quo vinciri debeas. Cui respondit Samson: Si septem crines capitis mei cum licio plexueris, et clavum his circumligatum terræ fixeris, infirmus ero. Dalila sprach abermals zu ihm: Wie lange täuschest du mich und redest Falsches? Zeige mir, womit du gebunden werden musst! Samson antwortete ihr: Wenn du die sieben Locken meines Hauptes mit einem Flechtbande verflichtst und um einen Nagel windest und diesen in die Erde schlägst,¹³ so werde ich schwach sein.¹⁴ Richter Ri 7 16 13 13 Der hebr. Text ist hier und V. 14 mangelhaft. Die Sept. hat ihn vollständig bewahrt, die Vulgata ergänzt. Richter Ri 7 16 13 14 Sept.: wie ein anderer Mensch. Richter Ri 7 16 14 Quod cum fecisset Dalila, dixit ad eum: Philisthiim super te Samson. Qui consurgens de somno extraxit clavum cum crinibus et licio. Als Dalila dies getan, rief sie ihm zu: Philister über dir, Samson! Da wachte er aus dem Schlafe auf und zog den Nagel samt den Locken und dem Flechtbande heraus.¹⁵ Richter Ri 7 16 14 15 Diese drei Antworten sind nicht ganz willkürlich gewählt, sondern sind ebenso viele Rätsel, welche die Wahrheit umhüllen. Die Stärke Samsons war an die Bewahrung seines Haares geknüpft. Die Haare waren in Locken (Stricke) gedreht und noch unberührt, neu; an den Haaren musste Samson gefesselt, d. i. derselben beraubt werden. In der ersten Antwort spricht Samson von neuen Stricken, und zwar von sieben, in der zweiten beschreibt er die Stricke noch deutlicher, in der dritten offenbart er, dass das Geheimnis mit seinen Haaren verbunden ist. Richter Ri 7 16 15 Dixitque ad eum Dalila: Quo modo dicis quod amas me, cum animus tuus non sit mecum? Per tres vices mentitus es mihi, et noluisti dicere in quo sit maxima fortitudo tua. Dalila aber sprach zu ihm: Wie kannst du sagen, dass du mich liebst, da doch dein Herz nicht mit mir ist? Dreimal hast du mich belogen und hast mir nicht sagen wollen, worauf deine so große Stärke beruht. Richter Ri 7 16 16 Cumque molesta esset ei, et per multos dies jugiter adhæreret, spatium ad quietem non tribuens defecit anima ejus, et ad mortem usque lassata est. Als sie ihm nun lästig war und viele Tage hindurch beständig in ihn drang, ohne ihm Ruhe zu lassen, ward seine Seele schwach und bis zum Tode matt. Richter Ri 7 16 17 Tunc aperiens veritatem rei, dixit ad eam: Ferrum nunquam ascendit super caput meum, quia nazaræus, id est, consecratus Deo sum de utero matris meæ: si rasum fuerit caput meum, recedet a me fortitudo mea, et deficiam, eroque sicut ceteri homines. Und er entdeckte ihr die volle Wahrheit und sprach zu ihr: Niemals ist ein Schermesser über mein Haupt gekommen, weil ich ein Nazaräer, das ist ein Gottgeweihter, vom Mutterleibe an bin; wenn mein Haupt geschoren wird, so wird meine Stärke von mir weichen und ich werde schwach werden und wie andere Menschen sein.¹⁶ Richter Ri 7 16 17 16 Die Haare waren für Samson das Zeichen der umsonst gegebenen Gnade des Bündnisses zwischen ihm und Gott. Gott hatte sich gleichsam verpflichtet, nicht zuzulassen, dass er das Haar ohne seine Schuld verlor, doch als Samson das Geheimnis preisgab, ließ Gottes Vorsehung es zu, dass ihn die Strafe für seine vorherbegangenen Sünden und Begierlichkeiten ereilte, wenngleich Gott auch diese wieder zum Verderben der Philister wendete. Richter Ri 7 16 18 Vidensque illa quod confessus ei esset omnem animum suum, misit ad principes Philisthinorum ac mandavit: Ascendite adhuc semel, quia nunc mihi aperuit cor suum. Qui ascenderunt assumpta pecunia, quam promiserant. Da sie nun sah,¹⁷ dass er ihr sein ganzes Herz entdeckt hatte, sandte sie zu den Fürsten der Philister und entbot ihnen: Kommet noch einmal herauf; denn nun hat er mir sein Herz eröffnet! Da kamen sie herauf und nahmen das Geld mit sich, das sie versprochen hatten. Richter Ri 7 16 18 17 Aus der Weise und seiner Miene. Richter Ri 7 16 19 At illa dormire eum fecit super genua sua, et in sinu suo reclinare caput. Vocavitque tonsorem, et rasit septem crines ejus, et cpit abigere eum, et a se repellere: statim enim ab eo fortitudo discessit: Sie aber ließ ihn auf ihren Knien einschlafen und sein Haupt in ihren Schoß legen. Dann rief sie einen Scherer, der schor die sieben Locken seines Hauptes ab, und sie fing an,¹⁸ sich von ihm loszumachen und ihn von sich zu stoßen; denn alsbald war die Stärke von ihm gewichen. Richter Ri 7 16 19 18 Tat dies zum ersten Male. Richter Ri 7 16 2 Quod cum audissent Philisthiim, et percrebruisset apud eos, intrasse urbem Samson, circumdederunt eum, positis in porta civitatis custodibus: et ibi tota nocte cum silentio præstolantes, ut facto mane exeuntem occiderent. Als dies die Philister hörten und es bei ihnen kund ward, dass Samson in die Stadt gekommen sei, schlossen sie ihn ein, indem sie Wächter am Stadttore aufstellten,³ und die ganze Nacht warteten sie still, um ihn am Morgen, wenn er herausginge, zu töten. Richter Ri 7 16 2 3 Niemand wagt ihn in der Nähe anzugreifen. Die Wächter sollen wohl von oben herab ihre Geschosse auf ihn absenden. Richter Ri 7 16 20 Dixitque: Philisthiim super te Samson. Qui de somno consurgens, dixit in animo suo: Egrediar sicut ante feci, et me excutiam, nesciens quod recessisset ab eo Dominus. Als sie nun rief: Philister über dir, Samson! erhob er sich vom Schlafe und sprach in seinem Herzen: Ich werde davongehen,¹⁹ wie ich zuvor getan, und mich losreißen; denn er wusste nicht, dass der Herr von ihm gewichen war. Richter Ri 7 16 20 19 Zum Kampfe. Richter Ri 7 16 21 Quem cum apprehendissent Philisthiim statim eruerunt oculos ejus, et duxerunt Gazam vinctum catenis, et clausum in carcere molere fecerunt. Da ergriffen ihn die Philister und stachen ihm alsbald die Augen aus und führten ihn, mit Ketten gefesselt, nach Gaza,²⁰ schlossen ihn in das Gefängnis ein, und ließen ihn in demselben die Mühle drehen.²¹ Richter Ri 7 16 21 20 Nach dem Hebr. wird er erst in Gaza gefesselt. Richter Ri 7 16 21 21 Dies war die Arbeit der Frauen und Sklaven. Vergl. [Ex 11,5]. Richter Ri 7 16 22 Jamque capilli ejus renasci cperant, Als nun seine Haare bereits angefangen hatten wieder zu wachsen, Richter Ri 7 16 23 Et principes Philisthinorum convenerunt in unum ut immolarent hostias magnificas Dagon deo suo, et epularentur, dicentes: Tradidit deus noster inimicum nostrum Samson in manus nostras. versammelten sich die Fürsten der Philister, um Dagon, ihrem Gotte,²² große Opfer zu bringen und einen Freudenschmaus zu halten; denn sie sagten: Unser Gott hat unsern Feind Samson in unsere Hand gegeben!²³ Richter Ri 7 16 23 22 Siehe [1Sam 5,2]. Richter Ri 7 16 23 23 Dies also ist besonders die Ursache des Festes. Richter Ri 7 16 24 Quod etiam populus videns, laudabat deum suum, eademque dicebat: Tradidit Deus noster adversarium nostrum in manus nostras, qui delevit terram nostram, et occidit plurimos. Als das Volk dies sah, pries es gleichfalls seinen Gott und sagte dasselbe: Unser Gott hat unsern Feind, der unser Land verwüstet und sehr viele erschlagen hat, in unsere Hand gegeben. Richter Ri 7 16 25 Lætantesque per convivia, sumptis jam epulis, præceperunt ut vocaretur Samson, et ante eos luderet. Qui adductus de carcere ludebat ante eos, feceruntque eum stare inter duas columnas. Da sie nun beim Schmause guter Dinge waren und das Mahl schon verzehrt hatten,²⁴ ließen sie Samson rufen, dass er vor ihnen spiele.²⁵ Er ward aus dem Gefängnisse herbeigeführt und spielte vor ihnen; sie hatten ihn aber zwischen die zwei Säulen gestellt. Richter Ri 7 16 25 24 Hebr.: Da nun ihr Herz guter Dinge geworden war. Richter Ri 7 16 25 25 Vielleicht ist der Sinn des Verfassers: ihn zu verspotten. (Vergl. Sept.) Richter Ri 7 16 26 Qui dixit puero regenti gressus suos: Dimitte me, ut tangam columnas, quibus omnis imminet domus, et recliner super eas, et paululum requiescam. Da sprach er zu dem Knaben, der ihn²⁶ führte: Lass mich die Säulen tasten, auf denen das ganze Haus ruht,²⁷ damit ich mich an dieselben lehne und ein wenig ausruhe. Richter Ri 7 16 26 26 An der Hand. Richter Ri 7 16 26 27 Es war wohl eine Säulenhalle, die beim Falle andere Teile des Hauses mit sich riss. Richter Ri 7 16 27 Domus autem erat plena virorum ac mulierum, et erant ibi omnes principes Philisthinorum, ac de tecto et solario circiter tria millia utriusque sexus spectantes ludentem Samson. Das Haus aber war voll von Männern und Frauen, und auch alle Fürsten der Philister waren daselbst, und auf dem Dache und dem Söller sahen bei dreitausend beiderlei Geschlechtes zu, wie Samson spielte. Richter Ri 7 16 28 At ille invocato Domino ait: Domine Deus, memento mei, et redde mihi nunc fortitudinem pristinam Deus meus, ut ulciscar me de hostibus meis, et pro amissione duorum luminum unam ultionem recipiam. Er aber rief zu dem Herrn und sprach: Herr, Gott! gedenke meiner²⁸ und gib mir jetzt meine vorige Stärke wieder, mein Gott, dass ich mich an meinen Feinden räche und eine Rache nehme für den Verlust beider Augen.²⁹ Richter Ri 7 16 28 28 Buße und Gebet haben Samson bekehrt. Er ruft demütig wie der Schächer [Lk 23,42], und betet mit Zuversicht. Wie furchtbar mussten die Philister erschrecken, als sie den eben noch ungestraft Verhöhnten und sich müde an die Säule Lehnenden sich aufrichten sehen und laut im Hause des Götzen selbst den Namen des feindlichen Gottes hören! Wie suchen sie sich durch die Flucht zu retten, doch vergeblich, schon werden sie unter den Trümmern des Tempels begraben! Richter Ri 7 16 28 29 Hebr.: Mein Herr, o Jahve, gedenke doch meiner und stärke mich nur dieses Mal, o Gott usw. Richter Ri 7 16 29 Et apprehendens ambas columnas, quibus innitebatur domus, alteramque earum dextera, et alteram læva tenens, Hierauf fasste er die beiden Säulen, auf denen das Haus ruhte, und die eine derselben mit der rechten, die andere mit der linken Hand haltend, Richter Ri 7 16 3 Dormivit autem Samson usque ad medium noctis: et inde consurgens apprehendit ambas portæ fores cum postibus suis et sera, impositasque humeris suis portavit ad verticem montis, qui respicit Hebron. Samson aber schlief bis Mitternacht; alsdann stand er auf, nahm die beiden Flügel des Stadttores mit ihren Pfosten und dem Querbalken, legte sie auf seine Schultern und trug sie auf den Gipfel des Berges,⁴ der gegen Hebron hin liegt. Richter Ri 7 16 3 4 Die Dunkelheit gestattet den Wächtern weder klar zu erkennen, was geschieht, noch auch Samson zu verfolgen. Dieser warf wohl auf den nächsten Hügel das Stadttor nieder. Richter Ri 7 16 30 Ait: Moriatur anima mea cum Philisthiim: concussisque fortiter columnis, cecidit domus super omnes principes, et ceteram multitudinem, quæ ibi erat: multoque plures interfecit moriens, quam ante vivus occiderat. sprach er: Es ende mein Leben mit den Philistern! Dann erschütterte er die Säulen mit Macht, und das Haus stürzte über allen Fürsten und dem übrigen Volke, welches daselbst war, zusammen, und so tötete er viel mehr bei seinem Tode, als er vordem im Leben getötet hatte.³⁰ Richter Ri 7 16 30 30 Es heißt nicht, dass alle V. 27 erwähnten 3000 getötet seien, es genügt dies von den Männern und Frauen zu verstehen, welche mit den Fürsten in der Säulenhalle waren. Er tötete sterbend mehr, als sonst ein einziges Mal im Leben. Richter Ri 7 16 31 Descendentes autem fratres ejus et universa cognatio tulerunt corpus ejus, et sepelierunt inter Saraa et Esthaol in sepulcro patris sui Manue: judicavitque Israel viginti annis. Da kamen seine Brüder und seine ganze Verwandtschaft herauf und nahmen³¹ seinen Leichnam und begruben ihn zwischen Saraa und Esthaol im Grabe seines Vaters Manue;³² er hatte aber Israel zwanzig Jahre gerichtet. Richter Ri 7 16 31 31 Die Philister überließen ihnen denselben. Richter Ri 7 16 31 32 Ob Manue schon tot war, wird damit nicht gesagt. Richter Ri 7 16 4 Post hæc amavit mulierem, quæ habitabat in valle Sorec, et vocabatur Dalila. Hiernach gewann er ein Weib⁵ lieb, welches im Tale Sorek wohnte und Dalila hieß. Richter Ri 7 16 4 5 Eine Philisterin, wie das Vertrauen der Fürsten und ihr Verhalten gegen Samson zeigt; eine Buhlerin, da sonst sich nicht zu wiederholten Malen die Philister bei ihr hätten verstecken können. Richter Ri 7 16 5 Veneruntque ad eam principes Philisthinorum, atque dixerunt: Decipe eum, et disce ab illo, in quo habeat tantam fortitudinem, et quo modo eum superare valeamus, et vinctum affligere: quod si feceris: dabimus tibi singuli mille et centum argenteos. Da kamen die Obersten der Philister⁶ zu ihr und sprachen: Überliste ihn⁷ und erfahre von ihm, worauf seine so große Stärke beruht und wie wir ihn überwältigen und binden und züchtigen können. Wenn du dies tust, wollen wir dir ein jeder elfhundert Silberlinge⁸ geben.⁹ Richter Ri 7 16 5 6 Vergl. [Jos 13,3] und [1Sam 6,16]. Richter Ri 7 16 5 7 Dasselbe Wort übersetzt die Vulgata [Ri 14,15]: Schmeichle. Richter Ri 7 16 5 8 Über 80 Kilogramm Silber, über 203650 M. Es ist indes nicht unwahrscheinlich (vergl. [Ri 17,2]), dass tausend und hundert bedeutet: Tausend und mehr, was freilich die Summe nicht bedeutend mindert. Die gelinde Strafe für Samson, welche die Philister in allgemein gehaltenen Ausdrücke in Aussicht stellten, sollte das Weib noch geneigter machen. Richter Ri 7 16 5 9 Die Thamnatäerin hatte Samson aus Furcht oder aus Liebe zum Vaterlande verraten, Dalila verriet ihn aus Habsucht. Richter Ri 7 16 6 Locuta est ergo Dalila ad Samson: Dic mihi, obsecro, in quo sit tua maxima fortitudo, et quid sit quo ligatus erumpere nequeas? Deshalb sprach Dalila zu Samson: Sage mir doch, ich bitte, worauf deine große Stärke beruht und womit man dich binden müsste, dass du nicht entkommen könntest? Richter Ri 7 16 7 Cui respondit Samson: Si septem nerviceis funibus necdum siccis, et adhuc humentibus ligatus fuero, infirmus ero ut ceteri homines. Samson antwortete ihr: Wenn ich mit sieben Stricken aus Sehnen, die noch nicht trocken und noch feucht sind, gebunden werde, so werde ich schwach sein, wie andere Menschen.¹⁰ Richter Ri 7 16 7 10 Samson wehrt sie durch eine Lüge ab, der er durch Beifügung gewisser Umstände den Anschein der Wahrheit zu geben weiß. Richter Ri 7 16 8 Attuleruntque ad eam satrapæ Philisthinorum septem funes, ut dixerat: quibus vinxit eum, Da brachten die Fürsten der Philister sieben solche Stricke zu ihr, wie er gesagt hatte, und sie band ihn damit. Richter Ri 7 16 9 Latentibus apud se insidiis, et in cubiculo finem rei exspectantibus, clamavitque ad eum: Philisthiim super te Samson. Qui rupit vincula, quo modo si rumpat quis filum de stuppæ tortum putamine, cum odorem ignis acceperit: et non est cognitum in quo esset fortitudo ejus. Es lagerten aber bei ihr einige im Hinterhalte verborgen und lauerten in der Kammer auf den Ausgang der Sache. Da rief sie ihm zu: Philister über dir, Samson! Er aber zerriss die Bande, wie man einen aus Wergabfall gedrehten Faden zerreißt, wenn er dem Feuer nahe kommt; und es ward nicht kund, worauf seine Stärke beruhte.¹¹ Richter Ri 7 16 9 11 Da Samson im Schlafe gefesselt wird, hat er, der die Gebote Gottes geringschätzt, vielleicht auch das Gebot des Nasiräats übertreten und sich berauscht? Richter Ri 7 0 1 Zwei Anhänge: Verderbnis, das über die Israeliten durch Götzendienst und schlimme Sitten hereinbrach. (17,1 21,24) 1. Götzendienst vom Stamme Dan eingeführt und lange Zeit bewahrt. (17,1 18,31) A. In der letzten Zeit Josues macht sich ein Ephraimit, von seiner Mutter angetrieben, ein Götzenbild in seinem Hause. (V. 5) und nimmt einen vorüberziehenden Leviten in Sold als Priester. Richter Ri 7 17 1 Fuit eo tempore vir quidam de monte Ephraim nomine Michas, Es war um diese Zeit ein Mann auf dem Gebirge Ephraim, namens Michas.¹ Richter Ri 7 17 1 1 Der gleiche Name wie der des Propheten Michäas: Wer ist wie Jahve? Ähnlich in diesem Zusammenhange mit ironischem Beigeschmack, heißt der Priester, den Michas einsetzte [Ri 18,30] Jonathan, Jahves Gabe. Richter Ri 7 17 10 Dixitque Michas: Mane apud me, et esto mihi parens ac sacerdos: daboque tibi per annos singulos decem argenteos, ac vestem duplicem, et quæ ad victum sunt necessaria. Michas sprach: Bleibe bei mir und sei mir Vater und Priester;¹³ so will ich dir jährlich zehn Silberlinge und ein doppeltes Gewand,¹⁴ und was zur Nahrung nötig ist, geben. Richter Ri 7 17 10 13 Dieser Levit wird [Ri 18,19] Vater angeredet, wie es scheint, dem für die Priester gewöhnlichen Namen. So wird Joseph [Gen 45,8] bezeichnet, [2Kön 6,21] und [2Kön 13,14] Elisäus, und so allgemein im Oriente jede Person von Ansehen. Richter Ri 7 17 10 14 Oder: bestimmte Gewänder. Richter Ri 7 17 11 Acquievit, et mansit apud hominem, fuitque illi quasi unus de filiis. Da willigte er ein und blieb bei dem Manne und war bei ihm wie einer seiner Söhne.¹⁵ Richter Ri 7 17 11 15 Wie hoch ehrte man damals den Stand der Leviten und Priester! (Vergl. V. 13) Richter Ri 7 17 12 Implevitque Michas manum ejus, et habuit puerum sacerdotem apud se, Und Michas füllte seine Hand und behielt den Jüngling als Priester bei sich, Richter Ri 7 17 13 Nunc scio, dicens, quod benefaciet mihi Deus habenti Levitici generis sacerdotem. und sprach: Nun weiß ich, dass Gott mir wohltun wird, da ich einen Priester aus dem Levitengeschlecht habe.¹⁶ Richter Ri 7 17 13 16 Der Levit übertrat das Gebot Gottes, da er sich zum Priester machte, und dies vor einem verbotenen Bilde. Die Erzählung soll nicht so den in der Religion wenig unterrichteten Michas tadeln als die vielmehr abergläubische Übertragung des Bildes nach Lais. Richter Ri 7 17 2 Qui dixit matri suæ: Mille et centum argenteos, quos separaveras tibi, et super quibus me audiente juraveras, ecce ego habeo, et apud me sunt. Cui illa respondit: Benedictus filius meus Domino. Dieser² sprach zu seiner Mutter: Die tausend einhundert Silberlinge,³ die du dir zurückgelegt und wegen deren du vor mir geschworen hattest, siehe, diese habe ich und sie sind bei mir.⁴ Sie antwortete ihm: Gesegnet seist du, mein Sohn von dem Herrn!⁵ Richter Ri 7 17 2 2 Der Name von Vater und Mutter wird bei Gottlosen weggelassen. Die Mutter war schon sehr alt, wie V. 5 zeigt. Richter Ri 7 17 2 3 2750 Mark. Richter Ri 7 17 2 4 Vielleicht mit Änderung der Punktation besser: Das Geld, welches du dir zurückgelegt und vor dem du geschworen und vor meinen Ohren gesagt hattest: Siehe, dies Geld habe ich und bewahre es zurückgelegt auf, - zu ergänzen: Was sollen wir mit demselben machen? Hiernach hat die Mutter dem Michas das Geld zur Aufbewahrung gegeben und er fragt, was damit geschehen soll. Anders übersetzen Chald., Syr. und die Rabbinen: Michas hat das Geld seiner Mutter entwendet und bekennt sich, der Mahnung [Lev 5,1] folgend, zu demselben. Richter Ri 7 17 2 5 Den sie verehrt, wenn auch nicht auf gebührende Weise. Richter Ri 7 17 3 Reddidit ergo eos matri suæ, quæ dixerat ei: Consecravi et vovi hoc argentum Domino, ut de manu mea suscipiat filius meus, et faciat sculptile atque conflatile: et nunc trado illud tibi. So gab er sie seiner Mutter zurück, diese aber sprach zu ihm: Ich habe dieses Geld dem Herrn geweiht und gelobt, dass mein Sohn es aus meiner Hand empfangen und ein geschnitztes oder gegossenes Bild⁶ daraus machen soll; so übergebe ich es dir nun. Richter Ri 7 17 3 6 Statuen waren bei den Hebräern gewöhnlich von Holz mit einem goldenen oder silbernen Bezuge; das Holzbild war heiliger, das überzogene kostbarer (vergl. [Ri 18,17]), weshalb das Bild [Ri 18,20.31] einfach Schnitzbild heißt. Richter Ri 7 17 4 Reddidit igitur eos matri suæ: quæ tulit ducentos argenteos, et dedit eos argentario, ut faceret ex eis sculptile atque conflatile, quod fuit in domo Michæ. Er gab es also seiner Mutter zurück, welche die zweihundert Silberlinge nahm und einem Silberschmiede gab, damit er ein geschnitztes und gegossenes Bild daraus mache. Dieses ward im Hause des Michas aufgestellt. Richter Ri 7 17 5 Qui ædiculam quoque in ea Deo separavit, et fecit ephod, et theraphim, id est, vestem sacerdotalem, et idola: implevitque unius filiorum suorum manum, et factus est ei sacerdos. Er richtete auch in dem Hause einen kleinen Tempel für Gott ein und ließ ein Ephod und Theraphim, das ist ein Priesterkleid und Bilder⁷ machen; und er füllte die Hand eines seiner Söhne,⁸ und dieser ward sein Priester. Richter Ri 7 17 5 7 Schutzgötzen. Richter Ri 7 17 5 8 Machte ihn zum Priester. [1Kön 13,33] Richter Ri 7 17 6 In diebus illis non erat rex in Israel, sed unusquisque, quod sibi rectum videbatur, hoc faciebat. In jenen Tagen war kein König in Israel, sondern jeder tat, was ihm recht schien. Richter Ri 7 17 7 Fuit quoque alter adolescens de Bethlehem Juda, ex cognatione ejus: eratque ipse Levites, et habitabat ibi. Nun war auch ein anderer Jüngling aus Bethlehem in Juda,⁹ aus dem Geschlechte desselben;¹⁰ dieser war ein Levit und wohnte daselbst.¹¹ Richter Ri 7 17 7 9 Zum Unterschiede von dem [Ri 12,8] genannten Bethlehem im Stamme Zabulon. Richter Ri 7 17 7 10 Gebürtig von dort, denn zum Stamme Juda gehörte er ja nicht. Richter Ri 7 17 7 11 Nach dem Hebr.: Als Fremder. Richter Ri 7 17 8 Egressusque de civitate Bethlehem, peregrinari voluit ubicumque sibi commodum reperisset. Cumque venisset in montem Ephraim, iter faciens, et declinasset parumper in domum Michæ, Derselbe zog aus der Stadt Bethlehem fort, um als Fremdling zu bleiben, wo er es gelegen fände. Als dieser auf seiner Reise in das Gebirge Ephraim kam und ein wenig in das Haus des Michas einkehrte,¹² Richter Ri 7 17 8 12 Hebr. einfacher: zu dem Hause des Michas. Richter Ri 7 17 9 Interrogatus est ab eo unde venisset. Qui respondit: Levita sum de Bethlehem Juda, et vado ut habitem ubi potuero, et utile mihi esse perspexero. fragte ihn dieser, woher er komme. Er antwortete: Ich bin ein Levit aus Bethlehem in Juda und ziehe dahin, um mich niederzulassen, wo ich kann und wo es mir nützlich dünken wird. Richter Ri 7 0 1 B. Daniten, welche andere Wohnsitze suchen, führen den Priester samt dem Götzenbilde mit sich fort (V. 26), erobern und zerstören die Stadt und bauen eine andere an deren Stelle, welche sie Dan nennen und in der sie Götzendienst treiben, so lange das Haus Gottes in Silo ist. Richter Ri 7 18 1 In diebus illis non erat rex in Israel, et tribus Dan quærebat possessionem sibi, ut habitaret in ea: usque ad illum enim diem inter ceteras tribus sortem non acceperat. In jenen Tagen war kein König in Israel und¹ der Stamm Dan² suchte sich einen Besitz, um sich niederzulassen; denn bis auf jenen Tag hatte er unter den übrigen Stämmen keinen Anteil erhalten. Richter Ri 7 18 1 1 Im Hebr. wird wiederholt: in jenen Tagen. Deshalb ist wohl der vorhergehende Teil des V. 1 zu dem letzten Verse des vorigen Kapitels zu ziehen, wie auch V. 6 und [Ri 17,13, Ri 18,31] und [Ri 21,24] mit der gleichen Formel abschließen. Richter Ri 7 18 1 2 600 Männer vom Stamme Dan, der [Num 26,43] bereits 64400 Angehörige zählte. Richter Ri 7 18 10 Intrabimus ad securos, in regionem latissimam, tradetque nobis Dominus locum, in quo nullius rei est penuria eorum, quæ gignuntur in terra. Wir werden zu einem sorglosen Volke in ein sehr weites Land kommen, und der Herr wird uns einen Ort geben, wo an nichts Mangel ist von allem, was auf Erden wächst. Richter Ri 7 18 11 Profecti igitur sunt de cognatione Dan, id est, de Saraa et Esthaol sexcenti viri accincti armis bellicis, Da brachen vom Stamme Dan, das ist von Saraa und Esthaol, sechshundert Mann auf, mit Waffen zum Kampfe gerüstet;⁸ Richter Ri 7 18 11 8 Und mit ihren Familien, soweit sie solche hatten. Richter Ri 7 18 12 Ascendentesque manserunt in Cariathiarim Judæ: qui locus ex eo tempore Castrorum Dan nomen accepit, et est post tergum Cariathiarim. und sie zogen hinauf und lagerten sich in Kariathiarim in Juda, welcher Ort von der Zeit an Lager Dans genannt ward, und hinter⁹ Kariathiarim liegt. Richter Ri 7 18 12 9 Im Westen von Kariathiarim. Richter Ri 7 18 13 Inde transierunt in montem Ephraim. Cumque venissent ad domum Michæ, Von dort zogen sie weiter in das Gebirge Ephraim. Als sie nun zum Hause des Michas kamen, Richter Ri 7 18 14 Dixerunt quinque viri, qui prius missi fuerant ad considerandam terram Lais, ceteris fratribus suis: Nostis quod in domibus istis sit ephod, et theraphim, et sculptile, atque conflatile: videte quid vobis placeat. sprachen die fünf Männer, die zuvor ausgesandt waren, das Land Lais zu besichtigen, zu ihren übrigen Brüdern: Wisst ihr, dass in diesen Häusern¹⁰ ein Ephod, und Theraphim, und ein geschnitztes und gegossenes Bild sich befindet? Sehet zu, was euch gut dünkt.¹¹ [Ri 17,4] Richter Ri 7 18 14 10 Nach V. 22 Hebr. waren dort mehrere Häuser. Richter Ri 7 18 14 11 Ob ihr es nehmen wollt. Richter Ri 7 18 15 Et cum paululum declinassent, ingressi sunt domum adolescentis Levitæ, qui erat in domo Michæ: salutaveruntque eum verbis pacificis. Da bogen sie ein wenig¹² von ihrem Wege ab, gingen in das Haus des Jünglings, des Leviten, der im Hause des Michas war, und grüßten ihn mit Worten des Friedens. Richter Ri 7 18 15 12 Hebr.: Da kehrten sie dort ein und kamen zu dem Hause des jungen Leviten, dem Hause Michas. Richter Ri 7 18 16 Sexcenti autem viri ita ut erant armati, stabant ante ostium. Die sechshundert Mann aber blieben mit ihren Waffen vor dem Tore. Richter Ri 7 18 17 At illi, qui ingressi fuerant domum juvenis, sculptile, et ephod, et theraphim, atque conflatile tollere nitebantur, et sacerdos stabat ante ostium, sexcentis viris fortissimis haud procul exspectantibus. Jene aber, welche in das Haus des Jünglings gegangen waren, suchten das geschnitzte und gegossene Bild und das Ephod und die Theraphim weg zu nehmen, während der Priester vor der Türe stand, und die sechshundert gerüsteten Männer nicht fern davon warteten. Richter Ri 7 18 18 Tulerunt igitur qui intraverant, sculptile, ephod, et idola, atque conflatile. Quibus dixit sacerdos: Quid facitis? Jene also, die eingedrungen waren,¹³ nahmen das geschnitzte Bild, das Ephod, die Götzenbilder und das gegossene Bild. Da sprach der Priester zu ihnen: Was tut ihr?¹⁴ Richter Ri 7 18 18 13 Hebr.: Jene, welche gekommen waren, das Land auszukundschaften, gingen hinauf, traten dort ein, nahmen usw. Richter Ri 7 18 18 14 Während der Levit mit den 600 vor seiner Tür sprach, waren die fünf heimlich in das Haus Michas eingedrungen. Die Vulg. will die Doppelerzählung durch den Zusatz: suchten V. 17 heben. Der hebr. Text ist sicher nicht unversehrt überliefert. Richter Ri 7 18 19 Cui responderunt: Tace, et pone digitum super os tuum: venique nobiscum, ut habeamus te patrem, ac sacerdotem. Quid tibi melius est, ut sis sacerdos in domo unius viri, an in una tribu et familia in Israel? Sie antworteten: Schweige und lege den Finger auf deinen Mund¹⁵ und komm mit uns, dass du unser Vater und Priester seiest! Was ist dir besser, Priester in dem Hause eines einzelnen Mannes zu sein, oder Priester eines Stammes und¹⁶ Geschlechtes in Israel? Richter Ri 7 18 19 15 Vergl. [Ijob 29,9, Ijob 39,24, Spr 30,32, Sir 5,14]. Richter Ri 7 18 19 16 Nur das letztere ist wahr. Das erstere ist eine Übertreibung. Richter Ri 7 18 2 Miserunt ergo filii Dan, stirpis et familiæ suæ quinque viros fortissimos de Saraa et Esthaol, ut explorarent terram, et diligenter inspicerent: dixeruntque eis: Ite, et considerate terram. Qui cum pergentes venissent in montem Ephraim, et intrassent domum Michæ, requieverunt ibi: So sandten die Söhne Dans denn fünf der tapfersten Männer ihres Stammes³ und Geschlechtes von Saraa und Esthaol aus, um das Land zu erkunden und emsig zu durchforschen, und sprachen zu ihnen: Ziehet hin und besichtiget das Land! Als sie nun auf ihrem Wege in das Gebirge Ephraim kamen, kehrten sie in das Haus Michas ein und rasteten daselbst. Richter Ri 7 18 2 3 Besser: von den letztübrigen ihres Stammes. Richter Ri 7 18 20 Quod cum audisset, acquievit sermonibus eorum, et tulit ephod, et idola, ac sculptile, et profectus est cum eis. Da er dies hörte, willigte er in ihren Vorschlag ein¹⁷ und nahm das Ephod, und die Götzenbilder und das geschnitzte Bild und zog mit ihnen.¹⁸ Richter Ri 7 18 20 17 Hebr.: Da wurde der Priester guter Dinge. Das Bild sicherte ihm ja den Lebensunterhalt, deshalb erschrak er, als sie es fortführen wollten, freut sich jetzt aber so, dass er Michas nicht einmal Lebewohl sagt. Richter Ri 7 18 20 18 Hebr.: In ihrer Mitte. Der Levit ahmt in allem den Kult Jahves nach. Vergl. [Num 10,21]. Richter Ri 7 18 21 Qui cum pergerent, et ante se ire fecissent parvulos ac jumenta, et omne quod erat pretiosum, Darauf setzten sie ihren Marsch fort¹⁹ und ließen die Rinder, das Vieh und alles, was wertvoll war, vor sich herziehen. Richter Ri 7 18 21 19 Hebr.: Sie wandten sich zurück, denn V. 15 waren sie abgebogen. Richter Ri 7 18 22 Et jam a domo Michæ essent procul, viri qui habitabant in ædibus Michæ conclamantes secuti sunt, Als sie nun vom Hause des Michas schon weit entfernt waren, setzten die Leute, welche in den Häusern bei Michas wohnten, ihnen mit Geschrei nach Richter Ri 7 18 23 Et post tergum clamare cperunt. Qui cum respexissent, dixerunt ad Micham: Quid tibi vis? cur clamas? und begannen hinter ihnen herzurufen. Da schauten sie sich um und sprachen zu Michas: Was ist dir? Warum rufst du? Richter Ri 7 18 24 Qui respondit: Deos meos, quos mihi feci, tulistis, et sacerdotem, et omnia quæ habeo, et dicitis: Quid tibi est? Er antwortete: Meine Götter,²⁰ welche ich mir gemacht habe, habt ihr mir weggenommen, dazu meinen Priester, und alles, was ich habe, und ihr sagt: Was ist dir? Richter Ri 7 18 24 20 Oder: Meinen Gott. Richter Ri 7 18 25 Dixeruntque ei filii Dan: Cave ne ultra loquaris ad nos, et veniant ad te viri animo concitati, et ipse cum omni domo tua pereas. Da sprachen die Söhne Dans zu ihm: Hüte dich, noch ferner zu uns zu reden, sonst könnten erbitterte Leute über dich kommen und du mit deinem ganzen Hause zu Grunde gehen.²¹ Richter Ri 7 18 25 21 Nahe bei Silo wohnend brauchst du kein besonderes Heiligtum; zudem bist du einer, wir sind 600 ohne religiöse Stätte. Richter Ri 7 18 26 Et sic cpto itinere perrexerunt. Videns autem Michas, quod fortiores se essent, reversus est in domum suam. So setzten sie die angetretene Reise fort. Da aber Michas sah, dass sie stärker waren als er, kehrte er in sein Haus zurück. Richter Ri 7 18 27 Sexcenti autem viri tulerunt sacerdotem, et quæ supra diximus: veneruntque in Lais ad populum quiescentem atque securum, et percusserunt eos in ore gladii: urbemque incendio tradiderunt, Die sechshundert Mann aber nahmen den Priester und das oben Genannte²² und kamen nach Lais über ein ruhiges und sorgloses Volk her und schlugen sie mit der Schärfe des Schwertes und überlieferten die Stadt dem Feuer,²³ Richter Ri 7 18 27 22 Sie aber nahmen, was Michas gemacht hatte, und den Priester, den er gehabt hatte, mit. Richter Ri 7 18 27 23 Alles im Namen Jahves nach der Vorschrift [Dtn 7,2ff, Jos 6,21ff], indem der levitische Priester ihnen Gutes erflehte. Indes Lais war nicht von Gott den Daniten gegeben, was doch die Bedingung der Erlaubtheit des Bannes war, und der Grund des Bannes [Dtn 7,2ff] war eben so wenig vorhanden. Richter Ri 7 18 28 Nullo penitus ferente præsidium, eo quod procul habitarent a Sidone, et cum nullo hominum haberent quidquam societatis ac negotii. Erat autem civitas sita in regione Rohob: quam rursum exstruentes habitaverunt in ea, ohne dass jemand Hilfe brachte; denn sie wohnten fern von Sidon und hatten mit keinem Menschen Gemeinschaft und Verkehr. Die Stadt aber lag in der Landschaft Rohob.²⁴ Und sie bauten dieselbe wieder auf und ließen sich darin nieder Richter Ri 7 18 28 24 Hebr.: Im Tale nach Rohob hin. Richter Ri 7 18 29 Vocato nomine civitatis Dan juxta vocabulum patris sui, quem genuerat Israel, quæ prius Lais dicebatur. und gaben ihr den Namen Dan, nach dem Namen ihres Stammvaters, welchen Israel erzeugt, während sie vordem Lais geheißen hatte.²⁵ Richter Ri 7 18 29 25 Die Ereignisse hatten um die Zeit des Todes Josue statt. Richter Ri 7 18 3 Et agnoscentes vocem adolescentis Levitæ, utentesque illius diversorio, dixerunt ad eum: Quis te huc adduxit? quid hic agis? quam ob causam huc venire voluisti? Da sie aber die Stimme des Jünglings, des Leviten, erkannten und von ihm gastfreundlich aufgenommen wurden,⁴ sprachen sie zu ihm: Wer hat dich hierher gebracht? Was tust du hier? Warum bist du hierher gekommen?⁵ Richter Ri 7 18 3 4 Deutlicher Hebr.: Wie sie nun beim Hause Michas waren und die Stimme des jungen Leviten erkannten, kehrten sie usw. Richter Ri 7 18 3 5 Der Levit hatte wohl Glöckchen an seinem Priestergewande. Richter Ri 7 18 30 Posueruntque sibi sculptile, et Jonathan filium Gersam filii Moysi, ac filios ejus sacerdotes in tribu Dan usque ad diem captivitatis suæ. Und sie stellten das geschnitzte Bild bei sich auf²⁶ und machten Jonathan, den Sohn Gersams, des Sohnes Moses, und dessen Söhne zu Priestern im Stamme Dan²⁷ bis zum Tage ihrer Gefangenschaft. Richter Ri 7 18 30 26 Da sie demselben den Sieg zugeschrieben. Richter Ri 7 18 30 27 Nur die Daniten, welche außerhalb des Stammgebietes wohnten, sind hier gemeint. Richter Ri 7 18 31 Mansitque apud eos idolum Michæ omni tempore, quo fuit domus Dei in Silo: in diebus illis non erat rex in Israel. Und das Götzenbild des Michas blieb bei ihnen die ganze Zeit, während welcher das Haus Gottes in Silo war.²⁸ In jenen Tagen war kein König in Israel. Richter Ri 7 18 31 28 Solange, bis die Bundeslade von den Philistern erbeutet ward, was das Bild und die Priester desselben in Lais. Richter Ri 7 18 4 Qui respondit eis: Hæc, et hæc præstitit mihi Michas, et me mercede conduxit ut sim ei sacerdos. Er antwortete ihnen: Das und das hat mir Michas getan und hat mich um Lohn gedungen, dass ich sein Priester sei. Richter Ri 7 18 5 Rogaverunt autem eum ut consuleret Dominum, ut scire possent an prospero itinere pergerent, et res haberet effectum. Da baten sie ihn, den Herrn zu fragen, dass sie erfahren könnten, ob die Reise, auf der sie begriffen wären, glücklich sein und ihre Sache guten Erfolg haben werde. Richter Ri 7 18 6 Qui respondit eis: Ite in pace: Dominus respicit viam vestram, et iter quo pergitis. Er antwortete ihnen: Ziehet hin in Frieden: der Herr schaut auf euern Weg und auf die Reise, die ihr macht. Richter Ri 7 18 7 Euntes igitur quinque viri venerunt Lais: videruntque populum habitantem in ea absque ullo timore, juxta consuetudinem Sidoniorum, securum et quietum, nullo ei penitus resistente, magnarumque opum, et procul a Sidone atque a cunctis hominibus separatum. So zogen die fünf Männer fort und kamen nach Lais⁶ und sahen ein Volk, das ohne Furcht nach der Weise der Sidonier dort wohnte, sorglos und ruhig, da ihnen niemand feindlich entgegentrat, reich an Gütern, und fern von Sidon⁷ und von allen Menschen abgesondert. Richter Ri 7 18 7 6 Sonst Lesem genannt. [Jos 19,47] Richter Ri 7 18 7 7 Oder nach einigen Handschriften der Sept.: Ohne Verkehr mit Sidon. Richter Ri 7 18 8 Reversique ad fratres suos in Saraa et Esthaol, et quid egissent sciscitantibus responderunt: Als sie nun zu ihren Brüdern nach Saraa und Esthaol zurückkamen und diese sie fragten, was sie ausgerichtet hatten, antworteten sie: Richter Ri 7 18 9 Surgite, ascendamus ad eos: vidimus enim terram valde opulentam et uberem: nolite negligere, nolite cessare: eamus, et possideamus eam, nullus erit labor. Machet euch auf und lasset uns gegen sie hinaufziehen; denn wir haben ein Land gesehen, das sehr reich und fruchtbar ist; säumet nicht, verziehet nicht! Lasst uns hinziehen und es einnehmen; es wird keine Mühe kosten. Richter Ri 7 0 1 2. Wegen seiner Sittenverderbnis wird fast der gesamte Stamm Benjamin ausgerottet. (19,1 21,24) A. Die Einwohner von Gabaa verüben eine schwere Freveltat gegen das Weib eines Leviten und erregen dadurch den gerechten Zorn von ganz Israel. Richter Ri 7 19 1 Fuit quidam vir Levites, habitans in latere montis Ephraim, qui accepit uxorem de Bethlehem Juda: Es war ein Levit, der wohnte an der Grenze des Gebirges Ephraim. Dieser nahm sich ein Weib¹ von Bethlehem in Juda; Richter Ri 7 19 1 1 Ein Nebenweib. Mithin hatte er schon ein Weib. Richter Ri 7 19 10 Noluit gener acquiescere sermonibus ejus: sed statim perrexit, et venit contra Jebus, quæ altero nomine vocatur Jerusalem, ducens secum duos asinos onustos, et concubinam. Aber der Schwiegersohn wollte nicht auf sein Zureden hören, sondern machte sich sogleich auf und kam bis vor Jebus, das mit anderm Namen auch Jerusalem heißt, und führte zwei beladene Esel und seine Nebenfrau mit sich. Richter Ri 7 19 11 Jamque erant juxta Jebus, et dies mutabatur in noctem: dixitque puer ad dominum suum: Veni, obsecro, declinemus ad urbem Jebusæorum, et maneamus in ea. Schon waren sie nahe bei Jebus, während der Tag in Nacht überging, da sprach der Diener zu seinem Herrn: Komm, ich bitte, lass uns in die Stadt der Jebusiter einkehren und darin bleiben. Richter Ri 7 19 12 Cui respondit dominus: Non ingrediar oppidum gentis alienæ, quæ non est de filiis Israel, sed transibo usque Gabaa: Der Herr antwortete ihm: Ich will nicht in die Stadt eines fremden Volkes, das nicht zu den Söhnen Israels gehört,¹² eintreten, sondern bis Gabaa¹³ weiterziehen, Richter Ri 7 19 12 12 Die Stadt war also noch nicht im Besitze Judas oder Benjamins. Richter Ri 7 19 12 13 Im Stamme Benjamin. Richter Ri 7 19 13 Et cum illuc pervenero, manebimus in ea, aut certe in urbe Rama. und wenn ich dorthin gekommen, so werden wir daselbst bleiben oder doch in der Stadt Rama. Richter Ri 7 19 14 Transierunt ergo Jebus, et cptum carpebant iter, occubuitque eis sol juxta Gabaa, quæ est in tribu Benjamin: So zogen sie denn bei Jebus vorüber und setzten ihre angefangene Reise fort, und die Sonne ging ihnen unter, als sie nahe bei Gabaa waren, welches im Stamme Benjamin liegt.¹⁴ Richter Ri 7 19 14 14 Gegensatz zu Jebus. Richter Ri 7 19 15 Diverteruntque ad eam, ut manerent ibi. Quo cum intrassent, sedebant in platea civitatis, et nullus eos recipere voluit hospitio. Da wendeten sie sich dorthin, um daselbst zu bleiben. Als sie hineingekommen waren, ließen sie sich auf der Straße der Stadt nieder,¹⁵ denn niemand wollte sie gastfreundlich aufnehmen.¹⁶ Richter Ri 7 19 15 15 Vergl. [Gen 19,1ff]. Richter Ri 7 19 15 16 Wie Gott doch befohlen. [Dtn 10,19] Richter Ri 7 19 16 Et ecce, apparuit homo senex, revertens de agro et de opere suo vesperi, qui et ipse de monte erat Ephraim, et peregrinus habitabat in Gabaa: homines autem regionis illius erant filii Jemini. Siehe, da kam ein Greis¹⁷ des Weges, welcher am Abend von seiner Arbeit vom Felde zurückkehrte, der ebenfalls vom Gebirge Ephraim war und als Fremdling in Gabaa wohnte, während die Leute dieser Gegend Söhne Jeminis¹⁸ waren. Richter Ri 7 19 16 17 Ähnlich den [Ri 2,7] Genannten. Richter Ri 7 19 16 18 Benjamiten. Richter Ri 7 19 17 Elevatisque oculis, vidit senex sedentem hominem cum sarcinulis suis in platea civitatis: et dixit ad eum: Unde venis? et quo vadis? Als der Greis seine Augen erhob, sah er einen Mann¹⁹ mit seinem Reisegepäck in der Straße der Stadt sitzen und sprach zu ihm: Woher kommst du und wohin gehst du? Richter Ri 7 19 17 19 Das Folgende hebr.: Einen Wanderer. Die Vulg. gibt das Kennzeichen eines solchen an. Richter Ri 7 19 18 Qui respondit ei: Profecti sumus de Bethlehem Juda, et pergimus ad locum nostrum, qui est in latere montis Ephraim, unde ieramus in Bethlehem: et nunc vadimus ad domum Dei, nullusque sub tectum suum nos vult recipere, Er antwortete ihm: Wir kommen von Bethlehem in Juda und ziehen in unsere Heimat, die an der Seite des Gebirges Ephraim liegt, von wo wir nach Bethlehem gezogen waren; und jetzt gehen wir zum Hause Gottes hin,²⁰ und niemand will uns unter sein Dach aufnehmen, Richter Ri 7 19 18 20 Hebr.: Wir ziehen von Bethlehem Juda nach den hinteren Teilen des Gebirges Ephraim hinüber; von dort stamme ich und war nach Bethlehem Juda gereist und bin im Begriffe, zum Hause Jahves zu gehen. Richter Ri 7 19 19 Habentes paleas et fnum in asinorum pabulum, et panem ac vinum in meos et ancillæ tuæ usus, et pueri, qui mecum est: nulla re indigemus nisi hospitio. obwohl wir Stroh und Heu zum Futter für die Esel haben, und Brot und Wein für mich und deine Magd,²¹ und den Diener, der bei mir ist; wir brauchen nichts als Unterkunft. Richter Ri 7 19 19 21 Mein Weib. Richter Ri 7 19 2 Quæ reliquit eum, et reversa est in domum patris sui in Bethlehem, mansitque apud eum quatuor mensibus. sie aber verließ ihn² und kehrte in das Haus ihres Vaters nach Bethlehem zurück, und blieb bei diesem vier Monate. Richter Ri 7 19 2 2 Euphemismus für: ward ihm untreu. Richter Ri 7 19 20 Cui respondit senex: Pax tecum sit, ego præbebo omnia quæ necessaria sunt: tantum, quæso, ne in platea maneas. Da antwortete ihm der Greis: Friede sei mit dir! Alles, was notwendig ist, will ich dir reichen; nur, bitte ich, bleibe nicht auf der Straße.²² Richter Ri 7 19 20 22 Der Greis, der bis zum Abend gearbeitet, war nicht reich, aber freigebig. Richter Ri 7 19 21 Introduxitque eum in domum suam, et pabulum asinis præbuit: ac postquam laverunt pedes suos, recepit eos in convivium. Hierauf führte er ihn in sein Haus und gab den Eseln Futter; und nachdem sie ihre Füße gewaschen, lud er sie zum Mahle. Richter Ri 7 19 22 Illis epulantibus, et post laborem itineris, cibo et potu reficientibus corpora, venerunt viri civitatis illius, filii Belial (id est, absque jugo), et circumdantes domum senis, fores pulsare cperunt, clamantes ad dominum domus, atque dicentes: Educ virum, qui ingressus est domum tuam, ut abutamur eo. Während sie nun bei Tisch waren und sich nach den Beschwerden der Reise mit Speise und Trank erquickten, kamen die Leute jener Stadt, Belialssöhne (das ist zügellose Leute), umgaben das Haus des Greises, begannen an die Tür zu klopfen und riefen dem Herrn des Hauses zu und sprachen: Bringe den Mann heraus, der in dein Haus eingekehrt ist, damit wir ihn missbrauchen!²³ [Gen 19,5] Richter Ri 7 19 22 23 Dem Erzähler steht [Gen 19] vor Augen, wo Ähnliches erzählt wird, weshalb er vielfach die gleichen Ausdrücke wählt. Richter Ri 7 19 23 Egressusque est ad eos senex, et ait: Nolite fratres, nolite facere malum hoc: quia ingressus est homo hospitium meum, et cessate ab hac stultitia: Da ging der Greis zu ihnen hinaus und sprach: Nicht doch, meine Brüder! tuet doch diese Sünde nicht, denn der Mann ist als Gast zu mir eingetreten; lasset ab von dieser Torheit! [Gen 19,5] Richter Ri 7 19 24 Habeo filiam virginem, et hic homo habet concubinam, educam eas ad vos, ut humilietis eas, et vestram libidinem compleatis: tantum, obsecro, ne scelus hoc contra naturam operemini in virum. Ich habe eine Tochter, die noch Jungfrau ist, und dieser Mann hat eine Nebenfrau, diese will ich zu euch herausführen, dass ihr ihnen Gewalt antuet und eure Lust an ihnen kühlet;²⁴ nur verübet doch, ich bitte, diese widernatürliche Missetat an dem Manne nicht! Richter Ri 7 19 24 24 Der Wille, die Gastfreunde vor allem Bösen zu bewahren, ist ebenso bei Loth wie bei diesem Greise lobenswert, wenngleich beide ein nicht gebührendes und unerlaubtes Mittel wählen. Richter Ri 7 19 25 Nolebant acquiescere sermonibus illius: quod cernens homo, eduxit ad eos concubinam suam, et eis tradidit illudendam: qua cum tota nocte abusi essent, dimiserunt eam mane. Aber sie wollten auf seine Rede nicht hören. Als der Mann dies sah, brachte er seine²⁵ Nebenfrau zu ihnen heraus²⁶ und überließ sie ihrem Mutwillen; sie missbrauchten dieselbe die ganze Nacht und ließen sie erst am Morgen gehen.²⁷ Richter Ri 7 19 25 25 Des Leviten. Richter Ri 7 19 25 26 Vieles andere liegt dazwischen, wie dass sie den Leviten töten wollten. Richter Ri 7 19 25 27 Vergl. [Hos 9,9]. Richter Ri 7 19 26 At mulier, recedentibus tenebris, venit ad ostium domus, ubi manebat dominus suus et ibi corruit. Als nun das Dunkel wich, kam das Weib zur Tür des Hauses, in dem ihr Herr übernachtete, und brach daselbst zusammen.²⁸ Richter Ri 7 19 26 28 Nach dem Hebr. kam das Weib um die Morgenröte und starb, als es hell war. Richter Ri 7 19 27 Mane facto, surrexit homo, et aperuit ostium, ut cptam expleret viam: et ecce concubina ejus jacebat ante ostium sparsis in limine manibus. Da nun der Mann am Morgen aufstand und die Türe aufmachte, um die angefangene Reise zu vollenden: siehe, da lag sein Nebenweib vor der Türe mit ausgestreckten Händen auf der Schwelle. Richter Ri 7 19 28 Cui ille, putans eam quiescere, loquebatur: Surge, et ambulemus. Qua nihil respondente, intelligens quod erat mortua; tulit eam, et imposuit asino, reversusque est in domum suam. Er sprach zu ihr, weil er meinte, sie ruhe: Stehe auf, und lass uns fortgehen! Da sie aber nicht antwortete, erkannte er, dass sie tot war; er hob sie auf, lud sie auf seinen Esel und kehrte heim in sein Haus. Richter Ri 7 19 29 Quam cum esset ingressus, arripuit gladium, et cadaver uxoris cum ossibus suis in duodecim partes ac frusta concidens, misit in omnes terminos Israel. Dort angekommen, nahm er ein Schwert, zerhieb den Leichnam seines Weibes samt den Gebeinen²⁹ in zwölf Stücke und sandte sie in alle Gaue Israels umher.³⁰ Richter Ri 7 19 29 29 Richtiger: Den Gebeinen entsprechend, nämlich ohne die Knochen zu brechen. Richter Ri 7 19 29 30 Eine ähnliche Tat [1Sam 11,7]. Er musste an alle Stämme senden (also auch an Benjamin, dem zunächst die Rache oblag), weil kein König war. Die zerrissenen Stücke sind eine Drohung. Niemand durfte einen Leichnam berühren, wurden aber nun gar Leichenteile umhergetragen, so musste jeder fragen, was dies bedeute, und in Zorn gegen die Missetäter entflammen. Richter Ri 7 19 3 Secutusque est eam vir suus, volens reconciliari ei atque blandiri, et secum reducere, habens in comitatu puerum et duos asinos: quæ suscepit eum, et introduxit in domum patris sui. Quod cum audisset socer ejus, eumque vidisset, occurrit ei lætus, Da zog ihr Mann ihr nach, um sich mit ihr zu versöhnen, und ihr zu Herzen zu reden, und sie wieder mit sich zurückzubringen; und er hatte einen Diener und zwei Esel³ bei sich. Sie nahm ihn auf⁴ und führte ihn in das Haus ihres Vaters. Als sein Schwiegervater dies hörte und ihn sah, ging er ihm erfreut⁵ entgegen. Richter Ri 7 19 3 3 Einen für das Nebenweib. Richter Ri 7 19 3 4 Sei es aus Furcht vor der Strafe, sei es durch sein Zureden bewogen. Richter Ri 7 19 3 5 Der Vater musste sonst die Mitgift zurückgeben. Richter Ri 7 19 30 Quod cum vidissent singuli, conclamabant: Numquam res talis facta est in Israel ex eo die, quo ascenderunt patres nostri de gypto, usque in præsens tempus: ferte sententiam, et in commune decernite quid facto opus sit. Da riefen alle, die es sahen: Eine solche Tat ist noch niemals geschehen in Israel von dem Tage an, wo unsere Väter aus Ägypten heraufgezogen sind, bis auf diesen Tag; urteilet und beschließet gemeinsam, was zu tun ist.³¹ Richter Ri 7 19 30 31 Hebr.: Nehmet das in acht, beratet euch und beschließt. Richter Ri 7 19 4 Et amplexatus est hominem. Mansitque gener in domo soceri tribus diebus, comedens cum eo et bibens familiariter. und fiel ihm um den Hals.⁶ Und der Schwiegersohn blieb drei Tage in dem Hause seines Schwiegervaters und aß und trank mit ihm als Freund.⁷ Richter Ri 7 19 4 6 Besser: Behielt ihn bei sich. Einleitung zur Erzählung V. 4-9. Richter Ri 7 19 4 7 Hebr.: Und sie aßen und tranken und blieben daselbst über Nacht. Richter Ri 7 19 5 Die autem quarto de nocte consurgens, proficisci voluit. Quem tenuit socer, et ait ad eum: Gusta prius pauxillum panis, et conforta stomachum, et sic proficisceris. Am vierten Tage aber stand er am frühen Morgen auf und wollte sich auf den Weg machen. Da hielt ihn sein Schwiegervater und sprach zu ihm: Genieße zuvor einen Bissen Brot und stärke deinen Magen, nachher magst du ziehen! Richter Ri 7 19 6 Sederuntque simul, ac comederunt et biberunt. Dixitque pater puellæ ad generum suum: Quæso te ut hodie hic maneas, pariterque lætemur. So setzten sie⁸ sich denn zusammen und aßen und tranken. Dann sprach der Vater des Mädchens zu seinem Schwiegersohne: Ich bitte dich, bleibe heute hier und lass uns zusammen fröhlich sein.⁹ Richter Ri 7 19 6 8 Hebr.: beide. Der Schwiegervater will ihn wieder ganz für seine Tochter gewinnen. Richter Ri 7 19 6 9 Hebr.: und sei guter Dinge. Richter Ri 7 19 7 At ille consurgens, cpit velle proficisci. Et nihilominus obnixe eum socer tenuit, et apud se fecit manere. Aber er stand auf und schickte sich an, fortzuziehen.¹⁰ Desungeachtet hielt ihn sein Schwiegervater dringend zurück und nötigte ihn, bei ihm zu bleiben. Richter Ri 7 19 7 10 Er weiß aber, dass es noch nicht zugelassen wird. Es entsprach der orientalischen Höflichkeit, der Nötigung nachzugeben. Richter Ri 7 19 8 Mane autem facto, parabat Levites iter. Cui socer rursum: Oro te, inquit, ut paululum cibi capias, et assumptis viribus, donec increscat dies, postea proficiscaris. Comederunt ergo simul. Am andern Morgen aber rüstete sich der Levit zur Reise. Da sagte sein Schwiegervater wieder zu ihm: Ich bitte dich, nimm ein wenig Speise zu dir und sammele Kräfte, bis der Tag vorgerückt ist, dann magst du reisen. So aßen sie denn zusammen. Richter Ri 7 19 9 Surrexitque adolescens, ut pergeret cum uxore sua et puero. Cui rursum locutus est socer: Considera quod dies ad occasum declivior sit, et propinquat ad vesperum: mane apud me etiam hodie, et duc lætum diem, et cras proficisceris ut vadas in domum tuam. Als nun der Jüngling aufstand, um mit seinem Weibe und seinem Diener wegzuziehen, sprach sein Schwiegervater wiederum zu ihm: Siehe doch, der Tag neigt sich dem Untergange zu¹¹ und nähert sich dem Abende; bleibe auch heute bei mir und halte einen fröhlichen Tag und morgen magst du ziehen, um nach Hause zu kommen. Richter Ri 7 19 9 11 Es ist bereits Nachmittag. Da der Weg etwa 7 Stunden betrug, war er bis zum Abend nicht zurückzulegen. Richter Ri 7 0 1 B. Die übrigen Stämme fordern von Benjamin die Auslieferung der Schuldigen. (V. 13) Da Benjamin sich dessen weigert, wird der Stamm mit Krieg überzogen, infolge dessen er fast gänzlich ausgerottet wird. Richter Ri 7 20 1 Egressi itaque sunt omnes filii Israel, et pariter congregati, quasi vir unus, de Dan, usque Bersabee, et terra Galaad ad Dominum in Maspha: Da zogen alle Söhne Israels aus und versammelten sich allzumal, wie ein einziger Mann,¹ von Dan bis Bersabee,² dazu das Land Galaad,³ vor dem Herrn in Maspha.⁴ [Hos 9,9] Richter Ri 7 20 1 1 Dies erklärt die Vulgata V. 11: einer Gesinnung und eines Entschlusses. Richter Ri 7 20 1 2 Alle Israeliten diesseits des Jordans. Richter Ri 7 20 1 3 Galaad: das Land jenseits des Jordans. Richter Ri 7 20 1 4 In Benjamin. [Jos 15,38] Dorthin kam der Hohepriester mit Urim und Thummim. Richter Ri 7 20 10 Decem viri eligantur e centum ex omnibus tribubus Israel, et centum de mille, et mille de decem millibus, ut comportent exercitui cibaria, et possimus pugnare contra Gabaa Benjamin, et reddere ei pro scelere, quod meretur. Zehn Männer mögen von je hundert aus allen Stämmen Israels, und hundert aus je tausend, und tausend aus je zehntausend ausgewählt werden,¹⁴ dass sie für das Heer Lebensmittel herbeischaffen, damit wir gegen Gabaa (im Stamme) Benjamin kämpfen und ihm vergelten, was dies für seine Schandtat verdient. Richter Ri 7 20 10 14 Also 40000 von 400000. Richter Ri 7 20 11 Convenitque universus Israel ad civitatem, quasi homo unus eadem mente, unoque consilio. Da versammelte sich ganz Israel bei der Stadt,¹⁵ wie ein einziger Mann, einer Gesinnung und eines Entschlusses. Richter Ri 7 20 11 15 Bei Maspha, nicht bei Gabaa. Entweder fasst man diesen Satz als Abschluss der vorhergehenden Erzählung, dann ist die Zusammenkunft V. 11 die gleiche wie V. 1 und V. 12 17 gehen zeitlich dem Verse 11 voraus und sind im Plusquamp. zu übersetzen oder in V. 11 wird die Ausführung des Beschlusses V. 8 erzählt (V. 17), alsdann ist die Tatsache V. 11 mit der V. 19 erzählten gleich oder enthält eine zwischen 1 und 19 liegende Versammlung. Richter Ri 7 20 12 Et miserunt nuntios ad omnem tribum Benjamin, qui dicerent: Cur tantum nefas in vobis repertum est? Und sie sandten Boten an den ganzen Stamm Benjamin, um zu sagen: Warum ist eine solche Verruchtheit unter euch gefunden worden?¹⁶ Richter Ri 7 20 12 16 Sinn: Was soll es bedeuten, dass eine solche Freveltat unter euch stets ungestraft bleibt? Beseitigt sie auf das schnellste. Richter Ri 7 20 13 Tradite homines de Gabaa, qui hoc flagitium perpetrarunt, ut moriantur, et auferatur malum de Israel. Qui noluerunt fratrum suorum filiorum Israel audire mandatum: Liefert die¹⁷ Männer von Gabaa aus, welche diese Schandtat begangen haben, dass sie sterben und das Böse aus Israel weggeschafft werde. Doch sie wollten dem Befehle ihrer Brüder, der Söhne Israels, nicht gehorchen, Richter Ri 7 20 13 17 Hebr.: ruchlosen. Richter Ri 7 20 14 Sed ex cunctis urbibus, quæ sortis suæ erant, convenerunt in Gabaa, ut illis ferrent auxilium, et contra universum populum Israel dimicarent. sondern sammelten sich aus allen¹⁸ Städten, welche in ihrem Anteile lagen, in Gabaa, um diesen Hilfe zu bringen und gegen das ganze Volk Israel zu kämpfen. Richter Ri 7 20 14 18 [Jos 18,20] wird das Gebiet Benjamins nach den Städten beschrieben. Richter Ri 7 20 15 Inventique sunt viginti quinque millia de Benjamin educentium gladium, præter habitatores Gabaa, Und es fanden sich fünfundzwanzigtausend von Benjamin ein, welche das Schwert führten, ungerechnet die Bewohner von Gabaa, Richter Ri 7 20 16 Qui septingenti erant viri fortissimi, ita sinistra ut dextra prliantes: et sic fundis lapides ad certum jacientes, ut capillum quoque possent percutere, et nequaquam in alteram partem ictus lapidis deferretur. deren siebenhundert waren, sehr tapfere Männer, die mit der linken wie mit der rechten Hand kämpften und mit ihren Schleudern die Steine so sicher warfen, dass sie auch ein Haar treffen konnten und der Wurf des Steines nie auf die andere Seite abirrte.¹⁹ Richter Ri 7 20 16 19 Übertriebene Redeweise. Richter Ri 7 20 17 Virorum quoque Israel, absque filiis Benjamin, inventa sunt quadringenta millia educentium gladios, et paratorum ad pugnam. Aus Israel fanden sich, ohne die Söhne Benjamins, vierhunderttausend Mann ein, die das Schwert führten und kriegstüchtig waren.²⁰ Richter Ri 7 20 17 20 Vergl. diese Zahlen mit [Num 2,23.32]. Nach dem Hebr.: V. 15 stehen Israel aus Benjamin 26000 Mann entgegen. Richter Ri 7 20 18 Qui surgentes venerunt in domum Dei, hoc est, in Silo: consulueruntque Deum, atque dixerunt: Quis erit in exercitu nostro princeps certaminis contra filios Benjamin? Quibus respondit Dominus: Judas sit dux vester. Diese machten sich auf und kamen zum Hause Gottes, das ist nach Silo,²¹ und befragten Gott²² und sprachen: Wer soll in unserm Kriegsheere im Kampfe wider die Söhne Benjamins der Anführer sein?²³ Der Herr antwortete ihnen: Juda soll euer Führer sein!²⁴ Richter Ri 7 20 18 21 So Hier. nach dem Rabb. gegen Sept. Chald. Syr., welche an Bethel festhalten. Richter Ri 7 20 18 22 Durch den Hohenpriester. Richter Ri 7 20 18 23 An erster Stelle die Schlacht eröffnen. Richter Ri 7 20 18 24 Als erster Kämpfer. Richter Ri 7 20 19 Statimque filii Israel surgentes mane, castrametati sunt juxta Gabaa: Da machten sich die Söhne Israels alsbald des Morgens auf und lagerten sich bei Gabaa. Richter Ri 7 20 2 Omnesque anguli populorum, et cunctæ tribus Israel in ecclesiam populi Dei convenerunt quadringenta millia peditum pugnatorum, Und alle Fürsten⁵ des Volkes und alle Stämme Israels kamen zur Versammlung des Volkes Gottes zusammen, vierhunderttausend Streitbare zu Fuß. Richter Ri 7 20 2 5 Eigentlich: Stämme. Richter Ri 7 20 20 Et inde procedentes ad pugnam contra Benjamin, urbem oppugnare cperunt. Von da aus rückten dann sie weiter zum Kampfe gegen Benjamin vor und begannen die Stadt anzugreifen. Richter Ri 7 20 21 Egressique filii Benjamin de Gabaa, occiderunt de filiis Israel die illo viginti duo millia virorum. Die Söhne Benjamins aber machten aus Gabaa einen Ausfall und töteten an jenem Tage zweiundzwanzigtausend Mann von den Söhnen Israels. Richter Ri 7 20 22 Rursum filii Israel et fortitudine et numero confidentes, in eodem loco, in quo prius certaverant, aciem direxerunt: Doch die Söhne Israels fassten wieder Mut wegen ihrer Stärke und Zahl und stellten sich an demselben Orte, wo sie vordem gekämpft, in Schlachtordnung auf. Richter Ri 7 20 23 Ita tamen ut prius ascenderent et flerent coram Domino usque ad noctem: consulerentque eum, et dicerent: debeo ultra procedere ad dimicandum contra filios Benjamin fratres meos, an non? Quibus ille respondit: Ascendite ad eos, et inite certamen. Zuvor aber waren sie hinaufgezogen und hatten vor dem Herrn bis in die Nacht geweint und ihn befragt und gesprochen: Soll ich noch fürder zum Kampfe gegen die Söhne Benjamins, meine Brüder, ziehen oder nicht? Er antwortete ihnen: Ziehet hin gegen sie und beginnet den Kampf! Richter Ri 7 20 24 Cumque filii Israel altera die contra filios Benjamin ad prlium processissent, Als nun die Söhne Israels des andern Tages²⁵ gegen die Söhne Benjamins zum Kampfe auszogen, Richter Ri 7 20 24 25 Am Tage des zweiten Kampfes. So heißt der dritte Kampftag dritter Tag (Hebr.) V. 30. Richter Ri 7 20 25 Eruperunt filii Benjamin de portis Gabaa: et occurrentes eis tanta in illos cæde bacchati sunt, ut decem et octo millia virorum educentium gladium prosternerent. brachen die Söhne Benjamins aus den Toren von Gabaa hervor, stürzten sich auf sie und richteten unter ihnen ein solches Blutbad an, dass sie achtzehntausend Krieger erschlugen.²⁶ Richter Ri 7 20 25 26 Warum ließ Gott die Niederlage der Israeliten zu? Gott verheißt V. 23 zuvor den Sieg, aber nicht bei dem ersten Zusammenstoße. Vergl. [1Sam 3,214,1]. Eine Strafe aber leiden die Israeliten wegen der Gleichgültigkeit, mit welcher sie Michas Götzendienst ertragen. [Ri 17] enthält die Schuld, [Ri 19] die Strafe. Doch die Schuld erscheint erst im rechten Lichte, wenn man bedenkt, dass die Daniten durch das Gebiet mehrerer Stämme mit ihrem Bilde ziehen, ohne dass man sich ihnen widersetzt, dass sie ihr Heiligtum während der ganzen Zeit der Richter wahren und dass dies jedenfalls nur eines der vielen nicht überlieferten Beispiele ist. Michas Schicksale fallen in die Zeit nach dem Tode Josues, in diese Zeit etwa fällt also auch das Ereignis in Gabaa, während Phinees Hoherpriester ist. Götzendienst und Verunehrung des Götzendienstes sind beide vom Gebirge Ephraim, gleichsam von dem Vorhofe der Stiftshütte her gekommen [Ri 17,1, Ri 19,1], beide durch Leviten. Während [Ri 17] einen Frevel ohne Strafe erzählt, schildert [Ri 19] die Strafe, welche weiter greift als das geschilderte Verbrechen, das aber gleichsam nur ein Zweig am Baume des Bösen war. Alle Stämme sollten daraus lernen. Richter Ri 7 20 26 Quamobrem omnes filii Israel venerunt in domum Dei, et sedentes flebant coram Domino: jejunaveruntque die illo usque ad vesperam, et obtulerunt ei holocausta, atque pacificas victimas, Deshalb begaben sich alle Söhne Israels zum Hause Gottes;²⁷ dort saßen sie und weinten vor dem Herrn und fasteten an jenem Tage bis zum Abend²⁸ und brachten ihm Brandopfer und Friedopfer dar²⁹ Richter Ri 7 20 26 27 Richtiger: Nach Bethel. Richter Ri 7 20 26 28 Sie saßen, weinten und fasteten bis zum Abend. Richter Ri 7 20 26 29 Dieses Mal flehen sie inständiger und demütiger als V. 18, V. 23, obwohl sie auch wohl damals Opfer dargebracht. Richter Ri 7 20 27 Et super statu suo interrogaverunt. Eo tempore ibi erat arca fderis Dei, und befragten ihn wegen ihrer Lage. Damals³⁰ war dort die Lade des Bundes Gottes, Richter Ri 7 20 27 30 Entweder erst jetzt oder schon vorher auch. Richter Ri 7 20 28 Et Phinees filius Eleazari filii Aaron præpositus domus. Consuluerunt igitur Dominum, atque dixerunt: Exire ultra debemus ad pugnam contra filios Benjamin fratres nostros, an quiescere? Quibus ait Dominus: Ascendite, cras enim tradam eos in manus vestras. und Phinees, der Sohn Eleazars, des Sohnes Aarons,³¹ war Vorsteher des Hauses. Sie befragten also den Herrn und sprachen: Sollen wir nochmals zum Kampfe ausziehen gegen die Söhne Benjamins, unsere Brüder, oder abstehen? Der Herr sprach zu ihnen: Ziehet hin; denn morgen werde ich sie in eure Gewalt geben.³² Richter Ri 7 20 28 31 Der [Ex 6,25] erwähnte. Richter Ri 7 20 28 32 Jetzt wird der Sieg klar verheißen. Richter Ri 7 20 29 Posueruntque filii Israel insidias per circuitum urbis Gabaa: Da nahmen die Söhne Israels eine verdeckte Stellung rings um die Stadt Gabaa ein³³ Richter Ri 7 20 29 33 Alle Streiter, auch das V. 30 genannte Heer. Richter Ri 7 20 3 (Nec latuit filios Benjamin quod ascendissent filii Israel in Maspha.) Interrogatusque Levita, maritus mulieris interfectæ, quomodo tantum scelus perpetratum esset, (Den Söhnen Benjamins aber blieb es nicht verborgen, dass die Söhne Israels nach Maspha hinaufgezogen waren.)⁶ Und⁷ der Levit, der Mann des ermordeten Weibes, befragt, wie eine so schändliche Tat geschehen wäre, Richter Ri 7 20 3 6 Aber es machte ihnen keinen Kummer. Die Benjamiten werden hier genannt, weil bald ihre Vorladung zur Verantwortung berichtet wird. Richter Ri 7 20 3 7 Hebr.: Und die Kinder Israel sprachen: Saget an, wie ein solches Verbrechen usw. Die Aufforderung ist an die Ankläger gerichtet, wohl den ganzen Stamm Levi, der wohl auch die Körperteile der Ermordeten umhergesendet. Richter Ri 7 20 30 Et tertia vice, sicut semel et bis, contra Benjamin exercitum produxerunt. und rückten zum dritten Male, wie das erste und zweite Mal, gegen Benjamin heran. Richter Ri 7 20 31 Sed et filii Benjamin audacter eruperunt de civitate, et fugientes adversarios longius persecuti sunt, ita ut vulnerarent ex eis sicut primo die et secundo, et cæderent per duas semitas vertentes terga, quarum una ferebatur in Bethel, et altera in Gabaa, atque prosternerent triginta circiter viros: Aber auch die Söhne Benjamins brachen kühn aus der Stadt hervor und setzten ihren Feinden, die vor ihnen flohen, weit nach, so dass sie ihrer, wie am ersten und zweiten Tage, mehrere verwundeten und niederhieben auf den beiden Wegen, auf denen jene nach Bethel und nach Gabaa flohen, und ungefähr dreißig Mann töteten. Richter Ri 7 20 32 Putaverunt enim solito eos more cedere. Qui fugam arte simulantes inierunt consilium ut abstraherent eos de civitate, et quasi fugientes ad supradictas semitas perducerent. Sie meinten nämlich, dass jene, wie sie vorher getan, flohen. Diese aber stellten sich nur so, als flüchteten sie, weil sie den Plan gefasst hatten, sie von der Stadt abzuziehen und durch scheinbare Flucht auf die obengenannten Wege hinzulocken.³⁴ Richter Ri 7 20 32 34 Frei übersetzt, wie auch das Folgende. Richter Ri 7 20 33 Omnes itaque filii Israel surgentes de sedibus suis, tetenderunt aciem in loco, qui vocatur Baalthamar. Insidiæ quoque, quæ circa urbem erant, paulatim se aperire cperunt, Alle Söhne Israels also brachen von ihren Standorten auf³⁵ und stellten sich in Schlachtordnung an dem Orte, welcher Baalthamar heißt, auf; zugleich fingen die, welche im Hinterhalte in der Umgebung der Stadt aufgestellt waren, an, allmählich hervorzukommen Richter Ri 7 20 33 35 Die Flucht heuchelnd? Richter Ri 7 20 34 Et ab occidentali urbis parte procedere. Sed et alia decem millia virorum de universo Israel, habitatores urbis ad certamina provocabant. Ingravatumque est bellum contra filios Benjamin: et non intellexerunt quod ex omni parte illis instaret interitus. und auf der Westseite der Stadt vorzugehen.³⁶ Zudem forderten andere zehntausend Mann aus ganz Israel die Bewohner der Stadt zum Kampfe heraus.³⁷ Und der Kampf wider die Söhne Benjamins ward heißer; aber sie wussten nicht, dass von allen Seiten ihnen das Verderben nahe sei. Richter Ri 7 20 34 36 Eine Abteilung kommt vom Westen, die andere von Süden gegen Gabaa aus dem Hinterhalt, während die Benjamiten ganz Israel zwischen Gabaa und Bethel aufgestellt glauben, da die scheinbar Fliehenden sich nach Bethel wenden. Richter Ri 7 20 34 37 Im Folgenden wird indes das Schicksal der verfolgenden Benjamiter weiter erzählt, V. 34, V. 35 allgemein, von V. 36 an im Einzelnen. Richter Ri 7 20 35 Percussitque eos Dominus in conspectu filiorum Israel, et interfecerunt ex eis in illo die viginti quinque millia, et centum viros, omnes bellatores et educentes gladium. So schlug der Herr sie angesichts der Söhne Israels, und diese töteten von ihnen an jenem Tage fünfundzwanzigtausend und hundert Mann, lauter kriegstüchtige und kampfgeübte Männer.³⁸ Richter Ri 7 20 35 38 V. 36, V. 37 Schluss der Erzählung von V. 32. V. 38-41: Einnahme der Stadt durch den Hinterhalt, auf die hin die scheinbar fliehenden Israeliten Halt machen. Die durch die Einnahme ihrer Stadt erschreckten und von den Israeliten bedrängten Benjamiten fliehen und fallen so in den Hinterhalt, der von Osten (von dem Wege der Wüste) her und vom Süden (nach Einnahme der Stadt) kommt, während die vorher fliehenden Israeliten sie von Norden umfassen. Richter Ri 7 20 36 Filii autem Benjamin cum se inferiores esse vidissent, cperunt fugere. Quod cernentes filii Israel, dederunt eis ad fugiendum locum, ut ad præparatas insidias devenirent, quas juxta urbem posuerant. Als aber die Söhne Benjamins sahen, dass sie unterlagen, fingen sie an zu fliehen. Da die Söhne Israels dies sahen, ließen sie ihnen Raum zur Flucht,³⁹ damit sie zu dem ihnen nahe bei der Stadt gelegten Hinterhalte kämen. Richter Ri 7 20 36 39 Die Benjamiten (V. 32) fliehen nach Gabaa zu. Die Israeliten lassen dies zu, um sie auf für jene ungünstigerem Terrain am Fuße des Hügels zu überwältigen. Nach anderen berichtet V. 36 im Hebr. nicht die Flucht der Benjamiten, sondern erst V. 41, vielmehr wiederholte er das V. 31 von der scheinbaren Flucht Gesagte. Richter Ri 7 20 37 Qui cum repente de latibulis surrexissent, et Benjamin terga cædentibus daret, ingressi sunt civitatem, et percusserunt eam in ore gladii. Plötzlich brachen die im Hinterhalte Liegenden hervor,⁴⁰ drangen, da Benjamin den Siegern den Rücken kehrte, in die Stadt und schlugen dieselbe mit der Schärfe des Schwertes. Richter Ri 7 20 37 40 V. 37, V. 38 sind eine Paraphrase, wie auch das ganze übrige Kapitel freier übersetzt ist. Richter Ri 7 20 38 Signum autem dederant filii Israel his, quos in insidiis collocaverunt, ut postquam urbem cepissent, ignem accenderent: ut ascendente in altum fumo, captam urbem demonstrarent. Die Söhne Israels aber hatten mit denen, welche sie in den Hinterhalt gelegt hatten, als Zeichen verabredet, dass sie Feuer anlegen sollten, wenn sie die Stadt eingenommen hätten, damit sie durch den emporsteigenden Rauch zu erkennen gäben, dass die Stadt genommen sei. Richter Ri 7 20 39 Quod cum cernerent filii Israel in ipso certamine positi (putaverunt enim filii Benjamin eos fugere, et instantius persequebantur, cæsis de exercitu eorum triginta viris), Als nun die Söhne Israels, welche in den Kampf verwickelt waren, sich umsahen (denn die Söhne Benjamins meinten, dass sie flüchteten, und verfolgten sie hitziger und erschlugen von ihrem Heere dreißig Mann), Richter Ri 7 20 4 Respondit: veni in Gabaa Benjamin cum uxore mea, illucque diverti: antwortete: Ich kam mit meinem Weibe nach Gabaa im Stamme Benjamin und⁸ kehrte dort ein. Richter Ri 7 20 4 8 Hebr.: um zu übernachten. Richter Ri 7 20 40 Et viderent quasi columnam fumi de civitate conscendere: Benjamin quoque aspiciens retro, cum captam cerneret civitatem, et flammas in sublime ferri: und eine Rauchsäule von der Stadt aufsteigen sahen, blickte auch Benjamin hinter sich und nahm wahr, dass die Stadt eingenommen war und die Flammen emporschlugen. Richter Ri 7 20 41 Qui prius simulaverant fugam, versa facie fortius resistebant. Quod cum vidissent filii Benjamin, in fugam versi sunt, Da wandten sich die, welche sich zuvor gestellt, als ob sie flüchteten, und leisteten tapfern Widerstand. Als dies die Söhne Benjamins sahen, ergriffen sie die Flucht⁴¹ Richter Ri 7 20 41 41 V. 41 Anfang entspricht im Hebr. V. 39. Anfang, und was zwischen beiden liegt, ist eine Paranthese, welche das V. 31, V. 38 gesagte wiederholt. Die 30 getöteten, von denen V. 31 spricht, fielen also hier erst, als die Israeliten aufhörten zu fliehen, im Kampfe, bis die Benjamiten rückwärts blicken, ihre Stadt genommen sehen und die Flucht ergreifen. Richter Ri 7 20 42 Et ad viam deserti ire cperunt, illuc quoque eos adversariis persequentibus: sed et hi, qui urbem succenderant, occurrerunt eis. und schlugen den Weg zur Wüste ein.⁴² Aber ihre Feinde folgten ihnen auch dahin; überdies zogen die, welche die Stadt verbrannt hatten, ihnen entgegen.⁴³ Richter Ri 7 20 42 42 Dieser Weg geht von Jericho nach Bethel. [Jos 16,1] Richter Ri 7 20 42 43 Hebr.: Auch die, welche in den Städten wohnten (in die sie sich etwa flüchteten), vernichteten sie. Richter Ri 7 20 43 Atque ita factum est, ut ex utraque parte ab hostibus cæderentur, nec erat ulla requies morientium. Ceciderunt, atque prostrati sunt ad orientalem plagam urbis Gabaa. Und so geschah es, dass sie von den Feinden auf beiden Seiten niedergehauen wurden, und es war des Gemetzels kein Ende. Sie fielen und wurden niedergestreckt auf der östlichen Seite der Stadt Gabaa. Richter Ri 7 20 44 Fuerunt autem qui in eodem loco interfecti sunt, decem et octo millia virorum, omnes robustissimi pugnatores. Die Zahl derer aber, welche an dieser Stelle getötet wurden, betrug achtzehntausend Mann, lauter tapfere Streiter. Richter Ri 7 20 45 Quod cum vidissent, qui remanserant de Benjamin, fugerunt in solitudinem: et pergebant ad petram, cujus vocabulum est Remmon. In illa quoque fuga palantes, et in diversa tendentes, occiderunt quinque millia virorum. Et cum ultra tenderent, persecuti sunt eos, et interfecerunt etiam alia duo millia. Als dies jene sahen, die von Benjamin übriggeblieben waren, flohen sie nach der Wüste zu und kamen bis zu dem Felsen, dessen Namen Remmon⁴⁴ ist. Auch hier irrten sie auf der Flucht umher und schlugen verschiedene Wege ein, und es wurden ihrer fünftausend Mann getötet. Und als sie noch weiter flohen, setzten jene ihnen nach und töteten noch andere zweitausend. Richter Ri 7 20 45 44 Im Gebiete Benjamins. Richter Ri 7 20 46 Et sic factum est, ut omnes qui ceciderant de Benjamin in diversis locis, essent viginti quinque millia, pugnatores ad bella promptissimi. So geschah es, dass die Gesamtzahl derer, welche von Benjamin an verschiedenen Orten gefallen waren, fünfundzwanzigtausend Mann betrug, alle kampfestüchtige Krieger. Richter Ri 7 20 47 Remanserunt itaque de omni numero Benjamin, qui evadere, et fugere in solitudinem potuerunt, sexcenti viri: sederuntque in petra Remmon mensibus quatuor. Und es blieben von der ganzen Zahl Benjamins solche, die in die Wüste fliehen und entkommen konnten, sechshundert Mann übrig; diese blieben vier Monate auf der Felsenhöhe von Remmon. Richter Ri 7 20 48 Regressi autem filii Israel, omnes reliquias civitatis a viris usque ad jumenta gladio percusserunt, cunctasque urbes et viculos Benjamin vorax flamma consumpsit. Die Söhne Israels aber kehrten zurück und erschlugen alles, was in der Stadt übrig war, Menschen und Vieh mit dem Schwerte, und alle Städte und Flecken Benjamins vernichtete verzehrendes Feuer. Richter Ri 7 20 5 Et ecce homines civitatis illius circumdederunt nocte domum, in qua manebam, volentes me occidere, et uxorem meam incredibili furore libidinis vexantes, denique mortua est. Da, siehe, umgaben die Leute dieser Stadt des Nachts das Haus, in dem ich weilte, und wollten mich töten und schändeten, rasend vor Lust, auf unglaubliche Weise mein Weib, so dass es zuletzt starb.⁹ Richter Ri 7 20 5 9 Die Rede des Leviten ist nur im Auszuge gegeben. Richter Ri 7 20 6 Quam arreptam, in frusta concidi, misique partes in omnes terminos possessionis vestræ: quia nunquam tantum nefas, et tam grande piaculum factum est in Israel. Da nahm ich sie, schnitt sie in Stücke und sandte die Stücke in alle Gaue eures Landes herum, denn¹⁰ niemals ist eine so große Missetat und eine so furchtbare Verruchtheit in Israel verübt worden. Richter Ri 7 20 6 10 Hebr.: denn sie haben eine Schandtat und eine Verruchtheit in Israel getan. Auch V. 7 ist in der Vulgata freier wiedergegeben. Richter Ri 7 20 7 Adestis omnes filii Israel, decernite quid facere debeatis. Ihr seid hier alle zugegen, ihr Söhne Israels, so entscheidet, was ihr tun sollt. Richter Ri 7 20 8 Stansque omnis populus quasi unius hominis sermone respondit: Non recedemus in tabernacula nostra, nec suam quisquam intrabit domum: Da erhob sich das ganze Volk und sprach wie mit einer Stimme: Wir werden nicht in unsere Zelte zurückkehren, und keiner soll in sein Haus gehen,¹¹ Richter Ri 7 20 8 11 Nämlich bevor wir diesen Frevel gerächt haben. Ehebruch wurde mit dem Tode bestraft, umso mehr, wenn das Weib überwältigt war. Die gleiche Strafe traf die Teilnehmer und die Beschützer vor der Bestrafung. Richter Ri 7 20 9 Sed hoc contra Gabaa in commune faciamus. sondern¹² dies wollen wir gemeinsam¹³ gegen Gabaa vornehmen: Richter Ri 7 20 9 12 Dazu. Richter Ri 7 20 9 13 Kaum richtig. Besser mit Sept. Chald. Syr.: Werfen wir das Los über die Stadt! Nämlich wer sie angreifen und wer für Lebensmittel sorgen soll. Richter Ri 7 0 1 C. 600 überlebenden Benjamiten werden, damit ihr Stamm nicht untergehe, aus Jabes Galaad 400 Frauen gegeben, zu denen ihnen gestattet wird, 200 aus Silo hinzu zu rauben. Richter Ri 7 21 1 Juraverunt quoque filii Israel in Maspha, et dixerunt: Nullus nostrum dabit filiis Benjamin de filiabus suis uxorem. Nun hatten die Söhne Israels in Maspha geschworen und gesagt:¹ Keiner von uns darf den Söhnen Benjamins eine von seinen Töchtern als Frau geben. Richter Ri 7 21 1 1 [Ri 20,1] in Maspha war ihnen die Weigerung Benjamins zugegangen. Richter Ri 7 21 10 Miserunt itaque decem millia viros robustissimos, et præceperunt eis: Ite, et percutite habitatores Jabes Galaad in ore gladii, tam uxores quam parvulos eorum. Da sandten sie zehntausend⁸ tapfere Männer aus mit der Weisung: Ziehet hin und schlaget die Einwohner von Jabes Galaad mit der Schärfe des Schwertes, sowohl ihre Weiber als ihre Kinder.⁹ Richter Ri 7 21 10 8 Hebr.: 12000. Es ist ein uralter Schreibfehler in der Vulgata. Richter Ri 7 21 10 9 Eine Art unvollständigen Bannes. Richter Ri 7 21 11 Et hoc erit quod observare debebitis: Omne generis masculini, et mulieres, quæ cognoverunt viros, interficite, virgines autem reservate. Doch dies müsst ihr beobachten: Alles, was männlich ist, und die Frauen, welche schon Männer erkannt haben, tötet; aber die Jungfrauen lasset am Leben! [Num 31,17.18] Richter Ri 7 21 12 Inventæque sunt de Jabes Galaad quadringentæ virgines, quæ nescierunt viri thorum, et adduxerunt eas ad castra in Silo, in terram Chanaan. Und es fanden sich aus Jabes Galaad vierhundert Jungfrauen, welche keines Mannes Ehebett kannten; diese brachten sie in das Lager zu Silo im Lande Chanaan.¹⁰ Richter Ri 7 21 12 10 Im diesseitigen Chanaan. [Ri 20,27] war die Bundeslade nach Bethel gekommen; nach der Niederlage der Benjamiten ward sie nach Silo zurückgebracht. Richter Ri 7 21 13 Miseruntque nuntios ad filios Benjamin, qui erant in petra Remmon, et præceperunt eis, ut eos susciperent in pace. Und sie sandten Boten zu den Söhnen Benjamins, welche auf der Felsenhöhe von Remmon waren, und entboten ihnen, sie wollten sie in Frieden aufnehmen. Richter Ri 7 21 14 Veneruntque filii Benjamin in illo tempore, et datæ sunt eis uxores de filiabus Jabes Galaad: alias autem non repererunt, quas simili modo traderent. Zu jener Zeit kamen die Söhne Benjamins,¹¹ und man gab ihnen Frauen von den Töchtern von Jabes Galaad; andere aber fanden sie keine, die man ihnen auf gleiche Weise hätte geben können.¹² Richter Ri 7 21 14 11 In ihr Gebiet zurück. Aus diesem Grunde ist ihnen die Lage von Silo so genau beschrieben. Richter Ri 7 21 14 12 Ähnlich wie in [Ri 20] wiederholt der Verfasser 15-18, was er V. 6 bereits gesagt. Richter Ri 7 21 15 Universusque Israel valde doluit, et egit pnitentiam super interfectione unius tribus ex Israel. Da schmerzte es ganz Israel sehr und es bereute, einen Stamm in Israel dem Untergange geweiht zu haben,¹³ Richter Ri 7 21 15 13 Hebr.: Es tat aber dem Volke leid betreffs Benjamin, denn Jahve hatte einen Riss in die Stämme Israels gemacht. Vergl. V. 6. Richter Ri 7 21 16 Dixeruntque majores natu: Quid faciemus reliquis, qui non acceperunt uxores? omnes in Benjamin feminæ conciderunt, und die Ältesten sprachen: Was sollen wir mit den Übriggebliebenen tun, die noch keine Frauen erhalten haben? Denn alle Frauen in Benjamin sind gefallen!¹⁴ Richter Ri 7 21 16 14 Am Anfange des nächsten Verses fehlt: Gesichert bleibe der Besitz Benjamin. Richter Ri 7 21 17 Et magna nobis cura ingentique studio providendum est, ne una tribus deleatur ex Israel. Mit großer Sorgfalt und mit allem Eifer haben wir Vorsorge zu treffen, dass nicht ein Stamm aus Israel ausgetilgt werde. Richter Ri 7 21 18 Filias enim nostras eis dare non possumus, constricti juramento et maledictione, qua diximus: Maledictus qui dederit de filiabus suis uxorem Benjamin. Denn unsere Töchter können wir ihnen nicht geben; sind wir doch durch den Eidschwur und den Fluch gebunden, da wir sprachen: Verflucht sei, wer den Benjamitern von seinen Töchtern ein Weib gibt! Richter Ri 7 21 19 Ceperuntque consilium, atque dixerunt: Ecce solemnitas Domini est in Silo anniversaria, quæ sita est ad septentrionem urbis Bethel, et ad orientalem plagam viæ, quæ de Bethel tendit ad Sichimam, et ad meridiem oppidi Lebona. Sie fassten also den Beschluss und sprachen: Sehet, es ist das Jahresfest des Herrn in Silo, welches nördlich von der Stadt Bethel und östlich von dem Wege¹⁵ liegt, der von Bethel nach Sichem führt, und südlich von der Stadt Lebona.¹⁶ Richter Ri 7 21 19 15 Der Höhe [Ri 20,31]. Richter Ri 7 21 19 16 Die Beschreibung des Ortes ist wohl von einem Überarbeiter eingefügt, vielleicht bald nach dem Exil. Richter Ri 7 21 2 Veneruntque omnes ad domum Dei in Silo, et in conspectu ejus sedentes usque ad vesperam, levaverunt vocem, et magno ululatu cperunt flere, dicentes: Sie kamen also alle zum Hause Gottes nach Silo² und setzten sich vor dem Angesichte Gottes bis zum Abend nieder, erhoben ihre Stimme und weinten mit lautem Schluchzen und riefen: Richter Ri 7 21 2 2 Nach Silo ist falsche Erklärung der Vulgata, die Haus Gottes statt des Eigennamens Bethel gesetzt hat. Richter Ri 7 21 20 Præceperuntque filiis Benjamin, atque dixerunt: Ite, et latitate in vineis. Und sie befahlen den Söhnen Benjamins und sprachen: Gehet hin und haltet euch in den Weinbergen verborgen! Richter Ri 7 21 21 Cumque videritis filias Silo ad ducendos choros ex more procedere, exite repente de vineis, et rapite ex eis singuli uxores singulas, et pergite in terram Benjamin. Und wenn ihr die Töchter von Silo zum Reigen, wie gebräuchlich, herausziehen seht, so brechet schnell aus den Weinbergen hervor und raubet euch aus ihnen ein jeder ein Weib und gehet in das Land Benjamin. Richter Ri 7 21 22 Cumque venerint patres earum, ac fratres, et adversum vos queri cperint, atque jurgari, dicemus eis: Miseremini eorum: non enim rapuerunt eas jure bellantium atque victorum, sed rogantibus ut acciperent, non dedistis, et a vestra parte peccatum est. Wenn dann ihre Väter und Brüder kommen und anfangen wider euch zu klagen und zu rechten, so wollen wir ihnen sagen: Habet Erbarmen mit ihnen; denn sie haben dieselben nicht nach Kriegsrecht¹⁷ oder als Sieger geraubt, sondern ihr habt, da sie darum baten, sie nehmen zu dürfen, ihnen dieselben nicht gegeben, und die Schuld ist also auf eurer Seite.¹⁸ Richter Ri 7 21 22 17 Dass ihr Gewalt mit Gewalt zurückweisen könntet. Richter Ri 7 21 22 18 Sie sind unglücklich und ihr konntet, durch den Eid verhindert, ihnen eure Töchter nicht geben. Hebr.: Schenket sie uns, den wir haben nicht für jeden sein Weib im Kriege genommen, denn da ihr sie ihnen nicht gegeben habt, tragt ihr jetzt die Strafe. Uns Richtern schenket die Schuldigen, die ihr mit uns vor unserm Richterstuhl anklagt. Sept.: Die Töchter. So erkennen die Ältesten ihre Mitteilnahme am Raube an. Das Wort Kriegsrecht spielt auf den Kampf gegen Jabes an, durch welchen alle Benjamiten hatten Frauen erlangen sollen. Richter Ri 7 21 23 Feceruntque filii Benjamin, ut sibi fuerat imperatum: et juxta numerum suum rapuerunt sibi de his, quæ ducebant choros, uxores singulas: abieruntque in possessionem suam ædificantes urbes, et habitantes in eis. Hierauf taten die Söhne Benjamins, wie ihnen geboten war; und sie raubten sich, so viel ihrer waren, ein jeder aus den Tanzenden,¹⁹ ein Weib und zogen fort in ihren Besitz und bauten sich Städte und wohnten darin. Richter Ri 7 21 23 19 Töchtern von Silo. Richter Ri 7 21 24 Filii quoque Israel reversi sunt per tribus, et familias in tabernacula sua. In diebus illis non erat rex in Israel: sed unusquisque quod sibi rectum videbatur, hoc faciebat. Auch die Söhne Israels kehrten nach ihren Stämmen und Familien in ihre Wohnungen zurück.²⁰ Zu jener Zeit war kein König in Israel, sondern jeder tat, was ihm recht dünkte. Richter Ri 7 21 24 20 Hebr.: Und die Söhne Israels zogen zu jener Zeit von dort, ein jeder zu seinem Stamm und zu seinem Geschlecht und zogen von dort fort ein jeder in sein Erbteil. Richter Ri 7 21 3 Quare Domine Deus Israel factum est hoc malum in populo tuo, ut hodie una tribus auferretur ex nobis? Warum, o Herr, du Gott Israels! musste dies Unglück unter deinem Volke geschehen, dass heute ein ganzer Stamm von uns hinweggenommen ist?³ Richter Ri 7 21 3 3 Haben vielleicht auch wir etwa gesündigt? Weiter beraten sie wohl, wie die Benjamiten mit Frauen zu versehen sind. Richter Ri 7 21 4 Altera autem die diluculo consurgentes, exstruxerunt altare: obtuleruntque ibi holocausta, et pacificas victimas, et dixerunt: Am andern Tage standen sie früh auf, errichteten einen Altar,⁴ brachten auf demselben Brandopfer und Friedopfer dar und sprachen: Richter Ri 7 21 4 4 Altäre werden errichtet, entweder um ein Opfer darauf darzubringen, oder zur Erinnerung. Richter Ri 7 21 5 Quis non ascendit in exercitu Domini de universis tribubus Israel? Grandi enim juramento se constrinxerant, cum essent in Maspha, interfici eos, qui defuissent. Wer aus allen Stämmen Israels ist nicht im Heere des Herrn mitgezogen? Mit schwerem Eidschwur nämlich hatten sie sich zu Maspha verpflichtet, die zu töten, welche ausblieben.⁵ Richter Ri 7 21 5 5 Diese hatten sich dadurch in gewisser Weise zu Mitschuldigen der Benjamiten gemacht. Richter Ri 7 21 6 Ductique pnitentia filii Israel super fratre suo Benjamin, cperunt dicere: Ablata est tribus una de Israel, Und von Herzeleid über ihren Bruder Benjamin ergriffen, fingen die Söhne Israels an zu sagen: Es ist ein Stamm hinweggenommen aus Israel!⁶ Richter Ri 7 21 6 6 Während Gott doch um Abraham, Isaaks und Jakobs und der zwölf Patriarchen willen alle erhalten sehen wollte. Richter Ri 7 21 7 Unde uxores accipient? omnes enim in commune juravimus, non daturos nos his filias nostras. Woher sollen sie Frauen nehmen? Wir haben ja alle insgesamt geschworen, dass wir ihnen unsere Töchter nicht geben wollen. Richter Ri 7 21 8 Idcirco dixerunt: Quis est de universis tribubus Israel, qui non ascendit ad Dominum in Maspha? Et ecce inventi sunt habitatores Jabes Galaad in illo exercitu non fuisse. Darum sprachen sie: Wer ist von allen Stämmen Israels, der nicht zu dem Herrn nach Maspha hinaufgezogen ist? Und siehe, es fand sich, dass die Einwohner von Jabes Galaad nicht in jenem Heere gewesen waren. Richter Ri 7 21 9 (Eo quoque tempore cum essent in Silo, nullus ex eis ibi repertus est.) (Auch zur Zeit, wo man in Silo war, fand sich niemand von ihnen daselbst.)⁷ Richter Ri 7 21 9 7 Der hl. Hieronymus gibt mehr eine Erklärung als eine Übersetzung. Rut Rut 8 0 1 I. Ruths kindliche Anhänglichkeit und Pflichttreue gegen ihre Schwiegermutter Noemi. (1,1-2,7) A. Zur Zeit der Richter wandert ein Bethlemit Elimelech, um einer Hungersnot zu entgehen, mit seinem Weibe Noemi und seinen beiden Söhnen in das Land der Moabiter aus. Seine Söhne heiraten daselbst moabitische Frauen und sterben. (V. 5) B. Da Noemi nunmehr in ihr Vaterland zurückkehrt, wollen beide Schwiegertöchter sie begleiten (V. 9), indes bleibt die eine, Orpha, auf die Vorstellungen ihrer Schwiegermutter zurück (V. 14), während die andere, Ruth, die arme und alternde Mutter ihres Mannes nach Bethlehem begleitet. Rut Rut 8 1 1 In diebus unius judicis, quando judices præerant, facta est fames in terra. Abiitque homo de Bethlehem Juda, ut peregrinaretur in regione Moabitide cum uxore sua, ac duobus liberis. In den Tagen eines Richters,¹ als die Richter an der Spitze standen, entstand eine Hungersnot im Lande.² Da zog ein Mann von Bethlehem in Juda fort, um als Fremdling im Lande Moab mit seinem Weibe und seinen zwei Söhnen Wohnung zu nehmen. Rut Rut 8 1 1 1 Unbekannt welches. Rut Rut 8 1 1 2 Israel (Chald.) Die Hungersnot dauerte wohl nicht die zehn Jahre hindurch bis zur Wiederkehr Noemis. Rut Rut 8 1 10 Et dicere: tecum pergemus ad populum tuum. und sprachen: Wir werden mit dir zu deinem Volke gehen!¹² Rut Rut 8 1 10 12 Wie die Höflichkeit es forderte, eine Einladung zuerst auszuschlagen, dann aber dennoch anzunehmen [Ri 19,5ff, 2Sam 13,24ff], so forderte sie auch, sich zur Begleitung anzubieten, auch wenn man wusste, dass dieselbe nicht angenommen wurde. In jedem Falle war es für Ruth keine bloße Zeremonie. Rut Rut 8 1 11 Quibus illa respondit: revertimini filiæ meæ, cur venitis mecum? num ultra habeo filios in utero meo, ut viros ex me sperare possitis? Jene antwortete ihnen: Kehret um, meine Töchter! Warum sollt ihr mit mir gehen? Habe ich etwa noch Söhne in meinem Schoße, dass ihr Männer von mir hoffen könntet?¹³ Rut Rut 8 1 11 13 Noemi denkt an die Vorschrift [Dtn 25,5]. In Moab werdet ihr leicht Ruhe finden (V. 9), nicht so in Judäa. Rut Rut 8 1 12 Revertimini filiæ meæ, et abite: jam enim senectute confecta sum, nec apta vinculo conjugali: etiam si possem hac nocte concipere, et parere filios, Kehret um, meine Töchter, und gehet hin; denn ich bin nun schon sehr alt und nicht mehr für das Band der Ehe geeignet. Und könnte ich auch noch in dieser Nacht empfangen und Söhne gebären, Rut Rut 8 1 13 Si eos exspectare velitis donec crescant, et annos pubertatis impleant, ante eritis vetulæ quam nubatis. Nolite, quæso, filiæ meæ: quia vestra angustia magis me premit, et egressa est manus Domini contra me. so würdet ihr doch alt werden, ehe ihr heiratet, wenn ihr warten wolltet, bis sie groß und mannbar geworden sind.¹⁴ Nicht doch, meine Töchter! denn eure Bedrängnis drückt mich noch mehr¹⁵ und die Hand des Herrn ist wider mich ausgegangen! Rut Rut 8 1 13 14 Hebr.: Werdet ihr etwa deshalb warten, bis sie herangewachsen sind, werdet ihr etwa deshalb enthaltsam bleiben und nichts mit einem Manne zu tun haben? Rut Rut 8 1 13 15 Als euch: dass ich eurer beraubt werden soll. Rut Rut 8 1 14 Elevata igitur voce, rursum flere cperunt, Orpha osculata est socrum, ac reversa est: Ruth adhæsit socrui suæ. Da erhoben sie ihre Stimme und begannen wieder zu weinen.¹⁶ Und Orpha küsste ihre Schwiegermutter¹⁷ und kehrte um; Ruth aber blieb bei ihrer Schwiegermutter. Rut Rut 8 1 14 16 Zum Abschiede; wie diese V. 9. Rut Rut 8 1 14 17 Ruth denkt nicht an eine künftige Ehe, wie Orpha, sondern an ihre Schwiegermutter. Rut Rut 8 1 15 Cui dixit Noemi: En reversa est cognata tua ad populum suum, et ad deos suos, vade cum ea. Noemi sprach zu ihr: Siehe, deine Verwandte ist zu ihrem Volke und zu ihren Göttern¹⁸ zurückgekehrt, gehe mit ihr! Rut Rut 8 1 15 18 Das Hebr. kann auch übersetzt werden: Gott. Soweit dieser seit der Erschaffung den Menschen bekannte Gott von den Juden verehrt ward, hieß er Gott der Juden, soweit er von anderen, z.B. von Moabitern, ward er nach diesen genannt. Vielleicht meinte Noemi, auch andere müssten so ihre Götter ehren, wie die Juden Jahve. Rut Rut 8 1 16 Quæ respondit: Ne adverseris mihi ut relinquam te et abeam: quocumque enim perrexeris, pergam: et ubi morata fueris, et ego pariter morabor. Populus tuus populus meus, et Deus tuus Deus meus. Sie aber antwortete: Sei mir nicht entgegen,¹⁹ dass ich dich verlassen und fortgeben muss; denn wo du immer hingehst, gehe ich hin, und wo du bleibst, bleibe auch ich. Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott! Rut Rut 8 1 16 19 Nach Neueren: Dränge mich nicht. Rut Rut 8 1 17 Quæ te terra morientem susceperit, in ea moriar: ibique locum accipiam sepulturæ. Hæc mihi faciat Dominus, et hæc addat, si non sola mors me et te separaverit. Das Land, das dich im Tode aufnimmt, in diesem will ich sterben, und dort soll der Ort meines Begräbnisses sein. Dies und das noch dazu möge mir der Herr tun,²⁰ wenn nicht der Tod allein mich von dir scheidet! Rut Rut 8 1 17 20 Vergl. [1Sam 3,17]. Rut Rut 8 1 18 Videns ergo Noemi, quod obstinato animo Ruth decrevisset secum pergere, adversari noluit, nec ad suos ultra reditum persuadere: Da also Noemi sah, dass Ruth fest entschlossen war, mit ihr zu ziehen,²¹ wollte sie sich nicht mehr widersetzen und sie nicht ferner zur Rückkehr zu den Ihrigen bereden. Rut Rut 8 1 18 21 Noemi hatte durch ihren Tugendwandel ihre Schwiegertöchter, insbesondere Ruth, ganz an sich gezogen, weshalb diese es derart für ihre Pflicht hielt, der Greisin beizustehen, dass sie sogar die Hoffnung, eine zweite Ehe einzugehen, hintansetzte. So verdiente sie, in das auserwählte Volk aufgenommen und unter die Ahnen des Erlösers gezählt zu werden. Vergl. [Rut 2,11]. Rut Rut 8 1 19 Profectæque sunt simul, et venerunt in Bethlehem. Quibus urbem ingressis, velox apud cunctos fama percrebuit: dicebantque mulieres: Hæc est illa Noemi. So zogen sie mitsammen fort und kamen nach Bethlehem. Als sie aber in die Stadt gekommen waren, verbreitete sich alsbald bei allen die Kunde davon, und die Frauen sprachen: Das ist die Noemi!²² Rut Rut 8 1 19 22 Vergl. [2Kön 9,37]. Rut Rut 8 1 2 Ipse vocabatur Elimelech, et uxor ejus Noemi: et duo filii, alter Mahalon, et alter Chelion, Ephrathæi de Bethlehem Juda. Ingressique regionem Moabitidem, morabantur ibi. Er hieß Elimelech, und sein Weib Noemi, und seine beiden Söhne, der eine Mahalon und der andere Chelion, Ephrathiter³ aus Bethlehem in Juda. Und sie zogen in das Land Moab und weilten daselbst.⁴ Rut Rut 8 1 2 3 Woher dieser Name stammt, ist nicht zu sagen. Rut Rut 8 1 2 4 Das Gesetz verbot dies nicht. Rut Rut 8 1 20 Quibus ait: Ne vocetis me Noemi (id est, pulchram) sed vocate me Mara (id est, amaram) quia amaritudine valde replevit me Omnipotens. Sie sprach zu ihnen: Nennet mich nicht Noemi (das ist die Schöne), sondern nennet mich Mara (d. i. die Betrübte); denn der Allmächtige hat mich mit vieler Betrübnis erfüllt. Rut Rut 8 1 21 Egressa sum plena, et vacuam reduxit me Dominus. Cur ergo vocatis me Noemi, quam Dominus humiliavit, et afflixit Omnipotens? Voll²³ zog ich aus, und leer hat mich der Herr zurückgeführt. Warum nennt ihr mich also Noemi, da der Herr mich gedemütigt²⁴ und der Allmächtige mich betrübt hat? Rut Rut 8 1 21 23 Mit Mann und Söhnen gesegnet. Rut Rut 8 1 21 24 Mir gezeigt hat, dass ich nicht vollkommen rein bin in seinen Augen. Rut Rut 8 1 22 Venit ergo Noemi cum Ruth Moabitide nuru sua, de terra peregrinationis suæ: ac reversa est in Bethlehem, quando primum hordea metebantur. So kam Noemi mit Ruth, der Moabitin, ihrer Schwiegertochter, aus dem Lande, wo sie als Fremde geweilt, und kehrte nach Bethlehem zurück, um die Zeit, als eben die Gerstenernte begann.²⁵ Rut Rut 8 1 22 25 Die Osterzeit. Rut Rut 8 1 3 Et mortuus est Elimelech maritus Noemi: remansitque ipsa cum filiis. Da starb Elimelech, der Mann Noemis, und sie blieb mit ihren Söhnen zurück. Rut Rut 8 1 4 Qui acceperunt uxores Moabitidas, quarum una vocabatur Orpha, altera vero Ruth. Manseruntque ibi decem annis, Diese nahmen sich moabitische Frauen, von denen die eine Orpha, die andere aber Ruth hieß.⁵ Und sie blieben daselbst zehn Jahre. Rut Rut 8 1 4 5 Ruth war die Frau Mahalons, Orpha das Weib Chelions. Nahmen die Frauen die israelitische Religion an, so war kein Bedenken in solcher Ehe. Im anderen Falle machte die Notwendigkeit diese sonst dem Geiste des Gesetzes nicht entsprechenden Ehen [Esra 10,3] zu erlaubten. Rut Rut 8 1 5 Et ambo mortui sunt, Mahalon videlicet et Chelion: remansitque mulier orbata duobus liberis ac marito. Und beide starben, Mahalon nämlich und Chelion; und die Frau blieb zurück, des Mannes und der beiden Söhne beraubt.⁶ Rut Rut 8 1 5 6 Jetzt erwacht in Noemi die Sehnsucht nach dem Vaterlande. Rut Rut 8 1 6 Et surrexit ut in patriam pergeret cum utraque nuru sua de regione Moabitide: audierat enim quod respexisset Dominus populum suum, et dedisset eis escas. Da machte sie sich mit ihren beiden Schwiegertöchtern auf, um aus dem Lande Moab in ihr Vaterland zurückzukehren; denn sie hatte gehört, dass der Herr sein Volk wieder angesehen und ihnen Speise gegeben habe. Rut Rut 8 1 7 Egressa est itaque de loco peregrinationis suæ, cum utraque nuru: et iam in via revertendi posita in terram Juda, So zog sie denn mit ihren beiden Schwiegertöchtern von dem Orte, wo sie als Fremde geweilt, fort.⁷ Als sie nun schon auf dem Rückwege in das Land Juda war, Rut Rut 8 1 7 7 Beide wussten nach orientalischer Sitte durch ihre Begleitung ihre Anhänglichkeit zeigen, auch wenn sie ihr Vaterland nicht hätten verlassen wollen, wie es doch der Fall war. Rut Rut 8 1 8 Dixit ad eas: Ite in domum matris vestræ, faciat vobiscum Dominus misericordiam, sicut fecistis cum mortuis et mecum. sprach sie zu diesen: Gehet heim in das Haus eurer Mutter;⁸ der Herr möge euch Barmherzigkeit erweisen,⁹ wie ihr sie den Verstorbenen und mir erwiesen habt! Rut Rut 8 1 8 8 Die Töchter lebten mit der Mutter vielmehr als mit dem Vater. Rut Rut 8 1 8 9 Zuerst Frieden im Elternhause, dann eine zweite Heirat gewähren. Rut Rut 8 1 9 Det vobis invenire requiem in domibus virorum, quos sortituræ estis. Et osculata est eas. Quæ elevata voce flere cperunt, Er gebe euch, dass ihr eine Ruhestätte¹⁰ in dem Hause der Männer findet, die ihr erhalten werdet. Sodann küsste sie dieselben.¹¹ Sie aber erhoben ihre Stimme und fingen an zu weinen Rut Rut 8 1 9 10 Die Ehe selbst. Vergl. [Rut 3,1]. Rut Rut 8 1 9 11 Lebewohl sagend. Rut Rut 8 0 1 C. In Bethlehem sammelt Ruth Ähren auf einem Acker; durch göttliche Fügung kommt sie auf den Acker des Booz, eines reichen Bethlehemiten, Verwandten des Elimelech. (V. 7) 2. Göttliche Belohnung der Pflichttreue Ruths. (2,8 4,22) A. Ruth findet Gnade vor Booz, da er vernommen, wie sie sich gegen ihre Schwiegermutter verhalten und dass sie unter den Schutz des Herrn geflohen sei. Sie sammelt reichliche Gaben an Lebensmitteln und Getreide, sie sie ihrer Schwiegermutter bringt. Rut Rut 8 2 1 Erat autem viro Elimelech consanguineus, homo potens, et magnarum opum, nomine Booz. Elimelech aber, ihr Mann, hatte einen Verwandten, einen mächtigen und wohlhabenden Mann,¹ namens Booz. Rut Rut 8 2 1 1 Die Vulgata übersetzt dasselbe Wort zweimal verschieden. Rut Rut 8 2 10 Quæ cadens in faciem suam et adorans super terram, dixit ad eum: Unde mihi hoc, ut invenirem gratiam ante oculos tuos, et nosse me dignareris peregrinam mulierem? Da warf sie sich auf ihr Angesicht, neigte sich nieder zur Erde und sprach zu ihm: Woher kommt mir dies, dass ich in deinen Augen Gnade gefunden habe und du dich gewürdigt hast, mich, ein fremdes Weib, zu kennen? Rut Rut 8 2 11 Cui ille respondit: Nuntiata sunt mihi omnia, quæ feceris socrui tuæ post mortem viri tui: et quod reliqueris parentes tuos, et terram in qua nata es, et veneris ad populum, quem antea nesciebas. Er antwortete ihr: Es ist mir alles kund geworden, was du an deiner Schwiegermutter nach dem Tode deines Mannes getan hast; und dass du deine Eltern und das Land, in dem du geboren, verlassen hast und zu einem Volke gegangen bist, welches du vorher nicht kanntest.¹¹ Rut Rut 8 2 11 11 Anklang an [Gen 12,1]. Rut Rut 8 2 12 Reddat tibi Dominus pro opere tuo, et plenam mercedem recipias a Domino Deo Israel, ad quem venisti, et sub cujus confugisti alas. Der Herr vergelte dir dein Tun und du mögest den vollen Lohn von dem Herrn, dem Gott Israels, erlangen, zu dem du gekommen bist und unter dessen Flügel¹² du dich geflüchtet hast. Rut Rut 8 2 12 12 Schutz, Vorsehung. Vergl. [Ex 19,4, Dtn 32,11] u.a. Rut Rut 8 2 13 Quæ ait: Inveni gratiam apud oculos tuos domine mi, qui consolatus es me, et locutus es ad cor ancillæ tuæ, quæ non sum similis unius puellarum tuarum. Da sprach sie: Ich habe in deinen Augen Gnade gefunden,¹³ mein Gebieter; du hast mich getröstet und hast zu dem Herzen deiner Magd gesprochen, obwohl ich doch keiner deiner Mägde gleich bin!¹⁴ Rut Rut 8 2 13 13 Hebr.: Lass mich finden. Rut Rut 8 2 13 14 Ich bin ja nur eine Fremde. Rut Rut 8 2 14 Dixitque ad eam Booz: Quando hora vescendi fuerit, veni huc, et comede panem, et intinge buccellam tuam in aceto. Sedit itaque ad messorum latus, et congessit polentam sibi, comeditque et saturata est, et tulit reliquias. Booz sprach zu ihr: Wenn die Essenszeit da ist, so komm hierher und iss Brot und tauche deinen Bissen in den Essig. Da setzte sie sich neben die Schnitter, und er legte ihr Röstkorn vor, und sie aß und wurde satt und nahm das, was übrig blieb, an sich. Rut Rut 8 2 15 Atque inde surrexit, ut spicas ex more colligeret. Præcepit autem Booz pueris suis, dicens: Etiamsi vobiscum metere voluerit, ne prohibeatis eam: Hierauf stand sie auf, um nach ihrer Gewohnheit wieder Ähren zu sammeln. Booz aber gebot seinen Knechten und sprach: Wenn sie auch mit euch schneiden wollte,¹⁵ so verwehret es ihr nicht; Rut Rut 8 2 15 15 Richtiger: Zwischen den Garben hin sammeln wollte. Zwischen den Garben fanden sich mehr einzelne Ähren und die Mäher konnten diese noch aufraffen. Rut Rut 8 2 16 Et de vestris quoque manipulis projicite de industria, et remanere permittite, ut absque rubore colligat, et colligentem nemo corripiat. auch werfet von euern Garben geflissentlich etwas hin und lasset es liegen, dass sie es ohne Scheu auflese, und niemand schelte sie, wenn sie sammelt. Rut Rut 8 2 17 Collegit ergo in agro usque ad vesperam: et quæ collegerat virga cædens et excutiens, invenit hordei quasi ephi mensuram, id est, tres modios. So las sie denn auf dem Felde auf bis zum Abend; und als sie das, was sie gelesen hatte, mit dem Stabe ausschlug und ausklopfte, fand sie etwa ein Epha Gerste, das ist drei Maß.¹⁶ Rut Rut 8 2 17 16 Etwa 39,39 Liter. Rut Rut 8 2 18 Quos portans reversa est in civitatem, et ostendit socrui suæ: insuper protulit, et dedit ei de reliquiis cibi sui, in quo saturata fuerat. Diese nahm sie auf und ging in die Stadt zurück und zeigte sie ihrer Schwiegermutter; darauf zog sie das hervor, was sie übrig behalten hatte von der Speise, von der sie sich gesättigt hatte, und gab es ihr. Rut Rut 8 2 19 Dixitque ei socrus sua: Ubi hodie collegisti, et ubi fecisti opus? Sit benedictus qui misertus est tui. Indicavitque ei apud quem fuisset operata: et nomen dixit viri, quod Booz vocaretur. Da fragte ihre Schwiegermutter sie: Wo hast du heut gesammelt und wo hast du gearbeitet? Gesegnet sei der, welcher sich deiner erbarmt hat! Sie teilte ihr mit, bei wem sie gearbeitet hatte, und sagte, dass der Name des Mannes Booz heiße. Rut Rut 8 2 2 Dixitque Ruth Moabitis ad socrum suam: Si jubes, vadam in agrum, et colligam spicas, quæ fugerint manus metentium, ubicumque clementis in me patris familias reperero gratiam. Cui illa respondit: Vade filia mea. Und Ruth, die Moabitin, sagte zu ihrer Schwiegermutter: Befiehlst du, so gehe ich auf das Feld und lese die Ähren, die den Händen der Schnitter entgehen, wo ich immer bei einem gütigen Hausvater Gnade finde.² Diese antwortete ihr: Gehe hin, meine Tochter! Rut Rut 8 2 2 2 Dem Gesetze [Lev 19,9, Lev 23,22, Dtn 24,19] entsprechend. Nicht alle scheinen die Vorschrift beobachtet zu haben, wie V. 22 zeigt. Die beiden Frauen litten Not. Rut Rut 8 2 20 Cui respondit Noemi: Benedictus sit a Domino: quoniam eamdem gratiam, quam præbuerat vivis, servavit et mortuis. Rursumque ait: Propinquus noster est homo. Da antwortete ihr Noemi: Gesegnet sei er von dem Herrn! denn dieselbe Gnade, die er den Lebenden erwiesen, hat er auch den Toten bewahrt!¹⁷ Und wiederum sprach sie: Der Mann ist unser Verwandter!¹⁸ Rut Rut 8 2 20 17 Hebr.: Gesegnet sei er von Jahve, da er seine Gnade nicht den Lebendigen und den Toten entzogen hat. Rut Rut 8 2 20 18 Hebr.: Von denen einer, welcher uns aus der Witwenschaft zu erlösen haben. Rut Rut 8 2 21 Et Ruth, Hoc quoque, inquit, præcepit mihi, ut tamdiu messoribus ejus jungerer, donec omnes segetes meterentur. Ruth sprach: Auch das hat er mir befohlen, ich solle mich so lange zu seinen Schnittern halten, bis alle Saaten eingeerntet seien. Rut Rut 8 2 22 Cui dixit socrus: Melius est, filia mea, ut cum puellis ejus exeas ad metendum, ne in alieno agro quispiam resistat tibi. Ihre Schwiegermutter sagte zu ihr: Es ist besser, meine Tochter, dass du mit seinen Mägden hinausgehest, um zu ernten, damit niemand auf einem fremden Acker dir wehre! Rut Rut 8 2 23 Juncta est itaque puellis Booz: et tamdiu cum eis messuit, donec hordea et triticum in horreis conderentur. So hielt sie sich zu den Mägden des Booz und erntete¹⁹ mit ihnen so lange, bis Gerste und Weizen in die Scheuern gebracht waren.²⁰ Rut Rut 8 2 23 19 Hebr.: sammelte. Rut Rut 8 2 23 20 An die Gerstenernte schloss sich nach 2 oder 3 Wochen die Weizenernte an. Rut Rut 8 2 3 Abiit itaque et colligebat spicas post terga metentium. Accidit autem ut ager ille haberet dominum nomine Booz, qui erat de cognatione Elimelech. Da ging sie hin und las Ähren auf hinter den Schnittern her.³ Es traf sich aber, dass dieser Acker einem Manne namens Booz gehörte, der aus der Verwandtschaft Elimelechs war.⁴ Rut Rut 8 2 3 3 Emsig sammelnd, (V. 7) Rut Rut 8 2 3 4 Durch Gottes Fügung kam sie hierher. Rut Rut 8 2 4 Et ecce, ipse veniebat de Bethlehem, dixitque messoribus: Dominus vobiscum. Qui responderunt ei: Benedicat tibi Dominus. Und siehe, er kam aus Bethlehem und sprach zu den Schnittern: Der Herr sei mit euch!⁵ Sie entgegneten ihm: Der Herr segne dich! Rut Rut 8 2 4 5 Mit Gott vermag man alles. Rut Rut 8 2 5 Dixitque Booz juveni, qui messoribus præerat: Cujus est hæc puella? Da sprach Booz zu dem Jünglinge, der über die Schnitter gesetzt war: Wem gehört dieses Mädchen⁶ an?⁷ Rut Rut 8 2 5 6 Oder: junge Frau. Rut Rut 8 2 5 7 Er kannte alle Bethlehemiten, doch nicht sie. Rut Rut 8 2 6 Cui respondit: Hæc est Moabitis, quæ venit cum Noemi, de regione Moabitide, Er antwortete ihm: Es ist eine Moabitin, welche mit Noemi aus dem Lande Moab gekommen ist; Rut Rut 8 2 7 Et rogavit ut spicas colligeret remanentes, sequens messorum vestigia: et de mane usque nunc stat in agro, et ne ad momentum quidem domum, reversa est. sie hat gebeten, hinter den Schnittern hergehend, die Ähren auflesen zu dürfen, die zurückbleiben; und sie steht seit dem Morgen bis jetzt auf dem Felde und ist nicht einen Augenblick nach Hause zurückgekehrt. Rut Rut 8 2 8 Et ait Booz ad Ruth: Audi filia, ne vadas in alterum agrum ad colligendum, nec recedas ab hoc loco: sed jungere puellis meis, Da sprach Booz zu Ruth: Höre, meine Tochter!⁸ gehe auf keinen andern Acker zum Auflesen und verlass diesen Ort nicht, sondern halte dich an meine Mägde,⁹ Rut Rut 8 2 8 8 Booz ist also bereits älter Ruth noch jung. Rut Rut 8 2 8 9 Diese banden wohl. Rut Rut 8 2 9 Et ubi messuerint, sequere. Mandavi enim pueris meis, ut nemo molestus sit tibi: sed etiam si sitieris, vade ad sarcinulas, et bibe aquas, de quibus et pueri bibunt. und wo sie¹⁰ schneiden, da folge ihnen; denn ich habe meinen Knechten geboten, dass niemand dir wehre. Und wenn dich dürstet, so gehe hin zu den Gefäßen und trinke von dem Wasser, von dem auch die Knechte trinken. Rut Rut 8 2 9 10 Im Hebr.: Maskul: die Schnitter. Rut Rut 8 0 1 B. Auf den Rat Noemis bittet Ruth den Booz, sie nach der Vorschrift der Leviratsehe zur Frau zu nehmen. (V. 9) Er verspricht der Bitte Gewährung, wenn ein Näherstehender sein Recht nicht geltend macht. Rut Rut 8 3 1 Postquam autem reversa est ad socrum suam, audivit ab ea: Filia mea, quæram tibi requiem, et providebo ut bene sit tibi. Als sie aber wieder zu ihrer Schwiegermutter zurückkam,¹ vernahm sie von dieser: Meine Tochter! ich will Ruhe für dich suchen und sorgen, dass es dir wohl gehe.² Rut Rut 8 3 1 1 Besser: Und sie kehrte (nämlich: in jeder Nacht) zu ihrer Schwiegermutter zurück. Rut Rut 8 3 1 2 Noemi hat Zeit genug, die Sache nach allen Richtungen hin zu erwägen. Ruhe ist die Ehe. Rut Rut 8 3 10 Et ille, Benedicta, inquit, es a Domino filia, et priorem misericordiam posteriore superasti: quia non es secuta juvenes pauperes, sive divites. Er sprach: Gesegnet bist du vom Herrn, o Tochter! Denn du hast deine frühere Barmherzigkeit¹² durch die nachfolgende übertroffen,¹³ weil du nicht den Jünglingen nachgingest, weder armen noch reichen. Rut Rut 8 3 10 12 Siehe [Rut 1,8] und [Rut 2,11]. Rut Rut 8 3 10 13 Der Wunsch, der Trost des Greisenalters Noemis zu sein [Rut 4,15], und die Sorge, dem Verstorbenen Nachkommenschaft zu erwecken. Mehr ist es, gegen den sich wohltätig zu erweisen, der nicht mehr belohnen kann, als gegen Lebende. Rut Rut 8 3 11 Noli ergo metuere, sed quidquid dixeris mihi, faciam tibi. Scit enim omnis populus, qui habitat intra portas urbis meæ, mulierem te esse virtutis. Fürchte dich also nicht,¹⁴ sondern wie du mir sagst, so will ich an dir handeln;¹⁵ denn das ganze Volk, das innerhalb der Tore meiner Stadt wohnt, weiß, dass du eine tugendhafte Frau bist.¹⁶ Rut Rut 8 3 11 14 Hebr.: Meine Tochter. (Vergl. V. 10.) Rut Rut 8 3 11 15 Vergl. Anm. 11. Rut Rut 8 3 11 16 Dein nächtliches Aufsuchen beleidigt mich nicht und ich scheue mich nicht, auch eine arme Moabitin zu heiraten, denn dein Ruf ist so gut, dass kein Vorwurf dir anhaften kann. Rut Rut 8 3 12 Nec abnuo me propinquum, sed est alius me propinquior. Auch leugne ich nicht, dass ich dein Verwandter bin;¹⁷ aber es ist ein anderer da, der noch näher verwandt ist als ich. Rut Rut 8 3 12 17 Das war das Fundament ihrer Bitte. Rut Rut 8 3 13 Quiesce hac nocte: et facto mane, si te voluerit propinquitatis jure retinere, bene res acta est: sin autem ille noluerit, ego te absque ulla dubitatione suscipiam, vivit Dominus: dormi usque mane. Ruhe diese Nacht;¹⁸ und wenn er dich morgen nach dem Rechte der Verwandtschaft behalten will, so ist es wohlgetan; will er aber nicht, so werde ich dich ohne Bedenken nehmen, so wahr der Herr lebt. Schlafe bis morgen! Rut Rut 8 3 13 18 Jetzt kannst du doch nichts mehr in dieser Sache tun. Rut Rut 8 3 14 Dormivit itaque ad pedes ejus, usque ad noctis abscessum. Surrexit itaque antequam homines se cognoscerent mutuo, et dixit Booz: Cave ne quis noverit quod huc veneris. Sie schlief also zu seinen Füßen, bis die Nacht vorüber war. Dann erhob sie sich, ehe noch ein Mensch den andern erkennen konnte, und Booz sprach: Habe acht, dass es niemanden bekannt werde, dass du hierher gekommen bist! Rut Rut 8 3 15 Et rursum, Expande, inquit, pallium tuum, quo operiris, et tene utraque manu. Qua extendente, et tenente, mensus est sex modios hordei, et posuit super eam. Quæ portans ingressa est civitatem, Alsdann sprach er: Breite deinen Mantel aus, den du trägst, und halte ihn mit beiden Händen. Sie breitete ihn aus und hielt ihn hin, und er maß ihr sechs Maß Gerste¹⁹ ab und legte sie ihr auf. Mit diesen ging sie in die Stadt Rut Rut 8 3 15 19 Das Maß ist nicht angegeben. Es war also immerhin nur so viel als Ruth zu tragen vermochte. So wurde ihr Gesicht auch leichter verhüllt. Rut Rut 8 3 16 Et venit ad socrum suam. Quæ dixit ei: Quid egisti filia? Narravitque ei omnia, quæ sibi fecisset homo. und kam zu ihrer Schwiegermutter. Diese sprach zu ihr: Was hast du ausgerichtet, meine Tochter? Da erzählte sie ihr alles, was der Mann ihr getan hatte, Rut Rut 8 3 17 Et ait: Ecce sex modios hordei dedit mihi, et ait: Nolo vacuam te reverti ad socrum tuam. und sprach: Siehe, sechs Maß Gerste hat er mir gegeben und gesagt: Ich will dich nicht leer zu deiner Schwiegermutter zurückkehren lassen.²⁰ Rut Rut 8 3 17 20 Booz wollte sie in den Augen ihrer Schwiegermutter ehren. Rut Rut 8 3 18 Dixitque Noemi: Exspecta filia donec videamus quem res exitum habeat: neque enim cessabit homo, nisi compleverit quod locutus est. Noemi sprach: Gedulde dich, meine Tochter, bis wir sehen, welchen Ausgang die Sache nimmt; denn der Mann wird nicht ruhen, ehe er²¹ erfüllt, was er gesprochen hat. Rut Rut 8 3 18 21 Hebr.: Er habe dann noch heute die Sache zu Ende geführt. Rut Rut 8 3 2 Booz iste, cujus puellis in agro juncta es, propinquus noster est, et hac nocte aream hordei ventilat. Dieser Booz, zu dessen Mägden du dich auf dem Acker gehalten hast, ist unser Verwandter;³ und diese Nacht worfelt er auf der Tenne Gerste. Rut Rut 8 3 2 3 Vergl. [Gen 38,8ff, Dtn 23,5]. Indes Booz lag die Pflicht der Leviratsehe nicht ab, sondern einem andern Verwandten, der zu derselben nicht wider Willen gezwungen werden konnte. Von seiten Booz war es also eine Gunst. Jenen andern nicht aufzusuchen, gebot entweder dessen kundgewordene Abneigung gegen die Erfüllung dieser Pflicht oder größere Zuneigung zu Booz. Rut Rut 8 3 3 Lavare igitur, et ungere, et induere cultioribus vestimentis, et descende in aream, non te videat homo, donec esum potumque finierit. Darum wasche dich und salbe dich, lege deine besten Gewänder an⁴ und gehe zur Tenne hinunter; lass dich aber nicht von dem Manne sehen, bevor er aufgehört zu essen und zu trinken.⁵ Rut Rut 8 3 3 4 Wie das Waschen den Schweißgeruch entfernen soll, so sind die besseren Gewänder von diesem frei. Rut Rut 8 3 3 5 Ja sogar erst, wenn er vom Schlafe erwacht. Rut Rut 8 3 4 Quando autem ierit ad dormiendum, nota locum in quo dormiat: veniesque et discooperies pallium, quo operitur a parte pedum, et projicies te, et ibi jacebis: ipse autem dicet tibi quid agere debeas. Wenn er aber schlafen gegangen ist,⁶ so merke dir den Ort, wo er schläft, alsdann gehe hinzu, hebe die Decke, mit der er bedeckt ist, an der Seite der Füße auf und lege dich hin und bleibe da liegen; er selbst wird dir sagen, was du tun sollst. Rut Rut 8 3 4 6 In seine Kleidern. Rut Rut 8 3 5 Quæ respondit: Quidquid præceperis, faciam. Sie antwortete: Alles, was du befiehlst, werde ich tun. Rut Rut 8 3 6 Descenditque in aream, et fecit omnia, quæ sibi imperaverat socrus. Hierauf ging sie zur Tenne hinunter und tat alles, was ihre Schwiegermutter ihr aufgetragen hatte.⁷ Rut Rut 8 3 6 7 Noemi hatte noch mehr aufgetragen als was V. 3 angibt, zum mindesten noch, dass sie die Leviratsehe fordern sollte. Rut Rut 8 3 7 Cumque comedisset Booz, et bibisset, et factus esset hilarior, issetque ad dormiendum juxta acervum manipulorum, venit abscondite, et discooperto pallio a pedibus ejus, se projecit. Als nun Booz gegessen und getrunken hatte und fröhlicher geworden war⁸ und sich bei einem Haufen Garben⁹ schlafen gelegt hatte, nahte sie heimlich, hob die Decke von seinen Füßen auf und legte sich nieder.¹⁰ Rut Rut 8 3 7 8 Es war wohl eine Art Erntedank gehalten worden. Rut Rut 8 3 7 9 Wohl eher Körner oder Stroh. Rut Rut 8 3 7 10 Nach August. und Theodoret. entschuldigen alle Ausleger Ruth von einer Sünde. Rut Rut 8 3 8 Et ecce, nocte jam media expavit homo, et conturbatus est: viditque mulierem jacentem ad pedes suos, Und siehe, schon um Mitternacht fuhr der Mann auf und erschrak; denn er sah eine Frau zu seinen Füßen liegen. Rut Rut 8 3 9 Et ait illi: Quæ es? Illaque respondit: Ego sum Ruth ancilla tua: expande pallium tuum super famulam tuam, quia propinquus es. Und er sprach zu ihr: Wer bist du? Sie antwortete: Ich bin Ruth, deine Magd; breite deinen Mantel aus über deine Magd, denn du bist mein Verwandter.¹¹ Rut Rut 8 3 9 11 Hebr. Flügel: Nimm deine Magd unter deinen Schutz, denn du bist der Nächste. Vergl. [Rut 2,12]. Mahne den Näherstehenden, und da er sein Recht wohl abtritt, nimm mich zum Weibe. Noemi hat bemerkt, dass Booz der Ruth zugetan ist, da er aber noch nicht zum Entschlusse gekommen ist, will sie ihn dazu führen und wählt dazu die Nachtstunde. Das Freimachen der Füße soll Booz wecken. Rut Rut 8 0 1 Der nächste Verwandte verzichtet auf sein Recht (V. 7), weshalb Booz den Acker Elimelechs kauft und zur Freude des Volkes Ruth heimführt. (V. 12) C. Ruth gebiert Booz einen Sohn Obed, den Großvater des Königs David. Rut Rut 8 4 1 Ascendit ergo Booz ad portam, et sedit ibi. Cumque vidisset propinquum præterire, de quo prius sermo habitus est, dixit ad eum: Declina paulisper, et sede hic: vocans eum nomine suo. Qui divertit, et sedit. Hierauf ging Booz zum Tore hinaus und setzte sich daselbst.¹ Und als er den Verwandten vorübergehen sah, von welchem vorher Erwähnung getan ist, rief er ihn bei seinem Namen und sprach zu ihm: Komme ein wenig hierher und setze dich nieder! Dieser trat hinzu und setzte sich. Rut Rut 8 4 1 1 Den näheren Verwandten erwartend. Solche Dinge mussten im Tore der Stadt verhandelt werden. [Dtn 25,7] Rut Rut 8 4 10 Et Ruth Moabitidem, uxorem Mahalon, in conjugium sumpserim, ut suscitem nomen defuncti in hereditate sua, ne vocabulum ejus de familia sua ac fratribus et populo deleatur. Vos, inquam, hujus rei testes estis. und dass ich Ruth, die Moabitin, das Weib Mahalons, zur Frau nehme, um den Namen des Verstorbenen für sein Erbeigentum wieder zu erwecken, damit sein Name nicht ausgetilgt werde aus seinem Geschlechte, seinen Brüdern und seinem Volke.⁸ Des, sage ich, seid ihr Zeugen! Rut Rut 8 4 10 8 Frömmigkeit, nicht Begierlichkeit, ist Ursache dieser Ehe. Rut Rut 8 4 11 Respondit omnis populus, qui erat in porta, et majores natu: Nos testes sumus: faciat Dominus hanc mulierem, quæ ingreditur domum tuam, sicut Rachel, et Liam quæ ædificaverunt domum Israel: ut sit exemplum virtutis in Ephratha, et habeat celebre nomen in Bethlehem: Da sprach das ganze Volk, das am Tore war, und die Ältesten:⁹ Wir sind Zeugen! Der Herr mache diese Frau, die in dein Haus einzieht, wie Rachel und Lia,¹⁰ welche das Haus Israel erbaut haben,¹¹ dass sie ein Tugendspiegel in Ephratha sei und ihr¹² Name gefeiert werde in Bethlehem. Rut Rut 8 4 11 9 Solche Glückwünsche brachte man bei Hochzeiten dar, wie [Gen 24,60] zeigt. Rut Rut 8 4 11 10 Nicht Sara und Rebekka, da diese außer den Hebräern anderer Völker Mütter geworden sind. Bala und Zelpha werden nicht genannt, da sie nur Mägde jener waren. Rachel, deren Grab nahe bei Bethlehem war, steht an erster Stelle, weil sie den Bethlehemiten besonders teuer war. Rut Rut 8 4 11 11 Im Hebr. ist Sohn desselben Wortstammes wie erbauen. Rut Rut 8 4 11 12 Besser: Booz und seiner Familie. Rut Rut 8 4 12 Fiatque domus tua, sicut domus Phares, quem Thamar peperit Judæ, de semine quod tibi dederit Dominus ex hac puella. Und dein Haus werde wie das Haus Phares,¹³ welchen Thamar dem Juda gebar, durch die Nachkommenschaft, welche dir der Herr von diesem Mädchen geben wird. [Gen 38,29] Rut Rut 8 4 12 13 Siehe [Num 26,20ff]. Die Bethlehemiten hatten ihn zum Vater. [Rut 4,18] Von Thamar stammten alle Gegenwärtigen ab. Thamar erinnert zugleich an die Leviratsehe. Rut Rut 8 4 13 Tulit itaque Booz Ruth, et accepit uxorem: ingressusque est ad eam, et dedit illi Dominus ut conciperet, et pareret filium. Booz also nahm Ruth und sie ward sein Weib; und als er zu ihr einging, verlieh ihr der Herr, dass sie empfing und einen Sohn gebar. Rut Rut 8 4 14 Dixeruntque mulieres ad Noemi: Benedictus Dominus, qui non est passus ut deficeret successor familiæ tuæ, et vocaretur nomen ejus in Israel. Da sprachen die Frauen zu Noemi:¹⁴ Gepriesen sei der Herr, der nicht zuließ, dass in deiner Familie ein Erbe¹⁵ fehlte, dessen Namen in Israel genannt werde, Rut Rut 8 4 14 14 Wie [Rut 1,19]. Rut Rut 8 4 14 15 Hebr.: Ein Löser heut fehlte. Rut Rut 8 4 15 Et habeas qui consoletur animam tuam, et enutriat senectutem: de nuru enim tua natus est, quæ te diligit: et multo tibi melior est, quam si septem haberes filios. so dass du jemanden hast, der dich tröstet und dein Alter versorgt; denn deine Schwiegertochter, die dich liebt, hat ihn geboren, und sie ist für dich besser, als wenn du sieben Söhne hättest.¹⁶ Rut Rut 8 4 15 16 Vergl. [1Sam 1,8]. Rut Rut 8 4 16 Susceptumque Noemi puerum posuit in sinu suo, et nutricis ac gerulæ fungebatur officio. Und Noemi nahm den Knaben und legte ihn auf ihren Schoß und pflegte ihn wie eine Amme und Wärterin.¹⁷ Rut Rut 8 4 16 17 Der Verfasser hat wohl besonders die Beschneidung und Namengebung im Auge, wo die der Familie nächststehende Person einen Ehrenposten erhielt, nach Art unserer Paten, wenn man Glückwünsche darbrachte. Vergl. [Lk 1,57.58]. Rut Rut 8 4 17 Vicinæ autem mulieres congratulantes ei, et dicentes: Natus est filius Noemi: vocaverunt nomen ejus Obed: hic est pater Isai, patris David. Die Nachbarinnen aber wünschten ihr Glück und sprachen: Der Noemi ist ein Sohn geboren! Und sie nannten seinen Namen Obed;¹⁸ dieser ist der Vater Isais,¹⁹ des Vaters Davids. Rut Rut 8 4 17 18 Diener. Die Weiber schlugen den Namen vor, Noemi gab ihn mit Zustimmung der Eltern. Um den Namen des Vaters zu erhalten, brauchte er denselben nicht zu führen. Rut Rut 8 4 17 19 Nicht notwendigerweise ohne andere Mittelglieder. Der Verfasser will keine Genealogie bieten, sondern nur darauf hinweisen, dass Isai der Vater des Königsgeschlechtes Davids von Obed herstammte. Rut Rut 8 4 18 Hæ sunt generationes Phares: Phares genuit Esron, Dies sind die Geschlechtsfolgen des Phares:²⁰ Phares zeugte Esron, [1Chr 2,5, 1Chr 4,1, Mt 1,3] Rut Rut 8 4 18 20 Der Zusammenhang zwischen Phares V. 12 und Obed V. 17 wird dargelegt, nicht eine vollständige Geschlechtstafel geboten. Rut Rut 8 4 19 Esron genuit Aram, Aram genuit Aminadab, Esron zeugte Aram,²¹ Aram zeugte Aminadab, Rut Rut 8 4 19 21 Oder Ram. Rut Rut 8 4 2 Tollens autem Booz decem viros de senioribus civitatis, dixit ad eos: Sedete hic. Alsdann nahm Booz zehn Männer von den Ältesten der Stadt und sprach zu ihnen: Setzet euch hierher! Rut Rut 8 4 20 Aminadab genuit Nahasson, Nahasson genuit Salmon. Aminadab zeugte Nahasson, Nahasson zeugte Salmon, Rut Rut 8 4 21 Salmon genuit Booz, Booz genuit Obed, Salmon zeugte Booz, Booz zeugte Obed, Rut Rut 8 4 22 Obed genuit Isai, Isai genuit David. Obed zeugte Isai, Isai zeugte David.²² Rut Rut 8 4 22 22 Dasselbe Geschlechtsregister bietet [Mt 1,3-5] (wie es auch [1Chr 2,5.9] sich findet) in umgekehrter Ordnung der hl. Lukas [Lk 3,31-33]. Phares ist der Sohn Judas, [Gen 38] Esron der Sohn Phares. [Gen 46,8.12] Nahasson war der Sohn Aminadabs, Zeitgenosse Moses und Aarons. [Num 7] Salmon war der Vater des Booz [Mt 1,5], mithin ward letzterer unter Josue als Führer Israels geboren. Zur Zeit der Richter wurden die Geschlechtsregister nicht so sorgfältig geführt, wie auch [1Sam 4,1] zeigt. Rut Rut 8 4 3 Quibus sedentibus, locutus est ad propinquum: Partem agri fratris nostri Elimelech vendet Noemi, quæ reversa est de regione Moabitide: Als sie sich gesetzt hatten, sprach er zu dem Verwandten: Das Stück Feld, welches unserm Bruder Elimelech gehört, bietet Noemi, die aus dem Lande Moab heimgekehrt ist, feil. Rut Rut 8 4 4 Quod audire te volui, et tibi dicere coram cunctis sedentibus, et majoribus natu de populo meo. Si vis possidere jure propinquitatis: eme, et posside: sin autem displicet tibi, hoc ipsum indica mihi, ut sciam quid facere debeam: nullus enim est propinquus, excepto te, qui prior es: et me, qui secundus sum. At ille respondit: Ego agrum emam. Dies wollte ich dir kund tun² und vor allen, die hier sitzen, und vor den Ältesten meines Volkes sagen.³ Willst du es nach dem Rechte der Verwandtschaft in Besitz nehmen, so kauf es⁴ und nimm es in Besitz; gefällt es dir aber nicht, so zeige mir auch das an, damit ich weiß, was ich zu tun habe; denn es ist kein Verwandter da, außer dir, der du der nächste bist, und mir, der nach dir kommt. Er aber antwortete: Ich will den Acker kaufen! Rut Rut 8 4 4 2 Denn ohne Verkauf kein Wiederkauf. Die Witwe behielt wohl die Nießnutzung, wenn sie sich nicht wieder verheiratete, bis zum Tode, nach welchem der nächste Verwandte den Acker erbte. Eigentlich hatte eine von den zwei Frauen Anspruch (mittelbar oder unmittelbar), dem Machalon und so dem Elimelech Kinder zu schenken. Inzwischen bewahrte die Angesehenere, also Noemi, das Eigentumsrecht für den aus der Leviratsehe zu erwartenden Sohn. Rut Rut 8 4 4 3 Hebr.: Und ich dachte: Ich wollte dir eine Eröffnung machen, nämlich also: kaufe in Gegenwart der hier Sitzenden Wenn du lösen (in Besitz nehmen) willst Booz nennt Ruth nicht, damit es nicht den Anschein gewinne, als sei er ihretwegen hierher gekommen. Rut Rut 8 4 4 4 Richtiger: kaufe es los von dem Käufer. In dieser Weise gehörte der Acker aber Noemi zu, da das Recht des Loskaufes und der Besitznahme auf Booz nur von ihr übergehen konnte. Rut Rut 8 4 5 Cui dixit Booz: Quando emeris agrum de manu mulieris, Ruth quoque Moabitidem, quæ uxor defuncti fuit, debes accipere: ut suscites nomen propinqui tui in hereditate sua. Booz sprach zu ihm: Wenn du den Acker aus der Hand der Frau kaufst, so musst du auch Ruth, die Moabitin, die Frau des Verstorbenen, nehmen, um den Namen deines Verwandten für sein Erbeigentum wieder zu erwecken. Rut Rut 8 4 6 Qui respondit: Cedo juri propinquitatis: neque enim posteritatem familiæ meæ delere debeo: tu meo utere privilegio, quo me libenter carere profiteor. Da antwortete er: Ich begebe mich des Rechtes der Verwandtschaft; denn ich darf meine Familie nicht der Nachkommenschaft berauben. Übe du mein Vorrecht aus, dessen ich mich gerne zu begeben erkläre.⁵ Rut Rut 8 4 6 5 Freie Übersetzung. Er würde seine Familie insofern der Nachkommenschaft berauben, als der erste Sohn Ruths nicht seinen Namen, sondern den des Verstorbenen fortpflanzen musste. Vielleicht wirkte auch die Hervorhebung des Booz: Die Moabitin (V. 5) auf seinen Entschluss ein, da man vielleicht der Ehe mit Moabiterinnen den frühen Tod der Kinder Noemis zuschrieb. Rut Rut 8 4 7 Hic autem erat mos antiquitus in Israel inter propinquos, ut si quando alter alteri suo juri cedebat, ut esset firma concessio, solvebat homo calceamentum suum, et dabat proximo suo: hoc erat testimonium cessionis in Israel. Nun war es von alters her Herkommen in Israel unter Verwandten, dass, wenn einer dem andern sein Recht abtrat, er zur Bestätigung der Verzichtleistung seinen Schuh auszog und ihn seinem Verwandten gab. Dies war die Bezeugung der Verzichtleistung in Israel.⁶ [Dtn 25,9] Rut Rut 8 4 7 6 Also war diese Weise zur Zeit des Verfassers nicht mehr so allgemein, vielleicht nur in Bethlehem erhalten geblieben. Diese Gewohnheit ist wohl zu unterscheiden von der [Dtn 25,9] berichteten. Rut Rut 8 4 8 Dixit ergo propinquo suo Booz: Tolle calceamentum tuum. Quod statim solvit de pede suo. Darum sprach Booz zu seinem Verwandten: Ziehe deinen Schuh aus!⁷ Alsbald zog er ihn von seinem Fuße. Rut Rut 8 4 8 7 Hebr.: Der Löser sprach zu Booz: Kaufe für dich! Und zog seinen Schuh aus. Rut Rut 8 4 9 At ille majoribus natu, et universo populo, Testes vos, inquit, estis hodie, quod possederim omnia quæ fuerunt Elimelech, et Chelion et Mahalon, tradente Noemi: Jener aber sprach zu den Ältesten und zu dem ganzen Volke: Ihr seid heute Zeugen, dass ich alles in Besitz nehme, was Elimelech und Chelion und Mahalon gehört hat, da Noemi es übergibt; 1 Samuel 1Sam 9 0 1 I. Einleitender Teil: Leben Samuels des Propheten und Richters, den Gott berief, den Grundstein des ewigen Thrones des Hauses Davids zu legen. (1,1 7,17) 1. Samuel wird von Gott berufen (1,1 3,21) 1. Samuels Geburt und Weihe. (1,1 2,11) A. Anna, das Weib des Leviten Elkana, erlangt nach längerer Unfruchtbarkeit durch ihr Gebet von Gott einen Sohn, den sie verspricht ganz dem Herrn zu weihen. (V. 18) B. Anna überliefert den von Gott geschenkten Sohn dem Hohenpriester Heli, damit derselbe Gott im Heiligtume diene. 1 Samuel 1Sam 9 1 1 Fuit vir unus de Ramathaimsophim, de monte Ephraim, et nomen ejus Elcana, filius Jeroham, filii Eliu, filii Thohu, filii Suph, Ephrathæus: Es war ein Mann von Ramathaimsophim,¹ im Gebirge Ephraim, namens Elkana, der Sohn Jerohams, des Sohnes Elius, des Sohnes Thohus, des Sohnes Suphs, ein Ephrathiter. 1 Samuel 1Sam 9 1 1 1 Ramatha oder Rama (V. 19) lag im Stamme Juda, zwischen Bethlehem und Hebron. Ob der Beisatz auf Suph zurückgeht, ist nicht festzustellen. Von Herkommen Levit, gehörte er in bürgerlicher Beziehung zum Stamme Ephraim, indes war die Familie nach Rama im Stamme Benjamin übergesiedelt. 1 Samuel 1Sam 9 1 10 Cum esset Anna amaro animo, oravit ad Dominum flens largiter, betete Anna mit betrübtem Herzen zu dem Herrn und weinte sehr 1 Samuel 1Sam 9 1 11 Et votum vovit, dicens: Domine exercituum, si respiciens videris afflictionem famulæ tuæ, et recordatus mei fueris, nec oblitus ancillæ tuæ, dederisque servæ tuæ sexum virilem: dabo eum Domino omnibus diebus vitæ ejus, et novacula non ascendet super caput ejus. und machte ein Gelübde und sprach: Herr der Heerscharen! wenn du auf das Leid deiner Magd¹³ schauest und meiner gedenkst und deiner Magd nicht vergissest und deiner Magd einen männlichen Nachkommen gibst,¹⁴ so will ich ihn dem Herrn übergeben für alle Tage seines Lebens, und kein Schermesser soll über sein Haupt kommen.¹⁵ 1 Samuel 1Sam 9 1 11 13 Sie erinnert sich, dass sie eine Magd des Herrn und eine Tochter des auserwählten Geschlechtes ist. 1 Samuel 1Sam 9 1 11 14 Im Glauben bittet sie um einen Sohn, der am Werke des Messias teil habe. Von dem, was sie von ihrer Nebenbuhlerin gelitten, schweigt sie. 1 Samuel 1Sam 9 1 11 15 Zwei Dinge gelobt sie betreffs des Sohnes: Ewigen Dienst Gottes und Nasiräertum. Über letzteres vergleiche [Num 4,6, Num 5,7]. Das Gelübde war eine Aufforderung an den Sohn, nicht eine volle Verpflichtung für denselben. 1 Samuel 1Sam 9 1 12 Factum est autem, cum illa multiplicaret preces coram Domino, ut Heli observaret os ejus. Da sie nun lange vor dem Herrn betete, geschah es, dass Heli ihren Mund beobachtete. 1 Samuel 1Sam 9 1 13 Porro Anna loquebatur in corde suo, tantumque labia illius movebantur, et vox penitus non audiebatur. stimavit ergo eam Heli temulentam, Anna aber redete in ihrem Herzen, nur ihre Lippen bewegten sich, und ihre Stimme ward durchaus nicht gehört. Darum meinte Heli, sie sei trunken, 1 Samuel 1Sam 9 1 14 Dixitque ei: Usquequo ebria eris? digere paulisper vinum, quo mades. und sprach zu ihr: Wie lange willst du trunken sein?¹⁶ Verdaue den Wein ein wenig, von dem du voll bist. 1 Samuel 1Sam 9 1 14 16 Wie lange willst du dich einer Trunkenen gleich aufführen? 1 Samuel 1Sam 9 1 15 Respondens Anna, Nequaquam, inquit, domine mi: nam mulier infelix nimis ego sum, vinumque et omne quod inebriare potest, non bibi, sed effudi animam meam in conspectu Domini. Da antwortete Anna und sprach: Nicht doch, mein Herr! ich bin vielmehr eine überaus unglückliche Frau und habe keinen Wein noch etwas, was berauschen kann, getrunken, sondern ich habe mein Herz vor dem Herrn ausgeschüttet! 1 Samuel 1Sam 9 1 16 Ne reputes ancillam tuam quasi unam de filiabus Belial: quia ex multitudine doloris, et mroris mei locuta sum usque in præsens. Erachte deine Magd nicht als eine von den Töchtern Belials;¹⁷ denn aus der Fülle meines Schmerzes und Kummers habe ich bis jetzt geredet. 1 Samuel 1Sam 9 1 16 17 Siehe [Dtn 13,13]: Eine Tochter verderbter Sitten. 1 Samuel 1Sam 9 1 17 Tunc Heli ait ei: Vade in pace: et Deus Israel det tibi petitionem tuam, quam rogasti eum. Darauf sprach Heli zu ihr: Gehe hin im Frieden,¹⁸ und der Gott Israels gewähre dir deine Bitte, welche du an ihn gerichtet hast! 1 Samuel 1Sam 9 1 17 18 Abschiedsformel. 1 Samuel 1Sam 9 1 18 Et illa dixit: Utinam inveniat ancilla tua gratiam in oculis tuis. Et abiit mulier in viam suam, et comedit, vultusque illius non sunt amplius in diversa mutati. Sie sprach:¹⁹ O möchte deine Magd in deinen Augen Gnade finden!²⁰ So ging die Frau ihres Weges und aß und ihr Angesicht war nicht mehr niedergeschlagen.²¹ 1 Samuel 1Sam 9 1 18 19 Da sie ihren Kummer Gott bereits erzählt, spricht sie nicht weiter von demselben. 1 Samuel 1Sam 9 1 18 20 Deiner Huld und Fürbitte gewürdigt werden. 1 Samuel 1Sam 9 1 18 21 Vergl. V. 7, V. 10. 1 Samuel 1Sam 9 1 19 Et surrexerunt mane, et adoraverunt coram Domino: reversique sunt, et venerunt in domum suam Ramatha. Cognovit autem Elcana Annam uxorem suam: et recordatus est ejus Dominus. Am Morgen machten sie sich auf, beteten vor dem Herrn an und kehrten dann heim und kamen in ihr Haus nach Ramatha. Elkana aber erkannte sein Weib Anna, und der Herr gedachte ihrer. 1 Samuel 1Sam 9 1 2 Et habuit duas uxores, nomen uni Anna, et nomen secundæ Phenenna. Fueruntque Phenennæ filii: Annæ autem non erant liberi. Dieser hatte zwei Frauen, die eine hieß Anna, die andere Phenenna. Phenenna hatte Söhne; Anna aber hatte keine Kinder.² 1 Samuel 1Sam 9 1 2 2 Vom Vater geht die Erzählung zur Mutter über. Anna wird las Samuels Mutter zuerst genannt. Im A. T. wird die Unfruchtbarkeit mehrerer Frauen erwähnt, die auf wunderbare Weise empfingen. Gott wollte gleichsam die Herzen stufenweise auf das Wunder der Jungfrau-Mutter vorbereiten. 1 Samuel 1Sam 9 1 20 Et factum est post circulum dierum, concepit Anna, et peperit filium, vocavitque nomen ejus Samuel: eo quod a Domino postulasset eum. Und es geschah nach Umlauf der Tage, dass Anna empfing und einen Sohn gebar; und sie nannte seinen Namen Samuel,²² weil sie ihn vom Herrn erbeten hatte. 1 Samuel 1Sam 9 1 20 22 Von Gott erbeten. 1 Samuel 1Sam 9 1 21 Ascendit autem vir ejus Elcana, et omnis domus ejus, ut immolaret Domino hostiam solemnem, et votum suum, Da zog Elkana, ihr Mann, und sein ganzes Haus hinauf, um dem Herrn das feierliche Opfer und sein Gelübde darzubringen.²³ 1 Samuel 1Sam 9 1 21 23 Auch Elkana hatte also auch ein Gelübde gemacht, wohl des jährlichen Opfers. 1 Samuel 1Sam 9 1 22 Et Anna non ascendit: dixit enim viro suo: Non vadam, donec ablactetur infans, et ducam eum, ut appareat ante conspectum Domini, et maneat ibi jugiter. Anna aber ging nicht hinauf; denn sie sprach zu ihrem Manne: Ich werde nicht hingehen, bis der Knabe entwöhnt ist;²⁴ dann will ich ihn hinführen, dass er vor dem Angesichte des Herrn erscheine und daselbst auf immer bleibe.²⁵ 1 Samuel 1Sam 9 1 22 24 Dies geschah erst im 3. Jahre. [2Makk 7,28] 1 Samuel 1Sam 9 1 22 25 Während die Leviten zum Dienste nur vom 25. Bis 50. Lebensjahre verpflichtet waren. 1 Samuel 1Sam 9 1 23 Et ait ei Elcana vir suus: Fac quod bonum tibi videtur, et mane donec ablactes eum: precorque ut impleat Dominus verbum suum. Mansit ergo mulier, et lactavit filium suum, donec amoveret eum a lacte. Elkana, ihr Mann, sprach zu ihr: Tue, was dir gut scheint, und bleibe zurück, bis du ihn entwöhnt hast; und ich bete, dass der Herr sein Wort erfüllen wolle. So blieb die Frau zurück und säugte ihren Sohn, bis sie ihn von der Milch entwöhnte. 1 Samuel 1Sam 9 1 24 Et adduxit eum secum, postquam ablactaverat, in vitulis tribus, et tribus modiis farinæ, et amphora vini, et adduxit eum ad domum Domini in Silo. Puer autem erat adhuc infantulus: Und nachdem sie ihn entwöhnt, nahm sie ihn mit sich hinauf, mit drei jungen Rindern²⁶ und drei Maß Mehl²⁷ und einem Kruge²⁸ Wein, und brachte ihn in das Haus des Herrn nach Silo. Der Knabe aber war noch ein kleines Kind;²⁹ 1 Samuel 1Sam 9 1 24 26 Hebr.: Mit einem dreijährigen Rind. 1 Samuel 1Sam 9 1 24 27 Hebr.: Ein Epha Mehl (39,3 x 9 Liter) 1 Samuel 1Sam 9 1 24 28 Schlauch. 1 Samuel 1Sam 9 1 24 29 Schon beim ersten Erwachen seiner Geistesanlagen soll er die Eindrücke der heiligen Nähe Gottes in sich aufnehmen. 1 Samuel 1Sam 9 1 25 Et immolaverunt vitulum, et obtulerunt puerum Heli. und sie opferten ein junges Rind und brachten den Knaben zu Heli. 1 Samuel 1Sam 9 1 26 Et ait Anna: Obsecro mi domine, vivit anima tua domine: ego sum illa mulier, quæ steti coram te hic orans Dominum. Und Anna sprach: Ich bitte, mein Gebieter, so wahr du lebst, Herr! ich bin das Weib, welches vor dir stand und zu dem Herrn hier betete. 1 Samuel 1Sam 9 1 27 Pro puero isto oravi, et dedit mihi Dominus petitionem meam, quam postulavi eum. Um diesen Knaben hier habe ich gebeten, und der Herr hat mir meine Bitte gewährt, die ich an ihn gerichtet habe. 1 Samuel 1Sam 9 1 28 Idcirco et ego commodavi eum Domino cunctis diebus, quibus fuerit commodatus Domino. Et adoraverunt ibi Dominum. Et oravit Anna, et ait: Darum weihe ich ihn auch dem Herrn für alle Tage, die er dem Herrn geweiht sein wird.³⁰ Und sie beteten daselbst den Herrn an. Und Anna betete und sprach: 1 Samuel 1Sam 9 1 28 30 Für immer. 1 Samuel 1Sam 9 1 3 Et ascendebat vir ille de civitate sua statutis diebus, ut adoraret et sacrificaret Domino exercituum in Silo. Erant autem ibi duo filii Heli, Ophni et Phinees, sacerdotes Domini. Dieser Mann zog von seiner Stadt an den bestimmten Tagen³ hinauf, um den Herrn der Heerscharen⁴ in Silo anzubeten und ihm Opfer darzubringen.⁵ Es waren aber daselbst die zwei Söhne Helis, Ophni und Phinees, Priester des Herrn. 1 Samuel 1Sam 9 1 3 3 Alljährlich: über die Vorschrift [Dtn 16,16] hinausgehend: mit seiner Familie. Vergl. [Lk 2,11]. 1 Samuel 1Sam 9 1 3 4 Dieser Name findet sich hier zum ersten Male. Sabaoth wird vor Israel gesetzt, um anzudeuten, dass jenes Heer Gottes im Himmel höher steht als sein Volk auf Erden. Wer dieses Heer bildete, verkündete einst der Führer des Himmelsheeres dem Führer des irdischen Heeres Gottes [Jos 5,4]. An einigen Orten werden mit den Engeln zugleich auch die Sterne in diesen Namen eingeschlossen. So lange Abrahams Geschlecht noch eine Familie bildete, wollte Gott mit einem Namen bezeichnet werden, der eine nahe Beziehung ausdrückt: der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott eurer Väter, der Gott Israels. Als die Israeliten bereits ein Volk bildeten, das bald einen König erhalten sollte, erscheint Gott unter dem Namen eines Königs, den sein Heer umgibt. 1 Samuel 1Sam 9 1 3 5 In Silo war die Stiftshütte. 1 Samuel 1Sam 9 1 4 Venit ergo dies, et immolavit Elcana, deditque Phenennæ uxori suæ, et cunctis filiis ejus, et filiabus partes: Es kam also der Tag⁶, dass Elkana opferte, und er gab seinem Weibe Phenenna und allen seinen Söhnen und Töchtern Anteile;⁷ 1 Samuel 1Sam 9 1 4 6 So oft also. 1 Samuel 1Sam 9 1 4 7 Besser Sept.: einen Teil. 1 Samuel 1Sam 9 1 5 Annæ autem dedit partem unam tristis, quia Annam diligebat. Dominus autem concluserat vulvam ejus. Anna aber gab er traurig⁸ einen einzigen⁹ Anteil, weil er Anna liebte. Der Herr hatte nämlich ihren Mutterschoß verschlossen. 1 Samuel 1Sam 9 1 5 8 Alljährlich. 1 Samuel 1Sam 9 1 5 9 Hebr.: doppelten. 1 Samuel 1Sam 9 1 6 Affligebat quoque eam æmula ejus, et vehementer angebat, in tantum, ut exprobaret quod Dominus conclusisset vulvam ejus: Zudem kränkte und betrübte sie ihre Nebenbuhlerin dergestalt, dass sie ihr vorwarf, dass der Herr ihren Mutterschoß verschlossen hatte. 1 Samuel 1Sam 9 1 7 Sicque faciebat per singulos annos, cum redeunte tempore ascenderent ad templum Domini: et sic provocabat eam: porro illa flebat, et non capiebat cibum. So tat sie alle Jahre, wenn sie nach Wiederkehr der Zeit zum Tempel des Herrn hinaufzogen, und reizte sie so. Jene aber weinte und nahm keine Speise. 1 Samuel 1Sam 9 1 8 Dixit ergo ei Elcana vir suus: Anna, cur fles? et quare non comedis? et quam ob rem affligitur cor tuum? Numquid non ego melior tibi sum, quam decem filii? Da sprach Elkana, ihr Mann, zu ihr:¹⁰ Anna, warum weinst du? Und warum issest du nicht? Und warum ist dein Herz betrübt? Gelte ich dir nicht mehr als zehn¹¹ Söhne? 1 Samuel 1Sam 9 1 8 10 Einmal. 1 Samuel 1Sam 9 1 8 11 Viele. 1 Samuel 1Sam 9 1 9 Surrexit autem Anna postquam comederat, et biberat in Silo. Et Heli sacerdote sedente super sellam ante postes templi Domini, Aber Anna stand auf, nachdem sie in Silo gegessen und getrunken hatte. Während nun Heli, der Priester, auf dem Stuhle vor der Tür des Tempels des Herrn¹² saß, 1 Samuel 1Sam 9 1 9 12 Es war wohl, seitdem die Stiftshütte ständig in Silo war, eine Art Portal vor dem Heiligtum errichtet. 1 Samuel 1Sam 9 0 1 C. Anna verkündet in einem Lobgesange Gott Dank sagend die Beziehung ihres Sohnes zu dem zukünftigen König und Messias. (V. 11) 2. Samuels fromme Jugend. [1Sam 2,12-36] A. Während die Söhne Helis ein Lasterleben führen und ihr heiliges Amt beflecken (V. 17), dient Samuel dem Herrn so treu im Heiligtume, dass Gott um seinetwillen seine Eltern segnet. (V. 21) B. Heli wird, da er seine Söhne nicht gebührend zurechtweist (V. 26), sein und seines Hauses Untergang durch einen Propheten in Gottes Auftrag verkündet. 1 Samuel 1Sam 9 2 1 Exsultavit cor meum in Domino, et exaltatum est cornu meum in Deo meo: dilatatum est os meum super inimicos meos: quia lætata sum in salutari tuo. Es frohlockt mein Herz in dem Herrn,¹ hoch erhoben ist mein Horn² in meinem Gott; es tut sich mein Mund auf gegen meine Feinde;³ denn ich freue mich deines Heiles! 1 Samuel 1Sam 9 2 1 1 Die einen Propheten neun Monate getragen, hat selbst etwas Prophetisches angenommen. 1 Samuel 1Sam 9 2 1 2 Das erhobene Horn ist ein Zeichen innerer Stärke und des Bewusstseins davon. Das Bild ist vom Stiere hergenommen. Die Lobgesänge der hl. Jungfrau und des Zacharias [Lk 1,46ff68ff] zeigen durch ihre Anlehnung an das Lied, wie die Israeliten in diesem Liede unter persönlichen Lebenserfahrungen das Walten der göttlichen Vorsehung zu erkennen gewöhnt waren. 1 Samuel 1Sam 9 2 1 3 Sie öffnet ihren Mund und redet mit Vertrauen zu Freund und Feind: Durch Gott habe ich Heil erlangt. 1 Samuel 1Sam 9 2 10 Dominum formidabunt adversarii ejus: et super ipsos in clis tonabit: Dominus judicabit fines terræ, et dabit imperium regi suo, et sublimabit cornu Christi sui. Den Herrn werden seine Feinde fürchten; er wird über sie seinen Donner rollen lassen im Himmel;⁹ der Herr wird die Grenzen der Erde richten und die Herrschaft seinem Könige¹⁰ geben und das Horn seines Gesalbten erhöhen.¹¹ 1 Samuel 1Sam 9 2 10 9 Die Donner sind ein Zeichen der Gerichte Gottes. Er wirft seine Feinde nieder und tut sich kund als Herr des Erdkreises. 1 Samuel 1Sam 9 2 10 10 Den der Herr erwählen wird. 1 Samuel 1Sam 9 2 10 11 Die Gedanken dieses Gesanges kehren in der hl. Schrift häufig wieder. V. 1: [Gen 49,18; Ex 15,2; Dtn 32,39]. Die Heiligkeit [Gen 11; Jos 24,9]. Gott stärkt: [Dtn 32,39]. Gottes Gericht [Ex 6,6, Ex 7,4]. Reich: [Ex 15,8, Dtn 17,14]. Donner [Ex 9,23]. Die Geburt Samuels ist Gelegenheit zu diesem Gesange, aber nicht der volle Gegenstand des Jubels. (Aug.) Die letzten Verse deuten Höheres an: den Kampf zwischen den Frommen und den Gottlosen, der durch Gottes Dazwischenkunst, durch die Einsetzung eines Königtums zu beenden ist. Da nun die Einsetzung eines Königtums bereits lange vorher verkündet war [Dtn 17,14] und diese damals besonders erwartet wurde [Ri 8,22], drückt Anna diese Hoffnung in ihrem Gesang aus. Gegen die Feinde des auserwählten Volkes soll Gott seine Macht zeigen, wie er sie in der Erhörung von Annas Gebet bewiesen. Aber wie die gesamte Geschichte des auserwählten Volkes dem Werke der Erlösung untergeordnet ist, der Unterwerfung geistlicher Feinde unter die Herrschaft des Messias, so war die Erhörung dieses Flehens ein Unterpfand der Erfüllung aller Verheißungen. Unter dem gesalbten Könige ist zunächst David, dann auch Christus zu verstehen, dessen Feinde auch seiner Kirche sich entgegenstellen. Der gesamte Gesang ist wohl eine von Gott eingegebene Prophezeiung. 1 Samuel 1Sam 9 2 11 Et abiit Elcana Ramatha, in domum suam: puer autem erat minister in conspectu Domini ante faciem Heli sacerdotis. Und Elkana ging hin nach Ramatha in sein Haus, der Knabe aber war ein Diener vor dem Herrn, unter den Augen Helis, des Priesters. 1 Samuel 1Sam 9 2 12 Porro filii Heli, filii Belial, nescientes Dominum, Aber die Söhne Helis waren Belialskinder, welche des Herrn nicht achteten 1 Samuel 1Sam 9 2 13 Neque officium sacerdotum ad populum: sed quicumque immolasset victimam, veniebat puer sacerdotis, dum coquerentur carnes, et habebat fuscinulam tridentem in manu sua, noch der Pflicht der Priester gegen das Volk; vielmehr wenn jemand ein Opfer schlachtete, so kam, während das Fleisch noch gekocht wurde, der Diener des Priesters, eine dreizackige Gabel in seiner Hand, 1 Samuel 1Sam 9 2 14 Et mittebat eam in lebetem, vel in caldariam, aut in ollam, sive in cacabum: et omne, quod levabat fuscinula, tollebat sacerdos sibi: sic faciebant universo Israel venientium in Silo. und stieß sie in den Kessel, den Topf, das Becken oder den Tiegel; und alles, was er dann mit der Gabel heraufbrachte, nahm der Priester für sich; so taten sie allen von ganz Israel, so viele nach Silo kamen.¹² 1 Samuel 1Sam 9 2 14 12 Diesen Frevel trieben die Priester bei Dankopfern, welche mit einer Opfermahlzeit verbunden waren. Von diesen Opfern fielen dem Priester Keule und Brust als Anteil zu, den er erhalten sollte, nachdem die Fettstücke des Opfers auf dem Altare angezündet waren. [Lev 7,30-34] Vor dieser Darbringung Fleisch von dem Opfertiere zum Braten zu nehmen, war ein schwerer, einem Gottesraube ähnlicher Frevel. (Vergl. V. 29.) So wurde mit der Ordnung die Unverletzlichkeit der Opfergabe vernachlässigt. 1 Samuel 1Sam 9 2 15 Etiam antequam adolerent adipem, veniebat puer sacerdotis, et dicebat immolanti: Da mihi carnem, ut coquam sacerdoti: non enim accipiam a te carnem coctam, sed crudam. Auch ehe sie noch das Fett anzündeten, kam der Diener des Priesters und sprach zu dem Opfernden: Gib mir Fleisch, dass ich es für den Priester koche; denn ich will von dir kein gekochtes Fleisch erhalten, sondern rohes. 1 Samuel 1Sam 9 2 16 Dicebatque illi immolans: Incendatur primum juxta morem hodie adeps, et tolle tibi quantumcumque desiderat anima tua. Qui respondens ajebat ei: Nequaquam; nunc enim dabis, alioquin tollam vi. Sprach dann der Opfernde zu ihm: Lass nach dem Herkommen heute zuerst das Fett verbrennen, alsdann nimm dir, so viel deine Seele gelüstet, so antwortete er und sprach zu ihm: Nicht also; denn jetzt gleich sollst du es geben, sonst nehme ich es mit Gewalt. 1 Samuel 1Sam 9 2 17 Erat ergo peccatum puerorum grande nimis coram Domino: quia retrahebant homines a sacrificio Domini. So war die Sünde der Jünglinge sehr groß vor dem Herrn, weil sie die Leute von dem Opfer des Herrn abwendeten.¹³ 1 Samuel 1Sam 9 2 17 13 Dazu brachten sie das Opfer in Verruf. (In der Vulgata ist ein Schreibfehler r statt d) 1 Samuel 1Sam 9 2 18 Samuel autem ministrabat ante faciem Domini, puer, accinctus ephod lineo. Samuel aber diente vor dem Angesichte des Herrn, als Knabe,¹⁴ umgürtet mit einem linnenen Ephod.¹⁵ 1 Samuel 1Sam 9 2 18 14 V. 18 schließt sich an V. 11 an. 1 Samuel 1Sam 9 2 18 15 Wenn das Ephod als nicht priesterliches Kleidungsstück zu bezeichnen ist, wird beigefügt: linnen. Vergl. [1Sam 22,18] und [2Sam 6,14]. Ebenso war das Oberkleid (V. 19) ohne alle amtliche und symbolische Ausschmückung, nur der Form nach dem des Hohenpriesters ähnlich. In der Erlaubnis, solche Kleider zu tragen, lag Samuels nahe Beziehung zu Gott ausgedrückt. 1 Samuel 1Sam 9 2 19 Et tunicam parvam faciebat ei mater sua, quam afferebat statutis diebus, ascendens cum viro suo, ut immolaret hostiam solemnem. Auch machte ihm seine Mutter ein kleines Oberkleid und brachte es ihm an den bestimmten Tagen, wenn sie mit ihrem Manne hinaufzog, um das feierliche Opfer darzubringen. 1 Samuel 1Sam 9 2 2 Non est sanctus, ut est Dominus: neque enim est alius extra te, et non est fortis sicut Deus noster. Niemand ist heilig wie der Herr; denn es ist kein anderer außer dir, und niemand ist stark wie unser Gott.⁴ 1 Samuel 1Sam 9 2 2 4 Die Heiligkeit, Stärke und Allwissenheit Gottes sind es, durch welche sie Heil erlangt hat. 1 Samuel 1Sam 9 2 20 Et benedixit Heli Elcanæ et uxori ejus: dixitque ei: Reddat tibi Dominus semen de muliere hac, pro fnore quod commodasti Domino. Et abierunt in locum suum. Und Heli segnete¹⁶ Elkana und sein Weib und sprach zu ihm: Der Herr möge dir von dieser Frau Nachkommen geben, an Stelle des Pfandes, das du dem Herrn anvertraut hast. Sodann gingen sie in ihre Heimat. 1 Samuel 1Sam 9 2 20 16 Vielleicht Plusquamperfekt, und Abschluss zu V. 11. 1 Samuel 1Sam 9 2 21 Visitavit ergo Dominus Annam, et concepit, et peperit tres filios, et duas filias: et magnificatus est puer Samuel apud Dominum. Und der Herr suchte Anna gnadenreich heim, und sie empfing und gebar drei Söhne und zwei Töchter; und der Knabe Samuel ward groß bei dem Herrn.¹⁷ 1 Samuel 1Sam 9 2 21 17 Wuchs. 1 Samuel 1Sam 9 2 22 Heli autem erat senex valde, et audivit omnia quæ faciebant filii sui universo Israeli: et quomodo dormiebant cum mulieribus quæ observabant ad ostium tabernaculi: Heli aber war sehr alt; und wenn er alles das hörte, was seine Söhne ganz Israel taten, und wie sie den Frauen, welche bei der Türe des Zeltes Dienst verrichteten,¹⁸ beiwohnten, 1 Samuel 1Sam 9 2 22 18 Jungfrauen und vielleicht Witwen, welche dort alle weiblichen Arbeiten verrichteten. Vergl. [Ex 38,8, Lk 2,37]. 1 Samuel 1Sam 9 2 23 Et dixit eis: Quare facitis res hujuscemodi, quas ego audio, res pessimas, ab omni populo? sprach er zu ihnen: Warum tut ihr solche Dinge, so böse Dinge, wie ich von dem ganzen Volke höre?¹⁹ 1 Samuel 1Sam 9 2 23 19 Mit welcher Strenge er hätte vorgehen sollen zeigt [Dtn 21,18]. 1 Samuel 1Sam 9 2 24 Nolite filii mei: non enim est bona fama, quam ego audio, ut transgredi faciatis populum Domini. Tuet dies nicht, meine Söhne! denn das Gerücht, das ich vernehme, ist nicht gut, dass ihr das Volk des Herrn zur Sünde verleitet. 1 Samuel 1Sam 9 2 25 Si peccaverit vir in virum, placari ei potest Deus: si autem in Dominum peccaverit vir, quis orabit pro eo? Et non audierunt vocem patris sui: quia voluit Dominus occidere eos. Wenn ein Mensch sich wider den andern versündigt, so kann Gott für ihn Sühne dargebracht werden;²⁰ wenn aber ein Mensch wider den Herrn sündigt, wer soll da für ihn bitten? Sie aber hörten nicht auf die Stimme ihres Vaters; denn der Herr wollte sie des Todes sterben lassen.²¹ 1 Samuel 1Sam 9 2 25 20 Hebr.: Wird Gott ihm Versöhnung gewähren wenn. Wer wird sich dann als Versöhner bieten? Eine schwierige Stelle. Wenn ein Mensch gegen den anderen sündigt, kann Gott besänftigt werden, weil die Hütte Gottes da ist, in der er beten kann, und Opfer, mit denen er Gott zu versöhnen vermag. Aber wenn jemand gegen Gott sündigt wie ihr, Gottes Tempel in ein Buhlhaus umwandelnd und die Menschen von seinen Opfern entfernend, welch anderes Opfer oder welches gottesdienstliche Gebet bleibt da noch, das nach Gottes Einsetzung Verzeihung und Erbarmen zu erlangen vermöchte? 1 Samuel 1Sam 9 2 25 21 Durch ihre Frevel und den wiederholten Missbrauch der Gnade haben sie ihr Herz verhärtet (Vergl. [Ex 4,21].) und längst den Tod verdient. Diesen endlich zu verhängen, hat Gott beschlossen, und darum sind sie auch, außergewöhnlicher Gnade beraubt, taub gegen die letzte Gnade Gottes, welche durch die Stimme ihres Vaters an ihr Herz pocht. 1 Samuel 1Sam 9 2 26 Puer autem Samuel proficiebat, atque crescebat, et placebat tam Domino quam hominibus. Der Knabe Samuel aber nahm zu und wuchs und gewann das Wohlgefallen sowohl des Herrn, wie der Menschen. [Lk 2,52] 1 Samuel 1Sam 9 2 27 Venit autem vir Dei ad Heli, et ait ad eum: Hæc dicit Dominus: Numquid non aperte revelatus sum domui patris tui, cum essent in gypto in domo Pharaonis? Da kam ein Mann Gottes²² zu Heli und sagte zu ihm: So spricht der Herr: Habe ich mich nicht dem Hause deines Vaters offen kundgetan, als sie in Ägypten, im Hause Pharaos, waren? 1 Samuel 1Sam 9 2 27 22 Hebr. mit Artikel. 1 Samuel 1Sam 9 2 28 Et elegi eum ex omnibus tribubus Israel mihi in sacerdotem, ut ascenderet ad altare meum, et adoleret mihi incensum, et portaret ephod coram me: et dedi domui patris tui omnia de sacrificiis filiorum Israel. Ich habe ihn mir aus allen Stämmen Israels zum Priester auserwählt, dass er zu meinem Altar hinantreten, mir Räucherwerk anzünden und das Ephod vor mir tragen sollte, und ich habe dem Hause deines Vaters alles von den Opfern der Söhne Israels gegeben.²³ 1 Samuel 1Sam 9 2 28 23 Den dem Priester zukommende Teil aller Opfer. [Dtn 18,1] Die Auserwählung ist die Hauptwohltat, der Unterhalt etwas Beigegebenes. In der Erwählung sind drei Ämter genannt, welche entweder der Priester im Allgemeinen oder der Hohepriester allein zu verrichten hatte: Opfern, Räucherwerk darbringen, Mittler sein zwischen Gott und dem Volke und die Namen der Kinder Israels vor Gottes Angesicht tragen. [Ex 28,12] 1 Samuel 1Sam 9 2 29 Quare calce abjecistis victimam meam, et munera mea quæ præcepi ut offerrentur in templo: et magis honorasti filios tuos quam me, ut comederetis primitias omnis sacrificii Israel populi mei? Warum habt ihr mein Opfer und meine Gaben, die ich im Tempel darzubringen geboten habe, mit Füßen hinweggestoßen?²⁴ und warum hast du deine Söhne mehr geehrt als mich,²⁵ dass ihr die Erstlinge von allen Opfern Israels, meines Volkes, aßet? 1 Samuel 1Sam 9 2 29 24 Vergleich mit einem Lasttier, das gegen seinen Reiter ausschlägt. 1 Samuel 1Sam 9 2 29 25 Sie nicht vom Frevel gegen mich in den mir geweihten Erstlingsgaben und den von Israel dargebrachten Opfern zurückhaltend. 1 Samuel 1Sam 9 2 3 Nolite multiplicare loqui sublimia, gloriantes: recedant vetera de ore vestro: quia Deus scientiarum, Dominus est, et ipsi præparantur cogitationes. Führet nicht, euch rühmend, immer von neuem hohe Reden; es weiche das Alte von euerm Munde; denn ein Gott des Wissens ist der Herr, und vor ihm liegen offen die Gedanken. 1 Samuel 1Sam 9 2 30 Propterea ait Dominus Deus Israel: Loquens locutus sum, ut domus tua, et domus patris tui ministraret in conspectu meo, usque in sempiternum. Nunc autem dicit Dominus. Absit hoc a me: sed quicumque glorificaverit me, glorificabo eum: qui autem contemnunt me, erunt ignobiles. Darum spricht der Herr, der Gott Israels: Wohl habe ich gesprochen, dass dein Haus und das Haus deines Vaters vor meinem Angesichte immerfort dienen sollte.²⁶ Jetzt aber spricht der Herr: Das sei fern von mir, sondern wer mich ehrt, den werde ich ehren; die aber, welche mich verachten, sollen in Schande geraten.²⁷ [1Kön 2,27] 1 Samuel 1Sam 9 2 30 26 [Ex 29,2]: Verheißung der Güte, deren stillschweigende Bedingung jetzt ausdrücklich genannt wird. 1 Samuel 1Sam 9 2 30 27 Nicht die Abstammung in gerader Linie, sondern die Würdigkeit soll fortan entscheiden. 1 Samuel 1Sam 9 2 31 Ecce dies veniunt: et præcidam brachium tuum, et brachium domus patris tui, ut non sit senex in domo tua. Siehe, es kommen Tage, wo ich deinen Arm und den Arm²⁸ deines Vaterhauses lähmen werde, so dass es keinen Bejahrten mehr in deinem Hause gibt. [1Kön 3,27] 1 Samuel 1Sam 9 2 31 28 Männer im reifen Alter. (V. 33) Keiner wird bis zu diesem gelangen. 1 Samuel 1Sam 9 2 32 Et videbis æmulum tuum in templo, in universis prosperis Israel: et non erit senex in domo tua omnibus diebus. Dann wirst du deinen Nebenbuhler im Tempel sehen,²⁹ während Israel in allem glücklich sein wird; und in deinem Hause wird sich nie mehr ein Bejahrter finden. 1 Samuel 1Sam 9 2 32 29 Wie er in seinen Vorfahren die Erhebung gesehen, so soll er in seinen Nachkommen den Sturz sehen. In der Septuag fehlen V. 31b und 32a (bis: wird) 1 Samuel 1Sam 9 2 33 Verumtamen non auferam penitus virum ex te ab altari meo: sed ut deficiant oculi tui, et tabescat anima tua: et pars magna domus tuæ morietur cum ad virilem ætatem venerit. Doch werde ich deine Nachkommen nicht gänzlich von meinem Altare entfernen, aber deine Augen sollen müde werden und deine Seele sich härmen; ein großer Teil deines Hauses soll sterben, wenn er bis in das Mannesalter gekommen ist.³⁰ 1 Samuel 1Sam 9 2 33 30 Die dermalige Drohung wird mit jeder Wiederholung deutlicher. Den einzelnen Drohungen wird ein anderes Glied vorausgeschickt, das die Beraubung auf verschiedene Weise ausdrückt. 1 Samuel 1Sam 9 2 34 Hoc autem erit tibi signum, quod venturum est duobus filiis tuis, Ophni et Phinees: In die uno morientur ambo. Dies aber soll dir das Zeichen sein,³¹ was über deine zwei Söhne, Ophni und Phinees, kommen wird: An einem Tage werden beide sterben! [1Sam 4,11] 1 Samuel 1Sam 9 2 34 31 Das Zeichen bezieht sich auf V. 35, 36. Vergl. [1Sam 4,11]. 1 Samuel 1Sam 9 2 35 Et suscitabo mihi sacerdotem fidelem, qui juxta cor meum, et animam meam faciet: et ædificabo ei domum fidelem, et ambulabit coram Christo meo cunctis diebus. Und ich werde mir einen treuen Priester³² erwecken, der nach meinem Herzen und nach meiner Seele handeln wird, und werde ihm ein dauerndes Haus bauen, und er wird vor meinem Gesalbten³³ wandeln allezeit. 1 Samuel 1Sam 9 2 35 32 Ein Priester, der Gott in dem gefällt, worin sich Elis Söhne verfehlten. Also weder Samuel, noch Christus ist gemeint. 1 Samuel 1Sam 9 2 35 33 Verheißung der Einsetzung des Königtums. Diese Prophezeiung gibt der folgenden Vision ihre Kraft, wie diese ihrerseits die Prophezeiung bestätigt. 1 Samuel 1Sam 9 2 36 Futurum est autem, ut quicumque remanserit in domo tua, veniat ut oretur pro eo, et offerat nummum argenteum, et tortam panis, dicatque: Dimitte me obsecro ad unam partem sacerdotalem, ut comedam buccellam panis. Es wird aber geschehen, dass, wer immer in deinem Hause übrigbleibt, kommt, damit man für ihn bitte, und er wird ein Silberstück und einen Brotkuchen anbieten und sagen: Lass mich, ich bitte dich, zu einem Priesterteil zu, damit ich einen Bissen Brot zu essen habe.³⁴ 1 Samuel 1Sam 9 2 36 34 Wer eine Bitte hatte, brachte ein Geschenk dar. So wenige werden aus Helis Hause übrig bleiben, dass sie nicht mehr einen eigenen Stand bilden werden und bitten müssen, man möge sie der geistlichen Vorrechte nicht berauben. Von Ophni werden keine Kinder erwähnt. Phinees hinterließ Achitob [1Sam 14,3] und Ichabod [1Sam 14,21]. Von Ichabods Nachkommen findet sich nichts. Achitobs Sohn war Achias, der das Ephod [1Sam 14,3] trug, und Achimelech [1Sam 22,20], der ebenfalls Hoherpriester, mit 84 Priestern vom Stamme Ithamar auf Sauls Befehl getötet ward. Einzig Abiathar [1Sam 22,20] blieb übrig, der das Ephod [1Sam 23,6] während der Regierung Davids trug, von Salomon aber in die Priesterstadt Anathoth verbannt ward [1Kön 2,26]. Indes bereits zu Davids Zeiten waren viel weniger Ithamariden als Eleazariden, da diese 16, jene 8 Familien in Anathoth zählten. [1Chr 24,4] Aus der Familie der Ithamariden war, scheint es, Jeremias [Jer 1,1], der Prophet der Trostlosigkeit Israels. Unter dem Könige Artaxerxes wird von den Söhnen Ithamars als Haupt einer Familie, die unter 24 den Bund unterschreibenden Priestern [Neh 10,6] ist, Daniel genannt. [Esra 8,2] Die Erfüllung der Prophezeiung V. 31: [1Sam 22,18] und [1Sam 4,10]. Wie V. 36 erfüllt ward, ist nicht nachzuweisen. 1 Samuel 1Sam 9 2 4 Arcus fortium superatus est, et infirmi accincti sunt robore. Der Bogen der Helden ist überwunden, und die Schwachen sind mit Kraft umgürtet. 1 Samuel 1Sam 9 2 5 Repleti prius, pro panibus se locaverunt: et famelici saturati sunt, donec sterilis peperit plurimos: et quæ multos habebat filios, infirmata est. Die zuvor satt waren, haben sich um Brot verdungen, und die Hungrigen sind gesättigt;⁵ ja, die Unfruchtbare hat sehr viele Kinder geboren, und die viele Söhne hatte, ist schwach geworden.⁶ 1 Samuel 1Sam 9 2 5 5 Das Bild ist von der Arbeit um Tageslohn hergenommen. 1 Samuel 1Sam 9 2 5 6 Welkt dahin. 1 Samuel 1Sam 9 2 6 Dominus mortificat et vivificat, deducit ad inferos et reducit. Der Herr gibt Tod und Leben, er führt in das Totenreich und wieder zurück. [Dtn 32,39, Tob 13,2, Weish 16,13] 1 Samuel 1Sam 9 2 7 Dominus pauperem facit et ditat, humiliat et sublevat. Der Herr macht arm und macht reich, erniedrigt und erhöht. 1 Samuel 1Sam 9 2 8 Suscitat de pulvere egenum, et de stercore elevat pauperem: ut sedeat cum principibus, et solium gloriæ teneat. Domini enim sunt cardines terræ, et posuit super eos orbem. Er erhebt aus dem Staube den Dürftigen und hebt aus der Niedrigkeit den Armen empor, dass er sitze neben den Fürsten und den Thron der Herrlichkeit einnehme. Denn des Herrn sind die Grundsäulen der Erde, und er hat den Erdkreis auf sie gesetzt.⁷ [Ps 112,7.8] 1 Samuel 1Sam 9 2 8 7 Seinem Wohlgefallen allein sind alle Wechselfälle unterworfen, deshalb kann er sicher handeln. Dieser Teil des Verses fehlt im Griech. und stört wohl den Strophenbau des Liedes. 1 Samuel 1Sam 9 2 9 Pedes sanctorum suorum servabit, et impii in tenebris conticescent: quia non in fortitudine sua roborabitur vir. Er wird die Füße seiner Heiligen behüten, und die Gottlosen werden verstummen in Finsternis;⁸ denn nicht durch eigene Kraft wird der Mensch stark sein. 1 Samuel 1Sam 9 2 9 8 Die Gerechten wird die Fülle seines Lichtes umgeben, den Ungerechten dasselbe entzogen werden uns so werden sie ins Verderben stürzen. 1 Samuel 1Sam 9 0 1 3. Samuels Berufung zum Prophetenamte. [1Sam 3,1-21] A. Im Heiligtume erlangt der junge Samuel in der Nacht die erste Offenbarung Gottes (V. 10) und erhält die Ankündigung der göttlichen Strafe über Heli und dessen Haus. (V. 18) B. Allmählich wird er dem gesamten Volke als ein getreuer Prophet des Herrn bekannt. 1 Samuel 1Sam 9 3 1 Puer autem Samuel ministrabat Domino coram Heli, et sermo Domini erat pretiosus in diebus illis, non erat visio manifesta. Der Knabe Samuel aber diente dem Herrn vor Heli, und ein Ausspruch des Herrn war kostbar¹ in jenen Tagen, und kein Gesicht ward offenbart. 1 Samuel 1Sam 9 3 1 1 Selten. 1 Samuel 1Sam 9 3 10 Et venit Dominus, et stetit: et vocavit, sicut vocaverat secundo, Samuel, Samuel. Et ait Samuel: Loquere Domine, quia audit servus tuus. Da kam der Herr und blieb stehen⁶ und rief, wie er zweimal gerufen hatte: Samuel, Samuel! Samuel sprach: Rede, Herr! denn dein Diener hört. 1 Samuel 1Sam 9 3 10 6 Vielleicht in sichtbarer Gestalt. (Vergl. V. 21) 1 Samuel 1Sam 9 3 11 Et dixit Dominus ad Samuelem: Ecce ego facio verbum in Israel: quod quicumque audierit, tinnient ambæ aures ejus. Da sprach der Herr zu Samuel: Siehe, ich vollbringe ein Werk in Israel, dass jedem, der es hört, beide Ohren gellen werden.⁷ 1 Samuel 1Sam 9 3 11 7 Vom Anhören von Unglück [2Kön 21,12, Jer 19,3], weil schreckliche Dinge in entsetzenerregendem Tone erzählt werden. 1 Samuel 1Sam 9 3 12 In die illa suscitabo adversum Heli omnia quæ locutus sum super domum ejus: incipiam, et complebo. An jenem Tage werde ich alles wider Heli eintreten lassen,⁸ was ich über sein Haus geredet habe; ich werde es anfangen und vollenden. 1 Samuel 1Sam 9 3 12 8 Hebr.: werde erwecken. Gesprochen, doch noch nicht erfüllt, schläft das Wort gleichsam. 1 Samuel 1Sam 9 3 13 Prædixi enim ei quod judicaturus essem domum ejus in æternum, propter iniquitatem, eo quod noverat indigne agere filios suos, et non corripuerit eos. Denn ich habe es ihm vorhergesagt, dass ich an seinem Hause auf immer um seines Frevels willen Gericht üben werde, weil er wusste, dass seine Söhne Schändliches taten, und er sie nicht strafte.⁹ 1 Samuel 1Sam 9 3 13 9 Heli war Richter des Volkes Israel. 1 Samuel 1Sam 9 3 14 Idcirco juravi domui Heli, quod non expietur iniquitas domus ejus victimis et muneribus usque in æternum. Darum¹⁰ habe ich dem Hause Heli geschworen, dass der Frevel seines Hauses in Ewigkeit nicht gesühnt werden soll durch Opfer und Gaben.¹¹ 1 Samuel 1Sam 9 3 14 10 Da die Söhne trotz der früheren warnenden Prophezeiung fortgefahren haben, Böses zu tun, wird jene bestätigt. 1 Samuel 1Sam 9 3 14 11 Durch Opfer an sich tritt zwar kein Nachlass jener Sünden ein, doch durch solche mit Buße des Herzens und der Tat. Indes die Strafen der Sünde, die [1Sam 2,31] vorhergesagt sind, bleiben nun unwiderruflich. 1 Samuel 1Sam 9 3 15 Dormivit autem Samuel usque mane, aperuitque ostia domus Domini. Et Samuel timebat indicare visionem Heli. Hierauf schlief¹² Samuel bis zum Morgen, alsdann öffnete er die Türen des Hauses des Herrn.¹³ Doch fürchtete sich Samuel, Heli die gehabte Offenbarung anzuzeigen. 1 Samuel 1Sam 9 3 15 12 Blieb liegen. (Hebr.) 1 Samuel 1Sam 9 3 15 13 Dies war wohl Samuels Amt. Das Tor vertrat die Stelle des in der Wüste angewendeten Vorhanges. 1 Samuel 1Sam 9 3 16 Vocavit ergo Heli Samuelem, et dixit: Samuel fili mi! Qui respondens, ait: Præsto sum. Da rief Heli Samuel und sprach: Samuel, mein Sohn! Er antwortete und sprach: Hier bin ich! 1 Samuel 1Sam 9 3 17 Et interrogavit eum: Quis est sermo, quem locutus est Dominus ad te? oro te ne celaveris me: hæc faciat tibi Deus, et hæc addat, si absconderis a me sermonem ex omnibus verbis, quæ dicta sunt tibi. Er fragte ihn: Was ist es, was der Herr zu dir geredet hat? Ich bitte dich, verhehle es mir nicht. Gott tue dir dies und das,¹⁴ wenn du mir ein Wort von alledem verhehlst, was dir gesagt worden ist. 1 Samuel 1Sam 9 3 17 14 Er strafe sich schwer und höre nicht auf zu strafen. 1 Samuel 1Sam 9 3 18 Indicavit itaque ei Samuel universos sermones, et non abscondit ab eo. Et ille respondit: Dominus est: quod bonum est in oculis suis faciat. So teilte ihm denn Samuel alles mit und verbarg nichts vor ihm. Da antwortete jener: Es ist der Herr; er möge tun, was in seinen Augen gut ist! 1 Samuel 1Sam 9 3 19 Crevit autem Samuel, et Dominus erat cum eo, et non cecidit ex omnibus verbis ejus in terram. Samuel aber wuchs heran, und der Herr war mit ihm, und keines von allen seinen Worten fiel auf die Erde.¹⁵ 1 Samuel 1Sam 9 3 19 15 Bereits ist das Wort Gottes nicht mehr teuer. Das prophetische Wort fällt auf die Erde, wenn es nicht erfüllt wird, da es alsdann nicht die Autorität stärkt. 1 Samuel 1Sam 9 3 2 Factum est ergo in die quadam, Heli jacebat in loco suo, et oculi ejus caligaverant, nec poterat videre: Da geschah es an einem Tage, während Heli an seinem Platze ruhte, (seine Augen aber waren schon dunkel geworden und er konnte nicht sehen), 1 Samuel 1Sam 9 3 20 Et cognovit universus Israel a Dan, usque Bersabee, quod fidelis Samuel propheta esset Domini. Und ganz Israel von Dan bis Bersabee¹⁶ ward inne, dass Samuel ein wahrhafter Prophet des Herrn sei. 1 Samuel 1Sam 9 3 20 16 Dan im äußersten Norden, Bersabee im Süden auf dem Wege von Hebron nach Ägypten. Vergl. [Ri 20,1]. 1 Samuel 1Sam 9 3 21 Et addidit Dominus ut appareret in Silo, quoniam revelatus fuerat Dominus Samueli in Silo, juxta verbum Domini. Et evenit sermo Samuelis universo Israeli. Auch erschien der Herr weiterhin in Silo; denn der Herr hatte sich Samuel in Silo offenbart nach dem Ausspruche des Herrn. Das Wort Samuels aber ging aus an ganz Israel. 1 Samuel 1Sam 9 3 3 Lucerna Dei antequam exstingueretur, Samuel dormiebat in templo Domini, ubi erat arca Dei. dass Samuel, ehe die Lampe des Herrn² ausgelöscht wurde, im Tempel des Herrn schlief, da, wo die Lade Gottes war.³ 1 Samuel 1Sam 9 3 3 2 Die Lampe wurde am Morgen ausgelöscht. [Ex 30,7] und [Ex 27,20]. 1 Samuel 1Sam 9 3 3 3 Das Heilige. Aus diesem örtlichen Umstande erkannte Heli, dass der Herr Samuel rief. 1 Samuel 1Sam 9 3 4 Et vocavit Dominus Samuel. Qui respondens, ait: Ecce ego. Und der Herr rief Samuel. Er antwortete und sprach: Hier bin ich! 1 Samuel 1Sam 9 3 5 Et cucurrit ad Heli, et dixit: Ecce ego: vocasti enim me. Qui dixit: Non vocavi: revertere, et dormi. Et abiit, et dormivit. Dann eilte er zu Heli und sprach: Hier bin ich! denn du hast mich gerufen. Dieser antwortete: Ich habe nicht gerufen. Kehre wieder zurück und schlafe! Da ging er hin und schlief. 1 Samuel 1Sam 9 3 6 Et adjecit Dominus rursum vocare Samuelem. Consurgensque Samuel, abiit ad Heli, et dixit: Ecce ego: quia vocasti me. Qui respondit: Non vocavi te, fili mi : revertere et dormi. Der Herr aber rief Samuel abermals. Da stand Samuel auf, ging zu Heli und sprach: Hier bin ich! denn du hast mich gerufen. Er antwortete: Ich habe dich nicht gerufen, mein Sohn, kehre wieder zurück und schlafe! 1 Samuel 1Sam 9 3 7 Porro Samuel necdum sciebat Dominum, neque revelatus fuerat ei sermo Domini. Samuel kannte nämlich den Herrn⁴ noch nicht, und ein Ausspruch des Herrn war ihm noch nicht offenbart worden. 1 Samuel 1Sam 9 3 7 4 Eine andere war die Unkenntnis Samuels, eine andere die der Söhne Helis: Samuel war noch nicht zu einem vertrauten Umgang mit dem Herrn gekommen. 1 Samuel 1Sam 9 3 8 Et adjecit Dominus, et vocavit adhuc Samuelem tertio. Qui consurgens abiit ad Heli, Da rief der Herr Samuel wieder zum dritten Male. Dieser stand auf, ging zu Heli⁵ 1 Samuel 1Sam 9 3 8 5 Indem Samuel der vermeintlichen Stimme Helis folgte, ward er würdig göttlicher Offenbarung. Ophni und Phinees werden von Gott verworfen, weil sie selbst seine Mahnung nicht hören und dazu andere von Gott fernhalten. Vergl. [1Sam 3,1]. 1 Samuel 1Sam 9 3 9 Et ait: Ecce ego: quia vocasti me. Intellexit ergo Heli quia Dominus vocaret puerum: et ait ad Samuelem: Vade, et dormi: et si deinceps vocaverit te, dices: Loquere Domine, quia audit servus tuus. Abiit ergo Samuel, et dormivit in loco suo. und sprach: Hier bin ich! denn du hast mich gerufen. Da erkannte Heli, dass der Herr den Knaben rief, und sprach zu Samuel: Gehe hin und schlafe; und wenn er dich von neuem ruft, so sprich: Rede, Herr! denn dein Diener hört. Und Samuel ging hin und schlief an seinem Platze. 1 Samuel 1Sam 9 0 1 2. Samuel als Befreier und Besserer des Volkes Israel. (4,1 7,17) 1. Unglück Israels infolge der Sünden des Hauses Heli und des gesamten Volkes. (4,1 7,1) A. In einem Kriege gegen die Philister holen die Israeliten die Bundeslade herbei (V.9), doch werden sie geschlagen, die Bundeslade wird von den Philistern genommen, die beiden Söhne Helis getötet. Heli selbst stürzt auf die Nachricht davon nieder und stirbt, auch seine Schwiegertochter in schwerer Stunde. 1 Samuel 1Sam 9 4 1 Et factum est in diebus illis, convenerunt Philisthiim in pugnam: et egressus est Israel obviam Philisthiim in prlium, et castrametatus est juxta Lapidem adjutorii. Porro Philisthiim venerunt in Aphec. Da begab es sich in jenen Tagen, dass die Philister sich zum Kampfe sammelten;¹ und Israel zog den Philistern zum Streite entgegen und lagerte sich bei dem Steine der Hilfe.² Die Philister nun kamen nach Aphek³ 1 Samuel 1Sam 9 4 1 1 Diese Worte fehlen im Hebr. und ursprünglich auch in der Vulgata. 1 Samuel 1Sam 9 4 1 2 So wird der Ort hier im Voraus genannt. [1Sam 7,12] 1 Samuel 1Sam 9 4 1 3 Im Süden Palästinas zwischen Masphath und Sen. 1 Samuel 1Sam 9 4 10 Pugnaverunt ergo Philisthiim, et cæsus est Israel, et fugit unusquisque in tabernaculum suum: et facta est plaga magna nimis et ceciderunt de Israel triginta millia peditum. Die Philister zogen also in den Kampf, und Israel ward geschlagen, und ein jeder floh in sein Zelt;¹⁰ und die Niederlage war sehr groß; es fielen von Israel dreißigtausend Mann Fußvolk. 1 Samuel 1Sam 9 4 10 10 Der Ausdruck ist noch aus der Zeit der Wüstenwanderung her beibehalten. 1 Samuel 1Sam 9 4 11 Et arca Dei capta est: duo quoque filii Heli mortui sunt, Ophni et Phinees. Auch ward die Lade Gottes weggenommen, und die beiden Söhne Helis, Ophni und Phinees, kamen um.¹¹ 1 Samuel 1Sam 9 4 11 11 Angesichts der Bundeslade, die sie verunehrt. 1 Samuel 1Sam 9 4 12 Currens autem vir de Benjamin ex acie, venit in Silo in die illa, scissa veste, et conspersus pulvere caput. Ein Mann aus Benjamin aber lief aus der Schlacht weg und kam an demselben Tage nach Silo, mit zerrissenem Kleide, und das Haupt mit Staub bestreut. 1 Samuel 1Sam 9 4 13 Cumque ille venisset, Heli sedebat super sellam contra viam spectans. Erat enim cor ejus pavens pro arca Dei. Vir autem ille postquam ingressus est, nuntiavit urbi: et ululavit omnis civitas. Als dieser ankam, saß Heli auf dem Sitze, nach der Straße ausschauend;¹² denn sein Herz bangte um die Lade Gottes. Nachdem aber der Mann in die Stadt gekommen war, verkündete er es daselbst, und die ganze Stadt wehklagte.¹³ 1 Samuel 1Sam 9 4 13 12 Er war halbblind. 1 Samuel 1Sam 9 4 13 13 Der Bote wollte dem ganzen Volke die Nachricht bringen. 1 Samuel 1Sam 9 4 14 Et audivit Heli sonitum clamoris, dixitque: Quis est hic sonitus tumultus hujus? At ille festinavit, et venit, et nuntiavit Heli. Als Heli das laute Geschrei hörte, sprach er: Was ist das für ein lautes Getümmel? Da kam der Mann eilends herzu und verkündete es Heli. 1 Samuel 1Sam 9 4 15 Heli autem erat nonaginta et octo. Annorum, et oculi ejus caligaverant, et videre non poterat. Heli aber war achtundneunzig Jahre alt, und seine Augen waren dunkel geworden, und er konnte nicht sehen. 1 Samuel 1Sam 9 4 16 Et dixit ad Heli: Ego sum qui veni de prlio, et ego qui de acie fugi hodie. Cui ille ait: Quid actum est fili mi? Als jener nun zu Heli sprach: Ich bin der, welcher aus dem Kampfe gekommen ist, und ich bin es, der heute aus der Schlacht geflohen ist, sprach er zu ihm: Was hat sich begeben, mein Sohn? 1 Samuel 1Sam 9 4 17 Respondens autem ille, qui nuntiabat, Fugit, inquit, Israel coram Philisthiim, et ruina magna facta est in populo: insuper et duo filii tui mortui sunt, Ophni et Phinees: et arca Dei capta est. Da antwortete der, welcher Nachricht brachte, und sprach: Israel ist vor den Philistern geflohen und eine große Niederlage ist unter dem Volke angerichtet, überdies sind auch deine beiden Söhne Ophni und Phinees tot; und die Lade Gottes ist weggenommen. 1 Samuel 1Sam 9 4 18 Cumque ille nominasset arcam Dei, cecidit de sella retrorsum juxta ostium, et fractis cervicibus mortuus est. Senex enim erat vir et grandævus: et ipse judicavit Israel quadraginta annis. Als jener die Lade Gottes nannte, fiel Heli rücklings vom Sitze neben dem Eingange und brach den Hals und starb. Denn er war ein alter Mann und hochbetagt;¹⁴ und er hatte Israel vierzig Jahre gerichtet. 1 Samuel 1Sam 9 4 18 14 Nicht der Tod der Söhne, sondern der Verlust der Bundeslade lässt ihn niederstürzen, ein Zeichen seines Glaubens. 1 Samuel 1Sam 9 4 19 Nurus autem ejus, uxor Phinees, prægnans erat, vicinaque partui: et audito nuntio quod capta esset arca Dei, et mortuus esset socer suus, et vir suus, incurvavit se et peperit: irruerant enim in eam dolores subiti. Seine Schwiegertochter aber, das Weib des Phinees, war schwanger und nahe am Gebären. Als diese die Kunde vernahm, dass die Lade Gottes weggenommen und ihr Schwiegervater und ihr Mann tot seien, sank sie nieder und gebar; denn die Wehen überfielen sie plötzlich. 1 Samuel 1Sam 9 4 2 Et instruxerunt aciem contra Israel. Inito autem certamine, terga vertit Israel Philisthæis: et cæsa sunt in illo certamine passim per agros, quasi quatuor millia virorum. und stellten sich in Schlachtordnung gegen Israel auf. Als aber der Kampf begann, floh Israel vor den Philistern, und es wurden in dieser Schlacht über das weite Feld hin zerstreut bei viertausend Mann erschlagen.⁴ 1 Samuel 1Sam 9 4 2 4 Samuels Ansehen war bereits zu fest gegründet, als dass es dadurch hätte leiden können. Zudem erinnerte man sich vielleicht an [Ri 20,18-25]. 1 Samuel 1Sam 9 4 20 In ipso autem momento mortis ejus, dixerunt ei quæ stabant circa eam: Ne timeas, quia filium peperisti. Quæ non respondit eis, neque animadvertit. Da sie nun im Sterben lag, sprachen die Frauen, die um sie standen, zu ihr: Fürchte dich nicht; denn du hast einen Sohn geboren! Sie aber antwortete nicht und merkte nicht darauf.¹⁵ 1 Samuel 1Sam 9 4 20 15 Einen Knaben zu gebären, war die größte Freude. Doch auch sie denkt nur an den Verlust der Bundeslade. Tiefer konnte Israel nicht gebeugt werden, denn mit dem Verlust der Bundeslade schien auch der Gnadenbund des Herrn mit Israel aufgehoben. 1 Samuel 1Sam 9 4 21 Et vocavit puerum, Ichabod, dicens: Translata est gloria de Israel, quia capta est arca Dei, et pro socero suo et pro viro suo; Und sie nannte den Knaben Ichabod,¹⁶ indem sie sprach: Hinweggenommen ist die Herrlichkeit von Israel! Weil die Lade Gottes weggenommen war, und wegen ihres Schwiegervaters und ihres Mannes; 1 Samuel 1Sam 9 4 21 16 Jochabed? (Vergl. Sept.) 1 Samuel 1Sam 9 4 22 Et ait: Translata est gloria ab Israel, eo quod capta esset arca Dei. und sie sprach: Hinweggenommen ist die Herrlichkeit von Israel! Weil die Lade Gottes genommen war. 1 Samuel 1Sam 9 4 3 Et reversus est populus ad castra: dixeruntque majores natu de Israel: Quare percussit nos Dominus hodie coram Philisthiim? Afferamus ad nos de Silo arcam fderis Domini, et veniat in medium nostri, ut salvet nos de manu inimicorum nostrorum. Da nun das Volk in das Lager zurückkam, sprachen die Ältesten von Israel: Warum hat uns heute der Herr vor den Philistern geschlagen? Lasset uns die Lade des Bundes des Herrn von Silo hierher bringen, damit sie in unsere Mitte komme und uns aus der Hand unserer Feinde errette!⁵ 1 Samuel 1Sam 9 4 3 5 Die wahre Ursache der Niederlage war die Schändung des göttlichen Dienstes. Doch Gott wollte, dass die Menschen dies selbst erkannten, damit die Strafe heilsam werde und zugleich, damit er an Helis Haus das Strafgericht vollziehen könne. Wie konnte ihnen die Lade des Bundes helfen, wenn sie den Bund nicht achteten? 1 Samuel 1Sam 9 4 4 Misit ergo populus in Silo, et tulerunt inde arcam fderis Domini exercituum sedentis super Cherubim: erantque duo filii Heli cum arca fderis Dei, Ophni et Phinees. Das Volk sandte also nach Silo, und sie holten von da die Bundeslade des Herrn der Heerscharen, der über den Cherubim thront; und die beiden Söhne Helis, Ophni und Phinees, waren bei der Lade des Bundes des Herrn.⁶ 1 Samuel 1Sam 9 4 4 6 Nicht umsonst werden Helis Söhne erwähnt. Während Elkana hinaufgeht, Gott um Segen für sein Haus anzuflehen, häufen Helis Söhne Fluch auf ihr Vaterhaus. Während Samuel vor Gott dient [1Sam 2,11], sind Helis Söhne da und verunehren die Opfer. Auf Samuels Ruf zieht das Volk [1Sam 4,1] aus und lagert an dem Orte, an dem später nach göttlichem Ratschlusse die Philister eine Niederlage erleiden sollten. [1Sam 7,12] Die Söhne Helis, welche an keine Buße denken, stellen sich gleichsam zwischen Bundeslade und Volk und sind eine der Ursachen der Niederlage. Wie viel schadet dem Volke ein böser Priester! 1 Samuel 1Sam 9 4 5 Cumque venisset arca fderis Domini in castra, vociferatus est omnis Israel clamore grandi, et personuit terra. Als die Lade des Bundes des Herrn in das Lager kam, erhob ganz Israel ein Jubelgeschrei, dass die Erde davon erdröhnte. 1 Samuel 1Sam 9 4 6 Et audierunt Philisthiim vocem clamoris, dixeruntque: Quænam est hæc vox clamoris magni in castris Hebræorum? Et cognoverunt quod arca Domini venisset in castra. Da die Philister den Schall des Jauchzens hörten, sprachen sie: Was bedeutet dieser Schall großen Jubelgeschreies im Lager der Hebräer? Und als sie erfuhren, dass die Lade des Herrn in das Lager gekommen sei, 1 Samuel 1Sam 9 4 7 Timueruntque Philisthiim, dicentes: Venit Deus in castra. Et ingemuerunt, dicentes: fürchteten sich die Philister und sprachen: Gott ist in das Lager gekommen!⁷ Und aufseufzend, sprachen sie: 1 Samuel 1Sam 9 4 7 7 Das Gerücht von Gottes Taten in der Vorzeit war wohl zu ihren Ohren gedrungen. (Vergl. [Ex 15,14ff].) Das folgende lautet nach dem Griech.: Baal, rette uns heute! denn usw. 1 Samuel 1Sam 9 4 8 Væ nobis: non enim fuit tanta exsultatio heri et nudiustertius: væ nobis. Quis nos salvabit de manu Deorum sublimium istorum? hi sunt Dii, qui percusserunt gyptum omni plaga, in deserto. Wehe uns! denn solches Frohlocken war weder gestern noch zuvor. Wehe uns! wer wird uns aus der Hand dieser erhabenen Götter retten?⁸ Das sind die Götter, welche Ägypten mit allerlei Plagen in der Wüste geschlagen haben. 1 Samuel 1Sam 9 4 8 8 Die Ägypter hatten heilige Laden, welche der Bundeslade ähnlich waren. Auf diesen waren Götzenbilder aufgestellt, und ähnlich galten vielleicht die Cherubim den Philistern als Götter. Erhabene Götter: Berggötter? 1 Samuel 1Sam 9 4 9 Confortamini, et estote viri, Philisthiim: ne serviatis Hebræis, sicut et illi servierunt vobis: confortamini, et bellate. Fasset Mut⁹ und zeiget euch als Männer, ihr Philister! dass ihr den Hebräern nicht dienstbar werdet, wie sie euch dienstbar waren, fasset Mut und kämpfet! 1 Samuel 1Sam 9 4 9 9 Legt eure Furcht ab, dass ihr geschlagen werden und in Knechtschaft geraten könntet! 1 Samuel 1Sam 9 0 1 B. Gott vergisst seines Volks nicht und lässt die Anwesenheit der Bundeslade den Philistern zum Verderben dienen. (Kap. 5) 1 Samuel 1Sam 9 5 1 Philisthiim autem tulerunt arcam Dei, et asportaverunt eam a Lapide adjutorii in Azotum. Die Philister aber nahmen die Lade Gottes und brachten sie vom Steine der Hilfe nach Azot.¹ 1 Samuel 1Sam 9 5 1 1 Azot war damals Hauptstadt der Fünfstädte. [1Sam 6,17] 1 Samuel 1Sam 9 5 10 Miserunt ergo arcam Dei in Accaron. Cumque venisset arca Dei in Accaron, exclamaverunt Accaronitæ, dicentes: Adduxerunt ad nos arcam Dei Israel, ut interficiat nos et populum nostrum. Sie sandten also die Lade Gottes nach Akkaron. Als die Lade Gottes nach Akkaron kam, riefen die Akkaroniter und sprachen: Sie haben die Lade des Gottes Israels zu uns gebracht, dass er uns und unser Volk töte. 1 Samuel 1Sam 9 5 11 Miserunt itaque et congregaverunt omnes satrapas Philisthinorum: qui dixerunt: Dimittite arcam Dei Israel, et revertatur in locum suum, et non interficiat nos cum populo nostro. Sie sandten also hin und versammelten alle Statthalter der Philister, welche sprachen: Lasset die Lade des Gottes Israels an ihren Ort zurückkehren,⁷ dass er uns nicht mitsamt unserem Volke töte. 1 Samuel 1Sam 9 5 11 7 Während Israels Heere geschlagen wurden [1Sam 4,7.10], war es einzig die Bundeslade, welche die Philister hart bedrängte. Dies sollte für sie ein Zeichen sein, dass Gott sein ungehorsames Volk wohl züchtige und zu dessen Demütigung ihm sein größtes Heiligtum nehmen lasse, dass er aber der höchste und einzige Gott sei und Israel nicht gänzlich verlasse. 1 Samuel 1Sam 9 5 12 Fiebat enim pavor mortis in singulis urbibus, et gravissima valde manus Dei: viri quoque, qui mortui non fuerant, percutiebantur in secretiori parte natium: et ascendebat ululatus uniuscujusque civitatis in clum. Denn Todesschrecken kam über alle Städte, und gar schwer lag die Hand des Herrn auf ihnen. Auch die Männer, welche nicht gestorben waren, wurden an dem verborgenen Teile des Gesäßes geschlagen; und das Weheklagen einer jeden Stadt stieg zum Himmel empor. 1 Samuel 1Sam 9 5 2 Tuleruntque Philisthiim arcam Dei, et intulerunt eam in templum Dagon, et statuerunt eam juxta Dagon. Und die Philister nahmen die Lade Gottes und brachten sie in den Tempel Dagons² und stellten sie neben Dagon auf. 1 Samuel 1Sam 9 5 2 2 Um Dagon zu ehren (Aug.) und aus Ehrfurcht vor der Bundeslade. Dagon war ein Götze halb Fisch, halb Mensch. 1 Samuel 1Sam 9 5 3 Cumque surrexissent diluculo Azotii altera die, ecce Dagon jacebat pronus in terra ante arcam Domini: et tulerunt Dagon, et restituerunt eum in locum suum. Als nun die Azoter des anderen Tages am Morgen aufstanden, siehe, da lag Dagon vor der Lade des Herrn, mit dem Gesichte auf der Erde;³ und sie nahmen Dagon und stellten ihn wieder an seinen Platz. 1 Samuel 1Sam 9 5 3 3 In der Bundeslade waren die Gebote, deren erstes ist: Du sollst keine anderen Götter haben vor mir. Gott trägt den Sieg über Dagon davon, indem er diesen niederwirft und seine Verehrer mit Plagen heimsucht. 1 Samuel 1Sam 9 5 4 Rursumque mane die altera consurgentes, invenerunt Dagon jacentem super faciem suam in terra coram arca Domini: caput autem Dagon, et duæ palmæ manuum ejus abscissæ erant super limen: Als sie des anderen Tages am Morgen wieder aufstanden, fanden sie Dagon auf seinem Angesichte vor der Lade des Herrn auf der Erde liegen; das Haupt Dagons aber und seine beiden Hände lagen abgeschlagen auf der Schwelle;⁴ 1 Samuel 1Sam 9 5 4 4 Da die Azoter nicht erkannt, dass selbst ihr oberster Gott vor der Majestät Jahves hat niederfallen müssen, soll das zweite Wunder ihnen die Vernichtung ihres Götzen durch den Gott Israels in solcher Weise zeigen, dass jeder Gedanke an einen Zufall ausgeschlossen ist. Die Schmach wird dadurch vergrößert, dass die Hände von den Eintretenden leicht mit Füßen getreten werden. 1 Samuel 1Sam 9 5 5 Porro Dagon solus truncus remanserat in loco suo. Propter hanc causam non calcant sacerdotes Dagon, et omnes qui ingrediuntur templum ejus, super limen Dagon in Azoto, usque in hodiernum diem. nur der Rumpf Dagons war an seinem Platze geblieben. Daher treten die Priester Dagons und alle, die in seinen Tempel gehen, bis auf den heutigen Tag nicht auf die Schwelle Dagons in Azot. 1 Samuel 1Sam 9 5 6 Aggravata est autem manus Domini super Azotios, et demolitus est eos: et percussit in secretiori parte natium Azotum, et fines ejus. Et ebullierunt villæ et agri in medio regionis illius, et nati sunt mures, et facta est confusio mortis magnæ in civitate. Die Hand des Herrn aber lastete schwer auf den Azotern, und er richtete Verheerung unter ihnen an und schlug Azot und sein Gebiet an den verborgenen Teilen des Gesäßes. (Und es entstand in Dorf und Feld in der ganzen Landschaft ein großes Gewimmel, es kamen Mäuse hervor und es fiel der Schrecken eines großen Sterbens auf die Stadt.)⁵ [Ps 77,66] 1 Samuel 1Sam 9 5 6 5 Die eingeklammerten Worte sind eine Glosse aus der Sept. zur Erklärung von [1Sam 6,5], die erst im 8. Jahrhundert in die Vulgata-Handschriften gekommen ist. 1 Samuel 1Sam 9 5 7 Videntes autem viri Azotii hujuscemodi plagam, dixerunt: Non maneat arca Dei Israel apud nos: quoniam dura est manus ejus super nos, et super Dagon deum nostrum. Als aber die Leute von Azot diese Plage sahen, sprachen sie: Die Lade des Gottes Israels soll nicht bei uns bleiben; denn seine Hand lastet schwer auf uns und auf Dagon, unserem Gotte. 1 Samuel 1Sam 9 5 8 Et mittentes congregaverunt omnes satrapas Philisthinorum ad se, et dixerunt: Quid faciemus de arca Dei Israel? Responderuntque Gethæi: Circumducatur arca Dei Israel. Et circumduxerunt arcam Dei Israel. Und sie sandten hin und versammelten alle Statthalter der Philister und sprachen: Was sollen wir mit der Lade des Gottes Israels tun? Die Gethiter antworteten: Man lasse die Lade des Gottes Israels herumführen! Da führten sie die Lade des Gottes Israels herum.⁶ 1 Samuel 1Sam 9 5 8 6 Nach dem Hebr.: Und es antworteten die Satrapen: Die Arche des Gottes Israels werde nach Geth hinübergeführt. Und sie führten die Arche des Gottes Israels hinüber. Sie erkannten die wahre Ursache der Plage, wollten aber Gott nicht die gebührende Ehre geben. Sie wollten wohl auch eine Stadt herausfinden, wo er machtlos sei. 1 Samuel 1Sam 9 5 9 Illis autem circumducentibus eam, fiebat manus Domini per singulas civitates interfectionis magnæ nimis: et percutiebat viros uniuscujusque urbis, a parvo usque ad majorem, et computrescebant prominentes extales eorum. Inieruntque Gethæi consilium, et fecerunt sibi sedes pelliceas. Als sie dieselbe aber herumführten, starben durch die Hand des Herrn sehr viele Menschen in jeder Stadt; und er schlug die Männer jeder Stadt, klein und groß, dass Beulen hervorbrachen und faulten. Und die Gethiter gingen zu Rate und machten sich Sitze von Häuten. 1 Samuel 1Sam 9 0 1 Die Philister senden die Bundeslade mit Weihegeschenken zurück. (V. 18) C. Die Bethsamiten, welche sich nicht ehrfürchtig genug gegen die Bundeslade verhalten, werden schwer gestraft. Die Bundeslade wird nach Gabaa übertragen. [1Sam 7,1] 1 Samuel 1Sam 9 6 1 Fuit ergo arca Domini in regione Philisthinorum septem mensibus. So war die Lade des Herrn im Lande der Philister sieben Monate.¹ 1 Samuel 1Sam 9 6 1 1 Da die Bundeslade zur Zeit der Weizenernte (V. 3) zurückgeführt wird, diese aber in den Mai fällt, hatte der vorhergehende Kampf im November statt. 1 Samuel 1Sam 9 6 10 Fecerunt ergo illi hoc modo: et tollentes duas vaccas, quæ lactabant vitulos, junxerunt ad plaustrum, vitulosque eorum concluserunt domi. Da taten sie so, nahmen zwei Kühe, welche Kälber säugten, und spannten sie an den Wagen, ihre Kälber aber hielten sie zu Hause eingeschlossen. 1 Samuel 1Sam 9 6 11 Et posuerunt arcam Dei super plaustrum, et capsellam, quæ habebat mures aureos et similitudines anorum. Sodann setzten sie die Lade Gottes auf den Wagen, samt dem Kästchen, welches die goldenen Mäuse und die Nachbilder der Gesäße enthielt. 1 Samuel 1Sam 9 6 12 Ibant autem in directum vaccæ per viam, quæ ducit Bethsames, et itinere uno gradiebantur, pergentes et mugientes: et non declinabant neque ad dextram neque ad sinistram: sed et satrapæ Philisthiim sequebantur usque ad terminos Bethsames. Die Kühe aber gingen geradeaus den Weg entlang, der nach Bethsames⁵ zu führt, und schritten fort auf einem und demselben Wege und zogen brüllend dahin, ohne zur Rechten oder zur Linken abzubiegen; die Fürsten der Philister aber folgten bis an die Grenzen von Bethsames. 1 Samuel 1Sam 9 6 12 5 Levitenstadt im Stamme Juda. 1 Samuel 1Sam 9 6 13 Porro Bethsamitæ metebant triticum in valle: et elevantes oculos suos, viderunt arcam, et gavisi sunt cum vidissent. Die Bethsamiter schnitten gerade Weizen im Tale; und als sie ihre Augen erhoben, erblickten sie die Lade und freuten sich, da sie dieselbe sahen. 1 Samuel 1Sam 9 6 14 Et plaustrum venit in agrum Josue Bethsamitæ, et stetit ibi. Erat autem ibi lapis magnus, et conciderunt ligna plaustri, vaccasque imposuerunt super ea holocaustum Domino. Und der Wagen kam auf das Feld Josues, eines Bethsamiters, und blieb daselbst stehen. Es lag aber dort ein großer Stein, da spalteten sie das Holz des Wagens und brachten die Kühe darauf dem Herrn als Brandopfer dar.⁶ 1 Samuel 1Sam 9 6 14 6 Zum Teil, damit diese Dinge nicht mehr weltlichem Gebrauche dienten, zum Teil als Opfer. 1 Samuel 1Sam 9 6 15 Levitæ autem deposuerunt arcam Dei, et capsellam, quæ erat juxta eam, in qua erant vasa aurea, et posuerunt super lapidem grandem. Viri autem Bethsamitæ obtulerunt holocausta, et immolaverunt victimas in die illa Domino. Die Leviten aber hoben die Lade Gottes herab und das Kästchen, welches daneben war, in dem die goldenen Gegenstände lagen, und stellten sie auf den großen Stein. Die Männer von Bethsames aber brachten an jenem Tage Brandopfer dar und opferten dem Herrn Schlachtopfer. 1 Samuel 1Sam 9 6 16 Et quinque satrapæ Philisthinorum viderunt, et reversi sunt in Accaron in die illa. Und die fünf Fürsten der Philister sahen es und kehrten an demselben Tage nach Akkaron zurück.⁷ 1 Samuel 1Sam 9 6 16 7 Nun wissen die Philister, dass Jahve der Urheber der Plagen war. Sie wohnen indes noch dem Opfer bei. 1 Samuel 1Sam 9 6 17 Hi sunt autem ani aurei, quos reddiderunt Philisthiim pro delicto, Domino: Azotus unum, Gaza unum, Ascalon unum, Geth unum, Accaron unum: Dies aber sind die goldenen Gesäße, welche die Philister dem Herrn als Sühngeschenk darbrachten: Azot eines, Gaza eines, Askalon eines, Geth eines, Akkaron eines; 1 Samuel 1Sam 9 6 18 Et mures aureos secundum numerum urbium Philisthiim, quinque provinciarum, ab urbe murata, usque ad villam, quæ erat absque muro, et usque ad Abelmagnum, super quem posuerunt arcam Domini, quæ erat usque in illum diem in agro Josue Bethsamitis. dazu die goldenen Mäuse, entsprechend der Zahl der Städte der Philister in den fünf Landschaften, sowohl der ummauerten Städte, als der Dörfer, welche ohne Mauern waren,⁸ ja selbst das Groß-Abel,⁹ auf den sie die Lade des Herrn gesetzt hatten, welche bis auf diesen Tag im Felde Josues, des Bethsamiters, war. 1 Samuel 1Sam 9 6 18 8 Sie gaben mehr Mäuse als die Priester V. 5 geraten, weil diese Plage entweder alle Städte betroffen oder sich doch alle bedroht geglaubt hatten, oder die Zahl ist oben mit Sept. wegzulassen. 1 Samuel 1Sam 9 6 18 9 Besser (Nach Ketib., Sept., Syr.): Und Zeuge ist der große Stein, der dort ist auf diesen Tag. Vergl. hierzu [Ps 78,55ff]. 1 Samuel 1Sam 9 6 19 Percussit autem de viris Bethsamitibus, eo quod vidissent arcam Domini: et percussit de populo septuaginta viros, et quinquaginta millia plebis. Luxitque populus, eo quod Dominus percussisset plebem plaga magna. Er schlug aber die Männer von Bethsames, weil sie die Lade des Herrn beschaut hatten: er schlug von den Einwohnern siebzig Mann und fünfzigtausend vom übrigen Volke.¹⁰ Und das Volk trauerte, weil der Herr das Volk mit einer so großen Plage geschlagen hatte. 1 Samuel 1Sam 9 6 19 10 Der Text ist im Hebr. gänzlich entstellt. Als die Bethsamiten die Bundeslade sehen, erfüllt sie große Freude (V. 13) und sie bringen bei derselben ein Opfer dar (V. 15), doch eine Sippe gerät in Furcht, die Seuche, welche die Bundeslade den Philistern gebracht, möchte auch bei ihnen beginnen. Die Zahl 50000 ist unmöglich. Vielleicht lässt sich der Text so herstellen: Aber die Söhne des Jechonias streuten sich nicht mit den Bethsamiten (Septuag), denn sie fürchteten sich vor der Lade des Herrn. Da schlug er unter ihnen siebzig Mann und fünf Stammeshäupter (?) 1 Samuel 1Sam 9 6 2 Et vocaverunt Philisthiim sacerdotes et divinos, dicentes: Quid faciemus de arca Domini? indicate nobis quomodo remittamus eam in locum suum. Qui dixerunt: Da beriefen die Philister ihre Priester und Wahrsager und sprachen: Was sollen wir mit der Lade des Herrn tun? Saget uns, auf welche Weise wir sie an ihren Ort zurückbringen sollen. Sie sprachen: 1 Samuel 1Sam 9 6 20 Et dixerunt viri Bethsamitæ: Quis poterit stare in conspectu Domini Dei sancti hujus? et ad quem ascendet a nobis? Da sprachen die Männer von Bethsames: Wer wird vor dem Herrn, diesem heiligen Gott, bestehen können? Und zu wem soll sie von uns weg hinaufziehen?¹¹ 1 Samuel 1Sam 9 6 20 11 Die Bethsamiten wissen nichts von seiner Barmherzigkeit, darum entfernen sie die Bundeslade. 1 Samuel 1Sam 9 6 21 Miseruntque nuntios ad habitatores Cariathiarim, dicentes: Reduxerunt Philisthiim arcam Domini, descendite, et reducite eam ad vos. Und sie sandten Boten zu den Einwohnern von Kariathiarim¹² und ließen ihnen sagen: Die Philister haben die Lade des Herrn zurückgebracht; kommet herab und holet sie wieder zu euch zurück! 1 Samuel 1Sam 9 6 21 12 Am Wege von Jerusalem nach Joppe. Da die Einwohner fast Sklaven waren [Jos 9,17], konnten sie die Bundeslade nicht zurückweisen. So hatten die Philister getan, so geschah es [2Sam 6,10. 1Sam 7,3] macht es wahrscheinlich, dass Samuel von den Einwohnern Kariathiarims befragt ward und ihnen riet, die Bundeslade zu bewahren, bis Gott offenbarte, wohin sie gebracht werden sollte. 1 Samuel 1Sam 9 6 3 Si remittitis arcam Dei Israel, nolite dimittere eam vacuam, sed quod debetis, reddite ei pro peccato, et tunc curabimini: et scietis quare non recedat manus ejus a vobis. Wenn ihr die Lade des Gottes Israels zurückschafft, so lasset sie nicht leer weggehen, sondern gebet ihm, was ihr als Sühne schuldig seid; dann werdet ihr genesen und es wird euch kund werden, warum seine Hand nicht von euch ablässt. 1 Samuel 1Sam 9 6 4 Qui dixerunt: Quid est quod pro delicto reddere debeamus ei? Responderuntque illi: Da sprachen sie: Was sollen wir ihm als Sühne erstatten? Jene antworteten: 1 Samuel 1Sam 9 6 5 Juxta numerum provinciarum Philisthinorum quinque anos aureos facietis, et quinque mures aureos: quia plaga una fuit omnibus vobis, et satrapis vestris. Facietisque similitudines anorum vestrorum, et similitudines murium, qui demoliti sunt terram: et dabitis Deo Israel gloriam: si forte relevet manum suam a vobis, et a diis vestris, et a terra vestra. Machet nach der Zahl der Landschaften der Philister fünf goldene Gesäße² und fünf goldene Mäuse; denn eine und dieselbe Plage ist über euch alle und über eure Statthalter gekommen. So machet denn Nachbilder von euren Gesäßen und Nachbilder von den Mäusen, welche das Land verheerten, und gebet dem Gotte Israels die Ehre; vielleicht zieht er seine Hand von euch und von euern Göttern³ und von eurem Lande zurück. 1 Samuel 1Sam 9 6 5 2 Hebr.: Beulen. Aus V. 18 folgt, dass nicht nur fünf goldene Mäuse angefertigt wurden. Die Zahl fehlt denn auch in Sept. hier. 1 Samuel 1Sam 9 6 5 3 Es waren wohl noch andere Götzen außer Dagon gefallen. 1 Samuel 1Sam 9 6 6 Quare aggravatis corda vestra, sicut aggravavit gyptus, et Pharao cor suum? nonne postquam percussus est, tunc dimisit eos, et abierunt? Warum sollt ihr eure Herzen verstocken, so wie Ägypten und Pharao ihr Herz verstockten? Entließ er sie nicht erst, nachdem er geschlagen war, und sie zogen ab? [Ex 12,31] 1 Samuel 1Sam 9 6 7 Nunc ergo arripite et facite plaustrum novum unum: et duas vaccas ftas, quibus non est impositum jugum, jungite in plaustro, et recludite vitulos earum domi. So gehet jetzt daran und machet einen neuen Wagen und spannet zwei säugende Kühe, die noch kein Joch getragen haben, an den Wagen und sperret ihre Kälber zu Hause ein. 1 Samuel 1Sam 9 6 8 Tolletisque arcam Domini, et ponetis in plaustro, et vasa aurea, quæ exsolvistis ei pro delicto, ponetis in capsellam ad latus ejus: et dimittite eam ut vadat. Sodann nehmet die Lade des Herrn und setzet sie auf den Wagen, und die goldenen Geräte, welche ihr als Sühnegeschenke dargebracht habt, leget in einem Kästchen an ihre Seite und lasset sie ziehen. 1 Samuel 1Sam 9 6 9 Et aspicietis: et si quidem per viam finium suorum ascenderit contra Bethsames, ipse fecit nobis hoc malum grande: sin autem, minime: sciemus quia nequaquam manus ejus tetigit nos, sed casu accidit. Gebet aber acht: wenn sie den Weg nach ihrem Gebiete hinauf, nach Bethsames zu, zieht, so hat er uns dieses große Übel getan; wo aber nicht, so werden wir wissen, dass seine Hand uns nicht getroffen hat, sondern dass es durch Zufall geschehen ist.⁴ 1 Samuel 1Sam 9 6 9 4 Säugende Kühe, denen man die Kälber vorenthielt, mussten nach der Erwartung der Philister in den Stall zurückkehren. Geschah indes das Gegenteil, so war dies ein Zeichen, dass eine göttliche Macht, und zwar der Gott, dessen Lade sie in sein Land ziehen sollten, sie trieb und leitete. Dieser klug ausgedachte Versuch, die Macht des Gottes Israels zu erproben, gab dem lebendigen Gott Anlass, seine Herrlichkeit vor denen, die ihn nicht kannten, zu offenbaren. 1 Samuel 1Sam 9 0 1 2. Bekehrung und Sieg des Volkes. (V. 2-17) A. Auf Samuels Vorhaltungen bekehrt sich das Volk zu Gott. (V. 6) B. Auf das Gebet des Propheten gewährt ihnen Gott, dass sie den Feinden eine so schwere Niederlage beibringen, dass diese während seines Lebens nicht mehr gegen Israel die Oberhand gewannen. (V. 14) C. Samuel waltet im ganzen Lande treu des Richteramtes. 1 Samuel 1Sam 9 7 1 Venerunt ergo viri Cariathiarim, et reduxerunt arcam Domini, et intulerunt eam in domum Abinadab in Gabaa: Eleazarum autem filium ejus sanctificaverunt, ut custodiret arcam Domini. Die Männer von Kariathiarim also kamen und führten die Lade des Herrn wieder herauf und brachten sie in das Haus Abinadabs in Gabaa; Eleazar aber, seinen Sohn, heiligten sie, dass er die Lade des Herrn hütete. 1 Samuel 1Sam 9 7 10 Factum est autem, cum Samuel offerret holocaustum, Philisthiim iniere prlium contra Israel: intonuit autem Dominus fragore magno in die illa super Philisthiim, et exterruit eos, et cæsi sunt a facie Israel. Es geschah aber, dass, als Samuel das Brandopfer darbrachte,⁹ die Philister den Kampf mit Israel begannen; der Herr aber ließ es an jenem Tage mit furchtbarem Krachen über die Philister donnern, und er schreckte sie, dass sie von Israel geschlagen wurden. [Sir 46,20] 1 Samuel 1Sam 9 7 10 9 Zur Erbauung des Altares fern von der Stiftshütte musste Samuel als Prophet von Gott besonders ermächtigt sein. Vergl. [Dtn 12,5]. 1 Samuel 1Sam 9 7 11 Egressique viri Israel de Masphath persecuti sunt Philisthæos, et percusserunt eos usque ad locum, qui erat subter Bethchar. Da zogen die Männer Israels von Masphath aus und verfolgten die Philister und schlugen sie bis zu dem Orte hin, der unterhalb Bethchars war. [Sir 46,21] 1 Samuel 1Sam 9 7 12 Tulit autem Samuel lapidem unum, et posuit eum inter Masphath et inter Sen: et vocavit nomen loci illius, Lapis adjutorii. Dixitque: Hucusque auxiliatus est nobis Dominus. Samuel aber nahm einen Stein und stellte ihn zwischen Masphath und zwischen Sen auf und nannte den Namen dieses Ortes Stein der Hilfe und sprach: Bis hierher hat uns der Herr geholfen! 1 Samuel 1Sam 9 7 13 Et humiliati sunt Philisthiim, nec apposuerunt ultra ut venirent in terminos Israel. Facta est itaque manus Domini super Philisthæos, cunctis diebus Samuelis. So wurden die Philister gedemütigt, so dass sie nicht mehr versuchten, in das Gebiet Israels einzudringen; und so lastete die Hand des Herrn auf den Philistern alle Tage Samuels hindurch. 1 Samuel 1Sam 9 7 14 Et redditæ sunt urbes, quas tulerant Philisthiim ab Israel, Israeli, ab Accaron usque Geth, et terminos suos: liberavitque Israel de manu Philisthinorum, eratque pax inter Israel et Amorrhæum. Auch wurden die Städte, welche die Philister Israel weggenommen hatten, an Israel zurückgegeben, von Akkaron bis nach Geth und ihr Gebiet; und er befreite Israel aus der Hand der Philister, und es war Friede zwischen Israel und den Amorrhitern.¹⁰ 1 Samuel 1Sam 9 7 14 10 Die Amorrhiter sind nach den Philistern im Süden die feindlichste Völkerschaft. Sie hatten besonders den Stamm Dan bedrängt. Die Israeliten, deren Schicksal nun erträglicher wird, müssen indes noch an sie Abgaben entrichten, von denen erst David sie frei macht. [2Sam 8,1] Die genannten Städte waren nicht alle genommen, sondern die Grenzlinie, welche einst, und jetzt von neuem, Philister und Israeliten trennt, wird angegeben. 1 Samuel 1Sam 9 7 15 Judicabat quoque Samuel Israelem cunctis diebus vitæ suæ: Und Samuel richtete Israel alle Tage seines Lebens¹¹ 1 Samuel 1Sam 9 7 15 11 Dies zeigt sein Wirken unter Saul und David teilweise noch, wenngleich seine Würde als Prophet dort besonders hervortritt. 1 Samuel 1Sam 9 7 16 Et ibat per singulos annos circuiens Bethel et Galgala et Masphath, et judicabat Israelem in supradictis locis. und ging von Jahr zu Jahr umher nach Bethel und Galgala und Masphath und richtete Israel an den vorgenannten Orten.¹² 1 Samuel 1Sam 9 7 16 12 Die richterliche Gewalt erstreckte sich nicht über alle Stämme in gleicher Weise, der Hauptsitz derselben war Rama im Stamme Juda. Der südliche Teil dieses Stammes scheint sich mit Simeon erst [1Sam 8,2] enger angeschlossen zu haben. Die Hauptstärke des Reiches beruhte auf dem Stamme Benjamin, der von Natur und durch die beständige Notwendigkeit, mit den Philistern zu kämpfen, der kriegerischste war. Die beiden Richtersitze Galgala [Jos 4,14] und Maspha [Ri 11,11] lagen in seinem Gebiete, Bethel, der dritte, nahe an seinen Grenzen. Diese Orte hatten bereits Altäre. In Rama wird V. 17 ein solcher errichtet. Silo wird nicht erwähnt, weil Heli es auf Gottes Geheiß verlassen. [Ps 78,60.67, Jer 7,12.14] Vielleicht war es auch nach der Niederlage der Israeliten in Ebenhaezer verwüstet. Die Stiftshütte befand sich, der Bundeslade beraubt, in Nobe [1Sam 21,7], einer Stadt der Ithamarischen Priester, die Saul zerstörte. [1Sam 22,19] Von dort kam sie nach Gabaon [1Chr 21,29, 2Sam 3], einer Priesterstadt nicht weit von Kariathiarim, von wo sie leicht an ihren eigentlichen Ort übertragen werden konnte. Dies geschah indes nicht. David holte in der Tat nicht die alte Stiftshütte aus Gabaon, sondern baute eine neue. [2Sam 6,17, 2Sam 7,2, 1Chr 15,1] In der alten Stiftshütte wurden die Brote der Vorlegung (Schaubrote) aufbewahrt. [1Sam 21,6] Dort war der eherne Altar [2Chr 1,5.6] und dort wurden wohl auch die im Gesetze vorgeschriebenen Opfer dargebracht, vergl. [1Kön 3,4], wie es nachher im zweiten Tempel geschah, der gleichfalls der Bundeslade entbehrte. Da indes Samuel dort nie geopfert, nie das Volk dorthin berufen hat, war dieser Ort inzwischen vernachlässigt. Ob etwa die Ithamarischen Priester die Stiftshütte in Anspruch nahmen und als eine Sicherung gegen die [1Sam 2,27] angekündigten Übel aus einer ihrer Städte in die andere überführten? Salomon erweist ihr Ehre [1Kön 3,4], aber erst nachdem Gottes Voraussagung ganz erfüllt und Ithamars Haus vom Hohenpriestertum ausgeschlossen ist. [1Kön 2,27] Alsdann wird die Stiftshütte auch nach Jerusalem überführt [1Kön 8,4, 2Chr 5,5] und im Tempel aufgestellt. Aber wie durfte Samuel einen anderen Ort zum Opfer wählen als die Stiftshütte? Und wie unterfing er sich, selbst zu opfern, da er doch nicht Priester war? Bereits Gedeon brachte an einem anderen Orte ein Opfer dar [Ri 6,24], desgleichen Manue [1Sam 13,6], ebenso ward am Orte der Weinenden [1Sam 2,5] ein Opfer dargebracht. Samuel brachte Opfer dar, noch ehe er zum Richter erwählt war. Die beiden ersten Opfer Samuels wurden auf göttliche Eingebung dargebracht. Das Opfer am Stein der Hilfe hatte Gott bezeichnet. Was [1Sam 13,13.15.23] an Saul getadelt wird, ist nicht die Darbringung der Opfers fern von der Stiftshütte (denn [1Sam 16,2] befiehlt Gott selbst dem Samuel in Bethlehem ein Opfer darzubringen), sondern der Mangel einer göttlichen Vollmacht. Das Gesetz [Lev 17,3] galt nur für die Zeit, wo ein Tempel gebaut war. Den Aaronitischen Priestern allein war es gestattet, bei der Stiftshütte zu opfern. [Num 3,10] Dies Verbot umfasste aber Gedeons, Manues, Elias und Samuels Opfer nicht. Das patriarchalische recht, außerhalb des Tempels Opfer darzubringen, ist älter als Moses und erlosch erst mit dem Bau des Tempels. Sauls Geschichte macht es indes wahrscheinlich, dass für das Opfer jedes, der nicht Priester war, eine besondere göttliche Erlaubnis notwendig war. 1 Samuel 1Sam 9 7 17 Revertebaturque in Ramatha: ibi enim erat domus ejus, et ibi judicabat Israelem: ædificavit etiam ibi altare Domino. Dann kehrte er nach Ramatha zurück; denn dort war sein Haus, und auch da richtete er Israel und erbaute dem Herrn daselbst einen Altar. 1 Samuel 1Sam 9 7 2 Et factum est, ex qua die mansit arca Domini in Cariathiarim, multiplicati sunt dies (erat quippe jam annus vigesimus), et requievit omnis domus Israel post Dominum. Und es geschah, dass von dem Tage an, wo die Lade des Herrn in Kariathiarim ihren Aufenthalt nahm, eine lange Zeit verging (es war nämlich schon das zwanzigste Jahr); und das ganze Haus Israel genoss Ruhe, dem Herrn folgend. 1 Samuel 1Sam 9 7 3 Ait autem Samuel ad universam domum Israel, dicens: Si in toto corde vestro revertimini ad Dominum, auferte deos alienos de medio vestri, Baalim et Astaroth: et præparate corda vestra Domino, et servite ei soli, et eruet vos de manu Philisthiim. Samuel aber hatte zu dem ganzen Hause Israel gesprochen: Wenn ihr euch von ganzem Herzen wieder zu dem Herrn wenden wollt, so tuet die fremden Götter, die Baale¹ und Astarten,² aus eurer Mitte hinweg; und bereitet eure Herzen dem Herrn und dienet ihm allein, so wird er euch aus der Hand der Philister erretten. [Dtn 6,13, Mt 6,10] 1 Samuel 1Sam 9 7 3 1 Durch Irrtum in die Vulgata eingedrungen. 1 Samuel 1Sam 9 7 3 2 Holzklötze, wie V. 4 eine mehrfach erneuerte Ermahnung zur Zerstörung der Götzenbilder, die Samuel die zwanzig Jahre hindurch fortsetzte. 1 Samuel 1Sam 9 7 4 Abstulerunt ergo filii Israel Baalim et Astaroth, et servierunt Domino soli. Deshalb entfernten die Söhne Israels die Baale und Astarten und dienten dem Herrn allein. 1 Samuel 1Sam 9 7 5 Dixit autem Samuel: Congregate universum Israel in Masphath, ut orem pro vobis Dominum. Samuel aber sprach: Versammelt ganz Israel in Masphath,³ dass ich für euch zu dem Herrn bete. 1 Samuel 1Sam 9 7 5 3 Vergl. [1Sam 3,21]. Der Name des Ortes enthielt bereits die Verheißung eines wegen der Sünden verschobenen, nun aber zu gewährenden Sieges, und somit einen Ruf zum Kampfe. Als die Philister erfahren, dass die Israeliten diesen zum Treffen geeigneten Platz besetzt und Samuel als Richter an ihrer Spitze haben, eilen sie dorthin. 1 Samuel 1Sam 9 7 6 Et convenerunt in Masphath: hauseruntque aquam, et effuderunt in conspectu Domini, et jejunaverunt in die illa, atque dixerunt ibi: Peccavimus Domino. Judicavitque Samuel filios Israel in Masphath. Da versammelten sie sich in Masphath und schöpften Wasser und gossen es vor dem Herrn aus und fasteten an jenem Tage und sprachen daselbst: Wir haben wider den Herrn gesündigt.⁴ Und Samuel richtete⁵ die Söhne Israels in Masphath. 1 Samuel 1Sam 9 7 6 4 Drei Zeichen der Buße; die Reue wird durch das Ausgießen von Wasser versinnbildlicht [Klgl 2,19]: die Ausgießung der Herzensgefühle. Diese Bedeutung geht auch aus den Worten des Bekenntnisses hervor. Vielleicht bedeutete die Handlung auch den Vorsatz, so wie das Wasser aus dem Gefäße ausgegossen wird, so alles Böse aus dem Herzen zu bannen. Das Fasten ist ein Stück der Genugtuung. Die Opfer waren von den Priestern oder auf göttliche Eingebung von Samuel selbst dargebracht. 1 Samuel 1Sam 9 7 6 5 Ward Richter. So lange Heli richtete, war er Prophet gewesen. [1Sam 3,20] Nach dessen Tode folgten 20 Jahre der Bedrängung, bis er das Volk nach Maspha berief und dort Richter ward. 1 Samuel 1Sam 9 7 7 Et audierunt Philisthiim quod congregati essent filii Israel in Masphath, et ascenderunt satrapæ Philisthinorum ad Israel. Quod cum audissent filii Israel, timuerunt a facie Philisthinorum, Als nun die Philister hörten, dass die Söhne Israels in Masphath versammelt seien, zogen die Statthalter der Philister hinauf gegen Israel. Als dies die Söhne Israels hörten, gerieten sie in Furcht vor den Philistern 1 Samuel 1Sam 9 7 8 Dixeruntque ad Samuelem: Ne cesses pro nobis clamare ad Dominum Deum nostrum, ut salvet nos de manu Philisthinorum. und sprachen zu Samuel: Lass nicht ab, für uns zu dem Herrn, unserm Gott, zu rufen, dass er uns aus der Hand der Philister errette.⁶ 1 Samuel 1Sam 9 7 8 6 Israel erkennt seine Unwürdigkeit an, hat aber kindliches Vertrauen zu Gott. Welch Gegensatz zu [1Sam 4,3]! 1 Samuel 1Sam 9 7 9 Tulit autem Samuel agnum lactentem unum, et obtulit illum holocaustum integrum Domino: et clamavit Samuel ad Dominum pro Israel, et exaudivit eum Dominus. Da nahm Samuel ein säugendes Lamm⁷ und brachte es dem Herrn ganz⁸ als Brandopfer dar; auch rief Samuel zu dem Herrn für Israel, und der Herr erhörte ihn. 1 Samuel 1Sam 9 7 9 7 Ein älteres hätte leichter einen Fehler gehabt. 1 Samuel 1Sam 9 7 9 8 Symbol des Volkes, das sich jetzt ganz und ungeteilt zu Gott gewendet. 1 Samuel 1Sam 9 0 1 II. Teil. Sauls Erhebung und Verwerfung, Davids Erwählung. Vorbereitung der ewigen Herrschaft im Hause Davids. (8,1 31,13) 1. Auf die Forderung der Israeliten wird ihnen Saul als erster König gegeben, indes bald wegen seines Ungehorsams als des Königtums unwürdig von Gott verworfen. (8,1 15,35) 1. Saul wird auf die Forderung der Israeliten König. (V. 1-22) A. Trotz der Verdienste Samuels fordern die Ältesten, er solle einen König an ihre Spitze stellen. (V. 5) B. Samuel stellt ihnen das harte Joch des Königtums vor Augen (V. 18) und verheißt, da sie trotzdem auf ihre Forderung beharren, auf Gottes Befehl Erfüllung derselben. 1 Samuel 1Sam 9 8 1 Factum est autem cum senuisset Samuel, posuit filios suos judices Israel. Es geschah aber, als Samuel alt geworden war, setzte er seine Söhne zu Richtern über Israel ein. 1 Samuel 1Sam 9 8 10 Dixit itaque Samuel omnia verba Domini ad populum, qui petierat a se regem. Hierauf sagte Samuel dem Volke, welches einen König von ihm begehrt hatte, alles, was der Herr geredet,⁹ 1 Samuel 1Sam 9 8 10 9 Bei der göttlichen Einführung des Königtums erscheint Samuel so als Mittler wie Moses für die Verlassung Israels als des Priestervolkes. (7-9, vergl. auch hier V. 21) 1 Samuel 1Sam 9 8 11 Et ait: Hoc erit jus regis, qui imperaturus est vobis: Filios vestros tollet, et ponet in curribus suis, facietque sibi equites et præcursores quadrigarum suarum, und sprach: Dies wird das Recht des Königs sein, der über euch herrschen soll: Eure Söhne wird er nehmen und auf seine Wagen¹⁰ setzen und zu seinen Reitern und zu Läufern vor seinen Wagen machen, 1 Samuel 1Sam 9 8 11 10 In feierlichen Auszügen. 1 Samuel 1Sam 9 8 12 Et constituet sibi tribunos, et centuriones, et aratores agrorum suorum, et messores segetum, et fabros armorum et curruum suorum. und wird sie sich als Oberste und als Hauptleute über hundert und als Pflüger auf seinen Feldern und als Schnitter seiner Saaten und als Schmiede für seine Waffen und Wagen bestellen.¹¹ 1 Samuel 1Sam 9 8 12 11 Von höheren Dingen steigt er zu gewöhnlicheren herab. Vergleiche damit die Freiheit [Ri 21,28]. 1 Samuel 1Sam 9 8 13 Filias quoque vestras faciet sibi unguentarias, et focarias, et panificas. Und eure Töchter wird er zu seinen Salbenbereiterinnen und Köchinnen und Brotbäckerinnen machen. 1 Samuel 1Sam 9 8 14 Agros quoque vestros, et vineas, et oliveta optima tollet, et dabit servis suis. Von euren Feldern und Weinbergen und Ölgärten wird er die besten nehmen und seinen Dienern geben.¹² 1 Samuel 1Sam 9 8 14 12 Vergl. [1Kön 4,25] 1 Samuel 1Sam 9 8 15 Sed et segetes vestras, et vinearum reditus addecimabit, ut det eunuchis et famulis suis. Aber auch von euren Saaten und dem Ertrage eurer Weinberge wird er den Zehnten¹³ erheben, um ihn seinen Hofbeamten und Dienern zu geben. 1 Samuel 1Sam 9 8 15 13 Einen anderen als den Gott bereits forderte. [Lev 27,30, Num 18,21] 1 Samuel 1Sam 9 8 16 Servos etiam vestros, et ancillas, et juvenes optimos, et asinos auferet, et ponet in opere suo. Auch eure Knechte und Mägde und eure besten Jünglinge¹⁴ und eure Esel wird er nehmen und für sich allein arbeiten lassen. 1 Samuel 1Sam 9 8 16 14 Sept.: Kinder. 1 Samuel 1Sam 9 8 17 Greges quoque vestros addecimabit, vosque eritis ei servi. Dazu wird er von euren Herden¹⁵ den Zehnten erheben, und ihr werdet seine Knechte sein. 1 Samuel 1Sam 9 8 17 15 Diese waren den Israeliten das Wertvollste. 1 Samuel 1Sam 9 8 18 Et clamabitis in die illa a facie regis vestri, quem elegistis vobis: et non exaudiet vos Dominus in die illa, quia petistis vobis regem. Wenn ihr dann an jenem Tage über euern König, den ihr euch erwählt habt, schreien werdet, wird euch der Herr an jenem Tage nicht erhören, weil ihr euch einen König verlangt habt. 1 Samuel 1Sam 9 8 19 Noluit autem populus audire vocem Samuelis, sed dixerunt: Nequaquam: rex enim erit super nos, Das Volk aber wollte auf die Stimme Samuels nicht hören, sondern sprach: Mit nichten! denn ein König soll über uns sein, 1 Samuel 1Sam 9 8 2 Fuitque nomen filii ejus primogeniti Joel: et nomen secundi Abia, judicum in Bersabee. Der Name seines erstgebornen Sohnes war Joel,¹ und der Name des zweiten Abia; beide waren Richter in Bersabee.² 1 Samuel 1Sam 9 8 2 1 Auch Basseni genannt. [1Chr 6,28] 1 Samuel 1Sam 9 8 2 2 Bersabee lag im äußersten Süden und war für einen Greis schwer zu erreichen. Die Klagen der Ältesten (V. 5) veranlassten es, dass seine Söhne an der Ehre des Vaters teil erhielten. Vergl. [Ri 8,22, Ri 9,2, Ri 10,4, Ri 12,9]. Vielleicht hatte auch das Beispiel der Söhne Helis dazu beigetragen. Samuel jedenfalls strafte seine Söhne strenger als einst Heli, zudem konnte man von den Söhnen an den Vater appellieren. (V. 4) 1 Samuel 1Sam 9 8 20 Et erimus nos quoque sicut omnes gentes: et judicabit nos rex noster, et egredietur ante nos, et pugnabit bella nostra pro nobis. und auch wir wollen wie alle Völker sein, und unser König soll uns richten und vor uns ausziehen und unsere Kriege für uns führen. 1 Samuel 1Sam 9 8 21 Et audivit Samuel omnia verba populi, et locutus est ea in auribus Domini. Und Samuel hörte alle Worte des Volkes und redete sie vor den Ohren des Herrn. 1 Samuel 1Sam 9 8 22 Dixit autem Dominus ad Samuelem: Audi vocem eorum, et constitue super eos regem. Et ait Samuel ad viros Israel: Vadat unusquisque in civitatem suam. Der Herr aber sprach zu Samuel: Höre auf ihre Stimme und setze einen König über sie ein! Da sprach Samuel zu den Männern von Israel: Ein jeder gehe in seine Stadt!¹⁶ 1 Samuel 1Sam 9 8 22 16 Ich werde euch rufen, sobald ich weiß, wen Gott zum König bestimmt hat. Gott hatte einen König zugestanden und wollte dessen Wahl nun selbst lenken, damit seine Geschichte ein Beweis werde, dass kein menschliches Königtum Gottes Schutz entbehrlich macht. 1 Samuel 1Sam 9 8 3 Et non ambulaverunt filii illius in viis ejus: sed declinaverunt post avaritiam, acceperuntque munera, et perverterunt judicium. Allein seine Söhne wandelten nicht auf seinen Wegen, sondern ergaben sich der Habsucht und nahmen Geschenke an und verkehrten das Recht. 1 Samuel 1Sam 9 8 4 Congregati ergo universi majores natu Israel, venerunt ad Samuelem in Ramatha. Daher versammelten sich alle Ältesten von Israel und kamen zu Samuel nach Ramatha³ 1 Samuel 1Sam 9 8 4 3 Ob etwa eine geheime Eifersucht gegen Juda, dem der Richter entstammte, und gegen Benjamin vorhanden war? Vergl. [Ri 8,1, Ri 10,1, Ri 12,1-6]. 1 Samuel 1Sam 9 8 5 Dixeruntque ei: Ecce tu senuisti et filii tui non ambulant in viis tuis: constitue nobis regem, ut judicet nos, sicut et universæ habent nationes. und sprachen zu ihm: Siehe, du bist nun alt geworden und deine Söhne wandeln nicht auf deinen Wegen; so setze uns einen König ein, dass er uns richte, wie ja alle Völker haben.⁴ [Hos 13,10, Apg 13,21] 1 Samuel 1Sam 9 8 5 4 Fast wörtlich aus [Dtn 17,14]. Die Einsetzung eines Königs sollte dazu dienen, den Besitz des verheißenen Landes sicher zu stellen. Der König sollte die Kraft des ganzen Volkes vereinen, was die Richter nur unvollkommen vermocht, da ihnen oft nur einzelne Stämme anhingen und nach dem Ableben eines Richters die alte Zerrüttung wieder eintrat. 1 Samuel 1Sam 9 8 6 Displicuit sermo in oculis Samuelis, eo quod dixissent: Da nobis regem, ut judicet nos, Et oravit Samuel ad Dominum. Diese Rede missfiel in den Augen Samuels, weil sie gesagt hatten: Gib uns einen König, dass er uns richte.⁵ Und Samuel betete zu dem Herrn.⁶ 1 Samuel 1Sam 9 8 6 5 Er fühlte, was einst Gedeon. [Ri 8,23] Ihm missfiel die schwere Sünde, die mit der Bitte verbunden war (V. 7, 9 und [1Sam 12,9]), da die Ursache derselben nicht so Samuels Alter [1Sam 12,12] und [1Sam 8,9] als Mangel an Glaube und Vertrauen auf Gott war. Sodann konnte Samuel sein Amt als Richter nur auf Befehl Gottes niederlegen. Endlich soll der König, den sie verlangen, die gleiche Stelle einnehmen wie die der heidnischen Völker: Sein Wille soll ihr Gesetz sein. Hingegen wenn Israels nach Gottes Willen einen König erhielt, sollte Gott auch ferner durch sein Gesetz regieren und der König nur die Gewalt haben, das Gesetz durchzuführen. Vergl. [1Sam 10,25]. Doch die Sünde richtete sich noch unmittelbarer gegen Gott. Der Herr hatte zweierlei versprochen: die Einsetzung eines religiösen Mittelpunktes [Dtn 17,8.10] und die eines politischen Zentrums. (V. 14) Dieses letztere einzig aus menschlicher Klugheit zu beginnen, ohne Gottes Antrieb zu erwarten, war eine schwere Beleidigung des Allmächtigen. [Ri 8,23] Dazu wussten die Israeliten, dass Gottes Verheißung in kurzem in Erfüllung gehen musste; so hatte ja Anna geweissagt. [1Sam 2,10] Gott hatte zudem den Untergang des Priesterstandes der Ithamariden und die Einsetzung eines anderen Zweiges mit der Einsetzung des Königtums der Sache und Zeit nach verbunden [1Sam 2,35], ja selbst begonnen, diese Prophezeiung zu erfüllen, denn er hatte das Haus Helis bereits gedemütigt und ging daran, es noch mehr [1Sam 2,18] niederzuwerfen. Schon hatte Silo einem anderen Heiligtum weichen müssen, schon hatte die Bundeslade, aus der Gefangenschaft befreit, die Morgenröte besserer Zeiten herbeigeführt. Es betete Samuel, es betreten alle wahren Israeliten, Gott wolle, was er begonnen, vollenden, Zeit und Person kundtun. Da vergessen, von Ungeduld über Samuels Schwäche und von Schrecken über den Angriff der Ammoniter erfasst, Volk und Älteste, Gottes, versammeln sich und rufen: Gib uns einen König nach Art der Heiden. 1 Samuel 1Sam 9 8 6 6 So weist Samuel das Volk zugleich auf den hin, der Grund der Sicherheit für Israel ist. 1 Samuel 1Sam 9 8 7 Dixit autem Dominus ad Samuelem: Audi vocem populi in omnibus quæ loquuntur tibi: non enim te abjecerunt, sed me, ne regnem super eos. Der Herr aber sprach zu Samuel: Höre auf die Stimme des Volkes in allem, was sie dir sagen; denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich, dass ich nicht über sie König sei.⁷ 1 Samuel 1Sam 9 8 7 7 Hätten sie sich allein verlassen, so würdest du sie mit Recht strafen, indem du ihr verlangen zurückweisest. Da sie aber mich verlassen haben, verdienten sie eine härtere Strafe: die Erhörung ihrer Bitte. So sollte also Sauls Herrschaft nicht das von Gott verheißene Königtum sein, das erst David begründen sollte. (Aug., Cypr.) Sauls Vaterstadt Gabaon hatte sich einst mit so schlimmen Verbrechen befleckt wie keine andere. 1 Samuel 1Sam 9 8 8 Juxta omnia opera sua, quæ fecerunt a die qua eduxi eos de gypto usque ad diem hanc: sicut dereliquerunt me, et servierunt diis alienis, sic faciunt etiam tibi. So wie alle ihre Werke waren, die sie vollbracht haben von dem Tage an, an dem ich sie aus Ägypten geführt habe, bis auf diesen Tag, wie sie mich verlassen und fremden Göttern gedient haben, so handeln sie auch an dir. 1 Samuel 1Sam 9 8 9 Nunc ergo vocem eorum audi: verumtamen contestare eos, et prædic eis jus regis, qui regnaturus est super eos. So höre nun auf ihre Stimme; aber verwarne sie und lege ihnen das Recht des Königs vor, der über sie herrschen soll.⁸ 1 Samuel 1Sam 9 8 9 8 Das Recht des Königs nicht, wie es sein sollte, sondern wie es sein wird: dies musste umso mehr schrecken [1Sam 12,2ff] als Samuels Recht ein so anderes gewesen. 1 Samuel 1Sam 9 0 1 2. Saul wird zuerst ohne Zeugen, als dann öffentlich und feierlich zur Königswürde erhoben. Samuel legt sein Amt als Richter nieder. (9,1 12,25) A. Sauls Salbung ohne Zeugen. (9,1 10,16) a. Saul, ein Sohn des Kis, ein Benjamit, sucht die Eselinnen seines Vaters. Samuel erhält von Gott den Befehl, ihn zum König zu salben. (V. 1-24) b. Saul wird ohne Zeugen von dem Propheten gesalbt. (9,25 10,1) 1 Samuel 1Sam 9 9 1 Et erat vir de Benjamin nomine Cis, filius Abiel, filii Seror, filii Bechorath, filii Aphia, filii viri Jemini, fortis robore. Es war ein Mann von Benjamin, namens Kis,¹ ein Sohn Abiels, des Sohnes Serors, des Sohnes Bechoraths, des Sohnes Aphias, des Sohnes eines Benjamiten, stark an Kraft. 1 Samuel 1Sam 9 9 1 1 Siehe [1Chr 9,35]. 1 Samuel 1Sam 9 9 10 Et dixit Saul ad puerum suum: Optimus sermo tuus, Veni, eamus. Et ierunt in civitatem, in qua erat vir Dei. Saul sagte zu seinem Knechte: Dein Vorschlag ist sehr gut. Komm, lass uns hingehen! So gingen sie denn in die Stadt, in welcher der Mann Gottes war. 1 Samuel 1Sam 9 9 11 Cumque ascenderent clivum civitatis, invenerunt puellas egredientes ad hauriendam aquam, et dixerunt eis: Num hic est Videns? Als sie nun den Hügel zur Stadt hinaufstiegen, trafen sie Mädchen, welche herauskamen, um Wasser zu schöpfen, und sie sprachen zu ihnen: Ist hier der Seher?¹² 1 Samuel 1Sam 9 9 11 12 Der hier zu wohnen pflegt. 1 Samuel 1Sam 9 9 12 Quæ respondentes, dixerunt illis: Hic est: ecce ante te, festina nunc: hodie enim venit in civitatem, quia sacrificium est hodie populi in excelso. Diese antworteten und sprachen zu ihnen: Er ist hier; siehe, da vor dir, eile nun! denn er ist heute in die Stadt gekommen, weil das Volk heute ein Opfer auf der Höhe feiert. 1 Samuel 1Sam 9 9 13 Ingredientes urbem, statim invenietis eum antequam ascendat excelsum ad vescendum; neque enim comesurus est populus donec ille veniat: quia ipse benedicit hostiæ, et deinceps comedunt qui vocati sunt. Nunc ergo conscendite, quia hodie reperietis eum. Wenn ihr in die Stadt kommt, werdet ihr ihn alsbald finden, bevor er auf die Höhe hinaufsteigt, um zu essen.¹³ Denn das Volk wird nicht essen, bis er kommt; denn er segnet das Opfer, alsdann erst essen die, welche geladen sind. So gehet nun hinauf, denn heute werdet ihr ihn finden. 1 Samuel 1Sam 9 9 13 13 Die Opfermahlzeit. Auf der Höhe war ein Altar. [1Sam 7,17] 1 Samuel 1Sam 9 9 14 Et ascenderunt in civitatem. Cumque illi ambularent in medio urbis, apparuit Samuel egrediens obviam eis, ut ascenderet in excelsum. Da gingen sie in die Stadt hinauf; und als sie in die Mitte der Stadt¹⁴ gekommen waren, erschien Samuel ihnen entgegen hinausgehend, um auf die Höhe zu steigen. 1 Samuel 1Sam 9 9 14 14 Hebr.: In das Stadttor: Die Höhe liegt auf der entgegengesetzten Seite der Stadt. 1 Samuel 1Sam 9 9 15 Dominus autem revelaverat auriculam Samuelis ante unam diem quam veniret Saul, dicens: Der Herr aber hatte Samuel an dem Tage, bevor Saul kam, eine Offenbarung gegeben und gesagt: [Apg 13,21] 1 Samuel 1Sam 9 9 16 Hac ipsa hora, quæ nunc est, cras mittam virum ad te de terra Benjamin, et unges eum ducem super populum meum Israel: et salvabit populum meum de manu Philisthinorum: quia respexi populum meum, venit enim clamor eorum ad me. Morgen, zu eben dieser Stunde, welche jetzt ist, werde ich einen Mann aus dem Lande Benjamin zu dir senden, diesen sollst du zum Fürsten über mein Volk Israel salben und er soll mein Volk aus der Hand der Philister erretten; denn ich habe mein Volk angesehen, weil ihr Rufen zu mir gedrungen ist.¹⁵ 1 Samuel 1Sam 9 9 16 15 Wenngleich sie sich durch das Verlangen nach einem Könige von Gott entfernten, hörte der Herr dennoch erbarmend auf ihr Flehen. [1Sam 8,18] will er sie nicht hören gegen den König, doch in der Bedrängung durch einen auswärtigen Feind erhört er sie. 1 Samuel 1Sam 9 9 17 Cumque aspexisset Samuel Saulem, Dominus dixit ei: Ecce, vir, quem dixeram tibi, iste dominabitur populo meo. Als Samuel nun Saul erblickte, sprach der Herr zu ihm: Siehe, das ist der Mann, von dem ich dir gesagt habe: Dieser soll über mein Volk herrschen! 1 Samuel 1Sam 9 9 18 Accessit autem Saul ad Samuelem in medio portæ, et ait: Indica, oro, mihi, ubi est domus Videntis. Saul aber trat zu Samuel in der Torhalle¹⁶ heran und sprach: Zeige mir doch an, wo ist das Haus des Sehers? 1 Samuel 1Sam 9 9 18 16 Vergl. V. 14. 1 Samuel 1Sam 9 9 19 Et respondit Samuel Sauli dicens: Ego sum Videns: ascende ante me in excelsum, ut comedatis mecum hodie, et dimittam te mane: et omnia, quæ sunt in corde tuo, indicabo tibi. Samuel antwortete Saul und sprach: Ich bin der Seher. Gehe mir voraus auf die Höhe,¹⁷ damit ihr heute mit mir esset, so werde ich dich am Morgen ziehen lassen und dir alles sagen, was du auf dem Herzen hast.¹⁸ 1 Samuel 1Sam 9 9 19 17 Ehrenhalber als von Gott erwählter König soll Saul vorausgehen. 1 Samuel 1Sam 9 9 19 18 Er will Saul Ehrfurcht und Vertrauen zu seinem Propheten amte einflößen. 1 Samuel 1Sam 9 9 2 Et erat ei filius vocabulo Saul, electus et bonus: et non erat vir de filiis Israel melior illo: ab humero et sursum eminebat super omnem populum. Dieser hatte einen Sohn, Namens Saul,² auserlesen und tüchtig; und es war kein tüchtigerer unter den Söhnen Israels als er. Von der Schulter an aufwärts überragte er alles Volk. 1 Samuel 1Sam 9 9 2 2 Samuel: der von Gott Erlangte. Saul: der Erlangte (durch die Ungeduld des Volkes) 1 Samuel 1Sam 9 9 20 Et de asinis, quas nudiustertius perdidisti, ne sollicitus sis, quia inventæ sunt. Et cujus erunt optima quæque Israel? nonne tibi et omni domui patris tui? Und um die Eselinnen, die du vorgestern verloren hast, sei unbekümmert; denn sie haben sich gefunden. Und wem wird alles gehören, was das Beste ist in Israel? Nicht dir und dem ganzen Hause deines Vaters? 1 Samuel 1Sam 9 9 21 Respondens autem Saul, ait: Numquid non filius Jemini ego sum de minima tribu Israel, et cognatio mea novissima inter omnes familias de tribu Benjamin? quare ergo locutus es mihi sermonem istum? Saul aber antwortete und sprach: Bin ich nicht ein Sohn Benjamins, aus dem kleinsten Stamme Israels, und ist mein Geschlecht nicht das geringste unter allen Geschlechtern des Stammes Benjamin? Warum also hast du also zu mir geredet?¹⁹ 1 Samuel 1Sam 9 9 21 19 Samuel antwortet inzwischen nicht. Das Finden der Eselinnen war eine Vorbedeutung für die Erfüllung der gegebenen Verheißung. 1 Samuel 1Sam 9 9 22 Assumens itaque Samuel Saulem, et puerum ejus, introduxit eos in triclinium, et dedit eis locum in capite eorum, qui fuerant invitati: erant enim quasi triginta viri. Da nahm Samuel Saul und seinen Diener, führte sie in den Speisesaal,²⁰ und wies ihnen ihren Platz an der Spitze derer an, welche geladen waren;²¹ es waren ihrer nämlich ungefähr dreißig Männer. 1 Samuel 1Sam 9 9 22 20 Derselbe war auf der Höhe. 1 Samuel 1Sam 9 9 22 21 Saul erhält seiner künftigen Würde wegen des ersten Platz. 1 Samuel 1Sam 9 9 23 Dixitque Samuel coco: Da partem, quam dedi tibi, et præcepi ut reponeres seorsum apud te. Und Samuel sprach zum Koche: Gib das Stück her, das ich dir gegeben habe, mit der Weisung, du sollest es besonders bei dir aufheben! 1 Samuel 1Sam 9 9 24 Levavit autem cocus armum, et posuit ante Saul. Dixitque Samuel: Ecce quod remansit, pone ante te, et comede: quia de industria servatum est tibi, quando populum vocavi. Et comedit Saul cum Samuele in die illa. Da trug der Koch das Schulterstück auf und setzte es Saul vor. Und Samuel sprach: Siehe da, was noch übrig geblieben ist!²² Lege es vor dich und iss; denn mit Fleiß²³ ward es für dich aufbehalten, als ich das Volk rief. Und Saul aß mit Samuel an jenem Tage. 1 Samuel 1Sam 9 9 24 22 Da nach V. 23 alle anderen Personen schon ihre Speise hatten, war für Saul das noch Nachbleibende. Obwohl es ein auserlesenes Stück ist, bezeichnet Samuel dennoch dem Gaste, in dem er den künftigen König sieht, diesen Umstand dass ihm nach den anderen aufgetragen wird, als eine Ungehörigkeit, die er sich dieses Mal noch gefallen lassen wollte. Dass dies Stück für ihn zurückbehalten war, zeigt Saul, dass der Prophet sein Kommen von Gott erfahren. 1 Samuel 1Sam 9 9 24 23 Für diese (bestimmte) Zeit. 1 Samuel 1Sam 9 9 25 Et descenderunt de excelso in oppidum, et locutus est cum Saule in solario: stravitque Saul in solario, et dormivit. Alsdann gingen sie von der Höhe in die Stadt herab, und er redete mit Saul auf dem Dache²⁴ und²⁵ bereitete Saul ein Lager auf dem Dache, und er schlief allda. 1 Samuel 1Sam 9 9 25 24 Nicht indes von Sauls Berufung zur Königswürde, von der erst V. 27 die Rede ist. 1 Samuel 1Sam 9 9 25 25 Zusatz der Sept., der aus der Itala in die Vulgata eingedrungen ist. 1 Samuel 1Sam 9 9 26 Cumque mane surrexissent, et jam elucesceret, vocavit Samuel Saulem in solario, dicens: Surge, et dimittam te. Et surrexit Saul: egressique sunt ambo, ipse videlicet, et Samuel. Als sie nun am Morgen aufgestanden waren und der Tag schon anbrach, rief Samuel dem Saul auf dem Dache zu und sprach: Stehe auf, dass ich dich entlasse. Da stand Saul auf, und beide gingen hinaus, er nämlich und Samuel. 1 Samuel 1Sam 9 9 27 Cumque descenderent in extrema parte civitatis, Samuel dixit ad Saul: Dic puero ut antecedat nos, et transeat: tu autem subsiste paulisper, ut indicem tibi verbum Domini. Während sie nun am Ende der Stadt herabgingen, sprach Samuel zu Saul: Sage dem Knecht, dass er uns vorausgehe und weiterschreite; du aber bleibe ein wenig stehen, dass ich dir das Wort des Herrn kundtue. 1 Samuel 1Sam 9 9 3 Perierant autem asinæ Cis patris Saul: et dixit Cis ad Saul filium suum: Tolle tecum unum de pueris, et consurgens vade, et quære asinas. Qui cum transissent per montem Ephraim, Nun waren die Eselinnen³ Kis, des Vaters Sauls, verloren gegangen; und Kis sprach zu Saul, seinem Sohne: Nimm einen von den Knechten mit dir und mache dich auf und gehe hin und suche die Eselinnen. Sie durchwanderten also das Gebirge Ephraim 1 Samuel 1Sam 9 9 3 3 Nach dem Hebr.: Alle. 1 Samuel 1Sam 9 9 4 Et per terram Salisa, et non invenissent, transierunt etiam per terram Salim, et non erant: sed et per terram Jemini, et minime repererunt. und das Gebiet von Salisa, ohne sie zu finden, und durchzogen sodann das Land Salim, aber sie waren nicht da, und das Land Jemini, aber sie fanden sie nicht. 1 Samuel 1Sam 9 9 5 Cum autem venissent in terram Suph, dixit Saul ad puerum, qui erat cum eo: Veni et revertamur, ne forte dimiserit pater meus asinas, et sollicitus sit pro nobis. Als sie aber in das Gebiet von Suph⁴ kamen, sprach Saul zu dem Knecht, der bei ihm war: Komm, lass uns umkehren, denn mein Vater lässt vielleicht die Eselinnen fahren und wird um uns besorgt.⁵ 1 Samuel 1Sam 9 9 5 4 Dort lag Rama. 1 Samuel 1Sam 9 9 5 5 Es war der dritte Tag, seitdem die Eselinnen verloren gegangen waren, und die Zeit des Abendessens. (V. 13) Saul war wohl etwa 1 Tage vom Hause fort, wohin er indes noch am gleichen Tage zurückkehren konnte. 1 Samuel 1Sam 9 9 6 Qui ait ei: Ecce vir Dei est in civitate hac, vir nobilis: omne, quod loquitur, sine ambiguitate venit: nunc ergo eamus illuc, si forte indicet nobis de via nostra, propter quam venimus. Dieser sprach zu ihm: Siehe, ein Mann Gottes ist⁶ in dieser Stadt, ein angesehener⁷ Mann; alles, was er sagt, trifft sicher ein. So lass uns denn jetzt dorthin gehen, vielleicht gibt er uns Auskunft über unsern Weg, wegen dessen wir gekommen sind. [1Sam 7,17] 1 Samuel 1Sam 9 9 6 6 Wohnt. 1 Samuel 1Sam 9 9 6 7 Wegen seiner Prophetengabe. 1 Samuel 1Sam 9 9 7 Dixitque Saul ad puerum suum: Ecce ibimus: quid feremus ad virum Dei? Panis defecit in sitarciis nostris: et sportulam non habemus, ut demus homini Dei, nec quidquam aliud. Da sprach Saul zu seinem Knechte: Siehe, wir wollen hingehen, aber was werden wir dem Manne Gottes bringen?⁸ Das Brot ist in unsern Reisesäcken ausgegangen und wir haben kein Geschenk, um es dem Manne Gottes zu geben, noch sonst etwas anderes. 1 Samuel 1Sam 9 9 7 8 Wie es verboten war, vor Gott mit leeren Händen zu erscheinen, so auch vor Königen und Propheten. 1 Samuel 1Sam 9 9 8 Rursum puer respondit Sauli, et ait: Ecce inventa est in manu mea quarta pars stateris argenti, demus homini Dei, ut indicet nobis viam nostram. Da antwortete der Knecht dem Saul wiederum und sprach: Siehe, der vierte Teil eines Silber-Staters⁹ findet sich in meiner Hand, diesen wollen wir dem Manne Gottes geben, dass er uns unsern Weg angebe. 1 Samuel 1Sam 9 9 8 9 Etwa 70 Pfennige. Das Geschenk ist nicht wegen seines Wertes, sondern als Zeichen der Hochachtung der Annahme würdig. 1 Samuel 1Sam 9 9 9 (Olim in Israel sic loquebatur unusquisque vadens consulere Deum: Venite, et eamus ad Videntem. Qui enim Propheta dicitur hodie, vocabatur olim Videns.) (Vor Zeiten sprach jeder, welcher Gott zu fragen ging, in Israel so: Kommet und lasst uns zum Seher gehen;¹⁰ denn die, welche heutzutage Propheten heißen, wurden einst Seher¹¹ genannt.) 1 Samuel 1Sam 9 9 9 10 Man befragte den Seher also auch in Privatsachen. 1 Samuel 1Sam 9 9 9 11 Das Wort hörte wahrscheinlich kurz vor dem Könige Asa auf gebraucht zu werden. Diese Worte können ja nicht aus Samuels Aufzeichnungen entlehnt sein. 1 Samuel 1Sam 9 0 1 c. Saul wird durch das Eintreffen dreier Zeichen, welche ihm Samuel voraussagt (V. 7), versichert, dass er von Gott erwählt ist und den Auftrag des Propheten (V. 8) erfüllen muss. (V. 16) B. Sauls öffentliche Einsetzung zum Könige und Bestätigung. (10,17 11,15) a. Samuel beruft das Volk nach Maspha und verkündigt ihm, dass der Herr ihm einen König geben werde. (V. 19) Das Los trifft Saul als König, der als solcher von dem Volke begrüßt wird. B. Samuel schreibt das Recht des Königs nieder (V. 25), ein Teil der Israeliten verschmäht Saul als König. 1 Samuel 1Sam 9 10 1 Tulit autem Samuel lenticulam olei, et effudit super caput ejus, et deosculatus est eum, et ait: Ecce, unxit te Dominus super hereditatem suam in principem, et liberabis populum suum de manibus inimicorum ejus, qui in circuitu ejus sunt. Et hoc tibi signum, quia unxit te Deus in principem. Da nahm Samuel ein Gefäß mit Öl, goss es über sein Haupt¹ aus, küsste ihn und sprach: Siehe, der Herr hat dich zum Fürsten über sein Erbe gesalbt, und du sollst sein Volk aus der Hand seiner Feinde, die es ringsum umgeben, befreien. Und dies² soll dir ein Zeichen sein, dass der Herr dich zum Fürsten gesalbt hat:³ [Apg 13,21] 1 Samuel 1Sam 9 10 1 1 Die Salbung mit Öl versinnbildlicht die Begabung mit dem Geiste Gottes [Lev 8,12]. Bis dahin war im Volke Gottes keine andere Salbung als die der Priester und des Heiligtums vorgekommen. [Ex 30,23ff, Lev 8,10ff] Wenn also Saul durch Salbung zum Könige geweiht wird, so wird dadurch das Königtum neben dem Priestertum als göttliche Ordnung eingesetzt, durch welche der Herr seinem Volke gleichfalls Gaben seines Geistes zufließen lassen will zum Ausbau seines Reiches. Auch bei den benachbarten Völkern war es wohl Sitte, die Könige zu salben. [Ri 9,8] Die Könige von Juda wurden gesalbt [2Kön 11,12, 2Kön 23,30], auch Absalon [2Sam 19,10]. Von den Königen in Israel wird einzig Jehu als von einem Propheten gesalbt erwähnt. [1Kön 19,16] Das Öl wurde der Stiftshütte entnommen. [1Kön 1,39] 1 Samuel 1Sam 9 10 1 2 Der Satz: Und du sollst usw. ist so aus der Itala übernommen. Damit Saul wusste, dass seine Salbung nicht einen Menschen, sondern Gott zum Urheber hatte, fügte der Prophet Zeichen bei: das Begegnen mit zwei Männern zur Mittagszeit, das Zusammentreffen mit den drei Männern mit Opfergaben, das Entgegenkommen der Propheten. 1 Samuel 1Sam 9 10 1 3 Die Worte fehlen im Hebr., doch vielleicht durch Schuld des Abschreibers. 1 Samuel 1Sam 9 10 10 Veneruntque ad prædictum collem, et ecce cuneus prophetarum obvius ei: et insiluit super eum Spiritus Domini, et prophetavit in medio eorum. Und als sie an den vorbenannten Hügel kamen, siehe, da ging ihm eine Schar von Propheten entgegen; und der Geist des Herrn kam über ihn, dass er in ihrer Mitte weissagte.¹¹ 1 Samuel 1Sam 9 10 10 11 Die Benjamiten waren auf Kis und Saul neidisch, da deren Familie unter den letzten des Stammes war. Diese wird nun durch Sauls Prophetengabe hoch geehrt. 1 Samuel 1Sam 9 10 11 Videntes autem omnes qui noverant eum heri et nudiustertius, quod esset cum prophetis, et prophetaret dixerunt ad invicem: Quænam res accidit filio Cis? num et Saul inter prophetas? Als nun alle, welche ihn von gestern und von früher her kannten, sahen, dass er bei den Propheten war und weissagte, sagten sie zueinander: Was ist dem Sohne Kis begegnet? Ist wohl auch Saul unter den Propheten? 1 Samuel 1Sam 9 10 12 Responditque alius ad alterum, dicens: Et quis pater eorum? Propterea versum est in proverbium: Num est Saul inter prophetas? Und einer antwortete dem andern und sprach: Und wer ist ihr Vater?¹² Darum ist es zum Sprichwort geworden: Ist wohl auch Saul unter den Propheten?¹³ [1Sam 19,24] 1 Samuel 1Sam 9 10 12 12 Haben denn jene den prophetischen Geist kraft eines Geburtsprivilegs? 1 Samuel 1Sam 9 10 12 13 Zwei Zeichen sind in ihrer Erfüllung ausgefallen. Das dritte ist erzählt wegen des Sprichwortes, das ein bleibendes Denkmal der Erfüllung war und weil Gott seine Freiheit in der Wahl besonders zeigen wollte. Vergl. [Apg 9,21]. 1 Samuel 1Sam 9 10 13 Cessavit autem prophetare, et venit ad excelsum. Als er aufhörte zu weissagen, kam er auf die Höhe. 1 Samuel 1Sam 9 10 14 Dixitque patruus Saul ad eum, et ad puerum ejus: Quo abistis? Qui responderunt: Quærere asinas: quas cum non reperissemus, venimus ad Samuelem. Da sprach der Oheim¹⁴ Sauls zu ihm und zu seinem Diener: Wohin seid ihr gegangen? Sie antworteten: Die Eselinnen zu suchen, und da wir sie nicht fanden, kamen wir zu Samuel. 1 Samuel 1Sam 9 10 14 14 Ein Verwandter. Vielleicht kollektiv: Ein Verwandter nach dem anderen. 1 Samuel 1Sam 9 10 15 Et dixit ei patruus suus: Indica mihi quid dixerit tibi Samuel. Sein Oheim sagte zu ihm: Teile mir mit, was dir Samuel gesagt hat. 1 Samuel 1Sam 9 10 16 Et ait Saul ad patruum suum: Indicavit nobis quia inventæ essent asinæ. De sermone autem regni non indicavit ei quem locutus fuerat ei Samuel. Saul sprach zu seinem Oheim: Er hat uns kundgetan, dass die Eselinnen gefunden seien. Von der Verheißung der Königswürde aber, die Samuel ihm gegeben, sagte er ihm nichts. 1 Samuel 1Sam 9 10 17 Et convocavit Samuel populum ad Dominum in Maspha: Da berief Samuel das Volk zum Herrn nach Maspha¹⁵ 1 Samuel 1Sam 9 10 17 15 Wo Gott vor kurzem gezeigt, dass er das Volk auch ohne einen König zu retten vermag. 1 Samuel 1Sam 9 10 18 Et ait ad filios Israel: Hæc dicit Dominus Deus Israel: Ego eduxi Israel de gypto, et erui vos de manu gyptiorum, et de manu omnium regum qui affligebant vos. und sprach zu den Söhnen Israels: Also spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe Israel aus Ägypten geführt,¹⁶ und euch aus der Hand der Ägypter und aus der Hand aller Könige, die euch bedrängten, errettet.¹⁷ 1 Samuel 1Sam 9 10 18 16 So oft Gott sein Ansehen betont und seine Gebote einschärft, beginnt er mit diesen Worten. Ebenso, so oft er sich über die Untreue des Volkes beklagt. 1 Samuel 1Sam 9 10 18 17 Gott zählt dem Volke das einen König verlangt, die besiegten Könige auf. 1 Samuel 1Sam 9 10 19 Vos autem hodie projecistis Deum vestrum, qui solus salvavit vos de universis malis et tribulationibus vestris: et dixistis: Nequaquam: sed regem constitue super nos. Nunc ergo state coram Domino per tribus vestras, et per familias. Ihr aber habt heute euern Gott verworfen, der allein euch aus allen euren Leiden und Drangsalen errettet hat, und habt gesagt: Mit nichten! sondern setze einen König über uns! Nun denn, so stellet euch nun vor den Herrn¹⁸ nach euren Stämmen und nach den Familien. [1Sam 8,19] 1 Samuel 1Sam 9 10 19 18 Vor dem Altar, der [1Sam 7,9] erwähnt ist, bei dessen Opfer sich Gott als König und Helfer gegen die Philister gezeigt hatte. 1 Samuel 1Sam 9 10 2 Cum abieris hodie a me, invenies duos viros juxta sepulcrum Rachel in finibus Benjamin, in meridie, dicentque tibi: Inventæ sunt asinæ, ad quas ieras perquirendas: et intermissis pater tuus asinis, sollicitus est pro vobis, et dicit: Quid faciam de filio meo? Wenn du heute von mir weggehst, so wirst du bei dem Grabe Rachels an der Grenze Benjamins, gegen Süden,⁴ auf zwei Männer treffen, diese werden dir sagen: Die Eselinnen, welche du zu suchen ausgegangen warst, haben sich gefunden; aber dein Vater denkt nicht mehr an die Eselinnen, sondern ist um euch bekümmert und spricht: Was soll ich wegen meines Sohnes tun? 1 Samuel 1Sam 9 10 2 4 Hebr.: In Zelzach. 1 Samuel 1Sam 9 10 20 Et applicuit Samuel omnes tribus Israel, et cecidit sors tribus Benjamin. Hierauf brachte Samuel alle Stämme Israels herzu, da fiel das Los auf den Stamm Benjamin.¹⁹ 1 Samuel 1Sam 9 10 20 19 Lose werden nicht selten geworfen. So über den Wüstenbock [Lev 16,8], das heilige Land wird nach dem Lose geteilt. [Num 26,55], Achan entdeckt [Jos 7,14], Jonathan als Schuldiger gefunden [1Sam 14,38], der Dienst im Tempel verteilt. [1Chr 24,7]; die Wohnstätten nach dem Exil [Neh 11,1]. Matthias wird durch das Los als Apostel gewählt [Apg 1,26]. 1 Samuel 1Sam 9 10 21 Et applicuit tribum Benjamin et cognationes ejus, et cecidit cognatio Metri, et pervenit usque ad Saul filium Cis. Quæsierunt ergo eum, et non est inventus. Dann brachte er den Stamm Benjamin und seine Geschlechter herzu, und es fiel auf das Geschlecht Metris und kam²⁰ bis auf Saul, den Sohn Kis. Als man ihn nun suchte, ward er nicht gefunden. 1 Samuel 1Sam 9 10 21 20 Durch die Vaterhäuser. 1 Samuel 1Sam 9 10 22 Et consuluerunt post hæc Dominum utrumnam venturus esset illuc. Responditque Dominus: Ecce absconditus est domi. Da fragten sie hierauf den Herrn,²¹ ob er denn noch dahin kommen werde?²² Der Herr antwortete: Sehet, er ist zu Hause verborgen. 1 Samuel 1Sam 9 10 22 21 Durch Urim und Thummim. 1 Samuel 1Sam 9 10 22 22 Vielleicht besser: Ist er gekommen? 1 Samuel 1Sam 9 10 23 Cucurrerunt itaque et tulerunt eum inde: stetitque in medio populi, et altior fuit universo populo ab humero et sursum. Sie liefen also hin und holten ihn von dort; und als er unter das Volk trat, war er von der Schulter an aufwärts höher als alles Volk. 1 Samuel 1Sam 9 10 24 Et ait Samuel ad omnem populum: Certe videtis quem elegit Dominus, quoniam non sit similis illi in omni populo. Et clamavit omnis populus, et ait: Vivat rex. Und Samuel sprach zu dem ganzen Volke: Wahrlich, da seht ihr, dass dem den der Herr erwählt hat, keiner gleich ist im ganzen Volke.²³ Da rief das ganze Volk und sprach: Es lebe der König!²⁴ 1 Samuel 1Sam 9 10 24 23 Körperliche Größe und Schönheit galt als besondere Anlage zum Herrschen. An dem Könige, der nur aus Furcht vor dem Feinde, nur aus menschlichen Beweggründen erbeten ist, werden nur die Gaben des Kriegers gelobt, und diese genügen dem törichten Volke. 1 Samuel 1Sam 9 10 24 24 Da der Ausfall des Loses als göttliche Entscheidung galt, sollte Saul durch die Losung vor dem gesamten Volke als der von Gott gesetzte König legitimiert und selbst in der Gewissheit seiner göttlichen Erwählung bestärkt werden. 1 Samuel 1Sam 9 10 25 Locutus est autem Samuel ad populum legem regni, et scripsit in libro, et reposuit coram Domino: et dimisit Samuel omnem populum, singulos in domum suam. Samuel aber verkündete dem Volke das Gesetz über das Königtum,²⁵ und schrieb es in ein Buch, und legte es vor dem Herrn²⁶ nieder; dann entließ Samuel das ganze Volk, einen jeden in sein Haus. 1 Samuel 1Sam 9 10 25 25 Das Recht, welches die Stellung des irdischen Königtums in dem Gottesstaate regelte, die Pflichten des Königs gegen Gott und das Volk bestimmte. Nur ein Prophet wie Samuel konnte dasselbe feststellen. 1 Samuel 1Sam 9 10 25 26 In der Stiftshütte, wo auch das Gesetz Moses, das Grundgesetz des israelitischen Gottesstaates, niedergelegt war. 1 Samuel 1Sam 9 10 26 Sed et Saul abiit in domum suam in Gabaa: et abiit cum eo pars exercitus, quorum tetigerat Deus corda. Auch Saul ging in sein Haus nach Gabaa; und ein Teil des Heeres zog mit ihm, deren Herzen Gott gerührt hatte. 1 Samuel 1Sam 9 10 27 Filii vero Belial dixerunt: Num salvare nos poterit iste? Et despexerunt eum, et non attulerunt ei munera: ille vero dissimulabat se audire. Die Belialssöhne aber sprachen: Soll dieser uns etwa Heil bringen können? Und sie verachteten ihn und brachten ihm keine Geschenke;²⁷ er aber tat, als hörte er es nicht. 1 Samuel 1Sam 9 10 27 27 So brachten die Moabiter dem Eglon [Ri 3,15], David dem Saul Geschenke dar. [1Sam 16,20] Wer solche verweigerte, verriet feindselige Gesinnung gegen den König. Saul bewährte hier große Selbstbeherrschung, wie er V. 16 und 22 Demut gezeigt, indem er sich suchen ließ. 1 Samuel 1Sam 9 10 3 Cumque abieris inde, et ultra transieris, et veneris ad quercum Thabor, invenient te ibi tres viri ascendentes ad Deum in Bethel, unus portans tres hdos, et alius tres tortas panis, et alius portans lagenam vini. Und wenn du von da fort und weiter gehst und zur Eiche Thabor⁵ kommst, so werden dich daselbst drei Männer treffen, welche zu Gott nach Bethel⁶ hinaufgehen; der eine führt drei Böckchen mit sich, der andere drei Rundbrote, und der dritte trägt einen Krug Wein. 1 Samuel 1Sam 9 10 3 5 Die Terebinthe Thabor wird sonst nicht erwähnt. 1 Samuel 1Sam 9 10 3 6 In Bethel, wo Gott den Abraham und Jakob erschienen, war wohl eine dem Herrn geweihte Opferstätte. 1 Samuel 1Sam 9 10 4 Cumque te salutaverint, dabunt tibi duos panes, et accipies de manu eorum. Diese werden dich grüßen und dir zwei Brote geben, und du sollst sie aus ihrer Hand annehmen.⁷ 1 Samuel 1Sam 9 10 4 7 Die erste Huldigung durch einen Teil des Gott zustehenden Opfers, wie er die Salbung mit den Priestern gemein hat. Es ist dieser Vorgang die deutlichste Bestätigung für Saul, dass Gott ihn erwählt. 1 Samuel 1Sam 9 10 5 Post hæc venies in collem Dei, ubi est statio Philisthinorum: et cum ingressus fueris ibi urbem, obvium habebis gregem prophetarum descendentium de excelso, et ante eos psalterium et tympanum, et tibiam, et citharam, ipsosque prophetantes. Darnach wirst du zu dem Hügel Gottes⁸ kommen, wo eine Besatzung der Philister ist; und wenn du dort in die Stadt trittst, wird dir eine Schar Propheten⁹ begegnen, die von der Höhe herabkommen, mit Harfen und Pauken und Flöten und Zithern, und sie selbst werden weissagen. 1 Samuel 1Sam 9 10 5 8 Gabaa. An dem Orte, wo die Philister, die Bedränger Israels, militärische Posten aufgestellt haben, soll der Geist Gottes über ihn kommen und ihn mit der zu seinem Amte erforderten Gotteskraft ausrüsten. [1Kön 3] 1 Samuel 1Sam 9 10 5 9 Diese Propheten sind Männer, welche sich der Betrachtung des Gesetzes, regelmäßiger Andachtsübungen, mancherlei Abtötungen befleißigten und ihren Eifer für die Ehre Gottes durch heilige Lieder u. dgl. an den Tag legten. Dass Gott sie aller höheren Eingebungen würdigte, war nicht notwendig, ebenso wenig, dass sie eine bestimmte Sendung an das Volk erhielten. Vergl. [Num 11,25]. Diese Einrichtung war als bleibend von Gott verheißen. [Dtn 18,9ff] Zur Zeit Helis war die Prophetengabe selten. [1Sam 3,1] Samuel war Stifter von Schulen geworden, von denen die eine bei Gabaa, die andere bei Rama war. [1Sam 19,20] 1 Samuel 1Sam 9 10 6 Et insiliet in te Spiritus Domini, et prophetabis cum eis, et mutaberis in virum alium. Da wird der Geist des Herrn über dich kommen, und du wirst mit ihnen weissagen und in einen andern Menschen verwandelt werden. 1 Samuel 1Sam 9 10 7 Quando ergo evenerint signa hæc omnia tibi, fac quæcumque invenerit manus tua, quia Dominus tecum est. Wenn dir nun alle diese Zeichen eingetroffen sind, so tue, was dir unter die Hand kommt, denn der Herr ist mit dir.¹⁰ 1 Samuel 1Sam 9 10 7 10 Mit besonderem Beistande. Warum und wann etwa Saul nach Galgala gehen soll, wird ihm bekannt gewesen sein. Galgala wird zweimal genannt: In Galgala legt Samuel sein Richteramt nieder und erneuert das Königtum [1Sam 11,12ff], worauf Saul den Kampf gegen die Philister beginnt. [1Sam 13,1] Als nach dem siegreichen Kampfe Jonathas die Philister bis Machmas vorrücken, beruft Saul das Volk nach Galgala zum Kampfe und bringt, da Samuel verzieht, Opfer dar. [1Sam 13,13ff] Auf dies zweite Ereignis weist die Bemerkung [1Sam 13,8] hin. Die Zeitbestimmung wird durch V. 7 als von der höchsten Bedeutung hingestellt: Alsdann soll er vom Propheten die volle Regierungsgewalt erhalten. Die Zwischenzeit ist eine Zeit der Probe, in der es sich entscheiden soll, ob in seiner Familie die Königswürde bleiben wird. [1Sam 13,13] 1 Samuel 1Sam 9 10 8 Et descendes ante me in Galgala (ego quippe descendam ad te), ut offeras oblationem, et immoles victimas pacificas: septem diebus exspectabis, donec veniam ad te, et ostendam tibi quid facias. Und gehe mir voraus nach Galgala hinab (denn ich werde zu dir hinabkommen), um ein Opfer darzubringen und Friedopfer zu schlachten; sieben Tage warte, bis ich zu dir komme und dir anzeige, was du tun sollst. [1Sam 13,8] 1 Samuel 1Sam 9 10 9 Itaque cum avertisset humerum suum ut abiret a Samuele, immutavit ei Deus cor aliud, et venerunt omnia signa hæc in die illa. Als er nun den Rücken wandte, um von Samuel wegzugehen, gab ihm der Herr ein anderes Herz, und alle diese Zeichen trafen an demselben Tage ein. 1 Samuel 1Sam 9 0 1 c. Als darauf der neue König die in das Land einfallenden Ammoniter zurückgeschlagen (V. 11), wird Saul von dem gesamten Volke als König anerkannt und bestätigt. 1 Samuel 1Sam 9 11 1 Et factum est quasi post mensem, ascendit Naas Ammonites, et pugnare cpit adversum Jabes Galaad. Dixeruntque omnes viri Jabes ad Naas: Habeto nos fderatos, et serviemus tibi. Und es begab sich,¹ etwa einen Monat darauf, dass Naas, der Ammoniter, heraufzog und gegen Jabes² in Galaad zu kämpfen begann. Da sprachen alle Männer von Jabes zu Naas: Nimm uns zu deinen Bundesgenossen an, so wollen wir dir dienstbar sein. 1 Samuel 1Sam 9 11 1 1 Aus der Itala in die Vulgata gekommen. Das Königtum war in Israel noch etwas so Neues, dass der König, zumal nach dem [1Sam 10,27] erwähnten Verhalten böswilliger Menschen nicht eher auf willige und allgemeine Anerkennung seiner Königswürde von seitens des Volkes rechnen kann, als bis er den Erwartungen an einem Könige entsprochen, sich durch einen siegreichen Feldzug als Retter Israels gezeigt hat. 1 Samuel 1Sam 9 11 1 2 Die Hauptstadt des Bezirkes Galaad. Dies war die Stätte des ersten Sieges Sauls, hierher ward auch seine Leiche gebracht. Derselbe Kleinmut, der das ganze Volk dazu geführt zu meinen, sie könnten nur unter Führung eines Königs dem Naas widerstehen, bewegt auch die Männer von Jabes, dass sie, ohne Gott oder Samuel um Hilfe zu bitten, sofort an Übergabe denken. 1 Samuel 1Sam 9 11 10 Et dixerunt: Mane exibimus ad vos: et facietis nobis omne quod placuerit vobis. und sprachen: Morgen werden wir zu euch hinausziehen, dann möget ihr uns alles antun, was euch gefällt.¹² 1 Samuel 1Sam 9 11 10 12 Zweideutig. 1 Samuel 1Sam 9 11 11 Et factum est, cum dies crastinus venisset, constituit Saul populum in tres partes: et ingressus est media castra in vigilia matutina, et percussit Ammon usque dum incalesceret dies: reliqui autem dispersi sunt, ita ut non relinquerentur in eis duo pariter. Und es geschah, als der folgende Tag kam, stellte Saul das Volk in drei Heerhaufen auf, drang um die Morgenwache¹³ mitten in das Lager und schlug die Ammoniter, bis der Tag heiß wurde; die aber übrigblieben, wurden so zerstreut, dass ihrer nicht zwei beisammen blieben. 1 Samuel 1Sam 9 11 11 13 Um die Zeit der Morgenröte zwischen 3 und 6 Uhr. 1 Samuel 1Sam 9 11 12 Et ait populus ad Samuelem: Quis est iste qui dixit: Saul num regnabit super nos? Date viros, et interficiemus eos. Da sprach das Volk zu Samuel:¹⁴ Wer ist es, der gesagt hat: Soll etwa Saul über uns König sein? Gebet die Männer her, dass wir sie töten. [1Sam 10,27] 1 Samuel 1Sam 9 11 12 14 Vergl. [1Sam 10,27] Warum zu Samuel? Weil dieser erst nach diesem Siege die Richtergewalt niederlegte. [1Sam 12] Zudem gehörte ihm füglich die Verurteilung der Verächters Sauls zu, den er zum Könige eingesetzt. Nachdem Saul durch seinen Sieg über die Ammoniter sein Ansehen begründet, forderte das Volk ihn auf, die Schuldigen zu strafen. 1 Samuel 1Sam 9 11 13 Et ait Saul: Non occidetur quisquam in die hac, quia hodie fecit Dominus salutem in Israel. Saul aber sprach: Niemand soll an diesem Tage getötet werden; denn heute hat der Herr in Israel Heil gewirkt.¹⁵ 1 Samuel 1Sam 9 11 13 15 Es war sehr weise von Saul, dass er sich so großmütig zeigte (Vergl. das Verhalten Davids: [2Sam 19,22]), indes gewährte solche Großmut noch nicht volle Sicherheit. [1Kön 2,8] 1 Samuel 1Sam 9 11 14 Dixit autem Samuel ad populum: Venite, et eamus in Galgala, et innovemus ibi regnum. Und Samuel sprach zu dem Volke: Kommet, lasset uns nach Galgala gehen und daselbst das Königtum erneuern! 1 Samuel 1Sam 9 11 15 Et perrexit omnis populus in Galgala, et fecerunt ibi regem Saul coram Domino in Galgala, et immolaverunt ibi victimas pacificas coram Domino. Et lætatus est ibi Saul, et cuncti viri Israel nimis. Da zog das ganze Volk nach Galgala, und sie machten daselbst Saul vor dem Herrn in Galgala¹⁶ zum Könige und brachten ebenda vor dem Herrn Friedopfer dar. Und Saul und alle Männer Israels waren dort überaus fröhlich.¹⁷ 1 Samuel 1Sam 9 11 15 16 Von den [1Sam 7,16] genannten heiligen Orten lag Galgala zunächst von Jabes aus. 1 Samuel 1Sam 9 11 15 17 Die Einsetzung des Königtums ward feierlich begangen. 1 Samuel 1Sam 9 11 2 Et respondit ad eos Naas Ammonites: In hoc feriam vobiscum fdus, ut eruam omnium vestrum oculos dextros, ponamque vos opprobrium in universo Israel. Aber Naas, der Ammoniter, antwortete ihnen: Unter der Bedingung will ich einen Bund mit euch machen, dass ich euch allen das rechte Auge aussteche³ und euch zur Schande mache in ganz Israel. 1 Samuel 1Sam 9 11 2 3 So wurden sie zum Kampf untauglich, weil das linke Auge mit dem Schilde gedeckt war. Ein Auge wollte er ihnen lassen, damit sie wenigstens als Sklaven dienen konnten. Die Schmach war umso größer, als sie die Grundlage eines Bündnisses sein sollte. Naas will also mehr noch die von Jephte [Ri 11] einst beigebrachte Niederlage rächen als Galaad nur unterwerfen. 1 Samuel 1Sam 9 11 3 Et dixerunt ad eum seniores Jabes: Concede nobis septem dies, ut mittamus nuntios ad universos terminos Israel: et si non fuerit qui defendat nos, egrediemur ad te. Da sprachen die Ältesten von Jabes zu ihm: Gib uns sieben Tage Frist, dass wir Boten in das ganze Gebiet von Israel senden; wenn dann niemand da ist, der uns verteidigt, so wollen wir zu dir hinausziehen.⁴ 1 Samuel 1Sam 9 11 3 4 Die Ältesten haben sich wohl in das Lager begeben. Naas willigte ein, weil er nicht hoffen konnte, die Stadt schneller zu erobern, und weil er sicher war, das übrige Volk werde ihnen nicht zu Hilfe kommen. Die Erwählung eines Königs kannte er so wenig wie die Jabesiter, welche Boten in alle Stämme Israels sandten. 1 Samuel 1Sam 9 11 4 Venerunt ergo nuntii in Gabaa Saulis: et locuti sunt verba hæc, audiente populo: et levavit omnis populus vocem suam, et flevit. So kamen denn die Boten nach Gabaa, der Stadt Sauls, und redeten diese Worte vor dem Volke; da erhob das ganze Volk seine Stimme und weinte. 1 Samuel 1Sam 9 11 5 Et ecce Saul veniebat, sequens boves de agro, et ait: Quid habet populus quod plorat: Et narraverunt ei verba virorum Jabes. Und siehe, Saul kam hinter den Ochsen her vom Felde⁵ und sprach: Was hat das Volk, dass es weint? Als sie ihm nun die Botschaft der Männer von Jabes mitteilten, 1 Samuel 1Sam 9 11 5 5 Saul hatte den Neid gewisser Leute bemerkt und andererseits erwogen, dass das Volk noch nicht an das Joch eines Königs gewöhnt sei. So hielt er es für das Beste, zu seinen früheren Beschäftigungen zurückzukehren, bis sich eine Gelegenheit fände, als König aufzutreten und Gehorsam zu fordern. Auch die Starken [1Sam 10,26] waren nach Hause zurückgekehrt. 1 Samuel 1Sam 9 11 6 Et insilivit Spiritus Domini in Saul, cum audisset verba hæc, et iratus est furor ejus nimis. kam der Geist des Herrn über Saul, da er diese Worte hörte, und er geriet in heftigen Zorn.⁶ 1 Samuel 1Sam 9 11 6 6 Wegen der Schmach, welche dem Volke angetan war, dessen König er war, und Gott, der ihn erwählt hatte. 1 Samuel 1Sam 9 11 7 Et assumens utrumque bovem, concidit in frusta, misitque in omnes terminos Israel per manum nuntiorum, dicens: Quicumque non exierit, et secutus fuerit Saul et Samuel, sic fiet bobus ejus. Invasit ergo timor Domini populum, et egressi sunt quasi vir unus. Und er nahm beide Ochsen, hieb sie in Stücke, sandte sie durch die Boten in das ganze Gebiet von Israel und ließ sagen: Wer nicht mit auszieht und Saul und Samuel⁷ folgt, dessen Ochsen soll es also ergehen. Da befiel die Furcht des Herrn das Volk, und sie zogen aus wie ein Mann. 1 Samuel 1Sam 9 11 7 7 Er fügt Samuel bei, weil er noch nicht von allen als König anerkannt war. Eine ähnliche Tat wie die hier erzählte. [Ri 19,29] 1 Samuel 1Sam 9 11 8 Et recensuit eos in Bezech: fueruntque filiorum Israel trecenta millia: virorum autem Juda triginta millia. Als er sie nun in Bezech⁸ musterte, waren der Söhne Israels dreihunderttausend Mann, der Männer von Juda aber dreißigtausend.⁹ 1 Samuel 1Sam 9 11 8 8 Im Stamme Issachar, der Stadt Jabes gegenüber. Israel und Juda wurden damals schon unterschieden gezählt, die erste Spur der Sonderung, der später zur Spaltung wird. 1 Samuel 1Sam 9 11 8 9 Das ganze Volk war aufgeboten. Vermutlich ist beide Male 30000 einzusetzen. 1 Samuel 1Sam 9 11 9 Et dixerunt nuntiis, qui venerant: Sic dicetis viris, qui sunt in Jabes Galaad: Cras erit vobis salus, cum incaluerit sol. Venerunt ergo nuntii, et annuntiaverunt viris Jabes: qui lætati sunt. Da sprachen sie zu den Boten, welche gekommen waren: So sprechet zu den Männern, die in Jabes Galaad sind: Morgen¹⁰ wird euch Rettung werden, wenn die Sonne heiß scheint.¹¹ Die Boten kamen also und verkündeten es den Männern von Jabes, und diese freuten sich 1 Samuel 1Sam 9 11 9 10 Nach der Rückkehr. Die von Naas gesetzte Frist scheint vorüber zu sein. 1 Samuel 1Sam 9 11 9 11 Um die Mittagszeit. 1 Samuel 1Sam 9 0 1 C. Samuel legt sein Amt als Richter nieder. (V. 1-25) a. Nachdem der neue König von dem ganzen Volke anerkannt ist, legt Samuel vor dem Volke Rechenschaft über seine Amtsführung ab. (V. 5) b. Er ermahnt alle inständigst, Gott anzuhängen (V. 17), verspricht, sich auch in Zukunft ihrer anzunehmen, und sagt dem Könige und dem Volke den Untergang voraus, wenn sie sich versündigen würden. 1 Samuel 1Sam 9 12 1 Dixit autem Samuel ad universum Israel: Ecce audivi vocem vestram juxta omnia quæ locuti estis ad me, et constitui super vos regem. Samuel aber sprach zu ganz Israel: Sehet, ich habe in allem, was ihr zu mir gesprochen, eurer Stimme gehorcht und habe einen König über euch gesetzt. 1 Samuel 1Sam 9 12 10 Postea autem clamaverunt ad Dominum, et dixerunt: Peccavimus, quia dereliquimus Dominum, et servivimus Baalim et Astaroth: nunc ergo erue nos de manu inimicorum nostrorum, et serviemus tibi. Darnach aber riefen sie zu dem Herrn und sprachen: Wir haben gesündigt, dass wir den Herrn verlassen und den Baalen und Astarten gedient haben; nun also rette uns aus der Hand unserer Feinde, so wollen wir dir dienen. 1 Samuel 1Sam 9 12 11 Et misit Dominus Jerobaal, et Badan, et Jephte, et Samuel, et eruit vos de manu inimicorum vestrorum per circuitum, et habitastis confidenter. Da sandte der Herr Jerobaal und Badan,¹² und Jephte, und Samuel, und errettete euch aus der Hand eurer Feinde ringsum, dass ihr in Sicherheit wohntet.¹³ [Ri 6,14] 1 Samuel 1Sam 9 12 11 12 Ketib und Sept. richtiger: Barak. 1 Samuel 1Sam 9 12 11 13 Er schildert, wie vollkommen die Rettung war. 1 Samuel 1Sam 9 12 12 Videntes autem quod Naas rex filiorum Ammon venisset adversum vos, dixistis mihi: Nequaquam, sed rex imperabit nobis: cum Dominus Deus vester regnaret in vobis. Als ihr aber sahet, dass Naas, der König der Söhne Ammons, gegen euch anrückte, sprachet ihr zu mir: Mit nichten! sondern ein König soll über uns herrschen,¹⁴ während doch der Herr, euer Gott, euer König war. [1Sam 8,19, 1Sam 10,19] 1 Samuel 1Sam 9 12 12 14 In V. 9, 10 wird ihnen vorgeworfen, dass sie den Dienst Gottes vernachlässigt haben, jetzt dass sie kein Vertrauen zu Gottes Treue gehabt, welche sie doch so oft schon erprobt. Der Krieg gegen Naas noch vor der Belagerung von Jabes war also Ursache, dass sie einen König verlangten. 1 Samuel 1Sam 9 12 13 Nunc ergo præsto est rex vester, quem elegistis et petistis: Ecce dedit vobis Dominus regem. Nun also, hier ist euer König, den ihr erwählt und verlangt habt;¹⁵ sehet, der Herr hat euch einen König gegeben.¹⁶ 1 Samuel 1Sam 9 12 13 15 An Stelle eines Richters. 1 Samuel 1Sam 9 12 13 16 Wie verschieden ist diese Erhörung von der V. 10, 11 erwähnten! Jene floss aus Gottes Güte, diese ist Strafe, die freilich durch Treue gegen Gott gemindert werden konnte. 1 Samuel 1Sam 9 12 14 Si timueritis Dominum, et servieritis ei, et audieritis vocem ejus, et non exasperaveritis os Domini: eritis et vos, et rex qui imperat vobis, sequentes Dominum Deum vestrum. Wenn ihr den Herrn fürchtet und ihm dient und auf seine Stimme hört und den Mund des Herrn nicht erbittert, so werdet ihr und der König, der über euch herrscht, dem Herrn, eurem Gott, folgen.¹⁷ 1 Samuel 1Sam 9 12 14 17 Sobald also König oder Volk dem Gesetze untreu wird, wird das Königtum zum Schaden gereichen. 1 Samuel 1Sam 9 12 15 Si autem non audieritis vocem Domini, sed exasperaveritis sermones ejus, erit manus Domini super vos, et super patres vestros. Wenn ihr aber nicht auf die Stimme des Herrn hört, sondern gegen seine Gebote widerspenstig seid, so wird die Hand des Herrn sich auf euch legen wie auf eure Väter. 1 Samuel 1Sam 9 12 16 Sed et nunc state, et videte rem istam grandem quam facturus est Dominus in conspectu vestro. Und nun tretet her und schauet die große Tat, welche der Herr vor euern Augen vollbringen wird. 1 Samuel 1Sam 9 12 17 Numquid non messis tritici est hodie? Invocabo Dominum, et dabit voces et pluvias: et scietis, et videbitis quia grande malum feceritis vobis in conspectu Domini, petentes super vos regem. Ist nicht jetzt die Weizenernte?¹⁸ Ich werde den Herrn anrufen, und er wird Donner und Regen geben; und ihr werdet erkennen und sehen, dass ihr euch ein großes Übel vor dem Herrn angetan habt, da ihr einen König über euch verlangtet.¹⁹ 1 Samuel 1Sam 9 12 17 18 Die Zeit vom Mai bis Mitte Juni. (Vergl. [Am 1,18].) 1 Samuel 1Sam 9 12 17 19 Durch diese wunderbare Gebetserhörung will Samuel schon jetzt zeigen, dass Gottes Macht größer ist als die des Königs. 1 Samuel 1Sam 9 12 18 Et clamavit Samuel ad Dominum, et dedit Dominus voces et pluvias in illa die. Und Samuel rief zu dem Herrn, und der Herr sandte an diesem Tage Donner und Regen.²⁰ 1 Samuel 1Sam 9 12 18 20 Ein ähnliches Wunder [1Sam 7,10]. 1 Samuel 1Sam 9 12 19 Et timuit omnis populus nimis Dominum et Samuelem, et dixit universus populus ad Samuelem: Ora pro servis tuis ad Dominum Deum tuum, ut non moriamur: addidimus enim universis peccatis nostris malum, ut peteremus nobis regem. Da geriet das ganze Volk in große Furcht vor dem Herrn und vor Samuel, und das gesamte Volk sprach zu Samuel: Bete für deine Knechte zu dem Herrn, deinem Gott, auf dass wir nicht sterben; denn zu all unsern Sünden haben wir noch das Übel hinzugefügt, einen König über uns zu verlangen.²¹ 1 Samuel 1Sam 9 12 19 21 Sie fühlten, dass sie Gott beleidigt. Samuel bekräftigt sie in dieser Erkenntnis. 1 Samuel 1Sam 9 12 2 Et nunc rex graditur ante vos: ego autem senui, et incanui: porro filii mei vobiscum sunt: itaque conversatus coram vobis ab adolescentia mea usque ad hanc diem, ecce præsto sum. So geht nun der König vor euch her;¹ ich aber bin alt und grau geworden und meine Söhne sind unter euch.² So habe ich nun vor euch gewandelt von meiner Jugend an bis auf diesen Tag, sehet, hier bin ich! 1 Samuel 1Sam 9 12 2 1 Er hat eure Leitung, besonders im Kriege. 1 Samuel 1Sam 9 12 2 2 Der Richtergewalt beraubt in eurer Mitte, also ist allein meine Sache zu erledigen. 1 Samuel 1Sam 9 12 20 Dixit autem Samuel ad populum: Nolite timere, vos fecistis universum malum hoc: verumtamen nolite recedere a tergo Domini, sed servite Domino in omni corde vestro. Samuel aber sprach zu dem Volke: Fürchtet euch nicht! ihr habt zwar all dies Böse getan, aber lasset nicht ab dem Herrn zu folgen, sondern dienet dem Herrn von ganzem Herzen, 1 Samuel 1Sam 9 12 21 Et nolite declinare post vana, quæ non proderunt vobis, neque eruent vos, quia vana sunt. und wendet euch nicht den nichtigen Götzen zu, die euch nichts nützen noch euch erretten werden, weil sie nichtig sind. 1 Samuel 1Sam 9 12 22 Et non derelinquet Dominus populum suum propter nomen suum magnum: quia juravit Dominus facere vos sibi populum. Dann wird der Herr sein Volk um seines großen Namens willen nicht verlassen; denn der Herr hat geschworen, euch zu seinem Volke zu machen.²² 1 Samuel 1Sam 9 12 22 22 Samuel will sie aus der knechtischen Furcht zur kindlichen führen. Seinem Volke: Gegensatz V. 19 dein Herr. 1 Samuel 1Sam 9 12 23 Absit autem a me hoc peccatum in Dominum, ut cessem orare pro vobis, et docebo vos viam bonam et rectam. Aber von mir sei diese Sünde wider den Herrn fern, dass ich ablassen sollte, für euch zu beten, vielmehr will ich euch den guten und rechten Weg lehren. 1 Samuel 1Sam 9 12 24 Igitur timete Dominum, et servite ei in veritate, et ex toto corde vestro: vidistis enim magnifica quæ in vobis gesserit. Fürchtet also den Herrn und dienet ihm in Wahrheit und von ganzem Herzen; denn ihr habt die großen Taten gesehen, die er an euch vollbracht hat. 1 Samuel 1Sam 9 12 25 Quod si perseveraveritis in malitia: et vos et rex vester pariter peribitis. Wenn ihr aber in der Bosheit beharrt, so werdet ihr und euer König allzumal umkommen.²³ 1 Samuel 1Sam 9 12 25 23 Als ob Samuel dies voraussieht, dass seine Mahnungen vernachlässigt werden, schließt er mit dieser Drohung. So legte Samuel sein Richteramt nieder. 1 Samuel 1Sam 9 12 3 Loquimini de me coram Domino, et coram Christo ejus, utrum bovem cujusquam tulerim, aut asinum: si quempiam calumniatus sum, si oppressi aliquem, si de manu cujusquam munus accepi: et contemnam illud hodie, restituamque vobis. Saget von mir vor dem Herrn und vor seinem Gesalbten, ob ich jemandes Ochsen oder Esel weggenommen; ob ich jemanden bedrückt oder ihm Gewalt angetan; ob ich von jemandes Hand ein Geschenk angenommen habe?³ so will ich es heute gering achten und euch zurückerstatten. [Sir 46,22] 1 Samuel 1Sam 9 12 3 3 Ihn von Strafe zu befreien. 1 Samuel 1Sam 9 12 4 Et dixerunt: Non es calumniatus nos, neque oppressisti, neque tulisti de manu alicujus quippiam. Da sprachen sie: Du hast uns nicht bedrückt noch uns Gewalt angetan, noch aus jemandes Hand etwas angenommen. 1 Samuel 1Sam 9 12 5 Dixitque ad eos: Testis est Dominus adversum vos, et testis Christus ejus in die hac, quia non inveneritis in manu mea quippiam. Et dixerunt: Testis. Er sprach zu ihnen:⁴ Der Herr ist Zeuge wider euch und sein Gesalbter ist Zeuge an diesem Tage, dass ihr in meiner Hand nichts gefunden habt. Sie sprachen: Er ist Zeuge! 1 Samuel 1Sam 9 12 5 4 Ihm genügt eine einfache Bezeugung seiner Unschuld nicht, sondern er fordert einen Eid zur Bekräftigung. 1 Samuel 1Sam 9 12 6 Et ait Samuel ad populum: Dominus, qui fecit Moysen et Aaron, et eduxit patres nostros de terra gypti. Und Samuel sprach zu dem Volke: Zeuge⁵ ist der Herr, welcher Moses und Aaron bestellt⁶ und unsere Väter aus dem Lande Ägypten geführt hat. 1 Samuel 1Sam 9 12 6 5 Zeuge des Bundes. 1 Samuel 1Sam 9 12 6 6 So große Männer. [Hebr 3,2] 1 Samuel 1Sam 9 12 7 Nunc ergo state, ut judicio contendam adversum vos coram Domino de omnibus misericordiis Domini, quas fecit vobiscum, et cum patribus vestris: Nun aber tretet herzu,⁷ dass ich über euch vor dem Herrn wegen aller Erbarmungen des Herrn Gerichte halte, die er an euch und an euern Vätern⁸ geübt hat; 1 Samuel 1Sam 9 12 7 7 Nachdem er seine Unschuld festgestellt, kann er das Volk furchtlos anklagen. 1 Samuel 1Sam 9 12 7 8 So stellt er sich in Gegensatz zum Volke. 1 Samuel 1Sam 9 12 8 Quo modo Jacob ingressus est in gyptum, et clamaverunt patres vestri ad Dominum: et misit Dominus Moysen et Aaron, et eduxit patres vestros de gypto: et collocavit eos in loco hoc. wie Jakob nach Ägypten zog, und eure Väter zu dem Herrn schrien, und der Herr Moses und Aaron sandte und eure Väter aus Ägypten führte und sie an diesen Ort versetzte.⁹ [Gen 46,5] 1 Samuel 1Sam 9 12 8 9 So oft hat Gott geholfen, warum also wart ihr im Kampfe mit den Ammonitern feige, als ob Gott nicht mehr auf diese Weise helfen könnte? 1 Samuel 1Sam 9 12 9 Qui obliti sunt Domini Dei sui, et tradidit eos in manu Sisaræ magistri militiæ Hasor, et in manu Philisthinorum, et in manu regis Moab, et pugnaverunt adversum eos. Aber sie vergaßen des Herrn, ihres Gottes, und er gab¹⁰ sie in die Hand Sisaras, des Heerführers von Hasor,¹¹ und in die Hand der Philister, und in die Hand des Königs von Moab, und diese kämpften wider sie. [Ri 4,2] 1 Samuel 1Sam 9 12 9 10 Verkaufte sie, gleichsam wie zahlungsunfähige Schuldner, zu denen er die Heiden als Vollstrecker sendet. 1 Samuel 1Sam 9 12 9 11 [Ri 4,2] 1 Samuel 1Sam 9 0 1 3. Zweifache Verwerfung Sauls und seines Hauses wegen zweifachen Ungehorsams. (13,1 15,35) A. Erster Ungehorsam Sauls und Verwerfung seines Hauses. (V. 1 14) a. Die Philister brechen nach einer Schlappe, die Jonathan ihnen beigebracht (V. 4), mit einem großen Heere in das Gebiet Israels ein. Saul beruft Israel nach Galgala. (V. 7) b. Da die Zusammengekommenen sich aus Furcht vor dem Feinde wieder zerstreuen, bringt Saul gegen den Befehl Gottes, ohne auf die Ankunft des Propheten zu warten, ein Brandopfer dar. Der Prophet verkündet ihm die Verwerfung seines Hauses zur Strafe. (V. 14) B. Saul wird durch die Wohltaten Gottes nicht bewegt, Buße zu tun. (13,15 14,52) a. Wenngleich es den Israeliten an Waffen fehlt, besiegen sie die Philister durch Gottes Eingreifen. 1 Samuel 1Sam 9 13 1 Filius unius anni erat Saul cum regnare cpisset, duobus autem annis regnavit super Israel. Ein Jahr war es, seitdem Saul König geworden,¹ und er herrschte das zweite Jahr über Israel, 1 Samuel 1Sam 9 13 1 1 Vergl. [1Sam 10,8]. Saul sündigte durch Mangel an kindlichem Vertrauen, die Gott ihm [1Sam 12,24] so sehr an's Herz gelegt. Zur Strafe werden seine Nachkommen von dem Throne ausgeschlossen. Die Zahlen stehen in der jetzigen Gestalt des Textes nicht richtig. Vielleicht ist die Zahl 30 von hier nach V. 5 geraten: Dreißig Jahre war Saul, als er König ward, (Orig.) oder sie ist aus einer Randbemerkung (Erstes Jahr Sauls) in den Text gekommen. In der Sept. fehlt dieser Vers gänzlich. [Apg 13,21] werden ihm 40 Jahre Regierung gegeben, womit Josephus und Augustinus übereinstimmen, indes ist alsdann wohl zum wenigsten die Zeit der Herrschaft Isboseths (8 Jahre) eingerechnet oder es ist die Richterzeit Samuels und Sauls Herrschaft vereinigt. Nach Fl. Jos. lebte Samuel noch 18 Jahre gleichzeitig mit Saul. Vergleiche hiermit [2Sam 2,10] wo Isboseth als 40 Jahre alt bezeichnet wird, der doch [1Sam 14,49] noch nicht unter Sauls Söhnen aufgezählt wird. 1 Samuel 1Sam 9 13 10 Cumque complesset offerens holocaustum, ecce Samuel veniebat: et egressus est Saul obviam ei ut salutaret eum. Als er nun die Darbringung des Brandopfers vollendet hatte, siehe, da kam Samuel; und Saul ging ihm entgegen, um ihn zu begrüßen. 1 Samuel 1Sam 9 13 11 Locutusque est ad eum Samuel: Quid fecisti? Respondit Saul: Quia vidi quod populus dilaberetur a me, et tu non veneras juxta placitos dies, porro Philisthiim congregati fuerunt in Machmas, Samuel aber sprach zu ihm: Was hast du getan? Saul antwortete: Weil ich sah, dass das Volk sich von mir verlief und du an den bestimmten Tagen nicht gekommen warst, die Philister sich zudem in Machmas versammelt hatten,¹¹ 1 Samuel 1Sam 9 13 11 11 Nachdem Jonathas Mannen zerstreut und die Hügel besetzt waren. 1 Samuel 1Sam 9 13 12 Dixi: Nunc descendent Philisthiim ad me in Galgala, et faciem Domini non placavi. Necessitate compulsus, obtuli holocaustum. sprach ich: Nun werden die Philister gegen mich nach Galgala¹² herabziehen, und ich habe das Angesicht des Herrn noch nicht versöhnt. Durch die Not gedrungen, habe ich das Brandopfer dargebracht. 1 Samuel 1Sam 9 13 12 12 An einem offenen Ort. Da der eine Teil des Volkes sich versteckt hatte, der andere auf die Ostseite des Jordans geflohen war, zudem von dem verhältnismäßig kleinen Heere in Galgala sich trennten, war Saul in bedrängter Lage. Aber gerade deshalb hätte er umso unbedingter dem Befehle Gottes, den er durch Samuel erhalten [1Sam 10,8], Folge leisten und sein Vertrauen durch Gehorsam zeigen müssen. Auch hier wäre Gehorsam besser gewesen als Opfer [1Sam 15,22], weil Gott den ersten Ungehorsam gegen seine Anordnungen stets unmittelbar bestraft. So strafte er den ersten Ungehorsam Adams, den ersten Ungehorsam der Priester. [Lev 10] Sauls Strafe bestand übrigens nur darin, dass die Königswürde seinem Geschlechte nicht eigen wurde. Vergl. [2Sam 7,16], denn er selbst blieb König bis an sein Ende. Ohnehin war ihm nie versprochen, dass die Würde, die ihm übertragen, in seiner Familie verbleiben sollte. Diese Strafe war nicht zu hart, da sie nur darin bestand, dass Gott keine weiteren Wohltaten gewährte. Das Vergehen war Sauls Ungehorsam, den Gott vorhergesehen. [Gen 49] Als Saul zum zweiten Male ungehorsam ist, folgt eine neue Strafe. [1Sam 15,26] 1 Samuel 1Sam 9 13 13 Dixitque Samuel ad Saul: Stulte egisti, nec custodisti mandata Domini Dei tui, quæ præcepit tibi. Quod si non fecisses, jam nunc præparasset Dominus regnum tuum super Israel in sempiternum, Da sprach Samuel zu Saul: Du hast töricht gehandelt und die Gebote des Herrn, deines Gottes, die er dir gegeben, nicht gehalten. Hättest du das nicht getan, so hätte der Herr dein Königtum über Israel jetzt schon auf immer bestätigt. 1 Samuel 1Sam 9 13 14 Sed nequaquam regnum tuum ultra consurget. Quæsivit Dominus sibi virum juxta cor suum: et præcepit ei Dominus ut esset dux super populum suum, eo quod non servaveris quæ præcepit Dominus. So aber wird dein Königtum fürderhin nicht Bestand haben. Der Herr hat sich einen Mann nach seinem Herzen gesucht, und der Herr hat ihm geboten, Fürst zu sein über sein Volk, weil du nicht gehalten hast, was der Herr geboten hatte. [Apg 13,22] 1 Samuel 1Sam 9 13 15 Surrexit autem Samuel, et ascendit de Galgalis in Gabaa Benjamin. Et reliqui populi ascenderunt post Saul obviam populo, qui expugnabant eos venientes de Galgala in Gabaa, in colle Benjamin. Et recensuit Saul populum, qui inventi fuerant cum eo, quasi sexcentos viros. Und Samuel machte sich auf und ging von Galgala nach Gabaa Benjamin hinauf.¹³ Das übrige Volk aber zog hinauf, Saul nach, dem Kriegsvolke entgegen, welches gegen sie auf dem Hügel Benjamin anrückte,¹⁴ da sie von Galgala nach Gabaa zogen. Und Saul musterte das Volk, das sich bei ihm fand, etwa sechshundert Mann. 1 Samuel 1Sam 9 13 15 13 Samuel will bei der Schlacht zugegen sein, wie einst in Maspha. Trotz des Opfers Sauls (das er wohl durch Priester dargebracht hat) hat sich das Volk zerstreut. Das dem Samuel entgegenrückende Volk war der bei Jonathas treu verbleibende Teil. 1 Samuel 1Sam 9 13 15 14 Dieser Mittelsatz ist aus der Itala in die Vulg. gekommen. 1 Samuel 1Sam 9 13 16 Et Saul et Jonathas filius ejus, populusque qui inventus fuerat cum eis, erat in Gabaa Benjamin: porro Philisthiim consederunt in Machmas. Saul und sein Sohn Jonathas, und das Volk, das sich bei ihnen befand, waren zu Gabaa Benjamin: die Philister aber hatten sich in Machmas gelagert. 1 Samuel 1Sam 9 13 17 Et egressi sunt ad prædandum de castris Philisthinorum tres cunei. Unus cuneus pergebat contra viam Ephra ad terram Sual. Da zogen aus dem Lager der Philister drei Haufen¹⁵ auf Plünderung aus; ein Haufe zog auf dem Wege gegen Ephra nach dem Lande Sual; 1 Samuel 1Sam 9 13 17 15 Hebr.: Die (bekannte) Mordbrennerrotte zog in drei Haufen aus. 1 Samuel 1Sam 9 13 18 Porro alius ingrediebatur per viam Bethhoron: tertius autem verterat se ad iter termini imminentis valli Seboim contra desertum. der zweite schlug den Weg nach Bethhoron ein; der dritte aber wandte sich auf die Straße nach der Grenze, die sich an das Tal Seboim nach der Wüste zu ausdehnt.¹⁶ 1 Samuel 1Sam 9 13 18 16 Der erste Haufe zog in den nordöstlichen, der zweite in den westlichen Teil des Stammgebietes Benjamins, der dritte südlich, auf Jerusalem zu. 1 Samuel 1Sam 9 13 19 Porro faber ferrarius non inveniebatur in omni terra Israel: caverant enim Philisthiim, ne forte facerent Hebræi gladium aut lanceam. Es war aber im ganzen Lande Israel kein Schmied zu finden; denn die Philister hatten es verhindert, dass die Hebräer sich Schwerter oder Lanzen machten.¹⁷ 1 Samuel 1Sam 9 13 19 17 Dies war die Gewohnheit der Philister. Vergl. [Ri 3,31]. Auch Samson scheint kein Schwert gehabt zu haben. Dennoch werden in den früheren Kriegen Schwerter erwähnt. [Ri 3,6, Ri 8,20, Ri 9,54] Da die Israeliten nun in Maspha [1Sam 7,6] jedenfalls Schwerter erbeutet hatten, sind mehrere Jahre seitdem verflossen, während denen sie gezwungen waren, dieselben herauszugeben. Die Vorrichtungen zum Schleifen und Schärfen waren im Oriente sehr schwerfällig und konnten daher leicht von dem Feinde entdeckt werden. Zudem kamen die Philister zu bestimmten Zeiten, hoben Steuern ein, nahmen alle etwa vorhandenen Waffen, verwüsteten die Äcker und stellten Sieges- und Grabdenkmäler auf. [1Sam 10,5, 1Sam 13,3] 1 Samuel 1Sam 9 13 2 Et elegit sibi Saul tria millia de Israel: et erant cum Saul duo millia in Machmas, et in Monte Bethel: mille autem cum Jonatha in Gabaa Benjamin: porro ceterum populum remisit unumquemque in tabernacula sua. da erwählte sich Saul² dreitausend Mann aus Israel; zweitausend davon waren bei Saul in Machmas und auf dem Berge Bethel, und tausend bei Jonathas in Gabaa Benjamin; das übrige Volk aber ließ er einen jeden in seine Hütte zurückkehren. 1 Samuel 1Sam 9 13 2 2 Der Anfang eines stehenden Heeres, um die Autorität des Königs gegen einen Feind zu schützen und den Kern der Streiter gegen auswärtige Feinde zu bilden. 1 Samuel 1Sam 9 13 20 Descendebat ergo omnis Israel ad Philisthiim, ut exacueret unusquisque vomerem suum, et ligonem, et securim, et sarculum. Darum ging ganz Israel zu den Philistern hinab, wenn jemand seine Pflugschar, seine Hacke, sein Beil, oder seinen Spaten schärfen lassen wollte. 1 Samuel 1Sam 9 13 21 Retusæ itaque erant acies vomerum, et ligonum, et tridentum, et securium, usque ad stimulum corrigendum. Die Schneiden der Pflugscharen, der Haken, Gabeln und Beile waren deshalb stumpf, und auch die Ochsenstacheln bedurften der Zuspitzung.¹⁸ 1 Samuel 1Sam 9 13 21 18 Hebr.: Vielleicht: Und es diente die Feile, um die Schneide des Pfluges und des Dreizackes und der Axt, der Spitzhacke (oder des Ochsenstachels) zu schärfen. 1 Samuel 1Sam 9 13 22 Cumque venisset dies prlii, non est inventus ensis et lancea in manu totius populi, qui erat cum Saule et Jonatha, excepto Saul et Jonatha filio ejus. Als nun der Tag des Kampfes kam, war kein Schwert und keine Lanze in der Hand des ganzen Volkes zu finden, das mit Saul und Jonathas war,¹⁹ ausgenommen in der Hand Sauls und Jonathas, seines Sohnes. 1 Samuel 1Sam 9 13 22 19 Bei den 600. 1 Samuel 1Sam 9 13 23 Egressa est autem statio Philisthiim, ut transcenderet in Machmas. Die Besatzung der Philister aber rückte vor, um nach Machmas hinüberzuziehen.²⁰ 1 Samuel 1Sam 9 13 23 20 Ergänzung zu V. 17. Aus dem Hauptlager schoben die Philister eine Schar Krieger an den Übergangsort von Machmas vor, um von dort aus die Israeliten zu beobachten. 1 Samuel 1Sam 9 13 3 Et percussit Jonathas stationem Philisthinorum, quæ erat in Gabaa. Quod cum audissent Philisthiim, Saul cecinit buccina in omni terra, dicens: Audiant Hebræi. Da schlug Jonathas die Besatzung der Philister, welche in Gabaa stand.³ Als dies die Philister hörten, ließ Saul im ganzen Lande die Posaune⁴ blasen und sagen: Die Hebräer mögen hören! 1 Samuel 1Sam 9 13 3 3 Er scheint dies getan zu haben, ohne den Vater zu fragen, um den Israeliten Mut zu machen und die Philister zu schrecken. Doch es kam anders. 1 Samuel 1Sam 9 13 3 4 Diese machte die Leute aufmerksam, alsdann folgten die Worte. Der hebr. Text ist nicht unversehrt. 1 Samuel 1Sam 9 13 4 Et universus Israel audivit hujuscemodi famam: Percussit Saul stationem Philisthinorum: et erexit Israel adversus Philisthiim. Clamavit ergo populus post Saul in Galgala. Und ganz Israel hörte eine solche Kunde: Saul hat die Besatzung der Philister geschlagen, und Israel hat sich gegen die Philister erhoben. Darum rief das Volk Saul zu in Galgala. 1 Samuel 1Sam 9 13 5 Et Philisthiim congregati sunt ad prliandum contra Israel, triginta millia curruum, et sex millia equitum, et reliquum vulgus, sicut arena quæ est in littore maris plurima. Et ascendentes castrametati sunt in Machmas ad orientem Bethaven. Die Philister aber sammelten sich zum Kampfe gegen Israel, dreißigtausend Wagen und sechstausend Reiter stark, und das übrige Kriegsvolk, so zahlreich wie der Sand am Ufer des Meeres.⁵ Und sie zogen heran und lagerten sich in Machmas im Osten von Bethaven. 1 Samuel 1Sam 9 13 5 5 Saul beruft das Volk und kommt als erster nach Galgala. 1 Samuel 1Sam 9 13 6 Quod cum vidissent viri Israel se in arcto positos (afflictus enim erat populus), absconderunt se in speluncis, et in abditis, in petris quoque, et in antris, et in cisternis. Als nun die Männer von Israel sahen, dass sie in die Enge gebracht seien (denn das Volk war bedrängt),⁶ verbargen sie sich in Klüften und Verstecken, in Felsen und Höhlen und Zisternen. 1 Samuel 1Sam 9 13 6 6 Eine sehr gebräuchliche Übertreibung. Die Zahl der Wagen ist jedenfalls in unserer Lesart zu hoch angegeben. Pharao hatte nur 600, Jabin 900, Salomo 1400, Sesak 200, Zara 300, Adarezer 1000, Antiochus Eupator 300. Die hier gegebene Zahl steht in keinem Verhältnis zu 6000 Reitern und zu der Beschaffenheit des bergigen Terrains. 1 Samuel 1Sam 9 13 7 Hebræi autem transierunt Jordanem in terram Gad et Galaad. Cumque adhuc esset Saul in Galgala, universus populus perterritus est, qui sequebatur eum. Die Hebräer⁷ aber zogen über den Jordan in das Land Gad und Galaad. Als Saul nun noch in Galgala war, geriet das ganze Volk, welches ihm folgte, in Schrecken.⁸ 1 Samuel 1Sam 9 13 7 7 Der rechte Flügel war geworfen. 1 Samuel 1Sam 9 13 7 8 Diejenigen, welche weiter hin wohnten, nicht in der Umgebung von Machmas. 1 Samuel 1Sam 9 13 8 Et exspectavit septem diebus juxta placitum Samuelis, et non venit Samuel in Galgala, dilapsusque est populus ab eo. Und er wartete nach Samuels Anordnung sieben Tage;⁹ aber Samuel kam nicht nach Galgala, und das Volk verlief sich von ihm.¹⁰ [1Sam 10,8] 1 Samuel 1Sam 9 13 8 9 In Galgala zittern sie, eben da, wo sie noch vor kurzem ein Wunder gesehen [1Sam 12,18] und Worte der Ermutigung gehört haben. [1Sam 12,22] Seit der Einsetzung des Königs und dem Krieg mit den Philistern sind gewiss bereits einige Jahre vergangen. 1 Samuel 1Sam 9 13 8 10 Saul ist sich bewusst, dass der Augenblick der Prüfung gekommen ist, deshalb wartet er. 1 Samuel 1Sam 9 13 9 Ait ergo Saul: Afferte mihi holocaustum, et pacifica. Et obtulit holocaustum. Deshalb sprach Saul: Bringet mir das Brandopfer und die Friedopfer her! Und er brachte das Brandopfer dar. 1 Samuel 1Sam 9 0 1 Die Feinde werden durch Jonathas Tapferkeit geschlagen. (V. 23) Jonathas, den Saul durch ein unbedachtes Gelübde großer Gefahr ausgesetzt hat, wird durch die Bitten des Volkes das Leben gerettet. (V. 46) b. Andere siegreiche Kriege Sauls gegen die Nachbarvölker. Seine zahlreiche Nachkommenschaft, die ihm gute Hoffnung gibt, das Königtum in seiner Familie forterben zu sehen. 1 Samuel 1Sam 9 14 1 Et accidit quadam die ut diceret Jonathas filius Saul ad adolescentem armigerum suum: Veni, et transeamus ad stationem Philisthinorum, quæ est trans locum illum. Patri autem suo hoc ipsum non indicavit. Eines Tages nun begab es sich, dass Jonathas, der Sohn Sauls, zu dem Jünglinge, der sein Waffenträger war, sprach: Komm, lass uns hinübergehen zu dem Posten der Philister, der dort gegenüber steht. Seinem Vater aber teilte er dies nicht mit.¹ 1 Samuel 1Sam 9 14 1 1 Jonathas hatte das Vertrauen, dass Gott den Sieg nicht an die Zahl der Kämpfer knüpfen werde, und baute auf Gottes Verheißung. [Ex 26,8] So beginnt die Rettung Israels ohne Sauls Wissen, der [1Sam 13,12] glaubte, alles sei verloren, wenn er nicht ein Opfer darbringe. 1 Samuel 1Sam 9 14 10 Si autem dixerint: Ascendite ad nos: ascendamus, quia tradidit eos Dominus in manibus nostris, hoc erit nobis signum. Wenn sie aber sagen: Kommet zu uns herauf! so wollen wir hinaufsteigen, denn dann gibt der Herr sie in unsere Hand; dies soll uns das Zeichen sein. 1 Samuel 1Sam 9 14 11 Apparuit igitur uterque stationi Philisthinorum: dixeruntque Philisthiim: En Hebræi egrediuntur de cavernis, in quibus absconditi fuerunt. Als sie nun beide von dem Posten der Philister bemerkt wurden, sprachen die Philister: Sehet, die Hebräer⁶ kommen aus den Löchern heraus, in welche sie sich versteckt hatten. 1 Samuel 1Sam 9 14 11 6 Hebr.: Ohne Artikel: Hebräer. 1 Samuel 1Sam 9 14 12 Et locuti sunt viri de statione ad Jonatham, et ad armigerum ejus, dixeruntque: Ascendite ad nos, et ostendemus vobis rem. Et ait Jonathas ad armigerum suum: Ascendamus, sequere me: tradidit enim Dominus eos in manus Israel. Und die Männer des Postens riefen Jonathas und seinem Waffenträger zu und sprachen: Kommet zu uns heran, so wollen wir euch etwas zeigen!⁷ Da sprach Jonathas zu seinem Waffenträger: Lass uns hinaufsteigen, folge mir; denn der Herr hat sie in die Hand Israels gegeben. [1Makk 4,30] 1 Samuel 1Sam 9 14 12 7 Es sind spottende Worte, da sie es nicht für möglich halten, dass jene zu ihnen hinaufgelangen. 1 Samuel 1Sam 9 14 13 Ascendit autem Jonathas manibus et pedibus reptans, et armiger ejus post eum. Itaque alii cadebant ante Jonatham, alios armiger ejus interficiebat sequens eum. Da stieg Jonathas, auf Händen und Füßen kletternd, hinauf, und sein Waffenträger ihm nach.⁸ Einige fielen vor Jonathas, andere tötete sein Waffenträger, ihm folgend. 1 Samuel 1Sam 9 14 13 8 Daher erschrecken die Philister. 1 Samuel 1Sam 9 14 14 Et facta est plaga prima, qua percussit Jonathas et armiger ejus, quasi viginti virorum, in media parte jugeri, quam par boum in die arare consuevit. So ward die erste⁹ Niederlage beigebracht, in der Jonathas und sein Waffenträger gegen zwanzig Mann erschlagen, auf einem halben Morgen Feldes,¹⁰ soviel ein Joch Ochsen an einem Tage zu pflügen pflegt. 1 Samuel 1Sam 9 14 14 9 Die zweite V. 20. 1 Samuel 1Sam 9 14 14 10 Hebr.: Ungefähr auf einer halben Furche eines Morgens Feldes, d.h.: Auf einem schmalen Streifen Landes fielen Mann hinter Mann, welche flohen, ohne sich umzuschauen, wie viele der Verfolger waren. Anders die Septuag. 1 Samuel 1Sam 9 14 15 Et factum est miraculum in castris, per agros: sed et omnis populus stationis eorum, qui ierant ad prædandum, obstupuit, et conturbata est terra: et accidit quasi miraculum a Deo. Da geschah im Lager auf dem Felde¹¹ ein Wunder; und auch das ganze Volk im Lager derer, die zum Plündern ausgezogen waren, erschrak, dazu erbebte die Erde; denn es kam wie ein Wunder von Gott.¹² 1 Samuel 1Sam 9 14 15 11 Im Lager der Philister. 1 Samuel 1Sam 9 14 15 12 Ein sehr großes Wunder, dessen Urheber Gott schien. 1 Samuel 1Sam 9 14 16 Et respexerunt speculatores Saul, qui erant in Gabaa Benjamin, et ecce multitudo prostrata, et huc illucque diffugiens. Die Kundschafter Sauls, welche in Gabaa Benjamin waren, sahen sich um, und siehe, da war ein geschlagener Haufe, der hierhin und dorthin floh. 1 Samuel 1Sam 9 14 17 Et ait Saul populo qui erat cum eo: Requirite, et videte quis abierit ex nobis. Cumque requisissent, repertum est non adesse Jonathan, et armigerum ejus. Da sprach Saul zu dem Volke, das bei ihm war: Forschet nach und sehet zu, wer von uns weggegangen ist!¹³ Da sie nachforschten, fand sich, dass Jonathas und sein Waffenträger nicht da waren. 1 Samuel 1Sam 9 14 17 13 Saul schien mehr um sein Ansehen bekümmert, das Einbuße erlitten, als um Gott, der so wunderbar geholfen. (Vergl. V. 1.) 1 Samuel 1Sam 9 14 18 Et ait Saul ad Achiam: Applica arcam Dei. (Erat enim ibi arca Dei in die illa cum filiis Israel.) Saul sprach zu Achias: Bringe die Lade Gottes¹⁴ her! (Denn die Lade Gottes war zu jener Zeit daselbst bei den Söhnen Israels.) 1 Samuel 1Sam 9 14 18 14 Wohl mit Septuag (vergl. hier V. 3) Ephod zu setzen. 1 Samuel 1Sam 9 14 19 Cumque loqueretur Saul ad sacerdotem, tumultus magnus exortus est in castris Philisthinorum: crescebatque paulatim, et clarius resonabat. Et ait Saul ad sacerdotem: Contrahe manum tuam. Während nun Saul noch mit dem Priester redete, entstand ein großes Getümmel im Lager der Philister, und nahm immer mehr zu, und erscholl immer deutlicher. Da sprach Saul zu dem Priester: Ziehe deine Hand zurück!¹⁵ 1 Samuel 1Sam 9 14 19 15 Es war auch ohne Antwort von Gott klar, was zu tun. Wie Saul indes übereilt war im Fragen, so überstürzt er sich wieder, indem er die Antwort nicht abwartet. 1 Samuel 1Sam 9 14 2 Porro Saul morabatur in extrema parte Gabaa sub malogranato, quæ erat in Magron: et erat populus cum eo quasi sexcentorum virorum. Saul befand sich am äußersten Teile von Gabaa unter dem Granatenbaum, der in Magron stand, das Volk aber, das bei ihm war, belief sich auf etwa sechshundert Mann. 1 Samuel 1Sam 9 14 20 Conclamavit ergo Saul, et omnis populus, qui erat cum eo, et venerunt usque ad locum certaminis: et ecce versus fuerat gladius uniuscujusque ad proximum suum, et cædes magna nimis. Und Saul und das ganze Volk, das bei ihm war, erhob ein Geschrei; und als sie bis zum Kampfplatze kamen, siehe, da hatte sich das Schwert des einen wider den andern gewendet und es war ein sehr großes Morden.¹⁶ [Ri 7,22, 2Chr 20,23] 1 Samuel 1Sam 9 14 20 16 Die Philister waren sich gegenseitig zu wenig bekannt und von den Hebräern nicht durch ein sichtbares Zeichen unterschieden. So vermochten sie bei schneller Flucht nicht die ihrigen von den Feinden zu unterscheiden, zumal sie nicht ahnten, dass sie es allein mit zwei Angreifern zu tun hatten. 1 Samuel 1Sam 9 14 21 Sed et Hebræi qui fuerant cum Philisthiim heri et nudiustertius, ascenderantque cum eis in castris, reversi sunt ut essent cum Israel, qui erant cum Saul et Jonatha. Aber die Hebräer, welche gestern und vorher noch bei den Philistern gewesen¹⁷ und mit ihnen in das Lager hinaufgezogen waren, kehrten ebenfalls zurück, um sich den Israeliten anzuschließen, die bei Saul und Jonathas waren. 1 Samuel 1Sam 9 14 21 17 Nach dem Hebr. die in Sklaverei gehaltenen Israeliten. 1 Samuel 1Sam 9 14 22 Omnes quoque Israelitæ, qui se absconderant in monte Ephraim, audientes quod fugissent Philisthæi, sociaverunt se cum suis in prlio. Et erant cum Saul, quasi decem millia virorum. Da vereinigten sich alle Israeliten, welche sich auf dem Gebirge Ephraim verborgen hatten, als sie hörten, dass die Philister geflohen seien, mit den Ihrigen im Kampfe. So waren bei Saul etwa zehntausend Mann.¹⁸ 1 Samuel 1Sam 9 14 22 18 Septuag: Und alles Volk, das bei Saul war, war ungefähr 10000 Mann. Der Kampf dehnte sich aber aus über alle Städte im Gebirge Ephraim. Saul aber beging einen großen Fehler. 1 Samuel 1Sam 9 14 23 Et salvavit Dominus in die illa Israel: pugna autem pervenit usque ad Bethaven. Und der Herr rettete Israel an jenem Tage, der Kampf aber zog sich bis nach Bethaven hin. 1 Samuel 1Sam 9 14 24 Et viri Israel sociati sunt sibi in die illa: adjuravit autem Saul populum, dicens: Maledictus vir, qui comederit panem usque ad vesperam, donec ulciscar de inimicis meis. Et non manducavit universus populus panem: Und die Männer Israels scharten sich an jenem Tage zusammen; Saul aber beschwor das Volk und sprach: Verflucht sei¹⁹ jeder, der vor dem Abend etwas isst, bis ich an meinen Feinden Rache genommen habe.²⁰ Und das ganze Volk nahm keine Speise zu sich. 1 Samuel 1Sam 9 14 24 19 Hebr.: Die Männer Israels waren matt, vom Fasten nämlich und von der Anstrengung. Saul droht wohl die Todesstrafe an. 1 Samuel 1Sam 9 14 24 20 Saul erlässt sein Verbot wohl aus Eifer und Ungeduld Rache zu nehmen und will die Sünde des Kleinmutes durch seine Verwegenheit wieder gut machen. Jonathas verwirft dies V. 29. 1 Samuel 1Sam 9 14 25 Omneque terræ vulgus venit in saltum, in quo erat mel super faciem agri. Da kam das ganze Volk des Landes in einen Wald, in dem Honig auf dem Erdboden lag.²¹ 1 Samuel 1Sam 9 14 25 21 Der Text ist verdorben. Vielleicht: Und das ganze Volk des Landes (so viel bei Saul war) kam in die Waldgegend, da war Honig auf dem Felde. 1 Samuel 1Sam 9 14 26 Ingressus est itaque populus saltum, et apparuit fluens mel, nullusque applicuit manum ad os suum; timebat enim populus juramentum. Als das Volk also in den Wald kam, sahen sie fließenden Honig, aber keiner führte die Hand zu seinem Munde; denn das Volk fürchtete den Schwur.²² 1 Samuel 1Sam 9 14 26 22 Saul den Rächer seines Eidschwures und Gott den Bürgen des Fluches, den der rechtmäßige König ausgesprochen. 1 Samuel 1Sam 9 14 27 Porro Jonathas non audierat cum adjuraret pater ejus populum: extenditque summitatem virgæ, quam habebat in manu, et intinxit in favum mellis: et convertit manum suam ad os suum, et illuminati sunt oculi ejus. Jonathas aber hatte es nicht gehört, als sein Vater das Volk beschwor, und streckte die Spitze des Stabes,²³ den er in der Hand hatte, aus, tauchte sie in den Honigseim und führte seine Hand zum Munde, da wurden seine Augen hell.²⁴ 1 Samuel 1Sam 9 14 27 23 Vielleicht Zepter, denn Jonathan war der erste Befehlshaber nach Saul. 1 Samuel 1Sam 9 14 27 24 Wenn jemand sich erfrischt, werden seine Augen munter. 1 Samuel 1Sam 9 14 28 Respondensque unus de populo, ait: Jurejurando constrinxit pater tuus populum, dicens: Maledictus vir, qui comederit panem hodie (defecerat autem populus.): Da begann einer aus dem Volke und sprach: Dein Vater hat das Volk durch einen Eid gebunden und gesagt: Verflucht sei der Mann, der heute etwas isst (das Volk aber war ermattet)! 1 Samuel 1Sam 9 14 29 Dixitque Jonathas: Turbavit pater meus terram: vidistis ipsi quia illuminati sunt oculi mei, eo quod gustaverim paululum de melle isto: Jonathas sprach: Mein Vater hat das Land²⁵ in Verwirrung gestürzt.²⁶ Ihr habt selbst gesehen, dass meine Augen hell wurden, weil ich ein wenig von diesem Honig gekostet habe; 1 Samuel 1Sam 9 14 29 25 Volk des Landes. 1 Samuel 1Sam 9 14 29 26 Er tat nicht recht daran, dass er den König öffentlich tadelte. 1 Samuel 1Sam 9 14 3 Et Achias filius Achitob fratris Ichabod filii Phinees, qui ortus fuerat ex Heli sacerdote Domini in Silo, portabat ephod. Sed et populus ignorabat quo isset Jonathas. Und Achias, der Sohn Achitobs, des Bruders Ichabods, des Sohnes Phinees, der von Heli, dem Priester des Herrn in Silo stammte, trug damals das Ephod.² Aber auch das Volk wusste nicht, wohin Jonathas gegangen war. [1Sam 4,21] 1 Samuel 1Sam 9 14 3 2 Hatte das Amt des Hohenpriesters inne. 1 Samuel 1Sam 9 14 30 Quanto magis si comedisset populus de præda inimicorum suorum, quam reperit? nonne major plaga facta fuisset in Philisthiim? wie viel mehr, wenn das Volk von der Beute seiner Feinde gegessen hätte, welche es gefunden hat? Wäre nicht eine größere Niederlage unter den Philistern angerichtet worden? 1 Samuel 1Sam 9 14 31 Percusserunt ergo in die illa Philisthæos a Machmas usque in Ajalon. Defatigatus est autem populus nimis: Sie schlugen also an jenem Tage die Philister von Machmas bis nach Ajalon.²⁷ Das Volk aber ward sehr matt, 1 Samuel 1Sam 9 14 31 27 Ein Weg von wenigstens fünf Stunden. 1 Samuel 1Sam 9 14 32 Et versus ad prædam tulit oves, et boves, et vitulos, et mactaverunt in terra: comeditque populus cum sanguine. machte sich über die Beute her, nahm Schafe und Rinder und Kälber und schlachtete sie auf der Erde; und das Volk aß sie mit dem Blute.²⁸ 1 Samuel 1Sam 9 14 32 28 Nach dem Gesetze durfte das Blut nicht gegessen werden, weshalb man es hier von einem höheren Orte auf den Boden fließen lässt und hier mit Erde bedeckte. Vergl. [Ez 33,25]. Sauls Beschwörung minderte den Sieg (V. 30) und war Anlass zur Gesetzesverletzung. (V. 33) 1 Samuel 1Sam 9 14 33 Nuntiaverunt autem Sauli dicentes, quod populus peccasset Domino, comedens cum sanguine. Qui ait: Prævaricati estis: volvite ad me jam nunc saxum grande. Als dies aber Saul berichtet und gesagt ward, dass das Volk wider den Herrn gesündigt habe, indem es mit Blut aß, sprach er: Ihr habt nicht recht gehandelt! Wälzet nun einen großen Stein zu mir her.²⁹ [Lev 3,17] 1 Samuel 1Sam 9 14 33 29 Der Stein soll das Niederrinnen des Blutes der geschlachteten Tiere erleichtern. 1 Samuel 1Sam 9 14 34 Et dixit Saul: Dispergimini in vulgus, et dicite eis ut adducat ad me unusquisque bovem suum et arietem, et occidite super istud, et vescimini, et non peccabitis Domino comedentes cum sanguine. Adduxit itaque omnis populus unusquisque bovem in manu sua usque ad noctem: et occiderunt ibi. Dann sprach Saul: Zerstreuet euch unter das Volk und saget ihnen, dass ein jeder seinen Ochsen und Widder zu mir herbringen soll, und schlachtet auf diesem Steine und esset, so werdet ihr nicht wider den Herrn sündigen, indem ihr mit dem Blute esset. Da brachte das ganze Volk, ein jeder seinen Ochsen an seiner Hand herbei bis in die Nacht, und sie schlachteten sie daselbst. 1 Samuel 1Sam 9 14 35 dificavit autem Saul altare Domino: tuncque primum cpit ædificare altare Domino. Saul aber baute dem Herrn einen Altar;³⁰ dies war der erste Altar, den er dem Herrn baute. 1 Samuel 1Sam 9 14 35 30 Zum Dank für den Sieg. 1 Samuel 1Sam 9 14 36 Et dixit Saul: Irruamus super Philisthæos nocte, et vastemus eos usque dum illucescat mane, nec relinquamus ex eis virum. Dixitque populus: Omne quod bonum videtur in oculis tuis, fac. Et ait sacerdos: Accedamus huc ad Deum. Hierauf sprach Saul: Lasst uns die Philister in dieser Nacht überfallen und sie vernichten, bis der Morgen anbricht, und keinen von ihnen übrig lassen!³¹ Das Volk sprach: Alles, was in deinen Augen gut scheint, das tue. Der Priester aber sprach: Lasset uns hierher vor Gott treten!³² 1 Samuel 1Sam 9 14 36 31 Eine sehr primitive Art, Krieg zu führen. Saul will in vermessener Rachelust die fliehenden Feinde aufreiben, doch der Hohepriester mahnt den irdischen König, zuvor den ewigen zu befragen. Dieser aber verweigert zum Zeichen der Missbilligung die Antwort. 1 Samuel 1Sam 9 14 36 32 Vor dem ersten errichteten Altar. 1 Samuel 1Sam 9 14 37 Et consuluit Saul Dominum: Num persequar Philisthiim? si trades eos in manus Israel? Et non respondit ei in die illa. Und Saul befragte den Herrn: Soll ich den Philistern nachsetzen? Wirst du sie in die Hand Israels geben?³³ Doch er antwortete ihm an jenem Tage nicht.³⁴ 1 Samuel 1Sam 9 14 37 33 [Ri 20,23] wurde eine ähnliche Frage gestellt wie die erste, und bejahend beantwortet; und dennoch siegten die Israeliten nicht, deshalb stellte er zwei Fragen. 1 Samuel 1Sam 9 14 37 34 Die Ursache, weshalb Gott keine Antwort gibt, ist Jonathas unbewusste Übertretung. 1 Samuel 1Sam 9 14 38 Dixitque Saul: Applicate huc universos angulos populi: et scitote, et videte per quem acciderit peccatum hoc hodie. Da sprach Saul: Lasset alle Häupter des Volkes hierher treten und forschet nach und sehet, durch wen diese Versündigung heute begangen ist. 1 Samuel 1Sam 9 14 39 Vivit Dominus salvator Israel, quia si per Jonathan filium meum factum est, absque retractione morietur. Ad quod nullus contradixit ei de omni populo. So wahr der Herr lebt, der Retter Israels, wenn sie durch meinen Sohn Jonathas begangen wäre, so soll er unwiderruflich sterben!³⁵ Und niemand vom ganzen Volke erhob dagegen Widerspruch. 1 Samuel 1Sam 9 14 39 35 Ohne Ahnung von Jonathas Handlung sagt er: Und wenn es auch mein Sohn wäre, er müsste sterben, wie viel mehr ein gewöhnlicher Israelit! 1 Samuel 1Sam 9 14 4 Erant autem inter ascensus, per quos nitebatur Jonathas transire ad stationem Philisthinorum, eminentes petræ ex utraque parte, et quasi in modum dentium scopuli hinc et inde prærupti, nomen uni Boses, et nomen alteri Sene: Es waren nun zwischen den Steigen, auf welchen Jonathas zu dem Posten der Philister hinüberzugehen suchte, auf beiden Seiten hervorragende Felsen, Klippen, die wie Zähne diesseits und jenseits jäh abfielen: der Name des einen war Boses, und der Name des andern Sene. 1 Samuel 1Sam 9 14 40 Et ait ad universum Israel: Separamini vos in partem unam, et ego cum Jonatha filio meo ero in parte altera. Responditque populus ad Saul: Quod bonum videtur in oculis tuis, fac. Da sprach er zu ganz Israel: Tretet ihr auf die eine Seite, und ich will mit Jonathas, meinem Sohne, auf der andern Seite stehen.³⁶ Das Volk antwortete Saul: Was in deinen Augen gut scheint, das tue. 1 Samuel 1Sam 9 14 40 36 Um desto erfolgreicher als Richter auftreten zu können, will er zuerst sein und seines Sohnes Unschuld zeigen. Er ahmt Samuels Beispiel [1Sam 12] nach, aber mit ungleichem Erfolge. Vielleicht meinte er, die Sünde habe im Genusse von Blut bestanden, wovon er doch sich und seinen Sohn frei wusste. 1 Samuel 1Sam 9 14 41 Et dixit Saul ad Dominum Deum Israel: Domine Deus Israel da indicium: quid est quod non responderis servo tuo hodie? Si in me, aut in Jonatha filio meo est iniquitas hæc, da ostensionem: aut si hæc iniquitas est in populo tuo, da sanctitatem. Et deprehensus est Jonathas et Saul, populus autem exivit. Da sprach Saul zu dem Herrn, dem Gott Israels: Herr Gott Israels, gib ein Zeichen!³⁷ Was ist es, dass du heute deinem Diener nicht geantwortet hast? Haftet diese Sünde mir oder meinem Sohne Jonathas an, so zeige es; oder wenn die Versündigung auf seiten deines Volkes ist, so gewähre Heiligung. Da ward Jonathas und Saul getroffen,³⁸ das Volk aber ging frei aus. 1 Samuel 1Sam 9 14 41 37 Die folgenden Worte: Was ist's bis: Heiligung sind aus der Septuag in die Vulgata gekommen. 1 Samuel 1Sam 9 14 41 38 Nach der Septuag dienten Urim und Thummim als Lose, so dass, wenn das erstere herauskam, Saul und Jonathan, wenn das letztere, das Volk schuldig war. 1 Samuel 1Sam 9 14 42 Et ait Saul: Mittite sortem inter me, et inter Jonatham filium meum. Et captus est Jonathas. Und Saul sprach: Werfet das Los zwischen mir und zwischen meinem Sohne Jonathas. Da ward Jonathas getroffen. 1 Samuel 1Sam 9 14 43 Dixit autem Saul ad Jonatham: Indica mihi quid feceris. Et indicavit ei Jonathas, et ait: Gustans gustavi in summitate virgæ, quæ erat in manu mea, paululum mellis, et ecce ego morior. Saul aber sprach zu Jonathas: Sage mir, was du getan hast. Da sagte Jonathas es ihm und sprach: Ich kostete mit der Spitze des Stabes, der in meiner Hand war, ein wenig Honig, und siehe, ich soll sterben!³⁹ 1 Samuel 1Sam 9 14 43 39 Er beklagt sich über sein hartes Los. Die Veranstaltung Gottes, dass das Los auf Jonathan fiel, war eine fernere Probe des Gehorsams Sauls, und weil er bereit war, seinen Sohn zum Opfer zu bringen, ward ihm derselbe auf Verwendung des Volkes wiedergegeben, wie einst Isaak dem Abraham. (Ambros.) 1 Samuel 1Sam 9 14 44 Et ait Saul: Hæc faciat mihi Deus, et hæc addat, quia morte morieris Jonatha. Saul sprach: Gott tue mir dies und das, du musst des Todes sterben, Jonathas! 1 Samuel 1Sam 9 14 45 Dixitque populus ad Saul: Ergone Jonathas morietur, qui fecit salutem hanc magnam in Israel? hoc nefas est: vivit Dominus, si ceciderit capillus de capite ejus in terram, quia cum Deo operatus est hodie. Liberavit ergo populus Jonatham, ut non moreretur. Das Volk aber sprach zu Saul: So soll Jonathas sterben, der dies große Werk der Rettung für Israel getan hat? das ist Unrecht! So wahr der Herr lebt, es soll nicht ein Haar seines Hauptes zur Erde fallen, denn mit Gottes Hilfe hat er heut gehandelt!⁴⁰ So befreite das Volk den Jonathas, dass er nicht sterben musste. 1 Samuel 1Sam 9 14 45 40 Das Volk schloss: Wäre Jonathas Verbrechen ein so schweres, dass es den Tod verdiente, so hätte ihm Gott nicht durch so wunderbaren Beistand den Sieg verliehen. Hierdurch musste Saul aufmerksam gemacht werden, dass nicht in der Tat des Jonathas, der, ohne das Gelübde des Vaters zu kennen, aß, die höchste Schuld liegen könne, sondern in seinem übereilten Schwure. Deshalb gewährte er auch Schonung. Jonathas war das Haupt des Teiles des Volkes, den man den theokratischen nennen kann, während ein anderer, der einzig Saul und seinem Hause diente, Saul selbst zum Haupte hatte. Dies ist der Grund, weshalb Jonathas den göttlichen Beschluss, das Königtum dem Hause Davids zu verleihen, so hochherzig aufnimmt. Damit indes das Haus Saul weniger in den Schatten gestellt würde, gab er selbst dem Vater den Rat, David die Hand seiner Schwester zu geben. 1 Samuel 1Sam 9 14 46 Recessitque Saul, nec persecutus est Philisthiim: porro Philisthiim abierunt in loca sua. Darnach zog Saul zurück und verfolgte die Philister nicht; die Philister aber zogen in ihre Ortschaften ab. 1 Samuel 1Sam 9 14 47 Et Saul, confirmato regno super Israel, pugnabat per circuitum adversum omnes inimicos ejus, contra Moab, et filios Ammon, et Edom, et reges Soba, et Philisthæos: et quocumque se verterat, superabat. Als nun Saul sein Königtum über Israel befestigt hatte,⁴¹ führte er Krieg wider seine Feinde ringsum, gegen Moab, die Söhne Ammons, Edom, die Könige von Soba⁴² und die Philister; und wohin er sich auch wandte, war er siegreich. 1 Samuel 1Sam 9 14 47 41 Da Saul sich das Königtum erst durch Krieg erstreiten musste, werden in der folgenden Zusammenfassung seiner Regierung zunächst seine übrigen Kriege erwähnt, alsdann erst werden die bei allen sonst am Anfang mitgeteilten Familienverhältnisse angegeben. 1 Samuel 1Sam 9 14 47 42 Vergl. [2Sam 8,3]. Soba war damals wohl Fürst von ganz Syrien einschließlich Damaskus. 1 Samuel 1Sam 9 14 48 Congregatoque exercitu, percussit Amalec, et eruit Israel de manu vastatorum ejus. Auch sammelte er ein Heer und schlug die Amalekiter⁴³ und erlöste Israel aus der Hand seiner Plünderer. 1 Samuel 1Sam 9 14 48 43 Siehe [1Sam 15], wo der Krieg wegen der Folgen für Sauls Königtum näher beschrieben wird. 1 Samuel 1Sam 9 14 49 Fuerunt autem filii Saul, Jonathas et Jessui, et Melchisua: et nomina duarum filiarum ejus, nomen primogenitæ Merob, et nomen minoris Michol. Die Söhne Sauls aber waren: Jonathas, Jessui⁴⁴ und Melchisua, und die Namen seiner zwei Töchter waren: der Name der erstgebornen Merob und der Name der jüngern Michol. 1 Samuel 1Sam 9 14 49 44 [1Chr 9,39] heißt er Abinadab. Esbaal ist der gleiche wie Isboseth. 1 Samuel 1Sam 9 14 5 Unus scopulus prominens ad aquilonem ex adverso Machmas, et alter ad meridiem contra Gabaa. Die eine Klippe erhob sich auf der Nordseite, Machmas gegenüber, die andere südlich von Gabaa.³ 1 Samuel 1Sam 9 14 5 3 Die eine Seite des Waldgebietes stieg von Gabaa (Gabaa Benjamin V. 2) herab; die andere stieg nach Machmas zu aufwärts. 1 Samuel 1Sam 9 14 50 Et nomen uxoris Saul, Achinoam filia Achimaas: et nomen principis militiæ ejus Abner, filius Ner, patruelis Saul. Und der Name des Weibes Sauls war Achinoam, eine Tochter des Achimaas; und der Name seines Heerführers Abner, ein Sohn Ners, eines Oheims Sauls. 1 Samuel 1Sam 9 14 51 Porro Cis fuit pater Saul, et Ner pater Abner, filius Abiel. Kis war der Vater Sauls und Ner der Vater Abners, der Sohn Abiels.⁴⁵ 1 Samuel 1Sam 9 14 51 45 Hebr.: Und Kis, der Vater Sauls, und Ner, der Vater Abners, waren Söhne Abiels. 1 Samuel 1Sam 9 14 52 Erat autem bellum potens adversum Philisthæos omnibus diebus Saul. Nam quemcumque viderat Saul virum fortem, et aptum ad prlium, sociabat eum sibi. Der Krieg gegen die Philister aber wütete heftig alle Tage Sauls hindurch; denn⁴⁶ sah Saul einen starken kriegstüchtigen Mann, so gesellte er ihn sich zu. 1 Samuel 1Sam 9 14 52 46 Besser: deshalb. Es ist dies der Unterschied zwischen der Herrschaft Sauls und den vorhergehenden Zeiten. Die Voraussagung [1Sam 8,20] geht in Erfüllung. Saul musste immer kriegsbereit sein, weil er seine rastlosen und unversöhnlichen Feinde mit aller Kraft niederhalten musste. Damit war der Anfang zu einem stehenden Heere gemacht. (Vergl. [1Sam 10,26].) 1 Samuel 1Sam 9 14 6 Dixit autem Jonathas ad adolescentem armigerum suum: Veni, transeamus ad stationem incircumcisorum horum, si forte faciat Dominus pro nobis: quia non est Domino difficile salvare vel in multis, vel in paucis. Jonathas aber sprach zu dem Jünglinge, seinem Waffenträger: Komm, lass uns zu dem Posten dieser Unbeschnittenen hinübergehen, vielleicht wird der Herr für uns eintreten; denn dem Herrn ist es nicht schwer, durch viele oder durch wenige Rettung zu schaffen.⁴ 1 Samuel 1Sam 9 14 6 4 Nur der Sinn der Worte ist wiedergegeben. 1 Samuel 1Sam 9 14 7 Dixitque ei armiger suus: Fac omnia, quæ placent animo tuo: perge quo cupis, et ero tecum ubicumque volueris. Da sprach sein Waffenträger zu ihm: Tue alles, was deinem Sinne gefällt! gehe, wohin du wünschest; ich werde bei dir bleiben, wo du nur willst. 1 Samuel 1Sam 9 14 8 Et ait Jonathas: Ecce nos transimus ad viros istos. Cumque apparuerimus eis, Jonathas sprach: Siehe, wir gehen hinüber zu jenen Männern.⁵ Wenn sie uns sehen 1 Samuel 1Sam 9 14 8 5 Gott trieb ihn an, doch erkannte Jonathas nicht, woher der Antrieb kam. Nach der Sitte der Israeliten will er aus dem Munde der Feinde das Zeichen haben. [Gen 24,13, Ri 6,36, Ri 7,11] Er wählt ein solches, das wahrscheinlich zutreffen musste. 1 Samuel 1Sam 9 14 9 Si taliter locuti fuerint ad nos, manete donec veniamus ad vos: stemus in loco nostro, nec ascendamus ad eos. und alsdann zu uns sprechen: Wartet, bis wir zu euch kommen! so wollen wir an unserm Platze stehen bleiben und nicht zu ihnen hinaufsteigen. 1 Samuel 1Sam 9 0 1 C. Zweiter Ungehorsam und zweite Verwerfung Sauls. (V. 1 35) a. Gott befiehlt Saul durch Samuel, die Amalekiter gänzlich zu vernichten. (V. 3) b. Saul besiegt die Feinde, behält sich aber das Beste der Beute zurück. (V. 9) c. Deshalb zum zweiten Male verworfen wird er selbst (wie sein Haus) des Königtums verlustig erklärt (V. 23) und von Gott nicht zu Gnaden angenommen, als er erklärt, nach Tötung des Königs von Amalek Gottes Vorschrift befolgen zu wollen. 1 Samuel 1Sam 9 15 1 Et dixit Samuel ad Saul: Me misit Dominus, ut ungerem te in regem super populum ejus Israel: nunc ergo audi vocem Domini: Einst sprach Samuel zu Saul: Mich hat der Herr gesandt, um dich zum Könige über sein Volk Israel zu salben;¹ so höre nun auf die Stimme des Herrn! 1 Samuel 1Sam 9 15 1 1 Um sich mehr Ansehen zu sichern, beruft er sich auf ein Ereignis, welches dasselbe am besten beweist. [1Sam 10,1] 1 Samuel 1Sam 9 15 10 Factum est autem verbum Domini ad Samuel, dicens: Da erging das Wort des Herrn an Samuel, also: 1 Samuel 1Sam 9 15 11 Pnitet me quod constituerim Saul regem: quia dereliquit me, et verba mea opere non implevit. Contristatusque est Samuel, et clamavit ad Dominum tota nocte. Es reut mich,¹¹ dass ich Saul zum Könige gemacht habe; denn er hat mich verlassen und meine Worte nicht durch die Tat erfüllt.¹² Und Samuel ward betrübt und rief die ganze Nacht hindurch zu dem Herrn.¹³ 1 Samuel 1Sam 9 15 11 11 Da Saul sein Verhältnis zu Gott durch Ungehorsam verletzt hat, war Gottes Wohlgefallen aufgehoben, was hier als Reue Gottes bezeichnet wird. Auch der gewählte Ausdruck bezeichnet keine Wandelbarkeit in Gott, sondern den Schmerz der göttlichen Liebe über das Widerstreben des Sünders. 1 Samuel 1Sam 9 15 11 12 Saul vernachlässigte die Bedingung, deren Hintansetzung an seiner Person gestraft werden sollte [1Sam 12,25], deshalb wird nicht wieder seine Nachkommenschaft von der Thronfolge ausgeschlossen, sondern er selbst verworfen. Vergl. [Gen 6,7]. 1 Samuel 1Sam 9 15 11 13 Aus Liebe zu Saul. Vergl. [1Sam 16,1]. 1 Samuel 1Sam 9 15 12 Cumque de nocte surrexisset Samuel, ut iret ad Saul mane, nuntiatum est Samueli, eo quod venisset Saul in Carmelum, et erexisset sibi fornicem triumphalem, et reversus transisset, descendissetque in Galgala. Venit ergo Samuel ad Saul, et Saul offerebat holocaustum Domino de initiis prædarum, quæ attulerat ex Amalec. Als sich nun Samuel bei Tagesanbruch erhob, um früh zu Saul zu gehen, ward Samuel berichtet,¹⁴ dass Saul nach Karmel¹⁵ gegangen sei und sich einen Siegesbogen errichtet habe und wieder zurückgekehrt,¹⁶ weitergezogen und nach Galgala hinabgegangen sei. Da kam Samuel zu Saul, Saul aber opferte dem Herrn gerade ein Brandopfer von den Erstlingen der Beute, welche er Amalek abgenommen hatte. 1 Samuel 1Sam 9 15 12 14 Samuel hatte wahrscheinlich in Rama eine göttliche Offenbarung und wollte nun den König in Karmel aufsuchen, das nahe bei Rama war. Doch Saul war über Erwarten schnell nach Galgala hinabgezogen. 1 Samuel 1Sam 9 15 12 15 Nicht der Berg sondern die im Süden Judas liegende Stadt Karmel. [Jos 15,55] 1 Samuel 1Sam 9 15 12 16 Sich gewendet habe; denn er kehrte nicht in derselben Richtung zurück. 1 Samuel 1Sam 9 15 13 Et cum venisset Samuel ad Saul, dixit ei Saul: Benedictus tu Domino, implevi verbum Domini. Als nun Samuel zu Saul kam, sprach Saul zu ihm: Gesegnet seiest du von dem Herrn!¹⁷ ich habe des Herrn Wort erfüllt. 1 Samuel 1Sam 9 15 13 17 Gewöhnliche Grußformel. [Rut 2,20, Gen 14,15] Saul lügt in der Hoffnung, den Propheten täuschen zu können. 1 Samuel 1Sam 9 15 14 Dixitque Samuel: Et quæ est hæc vox gregum, quæ resonat in auribus meis, et armentorum, quam ego audio? Da sprach Samuel: Und was ist das für ein Blöken von Herden, welches in meine Ohren tönt, und für ein Brüllen von Rindern, welches ich höre? 1 Samuel 1Sam 9 15 15 Et ait Saul: De Amalec adduxerunt ea: pepercit enim populus melioribus ovibus et armentis ut immolarentur Domino Deo tuo, reliqua vero occidimus. Saul sprach: Von Amalek haben sie diese hergebracht; denn das Volk¹⁸ hat die besten Schafe und Rinder verschont, um sie dem Herrn, deinem Gott,¹⁹ zu opfern: das übrige indes haben wir getötet. 1 Samuel 1Sam 9 15 15 18 Also nicht Saul, sondern das Volk hat das Gebot Gottes übertreten, und das in der löblichen Absicht, dem Herrn das Beste von dem erbeuteten Vieh als Dankopfer darzubringen. 1 Samuel 1Sam 9 15 15 19 Du kannst es also nicht missbilligen. Doch wurde nicht das Fleisch von Dankopfern zu Opfermahlzeiten verwendet? 1 Samuel 1Sam 9 15 16 Ait autem Samuel ad Saul: Sine me, et indicabo tibi quæ locutus sit Dominus ad me nocte. Dixitque ei: Loquere. Samuel aber sprach zu Saul: Lass mich dir kundtun,²⁰ was der Herr zu mir in der Nacht gesprochen hat.²¹ Er antwortete ihm: Rede! 1 Samuel 1Sam 9 15 16 20 Hebr.: Lass ab (dich weiter zu entschuldigen), ich will dir kundtun. 1 Samuel 1Sam 9 15 16 21 Samuel erkennt die Weisheit und Gerechtigkeit des Ausspruches an, über den er so betrübt gewesen. Deshalb verkündet er ihn jetzt Saul mit Strenge. 1 Samuel 1Sam 9 15 17 Et ait Samuel: Nonne cum parvulus esses in oculis tuis, caput in tribubus Israel factus es? unxitque te Dominus in regem super Israel. Da sprach Samuel: Bist du nicht, als du in deinen Augen gering warst,²² das Haupt über die Stämme Israels geworden? Und hat dich nicht der Herr zum Könige über Israel gesalbt? 1 Samuel 1Sam 9 15 17 22 [1Sam 9,21] 1 Samuel 1Sam 9 15 18 Et misit te Dominus in viam, et ait: Vade, et interfice peccatores Amalec, et pugnabis contra eos usque ad internecionem eorum. Dazu hat der Herr dich auf den Weg gesendet und gesprochen: Ziehe hin und töte die Sünder von Amalek und kämpfe gegen sie bis zu ihrer Vernichtung! 1 Samuel 1Sam 9 15 19 Quare ergo non audisti vocem Domini: sed versus ad prædam es, et fecisti malum in oculis Domini? Warum hast du also nicht auf die Stimme des Herrn gehört, sondern hast dich der Beute zugewendet und hast übel getan in den Augen des Herrn? 1 Samuel 1Sam 9 15 2 Hæc dicit Dominus exercituum: Recensui quæcumque fecit Amalec Israeli, quomodo restitit ei in via cum ascenderet de gypto. So spricht der Herr der Heerscharen: Ich habe alles erwogen,² was Amalek an Israel getan hat, wie er sich ihm in den Weg stellte, als Israel aus Ägypten heraufzog. [Ex 17, Ex 18] 1 Samuel 1Sam 9 15 2 2 Gleichsam die Jahrbücher nachschlagend. 1 Samuel 1Sam 9 15 20 Et ait Saul ad Samuelem: Immo audivi vocem Domini, et ambulavi in via per quam misit me Dominus, et adduxi Agag regem Amalec, et Amalec interfeci. Da sprach Saul zu Samuel: Ich habe ja auf die Stimme des Herrn gehört und bin den Weg gewandelt, auf den der Herr mich gesandt hat, und habe Agag, den König von Amalek, hergebracht und Amalek getötet.²³ 1 Samuel 1Sam 9 15 20 23 Auch jetzt noch will Saul sich rechtfertigen und die Verschonung des Viehs auf das Volk schieben. 1 Samuel 1Sam 9 15 21 Tulit autem de præda populus oves et boves, primitias eorum quæ cæsa sunt, ut immolet Domino Deo suo in Galgalis. Aber das Volk nahm von der Beute Schafe und Rinder, das Beste unter dem, was erschlagen wurde, um sie dem Herrn, seinem Gott, in Galgala zu opfern. 1 Samuel 1Sam 9 15 22 Et ait Samuel: Numquid vult Dominus holocausta et victimas, et non potius ut obediatur voci Domini? MELIOR est enim obedientia quam victimæ: et auscultare magis quam offerre adipem arietum. Samuel entgegnete: Will der Herr etwa Brandopfer und Schlachtopfer und nicht vielmehr, dass der Stimme des Herrn Gehorsam geleistet werde?²⁴ Denn Gehorsam ist besser als Schlachtopfer und folgen mehr wert, als das Fett der Widder opfern.²⁵ [Sir 4,17, Hos 6,6, Mt 9,13, Mt 12,7] 1 Samuel 1Sam 9 15 22 24 Josue hatte keinen König geschont. [Jos 8,2-29; Jos 10,26-41, Jos 11,10-17] Saul hatte Josues Werk an den Amalekitern zu vollenden. Da dies V. 3 als eine heilige Sache hingestellt wird, ist Sauls Ungehorsam einem Raube am Heiligtume gleich. Vergeblich also schützt Saul die Religion vor (V. 15) und lügt. (V. 8, 15) 1 Samuel 1Sam 9 15 22 25 Das Fett ward Gott als der beste Teil des Opfers dargebracht. Der ganze Opferdienst hatte nur so weit Wert, als er aus Gehorsam gegen das Gebot geübt ward. Zudem ist das Opfer des Fleisches von Tieren nur Abbild des Opfers des eigenen Willens durch den Gehorsam. Vergl. [Koh 4,17, Mt 9,3]. Endlich konnten jene Tiere nicht Gott geopfert werden, weil sie ihm schon kraft des Bannes gehörten und getötet werden mussten. 1 Samuel 1Sam 9 15 23 Quoniam quasi peccatum ariolandi est, repugnare: et quasi scelus idololatriæ, nolle acquiescere. Pro eo ergo quod abjecisti sermonem Domini, abjecit te Dominus ne sis rex. Denn widerspenstig sein, ist wie die Sünde der Wahrsagerei und nicht gehorchen wollen, wie das Laster der Abgötterei.²⁶ Dafür also, dass du das Wort des Herrn verworfen hast, hat auch dich der Herr verworfen, dass du nicht König seiest.²⁷ 1 Samuel 1Sam 9 15 23 26 Saul hatte selbst Wahrsager und Götzendiener ausgerottet, darum musste ihn dieser Vorwurf umso härter treffen. Auf beide Verbrechen stand die Todesstrafe, welche über Saul in Form der Verwerfung vom Königtume ausgesprochen wird. 1 Samuel 1Sam 9 15 23 27 Saul hätte Gottes Strenge aus Achans Beispiel kennen sollen [Jos 7], zudem hatte er selbst den für des Todes würdig erklärt, der gegen das Verbot des Königs Honig kostete. Von dem Augenblicke an, wo Saul nicht mehr Gottes Befehle vollstrecken wollte, sondern eigenmächtig handelte, empörte er sich gegen Gott als den höchsten König Israels. So wie Saul durch die erste Salbung nicht sofort die Königswürde in ihrer Vollkommenheit erlangte, sondern erst durch die Erwählung, durch das Los und die Anerkennung des Volkes, so war auch Saul durch diese geheime Zurechtweisung nicht abgesetzt, denn V. 31 bezeigt Samuel dem Saul noch vor dem Volke durch seine Ehrerbietung, dass er ihn als König anerkennt, wie auch David Saul stets als Gesalbten des Herrn verehrt. (Vergl. V. 31) Mit der Verwerfung als König war für Saul nicht die Strafe der ewigen Verwerfung ausgesprochen. 1 Samuel 1Sam 9 15 24 Dixitque Saul ad Samuelem: Peccavi, quia prævaricatus sum sermonem Domini, et verba tua, timens populum, et obediens voci eorum. Saul sprach zu Samuel: Ich habe gesündigt, weil ich des Herrn Rede und deine Worte übertreten habe, aus Furcht vor dem Volke und seiner Stimme gehorchend.²⁸ 1 Samuel 1Sam 9 15 24 28 Bei einer Sache, die leichter eine Entschuldigung zuließ, sagte er nur: Ich habe das Opfer aus Not dargebracht. [1Sam 13,12] Hier kennt Saul gar keine Aufrichtigkeit und verwickelt sich in Lügen und zweideutige Worte. Zuerst heuchelt er die Freude eines guten Gewissens: Ich habe erfüllt. Vom Propheten zurechtgewiesen, hat er die Religion als Schild zur Hand, schiebt alle Schuld auf das Volk und verrät sich doch zugleich durch das Wort: deinem Gotte. Im Namen Gottes vom Propheten zurechtgewiesen, fängt er seine Entschuldigungen wieder von vorn an, bis er endlich seine Schuld gestehen muss. Bei der früheren Zurechtweisung [1Sam 13] wollte er Gott noch dienen, jetzt kennt er nur mehr seinen Ehrgeiz. Des Propheten Drohung sucht er zuerst dadurch unwirksam zu machen, dass er denselben an seinem Opfer will teilnehmen lassen, dann fordert er wenigstens Ehre vor den Ältesten des Volkes. Nur die Herrschaft zu behalten, die Gott ihm abgesprochen, ist sein Streben. Den Propheten scheint er seit diesem Ereignisse gemieden zu haben, denn er befragt ihn nicht, als er die in Machmas besiegten Philister verfolgt. Ebenso wenig lädt er ihn nach dem Siege über die Amalekiter zum feierlichen Opfer ein. Es ist auch kaum zweifelhaft, dass Samuel selbst bis zu dem eben erzählten Ereignisse Saul seltener aufgesucht hatte. Nun endlich, da Saul nicht auf seine Mahnungen hört, lässt er zur Strafe ab, ihn zu ermahnen. Doch er betet weiter für den König Saul. 1 Samuel 1Sam 9 15 25 Sed nunc porta, quæso, peccatum meum, et revertere mecum, ut adorem Dominum. Nun aber bitte ich, nimm meine Sünde hinweg²⁹ und kehre mit mir um, dass ich den Herrn anbete.³⁰ 1 Samuel 1Sam 9 15 25 29 Durch Vertilgung aus dem Gedächtnisse, durch Nachlass. [Gen 4,13, Gen 50,17] 1 Samuel 1Sam 9 15 25 30 Das Opfer kann ohne großes Aufsehen nicht mehr unterlassen werden, deshalb wohne demselben bei und zeige durch deine Anwesenheit, dass Gott die Gaben aus der Beute angenehm sind. 1 Samuel 1Sam 9 15 26 Et ait Samuel ad Saul: Non revertar tecum, quia projecisti sermonem Domini, et projecit te Dominus ne sis rex super Israel. Samuel sprach zu Saul: Ich werde nicht mit dir umkehren. Weil du das Wort des Herrn verworfen hast, so hat der Herr auch dich verworfen, dass du nicht König seiest über Israel. 1 Samuel 1Sam 9 15 27 Et conversus est Samuel ut abpiret: ille autem apprehendit summitatem allii ejus, quæ et scissa est. Als nun Samuel sich umwandte, um wegzugehen, ergriff jener den Zipfel seines Mantels; dieser³¹ aber riss ab. 1 Samuel 1Sam 9 15 27 31 Wohl die angenähte Quaste. Das Ereignis hatte symbolische Bedeutung. ([Num 15,38] vergl. [1Kön 11,30]) 1 Samuel 1Sam 9 15 28 Et ait ad eum Samuel: Scidit Dominus regnum Israel a te hodie, et tradidit illud proximo tuo meliori te. Da sprach Samuel zu ihm: Der Herr hat heute das Königtum über Israel von dir gerissen und es deinem Nächsten gegeben, der besser ist als du. [1Sam 28,17] 1 Samuel 1Sam 9 15 29 Porro triumphator in Israel non parcet, et pnitudine non flectetur: neque enim homo est ut agat pnitentiam. Und der Sieger in Israel wird nicht schonen und es wird ihn nicht gereuen;³² denn er ist kein Mensch, dass er Reue empfinden sollte. 1 Samuel 1Sam 9 15 29 32 Was Gott bedingungsweise bestimmt, kann ihn gereuen. 1 Samuel 1Sam 9 15 3 Nunc ergo vade, et percute Amalec, et demolire universa ejus: non parcas ei, et non concupiscas ex rebus ipsius aliquid: sed interfice a viro usque ad mulierem, et parvulum atque lactentem, bovem et ovem, camelum et asinum. So ziehe denn hin und schlage Amalek³ und vertilge alles, was sein ist; übe keine Schonung an ihm und lass dich nichts von seiner Habe gelüsten, sondern töte Mann und Weib, Kind und Säugling, Rind und Schaf, Kamel und Esel.⁴ 1 Samuel 1Sam 9 15 3 3 Amalek war das erste heidnische Volk, welches Israel feindlich überfiel und dem alsbald die Ausrottung von Gott angedroht ward. [Ex 17,8-16, Dtn 25,17-19] 1 Samuel 1Sam 9 15 3 4 Über das Banngelübde und dessen Folge siehe [Lev 27,28.29]. 1 Samuel 1Sam 9 15 30 At ille ait: Peccavi: sed nunc honora me coram senioribus populi mei, et coram Israel, et revertere mecum, ut adorem Dominum Deum tuum. Jener aber sprach: Ich habe gesündigt;³³ aber erweise mir jetzt vor den Ältesten meines Volkes und vor Israel Ehre und kehre mit mir um, damit ich den Herrn, deinen Gott, anbete. 1 Samuel 1Sam 9 15 30 33 Er fügt nicht wieder bei: Aber nimm die Sünde hinweg. Er tut nicht wahrhaft Buße, sondern verlangt nur geehrt zu werden. (Greg., Bernh.) 1 Samuel 1Sam 9 15 31 Reversus ergo Samuel secutus est Saulem, et adoravit Saul Dominum. Da kehrte Samuel um und folgte Saul; und Saul betete den Herrn an.³⁴ 1 Samuel 1Sam 9 15 31 34 Dem Rechte nach blieb Saul König, bis die in V. 28 ausgesprochene Drohung von Gott ausgeführt war. Aus diesem Grunde konnte Samuel ihn ehren, doch tat er dies so, dass er zugleich Gottes Auftrag nicht vernachlässigte. 1 Samuel 1Sam 9 15 32 Dixitque Samuel: Adducite ad me Agag regem Amalec. Et oblatus est ei Agag pinguissimus, et tremens. Et dixit Agag: Siccine separat amara mors? Dann sprach Samuel: Führet Agag, den König von Amalek, zu mir her! Da brachte man ihm den Agag, der sehr fett war und zitterte. Und Agag sprach: So also scheidet der bittere Tod?³⁵ 1 Samuel 1Sam 9 15 32 35 Hebr. Agag kam voller Freude und sprach (in seinem Herzen): Fürwahr, die Bitterkeit des Todes ist gewichen. Er wusste, dass Saul ihm günstig war, und hoffte, da er vor dem Propheten erscheinen soll, dass auch dieser von Saul beschwichtigt ist. 1 Samuel 1Sam 9 15 33 Et ait Samuel: Sicut fecit absque liberis mulieres gladius tuus, sic absque liberis erit inter mulieres mater tua. Et in frusta concidit eum Samuel coram Domino in Galgalis. Samuel sprach: Gleichwie dein Schwert die Frauen kinderlos gemacht hat, so sei auch deine Mutter unter den Frauen kinderlos.³⁶ Und Samuel hieb ihn in Stücke vor dem Herrn in Galgala.³⁷ 1 Samuel 1Sam 9 15 33 36 Das Recht der Wiedervergeltung wird an ihm geübt. 1 Samuel 1Sam 9 15 33 37 Vor dem Altar. 1 Samuel 1Sam 9 15 34 Abiit autem Samuel in Ramatha: Saul vero ascendit in domum suam in Gabaa. Darnach ging Samuel nach Ramatha, Saul aber zog in sein Haus nach Gabaa hinauf. 1 Samuel 1Sam 9 15 35 Et non vidit Samuel ultra Saul usque ad diem mortis suæ: verumtamen lugebat Samuel Saulem, quoniam Dominum pnitebat quod constituisset eum regem super Israel. Und Samuel sah den Saul nicht mehr bis zum Tage seines Todes,³⁸ aber dennoch trauerte Samuel um Saul, weil es den Herrn reute, dass er ihn zum Könige über Israel gesetzt hatte. 1 Samuel 1Sam 9 15 35 38 Samuel aber besuchte (so kann das Hebr. übersetzt werden) Saul nicht wieder. Er sah ihn noch einmal [1Sam 19,24], aber nicht um ihn zu ehren, nicht von Gott gesendet, nicht vom Könige berufen, nicht aus eigenem Antriebe. Ein wie ganz anderer Saul stellt sich hier dar als [1Sam 13]! 1 Samuel 1Sam 9 15 4 Præcepit itaque Saul populo, et recensuit eos quasi agnos: ducenta millia peditum, et decem millia virorum Juda. Da bot Saul das Volk auf und musterte sie wie Lämmer;⁵ zweihunderttausend Mann Fußvolk und zehntausend Mann aus Juda. 1 Samuel 1Sam 9 15 4 5 Hebr.: zu Telaim. 1 Samuel 1Sam 9 15 5 Cumque venisset Saul usque ad civitatem Amalec, tetendit insidias in torrente. Als nun Saul bis zur Stadt der Amalekiter⁶ kam, legte er einen Hinterhalt in das Tal. 1 Samuel 1Sam 9 15 5 6 Zur Hauptstadt oder zur damaligen Lagerstadt. 1 Samuel 1Sam 9 15 6 Dixitque Saul Cinæo: Abite, recedite, atque descendite ab Amalec: ne forte involvam te cum eo: tu enim fecisti misericordiam cum omnibus filiis Israel, cum ascenderent de gypto. Et recessit Cinæus de medio Amalec. Und Saul sprach zu den Kinitern:⁷ Gehet hinweg, ziehet fort von Amalek, damit ich euch nicht etwa in ihr Schicksal verwickle; denn ihr habt an allen Söhnen Israels Barmherzigkeit geübt, als diese aus Ägypten heraufzogen. Da zogen sich die Kiniter aus der Mitte Amaleks zurück. 1 Samuel 1Sam 9 15 6 7 Der Vater der Kiniter war Jethro oder Raguel, dessen Sohn Hobab sich in der Wüste den Israeliten angeschlossen zu haben scheint. Die Kiniter wohnten im Stamme Juda im Süden von Arad [Ri 1,16], einige auch nahe dem Berge Thabor. [Ri 4,11] Die Geschichte der Amalekiter zeigt, wie Gott jedes seinem Volke zugefügte Unrecht bestraft, die Geschichte der Kiniter, wie gern er jeden diesem erwiesenen Dienst belohnt. 1 Samuel 1Sam 9 15 7 Percussitque Saul Amalec ab Hevila, donec venias ad Sur, quæ est e regione gypti. Und Saul schlug Amalek von Hevila an bis nach Sur⁸ hin, das nach Ägypten zu liegt. 1 Samuel 1Sam 9 15 7 8 Dort war eine von den Pharaonen zur Abwehr der asiatischen Nomaden gebaute Mauer. 1 Samuel 1Sam 9 15 8 Et apprehendit Agag regem Amalec vivum: omne autem vulgus interfecit in ore gladii. Auch nahm er Agag, den König der Amalekiter, lebendig gefangen; das ganze Volk aber⁹ tötete er mit der Schärfe des Schwertes. 1 Samuel 1Sam 9 15 8 9 Dessen er habhaft war. Nach [1Sam 30,1] wurden die Amalekiter wieder mächtig. Die Reste derselben wurden erst unter Ezechias vernichtet. [1Chr 4,43] Agag war der gemeinsame Name der Könige von Amalek, wie Pharao der Könige von Ägypten. Schon Balaam hatte geweissagt [Num 24,7], dass Agag von Israels König werde vernichtet werden. 1 Samuel 1Sam 9 15 9 Et pepercit Saul, et populus Agag, et optimis gregibus ovium et armentorum, et vestibus et arietibus, et universis, quæ pulchra erant, nec voluerunt disperdere ea: quidquid vero vile fuit et reprobum, hoc demoliti sunt. Indes Saul¹⁰ und das Volk schonten Agags und der besten Herden von Schafen und Rindern und der Kleider und Widder, und alles dessen, was schön war, und wollten es nicht vernichten; alles aber, was schlecht und verächtlich war, vertilgten sie. 1 Samuel 1Sam 9 15 9 10 Vergl. V. 15, wo er das Volk anklagt. 1 Samuel 1Sam 9 0 1 2. David von Gott an Stelle Sauls erwählt, wird von Samuel insgeheim gesalbt, durch viele vom Herrn vereitelte Nachstellungen seines Nebenbuhlers im Vertrauen auf Gott gestärkt und zur Annahme der Herrschaft vorbereitet. (16,1 31,13) 1. Geschichte Davids bis zu seinem Aufenthalte am Hofe. (16,1 18,9) A. Nach Verwerfung Sauls salbt Samuel auf Gottes Geheiß David, den jüngsten Sohn Jesses, zum König über Israel. (V. 13) B. Bald darauf wird David zum wiederholten Male an den Hof Sauls berufen, in den nach seiner Verwerfung ein böser Geist gefahren ist, um ihm durch sein Saitenspiel Erleichterung zu schaffen. 1 Samuel 1Sam 9 16 1 Dixitque Dominus ad Samuelem: Usquequo tu luges Saul, cum ego projecerim eum ne regnet super Israel? imple cornu tuum oleo, et veni, ut mittam te ad Isai Bethlehemitem: providi enim in filiis ejus mihi regem. Und der Herr sprach zu Samuel: Wie lange trauerst du um Saul, da ich ihn verworfen, dass er nicht herrsche über Israel?¹ Fülle dein Horn mit Öl und komm, dass ich dich zu Isai, dem Bethlehemiter, sende; denn unter seinen Söhnen habe ich mir einen König ersehen.² 1 Samuel 1Sam 9 16 1 1 Diese Trauer entsprang aufrichtiger Zuneigung zu Saul, scheint also Gott nicht missfallen zu haben. [1Sam 15,11] 1 Samuel 1Sam 9 16 1 2 Gott offenbart den Erwählten nach und nach. Zuerst hatte er einst die Stunde kundgetan, dann Saul bezeichnet, hier nennt er zuerst die Söhne Isais, dann bezeichnet er David. 1 Samuel 1Sam 9 16 10 Adduxit itaque Isai septem filios suos coram Samuele: et ait Samuel ad Isai: Non elegit Dominus ex istis. So führte Isai seine sieben Söhne Samuel vor; doch Samuel sprach zu Isai: Keinen von diesen hat der Herr erwählt. 1 Samuel 1Sam 9 16 11 Dixitque Samuel ad Isai: Numquid jam completi sunt filii? Qui respondit: Adhuc reliquus est parvulus, et pascit oves. Et ait Samuel ad Isai: Mitte, et adduc eum: nec enim discumbemus prius quam huc ille veniat. Da sprach Samuel zu Isai: Sind denn dies schon deine Söhne alle? Er antwortete: Noch ist der Jüngste⁹ übrig; er hütet die Schafe. Und Samuel sprach zu Isai: Sende hin und lass ihn holen; denn wir werden nicht eher zu Tische gehen, als bis er hierher kommt. 1 Samuel 1Sam 9 16 11 9 Er war aber kein Kind mehr: [1Sam 17,34ff] 1 Samuel 1Sam 9 16 12 Misit ergo, et adduxit eum. Erat autem rufus, et pulcher aspectu, decoraque facie: et ait Dominus: Surge, unge eum, ipse est enim. Da sandte er hin und ließ ihn kommen. Er war aber rötlich¹⁰ und wohlgebildet von Gestalt und schönen Angesichts. Und der Herr sprach: Auf, salbe ihn, denn dieser ist es! 1 Samuel 1Sam 9 16 12 10 Dies galt bei den sonst schwarzhaarigen Südländern als Schönheit. 1 Samuel 1Sam 9 16 13 Tulit ergo Samuel cornu olei, et unxit eum in medio fratrum ejus: et directus est Spiritus Domini a die illa in David, et deinceps: surgensque Samuel abiit in Ramatha. Da nahm Samuel das Ölhorn und salbte ihn inmitten seiner Brüder,¹¹ und der Geist des Herrn kam auf David von diesem Tage an und hinfort;¹² und Samuel machte sich auf und ging nach Ramatha. [2Sam 7,8, Ps 77,70, Ps 88,21, Apg 7,46, Apg 13,22] 1 Samuel 1Sam 9 16 13 11 Diese wussten indes nicht, was die Salbung bedeutete. 1 Samuel 1Sam 9 16 13 12 Der ihn lehrte die Psalmen dichten, doch auch der Geist der Klugheit und Tapferkeit. 1 Samuel 1Sam 9 16 14 Spiritus autem Domini recessit a Saul et exagitabat eum spiritus nequam, a Domino. Der Geist des Herrn aber wich von Saul¹³ und ein böser Geist vom Herrn plagte ihn.¹⁴ 1 Samuel 1Sam 9 16 14 13 Da Saul im Sündenstande eine Zeit lang beharrte, ist es wohl der Geist der Weisheit und Stärke, eine Gnadengabe, die auch der Sünder besitzen kann, welche ihm entzogen ward. Als Judas die apostolische Gnade genommen ward, fuhr auch in ihn Satanas. (Theodor) 1 Samuel 1Sam 9 16 14 14 Dieser böse Geist wohnt Saul nicht inne, sondern fällt ihn häufig an, indem er das von Gott verlassene Herz in Verwirrung bringt. Dieser Geist ist in soweit von Gott, als er auf Gottes Fügung und Erlaubnis ihn heimsucht. Vergl. [Ri 9,25, 1Kön 22,21]. Der Zustand Sauls wurde nach der Meinung jener Zeit dem Teufel als Haupturheber zugeschrieben, dessen Angriffen sein Herz ja in der Tat mehr als sonst ausgesetzt war. So gibt er sich denn jetzt Gedanken des Argwohns, der Traurigkeit, der Gewalttätigkeit, der Verzweiflung hin. Er wusste, dass er von Gott als König verworfen war, und vermutete, dass der Herr bereits einen andern bestimmt hatte. Vielleicht vernahm er unbestimmte Gerüchte von einer Salbung. Diese Herzensbeschaffenheit bot dem bösen Geiste Anknüpfungspunkte und reizte Saul zu vielen Freveln, wie zu den wiederholten Nachstellungen gegen David, der Tötung der Priester in Nobe u.a. Beides erkannten seine Diener und suchten einen Mann, der mit heiligen Liedern und gottbegeisterten Melodien den Trübsinn bannte und durch heilige, gotterfüllte Ansprachen Sauls Herz zu Gott wendete. So kam David an den Königshof, um zu lernen, was er bei seinem Amtsantritt werde zu tun und was zu meiden haben, um dem Herrn wohlgefällig zu sein und vor Sauls Schicksal bewahrt zu bleiben. Nachdem Sauls Zustand sich gebessert, kehrte David zur Herde heim. 1 Samuel 1Sam 9 16 15 Dixeruntque servi Saul ad eum: Ecce spiritus Dei malus exagitat te. Da sprachen die Diener Sauls zu ihm: Siehe, ein böser Geist von Gott plagt dich! 1 Samuel 1Sam 9 16 16 Jubeat dominus noster, et servi tui, qui coram te sunt, quærent hominem scientem psallere cithara, ut quando arripuerit te spiritus Domini malus, psallat manu sua, et levius feras. Unser Herr gebiete, und deine Diener, die vor dir stehen, werden einen Mann suchen, der des Harfenspieles kundig ist, dass er, wenn der böse Geist vom Herrn dich ergreift, mit seiner Hand spiele und es dir leichter werde. 1 Samuel 1Sam 9 16 17 Et ait Saul ad servos suos: Providete ergo mihi aliquem bene psallentem, et adducite eum ad me. Saul sprach zu seinen Dienern: So sehet euch für mich nach einem Manne um, der schön spielt, und bringet ihn zu mir her. 1 Samuel 1Sam 9 16 18 Et respondens unus de pueris, ait: Ecce vidi filium Isai Bethlehemitem scientem psallere, et fortissimum robore, et virum bellicosum, et prudentem in verbis, et virum pulchrum: et Dominus est cum eo. Einer von den Dienern antwortete und sprach: Siehe, ich habe den Sohn Isais, einen Bethlehemiter, gesehen, der des Spielens kundig und gewaltig an Kraft¹⁵ und ein streitbarer Mann ist, klug in Worten, ein schöner Mann, und der Herr ist mit ihm. 1 Samuel 1Sam 9 16 18 15 Er hatte dieselbe im Kampfe mit Goliath gezeigt (nach hebr. Texte und der Vulg., nicht so nach der Septuag). 1 Samuel 1Sam 9 16 19 Misit ergo Saul nuntios ad Isai, dicens: Mitte ad me David filium tuum, qui est in pascuis. Da sandte Saul Boten an Isai und ließ ihm sagen: Sende deinen Sohn David, der bei den Schafen ist, zu mir. 1 Samuel 1Sam 9 16 2 Et ait Samuel: Quo modo vadam? audiet enim Saul, et interficiet me. Et ait Dominus: Vitulum de armento tolles in manu tua, et dices: Ad immolandum Domino veni. Samuel aber sprach: Wie kann ich hingehen? Wird doch Saul es hören und mich töten. Der Herr sprach: Nimm ein junges Rind von der Herde mit dir und sprich: Dem Herrn zu opfern bin ich hergekommen!³ 1 Samuel 1Sam 9 16 2 3 Die allgemeinste seiner Absichten. Er pflegte sicher an verschiedenen Orten Opfer darzubringen. 1 Samuel 1Sam 9 16 20 Tulit itaque Isai asinum plenum panibus, et lagenam vini, et hdum de capris unum, et misit per manum David filii sui Sauli. Da nahm Isai einen Esel, belud ihn mit Brot und einem Kruge Wein und einem Ziegenböckchen und sandte dies durch seinen Sohn David an Saul. 1 Samuel 1Sam 9 16 21 Et venit David ad Saul, et stetit coram eo: at ille dilexit eum nimis, et factus est ejus armiger. Und David kam zu Saul und diente ihm; dieser aber gewann ihn sehr lieb und machte ihn zu seinem Waffenträger.¹⁶ 1 Samuel 1Sam 9 16 21 16 Er verlieh ihm diese Würde: etwa Adjutant. 1 Samuel 1Sam 9 16 22 Misitque Saul ad Isai, dicens: Stet David in conspectu meo: invenit enim gratiam in oculis meis. Und Saul sandte zu Isai und ließ ihm sagen: Lass David mir zu Diensten stehen, denn er hat in meinen Augen Gnade gefunden. 1 Samuel 1Sam 9 16 23 Igitur quandocumque spiritus Domini malus arripiebat Saul, David tollebat citharam, et percutiebat manu sua, et refocillabatur Saul, et levius habebat: recedebat enim ab eo spiritus malus. So oft nun der böse Geist vom Herrn über Saul kam, nahm David die Harfe und schlug dieselbe, dann erholte sich Saul und es ward ihm leichter, denn der böse Geist ließ von ihm ab.¹⁷ 1 Samuel 1Sam 9 16 23 17 Siehe Anm. 14 damit ist freilich dann nicht leicht zu vereinigen, dass David wieder zur Herde zurückgekehrt sein sollte vor dem Kampfe mit dem Philister. 1 Samuel 1Sam 9 16 3 Et vocabis Isai ad victimam, et ego ostendam tibi quid facias, et unges quemcumque monstravero tibi. Und lade Isai zum Opfer,⁴ alsdann werde ich dir zeigen, was du tun sollst, und du wirst den salben, den ich dir immer bezeichnen werde. 1 Samuel 1Sam 9 16 3 4 Zur Opfermahlzeit. 1 Samuel 1Sam 9 16 4 Fecit ergo Samuel, sicut locutus est ei Dominus. Venitque in Bethlehem, et admirati sunt seniores civitatis, occurrentes ei, dixeruntque: Pacificusne est ingressus tuus? Da tat Samuel, wie der Herr zu ihm geredet hatte. Als er nun nach Bethlehem kam, verwunderten sich die Ältesten der Stadt und gingen ihm entgegen und sprachen: Ist dein Kommen friedebringend?⁵ 1 Samuel 1Sam 9 16 4 5 Die Ältesten fürchten sich, weil sie Sauls Gesinnung gegen den Propheten kennen. Wie hätten sie also zugegeben, dass er einen neuen König salbte, hätte er diese Absicht kundgegeben? 1 Samuel 1Sam 9 16 5 Et ait: Pacificus: ad immolandum Domino veni, sanctificamini, et venite mecum ut immolem. Sanctificavit ergo Isai et filios ejus, et vocavit eos ad sacrificium. Er sprach: Friedebringend; dem Herrn zu opfern bin ich gekommen, heiliget euch⁶ und kommet mit mir, dass ich opfere. Sodann heiligte er Isai und dessen Söhne und berief sie zum Opfer. 1 Samuel 1Sam 9 16 5 6 [Ex 19,10, Lev 22] 1 Samuel 1Sam 9 16 6 Cumque ingressi essent, vidit Eliab, et ait: Num coram Domino est Christus ejus? Da sie nun eintraten⁷ und er Eliab erblickte, sprach er: Ist dieser vor dem Herrn dessen Gesalbter? 1 Samuel 1Sam 9 16 6 7 An die Opferstätte kamen. 1 Samuel 1Sam 9 16 7 Et dixit Dominus ad Samuelem: Ne respicias vultum ejus, neque altitudinem staturæ ejus: quoniam abjeci eum, nec juxta intuitum hominis ego judico: homo enim videt ea quæ parent, Dominus autem intuetur cor. Der Herr aber sprach zu Samuel: Schaue nicht auf sein Angesicht, noch auf die Höhe seiner Gestalt; denn ich habe ihn verworfen, und urteile nicht nach dem Äußeren des Menschen; denn der Mensch sieht auf das, was sichtbar ist, der Herr aber schaut in das Herz.⁸ [Ps 7,10] 1 Samuel 1Sam 9 16 7 8 Hebr.: Der Mensch sieht auf die Augen, der Herr aber auf das Herz. 1 Samuel 1Sam 9 16 8 Et vocavit Isai Abinadab, et adduxit eum coram Samuele. Qui dixit: Nec hunc elegit Dominus. Da rief Isai den Abinadab und führte ihn vor Samuel. Er aber sprach: Auch diesen hat der Herr nicht erwählt. 1 Samuel 1Sam 9 16 9 Adduxit autem Isai Samma, de quo ait: Etiam hunc non elegit Dominus. Nun führte Isai Samma herbei, aber auch von ihm sagte er: Auch diesen hat der Herr nicht erwählt. 1 Samuel 1Sam 9 0 1 C. In einem neuen Kriege mit den Philistern tritt ein Riese Goliath auf, mit dem die Israeliten nicht zu kämpfen wagen. (V. 11) David kommt, seine Brüder zu besuchen, in das Lager (V. 20), hört die Herausforderung des Philisters (V. 30), bietet sich vor Saul an, mit jenem einen Zweikampf zu bestehen (V. 39), besiegt und tötet ihn. (V. 51) Die übrigen Israeliten fassen Mut und schlagen das friedliche Heer. (V. 54) D. Saul zieht des versprochenen Siegespreises halber Erkundigungen über Davids Familie ein. 1 Samuel 1Sam 9 17 1 Congregantes autem Philisthiim agmina sua in prlium, convenerunt in Socho Judæ: et castrametati sunt inter Socho et Azeca in finibus Dommim. Die Philister aber sammelten ihre Heerhaufen zum Kampfe¹ und kamen in Socho im Stamme Juda zusammen und lagerten sich zwischen Socho und Azeka in dem Gebiete von Dommim.² 1 Samuel 1Sam 9 17 1 1 Richtiger: In Phasdommim. [1Chr 11,13] 1 Samuel 1Sam 9 17 1 2 Socho lag nahe der Grenze der Philister. 1 Samuel 1Sam 9 17 10 Et aiebat Philisthæus: Ego exprobravi agminibus Israel hodie: Date mihi virum, et ineat mecum singulare certamen. Hierauf sprach der Philister: Ich habe heute den Heerscharen Israels Hohn gesprochen: Gebet mir einen Mann, der einen Zweikampf mit mir wage! 1 Samuel 1Sam 9 17 11 Audiens autem Saul, et omnes Israelitæ sermones. Philisthæi hujuscemodi, stupebant, et metuebant nimis. Als Saul und die Israeliten diese Reden des Philisters hörten, erschraken sie und fürchteten sich sehr. 1 Samuel 1Sam 9 17 12 David autem erat filius viri Ephrathæi, de quo supra dictum est, de Bethlehem Juda, cui nomen erat Isai, qui habebat octo filios, et erat vir in diebus Saul senex, et grandævus inter viros. David aber,⁹ von dem oben erzählt wurde, war der Sohn eines Ephrathiters aus Bethlehem in Juda, der Isai hieß und acht Söhne hatte und zur Zeit Sauls ein alter Mann und hochbetagt war unter den Männern. [1Sam 16,1] 1 Samuel 1Sam 9 17 12 9 Die Verse 12 31 wiederholen das in [1Sam 16] Erzählte. Diese Geschichte ist wohl anders woher hier eingeschoben. Ein Anzeichen dieser Einschiebung ist V. 12: Hebr.: jenes; Vulg. von dem oben erzählt. Aus diesem Grunde hat die Sept. den Abschnitt 12 31 und V. 55 Kap. 18,5 nicht. In der Septuag geht die Erzählung ohne Schwierigkeit fort. Anders im Hebräischen. Viele Zeichen weisen auf die Einschiebung einer zweiten Erzählung hin, die man dann mit der ersten zu vereinigen suchte. So [1Sam 17,12]: von dem oben erzählt worden. V. 15 soll die aus [1Sam 16,21-23] entstehende Schwierigkeit heben. V. 16 soll die Verbindung mit [1Sam 17,1-11] herstellen und Davids Auftreten noch mehr begründen. In V. 23 standen wohl ursprünglich die Worte Goliaths, die dann mit Rücksicht auf V. 8 weggelassen wurden. Dass V. 32 der königliche Waffenträger vor Saul ungefragt das Wort ergreift, ist nicht wunderbar, nicht zu verstehen aber wäre es, täte dies ein unbekannter Hirtenknabe: [1Sam 18,21b] stört den Zusammenhang. Auch der Stil der bezeichneten Abschnitte trägt im Hebräischen zum Teil das Gepräge späterer Zeit. Die Zusätze des hebr. Textes stammen wahrscheinlich aus einem anderen Buche, das denselben Gegenstand behandelte und dessen Anfang [1Sam 17,12-31] bildete. Es war inhaltlich den Büchern Samuels entnommen und sollte die Not und die Hilfe Jahves lebendiger vor Augen stellen als praktisch religiöse Unterweisung. Zuerst an den Rand gesetzt, ward es später wohl mit Ausgleichung der Widersprüche in den Text gesetzt. So entstanden Textrezensionen, deren eine die Masorethen, Vulg., Chald., Syr., Aqu., bieten, die andere die Septuag. den einfachen Text bieten Jos., Symm., Theodotion, welche die zweite Perikope nicht haben. 1 Samuel 1Sam 9 17 13 Abierunt autem tres filii ejus majores post Saul in prlium: et nomina trium filiorum ejus, qui perrexerunt ad bellum, Eliab primogenitus, et secundus Abinadab, tertiusque Samma. Seine drei ältesten Söhne aber waren Saul in den Kampf gefolgt; und die Namen seiner drei Söhne, die in den Krieg gezogen waren, waren Eliab, der erstgeborne, der zweite Abinadab und der dritte Samma. 1 Samuel 1Sam 9 17 14 David autem erat minimus. Tribus ergo majoribus secutis Saulem, David aber war der jüngste. Als nun die drei ältesten Saul gefolgt waren, 1 Samuel 1Sam 9 17 15 Abiit David, et reversus est a Saul, ut pasceret gregem patris sui in Bethlehem. ging David hinweg und kehrte von Saul zurück, um die Herde seines Vaters in Bethlehem zu weiden. 1 Samuel 1Sam 9 17 16 Procedebat vero Philisthæus mane et vespere, et stabat quadraginta diebus. Der Philister aber erschien morgens und abends und trat vierzig Tage lang hin.¹⁰ 1 Samuel 1Sam 9 17 16 10 Ein Hinweis auf [1Sam 16,21] liegt nicht im hebr. Texte. In der Septuag fehlt die Angabe des V. 16 gänzlich. 1 Samuel 1Sam 9 17 17 Dixit autem Isai ad David filium suum: Accipe fratribus tuis ephi polentæ, et decem panes istos, et curre in castra ad fratres tuos, Und Isai sprach zu seinem Sohne David: Nimm für deine Brüder ein Epha Röstkorn und diese zehn Brote und gehe eilends in das Lager zu deinen Brüdern,¹¹ 1 Samuel 1Sam 9 17 17 11 Die Israeliten lebten während des Krieges nicht auf des Königs, sondern auf eigene Kosten, deshalb waren Israeliten aus entfernteren Gegenden nicht im Lager. 1 Samuel 1Sam 9 17 18 Et decem formellas casei has deferes ad tribunum: et fratres tuos visitabis, si recte agant: et cum quibus ordinati sunt, disce. und diese zehn Käse bringe dem Kriegsobersten und erkundige dich nach deinen Brüdern, ob es ihnen gut gehe, und erforsche, mit wem sie eingereiht sind. 1 Samuel 1Sam 9 17 19 Saul autem, et illi, et omnes filii Israel, in Valle terebinthi pugnabant adversum Philisthiim. Saul aber stand mit ihnen und allen Söhnen Israels im Terebinthen-Tale zum Kampfe gegen die Philister. 1 Samuel 1Sam 9 17 2 Porro Saul et filii Israel congregati venerunt in Vallem terebinthi, et direxerunt aciem ad pugnandum contra Philisthiim. Saul aber und die Söhne Israels sammelten sich im Terebinthen-Tale und stellten sich in Schlachtordnung zum Kampfe gegen die Philister auf. 1 Samuel 1Sam 9 17 20 Surrexit itaque David mane, et commendavit gregem custodi: et onustus abiit, sicut præceperat ei Isai. Et venit ad locum Magala, et ad exercitum, qui egressus ad pugnam vociferatus erat in certamine. Da machte sich David des Morgens auf, befahl die Herde dem Hüter und ging mit seiner Last fort, wie Isai ihm geboten hatte. Als er nun zu dem Orte Magala¹² und zum Heere kam, war dieses zum Kampfe ausgezogen und hatte das Feldgeschrei erhoben. 1 Samuel 1Sam 9 17 20 12 Zur Wagenburg, die das Lager schützte. 1 Samuel 1Sam 9 17 21 Direxerat enim aciem Israel, sed et Philisthiim ex adverso fuerant præparati. Denn Israel hatte sich in Schlachtordnung aufgestellt, aber auch die Philister standen gerüstet gegenüber. 1 Samuel 1Sam 9 17 22 Derelinquens ergo David vasa, quæ attulerat, sub manu custodis ad sarcinas, cucurrit ad locum certaminis, et interrogabat si omnia recte agerentur erga fratres suos. Da ließ David die Lebensmittel, welche er mitgebracht hatte, unter der Aufsicht des Wächters bei dem Gepäcke, lief auf den Kampfplatz und fragte, ob es seinen Brüdern in allem gut gehe. 1 Samuel 1Sam 9 17 23 Cumque adhuc ille loqueretur eis, apparuit vir ille spurius ascendens, Goliath nomine, Philisthæus de Geth, de castris Philisthinorum: et loquente eo hæc eadem verba audivit David. Während er noch mit ihnen redete, zeigte sich jener Bastard,¹³ Goliath mit Namen, der Philister aus Geth, aus dem Lager der Philister hervortretend, und sprach dieselben Worte, so dass David sie hörte. 1 Samuel 1Sam 9 17 23 13 Mittelsmann. 1 Samuel 1Sam 9 17 24 Omnes autem Israelitæ, cum vidissent virum, fugerunt a facie ejus, timentes eum valde. Alle Israeliten aber zogen sich, als sie den Mann sahen, vor ihm zurück und fürchteten sich vor ihm sehr. 1 Samuel 1Sam 9 17 25 Et dixit unus quispiam de Israel: Num vidistis virum hunc, qui ascendit? Ad exprobrandum enim Israeli ascendit. Virum ergo, qui percusserit eum, ditabit rex divitiis magnis, et filiam suam dabit ei, et domum patris ejus faciet absque tributo in Israel. Und einer aus Israel sagte: Habt ihr wohl den Mann gesehen, der da hervortritt? Denn um Israel zu verhöhnen, tritt er hervor. Den Mann, der ihn schlägt, will der König mit Reichtümern überschütten und ihm seine Tochter geben und das Haus seines Vaters abgabenfrei machen in Israel. 1 Samuel 1Sam 9 17 26 Et ait David ad viros, qui stabant secum, dicens: Quid dabitur viro, qui percusserit Philisthæum hunc, et tulerit opprobrium de Israel? Quis enim est hic Philisthæus incircumcisus, qui exprobravit acies Dei viventis? Da redete David mit den Männern, die bei ihm standen, und sprach: Was wird man dem Manne geben, der diesen Philister erschlägt und den Schimpf von Israel hinwegnimmt?¹⁴ Wer ist denn dieser unbeschnittene Philister, dass er dem Heere des lebendigen Gottes Hohn sprach?¹⁵ 1 Samuel 1Sam 9 17 26 14 Entweder will David die besonderen Bedingungen erfahren, oder die Verheißungen scheinen ihm unglaublich. 1 Samuel 1Sam 9 17 26 15 Der Philister hat das Zeichen des Bundes mit Gott, die Beschneidung, nicht, steht also außerhalb des göttlichen Gnadenkreises. Ist schon deshalb der Sieg zu hoffen, so noch viel mehr, da jener es gewagt hat, nicht nur gegen Gottes Volk zu kämpfen, sondern sogar den Herrn selbst zu beschimpfen. 1 Samuel 1Sam 9 17 27 Referebat autem ei populus eumdem sermonem dicens: Hæc dabuntur viro, qui percusserit eum. Da wiederholte ihm das Volk dieselben Worte und sprach: Dies wird dem Manne, der ihn erschlägt, gegeben werden. 1 Samuel 1Sam 9 17 28 Quod cum audisset Eliab frater ejus major, loquente eo cum aliis, iratus est contra David, et ait: Quare venisti, et quare dereliquisti pauculas oves illas in deserto? ego novi superbiam tuam, et nequitiam cordis tui: quia ut videres prlium, descendisti. Als aber Eliab, sein ältester Bruder, hörte, wie er mit den anderen redete, ward er über David zornig und sprach: Warum bist du hergekommen und warum hast du die wenigen Schafe in der Wüste gelassen?¹⁶ Ich kenne deinen Hochmut und die Bosheit deines Herzens, denn um den Kampf zu sehen, bist du hergekommen.¹⁷ 1 Samuel 1Sam 9 17 28 16 Du willst Dinge sehen, welche über dein Alter und deinen Stand hinausgehen. 1 Samuel 1Sam 9 17 28 17 Du brauchst einen falschen Vorwand. 1 Samuel 1Sam 9 17 29 Et dixit David: Quid feci? numquid non verbum est? David sprach: Was habe ich getan? ist's mehr als ein Wort?¹⁸ 1 Samuel 1Sam 9 17 29 18 Diese Worte sind unklar. Chrys.: Ich habe ja nur gefragt. Andere: Es ist Auftrag des Vaters. Wieder andere: Darüber reden ja alle. 1 Samuel 1Sam 9 17 3 Et Philisthiim stabant super montem ex parte hac, et Israel stabat supra montem ex altera parte: vallisque erat inter eos. Die Philister standen auf einem Berge auf einer Seite, und Israel stand auf einem Berge auf der anderen Seite, und ein Tal lag zwischen ihnen.³ 1 Samuel 1Sam 9 17 3 3 Die Gegner standen auf den Abhängen zu beiden Seiten des Tales. 1 Samuel 1Sam 9 17 30 Et declinavit paululum ab eo ad alium: dixitque eumdem sermonem. Et respondit ei populus verbum sicut prius. Und er wandte sich ein wenig von ihm ab einem anderen zu und stellte dieselbe Frage. Und das Volk antwortete ihm dasselbe wie vordem. 1 Samuel 1Sam 9 17 31 Audita sunt autem verba, quæ locutus est David, et annuntiata in conspectu Saul. Man hörte aber die Worte, welche David sprach, und verkündete sie Saul. 1 Samuel 1Sam 9 17 32 Ad quem cum fuisset adductus, locutus est ei: Non concidat cor cujusquam in eo: ego servus tuus vadam, et pugnabo adversus Philisthæum. Als man ihn nun vor Saul geführt hatte, sprach er zu diesem: Keinem entsinke der Mut um seinetwillen; ich, dein Knecht, will hingehen und mit dem Philister kämpfen. 1 Samuel 1Sam 9 17 33 Et ait Saul ad David: Non vales resistere Philisthæo isti, nec pugnare adversus eum: quia puer es, hic autem vir bellator est ab adolescentia sua. Und Saul sprach zu David: Du vermagst nicht diesem Philister entgegenzutreten und mit ihm zu kämpfen; denn du bist jung,¹⁹ er aber ist ein Krieger von seiner Jugend an. 1 Samuel 1Sam 9 17 33 19 Die Ansichten über sein damaliges Alter gehen sehr auseinander. 1 Samuel 1Sam 9 17 34 Dixitque David ad Saul: Pascebat servus tuus patris sui gregem, et veniebat leo, vel ursus, et tollebat arietem de medio gregis: David sprach zu Saul: Dein Knecht hütete die Herde seines Vaters; wenn nun ein Löwe, oder ein Bär kam und nahm einen Widder aus der Mitte der Herde, [Sir 47,3] 1 Samuel 1Sam 9 17 35 Et persequebar eos, et percutiebam, eruebamque de ore eorum: et illi consurgebant adversum me, et apprehendebam mentum eorum, et suffocabam, interficiebamque eos. so lief ich ihnen nach und schlug sie und riss ihn aus ihrem Rachen; und wenn sie sich wider mich erhoben, so fasste ich sie am Kinne und erwürgte und tötete sie. 1 Samuel 1Sam 9 17 36 Nam et leonem, et ursum interfeci ego servus tuus: erit igitur et Philisthæus hic incircumcisus, quasi unus ex eis. Nunc vadam, et auferam opprobrium populi: quoniam quis est iste Philisthæus incircumcisus, qui ausus est maledicere exercitui Dei viventis? Den Löwen wie den Bären habe ich, dein Knecht, getötet; so wird es also auch diesem unbeschnittenen Philister ergehen, wie einem von diesen. Darum will ich hingehen und die Schmach von dem Volke hinwegnehmen; denn wer ist dieser unbeschnittene Philister, dass er das Heer des lebendigen Gottes zu lästern wagte? 1 Samuel 1Sam 9 17 37 Et ait David: Dominus qui eripuit me de manu leonis, et de manu ursi, ipse me liberabit de manu Philisthæi hujus. Dixit autem Saul ad David: Vade, et Dominus tecum sit. Und David sprach: Der Herr, der mich den Klauen des Löwen und den Klauen des Bären entrissen hat, er wird mich auch aus der Hand dieses Philisters erretten. Da sprach Saul zu David: Gehe hin und der Herr sei mit dir!²⁰ 1 Samuel 1Sam 9 17 37 20 Diese Worte sollen Saul selbst später zum Schrecken sein. [1Sam 18,12.28, 1Sam 24,21] Währens Saul durch Kleinmut sündigt, zeigt David von seinem ersten Auftreten an ein besonderes Vertrauen auf Gott. 1 Samuel 1Sam 9 17 38 Et induit Saul David vestimentis suis, et imposuit galeam æream super caput ejus, et vestivit eum lorica. Da ließ Saul dem David seine Kleider anlegen, setzte ihm einen ehernen Helm auf sein Haupt und bekleidete ihn mit einem Panzer.²¹ 1 Samuel 1Sam 9 17 38 21 Über diesen Kleidern trug man die Waffenrüstung. David war also nicht in zu zartem Alter, da Saul, der höher war als alles Volk, ihm nicht seine Kriegsrüstung hätte geben können und David sich nicht durch den Mangel an Gewohnheit, sondern durch die Weite der Rüstung entschuldigt hätte. Auch dass David Goliaths Schwert braucht, zeugt für ein erwachsenes Alter. Obgleich David den Titel eines königlichen Waffenträgers (Adjutanten) hatte [1Sam 16,21], war er dennoch nicht waffengeübt. 1 Samuel 1Sam 9 17 39 Accinctus ergo David gladio ejus super vestem suam, cpit tentare si armatus posset incedere: non enim habebat consuetudinem. Dixitque David ad Saul: Non possum sic incedere, quia non usum habeo. Et deposuit ea, Nachdem nun David dessen Schwert über seine Kleider gegürtet hatte, begann er zu versuchen, ob er in der Rüstung einhergehen könne; denn er war es nicht gewohnt. Und David sprach zu Saul: Ich kann darin nicht gehen, denn ich bin es nicht gewohnt. Und er legte alles von sich, 1 Samuel 1Sam 9 17 4 Et egressus est vir spurius de castris Philisthinorum nomine Goliath, de Geth, altitudinis sex cubitorum et palmi: Da trat aus dem Lager der Philister ein Bastard⁴ hervor, mit Namen Goliath aus Geth, der war sechs Ellen und eine Handbreite hoch;⁵ 1 Samuel 1Sam 9 17 4 4 Hebr.: Mittelsmann, der durch einen Zweikampf den Krieg beenden will. 1 Samuel 1Sam 9 17 4 5 Etwa 2,9 Meter. Nach der Septuag. etwa 2,2 Meter, 4 Ellen und eine Spanne; 1 Samuel 1Sam 9 17 40 Et tulit baculum suum, quem semper habebat in manibus: et elegit sibi quinque limpidissimos lapides de torrente, et misit eos in peram pastoralem, quam habebat secum, et fundam manu tulit: et processit adversum Philisthæum. nahm seinen Stab, den er immer in seiner Hand hatte,²² wählte sich fünf glatte Steine aus dem Bache, legte sie in die Hirtentasche, welche er bei sich trug, und nahm die Schleuder in seine Hand, und so ging er dem Philister entgegen. 1 Samuel 1Sam 9 17 40 22 Eine keulenförmige Waffe, wie der Vergleich mit andern Stellen zeigt. 1 Samuel 1Sam 9 17 41 Ibat autem Philisthæus incedens, et appropinquans adversum David, et armiger ejus ante eum. Der Philister aber kam heran und näherte sich David, und sein Waffenträger ging vor ihm her. 1 Samuel 1Sam 9 17 42 Cumque inspexisset Philisthæus, et vidisset David, despexit eum. Erat enim adolescens: rufus, et pulcher aspectu. Als der Philister nun hinschaute und David sah, verachtete er ihn; denn er war ein Jüngling, rötlich und schön von Ansehen. 1 Samuel 1Sam 9 17 43 Et dixit Philisthæus ad David: Numquid ego canis sum, quod tu venis ad me cum baculo? Et maledixit Philisthæus David in diis suis: Und der Philister sprach zu David: Bin ich denn ein Hund, dass du mit einem Stecken zu mir kommst? Und der Philister verfluchte David bei seinen Göttern²³ 1 Samuel 1Sam 9 17 43 23 Nach dem Hebräischen kann es auch heißen: Bei Davids Gott, wodurch also der Fluch über David und zugleich eine Lästerung des Herrn ausgesprochen war. 1 Samuel 1Sam 9 17 44 Dixitque ad David: Veni ad me, et dabo carnes tuas volatilibus cli, et bestiis terræ. und sprach zu David: Komm her zu mir, ich werde dein Fleisch den Vögeln des Himmels und den Tieren des Feldes geben. 1 Samuel 1Sam 9 17 45 Dixit autem David ad Philisthæum: Tu venis ad me cum gladio, et hasta, et clypeo: ego autem venio ad te in nomine Domini exercituum, Dei agminum Israel, quibus exprobrasti David aber sprach zu dem Philister: Du kommst mir entgegen mit Schwert und Spieß und Schild: ich aber komme gegen dich im Namen des Herrn der Heerscharen, des Gottes der Scharen Israels, die du heute verhöhnt hast; 1 Samuel 1Sam 9 17 46 Hodie, et dabit te Dominus in manu mea, et percutiam te, et auferam caput tuum a te: et dabo cadavera castrorum Philisthiim hodie volatilibus cli, et bestiis terræ: ut sciat omnis terra quia est Deus in Israel. der Herr wird dich in meine Hand geben und ich werde dich erschlagen und dir den Kopf abhauen und die Leichname des Heerlagers der Philister heute den Vögeln des Himmels und den Tieren der Erde geben; dass das ganze Land wisse, dass Gott mit Israel ist, 1 Samuel 1Sam 9 17 47 Et noverit universa ecclesia hæc, quia non in gladio, nec in hasta salvat Dominus: ipsius enim est bellum, et tradet vos in manus nostras. und dass alle hier Versammelten erfahren, dass der Herr nicht durch Schwert noch Spieß Rettung schafft; denn sein ist der Kampf und er wird euch in unsere Hand geben. 1 Samuel 1Sam 9 17 48 Cum ergo surrexisset Philisthæus, et veniret, et appropinquaret contra David, festinavit David, et cucurrit ad pugnam ex adverso Philisthæi. Als sich nun der Philister aufmachte²⁴ und herankam und sich David näherte, eilte David und lief dem Philister zum Kampfe²⁵ entgegen. 1 Samuel 1Sam 9 17 48 24 Der Philister blieb bei der Anrede stehen. 1 Samuel 1Sam 9 17 48 25 Hebr.: die (israelitische) Schlachtreihe entlang. 1 Samuel 1Sam 9 17 49 Et misit manum suam in peram, tulitque unum lapidem, et funda jecit, et circumducens percussit Philisthæum in fronte: et infixus est lapis in fronte ejus, et cecidit in faciem suam super terram. Und er griff mit seiner Hand in die Tasche, nahm einen Stein heraus, und mit der Schleuder ausholend, warf er und traf den Philister an der Stirn, dass der Stein in seine Stirn eindrang; und er fiel auf sein Angesicht zur Erde.²⁶ 1 Samuel 1Sam 9 17 49 26 Vergl. [Ri 20,16]. 1 Samuel 1Sam 9 17 5 Et cassis ærea super caput ejus, et lorica squamata induebatur: porro pondus loricæ ejus, quinque millia siclorum æris erat: dieser hatte einen Helm von Erz auf seinem Haupte und war mit einem Schuppenpanzer angetan, das Gewicht seines Panzers betrug fünftausend Sekel Erz;⁶ 1 Samuel 1Sam 9 17 5 6 Etwa 82 Kilogr. Die Länge entspricht keinem bestimmten Maße, da Gleiches auch von dem Bruder Goliaths [2Sam 21,19, 1Chr 20,5] und von einem Ägypter gesagt wird. [1Chr 11,23] 1 Samuel 1Sam 9 17 50 Prævaluitque David adversum Philisthæum in funda et lapide, percussumque Philisthæum interfecit. Cumque gladium non haberet in manu David, So gewann David die Oberhand über den Philister mit Schleuder und Stein und traf den Philister und tötete ihn. Und da David kein Schwert zur Hand hatte, [Sir 47,4, 1Makk 4,30] 1 Samuel 1Sam 9 17 51 Cucurrit, et stetit super Philisthæum, et tulit gladium ejus, et eduxit eum de vagina sua: et interfecit eum, præciditque caput ejus. Videntes autem Philisthiim, quod mortuus esset fortissimus eorum, fugerunt. so lief er hin, trat auf den Philister, ergriff dessen Schwert, zog es aus seiner Scheide und tötete ihn und hieb ihm den Kopf ab. Als aber die Philister sahen, dass ihr Stärkster tot sei, flohen sie. 1 Samuel 1Sam 9 17 52 Et consurgentes viri Israel et Juda vociferati sunt, et persecuti sunt Philisthæos usque dum venirent in vallem, et usque ad portas Accaron, cecideruntque vulnerati de Philisthiim in via Saraim, et usque ad Geth, et usque ad Accaron. Da stürmten die Männer von Israel und Juda vor, erhoben ein Geschrei und verfolgten die Philister, bis sie in das Tal kamen und bis vor die Tore von Akkaron,²⁷ und die Philister fielen verwundet nieder auf dem Wege nach Saraim, bis nach Geth und bis nach Akkaron. 1 Samuel 1Sam 9 17 52 27 Hebr.: Und es fielen verwundet beim Eingange der Tore selbst sowohl von Geth (dem Geburtsorte Goliaths) wie von Akkaron. Also fast innerhalb der Städte selbst. 1 Samuel 1Sam 9 17 53 Et revertentes filii Israel postquam persecuti fuerant Philisthæos, invaserunt castra eorum. Darauf kehrten die Söhne Israels von der Verfolgung der Philister zurück und drangen in deren Lager ein. 1 Samuel 1Sam 9 17 54 Assumens autem David caput Philisthæi, attulit illud in Jerusalem: arma vero ejus posuit in tabernaculo suo. David aber nahm den Kopf des Philisters und brachte ihn nach Jerusalem; dessen Waffen aber legte er in seinem Zelte nieder.²⁸ 1 Samuel 1Sam 9 17 54 28 Später gab er das Schwert in das heilige Zelt nach Nobe. [1Sam 21,9] Nachdem er einige Zeit in der nächsten Umgebung Sauls gewesen, war er (nach unserm Texte) bei Beginn des Krieges zum Vater heimgegangen [1Sam 17,15], da dieser bereits drei Söhne in den Kampf gesendet. Wie Gott einst Saul die körperliche Größe als Empfehlung zum Herrscher gegeben [1Sam 9,2], so David den Sieg. 1 Samuel 1Sam 9 17 55 Eo autem tempore, quo viderat Saul David egredientem contra Philisthæum, ait ad Abner principem militiæ: De qua stirpe descendit hic adolescens, Abner? Dixitque Abner: Vivit anima tua, rex, si novi. Zu der Zeit aber, als Saul David dem Philister entgegen gehen sah, sprach er zu Abner, dem Heeresführer: Von welchem Geschlechte stammt dieser Jüngling, Abner?²⁹ Abner sprach: Bei deinem Leben, o König! ich weiß es nicht. 1 Samuel 1Sam 9 17 55 29 Da außer der Vulg. auch die Septuag authentisch ist, kann mit dieser die Abschnitte [1Sam 17,12-31] und [1Sam 17,55] [1Sam 18,5] weglassen als eingeschoben. Freilich kann man auch wie [1Chr 29,29] zeigt, die Bücher Samuels als aus mehreren prophetischen Schriften zusammengearbeitet betrachten, alsdann schließt mit [1Sam 16] die Geschichte Sauls, beginnt mit [1Sam 17] die Geschichte der Verbannung Davids. Der Verfasser der ersteren hatte mit Übergehung des Kampfes mit Goliath die Salbung Davids und den Übergang des Geistes Gottes von Saul auf ihn erzählt und damit geschlossen. Der Verfasser von [1Sam 17ff] musste die Gelegenheit voranstellen, welche Davids Tapferkeit offenbarte, ihm die Gunst des Königs erwarb, eine Stelle am Hofe verschaffte und nochmals den Neid des Königs erregte. Die Salbung Davids erwähnt er nicht, weil er wusste, dass dieselbe bereits in einer anderen Schrift erzählt war. 1 Samuel 1Sam 9 17 56 Et ait rex: Interroga tu, cujus filius sit iste puer. Und der König sprach: Frage selbst nach, wessen Sohn dieser Jüngling ist. 1 Samuel 1Sam 9 17 57 Cumque regressus esset David, percusso Philisthæo, tulit eum Abner, et introduxit coram Saule, caput Philisthæi habentem in manu. Als nun David von der Tötung des Philisters zurückkam, nahm ihn Abner und führte ihn vor Saul, David aber hielt den Kopf des Philisters in seiner Hand. 1 Samuel 1Sam 9 17 58 Et ait ad eum Saul: De qua progenie es o adolescens? Dixitque David: Filius servi tui Isai Bethlehemitæ ego sum. Und Saul sprach zu ihm: Von welchem Geschlechte bist du, Jüngling? David antwortete: Ich bin der Sohn deines Knechtes Isai, des Bethlehemiters. 1 Samuel 1Sam 9 17 6 Et ocreas æreas habebat in cruribus: et clypeus æreus tegebat humeros ejus. und er hatte eherne Schienen an seinen Beinen, und ein eherner Schild deckte seine Schultern. 1 Samuel 1Sam 9 17 7 Hastile autem hastæ ejus erat quasi liciatorium texentium; ipsum autem ferrum hastæ ejus sexcentos siclos habebat ferri: et armiger ejus antecedebat eum. Der Schaft seines Spießes war wie ein Weberbaum und das Eisen seines Spießes hielt sechshundert Sekel Eisen,⁷ und sein Waffenträger schritt vor ihm her. 1 Samuel 1Sam 9 17 7 7 9,8 Kilogr. Diese Bestimmungen beruhen wohl auf Schätzung. Hebr.: Und eine eherne Lanze (Wurfgeschoss) war an seinen Schultern. Den großen Schild trug der Waffenträger. 1 Samuel 1Sam 9 17 8 Stansque clamabat adversum phalangas Israel, et dicebat eis: Quare venistis parati ad prlium? Numquid ego non sum Philisthæus, et vos servi Saul? Eligite ex vobis virum, et descendat ad singulare certamen: Er trat hin und rief gegen die Reihen Israels und sprach zu ihnen: Warum seid ihr hergekommen, zum Kampfe gerüstet? Bin ich nicht ein Philister⁸ und ihr die Knechte Sauls? Wählet einen Mann unter euch aus, der zum Zweikampf herabkomme. 1 Samuel 1Sam 9 17 8 8 Ein einziger reicht für euch aus. 1 Samuel 1Sam 9 17 9 Si quiverit pugnare mecum, et percusserit me, erimus vobis servi: si autem ego prævaluero et percussero eum, vos servi eritis, et servietis nobis. Vermag er mit mir zu kämpfen und schlägt er mich, so wollen wir euch dienstbar sein; werde ich aber seiner mächtig und töte ihn, so sollt ihr unsere Knechte sein und uns dienen. 1 Samuel 1Sam 9 0 1 Saul beneidet und hasst David. Jonathan schließt sich an David in Freundschaft an. (V. 9) 2. Saul verfolgt David durch vielerlei Nachstellungen. (18,10 27,12) A. Leiden Davids am Königshofe. (18,10 19,17) a. Saul versucht David, während dieser vor ihm spielt, mit der Lanze zu durchbohren (V. 12), verspricht ihm heuchlerisch die Ehe mit seiner ältesten Tochter Merob (V. 19) und setzt ihn dann durch die Verheißung der Hand seiner jüngeren Tochter Michol großen Gefahren im Kriege aus. 1 Samuel 1Sam 9 18 1 Et factum est cum complesset loqui ad Saul: anima Jonathæ conglutinata est animæ David, et dilexit eum Jonathas quasi animam suam. Und es geschah, als er die Unterredung mit Saul beendet hatte, verband sich die Seele Jonathas innig mit der Seele Davids, und Jonathas gewann ihn lieb wie sein Leben.¹ 1 Samuel 1Sam 9 18 1 1 V. 1-5 hängen mit [1Sam 17,55-58] zusammen. Die innigste Zuneigung besteht zwischen David und Jonathas, wie einst zwischen Jakob und Benjamin [Gen 44,30] und Sichem und Dina. [Gen 34,3] 1 Samuel 1Sam 9 18 10 Post diem autem alteram, invasit spiritus Dei malus Saul, et prophetabat in medio domus suæ: David autem psallebat manu sua, sicut per singulos dies: tenebatque Saul lanceam, Am folgenden Tage⁷ aber befiel der böse Geist von Gott Saul, und er tobte in seinem Hause; David aber spielte auf der Harfe, wie an den andern Tagen. Und Saul hielt den Speer in seiner Hand 1 Samuel 1Sam 9 18 10 7 Am Tage nach dem feierlichen Einzug. Früher liebte Saul David und übertrug ihm wichtige Angelegenheiten, wie ganz anders jetzt! 1 Samuel 1Sam 9 18 11 Et misit eam, putans quod configere posset David cum pariete: et declinavit David a facie ejus secundo. und warf ihn in der Absicht, David damit an die Wand zu spießen; aber David wich zum zweiten Male von seinem Angesichte.⁸ 1 Samuel 1Sam 9 18 11 8 Hebr.: Und Saul erhob seine Lanze, denkend: Ich will David an die Wand spießen, David aber mied sein Angesicht zweimal. David schrieb die Nachstellungen wohl eher dem Wahnsinne als dem Hasse des Königs zu. 1 Samuel 1Sam 9 18 12 Et timuit Saul David, eo quod Dominus esset cum eo, et a se recessisset. Und Saul fürchtete sich vor David, denn der Herr war mit ihm, während er von ihm selbst gewichen war.⁹ 1 Samuel 1Sam 9 18 12 9 Dem wahnsinnigen Hasse folgt die Furcht. 1 Samuel 1Sam 9 18 13 Amovit ergo eum Saul a se, et fecit eum tribunum super mille viros: et egrediebatur, et intrabat in conspectu populi. Deshalb entfernte ihn Saul von sich und machte ihn zum Obersten über tausend Mann; und er zog vor den Augen des Volkes aus und ein.¹⁰ 1 Samuel 1Sam 9 18 13 10 Entweder weil er dort beständig weilte, oder weil er auszog und siegreich heimkehrte. Das Volk war David zugetan (V. 16), weil es ihn beständig vor Augen hatte oder wenigstens regelmäßig dann sah, wenn er in Hoffnung eines Sieges auszog oder im Triumphe zurückkehrte. Unter Volk können auch die Kämpfer verstanden sein. Nach V. 5 war er dem Hofe als Waffenträger beigesellt und wurde nur zu gewissen Gelegenheiten ausgesendet, jetzt ward er über Tausende gesetzt und kam deshalb seltener an den Hof. So glaubte Saul sich sicherer. 1 Samuel 1Sam 9 18 14 In omnibus quoque viis suis David prudenter agebat, et Dominus erat cum eo. Auch auf allen seinen Wegen handelte David klug und der Herr war mit ihm. 1 Samuel 1Sam 9 18 15 Vidit itaque Saul quod prudens esset nimis, et cpit cavere eum. Als Saul sah, dass er sehr klug war, fing er an ihn zu scheuen. 1 Samuel 1Sam 9 18 16 Omnis autem Israel et Juda diligebat David: ipse enim ingrediebatur et egrediebatur ante eos. Ganz Israel und Juda aber liebte David, denn er zog vor ihnen her aus und ein. 1 Samuel 1Sam 9 18 17 Dixitque Saul ad David: Ecce filia mea major Merob, ipsam dabo tibi uxorem: tantummodo esto vir fortis, et prliare bella Domini. Saul autem reputabat, dicens: Non sit manus mea in eum, sed sit super eum manus Philisthinorum. Und Saul sprach zu David: Siehe, ich will dir meine älteste Tochter Merob zur Frau geben,¹¹ nur sei tapfer¹² und kämpfe die Kämpfe des Herrn!¹³ Saul aber dachte bei sich und sprach: Meine Hand soll sich nicht gegen ihn erheben, sondern die Hand der Philister möge über ihn kommen! 1 Samuel 1Sam 9 18 17 11 Saul hatte dies dem Besieger Goliaths verheißen. [1Sam 17,25] Jetzt durch die Vorliebe des Volkes für David genötigt, denkt er an die Erfüllung. 1 Samuel 1Sam 9 18 17 12 Mögen die Feinde dich töten! 1 Samuel 1Sam 9 18 17 13 Etwas der Frömmigkeit Davids Entsprechendes. Wunderbares Verhalten Sauls! Er vermutet, dass Gott dem David das Reich bestimmt habe und will dennoch Gottes Ratschlüsse vereiteln, indem er David den Philistern preisgibt. 1 Samuel 1Sam 9 18 18 Ait autem David ad Saul: Quis ego sum, aut quæ est vita mea, aut cognatio patris mei in Israel, ut fiam gener regis? David sprach zu Saul: Wer bin ich und was ist mein Leben oder das Geschlecht meines Vaters in Israel, dass ich der Schwiegersohn des Königs werden sollte?¹⁴ 1 Samuel 1Sam 9 18 18 14 David weist klug auf seine niedrige Herkunft hin, indem er so entweder die Größe der Ehre anerkennt oder sie, den Sinn des Königs durchschauend, von sich fernhält. 1 Samuel 1Sam 9 18 19 Factum est autem tempus, cum deberet dari Merob filia Saul David, data est Hadrieli Molathitæ uxor. Als nun die Zeit kam, dass Merob, die Tochter Sauls, David gegeben werden sollte, ward sie dem Molathiter Hadriel¹⁵ zum Weibe gegeben. 1 Samuel 1Sam 9 18 19 15 [2Sam 21,8] Es war dies für David die höchste Beschimpfung. Entweder war der König unbeständig oder er hoffte, David werde schon zuvor in der Schlacht fallen. 1 Samuel 1Sam 9 18 2 Tulitque eum Saul in die illa, et non concessit ei ut reverteretur in domum patris sui. Und Saul nahm ihn an jenem Tage² zu sich und gestattete ihm nicht mehr, in das Haus seines Vaters zurückzukehren. 1 Samuel 1Sam 9 18 2 2 Als er dem Könige zum Harfenspiele vorgeschlagen ward, war er demselben nicht mehr unbekannt. Vielleicht lenkte Jonathas die Berufung auf ihn. Nunmehr durfte David nicht mehr zu seiner Herde zurückkehren; es war ihm Gelegenheit gegeben, sich in den Kämpfen auszuzeichnen und in den Verfolgungen seitens Saul seine Treue gegen Gott zu beweisen. 1 Samuel 1Sam 9 18 20 Dilexit autem David Michol filia Saul altera. Et nuntiatum est Saul, et placuit ei. Michol aber, die andere Tochter Sauls, liebte den David; dies ward Saul berichtet und es gefiel ihm wohl. 1 Samuel 1Sam 9 18 21 Dixitque Saul: Dabo eam illi, ut fiat ei in scandalum, et sit super eum manus Philisthinorum. Dixitque Saul ad David: In duabus rebus gener meus eris hodie. Und Saul sprach: Ich will sie ihm geben, dass sie ihm zum Fallstrick werde und die Hand der Philister über ihn komme. Darum sprach Saul zu David: Um zwei Dinge¹⁶ kannst du heut mein Schwiegersohn werden. 1 Samuel 1Sam 9 18 21 16 Hebr.: Zum zweiten Male. Das erste Mal war, als David Merob heiraten sollte. Saul stellt eine schwierige Bedingung, nach deren Erfüllung er keine Weigerung mehr wagt. (V. 27) 1 Samuel 1Sam 9 18 22 Et mandavit Saul servis suis: Loquimini ad David clam me, dicentes: Ecce places regi, et omnes servi ejus diligunt te. Nunc ergo esto gener regis. Und Saul gebot seinen Dienern: Redet mit David insgeheim und saget: Siehe, du gefällst dem Könige und alle seine Diener lieben dich; werde also der Schwiegersohn des Königs. 1 Samuel 1Sam 9 18 23 Et locuti sunt servi Saul in auribus David omnia verba hæc. Et ait David: Num parvum videtur vobis, generum esse regis? Ego autem sum vir pauper et tenuis. Da redeten die Diener Sauls alle diese Worte vor den Ohren Davids und David sprach: Scheint euch das etwas Geringes, des Königs Schwiegersohn zu sein? Ich aber bin ein armer und geringer Mann.¹⁷ 1 Samuel 1Sam 9 18 23 17 Arm und von geringem Ansehen, deshalb einzig geringfügigen Dingen gewachsen und nur eine kleine Morgengabe darzubringen im Stande. 1 Samuel 1Sam 9 18 24 Et renuntiaverunt servi Saul, dicentes: Hujuscemodi verba locutus est David. Und die Diener Sauls berichteten es ihm und sprachen: Solche Worte hat David geredet. 1 Samuel 1Sam 9 18 25 Dixit autem Saul: Sic loquimini ad David: Non habet rex sponsalia necesse, nisi tantum centum præputia Philisthinorum, ut fiat ultio de inimicis regis. Porro Saul cogitabat tradere David in manus Philisthinorum. Saul aber sprach: Saget so zu David: Der König hat keine andere Brautgabe nötig als einzig hundert Vorhäute von Philistern,¹⁸ damit Rache an den Feinden des Königs genommen werde. Saul aber dachte, David in die Gewalt der Philister zu liefern. 1 Samuel 1Sam 9 18 25 18 Der Beweis für die Tötung ebenso vieler Feinde. Saul wählt eine so hohe Zahl, damit David desto sicherer falle. 1 Samuel 1Sam 9 18 26 Cumque renuntiassent servi ejus David verba, quæ dixerat Saul, placuit sermo in oculis David, ut fieret gener regis. Als nun seine Diener David die Worte berichteten, welche Saul gesprochen hatte, gefiel der Vorschlag David, dass er der Schwiegersohn des Königs werden sollte.¹⁹ 1 Samuel 1Sam 9 18 26 19 David konnte sich nicht weigern, er setzt also seine Hoffnung auf Gott. 1 Samuel 1Sam 9 18 27 Et post paucos dies surgens David, abiit cum viris, qui sub eo erant. Et percussit ex Philisthiim ducentos viros, et attulit eorum præputia, et annumeravit ea regi, ut esset gener ejus. Dedit itaque Saul ei Michol filiam suam uxorem. So machte sich denn David nach etlichen Tagen auf und zog mit den Leuten, die ihm untergeben waren, fort und erschlug zweihundert Philister und brachte ihre Vorhäute und zählte sie dem Könige vor, um sein Schwiegersohn zu werden. Da gab ihm Saul seine Tochter Michol zur Frau. 1 Samuel 1Sam 9 18 28 Et vidit Saul, et intellexit quod Dominus esset cum David, Michol autem filia Saul diligebat eum. Und Saul sah und erkannte, dass der Herr mit David war. Michol aber, die Tochter Sauls, liebte ihn.²⁰ 1 Samuel 1Sam 9 18 28 20 Dies bestätigt den König in seinem Verdachte, dass David zu seinem Nachfolger bestimmt sei. Michol bewegt Saul, sein Wort zu halten. Gott ordnet in seiner Güte alles so, dass David unbeschadet der Ehre Sauls König zu werden vermag, Saul darf nur sein Versprechen erfüllen, das er, die Zukunft nicht vorhersehend, gegeben, dem Sieger seine Tochter zu geben. Damit ging denn der zukünftige König in die Familie Sauls über. Als Saul diesen Gnadenerweis betreffs Merob zurückwies, bot ihm Gott eine zweite Gelegenheit. 1 Samuel 1Sam 9 18 29 Et Saul magis cpit timere David: factusque est Saul inimicus David cunctis diebus. Da begann Saul, sich noch mehr vor David zu fürchten und Saul ward der Feind Davids auf immer. 1 Samuel 1Sam 9 18 3 Inierunt autem David et Jonathas fdus: diligebat enim eum quasi animam suam. David aber und Jonathas schlossen einen Bund, denn er liebte ihn wie sein Leben. 1 Samuel 1Sam 9 18 30 Et egressi sunt principes Philisthinorum: a principio autem egressionis eorum, prudentius se gerebat David quam omnes servi Saul, et celebre factum est nomen ejus nimis. Da nun die Fürsten der Philister auszogen, verhielt sich David vom Anfange ihres Auszuges an klüger als alle Diener Sauls, so dass sein Name hoch gefeiert ward. 1 Samuel 1Sam 9 18 4 Nam exspoliavit se Jonathas tunica, qua erat indutus, et dedit eam David, et reliqua vestimenta sua usque ad gladium et arcum suum, et usque ad balteum. Und Jonathas zog sein Obergewand aus, mit welchem er bekleidet war, und gab es David, dazu seine übrigen Kleider, sogar sein Schwert, seinen Bogen und seinen Gürtel.³ 1 Samuel 1Sam 9 18 4 3 Die Kleider werden in der Ordnung genannt, in der David sie anlegte. Da die Waffen das Wertvollste sind, ist ihre Schenkung das Zeichen besonderer Freundschaft. 1 Samuel 1Sam 9 18 5 Egrediebatur quoque David ad omnia quæcumque misisset eum Saul, et prudenter se agebat: posuitque eum Saul super viros belli, et acceptus erat in oculis universi populi, maximeque in conspectu famulorum Saul. David nun zog zu allem aus, wozu ihn Saul sandte, und hielt sich klug, so dass Saul ihn über die Kriegsleute setzte; und er war bei dem ganzen Volke beliebt, besonders in den Augen der Diener Sauls. 1 Samuel 1Sam 9 18 6 Porro cum reverteretur percusso Philisthæo David, egressæ sunt mulieres de universis urbibus Israel, cantantes, chorosque ducentes in occursum Saul regis, in tympanis lætitiæ, et in sistris. Als nun David von der Tötung des Philisters⁴ zurückkehrte, zogen die Frauen aus allen Städten Israels mit Gesang und Reigen dem Könige Saul entgegen, mit Jubelpauken und Zimbeln. 1 Samuel 1Sam 9 18 6 4 Der Philister ist Goliath. Zwischen Davids Sieg und der Siegesfeier liegen Wochen. V. 5 enthält eine allgemeine Bemerkung, mit welcher der Erzähler die eine Seite des Verhältnisses, in welches David durch seinen Sieg zu Saul kam, abschließt. Mit V. 6 geht der Verfasser zur Darlegung der anderen Seite dieses Verhältnisses über, die er 14 16 ähnlich abschließt wie V. 5, so dass ein Fortschritt des dort Gesagten eingetreten ist. 1 Samuel 1Sam 9 18 7 Et præcinebant mulieres ludentes, atque dicentes: Percussit Saul mille, et David decem millia. Und die Frauen spielten und sangen, diese Worte: Saul hat tausend erschlagen und David zehntausend!⁵ [1Sam 21,11, Sir 47,7] 1 Samuel 1Sam 9 18 7 5 Die Siegesfeier durch Frauen war im ganzen Altertum herkömmlich. [Ex 15,20, Ri 11,34] Hebr.: Sie sangen wechselweise. Tausend: viele. Zehntausend: Noch viel mehr. [Ri 15,15] David kämpfte glücklicher als Saul und war beliebter als der heftige und argwöhnische König. 1 Samuel 1Sam 9 18 8 Iratus est autem Saul nimis, et displicuit in oculis ejus sermo iste: dixitque: Dederunt David decem millia, et mihi mille dederunt: quid ei superest, nisi solum regnum? Da geriet Saul in heftigen Zorn und diese Rede missfiel in seinen Augen und er sprach: David haben sie zehntausend und mir tausend gegeben; was ist ihm noch übrig als allein das Königtum?⁶ 1 Samuel 1Sam 9 18 8 6 Längst quälte ihn geheimer Verdacht, jetzt bricht Saul in offene Klagen aus. 1 Samuel 1Sam 9 18 9 Non rectis ergo oculis Saul aspiciebat David a die illa, et deinceps. Darum sah Saul den David von jenem Tage an und hinfort nicht mit rechten Augen an. 1 Samuel 1Sam 9 0 1 b. Saul versucht seinen Sohn und seine Freunde zu bewegen, David zu töten (V. 7), will David wiederum mit dem Speere durchbohren (V. 10) und zwingt ihn durch den Versuch, ihn durch seine Trabanten ermorden zu lassen, zur Flucht vom Hofe. B. Davids Mühsale und Gefahren auf der Flucht. (19,18 27,12) a. David flieht zu Samuel, wo Saul vergeblich sucht, ihn zu ergreifen. 1 Samuel 1Sam 9 19 1 Locutus est autem Saul ad Jonathan filium suum, et ad omnes servos suos, ut occiderent David. Porro Jonathas filius Saul diligebat David valde. Und Saul redete zu seinem Sohne Jonathas und zu allen seinen Dienern, dass sie David töten sollten.¹ Da aber Jonathas, der Sohn Sauls, David sehr liebte, 1 Samuel 1Sam 9 19 1 1 Hebr.: dass David getötet werden müsse. Wurde David König, so musste dies Jonathas am härtesten treffen, urteilte Saul. 1 Samuel 1Sam 9 19 10 Nisusque est Saul configere David lancea in pariete, et declinavit David a facie Saul: lancea autem casso vulnere perlata est in parietem, et David fugit, et salvatus est nocte illa. Da suchte Saul David mit dem Speere an die Wand zu heften, aber David wich Saul aus und der Speer traf ihn nicht, sondern fuhr in die Wand und David floh und entkam glücklich in dieser Nacht.⁷ [1Sam 18,11] 1 Samuel 1Sam 9 19 10 7 Die Sept. zieht dies zum Folgenden. 1 Samuel 1Sam 9 19 11 Misit ergo Saul satellites suos in domum David, ut custodirent eum, et interficeretur mane. Quod cum annuntiasset David Michol uxor sua, dicens: Nisi salvaveris te nocte hac, cras morieris: Da sandte Saul seine Trabanten in Davids Haus, um ihn zu bewachen und am Morgen⁸ zu töten. Aber Michol, sein Weib, teilte es David mit und sprach: Wenn du dich diese Nacht nicht rettest, so bist du morgen des Todes. 1 Samuel 1Sam 9 19 11 8 Vielleicht, damit der Anschein eines Gerichtes gewahrt würde. 1 Samuel 1Sam 9 19 12 Deposuit eum per fenestram: porro ille abiit et aufugit, atque salvatus est. Dann ließ sie ihn durch das Fenster hinab und so ging er davon und floh und entkam glücklich.⁹ 1 Samuel 1Sam 9 19 12 9 Das Heraufziehen und Herablassen von Gegenständen war viel üblicher als das Tragen über Treppen und deshalb war alles dazu Erforderliche in größeren Häusern bereit. Wie später Paulus [Apg 9,25] wurde wohl auch David in einem Korbe heruntergelassen. Zum Andenken daran dichtete David den 58. Psalm. 1 Samuel 1Sam 9 19 13 Tulit autem Michol statuam, et posuit eam super lectum, et pellem pilosam caprarum posuit ad caput ejus, et operuit eam vestimentis. Michol aber nahm eine Bildsäule,¹⁰ legte sie auf das Bett, wickelte ein haariges Ziegenfell um den Kopf derselben und bedeckte sie mit Kleidern. 1 Samuel 1Sam 9 19 13 10 Ein Hausgötze [Gen 31,19], wenn etwa Michol wegen ihrer Unfruchtbarkeit heimlich einen solchen hatte, oder eine Statue. 1 Samuel 1Sam 9 19 14 Misit autem Saul apparitores, qui raperent David: et responsum est quod ægrotaret. Als nun Saul Häscher sandte, um David zu ergreifen, ward ihnen geantwortet,¹¹ dass er krank sei. 1 Samuel 1Sam 9 19 14 11 Nach dem Hebr. antwortete Michol. Die Bildsäule war auf das Bett gelegt, damit etwa Eintretende getäuscht würden, aber Saul wusste, dass Michol David liebte, deshalb traute er nicht. 1 Samuel 1Sam 9 19 15 Rursumque misit Saul nuntios ut viderent David, dicens: Afferte eum ad me in lecto, ut occidatur. Da sandte Saul abermals die Boten hin mit der Weisung, nach David zu sehen, indem er sprach: Bringet ihn im Bette zu mir her, dass er getötet werde! 1 Samuel 1Sam 9 19 16 Cumque venissent nuntii, inventum est simulacrum super lectum, et pellis caprarum ad caput ejus. Als nun die Boten kamen, fand sich die Bildsäule auf dem Bette und das Ziegenfell um ihr Haupt. 1 Samuel 1Sam 9 19 17 Dixitque Saul ad Michol: Quare sic illusisti mihi, et dimisisti inimicum meum ut fugeret? Et respondit Michol ad Saul: Quia ipse locutus est mihi: Dimitte me, alioquin interficiam te. Da sprach Saul zu Michol: Warum hast du mich so hintergangen und hast meinen Feind entfliehen lassen? Michol antwortete Saul: Weil er zu mir sprach: Lass mich fort, sonst töte ich dich! 1 Samuel 1Sam 9 19 18 David autem fugiens, salvatus est, et venit ad Samuel in Ramatha, et nuntiavit ei omnia quæ fecerat sibi Saul: et abierunt ipse et Samuel, et morati sunt in Naioth. Nachdem sich David so durch die Flucht gerettet hatte, kam er zu Samuel nach Ramatha und berichtete ihm alles, was ihm Saul getan hatte; alsdann ging er mit Samuel von dannen und sie blieben in Najoth. 1 Samuel 1Sam 9 19 19 Nuntiatum est autem Sauli a dicentibus: Ecce David in Naioth in Ramatha. Es ward aber Saul berichtet und gesagt: Siehe, David ist in Najoth in Ramatha! 1 Samuel 1Sam 9 19 2 Et indicavit Jonathas David, dicens: Quærit Saul pater meus occidere te: quapropter observa te, quæso, mane, et manebis clam, et absconderis. teilte Jonathas es David mit und sprach: Mein Vater Saul sucht dich zu töten, darum sei morgen,² ich bitte dich, auf deiner Hut und halte dich versteckt und verbirg dich. 1 Samuel 1Sam 9 19 2 2 Morgen früh. Der König pflegte wohl abends seine Anfälle zu haben. 1 Samuel 1Sam 9 19 20 Misit ergo Saul lictores, ut raperent David: qui cum vidissent cuneum prophetarum vaticinantium, et Samuelem stantem super eos, factus est etiam Spiritus Domini in illis, et prophetare cperunt etiam ipsi. Da sandte Saul Häscher, um David zu ergreifen. Als diese aber den Chor der weissagenden Propheten¹² und Samuel an ihrer Spitze sahen, kam der Geist des Herrn auch über sie und auch sie begannen zu weissagen. 1 Samuel 1Sam 9 19 20 12 Vor Samuels Berufung [1Sam 3,1] war das prophetische Wort in Israel selten. Samuel stiftete wohl die Vereinigungen von Propheten, welche [1Sam 10,5.10] vorkommen. Erst zur Zeit der Propheten Elias und Eliseus treten sie wieder als Prophetensöhne auf, die in Galgala, Bethel und Jericho leben. Sie führten, scheint es, ein gemeinsames Leben. Doch zur Zeit Elias und Eliseus waren sie nur im Zehnstämmereich. Der Verfall des gesetzlichen Heiligtums und des Priestertums weckte unter Samuel das Bedürfnis, unter Elias und Eliseus der gänzliche Mangel an einem Heiligtume Jahves. Wo die Sünde mächtig geworden, zeigte auch der Geist Gottes seine Kraft. 1 Samuel 1Sam 9 19 21 Quod cum nuntiatum esset Sauli, misit et alios nuntios: prophetaverunt autem et illi. Et rursum misit Saul tertios nuntios, qui et ipsi prophetaverunt. Et iratus iracundia Saul, Als dies Saul berichtet ward, sandte er noch andere Boten, aber auch diese weissagten. Und Saul sandte zum dritten Male Boten, doch auch diese weissagten. Da ward Saul sehr zornig 1 Samuel 1Sam 9 19 22 Abiit etiam ipse in Ramatha, et venit usque ad cisternam magnam, quæ est in Socho, et interrogavit, et dixit: In quo loco sunt Samuel et David? Dictumque est ei: Ecce in Naioth sunt in Ramatha. und ging selbst nach Ramatha, und als er bis zur großen Zisterne, die in Socho ist, gekommen war, fragte er und sprach: An welchem Orte sind Samuel und David? Man sagte ihm: Siehe, sie sind in Najoth in Ramatha! 1 Samuel 1Sam 9 19 23 Et abiit in Naioth in Ramatha, et factus est etiam super eum Spiritus Domini, et ambulabat ingrediens, et prophetabat usque dum veniret in Naioth in Ramatha. Als er von dort nach Najoth in Ramatha ging, kam auch über ihn der Geist des Herrn und er ging weiter, beständig weissagend, bis er nach Najoth in Ramatha kam. 1 Samuel 1Sam 9 19 24 Et exspoliavit etiam ipse se vestimentis suis, et prophetavit cum ceteris coram Samuele, et cecidit nudus tota die illa et nocte. Unde et exivit proverbium: Num et Saul inter prophetas? Dort zog auch er seine Oberkleider aus¹³ und weissagte mit den übrigen vor Samuel und lag unbekleidet¹⁴ da den ganzen Tag und die ganze Nacht. Daher entstand auch das Sprichwort:¹⁵ Ist auch Saul unter den Propheten? [1Sam 10,12] 1 Samuel 1Sam 9 19 24 13 Das Oberkleid, welches man wie einen Mantel trug, hinderte die Gebärdensprache, welche mit dem Singen oder feierlichen Beten heiliger Lieder verbunden war. Vergl. [2Sam 6,20]. 1 Samuel 1Sam 9 19 24 14 Ohne Obergewand. 1 Samuel 1Sam 9 19 24 15 Dies Sprichwort entstand nicht erst jetzt (vergl. [1Sam 10,12]), sondern wurde in Erinnerung gebracht. Einst hatte man sich verwundert, dass ein so unbekannter Mann wie Saul unter die Propheten gekommen, hier erstaunen alle, dass er den Propheten so feindliche und bisweilen den Einflüssen des bösen Feindes unterworfene König von Gottes Hand ergriffen wird. Vom Neid war Saul zum Hasse gekommen, vom Hasse zur Gewalttat, und je mehr seine Abneigung gegen David wuchs, umso mehr nahm die Erkenntnis zu, dass Gott mit David sei und diesem den Thron bestimmte. Jetzt geht sein Grimm so weit, dass er selbst vor Samuels Antlitz und dem Asyl der Propheten keine Scheu kennt. Doch Gott zeigt durch ein Wunder, dass er mit David ist und dass Saul nichts gegen denselben vermag. Wie einst Sauls Regierungsanfang durch eine Ekstase eingeleitet war, so wird seine Verwerfung durch eine solche bestätigt. 1 Samuel 1Sam 9 19 3 Ego autem egrediens stabo juxta patrem meum, in agro ubicumque fueris: et ego loquar de te ad patrem meum: et quodcumque videro, nuntiabo tibi. Ich aber werde mit meinem Vater hinausgehen und mich auf dem Felde neben ihn stellen, wo du immer bist,³ und werde zu meinem Vater von dir reden; und was ich immer sehe, werde ich dir mitteilen. 1 Samuel 1Sam 9 19 3 3 Sei ganz in der Nähe, damit ich dich schnell finde und nicht durch Abwesenheit Verdacht errege. 1 Samuel 1Sam 9 19 4 Locutus est ergo Jonathas de David bona ad Saul patrem suum: dixitque ad eum: Ne pecces rex in servum tuum David, quia non peccavit tibi, et opera ejus bona sunt tibi valde. Da redete Jonathas von David Gutes zu seinem Vater Saul und sprach zu ihm: Versündige dich nicht, o König! an deinem Diener David, denn er hat sich nicht an dir versündigt, und was er tut, bringt dir großen Nutzen. 1 Samuel 1Sam 9 19 5 Et posuit animam suam in manu sua, et percussit Philisthæum, et fecit Dominus salutem magnam universo Israeli: vidisti, et lætatus es. Quare ergo peccas in sanguine innoxio, interficiens David, qui est absque culpa? Er hat sein Leben freiwillig der Gefahr ausgesetzt und den Philister erschlagen und der Herr hat für ganz Israel großes Heil gewirkt. Du hast es gesehen und dich gefreut. Warum willst du dich denn an unschuldigem Blute versündigen, indem du David tötest, der doch ohne Schuld ist? 1 Samuel 1Sam 9 19 6 Quod cum audisset Saul, placatus voce Jonathæ, juravit: Vivit Dominus, quia non occidetur. Als Saul dies hörte, ward er durch Jonathas Rede besänftigt und schwor: So wahr der Herr lebt, er soll nicht getötet werden! 1 Samuel 1Sam 9 19 7 Vocavit itaque Jonathas David, et indicavit ei omnia verba hæc: et introduxit Jonathas David ad Saul, et fuit ante eum, sicut fuerat heri et nudiustertius. Da rief Jonathas David und teilte ihm alle diese Worte mit, dann führte Jonathas David zu Saul und er war wieder bei ihm, wie er gestern und ehedem gewesen.⁴ 1 Samuel 1Sam 9 19 7 4 Wieder wird er in Sauls Familie aufgenommen, aus der er [1Sam 18,13] verstoßen war, wieder wird ihm das Amt eines Waffenträgers und Psalmisten gegeben (V. 9), ohne dass er das eines Anführers niedergelegt hätte. (V. 8) Dennoch blieb die Unbeständigkeit des Königs sich gleich. 1 Samuel 1Sam 9 19 8 Motum est autem rursum bellum: et egressus David, pugnavit adversum Philisthiim: percussitque eos plaga magna, et fugerunt a facie ejus. Als aber wiederum der Krieg losbrach, zog David aus und kämpfte gegen die Philister und er brachte ihnen eine große Niederlage bei, so dass sie vor ihm flohen.⁵ 1 Samuel 1Sam 9 19 8 5 Der Sieg war größer als die früheren und darum war auch die freudige Erregung und der Beifall größer, als David zurückkehrte. 1 Samuel 1Sam 9 19 9 Et factus est spiritus Domini malus in Saul: sedebat autem in domo sua, et tenebat lanceam: porro David psallebat manu sua. Doch der böse Geist vom Herrn geriet über Saul, als er in seinem Hause saß und den Speer hielt,⁶ David aber spielte die Harfe. 1 Samuel 1Sam 9 19 9 6 Die Lanze ist das Zeichen seiner Würde [1Sam 22,6], ohne welches Saul sich nie zeigte, ähnlich wie die Pharaonen nie ohne Beil und Stab, die Assyrischen Könige ohne Schwert und Bogen. (Vergl. [1Sam 20,33] und [1Sam 26,7].) 1 Samuel 1Sam 9 0 1 Vergeblich versucht Jonathas, seinen Vater mit dem Freunde zu versöhnen. (V. 42) David flieht nach Nobe zum Hohenpriester Achimelech. (20,43 21,9) 1 Samuel 1Sam 9 20 1 Fugit autem David de Naioth, quæ est in Ramatha, veniensque locutus est coram Jonatha: Quid feci? quæ est iniquitas mea, et quod peccatum meum in patrem, tuum, quia quærit animam meam? David aber floh aus Najoth,¹ das in Ramatha ist, und kam zu Jonathas und sprach zu ihm: Was habe ich getan? Was ist mein Unrecht und was mein Vergehen wider deinen Vater, dass er mir nach dem Leben trachtet? 1 Samuel 1Sam 9 20 1 1 David floh während des ekstatischen Zustandes Sauls, um nicht auch Samuel in Gefahr zu bringen. Nach einiger Zeit kam er waffenlos zu Jonathas. [1Sam 21,8] 1 Samuel 1Sam 9 20 10 Responditque David ad Jonathan: Quis renuntiabit mihi, si quid forte responderit tibi pater tuus dure de me? David antwortete dem Jonathas: Wer wird mir Bescheid bringen, wenn etwa dein Vater dir eine harte Antwort betreffs meiner gibt? 1 Samuel 1Sam 9 20 11 Et ait Jonathas ad David: Veni, et egrediamur foras in agrum. Cumque exissent ambo in agrum, Jonathas sprach zu David: Komm, lass uns auf das Feld hinausgehen! Da sie nun beide auf das Feld gegangen waren, 1 Samuel 1Sam 9 20 12 Ait Jonathas ad David: Domine Deus Israel, si investigavero sententiam patris mei crastino vel perendie: et aliquid boni fuerit super David, et non statim misero ad te, et notum tibi fecero, sprach Jonathas zu David: Herr, du Gott Israels! wenn ich meines Vaters Gesinnung erforsche, morgen oder übermorgen, und es etwas Gutes ist für David und ich nicht sogleich zu dir sende und es dir kundtue, 1 Samuel 1Sam 9 20 13 Hæc faciat Dominus Jonathæ, et hæc addat. Si autem perseveraverit patris mei malitia adversum te, revelabo aurem tuam, et dimittam te, ut vadas in pace, et sit Dominus tecum, sicut fuit cum patre meo. so tue der Herr dem Jonathas dies und das dazu an! Wenn mein Vater aber in seiner bösen Gesinnung gegen dich beharrt, so werde ich es dir offenbaren und dich in Frieden ziehen lassen; und der Herr möge mit dir sein, wie er mit meinem Vater gewesen ist.⁹ 1 Samuel 1Sam 9 20 13 9 Hier erklärt Jonathas zum ersten Male, dass er David als zukünftigen König anerkennt. (Vergl. [1Sam 16,13, 1Sam 18,12.14.28].) Was Saul neidisch fürchtet, nimmt Jonathas gerne an. 1 Samuel 1Sam 9 20 14 Et si vixero, facies mihi misericordiam Domini: si vero mortuus fuero, Und wenn ich noch am Leben bin, so wirst du mir Barmherzigkeit des Herrn erweisen; bin ich aber gestorben, 1 Samuel 1Sam 9 20 15 Non auferes misericordiam tuam a domo mea usque in sempiternum, quando eradicaverit Dominus inimicos David, unumquemque de terra: auferat Jonathan de domo sua, et requirat Dominus de manu inimicorum David. so wirst du deine Barmherzigkeit meinem Hause in Ewigkeit nicht entziehen,¹⁰ wenn der Herr einen jeden der Feinde Davids aus dem Lande ausgetilgt hat. Der Herr raffe Jonathas aus seinem Hause weg und lasse es die Feinde Davids entgelten.¹¹ 1 Samuel 1Sam 9 20 15 10 Vergl. [2Sam 9,3]. Die gleiche Barmherzigkeit fordert Saul [1Sam 24,21]. Hebr.: Möchtest und möchte, wenn der Herr die Feinde Davids schlägt, einen jeden von der Erde, Jonathas einen Bund haben mit dem Hause Davids, und Gott suche Vergeltung von der Hand der Feinde Davids. Jonathas ahnt, dass er mit seinem Vater untergehen werde. Über die Wahrung des Bundes siehe [2Sam 9,3]. 1 Samuel 1Sam 9 20 15 11 Dieser Satz enthält nur eine neue Übersetzung von V. 16 und ist durch die Sept. in die Vulg. gekommen. 1 Samuel 1Sam 9 20 16 Pepigit ergo Jonathas fdus cum domo David: et requisivit Dominus de manu inimicorum David. So schloss Jonathas einen Bund mit dem Hause Davids und der Herr ließ es wirklich die Feinde Davids entgelten. 1 Samuel 1Sam 9 20 17 Et addidit Jonathas dejurare David, eo quod diligeret illum: sicut enim animam suam, ita diligebat eum. Und Jonathas schwor David noch einmal,¹² weil er ihn liebte; denn wie sein Leben, so liebte er ihn. 1 Samuel 1Sam 9 20 17 12 Nur Jonathas schwört also. 1 Samuel 1Sam 9 20 18 Dixitque ad eum Jonathas: Cras calendæ sunt, et requireris: Und Jonathas sprach zu ihm: Morgen ist Neumond, da wird man nach dir fragen, 1 Samuel 1Sam 9 20 19 Requiretur enim sessio tua usque perendie. Descendes ergo festinus, et venies in locum ubi celandus es in die qua operari licet, et sedebis juxta lapidem, cui nomen est Ezel. denn du wirst an deinem Platze bis übermorgen vermisst werden.¹³ Komme denn eilig herab und gehe an den Ort, wo du am Werktage verborgen sein musst,¹⁴ und setze dich bei dem Steine nieder, der Ezel heißt.¹⁵ 1 Samuel 1Sam 9 20 19 13 Hebr.: Dein Sitz wird leer sein und am dritten Tag wirst du noch mehr gesucht werden. Dann komme an denselben Ort, an dem du morgen verborgen sein wirst. 1 Samuel 1Sam 9 20 19 14 Sollte Jonathas schon am Neumonde den Sinn seines Vaters erforschen, so wollte er ihm denselben schon an diesem Tage kundtun. 1 Samuel 1Sam 9 20 19 15 Wohl ein Wegstein. 1 Samuel 1Sam 9 20 2 Qui dixit ei: Absit, non morieris: neque enim faciet pater meus quidquam grande vel parvum, nisi prius indicaverit mihi: hunc ergo celavit me pater meus sermonem tantummodo? nequaquam erit istud. Er sprach zu ihm: Das sei fern! Du wirst nicht sterben; denn mein Vater wird nichts Großes oder Kleines tun, ohne es mir vorher zu offenbaren; dies allein also sollte mein Vater vor mir verborgen haben?² Nein, dies kann nicht sein! 1 Samuel 1Sam 9 20 2 2 Saul offenbarte ihm seine Absicht nicht. Der [1Sam 19,1] erwähnte Plan war bereits durch den Schwur V. 6 aufgehoben. 1 Samuel 1Sam 9 20 20 Et ego tres sagittas mittam juxta eum, et jaciam quasi exercens me ad signum. Ich aber werde drei Pfeile in seine Nähe hinschießen,¹⁶ als übte ich mich nach dem Ziele zu schießen, 1 Samuel 1Sam 9 20 20 16 V. 36 wird nur das erzählt, was auf die Ereignisse Einfluss hat. 1 Samuel 1Sam 9 20 21 Mittam quoque et puerum, dicens ei: Vade, et affer mihi sagittas. und werde dann einen Knaben hinsenden, und zu ihm sagen: Gehe hin und hole mir die Pfeile! 1 Samuel 1Sam 9 20 22 Si dixero puero: Ecce sagittæ intra te sunt, tolle eas: tu veni ad me, quia pax tibi est, et nihil est mali, vivit Dominus. Si autem sic locutus fuero puero: Ecce sagittæ ultra te sunt: vade in pace, quia dimisit te Dominus. Wenn ich dann dem Knaben sage: Siehe, die Pfeile liegen diesseits von dir, nimm sie, so komme zu mir, denn es ist Friede für dich und es geschieht nichts Böses, so wahr der Herr lebt! Wenn ich aber zu dem Knaben sage: Siehe, die Pfeile liegen weiter vor dir, so gehe in Frieden, denn der Herr lässt dich gehen. 1 Samuel 1Sam 9 20 23 De verbo autem quod locuti sumus ego et tu, sit Dominus inter me et te usque in sempiternum. Für das Versprechen aber, das wir uns gegenseitig gegeben haben, sei der Herr auf ewig Zeuge zwischen mir und dir.¹⁷ 1 Samuel 1Sam 9 20 23 17 Als Rächer des gegebenen Wortes. (Vergl. [Gen 31,48].) 1 Samuel 1Sam 9 20 24 Absconditus est ergo David in agro, et venerunt calendæ, et sedit rex ad comedendum panem. Da verbarg sich David auf dem Lande, und als der Neumond kam, setzte der König sich zum Mahle. 1 Samuel 1Sam 9 20 25 Cumque sedisset rex super cathedram suam (secundum consuetudinem) quæ erat juxta parietem, surrexit Jonathas, et sedit Abner ex latere Saul, vacuusque apparuit locus David. Als nun der König (wie gewöhnlich) auf seinem Sitze saß, der an der Wand war, erhob sich Jonathas, und Abner setzte sich¹⁸ neben Saul, während der Sitz Davids leer war. 1 Samuel 1Sam 9 20 25 18 Nach der Septuag saß Jonathas Saul gegenüber, Abner zur Rechten des Königs, während Davids Platz Abner gegenüber frei blieb. 1 Samuel 1Sam 9 20 26 Et non est locutus Saul quidquam in die illa: cogitabat enim quod forte evenisset ei, ut non esset mundus, nec purificatus. Saul aber sagte an jenem Tage nichts, denn er dachte, es sei ihm vielleicht begegnet, dass er nicht rein und noch nicht wieder rein geworden sei. 1 Samuel 1Sam 9 20 27 Cumque illuxisset dies secunda post calendas, rursus apparuit vacuus locus David. Dixitque Saul ad Jonathan filium suum: Cur non venit filius Isai nec heri, nec hodie ad vescendum? Als aber der zweite Tag nach dem Neumonde angebrochen war und der Platz Davids wieder leer blieb, sprach Saul zu seinem Sohne Jonathas: Warum ist der Sohn Isais weder gestern noch heute zum Mahle gekommen? 1 Samuel 1Sam 9 20 28 Responditque Jonathas Sauli: Rogavit me obnixe, ut iret in Bethlehem, Da antwortete Jonathas dem Saul: Er hat mich inständig gebeten, nach Bethlehem gehen zu dürfen, 1 Samuel 1Sam 9 20 29 Et ait: Dimitte me, quoniam sacrificium solemne est in civitate, unus de fratribus meis accersivit me: nunc ergo si inveni gratiam in oculis tuis, vadam cito, et videbo fratres meos. Ob hanc causam non venit ad mensam regis. und gesprochen: Lass mich gehen, denn ein feierliches Opfer wird in der Stadt gehalten und einer von meinen Brüdern¹⁹ hat mich eingeladen; wenn ich also in deinen Augen Gnade gefunden habe, will ich schleunig hingehen und meine Brüder sehen. Aus diesem Grunde ist er nicht zur Tafel des Königs gekommen. 1 Samuel 1Sam 9 20 29 19 Hebr.: Mein Bruder selbst, nämlich der älteste. 1 Samuel 1Sam 9 20 3 Et juravit rursum David. Et ille ait: Scit profecto pater tuus quia inveni gratiam in oculis tuis, et dicet: Nesciat hoc Jonathas, ne forte tristetur. Quinimmo vivit Dominus, et vivit anima tua, quia uno tantum (ut ita dicam) gradu, ego morsque dividimur. Und er schwor David abermals. Dieser aber sprach: Dein Vater weiß wohl, dass ich Gnade in deinen Augen gefunden habe, und wird sagen: Jonathas soll das nicht wissen, damit er sich nicht etwa betrübe. Wahrlich, so wahr der Herr lebt und du lebst, zwischen mir und dem Tode ist sozusagen nur ein Schritt! 1 Samuel 1Sam 9 20 30 Iratus autem Saul adversum Jonathan, dixit ei: Fili mulieris virum ultro rapientis, numquid ignoro quia diligis filium Isai in confusionem tuam, et in confusionem ignominiosæ matris tuæ? Da ward Saul über Jonathas zornig und sprach zu ihm: Du Sohn eines mannsüchtigen Weibes!²⁰ Weiß ich etwa nicht, dass du den Sohn Isais liebst zur Schande für dich und zur Schande deiner ehrlosen Mutter? 1 Samuel 1Sam 9 20 30 20 Oder: Du Sohn der Verkehrtheit und Verstocktheit. 1 Samuel 1Sam 9 20 31 Omnibus enim diebus, quibus filius Isai vixerit super terram, non stabilieris tu, neque regnum tuum. Itaque jam nunc mitte, et adduc eum ad me: quia filius mortis est. Denn solange der Sohn Isais auf Erden am Leben bleibt, wirst du und deine Herrschaft nicht feststehen. Darum sende sogleich hin und lass ihn zu mir herholen, denn er ist ein Kind des Todes.²¹ 1 Samuel 1Sam 9 20 31 21 Er sucht mit voller Überlegung den göttlichen Ratschluss über David zu Schanden zu machen. 1 Samuel 1Sam 9 20 32 Respondens autem Jonathas Sauli patri suo, ait: Quare morietur? quid fecit? Jonathas aber antwortete seinem Vater Saul und sprach: Warum soll er sterben? was hat er getan? 1 Samuel 1Sam 9 20 33 Et arripuit Saul lanceam ut percuteret eum. Et intellexit Jonathas quod definitum esset a patre suo, ut interficeret David. Da ergriff Saul seinen Speer, um ihn zu durchbohren. Und Jonathas erkannte, dass es bei seinem Vater beschlossen sei, David zu töten.²² 1 Samuel 1Sam 9 20 33 22 Um seiner Familie den Thron zu erhalten. 1 Samuel 1Sam 9 20 34 Surrexit ergo Jonathas a mensa in ira furoris, et non comedit in die calendarum secunda panem. Contristatus est enim super David, eo quod confudisset eum pater suus. Darum stand Jonathas in höchster Aufregung vom Tische auf und aß am zweiten Tage des Neumondes nichts, denn er war um Davids willen betrübt, weil sein Vater ihm Schmach angetan hatte. 1 Samuel 1Sam 9 20 35 Cumque illuxisset mane, venit Jonathas in agrum juxta placitum David, et puer parvulus cum eo. Als es nun Morgen geworden war,²³ kam Jonathas auf das Feld hinaus, wie er es mit David verabredet hatte, und ein kleiner Knabe mit ihm.²⁴ 1 Samuel 1Sam 9 20 35 23 Am zweiten Tage nach dem Neumonde. Am Abende des Tages nach dem Neumonde (V. 27) hatte Saul die Mahlzeit gehalten; mithin war es jetzt am dritten Tage. V. 18 war von dem Neumonde und dem Tage nach dem Neumonde die Rede, ebenso wird V. 19 bestimmt, dass David nach Ablauf dieser Tage an den bestimmten Ort komme. 1 Samuel 1Sam 9 20 35 24 Ein kleiner Knabe soll Jonathas begleiten, damit aller Verdacht ferngehalten werde. 1 Samuel 1Sam 9 20 36 Et ait ad puerum suum: Vade, et affer mihi sagittas, quas ego jacio. Cumque puer cucurrisset, jecit aliam sagittam trans puerum. Und er sprach zu seinem Knaben: Geh hin und hole mir die Pfeile, welche ich abschieße! Während nun der Knabe hinlief, schoss er einen andern Pfeil über den Knaben hinaus. 1 Samuel 1Sam 9 20 37 Venit itaque puer ad locum jaculi, quod miserat Jonathas: et clamavit Jonathas post tergum pueri, et ait: Ecce ibi est sagitta porro ultra te. Als nun der Knabe zu der Stelle kam, wo der Pfeil lag, den Jonathas abgeschossen hatte, rief Jonathas hinter dem Knaben her und sprach: Siehe, dort ist der Pfeil, weit über dich hinaus!²⁵ 1 Samuel 1Sam 9 20 37 25 Dieses Schießen mit Pfeilen wählte Jonathas, um unter diesem Vorwande sich an den Ort zu begeben, wo er David versteckt wusste. Der verabredete Zuruf (V. 22) sollte David sein Schicksal künden. 1 Samuel 1Sam 9 20 38 Clamavitque iterum Jonathas post tergum pueri, dicens: festina velociter, ne steteris. Collegit autem puer Jonathæ sagittas, et attulit ad dominum suum: Und abermals rief Jonathas hinter dem Knaben her und sprach: Hurtig, eile, stehe nicht stille! Da las der Knabe des Jonathas die Pfeile auf und brachte sie zu seinem Herrn, 1 Samuel 1Sam 9 20 39 Et quid ageretur, penitus ignorabat: tantummodo enim Jonathas et David rem noverant. er wusste aber ganz und gar nicht, worum es sich handelte, denn nur Jonathas und David wussten um die Sache. 1 Samuel 1Sam 9 20 4 Et ait Jonathas ad David: Quodcumque dixerit mihi anima tua, faciam tibi. Da sprach Jonathas zu David: Alles, was deine Seele mir sagt, tue ich für dich. 1 Samuel 1Sam 9 20 40 Dedit ergo Jonathas arma sua puero, et dixit ei: vade, et defer in civitatem. Dann gab Jonathas dem Knaben seine Waffen und sprach zu ihm: Gehe und bringe sie in die Stadt! 1 Samuel 1Sam 9 20 41 Cumque abiisset puer, surrexit David de loco, qui vergebat ad austrum, et cadens pronus in terram, adoravit tertio: et osculantes se alterutrum, fleverunt pariter, David autem amplius. Als nun der Knabe weggegangen war, erhob sich David von dem Orte, der nach Mittag lag, fiel auf sein Angesicht zur Erde nieder und verneigte sich dreimal; dann küssten sie sich einander und weinten zusammen, David aber am meisten.²⁶ 1 Samuel 1Sam 9 20 41 26 Vergl. V. 22. 1 Samuel 1Sam 9 20 42 Dixit ergo Jonathas ad David: Vade in pace: quæcumque juravimus ambo in nomine Domini, dicentes: Dominus sit inter me et te, et inter semen meum et semen tuum usque in sempiternum. Da sprach Jonathas zu David: Gehe hin in Frieden! Was wir uns beide im Namen des Herrn geschworen haben, indem wir sprachen: Zeuge sei der Herr zwischen mir und dir und zwischen meinen Nachkommen und deinen Nachkommen in Ewigkeit.²⁷ 1 Samuel 1Sam 9 20 42 27 Ergänze: Es geschehe, es bleibe fest. 1 Samuel 1Sam 9 20 43 Et surrexit David, et abiit: sed et Jonathas ingressus est civitatem. Und David machte sich auf und ging von dannen, Jonathas aber begab sich in die Stadt. 1 Samuel 1Sam 9 20 5 Dixit autem David ad Jonathan: Ecce calendæ sunt crastino, et ego ex more sedere soleo juxta regem ad vescendum: dimitte ergo me ut abscondar in agro usque ad vesperam diei tertiæ. Und David sprach zu Jonathas: Siehe, morgen³ ist Neumond,⁴ wo ich, wie gewöhnlich, mit dem Könige zu Tische sitzen muss; entlass mich denn, dass ich auf dem Felde verborgen bleibe bis zum Abend des dritten Tages. 1 Samuel 1Sam 9 20 5 3 Am zweiten Tage des Festes, dem dritten des Gespräches. [1Sam 18, 1Sam 19] 1 Samuel 1Sam 9 20 5 4 Das Fest des Neumondes wurde mit Opfern und Festmahlzeiten gefeiert, zu denen Saul die Vornehmsten um sich zu versammeln pflegte. Nahm David am Opfer teil, so konnte er bei dem Mahle nicht fehlen. 1 Samuel 1Sam 9 20 6 Si respiciens requisierit me pater tuus, respondebis ei: Rogavit me David, ut iret celeriter in Bethlehem civitatem suam: quia victimæ solemnes ibi sunt universis contribulibus suis. Wenn dein Vater um sich schaut und nach mir fragt, so antworte ihm: David hat mich gebeten, eilends nach Bethlehem, seiner Stadt, gehen zu dürfen, weil dort festliche Opfer für alle seine Stammesgenossen stattfinden.⁵ 1 Samuel 1Sam 9 20 6 5 Es ist ein Jahresopfer. (Vergl. [1Sam 13,20].) Einstmals war es bei der Bundeslade [1Sam 1,27], dereinst im Tempel darzubringen. [Dtn 12] Während jene fern war, scheinen die Opfer am Stammorte der Familien dargebracht worden zu sein. Der Vorwand war jedenfalls nicht erheuchelt. 1 Samuel 1Sam 9 20 7 Si dixerit, Bene: pax erit servo tuo: si autem fuerit iratus, scito quia completa est malitia ejus. Sagt er dann: Es ist gut, so ist Friede für deinen Diener; wird er aber zornig, so wisse, dass er Böses beschlossen hat.⁶ 1 Samuel 1Sam 9 20 7 6 Es war also nichts Ungewöhnliches, wenn jemand bei einem solchen königlichen Festmahle fehlte. Hebr.: Dass das von ihm ausgehen sollende Böse unwiderruflich beschlossen ist. 1 Samuel 1Sam 9 20 8 Fac ergo misericordiam in servum tuum: quia fdus Domini me famulum tuum tecum inire fecisti: si autem est iniquitas aliqua in me, tu me interfice, et ad patrem tuum ne introducas me. So übe nun Barmherzigkeit an deinem Diener, denn du ließest mich, deinen Diener, einen Bund des Herrn mit dir schließen. Habe ich aber ein Unrecht auf mir, so töte du mich⁷ und bringe mich nicht zu deinem Vater! 1 Samuel 1Sam 9 20 8 7 Werde ich schuldig erfunden, so will ich lieber von deiner Hand sterben. 1 Samuel 1Sam 9 20 9 Et ait Jonathas: Absit hoc a te: neque enim fieri potest, ut si certe cognovero completam esse patris mei malitiam contra te, non annuntiem tibi. Da sprach Jonathas: Das sei fern von dir! denn wenn ich sicher erfahre, dass mein Vater Böses wider dich beschlossen hat, kann ich es dir unmöglich vorenthalten.⁸ 1 Samuel 1Sam 9 20 9 8 Hebr.: Wenn ich sicher erkenne, dass mein Vater Böses gegen dich beschlossen hat und es dir nicht kundtue ergänze: So tue mir Gott dies und das. 1 Samuel 1Sam 9 0 1 David bei Achimelech in Nobe. (V. 9) Von Nobe flieht David zum Philisterkönig Achis in Geth. Dieser nimmt ihn nicht auf. 1 Samuel 1Sam 9 21 1 Venit autem David in Nobe ad Achimelech sacerdotem: et obstupuit Achimelech, eo quod venisset David. Et dixit ei: Quare tu solus, et nullus est tecum? David aber kam nach Nobe¹ zu dem Priester Achimelech. Da erstaunte dieser, dass David kam, und sprach zu ihm: Warum bist du allein und ist niemand bei dir?² 1 Samuel 1Sam 9 21 1 1 Nobe liegt im Stamme Benjamin, eine Stunde nördlich von Jerusalem. Dort war das heilige Zelt und deshalb auch der Hohepriester. Es wurde von Silo aus [1Sam 14,3] zeitweilig nach Nobe gebracht und bei der Zerstörung dieser Stadt [1Sam 22,19] nach Gabaon. [1Kön 3,4] 1 Samuel 1Sam 9 21 1 2 Er war ein so großer Mann, dass er nicht ohne Gefolge zu erscheinen pflegte. Ob der Hohepriester etwa auch vermutete, dass David floh? So fürchtete er ebenso, bei dem abwesenden Könige Anstoß zu erregen wie den gegenwärtigen David zu erzürnen. 1 Samuel 1Sam 9 21 10 Surrexit itaque David, et fugit in die illa a facie Saul: et venit ad Achis regem Geth: So machte sich David denn auf und floh an diesem Tage vor Saul und kam zu Achis,⁸ dem Könige von Geth. 1 Samuel 1Sam 9 21 10 8 Achis wird in [Ps 34] Achimelech genannt. Schon waren seit Goliaths Tode Jahre verflossen, darum hoffte David gewiss, des Schutzes Gottes sicher, unerkannt zu bleiben in der feindlichen Vaterstadt Goliaths und dort sicherer zu sein als in der Nähe Sauls. (h. Aug.) 1 Samuel 1Sam 9 21 11 Dixeruntque servi Achis ad eum cum vidissent David: Numquid non iste est David rex terræ? nonne huic cantabant per choros, dicentes: Percussit Saul mille, et David decem millia? Da sprachen die Diener des Achis zu ihm, als sie David sahen: Ist das nicht David, der König des Landes?⁹ Sangen sie ihm nicht in Reigen die Worte: Saul hat tausend geschlagen und David zehntausend? [1Sam 18,7, Sir 47,7] 1 Samuel 1Sam 9 21 11 9 Saul war Davids Taten gegenüber in den Hintergrund getreten. Da David Worte des Neides hörte, nimmt er zu einer List seine Zuflucht und stellt sich wahnsinnig, da Wahnsinnige nach der Anschauung des Morgenlandes unter Gottes besonderem Schutze standen. 1 Samuel 1Sam 9 21 12 Posuit autem David sermones istos in corde suo, et extimuit valde a facie Achis regis Geth. Diese Reden nahm David zu Herzen und fürchtete sich sehr vor Achis, dem Könige von Geth. 1 Samuel 1Sam 9 21 13 Et immutavit os suum coram eis, et collabebatur inter manus eorum, et impingebat in ostia portæ, defluebantque salivæ ejus in barbam. Daher verstellte er sein Angesicht vor ihnen und fiel hin unter ihren Händen und stieß an die Torflügel und sein Speichel floss auf seinen Bart herab.¹⁰ 1 Samuel 1Sam 9 21 13 10 Vergl. [Ps 33] und [Ps 55]. 1 Samuel 1Sam 9 21 14 Et ait Achis ad servos suos: Vidistis hominem insanum: quare adduxistis eum ad me? Da sprach Achis zu seinen Dienern: Ihr habt gesehen, dass der Mann wahnsinnig ist; warum habt ihr ihn zu mir gebracht? 1 Samuel 1Sam 9 21 15 An desunt nobis furiosi, quod introduxistis istum, ut fureret me præsente? hiccine ingredietur domum meam? Fehlt es uns an Tobsüchtigen, dass ihr diesen herbeigeführt habt, damit er vor mir tobe? Soll dieser in mein Haus kommen? 1 Samuel 1Sam 9 21 2 Et ait David ad Achimelech sacerdotem: Rex præcepit mihi sermonem, et dixit: Nemo sciat rem, propter quam missus es a me, et cujusmodi præcepta tibi dederim: nam et pueris condixi in illum et illum locum. David sprach zu dem Priester Achimelech: Der König hat mir etwas befohlen und gesprochen: Niemand soll etwas von der Sache wissen, derentwegen du von mir gesandt bist, und welche Befehle ich dir gegeben habe; daher habe ich auch die Diener an den und den Ort beschieden.³ 1 Samuel 1Sam 9 21 2 3 Der Drang der Not erklärt diese Unwahrheiten, aber macht sie nicht entschuldbar. David gesteht auch selbst [1Sam 22,22] seine Schuld der Täuschung ein. Jeder Frage zuvorkommend, erklärt er, dass er seine Diener bereits an einen bestimmten Ort bestellt, was er wohl in der Tat vor dem Zusammentreffen mit Jonathas [1Sam 20,35] getan. 1 Samuel 1Sam 9 21 3 Nunc ergo si quid habes ad manum, vel quinque panes, da mihi, aut quidquid inveneris. Wenn du nun also etwas zur Hand hast, etwa auch nur fünf Brote, so gib es mir, oder was du sonst findest. 1 Samuel 1Sam 9 21 4 Et respondens sacerdos ad David, ait illi: Non habeo laicos panes ad manum, sed tantum panem sanctum: si mundi sunt pueri, maxime a mulieribus? Da antwortete der Priester David und sprach zu ihm: Ich habe keine gewöhnlichen Brote zur Hand, sondern nur heiliges Brot; sind die Diener rein, besonders von Frauen?⁴ 1 Samuel 1Sam 9 21 4 4 [Lev 24,9] Das Gesetz der Erbarmung muss dem Zeremonialgesetz vorangehen (vergl. [Mt 12,3-7, Mk 2,25-37]), doch der Hohepriester stellt die Bedingung, welche auch die Priester verpflichtete. [Lev 22,3] 1 Samuel 1Sam 9 21 5 Et respondit David sacerdoti, et dixit ei: Equidem, si de mulieribus agitur: continuimus nos ab heri et nudiustertius, quando egrediebamur, et fuerunt vasa puerorum sancta: porro via hæc polluta est, sed et ipsa hodie sanctificabitur in vasis. David aber entgegnete dem Priester und sprach zu ihm: Wenigstens was die Frauen betrifft, so haben wir uns seit gestern und vorgestern, als wir auszogen, enthalten und die Gefäße der Diener waren rein; und ist auch dieser Weg verunreinigt, so wird er doch heut durch die Gefäße geheiligt werden.⁵ 1 Samuel 1Sam 9 21 5 5 Gefäße sind der Leib wie [1Thess 4,4]. David sagt, sie hätten das Neumondfest nach Vorschrift gefeiert, seien also rein. Sollte der Weg etwa durch ein Aas [Lev 11,39] oder durch Heiden unrein gewesen sein, so seien sie doch durch denselben nicht verunreinigt worden, sondern dieser vielmehr durch sie rein geworden. Mit Änderung der Vokalisation eines Wortes kann auch übersetzt werden: Gewiss, Weiber waren uns verwehrt gestern und vorgestern. Als ich auszog, waren alle Knechte heilig. Es ist aber ein tüchtiger Weg, da sind sie umso mehr heut heilig samt den Kleidern. 1 Samuel 1Sam 9 21 6 Dedit ergo ei sacerdos sanctificatum panem: neque enim erat ibi panis, nisi tantum panes propositionis, qui sublati fuerant a facie Domini, ut ponerentur panes calidi. Hierauf gab ihm der Priester das geheiligte Brot, denn es war daselbst kein anderes Brot außer den Schaubroten, welche von dem Angesichte des Herrn weggenommen waren, damit warme Brote hingelegt wurden. [Mt 12,3.4] 1 Samuel 1Sam 9 21 7 Erat autem ibi vir quidam de servis Saul, in die illa, intus in tabernaculo Domini: et nomen ejus Doeg Idumæus, potentissimus pastorum Saul. Nun war an jenem Tage ein Mann von den Dienern Sauls daselbst, innen im Zelte des Herrn, sein Name war Doeg, ein Idumäer, der oberste unter den Hirten Sauls.⁶ 1 Samuel 1Sam 9 21 7 6 Doeg, seiner Abstammung nach ein Idumäer, der Religion nach Jude, war entweder eines Gelübdes wegen im Vorhofe oder wegen vermuteten Aussatzes [Lev 13,4], oder es fand seine Aufnahme in die Gemeinschaft Israels eben statt. Hebr.: Er war aus Pflicht vor dem Angesichte des Herrn. Saul, der früher einige Eselinnen suchen gegangen, hatte jetzt eine Schar von Hirten, deren Vorsteher Doeg. [1Sam 22,9] 1 Samuel 1Sam 9 21 8 Dixit autem David ad Achimelech: Si habes hic ad manum hastam, aut gladium? quia gladium meum, et arma mea non tuli mecum: sermo enim regis urgebat. Und David sprach zu Achimelech: Hast du hier nicht einen Speer oder ein Schwert zur Hand? Denn ich habe mein Schwert und meine Waffen nicht mit mir genommen, weil der Auftrag des Königs drängte. 1 Samuel 1Sam 9 21 9 Et dixit sacerdos: Ecce hic gladius Goliath Philisthæi, quem percussisti in Valle terebinthi, est involutus pallio post ephod: si istum vis tollere, tolle: neque enim hic est alius absque eo. Et ait David: Non est huic alter similis, da mihi eum. Der Priester sprach: Siehe, hier ist das Schwert des Philisters Goliath, den du im Terebinthen-Tale erschlagen hast, es ist in ein Tuch gewickelt hinter dem Ephod; willst du dies nehmen, so nimm es,⁷ denn außer diesem ist kein anderes hier. David sprach: Diesem ist kein anderes gleich, gib es mir! 1 Samuel 1Sam 9 21 9 7 Obwohl das Schwert Gott als Gabe dargebracht war, konnte es doch, ebenso wie die Brote, im Falle äußerster Not genommen werden. 1 Samuel 1Sam 9 0 1 David kehrt in das Land Juda zurück, um seine Eltern dem Könige von Moab zu empfehlen. (V. 5) Inzwischen lässt Saul die Priester von Nobe töten, weil Achimelech David aufgenommen. 1 Samuel 1Sam 9 22 1 Abiit ergo David inde, et fugit in speluncam Odollam. Quod cum audissent fratres ejus, et omnis domus patris ejus, descenderunt ad eum illuc. David zog nun von da hinweg und floh in die Höhle Odollam.¹ Als dies seine Brüder und die ganze Verwandtschaft seines Vaters hörten, kamen sie zu ihm dorthin hinab.² 1 Samuel 1Sam 9 22 1 1 Die Höhle liegt nicht weit von Bethlehem (V. 3), von dort konnte man leicht in das Land der Moabiter gelangen. V. 4 heißt sie fester Platz. Beide Namen [2Sam 23,13; 1Chr 11,15] 1 Samuel 1Sam 9 22 1 2 Die Verwandten kannten seine Salbung und kommen aus Furcht, Saul möchte, da er David nicht erreichen kann, sich an ihnen rächen. 1 Samuel 1Sam 9 22 10 Qui consuluit pro eo Dominum, et cibaria dedit ei: sed et gladium Goliath Philisthæi dedit illi. Dieser befragte für ihn den Herrn und gab ihm Lebensmittel; auch das Schwert Goliaths, des Philisters, hat er ihm gegeben. 1 Samuel 1Sam 9 22 11 Misit ergo rex ad accersendum Achimelech sacerdotem filium Achitob, et omnem domum patris ejus, sacerdotum, qui erant in Nobe, qui universi venerunt ad regem. Da sandte der König hin und ließ den Priester Achimelech, den Sohn Achitobs, und seine ganze väterliche Verwandtschaft, die Priester, welche zu Nobe waren, holen und sie kamen alle zu dem Könige. 1 Samuel 1Sam 9 22 12 Et ait Saul ad Achimelech: Audi fili Achitob. Qui respondit: Præsto sum domine. Und Saul sprach zu Achimelech: Höre, Sohn Achitobs! Er antwortete: Hier bin ich, Herr! 1 Samuel 1Sam 9 22 13 Dixitque ad eum Saul: Quare conjurastis adversum me, tu et filius Isai, et dedisti ei panes et gladium, et consuluisti pro eo Deum, ut consurgeret adversum me, insidiator usque hodie permanens? Saul sprach zu ihm: Warum habt ihr euch wider mich verschworen, du und der Sohn Isais, dass du ihm Brote und ein Schwert gabst und Gott für ihn befragtest, damit er sich wider mich erhöbe und mir immerfort nachstellte bis heute? 1 Samuel 1Sam 9 22 14 Respondensque Achimelech regi, ait: Et quis in omnibus servis tuis, sicut David fidelis, et gener regis, et pergens ad imperium tuum, et gloriosus in domo tua? Achimelech antwortete dem Könige und sprach: Wer ist unter allen deinen Dienern so treu wie David und der Schwiegersohn des Königs und deinen Befehlen gehorchend und hochgeehrt in deinem Hause? 1 Samuel 1Sam 9 22 15 Num hodie cpi pro eo consulere Deum? absit hoc a me: ne suspicetur rex adversus servum suum rem hujuscemodi, in universa domo patris mei: non enim scivit servus tuus quidquam super hoc negotio, vel modicum vel grande. Habe ich denn etwa heute erst angefangen, Gott für ihn zu befragen? Das sei fern von mir! Wolle der König gegen seinen Diener keinen solchen Verdacht hegen in dem ganzen Hause meines Vaters, denn dein Diener hat von dieser Angelegenheit nichts gewusst, weder Großes noch Geringes. 1 Samuel 1Sam 9 22 16 Dixitque rex: Morte morieris Achimelech, tu, et omnis domus patris tui. Da sprach der König: Du musst des Todes sterben, Achimelech, du und das ganze Haus deines Vaters!¹² 1 Samuel 1Sam 9 22 16 12 Da Achimelech auf sein Wort als Hoherpriester versichert, von keiner feindlichen Verbindung zu wissen, Saul aber doch den Tod verhängt, ist diese Grausamkeit eine Folge seiner Gottverlassenheit. Gegen [Dtn 24,16]. 1 Samuel 1Sam 9 22 17 Et ait rex emissariis, qui circumstabant eum: Convertimini, et interficite sacerdotes Domini: nam manus eorum cum David est: scientes quod fugisset, et non indicaverunt mihi. Noluerunt autem servi regis extendere manus suas in sacerdotes Domini. Und der König gebot den Trabanten, die ihn umstanden: Wendet euch gegen die Priester des Herrn und tötet sie! denn ihre Hand ist mit David; sie wussten, dass er auf der Flucht war, und haben es mir nicht kundgetan. Aber die Diener des Königs wollten ihre Hand nicht gegen die Priester des Herrn ausstrecken.¹³ 1 Samuel 1Sam 9 22 17 13 Der Agag verschont hat, kennt für die Priester keine Schonung. (Theodor) Die Todesstrafe stand auf Götzenanbetung. [Dtn 13,13] 1 Samuel 1Sam 9 22 18 Et ait rex ad Doeg: Convertere tu, et irrue in sacerdotes. Conversusque Doeg Idumæus, irruit in sacerdotes, et trucidavit in die illa octoginta quinque viros vestitos ephod lineo. Da sprach der König zu Doeg: Wende du dich gegen die Priester und falle über sie her! Und Doeg, der Idumäer, wendete sich gegen die Priester und fiel über sie her und metzelte an diesem Tage fünfundachtzig Männer nieder, welche das linnene Ephod trugen. 1 Samuel 1Sam 9 22 19 Nobe autem civitatem sacerdotum percussit in ore gladii, viros et mulieres, et parvulos, et lactentes, bovemque et asinum, et ovem in ore gladii. Nobe aber, die Priesterstadt,¹⁴ schlug er mit der Schärfe des Schwertes, Männer und Weiber, Kinder und Säuglinge, Rinder und Esel und Schafe mit der Schärfe des Schwertes. 1 Samuel 1Sam 9 22 19 14 Nobe war nicht Priesterstadt, doch wohnten daselbst Priester, da das heilige Zelt dort war. Saul verfährt an der schuldlosen Stadt, wie er einst an Amalek hätte tun sollen. [1Sam 15,9] So identifiziert Saul seine Privatrache mit der Sache Jahves. 1 Samuel 1Sam 9 22 2 Et convenerunt ad eum omnes, qui erant in angustia constituti, et oppressi ære alieno, et amaro animo: et factus est eorum princeps, fueruntque cum eo quasi quadringenti viri. Und es sammelten sich alle um ihn, welche in Nöten und die von Schulden gedrückt und missvergnügten Herzens waren; er wurde ihr Anführer und es waren gegen vierhundert Mann bei ihm.³ 1 Samuel 1Sam 9 22 2 3 Ähnliches wird von Jephte erzählt. [Ri 11,3] Die zu David Stoßenden waren keineswegs nur aus niederem Stande. Vergl. [1Chr 12,16]. 1 Samuel 1Sam 9 22 20 Evadens autem unus filius Achimelech, filii Achitob, cujus nomen erat Abiathar, fugit ad David, Nur ein Sohn Achimelechs, des Sohnes Achitobs, dessen Name Abiathar war, entkam und floh zu David 1 Samuel 1Sam 9 22 21 Et annuntiavit ei quod occidisset Saul sacerdotes Domini. und verkündete ihm, dass Saul die Priester des Herrn hatte töten lassen. 1 Samuel 1Sam 9 22 22 Et ait David ad Abiathar: Sciebam in die illa, quod cum ibi esset Doeg Idumæus, procul dubio annuntiaret Sauli: ego sum reus omnium animarum patris tui. Da sprach David zu Abiathar: Ich wusste an jenem Tage, da der Idumäer Doeg dort war, dass er es sicher Saul anzeigen würde. Ich trage die Schuld am Tode aller Verwandten¹⁵ deines Vaters!¹⁶ 1 Samuel 1Sam 9 22 22 15 Im Lat. fehlt: des Hauses. 1 Samuel 1Sam 9 22 22 16 Wie Saul stets geneigt ist, anders anzuklagen, so David, sich selbst Schuld zu geben. 1 Samuel 1Sam 9 22 23 Mane mecum, ne timeas: si quis quæsierit animam meam, quæret et animam tuam, mecumque servaberis. Bleibe bei mir, fürchte dich nicht;¹⁷ wenn jemand mir nach dem Leben trachtet, der wird auch dir nach dem Leben trachten und du wirst mit mir gerettet werden. 1 Samuel 1Sam 9 22 23 17 Wir werden ebenso die Feinde wie den von Gott verheißenen besonderen Schutz gemeinsam haben. 1 Samuel 1Sam 9 22 3 Et profectus est David inde in Maspha, quæ est Moab: et dixit ad regem Moab: Maneat, oro, pater meus et mater mea vobiscum, donec sciam quid faciat mihi Deus. Von da zog David nach Maspha, das in Moab liegt, und sprach zu dem Könige von Moab: Ich bitte, lass meinen Vater und meine Mutter bei euch bleiben,⁴ bis ich weiß, was Gott mit mir tun wird.⁵ 1 Samuel 1Sam 9 22 3 4 Davids Stammmutter war eine Moabitin. [Rut 4,10] Da Saul Moab feindlich war, konnte David als wahrscheinlicher Gegner desselben dort Hilfe erwarten, indes konnte er, da die Moabiter von Saul besiegt waren, [1Sam 14,47] nicht selbst dort bleiben. 1 Samuel 1Sam 9 22 3 5 David wusste, dass er König werden würde. 1 Samuel 1Sam 9 22 4 Et reliquit eos ante faciem regis Moab: manseruntque apud eum cunctis diebus, quibus David fuit in præsidio. So ließ er sie bei dem Könige von Moab und sie blieben bei ihm alle Tage hindurch, welche David in dem festen Platze war. 1 Samuel 1Sam 9 22 5 Dixitque Gad propheta ad David: Noli manere in præsidio, proficiscere, et vade in terram Juda. Et profectus est David, et venit in saltum Haret. Da sprach der Prophet Gad⁶ zu David: Bleibe nicht in dem festen Platze, mache dich auf und gehe in das Land Juda! Und David zog fort und kam in den Wald Haret.⁷ 1 Samuel 1Sam 9 22 5 6 Gad war der Seher Davids [1Chr 21,9] und sein Helfer [2Sam 24,11, 1Chr 21,9, 2Chr 29,25], wahrscheinlich ein Schüler Samuels. David sollte nicht auf heidnischem Boden bleiben, seiner Begleiter wegen, sondern nach Juda gehen, wo ihn Gott auch schützen könne. 1 Samuel 1Sam 9 22 5 7 Auf dem Gebirge Juda. 1 Samuel 1Sam 9 22 6 Et audivit Saul quod apparuisset David, et viri qui erant cum eo. Saul autem cum maneret in Gabaa, et esset in nemore, quod est in Rama, hastam manu tenens, cunctique servi ejus circumstarent eum, Saul aber vernahm, dass David mit den Männern, die bei ihm waren, gesehen worden. Als nun Saul in Gabaa weilte und in dem Walde war, der in Rama ist,⁸ und den Speer⁹ in seiner Hand hielt und alle seine Diener ihn umstanden, 1 Samuel 1Sam 9 22 6 8 Hebr.: Als Saul unter der Tamariske auf der (bekannten, gewöhnten) Anhöhe saß usw. 1 Samuel 1Sam 9 22 6 9 Das Zeichen seiner königlichen Gewalt. 1 Samuel 1Sam 9 22 7 Ait ad servos suos qui assistebant ei: Audite nunc filii Jemini: numquid omnibus vobis dabit filius Isai agros et vineas, et universos vos faciet tribunos, et centuriones: sprach er zu seinen Dienern, die ihn umstanden: Höret, ihr Söhne Jeminis! Wird der Sohn Isais euch allen Felder und Weinberge geben und wird er euch alle zu Obersten über tausend und zu Hauptleuten über hundert machen, 1 Samuel 1Sam 9 22 8 Quoniam conjurastis omnes adversum me, et non est qui mihi renuntiet, maxime cum et filius meus fdus inierit cum filio Isai? Non est qui vicem meam doleat ex vobis, nec qui annuntiet mihi: eo quod suscitaverit filius meus servum meum adversum me, insidiantem mihi usque hodie. dass ihr euch alle wider mich verschworen habt und niemand mir etwas meldet, zumal da selbst mein Sohn mit dem Sohne Isais einen Bund geschlossen hat? Niemand unter euch fühlt mit mir Mitleid und keiner offenbart es mir, weil mein Sohn meinen Knecht wider mich aufgewiegelt hat, dass er mir bis heute nachstellt.¹⁰ 1 Samuel 1Sam 9 22 8 10 Seinem Stamme gewährte Saul die höchsten Ehren und Vorteile. 1 Samuel 1Sam 9 22 9 Respondens autem Doeg Idumæus, qui assistebat, et erat primus inter servos Saul, Vidi, inquit, filium Isai in Nobe apud Achimelech filium Achitob sacerdotem. Da antwortete Doeg, der Idumäer, der dabei stand und der oberste unter den Dienern Sauls war,¹¹ und sprach: Ich habe den Sohn Isais in Nobe bei dem Priester Achimelech, dem Sohne Achitobs, gesehen. 1 Samuel 1Sam 9 22 9 11 Vergl. [Ps 51]. Doeg war der oberste nicht aller Diener, sondern der Hirten. [1Sam 21,7] 1 Samuel 1Sam 9 0 1 b. Im Lande Juda umherschweifend, befreit David Keila und besetzt es. (V. 6) Vergeblich sucht Saul ihn in der Stadt zu fangen. (V. 13) Von größerer Gefahr noch wird David in der Wüste Ziph durch Gottes wunderbares Eingreifen befreit. 1 Samuel 1Sam 9 23 1 Et annuntiaverunt David, dicentes: Ecce Philisthiim oppugnant Ceilam, et diripiunt areas. Es ward dem David verkündet und gesagt: Siehe, die Philister greifen Keila¹ an und plündern die Tennen! 1 Samuel 1Sam 9 23 1 1 Keila war nahe an der Grenze der Philister. 1 Samuel 1Sam 9 23 10 Et ait David: Domine Deus Israel, audivit famam servus tuus, quod disponat Saul venire in Ceilam, ut evertat urbem propter me: Darauf sprach David: Herr, du Gott Israels! dein Diener hat das Gerücht vernommen, dass Saul sich anschicke, gegen Keila heranzurücken, um die Stadt meinethalben zu zerstören. 1 Samuel 1Sam 9 23 11 Si tradent me viri Ceilæ in manus ejus? et si descendet Saul, sicut audivit servus tuus? Domine Deus Israel, indica servo tuo. Et ait Dominus: Descendet. Werden mich die Männer von Keila an ihn ausliefern? Und wird Saul herabkommen, wie dein Diener gehört hat? Herr, du Gott Israels, tue es deinem Knechte kund! Der Herr antwortete: Er wird herabkommen! 1 Samuel 1Sam 9 23 12 Dixitque David: Si tradent me viri Ceilæ, et viros qui sunt mecum, in manus Saul? Et dixit Dominus: Tradent. Da sprach David: Werden die Männer von Keila mich samt meinen Mannen, die bei mir sind, an Saul ausliefern? Der Herr sprach: Sie werden euch ausliefern! 1 Samuel 1Sam 9 23 13 Surrexit ergo David et viri ejus quasi sexcenti, et egressi de Ceila, huc atque illuc vagabantur incerti: nuntiatumque est Sauli quod fugisset David de Ceila, et salvatus esset: quam ob rem dissimulavit exire. Da machte sich David mit seinen Leuten, etwa sechshundert, auf und aus Keila ausziehend, schweiften sie aufs Geratewohl umher, dahin und dorthin. Als nun Saul gemeldet war, dass David von Keila geflohen und in Sicherheit sei, tat er von diesem Zuge keine Erwähnung mehr. 1 Samuel 1Sam 9 23 14 Morabatur autem David in deserto in locis firmissimis, mansitque in monte solitudinis Ziph, in monte opaco: quærebat eum tamen Saul cunctis diebus: et non tradidit eum Deus in manus ejus. David aber weilte in der Wüste an festen Orten und blieb auf dem Gebirge in der Wüste Ziph,⁶ auf einem waldigen Berge, und Saul fahndete auf ihn alle Tage,⁷ aber Gott ließ ihn nicht in seine Hände fallen. 1 Samuel 1Sam 9 23 14 6 Ziph lag noch in Juda und war von Moab nur durch eine Wüste geschieden. 1 Samuel 1Sam 9 23 14 7 Bis er aufhörte, David zu suchen. Vergl. [1Sam 27,4]. 1 Samuel 1Sam 9 23 15 Et vidit David quod egressus esset Saul ut quæreret animam ejus. Porro David erat in deserto Ziph in silva. Und David sah, dass Saul ausgezogen sei, ihm das Leben zu nehmen, David war aber in der Wüste Ziph im Walde.⁸ 1 Samuel 1Sam 9 23 15 8 Saul wartete nach der Nachricht von Davids Flucht, bis er dessen Aufenthaltsort erfahren. 1 Samuel 1Sam 9 23 16 Et surrexit Jonathas filius Saul, et abiit ad David in silvam, et confortavit manus ejus in Deo: dixitque ei: Da machte sich Jonathas, der Sohn Sauls, auf und ging zu David in den Wald und stärkte dessen Hand durch Gott⁹ und sprach zu ihm: 1 Samuel 1Sam 9 23 16 9 Jonathas Freundschaft bleibt beständig. Er hilft David und tröstet ihn mit gotterfüllten Worten. Vergl. [Ijob 4,3]. Davids ganze Zuversicht beruht auf Gottes Ratschluss, ihn zum Könige zu machen. Auch ein großer Teil Judas ist David günstig, der Wohltaten eingedenk, den künftigen Herrscher eingedenk, dem künftigen Herrscher ahnend und Sauls Grausamkeit verabscheuend. 1 Samuel 1Sam 9 23 17 Ne timeas: neque enim inveniet te manus Saul patris mei, et tu regnabis super Israel, et ego ero tibi secundus, sed et Saul pater meus scit hoc. Fürchte dich nicht, denn die Hand meines Vaters Saul wird dich nicht finden und du wirst König werden über Israel und ich werde der zweite nach dir sein; aber auch mein Vater Saul weiß dies. 1 Samuel 1Sam 9 23 18 Percussit ergo uterque fdus coram Domino: mansitque David in silva: Jonathas autem reversus est in domum suam. So schlossen denn beide einen Bund¹⁰ vor dem Herrn und David blieb im Walde, Jonathas aber kehrte in sein Haus zurück. 1 Samuel 1Sam 9 23 18 10 Erneuerung des Bündnisses. 1 Samuel 1Sam 9 23 19 Ascenderunt autem Ziphæi ad Saul in Gabaa, dicentes: Nonne ecce David latitat apud nos in locis tutissimis silvæ, in colle Hachila, quæ est ad dexteram deserti? Die Ziphiter aber zogen zu Saul nach Gabaa hinauf und sprachen: Siehe, hält sich David nicht bei uns an sicheren Orten des Waldes verborgen, auf dem Hügel von Hachila, welcher zur Rechten¹¹ der Wüste liegt? [1Sam 26,1] 1 Samuel 1Sam 9 23 19 11 D. i. im Süden der Wüste. Dieser Hügel lag zwischen Ziph und Karmel. 1 Samuel 1Sam 9 23 2 Consuluit ergo David Dominum, dicens: Num vadam, et percutiam Philisthæos istos? Et ait Dominus ad David: Vade, et percuties Philisthæos, et Ceilam salvabis. Da befragte David den Herrn² und sprach: Soll ich hinziehen und diese Philister schlagen? Der Herr sprach zu David: Ziehe hin, du wirst die Philister schlagen und Keila befreien. 1 Samuel 1Sam 9 23 2 2 Durch den Hohenpriester Abiathar [1Sam 22,20], mit dem zugleich Gad oder Seher [1Sam 22,5] bei David war, während Saul vom Propheten- und Priestertum verlassen war. 1 Samuel 1Sam 9 23 20 Nunc ergo, sicut desideravit anima tua ut descenderes, descende: nostrum autem erit ut tradamus eum in manus regis. So komm denn nun herab, wie dein Herz begehrt hat herabzuziehen, und unsere Sache wird es sein, ihn in die Hand des Königs zu liefern. 1 Samuel 1Sam 9 23 21 Dixitque Saul: Benedicti vos a Domino, quia doluistis vicem meam. Da sprach Saul: Gesegnet seid ihr von dem Herrn,¹² dass ihr Mitleid mit meinem Schicksal gehabt habt! 1 Samuel 1Sam 9 23 21 12 Gewöhnliche Formel jemandem Gutes zu wünschen. Saul achtet wenig auf den Sinn derselben, sonst hätte er sie nicht in diesen Umständen gebraucht. 1 Samuel 1Sam 9 23 22 Abite ergo, oro, et diligentius præparate, et curiosius agite, et considerate locum ubi sit pes ejus, vel quis viderit eum ibi, recogitat enim de me, quod callide insidier ei. So gehet denn hin, ich bitte euch, und treffet noch bessere Anstalten und gebet noch sorgfältiger acht und erforschet den Ort, an dem sein Fuß weilt, oder wer ihn dort gesehen hat; denn er vermutet von mir, dass ich ihm mit List nachstelle.¹³ 1 Samuel 1Sam 9 23 22 13 David wechselte seinen Aufenthalt öfter und schon war einige Zeit verflossen, seitdem die Zephiter nach Gabaa gekommen waren. Deshalb zweifelte Saul, ob er noch an demselben Orte sei. (V. 19) 1 Samuel 1Sam 9 23 23 Considerate et videte omnia latibula ejus, in quibus absconditur: et revertimini ad me ad rem certam, ut vadam vobiscum: quod si etiam in terram se abstruserit, perscrutabor eum in cunctis millibus Juda. Erspähet und erkundet alle seine Schlupfwinkel, in denen er sich versteckt, und kommet zu mir, wenn ihr eurer Sache gewiss seid, dass ich mit euch gehe. Und wenn er sich auch tief im Lande¹⁴ verborgen hätte, will ich ihn ausfindig machen unter allen Tausenden Judas. 1 Samuel 1Sam 9 23 23 14 Im Stamme Juda. Vergl. [1Sam 27,4]. 1 Samuel 1Sam 9 23 24 At illi surgentes abierunt in Ziph ante Saul: David autem et viri ejus erant in deserto Maon, in campestribus ad dexteram Jesimon. Da machten sie sich auf und gingen nach Ziph Saul voran. David aber und seine Männer waren in der Wüste Maon in der Ebene, zur Rechten von Jesimon.¹⁵ 1 Samuel 1Sam 9 23 24 15 Dasselbe, das V. 19 Wüste heißt. Maon lag etwa drei Stunden von Ziph. Zwischen Maon und Ziph lag der Karmel. David hatte also wirklich den Hügel Hachila verlassen, wie Saul vermutete. (V. 22) Die Wüste Ziph lag zwischen Ziph und dem Toten Meere. Der Hügel Hachila wie die Wüste Maon lag im Süden der Wüste Ziph. 1 Samuel 1Sam 9 23 25 Ivit ergo Saul et socii ejus ad quærendum eum: et nuntiatum est David, statimque descendit ad petram, et versabatur in deserto Maon: quod cum audisset Saul, persecutus est David in deserto Maon. Als nun Saul mit seinen Begleitern hinzog, ihn zu suchen, ward es David kundgetan und alsbald stieg er zu einem Felsen herab und hielt sich in der Wüste Maon auf. Als Saul dies hörte, verfolgte er David in die Wüste Maon. 1 Samuel 1Sam 9 23 26 Et ibat Saul ad latus montis ex parte una: David autem et viri ejus erant in latere montis ex parte altera: porro David desperabat se posse evadere a facie Saul: itaque Saul, et viri ejus in modum coronæ cingebant David, et viros ejus, ut caperent eos. Und Saul zog an dem Abhange des Berges auf der einen Seite dahin, David aber und seine Männer waren auf der anderen Seite des Berges, und David verzweifelte, dass er noch vor Saul entkommen könne. Saul also und seine Leute umringten David und seine Mannen im Kreise, um ihrer habhaft zu werden. 1 Samuel 1Sam 9 23 27 Et nuntius venit ad Saul, dicens: Festina, et veni, quoniam infuderunt se Philisthiim super terram. Da kam ein Bote zu Saul und sprach: Komme eilends! Denn die Philister sind in das Land eingefallen.¹⁶ 1 Samuel 1Sam 9 23 27 16 In solcher Zahl, dass Saul alle seine Truppen mit sich nehmen musste. Das Eingreifen der göttlichen Vorsehung zeigt sich so sichtbar, damit David in seinem Gottvertrauen bestärkt und die Ziphäer für ihren Verrat beschämt werden. 1 Samuel 1Sam 9 23 28 Reversus est ergo Saul desistens persequi David, et perrexit in occursum Philisthinorum: propter hoc vocaverunt locum illum, Petram dividentem. Da stand Saul von der Verfolgung Davids ab und kehrte um und zog den Philistern entgegen. Darum nannten sie diesen Ort den Scheidefelsen.¹⁷ 1 Samuel 1Sam 9 23 28 17 Besser: Entkommen. 1 Samuel 1Sam 9 23 3 Et dixerunt viri, qui erant cum David, ad eum: Ecce nos hic in Judæa consistentes timemus: quanto magis si ierimus in Ceilam adversum agmina Philisthinorum? Aber die Männer, welche bei David waren, sprachen zu ihm: Siehe, wir leben schon in Furcht, während wir im Lande Judäa³ sind, um wieviel mehr, wenn wir nach Keila ziehen gegen die Heerhaufen der Philister? 1 Samuel 1Sam 9 23 3 3 In Juda war nur Saul zu fürchten, in Keila auch die Philister. 1 Samuel 1Sam 9 23 4 Rursum ergo David consuluit Dominum. Qui respondens, ait ei: Surge, et vade in Ceilam: ego enim tradam Philisthæos in manu tua. David also befragte den Herrn wiederum, dieser antwortete und sprach zu ihm: Mache dich auf und ziehe nach Keila, denn ich werde die Philister in deine Hand geben. 1 Samuel 1Sam 9 23 5 Abiit ergo David, et viri ejus in Ceilam, et pugnavit adversum Philisthæos, et abegit jumenta eorum, et percussit eos plaga magna: et salvavit David habitatores Ceilæ. Da zog David mit seinen Mannen nach Keila, kämpfte gegen die Philister, trieb ihr Vieh weg⁴ und brachte ihnen eine schwere Niederlage bei, und David befreite die Einwohner von Keila. 1 Samuel 1Sam 9 23 5 4 Sie hatten die Herden wohl den Hebräern geraubt. Abiathar scheint erst in Keila mit David zusammengetroffen zu sein, so dass die früheren Aussprüche von anderen herrührten. 1 Samuel 1Sam 9 23 6 Porro eo tempore, quo fugiebat Abiathar filius Achimelech ad David in Ceilam, ephod secum habens descenderat. Damals aber, als Abiathar, der Sohn Achimelechs, zu David nach Keila floh, hatte er das Ephod mit sich gebracht. 1 Samuel 1Sam 9 23 7 Nuntiatum est autem Sauli quod venisset David in Ceilam: et ait Saul: Tradidit eum Deus in manus meas, conclususque est introgressus urbem, in qua portæ et seræ sunt. Als nun Saul gemeldet ward, dass David nach Keila gekommen sei, sprach Saul: Gott hat ihn in meine Hand gegeben, er ist eingeschlossen, da er in eine Stadt gegangen ist, welche Tore und Riegel hat. 1 Samuel 1Sam 9 23 8 Et præcepit Saul omni populo ut ad pugnam descenderet in Ceilam: et obsideret David, et viros ejus. Und Saul befahl dem ganzen Volke, zum Kampfe nach Keila hinabzuziehen und David und seine Mannen zu belagern. 1 Samuel 1Sam 9 23 9 Quod cum David rescisset, quia præpararet ei Saul clam malum, dixit ad Abiathar sacerdotem: Applica ephod. Als nun David merkte, dass Saul ihm heimlich Böses bereitete, sprach er zu Abiathar, dem Priester: Bringe das Ephod herbei!⁵ 1 Samuel 1Sam 9 23 9 5 Um Gott mittelst Urim und Thummim zu befragen. 1 Samuel 1Sam 9 0 1 Saul sucht David auf jede Weise zu Tode zu bringen. David schont seines Verfolgers in der Höhle der Wüste von Engaddi, so dass Saul, von der Großmut Davids gerührt, ihn der Königswürde würdig erklärt. 1 Samuel 1Sam 9 24 1 Ascendit ergo David inde: et habitavit in locis tutissimis Engaddi. Von dort zog David hinauf und weilte an den sicheren Plätzen¹ von Engaddi. 1 Samuel 1Sam 9 24 1 1 Berghöhen. 1 Samuel 1Sam 9 24 10 Dixitque ad Saul: Quare audis verba hominum loquentium, David quærit malum adversum te? alsdann sprach er zu Saul: Warum hörst du auf das Gerede der Leute, die da sagen: David sinnt Böses wider dich? 1 Samuel 1Sam 9 24 11 Ecce hodie viderunt oculi tui quod tradiderit te Dominus in manu mea in spelunca: et cogitavi ut occiderem te, sed pepercit tibi oculus meus: dixi enim: Non extendam manum meam in dominum meum, quia christus Domini est. Siehe, heute haben deine Augen gesehen, dass der Herr dich in der Höhle in meine Gewalt gab, und es kam mir der Gedanke,⁷ dich zu töten, aber mein Auge schonte deiner; denn ich sprach: Ich will meine Hand nicht an meinen Gebieter legen, weil er der Gesalbte des Herrn ist. 1 Samuel 1Sam 9 24 11 7 Syr. Chald: Man sprach, man dachte; nicht David. 1 Samuel 1Sam 9 24 12 Quin potius pater mi, vide, et cognosce oram chlamydis tuæ in manu mea: quoniam cum præscinderem summitatem chlamydis tuæ, nolui extendere manum meam in te: animadverte, et vide, quoniam non est in manu mea malum, neque iniquitas, neque peccavi in te: tu autem insidiaris animæ meæ ut auferas eam. Ja, mein Vater,⁸ siehe da und erkenne den Zipfel deines Mantels in meiner Hand! dass, als ich den Zipfel deines Mantels abschnitt, ich meine Hand nicht gegen dich ausstrecken wollte. So erkenne und siehe, dass in meiner Hand nichts Böses⁹ noch Ungerechtigkeit¹⁰ ist, und dass ich mich nicht wider dich vergangen habe; du aber stellst meinem Leben nach, um es mir zu nehmen. 1 Samuel 1Sam 9 24 12 8 Er nennt seinen Verfolger Vater, und nennt ihn Herrn, obwohl er selbst bereits die Salbung als König erhalten hat und jener der Gnade Gottes beraubt war. (Theodor) 1 Samuel 1Sam 9 24 12 9 Unterlassung gebührender Untertänigkeit. 1 Samuel 1Sam 9 24 12 10 Jedes Strafe fordernde Verbrechen. 1 Samuel 1Sam 9 24 13 Judicet Dominus inter me et te, et ulciscatur me Dominus ex te: manus autem mea non sit in te. Der Herr sei Richter zwischen mir und dir und der Herr räche mich an dir, meine Hand aber soll sich nicht an dir vergreifen.¹¹ 1 Samuel 1Sam 9 24 13 11 Ich will nicht Gericht suchen und Rache. 1 Samuel 1Sam 9 24 14 Sicut et in proverbio antiquo dicitur: AB IMPIIS egredietur impietas: manus ergo mea non sit in te. Wie es auch im alten Sprichworte heißt: Von Gottlosen geht Gottlosigkeit aus; meine Hand also soll sich nicht an dir vergreifen.¹² 1 Samuel 1Sam 9 24 14 12 Wie der hl. Verfasser nicht alle Reden stets wörtlich anführt, so ist jene Erinnerung an das alte Sprichwort nicht aus der Rede Davids, sondern eine vom Verfasser für den Leser gemachte Bemerkung. 1 Samuel 1Sam 9 24 15 Quem persequeris, rex Israel? quem persequeris? canem mortuum persequeris, et pulicem unum. Wen verfolgst du, König von Israel? Wen verfolgst du? Einen toten Hund verfolgst du, einen einzigen Floh.¹³ 1 Samuel 1Sam 9 24 15 13 Der Hund ist das Bild der Verächtlichkeit. 1 Samuel 1Sam 9 24 16 Sit Dominus judex, et judicet inter me et te: et videat, et judicet causam meam, et eruat me de manu tua. Der Herr sei Richter und entscheide zwischen mir und dir und sehe darein und richte meine Sache und rette mich aus deiner Hand!¹⁴ 1 Samuel 1Sam 9 24 16 14 Er wiederholt die Worte V. 13. Die Rettung kann statthaben, ohne dass Saul etwas Böses trifft. 1 Samuel 1Sam 9 24 17 Cum autem complesset David loquens sermones hujuscemodi ad Saul, dixit Saul: Numquid vox hæc tua est fili mi David? Et levavit Saul vocem suam et flevit: Als nun David zu Saul auf solche Weise geredet hatte, sprach Saul: Ist das deine Stimme, mein Sohn David? Und Saul erhob seine Stimme und weinte¹⁵ 1 Samuel 1Sam 9 24 17 15 Das Gewissen wirft Saul seine Ungerechtigkeit und Gewalttat vor (Vergl. V. 18) und er sieht die Vergeblichkeit aller seiner Versuche, David zu beseitigen, ein. 1 Samuel 1Sam 9 24 18 Dixitque ad David: Justior tu es quam ego: tu enim tribuisti mihi bona: ego autem reddidi tibi mala. und sprach zu David: Du bist gerechter als ich! denn du hast mir Gutes erwiesen, ich aber habe dir mit Bösem vergolten. 1 Samuel 1Sam 9 24 19 Et tu indicasti hodie quæ feceris mihi bona: quomodo tradiderit me Dominus in manum tuam, et non occideris me. Und du hast heute gezeigt, was du mir Gutes getan; wie der Herr mich in deine Hand gegeben und du mich nicht getötet hast.¹⁶ 1 Samuel 1Sam 9 24 19 16 Hebr.: Und du hast mir gezeigt, dass du mir Gutes erwiesen hast, da du, als mich Gott in deine Hand gegeben, mich nicht getötet hast. 1 Samuel 1Sam 9 24 2 Cumque reversus esset Saul, postquam persecutus est Philisthæos, nuntiaverunt ei, dicentes: Ecce, David in deserto est Engaddi. Als nun Saul von der Verfolgung der Philister zurückkehrte, ward ihm gemeldet: Siehe, David ist in der Wüste von Engaddi!² 1 Samuel 1Sam 9 24 2 2 Engaddi war ursprünglich eine Stadt der Amorrhäer, nicht weit von Sodoma an der Westseite des Toten Meeres. Später ward sie dem Stamme Judas zugeteilt. 1 Samuel 1Sam 9 24 20 Quis enim cum invenerit inimicum suum, dimittet eum in via bona? Sed Dominus reddat tibi vicissitudinem hanc pro eo quod hodie operatus es in me. Denn wer trifft auf seinen Feind und lässt ihn auf gutem Wege¹⁷ ziehen? Aber der Herr gewähre dir Vergeltung für das, was du heute an mir getan hast. 1 Samuel 1Sam 9 24 20 17 Gegensatz: Weg des Todes und Ähnliches. 1 Samuel 1Sam 9 24 21 Et nunc quia scio quod certissime regnaturus sis, et habiturus in manu tua regnum Israel: Und nun, weil ich weiß, dass du ganz gewiss König werden und die Herrschaft in Israel erlangen wirst,¹⁸ 1 Samuel 1Sam 9 24 21 18 Das Abreißen des Mantels [1Sam 15,28] und andere Anzeichen haben ihm diese Erkenntnis vermittelt. 1 Samuel 1Sam 9 24 22 Jura mihi in Domino, ne deleas semen meum post me, neque auferas nomen meum de domo patris mei. so schwöre mir bei dem Herrn, dass du meine Nachkommenschaft nicht ausrotten und meinen Namen nicht austilgen willst aus dem Hause meines Vaters. 1 Samuel 1Sam 9 24 23 Et juravit David Sauli. Abiit ergo Saul in domum suam: et David, et viri ejus ascenderunt ad tutiora loca. Da schwur David dem Saul.¹⁹ Und Saul zog heim; David aber und seine Männer gingen in sicherere Orte²⁰ hinauf. 1 Samuel 1Sam 9 24 23 19 Saul sorgt für jene Nachkommen, wie Jonathas. [1Sam 20,15] Von der Verpflichtung dieses Eides ward David durch die Wiederaufnahme der Verfolgung seitens Sauls frei. [1Sam 26] Indes obwohl selbst ein göttlicher Ausspruch gegen Sauls Haus hinzukam [2Sam 21], hielt David dennoch sein Versprechen. 1 Samuel 1Sam 9 24 23 20 Syr.: Sie gingen hinauf nach Maspha zum Opfer, nämlich des Friedens und der Versöhnung, was zu [1Sam 25,1] passt. 1 Samuel 1Sam 9 24 3 Assumens ergo Saul tria millia electorum virorum ex omni Israel, perrexit ad investigandum David et viros ejus, etiam super abruptissimas petras, quæ solis ibicibus perviæ sunt. Da nahm Saul dreitausend aus ganz Israel auserlesene Leute und zog hin, David und dessen Leute zu suchen, auch über die steilsten Felsen, die nur den Steinböcken³ gangbar sind. 1 Samuel 1Sam 9 24 3 3 Bergziegen. 1 Samuel 1Sam 9 24 4 Et venit ad caulas ovium, quæ se offerebant vianti: eratque ibi spelunca, quam ingressus est Saul, ut purgaret ventrem: porro David et viri ejus in interiore parte speluncæ latebant. So kam er zu den Schafhürden, welche an dem Wege lagen. Daselbst war eine Höhle, in welche Saul hineinging, den Leib zu entleeren. David aber lag da mit seinen Männern im innern Teile der Höhle versteckt. 1 Samuel 1Sam 9 24 5 Et dixerunt servi David ad eum: Ecce dies, de qua locutus est Dominus ad te: Ego tradam tibi inimicum tuum, ut facias ei sicut placuerit in oculis tuis. Surrexit ergo David, et præcidit oram chlamydis Saul silenter. Da sprachen die Diener Davids zu ihm: Siehe, heut ist der Tag, von dem der Herr zu dir gesprochen hat: Ich will dir deinen Feind überliefern, dass du mit ihm tuest, was in deinen Augen gut scheint. David stand also auf und schnitt in der Stille einen Zipfel von Sauls Mantel ab.⁴ 1 Samuel 1Sam 9 24 5 4 Die Diener Davids haben die Verheißungen vor Augen, welche ihm durch Samuel gegeben sind. Sie gestalten diese aber auf ihre Weise um, indem sie wähnen. Saul solle lebend in Davids Gewalt kommen. Saul hatte wohl den Mantel abgelegt. Die Absicht Davids ist aus V. 11 klar. 1 Samuel 1Sam 9 24 6 Post hæc percussit cor suum David, eo quod abscidisset oram chlamydis Saul. Darnach aber schlug David das Herz darüber, dass er den Zipfel von dem Mantel Sauls abgeschnitten hatte, 1 Samuel 1Sam 9 24 7 Dixitque ad viros suos: Propitius sit mihi Dominus, ne faciam hanc rem domino meo, Christo Domini, ut mittam manum meam in eum, quia christus Domini est. und er sprach zu seinen Leuten: Der Herr sei mir gnädig, dass ich dies nicht an meinem Gebieter, dem Gesalbten des Herrn, verübe, dass ich meine Hand an ihn legen sollte, denn er ist der Gesalbte des Herrn.⁵ 1 Samuel 1Sam 9 24 7 5 Die Genossen drängen, er solle Saul töten. 1 Samuel 1Sam 9 24 8 Et confregit David viros suos sermonibus, et non permisit eos ut consurgerent in Saul: porro Saul exsurgens de spelunca, pergebat cpto itinere. Und David brachte den Ungestüm seiner Leute durch dringendes Zureden zum Schweigen und erlaubte ihnen nicht, gegen Saul aufzustehen;⁶ Saul aber ging aus der Höhle heraus und setzte den begonnenen Weg fort. 1 Samuel 1Sam 9 24 8 6 Dieser Sieg Davids über sich selbst war (wie der [1Sam 26,11] erzählte) größer als die Überwindung Goliaths. Bei letzterem priesen ihn die Frauen, bei jenem die Engel. (Chrys.) 1 Samuel 1Sam 9 24 9 Surrexit autem et David post eum: et egressus de spelunca, clamavit post tergum Saul, dicens: Domine mi rex. Et respexit Saul post se: et inclinans se David pronus in terram, adoravit, Da machte sich auch David auf ihm nach und trat aus der Höhle heraus und rief hinter Saul her und sprach: Mein Herr und König! Als Saul sich umschaute, verneigte sich David mit dem Angesichte bis zur Erde und brachte ihm Huldigung dar, 1 Samuel 1Sam 9 0 1 c. Samuel stirbt. (V. 1) David, noch immer gezwungen, in den Wüsten umherzuirren, nimmt Abigail und Achinoam zu Frauen, nachdem Saul seine erste Gemahlin, Michol, einem andern übergeben. 1 Samuel 1Sam 9 25 1 Mortuus est autem Samuel, et congregatus est universus Israel, et planxerunt eum, et sepelierunt eum in domo sua in Ramatha. Consurgensque David descendit in desertum Pharan. Samuel aber starb¹ und ganz Israel versammelte sich und sie beweinten ihn und begruben ihn in seiner Wohnstätte zu Ramatha.² Und David machte sich auf und zog in die Wüste Pharan. [1Sam 28,3, Sir 46,23] 1 Samuel 1Sam 9 25 1 1 Der Tod Samuels wird zu Anfang erzählt, entweder weil er in diese Zeit fällt oder weil er Saul Gelegenheit zum Rückfalle wurde, da nun sein Fürsprecher Samuel [1Sam 15,35] nicht mehr seinen Fall aufhielt. Samuels Gebete hatten David im Lande der Hebräer festgehalten [1Sam 22,5], mit ihrem Aufhören muss David aus Judäa weichen, verlässt Gottes Erbarmung Saul. 1 Samuel 1Sam 9 25 1 2 An dem verstorbenen Propheten will Saul wieder gut machen, was er an dem lebenden gefehlt. Für Männer, die besonders geehrt werden sollten, wurden in deren Besitzungen, in Gärten und eigenen Anpflanzungen Begräbnisstätten erbaut. Vergl. [1Kön 2,34, Ijob 30,23]. Die Reliquien Samuels wurden nach dem hl. Hieronymus nach Thracien, von dort nach Nicephorus Callistus nach Konstantinopel übertragen. 1 Samuel 1Sam 9 25 10 Respondens autem Nabal pueris David, ait: Quis est David? et quis est filius Isai? hodie increverunt servi qui fugiunt dominos suos. Nabal aber antwortete den Leuten Davids und sprach: Wer ist David? Und wer ist der Sohn Isais? Heutzutage gibt es sehr viele Knechte, die ihren Herren entlaufen.⁷ 1 Samuel 1Sam 9 25 10 7 David ist nicht wert, dass ich ihn als meinen Freund ansehen sollte. Zudem wären da noch viele, die ich so behandeln müsste wie ihn und euch. 1 Samuel 1Sam 9 25 11 Tollam ergo panes meos, et aquas meas, et carnes pecorum, quæ occidi tonsoribus meis? et dabo viris quos nescio unde sint? Soll ich denn mein Brot und mein Wasser und das Fleisch der Tiere, die ich für meine Scherer geschlachtet habe, nehmen und es Leuten geben, von denen ich nicht weiß, woher sie sind? 1 Samuel 1Sam 9 25 12 Regressi sunt itaque pueri David per viam suam, et reversi venerunt, et nuntiaverunt ei omnia verba quæ dixerat. Da kehrten die Leute Davids zurück und verkündeten ihm, heimgekommen, alles was jener gesprochen hatte. 1 Samuel 1Sam 9 25 13 Tunc ait David pueris suis: Accingatur unusquisque gladio suo. Et accincti sunt singuli gladiis suis, accinctusque est et David ense suo: et secuti sunt David quasi quadringenti viri: porro ducenti remanserunt ad sarcinas. David aber sprach zu seinen Leuten: Ein jeder gürte sein Schwert um!⁸ Da gürtete ein jeder sein Schwert um und auch David gürtete sein Schwert um und es folgten David etwa vierhundert Mann, während zweihundert bei dem Gepäck zurück blieben. 1 Samuel 1Sam 9 25 13 8 Die Kürze zeigt, wie groß Davids Zorn ist. Er hätte die Sache Gott anheimstellen sollen. Vergl. [1Sam 24,13.16]. Nicht weniger als die Person des Königs, die jener in David nicht kannte, hoch steht, sind die Rechte der Bürger unverletzlich. 1 Samuel 1Sam 9 25 14 Abigail autem uxori Nabal nuntiavit unus de pueris suis, dicens: Ecce David misit nuntios de deserto, ut benedicerent domino nostro: et aversatus est eos. Aber einer von den Dienern Nabals berichtete es seinem Weibe Abigail und sprach: Siehe, David hat aus der Wüste Boten gesendet, um unsern Herrn zu segnen;⁹ er aber hat sie abgewiesen. 1 Samuel 1Sam 9 25 14 9 Ihn zu begrüßen und ihm Gutes zu wünschen. 1 Samuel 1Sam 9 25 15 Homines isti, boni satis fuerunt nobis, et non molesti: nec quidquam aliquando periit omni tempore, quo fuimus conversati cum eis in deserto: Diese Leute sind sehr freundlich gegen uns gewesen und waren uns nicht zur Last und nie ging uns etwas verloren die ganze Zeit hindurch, die wir bei ihnen in der Wüste verweilt haben. 1 Samuel 1Sam 9 25 16 Pro muro erant nobis tam in nocte quam in die, omnibus diebus quibus pavimus apud eos greges. Sie waren uns eine Mauer bei Nacht wie bei Tag die ganze Zeit hindurch, die wir die Herde bei ihnen weideten. 1 Samuel 1Sam 9 25 17 Quam ob rem considera, et recogita quid facias: quoniam completa est malitia adversum virum tuum, et adversum domum tuam, et ipse est filius Belial, ita ut nemo possit ei loqui. Darum siehe wohl zu und bedenke, was du tun sollst, denn Böses ist wider deinen Mann und wider dein Haus beschlossen, und er ist ein Sohn Belials, so dass niemand mit ihm reden kann. 1 Samuel 1Sam 9 25 18 Festinavit igitur Abigail, et tulit ducentos panes, et duos utres vini, et quinque arietes coctos, et quinque sata polentæ, et centum ligaturas uvæ passæ, et ducentas massas caricarum, et posuit super asinos: Da eilte Abigail und nahm zweihundert Brote und zwei Schläuche Wein und fünf zubereitete Widder und fünf Maß Röstkorn und hundert Bündel Rosinen und zweihundert Feigenkuchen¹⁰ und packte alles auf Esel 1 Samuel 1Sam 9 25 18 10 Nabal hatte dies alles gelegentlich der Schur vorbereitet. Sie bringt es als das (V. 6) erbetene Geschenk dar, denn als Speise hätte es für 600 Mann nicht gereicht. 1 Samuel 1Sam 9 25 19 Dixitque pueris suis: Præcedite me: ecce, ego post tergum sequar vos: viro autem suo Nabal non indicavit. und sprach zu ihren Dienern: Gehet mir voraus, sehet, ich werde euch folgen! Aber ihrem Manne Nabal sagte sie nichts davon. 1 Samuel 1Sam 9 25 2 Erat autem vir quispiam in solitudine Maon, et possessio ejus in Carmelo, et homo ille magnus nimis: erantque ei oves tria millia, et mille capræ: et accidit ut tonderetur grex ejus in Carmelo. Nun lebte ein Mann in der Wüste Maon, der sein Besitztum zu Karmel³ hatte; dieser Mann war sehr reich und hatte dreitausend Schafe und tausend Ziegen. Da begab es sich, dass bei ihm in Karmel Schafschur gehalten wurde. 1 Samuel 1Sam 9 25 2 3 In der Stadt Karmel. [1Sam 15,12] 1 Samuel 1Sam 9 25 20 Cum ergo ascendisset asinum, et descenderet ad radices montis, David et viri ejus descendebant in occursum ejus: quibus et illa occurrit. Als sie nun den Esel bestiegen hatte und an den Fuß des Berges herabkam, zog David mit seinen Leuten herab in entgegengesetzter Richtung und sie stieß auf dieselben.¹¹ 1 Samuel 1Sam 9 25 20 11 Plötzlich treffen sie aufeinander. Deshalb beginnt David mit Klagen, da er glaubt, diese Geschenke seien in Nabals Namen dargebracht. 1 Samuel 1Sam 9 25 21 Et ait David: Vere frustra servavi omnia quæ hujus erant in deserto, et non periit quidquam de cunctis quæ ad eum pertinebant: et reddidit mihi malum pro bono. David aber sprach: Wahrlich, umsonst habe ich alles gehütet, was sein war in der Wüste, so dass nichts verloren ging von allem, was ihm gehörte, und er hat mir Böses für Gutes vergolten. 1 Samuel 1Sam 9 25 22 Hæc faciat Deus inimicis David, et hæc addat, si reliquero de omnibus quæ ad ipsum pertinent usque mane, mingentem ad parietem. So tue Gott den Feinden Davids dies und noch mehr, wenn ich von allem, was ihm gehört, bis zum Morgen einen übrig lasse, der die Wand nässt.¹² 1 Samuel 1Sam 9 25 22 12 Bezeichnung der Personen männlichen Geschlechtes. 1 Samuel 1Sam 9 25 23 Cum autem vidisset Abigail David, festinavit, et descendit de asino, et procidit coram David super faciem suam, et adoravit super terram, Als nun Abigail David sah, stieg sie eilends vom Esel, fiel vor David nieder, verneigte sich bis zur Erde,¹³ 1 Samuel 1Sam 9 25 23 13 Der erste Gruß wurde aus einiger Entfernung geboten, alsdann kam man näher und warf sich von neuem nieder. 1 Samuel 1Sam 9 25 24 Et cecidit ad pedes ejus, et dixit: In me sit, domine mi, hæc iniquitas: loquatur, obsecro, ancilla tua in auribus tuis: et audi verba famulæ tuæ. fiel ihm zu Füßen und sprach: Mein Herr, auf mir sei diese Missetat!¹⁴ lass, ich bitte, deine Dienerin zu deinen Ohren reden und höre die Worte deiner Magd! 1 Samuel 1Sam 9 25 24 14 Gestatte mir die Unbilde zu entschuldigen oder zu büßen. 1 Samuel 1Sam 9 25 25 Ne ponat, oro, dominus meus rex cor suum super virum istum iniquum Nabal: quoniam secundum nomen suum stultus est, et stultitia est cum eo: ego autem ancilla tua non vidi pueros tuos, domine mi, quos misisti. Möchte doch mein Herr, der König,¹⁵ nicht auf diesen schlechten Mann, den Nabal, achten; denn seinem Namen gemäß ist er ein Tor und Torheit ist seine Begleiterin; ich aber, deine Dienerin, habe deine Leute nicht gesehen, die du, mein Herr, gesandt hast. 1 Samuel 1Sam 9 25 25 15 Steht nicht im Hebräischen. 1 Samuel 1Sam 9 25 26 Nunc ergo, domine mi, vivit Dominus, et vivit anima tua, qui prohibuit te ne venires in sanguinem, et salvavit manum tuam tibi: et nunc fiant sicut Nabal inimici tui, et qui quærunt domino meo malum. Jetzt also, mein Gebieter, so wahr der Herr lebt, der dich abgehalten, dass du nicht Blutschuld auf dich ludest, und der dir deine Hand bewahrt hat so mögen deine Feinde und die, welche meinem Gebieter Böses zufügen möchten, werden wie Nabal. 1 Samuel 1Sam 9 25 27 Quapropter suscipe benedictionem hanc, quam attulit ancilla tua tibi domino meo: et da pueris qui sequuntur te dominum meum. Darum nimm diese Segensgaben¹⁶ an, welche deine Magd dir, meinem Gebieter, gebracht hat, und gib sie den Leuten, welche dir, meinem Herrn, folgen.¹⁷ 1 Samuel 1Sam 9 25 27 16 Eine Segensgabe, insofern sie von Gott empfangen und also geeignet ist, andern dargebracht zu werden. Vergl. [Gen 33,11] 1 Samuel 1Sam 9 25 27 17 Die Geschenke sollen für seine Begleiter sein, für ihn sind sie zu gering. So gewinnt sie beide. 1 Samuel 1Sam 9 25 28 Aufer iniquitatem famulæ tuæ: faciens enim faciet Dominus tibi domino meo domum fidelem, quia prlia Domini, domine mi, tu prliaris: malitia ergo non inveniatur in te omnibus diebus vitæ tuæ. Nimm die Schuld deiner Magd hinweg, denn der Herr wird dir, meinem Herrn, ein dauerndes Haus bauen, weil du, mein Herr, die Kämpfe des Herrn kämpfest; darum werde auch an dir nichts Böses erfunden alle Tage deines Lebens. 1 Samuel 1Sam 9 25 29 Si enim surrexerit aliquando homo persequens te, et quærens animam tuam, erit anima domini mei custodita quasi in fasciculo viventium, apud Dominum Deum tuum: porro inimicorum tuorum anima rotabitur, quasi in impetu et circulo fundæ. Denn¹⁸ wenn einst jemand aufstehen sollte, dich zu verfolgen und dir nach dem Leben zu trachten, so wird das Leben meines Herrn bewahrt sein wie in dem Bündel der Lebendigen¹⁹ bei dem Herrn deinem Gott; deiner Feinde Leben aber möge weggeschleudert werden wie mit der Gewalt und dem Schwunge der Schleuder. 1 Samuel 1Sam 9 25 29 18 Zu streichen. 1 Samuel 1Sam 9 25 29 19 Hebr.: So möge. Das Leben der Feinde Davids soll wie der Stein aus der Pfanne der Schleuder geworfen werden, das Leben Davids aber wie ein kostbarer Gegenstand in ein Bündel gewickelt und so vor aller Verletzung gesichert sein. 1 Samuel 1Sam 9 25 3 Nomen autem viri illius erat Nabal: et nomen uxoris ejus Abigail: eratque mulier illa prudentissima et speciosa: porro vir ejus durus, et pessimus, et malitiosus: erat autem de genere Caleb. Der Name des Mannes war Nabal und der Name seines Weibes Abigail; diese Frau war sehr klug und von schöner Gestalt, ihr Mann aber hart und schlecht und boshaft, er war aus dem Geschlechte Kalebs. 1 Samuel 1Sam 9 25 30 Cum ergo fecerit Dominus tibi domino meo omnia quæ locutus est bona de te, et constituerit te ducem super Israel, Wenn also der Herr dir, meinem Gebieter, alles Gute tut, das er dir verheißen hat, und dich zum Fürsten über Israel setzt, 1 Samuel 1Sam 9 25 31 Non erit tibi hoc in singultum, et in scrupulum cordis domino meo, quod effuderis sanguinem innoxium, aut ipse te ultus fueris: et cum benefecerit Dominus domino meo, recordaberis ancillæ tuæ. so wirst du, mein Herr, auch nicht Ursache haben zu seufzen und dir in deinem Herzen Vorwürfe zu machen, dass du unschuldiges Blut vergossen oder dich selbst gerächt hast; und wenn der Herr meinem Gebieter Gutes erweist, so wollest du deiner Dienerin gedenken.²⁰ 1 Samuel 1Sam 9 25 31 20 Sie wünscht der Segnungen seiner Herrschaft teilhaftig zu werden. 1 Samuel 1Sam 9 25 32 Et ait David ad Abigail: Benedictus Dominus Deus Israel, qui misit hodie te in occursum meum, et benedictum eloquium tuum, Hierauf sprach David zu Abigail: Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, der dich mir heute entgegengesandt hat, und gepriesen sei deine Rede 1 Samuel 1Sam 9 25 33 Et benedicta tu, quæ prohibuisti me hodie ne irem ad sanguinem, et ulciscerer me manu mea. und gepriesen du, die du mich heute gehindert, Blutschuld auf mich zu laden und mich mit eigener Hand zu rächen! 1 Samuel 1Sam 9 25 34 Alioquin vivit Dominus Deus Israel qui prohibuit me ne malum facerem tibi: nisi cito venisses in occursum mihi, non remansisset Nabal usque ad lucem matutinam, mingens ad parietem. Sonst, so wahr der Herr lebt, der Gott Israels, der mich abgehalten hat, dir Übles zu tun, wärest du mir nicht eilig entgegengekommen, so wäre dem Nabal bis zum Morgenlichte nicht einer übriggeblieben, der die Wand nässt! 1 Samuel 1Sam 9 25 35 Suscepit ergo David de manu ejus omnia quæ attulerat ei, dixitque ei: Vade pacifice in domum tuam, ecce audivi vocem tuam, et honoravi faciem tuam. Alsdann nahm David aus ihrer Hand alles, was sie ihm gebracht hatte, und sprach zu ihr: Gehe in Frieden in dein Haus; siehe, ich habe auf deine Stimme gehört und dein Antlitz geehrt!²¹ 1 Samuel 1Sam 9 25 35 21 Das Angesicht, das du flehend zur Erde geneigt hattest. (V. 23) 1 Samuel 1Sam 9 25 36 Venit autem Abigail ad Nabal: et ecce erat ei convivium in domo ejus, quasi convivium regis, et cor Nabal jucundum: erat enim ebrius nimis: et non indicavit ei verbum pusillum aut grande usque mane. Als nun Abigail zu Nabal heimkam, siehe, da hielt er in seinem Hause ein Gastmahl, wie das Gastmahl eines Königs, und Nabals Herz war fröhlich, denn er war bis zum Übermaß betrunken; so sagte sie ihm denn nichts, weder Kleines noch Großes, bis zum Morgen.²² 1 Samuel 1Sam 9 25 36 22 Da Nabal so töricht ist, dass er nach der David angetanen Beleidigung sorglos schmaust, sagt sie ihm nichts. 1 Samuel 1Sam 9 25 37 Diluculo autem cum digessisset vinum Nabal, indicavit ei uxor sua verba hæc, et emortuum est cor ejus intrinsecus, et factus est quasi lapis. Am frühen Morgen²³ aber, als Nabal den Rausch überwunden hatte, teilte ihm sein Weib diese Dinge mit; da erstarb sein Herz in seinem Innern und er wurde wie ein Stein. 1 Samuel 1Sam 9 25 37 23 Es war die Zeit, wo er hätte getötet werden sollen. (V. 22, 34) 1 Samuel 1Sam 9 25 38 Cumque pertransissent decem dies, percussit Dominus Nabal, et mortuus est. Und als zehn Tage um waren, schlug der Herr den Nabal²⁴ und er starb. 1 Samuel 1Sam 9 25 38 24 Er wurde zum zweiten Male vom Schlage gerührt. 1 Samuel 1Sam 9 25 39 Quod cum audisset David mortuum Nabal, ait: Benedictus Dominus, qui judicavit causam opprobrii mei de manu Nabal, et servum suum custodivit a malo, et malitiam Nabal reddidit Dominus in caput ejus. Misit ergo David et locutus est ad Abigail, ut sumeret eam sibi in uxorem. Als nun David hörte, dass Nabal gestorben sei, sprach er: Gepriesen sei der Herr, der meine Beschimpfung an Nabal gerichtet und seinen Diener vor Bösem bewahrt, während der Herr Nabals Bosheit auf sein Haupt zurückgewendet hat.²⁵ David sandte alsdann hin und ließ Abigail sagen, dass er sie zum Weibe nehmen wolle.²⁶ 1 Samuel 1Sam 9 25 39 25 [1Sam 24,13] hatte David erklärt, dass er Gott die Entscheidung überlasse. Von Abigail davon zurückgehalten, gegen einen solchen Entschluss zu handeln, sieht er seine Sache von Gott gerichtet in dem Augenblicke, den er für seine Rache angesetzt. 1 Samuel 1Sam 9 25 39 26 Sowohl um sich die Leute zu gewinnen, da Abigail einer vornehmen Familie Judas entstammte, wie um sie als kluge Beraterin zur Seite zu haben. Nabals Haus war in Maon, seine Besitzung in Karmel. 1 Samuel 1Sam 9 25 4 Cum ergo audisset David in deserto quod tonderet Nabal gregem suum, Als nun David in der Wüste vernahm, dass Nabal seine Herde scheere,⁴ 1 Samuel 1Sam 9 25 4 4 Bei dieser Gelegenheit ward ein Fest gefeiert [2Sam 13,23] und (nach V. 7) pflegten wohl diejenigen, welche sich um die Familie verdient gemacht, ein Geschenk zu erbitten. 1 Samuel 1Sam 9 25 40 Et venerunt pueri David ad Abigail in Carmelum, et locuti sunt ad eam, dicentes: David misit nos ad te, ut accipiat te sibi in uxorem. Und die Diener Davids kamen zu Abigail nach Karmel und redeten zu ihr und sprachen: David hat uns zu dir gesandt, um dich zu seinem Weibe zu nehmen. 1 Samuel 1Sam 9 25 41 Quæ consurgens adoravit prona in terram, et ait: Ecce famula tua sit in ancillam, ut lavet pedes servorum domini mei. Da stand sie auf, verneigte sich bis zur Erde und sprach: Siehe, deine Dienerin werde eine Magd, die Füße der Knechte meines Herrn zu waschen!²⁷ 1 Samuel 1Sam 9 25 41 27 So sehr war sie bereit, Davids Willen zu dem ihren zu machen. 1 Samuel 1Sam 9 25 42 Et festinavit, et surrexit Abigail, et ascendit super asinum, et quinque puellæ ierunt cum ea, pedissequæ ejus, et secuta est nuntios David: et facta est illi uxor. Und Abigail machte sich eilig auf und bestieg einen Esel, und fünf Mädchen zogen als ihre Dienerinnen mit ihr; und sie folgte den Boten Davids und ward sein Weib.²⁸ 1 Samuel 1Sam 9 25 42 28 Schneller als sie geglaubt ward ihre Bitte (V. 31), dass David sich ihrer erinnern möchte, erfüllt. 1 Samuel 1Sam 9 25 43 Sed et Achinoam accepit David de Jezrahel: et fuit utraque uxor ejus. Aber auch Achinoam von Jezrahel²⁹ nahm David und beide waren seine Frauen. 1 Samuel 1Sam 9 25 43 29 Jezrahel lag im Stamme Juda [Jos 15,56], nicht weit von Maon, Karmel und Ziph. 1 Samuel 1Sam 9 25 44 Saul autem dedit Michol filiam suam uxorem David Phalti, filio Lais, qui erat de Gallim. Saul aber gab seine Tochter Michol, das Weib Davids, dem Phalti, dem Sohne von Lais, welcher aus Gallim war.³⁰ 1 Samuel 1Sam 9 25 44 30 Im Stamme Benjamin. Ob Saul seine Tochter deshalb einem andern gab, weil David die eben Genannten heimgeführt? Nach kurzer Ruhe, welche der Aussöhnung mit Saul gefolgt ist, entsteht neuer Hass und erneute Verfolgung. 1 Samuel 1Sam 9 25 5 Misit decem juvenes, et dixit eis: Ascendite in Carmelum, et venietis ad Nabal, et salutabitis eum ex nomine meo pacifice, entsandte er zehn Jünglinge und sprach zu ihnen: Begebet euch nach Karmel und gehet zu Nabal und bietet ihm in meinem Namen den Friedensgruß 1 Samuel 1Sam 9 25 6 Et dicetis: Sit fratribus meis, et tibi pax, et domui tuæ pax, et omnibus, quæcumque habes, sit pax. und saget: Friede sei mit meinen Brüdern und mit dir und Friede mit deinem Hause und mit allem, was du hast! 1 Samuel 1Sam 9 25 7 Audivi quod tonderent pastores tui, qui erant nobiscum in deserto; nunquam eis molesti fuimus, nec aliquando defuit quidquam eis de grege, omni tempore quo fuerunt nobiscum in Carmelo. Ich habe gehört, dass deine Hirten, die mit uns in der Wüste waren, Schafschur halten; niemals sind wir ihnen lästig gewesen, noch hat ihnen je etwas von der Herde gefehlt, die ganze Zeit hindurch, die sie bei uns in Karmel waren.⁵ 1 Samuel 1Sam 9 25 7 5 Vergl. [1Sam 23,1]. David lebte mit den Einwohnern in Frieden, verteidigte sie gegen Räuber und bat dafür zu geeigneten Zeiten um ein Geschenk, das man einem an der Spitze von 600 Kriegern stehenden Manne nicht leicht versagte. 1 Samuel 1Sam 9 25 8 Interroga pueros tuos, et indicabunt tibi. Nunc ergo inveniant pueri tui gratiam in oculis tuis: in die enim bona venimus: quodcumque invenerit manus tua, da servis tuis, et filio tuo David. Frage deine Leute, sie werden es dir sagen. So lass nun deine Knechte Gnade finden in deinen Augen, denn an einem guten Tage sind wir gekommen, und gib deinen Dienern und deinem Sohne David, was deine Hand finden mag. 1 Samuel 1Sam 9 25 9 Cumque venissent pueri David, locuti sunt ad Nabal omnia verba hæc ex nomine David: et siluerunt. Die Leute Davids aber kamen und redeten alle diese Worte im Namen Davids zu Nabal und schwiegen.⁶ 1 Samuel 1Sam 9 25 9 6 Hebr.: ließen sich nieder. Sept.: Und Nabal sprang auf. 1 Samuel 1Sam 9 0 1 David schont das Leben seines Nebenbuhlers, dessen Hass von neuem erwacht ist, großmütig zum zweiten Male. 1 Samuel 1Sam 9 26 1 Et venerunt Ziphæi ad Saul in Gabaa, dicentes: Ecce, David absconditus est in colle Hachila, quæ est ex adverso solitudinis. Und die Zephiter kamen zu Saul nach Gabaa und sprachen: Siehe, David hält sich auf dem Hügel Hachila verborgen, welcher der Wüste gegenüber¹ liegt. [1Sam 23, 1Sam 29] 1 Samuel 1Sam 9 26 1 1 Im Süden. [1Sam 23,19] da die Ziphiter Davids Rache fürchten, zeigen sie Saul dessen Ankunft an, als er an denselben Ort zurückkommt. 1 Samuel 1Sam 9 26 10 Et dixit David: Vivit Dominus, quia nisi Dominus percusserit eum, aut dies ejus venerit ut moriatur, aut in prlium descendens perierit: Dann sprach David: So wahr der Herr lebt, wenn der Herr ihn nicht schlägt oder seine Zeit kommt, dass er stirbt, oder dass er in den Krieg zieht und umkommt, 1 Samuel 1Sam 9 26 11 Propitius sit mihi Dominus ne extendam manum meam in christum Domini: nunc igitur tolle hastam, quæ est ad caput ejus, et scyphum aquæ, et abeamus. so sei der Herr mir gnädig, dass ich meine Hand nicht gegen den Gesalbten des Herrn ausstrecke! So nimm also den Speer, der zu seinen Häupten ist, und den Wasserbecher und lass uns gehen! 1 Samuel 1Sam 9 26 12 Tulit igitur David hastam, et scyphum aquæ, qui erat ad caput Saul, et abierunt: et non erat quisquam, qui videret, et intelligeret, et evigilaret, sed omnes dormiebant, quia sopor Domini irruerat super eos. David nahm also den Speer und den Wasserbecher, welcher zu den Häupten Sauls war; und sie gingen fort, ohne dass jemand es sah oder bemerkte oder erwachte, sondern alle schliefen, weil ein tiefer Schlaf vom Herrn⁸ auf sie gefallen war. 1 Samuel 1Sam 9 26 12 8 Ein überaus tiefer Schlaf. 1 Samuel 1Sam 9 26 13 Cumque transisset David ex adverso, et stetisset in vertice montis de longe, et esset grande intervallum inter eos, Als nun David auf die entgegengesetzte Seite hinübergekommen war und in der Ferne auf der Spitze des Berges stand und ein großer Raum zwischen ihnen war, 1 Samuel 1Sam 9 26 14 Clamavit David ad populum, et ad Abner filium Ner, dicens: Nonne respondebis Abner? Et respondens Abner, ait: Quis es tu, qui clamas, et inquietas regem? rief David dem Volke und Abner, dem Sohne Ners, zu und sprach: Du wirst doch antworten, Abner? Abner antwortete und sprach: Wer bist du, dass du schreist und den König beunruhigst? 1 Samuel 1Sam 9 26 15 Et ait David ad Abner: Numquid non vir tu es? et quis alius similis tui in Israel? quare ergo non custodisti dominum tuum regem? ingressus est enim unus de turba ut interficeret regem, dominum tuum. David sprach zu Abner: Bist du nicht ein Mann?⁹ und wer ist dir in Israel sonst gleich? Warum hast du also bei deinem Herrn, dem Könige, nicht Wache gehalten? Denn einer von dem Volke ist hingegangen, um den König, deinen Herrn, zu ermorden. 1 Samuel 1Sam 9 26 15 9 Vor anderen stark. Vergl. [1Sam 24]. Dort peinigt ihn sein Herz, dass er einen Zipfel vom Mantel abgeschnitten, hier nimmt er kühn Speer und Becher. Dort redet er den König demütig an, hier den Feldherrn desselben ironisch. 1 Samuel 1Sam 9 26 16 Non est bonum hoc, quod fecisti: vivit Dominus, quoniam filii mortis estis vos, qui non custodistis dominum vestrum, christum Domini: nunc ergo vide ubi sit hasta regis, et ubi sit scyphus aquæ, qui erat ad caput ejus. Das ist nicht gut, was du getan; so wahr der Herr lebt, ihr seid Kinder des Todes, dass ihr über euern Gebieter, den Gesalbten des Herrn, nicht gewacht habt! Nun siehe doch zu,¹⁰ wo der Speer des Königs und wo der Wasserbecher ist, der sich zu seinen Häupten befand. 1 Samuel 1Sam 9 26 16 10 Damit du siehst, dass ich dich nicht ohne Grund tadle. 1 Samuel 1Sam 9 26 17 Cognovit autem Saul vocem David, et dixit: Numquid vox hæc tua, fili mi David? Et ait David: Vox mea, domine mi rex. Da erkannte Saul die Stimme Davids und sprach: Ist das deine Stimme, mein Sohn David?¹¹ David sprach: Es ist meine Stimme, mein Herr und König! 1 Samuel 1Sam 9 26 17 11 Wie [1Sam 24,17]. 1 Samuel 1Sam 9 26 18 Et ait: Quam ob causam dominus meus persequitur servum suum? Quid feci? aut quod est malum in manu mea? Und er sprach: Warum verfolgt mein Herr seinen Diener? Was habe ich getan? oder was ist Böses in meiner Hand? 1 Samuel 1Sam 9 26 19 Nunc ergo audi, oro, domine mi rex, verba servi tui: Si Dominus incitat te adversum me, odoretur sacrificium: si autem filii hominum, maledicti sunt in conspectu Domini: qui ejecerunt me hodie, ut non habitem in hereditate Domini, dicentes: Vade, servi diis alienis. So höre nun, mein Herr und König, ich bitte, auf die Worte deines Dieners; Wenn der Herr dich wider mich reizt, so steige der Geruch eines Opfers empor; wenn aber Menschen, so sind sie verflucht vor dem Herrn, dass sie mich heute hinausgetrieben haben, dass ich nicht in dem Erbe des Herrn wohne, und dass sie sprechen: Gehe hin, diene fremden Göttern!¹² 1 Samuel 1Sam 9 26 19 12 Wie ganz anders als [1Sam 24]! Entweder treiben böse Menschen Saul zur Verfolgung oder Gott. Doch Gott kann dies nur insofern tun, als er dir seine Gnade entzieht, also bringe ein Opfer dar, damit du diese wiedergewinnest. In zarter Weise zeigt David dem Könige, dass dessen Gewissen nicht in Ordnung ist, und wünscht zugleich, derselbe möchte nicht gestraft werden. Das Erbe des Herrn ist das heilige Land. Das auserwählte Volk mit seiner Gottesverehrung und seinen Gnaden muss ich meiden, mit der Gefahr Schiffbruch zu leiden an der Religion selbst. 1 Samuel 1Sam 9 26 2 Et surrexit Saul, et descendit in desertum Ziph, et cum eo tria millia virorum de electis Israel, ut quæreret David in deserto Ziph. Da machte sich Saul auf und zog in die Wüste Ziph und mit ihm dreitausend Mann,² Auserlesene Israels, um auf David in der Wüste Ziph zu fahnden. 1 Samuel 1Sam 9 26 2 2 Nach [1Sam 13,2] scheint Saul in Friedenszeiten stets 3000 Mann bei sich gehabt zu haben. 1 Samuel 1Sam 9 26 20 Et nunc non effundatur sanguis meus in terram coram Domino: quia egressus est rex Israel ut quærat pulicem unum, sicut persequitur perdix in montibus. Möge nun mein Blut nicht vor dem Herrn¹³ zur Erde vergossen werden! Denn der König von Israel ist ausgezogen, einen einzigen Floh zu suchen, wie man einem Rebhuhn auf den Bergen nachjagt. [1Sam 24,15] 1 Samuel 1Sam 9 26 20 13 Hebr.: Fern von dem Angesichte des Herrn, d.i. in fernem Lande. 1 Samuel 1Sam 9 26 21 Et ait Saul: Peccavi, revertere fili mi David: nequaquam enim ultra tibi malefaciam, eo quod pretiosa fuerit anima mea in oculis tuis hodie: apparet enim quod stulte egerim, et ignoraverim multa nimis. Da sprach Saul: Ich habe gesündigt,¹⁴ kehre zurück, mein Sohn David! denn ich werde dir fortan nichts mehr zuleide tun, darum dass heute mein Leben in deinen Augen kostbar gewesen ist; denn es zeigt sich, dass ich töricht gehandelt habe und gar vieles nicht wusste. 1 Samuel 1Sam 9 26 21 14 Das hebr. Wort bezeichnet eine Sünde aus Unkenntnis, also noch immer entschuldigt Saul sich. 1 Samuel 1Sam 9 26 22 Et respondens David, ait: Ecce hasta regis: transeat unus de pueris regis, et tollat eam. David antwortete und sprach: Siehe, hier ist der Speer des Königs; einer von den Dienern des Königs möge herüberkommen und ihn holen. 1 Samuel 1Sam 9 26 23 Dominus autem retribuet unicuique secundum justitiam suam, et fidem: tradidit enim te Dominus hodie in manum meam, et nolui extendere manum meam in christum Domini. Der Herr¹⁵ aber wird einem jeden nach seiner Gerechtigkeit und Treue¹⁶ vergelten; denn der Herr hat dich heute in meine Hand gegeben,¹⁷ ich aber wollte meine Hand nicht gegen den Gesalbten des Herrn ausstrecken. 1 Samuel 1Sam 9 26 23 15 Denn von dir erwarte ich keinen Lohn. 1 Samuel 1Sam 9 26 23 16 Gottes. 1 Samuel 1Sam 9 26 23 17 Vergl. [1Sam 23,14; 1Sam 24,11]. 1 Samuel 1Sam 9 26 24 Et sicut magnificata est anima tua hodie in oculis meis, sic magnificetur anima mea in oculis Domini, et liberet me de omni angustia. Und so wie dein Leben heute hochgeachtet gewesen ist in meinen Augen, so möge mein Leben in den Augen des Herrn hochgeachtet sein und er möge mich aus aller Bedrängnis befreien.¹⁸ 1 Samuel 1Sam 9 26 24 18 David setzt all seine Zuversicht auf Gott. 1 Samuel 1Sam 9 26 25 Ait ergo Saul ad David: Benedictus tu fili mi David: et quidem faciens facies, et potens poteris. Abiit autem David in viam suam, et Saul reversus est in locum suum. Da sprach Saul zu David: Gesegnet seist du, mein Sohn David; du wirst es sicher ausführen und gewiss wirst du es vermögen!¹⁹ David aber ging seines Weges und Saul kehrte an seinen Ort zurück. 1 Samuel 1Sam 9 26 25 19 Hebr.: Du wirst es wie unternehmen, so auch ausführen. 1 Samuel 1Sam 9 26 3 Et castrametatus est Saul in Gabaa Hachila, quæ erat ex adverso solitudinis in via: David autem habitabat in deserto. Videns autem quod venisset Saul post se in desertum. Und Saul lagerte sich in Gabaa Hachila, welches der Wüste gegenüber am Wege³ lag; David aber hielt sich in der Wüste auf. Als er nun sah, dass Saul ihm in die Wüste nachgekommen sei, 1 Samuel 1Sam 9 26 3 3 An einem bestimmten Wege. Dort war der Lagerplatz. David zog sich wohl von dem Hügel weiter in die Wüste hinein zurück. 1 Samuel 1Sam 9 26 4 Misit exploratores, et didicit quod illuc venisset certissime. sandte er Kundschafter aus und erfuhr, dass er wirklich dahin gekommen sei.⁴ 1 Samuel 1Sam 9 26 4 4 Vielleicht: dass Saul auf eine bestimmte Zeit kommen werde. 1 Samuel 1Sam 9 26 5 Et surrexit David clam, et venit ad locum ubi erat Saul: cumque vidisset locum, in quo dormiebat Saul, et Abner filius Ner, princeps militiæ ejus, et Saulem dormientem in tentorio, et reliquum vulgus per circuitum ejus, Da machte David sich heimlich auf und kam an den Ort, wo Saul war; und als er den Platz sah, an dem Saul schlief und Abner, der Sohn Ners, der Führer seines Heeres, und den Saul in dem Zelte⁵ schlafend und das übrige Volk rings um ihn her, 1 Samuel 1Sam 9 26 5 5 Wagenburg? 1 Samuel 1Sam 9 26 6 Ait David ad Achimelech Hethæum, et Abisai filium Sarviæ, fratrem Joab, dicens: Quis descendet mecum ad Saul in castra? Dixitque Abisai: Ego descendam tecum. wandte sich David zu Achimelech, dem Hethiter, und zu Abisai, dem Sohne Sarvias, dem Bruder Joabs, und sprach: Wer will mit mir zu Saul in das Lager hinabsteigen?⁶ Abisai antwortete: Ich will mit dir hinabsteigen. 1 Samuel 1Sam 9 26 6 6 Gott selbst trieb David an, um dessen Hochherzigkeit und Sauls Undankbarkeit vor allen zu zeigen und so David die Herzen des Volkes zu gewinnen. 1 Samuel 1Sam 9 26 7 Venerunt ergo David, et Abisai ad populum nocte, et invenerunt Saul jacentem et dormientem in tentorio, et hastam fixam in terra ad caput ejus: Abner autem et populum dormientes in circuitu ejus. Als nun David und Abisai des Nachts zu dem Volke kamen, fanden sie Saul im Zelte liegend und schlafend und seinen Speer zu seinen Häupten in die Erde gesteckt; Abner aber und das Volk rings um ihn her schlafend. 1 Samuel 1Sam 9 26 8 Dixitque Abisai ad David: Conclusit Deus inimicum tuum hodie in manus tuas: nunc ergo perfodiam eum lancea in terra, semel, et secundo opus non erit. Da sprach Abisai zu David: Heute hat Gott deinen Feind in deine Hand geliefert; so will ich ihn denn nun mit der Lanze mit einem Stoße in die Erde bohren, dass es eines zweiten nimmer bedarf. 1 Samuel 1Sam 9 26 9 Et dixit David ad Abisai: Ne interficias eum: quis enim extendet manum suam in christum Domini, et innocens erit? David sprach zu Abisai: Töte ihn nicht, denn wer könnte seine Hand gegen den Gesalbten des Herrn ausstrecken und ohne Schuld bleiben?⁷ 1 Samuel 1Sam 9 26 9 7 Der gleiche Grund wie [1Sam 24,5ff]. 1 Samuel 1Sam 9 0 1 d. Um sich Sauls Nachstellungen zu entziehen, flieht David in das Land der Philister. Er erhält von dem Könige derselben Sikeleg, von wo aus er die Amalekiter und andere alte Feinde Israels heimsucht. 1 Samuel 1Sam 9 27 1 Et ait David in corde suo: Aliquando incidam una die in manus Saul: nonne melius est ut fugiam, et salver in terra Philisthinorum, ut desperet Saul, cessetque me quærere in cunctis finibus Israel? fugiam ergo manus ejus. Und David sprach in seinem Herzen: Ich werde doch eines Tages in die Hände Sauls fallen; ist es nicht besser, dass ich fliehe und im Lande der Philister Sicherheit finde, damit Saul es aufgibt und ablässt, auf mich in dem ganzen Gebiete von Israel zu fahnden? Ich will also seiner Hand entkommen. 1 Samuel 1Sam 9 27 10 Dicebat autem ei Achis: In quem irruisti hodie? Respondebat David: Contra meridiem Judæ, et contra meridiem Jerameel, et contra meridiem Ceni. Da sprach Achis zu ihm: Über wen bist du heute hergefallen? David antwortete: Über das Südland von Juda und über den Süden von Jerameel und das südliche Gebiet von Keni.⁵ 1 Samuel 1Sam 9 27 10 5 Er überfiel nicht Jerameel oder die Keniter. Er zog nur in der Richtung gegen sie, der König glaubte, er kämpfe gegen sie, aber er führte in Wahrheit mit den südlicher gelegenen Völkern Krieg. Damit seine List nicht verraten ward, ließ er die Gefangenen töten. 1 Samuel 1Sam 9 27 11 Virum et mulierem non vivificabat David, nec adducebat in Geth, dicens: Ne forte loquantur adversum nos: Hæc fecit David: et hoc erat decretum illi omnibus diebus quibus habitavit in regione Philisthinorum. Weder Mann noch Weib ließ David am Leben und brachte niemand nach Geth, denn er sprach: Sie könnten gegen uns sagen: Dies hat David getan, und daran hielt er fest, so lange er im Lande der Philister wohnte. 1 Samuel 1Sam 9 27 12 Credidit ergo Achis David, dicens: Multa mala operatus est contra populum suum Israel: erit igitur mihi servus sempiternus. Achis also vertraute dem David, indem er sprach: Er hat seinem Volke Israel viel Böses getan, darum wird er auf immer mein Diener sein. 1 Samuel 1Sam 9 27 2 Et surrexit David, et abiit ipse et sexcenti viri cum eo, ad Achis filium Maoch regem Geth. So machte sich David denn auf und zog fort¹ und die sechshundert Mann mit ihm, zu Achis, dem Sohne Maochs, dem Könige von Geth.² 1 Samuel 1Sam 9 27 2 1 Wie David auf Anraten der Propheten nach Judäa gegangen [1Sam 22,5], so verlässt er dies Land auch gewiss auf ihren Rat. 1 Samuel 1Sam 9 27 2 2 Es ist vielleicht derselbe Achis wie [1Sam 21,10]. Der König war vielleicht nicht ganz ohne Kenntnis des wahren Gottes [1Sam 29,6-9], was David Vertrauen gab. David bleibt indes nicht in der Hauptstadt, weil die Zahl seiner Begleiter Achis Furcht einflößen musste und der Aufenthalt dort ihn zu sehr der Beaufsichtigung, seine Begleiter der Gefahr des Götzendienstes aussetzte. Sikeleg gehörte anfangs zum Stamme Juda, dann zu Simeon, war von den Philistern erobert und wohl unbewohnt. 1 Samuel 1Sam 9 27 3 Et habitavit David cum Achis in Geth, ipse et viri ejus: vir et domus ejus; et David, et duæ uxores ejus, Achinoam Jezrahelitis, et Abigail uxor Nabal Carmeli. Und David blieb bei Achis in Geth mit seinen Leuten, ein jeder mit seiner Familie, und David mit seinen beiden Frauen, Achinoam, der Jezrahelitin, und Abigail, dem Weibe Nabals von Karmel. [1Sam 21,10] 1 Samuel 1Sam 9 27 4 Et nuntiatum est Sauli quod fugisset David in Geth, et non addidit ultra quærere eum. Als nun Saul gemeldet ward, dass David nach Geth geflohen sei, suchte er ihn fortan nicht mehr. 1 Samuel 1Sam 9 27 5 Dixit autem David ad Achis: Si inveni gratiam in oculis tuis, detur mihi locus in una urbium regionis hujus, ut habitem ibi: cur enim manet servus tuus in civitate regis tecum? David aber sprach zu Achis: Wenn ich in deinen Augen Gnade gefunden habe, so möge man mir einen Ort in einer der Städte dieses Landes geben, dass ich daselbst wohne; denn warum soll dein Diener bei dir in der Königsstadt bleiben? 1 Samuel 1Sam 9 27 6 Dedit itaque ei Achis in die illa Siceleg: propter quam causam facta est Siceleg regum Juda, usque in diem hanc. Da gab ihm Achis an demselben Tage Sikeleg. Daher gehört Sikeleg bis auf diesen Tag den Königen von Juda. 1 Samuel 1Sam 9 27 7 Fuit autem numerus dierum, quibus habitavit David in regione Philisthinorum, quatuor mensium. Die Zahl der Tage aber, welche David im Lande der Philister wohnte, betrug vier Monate.³ 1 Samuel 1Sam 9 27 7 3 Nach dem Hebr. ein Jahr vier Monate. 1 Samuel 1Sam 9 27 8 Et ascendit David, et viri ejus, et agebant prædas de Gessuri, et de Gerzi, et de Amalecitis: hi enim pagi habitabantur in terra antiquitus, euntibus Sur usque ad terram gypti. Und David zog mit seinen Leuten hin und sie machten Beute bei den Gessuritern und Gerzitern und Amalekitern; denn ihre Dörfer lagen vor alters in dem Lande am Wege nach Sur bis in das Land Ägypten.⁴ 1 Samuel 1Sam 9 27 8 4 Die Gessuriter besaßen mit den Philistern die Strecke von Akkaron bis Ägypten. (Sie sind nicht das [Jos 12,5] genannte Volk.) Diese Völker an der Süd- Westgrenze waren Feinde der Israeliten. Zog David gegen sie aus, so glaubte Achis, dass er zum Besten der Philister gegen sie kämpfe. Die Feinde Israels zu demütigen, lag indes im Interesse des künftigen Königs. Jedenfalls bedurfte David göttlicher Eingebung. 1 Samuel 1Sam 9 27 9 Et percutiebat David omnem terram, nec relinquebat viventem virum et mulierem: tollensque oves, et boves, et asinos, et camelos, et vestes, revertebatur, et veniebat ad Achis. Und David schlug das ganze Land und ließ weder Mann noch Weib am Leben und nahm Schafe und Rinder und Esel und Kamele und Kleider und kehrte zurück und kam zu Achis. 1 Samuel 1Sam 9 0 1 C. Sauls Tod im Kriege gegen die Philister; Davids Sieg über die Amalekiter. (28,1 31,13) a. Die Philister ziehen gegen Saul in den Krieg; David begleitet sie. (V. 3) Saul erhält von Gott keine Antwort und lässt durch eine Wahrsagerin in Endor Samuel beschwören, dessen Erscheinung ihm seinen bevorstehenden Tod und die Niederlage der Israeliten voraussagt. 1 Samuel 1Sam 9 28 1 Factum est autem in diebus illis, congregaverunt Philisthiim agmina sua, ut præpararentur ad bellum contra Israel: dixitque Achis ad David: Sciens nunc scito, quoniam mecum egredieris in castris tu, et viri tui. Es begab sich aber in jenen Tagen, dass die Philister ihre Heerhaufen sammelten, um sich zum Kriege gegen Israel zu rüsten. Da sprach Achis zu David: Du musst nun wissen, dass du mit mir im Heerlager ausziehen musst, du und deine Leute.¹ 1 Samuel 1Sam 9 28 1 1 Damit David nicht im Philisterlande in Abwesenheit der Verteidiger desselben zurückbleibe. 1 Samuel 1Sam 9 28 10 Et juravit ei Saul in Domino, dicens: Vivit Dominus, quia non eveniet tibi quidquam mali propter hanc rem. Da schwur Saul ihr bei dem Herrn und sprach: So wahr der Herr lebt, es soll dir darum nichts Böses geschehen!¹⁰ 1 Samuel 1Sam 9 28 10 10 Saul hofft Samuel zu sehen, nicht eine eitle Erscheinung. 1 Samuel 1Sam 9 28 11 Dixitque ei mulier: Quem suscitabo tibi? Qui ait: Samuelem mihi suscita. Nun sprach das Weib zu ihm: Wen soll ich dir herauf rufen? Er sprach: Samuel rufe mir herauf! 1 Samuel 1Sam 9 28 12 Cum autem vidisset mulier Samuelem, exclamavit voce magna, et dixit ad Saul: Quare imposuisti mihi? Tu es enim Saul. Als aber das Weib Samuel sah, schrie sie mit lauter Stimme und sprach zu Saul: Warum hast du mich hintergangen? Du bist ja Saul. 1 Samuel 1Sam 9 28 13 Dixitque ei rex: Noli timere: quid vidisti? Et ait mulier ad Saul: Deos vidi ascendentes de terra. Der König sprach zu ihr: Fürchte dich nicht! Was hast du gesehen? Das Weib sprach zu Saul:¹¹ Jemanden wie einen Gott¹² sah ich aus der Erde heraufkommen. 1 Samuel 1Sam 9 28 13 11 Saul sah nichts und hörte nur die Worte. 1 Samuel 1Sam 9 28 13 12 Elohim, eine göttliche Majestät. 1 Samuel 1Sam 9 28 14 Dixitque ei: Qualis est forma ejus? Quæ ait: Vir senex ascendit, et ipse amictus est pallio. Et intellexit Saul quod Samuel esset, et inclinavit se super faciem suam in terram, et adoravit. Da sprach er zu ihr: Welches ist seine Gestalt? Sie sprach: Ein alter Mann kommt herauf und er ist in einen Mantel gehüllt.¹³ Da merkte Saul, dass es Samuel sei, und verneigte sich mit dem Angesichte bis zur Erde und warf sich nieder. 1 Samuel 1Sam 9 28 14 13 Sie bezeichnet ihn: jener Mantel, nämlich der, welchen Samuel stets getragen und der Saul zum Wahrzeichen geworden. [1Sam 15,27] 1 Samuel 1Sam 9 28 15 Dixit autem Samuel ad Saul: Quare inquietasti me ut suscitarer? Et ait Saul: Coarctor nimis: siquidem Philisthiim pugnant adversum me, et Deus recessit a me, et exaudire me noluit neque in manu prophetarum, neque per somnia: vocavi ergo te, ut ostenderes mihi quid faciam. Samuel aber sprach zu Saul: Warum hast du mich beunruhigt, dass ich heraufgerufen ward? Saul sprach: Ich bin sehr bedrängt; denn die Philister kämpfen gegen mich und Gott hat mich verlassen und hat mich nicht erhören wollen weder durch die Propheten noch durch Traumgesichte; darum ließ ich dich rufen, dass du mir anzeigen mögest, was ich tun soll. [Sir 46,23] 1 Samuel 1Sam 9 28 16 Et ait Samuel: Quid interrogas me, cum Dominus recesserit a te, et transierit ad æmulum tuum? Samuel sprach: Was fragst du mich, da der Herr dich verlassen und sich deinem Mitwerber zugewendet hat?¹⁴ 1 Samuel 1Sam 9 28 16 14 Das Hebr. kann auch heißen: Und dein Gegner geworden ist. 1 Samuel 1Sam 9 28 17 Faciet enim tibi Dominus sicut locutus est in manu mea, et scindet regnum tuum de manu tua, et dabit illud proximo tuo David: Denn der Herr wird dir tun, wie er durch mich geredet hat, und wird dein Königtum aus deiner Hand reißen und deinem Nächsten, David, geben. 1 Samuel 1Sam 9 28 18 Quia non obedisti voci Domini, neque fecisti iram furoris ejus in Amalec: idcirco quod pateris, fecit tibi Dominus hodie. Weil du der Stimme des Herrn nicht gehorcht und seinen grimmigen Zorn an Amalek nicht vollstreckt hast; darum hat der Herr dir heute getan,¹⁵ was du leidest.¹⁶ 1 Samuel 1Sam 9 28 18 15 Die Vergangenheit des Verbum deutet etwas unwiderruflich Beschlossenes an. 1 Samuel 1Sam 9 28 18 16 Dein Fall. 1 Samuel 1Sam 9 28 19 Et dabit Dominus etiam Israel tecum in manus Philisthiim: cras autem tu et filii tui mecum eritis: sed et castra Israel tradet Dominus in manus Philisthiim. Und der Herr wird auch Israel mit dir in die Hände der Philister geben; morgen aber werdet ihr, du und deine Söhne, bei mir sein,¹⁷ und zudem wird der Herr das Lager Israels in die Hand der Philister geben. 1 Samuel 1Sam 9 28 19 17 Im Totenreiche. Samuel will aber nicht die Gleichheit des Glückes andeuten. (Aug. Vergl. [Sir 3,19]) 1 Samuel 1Sam 9 28 2 Dixitque David ad Achis: Nunc scies quæ facturus est servus tuus. Et ait Achis ad David: Et ego custodem capitis mei ponam te cunctis diebus. David sprach zu Achis: Nun sollst du erfahren, was dein Diener tun wird. Und Achis sprach zu David: Und ich will dich zum Hüter meines Hauptes machen für alle Zeit.² 1 Samuel 1Sam 9 28 2 2 Es ist ein Versprechen für die Zukunft. David würde wohl einerseits nicht gegen Achis gekämpft haben, aber er sagt auch andererseits nicht, was er tun werde. Achis fasst die Worte so, als wolle David gegen Israel kämpfen. Der Herr zieht ihn nur deshalb aus der Verlegenheit, weil er sich durch die Schuld seines Verfolgers Saul hat in heidnisches Land flüchten müssen. 1 Samuel 1Sam 9 28 20 Statimque Saul cecidit porrectus in terram: extimuerat enim verba Samuelis, et robur non erat in eo, quia non comederat panem tota die illa. Da fiel Saul der Länge nach jäh zur Erde nieder;¹⁸ denn er war über die Worte Samuels in großen Schrecken geraten, auch war er ohne Kraft, denn er hatte jenen ganzen Tag hindurch nichts gegessen. 1 Samuel 1Sam 9 28 20 18 Über die Natur der Erscheinung sind die Meinungen geteilt. Die einen nehmen an, Samuel selbst sei erschienen, die anderen sehen in dem ganzen Hergange einen Betrug. Das letztere haben mit dem hl. Augustin die meisten Väter angenommen, das erstere mit demselben hl. Augustin (der diese Ansicht später vorzog) die weit überwiegende Mehrzahl der katholischen Theologen und neueren Ausleger verfochten. Für die letztere Meinung spricht besonders dies: Es ziemte sich nicht für Gott, eine Wahrsagerin zu brauchen, um Saul eine ihm von oben gesandte Erscheinung zu vermitteln. Zudem war das, was sie sagt, in Israel bekannt. Morgen bedeutet dann nicht den folgenden Tag, sondern im Allgemeinen die folgende Zeit. (Hier.) Sie sah Sauls Verzweiflung und schloss aus der göttlichen Vorhersagung, dass seine Söhne mit ihm fallen würden. Dem steht [Sir 46,23] nicht entgegen. Denn wie Theodoret sagt, beschrieb sie die Gestalt und Saul schloss aus der Beschreibung, dass es Samuel sei, und glaubte dies. Die Stelle des Ekklesiastikus bringt nämlich keinen neuen Bericht, sondern weist auf das [1Sam 28] Erzählte hin. Wohl nennt der Verfasser hier den, der gesehen ward, Samuel, indes weil jene es so glaubten, wie Abraham die Engel, die ihm erschienen, Männer nennt. Immerhin bleibt alsdann noch die Frage, ob der Teufel bei alledem mittätig war oder die Wahrsagerin nur Gaukelwerk trieb. Die an erster Stelle erwähnte Meinung hebt hervor, dass die aus diesem Leben Abgeschiedenen, seien sie nun im Fegefeuer oder am Orte der Verdammnis, doch mit Gottes Zulassung handeln können, indes kann dies freilich nicht auf Befehl und nach Belieben des Menschen geschehen, wenn nicht etwa eine Willenseinheit mit dem bösen Geiste da ist. In letzterem Falle kann der Teufel die Neugierde der Menschen durch kein persönliches Eingreifen wahrhaft oder durch Täuschung befriedigen. Vergl. [Ex 7,11]. An dieser Stelle wird von keiner Beschwörung erzählt und auf eine solche hätte Gott Samuels Erscheinen nicht zugelassen, der sich in Verklärung zeigt (V. 13) und Saul Ehrfurcht einflößt (V. 14), nicht aber Schrecken, wie sonst derartige Erscheinungen, und der mit ihm selbst ohne Vermittlung der Frau spricht. 1 Samuel 1Sam 9 28 21 Ingressa est itaque mulier illa ad Saul (conturbatus enim erat valde), dixitque ad eum: Ecce obedivit ancilla tua voci tuæ, et posui animam meam in manu mea: et audivi sermones tuos, quos locutus es ad me. Alsbald trat das Weib zu Saul, (denn er war sehr bestürzt) und sprach zu ihm: Siehe, deine Magd hat deiner Stimme gehorcht und ich habe mein Leben in Gefahr gebracht und auf deine Worte gehört, die du zu mir gesprochen hast. 1 Samuel 1Sam 9 28 22 Nunc igitur audi et tu vocem ancillæ tuæ, et ponam coram te buccellam panis, ut comedens convalescas, et possis iter agere. So höre nun auch du auf die Stimme deiner Magd; ich will dir einen Bissen Brotes¹⁹ vorsetzen, damit du issest²⁰ und wieder zu Kräften kommest und deines Weges zu ziehen vermögest. 1 Samuel 1Sam 9 28 22 19 Irgend etwas. 1 Samuel 1Sam 9 28 22 20 Derjenigen, in deren Hause er Speise genossen, kann er nichts Böses antun. 1 Samuel 1Sam 9 28 23 Qui renuit, et ait: Non comedam. Cogerunt autem eum servi sui et mulier, et tandem audita voce eorum surrexit de terra, et sedit super lectum. Er aber weigerte sich und sprach: Ich werde nichts essen. Da drangen seine Diener und das Weib in ihn und er hörte zuletzt auf ihre Stimme und stand von der Erde auf und setzte sich auf das Lager. 1 Samuel 1Sam 9 28 24 Mulier autem illa habebat vitulum pascualem in domo, et festinavit, et occidit eum: tollensque farinam, miscuit eam, et coxit azyma, Das Weib aber hatte ein Mastkalb im Hause, dies schlachtete sie eilends und nahm Mehl, knetete es und buk ungesäuertes Brot 1 Samuel 1Sam 9 28 25 Et posuit ante Saul et ante servos ejus. Qui cum comedissent, surrexerunt, et ambulaverunt per totam noctem illam. und setzte es Saul und seinen Dienern vor. Als sie nun gegessen hatten, machten sie sich auf und gingen die ganze Nacht hindurch. 1 Samuel 1Sam 9 28 3 Samuel autem mortuus est, planxitque eum omnis Israel, et sepelierunt eum in Ramatha urbe sua. Et Saul abstulit magos, et hariolos de terra. Samuel aber war gestorben und ganz Israel hatte ihn betrauert und sie hatten ihn zu Ramatha, in seiner Stadt, begraben. Nun hatte Saul die Zauberer und Wahrsager aus dem Lande entfernt.³ [1Sam 25,1, Sir 46,23] 1 Samuel 1Sam 9 28 3 3 Es wird alles zusammengefasst, was seit der letzten Expedition der Philister geschehen. Die Austilgung der Zauberer wird erwähnt, damit das Nachfolgende verständlicher sei. Saul fühlte nach Samuels Tod, dass seine letzte Stütze gefallen, deshalb suchte er den nach dem Tode zu gewinnen, den er bei dessen Lebzeiten vernachlässigt. Darum veranstaltet er eine große Trauerfeierlichkeit und erklärt dem Götzendienste im ganzen Lande den Krieg. Seine Aufregung ward jetzt durch das Gerücht gemehrt, David sei im Lager der Philister. Zauberei und Wahrsagerei ist [Lev 19,31, Lev 20,6, Dtn 18,11] ausdrücklich verboten. 1 Samuel 1Sam 9 28 4 Congregatique sunt Philisthiim, et venerunt, et castrametati sunt in Sunam: congregavit autem et Saul universum Israel, et venit in Gelboe, Da sammelten sich die Philister und kamen und lagerten sich in Sunam,⁴ aber auch Saul sammelte ganz Israel und kam nach Gelboe. 1 Samuel 1Sam 9 28 4 4 In Issachar, nicht weit von Gelboe. 1 Samuel 1Sam 9 28 5 Et vidit Saul castra Philisthiim, et timuit, et expavit cor ejus nimis. Als Saul aber das Lager der Philister sah, geriet er in Furcht und sein Herz erschrak gar sehr.⁵ 1 Samuel 1Sam 9 28 5 5 Wegen der starken Rüstungen der Feinde, die nach [2Sam 1,6] besonders mit Wagen und Reitern versehen waren, aus Furcht vor David und dessen Helden [1Chr 12,22] und wohl auch, weil nach Samuels Tode die Israeliten zu seiner Sache kein Vertrauen mehr hatten. 1 Samuel 1Sam 9 28 6 Consuluitque Dominum, et non respondit ei neque per somnia, neque per sacerdotes, neque per prophetas. Und er befragte den Herrn, aber dieser antwortete ihm nicht weder durch Traumgesichte noch durch Priester noch durch Propheten.⁶ 1 Samuel 1Sam 9 28 6 6 Er versucht alle gewöhnlichen und erlaubten Weisen. Schon vorher suchte er göttliche Antworten bis zum Übermaß. [1Sam 14,18.37] Nach der Ermordung der Priester war übrigens nur Abiathar übrig [1Sam 22,20], und dieser blieb mit dem Ephod bei David. [1Sam 23,6] Wenn daher auch Saul etwa einen andern Hohenpriester einsetzte und ein Ephod mit Urim und Thummim fertigen ließ (V. 7 hebr.), war dies doch eine ungesetzliche Maßnahme und Gott antwortete ihm nicht. Saul hätte durch die Verweigerung einer göttlichen Weisung zur Erkenntnis kommen sollen, dass er einer solchen Gnade unwürdig sei und Buße tun müsse. Statt dessen begeht er ein Verbrechen, auf dem Todesstrafe stand [Lev 20,27, Dtn 18,11, Apg 16,16] und das er selbst verfolgt hatte. 1 Samuel 1Sam 9 28 7 Dixitque Saul servis suis: Quærite mihi mulierem habentem pythonem, et vadam ad eam, et sciscitabor per illam. Et dixerunt servi ejus ad eum: Est mulier pythonem habens in Endor. Da sprach Saul zu seinen Dienern: Suchet mir ein Weib, das einen Wahrsagegeist hat, so will ich zu ihr hingehen und durch sie fragen. Seine Diener sprachen zu ihm: In Endor⁷ ist ein Weib, das einen Wahrsagegeist hat. [Lev 20,27, Dtn 18,11, Apg 16,16] 1 Samuel 1Sam 9 28 7 7 Im Norden des Berges Gelboe drei Stunden von dort entfernt. 1 Samuel 1Sam 9 28 8 Mutavit ergo habitum suum: vestitusque est aliis vestimentis, et abiit ipse, et duo viri cum eo, veneruntque ad mulierem nocte, et ait illi: Divina mihi in pythone, et suscita mihi quem dixero tibi. Da veränderte er sein Äußeres,⁸ zog andere Kleider an und ging mit zwei Männern hin. Und als sie des Nachts zu dem Weibe kamen, sprach er zu ihr: Sage mir die Zukunft voraus durch den Wahrsagegeist und rufe mir herauf, wen ich dir bezeichnen werde! 1 Samuel 1Sam 9 28 8 8 Er schämte sich, sein eigenes Gesetz zu übertreten, und musste sich vor den Pfosten der Philister hüten. 1 Samuel 1Sam 9 28 9 Et ait mulier ad eum: Ecce, tu nosti quanta fecerit Saul, et quo modo eraserit magos et hariolos de terra: quare ergo insidiaris animæ meæ, ut occidar? Das Weib sprach zu ihm: Siehe, du weißt, was Saul getan und wie er die Zauberer und Wahrsager aus dem Lande ausgerottet hat; warum trachtest du mir also nach dem Leben, dass ich getötet werde?⁹ 1 Samuel 1Sam 9 28 9 9 Sie redet vielleicht alle Besucher so an, um sie zum Schwure zu bringen. 1 Samuel 1Sam 9 0 1 b. David wird von den Philistern aus Furcht, er möchte sich gegen sie wenden, aus dem Heere entfernt. 1 Samuel 1Sam 9 29 1 Congregata sunt ergo Philisthiim universa agmina in Aphec: sed et Israel castrametatus est super fontem, qui erat in Jezrahel. Die Philister also hatten alle ihre Heerscharen in Aphek¹ gesammelt; Israel aber lagerte an der Quelle, die in Jezrahel war. 1 Samuel 1Sam 9 29 1 1 Nicht dasselbe wie [1Sam 4,1]. Dieses war in offener Gegend. ([1Kön 20]) Auch die übrigen Orte sind von den [1Sam 28,4] genannten verschieden. Man kann die Erzählung in das Plusquamperfekt setzen. 1 Samuel 1Sam 9 29 10 Igitur consurge mane tu, et servi domini tui, qui venerunt tecum: et cum de nocte surrexeritis, et cperit dilucescere, pergite. So mach dich nun in der Frühe auf, du und die Diener deines Herrn,⁷ welche mit dir gekommen sind; stehet des Nachts auf und wenn es anfängt zu tagen, so ziehet von dannen. 1 Samuel 1Sam 9 29 10 7 Wie V. 3. Für wen David kämpfen mochte, ob für Achis oder für die Israeliten, in beiden Fällen hätte er Treubruch begangen, was aber durch Gottes Vorsehung verhindert wurde. 1 Samuel 1Sam 9 29 11 Surrexit itaque de nocte David ipse et viri ejus, ut proficiscerentur mane, et reverterentur ad terram Philisthiim: Philisthiim autem ascenderunt in Jezrahel. David also stand des Nachts mit seinen Männern auf, um am Morgen abzuziehen und in das Land der Philister zurückzukehren. Die Philister aber zogen nach Jezrahel hinauf. 1 Samuel 1Sam 9 29 2 Et satrapæ quidem Philisthiim incedebant in centuriis et millibus: David autem et viri ejus erant in novissimo agmine cum Achis. Als nun die Statthalter der Philister mit ihren Hunderten und Tausenden einherzogen,² David aber mit seinen Leuten im letzten Zuge mit Achis war, 1 Samuel 1Sam 9 29 2 2 Dieselbe Ordnung ward bei den Israeliten beobachtet. Vergl. [1Sam 8,12, 1Sam 18,13]. 1 Samuel 1Sam 9 29 3 Dixeruntque principes Philisthiim ad Achis: Quid sibi volunt Hebræi isti? Et ait Achis ad principes Philisthiim: Num ignoratis David, qui fuit servus Saul regis Israel, et est apud me multis diebus, vel annis, et non inveni in eo quidquam ex die qua transfugit ad me, usque ad diem hanc? sprachen die Fürsten der Philister zu Achis: Was sollen diese Hebräer da? Achis sprach zu den Fürsten der Philister: Kennt ihr David nicht, der ein Diener Sauls, des Königs von Israel, war und viele Tage und Jahre³ bei mir ist, ohne dass ich an ihm etwas auszusetzen gefunden hätte von dem Tage an, an dem er zu mir geflohen ist, bis auf diesen Tag? 1 Samuel 1Sam 9 29 3 3 Besser: Schon zwei Jahre. Vergl. [1Sam 27,7]. 1 Samuel 1Sam 9 29 4 Irati sunt autem adversus eum principes Philisthiim, et dixerunt ei: Revertatur vir iste, et sedeat in loco suo, in quo constituisti eum, et non descendat nobiscum in prlium, ne fiat nobis adversarius, cum prliari cperimus: quomodo enim aliter poterit placare dominum suum, nisi in capitibus nostris? Die Fürsten der Philister aber wurden auf ihn zornig und sprachen zu ihm: Lass den Mann zurückkehren und an dem Orte bleiben, an den du ihn gesetzt hast; er soll nicht mit uns in den Kampf ziehen, damit er sich nicht gegen uns wende, wenn wir den Kampf beginnen; denn womit anders könnte er seinen Herrn versöhnen, als mit unsern Köpfen? [1Chr 12,19] 1 Samuel 1Sam 9 29 5 Nonne iste est David, cui cantabant in choris, dicentes: Percussit Saul in millibus suis, et David in decem millibus suis? Ist dies nicht David, dem im Reigen die Worte zugesungen wurden: Saul hat seine Tausende erschlagen, aber David seine Zehntausende? [1Sam 18,7] 1 Samuel 1Sam 9 29 6 Vocavit ergo Achis David, et ait ei: Vivit Dominus, quia rectus es tu, et bonus in conspectu meo: et exitus tuus, et introitus tuus mecum est in castris: et non inveni in te quidquam mali ex die qua venisti ad me, usque in diem hanc: sed satrapis non places. Da rief Achis den David herbei und sprach zu ihm: So wahr der Herr lebt! du bist aufrichtig und gut in meinen Augen und dein Ausgang und dein Eingang⁴ im Lager bei mir ist mir wohlgefällig und ich habe an dir nichts Böses gefunden von dem Tage an, da du zu mir kamst, bis auf diesen Tag; aber den Statthaltern gefällst du nicht. 1 Samuel 1Sam 9 29 6 4 Alles, was du tust. 1 Samuel 1Sam 9 29 7 Revertere ergo, et vade in pace, et non offendas oculos satraparum Philisthiim. Kehre also um und ziehe hin in Frieden und sei in den Augen der Statthalter der Philister kein Anstoß! 1 Samuel 1Sam 9 29 8 Dixitque David ad Achis: Quid enim feci, et quid invenisti in me servo tuo a die qua fui in conspectu tuo usque in diem hanc, ut non veniam, et pugnem contra inimicos domini mei regis? David sprach zu Achis: Was habe ich denn getan und was hast du an mir, deinem Diener, gefunden von dem Tage an, da ich vor dein Angesicht trat, bis auf diesen Tag, dass ich nicht mitkommen und wider die Feinde meines Herrn, des Königs, kämpfen soll?⁵ 1 Samuel 1Sam 9 29 8 5 David wollte gewiss nicht gegen die Israeliten kämpfen. Sobald er aber einsah, dass er abziehen durfte, bestand er zum Scheine darauf zu bleiben, damit er sich ungern zurückzuziehen schien und desto sicherer allen Verdacht fernhielt. 1 Samuel 1Sam 9 29 9 Respondens autem Achis, locutus est ad David: scio quia bonus es tu in oculis meis, sicut Angelus Dei: sed principes Philisthinorum dixerunt: Non ascendet nobiscum in prlium. Achis aber antwortete und sprach zu David: Ich weiß, dass du in meinen Augen gut bist wie ein Engel Gottes;⁶ aber die Fürsten der Philister haben gesagt: Er soll nicht mit uns in den Kampf ziehen! 1 Samuel 1Sam 9 29 9 6 Auch Achis will David allen Argwohn nehmen, deshalb übertreibt er. 1 Samuel 1Sam 9 0 1 David findet seine Stadt Sikeleg von den Amalekitern geplündert (V. 5), verfolgt auf Gottes Geheiß die Feinde, schlägt sie und nimmt ihnen die Beute wieder ab (V. 20), die er unter den Seinigen verteilt und von welcher er den Ältesten von Juda Geschenke sendet. 1 Samuel 1Sam 9 30 1 Cumque venissent David et viri ejus in Siceleg die tertia, Amalecitæ impetum fecerant ex parte australi in Siceleg, et percusserant Siceleg, et succenderant eam igni. Als nun David und seine Männer am dritten Tage nach Sikeleg kamen, hatten die Amalekiter von der Südseite her Sikeleg angegriffen¹ und hatten es geschlagen und in Brand gesteckt, [1Chr 12,20] 1 Samuel 1Sam 9 30 1 1 Die Amalekiter rächen ihre durch Saul ihnen beigebrachte Niederlage und die Überfälle Davids [1Sam 27,8], von denen Achis nichts wusste. David war wohl längere Zeit von Sikeleg entfernt und kehrte dorthin am dritten Tage zurück, nachdem er sich von Achis verabschiedet. 1 Samuel 1Sam 9 30 10 Persecutus est autem David ipse, et quadringenti viri: substiterant enim ducenti, qui lassi transire non poterant torrentem Besor. David aber setzte die Verfolgung mit vierhundert Mann fort; denn zweihundert waren zurückgeblieben,⁷ weil sie ermüdet waren und den Bach Besor nicht überschreiten konnten. 1 Samuel 1Sam 9 30 10 7 Erschöpft durch lange Märsche und von Vorrat entblößt. [1Chr 12,20] 1 Samuel 1Sam 9 30 11 Et invenerunt virum gyptium in agro, et adduxerunt eum ad David: dederuntque ei panem ut comederet, et biberet aquam, Und sie trafen einen Ägypter auf dem Felde und führten ihn zu David und gaben ihm Brot zu essen und Wasser zu trinken, 1 Samuel 1Sam 9 30 12 Sed et fragmen massæ caricarum, et duas ligaturas uvæ passæ. Quæ cum comedisset, reversus est spiritus ejus, et refocillatus est: non enim comederat panem, neque biberat aquam, tribus diebus et tribus noctibus. auch ein Stück Feigenkuchen und zwei Bündel Rosinen. Als er dies gegessen hatte, kam ihm das Bewusstsein zurück und er erholte sich, denn er hatte drei Tage und drei Nächte hindurch weder Brot gegessen, noch Wasser getrunken. 1 Samuel 1Sam 9 30 13 Dixit itaque ei David: Cujus es tu? vel unde? et quo pergis? Qui ait: Puer gyptius ego sum, servus viri Amalecitæ: dereliquit autem me dominus meus, quia ægrotare cpi nudiustertius. Dann sprach David zu ihm: Wem gehörst du an? woher bist du? und wohin gehst du? Er antwortete: Ich bin ein Ägypter, der Knecht eines Amalekiters; aber mein Herr hat mich zurückgelassen, weil ich vorgestern krank wurde. 1 Samuel 1Sam 9 30 14 Siquidem nos erupimus ad australem plagam Cerethi, et contra Judam, et ad meridiem Caleb, et Siceleg succendimus igni. Wir haben nämlich einen Einfall in das Südland von Cerethi und in Juda und in den Süden von Kaleb gemacht und Sikeleg in Brand gesteckt. 1 Samuel 1Sam 9 30 15 Dixitque ei David: Potes me ducere ad cuneum istum? Qui ait: Jura mihi per Deum, quod non occidas me, et non tradas me in manus domini mei, et ego ducam te ad cuneum istum. Et juravit ei David. Da sprach David zu ihm: Kannst du mich zu dieser Rotte hinführen? Er antwortete: Schwöre mir bei Gott, dass du mich nicht töten und mich nicht in die Hand meines Herrn ausliefern willst,⁸ so werde ich dich zu dieser Rotte hinführen. Und David schwor ihm. 1 Samuel 1Sam 9 30 15 8 Er fürchtet, sterben zu müssen, weil er zum Heere der Feinde gehört. 1 Samuel 1Sam 9 30 16 Qui cum duxisset eum, ecce illi discumbebant super faciem universæ terræ comedentes et bibentes, et quasi festum celebrantes diem, pro cuncta præda, et spoliis quæ ceperant de terra Philisthiim, et de terra Juda. Als er ihn nun dorthin geführt hatte, siehe, da lagerten jene weithin auf dem Boden und aßen und tranken und feierten ein Fest wegen all der Beute und des Raubes, die sie aus dem Lande der Philister⁹ und aus dem Lande Juda weggeschleppt hatten. 1 Samuel 1Sam 9 30 16 9 Cerether. Die Amalekiter waren umso sorgloser als sie meinten, David sei mit den Philistern nach Norden gezogen. 1 Samuel 1Sam 9 30 17 Et percussit eos David a vespere usque ad vesperam alterius diei, et non evasit ex eis quisquam, nisi quadringenti viri adolescentes, qui ascenderant camelos, et fugerant. Und David schlug sie vom Abend an bis zum Abende des andern Tages und es entkam von ihnen nicht einer, außer vierhundert Jünglingen,¹⁰ welche die Kamele bestiegen hatten und geflohen waren. 1 Samuel 1Sam 9 30 17 10 Sept.: Knechte. Die Amalekiter stritten für das Gut und Leben, die Knechte flohen. Die Feinde, welche einen großen Teil der Nacht hindurch gezecht hatten, wurden beim Tagesgrauen vom Schlafe überwältigt angegriffen. 1 Samuel 1Sam 9 30 18 Eruit ergo David omnia, quæ tulerant Amalecitæ, et duas uxores suas eruit. So gewann David alles zurück, was die Amalekiter genommen hatten, und befreite auch seine beiden Frauen. 1 Samuel 1Sam 9 30 19 Nec defuit quidquam a parvo usque ad magnum, tam de filiis quam de filiabus, et de spoliis, et quæcumque rapuerant, omnia reduxit David. Und es fehlte nichts vom Kleinsten bis zum Größten, weder von den Söhnen noch von den Töchtern noch von der Beute¹¹ und David brachte alles, was sie geraubt hatten, zurück. 1 Samuel 1Sam 9 30 19 11 Die eigenen der Amalekiter. 1 Samuel 1Sam 9 30 2 Et captivas duxerant mulieres ex ea, a minimo usque ad magnum: et non interfecerant quemquam, sed secum duxerant, et pergebant itinere suo. Die Frauen, die dort waren, hatten sie gefangen weggeführt, klein und groß;² niemanden aber hatten sie getötet, sondern sie hatten sie mit sich fortgeführt und waren ihres Weges gezogen. 1 Samuel 1Sam 9 30 2 2 Einzig die Frauen waren mit den Kindern zurückgeblieben. 1 Samuel 1Sam 9 30 20 Et tulit universos greges et armenta, et minavit ante faciem suam: dixeruntque: Hæc est præda David. Dann nahm er alle Schafe und Rinder¹² und ließ sie vor sich hertreiben und sie sprachen: Das ist die Beute Davids! 1 Samuel 1Sam 9 30 20 12 Verschieden von den Herden Davids. 1 Samuel 1Sam 9 30 21 Venit autem David ad ducentos viros, qui lassi substiterant, nec sequi potuerant David, et residere eos jusserat in torrente Besor: qui egressi sunt obviam David, et populo qui erat cum eo. Accedens autem David ad populum, salutavit eos pacifice. Als nun David zu den zweihundert Männern kam, welche wegen Müdigkeit zurückgeblieben waren und David nicht hatten folgen können, so dass er sie am Bache Besor hatte bleiben lassen, zogen diese David und dem Volke, das bei ihm war, entgegen. Und David trat der Schar entgegen und bot ihnen den Friedensgruß.¹³ 1 Samuel 1Sam 9 30 21 13 Zum Zeichen, dass er es ihnen nicht zur Schuld rechnet, dass sie ihn nicht begleitet. 1 Samuel 1Sam 9 30 22 Respondensque omnis vir pessimus, et iniquus de viris, qui ierant cum David, dixit: Quia non venerunt nobiscum, non dabimus eis quidquam de præda, quam eruimus: sed sufficiat unicuique uxor sua et filii: quos cum acceperint, recedant. Aber böse und nichtswürdige unter den Männern, die mit David gezogen waren, sprachen: Da sie nicht mit uns gegangen sind, werden wir ihnen nichts von der Beute, die wir gerettet haben, geben, sondern einem jeden mögen sein Weib und seine Kinder genügen; haben sie diese erhalten, so mögen sie gehen! 1 Samuel 1Sam 9 30 23 Dixit autem David: Non sic facietis fratres mei de his, quæ tradidit nobis Dominus, et custodivit nos, et dedit latrunculos, qui eruperant adversum nos, in manus nostras: David aber sprach: Tuet nicht also, meine Brüder, mit dem, was der Herr uns gegeben, der uns behütet und die Räuber, die wider uns ausgezogen waren, in unsere Hand gegeben hat. 1 Samuel 1Sam 9 30 24 Nec audiet vos quisquam super sermone hoc: æqua enim pars erit descendentis ad prlium, et remanentis ad sarcinas, et similiter divident. Auch soll niemand in dieser Sache auf euch hören; denn der, welcher in den Streit zieht, und der, welcher bei dem Gepäcke bleibt, sollen den gleichen Anteil haben und sie sollen gleichmäßig teilen.¹⁴ 1 Samuel 1Sam 9 30 24 14 Seine Gewalt über die Genossen, die sich ihm freiwillig angeschlossen, ist groß. Zu derselben Zeit, wo Saul, nachdem er die Wahrsagerin um Aufschluss über die Zukunft gebeten, mit seiner ganzen Familie durch seine eigene und der Philister Hand fällt, befragt David Gott und trägt den Sieg über die Amalekiter davon. 1 Samuel 1Sam 9 30 25 Et factum est hoc ex die illa, et deinceps constitutum et præfinitum, et quasi lex Israel usque in diem hanc. So ist es denn von jenem Tage an gehalten worden und ist festgesetzt und bestimmt worden als Gesetz in Israel bis auf den heutigen Tag.¹⁵ 1 Samuel 1Sam 9 30 25 15 Die Bestimmungen über gleiche Verteilung der Beute siehe [Num 31,27, Jos 22,8]. Was zuvor für einzelne Fälle vorgeschrieben war, wurde jetzt allgemeines Gesetz. Vergl. [2Makk 8,28] 1 Samuel 1Sam 9 30 26 Venit ergo David in Siceleg, et misit dona de præda senioribus Juda proximis suis, dicens: Accipite benedictionem de præda hostium Domini: Als nun David nach Sikeleg kam, sandte er an die ihm befreundeten Ältesten Judas Geschenke von der Beute und ließ ihnen sagen: Empfanget eine Segenspende von der Beute der Feinde des Herrn!¹⁶ 1 Samuel 1Sam 9 30 26 16 Durch die Sendung dieser Geschenke wollte David die ihm Günstigen in ihrer Treue bestärken, die ihm Abgeneigten durch die Hoffnung auf Gunsterweise anlocken, aller Augen auf seinen Sieg ziehen, der zu der Zeit davon getragen ist, in der Saul Leben und Reich verlor. 1 Samuel 1Sam 9 30 27 His, qui erant in Bethel, et qui in Ramoth ad meridiem, et qui in Jether. Nämlich an die, welche in Bethel¹⁷ waren, und an die in Ramoth im Süden, an die in Jether, 1 Samuel 1Sam 9 30 27 17 Die V. 26 Genannten sind nicht ausschließlich zu nehmen, wie dieser Vers zeigt. Bethel im Stamme Ephraim. Die hier genannten Städte hatten David wohl auf seiner Flucht unterstützt und vielleicht auch von den Amalekitern leiden müssen. 1 Samuel 1Sam 9 30 28 Et qui in Aroer, et qui in Sephamoth, et qui in Esthamo, an die in Aroer, an die in Sephamoth, an die in Esthamo, 1 Samuel 1Sam 9 30 29 Et qui in Rachal, et qui in urbibus Jerameel, et qui in urbibus Ceni, an die in Rachal, an die in den Städten der Jerameeliter, an die in den Städten der Keniter, 1 Samuel 1Sam 9 30 3 Cum ergo venissent David et viri ejus ad civitatem, et invenissent eam succensam igni, et uxores suas, et filios suos, et filias ductas esse captivas, Als nun David und seine Männer zur Stadt kamen³ und sie niedergebrannt fanden und ihre Frauen, ihre Söhne und Töchter gefangen weggeführt, 1 Samuel 1Sam 9 30 3 3 Schließt sich an V. 1 an. 1 Samuel 1Sam 9 30 30 Et qui in Arama, et qui in lacu Asan, et qui in Athach, an die in Arama, an die am See Asan, an die zu Athach, 1 Samuel 1Sam 9 30 31 Et qui in Hebron, et reliquis qui erant in his locis, in quibus commoratus fuerat David ipse, et viri ejus. an die zu Hebron, und an die übrigen, welche an den Orten waren, wo David mit seinen Männern geweilt hatte. 1 Samuel 1Sam 9 30 4 Levaverunt David et populus qui erat cum eo voces suas, et planxerunt donec deficerent in eis lacrimæ. erhoben David und die Leute, welche mit ihm waren, ihre Stimme und weinten, bis sie keine Tränen mehr hatten. 1 Samuel 1Sam 9 30 5 Siquidem et duæ uxores David captivæ ductæ fuerant, Achinoam Jezrahelites, et Abigail uxor Nabal Carmeli. Denn auch Davids beide Frauen waren gefangen weggeführt worden, Achinoam, die Jezrahelitin, und Abigail, die Frau Nabals von Karmel. 1 Samuel 1Sam 9 30 6 Et constristatus est David valde: volebat enim eum populus lapidare, quia amara erat anima uniuscujusque viri super filiis suis, et filiabus: confortatus est autem David in Domino Deo suo. Da kam David in schwere Bedrängnis,⁴ denn das Volk wollte ihn steinigen, weil das Herz eines jeden wegen seiner Söhne und Töchter erbittert war;⁵ aber David fand Stärke durch den Herrn, seinen Gott. 1 Samuel 1Sam 9 30 6 4 Zur Trauer gesellte sich Lebensgefahr. 1 Samuel 1Sam 9 30 6 5 Sie glaubten, dass, wenn David früher gegen die Amalekiter gezogen wäre, diese der Stadt Sikeleg nicht solchen Schaden zugefügt hätten. 1 Samuel 1Sam 9 30 7 Et ait ad Abiathar sacerdotem filium Achimelech: Applica ad me ephod. Et applicavit Abiathar ephod ad David. Und er sprach zu dem Priester Abiathar, dem Sohne Achimelechs: Bringe das Ephod zu mir!⁶ Da brachte Abiathar das Ephod zu David 1 Samuel 1Sam 9 30 7 6 Saul befragt in weit weniger schlimmer Lage die Wahrsagerin, David den Herrn. Die Saul versagte Antwort durch das Ephod wird David gewährt. 1 Samuel 1Sam 9 30 8 Et consuluit David Dominum, dicens: Persequar latrunculos hos, et comprehendam eos, an non? Dixitque ei Dominus: Persequere: absque dubio enim comprehendes eos, et excuties prædam. und David befragte den Herrn und sprach: Soll ich diese Räuber verfolgen und werde ich sie erreichen oder nicht? Der Herr sprach zu ihm: Verfolge sie, denn ohne Zweifel wirst du sie erreichen und ihnen den Raub abjagen! 1 Samuel 1Sam 9 30 9 Abiit ergo David ipse, et sexcenti viri qui erant cum eo, et venerunt usque ad torrentem Besor: et lassi quidam substiterunt. Da zog David mit den sechshundert Mann, die mit ihm waren, hin und sie kamen bis zum Bache Besor; dort blieben einige ermüdet zurück. 1 Samuel 1Sam 9 0 1 c. Zu derselben Zeit schlagen die Philister das Heer Sauls in die Flucht, er selbst findet mit seinen drei ältesten Söhnen den Tod. 1 Samuel 1Sam 9 31 1 Philisthiim autem pugnabant adversum Israel: et fugerunt viri Israel ante faciem Philisthiim, et ceciderunt interfecti in monte Gelboe. Die Philister aber kämpften mit Israel und die Männer Israels flohen vor den Philistern und fielen erschlagen auf dem Berge Gelboe.¹ 1 Samuel 1Sam 9 31 1 1 Vergl. [1Chr 10,1]. Am Tage nach jener Nacht, in der Saul bei der Wahrsagerin in Endor Rat gesucht. 1 Samuel 1Sam 9 31 10 Et posuerunt arma ejus in templo Astaroth, corpus vero ejus suspenderunt in muro Bethsan. Und sie legten seine Waffen in dem Tempel der Astarte nieder,⁷ aber seinen Leichnam hingen sie an der Mauer von Bethsan⁸ auf. 1 Samuel 1Sam 9 31 10 7 In Askalon. 1 Samuel 1Sam 9 31 10 8 Scythopolis. 1 Samuel 1Sam 9 31 11 Quod cum audissent habitatores Jabes Galaad, quæcumque fecerant Philisthiim Saul, Als aber die Einwohner von Jabes Galaad von allem hörten, was die Philister Saul getan hatten, [2Sam 2,4] 1 Samuel 1Sam 9 31 12 Surrexerunt omnes viri fortissimi, et ambulaverunt tota nocte, et tulerunt cadaver Saul, et cadavera filiorum ejus de muro Bethsan: veneruntque Jabes Galaad, et combusserunt ea ibi: machten sich alle tapfern Männer auf, wanderten die ganze Nacht hindurch und nahmen den Leichnam Sauls und die Leichname seiner Söhne von der Mauer von Bethsan ab und kamen nach Jabes Galaad und verbrannten sie daselbst.⁹ 1 Samuel 1Sam 9 31 12 9 Die Fäulnis war schon soweit vorgerückt, dass der Körper nicht gesalbt werden konnte. Um weitere Beschimpfung zu verhüten, ward derselbe unter dem Beistande der Saul zu dank verpflichteten Galaaditer [1Sam 11,1ff] verbrannt. Sonst war das Verbrennen nur bei den Leichen schwerer Verbrecher üblich. [Lev 20,14, Lev 21,9]. Die Gebeine Sauls und Jonathas wurden unter der Tamariske von Jabes begraben und später in das Grab des Stammvaters Kis übertragen. [2Sam 21,12] 1 Samuel 1Sam 9 31 13 Et tulerunt ossa eorum, et sepelierunt in nemore Jabes, et jejunaverunt septem diebus. Und sie nahmen ihre Gebeine und begruben sie im Haine von Jabes und fasteten sieben Tage.¹⁰ 1 Samuel 1Sam 9 31 13 10 Es galt als ein großes Unglück, wurde für einen Verstorbenen die Trauerfeier unterlassen. Die gleiche Zahl der Trauertage ward schon bei Jakob innegehalten. [Gen 50,10] 1 Samuel 1Sam 9 31 2 Irrueruntque Philisthiim in Saul, et in filios ejus, et percusserunt Jonathan, et Abinadab, et Melchisua filios Saul, Und die Philister drangen auf Saul und seine Söhne ein, schlugen Jonathas, Abinadab und Melchisua, die Söhne Sauls,² [1Chr 10,2.3] 1 Samuel 1Sam 9 31 2 2 Vergl. [1Sam 14,49]. 1 Samuel 1Sam 9 31 3 Totumque pondus prlii versum est in Saul: et consecuti sunt eum viri sagittarii, et vulneratus est vehementer a sagittariis. und die ganze Wucht des Kampfes wandte sich gegen Saul und die Pfeilschützen erreichten ihn, so dass er von ihnen schwer verwundet ward.³ 1 Samuel 1Sam 9 31 3 3 Hebr. Syr. Chald.: Er fürchtete sich. 1 Samuel 1Sam 9 31 4 Dixitque Saul ad armigerum suum: Evagina gladium tuum, et percute me; ne forte veniant incircumcisi isti, et interficiant me, illudentes mihi. Et noluit armiger ejus: fuerat enim nimio terrore perterritus; arripuit itaque Saul gladium, et irruit super eum. Da sprach Saul zu seinem Waffenträger: Ziehe dein Schwert und durchbohre mich! dass nicht etwa diese Unbeschnittenen kommen und mich töten und ihren Mutwillen an mir üben. Da aber sein Waffenträger es nicht tun wollte, denn er war vor Schrecken außer sich, nahm Saul sein Schwert und stürzte sich in dasselbe.⁴ [1Chr 10,4] 1 Samuel 1Sam 9 31 4 4 Der Selbstmord ist kein Beweis von Starkmut und Geistesgröße, wohl aber zeigt der diese Tugenden, der dem Unglücke Geduld und Ergebung entgegensetzt und sein Leben zu erhalten sucht, bis Gott es nimmt, der es ihm gegeben. (Aug.) 1 Samuel 1Sam 9 31 5 Quod cum vidisset armiger ejus, videlicet quod mortuus esset Saul, irruit etiam ipse super gladium suum, et mortuus est cum eo. Als nun sein Waffenträger sah, dass Saul tot war, stürzte auch er sich in sein Schwert und starb mit ihm. 1 Samuel 1Sam 9 31 6 Mortuus est ergo Saul, et tres filii ejus, et armiger illius, et universi viri ejus in die illa pariter. So starb Saul und seine drei Söhne und sein Waffenträger und alle seine Leute an diesem Tage allzumal.⁵ 1 Samuel 1Sam 9 31 6 5 Vergl. [1Chr 10,6]. Sein Sohn Isboseth und sein Heerführer Abner wurden gerettet. 1 Samuel 1Sam 9 31 7 Videntes autem viri Israel, qui erant trans vallem, et trans Jordanem, quod fugissent viri Israelitæ, et quod mortuus esset Saul, et filii ejus, reliquerunt civitates suas, et fugerunt: veneruntque Philisthiim, et habitaverunt ibi. Als aber die Männer von Israel, welche jenseits des Tales und auf der andern Seite des Jordans waren, sahen, dass die Israeliten geflohen und dass Saul und seine Söhne gefallen waren, verließen sie ihre Städte und flohen; und die Philister kamen und ließen sich darin nieder. 1 Samuel 1Sam 9 31 8 Facta autem die altera, venerunt Philisthiim, ut spoliarent interfectos, et invenerunt Saul et tres filios ejus jacentes in monte Gelboe. Am andern Tage aber kamen die Philister, um die Erschlagenen auszuplündern, und fanden Saul und seine drei Söhne auf dem Gebirge Gelboe liegen. 1 Samuel 1Sam 9 31 9 Et præciderunt caput Saul, et spoliaverunt eum armis: et miserunt in terram Philisthinorum per circuitum, ut annuntiaretur in templo idolorum, et in populis. Da hieben sie Saul das Haupt ab, nahmen ihm seine Waffen und sandten in das Land der Philister rings umher, damit die Nachricht in den Götzentempeln und vor dem Volke verkündet würde.⁶ 1 Samuel 1Sam 9 31 9 6 Nach [1Chr 10,10] wurde sein Haupt im Dagontempel niedergelegt. 2 Samuel 2Sam 10 0 1 III. Gründung und Bestätigung des ewigen Thrones im Hause David. (Kap. 1,1 20,26) 1. David streitet, nachdem er König von Juda geworden, in langwierigem Kampfe mit dem Hause Sauls um die Herrschaft über die nördlichen Stämme. (1,1 4,12) 1. David wird in Hebron als König von Juda aufgestellt. (1,1 2,7) A. Auf die Nachricht von dem Tode Sauls und Jonathas (V. 10) befiehlt er den sich als den Mörder Sauls Bekennenden zu töten (V. 16) und beklagt den Tod Sauls und Jonathas. 2 Samuel 2Sam 10 1 1 Factum est autem, postquam mortuus est Saul, ut David reverteretur a cæde Amalec, et maneret in Siceleg duos dies. Es geschah aber, nachdem Saul tot war, dass David von dem Siege über die Amalekiter zurückkam und zwei Tage in Sikeleg blieb.¹ 2 Samuel 2Sam 10 1 1 1 Der Text ist nach Sept. so zu ordnen: Es geschah nach Sauls Tode (David aber war zurückgekehrt und bereits zwei Tage in Sikeleg), da kam am dritten Tage. 2 Samuel 2Sam 10 1 10 Stansque super eum, occidi illum: sciebam enim quod vivere non poterat post ruinam: et tuli diadema quod erat in capite ejus, et armillam de brachio illius, et attuli ad te dominum meum huc. Da trat ich zu ihm heran und tötete ihn, denn ich wusste wohl, dass er seinen Fall nicht überleben konnte;⁵ und ich nahm die Krone, die auf seinem Haupte war, und die Spange von seinem Arm und bringe sie hierher zu dir, meinem Herrn. 2 Samuel 2Sam 10 1 10 5 Saul konnte nicht leben, weil er den Philistern nicht zu entfliehen vermochte. Der Amalekiter hatte wohl nichts weiter getan, als dass er diese Gegenstände in der Nacht nach dem Kampfe stahl. Die Armspangen waren je nach Größe und Schönheit Zeichen des Ranges und diese gehörten also zu den königlichen Insignien. Die Eile des Amalekiters zeigt, dass er eine Belohnung erhofft. 2 Samuel 2Sam 10 1 11 Apprehendens autem David vestimenta sua scidit, omnesque viri, qui erant cum eo. Da fasste David seine Kleider und zerriss sie und alle Männer, die bei ihm waren, 2 Samuel 2Sam 10 1 12 Et planxerunt, et fleverunt, et jejunaverunt usque ad vesperam super Saul, et super Jonathan filium ejus, et super populum Domini, et super domum Israel, eo quod corruissent gladio. und sie klagten und weinten⁶ und fasteten bis zum Abend um Saul und um seinen Sohn Jonathas und um das Volk des Herrn und um das Haus Israel, dass sie durch das Schwert gefallen waren.⁷ 2 Samuel 2Sam 10 1 12 6 Die Trauerklage bestand in reden und Ausrufen. [Mi 1,8] 2 Samuel 2Sam 10 1 12 7 Der Vers scheint in indirekter Rede die hauptsächlichen Ausrufe anzuführen. 2 Samuel 2Sam 10 1 13 Dixitque David ad juvenem qui nuntiaverat ei: Unde es tu? Qui respondit: Filius hominis advenæ Amalecitæ ego sum. Und sprach David zu dem Boten: Woher bist du? Er antwortete: Ich bin der Sohn eines Fremdlings, eines Amalekiters.⁸ 2 Samuel 2Sam 10 1 13 8 David wollte wissen, zu welchem Teile des Volkes er gehörte, ob zu dem, welcher außerhalb der Grenzen Judäas wohnend sich mit den Philistern verbündet und Saul in gerechtem Kampfe getötet hatte, oder zu dem, der als Ansiedler im Lande Israel wohnte und gehalten war, den König zu ehren. 2 Samuel 2Sam 10 1 14 Et ait ad eum David: Quare non timuisti mittere manum tuam ut occideres christum Domini? Da sprach David zu ihm: Warum hast du dich nicht gescheut, deine Hand auszustrecken, um den Gesalbten des Herrn zu töten? [Ps 105,15] 2 Samuel 2Sam 10 1 15 Vocansque David unum de pueris suis, ait: Accedens irrue in eum. Qui percussit illum, et mortuus est. Und David rief einen von seinen Leuten und sprach: Auf! und stoße ihn nieder! Und er schlug und tötete ihn.⁹ 2 Samuel 2Sam 10 1 15 9 Jeder Hebräer hatte Recht und Pflicht, den Mord des Gesalbten des Herrn zu rächen. 2 Samuel 2Sam 10 1 16 Et ait ad eum David: Sanguis tuus super caput tuum: os enim tuum locutum est adversum te, dicens: Ego interfeci christum Domini. David aber sprach zu ihm: Dein Blut komme über dein Haupt! denn dein eigener Mund hat gegen dich Zeugnis abgelegt, da du sagtest: Ich habe den Gesalbten des Herrn getötet.¹⁰ 2 Samuel 2Sam 10 1 16 10 War der Amalekiter ein Feind, so büßte er seine Kühnheit, hierher zu kommen, war er ein Ansiedler, so war er sein eigener Ankläger in Kriegszeit. In jedem Falle musste er sich selbst seinen Tod zuschreiben. Vergl. [1Sam 26,9]. 2 Samuel 2Sam 10 1 17 Planxit autem David planctum hujuscemodi super Saul, et super Jonathan filium ejus, Und David sang diesen Klagegesang¹¹ über Saul und über seinen Sohn Jonathas 2 Samuel 2Sam 10 1 17 11 Ein Teil der Klage von V. 12 dauerte bis zum Abend. 2 Samuel 2Sam 10 1 18 (Et præcepit ut docerent filios Juda arcum, sicut scriptum est in Libro justorum.) Et ait: Considera Israel pro iis, qui mortui sunt super excelsa tua vulnerati. (und befahl, die Söhne Judas das Lied vom Bogen zu lehren, wie geschrieben¹² steht im Buche der Gerechten). Und er lautet: Gedenke derer, Israel, die auf deinen Höhen ihren Wunden erlegen sind!¹³ 2 Samuel 2Sam 10 1 18 12 Das Wort: wie geschrieben bezieht sich entweder auf den Bogen oder auf die Klage oder auf beides. Das Buch der gerechten wird [Jos 10,13] erwähnt, nach einigen ist dasselbe eine Hymnensammlung. Aus der vorstehenden Anführung ist klar, dass das Buch der Könige aus mehreren prophetischen Büchern zusammengestellt ist. (Theodoret) Der Verfasser fand den Gesang wohl nicht in seinen Quellen und übernahm ihn aus dem angeführten Buche. Der Gesang beginnt V. 19. Bogen bezeichnet wohl den Titel des Liedes. So ward Saul nach seinem Tode von dem am tiefsten betrauert, den er lebend am meisten gehasst. (Vergl. auch [Lk 19,41, Mt 23,37].) Man kann das Lied der Form nach in fünf Strophen zerlegen, dem Inhalte nach in drei Teile: Schmerz über Saul und Jonathas (V. 19 24), über Jonathas. (V. 25 26) Allgemeiner Nachhall der Klage. (V. 27 Vergl. [Klgl 1, Klgl 2, Klgl 4, Jes 14]) 2 Samuel 2Sam 10 1 18 13 Überschrift: Ordne Trauerdienst an, o Israel, für die Toten, die auf deinen Höhen erschlagen liegen. Oder: Entbiete zur Trauerfeier, o Israel, wegen der Toten usw. Wie sind die Helden gefallen! 2 Samuel 2Sam 10 1 19 Inclyti, Israel, super montes tuos interfecti sunt: quo modo ceciderunt fortes? Die Herrlichsten, o Israel! sind auf deinen Bergen erschlagen. Wie sind sie gefallen, die Helden!¹⁴ 2 Samuel 2Sam 10 1 19 14 Der zweite Teil des Verses ist eine Doppelübersetzung, welche aus der Sept. durch die Itala in die Vulg. gedrungen ist. 2 Samuel 2Sam 10 1 2 In die autem tertia apparuit homo veniens de castris Saul veste conscissa, et pulvere conspersus caput: et ut venit ad David, cecidit super faciem suam, et adoravit. Da erschien am dritten Tage ein Mann, der vom Lager Sauls kam, mit zerrissenem Kleide und das Haupt mit Asche bestreut. Als dieser zu David kam, warf er sich ehrerbietig auf sein Angesicht nieder. 2 Samuel 2Sam 10 1 20 Nolite annuntiare in Geth, neque annuntietis in compitis Ascalonis: ne forte lætentur filiæ Philisthiim, ne exsultent filiæ incircumcisorum. Erzählet es nicht in Geth, verkündet es nicht auf den Straßen von Askalon,¹⁵ dass sich die Töchter der Philister nicht etwa freuen, dass die Töchter der Unbeschnittenen nicht frohlocken! 2 Samuel 2Sam 10 1 20 15 Diese zwei werden unter den Fünfstädten der Philister erwähnt, vielleicht weil sie David zunächst lagen. Die zu Haus zurückgelassenen Frauen waren um den Ausgang der Schlachten besorgt [Ri 5,28] und feierten die errungenen Siege. [1Sam 18,6] 2 Samuel 2Sam 10 1 21 Montes Gelboe, nec ros, nec pluvia veniant super vos, neque sint agri primitiarum: quia ibi abjectus est clypeus fortium, clypeus Saul, quasi non esset unctus oleo. Berge von Gelboe! nicht Tau, nicht Regen falle auf euch, noch mögen die Äcker Erstlinge¹⁶ tragen; denn dort ward weggeworfen der Schild der Helden, der Schild Sauls, als wäre er nicht mit Öl gesalbt!¹⁷ 2 Samuel 2Sam 10 1 21 16 Die Äcker, welche Opfergaben hervorbringen, die Erstlinge. 2 Samuel 2Sam 10 1 21 17 Nach anderen hebr.: Verdorre, Gelboe, nicht komme Tau, noch Regen über dich! Ihr Todesgefilde! Denn dort war besudelt ein Heldenschild und einer, noch nicht mit Öl gesalbt (Jonathas) mit dem Blute der Erschlagenen, mit dem Marke der Männer. 2 Samuel 2Sam 10 1 22 A sanguine interfectorum, ab adipe fortium, sagitta Jonathæ nunquam rediit retrorsum, et gladius Saul non est reversus inanis. Ohne Blut der Erschlagenen, ohne Fett der Helden kehrte der Pfeil Jonathas niemals zurück und nicht kam das Schwert Sauls ohne Streich zurück. 2 Samuel 2Sam 10 1 23 Saul et Jonathas amabiles, et decori in vita sua, in morte quoque non sunt divisi: aquilis velociores, leonibus fortiores. Saul und Jonathas, liebenswürdig und stattlich in ihrem Leben, sind auch im Tode nicht getrennt; sie, schneller als Adler, stärker als Löwen.¹⁸ 2 Samuel 2Sam 10 1 23 18 Nach anderen: Jonathas Bogen kehrte nicht beutelos zurück und Sauls Schwert kam nicht leer heim. Saul und Jonathas, die Geliebten, die Trefflichen, bleiben im Leben und Tode vereint. Die Adlerschnellen, die Löwenstarken. (Refrain: Wie sind die Helden gefallen!) 2 Samuel 2Sam 10 1 24 Filiæ Israel super Saul flete, qui vestiebat vos coccino in deliciis, qui præbebat ornamenta aurea cultui vestro. Töchter Israels, weinet um Saul, der euch mit Purpur kleidete in Wonne, der euch goldene Kleinode gab zu eurem Schmucke.¹⁹ 2 Samuel 2Sam 10 1 24 19 Saul, der euch in Purpur und bunte Gewänder kleidete, der mit Goldschmuck eure Kleider zierte. Wie sind die Helden gefallen inmitten des Kampfes! 2 Samuel 2Sam 10 1 25 Quo modo ceciderunt fortes in prlio! Jonathas in excelsis tuis occisus est! Wie sind die Helden gefallen im Kampfe! Jonathas auf deinen Höhen erschlagen! 2 Samuel 2Sam 10 1 26 Doleo super te frater mi Jonatha decore nimis, et amabilis super amorem mulierum. Sicut mater unicum amat filium suum, ita ego te diligebam. Wie bitter ist mein Schmerz um dich, mein Bruder Jonathas! voll Anmut warst du und liebenswürdiger als Frauenliebe!²⁰ Wie eine Mutter ihren einzigen Sohn liebt, so habe ich dich geliebt! 2 Samuel 2Sam 10 1 26 20 Du warst mir hold gar sehr. Höher ging mir deine Liebe als Frauenliebe. Die Gattenliebe ist in der natürlichen Ordnung eine der edelsten. Die folgenden Worte über die Mutter sind eine Glosse, welche durch die Unachtsamkeit der Abschreiber in den Text geraten ist. 2 Samuel 2Sam 10 1 27 Quo modo ceciderunt robusti, et perierunt arma bellica? Wie sind sie gefallen, die Starken, die Wehren des Krieges dahingeschwunden!²¹ 2 Samuel 2Sam 10 1 27 21 So war denn der König dahin, den Israel sich vom Herrn erzwungen. (Gabaa die Stadt des Fluches. [Ri 19]. Vergl. [1Sam 8,7.22]) Gott war gegen ihn als König streng, gegen Saul als Menschen voller Milde. [1Sam 13,13] Wohl werden Sauls Nachkommen von der Nachfolge ausgeschlossen, doch hat Gott den Nachfolger Saul gleichsam zum Schwiegersohn aufgedrängt. [1Sam 17,25, 1Sam 18,17.20] Es lag damals in Sauls Hand, sein ganzes Leben in Frieden zu verbringen und dann selbst das Reich seinem Schwiegersohn und dessen Nachkommen zu übergeben, während er seinen eigenen Kindern und Kindeskindern die höchsten Ehrenstellen an Davids Hofe vorbehielt. Dies erkannte Jonathas. [1Sam 23,17] Obgleich ferner Saul gesagt ward, dass er als König verworfen sei, herrschte er doch so lange wie David, 40 Jahre. ([Apg 13,21] Vergl. aber [Apg 13,Anm.1].) So streng Gottes Ausspruch auch war, so mild ward er doch ausgeführt. Doch Saul erkannte Gottes Langmut gegen ihn nicht und bemühte sich, David zu vernichten und seiner Familie die Königswürde zu erhalten. Obgleich er immer tiefer sank (vergl. [1Sam 16,14]), hatte er dennoch zwei Schutzwehren, den Propheten Samuel, der bei Gott für ihn bat [1Sam 15,35], und David, der äußere Feinde abhielt. Als der Prophet starb, sah Saul, dass ihm eine Grundsäule seines Thrones genommen. Deshalb seine Bemühungen, den Verstorbenen zu gewinnen, indem er Zauberer und Wahrsager verfolgte und selbst die Gabaoniten vertilgte. Da aber um diese Zeit seine Verfolgungen gegen David wieder begannen, verließ dieser das jüdische Land und wenige Monate darauf eilten die Philister herbei. Da versucht Saul Samuel durch Beschwörung zu sprechen und fällt dem Tode für dieses Verbrechen anheim. 2 Samuel 2Sam 10 1 3 Dixitque ad eum David: Unde venis? Qui ait ad eum: De castris Israel fugi. David sprach zu ihm: Woher kommst du? Er antwortete ihm: Ich bin aus dem Heerlager Israels geflohen. 2 Samuel 2Sam 10 1 4 Et dixit ad eum David: Quod est verbum quod factum est? indica mihi. Qui ait: Fugit populus ex prlio, et multi corruentes e populo mortui sunt: sed et Saul et Jonathas filius ejus interierunt. Da sprach David zu ihm: Wie ist es dort ergangen? Gib mir Kunde. Er sprach: Das Volk ist aus der Schlacht geflohen und viele aus dem Volke sind gefallen und umgekommen, aber auch Saul und sein Sohn Jonathas sind tot.² 2 Samuel 2Sam 10 1 4 2 Jonathas war David der liebste und die letzte Stütze des Hauses Saul. 2 Samuel 2Sam 10 1 5 Dixitque David ad adolescentem, qui nuntiabat ei: Unde scis quia mortuus est Saul, et Jonathas filius ejus? David sprach zu dem Boten: Woher weißt du, dass Saul und sein Sohn Jonathas tot sind? 2 Samuel 2Sam 10 1 6 Et ait adolescens, qui nuntiabat ei: Casu veni in montem Gelboe, et Saul incumbebat super hastam suam: porro currus et equites appropinquabant ei, Der Bote antwortete: Ich kam zufällig auf das Gebirge Gelboe, dort lehnte Saul sich auf seinen Speer, während die Wagen und Reiter auf ihn eindrangen,³ 2 Samuel 2Sam 10 1 6 3 Es ist wenig wahrscheinlich, was der Amalekiter sagt. 2 Samuel 2Sam 10 1 7 Et conversus post tergum suum, vidensque me vocavit. Cui cum respondissem: Adsum: und indem er sich umschaute, erblickte er mich und rief mir zu. Als ich ihm antwortete: Hier bin ich! 2 Samuel 2Sam 10 1 8 Dixit mihi: Quisnam es tu? Et aio ad eum: Amalecites ego sum. sprach er zu mir: Wer bist du? Ich antwortete ihm: Ich bin ein Amalekiter.⁴ 2 Samuel 2Sam 10 1 8 4 Der Bote lügt in der Angabe seines Vaterlandes, also ist er auch im Übrigen nicht aufrichtig und wendet alles zu seinem Nutzen. Aus seiner Erzählung folgt also nichts gegen den Bericht [1Sam 31]. 2 Samuel 2Sam 10 1 9 Et locutus est mihi: Sta super me, et interfice me: quoniam tenent me angustiæ, et adhuc tota anima mea in me est. Da sprach er zu mir: Komm her zu mir und töte mich, denn Angst hat mich erfasst und das Leben ist noch ganz in mir. 2 Samuel 2Sam 10 0 1 B. Auf Gottes Geheiß zieht David nach Hebron, wird dort zum König von Juda gesalbt und belobt die Einwohner von Jabes Galaad, welche Saul begraben haben. (V. 7) 2. Kampf mit dem Hause Sauls um die Herrschaft über die nördlichen Stämme. (2,8 4,12) A. Abner, der Feldherr Sauls, macht Isboseth, den vierten Sohn Sauls, zum Könige über die Stämme. (V. 11) Bei dem Versuche, auch Juda zu unterwerfen, wird er von Joab besiegt, dessen Bruder Asael er auf der Flucht tötet. 2 Samuel 2Sam 10 2 1 Igitur post hæc consuluit David Dominum, dicens: Num ascendam in unam de civitatibus Juda? Et ait Dominus ad eum: Ascende. Dixitque David: Quo ascendam? Et respondit ei: In Hebron. Hierauf befragte David den Herrn und sprach: Soll ich in eine von den Städten Judas hinaufziehen?¹ Und der Herr sprach zu ihm: Ziehe hinauf! David sprach: Wohin soll ich ziehen? Und er antwortete ihm: Nach Hebron.² 2 Samuel 2Sam 10 2 1 1 Er fragt, ob er, ohne Verdacht bei den Philistern zu erregen oder auf alte Feindschaft bei den Israeliten zu treffen, hinaufziehen kann. Er galt als Diener des Königs Achis, der nichts vermutete [2Sam 5,17], und als Mitstreiter gegen die Hebräer. [1Sam 27,10] In des Königs Interesse also schien er zu handeln, wenn er nach Süden zog. Die frühere Salbung in Hebron war nicht verdächtig, da sie nur die Uneinigkeit unter den Israeliten zu mehren schien. Erst als alle Israeliten in Hebron erschienen und David zum König salbten, sammelten die Philister ein Heer und zogen gegen den Nachfolger Sauls. Die Blutsgemeinschaft, so viele Stammesgenossen [1Sam 22,1] und der Beistand so vieler anderer tapferer Männer [1Chr 12], seine frühere Gunst bei allen [1Sam 18,5], die das unverschuldete Unglück nicht gemindert, die gegen die Feinde geleistete Hilfe [1Sam 25,15, 1Sam 27,8], Geschenke an die Ältesten [1Sam 30,26], die Gunst des verstorbenen Samuel, die Anwesenheit des Propheten Gad und des Hohenpriesters Abiathar, seine eigene Klugheit und Tapferkeit, wie endlich die Psalmen, die bereits in aller Munde waren, empfahlen ihn. 2 Samuel 2Sam 10 2 1 2 Hebron lag von Sikeleg etwa 9 Stunden entfernt und war die nächste größere Stadt von Judäa, mitten im Stamme gelegen, doppelt heilig als Priesterstadt und als Zufluchtsstätte [Jos 20], dazu Grabstätte Abrahams, Saras, Isaaks, Jakobs und Lias. [Gen 49,29] Der noch eben Verbannte zieht in sie Stadt der Zuflucht, nimmt seinen Sitz mit den Priestern und dem Ephod in der Stadt der Priester und weiht das Juda verheißene Zepter bei dem Grabe der Patriarchen. 2 Samuel 2Sam 10 2 10 Quadraginta annorum erat Isboseth filius Saul cum regnare cpisset super Israel, et duobus annis regnavit: sola autem domus Juda sequebatur David. Vierzig Jahre war Isboseth, der Sohn Sauls, alt, als er König ward über Israel und er herrschte zwei Jahre;¹⁰ einzig aber das Haus Juda hielt zu David. 2 Samuel 2Sam 10 2 10 10 Er scheint etwas schwachgeistig gewesen zu sein. Nicht sofort nach seinem Tode [2Sam 5,1] kam das Reich an David, sondern erst nach fünf Jahren. [2Sam 5,5] 2 Samuel 2Sam 10 2 11 Et fuit numerus dierum, quos commoratus est David, imperans in Hebron super domum Juda, septem annorum, et sex mensium. Die Zahl der Tage, welche David in Hebron lebte als König über das Haus Juda, waren sieben Jahre und sechs Monate. 2 Samuel 2Sam 10 2 12 Egressusque est Abner filius Ner, et pueri Isboseth filii Saul de Castris in Gabaon. Und Abner, der Sohn Ners, zog mit den Leuten Isboseths, des Sohnes Sauls, aus der Lagerstadt nach Gabaon.¹¹ 2 Samuel 2Sam 10 2 12 11 Von Mahanaim. David griff nicht an, sondern verteidigte sich. Abner ist ein ruhiger Mann, der kein Blutvergießen liebt und Frieden will. (Vergl. [2Sam 3,12].) Vielleicht sucht er auch hier eine friedliche Verständigung, wenigstens weisen die Ausdrücke V. 13: sie lagerten sich und V. 14: Kampfspiel halten darauf hin: Die Auserwählten sollten ohne wahren Kampf ihre Geschicklichkeit im Waffengebrauche zeigen und durch die Vereinigung versöhnt werden. Joab ist stets heftig und grausam. Er nimmt den Vorschlag hinterlistig an und lässt, um jeden friedlichen Ausgang fern zu halten, mit scharfen Waffen kämpfen. (V. 16) 2 Samuel 2Sam 10 2 13 Porro Joab filius Sarviæ, et pueri David egressi sunt, et occurrerunt eis juxta piscinam Gabaon. Et cum in unum convenissent, e regione sederunt: hi ex una parte piscinæ, et illi ex altera. Ebenso zogen Joab, der Sohn Sarvias, und die Diener Davids aus und stießen auf sie bei dem Teiche von Gabaon. Als sie sich dort getroffen hatten, lagerten sie sich einander gegenüber, die einen auf der einen Seite des Teiches, die anderen auf der anderen.¹² 2 Samuel 2Sam 10 2 13 12 Nach [Jer 41,12] war der See sehr groß. 2 Samuel 2Sam 10 2 14 Dixitque Abner ad Joab: Surgant pueri, et ludant coram nobis. Et respondit Joab: Surgant. Da sprach Abner zu Joab: Lass einige Jünglinge hervortreten und vor uns ein Kampfspiel halten!¹³ Joab antwortete: Sie mögen hervortreten! 2 Samuel 2Sam 10 2 14 13 Vielleicht wollte er, sich offenem Kampfe entziehend, in der Nacht entweichen. 2 Samuel 2Sam 10 2 15 Surrexerunt ergo, et transierunt numero duodecim de Benjamin, ex parte Isboseth filii Saul, et duodecim de pueris David. Sie traten also hervor und es gingen zwölf an der Zahl von Benjamin, von der Seite Isboseths, des Sohnes Sauls, und zwölf von den Leuten Davids einander entgegen.¹⁴ 2 Samuel 2Sam 10 2 15 14 Auf die dritte Seite des Teiches. 2 Samuel 2Sam 10 2 16 Apprehensoque unusquisque capite comparis sui, defixit gladium in latus contrarii, et ceciderunt simul: vocatumque est nomen loci illius: Ager robustorum, in Gabaon, Ein jeder ergriff den Kopf des andern und stieß dem Gegner das Schwert in die Seite und sie fielen mitsammen¹⁵ und man nannte den Namen dieses Ortes Heldenacker¹⁶ bei Gabaon. 2 Samuel 2Sam 10 2 16 15 Das Hebr. kann auch übersetzt werden: Sie packten gegenseitig das Haupt des Gegners und stießen ihr Schwert in seine Seite und sie fielen zugleich. Wie es scheint, wurden Abners Leute so besiegt. 2 Samuel 2Sam 10 2 16 16 Diese Kampfesweise war neu, deshalb nannte man die Stätte. Acker der packenden. (Hebr.) Es kommt zum allgemeinen Kampfe. 2 Samuel 2Sam 10 2 17 Et ortum est bellum durum satis in die illa: fugatusque est Abner, et viri Israel a pueris David. Da entspann sich an jenem Tage ein sehr harter Streit, und Abner und die Männer von Israel wurden von den Leuten Davids in die Flucht geschlagen. 2 Samuel 2Sam 10 2 18 Erant autem ibi tres filii Sarviæ, Joab, et Abisai, et Asael: porro Asael cursor velocissimus fuit, quasi unus de capreis, quæ morantur in silvis. Nun waren daselbst drei Söhne Sarvias: Joab, Abisai und Asael; Asael war ein sehr schneller Läufer, wie eines von den Rehen, welche sich in den Wäldern aufhalten. 2 Samuel 2Sam 10 2 19 Persequebatur autem Asael Abner, et non declinavit ad dexteram neque ad sinistram omittens persequi Abner. Und Asael verfolgte den Abner, ohne zur Rechten oder zur Linken abzuweichen und ohne von der Verfolgung Abners abzulassen.¹⁷ 2 Samuel 2Sam 10 2 19 17 Der Tod Asaels wird besonders erzählt, weil er zu Abners Tode Ursache ward. Über Sarvia siehe [1Chr 2,16]. Auf Seiten Abners zeigt sich ein gewisser Edelmut, auf Seiten der Söhne Sarvias Härte. [2Sam 3,39] 2 Samuel 2Sam 10 2 2 Ascendit ergo David, et duæ uxores ejus, Achinoam Jezrahelites, et Abigail uxor Nabal Carmeli: So zog David denn mit seinen beiden Frauen, Achinoam, der Jezrahelitin, und Abigail, dem Weibe Nabals von Karmel, hinauf, 2 Samuel 2Sam 10 2 20 Respexit itaque Abner post tergum suum, et ait: Tune es Asael? Qui respondit: Ego sum. Da schaute Abner um sich und sprach: Bist du Asael? Er antwortete: Ich bin es. 2 Samuel 2Sam 10 2 21 Dixitque ei Abner: Vade ad dextram, sive ad sinistram, et apprehende unum de adolescentibus, et tolle tibi spolia ejus. Noluit autem Asael omittere quin urgeret eum. Abner sprach zu ihm: Wende dich zur Rechten oder zur Linken und greife einen von den jungen Leuten und nimm dir dessen Rüstung! Aber Asael wollte nicht aufhören, auf ihn einzudringen. 2 Samuel 2Sam 10 2 22 Rursumque locutus est Abner ad Asael: Recede, noli me sequi, ne compellar confodere te in terram, et levare non potero faciem meam ad Joab fratrem tuum. Da sprach Abner nochmals zu Asael: Lass ab und verfolge mich nicht, dass ich nicht gezwungen sei, dich zu Boden zu strecken; denn ich könnte mein Angesicht nicht mehr zu deinem Bruder Joab erheben. 2 Samuel 2Sam 10 2 23 Qui audire contempsit, et noluit declinare: percussit ergo eum Abner aversa hasta in inguine, et transfodit, et mortuus est in eodem loco: omnesque qui transibant per locum illum, in quo ceciderat Asael, et mortuus erat, subsistebant. Da er es aber verschmähte, auf ihn zu hören und nicht weichen wollte, wandte Abner seinen Speer und stieß ihn damit in den Unterleib und durchbohrte ihn,¹⁸ und er starb an derselben Stelle und alle, die an dem Orte vorüberkamen, an dem Asael gefallen und gestorben war, blieben stehen.¹⁹ 2 Samuel 2Sam 10 2 23 18 Die Lanze hatte unten eine Spitze, mit der sie in die Erde gestoßen ward. [1Sam 26,7] So wollte er wohl zeigen, dass er mehr aus Zufall als aus Verdacht getötet, oder dass der Jüngling nicht wert war, durch die Lanze zu sterben, da er auf ihn nicht hörte. 2 Samuel 2Sam 10 2 23 19 Kurze Zeit, um ihn anzuschauen. 2 Samuel 2Sam 10 2 24 Persequentibus autem Joab, et Abisai fugientem Abner, sol occubuit: et venerunt usque ad Collem aquæductus, qui est ex adverso vallis itineris deserti in Gabaon. Während aber Joab und Abisai dem flüchtigen Abner nachsetzten, ging die Sonne unter und sie kamen bis zu dem Hügel der Wasserleitung, der dem Tale gegenüber liegt am Wege nach der Wüste von Gabaon. 2 Samuel 2Sam 10 2 25 Congregatique sunt filii Benjamin ad Abner: et conglobati in unum cuneum, steterunt in summitate tumuli unius. Da sammelten sich die Söhne Benjamins um Abner und bildeten einen geschlossenen Haufen und stellten sich auf der Spitze eines Hügels auf. 2 Samuel 2Sam 10 2 26 Et exclamavit Abner ad Joab, et ait: Num usque ad internecionem tuus mucro desæviet? an ignoras quod periculosa sit desperatio? usquequo non dicis populo ut omittat persequi fratres suos? Und Abner rief Joab an und sprach: Soll dein Schwert bis zur Vernichtung wüten? Weißt du nicht, dass die Verzweiflung gefährlich ist?²⁰ wie lange soll es noch dauern, bis du dem Volke sagst, dass es ablasse, seine Brüder zu verfolgen? 2 Samuel 2Sam 10 2 26 20 Hebr.: Dass zuletzt Erbitterung entsteht. 2 Samuel 2Sam 10 2 27 Et ait Joab: Vivit Dominus, si locutus fuisses, mane recessisset populus persequens fratrem suum. Joab antwortete: So wahr der Herr lebt, hättest du geredet,²¹ das Volk hätte seit dem Morgen schon abgelassen, seine Brüder zu verfolgen! 2 Samuel 2Sam 10 2 27 21 Hebr.: Hättest du nicht geredet, zum Einzelkampfe herausgefordert, so wäre die Kampflust nicht so entbrannt. 2 Samuel 2Sam 10 2 28 Insonuit ergo Joab buccina, et stetit omnis exercitus, nec persecuti sunt ultra Israel, neque iniere certamen. Hierauf ließ Joab in die Posaune stoßen, da blieb das ganze Heer stehen und sie verfolgten Israel nicht weiter und standen vom Kampfe ab. 2 Samuel 2Sam 10 2 29 Abner autem et viri ejus abierunt per campestria, tota nocte illa: et transierunt Jordanem, et lustrata omni Bethhoron, venerunt ad Castra. Abner aber und seine Mannen zogen durch die Ebene diese ganze Nacht hindurch, alsdann überschritten sie den Jordan und durchzogen ganz Bethhoron und kamen in die Lagerstadt.²² 2 Samuel 2Sam 10 2 29 22 Mahanaim. Bethhoron lag jenseits des Jordans, Mahanaim diesseits. 2 Samuel 2Sam 10 2 3 Sed et viros, qui erant cum eo, duxit David singulos cum domo sua: et manserunt in oppidis Hebron. aber auch seine Leute nahm David alle mit sich, samt ihren Familien, und sie ließen sich in den Ortschaften von Hebron nieder. 2 Samuel 2Sam 10 2 30 Porro Joab reversus, omisso Abner, congregavit omnem populum: et defuerunt de pueris David decem et novem viri, excepto Asaele. Als nun Joab, von Abner ablassend, zurückgekehrt war, sammelte er das ganze Volk und es fehlten von den Leuten Davids neunzehn Mann außer Asael. 2 Samuel 2Sam 10 2 31 Servi autem David percusserunt de Benjamin, et de viris, qui erant cum Abner trecentos sexaginta, qui et mortui sunt, Die Leute Davids aber hatten von Benjamin und von den Männern, die bei Abner waren, dreihundert und sechzig erschlagen, die den Tod erlitten. 2 Samuel 2Sam 10 2 32 Tuleruntque Asael, et sepelierunt eum in sepulcro patris sui in Bethlehem: et ambulaverunt tota nocte Joab et viri qui erant cum eo, et in ipso crepusculo pervenerunt in Hebron. Und sie nahmen Asael und begruben ihn im Grabe seines Vaters in Bethlehem; dann gingen Joab und die Männer, die bei ihm waren, die ganze Nacht hindurch und kamen, als der Morgen anbrach, nach Hebron.²³ 2 Samuel 2Sam 10 2 32 23 Joab ward wohl von abergläubischer Furcht von dem Orte weggetrieben, an dem viele Israeliten auf so ungewöhnliche Weise (V. 16) erlagen. Auch wusste er, dass nun jede Hoffnung auf Frieden entschwunden war (vergl. [2Sam 3,1]), und wollte David benachrichtigen. 2 Samuel 2Sam 10 2 4 Veneruntque viri Juda, et unxerunt ibi David ut regnaret super domum Juda. Et nuntiatum est David, quod viri Jabes Galaad sepelissent Saul. Da kamen die Männer von Juda und salbten David daselbst zum Könige über das Haus Juda.³ Und man berichtete David,⁴ dass die Männer von Jabes Galaad Saul begraben hätten. [1Makk 2,57, 2Sam 5,3] 2 Samuel 2Sam 10 2 4 3 Zum ersten Male wird David gesalbt [1Sam 16] aber insgeheim, gleichsam zur Erklärung des göttlichen Willens, dass er einst König werden soll. Die zweite und [2Sam 5,3] die dritte Salbung als König über Israel geschah mit Zustimmung des Volkes, gab ihm Untergebene und die Ausübung der Herrschaft. Auch Saul ward vielleicht zweimal gesalbt. [1Sam 10,1] und [1Sam 11,15]. 2 Samuel 2Sam 10 2 4 4 Da David über Sauls Tod eine Trauerfeier anstellte, forschte er wohl selbst, ob demselben ein Begräbnis zu teil geworden. 2 Samuel 2Sam 10 2 5 Misit ergo David nuntios ad viros Jabes Galaad, dixitque ad eos: Benedicti vos Domino, qui fecistis misericordiam hanc cum domino vestro Saul, et sepelistis eum. Da sandte David Boten zu den Männern von Jabes Galaad und ließ ihnen sagen: Gesegnet seiet ihr von dem Herrn,⁵ dass ihr diese Barmherzigkeit an Saul, euerm Herrn, getan und ihn begraben habt! 2 Samuel 2Sam 10 2 5 5 Als ob sie David einen Dienst erwiesen. So zeigt er zugleich, dass er den Freunden des Gefallenen nicht Feind sein werde. 2 Samuel 2Sam 10 2 6 Et nunc retribuet vobis quidem Dominus misericordiam et veritatem: sed et ego reddam gratiam, eo quod fecistis verbum istud. Der Herr zwar wird euch die Barmherzigkeit und Treue vergelten, aber auch ich will euch Dank dafür erzeigen, dass ihr dies getan habt. 2 Samuel 2Sam 10 2 7 Confortentur manus vestræ, et estote filii fortitudinis: licet enim mortuus sit dominus vester Saul, tamen me unxit domus Juda in regem sibi. So mögen nun eure Hände stark sein⁶ und ihr euch als tapfere Männer zeigen; denn wenn auch Saul, euer Herr, gestorben, so hat doch das Haus Juda mich zum Könige über sich gesalbt. 2 Samuel 2Sam 10 2 7 6 Die Hände lösen sich vor Schrecken und werden durch Beruhigung gestärkt. Ursache des Schreckens ist der Tod des Königs. Der Stamm Juda hatte David für sich zum Könige gesalbt, nicht für die anderen, doch die Tatsache, dass er in Juda herrschte, musste die anderen Stämme anregen, ihn anzuerkennen. Diese Botschaft, durch welche er Jabes Galaad, die stärkste Stadt jenseits des Jordans, zu eben der Zeit zu gewinnen suchte, wo Abner die Galaaditen auf Isboseths Seite zu gewinnen bemüht war, war sehr klug. 2 Samuel 2Sam 10 2 8 Abner autem filius Ner, princeps exercitus Saul, tulit Isboseth filium Saul, et circumduxit eum per Castra, Abner aber, der Sohn Ners, der Heerführer Sauls, nahm Isboseth, den Sohn Sauls, und führte ihn in der Lagerstadt⁷ herum, 2 Samuel 2Sam 10 2 8 7 Jenseits des Jordans, nördlich von der Furt des Jabok [Gen 32,2], im Stamme Gad. Isboseth war lediglich ein Werkzeug in Abners Hand, seines Feldhauptmannes. Nicht das ganze Heer war in Gelboe vernichtet. [1Sam 31,6] 2 Samuel 2Sam 10 2 9 Regemque constituit super Galaad et super Gessuri, et super Jezrahel, et super Ephraim, et super Benjamin, et super Israel universum. und setzte ihn als König über Galaad und über Gessuri⁸ und über Jezrahel und über Ephraim und über Benjamin und über das gesamte Israel ein.⁹ 2 Samuel 2Sam 10 2 9 8 Eigentlich Assuri, Gebiet der Stadt Assur im halben Stamme Manasse, jenseits des Jordans. Der Name Isboseth (Mann der Schande) wurde ihm statt Esbaal (Verbrenner des Baal [1Chr 8,33, 1Chr 9,39]) beigelegt. 2 Samuel 2Sam 10 2 9 9 Nach und nach in der angegebenen Reihenfolge. Jezrahel steht für den Stamm Issachar. 2 Samuel 2Sam 10 0 1 B. Ein langwieriger Krieg entsteht daraus, während David in Hebron wohnt und seine Familie sich mehrt. (V. 5) Abner leitet das Haus Sauls (V. 6), bis er, sich von Isboseth beleidigt glaubend, (V. 11) mit David Frieden schließt. (V. 21) Joab tötet ihn (V. 30) ohne Vorwissen Davids, der Abners Tod bitter beklagt. 2 Samuel 2Sam 10 3 1 Facta est ergo longa concertatio inter domum Saul, et inter domum David: David proficiscens, et semper seipso robustior, domus autem Saul decrescens quotidie. Die Fehde also zwischen dem Hause Sauls und dem Hause Davids wurde langwierig und David nahm zu und ward immer stärker, das Haus Sauls aber nahm täglich ab. 2 Samuel 2Sam 10 3 10 Ut transferatur regnum de domo Saul, et elevetur thronus David super Israel, et super Judam, a Dan usque Bersabee. dass die Königswürde von dem Hause Sauls genommen und der Thron Davids über Israel und über Juda von Dan bis Bersabee erhoben werde.⁵ 2 Samuel 2Sam 10 3 10 5 David machte wohl die ihm jedenfalls von Gad oder einem andern Propheten wiederholte Prophezeiung bekannt. Wenn Abner früher von derselben nicht gewusst, so stand es jetzt nicht mehr in seiner Hand, Isboseth des Thrones zu berauben. 2 Samuel 2Sam 10 3 11 Et non potuit respondere ei quidquam, quia metuebat illum. Jener aber konnte ihm nichts antworten, weil er ihn fürchtete.⁶ 2 Samuel 2Sam 10 3 11 6 Hebr.: Wiederum. Abners Vorgehen hat er furchtsam zurechtgewiesen, auf dessen Drohungen antwortete er nichts. 2 Samuel 2Sam 10 3 12 Misit ergo Abner nuntios ad David pro se dicentes: Cujus est terra? Et ut loquerentur: Fac mecum amicitias, et erit manus mea tecum, et reducam ad te universum Israel. So sandte Abner also Boten zu David, dass sie in seinem Namen sagten: Wem gehört das Land?⁷ Und dass sie sprachen: Schließe Freundschaft mit mir, so soll meine Hand dir hilfreich sein und ich will dir das gesamte Israel zuführen. 2 Samuel 2Sam 10 3 12 7 Zuerst stellt er die Frage voran, welches die Ursache so langjährigen Kampfes ist für deren Lösung er seine Bundesgenossenschaft anbietet. 2 Samuel 2Sam 10 3 13 Qui ait: Optime: ego faciam tecum amicitias: sed unam rem peto a te, dicens: Non videbis faciem meam antequam adduxeris Michol filiam Saul: et sic venies, et videbis me. David sprach: Sehr gut! Ich will mit dir Freundschaft schließen, nur fordere ich eine Sache von dir, nämlich: Du wirst mein Angesicht nicht sehen, ehe du mir Michol, die Tochter Sauls, zugeführt hast; wenn du so kommst, wirst du mich sehen.⁸ 2 Samuel 2Sam 10 3 13 8 David liebte die ihm ungerecht entzogene Gattin wegen der Liebe, die sie ihm erzeigt [1Sam 18,28, 1Sam 19,11], und zeigte durch seine Bedingung, dass er dem Hause Saul anverwandt und zugetan sei. 2 Samuel 2Sam 10 3 14 Misit autem David nuntios ad Isboseth filium Saul, dicens: Redde uxorem meam Michol, quam despondi mihi centum præputiis Philisthiim. Auch sandte David Boten an Isboseth, den Sohn Sauls, und sprach: Gib mein Weib Michol zurück, welche ich mir um hundert Vorhäute der Philister⁹ verlobt habe. [1Sam 18,27] 2 Samuel 2Sam 10 3 14 9 Hundert waren gefordert. David verlangt von Isboseth die Zurückgabe, weil dieser das Haupt des Hauses Sauls und die Zurückstellung so auch feierlicher war. Phaltiels Zorn ward ferner auf Isboseth übertragen, da jener sah, dass David keine Gewalt gebraucht, sondern nur sein Recht beansprucht. 2 Samuel 2Sam 10 3 15 Misit ergo Isboseth, et tulit eam a viro suo Phaltiel, filio Lais. Da sandte Isboseth hin und ließ sie ihrem Manne Phaltiel, dem Sohne von Lais, nehmen.¹⁰ 2 Samuel 2Sam 10 3 15 10 Isboseth setzt dem keine Schwierigkeiten entgegen. Er wie Abner erkennen die Ungültigkeit der zweiten Ehe an. Phaltiel hat wohl im guten Glauben gehandelt. 2 Samuel 2Sam 10 3 16 Sequebaturque eam vir suus, plorans usque Bahurim: et dixit ad eum Abner: Vade, et revertere. Qui reversus est. Und ihr Mann folgte ihr weinend bis nach Bahurim.¹¹ Da sprach Abner zu ihm: Gehe und kehre zurück! Und er kehrte zurück. 2 Samuel 2Sam 10 3 16 11 Bahurim war dem Stamme Juda nahe gelegen auf dem Wege von Jerusalem an den Jordan. 2 Samuel 2Sam 10 3 17 Sermonem quoque intulit Abner ad seniores Israel, dicens: Tam heri quam nudiustertius quærebatis David ut regnaret super vos. Auch¹² redete Abner mit den Ältesten Israels und sprach: Schon gestern und ehedem habt ihr verlangt, dass David über euch König sei; 2 Samuel 2Sam 10 3 17 12 Abner tat dies zu gleicher Zeit, in der Davids Bedingung erfüllt ward. Die Rede wurde wohl öffentlich gehalten. 2 Samuel 2Sam 10 3 18 Nunc ergo facite: quoniam Dominus locutus est ad David, dicens: In manu servi mei David salvabo populum meum Israel de manu Philisthiim, et omnium inimicorum ejus. so führt es denn jetzt aus,¹³ denn der Herr hat David verheißen: Durch meinen Diener David will ich mein Volk Israel aus der Hand der Philister und aller seiner Feinde erretten. 2 Samuel 2Sam 10 3 18 13 So tut ihr des Herrn Willen. Ob Gad nach der Niederlage von Gelboe ein solches Wort gesprochen? 2 Samuel 2Sam 10 3 19 Locutus est autem Abner etiam ad Benjamin. Et abiit ut loqueretur ad David in Hebron omnia quæ placuerant Israeli, et universo Benjamin. Ebenso redete Abner zu Benjamin.¹⁴ Dann ging er hin, um David in Hebron alles zu sagen, was Israel und ganz Benjamin beschlossen hatte. 2 Samuel 2Sam 10 3 19 14 Er scheint die einzelnen Stämme besonders angegangen zu haben. 2 Samuel 2Sam 10 3 2 Natique sunt filii David in Hebron: fuitque primogenitus ejus Amnon de Achinoam Jezrahelitide. Und es wurden dem David in Hebron Söhne geboren; sein Erstgeborner war Amnon, von Achinoam, der Jezrahelitin; [1Chr 3,1] 2 Samuel 2Sam 10 3 20 Venitque ad David in Hebron cum viginti viris: et fecit David Abner, et viris ejus qui venerant cum eo, convivium. Als er nun mit zwanzig Männern zu David nach Hebron kam,¹⁵ richtete David Abner und seinen Leuten, die mit ihm kamen, ein Gastmahl an. 2 Samuel 2Sam 10 3 20 15 Die Sache wurde wohl in Kürze beigelegt. 2 Samuel 2Sam 10 3 21 Et dixit Abner ad David: Surgam, ut congregem ad te dominum meum regem omnem Israel, et ineam tecum fdus, et imperes omnibus, sicut desiderat anima tua. Cum ergo deduxisset David Abner, et ille isset in pace, Und Abner sprach zu David: Ich will mich aufmachen, um ganz Israel zu dir, meinem Herrn, dem Könige, zu versammeln, und will einen Bund mit dir schließen, dass du über alle herrschest, wie dein Herz begehrt. Darnach gab David dem Abner das Geleit und er ging hin in Frieden. 2 Samuel 2Sam 10 3 22 Statim pueri David, et Joab venerunt, cæsis latronibus, cum præda magna nimis: Abner autem non erat cum David in Hebron, quia jam dimiserat eum, et profectus fuerat in pace. Da kamen alsbald die Leute Davids und Joabs, welche Räuber geschlagen hatten, mit sehr großer Beute zurück; Abner aber war nicht mehr bei David in Hebron, denn dieser hatte ihn bereits entlassen und er war in Frieden fortgegangen. 2 Samuel 2Sam 10 3 23 Et Joab, et omnis exercitus, qui erat cum eo, postea venerunt: nuntiatum est itaque Joab a narrantibus: Venit Abner filius Ner ad regem, et dimisit eum, et abiit in pace. Als nun Joab und das ganze Heer, das bei ihm war, später kamen und man dem Joab berichtete und erzählte:¹⁶ Abner, der Sohn Ners, ist zum Könige gekommen und dieser hat ihn ziehen lassen und er ist in Frieden weggegangen, 2 Samuel 2Sam 10 3 23 16 Bis dahin scheinen die Verhandlungen geheim geführt zu sein. 2 Samuel 2Sam 10 3 24 Et ingressus est Joab ad regem, et ait: Quid fecisti? Ecce venit Abner ad te: quare dimisisti eum, et abiit et recessit? ging Joab zum Könige und sprach:¹⁷ Was hast du getan? Siehe, Abner ist zu dir gekommen; warum hast du ihn entlassen, dass er wegging und sich entfernte? 2 Samuel 2Sam 10 3 24 17 Joab war nicht viel jünger als David (doch vergl. [1Kön 1]), Sarvia also älter als ihr Bruder. 2 Samuel 2Sam 10 3 25 Ignoras Abner filium Ner, quoniam ad hoc venit ad te ut deciperet te, et sciret exitum tuum, et introitum tuum, et nosset omnia quæ agis? Weißt du nicht, dass Abner, der Sohn Ners, zu dir gekommen ist, um dich zu hintergehen und deinen Ausgang und deinen Eingang zu erkunden und alles, was du tust, zu erfahren? 2 Samuel 2Sam 10 3 26 Egressus itaque Joab a David, misit nuntios post Abner, et reduxit eum a cisterna Sira, ignorante David. Als Joab nun David verlassen hatte, sandte er Abner Boten nach und ließ ihn von dem Brunnen Sira zurückholen, ohne dass David es wusste. 2 Samuel 2Sam 10 3 27 Cumque rediisset Abner in Hebron, seorsum adduxit eum Joab ad medium portæ, ut loqueretur ei, in dolo: et percussit illum ibi in inguine, et mortuus est in ultionem sanguinis Asael fratris ejus. Und da Abner nach Hebron zurückgekommen war, führte ihn Joab hinterlistigerweise abseits mitten unter das Tor, als wollte er mit ihm reden, und stach ihn daselbst in den Unterleib, dass er starb, zur Rache für das Blut seines Bruders Asael.¹⁸ 2 Samuel 2Sam 10 3 27 18 Joab hoffte auf Straflosigkeit, zumal er David notwendig war. 2 Samuel 2Sam 10 3 28 Quod cum audisset David rem jam gestam, ait: Mundus ego sum, et regnum meum apud Dominum usque in sempiternum a sanguine Abner filii Ner, Als David dies erfuhr, nachdem es schon geschehen war, sprach er: Ich und mein Königtum¹⁹ sind auf immer vor dem Herrn unschuldig an dem Blute Abners, des Sohnes Ners; 2 Samuel 2Sam 10 3 28 19 Dies wird beigefügt, weil die Nachkommen des Königs die Folgen der Sünden der Voreltern tragen müssen. [1Sam 13,13] 2 Samuel 2Sam 10 3 29 Et veniat super caput Joab, et super omnem domum patris ejus: nec deficiat de domo Joab fluxum seminis sustinens, et leprosus, et tenens fusum, et cadens gladio, et indigens pane. möge es auf das Haupt Joabs und auf das ganze Haus seines Vaters kommen und mögen in dem Hause Joab solche kein Ende nehmen, die an Samenfluss und Aussatz leiden, und solche, welche an der Krücke gehen, die durch das Schwert fallen, und die kein Brot haben!²⁰ 2 Samuel 2Sam 10 3 29 20 Ein schrecklicher Fluch aus Entsetzen über die Tat und zur Abwehr alles Verdachtes. Samenfluss Zeichen der Unfruchtbarkeit. 2 Samuel 2Sam 10 3 3 Et post eum Cheleab de Abigail uxore Nabal Carmeli: porro tertius Absalom, filius Maacha filiæ Tholmai regis Gessur. und nach ihm kam Cheleab, von Abigail, dem Weibe Nabals von Karmel; der dritte war Absalom, der Sohn Maachas, der Tochter Tholmais, des Königs von Gessur;¹ 2 Samuel 2Sam 10 3 3 1 Nur aus sieben Völkern Chanaans durften die Anhänger des wahren Gottes nicht Weiber nehmen. [Dtn 7,1, Ex 34,16] Maacha war also wohl zur israelitischen Religion übergetreten. Diese wie die anderen Ehen sollen Davids Macht vergrößern. Der letzten wird der Titel Gemahlin beigefügt, um anzuzeigen, dass allen diese Würde zukam. Vergl. [1Chr 3,3]. 2 Samuel 2Sam 10 3 30 Igitur Joab et Abisai frater ejus interfecerunt Abner, eo quod occidisset Asael fratrem eorum in Gabaon in prlio. So töteten Joab und sein Bruder Abisai²¹ den Abner, weil er ihren Bruder Asael zu Gabaon im Kampfe getötet hatte. 2 Samuel 2Sam 10 3 30 21 Abisai hatte vielleicht jedes Hindernis ferngehalten. Deshalb trifft Davids Fluch die ganze Familie. Da Asael im Kriege fiel, noch dazu zwei Mal von Abner gewarnt, war Joab nicht zur Blutrache berechtigt und so seine Tat ein Meuchelmord. 2 Samuel 2Sam 10 3 31 Dixit autem David ad Joab, et ad omnem populum, qui erat cum eo: Scindite vestimenta vestra, et accingimini saccis, et plangite ante exsequias Abner: porro rex David sequebatur feretrum. David²² aber sprach zu Joab und zu dem ganzen Volke, das bei ihm war: Zerreißet eure Kleider und leget Säcke an und gehet wehklagend vor der Leiche Abners her! Der König David aber ging hinter der Bahre.²³ 2 Samuel 2Sam 10 3 31 22 Davids Unschuld: V. 26, 28, 32,37,38. Zwei Dinge waren Sauls Anhängern gegenüber noch klar zu stellen: die Tötung Abners und Isboseths, nachdem Davids Ehrung des gestorbenen Saul, die zweimalige Befragung Gottes vor der Übersiedlung nach Hebron, endlich Abners Schuld am Kriege berichtet sind. 2 Samuel 2Sam 10 3 31 23 Joab und die übrigen gingen wohl vor der Leiche her. 2 Samuel 2Sam 10 3 32 Cumque sepelissent Abner in Hebron, levavit rex David vocem suam, et flevit super tumulum Abner: flevit autem et omnis populus. Als sie nun Abner in Hebron begraben hatten, erhob der König David seine Stimme und weinte über dem Grabe Abners, aber auch das ganze Volk weinte. 2 Samuel 2Sam 10 3 33 Plangensque rex et lugens Abner, ait: Nequaquam ut mori solent ignavi, mortuus est Abner. Und der König beklagte und beweinte den Abner und sprach: Nicht wie Feige zu sterben pflegen, ist Abner gestorben! 2 Samuel 2Sam 10 3 34 Manus tuæ ligatæ non sunt, et pedes tui non sunt compedibus aggravati: sed sicut solent cadere coram filiis iniquitatis, sic corruisti. Congeminansque omnis populus flevit super eum. Deine Hände waren nicht gebunden²⁴ und deine Füße waren nicht von Fesseln beschwert, sondern du bist zu Fall gekommen, wie man von Söhnen der Ruchlosigkeit zu fallen pflegt! Da weinte alles Volk noch mehr über ihn. 2 Samuel 2Sam 10 3 34 24 Wie eines Übeltäters. 2 Samuel 2Sam 10 3 35 Cumque venisset universa multitudo cibum capere cum David, clara adhuc die juravit David, dicens: Hæc faciat mihi Deus, et hæc addat, si ante occasum solis gustavero panem vel aliud quidquam. Als nun das ganze Volk kam, um mit David Speise zu nehmen, schwur David, während es noch heller Tag war, und sprach: Gott tue mir dies und das, wenn ich vor Untergang der Sonne Brot oder etwas anderes genieße.²⁵ 2 Samuel 2Sam 10 3 35 25 Das Volk folgte jedenfalls Davids Beispiel und so wurde Abners Leichenfeier so herrlich wie einst Sauls und Jonathas. Dies musste dem Könige alle Herzen gewinnen. Genieße: die Trauermahlzeit, zu der auch das Volk gekommen war. 2 Samuel 2Sam 10 3 36 Omnisque populus audivit, et placuerunt eis cuncta quæ fecit rex in conspectu totius populi. Das ganze Volk hörte dies²⁶ und es gefiel ihnen alles, was der König angesichts des ganzen Volkes getan hatte. 2 Samuel 2Sam 10 3 36 26 So erkannte es, dass Davids Schmerz aufrichtig war. 2 Samuel 2Sam 10 3 37 Et cognovit omne vulgus, et universus Israel in die illa quoniam non actum fuisset a rege ut occideretur Abner filius Ner. Und das ganze Volk und ganz Israel erkannte an jenem Tage, dass es nicht von dem Könige ausgegangen war, dass Abner, der Sohn Ners, getötet ward. 2 Samuel 2Sam 10 3 38 Dixit quoque rex ad servos suos: Num ignoratis quoniam princeps et maximus cecidit hodie in Israel? Auch sprach der König zu seinen Dienern: Wisset ihr nicht, dass heute ein Fürst und der größte in Israel gefallen ist? 2 Samuel 2Sam 10 3 39 Ego autem adhuc delicatus, et unctus rex: porro viri isti filii Sarviæ duri sunt mihi: retribuat Dominus facienti malum juxta malitiam suam. Ich bin aber noch ein schwacher König und erst gesalbt, und jene Männer, die Söhne Sarvias, sind mir zu stark. Möge der Herr dem, der Böses tat, nach seiner Bosheit vergelten!²⁷ 2 Samuel 2Sam 10 3 39 27 Er sei noch zu schwach als König, um die zu strafen, welche bei dem Volke mehr vermögen als er, zudem sei dann kein Feldherr mehr da, wenn Joab sterbe. Es ist dies zugleich eine Einladung an alle Stämme, sich David anzuschließen und seien Macht zu vergrößern. Der Text ist entstellt. Es soll wohl heißen: Ich bin schwach und gedrückt, mehr als es für einen König geziemend ist. Joab war hast aus Ehrgeiz, daher auch grausam und treulos gegen andere als David. Seine Treue gegen diesen bewies er besonders im Aufstande Absaloms. Sein Verhalten wird indes wenig vom Lichte des Glaubens geleitet. Zuerst will er Absalom mit dem Vater versöhnen, hält dann mit Adonias, dem nunmehr ältesten, und ist schuld, dass dieser von Salomon mit dem Tode bestraft wird. Nach der Treue gegen den König ist ihm Aussöhnung zwischen dem Könige ist ihm nichts heiliger als er sich selbst; er muss nach dem Könige der erste sein. Deshalb duldet er keine Aussöhnung zwischen dem Könige und Isboseth, tötet Abner aus Eifersucht, Amasas [2Sam 20,10] aus Ehrgeiz, Absalom, damit dieser ihm nicht feind werde. Bei der Eroberung der Burg Sion tat er sich hervor, gab freigebig Geld zur Befestigung der Stadt [1Chr 11,6.8], räumte dem Könige den Ruhm des Sieges über die Ammoniter ein. [2Sam 12,28] David kannte seine Bosheit, indes erst durch Salomon konnte er dieselbe bestrafen. [1Kön 2,5] 2 Samuel 2Sam 10 3 4 Quartus autem Adonias filius Haggith: et quintus Saphathia, filius Abital. der vierte Adonias, ein Sohn Haggiths; der fünfte Saphathia, der Sohn Abitals, 2 Samuel 2Sam 10 3 5 Sextus quoque Jethraam de Egla uxore David: hi nati sunt David in Hebron. und der sechste Jethraam von Egla, dem Weibe Davids. Diese wurden David zu Hebron geboren. 2 Samuel 2Sam 10 3 6 Cum ergo esset prlium inter domum Saul et domum David, Abner filius Ner regebat domum Saul. Während nun der Kampf zwischen dem Hause Sauls und dem Hause Davids währte, leitete Abner, der Sohn Ners, das Haus Sauls. 2 Samuel 2Sam 10 3 7 Fuerat autem Sauli concubina nomine Respha, filia Aia. Dixitque Isboseth ad Abner: Saul aber hatte eine Nebenfrau gehabt mit Namen Respha, eine Tochter Ajas. Und Isboseth sprach zu Abner:² 2 Samuel 2Sam 10 3 7 2 Nachsatz zu V. 6. Die ersten Worte sind Parenthese. 2 Samuel 2Sam 10 3 8 Quare ingressus es ad concubinam patris mei? Qui iratus nimis propter verba Isboseth, ait: Numquid caput canis ego sum adversum Judam hodie, qui fecerim misericordiam super domum Saul patris tui, et super fratres et proximos ejus, et non tradidi te in manus David, et tu requisisti in me quod argueres pro muliere hodie? Warum bist du zu der Nebenfrau meines Vaters gegangen?³ Da ergrimmte Abner sehr über die Worte Isboseths und sprach: Bin ich denn heut ein Hundskopf gegen Juda,⁴ ich, der ich an dem Hause Sauls, deines Vaters, und an seinen Brüdern und Verwandten Barmherzigkeit geübt und dich nicht in die Hand Davids überliefert habe, dass du mich zur Rede stellst und mir heut um eines Weibes willen Vorwürfe machst? 2 Samuel 2Sam 10 3 8 3 Abner erregt durch die Verbindung mit Respha den Verdacht, nach dem Throne zu streben (wie ähnlich später Adonias). 2 Samuel 2Sam 10 3 8 4 Bin ich, der ich bisher in höchsten Ehren stand, plötzlich zu einem Nichts herabgesunken unter den Feinden Judas und deinen Freunden? 2 Samuel 2Sam 10 3 9 Hæc faciat Deus Abner, et hæc addat ei, nisi quomodo juravit Dominus David, sic faciam cum eo, Gott tue Abner dies und das, wenn ich das, was der Herr David geschworen hat, nicht an ihm in Erfüllung bringe, 2 Samuel 2Sam 10 0 1 C. Bald darauf wird auch Isboseth getötet. (V. 7) David straft seine Mörder mit dem Tode. 2 Samuel 2Sam 10 4 1 Audivit autem Isboseth filius Saul quod cecidisset Abner in Hebron: et dissolutæ sunt manus ejus, omnisque Israel perturbatus est. Als aber Isboseth, der Sohn Sauls, hörte, dass Abner in Hebron gefallen sei, wurden seine Hände kraftlos¹ und ganz Israel ward bestürzt. 2 Samuel 2Sam 10 4 1 1 Isboseth hatte so viel Einfluss und Ansehen, als Abner ihm verschaffte. Die Unterhandlungen mit David werden unterbrochen, weil dieser am Tode Abners Schuld schien. 2 Samuel 2Sam 10 4 10 Quoniam eum, qui annuntiaverat mihi, et dixerat: Mortuus est Saul: qui putabat se prospera nuntiare, tenui, et occidi eum in Siceleg, cui oportebat mercedem dare pro nuntio. den, der mir berichtete und sprach: Saul ist tot, und meinte, er künde mir Glück, ließ ich ergreifen und in Sikeleg töten, während ich ihm doch hätte Lohn für seine Botschaft geben sollen; [2Sam 1,15] 2 Samuel 2Sam 10 4 11 Quanto magis nunc cum homines impii interfecerunt virum innoxium in domo sua, super lectum suum, non quæram sanguinem ejus de manu vestra, et auferam vos de terra? wie viel mehr muss ich nun, da gottlose Menschen einen Unschuldigen in seinem Hause auf seinem Bette getötet haben, nicht sein Blut von eurer Hand fordern und euch von dem Erdboden vertilgen?⁸ 2 Samuel 2Sam 10 4 11 8 Erschwerende Umstände: Der niemanden etwas zuleide getan in seinem eigenen Hause, wo er am wenigsten einen Feind vermuten konnte, - im Schlafe, wo er sich nicht verteidigen konnte. Sie werden getötet und ihnen die Hände abgehauen, die jene Tat vollbracht, die Füße, die um den Lohn gelaufen. Isboseths Haupt wird in Hebron begraben, weil der Zugang nach Benjamin noch nicht frei war. 2 Samuel 2Sam 10 4 12 Præcepit itaque David pueris suis, et interfecerunt eos: præcidentesque manus et pedes eorum, suspenderunt eos super piscinam in Hebron: caput autem Isboseth tulerunt, et sepelierunt in sepulcro Abner in Hebron. Da gab David seinen Leuten Befehl und sie töteten jene, alsdann hieben sie ihnen Hände und Füße ab und hingen diese am Teiche zu Hebron auf, das Haupt Isboseths aber nahmen sie und begruben es im Grabe Abners in Hebron. [2Sam 3,32] 2 Samuel 2Sam 10 4 2 Duo autem viri principes latronum erant filio Saul, nomen uni Baana, et nomen alteri Rechab, filii Remmon Berothitæ de filiis Benjamin: siquidem et Beroth reputata est in Benjamin. Nun hatte der Sohn Sauls zwei Männer als Anführer von Streifscharen, der Name des einen war Baana, der Name des andern Rechab, Söhne Remmons, des Berothiters, von den Söhnen Benjamins², denn auch Beroth wurde zu Benjamin gerechnet, 2 Samuel 2Sam 10 4 2 2 Die Übeltäter waren Benjamiten, dazu Befehlshaber im Heere Isboseths, mithin konnten sie nicht von David angestiftet sein. Beroth war von Josue den Chananäern überlassen, [Jos 9, Jos 18] so dass die Gabaoniter vier Städte hatten: Gabaon, Kaphira, Beroth, Kariathiarim. Saul tötete die Gabaoniter [2Sam 21,1]. 2 Samuel 2Sam 10 4 3 Et fugerunt Berothitæ in Gethaim, fueruntque ibi advenæ usque ad tempus illud. und die Berothiter waren nach Gethaim³ geflohen und waren daselbst Fremdlinge bis auf jene Zeit. 2 Samuel 2Sam 10 4 3 3 Geth Rammon war eine Priesterstadt, nicht fern von der Grenze Benjamins. 2 Samuel 2Sam 10 4 4 Erat autem Jonathæ filio Saul filius debilis pedibus: quinquennis enim fuit, quando venit nuntius de Saul et Jonatha ex Jezrahel: tollens itaque eum nutrix sua, fugit: cumque festinaret ut fugeret, cecidit, et claudus effectus est: habuitque vocabulum Miphiboseth. Jonathas aber, der Sohn Sauls, hatte einen Sohn, der an den beiden Füßen lahm war; denn als er fünf Jahre alt war und die Nachricht von Saul und Jonathas aus Jezrahel kam, nahm ihn seine Amme und floh; und da sie eilte, um zu entkommen, fiel er und ward lahm, und sein Name war Miphiboseth.⁴ 2 Samuel 2Sam 10 4 4 4 Miphiboseth oder Meribbaal [1Chr 8,34, 1Chr 9,40] scheint mit der Amme in Gabaa, der Stadt Sauls, gewesen zu sein. [1Sam 31,7] Der Verfasser zeigt, wer dem Hause als Helfer blieb, um vor Augen zu stellen, was den Bösewichtern Mut machte. 2 Samuel 2Sam 10 4 5 Venientes igitur filii Remmon Berothitæ, Rechab et Baana, ingressi sunt fervente die domum Isboseth: qui dormiebat super stratum suum meridie. Et ostiaria domus purgans triticum, obdormivit. Die Söhne Remmons also, des Berothiters, Rechab und Baana, kamen und gingen während der heißen Tageszeit in das Haus Isboseths. Dieser hielt seinen Mittagsschlaf auf seinem Lager, aber auch die Türhüterin des Hauses war beim Reinigen des Weizens eingeschlafen.⁵ 2 Samuel 2Sam 10 4 5 5 Diese Wendung ist aus der Sept. in die Vulg. eingedrungen. Auch der hebr. Text ist verdorben: drei Mal wird die Ankunft der Mörder erzählt V. 5, 6, 7, zwei Mal die Tötung V. 6, 7, zwei Mal ihr Fortgehen V. 6, 7. Vielleicht: Und sie waren in das Haus der Reinigung des Getreides getreten, er aber war erschöpft und eingeschlafen. Und Rechab und Baana, sein Bruder, traten heimlich in das Haus ein, jener aber schlief in seinem Schlafzimmer. Dann erzählt V. 5 allgemein den Hergang, V. 6 die besonderen Umstände: Nach dem Morde verbargen sie sich in einem benachbarten Hause. 2 Samuel 2Sam 10 4 6 Ingressi sunt autem domum latenter assumentes spicas tritici, et percusserunt eum in inguine Rechab et Baana frater ejus, et fugerunt. Da gingen sie heimlich in das Haus, Weizen tragend, und stachen ihn in den Unterleib, Rechab und dessen Bruder Baana, und flohen. 2 Samuel 2Sam 10 4 7 Cum autem ingressi fuissent domum, ille dormiebat super lectum suum in conclavi, et percutientes interfecerunt eum: sublatoque capite ejus, abierunt per viam deserti tota nocte, Denn als sie in das Haus kamen, schlief er auf seinem Bette im Zimmer und sie erstachen ihn und töteten ihn; darauf schlugen sie ihm den Kopf ab und gingen die ganze Nacht hindurch den Wüstenweg⁶ entlang 2 Samuel 2Sam 10 4 7 6 Von Mahanaim an den Jordan. 2 Samuel 2Sam 10 4 8 Et attulerunt caput Isboseth ad David in Hebron: dixeruntque ad regem: Ecce caput Isboseth filii Saul inimici tui, qui quærebat animam tuam: et dedit Dominus domino meo regi ultionem hodie de Saul, et de semine ejus. und brachten das Haupt Isboseths zu David nach Hebron und sprachen zu dem Könige: Siehe, da ist der Kopf Isboseths, des Sohnes Sauls, deines Feindes, der dir nach dem Leben trachtete; aber der Herr hat heute meinem Gebieter, dem Könige, Rache gewährt an Saul und seinen Nachkommen.⁷ 2 Samuel 2Sam 10 4 8 7 Einzig Davids Interesse war angeblich der Beweggrund ihrer Tat und sie rühmen sich, Werkzeuge in Gottes Hand gewesen zu sein. Aus diesen Gründen straft David den Frevel sofort. 2 Samuel 2Sam 10 4 9 Respondens autem David Rechab, et Baana fratri ejus, filiis Remmon Berothitæ, dixit ad eos: Vivit Dominus, qui eruit animam meam de omni angustia, David aber antwortete dem Rechab und dessen Bruder Baana, den Söhnen Remmons, des Berothiters, und sprach zu ihnen: So wahr der Herr lebt, der mein Leben aus aller Bedrängnis gerettet hat, 2 Samuel 2Sam 10 0 1 2. Davids Herrschaft in Jerusalem wird begründet und gefestigt. (5,1 20,26) 1. David und seinem Hause wird eine ewige Herrschaft verheißen. (5,1 7,29) A. Nach dem Tode Isboseths wird David von allen Stämmen gesalbt (V. 5), überträgt seine Residenz nach Jerusalem, dessen Burg er den Jebusitern entreißt, (V. 11) und erkennt, dass er zum Könige über Israel bestätigt sei. Seine Familie. (V. 16) B. Zweimal besiegt David die Philister, die beständigen Feinde Israels, und stellt das heilige Land vor ihren Einfällen sicher. 2 Samuel 2Sam 10 5 1 Et venerunt universæ tribus Israel ad David in Hebron, dicentes: Ecce nos, os tuum, et caro tua sumus. Darauf kamen alle Stämme Israels¹ zu David nach Hebron und sprachen: Siehe, wir sind dein Fleisch und dein Bein! [1Chr 11,1] 2 Samuel 2Sam 10 5 1 1 Besonders die Vornehmen. Die einzelnen kommen wohl nach und nach, so dass von Isboseths Tode bis zur allgemeinen Anerkennung Davids Jahre vergingen. 2 Samuel 2Sam 10 5 10 Et ingrediebatur proficiens atque succrescens, et Dominus Deus exercituum erat cum eo. Und David nahm immer mehr zu und gedieh und der Herr, der Gott der Heerscharen, war mit ihm.¹² [1Chr 11,9] 2 Samuel 2Sam 10 5 10 12 Vergl. [2Sam 3,1]. 2 Samuel 2Sam 10 5 11 Misit quoque Hiram rex Tyri nuntios ad David, et ligna cedrina, et artifices lignorum, artificesque lapidum ad parietes: et ædificaverunt domum David. Auch sandte Hiram, der König von Tyrus, Boten an David und Zedernholz¹³ und Zimmerleute und Steinmetzen zu Bauten und sie bauten David ein Haus. [1Chr 14,1, Ps 29,1] 2 Samuel 2Sam 10 5 11 13 Hiram zeigt sich auch als Salomons Freund, indem er Bauholz liefert [1Kön 5,2ff] und eine Handelsflotte ausrüstet. [1Kön 9,27, 2Chr 9,10] 2 Samuel 2Sam 10 5 12 Et cognovit David quoniam confirmasset eum Dominus regem super Israel, et quoniam exaltasset regnum ejus super populum suum Israel. Und David erkannte, dass ihn der Herr zum Könige über Israel bestätigt und seine Herrschaft über sein Volk Israel erhöht habe.¹⁴ 2 Samuel 2Sam 10 5 12 14 Beschluss der göttlichen Segnungen. 2 Samuel 2Sam 10 5 13 Accepit ergo David adhuc concubinas et uxores de Jerusalem, postquam venerat de Hebron: natique sunt David et alii filii et filiæ: David also nahm aus Jerusalem noch andere Nebenweiber und Frauen, nachdem er von Hebron gekommen war, und es wurden dem David noch andere Söhne und Töchter geboren.¹⁵ [1Chr 3,9] 2 Samuel 2Sam 10 5 13 15 Vielleicht manche nach dem Tod anderer. Deshalb ist David nicht leicht der Verletzung des Gesetzes [Dtn 13,17] zu beschuldigen. Er ward derart mit mehreren Familien Jerusalems verschwägert. Im Übrigen wird mehr die Zusammengehörigkeit der Dinge als die Folge der Zeiten beachtet. Die an erster Stelle genannten sind nicht notwendig die ältesten, sondern diejenigen, welche von der am meisten geehrten Gattin abstammen. Die Söhne gleicher Mutter sind wohl nach dem Alter geordnet. Nathan: [Lk 3,31]. 2 Samuel 2Sam 10 5 14 Et hæc nomina eorum, qui nati sunt ei in Jerusalem, Samua, et Sobab, et Nathan, et Salomon, Dies sind die Namen derjenigen, welche ihm in Jerusalem geboren wurden: Samua, Sobab, Nathan, Salomon, 2 Samuel 2Sam 10 5 15 Et Jebahar, et Elisua, et Nepheg, Jebahar, Elisua, Nepheg, 2 Samuel 2Sam 10 5 16 Et Japhia, et Elisama, et Elioda, et Eliphaleth. Japhia, Elisama, Elioda¹⁶ und Eliphaleth. 2 Samuel 2Sam 10 5 16 16 Elioda früher Baaliada [1Chr 14,7]. Zwischen Elisua und Nepheg werden [1Chr 3,7] und [1Chr 14,5] ein anderer Eliphaleth und Noga eingeschoben, die vielleicht schon als Jünglinge starben. David gab einigen seiner Söhne ehrenhalber Namen von Propheten und Helden. Wie David seine Brüder im Dunkeln ließ, so handelte auch Salomon gegen die Söhne Davids. 2 Samuel 2Sam 10 5 17 Audierunt ergo Philisthiim quod unxissent David in regem super Israel: et ascenderunt universi ut quærerent David: quod cum audisset David, descendit in præsidium. Als nun die Philister hörten, dass David zum Könige über Israel gesalbt sei, zogen sie insgesamt herauf, um David aufzusuchen. Da David dies hörte, zog er in die Bergfeste hinab.¹⁷ 2 Samuel 2Sam 10 5 17 17 Die Philister waren zuerst nur dem Norden feindlich; nachdem David die Herrschaft über dies Reich erlangt, ziehen sie gegen ihn. 2 Samuel 2Sam 10 5 18 Philisthiim autem venientes diffusi sunt in Valle Raphaim. Die Philister aber rückten heran und breiteten sich im Tale Raphaim aus.¹⁸ [1Chr 14,9] 2 Samuel 2Sam 10 5 18 18 Vergl. [1Chr 14,9]. Das Tal Raphaim [Jos 15,8, Jos 18,16] umgab Jerusalem im Süden und Westen. Am Westende des Tales war der Berg Raphaim, der auch das äußerste Nordende desselben erreicht. 2 Samuel 2Sam 10 5 19 Et consuluit David Dominum, dicens: Si ascendam ad Philisthiim? et si dabis eos in manu mea? Et dixit Dominus ad David: Ascende, quia tradens dabo Philisthiim in manu tua. Da befragte David den Herrn und sprach: Soll ich gegen die Philister hinaufziehen? und wirst du sie in meine Hand geben? Der Herr sprach zu David: Ziehe hinauf, denn ich werde die Philister in deine Hand geben. 2 Samuel 2Sam 10 5 2 Sed et heri et nudiustertius cum esset Saul rex super nos, tu eras educens et reducens Israel: dixit autem Dominus ad te: Tu pasces populum meum Israel, et tu eris dux super Israel. Schon gestern und ehedem, als Saul noch König über uns war, warst du es, der Israel ausführte und zurückführte,² der Herr aber hat zu dir gesagt: Du sollst der Hirt meines Volkes Israel sein und du sollst der Fürst sein über Israel. [1Sam 19,13.16, 1Sam 25,30] 2 Samuel 2Sam 10 5 2 2 Vergl. [2Sam 3,25] und [1Sam 18,13.16]: Alles tun, regieren: Du gehörst demselben Volke an wie wir, du hast dich schon zu Sauls Lebzeiten ausgezeichnet, Gott hat dich zur Herrschaft berufen. Vergl. [Dtn 17,15]. 2 Samuel 2Sam 10 5 20 Venit ergo David in Baal Pharasim: et percussit eos ibi, et dixit: Divisit Dominus inimicos meos coram me, sicut dividuntur aquæ. Propterea vocatum est nomen loci illius, Baal Pharasim. David kam also nach Baal-Pharasim und schlug sie daselbst und sprach: Der Herr hat meine Feinde vor mir zerteilt, wie sich die Wasser teilen. Darum nannte man den Namen dieses Ortes Baal-Pharasim.¹⁹ 2 Samuel 2Sam 10 5 20 19 Vielleicht hieß das Tal schon früher so, doch gewann der Name neue Bedeutung. Statt geteilt richtiger: gebrochen wie das Wasser sich durch die Felsen Bahn bricht. 2 Samuel 2Sam 10 5 21 Et reliquerunt ibi sculptilia sua: quæ tulit David, et viri ejus. Daselbst ließen sie ihre geschnitzten Götzenbilder zurück, David aber und seine Männer nahmen sie weg.²⁰ 2 Samuel 2Sam 10 5 21 20 Die Philister hatten ihre Götzenbilder mitgenommen, wie einst die Israeliten die Bundeslade. Zum Entgelt für die dieser angetane Unbill werden die Götzenbilder nach [Dtn 7,5] verbrannt. 2 Samuel 2Sam 10 5 22 Et addiderunt adhuc Philisthiim ut ascenderent, et diffusi sunt in Valle Raphaim. Ein anderes Mal zogen die Philister herauf und breiteten sich im Tale Raphaim aus.²¹ 2 Samuel 2Sam 10 5 22 21 Die Macht der Philister ist noch nicht gebrochen. [1Chr 14,15] 2 Samuel 2Sam 10 5 23 Consuluit autem David Dominum: Si ascendam contra Philisthæos, et tradas eos in manus meas? Qui respondit: Non ascendas contra eos, sed gyra post tergum eorum, et venies ad eos ex adverso pirorum. Da befragte David den Herrn: Soll ich gegen die Philister hinaufziehen und wirst du sie in meine Hand geben?²² Er antwortete: Ziehe nicht gegen sie hinauf, sondern umgehe sie im Rücken und nähere dich ihnen von der Seite der Birnbäume²³ her. 2 Samuel 2Sam 10 5 23 22 Diese Worte sind wohl aus V. 19 irrtümlich hierher geraten. 2 Samuel 2Sam 10 5 23 23 Richtiger wohl: Bakkasträuche. Vergl. [1Chr 14,15]. 2 Samuel 2Sam 10 5 24 Et cum audieris sonitum gradientis in cacumine pirorum, tunc inibis prlium: quia tunc egredietur Dominus ante faciem tuam, ut percutiat castra Philisthiim. Wenn du ein Rauschen hörst, wie wenn etwas über die Wipfel der Birnbäume hinführe, dann beginne den Kampf; denn alsdann wird der Herr vor dir herziehen, um das Heerlager der Philister zu schlagen. 2 Samuel 2Sam 10 5 25 Fecit itaque David sicut præceperat ei Dominus, et percussit Philisthiim de Gabaa, usque dum venias Gezer. Da tat David, wie der Herr ihm geboten hatte, und er schlug die Philister von Gabaa bis wo man nach Gezer²⁴ kommt. 2 Samuel 2Sam 10 5 25 24 Zwischen Bethhoron und dem Meere, bis zu Salomons Zeit von den Philistern behauptet. [1Chr 20,4] An dieser Stelle scheinen die neuen Grenzen angegeben zu werden, welche David den Philistern zog. 2 Samuel 2Sam 10 5 3 Venerunt quoque et seniores Israel ad regem in Hebron, et percussit cum eis rex David fdus in Hebron coram Domino; unxeruntque David in regem super Israel. Auch kamen die Ältesten von Israel zu dem Könige nach Hebron und der König David schloss mit ihnen einen Bund in Hebron vor dem Herrn³ und sie salbten David zum Könige über Israel. [2Sam 2,4] 2 Samuel 2Sam 10 5 3 3 Gott ist Zeuge. Durch die doppelte Krönung war eine Art Personalunion zwischen beiden reichen hergestellt, deren ursprüngliche Trennung nie ganz in Vergessenheit kam (V. 5, [2Sam 12,8; 2Sam 19,40; 2Sam 20,2, 1Kön 1,35, 1Kön 4,20]) und nach Salomons Tode die Trennung herbeiführte. 2 Samuel 2Sam 10 5 4 Filius triginta annorum erat David, cum regnare cpisset, et quadraginta annis regnavit. Dreißig Jahre war David alt, als er König wurde, und vierzig Jahre herrschte er.⁴ [1Kön 2,11] 2 Samuel 2Sam 10 5 4 4 Wird wiederholt [1Kön 2,11, 1Chr 29,27] Seine Herrschaft hat also wohl 40 Jahre 6 Monate oder aber 39 Jahre gedauert. 2 Samuel 2Sam 10 5 5 In Hebron regnavit super Judam septem annis et sex mensibus: in Jerusalem autem regnavit triginta tribus annis super omnem Israel et Judam. In Hebron herrschte er über Juda sieben Jahre und sechs Monate und in Jerusalem herrschte er dreiunddreißig Jahre über ganz Israel und Juda. 2 Samuel 2Sam 10 5 6 Et abiit rex, et omnes viri qui erant cum eo, in Jerusalem, ad Jebusæum habitatorem terræ: dictumque est David ab eis: Non ingredieris huc, nisi abstuleris cæcos et claudos dicentes: Non ingredietur David huc. Als nun der König mit allen Männern, die bei ihm waren, vor Jerusalem gegen die Jebusiter, welche das Land bewohnten,⁵ zog, sprachen diese zu David: Du wirst hier nicht hereinkommen, es sei denn du schaffst die Blinden und die Lahmen⁶ weg, welche sagen: David wird hier nicht eindringen. 2 Samuel 2Sam 10 5 6 5 Ureinwohner. Saul hatte nichts gegen sie getan, dagegen die unschuldigen Gabaoniter angegriffen. Das Land der Jebusiter war Abraham verheißen. [Gen 15,21] Als Adonisedek von Josue gefangen und getötet war [Jos 10], war die Stadt Jebus oder Jerusalem [Jos 18,28, Ri 1,21] den Benjamiten und [Jos 15,63] dem Stamme Juda zuerteilt. Da die Stadt also den Stämmen Benjamin und Juda zugleich gehörte, war sie am geeignetsten zum Königssitz der vereinten Israel und Juda. 2 Samuel 2Sam 10 5 6 6 Die Götzen. Die Jebusiter vertrauen auf ihre Burg, welche von ihnen auf der Mauer aufgestellten Götzen geschützt wurde. Die Worte blind und lahm sind wahrscheinlich von den Hebräern gewählt, weil dieselben an die Namen der Götter anklangen. 2 Samuel 2Sam 10 5 7 Cepit autem David arcem Sion, hæc est civitas David. Aber David nahm die Burg Sion, das ist die Stadt Davids,⁷ ein. 2 Samuel 2Sam 10 5 7 7 Im Burg im S. O. Die Stadt Davids war ein Teil der Stadt. Dorthin ward die Bundeslade [1Chr 15,3.29] gebracht, während die Tochter Pharaos [2Chr 8,11] in einem anderen Teile wohnte. Beide Teile werden unterschieden [2Chr 5,2]. In Jerusalem begraben werden [2Chr 28,27] ist also nicht dasselbe wie in der Stadt Davids begraben werden. 2 Samuel 2Sam 10 5 8 Proposuerat enim David in die illa præmium, qui percussisset Jebusæum, et tetigisset domatum fistulas, et abstulisset cæcos et claudos odientes animam David: idcirco dicitur in proverbio: Cæcus et claudus non intrabunt in templum. David hatte nämlich an jenem Tage einen Preis für den ausgesetzt,⁸ der die Jebusiter schlagen und bis zu den Wasserrinnen der Häuser⁹ gelangen und die Blinden und Lahmen wegschaffen würde, welche David hassten. Darum heißt es im Sprichworte: Der Blinde und der Lahme sollen nicht in den Tempel kommen.¹⁰ 2 Samuel 2Sam 10 5 8 8 Vergl. [1Chr 11,6], wo der Grund genannt wird, weshalb Joab keine Strafe fand, sondern selbst Oberfeldherr ward. 2 Samuel 2Sam 10 5 8 9 Die Wasserleitung (den Brunnen der Stadt Sion). 2 Samuel 2Sam 10 5 8 10 Das Sprichwort ward später auf alle verhassten Personen angewendet. 2 Samuel 2Sam 10 5 9 Habitavit autem David in arce, et vocavit eam, Civitatem David: et ædificavit per gyrum a Mello et intrinsecus. Hierauf nahm David in der Burg Wohnung und nannte sie Davidsstadt und führte ringsum Bauten auf, von Mello an und nach innen zu.¹¹ 2 Samuel 2Sam 10 5 9 11 Der Mello ist ein Teil der Befestigungen, die David baut. Vergl. [1Chr 11,8]. 2 Samuel 2Sam 10 0 1 C. Nachdem das Reich so Ruhe erlangt, führt David die Bundeslade mit großer Feierlichkeit in die Davidsstadt über. 2 Samuel 2Sam 10 6 1 Congregavit autem rursum David omnes electos ex Israel triginta millia. David aber versammelte abermals alle Auserlesenen aus Israel, dreißigtausend Mann. 2 Samuel 2Sam 10 6 10 Et noluit divertere ad se arcam Domini in civitatem David: sed divertit eam in domum Obededom Gethæi. So wollte er denn die Lade des Herrn nicht zu sich in die Davidsstadt kommen lassen, sondern ließ sie in das Haus des Gethiters Obededom¹⁰ bringen. 2 Samuel 2Sam 10 6 10 10 Dies Haus lag dem Orte, an dem Oza getroffen, am nächsten. Zudem sollte ein Unglück, wenn ein solches eintrat, nach Davids Absicht lieber einen Fremden als einen Israeliten treffen. Obededom war aus Geth der Philister oder aus Geth Remmon, sein Haus war in Jerusalem oder in der Nähe der Stadt. 2 Samuel 2Sam 10 6 11 Et habitavit arca Domini in domo Obededom Gethæi tribus mensibus: et benedixit Dominus Obededom, et omnem domum ejus. Und die Lade des Herrn blieb drei Monate im Hause des Gethiters Obededom, der Herr aber segnete den Obededom und sein ganzes Haus. 2 Samuel 2Sam 10 6 12 Nuntiatumque est regi David quod benedixisset Dominus Obededom, et omnia ejus propter arcam Dei. Abiit ergo David, et adduxit arcam Dei de domo Obededom in civitatem David cum gaudio: et erant cum David septem chori, et victima vituli. Als nun dem Könige David kundgetan ward, dass der Herr Obededom und all das Seinige um der Lade Gottes willen gesegnet habe, zog David hin und holte die Lade Gottes vom Hause Obededoms in die Davidsstadt unter Freudenbezeigungen herauf.¹¹ Und David hatte sieben Chöre bei sich und junge Rinder zum Schlachtopfer. [1Chr 15,25] 2 Samuel 2Sam 10 6 12 11 Aus Vers 13 der Itala in die Vulgata hier eingedrungen. 2 Samuel 2Sam 10 6 13 Cumque transcendissent qui portabant arcam Domini sex passus, immolabat bovem et arietem. Als nun die, welche die Lade des Herrn trugen, sechs Schritte gemacht hatten, opferte er einen Ochsen und einen Widder¹² [1Chr 15,26] 2 Samuel 2Sam 10 6 13 12 Nach den ersten 6 (oder7?) Schritten, nicht nach je 6 Schritten ward ein Dankopfer dargebracht, dafür dass niemand versehrt war. Jetzt wurde die Vorschrift des Gesetzes beobachtet. [1Chr 15] 2 Samuel 2Sam 10 6 14 Et David saltabat totis viribus ante Dominum: porro David erat accinctus ephod lineo. und David tanzte mit aller Kraft vor dem Herrn her, angetan mit einem linnenen Ephod.¹³ 2 Samuel 2Sam 10 6 14 13 Auch darin zeigte sich größere Ehrfurcht. [1Chr 15,27] David trug als Haupt des priesterlichen Reiches ein linnenes Schulterkleid, dem priesterlichen ähnlich und kürzer als das gewöhnliche Königsgewand. Es war die eigentliche Kleidung der Leviten, die Michol vielleicht (V. 20) verachtet. Tänze gehören nicht zum gesetzlichen Zeremoniell, doch waren solche von Frauen in heiliger Begeisterung nicht selten. 2 Samuel 2Sam 10 6 15 Et David, et omnis domus Israel ducebant arcam testamenti Domini, in jubilo, et in clangore buccinæ. So geleitete David und das ganze Haus Israel die Lade des Zeugnisses des Herrn mit Jubel und Posaunenschall hinauf. 2 Samuel 2Sam 10 6 16 Cumque intrasset arca Domini in civitatem David, Michol filia Saul prospiciens per fenestram, vidit regem David subsilientem, atque saltantem coram Domino: et despexit eum in corde suo. Als nun die Lade des Herrn in die Stadt Davids einzog, schaute Michol, die Tochter Sauls,¹⁴ durch das Fenster, und da sie den König David vor dem Herrn her hüpfen und tanzen sah, verachtete sie ihn in ihrem Herzen. 2 Samuel 2Sam 10 6 16 14 Die Tochter des Königs, der an die Rückführung der Arche nie gedacht zu haben scheint. David errichtete ein eigenes Zelt und ließ das von Moses bereitete in Gabaon zurück [1Chr 16,39, 1Chr 21,29], woselbst Sadok sogar als Hoherpriester tätig war. 2 Samuel 2Sam 10 6 17 Et introduxerunt arcam Domini, et imposuerunt eam in loco suo in medio tabernaculi, quod tetenderat ei David: et obtulit David holocausta, et pacifica coram Domino. Sie brachten also die Lade des Herrn hinein und stellten sie an ihren Platz in der Mitte des Zeltes, welches David für sie aufgeschlagen hatte, und David brachte Brandopfer und Friedopfer vor dem Herrn dar. 2 Samuel 2Sam 10 6 18 Cumque complesset offerens holocausta et pacifica, benedixit populo in nomine Domini exercituum. Und nachdem er die Brandopfer und Friedopfer dargebracht hatte, segnete er das Volk im Namen des Herrn der Heerscharen.¹⁵ 2 Samuel 2Sam 10 6 18 15 Vergl. [1Kön 8,55]. Das Segnen, Opfern, Zeltaufrichten usw. geschah nicht von David selbst, da es priesterliche Amtstätigkeiten waren, sondern auf seine Veranstaltung, ebenso wie der Bau der Burg Sion. [2Sam 5,9] Den Segen konnte er freilich über sei Volk sprechen, wie der Vater über die Kinder. [1Kön 8,55] 2 Samuel 2Sam 10 6 19 Et partitus est universæ multitudini Israel tam viro quam mulieri singulis collyridam panis unam, et assaturam bubulæ carnis unam, et similam frixam oleo: et abiit omnis populus, unusquisque in domum suam. Alsdann verteilte er unter die ganze Menge Israels, an einen jeden, Mann wie Weib, einen Brotkuchen und ein Stück gebratenes Rindfleisch und mit Öl geröstetes Gebäck; darnach zog alles Volk fort, ein jeder in sein Haus. 2 Samuel 2Sam 10 6 2 Surrexitque David, et abiit, et universus populus, qui erat cum eo de viris Juda, ut adducerent arcam Dei, super quam invocatum est nomen Domini exercituum, sedentis in cherubim super eam. Und er machte sich auf und ging hin mit allem Volke, das von den Männern Judas¹ bei ihm war, die Lade Gottes heraufzuholen,² über welcher der Name des Herrn der Heerscharen angerufen ist, der auf ihr über den Cherubim thront. [1Chr 13,6, Ps 67,1] 2 Samuel 2Sam 10 6 2 1 Hebr.: Aus Baal Juda, d.i. Kariathbaal, Kariathiarim, wo die Bundeslade sich seit fast 70 Jahren befand. [1Sam 6,21] und [1Sam 7] 2 Samuel 2Sam 10 6 2 2 Nachdem er seine Herrschaft gesichert, lag Davids nichts mehr am Herzen als den Gottesdienst, der seit Heli so vernachlässigt war, zu ordnen. Dies konnte am besten geschehen, wenn das eigentliche Heiligtum, die Bundeslade, aus der Verborgenheit von Kariathiarim geholt und bleibend in der Königsstadt aufgestellt wurde. 2 Samuel 2Sam 10 6 20 Reversusque est David ut benediceret domui suæ: et egressa Michol filia Saul in occursum David, ait: Quam gloriosus fuit hodie rex Israel discooperiens se ante ancillas servorum suorum, et nudatus est, quasi si nudetur unus de scurris. Als aber David heimkehrte, sein Haus zu segnen, trat Michol, die Tochter Sauls, heraus, David entgegen und sprach: Wie herrlich ist heute der König von Israel gewesen, indem er sich vor den Mägden seiner Diener entkleidet und entblößt hat, wie ein Possenreißer zu tun pflegt!¹⁶ 2 Samuel 2Sam 10 6 20 16 Eine harte Übertreibung. 2 Samuel 2Sam 10 6 21 Dixitque David ad Michol: Ante Dominum, qui elegit me potius quam patrem tuum, et quam omnem domum ejus, et præcepit mihi ut essem dux super populum Domini in Israel, David sprach zu Michol: Vor dem Herrn, der mich vielmehr auserwählt hat als deinen Vater und seine ganze Familie, und der mir geboten hat, Fürst über das Volk des Herrn in Israel zu sein, 2 Samuel 2Sam 10 6 22 Et ludam, et vilior fiam plus quam factus sum: et ero humilis in oculis meis: et cum ancillis, de quibus locuta es, gloriosior apparebo. werde ich spielen und noch geringer werden als ich gewesen bin, und mich demütigen in meinen Augen und vor den Mägden, von denen du geredet hast, noch herrlicher erscheinen.¹⁷ 2 Samuel 2Sam 10 6 22 17 Wegen des Herrn bin ich bereit, noch mehr von jenem Rufe einzubüßen. Im Kampfe besiegte David einst die Feinde, hier im Tanz vor dem Herrn sich selbst. 2 Samuel 2Sam 10 6 23 Igitur Michol filiæ Saul non est natus filius usque in diem mortis suæ. Michol, die Tochter Sauls, gebar daher kein Kind,¹⁸ bis¹⁹ zum Tage ihres Todes. 2 Samuel 2Sam 10 6 23 18 Entweder weil Gott ihr zur Strafe Unfruchtbarkeit sandte, oder weil David sich von ihr fernhielt. Nach V. 21 wohl beides. 2 Samuel 2Sam 10 6 23 19 Vergl. [Mt 1,25]. 2 Samuel 2Sam 10 6 3 Et imposuerunt arcam Dei super plaustrum novum: tuleruntque eam de domo Abinadab, qui erat in Gabaa: Oza autem, et Ahio filii Abinadab, minabant plaustrum novum. Und sie setzten die Lade Gottes³ auf einen neuen Wagen und brachten sie aus dem Hause Abinadabs, welcher in Gabaa⁴ wohnte, hinweg; Oza⁵ aber und Ahio, die Söhne Abinadabs, führten den neuen Wagen, 2 Samuel 2Sam 10 6 3 3 Ein Wagen, der noch zu keinem andern Gebrauche gedient, wurde aus Ehrfurcht genommen [1Sam 6,7], indes war auch dies gegen das Gesetz, da nach demselben [Num 4,15] die Leviten die Bundeslade hätten tragen sollen. Die Philister hatten dies nicht gewusst, die Israeliten wussten es. [1Chr 15,12-15] Deshalb ward die Bundeslade später auch nach Sion getragen. (V. 13) 2 Samuel 2Sam 10 6 3 4 Besser: Auf dem Hügel, ebenso [1Sam 7,1] 2 Samuel 2Sam 10 6 3 5 Häufiger Name. 2 Samuel 2Sam 10 6 4 Cumque tulissent eam de domo Abinadab, qui erat in Gabaa, custodiens arcam Dei Ahio præcedebat arcam. Als sie nun die Lade aus dem Hause Abinadabs, der in Gabaa wohnte, geholt hatten, ging Ahio, die Lade Gottes hütend, vor derselben her.⁶ [1Sam 7,1] 2 Samuel 2Sam 10 6 4 6 Hier scheint ein Schreibfehler eingedrungen zu sein, da die Worte aus V. 3 hier wiederholt sind. Der Text ist also vielleicht: Und Ahio, der die Lade Gottes bewachte, ging vor der Arche her. 2 Samuel 2Sam 10 6 5 David autem, et omnis Israel ludebant coram Domino, in omnibus lignis fabrefactis, et citharis et lyris et tympanis et sistris et cymbalis, David aber und ganz Israel spielten vor dem Herrn auf allerlei Holzinstrumenten, auf Zithern und Lauten und Pauken und Zinken und Zimbeln.⁷ 2 Samuel 2Sam 10 6 5 7 Die ursprüngliche Lesart ist wohl die [1Chr 13,8] gegebene. Zither: [1Sam 10,5]. Laute: von der Vulgata bald nablum, bald lyra, bald psalterium genannt, obwohl diese von jener [1Chr 15,16] unterschieden wird. Zinke: ein Musikinstrument aus dünnen quadratförmigen Platten, die manchmal mit Glocken versehen erscheinen. Die cinyra hatte 10 Saiten und wurde mit dem Plektrum geschlagen, das nablum mit 12 Tönen wurde mit den Fingern gespielt, die Zimbeln waren von Erz, groß und breit. 2 Samuel 2Sam 10 6 6 Postquam autem venerunt ad aream Nachon, extendit Oza manum ad arcam Dei, et tenuit eam: quoniam calcitrabant boves, et declinaverunt eam. Als sie aber bei der Tenne Nachon⁸ ankamen, streckte Oza seine Hand aus nach der Lade Gottes und hielt sie fest, denn die Rinder schlugen aus und brachten sie ins Schwanken. 2 Samuel 2Sam 10 6 6 8 [1Chr 13,9] Chidon. 2 Samuel 2Sam 10 6 7 Iratusque est indignatione Dominus contra Ozam, et percussit eum super temeritate: qui mortuus est ibi juxta arcam Dei. Da ergrimmte der Zorn des Herrn gegen Oza und er schlug ihn wegen der Vermessenheit und er starb daselbst bei der Lade Gottes.⁹ 2 Samuel 2Sam 10 6 7 9 Die Bundeslade neigte zur Seite, eine Berührung schien notwendig, indes entbehrte sie der schuldigen Ehrerbietung. Perez-Usa: [1Chr 13,11]. Der Tod ist kein Zeichen der Verdammnis. 2 Samuel 2Sam 10 6 8 Contristatus est autem David, eo quod percussisset Dominus Ozam, et vocatum est nomen loci illius: Percussio Ozæ usque in diem hanc. David aber wurde bestürzt, weil der Herr Oza getötet hatte, und man nannte diesen Ort Erschlagung Ozas bis auf diesen Tag. [1Chr 13,11] 2 Samuel 2Sam 10 6 9 Et extimuit David Dominum in die illa, dicens: Quo modo ingredietur ad me arca Domini? Da kam über David an jenem Tage Furcht vor dem Herrn und er sprach: Wie dürfte die Lade des Herrn zu mir kommen? 2 Samuel 2Sam 10 0 1 David denkt daran, Gott ein Haus zu bauen, (V. 3) doch Gott lässt ihm durch den Propheten Nathan kundtun, dass er dies nicht wolle. Zugleich verheißt er ihm, ein Haus zu bauen und seinen Thron auf ewig zu festigen. (V. 16) Diese herrliche Verheißung bewegt David zu heißem Danke in demütigem Gebete. 2 Samuel 2Sam 10 7 1 Factum est autem cum sedisset rex in domo sua, et Dominus dedisset ei requiem undique ab universis inimicis suis. Es begab sich aber, als der König in seinem Hause wohnte¹ und der Herr ihm Ruhe vor allen seinen Feinden ringsum verliehen hatte, 2 Samuel 2Sam 10 7 1 1 Seinen ständigen Sitz hatte. 2 Samuel 2Sam 10 7 10 Et ponam locum populo meo Israel, et plantabo eum, et habitabit sub eo, et non turbabitur amplius: nec addent filii iniquitatis ut affligant eum sicut prius, Und ich will meinem Volke Israel eine Stätte bestimmen und will es daselbst pflanzen und es soll da wohnen und nicht mehr beunruhigt werden und die Kinder der Bosheit sollen es nicht mehr bedrängen wie vordem 2 Samuel 2Sam 10 7 11 Ex die qua constitui judices super populum meum Israel: et requiem dabo tibi ab omnibus inimicis tuis: prædicitque tibi Dominus, quod domum faciat tibi Dominus. von dem Tage an, da ich Richter über mein Volk Israel setzte, und ich will dir Ruhe verleihen vor allen deinen Feinden, und der Herr tut dir kund, dass der Herr dir ein Haus bauen wird.⁶ 2 Samuel 2Sam 10 7 11 6 Gott wird dir Nachkommenschaft geben und die Herrschaft bei dieser bleiben. Vergl. [1Chr 28,6ff]. Die Lage der Stiftshütte folgt der Lage des Volkes. Zuerst will Gott David ein bleibendes Haus bauen, ehe David sich ein solches baut, dies ist die rechte Ordnung im Reiche Gottes. Erst wenn Kriege nicht mehr eine Flucht des Heiligtums nötig machen und Friede herrscht, soll der Tempel gebaut werden. 2 Samuel 2Sam 10 7 12 Cumque completi fuerint dies tui, et dormieris cum patribus tuis, suscitabo semen tuum post te, quod egredietur de utero tuo, et firmabo regnum ejus. Und wenn deine Tage vollendet sind und du zu deinen Vätern entschlafen bist, will ich dir einen Nachkommen erwecken,⁷ der aus deinen Lenden stammen soll, und will sein Königtum befestigen. [1Kön 8,19] 2 Samuel 2Sam 10 7 12 7 Vergl. [1Chr 22,8]. 2 Samuel 2Sam 10 7 13 Ipse ædificabit domum nomini meo, et stabiliam thronum regni ejus usque in sempiternum. Er soll meinem Namen ein Haus bauen und ich werde den Thron seines Königtums fest gründen auf ewig. [1Kön 5,5] 2 Samuel 2Sam 10 7 14 Ego ero ei in patrem, et ipse erit mihi in filium: qui si inique aliquid gesserit, arguam eum in virga virorum, et in plagis filiorum hominum. Ich werde ihm Vater sein und er soll mir Sohn sein; wenn er etwas Böses tut, will ich ihn mit der Menschenrute strafen und mit Schlägen der Menschenkinder.⁸ [1Chr 22,10, Hebr 1,5] 2 Samuel 2Sam 10 7 14 8 Nach dem Affekte und der Absicht der väterlichen Strenge, nicht nach dem Maße der verdienten Strafe. 2 Samuel 2Sam 10 7 15 Misericordiam autem meam non auferam ab eo, sicut abstuli a Saul, quem amovi a facie mea. Aber meine Barmherzigkeit werde ich ihm nicht entziehen, wie ich sie Saul entzogen habe, den ich vor meinem Angesichte verstieß. [Ps 88,4.37] 2 Samuel 2Sam 10 7 16 Et fidelis erit domus tua, et regnum tuum usque in æternum ante faciem tuam, et thronus tuus erit firmus jugiter. Und dein Haus soll beständig und dein Königtum bis in Ewigkeit sein vor deinem Angesichte⁹ und dein Thron soll fest stehen für und für.¹⁰ [Ps 88,38, Hebr 1,8] 2 Samuel 2Sam 10 7 16 9 Besser nach einigen Cod. der Vulgata, nach Sept. und Syr.: meinem Angesichte. 2 Samuel 2Sam 10 7 16 10 Wie weit die Verheißung des beständigen Hauses reicht, wird in V. 14 noch nicht klar gestellt. Denn wenngleich die Ewigkeit als Dauer angegeben wird, so doch nicht so klar (vergl. [1Kön 9,5.7, 1Kön 11,38, 1Chr 22,10]) wie in späteren Prophezeiungen [Ps 88,21ff, Dan 2,44, Lk 1,33]. Dass Salomon in dieser Verheißung eingeschlossen ist, geht ebenso aus dem einfachen Sinne der Worte, wie aus [1Kön 8,15-21] hervor. Mithin ist in V. 12 im Worte Nachkomme auch dein Sohn (V. 9) einbegriffen, doch wiederum ist Salomon nicht allein gemeint noch auch der Tempel allein. Denn nach V. 13 soll der Thron des Erbauers des Hauses auf ewig gefestigt werden, also der Erbauer ewig auf demselben sitzen und sich Gottes väterlicher Zuneigung erfreuen. (V. 14) Im weiteren Sinne verstand dies jedenfalls der Psalmist [Ps 88,31], das, was hier V. 14ff in der Einzahl gesetzt, in der Mehrzahl wiederholend. Vergl. [1Kön 2,4]. (Aug.) Die Stelle betrifft im Litteralsinne auch Christus (Basil., Theodor., Justin., Ambros.), wie aus [Hebr 1,5] hervorgeht. Indes wiederum auch ihn nicht allein, wie V. 14 zeigt, der nicht auf Christus passt, und V. 12, der auf die Zeit unmittelbar nach Davids Tode hinzuweisen scheint. Endlich aber auch nicht Salomon und Christus allein, sondern auch die dazwischen liegenden Geschlechter, weil diese wahrhaft Nachkommen Davids, also notwendig in seinem ewig bestehenden Hause (V. 16) eingeschlossen sind und der Thron der Nachkommen Davids nicht von Salomon die Weissagung V. 14 erfüllt. Mithin begreifen die Nachkommen alle Geschlechter von David bis Christus. Das Haus ist der Tempel Salomons wie Zorobabels als Vorläufer der Kirche; Christus, dessen Leib ein Tempel ist [Joh 2,19], von der Jungfrau aus Davids Stamm in der Empfängnis erbaut (Theod. Vergl. [Hebr 9,11]), endlich die Kirche, deren einzelne Glieder ein Tempel Gottes sind [1Kor 1,6.9, Joh 14,23, 2Kor 6,16], ein geistiger Bau [1Petr 2,5], der im Himmel seine Vollendung findet. Die väterliche Zuneigung in V. 14 bezieht sich ebenso auf Christus wie auf die kämpfenden und triumphierende Kirche. Die barmherzige Strafe V. 14 hat in der ganzen Kirche des A. und N.T. gewaltet. Wie die Ankunft des Messias und ähnlich auch Davids Erlangung der Königswürde [1Sam 16,13, 2Sam 3,10, 2Sam 5,2] durch verschiedene Weissagungen erklärt waren, so auch das Schicksal des Hauses David. Einige solcher Prophezeiungen können als Wiederholungen der vorstehenden angesehen werden. Vergl. [Ps 88,27-38]. Indes ist David jedenfalls eine besondere zu Teil geworden, welche die vorstehende nach ihrem zeitlichen und politischen Teile erklärte. In ihr musste die Ursache angegeben werden, weshalb David selbst den Bau nicht vollbringen sollte, nämlich seine Kriege [1Kön 5,3, 1Chr 22,8, 1Chr 28,3]; ebenso, wer den Tempel bauen sollte: Salomon, dessen Name eine Vorbedeutung seiner Regierung [1Kön 5,4ff, 1Chr 22,9ff, 1Chr 28,6] war; endlich die bedingte Dauer des zeitlichen Thrones des Hauses David [1Kön 8,25, 1Kön 9,5]. 2 Samuel 2Sam 10 7 17 Secundum omnia verba hæc, et juxta universam visionem istam, sic locutus est Nathan ad David. Nach allen diesen Worten, und diesem ganzen Gesichte gemäß redete Nathan zu David. 2 Samuel 2Sam 10 7 18 Ingressus est autem rex David, et sedit coram Domino, et dixit: Quis ego sum Domine Deus, et quæ domus mea, quia adduxisti me hucusque? Da ging der König David hin und ließ sich vor dem Herrn nieder¹¹ und sprach: Wer bin ich, Herr, Gott! und was ist mein Haus, dass du mich bis hierher¹² geführt hast? 2 Samuel 2Sam 10 7 18 11 Verweilte länger, oder: Setzte sich auf den Boden. 2 Samuel 2Sam 10 7 18 12 Bisher: die ihm selbst erwiesenen. V. 19 folgen dann die den Nachkommen zu erweisenden Wohltaten, V. 18 24 der Dank für die Verheißungen, V. 25 29 die Bitte um die Erfüllung derselben und der Ausdruck der zuversichtlichen Hoffnung. 2 Samuel 2Sam 10 7 19 Sed et hoc parum visum est in conspectu tuo Domine Deus, nisi loquereris etiam de domo servi tui in longinquum: ista est enim lex Adam, Domine Deus. Und doch schien auch dies noch zu wenig in deinen Augen, Herr, Gott! und du hast für das Haus deines Dieners in die ferne Zukunft eine Zusage gemacht;¹³ denn das ist das Gesetz Adams,¹⁴ Herr, Gott! 2 Samuel 2Sam 10 7 19 13 Der zweite Teil dessen, was der Prophet gesagt. 2 Samuel 2Sam 10 7 19 14 Des Menschen. Vielleicht ist nach [1Chr 16,17] zu ändern: und hast mich erhoben über das ganze Volk. 2 Samuel 2Sam 10 7 2 Dixit ad Nathan prophetam: Videsne quod ego habitem in domo cedrina, et arca Dei posita sit in medio pellium? sprach er zu dem Propheten Nathan:² Du siehst, dass ich in einem Zedernhause wohne, während die Lade Gottes unter Fellen steht? [1Chr 17,1] 2 Samuel 2Sam 10 7 2 2 Nathan war im Berufe jünger als Gad. [1Sam 22,5] Er ist der einzige Prophet, der zwischen Samuel und Elias so genannt wird. [Sir 47,1] Nathan war Ratsherr, indes nicht alles, was er riet, ging aus prophetischem Geiste hervor. (Thom.) So konnte er als Prophet verwerfen, was er als Mensch gelobt. Nach dem Gesetz sollte das hl. Zelt zwei decken aus Tierfellen haben. [Ex 26,14] David hält es für unzulässig, dass seine Wohnung fester und herrlicher sein soll als die Gottes. 2 Samuel 2Sam 10 7 20 Quid ergo addere poterit adhuc David, ut loquatur ad te? tu enim scis servum tuum Domine Deus. Was könnte also David noch weiter zu dir sprechen?¹⁵ du kennst ja deinen Diener, Herr, Gott! 2 Samuel 2Sam 10 7 20 15 Dank sagend: da du sein Herz kennst. 2 Samuel 2Sam 10 7 21 Propter verbum tuum, et secundum cor tuum fecisti omnia magnalia hæc, ita ut notum faceres servo tuo. Um deines Wortes willen und nach deinem Herzen hast du all dies Große¹⁶ getan, so dass du es deinem Diener kundtatest. 2 Samuel 2Sam 10 7 21 16 Dies Große: besonders die messianischen Weissagungen. Herz: Treue und Barmherzigkeit. Seinem Verdienste schreibt David nichts zu. 2 Samuel 2Sam 10 7 22 Idcirco magnificatus es Domine Deus, quia non est similis tui, neque est Deus extra te, in omnibus quæ audivimus auribus nostris. Darum bist du hoch erhaben, o Herr, Gott! denn es ist deinesgleichen nicht, noch ist ein Gott außer dir, nach alledem, was wir mit unsern Ohren gehört haben.¹⁷ 2 Samuel 2Sam 10 7 22 17 In V. 26 wird dann alles kurz zusammengefasst. 2 Samuel 2Sam 10 7 23 Quæ est autem, ut populus tuus Israel, gens in terra, propter quam ivit Deus, ut redimeret eam sibi in populum, et poneret sibi nomen, faceretque eis magnalia, et horribilia super terram, a facie populi tui, quem redemisti tibi ex gypto, gentem, et deum ejus. Welches andere Volk ist aber auf Erden wie dein Volk Israel, um dessenwillen Gott hingegangen ist, um es sich als Volk zu erlösen und sich einen Namen zu machen und große und furchtbare Taten für dasselbe auf Erden zu tun, vor den Augen deines Volkes, welches du dir aus Ägypten erlöst hast, das Volk und seinen Gott?¹⁸ 2 Samuel 2Sam 10 7 23 18 Gott offenbarte an Israel seinen Namen, Ruhm und Lob, und tat zu dessen Gunsten Wunder, wie in Ägypten und beim Einzug in das hl. Land geschehen. Gott tat dies alles, sich selbst zu verherrlichen, da sich seine Erhabenheit in seinen Gnadenerweisen am höchsten zeigt. Vergl. [Ps 113, Ps 131] 2 Samuel 2Sam 10 7 24 Firmasti enim tibi populum tuum Israel in populum sempiternum: et tu Domine Deus factus est eis in Deum. Denn du hast dir dein Volk Israel auf ewig bestätigt zum Volke und du, Herr, Gott! bist ihnen zum Gott geworden. 2 Samuel 2Sam 10 7 25 Nunc ergo Domine Deus verbum, quod locutus es super servum tuum, et super domum ejus, suscita in sempiternum: et fac sicut locutus es, Darum, o Herr, Gott! lass die Zusage, die du deinem Diener und seinem Hause gegeben hast, in Ewigkeit bleiben und tue, wie du gesprochen hast, 2 Samuel 2Sam 10 7 26 Ut magnificetur nomen tuum usque in sempiternum, atque dicatur: Dominus exercituum, Deus super Israel. Et domus servi tui David erit stabilita coram Domino, damit dein Name verherrlicht werde in Ewigkeit und man sage: Der Herr der Heerscharen ist Gott über Israel! Und das Haus deines Dieners David wird feststehen vor dem Herrn; 2 Samuel 2Sam 10 7 27 Quia tu Domine exercituum Deus Israel revelasti aurem servi tui, dicens: Domum ædificabo tibi: propterea invenit servus tuus cor suum ut oraret te oratione hac. denn du selbst, Herr der Heerscharen, Gott Israels, hast dem Ohre deines Dieners geoffenbart und gesagt: Ich will dir ein Haus bauen, darum hat dein Diener sich ein Herz gefasst, diese Bitte an dich zu richten.¹⁹ 2 Samuel 2Sam 10 7 27 19 Er entschuldigt die anscheinende Kühnheit seiner Bitte. 2 Samuel 2Sam 10 7 28 Nunc ergo Domine Deus, tu es Deus, et verba tua erunt vera: locutus es enim ad servum tuum bona hæc. Nun denn, Herr, Gott! du bist Gott und deine Worte werden Wahrheit sein, denn du hast deinem Diener diese freudenvollen Verheißungen gegeben. 2 Samuel 2Sam 10 7 29 Incipe ergo, et benedic domui servi tui, ut sit in sempiternum coram te: quia tu Domine Deus locutus es, et benedictione tua benedicetur domus servi tui in sempiternum. Darum fange an und segne das Haus deines Dieners, auf dass es ewig vor dir sei; denn du, Herr, Gott! hast gesprochen, und durch deinen Segen wird²⁰ das Haus deines Dieners auf ewig gesegnet sein. 2 Samuel 2Sam 10 7 29 20 Besser: möge: Möchte die Erfüllung bereits beginnen. David ahnt nicht, dass diese durch seine Sünde hinausgeschoben werden wird. Dass er den Sinn der Prophezeiung als messianisch erkannte, beweist [Ps 109,1. Mt 22,44]. 2 Samuel 2Sam 10 7 3 Dixitque Nathan ad regem: Omne quod est in corde tuo, vade, fac: quia Dominus tecum est. Da entgegnete Nathan dem Könige: Alles, was du im Sinne hast, gehe hin und tue, denn der Herr ist mit dir! 2 Samuel 2Sam 10 7 4 Factum est autem in illa nocte: et ecce sermo Domini ad Nathan, dicens: Es begab sich aber in jener Nacht, siehe, da erging das Wort des Herrn an Nathan: 2 Samuel 2Sam 10 7 5 Vade, et loquere ad servum meum David: Hæc dicit Dominus: Numquid tu ædificabis mihi domum ad habitandum? Gehe hin und sprich zu meinem Diener³ David: So spricht der Herr: Solltest du mir wohl eine stete Wohnung bauen? 2 Samuel 2Sam 10 7 5 3 Diese Bezeichnung ist die höchste Ehre für David. (Theodor) Der Ratschluss Gottes konnte David hart scheinen, deshalb zeigt ihm Gott, dass das, was er ihm gewährt hat, groß ist: da keiner seiner Vorfahren dessen gewürdigt (V. 6), dass die Wohltaten, welche Gott bisher erwiesen, überaus große seien (8-11), da der Herr um des Hauses willen, das David durch Salomon bauen wird, auch selbst ihm ein Haus bauen will. 2 Samuel 2Sam 10 7 6 Neque enim habitavi in domo ex die illa, qua eduxi filios Israel de terra gypti, usque in diem hanc: sed ambulabam in tabernaculo, et in tentorio. Ich habe ja doch nicht in einem Hause gewohnt von jenem Tage an, da ich die Söhne Israels aus dem Lande Ägypten herausführte, bis auf diesen Tag, sondern wanderte in Hütte und Zelt. 2 Samuel 2Sam 10 7 7 Per cuncta loca, quæ transivi cum omnibus filiis Israel, numquid loquens locutus sum ad unam de tribubus Israel, cui præcepi, ut pasceret populum meum Israel, dicens: Quare non ædificastis mihi domum cedrinam? Überall, wo ich mit allen Söhnen Israels durchzog, habe ich da je zu einem von den Stämmen⁴ Israels, dem ich befohlen, mein Volk Israel zu weiden, so gesagt und gesprochen: Warum habt ihr mir kein Haus aus Zedern gebaut? 2 Samuel 2Sam 10 7 7 4 Besser mit [1Chr 17,6]; Richter. 2 Samuel 2Sam 10 7 8 Et nunc hæc dices servo meo David: Hæc dicit Dominus exercituum: Ego tuli te de pascuis sequentem greges, ut esses dux super populum meum Israel: So sage nun meinem Diener David dies: Also spricht der Herr der Heerscharen: Ich selbst habe dich von dem Weideplatz, als du hinter den Schafen hergingest, genommen, dass du Fürst seiest über mein Volk Israel, [1Sam 16,13] 2 Samuel 2Sam 10 7 9 Et fui tecum in omnibus ubicumque ambulasti, et interfeci universos inimicos tuos a facie tua: fecique tibi nomen grande, juxta nomen magnorum, qui sunt in terra. und ich bin mit dir gewesen überall, wo du wandeltest, und habe alle deine Feinde vor dir her getötet und habe dir einen großen Namen gemacht, gleich dem Namen der Größten, welche auf Erden sind.⁵ 2 Samuel 2Sam 10 7 9 5 Besser ist alles im Präsens zu übersetzen: Es handelt sich um bleibende Segnungen. 2 Samuel 2Sam 10 0 1 2. David herrscht ruhmvoll und glücklich in Jerusalem bis zu seinem Falle. (8,1 10,19) A. Durch glückliche Kriege erweitert David unter Gottes Beistand sein Gebiet (V. 14) und hebt die innere Lage des Reiches durch seine gute Verwaltung. 2 Samuel 2Sam 10 8 1 Factum est autem post hæc, percussit David Philisthiim, et humiliavit eos, et tulit David frenum tributi de manu Philisthiim. Hierauf¹ aber begab es sich, dass David die Philister schlug und sie demütigte, und er entwand den Zaum der Tributpflicht² aus der Hand der Philister. [1Chr 18,1.2] 2 Samuel 2Sam 10 8 1 1 Die folgenden drei Kapitel sind eine Ergänzung der Prophezeiung, weil erstlich das Reich den ihm zukommenden Umfang erreichen musste, dann weil es, damit der Tempel gebaut werden konnte, notwendig war, dass ein Volk tributpflichtig wurde. In [2Sam 8] werden die Kriege nur summarisch erwähnt, in [2Sam 10] der Krieg gegen die Ammoniter ausführlich geschildert. [2Sam 9] wird eingeschoben, um Miphiboseths Erwähnung zu tun. Hierauf: Außerdem, also nicht notwendig in der Folge der Ereignisse. Vergl. [2Sam 10,1], wo der bereits im [2Sam 8] erwähnte Ammoniterkrieg berichtet wird. 2 Samuel 2Sam 10 8 1 2 Vergl. [1Chr 18,1]. Geth hatte einen eigenen König. [1Kön 2,39] Hebr.: David nahm den Zaum der Mutter, d.i. die Haupt- und Mutterstadt, welche die Herrschaft ausübte. 2 Samuel 2Sam 10 8 10 Et misit Thou Joram filium suum ad regem David, ut salutaret eum congratulans, et gratias ageret: eo quod expugnasset Adarezer, et percussisset eum. Hostis quippe erat Thou Adarezer, et in manu ejus erant vasa aurea, et vasa argentea, et vasa ærea: sandte er seinen Sohn Joram zu dem Könige David, um ihn zu begrüßen und ihm Glück zu wünschen und Dank zu sagen, dass er Adarezer bekämpft und ihn geschlagen hatte; Thou war nämlich Adarezers Feind. Und er führte goldene und silberne und eherne Gerätschaften mit sich. 2 Samuel 2Sam 10 8 11 Quæ et ipsa sanctificavit rex David Domino cum argento et auro, quæ sanctificaverat de universis gentibus, quas subegerat Auch diese weihte der König David dem Herrn samt dem Silber und Golde, welches er allen Völkern, die er unterjocht, abgenommen und geweiht hatte, 2 Samuel 2Sam 10 8 12 De Syria, et Moab, et filiis Ammon, et Philisthiim, et Amalec, et de manubiis Adarezer filii Rohob regis Soba. der Syrien, Moab, den Söhnen Ammons, den Philistern, Amalek und Adarezer, dem Sohne Rohobs, des Königs von Soba, abgenommenen Beute.¹⁰ 2 Samuel 2Sam 10 8 12 10 Diese Beute weihte er Gott. Obwohl er den Tempel selbst nicht baute, bereitete er doch alles Erforderliche vor. Hierdurch wird der Zusammenhang der Erzählung mit dem Tempelbau klar. 2 Samuel 2Sam 10 8 13 Fecit quoque sibi David nomen cum reverteretur capta Syria in Valle Salinarum, cæsis decem et octo millibus: Auch machte sich David einen Namen, als er von der Besitznahme Syriens zurückkam im Salztale,¹¹ indem er achtzehntausend Mann erschlug. 2 Samuel 2Sam 10 8 13 11 Edomiter brachen, wohl als David nach Syrien zog, in Palästina ein. Der Krieg dauerte sechs Monate; alle Edomiter, die in Joabs Hände fielen, wurden getötet. [1Kön 11,15] Eigentlich erforscht Abisai den Sieg über die Edomiter im Salztale. [1Chr 18,12] 2 Samuel 2Sam 10 8 14 Et posuit in Idumæa custodes, statuitque præsidium: et facta est universa Idumæa serviens David: et servavit Dominus David in omnibus ad quæcumque profectus est. Und er setzte Statthalter in Idumäa ein und legte eine Besatzung dorthin und ganz Idumäa war David dienstbar;¹² der Herr aber bewahrte David in allem, wozu er immer auszog. 2 Samuel 2Sam 10 8 14 12 Der übrige Teil des Kapitels ist [1Sam 14,47-57, 2Sam 20,23-26] ähnlich. So war es [Num 24,18] vorausgesagt. Die Chananiter sollten alle vertilgt (hebr.: vertrieben) werden. Josue hatte indes im Kampfe eine Pause eintreten lassen, damit die Israeliten nicht verwilderten. Nach seinem Tode, der das Band löste, welches bis dahin alle zusammengehalten, vergaßen die einzelnen Stämme über ihre Sonderinteressen das Gemeinwohl und zogen vor, statt sich den Alleinbesitz des Landes zu sichern, die Güter desselben mit den Chanaanitern zu teilen. Hiermit besiegelten sie ihren Abfall vom Bunde Gottes und gaben sich selbst auf Jahrhunderte den in wechselnden Zeiträumen sie angreifenden Feinden, den Anamitern, Moabitern, Chananitern, Madianitern, Ammonitern und Philistern preis. Vergl. [Ri 2,8ff]. Da die Chananiter den Israeliten an Kultur überlegen waren, hatten sie während 300 Jahren, bis zur Unterwerfung der Philister durch David, ein soziales Übergewicht und den Handel, während die Israeliten die Vermittlung hatten. Mit der Emanzipierung Israels von den Chananitern hatte David alles getan, was ihm in dieser Beziehung oblag. Alles Weitere war nur ein Verteidigungskrieg. Die syrischen Fürsten kamen den von David bedrängten Ammonitern zu Hilfe, der Krieg gegen die Ammoniter aber wurde zur Abwehr schwerer Schmach geführt. Nachdem die Ammoniter besiegt und Damaskus sowie das Land bis zum Euphrat und zum roten Meere erobert war, hätte David diese Landstrecken seinem Reiche einverleiben und den gesamten Handel in Beschlag nehmen können. Doch er begnügte sich, sein Volk wohl kennend, mit Tribut und Transithandel. 2 Samuel 2Sam 10 8 15 Et regnavit David super omnem Israel: faciebat quoque David judicium et justitiam omni populo suo. So herrschte David über ganz Israel¹³ und er übte Recht und Gerechtigkeit gegen sein ganzes Volk. 2 Samuel 2Sam 10 8 15 13 Von allen anerkannt, erfüllte er treu alle seine Pflichten ohne Ansehen der Person. Zu der folgenden Beschreibung vergl. [1Sam 14,50]. Josaphat hatte die den König selbst und das ganze Reich betreffenden Geschäfte zu verwalten. [2Kön 18,18] wird er der Würde nach an dritter Stelle aufgeführt. Die Schreiber (V. 17) hatten die Geschlechtstafeln der Familien und Stämme, das Heerwesen, die Aufzeichnung der Regierungshandlungen des Königs u.a. zu überwachen. 2 Samuel 2Sam 10 8 16 Joab autem filius Sarviæ erat super exercitum: porro Josaphat filius Ahilud erat a commentariis: Joab aber, der Sohn Sarvias, war über das Heer gesetzt, Josaphat, der Sohn Ahiluds, war Kanzler, 2 Samuel 2Sam 10 8 17 Et Sadoc filius Achitob, et Achimelech filius Abiathar, erant sacerdotes: et Saraias, scriba: Sadok, der Sohn Achitobs,¹⁴ und Achimelech, der Sohn Abiathars,¹⁵ waren Priester und Sarajas war Schreiber, 2 Samuel 2Sam 10 8 17 14 Nicht der [1Sam 14,3] genannte, sondern ein aus der Linie Eleazar stammender. 2 Samuel 2Sam 10 8 17 15 Achimelech war der Sohn des Abiathar, der zu David floh, Enkel des alten Achimelech. 2 Samuel 2Sam 10 8 18 Banaias autem filius Joiadæ super Cerethi et Phelethi: filii autem David sacerdotes erant. Banajas aber, der Sohn Jojadas, war über die Cerether und Phelether¹⁶ gesetzt und die Söhne Davids waren Priester.¹⁷ 2 Samuel 2Sam 10 8 18 16 Philister. Banajas: [1Kön 2,35] 2 Samuel 2Sam 10 8 18 17 Richtiger: Fürsten des Hofes, wie die Itala hat und [1Chr 18,17]. An anderen Orten, wie [2Sam 20,26, 1Kön 4,5] werden im Gegensatze zu Priestern Gottes, Priester Davids genannt, wodurch genügend gezeigt wird, dass es sich nicht um wirkliche Priester handelt. Etwa: Zeremonienmeister. 2 Samuel 2Sam 10 8 2 Et percussit Moab, et mensus est eos funiculo, coæquans terræ: mensus est autem duos funiculos, unum ad occidendum, et unum ad vivificandum: factusque est Moab David serviens sub tributo. Sodann schlug er die Moabiter und maß sie mit der Schnur, indem er sie sich auf die Erde hinstrecken ließ;³ er maß aber zwei Schnüre, eine zur Tötung und eine um am Leben zu lassen. So wurde Moab David tributpflichtig. 2 Samuel 2Sam 10 8 2 3 Er befahl den Gefangenen, sich zu Boden zu werfen und maß zwei Stricke zum Tode und einen vollen Stricke (also mehr als einen Strick) zum Lebendig machen. Kriegsrechtlich konnte David alle töten, doch, er wollte das Land nicht entvölkern, sondern nur die Bewohnerschaft unschädlich machen. Früher waren die Moabiter Freunde [1Sam 22,3], doch Davids Thronbesteigung machte sie zu Feinden. 2 Samuel 2Sam 10 8 3 Et percussit David Adarezer filium Rohob regem Soba, quando profectus est ut dominaretur super flumen Euphraten. Weiter schlug David Adarezer, den Sohn Rohobs, den König von Soba,⁴ als dieser hinzog, um seine Herrschaft über den Fluss Euphrat auszudehnen. [1Chr 18,3] 2 Samuel 2Sam 10 8 3 4 Zwischen dem Euphrat und Damaskus. 2 Samuel 2Sam 10 8 4 Et captis David ex parte ejus mille septingentis equitibus, et viginti millibus peditum, subnervavit omnes jugales curruum: dereliquit autem ex eis centum currus. Und David nahm von ihm tausend und siebenhundert Reiter und zwanzigtausend Mann Fußvolk gefangen und ließ alle Wagenpferde lähmen; hundert Wagen⁵ aber ließ er davon übrig. 2 Samuel 2Sam 10 8 4 5 Gespanne von Wagen. Anders [1Chr 18,4]. 2 Samuel 2Sam 10 8 5 Venit quoque Syria Damasci, ut præsidium ferret Adarezer regi Soba: et percussit David de Syria viginti duo millia virorum. Auch kamen die Syrer von Damaskus, um Adarezer, dem Könige von Soba, Hilfe zu leisten;⁶ David aber schlug von den Syrern zweiundzwanzigtausend Mann. 2 Samuel 2Sam 10 8 5 6 Wie es scheint, nach der ersten Niederlage. Vergl. [2Sam 10,6]. 2 Samuel 2Sam 10 8 6 Et posuit David præsidium in Syria Damasci: factaque est Syria David serviens sub tributo: servavitque Dominus David in omnibus ad quæcumque profectus est. Und David legte eine Besatzung⁷ in das damascenische Syrien, und Syrien ward ihm tributpflichtig; und der Herr bewahrte David in allem, wozu er immer auszog. 2 Samuel 2Sam 10 8 6 7 Hebr.: Einen Befehlshaber. 2 Samuel 2Sam 10 8 7 Et tulit David arma aurea, quæ habebant servi Adarezer, et detulit ea in Jerusalem. Auch nahm David die goldenen Waffen,⁸ welche die Diener Adarezers hatten, und brachte sie nach Jerusalem. 2 Samuel 2Sam 10 8 7 8 Wahrscheinlich Schilde mit goldenen Platten. 2 Samuel 2Sam 10 8 8 Et de Bete, et de Beroth civitatibus Adarezer, tulit rex David æs multum nimis. Aus Bete aber und Beroth, den Städten Adarezers, nahm der König David sehr viel Erz. 2 Samuel 2Sam 10 8 9 Audivit autem Thou rex Emath, quod percussisset David omne robur Adarezer, Als nun Thou, der König von Emath,⁹ hörte, dass David die ganze Macht Adarezers geschlagen hatte, 2 Samuel 2Sam 10 8 9 9 An der Nordgrenze von Palästina. 2 Samuel 2Sam 10 0 1 B. Auch im Glücke vergisst David seines einst Jonathas gegebenen Versprechens nicht, sondern zeigt seine Großherzigkeit, indem er Miphiboseth, dem Sohn Jonathas, Wohltaten erweist. 2 Samuel 2Sam 10 9 1 Et dixit David: Putasne est aliquis qui remanserit de domo Saul, ut faciam cum eo misericordiam propter Jonathan? Und David sprach:¹ Ist wohl noch jemand vom Hause Sauls übrig geblieben, dass ich an ihm Barmherzigkeit übe um Jonathas willen?² 2 Samuel 2Sam 10 9 1 1 Miphiboseth war zur Zeit von Sauls Tode fünf Jahre alt [2Sam 4,4], also zur Zeit, wo David von allen anerkannt ward [2Sam 5,5], zwölfjährig. Jetzt [2Sam 9,9] hat er bereits einen kleinen Sohn, also ist David schon einige Jahre in Jerusalem. Dieser Bericht dient zum Verständnisse von [2Sam 16,1] und [1Sam 19,24]. 2 Samuel 2Sam 10 9 1 2 Er hatte dies Versprechen [1Sam 20,14] gegeben. 2 Samuel 2Sam 10 9 10 Operare igitur ei terram tu, et filii tui, et servi tui: et inferes filio domini tui cibos ut alatur: Miphiboseth autem filius domini tui comedet semper panem super mensam meam. Erant autem Sibæ quindecim filii, et viginti servi. Du also bestelle ihm das Land mit deinen Söhnen und deinen Knechten und bringe dem Sohne deines Herrn den Ertrag zu seinem Unterhalte;⁷ Miphiboseth aber, der Sohn deines Herrn, soll allezeit das Brot an meinem Tische essen. Siba aber hatte fünfzehn Söhne und zwanzig Knechte. 2 Samuel 2Sam 10 9 10 7 Richtiger. Er aß an des Königs Tisch. Nach der Vulg. will Siba David die Anwesenheit des lahmen Miphiboseth ersparen. 2 Samuel 2Sam 10 9 11 Dixitque Siba ad regem: Sicut jussisti domine mi rex servo tuo, sic faciet servus tuus: et Miphiboseth comedet super mensam meam, quasi unus de filiis regis, Und Siba sprach zu dem Könige: Wie du, mein Herr und König, deinem Diener befohlen hast, wird dein Diener tun und Miphiboseth soll an meinem Tische essen,⁸ wie einer von den Söhnen des Königs: 2 Samuel 2Sam 10 9 11 8 V. 12, 13 enthalten eine Zusammenfassung. Ohne Stab kann er nicht gehen und hat nur einen kleinen Sohn, vermag also David nicht gefährlich zu werden. 2 Samuel 2Sam 10 9 12 Habebat autem Miphiboseth filium parvulum nomine Micha: omnis vero cognatio domus Sibæ serviebat Miphiboseth. Miphiboseth aber hatte einen kleinen Sohn namens Micha und alle Angehörigen des Hauses Siba dienten dem Miphiboseth. 2 Samuel 2Sam 10 9 13 Porro Miphiboseth habitabat in Jerusalem: quia de mensa regis jugiter vescebatur: et erat claudus utroque pede. Und Miphiboseth wohnte zu Jerusalem, denn er erhielt beständig Speise vom Tische des Königs, er war aber lahm auf beiden Füßen. 2 Samuel 2Sam 10 9 2 Erat autem de domo Saul, servus nomine Siba: quem cum vocasset rex ad se, dixit ei: Tune es Siba? Et ille respondit: Ego sum servus tuus. Nun war da ein Diener vom Hause Sauls, namens Siba. Diesen ließ der König zu sich rufen und sprach zu ihm: Bist du Siba? Er antwortete: Ich bin es, dein Knecht. 2 Samuel 2Sam 10 9 3 Et ait rex: Numquid superest aliquis de domo Saul, ut faciam cum eo misericordiam Dei? Dixitque Siba regi: Superest filius Jonathæ, debilis pedibus. Da sprach der König: Ist noch jemand vom Hause Sauls übrig, dass ich Gottes Barmherzigkeit³ an ihm übe? Siba aber sprach zu dem Könige: Es ist noch ein Sohn des Jonathas übrig, welcher an den Füßen lahm ist. 2 Samuel 2Sam 10 9 3 3 Die Schwäche Miphiboseths musste Davids Mitleid erregen und etwaige Furcht beseitigen. [1Sam 4,4] 2 Samuel 2Sam 10 9 4 Ubi, inquit est? Et Siba ad regem, Ecce, ait, in domo est Machir filii Ammiel in Lodabar. Er sprach: Wo ist er? Siba entgegnete dem Könige: Siehe, er ist im Hause Machirs, des Sohnes Ammiels, in Lodabar.⁴ 2 Samuel 2Sam 10 9 4 4 Nicht weit von Mahanaim. 2 Samuel 2Sam 10 9 5 Misit ergo rex David, et tulit eum de domo Machir filii Ammiel de Lodabar. Da sandte der König David hin und ließ ihn aus dem Hause Machirs, des Sohnes Ammiels, aus Lodabar, holen. 2 Samuel 2Sam 10 9 6 Cum autem venisset Miphiboseth filius Jonathæ filii Saul ad David, corruit in faciem suam, et adoravit. Dixitque David: Miphiboseth! Qui respondit: Adsum servus tuus. Als nun Miphiboseth, der Sohn des Jonathas, des Sohnes Sauls, zu David kam, fiel er auf sein Angesicht nieder und verneigte sich vor ihm. Und David sprach: Miphiboseth! Er antwortete: Hier bin ich, dein Diener. 2 Samuel 2Sam 10 9 7 Et ait ei David. Ne timeas, quia faciens faciam in te misericordiam propter Jonatham patrem tuum, et restituam tibi omnes agros Saul patris tui, et tu comedes panem in mensa mea semper. Da sprach David zu ihm: Fürchte dich nicht, denn ich will Barmherzigkeit an dir üben um Jonathas, deines Vaters, willen und dir alle Äcker Sauls, deines Vaters, zurückgeben und du sollst allzeit das Brot an meinem Tische essen.⁵ 2 Samuel 2Sam 10 9 7 5 Die Güter waren vielleicht tatsächlich bei Sauls Nachkommen geblieben und David bestätigt nur das Recht. Brot zu essen vom Tische des Königs ist eine große Ehre. (Vergl. V. 11 [2Sam 19,28, 1Kön 2,7, 1Kön 18,19]). Wer so geehrt ward, hatte wohl einen bestimmten Sitz und durfte nicht häufig abwesend sein. Vergl. [1Sam 20,25]. So handelte David zugleich politisch klug. 2 Samuel 2Sam 10 9 8 Qui adorans eum, dixit: Quis ego sum servus tuus, quoniam respexisti super canem mortuum similem mei? Da fiel dieser vor ihm nieder und sprach: Wer bin ich, dein Knecht, dass du einen toten Hund, wie ich bin, angesehen hast? 2 Samuel 2Sam 10 9 9 Vocavit itaque rex Sibam puerum Saul, et dixit ei: Omnia quæcumque fuerunt Saul, et universam domum ejus, dedi filio domini tui. Alsbald rief der König Siba, den Diener Sauls,⁶ und sprach zu ihm: Alles, was Saul gehörte, und sein ganzes Haus habe ich dem Sohne deines Herrn gegeben. 2 Samuel 2Sam 10 9 9 6 Er muss also viel besessen haben. 2 Samuel 2Sam 10 0 1 C. Das Reich kommt zur höchsten Blüte durch glückliche Kriege, welche David durch seinen Feldherrn Joab gegen die Ammoniter und Syrer führt. 2 Samuel 2Sam 10 10 1 Factum est autem post hæc, ut moreretur rex filiorum Ammon, et regnavit Hanon filius ejus pro eo. Darnach¹ aber begab es sich, dass der König der Söhne Ammons starb und sein Sohn Hanon ward König an seiner Statt. 2 Samuel 2Sam 10 10 1 1 Vergl. [2Sam 8,1]. 2 Samuel 2Sam 10 10 10 Reliquam autem partem populi tradidit Abisai fratri suo, qui direxit aciem adversus filios Ammon. den übrigen Teil des Volkes aber übergab er seinem Bruder Abisai, welcher sich gegen die Söhne Ammons aufstellte. 2 Samuel 2Sam 10 10 11 Et ait Joab: Si prævaluerint adversum me Syri, eris mihi in adjutorium: si autem filii Ammon prævaluerint adversum te, auxiliabor tibi. Und Joab sprach: Wenn die Syrer die Oberhand über mich gewinnen, so komm du mir zu Hilfe; wenn aber die Söhne Ammons über dich die Oberhand gewinnen, so komme ich dir zu Hilfe. 2 Samuel 2Sam 10 10 12 Esto vir fortis, et pugnemus pro populo nostro et civitate Dei nostri: Dominus autem faciet quod bonum est in conspectu suo. Sei tapfer und lass uns kämpfen für unser Volk und für die Stadt unseres Gottes! Der Herr aber wird tun, was in seinen Augen gut ist. 2 Samuel 2Sam 10 10 13 Iniit itaque Joab et populus qui erat cum eo, certamen contra Syros: qui statim fugerunt a facie ejus. Als nun Joab und das Volk, das bei ihm war, in den Kampf gegen die Syrer rückte, flohen diese alsbald vor ihm. 2 Samuel 2Sam 10 10 14 Filii autem Ammon videntes quia fugissent Syri, fugerunt et ipsi a facie Abisai, et ingressi sunt civitatem: reversusque est Joab a filiis Ammon, et venit Jerusalem. Da aber die Söhne Ammons sahen, dass die Syrer geflohen waren, wandten auch sie sich vor Abisai zur Flucht und zogen sich in die Stadt zurück; hierauf kehrte Joab von den Söhnen Ammons zurück und kam nach Jerusalem.¹¹ 2 Samuel 2Sam 10 10 14 11 Die geeignete Jahreszeit war vorüber. 2 Samuel 2Sam 10 10 15 Videntes igitur Syri quoniam corruissent coram Israel, congregati sunt pariter. Als nun die Syrer sahen, dass sie von Israel geschlagen waren, sammelten sie sich allzumal. 2 Samuel 2Sam 10 10 16 Misitque Adarezer, et eduxit Syros, qui erant trans fluvium, et adduxit eorum exercitum: Sobach autem, magister militiæ Adarezer, erat princeps eorum. Und Adarezer sandte hin und ließ die Syrer, welche jenseits des Flusses¹² waren, ausrücken und zog ihr Heer an sich; Sobach aber, der Feldherr Adarezers, war ihr Anführer. 2 Samuel 2Sam 10 10 16 12 Die tributpflichtigen Könige kämpften unter Anführung Sobas. Die Syrer jenseits des Euphrats und zwar östlich, also die Mesopotamier, standen unter der Herrschaft der Adarezer. 2 Samuel 2Sam 10 10 17 Quod cum nuntiatum esset David, contraxit omnem Israelem, et transivit Jordanem, venitque in Helam: et direxerunt aciem Syri ex adverso David, et pugnaverunt contra eum. Als dies David berichtet ward, zog er ganz Israel zusammen, ging über den Jordan und kam nach Helam;¹³ und die Syrer stellten sich David zur Schlacht entgegen und kämpften mit ihm. 2 Samuel 2Sam 10 10 17 13 Dieses Mal greift David an. 2 Samuel 2Sam 10 10 18 Fugeruntque Syri a facie Israel, et occidit David de Syris septingentos currus, et quadraginta millia equitum: et Sobach principem militiæ percussit: qui statim mortuus est. Aber die Syrer flohen vor Israel und David tötete von den Syrern siebenhundert Wagen und vierzigtausend Reiter;¹⁴ auch schlug er Sobach, den Feldherrn, so dass dieser alsbald starb. 2 Samuel 2Sam 10 10 18 14 Vielleicht war die ursprüngliche Zahl 700 Reiter, 1000 Wagen, 40000 Fußgänger. (Vergl. [1Chr 19,18].) 2 Samuel 2Sam 10 10 19 Videntes autem universi reges, qui erant in præsidio Adarezer, se victos esse ab Israel, expaverunt et fugerunt quinquaginta et octo millia coram Israel. Et fecerunt pacem cum Israel: et servierunt eis, timueruntque Syri auxilium præbere ultra filiis Ammon. Als nun alle Könige, welche im Hilfsheere Adarezers waren, sahen, dass sie von Israel besiegt waren, fürchteten sie sich¹⁵ und achtundfünfzigtausend Mann flohen vor Israel. Und sie machten Friede mit Israel und wurden ihnen untertan und die Syrer fürchteten sich, den Söhnen Ammons ferner Hilfe zu leisten. 2 Samuel 2Sam 10 10 19 15 Die folgende Hälfte des Satzes in der Vulg. stammt nicht vom hl. Hieronymus. 2 Samuel 2Sam 10 10 2 Dixitque David: Faciam misericordiam cum Hanon filio Naas, sicut fecit pater ejus mecum misericordiam. Misit ergo David, consolans eum per servos suos super patris interitu. Cum autem venissent servi David in terram filiorum Ammon, Da sprach David: Ich will an Hanon, dem Sohne des Naas,² Barmherzigkeit üben, wie auch sein Vater an mir Barmherzigkeit geübt hat.³ So sandte David denn hin, um ihn durch seine Diener über seines Vaters Tod zu trösten. Als aber die Diener Davids in das Land der Söhne Ammons kamen, 2 Samuel 2Sam 10 10 2 2 Vergl. [1Sam 11]. 2 Samuel 2Sam 10 10 2 3 Vielleicht hatte er, wie die Könige von Moab [1Sam 22,3] und Geth [1Sam 27] David auf der Flucht unterstützt. (Hieron.) Dieser Vers zeigt auch, dass dies der erste Krieg war und also mit dem [2Sam 8] erwähnten zusammenfällt. Ähnlich [2Sam 8,10, 1Kön 5,1, 2Kön 20,12]. 2 Samuel 2Sam 10 10 3 Dixerunt principes filiorum Ammon ad Hanon dominum suum: Putas quod propter honorem patris tui miserit David ad te consolatores, et non ideo ut investigaret, et exploraret civitatem, et everteret eam, misit David servos suos ad te? sprachen die Fürsten der Söhne Ammons zu Hanon, ihrem Herrn: Meinst du, dass David, um deinem Vater Ehre zu erweisen, Tröster zu dir gesandt hat? Und hat David nicht vielmehr darum seine Diener zu dir gesandt, um die Stadt zu erforschen und auszukundschaften und sie dann zu zerstören? 2 Samuel 2Sam 10 10 4 Tulit itaque Hanon servos David, rasitque dimidiam partem barbæ eorum, et præscidit vestes eorum medias usque ad nates, et dimisit eos. Da ließ Hanon die Diener Davids ergreifen und ihnen die Hälfte ihres Bartes abscheren und ihre Kleider halb bis zu dem Gesäße abschneiden und schickte sie so heim.⁴ 2 Samuel 2Sam 10 10 4 4 Der ganze Bart wir abgeschoren zum Zeichen der Buße und Trauer. [Jes 15,2, Jer 48,37, Ez 7,18] Jemanden den halben abzuscheren ist höchster Schimpf, denn der Bart ist der Hauptschmuck des Mannes. [Jes 7,20] Dies wie das Abschneiden der Kleider rückwärts von den Füßen bis oberhalb der Schenkel soll die Gesandten Davids als entdeckte Spione dem Spotte preisgeben. 2 Samuel 2Sam 10 10 5 Quod cum nuntiatum esset David, misit in occursum eorum: erant enim viri confusi turpiter valde, et mandavit eis David: Manete in Jericho, donec crescat barba vestra, et tunc revertimini. Als man dies David berichtete,⁵ sandte er ihnen entgegen, denn die Männer waren auf das schmählichste beschimpft, und David befahl ihnen: Bleibet in Jericho, bis euch der Bart wieder gewachsen ist, und dann kehret zurück! 2 Samuel 2Sam 10 10 5 5 David erfuhr davon durch das Gerücht oder durch Boten und will ihrer schonen. 2 Samuel 2Sam 10 10 6 Videntes autem filii Ammon quod injuriam fecissent David, miserunt, et conduxerunt mercede Syrum Rohob, et Syrum Soba, viginti millia peditum, et a rege Maacha mille viros, et ab Istob duodecim millia virorum. Als aber die Söhne Ammons sahen, dass sie David eine Unbill angetan, sandten sie hin und dingten um Sold die Syrer von Rohob⁶ und die Syrer von Soba, zwanzigtausend Mann zu Fuß und von dem Könige von Maacha⁷ tausend Mann und zwölftausend Mann von Istob.⁸ 2 Samuel 2Sam 10 10 6 6 Hebr.: Die Syrer von Beth Rohob. Beth Rohob ist die Dynastie Rohob. Anstatt nach dem Zufügen der Beleidigung in Demut um Verzeihung zu flehen, nehmen die Ammoniter zur Gewalt ihre Zuflucht. 2 Samuel 2Sam 10 10 6 7 Maacha lag im Norden des Landes und innerhalb seiner Grenzen, nahe bei Gessuri. Es war entweder ein kleines Reich der Ammoniter oder hatte doch keine großen Mittel. 2 Samuel 2Sam 10 10 6 8 Die Zahlen sind vielleicht so zu verstehen, dass zu den hier angegebenen 20000 Fußtruppen noch 12000 von Istob hinzukamen, so dass es im Ganzen 32000 Fußtruppen waren. In V. 6 war die Gegend, aus welcher die Krieger genommen waren, genannt Mesopotamien und Soba. 2 Samuel 2Sam 10 10 7 Quod cum audisset David, misit Joab et omnem exercitum bellatorum. Als David dies hörte, sandte er Joab mit dem ganzen Heere seiner Krieger aus.⁹ 2 Samuel 2Sam 10 10 7 9 Die ganze Streitmacht der Gibborim. 2 Samuel 2Sam 10 10 8 Egressi sunt ergo filii Ammon, et direxerunt aciem ante ipsum introitum portæ: Syrus autem Soba, et Rohob, et Istob, et Maacha seorsum erant in campo. Die Söhne Ammons also zogen aus und stellten sich hart vor dem Eingange des Tores zur Schlacht auf, während die Syrer von Soba, Rohob, Istob und Maacha abgesondert auf freiem Felde¹⁰ standen. 2 Samuel 2Sam 10 10 8 10 Vor Rabbath. Die stärkste Stadt war Rabbath, 4 Stunden von Madaba. [1Chr 19,7] In ihrem eigenen Gebiete, nahe bei Rabbath, lagerten die Ammoniter. 2 Samuel 2Sam 10 10 9 Videns igitur Joab quod præparatum esset adversum se prlium, et ex adverso et post tergum, elegit ex omnibus electis Israel, et instruxit aciem contra Syrum: Als nun Joab sah, dass man sich zum Kampfe sowohl von vorn als im Rücken gegen ihn gerüstet habe, traf er unter allen Auserlesenen Israels eine Auswahl und stellte sich den Syrern zur Schlacht entgegen, 2 Samuel 2Sam 10 0 1 3. David fällt und setzt sein Haus der größten Gefahr aus. (11,1 18,33) A. David begeht schwere Sünden und tut für dieselben Buße. (11,1 12,31) a. David begeht Ehebruch mit Bethsabee (V. 5), führt den Tod ihres Mannes herbei (V. 25) und nimmt Bethsabee zur Frau. 2 Samuel 2Sam 10 11 1 Factum est autem, vertente anno, eo tempore quo solent reges ad bella procedere, misit David Joab, et servos suos cum eo, et universum Israel, et vastaverunt filios Ammon, et obsederunt Rabba: David autem remansit in Jerusalem. Es begab sich aber, als ein Jahr verflossen war,¹ zur Zeit, da die Könige gewöhnlich in den Krieg ziehen, sandte David den Joab und seine Leute² mit ihm und ganz Israel und sie verheerten das Land der Söhne Ammons und belagerten Rabba, David aber blieb in Jerusalem. [1Chr 20,1] 2 Samuel 2Sam 10 11 1 1 Am Anfange des nächsten Jahres [1Chr 20,1], beim Beginne des zweiten Krieges gegen Ammon. 2 Samuel 2Sam 10 11 1 2 Sie heißen auch Haus des Königs [2Sam 15,14.16] und werden [2Sam 15,18] von den Cerethern, Pheletern und Gethitern unterschieden. Es scheinen Hofleute zu sein, und nach dieser Stelle eher Krieger als Ratsherren. 2 Samuel 2Sam 10 11 10 Nuntiatumque est David a dicentibus: Non ivit Urias in domum suam. Et ait David ad Uriam: Numquid non de via venisti? quare non descendisti in domum tuam? Als man es nun David berichtete und sagte: Urias ist nicht in sein Haus gegangen, sprach David zu Urias: Bist du nicht von der Reise gekommen? Warum bist du nicht in dein Haus hinabgegangen? 2 Samuel 2Sam 10 11 11 Et ait Urias ad David: Arca Dei et Israel et Juda habitant in papilionibus, et dominus meus Joab, et servi domini mei super faciem terræ manent: et ego ingrediar domum meam, ut comedam et bibam, et dormiam cum uxore mea? per salutem tuam, et per salutem animæ tuæ non faciam rem hanc. Urias sprach zu David: Die Lade Gottes und Israel und Juda wohnen unter Zelten⁹ und mein Herr Joab und die Diener meines Herrn lagern auf dem Erdboden und ich sollte in mein Haus gehen, um zu essen und zu trinken und bei meinem Weibe zu schlafen? Bei deinem Heile und bei dem Heile deiner Seele, das tue ich nicht! 2 Samuel 2Sam 10 11 11 9 Die Bundeslade war also, wie [1Sam 4,5], in's Lager gebracht. 2 Samuel 2Sam 10 11 12 Ait ergo David ad Uriam: Mane hic etiam hodie, et cras dimittam te. Mansit Urias in Jerusalem in die illa et altera: Da sprach David zu Urias: Bleibe heute noch hier und morgen werde ich dich ziehen lassen! So blieb Urias an diesem Tage und an dem andern in Jerusalem. 2 Samuel 2Sam 10 11 13 Et vocavit eum David ut comederet coram se et biberet, et inebriavit eum: qui egressus vespere, dormivit in strato suo cum servis domini sui, et in domum suam non descendit. Und David lud ihn ein, vor ihm zu essen und zu trinken, und machte ihn trunken.¹⁰ Am Abend aber ging er hinaus und schlief auf seinem Lager bei den Dienern seines Herrn und ging nicht in sein Haus hinab. 2 Samuel 2Sam 10 11 13 10 Ließ ihn gut trinken. 2 Samuel 2Sam 10 11 14 Factum est ergo mane, et scripsit David epistolam ad Joab: misitque per manum Uriæ, Als es nun Morgen ward, schrieb David einen Brief an Joab und sandte ihn durch Urias ab. 2 Samuel 2Sam 10 11 15 Scribens in epistola: Ponite Uriam ex adverso belli, ubi fortissimum est prlium: et derelinquite eum, ut percussus intereat. In dem Briefe schrieb er: Stellet Urias vornehin, wo der Kampf am heftigsten wütet, und dann lasset ihn im Stich, dass er erschlagen werde und umkomme.¹¹ 2 Samuel 2Sam 10 11 15 11 Da der erste Plan, sein Verbrechen zu verheimlichen, misslang, schickt David das Todesurteil gegen einen so unschuldigen und ihm treuen Mann durch diesen selbst. Joab hätte nicht gehorchen dürfen, doch er hoffte so umso mehr auf Straflosigkeit für seine Verbrechen, wenn der König eines ähnlichen schuldig ward. 2 Samuel 2Sam 10 11 16 Igitur cum Joab obsideret urbem, posuit Uriam in loco ubi sciebat viros esse fortissimos. Als nun Joab die Stadt belagerte, stellte er Urias an einen Ort, wo, wie er wusste, besonders tapfere Männer waren. 2 Samuel 2Sam 10 11 17 Egressique viri de civitate, bellabant adversum Joab, et ceciderunt de populo servorum David, et mortuus est etiam Urias Hethæus. Da nun die Männer aus der Stadt ausfielen und Joab angriffen, fielen einige von den Leuten Davids und auch der Hethiter Urias kam um. 2 Samuel 2Sam 10 11 18 Misit itaque Joab, et nuntiavit David omnia verba prlii: Da sandte Joab hin und berichtete dem David den ganzen Verlauf des Kampfes 2 Samuel 2Sam 10 11 19 Præcepitque nuntio, dicens: Cum compleveris universos sermones belli ad regem, und befahl dem Boten und sprach: Wenn du dem Könige den ganzen Verlauf des Kampfes berichtet hast 2 Samuel 2Sam 10 11 2 Dum hæc agerentur, accidit ut surgeret David de strato suo post meridiem, et deambularet in solario domus regiæ: viditque mulierem se lavantem, ex adverso super solarium suum: erat autem mulier pulchra valde. Während nun dies geschah, begab es sich, dass David sich am Nachmittage von seinem Lager erhob, um sich auf dem Söller des Königshauses zu ergehen; da sah er sich eine Frau gegenüber auf ihrem Söller baden,³ die Frau aber war sehr schön. 2 Samuel 2Sam 10 11 2 3 Es waren wohl keine anderen Häuser in der Nähe, von denen man in den Hof oder den Garten (nicht Söller, wie die Vulg. hat) hätte herabsehen können, auch war die Zeit, zu welcher David sich auf dem Söller erging, eine ungewöhnliche. Urias war jedenfalls ein angesehener Mann, da er mit dem Könige speiste (V. 13) und zu den Helden Davids gehörte. [2Sam 23,39] 2 Samuel 2Sam 10 11 20 Si eum videris indignari, et dixerit: Quare accessistis ad murum, ut prliaremini? an ignorabatis quod multa desuper ex muro tela mittantur? und ihn zornig werden siehst und er sagt: Warum seid ihr so nahe an die Mauer herangerückt, um zu kämpfen? Wusstet ihr nicht, dass von der Mauer viele Pfeile herabgeschossen werden? 2 Samuel 2Sam 10 11 21 Quis percussit Abimelech filium Jerobaal? nonne mulier misit super eum fragmen molæ de muro, et interfecit eum in Thebes? quare juxta murum accessistis? dices? Etiam servus tuus Urias Hethæus occubuit. Wer hat Abimelech, den Sohn Jerobaals, erschlagen?¹² Hat nicht ein Weib in Thebes von der Mauer das Stück eines Mühlsteines auf ihn geworfen und ihn so getötet? Warum seid ihr so nahe an die Mauer herangerückt? So sprich: Auch dein Diener, der Hethiter Urias, ist gefallen. [Ri 9,53] 2 Samuel 2Sam 10 11 21 12 Siehe [Ri 9,50]. 2 Samuel 2Sam 10 11 22 Abiit ergo nuntius, et venit, et narravit David omnia quæ ei præceperat Joab. So ging der Bote denn ab und kam und erzählte David alles, was ihm Joab geboten hatte. 2 Samuel 2Sam 10 11 23 Et dixit nuntius ad David: Prævaluerunt adversum nos viri, et egressi sunt ad nos in agrum: nos autem facto impetu persecuti eos sumus usque ad portam civitatis. Und der Bote sprach zu David: Die Männer erlangten die Oberhand über uns und fielen gegen uns in das freie Feld aus; wir aber warfen uns ihnen entgegen und verfolgten sie bis zum Tore der Stadt. 2 Samuel 2Sam 10 11 24 Et direxerunt jacula sagittarii ad servos tuos ex muro desuper: mortuique sunt de servis regis, quin etiam servus tuus Urias Hethæus mortuus est. Da richteten die Bogenschützen die Pfeile auf deine Diener von der Mauer herab und es blieben etliche von den Dienern des Königs tot, selbst auch dein Diener, der Hethiter Urias, ist umgekommen. 2 Samuel 2Sam 10 11 25 Et dixit David ad nuntium: Hæc dices Joab: Non te frangat ista res: varius enim eventus est belli, nunc hunc, et nunc illum consumit gladius: conforta bellatores tuos adversus urbem ut destruas eam, et exhortare eos. Da sprach David zu dem Boten: Sage dies zu Joab: Lass darum deinen Mut nicht sinken, denn wechselnd ist des Krieges Los und das Schwert frisst bald diesen, bald jenen; lasse deine Krieger gegen die Stadt den Kampf fortführen, dass du sie zerstörest, und muntere sie auf! 2 Samuel 2Sam 10 11 26 Audivit autem uxor Uriæ, quod mortuus esset Urias vir suus, et planxit eum. Als aber das Weib des Urias hörte, dass Urias, ihr Mann, gefallen sei,¹³ trauerte sie um ihn.¹⁴ 2 Samuel 2Sam 10 11 26 13 Zuerst mit Davids Befehl gegen Urias unbekannt, ahnt sie denselben jetzt. 2 Samuel 2Sam 10 11 26 14 Jetzt war kein Gatte, keine Schande, keine Strafe zu fürchten, doch Gott? 2 Samuel 2Sam 10 11 27 Transacto autem luctu misit David, et introduxit eam in domum suam, et facta est ei uxor, peperitque ei filium: et displicuit verbum hoc, quod fecerat David, coram Domino. Nachdem aber die Trauerzeit vorüber war, sandte David hin und ließ sie in sein Haus führen und sie ward sein Weib und gebar ihm einen Sohn. Aber diese Tat, welche David begangen hatte, missfiel dem Herrn.¹⁵ 2 Samuel 2Sam 10 11 27 15 Wie im inneren Leben Davids mit dieser Sünde ein Wendepunkt eintrat, so auch in seiner Familie und seiner Regierung. Vergl. [2Sam 12,10.11]. Doch als Büßer ist David nicht weniger groß denn im Glanze seiner Herrschaft. 2 Samuel 2Sam 10 11 3 Misit ergo rex, et requisivit quæ esset mulier. Nuntiatumque est ei quod ipsa esset Bethsabee filia Eliam, uxor Uriæ Hethæi. Da sandte der König hin und ließ fragen, wer die Frau wäre. Und es ward ihm berichtet, dass es Bethsabee, die Tochter Eliams, das Weib des Hethiters⁴ Urias sei. 2 Samuel 2Sam 10 11 3 4 Hethiter waren noch zur Zeit Salomons, wenn auch nicht zahlreich, in Palästina. [1Kön 10,29] 2 Samuel 2Sam 10 11 4 Missis itaque David nuntiis, tulit eam. Quæ cum ingressa esset ad illum, dormivit cum ea: statimque sanctificata est ab immunditia sua: Nun sandte David Boten hin und ließ sie holen.⁵ Sie aber ging zu ihm und er schlief bei ihr und alsbald reinigte sie sich von ihrer Verunreinigung. 2 Samuel 2Sam 10 11 4 5 Da Frauen nicht an den Hof kamen und sie David nicht bekannt war. Die Versuchung wächst, da er hört, dass es die Frau eines Abwesenden ist. Bethsabee konnte eine Einladung zum König nicht ablehnen. 2 Samuel 2Sam 10 11 5 Et reversa est in domum suam concepto ftu. Mittensque nuntiavit David, et ait: Concepi. Und da sie in ihr Haus zurückkehrte, hatte sie empfangen. Und sie sandte hin und ließ David sagen und sprach: Ich habe empfangen.⁶ 2 Samuel 2Sam 10 11 5 6 Sorge für deinen Ruf und für mein Leben. [Lev 20,10] David will herbeiführen, dass Urias scheinbar Vater werde. 2 Samuel 2Sam 10 11 6 Misit autem David ad Joab, dicens: Mitte ad me Uriam Hethæum. Misitque Joab Uriam ad David. Da sandte David zu Joab und sprach: Sende den Hethiter Urias zu mir. Und Joab sandte Urias zu David. 2 Samuel 2Sam 10 11 7 Et venit Urias ad David. Quæsivitque David quam recte ageret Joab, et populus, et quomodo administraretur bellum. Als nun Urias zu David kam, fragte David, ob es um Joab und das Volk wohl stehe und wie der Krieg geführt werde. 2 Samuel 2Sam 10 11 8 Et dixit David ad Uriam: Vade in domum tuam, et lava pedes tuos. Et egressus est Urias de domo regis, secutusque est eum cibus regius. Dann sprach David zu Urias: Gehe in dein Haus und wasche deine Füße!⁷ Und als Urias aus dem Königshause herausging, folgte ihm Speise vom Könige nach. 2 Samuel 2Sam 10 11 8 7 Er soll sich von seinen Anstrengungen erholen. 2 Samuel 2Sam 10 11 9 Dormivit autem Urias ante portam domus regiæ cum aliis servis domini sui, et non descendit ad domum suam. Urias aber legte sich vor dem Eingange des Königshauses bei den andern Dienern seines Herrn nieder und ging nicht in sein Haus hinab.⁸ 2 Samuel 2Sam 10 11 9 8 Ob er etwas argwöhnte, ist schwer zu sagen. 2 Samuel 2Sam 10 0 1 b. David wird von Gott wegen seiner Versündigungen streng zurechtgewiesen. (V. 12) Auf seine Buße hin erlangt er zwar Vergebung, indes muss der im Ehebruche gezeugte Sohn zur Strafe sterben. (V. 23) Gott schenkt ihm zum Zeichen, dass ihm seine Sünden vergeben sind, einen anderen Sohn von Bethsabee, Salomon, und verleiht ihm einen durch Joab über die Ammoniter davongetragenen Sieg. 2 Samuel 2Sam 10 12 1 Misit ergo Dominus Nathan ad David: qui cum venisset ad eum, dixit ei: Duo viri erant in civitate una, unus dives, et alter pauper. Der Herr sandte daher Nathan zu David.¹ Als dieser zu ihm kam, sprach er zu ihm:² Zwei Männer waren in einer Stadt, der eine reich, der andere arm. 2 Samuel 2Sam 10 12 1 1 Ein Jahr verstrich zwischen Verbrechen und Sühne. 2 Samuel 2Sam 10 12 1 2 Anders sehen wir in anderen die Sünde, anders in uns. 2 Samuel 2Sam 10 12 10 Quam ob rem non recedet gladius de domo tua usque in sempiternum, eo quod despexeris me, et tuleris uxorem Uriæ Hethæi, ut esset uxor tua. Darum soll auch das Schwert nimmermehr von deinem Hause weichen,⁸ weil du mich verachtet und das Weib des Hethiters Urias genommen hast, dass sie dein Weib sei. 2 Samuel 2Sam 10 12 10 8 Von dem Hause, das damals lebte, sollte das Schwert nicht weichen; auf ewig: D.i. so lange dies Haus bestehen würde. Schwert: bildlich für die nachher genannten Dinge. Von der Schändung Thamars bis zum Tode Amnons [2Sam 13,22] sind zwei Jahre, es folgen drei Jahre Exil für Absalom in Gessur, dann vergehen vier Jahre bis zum Aufstande Absaloms. [2Sam 15,7] Der alsdann in rechtmäßiger Ehe empfangene Salomon soll der Erbe der Verheißungen werden; dies ist die [2Sam 7,11] verheißene Neuaufrichtung. Es konnten mit hin 13 Jahre vergehen, bis diese Periode endete und Salomon zur Herrschaft kam. 2 Samuel 2Sam 10 12 11 Itaque hæc dicit Dominus: Ecce, ego suscitabo super te malum de domo tua, et tollam uxores tuas in oculis tuis, et dabo proximo tuo, et dormiet cum uxoribus tuis in oculis solis hujus. Deshalb spricht der Herr also: Siehe, ich werde Unglück über dich aus deinem Hause⁹ kommen lassen und werde deine Frauen vor deinen Augen wegnehmen und sie deinem Nächsten geben und er wird im Angesichte dieser Sonne deinen Frauen beiwohnen.¹⁰ [2Sam 16,22] 2 Samuel 2Sam 10 12 11 9 Deine Söhne werden es tun, nicht werde ich Fremden gestatten, deine Rechte zu verletzen. 2 Samuel 2Sam 10 12 11 10 Sie soll gleichsam Davids Stelle als Augenzeuge vertreten. 2 Samuel 2Sam 10 12 12 Tu enim fecisti abscondite: ego autem faciam verbum istud in conspectu omnis Israel, et in conspectu solis. Denn du hast es heimlich getan, ich aber¹¹ werde diese Drohung vor den Augen von ganz Israel und vor dem Angesichte der Sonne erfüllen. 2 Samuel 2Sam 10 12 12 11 Das Gesetz göttlichen Gerichtes. 2 Samuel 2Sam 10 12 13 Et dixit David ad Nathan: Peccavi Domino. Dixitque Nathan ad David: Dominus quoque transtulit peccatum tuum: non morieris. Da sprach David zu Nathan: Ich habe wider den Herrn gesündigt!¹² Nathan sprach zu David: So hat der Herr auch deine Sünde hinweggenommen, du wirst nicht sterben! [Sir 47,13] 2 Samuel 2Sam 10 12 13 12 Ich habe gesündigt gegen Urias, gegen Bethsabee, gegen das Volk, dem ich durch mein schlechtes Beispiel geschadet; doch was ist dies alles im Vergleiche zu dem, was ich gegen Gott getan? Dasselbe sagte einst Saul [1Sam 15,24], aber wie mit anderem Herzen als David! Es ist gleichsam eine stillschweigende Annahme des Todesurteiles, das er V. 5 gegen sich ausgesprochen. Von jetzt an tat David Buße und bereute seine Sünden vielfach, wie das Folgende sowie [Ps 31,50] u.a. beweisen. Er ist eine Warnung durch seine Sünde und ein Vorbild durch seine Buße. (Chrys.) 2 Samuel 2Sam 10 12 14 Verumtamen, quoniam blasphemare fecisti inimicos Domini, propter verbum hoc, filius, qui natus est tibi, morte morietur. Weil du jedoch den Feinden des Herrn Anlass gegeben hast zu lästern, so soll der Sohn, der dir geboren ward, um dieser Schuld willen des Todes sterben. 2 Samuel 2Sam 10 12 15 Et reversus est Nathan in domum suam. Percussit quoque Dominus parvulum, quem pepererat uxor Uriæ David, et desperatus est. Hierauf kehrte Nathan in sein Haus zurück. Und der Herr schlug das Kind, welches das Weib des Urias dem David geboren hatte, dass es aufgegeben ward. 2 Samuel 2Sam 10 12 16 Deprecatusque est David Dominum pro parvulo: et jejunavit David jejunio, et ingressus seorsum, jacuit super terram. Da flehte David zu dem Herrn um das Kind und fastete hart und schloss sich ein und warf sich auf die Erde. 2 Samuel 2Sam 10 12 17 Venerunt autem seniores domus ejus, cogentes eum ut surgeret de terra: qui noluit, nec comedit cum eis cibum. Die Ältesten seines Hauses aber kamen und drangen in ihn, dass er von der Erde aufstehen sollte, doch er wollte nicht und genoss keine Speise mit ihnen. 2 Samuel 2Sam 10 12 18 Accidit autem die septima ut moreretur infans: timueruntque servi David nuntiare ei quod mortuus esset parvulus: dixerunt enim: Ecce cum parvulus adhuc viveret, loquebamur ad eum, et non audiebat vocem nostram : quanto magis si dixerimus: Mortuus est puer, se affliget? Da geschah es am siebenten Tage,¹³ dass das Kind starb; die Diener Davids aber fürchteten sich, es ihm mitzuteilen, dass das Kind gestorben sei, denn sie sprachen: Sehet, als das Kind noch lebte, redeten wir zu ihm und er hörte nicht auf unsere Stimme; wie viel mehr wird er sich betrüben, wenn wir sagen: Der Knabe ist tot! 2 Samuel 2Sam 10 12 18 13 Am siebenten Tage entweder seit dem Beginne des Fastens oder der Krankheit. 2 Samuel 2Sam 10 12 19 Cum ergo David vidisset servos suos mussitantes, intellexit quod mortuus esset infantulus: dixitque ad servos suos: Num mortuus est puer? Qui responderunt ei: Mortuus est. Als nun David sah, wie seine Diener flüsterten, erkannte er, dass das Kind gestorben sei, und sprach zu seinen Dienern: Ist der Knabe gestorben? Sie antworteten ihm: Er ist gestorben! 2 Samuel 2Sam 10 12 2 Dives habebat oves, et boves plurimos valde. Der Reiche besaß Schafe und Rinder in sehr großer Menge. 2 Samuel 2Sam 10 12 20 Surrexit ergo David de terra: et lotus unctusque est: cumque mutasset vestem, ingressus est domum Domini: et adoravit, et venit in domum suam, petivitque ut ponerent ei panem, et comedit. Da stand David von der Erde auf, wusch sich, salbte sich und wechselte seine Kleider. Alsdann ging er in das Haus des Herrn und betete an und kam in sein Haus zurück und begehrte, dass man ihm Speise vorsetzte und aß. 2 Samuel 2Sam 10 12 21 Dixerunt autem ei servi sui: Quis est sermo, quem fecisti? propter infantem, cum adhuc viveret, jejunasti et flebas: mortuo autem puero, surrexisti et comedisti panem. Seine Diener aber sprachen zu ihm: Was bedeutet das, was du getan hast? Um des Kindes willen hast du gefastet und geweint, als es noch lebte; nun aber, da der Knabe gestorben ist, bist du aufgestanden und hast Speise genossen. 2 Samuel 2Sam 10 12 22 Qui ait: Propter infantem, dum adhuc viveret, jejunavi et flevi: dicebam enim: Quis scit si forte donet eum mihi Dominus, et vivat infans? Er sprach: Um des Kindes willen habe ich gefastet und geweint, so lange es noch lebte; denn ich dachte: Wer weiß, ob nicht etwa der Herr es mir schenkt und das Kind am Leben bleibt? 2 Samuel 2Sam 10 12 23 Nunc autem quia mortuus est, quare jejunem? Numquid potero revocare eum amplius? ego vadam magis ad eum: ille vero non revertetur ad me. Da es nun aber gestorben ist, warum sollte ich fasten? Könnte ich es denn wieder zurückrufen? Ich werde vielmehr zu ihm gehen, aber es wird nicht zu mir zurückkehren. 2 Samuel 2Sam 10 12 24 Et consolatus est David Bethsabee uxorem suam, ingressusque ad eam, dormivit cum ea: quæ genuit filium, et vocavit nomen ejus Salomon, et Dominus dilexit eum. Und David tröstete Bethsabee, sein Weib, und ging zu ihr und wohnte ihr bei; und sie gebar einen Sohn, den nannte er Salomon und der Herr liebte ihn.¹⁴ 2 Samuel 2Sam 10 12 24 14 Zu verbinden mit V. 25. 2 Samuel 2Sam 10 12 25 Misitque in manu Nathan prophetæ, et vocavit nomen ejus, Amabilis Domino, eo quod diligeret eum Dominus. Und er übergab ihn dem Propheten Nathan und nannte seinen Namen Liebling des Herrn, weil ihn der Herr liebte.¹⁵ 2 Samuel 2Sam 10 12 25 15 Salomon hatte also zwei Namen: Jedidiath, Liebling Gottes, und Salomon, Friedensfürst. 2 Samuel 2Sam 10 12 26 Igitur pugnabat Joab contra Rabbath filiorum Ammon, et expugnabat urbem regiam. Joab stand also im Felde gegen Rabbath der Söhne Ammons und berannte die Königsstadt.¹⁶ [1Chr 20,1] 2 Samuel 2Sam 10 12 26 16 Die Stadt hatte zwei Teile: die Wasserstadt, der Teil, welcher die Stadt mit Wasser versorgte, und der andere. V. 27 Hebr.: Ich habe die Wasserstadt erstürmt. 2 Samuel 2Sam 10 12 27 Misitque Joab nuntios ad David, dicens: Dimicavi adversum Rabbath, et capienda est Urbs aquarum. Und Joab sandte Boten zu David und ließ ihm sagen: Ich habe Rabbath bestürmt und es ist nunmehr die Wasserstadt einzunehmen. 2 Samuel 2Sam 10 12 28 Nunc igitur congrega reliquam partem populi, et obside civitatem, et cape eam: ne, cum a me vastata fuerit urbs, nomini meo adscribatur victoria. Sammle also nun den übrigen Teil des Volkes und belagere die Stadt und nimm sie ein, damit man nicht, wenn ich die Stadt erstürme, meinem Namen den Sieg zuschreibe. 2 Samuel 2Sam 10 12 29 Congregavit itaque David omnem populum, et profectus est adversum Rabbath: cumque dimicasset, cepit eam. David brachte also das ganze Volk zusammen und zog gegen Rabbath; und er griff es an und nahm es ein. 2 Samuel 2Sam 10 12 3 Pauper autem nihil habebat omnino, præter ovem unam parvulam, quam emerat et nutrierat, et quæ creverat apud eum cum filiis ejus simul, de pane illius comedens, et de calice ejus bibens, et in sinu illius dormiens: eratque illi sicut filia. Der Arme aber hatte nichts weiter als ein einziges Schäflein, das er gekauft und aufgezogen hatte, und das bei ihm zugleich mit seinen Kindern aufgewachsen war, es aß von seinem Brote, trank aus seinem Becher und schlief in seinem Schoße und es war ihm wie eine Tochter. 2 Samuel 2Sam 10 12 30 Et tulit diadema regis eorum de capite ejus, pondo auri talentum, habens gemmas pretiosissimas, et impositum est super caput David. Sed et prædam civitatis asportavit multam valde: Und er nahm die goldene Krone ihres Königs von seinem Haupte, ein Talent Goldes im Gewichte,¹⁷ mit den kostbarsten Edelsteinen besetzt, und man setzte sie auf Davids Haupt. Auch führte er aus der Stadt sehr viel Beute hinweg. 2 Samuel 2Sam 10 12 30 17 Etwa 136700 Mark an Wert, der durch die Edelsteine bedingt war. 2 Samuel 2Sam 10 12 31 Populum quoque ejus adducens serravit, et circumegit super eos ferrata carpenta: divisitque cultris, et traduxit in typo laterum: sic fecit universis civitatibus filiorum Ammon: et reversus est David, et omnis exercitus in Jerusalem. Die Bevölkerung derselben führte er gleichfalls herbei und ließ sie zersägen, mit Eisen beschlagene Wagen über sie herfahren, sie mit Messern zerhacken und durch Ziegelöfen ziehen.¹⁸ So tat er mit allen Städten Ammons; und David und das ganze Heer kehrten nach Jerusalem zurück. 2 Samuel 2Sam 10 12 31 18 Diesen harten Strafen werden wohl nur die Urheber des Frevels [2Sam 10,4] unterworfen und sind dieselben gewählt, weil die Ammoniter selbst sehr grausam waren [1Sam 11,2] vergl. [Ri 8,7, Am 1,3, Dan 3,21], dazu der Strafe und dem Grundsatze des A. T. entsprechend, Auge um Auge. [Lev 24,20] Auch war David damals noch nicht bekehrt. So nach der Vulg. Den hebräischen Text indes versteht man allgemein jetzt einzig von Zwangsarbeiten, zu denen die Ammoniter verurteilt wurden, nicht von einer solchen Grausamkeit, wie sie die lateinische Übersetzung andeutet. Das Hebräische lautet: Die Bevölkerung aber, die sich darin befand, führte er weg und stellte sie als Zwangsarbeiter an die Sägen, an die eisernen Picken und die eisernen Äxte und ließ sie mit Ziegelformen arbeiten. 2 Samuel 2Sam 10 12 4 Cum autem peregrinus quidam venisset ad divitem, parcens ille sumere de ovibus et de bobus suis, ut exhiberet convivium peregrino illi, qui venerat ad se, tulit ovem viri pauperis, et præparavit cibos homini qui venerat ad se. Als nun ein Fremder zu dem Reichen kam, dauerte es diesen, eines von seinen Schafen und Rindern zu nehmen, um dem Fremden, der zu ihm gekommen war, ein Mahl zu bereiten, und er nahm das Schaf des armen Mannes und bereitete für den, der zu ihm gekommen war, ein Essen.³ 2 Samuel 2Sam 10 12 4 3 Der Reiche ist immer noch milder zu beurteilen als David, weil er unter dem Vorwand der Gastfreundschaft sich verfehlt. David einzig aus niederer Leidenschaft das Recht einer fremden Familie verletzt. 2 Samuel 2Sam 10 12 5 Iratus autem indignatione David adversus hominem illum nimis, dixit ad Nathan: Vivit Dominus, quoniam filius mortis est vir qui fecit hoc. Da ergrimmte David in heftigem Zorne über den Mann und sprach zu Nathan: So wahr der Herr lebt, der Mann, der dies getan hat, ist ein Kind des Todes!⁴ 2 Samuel 2Sam 10 12 5 4 Soll der gebührenden Strafe anheimfallen. Das Gleichnis war sehr weise gewählt, da der König berufen war, Recht und Gerechtigkeit zu üben. [2Sam 8,15] 2 Samuel 2Sam 10 12 6 Ovem reddet in quadruplum, eo quod fecerit verbum istud, et non pepercerit. Das Schaf soll er vierfach erstatten,⁵ weil er das getan und kein Erbarmen gekannt hat! [Ex 22,1] 2 Samuel 2Sam 10 12 6 5 Über den Sinn des Gleichnisses vergl. [Spr 6,31]. Vierfältig: [Ex 22,1]. Vergl. [Lk 19,8]. Für den Mord des Urias verlor David durch den Tod vier Thronerben (V. 11): das im Ehebruch erzeugte Kind (V. 18), Ammon [2Sam 13,28-33], Absalom [2Sam 18,14], Adonias [1Kön 2,24], und erlitt für die Entehrung der Bethsabee eine ähnliche Strafe. [2Sam 13,14, 2Sam 16,22] 2 Samuel 2Sam 10 12 7 Dixit autem Nathan ad David: Tu es ille vir. Hæc dicit Dominus Deus Israel: Ego unxi te in regem super Israel, et ego erui te de manu Saul, Nathan aber sprach zu David: Du bist dieser Mann! So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe dich zum Könige über Israel gesalbt und ich habe dich aus der Hand Sauls errettet 2 Samuel 2Sam 10 12 8 Et dedi tibi domum domini tui, et uxores domini tui in sinu tuo, dedique tibi domum Israel et Juda: et si parva sunt ista, adjiciam tibi multo majora. und habe dir das Haus deines Herrn⁶ und die Frauen deines Herrn in deinen Schoß gegeben und dir das Haus Israel und Juda gegeben, und wenn dies wenig ist, so will ich noch weit Größeres hinzutun. 2 Samuel 2Sam 10 12 8 6 Haus: Was einem Herrn gehört. Die Frauen Sauls werden [1Sam 14,50], eine Nebenfrau [2Sam 3,7] erwähnt. 2 Samuel 2Sam 10 12 9 Quare ergo contempsisti verbum Domini, ut faceres malum in conspectu meo? Uriam Hethæum percussisti gladio, et uxorem illius accepisti in uxorem tibi, et interfecisti eum gladio filiorum Ammon. Warum also hast du das Wort des Herrn verachtet, um zu tun, was vor meinen Augen⁷ böse ist? Den Hethiter Urias hast du mit dem Schwerte erschlagen und sein Weib hast du dir zur Frau genommen und ihn hast du durch das Schwert der Söhne Ammons umgebracht. 2 Samuel 2Sam 10 12 9 7 Besser: Vor seinen Augen. Das letzte Verbrechen war das geheimste und in dem Gleichnisse nicht angedeutet, daher der Schrecken des Königs umso größer. Zudem scheint David Gericht gehalten zu haben und V. 14 deutet darauf hin, dass seine Verirrung schon bekannt war. 2 Samuel 2Sam 10 0 1 B. Durch den unglücklichen Tod seiner beiden ältesten Söhne büßt David weiter die Strafe seiner Sünden. (13,1 18,33) a. Vergehen und Tod des ältesten Sohnes Davids Amnon. (13,1 14,33) Amnon schändet seine Schwester Thamar (V. 22), weshalb er von Absalom, deren leiblichem Bruder, mit List getötet wird. (V. 33) Absalom flieht vor Davids Zorn nach Gessur. 2 Samuel 2Sam 10 13 1 Factum est autem post hæc, ut Absalom filii David sororem speciosissimam, vocabulo Thamar, adamaret Amnon filius David, Es begab sich aber hiernach, dass Ammon, der Sohn Davids, die Schwester Absaloms, des Sohnes Davids, Thamar geheißen, lieb gewann, die sehr schön war,¹ 2 Samuel 2Sam 10 13 1 1 Ammon war David von Achinoam, Absalom und Thamar von Maacha in Hebron geboren. [1Chr 3,1] 2 Samuel 2Sam 10 13 10 Dixit Amnon ad Thamar: Infer cibum in conclave, ut vescar de manu tua. Tulit ergo Thamar sorbitiunculas, quas fecerat, et intulit ad Amnon fratrem suum in conclave. sprach Amnon zu Thamar: Bringe das Essen her in das innere Gemach, dass ich aus deiner Hand esse! Da nahm Thamar die Speisen, welche sie gemacht, und brachte sie zu Amnon, ihrem Bruder, in das innere Gemach. 2 Samuel 2Sam 10 13 11 Cumque obtulisset ei cibum, apprehendit eam, et ait: Veni, cuba mecum soror mea. Als sie ihm aber das Essen darreichte, ergriff er sie und sprach: Komm und lege dich zu mir, meine Schwester! 2 Samuel 2Sam 10 13 12 Quæ respondit ei: Noli frater mi, noli opprimere me: neque enim hoc fas est in Israel: noli facere stultitiam hanc. Sie aber antwortete ihm: Nicht doch, mein Bruder, tue mir nicht Gewalt an, denn dies ist nicht recht in Israel;⁶ begehe doch diese Torheit⁷ nicht! 2 Samuel 2Sam 10 13 12 6 Vergl. [Lev 18,9.11, Lev 20,17] und die Worte [Lev 18,3.24]. Sie führte alle Gründe an. 2 Samuel 2Sam 10 13 12 7 Dasselbe wie Gottlosigkeit. Sie bietet ihm einstweilen die Ehe an, wahrscheinlich um die augenblickliche Gefahr zu entfernen, denn später ist keine Rede mehr davon. (V. 18 20) Auf das Verbrechen Amnons stand die Todesstrafe. [Lev 20,17] 2 Samuel 2Sam 10 13 13 Ego enim ferre non potero opprobrium meum, et tu eris quasi unus de insipientibus in Israel: quin potius loquere ad regem, et non negabit me tibi. Ich werde ja meine Schande nicht ertragen können und du wirst wie einer von den Toren in Israel gelten; rede doch vielmehr mit dem Könige und er wird mich dir nicht versagen. 2 Samuel 2Sam 10 13 14 Noluit autem acquiescere precibus ejus, sed prævalens viribus oppressit eam, et cubavit cum ea. Er aber wollte ihren Bitten nicht nachgeben, sondern, da er stärker war, überwältigte er sie und wohnte ihr bei. 2 Samuel 2Sam 10 13 15 Et exosam eam habuit Amnon odio magno nimis: ita ut majus esset odium, quo oderat eam, amore quo ante dilexerat. Dixitque ei Amnon: Surge, et vade. Darauf aber fasste Amnon eine überaus heftige Abneigung gegen sie, so dass die Abneigung, die er gegen sie fasste, größer war als die Liebe, die er zuvor für sie gehegt hatte. Und Amnon sprach zu ihr: Mache dich auf und gehe fort! 2 Samuel 2Sam 10 13 16 Quæ respondit ei: Majus est hoc malum, quod nunc agis adversum me, quam quod ante fecisti, expellens me. Et noluit audire eam: Sie antwortete ihm: Das Böse, das du mir nun antust, indem du mich fortweisest, ist größer als das, das du mir zuvor angetan hast.⁸ Aber er wollte nicht auf sie hören, 2 Samuel 2Sam 10 13 16 8 Unklar. Vielleicht sind die letzten Worte auf den Anfang des Satzes zu beziehen. Die Verletzung war geheim, die Kunde öffentlich. 2 Samuel 2Sam 10 13 17 Sed vocato puero, qui ministrabat ei, dixit: Ejice hanc a me foras: et claude ostium post eam. sondern rief den Diener und sprach: Schaffe diese von mir hinaus und schließe die Tür hinter ihr zu! 2 Samuel 2Sam 10 13 18 Quæ induta erat talari tunica: hujuscemodi enim filiæ regis virgines vestibus utebantur. Ejecit itaque eam minister illius foras: clausitque fores post eam. Sie trug aber ein langes Gewand; solcher Kleider nämlich bedienten sich die Töchter des Königs, die Jungfrauen waren. Sein Diener also trieb sie hinaus und schloss die Tür hinter ihr zu.⁹ 2 Samuel 2Sam 10 13 18 9 So musste Verdacht entstehen, dass Thamar sich selbst angeboten und von ihrem tugendhaften Bruder zurückgewiesen war. Im Morgenlande wurden die Türen nur bei Nacht, bei Tage aber nur aus Furcht für die Sicherheit geschlossen. 2 Samuel 2Sam 10 13 19 Quæ aspergens cinerem capiti suo, scissa talari tunica, impositisque manibus super caput suum, ibat ingrediens, et clamans. Da streute sie Asche auf ihr Haupt, zerriss ihr langes Gewand, legte die Hände auf den Kopf und ging wehklagend einher.¹⁰ 2 Samuel 2Sam 10 13 19 10 Nach Amnons Absicht hätte sie schweigen sollen. 2 Samuel 2Sam 10 13 2 Et deperiret eam valde, ita ut propter amorem ejus ægrotaret: quia cum esset virgo, difficile ei videbatur ut quippiam inhoneste ageret cum ea. und seine Neigung zu ihr wurde so heftig, dass er vor Liebe zu ihr krank wurde; denn da sie eine Jungfrau war, schien es ihm schwer, etwas Unehrbares mit ihr zu begehen.² 2 Samuel 2Sam 10 13 2 2 Die Jungfrauen wurden sorgfältiger gehütet. 2 Samuel 2Sam 10 13 20 Dixit autem ei Absalom frater suus: Numquid Amnon frater tuus concubuit tecum? sed nunc soror tace, frater tuus est: neque affligas cor tuum pro hac re. Mansit itaque Thamar contabescens in domo Absalom fratris sui. Ihr Bruder Absalom aber sprach zu ihr: Hat dein Bruder Amnon dir etwa beigewohnt?¹¹ Nun wohl, meine Schwester, schweige still, es ist dein Bruder, und betrübe dein Herz nicht deshalb! So blieb Thamar, sich abhärmend, im Hause ihres Bruders Absalom. 2 Samuel 2Sam 10 13 20 11 Absalom hatte wohl bei dem Bruder einige Anzeichen von Liebe bemerkt und wusste, dass sie zu demselben gerufen war. Nicht aus brüderlicher Liebe, sondern um das Verbrechen bekannt zu machen, fragt er. An eine Möglichkeit der Ehe dachte auch er nicht, wohl aber daran, an dem Bruder Rache zu nehmen und sich den Zugang zum Throne zu eröffnen. 2 Samuel 2Sam 10 13 21 Cum autem audisset rex David verba hæc, contristatus est valde, et noluit contristare spiritum Amnon filii sui, quoniam diligebat eum, quia primogenitus erat ei. Als aber der König David diese Dinge hörte, ward er sehr betrübt, doch wollte er das Herz seines Sohnes Amnon nicht betrüben; denn er liebte ihn, weil er sein Erstgeborner war.¹² 2 Samuel 2Sam 10 13 21 12 Vielleicht dachte David seiner eigenen Sünde und verhängte deshalb keine Todesstrafe. Wenigstens aber sollte der König Amnon verbannen, doch er ist zu nachsichtig. [1Kön 1,6] 2 Samuel 2Sam 10 13 22 Porro non est locutus Absalom ad Amnon nec malum nec bonum: oderat enim Absalom Amnon, eo quod violasset Thamar sororem suam. Absalom aber redete nicht mit Amnon, weder Böses noch Gutes,¹³ denn Absalom hasste Amnon, weil er seine Schwester Thamar geschändet hatte. 2 Samuel 2Sam 10 13 22 13 Absalom schwieg, damit es schien, er denkt nicht mehr an das seiner Schwester zugefügte Unrecht. 2 Samuel 2Sam 10 13 23 Factum est autem post tempus biennii, ut tonderentur oves Absalom in Baalhasor, quæ est juxta Ephraim: et vocavit Absalom omnes filios regis, Es begab sich aber nach zwei Jahren, dass Absaloms Schafe in Baalhasor, welches bei Ephraim¹⁴ liegt, geschoren wurden, und Absalom lud alle Söhne des Königs dazu ein. 2 Samuel 2Sam 10 13 23 14 Ephraim eine Stadt oder ein Flecken. Gelegentlich der Schafschur fanden Festlichkeiten statt. Vergl. [1Sam 25,4]. 2 Samuel 2Sam 10 13 24 Venitque ad regem, et ait ad eum: Ecce tondentur oves servi tui: veniat, oro, rex cum servis suis ad servum suum. Auch zu dem Könige kam er und sprach zu ihm: Siehe, die Schafe deines Dieners werden geschoren, der König wolle doch mit seinen Dienern zu seinem Diener kommen. 2 Samuel 2Sam 10 13 25 Dixitque rex ad Absalom: Noli fili mi, noli rogare ut veniamus omnes, et gravemus te. Cum autem cogeret eum, et noluisset ire, benedixit ei. Der König aber sprach zu Absalom: Nicht doch, mein Sohn! verlange doch nicht, dass wir alle kommen und dir beschwerlich fallen. Und obwohl jener in ihn drang, wollte er doch nicht gehen und segnete ihn.¹⁵ 2 Samuel 2Sam 10 13 25 15 Die Höflichkeit forderte im Oriente, dass man eine Einladung nicht sofort annahm, aber auch dass der Einladende fort und fort drängte. 2 Samuel 2Sam 10 13 26 Et ait Absalom: Si non vis venire, veniat, obsecro, nobiscum saltem Amnon frater meus. Dixitque ad eum rex: Non est necesse ut vadat tecum. Da sprach Absalom: Wenn du nicht kommen willst, so möge doch wenigstens mein Bruder Amnon mit uns kommen.¹⁶ Der König aber sprach zu ihm: Es ist nicht nötig, dass er mit dir gehe. 2 Samuel 2Sam 10 13 26 16 Des Königs zufällige Abwesenheit gibt Absalom den Gedanken an Mord ein. Er glaubt vielleicht, er könne die Todesstrafe mit Recht vollziehen, die David hätte verhängen sollen, oder er werde als nächster Thronerbe seine Diener vor Strafe schützen, wie Amnon von solcher frei geblieben. 2 Samuel 2Sam 10 13 27 Coegit itaque Absalom eum, et dimisit cum eo Amnon et universos filios regis. Feceratque Absalom convivium quasi convivium regis. Absalom aber drang in ihn, so dass er Amnon und alle Söhne des Königs mit ihm ziehen ließ. Absalom aber hatte ein Gastmahl zubereitet, wie das Gastmahl eines Königs.¹⁷ 2 Samuel 2Sam 10 13 27 17 Dieser Satz fehlt im Hebr. 2 Samuel 2Sam 10 13 28 Præceperat autem Absalom pueris suis, dicens: Observate cum temulentus fuerit Amnon, et dixero vobis: Percutite eum, et interficite, nolite timere: ego enim sum qui præcipio vobis: roboramini, et estote viri fortes. Seinen Dienern aber hatte er den Auftrag gegeben: Habet Acht, wenn Amnon vom Weine trunken geworden ist und ich euch sage: Schlaget ihn nieder und tötet ihn! so fürchtet euch nicht; denn ich bin es, der es euch befiehlt; seid mutig und zeiget euch als Männer! 2 Samuel 2Sam 10 13 29 Fecerunt ergo pueri Absalom adversum Amnon, sicut præceperat eis Absalom. Surgentesque omnes filii regis ascenderunt singuli mulas suas, et fugerunt. So taten denn die Diener Absaloms gegen Amnon, wie Absalom ihnen befohlen hatte. Alle Söhne des Königs aber erhoben sich, bestiegen ihre Maultiere¹⁸ und flohen. 2 Samuel 2Sam 10 13 29 18 Durch das Gesetz war wohl das Züchten von Mauleseln durch Kreuzung der Arten verboten, da aber Maulesel zum Tragen von Lasten und zum Reiten zuverlässiger waren als Esel, wurden sie von auswärts eingeführt. Vergl. [Ex 27,14], indes nur Vornehme bedienten sich derselben. Vergl. [2Sam 18,9, 1Kön 1,33]. 2 Samuel 2Sam 10 13 3 Erat autem Amnon amicus, nomine Jonadab, filius Semmaa fratris David, vir prudens valde. Nun hatte Amnon einen Freund, namens Jonadab, einen Sohn Semmaas, des Bruders Davids,³ der ein sehr schlauer Mann war. 2 Samuel 2Sam 10 13 3 3 Vergl. [1Sam 16,9]. 2 Samuel 2Sam 10 13 30 Cumque adhuc pergerent in itinere, fama pervenit ad David, dicens: Percussit Absalom omnes filios regis, et non remansit ex eis saltem unus. Während sie nun noch auf dem Wege waren, kam das Gerücht zu David: Absalom hat alle Söhne des Königs erschlagen und es ist auch nicht einer von ihnen übrig geblieben. 2 Samuel 2Sam 10 13 31 Surrexit itaque rex, et scidit vestimenta sua: et cecidit super terram, et omnes servi illius, qui assistebant ei, sciderunt vestimenta sua. Da erhob sich der König, zerriss seine Kleider und warf sich zur Erde nieder und alle seine Diener, die um ihn waren, zerrissen ihre Kleider. 2 Samuel 2Sam 10 13 32 Respondens autem Jonadab filius Semmaa fratris David, dixit: Ne æstimet dominus meus rex, quod omnes pueri filii regis occisi sint: Amnon solus mortuus est, quoniam in ore Absalom erat positus ex die qua oppressit Thamar sororem ejus. Jonadab aber, der Sohn Semmaas, des Bruders Davids, nahm das Wort und sprach: Mein Herr, der König, glaube nicht, dass alle Söhne des Königs erschlagen sind, Amnon allein ist tot! Denn nach Absaloms Ausspruch war ihm der Tod zugedacht seit dem Tage, da er dessen Schwester Thamar Gewalt angetan. 2 Samuel 2Sam 10 13 33 Nunc ergo ne ponat dominus meus rex super cor suum verbum istud, dicens: Omnes filii regis occisi sunt: quoniam Amnon solus mortuus est. So nehme nun mein Herr und König jenes Gerücht nicht zu Herzen, gemäß dem alle Söhne des Königs erschlagen sind, denn Amnon allein ist tot. 2 Samuel 2Sam 10 13 34 Fugit autem Absalom: et elevavit puer speculator oculos suos, et aspexit: et ecce populus multus veniebat per iter devium ex latere montis. Absalom aber ward flüchtig. Als nun der Wächter seine Augen erhob und ausschaute, siehe, da kam viel Volk auf einem Nebenweg daher von der Seite des Berges. 2 Samuel 2Sam 10 13 35 Dixit autem Jonadab ad regem: Ecce filii regis adsunt: juxta verbum servi tui sic factum est. Jonadab aber sprach zu dem Könige: Siehe, die Söhne des Königs sind da! Wie dein Diener gesagt, so ist es geschehen. 2 Samuel 2Sam 10 13 36 Cumque cessasset loqui, apparuerunt et filii regis: et intrantes levaverunt vocem suam, et fleverunt: sed et rex et omnes servi ejus fleverunt ploratu magno nimis. Als er ausgeredet hatte, erschienen auch die Söhne des Königs, und bei ihrem Eintritte erhoben sie ihre Stimme und weinten, aber auch der König und alle seine Diener weinten und klagten heftig. 2 Samuel 2Sam 10 13 37 Porro Absalom fugiens, abiit ad Tholomai filium Ammiud regem Gessur. Luxit ergo David filium suum cunctis diebus. Absalom aber ging auf seiner Flucht zu Tholomai, dem Sohne Ammiuds, dem Könige von Gessur. Und David betrauerte¹⁹ seinen Sohn unaufhörlich.²⁰ 2 Samuel 2Sam 10 13 37 19 Wie groß war die Angst und der Schmerz Davids, der den vollen Sinn der göttlichen Drohung [2Sam 12,10] noch nicht ganz verstand und nicht wusste, wer ihm nachfolgen würde, aber mit ganzem Herzen an seinem ältesten Sohne hing. Jetzt fürchtet er das Schwert. Zwei Jahre nach dem Spruche fällt der Erstgeborene, ein anderer Sohn flieht. Genug der Strafe? Der Vater hofft es und versöhnt sich mit dem nunmehr ältesten und natürlichen Erben. Vergeblich. Bald geht von diesem Sohne selbst das Übel aus, bis er vom Schwerte ereilt wird. 2 Samuel 2Sam 10 13 37 20 Alle Tage, so lange er trauerte. (V. 39) 2 Samuel 2Sam 10 13 38 Absalom autem cum fugisset, et venisset in Gessur, fuit ibi tribus annis. Als aber Absalom auf seiner Flucht nach Gessur²¹ gekommen war, blieb er daselbst drei Jahre. 2 Samuel 2Sam 10 13 38 21 Zum Vater seiner Mutter. Vergl. [2Sam 3,3, 1Chr 3,2]. 2 Samuel 2Sam 10 13 39 Cessavitque rex David persequi Absalom, eo quod consolatus esset super Amnon interitu. Und der König David hörte auf, Absalom zu verfolgen,²² denn er hatte sich über den Tod Amnons getröstet. 2 Samuel 2Sam 10 13 39 22 Zuerst versuchte er ihn in seine Gewalt zu bekommen. 2 Samuel 2Sam 10 13 4 Qui dixit ad eum: Quare sic attenuaris macie fili regis per singulos dies? cur non indicas mihi? Dixitque ei Amnon: Thamar sororem fratris mei Absalom amo. Dieser sprach zu ihm: Warum wirst du so mager, o Königssohn, von Tag zu Tag? Warum sagst du es mir nicht? Da sprach Amnon zu ihm: Ich liebe Thamar, die Schwester meines Bruders Absalom. 2 Samuel 2Sam 10 13 5 Cui respondit Jonadab: Cuba super lectum tuum, et languorem simula: cumque venerit pater tuus ut visitet te, dic ei: Veniat, oro, Thamar soror mea, ut det mihi cibum, et faciat pulmentum, ut comedam de manu ejus. Jonadab antwortete ihm: Lege dich auf dein Bett und stelle dich krank, und wenn dein Vater kommt, um dich zu besuchen, so sage zu ihm: Ich bitte, lass doch meine Schwester Thamar kommen, dass sie mir Speise reiche und mir ein Gericht bereite, damit ich aus ihrer Hand esse.⁴ 2 Samuel 2Sam 10 13 5 4 In V. 2 ist von wahrer Krankheit die Rede, hier von erheuchelter. Kranke haben ihre Launen, deshalb heuchelt er, dass alles Essen ihn anekle. 2 Samuel 2Sam 10 13 6 Accubuit itaque Amnon, et quasi ægrotare cpit: cumque venisset rex ad visitandum eum, ait Amnon ad regem: Veniat, obsecro Thamar soror mea, ut faciat in oculis meis duas sorbitiunculas, et cibum capiam de manu ejus. Amnon also legte sich nieder und stellte sich krank, und als der König kam, um ihn zu besuchen, sprach Amnon zu dem Könige: Ich bitte, lass doch meine Schwester Thamar kommen, dass sie vor meinen Augen zwei Speisen koche, damit ich sie aus ihrer Hand empfange. 2 Samuel 2Sam 10 13 7 Misit ergo David ad Thamar domum, dicens: Veni in domum Amnon fratris tui, et fac ei pulmentum. Da sandte David in das Haus der Thamar und ließ ihr sagen: Komm in das Haus deines Bruders Amnon⁵ und bereite ihm ein Gericht! 2 Samuel 2Sam 10 13 7 5 Die Söhne hatten also abgesonderte Paläste. 2 Samuel 2Sam 10 13 8 Venitque Thamar in domum Amnon fratris sui: ille autem jacebat: quæ tollens farinam commiscuit: et liquefaciens, in oculis ejus coxit sorbitiunculas. Als nun Thamar in das Haus ihres Bruders Amnon kam, lag dieser auf dem Bett. Und sie nahm Mehl, mischte es, machte es dünn und kochte die Speisen vor seinen Augen. 2 Samuel 2Sam 10 13 9 Tollensque quod coxerat, effudit, et posuit coram eo, et noluit comedere: dixitque Amnon: Ejicite universos a me. Cumque ejecissent omnes, Dann nahm sie, was sie gekocht hatte, goss es aus und setzte es ihm vor; aber Amnon wollte nicht essen und sprach: Lasset alle von mir hinausgehen! Als man nun alle hatte hinausgehen lassen, 2 Samuel 2Sam 10 0 1 Nach dreijähriger Verbannung erlangt Joab durch die Klugheit eines Weibes aus Thekua, dass David seinen Sohn Absalom aus Assur zurückberuft (V. 24) und ihn endlich auch wieder vor sein Angesicht treten lässt. 2 Samuel 2Sam 10 14 1 Intelligens autem Joab filius Sarviæ, quod cor regis versum esset ad Absalom, Als aber Joab, der Sohn Sarvias erkannte, dass das Herz des Königs sich Absalom zugewendet hatte,¹ 2 Samuel 2Sam 10 14 1 1 Joab scheint bei dem Könige sehr dringend dafür eingetreten zu sein, dass Absalom wieder zu Gnaden angenommen ward. Er wollte sich bei dem künftigen Thronerben einschmeicheln und scheint der Gunst Davids nicht ganz sicher gewesen zu sein. Er fürchtete mit Recht (Vergl. [1Kön 2,5]), daher sein Verhalten [2Sam 12,28] und [2Sam 14,22] 2 Samuel 2Sam 10 14 10 Et ait rex: Qui contradixerit tibi, adduc eum ad me, et ultra non addet ut tangat te. Der König sprach: Wer sich dir widersetzt, den bringe zu mir und er soll dich nicht ferner antasten.⁶ 2 Samuel 2Sam 10 14 10 6 Nun gewährt der König Straflosigkeit. 2 Samuel 2Sam 10 14 11 Quæ ait: Recordetur rex Domini Dei sui, ut non multiplicentur proximi sanguinis ad ulciscendum, et nequaquam interficiant filium meum. Qui ait: Vivit Dominus, quia non cadet de capillis filii tui super terram. Sie sprach: Möchte der König des Herrn, seines Gottes, gedenken,⁷ dass die Verwandten als Bluträcher sich nicht mehren⁸ und meinen Sohn nicht töten. Er sprach: So wahr der Herr lebt, es soll von deinem Sohne kein Haar zur Erde fallen! 2 Samuel 2Sam 10 14 11 7 Schwöre. 2 Samuel 2Sam 10 14 11 8 Untersage allen die Blutrache, sonst tritt einer für den andern ein. 2 Samuel 2Sam 10 14 12 Dixit ergo mulier: Loquatur ancilla tua ad dominum meum regem verbum. Et ait: Loquere. Da sprach die Frau: Lass deine Dienerin ein Wort zu meinem Herrn und Könige reden. Er antwortete: Rede! 2 Samuel 2Sam 10 14 13 Dixitque mulier: Quare cogitatis hujuscemodi rem contra populum Dei, et locutus est rex verbum istud, ut peccet, et non reducat ejectum suum? Die Frau sprach: Warum hast du solches wider Gottes Volk gedacht? Und warum hat der König jenen Ausspruch getan, dass er der Sünde schuldig ist, indem er seinen eigenen Verstoßenen nicht wieder zurückruft?⁹ 2 Samuel 2Sam 10 14 13 9 Diese Verbannung stellt das Weib dem V. 7 Erwähnten gleich. Dort hast du anders geurteilt, also diese Rückberufung ist notwendig, denn Absalom ist jetzt der Älteste und so der natürliche Erbe. 2 Samuel 2Sam 10 14 14 Omnes morimur, et quasi aquæ dilabimur in terram, quæ non revertuntur: nec vult Deus perire animam, sed retractat cogitans ne penitus pereat qui abjectus est. Wir alle sterben und sind wie das Wasser, das auf die Erde ausgegossen wird und verrinnt,¹⁰ und Gott will nicht, dass eine Seele zugrunde gehe, sondern sinnt und denkt, dass der, welcher verstoßen ist, nicht vollends verloren gehe. [Ez 18,32, Ez 33,11] 2 Samuel 2Sam 10 14 14 10 Die Kürze und das Elend des Lebens soll jede Lust, sich zu rächen, nehmen. Die Frau ist sehr weitschweifig. Deshalb kürzt David V. 18 ihre Vorstellungen durch eine Frage ab. Gottes Barmherzigkeit ist Vorbild der menschlichen Erbarmung. Will auch Gott, dass seine Gesetze beobachtet werden, und ist er auch ein Rächer aller Übertretungen, so zeigt er dennoch große Nachsicht mit den Sündern. Anstatt sie sofort zu vernichten, lässt er sie leben und gewährt ihnen Zeit zur Buße. Auch der Bundeslade und dem Gottesdienste sollen Verbrecher fern bleiben, dennoch bestimmte Gott eine Abgegrenzte Zeit, in der sie aus der Verbannung heimkehren und wieder Bürger im Gottesreiche werden können. Leicht konnte David an sich denken. 2 Samuel 2Sam 10 14 15 Nunc igitur veni, ut loquar ad dominum meum regem verbum hoc, præsente populo. Et dixit ancilla tua: Loquar ad regem, si quo modo faciat rex verbum ancillæ suæ. So bin ich nun zu meinem Herrn und Könige gekommen, um dies in Gegenwart des Volkes zu sagen.¹¹ Und deine Magd hat gesprochen: Ich will zu dem Könige reden, vielleicht dass der König das Wort seiner Magd erfüllt. 2 Samuel 2Sam 10 14 15 11 Joab war sicher zugegen, wohl auch andere. Aus Rücksicht auf das Volk habe ich dieses Gleichnis erzählt. 2 Samuel 2Sam 10 14 16 Et audivit rex, ut liberaret ancillam suam de manu omnium, qui volebant de hereditate Dei delere me, et filium meum simul. Und nun hat der König mich erhört,¹² dass er seine Magd aus der Hand aller befreite, die mich und meinen Sohn zugleich aus dem Erbe Gottes austilgen wollten. 2 Samuel 2Sam 10 14 16 12 Richtiger Septuag: Und dass der König höre. Das Erbe Gottes ist zunächst das auserwählte Volk, dann dessen Besitztum. Sie erinnert den König klug an den vor Zeugen abgelegten Eid, damit er sieht, dass er in Wirklichkeit das zugestehen muss, was er im Gleichnis gewährt hat. 2 Samuel 2Sam 10 14 17 Dicat ergo ancilla tua, ut fiat verbum domini mei regis sicut sacrificium. Sicut enim Angelus Dei, sic est dominus meus rex, ut nec benedictione, nec maledictione moveatur: unde et Dominus Deus tuus est tecum. Darum lass deine Magd sagen, dass das Wort des Herrn, meines Königs, wie ein Opfer werde.¹³ Denn wie ein Engel Gottes, so ist mein Herr der König, dass er sich weder durch Segen noch durch Fluch bewegen lässt; deswegen ist auch der Herr, dein Gott, mit dir. [1Sam 29,9] 2 Samuel 2Sam 10 14 17 13 Hebr.: Daher dachte deine Magd: Das Wort meines Herrn und Königs soll mir Beruhigung sein, denn mein Herr und König gleicht darin dem Engel Gottes, dass er Gutes und Böses anhört. 2 Samuel 2Sam 10 14 18 Et respondens rex, dixit ad mulierem: Ne abscondas a me verbum, quod te interrogo. Dixitque ei mulier: Loquere domine mi rex. Da antwortete der König und sprach zu der Frau: Verhehle mir nicht, um was ich dich frage! Die Frau antwortete ihm: Rede, mein Herr und König! 2 Samuel 2Sam 10 14 19 Et ait rex: Numquid manus Joab tecum est in omnibus istis? Respondit mulier, et ait: Per salutem animæ tuæ, domine mi rex, nec ad sinistram, nec ad dexteram est ex omnibus his, quæ locutus est dominus meus rex: servus enim tuus Joab, ipse præcepit mihi, et ipse posuit in os ancillæ tuæ omnia verba hæc. Der König sprach: Ist nicht die Hand Joabs in allem diesem mit dir?¹⁴ Die Frau antwortete und sprach: Bei dem Heil deiner Seele, o Herr, mein König! weder zur Rechten noch zur Linken weicht alles ab, was mein Herr und König gesprochen hat;¹⁵ denn dein Diener Joab hat es mir geboten und er hat alle diese Worte deiner Magd in den Mund gelegt. 2 Samuel 2Sam 10 14 19 14 Joab hatte also früher schon mit Absalom gehalten. 2 Samuel 2Sam 10 14 19 15 Entweder: Der König hat alles verstanden und ihm kann nichts verborgen werden - oder: Nichts kann ungeschehen bleiben, was du befiehlst, also werde auch ich nichts verheimlichen. 2 Samuel 2Sam 10 14 2 Misit Thecuam, et tulit inde mulierem sapientem: dixitque ad eam: Lugere te simula, et induere veste lugubri, et ne ungaris oleo, ut sis quasi mulier jam plurimo tempore lugens mortuum: sandte er nach Thekua² und ließ von dort eine kluge Frau holen und sprach zu ihr: Stelle dich, als seiest du in Trauer und ziehe ein Trauerkleid an und salbe dich nicht mit Öl, damit du wie eine Frau erscheinest, die schon sehr lange Zeit einen Toten betrauert, 2 Samuel 2Sam 10 14 2 2 Thekua im Stamme Juda [2Chr 11,5] nahe einer Wüste [1Makk 9,33], Vaterstadt des Amos [2Sam 1,1], zwei Stunden von Bethlehem. 2 Samuel 2Sam 10 14 20 Ut verterem figuram sermonis hujus, servus tuus Joab præcepit istud; tu autem domine mi rex, sapiens es, sicut habet sapientiam Angelus Dei, ut intelligas omnia super terram. Um dieser Sache ein anderes Ansehen zu geben, hat dein Diener Joab dies geboten;¹⁶ du aber mein Herr und König, bist weise, wie ein Engel Gottes weise ist, so dass du alles auf Erden erkennst. 2 Samuel 2Sam 10 14 20 16 Dass ich ein Gleichnis anwendete. 2 Samuel 2Sam 10 14 21 Et ait rex ad Joab: Ecce placatus feci verbum tuum: vade ergo, et revoca puerum Absalom. Da sprach der König zu Joab: Siehe, ich bin versöhnt und tue nach deinem Worte. Gehe also hin und rufe den Jüngling Absalom zurück! 2 Samuel 2Sam 10 14 22 Cadensque Joab super faciem suam in terram, adoravit et benedixit regi: et dixit Joab: Hodie intellexit servus tuus, quia inveni gratiam in oculis tuis, domine mi rex: fecisti enim sermonem servi tui. Da warf sich Joab auf sein Angesicht und neigte sich zur Erde und segnete den König und Joab sprach: Heute hat dein Diener erkannt, dass ich in deinen Augen Gnade gefunden, mein Herr und König! denn du hast getan, wie dein Diener geredet hat. 2 Samuel 2Sam 10 14 23 Surrexit ergo Joab et abiit in Gessur, et adduxit Absalom in Jerusalem. Hierauf¹⁷ machte sich Joab auf und ging nach Gessur und führte Absalom nach Jerusalem. 2 Samuel 2Sam 10 14 23 17 Jetzt erst glaubte Joab, da eine solche Bitte gewährt war, den König ganz versöhnt mit sich, während er früher verschiedene Kunstgriffe vergeblich angewendet. [2Sam 12,28, 2Sam 14,2] 2 Samuel 2Sam 10 14 24 Dixit autem rex: revertatur in domum suam, et faciem meam non videat. Reversus est itaque Absalom in domum suam, et faciem regis non vidit. Der König aber sprach: Er möge in sein Haus zurückkehren, mein Angesicht jedoch soll er nicht sehen! So kehrte Absalom in sein Haus zurück und sah das Angesicht des Königs nicht.¹⁸ 2 Samuel 2Sam 10 14 24 18 Das Verhalten war gerecht, aber Absaloms Bosheit halber die Gelegenheit zu schlimmem Frevel. 2 Samuel 2Sam 10 14 25 Porro sicut Absalom, vir non erat pulcher in omni Israel, et decorus nimis: a vestigio pedis usque ad verticem non erat in eo ulla macula. Es war aber in ganz Israel kein Mann so schön und überaus wohlgestaltet wie Absalom, von der Fußsohle bis zum Scheitel war kein Fehler an ihm. 2 Samuel 2Sam 10 14 26 Et quando tondebat capillum (semel autem in anno tondebatur, quia gravabat eum cæsaries) ponderabat capillos capitis sui ducentis siclis, pondere publico. Und wenn er sein Haar scheren ließ (einmal nämlich im Jahre ließ er es scheren, weil das Haar ihm zu beschwerlich ward), so wogen die Haare seines Hauptes zweihundert Sekel nach dem öffentlichen Gewichte.¹⁹ 2 Samuel 2Sam 10 14 26 19 Im Text ist nicht vom Gewichte des Haares die Rede, sondern von dem Preise, den Schmeichler für dasselbe zahlten: etwa 7600 Mark. 2 Samuel 2Sam 10 14 27 Nati sunt autem Absalom filii tres: et filia una nomine Thamar, elegantis formæ. Es wurden aber Absalom drei Söhne geboren und eine Tochter namens Thamar von schöner Gestalt.²⁰ 2 Samuel 2Sam 10 14 27 20 Wie [2Sam 3,2] die Familie Davids in Hebron, [2Sam 5,13] dieselbe in Jerusalem, [2Sam 4,2.4] die Familie Isboseths, [2Sam 8,16] und [2Sam 20,23] der Hofstaat Davids, so wird hier die Familie Absaloms genannt, da er ein kurzes Zwischenreich bilden soll. Die Namen der Söhne werden nicht genannt, weil Salomon diese absichtlich in Vergessenheit ließ oder sie keine besonderen Taten vollbrachten. Thamar: nicht dieselbe wie Maacha [1Kön 15,2.10] und [2Chr 11,21]. Sie war ihm vielleicht von einer der Nebenfrauen Davids geboren. [2Sam 16,22] 2 Samuel 2Sam 10 14 28 Mansitque Absalom in Jerusalem duobus annis, et faciem regis non vidit. So blieb Absalom in Jerusalem zwei Jahre, ohne das Angesicht des Königs zu schauen. 2 Samuel 2Sam 10 14 29 Misit itaque ad Joab, ut mitteret eum ad regem: qui noluit venire ad eum. Cumque secundo misisset, et ille noluisset venire ad eum, Darum schickte er zu Joab, um ihn zum Könige zu senden, dieser aber wollte nicht zu ihm kommen. Als er nun zum zweiten Male hingesandt hatte und jener wiederum nicht zu ihm kommen wollte, 2 Samuel 2Sam 10 14 3 Et ingredieris ad regem, et loqueris ad eum sermones hujuscemodi. Posuit autem Joab verba in ore ejus. und begib dich zum Könige und sprich also zu ihm. Joab aber legte ihr die Worte in den Mund. 2 Samuel 2Sam 10 14 30 Dixit servis suis: Scitis agrum Joab juxta agrum meum, habentem messem hordei: ite igitur, et succendite eum igni. Succenderunt ergo servi Absalom segetem igni. Et venientes servi Joab, scissis vestibus suis, dixerunt: Succenderunt servi Absalom partem agri igni. sprach er zu seinen Dienern: Ihr kennt neben meinem Acker den Acker Joabs, auf dem die Gerste der Ernte entgegensieht; gehet hin und stecket ihn in Brand. Sogleich steckten die Diener Absaloms die Saat in Brand. Da kamen die Diener Joabs mit zerrissenen Kleidern zu ihm und sprachen: Die Diener Absaloms haben ein Stück des Ackers in Brand gesteckt.²¹ 2 Samuel 2Sam 10 14 30 21 Dieser Teil des Verses ist aus der Septuag in die Vulgata eingedrungen. 2 Samuel 2Sam 10 14 31 Surrexitque Joab, et venit ad Absalom in domum ejus, et dixit: Quare succenderunt servi tui segetem meam igni? Da machte sich Joab auf und kam zu Absalom in dessen Haus und sprach: Warum haben deine Diener meine Saat in Brand gesteckt? 2 Samuel 2Sam 10 14 32 Et respondit Absalom ad Joab: Misi ad te obsecrans ut venires ad me, et mitterem te ad regem, et diceres ei: Quare veni de Gessur? melius mihi erat ibi esse: obsecro ergo ut videam faciem regis: quod si memor est iniquitatis meæ, interficiat me. Absalom antwortete dem Joab: Ich habe zu dir geschickt und dich gebeten, zu mir zu kommen, damit ich dich zu dem Könige senden könnte, ihm zu sagen: Warum bin ich von Gessur gekommen? Es wäre mir besser, ich wäre dort geblieben; so mache nun, ich bitte dich, dass ich das Angesicht des Königs sehe! Gedenkt er aber meiner Freveltat noch, so möge er mich töten! 2 Samuel 2Sam 10 14 33 Ingressus itaque Joab ad regem, nuntiavit ei omnia: vocatusque est Absalom, et intravit ad regem, et adoravit super faciem terræ coram eo: osculatusque est rex Absalom. Da ging Joab zum Könige und meldete ihm alles. Und Absalom ward gerufen und kam zu dem Könige und fiel vor ihm zur Erde nieder und der König küsste Absalom. 2 Samuel 2Sam 10 14 4 Itaque cum ingressa fuisset mulier Thecuitis ad regem, cecidit coram eo super terram, et adoravit, et dixit: Serva me rex. Die Frau von Thekua begab sich also zum Könige, warf sich vor ihm nieder, neigte sich zur Erde und sprach: Hilf mir, o König! 2 Samuel 2Sam 10 14 5 Et ait ad eam rex: Quid causæ habes? Quæ respondit: Heu, mulier vidua ego sum: mortuus est enim vir meus. Da sprach der König zu ihr: Was für ein Anliegen hast du? Sie antwortete: Ach, ich bin eine Witwe, denn mein Mann ist tot. 2 Samuel 2Sam 10 14 6 Et ancillæ tuæ erant duo filii: qui rixati sunt adversum se in agro, nullusque erat, qui eos prohibere posset: et percussit alter alterum, et interfecit eum. Deine Dienerin hatte zwei Söhne; diese gerieten miteinander auf dem Felde in Streit, und da niemand da war, der ihnen wehren konnte, so schlug der eine den anderen und tötete ihn. 2 Samuel 2Sam 10 14 7 Et ecce consurgens universa cognatio adversum ancillam tuam, dicit: Trade eum, qui percussit fratrem suum, ut occidamus eum pro anima fratris sui, quem interfecit, et deleamus heredem: et quærunt exstinguere scintillam meam, quæ relicta est, ut non supersit viro meo nomen, et reliquiæ super terram. Nun siehe, steht die ganze Verwandtschaft gegen deine Dienerin auf und spricht: Gib den heraus, der seinen Bruder erschlagen hat, dass wir ihn für das Leben seines Bruders töten, den er getötet hat, und den Erben vertilgen,³ und so wollen sie mir den letzten Funken, der noch übriggelassen ist, auslöschen, so dass meinem Manne kein Namen und Nachkommenschaft auf Erden bleibt. 2 Samuel 2Sam 10 14 7 3 Die Verwandten hatten den Streit nicht schlichten wollen und fordern doch jetzt die Auslieferung. David hat weder Amnon gestraft, noch Absaloms Betrübnis gemindert. 2 Samuel 2Sam 10 14 8 Et ait rex ad mulierem: Vade in domum tuam, et ego jubebo pro te. Da sprach der König zu der Frau: Gehe hin in dein Haus, ich will in deiner Angelegenheit Befehl geben.⁴ 2 Samuel 2Sam 10 14 8 4 Deshalb redet das Weib weiter bis V. 11, wo sie die Anwendung macht. 2 Samuel 2Sam 10 14 9 Dixitque mulier Thecuitis ad regem: In me, domine mi rex, sit iniquitas, et in domum patris mei: rex autem et thronus ejus sit innocens. Die Frau von Thekua aber sprach zu dem Könige: Auf mich, mein Herr und König und auf das Haus meines Vaters komme das Unrecht,⁵ der König aber und sein Thron sei schuldlos. 2 Samuel 2Sam 10 14 9 5 Die Strafe für das Verbrechen des Sohnes. Es wird vorausgesetzt, dass der König an das Gesetz der Wiedervergeltung denkt. Im Falle es Unrecht sein sollte, hier die Blutrache [Num 35,21] nicht zu üben, falle die Verantwortlichkeit auf mich. 2 Samuel 2Sam 10 0 1 b. Empörung und Tod des zweiten Sohnes Davids. (15,1 18,33) 1.) Absalom bereitet, die Güte seines Vaters missbrauchend, einen Aufstand gegen David vor und empört sich. (V. 12) David muss Jerusalem verlassen und dem Jordan zu fliehen. 2 Samuel 2Sam 10 15 1 Igitur post hæc fecit sibi Absalom currus, et equites, et quinquaginta viros, qui præcederent eum. Hiernach¹ schaffte sich Absalom Wagen und Reiter an, dazu fünfzig Männer, die vor ihm hergingen.² 2 Samuel 2Sam 10 15 1 1 Der König fürchtet, dass das Schwert [2Sam 2,10] noch nicht ganz von ihm gewichen. Den boshaften Absalom kränkte die halbe Verzeihung, daher entstand in seinem Herzen zuerst Abneigung gegen den Vater, dann keimte der Plan, ihn der Herrschaft zu berauben. Wie Absalom sich vordem gegen Amnon schlau verstellt, so heuchelt er jetzt gegen den König kindliche Liebe. 2 Samuel 2Sam 10 15 1 2 Wohl der Pomp, mit welchem der König sich umgab. 2 Samuel 2Sam 10 15 10 Misit autem Absalom exploratores in universas tribus Israel, dicens: Statim ut audieritis clangorem buccinæ, dicite: Regnavit Absalom in Hebron. Absalom aber sandte in alle Stämme Israels Kundschafter und ließ sagen: Sobald ihr den Schall der Posaune hört,⁸ so sprechet: Absalom ist König geworden in Hebron! 2 Samuel 2Sam 10 15 10 8 Der Trompetenschall bedeutete etwas Ungewöhnliches. Wenn man ihn von Hebron aus ertönen hörte, sollten auch die benachbarten Städte ihre Bewohner aufrufen, um im Falle eines Kampfes jeden Befehles gewärtig zu sein. Wenn dann die Männer bewaffnet zusammenkamen, sollten Absoloms Anhänger die Unschlüssigen mit fortreißen. Die ganze Sache ward sehr geheim betrieben. 2 Samuel 2Sam 10 15 11 Porro cum Absalom ierunt ducenti viri de Jerusalem vocati, euntes simplici corde, et causam penitus ignorantes. Es zogen auch zweihundert Männer⁹ von Jerusalem mit Absalom, die dazu aufgefordert waren und in der Einfalt ihres Herzens mitgingen, ohne die Ursache im geringsten zu ahnen. 2 Samuel 2Sam 10 15 11 9 Vielleicht Männer von Ansehen, damit diese David nicht halfen und Absalom mit dem Scheine umgaben, er werde auf Befehl des Königs zum Herrscher ausgerufen. Vielleicht auch dienten sie als Geiseln. 2 Samuel 2Sam 10 15 12 Accersivit quoque Absalom Achitophel Gilonitem consiliarium David de civitate sua Gilo. Cumque immolaret victimas, facta est conjuratio valida, populusque concurrens augebatur cum Absalom. Auch ließ Absalom Achitophel, den Giloniter, Davids Berater, aus seiner Vaterstadt Gilo holen. Als er nun die Opfer darbrachte, bildete sich eine mächtige Verschwörung und das Volk lief zusammen und wurde immer zahlreicher um Absalom.¹⁰ 2 Samuel 2Sam 10 15 12 10 Ob Absalom auch gesalbt ward? 2 Samuel 2Sam 10 15 13 Venit igitur nuntius ad David, dicens: Toto corde universus Israel sequitur Absalom. Da kam ein Bote zu David und sprach: Ganz Israel folgt Absalom von ganzem Herzen nach.¹¹ 2 Samuel 2Sam 10 15 13 11 Wieder das Schwert! 2 Samuel 2Sam 10 15 14 Et ait David servis suis, qui erant cum eo in Jerusalem: Surgite, fugiamus: neque enim erit nobis effugium a facie Absalom: festinate egredi, ne forte veniens occupet nos, et impellat super nos ruinam, et percutiat civitatem in ore gladii. David sprach zu seinen Dienern, welche bei ihm in Jerusalem waren: Auf, lasset uns fliehen!¹² denn wir werden vor Absalom nicht entrinnen können; machet euch eilig auf den Weg, dass er nicht etwa komme und uns überfalle und Verderben über uns bringe und die Stadt mit der Schärfe des Schwertes schlage. 2 Samuel 2Sam 10 15 14 12 David flieht nicht aus blinder Furcht, denn noch ehe er über den Jordan setzt, trifft er alle Vorsichtsmaßregeln. Er war gewiss, die Stadt nicht halten zu können, da auch in ihr die Empörung ihr Haupt erhoben. 2 Samuel 2Sam 10 15 15 Dixeruntque servi regis ad eum: Omnia quæcumque præceperit dominus noster rex, libenter exsequemur servi tui. Die Diener des Königs sprachen zu ihm: Alles, was der Herr, unser König, immer gebietet, wollen wir, deine Diener, gern tun. 2 Samuel 2Sam 10 15 16 Egressus est ergo rex, et universa domus ejus pedibus suis: et dereliquit rex decem mulieres concubinas ad custodiendam domum. So zog der König und sein ganzes Haus zu Fuße aus und der König ließ zehn Nebenfrauen zurück, das Haus zu bewahren.¹³ 2 Samuel 2Sam 10 15 16 13 Bei solcher Verwirrung waren sie nicht leicht an einen sicheren Ort zu bringen. 2 Samuel 2Sam 10 15 17 Egressusque rex et omnis Israel pedibus suis, stetit procul a domo: So zog der König und ganz Israel zu Fuß hinaus und machte fern vom Hause Halt.¹⁴ 2 Samuel 2Sam 10 15 17 14 Er hielt beim Hause der Ferne (Beth-Merchak), bei dem letzten Hause nach Jericho zu, diesseits des Cedrons und des Ölberges. (V. 23 30) Dort sah er, wer ihm anhing, und ordnete den Zug: Seine Hausgenossen um ihn, die auserwählten Truppen voran. Er fürchtete also mehr die Einwohner der Ortschaften, durch welche der Zug ging, als das nachfolgende Heer Absaloms. Nach [2Sam 17,1] sollten 12000 Mann hinreichen, David zu besiegen, also hatte er höchstens 6000 Streiter, eher weniger. So kam über David Unglück aus seinem Hause. [2Sam 12,11] 2 Samuel 2Sam 10 15 18 Et universi servi ejus ambulabant juxta eum, et legiones Cerethi, et Phelethi, et omnes Gethæi pugnatores validi, sexcenti viri qui secuti eum fuerant de Geth pedites, præcedebant regem. Und alle seine Diener gingen mit ihm und die Scharen der Cerether und Phelether und alle Gethiter, tapfere Streiter, sechshundert Mann, welche ihm als Fußvolk von Geth gefolgt waren, gingen vor dem Könige her. [2Sam 18,18] 2 Samuel 2Sam 10 15 19 Dixit autem rex ad Ethai Gethæum: Cur venis nobiscum? revertere, et habita cum rege, quia peregrinus es, et egressus es de loco tuo. Da sprach der König zu Ethai, dem Gethiter: Warum ziehest du mit uns? Kehre um und halte dich zu dem Könige, denn du bist ein Fremdling und bist aus deiner Heimat ausgezogen. 2 Samuel 2Sam 10 15 2 Et mane consurgens Absalom stabat juxta introitum portæ, et omnem virum, qui habebat negotium ut veniret ad regis judicium, vocabat Absalom ad se, et dicebat: De qua civitate es tu? Qui respondens ajebat: Ex una tribu Israel ego sum servus tuus. Und Absalom pflegte sich des Morgens aufzumachen und sich an den Eingang des Tores³ zu stellen; und jeden Mann, der einen Rechtshandel hatte, wegen dessen er vor des Königs Gericht kommen wollte, rief er zu sich und sprach: Aus welcher Stadt bist du? Wenn dieser dann antwortete und sprach: Aus dem und dem Stamme Israels bin ich, dein Diener, 2 Samuel 2Sam 10 15 2 3 Der Pforte des Königspalastes. Was Absalom sagt, ist Erfindung, wie die Geschichte der Frau von Thekua zeigt. 2 Samuel 2Sam 10 15 20 Heri venisti, et hodie compelleris nobiscum egredi? Ego autem vadam quo iturus sum: revertere, et reduc tecum fratres tuos, et Dominus faciet tecum misericordiam, et veritatem, quia ostendisti gratiam et fidem. Gestern bist du gekommen und solltest heute gezwungen werden, mit uns auszuziehen? Ich gehe hin, wohin ich soll. Kehre um und führe deine Brüder mit dir zurück, und der Herr wird dir Barmherzigkeit und Treue erweisen, weil du Liebe und Treue bewiesen hast. 2 Samuel 2Sam 10 15 21 Et respondit Ethai regi, dicens: Vivit Dominus, et vivit dominus meus rex: quoniam in quocumque loco fueris domine mi rex, sive in morte, sive in vita, ibi erit servus tuus. Ethai antwortete dem Könige und sprach: So wahr der Herr lebt und so wahr mein Gebieter, der König, lebt! wo immer du, mein Herr und König, sein wirst, es sei im Tode oder im Leben, dort wird auch dein Diener sein.¹⁵ 2 Samuel 2Sam 10 15 21 15 Vergl. [Rut 1,16]. 2 Samuel 2Sam 10 15 22 Et ait David Ethai: Veni, et transi. Et transivit Ethai Gethæus, et omnes viri, qui cum eo erant, et reliqua multitudo. Da sprach David zu Ethai: So komme und ziehe mit! Und Ethai, der Gethiter zog mit, samt allen Leuten, die bei ihm waren, und die übrige Schar. 2 Samuel 2Sam 10 15 23 Omnesque flebant voce magna, et universus populus transibat: rex quoque transgrediebatur torrentem Cedron, et cunctus populus incedebat contra viam, quæ respicit ad desertum. Und¹⁶ alle weinten mit lauter Stimme und alles Volk zog voran, auch der König ging über den Bach Cedron und die ganze Schar zog den Weg dahin, der zur Wüste führt.¹⁷ 2 Samuel 2Sam 10 15 23 16 Solche allgemeine Ausdrucksweisen sind im Hebr. sehr beliebt. 2 Samuel 2Sam 10 15 23 17 Leidensstationen: Cedron [2Sam 15,23], Abhang des Ölberges [2Sam 15,30], eine andere Stelle desselben [2Sam 16,1], Bahurim [2Sam 16,5], ein Ort, dessen Name nicht erhalten [2Sam 16,14]. Zu Davids tapferen Streitern kam noch ein erhabener Schutz, der Priester mit der Bundeslade. Welch Gegensatz zwischen Davids demütigem Glauben und Sauls abergläubischer Überstürzung. [1Sam 13,8, 1Sam 14,18.37.24] Vergl. [Jos 3,17]. 2 Samuel 2Sam 10 15 24 Venit autem et Sadoc sacerdos, et universi Levitæ cum eo, portantes arcam fderis Dei, et deposuerunt arcam Dei: et ascendit Abiathar, donec expletus esset omnis populus, qui egressus fuerat de civitate. Es kam aber auch Sadok, der Priester, und alle Leviten mit ihm, welche die Lade des Bundes Gottes trugen, und sie setzten die Lade Gottes nieder und Abiathar ging hinauf,¹⁸ bis alles Volk, welches aus der Stadt ausgezogen, vorüber war. 2 Samuel 2Sam 10 15 24 18 Der Ausdruck scheint etwas Tadelndes zu enthalten. Der Verfasser bereitet gern eine spätere Verwerfung vor, wie in der Geschichte Joabs. Abiathar ist als Nachkomme Helis bereits verworfen [1Sam 2,31; 1Sam 30,7] persönlich. Bisher indes ist nur ehrenvoll von ihm die Rede gewesen. [1Sam 22,23, 1Sam 30,7] 2 Samuel 2Sam 10 15 25 Et dixit rex ad Sadoc: Reporta arcam Dei in urbem: si invenero gratiam in oculis Domini, reducet me, et ostendet mihi eam, et tabernaculum suum. Da sprach der König zu Sadok: Bringe die Lade Gottes wieder in die Stadt zurück! Wenn ich Gnade in den Augen des Herrn finde, so wird er mich zurückführen und mich sie und sein Zelt schauen lassen.¹⁹ 2 Samuel 2Sam 10 15 25 19 David vertraut dem Herrn, darum will er nicht einmal Sadoks Begleitung mit dem Ephod. Die Bundeslade sendet er gleichfalls zurück, um den heiligen Opferdienst nicht zu unterbrechen. Überhaupt fasst David von Anfang an die Empörung als ein nach Nathans Ausspruch [2Sam 12,10-11] ihm auferlegtes Bußwerk auf. [Ps 50, Ps 54] und [Ps 3, Ps 63] Wie verschieden ist Davids Vertrauen und Entsagung von der Anmaßung des Volkes [1Sam 4,4] und von Sauls Verhalten, der die Herrschaft auch wider Gottes Willen zu behalten suchte. 2 Samuel 2Sam 10 15 26 Si autem dixerit mihi: Non places: præsto sum, faciat quod bonum est coram se. Spricht er aber zu mir: Du findest nicht mein Wohlgefallen, so bin ich bereit, er tue, was gut vor ihm ist! 2 Samuel 2Sam 10 15 27 Et dixit rex ad Sadoc sacerdotem: O Videns! revertere in civitatem in pace: et Achimaas filius tuus, et Jonathas filius Abiathar duo filii vestri, sint vobiscum. Weiter sprach der König zu dem Priester Sadok: O Seher! kehre in Frieden in die Stadt zurück und dein Sohn Achimaas und Jonathas, der Sohn Abiathars, eure beiden Söhne, mögen mit euch sein. 2 Samuel 2Sam 10 15 28 Ecce ego abscondar in campestribus deserti, donec veniat sermo a vobis indicans mihi. Sehet, ich werde mich in der Ebene der Wüste²⁰ verborgen halten, bis Nachricht von euch kommt und mir Kunde wird. 2 Samuel 2Sam 10 15 28 20 Bei Jericho, diesseits des Jordans. Vergl. [2Sam 17,21]. 2 Samuel 2Sam 10 15 29 Reportaverunt ergo Sadoc, et Abiathar arcam Dei in Jerusalem: et manserunt ibi. Sadok und Abiathar brachten also die Lade Gottes nach Jerusalem zurück und blieben daselbst. 2 Samuel 2Sam 10 15 3 Respondebatque ei Absalom: Videntur mihi sermones tui boni et justi. Sed non est qui te audiat constitutus a rege. Dicebatque Absalom: so entgegnete Absalom ihm: Deine Aussagen scheinen mir gut und gerecht, aber es ist niemand vom Könige bestellt, der dir Gehör gebe. Und Absalom sprach: 2 Samuel 2Sam 10 15 30 Porro David ascendebat Clivum olivarum, scandens et flens, nudis pedibus incedens, et operto capite, sed et omnis populus, qui erat cum eo, operto capite ascendebat plorans. David aber stieg den Ölberg hinan, im Gehen weinend, mit entblößten Füßen einherschreitend, das Haupt verhüllt, und auch alles Volk, das bei ihm war, ging mit verhülltem Haupte²¹ und weinend hinan. 2 Samuel 2Sam 10 15 30 21 Vergl. [Ez 24,17.22]. Der untere Teil des Gesichtes mit dem Barte wurde zum Zeichen der Trauer verhüllt. Das Gleiche war für die Aussätzigen vorgeschrieben [Lev 13,45], vielleicht um den Atem fern zu halten, als ob dieser gleichsam bei einem Menschen, den Gott geschlagen, für unrein galt. 2 Samuel 2Sam 10 15 31 Nuntiatum est autem David quod et Achitophel esset in conjuratione cum Absalom, dixitque David: Infatua, quæso, Domine consilium Achitophel. Da ward David angezeigt, dass auch Achitophel bei den Verschworenen um Absalom sei, und David sprach:²² Mache zur Torheit, ich bitte, o Herr, den Rat Achitophels! 2 Samuel 2Sam 10 15 31 22 Es war David aber gemeldet worden und David hatte gesprochen. Der Abfall Achitophels scheint dem Könige die sichere Vorbedeutung, dass nichts zu hoffen. 2 Samuel 2Sam 10 15 32 Cumque ascenderet David summitatem montis, in quo adoraturus erat Dominum, ecce occurrit ei Chusai Arachites, scissa veste, et terra pleno capite. Als David nun auf den Gipfel des Berges kam, wo er den Herrn anbeten wollte,²³ siehe, da kam ihm Chusai, der Arachiter, mit zerrissenem Kleide und Staub auf seinem Haupte, entgegen. 2 Samuel 2Sam 10 15 32 23 Oder: Wo die Menschen Gott anzubeten pflegten. Von dort konnte er noch einmal nach Sion, dem Standorte der Bundeslade, schauen. 2 Samuel 2Sam 10 15 33 Et dixit ei David: Si veneris mecum, eris mihi oneri: David sprach zu ihm: Wenn du mit mir ziehest, so wirst du mir zur Last sein; 2 Samuel 2Sam 10 15 34 Si autem in civitatem revertaris, et dixeris Absalom: Servus tuus sum, rex: sicut fui servus patris tui, sic ero servus tuus: dissipabis consilium Achitophel. wenn du aber in die Stadt zurückkehrst und zu Absalom sprichst: Ich bin dein Diener, o König! so wie ich der Diener deines Vaters gewesen bin, so will ich auch dein Diener sein, so wirst du den Rat Achitophels zu nichte machen. 2 Samuel 2Sam 10 15 35 Habes autem tecum Sadoc, et Abiathar sacerdotes: et omne verbum quodcumque audieris de domo regis, indicabis Sadoc, et Abiathar sacerdotibus. Du hast aber Sadok und Abiathar, die Priester, bei dir; alles, was du immer aus des Königs Hause erfährst, zeige den Priestern Sadok und Abiathar an. 2 Samuel 2Sam 10 15 36 Sunt autem cum eis duo filii eorum Achimaas filius Sadoc, et Jonathas filius Abiathar: et mittetis per eos ad me omne verbum quod audieritis. Sie haben auch ihre beiden Söhne bei sich, Sadok seinen Sohn Achimaas und Abiathar seinen Sohn Jonathas; durch sie lasset mir alles kundtun, was ihr hören werdet.²⁴ 2 Samuel 2Sam 10 15 36 24 Ausführung [2Sam 17,15-21]. 2 Samuel 2Sam 10 15 37 Veniente ergo Chusai amico David in civitatem, Absalom quoque ingressus est Jerusalem. Als nun Chusai, der Freund Davids, in die Stadt kam, zog Absalom in Jerusalem ein.²⁵ 2 Samuel 2Sam 10 15 37 25 Wahrscheinlich an demselben Tage zog Absalom ein, so dass David gut daran getan, sich zurückzuziehen. Im Folgenden zeigt der Verfasser, wie schwach David ist, aber zugleich, wie der Fluch über Sauls Haus volle Erfüllung findet. Endlich bereitet er dadurch auf die Ereignisse des [2Sam 20] vor. Über Semei und Miphiboseth siehe [2Sam 19]. 2 Samuel 2Sam 10 15 4 Quis me constituat judicem super terram, ut ad me veniant omnes, qui habent negotium, et juste judicem? Wer möchte mich zum Richter über das Land setzen, dass alle zu mir kommen, die einen Rechtshandel haben, und ich richte, wie es recht ist?⁴ 2 Samuel 2Sam 10 15 4 4 Am leichtesten konnte das Volk wohl zum Aufstande gebracht werden, wenn die Gerichte ungerecht waren. 2 Samuel 2Sam 10 15 5 Sed et cum accederet ad eum homo ut salutaret illum, extendebat manum suam, et apprehendens, osculabatur eum. Aber auch wenn jemand ihm nahte, um ihn zu begrüßen,⁵ so streckte er die Hand aus und umfing ihn und küsste ihn. 2 Samuel 2Sam 10 15 5 5 Durch Niederwerfen. Jetzt ist alles vorbereitet. An Vorwänden zum Aufstande fehlt es nicht, Joab, welcher die zweite Stelle nach David innehatte, war stolz und allgemein verhasst. Seine nicht gestraften Verbrechen hatten auch dem Könige die Herzen entfremdet, wie Davids Verhalten gegen Bethsabee und Urias sein Ansehen geschädigt hatte. Absalom gewann durch seine Leutseligkeit und seine schöne Gestalt wie durch seine voraussichtliche Thronfolge, von der auch ein Aufstand seinerseits ihn nicht ausschloss, viele Anhänger. Ob Sieger oder Besiegter, schien er nicht Lenker der Geschicke aller werden zu sollen? 2 Samuel 2Sam 10 15 6 Faciebatque hoc omni Israel venienti ad judicium, ut audiretur a rege, et sollicitabat corda virorum Israel. So tat er allen aus Israel, die zum Gerichte kamen, um vom Könige gehört zu werden, und so suchte er die Herzen der Männer Israels zu gewinnen. 2 Samuel 2Sam 10 15 7 Post quadraginta autem annos, dixit Absalom ad regem David: Vadam, et reddam vota mea quæ vovi Domino in Hebron. Nach vierzig Jahren⁶ aber sprach Absalom zu dem Könige David: Ich will hingehen und meine Gelübde erfüllen, welche ich dem Herrn in Hebron gemacht habe;⁷ 2 Samuel 2Sam 10 15 7 6 Lies mit Keri, Syr. und Joseph sowie alten latein. Handschr. 4 Jahre, denn Davids ganze Herrschaft dauerte nur 40 Jahre. Vier Jahre nach der Versöhnung. 2 Samuel 2Sam 10 15 7 7 Vor Erbauung des Tempels waren die Opfer nicht auf Jerusalem beschränkt. Hebron war damals die zweite Hauptstadt von Juda. Die Einwohner dieser Stadt waren wohl unzufrieden, dass der Hof nach Jerusalem übergesiedelt war. 2 Samuel 2Sam 10 15 8 Vovens enim vovit servus tuus, cum esset in Gessur Syriæ, dicens: Si reduxerit me Dominus in Jerusalem, sacrificabo Domino. denn dein Diener hat, als er zu Gessur in Syrien war, gelobt und gesprochen: Wenn mich der Herr wieder nach Jerusalem zurückführt, so will ich dem Herrn ein Opfer bringen. 2 Samuel 2Sam 10 15 9 Dixitque ei rex David: Vade in pace. Et surrexit, et abiit in Hebron. Da sprach der König David zu ihm: Gehe hin in Frieden! Und er machte sich auf und ging nach Hebron. 2 Samuel 2Sam 10 0 1 Auf der Flucht wird David von den Anhängern Sauls mit Schimpf überhäuft. (V. 15) 2.) Inzwischen dringt Absalom in Jerusalem ein und fügt seinem Vater das schlimmste Unrecht zu. 2 Samuel 2Sam 10 16 1 Cumque David transisset paululum montis verticem, apparuit Siba puer Miphiboseth in occursum ejus, cum duobus asinis, qui onerati erant ducentis panibus, et centum alligaturis uvæ passæ, et centum massis palatharum, et utre vini. Als David ein wenig über die Höhe des Berges gekommen war, erschien Siba, der Diener Miphiboseths, und kam ihm mit zwei Eseln entgegen, welche mit zweihundert Broten, hundert Bündeln Rosinen, hundert Feigenkuchen und einem Schlauche Wein beladen waren. 2 Samuel 2Sam 10 16 10 Et ait rex: Quid mihi et vobis est filii Sarviæ! dimittite eum, ut maledicat: Dominus enim præcepit ei ut malediceret David: et quis est qui audeat dicere, quare sic fecerit? Aber der König sprach: Seid um mich unbesorgt, ihr Söhne Sarvias.⁷ Lasset ihn lästern! denn der Herr hat ihm befohlen, David zu lästern, und wer ist, der es wagen dürfte zu sagen: Warum tut er solches? 2 Samuel 2Sam 10 16 10 7 Was habe ich und ihr mit dem zu tun, wovon ihr redet? Semei scheint durch den Regierungswechsel einst Verluste erlitten zu haben. Vergl. [2Sam 20,1]. 2 Samuel 2Sam 10 16 11 Et ait rex Abisai, et universis servis suis: Ecce filius meus, qui egressus est de utero meo, quærit animam meam: quanto magis nunc filius Jemini? dimittite eum ut maledicat juxta præceptum Domini: Und der König sprach zu Abisai und allen seinen Dienern: Sehet, mein Sohn, der aus meinen Lenden hervorgegangen ist, trachtet mir nach dem Leben, wie viel mehr nun der Sohn Jeminis? Lasset ihn lästern nach dem Befehle des Herrn; 2 Samuel 2Sam 10 16 12 Si forte respiciat Dominus afflictionem meam, et reddat mihi Dominus bonum pro maledictione hac hodierna. vielleicht sieht der Herr mein Elend an und vergilt mir Gutes für diese heutige Lästerung.⁸ 2 Samuel 2Sam 10 16 12 8 Davids Maßregel war nicht nur fromm, sondern auch klug. Er wollte so schnell wie möglich auf die andere Seite des Jordans gelangen und die Benjamiten nicht zum Aufstande kommen lassen, der ihn in den Bergen festgehalten hätte. 2 Samuel 2Sam 10 16 13 Ambulabat itaque David et socii ejus per viam cum eo. Semei autem per jugum montis ex latere, contra illum gradiebatur, maledicens, et mittens lapides adversum eum, terramque spargens. So zog David denn auf dem Wege fort und seine Gefährten mit ihm. Semei aber ging auf der Höhe des Berges seitwärts ihm gegenüber einher,⁹ indem er fluchte und Steine nach ihm warf und Erde schleuderte. 2 Samuel 2Sam 10 16 13 9 Staub aufwerfen ist Zeichen des Zornes und der Verachtung. [Apg 22,23] 2 Samuel 2Sam 10 16 14 Venit itaque rex, et universus populus cum eo lassus, et refocillati sunt ibi. Müde also kam der König und alles Volk mit ihm an und sie erholten sich daselbst. 2 Samuel 2Sam 10 16 15 Absalom autem et omnis populus ejus ingressi sunt Jerusalem, sed et Achitophel cum eo. Absalom aber und sein ganzes Volk zogen in Jerusalem ein, auch Achitophel war mit ihm.¹⁰ 2 Samuel 2Sam 10 16 15 10 Zurückgreifend auf [2Sam 15,37]: so dass [2Sam 16,1-4] eine Abschweifung ist. 2 Samuel 2Sam 10 16 16 Cum autem venisset Chusai Arachites amicus David ad Absalom, locutus est ad eum: Salve rex, salve rex. Als aber Chusai, der Arachiter, der Freund Davids, zu Absalom kam, sprach er zu diesem: Sei gegrüßt, o König! Sei gegrüßt, o König!¹¹ 2 Samuel 2Sam 10 16 16 11 Die zweimalige Wiederholung soll seine Ergebenheit besonders empfehlen. 2 Samuel 2Sam 10 16 17 Ad quem Absalom, Hæc est, inquit, gratia tua ad amicum tuum? quare non ivisti cum amico tuo? Absalom sprach zu ihm: Das ist deine Liebe gegen deinen Freund? Warum bist du nicht mit deinem Freunde fortgegangen?¹² 2 Samuel 2Sam 10 16 17 12 Chusai scheint ein besonderer Freund Davids gewesen zu sein. 2 Samuel 2Sam 10 16 18 Responditque Chusai ad Absalom: Nequaquam: quia illius ero, quem elegit Dominus, et omnis hic populus, et universus Israel, et cum eo manebo. Chusai antwortete Absalom: O nein! denn ich will dem zugehören, welchen der Herr erwählt hat¹³ und dieses ganze Volk und das gesamte Israel, und bei ihm will ich bleiben. 2 Samuel 2Sam 10 16 18 13 Eine Schmeichelei, die umso wirksamer ist, als sie öffentlich vorgebracht wird. Absalom ging es sehr darum, dass seine Herrschaft als rechtmäßig galt. 2 Samuel 2Sam 10 16 19 Sed ut et hoc inferam, cui ego serviturus sum? nonne filio regis? sicut parui patri tuo, ita parebo et tibi. Und damit ich auch das noch anführe, wem werde ich dienen? Doch wohl dem Sohne des Königs?¹⁴ Wie ich deinem Vater gehorcht habe, so will ich auch dir gehorchen! 2 Samuel 2Sam 10 16 19 14 Zweiter Trug, der beweisen soll, dass Absalom rechtmäßig herrscht: Ich wechsle auch meinen Herrn nicht, denn die Herrschaft ist ja nur vom Vater auf den Sohn übergegangen. 2 Samuel 2Sam 10 16 2 Et dixit rex Sibæ: Quid sibi volunt hæc? Responditque Siba: Asini, domesticis regis ut sedeant: panes et palathæ ad vescendum pueris tuis: vinum autem ut bibat si quis defecerit in deserto. Da sprach der König zu Siba: Wozu ist dies bestimmt? Siba aber antwortete: Die Esel sind für die Hausgenossen des Königs,¹ damit sie sich auf dieselben setzen, die Brote und Feigen zum Essen für deine Diener und der Wein, damit die, welche etwa in der Wüste matt werden, zu trinken haben. 2 Samuel 2Sam 10 16 2 1 Auch Bethsabee und andere Frauen. Nur die Nebenfrauen blieben in Jerusalem zurück. Siba kam, als David über die Höhe des Ölberges [2Sam 15,32] hinweg war. 2 Samuel 2Sam 10 16 20 Dixit autem Absalom ad Achitophel: Inite consilium quid agere debeamus. Absalom aber sprach zu Achitophel: Haltet Rat, was wir tun sollen!¹⁵ 2 Samuel 2Sam 10 16 20 15 Indem Absalom in der Mehrzahl redet, macht er Chusai neben Achitophel zu seinem Ratgeber. Zunächst sollte man meinen, dass dies keinen Nutzen für David hatte, da Chusai im Folgenden nicht befragt wird oder wenigstens keine abweichende Meinung kundgeben kann. 2 Samuel 2Sam 10 16 21 Et ait Achitophel ad Absalom: Ingredere ad concubinas patris tui, quas dimisit ad custodiendam domum: ut cum audierit omnis Israel quod fdaveris patrem tuum, roborentur tecum manus eorum. Achitophel sprach zu Absalom: Gehe zu den Nebenfrauen deines Vaters ein, die er zurückgelassen, das Haus zu hüten, damit, wenn ganz Israel hört, dass du deinen Vater beschimpft hast, die Hände derer, die bei dir sind, stark werden.¹⁶ 2 Samuel 2Sam 10 16 21 16 Die Übernahme der Frauen des früheren Herrschers galt als die Besitznahme der königlichen Hausrechte [2Sam 3,8, 1Kön 2,17-25] oder als ein Zeichen, dass die Angehörigen des Vorgängers ganz in die Gewalt des Nachfolgers gekommen seien. So beging Absalom indes Blutschande [Lev 18,8], beleidigte David auf das Schwerste und bewies, dass er nicht daran dachte, sich mit ihm zu versöhnen. 2 Samuel 2Sam 10 16 22 Tetenderunt ergo Absalom tabernaculum in solario, ingressusque est ad concubinas patris sui coram universo Israel. Da schlugen sie für Absalom ein Zelt auf dem Söller¹⁷ auf und er ging vor ganz Israel zu den Nebenfrauen seines Vaters ein. [2Sam 12,11] 2 Samuel 2Sam 10 16 22 17 Der [2Sam 11,2] erwähnte Söller. Damit ist die Prophezeiung [2Sam 12,11] erfüllt. 2 Samuel 2Sam 10 16 23 Consilium autem Achitophel, quod dabat in diebus illis, quasi si quis consuleret Deum: sic erat omne consilium Achitophel, et cum esset cum David, et cum esset cum Absalom. Ein Rat aber, den Achitophel gab, galt in jenen Tagen so viel als wenn jemand Gott selber befragte, so galt jeder Rat Achitophels, sowohl als er David folgte, als auch da er auf Absaloms Seite stand. 2 Samuel 2Sam 10 16 3 Et ait rex: Ubi est filius domini tui? Responditque Siba regi: Remansit in Jerusalem, dicens: Hodie restituet mihi domus Israel regnum patris mei. Der König sprach: Wo ist der Sohn deines Herrn?² Siba antwortete dem Könige: Er ist in Jerusalem geblieben, indem er sprach: Heute wird mir das Haus Israel das Reich meines Vaters wiedergeben. [2Sam 19,27] 2 Samuel 2Sam 10 16 3 2 Saul. 2 Samuel 2Sam 10 16 4 Et ait rex Sibæ: Tua sint omnia quæ fuerunt Miphiboseth. Dixitque Siba: Oro ut inveniam gratiam coram te, domine mi rex. Da sprach der König zu Siba: So soll alles, was Miphiboseth gehörte, dein sein. Siba sprach: Ich bitte, lass mich Gnade vor dir finden, mein Herr und König!³ 2 Samuel 2Sam 10 16 4 3 Danksagung mit Vorbehalt zukünftiger Bitte. 2 Samuel 2Sam 10 16 5 Venit ergo rex David usque Bahurim: et ecce egrediebatur inde vir de cognatione domus Saul, nomine Semei, filius Gera, procedebatque egrediens, et maledicebat, Als nun der König bis Bahurim gelangt war, siehe, da kam von dort ein Mann heraus, vom Geschlechte des Hauses Saul, mit Namen Semei, der Sohn Geras; dieser ging heraus und folgte, indem er beständig fluchte [1Kön 2,8] 2 Samuel 2Sam 10 16 6 Mittebatque lapides contra David, et contra universos servos regis David: omnis autem populus, et universi bellatores a dextro, et a sinistro latere regis incedebant. und mit Steinen nach David und allen Dienern des Königs David warf;⁴ das ganze Volk aber und alle Kriegsleute gingen zur rechten und zur linken Seite des Königs. 2 Samuel 2Sam 10 16 6 4 Die Gibborim. Semei wirft die Steine nicht so, um zu verwunden, als um seine Verachtung zu bezeigen. 2 Samuel 2Sam 10 16 7 Ita autem loquebatur Semei cum malediceret regi: Egredere, egredere vir sanguinum, et vir Belial. Und zwar sprach Semei, da er dem Könige fluchte, also: Fort, fort, du Blutmensch, du Belialsmensch! 2 Samuel 2Sam 10 16 8 Reddidit tibi Dominus universum sanguinem domus Saul: quoniam invasisti regnum pro eo, et dedit Dominus regnum in manu Absalom filii tui: et ecce premunt te mala tua, quoniam vir sanguinum es. Der Herr hat alles Blut des Hauses Saul über dich gebracht, weil du an seiner Statt die Herrschaft an dich gerissen hast, und der Herr hat das Königtum deinem Sohne Absalom gegeben und siehe, dein Unglück drückt dich, denn du bist ein Blutmensch.⁵ 2 Samuel 2Sam 10 16 8 5 Er schreibt David den blutigen Untergang des Hauses Saul zu, besonders Isboseths Tod und das in [2Sam 21] zu Erzählende. 2 Samuel 2Sam 10 16 9 Dixit autem Abisai filius Sarviæ, regi: Quare maledicit canis hic mortuus domino meo regi? vadam, et amputabo caput ejus. Da sprach Abisai, der Sohn Sarvias, zu dem Könige: Warum lästert dieser tote Hund meinen Herrn, den König? Ich werde hingehen und ihm den Kopf abschlagen.⁶ 2 Samuel 2Sam 10 16 9 6 Joab muss mit Worten oder Zeichen zugestimmt haben. 2 Samuel 2Sam 10 0 1 3.) Absalom verfolgt, durch Chusai, den Ratgeber seines Vaters, bewogen, gegen Achitophels Rat David nicht sofort. (V. 14) David wird durch von Chusai gesandte Boten über die Pläne seines Sohnes unterrichtet. Absalom überschreitet den Jordan und greift seinen Vater an. 2 Samuel 2Sam 10 17 1 Dixit ergo Achitophel ad Absalom: Eligam mihi duodecim millia virorum, et consurgens persequar David hac nocte. Achitophel also sprach zu Absalom: Ich werde mir zwölftausend Mann auswählen und mich aufmachen und David diese Nacht nachsetzen. 2 Samuel 2Sam 10 17 10 Et fortissimus quisque, cujus cor est quasi leonis, pavore solvetur: scit enim omnis populus Israel fortem esse patrem tuum, et robustos omnes qui cum eo sunt. Dann wird auch der Tapferste, der ein Herz hat wie ein Löwe, vor Schreck zaghaft werden, denn das ganze Volk Israel weiß, dass dein Vater tapfer ist und alle, die bei ihm sind, tüchtige Krieger. 2 Samuel 2Sam 10 17 11 Sed hoc mihi videtur rectum esse consilium: Congregetur ad te universus Israel, a Dan usque Bersabee, quasi arena maris innumerabilis: et tu eris in medio eorum. Mir scheint vielmehr dieser Rat der rechte zu sein: Ganz Israel von Dan bis Bersabee sammle sich um dich, unzählbar, wie der Sand am Meere, und du selbst sei in ihrer Mitte.⁵ 2 Samuel 2Sam 10 17 11 5 Chusai will Zeit gewinnen, darum widerlegt er alles, was Achitophel sagt. Zugleich schmeichelt er Absalom, dass dessen Anwesenheit Israel Mut machen und den Sieg sichern werde. 2 Samuel 2Sam 10 17 12 Et irruemus super eum in quocumque loco inventus fuerit: et operiemus eum, sicut cadere solet ros super terram: et non relinquemus de viris, qui cum eo sunt, ne unum quidem. Dann wollen wir über ihn herfallen, wo er immer zu finden sein wird, und wollen uns auf ihn werfen, wie der Tau auf die Erde zu fallen pflegt, und von den Leuten, die bei ihm sind, auch nicht einen übrig lassen.⁶ 2 Samuel 2Sam 10 17 12 6 Vergleich: die Unfehlbarkeit und Allgemeinheit beider. 2 Samuel 2Sam 10 17 13 Quod si urbem aliquam fuerit ingressus, circumdabit omnis Israel civitati illi funes, et trahemus eam in torrentem, ut non reperiatur ne calculus quidem ex ea. Zieht er aber in eine Stadt, so soll ganz Israel diese Stadt⁷ mit Seilen umgeben und wir werden sie in das Tal reißen, dass auch nicht ein Stein mehr von ihr zu finden ist. 2 Samuel 2Sam 10 17 13 7 Eine Stadt am Flusse. Achitophel hatte mit richtiger Kriegstaktik angegeben, was notwendig war. Chusai will Absalom scheinbar den Sieg aufsparen, den Achitophel allein gewinnen will. (Vergl. V. 1 mit [2Sam 12,27]) Mit einem schönen Vergleiche verhüllt er die Grundlosigkeit seiner Voraussetzung, auf die sein ganzer Rat sich stützt: dass ganz Israel zu Absalom stoßen werde. 2 Samuel 2Sam 10 17 14 Dixitque Absalom, et omnes viri Israel: Melius est consilium Chusai Arachitæ, consilio Achitophel: Domini autem nutu dissipatum est consilium Achitophel utile, ut induceret Dominus super Absalom malum. Da sprach Absalom und alle Männer Israels: Der Rat Chusais, des Arachiters, ist besser, als der Rat Achitophels; der Herr aber fügte es so, dass der förderliche Rat Achitophels vereitelt ward, um Unglück über Absalom kommen zu lassen.⁸ 2 Samuel 2Sam 10 17 14 8 Vielleicht wollte Absalom sich auch nicht in allem von Achitophel leiten lassen. David hatte [2Sam 15,31] gebetet, Gott möge Achitophel betören. Gott erhörte das Gebet, doch indem er andere betörte. Chusai sandte die Nachricht von der Verwerfung des Ratschlages Achitophels an den König, aber bald ihn, bald überzusetzen, aus Furcht, Absalom möchte anderen Sinnes werden. 2 Samuel 2Sam 10 17 15 Et ait Chusai Sadoc, et Abiathar sacerdotibus: Hoc et hoc modo consilium dedit Achitophel Absalom, et senioribus Israel: et ego tale et tale dedi consilium. Und Chusai sprach zu den Priestern Sadok und Abiathar: Das und das hat Achitophel dem Absalom und den Ältesten Israels geraten und das und das habe ich geraten. 2 Samuel 2Sam 10 17 16 Nunc ergo mittite cito, et nuntiate David, dicentes: Ne moreris nocte hac in campestribus deserti, sed absque dilatione transgredere: ne forte absorbeatur rex, et omnis populus qui cum eo est. So sendet denn eilends hin und meldet David folgendes:⁹ Verweile diese Nacht über nicht auf dem flachen Felde der Wüste,¹⁰ sondern setze ohne Verzug über, damit der König nicht etwa samt allem Volke, das bei ihm ist, aufgerieben werde. 2 Samuel 2Sam 10 17 16 9 Über die Mitteilung von Nachrichten war bereits Übereinkunft getroffen. 2 Samuel 2Sam 10 17 16 10 Diesseits des Jordans in der Nähe Absaloms. 2 Samuel 2Sam 10 17 17 Jonathas autem et Achimaas stabant juxta fontem Rogel: abiit ancilla et nuntiavit eis: et illi profecti sunt, ut referrent ad regem David nuntium: non enim poterant videri, aut introire civitatem. Jonathas aber und Achimaas standen bei der Quelle Rogel und es ging eine Magd dorthin und brachte ihnen die Nachricht,¹¹ alsdann zogen sie hin, um dem König David die Botschaft zu bringen; sie durften sich nämlich nicht sehen lassen noch in die Stadt kommen. 2 Samuel 2Sam 10 17 17 11 Man wusste, dass die Priester zu David hielten, daher wird eine Magd als Mittelsperson gebraucht. Die Quelle Rogel lag an dem Punkte, an dem das Tal des Cedron und das Tal Ben Hierom zusammentreffen, also im Süden von Jerusalem. 2 Samuel 2Sam 10 17 18 Vidit autem eos quidam puer, et indicavit Absalom: illi vero concito gradu ingressi sunt domum cujusdam viri in Bahurim, qui habebat puteum in vestibulo suo, et descenderunt in eum, Ein Diener¹² aber sah sie und zeigte es Absalom an. Sie gingen indes eilends in das Haus eines Mannes in Bahurim, welcher in seinem Hofe einen Brunnen hatte, und stiegen in diesen hinunter. 2 Samuel 2Sam 10 17 18 12 Einer von Absaloms Kundschaftern. Nicht alle Bahuriter waren also Feinde Davids oder die Frau wusste nicht, weshalb die Söhne der Priester von den Soldaten gesucht wurden. 2 Samuel 2Sam 10 17 19 Tulit autem mulier, et expandit velamen super os putei, quasi siccans ptisanas: et sic latuit res. Und die Frau nahm eine Decke und breitete sie über die Öffnung des Brunnens aus, als ob sie Gerstengraupen trocknete; so blieb die Sache verborgen. 2 Samuel 2Sam 10 17 2 Et irruens super eum (quippe qui lassus est, et solutis manibus) percutiam eum: cumque fugerit omnis populus, qui cum eo est, percutiam regem desolatum. So werde ich über ihn herfallen (denn er ist ermattet und kraftlos) und ihn schlagen; und wenn dann alles Volk, das bei ihm ist, flieht, so werde ich den verlassenen König erschlagen.¹ 2 Samuel 2Sam 10 17 2 1 Wurde David Zeit gelassen, Truppen zu sammeln, so kam Absaloms Sache in schwere Gefahr. 2 Samuel 2Sam 10 17 20 Cumque venissent servi Absalom in domum, ad mulierem dixerunt: Ubi et Achimaas et Jonathas? Et respondit eis mulier: Transierunt festinanter, gustata paululum aqua. At hi qui quærebant, cum non reperissent, reversi sunt in Jerusalem. Als nun die Diener Absaloms in das Haus kamen, sprachen sie zu der Frau: Wo ist Achimaas und Jonathas? Die Frau antwortete ihnen: Sie sind eilig weitergegangen, nachdem sie ein wenig Wasser gekostet.¹³ Als aber die, welche sie suchten, sie nicht fanden, kehrten sie wieder nach Jerusalem zurück. 2 Samuel 2Sam 10 17 20 13 Wenig glücklicher Zusatz der Vulgata. So wäre die Aufmerksamkeit auf den Brunnen gelenkt worden und der Blick auf denselben hätte den Schein verdächtigt, den die über denselben gebreitete Leinwand erweckte, als sei derselbe lange nicht gebraucht worden. Besser also mit Chald. und nach V. 21 zu übersetzen: Soeben überschritten sie den Fluss. Nun eilten die Soldaten, ohne das Haus zu durchsuchen, an den Jordan. (Hebr.: Diese aber suchten nämlich am Jordan.) 2 Samuel 2Sam 10 17 21 Cumque abiissent, ascenderunt illi de puteo, et pergentes nuntiaverunt regi David, et dixerunt: Surgite, et transite cito fluvium: quoniam hujuscemodi dedit consilium contra vos Achitophel. Nachdem sie fortgegangen waren, stiegen jene aus dem Brunnen herauf und gingen weiter und brachten dem König David Kunde und sprachen: Brechet auf und setzet eilig über den Fluss, denn einen solchen Rat hat Achitophel gegen euch gegeben. 2 Samuel 2Sam 10 17 22 Surrexit ergo David, et omnis populus qui cum eo erat, et transierunt Jordanem, donec dilucesceret: et ne unus quidem residuus fuit, qui non transisset fluvium. Da machte sich David und das ganze Volk, das bei ihm war, auf und sie setzten über den Jordan, bis der Morgen anbrach;¹⁴ nicht einer blieb zurück, der nicht über den Fluss gegangen wäre. 2 Samuel 2Sam 10 17 22 14 Nach Syr.: Bis es hell wurde. 2 Samuel 2Sam 10 17 23 Porro Achitophel videns quod non fuisset factum consilium suum, stravit asinum suum, surrexitque et abiit in domum suam et in civitatem suam: et disposita domo sua, suspendio interiit, et sepultus est in sepulcro patris sui. Als nun Achitophel sah, dass sein Rat nicht befolgt war,¹⁵ sattelte er seinen Esel, machte sich auf und ging zu seinem Hause in seine Stadt, dann bestellte er sein Haus, erhängte sich und starb und man begrub ihn im Grabe seines Vaters. 2 Samuel 2Sam 10 17 23 15 Er sah ein, dass Absaloms Sache verloren war. Durch Achitophels Tod ward Davids Sache gestärkt, da Absalom nicht nur einen Ratgeber verlor, sondern auch dem Volke die Ursache seines Selbstmordes bekannt ward. Zudem konnte David nun ein Heer sammeln. 2 Samuel 2Sam 10 17 24 David autem venit in Castra, et Absalom transivit Jordanem, ipse et omnes viri Israel cum eo. David aber kam in die Lagerstadt,¹⁶ während Absalom den Jordan überschritt, er und alle Männer Israels mit ihm. 2 Samuel 2Sam 10 17 24 16 Mahanaim. 2 Samuel 2Sam 10 17 25 Amasam vero constituit Absalom pro Joab super exercitum: Amasa autem erat filius viri, qui vocabatur Jetra de Jezraeli, qui ingressus est ad Abigail filiam Naas, sororem Sarviæ, quæ fuit mater Joab. An Stelle Joabs hatte Absalom Amasa über das Kriegsheer gesetzt. Amasa aber war der Sohn eines Mannes, welcher Jetra hieß, eines Jesraeliters,¹⁷ der mit Abigail, einer Tochter Naas, der Schwester Sarvias, welche die Mutter Joabs war, Umgang gepflogen. 2 Samuel 2Sam 10 17 25 17 Besser nach [1Chr 2,17] Ismaelit. Da Abigail hier Tochter des Naas und nicht des Isais genannt wird, war sie wohl Isais Stieftochter und so Stiefschwester Davids. 2 Samuel 2Sam 10 17 26 Et castrametatus est Israel cum Absalom in terra Galaad. Und Israel lagerte sich mit Absalom im Lande Galaad. 2 Samuel 2Sam 10 17 27 Cumque venisset David in Castra, Sobi filius Naas de Rabbath filiorum Ammon, et Machir filius Ammihel de Lodabar, et Berzellai Galaadites de Rogelim. Nachdem nun David in die Lagerstadt gekommen war, brachte ihm Sobi, der Sohn des Naas aus Rabbath der Söhne Ammons, und Machir,¹⁸ der Sohn Ammihels von Lodabar, und Berzellai, der Galaaditer, von Rogelim, 2 Samuel 2Sam 10 17 27 18 Der Miphiboseth aufgenommen hatte. [2Sam 9,4] 2 Samuel 2Sam 10 17 28 Obtulerunt ei stratoria, et tapetia, et vasa fictilia, frumentum, et hordeum, et farinam, et polentam, et fabam, et lentem, et frixum cicer, Betten und Decken, und irdene Gefäße, Weizen, Gerste, Mehl, Röstkorn, Bohnen, Linsen, geröstete Kichererbsen, 2 Samuel 2Sam 10 17 29 Et mel, et butyrum, oves et pingues vitulos: dederuntque David, et populo, qui cum eo erat, ad vescendum: suspicati enim sunt, populum fame, et siti fatigari in deserto. Honig, Butter, Schafe und fette Kälber; dies setzten sie David und dem Volke, welches mit ihm war, vor, denn sie vermuteten, dass das Volk durch Hunger und Durst in der Wüste ermattet war.¹⁹ 2 Samuel 2Sam 10 17 29 19 Alles dies war aus freien Stücken gebracht. Nach Besiegung Hanons hatte David dessen Bruder Sobi zum tributpflichtigen Herrscher der Ammoniter eingesetzt. Machir, früher [2Sam 9,4] Saul zugetan, bleibt David treu. 2 Samuel 2Sam 10 17 3 Et reducam universum populum, quomodo unus homo reverti solet: unum enim virum tu quæris: et omnis populus erit in pace. Alsdann werde ich das ganze Volk zurückführen, wie ein einziger Mann zurückzukommen pflegt; denn du suchest nur einen Mann, dann wird das ganze Volk Frieden haben.² 2 Samuel 2Sam 10 17 3 2 Ist nur David aus dem Wege geräumt, so gehorcht dir das ganze Volk. Er betrachtet Absalom als rechtmäßigen König, David als Verschwörer. 2 Samuel 2Sam 10 17 4 Placuitque sermo ejus Absalom, et cunctis majoribus natu Israel. Seine Rede gefiel Absalom und allen Ältesten von Israel. 2 Samuel 2Sam 10 17 5 Ait autem Absalom: Vocate Chusai Arachiten, et audiamus quid etiam ipse dicat. Absalom indes sprach: Rufet den Arachiter Chusai, dass wir auch hören, was er sagt. 2 Samuel 2Sam 10 17 6 Cumque venisset Chusai ad Absalom, ait Absalom ad eum: Hujuscemodi sermonem locutus est Achitophel: facere debemus an non? quod das consilium? Als nun Chusai zu Absalom kam, sprach Absalom zu ihm: Einen solchen Vorschlag hat Achitophel gemacht! Sollen wir dies tun oder nicht? Welchen Rat gibst du? 2 Samuel 2Sam 10 17 7 Et dixit Chusai ad Absalom: Non est bonum consilium, quod dedit Achitophel hac vice. Chusai sprach zu Absalom: Der Rat, welchen Achitophel diesmal gegeben, ist nicht gut. 2 Samuel 2Sam 10 17 8 Et rursum intulit Chusai: Tu nosti patrem tuum, et viros, qui cum eo sunt, esse fortissimos et amaro animo, veluti si ursa raptis catulis in saltu sæviat: sed et pater tuus vir bellator est, nec morabitur cum populo. Und abermals sprach Chusai: Du kennst deinen Vater und die Leute, die bei ihm sind, wie tapfer und erbitterten Herzens sie sind,³ wie wenn eine Bärin im Walde, der die Jungen geraubt sind, wütet; auch ist dein Vater doch ein kriegskundiger Mann und wird mit seinen Leuten nicht stehen bleiben.⁴ 2 Samuel 2Sam 10 17 8 3 Zugleich eine Schmeichelei. [2Sam 16,21] hatte Chusai also nicht widersprochen. 2 Samuel 2Sam 10 17 8 4 Der König ist nicht erschöpft, wie Achitophel meint, und wird diese Nacht weiterziehen. 2 Samuel 2Sam 10 17 9 Forsitan nunc latitat in foveis, aut in uno, quo voluerit, loco: et cum ceciderit unus quilibet in principio, audiet quicumque audierit, et dicet: Facta est plaga in populo qui sequebatur Absalom. Vielleicht liegt er jetzt in Schluchten verborgen oder an einem Orte, der ihm gefiel; und wenn am Anfange nur einer oder der andere fiele, so würde man davon hören und wer es hörte, würde sagen: Es ist unter dem Volke, welches Absalom folgte, eine Niederlage angerichtet. 2 Samuel 2Sam 10 0 1 4.) Absalom wird von Joab besiegt und getötet (V. 15), von seinem Vater beweint. 2 Samuel 2Sam 10 18 1 Igitur considerato David populo suo constituit super eos tribunos et centuriones, Hierauf musterte David sein Volk und setzte über sie Anführer über tausend und über hundert¹ 2 Samuel 2Sam 10 18 1 1 Die Cerether und Phelether scheinen ständige Führer gehabt zu haben, wie Ethai [2Sam 15,19] Anführer der Hethäer und David unter Saul [2Sam 15,19] dauernd Anführer über Tausend. 2 Samuel 2Sam 10 18 10 Vidit autem hoc quispiam, et nuntiavit Joab, dicens: Vidi Absalom pendere de quercu. Dies sah jemand und berichtete es Joab und sprach: Ich habe Absalom an einer Eiche hängen sehen. 2 Samuel 2Sam 10 18 11 Et ait Joab viro, qui nuntiaverat ei: Si vidisti, quare non confodisti eum cum terra, et ego dedissem tibi decem argenti siclos, et unum balteum? Joab sprach zu dem Manne, der ihm die Botschaft brachte: Wenn du ihn sahest, warum hast du ihn nicht in die Erde gebohrt? Ich hätte dir zehn Sekel Silber und einen Gürtel⁸ dafür gegeben. 2 Samuel 2Sam 10 18 11 8 Einen Kriegsgurt als Lohn und Zeichen einer Heldentat. 2 Samuel 2Sam 10 18 12 Qui dixit ad Joab: Si appenderes in manibus meis mille argenteos, nequaquam mitterem manum meam in filium regis: audientibus enim nobis præcepit rex tibi, et Abisai, et Ethai, dicens: Custodite mihi puerum Absalom. Dieser aber antwortete Joab: Wolltest du auch tausend Silberlinge in meine Hände wägen, so würde ich dennoch meine Hand nicht an den Sohn des Königs legen; denn vor unsern Ohren hat der König dir, Abisai, und Ethai geboten und gesprochen: Behütet mir meinen Sohn Absalom! 2 Samuel 2Sam 10 18 13 Sed et si fecissem contra animam meam audacter, nequaquam hoc regem latere potuisset, et tu stares ex adverso? Und hätte ich auch vermessen gegen mein Leben gehandelt, so hätte es vor dem Könige nicht verborgen bleiben können und du selbst würdest gegen mich stehen. 2 Samuel 2Sam 10 18 14 Et ait Joab: Non sicut tu vis, sed aggrediar eum coram te. Tulit ergo tres lanceas in manu sua, et infixit eas in corde Absalom: cumque adhuc palpitaret hærens in quercu, Da sprach Joab: Nicht wie du willst, sondern vor deinen Augen werde ich über ihn herfallen.⁹ Er nahm also drei Spieße in seine Hand und stieß sie Absalom in das Herz. Da dieser aber an der Eiche hängend noch zappelte, 2 Samuel 2Sam 10 18 14 9 Joab handelt stets nach der Eingebung seines Ehrgeizes. So lange er eine Möglichkeit der Aussöhnung hoffte, war er Absalom günstig. In der Revolution dem Könige treu, hatte er nicht wenig zum Siege beigetragen. Jetzt will er die Versöhnung Absaloms mit seinem Vater verhindern, weil er wohl erkennt, dass er nach einem Siege über Absalom nicht mehr bei diesem zu Gnaden kommen kann und so bei dessen Thronbesteigung seine Stelle verlieren muss. 2 Samuel 2Sam 10 18 15 Cucurrerunt decem juvenes armigeri Joab, et percutientes interfecerunt eum. liefen zehn Jünglinge, Waffenträger Joabs, hinzu und schlugen und töteten ihn.¹⁰ 2 Samuel 2Sam 10 18 15 10 Abimelech hatte einen Waffenträger [Ri 9,54], ebenso Jonathas [1Sam 14,1], Goliath [2Sam 17,7], Joab aber zehn. 2 Samuel 2Sam 10 18 16 Cecinit autem Joab buccina, et retinuit populum, ne persequeretur fugientem Israel, volens parcere multitudini. Nun ließ Joab in die Posaune stoßen und hielt das Volk zurück, dass es das fliehende Israel nicht verfolgte; denn er wollte der Menge schonen.¹¹ 2 Samuel 2Sam 10 18 16 11 Vergl. [2Sam 2,28]. 2 Samuel 2Sam 10 18 17 Et tulerunt Absalom, et projecerunt eum in saltu, in foveam grandem, et comportaverunt super eum acervum lapidum magnum nimis: omnis autem Israel fugit in tabernacula sua. Und sie¹² nahmen Absalom, warfen ihn in eine große Grube im Walde, und trugen über ihn einen sehr großen Steinhaufen zusammen;¹³ ganz Israel¹⁴ aber floh, ein jeder in seine Hütte. 2 Samuel 2Sam 10 18 17 12 Waffenträger Joabs oder andere. 2 Samuel 2Sam 10 18 17 13 Diese Weise der Bestattung scheint schmachvoll gewesen zu sein. Vergl. [Jos 7,26, Jos 8,29]. 2 Samuel 2Sam 10 18 17 14 Niemand war, der für sein Begräbnis sorgte. 2 Samuel 2Sam 10 18 18 Porro Absalom erexerat sibi, cum adhuc viveret, titulum qui est in Valle regis: dixerat enim: Non habeo filium, et hoc erit monumentum nominis mei. Vocavitque titulum nomine suo, et appellatur Manus Absalom, usque ad hanc diem. Absalom aber hatte sich, als er noch am Leben war, einen Denkstein¹⁵ aufgerichtet, welcher im Königstale¹⁶ steht; denn er sprach: Ich habe keinen Sohn, so soll dies ein Denkmal meines Namens sein. Und er nannte den Denkstein nach seinem Namen, wie er auch bis auf diesen Tag Hand¹⁷ Absaloms heißt. 2 Samuel 2Sam 10 18 18 15 Vergl. [Gen 35,20]. Wie anders war es mit Absalom gekommen als er gehofft! 2 Samuel 2Sam 10 18 18 16 Bei Jerusalem. Dieses Denkmal hatte er wohl vor seiner Verbannung errichtet; nach derselben hatte er drei Söhne. 2 Samuel 2Sam 10 18 18 17 Werk. 2 Samuel 2Sam 10 18 19 Achimaas autem filius Sadoc, ait: Curram, et nuntiabo regi: quia judicium fecerit ei Dominus de manu inimicorum ejus. Achimaas aber, der Sohn Sadoks, sprach: Ich will hinlaufen und dem Könige die Nachricht bringen, dass der Herr ihm gegen die Gewalt seiner Feinde Recht geschafft hat. 2 Samuel 2Sam 10 18 2 Et dedit populi tertiam partem Sub manu Joab, et tertiam partem sub manu Abisai filii Sarviæ fratris Joab, et tertiam partem sub manu Ethai, qui erat de Geth: dixitque rex ad populum: Egrediar et ego vobiscum. und stellte ein Drittel des Volkes unter den Oberbefehl Abisais, den Sohn Sarvias, des Bruders Joabs, und ein Drittel unter den Oberbefehl Ethais, der aus Geth war; dann sprach der König zu dem Volke:² Auch ich werde mit euch ausziehen! 2 Samuel 2Sam 10 18 2 2 Vergl. [2Sam 17,11]. 2 Samuel 2Sam 10 18 20 Ad quem Joab dixit: Non eris nuntius in hac die, sed nuntiabis in alia: hodie nolo te nuntiare, filius enim regis est mortuus. Joab sprach zu ihm: An diesem Tage sollst du nicht Bote sein,¹⁸ sondern an einem andern Tage sollst du Botschaft bringen; ich will nicht, dass du heute Botschaft bringest, denn des Königs Sohn ist umgekommen. 2 Samuel 2Sam 10 18 20 18 Du hast stets nur Glückliches verkündet. 2 Samuel 2Sam 10 18 21 Et ait Joab Chusi: Vade, et nuntia regi quæ vidisti. Adoravit Chusi Joab, et cucurrit. Und Joab sprach zu Chusi: Geh und verkünde dem Könige, was du gesehen hast. Da neigte Chusi sich tief vor Joab und lief dahin. 2 Samuel 2Sam 10 18 22 Rursus autem Achimaas filius Sadoc dixit ad Joab: Quid impedit si etiam ego curram post Chusi? Dixitque ei Joab: Quid vis currere fili mi? non eris boni nuntii bajulus. Achimaas aber, der Sohn Sadoks, sprach abermals zu Joab: Was steht dem entgegen, dass auch ich nach Chusi hineile? Joab antwortete ihm: Warum willst du hineilen, mein Sohn? Du wirst nicht der Überbringer einer guten Botschaft sein. 2 Samuel 2Sam 10 18 23 Qui respondit: Quid enim si cucurrero? Et ait ei: Curre. Currens ergo Achimaas per viam compendii, transivit Chusi. Er antwortete: Wie denn, wenn ich doch hineilte? Da sprach jener zu ihm: So eile denn hin! Achimaas also lief einen kürzern Weg¹⁹ und kam Chusi zuvor. 2 Samuel 2Sam 10 18 23 19 Nach dem Hebr.: Durch das Jordantal. 2 Samuel 2Sam 10 18 24 David autem sedebat inter duas portas: speculator vero, qui erat in fastigio portæ super murum, elevans oculos, vidit hominem currentem solum. David aber saß zwischen den beiden Toren und der Ausspäher, welcher auf dem Dache des Tores auf der Mauer stand, erhob seine Augen und sah einen einzelnen Mann dahereilen. 2 Samuel 2Sam 10 18 25 Et exclamans indicavit regi: dixitque rex: Si solus est, bonus est nuntius in ore ejus. Properante autem illo, et accedente propius, Da rief er und zeigte es dem Könige an und der König sprach: Ist es ein einzelner, so ist gute Botschaft in seinem Munde.²⁰ Während jener aber eilte und näher kam, 2 Samuel 2Sam 10 18 25 20 Ein einzelner ist kein Flüchtling. 2 Samuel 2Sam 10 18 26 Vidit speculator hominem alterum currentem, et vociferans in culmine, ait: Apparet mihi alter homo currens solus. Dixitque rex: Et iste bonus est nuntius. sah der Ausspäher einen andern Mann dahereilen und rief auf der Höhe²¹ und sprach: Ich sehe einen anderen Mann allein dahereilen. Der König sprach: Auch dieser ist ein guter Bote! 2 Samuel 2Sam 10 18 26 21 Der Späher ruft dem Torwächter zu, dieser benachrichtigt den König. 2 Samuel 2Sam 10 18 27 Speculator autem, Contemplor, ait, cursum prioris, quasi cursum Achimaas filii Sadoc. Et ait rex: Vir bonus est: et nuntium portans bonum, venit. Der Wächter aber sprach: Ich erkenne den Lauf des ersten als den Lauf des Achimaas, des Sohnes Sadoks. Da sprach der König: Das ist ein guter Mann und kommt mit guter Botschaft.²² 2 Samuel 2Sam 10 18 27 22 Vielleicht sah Joab voraus, der König werde von der Person auf die Art der Nachricht schließen und aus der Freude in die Trauer fallen. 2 Samuel 2Sam 10 18 28 Clamans autem Achimaas, dixit ad regem: Salve rex. Et adorans regem coram eo pronus in terram, ait: Benedictus Dominus Deus tuus, qui conclusit homines qui levaverunt manus suas contra dominum meum regem. Achimaas aber rief und sprach zu dem Könige²³: Heil dir, o König! Und er warf sich vor dem Könige mit dem Angesicht zur Erde nieder und sprach: Gepriesen sei der Herr, dein Gott, der die Menschen, welche ihre Hand wider meinen Herrn, den König, erhoben, in die Enge gebracht hat. 2 Samuel 2Sam 10 18 28 23 Nachdem er nahe gekommen. 2 Samuel 2Sam 10 18 29 Et ait rex: Estne pax puero Absalom? Dixitque Achimaas: Vidi tumultum magnum, cum mitteret Joab servus tuus, o rex, me servum tuum: nescio aliud. Der König aber sprach: Geht es auch meinem Sohne Absalom wohl? Achimaas sprach: Ich sah ein großes Getümmel, als dein Diener Joab, o König! mich, deinen Knecht, sandte; anderes weiß ich nicht. 2 Samuel 2Sam 10 18 3 Et respondit populus: Non exibis: sive enim fugerimus, non magnopere ad eos de nobis pertinebit: sive media pars ceciderit e nobis, non satis curabunt: quia tu unus pro decem millibus computaris: melius est igitur ut sis nobis in urbe præsidio. Das Volk aber antwortete: Du sollst nicht ausziehen! denn sollten wir auch fliehen, so wird ihnen dies nicht als ein großer Gewinn erscheinen, oder mag auch die Hälfte von uns fallen, wird ihnen daran nicht viel liegen, denn du allein wirst für zehntausend gerechnet: darum ist es besser, dass du uns in der Stadt zur Hilfe bereit seiest.³ [1Sam 18,7] 2 Samuel 2Sam 10 18 3 3 Sein Tod wird vor allem von den Feinden beabsichtigt und seine Erhaltung ist von größter Bedeutung. Zudem kann er die Stadt am wirksamsten halten, wenn seine Krieger etwa die Schlacht verlieren. 10000: Große Zahl. [1Sam 18,7] 2 Samuel 2Sam 10 18 30 Ad quem rex: Transi, ait, et sta hic. Cumque ille transisset, et staret, Der König sprach zu ihm: Tritt zur Seite und stelle dich hierher: Als er beiseite getreten war und dort stand, 2 Samuel 2Sam 10 18 31 Apparuit Chusi: et veniens ait: Bonum apporto nuntium, domine mi rex: judicavit enim pro te Dominus hodie de manu omnium qui surrexerunt contra te. erschien Chusi und sprach eintretend: Ich bringe gute Botschaft, mein Herr und König! denn der Herr hat dir heute Recht verschafft gegen alle, die sich wider dich empört haben. 2 Samuel 2Sam 10 18 32 Dixit autem rex ad Chusi: Estne pax puero Absalom? Cui respondens Chusi, Fiant, inquit, sicut puer, inimici domini mei regis, et universi qui consurgunt adversus eum in malum. Der König aber sprach zu Chusi: Geht es meinem Sohne Absalom auch wohl? Chusi antwortete ihm und sprach: Möge es den Feinden meines Herrn, des Königs, und allen, die sich wider ihn zum Bösen erheben, so ergehen wie deinem Sohne!²⁴ 2 Samuel 2Sam 10 18 32 24 So bereitet er den König auf die Trauernachricht vor. 2 Samuel 2Sam 10 18 33 Contristatus itaque rex, ascendit cnaculum portæ, et flevit. Et sic loquebatur, vadens: Fili mi Absalom, Absalom fili mi: quis mihi tribuat ut ego moriar pro te, Absalom fili mi, fili mi Absalom? Da ward der König traurig und ging in das Obergemach des Tores hinauf und weinte. Im Gehen aber sprach er: Mein Sohn Absalom, Absalom mein Sohn! wer gibt mir, dass ich statt deiner sterbe, Absalom, mein Sohn, mein Sohn Absalom?²⁵ [2Sam 19,5] 2 Samuel 2Sam 10 18 33 25 Vergleiche diese Trauer Davids wegen des für seine eigenen Sünden eingetretenen Todes mit der Trauer [2Sam 1,17]. 2 Samuel 2Sam 10 18 4 Ad quos rex ait: Quod vobis videtur rectum, hoc faciam. Stetit ergo rex juxta portam: egrediebaturque populus per turmas suas centeni, et milleni. Da antwortete ihnen der König: Was euch recht dünkt, das will ich tun. Alsbald trat der König in das Tor und das Volk zog in Abteilungen zu Hunderten und Tausenden aus.⁴ 2 Samuel 2Sam 10 18 4 4 Vergl. [1Sam 29,2]. Gott selbst ordnet alles so, dass David in der Stadt zurückbleibt, damit Absalom untergehe und Salomon die Herrschaft zu teil werde. 2 Samuel 2Sam 10 18 5 Et præcepit rex Joab, et Abisai, et Ethai, dicens: Servate mihi puerum Absalom. Et omnis populus audiebat præcipientem regem cunctis principibus pro Absalom. Und der König gebot Joab, Abisai, und Ethai und sprach: Erhaltet mir meinen Sohn Absalom! Und alles Volke hörte, wie der König allen Befehlshabern Absaloms halber Befehl gab. 2 Samuel 2Sam 10 18 6 Itaque egressus est populus in campum contra Israel, et factum est prlium in saltu Ephraim. So zog das Volk in das Feld,⁵ Israel entgegen, und es kam zur Schlacht im Walde Ephraim. [Ri 12] 2 Samuel 2Sam 10 18 6 5 Im Gegensatze zur Stadt Mahanaim. Da nur ein geringer Zwischenraum ist, ist das Waldgebirge Ephraim jenseits des Jordans bezeichnet. 2 Samuel 2Sam 10 18 7 Et cæsus est ibi populus Israel ab exercitu David, factaque est plaga magna in die illa, viginti millium. Daselbst ward das Volk Israel von dem Heere Davids geschlagen und eine große Niederlage erfolgte an jenem Tage, zwanzigtausend Mann. 2 Samuel 2Sam 10 18 8 Fuit autem ibi prlium dispersum super faciem omnis terræ, et multo plures erant, quos saltus consumpserat de populo, quam hi, quos voraverat gladius in die illa. Und der Kampf breitet sich daselbst aus über die ganze Gegend und viel mehr vom Volke verschlang der Wald als das Schwert an demselben Tage wegraffte. 2 Samuel 2Sam 10 18 9 Accidit autem ut occurreret Absalom servis David, sedens mulo: cumque ingressus fuisset mulus subter condensam quercum et magnam, adhæsit caput ejus quercui: et illo suspenso inter clum et terram, mulus, cui insederat, pertransivit. Es traf sich aber, dass Absalom den Dienern Davids begegnete, auf einem Maultiere sitzend,⁶ und da das Maultier unter einer ästigen großen Eiche hinlief, blieb er mit dem Kopfe an der Eiche hängen.⁷ Während er nun zwischen Himmel und Erde hing, ging das Maultier, auf dem er saß, unter ihm weg. 2 Samuel 2Sam 10 18 9 6 Vergl. [2Sam 13,29]. 2 Samuel 2Sam 10 18 9 7 Für Asael ward seine Schnelligkeit, für Achitophel seine Klugheit, für Absalom sein Haupthaar Gelegenheit des Verderbens. Absalom hatte den Kopf zwischen zwei starke Äste der Eiche (Terabinthe) eingeklemmt und auch die Haare bereiteten ihm ein Hindernis, dass er nicht loskommen konnte. 2 Samuel 2Sam 10 0 1 4. David kehrt im Triumphe nach Jerusalem zurück, erstickt einen neuen Aufstand der nördlichen Stämme und herrscht ohne Störung. (19,1 20,26) A. Joab macht David wegen der übermäßigen Trauer um seinen Sohn Vorwürfe. (V. 8) Von dem Stamme Juda aufgefordert (V. 14), kehrt David nach Jerusalem zurück und zeigt sich gegen die Parteigänger Absaloms nachsichtig (V. 30), gegen seine Freunde gütig. B. Bei der Rückkehr des Königs entsteht zwischen dem Stamme Juda und den nördlichen Stämmen neue Uneinigkeit. 2 Samuel 2Sam 10 19 1 Nuntiatum est autem Joab quod rex fleret et lugeret filium suum: Es ward aber Joab kundgetan, dass der König um seinen Sohn weinte und trauerte, 2 Samuel 2Sam 10 19 10 Absalom autem, quem unximus super nos, mortuus est in bello: usquequo siletis, et non reducitis regem? Absalom aber, den wir über uns gesalbt haben, ist im Kampfe umgekommen; wie lange seid ihr müßig und führt den König nicht zurück? 2 Samuel 2Sam 10 19 11 Rex vero David misit ad Sadoc, et Abiathar sacerdotes, dicens: Loquimini ad majores natu Juda, dicentes: Cur venitis novissimi ad reducendum regem in domum suam? (Sermo autem omnis Israel pervenerat ad regem in domo ejus.) Der König David aber sandte zu Sadok und Abiathar, den Priestern, und ließ ihnen sagen: Redet zu den Ältesten von Juda⁷ und sprechet: Warum kommt ihr als die letzten, den König in sein Haus zurückzuführen? (Denn was ganz Israel redete, war zu dem Könige in sein Haus gedrungen.) 2 Samuel 2Sam 10 19 11 7 David wartet nicht, bis ihm alle Stämme wieder anerkennen, sondern lässt Juda besonders aufmuntern, indem er Amasa nicht allein Verzeihung, sondern selbst eine Befehlshaberstelle verheißt, um sich so seinen eigenen Stamm und die festeste Stadt, den Mittelpunkt des ganzen Reiches, wiederzugewinnen und so die übrigen Stämme mit mehr Nachdruck zur Unterwerfung auffordern zu können. 2 Samuel 2Sam 10 19 12 Fratres mei vos, os meum, et caro mea, vos, quare novissimi reducitis regem? Ihr seid meine Brüder, ihr mein Gebein und mein Fleisch, warum seid ihr die letzten, den König zurückzuführen? 2 Samuel 2Sam 10 19 13 Et Amasæ dicite: Nonne os meum, et caro mea es? Hæc faciat mihi Deus, et hæc addat, si non magister militiæ fueris coram me omni tempore pro Joab. Und zu Amasa⁸ saget: Bist du nicht mein Bein und mein Fleisch? Gott tue mir dies und das, wenn du nicht allezeit an der Stelle Joabs Heerführer vor mir sein sollst! 2 Samuel 2Sam 10 19 13 8 Schon früher hatte der König gewünscht, sich von Joab befreien zu können. [2Sam 3,29.39] Auch jetzt, wo Joab den Befehl Davids, Absalom zu schonen, verachtet hat, denkt er daran. Über Amasas Verwandtschaft mit David siehe [2Sam 17,25]. Durch diese offene Bevorzugung des feindlichen, noch dazu besiegten Befehlshabers war Joabs Ehrgeiz so gereizt, dass er jenen ermordete. [2Sam 20,10] 2 Samuel 2Sam 10 19 14 Et inclinavit cor omnium virorum Juda, quasi viri unius: miseruntque ad regem, dicentes: Revertere tu, et omnes servi tui. So gewann er sich das Herz aller Männer von Juda, wie das Herz eines Mannes, so dass sie zum Könige sandten und sprachen: Kehre zurück, du und alle deine Diener! 2 Samuel 2Sam 10 19 15 Et reversus est rex: et venit usque ad Jordanem, et omnis Juda venit usque in Galgalam ut occurreret regi, et traduceret eum Jordanem. Und der König kehrte zurück und kam bis an den Jordan, während ganz Juda nach Galgala kam, um dem Könige entgegenzugehen und ihn über den Jordan zu führen. 2 Samuel 2Sam 10 19 16 Festinavit autem Semei filius Gera filii Jemini de Bahurim, et descendit cum viris Juda in occursum regis David, Da zog Semei, der Sohn Geras, des Sohnes Jemini, von Bahurim, eilends mit den Männern Judas herab, dem Könige David entgegen, [1Kön 2,8] 2 Samuel 2Sam 10 19 17 Cum mille viris de Benjamin, et Siba puer de domo Saul: et quindecim filii ejus, ac viginti servi erant cum eo: et irrumpentes Jordanem, ante regem mit tausend Mann von Benjamin⁹ und Siba, der Diener des Hauses Sauls, und seine fünfzehn Söhne und zwanzig Knechte mit ihm, und sie begaben sich eilig an den Jordan vor dem Könige 2 Samuel 2Sam 10 19 17 9 Die Benjamiten, wenigstens diejenigen, durch deren Gebiet der Triumphzug ging, wollten, nachdem Juda ein Vorbild gegeben, nicht lässig erscheinen. Besonders Semei, der eine höhere Stelle unter ihnen innehatte und des Königs Zorn am meisten verdiente, tat sich hervor. Auch der [2Sam 16,4] erwähnte Siba ist da. 2 Samuel 2Sam 10 19 18 Transierunt vada, ut traducerent domum regis, et facerent juxta jussionem ejus: Semei autem filius Gera prostratus coram rege, cum jam transisset Jordanem, und zogen über die Furt, um die Familie des Königs hinüberzuführen¹⁰ und zu tun, was er befehlen würde. Semei aber, der Sohn Geras, warf sich vor dem Könige nieder, als er schon den Jordan überschritten hatte, 2 Samuel 2Sam 10 19 18 10 Nicht alle tausend, sondern einige, vielleicht Siba und seine nächsten Genossen. (Vergl. V. 29) 2 Samuel 2Sam 10 19 19 Dixit ad eum: Ne reputes mihi domine mi iniquitatem, neque memineris injuriarum servi tui in die qua egressus es domine mi rex de Jerusalem, neque ponas rex in corde tuo. und sprach zu ihm: Rechne mir, o mein Herr, die Missetat nicht an und gedenke deinem Knechte nicht die Unbilden jenes Tages, an dem du, mein Herr und König, von Jerusalem auszogest, noch nimm es, o König, zu Herzen! 2 Samuel 2Sam 10 19 2 Et versa est victoria in luctum in die illa omni populo: audivit enim populus in die illa dici: Dolet rex super filio suo. da wandelte sich die Siegesfreude an jenem Tage in Trauer für das ganze Volk; denn das Volk hörte an diesem Tage sagen: Der König trauert um seinen Sohn. 2 Samuel 2Sam 10 19 20 Agnosco enim servus tuus peccatum meum: et idcirco hodie primus veni de omni domo Joseph, descendique in occursum domini mei regis. Denn ich, dein Knecht, erkenne meine Verschuldung und darum bin ich heute als der erste vom ganzen Hause Josephs¹¹ gekommen und bin meinem Herrn, dem Könige, entgegengezogen. 2 Samuel 2Sam 10 19 20 11 Er war aus dem Stamme Benjamins. Da aber der Stamm Ephraim der bedeutendste war von denen, die zu Absalom übergegangen waren, stellt der Verfasser alle als Haus Joseph dem Stamme Juda entgegen, wie in V. 8 und 11 ganz Israel. 2 Samuel 2Sam 10 19 21 Respondens vero Abisai filius Sarviæ, dixit: Numquid pro his verbis non occidetur Semei, quia maledixit Christo Domini? Abisai aber, der Sohn Sarvias, begann und sprach: Sollte Semei um dieser Worte willen dem Tode entgehen, da er doch den Gesalbten des Herrn gelästert hat?¹² 2 Samuel 2Sam 10 19 21 12 Die Lästerung des Semei [2Sam 16,6-13]. Abisai will Semei nicht entschuldigt wissen, weil die Lästerung erst vor zu kurzer Zeit geschehen war, als dass an Reue zu denken war, und weil Abisai fürchtete, durch zu große Milde seitens des Königs möchten auch andere leicht zu Empörung und Frevel gegen David verführt werden. 2 Samuel 2Sam 10 19 22 Et ait David: Quid mihi, et vobis, filii Sarviæ? cur efficimini mihi hodie in satan? ergone hodie interficietur vir in Israel? an ignoro hodie me factum regem super Israel? David aber sprach: Das lasset meine Sorge sein, ihr Söhne Sarvias. Warum werdet ihr mir heute zum Widersacher? Sollte denn heut¹³ jemand getötet werden in Israel? Oder weiß ich nicht, dass ich heut König geworden bin über Israel? 2 Samuel 2Sam 10 19 22 13 Vergl. [1Sam 11,13]. Er komme nicht mit der Gesinnung eines vertriebenen Königs, Rache zu nehmen, sondern mit den Gefühlen eines neu erwählten, der für die Übertragung der Herrschaft Dank sage. 2 Samuel 2Sam 10 19 23 Et ait rex Semei: Non morieris. Juravitque ei. Und zu Semei sprach der König: Du sollst nicht sterben! Und er schwor es ihm zu.¹⁴ 2 Samuel 2Sam 10 19 23 14 Davids Eid ist nicht so gemeint, dass er Semei gänzlich von Strafe freispricht. Sonst hätte er nicht dem Tode nahe [1Kön 2,9] noch dessen Bestrafung empfehlen können und Salomons Befehl, jene wegen neuen Frevels zu töten, wäre nicht als weise bezeichnet worden. [1Kön 2,44] 2 Samuel 2Sam 10 19 24 Miphiboseth quoque filius Saul descendit in occursum regis illotis pedibus, et intonsa barba: vestesque suas non laverat a die qua egressus fuerat rex, usque ad diem reversionis ejus in pace. Auch Miphiboseth, der Sohn¹⁵ Sauls, kam dem Könige mit ungewaschenen Füßen und ungeschorenem Barte entgegen, auch hatte er seine Kleider von dem Tage an nicht gewaschen, da der König ausgezogen war, bis zu dem Tage, wo er in Frieden heimkehrte. 2 Samuel 2Sam 10 19 24 15 Enkel. 2 Samuel 2Sam 10 19 25 Cumque Jerusalem occurrisset regi, dixit ei rex: Quare non venisti mecum Miphiboseth? Als dieser nun von Jerusalem¹⁶ dem Könige entgegenkam, sprach der König zu ihm: Warum bist du nicht mit mir gegangen, Miphiboseth? 2 Samuel 2Sam 10 19 25 16 Mit ganz Juda V. 15, nicht mit Benjamin (V. 17). 2 Samuel 2Sam 10 19 26 Et respondens ait: Domine mi rex, servus meus contempsit me: dixique ei ego famulus tuus ut sterneret mihi asinum, et ascendens abirem cum rege: claudus enim sum servus tuus. Er antwortete und sprach: Mein Herr und König! mein Knecht hat mich verachtet; ich, dein Diener, sprach zu ihm, er sollte mir den Esel satteln, dass ich aufsteigen und mit dem Könige fortziehen könnte, denn dein Diener ist ja lahm. 2 Samuel 2Sam 10 19 27 Insuper et accusavit me servum tuum ad te dominum meum regem: tu autem domine mi rex, sicut angelus Dei es, fac quod placitum est tibi. Dazu hat er auch mich, deinen Diener, bei dir, meinem Herrn, dem Könige, angeklagt; du aber, mein Herr und König! bist wie der Engel Gottes, tue, was dir gefällt. [2Sam 16,3, 2Sam 14,17.20, 1Sam 29,9] 2 Samuel 2Sam 10 19 28 Neque enim fuit domus patris mei, nisi morti obnoxia domino meo regi: tu autem posuisti me servum tuum inter convivas mensæ tuæ: quid ergo habeo justæ querelæ? aut quid possum ultra vociferari ad regem? War doch das Haus meines Vaters gänzlich dem Tode verfallen vor meinem Herrn, dem Könige; du aber hast mich, deinen Diener, unter deine Tischgenossen gesetzt; was hätte ich also für gerechte Klage oder was könnte ich weiter mich beklagen gegen den König?¹⁷ 2 Samuel 2Sam 10 19 28 17 Was du mir genommen, gehörte von rechts wegen nicht mehr mir, da es durch die Schuld meiner Vorfahren verloren war. Nach so vielen von dir empfangenen Wohltaten darf ich mich nicht beklagen, denn sie sind größer als jeder Verlust, den ich erlitten. 2 Samuel 2Sam 10 19 29 Ait ergo ei rex: Quid ultra loqueris? fixum est quod locutus sum: tu, et Siba dividite possessiones. Da sprach der König zu ihm: Was redest du noch weiter? Es bleibt, wie ich gesprochen habe:¹⁸ Du und Siba, ihr teilt den Besitz! 2 Samuel 2Sam 10 19 29 18 Eigentlich: wie ich jetzt sage: Teilet zu gleichen Teilen. So milderte er den Spruch [2Sam 16,4]. Die Benjaminiten waren dem Könige nicht so treu ergeben, darum konnte er Siba, der 35 Hausgenossen hatte [2Sam 9,10] und viele Freunde, nicht aller Güter berauben, ohne die Gefahr eines neuen Bürgerkrieges heraufzubeschwören. Die Hälfte konnte er wieder nehmen, da Siba erstlich zur Zeit der Herrschaft Absaloms noch nicht von den zugewiesenen Gütern Besitz genommen, sodann weil ihm nun die andere Hälfte sicher zuteil ward, die ihm außer David niemand gegeben. Dem Miphiboseth ersetzte David den Verlust aus Eigenem. War indes dessen Schuldlosigkeit ganz klar? Siba klagt ihn [2Sam 16,3] an, er leugnet [2Sam 19,26], David schwankt, wem er glauben soll. 2 Samuel 2Sam 10 19 3 Et declinavit populus in die illa ingredi civitatem, quomodo declinare solet populus versus et fugiens de prlio. Da vermied es das Volk, an diesem Tage in die Stadt zu ziehen, wie ein Volk es zu vermeiden pflegt, das geschlagen ist und aus dem Kampfe flieht.¹ 2 Samuel 2Sam 10 19 3 1 Hebr.: Und es zog sich das Volk verstohlen in die Stadt, wie sich das Volk hineinstiehlt, das Gott mit Schmach bedeckt hat, wenn es geflohen ist im Kampfe. 2 Samuel 2Sam 10 19 30 Responditque Miphiboseth regi: Etiam cuncta accipiat, postquam reversus est dominus meus rex pacifice in domum suam. Miphiboseth antwortete dem Könige: Möge er auch alles nehmen, nachdem mein Herr, der König, in Frieden in sein Haus heimgekehrt ist. 2 Samuel 2Sam 10 19 31 Berzellai quoque Galaadites, descendens de Rogelim, traduxit regem Jordanem, paratus etiam ultra fluvium prosequi eum. Auch Berzellai, der Galaaditer, kam von Rogelim herbei und führte den König über den Jordan, bereit, ihn auch über den Fluss hinaus zu geleiten. [2Sam 17,28, 1Kön 2,7] 2 Samuel 2Sam 10 19 32 Erat autem Berzellai Galaadites senex valde, id est octogenarius, et ipse præbuit alimenta regi, cum moraretur in Castris: fuit quippe vir dives nimis. Berzellai aber, der Galaaditer, war sehr alt, nämlich achtzig Jahre, und hatte den König, während er in der Lagerstadt¹⁹ weilte, mit Lebensmitteln versehen, denn er war ein sehr reicher Mann. 2 Samuel 2Sam 10 19 32 19 Er kam mit dem Könige aus Mahanaim. [2Sam 17,24] 2 Samuel 2Sam 10 19 33 Dixit itaque rex ad Berzellai: Veni mecum, ut requiescas securus mecum in Jerusalem. Da sprach der König zu Berzellai: Komm mit mir, auf dass du sicher bei mir in Jerusalem Ruhe findest! 2 Samuel 2Sam 10 19 34 Et ait Berzellai ad regem: Quot sunt dies annorum vitæ meæ, ut ascendam cum rege in Jerusalem? Berzellai aber antwortete dem Könige: Wie viele Tage bleiben mir noch zu leben, dass ich mit dem Könige nach Jerusalem hinaufziehen sollte? 2 Samuel 2Sam 10 19 35 Octogenarius sum hodie: numquid vigent sensus mei ad discernendum suave, aut amarum? aut delectare potest servum tuum cibus et potus? vel audire possum ultra vocem cantorum, atque cantatricum? quare servus tuus sit oneri domino meo regi? Achtzig Jahre bin ich heute alt, haben wohl meine Sinne noch Kraft, um zu unterscheiden, was süß oder bitter ist? Oder kann Speise und Trank deinen Diener noch ergötzen? Oder vermag ich noch die Stimme der Sänger und Sängerinnen zu hören? Warum soll dein Diener meinem Herrn, dem Könige, zur Last fallen? 2 Samuel 2Sam 10 19 36 Paululum procedam famulus tuus ab Jordane tecum: non indigeo hac vicissitudine, Nur ein wenig will ich, dein Diener, vom Jordan mit dir weiterziehen; aber solche Vergeltung habe ich nicht vonnöten, 2 Samuel 2Sam 10 19 37 Sed obsecro ut revertar servus tuus, et moriar in civitate mea, et sepeliar juxta sepulcrum patris mei, et matris meæ. Est autem servus tuus Chamaam, ipse vadat tecum, domine mi rex, et fac ei quidquid tibi bonum videtur. sondern ich bitte, lass deinen Diener umkehren, dass ich in meiner Stadt sterbe und bei dem Grabe meines Vaters und meiner Mutter begraben werde. Hier ist aber dein Diener Chamaam,²⁰ er möge mit dir, mein Herr und König! ziehen; ihm tue, was dir gut scheint. 2 Samuel 2Sam 10 19 37 20 Mein Sohn. [1Kön 2,7] 2 Samuel 2Sam 10 19 38 Dixit itaque ei rex: Mecum transeat Chamaam, et ego faciam ei quidquid ti bi placuerit, et omne, quod petieris a me, impetrabis. Da sprach der König zu ihm: So möge Chamaam mit mir ziehen und ich werde ihm tun, was dir immer gefällt, und alles, was du von mir begehrst, sollst du erhalten. 2 Samuel 2Sam 10 19 39 Cumque transisset universus populus et rex Jordanem, osculatus est rex Berzellai, et benedixit ei: et ille reversus est in locum suum. Als nun das ganze Volk²¹ mit dem Könige über den Jordan gezogen war, küsste der König den Berzellai und segnete ihn und dieser kehrte in seine Heimat zurück. 2 Samuel 2Sam 10 19 39 21 Das jenseits des Jordans gewesen. 2 Samuel 2Sam 10 19 4 Porro rex operuit caput suum, et clamabat voce magna: Fili mi Absalom, Absalom fili mi, fili mi. Der König aber verhüllte sich das Haupt und rief mit lauter Stimme: Mein Sohn Absalom! Absalom, mein Sohn, mein Sohn!² 2 Samuel 2Sam 10 19 4 2 V. 4 knüpft an [2Sam 18,33] an. 2 Samuel 2Sam 10 19 40 Transivit ergo rex in Galgalam, et Chamaam cum eo: omnis autem populus Juda traduxerat regem, et media tantum pars affuerat de populo Israel. Darauf zog der König nach Galgala weiter und Chamaam mit ihm. Das ganze Volk von Juda hatte den König hinübergeleitet, aber von dem Volke Israel war nur der halbe Teil gegenwärtig gewesen. 2 Samuel 2Sam 10 19 41 Itaque omnes viri Israel concurrentes ad regem dixerunt ei: Quare te furati sunt fratres nostri viri Juda, et traduxerunt regem et domum ejus Jordanem, omnesque viros David cum eo? Es kamen also alle Männer Israels zu dem Könige und sprachen zu ihm: Warum haben unsere Brüder, die Männer Judas, dich heimlich an sich genommen und den König und seine Familie und alle Männer Davids mit ihm über den Jordan geführt?²² 2 Samuel 2Sam 10 19 41 22 Es handelt sich um die Herabführung des Königs von Galgala nach Jerusalem. Die Hälfte ist für einen Teil gesetzt. Die Klage V. 42 scheint einen Tumult anzudeuten, der eine friedliche Verständigung hinderte. Die Veranlassung zu demselben bot der Umstand, dass die übrigen Stämme Israels nicht eingeladen waren, den König, und zwar vor Juda zurückzugeleiten. Die alte Eifersucht lebt auf, die Klage ist zuletzt gegen den König selbst gerichtet. Wohl stand David diesem Stamme der Herkunft nach näher, doch ohne demselben irgend welche äußeren Vorteile zuzuwenden, wie Saul den Benjaminiten. [1Sam 22,7] 2 Samuel 2Sam 10 19 42 Et respondit omnis vir Juda ad viros Israel: Quia mihi propior est rex: cur irasceris super hac re? numquid comedimus aliquid ex rege, aut munera nobis data sunt? Da antworteten alle Männer von Juda den Männern von Israel: Weil der König mir näher steht, warum zürnst du darüber? Haben wir etwas von dem Könige gegessen oder hat man uns Geschenke gegeben?²³ 2 Samuel 2Sam 10 19 42 23 Die Stämme hatten ein Recht, an der Zurückführung teil zu nehmen, und suchten vielmehr die Ehre als einen Vorteil. Die Wechselreden nehmen immer größere Schärfe an. 2 Samuel 2Sam 10 19 43 Et respondit vir Israel ad viros Juda, et ait: Decem partibus major ego sum apud regem, magisque ad me pertinet David quam ad te: cur fecisti mihi injuriam, et non mihi nuntiatum est priori, ut reducerem regem meum? Durius autem responderunt viri Juda viris Israel. Die Männer Israels antworteten den Männern von Juda und sprachen: Um zehn Teile bin ich größer bei dem Könige und David gehört mehr mir an als dir; warum hast du mir die Unbill angetan, es mir nicht zuerst anzusagen, damit ich unsern König zurückgeführt hätte?²⁴ Aber die Männer von Juda antworteten den Männern von Israel noch härter. 2 Samuel 2Sam 10 19 43 24 Israel zählt 10 Stämme und von ihm ist die erste Anregung ausgegangen. (V. 9 12) 2 Samuel 2Sam 10 19 5 Ingressus ergo Joab ad regem in domum, dixit: Confudisti hodie vultus omnium servorum tuorum, qui salvam fecerunt animam tuam, et animam filiorum tuorum, et filiarum tuarum, et animam uxorum tuarum, et animam concubinarum tuarum. Da begab sich Joab zum Könige in dessen Haus und sprach: Du hast heute das Angesicht aller deiner Diener beschämt, die dein Leben und das Leben deiner Söhne und deiner Töchter und das Leben deiner Frauen und das Leben deiner Nebenfrauen gerettet haben. 2 Samuel 2Sam 10 19 6 Diligis odientes te, et odio habes diligentes te: et ostendisti hodie quia non curas de ducibus tuis, et de servis tuis: et vere cognovi modo, quia si Absalom viveret, et omnes nos occubuissemus, tunc placeret tibi. Du liebst die, welche dich hassen, und hassest die, welche dich lieben, und hast heute gezeigt, dass dir nichts an deinen Befehlshabern und an deinen Dienern liegt; und ich merke nun wahrlich, es gefiele dir, wenn Absalom lebte und wir alle umgekommen wären.³ 2 Samuel 2Sam 10 19 6 3 Die V. 1 begonnene Erzählung wird fortgesetzt. Du hast heute diese Nachricht ganz anders aufgenommen als deine Diener erwarteten, so dass sie sich schämen müssen. Du liebst, die dich hassen, und hassest, die dich lieben. Schau doch auch auf die Gefahr, von der die Deinen dich befreit haben, und denke an den Dank, welchen du dem Herrn schuldig bist. 2 Samuel 2Sam 10 19 7 Nunc igitur surge, et procede, et alloquens satisfac servis tuis: juro enim tibi per Dominum, quod si non exieris, ne unus quidem remansurus sit tecum nocte hac: et pejus erit hoc tibi, quam omnia mala, quæ venerunt super te ab adolescentia tua usque in præsens. Stehe also jetzt auf und tritt heraus und tue deinen Knechten Genüge, indem du zu ihnen⁴ redest, denn ich schwöre dir bei dem Herrn, wenn du nicht herausgehst, so wird heute Nacht nicht ein Mann bei dir bleiben; und das wird schlimmer für dich sein als alles andere Unglück, das über dich von deiner Jugend an bis jetzt gekommen ist. 2 Samuel 2Sam 10 19 7 4 Hebr.: Zu ihren Herzen, also fröhlich. 2 Samuel 2Sam 10 19 8 Surrexit ergo rex et sedit in porta: et omni populo nuntiatum est quod rex sederet in porta: venitque universa multitudo coram rege: Israel autem fugit in tabernacula sua. Der König stand also auf und setzte sich an das Tor und man berichtete es dem ganzen Volke, dass der König an dem Tore sitze, da kam das ganze Volk vor den König;⁵ Israel aber floh in seine Hütten.⁶ 2 Samuel 2Sam 10 19 8 5 Die Streiter ziehen geordnet bei David vorüber, ihr Lob empfangend. 2 Samuel 2Sam 10 19 8 6 Rückblick auf [2Sam 18,17]. Israel sind die mit Absalom haltenden. 2 Samuel 2Sam 10 19 9 Omnis quoque populus certabat in cunctis tribubus Israel, dicens: Rex liberavit nos de manu inimicorum nostrorum, ipse salvavit nos de manu Philisthinorum: et nunc fugit de terra propter Absalom. Und das ganze Volk machte sich Vorwürfe in allen Stämmen Israels und sprach: Der König hat uns aus der Hand unserer Feinde befreit und hat uns aus der Hand der Philister errettet und nun musste er aus dem Lande Absaloms wegen fliehen. 2 Samuel 2Sam 10 0 1 Unter Seba, einem Benjamiten, bricht ein neuer Aufstand aus (V. 7), den Joab unterdrückt. Seba wird getötet. (V. 22) C. David ordnet von neuem die Verwaltung seines wiederberuhigten Reiches. 2 Samuel 2Sam 10 20 1 Accidit quoque ut ibi esset vir Belial, nomine Seba, filius Bochri, vir Jemineus: et cecinit buccina, et ait: Non est nobis pars in David, neque hereditas in filio Isai: revertere in tabernacula tua Israel. Es begab sich ferner, dass daselbst ein Mann Belials war, mit Namen Seba, der Sohn Bochris, ein Mann aus dem Stamme Benjamin. Dieser stieß in die Posaune und sprach: Wir haben keinen Anteil an David und kein Erbe am Sohne Isais,¹ kehre zurück in deine Hütten, Israel! 2 Samuel 2Sam 10 20 1 1 Vergl. [2Sam 19,42]. 2 Samuel 2Sam 10 20 10 Porro Amasa non observavit gladium, quem habebat Joab, qui percussit eum in latere, et effudit intestina ejus in terram, nec secundum vulnus apposuit, et mortuus est. Joab autem, et Abisai frater ejus persecuti sunt Seba filium Bochri. Amasa aber gab auf das Schwert, welches Joab hatte, nicht acht und dieser stieß es ihm in die Seite, dass seine Eingeweide auf die Erde herausfielen, und er starb, ohne dass jener ihm eine zweite Wunde versetzte. Joab aber und sein Bruder Abisai verfolgten Seba, den Sohn Bochris. 2 Samuel 2Sam 10 20 11 Interea quidam viri, cum stetissent juxta cadaver Amasæ, de sociis Joab, dixerunt: Ecce qui esse voluit pro Joab comes David. Während dessen blieben einige Männer von den Gefährten Joabs bei der Leiche Amasas stehen und sprachen: Sehet, dieser wollte an Joabs Statt David am nächsten stehen!¹² 2 Samuel 2Sam 10 20 11 12 Hebr.: Ein Mann stand bei ihm von den Genossen Joabs und sagte: Wer für Joab ist und David anhängt, möge Joab folgen. Joab stellt einen Streiter auf, einmal damit die Vorübergehenden nicht stehen bleiben, sodann, dass sie nicht meinen, der Mord sei im Interesse Sebas verübt, endlich damit alle erfahren, dass sie nun den erprobten und geübten Führer an ihrer Spitze haben. 2 Samuel 2Sam 10 20 12 Amasa autem conspersus sanguine, jacebat in media via. Vidit hoc quidam vir quod subsisteret omnis populus ad videndum eum, et amovit Amasam de via in agrum, operuitque eum vestimento, ne subsisterent transeuntes propter eum. Amasa aber lag mit Blut bedeckt mitten im Wege. Als nun ein Mann sah, dass alles Volk stehen blieb, um ihn anzusehen, schaffte er Amasa von dem Wege hinweg auf das Feld und deckte ein Gewand über ihn, damit die Vorübergehenden nicht seinetwegen stehen blieben.¹³ 2 Samuel 2Sam 10 20 12 13 Da die Soldaten trotz der Mahnung stehen bleiben, wird der Leichnam entfernt. 2 Samuel 2Sam 10 20 13 Amoto ergo illo de via, transibat omnis vir sequens Joab ad persequendum Seba filium Bochri. Nachdem jener also von dem Wege hinweggeschafft war, gingen alle vorüber und folgten Joab, um Seba, dem Sohne Bochris, nachzusetzen. 2 Samuel 2Sam 10 20 14 Porro ille transierat per omnes tribus Israel in Abelam, et Bethmaacha: omnesque viri electi congregati fuerant ad eum. Dieser aber war durch alle Stämme Israels bis nach Abela und Bethmaacha¹⁴ gezogen und alle auserlesenen Männer hatten sich um ihn gesammelt. 2 Samuel 2Sam 10 20 14 14 Hebr.: In Abel Bethmaacha (vergl. [2Sam 10,6.8]) im Stamme Nephthali. 2 Samuel 2Sam 10 20 15 Venerunt itaque et oppugnabant eum in Abela, et in Bethmaacha, et circumdederunt munitionibus civitatem, et obsessa est urbs: omnis autem turba, quæ erat cum Joab, moliebatur destruere muros. Da kamen sie und griffen ihn in Abela und Bethmaacha¹⁵ an und umgaben die Stadt mit Bollwerken, so dass sie umlagert war, und das ganze Heer, welches mit Joab war, bemühte sich, die Mauern zu zerstören. 2 Samuel 2Sam 10 20 15 15 Lies Abel-Bethmaacha. 2 Samuel 2Sam 10 20 16 Et exclamavit mulier sapiens de civitate: Audite, audite, dicite Joab: Appropinqua huc, et loquar tecum. Da rief eine weise Frau aus der Stadt: Höret, höret! Saget zu Joab: Komme hierher, dass ich mit dir rede! 2 Samuel 2Sam 10 20 17 Qui cum accessisset ad eam, ait illi: Tu es Joab? Et ille respondit: Ego. Ad quem sic locuta est: Audi sermones ancillæ tuæ. Qui respondit: Audio. Als dieser nun zu ihr gekommen war, sprach sie zu ihm: Bist du Joab? Er antwortete: Ich bin es. Da sagte sie zu ihm also: Höre die Worte deiner Magd! Er antwortete: Ich höre. 2 Samuel 2Sam 10 20 18 Rursumque illa, Sermo, inquit, dicebatur in veteri proverbio: Qui interrogant, interrogent in Abela: et sic perficiebant. Sie sprach wiederum: Im alten Sprichworte heißt es: Wer fragen will, frage in Abela, und so kamen sie an's Ziel.¹⁶ 2 Samuel 2Sam 10 20 18 16 Das Weib will dadurch Joabs Aufmerksamkeit erregen. 2 Samuel 2Sam 10 20 19 Nonne ego sum quæ respondeo veritatem in Israel, et tu quæris subvertere civitatem, et evertere matrem in Israel? Quare præcipitas hereditatem Domini? Bin ich nicht diejenige, welche Wahrheit antwortet in Israel, und du suchst eine Stadt zu zerstören und eine Mutter¹⁷ zu vernichten in Israel? Warum willst du das Erbe des Herrn zugrunde richten? 2 Samuel 2Sam 10 20 19 17 Eine Metropole. Hebr.: Ich bin eine der friedlichen, der getreuen in Israel. Die Frau spricht im Namen der Bürger, die bisher ihre Treue bewahrt und deren Stadt zu zerstören Joab kein Recht habe, ohne zuvor Frieden anzubieten. [Dtn 20,10] 2 Samuel 2Sam 10 20 2 Et separatus est omnis Israel a David, secutusque est Seba filium Bochri: viri autem Juda adhæserunt regi suo a Jordane usque Jerusalem. Da trennte sich ganz Israel von David² und schloss sich Seba,³ dem Sohne Bochris, an; die Männer von Juda aber blieben ihrem Könige treu, vom Jordan bis nach Jerusalem. 2 Samuel 2Sam 10 20 2 2 Sie verlassen Galgala und ziehen auf das Gebirge Ephraim. 2 Samuel 2Sam 10 20 2 3 Seba, nicht weiter bekannt, griff die Äußerungen des Stammes Juda [2Sam 19,42] auf und wendete die Ausschließlichkeit gegen denselben: Sollen wir keinen Anteil am Könige haben, nun so wollen wir keinen. 2 Samuel 2Sam 10 20 20 Respondensque Joab, ait: Absit, absit hoc a me: non præcipito, neque demolior. Joab antwortete und sprach: Fern, fern sei dies von mir! ich richte nicht zu Grunde und zerstöre nicht.¹⁸ 2 Samuel 2Sam 10 20 20 18 Weder Lust am Kriege noch an der Belagerung treibt mich, sondern ich will einzig den in meine Gewalt bringen, der sich gegen den König empört hat. 2 Samuel 2Sam 10 20 21 Non sic se habet res, sed homo de monte Ephraim Seba, filius Bochri cognomine, levavit manum suam contra regem David: tradite illum solum, et recedemus a civitate. Et ait mulier ad Joab: Ecce caput ejus mittetur ad te per murum. Nicht so verhält sich die Sache, sondern ein Mann vom Gebirge Ephraim, Seba mit Namen, der Sohn Bochris, hat seine Hand gegen den König David erhoben; gebet diesen allein heraus, so werden wir von der Stadt abziehen. Das Weib sprach zu Joab: Siehe, sein Kopf soll dir über die Mauer zugeworfen werden. 2 Samuel 2Sam 10 20 22 Ingressa est ergo ad omnem populum, et locuta est eis sapienter: qui abscissum caput Seba filii Bochri projecerunt ad Joab. Et ille cecinit tuba, et recesserunt ab urbe, unusquisque in tabernacula sua: Joab autem reversus est Jerusalem ad regem. Da ging das Weib hinein zu allem Volke und redete weise zu ihnen und sie hieben Seba, dem Sohne Bochris, den Kopf ab und warfen ihn zu Joab hinab. Dieser ließ in die Posaune stoßen und sie zogen von der Stadt ab, ein jeder in seine Hütte, Joab aber kehrte nach Jerusalem zu dem Könige zurück. 2 Samuel 2Sam 10 20 23 Fuit ergo Joab super omnem exercitum Israel: Banaias autem filius Joiadæ super Cerethæos et Phelethæos: Joab war also¹⁹ über das ganze Heer Israels gesetzt und Banajas, der Sohn Jojadas, über die Cerether und Phelether,²⁰ [2Sam 8,16] 2 Samuel 2Sam 10 20 23 19 Wie [2Sam 8] mit der Aufzählung der Hofämter schloss, so jetzt die Beschreibung der Wiederherstellung der Herrschaft Davids. Der König ändert manches nach den Erfahrungen, die er während des Aufstandes gemacht. 2 Samuel 2Sam 10 20 23 20 Diese auswärtigen Söldner, welche vielen verhasst, sich treu erwiesen, traten in ihre frühere Stellung zurück. Joab wird wieder oberster Führer, nachdem der einzige, der ihn ersetzen konnte, durch seine Hand gefallen ist. 2 Samuel 2Sam 10 20 24 Aduram vero super tributa: porro Josaphat filius Ahilud, a commentariis: Aduram aber über die Abgaben und Josaphat, der Sohn Ahiluds, war Kanzler.²¹ 2 Samuel 2Sam 10 20 24 21 Vergl. [2Sam 8,16]. 2 Samuel 2Sam 10 20 25 Siva autem, scriba: Sadoc vero et Abiathar, sacerdotes: Siva war Schreiber, Sadok aber und Abiathar waren Priester. 2 Samuel 2Sam 10 20 26 Ira autem Jairitis erat sacerdos David. Ira aber, der Jairiter, war Priester Davids.²² 2 Samuel 2Sam 10 20 26 22 Der Zusatz unterscheidet ihn von den levitischen Priestern. Vergl. [2Sam 8,18]. 2 Samuel 2Sam 10 20 3 Cumque venisset rex in domum suam in Jerusalem, tulit decem mulieres concubinas, quas dereliquerat ad custodiendam domum, et tradidit eas in custodiam alimenta eis præbens: et non est ingressus ad eas, sed erant clausæ usque in diem mortis suæ in viduitate viventes. Als nun der König in sein Haus zu Jerusalem kam, nahm er die zehn Nebenfrauen, welche er zur Bewachung des Hauses zurückgelassen,⁴ und versetzte sie in ein Warthaus, für ihren Unterhalt Sorge tragend, ging jedoch nicht zu ihnen, sondern sie waren abgeschlossen bis zum Tage ihres Todes und lebten wie Witwen.⁵ 2 Samuel 2Sam 10 20 3 4 Vergl. [2Sam 16,21]. 2 Samuel 2Sam 10 20 3 5 Sie waren öffentlich prosituirt. Da sie aber keine Schuld traf, gab David ihnen keinen Scheidebrief. 2 Samuel 2Sam 10 20 4 Dixit autem rex Amasæ: Convoca mihi omnes viros Juda in diem tertium, et tu adesto præsens. Der König aber sprach zu Amasa: Rufe mir alle Männer von Juda auf den dritten Tag zusammen und sei auch du zugegen!⁶ 2 Samuel 2Sam 10 20 4 6 David will sein Versprechen [2Sam 19,13] erfüllen. 2 Samuel 2Sam 10 20 5 Abiit ergo Amasa ut convocaret Judam, et moratus est extra placitum quod ei constituerat rex. Amasa zog also hin, um Juda zu sammeln, aber er blieb über die bestimmte Zeit aus, die ihm der König festgesetzt hatte.⁷ 2 Samuel 2Sam 10 20 5 7 Juda leistete wohl keinen Zuzug, weil man ihm wegen seiner Anhänglichkeit an Absalom misstraute. Vergl. [2Sam 17,25]. 2 Samuel 2Sam 10 20 6 Ait autem David ad Abisai: Nunc magis afflicturus est nos Seba filius Bochri quam Absalom: tolle igitur servos domini tui, et persequere eum, ne forte inveniat civitates munitas, et effugiat nos. Da sprach David zu Abisai:⁸ Nun wird uns Seba, der Sohn Bochris, noch mehr bedrängen als Absalom; darum nimm die Knechte deines Herrn und setze ihm nach, damit er nicht etwa feste Städte treffe und uns entfliehe. 2 Samuel 2Sam 10 20 6 8 Syr. und Flav. Jos.: Zu Joab. 2 Samuel 2Sam 10 20 7 Egressi sunt ergo cum eo viri Joab, Cerethi quoque et Phelethi: et omnes robusti exierunt de Jerusalem ad persequendum Seba filium Bochri. Die Männer Joabs⁹ also und die Cerether und Phelether, zogen mit ihm aus und alle Tapferen verließen Jerusalem, um Seba, dem Sohne Bochris, nachzusetzen. 2 Samuel 2Sam 10 20 7 9 Die Gibborim. 2 Samuel 2Sam 10 20 8 Cumque illi essent juxta lapidem grandem, qui est in Gabaon, Amasa veniens occurrit eis. Porro Joab vestitus erat tunica stricta ad mensuram habitus sui, et desuper accinctus gladio dependente usque ad ilia, in vagina, qui fabricatus levi motu egredi poterat, et percutere. Als sie aber bei dem großen Steine waren, der in Gabaon ist, kam ihnen Amasa entgegen.¹⁰ Joab aber hatte nach dem Maße seiner Kleidung ein enges Untergewand an und darüber ein Schwert gegürtet, welches in der Scheide an seinen Lenden herabhing, aber so gemacht war, dass es durch eine leichte Bewegung herausgehen und verwunden konnte. 2 Samuel 2Sam 10 20 8 10 Amasa kommt aus dem Lande Benjamin, wo Gabaon lag, nach Jerusalem hinaufeilend. 2 Samuel 2Sam 10 20 9 Dixit itaque Joab ad Amasam: Salve mi frater. Et tenuit manu dextera mentum Amasæ, quasi osculans eum. Da sprach Joab zu Amasa: Sei gegrüßt, mein Bruder! Und er fasste mit der rechten Hand das Kinn Amasas, als wollte er ihn küssen.¹¹ [1Kön 2,5] 2 Samuel 2Sam 10 20 9 11 Man scheint beim Kusse den Bart des anderen ergriffen zu haben. So blieb verborgen, was die andere Hand tat. Das Zeichen der innigsten Freundschaft und der Deckmantel des Verbrechens. 2 Samuel 2Sam 10 0 1 Epilog: 6 verschiedene Anhänge, durch welche die Geschichte der Grundlage eines ewigen Thrones im Hause David in helleres Licht gesetzt wird. (Kap. 21,1 Kap. 24,25) 1. Ein Vergehen Sauls wird an seinen Nachkommen hart gestraft (21,1-14) David befragt Gott um die Ursache einer dreijährigen Hungersnot. Der Herr antwortet, dass Saul das von Josue den Gabaonitern mit einem Eide gegebene Versprechen verletzt habe. (V. 3) Auf die Forderung der Gabaoniten überliefert ihnen David sieben von den Nachkommen Sauls zur Kreuzigung (V. 9), lässt indes deren Gebeine mit denen Sauls und Jonathas bestatten. (V. 14) 2. Vier Kriege mit den Philistern, durch welche David die Macht der Philister brach, zeigen deutlich Gottes hilfreiches Eingreifen. [2Sam 21,15-22] 2 Samuel 2Sam 10 21 1 Facta est quoque fames in diebus David tribus annis jugiter: et consuluit David oraculum Domini. Dixitque Dominus: Propter Saul, et domum ejus sanguinum, quia occidit Gabaonitas. Auch entstand in den Tagen Davids eine Hungersnot,¹ drei Jahre nacheinander; da befragte David den Herrn um seinen Ausspruch. Und der Herr sprach: Um der Blutschuld Sauls und seines Hauses willen, weil er die Gabaoniter getötet hat. 2 Samuel 2Sam 10 21 1 1 Der Eingang zeigt, dass das Folgende nicht streng chronologisch mit dem Vorhergehenden zusammenhängt. Das Ereignis gehört an den Anfang der Regierung Davids, da die Söhne und Enkel Sauls noch ohne Nachkommen sind. Vergl. [2Sam 9,1]. Aus V. 7 scheint hervorzugehen, dass es damals geschah, als Miphiboseth, der Sohn Jonathas, an den Hof berufen ward, das ist vor dem Ammoniterkrieg. Diese Erzählung ergänzt den Bericht über den Untergang des Hauses Sauls. 2 Samuel 2Sam 10 21 10 Tollens autem Respha filia Aia, cilicium substravit sibi supra petram ab initio messis, donec stillaret aqua super eos de clo: et non dimisit aves lacerare eos per diem, neque bestias per noctem. Respha aber, die Tochter Ajas, nahm ein härenes Tuch und breitete es unter sich auf dem Felsen aus, vom Anfange der Ernte an bis das Wasser vom Himmel auf jene niederfiel, und ließ nicht zu, dass die Vögel sie bei Tag oder die wilden Tiere bei Nacht zerfleischten.¹⁰ 2 Samuel 2Sam 10 21 10 10 Die Leichen der Gerichteten sollen eigentlich noch desselben Tages bestattet werden. [Dtn 21,23] Da aber die Hungersnot durch Mangel an Regen eintrat, sollten jene in diesem Falle am Holze bleiben, bis Gott Regen schickte, was wohl bald vor dem Eintritte der gewöhnlichen Regenzeit geschah. (V. 14) Der Beerdigung beraubt zu sein und von wilden Tieren und Raubvögeln zerrissen zu werden, vergl. [1Sam 17,44.46], galt als große Schmach. 2 Samuel 2Sam 10 21 11 Et nuntiata sunt David quæ fecerat Respha, filia Aia, concubina Saul. Als nun David berichtet ward, was Respha, die Tochter Ajas, das Nebenweib Sauls, getan hatte, 2 Samuel 2Sam 10 21 12 Et abiit David, et tulit ossa Saul, et ossa Jonathæ filii ejus a viris Jabes Galaad, qui furati fuerant ea de platea Bethsan, in qua suspenderant eos Philisthiim cum interfecissent Saul in Gelboe: ging David hin und holte die Gebeine Sauls und die Gebeine Jonathas, seines Sohnes, von den Männern zu Jabes Galaad, welche sie von der Straße zu Bethsan heimlich weggenommen, wo die Philister dieselben aufgehängt, als sie Saul in Gelboe getötet hatten. [1Sam 31,12] 2 Samuel 2Sam 10 21 13 Et asportavit inde ossa Saul, et ossa Jonathæ filii ejus: et colligentes ossa eorum, qui affixi fuerant, Und er nahm die Gebeine Sauls und die Gebeine seines Sohnes Jonathas von dort weg und man sammelte auch die Gebeine derer, welche gekreuzigt worden waren, 2 Samuel 2Sam 10 21 14 Sepelierunt ea cum ossibus Saul et Jonathæ filii ejus in terra Benjamin, in latere, in sepulcro Cis patris ejus: feceruntque omnia, quæ præceperat rex, et repropitiatus est Deus terræ post hæc. und begrub sie mit den Gebeinen Sauls und Jonathas, seines Sohnes, im Lande Benjamin zur Seite¹¹ im Grabe seines Vaters Kis; und da sie alles, was der König befohlen, getan hatten, ward hiernach Gott mit dem Lande wieder versöhnt.¹² 2 Samuel 2Sam 10 21 14 11 Besser: In Sela, einer Stadt Benjamins, nicht weit von Jerusalem. 2 Samuel 2Sam 10 21 14 12 Gott sandte Regen und die Ernte reifte. 2 Samuel 2Sam 10 21 15 Factum est autem rursum prlium Philisthinorum adversum Israel, et descendit David, et servi ejus cum eo, et pugnabant contra Philisthiim. Deficiente autem David, Wiederum aber¹³ brach ein Krieg zwischen den Philistern und Israel aus und David zog mit seinen Leuten hin und sie kämpften gegen die Philister. Als nun David müde geworden war, 2 Samuel 2Sam 10 21 15 13 Eine andere Erzählung, vielleicht aus den Jahrbüchern Davids ([2Sam 5] vergl. [1Chr 20,4-7]), wo aber die erste Expedition fehlt, diese Kriege scheinen in die Zeit zu gehören, wo Goliath noch lebte. (Vergl. V. 19 mit [1Chr 20,5]) 2 Samuel 2Sam 10 21 16 Jesbibenob, qui fuit de genere Arapha, cujus ferrum hastæ trecentas uncias appendebat, et accinctus erat ense novo, nisus est percutere David. wollte Jesbibenob, der vom Geschlechte Arapha war,¹⁴ dessen Speereisen dreihundert Unzen¹⁵ wog und der mit einem neuen Schwert umgürtet war, David töten. 2 Samuel 2Sam 10 21 16 14 Von den Rephäern, den Riesen. [Gen 14,5, Dtn 3,11, Jos 12,4, Jos 13,12] 2 Samuel 2Sam 10 21 16 15 Fast 5 Kilogr., die Hälfte des Gewichtes der Lanze Goliaths. 2 Samuel 2Sam 10 21 17 Præsidioque ei fuit Abisai filius Sarviæ, et percussum Philisthæum interfecit. Tunc juraverunt viri David, dicentes: Jam non egredieris nobiscum in bellum, ne exstinguas lucernam Israel. Da kam ihm Abisai, der Sohn Sarvias, zu Hilfe und schlug und tötete den Philister. Nun beschworen die Männer David und sprachen: Jetzt sollst du nicht mehr mit uns in den Kampf ziehen, damit du die Leuchte Israels nicht auslöschest!¹⁶ 2 Samuel 2Sam 10 21 17 16 Ob dies später stets geschah, ist nicht bekannt. Vergl. [2Sam 18,2], hingegen [2Sam 10,17]. Die beständig brennende Lampe ist das Bild des andauernden Lebenslichtes und äußeren Glanzes. 2 Samuel 2Sam 10 21 18 Secundum quoque bellum fuit in Gob contra Philisthæos: tunc percussit Sobochai de Husati, Saph de stirpe Arapha de genere gigantum. Auch ein anderer Kampf entbrannte gegen die Philister in Gab; damals schlug Sobochai, der Husatiter, den Saph, einen vom Stamme Arapha, vom Geschlechte der Riesen.¹⁷ [1Chr 20,4] 2 Samuel 2Sam 10 21 18 17 Vielleicht der Krieg [2Sam 5,25] oder [2Sam 8,1]. Die Stadt ist Gazer oder Geth. Sobochai wird unter dem Gibborim [1Chr 11,29, 1Chr 27,11] als Anführer genannt. 2 Samuel 2Sam 10 21 19 Tertium quoque fuit bellum in Gob contra Philisthæos, in quo percussit Adeodatus filius Saltus polymitarius Bethlehemites Goliath Gethæum, cujus hastile hastæ erat quasi liciatorium texentium. Zum dritten Male noch kam es in Gob zum Kampfe gegen die Philister; in diesem schlug Gottgeschenkt, der Sohn des Wald,¹⁸ ein Buntweber aus Bethlehem, Goliath, den Gethiter, dessen Lanzenschaft wie ein Weberbaum war. [1Sam 17,7] 2 Samuel 2Sam 10 21 19 18 Elkanan, Sohn des Jair. Er erschlug einen Bruder des Goliath. [1Chr 20,5] 2 Samuel 2Sam 10 21 2 Vocatis ergo Gabaonitis rex, dixit ad eos. (Porro Gabaonitæ non erant de filiis Israel, sed reliquiæ Amorrhæorum: filii quippe Israel juraverant eis, et voluit Saul percutere eos zelo, quasi pro filiis Israel et Juda.) Da ließ der König die Gabaoniter rufen und sprach mit ihnen. (Die Gabaoniter aber gehörten nicht zu den Söhnen Israels, sondern waren Überbleibsel der Amorrhiter,² und die Söhne Israels hatten ihnen geschworen, Saul aber wollte sie in seinem Eifer für die Kinder Israels und Judas schlagen.) [Jos 9,15] 2 Samuel 2Sam 10 21 2 2 Sie waren eigentlich Heviter, doch steht der Name Amorrhiter häufig für alle Bewohner Chanaans. [Jos 9,3-27] Saul scheint die Gabaoniter nur getötet zu haben, um sich vor Israel als Eiferer des Gesetzes zu zeigen [Dtn 7,2.24], in Wahrheit aber, um den Benjaminiten einen Nutzen zu verschaffen. Vielleicht bezieht sich diese Anklage auf die Zeit [1Sam 28,3]. 2 Samuel 2Sam 10 21 20 Quartum bellum fuit in Geth: in quo vir fuit excelsus, qui senos in manibus pedibusque habebat digitos, id est viginti quatuor, et erat de origine Arapha. Der vierte Kampf wurde in Geth geliefert. In diesem trat ein großer Mann auf, der je sechs Finger an den Händen und je sechs Zehen an den Füßen hatte, das ist vierundzwanzig; auch er war aus dem Geschlechte Arapha. 2 Samuel 2Sam 10 21 21 Et blasphemavit Israel: percussit autem eum Jonathan filius Samaa fratris David. Dieser lästerte Israel; aber Jonathan, der Sohn Samaas, des Bruders Davids,¹⁹ erschlug ihn. 2 Samuel 2Sam 10 21 21 19 Vergl. [2Sam 13,3, 1Sam 16,9]. 2 Samuel 2Sam 10 21 22 Hi quatuor nati sunt de Arapha in Geth, et ceciderunt in manu David, et servorum ejus. Diese vier stammten von Arapha in Geth und fielen durch die Hand Davids und seiner Leute. 2 Samuel 2Sam 10 21 3 Dixit ergo David ad Gabaonitas: Quid faciam vobis? et quod erit vestri piaculum, ut benedicatis hæreditati Domini? David sprach also zu den Gabaonitern: Was soll ich für euch tun und was soll eure Sühne sein, dass ihr das Erbe des Herrn segnet?³ 2 Samuel 2Sam 10 21 3 3 Ein frommer Segenswunsch ist das Zeichen eines freundlich gesinnten Herzens, das Gott um Abwendung des Bösen und Zuwendung des Guten anfleht. 2 Samuel 2Sam 10 21 4 Dixeruntque ei Gabaonitæ: Non est nobis super argento et auro quæstio, sed contra Saul, et contra domum ejus: neque volumus ut interficiatur homo de Israel. Ad quos rex ait: Quid ergo vultis ut faciam vobis? Da sprachen die Gabaoniter zu ihm: Es ist uns nicht um Silber und Gold zu tun, sondern wider Saul und wider sein Haus, auch wollen wir nicht, dass jemand aus Israel getötet werde.⁴ Der König sprach zu ihnen: Was wollt ihr also, dass ich euch tue? 2 Samuel 2Sam 10 21 4 4 Hebr.: Und nicht steht es uns zu, jemanden zu töten in Jerusalem. Sie wollen keinen Ersatz in Geldbuße haben, sind aber auch nicht im Stande, die im Gesetze bestimmte Strafe selbst zu vollziehen. Jene waren ungerecht und gegen den ausdrücklichen Eid [Jos 9,15] gemordet worden. Das Volk, welches keinen Einspruch erhoben, hatte wohl daraus Nutzen gezogen (V. 2) und wird darum durch Hungersnot gezüchtigt. Einer ist für alle, alle für einen verantwortlich (vergl. [Jos 7,4-24] und [Num 25,4]), wenn einer des anderen Schuld nicht hindert. 2 Samuel 2Sam 10 21 5 Qui dixerunt regi: Virum, qui attrivit nos et oppressit inique, ita delere debemus, ut ne unus quidem residuus sit de stirpe ejus in cunctis finibus Israel. Sie antworteten dem Könige: Den Mann, der uns aufgerieben und ungerecht unterdrückt hat, müssen wir so vernichten, dass auch nicht einer von seinem Stamme in dem ganzen Gebiete von Israel übrigbleibt.⁵ 2 Samuel 2Sam 10 21 5 5 Hebr.: Der uns so vertilgte, (zu vertilgen gedachte) dass wir nicht bestehen konnten im ganzen Gebiete von Israel. 2 Samuel 2Sam 10 21 6 Dentur nobis septem viri de filiis ejus, ut crucifigamus eos Domino in Gabaa Saul, quondam electi Domini. Et ait rex: Ego dabo. Man gebe uns sieben Männer von seinen Söhnen, damit wir sie dem Herrn in Gabaa kreuzigen, dem Wohnorte Sauls, der einst der Auserwählte des Herrn war. Da sprach der König: Ich werde sie geben.⁶ 2 Samuel 2Sam 10 21 6 6 Nach [Num 35,33] musste der König die Bitte gewähren. 2 Samuel 2Sam 10 21 7 Pepercitque rex Miphiboseth filio Jonathæ filii Saul, propter jusjurandum Domini, quod fuerat inter David et inter Jonathan filium Saul. Der König aber verschonte Miphiboseth, den Sohn des Jonathas, des Sohnes Sauls, um des Eidschwures vor dem Herrn willen, welcher zwischen David und zwischen Jonathas, dem Sohne Sauls, bestand.⁷ [1Sam 20,12, 1Sam 18,3] 2 Samuel 2Sam 10 21 7 7 Die sieben wurden getötet, ehe David noch erfahren, dass Miphiboseth, der Sohn des Jonathas, noch lebe. [2Sam 9,1] 2 Samuel 2Sam 10 21 8 Tulit itaque rex duos filios Respha filiæ Aia, quos peperit Sauli, Armoni, et Miphiboseth: et quinque filios Michol filiæ Saul, quos genuerat Hadrieli filio Berzellai, qui fuit de Molathi. Und David nahm die beiden Söhne der Respha, der Tochter Ajas, welche sie dem Saul geboren hatte, Armoni und Miphiboseth, und die fünf Söhne der Michol,⁸ der Tochter Sauls, welche sie Hadriel, dem Sohne Berzellais, welcher aus Molathi war, geboren, 2 Samuel 2Sam 10 21 8 8 Lies: Merob. [1Sam 18,19] 2 Samuel 2Sam 10 21 9 Et dedit eos in manus Gabaonitarum: qui crucifixerunt eos in monte coram Domino: et ceciderunt hi septem simul occisi in diebus messis primis, incipiente messione hordei. und gab sie in die Hände der Gabaoniter, welche sie auf dem Berge vor dem Herrn kreuzigten; und so starben diese sieben zusammen in den ersten Tagen der Ernte,⁹ als die Gerstenernte anfing. 2 Samuel 2Sam 10 21 9 9 Die Ernte deutet die Zeit an, in der Respha das V. 10 Erzählte begann. Die Anheftung an den Pfahl (Kreuz) fand erst nach der Hinrichtung statt und geschah zum öffentlichen Beweise, dass die Strafe vollzogen und die auf dem Lande ruhende Blutschuld [Num 35,33] gesühnt sei. 2 Samuel 2Sam 10 0 1 3. Felsenlied [2Sam 22,1-51] David sagt Gott Dank für alle Hilfe, welche er bei den Nachstellungen Sauls und in seinem übrigen Leben erfahren. (Vergl. [Ps 17].) 2 Samuel 2Sam 10 22 1 Locutus est autem David Domino verba carminis hujus, in die qua liberavit eum Dominus de manu omnium inimicorum suorum, et de manu Saul. David aber redete zu dem Herrn die Worte dieses Liedes¹ an dem Tage, da ihn der Herr aus der Hand aller seiner Feinde und aus der Hand Sauls befreit hatte, 2 Samuel 2Sam 10 22 1 1 Das Lied ist das gleiche mit [Ps 17]. Vielleicht ist es vor Absaloms Abfall verfasst und hängt mit der Verheißung [2Sam 7] zusammen. Das Hauptsinnbild ist der Fels. 2 Samuel 2Sam 10 22 10 Inclinavit clos, et descendit: et caligo sub pedibus ejus. Er neigte den Himmel und fuhr hernieder und Finsternis war unter seinen Füßen. 2 Samuel 2Sam 10 22 11 Et ascendit super cherubim, et volavit: et lapsus est super pennas venti. Er stieg auf die Cherubim und flog dahin und schwebte daher auf den Fittigen des Windes. 2 Samuel 2Sam 10 22 12 Posuit tenebras in circuitu suo latibulum: cribrans aquas de nubibus clorum. Er umgab sich mit Finsternis wie mit einer Hülle und ließ Wasser aus den Wolken des Himmels träufeln. 2 Samuel 2Sam 10 22 13 Præ fulgore in conspectu ejus, succensi sunt carbones ignis. Von dem Glanze seines Angesichtes entglühten Feuerkohlen. 2 Samuel 2Sam 10 22 14 Tonabit de clo Dominus: et excelsus dabit vocem suam. Der Herr wird vom Himmel her donnern und der Höchste seine Stimme ertönen lassen. 2 Samuel 2Sam 10 22 15 Misit sagittas et dissipavit eos: fulgur, et consumpsit eos. Er schleuderte seine Pfeile und zerstreute sie, seinen Blitz und vernichtete sie. 2 Samuel 2Sam 10 22 16 Et apparuerunt effusiones maris, et revelata sunt fundamenta orbis ab increpatione Domini, ab inspiratione spiritus furoris ejus. Da wurden die Tiefen des Meeres bloßgelegt und die Grundfesten der Erde wurden aufgedeckt vor dem Dräuen des Herrn, vor dem Schnauben des Hauches seines Zornes. 2 Samuel 2Sam 10 22 17 Misit de excelso, et assumpsit me: et extraxit me de aquis multis. Er griff nieder aus der Höhe und erfasste mich und zog mich aus vielen Wassern. 2 Samuel 2Sam 10 22 18 Liberavit me ab inimico meo potentissimo, et ab his qui oderant me: quoniam robustiores me erant. Er befreite mich von meinem überstarken Feinde und von denen, die mich hassten, denn sie waren stärker denn ich. 2 Samuel 2Sam 10 22 19 Prævenit me in die afflictionis meæ, et factus est Dominus firmamentum meum. Er überraschte mich am Tage meiner Trübsal und der Herr ward meine Stütze. 2 Samuel 2Sam 10 22 2 Et ait: Dominus petra mea, et robur meum, et salvator meus. und sprach: Der Herr ist mein Fels, meine Stärke und mein Erretter. [Ps 17,2] 2 Samuel 2Sam 10 22 20 Et eduxit me in latitudinem: liberavit me, quia complacui ei. Er führte mich heraus ins Weite, er befreite mich, weil er an mir Wohlgefallen hatte. 2 Samuel 2Sam 10 22 21 Retribuet mihi Dominus secundum justitiam meam: et secundum munditiam manuum mearum reddet mihi. Der Herr wird mir nach meiner Gerechtigkeit vergelten und mir nach der Reinheit meiner Hände lohnen. 2 Samuel 2Sam 10 22 22 Quia custodivi vias Domini, et non egi impie, a Deo meo. Denn ich hielt die Wege des Herrn inne und handelte nicht frevelnd, von meinem Gotte abweichend. 2 Samuel 2Sam 10 22 23 Omnia enim judicia ejus in conspectu meo: et præcepta ejus non amovi a me. Denn alle seine Rechte standen mir vor Augen und seine Gebote hielt ich nicht von mir ferne. 2 Samuel 2Sam 10 22 24 Et ero perfectus cum eo: et custodiam me ab iniquitate mea. Ich werde mit ihm vollkommen sein und mich hüten vor meiner Bosheit. 2 Samuel 2Sam 10 22 25 Et restituet mihi Dominus secundum justitiam meam: et secundum munditiam manuum mearum, in conspectu oculorum suorum. Und der Herr wird mir nach meiner Gerechtigkeit vergelten und nach der Reinheit meiner Hände vor seinen Augen. 2 Samuel 2Sam 10 22 26 Cum sancto sanctus eris: et cum robusto perfectus. Gegen den Heiligen wirst du heilig sein und gegen den Starkmütigen vollkommen. 2 Samuel 2Sam 10 22 27 Cum electo electus eris: et cum perverso perverteris. Mit dem Auserwählten wirst du auserwählt sein und mit dem Verkehrten verkehrt. 2 Samuel 2Sam 10 22 28 Et populum pauperem salvum facies: oculisque tuis excelsos humiliabis. Und das arme Volk wirst du retten, aber die Stolzen werden durch deine Blicke gedemütigt werden. 2 Samuel 2Sam 10 22 29 Quia tu lucerna mea Domine: et tu Domine illuminabis tenebras meas. Denn du, Herr, bist meine Leuchte und du, Herr, wirst meine Finsternis erhellen! 2 Samuel 2Sam 10 22 3 Deus fortis meus sperabo in eum: scutum meum, et cornu salutis meæ: elevator meus, et refugium meum: salvator meus, de iniquitate liberabis me. Gott ist meine Stärke, auf ihn will ich hoffen, mein Schild und das Horn meines Heiles, mein Erhöher und meine Zuflucht, mein Retter, du wirst mich von der Bosheit befreien. 2 Samuel 2Sam 10 22 30 In te enim curram accinctus: in Deo meo transiliam murum. Denn durch dich werde ich gerüstet einhereilen, mit meinem Gotte die Mauer überspringen. 2 Samuel 2Sam 10 22 31 Deus, immaculata via ejus, eloquium Domini igne examinatum: scutum est omnium sperantium in se. Gottes Weg ist unbefleckt, des Herrn Wort im Feuer bewährt; ein Schild ist er allen, die auf ihn hoffen. 2 Samuel 2Sam 10 22 32 Quis est Deus præter Dominum: et quis fortis præter Deum nostrum? Wer ist Gott außer dem Herrn und wer ist stark außer unserm Gott? 2 Samuel 2Sam 10 22 33 Deus qui accinxit me fortitudine: et complanavit perfectam viam meam. Gott ist es, der mich umgürtet hat mit Stärke und vollkommen geebnet meinen Weg, 2 Samuel 2Sam 10 22 34 Coæquans pedes meos cervis, et super excelsa mea statuens me. der meine Füße den Hirschen gleichgemacht und mich auf meine Höhe gestellt hat, 2 Samuel 2Sam 10 22 35 Docens manus meas ad prlium, et componens quasi arcum æreum brachia mea. der meine Hände den Kampf gelehrt und meine Arme gestaltet hat wie einen ehernen Bogen. [Ps 143,1] 2 Samuel 2Sam 10 22 36 Dedisti mihi clypeum salutis tuæ: et mansuetudo tua multiplicavit me. Du hast mir den Schild deines Heiles gegeben und deine Milde hat mich groß gemacht. 2 Samuel 2Sam 10 22 37 Dilatabis gressus meos subtus me: et non deficient tali mei. Du wirst meinen Schritten Raum unter mir schaffen und meine Knöchel werden nicht straucheln. 2 Samuel 2Sam 10 22 38 Persequar inimicos meos, et conteram: et non convertar donec consumam eos. Ich werde meine Feinde verfolgen und aufreiben und nicht umkehren, bis ich sie vertilge. 2 Samuel 2Sam 10 22 39 Consumam eos et confringam, ut non consurgant: cadent sub pedibus meis. Ich werde sie vertilgen und zerschmettern, dass sie sich nicht erheben, sie werden unter meine Füße fallen. 2 Samuel 2Sam 10 22 4 Laudabilem invocabo Dominum: et ab inimicis meis salvus ero. Den Preiswürdigen will ich anrufen, den Herrn, und ich werde errettet werden von meinen Feinden. [Ps 17,4] 2 Samuel 2Sam 10 22 40 Accinxisti me fortitudine ad prlium: incurvasti resistentes mihi subtus me. Du hast mich mit Kraft zum Streite umgürtet, du hast meine Widersacher unter mich gebeugt. 2 Samuel 2Sam 10 22 41 Inimicos meos dedisti mihi dorsum: odientes me, et disperdam eos. Meine Feinde warfst du vor mir in die Flucht und die mich hassen, werde ich vernichten. 2 Samuel 2Sam 10 22 42 Clamabunt, et non erit qui salvet, ad Dominum, et non exaudiet eos. Sie werden rufen und es wird niemand sein, der rette, zu dem Herrn und er wird sie nicht erhören. 2 Samuel 2Sam 10 22 43 Delebo eos ut pulverem terræ: quasi lutum platearum comminuam eos atque confringam. Ich werde sie zermalmen wie den Staub der Erde, wie Straßenkot sie zertreten und zerstampfen. 2 Samuel 2Sam 10 22 44 Salvabis me a contradictionibus populi mei: custodies me in caput gentium: populus, quem ignoro, serviet mihi. Du wirst mich erretten von dem Widerspruch meines Volkes, du wirst mich bewahren zum Haupte der Völker; ein Volk, das ich nicht kenne, wird mir dienen. 2 Samuel 2Sam 10 22 45 Filii alieni resistent mihi, auditu auris obedient mihi. Die Söhne der Fremde werden mir widerstreben, sie werden hören und mir gehorchen. 2 Samuel 2Sam 10 22 46 Filii alieni defluxerunt, et contrahentur in angustiis suis. Die Söhne der Fremde sind entmutigt und sind eingezwängt in ihre Engen. 2 Samuel 2Sam 10 22 47 Vivit Dominus, et benedictus Deus meus: et exaltabitur Deus fortis salutis meæ. Es lebt der Herr und gepriesen ist mein Gott und erhöht wird der starke Gott meines Heils! 2 Samuel 2Sam 10 22 48 Deus qui das vindictas mihi, et dejicis populos sub me. Gott, der du mir Vergeltung schaffst und mir die Völker unterwirfst, 2 Samuel 2Sam 10 22 49 Qui educis me ab inimicis meis, et a resistentibus mihi elevas me: a viro iniquo liberabis me: der du mich aus meinen Feinden herausführst und mich erhebst über meine Widersacher, du wirst mich befreien von dem ungerechten Manne! [Ps 17,49] 2 Samuel 2Sam 10 22 5 Quia circumdederunt me contritiones mortis: torrentes Belial terruerunt me. Denn es umgaben mich die Schrecken des Todes, die Ströme Belials schreckten mich. 2 Samuel 2Sam 10 22 50 Propterea confitebor tibi Domine in gentibus: et nomini tuo cantabo. Darum will ich dich, Herr! preisen unter den Völkern und deinem Namen lobsingen, [Röm 15,8] 2 Samuel 2Sam 10 22 51 Magnificans salutes regis sui, et faciens misericordiam Christo suo David, et semini ejus in sempiternum. der herrliches Heil seinem Könige bereitet und Barmherzigkeit übt an seinem Gesalbten, David, und an seinen Nachkommen in Ewigkeit! 2 Samuel 2Sam 10 22 6 Funes inferni circumdederunt me: prævenerunt me laquei mortis. Die Stricke der Unterwelt umgaben mich, es überholten mich die Schlingen des Todes. 2 Samuel 2Sam 10 22 7 In tribulatione mea invocabo Dominum, et ad Deum meum clamabo: et exaudiet de templo suo vocem meam, et clamor meus veniet ad aures ejus. In meiner Trübsal will ich zu dem Herrn flehen und zu meinem Gott rufen und er wird meine Stimme von seinem Tempel aus erhören und mein Geschrei wird zu seinen Ohren dringen. 2 Samuel 2Sam 10 22 8 Commota est et contremuit terra: fundamenta montium concussa sunt, et conquassata, quoniam iratus est eis. Es bebte und erzitterte die Erde, die Grundfesten der Berge wurden erschüttert und wankten, denn er zürnte über sie. 2 Samuel 2Sam 10 22 9 Ascendit fumus de naribus ejus, et ignis de ore ejus vorabit: carbones succensi sunt ab eo. Rauch stieg aus seiner Nase auf und verzehrendes Feuer aus seinem Munde, Kohlen wurden von ihm entzündet. 2 Samuel 2Sam 10 0 1 4. Letzte Worte Davids. [2Sam 23,1-7] Vom Heiligen Geiste erfüllt, verkündet David das Kommen des Messias. (V. 14) Er spricht seine Verwunderung aus, dass Gott mit ihm und seinem Hause einen ewigen Bund geschlossen, preist die Messianischen Segnungen und stellt ihnen den Fall der Gegner des Messias gegenüber. (V. 7) 5. Verzeichnis der Helden Davids. [2Sam 23,8-39] Durch die Aufzählung der Männer, welche David zur Seite gestanden, dass er König über ganz Israel ward, will der Verfasser wiederum die besondere Liebe zeigen, die Gott gegen ihn offenbart hat. 2 Samuel 2Sam 10 23 1 Hæc autem sunt verba David novissima. Dixit David filius Isai: Dixit vir, cui constitutum est de Christo Dei Jacob, egregius psaltes Israel: Dies aber sind die letzten Worte Davids. Es sprach David, der Sohn Isais, es sprach der Mann, dem sichere Verheißung ward¹ von dem Gesalbten des Gottes Jakobs,² der rühmliche Sänger Israels: [Apg 2,30] 2 Samuel 2Sam 10 23 1 1 Die Propheten pflegen an den Anfang ihrer Visionen gewisse Kennzeichen zu setzen, an denen andere den Urheber der Prophezeiung erkennen können. (Isaias, Jeremia etc.) David hatte kein anderes Vorbild als etwa Balaam. [Num 24,3] Es ist das letzte Lied Davids (Hier.) und reiht sich als prophetischer Abschluss würdig an das vorhergehende Danklied an. Am Ende seiner irdischen Laufbahn schaut David auf den gerechten Herrscher, in dem die heilsgeschichtliche Bedeutung des Davidischen Königtums gipfelt. Als untrügliche Bürgschaft dafür, dass wirklich aus seinem Nachkommen das Heil erblühen werde (V. 4), gelten David die ihm vom Propheten Nathan gemachten Verheißungen. [2Sam 7,12-16] 2 Samuel 2Sam 10 23 1 2 Hebr.: Der Mann, welcher eingesetzt ist zum Gesalbten des Gottes Jakobs. 2 Samuel 2Sam 10 23 10 Cumque ascendissent viri Israel, ipse stetit et percussit Philisthæos donec deficeret manus ejus, et obrigesceret cum gladio: fecitque Dominus salutem magnam in die illa: et populus, qui fugerat, reversus est ad cæsorum spolia detrahenda. Und als die Männer Israels herangezogen waren, hielt er Stand und schlug die Philister, bis seine Hand müde ward und am Schwerte erstarrte; und der Herr wirkte an jenem Tage großes Heil und das Volk, welches geflohen war, kehrte um, die Erschlagenen zu plündern. 2 Samuel 2Sam 10 23 11 Et post hunc, Semma filius Age de Arari: et congregati sunt Philisthiim in statione: erat quippe ibi ager lente plenus. Cumque fugisset populus a facie Philisthiim, Nach ihm Semma, der Sohn Ages, von Arari. Als die Philister sich an einem Standorte versammelten, wo ein Acker voll Linsen war und das Volk vor den Philistern floh, 2 Samuel 2Sam 10 23 12 Stetit ille in medio agri, et tuitus est eum, percussitque Philisthæos: et fecit Dominus salutem magnam. blieb er mitten auf dem Felde stehen und verteidigte es und schlug die Philister und der Herr wirkte großes Heil.¹⁴ 2 Samuel 2Sam 10 23 12 14 Alle diese Kämpfe gehören in den Anfang der Herrschaft Davids, als die Philister noch der Schrecken der Israeliten waren und noch Zweitkämpfe stattfanden; vielleicht sogar in die Zeit Sauls, als David Befehlshaber war. 2 Samuel 2Sam 10 23 13 Necnon et ante descenderant tres qui erant principes inter triginta, et venerant tempore messis ad David in speluncam Odollam: castra autem Philisthinorum erant posita in Valle gigantum. Diese drei, welche die Vorzüglichsten unter den Dreißig¹⁵ waren, waren auch schon früher ausgezogen und zur Zeit der Ernte zu David in die Höhle Odollam gekommen, während die Philister im Tale der Riesen ein Lager aufgeschlagen hatten. [1Chr 11,15] 2 Samuel 2Sam 10 23 13 15 Sie waren in der Zahl jener 37 (V. 39) 2 Samuel 2Sam 10 23 14 Et David erat in præsidio: porro statio Philisthinorum tunc erat in Bethlehem. Und David war an dem sichern Orte, eine Besatzung der Philister aber lag damals in Bethlehem. 2 Samuel 2Sam 10 23 15 Desideravit ergo David, et ait: O si quis mihi daret potum aquæ de cisterna, quæ est in Bethlehem juxta portam! Da kam David ein Begehren an und er sprach: O dass mir jemand einen Trunk Wasser aus der Zisterne reichte, welche zu Bethlehem am Tore ist! 2 Samuel 2Sam 10 23 16 Irruperunt ergo tres fortes castra Philisthinorum, et hauserunt aquam de cisterna Bethlehem, quæ erat juxta portam, et attulerunt ad David: at ille noluit bibere, sed libavit eam Domino, Da brachen die drei Helden durch das Heerlager der Philister hindurch und schöpften Wasser aus der Zisterne von Bethlehem, welche am Tore lag, und brachten es zu David, er aber wollte nicht trinken, sondern goss es für den Herrn aus,¹⁶ 2 Samuel 2Sam 10 23 16 16 Das Holen des Wassers hätte den drei Helden das Leben kosten können. Da Gott ihnen dasselbe erhalten, legt sich David zum Danke die Entsagung von dem auf, wonach er sich zuvor so gesehnt. 2 Samuel 2Sam 10 23 17 Dicens:: Propitius sit mihi Dominus, ne faciam hoc: num sanguinem hominum istorum, qui profecti sunt, et animarum periculum bibam? Noluit ergo bibere: hæc fecerunt tres robustissimi. indem er sprach: Der Herr sei mir gnädig, dass ich das nicht tue; sollte ich etwa das Blut dieser Männer trinken, die mit Gefahr ihres Lebens dahin gegangen sind? Er wollte also nicht trinken. Dies taten die drei Stärksten. 2 Samuel 2Sam 10 23 18 Abisai quoque frater Joab filius Sarviæ, princeps erat de tribus: ipse est qui levavit hastam suam contra trecentos, quos interfecit, nominatus in tribus, Auch Abisai, der Bruder Joabs, der Sohn Sarvias, war der Erste unter Dreien, er ist's, der seinen Speer wider dreihundert schwang, die er tötete, und war berühmt unter den Dreien¹⁷ 2 Samuel 2Sam 10 23 18 17 Hebr.: Er war ein Haupt der Schalischim und hatte einen Namen unter ihnen, und war er nicht ruhmreich unter denselben? dennoch war er nicht den gefeiertesten Helden gleichgestellt. 2 Samuel 2Sam 10 23 19 Et inter tres nobilior, eratque eorum princeps, sed usque ad tres primos non pervenerat. und war unter Dreien der Angesehenste und ihr Anführer, aber an die ersten Drei reichte er nicht heran. 2 Samuel 2Sam 10 23 2 Spiritus Domini locutus est per me, et sermo ejus per linguam meam. Der Geist des Herrn hat durch mich³ gesprochen und sein Wort durch meine Zunge. 2 Samuel 2Sam 10 23 2 3 Ich bin nur eine Stimme gewesen, durch welche Gott redet (Präs.), nämlich das Folgende. 2 Samuel 2Sam 10 23 20 Et Banaias filius Joiadæ viri fortissimi, magnorum operum, de Cabseel: ipse percussit duos leones Moab, et ipse descendit, et percussit leonem in media cisterna in diebus nivis. Sodann Banajas, der Sohn Jojadas, des tapferen Helden, der Held großer Taten, von Kabseel; er erschlug die zwei Löwen von Moab und ging hinab und erschlug einen Löwen inmitten der Zisterne in den Tagen des Schnees.¹⁸ 2 Samuel 2Sam 10 23 20 18 Umstände des Ereignisses. Sept.: Zwei Söhne Ariels aus Moab. Diese Erklärung ist wahrscheinlicher als die Übersetzung des Wortes Ariel, da die Erlegung eines Löwen noch besonders erwähnt wird. Banajas, Führer der Cerether und Phelether [2Sam 8,18], der dritten Schar [1Chr 27,5]. Sein Vater, der Priester war, ist wahrscheinlich [1Chr 12,27] genannt. 2 Samuel 2Sam 10 23 21 Ipse quoque interfecit virum gyptium, virum dignum spectaculo, habentem in manu hastam: itaque cum descendisset ad eum in virga, vi extorsit hastam de manu gyptii, et interfecit eum hasta sua. Er tötete auch einen Ägypter, einen ansehnlichen Mann, der einen Speer in der Hand hatte; er ging zu ihm mit einem Stecken, riss dem Ägypter den Speer mit Gewalt aus der Hand und tötete ihn mit dessen Speere. 2 Samuel 2Sam 10 23 22 Hæc fecit Banaias filius Joiadæ. Dies tat Banajas, der Sohn Jojadas. 2 Samuel 2Sam 10 23 23 Et ipse nominatus inter tres robustos, qui erant inter triginta nobiliores: verumtamen usque ad tres non pervenerat: fecitque eum sibi David auricularium, a secreto. Er war berühmt unter den drei Helden, welche die angesehensten waren unter den Dreißig,¹⁹ aber an die drei ersten kam er nicht heran, ihn machte David zu seinem geheimsten Vertrauten. 2 Samuel 2Sam 10 23 23 19 Zu übersetzen wie 18. Diese drei scheinen frühzeitig gestorben zu sein. Der geheimste Vertraute ist wohl Anführer der Leibwache. 2 Samuel 2Sam 10 23 24 Asael frater Joab inter triginta, Elehanan filius patrui ejus de Bethlehem. Zu den Dreißig gehörten Asael, der Bruder Joabs, Elehanan, der Sohn seines Vaterbruders²⁰ aus Bethlehem, 2 Samuel 2Sam 10 23 24 20 Unter den 30: nämlich Schalischim. Dass Asael [1Chr 27,7] als Befehlshaber aufgeführt ward, zeigt, dass im Heere Davids verschiedene Scharen und Ordnungen von Anfang an unterschieden wurden. Sohn: Wie V. 9. 2 Samuel 2Sam 10 23 25 Semma de Harodi, Elica de Harodi, Semma²¹ aus Harodi, Elika aus Harodi, 2 Samuel 2Sam 10 23 25 21 [1Chr 11,27] heißt er Sammoth, während [1Chr 27,8] ein Samaoth genannt wird. 2 Samuel 2Sam 10 23 26 Heles de Phalti, Hira filius Acces de Thecua, Heles aus Phalti, Hira, der Sohn des Acces, aus Thekua,²² 2 Samuel 2Sam 10 23 26 22 Siehe [2Sam 14,2]. 2 Samuel 2Sam 10 23 27 Abiezer de Anathoth, Mobonnai de Husati, Abiezer aus Anathoth,²³ Mobonnai²⁴ aus Husati. 2 Samuel 2Sam 10 23 27 23 Die Priesterstadt Anathoth [Jos 21,18] lag nicht weit von Jerusalem, Vaterstadt des Jeremias. 2 Samuel 2Sam 10 23 27 24 Nach [2Sam 21,18] vielmehr zu lesen Sobochai. 2 Samuel 2Sam 10 23 28 Selmon Ahohites, Maharai Netophathites Selmon, der Ahohiter, Maharai, der Netophathiter, 2 Samuel 2Sam 10 23 29 Heled filius Baana, et ipse Netophathites, Ithai filius Ribai de Gabaath filiorum Benjamin, Heled, der Sohn Baanas, der auch ein Netophathiter war, Ithai, der Sohn Ribais, aus Gabaath der Söhne Benjamins, 2 Samuel 2Sam 10 23 3 Dixit Deus Israel mihi, locutus est Fortis Israel: Dominator hominum, justus dominator in timore Dei. Es sprach der Gott Israels zu mir, es redete der Starke Israels:⁴ Es wird ein Herrscher über die Menschen kommen, ein gerechter Herrscher in der Furcht Gottes.⁵ 2 Samuel 2Sam 10 23 3 4 Dies Wort kehrt [2Sam 22] häufig wieder und kennzeichnet die göttliche Verheißung für das Haus David. 2 Samuel 2Sam 10 23 3 5 Das Komma sollte hinter Justus stehen. Ist dieser Teil eine Fortsetzung der Namen Gottes oder das in so außerordentlicher Weise vorausverkündigte Ereignis? Wohl das Letztere, denn darauf weisen letzte Worte (V. 1), die Aufzählung der Titel des Sehers, der Hinweis auf die Inspiration, die Anrufung der Autorität Gottes als des festen Felsens Israels hin. Wenn nun die Worte Ein Herrscher über die Menschen, zum Vorhergehenden gezogen werden, was bleibt übrig? Vom Alter erschöpft und gleichsam nur noch im Stande, gebrochene Worte vorzubringen, gibt er kurz den Sinn und die Krone der ihm gewordenen Verheißungen. Es wird ein Herrscher kommen, nicht nur Israels, sondern aller Menschen, ein gerechter und Gerechtigkeit bringend, ein Herrscher in der Furcht Gottes. [Jes 11,2, Jer 23,5, Sach 9,9] Er ist das Licht [Joh 8,12, Joh 9,5], welches die Nacht der Heilslosigkeit verscheucht, der durch seine Gaben neues Leben weckt, wie erquickender Regen nach langer Dürre. Vergl. [Ps 71, Jes 44,3ff]. Er wird mein Haus in Ewigkeit fest gründen, alle Verheißungen erfüllen, die Herrschaft der Sünde brechen. Die chaldäische Übersetzung zeigt, dass die späteren Juden diesen Text für messianisch ansahen, denn sie fügt hinzu: Er ist der Messias. 2 Samuel 2Sam 10 23 30 Banaia Pharathonites, Heddai de torrente Gaas, Banaja, der Pharathoniter,²⁵ Heddai aus dem Tale Gaas, 2 Samuel 2Sam 10 23 30 25 Aus Pharathon war der Richter Abdon. [Ri 12,13.15] 2 Samuel 2Sam 10 23 31 Abialbon Arbathites, Azmaveth de Beromi Abialbon, der Arbathiter, Azmaveth aus Beromi,²⁶ 2 Samuel 2Sam 10 23 31 26 Abialbon aus Beth araba: [Jos 15,61] u.a., an der Grenze von Juda und Benjamin. 2 Samuel 2Sam 10 23 32 Eliaba de Salaboni. Filii Jassen, Jonathan, Eliaba aus Salaboni. Die Söhne Jassens, Jonathan, 2 Samuel 2Sam 10 23 33 Semma de Orori, Aiam filius Sarar Arorites, Semma aus Orori, Ajam, der Sohn Sarars, der Aroriter,²⁷ 2 Samuel 2Sam 10 23 33 27 Der Text ist nach [1Chr 11,33] zu verbessern. 2 Samuel 2Sam 10 23 34 Eliphelet filius Aasbai filii Machati, Eliam filius Achitophel Gelonites, Eliphelet, der Sohn Aasbais, des Sohnes Machatis, Eliam, der Sohn Achitophels, der Geloniter, 2 Samuel 2Sam 10 23 35 Hesrai de Carmelo, Pharai de Arbi, Hesrai von Karmel, Pharai aus Arbi, 2 Samuel 2Sam 10 23 36 Igaal filius Nathan de Soba, Bonni de Gadi, Igaal, der Sohn Nathans, aus Soba, Bonni aus Gadi, 2 Samuel 2Sam 10 23 37 Selec de Ammoni, Naharai Berothites armiger Joab filii Sarviæ, Selek aus Ammoni, Naharai, der Berothiter, der Waffenträger Joabs, des Sohnes Sarvias, 2 Samuel 2Sam 10 23 38 Ira Jethrites Gareb et ipse Jethrites, Ira, der Jethriter, Gareb, auch ein Jethriter, 2 Samuel 2Sam 10 23 39 Urias Hethæus. Omnes triginta septem. Urias, der Hethiter. Alle zusammen siebenunddreißig.²⁸ 2 Samuel 2Sam 10 23 39 28 Zuerst werden die Namen, dann die Väter, hierauf die Stämme, endlich der Ort der Herkunft genannt. Zweimal (vielleicht auch dreimal, vergl. V. 36) ist statt des Vaters der Bruder (V. 18.24) genannt. Von 37 waren 15 aus dem Stamme Juda, 6 aus Benjamin, 2 aus Ephraim, 1 aus Dan, 1 aus Nephthali, 2 sind fremd, 10 ungewiss, indes gehört die Mehrzahl von diesen wohl den Stämmen Benjamin und Juda an. [1Chr 11] kommen noch etwa 16 andere hinzu. 2 Samuel 2Sam 10 23 4 Sicut lux auroræ, oriente sole, mane absque nubibus rutilat, et sicut pluviis germinat herba de terra. Wie das Licht der Morgenröte beim Aufgange der Sonne glänzt an einem wolkenlosen Morgen und wie nach dem Regen Pflanzen aus der Erde hervorsprossen. 2 Samuel 2Sam 10 23 5 Nec tanta est domus mea apud Deum, ut pactum æternum iniret mecum firmum in omnibus atque munitum. Cuncta enim salus mea, et omnis voluntas: nec est quidquam ex ea quod non germinet. So groß ist zwar mein Haus nicht vor Gott, dass er einen ewigen Bund mit mir eingehen sollte, stark in allem und gefestigt. Denn das ist all mein Heil und all mein Begehren⁶ und es ist nichts in demselben, was nicht emporsprosste. 2 Samuel 2Sam 10 23 5 6 All mein Heil und mein Begehren wird er blühen lassen. Sion: Im Reiche des Messias wird die Fülle des Heiles und Trostes sein. 2 Samuel 2Sam 10 23 6 Prævaricatores autem quasi spinæ evellentur universi: quæ non tolluntur manibus. Alle Frevler aber werden ausgerottet werden wie Dornen, die man nicht mit den Händen aufhebt,⁷ 2 Samuel 2Sam 10 23 6 7 Wie das Eintreten des Heiles, so schaut David das Gericht voraus. Die Widersacher sind die Dornen. Vergl. [Mt 13,30]. 2 Samuel 2Sam 10 23 7 Et si quis tangere voluerit eas, armabitur ferro et ligno lanceato, igneque succensæ comburentur usque ad nihilum. und wer sie berühren will, waffnet sich mit Eisen und mit des Speeres Holze und man zündet sie mit Feuer an und verbrennt sie, bis nichts übrigbleibt.⁸ 2 Samuel 2Sam 10 23 7 8 Nicht im Kampfe werden die Bösen fallen, sondern als unnütze Dornen durch die göttliche Rache von der Erde weggerissen, vom Feuer verzehrt. 2 Samuel 2Sam 10 23 8 Hæc nomina fortium David. Sedens in cathedra sapientissimus princeps inter tres, ipse est quasi tenerrimus ligni vermiculus, qui octingentos interfecit impetu uno. Dies sind die Namen der Helden Davids: Der auf dem Stuhle Sitzende,⁹ der Weiseste,¹⁰ der Erste unter den Dreien. Er war wie das zarteste Holzwürmlein, der achthundert auf einmal erschlug.¹¹ [1Chr 11,10] 2 Samuel 2Sam 10 23 8 9 Jasobbassebeth, wohl ein Eigenname, dem [1Chr 11,11] Jesbaam, Sohn Hachamonis, entspricht. 2 Samuel 2Sam 10 23 8 10 Hebr.: der Thachkemoniter. Hier werden 37, dagegen 11 werden 53 Gibborim aufgezählt. Es scheinen Leute gewesen zu sein, welche zur Umgebung des Königs gehörend, zu den wichtigsten Diensten verwendet wurden. ([1Sam 28,2]) [1Chr 27,2-15] werden 12 je einen Monat über 24000 gesetzt. Banajas war der stehende Anführer der Cerether und Phelether, so dass zu seiner Schar [1Chr 27,6] selbst sein Sohn Aminadab versetzt wird. Der Ursprung der Gibborim [1Sam 14,52]. Vier von denselben haben den Titel Rosch (Oberhaupt) ha Schalischim (V. 8, 13 18), während Banajas und Asael (23.25) nur Schalischim genannt werden. 2 Samuel 2Sam 10 23 8 11 Nach [1Chr 11,11] ist der Vers zu verbessern: Isbaam, Sohn des Hachamoni, Rosch-ha-Schalaschim. Dieser erhob seine Lanze über 300, die er mit einem Angriffe verwundete. Waren es genau 300 oder steht die bestimmte Zahl für eine große Schar? Vollbrachte er die Tat allein oder mit den Seinen? 2 Samuel 2Sam 10 23 9 Post hunc, Eleazar filius patrui ejus Ahohites inter tres fortes, qui erant cum David quando exprobraverunt Philisthiim, et congregati sunt illuc in prlium. Nach diesem kommt Eleazar, seines Vaterbruders Sohn,¹² der Ahohiter, unter den drei Helden, welche bei David waren, als sie den Philistern Hohn sprachen und sich daselbst zum Kampfe sammelten.¹³ 2 Samuel 2Sam 10 23 9 12 Lies: des Dodai Sohn. 2 Samuel 2Sam 10 23 9 13 Besser nach [1Chr 11,13]: die mit David in Ephesdammim waren, und die Philister sammelten sich. Vergl. [1Sam 17,1]. 2 Samuel 2Sam 10 0 1 6. Wegen der Vornahme einer Volkszählung sendet Gott die Pest. Ein an der Stelle des zukünftigen Tempels dargebrachtes Opfer beendet dieselbe. [2Sam 24,1-25] A. David will, vom Stolz aufgeblasen, trotz der Gegenvorstellungen Joabs eine allgemeine Zählung des Volkes abhalten. (V. 10) B. Darüber erzürnt, last Gott David durch den Propheten Gad die Wahl treffen zwischen drei Strafen. Da David lieber in Gottes Hand fallen will, als in die der Menschen, sendet Gott die Pest über das Volk, welche drei Tage hindurch wütet. (V. 17) C. Nachdem das Sterben nachgelassen, kauft David von dem Jebusiten Areuna die Tenne, auf welcher er den Strafengel Gottes gesehen, errichtet dort einen Altar und bringt ein Dankopfer dar. 2 Samuel 2Sam 10 24 1 Et addidit furor Domini irasci contra Israel, commovitque David in eis dicentem: Vade, numera Israel et Judam. Der Zorn des Herrn aber entbrannte abermals gegen Israel¹ und er reizte David gegen sie, indem er² sprach: Auf, zähle Israel und Juda! [1Chr 21,1] 2 Samuel 2Sam 10 24 1 1 David lässt es an dem Vertrauen fehlen, auf das sein Haus, das Gott erbauen wollte, als Fundament sich stützen sollte. [2Chr 3,1] wird erzählt, dass an der Stelle der Heimsuchung der Tempel gebaut ward. Die Einleitung ist [1Chr 21] geändert. Abermals: Das erste Mal [2Chr 21,1] aus der Folge wird richtig auf die Ursache geschlossen: Wenn Jemand einer Versuchung ausgesetzt wird, die er nicht überwindet, so ist Gottes Zorn die Voraussetzung des Ausganges. Nach [1Chr 21,1] ist es der Satan, der David zu seinem verhängnisvollen Schritt bewog, d.i. ein sündhafter Grund. (V. 3) David will die Zahl der waffenfähigen Mannschaften kennen, er sann also auf Eroberungen, die doch verboten waren. [Dtn 17,16] Deshalb kann seine Überhebung als Sünde angegeben werden (Aug.) wie er doch selbst die Zählung als solche bezeichnet. (V. 10) Nicht in der Zählung als solcher lag die Verfehlung, vergl. [Ex 30,12], sondern im Ziele derselben, welches die göttlichen Verheißungen außer Acht ließ [Gen 12,7, Gen 26,4, Ex 32,13], das Volk leicht dazu brachte, Gottes zu vergessen, den König stolz machte. Vergl. [1Chr 27,1-16]. Nach V. 16 22 scheint David den einzelnen Stämmen Befehlshaber gegeben oder solche bestätigt zu haben, wodurch er die Stämme fester unter seine Gewalt brachte. V. 25 31 werden Verwalter seiner Besitzungen, 32 34 die Hauptämter aufgezählt. Die Organisation und Zentralisation war also durchgeführt und so hoffte er durch menschliche Mittel seine Macht gegen alle Unfälle sichern zu können. Nach [1Chr 27,33] folgte David hierin Achitophels Rat. Ja, nach V. 7 labte am Beginne Asael noch, also fallen die hier berichteten Ereignisse in eine Zeit, bis zu welcher er nur über Juda geherrscht. Anfangs handelte der König, nachdem er ganz Israel unter seine Gewalt gebracht, nach dem Rate der Propheten, dann ward er stolz und nahm endlich die Zählung vor. 2 Samuel 2Sam 10 24 1 2 Nach der Sept.: Gott. Ihm wird zugeschrieben, was mit seiner Zulassung geschieht. 2 Samuel 2Sam 10 24 10 Percussit autem cor David eum, postquam numeratus est populus: et dixit David ad Dominum: Peccavi valde in hoc facto: sed precor Domine, ut transferas iniquitatem servi tui, quia stulte egi nimis. Aber dem David schlug das Herz,⁶ nachdem das Volk gezählt worden, und er sprach zu dem Herrn: Ich habe schwer gesündigt durch diese Tat, aber ich bitte, Herr! nimm die Missetat deines Dieners hinweg, denn ich habe überaus töricht gehandelt. 2 Samuel 2Sam 10 24 10 6 Sein Herz klopft [1Sam 24,6] gewiss seit Beginn der Zählung. Das Volk wird auch für seine eigenen Sünden gestraft. (Greg. Vergl. [2Sam 15,10, 2Sam 20,1]) 2 Samuel 2Sam 10 24 11 Surrexit itaque David mane, et sermo Domini factus est ad Gad prophetam et Videntem David, dicens: Als sich nun David am Morgen erhob,⁷ erging das Wort des Herrn an Gad, den Propheten, den Seher Davids, also: 2 Samuel 2Sam 10 24 11 7 David hat wohl nicht geschlafen. Gad scheint dem Könige als prophetischer Freund und Ratgeber zur Seite gestanden zu haben. 2 Samuel 2Sam 10 24 12 Vade, et loquere ad David: Hæc dicit Dominus: Trium tibi datur optio, elige unum quod volueris ex his, ut faciam tibi. Gehe hin und rede zu David: So spricht der Herr: Unter drei Dingen wird dir die Wahl gestattet; erwähle eines, welches du davon willst, dass ich es dir tue. 2 Samuel 2Sam 10 24 13 Cumque venisset Gad ad David, nuntiavit ei, dicens: Aut septem annis veniet tibi fames in terra tua: aut tribus mensibus fugies adversarios tuos, et illi te persequentur: aut certe tribus diebus erit pestilentia in terra tua. Nunc ergo delibera, et vide quem respondeam ei, qui me misit, sermonem. Da nun Gad zu David kam, meldete er es ihm und sprach:⁸ Entweder soll eine Hungersnot sieben⁹ Jahre über dein Land kommen oder du sollst drei Monate lang vor deinen Feinden fliehen und sie sollen dich verfolgen oder es soll drei Tage hindurch eine Pest in deinem Lande herrschen. So überlege nun also und siehe zu, welche Antwort ich dem bringen soll, der mich gesandt hat. [2Chr 21,12] 2 Samuel 2Sam 10 24 13 8 Der Prophet bring Gottes Wort zu den Menschen, der Menschen Wort zu Gott. 2 Samuel 2Sam 10 24 13 9 Die Sept. hat hier und [1Chr 21,12]: drei. In der Tat wird dies schon durch die Abstufung: 3 Jahre, 3 Monate, 3 Tage gefordert. Auch Orig. Ambros. Theodor sprechen von 3 Jahren. David stellt es Gott anheim. Ob er Hunger oder Pest verhängen will, nur der Krieg scheint ihm schrecklicher. 2 Samuel 2Sam 10 24 14 Dixit autem David ad Gad: Coarctor nimis: sed melius est ut incidam in manus Domini (multæ enim misericordiæ ejus sunt), quam in manus hominum. David aber sprach zu Gad: Ich bin sehr bedrängt, aber es ist besser, in die Hände des Herrn zu fallen (denn seine Barmherzigkeit ist groß), als in die Hände der Menschen. [1Chr 21,13, Dan 13,23] 2 Samuel 2Sam 10 24 15 Immisitque Dominus pestilentiam in Israel, de mane usque ad tempus constitutum, et mortui sunt ex populo a Dan usque ad Bersabee septuaginta millia virorum. Da sandte der Herr die Pest über Israel, vom Morgen an bis zur bestimmten Zeit¹⁰ und es starben von dem Volke, von Dan bis nach Bersabee, siebzigtausend. 2 Samuel 2Sam 10 24 15 10 Bis zur Zeit des Opfers. Die drei Tage sind nicht voll. Die Septuag fügt bei: Es war aber die Zeit der Weizenernte, als die Plage unter dem Volke anfing. 2 Samuel 2Sam 10 24 16 Cumque extendisset manum suam Angelus Domini super Jerusalem ut disperderet eam, misertus est Dominus super afflictione, et ait Angelo percutienti populum: Sufficit: nunc contine manum tuam: erat autem Angelus Domini juxta aream Areuna Jebusæi. Als nun der Engel des Herrn seine Hand über Jerusalem ausgestreckt hielt, um es zu verderben, erbarmte sich der Herr über das Elend und sprach zu dem Engel, der das Volk schlug:¹¹ Genug, ziehe nun deine Hand zurück! Der Engel des Herrn aber stand bei der Tenne des Jebusiters Areuna.¹² 2 Samuel 2Sam 10 24 16 11 Die Ausführung des Strafgerichtes wird einem Engel übertragen, damit es klar erhelle, dass das Sterben des Volkes ein Gottesgericht ist. Vergl. [Ex 12,23-27; 1Chr 21,15]. 2 Samuel 2Sam 10 24 16 12 Diese Tenne war auf dem Berge Moria, da wo später der Tempel stand [2Chr 3,1] außerhalb der damaligen Stadt. Die Beschreibung des Engels siehe [1Chr 21,16]. 2 Samuel 2Sam 10 24 17 Dixitque David ad Dominum cum vidisset Angelum cædentem populum: Ego sum qui peccavi, ego inique egi: isti qui oves sunt, quid fecerunt? vertatur, obsecro, manus tua contra me, et contra domum patris mei. Als David den Engel, der das Volk schlug, sah, sprach er zu dem Herrn: Ich bin es, der gesündigt hat, ich habe Unrecht getan; diese sind Schafe, was haben sie getan?¹³ Deine Hand wende sich, ich bitte dich, wider mich und wider das Haus meines Vaters. 2 Samuel 2Sam 10 24 17 13 Der Hirt leide für die Herde: ein Vorbild des Erlösers aus Davids Stamme. Jetzt sieht David ein, dass nicht die Zahl es ist, welche Sicherheit gewährt, da diese so dahinschwindet. 2 Samuel 2Sam 10 24 18 Venit autem Gad ad David in die illa, et dixit ei: Ascende, et constitue altare Domino in area Areuna Jebusæi. An jenem Tage kam Gad zu David¹⁴ und sprach zu ihm: Gehe hin und errichte dem Herrn auf der Tenne des Jebusiters Areuna einen Altar! 2 Samuel 2Sam 10 24 18 14 Nach [1Chr 21,18] gab der Engel Gad diesen Befehl. 2 Samuel 2Sam 10 24 19 Et ascendit David juxta sermonem Gad, quem præceperat ei Dominus. Da ging David hin nach der Weisung Gads, welche der Herr ihm gegeben hatte. 2 Samuel 2Sam 10 24 2 Dixitque rex ad Joab principem exercitus sui: Perambula omnes tribus Israel a Dan usque Bersabee, et numerate populum, ut sciam numerum ejus. Da sprach der König zu Joab, dem Führer seines Heeres: Ziehe durch alle Stämme Israels von Dan bis Bersabee und zählet das Volk, damit ich seine Zahl erfahre. 2 Samuel 2Sam 10 24 20 Conspiciensque Areuna, animadvertit regem et servos ejus transire ad se: Als nun Areuna aufsah, gewahrte er, dass der König und seine Diener zu ihm kamen, 2 Samuel 2Sam 10 24 21 Et egressus adoravit regem prono vultu in terram, et ait: Quid causæ est ut veniat dominus meus rex ad servum suum? Cui David ait: Ut emam a te aream, et ædificem altare Domino, et cesset interfectio quæ grassatur in populo. und er trat hinaus, warf sich vor dem Könige nieder, verneigte sich mit dem Angesichte zur Erde und sprach: Welches ist die Ursache, dass mein Herr, der König, zu seinem Knechte kommt? David antwortete ihm: Um von dir die Tenne zu kaufen und dem Herrn einen Altar zu erbauen, damit das Sterben, welches unter dem Volke wütet, aufhöre. 2 Samuel 2Sam 10 24 22 Et ait Areuna ad David: Accipiat, et offerat dominus meus rex, sicut placet ei: habes boves in holocaustum, et plaustrum, et juga boum in usum lignorum. Areuna sprach zu David: Mein Herr und König nehme sie und opfere nach seinem Gefallen; hier hast du Rinder zum Brandopfer und den Wagen und die Joche der Rinder zur Verwendung als Holz. 2 Samuel 2Sam 10 24 23 Omnia dedit Areuna rex regi: dixitque Areuna ad regem: Dominus Deus tuus suscipiat votum tuum. Alles gab Areuna, der König,¹⁵ dem Könige und Areuna sprach zu dem Könige: Der Herr, dein Gott, nehme deinen Wunsch auf! 2 Samuel 2Sam 10 24 23 15 Durch ein Versehen der Abschreiber in den Text gekommen. 2 Samuel 2Sam 10 24 24 Cui respondens rex, ait: Nequaquam ut vis, sed emam pretio a te, et non offeram Domino Deo meo holocausta gratuita. Emit ergo David aream, et boves, argenti siclis quinquaginta: Der König antwortete ihm, und sprach: Mit nichten so, wie du willst, sondern um Entgelt will ich es von dir kaufen und will dem Herrn, meinem Gott, keine Brandopfer darbringen, die ich ohne Kosten habe. So kaufte David denn die Tenne und die Rinder um fünfzig Sekel Silbers.¹⁶ 2 Samuel 2Sam 10 24 24 16 Etwa 130 Mark. Nach [1Chr 21,25] waren es etwa 22700 Mark. Da Abraham bereits etwa 1200 M. für eine Begräbnisstätte gegeben, ist die letztere Zahl wahrscheinlicher. 2 Samuel 2Sam 10 24 25 Et ædificavit ibi David altare Domino, et obtulit holocausta et pacifica: et propitiatus est Dominus terræ, et cohibita est plaga ab Israel. Und David baute dem Herrn daselbst einen Altar und brachte Brandopfer und Friedopfer dar, und der Herr ward mit dem Lande versöhnt und die Plage ward von Israel abgewehrt.¹⁷ 2 Samuel 2Sam 10 24 25 17 Vergl. [1Chr 21,26]. Die Stiftshütte und der Brandopferaltar waren damals auf der Höhe Gabaon. David glaubte, Gott werde ihm wohl an dem Orte, den der Engel ihm gezeigt, Gnade erweisen, deshalb begibt er sich nicht nach Gabaon. Auf diesem Berge wollte einst Abraham den Isaak opfern. [Gen 22,2] Die Annahme des Opfers bestätigt Gott durch Feuer vom Himmel. [1Chr 21,26] 2 Samuel 2Sam 10 24 3 Dixitque Joab regi: Adaugeat Dominus Deus tuus ad populum tuum, quantus nunc est, iterumque centuplicet in conspectu domini mei regis: sed quid sibi dominus meus rex vult in re hujuscemodi? Joab sprach zu dem Könige: Der Herr, dein Gott, möge dein Volk noch einmal so sehr mehren, als es jetzt ist, und möge es noch hundertfältig vermehren vor den Augen meines Herrn und Königs; doch was hat mein Herr und König mit solcher Sache vor? 2 Samuel 2Sam 10 24 4 Obtinuit autem sermo regis verba Joab, et principum exercitus: egressusque est Joab, et principes militum a facie regis, ut numerarent populum Israel. Aber der Befehl des Königs ward aufrecht erhalten gegen die Worte Joabs und der Anführer des Heeres und Joab und die Anführer der Soldaten begaben sich von dem Angesichte des Königs hinweg, um das Volk Israel zu zählen. 2 Samuel 2Sam 10 24 5 Cumque pertransissent Jordanem, venerunt in Aroer ad dexteram urbis, quæ est in valle Gad: Sie überschritten den Jordan³ und kamen nach Aroer rechts⁴ von der Stadt, welche im Tale Gad liegt, 2 Samuel 2Sam 10 24 5 3 Sie folgen dem Umkreise. [1Chr 27,24] wird gesagt, die Zählung sei nicht vollendet worden, und nach [2Chr 21,6] sind Benjamin (und Levi) ausgelassen, also die Mitte. Von Aroer zogen sie jenseits des Jordans am Flusse Arnon nach Norden und von dort am Ufer des Mittelmeeres entlang bis zur südlichsten Stadt des heiligen Landes Bersabee, von hier durch Juda nach Jerusalem. 2 Samuel 2Sam 10 24 5 4 Richtiger: Sie kamen von Aroer, der rechten (Süd-) Seite der Stadt, die inmitten des Tales ist, und kamen nach Gad und bis Gazer. Und sie kamen nach Galaad. Und sie kamen in das Land der Hethiter gegen Kades. Gazer lag in der Mitte von Gad. 2 Samuel 2Sam 10 24 6 Et per Jazer transierunt in Galaad, et in terram inferiorem Hodsi, et venerunt in Dan silvestria. Circumeuntesque juxta Sidonem, und sie zogen durch Jazer nach Galaad und in das untere Land Hodsi und kamen in die Waldgegend von Dan. Dann gingen sie in die Umgegend von Sidon 2 Samuel 2Sam 10 24 7 Transierunt prope mnia Tyri, et omnem terram Hevæi et Chananæi, veneruntque ad meridiem Juda in Bersabee: und zogen an den Mauern von Tyrus vorüber und durch das ganze Land der Hevither und Chananiter und kamen in den Süden von Juda nach Bersabee. 2 Samuel 2Sam 10 24 8 Et lustrata universa terra, affuerunt post novem menses, et viginti dies, in Jerusalem. Und nachdem sie das ganze Land durchzogen hatten, kamen sie nach neun Monaten und zwanzig Tagen wieder in Jerusalem an. 2 Samuel 2Sam 10 24 9 Dedit ergo Joab numerum descriptionis populi regi, et inventa sunt de Israel octingenta millia virorum fortium, qui educerent gladium: et de Juda quingenta millia pugnatorum. Da gab Joab dem Könige die Zahl des gemusterten Volkes an und es fanden sich in Israel achtmalhunderttausend streitbare Männer, die das Schwert führten, und in Juda fünfmalhunderttausend waffenfähige Männer.⁵ 2 Samuel 2Sam 10 24 9 5 In [1Chr 21,5] werden andere Zahlen geboten. Der Text ist wohl verdorben aber es bestand keine authentische Feststellung der Zählung, so dass der Verfasser [2Sam 24,9] und [1Chr 21,5] diese selbst als nicht aus authentischen Quellen geschöpft bezeichnen. Wenn man annimmt 1300000, so kommen auf Juda (die über 20 Jahre alten Leute auf etwa der Bevölkerung gerechnet,) 2 Millionen, auf die Quadratmeile (es sind solcher 530) mehr als 11000 Einwohner. Diese Zählung nahm 9 Monate 20 Tage, also etwa 245 Tage in Anspruch; somit wurden täglich durchschnittlich 5300 Krieger eingeschrieben oder 21000 Einwohner gemustert. Auch diese Zahl kann zu hoch scheinen. Die beiden Stämme Levi und Benjamin werden nicht gezählt, weil nach [1Chr 27,24] die Plage dazwischen kommt. (Vergl. [2Sam 23,7] ein Joab gewährtes Zugeständnis.) 1 Chronik 1Chr 13 0 1 I. Geschlechtsregister. (Kap 1,1 Kap. 9,34) 1. Von Adam bis auf Abraham und Jakob. (Kap. 1) A. Von Adam bis auf Abraham. (V. 27) B. Von Abraham bis auf Israel (Jakob). 1 Chronik 1Chr 13 1 1 Adam, Seth, Enos, Adam,¹ Seth, Enos, [Gen 2,7, Gen 4,25, Gen 5,6.9] 1 Chronik 1Chr 13 1 1 1 Adam zeugte Seth usw. 1 Chronik 1Chr 13 1 10 Chus autem genuit Nemrod: iste cpit esse potens in terra. Chus zeugte den Nemrod dieser fing an, mächtig zu sein auf Erden. [Gen 10,8] 1 Chronik 1Chr 13 1 11 Mesraim vero genuit Ludim, et Anamim, et Laabim, et Nephtuim. Mesraim aber zeugte die Luditer und Anamiter, die Laabiter und Nephtuiter, 1 Chronik 1Chr 13 1 12 Phetrusim quoque, et Casluim: de quibus egressi sunt Philisthiim, et Caphtorim. auch die Phethrusiter und Kasluiter, von welchen die Philister und die Kaphtoriter ausgegangen sind. 1 Chronik 1Chr 13 1 13 Chanaan vero genuit Sidonem primogenitum suum, Hethæum quoque, Chanaan aber zeugte den Sidon, seinen Erstgebornen, und den Hethiter, 1 Chronik 1Chr 13 1 14 Et Jebusæum, et Amorrhæum, et Gergesæum, den Jebusiter, Amorrhiter, Gergesiter, 1 Chronik 1Chr 13 1 15 Hevæumque et Aracæum, et Sinæum. Heviter, Araziter, Siniter, 1 Chronik 1Chr 13 1 16 Aradium quoque, et Samaræum, et Hamathæum. Araditer, Samaräer und Hamathiter. 1 Chronik 1Chr 13 1 17 Filii Sem: lam, et Assur, et Arphaxad, et Lud, et Aram, et Hus, et Hul, et Gether, et Mosoch. Die Söhne Sems sind: Älam, Assur, Arphaxad, Lud, Aram, Hus, Hul,³ Gether und Mosoch. [Gen 10,22, Gen 11,10] 1 Chronik 1Chr 13 1 17 3 Hus und Hul sind Enkel. 1 Chronik 1Chr 13 1 18 Arphaxad autem genuit Sale, qui et ipse genuit Heber. Arphaxad aber zeugte den Sale, der Heber zeugte. 1 Chronik 1Chr 13 1 19 Porro Heber nati sunt duo filii, nomen uni Phaleg, quia in diebus ejus divisa est terra; et nomen fratris ejus Jectan. Dem Heber wurden zwei Söhne geboren, der Name des einen Phaleg, weil in seinen Tagen die Erde geteilt worden; und der Name seines Bruders Jektan. 1 Chronik 1Chr 13 1 2 Cainan, Maleleel, Jared, Kainan, Malaleel, Jared, 1 Chronik 1Chr 13 1 20 Jectan autem genuit Elmodad, et Saleph, et Asarmoth, et Jare, Jektan aber zeugte den Elmodad, Saleph, Asarmoth, Jare, 1 Chronik 1Chr 13 1 21 Adoram quoque, et Huzal, et Decla. Adoram, Huzal, Dekla. 1 Chronik 1Chr 13 1 22 Hebal etiam, et Abimael, et Saba, necnon Hebal, Abimael, Saba, dazu 1 Chronik 1Chr 13 1 23 Et Ophir, et Hevila, et Jobab: omnes isti filii Jectan: Ophir, Hevila und Jobab; alle diese sind Söhne Jektans. 1 Chronik 1Chr 13 1 24 Sem, Arphaxad, Sale, Sem,⁴ Arphaxad, Sale, 1 Chronik 1Chr 13 1 24 4 Es folgen Nachkommen Sems von der Linie Arpharad. 1 Chronik 1Chr 13 1 25 Heber, Phaleg, Ragau, Heber, Phaleg, Ragau, 1 Chronik 1Chr 13 1 26 Serug, Nachor, Thare, Serug, Nachor, Thare, 1 Chronik 1Chr 13 1 27 Abram, iste est Abraham. Abram, welcher Abraham ist.⁵ [Gen 17,5, Gen 11,26] 1 Chronik 1Chr 13 1 27 5 Hinweis auf Abrahams heilsgeschichtliche Bedeutung. 1 Chronik 1Chr 13 1 28 Filii autem Abraham, Isaac et Ismahel. Die Söhne Abrahams aber sind Isaak und Ismahel. 1 Chronik 1Chr 13 1 29 Et hæ generationes eorum. Primogenitus Ismahelis, Nabaioth, et Cedar, et Adbeel, et Mabsam, Und dies sind ihre Geschlechtsfolgen: Der Erstgeborne Ismahels Nabajoth, Kedar, Adbeel und Mabsam, [Gen 25,13] 1 Chronik 1Chr 13 1 3 Henoch, Mathusale, Lamech, Henoch, Mathusale, Lamech, 1 Chronik 1Chr 13 1 30 Et Masma, et Duma, Massa, Hadad, et Thema, Masam, Duma, Massa, Hadad, Thema, 1 Chronik 1Chr 13 1 31 Jetur, Naphis, Cedma: hi sunt filii Ismahelis. Jetur, Naphis und Kedma: das sind die Söhne Ismahels. 1 Chronik 1Chr 13 1 32 Filii autem Ceturæ concubinæ Abraham, quos genuit: Zamran, Jecsan, Madan, Madian, Jesboc, et Sue. Porro filii Jecsan: Saba et Dadan. Filii autem Dadan: Assurim, et Latussim, et Laomim. Die Söhne Keturas, der Nebenfrau Abrahams, die sie gebar, sind: Zamran, Jeksan, Madan, Madian, Jesbok und Sue. Und die Söhne Jeksans: Saban und Dadan. Die Söhne Dadans:⁶ die Assuriter, Latussiter und Laomiter. 1 Chronik 1Chr 13 1 32 6 Diese fehlen im Hebräischen. 1 Chronik 1Chr 13 1 33 Filii autem Madian: Epha, et Epher, et Henoch, et Abida, et Eldaa: omnes hi filii Ceturæ. Und die Söhne Madians: Epha, Epher, Henoch, Abida und Eldaa; alle diese sind Söhne der Ketura. [Gen 25,4] 1 Chronik 1Chr 13 1 34 Genuit autem Abraham Isaac: cujus fuerunt filii Esau, et Israel. Abraham aber zeugte den Isaak; dessen Söhne waren Esau und Israel. [Gen 25,19] 1 Chronik 1Chr 13 1 35 Filii Esau: Eliphaz, Rahuel, Jehus, Ihelom, et Core. Die Söhne Esaus: Eliphaz, Rahuel, Jehus, Ihelom und Kore. [Gen 36,10] 1 Chronik 1Chr 13 1 36 Filii Eliphaz: Theman, Omar, Sephi, Gathan, Cenez, Thamna, Amalec. Die Söhne Eliphaz: Theman, Omar, Sephi, Gathan, Kenez, Thamna,⁷ Amalek. 1 Chronik 1Chr 13 1 36 7 Der Stamm Thamna [Gen 36,40] ist zu streichen, da er gleichbedeutend ist mit Amalek, dem Sohne der Thamna. Von ihm stammt vermutlich jenes Volk im Gebirge Seir, von dem [1Chr 4,42ff] berichtet wird. 1 Chronik 1Chr 13 1 37 Filii Rahuel: Nahath, Zara, Samma, Meza. Die Söhne Rahuels: Nahath, Zara, Samma, Meza. 1 Chronik 1Chr 13 1 38 Filii Seir: Lotan, Sobal, Sebeon, Ana, Dison, Eser, Disan. Die Söhne Seirs:⁸ Lotan, Sobal, Sebeon, Ana, Dison, Eser, Disan. 1 Chronik 1Chr 13 1 38 8 Nachkommen. 1 Chronik 1Chr 13 1 39 Filii Lotan: Hori, Homam. Soror autem Lotan fuit Thamna. Die Söhne Lotans: Hori, Homam. Die Schwester Lotans aber war Thamna. 1 Chronik 1Chr 13 1 4 Noe, Sem, Cham, et Japheth. Noe, Sem, Cham und Japheth. 1 Chronik 1Chr 13 1 40 Filii Sobal: Alian, et Manahath, et Ebal, Sephi et Onam. Filii Sebeon: Aia et Ana. Filii Ana: Dison. Die Söhne Sobals: Alian, Manahath. Ebal, Sephi und Onam. Die Söhne Sebeons: Aja und Ana. Die Söhne Anas: Dison. 1 Chronik 1Chr 13 1 41 Filii Dison: Hamram, et Eseban et Jethran et Charan. Die Söhne Disons:⁹ Hamram, Eseban, Jethran und Charan. 1 Chronik 1Chr 13 1 41 9 Die Stammesfürsten der einheimischen Bevölkerung des Gebirges Seir, mit der sich die Nachkommen Esaus zu einem Volke verschmolzen. 1 Chronik 1Chr 13 1 42 Filii Eser: Balaan, et Zavan, et Jacan. Filii Disan: Hus et Aran. Die Söhne Esers: Balaan, Zavan und Jakan. Die Söhne Disans: Hus und Aran. 1 Chronik 1Chr 13 1 43 Isti sunt reges, qui imperaverunt in terra Edom, antequam esset rex super filios Israel: Bale filius Beor: et nomen civitatis ejus, Denaba. Dies sind die Könige, welche im Lande Edom geherrscht haben, ehe es einen König über die Söhne Israels gab: Bale, der Sohn Beors; und der Name seiner Stadt war Denaba. 1 Chronik 1Chr 13 1 44 Mortuus est autem Bale, et regnavit pro eo Jobab filius Zare de Bosra. Bale aber starb und Jobab, der Sohn Zares von Bosra, ward König an seiner Statt. 1 Chronik 1Chr 13 1 45 Cumque et Jobab fuisset mortuus, regnavit pro eo Husam de terra Themanorum. Als auch Jobab gestorben war, ward Husam aus dem Lande der Themaniter König an seiner Statt. 1 Chronik 1Chr 13 1 46 Obiit quoque et Husam, et regnavit pro eo Adad filius Badad, qui percussit Madian in terra Moab: et nomen civitatis ejus Avith. Als Husam starb, ward Adad, der Sohn Badads, an seiner Statt König, der die Madianiter im Lande Moab schlug; und der Name seiner Stadt war Avith. 1 Chronik 1Chr 13 1 47 Cumque et Adad fuisset mortuus, regnavit pro eo Semla de Masreca. Als Adad gestorben war, ward Semla von Masreka an seiner Statt König. 1 Chronik 1Chr 13 1 48 Sed et Semla mortuus est, et regnavit pro eo Saul de Rohoboth, quæ juxta amnem sita est. Als Semla starb, ward an seiner Statt Saul König von Rohoboth, welches am Strome¹⁰ liegt. 1 Chronik 1Chr 13 1 48 10 Am Euphrat. 1 Chronik 1Chr 13 1 49 Mortuo quoque Saul, regnavit pro eo Balanan filius Achobor. Als Saul gestorben war, ward Balanan, der Sohn Achobors, an seiner Statt König. 1 Chronik 1Chr 13 1 5 Filii Japheth: Gomer, et Magog, et Madai, et Javan, Thubal, Mosoch, Thiras. Die Söhne Japheths sind: Gomer, Magog, Madai, Javan, Thubal, Mosoch, Thiras. 1 Chronik 1Chr 13 1 50 Sed et hic mortuus est, et regnavit pro eo Adad, cujus urbis nomen fuit Phau, et appellata est uxor ejus Meetabel filia Matred filiæ Mezaab. Als dieser starb, ward an seiner Statt Adad König, dessen Stadt Phau genannt ward und dessen Weib Meetabel hieß, eine Tochter Matreds, einer Tochter Mezaabs. 1 Chronik 1Chr 13 1 51 Adad autem mortuo, duces pro regibus in Edom esse cperunt; dux Thamna, dux Alva, dux Jetheth, Als aber Adad starb, fingen in Edom statt der Könige an Fürsten zu sein: der Fürst von Thamna, der Fürst von Alva, der Fürst von Jetheth, 1 Chronik 1Chr 13 1 52 Dux Oolibama, dux Ela, dux Phinon, der Fürst von Oolibama, der Fürst von Ela, der Fürst von Phinon, 1 Chronik 1Chr 13 1 53 Dux Cenez, dux Theman, dux Mabsar, der Fürst von Kenez, der Fürst von Theman, der Fürst von Mabsar, 1 Chronik 1Chr 13 1 54 Dux Magdiel, dux Hiram: hi duces Edom. der Fürst von Magdiel, der Fürst von Hiram. Das sind die Fürsten von Edom. 1 Chronik 1Chr 13 1 6 Porro filii Gomer: Ascenez, et Riphath, et Thogorma. Die Söhne Gomers sind: Askenez, Riphath² und Thogorma. 1 Chronik 1Chr 13 1 6 2 Im Hebr. ist Diphat, demnach entweder hier oder [Gen 10,3.4] ein Schreibfehler. Andere Namen haben ihre Aussprache verändert, wie V. 11 Ludim. 1 Chronik 1Chr 13 1 7 Filii autem Javan; Elisa et Tharsis, Cethim et Dodanim. Die Söhne Javans sind: Elisa und Tharsis, Cethim und Dodanim. 1 Chronik 1Chr 13 1 8 Filii Cham: Chus, et Mesraim, et Phut, et Chanaan. Die Söhne Chams: Chus, Mesraim, Phut und Chanaan. 1 Chronik 1Chr 13 1 9 Filii autem Chus: Saba, et Hevila, Sabatha, et Regma, et Sabathacha. Porro filii Regma: Saba, et Dadan. Die Söhne Chus aber: Saba, Hevila, Sabatha, Regma und Sabathacha. Die Söhne Regmas: Saba und Dadan. 1 Chronik 1Chr 13 0 1 2. Geschlechtsregister des Volkes Israel mit besonderer Berücksichtigung der Stämme Juda, Levi und Benjamin. (2,1 8,40) A. Der Stamm Juda. (2,3 4,23) 1 Chronik 1Chr 13 2 1 Filii autem Israel: Ruben, Simeon, Levi, Juda, Issachar et Zabulon, Die Söhne Israels aber sind:¹ Ruben, Simeon, Levi, Juda, Issachar, Zabulon, 1 Chronik 1Chr 13 2 1 1 Orte und Personen werden mit besonderer Rücksicht auf David ausgewählt. 1 Chronik 1Chr 13 2 10 Porro Ram genuit Aminadab. Aminadab autem genuit Nahasson, principem filiorum Juda. Ram aber zeugte Aminadab; Aminadab zeugte Nahasson, den Fürsten der Söhne Judas.⁶ [Num 1,7] 1 Chronik 1Chr 13 2 10 6 Da für den Zweitraum des Aufenthaltes in Ägypten von 430 Jahren nur drei Glieder angegeben werden (Nahasson, Ram, Aminadab), sind andere übergangen. Das Gleiche gilt für den Zeitraum von Nahasson auf David, für den wohl vier Glieder geboten werden. 1 Chronik 1Chr 13 2 11 Nahasson quoque genuit Salma, de quo ortus est Booz. Nahasson zeugte Salma,⁷ von welchem Booz abstammte. 1 Chronik 1Chr 13 2 11 7 Oder Salmon. [Rut 4,20] 1 Chronik 1Chr 13 2 12 Booz vero genuit Obed, qui et ipse genuit Isai. Booz aber zeugte Obed, der Isai zeugte. 1 Chronik 1Chr 13 2 13 Isai autem genuit primogenitum Eliab, secundum Abinadab, tertium Simmaa, Isai aber zeugte Eliab als Erstgebornen, Abinadab als zweiten, Simmaa als dritten, [1Sam 16,6, 1Sam 8,9, 1Sam 17,12] 1 Chronik 1Chr 13 2 14 Quartum Nathanael, quintum Raddai, Nathanael, als vierten, Raddai als fünften, 1 Chronik 1Chr 13 2 15 Sextum Asom, septimum David. Asom als sechsten, David als siebenten.⁸ 1 Chronik 1Chr 13 2 15 8 Nach [1Sam 17,12] hatte Isai acht Söhne. Vielleicht starb einer ohne Nachkommenschaft. 1 Chronik 1Chr 13 2 16 Quorum sorores fuerunt Sarvia, et Abigail. Filii Sarviæ: Abisai, Joab, et Asael, tres. Ihre Schwestern waren Sarvia und Abigail. Die Söhne Sarvias: Abisai, Joab, und Asael, drei. 1 Chronik 1Chr 13 2 17 Abigail autem genuit Amasa, cujus pater fuit Jether Ismahelites. Abigail⁹ aber gebar Amasa, dessen Vater Jether, der Ismahelit, war. [2Sam 17,25] 1 Chronik 1Chr 13 2 17 9 Die Stiefschwester Davids [2Sam 17,25]. 1 Chronik 1Chr 13 2 18 Caleb vero filius Hesron accepit uxorem nomine Azuba, de qua genuit Jerioth, fueruntque filii ejus Jaser, et Sobab, et Ardon. Und Kaleb¹⁰ der Sohn Hesrons, nahm ein Weib, namens Azuba, mit welcher er Jerioth zeugte, und seine Söhne waren Jaser, Sobab und Ardon.¹¹ 1 Chronik 1Chr 13 2 18 10 Oder Kalubi. (V. 9) 1 Chronik 1Chr 13 2 18 11 Im Hebräischen ist der Text nicht unversehrt. 1 Chronik 1Chr 13 2 19 Cumque mortua fuisset Azuba, accepit uxorem Caleb, Ephrata: quæ peperit ei Hur. Als Azuba gestorben, nahm Kaleb Ephrata zum Weibe, die ihm Hur gebar. 1 Chronik 1Chr 13 2 2 Dan, Joseph, Benjamin, Nephthali, Gad et Aser. Dan, Joseph, Benjamin, Nephthali, Gad und Aser. 1 Chronik 1Chr 13 2 20 Porro Hur genuit Uri: et Uri genuit Bezeleel. Hur aber zeugte Uri und Uri zeugte Bezeleel. 1 Chronik 1Chr 13 2 21 Post hæc ingressus est Hesron ad filiam Machir patris Galaad, et accepit eam cum esset annorum sexaginta: quæ peperit ei Segub. Darnach vermählte sich Hesron mit der Tochter Machirs,¹² des Vaters Galaads,¹³ und er nahm sie, als er sechzig Jahre alt war; diese gebar ihm Segub. [Num 32,40, Jos 13,30] 1 Chronik 1Chr 13 2 21 12 Machir war der Erstgeborene Manasses. [Gen 50,22, Num 26,29] 1 Chronik 1Chr 13 2 21 13 [Num 27,1] 1 Chronik 1Chr 13 2 22 Sed et Segub genuit Jair, et possedit viginti tres civitates in terra Galaad. Segub aber zeugte den Jair; dieser besaß dreiundzwanzig Städte im Lande Galaad. [Num 32,40, Dtn 3,14, Jos 13,14, Ri 10,4] 1 Chronik 1Chr 13 2 23 Cepitque Gessur, et Aram oppida Iair, et Canath, et viculos ejus sexaginta civitatum: omnes isti, filii Machir patris Galaad. Und die Gessuriter und Aramiter nahmen die Städte Jairs weg und Kanath und die dazu gehörigen Dörfer, sechzig Städte; alle diese waren Söhne Machirs, des Vaters Galaads. 1 Chronik 1Chr 13 2 24 Cum autem mortuus esset Hesron, ingressus est Caleb ad Ephratha. Habuit quoque Hesron uxorem Abia, quæ peperit ei Ashur patrem Thecuæ. Als aber Hesron gestorben war, nahm Kaleb Ephratha zum Weibe. Hesron hatte auch Abia zum Weibe, die ihm den Ashur, den Vater von Thekua, gebar.¹⁴ 1 Chronik 1Chr 13 2 24 14 Hebr.: Nach dem Tode des Hesron in Kaleb-Ephratha als das Weib des Hesron Abia war, gebar sie ihm Assur, den Vater von Thekoa. 1 Chronik 1Chr 13 2 25 Nati sunt autem filii Jerameel primogeniti Hesron, Ram primogenitus ejus, et Buna, et Aram, et Asom, et Achia. Jerameel, dem Erstgebornen Hesrons, wurden diese Söhne geboren: Ram, sein Erstgeborner, Buna, Aram, Asom und Achia. 1 Chronik 1Chr 13 2 26 Duxit quoque uxorem alteram Jerameel, nomine Atara, quæ fuit mater Onam. Und Jerameel hatte noch ein anderes Weib, namens Atara; diese war die Mutter Onams. 1 Chronik 1Chr 13 2 27 Sed et filii Ram primogeniti Jerameel, fuerunt Moos, Jamin, et Achar. Die Söhne Rams aber, des Erstgebornen Jerameels, waren: Moos, Jamin, und Achar. 1 Chronik 1Chr 13 2 28 Onam autem habuit filios Semei, et Jada. Filii autem Semei: Nadab, et Abisur. Onam aber hatte zu Söhnen Semei und Jada. Die Söhne Semeis waren: Nadab und Abisur. 1 Chronik 1Chr 13 2 29 Nomen vero uxoris Abisur, Abihail, quæ peperit ei Ahobban, et Molid. Der Name des Weibes Abisurs war Abihail, welche ihm Ahobban und Molid gebar. 1 Chronik 1Chr 13 2 3 Filii Juda: Her, Onan, et Sela: hi tres nati sunt ei de filia Sue Chananitide. Fuit autem Her primogenitus Juda, malus coram Domino, et occidit eum. Die Söhne Judas: Her, Onan und Sela; diese drei wurden ihm geboren von der Tochter Sues, der Chananiterin. Aber Her, der Erstgeborne des Judas, war böse vor dem Herrn und dieser tötete ihn. [Gen 38,3, Gen 46,12] 1 Chronik 1Chr 13 2 30 Filii autem Nadab fuerunt Saled, et Apphaim. Mortuus est autem Saled absque liberis. Und die Söhne Nadabs waren Saled und Apphaim. Saled aber starb ohne Kinder. 1 Chronik 1Chr 13 2 31 Filius vero Apphaim, Jesi: qui Jesi genuit Sesan. Porro Sesan genuit Oholai. Der Sohn Apphaims war Jesi, welcher den Sesan zeugte. Und Sesan zeugte Oholai.¹⁵ 1 Chronik 1Chr 13 2 31 15 Eine Frau. (Vergl. V. 34) 1 Chronik 1Chr 13 2 32 Filii autem Jada fratris Semei: Jether, et Jonathan. Sed et Jether mortuus est absque liberis. Die Söhne Jadas aber, des Bruders Semeis, waren: Jether und Jonathan. Aber auch Jether starb ohne Kinder. 1 Chronik 1Chr 13 2 33 Porro Jonathan genuit Phaleth, et Ziza. Isti fuerunt filii Jerameel. Und Jonathan zeugte Phaleth und Ziza. Dies waren die Söhne Jerameels. 1 Chronik 1Chr 13 2 34 Sesan autem non habuit filios, sed filias: et servum gyptium nomine Jeraa. Sesan hatte keine Söhne, sondern Töchter; er hatte aber einen ägyptischen Knecht namens Jeraa. 1 Chronik 1Chr 13 2 35 Deditque ei filiam suam uxorem: quæ peperit ei Ethei. Diesem gab er seine Tochter¹⁶ zum Weibe, welche ihm Ethei gebar. 1 Chronik 1Chr 13 2 35 16 Wohl die V. 31 genannte Oholai. 1 Chronik 1Chr 13 2 36 Ethei autem genuit Nathan, et Nathan genuit Zabad. Ethei aber zeugte Nathan, Nathan zeugte Zabad. 1 Chronik 1Chr 13 2 37 Zabad quoque genuit Ophlal, et Ophlal genuit Obed, Zabad zeugte Ophlal, Ophlal zeugte Obed, 1 Chronik 1Chr 13 2 38 Obed genuit Jehu, Jehu genuit Azariam, Obed zeugte Jehu, Jehu zeugte Azarias, 1 Chronik 1Chr 13 2 39 Azarias genuit Helles, et Helles genuit Elasa, Azarias zeugte Helles, Helles zeugte Elasa, 1 Chronik 1Chr 13 2 4 Thamar autem nurus ejus peperit ei Phares et Zara: omnes ergo filii Juda, quinque. Thamar aber, seine Schwiegertochter, gebar ihm den Phares und Zara. Alle Söhne Judas waren also fünf. [1Chr 4,1, Mt 1,3] 1 Chronik 1Chr 13 2 40 Elasa genuit Sisamoi, Sisamoi genuit Sellum, Elasa zeugte Sisamoi, Sisamoi zeugte Sellum, 1 Chronik 1Chr 13 2 41 Sellum genuit Icamiam, Icamia autem genuit Elisama. Sellum zeugte Ikamia, Ikamia aber zeugte Elisama. 1 Chronik 1Chr 13 2 42 Filii autem Caleb fratris Jerameel: Mesa primogenitus ejus, ipse est pater Ziph: et filii Maresa patris Hebron. Und die Söhne Kalebs, des Bruders Jerameels, waren: Mesa, sein Erstgeborner, das ist der Vater von Ziph, und die Söhne Maresas, des Vaters Hebrons. 1 Chronik 1Chr 13 2 43 Porro filii Hebron, Core, et Taphua, et Recem, et Samma. Und die Söhne Hebrons: Kore, Taphua, Rekem und Samma. 1 Chronik 1Chr 13 2 44 Samma autem genuit Raham, patrem Jercaam, et Recem genuit Sammai. Samma zeugte Raham, den Vater Jerkaams, und Rekem zeugte Sammai. 1 Chronik 1Chr 13 2 45 Filius Sammai, Maon: et Maon pater Bethsur. Der Sohn Sammais war Maon und Maon war der Vater von Bethsur.¹⁷ 1 Chronik 1Chr 13 2 45 17 Stadt auf dem Gebirge Juda. 1 Chronik 1Chr 13 2 46 Epha autem concubina Caleb peperit Haran, et Mosa, et Gezez. Porro Haran genuit Gezez. Aber Epha, die Nebenfrau Kalebs, gebar Haran, Mosa und Gezez. Und Haran zeugte Gezez. 1 Chronik 1Chr 13 2 47 Filii autem Jahaddai, Regom, et Joathan, et Gesan, et Phalet, et Epha, et Saaph. Die Söhne Jahaddais waren: Regom, Joathan, Gesan, Phalet, Epha und Saaph. 1 Chronik 1Chr 13 2 48 Concubina Caleb Maacha, peperit Saber, et Tharana. Die Nebenfrau Kalebs, Maacha, gebar Saber und Tharana. 1 Chronik 1Chr 13 2 49 Genuit autem Saaph pater Madmena, Sue patrem Machbena, et patrem Gabaa. Filia vero Caleb, fuit Achsa. Und Saaph, der Vater Madmenas, zeugte Sue, den Vater Machbenas und den Vater Gabaas. Die Tochter Kalebs aber war Achsa.¹⁸ 1 Chronik 1Chr 13 2 49 18 Wohl irrige Glosse eines Abschreibers. 1 Chronik 1Chr 13 2 5 Filii autem Phares: Hesron et Hamul. Die Söhne Phares aber sind: Hesron und Hamul. 1 Chronik 1Chr 13 2 50 Hi erant filii Caleb, filii Hur primogeniti Ephratha, Sobal pater Cariathiarim. Diese waren die Söhne Kalebs, des Sohnes Hurs, des Erstgebornen Ephratas: Sobal, der Vater von Kariathiarim, 1 Chronik 1Chr 13 2 51 Salma pater Bethlehem, Hariph pater Bethgader. Salma, der Vater von Bethlehem, Hariph, der Vater von Bethgader. 1 Chronik 1Chr 13 2 52 Fuerunt autem filii Sobal patris Cariathiarim. Qui videbat dimidium requietionum. Und Sobal, der Vater von Kariathiarim, hatte Söhne und er sah die Hälfte der Ruhe.¹⁹ 1 Chronik 1Chr 13 2 52 19 Septuag: Araa, Aisa, Ammanith. Hebr. Hazi-Hammenuchot (das in diesem Gebiete wohnende Geschlecht). 1 Chronik 1Chr 13 2 53 Et de cognatione Cariathiarim, Jethrai, et Aphuthei, et Semathei, et Maserei. Ex his egressi sunt Saraitæ, et Esthaolitæ. Zu der Verwandtschaft von Kariathiarim gehörten die Jethriter, Aphuthiter, Semathiter und Maseriter. Von diesen sind die Saraiter und Esthaoliter ausgegangen. 1 Chronik 1Chr 13 2 54 Filii Salma, Bethlehem, et Netophathi, Coronæ domus Joab, et Dimidium requietionis Sarai. Die Söhne Salmas: Bethlehem, die Netophathiter, die Kronen vom Hause Joab und die Hälfte der Niederlassung von Sarai.²⁰ 1 Chronik 1Chr 13 2 54 20 Hebr.: Bethlehem, Nethophati, Atroth - Beth - Joab, Hazi - Hammenuchot, die Manachthiter, die Zoriter. 1 Chronik 1Chr 13 2 55 Cognationes quoque scribarum habitantium in Jabes, Canentes atque Resonantes, et in tabernaculis commorantes. Hi sunt Cinæi, qui venerunt de Calore patris domus Rechab. Auch die Geschlechter der Schriftgelehrten, die zu Jabes wohnten, die Sänger und Spieler und Zeltbewohner. Das sind die Kiniter, die von Kalor,²¹ dem Vater des Hauses Rechab, gekommen sind. 1 Chronik 1Chr 13 2 55 21 Hebr.: Chamath (Hitze.) 1 Chronik 1Chr 13 2 6 Filii quoque Zaræ: Zamri, et Ethan, et Eman, Chalchal quoque, et Dara, simul quinque. Und die Söhne Zaras: Zamri,² Ethan, Eman, Chalchal, Dara, zusammen fünf. 1 Chronik 1Chr 13 2 6 2 Schreibfehler für Zabdi? Vergl. [Jos 7,1]. Indes kann auch Zabdi ein Sohn Zamris gewesen sein. 1 Chronik 1Chr 13 2 7 Filii Charmi: Achar, qui turbavit Israel, et peccavit in furto anathematis. Die Söhne Charmis:³ Achar,⁴ welcher über Israel Unglück brachte und sündigte, indem er das Gebannte stahl. [Jos 7,1] 1 Chronik 1Chr 13 2 7 3 Siehe [Jos 7,1]. 1 Chronik 1Chr 13 2 7 4 Oder Achan. 1 Chronik 1Chr 13 2 8 Filii Ethan: Azarias. Die Söhne Ethans: Azarias. 1 Chronik 1Chr 13 2 9 Filii autem Hesron qui nati sunt ei: Jerameel, et Ram, et Calubi. Die Söhne Hesrons, welche ihm geboren wurden: Jerameel, Ram⁵ und Kalubi. [Rut 4,19] 1 Chronik 1Chr 13 2 9 5 [Mt 1,3.4] Aram. 1 Chronik 1Chr 13 0 1 Der Stamm Juda. [1Chr 4,23] 1 Chronik 1Chr 13 3 1 David vero hos habuit filios, qui ei nati sunt in Hebron; primogenitum Amnon ex Achinoam Jezrahelitide, secundum Daniel de Abigail Carmelitide. David aber hatte diese Söhne, welche ihm zu Hebron geboren wurden: Den Erstgebornen Amnon von Achinoam, der Jezrahelitin, den zweiten Daniel¹ von Abigail aus Karmel, [2Sam 3,2] 1 Chronik 1Chr 13 3 1 1 Mit anderem Namen Cheleab. [2Sam 3,3] 1 Chronik 1Chr 13 3 10 Filius autem Salomonis, Roboam: cujus Abia filius genuit Asa. De hoc quoque natus est Josaphat, Der Sohn Salomons aber war Roboam, dessen Sohn Abia den Asa zeugte, von welchem Josaphat gezeugt ward, 1 Chronik 1Chr 13 3 11 Pater Joram: qui Joram genuit Ochoziam, ex quo ortus est Joas: der Vater Jorams, welcher den Ochozias zeugte, von dem Joas abstammt. 1 Chronik 1Chr 13 3 12 Et hujus Amasias filius genuit Azariam. Porro Azariæ filius Joathan Dessen Sohn Amasias zeugte den Azarias, und der Sohn Azarias Joathan 1 Chronik 1Chr 13 3 13 Procreavit Achaz patrem Ezechiæ, de quo natus est Manasses. zeugte den Achaz, den Vater Ezechias, von welchem Manasses abstammt. 1 Chronik 1Chr 13 3 14 Sed et Manasses genuit Amon patrem Josiæ. Manasses zeugte Amon, den Vater Josias. 1 Chronik 1Chr 13 3 15 Filii autem Josiæ fuerunt, primogenitus Johanan, secundus Joakim, tertius Sedecias, quartus Sellum. Die Söhne Josias aber waren: der Erstgeborne Johanan, der zweite Joakim, der dritte Sedekias, der vierte Sellum.⁴ 1 Chronik 1Chr 13 3 15 4 Athalia ist, weil nicht zur Nachkommenschaft Davids gehörig, ausgelassen. 1 Chronik 1Chr 13 3 16 De Joakim natus est Jechonias, et Sedecias. Von Joakim stammen Jechonias und Sedekias ab. [Mt 1,11] 1 Chronik 1Chr 13 3 17 Filii Jechoniæ fuerunt Asir, Salathiel, Die Söhne Jechonias waren: Asir, Salathiel, 1 Chronik 1Chr 13 3 18 Melchiram, Phadaia, Senneser, et Jecemia, Sama, et Nadabia. Melchiram, Phadaja, Senneser, Jekemia, Sama und Nadabia.⁵ 1 Chronik 1Chr 13 3 18 5 Diese sind Enkel Jechonias, Söhne Salathiels. 1 Chronik 1Chr 13 3 19 De Phadaia orti sunt Zorobabel et Semei. Zorobabel genuit Mosollam, Hananiam, et Salomith sororem eorum: Von Phadaja stammen Zorobabel und Semei ab. Zorobabel zeugte Mosollam, Hanania,⁶ und Salomith, ihre Schwester; 1 Chronik 1Chr 13 3 19 6 Von diesen zwei Söhnen trug einer den Namen Abiud. [Mt 1,13] 1 Chronik 1Chr 13 3 2 Tertium Absalom filium Maacha Tholmai regis Gessur, quartum Adoniam filium Aggith, den dritten Absalom, den Sohn Maachas, der Tochter Tholmais, des Königs von Gessur, den vierten Adonias, den Sohn Aggiths, 1 Chronik 1Chr 13 3 20 Hasaban quoque, et Ohol, et Barachian, et Hasadian, Josabhesed, quinque. ebenso Hasaba, Ohol, Barachias, Hasadias, Josabhesed, fünf. 1 Chronik 1Chr 13 3 21 Filius autem Hananiæ, Phaltias pater Jeseiæ, cujus filius Raphaia: hujus quoque filius, Arnan, de quo natus est Obdia, cujus filius fuit Sechenias. Der Sohn Hananias aber war Phaltias, der Vater des Jesejas; dessen Sohn war Raphaja, dessen Sohn Arnan, von welchem Obdia herstammt, dessen Sohn Sechenias war.⁷ 1 Chronik 1Chr 13 3 21 7 V. 21ff sind zu übersetzen: der Sohn (die Söhne) des Hananias, Phaltias und Jesajas. Die Söhne des Raphaja, die Söhne Arnans; die Söhne des Obdias, die Söhne des Sechenias. und die Söhne (bez. Sohn) des Sechenias: Semejas; und die Söhne des Semejas: Hattus, Jegaal, Baria, Naaria und Saphat, sechs. Und die Söhne (Sohn) des Naarias: Elioenai. Ezechias und Ezrikam, drei. Und die Söhne Elivenais: Odnia, Eliasub, Pheleja, Akkub, Johanan, Dalaja und Anani, sieben. Die Septuag und Vulg. mehren die Schwierigkeit, weil sie in V. 21 statt nach Sechenias bis zur Zeit des Verfassers vier hinzukommen. Dies ist der ganzen genealogischen Anlage zuwider: Von Salomon bis Josias nennt der Verfasser nur den Sohn, der zur Herrschaft kam (V. 10-14), von Josias bis Zorobabel alle Söhne (V. 15-20) ebenso alle Nachkommen des Sechenias, warum also sollte er V. 21 nur einen wieder einfügen? Nur zwei Geschlechter Zorobabels, Abkömmlinge zweier Söhne seines Sohnes Hananias, werden aufgezählt, Söhne und Enkel; die Söhne Raphajas Arnans usw. aber sind andere Familien aus dem Stamme Davids, von denen eine (des Sechenias) durch vier Geschlechter bis auf die Zeit des Verfassers herabgeführt wird. 1 Chronik 1Chr 13 3 22 Filius Secheniæ, Semeia: cujus filii Hattus, et Jegaal, et Baria, et Naaria, et Saphat, sex numero. Sechenias Sohn war Semeja; dessen Söhne waren: Hattus, Jegaal, Baria, Naaria und Saphat, sechs⁸ an der Zahl. 1 Chronik 1Chr 13 3 22 8 Ein Name ist beim Abschreiber ausgefallen. 1 Chronik 1Chr 13 3 23 Filius Naariæ, Elioenai, et Ezechias, et Ezricam, tres. Die Söhne Naarias waren: Elioenai, Ezechias, Ezrikam, drei. 1 Chronik 1Chr 13 3 24 Filii Elioenai, Oduia, et Eliasub, et Pheleia, et Accub, et Johanan, et Dalaia, et Anani, septem. Die Söhne Elioenais: Oduja, Eliasub, Pheleja, Akkub, Johanan, Dalaja und Anani, sieben. 1 Chronik 1Chr 13 3 3 Quintum Saphatiam ex Abital, sextum Jethraham de Egla uxore sua. den fünften Saphatias von Abital, den sechsten Jethraham von seinem Weibe Egla. 1 Chronik 1Chr 13 3 4 Sex ergo nati sunt ei in Hebron, ubi regnavit septem annis et sex mensibus. Triginta autem et tribus annis regnavit in Jerusalem. Sechs wurden ihm also zu Hebron geboren, wo er sieben Jahre und sechs Monate herrschte; und dreiunddreißig Jahre herrschte er zu Jerusalem. 1 Chronik 1Chr 13 3 5 Porro in Jerusalem nati sunt ei filii Simmaa, et Sobab, et Nathan, et Salomon, quatuor de Bethsabee filia Ammiel, Diese Söhne aber wurden ihm zu Jerusalem geboren: Simmaa, Sobab, Nathan und Salomon, vier von Bethsabee, der Tochter Ammiels, [2Sam 5,14] 1 Chronik 1Chr 13 3 6 Jebaar quoque, et Elisama, ebenso Jebaar, Elisama, 1 Chronik 1Chr 13 3 7 Et Eliphaleth, et Noge, et Nepheg, et Japhia, Eliphaleth, Noge, Nepheg, Japhia, 1 Chronik 1Chr 13 3 8 Necnon Elisama, et Eliada, et Elipheleth, novem: Elisama, Eliada und Elipheleth, neun;² 1 Chronik 1Chr 13 3 8 2 Ohne die vier Söhne der Bethsabee. [2Sam 5,13ff] werden elf genannt, hier [1Chr 14,7-11] dreizehn. Zwei davon starben wohl ohne Söhne. 1 Chronik 1Chr 13 3 9 Omnes hi, filii David absque filiis concubinarum: habueruntque sororem Thamar. alle diese sind Söhne Davids, außer den Söhnen der Nebenfrauen; und sie hatten zur Schwester die Thamar.³ 1 Chronik 1Chr 13 3 9 3 Hier genannt wegen des Frevels Amnons [2Sam 13]. 1 Chronik 1Chr 13 0 1 Der Stamm Juda. (V. 23) B. Die Stämme Simeon, Ruben, Gad, halb Manasse. [1Chr 5,26] 1 Chronik 1Chr 13 4 1 Filii Juda: Phares, Hesron, et Charmi, et Hur, et Sobal. Die Söhne¹ Judas sind: Phares, Hesron, Charmi, Hur und Sobal. [Gen 38,29, Gen 46,12, 1Chr 2,4, Mt 1,3] 1 Chronik 1Chr 13 4 1 1 Nachkommen, Häupter von den Geschlechtern Judas. 1 Chronik 1Chr 13 4 10 Invocavit vero Jabes Deum Israel, dicens: Si benedicens benedixeris mihi, et dilataveris terminos meos, et fuerit manus tua mecum, et feceris me a malitia non opprimi. Et præstitit Deus quæ precatus est. Jabes rief den Gott Israels an und sprach: Möchtest du mich wahrhaft segnen und mein Gebiet erweitern und möchte deine Hand mit mir sein und du machen, dass ich dem Unheil nicht unterliege. Und Gott gab, um was er gebeten.⁵ 1 Chronik 1Chr 13 4 10 5 So wurde sein Leben das Widerspiel des Namens. 1 Chronik 1Chr 13 4 11 Caleb autem frater Sua genuit Mahir, qui fuit pater Esthon. Kaleb⁶ aber, der Bruder Suas, zeugte Mahir, dieser war der Vater Esthons. 1 Chronik 1Chr 13 4 11 6 Ein anderer als der Sohn Hesdrons [1Chr 2,18] und der Sohn Jephones. (V. 15) 1 Chronik 1Chr 13 4 12 Porro Esthon genuit Bethrapha, et Phesse, et Tehinna patrem urbis Naas: hi sunt viri Recha. Esthon aber zeugte Bethrapha,⁷ Phesse und Tehinna, den Vater der Stadt des Naas; das sind die Männer von Recha.⁸ 1 Chronik 1Chr 13 4 12 7 Das Haus, die Familie Raphas. 1 Chronik 1Chr 13 4 12 8 Rechab? 1 Chronik 1Chr 13 4 13 Filii autem Cenez, Othoniel, et Saraia. Porro filii Othoniel, Hathath, et Maonathi. Und die Söhne des Kenez⁹ waren: Othoniel¹⁰ und Saraja.¹¹ Die Söhne Othoniels: Hathath und Maonathi. 1 Chronik 1Chr 13 4 13 9 Vergl. [Num 32,12, Jos 14,6]. 1 Chronik 1Chr 13 4 13 10 [Jos 15,17.18, Ri 1,13] 1 Chronik 1Chr 13 4 13 11 Enkel in ferneren Graden. 1 Chronik 1Chr 13 4 14 Maonathi genuit Ophra, Saraia autem genuit Joab patrem Vallis artificum: ibi quippe artifices erant. Maonathi zeugte den Ophra, Saraja aber zeugte Joab, den Vater des Tales der Künstler; denn dort waren die Künstler. 1 Chronik 1Chr 13 4 15 Filii vero Caleb filii Jephone, Hir, et Ela, et Naham. Filii quoque Ela: Cenez. Die Söhne Kalebs aber, des Sohnes Jephones,¹² waren: Hir, Ela und Naham. Und¹³ die Söhne Elas: Kenez. 1 Chronik 1Chr 13 4 15 12 [Num 13,7, Jos 14,6] 1 Chronik 1Chr 13 4 15 13 Hebr.: Und dies sind. Es sollten die Namen folgen. Der Text ist in Verwirrung geraten. Vielleicht sind die in V. 17b Genannten die Söhne. 1 Chronik 1Chr 13 4 16 Filii quoque Jaleleel: Ziph, et Zipha, Thiria, et Asrael. Die Söhne Jaleleels: Ziph, Zipha, Thiria und Asrael. 1 Chronik 1Chr 13 4 17 Et filii Ezra, Jether, et Mered, et Epher, et Jalon, genuitque Mariam, et Sammai, et Jesba patrem Esthamo. Die Söhne Ezras waren: Jether, Mered, Epher und Jalon; und er zeugte Marjam, Sammai und Jesba, den Vater von Esthamo. 1 Chronik 1Chr 13 4 18 Uxor quoque ejus Judaia, peperit Jared patrem Gedor, et Heber patrem Socho, et Icuthiel patrem Zanoe: hi autem filii Bethiæ filiæ Pharaonis, quam accepit Mered. Und sein Weib Judaja gebar auch Jared, den Vater von Gedor, Heber, den Vater von Socho und Ikuthiel, den Vater von Zanoe; dies sind die Söhne Bethias, der Tochter Pharaos, die Mered zum Weibe nahm. 1 Chronik 1Chr 13 4 19 Et filii uxoris Odaiæ sororis Nahom patris Ceila, Garmi, et Esthamo, qui fuit de Machathi. Und die Söhne des Weibes des Odias, der Schwester Nahoms, des Vaters von Keila, sind: der Garmite und Esthamo, der Machathite. 1 Chronik 1Chr 13 4 2 Raia vero filius Sobal genuit Jahath, de quo nati sunt Ahumai, et Laad: hæ cognationes Sarathi. Und Raja, der Sohn Sobals, zeugte Jahath, von welchem Ahumai und Laad stammen. Das sind die Geschlechter der Sarathiter. 1 Chronik 1Chr 13 4 20 Filii quoque Simon, Amnon, et Rinna filius Hanan, et Thilon. Et filii Jesi. Zoheth, et Benzoheth. Die Söhne Simons sind: Amnon, Rinna, der Sohn Hanans,¹⁴ und Thilon. Und die Söhne Jesis: Zoheth und Benzoheth. 1 Chronik 1Chr 13 4 20 14 Hebr.: Benhanan. 1 Chronik 1Chr 13 4 21 Filii Sela, filii Juda: Her pater Lecha, et Laada pater Maresa, et cognationes domus operantium byssum in Domo juramenti. Die Söhne Selas, des Sohnes Juda: Her, der Vater Lechas, Laada, der Vater Maresas, und die Geschlechter des Hauses der Byssus-Arbeiter im Hause des Eides.¹⁵ [Gen 38,5] 1 Chronik 1Chr 13 4 21 15 Hebr.: Vom Hause Ascheba. (Unbekannter Ort) 1 Chronik 1Chr 13 4 22 Et qui stare fecit Solem, virique Mendacii, et Securus, et incendens, qui principes fuerunt in Moab, et qui reversi sunt in Lahem: hæc autem verba vetera. Und der, welcher die Sonne stehen machte und die Lügenmänner und der Sichere und der Brenner, welche Fürsten in Moab waren und wieder nach Lahem zurückkehrten.¹⁶ Aber diese Aufzeichnungen sind sehr alt. 1 Chronik 1Chr 13 4 22 16 Hebr.: Und Jokim und die Männer von Koseba und Joas und Saraph, die über Moab herrschten, und Jaschubi-Lehem. 1 Chronik 1Chr 13 4 23 Hi sunt figuli habitantes in Plantationibus, et in Sepibus, apud regem in operibus ejus, commoratique sunt ibi. Das sind die Töpfer; sie wohnten in den umzäunten Pflanzungen, bei dem Könige in seinen Diensten stehend, und verweilten daselbst.¹⁷ 1 Chronik 1Chr 13 4 23 17 Hebr.: Dies sind die Töpfer und die Bewohner von Netaim und Gedera, bei dem Könige in seinem Werke wohnten sie daselbst. 1 Chronik 1Chr 13 4 24 Filii Simeon: Namuel et Jamin, Jarib, Zara, Saul. Die Söhne Simeons sind:¹⁸ Namuel, Jamin, Jarib,¹⁹ Zara, Saul; [Gen 46,10] 1 Chronik 1Chr 13 4 24 18 Nur fünf Fürsten der Geschlechter werden angeführt. [Num 26,12] 1 Chronik 1Chr 13 4 24 19 [Gen 46,10] u.a. Joachin. 1 Chronik 1Chr 13 4 25 Sellum filius ejus, Mapsam filius ejus, Masma filius ejus. dessen²⁰ Sohn Sellum, dessen Sohn Mapsam, dessen Sohn Masma. 1 Chronik 1Chr 13 4 25 20 Sauls. 1 Chronik 1Chr 13 4 26 Filii Masma: Hamuel filius ejus, Zachur filius ejus, Semei filius ejus. Die Söhne Masmas: Hamuel, sein Sohn, dessen Sohn Zachur, dessen Sohn Semei. 1 Chronik 1Chr 13 4 27 Filii Semei sedecim, et filiæ sex: fratres autem ejus non habuerunt filios multos, et universa cognatio non potuit adæquare summam filiorum Juda. Semei hatte sechzehn Söhne und sechs Töchter, aber seine Brüder hatten nicht viele Söhne und das ganze Geschlecht konnte die Zahl der Söhne Judas nicht erreichen. 1 Chronik 1Chr 13 4 28 Habitaverunt autem in Bersabee, et Molada, et Hasarsuhal, Sie wohnten zu Bersabee, Molada, Hasarsuhal, 1 Chronik 1Chr 13 4 29 Et in Bala, et in Asom, et in Tholad, in Bala, in Asom, in Tholad, 1 Chronik 1Chr 13 4 3 Ista quoque stirps Etam: Jezrahel, et Jesema, et Jedebos. Nomen quoque sororis eorum, Asalelphuni. Und dies ist der Stamm Etams: Jezrahel, Jesema und Jedebos. Und der Name ihrer Schwester war Asalelphuni. 1 Chronik 1Chr 13 4 30 Et in Bathuel, et in Horma, et in Siceleg, in Bathuel, in Horma, in Sikeleg, 1 Chronik 1Chr 13 4 31 Et in Bethmarchaboth, et in Hasarsusim, et in Bethberai, et in Saarim: hæ civitates eorum usque ad regem David. in Bethmarchaboth, in Hasarsusim, in Bethberai und in Saarim;²¹ das waren ihre Städte bis auf den König David. 1 Chronik 1Chr 13 4 31 21 Vergl. [Jos 19,1-6]. 1 Chronik 1Chr 13 4 32 Villæ quoque eorum: Etam, et Aen, Remmon, et Thochen, et Asan, civitates quinque. Und ihre Flecken: Etam, Aen, Remmon, Thochen und Asan, fünf Städte. 1 Chronik 1Chr 13 4 33 Et universi viculi eorum per circuitum civitatum istarum usque ad Baal: hæc est habitatio eorum, et sedium distributio. Dazu alle ihre Dörfer, die um diese Städte herum lagen, bis nach Baal. Dies ist ihr Wohnsitz und die Verteilung ihrer Sitze.²² 1 Chronik 1Chr 13 4 33 22 Hebr.: Und ihr Geschlechtsregister hatten sie. 1 Chronik 1Chr 13 4 34 Mosobab quoque et Jemlech, et Josa filius Amasiæ, Ferner Mosobab, Jemlech, Josa, der Sohn Amasias, 1 Chronik 1Chr 13 4 35 Et Joel, et Jehu filius Josabiæ filii Saraiæ filii Asiel, Joel, Jehu, der Sohn Josabias, des Sohnes Sarajas, des Sohnes Asiels, 1 Chronik 1Chr 13 4 36 Et Elioenæi, et Jacoba, et Isuhaia, et Asaia, et Adiel, et Ismiel, et Banaia, Elioenai, Jakoba, Isuhaja, Asaja, Adiel, Ismiel, Banaja 1 Chronik 1Chr 13 4 37 Ziza quoque filius Sephei filii Allon filii Idaia filii Semri filii Samaia. und Ziza, der Sohn Sepheis, des Sohnes Allons, des Sohnes Idajas, des Sohnes Semris, des Sohnes Samajas. 1 Chronik 1Chr 13 4 38 Isti sunt nominati principes in cognationibus suis, et in domo affinitatum suarum multiplicati sunt vehementer. Dies sind die namhaften Fürsten in ihren Geschlechtern und sie mehrten sich sehr im Hause ihrer Verwandtschaften. 1 Chronik 1Chr 13 4 39 Et profecti sunt ut ingrederentur in Gador usque ad orientem vallis, et ut quærerent Pascua gregibus suis. Und sie zogen hin, um nach Gador zu gehen,²³ bis östlich von dem Tale, um Weiden für ihre Herden zu suchen. 1 Chronik 1Chr 13 4 39 23 Siehe [Jos 15,58]. 1 Chronik 1Chr 13 4 4 Phanuel autem pater Gedor, et Ezer pater Hosa: isti sunt filii Hur primogeniti Ephrata patris Bethlehem. Phanuel aber war der Vater Gedors² und Ezer der Vater Hosas; das sind die Söhne Hurs, des Erstgebornen der Ephratha, des Vaters von Bethlehem.³ 1 Chronik 1Chr 13 4 4 2 Der Bewohner von Gedor. 1 Chronik 1Chr 13 4 4 3 Bethlehem heißt darum auch nach der Ahnfrau Ephrata. 1 Chronik 1Chr 13 4 40 Inveneruntque pascuas uberes, et valde bonas, et terram latissimam et quietam et fertilem, in qua ante habitaverant de stirpe Cham. Sie fanden reichliche und sehr gute Weiden und ein Land weitgestreckt und ruhig und ergiebig, in welchem vorher die Angehörigen des Stammes Cham²⁴ gewohnt. 1 Chronik 1Chr 13 4 40 24 Chananitische Nomaden. 1 Chronik 1Chr 13 4 41 Hi ergo venerunt, quos supra descripsimus nominatim, in diebus Ezechiæ regis Juda: et percusserunt tabernacula eorum, et habitatores qui inventi fuerant ibi, et deleverunt eos usque in præsentem diem: habitaveruntque pro eis, quoniam uberrimas pascuas ibidem repererunt. Diese also, die wir oben namentlich verzeichnet haben, kamen in den Tagen Ezechias, des Königs von Juda, und vernichteten ihre Zelte und deren Einwohner, die sich daselbst fanden, und vertilgten sie bis auf den heutigen Tag²⁵ und nahmen ihre Wohnsitze ein, weil sie daselbst die reichlichsten Weiden fanden. 1 Chronik 1Chr 13 4 41 25 Bis zur Zeit der Abfassung der hier benutzten Quellenschrift. 1 Chronik 1Chr 13 4 42 De filiis quoque Simeon abierunt in montem Seir viri quingenti, habentes principes Phaltiam et Naariam et Raphaiam et Oziel filios Jesi: Auch zogen von den Söhnen Simeons auf das Gebirge Seir fünfhundert Mann, welche zu Anführern Phaltia, Naaria, Raphaja und Oziel, die Söhne Jesis, hatten. 1 Chronik 1Chr 13 4 43 Et percusserunt reliquias, quæ evadere potuerant, Amalecitarum, et habitaverunt ibi pro eis usque ad diem hanc. Diese schlugen die Überbleibsel der Amalekiter, welche hatten entrinnen können,²⁶ und ließen sich daselbst an ihrer Statt nieder bis auf diesen Tag. [Ex 17,14] 1 Chronik 1Chr 13 4 43 26 In den Kämpfen Sauls und Davids. 1 Chronik 1Chr 13 4 5 Assur vero patri Thecuæ erant duæ uxores, Halaa, et Naara. Und Assur, der Vater von Thekua, hatte zwei Weiber, Halaa, und Naara. 1 Chronik 1Chr 13 4 6 Peperit autem ei Naara, Oozam, et Hepher, et Themani, et Ahasthari: isti sunt filii Naara. Naara gebar ihm den Oozam, Hepher, Themani und Ahasthari; das sind die Söhne Naaras. 1 Chronik 1Chr 13 4 7 Porro filii Halaa, Sereth, Isaar, et Ethnan. Die Söhne Halaas: Sereth, Isaar und Ethnan. 1 Chronik 1Chr 13 4 8 Cos autem genuit Anob, et Soboba, et cognationem Aharehel filii Arum. Und Kos zeugte den Anob, Soboba und das Geschlecht Aharehel, des Sohnes Arums. 1 Chronik 1Chr 13 4 9 Fuit autem Jabes inclytus præ fratribus suis, et mater ejus vocavit nomen illius Jabes, dicens: Quia peperi eum in dolore. Jabes aber war herrlicher als seine Brüder und seine Mutter nannte seinen Namen Jabes, indem sie sprach: Mit Schmerz habe ich ihn geboren!⁴ 1 Chronik 1Chr 13 4 9 4 Hebr.: Jaebez, Schmerz verursachend. 1 Chronik 1Chr 13 0 1 Die Stämme Ruben (V. 10), Gad und halb Manasse. 1 Chronik 1Chr 13 5 1 Filii quoque Ruben primogeniti Israel (Ipse quippe fuit primogenitus ejus: sed cum violasset thorum patris sui, data sunt primogenita ejus filiis Joseph filii Israel, et non est ille reputatus in primogenitum. Und die Söhne Rubens, des Erstgebornen Israels (er war nämlich sein Erstgeborner, aber weil er seines Vaters Lager entehrt hatte, ward sein Erstgeburtsrecht den Söhnen Josephs,¹ des Sohnes Israels, verliehen und er ward nicht als Erstgeborner gerechnet; [Gen 35,22, Gen 49,4] 1 Chronik 1Chr 13 5 1 1 Insofern diese einen doppelten Erbteil erhielten. [Gen 48] und [Gen 49]. In Bezug auf Würde und Macht ward Juda als Erstgeborener geachtet. 1 Chronik 1Chr 13 5 10 In diebus autem Saul prliati sunt contra Agareos, et interfecerunt illos, habitaveruntque pro eis in tabernaculis eorum, in omni plaga, quæ respicit ad orientem Galaad. In den Tagen Sauls aber kämpften sie gegen die Agariter⁴ und töteten diese und wohnten an ihrer Statt in deren Zelten, in der ganzen Gegend, welche auf der Ostseite von Galaad liegt.⁵ 1 Chronik 1Chr 13 5 10 4 Die Balaiten gegen die Araber (Agar [Gen 21,9ff]) 1 Chronik 1Chr 13 5 10 5 Bis an den Rand der syrischen Wüste, die auf der anderen Seite vom Euphratlande begrenzt wird. 1 Chronik 1Chr 13 5 11 Filii vero Gad a regione eorum habitaverunt in terra Basan usque Selcha: Die Söhne Gads aber wohnten ihnen gegenüber im Lande Basan bis nach Selcha hin: 1 Chronik 1Chr 13 5 12 Joel in capite, et Saphan secundus: Janai autem, et Saphat in Basan. Joel an der Spitze, Saphan der zweite, Janai aber und Saphat in Basan. 1 Chronik 1Chr 13 5 13 Fratres vero eorum secundum domos cognationum suarum, Michael, et Mosollam, et Sebe, et Jorai, et Jachan, et Zie, et Heber, septem. Ihre Brüder aber nach ihren Stammhäusern sind: Michael, Mosollam, Sebe, Jorai, Jachan, Zie und Heber, sieben. 1 Chronik 1Chr 13 5 14 Hi filii Abihail, filii Huri, filii Jara, filii Galaad, filii Michael, filii Jesesi, filii Jeddo, filii Buz. Das sind die Söhne Abihails, des Sohnes Huris, des Sohnes Jaras, des Sohnes Galaads, des Sohnes Michaels, des Sohnes Jesesis, des Sohnes Jeddos, des Sohnes Buz. 1 Chronik 1Chr 13 5 15 Fratres quoque filii Abdiel, filii Guni, princeps domus in familiis suis. Auch die Brüder, die Söhne Abdiels, des Sohnes Gunis, der Oberhaupt eines Hauses in seinen Familien war.⁶ 1 Chronik 1Chr 13 5 15 6 Waren Gaditen. 1 Chronik 1Chr 13 5 16 Et habitaverunt in Galaad, et in Basan, et in viculis ejus, et in cunctis suburbanis Saron, usque ad terminos. Sie wohnten in Galaad, in Basan und den dazu gehörigen Flecken und in der ganzen Umgebung von Saorn⁷ bis zu den Grenzen. 1 Chronik 1Chr 13 5 16 7 Wohl eine Ebene im Ostjordanlande. 1 Chronik 1Chr 13 5 17 Omnes hi numerati sunt in diebus Joathan regis Juda, et in diebus Jeroboam regis Israel. Alle diese wurden gezählt⁸ in den Tagen Joathans, des Königs von Juda, und in den Tagen Jeroboams, des Königs von Israel. 1 Chronik 1Chr 13 5 17 8 Zuerst unter Jeroboam [2Kön 14,25], sodann unter Jotham von Juda. 1 Chronik 1Chr 13 5 18 Filii Ruben, et Gad, et dimidiæ tribus Manasse viri bellatores, scuta portantes, et gladios, et tendentes arcum, eruditique ad prlia, quadraginta quatuor millia, et septingenti sexaginta procedentes ad pugnam. Von den Söhnen Rubens und Gads und dem halben Stamme Manasse waren Krieger, die Schild und Schwert führten und den Bogen spannten, kampfgeübt, vierundvierzigtausend siebenhundertundsechzig, die in den Kampf zogen. 1 Chronik 1Chr 13 5 19 Dimicaverunt contra Agareos: Ituræi vero, et Naphis, et Nodab Diese kämpften gegen die Agariter;⁹ aber die Ituräer, Naphis und Nodab 1 Chronik 1Chr 13 5 19 9 Wohl in einem späteren Kriege als dem V. 10 berichteten. 1 Chronik 1Chr 13 5 2 Porro Judas, qui erat fortissimus inter fratres suos, de stirpe ejus principes germinati sunt: primogenita autem reputata sunt Joseph.) denn Judas war wohl der mächtigste unter seinen Brüdern und seinem Geschlechte sind Fürsten entsprossen,² aber das Recht der Erstgeburt ward Joseph zugeteilt). 1 Chronik 1Chr 13 5 2 2 Hebr.: Nur ein Fürst (soll) aus ihm (kommen) [Gen 49,6] 1 Chronik 1Chr 13 5 20 Præbuerunt eis auxilium. Traditique sunt in manus eorum Agarei, et universi, qui fuerant cum eis, quia Deum invocaverunt cum prliarentur: et exaudivit eos, eo quod credidissent in eum. leisteten diesen Beistand. Die Agariter wurden in ihre Hände überliefert und alle, die auf deren Seite waren, weil sie Gott anriefen, als sie kämpften; und er erhörte sie, weil sie an ihn geglaubt hatten. 1 Chronik 1Chr 13 5 21 Ceperuntque omnia quæ possederant, camelorum quinquaginta millia, et ovium ducenta quinquaginta millia, et asinos duo millia, et animas hominum centum millia. Und sie erbeuteten alles, was jene besaßen, fünfzigtausend Kamele, zweimalhundertundfünfzigtausend Schafe, zweitausend Esel und hunderttausend Menschen. 1 Chronik 1Chr 13 5 22 Vulnerati autem multi corruerunt: fuit enim bellum Domini. Habitaveruntque pro eis usque ad transmigrationem. Viele aber fielen verwundet, denn es war ein Krieg des Herrn. Und sie wohnten an ihrer Statt bis zur Wegführung. 1 Chronik 1Chr 13 5 23 Filii quoque dimidiæ tribus Manasse possederunt terram a finibus Basan usque Baal, Hermon, et Sanir, et montem Hermon, ingens quippe numerus erat. Die Söhne des halben Stammes Manasse besaßen das Land von den Grenzen Basans bis Baal, Hermon und Sanir und das Gebirge Hermon, denn sie waren sehr zahlreich. 1 Chronik 1Chr 13 5 24 Et hi fuerunt principes domus cognationis eorum, Epher, et Jesi, et Eliel, et Ezriel, et Jeremia, et Odoia, et Jediel viri fortissimi et potentes, et nominati duces in familiis suis. Und dies waren die Stammfürsten ihrer Geschlechter:¹⁰ Epher, Jesi, Eliel, Ezriel, Jeremia, Odoja und Jediel, sehr tapfere und mächtige Männer und namhafte Fürsten in ihren Geschlechtern. 1 Chronik 1Chr 13 5 24 10 Ruben, Gad und halb Manasse. (V. 26) 1 Chronik 1Chr 13 5 25 Reliquerunt autem Deum patrum suorum, et fornicati sunt post deos populorum terræ, quos abstulit Deus coram eis. Da sie aber den Gott ihrer Väter verließen und den Göttern der Völker des Landes nachbuhlten, welche Gott vor ihnen hinweggenommen hatte, 1 Chronik 1Chr 13 5 26 Et suscitavit Deus Israel spiritum Phul regis Assyriorum, et spiritum Thelgathphalnasar regis Assur: et transtulit Ruben, et Gad, et dimidiam tribum Manasse, et adduxit eos in Lahela, et in Habor, et Ara, et fluvium Gozan, usque ad diem hanc. erweckte der Gott Israels den Geist Phuls, des Königs von Assyrien,¹¹ und den Geist Thelgathphalnasars, des Königs von Assur, und er führte Ruben und Gad und den halben Stamm Manasse weg und brachte sie nach Lahela, Habor, Ara und an den Fluss Gozan, bis auf diesen Tag. [2Kön 15,19.29] 1 Chronik 1Chr 13 5 26 11 Der folgende Beisatz ist eine alte Randglosse eines mit den Verhältnissen weniger bekannten Abschreibers, die irrtümlich in den Text geraten ist, ohne dass das Zeitwort, das in Einzahl stand, abgeändert ward. Dass Phul und Thelgathphalnasar dieselbe Person ist, bezeugen auch die Keilinschriften. 1 Chronik 1Chr 13 5 3 Filii ergo Ruben primogeniti Israel: Henoch, et Phallu, Esron, et Charmi. Die Söhne Rubens also, des Erstgebornen Israels, waren Henoch, Phallu, Esron und Charmi. [Gen 46,9, Ex 6,14, Num 26,5] 1 Chronik 1Chr 13 5 4 Filii Joel: Samia filius ejus, Gog filius ejus, Semei filius ejus, Die Söhne Joels:³ Samia, sein Sohn, dessen Sohn Gog, dessen Sohn Semei, 1 Chronik 1Chr 13 5 4 3 Der Vater wird nicht angegeben. 1 Chronik 1Chr 13 5 5 Micha filius ejus, Reia filius ejus, Baal filius, dessen Sohn Micha, dessen Sohn Reja, dessen Sohn Baal, 1 Chronik 1Chr 13 5 6 Beera filius ejus, quem captivum duxit Thelgathphalnasar rex Assyriorum, et fuit princeps in tribu Ruben. dessen Sohn Beera, welchen Thelgathphalnasar, der König von Assyrien, gefangen wegführte; er war ein Fürst im Stamme Ruben. [2Kön 15,29] 1 Chronik 1Chr 13 5 7 Fratres autem ejus, et universa cognatio ejus, quando numerabantur per familias suas, habuerunt principes Jehiel, et Zachariam. Seine Brüder aber und sein ganzes Geschlecht, wie sie nach ihren Familien gezählt wurden, hatten zu Fürsten Jehiel und Zacharias. 1 Chronik 1Chr 13 5 8 Porro Bala filius Azaz, filii Samma, filii Joel, ipse habitavit in Aroer usque ad Nebo, et Beelmeon. Und Bala, der Sohn Azaz, des Sohnes Sammas, des Sohnes Joels, wohnte in Aroer bis nach Nebo und Beelmeon. 1 Chronik 1Chr 13 5 9 Contra orientalem quoque plagam habitavit usque ad introitum eremi, et flumen Euphraten. Multum quippe jumentorum numerum possidebant in terra Galaad. Und auch nach Osten zu wohnte er bis zum Eingang in die Wüste und bis an den Fluss Euphrat. Denn sie besaßen eine große Menge Viehes im Lande Galaad. 1 Chronik 1Chr 13 0 1 Der Stamm Levi. (Kap. 6) 1 Chronik 1Chr 13 6 1 Filii Levi: Gerson, Caath, et Merari. Die Söhne Levis waren:¹ Gerson, Kaath und Merari. [Gen 46,11, 1Chr 23,6] 1 Chronik 1Chr 13 6 1 1 Aarons hohepriesterliche Söhne werden genannt bis auf den Hohenpriester Josedek, dessen Sohn Josua aus Babylon zurückkehrt. Die Unterbrechung der Linie durch die Ithamars lässt der Chronist unberücksichtigt, weil sie für die Zurückgekehrten ohne Bedeutung ist. Vergl. [Esra 8,2, Neh 12,7]. Erst nach Aufzählung der Hohenpriester werden die übrigen Nachkommen Gersons, Kaaths und Meraris in kurzer Zusammenfassung geboten, die sich erst V. 16 erweitert, nachdem David genannt ist. Die Wichtigkeit des Geschlechtes der Hohenpriester wie der Leviten zeigt die Ausführlichkeit der Aufzählung wie die Wiederholung [1Chr 5,29-40] und [1Chr 6,50-63], sowie die Herabführung bis in die Zeit der Wegführung an erstgenannter Stelle. 1 Chronik 1Chr 13 6 10 Johanan genuit Azariam: ipse est qui sacerdotio functus est in domo, quam ædificavit Salomon in Jerusalem. Johanan zeugte Azarias: dieser ist es, welcher das Priestertum in dem Hause verwaltete, welches Salomon zu Jerusalem erbaut hatte. 1 Chronik 1Chr 13 6 11 Genuit autem Azarias Amariam, et Amarias genuit Achitob, Azarias aber zeugte Amarias und Amarias zeugte Achitob, 1 Chronik 1Chr 13 6 12 Achitob genuit Sadoc, et Sadoc genuit Sellum, Achitob zeugte Sadok und Sadok zeugte Sellum, 1 Chronik 1Chr 13 6 13 Sellum genuit Helciam, et Helcias genuit Azariam, Sellum zeugte Helkias und Helkias zeugte Azarias, 1 Chronik 1Chr 13 6 14 Azarias genuit Saraiam, et Saraias genuit Josedec. Azarias zeugte Sarajas und Sarajas zeugte Josedek. 1 Chronik 1Chr 13 6 15 Porro Josedec egressus est, quando transtulit Dominus Judam, et Jerusalem per manus Nabuchodonosor. Josedek aber zog von dannen,² als der Herr Juda und Jerusalem durch die Hand Nabuchodonosors wegführte. 1 Chronik 1Chr 13 6 15 2 Zog mit. 1 Chronik 1Chr 13 6 16 Filii ergo Levi: Gerson, Caath, et Merari. Die Söhne Levis sind also: Gerson, Kaath und Merari. [Ex 6,16] 1 Chronik 1Chr 13 6 17 Et hæc nomina filiorum Gerson: Lobni, et Semei. Und dies sind die Namen der Söhne Gersons: Lobni und Semei. 1 Chronik 1Chr 13 6 18 Filii Caath: Amram, et Isaar, et Hebron, et Oziel. Die Söhne Kaaths: Amram, Isaar, Hebron und Oziel. 1 Chronik 1Chr 13 6 19 Filii Merari: Moholi et Musi. Hæ autem cognationes Levi secundum familias eorum. Die Söhne Meraris: Moholi und Musi. Dies aber sind die Geschlechter Levis nach ihren Familien: 1 Chronik 1Chr 13 6 2 Filii Caath: Amram, Isaar, Hebron, et Oziel. Die Söhne Kaaths: Amram, Isaar, Hebron und Oziel. 1 Chronik 1Chr 13 6 20 Gerson, Lobni filius ejus, Jahath filius ejus, Zamma filius ejus, Gerson, dessen Sohn Lobni, dessen Sohn Jahath, dessen Sohn Zamma, 1 Chronik 1Chr 13 6 21 Joah filius ejus, Addo filius ejus, Zara filius ejus, Jethrai filius ejus. dessen Sohn Joah, dessen Sohn Addo, dessen Sohn Zara, dessen Sohn Jethrai. 1 Chronik 1Chr 13 6 22 Filii Caath, Aminadab filius ejus, Core filius ejus, Asir filius ejus, Die Söhne Kaaths: Sein Sohn Aminadab, dessen Sohn Kore, dessen Sohn Asir, 1 Chronik 1Chr 13 6 23 Elcana filius ejus, Abiasaph filius ejus, Asir filius ejus. dessen Sohn Elkana, dessen Sohn Abiasaph, dessen Sohn Asir; 1 Chronik 1Chr 13 6 24 Thahath filius ejus, Uriel filius ejus, Ozias filius ejus, Saul filius ejus. dessen Sohn Thahath, dessen Sohn Uriel, dessen Sohn Ozias, dessen Sohn Saul. 1 Chronik 1Chr 13 6 25 Filii Elcana, Amasai et Achimoth Die Söhne Elkanas: Amasai, Achimoth 1 Chronik 1Chr 13 6 26 Et Elcana: Filii Elcana: Sophai filius ejus, Nahath filius ejus, und Elkana. Die Söhne Elkanas: Sein Sohn Sophai, dessen Sohn Nahath, 1 Chronik 1Chr 13 6 27 Eliab filius ejus, Jeroham filius ejus, Elcana filius ejus. dessen Sohn Eliab, dessen Sohn Jeroham, dessen Sohn Elkana. 1 Chronik 1Chr 13 6 28 Filii Samuel primogenitus Vasseni, et Abia. Die Söhne Samuels: der Erstgeborne Vasseni und Abia. 1 Chronik 1Chr 13 6 29 Filii autem Merari: Moholi, Lobni filius ejus, Semei filius ejus, Oza filius ejus. Die Söhne Meraris aber: Moholi, dessen Sohn Lobni, dessen Sohn Semei, dessen Sohn Oza, 1 Chronik 1Chr 13 6 3 Filii Amram: Aaron, Moyses, et Maria: Filii Aaron. Nadab et Abiu, Eleazar, et Ithamar. Die Söhne Amrams: Aaron, Moses und Maria; die Söhne Aarons: Nadab, Abiu, Eleazar und Ithamar. 1 Chronik 1Chr 13 6 30 Sammaa filius ejus, Haggia filius ejus, Asaia filius ejus. dessen Sohn Sammaa, dessen Sohn Haggia, dessen Sohn Asaja. 1 Chronik 1Chr 13 6 31 Isti sunt, quos constituit David super cantores domus Domini, ex quo collocata est arca: Diese sind es,³ welche David über die Sänger im Hause des Herrn setzte, nachdem die Lade an ihren Ort gebracht war, [2Kön 6,17] 1 Chronik 1Chr 13 6 31 3 Die folgenden. 1 Chronik 1Chr 13 6 32 Et ministrabant coram tabernaculo testimonii, canentes donec ædificaret Salomon domum Domini in Jerusalem: stabant autem juxta ordinem suum in ministerio. und sie dienten vor dem Zelte des Zeugnisses⁴ als Sänger, bis Salomon das Haus des Herrn zu Jerusalem baute; sie taten aber Dienst nach ihrer Reihenfolge. 1 Chronik 1Chr 13 6 32 4 Dem auf Sion von David für die Bundeslade errichteten Zelte. 1 Chronik 1Chr 13 6 33 Hi vero sunt, qui assistebant cum filiis suis, de filiis Caath, Hemam cantor filius Johel, filii Samuel, Dies aber sind die, welche mit ihren Söhnen Dienst taten: Von den Söhnen Kaaths: Hemam, der Sänger, der Sohn Johels, des Sohnes Samuels, 1 Chronik 1Chr 13 6 34 Filii Elcana, filii Jeroham, filii Eliel, filii Thohu, des Sohnes Elkanas, des Sohnes Jerohams, des Sohnes Eliels, des Sohnes Thohus, 1 Chronik 1Chr 13 6 35 Filii Suph, filii Elcana, filii Mahath, filii Amasai, des Sohnes Suphs, des Sohnes Elkanas, des Sohnes Mahaths, des Sohnes Amasais, 1 Chronik 1Chr 13 6 36 Filii Elcana, filii Johel, filii Azariæ, filii Sophoniæ, des Sohnes Elkanas, des Sohnes Johels, des Sohnes Azarias, des Sohnes Sophonias, 1 Chronik 1Chr 13 6 37 Filii Thahath, filii Asir, filii Abiasaph, filii Core, des Sohnes Thahaths, des Sohnes Asirs, des Sohnes Abiasaphs, des Sohnes Kores, 1 Chronik 1Chr 13 6 38 Filii Isaar, filii Caath, filii Levi, filii Israel. des Sohnes Isaars, des Sohnes Kaaths, des Sohnes Levis, des Sohnes Israels. 1 Chronik 1Chr 13 6 39 Et frater ejus Asaph, qui stabat a dextris ejus, Asaph filius Barachiæ, filii Samaa, Und sein Bruder⁵ Asaph, der zu seiner Rechten stand, Asaph, der Sohn des Barachias, des Sohnes Samaas, 1 Chronik 1Chr 13 6 39 5 Geschlechtsverwandter. 1 Chronik 1Chr 13 6 4 Eleazar genuit Phinees, et Phinees genuit Abisue, Eleazar zeugte den Phinees und Phinees zeugte Abisue, 1 Chronik 1Chr 13 6 40 Filii Michael, filii Basaiæ, filii Melchiæ, des Sohnes Michaels, des Sohnes Basajas, des Sohnes Melchias, 1 Chronik 1Chr 13 6 41 Filii Athanai, filii Zara, filii Adaia, des Sohnes Athanais, des Sohnes Zaras, des Sohnes Adajas, 1 Chronik 1Chr 13 6 42 Filii Ethan, filii Zamma, filii Semei, des Sohnes Ethans, des Sohnes Zammas, des Sohnes Semeis, 1 Chronik 1Chr 13 6 43 Filii Jeth, filii Gersom, filii Levi. des Sohnes Jeths, des Sohnes Gersoms, des Sohnes Levis. 1 Chronik 1Chr 13 6 44 Filii autem Merari fratres eorum, ad sinistram, Ethan filius Cusi, filii Abdi, filii Maloch, Und die Söhne Meraris, ihre Brüder, waren zur Linken: Ethan, der Sohn Kusis, des Sohnes Abdis, des Sohnes Malochs, 1 Chronik 1Chr 13 6 45 Filii Hasabiæ, filii Amasiæ, filii Helciæ, des Sohnes Hasabias, des Sohnes Amasias, des Sohnes Helkias, 1 Chronik 1Chr 13 6 46 Filii Amasai, filii Boni, filii Somer, des Sohnes Amasais, des Sohnes Bonis, des Sohnes Somers, 1 Chronik 1Chr 13 6 47 Filii Moholi, filii Musi, filii Merari, filii levi. des Sohnes Moholis, des Sohnes Musis, des Sohnes Meraris, des Sohnes Levis. 1 Chronik 1Chr 13 6 48 Fratres quoque eorum Levitæ, qui ordinati sunt in cunctum ministerium tabernaculi domus Domini. Und ihre Brüder, die⁶ Leviten, waren für den gesamten Dienst am Zelte des Hauses des Herrn bestellt. 1 Chronik 1Chr 13 6 48 6 Die übrigen Leviten. 1 Chronik 1Chr 13 6 49 Aaron vero, et filii ejus adolebant incensum super altare holocausti, et super altare thymiamatis, in omne opus Sancti sanctorum: et ut precarentur pro Israel juxta omnia, quæ præceperat Moyses servus Dei. Aaron aber und seine Söhne brachten die Opfer auf dem Brandopferaltar dar und auf dem Räucheraltar, zu allem Dienste am Allerheiligsten,⁷ und um für Israel zu beten, allem gemäß, was Moses, der Diener Gottes, geboten. 1 Chronik 1Chr 13 6 49 7 Im Heiligen und im Allerheiligsten. 1 Chronik 1Chr 13 6 5 Abisue vero genuit Bocci, et Bocci genuit Ozi. Abisue aber zeugte Bokki und Bokki zeugte Ozi. 1 Chronik 1Chr 13 6 50 Hi sunt autem filii Aaron: Eleazar filius ejus, Phinees filius ejus, Abisue filius ejus. Dies aber sind die Söhne Aarons: Eleazar, sein Sohn, dessen Sohn Phinees, dessen Sohn Abisue, 1 Chronik 1Chr 13 6 51 Bocci filius ejus. Ozi filius ejus, Zarahia filius ejus, dessen Sohn Bokki, dessen Sohn Ozi, dessen Sohn Zarahia, 1 Chronik 1Chr 13 6 52 Meraioth filius ejus, Amarias filius ejus, Achitob filius ejus, dessen Sohn Merajoth, dessen Sohn Amarias, dessen Sohn Achitob, 1 Chronik 1Chr 13 6 53 Sadoc filius ejus, Achimaas filius ejus. dessen Sohn Sadok, dessen Sohn Achimaas. 1 Chronik 1Chr 13 6 54 Et hæc habitacula eorum per vicos atque confinia, filiorum scilicet Aaron, juxta cognationes Caathitarum: ipsis enim sorte contigerant. Und dies sind ihre Wohnsitze nach ihren Niederlassungen und Grenzen, der Söhne Aarons nämlich nach den Familien der Kaathiter, denn ihnen waren sie durch das Los zugefallen. 1 Chronik 1Chr 13 6 55 Dederunt igitur eis Hebron in terra Juda, et suburbana ejus per circuitum: Ihnen hatte man Hebron im Lande Juda gegeben und seine Weideplätze ringsum; 1 Chronik 1Chr 13 6 56 Agros autem civitatis, et villas, Caleb filio Jephone. die Äcker der Stadt aber und die Flecken gaben sie Kaleb, dem Sohne des Jephone. [Jos 21,12] 1 Chronik 1Chr 13 6 57 Porro filiis Aaron dederunt civitates ad confugiendum Hebron, et Lobna, et suburbana ejus, Den Söhnen Aarons aber gaben sie die Zufluchtsstädte⁸ Hebron und Lobna und seine Weideplätze, 1 Chronik 1Chr 13 6 57 8 Nur Hebron war Zufluchtsstadt. 1 Chronik 1Chr 13 6 58 Jether quoque, et Esthemo cum suburbanis suis, sed et Helon, et Dabir cum suburbanis suis, ebenso Jether und Esthemo samt ihren Weideplätzen, wie auch Helon und Dabir mit ihren Weideplätzen, 1 Chronik 1Chr 13 6 59 Asan quoque, et Bethsemes et suburbana earum. auch Asan und Bethsemes und ihre Weideplätze. 1 Chronik 1Chr 13 6 6 Ozi genuit Zaraiam, et Zaraias genuit Meraioth. Ozi zeugte Zarajas und Zarajas zeugte Merajoth. 1 Chronik 1Chr 13 6 60 De tribu autem Benjamin, Gabee et suburbana ejus, et Almath cum suburbanis suis, Anathoth quoque cum suburbanis suis: omnes civitates, tredecim, per cognationes suas. Vom Stamme Benjamin aber: Gabee und seine Weideplätze, Almath mit seinen Weideplätzen und Anathoth mit seinen Weideplätzen, zusammen dreizehn⁹ Städte nach ihren Familien. 1 Chronik 1Chr 13 6 60 9 Vergl. [Jos 21,13ff]. Hier fehlen zwei, vielleicht durch Schuld der Abschreiber. 1 Chronik 1Chr 13 6 61 Filiis autem Caath residuis de cognatione sua dederunt ex dimidia tribu Manasse in possessionem urbes decem. Aber den übrigen Söhnen Kaaths von seinem Geschlechte gaben sie aus dem halben Stamme Manasse zehn Städte zum Besitze. 1 Chronik 1Chr 13 6 62 Porro filiis Gersom per cognationes suas de tribu Issachar, et de tribu Aser, et de tribu Nephthali, et de tribu Manasse in Basan, urbes tredecim. Den Söhnen Gersoms ferner nach ihren Familien vom Stamme Issachar und vom Stamme Aser und vom Stamme Nephthali und vom Stamme Manasse in Basan dreizehn Städte. 1 Chronik 1Chr 13 6 63 Filiis autem Merari per cognationes suas de tribu Ruben, et de tribu Gad, et de tribu Zabulon, dederunt sorte civitates duodecim. Den Söhnen Meraris aber gaben sie nach ihren Familien durch das Los vom Stamme Ruben und vom Stamme Gad und vom Stamme Zabulon zwölf Städte. 1 Chronik 1Chr 13 6 64 Dederunt quoque filii Israel Levitis civitates, et suburbana earum: So gaben die Söhne Israels den Leviten die Städte samt deren Weideplätzen, 1 Chronik 1Chr 13 6 65 Dederuntque per sortem, ex tribu filiorum Juda, et ex tribu filiorum Simeon, et ex tribu filiorum Benjamin urbes has, quas vocaverunt nominibus suis, und zwar gaben sie durch das Los vom Stamme der Söhne Judas und vom Stamme der Söhne Simeons und vom Stamme der Söhne Benjamins diese Städte, welche sie nach ihren Namen benannten; 1 Chronik 1Chr 13 6 66 Et his, qui erant de cognatione filiorum Caath, fueruntque civitates in terminis eorum de tribu Ephraim. denen, welche vom Geschlechte der Söhne Kaaths waren; diese hatten an ihren Grenzen Städte vom Stamme Ephraim.¹⁰ 1 Chronik 1Chr 13 6 66 10 Zum Teil, denn zum Teil lagen ihre Städte auch in dem halben Stamme Manasse und in dem Stamme Dan. 1 Chronik 1Chr 13 6 67 Dederunt ergo eis urbes ad confugiendum, Sichem cum suburbanis suis in monte Ephraim, et Gazer cum suburbanis suis, Sie gaben ihnen also die Zufluchtsstädte¹¹ Sichem mit seinen Weideplätzen auf dem Gebirge Ephraim und Gazer mit seinen Weideplätzen, [Jos 21,21] 1 Chronik 1Chr 13 6 67 11 Nur Sichem ist eine Freistadt. 1 Chronik 1Chr 13 6 68 Jecmaam quoque cum suburbanis suis, et Bethoron similiter, auch Jekmaam mit seinen Weideplätzen und ebenso Bethoron, 1 Chronik 1Chr 13 6 69 Necnon et Helon cum suburbanis suis, et Gethremmon in eumdem modum. dazu Helon mit seinen Weideplätzen und Gethremmon gleicher Weise. 1 Chronik 1Chr 13 6 7 Porro Meraioth genuit Amariam, et Amarias genuit Achitob. Merajoth sodann zeugte Amarias und Amarias zeugte Achitob. 1 Chronik 1Chr 13 6 70 Porro ex dimidia tribu Manasse, Aner et suburbana ejus, Balaam et suburbana ejus: his videlicet, qui de cognatione filiorum Caath reliqui erant. Ferner aus dem halben Stamme Manasse Aner und seine Weideplätze, Balaam¹² und seine Weideplätze; denen nämlich, die vom Geschlechte der Söhne Kaaths übrig waren. 1 Chronik 1Chr 13 6 70 12 Jibleam? 1 Chronik 1Chr 13 6 71 Filiis autem Gersom de cognatione dimidiæ tribus Manasse Gaulon in Basan, et suburbana ejus, et Astharoth cum suburbanis suis. Den Söhnen Gersoms aber gaben sie aus dem Geschlechte des halben Stammes Manasse Gaulon in Basan und seine Weideplätze und Astharoth mit seinen Weideplätzen. 1 Chronik 1Chr 13 6 72 De tribu Issachar, Cedes et suburbana ejus, et Dabereth cum suburbanis suis. Aus dem Stamme Issachar: Kedes und seine Weideplätze und Dabereth mit seinen Weideplätzen; 1 Chronik 1Chr 13 6 73 Ramoth quoque et suburbana ejus, et Anem cum suburbanis suis. auch Ramoth und seine Weideplätze und Anem mit dessen Weideplätzen. 1 Chronik 1Chr 13 6 74 De tribu vero Aser: Masal cum suburbanis suis, et Abdon similiter. Aus dem Stamme Aser aber: Masal mit seinen Weideplätzen und ebenso Abdon, 1 Chronik 1Chr 13 6 75 Hucac quoque et suburbana ejus, et Rohob cum suburbanis suis. auch Hukak und seine Weideplätze und Rohob samt seinen Weideplätzen. 1 Chronik 1Chr 13 6 76 Porro de tribu Nephthali, Cedes in Galilæa et suburbana ejus, Hamon cum suburbanis suis, et Cariathaim, et suburbana ejus. Aus dem Stamme Nephthali: Kedes in Galiläa und seine Weideplätze, Hamon mit seinen Weideplätzen und Kariathaim und seine Weideplätze. 1 Chronik 1Chr 13 6 77 Filiis autem Merari residuis: de tribu Zabulon, Remmono et suburbana ejus, et Thabor cum suburbanis suis: Den übrigen Söhnen Meraris aber gaben sie aus dem Stamme Zabulon Remmono und seine Weideplätze und Thabor mit seinen Weideplätzen; 1 Chronik 1Chr 13 6 78 Trans Jordanem quoque ex adverso Jericho contra orientem Jordanis, de tribu Ruben, Bosor in solitudine cum suburbanis suis, et Jassa cum suburbanis suis, und jenseits des Jordans Jericho gegenüber im Osten des Jordans, aus dem Stamme Ruben Bosor in der Wüste mit seinen Weideplätzen und Jassa mit seinen Weideplätzen, 1 Chronik 1Chr 13 6 79 Cademoth quoque et suburbana ejus, et Mephaat cum suburbanis suis. auch Kademoth und seine Weideplätze und Mephaat mit seinen Weideplätzen. 1 Chronik 1Chr 13 6 8 Achitob genuit Sadoc, et Sadoc genuit Achimaas, Achitob zeugte Sadok und Sadok zeugte Achimaas, 1 Chronik 1Chr 13 6 80 Necnon et de tribu Gad, Ramoth in Galaad et suburbana ejus, et Manaim cum suburbanis suis, Dazu auch aus dem Stamme Gad: Ramoth in Galaad und seine Weideplätze und Mainaim mit seinen Weideplätzen, 1 Chronik 1Chr 13 6 81 Sed et Hesebon cum suburbanis suis, et Jezer cum suburbanis suis. wie auch Hesebon mit seinen Weideplätzen und Jezer mit seinen Weideplätzen. 1 Chronik 1Chr 13 6 9 Achimaas genuit Azariam, Azarias genuit Johanan, Achimaas zeugte Azarias, Azarias zeugte Johanan, 1 Chronik 1Chr 13 0 1 D. Die übrigen Stämme (7,1 8,40): a. Issachar (V. 5), Benjamin (V. 12), Nephthali (V. 13), Manasse (V. 19), Ephraim (V. 29), Aser. 1 Chronik 1Chr 13 7 1 Porro filii Issachar: Thola, et Phua, Jasub, et Simeron, quatuor. Die Söhne Issachars waren: Thola, Phua, Jasub und Simeron, vier. [Gen 46,13] 1 Chronik 1Chr 13 7 10 Porro filii Jadihel: Balan. Filii autem Balan: Jehus, et Benjamin, et Aod, et Chanana, et Zethan, et Tharsis, et Ahisahar: Ferner die Söhne Jadihels: Balan. Die Söhne Balans aber: Jehus, Benjamin, Aod, Chanana, Zethan, Tharsis und Ahisahar. 1 Chronik 1Chr 13 7 11 Omnes hi filii Jadihel, principes cognationum suarum, viri fortissimi, decem et septem millia, et ducenti ad prlium procedentes. Alle diese waren Söhne Jadihels, Häupter ihrer Geschlechter, tapfere Männer, siebzehntausendundzweihundert, welche zum Kampfe auszogen.³ 1 Chronik 1Chr 13 7 11 3 Vergl. die Zahlen [Num 26,41]. 1 Chronik 1Chr 13 7 12 Sepham quoque, et Hapham filii Hir: et Hasim filii Aher. Und Sepham und Hapham waren die Söhne Hirs und Hasim die Söhne Ahers. 1 Chronik 1Chr 13 7 13 Filii autem Nephthali: Jasiel, et Guni, et Jeser, et Sellum, filii Bala. Die Söhne Nephthalis aber waren: Jasiel, Guni, Jeser und Sellum, die Söhne Balas. [Gen 46,24] 1 Chronik 1Chr 13 7 14 Porro filius Manasse, Esriel: concubinaque ejus Syra peperit Machir patrem Galaad. Der Sohn Manasses war Esriel; und seine syrische Nebenfrau gebar Machir, den Vater von Galaad.⁴ 1 Chronik 1Chr 13 7 14 4 Halb Manasse diesseits des Jordans. 1 Chronik 1Chr 13 7 15 Machir autem accepit uxores filiis suis Happhim, et Saphan: et habuit sororem nomine Maacha: nomen autem secundi, Salphaad, natæque sunt Salphaad filiæ. Machir aber gab seinen Söhnen Happhim und Saphan Weiber, er hatte auch eine Schwester, namens Maacha; des zweiten Name aber ist Salphaad und dem Salphaad wurden Töchter geboren.⁵ 1 Chronik 1Chr 13 7 15 5 Der Vers ist sehr dunkel. 1 Chronik 1Chr 13 7 16 Et peperit Maacha uxor Machir filium, vocavitque nomen ejus Phares: porro nomen fratris ejus, Sares: et filii ejus, Ulam, et Recen. Und Maacha, das Weib Machirs, gebar einen Sohn und nannte seinen Namen Phares, der Name seines Bruders aber war Sares, seine Söhne waren Ulam und Reken. 1 Chronik 1Chr 13 7 17 Filius autem Ulam, Badan: hi sunt filii Galaad, filii Machir, filii Manasse. Ulams Sohn war Badan. Das sind die Söhne Galaads, des Sohnes Machirs, des Sohnes Manasses. 1 Chronik 1Chr 13 7 18 Soror autem ejus Regina peperit Virumdecorum, et Abiezer, et Mohola. Seine Schwester Regina aber gebar Schönmann,⁶ Abiezer und Mohola. 1 Chronik 1Chr 13 7 18 6 Hebr.: Seine Schwester Hammolektheth gebar den Isch-hod. 1 Chronik 1Chr 13 7 19 Erant autem filii Semida, Ahin, et Sechem, et Leci, et Aniam. Die Söhne Semidas waren Ahin, Sechem, Leki und Aniam. 1 Chronik 1Chr 13 7 2 Filii Thola: Ozi et Raphaia, et Jeriel, et Jemai, et Jebsem, et Samuel, principes per domos cognationum suarum. De stirpe Thola viri fortissimi numerati sunt in diebus David, viginti duo millia sexcenti. Die Söhne Tholas: Ozi, Raphaja, Jeriel, Jemai, Jebsem und Samuel, die Fürsten in ihren Geschlechtshäusern. Vom Geschlechte Tholas zählte man sehr tapfere Männer in den Tagen Davids, zweiundzwanzigtausend sechshundert. 1 Chronik 1Chr 13 7 20 Filii autem Ephraim: Suthala, Bared filius ejus, Thahath filius ejus, Elada filius ejus, Thahath filius ejus, hujus filius Zabad, Die Söhne Ephraims aber waren: Suthala. Dessen Sohn war Bared, dessen Sohn Thahath, dessen Sohn Elada, dessen Sohn Thahath, dessen Sohn Zabad, 1 Chronik 1Chr 13 7 21 Et hujus filius Suthala, et hujus filius Ezer et Elad: occiderunt autem eos viri Geth indigenæ, quia descenderant ut invaderent possessiones eorum. dessen Sohn Suthala, dessen Söhne Ezer und Elad. Die Männer von Geth aber, die Landeseingebornen, töteten sie, weil diese herabgezogen waren, um ihnen ihren Besitz zu rauben.⁷ 1 Chronik 1Chr 13 7 21 7 Frühestens zur Zeit, als Israel noch in Ägypten wohnte. 1 Chronik 1Chr 13 7 22 Luxit igitur Ephraim pater eorum multis diebus, et venerunt fratres ejus ut consolarentur eum. Darum trauerte Ephraim, ihr Vater, viele Tage lang und seine Brüder kamen, ihn zu trösten. 1 Chronik 1Chr 13 7 23 Ingressusque est ad uxorem suam: quæ concepit, et peperit filium, et vocavit nomen ejus Beria, eo quod in malis domus ejus ortus esset: Und er ging zu seinem Weibe ein, welche empfing und einen Sohn gebar; dessen Namen nannte er Beria, weil er während des Unglückes seines Hauses geboren war. 1 Chronik 1Chr 13 7 24 Filia autem ejus fuit Sara, quæ ædificavit Bethoron inferiorem et superiorem, et Ozensara. Seine⁸ Tochter aber war Sara, welche Unter- und Ober-Bethoron und Ozensara baute. 1 Chronik 1Chr 13 7 24 8 Berias. 1 Chronik 1Chr 13 7 25 Porro filius ejus Rapha, et Reseph, et Thale, de quo natus est Thaan, Und sein Sohn war Rapha, Reseph und Thale, von welchem Thaan gezeugt ward, 1 Chronik 1Chr 13 7 26 Qui genuit Laadan: hujus quoque filius Ammiud, qui genuit Elisama. welcher den Laadan zeugte; dessen Sohn war Ammiud, der Elisama zeugte, 1 Chronik 1Chr 13 7 27 De quo ortus est Nun, qui habuit filium Josue. von welchem Nun herstammte, der Josue zum Sohne hatte. 1 Chronik 1Chr 13 7 28 Possessio autem eorum et habitatio, Bethel cum filiabus suis, et contra orientem Noran ac occidentalem plagam Gazer et filiæ ejus, Sichem quoque cum filiabus suis, usque ad Aza cum filiabus ejus. Ihr Besitz und ihr Wohnsitz⁹ aber war Bethel mit seinen Töchterstädten und gegen Osten Noran, gegen Westen Gazer und dessen Töchterstädte und Sichem mit seinen Töchterstädten bis nach Aza mit seinen Töchterstädten. 1 Chronik 1Chr 13 7 28 9 Auch des westjordanischen Teils von Manasse. 1 Chronik 1Chr 13 7 29 Juxta filios quoque Manasse Bethsan et filias ejus, Thanach et filias ejus, Mageddo et filias ejus, Dor et filias ejus: in his habitaverunt filii Joseph, filii Israel. Und auf der Seite der Söhne Manasses: Bethsan und dessen Töchterstädte, Thanach und dessen Töchterstädte, Mageddo und dessen Töchterstädte, Dor und dessen Töchterstädte; in diesen wohnten die Söhne Josephs, des Sohnes Israels. 1 Chronik 1Chr 13 7 3 Filii Ozi: Izrahia, de quo nati sunt Michael, et Obadia, et Joel, et Jesia, quinque omnes principes. Die Söhne Ozis: Izrahia, von dem Michael, Obadia, Joel und Jesia abstammen, zusammen fünf Fürsten. 1 Chronik 1Chr 13 7 30 Filii Aser: Jemna, et Jesua, et Jessui, et Baria, et Sara soror eorum. Die Söhne Asers waren: Jemna, Jesua, Jessui, Baria und deren Schwester Sara. [Gen 46,17] 1 Chronik 1Chr 13 7 31 Filii autem Baria: Heber, et Melchiel: ipse est pater Barsaith. Die Söhne Barias waren: Heber und Melchiel; dieser ist der Vater von Barsaith. 1 Chronik 1Chr 13 7 32 Heber autem genuit Jephlat, et Somer, et Hotham, et Suaa sororem eorum. Heber aber zeugte Jephlat, Somer und Hotham und ihre Schwester Suaa. 1 Chronik 1Chr 13 7 33 Filii Jephlat: Phosech, et Chamaal, et Asoth: hi filii Jephlat. Die Söhne Jephlaths waren: Phosech, Chamaal und Asoth; das waren die Söhne Jephlats. 1 Chronik 1Chr 13 7 34 Porro filii Somer: Ahi, et Roaga, et Haba, et Aram. Und die Söhne Somers waren: Ahi, Roaga, Haba und Aram. 1 Chronik 1Chr 13 7 35 Filii autem Helem fratris ejus: Supha, et Jemna, et Selles, et Amal. Die Söhne Helems aber, seines Bruders, waren Supha, Jemna, Selles und Amal. 1 Chronik 1Chr 13 7 36 Filii Supha: Sue, Harnapher, et Sual, et Beri, et Jamra, Die Söhne Suphas waren: Sue, Harnapher, Sual, Beri, Jamra, 1 Chronik 1Chr 13 7 37 Bosor, et Hod, et Samma, et Salusa, et Jethran, et Bera. Bosor, Hod, Samma, Salusa, Jethran und Bera. 1 Chronik 1Chr 13 7 38 Filii Jether: Jephone, et Phaspha, et Ara. Die Söhne Jethers: Jephone, Phaspha und Ara. 1 Chronik 1Chr 13 7 39 Filii autem Olla: Aree, et Haniel, et Resia. Und die Söhne Ollas: Aree, Haniel und Resia. 1 Chronik 1Chr 13 7 4 Cumque eis per familias, et populos suos, accincti ad prlium, viri fortissimi, triginta sex millia: multas enim habuerunt uxores, et filios. Zu ihnen gehörten nach ihren Familien und Geschlechtern sehr tapfere, kampfbereite Krieger, sechsunddreißigtausend; denn sie hatten viele Weiber und Söhne.¹ 1 Chronik 1Chr 13 7 4 1 Die Zählung ist wohl die Davids. Die Zahlen V. 2 und 4 sind wohl einbegriffen. 1 Chronik 1Chr 13 7 40 Omnes hi filii Aser, principes cognationum, electi atque fortissimi duces ducum: numerus autem eorum ætatis, quæ apta esset ad bellum, viginti sex millia. Diese alle waren Söhne Asers, Fürsten der Geschlechter, auserlesene und starke Helden, starke Häupter der Heerführer; die Zahl aber derer, die nach ihrem Alter kriegstüchtig waren, betrug sechsundzwanzigtausend. 1 Chronik 1Chr 13 7 5 Fratres quoque eorum per omnem cognationem Issachar robustissimi ad pugnandum, octoginta septem millia numerati sunt. Auch ihre Brüder wurden nach allen Geschlechtern Issachars gezählt, siebenundachtzigtausend kriegstüchtige Männer. 1 Chronik 1Chr 13 7 6 Filii Benjamin: Bela, et Bechor, et Jadiel, tres. Die Söhne Benjamins: Bela, Bechor und Jadiel, drei. [Gen 46,21] 1 Chronik 1Chr 13 7 7 Filii Bela: Esbon, et Ozi, et Oziel, et Jerimoth, et Urai, quinque principes familiarum, et ad pugnandum robustissimi: numerus autem eorum, viginti duo millia et triginta quatuor. Die Söhne² Belas: Esbon, Ozi, Oziel, Jerimoth und Urai, fünf Familienhäupter und sehr kriegstüchtige Männer; ihre Zahl aber war zweiundzwanzigtausendundvierunddreißig. 1 Chronik 1Chr 13 7 7 2 Nachkommen. 1 Chronik 1Chr 13 7 8 Porro filii Bechor: Zamira, et Joas, et Eliezer, et Elioenai, et Amri, et Jerimoth, et Abia, et Anathoth, et Almath: omnes hi, filii Bechor. Die Söhne Bechors ferner waren: Zamira, Joas, Eliezer, Elioenai, Amri, Jerimoth, Abia, Anathoth und Almath; alle diese waren Söhne Bechors. 1 Chronik 1Chr 13 7 9 Numerati sunt autem per familias suas principes cognationum suarum ad bella fortissimi, viginti millia et ducenti. Sie wurden nach den Geschlechtern gezählt, Häupter ihrer Familien, kriegstüchtige Männer, zwanzigtausendundzweihundert. 1 Chronik 1Chr 13 0 1 b. Noch einmal der Stamm Benjamin (V. 28) und insbesondere Sauls Familie. 1 Chronik 1Chr 13 8 1 Benjamin autem genuit Bale primogenitum suum, Asbel secundum, Ahara tertium, Benjamin aber zeugte Bale, seinen Erstgebornen, Asbel, als zweiten, Ahara als dritten, [Gen 46,21, 1Chr 7,6] 1 Chronik 1Chr 13 8 10 Jehus quoque, et Sechia, et Marma: hi sunt filii ejus principes in familiis suis. Jehus, Sechia und Marma. Das sind seine Söhne, Fürsten in ihren Familien. 1 Chronik 1Chr 13 8 11 Mehusim vero genuit Abitob, et Elphaal. Mehusim aber zeugte Abitob und Elphaal. 1 Chronik 1Chr 13 8 12 Porro filii Elphaal: Heber, et Misaam, et Samad; hic ædificavit Ono, et Lod, et filias ejus. Die Söhne Elphaals waren: Heber, Misaam und Samad; dieser erbaute Ono und Lod und dessen Töchterstädte. 1 Chronik 1Chr 13 8 13 Baria autem, et Sama principes cognationum habitantium in Aialon: hi fugaverunt habitatores Geth. Baria und Sama aber waren Fürsten der Familien, welche in Ajalon wohnten; diese vertrieben die Einwohner Geths. 1 Chronik 1Chr 13 8 14 Et Ahio, et Sesac, et Jerimoth, Und Ahio, Sesak, Jerimoth, 1 Chronik 1Chr 13 8 15 Et Zabadia, et Arod, et Heder, Zabadia, Arod, Heder, 1 Chronik 1Chr 13 8 16 Michael quoque, et Jespha, et Joha, filii Baria. Michael, Jespha, Joha, die Söhne Barias. 1 Chronik 1Chr 13 8 17 Et Zabadia, et Mosollam, et Hezeci, et Heber, Und Zabadia, Mosollam, Hezeki, Heber, 1 Chronik 1Chr 13 8 18 Et Jesamari, et Jezlia, et Jobab, filii Elphaal, Jesamari, Jezlia, und Jobab, die Söhne Elphaals, 1 Chronik 1Chr 13 8 19 Et Jacim, et Zechri, et Zabdi, und Jakim, Zechri, Zabdi, 1 Chronik 1Chr 13 8 2 Nohaa quartum, et Rapha quintum. Nohaa als vierten und Rapha als fünften. 1 Chronik 1Chr 13 8 20 Et Elioenai, et Selethai, et Eliel, Elioenai, Selethai, Eliel, 1 Chronik 1Chr 13 8 21 Et Adaia, et Baraia, et Samarath filii Semei. Adaja, Baraja und Samarath, die Söhne Semeis. 1 Chronik 1Chr 13 8 22 Et Jespham, et Heber, et Eliel, Und Jespham, Heber, Eliel, 1 Chronik 1Chr 13 8 23 Et Abdon, et Zechri, et Hanan, Abdon, Zechri, Hanan, 1 Chronik 1Chr 13 8 24 Et Hanania, et lam, et Anathothia, Hanania, Älam, Anathothia, 1 Chronik 1Chr 13 8 25 Et Jephdaia, et Phanuel filii Sesac. Jephdaja und Phanuel, die Söhne Sesaks. 1 Chronik 1Chr 13 8 26 Et Samsari, et Sohoria, et Otholia, Und Samsari, Sohoria, Otholia, 1 Chronik 1Chr 13 8 27 Et Jersia, et Elia, et Zechri, filii Jeroham. Jersia, Elia und Zechri, die Söhne Jerohams. 1 Chronik 1Chr 13 8 28 Hi patriarchæ, et cognationum principes, qui habitaverunt in Jerusalem. Dies waren die Erzväter und die Fürsten der Geschlechter, welche in Jerusalem wohnten. 1 Chronik 1Chr 13 8 29 In Gabaon autem habitaverunt Abigabaon, et nomen uxoris ejus Maacha: In Gabaon aber wohnten Abigabaon, sein Weib hieß Maacha, [1Chr 9,35] 1 Chronik 1Chr 13 8 3 Fueruntque filii Bale: Addar, et Gera, et Abiud, Und die Söhne Bales waren: Addar, Gera, Abiud, 1 Chronik 1Chr 13 8 30 Filiusque ejus primogenitus Abdon, et Sur, et Cis, et Baal, Nadab. und sein erstgeborner Sohn Abdon, dann Sur, Kis,³ Baal, Nadab, 1 Chronik 1Chr 13 8 30 3 Den übrigen Benjamiten. 1 Chronik 1Chr 13 8 31 Gedor quoque, et Ahio, et Zacher, et Macelloth: Gedor, Ahio, Zacher und Makelloth. 1 Chronik 1Chr 13 8 32 Et Macelloth genuit Samaa: habitaveruntque ex adverso fratrum suorum in Jerusalem cum fratribus suis. Makelloth zeugte Samaa und sie wohnten mit ihren Brüdern in Jerusalem, neben ihren Brüdern.⁴ 1 Chronik 1Chr 13 8 32 4 Hier fehlt Ner. [1Chr 9,36]. 1 Chronik 1Chr 13 8 33 Ner autem genuit Cis, et Cis genuit Saul. Porro Saul genuit Jonathan, et Melchisua, et Abinadab, et Esbaal. Ner aber zeugte Kis und Kis zeugte Saul. Saul zeugte Jonathan, Melchisua, Abinadab und Esbaal. [1Sam 14,15, 1Chr 9,39] 1 Chronik 1Chr 13 8 34 Filius autem Jonathan, Meribbaal: et Meribbaal genuit Micha. Der Sohn Jonathans aber war Meribbaal und Meribbaal zeugte Micha. 1 Chronik 1Chr 13 8 35 Filii Micha, Phithon, et Melech, et Tharaa, et Ahaz. Die Söhne Michas waren: Phithon, Melech, Tharaa und Ahaz. 1 Chronik 1Chr 13 8 36 Et Ahaz genuit Joada: et Joada genuit Alamath, et Azmoth, et Zamri: porro Zamri genuit Mosa, Und Ahaz zeugte Joada, Joada zeugte Alamath, Azmoth und Zamri; Zamri zeugte Mosa, 1 Chronik 1Chr 13 8 37 Et Mosa genuit Banaa, cujus filius fuit Rapha, de quo ortus est Elasa, qui genuit Asel. Mosa zeugte Banaa, dessen Sohn Rapha war, von dem Elasa stammte, welcher Asel zeugte. 1 Chronik 1Chr 13 8 38 Porro Asel sex filii fuerunt his nominibus, Ezricam, Bocru, Ismahel, Saria, Obdia, et Hanan: omnes hi filii Asel. Asel aber hatte sechs Söhne, diese hießen: Ezrikam, Bokru, Ismahel, Saria, Obdia und Hanan; diese alle waren Söhne Asels. 1 Chronik 1Chr 13 8 39 Filii autem Esec fratris ejus, Ulam primogenitus, et Jehus secundus, et Eliphalet tertius. Die Söhne Eseks aber, seines Bruders, waren Ulam, sein Erstgeborner, Jehus, der zweite, und Eliphalet, der dritte. 1 Chronik 1Chr 13 8 4 Abisue quoque et Naaman, et Ahoe, Abisue, Naaman, Ahoe, 1 Chronik 1Chr 13 8 40 Fueruntque filii Ulam viri robustissimi, et magno robore tendentes arcum: et multos habentes filios ac nepotes, usque ad centum quinquaginta. Omnes hi, filii Benjamin. Und die Söhne Ulams waren tapfere, starke Männer, die mit großer Kraft den Bogen spannten und viele Söhne und Enkel hatten, bis zu hundertundfünfzig. Diese alle sind Söhne Benjamins. 1 Chronik 1Chr 13 8 5 Sed et Gera, et Sephuphan, et Huram. ferner Gera, Sephuphan und Huram. 1 Chronik 1Chr 13 8 6 Hi sunt filii Ahod, principes cognationum habitantium in Gabaa, qui translati sunt in Manahath. Dies sind die Söhne Ahods,¹ die Fürsten der Familien, die in Gabaa wohnten und nach Manahath weggeführt wurden.² 1 Chronik 1Chr 13 8 6 1 Des Sohnes Geras. [Ri 3,15] 1 Chronik 1Chr 13 8 6 2 In den Stamm Juda. 1 Chronik 1Chr 13 8 7 Naaman autem, et Achia, et Gera ipse transtulit eos, et genuit Oza, et Ahiud. Naaman, Achia und Gera; dieser führte sie hinweg und er zeugte Oza und Ahiud. 1 Chronik 1Chr 13 8 8 Porro Saharaim genuit in regione Moab, postquam dimisit Husim et Bara uxores suas. Und Saharaim zeugte im Lande Moab, nachdem er seine Frauen Husim und Bara entlassen hatte. 1 Chronik 1Chr 13 8 9 Genuit autem de Hodes uxore sua Jobab, et Sebia, et Mosa, et Molchom, Er zeugte aber mit seinem Weibe Hodes Jobab, Sebia, Mosa, Molchom, 1 Chronik 1Chr 13 0 1 3. Epilog des ersten Teils. (Kap. 9,1-34) A. Aufzählung der in Jerusalem nach der Babylonischen Verbannung wohnenden Familien aus den Stämmen Juda und Benjamin (V. 9) wie der Priester aus dem Stamme Levi. (V. 16) B. Die Ämter der Leviten. (V. 34) II. Geschichte Davids in Jerusalem, dem Mittelpunkte der Gottesverehrung. (Kap. 9,35 bis Kap. 29,30) 1. David überträgt seinen Sitz nach Jerusalem, seine Herrschaft befestigt sich. (9,35 12,40) A. Übergang von den Geschlechtsregistern zu diesem Teile. (9,35 10,14) a. Sauls Vorfahren. 1 Chronik 1Chr 13 9 1 Universus ergo Israel dinumeratus est: et summa eorum scripta est in Libro regum Israel, et Juda: translatique sunt in Babylonem propter delictum suum. So wurde ganz Israel gezählt und ihre Zahl ward in das Buch der Könige von Israel und Juda eingeschrieben und sie wurden nach Babylon weggeführt um ihrer Vergehungen willen. 1 Chronik 1Chr 13 9 10 De sacerdotibus autem: Jedaia, Joiarib, et Jachin: Von den Priestern aber: Jedaja, Jojarib, Jachin 1 Chronik 1Chr 13 9 11 Azarias quoque filius Helciæ, filii Mosollam, filii Sadoc, filii Maraioth, filii Achitob, pontifex domus Dei. und Azarias, der Sohn Helkias, des Sohnes Mosolams, des Sohnes Sadoks, des Sohnes Marajoths, des Sohnes Achitobs, der Hohepriester im Hause Gottes.⁵ 1 Chronik 1Chr 13 9 11 5 Hebr.: Fürst des Hauses Gottes. 1 Chronik 1Chr 13 9 12 Porro Adaias filius Jeroham, filii Phassur, filii Melchiæ, et Maasai filius Adiel, filii Jezra, filii Mosollam, filii Mosollamith, filii Emmer. Ferner Adajas, der Sohn Jerohams, des Sohnes Phassurs, des Sohnes Melchias;⁶ und Maasai, der Sohn Adiels, des Sohnes Jezras, des Sohnes Mosollams, des Sohnes Mosollamiths, des Sohnes Emmers;⁷ 1 Chronik 1Chr 13 9 12 6 Siehe [1Chr 24,9] und [Neh 11,12]. 1 Chronik 1Chr 13 9 12 7 Vergl. [1Chr 24,14]. 1 Chronik 1Chr 13 9 13 Fratres quoque eorum principes per familias suas, mille septingenti sexaginta, fortissimi robore ad faciendum opus ministerii in domo Dei. und ihre Brüder, die Fürsten in ihren Familien, tausendsiebenhundertundsechzig, sehr starke Helden, den Dienst des Hauses Gottes zu verrichten. 1 Chronik 1Chr 13 9 14 De Levitis autem: Semeia, filius Hassub filii Ezricam, filii Hasebia de filiis Merari. Von den Leviten aber: Semeja, der Sohn Hassubs, des Sohnes Ezrikams, des Sohnes Hasebias, von den Söhnen Meraris. 1 Chronik 1Chr 13 9 15 Bacbacar quoque carpentarius, et Galal, et Mathania filius Micha, filii Zechri, filii Asaph: Ebenso Bakbakar, der Wagner,⁸ Galal und Mathania, der Sohn Michas, des Sohnes Zechris, des Sohnes Asaphs, 1 Chronik 1Chr 13 9 15 8 Hebr.: Bakbakkar, Heres, Galal. 1 Chronik 1Chr 13 9 16 Et Obdia filius Semeiæ, filii Galal, filii Idithun: et Barachia filius Asa, filii Elcana, qui habitavit in atriis Netophati. Obdia, der Sohn des Semejas, des Sohnes Galals, des Sohnes Idithuns; und Barachia, der Sohn Asas, des Sohnes Elkanas, welcher in den Gehöften der Netophatiter⁹ wohnte. 1 Chronik 1Chr 13 9 16 9 Im Stamme Juda. 1 Chronik 1Chr 13 9 17 Janitores autem: Sellum, et Accub, et Telmon, et Ahimam: et frater eorum Sellum princeps. Die Türhüter aber waren: Sellum, Akkub, Telmon und Ahimam; ihr Bruder Sellum war der oberste; 1 Chronik 1Chr 13 9 18 Usque ad illud tempus, in porta regis ad orientem, observabant per vices suas, de filiis Levi. bis auf diese Zeit hielten sie¹⁰ Wacht im Königstore gegen Osten nach ihren Ordnungen unter den Söhnen Levis. 1 Chronik 1Chr 13 9 18 10 Sellum hat dort die wache, also sind die Worte zum vorhergehenden Verse zu ziehen. 1 Chronik 1Chr 13 9 19 Sellum vero filius Core filii Abiasaph, filii Core, cum fratribus suis, et domo patris sui, hi sunt Coritæ super opera ministerii, custodes vestibulorum tabernaculi: et familiæ eorum per vices castrorum Domini custodientes introitum. Sellum aber, der Sohn Kores, des Sohnes Abiasaphs, des Sohnes Kores, und seine Brüder und das Haus seines Vaters, die Koriter, hatten als Dienstverrichtung die Wache am Eingange des Zeltes zu halten, wie ihre Familien abwechselnd an dem Eingang des Lagers des Herrn die Hut versahen.¹¹ 1 Chronik 1Chr 13 9 19 11 In der Mosaischen Zeit. 1 Chronik 1Chr 13 9 2 Qui autem habitaverunt primi in possessionibus, et in urbibus suis: Israel, et Sacerdotes, et Levitæ, et Nathinæi. Die aber, welche zuerst in ihrem Besitze und in ihren Städten wohnten, waren: Israel,¹ die Priester, die Leviten und die Nathinäer.² 1 Chronik 1Chr 13 9 2 1 Die Laienschaft. Vergl. [Esra 2,70, Esra 10,5]. 1 Chronik 1Chr 13 9 2 2 Die dem Heiligtume als Knechte Geschenkten. [Jos 9,23, Esra 2,43] 1 Chronik 1Chr 13 9 20 Phinees autem filius Eleazari, erat dux eorum coram Domino. Phinees aber, der Sohn Eleazars, war Fürst über sie vor dem Herrn.¹² 1 Chronik 1Chr 13 9 20 12 Hebr.: Jahve sei mit ihm! 1 Chronik 1Chr 13 9 21 Porro Zacharias filius Mosollamia, janitor portæ tabernaculi testimonii. Und Zacharias, der Sohn Mosollamias, war Türhüter am Eingange des Zeltes des Zeugnisses. 1 Chronik 1Chr 13 9 22 Omnes hi electi in ostiarios per portas, ducenti duodecim: et descripti in villis propriis: quos constituerunt David, et Samuel Videns, in fide sua Diese alle, die zu Türhütern an den Toren auserwählt waren, zählten zweihundertundzwölf¹³ und waren eingeschrieben¹⁴ nach ihren Gehöften; David und Samuel, der Seher, hatten sie um ihrer Treue willen eingesetzt, 1 Chronik 1Chr 13 9 22 13 Kurz vor dem Exil. In der davidischen Zeit waren sie 93 [1Chr 26,8ff] unmittelbar nach dem Exil 139 [Esra 2,42] zur Zeit Nehemias 172 [Neh 11,19]. 1 Chronik 1Chr 13 9 22 14 In die Geschlechtsregister. 1 Chronik 1Chr 13 9 23 Tam ipsos, quam filios eorum in ostiis domus Domini, et in tabernaculo vicibus suis. sowohl sie als ihre Söhne an den Toren des Hauses des Herrn und an dem Zelte nach ihrer Reihenfolge. 1 Chronik 1Chr 13 9 24 Per quatuor ventos erant ostiarii: id est ad orientem, et ad occidentem, et ad aquilonem, et ad austrum. Die Türhüter standen nach den vier Winden: das ist gegen Osten, gegen Westen, gegen Norden und gegen Süden. 1 Chronik 1Chr 13 9 25 Fratres autem eorum in viculis morabantur, et veniebant in sabbatis suis de tempore usque ad tempus. Ihre Brüder aber wohnten in den Dörfern und kamen von einer Zeit zur anderen an ihren Sabbaten.¹⁵ 1 Chronik 1Chr 13 9 25 15 Wenn der Dienst gewechselt wurde. 1 Chronik 1Chr 13 9 26 His quatuor Levitis creditus erat omnis numerus janitorum, et erant super exedras, et thesauros domus Domini. Diesen vier Leviten war die ganze Zahl der Türhüter anvertraut und sie¹⁶ waren über die Vorratskammern und die Schatzkammern des Hauses des Herrn gesetzt. 1 Chronik 1Chr 13 9 26 16 Hebr.: denn für ständig waren nur die vier Oberpförtner, das sind die Leviten. 1 Chronik 1Chr 13 9 27 Per gyrum quoque templi Domini morabantur in custodiis suis: ut cum tempus fuisset, ipsi mane aperirent fores. Auch wachten sie¹⁷ rings um den Tempel des Herrn, dass sie am Morgen, wenn es Zeit war, die Tore auftaten. 1 Chronik 1Chr 13 9 27 17 Die Torhüter. 1 Chronik 1Chr 13 9 28 De horum genere erant et super vasa ministerii: ad numerum enim et inferebantur vasa, et efferebantur. Und einige von ihrem Geschlechte waren auch über die Gerätschaften des Dienstes gesetzt; denn sie zählten dieselben, wenn die Gerätschaften hinein und herausgebracht wurden. 1 Chronik 1Chr 13 9 29 De ipsis et qui credita habebant utensilia sanctuarii, præerant similæ, et vino, et oleo, et thuri, et aromatibus. Einigen von ihnen waren die Gerätschaften des Heiligtums anvertraut und sie waren über das Weißmehl, den Wein, das Öl, den Weihrauch und die Spezereien gesetzt. 1 Chronik 1Chr 13 9 3 Commorati sunt in Jerusalem de filiis Juda, et de filiis Benjamin, de filiis quoque Ephraim, et Manasse. In Jerusalem wohnten³ von den Söhnen Judas und von den Söhnen Benjamins, auch von den Söhnen Ephraims und Manasses: 1 Chronik 1Chr 13 9 3 3 Vor der Wegführung. Es sind nur einzelne Familien, die sich aus dem Zehnstämmereich hinübergerettet. 1 Chronik 1Chr 13 9 30 Filii autem sacerdotum unguenta ex aromatibus conficiebant. Die Söhne der Priester aber machten aus Spezereien die Salben. 1 Chronik 1Chr 13 9 31 Et Mathathias Levites primogenitus Sellum Coritæ, præfectus erat eorum, quæ in sartagine frigebantur. Mathathias, ein Levit, der Erstgeborne Sellums,¹⁸ des Koriters, war über das gesetzt, was in der Pfanne gebacken wurde.¹⁹ [Lev 7,12, Lev 8,28] 1 Chronik 1Chr 13 9 31 18 Ein Erstgeborener aus dem Geschlechte Sellums. 1 Chronik 1Chr 13 9 31 19 Hebr.: in den Zellen dienstbar (unter der ihnen zugewiesenen Aufgabe obzuliegen). 1 Chronik 1Chr 13 9 32 Porro de filiis Caath fratribus eorum, super panes erant propositionis, ut semper novos per singula sabbata præpararent. Und einige von den Söhnen Kaaths, ihren Brüdern, waren über die Schaubrote gesetzt, um immer an dem Sabbate neue herzurichten. 1 Chronik 1Chr 13 9 33 Hi sunt principes cantorum per familias Levitarum, qui in exedris morabantur, ut die ac nocte jugiter suo ministerio deservirent. Das sind die obersten der Sänger unter den Familien der Leviten, die in den Zellen wohnten, um Tag und Nacht immerdar ihrer Amtsverrichtungen zu warten. 1 Chronik 1Chr 13 9 34 Capita Levitarum, per familias suas principes, manserunt in Jerusalem. Die Häupter der Leviten, die Fürsten unter ihren Familien, blieben in Jerusalem.²⁰ 1 Chronik 1Chr 13 9 34 20 Hebr.: Das sind die Häupter der Vaterhäuser der Leviten, nach ihrer Abstammung Häupter, diese wohnten in Jerusalem. 1 Chronik 1Chr 13 9 35 In Gabaon autem commorati sunt pater Gabaon Jehiel, et nomen uxoris ejus Maacha. In Gabaon aber wohnte der Vater Gabaons Jehiel und sein Weib hieß Maacha. [1Chr 8,29] 1 Chronik 1Chr 13 9 36 Filius primogenitus ejus Abdon, et Sur, et Cis, et Baal, et Ner, et Nadab, Sein erstgeborner Sohn war Abdon und Sur, Kis, Baal, Ner, Nadab, 1 Chronik 1Chr 13 9 37 Gedor quoque, et Ahio, et Zacharias, et Macelloth. Gedor, Ahio, Zacharias und Makelloth. 1 Chronik 1Chr 13 9 38 Porro Macelloth genuit Samaan: isti habitaverunt e regione fratrum suorum in Jerusalem, cum fratribus suis. Makelloth zeugte Samaan; diese wohnten mit ihren Brüdern in Jerusalem neben ihren Brüdern. 1 Chronik 1Chr 13 9 39 Ner autem genuit Cis: et Cis genuit Saul: et Saul genuit Jonathan, et Melchisua, et Abinadab, et Esbaal. Und Ner zeugte Kis; Kis zeugte Saul; Saul zeugte Jonathan, Melchisua, Abinadab und Esbaal. [1Chr 8,33] 1 Chronik 1Chr 13 9 4 Othei filius Ammiud, filii Amri, filii Omrai, filii Bonni, de filiis Phares filii Juda. Othei, der Sohn Ammiuds, des Sohnes Amris, des Sohnes Omrais, des Sohnes Bonnis, von den Nachkommen Phares, des Sohnes Judas. 1 Chronik 1Chr 13 9 40 Filius autem Jonathan, Meribbaal: et Meribbaal genuit Micha. Jonathans Sohn war Meribbaal, Meribbaal zeugte Micha. 1 Chronik 1Chr 13 9 41 Porro filii Micha, Phithon, et Melech, et Tharaa, et Ahaz. Und die Söhne Michas waren: Phithon, Melech, Tharaa und Ahaz. 1 Chronik 1Chr 13 9 42 Ahaz autem genuit Jara, et Jara genuit Alamath, et Azmoth, et Zamri. Zamri autem genuit Mosa. Ahaz aber zeugte Jara, Jara zeugte Alamath, Azmoth und Zamri. Zamri aber zeugte Mosa. 1 Chronik 1Chr 13 9 43 Mosa vero genuit Banaa: cujus filius Raphaia, genuit Elasa: de quo ortus est Asel. Mosa zeugte Banaa, dessen Sohn Raphaja den Elasa zeugte, von welchem Asel herstammte. 1 Chronik 1Chr 13 9 44 Porro Asel sex filios habuit his nominibus, Ezricam, Bocru, Ismahel, Saria, Obdia, Hanan: hi sunt filii Asel. Asel hatte sechs Söhne, deren Namen diese sind: Ezrikam, Bokru, Ismahel, Saria, Obdia, Hanan. Dies sind die Söhne Asels.²¹ 1 Chronik 1Chr 13 9 44 21 Die Geschlechter Juda, David und Levi beschäftigen und interessieren den Verfasser besonders, alle anderen Geschlechter nur im Verhältnis zu diesen. Juda, David, Levi stehen dem Chronisten aber nicht auf einer Linie, nicht gleichberechtigt nebeneinander, sondern wie ihn Juda besonders um Davids willen, so interessiert ihn David wegen seiner Beziehungen zu Levi, beziehungsweise zu dem von David geordneten levitischen Kult. Deshalb hat David in Jerusalem und haben die priesterlichen Geschlechter in Jerusalem eine so große Bedeutung für den Verfasser der Paralipomena. Nur in und durch Jerusalem haben beide Geschlechter für ihn besonderen Wert. Zu dieser Stadt zieht es den Verfasser, auf sie schreitet er von Adam beginnend fort, die Geschlechtsregister mit Rücksicht auf sie vollständiger oder gekürzter bietend. 1 Chronik 1Chr 13 9 5 Et de Siloni: Asaia primogenitus, et filii ejus. Und von den Siloniten⁴ Asaja, der Erstgeborne, und seine Söhne. 1 Chronik 1Chr 13 9 5 4 Das zweite Geschlecht Judas. [Num 26,20] 1 Chronik 1Chr 13 9 6 De filiis autem Zara: Jehuel, et fratres eorum sexcenti nonaginta. Von den Söhnen Zaras aber: Jehuel und ihre Brüder, sechshundertundneunzig. 1 Chronik 1Chr 13 9 7 Porro de filiis Benjamin: Salo filius Mosollam, filii Oduia, filii Asana: Von den Söhnen Benjamins ferner: Salo, der Sohn Mosollams, des Sohnes Odujas, des Sohnes Asanas, 1 Chronik 1Chr 13 9 8 Et Jobania filius Jeroham: et Ela filius Ozi, filii Mochori: et Mosollam filius Saphatiæ, filii Rahuel, filii Jebaniæ, und Jobania, der Sohn Jerohams; und Ela, der Sohn Ozis, des Sohnes Mochoris, und Mosollam, der Sohn Saphatias, des Sohnes Rahuels, des Sohnes Jebanias, 1 Chronik 1Chr 13 9 9 Et fratres eorum per familias suas, nongenti quinquaginta sex. Omnes hi, principes cognationum per domos patrum suorum. und ihre Brüder nach ihren Familien, neunhundertsechsundfünfzig. Alle diese waren Fürsten der Familien nach ihren Vaterhäusern. 1 Chronik 1Chr 13 0 1 b. Unglücklicher Tod Sauls, Erhebung Davids zum Könige. 1 Chronik 1Chr 13 10 1 Philisthiim autem pugnabant contra Israel, fugeruntque viri Israel Palæsthinos, et ceciderunt vulnerati in monte Gelboe. Die Philister aber kämpften gegen Israel und die Männer von Israel flohen vor den Philistern und fielen verwundet¹ auf dem Gebirge Gelboe.² [1Sam 31,1] 1 Chronik 1Chr 13 10 1 1 Hebr.: erschlagen. 1 Chronik 1Chr 13 10 1 2 Die Schlacht war in der Ebene Jezrahel geliefert worden. Als die Israeliten weichen mussten, zogen sie sich auf das Gebirge Gelboe zurück, von den Philistern verfolgt. 1 Chronik 1Chr 13 10 10 Arma autem ejus consecraverunt in fano dei sui, et caput affixerunt in templo Dagon. Seine Waffen aber legten sie in dem Hause ihres Gottes als Weihegeschenk nieder und hingen sein Haupt in dem Tempel Dagons auf. 1 Chronik 1Chr 13 10 11 Hoc cum audissent viri Jabes Galaad, omnia scilicet quæ Philisthiim fecerant super Saul, Als dies die Männer von Jabes Galaad hörten, nämlich alles, was die Philister an Saul getan hatten, 1 Chronik 1Chr 13 10 12 Consurrexerunt singuli virorum fortium, et tulerunt cadavera Saul et filiorum ejus: attuleruntque ea in Jabes, et sepelierunt ossa eorum subter quercum, quæ erat in Jabes, et jejunaverunt septem diebus. machten sich alle tapferen Männer auf,⁷ nahmen die Leichname Sauls und seiner Söhne, brachten sie nach Jabes, begruben ihre Gebeine unter der Eiche, welche in Jabes war, und fasteten sieben Tage lang. [1Sam 31,11] 1 Chronik 1Chr 13 10 12 7 Aus Dankbarkeit gegen ihren Retter. [1Sam 11] 1 Chronik 1Chr 13 10 13 Mortuus est ergo Saul propter iniquitates suas, eo quod prævaricatus sit mandatum Domini quod præceperat, et non custodierit illud: sed insuper etiam pythonissam consuluerit, So starb Saul um seines Frevels willen, dass er des Herrn Befehl übertreten, den dieser ihm gegeben, und ihn nicht befolgt hatte, überdies auch die Wahrsagerin befragt [Ex 17,14, 1Sam 15,3, 1Sam 28,8] 1 Chronik 1Chr 13 10 14 Nec speraverit in Domino: propter quod interfecit eum, et transtulit regnum ejus ad David filium Isai. und nicht auf den Herrn vertraut hatte,⁸ darum ließ er ihn töten und sein Reich auf David, den Sohn Isais, übergehen.⁹ 1 Chronik 1Chr 13 10 14 8 Hebr.: Und nicht den Herrn befragte. Nach [1Sam 28,6] befragte er zwar den Herrn, doch da dieser ihm keine Antwort gab, weil er Saul zürnte, wendete der König, anstatt Gottes Erbarmen zu suchen, sich an die Totenbeschwörerin zu Endor. 1 Chronik 1Chr 13 10 14 9 Der Bericht V. 1-12 stimmt mit [1Sam 31,1-13] überein und in Nebenumständen ergänzen sich beide Berichte gegenseitig. V. 13-14 stellen die Bedeutung des Unterganges Sauls und seines Geschlechtes für die Geschichte Davids dar. 1 Chronik 1Chr 13 10 2 Cumque appropinquassent Philisthæi persequentes Saul, et filios ejus, percusserunt Jonathan, et Abinadab, et Melchisua filios Saul. Und die Philister verfolgten Saul und seine Söhne und erreichten sie und erschlugen Jonathan, Abinadab und Melchisua, die Söhne Sauls. 1 Chronik 1Chr 13 10 3 Et aggravatum est prlium contra Saul, inveneruntque eum sagittarii, et vulneraverunt jaculis. Als nun der Kampf gegen Saul heftig ward, erreichten ihn die Bogenschützen und verwundeten ihn mit Pfeilen.³ 1 Chronik 1Chr 13 10 3 3 Hebr.: er erbebte vor den Schützen. Jedenfalls erbebte Saul als tapferer Krieger nicht feig vor ihnen, sondern war wohl bereits verwundet. 1 Chronik 1Chr 13 10 4 Et dixit Saul ad armigerum suum: Evagina gladium tuum, et interfice me: ne forte veniant incircumcisi isti, et illudant mihi. Noluit autem armiger ejus hoc facere, timore perterritus: arripuit ergo Saul ensem, et irruit in eum. Da sprach Saul zu seinem Waffenträger: Ziehe dein Schwert und töte mich, dass nicht etwa diese Unbeschnittenen kommen und ihren Spott mit mir treiben! Sein Waffenträger aber, von Schrecken ergriffen, wollte dies nicht tun, da nahm Saul sein Schwert und stürzte sich in dasselbe. 1 Chronik 1Chr 13 10 5 Quod cum vidisset armiger ejus, videlicet mortuum esse Saul, irruit etiam ipse in gladium suum, et mortuus est. Als sein Waffenträger dies sah, nämlich dass Saul tot war, stürzte auch er sich in sein Schwert und starb. 1 Chronik 1Chr 13 10 6 Interiit ergo Saul, et tres filii ejus, et omnis domus illius pariter concidit. So kam Saul um und seine drei Söhne und sein ganzes Haus⁴ fiel zugleich mit ihm. 1 Chronik 1Chr 13 10 6 4 Alle mit dem Könige ausgezogenen Diener, Söhne usw. 1 Chronik 1Chr 13 10 7 Quod cum vidissent viri Israel, qui habitabant in campestribus, fugerunt: et, Saul ac filiis ejus mortuis, dereliquerunt urbes suas, et huc illucque dispersi sunt: veneruntque Philisthiim, et habitaverunt in eis. Als dies die Männer Israels, die in der Ebene wohnten, gewahrten, flohen sie und verließen, als Saul und seine Söhne tot waren,⁵ ihre Städte und zerstreuten sich hierhin und dorthin; da kamen die Philister und ließen sich darin nieder. 1 Chronik 1Chr 13 10 7 5 Hebr.: Als nun alle Mannschaft Israels, welche im Tale wohnte, sah, dass sie geflohen und dass Saul und seine Söhne tot seien. 1 Chronik 1Chr 13 10 8 Die igitur altero detrahentes Philisthiim spolia cæsorum, invenerunt Saul, et filios ejus jacentes in monte Gelboe. Als nun die Philister am andern Tage die Erschlagenen beraubten, fanden sie Saul und seine Söhne auf dem Gebirge Gelboe liegen. 1 Chronik 1Chr 13 10 9 Cumque spoliassent eum, et amputassent caput, armisque nudassent, miserunt in terram suam, ut circumferretur, et ostenderetur idolorum templis, et populis: Da zogen sie ihn aus, schlugen ihm das Haupt ab, nahmen seine Waffen und sandten das Haupt in ihr Land, dass man es herumtragen und in den Götzentempeln und vor dem Volke zeigen sollte.⁶ 1 Chronik 1Chr 13 10 9 6 Hebr.: Die frohe Botschaft zu verkünden. 1 Chronik 1Chr 13 0 1 B. Bestätigung der Königswürde Davids. (Kap. 11-12) a. David wird nach dem Tode Sauls von allen Stämmen in Hebron als König begrüßt (V. 3), entreißt den Jebusitern die Burg Sion und baut um dieselbe herum die Stadt. (V. 9) b. Die Mitstreiter Davids, die ihm von Anfang an zur Seite standen. 1 Chronik 1Chr 13 11 1 Congregatus est igitur omnis Israel ad David in Hebron, dicens: Os tuum sumus, et caro tua. Da versammelte sich ganz Israel um David in Hebron und sprach: Wir sind dein Bein und dein Fleisch! [2Sam 5,1] 1 Chronik 1Chr 13 11 10 Hi principes virorum fortium David, qui adjuverunt eum ut rex fieret super omnem Israel juxta verbum Domini, quod locutus est ad Israel. Dies sind die Häupter unter den Helden Davids, die ihm halfen, dass er über ganz Israel König ward, dem Worte des Herrn gemäß, das er zu Israel geredet hat. [2Sam 23,8] 1 Chronik 1Chr 13 11 11 Et iste numerus robustorum David: Jesbaam filius Hachamoni princeps inter triginta: iste levavit hastam suam super trecentos vulneratos una vice. Und dies ist die Zahl der Helden Davids:² Jesbaam, der Sohn Hachamonis, das Haupt von dreißig; dieser schwang seinen Speer über dreihundert, die er in einem Kampfe niederstach. 1 Chronik 1Chr 13 11 11 2 Die Namen sind hier oder [2Sam 23,8-39] zum Teil verschrieben. Der Schluss V. 41-47 fehlt 2Samuel. 1 Chronik 1Chr 13 11 12 Et post eum Eleazar filius patrui ejus Ahohites, qui erat inter tres potentes. Und nach ihm Eleazar, der Sohn des Oheims desselben,³ der Ahohiter, der unter den drei Gewaltigen war. 1 Chronik 1Chr 13 11 12 3 Hebr.: Der Sohn Dodos. 1 Chronik 1Chr 13 11 13 Iste fuit cum David in Phesdomim, quando Philisthiim congregati sunt ad locum illum in prlium: et erat ager regionis illius plenus hordeo, fugeratque populus a facie Philisthinorum. Dieser war bei David in Phesdomim, als die Philister sich daselbst zum Kampfe gesammelt hatten; es war in jener Gegend ein Feld voll Gerste⁴ und das Volk floh vor den Philistern. 1 Chronik 1Chr 13 11 13 4 Nach [2Sam 23,11] Linsen. An einer Stelle liegt wohl ein Fehler der Abschreiber vor. 1 Chronik 1Chr 13 11 14 Hi steterunt in medio agri, et defenderunt eum: cumque percussissent Philisthæos, dedit Dominus salutem magnam populo suo. Da stellten jene sich mitten auf das Feld und verteidigten es und sie schlugen die Philister; so gewährte der Herr seinem Volke großes Heil.⁵ 1 Chronik 1Chr 13 11 14 5 Durch Abirren des Schreibers von einer Zeile auf die andere ist, wie [2Sam 23,9.11] zeigt, etwas ausgelassen. Wahrscheinlich ist V. 14 die Einzahl zu setzen, da diese Heldentat von Samma verrichtet ward, während sie hier Eleazar zuzuschreiben wäre. 1 Chronik 1Chr 13 11 15 Descenderunt autem tres de triginta principibus ad petram, in qua erat David, ad speluncam Odollam, quando Philisthiim fuerant castrametati in Valle Raphaim. Drei aber von den dreißig Fürsten gingen hinab zu dem Felsen, wo David war, in die Höhle Odollam, als die Philister im Tale Raphaim lagerten. [2Sam 23,13] 1 Chronik 1Chr 13 11 16 Porro David erat in præsidio, et statio Philisthinorum in Bethlehem. David aber befand sich in der Feste, während eine Besatzung der Philister in Bethlehem war. 1 Chronik 1Chr 13 11 17 Desideravit igitur David, et dixit: O si quis daret mihi aquam de cisterna Bethlehem, quæ est in porta. Da erfasste David ein Verlangen und er sprach: O wenn mir jemand Wasser verschaffte aus der Zisterne zu Bethlehem, die am Tore ist! 1 Chronik 1Chr 13 11 18 Tres ergo isti per media castra Philisthinorum perrexerunt, et hauserunt aquam de cisterna Bethlehem, quæ erat in porta, et attulerunt ad David ut biberet: qui noluit, sed magis libavit illam Domino, Diese drei schlichen also mitten durch das Lager der Philister hindurch und schöpften Wasser aus der Zisterne von Bethlehem, die am Tore war, und brachten es David, dass er tränke; aber er wollte nicht, sondern goss es vielmehr dem Herrn zum Opfer aus 1 Chronik 1Chr 13 11 19 Dicens: Absit ut in conspectu Dei mei hoc faciam, et sanguinem istorum virorum bibam: quia in periculo animarum suarum attulerunt mihi aquam. Et ob hanc causam noluit bibere: hæc fecerunt tres robustissimi. und sprach: Das sei ferne, dass ich vor den Augen meines Gottes solches tun und das Blut dieser Männer trinken sollte, denn mit Gefahr ihres Lebens haben sie mir das Wasser gebracht. Darum wollte er es nicht trinken. Das taten die drei Helden. 1 Chronik 1Chr 13 11 2 Heri quoque, et nudiustertius cum adhuc regnaret Saul, tu eras qui educebas, et introducebas Israel: tibi enim dixit Dominus Deus tuus: Tu pasces populum meum Israel, et tu eris princeps super eum. Auch früher und ehedem, als Saul noch herrschte, warst du es, der Israel aus- und einführte; denn zu dir hat der Herr, dein Gott, gesprochen: Du sollst mein Volk Israel weiden und du sollst Fürst über dasselbe sein! 1 Chronik 1Chr 13 11 20 Abisai quoque frater Joab ipse erat princeps trium, et ipse levavit hastam suam contra trecentos vulneratos, et ipse erat inter tres nominatissimus, Auch Abisai, der Bruder Joabs, war ein Fürst unter Dreien; er schwang seinen Speer wider dreihundert und streckte sie nieder und er war unter den Dreien der namhafteste 1 Chronik 1Chr 13 11 21 Et inter tres secundos inclytus, et princeps eorum: verumtamen usque ad tres primos non pervenerat. und war unter diesen anderen Dreien der angesehenste und ihr Anführer; aber an die ersten Drei reichte er nicht. 1 Chronik 1Chr 13 11 22 Banaias filius Joiadæ viri robustissimi, qui multa opera perpetrarat, de Cabseel: ipse percussit duos Ariel Moab: et ipse descendit, et interfecit leonem in media cisterna tempore nivis. Banajas, der Sohn Jojadas, eines Helden, der viele Taten vollbracht hatte, aus Kabseel; er erschlug die beiden Ariel aus Moab und er ging hinab und erschlug einen Löwen mitten in einer Grube zur Zeit des Schnees. 1 Chronik 1Chr 13 11 23 Et ipse percussit virum gyptium, cujus statura erat quinque cubitorum, et habebat lanceam ut liciatorium texentium: descendit igitur ad eum cum virga, et rapuit hastam, quam tenebat manu: et interfecit eum hasta sua. Er durchbohrte auch einen Ägypter, der fünf Ellen hoch war und einen Speer hatte gleich einem Weberbaum; er ging zu diesem mit einem Stecken hinab, entriss ihm den Speer, den er in der Hand hielt, und tötete ihn mit seinem eigenen Speer. 1 Chronik 1Chr 13 11 24 Hæc fecit Banaias filius Joiadæ, qui erat inter tres robustos nominatissimus, Das tat Banajas, der Sohn Jojadas, welcher unter den drei Helden der namhafteste war, [2Sam 23,23] 1 Chronik 1Chr 13 11 25 Inter triginta primus, verumtamen ad tres usque non pervenerat: posuit autem eum David ad auriculam suam. der erste unter den Dreißig, aber an die Drei reichte er nicht und David lieh ihm sein Ohr. 1 Chronik 1Chr 13 11 26 Porro fortissimi viri in exercitu, Asahel frater Joab, et Elchanan filius patrui ejus de Bethlehem, Die Helden im Heere waren ferner: Asahel, der Bruder Joabs, Elchanan, der Sohn des Vaterbruders desselben aus Bethlehem, 1 Chronik 1Chr 13 11 27 Sammoth Arorites, Helles Phalonites, Sammoth, der Aroriter, Helles, der Phaloniter, 1 Chronik 1Chr 13 11 28 Ira filius Acces Thecuites, Abiezer Anathothites, Ira, der Sohn Akkes, der Thekuiter, Abiezer, der Anathothiter, 1 Chronik 1Chr 13 11 29 Sobbochai Husathites, Ilai Ahohites, Sobbochai, der Husathiter, Ilai, der Ahohiter, 1 Chronik 1Chr 13 11 3 Venerunt ergo omnes majores natu Israel ad regem in Hebron, et iniit David cum eis fdus coram Domino: unxeruntque eum regem super Israel, juxta sermonem Domini, quem locutus est in manu Samuel. Da kamen alle Ältesten Israels zu dem Könige nach Hebron und David schloss mit ihnen einen Bund vor dem Herrn, und sie salbten ihn zum Könige über Israel,¹ dem Ausspruche des Herrn gemäß, den er durch Samuel gegeben hatte. 1 Chronik 1Chr 13 11 3 1 Es ist das [2Sam 5,1] berichtete Ereignis, über welches [1Chr 12,23] noch ein ausführlicher Bericht geboten wird. 1 Chronik 1Chr 13 11 30 Maharai Netophathites, Heled filius Baana Netophathites, Maharai, der Netophathiter, Heled, der Sohn Baanas, der Netophathiter, 1 Chronik 1Chr 13 11 31 Ethai filius Ribai de Gabaath filiorum Benjamin, Banaia Pharatonites, Ethai, der Sohn Ribais von Gabaath der Söhne Benjamins, Banaja, der Pharatoniter, 1 Chronik 1Chr 13 11 32 Hurai de Torrente Gaas, Abiel Arbathites, Azmoth Bauramites, Eliaba Salabonites. Hurai, vom Bache Gaas, Abiel, der Arbathiter, Azmoth, der Bauramiter, Eliaba, der Salaboniter. 1 Chronik 1Chr 13 11 33 Filii Assem Gezonites, Jonathan filius Sage Ararites, Die Söhne Assems, des Gezoniters, Jonathan, der Sohn Sages, der Arariter, 1 Chronik 1Chr 13 11 34 Ahiam filius Sachar Ararites, Ahiam, der Sohn Sachars, der Arariter, 1 Chronik 1Chr 13 11 35 Eliphal filius Ur, Eliphal, der Sohn Urs, 1 Chronik 1Chr 13 11 36 Hepher Mecherathites, Ahia Phelonites, Hepher, der Mecherathiter, Ahia, der Pheloniter, 1 Chronik 1Chr 13 11 37 Hesro Carmelites, Naarai filius Asbai, Hesro, von Karmel, Naarai, der Sohn Asbais, 1 Chronik 1Chr 13 11 38 Joel frater Nathan, Mibahar filius Agarai. Joel, der Bruder Nathans, Mibahar, der Sohn Agarais, 1 Chronik 1Chr 13 11 39 Selec Ammonites, Naarai Berothites armiger Joab filii Sarviæ. Selek, der Ammoniter, Naarai, der Berothiter, der Waffenträger Joabs, des Sohnes Sarvias, 1 Chronik 1Chr 13 11 4 Abiit quoque David, et omnis Israel in Jerusalem: hæc est Jebus, ubi erant Jebusæi habitatores terræ. Und David und ganz Israel zogen gegen Jerusalem, das ist Jebus, wo die Jebusiter, die Bewohner des Landes, waren. [2Sam 5,6] 1 Chronik 1Chr 13 11 40 Ira Jethræus, Gareb Jethræus, Ira, der Jethriter, Gareb, der Jethriter, 1 Chronik 1Chr 13 11 41 Urias Hethæus, Zabad filius Oholi, Urias, der Hethiter, Zabad, der Sohn Oholis, 1 Chronik 1Chr 13 11 42 Adina filius Siza Rubenites princeps Rubenitarum, et cum eo triginta: Adina, der Sohn Sizas, der Rubeniter, der Fürst der Rubeniter, und mit ihm dreißig; 1 Chronik 1Chr 13 11 43 Hanan filius Maacha, et Josaphat Mathanites, Hanan, der Sohn Maachas, und Josaphat, der Mathaniter, 1 Chronik 1Chr 13 11 44 Ozia Astarothites, Samma, et Jehiel filii Hotham Arorites, Ozia, der Astarothiter, Samma und Jehiel, die Söhne Hothams, der Aroriter, 1 Chronik 1Chr 13 11 45 Jedihel filius Samri, et Joha frater ejus Thosaites, Jedihel, der Sohn Samris, und Joha, sein Bruder, der Thosaiter, 1 Chronik 1Chr 13 11 46 Eliel Mahumites, et Jeribai, et Josaia filii Elnaem, et Jethma Moabites, Eliel, et Obed, et Jasiel de Masobia. Eliel, der Mahumiter, und Jeribai und Josaja, die Söhne Elnaems und Jethma, der Moabiter, Eliel und Obed und Jasiel von Masobia. 1 Chronik 1Chr 13 11 5 Dixeruntque qui habitabant in Jebus ad David: Non ingredieris huc. Porro David cepit arcem Sion, quæ est Civitas David, Da sprachen die Bewohner von Jebus zu David: Du wirst hier nicht eindringen. Aber David nahm die Burg Sion, das ist die Davidsstadt, ein. 1 Chronik 1Chr 13 11 6 Dixitque: Omnis qui percusserit Jebusæum in primis, erit princeps et dux. Ascendit igitur primus Joab filius Sarviæ, et factus est princeps. Und er sprach: Wer immer die Jebusiter zuerst schlägt, soll Fürst und Heerführer sein! Da stieg Joab, der Sohn Sarvias, als der erste hinauf und ward Fürst. 1 Chronik 1Chr 13 11 7 Habitavit autem David in arce, et idcirco appellata est Civitas David. David aber nahm in der Burg Wohnung und darum nannte man sie Davidsstadt. 1 Chronik 1Chr 13 11 8 dificavitque urbem in circuitu a Mello usque ad gyrum, Joab autem reliqua urbis exstruxit. Und er baute die Stadt ringsum von dem Mello bis zum Umkreise, Joab aber baute die übrige Stadt. 1 Chronik 1Chr 13 11 9 Proficiebatque David vadens et crescens, et Dominus exercituum erat cum eo. Und David ward immer stärker und mächtiger und der Herr der Heerscharen war mit ihm. 1 Chronik 1Chr 13 0 1 Die Mitstreiter, welche sich David vor dem Tode Sauls zugesellten (V. 22) oder nach demselben ihn als König von Hebron anerkannten. 1 Chronik 1Chr 13 12 1 Hi quoque venerunt ad David in Siceleg, cum adhuc fugeret Saul filium Cis, qui erant fortissimi et egregii pugnatores, Diese kamen gleichfalls zu David nach Sikeleg, da er noch vor Saul, dem Sohne Kis, fliehen musste, Helden und auserlesene Streiter, [1Sam 27,6] 1 Chronik 1Chr 13 12 10 Masmana quartus, Jeremias quintus, Masmana der vierte, Jeremias der fünfte, 1 Chronik 1Chr 13 12 11 Ethi sextus, Eliel septimus, Ethi der sechste, Eliel der siebente, 1 Chronik 1Chr 13 12 12 Johanan octavus, Elzebad nonus, Johanan der achte, Elzebad der neunte, 1 Chronik 1Chr 13 12 13 Jeremias decimus, Machbanai undecimus. Jeremias der zehnte, Machbanai der elfte. 1 Chronik 1Chr 13 12 14 Hi de filiis Gad principes exercitus: novissimus centum militibus præerat, et maximus, mille. Diese waren von den Söhnen Gads die Heeresführer; der geringste war über hundert Mann gesetzt, der höchste über tausend.³ 1 Chronik 1Chr 13 12 14 3 Oder: deren Geringster es mit hundert, deren Höchster es mit tausend aufnehmen konnte. 1 Chronik 1Chr 13 12 15 Isti sunt qui transierunt Jordanem mense primo, quando inundare consuevit super ripas suas: et omnes fugaverunt qui morabantur in vallibus ad orientalem plagam et occidentalem. Diese waren es, welche im ersten Monat⁴ über den Jordan setzten, zu der Zeit, wo er über seine Ufer zu treten pflegt; und sie trieben alle, welche in den Tälern gegen Osten und Westen wohnten, in die Flucht. 1 Chronik 1Chr 13 12 15 4 Im Frühling, etwa Ende März. Zu dieser Zeit schwillt der Jordan durch den schmelzenden Schnee hoch an und tritt über seine Ufer. So war der Übergang ein großes Wagnis. [Jos 3,15] 1 Chronik 1Chr 13 12 16 Venerunt autem et de Benjamin, et de Juda ad præsidium, in quo morabatur David. Es kamen aber auch etliche von Benjamin und von Juda zu der Feste, in der David weilte. 1 Chronik 1Chr 13 12 17 Egressusque est David obviam eis, et ait: Si pacifice venistis ad me ut auxiliemini mihi, cor meum jungatur vobis: si autem insidiamini mihi pro adversariis meis, cum ego iniquitatem in manibus non habeam, videat Deus patrum nostrorum, et judicet. Da ging David hinaus, ihnen entgegen und sprach: Wenn ihr in friedlicher Absicht zu mir gekommen seid, um mir zu helfen, so soll mein Herz sich mit euch vereinigen; wenn ihr mir aber nachstellt, um meinen Feinden zu dienen, obschon doch keine Schuld an meinen Händen ist, so sehe der Gott unserer Väter darein und richte es! 1 Chronik 1Chr 13 12 18 Spiritus vero induit Amasai principem inter triginta, et ait: Tui sumus o David, et tecum fili Isai: pax, pax tibi, et pax adjutoribus tuis, te enim adjuvat Deus tuus. Suscepit ergo eos David, et constituit principes turmæ. Da geriet der Geist über Amasai,⁵ das Haupt der dreißig, und er sprach: Dein sind wir, o David, und mit dir, Sohn Isais! Friede, Friede sei dir und Friede denen, die dir helfen! Denn dein Gott hilft dir. Da nahm David sie auf und machte sie zu Hauptleuten. 1 Chronik 1Chr 13 12 18 5 Amasai ist wohl der Sohn der Abigail [1Chr 2,17]. 1 Chronik 1Chr 13 12 19 Porro de Manasse transfugerunt ad David, quando veniebat cum Philisthiim adversus Saul, ut pugnaret; et non dimicavit cum eis: quia inito consilio remiserunt eum principes Philisthinorum, dicentes: Periculo capitis nostri revertetur ad dominum suum Saul. Auch von Manasse gingen einige Leute zu David über, als er mit den Philistern gegen Saul zum Kampfe zog, ohne doch aber auf ihrer Seite zu kämpfen; denn die Fürsten der Philister hielten eine Beratung und sandten ihn fort, indem sie sprachen: Mit Gefahr für unsere Köpfe wird er zu Saul, seinem Herrn, zurückkehren. [1Sam 29,4] 1 Chronik 1Chr 13 12 2 Tendentes arcum, et utraque manu fundis saxa jacientes, et dirigentes sagittas: de fratribus Saul ex Benjamin. Bogenschützen, die mit jeder von beiden Händen aus Schleudern Steine warfen und Pfeile schossen. Von den Brüdern Sauls aus Benjamin: 1 Chronik 1Chr 13 12 20 Quando igitur reversus est in Siceleg, transfugerunt ad eum de Manasse, Ednas, et Jozabad, et Jedihel, et Michael, et Ednas, et Jozabad, et Eliu, et Salathi, principes millium in Manasse. Als er also nach Sikeleg zurückkehrte, gingen von Manasse zu ihm über: Ednas, Jozabad, Jedihel, Michael, Ednas, Jozabad, Eliu und Salathi, Häupter über je tausend in Manasse. 1 Chronik 1Chr 13 12 21 Hi præbuerunt auxilium David adversus latrunculos: omnes enim erant viri fortissimi, et facti sunt principes in exercitu. Diese⁶ leisteten David Hilfe gegen die Raubscharen; denn alle waren sehr tapfere Männer und sie wurden Anführer im Heere. 1 Chronik 1Chr 13 12 21 6 Die acht (hebr. sieben) Manassiter. 1 Chronik 1Chr 13 12 22 Sed et per singulos dies veniebant ad David ad auxiliandum ei, usque dum fieret grandis numerus, quasi exercitus Dei. Überdies kamen von Tag zu Tag einige zu David, um ihm zu helfen, bis ihre Zahl groß ward wie ein Heerlager Gottes.⁷ 1 Chronik 1Chr 13 12 22 7 Ein sehr großes Heer. 1 Chronik 1Chr 13 12 23 Iste quoque est numerus principum exercitus, qui venerunt ad David, cum esset in Hebron, ut transferrent regnum Saul ad eum, juxta verbum Domini. Und dies ist die Zahl der Heerführer,⁸ die zu David, als er in Hebron war, kamen, um das Königtum Sauls auf ihn zu übertragen, dem Worte des Herrn gemäß: [2Sam 5,3] 1 Chronik 1Chr 13 12 23 8 Besser: Scharen. 1 Chronik 1Chr 13 12 24 Filii Juda portantes clypeum et hastam, sex millia octingenti expediti ad prlium. Söhne Judas, die Schild und Speer führten, sechstausend achthundert kriegstüchtige Männer. 1 Chronik 1Chr 13 12 25 De filiis Simeon virorum fortissimorum ad pugnandum, septem millia centum. Söhne Simeons siebentausend einhundert, sehr tapfere Männer im Kampfe. 1 Chronik 1Chr 13 12 26 De filiis Levi, quatuor millia sexcenti. Söhne Levis viertausend sechshundert. 1 Chronik 1Chr 13 12 27 Joiada quoque princeps de stirpe Aaron, et cum eo tria millia septingenti. Dazu Jojada, der Fürst vom Geschlechte Aarons,⁹ und mit ihm dreitausend siebenhundert. 1 Chronik 1Chr 13 12 27 9 Die gleiche Würde wie [Num 3,32]. 1 Chronik 1Chr 13 12 28 Sadoc etiam puer egregiæ indolis, et domus patris ejus, principes viginti duo. Ferner Sadok, ein Jüngling von herrlichen Gaben, und die Familie seines Vaters, zweiundzwanzig Fürsten. 1 Chronik 1Chr 13 12 29 De filiis autem Benjamin fratribus Saul, tria millia: magna enim pars eorum adhuc sequebatur domum Saul. Dann von den Söhnen Benjamins, den Brüdern Sauls, dreitausend; denn ein großer Teil derselben hing noch dem Hause Saul an. 1 Chronik 1Chr 13 12 3 Princeps Ahiezer, et Joas filii Samaa Gabaathites, et Jaziel, et Phallet filii Azmoth, et Baracha, et Jehu Anathotites. Der Oberste Ahiezer und Joas, die Söhne Samaas von Gabaath, Jaziel und Phallet, die Söhne Azmoths, Baracha und Jehu, der Anathotiter. 1 Chronik 1Chr 13 12 30 Porro de filiis Ephraim viginti millia octingenti, fortissimi robore, viri nominati in cognationibus suis. Ferner von den Söhnen Ephraims zwanzigtausendachthundert namhafte Recken, hochangesehen in ihrem Stamme. 1 Chronik 1Chr 13 12 31 Et ex dimidia tribu Manasse, decem et octo millia, singula per nomina sua venerunt ut constituerent regem David. Vom halben Stamme Manasse achtzehntausend; alle kamen, nach ihrem Namen, um David zum Könige zu machen. 1 Chronik 1Chr 13 12 32 De filiis quoque Issachar viri eruditi, qui noverant singula tempora ad præcipiendum quid facere deberet Israel, principes ducenti: omnis autem reliqua tribus eorum consilium sequebatur. Und von den Söhnen Issachars kluge Männer, welche die einzelnen Zeiten wohl kannten, anzugeben, was Israel tun sollte,¹⁰ zweihundert Fürsten; der ganze übrige Stamm folgte ihrem Rate. 1 Chronik 1Chr 13 12 32 10 Nach einigen besonders kluge Leute, nach den Rabbinen Beobachter des Sternenlaufes. 1 Chronik 1Chr 13 12 33 Porro de Zabulon qui egrediebantur ad prlium, et stabant in acie instructi armis bellicis, quinquaginta millia venerunt in auxilium, non in corde duplici. Von Zabulon solche, die zum Kampfe auszogen und mit ihren Waffen zur Schlacht geordnet standen, kamen fünfzigtausend zu Hilfe, mit ungeteiltem Herzen. 1 Chronik 1Chr 13 12 34 Et de Nephthali, principes mille: et cum eis instructi clypeo et hasta, triginta et septem millia. Und von Nephthali tausend Anführer; und mit ihnen siebenunddreißigtausend, mit Schild und Speer versehen. 1 Chronik 1Chr 13 12 35 De Dan etiam præparati ad prlium, viginti octo millia sexcenti. Von Dan achtundzwanzigtausendsechshundert, zum Kampfe gerüstet. 1 Chronik 1Chr 13 12 36 Et de Aser egredientes ad pugnam, et in acie provocantes, quadraginta millia. Von Aser solche, die zum Kampfe auszogen und zur Schlacht geordnet herausforderten, vierzigtausend. 1 Chronik 1Chr 13 12 37 Trans Jordanem autem de filiis Ruben, et de Gad, et dimidia parte tribus Manasse instructi armis bellicis, centum viginti millia. Von jenseits des Jordans von den Söhnen Rubens und von Gad und von dem halben Stamme Manasse, hundertzwanzigtausend mit Waffen versehene. 1 Chronik 1Chr 13 12 38 Omnes isti viri bellatores expediti ad pugnandum, corde perfecto venerunt in Hebron, ut constituerent regem David super universum Israel: sed et omnes reliqui ex Israel uno corde erant, ut rex fieret David. Alle diese Krieger, gerüstet zum Kampfe, kamen mit ungeteiltem Herzen nach Hebron, um David zum Könige über ganz Israel zu machen; aber auch alle übrigen aus Israel waren eines Sinnes, dass David König werden sollte. 1 Chronik 1Chr 13 12 39 Fueruntque ibi apud David tribus diebus comedentes et bibentes: præparaverant enim eis fratres sui. Und sie blieben daselbst bei David und aßen und tranken drei Tage; denn ihre Brüder hatten für sie zubereitet. 1 Chronik 1Chr 13 12 4 Samaias quoque Gabaonites fortissimus inter triginta et super triginta. Jeremias, et Jeheziel, et Johanan, et Jezabad Gaderothites. Ebenso Samajas, der Gabaoniter, ein Held, der stärkste unter den dreißig und über den dreißig. Jeremias, Jeheziel, Johanan und Jezabad, der Gaderothiter; 1 Chronik 1Chr 13 12 40 Sed et qui juxta eos erant, usque ad Issachar, et Zabulon, et Nephthali, afferebant panes in asinis, et camelis, et mulis, et bobus ad vescendum: farinam, palathas, uvam passam, vinum, oleum, boves, arietes ad omnem copiam: gaudium quippe erat in Israel. Dazu brachten die, welche in ihrer Nähe wohnten, bis zu Issachar, Zabulon und Nephthali hin, Brot auf Eseln und Kamelen und Maultieren und Rindern zum Essen; Mehl, Feigen, Rosinen, Wein, Öl, Rinder und Widder in großer Menge; denn es war Freude in Israel. 1 Chronik 1Chr 13 12 5 Et Eluzai et Jerimuth, et Baalia, et Samaria, et Saphatia Haruphites. Eluzai, Jerimuth, Baalia, Samaria und Saphatia, der Haruphiter. 1 Chronik 1Chr 13 12 6 Elcana, et Jesia, et Azareel, et Joezer, et Jesbaam de Carehim: Elkana, Jesia, Azareel, Joezer, Jesbaam von Karehim, 1 Chronik 1Chr 13 12 7 Joela quoque, et Zabadia filii Jeroham de Gedor. und Joela und Zabadia, die Söhne Jerohams von Gedor. 1 Chronik 1Chr 13 12 8 Sed et de Gaddi transfugerunt ad David, cum lateret in deserto, viri robustissimi, et pugnatores optimi, tenentes clypeum et hastam: facies eorum quasi facies leonis, et veloces quasi capreæ in montibus: Aber auch von den Gadditern gingen zu David über, als er sich in der Wüste verborgen hielt, Helden, sehr gute Krieger, welche Schild und Speer trugen, deren Antlitz wie das Antlitz der Löwen,¹ und die so schnell waren wie die Rehe auf den Bergen:² 1 Chronik 1Chr 13 12 8 1 Vergl. [2Sam 1,23]. 1 Chronik 1Chr 13 12 8 2 Vergl. [2Sam 2,18]. 1 Chronik 1Chr 13 12 9 Ezer princeps, Obdias secundus, Eliab tertius, Ezer war der Oberste, Obdias der zweite, Eliab der dritte, 1 Chronik 1Chr 13 0 1 2. David überträgt die Bundeslade nach Sion und macht Jerusalem zum religiösen Mittelpunkte des Volkes Israel. (13,1 17,27) A. Übertragung der Bundeslade auf den Berg Sion. (13,1 16,3) a. David will alsbald nach der Einnahme von Jerusalem die Bundeslade dorthin übertragen (V. 4), belässt dieselbe indes, durch den plötzlichen Tod Ozas abgeschreckt (V. 11), inzwischen im Hause Obededoms, den Gott segnet. 1 Chronik 1Chr 13 13 1 Iniit autem consilium David cum tribunis, et centurionibus, et universis principibus, David aber beriet sich mit den Obersten und den Hauptleuten und allen Heerführern 1 Chronik 1Chr 13 13 10 Iratus est itaque Dominus contra Ozam, et percussit eum, eo quod tetigisset arcam: et mortuus est ibi coram Domino. Da zürnte der Herr wider Oza und schlug ihn, weil er die Lade berührt hatte, und er starb daselbst vor dem Herrn. 1 Chronik 1Chr 13 13 11 Contristatusque est David, eo quod divisisset Dominus Ozam: vocavitque locum illum: Divisio Ozæ usque in præsentem diem. David aber war betrübt, weil der Herr Oza zerteilt,⁷ und er nannte jenen Ort: Zerteilung Ozas,⁸ bis auf den heutigen Tag. 1 Chronik 1Chr 13 13 11 7 Weggerafft. 1 Chronik 1Chr 13 13 11 8 Perez-Usa. 1 Chronik 1Chr 13 13 12 Et timuit Deum tunc temporis, dicens: Quo modo possum ad me introducere arcam Dei? Und er geriet zur selben Zeit in Furcht vor Gott und sprach: Wie kann ich die Lade Gottes zu mir hereinbringen? 1 Chronik 1Chr 13 13 13 Et ob hanc causam non adduxit eam ad se, hoc est, in Civitatem David, sed avertit in domum Obededom Gethæi. Aus diesem Grunde führte er die Lade denn nicht zu sich, das ist in die Davidsstadt, sondern ließ sie abseits in das Haus Obededoms, des Gethiters, führen. 1 Chronik 1Chr 13 13 14 Mansit ergo arca Dei in domo Obededom tribus mensibus: et benedixit Dominus domui ejus, et omnibus quæ habebat. So blieb die Lade Gottes also im Hause Obededoms drei Monate lang, und der Herr segnete dessen Haus und alles, was er hatte. 1 Chronik 1Chr 13 13 2 Et ait ad omnem ctum Israel: Si placet vobis: et a Domino Deo nostro egreditur sermo, quem loquor: mittamus ad fratres nostros reliquos in universas regiones Israel, et ad Sacerdotes, et Levitas, qui habitant in suburbanis urbium, ut congregentur ad nos. und sprach alsdann zu der ganzen Gemeinde Israels:¹ Gefällt es euch und ist das, was ich sage, von dem Herrn, unserm Gott, ausgegangen, so wollen wir zu unsern übrigen Brüdern in alle Landschaften Israels senden, sowie zu den Priestern und Leviten, die in dem Umkreise der Städte² wohnen, dass sie sich zu uns versammeln; 1 Chronik 1Chr 13 13 2 1 Zu den obengenannten Fürsten als Vertretern des Volkes. 1 Chronik 1Chr 13 13 2 2 In ihren Städten und den Bezirken derselben. 1 Chronik 1Chr 13 13 3 Et reducamus arcam Dei nostri ad nos: non enim requisivimus eam in diebus Saul. und wir wollen die Lade unseres Gottes zu uns zurückführen; denn in den Tagen Sauls haben wir nicht für sie Sorge getragen.³ 1 Chronik 1Chr 13 13 3 3 Nicht daran denken können, ihr einen sicheren Ort zu bereiten. 1 Chronik 1Chr 13 13 4 Et respondit universa multitudo ut ita fieret: placuerat enim sermo omni populo. Da antwortete die ganze Gemeinde, man solle also tun; denn der Vorschlag hatte allem Volke gefallen. 1 Chronik 1Chr 13 13 5 Congregavit ergo David cunctum Israel a Sihor gypti, usque dum ingrediaris Emath, ut adduceret arcam Dei de Cariathiarim. David also berief ganz Israel von Sihor Ägyptens an⁴ bis dahin, wo man nach Emath kommt,⁵ um die Lade Gottes von Kariathiarim herbeizuholen. [2Sam 6,2] 1 Chronik 1Chr 13 13 5 4 Dem Rhinokorua. 1 Chronik 1Chr 13 13 5 5 Vom tiefsten Süden bis zum höchsten Norden. 1 Chronik 1Chr 13 13 6 Et ascendit David, et omnis vir Israel ad collem Cariathiarim, qui est in Juda, ut afferret inde arcam Domini Dei sedentis super cherubim, ubi invocatum est nomen ejus. Und David zog mit allen Männern von Israel zu der Höhe⁶ von Kariathiarim, das in Juda liegt, um von da die Lade Gottes herbeizuholen, des Herrn, der über den Cherubim thront, wo sein Name angerufen wird. 1 Chronik 1Chr 13 13 6 6 Hebr.: Nach Baala (d.i.) nach Kariathiarim. 1 Chronik 1Chr 13 13 7 Imposueruntque arcam Dei super plaustrum novum, de domo Abinadab: Oza autem, et frater ejus minabant plaustrum. Und sie setzten die Lade Gottes von dem Hause Abinadabs aus auf einen neuen Wagen; Oza aber und dessen Bruder leiteten den Wagen. 1 Chronik 1Chr 13 13 8 Porro David, et universus Israel ludebant coram Deo omni virtute in canticis, et in citharis, et psalteriis, et tympanis, et cymbalis, et tubis. Und David und ganz Israel spielten vor Gott aus allen Kräften mit Gesängen, mit Zithern, Harfen, Pauken, Zimbeln und Trompeten. 1 Chronik 1Chr 13 13 9 Cum autem pervenissent ad Aream Chidon, tetendit Oza manum suam, ut sustentaret arcam: bos quippe lasciviens paululum inclinaverat eam. Als sie aber bis zur Tenne Chidon gekommen waren, streckte Oza seine Hand aus, um die Lade zu halten; denn die Rinder machten Sprünge, so dass sie dieselbe ein wenig neigten. 1 Chronik 1Chr 13 0 1 b. Da David Gottes Gunst in seiner Familie (V. 7) und in den Kriegen gegen die Philister erfährt (V. 17), bereitet er der Bundeslade auf dem Berge Sion eine Stätte. 1 Chronik 1Chr 13 14 1 Misit quoque Hiram rex Tyri nuntios ad David, et ligna cedrina, et artifices parietum, lignorumque: ut ædificarent ei domum. Und Hiram, der König von Tyrus, sandte Boten zu David und Zedernholz, dazu Maurer und Zimmerleute, um ihm ein Haus zu bauen. [2Sam 5,11] 1 Chronik 1Chr 13 14 10 Consuluitque David Dominum, dicens: Si ascendam ad Philisthæos, et si trades eos in manu mea? Et dixit ei Dominus: Ascende, et tradam eos in manu tua. Da befragte David den Herrn und sprach: Soll ich gegen die Philister hinaufziehen und wirst du sie in meine Hand geben? Der Herr sprach zu ihm: Ziehe hinauf, denn ich werde sie in deine Hand geben! 1 Chronik 1Chr 13 14 11 Cumque illi ascendissent in Baalpharasim, percussit eos ibi David, et dixit: Divisit Deus inimicos meos per manum meam, sicut dividuntur aquæ: et idcirco vocatum est nomen illius loci Baalpharasim. Als sie nun nach Baalpharasim hinaufgezogen waren, schlug sie David daselbst und sprach: Gott hat meine Feinde durch meine Hand zerteilt, wie sich die Wasser teilen; darum ward der Name jenes Ortes Baalpharasim¹ genannt. 1 Chronik 1Chr 13 14 11 1 Zerteilung (Vernichtung) Baals. 1 Chronik 1Chr 13 14 12 Dereliqueruntque ibi deos suos, quos David jussit exuri. Daselbst ließen sie ihre Götter zurück und David ließ dieselben verbrennen. 1 Chronik 1Chr 13 14 13 Alia etiam vice Philisthiim irruerunt, et diffusi sunt in valle. Noch ein anderes Mal fielen die Philister ein und breiteten sich über das Tal aus (V. 9) 1 Chronik 1Chr 13 14 14 Consuluitque rursum David Deum, et dixit ei Deus: Non ascendas post eos, recede ab eis, et venies contra illos ex adverso pyrorum. Da befragte David wieder Gott und Gott sprach zu ihm: Ziehe nicht hinauf hinter ihnen her, wende dich von ihnen weg und tritt ihnen von der Seite der Birnbäume her entgegen.² 1 Chronik 1Chr 13 14 14 2 Ziehe nicht hinter ihnen her, sie geradeswegs anzugreifen, sondern wende dich von ihnen ab, umgehe ihre Flanke und greife sie von dem Bakagehölz her an. 1 Chronik 1Chr 13 14 15 Cumque audieris sonitum gradientis in cacumine pyrorum, tunc egredieris ad bellum. Egressus est enim Deus ante te, ut percutiat castra Philisthiim. Und sobald du ein Geräusch hörst, wie wenn etwas über die Wipfel der Birnbäume³ dahinführe, so beginne den Kampf; denn Gott ist vor dir hergegangen, um das Heerlager der Philister zu schlagen. 1 Chronik 1Chr 13 14 15 3 Bakasträucher. 1 Chronik 1Chr 13 14 16 Fecit ergo David sicut præceperat ei Deus, et percussit castra Philisthinorum, de Gabaon usque Gazera. So tat David denn, wie ihm Gott befohlen hatte, und schlug das Heerlager der Philister von Gabaon bis nach Gazera. 1 Chronik 1Chr 13 14 17 Divulgatumque est nomen David in universis regionibus, et Dominus dedit pavorem ejus super omnes gentes. Und Davids Name ward berühmt in allen Landen und der Herr ließ Schrecken vor ihm über alle Völker kommen. 1 Chronik 1Chr 13 14 2 Cognovitque David quod confirmasset eum Dominus in regem super Israel, et sublevatum esset regnum suum super populum ejus Israel. Und David erkannte, dass ihn der Herr zum Könige über Israel bestätigt und dass seine Herrschaft über sein Volk Israel sich befestigt habe. 1 Chronik 1Chr 13 14 3 Accepit quoque David alias uxores in Jerusalem: genuitque filios, et filias. In Jerusalem nahm David noch andere Frauen und zeugte Söhne und Töchter. [2Sam 5,13] 1 Chronik 1Chr 13 14 4 Et hæc nomina eorum, qui nati sunt ei in Jerusalem: Samua, et Sobad, Nathan, et Salomon, Dies sind die Namen derer, welche ihm in Jerusalem geboren wurden: Samua, Sobad, Nathan, Salomon, 1 Chronik 1Chr 13 14 5 Jebahar, et Elisua, et Eliphalet, Jebahar, Elisua, Eliphalet, 1 Chronik 1Chr 13 14 6 Noga quoque, et Napheg, et Japhia, Noga, Napheg, Japhia, 1 Chronik 1Chr 13 14 7 Elisama, et Baaliada, et Eliphalet. Elisama, Baaliada und Eliphalet. 1 Chronik 1Chr 13 14 8 Audientes autem Philisthiim eo quod unctus esset David in regem super universum Israel, ascenderunt omnes ut quærerent eum: quod cum audisset David, egressus est obviam eis. Als aber die Philister vernahmen, dass David zum Könige über ganz Israel gesalbt sei, zogen sie insgesamt hin, um auf ihn zu treffen. Als David davon hörte, zog er ihnen entgegen. [2Sam 5,17] 1 Chronik 1Chr 13 14 9 Porro Philisthiim venientes, diffusi sunt in Valle Raphaim. Die Philister aber waren gekommen und hatten sich über das Tal Raphaim ausgebreitet. 1 Chronik 1Chr 13 0 1 David bereitet der Bundeslade eine Stätte auf Sion und befiehlt den Leviten, sie dorthin zu übertragen. (V. 2) c. David beruft das gesamte Volk, die Priester und die Leviten (V. 14) und führt die Bundeslade mit großer Feierlichkeit (V. 24), selbst am Zuge teilnehmend (V. 29), in die Stadt. 1 Chronik 1Chr 13 15 1 Fecit quoque sibi domos in Civitate David, et ædificavit locum arcæ Dei, tetenditque ei tabernaculum. Und David baute sich Häuser in der Davidsstadt und bereitete eine Stätte für die Lade Gottes und spannte ein Zelt für dieselbe auf. 1 Chronik 1Chr 13 15 10 De filiis Oziel, Aminadab princeps; et fratres ejus centum duodecim. Von den Söhnen Oziels: Aminadab, das Oberhaupt, und dessen Brüder, hundertundzwölf. 1 Chronik 1Chr 13 15 11 Vocavitque David Sadoc, et Abiathar Sacerdotes, et Levitas, Uriel, Asaiam, Joel, Semeiam, Eliel, et Aminadab: Und David ließ Sadok und Abiathar,⁴ die Priester, rufen und die Leviten Uriel, Asajas, Joel, Semejas, Eliel und Aminadab, 1 Chronik 1Chr 13 15 11 4 Sadok von der Linie Eleasars und Abiathar von der Linie Ithamars. 1 Chronik 1Chr 13 15 12 Et dixit ad eos: Vos qui estis principes familiarum Leviticarum, sanctificamini cum fratribus vestris, et afferte arcam Domini Dei Israel ad locum, qui ei præparatus est: und sprach zu ihnen: Ihr, die ihr die Häupter der Familien der Leviten seid, heiliget euch⁵ samt euren Brüdern und bringet die Lade des Herrn, des Gottes Israels, an den Ort, der für dieselbe vorbereitet ist; 1 Chronik 1Chr 13 15 12 5 Siehe [Ex 19,10.15]. 1 Chronik 1Chr 13 15 13 Ne ut a principio, quia non eratis præsentes, percussit nos Dominus; sic et nunc fiat, illicitum quid nobis agentibus. damit nicht, wie das erste Mal, wo ihr nicht da waret⁶ und der Herr uns schlug, jetzt das Gleiche geschehe, wenn wir etwas Unerlaubtes täten. [1Chr 13,10] 1 Chronik 1Chr 13 15 13 6 Hebr.: Denn weil ihr das erste Mal nicht zugegen waret, hat Gott der Herr einen Riss an uns gerissen. 1 Chronik 1Chr 13 15 14 Sanctificati sunt ergo Sacerdotes, et Levitæ, ut portarent arcam Domini Dei Israel. Da heiligten sich die Priester und Leviten, um die Lade des Herrn, des Gottes Israels, zu tragen. 1 Chronik 1Chr 13 15 15 Et tulerunt filii Levi arcam Dei, sicut præceperat Moyses juxta verbum Domini humeris suis in vectibus. Und die Söhne Levis trugen die Lade Gottes, wie Moses nach dem Worte des Herrn geboten hatte, auf ihren Schultern an den Tragstangen. [Num 4,15] 1 Chronik 1Chr 13 15 16 Dixitque David principibus Levitarum, ut constituerent de fratribus suis cantores in organis musicorum, nablis videlicet, et lyris, et cymbalis, ut resonaret in excelsis sonitus lætitiæ. Und David befahl den Häuptern der Leviten, unter ihren Brüdern Sänger aufzustellen, mit Musikinstrumenten, nämlich mit Harfen, Zithern und Zimbeln, damit der Klang der Freude laut ertönte. 1 Chronik 1Chr 13 15 17 Constitueruntque Levitas: Hemam filium Joel, et de fratribus ejus Asaph filium Barachiæ; de filiis vero Merari, fratribus eorum: Ethan filium Casaiæ. Diese stellten die Leviten: Hemam, den Sohn Joels, und von seinen Brüdern Asaph, den Sohn Barachias, auf; von den Söhnen Meraris aber, deren Brüdern, Ethan, den Sohn Kasajas. 1 Chronik 1Chr 13 15 18 Et cum eis fratres eorum: in secundo ordine, Zachariam, et Ben, et Jaziel, et Semiramoth, et Jahiel, et Ani, Eliab, et Banaiam, et Maasiam, et Mathathiam, et Eliphalu, et Maceniam, et Obededom, et Jehiel, janitores. Und mit ihnen ihre Brüder in der zweiten Ordnung: Zacharias, Ben, Jaziel, Semiramoth, Jahiel, Ani, Eliab, Banajas, Maasias, Mathathias, Eliphalu, Makenias, Obededom und Jehiel, die Türhüter. 1 Chronik 1Chr 13 15 19 Porro cantores, Heman, Asaph, et Ethan; in cymbalis æneis concrepantes. Ebenso die Sänger Heman, Asaph und Ethan, auf den ehernen Zimbeln laut spielend. 1 Chronik 1Chr 13 15 2 Tunc dixit David: illicitum est ut a quocumque portetur arca Dei nisi a Levitis, quos elegit Dominus ad portandum eam, et ad ministrandum sibi usque in æternum. Darnach sprach er: Es ist nicht erlaubt, dass jemand die Lade Gottes trage, außer den Leviten, welche der Herr auserwählt hat, sie zu tragen und ihm auf ewiglich zu dienen. [Num 4,15] 1 Chronik 1Chr 13 15 20 Zacharias autem, et Oziel, et Semiramoth, et Jahiel, et Ani, et Eliab, et Maasias, et Banaias in nablis arcana cantabant. Zacharias aber, Oziel, Semiramoth, Jahiel, Ani, Eliab, Maasias und Banajas besangen mit Harfen die Geheimnisse.⁷ 1 Chronik 1Chr 13 15 20 7 Der Text ist nicht klar im Hebr. 1 Chronik 1Chr 13 15 21 Porro Mathathias, et Eliphalu, et Macenias, et Obededom, et Jehiel, et Ozazin, in citharis pro octavo canebant epinicion. Und Mathathias, Eliphalu, Makenias, Obededom, Jehiel und Ozazin spielten auf Zithern von acht Saiten ein Siegeslied.⁸ 1 Chronik 1Chr 13 15 21 8 Hebr.: Mit Zithern von acht Saiten, um (den Gesang) zu leiten. 1 Chronik 1Chr 13 15 22 Chonenias autem princeps Levitarum, prophetiæ præerat, ad præcinendam melodiam: erat quippe valde sapiens. Chonenias aber, der als Oberhaupt der Leviten über die heilige Sangweise gesetzt war,⁹ hatte die Melodie anzugeben; denn er war sehr kundig. 1 Chronik 1Chr 13 15 22 9 Hebr.: Der oberste der Leviten im Tragen (der Bundeslade). 1 Chronik 1Chr 13 15 23 Et Barachias, et Elcana: janitores arcæ. Barachias und Elkana waren Türhüter bei der Lade. 1 Chronik 1Chr 13 15 24 Porro Sebenias, et Josaphat, et Nathanael, et Amasai, et Zacharias, et Banaias, et Eliezer sacerdotes, clangebant tubis coram arca Dei: et Obededom, et Jehias erant janitores arcæ. Und Sebenias, Josaphat, Nathanael, Amasai, Zacharias, Banajas und Eliezer, die Priester, bliesen mit den Trompeten vor der Lade Gottes; Obededom und Jehias waren Türhüter bei der Lade. 1 Chronik 1Chr 13 15 25 Igitur David et omnes majores natu Israel, et tribuni ierunt ad deportandam arcam fderis Domini de domo Obededom cum lætitia. Da gingen David und alle Ältesten Israels und die Obersten hin, um die Lade des Bundes des Herrn aus dem Hause Obededoms mit Freuden hinaufzuholen. [2Sam 6,12] 1 Chronik 1Chr 13 15 26 Cumque adjuvisset Deus Levitas, qui portabant arcam fderis Domini, immolabantur septem tauri, et septem arietes. Und da Gott den Leviten, welche die Lade des Bundes des Herrn trugen, beigestanden hatte, opferte man¹⁰ sieben Stiere und sieben Widder. 1 Chronik 1Chr 13 15 26 10 Wohl das [2Sam 6,13] erwähnte Opfer und den ersten sechs Schritten, da die nach Vollendung des gesamten Weges dargebrachten Opfer erst [1Chr 16,1] erwähnt werden. 1 Chronik 1Chr 13 15 27 Porro David erat indutus stola byssina, et universi Levitæ qui portabant arcam, cantoresque et Chonenias princeps prophetiæ inter cantores: David autem etiam indutus erat ephod lineo. David aber war mit einem Oberkleide von Byssus¹¹ angetan, ebenso alle Leviten, welche die Lade trugen, und die Sänger und Chonenias, der Oberführer der heiligen Sangweise unter den Sängern; David aber war gleichfalls mit einem linnenen Ephod angetan.¹² 1 Chronik 1Chr 13 15 27 11 Von feinster ägyptischer Leinwand. 1 Chronik 1Chr 13 15 27 12 Als Auszeichnung. 1 Chronik 1Chr 13 15 28 Universusque Israel deducebant arcam fderis Domini in jubilo, et sonitu buccinæ, et tubis, et cymbalis, et nablis, et citharis concrepantes. Und ganz Israel geleitete die Lade des Bundes des Herrn mit Jubel und Posaunenschall und mit Trompeten und Zimbeln und laut auf Harfen und Zithern spielend. 1 Chronik 1Chr 13 15 29 Cumque pervenisset arca fderis Domini usque ad Civitatem David, Michol filia Saul prospiciens per fenestram, vidit regem David saltantem atque ludentem, et despexit eum in corde suo. Als nun die Lade des Bundes des Herrn bis zur Davidsstadt kam, schaute Michol, die Tochter Sauls, durch das Fenster und sah den König David tanzen und spielen und verachtete ihn in ihrem Herzen.¹³ 1 Chronik 1Chr 13 15 29 13 Wie ungerecht ihre Vorwürfe [2Sam 6,20] sind, zeigt die Schilderung der Kleidung des Königs. 1 Chronik 1Chr 13 15 3 Congregavitque universum Israel in Jerusalem, ut afferretur arca Dei in locum suum, quem præparaverat ei. Und er berief ganz Israel nach Jerusalem, um die Lade Gottes an den Ort zu bringen, den er für dieselbe vorbereitet hatte, 1 Chronik 1Chr 13 15 4 Necnon et filios Aaron, et Levitas. sowie auch¹ die Söhne Aarons und die Leviten. 1 Chronik 1Chr 13 15 4 1 Und David versammelte. 1 Chronik 1Chr 13 15 5 De filiis Caath. Uriel princeps fuit, et fratres ejus centum viginti. Von den Söhnen Kaaths: Uriel, der ihr Oberhaupt war, und dessen Brüder, hundert und zwanzig. 1 Chronik 1Chr 13 15 6 De filiis Merari, Asaia princeps; et fratres ejus ducenti viginti. Von den Söhnen Meraris: Asaja, das Oberhaupt, und dessen Brüder, zweihundertundzwanzig. 1 Chronik 1Chr 13 15 7 De filiis Gersom, Joel princeps; et fratres ejus centum triginta. Von den Söhnen Gersoms: Joel, das Oberhaupt, und dessen Brüder, hundertunddreißig. 1 Chronik 1Chr 13 15 8 De filiis Elisaphan, Semeias princeps; et fratres ejus ducenti. Von den Söhnen Elisaphans:² Semejas, das Oberhaupt, und dessen Brüder, zweihundert. 1 Chronik 1Chr 13 15 8 2 Elisaphan war Enkel Kaaths. [Ex 6,18] 1 Chronik 1Chr 13 15 9 De filiis Hebron, Eliel princeps; et fratres ejus octoginta. Von den Söhnen Hebrons:³ Eliel, das Oberhaupt, und seine Brüder, achtzig. 1 Chronik 1Chr 13 15 9 3 Eines Sohnes Kaaths. [Ex 6,18] 1 Chronik 1Chr 13 0 1 Die Bundeslade findet in dem von David errichteten Zelte Aufstellung. (V. 2) B. Ordnung des Gottesdienstes vor der Bundeslade. (V. 4-43) a. Die Sänger. (V. 7) Ein Loblied. (V. 36) b. Ordnung der Leviten und Priester. 1 Chronik 1Chr 13 16 1 Attulerunt igitur arcam Dei, et constituerunt eam in medio tabernaculi, quod tetenderat ei David: et obtulerunt holocausta, et pacifica coram Deo. Sie brachten also die Lade Gottes herbei und stellten sie mitten in dem Zelte auf, welches David für sie errichtet hatte, und brachten Gott Brandopfer und Friedopfer dar. [2Sam 6,17] 1 Chronik 1Chr 13 16 10 Laudate nomen sanctum ejus: lætetur cor quærentium Dominum. Lobet seinen heiligen Namen:⁴ es freue sich das Herz derer, die den Herrn suchen! 1 Chronik 1Chr 13 16 10 4 Oder: Rühmet euch seines heiligen Namens. 1 Chronik 1Chr 13 16 11 Quærite Dominum, et virtutem ejus: quærite faciem ejus semper. Suchet den Herrn und seine Stärke, suchet sein Angesicht immerdar! 1 Chronik 1Chr 13 16 12 Recordamini mirabilium ejus quæ fecit: signorum illius, et judiciorum oris ejus. Gedenket seiner Wunder, die er getan, seiner Zeichen und der Gerichte seines Mundes. 1 Chronik 1Chr 13 16 13 Semen Israel servi ejus: filii Jacob electi ejus. Ihr, Nachkommen Israels, seines Dieners; ihr, Söhne Jakobs, seine Auserwählten! 1 Chronik 1Chr 13 16 14 Ipse Dominus Deus noster: in universa terra judicia ejus. Er ist der Herr, unser Gott; auf der ganzen Erde sind seine Gerichte. 1 Chronik 1Chr 13 16 15 Recordamini in sempiternum pacti ejus: sermonis, quem præcepit in mille generationes. Gedenket seines Bundes immerdar; des Wortes, das er geboten auf tausend Geschlechter hin, 1 Chronik 1Chr 13 16 16 Quem pepigit cum Abraham: et juramenti illius cum Isaac. welchen er mit Abraham geschlossen, und seines Eidschwures gegen Isaak. 1 Chronik 1Chr 13 16 17 Et constituit illud Jacob in præceptum: et Israel in pactum sempiternum, Und er stellte es für Jakob auf zur Satzung, für Israel als ewigen Bund, 1 Chronik 1Chr 13 16 18 Dicens: Tibi dabo terram Chanaan, funiculum hereditatis vestræ. als er sprach: Dir werde ich das Land Chanaan geben als euch zugemessenes Erbe;⁵ 1 Chronik 1Chr 13 16 18 5 [Dtn 32,9] 1 Chronik 1Chr 13 16 19 Cum essent pauci numero, parvi et coloni ejus. da sie noch wenige an Zahl waren, gering und Fremdlinge daselbst. 1 Chronik 1Chr 13 16 2 Cumque complesset David offerens holocausta, et pacifica, benedixit populo in nomine Domini Als nun David die Darbringung der Brandopfer und Friedopfer vollendet hatte, segnete er das Volk im Namen des Herrn. 1 Chronik 1Chr 13 16 20 Et transierunt de gente in gentem, et de regno ad populum alterum. Sie⁶ zogen von Volk zu Volk, von einem Reiche zu einem andern Volke. 1 Chronik 1Chr 13 16 20 6 Die Patriarchen. 1 Chronik 1Chr 13 16 21 Non dimisit quemquam calumniari eos, sed increpavit pro eis reges. Er ließ sie von niemand bedrücken, sondern züchtigte um ihretwillen Könige. 1 Chronik 1Chr 13 16 22 Nolite tangere christos meos: et in prophetis meis nolite malignari. Meine Gesalbten⁷ tastet nicht an und tuet meinen Propheten kein Leid! [Ps 104,15] 1 Chronik 1Chr 13 16 22 7 Die Patriarchen waren Propheten. Vergl. [Jes 61,1]. 1 Chronik 1Chr 13 16 23 Cantate Domino omnis terra, annuntiate ex die in diem salutare ejus. Singet dem Herrn alle Lande, verkündet sein Heil von einem Tag zum andern! [Ps 95,1.2] 1 Chronik 1Chr 13 16 24 Narrate in gentibus gloriam ejus: in cunctis populis mirabilia ejus. Machet kund unter den Völkern seine Herrlichkeit, unter allen Nationen seine Wunder; 1 Chronik 1Chr 13 16 25 Quia magnus Dominus, et laudabilis nimis: et horribilis super omnes deos. denn der Herr ist groß und hoch zu loben und furchtbar über alle Götter! 1 Chronik 1Chr 13 16 26 Omnes enim dii populorum, idola: Dominus autem clos fecit. Denn alle Götter der Völker sind Götzen; der Herr aber hat die Himmel geschaffen. 1 Chronik 1Chr 13 16 27 Confessio et magnificentia coram eo: fortitudo et gaudium in loco ejus. Lob und Herrlichkeit sind vor ihm; Stärke und Freude an seiner Stätte. 1 Chronik 1Chr 13 16 28 Afferte Domino familiæ populorum: afferte Domino gloriam et imperium. Bringet dem Herrn, ihr Völkerstämme, bringet dem Herrn Ehre und Herrschaft! 1 Chronik 1Chr 13 16 29 Date Domino gloriam, nomini ejus, levate sacrificium, et venite in conspectu ejus: et adorate Dominum in decore sancto. Gebet dem Herrn Ehre, seinem Namen,⁸ bringet Opfer und kommet hin vor sein Angesicht, betet den Herrn an in heiligem Schmucke! 1 Chronik 1Chr 13 16 29 8 Die Ehre, welche seinem Namen gebührt. 1 Chronik 1Chr 13 16 3 Et divisit universis per singulos, a viro usque ad mulierem tortam panis, et partem assæ carnis, bubalæ, et frixam oleo similam. Sodann teilte er allen, Männern wie Frauen, einem jeden einen Brotkuchen und ein Stück gebratenes Rindfleisch und feines mit Öl geröstetes Mehl¹ aus. 1 Chronik 1Chr 13 16 3 1 Hebr.: einen Traubenkuchen. 1 Chronik 1Chr 13 16 30 Commoveatur a facie ejus omnis terra: ipse enim fundavit orbem immobilem. Erzittern sollen vor ihm alle Lande; denn er hat den Erdboden gefestigt, dass er nicht wankt. 1 Chronik 1Chr 13 16 31 Lætentur cli, et exsultet terra: et dicant in nationibus, Dominus regnavit. Es freue sich der Himmel und es frohlocke die Erde und man spreche unter den Völkern: Der Herr ist Herrscher! 1 Chronik 1Chr 13 16 32 Tonet mare, et plenitudo ejus: exsultent agri, et omnia quæ in eis sunt. Es brause das Meer und was es erfüllt; es frohlocke die Flur und alles, was auf ihr ist. 1 Chronik 1Chr 13 16 33 Tunc laudabunt ligna saltus coram Domino: quia venit judicare terram. Dann werden die Bäume des Waldes vor dem Herrn lobsingen, denn er kommt, die Erde zu richten. 1 Chronik 1Chr 13 16 34 Confitemini Domino, quoniam bonus: quoniam in æternum misericordia ejus. Lobpreiset den Herrn, denn er ist gütig und seine Barmherzigkeit währet ewig! 1 Chronik 1Chr 13 16 35 Et dicite: Salva nos Deus salvator noster: et congrega nos, et erue de gentibus, ut confiteamur nomini sancto tuo, et exsultemus in carminibus tuis. Und sprechet: Hilf uns, Gott, unser Erretter! und sammle uns und errette uns von den Völkern, auf dass wir deinen heiligen Namen preisen und dir in Lobgesängen zujauchzen. 1 Chronik 1Chr 13 16 36 Benedictus Dominus Deus Israel ab æterno usque in æternum: et dicat omnis populus: Amen, et hymnum Domino. Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit; und alles Volk sage: Amen! und lobe den Herrn. 1 Chronik 1Chr 13 16 37 Reliquit itaque ibi coram arca fderis Domini Asaph, et fratres ejus ut ministrarent in conspectu arcæ jugiter per singulos dies, et vices suas. Und er ließ daselbst vor der Lade des Bundes des Herrn Asaph und seine Brüder, dass sie allezeit vor der Lade Dienst täten, Tag für Tag nach ihrer Ordnung; 1 Chronik 1Chr 13 16 38 Porro Obededom, et fratres ejus sexaginta octo; et Obededom filium Idithun, et Hosa constituit janitores. und Obededom und seine achtundsechzig Brüder; Obededom, den Sohn Idithuns, und Hosa machte er zu Türhütern. 1 Chronik 1Chr 13 16 39 Sadoc autem sacerdotem, et fratres ejus sacerdotes, coram tabernaculo Domini in excelso, quod erat in Gabaon, Sadok aber, den Priester und dessen Brüder, die Priester, bestellte er vor dem Zelte des Herrn auf der Höhe in Gabaon,⁹ 1 Chronik 1Chr 13 16 39 9 Der Brandopferaltar und das alte Zelt Moses war in Gabaon geblieben, während die Bundeslade mit den Israeliten in den Krieg gezogen. Wie lange Sadok in Gabaon Hoherpriester blieb, während Abiathar in Jerusalem das gleiche Amt innehatte, steht nicht fest; jedenfalls scheinen beide Hohepriester bei Salomons Regierungsantritt in Jerusalem gewesen zu sein. [1Kön 1,7.8] 1 Chronik 1Chr 13 16 4 Constituitque coram arca Domini de Levitis, qui ministrarent, et recordarentur operum ejus, et glorificarent, atque laudarent Dominum Deum Israel: Und er bestellte Leviten zum Dienste vor die Lade des Herrn, dass sie seiner Werke gedenken und den Herrn, den Gott Israels, rühmen und preisen sollten: 1 Chronik 1Chr 13 16 40 Ut offerrent holocausta Domino super altare holocautomatis jugiter, mane et vespere, juxta omnia quæ scripta sunt in lege Domini, quam præcepit Israel. dass sie dem Herrn auf dem Brandopferaltar immerdar morgens und abends Brandopfer darbrächten, allem gemäß, was geschrieben ist im Gesetze des Herrn, das er Israel geboten hat; 1 Chronik 1Chr 13 16 41 Et post eum Heman, et Idithun, et reliquos electos, unumquemque vocabulo suo ad confitendum Domino: Quoniam in æternum misericordia ejus. und ihm zunächst Heman, Idithun und die übrigen Auserlesenen, die namentlich berufen waren, den Herrn zu loben, weil seine Barmherzigkeit ewiglich währet; 1 Chronik 1Chr 13 16 42 Heman quoque, et Idithun canentes tuba, et quatientes cymbala, et omnia musicorum organa ad canendum Deo; filios autem Idithun fecit esse portarios. und Heman und Idithun, welche die Trompete bliesen und die Zimbel schlugen und alle Instrumente zu Gottes Lob spielten, die Söhne Idithuns aber machte er zu Türhütern. 1 Chronik 1Chr 13 16 43 Reversusque est omnis populus in domum suam: et David, ut benediceret etiam domui suæ. Hierauf kehrte das ganze Volk nach Hause zurück, auch David, um sein Haus zu segnen.¹⁰ 1 Chronik 1Chr 13 16 43 10 Zu begrüßen. Der Gruß besteht in Segensworten. Vergl. [1Sam 15,13]. 1 Chronik 1Chr 13 16 5 Asaph principem; et secundum ejus Zachariam: Porro Jahiel, et Semiramoth, et Jehiel, et Mathathiam, et Eliab, et Banaiam, et Obededom: Jehiel super organa psalterii, et lyras: Asaph autem ut cymbalis personaret; Asaph als Obersten und nach ihm Zacharias; alsdann Jahiel, Semiramoth, Jehiel, Mathathias, Eliab, Banajas und Obededom; Jehiel über die Harfeninstrumente und Zithern, während Asaph die Zimbeln spielen, 1 Chronik 1Chr 13 16 6 Banaiam vero, et Jaziel sacerdotes, canere tuba jugiter coram arca fderis Domini. Banajas und Jaziel, die Priester, aber allezeit vor der Lade des Bundes des Herrn die Trompete erschallen lassen sollten. 1 Chronik 1Chr 13 16 7 In illo die fecit David principem ad confitendum Domino Asaph, et fratres ejus. An diesem Tage ließ David zuerst Asaph und seine Brüder² den Herrn preisen;³ 1 Chronik 1Chr 13 16 7 2 Die Leviten. 1 Chronik 1Chr 13 16 7 3 V. 8-22 entspricht [Ps 104,1-15; Ps 95,1-13, Ps 105,1.47.48]. 1 Chronik 1Chr 13 16 8 Confitemini Domino, et invocate nomen ejus: notas facite in populis adinventiones ejus. Preiset den Herrn und rufet seinen Namen an, machet unter den Völkern kund seine Taten! [Ps 104,1, Jes 12,4] 1 Chronik 1Chr 13 16 9 Cantate ei, et psallite ei: et narrate omnia mirabilia ejus. Singet ihm, spielet ihm und erzählet alle seine Wunder! 1 Chronik 1Chr 13 0 1 C. David fasst den Entschluss, einen Tempel zu bauen. (Kap. 17) a. David denkt daran, Gott einen Tempel zu bauen. (V. 2) Gott lässt ihn durch Nathan dafür loben und verheißt ihm einen ewigen Thron, doch muss der Prophet ihm zugleich mitteilen, dass sein Sohn den Tempel bauen soll. (V. 14) b. David sagt Gott Dank für alle Wohltaten, welche er ihm und dem Volke Israel erwiesen. 1 Chronik 1Chr 13 17 1 Cum autem habitaret David in domo sua, dixit ad Nathan prophetam: Ecce ego habito in domo cedrina: arca autem fderis Domini sub pellibus est. Als nun David in seinem Hause wohnte, sprach er zu dem Propheten Nathan: Siehe, ich wohne in einem Hause von Zedern; die Lade des Bundes des Herrn aber weilt unter Fellen. [2Sam 7,2] 1 Chronik 1Chr 13 17 10 Ex diebus quibus dedi judices populo meo Israel, et humiliavi universos inimicos tuos. Annuntio ergo tibi quod ædificaturus sit tibi Dominus domum. von der Zeit an, da ich meinem Volke Israel Richter gab, und ich habe alle deine Feinde gedemütigt. Nun aber künde ich dir an, dass der Herr dir ein Haus erbauen wird.² 1 Chronik 1Chr 13 17 10 2 Vergl. [2Sam 7]. 1 Chronik 1Chr 13 17 11 Cumque impleveris dies tuos ut vadas ad patres tuos, suscitabo semen tuum post te, quod erit de filiis tuis: et stabiliam regnum ejus. Und wenn einst deine Tage vollendet sind und du zu deinen Vätern gehest, so werde ich dir einen Nachkommen³ erwecken, der einer von deinen Söhnen sein wird; und ich will seine Herrschaft festigen. 1 Chronik 1Chr 13 17 11 3 Dieser Nachkomme ist schließlich der Messias. Da der Chronist diesen allein vor Augen stellt, lässt er die [2Sam 7,14] folgenden Worte weg, welche auf den Messias seine Anwendung finden. 1 Chronik 1Chr 13 17 12 Ipse ædificabit mihi domum, et firmabo solium ejus usque in æternum. Dieser soll mir ein Haus bauen und ich werde seinen Thron befestigen in Ewigkeit. 1 Chronik 1Chr 13 17 13 Ego ero ei in patrem, et ipse erit mihi in filium: et misericordiam meam non auferam ab eo, sicut abstuli ab eo, qui ante te fuit. Ich werde ihm Vater sein und er soll mir Sohn sein und ich werde ihm mein Erbarmen nicht entziehen, wie ich es dem entzogen habe, der vor dir war.⁴ 1 Chronik 1Chr 13 17 13 4 Saul. 1 Chronik 1Chr 13 17 14 Et statuam eum in domo mea, et in regno meo usque in sempiternum: et thronus ejus erit firmissimus in perpetuum. Und ich will ihn in mein Haus und in mein Reich auf ewig setzen und sein Thron soll festgegründet sein bis in Ewigkeit.⁵ 1 Chronik 1Chr 13 17 14 5 Vergl. [2Sam 7,16]. 1 Chronik 1Chr 13 17 15 Juxta omnia verba hæc, et juxta universam visionem istam, sic locutus est Nathan ad David. Allen diesen Worten und diesem ganzen Gesichte gemäß redete Nathan zu David. 1 Chronik 1Chr 13 17 16 Cumque venisset rex David, et sedisset coram Domino, dixit: Quis ego sum Domine Deus, et quæ domus mea, ut præstares mihi talia? Da ging der König David hin und ließ sich vor dem Herrn⁶ nieder und sprach: Wer bin ich, Herr, Gott! und was ist mein Haus, dass du mir solches gewährt hast? 1 Chronik 1Chr 13 17 16 6 Vor der Bundeslade. 1 Chronik 1Chr 13 17 17 Sed et hoc parum visum est in conspectu tuo, ideoque locutus es super domum servi tui etiam in futurum: et fecisti me spectabilem super omnes homines Domine Deus. Und auch dies schien in deinen Augen noch wenig, denn du gabst dem Hause deines Dieners auch für die Zukunft eine Zusage und hast mich über alle Menschen an Ansehen erhöht, Herr, Gott! 1 Chronik 1Chr 13 17 18 Quid ultra addere potest David, cum ita glorificaveris servum tuum, et cognoveris eum. Was kann David noch weiter sagen, da du so deinen Diener verherrlicht und anerkannt hast? 1 Chronik 1Chr 13 17 19 Domine propter famulum tuum juxta cor tuum fecisti omnem magnificentiam hanc, et nota esse voluisti universa magnalia. Herr! um deines Dieners willen hast du nach deinem Herzen all dies Große getan und wolltest, dass die Großtaten alle kund werden. 1 Chronik 1Chr 13 17 2 Et ait Nathan ad David: Omnia, quæ in corde tuo sunt fac: Deus enim tecum est. Nathan sprach zu David: Alles, was du in deinem Herzen hast, tue; denn Gott ist mit dir. 1 Chronik 1Chr 13 17 20 Domine, non est similis tui: et non est alius Deus absque te, ex omnibus quos audivimus auribus nostris. Herr! Dir ist niemand gleich und kein anderer Gott ist außer dir, nach alledem, was wir mit unsern Ohren gehört haben. 1 Chronik 1Chr 13 17 21 Quis enim est alius, ut populus tuus Israel, gens una in terra, ad quam perrexit Deus, ut liberaret, et faceret populum sibi, et magnitudine sua atque terroribus ejiceret nationes a facie ejus, quem de gypto liberarat? Denn wo ist wohl ein anderes Volk, wie dein Volk Israel, das einzige Volk auf Erden, zu dem Gott hinging, es zu befreien und zu seinem Volke zu machen und mit großer Macht und mit Schrecken die Völker zu vertreiben, vor demselben Volke, das er aus Ägypten befreit hat? 1 Chronik 1Chr 13 17 22 Et posuisti populum tuum Israel tibi in populum usque in æternum, et tu Domine factus es Deus ejus. Und du hast dir dein Volk Israel auf ewig zu deinem Volke bestimmt und du, Herr! bist sein Gott geworden. 1 Chronik 1Chr 13 17 23 Nunc igitur Domine, sermo, quem locutus es famulo tuo, et super domum ejus, confirmetur in perpetuum, et fac sicut locutus es. Nun also, Herr! lass das Wort, das du zu deinem Diener und über sein Haus geredet hast, in Kraft bleiben auf ewig und tue, wie du gesprochen hast. 1 Chronik 1Chr 13 17 24 Permaneatque et magnificetur nomen tuum usque in sempiternum: et dicatur: Dominus exercituum Deus Israel, et domus David servi ejus permanens coram eo. Es währe dein Name und werde verherrlicht in Ewigkeit und man spreche: Der Herr der Heerscharen ist der Gott Israels und das Haus Davids, seines Dieners, sei beständig vor ihm. 1 Chronik 1Chr 13 17 25 Tu enim Domine Deus meus revelasti auriculam servi tui, ut ædificares ei domum: et idcirco invenit servus tuus fiduciam, ut oret coram te. Denn du, Herr, mein Gott! hast das Ohr deines Dieners eröffnet, dass du ihm ein Haus erbauen wollest, und darum hat dein Diener Mut gefunden, vor dir zu beten. 1 Chronik 1Chr 13 17 26 Nunc ergo Domine tu es Deus: et locutus es ad servum tuum tanta beneficia. Nun denn, o Herr! du bist Gott und hast deinem Diener so große Wohltaten verkündigt 1 Chronik 1Chr 13 17 27 Et cpisti benedicere domui servi tui, ut sit semper coram te: te enim Domine, benedicente, benedicta erit in perpetuum. und hast begonnen, das Haus deines Dieners zu segnen, dass es immer vor dir bestehe; denn wenn du es segnest, o Herr, wird es auf ewig gesegnet sein! 1 Chronik 1Chr 13 17 3 Igitur nocte illa factus est sermo Dei ad Nathan, dicens: Da erging in dieser Nacht das Wort Gottes an Nathan also: 1 Chronik 1Chr 13 17 4 Vade, et loquere David servo meo: Hæc dicit Dominus: Non ædificabis tu mihi domum ad habitandum. Gehe hin und sprich zu meinem Diener David: So spricht der Herr: Nicht du sollst mir ein Haus zur Wohnung bauen! 1 Chronik 1Chr 13 17 5 Neque enim mansi in domo ex eo tempore, quo eduxi Israel, usque ad diem hanc: sed fui semper mutans loca tabernaculi, et in tentorio Denn ich habe in keinem Hause geweilt, seit der Zeit, da ich Israel herausgeführt habe, bis auf diesen Tag, vielmehr wechselte ich immer die Orte für das Zelt und blieb im Gezelte 1 Chronik 1Chr 13 17 6 Manens cum omni Israel. Numquid locutus sum saltem uni judicum Israel, quibus præceperam, ut pascerent populum meum, et dixi: Quare non ædificastis mihi domum cedrinam? mit¹ ganz Israel. Habe ich je zu einem der Richter Israels, denen ich geboten, mein Volk zu weiden, gesprochen, dass ich sagte: Warum habt ihr mir kein Haus von Zedern gebaut? 1 Chronik 1Chr 13 17 6 1 D.i. wie. 1 Chronik 1Chr 13 17 7 Nunc itaque sic loqueris ad servum meum David: Hæc dicit Dominus exercituum: Ego tuli te, cum in pascuis sequereris gregem, ut esses dux populi mei Israel. So rede denn jetzt zu meinem Diener David: So spricht der Herr der Heerscharen: Ich habe dich, da du auf der Weide den Schafen nachgingest, weggenommen, damit du über mein Volk Israel Fürst seiest. 1 Chronik 1Chr 13 17 8 Et fui tecum quocumque perrexisti: et interfeci omnes inimicos tuos coram te, fecique tibi nomen quasi unius magnorum, qui celebrantur in terra. Und ich war mit dir, wohin du auch gingest, und tötete alle deine Feinde vor dir und ich habe dir einen Namen gemacht, wie der eines Großen, die auf Erden gefeiert werden. 1 Chronik 1Chr 13 17 9 Et dedi locum populo meo Israel: plantabitur, et habitabit in eo, et ultra non commovebitur: nec filii iniquitatis atterent eos, sicut a principio, Und ich habe meinem Volke Israel eine Stätte gegeben, dort wird es gepflanzt werden und wohnen und fürder nicht beunruhigt werden; und die Söhne der Ungerechtigkeit werden sie nicht bedrücken wie vordem, 1 Chronik 1Chr 13 0 1 3. Gott belohnt die Frömmigkeit Davids durch eine glückliche Herrschaft. (18,1 bis 20,7) A. Schilderung des glücklichen Zustandes des Reiches. (V. 1-17) a. Aufzählung der von David besiegten Völker. (V. 13) b. Gerechtigkeit Davids gegen alle, Aufzählung der Hauptbeamten Davids. 1 Chronik 1Chr 13 18 1 Factum est autem post hæc, ut percuteret David Philisthiim, et humiliaret eos, et tolleret Geth, et filias ejus de manu Philisthiim, Hiernach aber geschah es,¹ dass David die Philister schlug und sie niederwarf und Geth samt seinen Töchterstädten der Hand der Philister entriss. [2Sam 8,1] 1 Chronik 1Chr 13 18 1 1 Vergl. [2Sam 8] 1 Chronik 1Chr 13 18 10 Misit Adoram filium suum ad regem David, ut postularet ab eo pacem, et congratularetur ei quod percussisset, et expugnasset Adarezer: adversarius quippe erat Thou Adarezer. sandte er seinen Sohn Adoram zu dem Könige David, um ihn um Frieden zu bitten⁵ und ihm Glück zu wünschen, dass er Adarezer geschlagen und überwunden habe; Thou war nämlich ein Feind Adarezers.⁶ 1 Chronik 1Chr 13 18 10 5 Hebr.: um ihn zu begrüßen. 1 Chronik 1Chr 13 18 10 6 Hebr.: Adarezers, nebst allerlei Geräten, von Gold und Silber und Erz. Auch diese weihte der König David dem Herrn nebst dem Silber und Gold usw. 1 Chronik 1Chr 13 18 11 Sed et omnia vasa aurea, et argentea, et ænea consecravit David rex Domino, cum argento et auro, quod tulerat ex universis gentibus, tam de Idumæa, et Moab, et filiis Ammon, quam de Philisthiim et Amalec. Auch weihte der König David dem Herrn alle goldenen und silbernen und ehernen Gerätschaften zusamt dem Silber und dem Golde, das er allen Völkern abgenommen hatte, Idumäa,⁷ Moab und den Söhnen Ammons, wie den Philistern und den Amalekitern. 1 Chronik 1Chr 13 18 11 7 Vielleicht Schreibfehler für Aram (Syrien). 1 Chronik 1Chr 13 18 12 Abisai vero filius Sarviæ percussit Edom in Valle Salinarum, decem et octo millia: Abisai aber, der Sohn Sarvias, schlug die Edomiter im Salztal, achtzehntausend, 1 Chronik 1Chr 13 18 13 Et constituit in Edom præsidium, ut serviret Idumæa David: salvavitque Dominus David in cunctis, ad quæ perrexerat. und legte eine Besatzung nach Edom, und so wurde Idumäa David untertan; und der Herr half David in allem, wozu er auszog. 1 Chronik 1Chr 13 18 14 Regnavit ergo David super universum Israel, et faciebat judicium atque justitiam cuncto populo suo. So herrschte David über ganz Israel und übte Recht und Gerechtigkeit gegen sein ganzes Volk. 1 Chronik 1Chr 13 18 15 Porro Joab filius Sarviæ erat super exercitum, et Josaphat filius Ahilud a commentariis. Und Joab, der Sohn Sarvias, war über das Heer gesetzt, Josaphat, der Sohn Ahiluds, war Kanzler, 1 Chronik 1Chr 13 18 16 Sadoc autem filius Achitob, et Achimelech, filius Abiathar, sacerdotes: et Susa, scriba. Sadok aber, der Sohn⁸ Achitobs, und Achimelech, der Sohn Abiathars, waren Priester; und Susa war Schreiber. 1 Chronik 1Chr 13 18 16 8 Enkel, Nachkomme. 1 Chronik 1Chr 13 18 17 Banaias quoque filius Joiadæ super legiones Cerethi, et Phelethi: porro filii David, primi ad manum regis. Und Banajas, der Sohn Jojadas, war über die Scharen der Cerether und Phelether⁹ gesetzt und die Söhne Davids waren die ersten zur Seite des Königs. 1 Chronik 1Chr 13 18 17 9 Vergl. [2Sam 8,18, 2Sam 15,18] Es war die philistäische Leibwache Davids, Läufer. 1 Chronik 1Chr 13 18 2 Percuteretque Moab, et fierent Moabitæ servi David, offerentes ei munera. Auch schlug er Moab und so wurden die Moabiter David untertan und brachten ihm Tribut dar. 1 Chronik 1Chr 13 18 3 Eo tempore percussit David etiam Adarezer regem Soba regionis Hemath, quando perrexit ut dilataret imperium suum usque ad flumen Euphraten. Zur selben Zeit schlug David auch Adarezer, den König von Soba,² in der Landschaft Hemath, als er hinzog, seine Herrschaft bis an den Euphratstrom zu erweitern. 1 Chronik 1Chr 13 18 3 2 Über Soba siehe [1Sam 14,47] 1 Chronik 1Chr 13 18 4 Cepit ergo David mille quadrigas ejus, et septem millia equitum, ac viginti millia virorum peditum, subnervavitque omnes equos curruum, exceptis centum quadrigis, quas reservavit sibi. David brachte tausend Wagen und siebentausend Reiter³ und zwanzigtausend Mann Fußvolk in seine Gewalt und lähmte alle Wagenpferde mit Ausnahme von hundert Gespannen, die er für sich zurückbehielt. 1 Chronik 1Chr 13 18 4 3 Nach dem Berichte [2Sam 8,4]: 1700 Reiter. 1 Chronik 1Chr 13 18 5 Supervenit autem et Syrus Damascenus, ut auxilium præberet Adarezer regi Soba: sed et hujus percussit David viginti duo millia virorum. Es kamen aber noch die Syrer von Damaskus, um Adarezer, dem Könige von Soba, Hilfe zu leisten; doch auch von seinen Leuten erschlug David zweiundzwanzigtausend Mann. 1 Chronik 1Chr 13 18 6 Et posuit milites in Damasco, ut Syria quoque serviret sibi, et offerret munera. Adjuvitque eum Dominus in cunctis, ad quæ perrexerat. Sodann legte er Kriegsvolk nach Damaskus, so dass auch die Syrer ihm untertan wurden und Tribut darbringen mussten. So half ihm der Herr in allem, wozu er auszog. 1 Chronik 1Chr 13 18 7 Tulit quoque David pharetras aureas, quas habuerant servi Adarezer, et attulit eas in Jerusalem. Und David nahm die goldenen Köcher,⁴ welche die Diener Adarezers gehabt hatten, und brachte sie nach Jerusalem; 1 Chronik 1Chr 13 18 7 4 Hebr.: Schilde. 1 Chronik 1Chr 13 18 8 Necnon de Thebath, et Chun urbibus Adarezer æris plurimum, de quo fecit Salomon mare æneum, et columnas, et vasa ænea. dazu von Thebath und Chun, den Städten Adarezers, sehr viel Erz, von dem Salomon das eherne Meer und die Säulen und die ehernen Gerätschaften machte. 1 Chronik 1Chr 13 18 9 Quod cum audisset Thou rex Hemath, percussisse videlicet David omnem exercitum Adarezer regis Soba, Als Thou, der König von Hemath, dies erfuhr, dass nämlich David das ganze Heer Adarezers, des Königs von Soba, geschlagen habe, 1 Chronik 1Chr 13 0 1 B. Eingehender Bericht über die glücklich gegen die Ammoniter, Syrer und Philister geführten Kriege. (19,1 20,7) a. David sendet gegen die Ammoniter, welche seinen Gesandten beschimpft, ein Heer unter der Führung Joabs. Die Syrer und ihre Hilfsvölker werden zweimal besiegt. 1 Chronik 1Chr 13 19 1 Accidit autem ut moreretur Naas rex filiorum Ammon, et regnaret filius ejus pro eo. Es geschah aber, dass Naas, der König der Söhne Ammons, starb und sein Sohn König an seiner Statt ward. [2Sam 10,1] 1 Chronik 1Chr 13 19 10 Igitur Joab intelligens bellum ex adverso, et post tergum contra se fieri, elegit viros fortissimos de universo Israel, et perrexit contra Syrum. Als nun Joab sah, dass der Kampf sich von vorn und von hinten gegen ihn richtete,⁴ las er die Tapfersten von ganz Israel aus und trat den Syrern entgegen. 1 Chronik 1Chr 13 19 10 4 Vor ihm waren die Ammoniter, im Rücken die syrischen Söldner. 1 Chronik 1Chr 13 19 11 Reliquam autem partem populi dedit sub manu Abisai fratris sui: et perrexerunt contra filios Ammon. Den übrigen Teil der Mannschaft aber übergab er dem Befehle seines Bruders Abisai und sie rückten den Söhnen Ammons entgegen. 1 Chronik 1Chr 13 19 12 Dixitque: Si vicerit me Syrus, auxilio eris mihi: si autem superaverint te filii Ammon, ero tibi in præsidium. Da sprach er: Siegen die Syrer über mich, so komme mir zu Hilfe; siegen aber die Söhne Ammons über dich, so komme ich dir zu Hilfe. 1 Chronik 1Chr 13 19 13 Confortare, et agamus viriliter pro populo nostro, et pro urbibus Dei nostri: Dominus autem quod in conspectu suo bonum est, faciet. Sei tapfer und lass uns mannhaft für unser Volk und für die Städte unsers Gottes einstehen; der Herr aber tue, was gut ist in seinen Augen! 1 Chronik 1Chr 13 19 14 Perrexit ergo Joab, et populus qui cum eo erat, contra Syrum ad prlium: et fugavit eos. So rückte Joab und das Volk, das bei ihm war, gegen die Syrer in den Kampf, und er schlug sie in die Flucht.⁵ 1 Chronik 1Chr 13 19 14 5 Hebr.: und sie flohen vor ihm. 1 Chronik 1Chr 13 19 15 Porro filii Ammon videntes quod fugisset Syrus, ipsi quoque fugerunt Abisai fratrem ejus, et ingressi sunt civitatem: reversusque est etiam Joab in Jerusalem. Als nun die Söhne Ammons sahen, dass die Syrer geflohen waren, flohen sie gleichfalls vor seinem Bruder Abisai und zogen sich in die Stadt zurück. Da kehrte auch Joab nach Jerusalem zurück. 1 Chronik 1Chr 13 19 16 Videns autem Syrus quod cecidisset coram Israel, misit nuntios, et adduxit Syrum, qui erat trans fluvium: Sophach autem princeps militiæ Adarezer, erat dux eorum. Da aber die Syrer sahen, dass sie von Israel geschlagen waren, sandten sie Boten aus und ließen die Syrer herbeirufen, die jenseits des Stromes waren; Sophach, der Heerführer Adarezers, war ihr Anführer. 1 Chronik 1Chr 13 19 17 Quod cum nuntiatum esset David, congregavit universum Israel, et transivit Jordanem, irruitque in eos, et direxit ex adverso aciem, illis contra pugnantibus. Als dies David gemeldet ward, sammelte er ganz Israel, ging über den Jordan, stieß auf sie⁶ und stellte sich ihnen in Schlachtordnung zum Streite entgegen und sie nahmen den Kampf gegen ihn auf. 1 Chronik 1Chr 13 19 17 6 So besser als [2Sam 10,17] (kam nach Helam), wo ein Schreibfehler zu vermuten ist. 1 Chronik 1Chr 13 19 18 Fugit autem Syrus Israel: et interfecit David de Syris septem millia curruum, et quadraginta millia peditum, et Sophach exercitus principem. Doch die Syrer flohen vor Israel und David vernichtete von den Syrern siebentausend Wagen und vierzigtausend Mann Fußvolk,⁷ auch Sophach, den Anführer des Heeres. [2Sam 10,18] 1 Chronik 1Chr 13 19 18 7 [2Sam 10,18]: 700 Wagen und 40000 Reiter (wohl Mann, Reiter und Fußvolk vom übrigen Heere). Dass von der Flucht von 58000 Mann [2Sam 10,19] weder im hebr. noch im griech. Texte sich etwas findet, ist oben gesagt. 1 Chronik 1Chr 13 19 19 Videntes autem servi Adarezer se ab Israel esse superatos, transfugerunt ad David, et servierunt ei: noluitque ultra Syria auxilium præbere filiis Ammon. Als nun die Leute Adarezers sahen, dass sie von Israel geschlagen waren, gingen sie zu David über und unterwarfen sich; und fortan wollten die Syrer den Söhnen Ammons nicht mehr Hilfe leisten. 1 Chronik 1Chr 13 19 2 Dixitque David: Faciam misericordiam cum Hanon filio Naas: præstitit enim mihi pater ejus gratiam. Misitque David nuntios ad consolandum eum super morte patris sui. Qui cum pervenissent in terram filiorum Ammon, ut consolarentur Hanon, Da sprach David: Ich will gegen Hanon, den Sohn des Naas, Teilnahme zeigen; denn sein Vater hat mir Liebe erwiesen. So sandte David denn Boten hin, ihm wegen des Todes seines Vaters Trost zuzusprechen. Als diese aber in das Land der Söhne Ammons kamen, um Hanon Trost zuzusprechen, 1 Chronik 1Chr 13 19 3 Dixerunt principes filiorum Ammon ad Hanon: Tu forsitan putas, quod David honoris causa in patrem tuum miserit qui consolentur te: nec animadvertis quod ut explorent, et investigent, et scrutentur terram tuam, venerint ad te servi ejus. sagten die Fürsten der Söhne Ammons zu Hanon: Meinst du etwa, David habe deinem Vater zu Ehren solche gesandt, die dir Trost spenden sollen, und merkst du nicht, dass seine Diener zu dir gekommen sind, um dein Land zu erkunden und auszuspähen und zu erforschen? 1 Chronik 1Chr 13 19 4 Igitur Hanon pueros David decalvavit, et rasit, et præcidit tunicas eorum a natibus usque ad pedes, et dimisit eos. Da ließ Hanon den Dienern Davids Haupt und Bart¹ scheeren und ihnen die Kleider von den Lenden bis an die Füße abschneiden und entließ sie so. 1 Chronik 1Chr 13 19 4 1 Haupt und Bart erklärender Zusatz der Vulgata. 1 Chronik 1Chr 13 19 5 Qui cum abiissent, et hoc mandassent David, misit in occursum eorum (grandem enim contumeliam sustinuerant) et præcepit ut manerent in Jericho, donec cresceret barba eorum, et tunc reverterentur. Als sie nun fortgingen und dies David kund tun ließen, sandte er ihnen entgegen (denn man hatte ihnen eine große Schmach angetan) und befahl ihnen, in Jericho zu bleiben, bis ihnen der Bart gewachsen sei, alsdann sollten sie zurückkehren. 1 Chronik 1Chr 13 19 6 Videntes autem filii Ammon, quod injuriam fecissent David, tam Hanon, quam reliquus populus, miserunt mille talenta argenti, ut conducerent sibi de Mesopotamia, et de Syria Maacha, et de Soba currus et equites. Da aber die Söhne Ammons sahen, dass sie David eine Unbill angetan hatten, sandten sowohl Hanon wie das übrige Volk tausend Talente Silbers, um von Mesopotamien² und von den Syrern zu Maacha und von Soba Wagen und Reiter zu dingen. 1 Chronik 1Chr 13 19 6 2 Rohob und Tob [2Sam 10,6] gehörten wohl zu Mesopotamien. 1 Chronik 1Chr 13 19 7 Conduxeruntque triginta duo millia curruum, et regem Maacha cum populo ejus. Qui cum venissent, castrametati sunt e regione Medaba. Filii quoque Ammon congregati de urbibus suis, venerunt ad bellum. Sie warben zweiunddreißigtausend Wagen³ und den König von Maacha mit seinem Kriegsvolke; diese kamen und lagerten sich vor Medaba. Auch die Söhne Ammons versammelten sich gleichfalls aus ihren Städten und zogen zum Kampfe aus. 1 Chronik 1Chr 13 19 7 3 Die Zahlen [2Sam 10,6] sind wohl richtiger erhalten. 1 Chronik 1Chr 13 19 8 Quod cum audisset David, misit Joab, et omnem exercitum virorum fortium: Als David dies hörte, entsandte er Joab und das ganze Heer der streitbaren Männer. 1 Chronik 1Chr 13 19 9 Egressique filii Ammon, direxerunt aciem juxta portam civitatis: reges autem, qui ad auxilium ejus venerant, separatim in agro steterunt. Und die Söhne Ammons zogen aus und stellten sich in Schlachtordnung vor dem Tore der Stadt auf; während die Könige, die ihr zu Hilfe gekommen waren, abgesondert auf freiem Felde standen. 1 Chronik 1Chr 13 0 1 Im nächsten Jahre darauf verwüstet Joab das Land der Ammoniter, David zerstört Rabba. (V. 3) b. Davids Heer erringt drei Siege über die Philister und drei Riesen derselben. (V. 7) 4. David bereitet alles zum Tempelbau vor, ordnet den Gottesdienst und die Verwaltung des Reiches und übergibt Salomon die Herrschaft. (21,1 29,25) 1 Chronik 1Chr 13 20 1 Factum est autem post anni circulum, eo tempore, quo solent reges ad bella procedere, congregavit Joab exercitum, et robur militiæ, et vastavit terram filiorum Ammon; perrexitque et obsedit Rabba: porro David manebat in Jerusalem, quando Joab percussit Rabba, et destruxit eam. Es begab sich aber nach Umlauf eines Jahres, zu der Zeit, in der die Könige in den Krieg zu ziehen pflegen, sammelte Joab das Heer und die Kriegsmacht und verheerte das Land der Söhne Ammons; sodann zog er hin und belagerte Rabba; David aber blieb in Jerusalem, während Joab Rabba besiegte und es zerstörte. [2Sam 10,7, 2Sam 11,1] 1 Chronik 1Chr 13 20 2 Tulit autem David coronam Melchom de capite ejus, et invenit in ea auri pondo talentum, et pretiosissimas gemmas, fecitque sibi inde diadema: manubias quoque urbis plurimas tulit: Da nahm David die Krone vom Haupte Melchoms¹ und fand sie ein Talent Goldes schwer und mit den kostbarsten Edelsteinen geschmückt und er machte für sich eine Krone daraus und führte auch eine reiche Beute aus der Stadt fort. 1 Chronik 1Chr 13 20 2 1 Hebr.: ihres Königs, ebenso Septuag.: vom Haupte Melkoms, ihres Königs. [1Kön 11,5] 1 Chronik 1Chr 13 20 3 Populum autem, qui erat in ea, eduxit: et fecit super eos tribulas, et trahas, et ferrata carpenta transire, ita ut dissecarentur, et contererentur: sic fecit David cunctis urbibus filiorum Ammon: et reversus est cum omni populo suo in Jerusalem. Die Bevölkerung derselben aber führte er heraus und ließ Dreschwagen und Schleifen und eisenbeschlagene Wagen über sie dahingehen, so dass sie zerschnitten und zermalmt wurden.² So verfuhr David mit allen Städten der Söhne Ammons; alsdann kehrte er mit all seinem Kriegsvolke nach Jerusalem zurück. 1 Chronik 1Chr 13 20 3 2 Die Übersetzung dürfte kaum richtig sein. Besser: Stellte sie als Zwangsarbeiter an die Sägen und eisernen Dreschwagen und Schneidewerkzeuge. 1 Chronik 1Chr 13 20 4 Post hæc initum est bellum in Gazer adversum Philisthæos, in quo percussit Sobochai Husathites, Saphai de genere Raphaim, et humiliavit eos. Hiernach kam es mit den Philistern in Gazer zum Kampfe, in welchem Sobochai, der Husathiter, den Saphai von dem Geschlechte der Raphaiter³ schlug und sie niederwarf. [2Sam 21,18] 1 Chronik 1Chr 13 20 4 3 Riesen. [Gen 14,5; Gen 15,20, Dtn 2,11.20] 1 Chronik 1Chr 13 20 5 Aliud quoque bellum gestum est adversus Philisthæos, in quo percussit Adeodatus filius Saltus Bethlehemites fratrem Goliath Gethæi, cujus hastæ lignum erat quasi liciatorium texentium. Nochmals kam es zum Kampfe mit den Philistern; in diesem erschlug Adeodatus, der Sohn des Saltus,⁴ der Bethlehemit, den Bruder Goliaths, des Gethiters, dessen⁵ Speerschaft wie ein Weberbaum war. 1 Chronik 1Chr 13 20 5 4 Jair. 1 Chronik 1Chr 13 20 5 5 Des Bruders Goliaths. 1 Chronik 1Chr 13 20 6 Sed et aliud bellum accidit in Geth, in quo fuit homo longissimus, senos habens digitos, id est, simul viginti quatuor: qui et ipse de Rapha fuerat stirpe generatus. Wieder eine andere Fehde brach aus in Geth, dort war ein Mensch von gewaltiger Länge, der je sechs Finger und sechs Zehen hatte, das ist zusammen vierundzwanzig; auch er stammte aus dem Geschlechte Rapha.⁶ 1 Chronik 1Chr 13 20 6 6 Der Riesen. Siehe Anm. 3. 1 Chronik 1Chr 13 20 7 Hic blasphemavit Israel: et percussit eum Jonathan filius Samaa fratris David. Hi sunt filii Rapha in Geth, qui ceciderunt in manu David et servorum ejus. Dieser sprach Israel Hohn; da erschlug ihn Jonathan, der Sohn Samaas, des Bruders Davids. Dies sind die Söhne Rapha in Geth, welche durch die Hand Davids und seiner Leute⁷ fielen. 1 Chronik 1Chr 13 20 7 7 [2Sam 21,22]: durch die Hand Davids, durch Vermittlung Davids, durch ihn und die Krieger, die er anführte. 1 Chronik 1Chr 13 0 1 1. Vorbereitungen auf den Tempelbau (21,1 22,19) a. David beleidigt Gott durch die Zählung des Volkes (V. 7), der Herr sendet eine Pest über dasselbe. (V. 14) Buße Davids. (V. 17) Erbauung eines Altares auf der Tenne Ornans, die ihm durch ein göttliches Zeichen als Stätte des Tempels kundgetan wird. 1 Chronik 1Chr 13 21 1 Consurrexit autem Satan contra Israel: et concitavit David ut numeraret Israel. Satan¹ aber erhob sich² gegen Israel und reizte David an, Israel zu zählen. [2Sam 24,1, 1Chr 27,24] 1 Chronik 1Chr 13 21 1 1 Ein Widersacher, Satan. Auch [2Sam 24] ist wohl dieser gemeint und viel leicht genannt. 1 Chronik 1Chr 13 21 1 2 Septuag: stand. 1 Chronik 1Chr 13 21 10 Vade, et loquere ad David, et dic ei: Hæc dicit Dominus: Trium tibi optionem do; unum, quod volueris, elige, et faciam tibi. Gehe hin und rede zu David: Also spricht der Herr: Unter drei Dingen lasse ich dir die Wahl; wähle eines, welches du willst, dies werde ich dir tun. 1 Chronik 1Chr 13 21 11 Cumque venisset Gad ad David, dixit ei: Hæc dicit Dominus: Elige quod volueris: Gad also kam zu David und sprach zu ihm: So spricht der Herr: Wähle, was du willst! [2Sam 24,13] 1 Chronik 1Chr 13 21 12 Aut tribus annis famem: aut tribus mensibus te fugere hostes tuos, et gladium eorum non posse evadere: aut tribus diebus gladium Domini, et pestilentiam versari in terra, et angelum Domini interficere in universis finibus Israel: nunc igitur vide quid respondeam ei, qui misit me. Entweder drei Jahre⁹ Hungersnot, oder drei Monate Flucht vor deinen Feinden, so dass du ihrem Schwert nicht entrinnen kannst, oder dass drei Tage das Schwert des Herrn, nämlich Pest, im Lande wüte und der Engel des Herrn im ganzen Gebiete von Israel würge; so siehe denn zu, was ich dem, der mich gesandt hat, antworten soll. 1 Chronik 1Chr 13 21 12 9 Auch [2Sam 24,13] muss es heißen drei Jahre, wie auch Orig., Ambros., Theod. dort lesen. 1 Chronik 1Chr 13 21 13 Et dixit David ad Gad: Ex omni parte me angustiæ premunt; sed melius mihi est, ut incidam in manus Domini, quia multæ sunt miserationes ejus, quam in manus hominum. Da sprach David zu Gad: Von allen Seiten fühle ich mich bedrängt; aber besser ist es für mich, in die Hand des Herrn zu fallen, denn seine Erbarmungen sind groß, als in die Hände der Menschen.¹⁰ 1 Chronik 1Chr 13 21 13 10 In einem anderen Sinne ist es besser, in die Hände der Menschen zu fallen als Gottes. [Dan 13,23] 1 Chronik 1Chr 13 21 14 Misit ergo Dominus pestilentiam in Israel: et ceciderunt de Israel septuaginta millia virorum. Der Herr sandte also eine Pest über Israel; und es fielen von Israel siebzigtausend Mann. 1 Chronik 1Chr 13 21 15 Misit quoque Angelum in Jerusalem, ut percuteret eam: cumque percuteretur, vidit Dominus, et misertus est super magnitudine mali: et imperavit Angelo, qui percutiebat: Sufficit, jam cesset manus tua. Porro Angelus Domini stabat juxta aream Ornan Jebusæi. Und¹¹ er sandte einen Engel nach Jerusalem, um es zu schlagen; als es aber geschlagen ward, sah der Herr hernieder und hatte Erbarmen ob der Größe des Unglücks und befahl dem Engel, der schlug: Genug! deine Hand halte nunmehr ein! Der Engel des Herrn aber stand bei der Tenne des Jebusiters Ornan. 1 Chronik 1Chr 13 21 15 11 Hier werden einige Umstände der Erscheinung mitgeteilt, die [2Sam 24] fehlen. 1 Chronik 1Chr 13 21 16 Levansque David oculos suos, vidit Angelum Domini stantem inter clum et terram, et evaginatum gladium in manu ejus, et versum contra Jerusalem: et ceciderunt tam ipse, quam majores natu vestiti ciliciis, proni in terram. Als nun David seine Augen erhob, sah er den Engel des Herrn zwischen Himmel und Erde stehen, ein gezücktes Schwert in seiner Hand, gegen Jerusalem ausgestreckt. Da fiel er mit den Ältesten, die gleich ihm mit Bußgewändern angetan waren, auf sein Angesicht zur Erde nieder. 1 Chronik 1Chr 13 21 17 Dixitque David ad Deum: Nonne ego sum, qui jussi ut numeraretur populus? Ego qui peccavi: ego, qui malum feci: iste grex quid commeruit? Domine Deus meus vertatur obsecro manus tua in me, et in domum patris mei: populus autem tuus non percutiatur. Und David sprach zu Gott: Bin ich es nicht, der das Volk zu zählen befohlen hat? Ich bin es, der gesündigt, ich, der Übles getan hat! Was hat diese Herde verschuldet? Herr, mein Gott: lass deine Hand sich gegen mich und gegen das Haus meines Vaters wenden; nicht aber möge dein Volk geschlagen werden. 1 Chronik 1Chr 13 21 18 Angelus autem Domini præcepit Gad ut diceret David ut ascenderet, exstrueretque altare Domino Deo in area Ornan Jebusæi. Der Engel des Herrn aber befahl Gad, dem David zu sagen, er solle hingehen und Gott, dem Herrn, auf der Tenne des Jebusiters Ornan¹² einen Altar errichten. 1 Chronik 1Chr 13 21 18 12 [2Sam 24]: Arauna. 1 Chronik 1Chr 13 21 19 Ascendit ergo David juxta sermonem Gad, quem locutus ei fuerat ex nomine Domini. Da ging David hin, dem Worte Gads gemäß, das er zu ihm im Namen des Herrn geredet hatte. 1 Chronik 1Chr 13 21 2 Dixitque David ad Joab, et ad principes populi: Ite, et numerate Israel a Bersabee usque Dan: et afferte mihi numerum ut sciam. Und David sprach zu Joab und zu den Fürsten des Volkes: Gehet hin und zählet Israel von Bersabee an bis Dan und berichtet mir die Zahl, dass ich sie wisse. 1 Chronik 1Chr 13 21 20 Porro Ornan cum suspexisset, et vidisset Angelum, quatuorque filii ejus cum eo, absconderunt se: nam eo tempore terebat in area triticum. Als Ornan aufschaute und mit seinen vier Söhnen, die bei ihm waren, den Engel sah, verbargen sie sich; er drosch nämlich gerade den Weizen auf der Tenne. 1 Chronik 1Chr 13 21 21 Igitur cum veniret David ad Ornan, conspexit eum Ornan, et processit ei obviam de area, et adoravit eum pronus in terram. Als nun David zu Ornan kam und Ornan ihn erblickte, ging derselbe ihm aus der Tenne entgegen und fiel vor ihm auf sein Angesicht zur Erde. 1 Chronik 1Chr 13 21 22 Dixitque ei David: Da mihi locum areæ tuæ, ut ædificem in ea altare Domino: ita ut quantum valet argenti accipias, et cesset plaga a populo. David sprach zu ihm: Gib mir den Platz deiner Tenne, dass ich dem Herrn darauf einen Altar baue; so dass du so viel Geld empfängst, als sie wert ist, und die Plage von dem Volke weicht. 1 Chronik 1Chr 13 21 23 Dixit autem Ornan ad David: Tolle et faciat dominus meus rex quodcumque ei placet: sed et boves do in holocaustum, et tribulas in ligna, et triticum in sacrificium: Omnia libens præbebo. Ornan aber sprach zu David: Nimm sie hin und mein Herr und König tue, was ihm gut dünkt; auch die Rinder gebe ich zum Brandopfer und die Dreschwagen für das Holz und den Weizen als Opfer; alles will ich gern¹³ geben. 1 Chronik 1Chr 13 21 23 13 Gern ist Zusatz der Vulgata. 1 Chronik 1Chr 13 21 24 Dixitque ei rex David: Nequaquam ita fiet, sed argentum dabo quantum valet: neque enim tibi auferre debeo, et sic offerre Domino holocausta gratuita. Da antwortete ihm der König David: Nicht also! sondern ich werde dir Geld geben, so viel sie wert ist; denn ich darf es dir nicht abnehmen, um so dem Herrn ohne Kosten Brandopfer darzubringen.¹⁴ 1 Chronik 1Chr 13 21 24 14 Hebr.: Kaufen will ich es um volles Silber, denn ich will nicht das deine für Jahve wegnehmen und Brandopfer ohne Kosten darbringen. 1 Chronik 1Chr 13 21 25 Dedit ergo David Ornan pro loco siclos auri justissimi ponderis sexcentos. So gab David dem Ornan für den Platz sechshundert Sekel vollwichtigen Goldes.¹⁵ 1 Chronik 1Chr 13 21 25 15 Während 2 Samuel nur 50 Sekel genannt werden, wohl für die Rinder, wird hier auch die Tenne in den Kaufpreis einbezogen. 1 Chronik 1Chr 13 21 26 Et ædificavit ibi altare Domino: obtulitque holocausta, et pacifica, et invocavit Dominum, et exaudivit eum in igne de clo super altare holocausti. Sodann erbaute er dem Herrn daselbst einen Altar und brachte Brandopfer und Friedopfer dar und rief den Herrn an. Und dieser erhörte ihn, indem er Feuer vom Himmel auf den Brandopferaltar sandte.¹⁶ [2Chr 3,1] 1 Chronik 1Chr 13 21 26 16 So ward das Gebet erhört und die Annahme des Opfers zugesagt. 1 Chronik 1Chr 13 21 27 Præcepitque Dominus Angelo: et convertit gladium suum in vaginam. Und der Herr gebot dem Engel und dieser barg sein Schwert in die Scheide.¹⁷ 1 Chronik 1Chr 13 21 27 17 Bildlicher Ausdruck für die Aufhebung der Pest. 1 Chronik 1Chr 13 21 28 Protinus ergo David, videns quod exaudisset eum Dominus in area Ornan Jebusæi, immolavit ibi victimas. Alsbald also, da David sah, dass ihn der Herr auf der Tenne des Jebusiters Ornan erhört hatte, brachte er daselbst Schlachtopfer dar.¹⁸ 1 Chronik 1Chr 13 21 28 18 Die gesetzliche Opferstätte war noch zu Gabaon, wo die Stiftshütte mit dem Brandopferaltar stand. (V. 29) 1 Chronik 1Chr 13 21 29 Tabernaculum autem Domini, quod fecerat Moyses in deserto, et altare holocaustorum, ea tempestate erat in excelso Gabaon. Das Zelt des Herrn aber, welches Moses in der Wüste gemacht hatte, und der Brandopferaltar waren zu jener Zeit auf der Höhe von Gabaon. [Ex 36,2] 1 Chronik 1Chr 13 21 3 Responditque Joab; Augeat Dominus populum suum centuplum, quam sunt: nonne domine mi rex, omnes servi tui sunt? quare hoc quærit dominus meus, quod in peccatum reputetur Israeli? Da antwortete Joab: Möchte der Herr zu seinem Volke³ hundertmal so viel hinzutun, als ihrer sind;⁴ sind sie nicht alle deine Diener, mein Herr und König? Warum begehrt mein Herr dies, was Israel zur Sünde gerechnet würde? 1 Chronik 1Chr 13 21 3 3 Der Herr ist der rechte König Israels. 1 Chronik 1Chr 13 21 3 4 Besser: [2Sam 24]: während es die Augen meines Herrn und Königs noch sehen, zu deinen Lebzeiten. 1 Chronik 1Chr 13 21 30 Et non prævaluit David ire ad altare ut ibi obsecraret Deum: nimio enim fuerat in timore perterritus, videns gladium Angeli Domini. David aber wagte nicht, zu dem Altare zu treten,¹⁹ um daselbst Gott anzuflehen; denn er war zu sehr von Schrecken ergriffen, als er das Schwert des Engels des Herrn sah. 1 Chronik 1Chr 13 21 30 19 Zum Altare in Gabaon. Erstlich hatte Gott ihm durch das Feuer eine andere Opferstätte gewiesen (V. 28), sodann hatte ihn die Pest von dort weggeschreckt. 1 Chronik 1Chr 13 21 4 Sed sermo regis magis prævaluit: egressusque est Joab, et circuivit universum Israel: et reversus est Jerusalem: Aber der König beharrte auf seinem Befehle; deshalb ging Joab aus, zog durch ganz Israel und kehrte nach Jerusalem zurück. 1 Chronik 1Chr 13 21 5 Deditque Davidi numerum eorum, quos circuierat: et inventus est omnis numerus Israel, mille millia et centum millia virorum educentium gladium: de Juda autem quadringenta septuaginta millia bellatorum. Und er gab David die Zahl derer an, zu denen er gezogen war; die ganze Zahl Israels tausendmaltausend und hunderttausend Mann, welche das Schwert führten; von Juda aber vierhundertundsiebzigtausend Krieger.⁵ 1 Chronik 1Chr 13 21 5 5 [2Sam 24] werden die Zahlen auf 800000 Israeliten und 500000 Judäer angegeben. 1 Chronik 1Chr 13 21 6 Nam Levi, et Benjamin non numeravit: eo quod Joab invitus exsequeretur regis Imperium. Denn Levi und Benjamin hatte er nicht gezählt,⁶ weil Joab des Königs Befehl wider Willen vollzog.⁷ 1 Chronik 1Chr 13 21 6 6 Levi war von der Musterung ausgenommen, Benjamin noch nicht gezählt, als David von der Zählung Abstand nahm. 1 Chronik 1Chr 13 21 6 7 Vielleicht besser: denn zum Abscheu war geworden das Wort des Königs an Joab. Der König selbst hatte den Befehl vor Abschluss der Zählung zurückgenommen. 1 Chronik 1Chr 13 21 7 Displicuit autem Deo quod jussum erat: et percussit Israel. Gott aber missfiel das, was befohlen war, und er schlug Israel. 1 Chronik 1Chr 13 21 8 Dixitque David ad Deum: Peccavi nimis ut hoc facerem: obsecro aufer iniquitatem servi tui, quia insipienter egi. Da sprach David zu Gott:⁸ Ich habe schwer gesündigt, dass ich dieses getan. Ich bitte dich, nimm die Schuld deines Dieners hinweg, denn ich habe töricht gehandelt. 1 Chronik 1Chr 13 21 8 8 Noch vor der Verkündigung des Propheten tut David Buße. 1 Chronik 1Chr 13 21 9 Et locutus est Dominus ad Gad Videntem Davidis, dicens. Der Herr aber redete zu Gad, dem Seher Davids, und sprach: 1 Chronik 1Chr 13 0 1 b. David wählt Bauleute für die Errichtung des Tempels aus und schafft das Material herbei. (V. 5) Mahnung an Salomon, den Tempel zu bauen (V. 16), und an die Fürsten Israels, ihn dabei zu unterstützen. 1 Chronik 1Chr 13 22 1 Dixitque David: Hæc est domus Dei, et hoc altare in holocaustum Israel. Und David sprach: Dies ist das Haus Gottes und dies der Altar für das Brandopfer Israels.¹ 1 Chronik 1Chr 13 22 1 1 Diesen Ort hat Gott für den Tempel gewählt. Der Hügel Moria lag nordöstlich von dem Berge Sion. Die Hügel Moria, Sion und der nordwestlich gelegene Hügel Akra bildeten die damalige Stadt Jerusalem. 1 Chronik 1Chr 13 22 10 Ipse ædificabit domum nomini meo, et ipse erit mihi in filium, et ego ero illi in patrem: firmaboque solium regni ejus super Israel in æternum. Er soll meinem Namen ein Haus bauen und er wird mir Sohn und ich werde ihm Vater sein; und ich werde den Thron seines Reiches über Israel auf immerdar fest gründen. [2Sam 7,13, 1Kön 5,5, Hebr 1,5] 1 Chronik 1Chr 13 22 11 Nunc ergo fili mi, sit Dominus tecum, et prosperare, et ædifica domum Domino Deo tuo, sicut locutus est de te. Nun also, mein Sohn, sei der Herr mit dir, sei glücklich und baue dem Herrn, deinem Gott, ein Haus, wie er von dir gesprochen hat. 1 Chronik 1Chr 13 22 12 Det quoque tibi Dominus prudentiam et sensum, ut regere possis Israel, et custodire legem Domini Dei tui. Und der Herr gebe dir Klugheit und Verstand, dass du Israel beherrschen und das Gesetz des Herrn, deines Gottes, beobachten könnest;⁷ 1 Chronik 1Chr 13 22 12 7 Hebr.: beobachtest. 1 Chronik 1Chr 13 22 13 Tunc enim proficere poteris, si custodieris mandata, et judicia, quæ præcepit Dominus Moysi ut doceret Israel: confortare et viriliter age, ne timeas neque paveas. denn alsdann wirst du glücklich zu sein vermögen, wenn du die Gebote und Rechte hältst, welche der Herr Moses befohlen hat, Israel zu lehren; sei stark und handle wacker, fürchte dich nicht und zage nicht! 1 Chronik 1Chr 13 22 14 Ecce ego in paupertate mea præparavi impensas domus Domini, auri talenta centum millia, et argenti mille millia talentorum: æris vero, et ferri non est pondus, vincitur enim numerus magnitudine: ligna et lapides præparavi ad universa impendia. Siehe, ich habe in meiner Armut⁸ das, was für das Haus des Herrn notwendig ist, hinterlegt, an Gold hunderttausend Talente und an Silber tausendmaltausend Talente,⁹ dazu so viel Erz und Eisen, dass es nicht zu wägen ist, denn es ist so viel, dass es nicht gezählt werden kann; auch habe ich Holz und Steine zu jedem Bedarfe vorbereitet. 1 Chronik 1Chr 13 22 14 8 So die Septuag. Besser: durch meine Mühewaltung. 1 Chronik 1Chr 13 22 14 9 Nach gewöhnlicher Schätzung 9 Milliarden Gold und 7 Milliarden Silber. Die Zahlen sind rund, indes kann man wohl mit Rücksicht auf [2Sam 14,26] und [1Chr 20,2] die ursprünglichen Zahlzeichen als vom Abschreiber missverstanden annehmen und den zehnten Teil des Gesagten als ursprüngliche Summe ansehen. 1 Chronik 1Chr 13 22 15 Habes quoque plurimos artifices, latomos, et cæmentarios, artificesque lignorum, et omnium artium ad faciendum opus prudentissimos, Zudem stehen dir Werkleute in Menge zur Verfügung, Steinhauer, Maurer und Zimmerleute und Künstler, die allerlei Kunstwerk zu fertigen verstehen 1 Chronik 1Chr 13 22 16 In auro et argento et ære et ferro, cujus non est numerus. Surge igitur, et fac, et erit Dominus tecum. in Gold und Silber und Erz und Eisen, das in zahlloser Menge da ist. Darum wohlan, mache dich ans Werk und der Herr wird mit dir sein! 1 Chronik 1Chr 13 22 17 Præcepit quoque David cunctis principibus Israel, ut adjuvarent Salomonem filium suum. Auch befahl David allen Fürsten von Israel, seinem Sohne Salomon beizustehen, 1 Chronik 1Chr 13 22 18 Cernitis, inquiens, quod Dominus Deus vester vobiscum sit, et dederit vobis requiem per circuitum, et tradiderit omnes inimicos vestros in manus vestras, et subjecta sit terra coram Domino, et coram populo ejus. und sprach:¹⁰ Ihr sehet, dass der Herr, euer Gott, mit euch ist und euch ringsum Ruhe verschafft hat und alle eure Feinde in eure Gewalt gegeben hat¹¹ und das Land vor dem Herrn und vor seinem Volke unterworfen ist. 1 Chronik 1Chr 13 22 18 10 Zusatz. 1 Chronik 1Chr 13 22 18 11 Hebr.: Es ist ja der Herr, euer Gott, mit euch, er hat euch Ruhe geschaffen ringsumher, denn er hat die Bewohner des Landes in meine Hand gegeben. 1 Chronik 1Chr 13 22 19 Præbete igitur corda vestra et animas vestras, ut quæratis Dominum Deum vestrum: et consurgite et ædificate sanctuarium Domino Deo, ut introducatur arca fderis Domini, et vasa Domino consecrata, in domum, quæ ædificatur nomini Domini. Darum richtet eure Herzen und euren Sinn darauf, den Herrn, euren Gott, zu suchen; und machet euch daran, bauet Gott, dem Herrn, das Heiligtum, damit die Lade des Bundes des Herrn¹² und die Geräte, die dem Herrn geheiligt sind, in das Haus gebracht werden, das dem Namen des Herrn erbaut wird. 1 Chronik 1Chr 13 22 19 12 Die in dem Zelt auf Sion war. [1Chr 15,1.28ff] 1 Chronik 1Chr 13 22 2 Et præcepit ut congregarentur omnes proselyti de terra Israel, et constituit ex eis latomos ad cædendos lapides et poliendos, ut ædificaretur domus Dei. Dann befahl er, alle Fremdlinge² im Lande Israel zu versammeln und bestellte aus ihnen Steinhauer, welche Steine brechen und behauen sollten, um das Haus des Herrn zu bauen. 1 Chronik 1Chr 13 22 2 2 Die unter den Israeliten übriggebliebenen Chananiter. Wie groß ihre Zahl war, zeigt [2Sam 2,16ff]. 1 Chronik 1Chr 13 22 3 Ferrum quoque plurimum ad clavos januarum, et ad commissuras atque juncturas præparavit David: et æris pondus innumerabile. Auch schaffte David sehr viel Eisen herbei zu den Nägeln an den Toren und zu den Fugen und Klammern, sowie auch so viel Erz, dass es nicht zu wägen war. 1 Chronik 1Chr 13 22 4 Ligna quoque cedrina non poterant æstimari, quæ Sidonii, et Tyrii deportaverant ad David. Die Zedernstämme, welche die Sidonier und Tyrier zu David brachten, waren nicht zu zählen. 1 Chronik 1Chr 13 22 5 Et dixit David: Salomon filius meus puer parvulus est et delicatus; domus autem, quam ædificari volo Domino, talis esse debet ut in cunctis regionibus nominetur: præparabo ergo ei necessaria. Et ob hanc causam ante mortem suam omnes præparavit impensas. Und David sprach: Mein Sohn Salomon ist noch jung und zart;³ aber das Haus, das ich dem Herrn gebaut sehen will, muss so sein, dass es in allen Ländern gerühmt wird; darum will ich ihm zurüsten, was nötig ist. Deshalb hinterlegte er vor seinem Tode alle Kosten.⁴ 1 Chronik 1Chr 13 22 5 3 Er war erst nach den ammonitischen Kriegen geboren. [1Chr 29,1, 1Kön 3,7] So war er wohl gegen 20 Jahre alt. 1 Chronik 1Chr 13 22 5 4 Hebr.: Und David bereitete Material in Menge vor vor seinem Tode. 1 Chronik 1Chr 13 22 6 Vocavitque Salomonem filium suum: et præcepit ei ut ædificaret domum Domino Deo Israel. Sodann berief er seinen Sohn Salomon und befahl ihm, dem Herrn, dem Gott Israels, ein Haus zu bauen. 1 Chronik 1Chr 13 22 7 Dixitque David ad Salomonem: Fili mi, voluntatis meæ fuit ut ædificarem domum nomini Domini Dei mei, Und David sprach zu Salomon: Mein Sohn! Es war mein Wille, dem Namen des Herrn, meines Gottes, ein Haus zu bauen; [2Sam 7,2, 1Chr 17,1] 1 Chronik 1Chr 13 22 8 Sed factus est sermo Domini ad me, dicens: Multum sanguinem effudisti, et plurima bella bellasti: non poteris ædificare domum nomini meo, tanto effuso sanguine coram me: aber es erging an mich das Wort des Herrn also: Du hast viel Blut vergossen⁵ und sehr viele Kriege geführt; du darfst meinem Namen kein Haus bauen, weil du so viel Blut vor mir vergossen hast. 1 Chronik 1Chr 13 22 8 5 In Kriegen. Diese sind zwar notwendig, entsprechen aber nicht der innersten Natur des Reiches Gottes, die im Tempel ihren Ausdruck finden soll. 1 Chronik 1Chr 13 22 9 Filius, qui nascetur tibi, erit vir quietissimus: faciam enim eum requiescere ab omnibus inimicis suis per circuitum: et ob hanc causam Pacificus vocabitur: et pacem et otium dabo in Israel cunctis diebus ejus. Der Sohn, welcher dir geboren werden soll, wird ein Mann der vollsten Ruhe sein; denn ich will ihm Ruhe schaffen vor allen seinen Feinden ringsum; und darum soll er Friedreich⁶ heißen und ich werde Israel Friede und Ruhe verleihen alle Tage seines Lebens hindurch. 1 Chronik 1Chr 13 22 9 6 Salomon. 1 Chronik 1Chr 13 0 1 2. Davids Anordnungen betreffend den Gottesdienst und die Verwaltung des Reiches. (23,1 27,34) A. Einteilung der Leviten in drei Familien (V. 24), deren Ämter. 1 Chronik 1Chr 13 23 1 Igitur David senex et plenus dierum, regem constituit Salomonem filium suum super Israel. Als nun David alt und hochbetagt war, setzte er seinen Sohn Salomon zum König über Israel ein.¹ 1 Chronik 1Chr 13 23 1 1 Hier lässt David ich wohl als König proklamieren, zum Könige salben und auf den Thron erheben. [1Kön 1] 1 Chronik 1Chr 13 23 10 Porro filii Semei, Leheth, et Ziza, et Jaus, et Baria: isti filii Semei, quatuor. Und die Söhne Semeis waren: Leheth,⁹ Ziza, Jaus und Baria; das waren die Söhne Semeis, vier. 1 Chronik 1Chr 13 23 10 9 Hebr.: Jeheth. 1 Chronik 1Chr 13 23 11 Erat autem Leheth prior, Ziza secundus: porro Jaus et Baria non habuerunt plurimos filios, et idcirco in una familia, unaque domo computati sunt. Leheth¹⁰ aber war der erste, Ziza der zweite; und Jaus und Baria hatten nicht sehr viele Kinder, darum wurden sie nur für ein Geschlecht und ein Haus¹¹ gerechnet.¹² 1 Chronik 1Chr 13 23 11 10 Sohn des Semei, des Bruders von Leedan (V. 7), also der andere Hauptzweig der Gersoniten. 1 Chronik 1Chr 13 23 11 11 Vaterhaus. 1 Chronik 1Chr 13 23 11 12 So haben die Gersoniten zusammen 9 Vaterhäuser. 1 Chronik 1Chr 13 23 12 Filii Caath: Amram, et Isaar, Hebron, et Oziel, quatuor. Die Söhne Kaaths: Amram, Isaar, Hebron und Oziel, vier. 1 Chronik 1Chr 13 23 13 Filii Amram, Aaron et Moyses. Separatusque est Aaron ut ministraret in Sancto sanctorum, ipse et filii ejus in sempiternum, et adoleret incensum Domino secundum ritum suum, ac benediceret nomini ejus in perpetuum. Die Söhne Amrams: Aaron und Moses. Und Aaron war ausgesondert, um mit seinen Söhnen immerdar den Dienst im Allerheiligsten zu versehen¹³ und dem Herrn nach vorgeschriebener Weise Räucherwerk darzubringen und seinen Namen auf ewig zu preisen. [1Chr 6,3, Hebr 5,4] 1 Chronik 1Chr 13 23 13 13 Die Neueren: damit er als hochheilig geheiligt würde. Besser: wohl wie die Vulg.: um das Hochheilige zu heiligen, den Dienst in demselben zu versehen. 1 Chronik 1Chr 13 23 14 Moysi quoque hominis Dei filii annumerati sunt in tribu Levi. Auch Moses, des Mannes Gottes, Söhne wurden dem Stamme Levi beigezählt. 1 Chronik 1Chr 13 23 15 Filii Moysi: Gersom, et Eliezer. Die Söhne Moses waren: Gersom und Eliezer. [Ex 2,22, Ex 18,3.4] 1 Chronik 1Chr 13 23 16 Filii Gersom: Subuel primus. Die Söhne Gersoms: Subuel, der erste. 1 Chronik 1Chr 13 23 17 Fuerunt autem filii Eliezer: Rohobia primus: et non erant Eliezer filii alii. Porro filii Rohobia multiplicati sunt nimis. Die Söhne Eliezers aber waren: Rohobia, der erste;¹⁴ und Eliezer hatte keine anderen Söhne. Die Söhne Rohobias aber waren überaus zahlreich. 1 Chronik 1Chr 13 23 17 14 Der Erst- und Einziggeborene. 1 Chronik 1Chr 13 23 18 Filii Isaar: Salomith primus. Die Söhne Isaars:¹⁵ Salomith, der erste. 1 Chronik 1Chr 13 23 18 15 Siehe V. 12. 1 Chronik 1Chr 13 23 19 Filii Hebron: Jeriau primus, Amarias secundus, Jahaziel tertius, Jecmaam quartus. Die Söhne Hebrons: Jeriau, der erste, Amarias, der zweite, Jahaziel, der dritte, Jekmaam, der vierte. 1 Chronik 1Chr 13 23 2 Et congregavit omnes principes Israel, et Sacerdotes atque Levitas. Und er versammelte alle Fürsten Israels und die Priester und die Leviten.² 1 Chronik 1Chr 13 23 2 2 Diese alle sollten bei der folgenden Ordnung mitwirken. 1 Chronik 1Chr 13 23 20 Filii Oziel: Micha primus, Jesia secundus. Die Söhne Oziels: Micha, der erste, Jesia, der zweite.¹⁶ 1 Chronik 1Chr 13 23 20 16 Somit im ganzen neun kaathitische Vaterhäuser. 1 Chronik 1Chr 13 23 21 Filii Merari: Moholi, et Musi, Filii Moholi: Eleazar, et Cis. Die Söhne Meraris: Moholi und Musi. Die Söhne Moholis: Eleazar und Kis. 1 Chronik 1Chr 13 23 22 Mortuus est autem Eleazar, et non habuit filios, sed filias: acceperuntque eas filii Cis fratres earum. Eleazar aber starb und hatte keine Söhne, sondern Töchter; da nahmen die Söhne des Kis, ihre Brüder,¹⁷ dieselben. 1 Chronik 1Chr 13 23 22 17 Ihre Vettern. [Num 36,6-9] Ein Nachkomme derselben wird [1Chr 24,29] genannt. 1 Chronik 1Chr 13 23 23 Filii Musi: Moholi, et Eder, et Jerimoth, tres. Die Söhne Musis: Moholi, Eder und Jerimoth, drei. 1 Chronik 1Chr 13 23 24 Hi filii Levi in cognationibus, et familiis suis, principes per vices, et numerum capitum singulorum, qui faciebant opera ministerii domus Domini a viginti annis, et supra. Dies sind die Söhne Levis nach ihren Geschlechtern und Häusern, die Häupter nach den Abteilungen und nach der Kopfzahl, welche die Dienstverrichtungen am Hause des Herrn ausübten, von dem zwanzigsten Jahre an und darüber.¹⁸ 1 Chronik 1Chr 13 23 24 18 Vergl. V. 27. Mit dieser Praxis stimmt [2Chr 31,17, Esra 3,8] überein. 1 Chronik 1Chr 13 23 25 Dixit enim David: Requiem dedit Dominus Deus Israel populo suo, et habitationem Jerusalem usque in æternum. Denn David sprach: Der Herr, der Gott Israels, hat seinem Volke Ruhe gewährt und seine Wohnung in Jerusalem auf ewig aufgeschlagen. 1 Chronik 1Chr 13 23 26 Nec erit officii Levitarum ut ultra portent tabernaculum, et omnia vasa ejus ad ministrandum. So wird es fortan nicht mehr das Amt der Leviten sein, das Zelt und alle zum Dienste gehörigen Gerätschaften zu tragen. 1 Chronik 1Chr 13 23 27 Juxta præcepta quoque David novissima supputabitur numerus filiorum Levi a viginti annis et supra. Nach den letzten Anordnungen Davids wurde die Zahl der Söhne Levis von zwanzig Jahren an und darüber gerechnet. 1 Chronik 1Chr 13 23 28 Et erunt sub manu filiorum Aaron in cultum domus Domini, in vestibulis, et in exedris, et in loco purificationis, et in sanctuario, et in universis operibus ministerii templi Domini. Diese sollen unter der Leitung der Söhne Aarons dem Dienste am Hause des Herrn geweiht sein, in den Vorhöfen, in den Vorratskammern, am Orte der Reinigung, im Heiligtum und bei allen Verrichtungen des Dienstes im Tempel des Herrn.¹⁹ 1 Chronik 1Chr 13 23 28 19 Hebr.: Sie stehen nur den Söhnen Aarons zur Seite, bei dem Dienst des Hauses des Herrn, über die Vorhöfe, über die Zellen und über die Reinigung alles Heiligen (der Räume und Geräte) und die Dienstverrichtung des Hauses Gottes. 1 Chronik 1Chr 13 23 29 Sacerdotes autem, super panes propositionis, et ad similæ sacrificium, et ad lagana azyma, et sartaginem, et ad torrendum, et super omne pondus atque mensuram. Die Priester²⁰ aber sollen über die Schaubrote gesetzt sein und über das Speiseopfer von feinem Mehle und die ungesäuerten Fladen und das Gebackene und Geröstete und über alle Maße und Gewichte.²¹ 1 Chronik 1Chr 13 23 29 20 Die Priester fehlt im Hebr. 1 Chronik 1Chr 13 23 29 21 Die im Tempel aufbewahrt wurden. Vergl. [Ex 30,13]. 1 Chronik 1Chr 13 23 3 Numeratique sunt Levitæ a triginta annis, et supra: et inventa sunt triginta octo millia virorum. Und die Leviten wurden von dreißig Jahren und darüber gezählt; da fanden sich achtunddreißigtausend Männer.³ 1 Chronik 1Chr 13 23 3 3 [Num 4,48] betrug die Zahl der Leviten zwischen 30 und 50 Jahren 8580. 1 Chronik 1Chr 13 23 30 Levitæ vero ut stent mane ad confitendum, et canendum Domino: similiterque ad vesperam. Die Leviten sollen am Morgen hinzutreten,²² um den Herrn zu preisen und ihm zu singen, ebenso am Abend, 1 Chronik 1Chr 13 23 30 22 In den Tempel. 1 Chronik 1Chr 13 23 31 Tam in oblatione holocaustorum Domini, quam in sabbatis et Calendis et solemnitatibus reliquis juxta numerum, et ceremonias uniuscujusque rei, jugiter coram Domino. so bei der Darbringung der Brandopfer des Herrn,²³ wie an den Sabbaten und Neumonden und den übrigen Festen, vollzählig und nach den bei jeder Sache üblichen Gebräuchen, allezeit vor dem Herrn. 1 Chronik 1Chr 13 23 31 23 Die vorbereitenden Handlungen: Auswahl, Schlachtung usw. der Tiere, während die Blutsprengung Sache der Priester war. 1 Chronik 1Chr 13 23 32 Et custodiant observationes tabernaculi fderis, et ritum sanctuarii, et observationem filiorum Aaron fratrum suorum, ut ministrent in domo Domini. Und sie sollen der heiligen Hut bei dem Zelte des Bundes warten²⁴ und des Dienstes im Heiligtume und der Hut der Söhne Aarons, ihrer Brüder, dass sie Dienst tun im Hause des Herrn. 1 Chronik 1Chr 13 23 32 24 Alles verrichten, was der Dienst des Heiligtums fordert und die Priester ihnen auftragen. 1 Chronik 1Chr 13 23 4 Ex his electi sunt, et distributi in ministerium domus Domini viginti quatuor millia: præpositorum autem et judicum sex millia. Von diesen wurden auserwählt und für den Dienst am Hause des Herrn verteilt vierundzwanzigtausend;⁴ Vorsteher⁵ aber und Richter⁶ waren sechstausend; 1 Chronik 1Chr 13 23 4 4 Um abwechselnd Dienst zu tun. 1 Chronik 1Chr 13 23 4 5 Siehe [Dtn 16,18]. 1 Chronik 1Chr 13 23 4 6 Vergl. [2Chr 19,8]. 1 Chronik 1Chr 13 23 5 Porro quatuor millia janitores: et totidem psaltæ canentes Domino in organis, quæ fecerat ad canendum. ferner Türhüter viertausend; und ebensoviele Sänger, die den Herrn lobpriesen mit Instrumenten, welche er⁷ zum Lobgesange gemacht hatte. 1 Chronik 1Chr 13 23 5 7 Hebr.: ich. 1 Chronik 1Chr 13 23 6 Et distribuit eos David per vices filiorum Levi, Gerson videlicet, et Caath, et Merari. Und David teilte sie nach den Abteilungen der Söhne Levis, Gersons nämlich, Kaaths und Meraris. [1Chr 6,1] 1 Chronik 1Chr 13 23 7 Filii Gerson: Leedan, et Semei. Die Söhne Gersons: Leedan und Semei. 1 Chronik 1Chr 13 23 8 Filii Leedan: princeps Jahiel, et Zethan, et Joel, tres. Die Söhne Leedans: Das Oberhaupt Jahiel, Zethan und Joel, drei. 1 Chronik 1Chr 13 23 9 Filii Semei: Salomith, et Hosiel, et Aran, tres: isti principes familiarum Leedan. Die Söhne Semeis: Salomith, Hosiel und Aran, drei: das waren die Oberhäupter der Geschlechter Leedans.⁸ 1 Chronik 1Chr 13 23 9 8 Die zwölf Söhne Jakobs und ihre Söhne bilden die Stämme und Geschlechter, deren Söhne die Vaterhäuser. Diese Einteilung wird indes nicht überall streng durchgeführt, da minder zahlreiche Familien sich an andere Vaterhäuser anschlossen, allzu zahlreiche sich teilten, während im Stamme Levi Aaron mit seinen Söhnen den Priesterstand bildete. 1 Chronik 1Chr 13 0 1 a. 24 Priesterklassen. (V. 19) b. Den Priestern helfende Leviten. 1 Chronik 1Chr 13 24 1 Porro filiis Aaron hæ partitiones erant: Filii Aaron: Nadab, et Abiu, et Eleazar, et Ithamar. Dies waren die Abteilungen der Söhne Aarons: Die Söhne Aarons: Nadab, Abiu, Eleazar und Ithamar. 1 Chronik 1Chr 13 24 10 Septima Accos, octava Abia, das siebte auf Akkos, das achte auf Abia,⁹ 1 Chronik 1Chr 13 24 10 9 Vergl. [Lk 1,5]. 1 Chronik 1Chr 13 24 11 Nona Jesua, decima Sechenia, das neunte auf Jesua, das zehnte auf Sechenia, 1 Chronik 1Chr 13 24 12 Undecima Eliasib, duodecima Jacim, das elfte auf Eliasib, das zwölfte auf Jakim, 1 Chronik 1Chr 13 24 13 Tertiadecima Hoppha, decimaquarta Isbaab, das dreizehnte auf Hoppha, das vierzehnte auf Isbaab, 1 Chronik 1Chr 13 24 14 Decimaquinta Belga, decimasexta Emmer, das fünfzehnte auf Belga, das sechzehnte auf Emmer, 1 Chronik 1Chr 13 24 15 Decimaseptima Hezir, decimaoctava Aphses, das siebzehnte auf Hezir, das achtzehnte auf Aphses, 1 Chronik 1Chr 13 24 16 Decimanona Pheteia, vigesima Hezechiel, das neunzehnte auf Pheteja, das zwanzigste auf Hezechiel, 1 Chronik 1Chr 13 24 17 Vigesimaprima Jachin, vigesimasecunda Gamul, das einundzwanzigste auf Jachin, das zweiundzwanzigste auf Gamul, 1 Chronik 1Chr 13 24 18 Vigesimatertia Dalaiau, vigesimaquarta Maaziau. das dreiundzwanzigste auf Dalajau, das vierundzwanzigste auf Maaziau. 1 Chronik 1Chr 13 24 19 Hæ vices eorum secundum ministeria sua, ut ingrediantur domum Domini, et juxta ritum suum sub manu Aaron patris eorum: sicut præceperat Dominus Deus Israel. Dies sind ihre Abteilungen für ihren Dienst, dass sie in das Haus des Herrn gehen nach ihrem Rechte unter der Leitung ihres Vaters Aarons; so wie der Herr, der Gott Israels, geboten hatte. 1 Chronik 1Chr 13 24 2 Mortui sunt autem Nadab, et Abiu ante patrem suum absque liberis: sacerdotioque functus est Eleazar, et Ithamar. Aber Nadab und Abiu starben vor ihrem Vater ohne Kinder und Eleazar und Ithamar wurden Priester. [Lev 10,2, Num 3,4] 1 Chronik 1Chr 13 24 20 Porro filiorum Levi, qui reliqui fuerant, de filiis Amram erat Subael, et de filiis Subael, Jehedeia. Von den übrigen Söhnen Levis¹⁰ war von den Söhnen Amrams Subael und von den Söhnen Subaels Jehedeja.¹¹ 1 Chronik 1Chr 13 24 20 10 Sämtlichen Leviten mit Ausnahme der Söhne Aarons. Da indes die hier fehlenden Gersoniten, vergl. [1Chr 23,6-23], gewiss nicht nur zu den [1Chr 26,20ff] erwähnten Sängern, Torwächtern usw. gehört haben, ist der Ausdruck vielleicht auf die den Priestern unmittelbar beigegebenen Leviten zu beschränken. 1 Chronik 1Chr 13 24 20 11 Haupt der einen von Moses abstammenden Levitenklasse zur Zeit Davids. 1 Chronik 1Chr 13 24 21 De filiis quoque Rohobiæ princeps Jesias. Von den Söhnen Rohobias¹² der Fürst Jesias¹³ 1 Chronik 1Chr 13 24 21 12 Sohn Eliezers. [1Chr 23,17] 1 Chronik 1Chr 13 24 21 13 Haupt der anderen von Moses Levitenklasse zur Zeit Davids. 1 Chronik 1Chr 13 24 22 Isaari vero filius Salemoth, filiusque Salemoth Jahath: und Isaars Sohn Salemoth,¹⁴ und der Sohn Salemoths, Jahath;¹⁵ 1 Chronik 1Chr 13 24 22 14 Vergl. [1Chr 23,18]. 1 Chronik 1Chr 13 24 22 15 Haupt der durch seinen zweiten Sohn von Kaath abstammenden Levitenklasse zur Zeit Davids. 1 Chronik 1Chr 13 24 23 Filiusque ejus Jeriau primus, Amarias secundus, Jahaziel tertius, Jecmaan quartus. ebenso sein Sohn¹⁶ Jeriau, der erste, Amarias der zweite, Jahaziel der dritte, Jekmaan, der vierte; 1 Chronik 1Chr 13 24 23 16 Richtiger: Und die Söhne Hebrons. 1 Chronik 1Chr 13 24 24 Filius Oziel, Micha: filius Micha, Samir. der Sohn Oziels, Micha; der Sohn Michas Samir; 1 Chronik 1Chr 13 24 25 Frater Micha, Jesia: filiusque Jesiæ, Zacharias. der Bruder Michas, Jesia, und der Sohn Jesias Zacharias.¹⁷ 1 Chronik 1Chr 13 24 25 17 Alle diese stammen von Kaath ab. 1 Chronik 1Chr 13 24 26 Filii Merari: Moholi et Musi. Filius Oziau: Benno. Die Söhne Meraris waren: Moholi und Musi; der Sohn Oziaus Benno. 1 Chronik 1Chr 13 24 27 Filius quoque Merari: Oziau et Soam et Zachur et Hebri. Ferner die Söhne Meraris, Oziau, Soam, Zachur und Hebri.¹⁸ 1 Chronik 1Chr 13 24 27 18 Der hebr. Text ist schwerlich treu überliefert. Vielleicht: Ferner die Nachkommen Meraris von seinem Sohne Jaasia: Soam usw. 1 Chronik 1Chr 13 24 28 Porro Moholi filius: Eleazar, qui non habebat liberos. Sodann der Sohn Moholis: Eleazar, der keine Kinder hatte.¹⁹ 1 Chronik 1Chr 13 24 28 19 [1Chr 23,22] 1 Chronik 1Chr 13 24 29 Filius vero Cis, Jerameel. Der Sohn des Kis²⁰ war Jerameel. 1 Chronik 1Chr 13 24 29 20 [1Chr 23,21] 1 Chronik 1Chr 13 24 3 Et divisit eos David, id est Sadoc de filiis Eleazari, et Ahimelech de filiis Ithamar, secundum vices suas et ministerium. Und David teilte sie,¹ nämlich Sadok von den Söhnen Eleazars und Ahimelech² von den Söhnen Ithamars, nach ihren Abteilungen mit ihrem Dienste. 1 Chronik 1Chr 13 24 3 1 Die Nachkömmlinge Eleazars und Ithamars. 1 Chronik 1Chr 13 24 3 2 Der Sohn Abiathars. (V. 6) 1 Chronik 1Chr 13 24 30 Filii Musi: Moholi, Eder, et Jerimoth: isti filii Levi secundum domos familiarum suarum. Die Söhne Musis waren: Moholi, Eder und Jerimoth.²¹ Dies sind die Söhne Levis nach den Häusern ihrer Geschlechter. 1 Chronik 1Chr 13 24 30 21 [1Chr 23,23] Die Häupter dieser Klasse zur Zeit Davids sind nicht genannt. 1 Chronik 1Chr 13 24 31 Miseruntque et ipsi sortes contra fratres suos filios Aaron coram David rege, et Sadoc, et Ahimelech. Et principibus familiarum Sacerdotalium et Leviticarum, tam majores, quam minores: omnes sors æqualiter dividebat. Auch diese warfen das Los wider ihre Brüder, die Söhne Aarons,²² in Gegenwart des Königs David und Sadoks und Ahimelechs und der Häupter der Priester- und Levitengeschlechter, sowohl die höheren wie die geringeren;²³ über alle bestimmte das Los auf gleiche Weise. 1 Chronik 1Chr 13 24 31 22 Es sind nur 16 Klassen und nur 6 Häupter genannt. Die Liste ist also sehr unvollständig. 1 Chronik 1Chr 13 24 31 23 Das Haupt eines jeden Vaterhauses in gleicher Weise wie jüngere Angehörige desselben. 1 Chronik 1Chr 13 24 4 Inventique sunt multo plures filii Eleazar in principibus viris, quam filii Ithamar. Divisit autem eis, hoc est filiis Eleazar principes per familias sedecim : et filiis Ithamar per familias et domos suas octo. Es fand sich aber, dass die Söhne Eleazars an Häuptern der Männer³ zahlreicher waren als die Söhne Ithamars. Da teilte er ihnen, das ist den Söhnen Eleazars, sechzehn Fürsten zu nach ihren Geschlechtern und den Söhnen Ithamars acht nach ihren Geschlechtern und Häusern.⁴ 1 Chronik 1Chr 13 24 4 3 An Familienhäuptern. 1 Chronik 1Chr 13 24 4 4 Hebr.: Darnach teilte man sie ein: von den Söhnen Eleazars Häupter von Vaterhäusern 16 und von den Vaterhäusern der Söhne Ithamars 8. 1 Chronik 1Chr 13 24 5 Porro divisit utrasque inter se familias sortibus: erant enim principes sanctuarii, et principes Dei, tam de filiis Eleazar, quam de filiis Ithamar. Sodann teilte er beide Geschlechter unter sich durch das Los ab; denn es waren Fürsten des Heiligtums und Fürsten Gottes⁵ ebenso unter den Söhnen Eleazars, wie unter den Söhnen Ithamars. 1 Chronik 1Chr 13 24 5 5 Hochgestellte Priesterhäupter. [Jes 43,28, 2Chr 36,14] 1 Chronik 1Chr 13 24 6 Descripsitque eos Semeias filius Nathanael scriba Levites, coram rege et principibus, et Sadoc sacerdote, et Ahimelech filio Abiathar, principibus quoque familiarum sacerdotalium et Leviticarum: unam domum, quæ ceteris præerat, Eleazar: et alteram domum, quæ sub se habebat ceteros, Ithamar. Und Semejas schrieb sie auf,⁶ der Sohn Nathanaels, der Schreiber, ein Levit, in Gegenwart des Königs und der Fürsten und Sadoks, des Priesters,⁷ und Ahimelechs, des Sohnes Abiathars, wie auch der Fürsten der Priester- und Levitengeschlechter; je ein Haus, um über die übrigen gesetzt zu sein, schrieb er auf Eleazar und je ein Haus, das unter sich die übrigen haben sollte, auf Ithamar.⁸ 1 Chronik 1Chr 13 24 6 6 Wie das Los auf sie fiel. 1 Chronik 1Chr 13 24 6 7 Des Hohenpriesters. 1 Chronik 1Chr 13 24 6 8 Die Weise wird nicht angegeben, ob für die Söhne Eleazars immer zwei Lose gezogen wurden, alsdann eines für die Söhne Ithamars, oder ob die letzten acht Geschlechter Eleazars nach achtmal wechselnder Losung allein übrig blieben. 1 Chronik 1Chr 13 24 7 Exivit autem sors prima Joiarib, secunda Jedei, Das erste Los fiel auf Jojarib, das zweite auf Jedei, 1 Chronik 1Chr 13 24 8 Tertia Harim, quarta Seorim, das dritte auf Harim, das vierte auf Seorim, 1 Chronik 1Chr 13 24 9 Quinta Melchia, sexta Maiman, das fünfte auf Melchia, das sechste auf Maiman, 1 Chronik 1Chr 13 0 1 c. 24 Sängerklassen 1 Chronik 1Chr 13 25 1 Igitur David, et magistratus exercitus segregaverunt in ministerium filios Asaph, et Heman, et Idithun: qui prophetarent in citharis, et psalteriis, et cymbalis secundum numerum suum dedicato sibi officio servientes. Und David und die Obersten des Heeres bestimmten die Söhne Asaphs und Hemans und Idithuns für den Dienst, auf Zithern und Harfen und Zimbeln zu weissagen,¹ dass sie nach ihrer Zahl in dem ihnen übertragenen Amte Dienst täten: 1 Chronik 1Chr 13 25 1 1 Im Geiste Gottes, mit göttlicher Amtsausrüstung zu singen. 1 Chronik 1Chr 13 25 10 Tertia Zachur, filiis et fratribus ejus duodecim. Das dritte auf Zachur, auf seine Söhne und Brüder, zwölf. 1 Chronik 1Chr 13 25 11 Quarta Isari, filiis et fratribus ejus duodecim. Das vierte auf Isari, auf seine Söhne und Brüder, zwölf. 1 Chronik 1Chr 13 25 12 Quinta Nathaniæ, filiis et fratribus ejus duodecim. Das fünfte auf Nathanias, auf seine Söhne und Brüder, zwölf. 1 Chronik 1Chr 13 25 13 Sexta Bocciau, filiis et fratribus ejus duodecim. Das sechste auf Bokkiau, auf seine Söhne und Brüder, zwölf. 1 Chronik 1Chr 13 25 14 Septima Isreela, filiis et fratribus ejus duodecim. Das siebte auf Isreela, auf seine Söhne und Brüder, zwölf. 1 Chronik 1Chr 13 25 15 Octava Jesaiæ, filiis et fratribus ejus duodecim. Das achte auf Jesajas, auf seine Söhne und Brüder, zwölf. 1 Chronik 1Chr 13 25 16 Nona Mathaniæ, filiis et fratribus ejus duodecim. Das neunte auf Mathanias, auf seine Söhne und Brüder, zwölf. 1 Chronik 1Chr 13 25 17 Decima Semeiæ, filiis et fratribus ejus duodecim. Das zehnte auf Semejas, auf seine Söhne und Brüder, zwölf. 1 Chronik 1Chr 13 25 18 Undecima Azareel, filiis et fratribus ejus duodecim. Das elfte auf Azareel, auf seine Söhne und Brüder, zwölf. 1 Chronik 1Chr 13 25 19 Duodecima Hasabiæ, filiis et fratribus ejus duodecim. Das zwölfte auf Hasabias, auf seine Söhne und Brüder, zwölf. 1 Chronik 1Chr 13 25 2 De filiis Asaph: Zacchur, et Joseph, et Nathania, et Asarela, filii Asaph: sub manu Asaph prophetantis juxta regem. Von den Söhnen Asaphs: Zakchur, Joseph, Nathania und Asarela, die Söhne Asaphs; unter der Leitung Asaphs, der bei dem Könige weissagte.² 1 Chronik 1Chr 13 25 2 2 Hebr.: nach Anordnung des Königs weissagte. 1 Chronik 1Chr 13 25 20 Tertiadecima Subael, filiis et fratribus ejus duodecim. Das dreizehnte auf Subael, auf seine Söhne und Brüder, zwölf. 1 Chronik 1Chr 13 25 21 Quartadecima Mathathiæ, filiis et fratribus ejus duodecim. Das vierzehnte auf Mathathias, auf seine Söhne und Brüder, zwölf. 1 Chronik 1Chr 13 25 22 Quintadecima Jerimoth, filiis et fratribus ejus duodecim. Das fünfzehnte auf Jerimoth, auf seine Söhne und Brüder, zwölf. 1 Chronik 1Chr 13 25 23 Sextadecima Hananiæ, filiis et fratribus ejus duodecim. Das sechzehnte auf Hananias, auf seine Söhne und Brüder, zwölf. 1 Chronik 1Chr 13 25 24 Septimadecima Jesbacassæ, filiis et fratribus ejus duodecim. Das siebzehnte auf Jesbakassa, auf seine Söhne und Brüder, zwölf. 1 Chronik 1Chr 13 25 25 Octavadecima Hanani, filiis et fratribus ejus duodecim. Das achtzehnte auf Hanani, auf seine Söhne und Brüder, zwölf. 1 Chronik 1Chr 13 25 26 Nonadecima Mellothi, filiis et fratribus ejus duodecim. Das neunzehnte auf Mellothi, auf seine Söhne und Brüder, zwölf. 1 Chronik 1Chr 13 25 27 Vigesima Eliatha, filiis et fratribus ejus duodecim. Das zwanzigste auf Eliatha, auf seine Söhne und Brüder, zwölf. 1 Chronik 1Chr 13 25 28 Vigesimaprima Othir, filiis et fratribus ejus duodecim. Das einundzwanzigste auf Othir, auf seine Söhne und Brüder, zwölf. 1 Chronik 1Chr 13 25 29 Vigesimasecunda Geddelthi, filiis et fratribus ejus duodecim. Das zweiundzwanzigste auf Geddelthi, auf seine Söhne und Brüder, zwölf. 1 Chronik 1Chr 13 25 3 Porro Idithun: filii Idithun, Godolias, Sori, Jeseias, et Hasabias, et Mathathias, sex, sub manu patris sui Idithun, qui in cithara prophetabat super confitentes et laudantes Dominum. Von Idithun: Die Söhne Idithuns: Godolias, Sori, Jesejas, Hasabias und Mathathias, sechs³ unter der Leitung ihres Vaters Idithuns, der auf der Harfe weissagte vor denen, welche dem Herrn Dank und Lob sangen. 1 Chronik 1Chr 13 25 3 3 Es ist wohl Semejas (V. 17) ausgefallen. 1 Chronik 1Chr 13 25 30 Vigesimatertia Mahazioth, filiis et fratribus ejus duodecim. Das dreiundzwanzigste auf Mahazioth, auf seine Söhne und Brüder, zwölf. 1 Chronik 1Chr 13 25 31 Vigesimaquarta Romemthiezer, filiis et fratribus ejus duodecim. Das vierundzwanzigste auf Romemthiezer, auf seine Söhne und Brüder, zwölf. 1 Chronik 1Chr 13 25 4 Heman quoque: filii Heman, Bocciau, Mathaniau, Oziel, Subuel, et Jerimoth, Hananias, Hanani, Eliatha, Geddelthi, et Romemthiezer, et Jesbacassa, Mellothi, Othir, Mahazioth: Von Heman: Die Söhne Hemans: Bokkiau, Mathaniau, Oziel, Subuel, Jerimoth, Hananias, Hanani, Eliatha, Geddelthi, Romemthiezer, Jesbakassa, Mellothi, Othir und Mahazioth: 1 Chronik 1Chr 13 25 5 Omnes isti filii Heman Videntis regis in sermonibus Dei, ut exaltaret cornu: deditque Deus Heman filios quatuordecim, et filias tres. Diese alle waren Söhne Hemans, des Sehers des Königs⁴ in den Worten Gottes, das Horn zu erhöhen;⁵ und Gott gab Heman vierzehn Söhne und drei Töchter. 1 Chronik 1Chr 13 25 5 4 Vergl. [1Chr 21,9, 2Chr 35,15]. 1 Chronik 1Chr 13 25 5 5 Gott erhöhte ihn Asaph (der nur 4) und Idithun (der nur 6 Söhne hatte) gegenüber durch zahlreiche Nachkommenschaft. 1 Chronik 1Chr 13 25 6 Universi sub manu patris sui ad cantandum in templo Domini distributi erant, in cymbalis, et psalteriis, et citharis, in ministeria domus Domini juxta regem: Asaph videlicet, et Idithun, et Heman. Alle waren unter die Leitung ihres Vaters gestellt, bei dem Gesange im Tempel des Herrn mit Zimbeln und Harfen und Zithern, zum Dienste im Hause des Herrn bei dem Könige, nämlich unter Asaph, Idithun und Heman. 1 Chronik 1Chr 13 25 7 Fuit autem numerus eorum cum fratribus suis, qui erudiebant canticum Domini, cuncti doctores, ducenti octoginta octo. Sie zählten aber samt ihren Brüdern, die im Gesange des Herrn unterrichtet waren, allesamt Meister, zweihundert und achtundachtzig.⁶ 1 Chronik 1Chr 13 25 7 6 24 Klassen mit je 12 Meistern, eine aus den 4000 [1Chr 23,5] auserwählte Schar. 1 Chronik 1Chr 13 25 8 Miseruntque sortes per vices suas, ex æquo tam major quam minor, doctus pariter et indoctus. Und sie warfen das Los über ihre Abwechslung im Amte, der Hohe gleichwie der Geringe, ebenso der Kundige wie der Unkundige.⁷ 1 Chronik 1Chr 13 25 8 7 Der Lernende. 1 Chronik 1Chr 13 25 9 Egressaque est sors prima Joseph, qui erat de Asaph. Secunda Godoliæ, ipsi et filiis ejus, et fratribus ejus duodecim. Das erste Los fiel auf Joseph,⁸ Asaphs Sohn.⁹ Das zweite auf Godolias und seine Söhne und seine Brüder, zwölf.¹⁰ 1 Chronik 1Chr 13 25 9 8 Vielleicht, dass den Nachkommen Asaphs die Lose 1.3.5.7., den Söhnen Idithuns 2.4.6.8.10.12.14, den Söhnen Hemans 6.9.11.13.15-24 zufielen. 1 Chronik 1Chr 13 25 9 9 Hier fehlt wohl: seine Söhne und Brüder, zwölf. Söhne und Brüder können auch entferntere Verwandtschaft, der Ausdruck Söhne auch Schüler bezeichnen. 1 Chronik 1Chr 13 25 9 10 Zwölf Meister samt den Unterfängern. 1 Chronik 1Chr 13 0 1 C. Die Türhüter. (V. 19) Schatzverwalter. (V. 28) Richter und Lehrer. 1 Chronik 1Chr 13 26 1 Divisiones autem janitorum: de Coritis Meselemia, filius Core, de filiis Asaph. Die Abteilungen der Türhüter aber waren: Von den Koritern Meselemia, der Sohn Kores, von den Söhnen Asaphs.¹ 1 Chronik 1Chr 13 26 1 1 Die Asaphiten waren nicht Korachiten, sondern Gersoniten. Meselemia ist wohl der gleiche, wie Selemias V. 14. Statt Asaphs ist zu lesen: Abiasaphs. [1Chr 9,19] 1 Chronik 1Chr 13 26 10 De Hosa autem, id est de filiis Merari: Semri princeps (non enim habuerat primogenitum, et idcirco posuerat eum pater ejus in principem) Von Hosa aber, das ist von den Söhnen Meraris, stammten: Semri, das Oberhaupt (denn da er keinen Erstgebornen hatte,³ setzte ihn sein Vater zum Oberhaupte ein,) 1 Chronik 1Chr 13 26 10 3 Der Erstgeborene war ohne Nachkommen gestorben. Vermutlich wurde Semri wegen seiner Tüchtigkeit zum Familienhaupte eingesetzt. 1 Chronik 1Chr 13 26 11 Helcias secundus, Tabelias tertius, Zacharias quartus: omnes hi filii, et fratres Hosa, tredecim. Helkias, der zweite, Tabelias, der dritte, Zacharias, der vierte. Diese Söhne und Brüder Hosas waren insgesamt dreizehn. 1 Chronik 1Chr 13 26 12 Hi divisi sunt in janitores: ut semper principes custodiarum, sicut et fratres eorum ministrarent in domo Domini. Diese wurden zu Türhütern verteilt, dass sie als Vorsteher der heiligen Hut, wie ihre Brüder, immerdar im Hause des Herrn ihren Dienst übten. 1 Chronik 1Chr 13 26 13 Missæ sunt ergo sortes ex æquo, et parvis, et magnis, per familias suas in unamquamque portarum. Sie warfen also die Lose, der Geringste ebenso wie der Große, nach ihren Geschlechtern für ein jedes Tor. 1 Chronik 1Chr 13 26 14 Cecidit ergo sors orientalis, Selemiæ. Porro Zachariæ filio ejus, viro prudentissimo, et erudito, sortito obtigit plaga septentrionalis. Da fiel das Los für den Osten auf Selemias. Zacharias, seinem Sohne, einem sehr klugen und weisen Manne, fiel das Los für den Norden zu. 1 Chronik 1Chr 13 26 15 Obededom vero et filiis ejus ad austrum: in qua parte domus erat seniorum concilium. Auf Obededom und seine Söhne fiel es für den Süden, für den Teil des Hauses, in welchem die Versammlung der Ältesten war.⁴ 1 Chronik 1Chr 13 26 15 4 Hebr.: Für Obedodom nach dem Süden und für seine Söhne das Vorratshaus. 1 Chronik 1Chr 13 26 16 Sephim, et Hosa ad occidentem, juxta portam, quæ ducit ad viam ascensionis: custodia contra custodiam. Auf Sephim⁵ und Hosa fiel es für den Westen bei dem Tore, welches auf den Weg zur Höhe führt, eine Wache neben der anderen. 1 Chronik 1Chr 13 26 16 5 Hebr.: Für Chosa Schuppim (wohl fehlerhafte Wiederholung des im Hebr. vorausgehenden Wortes Asuphim), und gegen Westen beim Tore Schallechet an der zum Tempelberg aufsteigenden Straße. 1 Chronik 1Chr 13 26 17 Ad orientem vero Levitæ sex: et ad aquilonem quatuor per diem: atque ad meridiem similiter in die quatuor: et ubi erat concilium bini et bini. Gegen Osten waren sechs Leviten, gegen Norden vier am Tage und gegen Süden auch vier am Tage, und wo die Versammlung⁶ war, je zwei und zwei. 1 Chronik 1Chr 13 26 17 6 Richtiger wohl Magazinen. 1 Chronik 1Chr 13 26 18 In cellulis quoque janitorum ad occidentem quatuor in via, binique per cellulas. Bei den Zellen der Torhüter ferner, gegen Westen, waren vier an dem Wege und je zwei bei den Zellen.⁷ 1 Chronik 1Chr 13 26 18 7 Hebr.: Am Parbar gegen Westen vier an der Straße (der an V. 18 genannten), zwei am Parbar. 1 Chronik 1Chr 13 26 19 Hæ sunt divisiones janitorum filiorum Core, et Merari. Dies sind die Abteilungen der Türhüter,⁸ von den Söhnen Kores und Meraris. 1 Chronik 1Chr 13 26 19 8 Zusammen 24. Es sind die Häupter, denn nach [1Chr 23,5] waren insgesamt 4000. 1 Chronik 1Chr 13 26 2 Filii Meselemiæ: Zacharias primogenitus, Jadihel secundus, Zabadias tertius, Jathanael quartus. Die Söhne Meselemias: Zacharias, der Erstgeborene, Jadihel, der zweite, Zabadias, der dritte, Jathanael, der vierte, 1 Chronik 1Chr 13 26 20 Porro Achias erat super thesauros domus Dei, et vasa sanctorum. Achias⁹ aber hatte die Aufsicht über die Schätze und die heiligen Gefäße des Hauses Gottes. 1 Chronik 1Chr 13 26 20 9 Besser mit Septuag.: Und die Leviten ihre Brüder, welche die Aufsicht waren: die Söhne Ledans. 1 Chronik 1Chr 13 26 21 Filii Ledan, filii Gersonni: de Ledan principes familiarum, Ledan, et Gersonni, Jehieli. Die Söhne Ledans, die Söhne des Gersoniten, von Ledan die Häupter der Geschlechter von Ledan, dem Gersoniten, Jehieli.¹⁰ 1 Chronik 1Chr 13 26 21 10 V. 21 ist durch irrige Wiederholung der gleichen Worte verderbt. 1 Chronik 1Chr 13 26 22 Filii Jehieli: Zathan, et Joel fratres ejus super thesauros domus Domini, Die Söhne Jehielis: Zathan und Joel, seine Brüder,¹¹ hatten die Aufsicht über die Schätze des Hauses des Herrn, 1 Chronik 1Chr 13 26 22 11 Hebr.: sein Bruder. 1 Chronik 1Chr 13 26 23 Amramitis, et Isaaritis, et Hebronitis, et Ozihelitis. mit den Amramiten, Isaaritern, Hebroniten und Oziheliten. 1 Chronik 1Chr 13 26 24 Subael autem filius Gersom, filii Moysi, præpositus thesauris. Subael, der Sohn Gersoms, des Sohnes Moses, hatte über die Schätze die Aufsicht. 1 Chronik 1Chr 13 26 25 Fratres quoque ejus Eliezer, cujus filius Rahabia, et hujus filius Isaias, et hujus filius Joram, hujus quoque filius Zechri: et hujus filius Selemith. Und seine Brüder von Eliezer her waren dessen Sohn Rahabia, dessen Sohn Isajas, dessen Sohn Joram, dessen Sohn Zechri, dessen Sohn Selemith. 1 Chronik 1Chr 13 26 26 Ipse Selemith, et fratres ejus super thesauros sanctorum, quæ sanctificavit David rex, et principes familiarum, et tribuni, et centuriones, et duces exercitus Dieser Selemith¹² und seine Brüder hatten die Aufsicht über die Schätze der Heiligtümer, welche der König David und die Fürsten der Geschlechter und die Obersten, die Hauptleute und die Heerführer geweiht hatten. 1 Chronik 1Chr 13 26 26 12 Nicht zu verwechseln mit dem Sohne Isaar [1Chr 23,18, 1Chr 24,22] und dem Sohne Semeis [1Chr 23,9]. 1 Chronik 1Chr 13 26 27 De bellis, et manubiis prliorum, quæ consecraverant ad instaurationem, et supellectilem templi Domini. aus den Kriegen und von der Beute aus den Schlachten her; dies hatten sie dem Tempel des Herrn geweiht, um denselben und die Gerätschaften desselben in gutem Stande¹³ zu erhalten. 1 Chronik 1Chr 13 26 27 13 Hebr.: kürzer: Aus den Kriegen und von der Beute hatten sie es geweiht, das Haus Jahves damit auszustatten. 1 Chronik 1Chr 13 26 28 Hæc autem universa sanctificavit Samuel Videns, et Saul filius Cis, et Abner filius Ner, et Joab filius Sarviæ: omnes, qui sanctificaverant ea per manum Selemith, et fratrum ejus. Dies alles weihte Samuel, der Seher, und Saul, der Sohn Kis, und Abner, der Sohn Ners, und Joab, der Sohn Sarvias; alle weihten es zu Händen Selemiths und seiner Brüder. 1 Chronik 1Chr 13 26 29 Isaaritis vero præerat Chonenias, et filii ejus ad opera forinsecus super Israel ad docendum et judicandum eos. Über die Isaariten war Chonenias gesetzt mit seinen Söhnen, für die äußeren Verrichtungen in Israel,¹⁴ sie zu lehren und zu richten.¹⁵ 1 Chronik 1Chr 13 26 29 14 [Neh 11,16]: für das Haus des Herrn. Hier indes, wie der folgende Zusatz zeigt, hat ihre Amtsverrichtung einen größeren Umfang. 1 Chronik 1Chr 13 26 29 15 Hebr.: Als Amtleute und Richter. Da es nach [1Chr 23,4] im ganzen 6000 levitische Amtleute und Richter gab, standen die hier genannten wohl an der Spitze derselben. 1 Chronik 1Chr 13 26 3 lam quintus, Johanan sextus, Elioenai septimus, Älam, der fünfte, Johanan, der sechste, Elioenai, der siebte. 1 Chronik 1Chr 13 26 30 Porro de Hebronitis Hasabias, et fratres ejus viri fortissimi, mille septingenti præerant Israeli trans Jordanem contra occidentem, in cunctis operibus Domini, et in ministerium regis. Von den Hebronitern waren Hasabias und seine Brüder, sehr wackere Männer, tausendsiebenhundert über Israel gesetzt,¹⁶ jenseits des Jordans gegen Westen, in allen Arbeiten für den Herrn und für den Dienst des Königs. 1 Chronik 1Chr 13 26 30 16 Ihnen lag eine gewisse Fürsorge ob für die Arbeit des Herrn; also hatten sie wohl die Tempelsteuern unter sich. 1 Chronik 1Chr 13 26 31 Hebronitarum autem princeps fuit Jeria secundum familias et cognationes eorum. Quadragesimo anno regni David recensiti sunt, et inventi sunt viri fortissimi in Jazer Galaad, Von den Hebronitern aber war Jeria das Oberhaupt nach ihren Geschlechtern und Verwandtschaften.¹⁷ Im vierzigsten Jahre der Regierung Davids wurden sie gemustert und es fanden sich sehr wackere Männer zu Jazer Galaad, 1 Chronik 1Chr 13 26 31 17 Eigentlich: Vaterhäusern. 1 Chronik 1Chr 13 26 32 Fratresque ejus robustioris ætatis, duo millia septingenti principes familiarum. Præposuit autem eos David rex Rubenitis, et Gadditis, et dimidiæ tribui Manasse, in omne ministerium Dei, et regis. und seine Brüder reiferen Alters¹⁸ waren zweitausendsiebenhundert Familienhäupter. Diese setzte der König David über die Rubeniten und Gaditen und den halben Stamm Manasse, in allen Angelegenheiten Gottes und des Königs. 1 Chronik 1Chr 13 26 32 18 Hebr.: Wackere Männer. 1 Chronik 1Chr 13 26 4 Filii autem Obededom: Semeias primogenitus, Jozabad secundus: Joaha tertius, Sachar quartus, Nathanael quintus, Die Söhne Obededoms:² Semejas, der Erstgeborne, Jozabad, der zweite, Joaha, der dritte, Sachar, der vierte, Nathanael, der fünfte, 1 Chronik 1Chr 13 26 4 2 Nach V. 1 im Vergleich mit 10 und 19 ein Korachite, bez. Kaathite. 1 Chronik 1Chr 13 26 5 Ammiel sextus, Issachar septimus, Phollathi octavus: quia benedixit illi Dominus. Ammiel, der sechste, Issachar, der siebte, Phollathi, der achte; denn der Herr hatte ihn gesegnet. [2Sam 6,11.12] 1 Chronik 1Chr 13 26 6 Semei autem filio ejus nati sunt filii, præfecti familiarum suarum: erant enim viri fortissimi. Und Semei, seinem Sohne, wurden auch Söhne geboren, Oberhäupter ihrer Familien; denn es waren sehr wackere Männer. 1 Chronik 1Chr 13 26 7 Filii ergo Semeiæ: Othni, et Raphael, et Obed, Elzabad, fratres ejus viri fortissimi: Eliu quoque, et Samachias. Die Söhne Semejas waren: Othni, Raphael, Obed und Elzabad, seine Brüder, sehr wackere Männer, und Eliu und Samachias. 1 Chronik 1Chr 13 26 8 Omnes hi, de filiis Obededom: ipsi, et filii, et fratres eorum fortissimi ad ministrandum, sexaginta duo de Obededom. Alle diese waren von den Söhnen Obededoms; sie und ihre Söhne und ihre Brüder waren tüchtig zum Dienste, zweiundsechzig von Obededom. 1 Chronik 1Chr 13 26 9 Porro Meselemiæ filii, et fratres eorum robustissimi, decem et octo. Und Meselemias Söhne und ihre Brüder, sehr wackere Männer, waren achtzehn. 1 Chronik 1Chr 13 0 1 B. Auf gleiche Weise wird die Verwaltung des Reiches geordnet. (Kap. 27) a. Einteilung des Heeres in zwölf Abteilungen. (V. 15) b. Einsetzung von Fürsten über die zwölf Stämme. (V. 24) c. Ernennung von Schatzverwaltern (V. 31) d. und von Ratgebern des Königs. 1 Chronik 1Chr 13 27 1 Filii autem Israel secundum numerum suum, principes familiarum, tribuni et centuriones, et præfecti, qui ministrabant regi juxta turmas suas, ingredientes et egredientes per singulos menses in anno, viginti quatuor millibus singuli præerant. Und die Söhne Israels nach ihrer Zahl, die Familienhäupter, die Obersten und Hauptleute und die Amtleute, welche dem Könige nach ihren Abteilungen dienten, antretend und abziehend, Monat um Monat im Jahre, waren ein jeder über vierundzwanzigtausend gesetzt. 1 Chronik 1Chr 13 27 10 Septimus, mense septimo, Helles Phallonites de filiis Ephraim: et in turma ejus viginti quatuor millia. Der siebte, für den siebten Monat, war Helles, der Phalloniter, von den Söhnen Ephraims; zu seiner Abteilung gehörten vierundzwanzigtausend. 1 Chronik 1Chr 13 27 11 Octavus, mense octavo, Sobochai Husathites de stirpe Zarahi: et in turma ejus viginti quatuor millia. Der achte, für den achten Monat, war Sobochai, der Husathiter, vom Geschlechte Zarahi; zu seiner Abteilung gehörten vierundzwanzigtausend. 1 Chronik 1Chr 13 27 12 Nonus, mense nono, Abiezer Anathothites de filiis Jemini: et in turma ejus viginti quatuor millia. Der neunte, für den neunten Monat, war Abiezer, der Anathothiter, von den Söhnen Jeminis; zu seiner Abteilung gehörten vierundzwanzigtausend. 1 Chronik 1Chr 13 27 13 Decimus, mense decimo, Marai, et ipse Netophathites de stirpe Zarai: et in turma ejus viginti quatuor millia. Der zehnte, für den zehnten Monat, war Marai, auch ein Netophathiter, vom Geschlechte Zarai; zu seiner Abteilung gehörten vierundzwanzigtausend. 1 Chronik 1Chr 13 27 14 Undecimus, mense undecimo, Banaias Pharathonites de filiis Ephraim: et in turma ejus viginti quatuor millia. Der elfte, für den elften Monat, war Banajas, der Pharathoniter, von den Söhnen Ephraims; zu seiner Abteilung gehörten vierundzwanzigtausend. 1 Chronik 1Chr 13 27 15 Duodecimus, mense duodecimo, Holdai Netophathites, de stirpe Gothoniel: et in turma ejus viginti quatuor millia. Der zwölfte, für den zwölften Monat, war Holdai, der Netophatiter, vom Geschlechte Gothoniel; zu seiner Abteilung gehörten vierundzwanzigtausend. 1 Chronik 1Chr 13 27 16 Porro tribubus præerant Israel, Rubenitis, dux Eliezer filius Zechri: Simeonitis, dux Saphatias filius Maacha: Über die Stämme Israels waren gesetzt:⁶ Als Fürst über die Rubeniter Eliezer, der Sohn Zechris; als Fürst über die Simeoniter Saphatias, der Sohn Maachas; 1 Chronik 1Chr 13 27 16 6 Als Stammfürsten. Vergl. die Aufzählung der Stämme Kap. 4-7. Zuerst werden die sechs Söhne Lias nach der Reihenfolge ihres Alters [Gen 29,31-35; Gen 30,17-20] aufgezählt, dann der Sohn der Magd Bala [Gen 30,8] eingefügt, hierauf folgen die Nachkommen der Rachel, Ephraim, Manasse, Benjamin, zuletzt der zweite Sohn der Bala [Gen 30,6] Dan. Ausgelassen sind die Söhne der Zelpha, Gad und Aser [Gen 30,10-13]; warum, ist nicht klar. Die Zwölfzahl wird durch Teilung Manasses erreicht. 1 Chronik 1Chr 13 27 17 Levitis, Hasabias filius Camuel: Aaronitis, Sadoc: über die Leviten Hasabias, der Sohn Kamuels; über die Aaroniten Sadok; 1 Chronik 1Chr 13 27 18 Juda, Eliu, frater David: Issachar, Amri filius Michael. über Juda Eliu, der Bruder Davids; über Issachar Amri, der Sohn Michaels; 1 Chronik 1Chr 13 27 19 Zabulonitis, Jesmaias filius Abdiæ: Nephthalitibus, Jerimoth filius Ozriel: über die Zabuloniter Jesmajas, der Sohn Abdias; über die Nephthaliter Jerimoth, der Sohn Ozriels; 1 Chronik 1Chr 13 27 2 Primæ turmæ in primo mense Jesboam præerat filius Zabdiel, et sub eo viginti quatuor millia. Über die erste Abteilung im ersten Monat war Jesboam, der Sohn Zabdiels, gesetzt und unter ihm standen vierundzwanzigtausend. 1 Chronik 1Chr 13 27 20 Filiis Ephraim, Osee filius Ozaziu: dimidiæ tribui Manasse, Joel filius Phadaiæ: über die Söhne Ephraims Osee, der Sohn Ozazius; über den halben Stamm Manasse Joel, der Sohn Phadajas, 1 Chronik 1Chr 13 27 21 Et dimidiæ tribui Manasse in Galaad, Jaddo filius Zachariæ: Benjamin autem, Jasiel filius Abner. und über den halben Stamm Manasse in Galaad Jaddo, der Sohn Zacharias; über Benjamin aber Jasiel, der Sohn Abners, 1 Chronik 1Chr 13 27 22 Dan vero, Ezrihel filius Jeroham: hi principes filiorum Israel. und über Dan Ezrihel, der Sohn Jerohams; das sind die Fürsten der Söhne Israels. 1 Chronik 1Chr 13 27 23 Noluit autem David numerare eos a viginti annis inferius: quia dixerat Dominus ut multiplicaret Israel quasi stellas cli. David aber hatte die Bevölkerung von zwanzig Jahren und darunter nicht zählen wollen; denn der Herr hatte verheißen, Israel zu mehren wie die Sterne des Himmels.⁷ 1 Chronik 1Chr 13 27 23 7 David begnügte sich im Glauben an diese Verheißung damit, die Zahl der Waffenfähigen festzustellen. 1 Chronik 1Chr 13 27 24 Joab filius Sarviæ cperat numerare, nec complevit: quia super hoc ira irruerat in Israel: et idcirco numerus eorum qui fuerant recensiti, non est relatus in fastos regis David. Joab, der Sohn Sarvias, hatte angefangen zu zählen, aber nicht geendet; denn ein Zorngericht kam deswegen über Israel und darum wurde die Zahl derer, welche gemustert waren, nicht in die Jahrbücher des Königs David eingetragen. [1Chr 21,2] 1 Chronik 1Chr 13 27 25 Super thesauros autem regis fuit Azmoth filius Adiel: his autem thesauris, qui erant in urbibus, et in vicis, et in turribus, præsidebat Jonathan filius Oziæ. Die Schätze des Königs⁸ verwaltete Azmoth, der Sohn Adiels, und die Schätze, welche in den Städten und Dörfern und Türmen waren, Jonathan, der Sohn Ozias. 1 Chronik 1Chr 13 27 25 8 In Jerusalem, wie das Folgende zeigt. 1 Chronik 1Chr 13 27 26 Operi autem rustico, et agricolis, qui exercebant terram, præerat Ezri filius Chelub: Die Feldarbeit und die Ackerleute, die das Land bebauten, beaufsichtigte Ezri, der Sohn Chelubs. 1 Chronik 1Chr 13 27 27 Vinearumque cultoribus, Semeias Romathites: cellis autem vinariis, Zabdias Aphonites. und die Weingärtner Semejas, der Romathiter; die Weinkeller aber Zabdias, der Aphoniter. 1 Chronik 1Chr 13 27 28 Nam super oliveta et ficta, quæ erant in campestribus, Balanan Gederites: super apothecas autem olei, Joas. Die Ölgärten und Feigenbäume nämlich, die in den Ebenen waren, beaufsichtigte Balanan, der Gederiter; über die Ölbehältnisse aber war Joas gesetzt. 1 Chronik 1Chr 13 27 29 Porro armentis, quæ pascebantur in Saron, præpositus fuit Setrai Saronites: et super boves in vallibus Saphat filius Adli: Die Aufsicht über die Rinder, welche auf Saron⁹ weideten, hatte Setrai, der Saroniter; und über die Rinder in den Tälern¹⁰ Saphat, der Sohn Adlis; 1 Chronik 1Chr 13 27 29 9 Fruchtbare Ebene zwischen Cäsarea und Joppe am Meere. 1 Chronik 1Chr 13 27 29 10 Des Stammlandes Juda, wohl mehr ostwärts. 1 Chronik 1Chr 13 27 3 De filiis Phares, princeps cunctorum principum in exercitu mense primo. Er gehörte zu den Söhnen Phares und war das Oberhaupt aller Führer der Schar im ersten Monat. 1 Chronik 1Chr 13 27 30 Super camelos vero, Ubil Ismahelites: et super asinos, Jadias Meronathites. über die Kamele aber der Ismaheliter Ubil; über die Esel der Meronathiter Jadias 1 Chronik 1Chr 13 27 31 Super oves quoque Jaziz Agareus: omnes hi, principes substantiæ regis David. und über die Schafe der Agariter Jaziz. Diese alle waren Verwalter des Besitzes des Königs David. 1 Chronik 1Chr 13 27 32 Jonathan autem patruus David, consiliarius, vir prudens et litteratus: Ipse et Jahiel filius Hachamoni erant cum filiis regis. Jonathan aber, der Oheim Davids, ein weiser und gelehrter Mann, war Ratgeber; er und Jahiel, der Sohn Hachamonis, waren bei den Söhnen des Königs.¹¹ 1 Chronik 1Chr 13 27 32 11 Als Erzieher. 1 Chronik 1Chr 13 27 33 Achitophel etiam consiliarius regis, et Chusai Arachites amicus regis. Achitophel war gleichfalls Ratgeber des Königs und Chusai, der Arachiter, der Vertraute des Königs.¹² 1 Chronik 1Chr 13 27 33 12 Beide sind aus der Geschichte der Empörung Absoloms bekannt. [2Sam 1517] 1 Chronik 1Chr 13 27 34 Post Achitophel fuit Joiada filius Banaiæ, et Abiathar. Princeps autem exercitus regis erat Joab. Nach Achitophel¹³ war es Jojada, der Sohn Banajas und Abiathar. Feldherr des Königs aber war Joab.¹⁴ 1 Chronik 1Chr 13 27 34 13 Nachdem dieser sich selbst getötet. [2Sam 17,23] 1 Chronik 1Chr 13 27 34 14 Vergl. das Verzeichnis [1Chr 18,15-17] und [2Sam 8,15-18, 2Sam 20,23-26]. 1 Chronik 1Chr 13 27 4 Secundi mensis habebat turmam Dudia Ahohites, et post se alter nomine Macelloth, qui regebat partem exercitus viginti quatuor millium. Die Abteilung des zweiten Monats hatte Dudia, der Ahohiter, und nach ihm war ein anderer, mit Namen Makelloth,¹ der einen Teil des Heeres von vierundzwanzigtausend befehligte. 1 Chronik 1Chr 13 27 4 1 Dieser gehörte zu seiner Abteilung. 1 Chronik 1Chr 13 27 5 Dux quoque turmæ tertiæ in mense tertio, erat Banaias filius Joiadæ sacerdos: et in divisione sua viginti quatuor millia. Der Anführer der dritten Abteilung im dritten Monat war Banajas, der Sohn Jojadas, der Priester;² in seiner Abteilung waren vierundzwanzigtausend. 1 Chronik 1Chr 13 27 5 2 Kaum identisch mit dem gleichnamigen [1Chr 12,27]. Der Priester ist entweder Glosse oder bedeutet einen Hofbeamten in nächster Umgebung des Königs. 1 Chronik 1Chr 13 27 6 Ipse est Banaias fortissimus inter triginta, et super triginta: præerat autem turmæ ipsius Amizabad filius ejus. Dieser Banajas war ein Recke von den dreißig und über die dreißig; seine Abteilung führte sein Sohn Amizabad.³ 1 Chronik 1Chr 13 27 6 3 Unter ihm. 1 Chronik 1Chr 13 27 7 Quartus, mense quarto, Asahel frater Joab, et Zabadias filius ejus post eum: et in turma ejus viginti quatuor millia. Der vierte, für den vierten Monat, war Asahel,⁴ der Bruder Joabs, und sein Sohn Zabadias nach ihm;⁵ zu seiner Abteilung gehörten vierundzwanzigtausend. 1 Chronik 1Chr 13 27 7 4 Vergl. [1Chr 11,26]. 1 Chronik 1Chr 13 27 7 5 Nach seiner Tötung durch Abner schon am Anfang der Regierung Davids [2Sam 2,18ff], so dass die Abteilung nur ehrenhalber nach ihm benannt war. 1 Chronik 1Chr 13 27 8 Quintus, mense quinto, princeps Samaoth Jezerites: et in turma ejus viginti quatuor millia. Der fünfte, für den fünften Monat, war der Fürst Samaoth, der Jezeriter; zu seiner Abteilung gehörten vierundzwanzigtausend. 1 Chronik 1Chr 13 27 9 Sextus, mense sexto, Hira filius Acces Thecuites: et in turma ejus viginti quatuor millia. Der sechste, für den sechsten Monat, war Hira, der Sohn Akkes, der Thekuiter; zu seiner Abteilung gehörten vierundzwanzigtausend. 1 Chronik 1Chr 13 0 1 C. David übergibt die Herrschaft seinem Sohn Salomon. (28,1-29,25) A. David beruft die Fürsten und erklärt Salomon als seinen von Gott selbst bestimmten Nachfolger, der den Tempel bauen soll. (V. 10) Er übergibt Salomon den ihm von Gott überlieferten Grundriss des Tempels. 1 Chronik 1Chr 13 28 1 Convocavit igitur David, omnes principes Israel, duces tribuum, et præpositos turmarum, qui ministrabant regi: tribunos quoque et centuriones, et qui præerant substantiæ et possessionibus regis, filiosque suos cum eunuchis, et potentes, et robustissimos quosque in exercitu Jerusalem. Und David berief alle Fürsten Israels, die Häupter der Stämme,¹ die Obersten des königlichen Hofgesindes,² die Obersten und Hauptleute³ und die Verwalter des Vermögens und der Besitzungen⁴ des Königs und seine Söhne sowie die Kämmerer und alle heldenhaften und starken Männer im Heere nach Jerusalem. 1 Chronik 1Chr 13 28 1 1 Die [1Chr 27,16-22] aufgezählten. 1 Chronik 1Chr 13 28 1 2 Hebr.: Obersten der Abteilungen, welche dem Könige dienten (die [1Chr 27,1-15] aufgezählten). 1 Chronik 1Chr 13 28 1 3 Obersten über tausend und Hauptleute über hundert. 1 Chronik 1Chr 13 28 1 4 Hebr.: Herden. 1 Chronik 1Chr 13 28 10 Nunc ergo quia elegit te Dominus ut ædificares domum Sanctuarii, confortare, et perfice. Weil der Herr dich also erwählt hat, das Haus des Heiligtums zu bauen, so sei denn stark und vollbringe es! 1 Chronik 1Chr 13 28 11 Dedit autem David Salomoni filio suo descriptionem porticus, et templi, et cellariorum, et cnaculi, et cubiculorum in adytis, et domus propitiationis, Hierauf gab David seinem Sohne Salomon den Abriss¹¹ von der Halle, dem Tempel, den Zellen, dem Saale, den inneren Kammern und dem Hause der Versöhnung,¹² 1 Chronik 1Chr 13 28 11 11 Wohl ein Modell. 1 Chronik 1Chr 13 28 11 12 Hebr.: von den Höfen des Herrn und von allen Gemächern rings um den Vorratsraum des Gotteshauses (dem Heiligen) und dem Vorratshause der Heiligtümer (des Allerheiligsten). 1 Chronik 1Chr 13 28 12 Necnon et omnium quæ cogitaverat atriorum, et exedrarum per circuitum in thesauros domus Domini, et in thesauros sanctorum, sowie auch von allem, was er im Sinne hatte, von den Vorhöfen und den Kammern ringsum¹³ für die Schätze des Hauses des Herrn und für die Schätze der geweihten Gaben 1 Chronik 1Chr 13 28 12 13 An den vier Seiten der Vorhöfe. 1 Chronik 1Chr 13 28 13 Divisionumque sacerdotalium et Leviticarum, in omnia opera domus Domini, et in universa vasa ministerii templi Domini. und in betreff der Abteilungen der Priester und Leviten, für jede Verrichtung im Hause des Herrn und für alle Gerätschaften zum Dienste im Tempel des Herrn;¹⁴ 1 Chronik 1Chr 13 28 13 14 D. i. wo die Priester und Leviten sich in den Zellen aufhalten, die zum Gottesdienste und den Opfern gehörigen Verrichtungen vornehmen und ihre Kultgeräte aufbewahren sollten. 1 Chronik 1Chr 13 28 14 Aurum in pondere per singula vasa ministerii. Argenti quoque pondus pro vasorum et operum diversitate. Gold nach dem Gewichte¹⁵ für alle Gerätschaften des Dienstes, auch Silber je nach dem Gewicht nach der Verschiedenartigkeit der Gerätschaften zum Dienste; 1 Chronik 1Chr 13 28 14 15 Das Vorbild der goldenen Geräte mit Angabe des Gewichtes. Die Verse 14-19 geben in der Vulgata zwar den Sinn des Hebräischen treu wieder, sind aber in der Übersetzung sehr frei. 1 Chronik 1Chr 13 28 15 Sed et in candelabra aurea, et ad lucernas eorum, aurum pro mensura uniuscujusque candelabri et lucernarum. Similiter et in candelabra argentea, et in lucernas eorum, pro diversitate mensuræ, pondus argenti tradidit. ferner Gold für die goldenen Leuchter¹⁶ und deren Lampen, je nach dem Gewicht eines jeden Leuchters und der Lampen. In gleicher Weise gab er auch eine große Menge Silbers zu den silbernen Leuchtern und zu deren Lampen, je nach verschiedenem Maße. 1 Chronik 1Chr 13 28 15 16 Im Tempel fanden sich derer zehn. [1Kön 7,49] 1 Chronik 1Chr 13 28 16 Aurum quoque dedit in mensas propositionis pro diversitate mensarum: similiter et argentum in alias mensas argenteas. Auch gab er¹⁷ Gold für die Tische der Schaubrote¹⁸ nach der Verschiedenheit der Tische; ebenso auch Silber für andere silberne Tische.¹⁹ 1 Chronik 1Chr 13 28 16 17 Richtiger: gab er an. 1 Chronik 1Chr 13 28 16 18 Sonst ist nur von einem die Rede, doch vergl. [2Chr 4,8]. Übrigens waren Tische und Leuchter nicht verschiedenartig im Gewicht nach dem Hebr. 1 Chronik 1Chr 13 28 16 19 Vergl. [2Kön 12,13. 2Chr 24,14] 1 Chronik 1Chr 13 28 17 Ad fuscinulas quoque, et phialas, et thuribula ex auro purissimo, et leunculos aureos pro qualitate mensuræ pondus distribuit in leunculum, et leunculum. Similiter et in leones argenteos diversum argenti pondus separavit. Und für die Gabeln²⁰ und Schalen²¹ und Rauchfässer²² aus reinstem Gold, sowie zu den goldenen kleinen Löwen,²³ bestimmte er nach Verhältnis des Maßes das Gewicht, Löwe für Löwe; desgleichen forderte er auch für die silbernen Löwen²⁴ Silber verschiedenen Gewichtes²⁵ ab. 1 Chronik 1Chr 13 28 17 20 Diese dienten beim Kochen des Opferfleisches. [Ex 27,3] 1 Chronik 1Chr 13 28 17 21 Zum Sprengen des Opferblutes. [Ex 38,3, Num 4,14] 1 Chronik 1Chr 13 28 17 22 Hebr.: Kannen. 1 Chronik 1Chr 13 28 17 23 Hebr.: für die goldenen Krüge (mit Deckeln, auf denen vielleicht Löwen waren). 1 Chronik 1Chr 13 28 17 24 Krüge. 1 Chronik 1Chr 13 28 17 25 Hebr.: nach dem Gewicht für jeden einzelnen Krug. 1 Chronik 1Chr 13 28 18 Altari autem, in quo adoletur incensum, aurum purissimum dedit: ut ex ipso fieret similitudo quadrigæ cherubim extendentium alas, et velantium arcam fderis Domini. Für den Altar, auf dem das Räucherwerk angezündet wird, gab er das lauterste Gold; auch sollte²⁶ von solchem das Abbild des Gespanns der Cherubim gemacht werden, die ihre Flügel ausbreiten und die Lade des Bundes des Herrn decken. 1 Chronik 1Chr 13 28 18 26 Hebr.: Und das Vorbild des Wagens, der Cherube aus Gold, welche (die Flügel) ausgebreitet die Bundeslade des Herrn überdecken. 1 Chronik 1Chr 13 28 19 Omnia, inquit, venerunt scripta manu Domini ad me, ut intelligerem universa opera exemplaris. Alles, sprach er, ist mir, von der Hand des Herrn geschrieben, zuteil geworden, damit ich alle Werke des Vorbildes verstände.²⁷ 1 Chronik 1Chr 13 28 19 27 Nach göttlicher Eingebung den Entwurf schauend, habe ich alles entworfen. Die Vorbilder der göttlichen Eingebung sind besonders [Ex 25,9] und [Ex 31,2.3]. 1 Chronik 1Chr 13 28 2 Cumque surrexisset rex, et stetisset, ait: Audite me fratres mei, et populus meus: Cogitavi ut ædificarem domum, in qua requiesceret arca fderis Domini, et scabellum pedum Dei nostri: et ad ædificandum omnia præparavi. Und der König erhob sich⁵ und sprach: Höret mich, meine Brüder und mein Volk! Ich gedachte ein Haus zu bauen, in dem die Lade des Bundes des Herrn ruhen sollte und das ein Fußschemel unseres Gottes⁶ wäre, und ich rüstete alles zum Baue. 1 Chronik 1Chr 13 28 2 5 Er saß vorher aus Altersschwäche. 1 Chronik 1Chr 13 28 2 6 Weil Gott über den Cherubim gegenwärtig ist. 1 Chronik 1Chr 13 28 20 Dixit quoque David Salomoni filio suo: Viriliter age, et confortare, et fac: ne timeas, et ne paveas: Dominus enim Deus meus tecum erit, et non dimittet te, nec derelinquet donec perficias omne opus ministerii domus Domini. Sodann sprach David zu seinem Sohne Salomon: Sei fest und entschlossen und führe es aus! Fürchte dich nicht und zage nicht; denn der Herr, mein Gott, wird mit dir sein und wird dich nicht im Stiche lassen, noch verlassen, bis du das ganze Werk für den Dienst des Hauses des Herrn vollendet hast. 1 Chronik 1Chr 13 28 21 Ecce divisiones Sacerdotum et Levitarum, in omne ministerium domus Domini assistunt tibi, et parati sunt, et noverunt tam principes quam populus facere omnia præcepta tua. Siehe, hier sind die Abteilungen der Priester und Leviten, die zu jedem Dienste im Hause des Herrn bereit dir zur Seite stehen;²⁸ und ebenso die Fürsten, wie das Volk, wissen alle deine Befehle auszuführen. 1 Chronik 1Chr 13 28 21 28 Hier fehlt: wer immer freiwillig ist, mit Weisheit, für jeglichen Dienst. Es sind geschickte Künstler da [1Chr 22,15], welche ihre Kunst freiwillig in den Dienst des Tempelbaues stellen werden (wie [Ex 36,1]). 1 Chronik 1Chr 13 28 3 Deus autem dixit mihi: Non ædificabis domum nomini meo, eo quod sis vir bellator, et sanguinem fuderis. Gott aber sprach zu mir: Du sollst meinem Namen kein Haus bauen, denn du bist ein Mann des Krieges und hast Blut vergossen. [1Chr 22,8, 2Sam 7,13] 1 Chronik 1Chr 13 28 4 Sed elegit Dominus Deus Israel me de universa domo patris mei, ut essem rex super Israel in sempiternum: de Juda enim elegit principes: porro de domo Juda, domum patris mei: et de filiis patris mei, placuit ei ut me eligeret regem super cunctum Israel. Aber der Herr, der Gott Israels, erwählte mich aus dem ganzen Hause meines Vaters, dass ich König sei über Israel immerdar;⁷ denn aus Juda erwählte er die Fürsten und von dem Hause Juda das Haus meines Vaters und von den Söhnen meines Vaters gefiel es ihm, mich zum König über ganz Israel zu erwählen. 1 Chronik 1Chr 13 28 4 7 In Christus. 1 Chronik 1Chr 13 28 5 Sed et de filiis meis (filios enim mihi multos dedit Dominus) elegit Salomonem filium meum, ut sederet in throno regni Domini super Israel, So hat er auch von meinen Söhnen (denn der Herr hat mir viele Söhne gegeben.) meinen Sohn Salomon erwählt,⁸ dass er auf dem Thron des Reiches des Herrn über Israel sitze, [Weish 9,7] 1 Chronik 1Chr 13 28 5 8 Als Stellvertreter Gottes, des wahren Königs Israels. 1 Chronik 1Chr 13 28 6 Dixitque mihi: Salomon filius tuus ædificabit domum meam, et atria mea: ipsum enim elegi mihi in filium, et ego ero ei in patrem. und zu mir gesprochen: Dein Sohn Salomon soll mein Haus und meine Vorhöfe erbauen; denn ihn habe ich mir zum Sohne erwählt und ich werde ihm Vater sein. 1 Chronik 1Chr 13 28 7 Et firmabo regnum ejus usque in æternum, si perseveraverit facere præcepta mea, et judicia, sicut et hodie. Und ich will seine Herrschaft auf immer fest gründen in Ewigkeit, wenn er dabei beharrt, meine Gebote und meine Vorschriften zu beobachten, wie jetzt. 1 Chronik 1Chr 13 28 8 Nunc ergo coram universo ctu Israel audiente Deo nostro, custodite, et perquirite cuncta mandata Domini Dei nostri: ut possideatis terram bonam, et relinquatis eam filiis vestris post vos usque in sempiternum. Nun also vor der ganzen Gemeinde Israels und vor den Ohren unseres Gottes⁹ haltet und erforschet alle Gebote des Herrn, unseres Gottes, auf dass ihr das gute Land in Besitz behaltet und es euern Söhnen nach euch auf immer hinterlasset. 1 Chronik 1Chr 13 28 8 9 Ermahne ich euch. 1 Chronik 1Chr 13 28 9 Tu autem Salomon fili mi, scito Deum patris tui, et servito ei corde perfecto, et animo voluntario: omnia enim corda scrutatur Dominus, et universas mentium cogitationes intelligit. Si quæsieris eum, invenies: si autem dereliqueris eum, projiciet te in æternum. Du aber, mein Sohn Salomon! erkenne den Gott deines Vaters und diene ihm mit ungeteiltem Herzen und mit willigem Gemüte;¹⁰ denn der Herr durchforscht alle Herzen und kennt alle Gedanken der Gemüter. Wenn du ihn suchst, wirst du ihn finden; wenn du ihn aber verlässest, wird er dich auf ewig verwerfen. [Ps 7,11] 1 Chronik 1Chr 13 28 9 10 Richte dein ganzes Herz auf ihn. 1 Chronik 1Chr 13 0 1 Nach Aufzählung dessen, was er bereits selbst vorbereitet, fordert David die Fürsten auf, auch ihrerseits zum Tempelbaue beizusteuern (V. 5), diese geben gern das Versprechen. (V. 9) c. David sagt Gott Dank und fleht ihn an, Salomon bei diesem Werke beizustehen. (V. 19) d. David übergibt Salomon die Herrschaft, dieser wird gesalbt und als König begrüßt. (V. 25) Epilog: Quellen der Geschichte Davids. 1 Chronik 1Chr 13 29 1 Locutusque est David rex ad omnem ecclesiam: Salomonem filium meum unum elegit Deus, adhuc puerum et tenellum: opus namque grande est, neque enim homini præparatur habitatio, sed Deo. Alsdann sprach der König David zu allen Versammelten: Mein Sohn Salomon, den Gott allein erwählt hat, ist noch jung und zart; aber das Werk ist groß, denn nicht für einen Menschen wird eine Wohnung bereitet, sondern für Gott. 1 Chronik 1Chr 13 29 10 Et benedixit Domino coram universa multitudine, et ait: Benedictus es Domine Deus Israel patris nostri ab æterno in æternum. Und er pries den Herrn vor der ganzen Versammlung und sprach: Gepriesen bist du Herr, Gott Israels, unseres Vaters, von Ewigkeit zu Ewigkeit! 1 Chronik 1Chr 13 29 11 Tua est Domine magnificentia, et potentia, et gloria, atque victoria: et tibi laus: cuncta enim quæ in clo sunt, et in terra tua sunt: tuum Domine regnum, et tu es super omnes principes. Dein, o Herr! ist die Herrlichkeit und die Macht und der Ruhm und der Sieg, und dir gebührt das Lob! Denn alles, was im Himmel und auf Erden ist, ist dein;¹⁰ dein, o Herr! ist die Herrschaft und du bist¹¹ erhaben über alle Fürsten. 1 Chronik 1Chr 13 29 11 10 72 Millionen Mark. 1 Chronik 1Chr 13 29 11 10 72 Millionen Mark. 1 Chronik 1Chr 13 29 11 11 Dein, o Herr, ist die Größe und die Stärke und die Herrlichkeit und der Sieg und die Majestät, alles im Himmel und auf Erden. 1 Chronik 1Chr 13 29 12 Tuæ divitiæ, et tua est gloria: tu dominaris omnium, in manu tua virtus et potentia: in manu tua magnitudo, et imperium omnium. Dein ist der Reichtum und dein ist die Ehre;¹² du herrschest über alles, in deiner Hand ist Kraft und Macht; in deiner Hand ist Größe und Herrschaft über alles.¹³ 1 Chronik 1Chr 13 29 12 12 Das Folgende hebr.: Das über alles erhabene Haupt. 1 Chronik 1Chr 13 29 12 13 Reichtum und Ehre kommen von dir. 1 Chronik 1Chr 13 29 13 Nunc igitur Deus noster confitemur tibi, et laudamus nomen tuum inclytum. Darum, unser Gott! preisen wir dich und loben deinen herrlichen Namen. 1 Chronik 1Chr 13 29 14 Quis ego, et quis populus meus, ut possimus hæc tibi universa promittere? Tua sunt omnia: et quæ de manu tua accepimus dedimus tibi. Denn wer bin ich und wer ist mein Volk, dass wir dir dies alles sollen verheißen können?¹⁴ Dein ist alles und was wir aus deiner Hand empfangen haben, das haben wir dir gegeben.¹⁵ 1 Chronik 1Chr 13 29 14 14 Hebr.: In deiner Hand steht es, alles groß und stark zu machen. 1 Chronik 1Chr 13 29 14 15 Hebr.: denn von dir kommt alles und aus deiner Hand (von dem Deinigen) haben wir dir gegeben. 1 Chronik 1Chr 13 29 15 Peregrini enim sumus coram te, et advenæ, sicut omnes patres nostri. Dies nostri quasi umbra super terram, et nulla est mora. Denn wir sind Fremdlinge vor dir und Ankömmlinge wie alle unsere Väter. Unsere Tage auf Erden sind wie ein Schatten und es ist kein Bleiben. [Weish 2,5] 1 Chronik 1Chr 13 29 16 Domine Deus noster, omnis hæc copia, quam paravimus ut ædificaretur domus nomini sancto tuo, de manu tua est, et tua sunt omnia. Herr, unser Gott! all diese Fülle, die wir bereitet haben, um deinem heiligen Namen ein Haus zu bauen, aus deiner Hand kommt sie und dein ist alles. 1 Chronik 1Chr 13 29 17 Scio Deus meus quod probes corda, et simplicitatem diligas, unde et ego in simplicitate cordis mei lætus obtuli universa hæc: et populum tuum, qui hic repertus est, vidi cum ingenti gaudio tibi offerre donaria. Ich weiß, mein Gott! dass du die Herzen prüfst und die Lauterkeit liebst; darum habe ich auch in der Lauterkeit meines Herzens freudig dies alles dargebracht und mit großer Freude gesehen, wie dein Volk dir seine Gaben darbrachte. 1 Chronik 1Chr 13 29 18 Domine Deus Abraham, et Isaac, et Israel patrum nostrorum, custodi in æternum hanc voluntatem cordis eorum, et semper in venerationem tui mens ista permaneat. Herr, du Gott unserer Väter Abraham, Isaak und Israel, bewahre auf ewig diesen Willen ihres Herzens und lass diese Gesinnung zu deiner Verehrung immerdar währen!¹⁶ 1 Chronik 1Chr 13 29 18 16 Hebr.: und richte ihr Herz auf dich hin. 1 Chronik 1Chr 13 29 19 Salomoni quoque filio meo da cor perfectum, ut custodiat mandata tua, testimonia tua, et ceremonias tuas, et faciat universa: et ædificet ædem, cujus impensas paravi. Auch meinem Sohn Salomon gib ein vollkommenes¹⁷ Herz, deine Gebote, deine Zeugnisse und deine Satzungen zu bewahren und alles zu erfüllen und das Haus zu bauen, für das ich alles vorbereitet habe. 1 Chronik 1Chr 13 29 19 17 Ungeteiltes. 1 Chronik 1Chr 13 29 2 Ego autem totis viribus meis præparavi impensas domus Dei mei. Aurum ad vasa aurea, et argentum in argentea, æs in ænea, ferrum in ferrea, ligna ad lignea: et lapides onychinos, et quasi stibinos, et diversorum colorum, omnemque pretiosum lapidem, et marmor Parium abundantissime: Ich habe aus allen meinen Kräften für das Haus meines Gottes vorbereitet: das Gold zu den goldenen Gefäßen, das Silber zu den silbernen, das Erz zu den ehernen, das Eisen zu den eisernen, das Holz zu den hölzernen, dazu Onyx-Steine und Spießglanz gleiche und bunte Steine¹ und allerlei andere kostbare Steine und parischen Marmor² in Menge. 1 Chronik 1Chr 13 29 2 1 Hebr.: Onyx- und Einfasssteine, glänzende (Spießglanz gleichende) und bunt gestreifte oder gefleckte Edelsteine. 1 Chronik 1Chr 13 29 2 2 Hebr.: Marmorsteine. Parisch ist der Septuag. entnommen. 1 Chronik 1Chr 13 29 20 Præcepit autem David universæ ecclesiæ: Benedicite Domino Deo nostro. Et benedixit omnis ecclesia Domino Deo patrum suorum: et inclinaverunt se, et adoraverunt Deum, et deinde regem. Und David gebot der ganzen Versammlung: Preiset den Herrn, unsern Gott! Da pries die ganze Versammlung den Herrn, den Gott ihrer Väter, und sie verneigten sich und warfen sich vor Gott nieder und huldigten dann dem Könige. 1 Chronik 1Chr 13 29 21 Immolaveruntque victimas Domino: et obtulerunt holocausta die sequenti, tauros mille, arietes mille, agnos mille cum libaminibus suis, et universo ritu abundantissime in omnem Israel. Und sie schlachteten dem Herrn Opfer und brachten am folgenden Tage Brandopfer dar, tausend Stiere, tausend Widder, tausend Schafe, samt den Trankopfern dazu, nach aller Vorschrift,¹⁸ in großer Menge, für ganz Israel. 1 Chronik 1Chr 13 29 21 18 Hebr.: Und Schlachtopfer; nämlich Friedopfer, die vom Volke selbst verzehrt wurden. 1 Chronik 1Chr 13 29 22 Et comederunt, et biberunt coram Domino in die illo cum grandi lætitia. Et unxerunt secundo Salomonem filium David. Unxerunt autem eum Domino in principem, et Sadoc in pontificem. Und sie aßen und tranken an diesem Tage vor dem Herrn mit großer Freude. Auch salbten sie Salomon, den Sohn Davids zum zweitenmal¹⁹ und salbten ihn dem Herrn als Fürsten²⁰ und Sadok zum Priester.²¹ [1Kön 1,39] 1 Chronik 1Chr 13 29 22 19 Zum zweiten Male, insoferne Salomon [1Chr 23,1] zum ersten Male als König bezeichnet war. 1 Chronik 1Chr 13 29 22 20 Als Stellvertreter Gottes. Dieses Ereignis entspricht [1Kön 1,32ff]. 1 Chronik 1Chr 13 29 22 21 Wenn auch Sadok schon bei der Salbung Salomons [1Kön 1,32ff] tätig war, wurde Abiathar doch erst im Anfang der Regierung des Königs des Hohenpriestertums verlustig erklärt. [1Kön 2,27] 1 Chronik 1Chr 13 29 23 Seditque Salomon super solium Domini in regem pro David patre suo, et cunctis placuit: et paruit illi omnis Israel. Und Salomon setzte sich auf den Thron des Herrn als König an seines Vaters David Statt und er fand bei allen Wohlgefallen und ganz Israel gehorchte ihm. 1 Chronik 1Chr 13 29 24 Sed et universi principes, et potentes, et cuncti filii regis David dederunt manum, et subjecti fuerunt Salomoni regi. Aber alle Fürsten und Gewaltigen²² und alle Söhne des Königs David gaben ihm die Hand²³ und unterwarfen sich dem Könige Salomon. 1 Chronik 1Chr 13 29 24 22 Hebr.: Heiden. 1 Chronik 1Chr 13 29 24 23 Die Hand ist Werkzeug der Tat und Symbol der macht. 1 Chronik 1Chr 13 29 25 Magnificavit ergo Dominus Salomonem super omnem Israel: et dedit illi gloriam regni, qualem nullus habuit ante eum rex Israel. Der Herr erhöhte also Salomon über ganz Israel und gab ihm eine Herrlichkeit der Herrschaft, wie solche kein König von Israel vor ihm gehabt.²⁴ 1 Chronik 1Chr 13 29 25 24 Nicht einmal David vor ihm gehabt. Übrigens ist die Verheißung nicht notwendig auf die israelitischen Könige zu beschränken. 1 Chronik 1Chr 13 29 26 Igitur David filius Isai regnavit super universum Israel. So herrschte David, der Sohn Isais, über ganz Israel. 1 Chronik 1Chr 13 29 27 Et dies, quibus regnavit super Israel, fuerunt quadraginta anni: in Hebron regnavit septem annis, et in Jerusalem annis triginta tribus. Die Zeit, durch welche er über Israel herrschte, war vierzig Jahre; in Hebron herrschte er sieben Jahre²⁵ und in Jerusalem dreiunddreißig Jahre. [1Kön 2,11] 1 Chronik 1Chr 13 29 27 25 Und sechs Monate. [2Sam 5,4] 1 Chronik 1Chr 13 29 28 Et mortuus est in senectute bona, plenus dierum, et divitiis, et gloria: et regnavit Salomon filius ejus pro eo. Und er starb im glücklichen Alter, hochbetagt, in Reichtum und Ehren, und sein Sohn Salomon ward König an seiner Statt. 1 Chronik 1Chr 13 29 29 Gesta autem David regis priora, et novissima scripta sunt in Libro Samuelis Videntis, et in Libro Nathan prophetæ, atque in volumine Gad Videntis: Des Königs David Taten aber, die früheren wie die späteren, sind geschrieben im Buche Samuels, des Sehers, und im Buche Nathans, des Propheten, und im Buche Gads, des Sehers, 1 Chronik 1Chr 13 29 3 Et super hæc, quæ obtuli in domum Dei mei de peculio meo aurum et argentum, do in templum Dei mei, exceptis his, quæ præparavi in ædem sanctam. Und zu allem, was ich für das Haus meines Gottes von meinem Eigentum an Gold und Silber dargebracht habe, gebe ich noch für den Tempel meines Gottes, außer dem, was ich für das heilige Haus bereitet habe, 1 Chronik 1Chr 13 29 30 Universique regni ejus, et fortitudinis, et temporum, quæ transierunt sub eo, sive in Israel, sive in cunctis regnis terrarum. ebenso seine ganze Regierung, wie seine Macht und die Zeitläufte, die unter ihm, sowohl über Israel wie über alle Reiche der Erde dahingingen. 1 Chronik 1Chr 13 29 4 Tria millia talenta auri de auro Ophir: et septem millia talentorum argenti probatissimi ad deaurandos parietes templi. Dreitausend Talente Gold von dem Golde aus Ophir³ und siebentausend Talente gediegenen Silbers,⁴ um die Wände des Tempels⁵ damit zu bekleiden; 1 Chronik 1Chr 13 29 4 3 Etwa 135 Millionen Mark. 1 Chronik 1Chr 13 29 4 4 Etwa 42 Millionen Mark. 1 Chronik 1Chr 13 29 4 5 Das Heilige und Allerheiligste und die Wände des Obergemaches. 1 Chronik 1Chr 13 29 5 Et, ubicumque opus est aurum de auro, et ubicumque opus est argentum de argento, opera fiant per manus artificum: et si quis sponte offert, impleat manum suam hodie, et offerat quod voluerit Domino. und jede Arbeit, wo Gold vonnöten, soll von Gold, und wo Silber vonnöten, von Silber durch die Hände der Künstler gemacht werden. Will nun jemand eine freiwillige Gabe darbringen, so fülle er heute seine Hand⁶ und bringe dem Herrn dar, was er will. [2Kön 12,4] 1 Chronik 1Chr 13 29 5 6 Er bringe freiwillig dar. 1 Chronik 1Chr 13 29 6 Polliciti sunt itaque principes familiarum, et proceres tribuum Israel, tribuni quoque, et centuriones, et principes possessionum regis. Da gelobten die Fürsten der Geschlechter und die Obersten der Stämme Israels, auch die Obersten und Hauptleute und die Verwalter der Güter des Königs,⁷ 1 Chronik 1Chr 13 29 6 7 Die [1Chr 27,25-31] Aufgezählten. 1 Chronik 1Chr 13 29 7 Dederuntque in opera domus Dei auri talenta quinque millia, et solidos decem millia: argenti talenta decem millia, et æris talenta decem et octo millia: ferri quoque centum millia talentorum. und spendeten zu der Arbeit des Hauses Gottes fünftausend Talente Gold,⁸ zehntausend Goldstücke,⁹ zehntausend Talente Silber,¹⁰ achtzehntausend Talente Erz, dazu hunderttausend Talente Eisen. 1 Chronik 1Chr 13 29 7 8 225 Millionen Mark. 1 Chronik 1Chr 13 29 7 9 Während die Talente wohl in Barren bestanden, sind die Goldstücke einzeln. Die Summe wird auf etwa 225000 Mark veranschlagt. Der Verfasser benannt die Goldstücke nach der zu seine Zeit üblichen Weise. 1 Chronik 1Chr 13 29 8 Et apud quemcumque inventi sunt lapides, dederunt in thesauros domus Domini, per manum Jahiel Gersonitis. Und wer bei sich Steine fand, gab sie für den Schatz des Hauses des Herrn zu Händen Jahiels, des Gersoniters. 1 Chronik 1Chr 13 29 9 Lætatusque est populus, cum vota sponte promitterent: quia corde toto offerebant ea Domino: sed et David rex lætatus est gaudio magno. Da freute sich das Volk, als jene aus freien Stücken ihre Verheißungen machten, denn von ganzem Herzen brachten sie dieselben dem Herrn dar; aber auch der König David freute sich sehr. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 III. Geschichte Salomons und seiner Nachfolger, insbesondere derjenigen, welche sich die Verehrung des Herrn besonders angelegen sein ließen. (Kap. 1,1 Kap. 36,21) 1. Salomon baut den Tempel und weiht ihn ein. (1,1 9,31) A. Anfang der Geschichte Salomons (V. 17): Salomon bringt vor der Stiftshütte in Gabaon ein Opfer dar. (V. 6) Gott erscheint ihm in der Nacht im Traumgesicht und verleiht ihm Weisheit, dazu Reichtum. 2 Chronik 2Chr 14 1 1 Confortatus est ergo Salomon filius David in regno suo, et Dominus Deus ejus erat cum eo, et magnificavit eum in excelsum. Also erstarkte Salomons, des Sohnes Davids, Herrschermacht und der Herr, sein Gott, war mit ihm und machte ihn groß und erhaben. [1Kön 3,1] 2 Chronik 2Chr 14 1 10 Da mihi sapientiam et intelligentiam, ut ingrediar et egrediar coram populo tuo: quis enim potest hunc populum tuum digne, qui tam grandis est, judicare? Gib mir Weisheit und Einsicht, dass ich vor deinem Volke einziehe und ausziehe;⁷ denn wer vermag dies dein Volk, das so groß ist, nach Gebühr zu richten? [1Kön 3,9, Weish 9,10] 2 Chronik 2Chr 14 1 10 7 Dass ich recht wandle. 2 Chronik 2Chr 14 1 11 Dixit autem Deus ad Salomonem: Quia hoc magis placuit cordi tuo, et non postulasti divitias, et substantiam, et gloriam, neque animas eorum qui te oderant, sed nec dies vitæ plurimos: petisti autem sapientiam et scientiam, ut judicare possis populum meum, super quem constitui te regem. Da sprach Gott zu Salomon: Weil dies vielmehr deinem Herzen gefallen hat und du nicht Reichtum, Schätze und Ruhm, noch das Leben derjenigen, die dich hassen, verlangt hast, auch nicht eine lange Lebenszeit, sondern um Weisheit und Erkenntnis gebeten hast, um mein Volk, über welches ich dich zum Könige gesetzt habe, richten zu können, 2 Chronik 2Chr 14 1 12 Sapientia et scientia data sunt tibi: divitias autem et substantiam et gloriam dabo tibi, ita ut nullus in regibus nec ante te nec post te fuerit similis tui. so sind dir Weisheit und Erkenntnis verliehen; aber auch Reichtum und Schätze und Ruhm will ich dir derart geben, dass keiner unter den Königen dir gleichkommen soll, weder vor dir, noch nach dir!⁸ 2 Chronik 2Chr 14 1 12 8 Vergl. [1Chr 29,25]. 2 Chronik 2Chr 14 1 13 Venit ergo Salomon ab excelso Gabaon in Jerusalem coram tabernaculo fderis, et regnavit super Israel. Salomon kam also von der Höhe von Gabaon vor dem Zelt des Bundes her nach Jerusalem und herrschte über Israel.⁹ 2 Chronik 2Chr 14 1 13 9 Nach [1Kön 3,15] brachte er in Jerusalem auch ein Opfer an der Opferstätte seines Vaters dar, das wohl aber mehr ein Privatopfer ist. 2 Chronik 2Chr 14 1 14 Congregavitque sibi currus et equites, et facti sunt ei mille quadringenti currus, et duodecim millia equitum: et fecit eos esse in urbibus quadrigarum, et cum rege in Jerusalem. Und er sammelte Wagen und Reiter und hatte tausend vierhundert Wagen und zwölftausend Reiter und legte diese in die Wagenstädte¹⁰ und in die Nähe des Königs nach Jerusalem.¹¹ [1Kön 10,26] 2 Chronik 2Chr 14 1 14 10 In denen Stallungen waren. Wohl besonders im Süden des Landes, wo genug Weideplätze waren. 2 Chronik 2Chr 14 1 14 11 Der Verfasser will zeigen, wie Gottes Verheißung 12b in Erfüllung ging. Ähnlich am Schlusse der Regierung Salomons [2Chr 9,24-28]. 2 Chronik 2Chr 14 1 15 Præbuitque rex argentum et aurum in Jerusalem quasi lapides, et cedros quasi sycomoros, quæ nascuntur in campestribus multitudine magna. Auch schaffte der König Silber und Gold nach Jerusalem, gleich als wären es Steine, und Zedern, als wären es wilde Feigenbäume, die in den Ebenen in großer Menge wachsen. 2 Chronik 2Chr 14 1 16 Adducebantur autem ei equi de gypto, et de Coa a negotiatoribus regis, qui ibant, et emebant pretio, Es wurden ihm aber von Ägypten und von Koa¹² Pferde zugeführt von den Händlern des Königs, die hinzogen und um Geld kauften, 2 Chronik 2Chr 14 1 16 12 Sept. Thekua. Hebr.: Und zwar pflegten die königlichen Händler aus Koa Pferde zu holen gegen Bezahlung. 2 Chronik 2Chr 14 1 17 Quadrigam equorum sexcentis argenteis, et equum centum quinquaginta: similiter de universis regnis Hethæorum, et a regibus Syriæ emptio celebrabatur. ein Viergespann Pferde um sechshundert Silberlinge¹³ und ein Pferd um hundertfünfzig; ebenso ward es betreffs des Kaufes in allen Reichen der Hethiter und von den Königen in Syrien gehalten. 2 Chronik 2Chr 14 1 17 13 Sekel, etwa 2 Mark, zusammen also etwa 1500 Mark. 2 Chronik 2Chr 14 1 2 Præcepitque Salomon universo Israeli, tribunis, et centurionibus, et ducibus, et judicibus omnis Israel, et principibus familiarum: Da befahl Salomon dem gesamten Israel, den Obersten und Hauptleuten und den Fürsten und Richtern in ganz Israel und den Häuptern der Geschlechter¹ 2 Chronik 2Chr 14 1 2 1 Mit ihm zu ziehen. 2 Chronik 2Chr 14 1 3 Et abiit cum universa multitudine in excelsum Gabaon, ubi erat tabernaculum fderis Dei, quod fecit Moyses famulus Dei in solitudine. und er zog mit der ganzen Volksmenge zu der Höhe von Gabaon, wo das Zelt des Bundes Gottes war, welches Moses, der Diener Gottes, in der Wüste gemacht hatte. 2 Chronik 2Chr 14 1 4 Arcam autem Dei adduxerat David de Cariathiarim in locum, quem præparaverat ei, et ubi fixerat illi tabernaculum, hoc est, in Jerusalem. Die Lade Gottes aber hatte David von Kariathiarim an den Ort gebracht, den er für sie hergerichtet und wo er für sie ein Zelt aufgeschlagen hatte, das ist nach Jerusalem. [2Sam 6,17, 1Chr 16,1, Ex 37,1] 2 Chronik 2Chr 14 1 5 Altare quoque æneum, quod fabricatus fuerat Beseleel filius Uri filii Hur, ibi erat coram tabernaculo Domini: quod et requisivit Salomon, et omnis ecclesia. Auch war der eherne Altar,² welchen Beseleel, der Sohn Uris, des Sohnes Hurs, gemacht hatte,³ daselbst vor dem Zelte des Herrn und Salomon, wie die ganze Volksgemeinde, suchte ihn auf. 2 Chronik 2Chr 14 1 5 2 Der Brandopferaltar. 2 Chronik 2Chr 14 1 5 3 [Ex 31,2, Ex 37,1, Ex 38,1] 2 Chronik 2Chr 14 1 6 Ascenditque Salomon ad altare æneum, coram tabernaculo fderis Domini, et obtulit in eo mille hostias. Und Salomon trat zu dem ehernen Altar, vor dem Zelte des Bundes des Herrn, hinan und brachte auf demselben tausend Opfer dar.⁴ 2 Chronik 2Chr 14 1 6 4 Durch die Priester. 2 Chronik 2Chr 14 1 7 Ecce autem in ipsa nocte apparuit ei Deus, dicens: Postula quod vis, ut dem tibi. Da siehe, in eben dieser Nacht⁵ erschien ihm Gott und sprach: Begehre, was ich dir geben soll! 2 Chronik 2Chr 14 1 7 5 Nach der Opferfeier. 2 Chronik 2Chr 14 1 8 Dixitque Salomon Deo: Tu fecisti cum David patre meo misericordiam magnam: et constituisti me regem pro eo. Salomon antwortete Gott: Du hast meinem Vater David große Barmherzigkeit erwiesen und hast mich zum Könige an seiner Statt eingesetzt. 2 Chronik 2Chr 14 1 9 Nunc ergo Domine Deus impleatur sermo tuus, quem pollicitus es David patri meo: tu enim me fecisti regem super populum tuum multum, qui tam innumerabilis est, quam pulvis terræ. So gehe nun, Herr Gott! deine Verheißung in Erfüllung, die du meinem Vater David gegeben;⁶ denn du hast mich zum König über dein großes Volk gemacht, das so unzählbar ist wie der Staub der Erde. 2 Chronik 2Chr 14 1 9 6 [1Chr 22,9ff] 2 Chronik 2Chr 14 0 1 B. Bau und Einweihung des Tempels. (2,1 7,22) a. Salomon erbittet von Hiram einen Baumeister und Holz (V. 10) und nötigt die unter den Israeliten wohnenden Fremdlinge zur Mitarbeit. 2 Chronik 2Chr 14 2 1 Decrevit autem Salomon ædificare domum nomini Domini, et palatium sibi. Salomon beschloss nun, das Haus dem Namen des Herrn und einen Palast für sich zu bauen. 2 Chronik 2Chr 14 2 10 Præterea operariis, qui cæsuri sunt ligna, servis tuis dabo in cibaria tritici coros viginti millia, et hordei coros totidem, et vini viginti millia metretas, olei quoque sata viginti millia. Dabei will ich den Arbeitern, deinen Knechten, die das Holz fällen werden, zum Unterhalte zwanzigtausend Kor Weizen und ebensoviele Kor Gerste und zwanzigtausend Metreten Wein und zwanzigtausend Sat Öl geben.⁴ 2 Chronik 2Chr 14 2 10 4 Andere Zahlen [1Kön 5,11]. Die hier und dort genannten Lieferungen haben verschiedene Bestimmung, wie die an beiden Stellen verschiedenartigen hebräischen Worte bezeugen. 1 Könige ist von einem jährlichen Tribut die Rede, welchen Salomon während des Baues nach Tyrus entrichtete, hier von Vorräten, welche er den ihm gestellten Arbeitern in den Libanon sandte. 2 Chronik 2Chr 14 2 11 Dixit autem Hiram rex Tyri per litteras, quas miserat Salomoni: Quia dilexit Dominus populum suum, idcirco te regnare fecit super eum. Da antwortete Hiram, der König von Tyrus, durch einen Brief, den er an Salomon sandte: Weil der Herr sein Volk liebt, darum hat er dich zum Könige über dasselbe gesetzt. 2 Chronik 2Chr 14 2 12 Et addidit, dicens: Benedictus Dominus Deus Israel, qui fecit clum et terram, qui dedit David regi filium sapientem et eruditum et sensatum atque prudentem, ut ædificaret domum Domino, et palatium sibi. Und weiter sprach er: Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, der Himmel und Erde gemacht,⁵ welcher dem Könige David einen weisen, erfahrenen, einsichtigen und klugen Sohn gegeben hat, dass er dem Herrn ein Haus baue und sich einen Palast. 2 Chronik 2Chr 14 2 12 5 Der König schreibt, sich Salomons Anschauung anbequemend. 2 Chronik 2Chr 14 2 13 Misi ergo tibi virum prudentem et scientissimum Hiram, patrem meum, Ich sende dir also einen klugen und sehr einsichtigen Mann, Hiram, meinen Vater,⁶ 2 Chronik 2Chr 14 2 13 6 Wohl Ehrenname für den Künstler, wie [2Chr 4,16]. 2 Chronik 2Chr 14 2 14 Filium mulieris de filiabus Dan, cujus pater fuit Tyrius, qui novit operari in auro, et argento, ære, et ferro, et marmore, et lignis, in purpura quoque, et hyacintho, et bysso, et coccino: et qui scit cælare omnem sculpturam, et adinvenire prudenter quodcumque in opere necessarium est cum artificibus tuis, et cum artificibus domini mei David patris tui. den Sohn einer Frau von den Töchtern Dans,⁷ dessen Vater ein Tyrier war, der es versteht, zu arbeiten in Gold, in Silber, in Erz, Eisen, Marmor und Holz, sowie auch in rotem und blauem Byssus und Scharlach; der jede Art von Schnitzwerk zu fertigen weiß und alles, was zum Werke nötig, kunstreich zu ersinnen versteht, zusammen mit deinen Künstlern und den Künstlern meines Herrn, deines Vaters David. 2 Chronik 2Chr 14 2 14 7 Anders [1Kön 7,14]. Welches immer der Grund der Verschiedenheit in der Angabe ist, und welche Weise des Ausgleiches auch angenommen wird, beide Verfasser wollen auf die mütterlicherseits israelitische Abstammung des Künstlers hinweisen. 2 Chronik 2Chr 14 2 15 Triticum ergo, et hordeum, et oleum, et vinum, quæ pollicitus es domine mi, mitte servis tuis. So sende deinen Knechten, was du, Herr, versprochen hast, Weizen und Gerste, und Öl und Wein. 2 Chronik 2Chr 14 2 16 Nos autem cædemus ligna de Libano, quot necessaria habueris, et applicabimus ea ratibus per mare in Joppe: tuum autem erit transferre ea in Jerusalem. Wir aber werden auf dem Libanon Holz fällen, soviel du nötig hast, und es in Flößen auf dem Meere nach Joppe bringen, deine Sache aber wird es sein, dasselbe nach Jerusalem zu schaffen. 2 Chronik 2Chr 14 2 17 Numeravit igitur Salomon omnes viros proselytos, qui erant in terra Israel, post dinumerationem, quam dinumeravit David pater ejus, et inventi sunt centum quinquaginta millia, et tria millia sexcenti. Da zählte Salomon alle Fremdlinge, die im Lande Israel waren, nach der Zählung, welche sein Vater David⁸ vorgenommen hatte, und es fanden sich hundertdreiundfünfzigtausendsechshundert. 2 Chronik 2Chr 14 2 17 8 [1Chr 22,2] 2 Chronik 2Chr 14 2 18 Fecitque ex eis septuaginta millia, qui humeris onera portarent, et octoginta millia, qui lapides in montibus cæderent: tria autem millia et sexcentos præpositos operum populi. Von diesen bestimmte er siebzigtausend zu Lastträgern und achtzigtausend, um Steine im Gebirge⁹ zu brechen; und dreitausendsechshundert als Vorsteher über die Arbeiten des Volkes. 2 Chronik 2Chr 14 2 18 9 Im Süden von Juda. 2 Chronik 2Chr 14 2 2 Et numeravit septuaginta millia virorum portantium humeris, et octoginta millia qui cæderent lapides in montibus, præpositosque eorum tria millia sexcentos. Und er zählte siebzigtausend als Lastträger ab und achtzigtausend, um im Gebirge Steine zu brechen, und als Vorsteher über sie dreitausendsechshundert.¹ 2 Chronik 2Chr 14 2 2 1 [1Kön 5,16] werden nur 3300 genannt, die hier beigefügten 300 waren also Oberaufseher. 2 Chronik 2Chr 14 2 3 Misit quoque ad Hiram regem Tyri, dicens: Sicut egisti cum David patre meo, et misisti ei ligna cedrina ut ædificaret sibi domum, in qua et habitavit: Sodann sandte er zu Hiram, dem Könige von Tyrus, und ließ ihm sagen: Was du meinem Vater David getan, dass du ihm Zedernholz sandtest, sich ein Haus zu bauen, in dem er auch wohnte, [1Kön 5,2] 2 Chronik 2Chr 14 2 4 Sic fac mecum ut ædificem domum nomini Domini Dei mei, ut consecrem eam ad adolendum incensum coram illo, et fumiganda aromata, et ad propositionem panum sempiternam, et ad holocautomata mane, et vespere, sabbatis quoque, et neomeniis, et solemnitatibus Domini Dei nostri in sempiternum, quæ mandata sunt Israeli. das tue auch mir, damit ich dem Namen des Herrn, meines Gottes, ein Haus baue und es einweihe, dass man das Räucherwerk vor ihm verbrenne und Wohlgerüche darbringe und Schaubrote immerdar auflege und Brandopfer morgens und abends und an den Sabbaten und Neumonden und den Festtagen des Herrn, unseres Gottes, die Israel geboten sind, auf immer. 2 Chronik 2Chr 14 2 5 Domus enim, quam ædificare cupio, magna est: magnus est enim Deus noster super omnes deos. Denn es ist ein großes Haus, das ich bauen will; denn unser Gott ist größer als alle Götter. 2 Chronik 2Chr 14 2 6 Quis ergo poterit prævalere, ut ædificet ei dignam domum? Si clum, et cli clorum capere eum nequeunt: quantus ego sum, ut possim ædificare ei domum? Sed ad hoc tantum, ut adoleatur incensum coram illo. Wer wird also imstande sein können, ein Haus zu bauen, das seiner würdig wäre? Wenn der Himmel und die Himmel der Himmel ihn nicht fassen können, was bin ich, dass ich ihm ein Haus bauen könnte? Es sei denn einzig dazu, dass man vor ihm Räucherwerk anzünde.² 2 Chronik 2Chr 14 2 6 2 Ich will das Haus nicht zu seiner Wohnung, sondern als Stätte seiner Verehrung bauen. 2 Chronik 2Chr 14 2 7 Mitte ergo mihi virum eruditum, qui noverit operari in auro, et argento, ære, et ferro, purpura, coccino, et hyacintho, et qui sciat sculpere cælaturas cum his artificibus, quos mecum habeo in Judæa, et Jerusalem, quos præparavit David pater meus. Darum sende mir einen erfahrenen Mann, der Arbeiten in Gold und Silber, Erz und Eisen, Purpur, Scharlach und Himmelblau zu fertigen weiß und der kundig ist, Schnitzwerk auszuführen, im Verein mit den Künstlern, welche ich in Judäa und Jerusalem bei mir habe und welche mein Vater David bestellt hat. 2 Chronik 2Chr 14 2 8 Sed et ligna cedrina mitte mihi, et arceuthina, et pinea de Libano: scio enim quod servi tui noverint cædere ligna de Libano, et erunt servi mei cum servis tuis, Sende mir auch Zedernholz, Tannen- und Fichtenholz³ vom Libanon; denn ich weiß, dass deine Knechte die Bäume auf dem Libanon zu fällen wissen, und meine Knechte sollen mit deinen Knechten sein, 2 Chronik 2Chr 14 2 8 3 Hebr.: Almuggim. Sandelholz? 2 Chronik 2Chr 14 2 9 Ut parentur mihi ligna plurima. Domus enim, quam cupio ædificare, magna est nimis, et inclyta. dass man mir Holz in großer Menge zurüste; denn es ist ein sehr großes und herrliches Haus, das ich bauen will. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 b. Beschreibung des Tempels 2 Chronik 2Chr 14 3 1 Et cpit Salomon ædificare domum Domini in Jerusalem in monte Moria, qui demonstratus fuerat David patri ejus, in loco, quem paraverat David in area Ornan Jebusæi. Da begann Salomon das Haus des Herrn in Jerusalem auf dem Berge Moria¹ zu bauen, der seinem Vater David gezeigt ward, an dem Orte, den David auf der Tenne Ornans, des Jebusiters, zugerichtet hatte. [1Kön 6,1, 2Sam 24,25, 1Chr 21,6] 2 Chronik 2Chr 14 3 1 1 [Gen 22,2] Es ist der nördlich von Sion gelegene Berg. 2 Chronik 2Chr 14 3 10 Fecit etiam in domo Sancti sanctorum cherubim duos, opere statuario: et texit eos auro. Ferner machte er im Gebäude des Allerheiligsten zwei Cherubim von Bildhauerarbeit und überzog sie mit Gold. 2 Chronik 2Chr 14 3 11 Alæ cherubim viginti cubitis extendebantur, ita ut una ala haberet cubitos quinque et tangeret parietem domus: et altera quinque cubitos habens, alam tangeret alterius cherub. Die Flügel der Cherubim breiteten sich zwanzig Ellen weit aus,¹³ so dass ein Flügel fünf Ellen hatte und die Wand des Hauses berührte, während der andere Flügel fünf Ellen lang war und den Flügel des andern Cherub berührte. 2 Chronik 2Chr 14 3 11 13 Die Länge der Flügel aller Cherubim zusammen war 20 Ellen, des einzelnen also fünf Ellen. Ihre Höhe war nach [1Kön 6,26] zehn Ellen. 2 Chronik 2Chr 14 3 12 Similiter cherub alterius ala, quinque habebat cubitos, et tangebat parietem: et ala ejus altera quinque cubitorum, alam cherub alterius contingebat. Ebenso hatte ein Flügel des andern Cherub fünf Ellen und berührte die Wand, während sein anderer Flügel fünf Ellen lang war und an den Flügel des andern Cherub stieß. 2 Chronik 2Chr 14 3 13 Igitur alæ utriusque cherubim expansæ erant, et extendebantur per cubitos viginti: ipsi autem stabant erectis pedibus, et facies eorum erant versæ ad exteriorem domum. Die Flügel der beiden Cherubim waren also ausgebreitet und maßen zwanzig Ellen, die Cherubim aber standen aufrecht auf ihren Füßen, mit dem Gesichte nach dem Äußern des Hauses gewendet.¹⁴ 2 Chronik 2Chr 14 3 13 14 Gegen das Heilige. 2 Chronik 2Chr 14 3 14 Fecit quoque velum ex hyacintho, purpura, cocco, et bysso: et intexuit ei cherubim. Ferner machte er den Vorhang von blauem und rotem Purpur, Scharlach und Byssus und wirkte Cherubim hinein.¹⁵ [Mt 27,51] 2 Chronik 2Chr 14 3 14 15 Außer dem Vorhang war nach [1Kön 6,31ff] eine Tür. 2 Chronik 2Chr 14 3 15 Ante fores etiam templi duas columnas, quæ triginta et quinque cubitos habebant altitudinis: porro capita earum, quinque cubitorum. Und vor der Türe des Tempels machte er zwei Säulen, welche fünfunddreißig Ellen hoch waren und deren Knäufe fünf Ellen hatten.¹⁶ [Jer 52,20] 2 Chronik 2Chr 14 3 15 16 Nach [1Kön 7,15, 2Kön 25,17] betrug der aufrechte Stand der Säulen 18 Ellen, nach [1Kön 7,15] umgab ein Gewinde die Säule am zweiten Teil, dieser selbst war 12 Ellen lang. Nun hatten die Säulen einen Aufsatz von fünf Ellen, der aus zwei Teilen bestand, drei Ellen in lilienförmiger Gestalt mit Geflecht und Granatäpfeln [2Kön 25,17], darüber zwei Ellen mit je 100 Granatäpfeln. Der horizontale Durchmesser der Lilienform betrug vier Ellen, also eine Elle weniger, als die Höhe war, und aus dem Kelche dieser Lilie ragte die Verlängerung des Aufsatzes noch zwei Ellen um den oberen Rand des Lilienkelches empor. Die Gesamthöhe der beiden Säulen war also 35 Ellen, diese überragten also den Tempel um den Aufsatz, d.i. um fünf Ellen. 2 Chronik 2Chr 14 3 16 Necnon et quasi catenulas in oraculo, et superposuit eas capitibus columnarum: malogranata etiam centum, quæ catenulis interposuit. Auch machte er eine Art Kettchen im Spruchorte¹⁷ und brachte sie oben an den Knäufen der Säulen an; sodann machte er hundert Granatäpfel und setzte sie an die Kettchen. 2 Chronik 2Chr 14 3 16 17 Richtiger: am Reife. 2 Chronik 2Chr 14 3 17 Ipsas quoque columnas posuit in vestibulo templi, unam a dextris, et alteram a sinistris: eam, quæ a dextris erat, vocavit Jachin: et quæ ad lævam, Booz. Und er stellte die Säulen vor den Tempel, eine zur Rechten, die andere zur Linken; die, welche zur Rechten war, nannte er Jachin und die zur Linken Booz.¹⁸ 2 Chronik 2Chr 14 3 17 18 Er stellt fest und: mit Kraft. 2 Chronik 2Chr 14 3 2 Cpit autem ædificare mense secundo, anno quarto regni sui. Er fing aber im zweiten Monat, im vierten Jahre seiner Herrschaft, zu bauen an. 2 Chronik 2Chr 14 3 3 Et hæc sunt fundamenta, quæ jecit Salomon, ut ædificaret domum Dei, longitudinis cubitos in mensura prima sexaginta, latitudinis cubitos viginti. Und dies ist die Grundlegung² Salomons für den Bau des Hauses Gottes: Die Länge betrug sechzig Ellen nach altem Maße,³ die Breite zwanzig Ellen. 2 Chronik 2Chr 14 3 3 2 Das Grundmaß. 2 Chronik 2Chr 14 3 3 3 Also 7 Handbreiten. [Ez 40,5, Ez 43,13] 2 Chronik 2Chr 14 3 4 Porticum vero ante frontem, quæ tendebatur in longum juxta mensuram latitudinis domus, cubitorum viginti: porro altitudo centum viginti cubitorum erat: et deauravit eam intrinsecus auro mundissimo. Die Halle an der Vorderseite, welche sich in der Länge nach dem Maße der Breite des Hauses hinzog, war zwanzig Ellen lang und hundertundzwanzig Ellen hoch;⁴ diese überkleidete er inwendig mit dem lautersten Golde. 2 Chronik 2Chr 14 3 4 4 Schreibfehler. Septuag. und Pasch.: 20; das Haus selbst hatte 30 Ellen Höhe. Ihre Tiefe war nach [1Kön 6,3] zehn Ellen, so dass die Längsseite des Hauses mit ihr 70 Ellen betrug. 2 Chronik 2Chr 14 3 5 Domum quoque majorem texit tabulis ligneis abiegnis, et laminas auri obrizi affixit per totum: sculpsitque in ea palmas, et quasi catenulas se invicem complectentes. Und das große Haus⁵ belegte er mit Brettern von Tannenholz⁶ und überkleidete es in seiner ganzen Ausdehnung mit Plättchen von feinem Golde, in die er Palmen und eine Art aneinander anschließender Kettchen⁷ grub. 2 Chronik 2Chr 14 3 5 5 Das Heiligtum als den Hauptraum. 2 Chronik 2Chr 14 3 5 6 Die steinernen Mauern damit vertäfelnd. 2 Chronik 2Chr 14 3 5 7 Die Gewinde verbanden die Palmen. 2 Chronik 2Chr 14 3 6 Stravit quoque pavimentum templi pretiosissimo marmore, decore multo. Auch belegte er den Fußboden des Tempels mit dem kostbarsten Marmor,⁸ zu großer Zier. 2 Chronik 2Chr 14 3 6 8 Hebr.: kostbarem Gesteine. 2 Chronik 2Chr 14 3 7 Porro aurum erat probatissimum, de cujus laminis texit domum, et trabes ejus, et postes, et parietes, et ostia: et cælavit cherubim in parietibus. Das Gold aber, mit dessen Plättchen er das Haus und seine Balken und Pfosten und Wände und Türen bekleidete, war das gediegenste⁹ und er grub Cherubim in die Wände. 2 Chronik 2Chr 14 3 7 9 Hebr.: Gold von Parvaim. Dieser Fundort wird nur hier genannt. 2 Chronik 2Chr 14 3 8 Fecit quoque domum Sancti sanctorum: longitudinem juxta latitudinem domus cubitorum viginti: et latitudinem similiter viginti cubitorum: et laminis aureis texit eam, quasi talentis sexcentis. Hierauf machte er das Gebäude des Allerheiligsten, die Länge entsprechend der Breite des Hauses, zwanzig Ellen, und die Breite ebenso zwanzig Ellen; und er bedeckte es mit Goldplatten von etwa sechshundert Talenten.¹⁰ 2 Chronik 2Chr 14 3 8 10 Über 27 Millionen Mark. 2 Chronik 2Chr 14 3 9 Sed et clavos fecit aureos, ita ut singuli clavi siclos quinquagenos appenderent: cnacula quoque texit auro. Auch die Nägel machte er von Gold, so dass jeder Nagel fünfzig Sekel¹¹ wog; und auch die Obergemächer¹² überkleidete er mit Gold. 2 Chronik 2Chr 14 3 9 11 Er vergoldete wohl die Köpfe der Nägel. Etwa 125 Mark. Nach dem Hebr. kommt diese Summe auf alle Nägel zusammen. 2 Chronik 2Chr 14 3 9 12 Welche über dem Allerheiligsten waren. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 Beschreibung der Gerätschaften für die Vorhöfe und das Heiligtum. (Kap. 4) 2 Chronik 2Chr 14 4 1 Fecit quoque altare æneum viginti cubitorum longitudinis, et viginti cubitorum latitudinis, et decem cubitorum altitudinis. Ferner machte er einen ehernen Altar,¹ zwanzig Ellen lang und zwanzig Ellen breit und zehn Ellen hoch; 2 Chronik 2Chr 14 4 1 1 Den Brandopferaltar im Vorhofe. 2 Chronik 2Chr 14 4 10 Porro mare posuit in latere dextro contra orientem ad meridiem. Und das Meer setzte er auf die rechte Seite gegen Osten, nach Süden zu.⁹ 2 Chronik 2Chr 14 4 10 9 An der Südostecke des Tempels. 2 Chronik 2Chr 14 4 11 Fecit autem Hiram lebetes, et creagras, et phialas: et complevit omne opus regis in domo Dei: Hiram aber machte Töpfe und Gabeln¹⁰ und Schalen und vollendete alles, was er für den König im Hause Gottes zu machen hatte, 2 Chronik 2Chr 14 4 11 10 Hebr.: Schaufeln. 2 Chronik 2Chr 14 4 12 Hoc est, columnas duas, et epistylia, et capita, et quasi quædam retiacula, quæ capita tegerent super epistylia. nämlich die zwei Säulen mit den Aufsätzen und Knäufen und die netzförmigen Reife, welche die Knäufe über den Aufsätzen bedeckten,¹¹ 2 Chronik 2Chr 14 4 12 11 Siehe [1Kön 7,16-20]. 2 Chronik 2Chr 14 4 13 Malogranata quoque quadringenta, et retiacula duo ita ut bini ordines malogranatorum singulis retiaculis jungerentur, quæ protegerent epistylia, et capita columnarum. und die vierhundert Granatäpfel und die zwei netzförmigen Reife, so dass je zwei Reihen Granatäpfel an jedem Reife hingen, um die Aufsätze und Knäufe der Säulen zu bedecken. 2 Chronik 2Chr 14 4 14 Bases etiam fecit, et conchas, quas superposuit basibus: Und er machte die Gestelle und die Becken, welche er auf die Gestelle setzte; 2 Chronik 2Chr 14 4 15 Mare unum, boves quoque duodecim sub mari. das eine Meer¹² und zwölf Rinder unter das Meer, 2 Chronik 2Chr 14 4 15 12 Das Meer ein Stück. 2 Chronik 2Chr 14 4 16 Et lebetes, et creagras, et phialas. Omnia vasa fecit Salomoni Hiram pater ejus in domo Domini ex ære mundissimo. und die Töpfe und Gabeln und Schalen. Alle Gerätschaften machte Hiram, sein Vater,¹³ dem Salomon im Hause des Herrn aus dem feinsten Erze. 2 Chronik 2Chr 14 4 16 13 Vergl. [2Chr 2,13]. Ehrenname für den Künstler. 2 Chronik 2Chr 14 4 17 In regione Jordanis fudit ea rex in argillosa terra inter Sochot, et Saredatha. In der Jordanlandschaft ließ sie der König gießen in Lehmerde zwischen Sochot und Saredatha. [1Kön 7,46] 2 Chronik 2Chr 14 4 18 Erat autem multitudo vasorum innumerabilis, ita ut ignoraretur pondus æris. Die Gerätschaften aber waren in unzählbarer Menge, so dass man das Gewicht des Erzes nicht wusste. 2 Chronik 2Chr 14 4 19 Fecitque Salomon omnia vasa domus Dei, et altare aureum, et mensas, et super eas panes propositionis: Und Salomon fertigte alle Gerätschaften des Hauses Gottes, den goldenen Altar, die Tische mit den Schaubroten darauf;¹⁴ 2 Chronik 2Chr 14 4 19 14 Es war nur einer [1Kön 7,48]. 2 Chronik 2Chr 14 4 2 Mare etiam fusile decem cubitis a labio usque ad labium, rotundum per circuitum: quinque cubitos habebat altitudinis, et funiculus triginta cubitorum ambiebat gyrum ejus. sodann das gegossene Meer, zehn Ellen von einem Rande zum anderen, ringsum gerundet; fünf Ellen war es hoch und eine Schnur von dreißig Ellen lief um seinen Rand. [1Kön 7,23] 2 Chronik 2Chr 14 4 20 Candelabra quoque cum lucernis suis ut lucerent ante oraculum juxta ritum ex auro purissimo: die Leuchter mit ihren Lampen, die vor dem Spruchorte nach Vorschrift leuchten sollten, vom lautersten Gold; 2 Chronik 2Chr 14 4 21 Et florentia quædam, et lucernas et forcipes aureos: Omnia de auro mundissimo facta sunt. auch das Blumenwerk, die Lampen und die goldenen Lichtscheeren, alles ward aus dem feinsten Golde gemacht; 2 Chronik 2Chr 14 4 22 Thymiateria quoque, et thuribula, et phialas, et mortariola ex auro purissimo. Et ostia cælavit templi interioris, id est, in Sancta sanctorum: et ostia templi forinsecus aurea. Sicque completum est omne opus, quod fecit Salomon in domo Domini. ebenso die Gefäße zum Räuchern und die Rauchfässer und die Schalen und Mörser vom reinsten Golde.¹⁵ Auch machte er die Türen des inneren Tempels, zum Allerheiligsten, mit Schnitzwerk¹⁶ und die äußern Türen des Tempels von Gold. So war die ganze Arbeit vollendet, welche Salomon im Hause des Herrn schaffte. 2 Chronik 2Chr 14 4 22 15 Hebr.: Und die Messer, Sprengschalen, Schüsseln und Pfannen aus reinem Gold. 2 Chronik 2Chr 14 4 22 16 Diese Erwähnung fehlt im Hebr. 2 Chronik 2Chr 14 4 3 Similitudo quoque boum erat subter illud, et decem cubitis quædam extrinsecus cælaturæ, quasi duobus versibus alvum maris circuibant. Boves autem erant fusiles: Unter demselben waren Rindergestalten² und verschiedenes Bildwerk umschloss außen in zwei Reihen, auf je zehn Ellen, den Bauch des Meeres; die Rinder waren gegossen.³ 2 Chronik 2Chr 14 4 3 2 Von den Rindern ist erst V. 3 die Rede. Nach [1Kön 7,24] ist vielmehr zu lesen: Koloquinten. 2 Chronik 2Chr 14 4 3 3 Hebr.: Unterhalb aber war es ganz von Koloquinten (Rinder sind im Hebr. Schreibfehler), zehn Ellen, umgeben, das Meer ringsum einschließend, zwei Reihen von Rindern, die gleich bei seinem Gusse mitgegossen waren. Nach [1Kön 7] waren die Rinder je unter einem Kreise von Koloquinten. 2 Chronik 2Chr 14 4 4 Et ipsum mare super duodecim boves impositum erat, quorum tres respiciebant ad aquilonem, et alii tres ad occidentem: porro tres alii meridiem, et tres qui reliqui erant, orientem, habentes mare superpositum: posteriora autem boum erant intrinsecus sub mari. Das Meer selbst stand auf zwölf Rindern, von denen drei nach Norden gewendet waren, drei andere nach Westen, drei andere nach Süden, und die drei letzten nach Osten und das Meer ruhte auf ihnen; die Hinterteile der Rinder aber waren unter dem Meere nach innen zu. 2 Chronik 2Chr 14 4 5 Porro vastitas ejus habebat mensuram palmi, et labium illius erat quasi labium calicis, vel repandi lilii: capiebatque tria millia metretas. Die Dicke des Meeres war eine Handbreite und sein Rand war wie der Rand eines Bechers oder einer aufgegangenen Lilie; es fasste dreitausend Metreten.⁴ 2 Chronik 2Chr 14 4 5 4 Schreibfehler für 2000. [1Kön 7,26] 2 Chronik 2Chr 14 4 6 Fecit quoque conchas decem: et posuit quinque a dextris, et quinque a sinistris, ut lavarent in eis omnia, quæ in holocaustum oblaturi erant: porro in mari sacerdotes lavabantur. Auch machte er zehn Becken und stellte fünf zur Rechten und fünf zur Linken⁵ auf, damit alles, was man zum Brandopfer darbringen wollte, darin gewaschen würde; im Meere aber sollten sich die Priester waschen. 2 Chronik 2Chr 14 4 6 5 Des Meeres. 2 Chronik 2Chr 14 4 7 Fecit autem et candelabra aurea decem secundum speciem, qua jussa erant fieri: et posuit ea in templo, quinque a dextris, et quinque a sinistris. Sodann machte er zehn goldene Leuchter nach der Form, die vorgeschrieben war, und stellte sie im Tempel auf, fünf zur Rechten und fünf zur Linken; 2 Chronik 2Chr 14 4 8 Necnon et mensas decem: et posuit eas in templo, quinque a dextris, et quinque a sinistris: phialas quoque aureas centum. und ebenso zehn Tische,⁶ und setzte sie in den Tempel, fünf zur Rechten und fünf zur Linken; und hundert goldene Schalen. 2 Chronik 2Chr 14 4 8 6 Auf einem standen wohl die goldenen Leuchter. 2 Chronik 2Chr 14 4 9 Fecit etiam atrium sacerdotum, et basilicam grandem: et ostia in basilica, quæ texit ære. Ferner machte er den Vorhof der Priester⁷ und den großen Hallenbau⁸ und Türen in den Hallenbau und überzog diese mit Erz. 2 Chronik 2Chr 14 4 9 7 Den oberen oder inneren Vorhof. [1Kön 6,36, 1Kön 7,12] 2 Chronik 2Chr 14 4 9 8 Großen Vorhof. Dies ist der untere oder neue Hof. [2Chr 20,5] 2 Chronik 2Chr 14 0 1 c. Die Bundeslade wird mit großem Gepränge durch die Leviten in den Tempel überführt, den die Herrlichkeit des Herrn erfüllt. (Kap. 5) 2 Chronik 2Chr 14 5 1 Intulit igitur Salomon omnia, quæ voverat David pater suus, argentum et aurum, et universa vasa posuit in thesauris domus Dei. Hierauf brachte Salomon alles hinein, was sein Vater David geweiht hatte, Silber und Gold und alle Gerätschaften und legte sie in den Schatzkammern des Hauses Gottes nieder. [1Kön 7,51] 2 Chronik 2Chr 14 5 10 Nihilque erat aliud in arca, nisi duæ tabulæ, quas posuerat Moyses in Horeb, quando legem dedit Dominus filiis Israel egredientibus ex gypto. In der Lade war nichts anderes als die zwei Tafeln, welche Moses am Horeb hineingelegt hatte, als der Herr den Söhnen Israels bei ihrem Auszuge aus Ägypten das Gesetz gab. 2 Chronik 2Chr 14 5 11 Egressis autem sacerdotibus de sanctuario (omnes enim sacerdotes, qui ibi potuerant inveniri, sanctificati sunt: nec adhuc in illo tempore vices, et ministeriorum ordo inter eos divisus erat) Nachdem aber die Priester aus dem Heiligtum herausgetreten waren (denn alle Priester, welche sich daselbst irgend finden konnten, hatten sich geheiligt; auch war damals unter ihnen noch nicht die Ordnung und Abwechslung im Dienste eingeführt),⁸ 2 Chronik 2Chr 14 5 11 8 Hebr.: indem man sie nicht nach Abteilungen sondern konnte. Wegen der Größe und Pracht des Aufzuges mussten alle an der Feier teilnehmen. 2 Chronik 2Chr 14 5 12 Tam Levitæ quam cantores, id est, et qui sub Asaph erant, et qui sub Eman, et qui sub Idithun, filii, et fratres eorum vestiti byssinis, cymbalis, et psalteriis, et citharis concrepabant, stantes ad orientalem plagam altaris, et cum eis Sacerdotes centum viginti canentes tubis. standen die Leviten und die Sänger,⁹ das ist, sowohl die unter Asaph, als die unter Eman und die unter Idithun waren, ihre Söhne und Brüder, mit feiner Leinwand bekleidet, und spielten auf Zimbeln und Harfen und Zithern, auf der Ostseite des Altares stehend, und bei ihnen hundertzwanzig Priester, welche die Trompeten bliesen. 2 Chronik 2Chr 14 5 12 9 Das Hebr. fügt bei: in ihrer Gesamtheit. 2 Chronik 2Chr 14 5 13 Igitur cunctis pariter, et tubis, et voce, et cymbalis, et organis et diversi generis musicorum concinentibus, et vocem in sublime tollentibus: longe sonitus audiebatur, ita ut cum Dominum laudare cpissent et dicere: Confitemini Domino quoniam bonus, quoniam in æternum misericordia ejus, impleretur domus Dei nube, Als nun alle miteinander¹⁰ mit Trompeten und Gesang und mit Zimbeln und Saitenspielen und Instrumenten aller Art einstimmten und die Stimme erhoben, ward der Schall davon weithin gehört und, da sie den Herrn zu preisen und zu sagen begannen: Lobet den Herrn, denn er ist gütig und seine Barmherzigkeit währet ewiglich, ward das Haus Gottes mit einer Wolke erfüllt 2 Chronik 2Chr 14 5 13 10 Hebr.: gleichzeitig und einstimmig. 2 Chronik 2Chr 14 5 14 Nec possent Sacerdotes stare et ministrare propter caliginem. Compleverat enim gloria Domini domum Dei. und die Priester vermochten nicht, hinzuzutreten und ihren Dienst zu verrichten wegen des Dunkels; denn die Herrlichkeit des Herrn hatte das Haus Gottes erfüllt. 2 Chronik 2Chr 14 5 2 Post quæ congregavit majores natu Israel, et cunctos principes tribuum, et capita familiarum de filiis Israel in Jerusalem, ut adducerent arcam fderis Domini de Civitate David, quæ est Sion. Alsdann versammelte er die Ältesten von Israel und alle Fürsten der Stämme und die Häupter der Familien von den Söhnen Israel in Jerusalem, um die Lade des Bundes des Herrn aus der Davidsstadt, das ist Sion, herzugeleiten. [1Kön 8,1] 2 Chronik 2Chr 14 5 3 Venerunt itaque ad regem omnes viri Israel in die solemni mensis septimi. Da kamen alle Männer von Israel zu dem Könige am Festtage des siebten Monats.¹ 2 Chronik 2Chr 14 5 3 1 Das Fest ist die Einweihung des Tempels, dem sich das Laubhüttenfest anschließt. [2Chr 7,9] 2 Chronik 2Chr 14 5 4 Cumque venissent cuncti seniorum Israel, portaverunt Levitæ arcam, Als nun alle Ältesten Israels gekommen waren, hoben die Leviten² die Lade auf 2 Chronik 2Chr 14 5 4 2 Die levitischen Priester. 2 Chronik 2Chr 14 5 5 Et intulerunt eam, et omnem paraturam tabernaculi. Porro vasa sanctuarii, quæ erant in tabernaculo, portaverunt Sacerdotes cum Levitis. und brachten sie hinein, ebenso die gesamten Gerätschaften des Zeltes.³ Die Gerätschaften des Heiligtums aber, welche im Zelte waren, trugen die Priester mit den Leviten. 2 Chronik 2Chr 14 5 5 3 Hebr.: und das heilige Zelt und die gesamten Gerätschaften usw. 2 Chronik 2Chr 14 5 6 Rex autem Salomon, et universus ctus Israel, et omnes, qui fuerunt congregati ante arcam, immolabant arietes, et boves absque ullo numero: tanta enim erat multitudo victimarum. Und der König Salomon und die ganze Gemeinde Israel⁴ und alle, die vor der Lade versammelt waren, opferten Widder und Rinder so zahlreich, dass man sie nicht zählen konnte; so groß nämlich war die Menge der Schlachtopfer.⁵ 2 Chronik 2Chr 14 5 6 4 Hebr.: standen vor der Lade, Schafe und Rinder opfernd usw. 2 Chronik 2Chr 14 5 6 5 Hyperbel im Vergleich zu [2Chr 7,5]. 2 Chronik 2Chr 14 5 7 Et intulerunt Sacerdotes arcam fderis Domini in locum suum, id est, ad oraculum templi, in Sancta sanctorum subter alas cherubim: Und die Priester trugen die Lade des Bundes des Herrn an ihren Ort hinein, das ist an den Spruchort des Tempels, in das Allerheiligste unter die Flügel der Cherubim, 2 Chronik 2Chr 14 5 8 Ita ut cherubim expanderent alas suas super locum, in quo posita erat arca, et ipsam arcam tegerent cum vectibus suis. so, dass die Cherubim ihre Flügel über den Ort, wohin die Lade gesetzt war, ausbreiteten und die Lade selbst wie ihre Stangen bedeckten. 2 Chronik 2Chr 14 5 9 Vectium autem, quibus portabatur arca, quia paululum longiores erant, capita parebant ante oraculum: si vero quis paululum fuisset extrinsecus, eos videre non poterat. Fuit itaque arca ibi usque in præsentem diem. Die Knäufe der Stangen aber, auf denen die Lade getragen wurde, sah man vor dem Spruchorte, weil sie etwas länger waren;⁶ wer sich aber etwas weiter hinaus befand, konnte sie nicht mehr sehen. Daselbst also war die Lade bis auf den heutigen Tag.⁷ 2 Chronik 2Chr 14 5 9 6 Vergl. [Ex 25,15]. Man sah die Spitzen der Stangen, den Vorhang, der das Allerheiligste abschloss, berührend. [1Kön 8,8] 2 Chronik 2Chr 14 5 9 7 Bis auf den Tag der Urkunde, aus welcher der Verfasser dieses Buches die Nachrichten entnahm. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 d. Salomon sagt Gott Dank, dass er die David gegebene Verheißung erfüllt (V. 11), und fleht ihn vor dem gesamten Volke an, die in diesem Tempel Betenden zu erhören. 2 Chronik 2Chr 14 6 1 Tunc Salomon ait: Dominus pollicitus est ut habitaret in caligine: Da sprach Salomon: Der Herr hat verheißen, im Dunkel zu wohnen;¹ [1Kön 8,12] 2 Chronik 2Chr 14 6 1 1 Menschlichen Sinnen nicht wahrnehmbar [Ex 20,21], daher auch nicht darzustellen. 2 Chronik 2Chr 14 6 10 Complevit ergo Dominus sermonem suum, quem locutus fuerat: et ego surrexi pro David patre meo, et sedi super thronum Israel, sicut locutus est Dominus: et ædificavi domum nomini Domini Dei Israel. So hat der Herr denn sein Wort, das er gesprochen, erfüllt und ich bin an meines Vaters David Statt getreten und habe den Thron Israels eingenommen, wie der Herr verheißen hat, und habe dem Namen des Herrn, des Gottes Israels, ein Haus gebaut 2 Chronik 2Chr 14 6 11 Et posui in ea arcam, in qua est pactum Domini, quod pepigit cum filiis Israel. und in dasselbe die Lade gesetzt, in welcher der Bund des Herrn ist, den er mit den Söhnen Israels geschlossen hat. 2 Chronik 2Chr 14 6 12 Stetit ergo coram altari Domini ex adverso universæ multitudinis Israel, et extendit manus suas. Alsdann trat er vor den Altar des Herrn, der ganzen Gemeinde Israel gegenüber, und breitete seine Hände aus. 2 Chronik 2Chr 14 6 13 Siquidem fecerat Salomon basim æneam, et posuerat eam in medio basilicæ, habentem quinque cubitos longitudinis, et quinque cubitos latitudinis, et tres cubitos altitudinis: stetitque super eam: et deinceps flexis genibus contra universam multitudinem Israel, et palmis in clum levatis, Salomon hatte nämlich ein ehernes Gestell⁴ machen lassen und mitten in den Hallenbau⁵ gesetzt, fünf Ellen lang und fünf Ellen breit und drei Ellen hoch; auf dieses trat er und beugte seine Kniee der ganzen Gemeinde Israel gegenüber und erhob seine Hände gen Himmel.⁶ 2 Chronik 2Chr 14 6 13 4 Eine Tribüne, Bühne. Nur von erhöhtem Standpunkte aus konnte er verstanden werden. 2 Chronik 2Chr 14 6 13 5 Hebr.: Vorhof. 2 Chronik 2Chr 14 6 13 6 Bei dem Gebete (V. 14-42) wandte er sich gegen den Altar. 2 Chronik 2Chr 14 6 14 Ait: Domine Deus Israel, non est similis tui Deus in clo et in terra: qui custodis pactum et misericordiam cum servis tuis, qui ambulant coram te in toto corde suo: und sprach: Herr, Gott Israels! es ist kein Gott wie du im Himmel oder auf Erden; der du den Bund und die Barmherzigkeit deinen Dienern bewahrst, die von ganzem Herzen vor dir wandeln; [2Makk 2,8] 2 Chronik 2Chr 14 6 15 Qui præstitisti servo tuo David patri meo quæcumque locutus fueras ei: et quæ ore promiseras, opere complesti, sicut et præsens tempus probat. der du deinem Diener David, meinem Vater, alles gehalten hast, was du zu ihm geredet und in der Tat erfüllt hast, was du versprochen, wie es der heutige Tag zeigt. 2 Chronik 2Chr 14 6 16 Nunc ergo Domine Deus Israel, imple servo tuo patri meo David quæcumque locutus es, dicens: Non deficiet ex te vir coram me, qui sedeat super thronum Israel: ita tamen si custodierint filii tui vias suas, et ambulaverint in lege mea, sicut et tu ambulasti coram me. So lass denn, Herr, Gott Israels, deinem Diener, meinem Vater David, alles in Erfüllung gehen, was du ihm verheißen hast, da du sprachest: Es soll dir nicht an einem Nachkommen fehlen vor mir, der auf dem Throne Israels sitze, wenn nur deine Söhne acht haben auf ihre Wege und in meinem Gesetze wandeln, wie auch du vor mir gewandelt bist. 2 Chronik 2Chr 14 6 17 Et nunc Domine Deus Israel, firmetur sermo tuus, quem locutus es servo tuo David. So lass nun Herr, Gott Israels! dein Wort in Erfüllung gehen, welches du zu deinem Diener David gesprochen hast. 2 Chronik 2Chr 14 6 18 Ergone credibile est ut habitet Deus cum hominibus super terram? Si clum et cli clorum non te capiunt, quanto magis domus ista, quam ædificavi? Ist es denn glaublich, dass Gott bei den Menschen auf Erden Wohnung nehmen sollte? Wenn der Himmel und die Himmel der Himmel dich nicht fassen können, wie viel weniger dieses Haus, welches ich erbaut habe! 2 Chronik 2Chr 14 6 19 Sed ad hoc tantum facta est, ut respicias orationem servi tui, et obsecrationem ejus Domine Deus meus: et audias preces, quas fundit famulus tuus coram te: Aber darum allein ist es errichtet,⁷ dass du auf das Gebet deines Dieners und sein Flehen acht habest, o Herr, mein Gott! und die Bitten hörest, welche dein Diener vor dir darbringt, 2 Chronik 2Chr 14 6 19 7 Es folgen sieben Einzelfälle. 2 Chronik 2Chr 14 6 2 Ego autem ædificavi domum nomini ejus, ut habitaret ibi in perpetuum. ich habe nun seinem Namen ein Haus gebaut, dass er in demselben auf ewig wohne.² 2 Chronik 2Chr 14 6 2 2 Hebr.: Ich aber habe ein Haus gebaut für dich und eine Stätte zu deinem Wohnsitz für ewige Zeiten. 2 Chronik 2Chr 14 6 20 Ut aperias oculos tuos super domum istam diebus ac noctibus, super locum, in quo pollicitus es ut invocaretur nomen tuum, dass du deine Augen über dieses Haus offen haltest Tag und Nacht, über die Stätte, wo, wie du verheißen, dein Name angerufen werden soll, 2 Chronik 2Chr 14 6 21 Et exaudires orationem, quam servus tuus orat in eo: et exaudias preces famuli tui, et populi tui Israel. Quicumque oraverit in loco isto, exaudi de habitaculo tuo, id est, de clis, et propitiare. und dass du das Gebet erhörest, welches dein Diener daselbst verrichtet, und das Flehen deines Dieners und deines Volkes Israel erhörest. Wer immer an diesem Ort betet, den erhöre von deiner Wohnung, das ist vom Himmel her, und sei ihm gnädig. 2 Chronik 2Chr 14 6 22 Si peccaverit quispiam in proximum suum, et jurare contra eum paratus venerit, seque maledicto constrinxerit coram altari in domo ista: Wenn sich jemand wider seinen Nächsten versündigt und er kommt, bereit, wider ihn einen Schwur zu leisten und nimmt einen Eid auf sich mit einem Fluchwunsche vor dem Altar in diesem Hause, 2 Chronik 2Chr 14 6 23 Tu audies de clo, et facies judicium servorum tuorum, ita ut reddas iniquo viam suam in caput proprium, et ulciscaris justum, retribuens ei secundum justitiam suam. so wollest du vom Himmel her hören und deine Diener richten, so dass du den Wandel des Schuldigen auf sein eigenes Haupt zurückbringst und dem Gerechten Genugtuung schaffst, indem du ihm nach seiner Gerechtigkeit vergiltst. 2 Chronik 2Chr 14 6 24 Si superatus fuerit populus tuus Israel ab inimicis (peccabunt enim tibi) et conversi egerint pnitentiam, et obsecraverint nomen tuum, et fuerint deprecati in loco isto, Wenn dein Volk Israel von seinen Feinden überwunden wird (denn sie werden wider dich sündigen) und sie sich bekehren und Buße tun und deinen Namen anrufen und an diesem Orte flehen,⁸ 2 Chronik 2Chr 14 6 24 8 Die Zurückgebliebenen stehen für die Weggeführten. 2 Chronik 2Chr 14 6 25 Tu exaudies de clo, et propitiare peccato populi tui Israel, et reduc eos in terram, quam dedisti eis, et patribus eorum. so wollest du vom Himmel her hören und die Sünde deines Volkes Israel vergeben und sie in das Land zurückbringen, das du ihnen und ihren Vätern gegeben hast. 2 Chronik 2Chr 14 6 26 Si clauso clo pluvia non fluxerit propter peccata populi, et deprecati te fuerint in loco isto, et confessi nomini tuo, et conversi a peccatis suis, cum eos afflixeris, Wenn der Himmel verschlossen ist und um der Sünde des Volkes willen kein Regen fällt und sie flehen zu dir an diesem Orte und bekennen deinen Namen und bekehren sich von ihren Sünden, da du sie züchtigst, 2 Chronik 2Chr 14 6 27 Exaudi de clo Domine, et dimitte peccata servis tuis et populi tui Israel, et doce eos viam bonam, per quam ingrediantur: et da pluviam terræ, quam dedisti populo tuo ad possidendum. so wollest du vom Himmel her hören, o Herr! und deinen Dienern und deinem Volke Israel ihre Sünden vergeben und sie den guten Weg lehren, auf dem sie wandeln sollen, und Regen dem Lande geben, welches du deinem Volke zum Besitze gegeben hast. 2 Chronik 2Chr 14 6 28 Fames si orta fuerit in terra et pestilentia, ærugo, et ærugo, et locusta et bruchus, et hostes, vastatis regionibus, portas obsederint civitatis, omnisque plaga et infirmitas presserit: Wenn eine Hungersnot im Lande entsteht, wenn Pest, Dürre und Brand und Heuschrecken und Raupen oder wenn die Feinde das Land verwüsten und die Tore der Städte belagern, wenn irgend eine Plage und Elend bedrängt, [2Chr 20,9] 2 Chronik 2Chr 14 6 29 Si quis de populo tuo Israel fuerit deprecatus, cognoscens plagam et infirmitatem suam, et expanderit manus suas in domo hac, wer dann von deinem Volke Israel fleht, seine Plage und sein Elend erkennt und seine Hände in diesem Hause⁹ ausbreitet, 2 Chronik 2Chr 14 6 29 9 Hebr.: gegen dies Haus hier. 2 Chronik 2Chr 14 6 3 Et convertit rex faciem suam, et benedixit universæ multitudini Israel (nam omnis turba stabat intenta) et ait: Hierauf wandte der König sein Angesicht und wünschte der ganzen Versammlung Israels (denn die ganze Gemeinde stand aufhorchend da) Segen und er sprach: 2 Chronik 2Chr 14 6 30 Tu exaudies de clo, de sublimi scilicet habitaculo tuo, et propitiare, et redde unicuique secundum vias suas, quas nosti eum habere in corde suo: (tu enim solus nosti corda filiorum hominum.) den wollest du vom Himmel, von deiner hohen Wohnung her, hören und ihm gnädig sein und einem jeden nach seinem Wandel vergelten, wie du denselben in seinem Herzen erkennst (denn du allein kennst die Herzen der Menschenkinder); 2 Chronik 2Chr 14 6 31 Ut timeant te, et ambulent in viis tuis cunctis diebus, quibus vivunt super faciem terræ, quam dedisti patribus nostris. auf dass sie dich fürchten und auf deinen Wegen wandeln alle Tage, solange sie in dem Lande leben, das du unsern Vätern gegeben hast. 2 Chronik 2Chr 14 6 32 Externum quoque, qui non est de populo tuo Israel, si venerit de terra longinqua, propter nomen tuum magnum, et propter manum tuam robustam, et brachium tuum extentum, et adoraverit in loco isto, Auch wenn ein Fremder, welcher nicht zu deinem Volke Israel gehört, aus fernem Lande kommt, um deines großen Namens und deiner starken Hand und deines ausgestreckten Armes willen, und an diesem Orte anbetet, 2 Chronik 2Chr 14 6 33 Tu exaudies de clo firmissimo habitaculo tuo, et facies cuncta, pro quibus invocaverit te ille peregrinus: ut sciant omnes populi terræ nomen tuum, et timeant te sicut populus tuus Israel: et cognoscant, quia nomen tuum invocatum est super domum hanc, quam ædificavi. so wollest du vom Himmel, deiner festen Wohnung her, hören und alles tun, um was jener Fremde dich anruft; damit alle Völker der Erde deinen Namen erkennen und dich fürchten, so wie dein Volk Israel, und erkennen, dass dein Name über dies Haus angerufen ist, welches ich erbaut habe. 2 Chronik 2Chr 14 6 34 Si egressus fuerit populus tuus ad bellum contra adversarios suos per viam in qua miseris eos, adorabunt te contra viam, in qua civitas hæc est, quam elegisti, et domus, quam ædificavi nomini tuo: Wenn dein Volk zum Kampfe wider seine Feinde auf dem Wege auszieht, den du sie sendest, und sie beten dich an, nach dieser Stadt gewendet, die du erkoren hast, und wo das Haus ist, welches ich deinem Namen erbaut habe, 2 Chronik 2Chr 14 6 35 Tu exaudies de clo preces eorum, et obsecrationem, et ulciscaris. so wollest du vom Himmel her ihr Gebet und ihr Flehen hören und Recht schaffen. 2 Chronik 2Chr 14 6 36 Si autem peccaverint tibi (neque enim est homo, qui non peccet) et iratus fueris eis, et tradideris hostibus, et captivos duxerint eos in terram longinquam, vel certe quæ juxta est, Wenn sie aber wider dich sündigen (es ist ja kein Mensch, der nicht sündigte,) und du zürnst über sie und gibst sie den Feinden preis und diese führen sie gefangen in ein fernes oder nahes Land, [1Kön 8,46, Sir 7,21, 1Joh 1,8] 2 Chronik 2Chr 14 6 37 Et conversi in corde suo in terra, ad quam captivi ducti fuerant, egerint pnitentiam, et deprecati te fuerint in terra captivitatis suæ, dicentes: Peccavimus, inique fecimus, injuste egimus: und sie bekehren sich von Herzen in dem Lande, in das sie gefangen fortgeführt worden sind, und tun Buße und flehen zu dir im Lande ihrer Gefangenschaft und sprechen: Wir haben gesündigt, wir haben gottlos gehandelt und Böses getan, 2 Chronik 2Chr 14 6 38 Et reversi fuerint ad te in toto corde suo, et in tota anima sua, in terra captivitatis suæ, ad quam ducti sunt, adorabunt te contra viam terræ suæ, quam dedisti patribus eorum, et urbis, quam elegisti, et domus, quam ædificavi nomini tuo: und sie bekehren sich zu dir von ganzem Herzen und von ganzer Seele im Lande ihrer Gefangenschaft, in das sie geführt worden sind, und beten dich an, sich nach ihrem Lande hinwendend, welches du ihren Vätern gegeben, und nach der Stadt, die du erwählt hast, und nach dem Hause, welches ich deinem Namen erbaut habe, 2 Chronik 2Chr 14 6 39 Tu exaudies de clo, hoc est, de firmo habitaculo tuo preces eorum, et facias judicium, et dimittas populo tuo, quamvis peccatori: so wollest du vom Himmel, deiner festen Wohnung her, ihr Gebet erhören und Recht schaffen und deinem Volke vergeben, obwohl es gesündigt hat. 2 Chronik 2Chr 14 6 4 Benedictus Dominus Deus Israel, qui quod locutus est David patri meo, opere complevit, dicens: Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, der in der Tat erfüllt hat, was er meinem Vater David verheißen, da er sagte:³ 2 Chronik 2Chr 14 6 4 3 Nicht dem Wortlaute, aber der Sache nach: [1Chr 11,2, 1Chr 17,4ff] 2 Chronik 2Chr 14 6 40 Tu es enim Deus meus: aperiantur, quæso, oculi tui, et aures tuæ intentæ sint ad orationem, quæ fit in loco isto. Denn du bist mein Gott! lass doch deine Augen offen stehen und deine Ohren auf das Gebet aufmerken, das an diesem Orte verrichtet wird.¹⁰ 2 Chronik 2Chr 14 6 40 10 [1Kön 8,50ff] bietet einen anderen Schluss des Gebetes. 2 Chronik 2Chr 14 6 41 Nunc igitur consurge Domine Deus in requiem tuam, tu et arca fortitudinis tuæ: Sacerdotes tui Domine Deus induantur salutem, et sancti tui lætentur in bonis. Darum erhebe dich jetzt, Herr, Gott! zu deiner Ruhe,¹¹ du und die Lade deiner Macht! Lass deine Priester, o Herr und Gott! mit Heil bekleidet sein und deine Heiligen sich des Guten freuen! [Ps 131,8.9.10] 2 Chronik 2Chr 14 6 41 11 Zu deinem Wohnsitz im Allerheiligsten. 2 Chronik 2Chr 14 6 42 Domine Deus ne averteris faciem christi tui: memento misericordiarum David servi tui. Herr, Gott! weise das Angesicht deines Gesalbten¹² nicht ab; gedenke der Gnadenerweise gegen deinen Diener David! 2 Chronik 2Chr 14 6 42 12 Salomon. 2 Chronik 2Chr 14 6 5 A die, qua eduxi populum meum de terra gypti, non elegi civitatem de cunctis tribubus Israel, ut ædificaretur in ea domus nomini meo: neque elegi quemquam alium virum, ut esset dux in populo meo Israel, Seit dem Tage, da ich mein Volk aus dem Lande Ägypten geführt, habe ich keine Stadt von allen Stämmen Israels erwählt, dass meinem Namen darin ein Haus erbaut werde; auch erwählte ich keinen andern Mann, dass er Fürst über mein Volk Israel sei, 2 Chronik 2Chr 14 6 6 Sed elegi Jerusalem, ut sit nomen meum in ea, et elegi David, ut constituerem eum super populum meum Israel. aber Jerusalem habe ich erwählt, dass mein Name dort sei, und David habe ich erwählt, ihn über mein Volk Israel zu setzen. 2 Chronik 2Chr 14 6 7 Cumque fuisset voluntatis David patris mei, ut ædificaret domum nomini Domini Dei Israel, Mein Vater David war willens, dem Namen des Herrn, des Gottes Israels, ein Haus zu bauen, 2 Chronik 2Chr 14 6 8 Dixit Dominus ad eum: Quia hæc fuit voluntas tua, ut ædificares domum nomini meo, bene quidem fecisti hujuscemodi habere voluntatem: doch der Herr sprach zu ihm: Dass dies dein Wille war, meinem Namen ein Haus zu bauen, daran hast du zwar wohl getan, dass du einen solchen Willen hattest, 2 Chronik 2Chr 14 6 9 Sed non tu ædificabis domum, verum filius tuus, qui egredietur de lumbis tuis, ipse ædificabit domum nomini meo. aber nicht du sollst das Haus bauen, sondern dein Sohn, der aus deinen Lenden kommen wird, er soll meinem Namen ein Haus bauen. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 Gott sendet Feuer vom Himmel als Zeichen, dass er das Gebet erhört hat. (V. 3) Nach Vollendung der Einweihung entlässt Salomon das Volk. (V. 10) e. Gott erscheint Salomon von neuem und verheißt ihm und dem Volke seinen Beistand, wenn sie sein Gesetz beobachten, droht ihnen seine Strafe an, wenn sie es übertreten. 2 Chronik 2Chr 14 7 1 Cumque complesset Salomon fundens preces, ignis descendit de clo, et devoravit holocausta, et victimas: et majestas Domini implevit domum. Als nun Salomon sein Gebet vollendet hatte, fiel Feuer vom Himmel herab und verzehrte die Brandopfer und die anderen Opfer; und die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus.¹ [2Makk 2,8] 2 Chronik 2Chr 14 7 1 1 Die V. 1-3 gegebene Nachricht fehlt in dem Berichte [1Kön 8,54ff], ebenso wie hier die dort erzählte Segnung der Gemeinde. Die Ansprache hielt Salomon wohl, als das Feuer herabgekommen war. Die Herrlichkeit des Herrn stieg in dem Feuer herab, das die Opfer verzehrte und so bestätigte, dass der Herr, der über der Bundeslade thront, auch den Opferdienst an diesem Altare genehm halte und von seinem Thron den Opfernden Gnade spenden werde. 2 Chronik 2Chr 14 7 10 Igitur in die vigesimo tertio mensis septimi dimisit populos ad tabernacula sua, lætantes atque gaudentes super bono, quod fecerat Dominus Davidi, et Salomoni, et Israeli populo suo. Am dreiundzwanzigsten Tage des siebenten Monats aber entließ er das Volk in seine Hütten, fröhlich und sich freuend ob des Guten, welches der Herr an David und Salomon und an seinem Volke Israel getan hatte. 2 Chronik 2Chr 14 7 11 Complevitque Salomon domum Domini, et domum regis, et omnia quæ disposuerat in corde suo, ut faceret in domo Domini, et in domo sua, et prosperatus est. So vollendete Salomon das Haus des Herrn und das Haus des Königs und alles, was er im Sinne gehabt hatte, im Hause des Herrn und in seinem Hause zu tun, und er brachte es zu Ende. [1Kön 9,1] 2 Chronik 2Chr 14 7 12 Apparuit autem ei Dominus nocte, et ait: Audivi orationem tuam, et elegi locum istum mihi in domum sacrificii. Da erschien der Herr ihm des Nachts und sprach: Ich habe dein Gebet gehört und mir diesen Ort zur Opferstätte erwählt. 2 Chronik 2Chr 14 7 13 Si clausero clum, et pluvia non fluxerit, et mandavero et præcepero locustæ, ut devoret terram, et misero pestilentiam in populum meum: Wenn ich den Himmel verschließe, so dass kein Regen fällt, wenn ich den Heuschrecken gebiete, das Land abzufressen, wenn ich Pest unter mein Volk sende, 2 Chronik 2Chr 14 7 14 Conversus autem populus meus, super quos invocatum est nomen meum, deprecatus me fuerit, et exquisierit faciem meam, et egerit pnitentiam a viis suis pessimis: et ego exaudiam de clo, et propitius ero peccatis eorum, et sanabo terram eorum. mein Volk aber, über das mein Name angerufen ist,⁶ sich bekehrt und zu mir fleht und mein Antlitz sucht und Buße tut von seinen schlimmen Wegen, so will ich es vom Himmel her erhören und ihre Sünden vergeben und ihrem Lande Heilung gewähren. 2 Chronik 2Chr 14 7 14 6 Dem mein Schutz versprochen und welches Anspruch auf meine Hilfe hat 2 Chronik 2Chr 14 7 15 Oculi quoque mei erunt aperti, et aures meæ erectæ ad orationem ejus, qui in loco isto oraverit. Auch sollen meine Augen offen stehen und meine Ohren aufmerken auf das Gebet desjenigen, der an diesem Orte betet. 2 Chronik 2Chr 14 7 16 Elegi enim, et sanctificavi locum istum, ut sit nomen meum ibi in sempiternum, et permaneant oculi mei, et cor meum ibi cunctis diebus. Denn ich habe diesen Ort erwählt und geheiligt, dass mein Name auf ewig daselbst sei und meine Augen und mein Herz sollen allezeit dort weilen. 2 Chronik 2Chr 14 7 17 Tu quoque si ambulaveris coram me, sicut ambulavit David pater tuus, et feceris juxta omnia, quæ præcepi tibi, et justitias meas judiciaque servaveris: Wenn du nun vor mir wandelst, so wie dein Vater David gewandelt ist, und allem gemäß tust, was ich dir geboten habe, und meine Gebote und Rechte hältst, 2 Chronik 2Chr 14 7 18 Suscitabo thronum regni tui, sicut pollicitus sum David patri tuo, dicens: Non auferetur de stirpe tua vir, qui sit princeps in Israel. so werde ich den Thron deiner Herrschaft aufrecht erhalten, wie ich deinem Vater David verheißen habe, indem ich sprach: Nie soll es deinem Stamme an einem Manne gebrechen, der über Israel Fürst sei. [1Sam 9,5] 2 Chronik 2Chr 14 7 19 Si autem aversi fueritis, et dereliqueritis justitias meas, et præcepta mea, quæ proposui vobis, et abeuntes servieritis diis alienis, et adoraveritis eos, Wenn ihr euch aber abkehrt und meine Satzungen und meine Gebote, die ich euch vorgelegt habe, verlasset⁷ und abtrünnig werdet und fremden Göttern dient und diese anbetet, 2 Chronik 2Chr 14 7 19 7 Es sind Worte Gottes an Salomon. Bei dem Könige wird nur der Fall der Treue (V. 17ff), beim Volke der Fall der Untreue erwähnt. 2 Chronik 2Chr 14 7 2 Nec poterant sacerdotes ingredi templum Domini, eo quod implesset majestas Domini templum Domini. Da vermochten die Priester nicht, in den Tempel des Herrn einzutreten, denn die Herrlichkeit des Herrn hatte den Tempel des Herrn erfüllt. 2 Chronik 2Chr 14 7 20 Evellam vos de terra mea, quam dedi vobis: et domum hanc, quam sanctificavi nomini meo, projiciam a facie mea, et tradam eam in parabolam, et in exemplum cunctis populis. so werde ich euch⁸ aus meinem Lande, das ich euch gegeben habe, ausrotten und ich werde dieses Haus, das ich meinem Namen geheiligt habe, verwerfen und es zum Sprichwort und zum Beispiel für alle Völker machen. 2 Chronik 2Chr 14 7 20 8 Hebr.: sie, welches ich ihnen gegeben. 2 Chronik 2Chr 14 7 21 Et domus ista erit in proverbium universis transeuntibus, et dicent stupentes: Quare fecit Dominus sic terræ huic, et domui huic? Und dieses Haus⁹ wird allen, die vorübergehen, zum Sprichworte werden und sie werden sich entsetzen und sagen: Warum hat der Herr solches an diesem Lande und diesem Hause getan? 2 Chronik 2Chr 14 7 21 9 Das Hebr. fügt bei: welches so erhaben war. 2 Chronik 2Chr 14 7 22 Respondebuntque: Quia dereliquerunt Dominum Deum patrum suorum, qui eduxit eos de terra gypti, et apprehenderunt deos alienos, et adoraverunt eos, et coluerunt: idcirco venerunt super eos universa hæc mala. Dann wird man antworten: Weil sie den Herrn, den Gott ihrer Väter, der sie aus dem Lande Ägypten geführt, verlassen und fremden Göttern angehangen und diese angebetet und verehrt haben, darum ist all dies Unheil über sie gekommen. 2 Chronik 2Chr 14 7 3 Sed et omnes filii Israel videbant descendentem ignem, et gloriam Domini super domum: et corruentes proni in terram super pavimentum stratum lapide, adoraverunt, et laudaverunt Dominum: Quoniam bonus, quoniam in sæculum misericordia ejus. Und alle Söhne Israels sahen das Feuer und die Herrlichkeit des Herrn über das Haus herniederkommen und fielen auf ihr Angesicht zur Erde auf das Steinpflaster nieder und beteten den Herrn an und priesen ihn, dass er gütig, dass seine Barmherzigkeit in Ewigkeit währt. 2 Chronik 2Chr 14 7 4 Rex autem, et omnis populus immolabant victimas coram Domino. Der König aber und das ganze Volk schlachteten Opfer vor dem Herrn. 2 Chronik 2Chr 14 7 5 Mactavit igitur rex Salomon hostias, boum viginti duo millia, arietum centum viginti millia: et dedicavit domum Dei rex, et universus populus. Der König Salomon schlachtete als Opfer zweiundzwanzigtausend Rinder und hundertzwanzigtausend Widder, und so weihten der König und das ganze Volk das Haus Gottes ein. [1Kön 8,63] 2 Chronik 2Chr 14 7 6 Sacerdotes autem stabant in officiis suis: et levitæ in organis carminum Domini, quæ fecit David rex ad laudandum Dominum: Quoniam in æternum misericordia ejus, hymnos David canentes per manus suas: porro Sacerdotes canebant tubis ante eos, cunctusque Israel stabat. Die Priester aber lagen ihren Dienstverrichtungen ob, und die Leviten spielten auf den Saitenspielen zu den Liedern des Herrn, welche der König David hatte anfertigen lassen, den Herrn zu loben, dass seine Barmherzigkeit ewig währt, und zu den Lobgesängen Davids; die Priester aber bliesen vor ihnen die Trompeten und ganz Israel stand dabei. 2 Chronik 2Chr 14 7 7 Sanctificavit quoque Salomon medium atrii ante templum Domini: obtulerat enim ibi holocausta et adipes pacificorum: quia altare æneum, quod fecerat, non poterat sustinere holocausta et sacrificia et adipes. Und Salomon weihte² den Mittelteil des Vorhofes vor dem Tempel des Herrn; denn dort brachte er die Brandopfer und das Fett der Friedopfer dar, weil der eherne Altar, den er gemacht hatte, die Brandopfer und Speiseopfer und die Fettstücke nicht zu fassen vermochte. 2 Chronik 2Chr 14 7 7 2 Hatte geweiht? Der Verfasser geht von der bei der Tempelweihe geschehenen Heiligung des Vorhofes aus und verbindet damit die erst nach Vollendung des königlichen Palastes erfolgte Weihe. Die Zeitangaben [1Kön 8,65.66] handeln von der Tempelweihe. Die Zurüstungen dauerten vom 11. Jahre der Regierung Salomons, in welchem der Tempel fertig ward, bis zum 7. Monat des 12. Jahres. 2 Chronik 2Chr 14 7 8 Fecit ergo Salomon solemnitatem in tempore illo septem diebus, et omnis Israel cum eo, ecclesia magna valde, ab introitu Emath usque ad Torrentem gypti. So feierte Salomon zu jener Zeit das Fest sieben Tage lang³ und ganz Israel mit ihm, eine sehr große Versammlung, vom Eingang nach Emath an bis zum Strome Ägyptens. 2 Chronik 2Chr 14 7 8 3 Nach [1Kön 8,65.66] ging die Tempelweihe dem Laubhüttenfest (15. 21. Tage des 7. Monats) voraus, der Versöhnungstag am 10. fiel alsdann auf den 3. Tag der Tempelweihe, und am letzten Tage des Laubhüttenfestes, dem 22. des Monats, ward das Volk entlassen. 2 Chronik 2Chr 14 7 9 Fecitque die octavo collectam, eo quod dedicasset altare septem diebus, et solemnitatem celebrasset diebus septem. Und am achten Tage⁴ hielt er eine Festversammlung, denn sieben Tage hatte er den Altar eingeweiht⁵ und sieben Tage das Fest gefeiert. 2 Chronik 2Chr 14 7 9 4 Nach den zweiten sieben. 2 Chronik 2Chr 14 7 9 5 Die Altarweihe ist von der Tempelweihe verschieden. Der hier erwähnte Altar ist nicht der, von welchem [2Chr 4,1] die Rede war, sondern ein späterer, der nach dem Baue des Palastes eingeweiht ward. [1Kön 8,64] 2 Chronik 2Chr 14 0 1 C. Die übrige Geschichte Salomons. (8,1 9,28) a. Von Salomon erbaute Städte und unterworfene Völker. (V. 10) b. Salomon will die ägyptische Königstochter nicht in Davids Palast führen; er erneuert die Anordnungen seines Vaters über die Opfer und die Dienstleistungen wie die Einteilung der Priester und Leviten. (V. 16) c. Salomons überseeische Unternehmungen. (V. 28) Epilog der Geschichte Salomons. 2 Chronik 2Chr 14 8 1 Expletis autem viginti annis postquam ædificavit Salomon domum Domini et domum suam: Nach Verlauf von zwanzig Jahren aber, in welchen Salomon das Haus des Herrn und sein eigenes Haus erbaut hatte,¹ [1Kön 9,10] 2 Chronik 2Chr 14 8 1 1 Sieben Jahre den Tempel [1Kön 6,38] und dreizehn Jahre den Palast. 2 Chronik 2Chr 14 8 10 Omnes autem principes exercitus regis Salomonis fuerunt ducenti quinquaginta, qui erudiebant populum. Alle Obersten des Heeres⁶ des Königs Salomon waren zweihundertundfünfzig, welche das Volk leiteten. 2 Chronik 2Chr 14 8 10 6 Hebr.: Und dies waren die obersten Beamten. 2 Chronik 2Chr 14 8 11 Filiam vero Pharaonis transtulit de Civitate David in domum, quam ædificaverat ei. Dixit enim rex: Non habitabit uxor mea in domo David regis Israel, eo quod sanctificata sit: quia ingressa est in eam arca Domini. Und er führte die Tochter Pharaos aus der Davidsstadt in das Haus hinüber, das er für sie gebaut hatte, denn der König sprach: Mein Weib soll nicht im Hause Davids, des Königs von Israel, wohnen; denn dies ist geheiligt, weil die Lade des Herrn in dasselbe gekommen ist. [Lev 15,18, 1Kön 3,1] 2 Chronik 2Chr 14 8 12 Tunc obtulit Salomon holocausta Domino super altare Domini, quod exstruxerat ante porticum, Hierauf brachte Salomon dem Herrn Brandopfer auf dem Altare des Herrn dar, welchen er vor der Halle errichtet hatte, 2 Chronik 2Chr 14 8 13 Ut per singulos dies offerretur in eo juxta præceptum Moysi in sabbatis, et in calendis, et in festis diebus, ter per annum, id est, in solemnitate azymorum, et in solemnitate hebdomadarum, et in solemnitate tabernaculorum. dass man Tag für Tag auf demselben Opfer darbrächte nach dem Befehle Moses', an den Sabbaten und den Neumonden und den Festtagen, dreimal im Jahre, das ist am Feste der ungesäuerten Brote, am Feste der Wochen und am Feste der Laubhütten. 2 Chronik 2Chr 14 8 14 Et constituit juxta dispositionem David patris sui officia Sacerdotum in ministeriis suis: et Levitas in ordine suo, ut laudarent, et ministrarent coram Sacerdotibus juxta ritum uniuscujusque diei: et janitores in divisionibus suis per portam et portam: sic enim præceperat David homo Dei. Auch bestimmte er nach der Anordnung seines Vaters David die Dienstverrichtungen der Priester und die Leviten nach ihrer Ordnung, um Lob zu singen und Dienst zu tun, so wie jeder Tag es erheischt, und die Türhüter nach ihren Abteilungen an die einzelnen Tore; denn so hatte es David, der Mann Gottes, geboten. 2 Chronik 2Chr 14 8 15 Nec prætergressi sunt de mandatis regis tam Sacerdotes, quam Levitæ ex omnibus, quæ præceperat, et in custodiis thesaurorum. Und man übertrat keines von allen Geboten des Königs, die er gegeben, weder die Priester, noch die Leviten,⁷ und beobachtete alles, was er für die Aufbewahrung der Schätze vorgeschrieben hatte. 2 Chronik 2Chr 14 8 15 7 Hebr.: In keinem Stücke wich man ab von den Anordnungen des Königs in betreff der Priester und Leviten und der Schatzkammern. 2 Chronik 2Chr 14 8 16 Omnes impensas præparatas habuit Salomon ex eo die, quo fundavit domum Domini usque in diem, quo perfecit eam. Und Salomon hatte alle Kosten in Bereitschaft von dem Tag an, an dem er den Grund legte für das Haus des Herrn, bis zu dem Tage, da er es vollendete. 2 Chronik 2Chr 14 8 17 Tunc abiit Salomon in Asiongaber, et in Ailath ad oram Maris rubri, quæ est in terra Edom. Darnach zog Salomon nach Asiongaber und nach Ailath an das Ufer des Roten Meeres, im Lande Edom. 2 Chronik 2Chr 14 8 18 Misit autem ei Hiram per manus servorum suorum naves, et nautas gnaros maris, et abierunt cum servis Salomonis in Ophir, tuleruntque inde quadringenta quinquaginta talenta auri, et attulerunt ad regem Salomonem. Hiram aber sandte ihm⁸ durch seine Leute Schiffe und des Meeres kundige Seeleute; diese fuhren zusammen mit den Knechten Salomons nach Ophir⁹ und holten von dort vierhundertundfünfzig Talente Goldes und brachten es dem Könige Salomon. 2 Chronik 2Chr 14 8 18 8 Fehlt in Septuag. und Syr. So erübrigten sich auch Notbehelfe über die Art der Absendung der Schiffe, welche vom Roten Meere ausgehen mussten. 2 Chronik 2Chr 14 8 18 9 Nach den Älteren Indien (Flav. Jos.) nach einigen Neueren Oman in Arabien. 2 Chronik 2Chr 14 8 2 Civitates, quas dederat Hiram Salomoni, ædificavit, et habitare ibi fecit filios Israel. baute er die Städte, welche Hiram dem Salomon gegeben hatte,² und siedelte die Söhne Israels daselbst an. 2 Chronik 2Chr 14 8 2 2 Zurückgegeben? [1Kön 9,11] 2 Chronik 2Chr 14 8 3 Abiit quoque in Emath Suba, et obtinuit eam. Sodann zog er gegen Emath Suba³ und gewann es.⁴ 2 Chronik 2Chr 14 8 3 3 Emath und Suba lagen nahe beieinander, weshalb sie hier zu einem Namen verbunden werden. Gemeint ist das syrische Reich Emath. 2 Chronik 2Chr 14 8 3 4 Jeroboam eroberte dieses Reich wieder zurück. [2Kön 14,28] 2 Chronik 2Chr 14 8 4 Et ædificavit Palmiram in deserto, et alias civitates munitissimas ædificavit in Emath. Und er baute Palmira in der Wüste⁵ und baute andere feste Städte in Emath. 2 Chronik 2Chr 14 8 4 5 Zwischen Damaskus und Euphrat. 2 Chronik 2Chr 14 8 5 Exstruxitque Bethoron superiorem, et Bethoron inferiorem, civitates muratas habentes portas et vectes et seras: Ferner erbaute er Ober-Bethoron und Unter-Bethoron, ummauerte Städte, die Tore und Riegel und Schlösser hatten; 2 Chronik 2Chr 14 8 6 Balaath etiam et omnes urbes firmissimas, quæ fuerunt Salomonis, cunctasque urbes quadrigarum, et urbes equitum: Omnia quæcumque voluit Salomon atque disposuit, ædificavit in Jerusalem et in Libano, et in universa terra potestatis suæ. ebenso Balaath und alle festen Städte, welche Salomon gehörten, und alle Städte für die Wagen und die Städte für die Reiter; alles, was Salomon wollte und gedachte, baute er in Jerusalem und auf dem Libanon und im ganzen Lande seiner Herrschaft. 2 Chronik 2Chr 14 8 7 Omnem populum, qui derelictus fuerat de Hethæis, et Amorrhæis, et Pherezæis, et Hevæis, et Jebusæis, qui non erant de stirpe Israel, Alles Volk, welches übrig geblieben war von den Hethitern und Amorrhitern und Pherezitern und Hevitern und Jebusitern, die nicht zum Stamme Israels gehörten, 2 Chronik 2Chr 14 8 8 De filiis eorum: et de posteris, quos non interfecerant filii Israel, subjugavit Salomon in tributarios, usque in diem hanc. die Söhne und Nachkommen derer, welche die Söhne Israels nicht getötet hatten, unterwarf Salomon dem Frondienst bis auf diesen Tag. 2 Chronik 2Chr 14 8 9 Porro de filiis Israel non posuit ut servirent operibus regis: ipsi enim erant viri bellatores, et duces primi, et principes quadrigarum et equitum ejus. Von den Söhnen Israels aber ließ er keinen bei den Werken des Königs Frondienste leisten, denn sie waren Kriegsleute und die höchsten Führer und die Obersten über seine Wagen und Reiter. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 Salomons Ruhm und Herrlichkeit: Besuch der Königin von Saba (V. 12), seine Einkünfte und Macht. Epilog: Quellen der Geschichte Salomons und aller folgenden Könige. 2 Chronik 2Chr 14 9 1 Regina quoque Saba, cum audisset famam Salomonis, venit ut tentaret eum in ænigmatibus in Jerusalem, cum magnis opibus et camelis, qui portabant aromata, et auri plurimum, gemmasque pretiosas. Cumque venisset ad Salomonem, locuta est ei quæcumque erant in corde suo. Als auch die Königin von Saba den Ruf von Salomon hörte, kam sie, ihn mit schwierigen Fragen auf die Probe zu stellen, nach Jerusalem, mit großer Pracht, mit Kamelen, die Spezereien und sehr viel Geld und kostbare Steine trugen. Diese kam zu Salomon und redete mit ihm von allem, was sie sich vorgenommen hatte. [1Kön 10,1, Mt 12,42, Lk 11,31] 2 Chronik 2Chr 14 9 10 Sed et servi Hiram cum servis Salomonis attulerunt aurum de Ophir, et ligna thyina, et gemmas pretiosissimas: Aber auch die Knechte Hirams brachten mit den Knechten Salomons Gold von Ophir und Sandelholz und sehr kostbare Steine 2 Chronik 2Chr 14 9 11 De quibus fecit rex, de lignis scilicet thyinis, gradus in domo Domini, et in domo regia, citharas quoque, et psalteria cantoribus: nunquam visa sunt in terra Juda ligna talia. und der König machte aus dem Sandelholz Stufen im Hause des Herrn und im Hause des Königs, sowie Zithern und Harfen für die Sänger; solches Holz ist zuvor niemals im Lande Juda gesehen worden. 2 Chronik 2Chr 14 9 12 Rex autem Salomon dedit reginæ Saba cuncta quæ voluit, et quæ postulavit, et multo plura quam attulerat ad eum: quæ reversa, abiit in terram suam cum servis suis. Der König Salomon aber gab der Königin von Saba alles, was sie wollte und begehrte, und noch viel mehr, als sie ihm gebracht hatte;³ und sie kehrte zurück und zog fort mit ihren Dienern in ihr Land. 2 Chronik 2Chr 14 9 12 3 Hebr.: Und der König Salomon gab der Königin von Saba all ihr Begehren, was sie sich erbat, außer dem (was er ihr gab für die Geschenke), welche sie dem König gebracht hatte. 2 Chronik 2Chr 14 9 13 Erat autem pondus auri, quod afferebatur Salomoni per singulos annos, sexcenta sexaginta sex talenta auri: Das Gewicht des Goldes aber, das Salomon Jahr für Jahr gebracht ward, betrug sechshundertundsechsundsechzig Talente Goldes, 2 Chronik 2Chr 14 9 14 Excepta ea summa, quam legati diversarum gentium, et negotiatores afferre consueverant, omnesque reges Arabiæ, et satrapæ terrarum, qui comportabant aurum, et argentum Salomoni. außer der Summe, welche⁴ die Abgesandten der verschiedenen Völker und die Händler zu bringen pflegten; dazu brachten alle Könige Arabiens und die Statthalter des Landes⁵ dem Salomon Gold und Silber. 2 Chronik 2Chr 14 9 14 4 Hebr.: abgesehen von dem, was einkam von den Krämern und Kaufleuten. (?) 2 Chronik 2Chr 14 9 14 5 Die Verwalter der königlichen Privatgüter. 2 Chronik 2Chr 14 9 15 Fecit igitur rex Salomon ducentas hastas aureas de summa sexcentorum aureorum, qui in singulis hastis expendebantur: Und der König Salomon ließ zweihundert goldene Speere⁶ aus einer Summe von sechshundert Goldstücken⁷ machen, so viel wurden zu jedem Speer verwendet; 2 Chronik 2Chr 14 9 15 6 Hebr.: Große Schilde (die den ganzen Mann decken). 2 Chronik 2Chr 14 9 15 7 Sekeln Goldes. 2 Chronik 2Chr 14 9 16 Trecenta quoque scuta aurea trecentorum aureorum, quibus tegebantur singula scuta: posuitque ea rex in armamentario, quod erat consitum nemore. und dreihundert goldene Schilde⁸ von dreihundert Goldstücken, mit denen ein jeder Schild überzogen ward; diese hinterlegte der König im Zeughause, das mit Bäumen umgeben war.⁹ 2 Chronik 2Chr 14 9 16 8 Kleine Schilde. 2 Chronik 2Chr 14 9 16 9 Hebr.: in das Waldhaus des Libanon. 2 Chronik 2Chr 14 9 17 Fecit quoque rex solium eburneum grande, et vestivit illud auro mundissimo. Ferner ließ der König einen großen Thron von Elfenbein herstellen und ihn mit dem lautersten Golde überziehen. 2 Chronik 2Chr 14 9 18 Sex quoque gradus, quibus ascendebatur ad solium et scabellum aureum, et brachiola duo altrinsecus, et duos leones stantes juxta brachiola, Ebenso sechs Stufen, auf denen man zu dem Throne hinaufstieg, und einen goldenen Fußschemel und zwei Armlehnen auf beiden Seiten und zwei Löwen, welche neben den Armlehnen standen. 2 Chronik 2Chr 14 9 19 Sed et alios duodecim leunculos stantes super sex gradus ex utraque parte: non fuit tale solium in universis regnis. dazu noch zwölf andere kleine Löwen, welche auf den sechs Stufen zu beiden Seiten standen; ein solcher Thron ist noch nie in einem Reiche gewesen. 2 Chronik 2Chr 14 9 2 Et exposuit ei Salomon omnia quæ proposuerat: nec quidquam fuit, quod non perspicuum ei fecerit. Und Salomon erklärte ihr alles, was sie vorgelegt hatte; und es war nichts, was er ihr nicht dargelegt hätte.¹ 2 Chronik 2Chr 14 9 2 1 Hebr.: Gab ihr Bescheid auf alles, was sie fragte; nichts blieb Salomon verborgen, dass er ihr die Antwort darauf schuldig geblieben wäre. 2 Chronik 2Chr 14 9 20 Omnia quoque vasa convivii regis erant aurea, et vasa domus saltus Libani ex auro purissimo. Argentum enim in diebus illis pro nihilo reputabatur. Und alle Tischgeräte des Königs waren von Gold, so wie die Gerätschaften des Libanonwaldhauses vom reinsten Golde waren; denn das Silber ward in jenen Tagen für nichts geachtet. 2 Chronik 2Chr 14 9 21 Siquidem naves regis ibant in Tharsis cum servis Hiram, semel in annis tribus: et deferebant inde aurum et argentum, et ebur, et simias, et pavos. Die Schiffe des Königs fuhren nämlich mit den Knechten Hirams einmal in drei Jahren¹⁰ nach Tharsis und brachten von da Gold, Silber, Elfenbein, Affen und Pfauen. 2 Chronik 2Chr 14 9 21 10 Drei Jahre sind auf Hinfahrt, Rückfahrt und Aufenthalt in Tharsis (Tartessar in Spanien) zu rechnen. 2 Chronik 2Chr 14 9 22 Magnificatus est igitur Salomon super omnes reges terræ præ divitiis et gloria. So übertraf Salomon an Reichtum und Herrlichkeit¹¹ alle Könige auf Erden. 2 Chronik 2Chr 14 9 22 11 Hebr.: Weisheit. 2 Chronik 2Chr 14 9 23 Omnesque reges terrarum desiderabant videre faciem Salomonis, ut audirent sapientiam, quam dederat Deus in corde ejus: Und alle Könige der Erde wünschten das Angesicht Salomons zu schauen, um die Weisheit zu hören, welche ihm Gott in das Herz gegeben hatte, 2 Chronik 2Chr 14 9 24 Et deferebant ei munera, vasa argentea, et aurea, et vestes, et arma, et aromata, equos, et mulos, per singulos annos. und brachten ihm Geschenke, silberne und goldene Geräte, Kleider, Waffen, Spezereien, Rosse und Maultiere, Jahr für Jahr. 2 Chronik 2Chr 14 9 25 Habuit quoque Salomon quadraginta millia equorum in stabulis, et curruum, equitumque duodecim millia, constituitque eos in urbibus quadrigarum, et ubi erat rex in Jerusalem. Und Salomon hatte vierzigtausend Rosse in Ställen¹² und zwölftausend Wagen und Reiter, diese legte er in die Wagenstädte und nach Jerusalem, wo der König war. 2 Chronik 2Chr 14 9 25 12 Hebr.: Und Salomon hatte 4000 Pferdekrippen. Septuag. 4000 Stuten. 2 Chronik 2Chr 14 9 26 Exercuit etiam potestatem super cunctos reges a flumine Euphrate usque ad terram Philisthinorum, et usque ad terminos gypti. Er übte die Herrschaft über alle Könige aus, die vom Strome Euphrat bis zu dem Lande der Philister und bis an die Grenzen von Ägypten wohnten. 2 Chronik 2Chr 14 9 27 Tantamque copiam præbuit argenti in Jerusalem quasi lapidum: et cedrorum tantam multitudinem velut sycomororum, quæ gignuntur in campestribus. Und er machte, dass das Silber in Jerusalem in solcher Menge war wie die Steine, und der Zedern so viele wie wilde Feigenbäume, die in den Ebenen wachsen. 2 Chronik 2Chr 14 9 28 Adducebantur autem ei equi de gypto, cunctisque regionibus. Rosse aber wurden ihm aus Ägypten und aus allen Ländern zugeführt. 2 Chronik 2Chr 14 9 29 Reliqua autem operum Salomonis priorum et novissimorum scripta sunt in verbis Nathan Prophetæ, et in libris Ahiæ Silonitis, in visione quoque Addo Videntis, contra Jeroboam filium Nabat. Die übrige Geschichte der Taten Salomons aber, der früheren wie der späteren, ist aufgeschrieben in der Geschichte des Propheten Nathan und in den Büchern des Siloniters Ahia, auch in dem Gesichte des Sehers Addo wider Jeroboam, den Sohn Nabats.¹³ 2 Chronik 2Chr 14 9 29 13 [1Kön 11,41] wird nur auf das Buch der Geschichte Salomons verwiesen, [2Chr 9,29] dagegen werden nur Werke von Nathan, Ahia und Addo als Quellen genannt. An der Stelle 1 Könige dient der Hinweis zur Beglaubigung sowohl des Buches der Könige wie seiner prophetischen Quellen. Da in den Paralip. nicht auf die Reichsannalen hingewiesen wird, hängt ihr Inhalt wohl so mit diesen zusammen, dass es für die Leser unnötig war, einen solchen Hinweis beizufügen. 2 Chronik 2Chr 14 9 3 Quæ postquam vidit, sapientiam scilicet Salomonis, et domum quam ædificaverat, Da sie nun die Weisheit Salomons sah und das Haus, das er gebaut, 2 Chronik 2Chr 14 9 30 Regnavit autem Salomon in Jerusalem super omnem Israel quadraginta annis. Und Salomon herrschte in Jerusalem über ganz Israel vierzig Jahre. 2 Chronik 2Chr 14 9 31 Dormivitque cum patribus suis, et sepelierunt eum in Civitate David: regnavitque Roboam filius ejus pro eo. Und da er zu seinen Vätern entschlief, begruben sie ihn in der Davidsstadt und sein Sohn Roboam ward König an seiner Statt. 2 Chronik 2Chr 14 9 4 Necnon et cibaria mensæ ejus, et habitacula servorum, et officia ministrorum ejus, et vestimenta eorum, pincernas quoque et vestes eorum, et victimas quas immolabat in domo Domini: non erat præ stupore ultra in ea spiritus. dazu die Speisen seines Tisches und die Wohnungen seiner Knechte und die Verrichtungen seiner Diener und ihre Gewänder und die Mundschenken und ihre Gewänder und die Schlachtopfer, die er im Hause des Herrn darzubringen pflegte, geriet sie vor Staunen außer sich. 2 Chronik 2Chr 14 9 5 Dixitque ad regem: Verus est sermo, quem audieram in terra mea de virtutibus et sapientia tua. Und sie sprach zu dem König: Wahr ist es, was ich in meinem Lande von deinen Taten und deiner Weisheit vernommen habe. 2 Chronik 2Chr 14 9 6 Non credebam narrantibus donec ipsa venissem, et vidissent oculi mei, et probassem vix medietatem sapientiæ tuæ mihi fuisse narratam: vicisti famam virtutibus tuis. Ich habe denen, welche es erzählten,² nicht glauben wollen, bis ich selbst kam und mit eigenen Augen es sah und erfuhr, dass mir kaum die Hälfte von deiner Weisheit berichtet worden ist; du hast den Ruf durch deine erhabenen Vorzüge übertroffen. 2 Chronik 2Chr 14 9 6 2 Hebr.: ihren Erzählungen. 2 Chronik 2Chr 14 9 7 Beati viri tui, et beati servi tui, qui assistunt coram te omni tempore, et audiunt sapientiam tuam. Glückselig deine Leute und glückselig deine Diener, die allezeit vor dir stehen und deine Weisheit hören! 2 Chronik 2Chr 14 9 8 Sit Dominus Deus tuus benedictus, qui voluit te ordinare super thronum suum, regem Domini Dei tui. Quia diligit Deus Israel, et vult servare eum in æternum, idcirco posuit te super eum regem ut facias judicia atque justitiam. Gepriesen sei der Herr, dein Gott, der dich auf seinen Thron hat setzen wollen als König des Herrn, deines Gottes! Weil Gott Israel liebt und es auf ewig erhalten will, darum hat er dich zum Könige über dasselbe gesetzt, Recht und Gerechtigkeit zu üben. 2 Chronik 2Chr 14 9 9 Dedit autem regi centum viginti talenta auri, et aromata multa nimis, et gemmas pretiosissimas: non fuerunt aromata talia ut hæc, quæ dedit regina Saba regi Salomoni. Hierauf gab sie dem Könige hundertundzwanzig Talente Goldes und Spezereien in großer Menge und kostbare Steine; nie sind solche Spezereien noch gewesen, wie die waren, welche die Königin von Saba dem König Salomon gab. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 2. Die drei ersten Nachfolger Salomons Roboam, Abiam, Asa können zehn Stämme, die unter Roboam abfallen, nicht zum Hause David zurückführen. (10,1 16,14) 1. Herrschaft Roboams, des Sohnes Salomons. (10,1 12,16) A. Roboam treibt durch seine Härte zehn Stämme, welche um Milderung der Lasten ersuchen, zum Abfall. (Kap. 10) 2 Chronik 2Chr 14 10 1 Profectus est autem Roboam in Sichem: illuc enim cunctus Israel convenerat ut constituerent eum regem. Roboam aber zog nach Sichem, denn ganz Israel war dorthin zusammen gekommen, um ihn zum Könige zu machen. [1Kön 12,1] 2 Chronik 2Chr 14 10 10 At illi responderunt ut juvenes, et nutriti cum eo in deliciis, atque dixerunt: Sic loqueris populo, qui dixit tibi: Pater tuus aggravavit jugum nostrum, tu subleva: et sic respondebis ei: Minimus digitus meus grossior est lumbis patris mei. Diese aber antworteten als Jünglinge, die in Üppigkeit mit ihm erzogen waren, und sprachen: So musst du mit dem Volke reden, welches zu dir gesagt hat: Dein Vater hat unser Joch schwer gemacht, erleichtere du es; so musst du ihm antworten: Mein kleinster Finger ist dicker als meines Vaters Lenden! 2 Chronik 2Chr 14 10 11 Pater meus imposuit vobis grave jugum, et ego majus pondus apponam: pater meus cecidit vos flagellis, ego vero cædam vos scorpionibus. Mein Vater hat euch ein schweres Joch auferlegt, ich aber werde eine größere Last hinzufügen; mein Vater hat euch mit Geißeln geschlagen, ich aber will euch mit Skorpionen² schlagen. 2 Chronik 2Chr 14 10 11 2 Peitschen mit Widerhaken am Ende der Riemen. 2 Chronik 2Chr 14 10 12 Venit ergo Jeroboam, et universus populus ad Roboam die tertio, sicut præceperat eis. Am dritten Tage also kam Jeroboam und das ganze Volk zu Roboam, wie er ihnen befohlen hatte. 2 Chronik 2Chr 14 10 13 Responditque rex dura, derelicto consilio seniorum: Da gab der König eine harte Antwort, indem er den Rat der Ältesten verwarf, 2 Chronik 2Chr 14 10 14 Locutusque est juxta juvenum voluntatem: Pater meus grave vobis imposuit jugum, quod ego gravius faciam: pater meus cecidit vos flagellis, ego vero cædam vos scorpionibus. und er sprach nach dem Willen der Jünglinge: Mein Vater hat euch ein schweres Joch auferlegt, ich werde es noch schwerer machen; mein Vater hat euch mit Geißeln geschlagen, ich aber will euch mit Skorpionen schlagen. 2 Chronik 2Chr 14 10 15 Et non acquievit populi precibus: erat enim voluntatis Dei ut compleretur sermo ejus, quem locutus fuerat per manum Ahiæ Silonitis ad Jeroboam filium Nabat. Und er hörte auf die Bitten des Volkes nicht, denn es war eine Fügung von Gott,³ damit seine Voraussagung erfüllt würde, die er durch Ahias, den Siloniter, Jeroboam, dem Sohne Nabats, gegeben hatte. [1Kön 11,29] 2 Chronik 2Chr 14 10 15 3 Als Züchtigung für die Nachkommen Davids, welche nicht mehr treu in seinen Wegen wandelten. Das Verlangen der zehn Stämme, die ihnen auferlegte Last erleichtert zu sehen, entsprang im tiefsten Grunde dem Widerwillen gegen das theokratische Herrscherhaus. 2 Chronik 2Chr 14 10 16 Populus autem universus rege duriora dicente, sic locutus est ad eum: Non est nobis pars in David, neque hereditas in filio Isai. Revertere in tabernacula tua Israel, tu autem pasce domum tuam David. Et abiit Israel in tabernacula sua. Da nun der König so hart redete, sprach das ganze Volk zu ihm also: Wir haben keinen Teil an David und kein Erbe am Sohne Isais! Kehre zu deinen Wohnungen zurück, o Israel, du aber, David, weide dein Haus!⁴ Und Israel zog in seine Wohnungen heim. 2 Chronik 2Chr 14 10 16 4 So Septuag. Hebr.: Nun siehe zu deinem Hause, David! 2 Chronik 2Chr 14 10 17 Super filios autem Israel, qui habitabant in civitatibus Juda, regnavit Roboam. Über die Söhne Israels aber, welche in den Städten Judas wohnten, ward Roboam König. 2 Chronik 2Chr 14 10 18 Misitque rex Roboam Aduram, qui præerat tributis, et lapidaverunt eum filii Israel, et mortuus est: porro rex Roboam currum festinavit ascendere, et fugit in Jerusalem. Als nun König Roboam den Aduram, der über die Abgaben gesetzt, hinsandte, steinigten ihn die Söhne Israels zu Tode. Da stieg König Roboam eilends auf seinen Wagen und floh nach Jerusalem. 2 Chronik 2Chr 14 10 19 Recessitque Israel a domo David, usque ad diem hanc. So fiel Israel vom Hause Davids ab, bis auf diesen Tag. 2 Chronik 2Chr 14 10 2 Quod cum audisset Jeroboam filius Nabat, qui erat in gypto (fugerat quippe illuc ante Salomonem) statim reversus est. Als Jeroboam, der Sohn Nabats, dies vernahm, der in Ägypten war (dorthin war er nämlich vor Salomon geflohen), kehrte er alsbald zurück. 2 Chronik 2Chr 14 10 3 Vocaveruntque eum, et venit cum universo Israel, et locuti sunt ad Roboam, dicentes: Und sie riefen ihn¹ und er kam mit ganz Israel und sie redeten zu Roboam also: 2 Chronik 2Chr 14 10 3 1 Hebr.: Und sie sandten hin und ließen ihn rufen. 2 Chronik 2Chr 14 10 4 Pater tuus durissimo jugo nos pressit, tu leviora impera patre tuo, qui nobis imposuit gravem servitutem, et paululum de onere subleva, ut serviamus tibi. Dein Vater hat uns mit sehr hartem Joche bedrückt, erleichtere du den harten Dienst, den dein Vater uns auferlegt hatte, und erleichtere uns die Last ein wenig, so werden wir dir untertan sein. 2 Chronik 2Chr 14 10 5 Qui ait: Post tres dies revertimini ad me. Cumque abiisset populus, Er sprach: Kommet nach drei Tagen wieder zu mir. Als nun das Volk fortgegangen war, 2 Chronik 2Chr 14 10 6 Iniit consilium cum senibus, qui steterant coram patre ejus Salomone dum adhuc viveret, dicens: Quid datis consilii ut respondeam populo? beriet er sich mit den Ältesten, welche vor seinem Vater Salomon gestanden, als er noch lebte, und sprach: Was ratet ihr mir, dem Volke zu antworten? 2 Chronik 2Chr 14 10 7 Qui dixerunt ei: Si placueris populo huic, et leniveris eos verbis clementibus, servient tibi omni tempore. Sie sprachen zu ihm: Wenn du diesem Volke zu Gefallen bist und sie mit milden Worten begütigst, so werden sie dir allezeit untertan sein. 2 Chronik 2Chr 14 10 8 At ille reliquit consilium senum, et cum juvenibus tractare cpit, qui cum eo nutriti fuerant, et erant in comitatu illius. Er aber verwarf den Rat der Ältesten und fing an, mit den Jünglingen zu verhandeln, die mit ihm erzogen und in seinem Gefolge waren, 2 Chronik 2Chr 14 10 9 Dixitque ad eos: Quid vobis videtur? vel respondere quid debeo populo huic, qui dixit mihi: Subleva jugum quod imposuit nobis pater tuus? und sprach zu ihnen: Was dünkt euch? Was soll ich diesem Volke antworten, das zu mir gesagt hat: Mache das Joch, das dein Vater uns auferlegt hat, leichter? 2 Chronik 2Chr 14 0 1 Roboam wird vom Herrn behindert, die rebellischen Israeliten mit Waffengewalt zum Gehorsam zurückzuführen. (V. 4) B. Roboam festigt seine Herrschaft durch den Bau und die Befestigung vieler Städte im Gebiete Judas und Benjamins (V. 12) wie durch die Aufnahme der Leviten und Priester und der dem Herrn treuen, zuwandernden Israeliten (V. 17), endlich indem er Abia über dessen Brüder erhebt, diese aber zu Befehlshabern der befestigten Städte macht. 2 Chronik 2Chr 14 11 1 Venit autem Roboam in Jerusalem, et convocavit universam domum Juda et Benjamin, centum octoginta millia electorum atque bellantium, ut dimicaret contra Israel, et converteret ad se regnum suum. Als Roboam aber nach Jerusalem kam, rief er das ganze Haus Juda und Benjamin zusammen, hundertachtzigtausend auserlesene Krieger, um gegen Israel zu kämpfen und die Herrschaft wieder an sich zu bringen. [1Kön 12,21] 2 Chronik 2Chr 14 11 10 Saraa quoque, et Aialon, et Hebron, quæ erant in Juda et Benjamin, civitates munitissimas. Saraa, Ajalon und Hebron,⁴ welche in Juda und Benjamin lagen, zu festen Städten um. 2 Chronik 2Chr 14 11 10 4 Wohl gegen Ägypten. Vergl. [2Chr 12,4]. Nicht alle Befestigungen, bez. Ausbauten fallen wohl in die ersten Jahre Roboams, manche wohl in die Zeit nach dem Abzuge Sesaks. [2Chr 12,2ff] 2 Chronik 2Chr 14 11 11 Cumque clausisset eas muris, posuit in eis principes, ciborumque horrea, hoc est, olei, et vini. Und als er sie mit Mauern umschlossen hatte, setzte er Befehlshaber in dieselben und richtete Vorratshäuser für Öl und Wein ein. 2 Chronik 2Chr 14 11 12 Sed et in singulis urbibus fecit armamentarium scutorum et hastarum, firmavitque eas summa diligentia, et imperavit super Judam, et Benjamin. Auch machte er in jeder Stadt ein Zeughaus für die Schilde und Lanzen und befestigte jene mit der größten Sorgfalt und herrschte über Juda und Benjamin. 2 Chronik 2Chr 14 11 13 Sacerdotes autem et Levitæ, qui erant in universo Israel, venerunt ad eum de cunctis sedibus suis, Die Priester und Leviten aber, welche in ganz Israel waren, kamen aus allen ihren Wohnsitzen zu ihm, 2 Chronik 2Chr 14 11 14 Relinquentes suburbana, et possessiones suas, et transeuntes ad Judam, et Jerusalem: eo quod abjecisset eos Jeroboam, et posteri ejus, ne sacerdotio Domini fungerentur. indem sie ihre Feldmarken und ihre Besitzungen verließen und nach Juda und Jerusalem hinüber zogen, weil Jeroboam und seine Nachkommen sie verstoßen hatten, dass sie das Priestertum des Herrn nicht ausüben sollten; [Num 35,3] 2 Chronik 2Chr 14 11 15 Qui constituit sibi sacerdotes excelsorum, et dæmoniorum, vitulorumque quos fecerat. denn er bestellte sich Priester für die Höhen⁵ und für die bösen Geister und die Kälber, welche er gemacht hatte. 2 Chronik 2Chr 14 11 15 5 Nichtlevitische. (V. 31) Die Kälber sind Sinnbilder Jahves. [1Kön 12,28] Böcke, vergl. [Lev 17,7], sind wohl erst später im Zehnstämmereich eingeführt worden. 2 Chronik 2Chr 14 11 16 Sed et de cunctis tribubus Israel, quicumque dederant cor suum ut quærerent Dominum Deum Israel, venerunt in Jerusalem ad immolandum victimas suas coram Domino Deo patrum suorum. Aber auch aus allen Stämmen Israels kamen alle, die ihr Herz darauf richteten, den Herrn, den Gott Israels, zu suchen, nach Jerusalem, um dem Herrn, dem Gott ihrer Väter, ihre Opfer darzubringen.⁶ 2 Chronik 2Chr 14 11 16 6 Und wohl auch dort zu bleiben, da Jeroboam nicht duldete, dass man frei hinaufzog zum opfern. [1Kön 12,27] 2 Chronik 2Chr 14 11 17 Et roboraverunt regnum Juda, et confirmaverunt Roboam filium Salomonis per tres annos: ambulaverunt enim in viis David et Salomonis, annis tantum tribus. So machten sie das Reich Juda stark und Roboam, den Sohn Salomons, mächtig, drei Jahre lang; denn sie wandelten nur drei Jahre auf den Wegen Davids und Salomons. 2 Chronik 2Chr 14 11 18 Duxit autem Roboam uxorem Mahalath, filiam Jerimoth, filii David: Abihail quoque filiam Eliab filii Isai, Roboam aber nahm Mahalath, eine Tochter Jerimoths, des Sohnes Davids, zur Frau, und Abihail, eine Tochter Eliabs, des Sohnes Isais; 2 Chronik 2Chr 14 11 19 Quæ peperit ei filios Jehus, et Somoriam, et Zoom. diese gebar ihm die Söhne Jehus, Somoria und Zoom. 2 Chronik 2Chr 14 11 2 Factusque est sermo Domini ad Semeiam hominem Dei, dicens: Da erging des Herrn Wort an Semeja, den Mann Gottes, also: 2 Chronik 2Chr 14 11 20 Post hanc quoque accepit Maacha filiam Absalom, quæ peperit ei Abia, et Ethai, et Ziza, et Salomith. Nach ihr nahm er Maacha, die Tochter Absaloms; diese gebar ihm Abia, Ethai, Ziza und Salomith. 2 Chronik 2Chr 14 11 21 Amavit autem Roboam Maacha filiam Absalom super omnes uxores suas, et concubinas: nam uxores decem et octo duxerat, concubinas autem sexaginta: et genuit viginti octo filios, et sexaginta filias. Roboam aber liebte Maacha, die Tochter⁷ Absaloms, mehr als alle seine Gemahlinnen und Nebenfrauen; denn er hatte achtzehn Frauen und sechzig Nebenfrauen genommen und zeugte achtundzwanzig Söhne und sechzig Töchter. 2 Chronik 2Chr 14 11 21 7 Enkelin. 2 Chronik 2Chr 14 11 22 Constituit vero in capite, Abiam filium Maacha ducem super omnes fratres suos: ipsum enim regem facere cogitabat, Und er setzte Abias, den Sohn Maachas, zum Oberhaupte, zum Fürsten über alle seine Brüder ein; denn er gedachte ihn zum Könige zu machen, 2 Chronik 2Chr 14 11 23 Quia sapientior fuit, et potentior super omnes filios ejus, et in cunctis finibus Juda, et Benjamin, et in universis civitatibus muratis: præbuitque eis escas plurimas, et multas petivit uxores. weil er weiser und angesehener war als alle seine Söhne, und verteilte diese⁸ in alle Landschaften von Juda und Benjamin und in alle ummauerten Städte,⁹ und er gab ihnen reichlichen Unterhalt und suchte viele Frauen. 2 Chronik 2Chr 14 11 23 8 Hebr.: Und er handelte vorsichtig und verteilte ein Anzahl von seinen Söhnen auf alle usw. 2 Chronik 2Chr 14 11 23 9 Die Festungen kamen so in sichere Hände, die Söhne wurden zufrieden gestellt und nicht auf den zum Thronfolger Bestimmten eifersüchtig, der Glanz des königlichen Hauses erhöht, viele Familien demselben verbunden. 2 Chronik 2Chr 14 11 3 Loquere ad Roboam filium Salomonis regem Juda, et ad universum Israel, qui est in Juda et Benjamin: Sage zu Roboam, dem Sohne Salomons, dem Könige von Juda, und zu ganz Israel¹ in Juda und Benjamin: 2 Chronik 2Chr 14 11 3 1 Ob alle Angehörigen der beiden Reiche im Gegensatz zum König? oder sind nur die gemeint, welche in Israels Gesinnung wandeln? 2 Chronik 2Chr 14 11 4 Hæc dicit Dominus: Non ascendetis, neque pugnabitis contra fratres vestros: revertatur unusquisque in domum suam, quia mea hoc gestum est voluntate. Qui cum audissent sermonem Domini, reversi sunt, nec perrexerunt contra Jeroboam. So spricht der Herr: Ihr sollt nicht hinaufziehen, noch gegen eure Brüder kämpfen! Ein jeder kehre in sein Haus zurück, denn nach meinem Willen ist dies geschehen. Als sie das Wort des Herrn hörten, kehrten sie um und zogen nicht gegen Jeroboam. 2 Chronik 2Chr 14 11 5 Habitavit autem Roboam in Jerusalem, et ædificavit civitates muratas in Juda. Roboam aber wohnte zu Jerusalem und baute in Juda² ummauerte Städte. 2 Chronik 2Chr 14 11 5 2 Von hier an Name des südlichen Reiches, Benjamin mitumfassend. 2 Chronik 2Chr 14 11 6 Exstruxitque Bethlehem, et Etam, et Thecue, Er baute nämlich Bethlehem, Etam, Thekue, 2 Chronik 2Chr 14 11 7 Bethsur quoque, et Socho, et Odollam, Bethsur, Socho, Odollam, 2 Chronik 2Chr 14 11 8 Necnon et Geth, et Maresa, et Ziph, sowie Geth, Maresa, Ziph,³ 2 Chronik 2Chr 14 11 8 3 Die von David eroberten Philisterstädte. 2 Chronik 2Chr 14 11 9 Sed et Aduram, et Lachis, et Azeca, dazu Aduram, Lachis, Azeka, 2 Chronik 2Chr 14 0 1 C. Da Roboam Gottes Gesetz nicht beobachtet, wird sein Land in die Hand Sesaks dahingegeben und erst befreit, nachdem König und Volk Buße getan. 2 Chronik 2Chr 14 12 1 Cumque roboratum fuisset regnum Roboam et confortatum, dereliquit legem Domini, et omnis Israel cum eo. Als nun die Herrschaft Roboams stark und fest geworden war, fiel er von dem Gesetze des Herrn ab und ganz Israel mit ihm. 2 Chronik 2Chr 14 12 10 Pro quibus fecit rex æneos, et tradidit illos principibus scutariorum, qui custodiebant vestibulum palatii. Für diese machte der König eherne und gab sie den Obersten der Schildträger, welche an der Vorhalle des Palastes Wache hielten. 2 Chronik 2Chr 14 12 11 Cumque introiret rex domum Domini, veniebant scutarii, et tollebant eos, iterumque referebant eos ad armamentarium suum. Und so oft der König in das Haus des Herrn ging, kamen die Schildträger und nahmen dieselben und brachten sie alsdann wieder in ihre Rüstkammer zurück. 2 Chronik 2Chr 14 12 12 Verumtamen quia humiliati sunt, aversa est ab eis ira Domini, nec deleti sunt penitus: siquidem et in Juda inventa sunt opera bona. Jedoch weil sie sich verdemütigt hatten, ließ der Zorn des Herrn von ihnen ab und sie wurden nicht völlig vertilgt; es wurden ja auch in Juda gute Werke gefunden.⁷ 2 Chronik 2Chr 14 12 12 7 Ein weiterer Grund zur Verschonung. Vergl. [2Chr 19,3]. 2 Chronik 2Chr 14 12 13 Confortatus est ergo rex Roboam in Jerusalem, atque regnavit: quadraginta autem et unius anni erat cum regnare cpisset, et decem et septem annis regnavit in Jerusalem, urbe, quam elegit Dominus, ut confirmaret nomen suum ibi, de cunctis tribubus Israel: nomen autem matris ejus Naama Ammanitis. So befestigte sich der König Roboam zu Jerusalem und herrschte; er war aber einundvierzig⁸ Jahre alt, als er zu herrschen begann, und herrschte siebzehn Jahre in Jerusalem, der Stadt, die der Herr aus allen Stämmen Israels erwählt, um seinen Namen daselbst beständig sein zu lassen; seine Mutter hieß Naama, eine Ammanitin.⁹ [1Kön 14,21] 2 Chronik 2Chr 14 12 13 8 Aber nach [2Chr 13,7] war er noch jung. Indes auch [1Kön 14,21] findet sich die Zahl 41. 2 Chronik 2Chr 14 12 13 9 Besser: Ammoniterin. 2 Chronik 2Chr 14 12 14 Fecit autem malum, et non præparavit cor suum ut quæreret Dominum. Er tat aber Böses und richtete sein Herz nicht darauf, den Herrn zu suchen. 2 Chronik 2Chr 14 12 15 Opera vero Roboam prima et novissima scripta sunt in Libris Semeiæ prophetæ, et Addo Videntis, et diligenter exposita: pugnaveruntque adversum se Roboam, et Jeroboam cunctis diebus. Die Taten Roboams aber, die früheren und die späteren, sind sorgfältig und ausführlich in den Büchern Semejas, des Propheten, und Addos, des Sehers, aufgeschrieben;¹⁰ und Roboam und Jeroboam lagen ihr Leben lang miteinander im Streite.¹¹ 2 Chronik 2Chr 14 12 15 10 Das Hebr. ist sicher entstellt: zum Zweck der Eintragung in die Geschlechtsregister. 2 Chronik 2Chr 14 12 15 11 Ohne größere feindliche Unternehmungen. 2 Chronik 2Chr 14 12 16 Et dormivit Roboam cum patribus suis, sepultusque est in Civitate David. Et regnavit Abia filius ejus pro eo. Und Roboam entschlief zu seinen Vätern und ward in der Davidsstadt begraben. Sein Sohn Abia ward König an seiner Statt. 2 Chronik 2Chr 14 12 2 Anno autem quinto regni Roboam, ascendit Sesac rex gypti in Jerusalem (quia peccaverunt Domino) Im fünften Jahre der Herrschaft Roboams aber zog Sesak,¹ der König von Ägypten, gegen Jerusalem herauf (denn sie hatten sich gegen den Herrn versündigt) [1Kön 14,25] 2 Chronik 2Chr 14 12 2 1 Septuag: Susak, bei den Griechen hieß er Sesonchis, ägyptisch Scheschenk. Er gehörte der sogen. 22. Dynastie an; vermutlich war er durch Jeroboam aufgestachelt. 2 Chronik 2Chr 14 12 3 Cum mille ducentis curribus, et sexaginta millibus equitum: nec erat numerus vulgi quod venerat cum eo ex gypto, Libyes scilicet, et Troglodytæ, et thiopes. mit tausendzweihundert Wagen und sechzigtausend Reitern, und zahllos war das Kriegsvolk, welches mit ihm aus Ägypten gekommen war, Libyer, Troglodyten² und Äthiopier.³ 2 Chronik 2Chr 14 12 3 2 So die Septuag. also wohl Leute aus der ägyptischen oder äthiopischen Troglodytice am arabischen Meerbusen. Hebr. Sukkiten. 2 Chronik 2Chr 14 12 3 3 Die Zahlen beruhen auf Schätzung. 2 Chronik 2Chr 14 12 4 Cepitque civitates munitissimas in Juda, et venit usque in Jerusalem. Und er nahm die befestigten Städte in Juda ein und kam bis nach Jerusalem. 2 Chronik 2Chr 14 12 5 Semeias autem propheta ingressus est ad Roboam, et principes Juda, qui congregati fuerant in Jerusalem, fugientes Sesac, dixitque ad eos: Hæc dicit Dominus: Vos reliquistis me, et ego reliqui vos in manu Sesac. Semejas aber, der Prophet, ging zu Roboam und den Fürsten von Juda, welche sich auf der Flucht vor Sesak in Jerusalem zusammengefunden hatten, und sprach zu ihnen: So spricht der Herr: Ihr habt mich verlassen, so habe auch ich euch Sesaks Hand überlassen. 2 Chronik 2Chr 14 12 6 Consternatique principes Israel et rex dixerunt: Justus est Dominus. Da wurden die Fürsten von Israel samt dem Könige bestürzt und sprachen: Der Herr ist gerecht. 2 Chronik 2Chr 14 12 7 Cumque vidisset Dominus, quod humiliati essent, factus est sermo Domini ad Semeiam, dicens: Quia humiliati sunt, non disperdam eos, daboque eis pauxillum auxilii, et non stillabit furor meus super Jerusalem per manum Sesac. Da nun der Herr sah, dass sie sich verdemütigt hatten, erging das Wort des Herrn an Semejas also: Weil sie sich verdemütigt haben, will ich sie nicht verderben,⁴ sondern ihnen ein wenig⁵ Hilfe schaffen und mein Grimm⁶ soll sich nicht über Jerusalem ergießen durch Sesak. 2 Chronik 2Chr 14 12 7 4 Wie es später geschah [2Chr 34,25]. 2 Chronik 2Chr 14 12 7 5 Einige. 2 Chronik 2Chr 14 12 7 6 Ausdruck des Vertilgungsgerichtes. 2 Chronik 2Chr 14 12 8 Verumtamen servient ei, ut sciant distantiam servitutis meæ, et servitutis regni terrarum. Doch sollen sie ihm untertan werden, damit sie den Unterschied zwischen meinem Dienste und dem Dienste eines irdischen Reiches erkennen! 2 Chronik 2Chr 14 12 9 Recessit itaque Sesac rex gypti ab Jerusalem, sublatis thesauris domus Domini, et domus regis, omniaque secum tulit, et clypeos aureos, quos fecerat Salomon, Sesak also, der König von Ägypten, zog von Jerusalem ab, nachdem er die Schätze des Hauses des Herrn und des Hauses des Königs geraubt, und nahm alles mit sich, auch die goldenen Schilde, welche Salomon gemacht hatte. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 2. Die Herrschaft Abias. (Kap. 13) A. Abia führt gegen Jeroboam Krieg, nachdem dieser vergeblich den Versuch gemacht, Israel zum Herrn zurückzuführen (V. 12), und trägt einen Sieg über Israel davon, der ihm einige Städte gewinnt. 2 Chronik 2Chr 14 13 1 Anno octavo decimo regis Jeroboam, regnavit Abia super Judam. Im achtzehnten Jahre des Königs Jeroboam wurde Abia König über Juda. [1Kön 15,1] 2 Chronik 2Chr 14 13 10 Noster autem Dominus, Deus est, quem non relinquimus, Sacerdotesque ministrant Domino de filiis Aaron, et Levitæ sunt in ordine suo: Doch unser Herr ist Gott, den wir nicht verlassen, und als Priester dienen dem Herrn Söhne Aarons und die Leviten üben ihre Amtsverrichtungen. 2 Chronik 2Chr 14 13 11 Holocausta quoque offerunt Domino per singulos dies mane et vespere, et thymiama juxta legis præcepta confectum, et proponuntur panes in mensa mundissima, estque apud nos candelabrum aureum, et lucernæ ejus, ut accendantur semper ad vesperam: nos quippe custodimus præcepta Domini Dei nostri, quem vos reliquistis. Auch bringen sie dem Herrn alle Tage morgens und abends Brandopfer und Räucherwerk dar, zubereitet nach den Vorschriften des Gesetzes, und es werden Schaubrote auf den reinen Tisch gelegt; und bei uns ist der goldene Leuchter und dessen Lampen, dass sie des Abends immer angezündet werden; denn wir halten die Gebote des Herrn, unseres Gottes, den ihr verlassen habt. [Ex 27,21] 2 Chronik 2Chr 14 13 12 Ergo in exercitu nostro dux Deus est, et Sacerdotes ejus, qui clangunt tubis, et resonant contra vos: filii Israel nolite pugnare contra Dominum Deum patrum vestrorum, quia non vobis expedit. Deswegen ist Gott der Führer in unserem Heere und seine Priester sind da, welche die Trompeten blasen und sie wider euch ertönen lassen. Söhne Israels! streitet doch nicht wider den Herrn, den Gott eurer Väter, denn es frommt euch nicht. 2 Chronik 2Chr 14 13 13 Hæc illo loquente, Jeroboam retro moliebatur insidias. Cumque ex adverso hostium staret, ignorantem Judam suo ambiebat exercitu. Während jener so redete, legte Jeroboam im Rücken einen Hinterhalt und umging, während er den Feinden gegenüberstand, mit seinem Heere Juda, ohne dass dieser es merkte.⁹ 2 Chronik 2Chr 14 13 13 9 Hebr.: Jeroboam aber ließ die im Hinterhalte Liegenden sich wenden, damit sie ihnen in den Rücken kämen; und so standen sie (zum Teil) den Judäern gegenüber, während sich der Hinterhalt im Rücken derselben befand. 2 Chronik 2Chr 14 13 14 Respiciensque Judas vidit instare bellum ex adverso et post tergum, et clamavit ad Dominum: ac Sacerdotes tubis canere cperunt. Als nun Juda sich umwandte, sahen sie sich von vorn und von hinten angegriffen und riefen zu dem Herrn, und die Priester fingen an, die Trompeten zu blasen. 2 Chronik 2Chr 14 13 15 Omnesque viri Juda vociferati sunt: et ecce illis clamantibus, perterruit Deus Jeroboam, et omnem Israel qui stabat ex adverso Abia et Juda. Auch erhoben alle Männer Judas ein Geschrei; und siehe, als sie schrieen, erschreckte Gott Jeroboam und ganz Israel, das Abia und Juda gegenüberstand. 2 Chronik 2Chr 14 13 16 Fugeruntque filii Israel Judam, et tradidit eos Deus in manu eorum. Da flohen die Söhne Israels vor Juda und Gott gab sie in deren Hand. 2 Chronik 2Chr 14 13 17 Percussit ergo eos Abia, et populus ejus plaga magna: et corruerunt vulnerati ex Israel quingenta millia virorum fortium. So brachte Abia und sein Volk ihnen eine große Niederlage bei und von Israel fielen verwundet fünfmalhunderttausend tapfere Männer.¹⁰ 2 Chronik 2Chr 14 13 17 10 Wohl durch Fehler des Abschreibers für 50000 gesetzt. 2 Chronik 2Chr 14 13 18 Humiliatique sunt filii Israel in tempore illo, et vehementissime confortati filii Juda eo quod sperassent in Domino Deo patrum suorum. So wurden die Söhne Israels zu jener Zeit verdemütigt und die Söhne Judas wurden mächtig, denn sie vertrauten auf den Herrn, den Gott ihrer Väter. 2 Chronik 2Chr 14 13 19 Persecutus est autem Abia fugientem Jeroboam, et cepit civitates ejus, Bethel et filias ejus, et Jesana cum filiabus suis, Ephron quoque et filias ejus: Abia aber verfolgte Jeroboam auf der Flucht und nahm ihm von seinen Städten Bethel samt dessen Töchterstädten, Jesana samt dessen Töchterstädten und Ephron samt dessen Töchterstädten weg, 2 Chronik 2Chr 14 13 2 Tribus annis regnavit in Jerusalem, nomenque matris ejus Michaia, filia Uriel de Gabaa: et erat bellum inter Abiam et Jeroboam. Drei Jahre herrschte er in Jerusalem, seine Mutter hieß Michaja,¹ eine Tochter Uriels² aus Gabaa; und es war Krieg zwischen Abia und Jeroboam. [2Chr 15,6] 2 Chronik 2Chr 14 13 2 1 Offenbar Schreibfehler für Maacha. (Septuag) 2 Chronik 2Chr 14 13 2 2 Enkelin Absoloms, Tochter Thamars. [2Sam 14,27] 2 Chronik 2Chr 14 13 20 Nec valuit ultra resistere Jeroboam in diebus Abia: quem percussit Dominus, et mortuus est. und Jeroboam konnte nicht mehr standhalten, so lange Abia lebte, der Herr aber schlug ihn,¹¹ dass er starb. 2 Chronik 2Chr 14 13 20 11 Mit Krankheit zur Strafe. Nach [1Kön 14,20, 1Kön 15,9] starb Jeroboam erst ungefähr ein Jahr nach Abia. 2 Chronik 2Chr 14 13 21 Igitur Abia, confortato imperio suo, accepit uxores quatuordecim: procreavitque viginti duos filios, et sedecim filias. So erstarkte Abia in seiner Herrschaft und er nahm vierzehn Frauen¹² und zeugte zweiundzwanzig Söhne und sechzehn Töchter. 2 Chronik 2Chr 14 13 21 12 Die meisten vor seiner Thronbesteigung. 2 Chronik 2Chr 14 13 22 Reliqua autem sermonum Abia, viarumque et operum ejus, scripta sunt diligentissime in Libro Addo Prophetæ. Die übrige Geschichte Abias aber und sein Wandel und seine Taten sind im Buche des Propheten Addo sorgfältig aufgeschrieben. 2 Chronik 2Chr 14 13 3 Cumque iniisset Abia certamen, et haberet bellicosissimos viros, et electorum quadringenta millia: Jeroboam instruxit econtra aciem octingenta millia virorum, qui et ipsi electi erant, et ad bella fortissimi. Als nun Abia in den Kampf zog, hatte er viermalhunderttausend streitbare und auserlesene Männer bei sich, Jeroboam aber stellte sich ihm mit achtmalhunderttausend³ gleichfalls auserlesenen und tapferen Streitern in Schlachtordnung entgegen. 2 Chronik 2Chr 14 13 3 3 Es sind die gleichen Zahlen, welche Joab in Israel bei der Volkszählung gefunden, während die Streiter Abias um 100000 geringer an Zahl angegeben werden als [2Sam 24,9] der Stamm Juda. Die Zahlen sind wohl hier wie V. 17 nicht richtig nach den Zahlzeichen durch die Abschreiber wiedergegeben und um eine Stelle zu kürzen. 2 Chronik 2Chr 14 13 4 Stetit ergo Abia super montem Semeron, qui erat in Ephraim, et ait: Audi Jeroboam, et omnis Israel. Da trat Abia auf den Berg Semeron in Ephraim und sprach: Höre, Jeroboam und ihr, ganz Israel! 2 Chronik 2Chr 14 13 5 Num ignoratis quod Dominus Deus Israel dederit regnum David super Israel in sempiternum, ipsi et filiis ejus in pactum salis? Wisset ihr denn nicht, dass der Herr, der Gott Israels, die Herrschaft über Israel auf ewig David gegeben hat, ihm und seinen Söhnen als einen Salzbund?⁴ 2 Chronik 2Chr 14 13 5 4 Vergl. [Num 18,19]. 2 Chronik 2Chr 14 13 6 Et surrexit Jeroboam filius Nabat, servus Salomonis filii David: et rebellavit contra dominum suum. Doch Jeroboam, der Sohn Nabats, der Diener Salomons, des Sohnes Davids, erhob sich und empörte sich wider seinen Herrn. [1Kön 11,26] 2 Chronik 2Chr 14 13 7 Congregatique sunt ad eum viri vanissimi, et filii Belial: et prævaluerunt contra Roboam filium Salomonis: porro Roboam erat rudis, et corde pavido, nec potuit resistere eis. Und nichtswürdige Leute, Belialssöhne, sammelten sich zu ihm und besiegten Roboam, den Sohn Salomons; denn Roboam war unerfahren und zaghaften Herzens⁵ und konnte ihnen nicht standhalten. 2 Chronik 2Chr 14 13 7 5 Hebr.: jung und energielos. Er will seinen Vater möglichst entlasten. 2 Chronik 2Chr 14 13 8 Nunc ergo vos dicitis quod resistere possitis regno Domini, quod possidet per filios David, habetisque grandem populi multitudinem, atque vitulos aureos, quos fecit vobis Jeroboam in deos. Und nun sagt ihr, dass ihr dem Reiche des Herrn zu widerstehen vermögt, das er durch die Söhne Davids besitzt,⁶ und habt⁷ eine große Menge Volkes und die goldenen Kälber, welche euch Jeroboam zu Göttern gemacht hat. 2 Chronik 2Chr 14 13 8 6 Hebr.: dem Reiche Jahves, in der Hand der Söhne Davids. Diesem gegenüber ist jede angemaßte Herrschaft machtlos. 2 Chronik 2Chr 14 13 8 7 Weil ihr. 2 Chronik 2Chr 14 13 9 Et ejecistis Sacerdotes Domini, filios Aaron, atque Levitas: et fecistis vobis Sacerdotes sicut omnes populi terrarum: quicumque venerit, et initiaverit manum suam in tauro de bobus, et in arietibus septem, fit sacerdos eorum, qui non sunt dii. Auch habt ihr die Priester des Herrn, die Söhne Aarons, und die Leviten verstoßen und euch selbst Priester gemacht, wie alle Völker der Länder; wer nur kommt mit einem Stiere von der Herde und mit sieben Widdern, sich in den Priesterstand aufnehmen zu lassen,⁸ wird Priester derer, welche keine Götter sind. [1Kön 12,31] 2 Chronik 2Chr 14 13 9 8 Hebr.: um seine Hand zu füllen. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 3. Herrschaft Asas. (14,1 16,14) A. Asa schafft den Götzendienst ab, sucht seine Untertanen zur Beobachtung des Gesetzes zurückzuführen und befestigt einige Städte. So sichert er seine Herrschaft in jeder Weise. (V. 8) B. Zara von Äthiopien und dessen Heer besiegt er mit Hilfe Gottes. 2 Chronik 2Chr 14 14 1 Dormivit autem Abia cum patribus suis, et sepelierunt eum in Civitate David: regnavitque Asa filius ejus pro eo, in cujus diebus quievit terra annis decem. Und Abia entschlief zu seinen Vätern, man begrub ihn in der Davidsstadt und sein Sohn Asa ward König an seiner Statt; zu dessen Zeit hatte das Land zehn Jahre Ruhe. [1Kön 15,8] 2 Chronik 2Chr 14 14 10 Porro Asa perrexit obviam ei, et instruxit aciem ad bellum in Valle Sephata, quæ est juxta Maresa: Asa aber zog ihm entgegen und stellte sich in Schlachtordnung im Tale Sephata, bei Maresa, auf. 2 Chronik 2Chr 14 14 11 Et invocavit Dominum Deum, et ait: Domine non est apud te ulla distantia utrum in paucis auxilieris, an in pluribus: adjuva nos Domine Deus noster: in te enim, et in tuo nomine habentes fiduciam venimus contra hanc multitudinem. Domine, Deus noster tu es, non prævaleat contra te homo. Und Asa rief zu Gott, dem Herrn, und sprach: Herr! bei dir ist kein Unterschied, ob du mit wenigen helfest oder mit vielen;¹³ hilf uns Herr, unser Gott! denn im Vertrauen auf dich und auf deinen Namen sind wir wider diese Menge herangezogen. Herr! du bist unser Gott, lass nicht einen Menschen etwas wider dich vermögen! [1Sam 14,6] 2 Chronik 2Chr 14 14 11 13 Hebr.: Jahve, nur du kannst helfen (in einem Streite) zwischen einem Mächtigen und einem Ohnmächtigen. 2 Chronik 2Chr 14 14 12 Exterruit itaque Dominus thiopes coram Asa et Juda: fugeruntque thiopes. Da ließ der Herr auf die Äthiopier Schrecken fallen vor Asa und Juda und die Äthiopier flohen. 2 Chronik 2Chr 14 14 13 Et persecutus est eos Asa, et populus, qui cum eo erat, usque Gerara: et ruerunt thiopes usque ad internecionem, quia Domino cædente contriti sunt, et exercitu illius prliante. Tulerunt ergo spolia multa, Und Asa setzte ihnen mit dem Kriegsvolk, das er bei sich hatte, bis Gerara nach; so erlitten die Äthiopier eine völlige Niederlage, denn da der Herr sie schlug und sein Heer stritt,¹⁴ wurden jene vernichtet. So trugen sie denn viele Beute davon 2 Chronik 2Chr 14 14 13 14 Insofern der Herr mit dem Heere Asas gegen die Feinde streitet. 2 Chronik 2Chr 14 14 14 Et percusserunt civitates omnes per circuitum Geraræ: grandis quippe cunctos terror invaserat: et diripuerunt urbes, et multam prædam asportaverunt. und schlugen alle Städte rings um Gerara, denn ein großer Schrecken war auf alle gefallen; und sie plünderten die Städte und trugen große Beute davon. 2 Chronik 2Chr 14 14 15 Sed et caulas ovium destruentes, tulerunt pecorum infinitam multitudinem, et camelorum: reversique sunt in Jerusalem. Auch die Schafhürden zerstörten sie und führten unzählbar viel Vieh und Kamele weg und kehrten nach Jerusalem zurück. 2 Chronik 2Chr 14 14 2 Fecit autem Asa quod bonum et placitum erat in conspectu Dei sui, et subvertit altaria peregrini cultus, et excelsa, Asa aber tat, was in den Augen seines Gottes gut und wohlgefällig war, und stürzte die Altäre des fremden Götzendienstes um und die Höhen¹ 2 Chronik 2Chr 14 14 2 1 Wohl die Jahve geweihten Höhen. 2 Chronik 2Chr 14 14 3 Et confregit statuas, lucosque succidit: und zerbrach die Bildsäulen² und hieb die Haine³ um 2 Chronik 2Chr 14 14 3 2 Des Baal. 2 Chronik 2Chr 14 14 3 3 Ascheren, der Astarte geweihte Bilder. 2 Chronik 2Chr 14 14 4 Et præcepit Judæ ut quæreret Dominum Deum patrum suorum, et faceret legem, et universa mandata: und befahl Juda, den Herrn, den Gott ihrer Väter, zu suchen und das Gesetz und alle Gebote zu beobachten. 2 Chronik 2Chr 14 14 5 Et abstulit de cunctis urbibus Juda aras, et fana, et regnavit in pace. Und er schaffte aus allen Städten Judas die Altäre und die Götzentempel⁴ hinweg und herrschte in Frieden. 2 Chronik 2Chr 14 14 5 4 Hebr.: die Höhen und die Sonnensäulen. 2 Chronik 2Chr 14 14 6 dificavit quoque urbes munitas in Juda, quia quietus erat, et nulla temporibus ejus bella surrexerant, pacem Domino largiente. Auch baute er feste Städte in Juda, denn er⁵ hatte Ruhe und es entstanden keine Kriege zu seiner Zeit, da der Herr Frieden gab. 2 Chronik 2Chr 14 14 6 5 Hebr.: das Land. 2 Chronik 2Chr 14 14 7 Dixit autem Judæ: dificemus civitates istas, et vallemus muris, et roboremus turribus, et portis, et seris, donec a bellis quieta sunt omnia, eo quod quæsierimus Dominum Deum patrum nostrorum, et dederit nobis pacem per gyrum. dificaverunt igitur, et nullum in exstruendo impedimentum fuit. Und er sprach zu Juda: Wir wollen diese Städte bauen und mit Mauern umgeben und mit Türmen und Toren und Riegeln befestigen, so lange alles vom Kriege frei sich der Ruhe erfreut;⁶ denn weil wir den Herrn, den Gott unserer Väter, suchten, hat er uns ringsum Frieden gegeben. So bauten sie denn und stießen auf kein Hindernis bei dem Baue. 2 Chronik 2Chr 14 14 7 6 Hebr.: noch liegt das Land (frei und offen) vor uns da. 2 Chronik 2Chr 14 14 8 Habuit autem Asa in exercitu suo portantium scuta et hastas de Juda trecenta millia, de Benjamin vero scutariorum et sagittariorum ducenta octoginta millia, omnes isti viri fortissimi. Asa aber hatte in seinem Heere solche, die Schild⁷ und Speer trugen, aus Juda dreimalhunderttausend, und aus Benjamin solche, die Schild⁸ und Bogen führten, zweimalhundertachtzigtausend,⁹ insgesamt tapfere Männer. 2 Chronik 2Chr 14 14 8 7 Den großen Schild. 2 Chronik 2Chr 14 14 8 8 Den kleinen Schild. 2 Chronik 2Chr 14 14 8 9 Die Zahlen sind sicher nicht treu überliefert, da sie selbst die [2Chr 13,3] gegebenen übersteigen. 2 Chronik 2Chr 14 14 9 Egressus est autem contra eos Zara thiops cum exercitu suo, decies centena millia, et curribus trecentis: et venit usque Maresa. Da zog Zara,¹⁰ der Äthiopier, wider sie aus mit seinem Heer von zehnmalhunderttausend Mann¹¹ und dreihundert Wagen und kam bis nach Maresa.¹² 2 Chronik 2Chr 14 14 9 10 Die Nachfolger Sesaks. 2 Chronik 2Chr 14 14 9 11 Die Zahl beruht auf ungefährer Schätzung, wobei 1000 mal 10000 die höchstmögliche Zahl ausdrückt. 2 Chronik 2Chr 14 14 9 12 Siehe [2Chr 11,8]. Maresa lag im Südwesten Judäas. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 C. Von dem Propheten Azarias ermahnt, dass das Glück seines Reiches von der treuen Beobachtung des Gesetzes abhänge (V. 7), geht Asa noch eifriger gegen den Götzendienst vor und lässt das Volk den Bund mit dem Herrn erneuern. 2 Chronik 2Chr 14 15 1 Azarias autem filius Oded, facto in se spiritu Dei, Auf Azarias aber, den Sohn Odeds, kam der Geist Gottes 2 Chronik 2Chr 14 15 10 Cumque venissent in Jerusalem mense tertio, anno decimoquinto regni Asa, Diese kamen im dritten Monat, im fünfzehnten Jahre der Herrschaft Asas, nach Jerusalem 2 Chronik 2Chr 14 15 11 Immolaverunt Domino in die illa de manubiis, et præda, quam adduxerant, boves septingentos, et arietes septem millia. und opferten dem Herrn an diesem Tage von der Beute und dem Kriegsgewinne, den sie mitgebracht, siebenhundert Rinder und siebentausend Widder. 2 Chronik 2Chr 14 15 12 Et intravit ex more ad corroborandum fdus ut quærerent Dominum Deum patrum suorum in toto corde, et in tota anima sua. Und er ging hinein, nach Gewohnheit den Bund zu befestigen,⁸ dass sie den Herrn, den Gott ihrer Väter, aus ganzem Herzen und aus ganzer Seele suchen sollten. 2 Chronik 2Chr 14 15 12 8 Hebr.: Und sie gingen den Bund ein, den Herrn, den Gott ihrer Väter, usw. zu suchen. 2 Chronik 2Chr 14 15 13 Si quis autem, inquit, non quæsierit Dominum Deum Israel, moriatur, a minimo usque ad maximum, a viro usque ad mulierem. Wer aber, sprach er, den Herrn, den Gott Israels, nicht sucht, der soll sterben, klein oder groß, Mann oder Weib! 2 Chronik 2Chr 14 15 14 Juraveruntque Domino voce magna in jubilo, et in clangore tubæ, et in sonitu buccinarum Und es schworen⁹ dem Herrn mit lautem Jubelgeschrei, mit Trompetenschall und Posaunenklang 2 Chronik 2Chr 14 15 14 9 Hebr.: Und sie schworen. 2 Chronik 2Chr 14 15 15 Omnes qui erant in Juda cum exsecratione: in omni enim corde suo juraverunt, et in tota voluntate quæsierunt eum, et invenerunt: præstititque eis Dominus requiem per circuitum. alle, die in Juda waren, und sprachen Beteuerungen aus;¹⁰ denn aus ganzem Herzen schworen sie und mit ganzem Willen suchten sie ihn und fanden ihn; und der Herr gab ihnen Ruhe ringsumher. 2 Chronik 2Chr 14 15 15 10 Hebr.: Und ganz Juda freute sich des Schwures. 2 Chronik 2Chr 14 15 16 Sed et Maacham matrem Asa regis ex augusto deposuit imperio, eo quod fecisset in luco simulacrum Priapi: quod omne contrivit, et in frusta comminuens combussit in Torrente cedron: Auch setzte er Maacha, die Mutter des Königs Asa, von ihrer großen Herrschaft ab,¹¹ weil sie im Haine¹² ein Bild des Priapus¹³ gemacht hatte, und er zerschlug und zertrümmerte es und verbrannte es am Bache Cedron. 2 Chronik 2Chr 14 15 16 11 Als Königin-Mutter. 2 Chronik 2Chr 14 15 16 12 In der Aschera. 2 Chronik 2Chr 14 15 16 13 Vergl. [1Kön 15,13]. 2 Chronik 2Chr 14 15 17 Excelsa autem derelicta sunt in Israel: attamen cor Asa erat perfectum cunctis diebus ejus. Die Höhen aber wurden in Israel nicht abgetan; doch war das Herz Asas ungeteilt, so lange er lebte. 2 Chronik 2Chr 14 15 18 Eaque quæ voverat pater suus, et ipse, intulit in domum Domini, argentum, et aurum, vasorumque diversam supellectilem. Und was sein Vater und er selbst gelobt, das brachte er in das Haus des Herrn, Silber und Gold und allerlei Gerätschaften. 2 Chronik 2Chr 14 15 19 Bellum vero non fuit usque ad trigesimum quintum annum regni Asa. Und es war kein Krieg bis zum fünfunddreißigsten Jahre der Herrschaft Asas.¹⁴ 2 Chronik 2Chr 14 15 19 14 Die Zahl ist nicht vom Regierungsantritte Asas, sondern wohl vom Anfange des Reiches im Gegensatze zum Reiche Juda zu bestimmen. In der Tat kam Baasa im 3. Jahre der Regierung Asas zur Herrschaft [1Kön 15,33] und erlebte, da er nur 24 Jahre regierte, das 36. Regierungsjahr Asas nicht mehr. 2 Chronik 2Chr 14 15 2 Egressus est in occursum Asa, et dixit ei: Audite me Asa, et omnis Juda et Benjamin: Dominus vobiscum, quia fuistis cum eo. Si quæsieritis eum, invenietis: si autem dereliqueritis eum, derelinquet vos. und er trat Asa entgegen und sprach zu ihm: Höret mich, Asa, und ihr, ganz Juda und Benjamin! Der Herr war mit euch, weil ihr mit ihm waret. Wenn ihr ihn sucht, so werdet ihr ihn finden, wenn ihr ihn aber verlasset, so wird er euch verlassen.¹ 2 Chronik 2Chr 14 15 2 1 Das Trostreiche dieses Spruches hat sich soeben im Kampfe gegen die Äthiopier bewährt. 2 Chronik 2Chr 14 15 3 Transibunt autem multi dies in Israel absque Deo vero, et absque sacerdote doctore, et absque lege. Viele Tage aber werden in Israel vergehen² ohne den wahren Gott und ohne lehrende Priester und ohne das Gesetz. 2 Chronik 2Chr 14 15 3 2 Durch V. 4 wird auch V. 3 in die Vergangenheit gerückt, wie auch die syr. Übersetzung zeigt. Azarias redet von den traurigen Zuständen der Vergangenheit, doch gilt die Wahrheit seiner Worte freilich von allen Zeiten. 2 Chronik 2Chr 14 15 4 Cumque reversi fuerint in angustia sua ad Dominum Deum Israel, et quæsierint eum, reperient eum. Und wenn sie in ihrer Bedrängnis sich wieder zu dem Herrn, dem Gott Israels, wenden und ihn suchen, werden sie ihn finden. 2 Chronik 2Chr 14 15 5 In tempore illo non erit pax egredienti et ingredienti, sed terrores undique in cunctis habitatoribus terrarum: In jener Zeit wird der, der aus- und einzieht, keinen Frieden haben,³ sondern Schrecknisse werden überall über alle Bewohner der Länder kommen; 2 Chronik 2Chr 14 15 5 3 Alles wird dem Fluche Gottes unterliegen. 2 Chronik 2Chr 14 15 6 Pugnabit enim gens contra gentem, et civitas contra civitatem, quia Dominus conturbabit eos in omni angustia. denn ein Volk wird gegen das andere kämpfen und eine Stadt gegen die andere, weil der Herr sie mit aller Art von Bedrängnis verwirren wird.⁴ 2 Chronik 2Chr 14 15 6 4 Dies galt für alle Zeiten des Abfalles. 2 Chronik 2Chr 14 15 7 Vos ergo confortamini, et non dissolvantur manus vestræ: erit enim merces operi vestro. Ihr aber seid stark und lasset eure Hände nicht schlaff werden, denn euer Tun wird seinen Lohn finden.⁵ 2 Chronik 2Chr 14 15 7 5 Vergl. [Jer 31,16]. 2 Chronik 2Chr 14 15 8 Quod cum audisset Asa verba scilicet, et prophetiam Azariæ filii Oded prophetæ, confortatus est, et abstulit idola de omni terra Juda, et de Benjamin, et ex urbibus, quas ceperat, montis Ephraim, et dedicavit altare Domini quod erat ante porticum Domini. Als Asa diese Worte und die Weissagung Azarias, des Sohnes Odeds, des Propheten, hörte, fasste er Mut und schaffte die Götzen aus dem ganzen Lande Juda und aus Benjamin und aus den Städten weg, welche er vom Gebirge Ephraim eingenommen hatte,⁶ und weihte den Altar des Herrn, welcher vor der Halle des Herrn stand.⁷ 2 Chronik 2Chr 14 15 8 6 Eigentlich sein Vater. [2Chr 13,19] 2 Chronik 2Chr 14 15 8 7 Den Brandopferaltar. 2 Chronik 2Chr 14 15 9 Congregavitque universum Judam et Benjamin, et advenas cum eis de Ephraim, et de Manasse, et de Simeon: plures enim ad eum confugerant ex Israel, videntes quod Dominus Deus illius esset cum eo. Sodann versammelte er ganz Juda und Benjamin und mit ihnen die Angesessenen aus Ephraim und aus Manasse und aus Simeon; denn es waren zu ihm viele aus Israel geflohen, da sie sahen, dass der Herr, sein Gott, mit ihm war. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 D. Asas Ende ist minder glücklich. In einem Krieg gegen Israel verwickelt, vertraut er nicht auf den Herrn allein, sondern ruft die Hilfe des Königs von Syrien an. Er besiegt Israel zwar (V. 6), aber wird von Gott durch die Propheten Hanani getadelt. (V. 7) Der König, darüber erzürnt, lässt den Propheten in Fesseln werfen und ist hart gegen das Volk, weshalb er von Gott mit Krankheit gestraft wird, an der er, da er nicht beim Herrn, sondern bei den Ärzten Hilfe sucht, stirbt. 2 Chronik 2Chr 14 16 1 Anno autem trigesimo sexto regni ejus, ascendit Baasa rex Israel in Judam, et muro circumdabat Rama, ut nullus tute posset egredi et ingredi de regno Asa. Im sechsunddreißigsten¹ Jahre seiner Herrschaft aber zog Baasa, der König von Israel, gegen Juda heran und begann eine Mauer um Rama zu bauen, auf dass niemand aus dem Reiche Asas² ungefährdet aus- und eingehen könnte. 2 Chronik 2Chr 14 16 1 1 Vergl. [2Chr 15,Anm.14]. 2 Chronik 2Chr 14 16 1 2 Hebr.: zu Asa. Er will die Verbindung mit dem nördlichen Reiche abschneiden. Baasa hatte Rama dem südlichen Reiche entrissen. Vergl. [1Kön 15,17]. 2 Chronik 2Chr 14 16 10 Iratusque Asa adversus Videntem, jussit eum mitti in nervum: valde quippe super hoc fuerat indignatus: et interfecit de populo in tempore illo plurimos. Da ward Asa über den Seher zornig und befahl, ihn in das Gefängnis zu werfen; denn er war sehr erzürnt darüber und tötete zu jener Zeit viele⁶ aus dem Volke. 2 Chronik 2Chr 14 16 10 6 Hebr.: misshandelte einige. 2 Chronik 2Chr 14 16 11 Opera autem Asa prima et novissima scripta sunt in Libro regum Juda et Israel. Die Taten Asas aber, die früheren und die späteren, sind im Buche der Könige von Juda und Israel aufgeschrieben. 2 Chronik 2Chr 14 16 12 grotavit etiam Asa anno trigesimo nono regni sui, dolore pedum vehementissimo, et nec in infirmitate sua quæsivit Dominum, sed magis in medicorum arte confisus est. Und Asa ward im neununddreißigsten Jahre seiner Herrschaft an heftigem Fußschmerz krank, aber auch in seiner Krankheit suchte er den Herrn nicht, sondern vertraute mehr auf die Kunst der Ärzte.⁷ 2 Chronik 2Chr 14 16 12 7 Bei ihrer Kunst unterliefen wohl damals Beschwörungen und Zaubereien und durch diese hofft Asa Rettung. 2 Chronik 2Chr 14 16 13 Dormivitque cum patribus suis: et mortuus est anno quadragesimo primo regni sui. Und er entschlief zu seinen Vätern und starb im einundvierzigsten Jahre seiner Herrschaft. 2 Chronik 2Chr 14 16 14 Et sepelierunt eum in sepulcro suo quod foderat sibi in Civitate David: posueruntque eum super lectum suum plenum aromatibus et unguentis meretriciis, quæ erant pigmentariorum arte confecta, et combusserunt super eum ambitione nimia. Da begruben sie ihn in seinem Grabe, welches er sich in der Davidsstadt hatte aushauen lassen. Und sie legten ihn auf sein Bett, das mit Spezereien und kostbaren Salben bedeckt war, die von Salbenmischern kunstgerecht bereitet waren, und verbrannten sie über ihm⁸ mit sehr großem Gepränge. 2 Chronik 2Chr 14 16 14 8 Nicht der Leichnam Asas selbst wurde verbrannt, sondern nur die vorgenannten Spezereien. 2 Chronik 2Chr 14 16 2 Protulit ergo Asa argentum et aurum de thesauris domus Domini, et de thesauris regis, misitque ad Benadad regem Syriæ, qui habitabat in Damasco, dicens: Da nahm Asa Silber und Gold aus den Schatzkammern des Hauses des Herrn und aus den Schatzkammern des Königs und sandte es an Benadad, den König von Syrien, der in Damaskus wohnte, und ließ ihm sagen: 2 Chronik 2Chr 14 16 3 Fdus inter me et te est, pater quoque meus et pater tuus habuere concordiam: quam ob rem misi tibi argentum et aurum, ut rupto fdere, quod habes cum Baasa rege Israel, facias eum a me recedere. Es besteht ein Bund zwischen mir und dir, auch war zwischen meinem Vater und deinem Vater Eintracht; darum sende ich dir Silber und Gold, dass du das Bündnis, welches du mit Baasa, dem Könige von Israel, hast, lösest und machest, dass er von mir abziehe. 2 Chronik 2Chr 14 16 4 Quo comperto, Benadad misit principes exercituum suorum ad urbes Israel: qui percusserunt Ahion, et Dan, et Abelmaim, et universas urbes Nephthali muratas. Als Benadad dies erfuhr, sandte er seine Heerführer gegen die Städte Israels; und sie schlugen Ahion und Dan und Abelmaim und alle ummauerten Städte von Nephthali. 2 Chronik 2Chr 14 16 5 Quod cum audisset Baasa desiit ædificare Rama, et intermisit opus suum. Da Baasa dies hörte, ließ er von dem Baue³ Ramas ab und stellte sein Unternehmen ein. 2 Chronik 2Chr 14 16 5 3 Der Befestigung. 2 Chronik 2Chr 14 16 6 Porro Asa rex assumpsit universum Judam, et tulerunt lapides de Rama, et ligna quæ ædificationi præparaverat Baasa, ædificavitque ex eis Gabaa, et Maspha. Dann rief der König Asa ganz Juda auf und sie trugen die Steine von Rama weg und das Holz, welches Baasa zum Baue vorbereitet hatte; baute er damit Gabaa und Maspha. 2 Chronik 2Chr 14 16 7 In tempore illo venit Hanani propheta ad Asa regem Juda, et dixit ei: Quia habuisti fiduciam in rege Syriæ, et non in Domino Deo tuo, idcirco evasit Syriæ regis exercitus de manu tua. Zu jener Zeit kam der Prophet Hanani⁴ zu Asa, dem Könige von Juda, und sprach zu ihm: Weil du dein Vertrauen auf den König von Syrien und nicht auf den Herrn, deinen Gott, gesetzt hast, darum ist das Heer des Königs von Syrien deiner Hand entkommen.⁵ 2 Chronik 2Chr 14 16 7 4 Wohl der Vater des Propheten Jehu. [2Chr 19,2, 1Kön 16,1] 2 Chronik 2Chr 14 16 7 5 Hätte Asa sein Vertrauen auf Gott gesetzt, so würde er nicht nur Baasa, sondern auch dessen Verbündeten, den König von Syrien, besiegt haben. Statt Frieden zu erlangen, zieht Asa sich durch seine ungöttliche Politik Krieg zu. 2 Chronik 2Chr 14 16 8 Nonne thiopes, et Libyes, multo plures erant quadrigis, et equitibus, et multitudine nimia, quos, cum Domino credidisses, tradidit in manu tua? Waren nicht die Äthiopier und Libyer viel zahlreicher an Wagen und Reitern und großer Stärke und gab sie der Herr, da du ihm vertrautest, nicht in deine Hand? [2Chr 14,9] 2 Chronik 2Chr 14 16 9 Oculi enim Domini contemplantur universam terram, et præbent fortitudinem his, qui corde perfecto credunt in eum. Stulte igitur egisti, et propter hoc ex præsenti tempore adversum te bella consurgent. Denn die Augen des Herrn schauen über die ganze Erde hin und geben denen Kraft, die mit ungeteiltem Herzen auf ihn vertrauen. Darum hast du töricht gehandelt und deswegen werden von nun an Kriege sich wider dich erheben. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 3. Die drei Könige Josaphat, Joram und Ochozias werden wegen ihrer Freundschaft mit dem Hause Achabs von Gott gestraft. (17,1 22,12) 1. Herrschaft Josaphats. (17,1 20,37) Josaphat beginnt seine Regierung mit Gott und sendet die Leviten umher, sein Gesetz zu lehren (V. 9), weshalb sein Ansehen und seine Macht wachsen. 2 Chronik 2Chr 14 17 1 Regnavit autem Josaphat filius ejus pro eo, et invaluit contra Israel. Sein Sohn Josaphat aber ward König an seiner Statt und zeigte sich stark wider Israel. 2 Chronik 2Chr 14 17 10 Itaque factus est pavor Domini super omnia regna terrarum, quæ erant per gyrum Juda, nec audebant bellare contra Josaphat. Daher kam Furcht vor dem Herrn über alle Reiche der Länder rings um Juda und sie wagten nicht, gegen Josaphat Krieg zu führen. 2 Chronik 2Chr 14 17 11 Sed et Philisthæi Josaphat munera deferebant, et vectigal argenti, Arabes quoque adducebant pecora, arietum septem millia septingenta, et hircorum totidem. Sogar die Philister brachten Josaphat Geschenke und Silber als Tribut und die Araber brachten ihm Kleinvieh, siebentausendundsiebenhundert Widder und ebensoviele Böcke. 2 Chronik 2Chr 14 17 12 Crevit ergo Josaphat, et magnificatus est usque in sublime: atque ædificavit in Juda domos ad instar turrium, urbesque muratas. So nahm Josaphat an Macht zu und ward groß und erhaben und baute in Juda turmähnliche Häuser und ummauerte Städte;³ 2 Chronik 2Chr 14 17 12 3 Hebr.: Vorratsstädte. 2 Chronik 2Chr 14 17 13 Et multa opera paravit in urbibus Juda: viri quoque bellatores, et robusti erant in Jerusalem, auch schaffte er viele Vorräte in den Städten von Juda, und Krieger und tapfere Helden waren in Jerusalem; 2 Chronik 2Chr 14 17 14 Quorum iste numerus per domos atque familias singulorum: In Juda principes exercitus, Ednas dux, et cum eo robustissimi viri trecenta millia. Die Zahl derselben ist diese nach den einzelnen Häusern und Familien: In Juda war Heerführer⁴ Ednas, der Fürst, und unter ihm dreimalhunderttausend tapfere Männer. 2 Chronik 2Chr 14 17 14 4 Oberste über tausend. 2 Chronik 2Chr 14 17 15 Post hunc Johanan princeps, et cum eo ducenta octoginta millia. Diesem zunächst war Johanan Heerführer und unter ihm zweimalhundertundachtzigtausend. 2 Chronik 2Chr 14 17 16 Post istum quoque Amasias filius Zechri, consecratus Domino, et cum eo ducenta millia virorum fortium. Nach diesem kam Amasias, der Sohn Zechris, der sich dem Herrn geweiht hatte,⁵ und unter ihm zweimalhunderttausend tapfere Männer. 2 Chronik 2Chr 14 17 16 5 Wie? Ist nicht gesagt. 2 Chronik 2Chr 14 17 17 Hunc sequebatur robustus ad prlia Eliada, et cum eo tenentium arcum et clypeum ducenta millia. Auf diesen folgte Eliada, der Held im Streit, und unter ihm zweimalhunderttausend, die Bogen und Schild führten. 2 Chronik 2Chr 14 17 18 Post istum etiam Jozabad, et cum eo centum octoginta millia expeditorum militum. Nach ihm Jozabad und unter ihm hundertundachtzigtausend wohlgerüstete Krieger.⁶ 2 Chronik 2Chr 14 17 18 6 Es ist wohl beim Abschreiben das Zeichen einer Zahlstelle bei dieser Zahlenangabe irrtümlich hinzugefügt. Vergl. die Zahlen [1Chr 21,5] und [2Sam 24,9]. 2 Chronik 2Chr 14 17 19 Hi omnes erant ad manum regis, exceptis aliis, quos posuerat in urbibus muratis, in universo Juda. Diese alle standen dem Könige zu Befehl, außer den anderen, welche er in ganz Juda in die ummauerten Städte gelegt hatte. 2 Chronik 2Chr 14 17 2 Constituitque militum numeros in cunctis urbibus Juda, quæ erant vallatæ muris. Præsidiaque disposuit in terra Juda, et in civitatibus Ephraim, quas ceperat Asa pater ejus. Und er legte zahlreiche Krieger in die Städte von Juda, die mit Mauern befestigt waren, und legte Besatzungen in das Land Juda und in die Städte von Ephraim, welche sein Vater Asa eingenommen hatte. 2 Chronik 2Chr 14 17 3 Et fuit Dominus cum Josaphat, quia ambulavit in viis David patris sui primis: et non speravit in Baalim, Und der Herr war mit Josaphat, weil er auf den anfänglichen Wegen seines Vaters David wandelte¹ und seine Hoffnung nicht auf die Baale setzte, 2 Chronik 2Chr 14 17 3 1 Wie David vor seinem Falle in Ehebruch und Hochmut. Josaphat wandelt anders als sein Vater [2Chr 16,1ff] doch ließ er sich später in ein Bündnis mit Israel ein. [2Chr 18,1] 2 Chronik 2Chr 14 17 4 Sed in Deo patris sui, et perrexit in præceptis illius et non juxta peccata Israel. sondern auf den Gott seines Vaters, und weil er nach dessen Geboten wandelte, nicht aber nach den Sünden Israels. 2 Chronik 2Chr 14 17 5 Confirmavitque Dominus regnum in manu ejus, et dedit omnis Juda munera Josaphat: factæque, sunt ei infinitæ divitiæ, et multa gloria. Daher festigte der Herr das Reich in seiner Hand und ganz Juda gab Josaphat Geschenke und es wurden ihm unzählige Reichtümer und große Ehre zuteil. 2 Chronik 2Chr 14 17 6 Cumque sumpsisset cor ejus audaciam propter vias Domini, etiam excelsa et lucos de Juda abstulit. Da fasste sein Herz Mut um der Wege des Herrn willen und er schaffte auch die Höhen und Haine² aus Juda hinweg. 2 Chronik 2Chr 14 17 6 2 Ascheren. 2 Chronik 2Chr 14 17 7 Tertio autem anno regni sui misit de principibus suis Benhail, et Obdiam, et Zachariam, et Nathanael, et Michæam ut docerent in civitatibus Juda: Im dritten Jahre seiner Herrschaft aber sandte er seine Fürsten Benhail, Obdias, Zacharias, Nathanael und Michäas aus, um in den Städten von Juda zu lehren, 2 Chronik 2Chr 14 17 8 Et cum eis Levitas Semeiam, et Nathaniam, et Zabadiam, Asael quoque, et Semiramoth, et Jonathan, Adoniamque et Thobiam, et Thobadoniam Levitas, et cum eis Elisama, et Joran Sacerdotes, und mit ihnen die Leviten Semejas, Nathanias, Zabadias, Asael, Semiramoth, Jonathan, Adonias, Thobias und Thobadonias, die Leviten, und mit diesen die Priester Elisama und Joran. 2 Chronik 2Chr 14 17 9 Docebantque populum in Juda, habentes librum legis Domini, et circuibant cunctas urbes Juda, atque erudiebant populum. Diese lehrten das Volk in Juda, indem sie das Gesetzbuch des Herrn bei sich hatten, und zogen in allen Städten Judas umher und unterrichteten das Volk. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 B. Josaphat, mit Achab verschwägert, lässt sich von diesem trotz der Abmahnungen des Propheten Michäas zu einem gemeinsamen Kriege gegen Syrien verleiten. (V. 27) Der Krieg nimmt einen unglücklichen Ausgang, Achab wird getötet. 2 Chronik 2Chr 14 18 1 Fuit ergo Josaphat dives et inclytus multum, et affinitate conjunctus est Achab. Josaphat war also reich und sehr berühmt und verschwägerte sich mit Achab.¹ [2Kön 8,18, 2Chr 21,6] 2 Chronik 2Chr 14 18 1 1 Indem sein Sohn Joram Achabs Tochter Athalia heiratete. Diese Verbindung mit einer gottlosen Familie brachte viel Unglück über das Königshaus und das Volk von Juda. (Siehe [2Chr 19,2, 2Chr 20,33]) Der Reichtum Josaphats ließ Achab diese Verbindung wünschenswert erscheinen, denn wenn er selbst auch mächtiger war als der König von Juda, wurde er doch von Syrien bedrängt. 2 Chronik 2Chr 14 18 10 Sedecias vero filius Chanaana fecit sibi cornua ferrea, et ait: Hæc dicit Dominus: His ventilabis Syriam, donec conteras eam. Sedekias, der Sohn Chanaanas, machte sich eiserne Hörner und sprach: So spricht der Herr: Mit solchen wirst du die Syrer niederstoßen, bis du sie aufreibst. 2 Chronik 2Chr 14 18 11 Omnesque prophetæ similiter prophetabant, atque dicebant: Ascende in Ramoth Galaad, et prosperaberis, et tradet eos Dominus in manu regis. Und alle Propheten weissagten dasselbe und sprachen: Ziehe hinauf wider Ramoth Galaad, denn es wird dir gelingen und der Herr wird es in die Hand des Königs geben. 2 Chronik 2Chr 14 18 12 Nuntius autem, qui ierat ad vocandum Michæam, ait illi: En verba omnium prophetarum uno ore bona regi annuntiant: quæso ergo te ut et sermo tuus ab eis non dissentiat, loquarisque prospera. Der Bote aber, der hingegangen war, Michäas zu rufen, sprach zu ihm: Siehe, die Worte aller Propheten verkünden dem Könige einstimmig Gutes; ich bitte dich also, lass dein Wort von dem ihren nicht abweichen und verkünde Glückliches. 2 Chronik 2Chr 14 18 13 Cui respondit Michæas: Vivit Dominus, quia quodcumque dixerit mihi Deus meus, hoc loquar. Michäas antwortete ihm: So wahr der Herr lebt! was mein Gott immer zu mir sagen wird, das werde ich reden. 2 Chronik 2Chr 14 18 14 Venit ergo ad regem. Cui rex ait: Michæa, ire debemus in Ramoth Galaad ad bellandum, an quiescere? Cui ille respondit: Ascendite: cuncta enim prospera evenient, et tradentur hostes in manus vestras. Als er nun zu dem Könige kam, sprach der König zu ihm: Michäas! sollen wir in den Kampf ziehen gegen Ramoth Galaad oder davon abstehen? Dieser antwortete ihm: Ziehet hinauf! denn alles wird gut gehen und die Feinde werden in eure Hände gegeben werden. 2 Chronik 2Chr 14 18 15 Dixitque rex: Iterum, atque iterum te adjuro, ut mihi non loquaris, nisi quod verum est in nomine Domini. Da sprach der König: Abermals und abermals beschwöre ich dich, dass du mir nichts sagest, außer was wahr ist, im Namen des Herrn! 2 Chronik 2Chr 14 18 16 At ille ait: Vidi universum Israel dispersum in montibus, sicut oves absque pastore: et dixit Dominus: Non habent isti dominos: revertatur unusquisque in domum suam in pace. Jener antwortete: Ich sah ganz Israel auf den Bergen zerstreut wie Schafe ohne Hirten und der Herr sprach: Diese haben keine Herren, ein jeder kehre in sein Haus in Frieden zurück! 2 Chronik 2Chr 14 18 17 Et ait rex Israel ad Josaphat: Nonne dixi tibi, quod non prophetaret iste mihi quidquam boni, sed ea, quæ mala sunt? Da sprach der König von Israel zu Josaphat: Habe ich es dir nicht gesagt, dass mir dieser nichts Gutes weissagen werde, sondern Böses? 2 Chronik 2Chr 14 18 18 At ille, Idcirco, ait audite verbum Domini: Vidi Dominum sedentem in solio suo, et omnem exercitum cli assistentem ei a dextris et a sinistris. Jener aber sprach: Höret also das Wort des Herrn: Ich sah den Herrn auf seinem Throne sitzen und das ganze Heer des Himmels ihm zur Rechten und zur Linken stehen. 2 Chronik 2Chr 14 18 19 Et dixit Dominus: Quis decipiet Achab regem Israel ut ascendat et corruat in Ramoth Galaad? Cumque diceret unus hoc modo, et alter alio: Da sprach der Herr: Wer wird Achab, den König von Israel, betören, dass er hinaufziehe und in Ramoth Galaad falle? Da nun einer so sprach, ein anderer anders, 2 Chronik 2Chr 14 18 2 Descenditque post annos ad eum in Samariam: ad cujus adventum mactavit Achab arietes, et boves plurimos ipsi, et populo qui venerat cum eo: persuasitque illi ut ascenderet in Ramoth Galaad. Und nach einigen Jahren zog er zu ihm nach Samaria hinab. Da schlachtete Achab ihm und dem Volke, das mit ihm gekommen war, bei seiner Ankunft sehr viele Widder und Rinder und beredete ihn, hinauf zu ziehen gegen Ramoth Galaad. 2 Chronik 2Chr 14 18 20 Processit spiritus, et stetit coram Domino, et ait: Ego decipiam eum. Cui Dominus, In quo, inquit, decipies? trat der Geist⁴ hervor, stellte sich vor den Herrn und sprach: Ich will ihn betören. Der Herr sprach zu ihm: Womit willst du ihn betören? 2 Chronik 2Chr 14 18 20 4 Der bekannte, dessen Einfluss sie bereits erfahren. 2 Chronik 2Chr 14 18 21 At ille respondit: Egrediar, et ero spiritus mendax in ore omnium prophetarum ejus. Dixitque Dominus: Decipies, et prævalebis: egredere, et fac ita. Er aber antwortete: Ich will ausgehen und zum Lügengeiste werden in dem Munde aller seiner Propheten. Darauf sprach der Herr: Du wirst ihn betören und wirst über ihn Macht erlangen, gehe aus und tue also! 2 Chronik 2Chr 14 18 22 Nunc igitur, ecce Dominus dedit spiritum mendacii in ore omnium prophetarum tuorum, et dominus locutus est de te mala. So hat nun, siehe, der Herr einen Lügengeist in den Mund aller deiner Propheten gegeben, während der Herr doch Böses wider dich geredet hat. 2 Chronik 2Chr 14 18 23 Accessit autem Sedecias filius Chanaana, et percussit Michææ maxillam, et ait: Per quam viam transivit Spiritus Domini a me, ut loqueretur tibi? Da trat Sedekias, der Sohn Chanaanas, hinzu, schlug Michäas auf die Wange und sprach: Auf welchem Wege ist der Geist des Herrn von mir gewichen, um zu dir zu reden? 2 Chronik 2Chr 14 18 24 Dixitque Michæas: Tu ipse videbis in die illo, quando ingressus fueris cubiculum de cubiculo ut abscondaris. Michäas sprach: Du wirst es sehen an dem Tage, wenn du aus einer Kammer in die andere gehen wirst, um dich zu verbergen. 2 Chronik 2Chr 14 18 25 Præcepit autem rex Israel, dicens: Tollite Michæam, et ducite eum ad Amon principem civitatis, et ad Joas filium Amelech. Der König von Israel aber befahl: Nehmet Michäas und führet ihn zu Amon, dem Befehlshaber der Stadt, und zu Joas, dem Sohne Amelechs, 2 Chronik 2Chr 14 18 26 Et dicetis: Hæc dicit rex: Mittite hunc in carcerem, et date ei panis modicum, et aquæ pauxillum, donec revertar in pace. und sagt: So spricht der König: Werfet diesen in das Gefängnis und gebet ihm nur kärgliches Brot und wenig Wasser, bis ich in Frieden heimkehre! 2 Chronik 2Chr 14 18 27 Dixitque Michæas: Si reversus fueris in pace, non est locutus Dominus in me. Et ait: Audite omnes populi. Da sprach Michäas: Wenn du in Frieden heimkehrst, so hat der Herr nicht durch mich geredet! Und er sprach: Höret es, ihr Völker alle!⁵ 2 Chronik 2Chr 14 18 27 5 Hier ganz abgerissen stehender Satz. Vielleicht Glosse aus [Mi 1,2], den ein Schreiber mit diesem Michäas identifizierte. 2 Chronik 2Chr 14 18 28 Igitur ascenderunt rex Israel, et Josaphat rex Juda in Ramoth Galaad. So zogen also der König von Israel und Josaphat, der König von Juda,⁶ nach Ramoth Galaad. 2 Chronik 2Chr 14 18 28 6 Ließ dieser sich nicht warnen oder scheute er sich, zurückzutreten? 2 Chronik 2Chr 14 18 29 Dixitque rex Israel ad Josaphat: Mutabo habitum, et sic ad pugnam vadam, tu autem induere vestibus tuis. Mutatoque rex Israel habitu, venit ad bellum. Und der König von Israel sprach zu Josaphat: Ich will mich verkleiden und so in den Kampf ziehen, du aber bewahre deine Kleider.⁷ So zog denn der König von Israel verkleidet in den Kampf. 2 Chronik 2Chr 14 18 29 7 Achab will wie ein gewöhnlicher Krieger am Kampfe teilnehmen, Josaphat soll, wie Könige pflegen, in der Hinterhut bleiben. 2 Chronik 2Chr 14 18 3 Dixitque Achab rex Israel ad Josaphat regem Juda: Veni mecum in Ramoth Galaad. Cui ille respondit: Ut ego, et tu: sicut populus tuus, sic et populus meus: tecumque erimus in bello. Und Achab, der König von Israel, sprach zu Josaphat, dem Könige von Juda: Ziehe mit mir gegen Ramoth Galaad! Dieser antwortete ihm: Wie ich, so du; wie dein Volk, so auch mein Volk; wir werden dir beistehen im Kampfe.² 2 Chronik 2Chr 14 18 3 2 Josaphat hat Gott nicht befragt, sondern handelt nach eigener Klugheit und Entschlusse. 2 Chronik 2Chr 14 18 30 Rex autem Syriæ præceperat ducibus equitatus sui, dicens: Ne pugnetis contra minimum, aut contra maximum, nisi contra solum regem Israel. Der König von Syrien aber hatte den Anführern seiner Reiter⁸ geboten und gesagt: Lasset euch mit niemanden in Kampf ein, es sei ein Geringer oder ein Großer, sondern einzig mit dem Könige von Israel allein! 2 Chronik 2Chr 14 18 30 8 Hebr.: seinem Wagenobersten. 2 Chronik 2Chr 14 18 31 Itaque cum vidissent principes equitatus Josaphat, dixerunt: Rex Israel est iste. Et circumdederunt eum dimicantes: at ille clamavit ad Dominum, et auxiliatus est ei, atque avertit eos ab illo. Als daher die Anführer der Reiterei Josaphat sahen, sprachen sie: Das ist der König von Israel! Und sie umringten ihn im Kampfe. Er aber rief zu dem Herrn und dieser half ihm und wandte sie von ihm ab. 2 Chronik 2Chr 14 18 32 Cum enim vidissent duces equitatus, quod non esset rex Israel, reliquerunt eum. Als nämlich die Anführer der Reiterei sahen, dass er nicht der König von Israel sei, ließen sie von ihm ab. 2 Chronik 2Chr 14 18 33 Accidit autem ut unus e populo sagittam in incertum jaceret, et percuteret regem Israel inter cervicem et scapulas, at ille aurigæ suo ait: Converte manum tuam, et educ me de acie, quia vulneratus sum. Es geschah aber, dass einer aus dem Kriegsvolke einen Pfeil, ohne ein Ziel zu nehmen, abschoss und den König von Israel zwischen den Nacken und die Schulter⁹ traf. Da sprach dieser zu seinem Wagenführer: Lenke um und führe mich aus dem Treffen, denn ich bin verwundet. 2 Chronik 2Chr 14 18 33 9 Hebr.: zwischen den Fugen und dem Panzer. 2 Chronik 2Chr 14 18 34 Et finita est pugna in die illo: porro rex Israel stabat in curru suo contra Syros usque ad vesperam, et mortuus est occidente sole. So ging denn der Kampf an diesem Tage zu Ende, der König von Israel aber hatte in seinem Wagen den Syrern gegenüber bis zum Abend gestanden und er starb, als die Sonne unterging.¹⁰ 2 Chronik 2Chr 14 18 34 10 So ging die Prophezeiung V. 16 in Erfüllung. 2 Chronik 2Chr 14 18 4 Dixitque Josaphat ad regem Israel: Consule obsecro impræsentiarum sermonem Domini. Da sprach Josaphat zum Könige von Israel: Frage doch sogleich den Herrn um seinen Ausspruch! 2 Chronik 2Chr 14 18 5 Congregavit igitur rex Israel prophetarum quadringentos viros, et dixit ad eos: In Ramoth Galaad ad bellandum ire debemus an quiescere? At illi, Ascende, inquiunt, et tradet Deus in manu regis. Da versammelte der König von Israel vierhundert³ von den Propheten und sprach zu ihnen: Sollen wir gegen Ramoth Galaad in den Kampf ziehen oder es unterlassen? Sie sprachen: Ziehe hinauf, denn Gott wird es in die Hand des Königs geben. 2 Chronik 2Chr 14 18 5 3 Gegen 400; eine runde Zahl nach Schätzung. Vgl. [1Sam 22,6]. 2 Chronik 2Chr 14 18 6 Dixitque Josaphat: Numquid non est hic prophetes Domini, ut ab illo etiam requiramus? Josaphat aber sprach: Ist hier nicht ein Prophet des Herrn, dass wir auch ihn befragen? [1Kön 22,7] 2 Chronik 2Chr 14 18 7 Et ait rex Israel ad Josaphat: Est vir unus, a quo possumus quærere Domini voluntatem: sed ego odi eum, quia non prophetat mihi bonum, sed malum omni tempore: est autem Michæas filius Jemla. Dixitque Josaphat: Ne loquaris rex hoc modo. Da sprach der König von Israel zu Josaphat: Es ist noch ein Mann da, von dem wir des Herrn Willen erfragen können; aber ich hasse ihn, denn er prophezeit mir nichts Gutes, sondern allzeit Böses; dies ist Michäas, der Sohn Jemlas. Josaphat antwortete: Sprich nicht also, o König. 2 Chronik 2Chr 14 18 8 Vocavit ergo rex Israel unum de eunuchis, et dixit ei: Voca cito Michæam filium Jemla. Da rief der König von Israel einen von den Kämmerlingen und sprach zu ihm: Rufe eilends Michäas, den Sohn Jemlas! 2 Chronik 2Chr 14 18 9 Porro rex Israel, et Josaphat rex Juda uterque sedebant in solio suo, vestiti cultu regio: sedebant autem in area juxta portam Samariæ, omnesque prophetæ vaticinabantur coram eis. Der König von Israel und Josaphat, der König von Juda, saßen beide, ein jeder auf seinem Throne, mit königlicher Pracht angetan; sie saßen aber auf einer Tenne bei dem Tore von Samaria und alle Propheten weissagten vor ihnen. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 Josaphat wird bei seiner Rückkehr nach Jerusalem durch den Propheten Jehu Strafe von Gott angekündigt für seine Verbindung mit dem König von Israel. (V. 3) C. Josaphat leitet das Volk von neuem dazu an, das Gesetz Gottes zu beobachten, und wahrt Recht und Gerechtigkeit. 2 Chronik 2Chr 14 19 1 Reversus est autem Josaphat rex Juda in domum suam pacifice in Jerusalem. Josaphat aber, der König von Juda, kehrte in Frieden nach Jerusalem in sein Haus heim. 2 Chronik 2Chr 14 19 10 Omnem causam, quæ venerit ad vos fratrum vestrorum, qui habitant in urbibus suis inter cognationem et cognationem, ubicumque quæstio est de lege, de mandato, de ceremoniis, de justificationibus: ostendite eis, ut non peccent in Dominum, et ne veniat ira super vos et super fratres vestros: sic ergo agentes non peccabitis. In jedem Handel, der von Seiten eurer Brüder an euch gelangt, die in ihren Städten wohnen, zwischen Verwandten und Verwandten, wo es sich um ein Gesetz, ein Gebot, eine Satzung und Rechte handelt,¹⁰ da unterweiset sie, dass sie nicht wider den Herrn sündigen, dass nicht ein Zorngericht über euch und über eure Brüder komme; so sollt ihr handeln und ihr werdet euch nicht versündigen. 2 Chronik 2Chr 14 19 10 10 Wo es sich um die Entscheidung handelt, ob ein Totschlag absichtlich gewesen, wie wo es sich um die Auslegung gewisser Gesetze handelt. Die in V. 8 Genannten treten an die Stelle Moses [Ex 18,26] und der Richter am Heiligtum [Dtn 17,8ff]. 2 Chronik 2Chr 14 19 11 Amarias autem sacerdos et pontifex vester, in his, quæ ad Deum pertinent, præsidebit: porro Zabadias filius Ismahel, qui est dux in domo Juda, super ea opera erit, quæ ad regis officium pertinent: habetisque magistros Levitas coram vobis, confortamini, et agite diligenter, et erit Dominus vobiscum in bonis. Amarias aber, der Priester, euer Hoherpriester, soll über euch in jenen Dingen gesetzt sein, welche Gott betreffen, und Zabadias, der Sohn Ismahels, der Fürst des Hauses Juda, soll über jene Angelegenheiten gesetzt sein, die zu des Königs Dienst gehören; auch habt ihr die Leviten zu Vorstehern vor euch; seid stark und eifrig, und der Herr wird mit euch sein im Guten!¹¹ 2 Chronik 2Chr 14 19 11 11 Hebr.: Wird mit dem Guten sein. 2 Chronik 2Chr 14 19 2 Cui occurrit Jehu filius Hanani Videns, et ait ad eum: Impio præbes auxilium, et his qui oderunt Dominum amicitia jungeris, et idcirco iram quidem Domini merebaris: Da begegnete ihm Jehu, der Sohn Hananis, der Seher, und sprach zu ihm: Du leistest dem Gottlosen Hilfe und schließest mit denen Freundschaft, die den Herrn hassen, darum verdientest du wohl den Zorn des Herrn;¹ 2 Chronik 2Chr 14 19 2 1 Dieser Zorn kam schon über Josaphat [2Chr 18,31]; in Zukunft wird er über ihn kommen [2Chr 20,3.35ff]; nach seinem Tode über seine Familie [2Chr 21,20]. 2 Chronik 2Chr 14 19 3 Sed bona opera inventa sunt in te, eo quod abstuleris lucos de terra Juda, et præparaveris cor tuum ut requireres Dominum Deum patrum tuorum. doch es sind gute Werke an dir befunden worden, denn du hast die Haine aus dem Lande Juda weggeschafft und dein Herz darauf gerichtet, den Herrn, den Gott deiner Väter, zu suchen. 2 Chronik 2Chr 14 19 4 Habitavit ergo Josaphat in Jerusalem: rursumque egressus est ad populum de Bersabee usque ad montem Ephraim, et revocavit eos ad Dominum Deum patrum suorum. Josaphat also wohnte in Jerusalem und zog wieder² aus zu dem Volke von Bersabee bis zum Gebirge Ephraim und rief sie zu dem Herrn, dem Gott ihrer Väter, zurück. 2 Chronik 2Chr 14 19 4 2 Vergl. [2Chr 17,7ff]. 2 Chronik 2Chr 14 19 5 Constituitque judices terræ in cunctis civitatibus Juda munitis per singula loca, Auch bestellte er Richter im Lande in allen ummauerten Städten von Juda, Ort für Ort,³ 2 Chronik 2Chr 14 19 5 3 Wie das letztere [Dtn 16,18ff] vorgeschrieben. 2 Chronik 2Chr 14 19 6 Et præcipiens judicibus, Videte, ait, quid faciatis: non enim hominis exercetis judicium, sed Domini: et quodcumque judicaveritis, in vos redundabit. und gebot den Richtern und sprach: Sehet zu, was ihr tut, denn ihr haltet nicht für Menschen Gericht, sondern für den Herrn⁴ und⁵ alles, was ihr entscheidet, wird auf euch zurückkommen. 2 Chronik 2Chr 14 19 6 4 Den Herrn vertretet ihr im Gerichte. 2 Chronik 2Chr 14 19 6 5 Hebr.: Er ist bei euch gegenwärtig beim Rechtsprechen (?) 2 Chronik 2Chr 14 19 7 Sit timor Domini vobiscum, et cum diligentia cuncta facite: non est enim apud Dominum Deum nostrum iniquitas, nec personarum acceptio, nec cupido munerum. So sei das Ansehen des Standes in eurem Herzen und gebet acht auf euer Tun, denn bei dem Herrn, unserm Gott, ist keine Ungerechtigkeit noch Ansehen der Person noch Verlangen nach Geschenken! [Dtn 10,17, Weish 6,8, Sir 35,15, Apg 10,34, Eph 6,9, Kol 3,25] 2 Chronik 2Chr 14 19 8 In Jerusalem quoque constituit Josaphat Levitas, et Sacerdotes, et principes familiarum ex Israel, ut judicium et causam Domini judicarent habitatoribus ejus. Auch in Jerusalem bestellte Josaphat Leviten und Priester und Häupter der Stammfamilien Israels,⁶ um das Gericht des Herrn⁷ zu halten und die Rechtshändel⁸ seiner Bewohner zu schlichten.⁹ 2 Chronik 2Chr 14 19 8 6 Zum Obergerichte (V. 10, 11. Vergl. [Dtn 17,8.9, Dtn 19,17]) 2 Chronik 2Chr 14 19 8 7 In Kultsachen. 2 Chronik 2Chr 14 19 8 8 In bürgerlichen Rechtsfällen. 2 Chronik 2Chr 14 19 8 9 Die letzten Worte des Verses lauten im Hebr.: und sie kehrten nach Jerusalem zurück. 2 Chronik 2Chr 14 19 9 Præcepitque eis, dicens: Sic agetis in timore Domini fideliter et corde perfecto. Und er gebot ihnen also: So sollt ihr in der Furcht des Herrn getreulich und mit vollkommenem Herzen handeln. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 Deshalb lässt ihm Gott, als die Moabiter, Ammoniter und andere Völkerschaften ihn mit Krieg überziehen (V. 13), auf sein Gebet durch den Propheten Jahaziel einen herrlichen Sieg verheißen (V. 19), den er ihm auch gewährt, so dass alle benachbarten Völker ihn fürchten. (V. 30) D. Eine Flotte, die Josaphat im Verein mit dem gottlosen Ochozias, König von Israel, ausrüstet, findet nach der Voraussagung des Propheten Eliezer ihren Untergang. 2 Chronik 2Chr 14 20 1 Post hæc congregati sunt filii Moab, et filii Ammon, et cum eis de Ammonitis ad Josaphat ut pugnarent contra eum. Hiernach sammelten sich die Söhne Moabs und die Söhne Ammons und mit ihnen Leute von den Ammonitern¹ gegen Josaphat, um gegen ihn zu kämpfen. 2 Chronik 2Chr 14 20 1 1 Hebr.: Ammoniter (Septuag) und mit ihnen einige von den Minäern. (Vergl. V. 23) 2 Chronik 2Chr 14 20 10 Nunc igitur ecce filii Ammon, et Moab, et mons Seir, per quos non concessisti Israel ut transirent quando egrediebantur de gypto, sed declinaverunt ab eis, et non interfecerunt illos: Nun siehe, die Söhne Ammons und Moabs und das Gebirge Seir⁷ sind da, durch deren Gebiet zu ziehen du Israel nicht gestattetest, als es aus Ägypten auszog, sondern es wich ihnen aus und tötete sie nicht.⁸ [Dtn 2,1] 2 Chronik 2Chr 14 20 10 7 Die Edomiter. 2 Chronik 2Chr 14 20 10 8 Also haben sie keinen Anlass erhalten, uns zu überfallen. 2 Chronik 2Chr 14 20 11 E contrario agunt, et nituntur ejicere nos de possessione, quam tradidisti nobis. Sie tun nun das Gegenteil und suchen uns aus dem Besitze zu vertreiben, welchen du uns gegeben hast. 2 Chronik 2Chr 14 20 12 Deus noster, ergo non judicabis eos? In nobis quidem non est tanta fortitudo, ut possimus huic multitudini resistere, quæ irruit super nos. Sed cum ignoremus quid agere debeamus, hoc solum habemus residui, ut oculos nostros dirigamus ad te. O unser Gott! wirst du nicht über sie Gericht halten? Denn wir haben nicht so große Kraft, dass wir dieser Menge, die über uns herfällt, widerstehen könnten. Da wir aber nicht wissen, was wir tun sollen, so bleibt uns allein übrig, unsere Augen auf dich zu richten. 2 Chronik 2Chr 14 20 13 Omnis vero Juda stabat coram Domino cum parvulis, et uxoribus, et liberis suis. Und ganz Juda stand vor dem Herrn samt den kleinen Kindern und ihren Frauen und Söhnen.⁹ 2 Chronik 2Chr 14 20 13 9 Die Unschuld soll gleichsam Gott Gewalt antun. (Tertull.) Vergl. [Jdt 4,9, Joel 2,16]. 2 Chronik 2Chr 14 20 14 Erat autem Jahaziel, filius Zachariæ, filii Banaiæ, filii Jehiel, filii Mathaniæ, Levites de filiis Asaph, super quem factus est Spiritus Domini in medio turbæ, Da kam über Jahaziel, den Sohn Zacharias, des Sohnes Banajas, des Sohnes Jehiels, des Sohnes Mathanias, den Leviten von den Söhnen Asaphs, der Geist des Herrn mitten in der Versammlung 2 Chronik 2Chr 14 20 15 Et ait: Attendite omnis Juda, et qui habitatis Jerusalem, et tu rex Josaphat: Hæc dicit Dominus vobis: Nolite timere, nec paveatis hanc multitudinem: non est enim vestra pugna, sed Dei. und er sprach: Merket auf, ganz Juda und ihr Bewohner von Jerusalem und du, König Josaphat! So spricht der Herr zu euch: Fürchtet euch nicht und zaget nicht vor dieser Menge, denn nicht euer ist der Kampf, sondern Gottes!¹⁰ 2 Chronik 2Chr 14 20 15 10 Ihr streitet für Gottes Sache. 2 Chronik 2Chr 14 20 16 Cras descendetis contra eos: ascensuri enim sunt per clivum nomine Sis, et invenietis illos in summitate torrentis, qui est contra solitudinem Jeruel. Ziehet morgen gegen sie aus, denn sie werden über die Anhöhe, Sis genannt, heranrücken, und ihr werdet sie am Ende des Tales treffen, welches gegen die Wüste Jeruel liegt. 2 Chronik 2Chr 14 20 17 Non eritis vos qui dimicabitis, sed tantummodo confidenter state, et videbitis auxilium Domini super vos, o Juda, et Jerusalem: nolite timere, nec paveatis: cras egrediemini contra eos, et Dominus erit vobiscum. Nicht ihr werdet es sein, die streiten, sondern haltet nur voll Vertrauen stand, und ihr werdet die Hilfe des Herrn über euch, o Juda und Jerusalem, schauen! Fürchtet euch nicht und zaget nicht, ziehet morgen gegen sie aus, und der Herr wird mit euch sein. 2 Chronik 2Chr 14 20 18 Josaphat ergo, et Juda, et omnes habitatores Jerusalem ceciderunt proni in terram coram Domino, et adoraverunt eum. Da fielen Josaphat und Juda und alle Einwohner Jerusalems vor dem Herrn auf ihr Angesicht zur Erde nieder und beteten ihn an. 2 Chronik 2Chr 14 20 19 Porro Levitæ de filiis Caath, et de filiis Core laudabant Dominum Deum Israel voce magna, in excelsum. Alsdann begannen die Leviten von den Söhnen Kaaths und von den Söhnen Kores¹¹ den Herrn, den Gott Israels, mit lauter Stimme hoch zu preisen. 2 Chronik 2Chr 14 20 19 11 Diese werden hervorgehoben, sind doch auch sie Kaathiter. [Ex 6,18.21] 2 Chronik 2Chr 14 20 2 Veneruntque nuntii, et indicaverunt Josaphat, dicentes: Venit contra te multitudo magna de his locis, quæ trans mare sunt, et de Syria, et ecce consistunt in Asasonthamar, quæ est Engaddi. Und es kamen Boten und meldeten es Josaphat und sprachen: Eine große Menge kommt gegen dich von den Orten jenseits des Meeres² und von Syrien heran; siehe, sie stehen in Asasonthamar, das ist Engaddi. 2 Chronik 2Chr 14 20 2 2 Des toten Meeres. 2 Chronik 2Chr 14 20 20 Cumque mane surrexissent, egressi sunt per desertum Thecue: profectisque eis, stans Josaphat in medio eorum, dixit: Audite me viri Juda, et omnes habitatores Jerusalem: credite in Domino Deo vestro, et securi eritis: credite prophetis ejus, et cuncta evenient prospera. Und sie machten sich am Morgen auf und zogen durch die Wüste Thekue. Als sie nun dahinzogen, trat Josaphat in ihre Mitte und sprach: Höret mich, Männer Judas und alle Bewohner Jerusalems! vertrauet auf den Herrn, euern Gott, und ihr werdet sicher sein; glaubet seinen Propheten, und alles wird einen glücklichen Ausgang nehmen. 2 Chronik 2Chr 14 20 21 Deditque consilium populo, et statuit cantores Domini, ut laudarent eum in turmis suis, et antecederent exercitum, ac voce consona dicerent: Confitemini Domino, quoniam in æternum misericordia ejus. Und er gab dem Volke Weisung und bestellte die Sänger für den Herrn, dass sie ihm nach ihren Abteilungen Lob sangen¹² und dem Heere vorangingen und einstimmig sprachen: Preiset den Herrn, denn seine Barmherzigkeit währet ewig! [Ps 135,1] 2 Chronik 2Chr 14 20 21 12 Das Hebr. fügt bei: in heiligem Schmucke. 2 Chronik 2Chr 14 20 22 Cumque cpissent laudes canere, vertit Dominus insidias eorum in semetipsos, filiorum scilicet Ammon, et Moab, et montis Seir, qui egressi fuerant ut pugnarent contra Judam, et percussi sunt. Als sie nun begannen, das Loblied zu singen, wandte¹³ der Herr die Hinterlist jener wider sie selbst, nämlich die Hinterlist der Söhne Ammons und Moabs und des Gebirges Seir, welche ausgezogen waren, um gegen Juda zu kämpfen; und sie wurden geschlagen. 2 Chronik 2Chr 14 20 22 13 Hebr.: Schaffte Jahve Lauerer gegen die Ammoniter, Moabiter usw.; nach einigen verderbliche Geistesmächte, die sie gegeneinander aufreizten, nach anderen heimtückische Menschen aus dem Bereiche der angrenzenden Völker. 2 Chronik 2Chr 14 20 23 Namque filii Ammon, et Moab consurrexerunt adversum habitatores montis Seir, ut interficerent et delerent eos: cumque hoc opere perpetrassent, etiam in semetipsos versi, mutuis concidere vulneribus. Denn die Söhne Ammons und Moabs erhoben sich wider die Bewohner des Gebirges Seir, um diese zu töten und zu vertilgen; und als sie dies vollbracht hatten, wandten sie sich einer wider den andern und fielen an den Wunden, die sie sich einander schlugen. 2 Chronik 2Chr 14 20 24 Porro Juda cum venisset ad speculam, quæ respicit solitudinem, vidit procul omnem late regionem plenam cadaveribus, nec superesse quemquam, qui necem potuisset evadere. Als nun Juda zu der Warte gekommen war, welche gegen die Wüste gerichtet ist,¹⁴ sahen sie die ganze Gegend weit und breit mit Leichen bedeckt und keinen übrig, der dem Tode hätte entrinnen können.¹⁵ 2 Chronik 2Chr 14 20 24 14 Die Anhöhe Sis (V. 16) am Nordrande der Wüste. 2 Chronik 2Chr 14 20 24 15 Ein Leichenfeld, auf dem nichts Lebendes zu erblicken war. 2 Chronik 2Chr 14 20 25 Venit ergo Josaphat, et omnis populus cum eo ad detrahenda spolia mortuorum: inveneruntque inter cadavera variam supellectilem, vestes quoque, et vasa pretiosissima, et diripuerunt ita ut omnia portare non possent, nec per tres dies spolia auferre præ prædæ magnitudine. Da kam Josaphat und sein ganzes Volk, die Getöteten zu plündern; und sie fanden unter den Leichen allerlei Gerätschaften, auch Kleider und sehr kostbare Gefäße, und sie erbeuteten so vieles, dass sie nicht alles fortbringen und in drei Tagen nicht wegschaffen konnten, so groß war die Beute. 2 Chronik 2Chr 14 20 26 Die autem quarto congregati sunt in Valle benedictionis: etenim quoniam ibi benedixerant Domino, vocaverunt locum illum Vallis benedictionis usque in præsentem diem. Am vierten Tage aber versammelten sie sich im Tale des Lobpreises,¹⁶ denn da sie daselbst den Herrn gepriesen hatten, nannten sie diesen Ort Tal des Lobpreises, bis auf den heutigen Tag. 2 Chronik 2Chr 14 20 26 16 Westlich von Thekoa, in der Nähe des Schlachtfeldes. 2 Chronik 2Chr 14 20 27 Reversusque est omnis vir Juda, et habitatores Jerusalem, et Josaphat ante eos in Jerusalem cum lætitia magna, eo quod dedisset eis Dominus gaudium de inimicis suis. Hierauf kehrten alle Männer von Juda und die Bewohner von Jerusalem nach Jerusalem heim und Josaphat vor ihnen mit großer Freude, weil ihnen der Herr Freude über ihre Feinde bereitet. 2 Chronik 2Chr 14 20 28 Ingressique sunt in Jerusalem cum psalteriis, et citharis, et tubis in domum Domini. Und sie zogen in Jerusalem mit Harfen und Zithern und Trompeten ein zum Hause des Herrn hin. 2 Chronik 2Chr 14 20 29 Irruit autem pavor Domini super universa regna terrarum cum audissent quod pugnasset Dominus contra inimicos Israel. Auf alle Reiche der¹⁷ Länder aber fiel Furcht vom Herrn, da sie vernahmen, dass der Herr wider die Feinde Israels gestritten hatte. 2 Chronik 2Chr 14 20 29 17 Angrenzenden. 2 Chronik 2Chr 14 20 3 Josaphat autem timore perterritus, totum se contulit ad rogandum Dominum, et prædicavit jejunium universo Juda. Da erschrak Josaphat sehr und nahm seine ganze Zuflucht zum Herrn, indem er betete und ein Fasten in ganz Juda ausrufen ließ. 2 Chronik 2Chr 14 20 30 Quievitque regnum Josaphat, et præbuit ei Deus pacem per circuitum. So blieb das Reich Josaphats in Ruhe und Gott gewährte ihm Frieden ringsum. 2 Chronik 2Chr 14 20 31 Regnavit igitur Josaphat super Judam, et erat triginta quinque annorum cum regnare cpisset: viginti autem et quinque annis regnavit in Jerusalem, et nomen matris ejus Azuba filia Selahi. So herrschte Josaphat über Juda; fünfunddreißig Jahre war er alt, als er König ward, und fünfundzwanzig Jahre herrschte er in Jerusalem; seine Mutter hieß Azuba, eine Tochter Selahis. 2 Chronik 2Chr 14 20 32 Et ambulavit in via patris sui Asa, nec declinavit ab ea, faciens quæ placita erant coram Domino. Er wandelte auf dem Wege seines Vaters Asa und wich nicht davon ab, indem er tat, was vor dem Herrn wohlgefällig war. 2 Chronik 2Chr 14 20 33 Verumtamen excelsa non abstulit, et adhuc populus non direxerat cor suum ad Dominum Deum patrum suorum. Aber die Höhen schaffte er nicht weg und noch richtete das Volk sein Herz nicht auf den Herrn, den Gott seiner Väter.¹⁸ 2 Chronik 2Chr 14 20 33 18 Vergl. [1Kön 22,44] 2 Chronik 2Chr 14 20 34 Reliqua autem gestorum Josaphat priorum et novissimorum scripta sunt in verbis Jehu filii Hanani, quæ digessit in Libros regum Israel. Die übrigen Taten Josaphats aber, die früheren wie die späteren, sind in den Worten Jehus, des Sohnes Hananis, aufgeschrieben, welche er in die Bücher der Könige von Israel eingetragen hat. 2 Chronik 2Chr 14 20 35 Post hæc iniit amicitias Josaphat rex Juda cum Ochozia rege Israel, cujus opera fuerunt impiissima. Darnach schloss Josaphat, der König von Juda, Freundschaft mit Ochozias, dem König von Israel, dessen Tun sehr gottlos war. [1Kön 22,45] 2 Chronik 2Chr 14 20 36 Et particeps fuit ut facerent naves, quæ irent in Tharsis: feceruntque classem in Asiongaber. Und er verband sich mit ihm, Schiffe zu bauen, die nach Tharsis¹⁹ gehen sollten, und sie bauten eine Flotte zu Asiongaber. 2 Chronik 2Chr 14 20 36 19 Tharsisschiffe zu bauen, Schiffe für weite Seereisen wie jene nach Tharsis ist. Vergl. [1Kön 22,49], wo Ophir steht. 2 Chronik 2Chr 14 20 37 Prophetavit autem Eliezer filius Dodau de Maresa ad Josaphat, dicens: Quia habuisti fdus cum Ochozia, percussit Dominus opera tua, contritæque sunt naves, nec potuerunt ire in Tharsis. Da weissagte Eliezer, der Sohn Dodaus aus Maresa, gegen Josaphat also: Weil du mit Ochozias einen Bund geschlossen hast, hat der Herr deine Werke zerschlagen; und die Schiffe zerschellten und konnten nicht nach Tharsis fahren. 2 Chronik 2Chr 14 20 4 Congregatusque est Judas ad deprecandum Dominum: sed et omnes de urbibus suis venerunt ad obsecrandum eum. Und Juda versammelte sich, um den Herrn anzuflehen; auch aus ihren Städten kamen alle, ihn anzurufen. 2 Chronik 2Chr 14 20 5 Cumque stetisset Josaphat in medio ctu Juda, et Jerusalem, in domo Domini ante atrium novum, Josaphat aber trat in die Mitte der Versammelten aus Juda und Jerusalem, im Hause des Herrn vor den neuen Vorhof,³ 2 Chronik 2Chr 14 20 5 3 Vergl. [2Chr 4,9]. 2 Chronik 2Chr 14 20 6 Ait: Domine Deus patrum nostrorum, tu es Deus in clo, et dominaris cunctis regnis gentium, in manu tua est fortitudo et potentia, nec quisquam tibi potest resistere. und sprach: Herr, Gott unserer Väter! du bist Gott im Himmel und Herrscher über alle Reiche der Völker, in deiner Hand ist Kraft und Macht und dir kann niemand widerstehen. 2 Chronik 2Chr 14 20 7 Nonne tu Deus noster interfecisti omnes habitatores terræ hujus coram populo tuo Israel, et dedisti eam semini Abraham amici tui in sempiternum? Hast du, unser Gott, nicht alle Bewohner dieses Landes vor deinem Volke Israel vernichtet und es den Nachkommen deines Freundes⁴ Abraham auf ewig gegeben? 2 Chronik 2Chr 14 20 7 4 Vergl. [Jes 41,8]. 2 Chronik 2Chr 14 20 8 Habitaveruntque in ea, et exstruxerunt in illa sanctuarium nomini tuo, dicentes: Und sie nahmen darin Wohnung und bauten darin deinem Namen ein Heiligtum, indem sie sprachen: [1Kön 8,33] 2 Chronik 2Chr 14 20 9 Si irruerint super nos mala, gladius judicii, pestilentia, et fames, stabimus coram domo hac in conspectu tuo, in qua invocatum est nomen tuum: et clamabimus ad te in tribulationibus nostris, et exaudies, salvosque facies. Wenn Unglück über uns hereinbricht, das Schwert des Gerichtes,⁵ Pest oder Hungersnot, so wollen wir vor dieses Haus und vor dein Angesicht treten, denn dein Name ist über dieses Haus angerufen, und wir wollen in unserer Trübsal zu dir rufen, du aber wirst uns erhören und retten.⁶ 2 Chronik 2Chr 14 20 9 5 Der Strafe. 2 Chronik 2Chr 14 20 9 6 Aus dem Weihegebet Salomons Kap. 6. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 2. Herrschaft Jorams, des gottlosen Sohnes König Josaphats. (Kap. 21) A. Joram ermordet, nachdem er kaum den Thron bestiegen, alle seine Brüder und einige Fürsten. Während seiner ganzen Regierungszeit wandelt er auf den Wegen der gottlosen Könige Israels nach dem Beispiele seiner Gemahlin Athalia, der Tochter Achabs. (V. 6) B. Gott will nicht, dass das Haus Davids ausgerottet werde, gestattet aber, dass die Idumäer von demselben abfallen (V. 11), und lässt dem Könige durch eine Schrift des Eliseus den Tod und die Vernichtung seiner Familie ankündigen (V. 15), eine Voraussagung, die bald ihre Erfüllung findet. 2 Chronik 2Chr 14 21 1 Dormivit autem Josaphat cum patribus suis, et sepultus est cum eis in Civitate David: regnavitque Joram filius ejus pro eo. Josaphat aber entschlief zu seinen Vätern und ward bei ihnen in der Davidsstadt begraben, sein Sohn Joram ward König an seiner Statt. [1Kön 22,51] 2 Chronik 2Chr 14 21 10 Attamen rebellavit Edom, ne esset sub ditione Juda usque ad hanc diem: eo tempore et Lobni recessit ne esset sub manu illius. Dereliquerat enim Dominum Deum patrum suorum. Gleichwohl fiel Edom von der Herrschaft Judas ab, bis auf diesen Tag. Zu jener Zeit fiel auch Lobna ab, um nicht unter seiner Gewalt zu stehen; denn er hatte den Herrn, den Gott seiner Väter, verlassen. 2 Chronik 2Chr 14 21 11 Insuper et excelsa fabricatus est in urbibus Juda, et fornicari fecit habitatores Jerusalem, et prævaricari Judam. Überdies baute er auch Höhen in den Städten von Juda und brachte die Bewohner von Jerusalem zur Buhlerei³ und verführte Juda. 2 Chronik 2Chr 14 21 11 3 Geistig und buchstäblich vom Astartendienste zu verstehen. 2 Chronik 2Chr 14 21 12 Allatæ sunt autem ei litteræ ab Elia propheta, in quibus scriptum erat: Hæc dicit Dominus Deus David patris tui: Quoniam non ambulasti in viis Josaphat patris tui, et in viis Asa regis Juda, Da ward ihm ein Schreiben von dem Propheten Elias⁴ gebracht, in dem es hieß: So spricht der Herr, der Gott Davids, deines Vaters: Weil du nicht auf den Wegen Josaphats, deines Vaters, und auf den Wegen Asas, des Königs von Juda, gewandelt bist, 2 Chronik 2Chr 14 21 12 4 Aller Wahrscheinlichkeit nach Schreibfehler für Eliseus, denn Elias weilte nicht mehr auf Erden. 2 Chronik 2Chr 14 21 13 Sed incessisti per iter regum Israel, et fornicari fecisti Judam, et habitatores Jerusalem, imitatus fornicationem domus Achab, insuper et fratres tuos, domum patris tui, meliores te occidisti: sondern den Weg der Könige von Israel betreten und Juda und die Einwohner von Jerusalem zur Buhlerei verführt hast, indem du die Buhlerei des Hauses Achab nachahmtest, überdies auch deine Brüder, das Haus deines Vaters, die besser waren als du, ermordet hast, 2 Chronik 2Chr 14 21 14 Ecce Dominus percutiet te plaga magna cum populo tuo, et filiis, et uxoribus tuis, universaque substantia tua. siehe, so wird der Herr dich, samt deinem Volke und deinen Söhnen und Frauen und deiner ganzen Habe, mit einer großen Plage heimsuchen; 2 Chronik 2Chr 14 21 15 Tu autem ægrotabis pessimo languore uteri tui, donec egrediantur vitalia tua paulatim per singulos dies. du selbst aber wirst in eine schlimme Krankheit deines Unterleibes fallen, bis deine Eingeweide allmählich von Tag zu Tag⁵ abgehen. 2 Chronik 2Chr 14 21 15 5 Eigentlich: Tage über Tage. Deine Krankheit wird sehr langwierig sein. 2 Chronik 2Chr 14 21 16 Suscitavit ergo Dominus contra Joram spiritum Philisthinorum, et Arabum, qui confines sunt thiopibus. So erweckte denn der Herr wider Joram den Geist der Philister und der Araber, welche an die Äthiopier angrenzen.⁶ 2 Chronik 2Chr 14 21 16 6 Am roten Meer, im südlichen Arabien. 2 Chronik 2Chr 14 21 17 Et ascenderunt in terram Juda, et vastaverunt eam, diripueruntque cunctam substantiam, quæ inventa est in domo regis, insuper et filios ejus, et uxores: nec remansit ei filius, nisi Joachaz, qui minimus natu erat. Diese zogen gegen das Land Juda und verwüsteten es und raubten alle Habe, die sich im Hause des Königs fand, überdies auch seine Söhne und Frauen; und es blieb ihm kein Sohn übrig außer Joachaz,⁷ welcher der Jüngste war. 2 Chronik 2Chr 14 21 17 7 Vergl. [2Chr 22,1], wo er Ochozias (Sept.) heißt; hebr: Achasja. 2 Chronik 2Chr 14 21 18 Et super hæc omnia percussit eum Dominus alvi languore insanabili. Zu dem allem schlug ihn der Herr mit einer unheilbaren Krankheit des Unterleibes. 2 Chronik 2Chr 14 21 19 Cumque diei succederet dies, et temporum spatia volverentur, duorum annorum expletus est circulus: et sic longa consumptus tabe, ita ut egereret etiam viscera sua languore pariter, et vita caruit. Mortuusque est in infirmitate pessima, et non fecit ei populus secundum morem combustionis, exsequias, sicut fecerat majoribus ejus. Da nun ein Tag nach dem andern verging und die Zeiträume umliefen, wurde der Kreislauf zweier Jahre erfüllt, und er ward von langwieriger Krankheit derart heimgesucht, dass selbst seine Eingeweide von ihm gingen und die Krankheit ihn nur zugleich mit dem Leben verließ. So starb er an einer sehr bösen Krankheit und das Volk hielt ihm nicht nach Herkommen, wie es seinen Vorfahren getan hatte, ein Leichenbegängnis durch Verbrennen.⁸ 2 Chronik 2Chr 14 21 19 8 Von Spezereien. Siehe [2Chr 16,14]. 2 Chronik 2Chr 14 21 2 Qui habuit fratres filios Josaphat, Azariam, et Jahiel, et Zachariam, et Azariam, et Michael, et Saphatiam: omnes hi, filii Josaphat regis Juda. Dieser hatte zu Brüdern die Söhne Josaphats: Azarias, Jahiel, Zacharias, Azarias, Michael und Saphatias; diese alle waren Söhne Josaphats, des Königs von Juda. 2 Chronik 2Chr 14 21 20 Triginta duorum annorum fuit, cum regnare cpisset, et octo annis regnavit in Jerusalem. Ambulavitque non recte, et sepelierunt eum in Civitate David: verumtamen non in sepulcro regum. Zweiunddreißig Jahre war er alt, als er zu herrschen begann, und acht Jahre herrschte er in Jerusalem. Er wandelte nicht recht⁹ und man begrub ihn in der Davidsstadt, aber nicht in der Grabstätte der Könige.¹⁰ 2 Chronik 2Chr 14 21 20 9 Wörtlich: Er ging in Nichtbegehren. Wohl, ohne dass ihn jemand zurückgewünscht hätte; nach andern: Es hatte niemand Freude (an seinem Wandel). 2 Chronik 2Chr 14 21 20 10 Wie [2Chr 24,25] Joas. 2 Chronik 2Chr 14 21 3 Deditque eis pater suus multa munera argenti, et auri, et pensitationes, cum civitatibus munitissimis in Juda: regnum autem tradidit Joram, eo quod esset primogenitus. Ihr Vater gab ihnen viele Geschenke an Silber und Gold und Kostbarkeiten, samt befestigten Städten in Juda, aber die Herrschaft übergab er Joram, weil dieser der Erstgeborene war. 2 Chronik 2Chr 14 21 4 Surrexit ergo Joram super regnum patris sui: cumque se confirmasset, occidit omnes fratres suos gladio, et quosdam de principibus Israel. Joram also gelangte zur Nachfolge im Reiche seines Vaters, und nachdem er sich befestigt, tötete er alle seine Brüder und einige von den Fürsten Israels mit dem Schwerte.¹ 2 Chronik 2Chr 14 21 4 1 Diese billigten wohl sein götzendienerisches Treiben nicht und er fürchtete sich als Tyrann vor ihnen. 2 Chronik 2Chr 14 21 5 Triginta duorum annorum erat Joram cum regnare cpisset: et octo annis regnavit in Jerusalem. Zweiunddreißig Jahre war Joram alt, als er zu herrschen begann, und acht Jahre herrschte er in Jerusalem. 2 Chronik 2Chr 14 21 6 Ambulavitque in viis regum Israel, sicut egerat domus Achab: filia quippe Achab erat uxor ejus, et fecit malum in conspectu Domini. Er wandelte auf den Wegen der Könige von Israel, wie das Haus Achab getan hatte, denn die Tochter Achabs war sein Weib, und er tat, was vor dem Angesichte des Herrn böse war. 2 Chronik 2Chr 14 21 7 Noluit autem Dominus disperdere domum David propter pactum, quod inierat cum eo: et quia promiserat ut daret ei lucernam, et filiis ejus omni tempore. Der Herr aber wollte das Haus Davids nicht vernichten, um des Bundes willen, den er mit diesem geschlossen, und weil er verheißen hatte, ihm und seinen Söhnen allezeit eine Leuchte² verleihen zu wollen. 2 Chronik 2Chr 14 21 7 2 Vielleicht: ihm vor Jahre [1Kön 11,36] allezeit eine Leuchte (Nachkommenschaft) geben zu wollen. 2 Chronik 2Chr 14 21 8 In diebus illis rebellavit Edom, ne esset subditus Judæ, et constituit sibi regem. In jener Zeit lehnte sich Edom auf, um Juda nicht unterworfen zu sein, und setzte einen eigenen König über sich. [Gen 27,40] 2 Chronik 2Chr 14 21 9 Cumque transisset Joram cum principibus suis, et cuncto equitatu, qui erat secum, surrexit nocte, et percussit Edom qui se circumdederat, et omnes duces equitatus ejus. Da zog Joram hinüber mit seinen Befehlshabern und der ganzen Reiterei, die um ihn war, und machte sich des Nachts auf und schlug die Edomiter, welche ihn und alle Befehlshaber seiner Reiterei umringt hatten. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 3. Herrschaft des Ochozias, Sohn der Athalia. (Kap. 22) A. Den gottlosen Ratschlägen seiner Mutter folgend, herrscht Ochozias gottlos, ist im Kriege gegen Syrien, den er mit Joram, dem Könige von Israel, unternimmt, unglücklich und wird mit ihr und den Söhnen seiner Brüder durch Jehu getötet. (V. 9) B. Seine Mutter Athalia reißt die Herrschaft an sich und tötet alle seine Söhne, Joas ausgenommen, der von Josabeth, der Schwester des Ochozias und Gemahlin des Hohenpriesters Jojada, im Tempel verborgen wird. 2 Chronik 2Chr 14 22 1 Constituerunt autem habitatores Jerusalem Ochoziam filium ejus minimum, regem pro eo: omnes enim majores natu, qui ante eum fuerant, interfecerant latrones Arabum, qui irruerant in castra: regnavitque Ochozias filius Joram regis Juda. Die Bewohner von Jerusalem aber machten Ochozias, seinen jüngsten Sohn, zum König an seiner Statt; denn alle älteren, die vor ihm gewesen waren, hatten die Raubscharen der Araber getötet, welche das Lager¹ überfallen hatten. So ward Ochozias, der Sohn Jorams, des Königs von Juda, König. [2Kön 8,24] 2 Chronik 2Chr 14 22 1 1 Der Juden. 2 Chronik 2Chr 14 22 10 Siquidem Athalia mater ejus videns quod mortuus esset filius suus, surrexit, et interfecit omnem stirpem regiam domus Joram. Als nämlich Athalia, seine Mutter, sah, dass ihr Sohn tot war, erhob sie sich und tötete den ganzen Königsstamm des Hauses Joram. [2Kön 11,1] 2 Chronik 2Chr 14 22 11 Porro Josabeth filia regis tulit Joas filium Ochoziæ, et furata est eum de medio filiorum regis, cum interficerentur: absconditque eum cum nutrice sua in cubiculo lectulorum: Josabeth autem, quæ absconderat eum, erat filia regis Joram, uxor Joiadæ pontificis, soror Ochoziæ, et idcirco Athalia non interfecit eum. Josabeth aber, die Tochter des Königs, nahm Joas, den Sohn des Ochozias, und brachte ihn heimlich aus der Mitte der Söhne des Königs, als diese getötet wurden, und verbarg ihn mit seiner Amme in einer Betkammer. Josabeth, die ihn versteckt hatte, war die Tochter des Königs Joram, die Frau des Hohenpriesters Jojada, die Schwester¹⁰ des Ochozias; darum tötete Athalia ihn nicht.¹¹ 2 Chronik 2Chr 14 22 11 10 Stiefschwester, Tochter eines Nebenweibes Jorams. 2 Chronik 2Chr 14 22 11 11 Hebr.: verbarg ich vor Athalia, dass sie ihn nicht tötete. 2 Chronik 2Chr 14 22 12 Fuit ergo cum eis in domo Dei absconditus sex annis, quibus regnavit Athalia super terram. Er blieb also bei ihnen im Hause Gottes sechs Jahre verborgen, während welcher Athalia über das Land herrschte. 2 Chronik 2Chr 14 22 2 Quadraginta duorum annorum erat Ochozias cum regnare cpisset, et uno anno regnavit in Jerusalem, et nomen matris ejus Athalia filia Amri. Zweiundvierzig Jahre² war Ochozias alt, als er König wurde, und ein Jahr herrschte er zu Jerusalem; seine Mutter hieß Athalia, eine Tochter³ Amris. 2 Chronik 2Chr 14 22 2 2 Es muss wohl 22 Jahre heißen, wie [2Kön 8,26], sonst wäre er, nach [2Chr 21,20], zwei Jahre älter gewesen als sein Vater. Die Sept. hat 20 Jahre. 2 Chronik 2Chr 14 22 2 3 Enkelin. 2 Chronik 2Chr 14 22 3 Sed et ipse ingressus est per vias domus Achab: mater enim ejus impulit eum ut impie ageret. Aber auch er wandelte auf den Wegen des Hauses Achab, denn seine Mutter verleitete ihn dazu, gottlos zu handeln. 2 Chronik 2Chr 14 22 4 Fecit igitur malum in conspectu Domini, sicut domus Achab: ipsi enim fuerunt ei consiliarii post mortem patris sui, in interitum ejus. So tat er, was vor dem Angesichte des Herrn böse war, wie das Haus Achab; denn diese waren nach seines Vaters Tod seine Ratgeber zu seinem Untergange.⁴ 2 Chronik 2Chr 14 22 4 4 Während der Krankheit Jorams, die längere Zeit andauerte [2Chr 21,15.19] hat er wohl die Regentschaft geführt, doch machte sich der hier erwähnte Einfluss erst später geltend. 2 Chronik 2Chr 14 22 5 Ambulavitque in consiliis eorum. Et perrexit cum Joram filio Achab rege Israel, in bellum contra Hazael regem Syriæ in Ramoth Galaad: vulneraveruntque Syri Joram. Und er hielt sich an ihren Rat und zog mit Joram, dem Sohn Achabs, dem Könige von Israel, in den Krieg gegen Hazael, den König von Syrien, nach Ramoth Galaad, und die Syrer verwundeten Joram. 2 Chronik 2Chr 14 22 6 Qui reversus est ut curaretur in Jezrahel: multas enim plagas acceperat in supradicto certamine. Igitur Ochozias filius Joram rex Juda, descendit ut inviseret Joram filium Achab in Jezrahel ægrotantem. Da kehrte dieser zurück, um sich in Jezrahel heilen zu lassen, denn er hatte viele Wunden im vorgenannten Kampfe empfangen. Ochozias also, der Sohn Jorams, der König von Juda, zog hinab, um Joram, den Sohn Achabs, zu besuchen, der in Jezrahel krank lag. 2 Chronik 2Chr 14 22 7 Voluntatis quippe fuit Dei adversus Ochoziam, ut veniret ad Joram: et cum venisset, et egrederetur cum eo adversum Jehu filium Namsi, quem unxit Dominus ut deleret domum Achab. Denn es war Gottes Wille wider Ochozias,⁵ dass er zu Joram ging. Als er zu demselben kam, zog er mit ihm gegen Jehu, den Sohn Namsis, welchen der Herr gesalbt hatte, das Haus Achabs zu vernichten. 2 Chronik 2Chr 14 22 7 5 In Gottes Vorsehung waren die weiteren Folgen vorausgesehen und von Gott zugelassen. 2 Chronik 2Chr 14 22 8 Cum ergo everteret Jehu domum Achab, invenit principes Juda, et filios fratrum Ochoziæ, qui ministrabant ei, et interfecit illos. Da nun Jehu das Haus Achabs vernichtete, traf er die Fürsten Judas und die Söhne der Brüder⁶ Ochozias, welche demselben dienten, und tötete sie. 2 Chronik 2Chr 14 22 8 6 Verwandten. 2 Chronik 2Chr 14 22 9 Ipsum quoque perquirens Ochoziam, comprehendit latitantem in Samaria: adductumque ad se, occidit, et sepelierunt eum: eo quod esset filius Josaphat, qui quæsierat Dominum in toto corde suo: nec erat ultra spes aliqua ut de stirpe quis regnaret Ochoziæ. Sodann suchte er Ochozias selbst und ließ ihn in Samaria,⁷ wo er sich verborgen hatte, ergreifen. Als jener vor ihn geführt ward, tötete er ihn⁸ und man begrub ihn, weil er⁹ der Sohn Josaphats war, welcher den Herrn von ganzem Herzen gesucht hatte; hinfort war keine Hoffnung mehr, dass jemand von dem Geschlechte des Ochozias König würde. 2 Chronik 2Chr 14 22 9 7 Im Lande Samaria, denn er starb zu Mageddo. [2Kön 9,27] Oder aber: als er sich in der Stadt Samaria zu verbergen suchte. 2 Chronik 2Chr 14 22 9 8 Sprach er das Todesurteil über ihn. 2 Chronik 2Chr 14 22 9 9 Hebr.: denn sie sagten: Er ist usw. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 4. Wechselnde Schicksale des Reiches Juda unter dem Könige Joas bis Ezechias. (23,1 28,27) 1. Herrschaft des Joas. (23,1 24,27) A. Das Haupt der Priester, Jojada, empört sich mit den Leviten gegen Athalia, ruft Joas zum Könige aus (V. 11), lässt Athalia töten, schafft die Verehrung Baals ab und erneuert das Bündnis mit dem Herrn. 2 Chronik 2Chr 14 23 1 Anno autem septimo confortatus Joiada, assumpsit centuriones, Azariam videlicet filium Jeroham, et Ismahel filium Johanan, Azariam quoque filium Obed, et Maasiam filium Adaiæ, et Elisaphat filium Zechri: et iniit cum eis fdus. Im siebten Jahre aber ermannte sich Jojada und berief die Hauptleute, Azarias nämlich, den Sohn Jerohams, Ismahel, den Sohn Johanans, Azarias, den Sohn Obeds, Maasias, den Sohn Adajas, und Elisaphat, den Sohn Zechris, und schloss mit ihnen einen Bund. [2Kön 11,4] 2 Chronik 2Chr 14 23 10 Constituitque omnem populum tenentium pugiones a parte templi dextra, usque ad partem templi sinistram, coram altari, et templo, per circuitum regis. Hierauf stellte er alles Volk, das Schwerter trug, von der rechten Seite des Tempels bis zur linken Seite desselben, vor dem Altar und dem Tempel, rings um den König auf. 2 Chronik 2Chr 14 23 11 Et eduxerunt filium regis, et imposuerunt ei diadema, et testimonium, dederuntque in manu ejus tenendam legem, et constituerunt eum regem: unxit quoque illum Joiada pontifex et filii ejus: imprecatique sunt ei, atque dixerunt: Vivat rex. Nunmehr führten sie den Königssohn heraus und setzten ihm die Krone auf und das Zeugnis und gaben ihm das Gesetz in die Hand und machten ihn zum Könige, und der Hohepriester⁶ Jojada und seine Söhne salbten ihn und wünschten ihm Glück und riefen: Es lebe der König! 2 Chronik 2Chr 14 23 11 6 Haupt der Priester. 2 Chronik 2Chr 14 23 12 Quod cum audisset Athalia, vocem scilicet currentium atque laudantium regem, ingressa est ad populum in templum Domini. Als Athalia das Rufen derer hörte, die hinzuliefen und den König priesen,⁷ kam sie zu dem Volke in den Tempel des Herrn. 2 Chronik 2Chr 14 23 12 7 Dem Könige zujubelten. 2 Chronik 2Chr 14 23 13 Cumque vidisset regem stantem super gradum in introitu, et principes, turmasque circa eum, omnemque populum terræ gaudentem, atque clangentem tubis, et diversi generis organis concinentem, vocemque laudantium, scidit vestimenta sua, et ait: Insidiæ, insidiæ. Da sah sie den König auf der Stufe am Eingange⁸ stehen und die Obersten und die Scharen um ihn her und das ganze Volk des Landes sich freuend und in die Trompete stoßend und auf allerlei Instrumenten spielend, und hörte das Rufen der Jubelnden und zerriss ihre Kleider und rief: Verräterei, Verräterei!⁹ 2 Chronik 2Chr 14 23 13 8 Am Eingange zum Priesterhofe, da, wo die Könige zu stehen pflegten. 2 Chronik 2Chr 14 23 13 9 Hebr.: Verschwörung, Verschwörung. 2 Chronik 2Chr 14 23 14 Egressus autem Joiada pontifex ad centuriones, et principes exercitus, dixit eis: Educite illam extra septa templi, et interficiatur foris gladio. Præcepitque sacerdos ne occideretur in domo Domini. Der Hohepriester Jojada aber ging zu den Hauptleuten und den Führern des Heeres hinaus und sprach zu ihnen: Führet sie hinaus vor die Schranken des Tempels und draußen töte man sie mit dem Schwerte!¹⁰ Und der Priester befahl, sie nicht im Hause des Herrn zu töten. 2 Chronik 2Chr 14 23 14 10 Hebr.: Da führte der Priester Jojada die Obersten über die Hunderte, die Befehlshaber des Heeres, heraus und sprach zu ihnen: Führet sie hinaus bis innerhalb der Reihen und wer ihr folgen will, werde mit dem Schwerte getötet! 2 Chronik 2Chr 14 23 15 Et imposuerunt cervicibus ejus manus: cumque intrasset portam equorum domus regis, interfecerunt eam ibi. Da legten sie ihr die Hand auf den Nacken,¹¹ und als sie durch das Rosstor zu dem Königshause gekommen war, tötete man sie daselbst. 2 Chronik 2Chr 14 23 15 11 Nach anderen hebr.: da machte man ihr Platz. 2 Chronik 2Chr 14 23 16 Pepigit autem Joiada fdus inter se, universumque populum, et regem, ut esset populus Domini. Jojada aber schloss einen Bund zwischen sich und dem ganzen Volke und dem Könige, dass sie das Volk des Herrn sein sollten. 2 Chronik 2Chr 14 23 17 Itaque ingressus est omnis populus domum Baal, et destruxerunt eam: et altaria ac simulacra illius confregerunt: Mathan quoque sacerdotem Baal interfecerunt ante aras. Da drang das ganze Volk in das Haus des Baal und sie zerstörten es und zerbrachen seine Altäre und Bildsäulen und töteten Mathan, den Priester Baals, vor den Altären. 2 Chronik 2Chr 14 23 18 Constituit autem Joiada præpositos in domo Domini, sub manibus sacerdotum, et levitarum, quos distribuit David in domo Domini: ut offerrent holocausta Domino, sicut scriptum est in lege Moysi, in gaudio et canticis, juxta dispositionem David. Hierauf bestellte Jojada Vorsteher im Hause des Herrn unter der Leitung der Priester und der Leviten, welche David für das Haus des Herrn eingeteilt hatte, damit sie dem Herrn, wie im Gesetze Moses geschrieben ist, Brandopfer darbrachten, mit Freuden und mit Gesängen, nach der Anordnung Davids. 2 Chronik 2Chr 14 23 19 Constituit quoque janitores in portis domus Domini, ut non ingrederetur eam immundus in omni re. Auch bestellte er Türhüter an den Toren des Hauses des Herrn, damit niemand einträte, der irgendwie unrein wäre. 2 Chronik 2Chr 14 23 2 Qui circumeuntes Judam, congregaverunt Levitas de cunctis urbibus Juda, et principes familiarum Israel, veneruntque in Jerusalem. Diese durchzogen Juda und versammelten die Leviten aus allen Städten Judas und die Häupter der Geschlechter Israels, und sie kamen nach Jerusalem. 2 Chronik 2Chr 14 23 20 Assumpsitque centuriones, et fortissimos viros ac principes populi, et omne vulgus terræ, et fecerunt descendere regem de domo Domini, et introire per medium portæ superioris in domum regis, et collocaverunt eum in solio regali. Ferner nahm er die Hauptleute und die tapfersten Männer und die Fürsten des Volkes, sowie das ganze Volk des Landes, zu sich und sie brachten den König aus dem Hause des Herrn herab und führten ihn mitten durch das obere Tor in das Haus des Königs und setzten ihn auf den Königsthron. 2 Chronik 2Chr 14 23 21 Lætatusque est omnis populus terræ, et urbs quievit: porro Athalia interfecta est gladio. Da freute sich das ganze Volk des Landes und die Stadt blieb ruhig, Athalia aber ward mit dem Schwerte getötet. 2 Chronik 2Chr 14 23 3 Iniit ergo omnis multitudo pactum in domo Dei cum rege: dixitque ad eos Joiada: Ecce filius regis regnabit, sicut locutus est Dominus super filios David. Da schloss die ganze Gemeinde im Hause Gottes einen Bund mit dem Könige, und Jojada sprach zu ihnen: Sehet, des Königs Sohn soll König sein, wie der Herr von den Söhnen Davids verheißen hat. 2 Chronik 2Chr 14 23 4 Iste est ergo sermo quem facietis: Dies ist also der Plan, den ihr ausführen sollt: 2 Chronik 2Chr 14 23 5 Tertia pars vestrum qui veniunt ad Sabbatum, Sacerdotum, et Levitarum, et janitorum erit in portis: tertia vero pars ad domum regis: et tertia ad portam, quæ appellatur Fundamenti: omne vero reliquum vulgus sit in atriis domus Domini. Ein Drittel von euch, die, welche am Sabbat antreten, Priester, Leviten und Türhüter, mögen an den Toren¹ bleiben, ein Drittel am Hause des Königs und ein Drittel am Tore, welches Grundtor heißt;² alles übrige Volk aber sei in dem Vorhofe des Hauses des Herrn. 2 Chronik 2Chr 14 23 5 1 Des Tempels. 2 Chronik 2Chr 14 23 5 2 Die Priester und Leviten taten abteilungsweise Dienst von einem Sabbate zum anderen. [Lk 1,5] vergl. [1Chr 24]. Beide Berichte, der [2Kön 11] und der hier gebotene erwähnen nur die Hauptmomente. Siehe im übrigen die Erklärung an der angegebenen Stelle. 2 Chronik 2Chr 14 23 6 Nec quispiam alius ingrediatur domum Domini, nisi Sacerdotes, et qui ministrant de Levitis: ipsi tantummodo ingrediantur, quia sanctificati sunt: et omne reliquum vulgus observet custodias Domini. Und niemand anders trete in das Haus des Herrn, als die Priester, und die von den Leviten, welche Dienst tun; nur diese allein mögen eintreten, denn sie sind geheiligt; das ganze übrige Volk halte die Wache des Herrn.³ 2 Chronik 2Chr 14 23 6 3 Hebr.: Beobachte die Vorschriften des Herrn nämlich nicht den den Priestern vorbehaltenen Raum zu betreten. 2 Chronik 2Chr 14 23 7 Levitæ autem circumdent regem, habentes singuli arma sua: (et si quis alius ingressus fuerit templum, interficiatur) sintque cum rege et intrante et egrediente. Die Leviten aber sollen den König umgeben, ein jeder habe seine Waffe zur Hand, (jeder andere aber, der in den Tempel eintritt, werde getötet), und sie seien bei dem Könige, wenn er aus- und eingeht. 2 Chronik 2Chr 14 23 8 Fecerunt ergo Levitæ, et universus Juda juxta omnia, quæ præceperat Jojada pontifex: et assumpserunt singuli viros qui sub se erant, et veniebant per ordinem sabbati, cum his qui impleverant sabbatum, et egressuri erant: siquidem Joiada pontifex non dimiserat abire turmas, quæ sibi per singulas hebdomadas succedere consueverant. Die Leviten und ganz Juda⁴ taten also allem gemäß, was der Hohepriester Jojada geboten hatte, und nahmen, ein jeder, die Leute, welche unter ihnen standen, und kamen nach der Ordnung des Sabbats mit denen, welche den Sabbat vollendet hatten und abziehen sollten; denn der Hohepriester Jojada hatte die Abteilungen nicht abziehen lassen, welche sich wöchentlich abzulösen pflegten. 2 Chronik 2Chr 14 23 8 4 Jojada hatte sich den Beistand der Häupter der Vaterhäuser gesichert. 2 Chronik 2Chr 14 23 9 Deditque Joiada sacerdos centurionibus lanceas, clypeosque et peltas regis David, quas consecraverat in domo Domini. Auch gab der Priester Jojada den Hauptleuten⁵ Speere und Schilde, sowie die Schilde des Königs David, welche dieser im Hause des Herrn als Weihegeschenk niedergelegt hatte. 2 Chronik 2Chr 14 23 9 5 Der königlichen Leibwache. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 B. So lange Jojada lebt, regiert Joas gut und stellt den Tempel wieder her (V. 14), doch nach dem Tode des Hauptes der Priester fällt er auf den Rat der Fürsten zum Götzendienst ab (V. 18) trotz der Mahnungen der Propheten. Einer derselben, Zacharias, Sohn des Jojada, wird getötet. (V. 22) C. Gott straft das Volk durch den unglücklichen Ausgang eines Krieges gegen Syrien, Joas selbst wird von Verschworenen getötet. 2 Chronik 2Chr 14 24 1 Septem annorum erat Joas cum regnare cpisset: et quadraginta annis regnavit in Jerusalem, nomen matris ejus Sebia de Bersabee. Sieben Jahre war Joas alt, als er König wurde, und vierzig Jahre herrschte er in Jerusalem; seine Mutter hieß Sebia aus Bersabee. [2Kön 21,21, 2Kön 12,1] 2 Chronik 2Chr 14 24 10 Lætatique sunt cuncti principes, et omnis populus: et ingressi contulerunt in arcam Domini, atque miserunt ita ut impleretur. Da freuten sich alle Fürsten und das ganze Volk und kamen und legten in die Lade des Herrn und warfen hinein, bis sie voll war. 2 Chronik 2Chr 14 24 11 Cumque tempus esset ut deferrent arcam coram rege per manus Levitarum (videbant enim multam pecuniam) ingrediebatur scriba regis, et quem primus sacerdos constituerat: effundebantque pecuniam quæ erat in arca: porro arcam reportabant ad locum suum: sicque faciebant per singulos dies, et congregata est infinita pecunia. Und so oft es Zeit war, durch die Leviten die Lade vor den König zu bringen (sie sahen nämlich, dass es viel Geld war), gingen der Schreiber des Königs und einer, den der Hohepriester³ beauftragt hatte, hin und schütteten das Geld aus, das in der Lade war, und trugen die Lade wieder an ihren Ort; so taten sie Tag für Tag und es ward unzählbares Geld gesammelt. 2 Chronik 2Chr 14 24 11 3 Das Haupt der Priester. 2 Chronik 2Chr 14 24 12 Quam dederunt rex et Joiada his, qui præerant operibus domus Domini: at illi conducebant ex ea cæsores lapidum, et artifices operum singulorum ut instaurarent domum Domini: fabros quoque ferri et æris, ut quod cadere cperat, fulciretur. Dies gaben der König und Jojada denen, welche die Arbeit am Hause des Herrn leiteten; diese aber dingten dafür Steinhauer und Künstler für die einzelnen Arbeiten, dass sie das Haus des Herrn wiederherstellten, dazu Schmiede in Eisen und Erz, damit das, was einzufallen anfing, gestützt würde. 2 Chronik 2Chr 14 24 13 Egeruntque hi qui operabantur industrie, et obducebatur parietum cicatrix per manus eorum, ac suscitaverunt domum Domini in statum pristinum, et firmiter eam stare fecerunt. Und da die, welche arbeiteten, mit großem Eifer an das Werk gingen, schlossen ihre Hände die Risse der Wände⁴ und sie brachten das Haus des Herrn wieder in den vorigen Stand, fest und sicher. 2 Chronik 2Chr 14 24 13 4 Richtiger: Die Ausbesserung ging durch sie vorwärts. 2 Chronik 2Chr 14 24 14 Cumque complessent omnia opera, detulerunt coram rege, et Joiada reliquam partem pecuniæ: de qua facta sunt vasa templi in ministerium, et ad holocausta, phialæ quoque, et cetera vasa aurea et argentea: et offerebantur holocausta in domo Domini jugiter cunctis diebus Joiadæ. Als sie nun alle Arbeiten vollendet hatten, brachten sie den übrigen Teil des Geldes vor den König und Jojada und man machte dafür die Gerätschaften des Tempels für den Dienst und für die Brandopfer und die Schalen und die übrigen goldenen und silbernen Gerätschaften;⁵ dazu wurden beständig Brandopfer im Hause des Herrn dargebracht, alle Tage Jojadas. 2 Chronik 2Chr 14 24 14 5 Das Verbot [2Kön 12,14.15] war nur für die Zeit des Baues selbst gegeben. 2 Chronik 2Chr 14 24 15 Senuit autem Joiada plenus dierum, et mortuus est cum esset centum triginta annorum. Jojada aber ward alt und hochbetagt und starb, hundertunddreißig Jahre alt, 2 Chronik 2Chr 14 24 16 Sepelieruntque eum in civitate David cum regibus, eo quod fecisset bonum cum Israel, et cum domo ejus. und man begrub ihn in der Davidsstadt bei den Königen, weil er an Israel und an seinem Hause Gutes getan hatte. 2 Chronik 2Chr 14 24 17 Postquam autem obiit Joiada, ingressi sunt principes Juda, et adoraverunt regem, qui delinitus obsequiis eorum, acquievit eis. Nachdem aber Jojada gestorben war, kamen die Fürsten von Juda und fielen vor dem Könige nieder, welcher, durch ihre Ehrerbietung gewonnen, ihren Wünschen⁶ Gehör gab. 2 Chronik 2Chr 14 24 17 6 Nach Einführung des Baaldienstes. (V. 18) 2 Chronik 2Chr 14 24 18 Et dereliquerunt templum Domini Dei patrum suorum, servieruntque lucis et sculptilibus, et facta est ira contra Judam, et Jerusalem propter hoc peccatum. Und da sie den Tempel des Herrn, des Gottes ihrer Väter, im Stiche ließen und den Hainen und geschnitzten Bildern dienten, kam um dieser Sünde willen ein Zorngericht⁷ über Juda und Jerusalem. 2 Chronik 2Chr 14 24 18 7 Treue gegen den Herrn ist Bedingung des Glückes. 2 Chronik 2Chr 14 24 19 Mittebatque eis prophetas ut reverterentur ad Dominum, quos protestantes, illi audire nolebant. Und er sandte Propheten zu ihnen, dass sie sich wieder zu dem Herrn bekehren sollten; diese gaben Zeugnis, aber jene wollten nicht auf dieselben hören. 2 Chronik 2Chr 14 24 2 Fecitque quod bonum est coram Domino cunctis diebus Joiadæ sacerdotis. Er tat, was vor dem Herrn gut war, so lange Jojada, der Priester, lebte. 2 Chronik 2Chr 14 24 20 Spiritus itaque Dei induit Zachariam filium Joiadæ sacerdotem, et stetit in conspectu populi, et dixit eis: Hæc dicit Dominus Deus: Quare transgredimini præceptum Domini, quod vobis non proderit, et dereliquistis Dominum ut derelinqueret vos? Der Geist Gottes kam also auf Zacharias, den Sohn Jojadas, den Priester, und dieser trat vor das Volk und sprach zu ihnen: So spricht der Herr, Gott: Warum übertretet ihr das Gebot des Herrn, da es euch nicht gut sein wird,⁸ und habt den Herrn verlassen, so dass er euch verließ? 2 Chronik 2Chr 14 24 20 8 Hebr.: dass ihr kein Glück habt: in der Absicht, das Glück fernzuhalten. Diese wird ihnen ironisch zugeschrieben. 2 Chronik 2Chr 14 24 21 Qui congregati adversus eum, miserunt lapides juxta regis imperium in atrio domus Domini. Da rotteten sie sich wider ihn zusammen und steinigten ihn auf Befehl des Königs im Vorhofe des Hauses des Herrn.⁹ 2 Chronik 2Chr 14 24 21 9 Genauer zwischen dem Brandopferaltar und dem Tempel. [Mt 23,35, Lk 11,51] Zacharias war entweder ein Enkel Jojadas oder Jojada trug auch den Namen Barachia. 2 Chronik 2Chr 14 24 22 Et non est recordatus Joas rex misericordiæ, quam fecerat Joiada pater illius secum, sed interfecit filium ejus. Qui cum moreretur, ait: Videat Dominus, et requirat. Und der König Joas gedachte nicht der Barmherzigkeit, welche Jojada, dessen Vater, ihm erwiesen, sondern ließ dessen Sohn töten. Dieser aber rief sterbend: Der Herr sehe es und räche es! [Mt 23,35] 2 Chronik 2Chr 14 24 23 Cumque evolutus esset annus, ascendit contra eum exercitus Syriæ: venitque in Judam et Jerusalem, et interfecit cunctos principes populi, atque universam prædam miserunt regi in Damascum. Als nun ein Jahr um war, zog ein Heer aus Syrien gegen ihn herauf und es kam nach Juda und Jerusalem und tötete alle Fürsten des Volkes¹⁰ und alle Beute sandte es dem König nach Damaskus. [2Kön 12,17] 2 Chronik 2Chr 14 24 23 10 Im Hebr. steht noch: aus dem Volke; sie allein, während das Volk verschont blieb. 2 Chronik 2Chr 14 24 24 Et certe cum permodicus venisset numerus Syrorum, tradidit Dominus in manibus eorum infinitam multitudinem, eo quod dereliquissent Dominum Deum patrum suorum: in Joas quoque ignominiosa exercuere judicia. Und obwohl die Syrer nur in sehr geringer Zahl gekommen waren, gab der Herr doch eine unzählige Menge in ihre Hände, weil diese¹¹ den Herrn, den Gott ihrer Väter, verlassen hatten; so übten jene¹² an Joas ein schmachvolles¹³ Gericht. 2 Chronik 2Chr 14 24 24 11 Die Judäer. 2 Chronik 2Chr 14 24 24 12 Die Syrer. 2 Chronik 2Chr 14 24 24 13 Schmachvoll ist Zusatz der Vulgata. 2 Chronik 2Chr 14 24 25 Et abeuntes dimiserunt eum in languoribus magnis: surrexerunt autem contra eum servi sui in ultionem sanguinis filii Joiadæ sacerdotis, et occiderunt eum in lectulo suo, et mortuus est: sepelieruntque eum in Civitate David, sed non in sepulcris regum. Als sie abzogen, ließen sie ihn in großen Leiden zurück. Da erhoben sich seine Diener wider ihn, um das Blut des Sohnes Jojadas, des Priesters, zu rächen, und ermordeten ihn in seinem Bette; so starb er und man begrub ihn in der Davidsstadt, aber nicht in der Grabstätte der Könige. 2 Chronik 2Chr 14 24 26 Insidiati vero sunt ei Zabad filius Semmaath Ammanitidis, et Jozabad filius Semarith Moabitidis. Die ihm aber nachstellten, waren: Zabad, der Sohn Semmaaths, der Ammanitin, und Jozabad, der Sohn Semariths, der Moabitin. 2 Chronik 2Chr 14 24 27 Porro filii ejus, ac summa pecuniæ, quæ adunata fuerat sub eo, et instauratio domus Dei scripta sunt diligentius in Libro regum: regnavit autem Amasias filius ejus pro eo. Seine Söhne und die Höhe des Geldes, welches unter ihm gesammelt ward,¹⁴ und die Wiederherstellung des Hauses Gottes sind im Buche der Könige genauer beschrieben; sein Sohn Amasias aber ward König an seiner Statt. 2 Chronik 2Chr 14 24 27 14 Die Höhe des ihm von den Syrern auferlegten Tributes. Möglich ist auch die Übersetzung: Die Menge der wider ihn gerichteten (prophetischen) Aussprüche. 2 Chronik 2Chr 14 24 3 Accepit autem ei Joiada uxores duas, e quibus genuit filios et filias. Jojada aber gab ihm zwei Frauen und er zeugte mit diesen Söhne und Töchter. 2 Chronik 2Chr 14 24 4 Post quæ placuit Joas ut instauraret domum Domini. Darnach beschloss Joas, das Haus des Herrn wiederherzustellen.¹ 2 Chronik 2Chr 14 24 4 1 Der Bericht [2Kön 12] und der vorliegende ergänzen sich gegenseitig in Einzelheiten. 2 Chronik 2Chr 14 24 5 Congregavitque Sacerdotes, et Levitas, et dixit eis: Egredimini ad civitates Juda, et colligite de universo Israel pecuniam ad sartatecta templi Dei vestri, per singulos annos, festinatoque hoc facite: porro Levitæ egere negligentius. Und er versammelte die Priester und Leviten und sprach zu ihnen: Gehet aus in die Städte Judas und sammelt von ganz Israel Geld, um den Tempel eures Gottes Jahr um Jahr auszubessern; die Leviten aber taten es etwas saumselig. 2 Chronik 2Chr 14 24 6 Vocavitque rex Joiadam principem, et dixit ei: Quare tibi non fuit curæ, ut cogeres Levitas inferre de Juda et de Jerusalem pecuniam, quæ constituta est a Moyse servo Domini, ut inferret eam omnis multitudo Israel in tabernaculum testimonii? Da berief der König Jojada ihr Oberhaupt und sprach zu ihm: Warum hast du es dir nicht angelegen sein lassen, die Leviten anzuhalten, dass sie aus Juda und Jerusalem das Geld einzögen, welches von Moses, dem Diener des Herrn, festgesetzt ist,² dass die ganze Gemeinde Israel es in das Zelt des Zeugnisses bringe? 2 Chronik 2Chr 14 24 6 2 [Ex 30,13] 2 Chronik 2Chr 14 24 7 Athalia enim impiissima, et filii ejus destruxerunt domum Dei, et de universis, quæ sanctificata fuerant in templo Domini, ornaverunt fanum Baalim. Denn die gottlose Athalia und ihre Söhne haben das Haus Gottes verwüstet und haben mit allem, was als Weihgeschenk im Tempel des Herrn niedergelegt war, den Tempel der Baale geschmückt. 2 Chronik 2Chr 14 24 8 Præcepit ergo rex, et fecerunt arcam: posueruntque eam juxta portam domus Domini forinsecus. Alsbald befahl der König, eine Lade zu machen, und sie stellten dieselbe außen an dem Tore des Hauses des Herrn auf. 2 Chronik 2Chr 14 24 9 Et prædicatum est in Juda et Jerusalem ut deferrent singuli pretium Domino, quod constituit Moyses servus Dei super omnem Israel in deserto. Und es ward in Juda und Jerusalem ausgerufen, dass ein jeder die Abgabe für den Herrn darbringen sollte, welche Moses, der Diener Gottes, ganz Israel in der Wüste auferlegt hatte. [Ex 30,12] 2 Chronik 2Chr 14 0 1 2. Herrschaft des Amasias, des Sohnes Joas. (Kap. 25) A. Im Anfange nach dem Gesetze wandelnd, ist Amasias im Kriege gegen die Idumäer glücklich. (V. 13) B. Nachdem er aber, die Warnungen eines Propheten verachtend, die Götter Edoms zu verehren begonnen, wird er von Joachaz, dem Könige von Israel, besiegt und von seinen Untertanen getötet. 2 Chronik 2Chr 14 25 1 Viginti quinque annorum erat Amasias cum regnare cpisset, et viginti novem annis regnavit in Jerusalem, nomen matris ejus Joaden de Jerusalem. Fünfundzwanzig Jahre war Amasias alt, als er König ward, und neunundzwanzig Jahre herrschte er in Jerusalem; seine Mutter hieß Joaden aus Jerusalem. [2Kön 14,2] 2 Chronik 2Chr 14 25 10 Separavit itaque Amasias exercitum, qui venerat ad eum ex Ephraim, ut reverteretur in locum suum: at illi contra Judam vehementer irati, reversi sunt in regionem suam. Amasias also sonderte das Heer, das aus Ephraim zu ihm gekommen war, ab, dass es in seine Heimat zurückkehre; sie aber kehrten mit heftigem Groll wider Juda in ihr Land zurück. 2 Chronik 2Chr 14 25 11 Porro Amasias confidenter eduxit populum suum, et abiit in Vallem salinarum, percussitque filios Seir decem millia. Amasias führte indes sein Volk mutig aus, zog in das Salztal und schlug von den Söhnen Seirs⁴ zehntausend. 2 Chronik 2Chr 14 25 11 4 Den Edomiten. 2 Chronik 2Chr 14 25 12 Et alia decem millia virorum ceperunt filii Juda, et adduxerunt ad præruptum cujusdam petræ, præcipitaveruntque eos de summo in præceps, qui universi crepuerunt. Und weitere zehntausend Mann nahmen die Söhne Judas gefangen, führten sie auf die Spitze des Felsens⁵ und stürzten sie von oben herab in die Tiefe, dass sie alle zerschmettert wurden. 2 Chronik 2Chr 14 25 12 5 Die Höhe von Sela? 2 Chronik 2Chr 14 25 13 At ille exercitus, quem remiserat Amasias ne secum iret ad prlium, diffusus est in civitatibus Juda a Samaria usque ad Bethoron, et interfectis tribus millibus, diripuit prædam magnam. Jenes Heer aber, welches Amasias zurückgeschickt hatte, dass es nicht mit ihm in den Kampf ziehen sollte, zerstreute sich über die Städte Judas von Samaria bis Bethoron,⁶ erschlug dreitausend und raubte viele Beute. 2 Chronik 2Chr 14 25 13 6 Die im Norden des Reiches von Samaria bis Bethhoron gelegenen Städte. Der Einfall hatte wohl während des Edomiterkrieges statt. 2 Chronik 2Chr 14 25 14 Amasias vero post cædem Idumæorum, et allatos deos filiorum Seir, statuit illos in deos sibi, et adorabat eos, et illis adolebat incensum. Als nun Amasias die Edomiter geschlagen hatte, brachte er die Götter der Söhne Seirs mit sich, stellte sie für sich als Götter auf und fiel vor ihnen nieder und zündete ihnen Räucherwerk an.⁷ 2 Chronik 2Chr 14 25 14 7 Um ein Volk in Unterwerfung zu halten, glaubte man, sich dessen Götter geneigt machen zu müssen. 2 Chronik 2Chr 14 25 15 Quam ob rem iratus Dominus contra Amasiam misit ad illum prophetam, qui diceret ei: Cur adorasti deos, qui non liberaverunt populum suum de manu tua? Darum zürnte der Herr über Amasias und sandte einen Propheten zu ihm, der ihm sagen sollte: Warum hast du Götter angebetet, die ihr eigenes Volk nicht aus deiner Hand gerettet haben? 2 Chronik 2Chr 14 25 16 Cumque hæc ille loqueretur, respondit ei: Num consiliarius regis es? quiesce ne interficiam te. Discedensque propheta, Scio, inquit, quod cogitaverit Deus occidere te, quia fecisti hoc malum, et insuper non acquievisti consilio meo. Da er so zu ihm sprach, antwortete ihm jener: Bist du des Königs Ratgeber? Schweige, dass ich dich nicht töte! Der Prophet sprach hinweg gehend: Nun weiß ich, dass Gott beschlossen hat, dich zu töten, weil du diese böse Tat begangen und überdies auf meinen Rat⁸ nicht gehört hast. 2 Chronik 2Chr 14 25 16 8 So nennt der Prophet seine Warnung wohl mit Anspielung darauf, dass Amasias gesagt, der Prophet sei nicht sein Ratgeber. 2 Chronik 2Chr 14 25 17 Igitur Amasias rex Juda inito pessimo consilio, misit ad Joas filium Joachaz filii Jehu, regem Israel, dicens: Veni, videamus nos mutuo. Amasias also, der König von Juda, fasste einen schlimmen Plan,⁹ er sandte zu Joas, dem Sohne des Joachaz, des Sohnes Jehus, dem Könige von Israel, und ließ ihm sagen: Komm, wir wollen einander entgegentreten.¹⁰ 2 Chronik 2Chr 14 25 17 9 Hebr.: Und es beriet sich Amasias, der König von Juda usw. 2 Chronik 2Chr 14 25 17 10 Vergl. [2Kön 14,8]. 2 Chronik 2Chr 14 25 18 At ille remisit nuntios, dicens: Carduus, qui est in Libano, misit ad cedrum Libani, dicens: Da filiam tuam filio meo uxorem: et ecce bestiæ, quæ erant in silva Libani, transierunt, et conculcaverunt carduum. Dieser aber sandte die Boten zurück und ließ ihm sagen: Die Distel auf dem Libanon sandte zu der Zeder des Libanon und sprach: Gib meinem Sohne deine Tochter zum Weibe; siehe, da gingen die wilden Tiere, die im Walde des Libanon waren, über die Distel hin und zertraten sie.¹¹ [2Kön 14,9] 2 Chronik 2Chr 14 25 18 11 Zwischen dir, dem Dornstrauch, und mir, der Zeder, gibt es keine ebenbürtige Gemeinschaft. 2 Chronik 2Chr 14 25 19 Dixisti: Percussi Edom, et idcirco erigitur cor tuum in superbiam: sede in domo tua, cur malum adversum te provocas, ut cadas et tu, et Juda tecum? Du sagst: Ich habe Edom geschlagen, und darum erhebt sich dein Herz in Stolz; aber bleibe zu Hause! Warum willst du das Unglück wider dich herausfordern, dass du zu Fall kommst und Juda mit dir? 2 Chronik 2Chr 14 25 2 Fecitque bonum in conspectu Domini: verumtamen non in corde perfecto. Er tat, was in den Augen des Herrn gut war, aber nicht mit ungeteiltem Herzen.¹ 2 Chronik 2Chr 14 25 2 1 Wie sein Vater Joas, aber nicht wie David. 2 Chronik 2Chr 14 25 20 Noluit audire Amasias, eo quod Domini esset voluntas ut traderetur in manus hostium propter deos Edom. Aber Amasias wollte nicht hören, denn es war des Herrn Wille, dass er wegen der Götter Edoms in die Hände der Feinde überliefert werde.¹² 2 Chronik 2Chr 14 25 20 12 Die Ursache V. 14. 2 Chronik 2Chr 14 25 21 Ascendit igitur Joas rex Israel, et mutuos sibi præbuere conspectus: Amasias autem rex Juda erat in Bethsames Juda: Da zog Joas, der König von Israel, herauf und sie traten einander entgegen; Amasias aber, der König von Juda, war in Bethsames Juda. 2 Chronik 2Chr 14 25 22 Corruitque Juda coram Israel, et fugit in tabernacula sua. Und Juda ward von Israel geschlagen und floh, ein jeder in seine Hütte. 2 Chronik 2Chr 14 25 23 Porro Amasiam regem Juda, filium Joas filii Joachaz, cepit Joas rex Israel in Bethsames, et adduxit in Jerusalem: destruxitque murum ejus a porta Ephraim usque ad portam anguli quadringentis cubitis. Amasias aber, den König von Juda, den Sohn Joas, des Sohnes Joachaz, nahm Joas, der König von Israel, zu Bethsames gefangen und führte ihn nach Jerusalem; alsdann zerstörte er die Mauer der Stadt vom Tore Ephraim bis an das Ecktor,¹³ vierhundert Ellen weit. 2 Chronik 2Chr 14 25 23 13 Auf der Nordseite, wo Jerusalem jede natürliche Befestigung fehlte. 2 Chronik 2Chr 14 25 24 Omne quoque aurum, et argentum, et universa vasa, quæ repererat in domo Dei, et apud Obededom in thesauris etiam domus regiæ, necnon et filios obsidum reduxit in Samariam. Auch nahm er alles Gold und Silber und alles Geräte, die er im Hause Gottes und bei Obededom¹⁴ und in den Schätzen des Königshauses fand; dazu führte er auch die Söhne der Geiseln mit sich nach Samaria. 2 Chronik 2Chr 14 25 24 14 Dem Schatzmeister. In Obededoms Familie [1Chr 26,15] war dies Amt wohl erblich. 2 Chronik 2Chr 14 25 25 Vixit autem Amasias filius Joas rex Juda, postquam mortuus est Joas filius Joachaz rex Israel, quindecim annis. Amasias aber, der Sohn des Joas, der König von Juda, lebte, nachdem Joas, der Sohn des Joachaz, der König von Israel, gestorben war, noch fünfzehn Jahre. 2 Chronik 2Chr 14 25 26 Reliqua autem sermonum Amasiæ priorum et novissimorum scripta sunt in Libro regum Juda et Israel. Die übrige Geschichte Amasias aber, die frühere wie die spätere, ist im Buche der Könige von Juda und Israel aufgeschrieben. 2 Chronik 2Chr 14 25 27 Qui postquam recessit a Domino, tetenderunt ei insidias in Jerusalem. Cumque fugisset in Lachis, miserunt, et interfecerunt eum ibi. Nachdem er aber den Herrn verlassen, wurden ihm Nachstellungen zu Jerusalem bereitet. Und als er nach Lachis floh, sandten sie dorthin und töteten ihn daselbst.¹⁵ 2 Chronik 2Chr 14 25 27 15 Die Ursache ist, wie es scheint, in seiner Verfehlung V. 14 zu suchen. 2 Chronik 2Chr 14 25 28 Reportantesque super equos, sepelierunt eum cum patribus suis in Civitate David. Alsdann brachten sie ihn auf Pferden zurück und begruben ihn bei seinen Vätern in der Davidsstadt. 2 Chronik 2Chr 14 25 3 Cumque roboratum sibi videret imperium, jugulavit servos, qui occiderant regem patrem suum, Als er nun seine Herrschaft gesichert sah, ließ er die Diener, welche den König, seinen Vater, ermordet hatten, töten; 2 Chronik 2Chr 14 25 4 Sed filios eorum non interfecit sicut scriptum est in Libro legis Moysi, ubi præcepit Dominus, dicens: Non occidentur patres pro filiis, neque filii pro patribus suis, sed unusquisque in suo peccato morietur. ihre Söhne aber tötete er nicht, wie im Buche des Gesetzes Moses geschrieben steht, in dem der Herr geboten und gesagt hat: Die Väter sollen nicht um der Söhne willen getötet werden, noch die Söhne um der Väter willen, sondern ein jeder soll für seine eigene Sünde sterben. [Dtn 24,16, 2Kön 14,6, Ez 18,20] 2 Chronik 2Chr 14 25 5 Congregavit igitur Amasias Judam, et constituit eos per familias: tribunosque et centuriones in universo Juda, et Benjamin: et recensuit a viginti annis supra, invenitque trecenta millia juvenum, qui egrederentur ad pugnam, et tenerent hastam et clypeum. Da ließ Amasias Juda sich versammeln und ordnete sie nach Geschlechtern, nach Obersten und Hauptleuten in ganz Juda und Benjamin; sodann musterte er die von zwanzig Jahren und darüber Zählenden und fand dreimalhunderttausend junge Männer, die in den Kampf ziehen und Speer und Schild führen konnten.² 2 Chronik 2Chr 14 25 5 2 Also sehr viel weniger als [2Chr 14,8] unter Asa und [2Chr 17,14ff] unter Josaphat. 2 Chronik 2Chr 14 25 6 Mercede quoque conduxit de Israel centum millia robustorum, centum talentis argenti. Dazu dingte er um Sold von Israel hunderttausend tapfere Männer für hundert Talente Silbers. 2 Chronik 2Chr 14 25 7 Venit autem homo Dei ad illum, et ait: O rex, ne egrediatur tecum exercitus Israel: non est enim Dominus cum Israel, et cunctis filiis Ephraim: Es kam aber ein Mann Gottes zu ihm und sprach: O König! lass das Heer von Israel nicht mit dir ziehen; denn der Herr ist nicht mit Israel und allen Söhnen Ephraims.³ 2 Chronik 2Chr 14 25 7 3 Israel. 2 Chronik 2Chr 14 25 8 Quod si putas in robore exercitus bella consistere, superari te faciet Deus ab hostibus: Dei quippe est et adjuvare et in fugam convertere. Wenn du aber meinst, auf der Heeresmacht beruhe der Ausgang des Krieges, so wird Gott dich von den Feinden überwinden lassen; denn Gott gehört es zu, zu helfen und die Flucht ergreifen zu lassen. 2 Chronik 2Chr 14 25 9 Dixitque Amasias ad hominem Dei: Quid ergo fiet de centum talentis, quæ dedi militibus Israel? Et respondit ei homo Dei: Habet Dominus unde tibi dare possit multo his plura. Da sprach Amasias zu dem Manne Gottes: Was wird denn dann aus den hundert Talenten werden, die ich den Soldaten Israels gegeben habe? Der Mann Gottes antwortete ihm: Der Herr ist reich, dass er dir viel mehr zu geben vermag als dies. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 3. Herrschaft des Ozias (Azarias) und Jotham. (26,1 27,9) A. Ozias ist anfänglich ein guter Herrscher (V. 5), weshalb ihm Gott im Kampf gegen die Philister und andere Völker beisteht und ihm einen großen Namen gewährt. (V. 15) B. Da Ozias aber, von Hochmut erfüllt, selbst das Opfer darbringen will, wird er mit Aussatz geschlagen und muss die Herrschaft seinem Sohne Joatham übergeben. 2 Chronik 2Chr 14 26 1 Omnis autem populus Juda filium ejus Oziam annorum sedecim, constituit regem pro Amasia patre suo. Das ganze Volk Juda aber machte seinen Sohn Ozias, der sechzehn Jahre alt war, zum Könige anstatt seines Vaters Amasias.¹ 2 Chronik 2Chr 14 26 1 1 Wohl mit Übergehung eines älteren Sohnes, denn da der König Amasias 54 Jahre alt ward, war sein ältester Sohn doch nicht mehr so jung. 2 Chronik 2Chr 14 26 10 Exstruxit etiam turres in solitudine, et effodit cisternas plurimas, eo quod haberet multa pecora tam in campestribus, quam in eremi vastitate: vineas quoque habuit et vinitores in montibus, et in carmelo: erat quippe homo agriculturæ deditus. Ferner baute er Türme in der Wüste¹⁰ und grub sehr viele Brunnen, denn er hatte viele Herden, sowohl in der Ebene¹¹ als in der weiten Wüste;¹² auch hatte er Weingärten und Winzer auf den Bergen und auf dem Karmel, denn er liebte den Ackerbau. 2 Chronik 2Chr 14 26 10 10 Der Wüste Juda, zum Schutze der Herden. 2 Chronik 2Chr 14 26 10 11 Sephela am mittelländischen Meere. 2 Chronik 2Chr 14 26 10 12 Dem Weidelande jenseits des Jordan. 2 Chronik 2Chr 14 26 11 Fuit autem exercitus bellatorum ejus, qui procedebant ad prlia sub manu Jehiel scribæ, Maasiæque doctoris, et sub manu Hananiæ, qui erat de ducibus regis. Das Heer seiner Streiter aber, die in den Krieg zogen, stand unter Leitung¹³ Jehiels, des Schreibers, und Maasias, des Meisters,¹⁴ und unter der Leitung Hananias, der einer von den Heerführern des Königs war. 2 Chronik 2Chr 14 26 11 13 Hebr.: die gemustert wurden durch den Schreiber Jehiel usw. 2 Chronik 2Chr 14 26 11 14 Ordner 2 Chronik 2Chr 14 26 12 Omnisque numerus principum per familias virorum fortium, duorum millium sexcentorum. Die ganze Zahl der Häupter der Geschlechter der streitbaren Männer betrug zweitausendundsechshundert. 2 Chronik 2Chr 14 26 13 Et sub eis universus exercitus trecentorum et septem millium quingentorum: qui erant apti ad bella, et pro rege contra adversarios dimicabant. Unter diesen stand das ganze Heer von dreimalhundert und siebentausendfünfhundert kriegstüchtigen Männern,¹⁵ die für den König gegen die Feinde kämpften. 2 Chronik 2Chr 14 26 13 15 Vergl. die Zahlen [2Chr 25,5]. 2 Chronik 2Chr 14 26 14 Præparavit quoque eis Ozias, id est, cuncto exercitui, clypeos, et hastas, et galeas, et loricas, arcusque et fundas ad jaciendos lapides. Ozias lieferte ihnen, das ist dem ganzen Heere, auch Schilde und Lanzen und Helme und Panzer und Bogen und Schleudern, um Steine zu werfen. 2 Chronik 2Chr 14 26 15 Et fecit in Jerusalem diversi generis machinas, quas in turribus collocavit, et in angulis murorum ut mitterent sagittas, et saxa grandia: egressumque est nomen ejus procul, eo quod auxiliaretur ei Dominus, et corroborasset illum. Zudem stellte er in Jerusalem mannigfaltige Maschinen¹⁶ auf, welche er auf die Türme und auf die Ecken der Mauern setzte, um Pfeile und große Steine damit zu schleudern; und der Ruf seines Namens verbreitete sich weithin, weil ihm der Herr half und ihn stark machte. 2 Chronik 2Chr 14 26 15 16 Schleuder- und Wurfmaschinen. 2 Chronik 2Chr 14 26 16 Sed cum roboratus esset, elevatum est cor ejus in interitum suum, et neglexit Dominum Deum suum: ingressusque templum Domini, adolere voluit incensum super altare thymiamatis. Als er aber stark geworden war, überhob sich sein Herz zu seinem Verderben und er setzte den Herrn, seinen Gott, hintan und ging in den Tempel des Herrn und wollte auf dem Räucheraltar Räucherwerk anzünden.¹⁷ 2 Chronik 2Chr 14 26 16 17 Gegen die Vorschrift [2Chr 23,6] und [Num 18,1-7]. 2 Chronik 2Chr 14 26 17 Statimque ingressus post eum Azarias sacerdos, et cum eo Sacerdotes Domini octoginta, viri fortissimi, Alsbald aber nach ihm trat der Priester Azarias herein mit achtzig Priestern des Herrn, furchtlosen Männern; 2 Chronik 2Chr 14 26 18 Restiterunt regi, atque dixerunt: Non est tui officii Ozia ut adoleas incensum Domino, sed Sacerdotum, hoc est, filiorum Aaron, qui consecrati sunt ad hujuscemodi ministerium: egredere de sanctuario, ne contempseris: quia non reputabitur tibi in gloriam hoc a Domino Deo. diese widersetzten sich dem Könige und sprachen: Es ist nicht deines Amtes, Ozias! dem Herrn Räucherwerk darzubringen, sondern Sache der Priester, das ist der Söhne Aarons, welche zu solchem Dienste geweiht sind; gehe aus dem Heiligtume hinaus und entweihe es nicht,¹⁸ denn dies wird dir von Gott, dem Herrn, nicht zur Ehre gerechnet werden.¹⁹ [Ex 30,7ff] 2 Chronik 2Chr 14 26 18 18 Hebr.: denn du hast dich vergangen. 2 Chronik 2Chr 14 26 18 19 Also das Gegenteil seiner Absicht. Vergl. [Dtn 33,10ff]. 2 Chronik 2Chr 14 26 19 Iratusque Ozias, tenens in manu thuribulum ut adoleret incensum, minabatur Sacerdotibus Statimque orta est lepra in fronte ejus coram Sacerdotibus, in domo Domini super altare thymiamatis. Da ward Ozias zornig und, ein Räucherfass in der Hand haltend, um Räucherwerk anzuzünden, drohte er den Priestern. Alsbald brach der Aussatz an seiner Stirne aus vor den Priestern im Hause des Herrn am Räucheraltare. 2 Chronik 2Chr 14 26 2 Ipse ædificavit Ailath, et restituit eam ditioni Juda, postquam dormivit rex cum patribus suis. Dieser erbaute Ailath² und brachte es wieder unter die Oberherrschaft von Juda, nachdem der König zu seinen Vätern entschlafen war. 2 Chronik 2Chr 14 26 2 2 Am Nordende des Golfes von Akraba (älamitischer Meerbusen). 2 Chronik 2Chr 14 26 20 Cumque respexisset eum Azarias pontifex, et omnes reliqui Sacerdotes, viderunt lepram in fronte ejus, et festinato expulerunt eum. Sed et ipse perterritus, acceleravit egredi, eo quod sensisset illico plagam Domini. Als Azarias, der Hohepriester,²⁰ und alle übrigen Priester sich ihm zuwandten, sahen sie den Aussatz an seiner Stirne und wiesen ihn eilig hinaus. Aber auch er selbst erschrak und beeilte sich hinauszugehen, denn er hatte die Plage des Herrn alsbald gefühlt. 2 Chronik 2Chr 14 26 20 20 Der Oberste der Priester. 2 Chronik 2Chr 14 26 21 Fuit igitur Ozias rex leprosus usque ad diem mortis suæ, et habitavit in domo separata plenus lepra, ob quam ejectus fuerat de domo Domini. Porro Joatham filius ejus rexit domum regis, et judicabat populum terræ. So war der König Ozias aussätzig bis zum Tage seines Todes und wohnte in einem abgesonderten Hause, bedeckt mit dem Aussatze, um dessentwillen er aus dem Hause des Herrn gewiesen worden war. Und sein Sohn Joatham leitete das Haus des Königs und richtete das Volk des Landes. [2Kön 15,5] 2 Chronik 2Chr 14 26 22 Reliqua autem sermonum Oziæ priorum et novissimorum scripsit Isaias filius Amos, propheta. Die übrige Geschichte Ozias aber, die frühere und die spätere, hat Isaias, der Sohn des Amos, der Prophet, beschrieben. 2 Chronik 2Chr 14 26 23 Dormivitque Ozias cum patribus suis, et sepelierunt eum in agro regalium sepulcrorum, eo quod esset leprosus: regnavitque Joatham filius ejus pro eo. Und Ozias entschlief zu seinen Vätern, und man begrub ihn auf dem Acker der Königsgräber,²¹ weil er aussätzig war; sein Sohn Joatham ward König an seiner Statt. 2 Chronik 2Chr 14 26 23 21 Nicht bei seinen Vätern wegen des Aussatzes. 2 Chronik 2Chr 14 26 3 Sedecim annorum erat Ozias cum regnare cpisset, et quinquaginta duobus annis regnavit in Jerusalem, nomen matris ejus Jechelia de Jerusalem. Sechzehn Jahre war Ozias alt, als er König wurde, und zweiundfünfzig Jahre herrschte er in Jerusalem; seine Mutter hieß Jechelia aus Jerusalem. 2 Chronik 2Chr 14 26 4 Fecitque quod erat rectum in oculis Domini juxta omnia, quæ fecerat Amasias pater ejus. Er tat, was in den Augen des Herrn recht war, ganz so, wie sein Vater Amasias getan hatte.³ 2 Chronik 2Chr 14 26 4 3 In der ersten Zeit seiner Herrschaft. 2 Chronik 2Chr 14 26 5 Et exquisivit Dominum in diebus Zachariæ intelligentis et videntis Deum: cumque requireret Dominum, direxit eum in omnibus. Er suchte den Herrn, so lange Zacharias lebte, welcher weise und ein Seher Gottes⁴ war; und so lange er den Herrn suchte, leitete dieser ihn in allem. 2 Chronik 2Chr 14 26 5 4 Syr.: Lehrer in der Gottesfurcht. 2 Chronik 2Chr 14 26 6 Denique egressus est, et pugnavit contra Philisthiim, et destruxit murum Geth, et murum Jabniæ, murumque Azoti: ædificavit quoque oppida in Azoto, et in Philisthiim. Er zog aus und kämpfte mit den Philistern und zerstörte die Mauer von Geth⁵ und die Mauer von Jabnia und die Mauer von Azot, auch baute er Städte in Azot und im Lande⁶ der Philister. 2 Chronik 2Chr 14 26 6 5 Das David einst den Philistern entrissen. [1Chr 18,1] 2 Chronik 2Chr 14 26 6 6 Im übrigen Gebiet. 2 Chronik 2Chr 14 26 7 Et adjuvit eum Deus contra Philisthiim, et contra Arabes, qui habitabant in Gurbaal, et contra Ammonitas. Und Gott half ihm gegen die Philister und gegen die Araber, welche in Gurbaal wohnten, und gegen die Ammoniter.⁷ 2 Chronik 2Chr 14 26 7 7 Hebr.: Gegen die Meuniter. [2Chr 20,1] 2 Chronik 2Chr 14 26 8 Appendebantque Ammonitæ munera Oziæ: et divulgatum est nomen ejus usque ad introitum gypti propter crebras victorias. Die Ammoniter gaben dem Ozias Geschenke und sein Name ward durch seine vielen Siege berühmt bis zur Grenze von Ägypten. 2 Chronik 2Chr 14 26 9 dificavitque Ozias turres in Jerusalem super portam anguli, et super portam vallis, et reliquas in eodem muri latere, firmavitque eas. Auch baute Ozias in Jerusalem Türme auf dem Ecktore, auf dem Taltore⁸ und andere an derselben Seite der Mauer⁹ und befestigte sie. 2 Chronik 2Chr 14 26 9 8 Das Ecktor lag an der nordwestlichen Ecke der Stadt, das Taltor auf der Westseite. 2 Chronik 2Chr 14 26 9 9 Hebr.: und auf dem Winkel. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 C. Joatham erfährt, Gott getreu, dessen Hilfe in seinen Kriegen gegen die Ammoniter. (V. 9) 2 Chronik 2Chr 14 27 1 Viginti quinque annorum erat Joatham cum regnare cpisset, et sedecim annis regnavit in Jerusalem: nomen matris ejus Jerusa filia Sadoc. Fünfundzwanzig Jahre war Joatham alt, als er König wurde, und sechzehn Jahre herrschte er in Jerusalem; seine Mutter hieß Jerusa, eine Tochter Sadoks. [2Kön 15,33] 2 Chronik 2Chr 14 27 2 Fecitque quod rectum erat coram Domino juxta omnia quæ fecerat Ozias pater suus, excepto quod non est ingressus templum Domini, et adhuc populus delinquebat. Er tat, was recht war vor dem Herrn, ganz so, wie sein Vater Ozias getan hatte, nur drang er nicht in den Tempel des Herrn ein;¹ das Volk aber sündigte noch. 2 Chronik 2Chr 14 27 2 1 Um zu räuchern, wie sein Vater getan. [2Chr 26,16] 2 Chronik 2Chr 14 27 3 Ipse ædificavit portam domus Domini excelsam et in muro Ophel multa construxit. Er baute das hohe Tor am Hause des Herrn² und an der Mauer Ophels³ baute er viel. 2 Chronik 2Chr 14 27 3 2 In der Nordmauer des inneren Vorhofes. 2 Chronik 2Chr 14 27 3 3 Am südlichen Vorsprung des Tempelberges. 2 Chronik 2Chr 14 27 4 Urbes quoque ædificavit in montibus Juda, et in saltibus castella, et turres. Dazu baute er Städte im Gebirge Juda und in den Wäldern Burgen und Türme. 2 Chronik 2Chr 14 27 5 Ipse pugnavit contra regem filiorum Ammon, et vicit eos, dederuntque ei filii Ammon in tempore illo centum talenta argenti, et decem millia coros tritici, ac totidem coros hordei: hæc ei præbuerunt filii Ammon in anno secundo et tertio. Er führte Krieg mit dem Könige der Söhne Ammons und besiegte diese und die Söhne Ammons gaben ihm zu dieser Zeit⁴ hundert Talente Silber und zehntausend Kor Weizen und ebensoviele Kor Gerste, dies gaben ihm die Söhne Ammons im zweiten und dritten Jahre. 2 Chronik 2Chr 14 27 5 4 Nämlich drei Jahre lang. 2 Chronik 2Chr 14 27 6 Corroboratusque est Joatham eo quod direxisset vias suas coram Domino Deo suo. So ward Joatham mächtig, weil er die rechten Wege vor dem Herrn, seinem Gott, ging. 2 Chronik 2Chr 14 27 7 Reliqua autem sermonum Joatham, et omnes pugnæ ejus, et opera scripta sunt in Libro regum Israel et Juda. Die übrige Geschichte Joathams aber und alle seine Kämpfe und Taten sind im Buche der Könige von Israel und Juda beschrieben. 2 Chronik 2Chr 14 27 8 Viginti quinque annorum erat cum regnare cpisset, et sedecim annis regnavit in Jerusalem. Fünfundzwanzig Jahre war er alt, als er König wurde, und sechzehn Jahre⁵ herrschte er in Jerusalem. 2 Chronik 2Chr 14 27 8 5 Die 20 Jahre [2Chr 15,30] erklären einige durch die Mitregentschaft mit Ozias, der aussätzig ward, so dass 16 Jahre auf die Alleinherrschaft kommen. 2 Chronik 2Chr 14 27 9 Dormivitque Joatham cum patribus suis, et sepelierunt eum in Civitate David: et regnavit Achaz filius ejus pro eo. Und Joatham entschlief zu seinen Vätern und man begrub ihn in der Davidsstadt; sein Sohn Achaz ward König an seiner Statt. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 4. Herrschaft des gottlosen Königs Achaz. (Kap. 28) A. Achaz erneuert den Baalsdienst und verehrt fremde Götter (V. 4), weshalb er in die Gewalt der Syrer und Israeliten überliefert wird, welche viele Einwohner fortführen nach Samaria. (V. 8) B. Die Israeliten senden die Gefangenen auf die Mahnung des Propheten Obed zurück (V. 15), dennoch bleibt Achaz, ob auch ringsum von Feinden bedrängt, im Bösen verhärtet, schließt den Tempel und errichtet in allen Städten Judas Götzenaltäre. (V. 25) Deshalb wird er nach seinem Tode nicht im Begräbnisse der Könige von Juda beigesetzt. 2 Chronik 2Chr 14 28 1 Viginti annorum erat Achaz cum regnare cpisset: et sedecim annis regnavit in Jerusalem: non fecit rectum in conspectu Domini sicut David pater ejus: Zwanzig Jahre¹ war Achaz² alt, als er König wurde, und sechzehn Jahre herrschte er in Jerusalem; er tat nicht, was recht war in den Augen des Herrn, wie sein Vater David, [2Kön 16,2] 2 Chronik 2Chr 14 28 1 1 Nach Septuag 25. 2 Chronik 2Chr 14 28 1 2 Auf Keilinschriften Jehuhazi mat Jaudaai. 2 Chronik 2Chr 14 28 10 Insuper filios Juda, et Jerusalem vultis vobis subjicere in servos et ancillas: quod nequaquam facto opus est: peccastis enim super hoc Domino Deo vestro. Nun wollt ihr auch die Kinder Judas und Jerusalems euch als Knechte und Mägde unterwerfen, aber dies wird keineswegs geschehen; denn dadurch habt ihr gegen den Herrn, euren Gott, gesündigt.¹⁴ 2 Chronik 2Chr 14 28 10 14 Lasten nicht auch auf euch Schulden gegen den Herrn, euren Gott? 2 Chronik 2Chr 14 28 11 Sed audite consilium meum, et reducite captivos, quos adduxistis de fratribus vestris, quia magnus furor Domini imminet vobis. Höret vielmehr meinen Rat und führet die Gefangenen zurück, die ihr von euren Brüdern hergeführt habt; denn ein großes Zorngericht des Herrn bedroht euch. 2 Chronik 2Chr 14 28 12 Steterunt itaque viri de principibus filiorum Ephraim, Azarias filius Johanan, Barachias filius Mosollamoth, Ezechias filius Sellum, et Amasa filius Adali, contra eos, qui veniebant de prlio. Da traten einige Männer von den Fürsten der Söhne Ephraims, Azarias, der Sohn Johanans, Barachias, der Sohn Mosollamoths, Ezechias, der Sohn Sellums, und Amasa, der Sohn Adalis, denen, die aus dem Kampfe kamen, entgegen 2 Chronik 2Chr 14 28 13 Et dixerunt eis: Non introducetis huc captivos, ne peccemus Domino. Quare vultis adjicere super peccata nostra, et vetera cumulare delicta? grande quippe peccatum est, et ira furoris Domini imminet super Israel. und sprachen zu ihnen: Ihr dürft die Gefangenen nicht hierherbringen, dass wir nicht wider den Herrn sündigen. Warum wollt ihr unsere Sünden noch mehren und zu den alten Missetaten neue häufen? Denn es ist eine große Versündigung und ein grimmiges Zorngericht des Herrn bedroht Israel. 2 Chronik 2Chr 14 28 14 Dimiseruntque viri bellatores prædam, et universa quæ ceperant coram principibus, et omni multitudine. Da gaben die Krieger die Beute und alles, was sie gefangen hatten, vor den Fürsten und der ganzen Gemeinde frei. 2 Chronik 2Chr 14 28 15 Steteruntque viri, quos supra memoravimus, et apprehendentes captivos, omnesque qui nudi erant, vestierunt de spoliis: cumque vestissent eos, et calceassent, et refecissent cibo ac potu, unxissentque propter laborem, et adhibuissent eis curam: quicumque ambulare non poterant, et erant imbecillo corpore, imposuerunt eos jumentis, et adduxerunt Jericho civitatem palmarum ad fratres eorum, ipsique reversi sunt in Samariam. Und die Männer, die wir oben genannt haben,¹⁵ traten herbei und nahmen die Gefangenen und bekleideten alle, die nackt waren, aus der Beute; und als sie dieselben mit Kleidern und Schuhen versehen hatten, erquickten sie sie auch mit Speise und Trank und salbten sie wegen ihrer Müdigkeit und pflegten sie; und die, welche nicht gehen konnten und schwach waren, setzten sie auf Tiere¹⁶ und führten sie nach Jericho, der Palmenstadt, zu ihren Brüdern und kehrten sodann nach Samaria zurück. 2 Chronik 2Chr 14 28 15 15 Es kamen wohl noch andere hinzu. 2 Chronik 2Chr 14 28 15 16 Esel 2 Chronik 2Chr 14 28 16 Tempore illo misit rex Achaz ad regem Assyriorum, postulans auxilium. Zu jener Zeit sandte der König Achaz zu dem König von Assyrien¹⁷ und begehrte Hilfe. 2 Chronik 2Chr 14 28 16 17 Statt an den Herrn wendete der gottlose König sich an diese heidnische Macht. 2 Chronik 2Chr 14 28 17 Veneruntque Idumæi, et percusserunt multos ex Juda, et ceperunt prædam magnam. Dazu kamen die Edomiter und schlugen viele aus Juda und machten große Beute.¹⁸ 2 Chronik 2Chr 14 28 17 18 Vergl. [2Kön 16,6ff]. 2 Chronik 2Chr 14 28 18 Philisthiim quoque diffusi sunt per urbes campestres, et ad meridiem Juda: ceperuntque Bethsames, et Aialon, et Gaderoth, Socho quoque, et Thamnan, et Gamzo, cum viculis suis, et habitaverunt in eis. Auch ergossen sich die Philister¹⁹ über die Städte des flachen Landes und den Süden von Juda und nahmen Bethsames, Ajalon, Gaderoth, Socho, Thamna und Gamzo mit ihren Dörfern ein und ließen sich darin nieder. 2 Chronik 2Chr 14 28 18 19 Welche Ozias unterworfen hatte. [2Chr 26,6.7] 2 Chronik 2Chr 14 28 19 Humiliaverat enim Dominus Judam propter Achaz regem Juda, eo quod nudasset eum auxilio, et contemptui habuisset Dominum. Denn der Herr demütigte Juda um Achaz, des Königs von Juda,²⁰ willen, weil dieser es von Hilfe entblößt²¹ und den Herrn verachtet hatte. 2 Chronik 2Chr 14 28 19 20 Hebr.: Israel, wie V. 27 und [2Chr 21,4]. 2 Chronik 2Chr 14 28 19 21 Der Hilfe Gottes beraubt hatte, indem er es götzendienerisch machte. Hebr.: weil er zuchtloses Wesen in Juda eingeführt und sich treulos gegen Jahve erzeigt hatte. 2 Chronik 2Chr 14 28 2 Sed ambulavit in viis regum Israel, insuper et statuas fudit Baalim. sondern wandelte auf den Wegen der Könige von Israel und ließ überdies Bildsäulen der Baale gießen. 2 Chronik 2Chr 14 28 20 Adduxitque contra eum Thelgathphalnasar regem Assyriorum, qui et afflixit eum, et nullo resistente vastavit. Und er führte wider ihn Thelgathphalnasar, den König von Assyrien, herbei, der ihn auch bedrängte und ausplünderte, ohne dass jemand Widerstand leistete.²² [2Kön 16,10] 2 Chronik 2Chr 14 28 20 22 Hebr.: Da rückte Thilgath Pilneser, der König von Assyrien, wider ihn an und bedrängte ihn, anstatt ihn zu unterstützen. 2 Chronik 2Chr 14 28 21 Igitur Achaz spoliata domo Domini, et domo regum, ac principum, dedit regi Assyriorum munera, et tamen nihil ei profuit. Da beraubte Achaz das Haus des Herrn und das Haus der Könige und der Fürsten und gab dem Könige von Assyrien Geschenke,²³ aber es nützte ihm dennoch nichts. 2 Chronik 2Chr 14 28 21 23 [2Kön 16,7-9] 2 Chronik 2Chr 14 28 22 Insuper et tempore angustiæ suæ auxit contemptum in Dominum, ipse per se rex Achaz, Überdies verachtete er zur Zeit seiner Bedrängnis den Herrn noch mehr, denn er selbst, der König Achaz, 2 Chronik 2Chr 14 28 23 Immolavit diis Damasci victimas percussoribus suis, et dixit: Dii regum Syriæ auxiliantur eis, quos ego placabo hostiis, et aderunt mihi, cum e contrario ipsi fuerint ruinæ ei, et universo Israel. brachte den Göttern von Damaskus, die ihn geschlagen hatten,²⁴ Opfer und sprach: Die Götter der Könige Syriens leisten ihnen Hilfe, diese will ich durch Opfer versöhnen und sie werden mir beistehen; doch wurden sie im Gegenteil für ihn und für ganz Israel zum Verderben. 2 Chronik 2Chr 14 28 23 24 Nach seiner Meinung. 2 Chronik 2Chr 14 28 24 Direptis itaque Achaz omnibus vasis domus Dei, atque confractis, clausit januas domus Dei, et fecit sibi altaria in universis angulis Jerusalem. Achaz nahm also alle Gerätschaften des Hauses Gottes und zerbrach sie, alsdann schloss er die Türen des Tempels Gottes²⁵ und machte sich Altäre an allen Ecken von Jerusalem.²⁶ 2 Chronik 2Chr 14 28 24 25 Gestattete die Verehrung des wahren Gottes nicht mehr. 2 Chronik 2Chr 14 28 24 26 Um den eigentlichen Tempeldienst abzuschaffen. Vergleiche auch, was er weiter tat, [2Kön 16,11ff], was gleichfalls nicht als rechte Gottesverehrung gelten konnte. [2Chr 29,7] 2 Chronik 2Chr 14 28 25 In omnibus quoque urbibus Juda exstruxit aras ad cremandum thus, atque ad iracundiam provocavit Dominum Deum patrum suorum. Auch in allen Städten Judas baute er Altäre, um²⁷ Weihrauch anzuzünden, und forderte den Herrn, den Gott seiner Väter, zum Zorne heraus. 2 Chronik 2Chr 14 28 25 27 Hier fehlt: fremden Göttern. (Hebr.) 2 Chronik 2Chr 14 28 26 Reliqua autem sermonum ejus, et omnium operum suorum priorum et novissimorum scripta sunt in Libro regum Juda et Israel. Seine übrige Geschichte aber und alle seine Taten, die früheren wie die späteren, sind im Buche der Könige von Juda und Israel beschrieben. 2 Chronik 2Chr 14 28 27 Dormivitque Achaz cum patribus suis, et sepelierunt eum in civitate Jerusalem: neque enim receperunt eum in sepulcra regum Israel. Regnavitque Ezechias filius ejus pro eo. Und Achaz entschlief zu seinen Vätern und man begrub ihn in der Stadt Jerusalem, denn sie nahmen ihn nicht in die Grabstätte der Könige von Israel auf. Sein Sohn Ezechias war König an seiner Statt. 2 Chronik 2Chr 14 28 3 Ipse est, qui adolevit incensum in Vallebenennom, et lustravit filios suos in igne juxta ritum gentium, quas interfecit Dominus in adventu filiorum Israel. Er opferte Räucherwerk³ im Tale Benennom und weihte seine Kinder im Feuer⁴ nach dem Gebrauche der Völker,⁵ welche der Herr bei der Ankunft der Söhne Israels tötete,⁶ 2 Chronik 2Chr 14 28 3 3 Den Baal. 2 Chronik 2Chr 14 28 3 4 Verbrannte sie. 2 Chronik 2Chr 14 28 3 5 Er wetteiferte im Götzendienst mit den Königen von Israel. 2 Chronik 2Chr 14 28 3 6 Hebr.: vertrieb. 2 Chronik 2Chr 14 28 4 Sacrificabat quoque, et thymiama succendebat in excelsis, et in collibus, et sub omni ligno frondoso. und er opferte und zündete Räucherwerk auf den Höhen und auf den Hügeln und unter jedem Baume an. 2 Chronik 2Chr 14 28 5 Tradiditque eum Dominus Deus ejus in manu regis Syriæ, qui percussit eum, magnamque prædam cepit de ejus imperio, et adduxit in Damascum: manibus quoque regis Israel traditus est, et percussus plaga grandi. Da gab ihn der Herr, sein Gott, in die Hand des Königs von Syrien; dieser schlug ihn und schleppte viele Beute aus seinem Reiche weg und brachte sie nach Damaskus. Auch der Hand des Königs von Israel ward er überliefert und erlitt eine große Niederlage.⁷ 2 Chronik 2Chr 14 28 5 7 Die Reihenfolge der Ereignisse siehe [2Kön 16,5-9]. 2 Chronik 2Chr 14 28 6 Occiditque Phacee, filius Romeliæ, de Juda centum viginti millia in die uno, omnes viros bellatores: eo quod reliquissent Dominum Deum patrum suorum. Phakee nämlich, der Sohn Romelias,⁸ tötete von Juda einhundertundzwanzigtausend⁹ an einem Tage, lauter Krieger, weil sie den Herrn, den Gott ihrer Väter, verlassen hatten. 2 Chronik 2Chr 14 28 6 8 Der König von Israel. 2 Chronik 2Chr 14 28 6 9 Nach [2Chr 25,6] und [2Chr 26,13] etwa ein Drittel der ganzen Mannschaften. 2 Chronik 2Chr 14 28 7 Eodem tempore occidit Zechri, vir potens ex Ephraim, Maasiam filium regis, et Ezricam ducem domus ejus, Elcanam quoque secundum a rege. Zu derselben Zeit tötete Zechri, ein Held aus Ephraim, den Maasias, einen Sohn des Königs,¹⁰ und Ezrika, den Fürsten seines Hauses, und Elkana, den zweiten nach dem Könige. 2 Chronik 2Chr 14 28 7 10 Einen Prinzen, nicht Sohn des Achaz. 2 Chronik 2Chr 14 28 8 Ceperuntque filii Israel de fratribus suis ducenta millia mulierum, puerorum, et puellarum, et infinitam prædam: pertuleruntque eam in Samariam. Und die Söhne Israels führten von ihren Brüdern zweimalhunderttausend¹¹ Frauen, Knaben und Mädchen gefangen fort und machten ungeheuere Beute und brachten diese nach Samaria. 2 Chronik 2Chr 14 28 8 11 Runde Zahl nach Schätzung, nicht Zählung. 2 Chronik 2Chr 14 28 9 Ea tempestate erat ibi propheta Domini, nomine Obed: qui egressus obviam exercitui venienti in Samariam, dixit eis: Ecce iratus Dominus Deus patrum vestrorum contra Juda, tradidit eos in manibus vestris, et occidistis eos atrociter, ita ut ad clum pertingeret vestra crudelitas. Zur selben Zeit war dort ein Prophet des Herrn, Namens Obed; dieser ging hinaus, dem Heere entgegen,¹² das nach Samaria kam, und sprach zu ihnen: Sehet, der Herr, der Gott eurer Väter, ist über Juda erzürnt und hat sie in eure Hand gegeben und ihr habt sie mit solcher Wut gemordet, dass eure Grausamkeit bis zum Himmel reichte!¹³ 2 Chronik 2Chr 14 28 9 12 Ähnlich [2Chr 15,1ff]. 2 Chronik 2Chr 14 28 9 13 Ihr seid nicht mehr Ausführer der von Gott verhängten Strafe geblieben. Die verbündeten Könige hatten es wohl auf Vernichtung des Reiches Juda abgesehen. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 5. Ezechias, der Wiederhersteller des Tempels und des Gottesdienstes wird von dem Herrn reich gesegnet. (29,1 32,33) 1. Ausbesserung des Tempels, Wiederherstellung des Gottesdienstes. (Kap. 29) A. Ezechias eröffnet alsbald nach seiner Thronbesteigung den Tempel, beruft die Leviten und Priester und befiehlt ihnen, denselben zu reinigen. (V. 11) B. Nachdem diese den Befehl erfüllt (V. 19), lassen der König und die Fürsten zahlreiche Sündopfer darbringen. (V. 24) C. Nach feierlicher Wiederherstellung des Gottesdienstes (V. 30) mahnt der König das Volk, es möge auch seinerseits Opfer darbringen. 2 Chronik 2Chr 14 29 1 Igitur Ezechias regnare cpit, cum viginti quinque esset annorum, et viginti novem annis regnavit in Jerusalem: nomen matris ejus Abia, filia Zachariæ. Ezechias¹ ward König, als er fünfundzwanzig Jahre alt war, und neunundzwanzig Jahre herrschte er in Jerusalem; seine Mutter hieß Abia, eine Tochter des Zacharias. 2 Chronik 2Chr 14 29 1 1 Auf Keilinschriften hazaki-ja-u. 2 Chronik 2Chr 14 29 10 Nunc ergo placet mihi ut ineamus fdus cum Domino Deo Israel, et avertet a nobis furorem iræ suæ. Deswegen ist es nun mein Wille, dass wir einen Bund mit dem Herrn, dem Gott Israel, schließen; alsdann wird er seinen grimmigen Zorn von uns abwenden. 2 Chronik 2Chr 14 29 11 Filii mei nolite negligere: vos elegit Dominus ut stetis coram eo, et ministretis illi, colatisque eum, et cremetis ei incensum. Meine Söhne! seid nicht säumig, euch hat der Herr auserwählt, dass ihr vor ihm stehen und ihm dienen und ihn verehren und ihm Räucherwerk anzünden sollt. 2 Chronik 2Chr 14 29 12 Surrexerunt ergo Levitæ: Mahath filius Amasai, et Joel filius Azariæ de filiis Caath: porro de filiis Merari, Cis filius Abdi, et Azarias filius Jalaleel. De filiis autem Gersom, Joah filius Zemma, et Eden filius Joah. Da machten sich die Leviten auf: Mahath, der Sohn Amasais, und Joel, der Sohn Azarias, von den Söhnen Kaaths; sodann von den Söhnen Meraris Kis, der Sohn Abdis, und Azarias, der Sohn Jalaleels, von den Söhnen Gersoms aber Joah, der Sohn Zemmas, und Eden, der Sohn Joahs; 2 Chronik 2Chr 14 29 13 At vero de filiis Elisaphan, Samri, et Jahiel. De filiis quoque Asaph, Zacharias, et Mathanias: von den Söhnen Elisaphans Samri und Jahiel; von den Söhnen Asaphs Zacharias und Mathanias; 2 Chronik 2Chr 14 29 14 Necnon de filiis Heman, Jahiel, et Semei: sed et de filiis Idithun, Semeias, et Oziel. sowie von den Söhnen Hemans Jahiel und Semei; und von den Söhnen Idithuns Semejas und Oziel.⁸ 2 Chronik 2Chr 14 29 14 8 Je zwei Vertreter der Levitengeschlechter Kaath. Merari und Gersom, zwei Vertreter des hervorragenden Geschlechtes Elisaphans, sowie je zwei Vertreter der drei Sängerfamilien. 2 Chronik 2Chr 14 29 15 Congregaveruntque fratres suos, et sanctificati sunt, et ingressi sunt juxta mandatum regis et imperium Domini, ut expiarent domum Dei. Diese versammelten ihre Brüder,⁹ heiligten sich und traten nach dem Gebote des Königs, dem Befehle des Herrn gemäß, ein, um das Haus Gottes durch Sühne zu reinigen. 2 Chronik 2Chr 14 29 15 9 Die übrigen Leviten. 2 Chronik 2Chr 14 29 16 Sacerdotes quoque ingressi templum Domini ut sanctificarent illud, extulerunt omnem immunditiam, quam intro repererant in vestibulo domus Domini, quam tulerunt Levitæ, et asportaverunt ad Torrentem cedron foras. Und die Priester¹⁰ traten in den Tempel des Herrn, ihn zu heiligen, und schafften alle Unreinigkeit, die sie darin fanden, hinaus in den Vorhof des Hauses Gottes und die Leviten nahmen dieselbe und trugen sie hinaus an den Bach Cedron. 2 Chronik 2Chr 14 29 16 10 Nicht die Leviten. 2 Chronik 2Chr 14 29 17 Cperunt autem prima die mensis primi mundare, et in die octavo ejusdem mensis ingressi sunt porticum templi Domini, expiaveruntque templum diebus octo, et in die sextadecima mensis ejusdem, quod cperant impleverunt. Sie begannen die Reinigung am ersten Tage des ersten Monats, am achten Tage desselben Monats traten sie in die Halle des Tempels des Herrn und entsühnten den Tempel durch acht Tage¹¹ und am sechzehnten Tage desselben Monats vollendeten sie, was sie begonnen hatten. 2 Chronik 2Chr 14 29 17 11 Also zuerst die Vorhöfe in 8 Tagen, dann den Tempel selbst in 8 Tagen. V. 16a nimmt vorweg. 2 Chronik 2Chr 14 29 18 Ingressi quoque sunt ad Ezechiam regem, et dixerunt ei: Sanctificavimus omnem domum Domini, et altare holocausti, vasaque ejus, necnon et mensam propositionis cum omnibus vasis suis, Alsdann gingen sie zu dem Könige Ezechias und sprachen zu ihm: Wir haben das ganze Haus des Herrn geheiligt;¹² dazu den Brandopferaltar und seine Gerätschaften, sowie auch den Tisch der Schaubrote mit allen seinen Geräten. 2 Chronik 2Chr 14 29 18 12 Hebr.: gereinigt. 2 Chronik 2Chr 14 29 19 Cunctamque templi supellectilem, quam polluerat rex Achaz in regno suo, postquam prævaricatus est: et ecce exposita sunt omnia coram altare Domini. und alle Gerätschaften des Tempels, welche der König Achaz während seiner Herrschaft verunreinigt hatte, nachdem er abgefallen war;¹³ und siehe, alles ist vor dem Altare des Herrn aufgestellt. 2 Chronik 2Chr 14 29 19 13 Hebr.: haben wir aufgestellt und geweiht, und siehe, sei stehen vor dem Altare Jahves. 2 Chronik 2Chr 14 29 2 Fecitque quod erat placitum in conspectu Domini juxta omnia quæ fecerat David pater ejus. Er tat, was in den Augen des Herrn wohlgefällig war, ganz so, wie sein Vater David getan. 2 Chronik 2Chr 14 29 20 Consurgensque diluculo Ezechias rex, adunavit omnes principes civitatis, et ascendit in domum Domini: Da machte sich der König Ezechias des Morgens auf und versammelte alle Vornehmen der Stadt und ging in das Haus des Herrn hinauf 2 Chronik 2Chr 14 29 21 Obtuleruntque simul tauros septem, et arietes septem, agnos septem, et hircos septem pro peccato, pro regno, pro sanctuario, pro Juda, dixitque sacerdotibus filiis Aaron ut offerrent super altare Domini. und sie brachten zusammen sieben Stiere, sieben Widder, sieben Lämmer und sieben Böcke als Sündopfer für das Reich, für das Heiligtum und für Juda dar, und er befahl den Priestern, den Söhnen Aarons, das Opfer auf dem Altare des Herrn darzubringen. 2 Chronik 2Chr 14 29 22 Mactaverunt igitur tauros, et susceperunt sanguinem Sacerdotes, et fuderunt illum super altare, mactaverunt etiam arietes, et illorum sanguinem super altare fuderunt, immolaveruntque agnos, et fuderunt super altare sanguinem. Da schlachteten sie die Stiere und die Priester nahmen das Blut und gossen es auf den Altar; sodann schlachteten sie die Widder und gossen deren Blut auf den Altar und opferten die Lämmer und gossen das Blut derselben auf den Altar. 2 Chronik 2Chr 14 29 23 Applicuerunt hircos pro peccato coram rege, et universa multitudine, imposueruntque manus suas super eos: Hierauf brachten sie die Böcke für das Sündopfer vor den König und die ganze Gemeinde, und diese legten ihre Hände auf dieselbe;¹⁴ 2 Chronik 2Chr 14 29 23 14 Die Handauflegung fand auch beim Brandopfer statt [Lev 1,4], doch hatte sie beim Sündopfer ganz besondere Bedeutsamkeit. [Lev 4,4.15.24.29.33] 2 Chronik 2Chr 14 29 24 Et immolaverunt illos Sacerdotes, et asperserunt sanguinem eorum coram altare pro piaculo universi Israelis: pro omni quippe Israel præceperat rex ut holocaustum fieret et pro peccato. sodann schlachteten die Priester sie und sprengten ihr Blut an den Altar zur Versöhnung für ganz Israel,¹⁵ denn für ganz Israel hatte der König das Brandopfer und das Sündopfer darzubringen befohlen. 2 Chronik 2Chr 14 29 24 15 Vergl. [Lev 4,30.34]. 2 Chronik 2Chr 14 29 25 Constituit quoque Levitas in domo Domini cum cymbalis, et psalteriis, et citharis secundum dispositionem David regis, et Gad Videntis, et Nathan prophetæ: siquidem Domini præceptum fuit per manum prophetarum ejus. Und er stellte die Leviten im Hause des Herrn auf mit Cymbeln und Harfen und Zithern nach der Anordnung des Königs David und des Sehers Gad und des Propheten Nathan, denn so hatte der Herr durch seine Propheten befohlen. 2 Chronik 2Chr 14 29 26 Steteruntque Levitæ tenentes organa David, et Sacerdotes tubas. Und die Leviten standen da und hielten die Saitenspiele Davids, die Priester aber die Trompeten. 2 Chronik 2Chr 14 29 27 Et jussit Ezechias ut offerrent holocausta super altare: cumque offerrentur holocausta, cperunt laudes canere Domino, et clangere tubis, atque in diversis organis, quæ David rex Israel præparaverat, concrepare. Da befahl Ezechias,¹⁶ die Brandopfer auf dem Altare darzubringen; und da die Brandopfer dargebracht wurden, fingen sie an, dem Herrn Lob zu singen und die Trompeten zu blasen und allerlei Saitenspiele, welche David, der König von Israel, eingeführt hatte, ertönen zu lassen. 2 Chronik 2Chr 14 29 27 16 Wiederholung aus V. 21. 2 Chronik 2Chr 14 29 28 Omni autem turba adorante, cantores, et ii, qui tenebant tubas, erant in officio suo donec compleretur holocaustum. Indem aber die ganze Gemeinde anbetete, übten die Sänger und die, welche die Trompeten hatten, ihren Dienst, bis die Darbringung des Brandopfers vollbracht war. 2 Chronik 2Chr 14 29 29 Cumque finita esset oblatio, incurvatus est rex, et omnes qui erant cum eo, et adoraverunt. Als das Opfer vollendet war, beugte sich der König und alle, die bei ihm waren, und beteten an. 2 Chronik 2Chr 14 29 3 Ipse anno, et mense primo regni sui aperuit valvas domus Domini, et instauravit eas. Im ersten Jahre, im ersten Monat² seiner Herrschaft, öffnete er die Türen am Hause des Herrn und stellte sie wieder her.³ 2 Chronik 2Chr 14 29 3 2 Im ersten Monat des kirchlichen Jahres, im Nisan. 2 Chronik 2Chr 14 29 3 3 Siehe [2Kön 18,4]. Vers 3 fasst zusammen, was im folgenden im einzelnen erzählt wird. Die Ereignisse V. 4-15 fallen nicht alle auf den ersten Nisan. V. 4 beginnt demgemäß im Hebr. mit: Und 2 Chronik 2Chr 14 29 30 Præcepitque Ezechias, et principes Levitis ut laudarent Dominum sermonibus David, et Asaph Videntis: qui laudaverunt eum magna lætitia, et incurvato genu adoraverunt. Sodann befahl Ezechias und die Fürsten den Leviten, dem Herrn einen Lobgesang darzubringen mit den Worten Davids und Asaphs, des Sehers;¹⁷ und sie priesen ihn mit großer Freude und beteten ihn an, die Kniee beugend. 2 Chronik 2Chr 14 29 30 17 Psalmen. 2 Chronik 2Chr 14 29 31 Ezechias autem etiam hæc addidit: Implestis manus vestras Domino, accedite, et offerte victimas, et laudes in domo Domini. Obtulit ergo universa multitudo hostias, et laudes, et holocausta mente devota. Ezechias aber sprach noch also: Ihr habt eure Hände für den Herrn gefüllt,¹⁸ so tretet nun herzu¹⁹ und bringet Schlachtopfer und Lobopfer²⁰ im Hause des Herrn dar. Da brachte die ganze Gemeinde Schlachtopfer und Lobopfer und Brandopfer mit willigem Herzen. 2 Chronik 2Chr 14 29 31 18 Seid wieder als Priester eingesetzt. [Ex 28,41] 2 Chronik 2Chr 14 29 31 19 Aufforderung an das ganze Volk. 2 Chronik 2Chr 14 29 31 20 Dankopfer. 2 Chronik 2Chr 14 29 32 Porro numerus holocaustorum, quæ obtulit multitudo, hic fuit: tauros septuaginta, arietes centum, agnos ducentos. Die Zahl der Brandopfer, welche die Gemeinde darbrachte, war diese: Siebzig Stiere, hundert Widder, zweihundert Lämmer. 2 Chronik 2Chr 14 29 33 Sanctificaveruntque Domino boves sexcentos, et oves tria millia. Und sie heiligten dem Herrn sechshundert Rinder und dreitausend Schafe. 2 Chronik 2Chr 14 29 34 Sacerdotes vero pauci erant, nec poterant sufficere ut pelles holocaustorum detraherent: unde et Levitæ fratres eorum adjuverunt eos, donec impleretur opus, et sanctificarentur antistites: Levitæ quippe faciliori ritu sanctificantur, quam Sacerdotes. Doch waren der Priester nur wenige, so dass sie nicht hinreichen konnten, den Brandopfern die Häute abzuziehen;²¹ darum halfen ihnen ihre Brüder, die Leviten, bis die Arbeit vollendet war und die Priester sich geheiligt hatten; denn die Leviten werden auf einfachere Weise geheiligt als die Priester.²² 2 Chronik 2Chr 14 29 34 21 Bei Privatopfern durften dies Laien tun [Lev 1,6], bei öffentlichen Opfern war dies Sache der Priester, wie die Schlachtung. 2 Chronik 2Chr 14 29 34 22 Hebr.: denn die Leviten waren aufrichtiger darauf bedacht, sich zu heiligen als die Priester. 2 Chronik 2Chr 14 29 35 Fuerunt ergo holocausta plurima, adipes pacificorum, et libamina holocaustorum: et completus est cultus domus Domini. So waren denn die Brandopfer mit den Fettstücken der Friedopfer und den Trankopfern der Brandopfer sehr zahlreich²³ und der Gottesdienst im Hause des Herrn wurde hergestellt. 2 Chronik 2Chr 14 29 35 23 Dies nahm den größten Teil der Priester in Anspruch, so dass sie nicht ausreichten zum Schlachten und Abhäuten. 2 Chronik 2Chr 14 29 36 Lætatusque est Ezechias, et omnis populus eo quod ministerium Domini esset expletum. De repente quippe hoc fieri placuerat. Da freute sich Ezechias und das ganze Volk, dass des Herrn Dienst hergestellt war; denn schnell hatten sie sich entschlossen, dies alles zu veranstalten.²⁴ 2 Chronik 2Chr 14 29 36 24 Hebr.: über das, was Gott dem Volke bereitet hatte, denn mit einem Male (Schlage) war die Sache vor sich gegangen. 2 Chronik 2Chr 14 29 4 Adduxitque Sacerdotes atque Levites et congregavit eos in plateam orientalem. Alsdann berief er die Priester und die Leviten und versammelte sie auf dem Platze gegen Aufgang 2 Chronik 2Chr 14 29 5 Dixitque ad eos: Audite me Levitæ, et sanctificamini, mundate domum Domini Dei patrum vestrorum, et auferte omnem immunditiam de sanctuario. und sprach zu ihnen: Höret mich, ihr Leviten! und heiliget euch, reiniget das Haus des Herrn, des Gottes eurer Väter, und schaffet alle Unreinigkeit⁴ aus dem Heiligtume hinweg. 2 Chronik 2Chr 14 29 5 4 Alles, was auf Abgötterei Bezug hat. 2 Chronik 2Chr 14 29 6 Peccaverunt patres nostri, et fecerunt malum in conspectu Domini Dei nostri, derelinquentes eum: averterunt facies suas a tabernaculo Domini, et præbuerunt dorsum. Unsere Väter haben gesündigt und getan, was in den Augen des Herrn, unsers Gottes, böse war, und haben ihn verlassen; sie haben ihr Angesicht von dem Zelte des Herrn weggewendet und ihm den Rücken gekehrt. 2 Chronik 2Chr 14 29 7 Clauserunt ostia, quæ erant in porticu, et exstinxerunt lucernas, incensumque non adoleverunt, et holocausta non obtulerunt in sanctuario Deo Israel. Sie haben die Türen, die in der Vorhalle⁵ waren, verschlossen und die Lampen ausgelöscht und kein Räucherwerk angezündet und dem Gott Israels keine Brandopfer im Heiligtume dargebracht.⁶ 2 Chronik 2Chr 14 29 7 5 Zum Heiligtum hin. [2Chr 28,24] 2 Chronik 2Chr 14 29 7 6 Die [2Kön 16,14ff] erwähnten auf dem neuen Brandopferaltare sieht der Verfasser nicht als rechtmäßige an. 2 Chronik 2Chr 14 29 8 Concitatus est itaque furor Domini super Judam et Jerusalem, tradiditque eos in commotionem, et in interitum, et in sibilum, sicut ipsi cernitis oculis vestris. Darum entbrannte der Zorn des Herrn über Juda und Jerusalem und er gab sie der Zerstreuung und dem Untergange und dem Gespötte preis, wie ihr selbst mit eigenen Augen sehet. 2 Chronik 2Chr 14 29 9 En, corruerunt patris nostri gladiis, filii nostri, et filiæ nostræ, et conjuges captivæ ductæ sunt propter hoc scelus. Sehet! unsere Väter sind durch das Schwert gefallen, unsere Söhne und unsere Töchter und Gattinnen sind um dieses Frevels willen gefangen hinweggeführt worden.⁷ 2 Chronik 2Chr 14 29 9 7 [2Chr 28] 2 Chronik 2Chr 14 0 1 2. Das Osterfest wird mit großem Pompe gefeiert. (Kap. 30) A. Ezechias sendet durch das ganze Land Juda und Israel Boten, um alle Israeliten zur Feier des Osterfestes einzuladen. (V. 9) Wenige aus Israel, zahlreiche Scharen aus Juda entsprechen dem Rufe. (V. 12) B. Die Zusammengekommenen feiern das Osterfest nach dem Gesetze durch sieben Tage (V. 22), ja verlängern die Feier um weitere sieben Tage. 2 Chronik 2Chr 14 30 1 Misit quoque Ezechias ad omnem Israel et Judam: scripsitque epistolas ad Ephraim et Manassen ut venirent ad domum Domini in Jerusalem, et facerent Phase Domino Deo Israel. Hierauf sandte Ezechias an ganz Israel¹ und Juda und schrieb Briefe an Ephraim und Manasse, sie sollten zum Hause des Herrn nach Jerusalem kommen, um dem Herrn, dem Gott Israels, das Phase zu feiern. 2 Chronik 2Chr 14 30 1 1 Damals herrschte Osee in Israel. 2 Chronik 2Chr 14 30 10 Igitur cursores pergebant velociter de civitate in civitatem per terram Ephraim, et Manasse usque ad Zabulon, illis irridentibus et subsannantibus eos. Da gingen die Läufer eilig von Stadt zu Stadt durch das Land Ephraim und Manasse bis nach Zabulon hin, doch jene lachten über sie und spotteten ihrer. 2 Chronik 2Chr 14 30 11 Attamen quidam viri ex Aser, et Manasse, et Zabulon acquiescentes consilio, venerunt Jerusalem. Einige Männer indes aus Aser und Manasse und Zabulon folgten der Aufforderung⁵ und kamen nach Jerusalem. 2 Chronik 2Chr 14 30 11 5 Hebr.: demütigten sich. 2 Chronik 2Chr 14 30 12 In Juda vero facta est manus Domini ut daret eis cor unum, ut facerent juxta præceptum regis, et principum verbum Domini. Aber in Juda wirkte die Hand des Herrn, dass er ihnen Einmütigkeit verlieh, so dass sie nach dem Gebote des Königs und der Fürsten das Wort des Herrn erfüllten. 2 Chronik 2Chr 14 30 13 Congregatique sunt in Jerusalem populi multi ut facerent solemnitatem azymorum, in mense secundo: Und es versammelte sich in Jerusalem viel Volk, um das Fest der ungesäuerten Brote im zweiten Monate zu feiern. 2 Chronik 2Chr 14 30 14 Et surgentes destruxerunt altaria quæ erant in Jerusalem, atque universa, in quibus idolis adolebatur incensum, subvertentes, projecerunt in Torrentem cedron. Diese machten sich auf, rissen die Altäre in Jerusalem nieder und zerstörten alle Altäre, auf denen man den Götzen Räucherwerk anzündete, und warfen sie in den Bach Kedron. 2 Chronik 2Chr 14 30 15 Immolaverunt autem Phase quartadecima die mensis secundi. Sacerdotes quoque, atque Levitæ tandem sanctificati obtulerunt holocausta in domo Domini: Sodann schlachteten sie das Phase am vierzehnten Tage des zweiten Monats, und die Priester und Leviten heiligten sich endlich⁶ und brachten Brandopfer im Hause des Herrn dar. 2 Chronik 2Chr 14 30 15 6 Hebr.: fühlten sich beschämt und heiligten sich. Es sind wohl die außerhalb Jerusalems befindlichen. Vergl. [2Chr 29,34]. 2 Chronik 2Chr 14 30 16 Steteruntque in ordine suo juxta dispositionem, et legem Moysi hominis Dei: Sacerdotes vero suscipiebant effundendum sanguinem de manibus Levitarum, Und sie standen nach ihrer Ordnung der Vorschrift und dem Gesetze Moses, des Mannes Gottes, gemäß; die Priester aber empfingen das Blut aus der Hand der Leviten,⁷ um es auszugießen, 2 Chronik 2Chr 14 30 16 7 Gewöhnlich reichten die Hausväter das Blut. Den Grund der Änderung gibt V. 17 an. 2 Chronik 2Chr 14 30 17 Eo quod multa turba sanctificata non esset: et idcirco immolarent Levitæ Phase his, qui non occurrerant sanctificari Domino. denn zahlreich war das Volk, das sich noch nicht geheiligt hatte; darum schlachteten die Leviten das Phase für die, welche nicht geheiligt zu dem Herrn gekommen waren.⁸ 2 Chronik 2Chr 14 30 17 8 Hebr.: denn es waren in der Versammlung viele, die sich nicht geheiligt hatten, und so besorgten die Leviten das Schlachten der Osterlämmer für jeden, der nicht rein war, um sie Jahve zu weihen. 2 Chronik 2Chr 14 30 18 Magna etiam pars populi de Ephraim, et Manasse, et Issachar, et Zabulon, quæ sanctificata non fuerat, comedit Phase, non juxta quod scriptum est: et oravit pro eis Ezechias, dicens: Dominus bonus propitiabitur Auch ein großer Teil des Volkes aus Ephraim und Manasse und Issachar und Zabulon hatte sich nicht geheiligt und aß das Phase nicht so, wie es vorgeschrieben ist;⁹ aber Ezechias betete für sie, indem er sprach: Der Herr, der gütig ist, wird Vergebung gewähren 2 Chronik 2Chr 14 30 18 9 Nicht als rein [Num 9,10.11], sondern als unrein, wie das Volk aus Juda. 2 Chronik 2Chr 14 30 19 Cunctis, qui in toto corde requirunt Dominum Deum patrum suorum: et non imputabit eis quod minus sanctificati sunt. allen, die von ganzem Herzen den Herrn, den Gott ihrer Väter, suchen, und wird ihnen nicht zurechnen, dass sie sich nicht genug geheiligt haben. 2 Chronik 2Chr 14 30 2 Inito ergo consilio regis et principum, et universi ctus Jerusalem, decreverunt ut facerent Phase mense secundo. Nachdem nämlich der König mit den Fürsten und der ganzen Gemeinde Jerusalems Rat gehalten, beschlossen sie, das Phase im zweiten Monat² zu halten. 2 Chronik 2Chr 14 30 2 2 Dies war [Num 9,6-13] denen gestattet, welche die gesetzliche Zeit nicht hatten innehalten können. 2 Chronik 2Chr 14 30 20 Quem exaudivit Dominus, et placatus est populo. Und der Herr erhörte ihn und ward mit dem Volke versöhnt.¹⁰ 2 Chronik 2Chr 14 30 20 10 [Lev 15,31] wird das Betreten des Heiligtums durch einen Unreinen mit dem Tode bedroht. Doch hier starb niemand. Über dem Buchstaben des Gesetzes stand dem Propheten und Gott das Suchen des Herrn von ganzem Herzen. 2 Chronik 2Chr 14 30 21 Feceruntque filii Israel, qui inventi sunt in Jerusalem, solemnitatem azymorum septem diebus in lætitia magna, laudantes Dominum per singulos dies: Levitæ quoque, et Sacerdotes per organa, quæ suo officio congruebant. So hielten die Söhne Israels, die sich in Jerusalem einfanden, das Fest der ungesäuerten Brote sieben Tage lang mit großer Freude¹¹ und priesen den Herrn Tag für Tag; auch die Leviten und Priester auf den Saitenspielen, welche zu ihrem Amte gehörten. 2 Chronik 2Chr 14 30 21 11 Die folgenden Worte lauten im Hebr.: indem den Herrn Tag für Tag priesen Priester und Leviten mit mächtigem Saitenspiel. 2 Chronik 2Chr 14 30 22 Et locutus est Ezechias ad cor omnium Levitarum, qui habebant intelligentiam bonam super Domino: et comederunt septem diebus solemnitatis, immolantes victimas pacificorum, et laudantes Dominum Deum patrum suorum. Und Ezechias redete zum Herzen aller Leviten, welche gute Gesinnung für den Herrn hatten; diese aßen die sieben Tage des Festes hindurch und schlachteten die Friedopfer und priesen den Herrn, den Gott ihrer Väter. 2 Chronik 2Chr 14 30 23 Placuitque universæ multitudini ut celebrarent etiam alios dies septem: quod et fecerunt cum ingenti gaudio. Und es gefiel der ganzen Versammlung, noch weitere sieben Tage zu feiern,¹² und sie taten es mit großer Freude. 2 Chronik 2Chr 14 30 23 12 Die beiden Gründe hierfür folgen in V. 24. 2 Chronik 2Chr 14 30 24 Ezechias enim rex Juda præbuerat multitudini mille tauros, et septem millia ovium: principes vero dederant populo tauros mille, et oves decem millia: sanctificata est ergo sacerdotum plurima multitudo. Denn Ezechias, der König von Juda, hatte dem Volke tausend Stiere und siebentausend Schafe geschenkt, die Fürsten aber hatten dem Volke tausend Stiere und zehntausend Schafe gegeben; es heiligten sich also eine große Anzahl von Priestern.¹³ 2 Chronik 2Chr 14 30 24 13 So trat nichts Ähnliches wie [2Chr 29,34] ein. 2 Chronik 2Chr 14 30 25 Et hilaritate perfusa omnis turba Juda tam Sacerdotum et Levitarum, quam universæ frequentiæ, quæ venerat ex Israel: proselytorum quoque de terra Israel, et habitantium in Juda. Und Freude erfüllte die ganze Gemeinde von Juda, sowohl die Priester und die Leviten, als die ganze Schar derer, die aus Israel gekommen waren; desgleichen die Fremdlinge, die aus dem Lande Israel kamen oder in Juda wohnten.¹⁴ 2 Chronik 2Chr 14 30 25 14 Nichtisraeliten. 2 Chronik 2Chr 14 30 26 Factaque est grandis celebritas in Jerusalem, qualis a diebus Salomonis filii David regis Israel in ea urbe non fuerat. Es war ein großes Fest in Jerusalem, wie ein solches seit den Tagen Salomons, des Sohnes Davids, des Königs von Israel, in dieser Stadt nicht gewesen war.¹⁵ 2 Chronik 2Chr 14 30 26 15 Seit der Tempelweihe Salomons [2Chr 7,1-10], welche auch vierzehn Tage gedauert, war kein religiöses Fest mit so allgemeiner Teilnahme und so reichen Opfern gefeiert. 2 Chronik 2Chr 14 30 27 Surrexerunt autem Sacerdotes atque Levitæ benedicentes populo: et exaudita est vox eorum: pervenitque oratio in habitaculum sanctum cli. Und die Priester und Leviten erhoben sich und segneten das Volk,¹⁶ und ihre Stimme ward erhört und das Gebet drang zu der heiligen Wohnung gen Himmel. 2 Chronik 2Chr 14 30 27 16 Nach [Num 6,24]. 2 Chronik 2Chr 14 30 3 Non enim potuerant facere in tempore suo, quia sacerdotes, qui possent sufficere, sanctificati non fuerant, et populus nondum congregatus fuerat in Jerusalem. Denn sie hatten es nicht zu seiner Zeit feiern können, weil die Priester, die hätten hinreichen können, nicht geheiligt waren und das Volk sich noch nicht in Jerusalem versammelt hatte. 2 Chronik 2Chr 14 30 4 Placuitque sermo regi, et omni multitudini. Dieser Vorschlag³ gefiel dem Könige und der ganzen Gemeinde. 2 Chronik 2Chr 14 30 4 3 Der Ratgeber. 2 Chronik 2Chr 14 30 5 Et decreverunt ut mitterent nuntios in universum Israel de Bersabee usque Dan ut venirent, et facerent Phase Domino Deo Israel in Jerusalem: multi enim non fecerant sicut lege præscriptum est. Sie beschlossen also, Boten durch ganz Israel zu senden, von Bersabee bis Dan, dass sie kommen und dem Herrn, dem Gott Israels, zu Jerusalem Phase halten sollten; denn viele hatten es nicht gehalten, wie es im Gesetze vorgeschrieben ist. 2 Chronik 2Chr 14 30 6 Perrexeruntque cursores cum epistolis ex regis imperio, et principum ejus, in universum Israel et Judam juxta id, quod rex jusserat, prædicantes: Filii Israel revertimini ad Dominum Deum Abraham, et Isaac, et Israel: et revertetur ad reliquias, quæ effugerunt manum regis Assyriorum. Da durcheilten die Läufer mit Briefen auf des Königs und seiner Fürsten Befehl ganz Israel und Juda und riefen aus, wie der König geboten hatte: Söhne Israels! kehret zu dem Herrn, dem Gott Abrahams, Isaaks und Israels zurück, so wird er sich auch wieder zu den Übriggebliebenen wenden, die der Hand des Königs von Assyrien entronnen sind.⁴ 2 Chronik 2Chr 14 30 6 4 Hier ist die Wegführung freilich noch nicht eingetreten. 2 Chronik 2Chr 14 30 7 Nolite fieri sicut patres vestri, et fratres qui recesserunt a Domino Deo patrum suorum, qui tradidit eos in interitum, ut ipsi cernitis. Werdet nicht wie eure Väter und Brüder, welche von dem Herrn, dem Gott ihrer Väter, abfielen und die er dem Untergange preisgab, wie ihr selbst seht. 2 Chronik 2Chr 14 30 8 Nolite indurare cervices vestras, sicut patres vestri: tradite manus Domino, et venite ad sanctuarium ejus, quod sanctificavit in æternum: servite Domino Deo patrum vestrorum, et avertetur a vobis ira furoris ejus. Seid nicht halsstarrig, wie eure Väter: bietet dem Herrn die Hand und kommet zu seinem Heiligtume, das er auf immerdar geheiligt hat; dienet dem Herrn, dem Gott eurer Väter, so wird sein grimmiger Zorn sich von euch wenden. 2 Chronik 2Chr 14 30 9 Si enim vos reversi fueritis ad Dominum: fratres vestri, et filii habebunt misericordiam coram dominis suis, qui illos duxerunt captivos, et revertentur in terram hanc: pius enim et clemens est Dominus Deus vester, et non avertet faciem suam a vobis, si reversi fueritis ad eum. Denn wenn ihr zu dem Herrn zurückkehrt, so werden eure Brüder und Söhne bei ihren Herren, die sie gefangen weggeführt haben, Erbarmen finden und werden in dieses Land zurückkehren; denn der Herr, euer Gott, ist gnädig und barmherzig und wird sein Angesicht nicht von euch abwenden, wenn ihr zu ihm zurückkehrt. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 3. Fortsetzung der Verbesserung. (Kap. 31) A. Nach der Feier des Osterfestes zerstört das gesamte Volk in Juda und Benjamin, ja selbst in Ephraim und Manasse, alle Höhen, alle Götzenbilder und Altäre. Der König schärft dem Volke ein, den Priestern und Leviten alles zu leisten, was ihnen nach dem Gesetze geschuldet werde. (V. 5) Das Volk leistet mit solcher Willigkeit und Freigebigkeit die Tempelabgaben, dass neue Vorratshäuser gebaut und Verwalter der Gaben angestellt werden müssen. 2 Chronik 2Chr 14 31 1 Cumque hæc fuissent rite celebrata, egressus est omnis Israel, qui inventus fuerat in urbibus Juda, et fregerunt simulacra, succideruntque lucos, demoliti sunt excelsa, et altaria destruxerunt, non solum de universo Juda, et Benjamin, sed et de Ephraim quoque et Manasse, donec penitus everterent: reversique sunt omnes filii Israel in possessiones et civitates suas. Als nun dies nach Vorschrift gefeiert war, zog ganz Israel, das sich in den Städten von Juda befand, aus und sie zerbrachen die Bildsäulen, hieben die Haine um, rissen die Höhen nieder und zerstörten die Altäre,¹ nicht nur in ganz Juda und Benjamin, sondern auch in Ephraim und Manasse, bis sie alles zerstört hatten;² alsdann kehrten alle Söhne Israels in ihre Besitzungen und in ihre Städte heim. 2 Chronik 2Chr 14 31 1 1 Ebenso die eherne Schlange. [2Kön 18,4] 2 Chronik 2Chr 14 31 1 2 Was sie zu erreichen vermochten. Dass sie nicht alles vernichteten, was vorhanden, zeigt [2Kön 17,2.24-41] 2 Chronik 2Chr 14 31 10 Respondit illi Azarias Sacerdos primus de stirpe Sadoc, dicens: Ex quo cperunt offerri primitiæ in domo Domini, comedimus, et saturati sumus, et remanserunt plurima, eo quod benedixerit Dominus populo suo: reliquiarum autem copia est ista, quam cernis. Da antwortete Azarias, der Hohepriester vom Geschlechte Sadoks, und sprach: Seit man angefangen hat, die Erstlinge zum Hause des Herrn zu bringen, haben wir gegessen und sind satt geworden und es ist viel übriggeblieben, denn der Herr hat sein Volk gesegnet; was aber übriggeblieben, ist diese Fülle, die du siehst. 2 Chronik 2Chr 14 31 11 Præcepit igitur Ezechias ut præpararent horrea in domo Domini. Quod cum fecissent, Da befahl Ezechias, Vorratskammern im Hause des Herrn einzurichten. Als sie dies getan hatten, 2 Chronik 2Chr 14 31 12 Intulerunt tam primitias, quam decimas, et quæcumque voverant, fideliter. Fuit autem præfectus eorum Chonenias Levita, et Semei frater ejus, secundus, brachten sie sowohl die Erstlinge, wie die Zehnten und alles, was sie gelobt hatten, treulich hinein. Vorsteher darüber aber war Chonenias, der Levit, und Semei, sein Bruder, als zweiter;¹⁰ 2 Chronik 2Chr 14 31 12 10 Untervorsteher. 2 Chronik 2Chr 14 31 13 Post quem Jahiel, et Azarias, et Nabath, et Asael, et Jerimoth, Jozabad quoque, et Eliel, et Jesmachias, et Mahath, et Banaias, præpositi sub manibus Choneniæ, et Semei fratris ejus, ex imperio Ezechiæ regis et Azariæ pontificis domus Dei, ad quos omnia pertinebant. nach diesem waren Jahiel, Azarias, Nabath, Asael, Jerimoth, Jozabad, Eliel, Jesmachias, Mahath und Banajas die Vorsteher, unter der Aufsicht¹¹ Chonenias und Semeis, seines Bruders, nach der Anordnung des Königs Ezechias und Azarias, des Hohenpriesters des Hauses Gottes,¹² denen die Sorge über dies alles oblag. 2 Chronik 2Chr 14 31 13 11 Oberaufsicht. 2 Chronik 2Chr 14 31 13 12 Hebr.: des Fürsten des Gotteshauses. 2 Chronik 2Chr 14 31 14 Core vero filius Jemna Levites et janitor orientalis portæ, præpositus erat iis, quæ sponte offerebantur Domino, primitiisque et consecratis in Sancta sanctorum. Kore aber, der Sohn Jemnas, der Levit und Türhüter an der östlichen Pforte, war als Vorsteher über das gesetzt, was man freiwillig dem Herrn darbrachte, und über die Erstlinge und über die Weihegeschenke für das Allerheiligste.¹³ 2 Chronik 2Chr 14 31 14 13 Hebr.: Für die hochheiligen Gaben. Ihnen kamen es zu, den Priestern ihren Anteil an den Opfern herauszugeben. 2 Chronik 2Chr 14 31 15 Et sub cura ejus Eden, et Benjamin, Jesue, et Semeias, Amarias quoque et Sechenias in civitatibus Sacerdotum ut fideliter distribuerent fratribus suis partes, minoribus atque majoribus: Unter seiner Leitung standen Eden, Benjamin, Jesue, Semejas, Amarias und Sechenias in den Priesterstädten,¹⁴ um die Verteilung an ihre Brüder, die mindern wie die höhern, treulich vorzunehmen, 2 Chronik 2Chr 14 31 15 14 Außerhalb Jerusalems, während die V. 12 14 Genannten dort tätig waren. 2 Chronik 2Chr 14 31 16 Exceptis maribus ab annis tribus et supra, cunctis qui ingrediebantur templum Domini, et quidquid per singulos dies conducebat in ministerio, atque observationibus juxta divisiones suas. außer den männlichen Personen¹⁵ von drei Jahren an und darüber, an alle diejenigen, die zum Tempel des Herrn kamen und alles verrichteten, was Tag für Tag zum Dienste und zu den Verrichtungen gehörte, nach ihren Abteilungen. 2 Chronik 2Chr 14 31 16 15 Hebr.: Mit Ausnahme der männlichen Personen, welche in die Geschlechtsregister eingetragen wurden, von den dreijährigen an und darüber usw. 2 Chronik 2Chr 14 31 17 Sacerdotibus per familias, et Levitis a vigesimo anno et supra, per ordines et turmas suas, Den Priestern nach ihren Geschlechtern und den Leviten von zwanzig Jahren und darüber, nach ihren Ordnungen und Abteilungen,¹⁶ 2 Chronik 2Chr 14 31 17 16 Im Hebr. etwa: Und was die Eintragung der Priester in das Geschlechtsregister angeht, war dieses nach ihren Vaterhäusern angelegt, und der Leviten: von den Zwanzigjährigen und darüber usw. 2 Chronik 2Chr 14 31 18 Universæque multitudini tam uxoribus, quam liberis eorum utriusque sexus, fideliter cibi de his, quæ sanctificata fuerant, præbebantur. und der ganzen Versammlung, sowohl den Frauen wie ihren Kindern beiderlei Geschlechts, ward treulich Speise von den Weihegaben geboten. 2 Chronik 2Chr 14 31 19 Sed et filiorum Aaron per agros, et suburbana urbium singularum dispositi erant viri, qui partes distribuerent universo sexui masculino de sacerdotibus, et Levitis. Es waren aber für die Söhne Aarons auch Männer auf das Land und den Umkreis aller Städte verteilt, um allen männlichen Personen unter den Priestern und Leviten¹⁷ ihre Anteile zuzuweisen. 2 Chronik 2Chr 14 31 19 17 Hebr.: und allen in die Geschlechtsregister eingetragenen Leviten. 2 Chronik 2Chr 14 31 2 Ezechias autem constituit turmas sacerdotales, et Leviticas per divisiones suas, unumquemque in officio proprio, tam Sacerdotum videlicet quam Levitarum ad holocausta, et pacifica ut ministrarent et confiterentur, canerentque in portis castrorum Domini. Ezechias aber bestellte die Ordnungen der Priester und Leviten nach ihren Abteilungen, einen jeden für sein Amt, sowohl die Priester als die Leviten für die Brandopfer und Friedopfer, um Dienst zu tun und Dank und Lob bei den Toren des Lagers des Herrn³ zu singen. 2 Chronik 2Chr 14 31 2 3 Bei dem Tempel. 2 Chronik 2Chr 14 31 20 Fecit ergo Ezechias universa quæ diximus in omni Juda: operatusque est bonum et rectum, et verum coram Domino Deo suo. So tat Ezechias alles, was wir gesagt, in ganz Juda und übte das Gute und Rechte und Wahre vor dem Herrn, seinem Gotte, 2 Chronik 2Chr 14 31 21 In universa cultura ministerii domus Domini, juxta legem et ceremonias, volens requirere Deum suum in toto corde suo: fecitque et prosperatus est. und wollte bei jedem Werke, das zum Dienste des Hauses des Herrn gehörte, gemäß dem Gesetze und den Vorschriften, seinen Gott von ganzem Herzen suchen: und er tat es und war darin glücklich. 2 Chronik 2Chr 14 31 3 Pars autem regis erat, ut de propria ejus substantia offerretur holocaustum, mane semper et vespere. Sabbatis quoque, et Calendis, et solemnitatibus ceteris, sicut scriptum est in lege Moysi. Als seinen Anteil aber bestimmte der König, dass von seiner Habe das immerwährende Brandopfer morgens und abends dargebracht werden sollte, ebenso wie an den Sabbaten und Neumonden und an den übrigen Festen, wie im Gesetze Moses geschrieben ist. [Num 28,27] 2 Chronik 2Chr 14 31 4 Præcepit etiam populo habitantium Jerusalem ut darent partes Sacerdotibus, et Levitis, ut possent vacare legi Domini. Auch befahl er dem Volke von Jerusalem, den Priestern und Leviten ihre Anteile zu geben, dass diese dem Gesetze des Herrn obliegen könnten.⁴ 2 Chronik 2Chr 14 31 4 4 Unbehindert durch Sorgen um den Unterhalt. Die Priester und Leviten empfingen denselben von den Erstlingen, [Ex 23,19, Num 18,12, Dtn 26,2], und den Zehnten von Vieh und Äckern. [Lev 27,30-33] vergl. mit [Num 18,21-24] 2 Chronik 2Chr 14 31 5 Quod cum percrebruisset in auribus multitudinis, plurimas obtulere primitias filii Israel frumenti, vini, et olei, mellis quoque: et omnium, quæ gignit humus, decimas obtulerunt. Als dies der Gemeinde kund ward,⁵ brachten die Söhne Israels⁶ reichliche Gaben an Erstlingen von Getreide, Wein, Öl und Honig dar,⁷ und von allem, was der Boden hervorbringt, brachten sie den Zehnten. 2 Chronik 2Chr 14 31 5 5 Hebr.: Als der Befehl auskam. 2 Chronik 2Chr 14 31 5 6 Hier besonders die Bewohner von Jerusalem. 2 Chronik 2Chr 14 31 5 7 Hebr.: und von jeglichem Ertrage des Feldes und den zehnten von allem entrichteten sie reichlich. 2 Chronik 2Chr 14 31 6 Sed et filii Israel et Juda, qui habitabant in urbibus Juda, obtulerunt decimas boum et ovium, decimasque sanctorum, quæ voverant Domino Deo suo: atque universa portantes, fecerunt acervos plurimos. Die Söhne Israels und Judas aber, welche in den Städten von Juda wohnten, brachten gleichfalls den Zehnten von Rindern und Schafen und den Zehnten an Weihegaben, welche sie dem Herrn, ihrem Gott, gelobt hatten,⁸ und brachten alles und legten es auf viele Haufen zusammen. 2 Chronik 2Chr 14 31 6 8 [Lev 27,30] 2 Chronik 2Chr 14 31 7 Mense tertio cperunt acervorum jacere fundamenta, et mense septimo compleverunt eos. Im dritten Monat begannen sie, das Erste niederzulegen, und endeten die Aufhäufung im siebten Monate. 2 Chronik 2Chr 14 31 8 Cumque ingressi fuissent Ezechias, et principes ejus, viderunt acervos, et benedixerunt Domino ac populo Israel. Als nun Ezechias und seine Fürsten hereinkamen, sahen sie die aufgehäuften Massen und priesen den Herrn und sein Volk Israel. 2 Chronik 2Chr 14 31 9 Interrogavitque Ezechias Sacerdotes, et Levitas, cur ita jacerent acervi: Und Ezechias fragte die Priester und Leviten, warum solche Massen angehäuft seien.⁹ 2 Chronik 2Chr 14 31 9 9 Hebr.: betreffs der Haufen. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 4. Segnungen Gottes über Ezechias. (Kap. 32) A. Wegen seiner Frömmigkeit wird Ezechias, als Sennacherib ihn mit Krieg überzieht, von Gott befreit und das assyrische Heer durch einen Engel vernichtet. (V. 23) B. Ezechias wird wunderbar von einer Krankheit geheilt. Da er sich in Stolz überhebt, reizt er Gott zum Zorn, doch seine Buße wendet die Strafe von ihm zur Zeit seiner Herrschaft ab, so dass er glücklich regiert bis zum Tode. 2 Chronik 2Chr 14 32 1 Post quæ et hujuscemodi veritatem, venit Sennacherib rex Assyriorum, et ingressus Judam, obsedit civitates munitas, volens eas capere. Nach diesen Dingen und so aufrichtigem Wandel rückte Sennacherib, der König von Assyrien, heran und kam nach Juda und belagerte die festen Städte und wollte sie einnehmen.¹ [2Kön 18,13, Sir 48,20, Jes 36,1] 2 Chronik 2Chr 14 32 1 1 Zum Teil nahm er sie auch ein, doch der Verfasser hat das Endergebnis vor Augen. 2 Chronik 2Chr 14 32 10 Hæc dicit Sennacherib rex Assyriorum: In quo habentes fiduciam sedetis obsessi in Jerusalem? So spricht Sennacherib, der König von Assyrien: Worauf setzt ihr euer Vertrauen, dass ihr euch in Jerusalem belagern lasset? 2 Chronik 2Chr 14 32 11 Num Ezechias decipit vos, ut tradat morti in fame et siti, affirmans quod Dominus Deus vester liberet vos de manu regis Assyriorum? Täuscht euch Ezechias, um euch durch Hunger und Durst dem Tode preiszugeben, indem er behauptet, der Herr, euer Gott, werde euch aus der Hand des Königs von Assyrien befreien? 2 Chronik 2Chr 14 32 12 Numquid non iste est Ezechias, qui destruxit excelsa illius, et altaria, et præcepit Juda et Jerusalem, dicens: Coram altari uno adorabitis, et in ipso comburetis incensum? Ist das nicht eben der Ezechias, der die Höhen und Altäre desselben⁵ zerstört und an Juda und Jerusalem den Befehl hat ergehen lassen: Vor einem Altare betet an und auf ihm verbrennet das Räucherwerk? 2 Chronik 2Chr 14 32 12 5 Gottes 2 Chronik 2Chr 14 32 13 An ignoratis quæ ego fecerim, et patres mei cunctis terrarum populis? Numquid prævaluerunt dii gentium, omniumque terrarum liberare regionem suam de manu mea? Wisset ihr nicht, was ich und meine Väter allen Völkern der Länder getan? Haben etwa die Götter der Völker und aller Länder vermocht, ihr Land vor meiner Hand zu erretten? 2 Chronik 2Chr 14 32 14 Quis est de universis diis gentium, quas vastaverunt patres mei, qui potuerit eruere populum suum de manu mea, ut possit etiam Deus vester eruere vos de hac manu? Welcher war unter allen Göttern der Völker, die meine Väter vertilgt haben, der vermocht hätte, sein Volk aus meiner Hand zu retten, dass auch euer Gott euch aus dieser Hand sollte retten können? 2 Chronik 2Chr 14 32 15 Non vos ergo decipiat Ezechias, nec vana persuasione deludat, neque credatis ei. Si enim nullus potuit deus cunctarum gentium atque regnorum liberare populum suum de manu mea, et de manu patrum meorum, consequenter nec Deus vester poterit eruere vos de manu mea. So lasset euch denn nicht von Ezechias betören, noch mit eitlen Worten bereden und berücken und glaubet ihm nicht! Denn wenn kein Gott unter allen Völkern und Reichen sein Volk vor meiner Hand und vor der Hand meiner Väter zu retten vermochte, so wird folglich auch euer Gott euch nicht vor meiner Hand zu retten vermögen. 2 Chronik 2Chr 14 32 16 Sed et alia multa locuti sunt servi ejus contra Dominum Deum, et contra Ezechiam servum ejus. Noch vieles andere redeten seine Diener wider Gott, den Herrn, und wider seinen Diener Ezechias. 2 Chronik 2Chr 14 32 17 Epistolas quoque scripsit plenas blasphemiæ in Dominum Deum Israel, et locutus est adversus eum: Sicut dii gentium ceterarum non potuerunt liberare populum suum de manu mea, sic et Deus Ezechiæ eruere non poterit populum suum de manu ista. Auch schrieb er Briefe voll der Lästerung wider den Herrn, den Gott Israels, und sagte wider ihn: Wie die Götter der übrigen Völker ihr Volk nicht aus meiner Hand befreien konnten, so wird auch der Gott des Ezechias sein Volk nicht vor dieser Hand zu retten vermögen.⁶ 2 Chronik 2Chr 14 32 17 6 Der Verfasser der Paralip. ordnet die einzelnen Momente nicht so chronologisch wie sachlich, so dass sie eine Steigerung bilden, bis V. 19 das Urteil kommt. 2 Chronik 2Chr 14 32 18 Insuper et clamore magno, lingua Judaica contra populum, qui sedebat in muris Jerusalem, personabat, ut terreret eos, et caperet civitatem. Dazu rief er mit lauter Stimme in jüdischer Sprache dem Volke, das auf der Mauer von Jerusalem war, zu, um sie in Schrecken zu setzen und die Stadt einzunehmen. 2 Chronik 2Chr 14 32 19 Locutusque est contra Deum Jerusalem, sicut adversum deos populorum terræ, opera manuum hominum. Und er redete gegen den Gott Jerusalems so wie gegen die Götter der Völker der Erde, welche Gebilde von Menschenhänden sind. 2 Chronik 2Chr 14 32 2 Quod cum vidisset Ezechias, venisse scilicet Sennacherib, et totum belli impetum verti contra Jerusalem, Als nun Ezechias sah, dass Sennacherib heranrückte und sich der ganze Ansturm des Kampfes gegen Jerusalem richte, 2 Chronik 2Chr 14 32 20 Oraverunt igitur Ezechias, rex, et Isaias filius Amos prophetes, adversum hanc blasphemiam, ac vociferati sunt usque in clum. Da beteten der König Ezechias und Isaias, der Sohn des Amos, der Prophet, gegen diese Lästerung und riefen zum Himmel. 2 Chronik 2Chr 14 32 21 Et misit Dominus Angelum, qui percussit omnem virum robustum, et bellatorem, et principem exercitus regis Assyriorum: reversusque est cum ignominia in terram suam. Cumque ingressus esset domum dei sui, filii qui egressi fuerant de utero ejus, interfecerunt eum gladio. Und der Herr sandte einen Engel, dieser erschlug alle starken Männer und alle Krieger und Heerführer des Königs von Assyrien und jener kehrte mit Schmach bedeckt in sein Land zurück. Als er nun in das Haus seines Gottes ging, töteten ihn die Söhne, die aus seinen Lenden hervorgegangen waren, mit dem Schwerte. [Tob 1,21] 2 Chronik 2Chr 14 32 22 Salvavitque Dominus Ezechiam et habitatores Jerusalem de manu Sennacherib regis Assyriorum, et de manu omnium, et præstitit eis quietem per circuitum. So rettete der Herr Ezechias und die Einwohner Jerusalems aus der Hand Sennacheribs, des Königs von Assyrien, und aus der Hand aller und gewährte ihnen ringsum Ruhe. 2 Chronik 2Chr 14 32 23 Multi etiam deferebant hostias, et sacrificia Domino in Jerusalem, et munera Ezechiæ regi Juda: qui exaltatus est post hæc coram cunctis gentibus. Und viele brachten dem Herrn in Jerusalem Gaben und Opfer und Ezechias, dem Könige von Juda, Geschenke, und dieser ward hiernach erhöht in den Augen aller Völker. 2 Chronik 2Chr 14 32 24 In diebus illis ægrotavit Ezechias usque ad mortem, et oravit Dominum: exaudivitque eum, et dedit ei signum. In jenen Tagen ward Ezechias tödlich krank und er betete zu dem Herrn und dieser erhörte ihn⁷ und gab ihm ein Zeichen. [2Kön 20,1ff, Jes 38,1ff] 2 Chronik 2Chr 14 32 24 7 Hebr.: redete zu ihm (durch den Propheten). 2 Chronik 2Chr 14 32 25 Sed non juxta beneficia, quæ acceperat, retribuit, quia elevatum est cor ejus: et facta est contra eum ira, et contra Judam et Jerusalem. Jener aber vergalt die Wohltaten, die er empfangen, nicht, denn sein Herz überhob sich in Stolz;⁸ da zürnte der Herr über ihn und über Juda und Jerusalem. 2 Chronik 2Chr 14 32 25 8 Er hatte versprochen, in Demut zu wandeln sein ganzes Leben. [Jes 38,15] 2 Chronik 2Chr 14 32 26 Humiliatusque est postea eo quod exaltatum fuisset cor ejus, tam ipse, quam habitatores Jerusalem: et idcirco non venit super eos ira Domini in diebus Ezechiæ. Darnach demütigte er sich, dass sein Herz sich in Stolz überhoben hatte, sowohl er als die Bewohner Jerusalems; deswegen kam das Zorngericht des Herrn nicht über sie, so lange Ezechias lebte. 2 Chronik 2Chr 14 32 27 Fuit autem Ezechias dives, et inclytus valde, et thesauros sibi plurimos congregavit argenti et auri et lapidis pretiosi, aromatum, et armorum universi generis, et vasorum magni pretii. Ezechias aber war reich und hochberühmt und er sammelte sich sehr viele Schätze an Silber und Gold und kostbaren Steinen, Spezereien und Waffen allerlei Art und Gefäßen großen Wertes. 2 Chronik 2Chr 14 32 28 Apothecas quoque frumenti, vini, et olei, et præsepia omnium jumentorum, caulasque pecorum, Auch legte er Vorratshäuser für Getreide, Wein und Öl und Ställe für allerlei Vieh und Hürden für Herden 2 Chronik 2Chr 14 32 29 Et urbes ædificavit sibi: habebat quippe greges ovium, et armentorum innumerabiles, eo quod dedisset ei Dominus substantiam multam nimis. und baute sich Städte; denn er hatte unzählbar viele⁹ Schaf- und Rinderherden, da ihm der Herr einen überaus großen Besitz verliehen hatte. 2 Chronik 2Chr 14 32 29 9 Hebr.: sehr viele. 2 Chronik 2Chr 14 32 3 Inito cum principibus consilio, virisque fortissimis, ut obturarent capita fontium, qui erant extra urbem: et hoc omnium decernente sententia, beriet er sich mit den Fürsten und tapfersten Männern, ob sie nicht die Quellen, die außerhalb der Stadt waren, verstopfen sollten, und da alle einmütig sich dafür erklärten, 2 Chronik 2Chr 14 32 30 Ipse est Ezechias, qui obturavit superiorem fontem aquarum Gihon, et avertit eas subter ad occidentem Urbis David: in omnibus operibus suis fecit prospere quæ voluit. Ezechias ist es auch, der die obere Quelle der Wasser von Gihon verschloss und sie an der Westseite der Davidsstadt¹⁰ hinunterleitete. In allen seinen Unternehmungen, die er beschloss, war er glücklich. 2 Chronik 2Chr 14 32 30 10 An der Nordwestseite von Jerusalem. 2 Chronik 2Chr 14 32 31 Attamen in legatione principum Babylonis, qui missi fuerant ad eum, ut interrogarent de portento, quod acciderat super terram, dereliquit eum Deus ut tentaretur, et nota fierent omnia, quæ erant in corde ejus. Indes bei der Gesandtschaft der Fürsten von Babylon, die zu ihm sandten, um ihn über das Wunder zu befragen,¹¹ das im Lande geschehen war, ließ ihn Gott in Versuchung fallen, damit alles kund würde, was in seinem Herzen war.¹² 2 Chronik 2Chr 14 32 31 11 Das [2Kön 20,9] Berichtete. 2 Chronik 2Chr 14 32 31 12 Gott ließ die Versuchung zu, ihn zu erproben und zu demütigen. 2 Chronik 2Chr 14 32 32 Reliqua autem sermonum Ezechiæ, et misericordiarum ejus scripta sunt in visione Isaiæ filii Amos prophetæ, et in Libro regum Juda et Israel. Doch die übrige Geschichte des Ezechias und seine Erbarmungen sind in dem Gesichte Isaias, des Sohnes Amos, des Propheten, und in dem Buche der Könige von Juda und Israel beschrieben. 2 Chronik 2Chr 14 32 33 Dormivitque Ezechias cum patribus suis, et sepelierunt eum super sepulcra filiorum David: et celebravit ejus exsequias universus Juda, et omnes habitatores Jerusalem: regnavitque filius ejus pro eo. Und Ezechias entschlief zu seinen Vätern und man begrub ihn im obern Teile der Gräber der Söhne Davids,¹³ und ganz Juda und alle Bewohner Jerusalems feierten seine Bestattung; sein Sohn Manasses ward König an seiner Statt. 2 Chronik 2Chr 14 32 33 13 Aus Ehrfurcht und Dankbarkeit. 2 Chronik 2Chr 14 32 4 Congregavit plurimam multitudinem, et obturaverunt cunctos fontes, et rivum, qui fluebat in medio terræ, dicentes: Ne veniant reges Assyriorum, et inveniant aquarum abundantiam. sammelte er zahlreiches Volk, und sie verstopften alle Quellen und den Bach,² der mitten durch das Land floss, indem sie sprachen: Die Könige der Assyrer sollen, wenn sie kommen, nicht viel Wasser finden. 2 Chronik 2Chr 14 32 4 2 Den Gihon im Tale Ben-Hinnom. 2 Chronik 2Chr 14 32 5 dificavit quoque, agens industrie, omnem murum, qui fuerat dissipatus, et exstruxit turres desuper, et forinsecus alterum murum: instauravitque Mello in Civitate David, et fecit universi generis armaturam et clypeos: Auch baute er mit großem Eifer die ganze Mauer, welche verfallen war, und errichtete Türme darauf und eine zweite Außenmauer³ und stellte den Mello⁴ in der Stadt Davids her und fertigte alle Arten von Waffen und Schilden. 2 Chronik 2Chr 14 32 5 3 Um die untere Stadt. 2 Chronik 2Chr 14 32 5 4 [1Chr 11,8] 2 Chronik 2Chr 14 32 6 Constituitque principes bellatorum in exercitu: et convocavit universos in platea portæ civitatis, ac locutus est ad cor eorum dicens: Sodann bestellte er Kriegsobersten im Heere, diese versammelte er insgesamt auf dem Platze am Tore der Stadt und redete ihnen zu Herzen und sprach: 2 Chronik 2Chr 14 32 7 Viriliter agite, et confortamini: nolite timere, nec paveatis regem Assyriorum, et universam multitudinem, quæ est cum eo: multo enim plures nobiscum sunt, quam cum illo. Zeiget euch als Männer und seid tapfer! fürchtet euch nicht und zaget nicht vor dem Könige der Assyrer und vor der ganzen Menge, die bei ihm ist; denn viel mehr sind mit uns, als mit ihm. 2 Chronik 2Chr 14 32 8 Cum illo enim est brachium carneum: nobiscum Dominus Deus noster, qui auxiliator est noster, pugnatque pro nobis. Confortatusque est populus hujuscemodi verbis Ezechiæ regis Juda. Denn mit ihm ist ein Arm von Fleisch, mit uns aber der Herr, unser Gott, der unser Helfer ist und für uns kämpft. Durch solche Worte des Ezechias, des Königs von Juda, ward das Volk ermutigt. 2 Chronik 2Chr 14 32 9 Quæ postquam gesta sunt, misit Sennacherib rex Assyriorum servos suos in Jerusalem (ipse enim cum universo exercitu obsidebat Lachis) ad Ezechiam regem Juda, et ad omnem populum, qui erat in urbe, dicens: Hierauf sandte Sennacherib, der König von Assyrien, seine Diener nach Jerusalem (denn er selbst lag mit dem ganzen Heere vor Lachis) zu Ezechias, dem Könige von Juda, und zu dem ganzen Volke, das in der Stadt war, und ließ ihm sagen: 2 Chronik 2Chr 14 0 1 4. Die Gottlosigkeit der Könige Manasses und Amon führt den Untergang des Reiches herbei, den die Frömmigkeit des Josias zwar vertagt, aber nicht abwendet. (33,1 36,21) 1. Herrschaft Manasse und Amons. (Kap. 33) A. Manasses pflegt unerlaubten Götzendienst und verführt das Volk zu gleichem Frevel, indem er Götzen im Tempel aufstellt. (V. 10) Gott überliefert ihn zur Strafe in die Hände der Assyrier, die ihn nach Babylon wegführen. Dort tut er Buße, wird wieder frei und zerstört, zurückgekehrt, die Götzenbilder. (V. 20) B. Sein Sohn Amon tritt in die Fußstapfen seines sündigenden, aber nicht des büßenden Vaters und wird von seinen Dienern getötet. 2 Chronik 2Chr 14 33 1 Duodecim annorum erat Manasses cum regnare cpisset, et quinquaginta quinque annis regnavit in Jerusalem. Zwölf Jahre war Manasses alt, als er König ward, und fünfundzwanzig Jahre herrschte er in Jerusalem. [2Kön 21,1] 2 Chronik 2Chr 14 33 10 Locutusque est Dominus ad eum, et ad populum illius, et attendere noluerunt. Und der Herr redete zu ihm und zu seinem Volke,³ doch sie wollten nicht hören. 2 Chronik 2Chr 14 33 10 3 Durch Propheten. 2 Chronik 2Chr 14 33 11 Idcirco superinduxit eis principes exercitus regis Assyriorum: ceperuntque Manassen, et vinctum catenis, atque compedibus duxerunt in Babylonem. Darum ließ Gott die Heerführer des Königs von Assyrien über sie kommen, diese nahmen Manasses gefangen und führten ihn in Ketten und Banden nach Babylon. 2 Chronik 2Chr 14 33 12 Qui postquam coangustatus est oravit Dominum Deum suum: et egit pnitentiam valde coram Deo patrum suorum. Als er so bedrängt war, betete er zu dem Herrn, seinem Gott, und tat vor dem Gott seiner Väter strenge Buße. 2 Chronik 2Chr 14 33 13 Deprecatusque est eum, et obsecravit intente: et exaudivit orationem ejus, reduxitque eum Jerusalem in regnum suum, et cognovit Manasses quod Dominus ipse esset Deus. Und er beschwor ihn und flehte inständig und Gott erhörte sein Gebet und führte ihn nach Jerusalem in sein Reich zurück. Da erkannte Manasses, dass der Herr Gott ist. 2 Chronik 2Chr 14 33 14 Post hæc ædificavit murum extra civitatem David ad occidentem Gihon in convalle, ab introitu portæ piscium per circuitum usque ad Ophel, et exaltavit illum vehementer: constituitque principes exercitus in cunctis civitatibus Juda munitis: Darnach baute er die äußere Mauer der Davidsstadt, gegen Westen vom Gihon im Tale,⁴ wo der Eingang durch das Fischtor ist,⁵ rings herum bis nach Ophel,⁶ und machte sie sehr hoch und setzte Heerführer in alle festen Städte Judas. 2 Chronik 2Chr 14 33 14 4 Hebr.: nach dem Gihon zu im Tale, - dem Tale zwischen der Oberstadt und Akra, der Unterstadt. 2 Chronik 2Chr 14 33 14 5 Gegen die Nordostecke der Unterstadt hin, in deren Nähe das Fischtor lag. [Neh 3,3] 2 Chronik 2Chr 14 33 14 6 Vom Fischtore zunächst südlich und dann um den südlichen Ausläufer des Tempelberges herum. 2 Chronik 2Chr 14 33 15 Et abstulit deos alienos, et simulacrum de domo Domini: aras quoque, quas fecerat in monte domus Domini, et in Jerusalem, et projecit omnia extra urbem. Sodann schaffte er die fremden Götter und das Schnitzbild aus dem Hause des Herrn hinweg, sowie die Altäre, die er auf dem Berge des Hauses des Herrn und zu Jerusalem erbaut hatte, und warf alles aus der Stadt hinaus. 2 Chronik 2Chr 14 33 16 Porro instauravit altare Domini, et immolavit super illud victimas, et pacifica, et laudem: præcepitque Judæ ut serviret Domino Deo Israel. Weiter stellte er den Altar des Herrn wieder her und brachte darauf Schlachtopfer,⁷ Friedopfer und Lobopfer dar und befahl Juda, dem Herrn, dem Gott Israels, zu dienen.⁸ 2 Chronik 2Chr 14 33 16 7 Nämlich Friedopfer usw. 2 Chronik 2Chr 14 33 16 8 Die Bekehrung des Volkes war eine äußerliche, daher der leichte Umschwung unter Amon. 2 Chronik 2Chr 14 33 17 Attamen adhuc populus immolabat in excelsis Domino Deo suo. Indessen opferte das Volk dem Herrn, seinem Gott, noch auf den Höhen. 2 Chronik 2Chr 14 33 18 Reliqua autem gestorum Manasse: et obsecratio ejus ad Deum suum: verba quoque Videntium, qui loquebantur ad eum in nomine Domini Dei Israel, continentur in sermonibus regum Israel. Die übrige Geschichte Manasses aber und sein Gebet zu seinem Gott, auch die Worte der Seher, die zu ihm im Namen des Herrn, des Gottes Israels, geredet haben, sind in der Geschichte der Könige von Israel enthalten. 2 Chronik 2Chr 14 33 19 Oratio quoque ejus et exauditio, et cuncta peccata, atque contemptus, loca etiam, in quibus ædificavit excelsa, et fecit lucos, et statuas antequam ageret pnitentiam, scripta sunt in sermonibus Hozai. Auch ist sein Gebet und wie er erhört ward, und alle seine Sünden und Frevel, wie die Orte, an welchen er Höhen erbaute und Haine und Bildsäulen errichtete, ehe er Buße tat, in den Reden Hozais geschrieben. 2 Chronik 2Chr 14 33 2 Fecit autem malum coram Domino juxta abominationes gentium, quas subvertit Dominus coram filiis Israel: Er tat aber, was vor dem Herrn böse war, gemäß den Greueln der Völker, welche der Herr vor den Söhnen Israels vertilgt¹ hatte, 2 Chronik 2Chr 14 33 2 1 Hebr.: vertrieben. 2 Chronik 2Chr 14 33 20 Dormivit ergo Manasses cum patribus suis, et sepelierunt eum in domo sua: regnavitque pro eo filius ejus Amon. Manasses also entschlief zu seinen Vätern und man begrub ihn in seinem Hause,⁹ sein Sohn Amon ward König an seiner Statt. 2 Chronik 2Chr 14 33 20 9 Also nicht in den Königsgräbern. 2 Chronik 2Chr 14 33 21 Viginti duorum annorum erat Amon cum regnare cpisset, et duobus annis regnavit in Jerusalem. Zweiundzwanzig Jahre war Amon alt, als er König ward, und zwei Jahre herrschte er in Jerusalem. [2Kön 21,19] 2 Chronik 2Chr 14 33 22 Fecitque malum in conspectu Domini, sicut fecerat Manasses pater ejus: et cunctis idolis, quæ Manasses fuerat fabricatus, immolavit atque servivit. Er tat, was vor dem Angesichte des Herrn böse war, wie sein Vater Manasses getan hatte; allen Götzen, welche Manasses hatte machen lassen, brachte er Opfer dar und diente er. 2 Chronik 2Chr 14 33 23 Et non est reveritus faciem Domini, sicut reveritus est Manasses pater ejus: et multo majora deliquit. Das Angesicht des Herrn aber fürchtete er nicht, wie Manasses, sein Vater, es gefürchtet, sondern sündigte noch viel schwerer. 2 Chronik 2Chr 14 33 24 Cumque conjurassent adversus eum servi sui, interfecerunt eum in domo sua. Da verschworen sich seine Diener wider ihn und töteten ihn in seinem Hause. 2 Chronik 2Chr 14 33 25 Porro reliqua populi multitudo, cæsis iis, qui Amon percusserant, constituit regem Josiam filium ejus pro eo. Die übrige Menge des Volkes aber erschlug die, welche Amon getötet hatten, und machte an seiner Statt seinen Sohn Josias zum Könige. 2 Chronik 2Chr 14 33 3 Et conversus instauravit excelsa, quæ demolitus fuerat Ezechias pater ejus: construxitque aras Baalim, et fecit lucos, et adoravit omnem militiam cli, et coluit eam. und er baute die Höhen wieder auf, welche sein Vater Ezechias niedergerissen hatte, und errichtete den Baalen Altäre und machte Haine und betete das gesamte Himmelsheer an und diente demselben. 2 Chronik 2Chr 14 33 4 dificavit quoque altaria in domo Domini, de qua dixerat Dominus: In Jerusalem erit nomen meum in æternum. Auch erbaute er Altäre im Hause des Herrn, von welchem der Herr gesprochen hatte: In Jerusalem soll mein Name auf ewig wohnen. [2Sam 7,10] 2 Chronik 2Chr 14 33 5 dificavit autem ea cuncto exercitui cli in duobus atriis domus Domini. Er baute sie aber für das ganze Himmelsheer² in beiden Vorhöfen des Hauses des Herrn. 2 Chronik 2Chr 14 33 5 2 Alle Sterne. 2 Chronik 2Chr 14 33 6 Transireque fecit filios suos per ignem in Vallebenennom: observabat somnia, sectabatur auguria, maleficis artibus inserviebat, habebat secum magos, et incantatores: multaque mala operatus est coram Domino ut irritaret eum. Und er ließ seine Söhne im Tale Benennom durch das Feuer gehen; er gab acht auf Träume, beobachtete den Vogelflug, trieb Wahrsagerei und hatte Zauberer und Beschwörer bei sich und tat viel Böses vor dem Herrn, so dass er ihn zum Zorne reizte. 2 Chronik 2Chr 14 33 7 Sculptile quoque, et conflatile signum posuit in domo Dei, de qua locutus est Deus ad David, et ad Salomonem filium ejus, dicens: In domo hac et in Jerusalem, quam elegi de cunctis tribubus Israel, ponam nomen meum in sempiternum. Auch setzte er ein geschnitztes und gegossenes Bild in das Haus Gottes, von welchem Gott zu David und zu dessen Sohne Salomon gesprochen hatte: In diesem Haus und in Jerusalem, das ich aus allen Stämmen Israels erwählt habe, will ich meinen Namen auf ewig wohnen lassen. [1Kön 8,17] 2 Chronik 2Chr 14 33 8 Et moveri non faciam pedem Israel de terra, quam tradidi patribus eorum: ita dumtaxat si custodierint facere quæ præcepi eis, cunctamque legem, et ceremonias, atque judicia per manum Moysi. Und ich will den Fuß Israels nicht mehr aus dem Lande weichen lassen, welches ich ihren Vätern gegeben habe; wenn sie anders beobachten, was ich ihnen durch Moses geboten habe, das ganze Gesetz und die Satzungen und die Rechte. 2 Chronik 2Chr 14 33 9 Igitur Manasses seduxit Judam, et habitatores Jerusalem ut facerent malum super omnes gentes, quas subverterat Dominus a facie filiorum Israel. Und Manasses verführte Juda und die Bewohner von Jerusalem, Böses zu tun, ärger als alle Völker, welche der Herr vor den Söhnen Israels vertilgt hatte. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 2. Herrschaft des Josias. (34,1 35,27) A. Josias, im Alter von 8 Jahren König geworden, bekämpft den Götzendienst aus allen Kräften. B. Im 18. Jahre seiner Herrschaft wird gelegentlich der Wiederherstellung des Tempels das von Moses geschriebene Gesetzbuch gefunden und dem Könige gebracht (V. 18), der, von der Prophetin Holda aufgefordert, dem Volke das Gesetz vorlesen lässt, den Bund mit Gott feierlich erneuert und alle Greuel aus ganz Israel beseitigen lässt. 2 Chronik 2Chr 14 34 1 Octo annorum erat Josias cum regnare cpisset, et triginta et uno anno regnavit in Jerusalem. Acht Jahre war Josias alt, als er König ward, und einunddreißig Jahre herrschte er in Jerusalem. [2Kön 22,1] 2 Chronik 2Chr 14 34 10 Tradiderunt in manibus eorum, qui præerant operariis in domo Domini ut instaurarent templum, et infirma quæque sarcirent. und sie übergaben es den Vorstehern der Arbeiter im Hause des Herrn, dass sie den Tempel wiederherstellten und alles Schadhafte wieder ausbesserten. 2 Chronik 2Chr 14 34 11 At illi dederunt eam artificibus, et cæmentariis, ut emerent lapides de lapicidinis, et ligna ad commissuras ædificii, et ad contignationem domorum, quas destruxerant reges Juda. Diese aber gaben es den Werkmeistern und Steinmetzen, dass sie aus den Steinbrüchen Steine kauften und Holz für die Bindebalken des Gebäudes und zum Gebälke für die Häuser, welche die Könige von Juda zerstört hatten. 2 Chronik 2Chr 14 34 12 Qui fideliter cuncta faciebant. Erant autem præpositi operantium, Jahath et Abdias de filiis Merari, Zacharias et Mosollam de filiis Caath, qui urgebant opus: omnes Levitæ scientes organis canere. Und sie taten alles getreulich. Über die Arbeiter aber waren Jahath und Abdias von den Söhnen Meraris, Zacharias und Mosollam von den Söhnen Kaaths gesetzt und trieben zur Arbeit an; sie waren alle Leviten, welche auf Instrumenten zu spielen verstanden. 2 Chronik 2Chr 14 34 13 Super eos vero, qui ad diversos usus onera portabant, erant scribæ, et magistri de Levitis janitores. Über die aber,⁹ welche zu verschiedenem Bedarfe Lasten trugen, waren die Schreiber und Aufseher und Türhüter aus den Leviten gesetzt. 2 Chronik 2Chr 14 34 13 9 Nach dem Hebr. scheint es zu heißen: Sie waren aber über die Lastträger und die Vorsteher aller Arbeiter für jeden Dienst gesetzt. Von den Leviten waren welche Schreiber und Aufseher und Türhüter. 2 Chronik 2Chr 14 34 14 Cumque efferrent pecuniam, quæ illata fuerat in templum Domini, reperit Helcias Sacerdos Librum legis Domini per manum Moysi. Als sie nun das Geld, welches man in den Tempel des Herrn gebracht hatte, herausnahmen, fand Helkias, der Priester, das Gesetzbuch des Herrn, das durch Moses gegeben war. 2 Chronik 2Chr 14 34 15 Et ait ad Saphan scribam: Librum legis inveni in domo Domini: et tradidit ei. Da sprach er zu Saphan, dem Schreiber: Ich habe das Gesetzbuch im Hause des Herrn gefunden, und gab es ihm. 2 Chronik 2Chr 14 34 16 At ille intulit volumen ad regem, et nuntiavit ei dicens: Omnia, quæ dedisti in manu servorum tuorum, ecce complentur. Dieser aber brachte das Buch zu dem Könige und berichtete ihm also: Alles, was du deinen Dienern aufgetragen hast, siehe, wird vollbracht. 2 Chronik 2Chr 14 34 17 Argentum, quod repertum est in domo Domini, conflaverunt: datumque est præfectis artificum, et diversa opera fabricantium. Sie haben das Geld, das man im Hause des Herrn gefunden, zusammengetan und es ist den Vorstehern über die Arbeiter und die verschiedenen Werkleute übergeben worden. 2 Chronik 2Chr 14 34 18 Præterea tradidit mihi Helcias sacerdos hunc librum. Quem cum rege præsente recitasset, Dazu hat mir Helkias, der Priester, dieses Buch gegeben. Als er nun vor dem Könige daraus las 2 Chronik 2Chr 14 34 19 Audissetque ille verba legis, scidit vestimenta sua: und dieser die Worte des Gesetzes hörte, zerriss er seine Kleider 2 Chronik 2Chr 14 34 2 Fecitque quod erat rectum in conspectu Domini, et ambulavit in viis David patris sui: non declinavit neque ad dextram, neque ad sinistram. Er tat, was vor dem Angesichte des Herrn recht war, und wandelte auf den Wegen seines Vaters David und wich nicht ab, weder zur Rechten, noch zur Linken. 2 Chronik 2Chr 14 34 20 Et præcepit Helciæ, et Ahicam filio Saphan, et Abdon filio Micha, Saphan quoque scribæ, et Asaæ servo regis, dicens: und er gebot Helkias und Ahikam, dem Sohne Saphans, und Abdon, dem Sohne Michas, und Saphan, dem Schreiber, und Asaa, dem Diener des Königs, also: 2 Chronik 2Chr 14 34 21 Ite, et orate Dominum pro me, et pro reliquiis Israel, et Juda, super universis sermonibus Libri istius, qui repertus est: magnus enim furor Domini stillavit super nos, eo quod non custodierint patres nostri verba Domini ut facerent omnia, quæ scripta sunt in isto volumine. Gehet hin und bittet¹⁰ den Herrn für mich und für die, welche in Israel und Juda übrig sind, wegen aller Worte dieses Buches, das aufgefunden worden ist; denn groß ist der Grimm des Herrn, der sich über uns ergossen hat, weil unsere Väter die Worte des Herrn nicht bewahrt haben, dass sie alles taten, was in diesem Buche geschrieben steht. 2 Chronik 2Chr 14 34 21 10 Hebr.: befraget. 2 Chronik 2Chr 14 34 22 Abiit ergo Helcias, et hi qui simul a rege missi fuerant, ad Oldam prophetidem, uxorem Sellum filii Thecuath, filii Hasra custodis vestium: quæ habitabat in Jerusalem in Secunda: et locuti sunt ei verba, quæ supra narravimus. Da ging Helkias und die, welche zugleich vom Könige gesandt waren, zu der Prophetin Olda, dem Weibe Sellums, des Sohnes Thekuaths, des Sohnes Hasras, des Kleiderhüters, die in Jerusalem im andern Teile wohnte, und redeten zu ihr die Worte, welche wir oben erzählt haben. 2 Chronik 2Chr 14 34 23 At illa respondit eis: Hæc dicit Dominus Deus Israel: Dicite viro, qui misit vos ad me: Diese aber antwortete ihnen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Saget dem Manne, der euch zu mir gesendet hat: 2 Chronik 2Chr 14 34 24 Hæc dicit Dominus: Ecce ego inducam mala super locum istum, et super habitatores ejus, cunctaque maledicta, quæ scripta sunt in Libro hoc, quem legerunt coram rege Juda. So spricht der Herr: Siehe, ich werde über diesen Ort und über seine Bewohner das Unglück und alle Flüche kommen lassen, die in dem Buche, welches man vor dem Könige von Juda gelesen hat, geschrieben stehen; 2 Chronik 2Chr 14 34 25 Quia dereliquerunt me, et sacrificaverunt diis alienis, ut me ad iracundiam provocarent in cunctis operibus manuum suarum, idcirco stillabit furor meus super locum istum, et non exstinguetur. dafür, dass sie mich verlassen und fremden Göttern geopfert haben, so dass sie mich zum Zorne reizten durch alle Werke ihrer Hände, deswegen soll mein Grimm sich über diesen Ort ergießen und nicht erlöschen. 2 Chronik 2Chr 14 34 26 Ad regem autem Juda, qui misit vos pro Domino deprecando, sic loquimini: Hæc dicit Dominus Deus Israel: Quoniam audisti verba voluminis, Zu dem Könige von Juda aber, der euch gesandt hat, den Herrn zu bitten,¹¹ sprechet also: So spricht der Herr, der Gott Israels: Weil du auf die Worte des Buches gehört hast 2 Chronik 2Chr 14 34 26 11 Hebr.: befragen. 2 Chronik 2Chr 14 34 27 Atque emollitum est cor tuum, et humiliatus es in conspectu Dei super his, quæ dicta sunt contra locum hunc, et habitatores Jerusalem, reveritusque faciem meam, scidisti vestimenta tua, et flevisti coram me: ego quoque exaudivi te, dicit Dominus. und dein Herz sich erweicht hat und du dich vor dem Herrn gedemütigt hast, um der Dinge willen, welche gegen diesen Ort und die Bewohner von Jerusalem verkündet wurden, und weil du aus Ehrfurcht vor meinem Angesichte deine Kleider zerrissest und vor mir weintest, so habe auch ich dich erhört,¹² spricht der Herr. 2 Chronik 2Chr 14 34 27 12 Hebr.: auch ich Gehör geschenkt. 2 Chronik 2Chr 14 34 28 Jam enim colligam te ad patres tuos, et infereris in sepulcrum tuum in pace: nec videbunt oculi tui omne malum, quod ego inducturus sum super locum istum, et super habitatores ejus. Retulerunt itaque regi cuncta quæ dixerat. Denn ich werde dich bald zu deinen Vätern abrufen und du sollst in Frieden in dein Grab gebracht werden und deine Augen sollen all das Unglück nicht sehen müssen, welches ich über diesen Ort und über seine Bewohner kommen lassen will. Sie berichteten also dem König alles, was jene gesagt hatte. [2Kön 23,1] 2 Chronik 2Chr 14 34 29 At ille convocatis universis majoribus natu Juda et Jerusalem, Dieser aber rief alle Ältesten von Juda und Jerusalem zusammen 2 Chronik 2Chr 14 34 3 Octavo autem anno regni sui, cum adhuc esset puer, cpit quærere Deum patris sui David: et duodecimo anno postquam regnare cperat, mundavit Judam et Jerusalem ab excelsis, et lucis, simulacrisque et sculptilibus. Im achten Jahre seiner Herrschaft aber, da er noch sehr jung war, fing er an, den Gott seines Vaters David zu suchen, und im zwölften Jahre, nachdem er König geworden war, reinigte er Juda und Jerusalem von den Höhen und den Hainen und den Götzenbildern und geschnitzten Bildern.¹ 2 Chronik 2Chr 14 34 3 1 Hebr.: Schnitz- und Gussbilder. 2 Chronik 2Chr 14 34 30 Ascendit in domum Domini, unaque omnes viri Juda et habitatores Jerusalem, Sacerdotes et Levitæ, et cunctus populus a minimo usque ad maximum. Quibus audientibus in domo Domini, legit rex omnia verba voluminis: und ging in das Haus des Herrn hinauf, zugleich mit allen Männern von Juda und den Bewohnern von Jerusalem, den Priestern und den Leviten und dem ganzen Volke, vom Geringsten bis zum Größten. Und der König las im Hause des Herrn, vor den Ohren aller, alle Worte des Buches, 2 Chronik 2Chr 14 34 31 Et stans in tribunali suo, percussit fdus coram Domino ut ambularet post eum, et custodiret præcepta, et testimonia, et justificationes ejus in toto corde suo, et in tota anima sua, faceretque quæ scripta sunt in volumine illo, quod legerat: und er schloss, auf seinem Platze stehend, den Bund vor dem Herrn, dass er ihm nachwandeln und seine Gebote und Zeugnisse und Rechte von ganzem Herzen und aus ganzer Seele beobachten und tun wollte, was in diesem Buche, das er gelesen hatte, geschrieben war. 2 Chronik 2Chr 14 34 32 Adjuravit quoque super hoc omnes, qui reperti fuerant in Jerusalem, et Benjamin: et fecerunt habitatores Jerusalem juxta pactum Domini Dei patrum suorum. Auch nahm er darüber von allen, die sich in Jerusalem und in Benjamin¹³ fanden, einen Eidschwur, und die Bewohner Jerusalems taten dem Bunde des Herrn, des Gottes ihrer Väter, gemäß. 2 Chronik 2Chr 14 34 32 13 Im Reiche Juda. 2 Chronik 2Chr 14 34 33 Abstulit ergo Josias cunctas abominationes de universis regionibus filiorum Israel: et fecit omnes, qui residui erant in Israel, servire Domino Deo suo. Cunctis diebus ejus non recesserunt a Domino Deo patrum suorum. So schaffte Josias alle Greuel aus allen Gauen der Söhne Israels¹⁴ hinweg und machte, dass alle, die in Israel übrig waren, dem Herrn, ihrem Gott, dienten. So lange er lebte, fielen sie nicht von dem Herrn, dem Gotte ihrer Väter, ab.¹⁵ 2 Chronik 2Chr 14 34 33 14 Des Zehnstämmereiches. 2 Chronik 2Chr 14 34 33 15 Öffentlich. 2 Chronik 2Chr 14 34 4 Destruxeruntque coram eo aras Baalim: et simulacra, quæ superposita fuerant, demoliti sunt: lucos etiam, et sculptilia succidit atque comminuit: et super tumulos eorum, qui eis immolare consueverant, fragmenta dispersit. Und sie zerstörten vor seinen Augen die Altäre der Baale und zerbrachen die Bildsäulen,² welche auf denselben standen; auch hieb er die Haine³ um und zerbrach die geschnitzten Bilder⁴ und zerstreute die Trümmer über die Gräber derjenigen, die ihnen zu opfern pflegten. 2 Chronik 2Chr 14 34 4 2 Hebr.: Sonnensäulen. 2 Chronik 2Chr 14 34 4 3 Ascheren. 2 Chronik 2Chr 14 34 4 4 Wie Anm. 1. 2 Chronik 2Chr 14 34 5 Ossa præterea sacerdotum combussit in altaribus idolorum, mundavitque Judam et Jerusalem. Überdies verbrannte er die Gebeine der Priester⁵ auf den Altären der Götzen und reinigte so Juda und Jerusalem. 2 Chronik 2Chr 14 34 5 5 Der Götzenpriester. 2 Chronik 2Chr 14 34 6 Sed et in urbibus Manasse, et Ephraim, et Simeon, usque Nephthali cuncta subvertit. Aber auch in den Städten Manasses, Ephraims und Simeons, bis nach Nephthali hin, zerstörte er alles.⁶ 2 Chronik 2Chr 14 34 6 6 Hebr.: in ihren Trümmern ringsum. Die Spuren der Verwüstung durch Salmanasar und Sargon waren noch überall sichtbar. 2 Chronik 2Chr 14 34 7 Cumque altaria dissipasset, et lucos, et sculptilia contrivisset in frusta, cunctaque delubra demolitus esset de universa terra Israel, reversus est in Jerusalem. Und nachdem er die Altäre niedergerissen, die Haine⁷ vernichtet und die geschnitzten Bilder in Stücke zerschlagen und alle Götzenhäuser⁸ im ganzen Lande Israel zerstört hatte, kehrte er nach Jerusalem zurück. 2 Chronik 2Chr 14 34 7 7 Die Ascheren. 2 Chronik 2Chr 14 34 7 8 Hebr.: Sonnensäulen. 2 Chronik 2Chr 14 34 8 Igitur anno octavodecimo regni sui, mundata jam terra, et templo Domini, misit Saphan filium Eseliæ, et Maasiam principem civitatis, et Joha filium Joachaz a commentariis, ut instaurarent domum Domini Dei sui. Im achtzehnten Jahre seiner Herrschaft aber, als das Land und der Tempel des Herrn schon gereinigt war, sandte er Saphan, den Sohn Eselias, Maasias, den Obersten der Stadt, und Joha, den Sohn des Joachaz, den Kanzler, um das Haus des Herrn, seines Gottes, wiederherzustellen. 2 Chronik 2Chr 14 34 9 Qui venerunt ad Helciam Sacerdotem magnum: acceptamque ab eo pecuniam, quæ illata fuerat in domum Domini, et quam congregaverant Levitæ, et janitores de Manasse, et Ephraim, et universis reliquiis Israel, ab omni quoque Juda, et Benjamin, et habitatoribus Jerusalem. Diese kamen zu dem Hohenpriester Helkias und empfingen von ihm das Geld, welches in das Haus des Herrn gebracht worden war und das die Leviten und die Türhüter von Manasse und Ephraim und allen, die in Israel übriggeblieben waren und von ganz Juda und Benjamin und den Bewohnern von Jerusalem gesammelt hatten, 2 Chronik 2Chr 14 0 1 C. Feierliche Begehung des Osterfestes nach dem Gesetze. (V. 19) D. In einem unglücklichen Kampfe gegen Nechao, den König von Ägypten, wird Josias getötet (V. 24), beklagt von Jeremias und dem ganzen Volke. 2 Chronik 2Chr 14 35 1 Fecit autem Josias in Jerusalem Phase Domino, quod immolatum est quartadecima die mensis primi: Josias aber hielt in Jerusalem dem Herrn das Phase und es ward am vierzehnten Tage des ersten Monats geschlachtet.¹ [2Kön 23,21] 2 Chronik 2Chr 14 35 1 1 Also zur richtigen Zeit. 2 Chronik 2Chr 14 35 10 Præparatumque est ministerium, et steterunt Sacerdotes in officio suo: Levitæ quoque in turmis, juxta regis imperium. Und der Dienst ward eingerichtet und die Priester standen an ihrer Stelle und die Leviten nach ihren Abteilungen, dem Befehle des Königs gemäß. 2 Chronik 2Chr 14 35 11 Et immolatum est Phase: asperseruntque Sacerdotes manu sua sanguinem, et Levitæ detraxerunt pelles holocaustorum: Alsdann ward das Phase geopfert, die Priester sprengten mit ihrer Hand das Blut, während die Leviten den Brandopfern die Haut abzogen; 2 Chronik 2Chr 14 35 12 Et separaverunt ea ut darent per domos et familias singulorum, et offerrentur Domino, sicut scriptum est in Libro Moysi: de bobus quoque fecerunt similiter. und sie schieden die Brandopfer⁹ aus, um sie nach den Stammhäusern und Geschlechtern zu verteilen und dem Herrn darzubringen, wie im Buche Moses geschrieben steht;¹⁰ ebenso taten sie mit den Rindern. 2 Chronik 2Chr 14 35 12 9 Die zu verbrennenden Bestandteile der Opfer. 2 Chronik 2Chr 14 35 12 10 Jede Klasse der Laienvaterhäuser brachte die Verbrennungsteile der Osterlämmer dem Priester an den Altar. 2 Chronik 2Chr 14 35 13 Et assaverunt Phase super ignem, juxta quod in lege scriptum est: pacificas vero hostias coxerunt in lebetibus, et cacabis, et ollis, et festinato distribuerunt universæ plebi: Und sie brieten das Phase am Feuer, wie es im Gesetze vorgeschrieben ist; die Friedopfer aber kochten sie in Pfannen und Kesseln und Töpfen und verteilten sie eilends unter das ganze Volk. 2 Chronik 2Chr 14 35 14 Sibi autem, et Sacerdotibus postea paraverunt: nam in oblatione holocaustorum et adipum usque ad noctem Sacerdotes fuerunt occupati: unde Levitæ sibi, et Sacerdotibus filiis Aaron paraverunt novissimis. Darnach¹¹ bereiteten sie für sich und für die Priester, denn die Priester waren mit der Darbringung der Brandopfer und der Fettstücke bis in die Nacht hinein beschäftigt, deshalb bereiteten die Leviten für sich und die Priester, die Söhne Aarons, zuletzt. 2 Chronik 2Chr 14 35 14 11 Nachdem das Phase für die Laien bereitet war. 2 Chronik 2Chr 14 35 15 Porro cantores filii Asaph stabant in ordine suo, juxta præceptum David, et Asaph, et Heman, et Idithun prophetarum regis: janitores vero per portas singulas observabant, ita ut nec puncto quidem discederent a ministerio: quam ob rem et fratres eorum Levitæ paraverunt eis cibos. Auch die Sänger, die Söhne Asaphs, standen in ihrer Ordnung¹² nach dem Gebote Davids und Asaphs und Hemans und Idithuns, der Propheten¹³ des Königs; und die Türhüter hielten Hut an allen Toren, so dass sie nicht einen Augenblick von ihrem Dienste abließen, weswegen ihnen auch ihre Brüder, die Leviten, Speise bereiteten. 2 Chronik 2Chr 14 35 15 12 Taten ihren Dienst. 2 Chronik 2Chr 14 35 15 13 Hebr.: des Propheten. 2 Chronik 2Chr 14 35 16 Omnis igitur cultura Domini rite completa est in die illa ut facerent Phase, et offerrent holocausta super altare Domini, juxta præceptum regis Josiæ. So ward der ganze Dienst des Herrn an jenem Tage¹⁴ nach der Vorschrift verrichtet, um das Phase zu halten und die Brandopfer auf dem Altare des Herrn darzubringen, dem Befehle des Josias gemäß. 2 Chronik 2Chr 14 35 16 14 Am 14. Nisan, dem Anfangs-, und dem 15. Nisan, dem Haupttage des Festes. Doch wurden die vielen Opfer nicht an diesem einzigen Tage dargebracht. 2 Chronik 2Chr 14 35 17 Feceruntque filii Israel, qui reperti fuerant ibi, Phase in tempore illo, et solemnitatem azymorum septem diebus. Auch die Söhne Israels, welche sich daselbst befanden, hielten das Phase in dieser Zeit und das Fest der ungesäuerten Brote sieben Tage lang. 2 Chronik 2Chr 14 35 18 Non fuit Phase simile huic in Israel a diebus Samuelis prophetæ: sed nec quisquam de cunctis regibus Israel fecit Phase sicut Josias, Sacerdotibus, et Levitis, et omni Judæ, et Israel qui repertus fuerat, et habitantibus in Jerusalem. Ein solches Phase, wie dieses, war in Israel seit den Tagen Samuels, des Propheten,¹⁵ nicht gehalten worden und keiner von allen Königen Israels hatte es gefeiert, wie Josias es den Priestern und den Leviten und ganz Juda und Israel, das sich dort befand,¹⁶ und den Bewohnern von Jerusalem veranstaltete. 2 Chronik 2Chr 14 35 18 15 Von den Tagen der Richter an; der letzte derselben wird genannt. 2 Chronik 2Chr 14 35 18 16 Als Gäste. 2 Chronik 2Chr 14 35 19 Octavodecimo anno regni Josiæ hoc Phase celebratum est. Im achtzehnten Jahre der Herrschaft Josias ward dieses Phase gefeiert. 2 Chronik 2Chr 14 35 2 Et constituit Sacerdotes in officiis suis, hortatusque est eos ut ministrarent in domo Domini. Auch bestellte er die Priester für ihre Obliegenheiten und ermunterte sie, den Dienst im Hause des Herrn zu verrichten. 2 Chronik 2Chr 14 35 20 Postquam instauraverat Josias templum, ascendit Nechao rex gypti ad pugnandum in Charcamis juxta Euphraten: et processit in occursum ejus Josias. Nachdem Josias den Tempel wiederhergestellt hatte, zog Nechao,¹⁷ der König von Ägypten, herauf, um gegen Charkamis am Euphrat¹⁸ zu kämpfen, und Josias zog ihm entgegen. [2Kön 23,29] 2 Chronik 2Chr 14 35 20 17 Wohl Nechao II. 2 Chronik 2Chr 14 35 20 18 Septuag. und [2Kön 23]: Gegen den König von Assur an dem Strome Euphrat. 2 Chronik 2Chr 14 35 21 At ille, missis ad eum nuntiis, ait: Quid mihi et tibi est rex Juda? Non adversum te hodie venio, sed contra aliam pugno domum, ad quam me Deus festinato ire præcepit: desine adversum Deum facere, qui mecum est, ne interficiat te. Jener aber sandte Boten an ihn und ließ ihm sagen: Was habe ich mit dir zu schaffen, König von Juda? Nicht gegen dich komme ich heute, sondern ich kämpfe gegen ein anderes Haus,¹⁹ gegen das mir Gott befohlen, eilig zu ziehen. Lass ab, gegen Gott zu handeln, der mit mir ist,²⁰ damit er dich nicht töte. 2 Chronik 2Chr 14 35 21 19 Hebr.: sondern gegen das Haus meines Kampfes. 2 Chronik 2Chr 14 35 21 20 Hebr.: Lass ab von dem Gotte, der mit mir ist, damit er dich nicht verderbe. 2 Chronik 2Chr 14 35 22 Noluit Josias reverti, sed præparavit contra eum bellum, nec acquievit sermonibus Nechao ex ore Dei: verum perrexit ut dimicaret in campo Mageddo. Josias aber wollte nicht zurückkehren, sondern schickte sich zum Kampfe mit ihm an und hörte nicht auf die Worte Nechaos aus dem Munde Gottes,²¹ sondern rückte aus, um im Felde von Mageddo den Kampf zu bestehen. [Sach 12,11] 2 Chronik 2Chr 14 35 22 21 Nechao sagt von der Gottheit, wohl von dem wahren Gott, dem Gotte Israels, dieser habe ihm Auftrag und Vollmacht erteilt. Der unglückliche Ausgang des Krieges war in der Tat Gottes Wille, und insofern hatte Nechao auch ohne Offenbarung eine richtige Warnung an Josias gerichtet. Nach dem hl. Hieronymus kannte Nechao die Weissagung des Jeremias, die ihm den Sieg über Charkamis verhieß. Ähnlich 3 Esdras 1. 2 Chronik 2Chr 14 35 23 Ibique vulneratus a sagittariis, dixit pueris suis: Educite me de prlio, quia oppido vulneratus sum. Dort ward er von den Schützen verwundet und sprach zu seinen Dienern: Führet mich aus dem Kampfe, denn ich bin schwer verwundet. 2 Chronik 2Chr 14 35 24 Qui transtulerunt eum de curru in alterum currum, qui sequebatur eum more regio, et asportaverunt eum in Jerusalem, mortuusque est, et sepultus in mausoleo patrum suorum: et universus Juda et Jerusalem luxerunt eum. Da trugen sie ihn von seinem Wagen auf den zweiten Wagen,²² der ihm nach Königsbrauch²³ gefolgt war, und brachten ihn nach Jerusalem; dort starb er und ward in der Grabstätte seiner Väter begraben und ganz Juda und Jerusalem betrauerten ihn, 2 Chronik 2Chr 14 35 24 22 Dieser war wohl leichter als der schwere Kriegswagen. 2 Chronik 2Chr 14 35 24 23 Zusatz der Vulgata. 2 Chronik 2Chr 14 35 25 Jeremias maxime: cujus omnes cantores atque cantatrices, usque in præsentem diem lamentationes super Josiam replicant, et quasi lex obtinuit in Israel: Ecce scriptum fertur in lamentationibus. am meisten Jeremias, dessen Klagelieder über Josias alle Sänger und Sängerinnen bis auf den gegenwärtigen Tag wiederholen, so dass es wie ein Gesetz in Israel ward:²⁴ Siehe, es steht in den Klageliedern²⁵ geschrieben. 2 Chronik 2Chr 14 35 25 24 Diese Klagestrophen auch bei anderen Gelegenheiten zu singen. 2 Chronik 2Chr 14 35 25 25 Diese Sammlung ist uns nicht erhalten. 2 Chronik 2Chr 14 35 26 Reliqua autem sermonum Josiæ et misericordiarum ejus: quæ lege præcepta sunt Domini: Was aber sonst von Josias zu sagen ist und von seinen Werken der Barmherzigkeit, wie solche im Gesetze des Herrn befohlen sind, 2 Chronik 2Chr 14 35 27 Opera quoque illius prima et novissima, scripta sunt in Libro regum Juda et Israel. und was er getan, das ist vom Anfang bis zum Ende im Buche der Könige von Juda und Israel beschrieben. 2 Chronik 2Chr 14 35 3 Levitis quoque, ad quorum eruditionem omnis Israel sanctificabatur Domino, locutus est: Ponite arcam in sanctuario templi, quod ædificavit Salomon filius David rex Israel, nequaquam enim eam ultra portabitis: nunc autem ministrate Domino Deo vestro, et populo ejus Israel. Und zu den Leviten, nach deren Unterweisung ganz Israel sich dem Herrn geheiligt hatte,² sprach er: Stellet die Lade in das Heiligtum des Tempels, welchen Salomon, der Sohn Davids, der König von Israel, erbaut hat,³ denn fortan sollt ihr sie nicht mehr tragen; jetzt aber dienet dem Herrn, eurem Gott, und seinem Volke Israel. 2 Chronik 2Chr 14 35 3 2 Hebr.: Und er sprach zu den Leviten, die ganz Israel unterwiesen und die Jahve geweiht waren. 2 Chronik 2Chr 14 35 3 3 Die Lade war unter Achaz, der Götzenbilder in den Tempel stellte, in das Haus des Mannes der Prophetin Holda gebracht worden. (Hier.) 2 Chronik 2Chr 14 35 4 Et præparate vos per domos, et cognationes vestras in divisionibus singulorum, sicut præcepit David rex Israel, et descripsit Salomon filius ejus. Rüstet euch nach euern Stammhäusern und Geschlechtern, nach den einzelnen Abteilungen, wie David, der König von Israel, geboten und sein Sohn Salomon das Verzeichnis aufgestellt hat. 2 Chronik 2Chr 14 35 5 Et ministrate in sanctuario per familias turmasque Leviticas, Und tuet Dienst im Heiligtum nach den Familien und Abteilungen der Leviten,⁴ 2 Chronik 2Chr 14 35 5 4 Hebr.: nach den Gruppen der Familien eurer Brüder, der Leute aus dem Volke, und zwar (für jede derselben) eine Abteilung von einer levitischen Familie. 2 Chronik 2Chr 14 35 6 Et sanctificati immolate Phase: fratres etiam vestros, ut possint juxta verba, quæ locutus est Dominus in manu Moysi facere, præparate. und heiliget euch und opfert das Phase; auch bereitet es für eure Brüder,⁵ dass sie nach den Worten, welche der Herr durch Moses gesprochen, tun können. 2 Chronik 2Chr 14 35 6 5 Die Leviten sollen die Osterlämmer schlachten, vergl. [2Chr 30,17], und waschen. 2 Chronik 2Chr 14 35 7 Dedit præterea Josias omni populo, qui ibi fuerat inventus in solemnitate Phase, agnos et hdos de gregibus, et reliqui pecoris triginta millia, boum quoque tria millia: hæc de regis universa substantia. Zudem gab⁶ Josias allem Volke, das sich daselbst zur Feier des Phase einfand, Lämmer und Böcklein aus der Herde und von sonstigem Kleinvieh dreißigtausend und dreitausend Rinder; dies alles war aus dem Besitze des Königs. 2 Chronik 2Chr 14 35 7 6 Zu Opferzwecken. 2 Chronik 2Chr 14 35 8 Duces quoque ejus, sponte quod voverant, obtulerunt, tam populo, quam Sacerdotibus et Levitis. Porro Helcias, et Zacharias, et Jahiel principes domus Domini, dederunt sacerdotibus ad faciendum Phase pecora commixtim duo millia sexcenta, et boves trecentos. Auch seine Fürsten gaben sowohl dem Volke, wie den Priestern und Leviten, was sie freiwillig gelobt hatten. Helkias ferner und Zacharias und Jahiel, die Fürsten im Hause des Herrn,⁷ gaben den Priestern, damit diese das Phase halten konnten, zweitausendsechshundert verschiedene Stücke Kleinvieh⁸ und dreihundert Rinder. 2 Chronik 2Chr 14 35 8 7 Wohl die beiden Höchstgestellten unter den Priestern nach dem Hohenpriester. 2 Chronik 2Chr 14 35 8 8 Lämmer und Ziegenböcke. 2 Chronik 2Chr 14 35 9 Chonenias autem, et Semeias, etiam Nathanael fratres ejus, necnon Hasabias, et Jehiel, et Jozabad principes Levitarum, dederunt ceteris Levitis ad celebrandum Phase quinque millia pecorum, et boves quingentos. Chonenias aber und Semejas und Nathanael, seine Brüder, wie auch Hasabias, Jehiel und Jozabad, die Obersten der Leviten, gaben den übrigen Leviten zur Feier des Phase fünftausend Stück Kleinvieh und fünfhundert Rinder. 2 Chronik 2Chr 14 0 1 3. Untergang des Reiches Juda unter den Söhnen des Josias. (Kap. 36) A. Der älteste Sohn des Josias, Joachaz, wird nach dreimonatlicher Regierung von Nechao nach Ägypten weggeführt. (V. 4) An seine Stelle tritt Joakim, der nach elfjähriger schlechter Regierung von Nabuchodonosor besiegt und nach Babylon weggeführt wird. (V. 8) B. Auf Joakim folgt dessen Sohn Joachin (Jechonias), der aber bereits ein Jahr später von den Chaldäern zugleich mit den kostbarsten Tempelschätzen nach Babylon weggeführt wird. (V. 10) Nabuchodonosor setzt Sedekias als König ein, der nicht nur wie seine Vorgänger schlecht regiert, sondern selbst mit seinem Volke Jeremias und andere von Gott gesandte Propheten verhöhnt. (V. 16) C. Deshalb sendet der Herr noch einmal den König der Chaldäer, der Jerusalem zerstört, den Tempel verbrennt und das noch übrige Volk nach Chaldäa wegführt, wo es 70 Jahre in der Gefangenschaft verbleibt. (V. 21) Schlusswort. Cyrus gestattet den Juden die Rückkehr nach Palästina. 2 Chronik 2Chr 14 36 1 Tulit ergo populus terræ Joachaz filium Josiæ, et constituit regem pro patre suo in Jerusalem. Hierauf nahm das Volk des Landes Joachaz,¹ den Sohn des Josias, und machte ihn an seines Vaters Statt zum Könige von Jerusalem. [2Kön 25,30] 2 Chronik 2Chr 14 36 1 1 Sallum [1Chr 3,15, Jer 22,11] Sie ziehen ihn seinem älteren Bruder vor, der sein Nachfolger wird. 2 Chronik 2Chr 14 36 10 Cumque anni circulus volveretur, misit Nabuchodonosor rex, qui adduxerunt eum in Babylonem, asportatis simul pretiosissimis vasis domus Domini: Regem vero constituit Sedeciam patruum ejus super Judam et Jerusalem: Als aber ein Jahr um war, sandte der König Nabuchodonosor⁸ hin und ließ ihn nach Babylon führen, indem er zugleich die kostbarsten Geräte des Hauses des Herrn dorthin brachte; zum Könige aber über Juda und Jerusalem setzte er Sedekias, seines Vaters Bruder, ein. [2Kön 24,15, Jer 37,1] 2 Chronik 2Chr 14 36 10 8 Dieses Jahr war das Todesjahr Jojakims, nach dessen Abfall Nabuchodonosor daran dachte, Judäa wieder zu unterwerfen. Er traf aber schon den Sohn des Abgefallenen auf dem Throne. 2 Chronik 2Chr 14 36 11 Viginti et unius anni erat Sedecias cum regnare cpisset, et undecim annis regnavit in Jerusalem. Einundzwanzig Jahre war Sedekias alt, als er König ward, und elf Jahre herrschte er in Jerusalem. 2 Chronik 2Chr 14 36 12 Fecitque malum in oculis Domini Dei sui, nec erubuit faciem Jeremiæ prophetæ, loquentis ad se ex ore Domini. Er tat, was in den Augen des Herrn, seines Gottes, böse war, und hatte keine Scheu vor dem Angesichte Jeremias, des Propheten, der aus dem Munde des Herrn⁹ zu ihm redete. 2 Chronik 2Chr 14 36 12 9 Im Auftrage Gottes. 2 Chronik 2Chr 14 36 13 A rege quoque Nabuchodonosor recessit, qui adjuraverat eum per Deum: et induravit cervicem suam et cor ut non reverteretur ad Dominum Deum Israel. Er fiel auch vom Könige Nabuchodonosor ab, der ihn bei Gott hatte schwören lassen, und er war halsstarrig und verhärtete sein Herz, so dass er nicht zu dem Herrn, dem Gott Israels, zurückkehrte. 2 Chronik 2Chr 14 36 14 Sed et universi principes sacerdotum, et populus, prævaricati sunt inique juxta universas abominationes gentium, et polluerunt domum Domini, quam sanctificaverat sibi in Jerusalem. Ebenso sündigten alle Obersten der Priester und das Volk schwer nach allen Greueln der Völker und verunreinigten das Haus des Herrn, welches er sich in Jerusalem geheiligt hatte. 2 Chronik 2Chr 14 36 15 Mittebat autem Dominus Deus patrum suorum ad illos per manum nuntiorum suorum de nocte consurgens, et quotidie commonens: eo quod parceret populo et habitaculo suo. Der Herr aber, der Gott ihrer Väter, sandte zu ihnen durch seine Boten, früh und fortwährend mahnend, weil er seines Volkes und seiner Wohnung schonte. 2 Chronik 2Chr 14 36 16 At illi subsannabant nuntios Dei, et parvipendebant sermones ejus, illudebantque prophetis, donec ascenderet furor Domini in populum ejus, et esset nulla curatio. Sie aber verhöhnten die Boten Gottes und verachteten ihre Worte und spotteten der Propheten, bis der Grimm des Herrn über sein Volk derart wuchs, dass keine Heilung mehr war. 2 Chronik 2Chr 14 36 17 Adduxit enim super eos regem Chaldæorum, et interfecit juvenes eorum gladio in domo sanctuarii sui, non est misertus adolescentis, et virginis, et senis, nec decrepiti quidem, sed omnes tradidit in manibus ejus. Denn er ließ den König der Chaldäer über sie kommen und tötete ihre Jünglinge im Hause seines Heiligtums mit dem Schwerte und verschonte nicht Jüngling, nicht Jungfrau, nicht des Greises, ja nicht des Hochbetagten, sondern gab sie alle in seine Hände. 2 Chronik 2Chr 14 36 18 Universaque vasa domus Domini tam majora, quam minora, et thesauros templi, et regis, et principum transtulit in Babylonem. Auch alle Gerätschaften des Hauses des Herrn, die großen wie die kleinen, sowie die Schätze des Tempels, des Königs und der Fürsten führte er nach Babylon. [2Kön 25,14.15] 2 Chronik 2Chr 14 36 19 Incenderunt hostes domum Dei, destruxeruntque murum Jerusalem, universas turres combusserunt, et quidquid pretiosum fuerat, demoliti sunt. Und die Feinde zündeten das Haus Gottes an, rissen die Mauer von Jerusalem nieder, verbrannten alle Türme und zerstörten alles, was wertvoll war. 2 Chronik 2Chr 14 36 2 Viginti trium annorum erat Joachaz, cum regnare cpisset, et tribus mensibus regnavit in Jerusalem. Dreiundzwanzig Jahre war Joachaz alt, als er König ward, und drei Monate herrschte er in Jerusalem. 2 Chronik 2Chr 14 36 20 Si quis evaserat gladium, ductus in Babylonem servivit regi et filiis ejus, donec imperaret rex Persarum, Wer dem Schwerte entrann, ward nach Babylon geführt, in die Knechtschaft des Königs und seiner Söhne,¹⁰ bis der König der Perser¹¹ zur Herrschaft kam, 2 Chronik 2Chr 14 36 20 10 [Jer 27,7] 2 Chronik 2Chr 14 36 20 11 Cyrus. 2 Chronik 2Chr 14 36 21 Et compleretur sermo Domini ex ore Jeremiæ, et celebraret terra sabbata sua: cunctis enim diebus desolationis egit sabbatum usque dum complerentur septuaginta anni. und der Ausspruch des Herrn aus dem Munde des Jeremias¹² erfüllt wurde, und das Land seine Sabbate gefeiert hatte; denn die ganze Zeit, die es verwüstet lag, hielt es Sabbat, bis siebzig Jahre voll waren. 2 Chronik 2Chr 14 36 21 12 Jeremias spricht [2Chr 25,11] und [2Chr 29,10] von 70 Jahren Verödung (Sabbatsruhe) für Juda und Knechtschaft unter Babel, aber der Verfasser bringt [Lev 26,34.35] in zweckentspechende Verbindung mit der Strafe, deren Ursache er aufweist 2 Chronik 2Chr 14 36 22 Anno autem primo Cyri regis Persarum ad explendum sermonem Domini, quem locutus fuerat per os Jeremiæ, suscitavit Dominus spiritum Cyri regis Persarum: qui jussit prædicari in universo regno suo, etiam per scripturam, dicens: Im ersten Jahre des Cyrus aber, des Königs der Perser,¹³ erweckte der Herr, um das Wort des Herrn zu erfüllen, das er durch den Mund des Jeremias geredet hatte, den Geist des Cyrus, des Königs von Persien, dass er in seinem ganzen Reiche ausrufen und auch durch Schrift bekannt machen ließ: [Esra 1,1, Esra 6,3, Jer 25,12, Jer 29,10] 2 Chronik 2Chr 14 36 22 13 Cyrus reagierte über das medopersische Reich von 558 529. Die babylonische Gefangenschaft dauerte von 606 536. 2 Chronik 2Chr 14 36 23 Hæc dicit Cyrus rex Persarum: Omnia regna terræ dedit mihi Dominus Deus cli, et ipse præcepit mihi ut ædificarem ei domum in Jerusalem, quæ est in Judæa: quis ex vobis est in omni populo ejus? Sit Dominus Deus suus cum eo, et ascendat. So spricht Cyrus, der König der Perser: Alle Reiche der Erde hat mir der Herr, der Gott des Himmels, gegeben und er hat mir befohlen, ihm ein Haus in Jerusalem, das in Judäa ist, zu bauen. Wer ist unter euch von seinem ganzen Volke? Der Herr sein Gott sei mit ihm und er ziehe hin!¹⁴ 2 Chronik 2Chr 14 36 23 14 So endet der Verfasser mit einem Lichtblicke die Betrachtung der vorexilischen Geschichte. 2 Chronik 2Chr 14 36 3 Amovit autem eum rex gypti cum venisset in Jerusalem, et condemnavit terram centum talentis argenti, et talento auri. Der König von Ägypten aber setzte ihn ab, als er nach Jerusalem kam,² und belegte das Land mit einer Buße von hundert Talenten Silber und einem Talent Gold.³ 2 Chronik 2Chr 14 36 3 2 Drei Monate nach dem Tode Josias. 2 Chronik 2Chr 14 36 3 3 Septuag: 10 Talente. 2 Chronik 2Chr 14 36 4 Constituitque pro eo regem, Eliakim fratrem ejus, super Judam et Jerusalem: et vertit nomen ejus Joakim: ipsum vero Joachaz tulit secum, et abduxit in gyptum. An seiner Statt machte er seinen Bruder Eliakim zum Könige über Juda und Jerusalem und wandelte seinen Namen in Joakim, Joachaz aber nahm er mit sich und führte ihn nach Ägypten fort. 2 Chronik 2Chr 14 36 5 Viginti quinque annorum erat Joakim cum regnare cpisset, et undecim annis regnavit in Jerusalem: fecitque malum coram Domino Deo suo. Fünfundzwanzig Jahre war Joakim alt, als er König ward, und elf Jahre herrschte er in Jerusalem; er tat, was vor dem Herrn, seinem Gott, böse war. 2 Chronik 2Chr 14 36 6 Contra hunc ascendit Nabuchodonosor rex Chaldæorum, et vinctum catenis duxit in Babylonem. Gegen ihn zog Nabuchodonosor,⁴ der König der Chaldäer, heran, warf ihn in Ketten und führte ihn nach Babylon. 2 Chronik 2Chr 14 36 6 4 Nabu-kudurri-usur (Nebo, schirme die Krone). 2 Chronik 2Chr 14 36 7 Ad quam et vasa Domini transtulit, et posuit ea in templo suo. Dorthin brachte er auch die Geräte des Herrn und setzte sie in seinen Tempel.⁵ 2 Chronik 2Chr 14 36 7 5 Siehe [Dan 1,2, Esra 1,7] 2 Chronik 2Chr 14 36 8 Reliqua autem verborum Joakim, et abominationum ejus, quas operatus est, et quæ inventa sunt in eo, continentur in Libro regum Juda et Israel. Regnavit autem Joachin filius ejus pro eo. Die übrige Geschichte Joakims aber und seine Greuel, die er verübt, und was an ihm erfunden ward, das ist im Buche der Könige von Juda und Israel enthalten. Sein Sohn Joachin⁶ aber ward König an seiner Statt. 2 Chronik 2Chr 14 36 8 6 Auch Jechonias genannt [Jer 22,24] 2 Chronik 2Chr 14 36 9 Octo annorum erat Joachin cum regnare cpisset, et tribus mensibus, ac decem diebus regnavit in Jerusalem, fecitque malum in conspectu Domini. Acht Jahre⁷ war Joachin alt, als er König ward, und drei Monate und zehn Tage herrschte er in Jerusalem; er tat, was vor dem Angesichte des Herrn böse war. 2 Chronik 2Chr 14 36 9 7 Nach [2Kön 24,8] wie Septuag und [Spr 18] Nehemia Neh 16 0 1 II. Die Wiederherstellung der Stadt Jerusalem und Erneuerung des Bundes mit Gott. (Kap. 1,1 Kap. 12,42) 1. Nehemias kehrt aus Babylon nach Jerusalem zurück und baut nach vielen und großen Schwierigkeiten die Mauern der Stadt wieder auf. (1,1 7,73) A. Im 20. Jahre Artaxerxes I. Langhand erlangt Nehemias die Erlaubnis, die Stadt wieder aufzubauen. (1,1 2,6) a. Nehemias, der Mundschenk des Königs Artaxerxes, hört von dem Elende der nach Jerusalem zurückgekehrten Juden und dass die Mauern der Stadt darniederliegen. (V. 3) Er fleht zu Gott im Gebete. Nehemia Neh 16 1 1 Verba Nehemiæ filii Helchiæ. Et factum est in mense Casleu, anno vigesimo, et ego eram in Susis castro. Worte des Nehemias,¹ des Sohnes Helchias.² Es geschah im Monate Kasleu,³ im zwanzigsten Jahr,⁴ dass ich zu Susan auf der Burg⁵ war. Nehemia Neh 16 1 1 1 Überschrift. Nehemia Neh 16 1 1 2 Nach Hier. und Euseb. gehörte Nehemias zum Stamme Juda. Nach V. 11 war er Mundschenk des persischen Königs. Nehemia Neh 16 1 1 3 Etwa Dezember. Nehemia Neh 16 1 1 4 445 vor Chr. Etwa 13 Jahre nach den zuletzt erzählten Ereignissen. Nehemia Neh 16 1 1 5 Winterresidenz der persischen Könige. [Dan 8,2] Nehemia Neh 16 1 10 Et ipsi servi tui, et populus tuus: quos redemisti in fortitudine tua magna, et in manu tua valida. Sie sind ja deine Diener und dein Volk, die du durch deine große Kraft und deine mächtige Hand erlöst hast! Nehemia Neh 16 1 11 Obsecro Domine, sit auris tua attendens ad orationem servi tui, et ad orationem servorum tuorum, qui volunt timere nomen tuum: et dirige servum tuum hodie, et da ei misericordiam ante virum hunc: ego enim eram pincerna regis. Ich bitte dich, Herr! lass dein Ohr aufmerken auf das Gebet deines Dieners und auf das Gebet deiner Diener, welche deinen Namen fürchten wollen, und leite¹² deinen Diener heute und lass ihn Gnade finden vor diesem Manne.¹³ Ich war nämlich der Mundschenk des Königs. Nehemia Neh 16 1 11 12 Hebr.: Lass gelingen. Nehemia Neh 16 1 11 13 Vor dem Könige Artaxerxes. Nehemia Neh 16 1 2 Et venit Hanani unus de fratribus meis, ipse et viri ex Juda: et interrogavi eos de Judæis, qui remanserant, et supererant de captivitate, et Jerusalem. Da kam Hanani, einer von meinen Brüdern, mit Männern aus Juda und ich befragte sie über die Juden, die zurückgeblieben und aus der Gefangenschaft und aus Jerusalem übriggeblieben waren.⁶ Nehemia Neh 16 1 2 6 Hebr.: und über Jerusalem. Nehemia Neh 16 1 3 Et dixerunt mihi: Qui remanserunt, et relicti sunt de captivitate ibi in provincia, in afflictione magna sunt, et in opprobrio: et murus Jerusalem, dissipatus est, et portæ ejus combustæ sunt igni. Sie sprachen zu mir: Die zurückgeblieben und aus der Gefangenschaft daselbst im Lande übriggeblieben sind, sind in großem Elende und in Schmach; und die Mauer Jerusalems ist zerstört⁷ und seine Tore sind vom Feuer verzehrt. Nehemia Neh 16 1 3 7 Hebr.: Zerrissen. Wohl hatten die Juden angefangen, die Mauern herzustellen, aber die Samariter hatten ihnen mit Gewalt Einhalt geboten. [Esra 4,12.23] Nehemia Neh 16 1 4 Cumque audissem verba hujuscemodi, sedi, et flevi, et luxi diebus multis: jejunabam, et orabam ante faciem Dei cli. Als ich solche Worte vernahm, setzte ich mich nieder und weinte und trauerte viele Tage hindurch und fastete und betete vor dem Angesichte des Gottes des Himmels. Nehemia Neh 16 1 5 Et dixi: Quæso Domine Deus cli fortis, magne atque terribilis, qui custodis pactum et misericordiam cum his qui te diligunt, et custodiunt mandata tua: Und ich sprach: Ach, Herr! du starker Gott des Himmels, du großer und furchtbarer, der du Bund und Barmherzigkeit denen bewahrst, die dich lieben und deine Gebote halten, [Dan 9,4] Nehemia Neh 16 1 6 Fiant aures tuæ auscultantes, et oculi tui aperti ut audias orationem servi tui, quam ego oro coram te hodie nocte et die pro filiis Israel servis tuis: et confiteor pro peccatis filiorum Israel, quibus peccaverunt tibi: ego, et domus patris mei peccavimus, lass deine Ohren aufmerken und deine Augen offen sein, dass du auf das Gebet deines Dieners hörest, das ich dir jetzt Tag und Nacht für die Söhne Israels, deine Diener, darbringe; und ich bekenne die Sünden der Söhne Israels, mit denen sie⁸ gegen dich gefehlt haben; ich⁹ und das Haus meines Vaters, wir haben uns versündigt. Nehemia Neh 16 1 6 8 Hebr.: wir. Nehemia Neh 16 1 6 9 Hebr.: auch ich. Nehemia Neh 16 1 7 Vanitate seducti sumus, et non custodivimus mandatum tuum, et ceremonias, et judicia quæ præcepisti Moysi famulo tuo. Wir sind durch Eitelkeit verführt worden¹⁰ und haben deine Gebote und Satzungen und Rechte, welche du Moses, deinem Diener, gegeben, nicht beobachtet. Nehemia Neh 16 1 7 10 Hebr.: Gar übel haben wir gegen dich gehandelt. Nehemia Neh 16 1 8 Memento verbi, quod mandasti Moysi servo tuo, dicens: Cum transgressi fueritis, ego dispergam vos in populos: Gedenke des Wortes, welches du deinem Diener Moses geboten hast, da du sprachst: Wenn ihr euch versündigt, so werde ich euch unter die Völker zerstreuen; Nehemia Neh 16 1 9 Et si revertamini ad me, et custodiatis præcepta mea, et faciatis ea, etiamsi abducti fueritis ad extrema cli, inde congregabo vos, et reducam in locum, quem elegi ut habitaret nomen meum ibi. aber wenn ihr euch wieder zu mir bekehret und meine Gebote haltet und sie beobachtet, so werde ich, auch wenn ihr bis an das Ende des Himmels weggeführt wäret, euch von dorther sammeln und an den Ort zurückführen, welchen ich erwählt habe, meinen Namen daselbst wohnen zu lassen.¹¹ Nehemia Neh 16 1 9 11 Keine wörtliche Anführung, aber anklingend an [Dtn 30,1-5]. Nehemia Neh 16 0 1 b. Nehemias bittet den König um Erlaubnis, die Mauern Jerusalems wiederherstellen zu lassen, und erlangt dieselbe. (V. 6) B. Beginn des Mauerbaues. (2,7 3,31) a. Mit einem königlichen Erlasse versehen (V. 10), kommt Nehemias nach Jerusalem, überzeugt sich von dem Stande der Dinge (V. 15) und muntert die Juden auf, an die Wiederherstellung der Mauern zu gehen. (V. 18) Er weist den Hohn der Statthalter zurück. Nehemia Neh 16 2 1 Factum est autem in mense Nisan, anno vigesimo Artaxerxis regis: et vinum erat ante eum, et levavi vinum, et dedi regi: et eram quasi languidus ante faciem ejus. Es begab sich aber im Monat Nisan, im zwanzigsten Jahre¹ des Königs Artaxerxes, dass Wein vor ihm stand; und ich nahm den Wein und reichte ihn dem Könige, ich war aber beinahe ohnmächtig vor seinem Angesichte.² Nehemia Neh 16 2 1 1 Die Zählung richtet sich wohl hier nach der in Vorderasien üblichen Weise, das Jahr im Herbst zu beginnen. Nehemia Neh 16 2 1 2 Nach anderen: Ich war sonst nicht betrübt gewesen vor ihm. Nehemia Neh 16 2 10 Et audierunt Sanaballat Horonites, et Tobias servus Ammanites: et contristati sunt afflictione magna, quod venisset homo, qui quæreret prosperitatem filiorum Israel. Als dies Sanaballat, der Horoniter,⁸ und Tobias, der Knecht, der Ammaniter,⁹ hörten, war es ihnen ein großer Verdruss, dass ein Mann kam, das Wohl der Söhne Israels zu suchen.¹⁰ Nehemia Neh 16 2 10 8 Samballat (Assyr. Sinballit, sie schenkte das Leben) von Bethoron [2Chr 8,5], Haupt der Samariter. Nehemia Neh 16 2 10 9 Der Knecht des Perserkönigs in irgend einem Amte. Nehemia Neh 16 2 10 10 Sie fürchteten, Samaria möchte gegen Jerusalem zurückstehen. Nehemia Neh 16 2 11 Et veni Jerusalem, et eram ibi tribus diebus, Als ich nach Jerusalem gekommen war und daselbst drei Tage weilte, Nehemia Neh 16 2 12 Et surrexi nocte ego, et viri pauci mecum, et non indicavi cuiquam quid Deus dedisset in corde meo ut facerem in Jerusalem, et jumentum non erat mecum, nisi animal, cui sedebam. machte ich mich bei Nacht mit wenigen Männern auf, ohne jemand zu sagen, was Gott mir in das Herz gegeben hatte, in¹¹ Jerusalem zu tun; auch war kein Tier bei mir als das Tier, auf dem ich saß. Nehemia Neh 16 2 12 11 Hebr.: für. Nehemia Neh 16 2 13 Et egressus sum per portam vallis nocte, et ante fontem draconis, et ad portam stercoris, et considerabam murum Jerusalem dissipatum, et portas ejus consumptas igni. Und ich zog des Nachts durch das Taltor hinaus,¹² bei der Drachenquelle¹³ vorbei bis zum Misttore und betrachtete die zerstörte Mauer Jerusalems und ihre vom Feuer verzehrten Tore. Nehemia Neh 16 2 13 12 Das Taltor ist das westliche Tor der Stadt in der Gegend des heutigen Jaffatores. Das Misttor lag am Südwestrande von Sion. Nehemia Neh 16 2 13 13 In der Richtung nach der Drachenquelle. Diese lag versperrt. Nehemia Neh 16 2 14 Et transivi ad portam fontis, et ad aquæductum regis, et non erat locus jumento, cui sedebam, ut transiret. Hierauf zog ich weiter zum Quelltore¹⁴ und zur Wasserleitung des Königs; dort war für das Tier, auf dem ich saß, kein Raum, um durchzukommen.¹⁵ Nehemia Neh 16 2 14 14 Im Südosten der Stadt. Nehemia Neh 16 2 14 15 Der Weg war wohl durch Mauertrümmer versperrt. Nehemia Neh 16 2 15 Et ascendi per torrentem nocte, et considerabam murum, et reversus veni ad portam vallis, et redii. So zog ich denn nachts das Tal hinauf und betrachtete die Mauer und kehrte wieder um und kam zum Taltore und nach Hause zurück. Nehemia Neh 16 2 16 Magistratus autem nesciebant quo abiissem, aut quid ego facerem: sed et Judæis et sacerdotibus, et optimatibus, et magistratibus, et reliquis qui faciebant opus, usque ad id loci nihil indicaveram. Die Vorsteher aber wussten nicht, wohin ich gegangen war, oder was ich tun wollte, denn auch den Juden und Priestern und Vornehmen und Vorstehern und den übrigen, welche am Baue¹⁶ tätig waren, hatte ich bis dahin nichts mitgeteilt. Nehemia Neh 16 2 16 16 Am beabsichtigten Bau. Nehemia Neh 16 2 17 Et dixi eis: Vos nostis afflictionem in qua sumus; quia Jerusalem deserta est, et portæ ejus consumptæ sunt igni: venite, et ædificemus muros Jerusalem, et non simus ultra opprobrium. Da sprach ich zu ihnen: Ihr kennt das Elend, in dem wir uns befinden; denn Jerusalem liegt verwüstet und seine Tore sind vom Feuer verzehrt; kommet und lasset uns die Mauern Jerusalems aufbauen, dass wir nicht länger ein Gegenstand der Verhöhnung seien! Nehemia Neh 16 2 18 Et indicavi eis manum Dei mei, quod esset bona mecum, et verba regis, quæ locutus esset mihi, et ajo: Surgamus, et ædificemus. Et confortatæ sunt manus eorum in bono. Alsdann zeigte ich ihnen an, wie gütig die Hand meines Gottes über mir gewaltet, und die Worte des Königs, die er zu mir gesprochen, und sagte: Wir wollen uns aufmachen und bauen! So wurden ihre Hände zum Guten gestärkt. Nehemia Neh 16 2 19 Audierunt autem Sanaballat Horonites, et Tobias servus Ammanites, et Gosem Arabs, et subsannaverunt nos, et despexerunt, dixeruntque: Quæ est hæc res, quam facitis? Numquid contra regem vos rebellatis? Als aber Sanaballat, der Horoniter, und Tobias, der Knecht, der Ammaniter, und Gosem, der Araber,¹⁷ es hörten, spotteten sie unser und verachteten uns und sprachen: Was ist das, was ihr da tut? Wollt ihr euch gegen den König empören? Nehemia Neh 16 2 19 17 Zu den obengenannten Feinden kommt als dritter ein Araberhäuptling aus dem südlichen Palästina. Nehemia Neh 16 2 2 Dixitque mihi rex: Quare vultus tuus tristis est, cum te ægrotum non videam? Non est hoc frustra, sed malum nescio quod in corde tuo est. Et timui valde, ac nimis: Da sprach der König zu mir: Warum ist dein Angesicht traurig, während ich doch nicht sehe, dass du krank bist? Ohne Ursache ist dies nicht, sondern irgend ein Kummer ist in deinem Herzen. Da geriet ich in großen Schrecken Nehemia Neh 16 2 20 Et reddidi eis sermonem, dixique ad eos: Deus cli ipse nos juvat, et nos servi ejus sumus: surgamus, et ædificemus: vobis autem non est pars, et justitia, et memoria in Jerusalem. Da gab ich ihnen zur Antwort und sprach zu ihnen: Der Gott des Himmels hilft uns und wir sind seine Diener; wir wollen uns aufmachen und bauen, ihr aber habt keinen Anteil noch Anrecht noch Andenken¹⁸ in Jerusalem. Nehemia Neh 16 2 20 18 Bleibende Namen. Nehemia Neh 16 2 3 Et dixi regi: Rex in æternum vive: quare non mreat vultus meus, quia civitas domus sepulcrorum patris mei deserta est, et portæ ejus combustæ sunt igni? und sprach zu dem Könige: O König, mögest du immerdar leben!³ Wie sollte mein Angesicht nicht trauern, da die Stadt, wo das Grab meines Vaters⁴ ist, verwüstet liegt und ihre Tore vom Feuer verzehrt sind? Nehemia Neh 16 2 3 3 Vergl. [Dan 2,4, Dan 3,9]. Nehemia Neh 16 2 3 4 Hebr.: Meiner Väter. Nehemia Neh 16 2 4 Et ait mihi rex: Pro qua re postulas? Et oravi Deum cli, Der König sprach zu mir: Was begehrst du? Da betete ich zu dem Gott des Himmels Nehemia Neh 16 2 5 Et dixi ad regem: Si videtur regi bonum, et si placet servus tuus ante faciem tuam, ut mittas me in Judæam et civitatem sepulcri patris mei, et ædificabo eam. und sprach sodann zu dem Könige: Wenn es dem Könige gut scheint und dein Diener vor deinem Angesichte Wohlgefallen findet, so mögest du mich nach Judäa, in die Stadt, wo das Grab meines Vaters ist, senden, dass ich sie aufbaue. Nehemia Neh 16 2 6 Dixitque mihi rex, et regina quæ sedebat juxta eum: Usque ad quod tempus erit iter tuum, et quando reverteris? Et placuit ante vultum regis, et misit me: et constitui ei tempus. Da sprach der König und die Königin, die ihm zur Seite saß, zu mir: Bis wie lange wird deine Reise dauern und wann wirst du zurückkehren?⁵ Es war also dem Könige wohlgefällig, mich zu senden, und ich gab ihm eine Zeit an. Nehemia Neh 16 2 6 5 Die in Aussicht genommene Dauer wird nicht angegeben. Tatsächlich blieb Nehemias zwölf Jahre in Jerusalem. Nehemia Neh 16 2 7 Et dixi regi: Si regi videtur bonum, epistolas det mihi ad duces regionis trans Flumen, ut traducant me, donec veniam in Judæam: Und ich sprach zu dem Könige: Wenn es dem Könige gut scheint, so möge er mir Briefe an die Statthalter des Landes jenseits⁶ des Stromes geben, dass sie mich hinübergeleiten, bis ich nach Judäa komme, Nehemia Neh 16 2 7 6 Westlich. Nehemia Neh 16 2 8 Et epistolam ad Asaph custodem saltus regis, ut det mihi ligna, ut tegere possim portas turris domus, et muros civitatis, et domum, quam ingressus fuero. Et dedit mihi rex juxta manum Dei mei bonam mecum. und einen Brief an Asaph, den Aufseher des königlichen Waldes, dass er mir Holz gebe, um die Tore am Turme des Hauses⁷ und die Mauern der Stadt decken zu können, und für das Haus, in das ich ziehen werde. Und der König bewilligte es mir, da die Hand meines Gottes gnädig über mir waltete. Nehemia Neh 16 2 8 7 Zum Tore der Burg beim Tempel Baris, welche später von Herodes umgebaut und zu Ehren eines seiner Freunde Antonia genannt wurde. Nehemia Neh 16 2 9 Et veni ad duces regionis trans Flumen, dedique eis epistolas regis. Miserat autem rex mecum principes militum, et equites. So kam ich zu den Statthaltern des Landes jenseits des Stromes und gab ihnen die Schreiben des Königs. Der König hatte aber Befehlshaber des Heeres und Reiter mit mir geschickt. Nehemia Neh 16 0 1 b. Beschreibung der Wiederherstellung der Mauer: Namen der Mitwirkenden und Angabe ihres Anteils. Nehemia Neh 16 3 1 Et surrexit Eliasib sacerdos magnus, et fratres ejus sacerdotes, et ædificaverunt portam gregis: ipsi sanctificaverunt eam, et statuerunt valvas ejus, et usque ad turrim centum cubitorum sanctificaverunt eam: usque ad turrim Hananeel. Da machten sich Eliasib, der Hohepriester, und seine Brüder, die Priester, auf und bauten das Schaftor; sie weihten es¹ und setzten seine Torflügel ein² und sie weihten³ es bis zum Turme der hundert Ellen, bis zum Turme Hananeel. Nehemia Neh 16 3 1 1 Das Schaftor lag nahe dem Tempel, der Turm Ha-Mea etwa 100 Ellen entfernt. Nehemia Neh 16 3 1 2 Das Einsetzen der Tore ist hier proleptisch erwähnt, da jene von Anfang an die Verpflichtung dazu übernahmen. Nehemia Neh 16 3 1 3 Vorläufig. Die endgültige Weihe [Neh 12,27ff]. Nehemia Neh 16 3 10 Et juxta eum ædificavit Jedaia filius Haromaph contra domum suam: et juxta eum ædificavit Hattus filius Haseboniæ. Neben diesem baute Jedaja, der Sohn Haromaphs, seinem Hause gegenüber; neben diesem baute Hattus, der Sohn Hasebonias. Nehemia Neh 16 3 11 Mediam partem vici ædificavit Melchias filius Herem, et Hasub filius Phahath Moab, et turrim furnorum. Die Hälfte eines Stadtteiles baute Melchias der Sohn Herems, und Hasub, der Sohn Phahath-Moabs, und den Ofenturm.¹¹ Nehemia Neh 16 3 11 11 An der Nordwest-Ecke der Mauer. Nehemia Neh 16 3 12 Et juxta eum ædificavit Sellum filius Alohes princeps mediæ partis vici Jerusalem, ipse et filiæ ejus. Neben ihm baute Sellum, der Sohn Alohes, der Oberste der Hälfte eines Stadtteiles von Jerusalem, er und seine Töchter. Nehemia Neh 16 3 13 Et portam vallis ædificavit Hanun, et habitatores Zanoe: ipsi ædificaverunt eam, et statuerunt valvas ejus, et seras, et vectes, et mille cubitos in muro usque ad portam sterquilinii. Das Taltor bauten Hanun und die Einwohner von Zanoe,¹² diese bauten es und setzten seine Pforten und Schlösser und Riegel ein und bauten tausend Ellen an der Mauer bis zum Misttore.¹³ Nehemia Neh 16 3 13 12 Westlich von Jerusalem. Nehemia Neh 16 3 13 13 An der Südseite der Stadt. Nehemia Neh 16 3 14 Et portam sterquilinii ædificavit Melchias filius Rechab, princeps vici Bethacharam: ipse ædificavit eam, et statuit valvas ejus, et seras, et vectes. Das Misttor baute Melchias, der Sohn Rechabs, der Oberste des Bezirkes von Bethacharam; er baute es und setzte seine Pforten und Schlösser und Riegel ein. Nehemia Neh 16 3 15 Et portam fontis ædificavit Sellum filius Cholhoza, princeps pagi Maspha: ipse ædificavit eam, et texit, et statuit valvas ejus, et seras, et vectes, et muros piscinæ Siloe in hortum regis, et usque ad gradus, qui descendunt de Civitate David. Das Quelltor baute Sellum, der Sohn Cholhozas, der Oberste des Bezirkes von Maspha; er baute es und versah es mit Balken und setzte seine Pforten und Schlösser und Riegel ein, außerdem auch die Mauern am Teiche Siloe bei dem Garten des Königs bis an die Stufen, die von der Davidsstadt herabführen. Nehemia Neh 16 3 16 Post eum ædificavit Nehemias filius Azboc princeps dimidiæ partis vici Bethsur usque contra sepulcrum David et usque ad piscinam, quæ grandi opere constructa est, et usque ad domum fortium. Nach ihm baute Nehemias, der Sohn Azboks, der Oberste über die Hälfte des Bezirkes von Bethsur, bis gegen das Grab Davids und bis zu dem mit großer Mühe angelegten Teiche und bis an das Haus der Helden. Nehemia Neh 16 3 17 Post eum ædificaverunt Levitæ, Rehum filius Benni: post eum ædificavit Hasebias princeps dimidiæ partis vici Ceilæ in vico suo. Nach ihm bauten die Leviten:¹⁴ Rehum, der Sohn Bennis, nach diesem baute Hasebias, der Oberste über die Hälfte des Bezirkes von Keila¹⁵ in seinem Stadtteile.¹⁶ Nehemia Neh 16 3 17 14 Eine Abteilung von Leviten unter der Leitung Rehums. Nehemia Neh 16 3 17 15 Nordwestlich von Hebron. Die andere Hälfte von Keila folgte. Nehemia Neh 16 3 17 16 Hebr.: für seinen Bezirk. Nehemia Neh 16 3 18 Post eum ædificaverunt fratres eorum Bavai filius Enadad, princeps dimidiæ partis Ceilæ. Nach ihm bauten ihre Brüder: Bavai, der Sohn Enadads, der Oberste über die Hälfte des Bezirkes von Keila; Nehemia Neh 16 3 19 Et ædificavit juxta eum Azer filius Josue, princeps Maspha mensuram secundam, contra ascensum firmissimi anguli. und neben ihm baute Azer, der Sohn Josues, der Fürst von Maspha, ein zweites¹⁷ Stück bei der Anhöhe des festen Winkels.¹⁸ Nehemia Neh 16 3 19 17 Der erste ist vielleicht der V. 15 genannte. Nehemia Neh 16 3 19 18 Hebr.: von dem Aufgange zum Rüsthause zum Winkel. Nehemia Neh 16 3 2 Et juxta eum ædificaverunt viri Jericho: et juxta eum ædificavit Zachur filius Amri. Neben ihm bauten die Männer von Jericho und auf der andern Seite baute Zachur, der Sohn Amris. Nehemia Neh 16 3 20 Post eum in monte ædificavit Baruch filius Zachai mensuram secundam, ab angulo usque ad portam domus Eliasib sacerdotis magni. Nach ihm baute auf dem Berge Baruch, der Sohn Zachais, ein zweites Stück von dem Winkel bis zum Tore des Hauses des Hohenpriesters Eliasib. Nehemia Neh 16 3 21 Post eum ædificavit Merimuth filius Uriæ filii Haccus, mensuram secundam, a porta domus Eliasib, donec extenderetur domus Eliasib. Nach ihm baute Merimuth, der Sohn des Urias, des Sohnes Hakkus, das folgende¹⁹ Stück vom Tore des Hauses Eliasibs an, so weit sich das Haus Eliasibs erstreckte. Nehemia Neh 16 3 21 19 Das erste ist nicht angegeben. Nehemia Neh 16 3 22 Et post eum ædificaverunt sacerdotes viri de campestribus Jordanis. Und nach ihm bauten die Priester aus der Ebene des Jordan. Nehemia Neh 16 3 23 Post eum ædificavit Benjamin et Hasub contra domum suam: et post eum ædificavit Azarias filius Maasiæ filii Ananiæ contra domum suam. Darnach bauten Benjamin und Hasub, ihrem Hause gegenüber; und darnach baute Azarias, der Sohn Maasias, des Sohnes Ananias, seinem Hause gegenüber.²⁰ Nehemia Neh 16 3 23 20 Hebr.: neben seinem Hause. Nehemia Neh 16 3 24 Post eum ædificavit Bennui filius Henadad mensuram secundam, a domo Azariæ usque ad flexuram, et usque ad angulum. Nach ihm baute Bennui, der Sohn Henadads, ein weiteres Stück²¹ vom Hause Azarias an bis an den Winkel und bis an die Beugung. Nehemia Neh 16 3 24 21 Vergl. V. 18. Nehemia Neh 16 3 25 Phalel filius Ozi contra flexuram et turrim, quæ eminet de domo regis excelsa, id est, in atrio carceris: post eum Phadaia filius Pharos. Phalel, der Sohn Ozis, baute gegenüber dem Winkel und dem vom Königshause hervorragenden Turme, das ist am Kerkerhofe;²² nach ihm Phadaja, der Sohn Pharos. Nehemia Neh 16 3 25 22 Der Gefängnishof bildete einen Teil der Burg von Sion. Nehemia Neh 16 3 26 Nathinæi autem habitabant in Ophel usque contra portam aquarum ad orientem, et turrim, quæ prominebat. Die Nathinäer aber nahmen in Ophel²³ Wohnung bis an das Wassertor gegen Aufgang und bis an den Turm, der hervorsprang. Nehemia Neh 16 3 26 23 Siehe [2Chr 27,3]. Nehemia Neh 16 3 27 Post eum ædificaverunt Thecueni mensuram secundam a regione, a turre magna et eminente usque ad murum templi. Darnach bauten die Thekuiter ein zweites Stück²⁴ gegenüber, vom großen hervorspringenden Turme an bis zur Mauer des Tempels.²⁵ Nehemia Neh 16 3 27 24 Das erste V. 5. Nehemia Neh 16 3 27 25 Richtiger: bis an die Ophel-Mauer. Nehemia Neh 16 3 28 Sursum autem a porta equorum ædificaverunt sacerdotes, unusquisque contra domum suam. Vom Rosstore aufwärts bauten die Priester, ein jeder seinem Hause gegenüber. Nehemia Neh 16 3 29 Post eos ædificavit Sadoc filius Emmer contra domum suam. Et post eum ædificavit Semaia filius Secheniæ, custos portæ orientalis. Nach ihnen baute Sadok, der Sohn Emmers, seinem Hause gegenüber. Nach diesem baute Semaja, der Sohn Sechenias, der Hüter des Osttores. Nehemia Neh 16 3 3 Portam autem piscium ædificaverunt filii: Asnaa: ipsi texerunt eam, et statuerunt valvas ejus, et seras, et vectes. Et juxta eos ædificavit Marimuth filius Uriæ, filii Accus. Das Fischtor aber bauten die Söhne Asnaas, sie statteten es mit Balken aus und setzten seine Pforten und Schlösser und Riegel ein. Neben ihnen baute Marimuth, der Sohn Urias, des Sohnes Akkus. Nehemia Neh 16 3 30 Post eum ædificavit Hanania filius Selemiæ, et Hanun filius Seleph sextus, mensuram secundam: post eum ædificavit Mosollam filius Barachiæ, contra gazophylacium suum. Post eum ædificavit Melchias filius aurificis usque ad domum Nathinæorum, et scruta vendentium contra portam judicialem, et usque ad cnaculum anguli. Nach diesem baute Hanania, der Sohn Selemias, und Hanun, der sechste Sohn Selephs, das folgende Stück; nach ihm baute Mosollam, der Sohn Barachias, seinem Vorratshause²⁶ gegenüber. Nach diesem baute Melchias, der Sohn des Goldschmieds, bis zum Hause der Nathinäer und der Krämer, dem Gerichtstor gegenüber, und bis an das Eckgemach. Nehemia Neh 16 3 30 26 Gemache Nehemia Neh 16 3 31 Et inter cnaculum anguli in porta gregis ædificaverunt aurifices et negotiatores. Und zwischen dem Eckgemache und dem Schaftore bauten die Goldschmiede und die Händler. Nehemia Neh 16 3 4 Et juxta eum ædificavit Mosollam filius Barachiæ, filii Mesezebel: et juxta eos ædificavit Sadoc filius Baana: Neben ihm baute Mosollam, der Sohn Barachias, des Sohnes Mesezebels; neben diesen baute Sadok, der Sohn Baanas. Nehemia Neh 16 3 5 Et juxta eos ædificaverunt Thecueni: optimates autem eorum non supposuerunt colla sua in opere Domini sui. Neben ihnen bauten die Thekuiter,⁴ die Vornehmen unter ihnen aber boten ihre Nacken nicht zum Dienste für das Werk ihres Herrn. Nehemia Neh 16 3 5 4 Vergl. V. 27. Die Thekuiter werden [Esra 2] noch nicht genannt. Nehemia Neh 16 3 6 Et portam veterem ædificaverunt Joiada filius Phasea, et Mosollam filius Besodia: ipsi texerunt eam, et statuerunt valvas ejus, et seras, et vectes: Und das alte Tor⁵ bauten Jojada, der Sohn Phaseas, und Mosollam, der Sohn Besodias; sie versahen es mit Balken und setzten seine Pforten und Schlösser und Riegel ein. Nehemia Neh 16 3 6 5 Tor der Altstadt. Nehemia Neh 16 3 7 Et juxta eos ædificaverunt Meltias Gabaonites, et Jadon Meronathites, viri de Gabaon et Maspha, pro duce qui erat in regione trans Flumen. Neben ihnen bauten Meltias, der Gabaoniter, und Jadon, der Meronathiter, die Männer von Gabaon und Maspha für den Statthalter,⁶ welcher in der Landschaft jenseits des Flusses war. Nehemia Neh 16 3 7 6 Hebr.: vom Amtsstuhle (oder: in der Richtung nach dem A.) des Statthalters. Wenn dieser dem Pecha vorgesetzte Statthalter nach Jerusalem kam, hatte er in der Nähe der Nordmauer eine Stätte, wo er Gericht hielt. Nehemia Neh 16 3 8 Et juxta eum ædificavit Eziel filius Araia aurifex: et juxta eum ædificavit Ananias filius pigmentarii: et dimiserunt Jerusalem usque ad murum plateæ latioris. Neben diesem⁷ baute Eziel, der Sohn Arajas, der Goldschmied,⁸ und neben ihm baute Ananias, der Sohn des Salbenmischers; sie ließen Jerusalem bis zur Mauer an der breiten Straße.⁹ Nehemia Neh 16 3 8 7 Meltias Nehemia Neh 16 3 8 8 Die Goldschmiede (mit ihm). Nehemia Neh 16 3 8 9 Hebr.: bis zur breiten Mauer. Der Text ist nicht recht verständlich. Nehemia Neh 16 3 9 Et juxta eum ædificavit Raphaia filius Hur, princeps vici Jerusalem. Neben diesem baute Raphaja, der Sohn Hurs, der Oberste über einen Teil von Jerusalem.¹⁰ Nehemia Neh 16 3 9 10 Des Landbezirkes. Der andere Teil V. 12. Nehemia Neh 16 0 1 C. Nach glücklicher Überwindung mannigfacher Schwierigkeiten wird das Werk glücklich zu Ende geführt. (4,1 6,19) a. Anfangs verhöhnen die umliegenden Völkerschaften die Juden (V. 3), dann versuchen sie dieselben zu behindern (V. 8), doch Nehemias Wachsamkeit vereitelt ihre Anschläge. (V. 15) Die Juden setzen den Bau fort, mit der einen Hand arbeitend, mit der anderen das Schwert haltend. Nehemia Neh 16 4 1 Factum est autem, cum audisset Sanaballat quod ædificaremus murum, iratus est valde: et motus nimis subsannavit Judæos, Es begab sich aber, als Sanaballat hörte, dass wir die Mauer bauten, ergrimmte und zürnte er sehr und verhöhnte die Juden Nehemia Neh 16 4 10 Dixit autem Judas: Debilitata est fortitudo portantis, et humus nimia est, et nos non poterimus ædificare murum. Judas⁹ aber sprach: Die Kraft der Träger ist zu schwach¹⁰ und des Schuttes ist zu viel, wir werden die Mauer nicht aufzubauen vermögen. Nehemia Neh 16 4 10 9 Die ganze Gemeinde durch ihre Vertreter. Nehemia Neh 16 4 10 10 Wankt. Nehemia Neh 16 4 11 Et dixerunt hostes nostri: Nesciant et ignorent donec veniamus in medium eorum, et interficiamus eos, et cessare faciamus opus. Und unsere Feinde sprachen: Sie sollen es nicht merken noch wissen, bis wir mitten unter sie kommen und sie töten und der Arbeit ein Ende machen. Nehemia Neh 16 4 12 Factum est autem venientibus Judæis, qui habitabant juxta eos, et dicentibus nobis per decem vices ex omnibus locis quibus venerant ad nos, Es geschah aber, dass die Juden, welche ihnen zunächst wohnten, kamen und uns wohl zehnmal aus allen Orten, von denen sie zu uns kamen, Meldung machten. Nehemia Neh 16 4 13 Statui in loco post murum per circuitum populum in ordinem cum gladiis suis, et lanceis, et arcubus. Da stellte ich an einer Stelle hinter der Mauer ringsum das Volk in Ordnung mit ihren Schwertern und Spießen und Bogen auf. Nehemia Neh 16 4 14 Et perspexi atque surrexi: et ajo ad optimates et magistratus, et ad reliquam partem vulgi: Nolite timere a facie eorum. Domini magni et terribilis mementote, et pugnate pro fratribus vestris, filiis vestris, et filiabus vestris, et uxoribus vestris, et domibus vestris. Und ich musterte es und machte mich auf und sprach zu den Vornehmen und zu den Vorstehern und zu dem übrigen Volke: Fürchtet euch nicht vor ihrem Angesichte! Gedenket des Herrn, des großen und furchtbaren, und kämpfet für eure Brüder, eure Söhne und eure Töchter, eure Frauen und eure Häuser! Nehemia Neh 16 4 15 Factum est autem, cum audissent inimici nostri nuntiatum esse nobis, dissipavit Deus consilium eorum. Et reversi sumus omnes ad muros, unusquisque ad opus suum. Es begab sich aber, als unsere Feinde hörten, dass es uns kund geworden war, vereitelte Gott ihren Anschlag.¹¹ Und wir gingen alle wieder zur Mauer zurück, ein jeder an seine Arbeit. Nehemia Neh 16 4 15 11 Hebr.: und Gott ihren Plan vereitelt hatte, kehrten wir alle usw. Nehemia Neh 16 4 16 Et factum est a die illa, media pars juvenum eorum faciebat opus, et media parata erat ad bellum, et lanceæ, et scuta, et arcus, et loricæ, et principes post eos in omni domo Juda Von jenem Tage an geschah es, dass der eine Teil der Jünglinge arbeitete, der andere zum Kampfe gerüstet dastand mit Speeren und Schilden und Bogen und Panzern, und die Obersten standen hinter ihnen im ganzen Hause Juda.¹² Nehemia Neh 16 4 16 12 Standen hinter den Juden. Nehemia Neh 16 4 17 dificantium in muro, et portantium onera, et imponentium; una manu sua faciebat opus, et altera tenebat gladium: Sie mochten an der Mauer bauen oder Lasten tragen und aufladen, mit einer Hand verrichteten sie die Arbeit und mit der andern hielten sie das Schwert; Nehemia Neh 16 4 18 dificantium enim unusquisque gladio erat accinctus renes. Et ædificabant, et clangebant buccina juxta me. denn ein jeder von den Bauleuten war mit seinem Schwerte an den Lenden umgürtet.¹³ Und sie bauten, während man neben mir in die Posaune stieß.¹⁴ Nehemia Neh 16 4 18 13 Zwei Klassen von Arbeitern. Nehemia Neh 16 4 18 14 Hebr.: während der Posaunenbläser neben mir stand. Nehemia Neh 16 4 19 Et dixi ad optimates, et ad magistratus,, et ad reliquam partem vulgi: Opus grande est et latum, et nos separati sumus in muro procul alter ab altero: Da sprach ich zu den Vornehmen und zu den Vorstehern und zu dem Volke: Die Arbeit ist groß und ausgedehnt und wir sind auf der Mauer verteilt, einer von dem andern weit entfernt; Nehemia Neh 16 4 2 Et dixit coram fratribus suis, et frequentia Samaritanorum: Quid Judæi faciunt imbecilles? Num dimittent eos gentes? Num sacrificabunt, et complebunt in una die? Numquid ædificare poterunt lapides de acervis pulveris, qui combusti sunt? und sagte vor seinen Brüdern und vielen Samaritern: Was treiben die ohnmächtigen Juden? Werden die Völker sie etwa gewähren lassen? Werden sie opfern¹ und werden sie in einem Tage zu Ende kommen? Werden sie aus den Schutthaufen Steine zum Baue haben können,² obwohl diese verbrannt sind? Nehemia Neh 16 4 2 1 Sich durch Opfer die Gunst ihres Gottes gewinnen? Nehemia Neh 16 4 2 2 Hebr.: Werden sie aus den Schutthaufen heraus die Steine lebendig machen? Nehemia Neh 16 4 20 In loco quocumque audieritis clangorem tubæ, illuc concurrite ad nos: Deus noster pugnabit pro nobis. an welchem Orte immer ihr also den Schall der Posaune hört, dorthin eilet, euch mit uns zu vereinigen. Unser Gott wird für uns kämpfen. Nehemia Neh 16 4 21 Et nos ipsi faciamus opus: et media pars nostrum teneat lanceas ab ascensu auroræ donec egrediantur astra. Wir selbst wollen die Arbeit tun¹⁵ und die eine Hälfte von uns soll die Speere vom Aufgange der Morgenröte halten, bis die Sterne hervorkommen. Nehemia Neh 16 4 21 15 Hebr. besser: So arbeiteten wir an dem Bau. Nehemia Neh 16 4 22 In tempore quoque illo dixi populo: Unusquisque cum puero suo maneat in medio Jerusalem, et sint nobis vices per noctem, et diem, ad operandum. Auch sprach ich zu jener Zeit zu dem Volke: Ein jeder übernachte mit seinem Knechte innerhalb Jerusalems und so mögen sie bei Nacht als Wache helfen und am Tage bei der Arbeit. Nehemia Neh 16 4 23 Ego autem et fratres mei, et pueri mei, et custodes, qui erant post me, non deponebamus vestimenta nostra: unusquisque tantum nudabatur ad baptismum. Ich aber und meine Brüder und meine Knechte und die Wächter, die mir folgten, wir legten unsere Kleider nicht ab; keiner kleidete sich aus, außer zum Bade.¹⁶ Nehemia Neh 16 4 23 16 Andere anders. Nehemia Neh 16 4 3 Sed et Tobias Ammanites proximus ejus, ait: dificent: si ascenderit vulpes, transiliet murum eorum lapideum. Aber auch Tobias, der Ammaniter, der neben ihm stand, sprach: Lass sie nur bauen! Wenn ein Fuchs hinaufspringt, wird er ihre steinerne Mauer überspringen!³ Nehemia Neh 16 4 3 3 Hebr.: einreißen. Welchen Schutz also wird sie gegen Krieger zu bieten vermögen? Nehemia Neh 16 4 4 Audi Deus noster, quia facti sumus despectui: converte opprobrium super caput eorum, et da eos in despectionem in terra captivitatis. Höre, unser Gott! wir sind zum Spott geworden; wende die Schmach auf ihr Haupt zurück und übergib sie der Verachtung⁴ im Lande der Gefangenschaft.⁵ Nehemia Neh 16 4 4 4 Hebr.: der Plünderung. Nehemia Neh 16 4 4 5 Es ist der Standpunkt des Alten Bundes. Nehemia Neh 16 4 5 Ne operias iniquitatem eorum, et peccatum eorum coram facie tua non deleatur, quia irriserunt ædificantes. Decke ihre Schuld nicht zu und ihre Sünde werde nicht ausgetilgt vor deinem Angesichte, weil sie die Bauleute verhöhnt haben. Nehemia Neh 16 4 6 Itaque ædificavimus murum, et conjunximus totum usque ad partem dimidiam: et provocatum est cor populi ad operandum. So bauten wir die Mauer und schlossen die ganze Mauer bis zur Hälfte, und das Herz des Volkes ward zur Arbeit angeeifert. Nehemia Neh 16 4 7 Factum est autem, cum audisset Sanaballat, et Tobias, et Arabes, et Ammanitæ, et Azotii, quod obducta esset cicatrix muri Jerusalem, et quod cpissent interrupta concludi, irati sunt nimis. Es geschah aber, als Sanaballat und Tobias und die Araber und die Ammaniter⁶ und die Azotiter hörten, dass die Lücken an der Mauer von Jerusalem ausgefüllt seien und dass die Risse sich zu schließen begonnen, wurden sie sehr zornig. Nehemia Neh 16 4 7 6 Ammoniter. Nehemia Neh 16 4 8 Et congregati sunt omnes pariter ut venirent, et pugnarent contra Jerusalem, et molirentur insidias. Und sie versammelten sich⁷ alle zusammen, um herbeizukommen und gegen Jerusalem zu kämpfen und Nachstellungen zu bereiten.⁸ Nehemia Neh 16 4 8 7 Hebr.: sie verschworen sich, alle miteinander, herbeizukommen. Nehemia Neh 16 4 8 8 Hebr.: Verwirrung dort anzurichten. Nehemia Neh 16 4 9 Et oravimus Deum nostrum, et posuimus custodes super murum die ac nocte contra eos. Da beteten wir zu unserm Gott und stellten gegen sie Wachen auf die Mauer Tag und Nacht. Nehemia Neh 16 0 1 b. Ein zweites Hindernis erwächst aus dem Geize der Reichen, durch welchen die Armen zum Aufstande gereizt werden. (V. 5) Nehemias stillt denselben durch das Verbot allen Wuchers (V. 13) und gibt den Reichen das Vorbild der Barmherzigkeit gegen die Armen. Nehemia Neh 16 5 1 Et factus est clamor populi, et uxorum ejus magnus adversus fratres suos Judæos. Es erhob sich aber ein großes Geschrei seitens des Volkes und ihrer Frauen gegen ihre Brüder, die Juden. Nehemia Neh 16 5 10 Et ego, et fratres mei, et pueri mei commodavimus plurimis pecuniam et frumentum: non repetamus in commune istud, æs alienum concedamus, quod debetur nobis. Auch ich und meine Brüder und meine Knechte haben sehr vielen Geld und Getreide geliehen, lasset uns insgemein dies nicht zurückfordern, sondern die Schuld erlassen, die wir ausstehen haben.⁵ Nehemia Neh 16 5 10 5 Kapital und Zinsen? Nehemia Neh 16 5 11 Reddite eis hodie agros suos, et vineas suas, et oliveta sua, et domos suas: quin potius et centesimum pecuniæ, frumenti, vini et olei, quam exigere soletis ab eis, date pro illis. Gebet ihnen noch heute ihre Äcker, ihre Weinberge, ihre Ölgärten und ihre Häuser zurück;⁶ ja auch den Hundertsten vom Geld, Getreide, Wein und Öl,⁷ den ihr von ihnen zu fordern pflegt, gebet an ihrer Statt. Nehemia Neh 16 5 11 6 Die ihr als Pfand-Objekte in Beschlag genommen habt. Nehemia Neh 16 5 11 7 Sie forderten wohl monatliche Zinsen. Das Folgende hebr.: Wofür ihr ihre Gläubiger seid. Nehemia Neh 16 5 12 Et dixerunt: Reddemus, et ab eis nihil quæremus: sicque faciemus ut loqueris. Et vocavi Sacerdotes, et adjuravi eos, ut facerent juxta quod dixeram. Da sprachen sie: Wir wollen es zurückgeben und von ihnen nichts fordern und wollen tun, wie du sagst. Und ich berief die Priester und nahm ihnen einen Eid ab, dass sie dem gemäß tun würden, was ich ihnen gesagt hatte. Nehemia Neh 16 5 13 Insuper excussi sinum meum, et dixi: Sic excutiat Deus omnem virum, qui non compleverit verbum istud, de domo sua, et de laboribus suis: sic excutiatur, et vacuus fiat. Et dixit universa multitudo: Amen. Et laudaverunt Deum. Fecit ergo populus sicut erat dictum. Überdies schüttelte ich mein Kleid⁸ aus und sprach: So schüttle Gott einen jeden von seinem Hause und seinem Besitze aus, der dies Wort nicht erfüllt; so werde er ausgeschüttelt und werde leer! Da sprach die ganze Gemeinde: Amen! Und sie lobten Gott. Das Volk tat also, wie gesagt war. Nehemia Neh 16 5 13 8 Am Busen. Wer das Versprechen nicht hält, den soll Gott nicht mit seinen Getreuen in seinem Busen tragen und er soll verarmen. Nehemia Neh 16 5 14 A die autem illa, qua præceperat rex mihi ut essem dux in terra Juda, ab anno vigesimo usque ad annum trigesimum secundum Artaxerxis regis per annos duodecim, ego et fratres mei annonas, quæ ducibus debebantur, non comedimus. Von dem Tage an aber, da der König mir befohlen hatte, Statthalter im Lande Juda zu sein, vom zwanzigsten Jahre bis zum zweiunddreißigsten Jahre des Königs Artaxerxes, zwölf Jahre hindurch, verzehrte ich mit meinen Brüdern die Jahreseinkünfte nicht, welche dem Statthalter gebührten; Nehemia Neh 16 5 15 Duces autem primi, qui fuerant ante me, gravaverunt populum, et acceperunt ab eis in pane, et vino, et pecunia quotidie siclos quadraginta: sed et ministri eorum depresserunt populum. Ego autem non feci ita propter timorem Dei: denn die früheren Statthalter, die vor mir da waren, hatten das Volk belastet und von ihm, zu Brot und Wein, noch täglich⁹ vierzig Sekel Silber genommen, dazu hatten ihre Diener das Volk bedrückt. Ich aber tat dies nicht aus Furcht vor Gott, Nehemia Neh 16 5 15 9 Hebr.: Hernach. Sie nahmen vielleicht nicht Naturalien, sondern berechneten dieselben nachher mit 40 Sekeln. 40 Sekel sind etwa 100 Mark. Nehemia Neh 16 5 16 Quin potius in opere muri ædificavi, et agrum non emi, et omnes pueri mei congregati ad opus erant. vielmehr baute ich selbst an der Mauer mit und kaufte keinen Acker,¹⁰ und alle meine Knechte waren insgesamt bei der Arbeit. Nehemia Neh 16 5 16 10 Obwohl wir als Gläubiger solche leicht erwerben konnten. Nehemia Neh 16 5 17 Judæi quoque et magistratus centum quinquaginta viri, et qui veniebant ad nos de gentibus, quæ in circuitu nostro sunt, in mensa mea erant. Und die Juden, sowohl die Vorsteher, hundertundfünfzig an Zahl, als auch die, welche von den Völkern um uns her zu uns kamen, aßen an meinem Tische.¹¹ Nehemia Neh 16 5 17 11 Wurden auf meine Kosten genährt. Nehemia Neh 16 5 18 Parabatur autem mihi per dies singulos bos unus, arietes sex electi, exceptis volatilibus, et inter dies decem vina diversa, et alia multa tribuebam: insuper et annonas ducatus mei non quæsivi: valde enim attenuatus erat populus. Und man bereitete mir Tag für Tag einen Stier und sechs auserlesene Widder, außer dem Geflügel, und je innerhalb zehn Tagen gab ich verschiedenen Wein und vieles andere; und bei alledem forderte ich das Einkommen meiner Statthalterwürde nicht, denn das Volk war sehr verarmt.¹² Nehemia Neh 16 5 18 12 Hebr.: denn die Fronpflicht lastete schwer auf diesem Volke. Nehemia Neh 16 5 19 Memento mei Deus meus in bonum secundum omnia, quæ feci populo huic. Mein Gott! gedenke alles dessen, was ich diesem Volke getan, für mich zum Guten! Nehemia Neh 16 5 2 Et erant qui dicerent: Filii nostri, et filiæ nostræ multæ sunt nimis: accipiamus pro pretio eorum frumentum, et comedamus, et vivamus. Einige sagten: Unsere Söhne und unsere Töchter sind überaus zahlreich; wir wollen Getreide für ihren Wert nehmen,¹ dass wir zu essen haben und am Leben bleiben. Nehemia Neh 16 5 2 1 Vergl. [Ex 21,7]. Nehemia Neh 16 5 3 Et erant qui dicerent: Agros nostros, et vineas, et domos nostras apponamus, et accipiamus frumentum in fame. Andere sagten: Wir wollen unsere Äcker und Weinberge und unsere Häuser verpfänden, um Getreide in der Hungersnot zu bekommen. Nehemia Neh 16 5 4 Et alii dicebant: Mutuo sumamus pecunias in tributa regis, demusque agros nostros et vineas: Wieder andere sprachen: Wir wollen² Geld entlehnen zur Steuer für den König und unsere Äcker und Weinberge hingeben. Nehemia Neh 16 5 4 2 Nach dem Hebr.: Wir haben. Nehemia Neh 16 5 5 Et nunc sicut carnes fratrum nostrorum, sic carnes nostræ sunt: et sicut filii eorum, ita et filii nostri: ecce nos subjugamus filios nostros, et filias nostras in servitutem, et de filiabus nostris sunt famulæ, nec habemus unde possint redimi, et agros nostros et vineas nostras alii possident. Und nun, obgleich unser Fleisch wie unserer Brüder Fleisch ist und unsere Söhne wie ihre Söhne,³ sehet, so unterwerfen wir doch unsere Söhne und unsere Töchter der Dienstbarkeit, und es sind schon einige von unsern Töchtern leibeigene Mägde, ohne dass wir die Mittel haben, sie loszukaufen, und unsere Äcker und unsere Weinberge besitzen andere. Nehemia Neh 16 5 5 3 Wir sind ihnen gleich als Menschen wie als Juden, nach dem Rechte der Natur wie nach dem der Auserwählung. Nehemia Neh 16 5 6 Et iratus sum nimis cum audissem clamorem eorum secundum verba hæc: Da zürnte ich sehr, als ich ihr Geschrei und diese Reden hörte, Nehemia Neh 16 5 7 Cogitavitque cor meum mecum: et increpavi optimates et magistratus, et dixi eis: Usurasne singuli a fratribus vestris exigitis? Et congregavi adversum eos concionem magnam. und ich überlegte alles in meinem Herzen und schalt die Vornehmen und die Vorsteher und sprach zu ihnen: Ihr treibt Wucher, ein Bruder an dem andern? Und ich berief wider sie eine große Versammlung Nehemia Neh 16 5 8 Et dixi eis: Nos, ut scitis, redemimus fratres nostros Judæos, qui venditi fuerant gentibus secundum possibilitatem nostram: et vos igitur vendetis fratres vestros, et redimemus eos? Et siluerunt, nec invenerunt quid responderent. und sprach zu ihnen: Wir haben nach unserm Vermögen, wie ihr wisst, unsere Brüder, die Juden, losgekauft, die den Völkern verkauft waren; und ihr wollt nun eure Brüder verkaufen, dass wir sie loskaufen sollen?⁴ Da schwiegen sie und wussten nichts zu antworten. Nehemia Neh 16 5 8 4 Hebr.: dass sie an uns verkauft werden? Nehemia Neh 16 5 9 Dixique ad eos: Non est bona res, quam facitis: quare non in timore Dei nostri ambulatis, ne exprobretur nobis a gentibus inimicis nostris? Und ich sprach zu ihnen: Was ihr da tut, ist nicht gut. Warum wandelt ihr nicht in der Furcht unsers Gottes, damit uns nichts von den Völkern, unsern Feinden, vorgeworfen werde? Nehemia Neh 16 0 1 c. Die Feinde bereiteten Nehemias Nachstellungen und suchen ihn aus der Stadt zu locken (V. 9), selbst unter den Einwohnern stellen ihm einige im Einverständnisse mit den Feinden nach. (V. 14) d. Nehemias vereitelt alle Anschläge und vollendet in kurzer Zeit den Bau der Mauer trotz des freundschaftlichen Verhältnisses einiger vornehmer Juden zu dem Feinde. Nehemia Neh 16 6 1 Factum est autem, cum audisset Sanaballat, et Tobias, et Gossem Arabs, et ceteri inimici nostri, quod ædificassem ego murum, et non esset in ipso residua interruptio (usque ad tempus autem illud valvas non posueram in portis) Es begab sich aber, als Sanaballat und Tobias und Gossem, der Araber, und unsere übrigen Feinde hörten, dass ich die Mauer aufgebaut habe und dass keine Lücke mehr darin sei (doch hatte ich bis zu der Zeit die Pforten noch nicht in die Tore eingesetzt), Nehemia Neh 16 6 10 Et ingressus sum domum Semaiæ filii Dalaiæ filii Metabeel secreto. Qui ait: Tractemus nobiscum in domo Dei in medio templi, et claudamus portas ædis: quia venturi sunt ut interficiant te, et nocte venturi sunt ad occidendum te. Und ich ging⁶ heimlich in das⁷ Haus Semajas,⁸ des Sohnes Dalajas, des Sohnes Metabeels. Dieser sprach: Lass uns im Hause Gottes im Innern des Tempels zusammenkommen und die Türen des Gotteshauses schließen;⁹ denn man wird kommen, dich zu töten, und zwar wird man des Nachts kommen, dich zu ermorden. Nehemia Neh 16 6 10 6 Später. Nehemia Neh 16 6 10 7 Hebr.: und er war eingeschlossen. Er hatte sich wohl symbolisch eingeschlossen, um Nehemias anzudeuten, was dieser tun müsse. Nehemia Neh 16 6 10 8 Ein Semajas, Sohn Dalajas, kommt sonst nicht vor. Nehemia Neh 16 6 10 9 Das Betreten des Heiligtums wäre eine Gesetzesübertretung gewesen, da für Nichtpriester darauf der Tod stand. Nehemia Neh 16 6 11 Et dixi: Num quisquam similis mei fugit? Et quis ut ego ingredietur templum, et vivet? non ingrediar. Ich sprach: Flieht etwa ein Mann wie ich? Und wer meinesgleichen dürfte den Tempel betreten und am Leben bleiben? Ich werde denselben nicht betreten! Nehemia Neh 16 6 12 Et intellexi quod Deus non misisset eum, sed quasi vaticinans locutus esset ad me, et Tobias, et Sanaballat conduxissent eum. Und ich erkannte, dass Gott ihn nicht gesandt hatte, sondern dass er nur zu mir gesprochen, wie wenn er weissagte, und dass Tobias und Sanaballat ihn gedungen hatten. Nehemia Neh 16 6 13 Acceperat enim pretium, ut territus facerem, et peccarem, et haberent malum, quod exprobrarent mihi. Er hatte nämlich Geld angenommen, dass ich aus Furcht handeln oder sündigen sollte und sie etwas Böses hätten, das sie mir vorwerfen könnten. Nehemia Neh 16 6 14 Memento mei Domine pro Tobia et Sanaballat, juxta opera eorum talia: sed et Noadiæ prophetæ, et ceterorum prophetarum, qui terrebant me. Gedenke meiner, Herr! wegen Tobias und Sanaballats, nach diesen ihren Taten, und der Prophetin Noadia und der übrigen Propheten, die mich zu schrecken suchten. Nehemia Neh 16 6 15 Completus est autem murus vigesimo quinto die mensis Elul, quinquaginta duobus diebus. Die Mauer aber wurde fertig am fünfundzwanzigsten Tage des Monats Elul, nach zweiundfünfzig Tagen.¹⁰ Nehemia Neh 16 6 15 10 Die 52 Tage sind wohl auf die Vollendung der zweiten Hälfte der Mauer zu beziehen, da die erste bereits [Neh 4,6] als vollendet bezeichnet wird. Elul: Hälfte August und September. Nehemia Neh 16 6 16 Factum est ergo cum audissent omnes inimici nostri, ut timerent universæ gentes, quæ erant in circuitu nostro, et conciderent intra semetipsos, et scirent quod a Deo factum esset opus hoc. Als nun alle unsere Feinde dies hörten, geschah es, dass alle Völker rings um uns her in Furcht gerieten und verzagt wurden und erkannten, dass dieses Werk von Gott ausgeführt war. Nehemia Neh 16 6 17 Sed et in diebus illis multæ optimatum Judæorum epistolæ mittebantur ad Tobiam, et a Tobia veniebant ad eos. In diesen Tagen wurden auch viele Briefe von angesehenen Juden an Tobias gesendet und kamen von Tobias solche an sie; Nehemia Neh 16 6 18 Multi enim erant in Judæa habentes juramentum ejus, quia gener erat Secheniæ filii Area, et Johanan filius ejus acceperat filiam Mosollam filii Barachiæ: denn es waren viele in Judäa, die sich ihm durch einen Eidschwur zugesellt hatten, weil er der Tochtermann Sechenias', des Sohnes des Areas, war und sein Sohn Johanan die Tochter Mosollams, des Sohnes Barachias, zur Frau genommen hatte; Nehemia Neh 16 6 19 Sed et laudabant eum coram me, et verba mea nuntiabant ei: et Tobias mittebat epistolas ut terreret me. ja, sie lobten ihn sogar vor mir und hinterbrachten ihm meine Worte, und Tobias sandte Briefe, mir Furcht einzujagen. Nehemia Neh 16 6 2 Miserunt Sanaballat et Gossem ad me, dicentes: Veni, et percutiamus fdus pariter in viculis in Campo Ono. Ipsi autem cogitabant ut facerent mihi malum. sandten Sanaballat und Gossem zu mir und ließen sagen: Komm und lass uns in den Dörfern in der Ebene Ono¹ einen Bund miteinander schließen.² Sie dachten aber, mir Böses zu tun. Nehemia Neh 16 6 2 1 Ono lag etwa vier Stunden von Jassa entfernt. Nehemia Neh 16 6 2 2 Eine Zusammenkunft halten. Nehemia Neh 16 6 3 Misi ergo ad eos nuntios, dicens: Opus grande ego facio, et non possum descendere: ne forte negligatur cum venero, et descendero ad vos. Ich sandte also Boten zu ihnen und antwortete: Ich habe ein großes Werk zu vollbringen und kann nicht hinabkommen, damit es nicht etwa vernachlässigt werde, wenn ich gehe und zu euch hinabziehe. Nehemia Neh 16 6 4 Miserunt autem ad me secundum verbum hoc per quatuor vices: et respondi eis juxta sermonem priorem. Da sandten sie wohl viermal zu mir mit der gleichen Aufforderung, ich aber antwortete ihnen wie zuvor. Nehemia Neh 16 6 5 Et misit ad me Sanaballat juxta verbum prius quinta vice puerum suum, et epistolam habebat in manu sua scriptam hoc modo: Da sandte Sanaballat seine Diener zum fünften Male an mich mit dem früheren Ansinnen, der Diener hatte einen³ Brief, in dem geschrieben stand:⁴ Nehemia Neh 16 6 5 3 Hebr. offenen. Nehemia Neh 16 6 5 4 Da jeder in dem offenen Briefe die nachfolgende Anschuldigung lesen konnte, hoffte Sanaballat Nehemias zu einer Zusammenkunft sicher zu bewegen. Nehemia Neh 16 6 6 IN GENTIBUS auditum est, et Gossem dixit, quod tu et Judæi cogitetis rebellare, et propterea ædifices murum, et levare te velis super eos: regem: propter quam causam. Es geht das Gerücht unter den Völkern und Gossem sagt, dass ihr, du und die Juden, euch zu empören gedenkt und dass du darum die Mauer bauest und dich über sie zum Könige erheben wollest; deshalb Nehemia Neh 16 6 7 Et prophetas posueris, qui prædicent de te in Jerusalem, dicentes: Rex in Judæa est. Auditurus est rex verba hæc: idcirco nunc veni, ut ineamus consilium pariter. habest du auch Propheten bestellt, die von dir in Jerusalem ausrufen und sagen sollen: Es ist ein König in Judäa! Diese Reden werden dem Könige zu Ohren kommen; darum komm jetzt, dass wir mit einander eine Beratung halten. Nehemia Neh 16 6 8 Et misi ad eos, dicens: Non est factum secundum verba hæc, quæ tu loqueris: de corde enim tuo tu componis hæc. Doch ich sandte zu ihnen und ließ ihnen sagen: Nichts derartiges ist geschehen, wie du sagst, denn aus deinem Herzen erdichtest du dies. Nehemia Neh 16 6 9 Omnes enim hi terrebant nos, cogitantes quod cessarent manus nostræ ab opere, et quiesceremus. Quam ob causam magis confortavi manus meas: Diese alle nämlich suchten uns zu schrecken, indem sie dachten, unsere Hände würden von der Arbeit ablassen und wir würden einhalten. Darum stärkte ich meine Hände noch mehr.⁵ Nehemia Neh 16 6 9 5 Hebr.: Stärke (betete ich) meine Hände. Nehemia Neh 16 0 1 D. Vorbereitung der Schätzung der Einwohner. (Kap. 7) a. Nachdem Nehemias die Stadt befestigt, stellt er Torwächter und Hüter auf. (V. 3) b. Da die Stadt einen für die Einwohnerzahl zu großen Umfang hat, denkt er daran, andere in dieselbe aufzunehmen, nachdem er die Zahl der Bewohner festgestellt. Er findet das Verzeichnis der unter Zorobabel Zurückgekehrten. Nehemia Neh 16 7 1 Postquam autem ædificatus est murus, et posui valvas, et recensui janitores, et cantores, et Levitas: Nachdem nun die Mauer gebaut war, hängte ich die Tore ein und musterte die Türhüter und Sänger und Leviten [Sir 49,15] Nehemia Neh 16 7 10 Filii Area, sexcenti quinquaginta duo: die Söhne Areas: sechshundertzweiundfünfzig; Nehemia Neh 16 7 11 Filii Phahathmoab filiorum Josue et Joab, duo millia octingenti decem et octo: die Söhne Phahathmoabs von den Söhnen Josues und Joabs; zweitausendachthundertundachtzehn; Nehemia Neh 16 7 12 Filii lam, mille ducenti quinquaginta quatuor: die Söhne Älams: tausendzweihundertvierundfünfzig; Nehemia Neh 16 7 13 Filii Zethua, octingenti quadraginta quinque: die Söhne Zethuas: achthundertfünfundvierzig; Nehemia Neh 16 7 14 Filii Zachai, septingenti sexaginta: die Söhne Zachais: siebenhundertundsechzig; Nehemia Neh 16 7 15 Filii Bannui, sexcenti quadraginta octo: die Söhne Bannuis: sechshundertachtundvierzig; Nehemia Neh 16 7 16 Filii Bebai, sexcenti viginti octo: die Söhne Bebais: sechshundertachtundzwanzig; Nehemia Neh 16 7 17 Filii Azgad, duo millia trecenti viginti duo: die Söhne Azgads: zweitausenddreihundertzweiundzwanzig; Nehemia Neh 16 7 18 Filii Adonicam, sexcenti sexaginta septem: die Söhne Adonikams: sechshundertsiebenundsechzig; Nehemia Neh 16 7 19 Filii Beguai, duo millia sexaginta septem: die Söhne Beguais: zweitausendsiebenundsechzig; Nehemia Neh 16 7 2 Præcepi Hanani fratri meo, et Hananiæ principi domus de Jerusalem (ipse enim quasi vir verax et timens Deum plus ceteris videbatur) und befahl meinem Bruder Hanani und Hananias, dem Obersten des Hauses¹ in Jerusalem (denn dieser galt mehr als alle übrigen für wahrhaftig und gottesfürchtig,) Nehemia Neh 16 7 2 1 Die Leviten waren besonders zuverlässig. Nehemia Neh 16 7 20 Filii Adin, sexcenti quinquaginta quinque: die Söhne Adins: sechshundertfünfundfünfzig; Nehemia Neh 16 7 21 Filii Ater, filii Hezeciæ, nonaginta octo: die Söhne Aters, des Sohnes Hezekias': achtundneunzig; Nehemia Neh 16 7 22 Filii Hasem, trecenti viginti octo: die Söhne Hasems: dreihundertachtundzwanzig; Nehemia Neh 16 7 23 Filii Besai, trecenti viginti quatuor: die Söhne Besais: dreihundertvierundzwanzig; Nehemia Neh 16 7 24 Filii Hareph, centum duodecim: die Söhne Harephs: hundertundzwölf; Nehemia Neh 16 7 25 Filii Gabaon, nonaginta quinque: die Söhne von Gabaon: fünfundneunzig; Nehemia Neh 16 7 26 Filii Bethlehem, et Netupha, centum octoginta octo. die Söhne von Bethlehem und Netupha: hundertachtundachtzig; Nehemia Neh 16 7 27 Viri Anathoth, centum viginti octo. die Männer von Anathoth: hundertachtundzwanzig; Nehemia Neh 16 7 28 Viri Bethazmoth, quadraginta duo. die Männer von Bethazmoth: zweiundvierzig; Nehemia Neh 16 7 29 Viri Cariathiarim, Cephira, et Beroth, septingenti quadraginta tres. die Männer von Kariathiarim, Kephira und Beroth: siebenhundertdreiundvierzig; Nehemia Neh 16 7 3 Et dixi eis: Non aperiantur portæ Jerusalem usque ad calorem solis. Cumque adhuc assisterent, clausæ portæ sunt, et oppilatæ: et posui custodes de habitatoribus Jerusalem, singulos per vices suas, et unumquemque contra domum suam. und sprach zu ihnen: Die Tore² zu Jerusalem sollen nicht geöffnet werden, ehe die Sonne heiß scheint. Und während sie noch dabei standen,³ wurden die Tore verschlossen und verriegelt und ich stellte⁴ Wachen von den Bewohnern Jerusalems auf, einen jeden wie ihn die Reihe traf, und einen jeden seinem Hause gegenüber. Nehemia Neh 16 7 3 2 Der Burg. Nehemia Neh 16 7 3 3 Hebr. Befehl: und während sie noch dabei stehen, sollen usw. Nehemia Neh 16 7 3 4 Man stelle. Nehemia Neh 16 7 30 Viri Rama et Geba, sexcenti viginti unus. die Männer von Rama und Geba: sechshunderteinundzwanzig; Nehemia Neh 16 7 31 Viri Machmas, centum viginti duo. die Männer von Machmas: hundertzweiundzwanzig; Nehemia Neh 16 7 32 Viri Bethel et Hai, centum viginti tres. die Männer von Bethel und Hai: hundertdreiundzwanzig; Nehemia Neh 16 7 33 Viri Nebo alterius, quinquaginta duo. die Männer vom andern Nebo: zweiundfünfzig; Nehemia Neh 16 7 34 Viri lam alterius, mille ducenti, quinquaginta quatuor. die Männer von dem andern Älam: tausendzweihundertvierundfünfzig; Nehemia Neh 16 7 35 Filii Harem, trecenti viginti. die Söhne Harems: dreihundertundzwanzig; Nehemia Neh 16 7 36 Filii Jericho, trecenti quadraginta quinque. die Söhne von Jericho: dreihundertfünfundvierzig; Nehemia Neh 16 7 37 Filii Lod, Hadid et Ono, septingenti viginti unus. die Söhne von Lod, Hadid und Ono: siebenhunderteinundzwanzig; Nehemia Neh 16 7 38 Filii Senaa, tria millia nongenti triginta. die Söhne von Senaa: dreitausendneunhundertunddreißig. Nehemia Neh 16 7 39 Sacerdotes: Filii Idaia in domo Josue, nongenti septuaginta tres. Die Priester: Die Söhne Idajas im Hause Josues: neunhundertdreiundsiebzig; Nehemia Neh 16 7 4 Civitas autem erat lata nimis et grandis, et populus parvus in medio ejus, et non erant domus ædificatæ. Die Stadt aber war sehr weit ausgedehnt und groß und des Volkes wenig in ihr, und Häuser waren noch nicht gebaut. Nehemia Neh 16 7 40 Filii Emmer, mille quinquaginta duo. die Söhne Emmers: tausendzweiundfünfzig; Nehemia Neh 16 7 41 Filii Phashur, mille ducenti quadraginta septem. die Söhne Phashurs: tausendzweihundertsiebenundvierzig; Nehemia Neh 16 7 42 Filii Arem, mille decem et septem. Levitæ: die Söhne Arems: tausendundsiebzehn. Leviten: Nehemia Neh 16 7 43 Filii Josue et Cedmihel filiorum die Söhne Josues und Kedmihels, von den Söhnen Nehemia Neh 16 7 44 Oduiæ, septuaginta quatuor: Cantores: Odujas: vierundsiebzig. Sänger: Nehemia Neh 16 7 45 Filii Asaph, centum quadraginta octo. Die Söhne Asaphs: hundertachtundvierzig. Nehemia Neh 16 7 46 Janitores: filii Sellum, filii Ater, filii Telmon, filii Accub, filii Hatita, filii Sobai: centum triginta octo. Die Türhüter: Die Söhne Sellums, die Söhne Aters, die Söhne Telmons, die Söhne Akkubs, die Söhne Hatitas, die Söhne Sobais: hundertachtunddreißig. Nehemia Neh 16 7 47 Nathinæi: filii Soha, filii Hasupha, filii Tebbaoth, Die Nathinäer: die Söhne Sohas, die Söhne Hasuphas, die Söhne Tebbaoths, Nehemia Neh 16 7 48 Filii Ceros, filii Siaa, filii Phadon, filii Lebana, filii Hagaba, filii Selmai, die Söhne Keros, die Söhne Siaas, die Söhne Phadons, die Söhne Lebanas, die Söhne Hagabas, die Söhne Selmais, Nehemia Neh 16 7 49 Filii Hanan, filii Geddel, filii Gaher, die Söhne Hanans, die Söhne Geddels, die Söhne Gahers, Nehemia Neh 16 7 5 Deus autem dedit in corde meo, et congregavi optimates, et magistratus, et vulgus, ut recenserem eos: et inveni librum census eorum, qui ascenderant primum, et inventum est scriptum in eo. Da gab Gott mir in das Herz, die Angesehensten und die Vorsteher und das Volk zu versammeln, um sie aufzuzeichnen; und ich fand das Buch der Aufzeichnung derjenigen, welche zuerst heraufgekommen waren, und es fand sich darin also geschrieben: Nehemia Neh 16 7 50 Filii Raaia, filii Rasin, filii Necoda, die Söhne Raajas, die Söhne Rasins, die Söhne Nekodas, Nehemia Neh 16 7 51 Filii Gezem, filii Aza, filii Phasea, die Söhne Gezems, die Söhne Azas, die Söhne Phaseas, Nehemia Neh 16 7 52 Filii Besai, filii Munim, filii Nephussim, die Söhne Besais, die Söhne Munims, die Söhne Nephussims, Nehemia Neh 16 7 53 Filii Bacbuc, filii Hacupha, filii Harhur, die Söhne Bakbuks, die Söhne Hakuphas, die Söhne Harhurs, Nehemia Neh 16 7 54 Filii Besloth, filii Mahida, filii Harsa, die Söhne Besloths, die Söhne Mahidas, die Söhne Harsas, Nehemia Neh 16 7 55 Filii Bercos, filii Sisara, filii Thema, die Söhne Berkos', die Söhne Sisaras, die Söhne Themas, Nehemia Neh 16 7 56 Filii Nasia, filii Hatipha, die Söhne Nasias, die Söhne Hatiphas, Nehemia Neh 16 7 57 Filii servorum Salomonis, filii Sothai, filii Sophereth, filii Pharida, die Söhne der Knechte Salomons, die Söhne Sothais, die Söhne Sophereths, die Söhne Pharidas, Nehemia Neh 16 7 58 Filii Jahala, filii Darcon, filii Jeddel. die Söhne Jahalas, die Söhne Darkons, die Söhne Jeddels, Nehemia Neh 16 7 59 Filii Saphatia, filii Hatil, filii Phochereth, qui erat ortus ex Sabaim, filio Amon. die Söhne Saphatias, die Söhne Hatils, die Söhne Phochereths, der von Sabaim stammte, dem Sohne Amons. Nehemia Neh 16 7 6 Isti filii provinciæ, qui ascenderunt de captivitate migrantium, quos transtulerat Nabuchodonosor rex Babylonis, et reversi sunt in Jerusalem, et in Judæam, unusquisque in civitatem suam. Dies sind die Söhne des Landes aus der Gefangenschaft der Verbannten, welche Nabuchodonosor, der König von Babylon, weggeführt hatte und die nach Jerusalem und Judäa zurückgekehrt sind, ein jeder in seine Stadt. [Esra 2,1] Nehemia Neh 16 7 60 Omnes Nathinæi, et filii servorum Salomonis, trecenti nonaginta duo. Die Nathinäer und die Söhne der Knechte Salomons waren zusammen dreihundertzweiundneunzig. Nehemia Neh 16 7 61 Hi sunt autem, qui ascenderunt de Thelmela, Thelharsa, Cherub, Abdon, et Emmer: et non potuerunt indicare domum patrum suorum, et semen suum, utrum ex Israel essent. Diese aber sind es, welche von Thelmela, Thelharsa, Cherub, Abdon und Emmer herbeizogen, ohne das Haus ihrer Väter und ihre Abkunft angeben zu können, ob sie aus Israel seien: Nehemia Neh 16 7 62 Filii Dalaia, filii Tobia, filii Necoda, sexcenti quadraginta duo. die Söhne Dalajas, die Söhne Tobias, die Söhne Nekodas: sechshundertzweiundvierzig. Nehemia Neh 16 7 63 Et de Sacerdotibus, filii Habia, filii Accos, filii Berzellai, qui accepit de filiabus Berzellai Galaaditis uxorem: et vocatus est nomine eorum. Und von den Priestern: die Söhne Habias, die Söhne Akkos, die Söhne Berzellais, der von den Töchtern Berzellais, des Galaaditers, ein Weib nahm und nach dem Namen jener genannt ward. Nehemia Neh 16 7 64 Hi quæsierunt scripturam suam in censu, et non invenerunt: et ejecti sunt de sacerdotio. Diese suchten ihren Namen im Verzeichnisse, fanden ihn aber nicht und wurden von dem Priestertume ausgeschlossen. [Esra 2,62] Nehemia Neh 16 7 65 Dixitque Athersatha eis ut non manducarent de sanctis sanctorum, donec staret Sacerdos doctus et eruditus. Und der Athersatha verbot ihnen vom Allerheiligsten zu essen, bis ein Priester mit Weisheit und Kenntnis aufstehe. Nehemia Neh 16 7 66 Omnis multitudo quasi vir unus, quadraginta duo millia trecenti sexaginta, Die ganze Menge war wie ein Mann, zweiundvierzigtausend dreihundertundsechzig, Nehemia Neh 16 7 67 Absque servis et ancillis eorum, qui erant septem millia trecenti triginta septem, et inter eos cantores, et cantatrices, ducenti quadraginta quinque. ohne ihre Knechte und Mägde, deren es siebentausenddreihundertsiebenunddreißig gab, und unter denselben waren zweihundertfünfundvierzig Sänger und Sängerinnen. Nehemia Neh 16 7 68 Equi eorum, septingenti triginta sex: muli eorum, ducenti quadraginta quinque: Ihre Pferde waren siebenhundertsechsunddreißig, ihre Maultiere zweihundertfünfundvierzig, Nehemia Neh 16 7 69 Cameli eorum, quadringenti triginta quinque: asini, sex millia septingenti viginti. Hucusque refertur quid in commentario scriptum fuerit, exin Nehemiæ historia texitur. ihre Kamele vierhundertfünfunddreißig, Esel sechstausendsiebenhundertundzwanzig.⁵ Bis hierher wird berichtet, was in dem Verzeichnisse der Zählung geschrieben war; weiterhin wird nur die Geschichte Nehemias fortgesetzt. Nehemia Neh 16 7 69 5 V. 60 62 lauten wie [Esra 2,58]. Auch V. 63 69 stimmten mit [Esra 2,61-66] mit Ausnahme von V. 67. Nehemia Neh 16 7 7 Qui venerunt cum Zorobabel, Josue, Nehemias, Azarias, Raamias, Nahamani, Mardochæus, Belsam, Mespharath, Begoai, Nahum, Baana. Numerus virorum populi Israel: Die mit Zorobabel kamen, sind: Josue, Nehemias, Azarias, Raamias, Nahamani, Mardochäus, Belsam, Mespharath, Begoai, Nahum, Baana. Die Zahl der Männer aus dem Volke Israel: Nehemia Neh 16 7 70 Nonnulli autem de principibus familiarum dederunt in opus. Athersatha dedit in thesaurum auri drachmas mille, phialas quinquaginta, tunicas sacerdotales quingentas triginta. Aber einige von den Häuptern der Geschlechter trugen zum Baue bei.⁶ Der Athersatha⁷ gab für den Schatz tausend Goldstücke, fünfzig Schalen, fünfhundertunddreißig Priesterkleider⁸ Nehemia Neh 16 7 70 6 V. 70 72 sind Nachträge in der von Nehemias gefundenen Urkunde. Nehemia Neh 16 7 70 7 Der Statthalter, Zorobabel. Nehemia Neh 16 7 70 8 Auch die V. 70 73 standen noch als Nachtrag in der von Nehemias aufgefundenen Urkunde. Nehemia Neh 16 7 71 Et de principibus familiarum dederunt in thesaurum operis auri drachmas viginti millia, et argenti mnas duo millia ducentas. Und einige von den Häuptern der Geschlechter gaben zum Bauschatze zwanzigtausend Goldstücke und zweitausendzweihundert Minen Silber. Nehemia Neh 16 7 72 Et quod dedit reliquus populus, auri drachmas viginti millia, et argenti mnas duo millia, et tunicas sacerdotales sexaginta septem. Was das übrige Volk gab, betrug: zwanzigtausend Goldstücke und zweitausend Minen Silber und siebenundsechzig Priesterkleider.⁹ Nehemia Neh 16 7 72 9 Die Gaben V. 70, V. 72 betragen, da die gegebenen Golddariken nur 41000 Silberdariken (= Sekel 2Mark 50 Pfennig) Wert hatten, etwa 102500 Mark, mit den Minen Silbers 527500 Mark. Die Vulgata hat irrtümlich Drachmen für Dariken eingesetzt. Nehemia Neh 16 7 73 Habitaverunt autem Sacerdotes, et Levitæ, et janitores, et cantores, et reliquum vulgus, et Nathinæi, et omnis Israel in civitatibus suis. Die Priester aber, die Leviten, die Türhüter, die Sänger und das übrige Volk und die Nathinäer und ganz Israel wohnten in ihren Städten. Nehemia Neh 16 7 8 Filii Pharos, duo millia centum septuaginta duo: Die Söhne Pharos: zweitausendeinhundertzweiundsiebzig; Nehemia Neh 16 7 9 Filii Saphatia, trecenti septuaginta duo: Die Söhne Saphatias: dreihundertzweiundsiebzig; Nehemia Neh 16 0 1 2. Nehemias und Esdras erneuern den Bund und ordnen die religiösen und politischen Verhältnisse. (8,1 12,42) 1. Die religiöse Ordnung wird wieder hergestellt, der Bund mit Gott erneuert. (8,1 10,39) A. Auf den Wunsch des Volkes liest Esdras am Laubhüttenfest dem Volk bis zum Mittage aus dem Gesetze vor. (V. 8) Da alle trauern, mahnen sie Esdras und Nehemias, das Fest mit Freuden zu begehen. (V. 12) B. Am nächsten Tage vernehmen sie, dass Gott vorgeschrieben, sie sollen in Laubhütten wohnen, und gehen an die Ausführung der Vorschrift. Nehemia Neh 16 8 1 Et venerat mensis septimus: filii autem Israel erant in civitatibus suis. Congregatusque est omnis populus quasi vir unus ad plateam, quæ est ante portam aquarum: et dixerunt Esdræ scribæ ut afferret Librum legis Moysi, quam præceperat Dominus Israeli. Als nun der siebte Monat herankam, waren die Söhne Israels in ihren Städten. Da versammelte sich alles Volk wie ein Mann auf dem Platze vor dem Wassertore und sie sagten zu Esdras, dem Schriftgelehrten, er solle das Buch des Gesetzes Moses herbeibringen, das der Herr für Israel gegeben hatte.¹ Nehemia Neh 16 8 1 1 Vergl. [Esra 3,1]. Sie wollen den Neumondstag des siebenten Monats als Dankesfest begehen. Nehemia Neh 16 8 10 Et dixit eis: Ite, comedite pinguia et bibite mulsum, et mittite partes his, qui non præparaverunt sibi: quia sanctus dies Domini est, et nolite contristari: gaudium etenim Domini est fortitudo nostra. Dann sprach er zu ihnen: Gehet hin, esset Fettstücke und trinket süße Getränke und sendet denen, die nichts für sich vorrätig haben, Anteile,¹¹ denn der Tag ist dem Herrn geheiligt; und seid nicht traurig, denn die Freude im Herrn ist unsere Stärke. Nehemia Neh 16 8 10 11 Vergl. [Dtn 16,11.14]. Nehemia Neh 16 8 11 Levitæ autem silentium faciebant in omni populo, dicentes: Tacete, quia dies sanctus est, et nolite dolere. Die Leviten aber beruhigten das ganze Volk und sprachen: Seid stille! denn der Tag ist heilig, und seid nicht bekümmert. Nehemia Neh 16 8 12 Abiit itaque omnis populus ut comederet et biberet, et mitteret partes, et faceret lætitiam magnam: quia intellexerant verba, quæ docuerat eos. Da ging alles Volk hinweg, um zu essen und zu trinken und Anteile zu versenden und große Freude zu veranstalten, denn sie hatten die Worte verstanden, die er sie gelehrt hatte. Nehemia Neh 16 8 13 Et in die secundo congregati sunt principes familiarum universi populi, Sacerdotes et Levitæ ad Esdram scribam ut interpretaretur eis verba Legis. Am zweiten Tage versammelten sich die Häupter der Geschlechter des ganzen Volkes, die Priester und Leviten, bei Esdras, dem Schriftgelehrten, dass er ihnen die Worte des Gesetzes erklärte. Nehemia Neh 16 8 14 Et invenerunt scriptum in Lege præcepisse Dominum in manu Moysi ut habitent filii Israel in tabernaculis, in die solemni, mense septimo: Und sie fanden im Gesetze geschrieben, dass der Herr durch Moses befohlen habe, die Söhne Israels sollten an dem Feste im siebten Monate in Hütten wohnen¹² Nehemia Neh 16 8 14 12 [Lev 23,39-43, Dtn 16,13-15] Nehemia Neh 16 8 15 Et ut prædicent, et divulgent vocem in universis urbibus suis, et in Jerusalem, dicentes: Egredimini in montem et afferte frondes olivæ, et frondes ligni pulcherrimi, frondes myrti, et ramos palmarum, et frondes ligni nemorosi ut fiant tabernacula, sicut scriptum est. und sollten in allen ihren Städten und in Jerusalem ausrufen und laut verkünden und sagen: Gehet hinaus auf das Gebirge und holet Ölzweige und Zweige von den schönsten Bäumen,¹³ Myrtenzweige und Palmenzweige und Zweige von laubreichen Bäumen, um Hütten zu machen, wie geschrieben steht. Nehemia Neh 16 8 15 13 Nach anderen Ölbaumlaub. Nehemia Neh 16 8 16 Et egressus est populus, et attulerunt. Feceruntque sibi tabernacula unusquisque in domate suo, et in atriis suis, et in atriis domus Dei, et in platea portæ aquarum, et in platea portæ Ephraim. Da ging das Volk hinaus und sie holten solche. Und ein jeder machte sich Hütten auf seinem Dache oder in seinem Hofe oder in dem Vorhofe des Hauses Gottes oder auf dem Platze am Wassertore oder auf dem Platze am Tore Ephraim. Nehemia Neh 16 8 17 Fecit ergo universa ecclesia eorum, qui redierant de captivitate, tabernacula, et habitaverunt in tabernaculis: non enim fecerant a diebus Josue filii Nun taliter filii Israel usque ad diem illum. Et fuit lætitia magna nimis. So machte die ganze Gemeinde derer, welche aus der Gefangenschaft zurückgekehrt waren, Hütten und sie wohnten in den Hütten, denn die Söhne Israels hatten solches¹⁴ von den Tagen Josues, des Sohnes Nuns, bis auf diesen Tag nicht getan. Und es herrschte eine sehr große Freude. Nehemia Neh 16 8 17 14 So allgemein. Gefeiert wurde das Fest auch vordem vor der Wegführung. Nehemia Neh 16 8 18 Legit autem in Libro legis Dei per dies singulos, a die primo usque ad diem novissimum: et fecerunt solemnitatem septem diebus, et in die octavo collectam juxta ritum. Er las aber aus dem Buche des Gesetzes Gottes Tag für Tag, vom ersten Tage bis zum letzten Tage; und sie feierten das Fest¹⁵ sieben Tage lang und am achten Tage die Versammlung nach der Vorschrift. Nehemia Neh 16 8 18 15 Schlussfest. [Lev 23,36] Nehemia Neh 16 8 2 Attulit ergo Esdras sacerdos legem coram multitudine virorum et mulierum, cunctisque qui poterant intelligere, in die prima mensis septimi. Da brachte Esdras, der Priester, das Gesetz vor die Versammlung der Männer und Frauen und vor alle, die es verstehen konnten, am ersten Tage des siebten Monats. Nehemia Neh 16 8 3 Et legit in eo aperte in platea quæ erat ante portam aquarum, de mane usque ad mediam diem, in conspectu virorum et mulierum, et sapientium: et aures omnis populi erant erectæ ad Librum. Und er las daraus, auf dem Platze vor dem Wassertore, laut vor, vom Morgen bis zum Mittage, in Gegenwart der Männer und Frauen und derer, die es verstehen konnten; und die Ohren des ganzen Volkes lauschten auf das Buch.² Nehemia Neh 16 8 3 2 V. 4-8 eine weitere Ausführung des V. 2, V. 3 Berichteten. Nehemia Neh 16 8 4 Stetit autem Esdras scriba super gradum ligneum, quem fecerat ad loquendum: et steterunt juxta eum Mathathias, et Semeia, et Ania et Uria, et Helcia, et Maasia, ad dexteram ejus: et ad sinistram Phadaia, Misael, et Melchia, et Hasum, et Hasbadana, Zacharia, et Mosollam. Esdras aber, der Schriftgelehrte, stand auf einer Erhöhung von Holz, welche er gemacht hatte, um von dort herab zu reden, und neben ihm standen Mathathias, Semeja, Ania, Uria, Helkia und Maasia zu seiner Rechten, und zur Linken Phadaja, Misael, Melchia, Hasum, Hasbadana, Zacharias und Mosollam.³ Nehemia Neh 16 8 4 3 Mit diesen Männern zur Seite stellte er zweimal die heilige Zahl sieben dar. Nehemia Neh 16 8 5 Et aperuit Esdras Librum coram omni populo: super universum quippe populum eminebat: et cum aperuisset eum, stetit omnis populus. Und Esdras öffnete das Buch vor dem ganzen Volke, denn er ragte über das ganze Volk empor; und als er es öffnete, stand das ganze Volk. Nehemia Neh 16 8 6 Et benedixit Esdras Domino Deo magno: et respondit omnis populus: Amen, Amen: elevans manus suas, et incurvati sunt, et adoraverunt Deum proni in terram. Dann lobte Esdras den Herrn, den großen Gott,⁴ und das ganze Volk antwortete: Amen, Amen! indem sie ihre Hände aufhoben⁵ und sich verneigten und Gott anbeteten, das Angesicht zur Erde gebeugt. Nehemia Neh 16 8 6 4 Mit einem Spruche, etwa wie David [1Chr 29,10]. Nehemia Neh 16 8 6 5 Zeichen der Sehnsucht. Nehemia Neh 16 8 7 Porro Josue, et Bani, et Serebia, Jamin, Accub, Septhai, Odia, Maasia, Celita, Azarias, Jozabed, Hanan, Phalaia, Levitæ, silentium faciebant in populo ad audiendam legem: populus autem stabat in gradu suo. Und Josue, Bani, Serebia, Jamin, Akkub, Septhai, Odia, Maasia, Kelita, Azarias, Jozabed, Hanan und Phalaja, die Leviten, sorgten für die Stille unter dem Volke,⁶ damit es das Gesetz hören konnte; das Volk aber stand an seiner Stelle. Nehemia Neh 16 8 7 6 Hebr.: erläuterten dem Volke das Gesetz. Nehemia Neh 16 8 8 Et legerunt in Libro legis Dei distincte, et aperte ad intelligendum: et intellexerunt cum legeretur. Da lasen sie aus dem Buche des Gesetzes Gottes deutlich und das Verständnis vermittelnd vor,⁷ so dass jene es verstanden, als es gelesen wurde. Nehemia Neh 16 8 8 7 Viele von den Zurückgekehrten hatten das Hebräische vergessen, deshalb erklären die Leviten das Gesetz in aramäischer Sprache, die fortan die herrschende blieb. Nehemia Neh 16 8 9 Dixit autem Nehemias (ipse est Athersatha) et Esdras sacerdos et scriba, et Levitæ interpretantes universo populo: Dies sanctificatus est Domino Deo nostro, nolite lugere, et nolite flere. Flebat enim omnis populus cum audiret verba legis. Nehemias aber (das ist der Athersatha)⁸ und Esdras, der Priester und Schriftgelehrte, und die Leviten, welche dem ganzen Volke die Auslegung gaben, sprachen: Dieser Tag ist dem Herrn, unserm⁹ Gott, geheiligt!¹⁰ seid nicht traurig und weinet nicht. Denn das ganze Volk weinte, als es die Worte des Gesetzes hörte. Nehemia Neh 16 8 9 8 Siehe [Esra 2,63]. Nehemia Neh 16 8 9 9 Hebr.: eurem. Nehemia Neh 16 8 9 10 An diesem Tage war das bürgerliche Neujahrs- oder Posaunenfest. [Lev 23,24]. Nehemia Neh 16 0 1 C. Nach Beendigung des Festes beschließen sie, von den Fremdlingen abgesondert, Buße zu tun für die Sünden. (V. 2) Sie preisen durch die Leviten in langem Gebete Gottes Barmherzigkeit und klagen ihre Verstockung an (V. 35), worauf sie den Bund mit Gott erneuern. (V. 37) D. Hierüber wird eine öffentliche Urkunde aufgesetzt. Nehemia Neh 16 9 1 In die autem vigesimo quarto mensis hujus convenerunt filii Israel in jejunio et in saccis, et humus super eos. Am vierundzwanzigsten Tage dieses Monats aber versammelten sich die Söhne Israels mit Fasten und in Bußgewändern und Staub auf ihren Häuptern. Nehemia Neh 16 9 10 Et dedisti signa atque portenta in Pharaone, et in universis servis ejus, et in omni populo terræ illius: cognovisti enim quia superbe egerant contra eos: et fecisti tibi nomen, sicut et in hac die. und Zeichen und Wunder gewirkt an Pharao und an allen seinen Dienern und an dem ganzen Volke seines Landes; denn du wusstest, dass sie gegen sie Übermut übten; und du hast dir einen Namen gemacht bis auf den heutigen Tag. Nehemia Neh 16 9 11 Et mare dividisti ante eos, et transierunt per medium maris in sicco: persecutores autem eorum projecisti in profundum, quasi lapidem in aquas validas. Du hast das Meer vor ihnen geteilt, und sie zogen mitten durch dasselbe im Trocknen hindurch; ihre Verfolger aber schleudertest du in die Tiefe, wie einen Stein in mächtige Wasser. Nehemia Neh 16 9 12 Et in columna nubis ductor eorum fuisti per diem, et in columna ignis per noctem, ut appareret eis via, per quam ingrediebantur. Du warst ihr Führer in der Wolkensäule bei Tage und in der Feuersäule bei Nacht, dass der Weg ihnen offenbar würde, den sie ziehen sollten. Nehemia Neh 16 9 13 Ad montem quoque Sinai descendisti, et locutus es cum eis de clo, et dedisti eis judicia recta, et legem veritatis, ceremonias, et præcepta bona: Du stiegst auf den Berg Sinai herab und sprachest mit ihnen vom Himmel aus und gabst ihnen rechte Entscheide und das Gesetz der Wahrheit, gute Satzungen und Gebote, Nehemia Neh 16 9 14 Et sabbatum sanctificatum tuum ostendisti eis, et mandata, et ceremonias, et legem præcepisti eis in manu Moysi servi tui. und tatest ihnen deinen geheiligten Sabbat kund und schärftest ihnen die Gebote und Satzungen und das Gesetz durch Moses, deinen Diener, ein. Nehemia Neh 16 9 15 Panem quoque de clo dedisti eis in fame eorum, et aquam de petra eduxisti eis sitientibus, et dixisti eis ut ingrederentur et possiderent terram, super quam levasti manum tuam ut traderes eis. Und da sie hungerten, gabst du ihnen Brot vom Himmel, und da sie dürsteten, ließest du Wasser aus dem Felsen hervorbrechen und hießest sie einziehen und das Land in Besitz nehmen, über welches du deine Hand erhoben, es ihnen zu geben. Nehemia Neh 16 9 16 Ipsi vero et patres nostri superbe egerunt, et induraverunt cervices suas, et non audierunt mandata tua. Aber sie und unsere Väter wurden übermütig und verhärteten ihre Nacken und hörten nicht auf deine Gebote. Nehemia Neh 16 9 17 Et noluerunt audire, et non sunt recordati mirabilium tuorum quæ feceras eis. Et induraverunt cervices suas, et dederunt caput ut converterentur ad servitutem suam, quasi per contentionem. Tu autem Deus propitius, clemens, et misericors, longanimis, et multæ miserationis non dereliquisti eos, Sie wollten nicht hören und gedachten nicht deiner Wundertaten, die du für sie getan hattest. Sie verhärteten ihre Nacken und setzten mit Aufruhr ein Oberhaupt ein,⁷ um in ihre Dienstbarkeit zurückzukehren. Du aber bist ein gnädiger Gott, gütig und barmherzig, langmütig und reich an Erbarmungen und hast sie nicht verlassen, Nehemia Neh 16 9 17 7 [Num 14,4] Nehemia Neh 16 9 18 Et quidem cum fecissent sibi vitulum conflatilem, et dixissent: Iste est Deus tuus, qui eduxit te de gypto: feceruntque blasphemias magnas. auch da nicht, als sie sich ein gegossenes Kalb machten und sprachen: Dies ist dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, und da sie große Gotteslästerungen verübten. Nehemia Neh 16 9 19 Tu autem in misericordiis tuis multis non dimisisti eos in deserto: columna nubis non recessit ab eis per diem ut duceret eos in viam, et columna ignis per noctem ut ostenderet eis iter per quod ingrederentur. Aber du verließest sie in deiner großen Barmherzigkeit nicht in der Wüste; die Wolkensäule wich nicht von ihnen bei Tage, um sie auf dem Wege zu führen, noch die Feuersäule bei Nacht, um ihnen den Weg zu zeigen, den sie ziehen sollten.⁸ Nehemia Neh 16 9 19 8 [Ex 13,21, Num 14,14] Nehemia Neh 16 9 2 Et separatum est semen filiorum Israel ab omni filio alienigena: et steterunt, et confitebantur peccata sua, et iniquitates patrum suorum. Und die Nachkommenschaft der Söhne Israels sonderte sich von allen Söhnen der Fremden ab und sie traten hin und bekannten ihre Sünden und die Missetaten ihrer Väter. Nehemia Neh 16 9 20 Et spiritum tuum bonum dedisti qui doceret eos, et manna tuum non prohibuisti ab ore eorum, et aquam dedisti eis in siti. Und du gabst deinen guten Geist, sie zu unterweisen,⁹ und entzogst dein Manna nicht ihrem Munde¹⁰ und gabst ihnen Wasser für ihren Durst.¹¹ Nehemia Neh 16 9 20 9 Vergl. [Num 11,17.25]. Nehemia Neh 16 9 20 10 [Num 11,6-9] Nehemia Neh 16 9 20 11 [Num 20,2-8] Nehemia Neh 16 9 21 Quadraginta annis pavisti eos in deserto, nihilque eis defuit: vestimenta eorum non inveteraverunt, et pedes eorum non sunt attriti. Vierzig Jahre ernährtest du sie in der Wüste und es mangelte ihnen nichts; ihre Kleider wurden nicht abgetragen und ihre Füße nicht verletzt.¹² Nehemia Neh 16 9 21 12 [Dtn 8,4, Dtn 29,5] Nehemia Neh 16 9 22 Et dedisti eis regna, et populos, et partitus es eis sortes: et possederunt terram Sehon, et terram regis Hesebon, et terram Og regis Basan. Und du gabst ihnen Reiche und Völker und teiltest ihnen ihre Anteile zu; sie nahmen das Land Sehon in Besitz, ja das Land des Königs von Hesebon und das Land Ogs, des Königs von Basan. Nehemia Neh 16 9 23 Et multiplicasti filios eorum sicut stellas cli, et adduxisti eos ad terram, de qua dixeras patribus eorum ut ingrederentur et possiderent. Du machtest ihre Söhne zahlreich wie die Sterne des Himmels und führtest sie in das Land, in das sie kommen und das sie besitzen sollten, wie du ihren Vätern verheißen. Nehemia Neh 16 9 24 Et venerunt filii, et possederunt terram, et humiliasti coram eis habitatores terræ Chananæos, et dedisti eos in manu eorum, et reges eorum, et populos terræ ut facerent eis sicut placebat iliis. Und die Söhne kamen und nahmen das Land in Besitz, und du warfest vor ihnen die Einwohner des Landes, die Chananiter, nieder und gabst sie in ihre Hand, sowohl deren Könige wie die Völker des Landes, dass sie mit ihnen tun sollten, wie es ihnen gefiel. Nehemia Neh 16 9 25 Ceperunt itaque urbes munitas et humum pinguem, et possederunt domos plenas cunctis bonis cisternas ab aliis fabricatas, vineas, et oliveta, et ligna pomifera multa: et comederunt, et saturati sunt, et impinguati sunt, et abundaverunt deliciis in bonitate tua magna. So gewannen sie befestigte Städte und ein fettes Land und nahmen Häuser in Besitz, angefüllt mit allen Gütern, Zisternen, die von anderen gegraben waren, Weinberge und Ölgärten und fruchtbare Bäume in Menge; und sie aßen und wurden satt und fett und hatten Überfluss in Freuden durch deine große Güte. Nehemia Neh 16 9 26 Provocaverunt autem te ad iracundiam, et recesserunt a te, et projecerunt legem tuam post terga sua: et prophetas tuos occiderunt, qui contestabantur eos ut reverterentur ad te: feceruntque blasphemias grandes. Aber¹³ sie reizten dich zum Zorne und fielen von dir ab und warfen dein Gesetz hinter ihren Rücken und töteten deine Propheten, die sie mahnten, zu dir zurückzukehren, und sie begingen große Lästerungen. Nehemia Neh 16 9 26 13 Abschluss der Aufzählung wie V. 18. Nehemia Neh 16 9 27 Et dedisti eos in manu hostium suorum, et afflixerunt eos. Et in tempore tribulationis suæ clamaverunt ad te, et tu de clo audisti, et secundum miserationes tuas multas dedisti eis salvatores, qui salvarent eos de manu hostium suorum. Da gabst du sie in die Hand ihrer Feinde, die sie bedrängten. Zur Zeit ihrer Trübsal riefen sie zu dir und du erhörtest sie vom Himmel, und nach der Fülle deiner Erbarmungen gabst du ihnen Retter, die sie aus der Hand ihrer Feinde erretten sollten.¹⁴ Nehemia Neh 16 9 27 14 Zeit der Richter. Nehemia Neh 16 9 28 Cumque requievissent, reversi sunt ut facerent malum in conspectu tuo: et dereliquisti eos in manu inimicorum suorum, et possederunt eos. Conversique sunt, et clamaverunt ad te: tu autem de clo exaudisti, et liberasti eos in misericordiis tuis, multis temporibus. Aber wenn sie Ruhe hatten, taten sie abermals Böses vor deinem Angesichte; dann überließest du sie der Hand ihrer Feinde, und diese herrschten über sie. Dann bekehrten sie sich und riefen zu dir, du aber erhörtest sie vom Himmel her und errettetest sie nach deinen Erbarmungen oftmals. Nehemia Neh 16 9 29 Et contestatus es eos ut reverterentur ad legem tuam. Ipsi vero superbe egerunt, et non audierunt mandata tua, et in judiciis tuis peccaverunt, quæ faciet homo, et vivet in eis: et dederunt humerum recedentem, et cervicem suam induraverunt, nec audierunt. Und du ermahntest sie,¹⁵ dass sie zu deinem Gesetze zurückkehren sollten;¹⁶ aber sie waren übermütig und hörten nicht auf deine Gebote und sündigten gegen deine Rechte, durch welche der Mensch das Leben hat, wenn er sie tut,¹⁷ und sie wiesen dir eine abgewendete Schulter¹⁸ und verhärteten ihre Nacken und hörten nicht. Nehemia Neh 16 9 29 15 Hebr.: Und du gabst vor ihnen Zeugnis. Nehemia Neh 16 9 29 16 Vergl. [2Kön 17,13ff] Nehemia Neh 16 9 29 17 [Lev 18,5, Ez 20,11] Nehemia Neh 16 9 29 18 Wie ein störrisches Rind. [Sach 7,11, Hos 4,16] Nehemia Neh 16 9 3 Et consurrexerunt ad standum: et legerunt in volumine Legis Domini Dei sui, quater in die, et quater confitebantur, et adorabant Dominum Deum suum. Und sie erhoben sich auf ihrem Platze¹ und lasen aus dem Gesetzbuche des Herrn, ihres Gottes, viermal² im Tage, und viermal³ bekannten sie ihre Sünden und beteten den Herrn, ihren Gott, an. Nehemia Neh 16 9 3 1 Vom Gebet, bei dem sie knieten oder zur Erde niedergeworfen lagen. Nehemia Neh 16 9 3 2 Hebr.: ein Vierteil des Tages. Nehemia Neh 16 9 3 3 Wie Anm. 2. Nehemia Neh 16 9 30 Et protraxisti super eos annos multos, et contestatus es eos in spiritu tuo per manum prophetarum tuorum: et non audierunt, et tradidisti eos in manu populorum terrarum. Du warst viele Jahre langmütig gegen sie und mahntest sie durch deinen Geist, vermittelst deiner Propheten, aber sie hörten nicht, da überliefertest du sie der Gewalt der Völker der Länder. Nehemia Neh 16 9 31 In misericordiis autem tuis plurimis non fecisti eos in consumptionem, nec dereliquisti eos: quoniam Deus miserationum, et clemens es tu. Jedoch nach der Fülle deiner Erbarmungen hast du sie nicht ganz der Vertilgung übergeben und sie nicht verlassen,¹⁹ denn du bist ein Gott der Erbarmungen und gütig. Nehemia Neh 16 9 31 19 Nach der Verheißung [Jes 6,13, Jer 4,27, Jer 5,18] u.a. Nehemia Neh 16 9 32 Nunc itaque Deus noster magne, fortis, et terribilis, custodiens pactum et misericordiam, ne avertas a facie tua omnem laborem, qui invenit nos, reges nostros, et principes nostros, et sacerdotes nostros, et prophetas nostros, et patres nostros, et omnem populum tuum a diebus regis Assur usque in diem hanc. Und nun, unser Gott! du großer, starker und furchtbarer, der du den Bund und Erbarmen bewahrst, wende dein Angesicht nicht ab von all der Drangsal, die uns, unsere Könige, unsere Fürsten, unsere Priester, unsere Propheten, unsere Väter und dein ganzes Volk betroffen, von den Tagen des Königs von Assur an bis auf diesen Tag. Nehemia Neh 16 9 33 Et tu justus es in omnibus, quæ venerunt super nos: quia veritatem fecisti, nos autem impie egimus. Du bist gerecht in allem, was über uns gekommen ist, denn du hast Treue geübt, wir aber haben gefrevelt. Nehemia Neh 16 9 34 Reges nostri, principes nostri, sacerdotes nostri, et patres nostri non fecerunt legem tuam, et non attenderunt mandata tua, et testimonia tua quæ testificatus es in eis. Unsere Könige, unsere Fürsten, unsere Priester und unsere Väter haben dein Gesetz nicht beobachtet und nicht acht gehabt auf deine Gebote noch auf deine Zeugnisse, durch die du dich unter ihnen bezeugt hast. Nehemia Neh 16 9 35 Et ipsi in regnis suis, et in bonitate tua multa, quam dederas eis, et in terra latissima et pingui, quam tradideras in conspectu eorum, non servierunt tibi, nec reversi sunt a studiis suis pessimis. Und obwohl in ihrem eigenen Reiche und mitten in deiner großen Güte, die du ihnen erzeigt, und in dem so weiten und fetten Lande, das du ihnen vor ihren Augen²⁰ übergeben hattest, haben sie dir nicht gedient und haben sich nicht von ihren bösen Anschlägen abgewendet. Nehemia Neh 16 9 35 20 Zusatz der Vulg. Nehemia Neh 16 9 36 Ecce nos ipsi hodie servi sumus: et terra, quam dedisti patribus nostris ut comederent panem ejus, et quæ bona sunt ejus, et nos ipsi servi sumus in ea. Siehe, wir sind heute Knechte und das Land, das du unsern Vätern gegeben hast, dass sie sein Brot und was es Gutes besitzt, äßen, ist wie wir selbst der Knechtschaft unterworfen. Nehemia Neh 16 9 37 Et fruges ejus multiplicantur regibus, quos posuisti super nos propter peccata nostra, et corporibus nostris dominantur, et jumentis nostris secundum voluntatem suam, et in tribulatione magna sumus. Und sein Ertrag mehrt sich für die Könige, die du über uns wegen unserer Sünden gesetzt hast, und sie gebieten über unsere Leiber²¹ und unser Vieh nach ihrer Willkür und wir sind in großer Bedrängnis. Nehemia Neh 16 9 37 21 Durch Aushebung zum Königsdienst usw. Nehemia Neh 16 9 38 Super omnibus ergo his nos ipsi percutimus fdus, et scribimus, et signant principes nostri, Levitæ nostri, et Sacerdotes nostri. Über dies alles also schließen wir einen Bund und schreiben ihn auf und unsere Fürsten, unsere Leviten und unsere Priester besiegeln ihn.²² Nehemia Neh 16 9 38 22 Dieser Vers gehört zum nächsten Kapitel, das er auch in der heutigen Einleitung des hebräischen eröffnet. Nehemia Neh 16 9 4 Surrexerunt autem super gradum Levitarum Josue, et Bani, et Cedmihel, Sabania, Bonni, Sarebias, Bani, et Chanani: et clamaverunt voce magna ad Dominum Deum suum. Es traten aber auf die Erhöhung der Leviten:⁴ Josue, Bani, Kedmihel, Sabania, Bonni, Sarebias, Bani und Chanani und riefen mit lauter Stimme zu dem Herrn, ihrem Gott. Nehemia Neh 16 9 4 4 Nur fünf Namen stimmen in V. 4 und 5 überein. Der Grund der Abweichung ist nicht klar. Nehemia Neh 16 9 5 Et dixerunt Levitæ Josue, et Cedmihel, Bonni, Hasebnia, Serebia, Odaia, Sebnia, Phathahia: Surgite, benedicite Domino Deo vestro ab æterno usque in æternum: et benedicant nomini gloriæ tuæ excelso in omni benedictione et laude. Und die Leviten Josue, Kedmihel, Bonni, Hasebnia, Serebia, Odaja, Sebnia und Phathahia sprachen: Auf, preiset den Herrn, euern Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit! ja gepriesen werde der erhabene Name deiner Herrlichkeit mit allem Lobe und Preise! Nehemia Neh 16 9 6 Tu ipse, Domine, solus, tu fecisti clum, et clum clorum, et omnem exercitum eorum: terram, et universa quæ in ea sunt: maria, et omnia quæ in eis sunt: et tu vivificas omnia hæc, et exercitus cli te adorat. Du bist der Herr! du allein du hast den Himmel erschaffen und den Himmel der Himmel⁵ und all ihre Heerscharen, die Erde und alles, was auf ihr ist, die Meere und alles, was in ihnen ist; und du gibst diesem allem Leben und das Heer des Himmels betet dich an. Nehemia Neh 16 9 6 5 Vergl. [1Kön 8,27]. Nehemia Neh 16 9 7 Tu ipse, Domine Deus, qui elegisti Abram, et eduxisti eum de igne Chaldæorum, et posuisti nomen ejus Abraham. Du bist der Herr, Gott, der du Abram auserwähltest und aus dem Feuer⁶ der Chaldäer hinwegführtest und ihm den Namen Abraham gabest. [Gen 11,31] Nehemia Neh 16 9 7 6 Aus der Stadt Ur (Feuer). Nehemia Neh 16 9 8 Et invenisti cor ejus fidele coram te: et percussisti cum eo fdus ut dares ei terram Chananæi, Hethæi, et Amorrhæi, et Pherezæi, et Jebusæi, et Gergesæi, ut dares semini ejus: et implesti verba tua, quoniam justus es. Und da du sein Herz treu erfandest vor dir, schlossest du einen Bund mit ihm, das Land der Chananiter, Hethiter, Amorrhiter, Phereziter, Jebusiter und Gergesiter seinen Nachkommen zu geben; und du hast deine Verheißung erfüllt, denn du bist gerecht. Nehemia Neh 16 9 9 Et vidisti afflictionem patrum nostrorum in gypto: clamoremque eorum audisti super Mare rubrum. Und du hast das Elend unserer Väter in Ägypten angesehen und ihr Geschrei am roten Meere erhört Nehemia Neh 16 0 1 Die Urkunde des Bundes unterschreiben Nehemias, die Vornehmsten und das gewöhnliche Volk (V. 29), indem sie versprechen, alle Gebote Gottes zu beobachten, insbesondere aber nicht fremde Frauen zu nehmen, den Sabbat zu heiligen, Gaben und Erstlinge darzubringen. Nehemia Neh 16 10 1 Signatores autem fuerunt, Nehemias, Athersatha filius Hachelai, et Sedecias, Diejenigen, welche ihn siegelten, waren:¹ Nehemias, der Athersatha, der Sohn Hachelais, und Sedekias, Nehemia Neh 16 10 1 1 An der Spitze steht Nehemias als Statthalter. Ihm folgt Sedekias wohl als hoher Beamter. Der Hohepriester Eliasib fehlt. Es folgen 21 Namen von Priestern, wohl Vorstehern von Priesterhäusern. (V. 28) Esdras ist als Veranstalter und Leiter nicht genannt, da er gleichsam die Stelle Moses vertritt. Die meisten hier genannten Priesternamen kommen in [Neh 12] wieder vor, wo sie als mit Josua und Zorobabel zurückgekehrt bezeichnet werden. Da nun die im Jahre 536 Heimgekehrten nach hundert Jahren kaum noch leben konnten, bezeichnen die Namen hier wohl die Geschlechter, die von jenen abstammen. Das Gleiche gilt von den 17 Namen der Leviten. (9-13) V. 14-27 sind die Namen von Volkshäuptern für die Geschlechter selbst gesetzt. Nehemia Neh 16 10 10 Et fratres eorum, Sebenia, Odaia, Celita, Phalaia, Hanan, und ihre Brüder: Sebenia, Odaja, Kelita, Phalaja, Hanan, Nehemia Neh 16 10 11 Micha, Rohob, Hasebia, Micha, Rohob, Hasebia, Nehemia Neh 16 10 12 Zachur, Serebia, Sabania, Zachur, Serebia, Sabania, Nehemia Neh 16 10 13 Odaia, Bani, Baninu, Odaja, Bani, Baninu, Nehemia Neh 16 10 14 Capita populi, Pharos, Phahathmoab, lam, Zethu, Bani, Die Häupter des Volkes: Pharos, Phahathmoab, Älam, Zethu, Bani, Nehemia Neh 16 10 15 Bonni, Azgad, Bebai, Bonni, Azgad, Bebai, Nehemia Neh 16 10 16 Adonia, Begoai, Adin, Adonia, Begoai, Adin, Nehemia Neh 16 10 17 Ater, Hezecia, Azur, Ater, Hezekia, Azur, Nehemia Neh 16 10 18 Odaia, Hasum, Besai, Odaja, Hasum, Besai, Nehemia Neh 16 10 19 Hareph, Anathoth, Nebai, Hareph, Anathoth, Nebai, Nehemia Neh 16 10 2 Saraias, Azarias, Jeremias, Sarajas, Azarias, Jeremias, Nehemia Neh 16 10 20 Megphias, Mosollam, Hazir, Megphias, Mosollam, Hazir, Nehemia Neh 16 10 21 Mesizabel, Sadoc, Jeddua, Mesizabel, Sadok, Jeddua, Nehemia Neh 16 10 22 Pheltia, Hanan, Anaia, Pheltia, Hanan, Anaja, Nehemia Neh 16 10 23 Osee, Hanania, Hasub, Osee, Hanania, Hasub, Nehemia Neh 16 10 24 Alohes, Phalea, Sobec, Alohes, Phalea, Sobek, Nehemia Neh 16 10 25 Rehum, Hasebna, Maasia, Rehum, Hasebna, Maasia, Nehemia Neh 16 10 26 Echaia, Hanan, Anan, Echaja, Hanan, Anan, Nehemia Neh 16 10 27 Melluch, Haran, Baana: Melluch, Haran, Baana. Nehemia Neh 16 10 28 Et reliqui de populo, Sacerdotes, Levitæ, janitores, et cantores, Nathinæi, et omnes qui se separaverunt de populis terrarum ad legem Dei, uxores eorum, filii eorum, et filiæ eorum, Und das übrige Volk, die Priester, Leviten, Türhüter, Sänger, Nathinäer und alle, welche sich von den Völkern der Länder zum Gesetze Gottes abgesondert hatten, deren Frauen, Söhne und Töchter, Nehemia Neh 16 10 29 Omnes qui poterant sapere spondentes pro fratribus suis, optimates eorum, et qui veniebant ad pollicendum, et jurandum ut ambularent in lege Dei, quam dederat in manu Moysi servi Dei, ut facerent et custodirent universa mandata Domini Dei nostri, et judicia ejus et ceremonias ejus, alle, welche es verstehen konnten, gelobten für ihre Brüder,² die Vornehmen unter ihnen, und wer nur kam, um zu versprechen und zu beschwören, dass sie nach dem Gesetze Gottes wandeln, welches er durch Moses, den Diener Gottes, gegeben, und alle Gebote des Herrn, unsers Gottes, und seine Rechte und seine Satzungen beobachten und halten, Nehemia Neh 16 10 29 2 Hebr.: schlossen sich ihren Brüdern an, den Vornehmen unter ihnen. Nehemia Neh 16 10 3 Pheshur, Amarias, Melchias, Pheshur, Amarias, Melchias, Nehemia Neh 16 10 30 Et ut non daremus filias nostras populo terræ, et filias eorum non acciperemus filiis nostris. und dass wir unsere Töchter dem Volke des Landes nicht geben und ihre Töchter nicht für unsere Söhne nehmen wollten.³ Nehemia Neh 16 10 30 3 Diese Vorschriften werden als bekannt vorausgesetzt, also war das Gesetz Moses längst in Kraft und Übung. Nehemia Neh 16 10 31 Populi quoque terræ, qui important venalia, et omnia ad usum, per diem sabbati ut vendant, non accipiemus ab eis in sabbato et in die sanctificato. Et dimittemus annum septimum, et exactionem universæ manus. Und den Völkern des Landes, welche am Tage des Sabbats Waren und andere Dinge aller Art zum Verkaufe bringen, wollen wir am Sabbate oder an einem geheiligten Tage nichts abnehmen.⁴ Und wir wollen im siebten Jahre den Erlass gewähren und von jeder Schuldforderung abstehen.⁵ Nehemia Neh 16 10 31 4 An den [Num 28] und [Num 29] erwähnten Festtagen. Nehemia Neh 16 10 31 5 [Ex 23,10.11, Lev 25,1-7] Nehemia Neh 16 10 32 Et statuemus super nos præcepta, ut demus tertiam partem sicli per annum ad opus domus Dei nostri, Auch wollen wir es uns zum Gebote machen, alljährlich den dritten Teil eines Sekels für den Dienst im Hause unsers Gottes zu geben,⁶ Nehemia Neh 16 10 32 6 In Nachahmung der einmaligen Mosaischen Steuer für das Heiligtum von einem halben Sekel [Ex 30,13ff], die jeder Israelit vom 20. Jahre an zahlte, ohne Unterschied, ob reich oder arm. Vergl. [Mt 17,24]. Nehemia Neh 16 10 33 Ad panes propositionis, et ad sacrificium sempiternum, et in holocaustum sempiternum in sabbatis, in calendis, in solemnitatibus et in sanctificatis, et pro peccato: ut exoretur pro Israel, et in omnem usum domus Dei nostri. für die Schaubrote⁷ und für das immerwährende Speiseopfer und für das immerwährende Brandopfer,⁸ an den Sabbaten,⁹ den Neumonden, den Festtagen,¹⁰ und für die Weihegaben und für die Sündopfer,¹¹ dass zur Sühne für Israel gebetet werde,¹² und für alles, was im Hause unsers Gottes benötigt ist. Nehemia Neh 16 10 33 7 [Lev 24,6] Nehemia Neh 16 10 33 8 Ein Lamm morgens und ein solches abends, dazu die Mincha von Semmelmehl mit Öl und das Trankopfer. [Num 28,3-8] Nehemia Neh 16 10 33 9 Das Doppelte. [Num 28,9-15] Nehemia Neh 16 10 33 10 [Num 28,1629,39] Nehemia Neh 16 10 33 11 [Lev 4,1-5] Nehemia Neh 16 10 33 12 Hebr.: damit Israel versöhnt werde. Nehemia Neh 16 10 34 Sortes ergo misimus super oblationem lignorum inter Sacerdotes, et Levitas, et populum, ut inferrentur in domum Dei nostri per domos patrum nostrorum, per tempora, a temporibus anni usque ad annum: ut arderent super altare Domini Dei nostri, sicut scriptum est in lege Moysi: Wir warfen also das Los unter den Priestern und Leviten und dem Volk wegen der Darbringung des Holzes,¹³ dass wir es zu bestimmten Zeiten, jahraus jahrein, der Reihenfolge der Häuser unserer Väter gemäß in das Haus unsers Gottes brächten, damit es auf dem Altare des Herrn, unsers Gottes, verbrannt werde, wie im Gesetze Moses' geschrieben steht; Nehemia Neh 16 10 34 13 Die Herbeischaffung des Holzes machte wohl viel Mühe. Nehemia Neh 16 10 35 Et ut afferremus primogenita terræ nostræ, et primitiva universi fructus omnis ligni, ab anno in annum, in domo Domini. und dass wir die Erstlinge unseres Bodens und die Erstlinge aller Früchte von jeder Art von Bäumen von Jahr zu Jahr in dem Hause des Herrn darbrächten Nehemia Neh 16 10 36 Et primitiva filiorum nostrorum, et pecorum nostrorum, sicut scriptum est in lege, et primitiva boum nostrorum, et ovium nostrarum, ut offerrentur in domo Dei nostri, Sacerdotibus qui ministrant in domo Dei nostri: und die Erstgeburten unserer Söhne und unsers Viehes, wie im Gesetze geschrieben steht, sowie die Erstlinge unserer Rinder und unserer Schafe im Hause unsers Gottes den Priestern darbrächten, welche im Hause unsers Gottes Dienst tun;¹⁴ Nehemia Neh 16 10 36 14 Vergl. [Ex 13,12.13]. Nehemia Neh 16 10 37 Et primitias ciborum nostrorum, et libaminum nostrorum, et poma omnis ligni, vindemiæ quoque et olei afferemus Sacerdotibus ad gazophylacium Dei nostri, et decimam partem terræ nostræ Levitis. Ipsi Levitæ decimas accipient ex omnibus civitatibus operum nostrorum. und die Erstlinge unserer Speisen und unserer Trankopfer und die Früchte von jeder Art von Bäumen und der Weinlese und des Öles, wollen wir den Priestern für die Schatzkammer unseres Gottes bringen¹⁵ und den Zehnten unsers Landes den Leviten. Die Leviten selbst sollen den Zehnten aus allen Städten erheben, wo wir Ackerbau treiben. Nehemia Neh 16 10 37 15 Dort hatte die Verteilung unter die Priester statt. Nehemia Neh 16 10 38 Erit autem Sacerdos filius Aaron cum Levitis in decimis Levitarum, et Levitæ offerent decimam partem decimæ suæ in domo Dei nostri, ad gazophylacium in domum thesauri. Der Priester aber, der Sohn Aarons, soll bei den Leviten sein, wenn sie den Zehnten empfangen,¹⁶ und die Leviten sollen den Zehnten ihres Zehnten in das Haus unsers Gottes zur Schatzkammer in das Schatzhaus bringen. Nehemia Neh 16 10 38 16 Zur Aufsicht. Nehemia Neh 16 10 39 Ad gazophylacium enim deportabunt filii Israel, et filii Levi primitias frumenti, vini, et olei: et ibi erunt vasa sanctificata, et Sacerdotes, et cantores, et janitores, et ministri, et non dimittemus domum Dei nostri. Denn zur Schatzkammer sollen die Söhne Israels und die Söhne Levis die Erstlinge vom Getreide, Wein und Öl bringen, und daselbst sollen die heiligen Geräte und die Priester und die Sänger und die Türhüter und die Diener sein, und wir wollen das Haus unsers Gottes nicht verlassen. Nehemia Neh 16 10 4 Hattus, Sebenia, Melluch, Hattus, Sebenia, Melluch, Nehemia Neh 16 10 5 Harem, Merimuth, Obdias, Harem, Merimuth, Obdias, Nehemia Neh 16 10 6 Daniel, Genthon, Baruch, Daniel, Genthon, Baruch, Nehemia Neh 16 10 7 Mosollam, Abia, Miamin, Mosollam, Abia, Miamin, Nehemia Neh 16 10 8 Maazia, Belgai, Semeia: hi sacerdotes. Maazia, Belgai, Semeja; das waren die Priester. Nehemia Neh 16 10 9 Porro Levitæ: Josue filius Azaniæ, Bennui, de filiis Henadad, Cedmihel, Und die Leviten: Josue, der Sohn Azanias, Bennui, von den Söhnen Henadad, Kedmihel, Nehemia Neh 16 0 1 2. Wiederherstellung der politischen Ordnung und Weihe der Mauern der Stadt. (11,1 12,42). A. Da Jerusalem nicht genug bevölkert ist, schreibt Nehemias vor, dass der zehnte Teil des Volkes in der Stadt wohnen soll. (V. 3) B. Zählung der in Jerusalem (V. 24) und in den Städten Judas und Benjamins Wohnenden. Nehemia Neh 16 11 1 Habitaverunt autem principes populi in Jerusalem: reliqua vero plebs misit sortem, ut tollerent unam partem de decem qui habitaturi essent in Jerusalem civitate sancta, novem vero partes in civitatibus. Die Fürsten des Volkes nun wohnten in Jerusalem, das übrige Volk aber¹ warf das Los, je um einen Teil von zehn zu stellen, der in Jerusalem, der heiligen Stadt, wohnen sollte, die neun andern Teile aber in den Städten. Nehemia Neh 16 11 1 1 Soweit es bisher außerhalb der Stadt gewohnt. Das Nachstehende bildet wohl die Fortsetzung zu [Neh 7,5]. Nehemia Neh 16 11 10 Et de sacerdotibus, Idaia filius Joarib, Jachin, Und von den Priestern: Idaja, der Sohn⁴ Joaribs, Jachin, Nehemia Neh 16 11 10 4 Sohn: Zu tilgen nach [1Chr 9,10]. Nehemia Neh 16 11 11 Saraia filius Helciæ, filius Mosollam, filius Sadoc, filius Meraioth, filius Achitob princeps domus Dei, Saraja, der Sohn des Helkias, der ein Sohn Mosollams, der ein Sohn Sadoks, der ein Sohn Merajoths, der ein Sohn Achitobs war, der Fürst des Hauses Gottes, Nehemia Neh 16 11 12 Et fratres eorum facientes opera templi: octingenti viginti duo. Et Adaia filius Jeroham, filius Phelelia, filius Amsi, filius Zachariæ, filius Pheshur, filius Melchiæ, und deren Brüder, die den Dienst im Tempel versahen, achthundertzweiundzwanzig; und Adaja, der Sohn Jerohams, der ein Sohn Phelelias, der ein Sohn Amsis, der ein Sohn Zacharias', der ein Sohn Pheshurs, der ein Sohn Melchias war, Nehemia Neh 16 11 13 Et fratres ejus principes patrum: ducenti quadraginta duo. Et Amassai filius Azreel, filius Ahazi, filius Mosollamoth, filius Emmer, und seine Brüder,⁵ Häupter der Familien, zweihundertzweiundvierzig; ebenso Amassai, der Sohn Azreels, der ein Sohn Ahazis, der ein Sohn Mosollamoths, der ein Sohn Emmers, war, Nehemia Neh 16 11 13 5 Diejenigen seiner Brüder, welche Häupter von Geschlechtern waren, samt ihren Angehörigen, vergl. [1Chr 9,13]. Nehemia Neh 16 11 14 Et fratres eorum potentes nimis: centum viginti octo, et præpositus eorum Zabdiel filius potentium. und ihre Brüder, sehr tapfere Männer, hundertachtundzwanzig; ihr Vorsteher war Zabdiel, der Sohn der Mächtigen.⁶ Nehemia Neh 16 11 14 6 Hebr.: Sohn Haggedolims. Nehemia Neh 16 11 15 Et de Levitis Semeia filius Hasub, filius Azaricam, filius Hasabia, filius Boni, Und von den Leviten: Semeja, der Sohn Hasubs, der ein Sohn Azarikams, der ein Sohn Hasabias, der ein Sohn Bonis war, Nehemia Neh 16 11 16 Et Sabathai et Jozabed, super omnia opera, quæ erant forinsecus in domo Dei a principibus Levitarum. und Sabathai und Jozabed, Oberhäupter der Leviten, die über alle äußeren Geschäfte des Hauses Gottes gesetzt waren, Nehemia Neh 16 11 17 Et Mathania filius Micha, filius Zebedei, filius Asaph princeps ad laudandum, et ad confitendum in oratione, et Becbecia secundus de fratribus ejus, et Abda filius Samua, filius Galal, filius Idithum: und Mathania, der Sohn Michas, der ein Sohn Zebedeis, der ein Sohn Asaphs war, der das Lob- und Dankgebet leitete, und Bekbekia, der zweite unter seinen Brüdern, und Abda, der Sohn Samuas, der ein Sohn Galals, der ein Sohn Idithums war. Nehemia Neh 16 11 18 Omnes Levitæ in civitate sancta ducenti octoginta quatuor. Von Leviten waren in der heiligen Stadt zusammen zweihundertvierundachtzig. Nehemia Neh 16 11 19 Et janitores, Accub, Telmon, et fratres eorum, qui custodiebant ostia: centum septuaginta duo. Ferner die Türhüter: Akkub, Telmon und deren Brüder, welche an den Toren Wache hielten, hundertzweiundsiebzig. Nehemia Neh 16 11 2 Benedixit autem populus omnibus viris qui se sponte obtulerunt ut habitarent in Jerusalem. Und das Volk segnete alle Männer, die sich freiwillig erboten, in Jerusalem zu wohnen. Nehemia Neh 16 11 20 Et reliqui ex Israel Sacerdotes et Levitæ in universis civitatibus Juda, unusquisque in possessione sua. Und die übrigen aus Israel,⁷ die Priester und Leviten, waren⁸ in allen Städten Judas, ein jeder in seinem Besitz. Nehemia Neh 16 11 20 7 Laien. Nehemia Neh 16 11 20 8 Zerstreut. Nehemia Neh 16 11 21 Et Nathinæi, qui habitabant in Ophel, et Siaha, et Gaspha de Nathinæis, Die Nathinäer wohnten zu Ophel,⁹ und Siaha und Gaspha waren über die Nathinäer gesetzt. Nehemia Neh 16 11 21 9 Vergl. [Neh 3,26]. Nehemia Neh 16 11 22 Et episcopus Levitarum in Jerusalem, Azzi filius Bani, filius Hasabiæ, filius Mathaniæ, filius Michæ. De filiis Asaph, cantores in ministerio domus Dei. Der Vorsteher der Leviten zu Jerusalem war Azzi, der Sohn Banis, der ein Sohn Hasabias, der ein Sohn Mathanias, der ein Sohn Michas war. Söhne Asaphs¹⁰ waren Sänger im Dienste des Hauses Gottes. Nehemia Neh 16 11 22 10 [2Chr 35,15] Nehemia Neh 16 11 23 Præceptum quippe regis super eos erat, et ordo in cantoribus per dies singulos. Denn es war für sie ein Gebot des Königs¹¹ ergangen und unter den Sängern eine Ordnung für jeden Tag festgesetzt. Nehemia Neh 16 11 23 11 Artaxerxes, wie auch V. 24. Nehemia Neh 16 11 24 Et Phathahia filius Mesezebel, de filiis Zara filii Juda in manu regis, juxta omne verbum populi, Und Phathahia, der Sohn Mesezebels, von den Söhnen Zaras, des Sohnes Juda, war von Seiten des Königs für alle Angelegenheiten des Volkes Nehemia Neh 16 11 25 Et in domibus per omnes regiones eorum. De filiis Juda habitaverunt in Cariatharbe, et in filiabus ejus: et in Dibon, et in filiabus ejus: et in Cabseel, et in viculis ejus, und für die Häuser nach allen ihren Landschaften bestimmt.¹² Von den Söhnen Judas wohnten in Kariatharbe und in dessen Töchterstädten, in Dibon und dessen Töchterstädten, in Kabseel und dessen Dörfern, Nehemia Neh 16 11 25 12 Im Hebr. gehört dieser Satzteil zum folgenden: Und was die Dörfer in ihren Feldmarken betrifft. Nehemia Neh 16 11 26 Et in Jesue, et in Molada, et in Bethphaleth, in Jesue, Molada, Bethphaleth, Nehemia Neh 16 11 27 Et in Hasersual, et in Bersabee, et in filiabus ejus, Hasersual, in Bersabee und dessen Töchterstädten, Nehemia Neh 16 11 28 Et in Siceleg, et in Mochona, et in filiabus ejus, in Sikeleg, Mochona und dessen Töchterstädten, Nehemia Neh 16 11 29 Et in Remmon, et in Saraa, et in Jerimuth, in Remmon, Saraa, Jerimuth, Nehemia Neh 16 11 3 Hi sunt itaque principes provinciæ qui habitaverunt in Jerusalem, et in civitatibus Juda. Habitavit autem unusquisque in possessione sua, in urbibus suis, Israel, Sacerdotes, Levitæ, Nathinæi, et filii servorum Salomonis. Dies nun sind die Häupter des Landes, die in Jerusalem und in den Städten von Juda wohnten. Es wohnte aber ein jeder in seinem Besitze, in seiner Stadt, Israel, die Priester, die Leviten, die Nathinäer und die Söhne der Diener Salomons. Nehemia Neh 16 11 30 Zanoa, Odollam, et in villis earum, Lachis in regionibus ejus, et Azeca, et filiabus ejus. Et manserunt in Bersabee usque ad vallem Ennom. Zanoa, Odollam und deren Ortschaften, in Lachis und in dessen Umkreise und in Azeka und dessen Töchterstädten. Und sie wohnten zu Bersabee bis zum Tale Ennom.¹³ Nehemia Neh 16 11 30 13 Juda hatte also das ganze vorexilische Stammgebiet inne. Nehemia Neh 16 11 31 Filii autem Benjamin, a Geba, Mechmas, et Hai, et Bethel et filiabus ejus: Die Söhne Benjamins aber von Geba¹⁴ an in Mechmas, Hai, Bethel und dessen Töchterstädten, Nehemia Neh 16 11 31 14 Drei Stunden nördlich von Jerusalem. Nehemia Neh 16 11 32 Anathoth, Nob, Anania, in Anathoth, Nob, Anania, Nehemia Neh 16 11 33 Asor, Rama, Gethaim, Asor, Rama, Gethaim, Nehemia Neh 16 11 34 Hadid, Seboim, et Neballat, Lod Hadid, Seboim und Neballat,¹⁵ Lod Nehemia Neh 16 11 34 15 Zwei Stunden nordöstlich von Lydda. Nehemia Neh 16 11 35 Et Ono valle artificum. und Ono im Tale der Künstler. Nehemia Neh 16 11 36 Et de Levitis portiones Judæ et Benjamin. Und von den Leviten waren einige Abteilungen in Juda und Benjamin. Nehemia Neh 16 11 4 Et in Jerusalem habitaverunt de filiis Juda, et de filiis Benjamin: de filiis Juda, Athaias filius Aziam, filii Zachariæ, filii Amariæ, filii Saphatiæ, filii Malaleel: de filiis Phares, In Jerusalem wohnten Söhne Judas und Söhne Benjamins; von den Söhnen Judas: Athajas, der Sohn Aziams, des Sohnes Zacharias, des Sohnes Amarias, des Sohnes Saphatias, des Sohnes Malaleels: von den Söhnen Phares' Nehemia Neh 16 11 5 Maasia filius Baruch, filius Cholhoza, filius Hazia, filius Adaia, filius Joiarib, filius Zachariæ, filius Silonitis: Maasia, der Sohn Baruchs, der ein Sohn Cholhozas, der ein Sohn Hazias, der ein Sohn Adajas, der ein Sohn Jojaribs, der ein Sohn Zacharias, der ein Sohn eines Siloniters² war. Nehemia Neh 16 11 5 2 Vielleicht richtiger Nachkommen des Sela, Sohnes Judas. [Num 26,20] Nehemia Neh 16 11 6 Omnes hi filii Phares, qui habitaverunt in Jerusalem, quadringenti sexaginta octo viri fortes. Diese Söhne Phares', die in Jerusalem wohnten, waren zusammen vierhundertachtundsechzig tapfere Männer. Nehemia Neh 16 11 7 Hi sunt autem filii Benjamin: Sellum filius Mosollam, filius Joed, filius Phadaia, filius Colaia, filius Masia, filius Etheel, filius Isaia. Dies aber sind die Söhne Benjamins: Sellum, der Sohn Mosollams, der ein Sohn Joeds, der ein Sohn Phadajas, der ein Sohn Kolajas, der ein Sohn Masias, der ein Sohn Etheels, der ein Sohn Isaias war, Nehemia Neh 16 11 8 Et post eum Gebbai, Sellai, nongenti viginti octo, und nach ihm³ Gebbai, Sellai, neunhundertachtundzwanzig; Nehemia Neh 16 11 8 3 Nach Sellum. Nehemia Neh 16 11 9 Et Joel filius Zechri præpositus eorum, et Judas filius Senua super civitatem secundus. Joel, der Sohn Zechris, war ihr Vorsteher und Judas, der Sohn Senuas, war als Zweiter über die Stadt gesetzt. Nehemia Neh 16 0 1 Zählung der mit Zorobabel zurückgekehrten Priester und Leviten (V. 9), Hohenpriester (V. 11), Priester (V. 21) und Leviten, welche zur Zeit Esdras und Nehemias lebten. (V. 26) C. Alle Leviten versammeln sich (V. 29), reinigen das Volk und die Mauern der Stadt mit Opfern (V. 30), umziehen im Doppelchor die ganze Mauer (V. 41) und beenden die Weihe mit der Darbringung von Opfern. (V. 42) Anhang. Nach wenigen Jahren muss Nehemias die Juden von neuem zur Beobachtung gewissen Gesetzesvorschriften zurückführen. (Kap. 12,43 13,41) A. Esdras und Nehemias stellen nach Ordnung aller religiösen Angelegenheiten Männer auf, welche Erstlinge und Zehnten und sonstige Darbringungen aufbewahren und verteilen sollen. Nehemia Neh 16 12 1 Hi sunt autem Sacerdotes et Levitæ, qui ascenderunt cum Zorobabel filio Salathiel, et Josue: Saraia, Jeremias, Esdras, Dies aber sind die Priester und Leviten, welche heraufzogen mit Zorobabel, dem Sohne Salathiels und mit Josue:¹ Saraja, Jeremias, Esdras,² Nehemia Neh 16 12 1 1 Nehemias fand diese Urkunde wohl. Nehemia Neh 16 12 1 2 Nicht der Verfasser dieser Schrift. Nehemia Neh 16 12 10 Josue autem genuit Joacim, et Joacim genuit Eliasib, et Eliasib genuit Joiada, Josue aber zeugte Joakim, Joakim zeugte Eliasib, Eliasib zeugte Jojada, Nehemia Neh 16 12 11 Et Joiada genuit Jonathan, et Jonathan genuit Jeddoa. Jojada zeugte Jonathan und Jonathan zeugte Jeddoa.⁵ Nehemia Neh 16 12 11 5 Die ersten Hohenpriester nach der Rückkehr, die Häupter der Gottesgemeinde. Nehemia Neh 16 12 12 In diebus autem Joacim erant Sacerdotes et principes familiarum: Saraiæ, Maraia: Jeremiæ, Hanania: Aber in den Tagen Joakims⁶ waren Priester und Familienhäupter: von Saraja Maraja, von Jeremias Hanania, Nehemia Neh 16 12 12 6 Des zweiten Hohenpriesters. Nehemia Neh 16 12 13 Esdræ, Mosollam: Amariæ, Johanan: von Esdras Mosollam, von Amaria Johanan, Nehemia Neh 16 12 14 Milicho, Jonathan, Sebeniæ, Joseph: von Milicho Jonathan, von Sebenia Joseph, Nehemia Neh 16 12 15 Haram, Edna: Maraioth, Helci: von Haram Edna, von Marajoth Helki, Nehemia Neh 16 12 16 Adaiæ, Zacharia, Genthon, Mosollam: von Adaja Zacharia, von Genthon Mosollam, Nehemia Neh 16 12 17 Abiæ, Zechri, Miamin et Moadiæ, Phelti: von Abia Zechri, von Miamin und Moadia Phelti, Nehemia Neh 16 12 18 Belgæ, Sammua: Semaiæ, Jonathan, von Belga Sammua, von Semaja Jonathan, Nehemia Neh 16 12 19 Joiarib, Mathanai: Jodaiæ, Azzi: von Jojarib Mathanai, von Jodaja Azzi, Nehemia Neh 16 12 2 Amaria, Melluch, Hattus, Amaria, Melluch, Hattus, Nehemia Neh 16 12 20 Sellai, Celai: Amoc, Heber: von Sellai Kelai, von Amok Heber, Nehemia Neh 16 12 21 Helciæ, Hasebia: Idaiæ, Nathanael. von Helkia Hasebia, von Idaja Nathanael. Nehemia Neh 16 12 22 Levitæ in diebus Eliasib, et Joiada, et Johanan, et Jeddoa scripti principes familiarum, et Sacerdotes in regno Darii Persæ. Die Leviten⁷ wurden in den Tagen Eliasibs und Jojadas und Johanans und Jeddoas nach den Familienhäuptern verzeichnet und die Priester wurden unter der Regierung Darius, des Persers,⁸ aufgezeichnet. Nehemia Neh 16 12 22 7 Häupter der Levitenfamilien aus der Zeit Joakims. Nehemia Neh 16 12 22 8 Wohl Darius Nothus, der 425 vor Chr. zur Herrschaft gelangte. (Nach anderen ist an Darius Codomanus zu denken.) Dieser Vers wie V. 11 rührt wohl nicht von Esdras her, sondern ist von der späteren Synagoge eingefügt. Nehemia Neh 16 12 23 Filii Levi principes familiarum, scripti in Libro verborum dierum, et usque ad dies Jonathan, filii Eliasib. Die Familienhäupter der Söhne Levis wurden im Buche der Tagesgeschichte eingeschrieben bis auf die Tage Jonathans, des Sohnes Eliasibs. Nehemia Neh 16 12 24 Et principes Levitarum, Hasebia, Serebia, et Josue filius Cedmihel: et fratres eorum per vices suas, ut laudarent et confiterentur juxta præceptum David viri Dei, et observarent æque per ordinem. Die Häupter der Leviten waren: Hasebia, Serebia und Josue, der Sohn Kedmihels, und ihre Brüder in ihrer Ordnung, um nach der Anordnung Davids, des Mannes Gottes, Lob und Dank zu sagen und gleichmäßig und nach der Ordnung Wache zu halten. Nehemia Neh 16 12 25 Mathania, et Becbecia, Obedia, Mosollam, Telmon, Accub custodes portarum et vestibulorum ante portas. Mathania und Bekbekia, Obedia, Mosollam, Telmon, Akkub waren Hüter der Tore und der Vorhöfe an den Toren. Nehemia Neh 16 12 26 Hi in diebus Joacim filii Josue, filii Josedec, et in diebus Nehemiæ ducis, et Esdræ sacerdotis scribæque. Diese lebten in den Tagen Joakims, des Sohnes Josues, des Sohnes Josedeks, und in den Tagen Nehemias, des Fürsten, und Esdras, des Priesters und Schriftgelehrten. Nehemia Neh 16 12 27 In dedicatione autem muri Jerusalem requisierunt Levitas de omnibus locis suis ut adducerent eos in Jerusalem, ut facerent dedicationem et lætitiam in actione gratiarum et cantico, et in cymbalis, psalteriis, et citharis. Bei der Einweihung der Mauer Jerusalems aber holte man die Leviten aus allen ihren Ortschaften zusammen, um sie nach Jerusalem zu bringen, dass sie das Freudenfest der Einweihung mit Danksagung und Lobliedern, mit Zimbeln, Harfen und Zithern feiern sollten. Nehemia Neh 16 12 28 Congregati sunt autem filii cantorum de campestribus circa Jerusalem, et de villis Nethuphati, Da versammelten sich die Söhne der Sänger aus den Gefilden um Jerusalem und aus den Dörfern der Nethuphatiter, Nehemia Neh 16 12 29 Et de domo Galgal, et de regionibus Geba et Azmaveth: quoniam villas ædificaverunt sibi cantores in circuitu Jerusalem. aus dem Hause Galgal⁹ und aus den Gegenden von Geba und Azmaveth; denn die Sänger hatten sich rings um Jerusalem Gehöfte gebaut. Nehemia Neh 16 12 29 9 Beth-Galgal. Nehemia Neh 16 12 3 Sebenias, Rheum, Merimuth, Sebenias, Rheum, Merimuth, Nehemia Neh 16 12 30 Et mundati sunt Sacerdotes et Levitæ, et mundaverunt populum, et portas, et murum. Und die Priester und Leviten reinigten sich und hierauf das Volk und die Tore und die Mauer. Nehemia Neh 16 12 31 Ascendere autem feci principes Juda super murum, et statui duos magnos choros laudantium. Et ierunt ad dexteram super murum ad portam sterquilinii. Und ich ließ die Fürsten von Juda auf die Mauer steigen und stellte zwei große Lobchöre auf. Und sie¹⁰ gingen zur Rechten auf der Mauer nach dem Misttore zu.¹¹ Nehemia Neh 16 12 31 10 Die Lobchöre des einen Zuges. (Vergl. V. 38) Nehemia Neh 16 12 31 11 Also um die Südmauer der Stadt herum, während der andere Zug (V. 38) um die Nordmauer zog. Ausgangspunkt war das Tal- (Jaffa-) -tor. Nehemia Neh 16 12 32 Et ivit post eos Osaias, et media pars principum Juda, Hinter ihnen ging Osajas und der halbe Teil der Fürsten von Juda, Nehemia Neh 16 12 33 Et Azarias, Esdras, et Mosollam, Judas, et Benjamin, et Semeia, et Jeremias. Azarias, Esdras, Mosollam, Judas, Benjamin, Semeja und Jeremias, Nehemia Neh 16 12 34 Et de filiis sacerdotum in tubis, Zacharias filius Jonathan, filius Semeiæ, filius Mathaniæ, filius Michaiæ, filius Zechur, filius Asaph, und von den Söhnen der Priester mit Posaunen: Zacharias, der Sohn Jonathans, der ein Sohn Semejas, der ein Sohn Mathanias, der ein Sohn Michajas, der ein Sohn Zechurs, der ein Sohn Asaphs war, Nehemia Neh 16 12 35 Et fratres ejus Semeia, et Azareel, Malalai, Galalai, Maai, Nathanael, et Judas, et Hanani, in vasis cantici David viri Dei: et Esdras scriba ante eos in porta Fontis. und seine Brüder: Semeja, Azareel, Malalai, Galalai, Maai, Nathanael, Judas und Hanani mit den Musikinstrumenten Davids, des Mannes Gottes, und Esdras, der Schriftgelehrte, vor ihnen her am Brunnentore. Nehemia Neh 16 12 36 Et contra eos ascenderunt in gradibus civitatis David in ascensu muri super domum David, et usque ad portam Aquarum ad orientem. Und sie zogen hinauf, den anderen gegenüber, auf die Stufen der Stadt Davids die Mauer hinan, über das Haus Davids hinaus und bis zum Wassertore nach Osten.¹² Nehemia Neh 16 12 36 12 Hebr.: und weiter nach dem Quelltor, und von dort stiegen sie geradeaus auf den Stufen der Davidsstadt den Aufstieg zur Mauer hinan, oberhalb des Palastes Davids und bis zum Wassertore nach Osten hin. Nehemia Neh 16 12 37 Et chorus secundus gratias referentium ibat ex adverso, et ego post eum et media pars populi super murum et super turrim furnorum, et usque ad murum latissimum, Der zweite Chor, der Dank sagte, ging in entgegengesetzter Richtung und ich hinter ihm, und der halbe Teil des Volkes zog oben auf der Mauer und über den Ofenturm hin und bis zur breiten Mauer Nehemia Neh 16 12 38 Et super portam Ephraim, et super portam antiquam, et super portam piscium, et turrim Hananeel, et turrim Emath, et usque ad portam gregis: et steterunt in porta custodiæ, und über das Tor Ephraim und das alte Tor und über das Fischtor und den Turm Hananeel und den Turm Emath und bis zum Schaftore und sie blieben am Tore der Wache stehen.¹³ Nehemia Neh 16 12 38 13 Die Reihenfolge der Türme, Mauerstrecken und Tore entspricht im wesentlichen der Aufzählung [Neh 3,1-12]. Nehemia Neh 16 12 39 Steteruntque duo chori laudantium in domo Dei, et ego, et dimidia pars magistratuum mecum. Dann stellten sich die beiden Lobchöre am Hause Gottes auf und ich und die Hälfte der Vorsteher mit mir, Nehemia Neh 16 12 4 Addo, Genthon, Abia, Addo, Genthon, Abia, Nehemia Neh 16 12 40 Et Sacerdotes, Eliachim, Maasia, Miamin, Michea, Elioenai, Zacharia, Hanania in tubis. nebst den Priestern Eliachim, Maasia, Miamin, Michea, Elioenai, Zacharia, Hanania mit Posaunen, Nehemia Neh 16 12 41 Et Maasia, et Semeia, et Eleazar, et Azzi, et Johanan, et Melchia, et lam,, et Ezer. Et clare cecinerunt cantores, et Jezraia præpositus: und Maasia, Semeja, Eleazar, Azzi, Johanan, Melchia, Älam und Ezer. Und die Sänger sangen laut, Jezraja war der Vorsteher. Nehemia Neh 16 12 42 Et immolaverunt in die illa victimas magnas, et lætati sunt: Deus enim lætificaverat eos lætitia magna: sed et uxores eorum et liberi gavisi sunt, et audita est lætitia Jerusalem procul. Und man brachte an diesem Tage große Opfer dar und war fröhlich, denn Gott hatte ihnen große Freude bereitet; aber auch ihre Frauen und Kinder freuten sich und die Freude Jerusalems ward weithin vernommen. Nehemia Neh 16 12 43 Recensuerunt quoque in die illa viros super gazophylacia thesauri ad libamina, et ad primitias, et ad decimas, ut introferrent per eos principes civitatis in decore gratiarum actionis, Sacerdotes et Levitas: quia lætificatus est Juda in Sacerdotibus et Levitis astantibus. An demselben Tage bestellten sie auch Männer über die Vorratskammern für die Trankopfer, für die Erstlinge und für die Zehnten Priester und Leviten, dass die Vorsteher der Stadt dieselben durch sie mit geziemender Danksagung einbringen ließen;¹⁴ denn Juda hatte Freude über die Priester und Leviten, welche ihren Dienst verrichteten. Nehemia Neh 16 12 43 14 Hebr.: damit die gesetzlichen Abgaben für die Priester und die Leviten von den Feldmarken der Städte darin angesammelt würden. Nehemia Neh 16 12 44 Et custodierunt observationem Dei sui, et observationem expiationis, et cantores, et janitores juxta præceptum David, et Salomonis filii ejus, Und diese taten für ihren Gott genau, was sie zu besorgen hatten und was zu beobachten war für die Aussöhnung,¹⁵ und die Sänger und Türhüter taten ihren Dienst nach der Anordnung Davids und seines Sohnes Salomon; Nehemia Neh 16 12 44 15 Hebr.: Reinigung. Nehemia Neh 16 12 45 Quia in diebus David et Asaph ab exordio erant principes constituti cantorum in carmine laudantium, et confitentium Deo. denn in den Tagen Davids und Asaphs waren vom Anfang an Vorsteher über die Sänger, welche die Lob- und Danklieder zur Ehre Gottes sangen, gesetzt. Nehemia Neh 16 12 46 Et omnis Israel, in diebus Zorobabel, et in diebus Nehemiæ dabant partes cantoribus et janitoribus per dies singulos, et sanctificabant Levitas, et Levitæ sanctificabant filios Aaron. Und ganz Israel gab in den Tagen Zorobabels und in den Tagen Nehemias für die Sänger und Türhüter Abgaben, Tag für Tag, und sie spendeten Weihegaben¹⁶ für die Leviten, und die Leviten spendeten Weihegaben¹⁷ für die Söhne Aarons. Nehemia Neh 16 12 46 16 Den Zehnten. Nehemia Neh 16 12 46 17 Die bestimmten Anteile. Nehemia Neh 16 12 5 Miamin, Madia, Belga, Miamin, Madia, Belga, Nehemia Neh 16 12 6 Semeia, et Joiarib, Idaia, Sellum, Amoc, Helcias, Semeja, Jojarib, Idaja, Sellum, Amok, Helkias, Nehemia Neh 16 12 7 Idaia. Isti principes Sacerdotum, et fratres eorum in diebus Josue. Idaja. Dies waren die Vorsteher der Priester und deren Brüder in den Tagen Josues.³ Nehemia Neh 16 12 7 3 Die Genannten sind die Häupter der Priesterfamilien, welche mit Josue (und Zorobabel) heimkehrten, und mit ihnen kamen auch ihre Brüder, die einzelnen Priester, nach Jerusalem. Nehemia Neh 16 12 8 Porro Levitæ, Jesua, Bennui, Cedmihel, Sarebia, Juda, Mathanias, super hymnos ipsi et fratres eorum: Die Leviten⁴ waren: Jesua, Bennui, Kedmihel, Sarebia, Juda, Mathanias, diese und ihre Brüder hatten die Leitung der Lobgesänge, Nehemia Neh 16 12 8 4 Häupter der Leviten. Nehemia Neh 16 12 9 Et Becbecia atque Hanni, et fratres eorum unusquisque in officio suo. und Bekbekia und Hanni und ihre Brüder, ein jeder für seinen Dienst. Nehemia Neh 16 0 1 Esdras und Nehemias trennen die ungesetzlichen Ehen. (V. 3) B. Als Nehemias im 32. Jahre des Artaxerxes nach Babylonien zurückgerufen wird, schleichen sich wieder zahlreiche Missbräuche ein. Nehemias kommt nach Jerusalem zurück und stellt die Missbräuche in der Vorratskammer ab, indem er den Leviten und anderen Dienern des Heiligtums das, was ihnen gebührt, zuerteilt (V. 14), jede Übertretung des Sabbatgebotes streng untersagt (V. 22), die Männer straft, welche fremde Frauen genommen, und selbst den Sohn des Hohenpriesters nicht schont (V. 29); er führt alle zur Beobachtung des Gesetzes zurück. Nehemia Neh 16 13 1 In die autem illo lectum est in volumine Moysi audiente populo: et inventum est scriptum in eo, quod non debeant introire Ammonites et Moabites in ecclesiam Dei usque in æternum: Nehemia Neh 16 13 10 Et cognovi quod partes Levitarum non fuissent datæ: et fugisset unusquisque in regionem suam de Levitis, et cantoribus, et de his, qui ministrabant: Auch erfuhr ich, dass man den Leviten nicht ihren Anteil gegeben hatte und dass die Leviten und die Sänger und die, welche Dienst tun sollten, entflohen waren, ein jeder in seine Landmark. Nehemia Neh 16 13 11 Et egi causam adversus magistratus, et dixi: Quare dereliquimus domum Dei? Et congregavi eos, et feci stare in stationibus suis. Da nahm ich mich der Sache gegen die Vorsteher an und sprach: Warum haben wir das Haus Gottes verlassen? Und ich versammelte sie und stellte sie an ihre Plätze. Nehemia Neh 16 13 12 Et omnis Juda apportabat decimam frumenti, vini, et olei in horrea. Und ganz Juda brachte den Zehnten vom Getreide, Wein und Öl in die Vorratskammern. Nehemia Neh 16 13 13 Et constituimus super horrea Selemiam Sacerdotem, et Sadoc scribam, et Phadaiam de Levitis, et juxta eos Hanan filium Zachur, filium Mathaniæ: quoniam fideles comprobati sunt, et ipsis creditæ sunt partes fratrum suorum. Und wir setzten⁵ über die Vorratskammern den Priester Selemia und den Schreiber Sadok und von den Leviten Phadaja und ihnen zur Seite Hanan, den Sohn Zachurs, eines Sohnes Mathanias; denn diese waren als treu bewährt, und ihnen ward das Amt, die Anteile unter ihre Brüder zu verteilen, anvertraut. Nehemia Neh 16 13 13 5 Hebr.: ich setzte. Nehemia Neh 16 13 14 Memento mei Deus meus pro hoc, et ne deleas miserationes meas, quas feci in domo Dei mei, et in ceremoniis ejus. Gedenke mir dies mein Gott! und tilge meine Erbarmungen nicht aus, die ich am Hause meines Gottes und in seinem Dienste geübt habe. Nehemia Neh 16 13 15 In diebus illis vidi in Juda calcantes torcularia in sabbato, portantes acervos, et onerantes super asinos vinum, et uvas, et ficus, et omne onus, et inferentes in Jerusalem die sabbati. Et contestatus sum ut in die qua vendere liceret, venderent. In jener Zeit sah ich in Juda solche, welche am Sabbate die Kelter traten, Garben trugen und Esel mit Wein, Trauben, Feigen und allerlei Lasten beluden und diese am Sabbatstage nach Jerusalem brachten. Da warnte ich sie,⁶ sie sollten an dem Tage verkaufen, wo es erlaubt ist zu verkaufen. Nehemia Neh 16 13 15 6 Hebr.: am Tage, als sie Nahrungsmittel feilboten. Nehemia Neh 16 13 16 Et Tyrii habitaverunt in ea inferentes pisces, et omnia venalia: et vendebant in sabbatis filiis Juda in Jerusalem: Auch wohnten Tyrier darin,⁷ diese brachten Fische und Waren aller Art hinein und verkauften sie am Sabbate an die Söhne Judas in Jerusalem. Nehemia Neh 16 13 16 7 Hatten sich in Jerusalem angesiedelt. Nehemia Neh 16 13 17 Et objurgavi optimates Juda, et dixi eis: Quæ est hæc res mala, quam vos facitis et profanatis diem Sabbati? Deshalb schalt ich die Vornehmen von Juda und sprach zu ihnen: Was ist das für eine schlimme Sache, die ihr tut, dass ihr den Tag des Sabbats entheiligt? Nehemia Neh 16 13 18 Numquid non hæc fecerunt patres nostri, et adduxit Deus noster super nos omne malum hoc, et super civitatem hanc? Et vos additis iracundiam super Israel violando Sabbatum. Haben unsere Väter nicht ebendies getan und hat nicht unser Gott darauf all dies Unglück über uns und über diese Stadt gebracht? Und ihr steigert den Zorn über Israel noch, indem ihr den Sabbat entheiligt? Nehemia Neh 16 13 19 Factum est autem, cum quievissent portæ Jerusalem in die Sabbati, dixi: et clauserunt januas, et præcepi ut non aperirent eas usque post Sabbatum: et de pueris meis constitui super portas ut nullus inferret onus in die Sabbati. Und wenn die Tore zu Jerusalem am Tage des Sabbats ruhen sollten,⁸ gebot ich, dass man die Pforten schließen solle, und befahl, sie nicht eher zu öffnen, als bis nach dem Sabbate. Und ich stellte einige von meinen Knechten an die Tore, damit niemand am Tage des Sabbats eine Last hineinbrächte.⁹ Nehemia Neh 16 13 19 8 Wenn es vor Sabbatsanbruch in den Toren dunkel wurde. Nehemia Neh 16 13 19 9 Die Bewohner von Jerusalem konnten hinausgehen, um Geschäfte abzuwickeln, welche nicht gegen die Sabbatsordnung stritten, doch für alle Waren blieben die Tore gesperrt. Nehemia Neh 16 13 2 Eo quod non occurrerint filiis Israel cum pane et aqua: et conduxerint adversum eos Balaam, ad maledicendum eis: et convertit Deus noster maledictionem in benedictionem. deshalb, weil sie den Söhnen Israels nicht mit Brot und Wasser entgegengekommen waren und Balaam wider jene gedungen hatten, sie zu verfluchen, aber unser Gott wandte den Fluch in Segen um. Nehemia Neh 16 13 20 Et manserunt negotiatores, et vendentes universa venalia foris Jerusalem semel et bis. Da blieben die Krämer und die Verkäufer von aller Art Waren draußen vor Jerusalem, einmal und ein zweites Mal. Nehemia Neh 16 13 21 Et contestatus sum eos, et dixi eis: Quare manetis ex adverso muri? si secundo hoc feceritis, manum mittam in vos. Itaque ex tempore illo non venerunt in Sabbato. Doch ich warnte sie und sprach zu ihnen: Warum bleibt ihr¹⁰ an der Mauer? Wenn ihr dies noch einmal tut, so werde ich Hand an euch legen. So kamen sie denn von der Zeit an nicht mehr am Sabbate. Nehemia Neh 16 13 21 10 Die Nacht über. Nehemia Neh 16 13 22 Dixi quoque Levitis ut mundarentur, et venirent ad custodiendas portas, et sanctificandam diem Sabbati: et pro hoc ergo memento mei Deus meus, et parce mihi secundum multitudinem miserationum tuarum. Auch wies ich die Leviten an, sich rein zu halten und zur Wache an den Toren zu kommen¹¹ zur Heilighaltung des Sabbats. Auch dies alles gedenke mir, mein Gott! und schone meiner nach der Fülle deiner Erbarmungen. Nehemia Neh 16 13 22 11 Außer den sonstigen Wächtern. Nehemia Neh 16 13 23 Sed et in diebus illis vidi Judæos ducentes uxores Azotidas, Ammonitidas, et Moabitidas. In jener Zeit sah ich auch Juden, welche azotische, ammonitische und moabitische Frauen genommen hatten. Nehemia Neh 16 13 24 Et filii eorum ex media parte loquebantur Azotice, et nesciebant loqui Judaice. Et loquebantur juxta linguam populi, et populi. Ihre Kinder redeten zur Hälfte azotisch¹² und konnten nicht jüdisch sprechen,¹³ sondern redeten nach der Sprache des einen oder des andern Volkes. Nehemia Neh 16 13 24 12 Diese Juden wohnten wohl in der nächsten Nähe jener Völker. Nehemia Neh 16 13 24 13 Die Sprache der Ammoniter und Moabiter war ein von dem der Juden verschiedener semitischer Dialekt. Nehemia Neh 16 13 25 Et objurgavi eos, et maledixi. Et cecidi ex eis viros, et decalvavi eos, et adjuravi in Deo, ut non darent filias suas filiis eorum, et non acciperent de filiabus eorum filiis suis, et sibimetipsis, dicens: Da schalt ich sie und schleuderte den Fluch über sie und schlug einige von ihnen und raufte ihnen die Haare aus und beschwor sie¹⁴ bei Gott, ihre Töchter den Söhnen derselben nicht zu geben und deren Töchter nicht für ihre Söhne, noch für sich selbst zu nehmen,¹⁵ und ich sprach: Nehemia Neh 16 13 25 14 Er sprach ihnen die Schwurformel vor, die sie nachsprachen. Nehemia Neh 16 13 25 15 Er fordert, dass sie jede Verbindung in Zukunft meiden. Nehemia Neh 16 13 26 Numquid non in hujuscemodi re peccavit Salomon rex Israel? et certe in gentibus multis non erat rex similis ei, et dilectus Deo suo erat, et posuit eum Deus regem super omnem Israel: et ipsum ergo duxerunt ad peccatum mulieres alienigenæ. Hat nicht durch eine solche Sache Salomon, der König von Israel, gesündigt? Und doch war unter den vielen Völkern kein ihm ähnlicher König; und diesen, der der Liebling seines Gottes war und den Gott zum König über ganz Israel eingesetzt hatte, verleiteten dennoch die ausländischen Frauen zur Sünde. [1Kön 3,1, 1Kön 11,1.4] Nehemia Neh 16 13 27 Numquid et nos inobedientes faciemus omne malum grande hoc ut prævaricemur in Deo nostro, et ducamus uxores peregrinas? Sollten denn auch wir ungehorsam sein¹⁶ und all dies große Übel begehen und uns gegen unsern Gott vergehen und fremde Frauen nehmen? Nehemia Neh 16 13 27 16 Hebr.: Und für euch sollte es erhört sein. Nehemia Neh 16 13 28 De filiis autem Joiada filii Eliasib sacerdotis magni, gener erat Sanaballat Horonites, quem fugavi a me. Einer aber von den Söhnen Jojadas, des Sohnes Eliasibs, des Hohenpriesters, war Tochtermann Sanaballats, des Horoniters, diesen trieb ich aus meiner Nähe fort.¹⁷ Nehemia Neh 16 13 28 17 Der Sohn Jojadas war Schwiegersohn des Feindes seines eigenen Volkes und weigerte sich, das fremde Weib zu entlassen. Dies stand mit der Heiligkeit des Priestertums in offenem Widerspruch. [Lev 21,7.14] Nehemia Neh 16 13 29 Recordare Domine Deus meus adversum eos, qui polluunt sacerdotium, jusque Sacerdotale et Leviticum. Gedenke es ihnen, Herr, mein Gott! die das Priestertum beflecken und das den Priestern und Leviten bestimmte Recht.¹⁸ Nehemia Neh 16 13 29 18 Vergl. [Mal 2,8]. Nehemia Neh 16 13 3 Factum est autem, cum audissent legem, separaverunt omnem alienigenam ab Israel. Es begab sich aber, da sie das Gesetz gehört hatten, sonderten sie alle Fremdlinge von Israel ab. Nehemia Neh 16 13 30 Igitur mundavi eos ab omnibus alienigenis, et constitui ordines Sacerdotum et Levitarum, unumquemque in ministerio suo: Und ich reinigte sie von allen Fremden und bestimmte die Dienstordnungen der Priester und Leviten, einen jeden für seine Obliegenheit Nehemia Neh 16 13 31 Et in oblatione lignorum in temporibus constitutis, et in primitivis: memento mei Deus meus in bonum. Amen. und für die Darbringung des Holzes zu den bestimmten Zeiten und für die Erstlinge. Gedenke meiner, o mein Gott, zum Guten! Amen. Nehemia Neh 16 13 4 Et super hoc erat Eliasib sacerdos, qui fuerat præpositus in gazophylacio domus Dei nostri, et proximus Tobiæ. Vordem¹ war Eliasib, der Priester, der Vorgesetzte über die Vorratskammer des Hauses unseres Gottes, ein naher Verwandter des Tobias.² Nehemia Neh 16 13 4 1 Ehe Nehemias ankam. Nehemia Neh 16 13 4 2 Er war mit dem Todfeinde der Juden verschwägert. Dieser Hohepriester fehlt bei den Unterschriebenen [Neh 10,1ff]. Nehemia Neh 16 13 5 Fecit ergo sibi gazophylacium grande, et ibi erant ante eum reponentes munera, et thus, et vasa, et decimam frumenti, vini, et olei, partes Levitarum, et cantorum, et janitorum, et primitias sacerdotales. Dieser hatte ihm eine große Vorratskammer eingerichtet, in die man vor seiner Zeit die Gaben,³ den Weihrauch, die Geräte, den Zehnten von Getreide, Wein und Öl, die Anteile der Leviten und Sänger und Türhüter und die Erstlinge für die Priester niederzulegen pflegte. Nehemia Neh 16 13 5 3 Speiseopfer. Nehemia Neh 16 13 6 In omnibus autem his non fui in Jerusalem, quia anno trigesimo secundo Artaxerxis regis Babylonis veni ad regem, et in fine dierum rogavi regem. Während alles dies geschah, war ich nicht zu Jerusalem; denn im zweiunddreißigsten Jahre des Artaxerxes, des Königs von Babylon,⁴ war ich zu dem Könige gegangen. Doch nach Verlauf gewisser Zeit erbat ich es mir von dem Könige Nehemia Neh 16 13 6 4 Im Jahre 443 v. Chr. Nehemia Neh 16 13 7 Et veni in Jerusalem, et intellexi malum, quod fecerat Eliasib Tobiæ ut faceret ei thesaurum in vestibulis domus Dei. und kam nach Jerusalem. Da merkte ich den Frevel, den Eliasib um Tobias willen begangen hatte, indem er ihm eine Vorratskammer in den Vorhöfen des Hauses Gottes einrichtete. Nehemia Neh 16 13 8 Et malum mihi visum est valde. Et projeci vasa domus Tobiæ foras de gazophylacio: Dieser Frevel schien mir groß. Ich warf alles Hausgeräte des Tobias hinaus aus der Vorratskammer Nehemia Neh 16 13 9 Præcepique et emundaverunt gazophylacia: et retuli ibi vasa domus Dei, sacrificium, et thus. und gab Befehl, die Vorratskammern zu reinigen, und ich brachte die Geräte des Hauses Gottes, das Speiseopfer und den Weihrauch, dahin zurück. Tobit Tob 17 0 1 I. Frömmigkeit und Unglück des älteren Tobias und Saras. (1,1 3,25) 1. Frommes Leben des älteren Tobias. (1,1 3,6) A. Tobias aus dem Stamme Nephthali beobachtet, obwohl er im Reiche Israel wohnt, das Gesetz Moses von Jugend auf und erzieht seinen Sohn in demselben. (V. 10) B. Mit seinem Weibe und seinem Sohne von Salmanasar gefangen, und nach Ninive geführt, wird er dem Gesetze nicht untreu, sondern benutzt die ihm gestattete Freiheit der Bewegung dazu, seine Mitgefangenen zu trösten und zu unterstützen. (V. 15) Einem derselben, Gabel in Rages in Medien, gibt er eine große Summe Geldes gegen einen Handschein. (V. 17) C. nach dem Tode Salmanasars hört Tobias nicht auf, weiter seinen Volksgenossen Liebe zu erweisen, als der Sohn Salmanasars Sennacherib sie bedrückte (V. 20), insbesondere nach der Niederlage Sennacheribs in Palästina. Viele Israeliten, welche der Tyrann hatte töten lassen, bestattet er, weshalb der König ihn zu töten sucht. Aller Habe beraubt, flieht Tobias mit Weib und Kind, bis Sennacherib von seinen Söhnen getötet wird. Tobit Tob 17 1 1 TOBIAS ex tribu, et civitate Nephthali (quæ est in superioribus Galilææ, supra Naasson, post viam, quæ ducit ad occidentem, in sinistro habens civitatem Sephet). Tobias¹ war aus dem Stamme und der Stadt Nephthali² (welche in dem oberen Teile von Galiläa³ liegt, oberhalb Naasson, hinter⁴ dem Wege, der nach Westen führt und zur Linken⁵ die Stadt Sephet hat). Tobit Tob 17 1 1 1 Im griech. Texte heißt der Vater Tobit, der Sohn Tobias; in der Itala und bei den ältesten Vätern der ältere Tobis, der Sohn Tobias. Zugrunde liegt dem Namen die hebräische Form Tobi, Abkürzung für Tobijahu, Hilfe Gottes. Tobit Tob 17 1 1 2 Aus dem Stamme und der gleichnamigen Stadt Nephthali. Tobit Tob 17 1 1 3 Die Bewohner des Hochlandes von Galiläa zeichneten sich durch Religiosität aus. Diese Angabe ist zugleich für den Gesetzeseifer des älteren Tobias charakteristisch, der von dem fernsten Gebirge nach Jerusalem kommt. Tobit Tob 17 1 1 4 Bei einer solchen Bestimmung wendet man das Gesicht nach Sonnenaufgang. Nephthali lag wohl am Ende des Weges. Vergl. [Dtn 11,30]. Tobit Tob 17 1 1 5 Nördlich. Tobit Tob 17 1 10 Quem ab infantia timere Deum docuit, et abstinere ab omni peccato. Diesen lehrte er von Kindheit auf Gott fürchten und alle Sünde meiden. Tobit Tob 17 1 11 Igitur, cum per captivitatem devenisset cum uxore sua, et filio in civitatem Niniven cum omni tribu sua, Er kam also¹⁸ mit seinem Weibe und seinem Sohne in die Gefangenschaft nach der Stadt Ninive,¹⁹ zugleich mit seinem ganzen Stamme.²⁰ Tobit Tob 17 1 11 18 Fortsetzung von V. 4. Tobit Tob 17 1 11 19 Trotz seiner Frömmigkeit ging auch Tobias nicht der Wegführung in das Exil, das Gott zur Strafe für die Gottlosigkeit Ephraims verhängte. [2Kön 17,7ff] Indes, waren auch die äußeren Umstände die gleichen, so war Gottes Absicht eine verschiedene für ihn als für seine Volksgenossen: Mehrung seiner Tugend (Ambros.) Ja, nach [Tob 12,13] ist gerade seine Frömmigkeit Grund seiner Prüfung; doch nicht für ihn allein soll nach Gottes Vorsehung aus der Heimsuchung Heil erwachsen, sondern auch für viele andere, denen seine Geduld und deren Lohn zum lehrreichen Beispiel dienen soll [Tob 2,12] wie für die Heiden, unter denen die Erkenntnis des wahren Gottes sich mehrt. Wie das spätere babylonische, so war das assyrische Exil ein Heilmittel für die Juden, sie vom Götzendienste zu entfernen. Vergl. [Tob 1,5] und [2Chr 30,10ff]. Tobit Tob 17 1 11 20 Entweder Wiederholung des schon Berichteten oder der Rest des Stammes kam dorthin. Tobit Tob 17 1 12 (Dum omnes ederent ex cibis gentilium) iste custodivit animam suam, et nunquam contaminatus est in escis eorum. Während aber alle von den Speisen der Heiden aßen, bewahrte er seine Seele²¹ und verunreinigte sich niemals durch die Speisen derselben.²² Tobit Tob 17 1 12 21 Hebraismus: sich. Tobit Tob 17 1 12 22 War schon die Beobachtung des Zeremonialgesetzes im eigenen Lande schwer, so noch viel mehr im fremden, und besonders bei der Gleichgültigkeit der anderen. Tobit Tob 17 1 13 Et quoniam memor fuit Domini in toto corde suo, dedit illi Deus gratiam in conspectu Salmanasar regis, Und weil er des Herrn von ganzem Herzen eingedenk war, ließ Gott ihn vor dem Angesichte des Königs Salmanasar Gnade finden Tobit Tob 17 1 14 Et dedit illi potestatem quocumque vellet ire, habens libertatem quæcumque facere voluisset. und dieser gab ihm Erlaubnis, zu gehen, wohin er immer wollte,²³ und es stand ihm frei, alles zu tun, was er wünschte. Tobit Tob 17 1 14 23 Wohl auch über die Grenzen des eigentlichen Assyrien hinaus bis nach Medien. Er wurde nicht mehr als Gefangener behandelt. Seine Absicht bei den Reisen ist, anderen Israeliten Stärkung im Glauben und Trost zu bringen. (V. 15) Tobit Tob 17 1 15 Pergebat ergo ad omnes, qui erant in captivitate, et monita salutis dabat eis. So ging er zu allen, die in der Gefangenschaft waren, und gab ihnen heilsame Ermahnungen. Tobit Tob 17 1 16 Cum autem venisset in Rages civitatem Medorum, et ex his, quibus honoratus fuerat a rege, habuisset decem talenta argenti: Als er nun nach Rages,²⁴ einer Stadt der Meder, gekommen war, und von dem, womit er von dem König beschenkt²⁵ worden war, noch zehn Talente Silber hatte, Tobit Tob 17 1 16 24 Rages, die Hauptstadt Mediens, lag etwa 300 Kilometer östlich von Ekbatana und über 37 geogr. Meilen östlich von Ninive. Tobit Tob 17 1 16 25 Oder belohnt war. Tobit Tob 17 1 17 Et cum in multa turba generis sui Gabelum egentem videret, qui erat ex tribu ejus, sub chirographo dedit illi memoratum pondus argenti. sah er unter der Menge seiner Volksgenossen Gabel darben, der aus seinem Stamme war, und gab ihm gegen eine Handschrift das erwähnte Gewicht Silber.²⁶ Tobit Tob 17 1 17 26 Nach dem Griech. lieh er Gabel das Geld nicht, sondern legte es bei ihm nieder. Da dasselbe eine hohe Summe ausmacht, 78000 Mark, oder, wenn es babylonische Talente waren 46800 Mark, war dieselbe wohl nicht für Gabelus allein bestimmt. Tobit Tob 17 1 18 Post multum vero temporis, mortuo Salmanasar rege, cum regnaret Sennacherib filius ejus pro eo, et filios Israel exosos haberet in conspectu suo: Als aber nach langer Zeit²⁷ der König Salmanasar gestorben und sein Sohn Sennacherib an seiner Statt König geworden war, dem die Söhne Israels verhasst waren,²⁸ Tobit Tob 17 1 18 27 Im Jahre 722 war Tobias fortgeführt, 711 soll Sennacherib den Thron bestiegen haben. Sennacherib war in Wahrheit ein Sohn des Usurpators Sargon. Die Abschreiber haben, wofür viele andere Belege zeugen, einen bekannten Namen statt eines ihnen unbekannten eingesetzt. Die griechischen Texte haben, wo sonst Salmanasar genannt wird, den Namen Enemassar (groß ist der König), dies Wort enthält den Namen Sar-gon mit der assyrischen Nominativendung. Tobit Tob 17 1 18 28 Eine förmliche Verfolgung trat erst nach der Niederlage V. 21 ein. Sennacherib: Assurachiddin griech. Sacherdonos, chald. Asarhaddon. Tobit Tob 17 1 19 Tobias quotidie pergebat per omnem cognationem suam, et consolabatur eos, dividebatque unicuique, prout poterat, de facultatibus suis: ging Tobias täglich bei allen seinen Verwandten umher, tröstete sie und teilte einem jeden von seinem Vermögen mit, so viel er konnte; Tobit Tob 17 1 2 Cum captus esset in diebus Salmanasar regis Assyriorum, in captivitate tamen positus, viam veritatis non deseruit, Er war in den Tagen Salmanasars, des Königs von Assyrien,⁶ gefangen fortgeführt, aber auch in der Gefangenschaft verließ er den Weg der Wahrheit⁷ nicht, Tobit Tob 17 1 2 6 Tobias war unter den 27280, welchen Sargon nach eigener Angabe wegschleppte. Da er bei dieser Deportation noch ein Kind war, konnte er den Untergang Ninives 606 noch erleben, wie dies die griechischen Texte [Tob 14,15] übereinstimmend berichten. Freilich muss er dann bereits 120 Jahre alt gewesen sein, nicht wie unsere Vulgata hat, 102. Ninive wird [2Sam 17,16] und [2Sam 18,11] nicht genannt, doch musste er von den in der Fremde Handel treibenden Juden wohl aufgesucht oder zeitweise bewohnt werden. Tobit Tob 17 1 2 7 Die wahre Gottesverehrung und die von derselben gelehrten Tugenden. Von den letzteren werden V. 3 besonders die Werke der Barmherzigkeit erwähnt. Tobit Tob 17 1 20 Esurientes alebat, nudisque vestimenta præbebat, et mortuis atque occisis sepulturam sollicitus exhibebat. die Hungernden speiste er, den Nackten reichte er Kleider und den Toten und Erschlagenen verschaffte er voller Sorgfalt das Begräbnis.²⁹ Tobit Tob 17 1 20 29 Die Werke der körperlichen Barmherzigkeit werden hier ihrer Veranlassung halber mehr hervorgehoben. Der Wert der Totenbestattung, vergl. [Tob 2,3ff, Tob 12,12], als Liebestat liegt in der Wertschätzung des Begräbnisses seitens der Überlebenden und dem Wunsche des Verstorbenen des Glaubens an die Auferstehung wegen (Aug.), auch für seinen Leib gesorgt zu sehen. (Thom.) Ein so frommer Israelit konnte nicht weniger Einsicht haben als Job [Ijob 19,28] und der Verfasser des zweiten Buches der Machabäer. [2Makk 12,43-46] Tobit Tob 17 1 21 Denique cum reversus esset rex Sennacherib fugiens a Judæa plagam, quam circa eum fecerat Deus propter blasphemiam suam, et iratus multos occideret ex filiis Israel, Tobias sepeliebat corpora eorum. So auch, als der König Sennacherib aus Judäa zurückgekommen war, nach der Niederlage fliehend, welche Gott um seiner Lästerung willen über ihn gesandt hatte,³⁰ und er in seinem Grimm hierüber viele von den Söhnen Israels tötete, begrub Tobias ihre Leichen. [2Kön 19,35, Sir 48,24, 2Makk 8,19] Tobit Tob 17 1 21 30 Die Vernichtung des Heeres Sennacheribs, Enkels des Salmanasar, wird erzählt [Jes 37,36, 2Kön 18,13, 2Kön 19, 2Chr 32]. Tobit Tob 17 1 22 At ubi nuntiatum est regi, jussit eum occidi, et tulit omnem substantiam ejus. Als dies aber dem Könige berichtet ward, befahl er, ihn zu töten, und nahm ihm sein ganzes Vermögen weg. Tobit Tob 17 1 23 Tobias vero cum filio suo, et cum uxore fugiens, nudus latuit, quia multi diligebant eum. Da floh Tobias mit seinem Sohne und seinem Weibe und hielt sich, von allem entblößt, verborgen; denn viele hatten ihn lieb. Tobit Tob 17 1 24 Post dies vero quadraginta quinque occiderunt regem filii ipsius, Nach fünfundvierzig Tagen³¹ aber ward der König von seinen eigenen Söhnen getötet [2Kön 19,37, 2Chr 32,21, Jes 37,38] Tobit Tob 17 1 24 31 So viele Tage nach der Wegnahme der Güter des Tobias. Nach seinem Rückzuge regierte Sennacherib noch lange. Vergl. [Jes 37,37]. Tobit Tob 17 1 25 Et reversus est Tobias in domum suam, omnisque facultas ejus restituta est ei. und Tobias kehrte wieder in sein Haus zurück und sein ganzes Vermögen ward ihm wieder zurückgegeben.³² Tobit Tob 17 1 25 32 Sein eigentliches Vermögen hatte Tobias dem Gabel gegeben und da er es nicht zurückzuholen vermochte, verzehrte er in seiner Erblindung seine Habe bald. Nach dem Griech. vermittelte sein Vetter Achicharos, der bei Hofe an der Spitze des Rechnungswesens stand, die Zurückgabe. In der Vulg. wird Achicharos [Tob 11,20] erwähnt. Tobit Tob 17 1 3 Ita ut omnia, quæ habere poterat, quotidie concaptivis fratribus, qui erant ex ejus genere, impertiret. so dass er alles, was in seinem Vermögen war, täglich seinen mitgefangenen Brüdern, welche aus seinem Geschlechte waren, mitteilte.⁸ Tobit Tob 17 1 3 8 So wahrte er den rechten Maßstab der Liebe: Engere Verbindung mit dem Spender, dem Schöpfer, und größere Bedürftigkeit. Tobit Tob 17 1 4 Cumque esset junior omnibus in tribu Nephthali, nihil tamen puerile gessit in opere. Und obgleich er der jüngste⁹ unter allen im Stamme Nephthali war, so zeigte er doch nichts Kindisches in seiner Handlungsweise.¹⁰ Tobit Tob 17 1 4 9 Gegensatz zu den V. 3 erzählten Begebenheiten. Tobit Tob 17 1 4 10 Gemeint ist wohl das zwölfte Lebensjahr, in dem der Knabe ein Sohn des Gesetzes ward. Das Kindische wäre die Nachahmung der Unvollkommenheit anderer gewesen. (V. 5) Tobit Tob 17 1 5 Denique cum irent omnes ad vitulos aureos, quos Jeroboam fecerat rex Israel, hic solus fugiebat consortia omnium, Als nämlich¹¹ alle zu den goldenen Kälbern¹² gingen, welche Jeroboam, der König von Israel, gemacht hatte, mied er allein die Gemeinschaft aller¹³ [1Kön 12,28] Tobit Tob 17 1 5 11 Vergl. über die Begründung vorhergehender Sätze durch Beispiele die Einleitung mit denique [Dtn 2,11, Jdt 11,11] Tobit Tob 17 1 5 12 Vergl. [1Kön 12,26ff]. Da Bethel vom Stamme Nephthali zu weit entfernt war, sind wohl die von Dan gemeint. Tobit Tob 17 1 5 13 Von aller Teilnahme an religiösen Übungen. Tobit Tob 17 1 6 Sed pergebat in Jerusalem ad templum Domini, et ibi adorabat Dominum Deum Israel, omnia primitiva sua, et decimas suas fideliter offerens, und ging vielmehr nach Jerusalem zu dem Tempel des Herrn und betete daselbst den Herrn, den Gott Israels, an¹⁴ und brachte alle seine Erstlinge und seine Zehnten treulich dar, Tobit Tob 17 1 6 14 Die Vorschrift der Anbetung [Dtn 16,16] der Erstlingsgaben [Num 18,15] u.a., der Zehnten [Lev 27,30ff] u.a. Zehnt wie Erstlingsgaben konnte mit Hinzufügung des Fünftels vom Werte in Geld entrichtet werden [Lev 27,31], doch Tobias wollte trotz aller Beschwerden des Weges die Erstlingsgaben, welche das Heiligtum mehr angingen, in Natur entrichten. Tobit Tob 17 1 7 Ita ut in tertio anno proselytis et advenis ministraret omnem decimationem. so dass er im dritten Jahre den Fremdlingen und Ankömmlingen alle Zehnten darreichte.¹⁵ Tobit Tob 17 1 7 15 Alle drei Jahre gab er an Witwen, Arme und Fremde (Proselyten des Tores und der Gerechtigkeit) zu Haus einen Zehnten. Welch Gegensatz gegen seine Volksgenossen! Tobit Tob 17 1 8 Hæc et his similia secundum legem Dei puerulus observabat. Dieses und ähnliches beobachtete er nach dem Gesetze Gottes schon in seiner Jugend. Tobit Tob 17 1 9 Cum vero factus esset vir, accepit uxorem Annam de tribu sua, genuitque ex ea filium, nomen suum imponens ei. Nachdem er aber ein Mann geworden war, nahm er Anna aus seinem Stamme¹⁶ zum Weibe und zeugte mit ihr einen Sohn, dem er seinen Namen gab.¹⁷ Tobit Tob 17 1 9 16 Innerhalb des Stammes zu heiraten galt wohl als Zeichen besonderer Religiosität. Vergl. [Tob 4,13] im Griech. Tobit Tob 17 1 9 17 Der Sohn wird noch während der Gefangenschaft geboren. Tobit Tob 17 0 1 D. Im Anfange der Herrschaft des Asarhaddon kehrt Tobias in sein Haus zurück und setzt die Bestattung der Toten fort. Als er eines Tages an der Mauer seines Hauses erschöpft einschläft, zieht ihm Schwalbenschmutz den Verlust des Augenlichtes zu. (V. 11) Gott lässt dies zu, damit Tobias wie Job ein Vorbild unversieglicher Geduld bei den Spottreden der Freunde und Verwandten biete. (V. 18) E. Auch sein Weib schmäht ihn. Tobit Tob 17 2 1 Post hæc vero, cum esset dies festus Domini, et factum esset prandium bonum in domo Tobiæ, Als aber nach diesen Ereignissen einmal ein Festtag des Herrn¹ war und ein gutes Mahl im Hause des Tobias bereitet war, Tobit Tob 17 2 1 1 Die Vulgata lässt den Festtag unbestimmt, andere Texte nennen das Pfingstfest. An diesem wurden in der Tat Freudenmahle veranstaltet, zu denen auch Arme herbeigezogen wurden. [Dtn 16,9ff] Tobit Tob 17 2 10 Contigit autem ut quadam die fatigatus a sepultura, veniens in domum suam, jactasset se juxta parietem, et obdormisset, Es geschah aber, dass er eines Tages,⁸ da er müde vom Begraben nach Hause kam, sich an der Wand⁹ niederlegte und einschlief; Tobit Tob 17 2 10 8 Nach den übrigen Texten war es am selben Pfingstfeste. Die Vulgata hat die Erzählung von dem Pfingstfeste durch eine längere Reflexion über das nächtliche Begraben (V. 8, V. 9) getrennt. An die allgemeine Schilderung schließt sich dieser besondere Fall an. Tobit Tob 17 2 10 9 Weil er levitisch unrein war. Tobit Tob 17 2 11 Et ex nido hirundinum dormienti illi calida stercora inciderent super oculos ejus, fieretque cæcus. und da er schlief,¹⁰ fiel ihm aus einem Schwalbenneste warmer Kot auf die Augen, und er ward blind.¹¹ Tobit Tob 17 2 11 10 Als er auf dem Lager lag, um zu schlafen. Tobit Tob 17 2 11 11 Dass beide Augen getroffen wurden, konnte durch die Höhe und andere Ursachen geschehen. Nach den ausführlichen Texten trat die Erblindung nur allmählich durch die verkehrten Mittel der Ärzte ein. Vergl. [Tob 11,14]. Tobit Tob 17 2 12 Hanc autem tentationem ideo permisit Dominus evenire illi, ut posteris daretur exemplum patientiæ ejus, sicut et sancti Job. Diese Prüfung aber ließ der Herr darum über ihn kommen, damit er den späteren Geschlechtern ein Beispiel seiner Geduld gäbe, wie auch der heilige Job.¹² Tobit Tob 17 2 12 12 Die Reflexion der Vulgata fehlt in anderen Texten. Job wie Tobias danken Gott unter den Schicksalsschlägen und in der Verhöhnung. Heilig und selig (V. 15) sind synonym. Selig wird besonders der Gerechte genannt, der um Gottes willen leidet. Tobit Tob 17 2 13 Nam cum ab infantia sua semper Deum timuerit, et mandata ejus custodierit, non est contristatus contra Deum quod plaga cæcitatis evenerit ei, Denn da er von seiner Kindheit an allezeit Gott gefürchtet und seine Gebote beobachtet hatte, so beklagte er sich nicht gegen Gott, dass dies Unglück der Blindheit über ihn gekommen war,¹³ Tobit Tob 17 2 13 13 Das Leiden sollte nur eine Prüfung sein. Tobias hatte es nicht verschuldet. Tobit Tob 17 2 14 Sed immobilis in Dei timore permansit, agens gratias Deo omnibus diebus vitæ suæ. sondern beharrte unerschütterlich in der Furcht Gottes, Gott alle Tage seines Lebens Dank sagend. Tobit Tob 17 2 15 Nam sicut beato Job insultabant reges, ita isti parentes et cognati ejus irridebant vitam ejus, dicentes: Denn¹⁴ wie Könige den seligen Job beschimpften, so spotteten auch seine Verwandten und Bekannten über sein Leben¹⁵ und sprachen: Tobit Tob 17 2 15 14 Der Vers ist mit Vers 13 koordiniert und erklärt weiter die Ähnlichkeit des Tobias mit Job. Tobit Tob 17 2 15 15 Almosen, Begraben der Toten, die guten Werke, welche ihm nur Unheil brachten. Tobit Tob 17 2 16 Ubi est spes tua, pro qua eleemosynas, et sepulturas faciebas? Wo ist deine Hoffnung,¹⁶ um derentwillen du Almosen gabest und Tote begrubest? Tobit Tob 17 2 16 16 Was du gehofft. Tobit Tob 17 2 17 Tobias vero increpabat eos, dicens: Nolite ita loqui: Tobias aber schalt sie und sprach: Redet nicht also! Tobit Tob 17 2 18 Quoniam filii sanctorum sumus, et vitam illam exspectamus, quam Deus daturus est his, qui fidem suam nunquam mutant ab eo. Denn wir sind Kinder der Heiligen¹⁷ und erwarten jenes Leben, welches Gott denen geben wird, die ihre Treue gegen ihn niemals ändern. Tobit Tob 17 2 18 17 Uns ist eine Belohnung verheißen. Heilige heißen besonders die Patriarchen, wieder aber heißt auch das auserwählte Volk ein heiliges Volk [Ex 19,6, Dtn 7,6] Tobit Tob 17 2 19 Anna vero uxor ejus ibat ad opus textrinum quotidie, et de labore manuum suarum victum, quem consequi poterat, deferebat. Anna aber, sein Weib, ging täglich zum Weben aus und brachte, was sie mit der Arbeit ihrer Hände zum Unterhalte gewinnen konnte, nach Hause. Tobit Tob 17 2 2 Dixit filio suo: Vade, et adduc aliquos de tribu nostra, timentes Deum, ut epulentur nobiscum. sprach er zu seinem Sohne: Gehe hin und führe einige aus unserm Stamme herbei, die gottesfürchtig sind,² damit sie mit uns speisen. Tobit Tob 17 2 2 2 Damit er nicht von solchen, die unrein waren, selbst befleckt würde. [Num 19,22] Tobit Tob 17 2 20 Unde factum est, ut hdum caprarum accipiens detulisset domi: So geschah es, dass sie einen Ziegenbock erhielt und nach Hause brachte. Tobit Tob 17 2 21 Cujus cum vocem balantis vir ejus audisset, dixit: Videte, ne forte furtivus sit, reddite eum dominis suis, quia non licet nobis aut edere ex furto aliquid, aut contingere. Als nun ihr Mann denselben meckern hörte, sprach er: Sehet zu, dass er nicht etwa gestohlen sei!¹⁸ Gebet ihn seinen Herren zurück, denn etwas Gestohlenes dürfen wir weder essen noch anrühren! [Dtn 22,1] Tobit Tob 17 2 21 18 In allzu großer Gewissenhaftigkeit, welche sich auch darin zeigt, dass er sagt, es sei nicht gestattet, Gestohlenes auch nur zu berühren, wird Tobias nach dem Griech. zornig; mit Recht, da seine Frau nicht allzu große Zartheit des Gewissens gehabt zu haben scheint. Tobit Tob 17 2 22 Ad hæc uxor ejus irata respondit: Manifeste vana facta est spes tua, et eleemosynæ tuæ modo apparuerunt. Darauf antwortete sein Weib erzürnt: Offenbar ist deine Hoffnung nichtig geworden, und was dein Almosengeben nützte, zeigt sich jetzt.¹⁹ [Ijob 2,9] Tobit Tob 17 2 22 19 Deine Almosen waren unnütz, ohne Lohn. Nach dem Griech. fügt sie bei: wie auch, dass du ein Betrogener oder ein Betrüger bist. Die Vulg. fasst besonders die Ähnlichkeit des Tobias mit Job ins Auge und legt deshalb mehr auf die Gottlosigkeit des Weibes Gewicht als auf die Kränkung des Mannes, doch deutet sie letztere V. 23 wenigstens an. Tobit Tob 17 2 23 Atque his, et aliis hujuscemodi verbis exprobrabat ei. Mit diesen und andern dergleichen Worten machte sie ihm Vorwürfe. Tobit Tob 17 2 3 Cumque abiisset, reversus nuntiavit ei, unum ex filiis Israel jugulatum jacere in platea. Statimque exsiliens de accubitu suo, relinquens prandium, jejunus pervenit ad corpus: Dieser ging hin, und als er zurückkehrte, teilte er ihm mit, dass einer von den Söhnen Israels getötet auf der Straße liege. Sogleich sprang er von seinem Platze auf, verließ das Mahl und ging nüchtern zu der Leiche, Tobit Tob 17 2 4 Tollensque illud portavit ad domum suam occulte, ut dum sol occubuisset, caute sepeliret eum. hob sie auf und trug sie heimlich in sein Haus,³ um sie, wenn die Sonne untergegangen wäre, unbemerkt zu begraben. Tobit Tob 17 2 4 3 Ein Seitengebäude, denn sonst hätte er mit den Seinen nicht im eigenen Hause weilen dürfen. [Num 19,14] Tobit Tob 17 2 5 Cumque occultasset corpus, manducavit panem cum luctu et tremore, Nachdem er nun den Leichnam versteckt hatte, aß er sein Brot mit Trauern und Bangen,⁴ Tobit Tob 17 2 5 4 Nach dem Griech. wusch er sich, wohl sieben Tage hindurch; wohl, da er die Vorschrift [Num 19,12ff] nicht erfüllen konnte, mit gewöhnlichem Wasser. Nach dem Sinait. blieb er auch nach dem eigentlichen Begräbnis (V. 9) draußen, verzichtete auf das Freudenmahl, aß als Verunreinigter allein und blieb jedes Mal sieben Tage außer dem Hause. Da er nun oft Tote begrub, war er der härtesten Entbehrung ausgesetzt, die nur dadurch übertroffen ward, dass er sein eigenes Leben der Gefahr preisgab. Auf Gott vertrauend, erfüllte er die Pflichten der Frömmigkeit. Tobit Tob 17 2 6 Memorans illum sermonem, quem dixit Dominus per Amos prophetam: Dies festi vestri convertentur in lamentationem et luctum. jenes Wortes gedenkend, welches der Herr durch den Propheten Amos gesprochen: Eure Festtage werden in Klagen und Trauer verwandelt werden.⁵ [Am 8,10, 1Makk 1,41] Tobit Tob 17 2 6 5 Die Krone ward dieser Tugend durch die Demut aufgesetzt. Ob Tobias wohl an [Am 6,1ff, Am 2,6ff] dachte? Tobit Tob 17 2 7 Cum vero sol occubuisset, abiit, et sepelivit eum. Als aber die Sonne untergegangen war, ging er hin und begrub ihn. Tobit Tob 17 2 8 Arguebant autem eum omnes proximi ejus, dicentes: Jam hujus rei causa interfici jussus es, et vix effugisti mortis imperium, et iterum sepelis mortuos? Da tadelten ihn alle seine Nachbarn⁶ und sprachen: Schon einmal ist um dieser Sache willen der Befehl gegeben worden, dich zu töten, und kaum bist du dem Todesurteile entronnen, so begräbst du schon wieder die Toten!⁷ Tobit Tob 17 2 8 6 Wohl die Verwandten (V. 15), unter denen seine Frau. (V. 22) Tobit Tob 17 2 8 7 Gott will die Tugend des Tobias noch mehr erproben und lässt ihn selbst von denen, welche sonst eine bessere Einsicht hatten, kränken. Tobit Tob 17 2 9 Sed Tobias plus timens Deum, quam regem, rapiebat corpora occisorum, et occultabat in domo sua, et mediis noctibus sepeliebat ea. Aber Tobias fürchtete Gott mehr als den König, nahm die Leichname der Getöteten weg, verbarg sie in seinem Hause und begrub sie während der Nacht. [Tob 1,21] Tobit Tob 17 0 1 Tobias wendet sich in seinem Unglück in heiligem Gebet an Gott, um den Tod bittend. (V. 6) 2. Bedrängnis und Gebet Saras. (V. 7-23) A. An demselben Tage, an dem Tobias der Ältere von seiner Frau, wird fern von ihm Sara von einer Magd geschmäht, weil sieben Männer, denen sie nacheinander gegeben, in der Hochzeitsnacht von einem bösen Geiste getötet waren. (V. 10) B. Sara flieht in ihrer Betrübnis zu Gott und bittet ihn gleichfalls inständig, sie eher sterben als noch weiter diese Schande tragen zu lassen. (V. 23) 3. Erfolg des Gebetes des Tobias und der Sara. (V. 24, V. 25) Beider Gebete erhört Gott und sendet den Engel Raphael, beiden zugleich zu helfen. Tobit Tob 17 3 1 Tunc Tobias ingemuit, et cpit orare cum lacrimis, Da seufzte Tobias und fing an, unter Tränen zu beten, Tobit Tob 17 3 10 Numquid et occidere me vis, sicut jam occidisti septem viros? Ad hanc vocem perrexit in superius cubiculum domus suæ: et tribus diebus, et tribus noctibus non manducavit, neque bibit: Willst du auch mich töten, wie du schon sieben Männer getötet hast? Auf diese Rede hin ging sie in das Obergemach ihres Hauses¹⁰ und aß und trank nicht drei Tage und drei Nächte hindurch, Tobit Tob 17 3 10 10 Ein bestimmtes abgesondertes Gemach auf dem Dache, das einen Ausgang in das Haus und einen solchen auf die Straße herab hatte. Tobit Tob 17 3 11 Sed in oratione persistens cum lacrimis deprecabatur Deum, ut ab isto improperio liberaret eam. sondern verharrte im Gebete und flehte zu Gott unter Tränen, dass er sie von diesem Schimpfe befreien möchte. Tobit Tob 17 3 12 Factum est autem die tertia, dum compleret orationem, benedicens Dominum, Am dritten Tage aber, als sie ihr Gebet beschloss, pries sie Gott Tobit Tob 17 3 13 Dixit: Benedictum est nomen tuum Deus patrum nostrorum: qui cum iratus fueris, misericordiam facies, et in tempore, tribulationis peccata dimittis his, qui invocant te. und sprach:¹¹ Gepriesen sei dein Name, du Gott unserer Väter! der du, nachdem du zuvor gezürnt,¹² Barmherzigkeit übest und zur Zeit der Trübsal¹³ die Sünden denen nachlässest, welche dich anrufen. Tobit Tob 17 3 13 11 Während die übrigen Texte sehr eingehende Angaben über die zeitlichen Verhältnisse Saras und die Umstände des Gebetes Saras bieten, hebt die Vulgata mehr ihren Seelenzustand und das asketische Moment hervor. Der Hinweis auf die Reinheit ihres früheren Lebens (V. 16ff) und in ihrer Eheschließung, auf ihre Demut (V. 19) und ihre heldenmütige, aus dem Vertrauen auf Gottes Vorsehung entspringende Ergebung (V. 21) sowie die dreitägige Dauer ihres mit strengem Fasten verbundenen Gebetes machen sie ihrem Leidensgenossen Tobias ähnlich, mit dem sie auch außerordentliche Hilfe erlangen soll. Da in der Vulgata dies Gebet den Beschluss des Verharrens im Gebete durch die Tränen und das Ausstrecken der Arme nach dem Fenster, welches die Erhebung des Herzens zu Gott versinnbildet. Das Fenster hatte wohl die Richtung nach Jerusalem, wo der Tempel war. Vergl. [Dan 6,10]. Tobit Tob 17 3 13 12 Die Worte enthalten vielleicht eine Erinnerung an [Hab 3,2]. Tobit Tob 17 3 13 13 Die Trübsal, welche du in deinem Zorne verhängst, dient dazu, denjenigen Nachlass der Sünden zu verschaffen, die dich verehren. Tobit Tob 17 3 14 Ad te Domine faciem meam converto, ad te oculos meos dirigo. Zu dir, o Herr! wende ich mein Angesicht, zu dir erhebe ich meine Augen. Tobit Tob 17 3 15 Peto Domine ut de vinculo improperii hujus absolvas me, aut certe desuper terram eripias me. Ich bitte dich, o Herr! du wollest mich von der Fessel dieses Schimpfes freimachen oder mich wenigstens von der Erde wegnehmen. Tobit Tob 17 3 16 Tu scis Domine, quia nunquam concupivi virum, et mundam servavi animam meam ab omni concupiscentia. Du weißt, Herr! dass ich niemals nach einem Manne verlangt und meine Seele rein bewahrt habe von aller Begierlichkeit. Tobit Tob 17 3 17 Nunquam cum ludentibus miscui me: neque cum his, qui in levitate ambulant, participem me præbui. Niemals habe ich mich unter die Mutwilligen¹⁴ gemischt, noch mich zu denen gesellt, welche in Leichtfertigkeit wandeln. Tobit Tob 17 3 17 14 Parallelismus. Mutwillig sind die, welche mit dem anderen Geschlechte tändeln und schäkern und sich strafwürdig verhalten. Tobit Tob 17 3 18 Virum autem cum timore tuo, non cum libidine mea consensi suscipere: Einen Mann aber zu nehmen, habe ich eingewilligt aus Furcht vor dir, nicht aus meiner Lust,¹⁵ Tobit Tob 17 3 18 15 Sie unterwarf sich dem Gebote der Eltern, aus ihrer Hand den Bräutigam annehmend. Tobit Tob 17 3 19 Et, aut ego indigna fui illis, aut illi forsitan me non fuerunt digni: quia forsitan viro alii conservasti me. und entweder war ich ihrer unwürdig oder sie sind vielleicht meiner nicht wert gewesen, weil du mich vielleicht einem andern Manne vorbehalten hast.¹⁶ Tobit Tob 17 3 19 16 Die Demut Saras zeigt sich in der Alternative, während doch das über die Freier gekommene Strafgericht Gottes offenbar zeigte, wer schuldig war. Das eine weiß sie unumstößlich, dass Gott die Leiden nur zum Wohle der Seinen schickt und nicht in Ewigkeit zürnt, sondern die bewährten Gerechten krönt, dem Sünder nach Strafe und Buße verzeiht. (V. 21) Tobit Tob 17 3 2 Dicens: Justus es Domine, et omnia judicia tua justa sunt, et omnes viæ tuæ, misericordia, et veritas, et judicium. und sprach:¹ Du bist gerecht, o Herr! und alle deine Gerichte sind gerecht und alle deine Wege sind Barmherzigkeit und Wahrheit und Recht.² Tobit Tob 17 3 2 1 Alle Eigenschaften eines guten Gebetes finden sich hier vereint, Glaube, Demut, Beständigkeit, Andacht. (V. 3.5.6: So tue nun.) Durch seine Demut und Tränen verdiente Tobias die Heilung von der Blindheit und die Tröstung in der Armut [Tob 12,12] (Bernh.) Tobit Tob 17 3 2 2 In Gottes Handels ist die Barmherzigkeit stets mit Gerechtigkeit und Wahrheit verbunden. (Thom.) Tobit Tob 17 3 20 Non est enim in hominis potestate consilium tuum. Denn dein Ratschluss steht nicht in des Menschen Gewalt. Tobit Tob 17 3 21 Hoc autem pro certo habet omnis, qui te colit, quod vita ejus, si in probatione fuerit, coronabitur: si autem in tribulatione fuerit, liberabitur: et si in correptione fuerit, ad misericordiam tuam venire licebit. Das aber hält jeder für gewiss, der dich verehrt, dass sein Leben, wenn er erprobt ist, gekrönt werden wird, und dass er, wenn er in der Trübsal gewesen, befreit werden wird, und dass er, wenn er der Züchtigung unterworfen gewesen, zu deiner Barmherzigkeit wird kommen dürfen.¹⁷ Tobit Tob 17 3 21 17 Unsichtbare Gnadenwirkungen, deren Sicherheit die Erfahrung bestätigt. Tobit Tob 17 3 22 Non enim delectaris in perditionibus nostris: quia post tempestatem tranquillum facis: et post lacrimationem et fletum, exsultationem infundis. Du hast ja kein Gefallen an unserm Verderben, denn nach dem Sturme schaffst du Stille und nach dem Weinen und Wehklagen flößest du uns Frohlocken ein. Tobit Tob 17 3 23 Sit nomen tuum Deus Israel benedictum in sæcula. Dein Name, o Gott Israels, sei gepriesen in Ewigkeit!¹⁸ Tobit Tob 17 3 23 18 V. 19-23 fehlen in den anderen Texten. Tobit Tob 17 3 24 In illo tempore exauditæ sunt preces amborum in conspectu gloriæ summi Dei: In jener Zeit ward das Gebet beider¹⁹ vor der Herrlichkeit des allerhöchsten Gottes²⁰ erhört Tobit Tob 17 3 24 19 Das Gebet des Tobias und das Schlussgebet Saras V. 13-23. Tobit Tob 17 3 24 20 Vor Gott. Die Herrlichkeit Gottes ist die sich einst in der Wolkensäule, dann zwischen den beiden Cherubim offenbarende Majestät Gottes. Tobit Tob 17 3 25 Et missus est Angelus Domini sanctus Raphael, ut curaret eos ambos, quorum uno tempore sunt orationes in conspectu Domini recitatæ. und ein Engel des Herrn, der heilige Raphael,²¹ ward gesandt, beide zu heilen, deren Gebet zu einer Zeit vor das Angesicht Gottes gebracht ward.²² Tobit Tob 17 3 25 21 Rapha heilen El Gott. Tobit Tob 17 3 25 22 Der Erzengel Raphael brachte wohl die Gebete vor Gott. Vergl. [Tob 12,12, Offb 8,3ff] Tobit Tob 17 3 3 Et nunc Domine memor esto mei, et ne vindictam sumas de peccatis meis, neque reminiscaris delicta mea, vel parentum meorum. Und nun, Herr! gedenke meiner und nimm keine Rache wegen meiner Sünden und gedenke nicht meiner Vergehen oder derer meiner Eltern.³ Tobit Tob 17 3 3 3 Vergl. [Weish 12,11]. Nur den Schuldigen wird eine Heimsuchung als Strafe auferlegt, als Heilmittel auch anderen als denen, die sich verfehlt haben. (Thom.) Tobit Tob 17 3 4 Quoniam non obedivimus præceptis tuis, ideo traditi sumus in direptionem, et captivitatem, et mortem, et in fabulam, et in improperium, omnibus nationibus, in quibus dispersisti nos. Denn wir haben deinen Geboten nicht gehorcht, darum sind wir der Beraubung hingegeben worden, der Gefangenschaft, dem Tode, dem Spotte und dem Hohne aller Völker, unter welche du uns zerstreut hast.⁴ [Dtn 28,15] Tobit Tob 17 3 4 4 Durch diese und ähnliche Ausdrücke wird im Alten Testamente das Strafgericht über das Volk Israel bezeichnet. Tobit Tob 17 3 5 Et nunc Domine magna judicia tua, quia non egimus secundum præcepta tua, et non ambulavimus sinceriter coram te: Und nun, o Herr! groß sind deine Gerichte, weil wir nicht nach deinen Geboten getan haben und nicht aufrichtig vor dir gewandelt sind.⁵ Tobit Tob 17 3 5 5 Nicht gerecht, nicht, deiner Vorschrift entsprechend, ungeteilten Herzens. Tobit Tob 17 3 6 Et nunc Domine secundum voluntatem tuam fac mecum, et præcipe in pace recipi spiritum meum: expedit enim mihi mori magis, quam vivere. So tue nun, Herr! mit mir nach deinem Willen und lass meinen Geist in Frieden aufgenommen werden, denn es ist mir besser, zu sterben als zu leben.⁶ Tobit Tob 17 3 6 6 Vergl. [Ijob 7,15, 1Kön 19,4, 2Kor 1,8]. Es ist dem Gerechten nicht verwehrt, sich den Tod mit Unterwerfung unter Gottes Willen zu wünschen, wenn das Leben sehr bitter ist. (Aug.) In jedem Falle kommt Gott ja auf das fromme Gebet zu Hilfe. Zudem besagen die Worte: Im Frieden aufgenommen werden, dass Tobias auch aus diesem Leben scheiden möchte, um Gott nicht mehr zu beleidigen und um mit ihm vereint zu werden. Dass er unmittelbar in den Himmel zu kommen hofft, ist nicht gesagt. Tobit Tob 17 3 7 Eadem itaque die contigit ut Sara filia Raguelis in Rages civitate Medorum, et ipsa audiret improperium ab una ex ancillis patris sui, An demselben Tage⁷ begab es sich, dass auch Sara, die Tochter Raguels, in Rages,⁸ einer Stadt der Meder, eine Beschimpfung von Seiten einer der Mägde ihres Vaters erfuhr; Tobit Tob 17 3 7 7 Da Sara drei Tage betete (V. 12), gilt das Gleiche wohl von Tobias. Der Greis betete, wie die Itala sagt und [Tob 3,7] zeigt, im Freien. Tobit Tob 17 3 7 8 Nach der Vulgata wohnte Sara in Rages (Rage) (doch kann dies Rages nicht dasselbe sein wie [Tob 1,16]), nach anderen Texten in dieser Stadt selbst. Mehrere Codd. der Vulgata haben den Namen Rages nicht, mit Recht. Nach der Itala [Tob 5,6] lag Rages zwei Tagereisen von Ekbatana. Tobit Tob 17 3 8 Quoniam tradita fuerat septem viris, et dæmonium nomine Asmodæus occiderat eos, mox ut ingressi fuissent ad eam. denn sie war sieben Männern gegeben worden und ein böser Geist, mit Namen Asmodäus,⁹ hatte diese getötet, sobald sie zu ihr gegangen waren. Tobit Tob 17 3 8 9 Den Namen des Dämons und die Verbindung des Namens mit dessen eigentlicher Aufgabe in der Geschichte des Tobias mag der Verfasser aus der Volkstradition entnommen haben. Gott kannte die die geschaffenen Geister individuell unterscheidenden Merkmale; die Offenbarung indes lehnt sich an die herkömmlichen Namen an, mit welchen die Menschen die guten und die bösen Geister bezeichnen. Asmodäus ist nur ein anderer allgemeiner Name für Teufel, hergeleitet aus dem Assyr. asmad vernichten, wenngleich der Name hier auf einen bestimmten Geist der Unzucht angewendet wird. Nach dem Griech. empfand Sara die Schmähung ihrer Magd so bitter, dass die Versuchung an sie herantrat, sich zu erhängen. Tobit Tob 17 3 9 Ergo cum pro culpa sua increparet puellam, respondit ei, dicens: Amplius ex te non videamus filium, aut filiam super terram, interfectrix virorum tuorum! Da sie also der Magd wegen einer Verschuldung einen Verweis gab, antwortete ihr diese und sprach: Möchten wir doch nimmermehr einen Sohn oder eine Tochter von dir auf Erden sehen, du Mörderin deiner Männer! Tobit Tob 17 0 1 II. Reise des jungen Tobias nach Medien unter der Führung des Engels Raphael. Befreiung des älteren Tobias von seiner Heimsuchung und Saras von ihrem Unglück. (4,1- 13,23) 1. Raphael bietet sich dem jungen Tobias als Reisegefährten an. (4,1 5,28) A. Da der ältere Tobias seinen Tod nahe glaubt, empfiehlt er seinem Sohne treue Kindesliebe gegen dessen Mutter, Beobachtung des Gesetzes und Spendung von Almosen (V. 20) und trägt ihm auf, das Gabel geborgte Geld zu holen. Tobit Tob 17 4 1 Igitur cum Tobias putaret orationem suam exaudiri ut mori potuisset, vocavit ad se Tobiam filium suum, Da nun¹ Tobias glaubte, sein Gebet, sterben zu können, werde erhört,² rief er seinen Sohn Tobias zu sich Tobit Tob 17 4 1 1 Anknüpfend an die Beendigung des Gebetes [Tob 3,6]. Tobit Tob 17 4 1 2 Tobias glaubt in menschlicher Beschränkung, sein Gebet werde dadurch erhört, dass Gott ihn von der Erde wegnimmt. Doch Gott gewährt entweder das, um was wir bitten, oder etwas Besseres, und so wurde auch Tobias Bitte erfüllt. Tobit Tob 17 4 10 Præmium enim bonum tibi thesaurizas in die necessitatis. Denn du sammelst dir einen guten Lohn für den Tag der Not.⁷ Tobit Tob 17 4 10 7 Jede Not, insbesondere aber jener Zeitpunkt, in dem der Mensch sich von allem Irdischen trennen muss und nichts ihm folgt als seine guten Werke. Vergl. [Ps 40,1]. Tobit Tob 17 4 11 Quoniam eleemosyna ab omni peccato, et a morte liberat, et non patietur animam ire in tenebras. Das Almosen befreit ja von aller⁸ Sünde und vom Tode und lässt nicht zu, dass die Seele in die Finsternis⁹ komme. [Sir 29,15] Tobit Tob 17 4 11 8 Aller hat nur die Vulgata, doch stimmen die anderen Texte dem Sinne nach überein. An sich befreit das Almosen nur von der lässlichen Sünde, von der Todsünde aber nur, insoweit es zur Nachlassung disponiert und nach der Vergebung zur Genugtuung für die zeitlichen Strafen sowie zur Befestigung in der heiligmachenden Gnade beiträgt. Wenn auch das Gleiche von jedem guten Werke gesagt werden kann, hat doch das Erbarmen gegen den Mitmenschen eine besondere Beziehung zur Barmherzigkeit Gottes. Vergl. [Lk 11,4]. Der Tod ist der ewige Tod als Folge der Sünde. Tobit Tob 17 4 11 9 Finsternis: Ewige Verdammnis. Vor zeitlicher Finsternis hat ja sein Almosengeben Tobias nicht bewahrt. (Aug.) Tobit Tob 17 4 12 Fiducia magna erit coram summo Deo eleemosyna omnibus facientibus eam. Eine große Zuversicht gibt das Almosen vor Gott dem Höchsten allen, die es geben. Tobit Tob 17 4 13 Attende tibi fili mi ab omni fornicatione, et præter uxorem tuam nunquam patiaris crimen scire. Hüte dich, mein Sohn! vor aller Unzucht, begnüge dich mit deinem Weibe und gestatte dir nie etwas Lasterhaftes.¹⁰ [1Thess 4,3] Tobit Tob 17 4 13 10 Im Griech. ist dieser Mahnung eine Belehrung über die Notwendigkeit, eine Frau aus der Verwandtschaft zu wählen, beigefügt. Tobit Tob 17 4 14 Superbiam nunquam in tuo sensu, aut in tuo verbo dominari permittas: in ipsa enim initium sumpsit omnis perditio. Lass den Stolz niemals in deinem Sinne oder in deinen Worten herrschen,¹¹ denn von ihm hat alles Verderben seinen Anfang genommen. [Gen 3,5] Tobit Tob 17 4 14 11 Jede Sünde besteht in der Abkehr von Gott, also in einer Erhebung des eigenen Ich über die ihm gebührende Stellung und Abhängigkeit von Gott. Tobit Tob 17 4 15 Quicumque tibi aliquid operatus fuerit, statim ei mercedem restitue, et merces mercenarii tui apud te omnino non remaneat. Wer für dich etwas arbeitet, dem gib alsbald seinen Lohn,¹² und der Lohn deines Arbeiters bleibe ja nicht bei dir.¹³ [Lev 19,13, Dtn 24,14] Tobit Tob 17 4 15 12 Im Lat. drückt das restituere diese Pflicht noch schärfer aus. Tobit Tob 17 4 15 13 Als ob es ein dir anvertrautes Geld wäre. Tobit Tob 17 4 16 Quod ab alio oderis fieri tibi, vide ne tu aliquando alteri facias. Siehe zu, dass du niemals das, was du nicht willst, dass dir von einem andern widerfahre, einem andern tuest.¹⁴ [Mt 7,12, Lk 6,31] Tobit Tob 17 4 16 14 Vergl. [Mt 7,12]. Der Inbegriff aller Pflichten gegen den Mitmenschen. Tobit Tob 17 4 17 Panem tuum cum esurientibus et egenis comede, et de vestimentis tuis nudos tege. Iss dein Brot mit den Hungernden und Dürftigen und mit deinen Kleidern bedecke die Nackten. [Lk 14,13] Tobit Tob 17 4 18 Panem tuum, et vinum tuum super sepulturam justi, constitue, et noli ex eo manducare, et bibere cum peccatoribus. Dein Brot und deinen Wein verwende auf das Begräbnis des Gerechten¹⁵ und iss und trink davon nicht mit den Sündern.¹⁶ Tobit Tob 17 4 18 15 Begrabe die Toten und veranstalte den Hinterbliebenen das übliche Totenmahl. Man spendete so den Hinterlassenen zeitliche Hilfe und geistigen Trost. Tobit Tob 17 4 18 16 Wenn lebende Sünder dich einladen. (Gegensatz zu V. 18a) Tobit Tob 17 4 19 Consilium semper a sapiente perquire. Suche allezeit bei einem Weisen Rat.¹⁷ Tobit Tob 17 4 19 17 Das ganze Leben hindurch. Doch da aller Menschen Einsicht beschränkt ist, nimm auch zum Gebete deine Zuflucht, und damit das Gebet Erhörung finde, preise Gott allezeit. Tobit Tob 17 4 2 Dixitque ei: Audi fili mi verba oris mei, et ea in corde tuo quasi fundamentum construe. und sprach zu ihm:³ Höre, mein Sohn! die Worte meines Mundes und lege sie als Grundfeste in dein Herz. Tobit Tob 17 4 2 3 V. 2 folgt im Griech., als Schluss nach V. 20. Lege sie als Grundfeste in dein Herz, präge sie deinem Herzen unvergänglich ein. Tobit Tob 17 4 20 Omni tempore benedic Deum: et pete ab eo, ut vias tuas dirigat, et omnia consilia tua in ipso permaneant. Preise¹⁸ Gott zu aller Zeit und bitte ihn, dass er deine Wege lenke und dass alle deine Pläne in ihm verbleiben.¹⁹ Tobit Tob 17 4 20 18 Preisen: Gott verehren und zu ihm beten. Tobit Tob 17 4 20 19 Hebraismus: Bestand haben, gedeihen. Tobit Tob 17 4 21 Indico etiam tibi fili mi dedisse me decem talenta argenti, dum adhuc infantulus esses, Gabelo, in Rages civitate Medorum, et chirographum ejus apud me habeo: Auch teile ich dir mit, mein Sohn, dass ich, als du noch ein kleines Kind warst, dem Gabel in Rages, der Stadt der Meder, zehn Talente Silber gegeben und eine Verschreibung von ihm bei mir habe. Tobit Tob 17 4 22 Et ideo perquire quo modo ad eum pervenias, et recipias ab eo supra memoratum pondus argenti, et restituas ei chirographum suum. Deswegen trachte darnach, zu ihm zu gelangen und das oben erwähnte Gewicht Silber wieder von ihm zu erhalten und ihm seine Verschreibung zurückzustellen. Tobit Tob 17 4 23 Noli timere fili mi: pauperem quidem vitam gerimus, sed multa bona habebimus si timuerimus Deum, et recesserimus ab omni peccato, et fecerimus bene. Fürchte dich nicht, mein Sohn! wir führen zwar ein armes Leben, aber wir werden viel Gutes²⁰ erhalten, wenn wir Gott fürchten und alle Sünden meiden und Gutes tun. [Röm 8,17] Tobit Tob 17 4 23 20 Zeitliches, doch besonders ewiges. Tobit Tob 17 4 3 Cum acceperit Deus animam meam, corpus meum sepeli: et honorem habebis matri tuæ omnibus diebus vitæ ejus: Wenn Gott meine Seele zu sich genommen hat, so begrabe meinen Leib und halte deine Mutter alle Tage ihres Lebens in Ehren; [Ex 20,12, Sir 7,29] Tobit Tob 17 4 4 Memor enim esse debes, quæ et quanta pericula passa sit propter te in utero suo. denn du musst eingedenk sein, welche und wie große Gefahren sie um deinetwillen in ihrem Mutterleibe erduldet hat.⁴ Tobit Tob 17 4 4 4 Vergl. [2Makk 7,27, Sir 7,29]. Wie vollkommen hat Tobias allen Groll gegen seine Frau überwunden! Tobit Tob 17 4 5 Cum autem et ipsa compleverit tempus vitæ suæ, sepelias eam circa me. Wenn aber auch sie die Zeit ihres Lebens vollendet hat, so begrabe sie neben mir.⁵ Tobit Tob 17 4 5 5 Vergl. [Gen 49,29ff]. Tobit Tob 17 4 6 Omnibus autem diebus vitæ tuæ in mente habeto Deum: et cave ne aliquando peccato consentias, et prætermittas præcepta Domini Dei nostri. Alle Tage deines Lebens habe Gott im Herzen und hüte dich, jemals in eine Sünde einzuwilligen und die Gebote des Herrn, unseres Gottes, außer acht zu lassen.⁶ Tobit Tob 17 4 6 6 Dies hatte Tobias seinen Sohn von Jugend auf gelehrt: [Tob 1,10]. In diesem feierlichen Augenblicke gesprochen, werden diese Mahnungen dem Sohne als letzter Wille des Vaters besonders heilig sein. Die Mahnungen lassen sich auf sechs zurückführen: Religiosität (V. 6), Almosen und Barmherzigkeit überhaupt (V. 7-13, V. 17, V. 18), Weisheit im Handeln, die verbunden ist mit Gebet, und Befragen von Weisen. (V. 19, V. 20) Das Griech. fügt noch die Mahnung hinzu, nach dem Beispiele der Patriarchen ein Weib aus der Verwandtschaft zu nehmen, die Warnung vor Trunkenheit und eine eindringlichere Aufforderung zur Weisheit im Handeln. Bezeichnend für Tobias ist, dass er die Werke der Liebe zweimal empfiehlt V. 10-12 und V. 17-18. Tobit Tob 17 4 7 Ex substantia tua fac eleemosynam, et noli avertere faciem tuam ab ullo paupere: ita enim fiet ut nec a te avertatur facies Domini. Gib von deinem Vermögen Almosen und wende dein Auge von keinem Armen ab, denn so wird es geschehen, dass sich auch von dir des Herrn Angesicht nicht abwendet. [Spr 3,9, Sir 4,1, Sir 14,13, Lk 14,13] Tobit Tob 17 4 8 Quo modo potueris ita esto misericors. Soweit du nur vermagst, sei barmherzig. [Sir 35,11] Tobit Tob 17 4 9 Si multum tibi fuerit, abundanter tribue: si exiguum tibi fuerit, etiam exiguum libenter impertiri stude. Wenn du viel hast, so gib reichlich; wenn du wenig hast, so suche auch das wenige gerne mitzuteilen. Tobit Tob 17 0 1 B. Auf die Frage des Sohnes, wie dies geschehen solle, befiehlt ihm der ältere Tobias, sich einen Reisegenossen zu suchen. (V. 4) Der Erzengel Raphael stellt sich ihm dar (V. 8) und begibt sich mit Zustimmung des Vaters mit dem jüngeren Tobias auf die Reise (V. 22), die Eltern in tiefste Betrübnis versenkt zurücklassend. Tobit Tob 17 5 1 Tunc respondit Tobias patri suo, et dixit: Omnia quæcumque præcepisti mihi faciam pater. Da antwortete Tobias seinem Vater und sprach: Alles, was du mir befohlen hast,¹ will ich tun, Vater! Tobit Tob 17 5 1 1 Zeitliches wie Ewiges. Insbesondere erwähnt der junge Tobias den sofort auszuführenden Auftrag. Tobit Tob 17 5 10 Tunc ingressus Tobias, indicavit universa hæc patri suo. Super quæ admiratus pater, rogavit ut introiret ad eum. Dann ging Tobias hinein und sagte dies alles seinem Vater. Der Vater verwunderte sich darüber und bat, jener möchte zu ihm hereinkommen. Tobit Tob 17 5 11 Ingressus itaque salutavit eum, et dixit: Gaudium tibi sit semper. Er kam also hinein, grüßte ihn und sprach: Freude sei mit dir immerdar! Tobit Tob 17 5 12 Et ait Tobias: Quale gaudium mihi erit, qui in tenebris sedeo, et lumen cli non video? Tobias sprach: Welche Freude soll mit mir sein, der ich in Finsternis sitze und das Licht des Himmels nicht sehe? Tobit Tob 17 5 13 Cui ait juvenis: Forti animo esto, in proximo est ut a Deo cureris. Der Jüngling entgegnete ihm: Sei guten Muts, gar bald⁹ wirst du von Gott geheilt werden. Tobit Tob 17 5 13 9 Griech. Itala: Es ist Gott leicht. Bald: In dem Sinne, wie Tobias gebetet, durch den Tod? Im Griech. lässt der Engel seine wahre Natur stärker durchblicken, da er erst nach der betrübten Antwort des Tobias auf seinen Freudenwunsch diesen wiederholt. Tobit Tob 17 5 14 Dixit itaque illi Tobias: Numquid poteris perducere filium meum ad Gabelum in Rages civitatem Medorum? Et cum redieris, restituam tibi mercedem tuam. Da sprach Tobias zu ihm: Wirst du meinen Sohn zu Gabel nach Rages, der Stadt der Meder, führen können? Wenn du wiederkommst, werde ich dir deinen Lohn geben. Tobit Tob 17 5 15 Et dixit ei Angelus: Ego ducam, et reducam eum ad te. Der Engel sprach zu ihm: Ich will ihn dorthin führen und wieder zu dir zurückführen. Tobit Tob 17 5 16 Cui Tobias respondit: Rogo te, indica mihi, de qua domo, aut de qua tribu es tu? Da antwortete ihm Tobias: Ich bitte dich, sage mir, aus welcher Familie oder aus welchem Stamme bist du? Tobit Tob 17 5 17 Cui Raphael Angelus dixit: Genus quæris mercenarii, an ipsum mercenarium, qui cum filio tuo eat? Der Engel Raphael sprach zu ihm: Fragst du nach dem Geschlechte des Lohndieners oder nach dem Lohndiener selbst,¹⁰ der mit deinem Sohne gehen soll?¹¹ Tobit Tob 17 5 17 10 Lohndiener: Jetzt in menschlicher Gestalt, dem Tobias gegenüber. Die Engel tun wirklich Knechtsdienste an dem Menschengeschlecht. Die Worte sind zweideutig. Der Engel nimmt den Körper an, nicht nur indem er ihn wahrhaft gebraucht, sondern auch indem er das, was ihm unsichtbar eigen ist, durch in die Sinne fallende Eigenschaften darstellt. (Thom.) Daher scheint er eine Person mit dem angenommenen Körper zu sein und gibt sich durch die Handlungen desselben, in gewisser Nachahmung des Verhältnisses der Seele zu diesem, kund. Ist aber der angenommene Leib ein wahrer? Ja, nach der übereinstimmenden Meinung der Theologen, insbesondere des hl. Thomas. Der Leib ist zwar in den Äußerungen dem menschlichen ähnlich, immerhin aber nicht von dem Engel beseelt. Ist das Sprechen erstlich die Tätigkeit eines lebenden, vernunftbegabten Wesens, sodann ein Laut und eine Bewegung, so können die Engel durch den angenommenen Körper das, was das Reden mit anderen Betätigungen gemeinsam hat, bewirken, nicht aber, dass es von einem lebenden Wesen als solchem ausgehe. (Thom.) Wenn der von dem Engel angenommene Körper sich bewegt, geht usw., so bewegen sich auch die Engel mit ihnen und sind so durch die Körper an diesem Orte und nicht an einem anderen. Tobit Tob 17 5 17 11 Durch die Abweisung der frage deutet der Engel auf sei wahres Wesen hin. Doch entsprach es der Sitte des Altertums, zuerst nach der Herkunft und Abstammung zu fragen. Noch mehr aber forderte das Geschäft, zu dem Tobias den unbekannten Jüngling annehmen wollte, eine genaue Frage. Umso auffallender musste die erste Abweisung des Engels dem Tobias erscheinen, als jener nun ein Geschlecht bezeichnet, dessen er sich nicht zu schämen hatte. Tobit Tob 17 5 18 Sed ne forte sollicitum te reddam, ego sum Azarias Ananiæ magni filius. Aber damit ich dich nicht etwa besorgt mache: Ich bin Azarias, der Sohn des großen Ananias.¹² Tobit Tob 17 5 18 12 Azarias: Gott hilft. Der Name entspricht dem Berufe. Ananias: Sohn des Erbarmens. Diesen kannte Tobias als einen vornehmen Mann. Tobit Tob 17 5 19 Et Tobias respondit: Ex magno genere es tu. Sed peto ne irascaris quod voluerim cognoscere genus tuum. Tobias antwortete: Du bist aus einem hohen Geschlechte, aber ich bitte dich, zürne nicht, dass ich dein Geschlecht habe wissen wollen. Tobit Tob 17 5 2 Quo modo autem pecuniam hanc requiram, ignoro: ille me nescit, et ego eum ignoro: quod signum dabo ei? Sed neque viam, per quam pergatur illuc, aliquando cognovi. Wie ich aber dieses Geld zurückerhalten soll, weiß ich nicht. Er kennt mich nicht und ich kenne ihn nicht, welches Zeichen soll ich ihm geben?² Aber selbst den Weg, auf welchem man dorthin gehen muss, kenne ich nicht einmal.³ Tobit Tob 17 5 2 2 Die Besorgnis richtet sich nach dem Griechischen zunächst darauf, dass er jenem von Person unbekannt ist. Die Vorzeigung des Bürgscheines verpflichtete Gabelus zwar zur Auszahlung, bot aber keine Sicherheit, dass das Geld nach zwanzig Jahren wirklich an seinen rechtmäßigen Eigentümer gelangte. Deshalb scheint wohl ein Zeichen notwendig, dass die Identität der Person verbürgt. Tobit Tob 17 5 2 3 Der Weg betrug 37 Meilen. Tobit Tob 17 5 20 Dixit autem illi Angelus: Ego sanum ducam, et sanum tibi reducam filium tuum. Der Engel aber sprach zu ihm: Ich will deinen Sohn wohlbehalten hinführen und wieder wohlbehalten zu dir zurückführen. Tobit Tob 17 5 21 Respondens autem Tobias, ait: Bene ambuletis, et sit Deus in itinere vestro, et Angelus ejus comitetur vobiscum. Tobias antwortete und sprach: Reiset glücklich, Gott sei auf eurem Wege und sein Engel begleite euch!¹³ Tobit Tob 17 5 21 13 Vergl. [Ps 90,11.12]. Wie V. 27 (und V. 19) deutet Tobias unbewusst auf die wahre Natur des Begleiters hin. Tobit Tob 17 5 22 Tunc paratis omnibus, quæ erant in via portanda, fecit Tobias vale patri suo et matri suæ, et ambulaverunt ambo simul. Darauf machten sie alles bereit, was auf den Weg mitgenommen werden sollte, und Tobias nahm Abschied von seinem Vater und seiner Mutter¹⁴ und beide gingen miteinander fort. Tobit Tob 17 5 22 14 Er küsste Vater und Mutter. (Griech.) Tobit Tob 17 5 23 Cumque profecti essent, cpit mater ejus flere, et dicere: Baculum senectutis nostræ tulisti, et transmisisti a nobis. Als sie nun fortgezogen waren, fing seine Mutter an zu weinen und zu sagen: Du hast die Stütze unseres Alters weggenommen und von uns fortgesandt!¹⁵ [Tob 10,4] Tobit Tob 17 5 23 15 Die Schilderung zeigt, wie der semitische Geist sich in dem semitisch-arischen Ninive mit dem indogermanischen berührt. Erst nach der Entfernung des geliebten Sohnes wird die Mutter inne, was sie an ihm gehabt. Tobit Tob 17 5 24 Nunquam fuisset ipsa pecunia, pro qua misisti eum. Wäre doch das Geld nie gewesen, um dessentwillen du ihn fortgesandt hast!¹⁶ Tobit Tob 17 5 24 16 Griech.: Geld gehe nicht über Geld! Geld ist nicht mehr wert als Geld, Geld ist Geld, aber ein Sohn ist ein Sohn; im Vergleich zu ihm ist jenes Auskehricht. Tobit Tob 17 5 25 Sufficiebat enim nobis paupertas nostra, ut divitias computaremus hoc, quod videbamus filium nostrum. Denn wir waren zufrieden bei unserer Armut, so dass wir es für Reichtum hielten, unsern Sohn zu sehen.¹⁷ Tobit Tob 17 5 25 17 Das Wenige, was wir in unserer Armut besaßen, war wenigstens hinreichend, und dass wir dabei unseren Sohn hatten, konnte als großer Reichtum gelten im Vergleich zu dessen jetzigem Verluste. Tobit Tob 17 5 26 Dixitque ei Tobias: Noli flere, salvus perveniet filius noster, et salvus revertetur ad nos, et oculi tui videbunt illum. Tobias sprach zu ihr: Weine nicht! unser Sohn wird wohlbehalten dorthin gelangen und wohlbehalten zu uns zurückkehren und deine Augen werden ihn sehen. Tobit Tob 17 5 27 Credo enim quod Angelus Dei bonus comitetur ei, et bene disponat omnia quæ circa eum geruntur, ita ut cum gaudio revertatur ad nos. Denn ich glaube, dass ein guter Engel Gottes ihn begleitet und alles gut lenkt, was um ihn geschieht, so dass er mit Freuden zu uns zurückkehren wird. Tobit Tob 17 5 28 Ad hanc vocem cessavit mater ejus flere, et tacuit. Auf dieses Wort hin hörte seine Mutter auf zu weinen und schwieg. Tobit Tob 17 5 3 Tunc pater suus respondit illi, et dixit: Chirographum quidem illius penes me habeo: quod dum illi ostenderis, statim restituet. Da antwortete ihm sein Vater und sprach: Ich habe ja noch seine Handschrift bei mir; wenn du ihm diese zeigst, wird er es alsbald zurückgeben. Tobit Tob 17 5 4 Sed perge nunc, et inquire tibi aliquem fidelem virum, qui eat tecum salva mercede sua: ut, dum adhuc vivo, recipias eam. Aber gehe jetzt hin und suche dir einen zuverlässigen Mann, der für eine Belohnung⁴ mit dir reist, damit du es wiederbekommest, während ich noch lebe. Tobit Tob 17 5 4 4 Vorbehaltlich des gebührenden Lohnes; damals täglich eine Drachme (Denar) = Mark. Tobit Tob 17 5 5 Tunc egressus Tobias, invenit juvenem splendidum, stantem præcinctum, et quasi paratum ad ambulandum. Als nun Tobias hinausging, fand er einen schönen Jüngling, geschürzt und reisefertig dastehend. Tobit Tob 17 5 6 Et ignorans quod Angelus Dei esset, salutavit eum, et dixit: Unde te habemus bone juvenis? Er wusste nicht, dass es ein Engel Gottes war, und grüßte ihn und sprach: Woher bist du, guter Jüngling? Tobit Tob 17 5 7 At ille respondit: Ex filiis Israel. Et Tobias dixit ei: Nosti viam, quæ ducit in regionem Medorum? Jener aber antwortete: Aus den Söhnen Israels.⁵ Und Tobias sprach zu ihm: Kennst du den Weg, der in das Land der Meder führt? Tobit Tob 17 5 7 5 Wie der Engel des Herrn von sich aus sagt, was nur Gott zukommt, so Raphael von sich das, was der Person des Azarias zukam. Der Heiland erschien so auch den Jüngern von Emmaus als Fremdling und handelte als solcher, der Maria Magdalena dem Gärtner ähnlich. Freilich schien die wahre Person des Heilandes durch und die Täuschung war eine nur momentane; aber auch hier ist das Verhalten des Engels ein solches, dass es ihm unschwer als etwas mehr denn einen gewöhnlichen Menschen zeigt und der Irrtum des Tobias wird gleichfalls aufgeklärt. Der Engel stellt sich strahlend von (überirdischem) Glanze dar (V. 5), wird unvermutet schnell gefunden (V. 10), sagt die Heilung des Tobias voraus (V. 13), rettet den jüngeren Tobias am Tigris, bannt den Teufel und heilt den Tobias, den Vater, endlich. So konnte seine endliche Offenbarung nur den Zweck haben, jenen seine Person, nicht jetzt erst sein Wesen, zu offenbaren. In der Tat nennt ihn Tobias [Tob 12,1] einen heiligen Mann. Tobit Tob 17 5 8 Cui respondit: Novi: et omnia itinera ejus frequenter ambulavi, et mansi apud Gabelum fratrem nostrum: qui moratur in Rages civitate Medorum, quæ posita est in monte Ecbatanis. Er antwortete ihm: Ich kenne ihn und bin alle Wege desselben oft gegangen⁶ und bin bei unserem Bruder Gabel geblieben,⁷ der sich in Rages, einer Stadt der Meder, aufhält, die auf dem Gebirge von Ekbatana⁸ liegt. Tobit Tob 17 5 8 6 Dies gilt ebenso von dem Engel wie von Azarias. Tobit Tob 17 5 8 7 Er war wohl einer der Schutzengel Israels oder wenigstens der 10 Stämme im Exil. Das Bleiben des Engels ist ähnlich zu fassen wie in der Komplet des Breviers: deine heiligen Engel mögen in ihr wohnen. Tobit Tob 17 5 8 8 Ekbatana lag am Fuße des Gebirges. Nach der Hauptstadt wurde dieses selbst benannt. Tobit Tob 17 5 9 Cui Tobias ait: Sustine me obsecro, donec hæc ipsa nuntiem patri meo. Da sprach Tobias zu ihm: Ich bitte dich, warte ein wenig auf mich, bis ich dies meinem Vater mitteile. Tobit Tob 17 0 1 2. Raphael beschützt den jüngeren Tobias auf der Reise und ist Veranlassung, dass dieser Sara heimführt. (6,1 9,12) A. Auf der Reise ergreift Tobias, der Aufforderung des Engels folgend, einen Fisch, der ihn anfällt, und bewahrt dessen Herz und Leber als Heilmittel. (V. 9) A. Als die Reisenden Ekbatana nahe gekommen, rät der Engel dem Jünglinge, die einzige Tochter des Raguel, eines reichen Verwandten, bei dem sie einkehren werden, zur Frau zu begehren, (V. 13) und belehrt ihn, mit welcher Beschaffenheit des Herzens er die Ehe schließen und wie er durch den Rauch der verbrannten Fischleber den bösen Geist verscheuchen könne. Tobit Tob 17 6 1 Profectus est autem Tobias, et canis secutus est eum, et mansit prima mansione juxta fluvium Tigris. Tobias aber reiste fort und sein Hund¹ folgte ihm nach. Die erste Nacht blieb² er am Flusse Tigris.³ Tobit Tob 17 6 1 1 Der Hund war wohl hier ein edleres Tier und nicht so verachtet wie in Palästina. Tobit Tob 17 6 1 2 Unter einem Zelte oder in der Karawanserei. Tobit Tob 17 6 1 3 Entweder ist einer der Nebenflüsse des Tigris gemeint, welche den gleichen Namen führten, oder das Heim des Tobias lag auf dem linken Ufer des Flusses, auf dem ein Teil von Ninive lag. Tobit Tob 17 6 10 Et dixit ei Tobias: Ubi vis ut maneamus? Tobias sprach zu ihm:¹⁰ Wo willst du, dass wir bleiben? Tobit Tob 17 6 10 10 Bei der Annäherung an Ekbatana, 700 Kilometer von Ninive. Vergl. V. 11. Tobit Tob 17 6 11 Respondensque Angelus, ait: Est hic Raguel nomine, vir propinquus de tribu tua, et hic habet filiam nomine Saram, sed neque masculum, neque feminam ullam habet aliam præter eam. Der Engel antwortete und sprach: Es ist hier ein Mann, mit Namen Raguel, ein Verwandter aus deinem Stamme; dieser hat nur eine Tochter, namens Sara, und sonst keinen Sohn, noch eine andere Tochter¹¹ außer ihr. Tobit Tob 17 6 11 11 Der Ausdruck schließt alle näheren Verwandten ein. Daraus erwächst für Tobias Pflicht und Recht, sie zu heiraten. Tobit Tob 17 6 12 Tibi debetur omnis substantia ejus, et oportet eam te accipere conjugem. Dir kommt ihr ganzes Vermögen zu und du musst sie zur Frau nehmen. Tobit Tob 17 6 13 Pete ergo eam a patre ejus, et dabit tibi eam in uxorem. Halte also bei ihrem Vater um sie an, und er wird sie dir zur Frau geben. Tobit Tob 17 6 14 Tunc respondit Tobias, et dixit: Audio quia tradita est septem viris, et mortui sunt: sed et hoc audivi, quia dæmonium occidit illos. Hierauf antwortete Tobias und sprach: Ich höre,¹² dass sie sieben Männern gegeben worden ist und dass diese gestorben sind; aber ich habe auch gehört, dass ein böser Geist sie getötet hat. Tobit Tob 17 6 14 12 Die Juden hatten wohl die Kunde von diesen wunderbaren Begebnissen verbreitet. Ob die Zahl 7 nur für die Mehrzahl überhaupt steht? Der Engel belehrt ihn über die Familienverhältnisse, welche Tobias als entferntem Verwandten weniger bekannt waren. Tobit Tob 17 6 15 Timeo ergo, ne forte et mihi hæc eveniant: et cum sim unicus parentibus meis, deponam senectutem illorum cum tristitia ad inferos. Ich fürchte also,¹³ dass es mir auch so ergehen möchte und ich, da ich das einzige Kind meiner Eltern bin, ihr Alter vor Gram unter die Erde bringe.¹⁴ Tobit Tob 17 6 15 13 Schluss aus dem gesagten. Nach den griech. Texten und der Itala sagten die Leute, der Teufel liebe sie. Tobit Tob 17 6 15 14 Tobias beschränkt sich in seinem Einspruche auf das dringendste, die Erhaltung seines Lebens für seine Eltern. In Bezug auf die Ehe konnte er sich umso mehr auf das Ansehen seines Führers verlassen, als dessen Rat mit den Vorschlägen seines Vaters sich in Einklang befand. Da der Engel zudem die nächste Zukunft kannte, vermochte er auch hierin einen Rat zu geben, dessen ein bloßer Mensch unfähig war. Tobit Tob 17 6 16 Tunc Angelus Raphael dixit ei: Audi me, et ostendam tibi qui sunt, quibus prævalere potest dæmonium. Da sprach der Engel Raphael zu ihm: Höre mich, und ich will dir zeigen, welche die sind, die der böse Geist überwältigen kann.¹⁵ Tobit Tob 17 6 16 15 Die Sünde der Leidenschaft ist in der Ehe meistens als eine lässliche anzusehen, dennoch konnte Gott den Tod als Strafe verhängen, wie die Beispiele Ozas und anderer zeigen. Indes werden jene Menschen durch die Zusätze als solche charakterisiert, welche soweit von Gott entfernt und in die Lust versunken waren, dass sie zu jeder Sünde bereit waren. Tobit Tob 17 6 17 Hi namque qui conjugium ita suscipiunt, ut Deum a se, et a sua mente excludant, et suæ libidini ita vacent, sicut equus et mulus, quibus non est intellectus: habet potestatem dæmonium super eos. Die nämlich, welche so in den Ehestand treten, dass sie Gott von sich und von ihren Gedanken ausschließen und ihrer Lust so ergeben sind wie Pferd und Maulesel,¹⁶ die keinen Verstand haben, über diese hat der böse Geist Gewalt.¹⁷ Tobit Tob 17 6 17 16 [Ps 31,9] Tierischer Unverstand, der sich nicht durch die Vernunft leiten lässt und der sinnlichen Leidenschaft folgt, als deren Typus Esel und Pferde erscheinen. [Jer 5,8, Ez 23,20] Tobit Tob 17 6 17 17 Soweit Gott dem Teufel Gewalt einräumt. Diese beschränkt sich auf Versuchungen und physische Schädigung. Was die Vulgata V. 16, V. 17 über die Ursachen hat, fehlt in den übrigen Texten, ebenso wie der Bericht über die Enthaltsamkeit. V. 18, V. 20, V. 21. Tobit Tob 17 6 18 Tu autem cum acceperis eam ingressus cubiculum, per tres dies continens esto ab ea, et nihil aliud, nisi orationibus vacabis cum ea. Wenn du sie aber erhalten hast und in das Schlafgemach gegangen bist, so enthalte dich drei Tage lang von ihr und liege mit ihr einzig dem Gebete ob.¹⁸ Tobit Tob 17 6 18 18 Eben dies wünscht das Tridentiner Konzil. (Sitz 24. Von der Verbess. Kap. 1 Von der Ehe) Raphael rät drei Nächte Enthaltsamkeit an, damit, abgesehen von der mystischen Bedeutung dieser Zahl und der Dauer des Gebetes und der Enthaltsamkeit, die drei Früchte durch die Verteilung auf drei Tage mehr auseinandergelegt werden. In der ersten Nacht wird der böse Geist vertrieben, in der zweiten erhält die Verbindung eine höhere Weihe, da sie nun der Ehe das Patriarchen gleichzuachten ist, in der dritten wird ihr Kindersegen zuteil. Tobit Tob 17 6 19 Ipsa autem nocte, incenso jecore piscis, fugabitur dæmonium. In derselben Nacht aber zünde die Leber des Fisches an, und der böse Geist wird vertrieben werden. Tobit Tob 17 6 2 Et exivit ut lavaret pedes suos, et ecce piscis immanis exivit ad devorandum eum. Als er nun ausging, seine Füße zu waschen,⁴ siehe, da kam ein ungeheurer Fisch⁵ hervor, um ihn zu verschlingen. Tobit Tob 17 6 2 4 Das waschen der Füße war im Oriente ein häufiges. Vielleicht auch ist allgemeiner ein erfrischendes Bad zu verstehen. Dass der Engel desselben nicht bedarf, ist ein Zug, der wiederum dessen übermenschliches Wesen durchscheinen lässt. Wie wenig ihn Tobias bereits für einen Lohndiener ansieht, zeigt der Ruf: Herr! Tobit Tob 17 6 2 5 Nach der Itala und Griech. B. schnappte der Fisch nach dem Fuße des Tobias, nach dem Chald. verschlang er das Brot, welches Tobias mitgebracht. Der Fisch war nach einigen ein Hecht, nach anderen ein Meerfisch, der in den Tigris gelangt war (indes alsdann kein Haifisch oder Pottfisch, da auf solche die Beschreibung nicht passt). Der Fisch wird beschrieben, nicht wie er an sich war, sondern wie er Tobias erschien. Tobit Tob 17 6 20 Secunda vero nocte in copulatione sanctorum patriarcharum admitteris. In der zweiten Nacht aber wirst du in die Gemeinschaft der heiligen Patriarchen zugelassen werden. Tobit Tob 17 6 21 Tertia autem nocte, benedictionem consequeris, ut filii ex vobis procreentur incolumes. Und in der dritten Nacht wirst du den Segen erlangen, dass von euch Kinder ohne Gebrechen erzeugt werden. Tobit Tob 17 6 22 Transacta autem tertia nocte, accipies virginem cum timore Domini, amore filiorum magis quam libidine ductus, ut in semine Abrahæ benedictionem in filiis consequaris. Nach Verlauf der dritten Nacht aber nimm die Jungfrau in der Furcht des Herrn zu dir, mehr durch das Verlangen nach Kindern als von Wollust bewogen,¹⁹ damit du in Abrahams Samen Segen an Kindern erhaltest.²⁰ Tobit Tob 17 6 22 19 Was Tobias [Tob 8,9] sagt, überragt die Pflicht, welche der Engel ihm hier auflegt. Tobit Tob 17 6 22 20 Dass du unter den Nachkommen Abrahams reichen Kindersegen erhaltest. Oder: Du wirst Segen an Kindern, den Nachkommen Abrahams, haben; deine Nachkommenschaft wird ein starkes Glied der Abraham verheißenen Nachkommen sein. Tobit Tob 17 6 3 Quem expavescens Tobias clamavit voce magna, dicens: Domine, invadit me. Da erschrak Tobias vor ihm und rief mit lauter Stimme und sprach: Herr! er fällt mich an. Tobit Tob 17 6 4 Et dixit ei Angelus: Apprehende branchiam ejus, et trahe eum ad te. Quod cum fecisset, attraxit eum in siccum, et palpitare cpit ante pedes ejus. Der Engel sprach zu ihm: Ergreife ihn bei den Kiemen und ziehe ihn an dich! Er tat dies und zog ihn auf das Trockene und der Fisch begann vor seinen Füßen zu zappeln.⁶ Tobit Tob 17 6 4 6 Das Ereignis war hinreichend, Tobias dazu zu führen, in Azarias etwas Übermenschliches zu vermuten; insbesondere da der Engel wiederum die Heilung des Vaters voraussagt. Um indes bis zum Ende unerkannt zu bleiben, gibt der Engel ein Mittel an, welches nach dem Volksglauben die von ihm verheißene Heilung herbeizuführen vermochte. Tobit Tob 17 6 5 Tunc dixit ei Angelus: Exentera hunc piscem, et cor ejus, et fel, et jecur repone tibi: sunt enim hæc necessaria ad medicamenta utiliter. Da sprach der Engel zu ihm: Weide diesen Fisch aus und lege sein Herz, seine Galle und seine Leber für dich zurück; denn diese sind notwendig zu nützlichen Heilmitteln. Tobit Tob 17 6 6 Quod cum fecisset, assavit carnes ejus, et secum tulerunt in via: cetera salierunt, quæ sufficerent eis, quousque pervenirent in Rages civitatem Medorum. Als er dies getan hatte, briet er das Fleisch desselben und sie nahmen es mit sich auf den Weg;⁷ das übrige salzten sie ein, damit es ihnen hinreichte, bis sie nach Rages, der Stadt der Meder, kämen. Tobit Tob 17 6 6 7 Itala: Zur Zehrung (in victu). Tobit Tob 17 6 7 Tunc interrogavit Tobias Angelum, et dixit ei: Obsecro te Azaria frater, ut dicas mihi quod remedium habebunt ista, quæ de pisce servare jussisti? Hierauf⁸ fragte Tobias den Engel und sprach zu ihm: Ich bitte dich, Bruder Azarias! mir zu sagen, welche Heilkraft das besitzen soll, was du von dem Fische aufzubewahren befohlen hast? Tobit Tob 17 6 7 8 Nach dem Griech. am Tage nach der Ankunft bei Raguel. Tobit Tob 17 6 8 Et respondens Angelus, dixit ei: Cordis ejus particulam si super carbones ponas, fumus ejus extricat omne genus dæmoniorum sive a viro, sive a muliere, ita ut ultra non accedat ad eos. Der Engel antwortete und sprach zu ihm: Wenn du ein Stücklein von seinem Herzen auf Kohlen legst, so vertreibt der Rauch davon alle Art von bösen Geistern, sowohl von Mann, wie von Weib, so dass sie diesen ferner nicht mehr nahen. Tobit Tob 17 6 9 Et fel valet ad ungendos oculos, in quibus fuerit albugo, et sanabuntur. Und die Galle ist gut, die Augen damit zu salben, auf denen weiße Flecken sind; alsdann werden sie geheilt.⁹ Tobit Tob 17 6 9 9 Der Engel erklärt (nach der Vulg.) die Bedeutung des Herzens (V. 8) und der Galle (V. 9) mit Übergehung der Leber. Dagegen wird V. 19 der Leber zugeschrieben, was hier dem Herzen. Die anderen Texte verbinden beides. Der Engel wir also sowohl das eine wie das andere als anwendbar erklärt haben. Die Wirkung wird nicht der natürlichen Kraft zugeschrieben, sondern der Körper soll das Werkzeug der göttlichen Allmacht auf den Geist wirken (ähnlich wie auch das Feuer der Hölle die bösen Geister quält, die sichtbaren Sakramente unsichtbare Gnaden wirken). Der Galle legte man im Altertum die ihr zugeschriebene Kraft bei und so verhüllt der Engel am besten sein Wesen. Dass der Fisch, der Tobias verschlingen wollte, durch die Fügung Gottes das Mittel ward, um Sara und Tobias Vater mit den größten Wohltaten zu überhäufen, ist ein Ausdruck des Gedankens, welcher dem ganzen Buche zugrunde liegt: denen, die Gott lieben, muss die Bitterkeit der Galle, das von Gott gesandte körperliche Leiden, zum Guten dienen, indem es ihnen die Augen des Geistes öffnet. Tobit Tob 17 0 1 C. Mit dem Engel zu Raguel kommend, wird Tobias überaus freundlich aufgenommen. (V. 9) Sofort stellt er die Bitte, ihm Sara zum Weibe zu geben. (V. 10), doch Raguel zögert und willigt erst auf die Mahnung des Engels ein (V. 14) und führt seine Tochter herbei. Tobit Tob 17 7 1 Ingressi sunt autem ad Raguelem, et suscepit eos Raguel cum gaudio. Sie trafen also bei Raguel ein und Raguel nahm sie mit Freuden auf. Tobit Tob 17 7 10 Tobias dixit: Hic ego hodie non manducabo neque bibam, nisi prius petitionem meam confirmes, et promittas mihi dare Saram filiam tuam. sprach Tobias: Ich werde hier heute weder essen noch trinken, wenn du mir nicht zuvor meine Bitte gewährst und versprichst, mir Sara, deine Tochter, zu geben.⁷ Tobit Tob 17 7 10 7 Wäre nicht von Seiten des Tobias alles nach der Weisung des Engels geschehen und von Seiten Raguels nicht die Pflicht vorhanden, sie dem nächsten Verwandten zu geben, hätten sich die Familien nicht gekannt, wäre nicht endlich aus allen Umständen in Verbindung mit dem Gebete Raguels (V. 13) klar gewesen, welches der Wille Gottes war, so wäre das Vorgehen übereilt gewesen. Nach dem griech. Texte wendet sich Tobias an Raphael, er solle bei Raguel für ihn um Sara bitten, worauf er dann selbst spricht. Tobit Tob 17 7 11 Quo audito verbo Raguel, expavit, sciens quid evenerit illis septem viris, qui ingressi sunt ad eam: et timere cpit ne forte et huic similiter contingeret: et cum nutaret, et non daret petenti ullum responsum, Als Raguel dies Wort hörte, erschrak er, da er wusste, was jenen sieben Männern begegnet war, welche zu ihr gegangen waren; und er fing an zu fürchten, es möchte ihm ebenso ergehen. Da er nun zögerte und ihm auf die Bitte keine Antwort gab,⁸ Tobit Tob 17 7 11 8 Auf die Bewerbung hin erzählte er ihm die Geschichte der sieben Freier, wie aus V. 12 erhellt, wo der Engel, und aus V. 13 und 14, wo Raguel ohne Erklärung auf deren Schicksale anspielen. Tobit Tob 17 7 12 Dixit ei Angelus: Noli timere dare eam isti, quoniam huic timenti Deum debetur conjux filia tua: propterea alius non potuit habere illam. sprach der Engel zu ihm: Fürchte dich nicht, sie ihm zu geben, denn diesem Gottesfürchtigen gebührt deine Tochter zum Weibe; darum hat sie kein anderer erhalten können. Tobit Tob 17 7 13 Tunc dixit Raguel: Non dubito quod Deus preces et lacrimas meas in conspectu suo admiserit. Da sprach Raguel: Ich zweifle nicht, dass Gott mein Gebet und meine Tränen vor sein Angesicht hat kommen lassen, Tobit Tob 17 7 14 Et credo quoniam ideo fecit vos venire ad me, ut ista conjungeretur cognationi suæ secundum legem Moysi: et nunc noli dubium gerere quod tibi eam tradam. und ich glaube, dass er euch deswegen zu mir hat kommen lassen, damit sie nach dem Gesetze Moses in ihre Verwandtschaft heirate, und hege nun keinen Zweifel mehr, dass ich sie dir geben werde. [Num 36,6] Tobit Tob 17 7 15 Et apprehendens dexteram filiæ suæ, dextræ Tobiæ tradidit, dicens: Deus Abraham, et Deus Isaac, et Deus Jacob vobiscum sit, et ipse conjungat vos, impleatque benedictionem suam in vobis. Und er fasste die Rechte seiner Tochter, legte sie in die Rechte des Tobias und sprach: Der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs sei mit euch und verbinde euch und erfülle seinen Segen an euch!⁹ Tobit Tob 17 7 15 9 Ähnlich [Gen 24,60, Rut 4,11]. Die hier, sowie [Tob 8,10.19, Tob 9,11] ausgesprochenen Segenswünsche, ebenso wie den Segen am Schlusse hat die Kirche in den feierlichen Brautsegen aufgenommen. Tobit Tob 17 7 16 Et accepta charta, fecerunt conscriptionem conjugii. Dann nahmen sie Papier und schrieben den Ehevertrag. Tobit Tob 17 7 17 Et post hæc epulati sunt, benedicentes Deum. Hierauf hielten sie das Mahl und priesen Gott. Tobit Tob 17 7 18 Vocavitque Raguel ad se Annam uxorem suam, et præcepit ei ut præpararet alterum cubiculum. Und Raguel rief Anna, sein Weib, zu sich und befahl ihr, ein anderes Gemach¹⁰ zuzurichten. Tobit Tob 17 7 18 10 Brautgemach. In dieses wird die Braut bei den Hebräern vorher eingeführt. Vergl. [Gen 29,23]. Es ist entweder ein anderes als das gewöhnliche Schlafzimmer Saras oder ein anderes als jenes, in dem sie das Unglück mit den früheren Männern gehabt hat. Tobit Tob 17 7 19 Et introduxit illuc Saram filiam suam, et lacrimata est. Und sie führte Sara, ihre Tochter, hinein, diese aber weinte.¹¹ Tobit Tob 17 7 19 11 Beide wohl weinten, da zu der traurigen Erinnerung an die Vergangenheit Befürchtungen für Sara und den jungen Tobias hinzukamen, den sie liebgewonnen. Die Mutter fand wohl in dem Ansehen des Engels, der sein eigenstes Wesen nicht ganz verbarg, Trost. Tobit Tob 17 7 2 Intuensque Tobiam Raguel, dixit Annæ uxori suæ: Quam similis est juvenis iste consobrino meo! Als nun Raguel den Tobias sah, sprach er zu Anna,¹ seinem Weibe: Wie ähnlich ist dieser Jüngling dem Sohne meiner Schwester!² Tobit Tob 17 7 2 1 Griech.: Edna, das Entzücken. Tobit Tob 17 7 2 2 Schwester heißt auch die Cousine. Der Name umfasst also auch weitere Verwandtschaft. Tobit Tob 17 7 20 Dixitque ei: Forti animo esto filia mea: Dominus cli det tibi gaudium pro tædio quod perpessa es. Da sprach sie zu ihr: Sei guten Mutes, meine Tochter! der Herr des Himmels gebe dir Freude für den Kummer, den du gelitten hast. Tobit Tob 17 7 3 Et cum hæc dixisset, ait: Unde estis juvenes fratres nostri? At illi dixerunt: Ex tribu Nephthali sumus, ex captivitate Ninive. Als er dies gesagt hatte, sprach er: Woher seid ihr, Jünglinge, unsere Brüder? Sie antworteten: Wir sind aus dem Stamme Nephthali,³ von den Gefangenen in Ninive. Tobit Tob 17 7 3 3 Beide, auch Raphael. Tobit Tob 17 7 4 Dixitque illis Raguel: Nostis Tobiam fratrem meum? Qui dixerunt: Novimus. Raguel sprach zu ihnen: Kennt ihr Tobias, meinen Bruder? Sie antworteten: Wir kennen ihn! Tobit Tob 17 7 5 Cumque multa bona loqueretur de eo, dixit Angelus ad Raguelem: Tobias, de quo interrogas, pater istius est. Und als er viel Gutes von ihm redete, sprach der Engel zu Raguel: Tobias, nach welchem du fragst, ist der Vater von diesem hier.⁴ Tobit Tob 17 7 5 4 Nach dem Griech. hatte Tobias auf die erste Frage nach seinem Vater gesagt: Er ist gesund. Es war eine Höflichkeitsformel, bei der man an die körperliche Gesundheit nicht ausdrücklich dachte. Tobit Tob 17 7 6 Et misit se Raguel, et cum lacrimis osculatus est eum, et plorans supra collum ejus, Da fiel Raguel ihm um den Hals und küsste ihn unter Tränen und an seinem Halse weinend,⁵ Tobit Tob 17 7 6 5 Nach den anderen Texten weint er auch über die Erblindung des alten Tobias. Tobit Tob 17 7 7 Dixit: Benedictio sit tibi fili mi, quia boni et optimi viri filius es. sprach er: Segen komme über dich, mein Sohn! denn du bist der Sohn eines guten und vortrefflichen Mannes. Tobit Tob 17 7 8 Et Anna uxor ejus, et Sara ipsorum filia lacrimatæ sunt. Auch Anna, sein Weib, und Sara, ihre Tochter, weinten. Tobit Tob 17 7 9 Postquam autem locuti sunt, præcepit Raguel occidi arietem, et parari convivium. Cumque hortaretur eos discumbere ad prandium, Nachdem sie aber geredet⁶ hatten, befahl Raguel, einen Widder zu schlachten und ein Mahl zu bereiten. Als er sie nun aufforderte, sich zum Mahle niederzusetzen, Tobit Tob 17 7 9 6 Irrtümliche Leseweise locuti statt loti. (Griech. Itala): Man wusch ihnen die Füße. Tobit Tob 17 0 1 D. Der Belehrung des Engels folgend, zündete Tobias, in das Ehegemach eingetreten, die Leber des Fisches an, worauf der böse Geist flieht. (V. 3) Durch Gebet bereitet er sich mit Sara auf die Ehe vor. (V. 10) E. Da die Eltern, welche gefürchtet, Tobias möchte das Schicksal der früheren Freier teilen (V. 15), ihn wohlbehalten sehen, sagen sie Gott mit Freuden Dank (V. 19) und feiern durch fünfzehn Tage die Hochzeit mit großen Festlichkeiten. Tobit Tob 17 8 1 Postquam vero cnaverunt, introduxerunt juvenem ad eam. Nachdem sie nun gespeist hatten, führten sie den Jüngling zu ihr hinein. Tobit Tob 17 8 10 Dixit quoque Sara: Miserere nobis Domine, miserere nobis, et consenescamus ambo pariter sani. Auch Sara sprach: Erbarme dich unser, Herr! erbarme dich unser und lass uns beide zusammen wohlbehalten alt werden.⁹ Tobit Tob 17 8 10 9 Sie setzen sich keiner Gefahr aus, denn eine etwaige Schwachheit verstieß nicht einmal gegen die Selbstliebe, da sie keine Pflicht hatten, drei Tage enthaltsam zu sein, sondern hierdurch nur besondere Vorzüge in ihrer Ehe erlangen sollten. Tobit Tob 17 8 11 Et factum est circa pullorum cantum, accersiri jussit Raguel servos suos, et abierunt cum eo pariter ut foderent sepulcrum. Und um die Zeit des Hahnenrufs¹⁰ rief Raguel seine Knechte herbei, und sie gingen zusammen mit ihm hin, um ein Grab zu graben. Tobit Tob 17 8 11 10 Unmittelbar nach der Beendigung der Hochzeit, die bis in die Nacht gedauert, macht Raguel sich daran, ein Grab zu graben. Tobit Tob 17 8 12 Dicebat enim: Ne forte simili modo evenerit ei, quo et ceteris illis septem viris, qui sunt ingressi ad eam. Denn er sagte: Vielleicht ist es ihm ebenso ergangen, wie den andern sieben Männern, welche zu ihr eingegangen sind. Tobit Tob 17 8 13 Cumque parassent fossam, reversus Raguel ad uxorem suam, dixit ei: Als sie die Grube gemacht hatten,¹¹ kehrte Raguel zu seinem Weibe zurück und sprach zu ihr: Tobit Tob 17 8 13 11 Solange die Gefahr zukünftig war, hatte Raguel sich unter dem Zureden anderer beruhigt, doch da die Entscheidung naht und die Stille der Nacht drückt, wird er von Furcht befallen. Er will dem Hohne der Welt entgehen. Die früheren Freier hatte er wohl nicht so schnell beiseite schaffen können. Die Schilderung des Grabes ist so ausführlich, um die Rettung in desto helleres Licht zu setzen. Tobit Tob 17 8 14 Mitte unam ex ancillis tuis, et videat si mortuus est, ut sepeliam eum antequam illucescat dies. Schicke eine von deinen Mägden hin und lass sie zusehen, ob er gestorben ist, damit ich ihn begrabe, bevor der Tag anbricht. Tobit Tob 17 8 15 At illa misit unam ex ancillis suis. Quæ ingressa cubiculum, reperit eos salvos et incolumes, secum pariter dormientes. Da sandte sie eine von ihren Mägden¹² hin. Als diese in die Kammer trat, fand sie dieselben gesund und wohl beieinander schlafend. Tobit Tob 17 8 15 12 Wohl eine bejahrte Magd. Es ist bezeichnend, dass er dieser durch seine Frau Befehle erteilen lässt, wie auch das andere Bild V. 21ff die Ordnung des Hauses empfiehlt. Tobit Tob 17 8 16 Et reversa, nuntiavit bonum nuntium: et benedixerunt Dominum, Raguel videlicet et Anna uxor ejus, Und sie kehrte zurück und meldete die gute Botschaft, da priesen sie den Herrn, Raguel nämlich und Anna, sein Weib, Tobit Tob 17 8 17 Et dixerunt: Benedicimus te Domine Deus Israel, quia non contigit quemadmodum putabamus. und sprachen: Wir preisen dich, Herr, Gott Israels! dass nicht geschehen ist, wie wir meinten; Tobit Tob 17 8 18 Fecisti enim nobiscum misericordiam tuam, et exclusisti a nobis inimicum persequentem nos. denn du hast an uns deine Barmherzigkeit geübt und den Feind, der uns verfolgte,¹³ von uns fern gehalten Tobit Tob 17 8 18 13 Satan. Was die Leute gesprochen, kann sich Raguel nun, nachdem die Schmach beseitigt ist, eingestehen und es aussprechen, zumal die letzten Ereignisse das Eingreifen einer höheren Macht gezeigt haben. Tobit Tob 17 8 19 Misertus es autem duobus unicis. Fac eos Domine plenius benedicere te: et sacrificium tibi laudis tuæ et suæ sanitatis offerre, ut cognoscat universitas gentium, quia tu es Deus solus in universa terra. und hast dich der beiden Eingebornen erbarmt. Gib ihnen, Herr! dass sie dich noch vollkommener preisen¹⁴ und dir das Opfer deines Lobes für ihre Erhaltung darbringen, damit alle Völker erkennen,¹⁵ dass du allein Gott bist auf der ganzen Erde. Tobit Tob 17 8 19 14 Gewähre ihnen, dass sie für und für in der Lage seien, dir Lob zu singen für ihre Erhaltung. Tobit Tob 17 8 19 15 Dies Wunder zeigt ihnen den wahren Gott, die Wahrheit der Religion Israels, für das Gott auch in der Verbannung noch Wunder tut. Tobit Tob 17 8 2 Recordatus itaque Tobias sermonum Angeli, protulit de cassidili suo partem jecoris, posuitque eam super carbones vivos. Da gedachte Tobias der Rede des Engels und nahm aus seiner Reisetasche ein Stück Leber und legte es auf glühende Kohlen.¹ Tobit Tob 17 8 2 1 Verlieh Gott dem äußeren Mittel in diesem Falle eine so außerordentliche Kraft über den bösen Geist? Oder hatte das Räuchern nur eine symbolische Bedeutung? Wie man Gott Weihrauch darbringt, so wird dem bösen Geiste Verachtung und Beschimpfung zugefügt, wie man Ungeziefer durch Rauch und Gestank vertreibt. Der Fisch, von dem Tobias für sein Leben gefürchtet, wurde das Mittel oder das äußere Zeichen der Befreiung Saras und der Heilung des alten Tobias. Tobit Tob 17 8 20 Statimque præcepit servis suis Raguel, ut replerent fossam, quam fecerant priusquam elucesceret. Und alsbald befahl Raguel seinen Knechten, die Grube, die sie gemacht hatten, wieder zuzuwerfen, ehe es Tag wurde. Tobit Tob 17 8 21 Uxori autem suæ dixit ut instrueret convivium, et præpararet omnia, quæ in cibos erant iter agentibus necessaria. Seinem Weibe aber sagte er, sie sollte ein Gastmahl¹⁶ zurichten und alles vorbereiten, was auf der Reise zum Unterhalte nötig sei. Tobit Tob 17 8 21 16 Gastmahl: Griech. viele Brote. Die Worte alles vorbereiten fehlen in den anderen Texten. Eine Hochzeit dauert sieben Tage (hier, wo die Trennung von den Eltern nachfolgen soll, vierzehn); bei der Vorbereitung auf diese wird auch für die Reise Vorsorge getroffen. Tobit Tob 17 8 22 Duas quoque pingues vaccas, et quatuor arietes occidi fecit, et parari epulas omnibus vicinis suis, cunctisque amicis. Auch ließ er zwei fette Kühe und vier Widder schlachten und für alle seine Nachbaren und alle seine Freunde ein Mahl bereiten. Tobit Tob 17 8 23 Et adjuravit Raguel Tobiam, ut duas hebdomadas moraretur apud se. Und Raguel beschwor den Tobias,¹⁷ zwei Wochen bei ihm zu verbleiben. Tobit Tob 17 8 23 17 Er beschwört ihn bei Gott. Tobias folgt, da er den Schwörenden nicht missachten will [Tob 9,5] und der Ehrfurcht gegen den heiligsten Namen Gottes dies schuldig zu sein glaubt. Tobit Tob 17 8 24 De omnibus autem, quæ possidebat Raguel, dimidiam partem dedit Tobiæ, et fecit scripturam, ut pars dimidia, quæ supererat post obitum eorum, Tobiæ dominio deveniret. Von allem dem, was er besaß, gab Raguel dem Tobias die Hälfte und schrieb eine Urkunde, dass die andere Hälfte, die nach ihrem Tode noch übrig sein würde, dem Tobias als Eigentum zufallen sollte.¹⁸ Tobit Tob 17 8 24 18 In dem früheren Vertrage [Tob 7,16] waren wohl die Bedingungen weniger günstig. Die Freude führt Raguel weiter. Tobit Tob 17 8 3 Tunc Raphael Angelus apprehendit dæmonium, et religavit illud in deserto superioris gypti. Alsdann² ergriff der Engel Raphael den bösen Geist und verbannte ihn in die Wüste von Oberägypten.³ Tobit Tob 17 8 3 2 Nachdem die Leber den Teufel in die Flucht getrieben, ward er wirklich, wenn auch nicht körperlich, gefesselt. Ein Geist ist begrenzterweise (definitive) an einem Orte, d.i. er kann nur an einem fest begrenzten Raume gegenwärtig sein. Der böse Geist wird durch Raphaels Eingreifen auf einen solchen beschränkt. (Vergl. hl. Thom. Summa theolog. I. qu 109 a 4c und ad 3) Wie lange er gebunden blieb, wird nicht gesagt. Der eigentliche Aufenthaltsort der bösen Geister ist die Hölle, in welche allein sie nach dem Gerichtstage eingeschlossen werden. Vor diesem Tage gestattet Gott ihnen indes in der Welt zu erscheinen, um den Absichten des Allmächtigen zu dienen. (Vergl. hl. Thom. I. qu. 64 a. 4) Tobit Tob 17 8 3 3 Die Wüste ist so recht geeignet als Aufenthaltsort für den bösen Geist. [Jes 13,21, Jes 34,14, Mt 12,43] Tobit Tob 17 8 4 Tunc hortatus est virginem Tobias, dixitque ei: Sara, exsurge, et deprecemur Deum hodie, et cras, et secundum cras: quia his tribus noctibus Deo jungimur: tertia autem transacta nocte, in nostro erimus conjugio. Hierauf ermahnte Tobias die Jungfrau und sprach zu ihr: Sara! stehe auf und lass uns zu Gott beten⁴ heute und morgen und übermorgen, denn diese drei Nächte vereinigen wir uns mit Gott; wenn die dritte Nacht um ist, wollen wir unsere eheliche Verbindung vollziehen. Tobit Tob 17 8 4 4 Das Gebet wird in folgendem nur sehr gekürzt mitgeteilt. Beide beteten wohl abwechselnd. Tobit Tob 17 8 5 Filii quippe sanctorum sumus, et non possumus ita conjungi sicut gentes, quæ ignorant Deum Denn wir sind Kinder der Heiligen und können uns nicht so verbinden wie die Heiden, welche Gott nicht kennen. Tobit Tob 17 8 6 Surgentes autem pariter, instanter orabant ambo simul, ut sanitas daretur eis. Sie standen also zusammen auf und beteten beide miteinander inständig, dass ihnen Wohlergehen verliehen werden möchte.⁵ Tobit Tob 17 8 6 5 Die griech. Texte und Itala lassen sie um Segen und Kinder bitten, vielleicht mit Anspielung auf [Gen 1,28]. Tobit Tob 17 8 7 Dixitque Tobias: Domine Deus patrum nostrorum, benedicant te cli et terræ, mareque et fontes, et flumina et omnes creaturæ tuæ, quæ in eis sunt. Und Tobias sprach: Herr, Gott unserer Väter! dich sollen Himmel und Erde preisen und das Meer und die Quellen und die Flüsse und alle deine Geschöpfe, die darin sind.⁶ Tobit Tob 17 8 7 6 Da der Mensch aus sich allein Gott nicht würdiges Lob darbieten kann, fordert er alle Geschöpfe auf, den Höchsten mit ihm zu loben. Wie des Vaters Gebet [Tob 3] ein Echo aus Psalmen und Stellen der heiligen Schrift ist, so wohl auch das des Sohnes. Tobit Tob 17 8 8 Tu fecisti Adam de limo terræ, dedistique ei adjutorium Hevam. Du hast Adam aus dem Lehm der Erde gebildet und hast ihm Eva als Hilfe gegeben.⁷ [Gen 2,7] Tobit Tob 17 8 8 7 Hinweis auf die göttliche Einsetzung der Ehe. Damit er sich aber darauf berufen und so des natürlichen oder göttlichen Segens teilhaftig werden könne, hat er die Ehe in rechter Gesinnung geschlossen. (V. 9) Tobit Tob 17 8 9 Et nunc Domine tu scis, quia non luxuriæ causa accipio sororem meam conjugem, sed sola posteritatis dilectione, in qua benedicatur nomen tuum in sæcula sæculorum. Und nun, Herr! du weißt, dass ich nicht der Wollust wegen meine Schwester zum Weibe nehme, sondern allein aus Liebe zur Nachkommenschaft, durch welche dein Name von Ewigkeit zu Ewigkeit gepriesen werden soll.⁸ Tobit Tob 17 8 9 8 Die Zwecke der Ehe führt die Vulgata, die anderen Texte erklärend, weiter aus. Tobit Tob 17 0 1 Der Engel begibt sich unterdessen auf Tobias Wunsch nach Rages, erhält das Geld von Gabel (V. 7) und führt diesen zur Hochzeit herbei. Tobit Tob 17 9 1 Tunc vocavit Tobias Angelum ad se, quem quidem hominem existimabat, dixitque ei: Azaria frater, peto ut auscultes verba mea: Hierauf¹ rief Tobias den Engel zu sich, den er für einen Menschen hielt, und sprach zu ihm: Bruder Azarias! ich bitte, höre meine Worte: Tobit Tob 17 9 1 1 Bald am Anfange der Hochzeitsfeier, wohl schon am ersten Tage. (V. 4) Ekbatana liegt von Rages etwa 37 geographische Meilen, so dass die Reise in vier Tagen gemacht werden konnte. Die Abreise musste so schnell wie möglich stattfinden, da sonst die Einladung an Gabel illusorisch ward. Die Zumutung, nach Rages zu gehen, während Tobias die Hochzeitsfeier begann, konnte Tobias freilich nur stellen, da er den Engel Raphael noch nicht seinem wahren Wesen nach erkannt. Tobit Tob 17 9 10 Et dicatur benedictio super uxorem tuam, et super parentes vestros: Gesegnet möge auch dein Weib sein und eure Eltern, Tobit Tob 17 9 11 Et videatis filios vestros, et filios filiorum vestrorum, usque in tertiam et quartam generationem: et sit semen vestrum benedictum a Deo Israel, qui regnat in sæcula sæculorum. ihr möget eure Kinder und die Kinder eurer Kinder sehen bis ins dritte und vierte Geschlecht, und eure Nachkommenschaft möge vom Gott Israels gesegnet sein, der von Ewigkeit zu Ewigkeit herrscht! Tobit Tob 17 9 12 Cumque omnes dixissent, Amen, accesserunt ad convivium: sed et cum timore Domini nuptiarum convivium exercebant. Alle sagten Amen und gingen zum Mahle. Aber auch das Hochzeitsmahl hielten sie in der Furcht des Herrn.⁶ Tobit Tob 17 9 12 6 Die frommen Verwandten hatten, wie immer, so bei der Hochzeitsfeier Gott und sein heiliges Gesetz vor Augen. Tobit Tob 17 9 2 Si meipsum tradam tibi servum, non ero condignus providentiæ tuæ. Wenn ich mich auch dir zum Knechte hingäbe, so würde ich doch deine Fürsorge nicht nach Gebühr lohnen. Tobit Tob 17 9 3 Tamen obsecro te ut assumas tibi animalia sive servitia, et vadas ad Gabelum in Rages civitatem Medorum: reddasque ei chirographum suum, et recipias ab eo pecuniam, et roges eum venire ad nuptias meas. Dennoch bitte ich dich, nimm dir Tiere oder Knechte und reise zu Gabel nach Rages, der Stadt der Meder; gib ihm seine Verschreibung zurück, nimm das Geld von ihm in Empfang und bitte ihn, zu meiner Hochzeit zu kommen.² Tobit Tob 17 9 3 2 Was Azarias mitnahm, wird V. 6 gesagt. Tobit Tob 17 9 4 Scis enim ipse quoniam numerat pater meus dies: et si tardavero una die plus, constristatur anima ejus. Denn du weißt selbst, dass mein Vater die Tage zählt, und wenn ich um einen Tag länger zögere, so wird sich seine Seele härmen. Tobit Tob 17 9 5 Et certe vides quo modo adjuravit me Raguel, cujus adjuramentum spernere non possum. Du siehst ja auch, wie Raguel mich beschworen hat, dessen Beschwörung ich nicht missachten kann. Tobit Tob 17 9 6 Tunc Raphael assumens quatuor ex servis Raguelis, et duos camelos, in Rages civitatem Medorum perrexit: et inveniens Gabelum, reddidit ei chirographum suum, et recepit ab eo omnem pecuniam. Da nahm Raphael vier von den Knechten Raguels³ und zwei Kamele und zog nach Rages, der Stadt der Meder, hin; und als er Gabel gefunden,⁴ gab er diesem seine Verschreibung zurück und nahm von ihm das Geld in Empfang. Tobit Tob 17 9 6 3 Die vier Sklaven waren wohl eine Schutzmannschaft. Raphael ließ dies alles zu, um nicht erkannt zu werden. Tobit Tob 17 9 6 4 Finden kann vielleicht im Sinne von antreffen genommen werden, da der Engel den Tobias [Tob 5,8] der Bekanntschaft mit Gabel und dessen Hause versichert hatte. Tobit Tob 17 9 7 Indicavitque ei de Tobia filio Tobiæ, omnia quæ gesta sunt: fecitque eum secum venire ad nuptias. Auch erzählte er ihm über Tobias, den Sohn des Tobias, alles, was geschehen war, und bewog ihn, mit ihm zur Hochzeit zu kommen. Tobit Tob 17 9 8 Cumque ingressus esset domum Raguelis, invenit Tobiam discumbentem: et exsiliens, osculati sunt se invicem: et flevit Gabelus, benedixitque Deum, Als jener nun in das Haus Raguels trat, fand er Tobias bei der Mahlzeit, da sprang dieser auf und sie küssten einander. Gabel aber weinte, pries Gott Tobit Tob 17 9 9 Et dixit: Benedicat te Deus Israel, quia filius es optimi viri, et justi, et timentis Deum, et eleemosynas facientis: und sprach: Der Gott Israels segne dich, denn du bist der Sohn eines vortrefflichen Mannes, der gerecht und gottesfürchtig ist und Almosen gibt.⁵ Tobit Tob 17 9 9 5 Die zweite Vershälfte V. 9, V. 12 fehlt in den anderen Texten. Tobit Tob 17 0 1 3. Raphael führt den jüngeren Tobias zu seinen Eltern zurück und gibt dem greisen Tobias das Augenlicht wieder. (10,1 12,22) A. Während aller dieser Ereignisse sind die Eltern des jungen Tobias über dessen lange Abwesenheit betrübt. (V. 7) Da der Sohn dies weiß, lässt er sich von Raguel nicht zurückhalten, sondern eilt, mit Sara und deren Mitgift nach Hause zu kommen. Tobit Tob 17 10 1 Cum vero moras faceret Tobias, causa nuptiarum, sollicitus erat pater ejus Tobias, dicens: Putas quare moratur filius meus, aut quare detentus est ibi? Als aber Tobias der Hochzeit wegen säumte, ward sein Vater Tobias besorgt und sprach: Warum säumt mein Sohn wohl, oder warum hält man ihn dort zurück? Tobit Tob 17 10 10 Cumque verbis multis rogaret Raguel Tobiam, et ille eum nulla ratione vellet audire, tradidit ei Saram, et dimidiam partem omnis substantiæ suæ in pueris, in puellis, in pecudibus, in camelis, et in vaccis, et in pecunia multa: et salvum atque gaudentem dimisit eum a se, Als nun Raguel den Tobias mit vielen Worten gebeten, dieser aber ihn auf keine Weise hören wollte, übergab er ihm Sara und die Hälfte seiner ganzen Habe an Knechten, an Mägden, an Schafen, an Kamelen, an Kühen⁴ und an vielem Gelde, und entließ ihn gesund und froh von sich, Tobit Tob 17 10 10 4 Vaccis ist wohl ein Schreibfehler für vasis, das die Itala hat: Gerätschaften. Tobit Tob 17 10 11 Dicens: Angelus Domini sanctus sit in itinere vestro, perducatque vos incolumes, et inveniatis omnia recte circa parentes vestros, et videant oculi mei filios vestros priusquam moriar. indem er sprach: Der heilige Engel des Herrn⁵ sei mit euch auf der Reise und geleite euch wohlbehalten, möget ihr alles wohl finden bei euern Eltern und mögen meine Augen eure Kinder sehen, bevor ich sterbe! Tobit Tob 17 10 11 5 Raguel weist unbewusst auf den Engel Raphael hin. Tobit Tob 17 10 12 Et apprehendentes parentes filiam suam, osculati sunt eam, et dimiserunt ire: Dann umarmten die Eltern ihre Tochter und küssten sie und ließen sie ziehen, Tobit Tob 17 10 13 Monentes eam honorare soceros, diligere maritum, regere familiam, gubernare domum, et seipsam irreprehensibilem exhibere. indem sie sie ermahnten, ihre Schwiegereltern zu ehren, ihren Mann zu lieben, ihr Gesinde zu leiten, das Haus zu verwalten und sich selbst untadelhaft zu führen. Tobit Tob 17 10 2 Putasne Gabelus mortuus est, et nemo reddet illi pecuniam? Ist Gabel vielleicht gestorben, dass ihm niemand das Geld zurückgibt? Tobit Tob 17 10 3 Cpit autem contristari nimis ipse et Anna uxor ejus cum eo: et cperunt ambo simul flere: eo quod die statuto minime reverteretur filius eorum ad eos. Und er fing an, sich sehr zu betrüben,¹ und Anna, sein Weib, mit ihm, und beide fingen an, miteinander zu weinen, weil ihr Sohn an dem bestimmten Tag² nicht wieder zu ihnen zurückkehrte. Tobit Tob 17 10 3 1 Die nicht erfolgte Rückkehr des Sohnes hat die Trauer in Ninive gemehrt. Während der Vater beim Abschied keine Besorgnis hegte, sondern, nachdem er alle notwendigen Vorkehrungen getroffen, sich selbst beruhigt und seiner Frau Zuversicht eingeflößt hatte, weilen seine Gedanken jetzt stetig bei dem Sohne, und nachdem die festgesetzte Zeit vorübergegangen ist, beginnt er zu fürchten, besonders da Gabel, den er 20 Jahre hindurch nicht gesehen, schon verstorben sein kann. Seine Frau lässt sich ganz vom Gefühle beherrschen und will nichts hören, ihr gilt es als sicher, dass ihr Sohn tot ist. Nur die Zuverlässigkeit des Begleiters, der auf sie einen tiefen Eindruck gemacht hat, kann sie noch einigermaßen beschwichtigen. Tobit Tob 17 10 3 2 Zur bestimmten Zeit oder dieser Tag ist als letzter möglicher Endpunkt gefasst. Tobit Tob 17 10 4 Flebat igitur mater ejus irremediabilibus lacrimis, atque dicebat: heu heu me fili mi, ut quid te misimus peregrinari, lumen oculorum nostrorum, baculum senectutis nostræ, solatium vitæ nostræ, spem posteritatis nostræ? Seine Mutter also weinte mit unstillbaren Tränen und sprach: Ach, ach, mein Sohn! Warum haben wir dich in die Fremde geschickt, du Licht unserer Augen, du Stütze unseres Alters, du Trost unseres Lebens, du Hoffnung unserer Nachkommenschaft? [Tob 5,23] Tobit Tob 17 10 5 Omnia simul in te uno habentes, te non debuimus dimittere a nobis. In dir allein hatten wir alles zugleich, dich hätten wir nicht von uns fortschicken sollen. Tobit Tob 17 10 6 Cui dicebat Tobias: Tace, et noli turbari, sanus est filius noster: satis fidelis est vir ille, cum quo misimus eum. Da sprach Tobias zu ihr: Sei still und betrübe dich nicht, unser Sohn ist wohlbehalten; jener Mann, mit dem wir ihn geschickt haben, ist ganz zuverlässig. Tobit Tob 17 10 7 Illa autem nullo modo consolari poterat, sed quotidie exsiliens circumspiciebat, et circuibat vias omnes, per quas spes remeandi videbatur, ut procul videret eum, si fieri posset, venientem. Sie aber wollte sich auf keine Weise trösten lassen, sondern eilte täglich hinaus, sah sich nach allen Seiten um und ging auf allen Wegen herum, auf denen Hoffnung zu sein schien, dass er dorther kommen könnte, damit sie ihn, wo möglich, von weitem kommen sähe. Tobit Tob 17 10 8 At vero Raguel dicebat ad generum suum: Mane hic, et ego mittam nuntium salutis de te ad Tobiam patrem tuum. Raguel aber sprach zu seinem Schwiegersohne: Bleibe hier,³ ich will einen Boten zu Tobias, deinem Vater, senden, dass es dir wohl geht. Tobit Tob 17 10 8 3 Noch einige Tage. Tobit Tob 17 10 9 Cui Tobias ait: Ego novi quia pater meus et mater mea modo dies computant, et cruciatur spiritus eorum in ipsis. Tobias aber sprach zu ihm: Ich weiß, dass mein Vater und meine Mutter schon die Tage zählen und ihr Herz sich ängstigt. Tobit Tob 17 0 1 B. In der Mitte des Weges eilt Tobias dem Engel voraus, die übrigen zurücklassend. (V. 4) Von den Eltern mit Freuden empfangen, bringt Tobias dem Vater durch die Galle des Fisches Heilung von seiner Blindheit. (V. 17) Die Ankunft Saras mehrt die Freude aller. Tobit Tob 17 11 1 Cumque reverterentur, pervenerunt ad Charan, quæ est in medio itinere contra Niniven, undecimo die. Als sie nun auf der Heimreise waren, kamen sie am elften Tage nach Charan, das auf dem halben Wege nach Ninive liegt.¹ Tobit Tob 17 11 1 1 Jeder Text weiß eine andere Stadt. So lässt sich nicht feststellen, welche Stadt gemeint ist. Charan, richtiger wohl Charam, war eine nicht weiter bekannte Stadt in Assyrien oder Medien. Es muss ein dringender Grund gewesen sein, der sie abhielt, die Karawane früher zu verlassen. Gewiss war der Übergang eines so großen Zuges aus Medien nach Assyrien mit Schwierigkeiten verbunden, weshalb es wahrscheinlicher ist, dass Charan eine assyrische Grenzstadt war. Tobit Tob 17 11 10 Et consurgens cæcus pater ejus, cpit offendens pedibus currere: et data manu puero, occurrit obviam filio suo. Sein blinder Vater stand auf, fing an, strauchelnd zu laufen,⁶ dann eilte er, einem Knaben die Hand gebend, seinem Sohne entgegen, Tobit Tob 17 11 10 6 Kennzeichnung der hast des blinden Vaters. Tobit Tob 17 11 11 Et suscipiens osculatus est eum cum uxore sua, et cperunt ambo flere præ gaudio. umarmte und küsste ihn mit seinem Weibe und beide fingen an vor Freude zu weinen. Tobit Tob 17 11 12 Cumque adorassent Deum, et gratias egissent, consederunt. Und als sie Gott angebetet und ihm gedankt hatten, setzten sie sich. Tobit Tob 17 11 13 Tunc sumens Tobias de felle piscis, linivit oculos patris sui. Da nahm Tobias etwas von der Galle des Fisches und bestrich die Augen seines Vaters,⁷ Tobit Tob 17 11 13 7 Wenn auch der Volksglaube der Galle Heilkraft zuschrieb, erwartete Tobias doch die Heilung des Vaters besonders von Gottes Eingreifen. (V. 12) Tobit Tob 17 11 14 Et sustinuit quasi dimidiam fere horam: et cpit albugo ex oculis ejus, quasi membrana ovi, egredi. Und er wartete ungefähr eine halbe Stunde, da begann der weiße Fleck sich aus dessen Augen abzulösen, wie das Häutchen eines Eies. Tobit Tob 17 11 15 Quam apprehendens Tobias traxit ab oculis ejus, statimque visum recepit. Tobias fasste dies und zog es aus seinen Augen weg und sogleich erhielt er das Gesicht zurück. Tobit Tob 17 11 16 Et glorificabant Deum, ipse videlicet et uxor ejus, et omnes qui sciebant eum. Da priesen sie Gott, er nämlich und sein Weib und alle, die ihn kannten. Tobit Tob 17 11 17 Dicebatque Tobias: Benedico te Domine Deus Israel, quia tu castigasti me, et tu salvasti me: et ecce ego video Tobiam filium meum. Und Tobias sprach: Ich preise dich, Herr, Gott Israels! weil du mich gezüchtigt⁸ und wieder geheilt hast, und siehe, ich sehe meinen Sohn Tobias! Tobit Tob 17 11 17 8 Er dankt auch für die Züchtigung, insofern er diese Wohltat nicht in ihrer wahren Größe geschätzt hätte. Tobit Tob 17 11 18 Ingressa est etiam post septem dies Sara uxor filii ejus, et omnis familia sana, et pecora, et cameli, et pecunia multa uxoris: sed et illa pecunia, quam receperat a Gabelo: Nach sieben Tagen⁹ kam auch Sara, das Weib seines Sohnes, und das ganze Gesinde wohlbehalten an und das Vieh und die Kamele und das viele Geld des Weibes, dazu auch das Geld, das er von Gabel erhalten hatte. Tobit Tob 17 11 18 9 Nach der Ankunft des Tobias. Tobit Tob 17 11 19 Et narravit parentibus suis omnia beneficia Dei, quæ fecisset circa eum per hominem, qui eum duxerat. Und er erzählte seinen Eltern alle Wohltaten Gottes, die er an ihm durch den Mann getan, der ihn geführt hatte.¹⁰ Tobit Tob 17 11 19 10 Tobias erzählte doch wohl nicht erst nach Saras Ankunft seine Erlebnisse. Dieser Vers ist also nicht mit dem vorgehenden zu verbinden. Die andern Texte sind ausführlicher und deutlicher. Tobit Tob 17 11 2 Dixitque Angelus: Tobia frater, scis quemadmodum reliquisti patrem tuum. Und der Engel sprach: Bruder Tobias! du weißt, wie du deinen Vater verlassen hast. Tobit Tob 17 11 20 Veneruntque Achior et Nabath consobrini Tobiæ, gaudentes ad Tobiam, et congratulantes ei de omnibus bonis, quæ circa illum ostenderat Deus. Auch Achior und Nabath, die Bruderssöhne des Tobias, kamen voller Freuden zu Tobias und wünschten ihm Glück um all des Guten willen, das Gott ihm erwiesen hatte. Tobit Tob 17 11 21 Et per septem dies epulantes, omnes cum gaudio magno gavisi sunt. Und sie hielten an sieben Tagen Mahlzeit und alle freuten sich überaus. Tobit Tob 17 11 3 Si placet itaque tibi, præcedamus, et lento gradu sequantur iter nostrum familiæ, simul cum conjuge tua, et cum animalibus. Wenn es dir also gefällt, so lass uns vorausgehen und das Gesinde möge zugleich mit deinem Weibe und mit dem Viehe langsamen Schrittes auf unserm Wege nachkommen. Tobit Tob 17 11 4 Cumque hoc placuisset ut irent, dixit Raphael ad Tobiam: Tolle tecum ex felle piscis: erit enim necessarium. Tulit itaque Tobias ex felle illo, et abierunt. Da es ihm wohlgefiel, dass sie gehen sollten, sprach Raphael zu Tobias: Nimm etwas von der Galle des Fisches mit dir, denn sie wird notwendig sein. Also nahm Tobias etwas von dieser Galle und sie gingen von dannen.² Tobit Tob 17 11 4 2 Da sie bis Charan 11 Tage gebraucht und Sara 7 Tage später in Ninive ankam als Tobias, brauchte dieser 3 Tage. Tobit Tob 17 11 5 Anna autem sedebat secus viam, quotidie in supercilio montis, unde respicere poterat de longinquo. Anna aber saß täglich³ am Wege auf der Spitze eines Berges, von wo sie in die Ferne schauen konnte. Tobit Tob 17 11 5 3 Nicht den ganzen Tag, wohl wiederholt am Tage. Tobit Tob 17 11 6 Et dum ex eodem loco specularetur adventum ejus, vidit a longe, et illico agnovit venientem filium suum: currensque nuntiavit viro suo, dicens: Ecce venit filius tuus. Und da sie von diesem Orte nach seiner Ankunft ausschaute, sah sie ihn von fern und erkannte alsbald ihren daherkommenden Sohn; und sie lief und verkündigte es ihrem Manne und sprach: Siehe, dein Sohn kommt! Tobit Tob 17 11 7 Dixitque Raphael ad Tobiam: At ubi introieris domum tuam, statim adora Dominum Deum tuum: et gratias agens ei, accede ad patrem tuum, et osculare eum. Raphael aber⁴ sprach zu Tobias: Sobald du in dein Haus eintrittst, so bete sogleich den Herrn, deinen Gott, an, und ihm dankend, tritt hin zu deinem Vater, und küsse ihn Tobit Tob 17 11 7 4 Diese Partikel fehlt oft im Anfange einer Bitte, Ermunterung usw. und gehört zum Imperativ. Tobit Tob 17 11 8 Statimque lini super oculos ejus ex felle isto piscis, quod portas tecum: scias enim quoniam mox aperientur oculi ejus, et videbit pater tuus lumen cli, et in aspectu tuo gaudebit. und streiche alsbald etwas von der Galle des Fisches, die du bei dir trägst, über seine Augen; denn wisse, dass seine Augen sich alsbald auftun werden und dein Vater das Licht des Himmels sehen und sich deines Anblickes freuen wird. Tobit Tob 17 11 9 Tunc præcucurrit canis, qui simul fuerat in via: et quasi nuntius adveniens, blandimento suæ caudæ gaudebat. Da lief der Hund, der mit auf der Reise gewesen war, voran und, als wäre er ein angekommener Bote, legte er, mit seinem Schweife wedelnd, seine Freude an den Tag.⁵ Tobit Tob 17 11 9 5 Was die Vulgata von dem vorauslaufenden Hunde erzählt, fehlt in den übrigen Texten. Wie ein Bote ankommend, überbrachte der Hund durch seien Ankunft und sein Wedeln die Freudenbotschaft. Tobit Tob 17 0 1 C. Da Vater und Sohn über den Lohn beraten, welcher dem noch nicht seinem wahren Wesen nach erkannten Begleiter gebührt, offenbart ihnen Raphael, dass er ein Engel sei, den Gott auf das Gebet des älteren Tobias und Saras gesendet, um beiden Hilfe zu bringen. (V. 15) Nachdem er sie ermahnt, Gott Dank zu sagen, verschwindet er. Tobit Tob 17 12 1 Tunc vocavit ad se Tobias filium suum, dixitque ei: Quid possumus dare viro isti sancto, qui venit tecum? Darnach rief Tobias seinen Sohn zu sich und sprach zu ihm: Was können wir diesem heiligen Manne¹ geben, der mit dir gekommen ist? Tobit Tob 17 12 1 1 Er erblickt in ihm nach dem Geschehenen einen Mann Gottes, einen Wundertäter. Daher die Form der Frage. Tobit Tob 17 12 10 Qui autem faciunt peccatum, et iniquitatem, hostes sunt animæ suæ. Die aber Sünde und Unrecht tun, sind Feinde ihrer Seele.⁶ Tobit Tob 17 12 10 6 Die Sünder glauben sich zu lieben. Antithese wie in V. 8. Tobit Tob 17 12 11 Manifesto ergo vobis veritatem, et non abscondam a vobis occultum sermonem. Ich offenbare euch also die Wahrheit und will das Geheimnis⁷ vor euch nicht verbergen. Tobit Tob 17 12 11 7 Das eigentliche Geheimnis ist in V. 15 enthalten. Diesem wird die Mitwirkung des Engels bei den letzten göttlichen Wohltaten vorausgeschickt. (V. 14) Die Veranlassung zu denselben (V. 12), der eigentliche Grund der Prüfung (V. 13), die Wahrheit wird stufenweise enthüllt, wie auch in den Ereignissen der himmlische Ursprung des Engels sich allmählich immer mehr offenbart, so dass er zuletzt nur noch seinen Namen und Rang zu nennen braucht. Tobit Tob 17 12 12 Quando orabas cum lacrimis, et sepeliebas mortuos, et derelinquebas prandium tuum, et mortuos abscondebas per diem in domo tua, et nocte sepeliebas eos, ego obtuli orationem tuam Domino. Als du mit Tränen betetest und die Toten begrubst und dein Mahl stehen ließest und die Toten bei Tage in deinem Hause verbargst und sie bei Nacht begrubst, habe ich dein Gebet dem Herrn dargebracht.⁸ Tobit Tob 17 12 12 8 In der hl. Messe betet der Priester: Lass dieses Opfer durch die Hände deines hl. Engels zu deinem hl. Altar vor das Angesicht deiner göttlichen Majestät bringen. Nicht darum, sagt der hl. Bonaventura, bringen die Engel unsere Gebete Gott dar, damit derselbe jetzt erst Kenntnis von denselben nehme, sondern um mit unserem Gebete ihre Fürbitte zu vereinigen und jenes so wirksamer zu machen. Tobit Tob 17 12 13 Et quia acceptus eras Deo, necesse fuit ut tentatio probaret te. Und weil du wohlgefällig warst vor Gott, musste die Prüfung dich bewähren.⁹ Tobit Tob 17 12 13 9 Der Wert der Leiden: Wem kein Leiden und keine Prüfung heimsucht, dem fehlt etwas an der Heiligkeit. Tobit Tob 17 12 14 Et nunc misit me Dominus ut curarem te, et Saram uxorem filii tui a dæmonio liberarem. Nun also hat mich der Herr gesandt, dich zu heilen und Sara, das Weib deines Sohnes, von dem bösen Geiste zu befreien; Tobit Tob 17 12 15 Ego enim sum Raphael Angelus, unus ex septem, qui astamus ante Dominum. denn ich bin der Engel Raphael, einer von den sieben, die vor dem Herrn stehen.¹⁰ Tobit Tob 17 12 15 10 Raphael, seinem Namen entsprechend Schutzgeist der Kranken, Reisenden und vom Teufel Bedrängten. (Offiz. 24. Oktob.) Dass er in der Ordnung der Engel einen höheren Rang einnimmt, gibt die Kirche zu erkennen, wenn sie ihn neben dem hl. Michael und Gabriel Erzengel nennt, d.i. über den einfachen Engeln stehend. Die sieben sind die höchsten. (Clem. Alex., Iren., Cypr.) Tobit Tob 17 12 16 Cumque hæc audissent, turbati sunt, et trementes ceciderunt super terram in faciem suam. Als sie dies hörten, erschraken sie und fielen zitternd zur Erde auf ihr Angesicht.¹¹ Tobit Tob 17 12 16 11 Vielleicht ließ der Engel sein erhabenes Wesen noch deutlicher erkennen. Die guten Engel beruhigen indes alsbald, auch wenn sie einen Augenblick Schrecken eingeflößt haben. (Ignat. Loyol.) So Gabriel, dem Zacharias, die Engel den Hirten erscheinend. Tobit Tob 17 12 17 Dixitque eis Angelus: Pax vobis, nolite timere. Doch der Engel sprach zu ihnen: Friede sei mit euch, fürchtet euch nicht! Tobit Tob 17 12 18 Etenim cum essem vobiscum, per voluntatem Dei eram: ipsum benedicite, et cantate illi. Denn als ich bei euch war, war ich es nach dem Willen Gottes; preiset ihn und singet ihm Lob! Tobit Tob 17 12 19 Videbar quidem vobiscum manducare, et bibere: sed ego cibo invisibili, et potu, qui ab hominibus videri non potest, utor. Es schien zwar,¹² als ob ich mit euch äße und tränke,¹³ aber ich genieße eine unsichtbare Speise und einen Trank, welcher von den Menschen nicht gesehen werden kann.¹⁴ Tobit Tob 17 12 19 12 Vergl. [Gen 18]. Das Essen kann dem Engel nicht als Lebenstätigkeit zukommen. (Theod.) Nach dem Griech. kann auch übersetzt werden: Ich wurde gesehen. Tobit Tob 17 12 19 13 Anders Christus, dessen Leib auch verklärt ein lebendiger Leib blieb, dessen Organe Werkzeuge der Seele waren. Dass die Speise in die Substanz des Körpers überging, hinderte die Verklärung des auferstandenen Leibes. Tobit Tob 17 12 19 14 Gott von Angesicht zu Angesicht geschaut, ist gleichsam die Speise der Seligkeit. Tobit Tob 17 12 2 Respondens Tobias, dixit patri suo: Pater, quam mercedem dabimus ei? Aut quid dignum poterit esse beneficiis ejus? Tobias antwortete und sprach zu seinem Vater: Vater! welchen Lohn sollen wir ihm geben oder womit könnten seine Wohltaten nach Verdienst vergolten werden? Tobit Tob 17 12 20 Tempus est ergo ut revertar ad eum, qui me misit: vos autem benedicite Deum, et narrate omnia mirabilia ejus. Es ist nun Zeit, dass ich zu dem wieder zurückkehre, der mich gesandt hat; ihr aber preiset Gott und verkündet alle seine Wunderwerke! Tobit Tob 17 12 21 Et cum hæc dixisset, ab aspectu eorum ablatus est, et ultra eum videre non potuerunt. Nachdem er dies gesagt hatte, ward er ihren Blicken entrückt und sie konnten ihn hinfort nicht mehr sehen. Tobit Tob 17 12 22 Tunc prostrati per horas tres in faciem, benedixerunt Deum: et exsurgentes narraverunt omnia mirabilia ejus. Da fielen sie nieder und lagen drei Stunden auf ihrem Angesichte, Gott preisend, und aufstehend verkündeten sie alle seine Wunderwerke. Tobit Tob 17 12 3 Me duxit et reduxit sanum, pecuniam a Gabelo ipse recepit, uxorem ipse me habere fecit, et dæmonium ab ea ipse compescuit, gaudium parentibus ejus fecit, meipsum a devoratione piscis eripuit, te quoque videre fecit lumen cli, et bonis omnibus per eum repleti sumus. Quid illi ad hæc poterimus dignum dare? Er hat mich gesund hin- und zurückgeführt, er hat von Gabel das Geld erhoben, er hat mir ein Weib verschafft, er hat den bösen Geist von ihr vertrieben und ihren Eltern Freude bereitet, er hat mich vor dem Verschlingen des Fisches bewahrt, auch hat er gemacht, dass du das Licht des Himmels siehst, und mit allem Guten sind wir durch ihn überhäuft worden. Was werden wir ihm nach Gebühr dafür geben können? Tobit Tob 17 12 4 Sed peto te pater mi, ut roges eum, si forte dignabitur medietatem de omnibus, quæ allata sunt, sibi assumere. Aber ich bitte dich, mein Vater! ersuche ihn, vielleicht dass es ihm beliebt, die Hälfte von allem, was hergebracht worden, für sich anzunehmen. Tobit Tob 17 12 5 Et vocantes eum, pater scilicet, et filius, tulerunt eum in partem: et rogare cperunt ut dignaretur dimidiam partem omnium, quæ attulerant, acceptam habere. Und sie riefen ihn, der Vater nämlich und der Sohn, nahmen ihn beiseite und fingen an, ihn zu bitten, er wolle die Hälfte von allem, was sie gebracht hatten, annehmen. Tobit Tob 17 12 6 Tunc dixit eis occulte: Benedicite Deum cli, et coram omnibus viventibus confitemini ei, quia fecit vobiscum misericordiam suam. Da sprach er insgeheim zu ihnen: Preiset den Gott des Himmels und lobet ihn vor allem, was Leben hat, weil er seine Barmherzigkeit an euch geübt hat!² Tobit Tob 17 12 6 2 Alle Ehre bezieht der Engel am Eingange und am Schlusse seiner Abschiedsrede auf Gott. Tobit Tob 17 12 7 Etenim sacramentum regis abscondere bonum est: opera autem Dei revelare et confiteri honorificum est. Denn gut ist es, das Geheimnis eines Königs zu verbergen, aber ehrenvoll, die Werke Gottes zu offenbaren und zu loben.³ Tobit Tob 17 12 7 3 Begründung der Enthüllung der geheimen Ratschlüsse durch den Engel und demgemäß Aufforderung an Tobias, Gottes Wohltaten zu erkennen, dass er ihm dieselben durch einen Engel gesandt, dass sie eine Folge seiner Leiden waren, die weit entfernt Zeichen des göttlichen Zornes zu sein, vielmehr Gottes liebevolle Barmherzigkeit verkünden. Während Tobias für seine guten Werke nur Ungemach zu ernten schien, brachte gerade Raphael dieselben Gott dar und sie wurden der Grund seiner Belohnung. Nicht die Tugend, sondern die Sünde macht unglücklich. So ist die ganze Rede des Engels die Offenbarung eines Geheimnisses (V. 10), auch die Offenbarung allgemeiner Wahrheiten (V. 8), da sie die Einleitung zu der von Gottes freiem Willen abhängenden außerordentlichen Gnadenführung (V. 12-16) enthielt. Daher in V. 16: also. In den allgemeinen Sentenzen wie in V. 7 findet sich der antithetische Parallelismus. Das Geheimnis des Königs: die Heilighaltung des Geheimnisses ist bei den Ratgebern menschlicher Herrscher deshalb so dringend geboten, damit deren Pläne nicht etwa vor der Zeit durchkreuzt werden, doch Gottes Willen kann keine Macht widerstehen. Deshalb kann das Offenbaren desselben ihm nicht schaden, im Gegenteile kann es nur gut sein, da Gottes Wege Erbarmen und Gerechtigkeit, Macht und Lieb sind. Tobit Tob 17 12 8 Bona est oratio cum jejunio, et eleemosyna magis quam thesauros auri recondere: Besser ist Gebet mit Fasten und Almosen, als Schätze Goldes aufzuhäufen;⁴ Tobit Tob 17 12 8 4 Fasten und Almosen entfernen die Hindernisse der Erhebung des Herzens, die Anhänglichkeit an Vergnügen und irdische Güter. Durch das Gebet erhebt sich das Herz selbst zu Gott. (Thom.) Die Barmherzigkeit hatte auch der Vater dem Tobias bei der Abreise dringend ans Herz gelegt. So begründet durch das Ansehen und die Beweggründe des Vaters, durch die Erfüllung der verheißenen Tugendsegnungen, durch das Ansehen und die Begründung des Engels, muss die Empfehlung derselben aus dem Munde des Engels auf die beiden Tobias und den Leser den mächtigsten Eindruck machen. Tobit Tob 17 12 9 Quoniam eleemosyna a morte liberat, et ipsa est, quæ purgat peccata, et facit invenire misericordiam et vitam æternam. denn Almosen geben errettet vom Tode und tilgt die Sünden und lässt Erbarmung und ewiges Leben finden.⁵ Tobit Tob 17 12 9 5 Wir müssen für die Sünde durch drei Arten Güter genugtun: der Seele, des Leibes, des Besitzes. Güter des Besitzes entziehen wir uns durch das Almosen, Güter des Leibes durch das Fasten, Güter der Seele dürfen wir uns in sich nicht entziehen, weil wir durch dieselben Gott wohlgefällig werden, sondern nur insoweit wir diese ganz Gottes Willen unterwerfen, und dies geschieht durch das Gebet. Diese Tugendübungen sind zugleich alle gegen die Ursachen der Sünde gerichtet. (Thom.) Die anderen Texte erwähnen noch eine vierte Tugend, die Gerechtigkeit. Tobit Tob 17 0 1 4. Der ältere Tobias preist Gott mit dankbarem Herzen in einem Hymnus. (Kap. 13) A. Gott straft, aber rettet auch. (V. 2) Möchten doch die unter die Heiden zerstreuten Israeliten, sein wunderbares Schicksal den Sündern erzählend, diese belehren, dass nur ein wahrer Gott ist, damit sie, seine Werke schauend, ihn mit den Israeliten preisen. (V. 10) B. Auf Jerusalem den Blick richtend, das Gott wegen seiner Werke gezüchtigt hat, sagt er in prophetischem Geiste dessen Wiedererweckung und zukünftige Herrlichkeit voraus, die alle Völker, mit Gaben zu demselben eilend, feiern werden. Tobit Tob 17 13 1 Aperiens autem Tobias senior os suum, benedixit Dominum, et dixit: Magnus es Domine in æternum, et in omnia sæcula regnum tuum: Der ältere Tobias aber tat seinen Mund auf, pries den Herrn und sprach:¹ Groß bist du, o Herr! in Ewigkeit und in alle Ewigkeit währt deine Herrschaft. Tobit Tob 17 13 1 1 Nach der Itala und einigen griech. Handschriften schrieb er dies Gebet auch auf. Wie das eigene Leiden Tobias an das Leiden und die Sünden seines Volkes gemahnt hat [Tob 3,3], so denkt er jetzt bei seiner freudigen Errettung nur an die Rettung seines Volkes. Gewiss hatte Gott auch so große Wunder nicht einzig getan zu Nutzen und Frommen zweier Familien, sondern mehr noch zum Troste des in die Verbannung geführten israelitischen Volkes und zur Mahnung an die Völker, unter welche sie zerstreut waren. Eines der Ziele Gottes bei der Versetzung des jüdischen Volkes in heidnische Länder war ja die Aufhebung des jüdischen Partikularismus und die Vorbereitung der allgemeinen Kirche. Diese Erhebung des prophetischen Blickes von den individuellen Verhältnissen zu einer besseren Zukunft findet sich in allen Prophezeiungen des A. T. Wie in diesen, so fließt auch hier Individuelles und Allgemeines, Gegenwärtiges und Zukünftiges ineinander. Viele Sätze sind den Psalmen entnommen. Tobit Tob 17 13 10 Benedicite Dominum omnes electi ejus: agite dies lætitiæ, et confitemini illi. Preiset den Herrn, ihr alle seine Auserwählten!⁸ feiert Freudentage und danket ihm. Tobit Tob 17 13 10 8 Im Griech. werden dieser genauer als die Bewohner von Jerusalem bestimmt, das auserwählte Volk. Tobit Tob 17 13 11 Jerusalem civitas Dei, castigavit te Dominus in operibus manuum tuarum. Jerusalem,⁹ du Stadt Gottes!¹⁰ dich hat der Herr wegen der Werke deiner Hände gezüchtigt.¹¹ Tobit Tob 17 13 11 9 Von V. 11 an redet Tobias mit prophetischem Ausblicke in die Zukunft. Die Worte klingen an [Jes 60] an, doch fügt Tobias Umstände bei, welche sich dort nicht finden, wie den baldigen Untergang Ninives [Tob 14,6]. Hat gezüchtigt: Das Exil wird als schon eingetreten geschaut. Die Stadt V. 11, V. 12, V. 16 ist Jerusalem V. 12 die Bewohner. Eben so wie V. 16, V. 18. In V. 18 ist auch das ganze Land einbegriffen, das zurückkehren soll. V. 13, V. 14 ist Jerusalem Typus der Kirche Christi. V. 21 ist es das durch die Kirche auf Erden vorbereitete und dargestellte Reich Christi. Manche Stellen lassen mehrere Beziehungen zu, z.B. V. 15, 19, 20. In V. 12 wird das himmlische mit dem irdischen Jerusalem verbunden. Dass das Gegenwärtige als Bild des Zukünftigen gewiesen wird, vermischt sich das vom Bilde Gesagte in Anschauung und Darstellung mit dem dadurch Bezeichneten. Tobit Tob 17 13 11 10 Jerusalem ist seiner Bestimmung nach die Hauptstadt des auserwählten Volkes, die Stätte seines Tempels zu sein, die Stadt Gottes. Diese Bestimmung dauerte fort, bis Jerusalem seinen Erlöser verwarf. Doch auch alsdann enthielt der Name noch Wahrheit, da nun in Jerusalem Gott selbst gelebt, gewirkt und gelitten hatte. Tobit Tob 17 13 11 11 Wegen deiner Werke, durch deine Werke, besonders durch Buße. (Justin) Tobit Tob 17 13 12 Confitere Domino in bonis tuis, et benedic Deum sæculorum ut reædificet in te tabernaculum suum, et revocet ad te omnes captivos, et gaudeas in omnia sæcula sæculorum. Lobsinge dem Herrn wegen deiner Güter und preise den ewigen Gott, dass er seine Wohnung wieder in dir aufbaue und alle Gefangenen zu dir zurückrufe und du dich freuest in alle Ewigkeit. Tobit Tob 17 13 13 Luce splendida fulgebis: et omnes fines terræ adorabunt te. Du wirst in glänzendem Lichte erstrahlen und alle Grenzen der Erde werden dich verehren.¹² Tobit Tob 17 13 13 12 Großartiger [Jes 60,1ff, Jes 2,2ff]. Diese Prophezeiung ist erst in der christlichen Kirche voller zur Wahrheit geworden; ganz wird sie es erst in der triumphierenden Kirche sein. Die Einleitung dazu wurde durch die Anbetung der Weisen gemacht. Tobit Tob 17 13 14 Nationes ex longinquo ad te venient: et munera deferentes, adorabunt in te Dominum, et terram tuam in sanctificationem habebunt. Die Völker werden aus der Ferne zu dir kommen und, Geschenke darbringend, den Herrn in dir anbeten und dein Land heilig halten, [Jes 60,5] Tobit Tob 17 13 15 Nomen enim magnum invocabunt in te. denn sie werden den großen Namen¹³ in dir anrufen. Tobit Tob 17 13 15 13 Der Name über alle Namen ist der Name Jahve und der Name Jesus. Tobit Tob 17 13 16 Maledicti erunt qui contempserint te: et condemnati erunt omnes qui blasphemaverint te: benedictique erunt qui ædificaverint te. Verflucht werden sein, die dich verachten, und verdammt alle, die dich lästern; gesegnet aber werden sein, die dich aufbauen!¹⁴ Tobit Tob 17 13 16 14 Zwischen Jerusalem und Gott ist die Verbindung so eng, dass Jerusalems Freund Gottes Freunde sind, Jerusalems Feinde Gottes Feinde. Tobit Tob 17 13 17 Tu autem lætaberis in filiis tuis, quoniam omnes benedicentur, et congregabuntur ad Dominum. Du aber wirst dich deiner Kinder freuen, denn alle werden gesegnet und zu dem Herrn versammelt werden.¹⁵ Tobit Tob 17 13 17 15 Dahin, wo sein heiliger Name ist, nach Jerusalem. Das ist erst in der Kirche zur Wahrheit geworden. Tobit Tob 17 13 18 Beati omnes qui diligunt te, et qui gaudent super pace tua. Selig sind alle, die dich lieben und welche sich deines Friedens freuen! Tobit Tob 17 13 19 Anima mea benedic Dominum, quoniam liberavit Jerusalem civitatem suam a cunctis tribulationibus ejus, Dominus Deus noster. Meine Seele preise den Herrn, denn der Herr, unser Gott, hat Jerusalem, seine Stadt, von allen ihren Trübsalen befreit.¹⁶ Tobit Tob 17 13 19 16 Perfectum propheticum. Tobit Tob 17 13 2 Quoniam tu flagellas, et salvas: deducis ad inferos, et reducis: et non est qui effugiat manum tuam. Denn du schlägst und heilst, du führst zur Unterwelt hinab und wieder herauf und niemand kann deiner Hand entfliehen. [Dtn 32,39, 1Sam 2,6, Weish 16,13] Tobit Tob 17 13 20 Beatus ero si fuerint reliquiæ seminis mei ad videndam claritatem Jerusalem. Selig werde ich sein, wenn Reste meiner Nachkommen da sein werden, um die Herrlichkeit Jerusalems zu schauen. Tobit Tob 17 13 21 Portæ Jerusalem ex sapphiro et smaragdo ædificabuntur: et ex lapide pretioso omnis circuitus murorum ejus. Die Tore Jerusalems werden aus Saphir und Smaragd gebaut werden und aus kostbarem Steine der ganze Umkreis seiner Mauern.¹⁷ [Offb 21,19] Tobit Tob 17 13 21 17 Nur im Himmel ist die höchste Herrlichkeit (V. 21, V. 22), der höchste Friede und getrübte ewige Freude (V. 23), wie sie hier geschildert werden. Da die Stadt Jerusalem der Typus des Himmels ist, ist es natürlich, dass diese aus dem kostbarsten Material gebaut sein muss, das die Menschen kennen, aus Edelsteinen. Tobit Tob 17 13 22 Ex lapide candido et mundo omnes plateæ ejus sternentur: et per vicos ejus alleluja cantabitur. Mit glänzenden und reinen Steinen¹⁸ werden alle seine Straßen gepflastert sein,¹⁹ und auf seinen Gassen wird man Alleluja singen. Tobit Tob 17 13 22 18 Im Griech. werden bestimmte Steine genannt. Tobit Tob 17 13 22 19 Griech.: Mit Mosaik belegt werden. Tobit Tob 17 13 23 Benedictus Dominus, qui exaltavit eam, et sit regnum ejus in sæcula sæculorum super eam. Amen. Gepriesen sei der Herr, der es erhöht hat, und seine Herrschaft über dasselbe²⁰ währe von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. Tobit Tob 17 13 23 20 Auch die Herrschaft Gottes über die Seinigen ist ein Moment der Glückseligkeit. Tobit Tob 17 13 3 Confitemini Domino filii Israel, et in conspectu gentium laudate eum: Preiset den Herrn, ihr Kinder Israels! und lobet ihn vor dem Angesichte der Völker, Tobit Tob 17 13 4 Quoniam ideo dispersit vos inter gentes, quæ ignorant eum, ut vos enarretis mirabilia ejus, et faciatis scire eos, quia non est alius Deus omnipotens præter eum. denn darum hat er euch unter die Völker zerstreut, welche ihn nicht kennen, damit ihr seine Wundertaten verkündet und jenen zu wissen tuet, dass kein anderer der allmächtige Gott ist als er. Tobit Tob 17 13 5 Ipse castigavit nos propter iniquitates nostras: et ipse salvabit nos propter misericordiam suam. Er hat uns um unserer Missetaten willen gezüchtigt und er wird uns um seiner Barmherzigkeit willen erlösen.² Tobit Tob 17 13 5 2 Tobias Errettung ist keine volle, solange sein Volk noch nicht aus der Verbannung befreit ist. Tobit Tob 17 13 6 Aspicite ergo quæ fecit nobiscum, et cum timore et tremore confitemini illi: regemque sæculorum exaltate in operibus vestris. Sehet also,³ was er an uns getan, und preiset ihn mit Furcht und Zittern und erhebet den König der Ewigkeit durch euer Tun.⁴ Tobit Tob 17 13 6 3 Sinait.: Und nun. Also drückt bei Imperat. verstärkten Befehl aus, oder es nimmt die Aufforderung zum Lobe Gottes (V. 3) wieder auf. Tobit Tob 17 13 6 4 Rechtes Lob setzt voraus, dass man dem im Werke gefallen will, den man preist. Tobit Tob 17 13 7 Ego autem in terra captivitatis meæ confitebor illi: quoniam ostendit majestatem suam in gentem peccatricem. Ich aber will ihn preisen im Lande meiner Gefangenschaft, denn er hat seine Herrlichkeit an einem sündigen Volke erwiesen.⁵ Tobit Tob 17 13 7 5 Die Israeliten und dann auch die Heiden, unter denen diese leben. Tobit Tob 17 13 8 Convertimini itaque peccatores, et facite justitiam coram Deo, credentes quod faciat vobiscum misericordiam suam. Bekehret euch daher, ihr Sünder!⁶ und übet Gerechtigkeit vor Gott und glaubet, dass er euch seine Barmherzigkeit erweisen wird. Tobit Tob 17 13 8 6 Besonders die Volksgenossen. Tobit Tob 17 13 9 Ego autem, et anima mea in eo lætabimur. Ich aber und meine Seele,⁷ wir wollen uns in ihm freuen. Tobit Tob 17 13 9 7 Wenn auch sonst niemand es tut. (Ähnlich deutlich: seelenallein) Tobit Tob 17 0 1 Epilog. Letzte Schicksale beider Tobias. (Kap. 14) 1. Der Lebensabschluss des älteren Tobias, ebenso durch Glück ausgezeichnet, wie durch Frömmigkeit gesegnet (V. 4), wird gekrönt durch einen schönen Tod. Der sterbende Greis sagt seinem Sohne und seinen Enkeln den bevorstehenden Untergang Ninives und die zukünftige Herrlichkeit des Landes Israel voraus (V. 9) und mahnt sie, ein frommes Leben zu führen und Ninive zu verlassen. (V. 13) 2. Der jüngere Tobias siedelt nach dem Tode seiner Mutter mit seiner ganzen Familie nach Ekbatana über und bleibt dort, bis an seinen Tod in der Furcht des Herrn lebend. Tobit Tob 17 14 1 Et consummati sunt sermones Tobiæ. Et postquam illuminatus est Tobias, vixit annis quadraginta duobus, et vidit filios nepotum suorum. Zu Ende sind die Worte des Tobias. Und nachdem Tobias wieder sehend geworden war, lebte er zweiundvierzig Jahre¹ und sah die Kinder seiner Enkel. Tobit Tob 17 14 1 1 Das Lebensalter wird in den verschiedenen Texten verschieden angegeben, ebenso wie das Jahr der Erblindung des Tobias: Vulg. 56, Dauer der Erblindung vier Jahre, Tod im 102. Jahre. Tobit Tob 17 14 10 Audite ergo filii mei patrem vestrum: Servite Domino in veritate, et inquirite ut faciatis quæ placita sunt illi: Höret also, meine Kinder, euern Vater: Dienet dem Herrn in der Wahrheit und bestrebt euch zu tun, was ihm wohlgefällig ist, Tobit Tob 17 14 11 Et filiis vestris mandate ut faciant justitias et eleemosynas, ut sint memores Dei, et benedicant eum in omni tempore in veritate, et in tota virtute sua. und leget euern Kindern ans Herz, dass sie alle Gerechtigkeit⁷ üben und Almosen geben, dass sie Gottes eingedenk seien und ihn zu aller Zeit aufrichtig und aus allen ihren Kräften preisen. Tobit Tob 17 14 11 7 Darunter auch das Almosengeben. Tobit Tob 17 14 12 Nunc ergo filii audite me, et nolite manere hic: sed quacumque die sepelieritis matrem vestram circa me in uno sepulcro, ex eo dirigite gressus vestros ut exeatis hinc: Nun also, Kinder! höret mich und bleibet nicht hier; sondern an dem Tage, an welchem ihr eure Mutter neben mir in einem Grabe begraben habt, machet euch auf den Weg, um von hinnen hinwegzuziehen; Tobit Tob 17 14 13 Video enim quia iniquitas ejus finem dabit ei. denn ich sehe, dass die Bosheit der Stadt ihr Ende herbeiführen wird. Tobit Tob 17 14 14 Factum est autem post obitum matris suæ, Tobias abscesssit ex Ninive cum uxore sua, et filiis, et filiorum filiis, et reversus est ad soceros suos: Nach dem Tode seiner Mutter aber zog Tobias aus Ninive weg, mit seinem Weibe und seinen Kindern und Kindeskindern, und kehrte zu seinen Schwiegereltern zurück. Tobit Tob 17 14 15 Invenitque eos incolumes in senectute bona: et curam eorum gessit, et ipse clausit oculos eorum: et omnem hereditatem domus Raguelis ipse percepit: viditque quintam generationem filios filiorum suorum. Und er fand sie wohlbehalten in gutem Alter und trug Sorge für sie und schloss ihnen die Augen und erhielt die ganze Erbschaft des Hauses Raguel und er sah seine Kindeskinder bis in das fünfte Geschlecht.⁸ Tobit Tob 17 14 15 8 Als Eroberer Ninives werden im griech. Cod. A. Nabuchodonosor und Assuerus bezeichnet. Auch hier sind die den Abschreibern fremdartig erscheinenden Namen durch bekannte ersetzt. Der griech. Codex B. nennt den Eroberer Achiacharos, was wohl Cyaxares bezeichnet. Tobit Tob 17 14 16 Et completis annis nonaginta novem in timore Domini, cum gaudio sepelierunt eum. Und nachdem er neunundneunzig Jahre⁹ in der Furcht des Herrn vollendet hatte, begruben sie ihn mit Freuden. Tobit Tob 17 14 16 9 Nach anderen Texten wurde er älter. Tobit Tob 17 14 17 Omnis autem cognatio ejus, et omnis generatio ejus in bona vita, et in sancta conversatione permansit, ita ut accepti essent tam Deo, quam hominibus, et cunctis habitantibus in terra. Seine ganze Verwandtschaft aber und sein ganzes Geschlecht verharrte in einem guten Leben¹⁰ und heiligen Wandel, so dass sie sowohl Gott als den Menschen und allen Bewohnern des Landes wohlgefällig waren.¹¹ Tobit Tob 17 14 17 10 Dies war die Frucht seines frommen Lebens, besonders seiner Kindesliebe, ein Segen der vom Engel gestifteten Ehe, vergl. [Tob 9,11], und der ererbten Mildtätigkeit. Tobit Tob 17 14 17 11 Manche Züge aus der weltlichen Geschichte, welche in diesem Buche vorkommen, müssen wir in der gegenwärtigen Verfassung des Textes auf sich beruhen lassen. Bei der ursprünglichen Verfassung flocht sie der Heilige Geist ein, um dem göttlichen Gemälde einen weiteren Hintergrund zu geben. Die göttliche Vorsehung erhielt nur einen Teil in seiner Unversehrtheit, demjenigen, welcher die göttlichen Taten, die hoch und erhaben über allen Weltereignissen stehen, enthält. Tobit Tob 17 14 2 Completis itaque annis centum duobus, sepultus est honorifice in Ninive. Nachdem er nun hundertzwei Jahre alt geworden, ward er in Ninive mit Ehren begraben. Tobit Tob 17 14 3 Quinquaginta namque et sex annorum lumen oculorum amisit, sexagenarius vero recepit. Sechsundfünfzig Jahre nämlich war er alt, als er das Augenlicht verlor, und sechzig Jahre, als er es wieder erhielt. Tobit Tob 17 14 4 Reliquum vero vitæ suæ in gaudio fuit, et cum bono profectu timoris Dei perrexit in pace. Die übrige Zeit seines Lebens aber war er glücklich und mit gutem Fortgange in der Furcht Gottes fuhr er in Frieden dahin.² Tobit Tob 17 14 4 2 Der Text kann auch bedeuten: Mit dem Fortschritte in der Gottesfurcht nahm er zu an Frieden. Tobit Tob 17 14 5 In hora autem mortis suæ vocavit ad se Tobiam filium suum, et septem juvenes filios ejus nepotes suos, dixitque eis: In der Stunde seines Todes aber rief er seinen Sohn Tobias und dessen sieben junge Söhne, seine Enkel, zu sich und sprach zu ihnen: Tobit Tob 17 14 6 Prope erit interitus Ninive: non enim excidit verbum Domini: et fratres nostri, qui dispersi sunt a terra Israel, revertentur ad eam. Der Untergang Ninives ist nahe!³ denn des Herrn Wort bleibt nicht unerfüllt,⁴ und unsere Brüder, welche von dem Lande Israel fern zerstreut sind, werden in dasselbe zurückkehren. [Esra 3,8] Tobit Tob 17 14 6 3 Der Fall Ninives als Erfüllung von Prophezeiungen ist ein Unterpfand des Eintrittes der verheißenen Rückkehr und der erste Schritt zur Demütigung der Feinde Gottes. Die Rückkehr der zehn Stämme fließt hier in dem Schauen des Sehers ebenso mit der Rückkehr der Bewohner von Juda zusammen, wie deren Wegführung und Zerstreuung mit derjenigen der Bewohner von Samaria V. 6, weshalb auch die Verödung von Jerusalem V. 7 als schon geschehen dargestellt wird. Tobit Tob 17 14 6 4 Durch die unbestimmt gelassenen Propheten. Gemeint ist wohl eher Nahum 3 als Jonas. Dass aber der Untergang nahe bevorstand, konnte Tobias nur durch göttliche Erleuchtung wissen. Ninives Macht erlitt bereits einen starken Riss 747 v. Chr. als Nabonassar von Babylon sich gegen die Assyrier empörte. Cyaxares von Medien, Sohn des Phraortes, des zweiten Königs von Medien, zog mit Nabopolassar, dem Sohne des Nabonassar, gegen Ninive und zerstörte es um 606 vor Chr. Tobias starb etwa in der Mitte der Regierungszeit des Assurbanipal (Sardanapal) gegen 648, als Assyrien auf der Höhe seiner Macht stand. Etwa 30 Jahre nach Tobias, um 620, wiederholte der Prophet Sophonias die Weissagung. [Zef 2,1-4; 13-15] Tobit Tob 17 14 7 Omnis autem deserta terra ejus replebitur, et domus Dei, quæ in ea incensa est, iterum reædificabitur: ibique revertentur omnes timentes Deum, Das ganze verlassene Land desselben wird wieder bevölkert werden und das Haus Gottes, das in ihm verbrannt ward, wird wiederum aufgebaut werden und alle, welche Gott fürchten, werden dahin zurückkehren.⁵ Tobit Tob 17 14 7 5 Vergl. [Apg 2,4ff]. Tobit Tob 17 14 8 Et relinquent gentes idola sua, et venient in Jerusalem, et inhabitabunt in ea, Und die Heiden werden ihre Götzen verlassen und nach Jerusalem kommen und daselbst wohnen Tobit Tob 17 14 9 Et gaudebunt in ea omnes reges terræ, adorantes regem Israel. und alle Könige der Erde werden sich über dasselbe⁶ freuen und den König Israels anbeten. Tobit Tob 17 14 9 6 Oder: in demselben. Jerusalem ist hier die Kirche Christi (im Anschlusse an die ideale Auffassung [Tob 13,13ff]) Judit Jdt 18 0 1 I. Nabuchodonosor, König von Assyrien, überzieht Judäa mit Krieg. Sein Feldherr Holofernes belagert Bethulia. (Kap. 1,1 Kap. 7,25) 1. Nabuchodonosor überzieht ganz Westasien mit Krieg. (1,1 3,15) A. Nach Besiegung Arpharads (V. 4) sucht Nabuchodonosor ganz Westasien aus Ägypten wieder zum Gehorsam zurückzuführen, doch umsonst (V. 4), weshalb er sie mit Krieg zu überziehen beschließt. Judit Jdt 18 1 1 ARPHAXAD itaque, rex Medorum, subjugaverat multas gentes imperio suo, et ipse ædificavit civitatem potentissimam, quam appellavit Ecbatanis, Arphaxad¹ also,² König der Meder, hatte viele Völker unter seine Herrschaft gebracht und baute eine sehr mächtige Stadt, welche er Ekbatanis nannte, Judit Jdt 18 1 1 1 Dejokes 708 655 v. Chr. Judit Jdt 18 1 1 2 Der Bericht ist wohl nur aus alten Jahrbüchern entnommen. Judit Jdt 18 1 10 Ad hos omnes misit nuntios Nabuchodonosor rex Assyriorum: An diese alle sandte Nabuchodonosor, der König von Assyrien, Gesandte. Judit Jdt 18 1 11 Qui omnes uno animo contradixerunt, et remiserunt eos vacuos, et sine honore abjecerunt. Aber alle gaben einmütig abweisende Antwort und sandten sie leer fort und wiesen sie ohne Ehrenbezeigung ab. Judit Jdt 18 1 12 Tunc indignatus Nabuchodonosor rex adversus omnem terram illam, juravit per thronum et regnum suum quod defenderet se de omnibus regionibus his. Da ergrimmte der König Nabuchodonosor über dieses ganze Land und schwor bei seinem Throne und seinem Reiche, er werde an allen diesen Ländern Rache nehmen.¹⁵ Judit Jdt 18 1 12 15 Im Griech. geht der Text weiter: Rache zu nehmen an dem ganzen Gebiet von Cilicien und dem Lande von Damaskus und Syrien, zu töten mit seinem Schwerte auch alle Bewohner des Landes Moab und die Kinder Ammon und das ganze Judenland und alle in Ägypten bis zu den Grenzen der zwei Meere (wohl weißer und blauer Nil). Und er rückte mit seiner Streitmacht und wider den König Arpharad im 17. Jahre und siegte und schlug Arpharads ganze Macht in die Flucht und alle seine Rosse und Wagen. Und er kam bis Ekbatana und nahm ihre Türme ein und verwüstete ihre Straßen und wandelte ihre Schönheit in Schande. Und Arpharad nahm er gefangen in den Bergen von Ragau und durchbohrte ihn mit seinen Spießen und brachte ihn um am selben Tage. Und er kehrte mit ihnen zurück nach Ninive, mit all den Seinen, eine sehr große Menge von Kriegern; und daselbst ließ er es sich wohl sein und hielt Schmause mit seinem Kriegsheere gegen 20 Tage. Judit Jdt 18 1 2 Ex lapidibus quadratis et sectis: fecit muros ejus in latitudinem cubitorum septuaginta, et in altitudinem cubitorum triginta, turres vero ejus posuit in altitudinem cubitorum centum. aus Quadern und behauenen Steinen; die Mauern derselben machte er siebzig Ellen breit und dreißig Ellen hoch³ und führte Türme darauf auf, hundert Ellen hoch.⁴ Judit Jdt 18 1 2 3 Die Befestigungen Ekbatanas waren im Altertume hochberühmt. Nach dem Griech. hat die Mauer eine Höhe von 70 Ellen und 50 Ellen Breite. Die gleiche Breite hatten nach Herodot die Mauern von Babylon bei angeblich 200 Ellen Höhe. Judit Jdt 18 1 2 4 Griech.: Im 12. Jahre der Herrschaft Nabuchodonosors, der in der großen Stadt Ninive über die Assyrier herrschte, in den Tagen Arpharads, der über die Meder in Ekbatana herrschte und rings um Ekbatana Mauern baute zu dieser Zeit begann Nabuchodonosor Krieg gegen den König Arpharad in der großen Ebene usw. Judit Jdt 18 1 3 Per quadrum vero earum latus utrumque vicenorum pedum spatio tendebatur, posuitque portas ejus in altitudinem turrium: Ins Gevierte aber dehnten sich die Seiten derselben über eine Fläche von zwanzig Fuß aus, und die Stadttore machte er so hoch wie die Türme Judit Jdt 18 1 4 Et gloriabatur quasi potens in potentia exercitus sui, et in gloria quadrigarum suarum. und er rühmte sich als ein Machthaber der Macht seines Heeres und der Herrlichkeit seiner Wagen. Judit Jdt 18 1 5 Anno igitur duodecimo regni sui: Nabuchodonosor rex Assyriorum, qui regnabat in Ninive civitate magna, pugnavit contra Arphaxad, et obtinuit eum. Im zwölften Jahre seiner Herrschaft⁵ nun kämpfte Nabuchodonosor,⁶ der König von Assyrien, welcher in der großen Stadt Ninive herrschte,⁷ mit Arphaxad und überwand ihn Judit Jdt 18 1 5 5 Im Todesjahr des Dejokes 655. Judit Jdt 18 1 5 6 Hier ist wahrscheinlich Assurbanipal (im ptolemäischen Kanon Kincladan) gemeint, der von 667 bis 626 herrschte. Nach der Septuag fällt der Feldzug in das 17. Jahr des Nabuchodonosor. Judit Jdt 18 1 5 7 Also nicht der berühmte Nabuchodonosor II. (Nabopalasser II.), der in Babylon herrschte. Judit Jdt 18 1 6 In campo magno, qui appellatur Ragau, circa Euphraten, et Tigrin, et Jadason in campo Erioch regis Elicorum. auf dem großen Gefilde, welches Ragau⁸ heißt, am Euphrat, Tigris und Jadason,⁹ in der Ebene Eriochs, des Königs der Eliker.¹⁰ Judit Jdt 18 1 6 8 Wohl die östlich von Ekbatana gelegene Provinz Rhagiana, in der Rhages [Tob 1,14] lag. Judit Jdt 18 1 6 9 Griech.: Hydaspes. Der syr. Text nennt ihn Ulai. [Dan 8,2] Judit Jdt 18 1 6 10 Griech.: der Elymäer. Das Griech. fährt fort: und viele Völker kamen zusammen wider die Söhne Chaleul. Syr.: gegen die Chaldäer. Judit Jdt 18 1 7 Tunc exaltatum est regnum Nabuchodonosor, et cor ejus elevatum est: et misit ad omnes, qui habitabant in Cilicia, et Damasco, et Libano. Da ward die Herrschaft Nabuchodonosors noch mehr erhöht und sein Herz überhob sich und er sandte an alle, welche in Cilicien, in Damaskus und¹¹ an dem Libanon wohnten, Judit Jdt 18 1 7 11 Griech.: am Libanon und am Antilibanon und an alle, die an der Meeresküste wohnten. Judit Jdt 18 1 8 Et ad gentes quæ sunt in Carmelo, et Cedar, et inhabitantes Galilæam in campo magno Esdrelon, und an die Völker, welche auf dem Karmel¹² und in Kedar sind, und zu den Bewohnern von Galiläa in der großen Ebene Esdrelon.¹³ Judit Jdt 18 1 8 12 Palästina. Judit Jdt 18 1 8 13 Im Stamme Issachar. [Jos 17,16] Judit Jdt 18 1 9 Et ad omnes qui erant in Samaria, et trans flumen Jordanem usque ad Jerusalem, et omnem terram Jesse quousque perveniatur ad terminos thiopiæ. und an alle, welche in Samaria waren und jenseits des Flusses Jordan bis nach Jerusalem, und an das ganze Land Jesse, bis man an die Grenzen von Äthiopien kommt.¹⁴ Judit Jdt 18 1 9 14 Griech.: Jerusalem und in Bethane und Kades und am Flusse Ägyptens und in Taphnes und Ramasse und im ganzen Lande Gesam, bis über Tanis und Memphis hinaus, und an alle Bewohner Ägyptens bis zu den Grenzen Äthiopiens, - Bethane ist Bethanoth. [Jos 15,59] Kades: Kadesbarne. [Jos 15,23] Der Fluss Ägyptens ist der Rhinokorum. Taphnes ist die ägyptische Grenzfestung bei Pelusium, Ramasse: [Ex 1,12, Ex 12,37]. Gosen: die ostägyptische Landschaft, deren Hauptstadt Ramasse, Tanis und Memphis hebr. Zoan und Noph. (Vergl. [Num 13,23, Hos 9,6].) Judit Jdt 18 0 1 B. Nach Beratung mit seinen Vornehmen sendet Nabuchodonosor Holofernes aus, alle jene Länder, welche ihm den Gehorsam geweigert, zu unterwerfen. (V. 6) C. Holofernes zieht mit einem großen Heere aus, unterwirft einen Teil von Kleinasien auf seinem ersten Zuge (V. 13), unterdrückt auf einem zweiten die Empörung in Mesopotamien (V. 14), nimmt in einem dritten Zuge die Länder von Cilicien an diesseits des Euphrats ein und verwüstet sie, alles mit Schrecken erfüllend. Judit Jdt 18 2 1 Anno tertiodecimo Nabuchodonosor regis, vigesima et secunda die mensis primi, factum est verbum in domo Nabuchodonosor regis Assyriorum ut defenderet se. Im dreizehnten Jahre des Königs Nabuchodonosor,¹ am zweiundzwanzigsten Tage des ersten Monats,² ward im Hause Nabuchodonosors, des Königs von Assyrien, der Beschluss gefasst, dass er sich rächen wolle.³ Judit Jdt 18 2 1 1 Also im Jahre 654 v. Chr. Nach der Septuag im 18. Jahre. (Vergl. [Jdt 1,5]) Judit Jdt 18 2 1 2 Nisan, halb März, halb April. Judit Jdt 18 2 1 3 Griech.: an allen Landen, gemäß seiner Rede. Judit Jdt 18 2 10 Aurum vero, et argentum de domo regis assumpsit multum nimis. Gold und Silber aber nahm er aus dem Hause des Königs in großer Menge mit. Judit Jdt 18 2 11 Et profectus est ipse, et omnis exercitus cum quadrigis, et equitibus, et sagittariis, qui cooperuerunt faciem terræ, sicut locustæ. So zog er aus mit dem ganzen Heere, mit Wagen und Reitern und Bogenschützen, welche gleich Heuschrecken den Erdboden bedeckten. Judit Jdt 18 2 12 Cumque pertransisset fines Assyriorum, venit ad magnos montes Ange, qui sunt a sinistro Ciliciæ, ascenditque omnia castella eorum, et obtinuit omnem munitionem. Nachdem er die Grenzen von Assyrien überschritten hatte, kam er an das große Gebirge Ange,⁸ das auf der linken Seite von Cilicien ist, und nahm alle ihre Schlösser ein und eroberte alle Festungen. Judit Jdt 18 2 12 8 Ange: Hauptburg im Mittelpunkt Kappadociens. Griech.: Und er zog von Ninive fort drei Tagemärsche weit gegen die Ebene Baiktilaith (vielleicht Bethklilath Haus der Tötung) nahe dem Gebirge zur Linken des oberen Cilicien. Und er zerstreute Phud und Lud und plünderte alle Söhne Rassis und die Söhne Ismaels südlich vom Lande der Chelläer. Links: nordöstlich. Judit Jdt 18 2 13 Effregit autem civitatem opinatissimam Melothi, prædavitque omnes filios Tharsis, et filios Ismael, qui erant contra faciem deserti, et ad austrum terræ Cellon. Auch die berühmte Stadt Melothi⁹ erstürmte er und plünderte alle Söhne von Tharsis und die Söhne Ismaels, welche gegen die Wüste zu und südlich von dem Lande Cellon¹⁰ waren. Judit Jdt 18 2 13 9 Mallus in Cilicien, nach anderen Mytilene. (Vergl. [2Makk 4,30].) Judit Jdt 18 2 13 10 Der Name ist wohl verschrieben. Judit Jdt 18 2 14 Et transivit Euphraten, et venit in Mesopotamiam: et fregit omnes civitates excelsas, quæ erant ibi a torrente Mambre usquequo perveniatur ad mare: Dann zog er über den Euphrat¹¹ und kam nach Mesopotamien und zerstörte alle hohen Städte, welche daselbst waren, vom Flusse Mambre¹² an bis man an das Meer¹³ kommt, Judit Jdt 18 2 14 11 Er kehrte zurück, um den Aufstand des Sammughes, Bruders des Assurbanipal und Statthalters von Babylonien, zu unterdrücken. Judit Jdt 18 2 14 12 Griech.: Abrona. (Nebenfluss des Euphrat?) Judit Jdt 18 2 14 13 Den persischen Meerbusen. Judit Jdt 18 2 15 Et occupavit terminos ejus, a Cilicia usque ad fines Japhet, qui sunt ad austrum. und besetzte dessen Grenzen von Cilicien bis an die Grenze von Japheth, die gegen Süden liegt.¹⁴ Judit Jdt 18 2 15 14 Schreibfehler Japhet statt Saphet. Bis zum steinigen Arabien? Judit Jdt 18 2 16 Abduxitque omnes filios Madian, et prædavit omnem locupletationem eorum, omnesque resistentes sibi occidit in ore gladii. Und er führte alle Söhne Madians gefangen hinweg¹⁵ und raubte alle ihre Reichtümer und tötete alle, die ihm Widerstand leisteten, mit der Schärfe des Schwertes. Judit Jdt 18 2 16 15 Jetzt ist Holofernes wieder in den äußersten Osten Asiens zurückgedrängt. Die Reihenfolge der Eroberungen ist nicht in historischer Reihenfolge geboten. Judit Jdt 18 2 17 Et post hæc descendit in campos Damasci in diebus messis, et succendit omnia sata, omnesque arbores et vineas fecit incidi: Hierauf zog er in den Tagen der Ernte hinab in die Fluren von Damaskus und brannte alle Saaten nieder und ließ alle Bäume und Weinberge umhauen. Judit Jdt 18 2 18 Et cecidit timor illius super omnes inhabitantes terram. Und Furcht vor ihm befiel alle Bewohner der Erde.¹⁶ Judit Jdt 18 2 18 16 Griech.: Und Furcht und Beben vor ihm befiel die Bewohner der Meeresküste, die in Sidon und Tyrus, und die Bewohner von Sur (Tyrus?) und Okina (Akko?) und alle Bewohner Jemmians. (Vergl. [1Makk 4,15].) Und die in Asdod und Askalon Wohnenden fürchteten sich sehr vor ihm. Judit Jdt 18 2 2 Vocavitque omnes majores natu omnesque duces, et bellatores suos, et habuit cum eis mysterium consilii sui: Und er berief alle Ältesten und alle Anführer und seine Krieger und hielt mit ihnen seinen geheimen Rat Judit Jdt 18 2 3 Dixitque cogitationem suam in eo esse, ut omnem terram suo subjugaret imperio. und sagte, dass seine Absicht dahin gehe, jedes Land seiner Herrschaft zu unterwerfen.⁴ Judit Jdt 18 2 3 4 Das Griechische ist viel ausführlicher in der Darstellung des Folgenden. Judit Jdt 18 2 4 Quod dictum cum placuisset omnibus, vocavit Nabuchodonosor rex Holofernem principem militiæ suæ, Da nun dieser Ausspruch allen gefiel, rief der König Nabuchodonosor Holofernes,⁵ den Führer seines Heeres, Judit Jdt 18 2 4 5 Der Name war in der Diadochenzeit häufig, besonders als stehender Titel der damaligen Beherrscher Kappadociens. Judit Jdt 18 2 5 Et dixit ei: Egredere adversus omne regnum occidentis, et contra eos præcipue qui contempserunt imperium meum. und sprach zu ihm: Ziehe aus gegen alle Reiche des Abendlandes und vorzüglich wider die, welche meinen Befehl verachtet haben. Judit Jdt 18 2 6 Non parcet oculus tuus ulli regno, omnemque urbem munitam subjugabis mihi. Dein Auge schone keines Reiches und jede feste Stadt unterwirf mir.⁶ Judit Jdt 18 2 6 6 Nach dem Griechischen sollen sie Erde und Wasser als Zeichen der vollkommenen Unterwerfung geben. Jedes Land, das Widerstand leistet, soll er Mord und Plünderung überantworten. Judit Jdt 18 2 7 Tunc Holofernes vocavit duces, et magistratus virtutis Assyriorum: et dinumeravit viros in expeditionem, sicut præcepit ei rex, centum viginti millia peditum pugnatorum, et equitum sagittariorum duodecim millia. Da berief Holofernes die Führer und Obersten der Heeresmacht der Assyrier und musterte die Mannschaften zum Feldzuge, wie ihm der König geboten hatte, hundertundzwanzigtausend Krieger zu Fuß und zwölftausend Bogenschützen zu Pferd. Judit Jdt 18 2 8 Omnemque expeditionem suam fecit præire in multitudine innumerabilium camelorum, cum his quæ exercitibus sufficerent copiose, boum quoque armenta, gregesque ovium, quorum non erat numerus. Seinem ganzen Heerzuge ließ er eine unzählbare Menge von Kamelen vorausgehen mit reichem Vorrat für das Heer, ebenso Herden von Rindern und Schafen, die nicht zu zählen waren. Judit Jdt 18 2 9 Frumentum ex omni Syria in transitu suo parari constituit. Auch ließ er aus ganz Syrien Getreide für seinen Durchzug bereit halten.⁷ Judit Jdt 18 2 9 7 Nach dem Griech. Kamele und Esel und Maultiere für das Gepäck, Schafe, Rinder und Ziegen für ihren Mundvorrat ohne Zahl und Lebensmittel für jeden in Fülle. Judit Jdt 18 0 1 D. Von Furcht ergriffen, senden die benachbarten Völker Gesandtschaften dem Holofernes entgegen und rufen sein Erbarmen an (V. 6), ohne doch die Verschonung ihres Landes von Verwüstung zu erlangen. (V. 13) Siegreich zieht Holofernes durch das ganze Land diesseits des Euphrat und schlägt an der Grenze von Palästina sein Lager auf. Judit Jdt 18 3 1 Tunc miserunt legatos suos universarum urbium, ac provinciarum reges ac principes, Syriæ scilicet Mesopotamiæ, et Syriæ Sobal, et Libyæ, atque Ciliciæ, qui venientes ad Holofernem, dixerunt: Da sandten die Könige und Fürsten aller Städte und Länder, nämlich von Mesopotamien-Syrien, Sobal¹ in Syrien, Libyen² und Cilicien, Gesandte, welche zu Holofernes kamen und sprachen: Judit Jdt 18 3 1 1 Soba oder Nisibis Hauptstadt eines Teils von Syrien im Norden von Mesopotamien. [Gen 36,23, 1Chr 19,6] Judit Jdt 18 3 1 2 Vielleicht Syrien. Das Griech. hat hier die Aufzählung nicht, wie auch V. 2 dort fehlt. Judit Jdt 18 3 10 Excipientes eum cum coronis, et lampadibus, ducentes choros in tympanis, et tibiis. und ihn mit Kränzen und Fackeln empfingen und Reigentänze aufführten mit Pauken und Flöten. Judit Jdt 18 3 11 Nec ista tamen facientes, ferocitatem ejus pectoris mitigare potuerunt: Aber obwohl sie dies taten, konnten sie doch die Wildheit seines Herzens nicht besänftigen, Judit Jdt 18 3 12 Nam et civitates eorum destruxit, et lucos eorum excidit: denn er zerstörte ihre Städte und hieb ihre Haine um. Judit Jdt 18 3 13 Præceperat enim illi Nabuchodonosor rex, ut omnes deos terræ exterminaret, videlicet ut ipse solus diceretur deus ab his nationibus, quæ potuissent Holofernis potentia subjugari. Der König Nabuchodonosor hatte ihm nämlich befohlen,⁵ alle Götter der Erde auszurotten, damit er allein von jenen Völkern Gott genannt würde, welche durch Holofernes Macht unterjocht werden könnten. Judit Jdt 18 3 13 5 Griech.: seine Meinung war. Judit Jdt 18 3 14 Pertransiens autem Syriam Sobal, et omnem Apameam, omnemque Mesopotamiam, venit ad Idumæos in terram Gabaa, Er durchzog aber Sobal in Syrien, ganz Apamea⁶ und ganz Mesopotamien und kam zu den Idumäern⁷ in das Land Gabaa,⁸ Judit Jdt 18 3 14 6 Landschaft von Syrien. Judit Jdt 18 3 14 7 Judäern? Judit Jdt 18 3 14 8 Griech.: Und er kam vor Esdrelom, nahe bei Dothaim, welches vor der großen Ebene von Juda liegt, und lagerte sich zwischen Gaiba (Gilboa?) und Scythopolis (Bethsan. [Jos 17,11, Ri 1,27]) Judit Jdt 18 3 15 Accepitque civitates eorum, et sedit ibi per triginta dies, in quibus diebus adunari præcepit universum exercitum virtutis suæ. nahm ihre Städte ein, rastete daselbst dreißig Tage und ließ während dieser seine ganze Heeresmacht sich sammeln. Judit Jdt 18 3 2 Desinat indignatio tua circa nos: Melius est enim ut viventes serviamus Nabuchodonosor regi magno, et subditi simus tibi, quam morientes cum interitu nostro ipsi servitutis nostræ damna patiamur. Möge dein Grimm gegen uns ablassen, denn es ist besser, dass wir am Leben bleiben und dem großen Könige Nabuchodonosor dienen und dir untertan seien, als dass wir sterben und mit unserm Untergange noch den Schaden unserer Dienstbarkeit leiden.³ Judit Jdt 18 3 2 3 Teils sterben, teils in Knechtschaft kommen. Judit Jdt 18 3 3 Omnis civitas nostra, omnisque possessio, omnes montes, et colles, et campi, et armenta boum, gregesque ovium, et caprarum, equorumque et camelorum, et universæ facultates nostræ, atque familiæ in conspectu tuo sunt: Alle unsere Städte und alle Besitzungen, alle Berge und Hügel und Ebenen, die Rinderherden und die Herden von Schafen und Ziegen, Pferden und Kamelen und alle unsere Güter und unsere Familien sind vor deinem Angesichte; Judit Jdt 18 3 4 Sint omnia nostra sub lege tua. alles, was uns zugehört, soll deinen Anordnungen unterworfen sein. Judit Jdt 18 3 5 Nos, et filii nostri, servi tui sumus. Wir und unsere Kinder sind deine Knechte. Judit Jdt 18 3 6 Veni nobis pacificus dominus, et utere servitio nostro, sicut placuerit tibi. Komme zu uns in Frieden als Gebieter und mache Gebrauch von unserem Dienste, wie es dir gefällig ist! Judit Jdt 18 3 7 Tunc descendit de montibus cum equitibus in virtute magna, et obtinuit omnem civitatem, et omnem inhabitantem terram. Da zog er mit der Reiterei⁴ von den Bergen in großer Heeresmacht herab und bemächtigte sich aller Städte und aller Einwohner des Landes. Judit Jdt 18 3 7 4 Fehlt im Griech. Judit Jdt 18 3 8 De universis autem urbibus assumpsit sibi auxiliarios viros fortes, et electos ad bellum. Aus allen Städten aber nahm er sich starke und auserlesene Hilfstruppen zum Kriege. Judit Jdt 18 3 9 Tantusque metus provinciis illis incubuit, ut universarum urbium habitatores principes, et honorati simul cum populis exirent obviam venienti, Und ein so großer Schrecken fiel auf jene Länder, dass die Einwohner aller Städte, die Ersten und Angesehensten, zugleich mit dem gemeinen Volke, ihm, wenn er kam, entgegengezogen Judit Jdt 18 0 1 2. Zug des Holofernes gegen Palästina und Belagerung von Bethulia. (4,1-7,25) A. Die Söhne Israels sind gleichfalls von Schrecken erfüllt, aber verschanzen sich dennoch in ihren Städten gegen die Feinde (V. 4), versperren auf den Rat des Hohenpriesters Eliakim die aus Galiläa nach Jerusalem führenden Wege (V. 7) und bereiten sich durch Gebet und Fasten auf den Kampf vor. Judit Jdt 18 4 1 Tunc audientes hæc filii Israel, qui habitabant in terra Juda, timuerunt valde a facie ejus. Als die Söhne Israels, welche im Lande Juda wohnten, dies vernahmen, fürchteten sie sich sehr vor ihm. Judit Jdt 18 4 10 Et clamaverunt ad Dominum Deum Israel unanimiter ne darentur in prædam infantes eorum, et uxores eorum in divisionem, et civitates eorum in exterminium, et sancta eorum in pollutionem, et fierent opprobrium gentibus. Und sie riefen einmütig zu dem Herrn, dem Gott Israels, es möchten ihre Kinder nicht als Beute hingegeben werden, noch ihre Frauen zur Verteilung, noch ihre Städte dem Untergange und ihr Heiligtum der Entweihung, noch sie zum Gespötte werden für die Heiden.⁷ Judit Jdt 18 4 10 7 Nach dem Griech. bezieht sich dies noch auf das Heiligtum. Judit Jdt 18 4 11 Tunc Eliachim, sacerdos Domini magnus, circuivit omnem Israel, allocutusque est eos, Dann⁸ zog Eliachim, der Hohepriester des Herrn, in ganz Israel umher und redete zu ihnen Judit Jdt 18 4 11 8 V. 11-14 ist eingeschaltet. Judit Jdt 18 4 12 Dicens: Scitote quoniam exaudiet Dominus preces vestras, si manentes permanseritis in jejuniis, et orationibus in conspectu Domini. und sprach: Wisset, dass der Herr eure Gebete erhören wird, wenn ihr beharrlich bleibt im Fasten und Beten vor dem Angesichte des Herrn. Judit Jdt 18 4 13 Memores estote Moysi servi Domini, qui Amalec confidentem in virtute sua, et in potentia sua, et in exercitu suo, et in clypeis suis, et in curribus suis, et in equitibus suis, non ferro pugnando, sed precibus sanctis orando dejecit: Seid Moses, des Dieners des Herrn, eingedenk, der Amalek nicht im Kampfe durch das Schwert, sondern durch heiliges Flehen im Gebete überwand, als dieser auf seine Stärke und seine Macht, auf sein Heer und seine Schilde, auf seine Wagen und Reiter sein Vertrauen setzte. [Ex 17,12] Judit Jdt 18 4 14 Sic erunt universi hostes Israel: si perseveraveritis in hoc opere, quod cpistis. So wird es allen Feinden Israels ergehen, wenn ihr ausharrt in diesem Werke, das ihr begonnen habt. Judit Jdt 18 4 15 Ad hanc igitur exhortationem ejus deprecantes Dominum, permanebant in conspectu Domini, Auf diese seine Ermahnung also verharrten sie vor dem Angesichte des Herrn, zu dem Herrn flehend, Judit Jdt 18 4 16 Ita ut etiam hi, qui offerebant Domino holocausta, præcincti ciliciis offerrent sacrificia Domino, et erat cinis super capita eorum. so dass auch die, welche dem Herrn Brandopfer darbrachten,⁹ mit härenen Gewändern angetan und Asche auf ihren Häuptern¹⁰ die Opfer dem Herrn darbrachten. Judit Jdt 18 4 16 9 Leviten wie Priester. Griech.: alle vor dem Herrn stehenden Priester und die ihm dienenden (Leviten). Judit Jdt 18 4 16 10 Auf den hohen Priestermützen. Judit Jdt 18 4 17 Et ex toto corde suo omnes orabant Deum, ut visitaret populum suum Israel. Und alle baten Gott von ganzem Herzen, er möge sein Volk Israel in Gnaden heimsuchen. Judit Jdt 18 4 2 Tremor, et horror invasit sensus eorum, ne hoc faceret Jerusalem et templo Domini, quod fecerat ceteris civitatibus et templis earum. Schrecken und Grauen überfiel ihr Herz, er möchte Jerusalem und dem Tempel des Herrn dasselbe tun, was er den übrigen Städten und deren Tempeln getan.¹ Judit Jdt 18 4 2 1 Griech.: denn kürzlich erst waren sie aus der Gefangenschaft hinaufgezogen und unlängst war das ganze Volk Judäas versammelt gewesen und waren die Gerätschaften, der Altar und der Tempel von der Entweihung geheiligt worden. Judit Jdt 18 4 3 Et miserunt in omnem Samariam per circuitum usque Jericho, et præoccupaverunt omnes vertices montium: Und sie sandten nach ganz Samaria ringsumher bis nach Jericho und besetzten alle Berghöhen im Voraus, Judit Jdt 18 4 4 Et muris circumdederunt vicos suos, et congregaverunt frumenta in præparationem pugnæ. umgaben ihre Ortschaften mit Mauern und sammelten Getreide, um zum Kampfe bereit zu sein.² Judit Jdt 18 4 4 2 Griech.: denn kurz zuvor waren ihre Felder abgeerntet. Judit Jdt 18 4 5 Sacerdos etiam Eliachim scripsit ad universos, qui erant contra Esdrelon, quæ est contra faciem campi magni juxta Dothain, et universos, per quos viæ transitus esse poterat, Auch schrieb der Priester³ Eliachim⁴ an alle, die gegen Esdrelon zu wohnten, das in der Nähe von Dothain vor der großen Ebene liegt, und an alle, durch deren Gebiete ein Zugang möglich war, Judit Jdt 18 4 5 3 Der Hohepriester. Judit Jdt 18 4 5 4 [Jdt 15,9] heißt derselbe im Griech. und Vulgata Joakim. König Manasses war wohl noch in Gefangenschaft, daher genoss der Hohepriester ein ganz besonderes Ansehen. Judit Jdt 18 4 6 Ut obtinerent ascensus montium, per quos via esse poterat ad Jerusalem, et illic custodirent ubi angustum iter esse poterat inter montes. sie sollten die Pässe in den Gebirgen besetzen, durch welche man nach Jerusalem gelangen konnte, und da Wache halten, wo zwischen den Bergen ein Engpass sei.⁵ Judit Jdt 18 4 6 5 Griech.: da es ein Engpass war, kaum für zwei Männer. Judit Jdt 18 4 7 Et fecerunt filii Israel secundum quod constituerat eis sacerdos Domini Eliachim. Die Söhne Israels taten demgemäß, was der Priester des Herrn, Eliachim, ihnen geboten hatte. Judit Jdt 18 4 8 Et clamavit omnis populus ad Dominum instantia magna, et humiliaverunt animas suas in jejuniis et orationibus, ipsi et mulieres eorum. Und das ganze Volk, Männer und Frauen, schrie zu dem Herrn mit großer Inständigkeit und sie demütigten sich samt ihren Frauen mit Fasten und Beten.⁶ Judit Jdt 18 4 8 6 Griech.: in großer Angst. Beten ist wohl aus [Jdt 4,17] hierher geraten. Judit Jdt 18 4 9 Et induerunt se Sacerdotes ciliciis, et infantes prostraverunt contra faciem templi Domini, et altare Domini operuerunt cilicio: Auch legten die Priester härene Kleider an und ließen die Kinder sich niederwerfen vor dem Tempel des Herrn und bedeckten den Altar des Herrn mit einem Trauertuche. Judit Jdt 18 0 1 B. Auf die Nachricht von dem Widerstande der Juden befrägt Holofernes die benachbarten Fürsten, wer jene seien. (V. 4) Einer derselben, Achior, ein Ammonit, schildert ihm Gottes besondere Vorsehung gegen das Volk Israel (V. 23) und mahnt ihn, nichts gegen dasselbe zu unternehmen, wenn er nicht etwa von seinem Gotte sollte abgefallen sein. (V. 25) C. Holofernes gerät hierüber in Zorn. Judit Jdt 18 5 1 Nuntiatumque est Holoferni principi militiæ Assyriorum, quod filii Israel præpararent se ad resistendum, ac montium itinera conclusissent, Es ward aber Holofernes, dem Heerführer der Assyrier, berichtet, dass die Söhne Israels sich zum Widerstande rüsteten und die Gebirgspässe gesperrt hätten. Judit Jdt 18 5 10 Cumque gravaret eos rex gypti, atque in ædificationibus urbium suarum in luto et latere subjugasset eos, clamaverunt ad Dominum suum, et percussit totam terram gypti plagis variis. Und da sie der König von Ägypten bedrückte und bei dem Baue seiner Städte zum Frondienst in Lehm und Ziegelwerk nötigte, riefen sie zu ihrem Herrn und dieser schlug das ganze Land Ägypten mit verschiedenen Plagen. Judit Jdt 18 5 11 Cumque ejecissent eos gyptii a se, et cessasset plaga ab eis, et iterum eos vellent capere, et ad suum servitium revocare, Als nun die Ägypter sie von sich getrieben und die Plage von ihnen abgelassen hatte, wollten jene sie wieder gefangen nehmen und in ihre Dienstbarkeit zurückbringen. [Ex 12,33] Judit Jdt 18 5 12 Fugientibus his Deus cli mare aperuit, ita ut hinc inde aquæ quasi murus solidarentur, et isti pede sicco fundum maris perambulando transirent. Doch sie flohen und der Gott des Himmels öffnete ihnen auf der Flucht das Meer, so dass das Wasser auf beiden Seiten wie eine Mauer feststand und sie trockenen Fußes auf dem Boden des Meeres gehend, hindurchzogen.⁹ [Ex 14,29] Judit Jdt 18 5 12 9 V. 12 19 enthält rhetorische Ausschmückungen, 14 19 fehlt in der Septuag. Judit Jdt 18 5 13 In quo loco dum innumerabilis exercitus gyptiorum eos persequeretur, ita aquis coopertus est, ut non remaneret vel unus, qui factum posteris nuntiaret. Als nun an dieser Stelle ein unzählbares Heer der Ägypter ihnen nachsetzte, ward es so von dem Wasser bedeckt, dass auch nicht einer übrigblieb, welcher das Geschehene den Nachkommen hätte verkünden können. Judit Jdt 18 5 14 Egressi vero mare rubrum, deserta Sina montis occupaverunt, in quibus nunquam homo habitare potuit, vel filius hominis requievit. Nachdem sie aber aus dem roten Meere herausgekommen waren, lagerten sie sich in der Wüste des Berges Sinai, in welcher niemals ein Mensch hat wohnen können, noch ein Menschenkind sesshaft gewesen ist. Judit Jdt 18 5 15 Illic fontes amari obdulcati sunt eis ad bibendum, et per annos quadraginta annonam de clo consecuti sunt. Daselbst wurden die bittern Quellen für sie versüßt, dass sie trinken konnten, und vierzig Jahre lang erhielten sie Speise vom Himmel. Judit Jdt 18 5 16 Ubicumque ingressi sunt sine arcu et sagitta, et absque scuto et gladio, Deus eorum pugnavit pro eis, et vicit. Überallhin zogen sie ohne Bogen und Pfeil, ohne Schild und Schwert, doch ihr Gott kämpfte für sie und siegte. Judit Jdt 18 5 17 Et non fuit qui insultaret populo isti, nisi quando recessit a cultu Domini Dei sui. Und es war niemand, der diesem Volke Trotz bieten konnte, außer wenn es von dem Dienste des Herrn, seines Gottes, abwich.¹⁰ Judit Jdt 18 5 17 10 Beispiele hierfür bietet das Buch der Richter. Judit Jdt 18 5 18 Quotiescumque autem præter ipsum Deum suum, alterum coluerunt, dati sunt in prædam, et in gladium, et in opprobrium. Denn sooft sie neben ihrem Gott einen andern verehrten, wurden sie der Gefangenschaft, dem Schwerte und der Schmach hingegeben. Judit Jdt 18 5 19 Quotiescumque autem pnituerunt se recessisse a cultura Dei sui, dedit eis Deus cli virtutem resistendi. Sooft es sie jedoch reute, vom Dienste ihres Gottes abgewichen zu sein, verlieh ihnen der Gott des Himmels Kraft zum Widerstande. Judit Jdt 18 5 2 Et furore nimio exarsit in iracundia magna, vocavitque omnes principes Moab et duces Ammon, Da entbrannte er von heftiger Wut und großem Grimme und berief alle Fürsten Moabs und die Heerführer Ammons,¹ Judit Jdt 18 5 2 1 Moab und Ammon waren Israel feindlich gesinnt [2Kön 24,2], was Holofernes wohl bekannt sein mochte. Judit Jdt 18 5 20 Denique Chananæum regem, et Jebusæum, et Pherezæum, et Hethæum, et Hevæum, et Amorrhæum, et omnes potentes in Hesebon prostraverunt, et terras eorum, et civitates eorum ipsi possederunt: Endlich schlugen sie den König der Chananiter und die Könige der Jebusiter, Phereziter, Hethiter, Heviter und Amorrhiter und alle Machthaber in Hesebon¹¹ und nahmen ihre Länder und Städte in Besitz.¹² Judit Jdt 18 5 20 11 Die im Jordantal und an den Küsten des toten Meeres wohnenden Völkerschaften. [Num 13,30, Jos 5,1] Judit Jdt 18 5 20 12 Griech.: Und sie zogen über den Jordan und nahmen das ganze Gebirge in Besitz und vertrieben vor sich her den Chananiter, der Pheresiter, den Jebusiter, den Sichemiter (?) und alle Gergesiter und wohnten lange darin. Judit Jdt 18 5 21 Et usque dum non peccarent in conspectu Dei sui, erant cum illis bona: Deus enim illorum odit iniquitatem. Und solange sie nicht vor dem Angesichte ihres Gottes sündigten, war das Glück auf ihrer Seite; denn ihr Gott hasst die Ungerechtigkeit. Judit Jdt 18 5 22 Nam et ante hos annos cum recessissent a via, quam dederat illis Deus, ut ambularent in ea, exterminati sunt prliis a multis nationibus, et plurimi eorum captivi abducti sunt in terram non suam. So wurden sie denn auch vor Jahren, als sie von dem Wege, den Gott sie gewiesen, abgewichen waren, in Kämpfen von vielen Völkern¹³ aufgerieben und die meisten von ihnen in ein fremdes Land gefangen weggeführt.¹⁴ Judit Jdt 18 5 22 13 Besser mit der Itala: in vielen Kämpfen von den Völkern. Judit Jdt 18 5 22 14 Anspielung auf die Besiegung der Juden zur Strafe für ihre Untreue durch die Ägypter, Syrer, Assyrier und die Gefangenschaft. [2Kön 17,6] Judit Jdt 18 5 23 Nuper autem reversi ad Dominum Deum suum, ex dispersione qua dispersi fuerant, adunati sunt, et ascenderunt Montana hæc omnia, et iterum possident Jerusalem, ubi sunt sancta eorum. Neuerdings aber sind sie zu dem Herrn, ihrem Gott, zurückgekehrt und wurden aus der Zerstreuung, welche sie voneinander getrennt hatte, wieder vereint und zogen auf alle diese Gebirge¹⁵ und besitzen Jerusalem wieder, wo ihr Heiligtum ist. Judit Jdt 18 5 23 15 Griech.: die unbewohnt waren. Judit Jdt 18 5 24 Nunc ergo mi domine, perquire si est aliqua iniquitas eorum in conspectu Dei eorum: ascendamus ad illos quoniam tradens tradet illos Deus eorum tibi, et subjugati erunt sub jugo potentiæ tuæ. Nun also, mein Gebieter! forsche nach: Ist irgendein Unrecht an ihnen vor dem Angesichte ihres Gottes, so lass uns gegen sie hinaufziehen; denn ihr Gott wird sie dir sicherlich überliefern und sie werden unter das Joch deiner Macht gebeugt werden. Judit Jdt 18 5 25 Si vero non est offensio populi hujus coram Deo suo, non poterimus resistere illis: quoniam Deus eorum defendet illos: et erimus in opprobrium universæ terræ. Wenn aber diesem Volke keine Missetat vor seinem Gott anhaftet, so werden wir ihnen nicht widerstehen können, denn ihr Gott wird sie beschirmen und wir werden zum Gespötte der ganzen Erde werden. Judit Jdt 18 5 26 Et factum est, cum cessasset loqui Achior verba hæc, irati sunt omnes magnates Holofernis, et cogitabant interficere eum, dicentes ad alterutrum: Und es begab sich, als Achior so gesprochen hatte, wurden alle Großen des Holofernes¹⁶ zornig und gedachten ihn zu töten, indem sie zueinander sprachen: Judit Jdt 18 5 26 16 Nach dem Griech. auch die Bewohner des Küstenlandes und Moabs. Judit Jdt 18 5 27 Quis est iste, qui filios Israel posse dicat resistere regi Nabuchodonosor, et exercitibus ejus, homines inermes, et sine virtute, et sine peritia artis pugnæ? Wer ist dieser, der sagen darf, die Söhne Israels könnten dem König Nabuchodonosor und seinen Heeren widerstehen, wehrlose Leute ohne Tapferkeit und ohne Erfahrung in der Kriegskunst?¹⁷ Judit Jdt 18 5 27 17 Die folgenden beiden Verse stehen nicht im Griechischen. Judit Jdt 18 5 28 Ut ergo agnoscat Achior quoniam fallit nos, ascendamus in Montana: et cum capti fuerint potentes eorum, tunc cum eisdem gladio transverberabitur: Damit also Achior erkenne, dass er uns täuscht, wollen wir gegen das Gebirge hinziehen, und wenn dann ihre Machthaber gefangen sind, ihn samt denselben mit dem Schwerte durchbohren, Judit Jdt 18 5 29 Ut sciat omnis gens quoniam Nabuchodonosor deus terræ est, et præter ipsum alius non est. damit jedes Volke erkenne, dass Nabuchodonosor der König der Erde ist und außer ihm kein anderer. Judit Jdt 18 5 3 Et dixit eis: Dicite mihi quis sit populus iste, qui montana obsidet: aut quæ, et quales, et quantæ sint civitates eorum: quæ etiam sit virtus eorum, aut quæ sit multitudo eorum: vel quis rex militiæ illorum: und sprach zu ihnen: Saget mir, was ist das für ein Volk, das die Gebirge besetzt hält, was hat es für Städte und wie sind sie beschaffen, wie viele sind es? Welches ist ihre Heeresmacht und wie viele sind ihrer? Oder wer ist der Führer ihres Heeres?² Judit Jdt 18 5 3 2 Griech.: Wer ist über sie als König, als Führer ihres Heeres gesetzt? Judit Jdt 18 5 4 Et quare præ omnibus, qui habitant in oriente, isti contempserunt nos, et non exierunt obviam nobis ut susciperent nos cum pace? Und warum haben diese uns mehr als alle, die im Morgenlande³ wohnen, missachtet und sind uns nicht entgegengezogen, um uns in Frieden aufzunehmen? Judit Jdt 18 5 4 3 Griech. und syr. lesen richtiger: gegen Abend. Judit Jdt 18 5 5 Tunc Achior dux omnium filiorum Ammon, respondens, ait: Si digneris audire domine mi, dicam, veritatem in conspectu tuo de populo isto qui in montanis habitat, et non egredietur verbum falsum ex ore meo. Da antwortete Achior,⁴ der Führer aller Söhne Ammons, und sprach: Wenn du, mein Gebieter! geruhst, auf mich zu hören, werde ich vor dir von diesem Volke, das auf dem Gebirge wohnt, die Wahrheit sagen und es soll kein falsches Wort aus meinem Munde kommen.⁵ Judit Jdt 18 5 5 4 Bruder des Lichtes. Judit Jdt 18 5 5 5 Er fürchtet mit Recht, seine Worte werden keine gute Aufnahme finden. Judit Jdt 18 5 6 Populus iste ex progenie Chaldæorum est: Dieses Volk ist aus dem Stamme der Chaldäer.⁶ Judit Jdt 18 5 6 6 Abraham stammte aus Ur in Chaldäa. [Gen 11,28] Judit Jdt 18 5 7 Hic primum in Mesopotamia habitavit, quoniam noluerunt sequi deos patrum suorum, qui erant in terra Chaldæorum. Es wohnte zuerst in Mesopotamien,⁷ und weil sie den Göttern ihrer Väter, die im Lande der Chaldäer waren, nicht dienen wollten, Judit Jdt 18 5 7 7 In Charan. Judit Jdt 18 5 8 Deserentes itaque ceremonias patrum suorum, quæ in multitudine deorum erant, verließen⁸ sie die Gebräuche ihrer Väter, welche in der Vielgötterei bestanden, Judit Jdt 18 5 8 8 Griech. wurden sie vertrieben vom Angesichte der Götter (der Chaldäer) und flohen nach Mesopotamien und blieben daselbst viele Tage. Und ihr Gott hieß sie aus ihrem Aufenthalte fortziehen und in das Land Chanaan wandern. (Auch Flav. Josephus erzählt von dieser religiösen Verfolgung.) Judit Jdt 18 5 9 Unum Deum cli coluerunt, qui et præcepit eis ut exirent inde, et habitarent in Charan. Cumque operuisset omnem terram fames, descenderunt in gyptum, illicque per quadringentos annos sic multiplicati sunt, ut dinumerari eorum non posset exercitus. und verehrten den einen Gott des Himmels, welcher ihnen auch befahl, von dort wegzuziehen und sich in Charan niederzulassen. Als aber eine Hungersnot über das ganze Land kam, zogen sie nach Ägypten hinab und vermehrten sich daselbst in vierhundert Jahren so, dass man ihre Menge nicht zählen konnte. Judit Jdt 18 0 1 Holofernes befiehlt, Achior den Israeliten zu übergeben, damit er mit diesen untergehe. (V. 7) Achior wird vor Bethulia geführt, von den Einwohnern freundlich aufgenommen und berichtet über das Geschehene. Judit Jdt 18 6 1 Factum est autem cum cessassent loqui, indignatus Holofernes vehementer, dixit ad Achior: Es geschah aber, als sie aufgehört zu reden, ergrimmte Holofernes heftig und sprach zu Achior: Judit Jdt 18 6 10 Porro filii Israel descendentes de Bethulia, venerunt ad eum: quem solventes duxerunt ad Bethuliam, atque in medium populi illum statuentes, percunctati sunt quid rerum esset, quod illum vinctum Assyrii reliquissent. Hierauf stiegen die Söhne Israels von Bethulia herab und kamen zu ihm, banden ihn los, führten ihn nach Bethulia, stellten ihn in die Mitte des Volkes und fragten ihn, was die Ursache sei, aus der die Assyrier ihn gebunden zurückgelassen hätten. Judit Jdt 18 6 11 In diebus illis erant illic principes, Ozias filius Micha de tribu Simeon, et Charmi, qui et Gothoniel. In jenen Tagen waren daselbst die Ersten: Ozias,⁴ der Sohn Michas, aus dem Stamme Simeon, und Charmi, der auch Gothoniel hieß. Judit Jdt 18 6 11 4 Ähnlich heißt Ozias [Jdt 8,9, Jdt 13,23]. Ozias und Charmi waren wohl die beiden Fürsten, welche Manasses über die festen Judas gesetzt. [2Chr 33,14] Der Zusatz: in jenen Tagen, deutet an, dass sie nur vorübergehend in Bethulia waren, vielleicht vom Hohenpriester Eliakim dorthin entsendet. Judit Jdt 18 6 12 In medio itaque seniorum, et in conspectu omnium, Achior dixit omnia quæ locutus ipse fuerat ab Holoferne interrogatus: et qualiter populus Holofernis voluisset propter hoc verbum interficere eum, Achior also erzählte inmitten der Ältesten und vor allen, was er nur von Holofernes befragt geredet hatte, wie das Heer des Holofernes ihn wegen dieser Rede hatte töten wollen Judit Jdt 18 6 13 Et quemadmodum ipse Holofernes iratus jusserit eum Israelitis hac de causa tradi: ut, dum vicerit filios Israel, tunc et ipsum Achior diversis jubeat interire suppliciis, propter hoc quod dixisset: Deus cli defensor eorum est. und wie Holofernes selbst im Zorne befohlen habe, ihn aus dieser Ursache den Israeliten zu übergeben, damit, wenn er die Söhne Israels besiegt haben werde, er dann auch Achior selbst unter verschiedenen Qualen könnte hinrichten lassen, deshalb weil dieser gesagt habe: Der Gott des Himmels ist ihr Beschirmer. Judit Jdt 18 6 14 Cumque Achior universa hæc exposuisset, omnis populus cecidit in faciem, adorantes Dominum, et communi lamentatione et fletu unanimes preces suas Domino effuderunt, Als Achior dies alles erzählt hatte, fiel das ganze Volk auf das Angesicht nieder und sie beteten den Herrn an und sandten unter Weinen und Wehklagen insgesamt einmütiges Gebet zum Herrn empor. Judit Jdt 18 6 15 Dicentes: Domine Deus cli et terræ, intuere superbiam eorum, et respice ad nostram humilitatem, et faciem sanctorum tuorum attende, et ostende quoniam non derelinquis præsumentes de te: et præsumentes de se, et de sua virtute gloriantes, humilias. und sprachen: Herr, Gott des Himmels und der Erde! siehe ihren Hochmut an und schaue auf unsere Verdemütigung, blicke auf das Angesicht deiner Heiligen⁵ und zeige, dass du die nicht verlässest, welche auf dich vertrauen, und dass du die demütigst, welche auf sich selbst vertrauen und sich ihrer Stärke rühmen. Judit Jdt 18 6 15 5 Der dir (durch die Beschneidung und das Gesetz) Geheiligten. Judit Jdt 18 6 16 Finito itaque fletu, et per totam diem oratione populorum completa, consolati sunt Achior, Als sie nun aufgehört hatten zu weinen und nachdem das Volk den ganzen Tag gebetet hatte, trösteten sie Achior Judit Jdt 18 6 17 Dicentes: Deus patrum nostrorum, cujus tu virtutem prædicasti, ipse tibi hanc dabit vicissitudinem, ut eorum magis tu interitum videas. und sprachen: Der Gott unserer Väter, dessen Macht du gepriesen hast, wird es für dich so fügen, dass du vielmehr ihren Untergang siehst. Judit Jdt 18 6 18 Cum vero Dominus Deus noster dederit hanc libertatem servis suis, sit et tecum Deus in medio nostri: ut sicut placuerit tibi, ita cum tuis omnibus converseris nobiscum. Wenn aber der Herr, unser Gott, seine Diener so in Freiheit setzt, möge Gott auch mit dir in unserer Mitte sein, dass du, wie es dir gefällt, mit allen den Deinigen unter uns wohnest.⁶ Judit Jdt 18 6 18 6 Eigentlich soll ein Ammoniter gar nicht in das Volk aufgenommen werden. [Dtn 23,3, Neh 13,1] Judit Jdt 18 6 19 Tunc Ozias, finito consilio, suscepit eum in domum suam, et fecit ei cnam magnam. Als nun die Beratung zu Ende war, nahm Ozias ihn in sein Haus und gab ihm ein großes Gastmahl.⁷ Judit Jdt 18 6 19 7 Um ihn zu ehren. Dies ist ein anderes Mahl als das [Jdt 12,10] beschriebene. Judit Jdt 18 6 2 Quoniam prophetasti nobis dicens, quod gens Israel defendatur a Deo suo, ut ostendam tibi quoniam non est Deus, nisi Nabuchodonosor: Weil du uns geweissagt und gesagt hast, dass das Volk Israel von seinem Gott beschirmt werde, so sollst du, damit ich dir zeige, dass kein Gott ist außer Nabuchodonosor, Judit Jdt 18 6 20 Et vocatis omnibus presbyteris, simul expleto jejunio refecerunt. Und er lud alle Ältesten dazu ein und sie erquickten sich zusammen, nachdem das Fasten vorüber war.⁸ Judit Jdt 18 6 20 8 Die Ausführungen 16 20 fehlen im Griechischen. Judit Jdt 18 6 21 Postea vero convocatus est omnis populus, et per totam noctem intra ecclesiam oraverunt petentes auxilium a Deo Israel. Darnach aber ward das ganze Volk zusammenberufen und sie beteten die ganze Nacht hindurch an dem Versammlungsorte und flehten den Gott Israels um Hilfe an. Judit Jdt 18 6 3 Cum percusserimus eos omnes, sicut hominem unum, tunc et ipse cum illis Assyriorum gladio interibis, et omnis Israel tecum perditione disperiet: wenn wir sie alle wie einen Mann schlagen, selbst auch mit ihnen durch das Schwert der Assyrier umkommen und ganz Israel soll mit dir zugrunde gehen. Judit Jdt 18 6 4 Et probabis quoniam Nabuchodonosor dominus sit universæ terræ: tuncque gladius militiæ meæ transiet per latera tua, et confixus cades inter vulneratos Israel, et non respirabis ultra, donec extermineris cum illis. Du sollst dich überzeugen, dass Nabuchodonosor der Herr der ganzen Erde ist, und alsdann soll das Schwert meines Heeres durch deine Seiten dringen, und durchbohrt sollst du unter den Verwundeten Israels fallen und nicht mehr zu Atem kommen, bis du mit ihnen ausgetilgt bist. Judit Jdt 18 6 5 Porro autem si prophetiam tuam veram existimas, non concidat vultus tuus, et pallor, qui faciem tuam obtinet, abscedat a te, si verba mea hæc putas impleri non posse. Wenn du nun deine Weissagung für wahr hältst, so möge dein Angesicht nicht niedergeschlagen sein und die Blässe, die dein Angesicht bedeckt, möge von dir weichen, wenn du glaubst, dass diese meine Worte nicht in Erfüllung gehen können. Judit Jdt 18 6 6 Ut autem noveris quia simul cum illis hæc experieris, ecce ex hac hora illorum populo sociaberis, ut, dum dignas mei gladii pnas exceperint, ipse simul ultioni subjaceas. Damit du aber wissest, dass du zugleich mit ihnen dies erleiden wirst, siehe, so sollst du von dieser Stunde an ihrem Volke zugesellt werden, damit du, wenn sie die verdiente Strafe meines Schwertes empfangen, auch zugleich der Rache verfallest.¹ Judit Jdt 18 6 6 1 Die Rede des Holofernes ist im Griechischen weiter ausgeführt und schöner. Judit Jdt 18 6 7 Tunc Holofernes præcepit servis suis ut comprehenderent Achior, et perducerent eum in Bethuliam, et traderent eum in manus filiorum Israel. Alsdann befahl Holofernes seinen Dienern, Achior zu ergreifen und ihn nach Bethulia² zu führen und in die Hände der Söhne Israels zu überliefern.³ Judit Jdt 18 6 7 2 Wohl das jetzige Sanur. Judit Jdt 18 6 7 3 So sicher ist Holofernes des Sieges. Judit Jdt 18 6 8 Et accipientes eum servi Holofernis, profecti sunt per campestria: sed cum appropinquassent ad montana, exierunt contra eos fundibularii. Da nahmen ihn die Diener des Holofernes und zogen hin durch die Ebene; als sie sich aber dem Gebirge näherten, zogen die Steinschleuderer gegen sie aus. Judit Jdt 18 6 9 Illi autem divertentes a latere montis, ligaverunt Achior ad arborem manibus et pedibus, et sic vinctum restibus dimiserunt eum, et reversi sunt ad dominum suum. Jene aber bogen von der Seite des Berges ab, banden Achior mit Händen und Füßen an einen Baum, ließen ihn so mit Stricken gebunden zurück und kehrten zu ihrem Herrn um. Judit Jdt 18 0 1 D. Am nächsten Tage schließt Holofernes Bethulia ein (V. 5), schneidet die Wasserleitung ab und besetzt die Quellen, so dass die Einwohner sich ihm überliefern wollen (V. 21), doch das Haupt der Stadt, Ozias, überredet sie, die Übergabe noch fünf Tage aufzuschieben. Judit Jdt 18 7 1 Holofernes autem altera die præcepit exercitibus suis ut ascenderent contra Bethuliam. Am andern Tage aber befahl Holofernes seinen Heeren, gegen Bethulia vorzurücken.¹ Judit Jdt 18 7 1 1 Und die Zugänge des Gebirges zu besetzen. (Griech.) Judit Jdt 18 7 10 Et placuerunt verba hæc coram Holoferne, et coram satellitibus ejus, et constituit per gyrum centenarios per singulos fontes. Diese Worte gefielen Holofernes und seinen Dienern und er stellte im Umkreise jeder Quelle hundert Mann auf. Judit Jdt 18 7 11 Cumque ista custodia per dies viginti fuisset expleta, defecerunt cisternæ, et collectiones aquarum omnibus habitantibus Bethuliam, ita ut non esset intra civitatem unde satiarentur vel una die, quoniam ad mensuram dabatur populis aqua quotidie. Als nun diese Bewachung zwanzig Tage gedauert hatte, waren die Zisternen und Wasserbehälter bei allen Einwohnern Bethulias leer, so dass innerhalb der Stadt nicht so viel Wasser war, dass sie nur einen Tag davon hätten zur Genüge trinken können; denn das Wasser wurde dem Volke täglich nur noch nach bestimmtem Maße gegeben. Judit Jdt 18 7 12 Tunc ad Oziam congregati omnes viri, feminæque, juvenes, et parvuli, omnes simul una voce Da kamen alle Männer, Frauen, Jünglinge und Kinder zu Ozias und sprachen alle Judit Jdt 18 7 13 Dixerunt: Judicet Deus inter nos et te, quoniam fecisti in nos mala, nolens loqui pacifice cum Assyriis, et propter hoc vendidit nos Deus in manibus eorum. einmütig: Gott sei Richter zwischen uns und dir, denn du hast Unglück über uns gebracht, da du nicht friedlich mit den Assyriern reden wolltest, und deshalb hat uns Gott in ihre Hände verkauft. Judit Jdt 18 7 14 Et ideo non est qui adjuvet, cum prosternamur ante oculos eorum in siti, et perditione magna. Daher ist auch niemand da, der uns Hilfe bringe, während wir vor ihren Augen vor Durst verschmachten und elend zugrunde gehen. Judit Jdt 18 7 15 Et nunc congregate universos, qui in civitate sunt, ut sponte tradamus nos omnes populo Holofernis. So versammelt nun alle, die in der Stadt sind, dass wir uns insgesamt freiwillig dem Heere des Holofernes übergeben. Judit Jdt 18 7 16 Melius est enim ut captivi benedicamus Dominum, viventes, quam moriamur, et simus opprobrium omni carni, cum viderimus uxores nostras, et infantes nostros mori ante oculos nostros. Denn es ist besser, dass wir als Gefangene den Herrn preisen und dass wir leben, als dass wir sterben und allen Menschen zum Spotte werden, wenn wir unsere Frauen und unsere Kinder vor unsern Augen sterben sehen. Judit Jdt 18 7 17 Contestamur hodie clum et terram, et Deum patrum nostrorum, qui ulciscitur nos secundum peccata nostra, ut jam tradatis civitatem in manu militiæ Holofernis, et sit finis noster brevis in ore gladii, qui longior efficitur in ariditate sitis. Wir rufen heute Himmel und Erde zu Zeugen an und den Gott unserer Väter, der an uns nach unseren Sünden Rache nimmt, dass ihr alsbald die Stadt dem Heere des Holofernes übergeben sollt und dass unser Ende durch die Schärfe des Schwertes ein schnelles werde, während es sonst durch die Trockenheit des Durstes allzusehr verlängert wird. Judit Jdt 18 7 18 Et cum hæc dixissent, factus est fletus et ululatus magnus in ecclesia ab omnibus, et per multas horas una voce clamaverunt ad Deum, dicentes: Nachdem sie so gesprochen, brachen alle in der Versammlung in heftiges Weinen und Weheklagen aus und riefen viele Stunden lang einstimmig zu Gott und sprachen: Judit Jdt 18 7 19 Peccavimus cum patribus nostris, injuste egimus, iniquitatem fecimus. Wir haben gesündigt gleich unseren Vätern, wir haben Unrecht getan und Missetat begangen. Judit Jdt 18 7 2 Erant autem pedites bellatorum centum viginti millia, et equites viginti duo millia, præter præparationes virorum illorum, quos occupaverat captivitas, et abducti fuerant de provinciis et urbibus universæ juventutis. Es waren hundertundzwanzigtausend Streiter zu Fuß und zweiundzwanzigtausend Reiter,² ohne jene ausgerüsteten Leute, welche er aus allen jungen Mannschaften der Länder und Städte gefangen genommen und weggeführt hatte. Judit Jdt 18 7 2 2 Nach der Septuag 170000 Mann zu Fuß und 12000 Reiter. Die in der Vulg. gegebene Zahl [Jdt 2,5] war die seines Heeres beim Aufbruch gewesen; jetzt hat er sich durch Zuzüge von den Vasallenvölkern verstärkt. Judit Jdt 18 7 20 Tu, quia pius es, miserere nostri, aut in tuo flagello vindica iniquitates nostras, et noli tradere confitentes te populo, qui ignorat te, Du aber erbarme dich unser, weil du gütig bist, oder nimm du Rache für unsere Missetaten und überliefere die, die dich bekennen, nicht einem Volke, welches von dir nichts weiß, Judit Jdt 18 7 21 Ut non dicant inter gentes: Ubi est Deus eorum? dass sie nicht unter den Heiden sagen: Wo ist ihr Gott? Judit Jdt 18 7 22 Et cum fatigati his clamoribus, et his fletibus lassati siluissent, Als sie nun, ermüdet durch dies Rufen und ermattet von diesem Weinen, schwiegen, Judit Jdt 18 7 23 Exsurgens Ozias infusus lacrimis, dixit: quo animo estote fratres, et hos quinque dies exspectemus a Domino misericordiam. erhob sich Ozias, mit Tränen überströmt, und sprach: Seid guten Mutes, Brüder! lasset uns noch fünf Tage Barmherzigkeit von dem Herrn erwarten,¹¹ Judit Jdt 18 7 23 11 Indem Gott Regen sendet. Im Griech. fehlt V. 19, 20, 21, 23. Judit Jdt 18 7 24 Forsitan enim indignationem suam abscindet, et dabit gloriam nomini suo. denn vielleicht wird er von seinem Zorne ablassen und seinem Namen Ehre bereiten. Judit Jdt 18 7 25 Si autem transactis quinque diebus non venerit adjutorium, faciemus hæc verba, quæ locuti estis. Wenn aber nach Ablauf der fünf Tage keine Hilfe kommt, so wollen wir dem gemäß handeln, was ihr gesprochen habt. Judit Jdt 18 7 3 Omnes paraverunt se pariter ad pugnam contra filios Israel, et venerunt per crepidinem montis usque ad apicem, qui respicit super Dothain, a loco qui dicitur Belma usque ad Chelmon, qui est contra Esdrelon. Alle rüsteten sich miteinander zum Kampfe gegen die Söhne Israels und kamen über den Abhang des Berges bis zum Gipfel, der über Dothain hinschaut,³ von dem Orte an, welcher Belma⁴ heißt, bis nach Chelmon, das Esdrelon gegenüber liegt. Judit Jdt 18 7 3 3 Beherrscht. Judit Jdt 18 7 3 4 Südwestlich von Esdrelon. Judit Jdt 18 7 4 Filii autem Israel ut viderunt multitudinem illorum, prostraverunt se super terram, mittentes cinerem super capita sua, unanimes orantes ut Deus Israel misericordiam suam ostenderet super populum suum. Als aber die Söhne Israels die Menge derselben sahen, warfen sie sich auf die Erde, streuten Asche auf ihre Häupter und beteten einmütig, der Gott Israels wolle seinem Volke seine Barmherzigkeit erweisen.⁵ Judit Jdt 18 7 4 5 Nach dem Griech. sagten sie: Nun werden diese die Fläche des ganzen Landes aufzehren und weder die hohen Berge noch die Schluchten noch die Hügel werden ihre Last ertragen. Judit Jdt 18 7 5 Et assumentes arma sua bellica, sederunt per loca, quæ ad angusti itineris tramitem dirigunt inter montosa, et erant custodientes ea tota die et nocte. Dann ergriffen sie ihre Waffen und besetzten die Plätze, welche die Zugänge zu dem Engpasse bildeten, und bewachten diese Tag und Nacht.⁶ Judit Jdt 18 7 5 6 Nach der Sept. zündeten die Einwohner auf allen ihren Türmen Feuer an, wohl um den übrigen Israeliten ihre Notlage kundzutun. Judit Jdt 18 7 6 Porro Holofernes, dum circuit per gyrum, reperit quod fons, qui influebat, aquæ ductum illorum a parte australi extra civitatem dirigeret: et incidi præcepit aquæ ductum illorum. Als nun Holofernes rings herumzog, fand er, dass eine Quelle, welche hineingeleitet war, ihnen Wasserzufluss von der Südseite her außerhalb der Stadt biete, und er ließ die Wasserleitung abschneiden. Judit Jdt 18 7 7 Erant tamen non longe a muris fontes, ex quibus furtim videbantur haurire aquam ad refocillandum potius quam ad potandum. Es waren indes nicht weit von den Mauern Quellen, aus denen sie heimlich Wasser schöpften, mehr, wie es schien,⁷ um sich zu laben, als um zu trinken. Judit Jdt 18 7 7 7 V. 7 findet sich nicht im Griech. Judit Jdt 18 7 8 Sed filii Ammon, et Moab accesserunt ad Holofernem, dicentes: Filii Israel non in lancea, nec in sagitta confidunt, sed montes defendunt illos, et muniunt illos colles in præcipitio constituti. Die Söhne Ammons und Moabs⁸ aber gingen zu Holofernes und sprachen: Die Söhne Israels vertrauen nicht auf Lanze und auf Pfeil, sondern die Berge schützen sie und die steilen Hügel sind ihre Stärke.⁹ Judit Jdt 18 7 8 8 Nach der Septuag die Obersten der Kinder Esau und alle Anführer des Volkes Moab und die Befehlshaber des Küstenlandes. Judit Jdt 18 7 8 9 Holofernes gibt seinen ursprünglichen Plan auf, die Stadt mit Sturm zu nehmen. Die Septuag führt die Beschreibung weiter aus. Nach ihr beteiligten sich besonders die Edomiter und Ammoniter an der Umschließung. Die Belagerung dauerte (V. 11) bereits 34 Tage bis zu der Versammlung. Die Vulgata rechnet wohl nur die Zeit von der Besetzung der Quelle an. Judit Jdt 18 7 9 Ut ergo sine congressione pugnæ possis superare eos, pone custodes fontium, ut non hauriant aquam ex eis, et sine gladio interficies eos, vel certe fatigati tradent civitatem suam, quam putant in montibus positam superari non posse. Damit du sie also ohne Kampf überwinden könnest, stelle Wachen an die Quellen, dass sie kein Wasser daraus schöpfen können; dann wirst du sie ohne Schwertstreich töten oder sie werden wenigstens aus Erschöpfung ihre Stadt übergeben, die ihnen unüberwindlich scheint,¹⁰ weil sie auf dem Gebirge liegt. Judit Jdt 18 7 9 10 Das Griech. beschreibt die Not malerisch. Judit Jdt 18 0 1 II. Judith befreit durch ihre Klugheit und Tapferkeit Bethulia und ganz Palästina von dem Anführer der Feinde. (Kap. 8,1 Kap. 15,8) 1. Judith erbietet sich, ihre Vaterstadt zu befreien, und bereitet sich auf ihr Unternehmen vor. (8,1 9,19) A. Judith, eine fromme Frau, ruft, da sie den Rat des Ozias nicht billigt, die Ältesten der Stadt zu sich (V. 8), tadelt sie, dass sie Gottes Erbarmen Grenzen setzen wollen (V. 20), und muntert sie durch den Hinweis auf das Vorbild der Väter zur Geduld auf. (V. 27) B. Die Ältesten sehen ihren Fehler ein und bitten sie, Gottes Barmherzigkeit für die Stadt anzuflehen. Judith wünscht frei aus der Stadt gehen zu dürfen, ohne dass man nach der Ursache frage. Judit Jdt 18 8 1 Et factum est, cum audisset hæc verba Judith vidua, quæ erat filia Merari, filii Idox, filii Joseph, filii Oziæ, filii Elai, filii Jamnor, filii Gedeon, filii Raphaim, filii Achitob, filii Melchiæ, filii Enan, filii Nathaniæ, filii Salathiel, filii Simeon, filii Ruben: Und es geschah, dass Judith,¹ eine Witwe, diese Worte hörte, die eine Tochter Meraris, des Sohnes Idox, des Sohnes Josephs, des Sohnes Ozias', des Sohnes Elais, des Sohnes Jamnors, des Sohnes Gedeons, des Sohnes Raphaims, des Sohnes Achitobs, des Sohnes Melchias, des Sohnes Enans, des Sohnes Nathanias, des Sohnes Salathiels, des Sohnes Simeons, des Sohnes Rubens,² war; Judit Jdt 18 8 1 1 Jüdin. Vergl. [Gen 26,34]. Judit Jdt 18 8 1 2 Die Septuag hat andere Zwischenglieder. Statt Ruben muss es heißen Israel. (Sept. Fulgent) Jedenfalls ist Ruben hier nicht der Sohn Jakobs. Bethulia wurde wohl von Simeonitern bewohnt und verteidigt, da Judith, Manasses, Ozias [Jdt 6,11] aus dem Stamme Simeon sind. Judit Jdt 18 8 10 Et venerunt ad illam, et dixit illis: Quod est hoc verbum, in quo consensit Ozias, ut tradat civitatem Assyriis si intra quinque dies non venerit vobis adjutorium? Als diese zu ihr kamen, sprach sie zu ihnen: Was ist dies, dass Ozias eingewilligt hat, die Stadt den Assyriern zu übergeben, wenn ihr innerhalb fünf Tagen keine Hilfe erhaltet? Judit Jdt 18 8 11 Et qui estis vos, qui tentatis Dominum? Und wer seid ihr, dass ihr den Herrn versucht? Judit Jdt 18 8 12 Non est iste sermo, qui misericordiam provocet, sed potius qui iram excitet, et furorem accendat. Das ist keine Sprache, die zur Barmherzigkeit bewegt, sondern vielmehr eine solche, die den Zorn erregt und den Grimm entzündet. Judit Jdt 18 8 13 Posuistis vos tempus miserationis Domini, et in arbitrium vestrum, diem constituistis ei. Ihr habt dem Herrn eine Zeit bestimmt zur Erbarmung und ihm nach eurer Willkür einen Tag festgesetzt.⁸ Judit Jdt 18 8 13 8 Als ob Gott nach fünf Tagen nicht mehr helfen könnte. Die Septuag fährt fort: und euch an Gottes Stelle gesetzt habt unter den Menschenkindern? So stellt ihr nun den allmächtigen Herrn auf die Probe und werdet doch nichts erkennen in Ewigkeit. Denn die Tiefe eines Menschenherzens ergründet ihr nicht und seine Gedanken und Sinne fasst ihr nicht. Wie wollt ihr Gott, der dieses alles erschaffen hat, erforschen und seinen Sinn erkennen und seine Gedanken erstehen? Nimmer, ihr Brüder, erzürnet den Herrn, unsern Gott! denn wenn er uns in den fünf Tagen nicht helfen will, so hat er die Macht, uns zu beschützen, an welchem Tage er will, oder auch uns vor unseren Feinden zu verderben. Ihr aber, erzwingt nicht die Ratschläge des Herrn, unseres Gottes; denn Gott lässt sich nicht bedrohen wie ein Mensch, noch wird er wie ein Sterblicher schwankend in seinem Vorsatze! usw. Judit Jdt 18 8 14 Sed quia patiens Dominus est, in hoc ipso pniteamus, et indulgentiam ejus fusis lacrimis postulemus: Aber weil der Herr geduldig ist, lasset uns dafür Buße tun und mit Tränen seine Vergebung erflehen. Judit Jdt 18 8 15 Non enim quasi homo, sic Deus comminabitur, neque sicut filius hominis ad iracundiam inflammabitur. Denn nicht so wie ein Mensch droht Gott und wird nicht wie ein Menschenkind zum Zorne entflammt. Judit Jdt 18 8 16 Et ideo humiliemus illi animas nostras, et in spiritu constituti humiliato, servientes illi, Darum wollen wir vor ihm unsere Seelen demütigen und mit gedemütigtem Geiste ihm dienen Judit Jdt 18 8 17 Dicamus flentes Domino, ut secundum voluntatem suam sic faciat nobiscum misericordiam suam: ut sicut conturbatum est cor nostrum in superbia eorum, ita etiam de nostra humilitate gloriemur: und weinend dem Herrn sagen, er möchte nach seinem Wohlgefallen seine Barmherzigkeit an uns üben, damit, wie unser Herz wegen ihres Übermutes bestürzt ward, wir auch so uns unserer Verdemütigung rühmen mögen; Judit Jdt 18 8 18 Quoniam non sumus secuti peccata patrum nostrorum, qui dereliquerunt Deum suum, et adoraverunt deos alienos, denn wir haben nicht gesündigt wie unsere Väter, die ihren Gott verlassen und fremde Götter angebetet haben, Judit Jdt 18 8 19 Pro quo scelere dati sunt in gladium, et in rapinam, et in confusionem inimicis suis: nos autem alterum Deum nescimus præter ipsum. ein Frevel, für den sie dem Schwerte und der Plünderung und der Schmach vor ihren Feinden überliefert wurden; wir aber wissen von keinem andern Gott außer ihm. Judit Jdt 18 8 2 Et vir ejus fuit Manasses, qui mortuus est in diebus messis hordeaceæ: und ihr Mann war Manasses gewesen, der in den Tagen der Gerstenernte gestorben war. Judit Jdt 18 8 20 Exspectemus humiles consolationem ejus, et exquiret sanguinem nostrum de afflictionibus inimicorum nostrorum, et humiliabit omnes gentes, quæcumque insurgunt contra nos, et faciet illas sine honore Dominus Deus noster. Lasset uns in Demut Trost von ihm erwarten, so wird der Herr, unser Gott, unser Blut an unsern Feinden rächen und alle Völker niederwerfen, die sich wider uns erheben, und wird sie aller Ehre berauben. Judit Jdt 18 8 21 Et nunc fratres, quoniam vos estis presbyteri in populo Dei, et ex vobis pendet anima illorum, ad eloquium vestrum corda eorum erigite, ut memores sint, quia tentati sunt patres nostri ut probarentur, si vere colerent Deum suum. Und nun, Brüder! weil ihr die Ältesten seid im Volk Gottes und ihr Leben von euch abhängt,⁹ so richtet ihre Herzen mit euerm Zuspruche auf, dass sie eingedenk sein mögen, wie unsere Väter versucht worden sind, dass sie erprobt würden, ob sie ihren Gott wahrhaft verehrten.¹⁰ Judit Jdt 18 8 21 9 Bethulia ist der Schlüssel zum ganzen Lande, wie in der Sept. weiter ausgeführt wird. Judit Jdt 18 8 21 10 Sept.: Und nun, Brüder, zeigen wir unsern Brüdern, dass von uns ihr Leben abhängt und dass das Heiligtum und der Tempel und der Altar auf uns gestützt ist. Judit Jdt 18 8 22 Memores esse debent, quomodo pater noster Abraham tentatus est, et per multas tribulationes probatus, Dei amicus effectus est. Sie mögen eingedenk sein, wie unser Vater Abraham versucht worden und, durch viele Trübsale bewährt, Gottes Freund geworden ist. Judit Jdt 18 8 23 Sic Isaac, sic Jacob, sic Moyses, et omnes qui placuerunt Deo, per multas tribulationes transierunt fideles. So sind Isaak, so Jakob, so Moses, so alle, welche Gott wohlgefällig waren, durch viele Trübsale hindurchgegangen und treu geblieben.¹¹ Judit Jdt 18 8 23 11 Vergl. [Gen 22,1ff, Jakob Gen 2832]. Isaak ward erprobt, als sein Vater ihn opfern wollte, Moses bei seiner Flucht nach median. Judit Jdt 18 8 24 Illi autem, qui tentationes non susceperunt cum timore Domini, et impatientiam suam et improperium murmurationis suæ contra Dominum protulerunt, Jene dagegen, welche die Anfechtungen nicht in der Furcht des Herrn aufnahmen, sondern ihre Ungeduld und ihr Murren in Schmähungen wider den Herrn kundgegeben haben, Judit Jdt 18 8 25 Exterminati sunt ab exterminatore, et a serpentibus perierunt. wurden von dem Verderber dahingerafft und von den Schlangen getötet. [1Kor 10,9, Num 21,6] Judit Jdt 18 8 26 Et nos ergo non ulciscamur nos pro his, quæ patimur, Auch wir wollen uns also nicht rächen¹² für das, was wir leiden, Judit Jdt 18 8 26 12 Durch Ungeduld und Murren. Judit Jdt 18 8 27 Sed reputantes peccatis nostris hæc ipsa supplicia minora esse flagella Domini, quibus quasi servi corripimur ad emendationem, et non ad perditionem nostram evenisse credamus. sondern wollen denken und glauben, dass ebendiese Strafen geringer sind als unsere Sünden und die Geißeln des Herrn, mit denen wir Knechten gleich gezüchtigt werden, uns zur Besserung und nicht zu unserem Verderben widerfahren sind. Judit Jdt 18 8 28 Et dixerunt illi Ozias, et presbyteri: Omnia, quæ locuta es, vera sunt, et non est in sermonibus tuis ulla reprehensio: Da sprachen Ozias und die Ältesten zu ihr: Alles, was du gesagt hast, ist wahr und nichts ist zu tadeln an deinen Worten.¹³ Judit Jdt 18 8 28 13 Nach der Sept. erklären sie weiter, dass das Volk sie gezwungen hat, einen Eid abzulegen die Stadt nach Ablauf jener Zeit zu übergeben und dass sie denselben halten müssen. Judit Jdt 18 8 29 Nunc ergo ora pro nobis, quoniam mulier sancta es, et timens Deum. So bitte denn für uns, denn du bist eine heilige und gottesfürchtige Frau. Judit Jdt 18 8 3 Instabat enim super alligantes manipulos in campo, et venit æstus super caput ejus, et mortuus est in Bethulia civitate sua, et sepultus est illic cum patribus suis. Denn als er auf dem Felde die, welche die Garben banden, beaufsichtigte, brannte die Hitze³ auf sein Haupt und er starb in seiner Stadt Bethulia und ward daselbst bei seinen Vätern begraben. Judit Jdt 18 8 3 3 Der versengende Ostwind. Manasses starb am Sonnenstich. Judit Jdt 18 8 30 Et dixit illis Judith: Sicut quod potui loqui, Dei esse cognoscitis: Judith sprach zu ihnen: Wie ihr erkennt, dass es von Gott ist, was ich habe reden können, Judit Jdt 18 8 31 Ita quod facere disposui, probate si ex Deo est, et orate ut firmum faciat Deus consilium meum. so prüfet nun, ob auch das aus Gott ist, was ich zu tun beschlossen habe, und betet, dass Gott mein Vorhaben festigen wolle.¹⁴ Judit Jdt 18 8 31 14 Zur Ausführung kommen lassen wolle. Judit Jdt 18 8 32 Stabitis vos ad portam nocte ista, ut ego exeam cum abra mea: et orate ut sicut dixistis, in diebus quinque respiciat Dominus populum suum Israel. Stellet euch diese Nacht ans Tor, dass ich mit meiner Magd hinausgehen kann, und betet, dass, wie ihr gesagt habt, der Herr in fünf Tagen sein Volk Israel ansehen möge.¹⁵ Judit Jdt 18 8 32 15 Dass Gott innerhalb der fünf Tage helfen wolle. Judit Jdt 18 8 33 Vos autem nolo ut scrutemini actum meum, et usque dum renuntiem vobis, nihil aliud fiat, nisi oratio pro me ad Dominum Deum nostrum. Ich will aber nicht, dass ihr nachforschet, was ich tun werde, sondern bis ich euch Nachricht bringe, soll nichts anders geschehen, als dass man für mich zu dem Herrn, unserm Gott, bete. Judit Jdt 18 8 34 Et dixit ad eam Ozias princeps Juda: Vade in pace, et Dominus sit tecum in ultionem inimicorum nostrorum. Et revertentes abierunt. Ozias, der Fürst von Juda, sprach zu ihr: Gehe hin in Frieden¹⁶ und der Herr sei mit dir zur Rache an unsern Feinden! Und sie wandten sich und gingen fort. Judit Jdt 18 8 34 16 Die Formel bedeutet das Anwünschen eines glücklichen Erfolges. Judit Jdt 18 8 4 Erat autem Judith relicta ejus vidua jam annis tribus, et mensibus sex. Judith aber war als seine Witwe zurückgeblieben, schon drei Jahre und sechs⁴ Monate. Judit Jdt 18 8 4 4 Septuag: vier Monate. Judit Jdt 18 8 5 Et in superioribus domus suæ fecit sibi secretum cubiculum, in quo cum puellis suis clausa morabatur, Diese hatte sich im oberen Teile ihres Hauses ein abgesondertes Gemach eingerichtet, in dem sie mit ihren Mägden abgeschlossen wohnte; Judit Jdt 18 8 6 Et habens super lumbos suos cilicium, jejunabat omnibus diebus vitæ suæ, præter sabbata, et neomenias, et festa domus Israel. sie trug ein härenes Gewand über ihren Lenden und fastete alle Tage ihres Lebens,⁵ ausgenommen die Sabbate, die Neumonde und die Festtage des Hauses Israel. Judit Jdt 18 8 6 5 Sie nahm erst nach Sonnenuntergang Nahrung zu sich. [2Sam 1,12, 2Sam 3,35] Judit Jdt 18 8 7 Erat autem eleganti aspectu nimis, cui vir suus reliquerat divitias multas, et familiam copiosam, ac possessiones armentis boum, et gregibus ovium plenas. Sie war aber sehr schön von Gestalt und ihr Mann hatte ihr große Reichtümer hinterlassen und ein zahlreiches Gesinde und Besitztümer, reich an Herden von Rindern und Schafen. Judit Jdt 18 8 8 Et erat hæc in omnibus famosissima, quoniam timebat Dominum valde, nec erat qui loqueretur de illa verbum malum. Bei jedermann hatte sie den besten Ruf, denn sie fürchtete den Herrn sehr und es war niemand, der ein übles Wort von ihr redete.⁶ Judit Jdt 18 8 8 6 Die hl. Väter sehen in Judith ein Vorbild der hl. Jungfrau wegen ihrer Frömmigkeit und Reinheit. Judit Jdt 18 8 9 Hæc itaque cum audisset quoniam Ozias promisisset quod transacto quinto die traderet civitatem, misit ad presbyteros Chabri, et Charmi. Als diese nun vernahm, dass Ozias versprochen habe, die Stadt nach Ablauf von fünf Tagen zu übergeben, sandte sie zu den Ältesten Chabri und Charmi.⁷ Judit Jdt 18 8 9 7 Nach Septuag auch an Ozias, was mit V. 28 übereinstimmt. Judit Jdt 18 0 1 C. Da die Ältesten Judith ihre Bitte gewähren, fleht sie zu Gott, gegen die Assyrier, welche auf ihre Kraft vertrauen, zu handeln wie einst gegen die Ägypter (V. 14) und sich als einzigen wahren Gott allen Völkern zu offenbaren, indem er jene durch eine Frau zu Falle bringe. Judit Jdt 18 9 1 Quibus abscedentibus Judith ingressa est oratorium suum: et induens se cilicio, posuit cinerem super caput suum: et prosternens se Domino, clamabat ad Dominum, dicens: Als sie sich nun wegbegeben hatten, ging Judith in ihr Betgemach, legte ein härenes Gewand an,¹ streute Asche auf ihr Haupt, warf sich vor dem Herrn nieder, rief zu dem Herrn und sprach: Judit Jdt 18 9 1 1 Legte die Kleider ab, welche das Bußgewand bedeckten, um vor Gott als Büßerin zu erscheinen. (Sept.) Nach dem Griech. war es um die Zeit, wo in Jerusalem das Räucheropfer dargebracht wurde. Judit Jdt 18 9 10 Et nesciunt quia tu ipse es Deus noster, qui conteris bella ab initio, et Dominus nomen est tibi. und nicht wissen, dass du unser Gott bist, der von jeher die Kriegsmacht vernichtet, und dass Herr dein Name ist. Judit Jdt 18 9 11 Erige brachium tuum sicut ab initio, et allide virtutem illorum in virtute tua: cadat virtus eorum in iracundia tua, qui promittunt se violare sancta tua, et polluere tabernaculum nominis tui, et dejicere gladio suo cornu altaris tui. Erhebe deinen Arm wie von alters her und zerschmettere ihre Macht durch deine Macht, lass ihre Kraft dahinsinken vor deinem Zorne, da sie sich versprechen, dein Heiligtum entweihen und die Wohnung deines Namens verunreinigen und das Horn deines Altares⁶ mit ihrem Schwerte abschlagen zu können. Judit Jdt 18 9 11 6 Um dein Heiligtum zu schänden. Judit Jdt 18 9 12 Fac Domine, ut gladio proprio ejus superbia amputetur: Mache, Herr! dass sein Übermut durch sein eigenes Schwert abgeschlagen werde,⁷ Judit Jdt 18 9 12 7 Einfacher die Itala: Sende deinen Zorn über sie. Die weitere Ausführung des hl. Hieronymus gehört noch nicht in den Mund der Judith; insbesondere nicht V. 13, V. 14, da sie ihren Plan nur in den allgemeinsten Umrissen entwerfen kann. Septuag: Schlage durch meiner Lippen Trug Knecht samt Feldherrn und Feldherrn mit dem Knechte, stürze ihren Hochmut durch eines Weibes Hand! Judit Jdt 18 9 13 Capiatur laqueo oculorum suorum in me, et percuties eum ex labiis caritatis meæ. lass ihn in der Schlinge seines Blicks auf mich gefangen werden und schlage ihn durch die Lieblichkeit meiner Lippen. Judit Jdt 18 9 14 Da mihi in animo constantiam, ut contemnam illum: et virtutem, ut evertam illum. Gib meiner Seele Standhaftigkeit, dass ich ihn verachte, und Kraft, dass ich ihn zu Falle bringe.⁸ Judit Jdt 18 9 14 8 Nach der Vulg. sieht sie voraus, dass Holofernes in Leidenschaft gegen sie entbrennen wird. Aber seine Verfehlung fällt nicht ihr zur Last. Judit Jdt 18 9 15 Erit enim hoc memoriale nominis tui, cum manus feminæ dejecerit eum. Denn das wird ein Denkmal deines Namens sein, wenn die Hand eines Weibes ihn stürzt. [Ri 4,21, Ri 5,26] Judit Jdt 18 9 16 Non enim in multitudine est virtus tua Domine, neque in equorum viribus voluntas tua est, nec superbi ab initio placuerunt tibi: sed humilium et mansuetorum semper tibi placuit deprecatio. Nicht auf der Menge beruht deine Kraft, o Herr! noch auf der Stärke der Rosse dein Wille, und von Anbeginn gefielen dir die Stolzen nicht, sondern der Demütigen und Sanftmütigen Gebet hat dir allezeit wohlgefallen.⁹ Judit Jdt 18 9 16 9 Vergl. [2Chr 14,11, Ps 146,10.11]. Judit Jdt 18 9 17 Deus clorum, creator aquarum, et Dominus totius creaturæ, exaudi me miseram deprecantem, et de tua misericordia præsumentem. Gott der Himmel, Schöpfer der Gewässer und Herr aller Geschöpfe! erhöre mich Arme, die dich anfleht und auf deine Barmherzigkeit vertraut. Judit Jdt 18 9 18 Memento Domine testamenti tui, et da verbum in ore meo, et in corde meo consilium corrobora, ut domus tua in sanctificatione tua permaneat: Gedenke, Herr! deines Bundes und lege mir die Worte in den Mund und stärke das Vorhaben in meinem Herzen, dass dein Haus dir geheiligt bleibe Judit Jdt 18 9 19 Et omnes gentes agnoscant quia tu es Deus, et non est alius præter te. und alle Völker erkennen, dass du Gott bist und kein anderer außer dir. Judit Jdt 18 9 2 Domine Deus patris mei Simeon, qui dedisti illi gladium in defensionem alienigenarum, qui violatores exstiterunt in coinquinatione sua, et denudaverunt femur virginis in confusionem: Herr, du Gott meines Vaters Simeon, der du ihm das Schwert zur Verteidigung gegen die Fremden gegeben hast, die in unreiner Lust eine Jungfrau schändeten und sie zur Schmach entblößten;² [Gen 34,25] Judit Jdt 18 9 2 2 Judith lobt Simeons Gesinnung; ob sie damit auch seine Tat billigt? Jedenfalls hieß Jakob diese nicht gut. [Gen 49,5-7] Judit Jdt 18 9 3 Et dedisti mulieres illorum in prædam, et filias illorum in captivitatem: et omnem prædam in divisionem servis tuis, qui zelaverunt zelum tuum: subveni quæso te Domine Deus meus mihi viduæ. und der du ihre Weiber als Beute und ihre Töchter der Gefangenschaft und alle Beute deinen Dienern, die für dich eiferten, zur Verteilung preisgegeben, komme, ich bitte dich, Herr, mein Gott! mir, der Witwe, zu Hilfe! Judit Jdt 18 9 4 Tu enim fecisti priora, et illa post illa cogitasti, et hoc factum est quod ipse voluisti. Denn du hast, was zuvor geschehen,³ getan, sowie du jenes beschlossen hast, was sich darnach ereignet hat; und das geschah, was du gewollt. Judit Jdt 18 9 4 3 Alle früheren Wundertaten. Judit Jdt 18 9 5 Omnes enim viæ tuæ paratæ sunt, et tua judicia in tua providentia posuisti. Denn alle deine Wege sind gebahnt und deine Gerichte hast du nach deiner Vorsehung festgesetzt.⁴ Judit Jdt 18 9 5 4 Du hast als gerechter, allsehender Richter von jeher gewacht über den Geschicken Israels. Judit Jdt 18 9 6 Respice castra Assyriorum nunc, sicut tunc castra gyptiorum videre dignatus es, quando post servos tuos armati currebant, confidentes in quadrigis, et in equitatu suo, et in multitudine bellatorum. Blicke jetzt auf das Heerlager der Assyrier, wie du dich damals gewürdigt hast, auf das Heerlager der Ägypter zu sehen, als diese bewaffnet deinen Knechten nachsetzten, im Vertrauen auf ihre Streitwagen, auf ihre Reiterei und auf die Menge der Krieger. [Ex 14,9] Judit Jdt 18 9 7 Sed aspexisti super castra eorum, et tenebræ fatigaverunt eos. Aber du schautest hin auf ihr Lager und die Finsternis beraubte sie ihrer Kraft. Judit Jdt 18 9 8 Tenuit pedes eorum abyssus, et aquæ operuerunt eos. Der Abgrund erfasste ihre Füße und die Wasser bedeckten sie.⁵ Judit Jdt 18 9 8 5 V. 6-8 fehlen in Itala und Septuag. Judit Jdt 18 9 9 Sic fiant et isti, Domine, qui confidunt in multitudine sua, et in curribus suis, et in contis, et in scutis, et in sagittis suis, et in lanceis gloriantur, So möge es auch diesen ergehen, o Herr! welche auf ihre Menge vertrauen und auf ihre Wagen und Speere und Schilde und Pfeile und sich ihrer Lanzen rühmen Judit Jdt 18 0 1 2. Judith tötet Holofernes im Lager der Assyrier. (10,1 13,31) A. In herrlichem Schmucke, die Speise tragend, welche zu essen ihr erlaubt, verlässt Judith unter den Segenswünschen der Israeliten die Stadt. (V. 10) B. Von den Assyriern ergriffen, wird sie vor Holofernes geführt. Judit Jdt 18 10 1 Factum est autem, cum cessasset clamare ad Dominum, surrexit de loco, in quo jacuerat prostrata ad Dominum. Es geschah aber, als sie aufgehört hatte, zu dem Herrn zu rufen, stand sie von der Stelle auf, an der sie vor dem Herrn gelegen hatte. Judit Jdt 18 10 10 Judith vero orans Dominum, transivit per portas ipsa et abra ejus. Judith aber ging, zu dem Herrn betend, mit ihrer Magd durch das Tor. Judit Jdt 18 10 11 Factum est autem, cum descenderet montem, circa ortum diei, occurrerunt ei exploratores Assyriorum, et tenuerunt eam, dicentes: Unde venis? aut quo vadis? Es begab sich aber, als sie um Tagesanbruch den Berg hinabstieg, begegneten ihr die Kundschafter der Assyrier und hielten sie an und sprachen: Woher kommst du und wohin gehst du? Judit Jdt 18 10 12 Quæ respondit: Filia sum Hebræorum, ideo ego fugi a facie eorum, quoniam futurum agnovi, quod dentur vobis in deprædationem, pro eo quod contemnentes vos, noluerunt ultro tradere seipsos ut invenirent misericordiam in conspectu vestro. Sie antwortete: Ich bin eine Tochter der Hebräer und bin deshalb von ihnen geflohen, weil ich erkannt habe, dass sie euch als Beute anheimfallen werden, dafür, dass sie euch verachtet und sich nicht freiwillig haben ergeben wollen, um vor euerm Angesichte Erbarmen zu finden.⁶ Judit Jdt 18 10 12 6 Judith selbst lebt zur Zeit des alten Testamentes, sie will ihr Volk befreien und so erscheint ihr der gegen den Feind geübte Trug erlaubt. Wenn sie hier gelobt wird, geschieht dies nicht so deshalb, weil sie eine Lüge sagt, als wegen ihrer Großherzigkeit. (Thom.) Judit Jdt 18 10 13 Hac de causa cogitavi mecum, dicens: Vadam ad faciem principis Holofernis, ut indicem illi secreta illorum, et ostendam illi quo aditu possit obtinere eos, ita ut non cadat vir unus de exercitu ejus. Deshalb habe ich bei mir gedacht und gesprochen: Ich will zu dem Fürsten Holofernes gehen, um ihm ihre Geheimnisse zu offenbaren und ihm anzuzeigen, auf welchem Wege er sie überwältigen kann, so dass auch nicht ein Mann von seinem Heere fällt. Judit Jdt 18 10 14 Et cum audissent viri illi verba ejus, considerabant faciem ejus, et erat in oculis eorum stupor, quoniam pulchritudinem ejus mirabantur nimis. Als diese Männer ihre Worte hörten, betrachteten sie ihr Angesicht und gewaltiges Staunen lag in ihren Augen, weil sie sich über ihre Schönheit sehr verwunderten. Judit Jdt 18 10 15 Et dixerunt ad eam: Conservasti animam tuam eo quod tale reperisti consilium, ut descenderes ad dominum nostrum. Und sie sprachen zu ihr: Du hast dein Leben gerettet, dass du zu einem solchen Entschluss gekommen bist, zu unserm Herrn herabzukommen. Judit Jdt 18 10 16 Hoc autem scias, quoniam cum steteris in conspectu ejus, bene tibi faciet, et eris gratissima in corde ejus. Duxeruntque illam ad tabernaculum Holofernis, annuntiantes eam. Das aber wisse, dass er, wenn du vor sein Angesicht trittst, dir Gutes tun wird und du seinem Herzen überaus angenehm sein wirst. Hierauf führten sie sie zu dem Zelte des Holofernes und meldeten sie demselben.⁷ Judit Jdt 18 10 16 7 Nach dem Griech. führten hundert Mann sie vor das Zelt des Holofernes und reden dort so, ihre Ankunft war bereits im Lager bekannt geworden. Judit Jdt 18 10 17 Cumque intrasset ante faciem ejus, statim captus est in suis oculis Holofernes. Als sie vor sein Angesicht trat, ward Holofernes durch seine Augen alsbald gefangen. Judit Jdt 18 10 18 Dixeruntque ad eum satellites ejus: Quis contemnat populum Hebræorum, qui tam decoras mulieres habent, ut non pro his merito pugnare contra eos debeamus? Und seine Diener sprachen zu ihm: Wer mag das Volk der Hebräer verachten, die so schöne Frauen haben? Sollten wir nicht schon um dieser willen mit ihnen kämpfen?⁸ Judit Jdt 18 10 18 8 Griech.: Es ist nicht gut, dass ein Mann von ihnen übrig bleibe, die, wenn man sie freiließe, die ganze Erde zu überlisten vermöchten. Judit Jdt 18 10 19 Videns itaque Judith Holofernem sedentem in conopo, quod erat ex purpura, et auro, et smaragdo, et lapidibus pretiosis intextum: Als nun Judith den Holofernes auf dem Ruhebette⁹ sitzen sah, das, aus Purpur und Gold gewirkt, mit Smaragden und kostbaren Steinen besetzt war, Judit Jdt 18 10 19 9 Das mit einem Vorhang zur Abhaltung lästiger Insekten versehen war. Judit Jdt 18 10 2 Vocavitque abram suam, et descendens in domum suam, abstulit a se cilicium, et exuit se vestimentis viduitatis suæ, Dann rief sie ihre Magd, ging in ihr Haus hinab,¹ legte das härene Kleid ab, zog ihre Witwenkleider aus, Judit Jdt 18 10 2 1 Aus dem Obergemache. Judit Jdt 18 10 20 Et cum in faciem ejus intendisset, adoravit eum, prosternens se super terram. Et elevaverunt eam servi Holofernis, jubente domino suo. und ihm in das Angesicht geblickt hatte, verneigte sie sich vor ihm und warf sich zur Erde nieder. Doch die Diener des Holofernes hoben sie auf Befehl ihres Herrn auf. Judit Jdt 18 10 3 Et lavit corpus suum, et unxit se myro optimo, et discriminavit crinem capitis sui, et imposuit mitram super caput suum, et induit se vestimentis jucunditatis suæ, induitque sandalia pedibus suis, assumpsitque dextraliola, et lilia, et inaures, et annulos, et omnibus ornamentis suis ornavit se. wusch ihren Leib, salbte sich mit der besten Myrrhensalbe, ordnete das Haar ihres Hauptes kunstvoll und legte eine Kopfbinde um ihr Haupt, zog ihre Feierkleider an und legte Sandalen an ihre Füße, nahm Armbänder und Lilien,² Ohrgehänge und Ringe und zierte sich mit all ihrem Schmucke. Judit Jdt 18 10 3 2 Armbänder in Form von Lilien. Judit Jdt 18 10 4 Cui etiam Dominus contulit splendorem: quoniam omnis ista compositio non ex libidine, sed ex virtute pendebat: et ideo Dominus hanc in illam pulchritudinem ampliavit, ut incomparabili decore omnium oculis appareret. Dazu verlieh ihr der Herr strahlendes Aussehen, denn all diesen Schmuck hatte sie nicht aus fleischlicher Lust, sondern aus frommer Gesinnung angenommen, und darum erhöhte der Herr an ihr diese Schönheit so, dass sie den Augen aller in unvergleichlicher Anmut erschien.³ Judit Jdt 18 10 4 3 Durch eine weitläufige Umschreibung beugt der hl. Hieronymus einem falschen Verständnisse des griechischen Textes vor. Judit Jdt 18 10 5 Imposuit itaque abræ suæ ascoperam vini, et vas olei, et polentam, et palathas, et panes, et caseum, et profecta est. Hierauf legte sie ihrer Magd einen Schlauch mit Wein und ein Gefäß mit Öl, geröstetes Mehl, Feigenkuchen, Brot und Käse auf⁴ und ging von dannen. Judit Jdt 18 10 5 4 Judith will nicht die Speisen der Assyrier genießen. Judit Jdt 18 10 6 Cumque venissent ad portam civitatis, invenerunt exspectantem Oziam et presbyteros civitatis. Als sie nun an das Stadttor kamen, fanden sie daselbst Ozias und die Ältesten der Stadt wartend. [Jdt 8,32] Judit Jdt 18 10 7 Qui cum vidissent eam, stupentes mirati sunt nimis pulchritudinem ejus. Da diese sie sahen, staunten sie und verwunderten sich sehr über ihre Schönheit, Judit Jdt 18 10 8 Nihil tamen interrogantes eam, dimiserunt transire, dicentes: Deus patrum nostrorum det tibi gratiam, et omne consilium tui cordis sua virtute corroboret, ut glorietur super te Jerusalem, et sit nomen tuum in numero sanctorum et justorum. doch fragten sie sie um nichts, sondern ließen sie vorübergehen und sprachen: Der Gott unserer Väter gebe dir Gnade und stärke mit seiner Kraft das Vorhaben deines Herzens, dass Jerusalem sich deiner rühme und dein Name in der Zahl der Heiligen und Gerechten stehe.⁵ Judit Jdt 18 10 8 5 Griech.: Vollende dein Vorhaben zum Stolze der Israeliten und zur Verherrlichung Jerusalems. Judit Jdt 18 10 9 Et dixerunt hi qui illic erant, omnes una voce: Fiat, fiat. Und alle, welche daselbst waren, sprachen mit einer Stimme: Es geschehe, es geschehe! Judit Jdt 18 0 1 Judith wird von Holofernes befragt, warum sie die Flucht ergriffen hat. (V. 3) Sie antwortet, sie sei von Gott zu ihm entsendet, ihm einen herrlichen Sieg über die Israeliten vorauszusagen, weil diese Gott durch ihre Sünden beleidigt hätten. (V. 13) Sie werde bei ihm bleiben, um ihm den Tag des Sieges anzuzeigen, sobald ihr Gott denselben auf ihr Gebet offenbart habe. (V. 17) Voller Freude über diese Nachricht erklärt Holofernes, er wolle ihren Gott, wenn die Ereignisse wirklich statthätten, als wahren Gott anerkennen. Judit Jdt 18 11 1 Tunc Holofernes dicit ei: quo animo esto, et noli pavere in corde tuo: quoniam ego nunquam nocui viro, qui voluit servire Nabuchodonosor regi: Alsdann sprach Holofernes zu ihr: Sei guten Muts und fürchte dich nicht in deinem Herzen! Denn ich habe niemals jemandem etwas zuleide getan, der dem Könige Nabuchodonosor dienen wollte.¹ Judit Jdt 18 11 1 1 Dies ist gegen die Wahrheit. Vergl. [Jdt 3,9ff]. Judit Jdt 18 11 10 Insuper etiam fames invasit eos, et ab ariditate aquæ jam inter mortuos computantur. Überdies hat auch der Hunger sie überfallen, und da das Wasser ausgetrocknet ist, darf man sie bereits unter die Toten zählen. Judit Jdt 18 11 11 Denique hoc ordinant, ut interficiant pecora sua, et bibant sanguinem eorum: Schon haben sie nun beschlossen, ihr Vieh zu töten und dessen Blut zu trinken.⁶ Judit Jdt 18 11 11 6 Diese Nahrung war [Lev 17,10] verboten. Judit Jdt 18 11 12 Et sancta Domini Dei sui quæ præcepit Deus non contingi, in frumento, vino, et oleo, hæc cogitaverunt impendere, et volunt consumere quæ nec manibus deberent contingere: ergo quoniam hæc faciunt, certum est quod in perditionem dabuntur. Und sie denken daran, die dem Herrn, ihrem Gott, geheiligten Dinge, welche Gott verboten zu berühren, Getreide, Wein und Öl zu verbrauchen und wollen das verzehren, was sie nicht einmal mit den Händen berühren sollten.⁷ Da sie also solches alles tun, ist es gewiss, dass sie dem Verderben überliefert werden.⁸ Judit Jdt 18 11 12 7 Erstlinge und Zehnten. Judit Jdt 18 11 12 8 Nach dem Griech. sagt Judith noch, dass die Juden nach Jerusalem geschickt haben, so dass sie also trotz der engen Umschließung noch mit der Außenwelt in Verbindung stehen. Judit Jdt 18 11 13 Quod ego ancilla tua cognoscens fugi ab illis, et misit me Dominus hæc ipsa nuntiare tibi. Als ich, deine Magd, dies erfuhr, bin ich von ihnen geflohen und der Herr hat mich gesandt, dir dies zu verkünden. Judit Jdt 18 11 14 Ego enim ancilla tua Deum colo, etiam nunc apud te: et exiet ancilla tua, et orabo Deum, Denn ich, deine Magd, verehre Gott auch jetzt bei dir, und deine Magd wird hinausgehen⁹ und zu Gott beten Judit Jdt 18 11 14 9 Vor das Lager. Judit Jdt 18 11 15 Et dicet mihi quando eis reddat peccatum suum, et veniens nuntiabo tibi, ita ut ego adducam te per mediam Jerusalem, et habebis omnem populum Israel, sicut oves, quibus non est pastor, et non latrabit vel unus canis contra te: und er wird mir sagen, wann er ihnen ihre Sünden vergelten wird; dann werde ich kommen und es dir anzeigen. So¹⁰ werde ich dich mitten durch Jerusalem führen und du wirst das ganze Volk Israel erhalten wie Schafe, die keinen Hirten haben, und nicht ein Hund wird gegen dich bellen,¹¹ Judit Jdt 18 11 15 10 Infolge deines hierauf erfolgten Sieges. Judit Jdt 18 11 15 11 Der gleiche Ausdruck [Ex 11,7]. Nicht der geringste Widerstand wird ihm geleistet werden. Judit Jdt 18 11 16 Quoniam hæc mihi dicta sunt per providentiam Dei. denn dies alles ist mir durch Gottes Vorsehung gesagt worden.¹² Judit Jdt 18 11 16 12 Indem sie andeutet, dass sie mit dem Gotte Israels in Verbindung steht, sichert sie sich ein religiöses Ansehen, das ihr die erbetene Freiheit verschafft, aus dem Lager zu gehen. Ob Judiths List zu verwerfen ist, sagt der Verfasser nicht. Immerhin bediente sich auch Moses und Aaron der List gegen Pharao [Ex 5,1.3], ja selbst auf Gottes Befehl [Ex 7,9], Aod gegen Eglon [Ri 3,20], Jahel gegen Sisara [Ri 4,18]. Judit Jdt 18 11 17 Et quoniam iratus est illis Deus, hæc ipsa missa sum nuntiare tibi. Und weil Gott über sie erzürnt ist, bin ich gesandt worden, dir eben dies kundzutun. Judit Jdt 18 11 18 Placuerunt autem omnia verba hæc coram Holoferne, et coram pueris ejus, et mirabantur sapientiam ejus, et dicebant alter ad alterum: Alle diese Worte aber gefielen dem Holofernes und seinen Dienern und sie verwunderten sich über ihre Weisheit und einer sprach zu dem andern: Judit Jdt 18 11 19 Non est talis mulier super terram in aspectu, in pulchritudine, et in sensu verborum. Dieser Frau ist keine auf Erden gleich an Gestalt und Schönheit und Weisheit der Reden. Judit Jdt 18 11 2 Populus autem tuus, si non contempsisset me, non levassem lanceam meam super eum. Gegen dein Volk aber würde ich, wenn es mich nicht verachtet hätte, meine Lanze nicht erhoben² haben. Judit Jdt 18 11 2 2 Krieg geführt. Judit Jdt 18 11 20 Et dixit ad illam Holofernes: Benefecit Deus, qui misit te ante populum, ut des illum tu in manibus nostris: Und Holofernes sprach zu ihr: Gott hat wohlgetan, dass er dich vor dem Volke hergesendet hat, dass du es in unsere Hände überlieferst. Judit Jdt 18 11 21 Et quoniam bona est promissio tua, si fecerit mihi hoc Deus tuus, erit et Deus meus, et tu in domo Nabuchodonosor magna eris, et nomen tuum nominabitur in universa terra. Und weil deine Verheißung gut ist, so soll dein Gott, wenn er mir dies tut, auch mein Gott sein, und du wirst groß sein im Hause Nabuchodonosor und dein Name wird auf der ganzen Erde genannt werden. Judit Jdt 18 11 3 Nunc autem dic mihi, qua ex causa recessisti ab illis, et placuit tibi ut venires ad nos? Nun aber sage mir, weswegen bist du von ihnen entwichen und hast zu uns kommen wollen? Judit Jdt 18 11 4 Et dixit illi Judith: Sume verba ancillæ tuæ, quoniam si secutus fueris verba ancillæ tuæ, perfectam rem faciet Dominus tecum. Judith antwortete ihm: Vernimm die Worte deiner Magd; denn wenn du die Worte deiner Magd befolgst, so wird der Herr mit dir das Werk zu Ende führen.³ Judit Jdt 18 11 4 3 Zweideutig. In ihrem Sinne wird den Israeliten der Sieg zuteil. Judit Jdt 18 11 5 Vivit enim Nabuchodonosor rex terræ, et vivit virtus ejus, quæ est in te ad correptionem omnium animarum errantium: quoniam non solum homines serviunt illi per te, sed et bestiæ agri obtemperant illi. So wahr Nabuchodonosor, der König der Erde, lebt und so wahr seine Macht lebt,⁴ welche dir zur Züchtigung aller Betörten gegeben ist, so sind ihm durch dich nicht nur die Menschen untertan, sondern auch die Tiere des Feldes sind ihm gehorsam. Judit Jdt 18 11 5 4 Orientalische Redeweise. (Vergl. [Gen 42,15].) Judit Jdt 18 11 6 Nuntiatur enim animi tui industria universis gentibus, et indicatum est omni sæculo, quoniam tu solus bonus, et potens es in omni regno ejus, et disciplina tua omnibus provinciis prædicatur. Denn zu allen Völkern ist die Kunde von der Klugheit deines Geistes gedrungen und der ganzen Welt ist es kund geworden, dass du allein in seinem ganzen Reiche der Gütige und Mächtige bist, und deine Anordnungen werden in allen Landen gepriesen. Judit Jdt 18 11 7 Nec hoc latet, quod locutus est Achior, nec illud ignoratur, quod ei jusseris evenire. Auch das ist nicht verborgen, was Achior geredet hat, und auch das weiß man, was du ihm hast widerfahren lassen. [Jdt 5,5] Judit Jdt 18 11 8 Constat enim, Deum nostrum sic peccatis offensum, ut mandaverit per prophetas suos ad populum, quod tradat eum pro peccatis suis. Denn es ist gewiss, dass unser Gott durch Sünden so beleidigt ward, dass er durch seine Propheten dem Volke hat verkündigen lassen, er werde es um seiner Missetaten willen preisgeben.⁵ Judit Jdt 18 11 8 5 So bestätigt sie zunächst die Worte Achiors, um dann anzudeuten, dass die Juden den Geboten ihres Gottes treu werden wollen. Judit Jdt 18 11 9 Et quoniam sciunt se offendisse Deum suum filii Israel, tremor tuus super ipsos est. Und weil die Söhne Israels wissen, dass sie ihren Gott beleidigt haben, so ist Schrecken vor dir über sie gekommen. Judit Jdt 18 0 1 C. Holofernes weist ihr ein Zelt zu und gestattet ihr des Nachts mit ihrer Magd aus dem Lager zu gehen, ihren Gott anzubeten. Sie tut dies drei Nächte hindurch. (V. 9) Am vierten Tage gibt Holofernes seinen Dienern ein großes Gastmahl, zu dem er auch Judith einlädt. Judith genießt ihre gewohnten Speisen, Holofernes berauscht sich. Judit Jdt 18 12 1 Tunc jussit eam introire ubi repositi erant thesauri ejus, et jussit illic manere eam, et constituit quid daretur illi de convivio suo. Hierauf hieß er sie dorthin gehen, wo seine Schätze aufbewahrt¹ waren, und befahl ihr, daselbst zu bleiben, indem er bestimmte, was ihr von seinem Tische gegeben werden sollte. Judit Jdt 18 12 1 1 Septuag: sein Silbergerät aufgestellt war, also in den Speisesaal. Judit Jdt 18 12 10 Et factum est, in quarto die Holofernes fecit cnam servis suis, et dixit ad Vagao eunuchum suum: Vade, et suade Hebræam illam ut sponte consentiat habitare mecum. Und es geschah, am vierten Tage gab Holofernes seinen Dienern ein Mahl und sprach zu Vagao, seinem Kämmerlinge: Gehe hin und berede jene Hebräerin, dass sie sich freiwillig entschließe, mir beizuwohnen; Judit Jdt 18 12 11 Fdum est enim apud Assyrios, si femina irrideat virum agendo ut immunis ab eo transeat. denn es gilt als Schande bei den Assyriern, wenn ein Weib eines Mannes spottet, indem sie bewirkt, dass sie unversehrt von ihm fortgeht. Judit Jdt 18 12 12 Tunc introivit Vagao ad Judith, et dixit: Non vereatur bona puella introire ad dominum meum, ut honorificetur ante faciem ejus, ut manducet cum eo, et bibat vinum in jecunditate. Da ging Vagao⁸ zu Judith und sprach: Es scheue sich das gute Mädchen nicht, zu meinem Herrn zu kommen, um vor seinem Angesichte geehrt zu werden und mit ihm zu essen und in Fröhlichkeit Wein zu trinken! Judit Jdt 18 12 12 8 Bagoi (Bagous) hießen bei den Persern alle Kämmerer. (Ovid.) Holofernes hatte also einen persischen Kämmerer. Bei den Assyrern war eine solche Stellung eine hochangesehene. Judit Jdt 18 12 13 Cui Judith respondit: Quæ ego sum, ut contradicam domino meo? Judith antwortete ihm: Wer bin ich, dass ich meinem Herrn widersprechen dürfte?⁹ Judit Jdt 18 12 13 9 Die Einladung bot eine zu günstige Gelegenheit für Judith, die Ausführung der Befreiung zu versuchen, als dass sie dieselbe nicht hätte benutzen sollen, zumal sie sich durch das Gebet Kraft und Gottes Beistand gesichert. Judit Jdt 18 12 14 Omne quod erit ante oculos ejus bonum et optimum faciam. Quidquid autem illi placuerit, hoc mihi erit optimum omnibus diebus vitæ meæ. Alles, was in seinen Augen gut und das Beste scheint, will ich tun; denn alles, was ihm wohlgefällt, ist für mich das Beste alle Tage meines Lebens.¹⁰ Judit Jdt 18 12 14 10 Die übertriebenen Ausdrücke entsprechen der im Oriente üblichen Höflichkeit. Judit Jdt 18 12 15 Et surrexit, et ornavit se vestimento suo, et ingressa stetit ante faciem ejus. Und sie stand auf, schmückte sich mit ihrem Kleide, ging hinein und trat vor sein Angesicht.¹¹ Judit Jdt 18 12 15 11 Im Griech. folgt, wie öfter, eine längere Schilderung. Judit Jdt 18 12 16 Cor autem Holofernis concussum est: erat enim ardens in concupiscentia ejus. Da ward das Herz des Holofernes heftig bewegt, denn er brannte von Begierde nach ihr. Judit Jdt 18 12 17 Et dixit ad eam Holofernes: Bibe nunc, et accumbe in jucunditate, quoniam invenisti gratiam coram me. Und Holofernes sprach zu ihr: Trinke nun und nimm Platz in Fröhlichkeit, denn¹² du hast Gnade vor mir gefunden. Judit Jdt 18 12 17 12 Zusatz der Vulgata. Judit Jdt 18 12 18 Et dixit Judith: Bibam domine, quoniam magnificata est anima mea hodie præ omnibus diebus meis. Judith sprach: Ich will trinken, o Herr! denn mehr als an irgend einem Tage meines Lebens bin ich heute geehrt worden. Judit Jdt 18 12 19 Et accepit, et manducavit, et bibit coram ipso ea, quæ paraverat illi ancilla ejus. Und sie nahm und aß und trank vor ihm das, was ihre Magd ihr bereitet hatte. Judit Jdt 18 12 2 Cui respondit Judith, et dixit: Nunc non potero manducare ex his, quæ mihi præcipis tribui, ne veniat super me offensio: ex his autem, quæ mihi detuli, manducabo. Doch Judith antwortete ihm und sprach: Jetzt kann ich von dem, was du mir zu geben befiehlst, nicht essen, damit ich in keine Sünde falle;² sondern von dem, was ich mir mitgebracht habe, werde ich essen. Judit Jdt 18 12 2 2 Die Teilnahme an einem Mahle von Götzenopfern galt als eine Art von Götzendienst. [Tob 1,12, Dan 1,8, 1Kor 10,14] Judit Jdt 18 12 20 Et jucundus factus est Holofernes ad eam, bibitque vinum multum nimis, quantum nunquam biberat in vita sua. Holofernes aber ward fröhlich um ihretwillen und trank sehr viel Wein, so viel, wie er niemals in seinem Leben getrunken. Judit Jdt 18 12 3 Cui Holofernes ait: Si defecerint tibi ista, quæ tecum detulisti, quid faciemus tibi? Holofernes sprach zu ihr: Wenn dir das ausgeht, was du mit dir genommen hast, was sollen wir dann für dich tun? Judit Jdt 18 12 4 Et dixit Judith: Vivit anima tua domine meus, quoniam non expendet omnia hæc ancilla tua, donec faciat Deus in manu mea hæc, quæ cogitavi. Et induxerunt illam servi ejus in tabernaculum, quod præceperat. Judith antwortete: So wahr deine Seele lebt, mein Herr! deine Magd wird dies alles nicht aufzehren, bis der Herr durch meine Hand tut, was ich vorhabe.³ Darauf führten seine Diener sie in das Zelt, das er angewiesen hatte. Judit Jdt 18 12 4 3 Judith versteht dies in ihrem Sinne, Holofernes in einem anderen. Judit Jdt 18 12 5 Et petiit dum introiret, ut daretur ei copia nocte et ante lucem egrediendi foras ad orationem, et deprecandi Dominum. Als sie dorthin ging, bat sie, man solle ihr die Erlaubnis geben, bei Nacht und vor Tagesanbruch⁴ zum Gebete hinauszugehen, um den Herrn anzurufen. Judit Jdt 18 12 5 4 Also zu jeder Stunde. Sie sichert sich die Möglichkeit der Flucht nach dem Tode des Holofernes. Judit Jdt 18 12 6 Et præcepit cubiculariis suis ut sicut placeret illi, exiret et introiret ad adorandum Deum suum, per triduum: Da befahl er seinen Kämmerlingen, sie, wie es ihr gefiele, drei Tage lang aus- und eingehen zu lassen, um ihren Gott anzubeten.⁵ Judit Jdt 18 12 6 5 Holofernes vermutet in keiner Weise Gefahr von ihrer Seite. Judit Jdt 18 12 7 Et exibat noctibus in vallem Bethuliæ, et baptizabat se in fonte aquæ. So ging sie des Nachts in das Tal von Bethulia und wusch sich in der Wasserquelle.⁶ Judit Jdt 18 12 7 6 Solche Waschungen waren bei Juden und Heiden in Übung. Judit Jdt 18 12 8 Et ut ascendebat, orabat Dominum Deum Israel, ut dirigeret viam ejus ad liberationem populi sui. Und wenn sie hinaufging, bat sie den Herrn, den Gott Israels, er möge zur Befreiung ihres Volkes ihren Weg ebnen; Judit Jdt 18 12 9 Et introiens, munda manebat in tabernaculo usque dum acciperet escam suam in vespere. dann ging sie in das Zelt und blieb daselbst rein, bis sie am Abend ihre Speise zu sich nahm.⁷ Judit Jdt 18 12 9 7 Sie setzt das Fasten fort, sich auf die große Befreiungstat vorzubereiten. (Ähnlich Esther [Est 4,16].) Judit Jdt 18 0 1 D. Mit dem trunkenen Holofernes in dessen Gemach allein gelassen, schlägt sie ihm das Haupt ab und übergibt es ihrer Magd. (V. 11) Beide verlassen das Lager; anscheinend um nach Gewohnheit zu beten, begeben sie sich nach Bethulia, verkündigen den Tod des Holofernes, zeigen dessen Haupt und erfüllen alles mit Freude. Judit Jdt 18 13 1 Ut autem sero factum est, festinaverunt servi illius ad hospitia sua, et conclusit Vagao ostia cubiculi, et abiit. Als es nun spät geworden war, eilten seine Diener in ihre Ruhestätten und Vagao schloss die Tür des Schlafgemaches zu¹ und ging hinweg; Judit Jdt 18 13 1 1 Von außen, doch war die Magd Judiths im Vorzimmer, bereit, mit ihr aus dem Lager zu gehen. Nach dem Griech. hatte sie auch Bagao gesagt, sie werde in dieser Nacht ausgehen, so dass ihr Weggehen aus dem Zelte des Holofernes nichts Auffallendes an sich hatte. Judit Jdt 18 13 10 Et percussit bis in cervicem ejus, et abscidit caput ejus, et abstulit conopum ejus a columnis, et evolvit corpus ejus truncum. Hierauf schlug sie zweimal auf seinen Nacken, hieb ihm das Haupt ab, nahm sein Mückennetz von den Säulen⁶ und wälzte seinen Rumpf hinab.⁷ Judit Jdt 18 13 10 6 Wohl um das Haupt in dasselbe einzuwickeln oder als Siegeszeichen, da es sehr kostbar war; oder endlich um durch dasselbe den Bewohnern von Bethulia zu beweisen, dass sie das Haupt des Holofernes bringe. Judit Jdt 18 13 10 7 Über das Lager hinab. Sie zog auch Vorhänge über Leichnam und Lager. [Jdt 14,14] Judit Jdt 18 13 11 Et post pusillum exivit, et tradidit caput Holofernis ancillæ suæ, et jussit ut mitteret illud in peram suam. Bald darauf ging sie hinaus, gab ihrer Magd das Haupt des Holofernes und befahl ihr, dasselbe in ihren Sack zu stecken.⁸ Judit Jdt 18 13 11 8 Diese Tasche trug sie gewöhnlich mit sich. [Jdt 10,5, Jdt 12,2] Judit Jdt 18 13 12 Et exierunt duæ, secundum consuetudinem suam, quasi ad orationem, et transierunt castra, et gyrantes vallem, venerunt ad portam civitatis. Alsdann gingen beide ihrer Gewohnheit gemäß hinaus, als wollten sie beten, durchschritten das Lager und kamen, nachdem sie um das Tal gegangen, zum Tore der Stadt. Judit Jdt 18 13 13 Et dixit Judith a longe custodibus murorum: Aperite portas, quoniam nobiscum est Deus, qui fecit virtutem in Israel. Dort rief Judith von fern den Wächtern auf der Mauer zu: Öffnet die Tore! denn Gott, der seine Kraft an Israel erzeigt hat, ist mit uns. Judit Jdt 18 13 14 Et factum est, cum audissent viri vocem ejus, vocaverunt presbyteros civitatis. Und es geschah, als die Männer ihre Stimme hörten, riefen sie die Ältesten der Stadt.⁹ Judit Jdt 18 13 14 9 Diese hatten während der Belagerung die Schlüssel der Stadt bei sich. Vergl. [Jdt 8,32]. Judit Jdt 18 13 15 Et concurrerunt ad eam omnes, a minimo usque ad maximum: quoniam sperabant eam jam non esse venturam. Da liefen alle, vom Kleinsten bis zum Größten, zu ihr zusammen, weil man erwartet hatte, sie werde nicht wiederkommen. Judit Jdt 18 13 16 Et accendentes luminaria congyraverunt circa eam universi: illa autem ascendens in eminentiorem locum, jussit fieri silentium. Cumque omnes tacuissent, Und sie zündeten Lichter an und alle umringten sie, sie aber trat auf einen höher gelegenen Ort und gebot Stillschweigen. Als nun alle schwiegen, Judit Jdt 18 13 17 Dixit Judith: Laudate Dominum Deum nostrum, qui non deseruit sperantes in se: sprach Judith: Lobet den Herrn, unsern Gott, der die, welche auf ihn hofften, nicht verlassen hat Judit Jdt 18 13 18 Et in me ancilla sua adimplevit misericordiam suam, quam promisit domui Israel: et interfecit in manu mea hostem populi sui hac nocte. und der an mir, seiner Magd, seine Barmherzigkeit erfüllt hat, die er dem Hause Israel verheißen, und den Feind seines Volkes durch meine Hand in dieser Nacht getötet hat. Judit Jdt 18 13 19 Et proferens de pera caput Holofernis, ostendit illis, dicens: Ecce caput Holofernis principis militiæ Assyriorum, et ecce conopum illius, in quo recumbebat in ebrietate sua, ubi per manum feminæ percussit illum Dominus Deus noster. Alsdann zog sie das Haupt des Holofernes aus dem Sack hervor und zeigte es ihnen, indem sie sprach: Sehet das Haupt des Holofernes, des Heerführers der Assyrier, und sehet sein Mückennetz, unter welchem er in seiner Trunkenheit lag, wo ihn der Herr, unser Gott, durch die Hand eines Weibes geschlagen hat. Judit Jdt 18 13 2 Erant autem omnes fatigati a vino: alle aber waren vom Weine müde geworden. Judit Jdt 18 13 20 Vivit autem ipse Dominus, quoniam custodivit me Angelus ejus et hinc euntem, et ibi commorantem, et inde huc revertentem, et non permisit me Dominus ancillam suam coinquinari, sed sine pollutione peccati revocavit me vobis gaudentem in victoria sua, in evasione mea, et in liberatione vestra. So wahr der Herr lebt! sein Engel hat mich behütet, sowohl als ich von hier wegging, wie als ich dort weilte und von dort hierher zurückkehrte; und der Herr ließ nicht zu, dass ich, seine Magd, befleckt würde, sondern hat mich ohne Befleckung durch eine Sünde zu euch zurückgerufen, mich zu freuen, dass er gesiegt hat und ich entronnen bin und ihr errettet seid! Judit Jdt 18 13 21 Confitemini illi omnes, quoniam bonus, quoniam in sæculum misericordia ejus. Preiset ihn alle! denn er ist gütig, denn seine Barmherzigkeit währt ewig.¹⁰ [Ps 105,1, Ps 106,1] Judit Jdt 18 13 21 10 Zusatz der Vulgata. Judit Jdt 18 13 22 Universi autem adorantes Dominum, dixerunt ad eam: Benedixit te Dominus in virtute sua, quia per te ad nihilum redegit inimicos nostros. Da beteten alle den Herrn an und sprachen zu ihr: Der Herr hat dich mit seiner Kraft gesegnet, der durch dich unsere Feinde vernichtet hat. Judit Jdt 18 13 23 Porro Ozias princeps populi Israel, dixit ad eam: Benedicta es tu filia a Domino Deo excelso præ omnibus mulieribus super terram. Ozias aber, der Fürst des Volkes Israel,¹¹ sprach zu ihr: Gesegnet bist du,¹² o Tochter! von dem Herrn, dem höchsten Gott, vor allen Frauen auf Erden. Judit Jdt 18 13 23 11 Er war Befehlshaber von Bethulia. Judit Jdt 18 13 23 12 Parallele zu [Lk 1,28]. Judit Jdt 18 13 24 Benedictus Dominus, qui creavit clum et terram, qui te direxit in vulnera capitis principis inimicorum nostrorum: Gepriesen sei der Herr, der Himmel und Erde erschaffen, der dich geleitet hat, dass du das Haupt des Obersten unserer Feinde abschlugst; Judit Jdt 18 13 25 Quia hodie nomen tuum ita magnificavit, ut non recedat laus tua de ore hominum, qui memores fuerint virtutis Domini in æternum, pro quibus non pepercisti animæ tuæ propter angustias et tribulationem generis tui, sed subvenisti ruinæ ante conspectum Dei nostri. denn heute hat er deinen Namen so groß gemacht, dass dein Lob¹³ nimmer weichen wird aus dem Munde der Menschen, ewig werden sie der Kraft des Herrn eingedenk sein, weil du für sie deines Lebens nicht geschont, um der Bedrängnis und Trübsal deines Volkes willen, sondern den Untergang im Angesichte unsers Gottes abgewendet hast. Judit Jdt 18 13 25 13 Griech.: Hoffnung. Erinnerung an die betätigte Kraft des Gottvertrauens. Judit Jdt 18 13 26 Et dixit omnis populus: Fiat, fiat. Da sprach das ganze Volk: Es geschehe, es geschehe! Judit Jdt 18 13 27 Porro Achior vocatus venit, et dixit ei Judith: Deus Israel, cui tu testimonium dedisti quod ulciscatur se de inimicis suis, ipse caput omnium incredulorum incidit hac nocte in manu mea. Alsdann¹⁴ ward auch Achior gerufen, und als er kam, sprach Judith zu ihm: Der Gott Israels, dem du das Zeugnis gegeben hast, dass er sich an seinen Feinden rächt, hat in dieser Nacht das Haupt aller Ungläubigen durch meine Hand abgeschlagen. Judit Jdt 18 13 27 14 Dieser Bericht steht in der Septuag und Itala [Jdt 14,6-9], bei ihnen bildeten so die auf Achior bezüglichen Angaben ein geschlossenes Ganzes. Zudem fällt nach Septuag und Itala Achior beim Anblick des Hauptes des Holofernes sofort in Ohnmacht, während er in der Vulgata erst eine vom hl. Hieronymus hier eingefügte Rede Judiths V. 27, 28 anhört. Judit Jdt 18 13 28 Et ut probes quia ita est, ecce caput Holofernis, qui in contemptu superbiæ suæ Deum Israel contempsit, et tibi interitum minabatur, dicens: Cum captus fuerit populus Israel, gladio perforari præcipiam latera tua. Und damit du dich überzeugst, dass es so ist, siehe da das Haupt des Holofernes, welcher in seinem übermütigen Stolze den Gott Israels verachtet und dich mit dem Untergange bedroht hat, indem er sprach: Wenn das Volk Israel gefangen ist, werde ich deine Seiten mit dem Schwerte durchbohren lassen! Judit Jdt 18 13 29 Videns autem Achior caput Holofernis, angustiatus præ pavore, cecidit in faciem suam super terram, et æstuavit anima ejus. Als Achior das Haupt des Holofernes sah, geriet er in Angst und Schrecken und fiel auf sein Angesicht zur Erde und verlor die Besinnung. Judit Jdt 18 13 3 Eratque Judith sola in cubiculo. So war Judith allein in dem Schlafgemache, Judit Jdt 18 13 30 Postea vero quam resumpto spiritu recreatus est, procidit ad pedes ejus, et adoravit eam, et dixit: Nachdem er aber wieder zu sich gekommen war und sich erholt hatte, fiel er ihr zu Füßen und sprach, ihr seine Ehrerbietung bezeigend: Judit Jdt 18 13 31 Benedicta tu a Deo tuo in omni tabernaculo Jacob, quoniam in omni gente, quæ audierit nomen tuum, magnificabitur super te Deus Israel. Gesegnet bist du von deinem Gott in allen Wohnungen Jakobs,¹⁵ denn unter allen Völkern, die deinen Namen hören werden, wird der Gott Israels um deinetwillen verherrlicht werden. Judit Jdt 18 13 31 15 Unter allen Weibern, die in den Wohnungen der Israeliten sind. Judit Jdt 18 13 4 Porro Holofernes jacebat in lecto, nimia ebrietate sopitus. Holofernes aber lag auf dem Bette,² von übermäßiger Trunkenheit übermannt. Judit Jdt 18 13 4 2 Nach dem Griech. mit dem Gesicht auf dem Ruhebette. Judit Jdt 18 13 5 Dixitque Judith puellæ suæ ut staret foris ante cubiculum, et observaret. Judith nun hatte ihrer Magd gesagt, dass sie draußen vor dem Schlafgemache bleiben und acht haben sollte. Judit Jdt 18 13 6 Stetitque Judith ante lectum, orans cum lacrimis, et labiorum motu in silentio, Jetzt trat Judith vor das Bett³ und betete unter Tränen und bewegte ihre Lippen im Stillen Judit Jdt 18 13 6 3 Griech.: Zur Säule des Lagers. Judit Jdt 18 13 7 Dicens: Confirma me Domine Deus Israel, et respice in hac hora ad opera manuum mearum, ut, sicut promisisti, Jerusalem civitatem tuam erigas: et hoc quod credens per te posse fieri cogitavi, perficiam. und sprach: Stärke mich, Herr, Gott Israels! und schaue in dieser Stunde auf das Tun meiner Hände, dass du, wie du verheißen hast,⁴ Jerusalem, deine Stadt, aufrichtest und ich das vollbringe, was ich vertrauensvoll gedacht, durch dich tun zu können. Judit Jdt 18 13 7 4 [1Kön 9,3, 2Kön 19,34] Judit Jdt 18 13 8 Et cum hæc dixisset, accessit ad columnam, quæ erat ad caput lectuli ejus, et pugionem ejus, qui in ea ligatus pendebat, exsolvit. Als sie so gesprochen, trat sie zur Säule, welche an der Kopfseite seines Bettes war, und löste sein Schwert ab, welches daran gebunden hing. Judit Jdt 18 13 9 Cumque evaginasset illum, apprehendit comam capitis ejus, et ait: Confirma me Domine Deus in hac hora. Dann zog sie dasselbe aus der Scheide, ergriff das Haar seines Hauptes⁵ und sprach: Stärke mich, Herr, Gott! in dieser Stunde. Judit Jdt 18 13 9 5 Um ihn sicher zu treffen. Judit Jdt 18 0 1 3. Die Israeliten tragen einen großen Sieg über die Assyrier davon, die ihres Führers beraubt sind. (14,1 15,8) A. Judith rät den Israeliten, am nächsten Tage das Haupt des Holofernes an der Mauer aufzuhängen und einen Ausfall zu machen. (V. 5) B. Die Israeliten greifen die Assyrier an, welche auf die Kunde, dass ein Weib ihren Oberfeldherrn getötet hat, in Furcht und Schrecken geraten. Judit Jdt 18 14 1 Dixit autem Judith ad omnem populum: Audite me fratres, suspendite caput hoc super muros nostros: Judith aber sprach zu dem ganzen Volke: Höret mich, Brüder! hänget dieses Haupt an unseren Mauern auf.¹ Judit Jdt 18 14 1 1 So schlug David die Philister, indem er das Haupt Goliaths zeigte [1Sam 17,51], und Judas Machabäus hing das Haupt Nikanors an der Mauer von Sion auf. [2Makk 15,35] Judit Jdt 18 14 10 Nullus enim audebat cubiculum virtutis Assyriorum pulsando aut intrando aperire. denn niemand wagte es, an das Schlafgemach des Mächtigen der Assyrier zu klopfen, oder es zu öffnen und hineinzugehen. Judit Jdt 18 14 11 Sed cum venissent ejus duces ac tribuni, et universi majores exercitus regis Assyriorum, dixerunt cubiculariis: Als aber seine Führer und Obersten und alle Hauptleute des Heeres des Königs von Assyrien gekommen waren, sprachen sie zu den Kämmerlingen: Judit Jdt 18 14 12 Intrate, et excitate illum, quoniam egressi mures de cavernis suis, ausi sunt provocare nos ad prlium. Gehet hinein und wecket ihn auf, denn die Mäuse sind aus ihren Löchern gekrochen und haben es gewagt, uns zum Kampfe herauszufordern!⁵ Judit Jdt 18 14 12 5 Vergl. [1Sam 14,11]. Griech.: Die Knechte haben es gewagt, zum Kampfe wider uns herabzukommen, auf dass sie gänzlich vertilgt werden. Judit Jdt 18 14 13 Tunc ingressus Vagao cubiculum ejus, stetit ante cortinam, et plausum fecit manibus suis: suspicabatur enim illum cum Judith dormire. Da ging Vagao in sein Schlafgemach, stellte sich vor den Vorhang und klatschte in die Hände;⁶ denn er vermutete, dass er mit Judith schlafe. Judit Jdt 18 14 13 6 Griech.: klopfte an demselben. Judit Jdt 18 14 14 Sed cum nullum motum jacentis sensu aurium caperet, accessit proximans ad cortinam, et elevans eam, vidensque cadaver absque capite Holofernis in suo sanguine tabefactum jacere super terram, exclamavit voce magna cum fletu, et scidit vestimenta sua. Da er aber keine Bewegung, als ob er darin liege, wahrzunehmen vermochte, trat er näher zu dem Vorhange heran und hob denselben auf; da sah er den Leichnam des Holofernes ohne den Kopf, in seinem Blute gebadet, auf der Erde liegend, und schrie weinend laut auf und zerriss seine Kleider. Judit Jdt 18 14 15 Et ingressus tabernaculum Judith, non invenit eam, et exsiliit foras ad populum, Dann ging er in das Zelt der Judith, und da er sie nicht fand, eilte er zu dem Volke hinaus Judit Jdt 18 14 16 Et dixit: Una mulier Hebræa fecit confusionem in domo regis Nabuchodonosor: ecce enim Holofernes jacet in terra, et caput ejus non est in illo. und sprach:⁷ Eine einzige hebräische Frau hat in dem Hause des Königs Nabuchodonosor Unheil angerichtet, denn sehet, Holofernes liegt auf der Erde, und sein Haupt ist nicht mehr an ihm. Judit Jdt 18 14 16 7 Griech.: Diese Knechte haben Verrat geübt (durch die trügerischen Vorspiegelungen Judiths [Jdt 11,15ff]), eine einzige hebräische usw. Judit Jdt 18 14 17 Quod cum audissent principes virtutis Assyriorum, sciderunt omnes vestimenta sua, et intolerabilis timor et tremor cecidit super eos, et turbati sunt animi eorum valde. Als dies die Obersten der Heeresmacht der Assyrier hörten, zerrissen alle ihre Kleider und es überfiel sie unerträgliche Furcht und Bestürzung und ihr Gemüt ward sehr verwirrt Judit Jdt 18 14 18 Et factus est clamor incomparabilis in medio castrorum eorum. und es entstand ein unsägliches Geschrei in ihrem Lager. Judit Jdt 18 14 2 Et erit, cum exierit Sol, accipiat unusquisque arma sua, et exite cum impetu, non ut descendatis deorsum, sed quasi impetum facientes. Und wenn die Sonne aufgeht, ergreife ein jeder seine Waffen und rücket mit Ungestüm aus, ohne aber hinabzuziehen, sondern als wenn ihr sie überfallen wolltet.² Judit Jdt 18 14 2 2 Nur wenn die Assyrier einen allgemeinen Angriff befürchten zu müssen glaubten, wagten sie, zu versuchen Holofernes zu wecken. Judith rechnet auf den große Schrecken, den sein Tod verursachen muss. Judit Jdt 18 14 3 Tunc exploratores necesse erit ut fugiant ad principem suum excitandum ad pugnam. Dann werden die Kundschafter zu ihrem Heerführer eilen müssen, um ihn zum Kampfe aufzuwecken. Judit Jdt 18 14 4 Cumque duces eorum cucurrerint ad tabernaculum Holofernis, et invenerint eum truncum in suo sanguine volutatum, decidet super eos timor. Wenn also ihre Führer zu dem Zelte des Holofernes laufen und dessen Rumpf in seinem Blute liegend finden, so wird sie Furcht befallen. Judit Jdt 18 14 5 Cumque cognoveritis fugere eos, ite post illos securi, quoniam Dominus conteret eos sub pedibus vestris. Nehmt ihr dann wahr, dass sie fliehen, so eilet ihnen ohne Besorgnis nach; denn der Herr wird sie unter euern Füßen zertreten. Judit Jdt 18 14 6 Tunc Achior videns virtutem, quam fecit Deus Israel, relicto gentilitatis ritu, credidit Deo, et circumcidit carnem præputii sui, et appositus est ad populum Israel, et omnis successio generis ejus usque in hodiernum diem. Als nun Achior die Macht sah, welche Gott an Israel zeigte, verließ er die Gebräuche des Heidentums, glaubte an Gott, ließ die Vorhaut seines Fleisches beschneiden und ward in das Volk Israel aufgenommen,³ mit allen Nachkommen seines Geschlechtes bis auf den heutigen Tag. Judit Jdt 18 14 6 3 Damit trat er in das Volk Gottes ein, eine Ausnahme von dem Gesetze [Dtn 23,3] wie einst Ruth. Judit Jdt 18 14 7 Mox autem ut ortus est dies, suspenderunt super muros caput Holofernis, accepitque unusquisque vir arma sua, et egressi sunt cum grandi strepitu et ululatu. Sobald also der Tag anbrach, hingen sie das Haupt des Holofernes an der Mauer auf, und alle Männer ergriffen ihre Waffen und zogen unter großem Getümmel und Geschrei aus. Judit Jdt 18 14 8 Quod videntes exploratores, ad tabernaculum Holofernis concurrerunt. Als dies die Kundschafter sahen, liefen sie zu dem Zelte des Holofernes. Judit Jdt 18 14 9 Porro hi, qui in tabernaculo erant, venientes, et ante ingressum cubiculi perstrepentes, excitandi gratia, inquietudinem arte moliebantur, ut non ab excitantibus, sed a sonantibus Holofernes evigilaret. Die aber, welche im Zelte waren,⁴ kamen und machten vor dem Eingange des Schlafgemaches Geräusch, um ihn aufzuwecken, und erregten geflissentlich Lärm, damit Holofernes nicht sowohl durch Weckende als durch ihr Getümmel zum Erwachen gebracht würde. Judit Jdt 18 14 9 4 Die größeren assyrischen Zelte hatten mehrere Abteilungen. Judit Jdt 18 0 1 C. Die Assyrier fliehen in Hast und Eile, von den Juden verfolgt, welche sie aus dem Lande vertreiben und reiche Beute erlangen. (V. 8) III. Die Israeliten feiern dankerfüllt den ihnen vom Herrn verliehenen Sieg. (Kap. 15, Vers 9 Kap. 16, Vers 31) 1. Judith wird geehrt. (V. 9 15) A. Der Hohepriester Eliakim kommt mit den Priestern von Jerusalem, Judith Glück zu wünschen und sie zu segnen. (V. 12) B. Die Einwohner von Bethulia geben ihr aus der Beute alles, was Holofernes besessen. Judit Jdt 18 15 1 Cumque omnis exercitus decollatum Holofernem audisset, fugit mens et consilium ab eis, et solo tremore et metu agitati, fugæ præsidium sumunt, Als nun das ganze Heer vernommen hatte, dass Holofernes enthauptet sei, wich Verstand und Rat von ihnen und von Zittern und Furcht getrieben, suchten sie ihr Heil in der Flucht, Judit Jdt 18 15 10 Quæ cum exisset ad illum, benedixerunt eam omnes una voce, dicentes: Tu gloria Jerusalem, tu lætitia Israel, tu honorificentia populi nostri: Als diese zu ihm hinauskam, priesen alle sie einstimmig und sprachen: Du bist der Ruhm Jerusalems, du die Wonne Israels, du der Preis unseres Volkes; Judit Jdt 18 15 11 Quia fecisti viriliter, et confortatum est cor tuum, eo quod castitatem amaveris, et post virum tuum, alterum nescieris: ideo et manus Domini confortavit te, et ideo eris benedicta in æternum. denn männlich hast du gehandelt und mutvoll ist dein Herz gewesen, weil du die Keuschheit liebtest und⁴ nach deinem Manne keinen andern erkanntest. Darum hat auch die Hand des Herrn dich gestärkt und darum wirst du gesegnet sein in Ewigkeit! Judit Jdt 18 15 11 4 Die Vulg. hat diesen Zusatz aus [Jdt 16,26] hierher versetzt. Judit Jdt 18 15 12 Et dixit omnis populus: Fiat, fiat. Da sprach das ganze Volk: Es geschehe, es geschehe! Judit Jdt 18 15 13 Per dies autem triginta, vix collecta sunt spolia Assyriorum a populo Israel. Kaum reichten dreißig Tage aus, dass das Volk Israel die Beute der Assyrier zusammenbrachte. Judit Jdt 18 15 14 Porro autem universa, quæ Holofernis peculiaria fuisse probata sunt, dederunt Judith in auro, et argento, et vestibus, et gemmis, et omni supellectili, et tradita sunt omnia illi a populo. Alles aber, was sich als Eigentum des Holofernes erwies,⁵ gaben sie Judith, Gold, Silber, Kleider, Edelsteine und allerlei Geräte; alles wurde ihr vom Volke übergeben. Judit Jdt 18 15 14 5 Nach der Septuag das Zelt des Holofernes und alles, was sich in demselben vorfand. Judit Jdt 18 15 15 Et omnes populi gaudebant cum mulieribus, et virginibus, et juvenibus, in organis, et citharis. Und das ganze Volk, Frauen und Jungfrauen⁶ und Jünglinge freuten sich mit Zithern und Harfen. Judit Jdt 18 15 15 6 Frauen und Jungfrauen pflegten an Siegesfeiern teilzunehmen. [Ri 11,34, 1Sam 18,6] Judit Jdt 18 15 2 Ita ut nullus loqueretur cum proximo suo, sed inclinato capite, relictis omnibus, evadere festinabant Hebræos, quos armatos super se venire audiebant, fugientes per vias camporum et semitas collium. derart, dass keiner mit dem andern redete, sondern alle gesenkten Hauptes und alles zurücklassend, eilten, den Hebräern zu entkommen, indem sie auf Feldwegen und auf Bergpfaden flohen, da sie hörten, dass jene bewaffnet gegen sie heranzögen.¹ Judit Jdt 18 15 2 1 Die Verwirrung über den Tod des Holofernes reicht zur Erklärung nicht aus, auch wohl noch nicht der Ausfall der Juden, Gott selbst nahm den Assyrern Mut und Kraft wie einst den Syriern. [2Kön 7,6] und [2Chr 13,15, 2Chr 14,12] Judit Jdt 18 15 3 Videntes itaque filii Israel fugientes, secuti sunt illos. Descenderuntque clangentes tubis, et ululantes post ipsos. Da also die Söhne Israels sie fliehen sahen, setzten sie ihnen nach. Sie zogen hinab, in die Trompeten stoßend und hinter ihnen herschreiend. Judit Jdt 18 15 4 Et quoniam Assyrii non adunati, in fugam ibant præcipites: filii autem Israel uno agmine persequentes, debilitabant omnes, quos invenire potuissent. Und da die Assyrier nicht vereinigt blieben und in hastiger Flucht sich überstürzten, die Söhne Israels sie aber in geschlossenen Reihen verfolgten, so machten diese alle nieder, die sie erreichen konnten. Judit Jdt 18 15 5 Misit itaque Ozias nuntios per omnes civitates, et regiones Israel. Auch sandte Ozias Boten in alle Städte und Landschaften Israels.² Judit Jdt 18 15 5 2 Der griechische Text nennt die einzelnen Städte. Judit Jdt 18 15 6 Omnis itaque regio, omnisque urbs electam juventutem armatam misit post eos, et persecuti sunt eos in ore gladii, quousque pervenirent ad extremitatem finium suorum. Jede Landschaft und jede Stadt sandte ihnen ihre auserlesene, bewaffnete junge Mannschaft nach, und diese verfolgten sie mit der Schärfe des Schwertes, bis sie an ihren äußersten Grenzen anlangten. Judit Jdt 18 15 7 Reliqui autem, qui erant in Bethulia, ingressi sunt castra Assyriorum, et prædam, quam fugientes Assyrii reliquerant abstulerunt, et onustati sunt valde. Die übrigen aber, welche in Bethulia zurückgeblieben waren, drangen in das Lager der Assyrier und holten die Beute, welche die fliehenden Assyrier zurückgelassen hatten, und gingen reich beladen heim. Judit Jdt 18 15 8 Hi vero, qui victores reversi sunt ad Bethuliam, omnia quæ erant illorum attulerunt secum, ita ut non esset numerus in pecoribus, et jumentis, et universis mobilibus eorum, ut a minimo usque ad maximum omnes divites fierent de prædationibus eorum. Die wiederum, welche als Sieger nach Bethulia zurückkamen, nahmen alles mit sich fort, was jenen gehört hatte, so dass das kleine und große Vieh und alle ihre beweglichen Güter nicht zu zählen waren und alle, vom Kleinsten bis zum Größten, durch die denselben abgenommene Beute reich wurden. Judit Jdt 18 15 9 Joacim autem summus pontifex de Jerusalem venit in Bethuliam cum universis presbyteris suis ut videret Judith. Joakim³ aber, der Hohepriester, kam aus Jerusalem nach Bethulia mit allen seinen Priestern, um Judith zu sehen. Judit Jdt 18 15 9 3 Synonym von Eliakim. [Jdt 4,11] Judit Jdt 18 0 1 2. Judith sagt Gott in einem Lobgesang Dank. (V. 1 21) A. Judith fordert alle auf, mit ihr Gott zu danken, der die übermütigen und allen den Untergang drohenden Assyrier in die Hand eines Weibes dahingegeben hat. (V. 7) B. Beschreibung der Herrlichkeit des Sieges und des Schreckens der Feinde. (V. 14) C. Preis der Größe Gottes und Verkündigung, dass alle Feinde des Volkes Gottes in ähnlicher Weise ihren Untergang finden werden. (V. 21) 3. Festlichkeiten in Jerusalem. (V. 22 31) a. Das ganze Volk geht nach Jerusalem hinauf, dort dem Herrn Dankesopfer darzubringen, Judith weiht Gott alles, was sie von der Beute empfangen. (V. 23) b. Drei Monate hindurch feiert das Volk das Siegesfest mit Judith in Jerusalem, welche ihr ganzes Leben hindurch geehrt, nach ihrem Tode von allen beweint wird. (V. 29) c. Zur steten Erinnerung an Gottes Erbarmen wird ein jährlich zu feiernder Erinnerungs- und Festtag eingesetzt. Judit Jdt 18 16 1 Tunc cantavit canticum hoc Domino Judith, dicens: Alsdann sang Judith dem Herrn dieses Lied: Judit Jdt 18 16 10 Unxit faciem suam unguento, et colligavit cincinnos suos mitra, accepit stolam novam ad decipiendum illum. Sie salbte ihr Antlitz mit Salbe und band ihre Locken mit einer Kopfbinde zusammen und legte ein neues Gewand an, ihn zu berücken. Judit Jdt 18 16 11 Sandalia ejus rapuerunt oculos ejus, pulchritudo ejus captivam fecit animam ejus, amputavit pugione cervicem ejus. Ihre Sandalen rissen seine Augen hin, ihre Schönheit nahm seine Seele gefangen, mit dem Schwerte zerhieb sie seinen Nacken. Judit Jdt 18 16 12 Horruerunt Persæ constantiam ejus, et Medi audaciam ejus. Es schauderten die Perser vor ihrem Mute und die Meder vor ihrer Kühnheit.⁴ Judit Jdt 18 16 12 4 Perser und Meder waren Hilfstruppen der Assyrier. Sie galten als die mutigsten und grausamsten von allen. Judit Jdt 18 16 13 Tunc ululaverunt castra Assyriorum, quando apparuerunt humiles mei, arescentes in siti. Da schrie das Heerlager der Assyrier laut auf,⁵ als meine Niedergebeugten erschienen, schmachtend vor Durst. Judit Jdt 18 16 13 5 Voll Verachtung [Jdt 14,12], nachher voll Schrecken [Jdt 14,18]. Judit Jdt 18 16 14 Filii puellarum compunxerunt eos, et sicut pueros fugientes occiderunt eos: perierunt in prlio a facie Domini Dei mei. Söhne junger Frauen durchbohrten sie und töteten sie, da sie wie Kinder flohen; sie kamen um im Kampfe vor dem Angesichte des Herrn, meines Gottes. Judit Jdt 18 16 15 Hymnum cantemus Domino, hymnum novum cantemus Deo nostro. Lasset uns dem Herrn ein Lied singen, ein neues Loblied lasset uns unserm Gott singen! Judit Jdt 18 16 16 Adonai Domine magnus es tu, et præclarus in virtute tua, et quem superare nemo potest. Adonai,⁶ Herr! du bist groß und herrlich in deiner Kraft und niemand kann dich übertreffen. Judit Jdt 18 16 16 6 Höchster Herr. Judit Jdt 18 16 17 Tibi serviat omnis creatura tua: quia dixisti, et facta sunt: misisti spiritum tuum, et creata sunt, et non est qui resistat voci tuæ. Dir sollen alle deine Geschöpfe dienen! denn du sprachst und es ward;⁷ du sandtest deinen Geist und es ward erschaffen, und niemand vermag deiner Stimme zu widerstehen. Judit Jdt 18 16 17 7 Vergl. [Gen 1,3.7.9] u.a. Judit Jdt 18 16 18 Montes a fundamentis movebuntur cum aquis: petræ, sicut cera, liquescent ante faciem tuam. Die Berge wanken in ihren Gründen mit den Wassern, die Felsen zerschmelzen wie Wachs vor deinem Antlitz.⁸ Judit Jdt 18 16 18 8 Vergl. [Ps 96,5]. Judit Jdt 18 16 19 Qui autem timent te magni erunt apud te per omnia. Aber die, welche dich fürchten, werden bei dir in allem groß sein. Judit Jdt 18 16 2 Incipite Domino in tympanis, cantate Domino in cymbalis, modulamini illi psalmum novum, exaltate, et invocate nomen ejus. Stimmet dem Herrn an mit Pauken, spielet dem Herrn mit Zimbeln, singet ihm ein neues Lied, erhebet ihn und rufet seinen Namen an! Judit Jdt 18 16 20 Væ genti insurgenti super genus meum: Dominus enim omnipotens vindicabit in eis, in die judicii visitabit illos. Wehe dem Volke, das sich über mein Volk erhebt; denn der Herr, der Allmächtige, wird sich an ihnen rächen, wird sie heimsuchen am Tage des Gerichtes! Judit Jdt 18 16 21 Dabit enim ignem, et vermes in carnes eorum, ut urantur, et sentiant usque in sempiternum. Denn er wird ihr Fleisch dem Feuer und den Würmern preisgeben, dass sie brennen und es fühlen in Ewigkeit!⁹ Judit Jdt 18 16 21 9 Also gibt es eine Hölle mit unauslöschlichem Feuer, eine Qual, in der der Wurm nie stirbt. (Hier., Chrys., Aug.) Judit Jdt 18 16 22 Et factum est post hæc, omnis populus post victoriam venit in Jerusalem adorare Dominum: et mox ut purificati sunt, obtulerunt omnes holocausta, et vota, et repromissiones suas. Und es geschah hiernach, dass das ganze Volk nach dem Siege nach Jerusalem kam, den Herrn anzubeten; und alle brachten, sobald sie rein waren,¹⁰ Brandopfer und was sie gelobt und verheißen hatten, dar. Judit Jdt 18 16 22 10 Vom Blutvergießen, Berührung der Leichen und den heidnischen Speisen. Judit Jdt 18 16 23 Porro Judith universa vasa bellica Holofernis, quæ dedit illi populus, et conopum, quod ipsa sustulerat de cubili ipsius, obtulit in anathema oblivionis. Judith aber brachte die gesamte Waffenrüstung des Holofernes, welche ihr das Volk gegeben hatte, und das Mückennetz, das sie selbst aus seiner Kammer genommen hatte, als Weihegeschenk der Vergessenheit¹¹ dar. Judit Jdt 18 16 23 11 Als Geschenk des Gebannten, als Weihegeschenk. Judit Jdt 18 16 24 Erat autem populus jucundus secundum faciem sanctorum, et per tres menses gaudium hujus victoriæ celebratum est cum Judith. Und das Volk war fröhlich vor dem Heiligtume und drei Monate lang feierte man mit Judith das Freudenfest dieses Sieges. Judit Jdt 18 16 25 Post dies autem illos unusquisque rediit in domum suam, et Judith magna facta est in Bethulia, et præclarior erat universæ terræ Israel. Nach diesen Tagen aber kehrte ein jeder in sein Haus zurück und Judith ward hochgeachtet in Bethulia und sehr berühmt im ganzen Lande Israel.¹² Judit Jdt 18 16 25 12 Griech.: Judith aber kehrte nach Bethulia zurück und blieb bei ihrem Besitztum. Und sie war während ihrer ferneren Lebenszeit berühmt im ganzen Lande. Judit Jdt 18 16 26 Erat etiam virtuti castitas adjuncta, ita ut non cognosceret virum omnibus diebus vitæ suæ, ex quo defunctus est Manasses vir ejus. Denn mit der Tapferkeit vereinigte sich die Keuschheit, so dass sie keinen Mann erkannte alle Tage ihres Lebens, seitdem Manasses, ihr Mann, gestorben war. Judit Jdt 18 16 27 Erat autem diebus festis procedens cum magna gloria. An den Festtagen aber erschien sie in großer Pracht.¹³ Judit Jdt 18 16 27 13 Dieser Vers fehlt im Griech. Judit Jdt 18 16 28 Mansit autem in domo viri sui annos centum quinque, et dimisit abram suam liberam, et defuncta est ac sepulta cum viro suo in Bethulia. Und sie blieb im Hause ihres Mannes hundertfünf Jahre und ließ ihre Magd frei und starb und ward bei ihrem Manne in Bethulia begraben. Judit Jdt 18 16 29 Luxitque illam omnis populus diebus septem. Und das ganze Volk trauerte um sie sieben Tage lang.¹⁴ Judit Jdt 18 16 29 14 Zeichen besonderer Ehre. Vergl. [Gen 50,10]; [1Sam 25,1]. Im Griech. folgt: Bevor sie aber starb, verteilte sie ihre Habe an alle nächsten Anverwandten ihres Gatten Manasse und an die nächsten Angehörigen ihres Geschlechts. (Hierauf als Schluss V. 30.) Judit Jdt 18 16 3 Dominus conterens bella, Dominus nomen est illi. Der Herr vernichtet die Kriegsmacht, Herr ist sein Name. Judit Jdt 18 16 30 In omni autem spatio vitæ ejus non fuit qui perturbaret Israel et post mortem ejus annis multis. Die ganze Zeit ihres Lebens hindurch und viele Jahre nach ihrem Tode war niemand, der Israel beunruhigt hätte.¹⁵ Judit Jdt 18 16 30 15 Der erste Feind, der später Juda heimsuchte, war Ägypten, dessen König Nechao den König Josias 608 besiegte. [2Kön 23,29] Judit Jdt 18 16 31 Dies autem victoriæ hujus festivitatis, ab Hebræis in numero sanctorum dierum accipitur, et colitur a Judæis ex illo tempore usque in præsentem diem. Der Tag dieser Siegesfeier¹⁶ aber ward von den Hebräern in die Zahl der heiligen Tage aufgenommen und von den Juden von jener Zeit an bis auf den heutigen Tag gefeiert.¹⁷ Judit Jdt 18 16 31 16 Der 25. Tag des 9. Monats Kasleu. Judit Jdt 18 16 31 17 Wohl nur bis zur Zeit der Abfassung dieses Buches. Nach der babylonischen Gefangenschaft wäre eine solche Feier wohl den Persern, den Gebietern der Juden, als Herausforderung erschienen. Deshalb haben auch die griechische, syrische und die ältere lateinische Übersetzung diesen Vers nicht. Judit Jdt 18 16 4 Qui posuit castra sua in medio populi sui, ut eriperet nos de manu omnium inimicorum nostrorum. Er hat sein Heerlager aufgeschlagen inmitten seines Volkes, um uns aus der Hand aller unserer Feinde zu retten. Judit Jdt 18 16 5 Venit Assur ex montibus ab aquilone in multitudine fortitudinis suæ: cujus multitudo obturavit torrentes, et equi eorum cooperuerunt valles. Assur kam aus den Gebirgen von Norden her mit der Fülle seiner Macht, seine Menge dämmte die Ströme und seine Rosse bedeckten die Täler.¹ Judit Jdt 18 16 5 1 Vergl. [Jdt 2,11] und [2Kön 19,24]. Judit Jdt 18 16 6 Dixit se incensurum fines meos, et juvenes meos occisurum gladio, infantes meos dare in prædam, et virgines in captivitatem. Er sagte, er werde mein Land niederbrennen, meine Jünglinge mit dem Schwerte töten, meine Kinder zur Beute machen und meine Jungfrauen in die Gefangenschaft überliefern. Judit Jdt 18 16 7 Dominus autem omnipotens nocuit eum, et tradidit eum in manus feminæ, et confodit eum. Doch der Herr, der Allmächtige, hat über ihn Schaden gebracht² und ihn in die Hände einer Frau gegeben, und sie hat ihn durchbohrt. Judit Jdt 18 16 7 2 Griech.: der Herr, der Allmächtige, hat sie vernichtet durch eines Weibes Hand. Judit Jdt 18 16 8 Non enim cecidit potens eorum a juvenibus, nec filii Titan percusserunt eum, nec excelsi gigantes opposuerunt se illi, sed Judith filia Merari in specie faciei suæ dissolvit eum. Denn ihr Gewaltiger fiel nicht durch Jünglinge noch schlugen ihn die Söhne Titans³ noch setzten sich ihm hohe Riesen zur Wehr, sondern Judith, Meraris Tochter, vernichtete ihn durch ihres Angesichtes Schönheit. Judit Jdt 18 16 8 3 Im Grundtexte stand wohl: Bene Rapha. (vergl. [2Sam 21,16.18] und [Jdt 5,18] wo Tal der Raphaim von der Septuag mit Tal der Titanen wiedergegeben wird.) Judit Jdt 18 16 9 Exuit enim se vestimento viduitatis, et induit se vestimento lætitiæ in exsultatione filiorum Israel. Denn sie zog ihre Witwenkleider aus und zog Festeskleider an, zum Jubel der Söhne Israels. Ester Est 19 0 1 I. Den Juden im Perserreiche erwächst große Gefahr. (Kap. 1, V. 1 Kap. 3, V. 15 [Kap. 13, V. 1-7]) 1. Esther, zur Gemahlin den Königs Xerxes erhoben, offenbart ihm eine von Mardochäus entdeckte Verschwörung. (1,1 2,23) A. Im dritten Jahre seiner Herrschaft gibt Assuerus den Großen seines Reiches (V. 3) und hierauf den Bewohnern von Susan ein großes Gastmahl. (V. 8) Am letzten Tage befiehlt er der Königin Vasthi, sich zu zeigen. (V. 11) Diese weigert sich zu kommen und wird auf den Rat der Weisen verstoßen. Es wird ein Befehl erlassen, dass die Frauen ihren Männern gehorchen sollen. Ester Est 19 1 1 In diebus Assueri, qui regnavit ab India usque thiopiam super centum viginti septem provincias: Zur Zeit des Assuerus,¹ der von Indien bis Äthiopien über hundertsiebenundzwanzig Landschaften² herrschte, Ester Est 19 1 1 1 Assuerus (hebr. Achaschwerosch). Von [Est 10,3] an in der Vulgata nach dem Vorgange der Septuag Artaxerxes, ist der König Xerxes (485 465), auf Keilinschriften Chsy-arscha oder Chsayarscha. Die Übersetzung der Septuaginta ist demnach falsch, da Artaxerxes dem hebräischen Namen Arthaschaschta (keilinschriftlich Artachschatra) entspricht. Ester Est 19 1 1 2 Verwaltungsbezirke, von denen je eine Anzahl eine Provinzverwaltung bilden. Ester Est 19 1 10 Itaque die septimo, cum rex esset hilarior, et post nimiam potationem incaluisset mero, præcepit Maumam, et Bazatha, et Harbona, et Bagatha, et Abgatha, et Zethar, et Charchas, septem eunuchis, qui in conspectu ejus ministrabant, Am siebenten Tage nun, als der König fröhlich und nach übermäßigem Trinken vom Weine erhitzt war, befahl er Maumam, Bazatha, Harbona, Bagatha, Abgatha, Zethar und Charchas, den sieben Kämmerern,¹⁷ die vor ihm Dienst taten, Ester Est 19 1 10 17 Die sieben Namen lauten in der Sept. anders; ihre Bedeutung ist unsicher. Die Kämmerer hatten den Verkehr des Königs mit den Frauen zu vermitteln. Die Siebenzahl ist auch den Persern bedeutungsvoll. Ester Est 19 1 11 Ut introducerent reginam Vasthi coram rege, posito super caput ejus diademate, ut ostenderet cunctis populis et principibus pulchritudinem illius: erat enim pulchra valde. die Königin Vasthi vor den König zu führen, die Krone¹⁸ auf dem Haupte, damit er allen Völkern und Fürsten ihre Schönheit zeigte; denn sie war sehr schön. Ester Est 19 1 11 18 Die hohe Mütze auf dem Haupte, also überhaupt königlich geschmückt. Ester Est 19 1 12 Quæ renuit, et ad regis imperium, quod per eunuchos mandaverat, venire contempsit. Unde iratus rex, et nimio furore succensus, Doch sie weigerte sich und verschmähte es, auf des Königs Gebot, das er durch die Kämmerer kundgegeben hatte, zu kommen.¹⁹ Darüber ward der König zornig und entbrannte in gewaltigem Grimme Ester Est 19 1 12 19 Die Königin will ihre Würde vor trunkenen Gästen nicht aufs Spiel setzen. Ester Est 19 1 13 Interrogavit sapientes, qui ex more regio semper ei aderant, et illorum faciebat cuncta consilio, scientium leges, ac jura majorum: und befragte die Weisen,²⁰ die nach königlicher Sitte allezeit bei ihm waren,²¹ nach deren Rat er alles tat, weil sie die Gesetze und die Rechte der Vorfahren kannten Ester Est 19 1 13 20 Die Magier, welche zugleich die oberste Rechtsinstanz waren. Vergl. [Dan 2,27, Dan 5,15]. Ester Est 19 1 13 21 Hebr.: die der Zeiten kundig waren. Ester Est 19 1 14 (Erant autem primi et proximi, Charsena, et Sethar, et Admatha, et Tharsis, et Mares, et Marsana, et Mamuchan, septem duces Persarum, atque Medorum, qui videbant faciem regis, et primi post eum residere soliti erant) (die obersten und ihm nächststehenden aber waren: Charsena, Sethar, Admatha, Tharsis, Mares, Marsana und Mamuchan, die sieben Fürsten der Perser und Meder,²² welche das Angesicht des Königs schauten und zunächst nach ihm zu sitzen pflegten),²³ Ester Est 19 1 14 22 Vergl. [Esra 7,14]. Ester Est 19 1 14 23 Denen der persönliche Zutritt zum König allezeit freistand und welche die obersten Plätze in der Regierung hatten. Ester Est 19 1 15 Cui sententiæ Vasthi regina subjaceret, quæ Assueri regis imperium, quod per eunuchos mandaverat, facere noluisset. welchem Urteile die Königin Vasthi unterliege, da sie den Befehl des Königs Assuerus, den er durch die Kämmerer übersandt hatte, zu erfüllen sich geweigert. Ester Est 19 1 16 Responditque Mamuchan, audiente rege, atque principibus: Non solum regem læsit regina Vasthi, sed et omnes populos, et principes, qui sunt in cunctis provinciis regis Assueri. Da antwortete Mamuchan vor dem Könige und den Fürsten: Nicht den König allein hat die Königin Vasthi beleidigt, sondern auch alle Völker und Fürsten, welche in allen Ländern des Königs Assuerus wohnen.²⁴ Ester Est 19 1 16 24 Den König hat sie durch ihren Ungehorsam beleidigt, den anderen gegenüber sich durch ihr schlechtes Beispiel versündigt. Ester Est 19 1 17 Egredietur enim sermo reginæ ad omnes mulieres, ut contemnant viros suos, et dicant: rex Assuerus jussit ut regina Vasthi intraret ad eum, et illa noluit. Denn was die Königin getan hat, wird allen Frauen kund werden, so dass sie ihre Männer verachten und sagen werden: Der König Assuerus befahl der Königin Vasthi, zu ihm zu kommen, aber sie wollte nicht. Ester Est 19 1 18 Atque hoc exemplo omnes principum conjuges Persarum atque Medorum, parvipendent imperia maritorum: unde regis justa est indignatio. Nach diesem Beispiele also werden alle Frauen der Fürsten der Perser und Meder die Befehle ihrer Männer geringachten, darum ist der Zorn des Königs gerecht.²⁵ Ester Est 19 1 18 25 Hebr.: Und heute noch werden die Fürstinnen der Perser und Meder, die von dem Verhalten der Königin gehört haben, es allen Fürsten des Königs erzählen und es wird Verachtung und Verdruss zur Genüge entstehen. Die Frauen werden sich triumphierend auf das Vorbild ihrer Herrin berufen. Ester Est 19 1 19 Si tibi placet, egrediatur edictum a facie tua, et scribatur juxta legem Persarum atque Medorum, quam præteriri illicitum est, ut nequaquam ultra Vasthi ingrediatur ad regem, sed regnum illius, altera, quæ melior est illa, accipiat. Wenn es dir gefällt, so möge ein Erlass von dir ausgehen und es werde nach dem Gesetze der Perser und Meder, das zu übertreten nicht gestattet ist,²⁶ geschrieben,²⁷ dass Vasthi hinfort nicht mehr vor dem Könige erscheinen darf, sondern eine andere ihre königliche Würde erhalten soll, die besser ist als sie. Ester Est 19 1 19 26 Ein solches konnte auch der König nicht zurücknehmen. So sicherten sie sich gegen die Rache Vasthis. Ester Est 19 1 19 27 Und eingetragen. Ester Est 19 1 2 Quando sedit in solio regni sui, Susan civitas regni ejus exordium fuit. als er auf seinem königlichen Throne saß,³ war Susan die Hauptstadt seines Reiches. Ester Est 19 1 2 3 Die Könige von Persien werden in der Regel auf dem Throne sitzend abgebildet. Ester Est 19 1 20 Et hoc in omne (quod latissimum est) provinciarum tuarum divulgetur imperium, et cunctæ uxores tam majorum, quam minorum deferant maritis suis honorem. Dies werde in dem ganzen Reiche deiner Länder (das so ausgedehnt ist,) bekannt gemacht, damit alle Frauen, sowohl die der Großen als die der Geringen ihren Männern Ehre erweisen. Ester Est 19 1 21 Placuit consilium ejus regi, et principibus: fecitque rex juxta consilium Mamuchan, Sein Rat gefiel dem Könige und den Fürsten und der König tat nach dem Rate Mamuchans Ester Est 19 1 22 Et misit epistolas ad universas provincias regni sui, ut quæque gens audire et legere poterat, diversis linguis et litteris, esse viros principes ac majores in domibus suis: et hoc per cunctos populos divulgari. und sandte Schreiben in alle Landschaften seines Reiches, in verschiedenen Sprachen und Schriftarten, so wie jedes Volk es lesen und verstehen konnte, dass die Männer die Ersten und Herren in ihren Häusern seien und dass dies bei allen Völkern bekannt gemacht werde.²⁸ Ester Est 19 1 22 28 Hebr.: und reden gemäß der Sprache ihres Volkes. In nationalgemischten Ehen soll der Mann seine Herrschaft dadurch betätigen, dass seine Sprache im Hause geredet wird, also fremde Weiber sie lernen und brauchen müssen. Das Gegenteil mit seinen schlimmen Folgen siehe [Neh 13,23.24]. Der Text ist indes wahrscheinlich nicht richtig erhalten. Vielleicht: alles redend, was ihm passend erscheine. Die Septuag übersetzt die letzten Worte nicht, die Vulgata setzt voraus, dass die Sprache des Mannes auch die der Frau und der Kinder ist. Ester Est 19 1 3 Tertio igitur anno imperii sui fecit grande convivium cunctis principibus, et pueris suis, fortissimis Persarum, et Medorum inclytis, et præfectis provinciarum coram se, Im dritten Jahre seiner Herrschaft also veranstaltete er ein großes Gastmahl für alle seine Fürsten und Diener, die Gewaltigen unter den Persern und die Angesehenen unter den Medern⁴ und die Statthalter der Landschaften⁵ vor sich, Ester Est 19 1 3 4 Perser und Meder werden als verwandte Stämme des über die Juden herrschenden Volkes immer zusammen genannt. Vergl. [Dan 6,8.12]. Ester Est 19 1 3 5 Die zur Beratung des Feldzuges gegen Griechenland berufen waren. Ester Est 19 1 4 Ut ostenderet divitias gloriæ regni sui, ac magnitudinem, atque jactantiam potentiæ suæ, multo tempore, centum videlicet et octoginta diebus. viele Tage lang, nämlich einhundertundachtzig Tage,⁶ um⁷ die Reichtümer der Herrlichkeit seines Reiches und die Größe und Pracht seiner Macht zur Schau zu stellen. Ester Est 19 1 4 6 Nicht dass das Gastmahl 180 Tage gedauert hätte, sondern diese Zeit hindurch dauerten die Beratungen und zeigte der König die Reichtümer und Herrlichkeit seines Reiches usw. Ester Est 19 1 4 7 Hebr.: wobei er zur Schau stellte. Ester Est 19 1 5 Cumque implerentur dies convivii, invitavit omnem populum, qui inventus est in Susan, a maximo usque ad minimum: et jussit septem diebus convivium præparari in vestibulo horti, et nemoris, quod regio cultu et manu consitum erat. Und als die Tage des Gastmahles vorüber waren, lud er das ganze Volk, das sich in Susan befand,⁸ vom Größten bis zum Kleinsten,⁹ ein und ließ sieben Tage lang ein Mahl bereiten im Vorhofe des Gartens und des Haines, der mit königlicher Sorgfalt und künstlich angelegt war. Ester Est 19 1 5 8 Nur die Genannten in der Burg von Susa befindlichen, oder auch die ganze männliche Bevölkerung der Stadt. Ester Est 19 1 5 9 Hoch und niedrig. Ester Est 19 1 6 Et pendebant ex omni parte tentoria arii coloris et carbasini ac hyacinthini, sustentata funibus byssinis atque purpureis, qui eburneis circulis inserti erant, et columnis marmoreis fulciebantur. Lectuli quoque aurei et argentei, super pavimentum smaragdino et pario stratum lapide, dispositi erant: quod mira varietate pictura decorabat. Dort hingen überall lichte und rote und veilchenblaue Tücher,¹⁰ von linnenen und purpurnen Seilen gehalten, die in elfenbeinernen Ringen liefen und an marmornen Säulen befestigt waren. Auch waren dort goldene und silberne Lagerpolster¹¹ auf dem Fußboden aufgestellt, der mit smaragdgrünem und parischem Marmor belegt und in wunderbarer Abwechslung mit Mussivarbeit¹² geschmückt war. Ester Est 19 1 6 10 Hebr.: Weißes Wollenzeug und purpurblaues Tuch. Blau und weiß waren die königlichen Farben der Perser. Ester Est 19 1 6 11 Mit Gold- und Silberfaden durchzogene Stoffe oder massive Gestelle. Ester Est 19 1 6 12 Hebr.: Auf einem Steinpflaster von Alabaster und weißem Marmor und Perlmutterstein und geflecktem Marmor. Es war Mosaikpflaster. Ester Est 19 1 7 Bibebant autem qui invitati erant, aureis poculis, et aliis atque aliis vasis cibi inferebantur. Vinum quoque, ut magnificentia regia dignum erat, abundans, et præcipuum ponebatur. Die Geladenen aber tranken aus goldenen Bechern und die Speisen¹³ wurden in immer wechselnden Gefäßen aufgetragen, auch ward, wie es königlicher Herrlichkeit geziemte, der beste Wein in Überfluss aufgesetzt. Ester Est 19 1 7 13 Vielmehr: wobei in immer wechselnden Gefäßen aufgetragen wurde. Ester Est 19 1 8 Nec erat qui nolentes cogeret ad bibendum, sed sicut rex statuerat, præponens mensis singulos de principibus suis ut sumeret unusquisque quod vellet. Und niemand nötigte jemanden wider seinen Willen zum Trinken,¹⁴ sondern wie der König, der über jeden Tisch einen von seinen Fürsten gesetzt, bestimmt hatte, sollte jeder nehmen, was er wollte. Ester Est 19 1 8 14 Hebr.: Und das Trinken richtete sich nach der Verordnung, dass niemanden nötigen sollte (bei anderen Gelagen wurden allgemeine Befehle gegeben). Ester Est 19 1 9 Vasthi quoque regina fecit convivium feminarum in palatio, ubi rex Assuerus manere consueverat. Auch Vasthi,¹⁵ die Königin, veranstaltete ein Gastmahl für die Frauen in dem Palaste, in dem der König Assuerus sich aufzuhalten pflegte.¹⁶ Ester Est 19 1 9 15 Pers. Vahista: die Beste. Ester Est 19 1 9 16 Bei öffentlichen Gastmählern erschienen die Frauen nicht, sondern gaben eigene Tafeln in den Palästen für Angehörige ihres Geschlechtes. Ester Est 19 0 1 Assuerus will an Stelle Vasthis eine andere Königin setzen. Unter den auserwählten Jungfrauen, welche ihm aus dem ganzen Reiche zugeführt werden, wählt er Edissa, persisch Esther genannt, die Nichte des Mardochäus (V. 8), und macht sie, ohne ihre Herkunft und ihr Vaterland zu kennen, im siebenten Jahre seiner Herrschaft zur Königin. (V. 18) C. Mardochäus weilt, um Esther nahe zu sein, an dem Tore des Palastes und entdeckt so eine Verschwörung von Kämmerern, welche er dem Könige durch Esther entdecken lässt. Ester Est 19 2 1 His ita gestis, postquam regis Assueri indignatio deferbuerat, recordatus est Vasthi, et quæ fecisset, vel quæ passa esset: Als sich nach diesen Begebenheiten¹ der Zorn des Königs Assuerus gelegt hatte, gedachte er der Vasthi und dessen, was sie getan und was über sie gekommen war. Ester Est 19 2 1 1 Kaum lange nach der Verstoßung Vasthis. Ester Est 19 2 10 Quæ noluit indicare ei populum et patriam suam: Mardochæus enim præceperat ei, ut de hac re omnino reticeret: Sie aber wollte ihm ihr Volk und Vaterland nicht kundgeben,⁹ denn Mardochäus hatte ihr befohlen, gänzlich von dieser Sache zu schweigen. Ester Est 19 2 10 9 Dass sie eine Jüdin, nicht dass sie die Tochter eines nichtpersischen Volkes sei. Ester Est 19 2 11 Qui deambulabat quotidie ante vestibulum domus, in qua electæ virgines servabantur, curam agens salutis Esther, et scire volens quid ei accideret. Täglich ging er vor dem Vorhofe des Hauses, in dem die auserlesenen Jungfrauen verwahrt wurden, auf und ab,¹⁰ besorgt um das Wohl Esthers und begierig zu erfahren, wie es ihr gehe. Ester Est 19 2 11 10 Die jüdischen Ausleger nehmen an, er habe ein Hofamt bekleidet. [Est 3,2ff] Ester Est 19 2 12 Cum autem venisset tempus singularum per ordinem puellarum, ut intrarent ad regem, expletis omnibus, quæ ad cultum muliebrem pertinebant, mensis duodecimus vertebatur: ita dumtaxat, ut sex mensibus oleo ungerentur myrrhino, et aliis sex quibusdam pigmentis et aromatibus uterentur. Bis aber die Zeit für ein jedes Mädchen der Reihe nach kam, zum Könige zu gehen, vergingen, ehe alles geschehen war, was zur Pflege der Frauen gehörte, zwölf Monate; sechs Monate nämlich wurden sie mit Myrrhenöl gesalbt und andere sechs Monate gebrauchten sie allerlei Salben und Spezereien. Ester Est 19 2 13 Ingredientesque ad regem, quidquid postulassent ad ornatum pertinens, accipiebant: et ut eis placuerat, compositæ de triclinio feminarum ad regis cubiculum transibant. Wenn sie dann zu dem Könige gingen, erhielten sie, was sie als zum Schmucke gehörig verlangten; und wie sie geschmückt sein wollten, so gingen sie aus dem Frauensaal in das Gemach des Königs. Ester Est 19 2 14 Et quæ intraverat vespere, egrediebatur mane, atque inde in secundas ædes deducebatur, quæ sub manu Susagazi eunuchi erant, qui concubinis regis præsidebat: nec habebat potestatem ad regem ultra redeundi, nisi voluisset rex, et eam venire jussisset ex nomine. Die, welche am Abend hineingegangen war, kam am Morgen heraus und wurde von da in ein zweites Haus geführt, das unter der Obhut des Kämmerers Susagazi war, welcher über die Nebenfrauen des Königs die Aufsicht führte; sie durften alsdann nicht wieder zu dem Könige kommen, es sei denn, dass der König es wollte und sie ausdrücklich kommen hieß. Ester Est 19 2 15 Evoluto autem tempore per ordinem, instabat dies, quo Esther filia Abihail fratris Mardochæi, quam sibi adoptaverat in Filiam, deberet intrare ad regem. Quæ non quæsivit muliebrem cultum, sed quæcumque voluit Egeus eunuchus custos virginum, hæc ei ad ornatum dedit. Erat enim Formosa valde, et incredibili pulchritudine, omnium oculis gratiosa et amabilis videbatur. Als nun die Reihenfolge um war, kam auch der Tag heran, an welchem Esther, die Tochter Abihails, des Bruders des Mardochäus, welche dieser als Tochter angenommen hatte, zum König gehen sollte. Sie verlangte keinen Frauenschmuck, sondern was der Kämmerling Egeus, der Hüter der Jungfrauen, wollte, gab er ihr zum Schmuck.¹¹ Sie war nämlich sehr wohlgestaltet und unglaublich schön, holdselig und anmutig in aller Augen. Ester Est 19 2 15 11 Sie kannte sein Wohlwollen (V. 9) und bewies ihre Bescheidenheit. Ester Est 19 2 16 Ducta est itaque ad cubiculum regis Assueri mense decimo, qui vocatur Tebeth, septimo anno regni ejus. So ward sie denn in das Gemach des Königs Assuerus geführt im zehnten Monate, welcher Tebeth¹² heißt, im siebenten Jahre seiner Herrschaft. Ester Est 19 2 16 12 Auf Keilinschriften Tebetu. Die vier Jahre zwischen der Verstoßung der Vasthi und Esthers Erhebung sind wohl durch den Krieg gegen Griechenland ausgefüllt. Ester Est 19 2 17 Et adamavit eam rex plus quam omnes mulieres, habuitque gratiam et misericordiam coram eo super omnes mulieres, et posuit diadema regni in capite ejus, fecitque eam regnare in loco Vasthi. Der König gewann sie lieber als alle anderen Frauen, sie fand Gnade und Gunst bei ihm mehr als alle anderen Frauen und er setzte die Königskrone auf ihr Haupt und machte sie zur Königin an Vasthis Statt. Ester Est 19 2 18 Et jussit convivium præparari permagnificum cunctis principibus, et servis suis pro conjunctione, et nuptiis Esther. Et dedit requiem universis provinciis, ac dona largitus est juxta magnificentiam principalem. Sodann ließ er ein prächtiges Gastmahl für alle seine Fürsten und Diener zurichten, zur Feier seiner Verbindung und Hochzeit mit Esther. Auch gewährte er allen Ländern Nachlass¹³ und verteilte mit fürstlicher Freigebigkeit Geschenke. Ester Est 19 2 18 13 Nach der Vulg. Nachlass von Frohnden dem Hebr. und der Septuag entspricht mehr Steuernachlass. Ester Est 19 2 19 Cumque secundo quærerentur virgines et congregarentur, Mardochæus manebat ad januam regis: Als nun ein zweites Mal Jungfrauen gesucht und zusammengebracht wurden,¹⁴ blieb Mardochäus an der Pforte des Königs.¹⁵ Ester Est 19 2 19 14 Es ist eine zweite Auswahl von Jungfrauen gemeint. Ester Est 19 2 19 15 Besser: Mardochäus weilt gerade an der Pforte des Königs. Ester Est 19 2 2 Dixeruntque pueri regis, ac ministri ejus: Quærantur regi puellæ virgines ac speciosæ, Da sprachen die Höflinge des Königs und seine Diener: Man suche dem Könige schöne Jungfrauen Ester Est 19 2 20 Necdum prodiderat Esther patriam, et populum suum, juxta mandatum ejus. Quidquid enim ille præcipiebat, observabat Esther: et ita cuncta faciebat ut eo tempore solita erat, quo eam parvulam nutriebat. Esther aber hatte ihr Vaterland und Volk noch nicht kundgegeben, wie es ihr befohlen war; denn sie beobachtete alles, was er befahl, und tat alles so, wie sie zu jener Zeit gewohnt war, da er sie noch als Kind aufzog.¹⁶ Ester Est 19 2 20 16 So war also Mardochäus nicht als Pflegevater der Königin bekannt. Die beiden Verschworenen achten nicht auf ihn als auf einen Mann aus dem Volke. Ester Est 19 2 21 Eo igitur tempore, quo Mardochæus ad regis januam morabatur, irati sunt Bagathan, et Thares duo eunuchi regis, qui janitores erant, et in primo palatii limine præsidebant: volueruntque insurgere in regem, et occidere eum. Zur Zeit also, da Mardochäus an der Pforte des Königs weilte, wurden Bagathan und Thares, zwei Kämmerer des Königs, welche Türhüter waren und die erste Schwelle des Palastes beaufsichtigten,¹⁷ erbittert und wollten sich wider den König erheben und ihn ermorden. Ester Est 19 2 21 17 Die obersten Türhüter. Ester Est 19 2 22 Quod Mardochæum non latuit, statimque nuntiavit reginæ Esther: et illa regi ex nomine Mardochæi, qui ad se rem detulerat. Dies blieb Mardochäus nicht verborgen und er teilte es alsbald der Königin Esther mit und diese dem Könige im Namen des Mardochäus, der ihr die Sache hinterbracht hatte. Ester Est 19 2 23 Quæsitum est, et inventum: et appensus est uterque eorum in patibulo. Mandatumque est historiis, et annalibus traditum coram rege. Als man nun nachforschte und es richtig befand, wurden beide an den Galgen gehängt,¹⁸ das Ereignis aber ward in die Jahrbücher vor dem Könige¹⁹ eingetragen. Ester Est 19 2 23 18 Hebr.: an ein Holz gehängt, d.i. gepfählt oder gekreuzigt. Ester Est 19 2 23 19 Das dem Könige immer zur Hand sein musste. Ester Est 19 2 3 Et mittantur qui considerent per universas provincias puellas speciosas et virgines: et adducant eas ad civitatem Susan, et tradant eas in domum feminarum sub manu Egei eunuchi, qui est præpositus et custos mulierum regiarum: et accipiant mundum muliebrem, et cetera ad usus necessaria. und sende Leute aus, die in allen Ländern schöne Jungfrauen² suchen und sie in die Stadt Susan führen und in das Frauenhaus bringen unter die Obhut des Egeus,³ des Kämmerers, welcher der Vorgesetzte und Hüter der königlichen Frauen ist; und sie mögen Frauenschmuck erhalten und was sonst zu ihrem Gebrauche vonnöten ist. Ester Est 19 2 3 2 Hebr.: alle schönen Jungfrauen: zahlreiche. Ester Est 19 2 3 3 Hebr.: Hege, V. 8, V. 15 Hegai. Ester Est 19 2 4 Et quæcumque inter omnes oculis regis placuerit, ipsa regnet pro Vasthi. Placuit sermo regi: et ita, ut suggesserant, jussit fieri. Welche dann unter allen den Augen des Königs gefällt, diese werde Königin an Vasthis Stelle. Dieser Vorschlag gefiel dem Könige und er befahl zu tun, wie sie geraten hatten. Ester Est 19 2 5 Erat vir Judæus in Susan civitate, vocabulo Mardochæus filius Jair, filii Semei, filii Cis, de stirpe Jemini, Nun war ein Jude in der Stadt Susan, mit Namen Mardochäus,⁴ der Sohn Jairs, des Sohnes Semeis, des Sohnes Kis, vom Stamme Benjamin,⁵ Ester Est 19 2 5 4 Der Name wird gewöhnlich von Merodach abgeleitet: dem Merdach (babylonischer Gott) angehörig. Ester Est 19 2 5 5 Wenn Jair sein Vater war, so doch Senai und Kis nur namhafte Vorfahren. Er stammte aus einer nach Babylon weggeführten Familie. Ester Est 19 2 6 Qui translatus fuerat de Jerusalem eo tempore, quo Jechoniam regem Juda Nabuchodonosor rex Babylonis transtulerat, welcher von Jerusalem zu der Zeit weggeführt war, als Nabuchodonosor, der König von Babylon, Jechonias, den König von Juda, wegführte. [2Kön 24,15, Est 11,4] Ester Est 19 2 7 Qui fuit nutritius filiæ fratris sui Edissæ, quæ altero nomine vocabatur Esther: et utrumque parentem amiserat: pulchra nimis, et decora facie. Mortuisque patre ejus ac matre, Mardochæus sibi eam adoptavit in filiam. Dieser war der Nährvater seiner Bruderstochter Edissa,⁶ welche mit anderem Namen Esther⁷ hieß und beide Eltern verloren hatte. Sie war sehr schön und anmutig. Nachdem also ihr Vater und ihre Mutter gestorben waren, hatte Mardochäus sie als seine Tochter angenommen. Ester Est 19 2 7 6 Myrte. Ester Est 19 2 7 7 Pers. stara Stern, Glück. Ihr Vater war der Bruder (nach dem Hebr. Oheim) des Mardochäus. (V. 15) Ester Est 19 2 8 Cumque percrebruisset regis imperium, et juxta mandatum illius multæ pulchræ virgines adducerentur Susan, et Egeo traderentur eunucho: Esther quoque inter ceteras puellas ei tradita est, ut servaretur in numero feminarum. Als nun der Erlass des Königs kundgeworden war und nach seinem Befehle viele schöne Jungfrauen nach Susan gebracht und dem Kämmerlinge Egeus übergeben wurden, ward ihm unter den übrigen Mädchen auch Esther übergeben, um unter der Zahl der Frauen bewahrt zu werden. Ester Est 19 2 9 Quæ placuit ei, et invenit gratiam in conspectu illius. Et præcepit eunucho, ut acceleraret mundum muliebrem, et traderet ei partes suas, et septem puellas speciosissimas de domo regis, et tam ipsam, quam pedissequas ejus ornaret atque excoleret. Sie gefiel ihm und fand Gnade vor seinen Augen.⁸ Daher befahl er einem Kämmerlinge, den Frauenschmuck zu beschleunigen und ihr ihren Teil zu geben, dazu sieben der schönsten Mädchen aus dem Hause des Königs und sie wie ihre Dienerinnen zu schmücken und auszustatten. Ester Est 19 2 9 8 Das Folgende lautet im Hebr.: daher beeilte er sich, sie vorzubereiten, ihr die geeigneten Anteile (Kost) zu reichen und ihr die sieben ihr zukommenden Dienerinnen aus dem königlichen Palaste zu verschaffen, und er versetzte sie und ihre Dienerinnen in die besten Gemächer des Frauenhauses. Ester Est 19 0 1 2. Aman zürnt auf Mardochäus und bewegt den König, das ganze Judenvolk dem Verderben zu weihen. [Est 3,1-15, Est 13,1-7] A. Der Meder Aman wird von Assuerus über alle Fürsten erhoben, so dass alle, mit Ausnahme von Mardochäus, vor ihm die Knie beugen. Auf die Kunde von Mardochäus Unbeugsamkeit beschließt Aman seinen und des ganzen jüdischen Volkes Untergang. (V. 6) B. Im ersten Monat des zwölften Jahres des Assuerus wirft Aman das Los über den Tag, der den Juden verhängnisvoll werden soll, und überredet den König, die Juden der Vernichtung preiszugeben. (V. 9) Der König gibt einen Erlass, dass die Juden am dreizehnten Tage des letzten Monats jenes Jahres in seinem ganzen Reiche getötet und ihre Güter ihnen weggenommen werden sollen, und sendet denselben durch die Provinzen. [Est 13,1-7] Ester Est 19 3 1 Post hæc rex Assuerus exaltavit Aman filium Amadathi, qui erat de stirpe Agag: et posuit solium ejus super omnes principes, quos habebat. Nach diesen Begebenheiten¹ erhob der König Assuerus Aman,² den Sohn Amadathis, der vom Geschlechte Agags³ war, und setzte dessen Sitz über den aller Fürsten, die um ihn waren. Ester Est 19 3 1 1 Die Zeit zwischen dem 7. [Est 2,16] und 12. Jahre des Xerxes [Est 3,1] ist inzwischen verflossen. Ester Est 19 3 1 2 Der Name wird verschieden erklärt: Der Einzige, Erhabene. Ester Est 19 3 1 3 Sept.: der Vugäer [Est 9,24]: der Macedonier. Da Agag kein Eigenname eines Königs von Amalek, sondern Amtsname war, deutet der Verfasser, wenn er dies Wort gebraucht, wohl auf eine geistige Verwandtschaft hin. Ester Est 19 3 10 Tulit ergo rex annulum, quo utebatur, de manu sua, et dedit eum Aman filio Amadathi, de progenie Agag, hosti Judæorum, Da zog der König den Ring, dessen er sich bediente, von seiner Hand und gab ihn Aman, dem Sohne Amadathis, vom Geschlechte Agags, dem Feinde der Juden,¹⁰ Ester Est 19 3 10 10 So konnte dieser fortan alle ihm gutdünkenden Erlasse durch Beisetzung des königlichen Siegels rechtskräftig machen. Ester Est 19 3 11 Dixitque ad eum: Argentum, quod tu polliceris, tuum sit: de populo age quod tibi placet. und sprach zu ihm: Das Silber, das du versprichst, soll dein sein.¹¹ Mit dem Volke tue, was dir gut dünkt. Ester Est 19 3 11 11 Der König will Amans Sorge um das Reich fürstlich lohnen. Ester Est 19 3 12 Vocatique sunt scribæ regis mense primo Nisan, tertiadecima die ejusdem mensis: et scriptum est, ut jusserat Aman, ad omnes satrapas regis, et judices provinciarum, diversarumque gentium, ut quæque gens legere poterat, et audire pro varietate linguarum ex nomine regis Assueri: et litteræ signatæ ipsius annulo, Dann wurden die Schreiber des Königs im ersten Monate Nisan, am dreizehnten Tage dieses Monats, berufen und es wurden, wie Aman befahl, im Namen des Königs Assuerus an alle Statthalter des Königs und die Richter¹² der Landschaften und der verschiedenen Völker Schreiben erlassen nach der Verschiedenheit der Sprachen, so dass es jedes Volk lesen und verstehen konnte, und die Schreiben wurden mit seinem Ringe gesiegelt Ester Est 19 3 12 12 Die über kleinere Bezirke gesetzten Statthalter (Pecha). Da im königlichen Befehl [Est 13] das Volk nicht genannt, dem der Blutbefehl gelten soll, durften wohl vorerst nur die höchsten Beamten den Namen desselben kennen, doch wird Aman schwerlich denselben so geheim gehalten haben, dass er nicht zur Kenntnis anderer gelangte. Die schnelle Veröffentlichung machte den Befehl unwiderruflich. Ester Est 19 3 13 Missæ sunt per cursores regis ad universas provincias ut occiderent atque delerent omnes Judæos, a puero usque ad senem, parvulos, et mulieres, uno die, hoc est tertio decimo mensis duodecimi, qui vocatur Adar, et bona eorum diriperent. und durch die Läufer des Königs in alle Länder gesandt, dass man alle Juden vom Knaben bis zum Greise, bis zu den Kindern und Frauen, an einem Tage, das ist am dreizehnten des zwölften Monats, welcher Adar heißt, töten und vernichten und ihre Güter plündern solle.¹³ Ester Est 19 3 13 13 Die Hoffnung auf Beute musste die Mordlust entflammen. Immerhin behielt sich Aman einen bestimmten Teil der erhofften Beute vor. Ester Est 19 3 14 Summa autem epistolarum hæc fuit, ut omnes provinciæ scirent, et pararent se ad prædictam diem. Dies aber war der Inhalt der Schreiben, dass alle Landschaften es wissen und sich bereit halten sollten auf den angegebenen Tag. Ester Est 19 3 15 Festinabant cursores, qui missi erant, regis imperium explere. Statimque in Susan pependit edictum, rege et Aman celebrante convivium, et cunctis Judæis, qui in urbe erant, flentibus. Und die Eilboten, welche abgesandt wurden, eilten hin, des Königs Befehl zu erfüllen. Alsbald ward auch in Susan der Erlass angeschlagen, während der König und Aman ein Gastmahl feierten, aber alle Juden, welche in der Stadt waren, weinten. Ester Est 19 3 2 Cunctique servi regis, qui in foribus palatii versabantur, flectebant genua, et adorabant Aman: sic enim præceperat eis imperator: solus Mardochæus non flectebat genu, neque adorabat eum. Und alle Diener des Königs, welche innerhalb der Tore des Palastes waren, beugten die Knie und warfen sich vor Aman nieder; denn so hatte es ihnen der Herrscher geboten. Nur Mardochäus beugte das Knie nicht und warf sich nicht vor ihm nieder.⁴ Ester Est 19 3 2 4 Diese Sitte, sich vor einem Höhergestellten niederzuwerfen, war auch in Israel nicht unbekannt. [2Sam 14,4, 2Sam 18,28, 1Kön 1,16] Dass Mardochäus sich weigerte, lag wohl an dem feindlichen Gegensatze gegen Aman; nach anderen an religiösen Gründen, weil der König und seine Vertreter als göttliche Wesen galten. Indes dem König weigerte Mardochäus diese Ehrerbietung doch wohl nicht. Ester Est 19 3 3 Cui dixerunt pueri regis, qui ad fores palatii præsidebant: Cur præter ceteros non observas mandatum regis? Da sprachen die Diener des Königs, welche über die Tore des Palastes gesetzt waren, zu ihm: Warum beobachtest du nicht, wie die übrigen, das Gebot des Königs? Ester Est 19 3 4 Cumque hoc crebrius dicerent, et ille nollet audire, nuntiaverunt Aman scire cupientes utrum perseveraret in sententia: dixerat enim eis se esse Judæum. Als sie dies öfter sagten, ohne dass er darauf hören wollte, zeigten sie es Aman an, begierig, zu erfahren, ob jener auf seinem Entschlusse beharren werde; denn er hatte ihnen gesagt, dass er ein Jude sei. Ester Est 19 3 5 Quod cum audisset Aman, et experimento probasset quod Mardochæus non flecteret sibi genu, nec se adoraret, iratus est valde, Als Aman dies hörte und selbst wahrnahm, dass Mardochäus das Knie nicht vor ihm beugte noch sich vor ihm niederwarf, ward er sehr zornig Ester Est 19 3 6 Et pro nihilo duxit in unum Mardochæum mittere manus suas: audierat enim quod esset gentis Judææ: magisque voluit omnem Judæorum, qui erant in regno Assueri, perdere nationem. und erachtete es für nichts, an Mardochäus allein seine Hand zu legen; denn er hatte gehört, dass er zu dem Volke der Juden gehörte, und so wollte er noch dazu das ganze Judenvolk im Reiche des Assuerus vertilgen. Ester Est 19 3 7 Mense primo (cujus vocabulum est Nisan) anno duodecimo regni Assueri, missa est sors in urnam, quæ Hebraice dicitur phur, coram Aman, quo die et quo mense gens Judæorum deberet interfici: et exivit mensis duodecimus, qui vocatur Adar. Im ersten Monat (dessen Name Nisan ist),⁵ im zwölften Jahre der Herrschaft des Assuerus, warf man das Los, hebräisch⁶ Phur, vor Aman in die Urne, an welchem Tage und in welchem Monate das Judenvolk getötet werden sollte; da kam der zwölfte Monat heraus, welcher Adar heißt.⁷ Ester Est 19 3 7 5 März, April, also im Festmonat der Juden. Ester Est 19 3 7 6 Vielmehr persisch Pare Stück oder Behre Los. Ester Est 19 3 7 7 So ist Aman nicht ungewarnt, da keiner der vorhergehenden Monate als günstig erscheint. Ester Est 19 3 8 Dixitque Aman regi Assuero: Est populus per omnes provincias regni tui dispersus, et a se mutuo separatus, novis utens legibus et ceremoniis, insuper et regis scita contemnens. Et optime nosti quod non expediat regno tuo ut insolescat per licentiam. Und Aman sprach zum König Assuerus:⁸ Es ist ein Volk über alle Landschaften deines Reiches zerstreut, das für sich abgesondert ist und neue Gesetze und Gebräuche hat, auch des Königs Verordnungen missachtet. Nun weißt du sehr wohl, dass es deinem Reiche nicht zuträglich ist, wenn jenes durch Nachsicht übermütig wird. Ester Est 19 3 8 8 Nachdem er den günstigen Tag ermittelt, begibt sich Aman zum Könige. Zuerst verdächtigt er die Juden als zerstreut und abgesondert lebendes Volk, also als unverträglich und widerspenstig, dann als staatsgefährlich. Ester Est 19 3 9 Si tibi placet, decerne, ut pereat, et decem millia talentorum appendam arcariis gazæ tuæ. Gefällt es dir, so befiehl, dass es ausgetilgt werde, und ich will den Aufsehern deines Schatzes zehntausend Talente Silber darwägen.⁹ Ester Est 19 3 9 9 Ungefähr 75. Mill. Mark. So viel hoffte Aman aus den konfiszierten Gütern der Juden zu erübrigen. Ester Est 19 0 1 II. Mardochäus und Esther suchen den Untergang von ihrem Volke abzuwenden. (Kap. 4, V. 1-17) [15,1-3; 13,8 14,19] 1. Mardochäus überredet Esther, beim Könige für ihr Volk einzutreten. (V. 16) [Est 15,1-3] A. Der Erlass des Königs setzt Mardochäus und das ganze Volk in Schrecken. Esther erhält ein Exemplar des Erlasses und wird aufgefordert, für ihr Volk den König anzuflehen. (V. 8) [Est 15,1-3] B. Anfangs trägt Esther Bedenken, weil niemand ungerufen vor dem Könige erscheinen dürfe. (V. 11) Dann verheißt sie, sich zum Könige zu begeben, wenn nur die Juden durch ein dreitägiges Fasten Gott gewinnen. (V. 16) 2. Mardochäus und Esther flehen Gott um Erbarmen an. (V. 17) [13,8 14,19] Ester Est 19 4 1 Quæ cum audisset Mardochæus, scidit vestimenta sua, et indutus est sacco, spargens cinerem capiti: et in platea mediæ civitatis voce magna clamabat, ostendens amaritudinem animi sui, Als Mardochäus dies¹ erfahren hatte, zerriss er seine Kleider, legte ein Trauergewand an, streute Asche auf sein Haupt und schrie mit lauter Stimme auf der Straße mitten in der Stadt, die Bitterkeit seines Herzens kundgebend,² Ester Est 19 4 1 1 Hebr.: alles erfuhr, was geschehen war, also dass Edikt, die Verhandlung zwischen dem Könige und Aman und die ihn betreffende Ursache. Ester Est 19 4 1 2 Das Schreien auf der Straße war persische Trauersitte. Ester Est 19 4 10 Quæ respondit ei, et jussit ut diceret Mardochæo: Sie antwortete und befahl ihm, dem Mardochäus zu sagen: Ester Est 19 4 11 Omnes servi regis, et cunctæ, quæ sub ditione ejus sunt, norunt provinciæ, quod sive vir, sive mulier non vocatus, interius atrium regis intraverit, absque ulla cunctatione statim interficiatur: nisi forte rex auream virgam ad eum tetenderit pro signo clementiæ, atque ita possit vivere. Ego igitur quomodo ad regem intrare potero, quæ triginta jam diebus non sum vocata ad eum? Alle Diener des Königs und alle Länder, welche unter seiner Herrschaft stehen, wissen, dass jeder, es sei Mann oder Frau, der den inneren Hof des Königs⁹ betritt, ohne gerufen zu sein, ohne Verzug alsbald des Todes ist; es sei denn, dass der König zum Zeichen der Gnade sein goldenes Zepter gegen ihn ausstreckt, alsdann bleibt er am Leben. Wie werde ich also zu dem Könige gehen können, da ich schon dreißig Tage nicht zu ihm gerufen worden bin?¹⁰ Ester Est 19 4 11 9 Von dort aus war der König wohl, auf seinem Thron sitzend, sichtbar. Ester Est 19 4 11 10 Esther wollte sich nicht melden lassen, weil sie, früher oft zum König gerufen, schon einen ganzen Monat lang nicht vor ihm erschienen war. Wurde ihre Meldung zurückgewiesen, so gab es kein Mittel mehr, zum Könige zu gelangen; wurde sie vorgelassen, so hätte sie sofort ihre Bitte vortragen müssen, ohne erst einen günstigen Augenblick abwarten zu können. Ester Est 19 4 12 Quod cum audisset Mardochæus, Als Mardochäus dies hörte, Ester Est 19 4 13 Rursum mandavit Esther, dicens: Ne putes quod animam tuam tantum liberes, quia in domo regis es præ cunctis Judæis: ließ er Esther wiederum sagen: Glaube nicht, dass du allein vor allen Juden dein Leben retten werdest, weil du im Hause des Königs bist; Ester Est 19 4 14 Si enim nunc silueris, per aliam occasionem liberabuntur Judæi: et tu, et domus patris tui peribitis. Et quis novit utrum idcirco ad regnum veneris, ut in tali tempore parareris? denn wenn du jetzt schweigst, wird den Juden durch andere Umstände Befreiung werden, du aber wirst samt deines Vaters Haus umkommen.¹¹ Und wer weiß, ob du nicht darum zur königlichen Würde gelangt bist, um in solcher Zeit bereit zu sein? Ester Est 19 4 14 11 Das Volk der Juden hat von Gott die Verheißung, dass es nicht untergehen wird, nicht so du. Ester Est 19 4 15 Rursumque Esther hæc Mardochæo verba mandavit: Da ließ Esther dem Mardochäus diese Worte erwidern: Ester Est 19 4 16 Vade et congrega omnes Judæos, quos in Susan repereris, et orate pro me. Non comedatis, et non bibatis tribus diebus, et tribus noctibus: et ego cum ancillis meis similiter jejunabo, et tunc ingrediar ad regem contra legem faciens, non vocata, tradensque me morti et periculo. Gehe hin, versammle alle Juden in Susan, die du findest, und betet¹² für mich. Esset und trinket drei Tage und drei Nächte¹³ nicht, auch ich will mit meinen Dienerinnen ebenso fasten und dann will ich zu dem Könige gehen, obwohl wider das Gesetz, ungerufen und mich der Todesgefahr preisgeben. Ester Est 19 4 16 12 Hebr.: Fastet. Ester Est 19 4 16 13 Jeder angefangene wird für einen vollen Tag gerechnet (vergl. [Mt 12,40]): haltet ein Fasten, das in den dritten Tag hineinreicht. Nach [Est 5,1] begab sich Esther am dritten Tage zum Könige, also dauerte Esthers Fasten einen Tag und zwei Nächte. Ester Est 19 4 17 Ivit itaque Mardochæus, et fecit omnia, quæ ei Esther præceperat. Da ging Mardochäus von dannen und tat alles, was ihm Esther aufgetragen hatte. Ester Est 19 4 2 Et hoc ejulatu usque ad fores palatii gradiens. Non enim erat licitum indutum sacco aulam regis intrare. und kam so weherufend bis vor die Pforten des Palastes; denn den Hof des Königs zu betreten war niemanden erlaubt, der mit einem Trauergewande bekleidet war.³ Ester Est 19 4 2 3 Trauer mochte als Verunreinigung gelten. Ester Est 19 4 3 In omnibus quoque provinciis, oppidis, ac locis, ad quæ crudele regis dogma pervenerat, planctus ingens erat apud Judæos, jejunium, ululatus, et fletus, sacco et cinere multis pro strato utentibus. Auch in allen Ländern, Städten und Orten, zu denen der grausame Befehl des Königs hingelangte, war bei den Juden großes Klagen und Fasten und Weherufen und Weinen und viele wählten Sack und Asche statt des Lagers.⁴ Ester Est 19 4 3 4 Vergl. [Jes 58,5]. Ester Est 19 4 4 Ingressæ autem sunt puellæ Esther et eunuchi, nuntiaveruntque ei. Quod audiens consternata est: et vestem misit, ut ablato sacco induerent eum: quam accipere noluit. Da kamen die Diener der Esther und ihre Kämmerlinge und teilten es⁵ ihr mit. Als sie es hörte, erschrak sie sehr und sandte ein Kleid, das sie ihm anlegen sollten, nachdem er das Trauerkleid ausgezogen;⁶ aber er wollte es nicht annehmen.⁷ Ester Est 19 4 4 5 Mardochäus Gebahren. Sie mussten also von seiner Verwandtschaft mit Esther wissen. Ester Est 19 4 4 6 Damit er in den Vorhof des Palastes eintreten könnte. Ester Est 19 4 4 7 So ahnte sie, dass das Kleid Schlimmeres als nur Privattrauer bedeutete. Ester Est 19 4 5 Accitoque Athach eunucho, quem rex ministrum ei dederat, præcepit ei ut iret ad Mardochæum, et disceret ab eo cur hoc faceret. Sie berief also den Kämmerling Athach, den der König ihr zu ihrem Dienste gegeben hatte, und befahl ihm, zu Mardochäus zu gehen, um von ihm in Erfahrung zu bringen, warum er dies tue. Ester Est 19 4 6 Egressusque Athach, ivit ad Mardochæum stantem in platea civitatis, ante ostium palatii: Athach ging hinaus und kam zu Mardochäus, der auf der Straße der Stadt vor dem Tore des Palastes stand. Ester Est 19 4 7 Qui indicavit ei omnia, quæ acciderant, quomodo Aman promisisset, ut in thesauros regis pro Judæorum nece inferret argentum. Dieser teilte ihm alles mit, was sich zugetragen, wie Aman verheißen habe, für die Ermordung der Juden Silber in die Schatzkammer des Königs zu liefern.⁸ Ester Est 19 4 7 8 Esther soll wissen, dass von Seiten der Juden keine Verschuldung vorliegt. Ester Est 19 4 8 Exemplar quoque edicti, quod pendebat in Susan, dedit ei, ut reginæ ostenderet, et moneret eam, ut intraret ad regem, et deprecaretur eum pro populo suo. Dazu gab er ihm eine Abschrift des Erlasses, der in Susan angeschlagen war, um sie der Königin zu zeigen und in sie zu dringen, dass sie zu dem Könige gehen und ihn für ihr Volk um Gnade bitten möchte. Ester Est 19 4 9 Regressus Athach, nuntiavit Esther omnia, quæ Mardochæus dixerat. Athach kam zurück und berichtete Esther alles, was Mardochäus gesagt hatte. Ester Est 19 0 1 III. Die Nachstellungen Amans gegen die Juden fallen auf ihren Urheber zurück. (Kap. 5, V. 1 Kap. 8, V. 12) [Est 15,4-19] (8,13 10,3) 1. Esther verlangt von dem Könige die Verurteilung Amans zum Tode. (5,1 8,2) [Est 15,4-19] A. Am dritten Tage des Fastens begibt sich Esther zum Könige. Zuerst erschrocken, fasst sie Mut (V. 2) und bittet den König auf seine Frage nach ihrem Begehren, mit Aman bei ihr zu speisen. (V. 5) Nach Beendigung des Mahles ersucht sie um dieselbe Gunst für den folgenden Tag. (V. 8) B. Fröhlich geht Aman davon, doch da er Mardochäus erblickt, gerät er in Zorn und befiehlt, einen hohen Balken aufzurichten, um ihn daran zu hängen. Ester Est 19 5 1 Die autem tertio induta est Esther regalibus vestimentis, et stetit in atrio domus regiæ, quod erat interius, contra basilicam regis: at ille sedebat super solium suum in consistorio palatii contra ostium domus. Am dritten Tage aber legte Esther ihre königlichen Gewänder an und trat in den inneren Vorhof des königlichen Hauses, der Halle des Königs gegenüber. Dieser saß auf seinem Throne im Versammlungsorte des Palastes, dem Eingange des Hauses¹ gegenüber. Ester Est 19 5 1 1 Der Königshalle. Ester Est 19 5 10 Et dissimulata ira, reversus in domum suam, convocavit ad se amicos suos, et Zares uxorem suam: doch verbarg er seinen Zorn. Als er aber nach Hause zurückgekehrt war, ließ er seine Freunde und Zares, sein Weib, zu sich rufen Ester Est 19 5 11 Et exposuit illis magnitudinem divitiarum suarum, filiorumque turbam, et quanta eum gloria super omnes principes et servos suos rex elevasset. und sprach vor ihnen über die Größe seiner Reichtümer und die Menge seiner Söhne,⁶ und wie hoch ihn der König über alle seine Fürsten und Diener erhoben habe. Ester Est 19 5 11 6 Nach [Est 9,7-10] hatte Aman zehn Söhne. Viel Söhne zu haben, galt als ein besonderer Segen Gottes. Ester Est 19 5 12 Et post hæc ait: Regina quoque Esther nullum alium vocavit ad convivium cum rege, præter me: apud quam etiam cras cum rege pransurus sum. Darnach fügte er hinzu: Auch die Königin Esther hat keinen andern zum Mahle mit dem Könige eingeladen als mich, bei ihr werde ich auch morgen mit dem Könige speisen. Ester Est 19 5 13 Et cum hæc omnia habeam, nihil me habere puto, quamdiu videro Mardochæum Judæum sedentem ante fores regias. Aber wenn ich gleich dies alles habe, so glaube ich doch nichts zu haben, solange ich Mardochäus, den Juden, vor der Pforte des Königs sitzen sehe. Ester Est 19 5 14 Responderuntque ei Zares uxor ejus, et ceteri amici: Jube parari excelsam trabem, habentem altitudinis quinquaginta cubitos, et dic mane regi ut appendatur super eam Mardochæus, et sic ibis cum rege lætus ad convivium. Placuit ei consilium, et jussit excelsam parari crucem. Da antworteten ihm seine Gemahlin Zares und alle seine Freunde: Lass einen hohen Balken aufrichten, fünfzig Ellen hoch, und sage morgen dem Könige, dass man Mardochäus daran aufhängen solle, so wirst du mit dem Könige fröhlich zum Gastmahle gehen. Dieser Rat gefiel ihm und er ließ ein hohes Kreuz aufrichten.⁷ Ester Est 19 5 14 7 Das recht über Leben und Tod steht zwar allein bei dem Könige, aber hat dieser das ganze Volk dem Untergange preisgegeben, sollte es da nicht leicht sein, gegen einen einzelnen Juden ein Todesurteil zu erlangen? Die Höhe des Galgens (Baumstammes) soll die Schmach vergrößern. Ester Est 19 5 2 Cumque vidisset Esther reginam stantem, placuit oculis ejus, et extendit contra eam virgam auream, quam tenebat manu. Quæ accedens, osculata est summitatem virgæ ejus. Als er nun die Königin Esther stehen sah,² gefiel sie seinen Augen und er streckte das goldene Zepter, das er in der Hand hielt, gegen sie aus. Da trat Esther hinzu und küsste die Spitze seines Zepters. Ester Est 19 5 2 2 Nach [Est 15,10] war sie zuerst in großer Aufregung. Ester Est 19 5 3 Dixitque ad eam rex: Quid vis Esther regina? quæ est petitio tua? etiam si dimidiam partem regni petieris, dabitur tibi. Dann sprach der König zu ihr: Was willst du, Königin Esther? Was ist dein Begehren? Auch wenn du die Hälfte des Reiches begehrst, soll sie dir gegeben werden!³ Ester Est 19 5 3 3 Der König schloss wohl daraus, dass sie ungerufen kam, sie müsse ein wichtiges Anliegen haben. Ester Est 19 5 4 At illa respondit: Si regi placet, obsecro ut venias ad me hodie, et Aman tecum ad convivium, quod paravi. Sie antwortete: Wenn es dem Könige gefällt, so bitte ich, du wollest heute mit Aman⁴ zu mir zu dem Mahle kommen, das ich bereitet habe. Ester Est 19 5 4 4 Aman soll sicher gemacht werden. Ester Est 19 5 5 Statimque rex, Vocate, inquit, cito Aman ut Esther obediat voluntati. Venerunt itaque Rex et Aman ad convivium, quod eis regina paraverat. Sogleich sprach der König: Rufet eilends Aman, dass er Esthers Willen Folge leiste. So kamen der König und Aman also zum Gastmahle, das die Königin ihnen bereitet hatte. Ester Est 19 5 6 Dixitque ei rex, postquam vinum biberat abundanter: Quid petis ut detur tibi: et pro qua re postulas: etiam si dimidiam partem regni mei petieris, impetrabis. Da sprach der König zu ihr, nachdem er Wein in Fülle getrunken: Was willst du, dass dir zuteil werde, und was begehrst du? Auch wenn du die Hälfte meines Reiches begehrst, sollst du sie erhalten. Ester Est 19 5 7 Cui respondit Esther: Petitio mea, et preces sunt istæ: Esther antwortete ihm: Meine Bitte und mein Begehren ist dies: Ester Est 19 5 8 Si inveni in conspectu regis gratiam, et si regi placet, ut det mihi quod postulo, et meam impleat petitionem: veniat rex et Aman ad convivium quod paravi eis, et cras aperiam regi voluntatem meam. Wenn ich Gnade vor dem Antlitze des Königs gefunden habe und wenn es dem Könige gefällt, mir zu gewähren, was ich begehre, und meine Bitte zu erfüllen, so möge der König mit Aman zu dem Mahle kommen, das ich ihnen bereitet habe, und morgen werde ich dem Könige meinen Wunsch eröffnen.⁵ Ester Est 19 5 8 5 Noch bringt sie ihr eigentliches Anliegen nicht vor, auch noch nicht bei dem Mahle. (V. 7) Sie will sich erst in der Gunst des Königs festsetzen. Doch dieser fühlt, dass sie noch anderes wünscht, und fragt später selbst darnach. Ester Est 19 5 9 Egressus est itaque illo die Aman lætus et alacer. Cumque vidisset Mardochæum sedentem ante fores palatii, et non solum non assurrexisse sibi, sed nec motum quidem de loco sessionis suæ, indignatus est valde: Aman also ging an jenem Tage fröhlich und heiter von dannen. Als er aber Mardochäus vor dem Tore des Palastes sitzen sah, wie er nicht allein nicht vor ihm aufstand, sondern sich auch nicht einmal von der Stelle bewegte, auf der er saß, ward er sehr zornig., Ester Est 19 0 1 In derselben Nacht lässt sich der König aus seinen Reichsannalen vorlesen, aus denen er an die Rettung seines Lebens durch Mardochäus erinnert wird. Als Aman zum Könige kommt, das Todesurteil Mardochäus zu erbitten, befiehlt jener ihm, Mardochäus mit königlichen Ehren auszuzeichnen. (V. 11) Amans Weib und Freunde sagen ihm Schlimmes voraus. Ester Est 19 6 1 Noctem illam duxit rex insomnem, jussitque sibi afferri historias et annales priorum temporum. Quæ cum illo præsente legerentur, In jener Nacht konnte der König nicht schlafen und ließ sich die Geschichts- und Jahrbücher der Vorzeit bringen. Als diese in seiner Gegenwart gelesen wurden, Ester Est 19 6 10 Dixitque ei rex: Festina, et sumpta stola et equo, fac, ut locutus es, Mardochæo Judæo, qui sedet ante fores palatii. Cave ne quidquam de his, quæ locutus es, prætermittas. Da sprach der König zu ihm: Eile und nimm das Gewand und das Ross und tue mit Mardochäus, dem Juden, der vor dem Tore des Palastes sitzt,⁵ so, wie du gesagt hast. Hüte dich, etwas von dem, was du gesagt hast, fehlen zu lassen. Ester Est 19 6 10 5 Dort hielten sich immer viele Leute auf. Der König nennt ihn den Juden. Dieser Umstand stand wohl in der Chronik und bedeutet wohl auch, dass Mardochäus vom Blutbade ausgenommen werden soll. Ester Est 19 6 11 Tulit itaque Aman stolam et equum, indutumque Mardochæum in platea civitatis, et impositum equo præcedebat, atque clamabat: Hoc honore condignus est, quemcumque rex voluerit honorare. Aman nahm also das Gewand und das Ross und bekleidete Mardochäus mit dem Gewande und setzte ihn auf das Ross und ging auf der Straße der Stadt vor ihm her und rief: Dieser Ehre wird der gewürdigt, den der König ehren will! Ester Est 19 6 12 Reversusque est Mardochæus ad januam palatii: et Aman festinavit ire in domum suam, lugens et operto capite: Hierauf kehrte Mardochäus an die Pforte des Palastes zurück, Aman aber ging eilends in sein Haus, trauernd und mit verhülltem Haupte,⁶ Ester Est 19 6 12 6 Eine größere Beschämung hätte ihm nicht widerfahren können. Ester Est 19 6 13 Narravitque Zares uxori suæ, et amicis omnia quæ evenissent sibi. Cui responderunt sapientes, quos habebat in consilio, et uxor ejus: Si de semine Judæorum est Mardochæus, ante quem cadere cpisti, non poteris ei resistere, sed cades in conspectu ejus. und erzählte seinem Weibe Zares und seinen Freunden alles, was ihm begegnet war. Da antworteten ihm die Weisen,⁷ die seine Ratgeber waren, und sein Weib; Wenn Mardochäus, vor dem du zu fallen angefangen, vom Geschlechte der Juden ist, so wirst du ihm nicht zu widerstehen vermögen, sondern wirst vor ihm ganz zu Falle kommen.⁸ Ester Est 19 6 13 7 Unter seinen Freunden waren wohl Magier, welche das Ereignis als eine böse Einleitung des Tages ansehen und ahnen, dass nun alles ganz anders als es zuvor [Est 5,14] vorausgesehen war, kommen wird. Ester Est 19 6 13 8 Nach dem von Aman veranlassten Mordbefehl des Königs gegen die Juden und dem Anschlage Amans gegen Mardochäus selbst [Est 5,14] sowie nach dessen unerwarteter Erhöhung musste einer der beiden Todfeinde fallen, zugleich konnten sie nicht in der Nähe des Königs sein. Ester Est 19 6 14 Adhuc illis loquentibus, venerunt eunuchi regis, et cito eum ad convivium, quod regina paraverat, pergere compulerunt. Während sie noch redeten, kamen die Kämmerer des Königs und drängten ihn, eilig zum Mahle zu kommen, das die Königin bereitet hatte. Ester Est 19 6 2 Ventum est ad illum locum ubi scriptum erat quomodo nuntiasset Mardochæus insidias Bagathan, et Thares eunuchorum, regem Assuerum jugulare cupientium. kam man an die Stelle, wo beschrieben war, wie Mardochäus die Nachstellungen der Kämmerer Bagathan und Thares, die den König Assuerus töten wollten, angezeigt hatte.¹ Ester Est 19 6 2 1 Vergl. [Est 2,21-23]. Ester Est 19 6 3 Quod cum audisset rex, ait: Quid pro hac fide honoris ac præmii Mardochæus consecutus est? Dixerunt ei servi illius ac ministri: Nihil omnino mercedis accepit. Als der König dies hörte, sprach er: Welche Ehre und welche Belohnung hat Mardochäus für diese Treue erhalten? Die Diener und Hofleute antworteten: Er hat gar keinen Lohn erhalten! Ester Est 19 6 4 Statimque rex, Quis est, inquit, in atrio? Aman quippe interius atrium domus regiæ intraverat, ut suggereret regi, et juberet Mardochæum affigi patibulo, quod ei fuerat præparatum. Da sagte der König alsbald: Wer ist im Vorhofe?² Aman war nämlich in den inneren Hof des königlichen Hauses getreten, um den König zu bereden, dass er befehlen möchte, Mardochäus an den Galgen zu hängen, der für ihn vorbereitet worden war. Ester Est 19 6 4 2 Ist ein Staatsbeamter da, mit dem ich die Sache besprechen kann? Es war also bereits Morgen geworden. Ester Est 19 6 5 Responderunt pueri: Aman stat in atrio. Dixitque rex: Ingrediatur. Die Diener antworteten: Aman steht im Vorhofe. Da sprach der König: Er möge hereinkommen!³ Ester Est 19 6 5 3 Aman kann sich nicht schnell genug seine Rache sicher stellen. Gerade dies führt ihn der höchsten Verdemütigung entgegen. Ester Est 19 6 6 Cumque esset ingressus, ait illi: Quid debet fieri viro, quem rex honorare desiderat? Cogitans autem in corde suo Aman, et reputans quod nullum alium rex, nisi se, vellet honorare, Als dieser eingetreten war, sprach der König zu ihm: Was soll mit dem Manne geschehen, den der König zu ehren wünscht? Da bedachte sich Aman in seinem Herzen und vermutend, der König wolle keinen andern ehren als ihn, Ester Est 19 6 7 Respondit: Homo, quem rex honorare cupit, antwortete er: Der Mann, den der König zu ehren wünscht, Ester Est 19 6 8 Debet indui vestibus regiis, et imponi super equum, qui de sella regis est, et accipere regium diadema super caput suum, soll mit königlichen Kleidern angetan und auf das Ross gesetzt werden, auf dem der König reitet, und die königliche Krone auf sein Haupt erhalten⁴ Ester Est 19 6 8 4 Aman hofft sich hohe Ehren zu gewinnen. Ein Kleid, welches den geheiligten Leib des Herrschers berührt hat, tragen zu dürfen, ist die höchste Freundschafts- [1Sam 18,4] und Ehrenbezeigung für einen Untertan. Die Krone trägt nach dem Hebr. das Pferd, einen in drei Spitzen auslaufenden Schmuck, nicht der Reiter. Ester Est 19 6 9 Et primus de regiis principibus, ac tyrannis teneat equum ejus, et per plateam civitatis incedens clamet, et dicat: Sic honorabitur, quemcumque voluerit rex honorare. und der erste unter den königlichen Fürsten und Machthabern soll sein Ross halten und durch die Straßen der Stadt einhergehen und rufen und sagen: So wird der geehrt, den der König ehren will! Ester Est 19 0 1 C. Bald geht die Aman gegebene Voraussage in Erfüllung. Aman, von Esther angeklagt, das er sie und ihr Volk verderben will, wird auf Befehl des Königs an dem für Mardochäus vorbereiteten Balken aufgehängt. Ester Est 19 7 1 Intravit itaque rex et Aman, ut biberent cum regina. Der König trat also mit Aman ein, um mit der Königin das Mahl zu halten. Ester Est 19 7 10 Suspensus est itaque Aman in patibulo quod paraverat Mardochæo: et regis ira quievit. Aman also ward an den Galgen gehängt, den er für Mardochäus hatte herrichten lassen, und des Königs Zorn legte sich. Ester Est 19 7 2 Dixitque ei rex etiam secunda die, postquam vino incaluerat: Quæ est petitio tua Esther ut detur tibi? et quid vis fieri? etiam si dimidiam partem regni mei petieris, impetrabis: Und der König sprach zu ihr auch am zweiten Tage, nachdem er vom Weine erhitzt war: Welches ist dein Begehren, Esther, dass es dir zuteil werde? Und was willst du, dass geschehe? Wenn du auch die Hälfte meines Reiches begehrst, wirst du sie erhalten! Ester Est 19 7 3 Ad quem illa respondit: Si inveni gratiam in oculis tuis o rex, et si tibi placet, dona mihi animam meam pro qua rogo, et populum meum pro quo obsecro. Sie antwortete ihm: Habe ich Gnade in deinen Augen gefunden, o König! und gefällt es dir, schenke mir mein Leben, um welches ich bitte, und mein Volk, für das ich flehe.¹ Ester Est 19 7 3 1 Hebr.: so werde mir mein Leben um meine Bitte und mein Volk um mein Verlangen (Preis) geschenkt. Ester Est 19 7 4 Traditi enim sumus ego et populus meus, ut conteramur, jugulemur, et pereamus. Atque utinam in servos et famulas venderemur: esset tolerabile malum, et gemens tacerem: nunc autem hostis noster est, cujus crudelitas redundat in regem. Denn ich und mein Volk, wir sind preisgegeben,² dass wir zertreten, getötet und vertilgt werden. Ja, würden wir nur als Knechte und Mägde verkauft, so wäre das Übel erträglich und ich würde seufzend schweigen; nun aber haben wir einen Feind, dessen Grausamkeit auf den König zurückfällt.³ Ester Est 19 7 4 2 Hebr.: verkauft. Siehe [Est 3,9]. Ester Est 19 7 4 3 Hebr.: Wäre nur eine schwere Bedrängnis, selbst die Sklaverei, uns zugedacht, ich würde geschwiegen haben, denn der Feind kommt nicht gleich dem Schaden (ist nicht im Stande, den Schaden des Königs zu ersetzen). (Hebr.): Wir wollten nicht um den Preis der Schädigung des Königs gerettet werden. Ester Est 19 7 5 Respondensque rex Assuerus ait: Quis est iste, et cujus potentiæ, ut hæc audeat facere? Da antwortete der König Assuerus und sprach: Wer ist der und was für eine Gewalt hat er, dass er es wagt, dies zu tun?⁴ Ester Est 19 7 5 4 Da der König die Königin allein fragt, kann Aman nicht hineinreden und sich nicht rechtfertigen. Ester Est 19 7 6 Dixitque Esther: Hostis et inimicus noster pessimus iste est Aman. Quod ille audiens, illico obstupuit, vultum regis ac reginæ ferre non sustinens. Esther sprach: Unser Feind und Widersacher ist dieser Bösewicht Aman hier! Als dieser solches hörte, ward er alsbald starr vor Schrecken und unvermögend, den Anblick des Königs und der Königin zu ertragen. Ester Est 19 7 7 Rex autem iratus surrexit, et de loco convivii intravit in hortum arboribus consitum. Aman quoque surrexit ut rogaret Esther reginam pro anima sua, intellexit enim a rege sibi paratum malum. Der König aber stand voller Zorn auf und ging von dem Orte des Mahles in den Baumgarten. Auch Aman erhob sich, um die Königin Esther um sein Leben anzuflehen; denn er sah ein, dass ihm Böses von dem Könige bevorstehe. Ester Est 19 7 8 Qui cum reversus esset de horto nemoribus consito, et intrasset convivii locum, reperit Aman super lectulum corruisse, in quo jacebat Esther, et ait: Etiam reginam vult opprimere, me præsente, in domo mea. Necdum verbum de ore regis exierat, et statim operuerunt faciem ejus. Als dieser nun aus dem Baumgarten an den Ort zurückkehrte, wo das Gastmahl statthatte, fand er Aman auf das Lagerpolster niedergesunken,⁵ auf dem Esther Platz genommen hatte, und sprach: Auch der Königin will er Gewalt antun, in meiner Gegenwart, in meinem Hause!⁶ Kaum war das Wort⁷ aus des Königs Munde gegangen, so verhüllte man ihm alsbald das Gesicht.⁸ Ester Est 19 7 8 5 Vielleicht ihre Kniee umschlingend, um Schonung seines Lebens zu erbitten. Ester Est 19 7 8 6 Er benimmt sich so ehrfurchtslos, als wollte er der Königin Gewalt antun! Ester Est 19 7 8 7 Die Anwesenden hören das Todesurteil heraus. Ester Est 19 7 8 8 Dies muss der Anfang der Vollziehung der Todesstrafe gewesen sein. Ester Est 19 7 9 Dixitque Harbona, unus de eunuchis, qui stabat in ministerio regis: En lignum, quod paraverat Mardochæo, qui locutus est pro rege, stat in domo Aman, habens altitudinis quinquaginta cubitos. Cui dixit rex: Appendite eum in eo. Und Harbona,⁹ einer von den Kämmerern, die vor dem Könige Dienste taten, sprach: Siehe, es steht im Hause Amans ein Balken, fünfzig Ellen hoch, welchen er für Mardochäus hat herrichten lassen, der zum Heile für den König geredet hat.¹⁰ Da sprach der König zu ihm: Hänget ihn an demselben auf! Ester Est 19 7 9 9 Jedenfalls kein Freund des stolzen Aman. Ester Est 19 7 9 10 Vergl. [Est 2,22]. Ester Est 19 0 1 Mardochäus wird über das Haus der Königin gesetzt (V. 2) 2. Esther erlangt einen vollständigen Sieg für ihr Volk. (8,3 10,3) [Est 16,1-24] A. Esther bittet den König, durch einen neuen Erlass den des Aman abzuändern und die Juden zu retten. (V. 6) Der König erlässt eine Kundgebung, dass es ihm wohlgefalle, wenn der erste Erlass nicht zur Ausführung komme, und gibt den Juden Erlaubnis, sich am 13. Adar gegen ihre Feinde zu verteidigen und deren Güter an sich zu reißen. (V. 12) [Est 16,1-24] Dieser Gnadenerlass erregt bei den Juden große Freude. Ester Est 19 8 1 Die illo dedit rex Assuerus Esther reginæ domum Aman adversarii Judæorum, et Mardochæus ingressus est ante faciem regis. Confessa est enim ei Esther quod esset patruus suus. An jenem Tage schenkte der König Assuerus der Königin Esther das Haus Amans,¹ des Feindes der Juden, und Mardochäus trat vor das Angesicht des Königs;² denn Esther hatte ihm mitgeteilt, dass er ihr Oheim sei. Ester Est 19 8 1 1 Seine ganze Habe und seine ganze Beute. Das Vermögen des Hingerichteten wurde also konfisziert. Ester Est 19 8 1 2 Wie die höchsten Reichsbeamten, als Verwandter der Esther, denn für die Entdeckung der Verschwörung war er schon belohnt [Est 6,11]. Ester Est 19 8 10 Ipsæque epistolæ, quæ regis nomine mittebantur, annulo ipsius obsignatæ sunt, et missæ per veredarios: qui per omnes provincias discurrentes, veteres litteras novis nuntiis prævenirent. Und die Schreiben, welche im Namen des Königs gesandt wurden, waren mit seinem Ringe gesiegelt und wurden durch Eilboten geschickt, die durch alle Länder eilen und den früheren Schreiben durch die neue Botschaft⁸ zuvorkommen sollten. Ester Est 19 8 10 8 Ihrer umgeänderten Vollstreckung. Ester Est 19 8 11 Quibus imperavit rex, ut convenirent Judæos per singulas civitates, et in unum præciperent congregari ut starent pro animabus suis, et omnes inimicos suos cum conjugibus ac liberis et universis domibus, interficerent atque delerent, et spolia eorum diriperent. Diesen befahl der König, sich zu den Juden in allen Städten zu begeben und ihnen zu befehlen, sie sollten sich zusammenscharen, um für ihr Leben einzustehen und alle ihre Feinde mit Weibern und Kindern und deren ganze Familien zu töten und zu vertilgen und ihre Habe als Beute an sich zu nehmen.⁹ Ester Est 19 8 11 9 Durch diese Erlaubnis zur Gegenwehr ward der erste Befehl [Est 3,13] nicht aufgehoben, aber doch unschädlich gemacht. Ester Est 19 8 12 Et constituta est per omnes provincias una ultionis dies, id est tertia decima mensis duodecimi Adar. Auch ward in allen Landschaften ein Tag der Rache bestimmt, nämlich der dreizehnte des zwölften Monats Adar. Ester Est 19 8 13 Summaque epistolæ hæc fuit, ut in omnibus terris ac populis, qui regis Assueri subjacebant imperio, notum fieret, paratos esse Judæos ad capiendam vindictam de hostibus suis. Der Inhalt des Schreibens war dieser: Es sollte in allen Ländern bei den Völkern, die unter des Königs Assuerus Herrschaft standen, kund werden, dass die Juden bereit seien, Rache an ihren Feinden zu nehmen. Ester Est 19 8 14 Egressique sunt veredarii celeres nuntia perferentes, et edictum regis pependit in Susan. Da zogen die Eilboten, welche die Botschaft bringen sollten, eilig¹⁰ aus und der Erlass des Königs ward auch in Susan angeschlagen. Ester Est 19 8 14 10 Ebenso [Est 3,15]. Ester Est 19 8 15 Mardochæus autem de palatio, et de conspectu regis egrediens, fulgebat vestibus regiis, hyacinthinis videlicet et ariis, coronam auream portans in capite, et amictus serico pallio atque purpureo. Omnisque civitas exsultavit, atque lætata est. Mardochäus aber ging aus dem Palaste von dem Könige hinweg, in königlichen Gewändern herrlich strahlend,¹¹ nämlich in hyazinthfarbigen und hellen, und trug eine goldene Krone auf dem Haupte und war mit einem seidenen,¹² purpurnen Mantel bekleidet. Und die ganze Stadt frohlockte und freute sich.¹³ Ester Est 19 8 15 11 Nachdem ihm die Rettung seines Volkes gelungen, zeigt er sich in feierlicher Amtskleidung öffentlich. Gegensatz zu [Est 4,1]. Ester Est 19 8 15 12 Nach dem Hebr. war der Mantel von Byssus. Ester Est 19 8 15 13 Weil keine größeren Unruhen mehr zu befürchten waren. Ester Est 19 8 16 Judæis autem nova lux oriri visa est, gaudium, honor, et tripudium. Für die Juden aber schien ein neues Licht aufzugehen, Freude und Ehre und Wonne.¹⁴ Ester Est 19 8 16 14 Gegensatz zu [Est 4,3]. Ester Est 19 8 17 Apud omnes populos, urbes, atque provincias, quocumque regis jussa veniebant, mira exsultatio, epulæ atque convivia, et festus dies: in tantum ut plures alterius gentis et sectæ eorum religioni et ceremoniis jungerentur. Grandis enim cunctos Judaici nominis terror invaserat. Bei allen Völkern¹⁵ in allen Städten und Ländern, in die der Befehl des Königs kam, war erstaunlicher Jubel und Freudenmahle und Gastereien und festliche Zeit, so dass viele von andern Völkern und Glaubensgenossen zu der Religion und den Gebräuchen der Juden übergingen, denn alle hatte großer Schrecken vor dem Namen derselben befallen. Ester Est 19 8 17 15 Nach dem Hebr. bei den Juden. Ester Est 19 8 2 Tulitque rex annulum, quem ab Aman recipi jusserat, et tradidit Mardochæo. Esther autem constituit Mardochæum super domum suam. Und der König nahm den Ring, den er Aman abzunehmen befohlen hatte, und gab ihn dem Mardochäus.³ Esther aber setzte Mardochäus über ihr Haus. Ester Est 19 8 2 3 Dies verlieh ihm das gleiche Recht, das Aman [Est 3,10] erlangt. Ester Est 19 8 3 Nec his contenta, procidit ad pedes regis, flevitque et locuta ad eum oravit ut malitiam Aman Agagitæ, et machinationes ejus pessimas, quas excogitaverat contra Judæos, juberet irritas fieri. Damit nicht zufrieden, warf sie sich dem König zu Füßen und flehte ihn weinend an, er möchte die Bosheit Amans, des Agagiters, und seine bösen Anschläge, die er gegen die Juden ausgedacht, vereiteln lassen.⁴ Ester Est 19 8 3 4 Dies Reden war wieder ein Wagnis. Die Rede selbst wird V. 5, V. 6 mitgeteilt. Ester Est 19 8 4 At ille ex more sceptrum aureum protendit manu, quo signum clementiæ monstrabatur: illaque consurgens stetit ante eum Da streckte er nach Gewohnheit das goldene Zepter aus, denn so ward das Zeichen einer Gnade gegeben, und sie stand auf und trat vor ihn hin Ester Est 19 8 5 Et ait: Si placet regi, et si inveni gratiam in oculis ejus, et deprecatio mea non ei videtur esse contraria, obsecro, ut novis epistolis, veteres Aman litteræ, insidiatoris et hostis Judæorum, quibus eos in cunctis regis provinciis perire præceperat, corrigantur. und sprach: Gefällt es dem Könige und habe ich in seinen Augen Gnade gefunden und scheint ihm nicht meine Bitte widerwärtig, so bitte ich, man möge die früheren Schreiben Amans, des Verfolgers und Feindes der Juden, durch die er befohlen, sie in allen Ländern des Königs umzubringen, durch neue Schreiben widerrufen. Ester Est 19 8 6 Quomodo enim potero sustinere necem et interfectionem populi mei? Denn wie könnte ich den Untergang und den Tod meines Volkes ertragen? Ester Est 19 8 7 Responditque rex Assuerus Esther reginæ, et Mardochæo Judæo: Domum Aman concessi Esther, et ipsum jussi affigi cruci, quia ausus est manum mittere in Judæos. Da antwortete der König Assuerus der Königin Esther und Mardochäus, dem Juden: Das Haus Amans habe ich Esther geschenkt und ihn selbst an das Kreuz heften lassen, dafür, dass er es gewagt hat, an die Juden Hand zu legen.⁵ Ester Est 19 8 7 5 Damit habe ich meine gnädige Gesinnung gegen dich und dein Volk gezeigt. Aber ein mit allen Formalitäten erlassenes Gesetz vermag selbst der König nicht zurückzunehmen. Ester Est 19 8 8 Scribite ergo Judæis, sicut vobis placet, regis nomine, signantes litteras annulo meo. Hæc enim consuetudo erat, ut epistolis, quæ ex regis nomine mittebantur, et illius annulo signatæ erant, nemo auderet contradicere. So schreibet also den Juden im Namen des Königs, wie es euch gefällt, und siegelt die Briefe mit meinem Ringe. Denn es war Herkommen, dass den Schreiben, die im Namen des Königs erlassen wurden und mit seinem Ringe gesiegelt waren, niemand widersprechen durfte. Ester Est 19 8 9 Accitisque scribis et librariis regiis (erat autem tempus tertii mensis, qui appellatur Siban) vigesima et tertia die illius scriptæ sunt epistolæ, ut Mardochæus voluerat, ad Judæos, et ad principes, procuratoresque et judices, qui centum viginti septem provinciis ab India usque ad thiopiam præsidebant: provinciæ, atque provinciæ, populo et populo juxta linguas et litteras suas, et Judæis, prout legere poterant, et audire. Da wurden die Schreiber und Abschreiber des Königs gerufen (es war aber die Zeit des dritten Monats, der Siban⁶ heißt), und am dreiundzwanzigsten Tage desselben wurden, wie es Mardochäus gewollt, Schreiben⁷ an die Juden ausgefertigt und an die Fürsten und die Statthalter und die Richter, welche über die hundertundsiebenundzwanzig Landschaften gesetzt waren, von Indien an bis nach Äthiopien, von Land zu Land und von Volk zu Volk nach ihren Sprachen und Schriften, und an die Juden, so wie sie es lesen und verstehen konnten. Ester Est 19 8 9 6 Babylonisch Sivanu. Ester Est 19 8 9 7 Der Wortlaut desselben wird [Est 16] geboten. Ester Est 19 0 1 B. Am festgesetzten Tage greifen die Juden in Susa und in den Provinzen ihre Feinde an und töten sie. (V. 11) Die Königin bewirkt, dass die Juden in Susa auch am nächsten Tage ihre Feinde töten dürfen und dass die Söhne Amans am Galgen aufgehängt werden. (V. 14) C. Die Juden feiern ein großes Fest und beschließen, dasselbe jährlich am 14. Adar zu begehen. (V. 19) Mardochäus gibt durch einen Brief dem ganzen Volke den Beschluss kund. Ester Est 19 9 1 Igitur duodecimi mensis, quem Adar vocari ante jam diximus, tertia decima die quando cunctis Judæis interfectio parabatur, et hostes eorum inhiabant sanguini, versa vice Judæi superiores esse cperunt, et se de adversariis vindicare. Im zwölften Monate also, welchen man Adar nennt, wie schon oben gesagt, am dreizehnten Tage, an dem alle Juden ermordet werden sollten und ihre Feinde nach ihrem Blute dürsteten, erlangten umgekehrt die Juden die Oberhand und fingen an, an ihren Feinden Rache zu nehmen.¹ Ester Est 19 9 1 1 Ergebnis des Kampfes. Der Angriff ging wohl von ehemaligen Anhängern Amans aus, welche bei ihren Landsleuten auf Beistand gegen die Juden rechneten. Ester Est 19 9 10 Quos cum occidissent, prædas de substantiis eorum tangere noluerunt. Diese erschlugen sie,³ wollten aber ihre Güter nicht als Beute berühren.⁴ Ester Est 19 9 10 3 Am 13. Adar und hängten ihre Leichname am 14. Auf. [Est 16,18]. wird die übrige Verwandtschaft erwähnt. Ester Est 19 9 10 4 Sie wollen zeigen, dass sie nichts anderes suchen als ihre eigene Rettung. Ester Est 19 9 11 Statimque numerus eorum, qui occisi erant in Susan, ad regem relatus est. Alsbald ward die Zahl derer, welche in Susan erschlagen waren, dem Könige gemeldet. Ester Est 19 9 12 Qui dixit reginæ: In urbe Susan interfecerunt Judæi quingentos viros, et alios decem filios Aman: quantam putas eos exercere cædem in universis provinciis? Quid ultra postulas, et quid vis ut fieri jubeam? Dieser sprach zur Königin: In der Stadt Susan haben die Juden fünfhundert Menschen und außerdem die zehn Söhne Amans getötet, welch große Niederlage werden sie wohl in allen Landschaften anrichten?⁵ Was begehrst du mehr und was willst du, dass ich geschehen lassen soll?⁶ Ester Est 19 9 12 5 Sehet, was ich euch zuliebe getan, ist's nun genug? Ester Est 19 9 12 6 Hebr.: Doch was ist deine Bitte, dass sie dir gewährt werde? Und was ist weiter dein Begehren, dass es erfüllt werde? Der König merkt, dass Esther die Gefahr für noch nicht genügend abgewendet und die Rache für noch nicht vollständig genommen hält. Ester Est 19 9 13 Cui illa respondit: Si regi placet, detur potestas Judæis, ut sicut fecerunt hodie in Susan, sic et cras faciant, et decem filii Aman in patibulis suspendantur. Sie antwortete ihm: Gefällt es dem Könige, so gestatte man den Juden, auch morgen zu tun, wie sie heute in Susan getan haben;⁷ und die zehn Söhne Amans mögen an Galgen gehängt werden.⁸ Ester Est 19 9 13 7 Esther setzt voraus, dass in Susa die Feinde der Juden am zahlreichsten sind. Ester Est 19 9 13 8 Gekreuzigt oder gepfählt werden zum abschreckenden Beispiel. Ester Est 19 9 14 Præcepitque rex ut ita fieret. Statimque in Susan pependit edictum, et decem filii Aman suspensi sunt. Da befahl der König, dass man also tun solle. Alsbald ward der Befehl in Susan angeschlagen und die zehn Söhne Amans wurden gehängt. Ester Est 19 9 15 Congregatis Judæis quarta decima die mensis Adar, interfecti sunt in Susan trecenti viri: nec eorum ab illis direpta substantia est. Am vierzehnten Tage des Monats Adar versammelten sich die Juden und töteten in Susan dreihundert Mann, doch wurden deren Güter nicht von ihnen geplündert. Ester Est 19 9 16 Sed et per omnes provincias, quæ ditioni regis subjacebant, pro animabus suis steterunt Judæi, interfectis hostibus ac persecutoribus suis: in tantum ut septuaginta quinque millia occisorum implerentur, et nullus de substantiis eorum quidquam contingeret. Aber auch in allen Landschaften, welche unter des Königs Herrschaft waren, verteidigten die Juden ihr Leben und töteten ihre Feinde und Verfolger, so dass die Zahl der Getöteten im ganzen auf fünfundsiebzigtausend⁹ kam; aber von ihrer Habe rührte keiner etwas an. Ester Est 19 9 16 9 Nach der Septuag nur 15000. Ester Est 19 9 17 Dies autem tertius decimus mensis Adar primus apud omnes interfectionis fuit, et quarta decima die cædere desierunt. Quem constituerunt esse solemnem, ut in eo omni tempore deinceps vacarent epulis, gaudio atque conviviis. Der dreizehnte Tag des Monats Adar war der erste des Tötens bei allen¹⁰ und am vierzehnten Tage hörten sie auf zu töten; diesen bestimmten sie denn zu einem Festtage, dass sie an demselben sich hinfort für immer Gastmahlen, der Freude und Festlichkeiten überlassen sollten. Ester Est 19 9 17 10 In den Provinzen. Ester Est 19 9 18 At hi, qui in urbe Susan cædem exercuerant, tertio decimo et quarto decimo die ejusdem mensis in cæde versati sunt: quinto decimo autem die percutere desierunt. Et idcirco eumdem diem constituerunt solemnem epularum atque lætitiæ. Die aber, welche in der Stadt Susan das Morden geübt hatten, brachten den dreizehnten und vierzehnten Tag desselben Monats mit Töten zu und hörten erst am fünfzehnten Tage damit auf. Darum setzten sie diesen Tag als einen Festtag der Festmahle und der Freude an. Ester Est 19 9 19 Hi vero Judæi, qui in oppidis non muratis ac villis morabantur, quartum decimum diem mensis. Adar conviviorum et gaudii decreverunt, ita ut exsultent in eo, et mittant sibi mutuo partes epularum et ciborum. Jene Juden hingegen, welche in Städten ohne Mauern und in Dörfern wohnten, bestimmten den vierzehnten Tag des Monats Adar zum Gastmahle und zur Freude, so dass sie an demselben fröhlich sind und sich gegenseitig von ihren Freudenmahlen und Speisen etwas zuschicken. Ester Est 19 9 2 Congregatique sunt per singulas civitates, oppida, et loca ut extenderent manum contra inimicos, et persecutores suos. Nullusque ausus est resistere, eo quod omnes populos magnitudinis eorum formido penetrarat. Sie versammelten sich in allen Städten, Flecken und Ortschaften, um an ihre Feinde und Verfolger Hand zu legen. Und niemand² wagte Widerstand zu leisten, denn alle Völker hatte Furcht vor ihrer Größe erfasst. Ester Est 19 9 2 2 Von denen, die nicht zu ihren erklärten Feinden gehörten. Ester Est 19 9 20 Scripsit itaque Mardochæus omnia hæc, et litteris comprehensa misit ad Judæos, qui in omnibus regis provinciis morabantur, tam in vicino positis, quam procul, Dieses alles beschrieb Mardochäus¹¹ und sandte es schriftlich an die Juden, die in allen Ländern des Königs, in den nahegelegenen wie in den fernen, wohnten, Ester Est 19 9 20 11 Die Niederschrift des Mardochäus dient dem Verfasser des Buches als Quelle, da sich derselbe V. 23 deutlich als von jenem verschieden zu erkennen gibt. Ester Est 19 9 21 Ut quartam decimam et quintam decimam diem mensis Adar pro festis susciperent, et revertente semper anno solemni celebrarent honore: damit sie den vierzehnten und fünfzehnten Tag des Monats Adar als Feiertage annehmen und nach Umlauf jedes Jahres immer festlich begehen sollten, Ester Est 19 9 22 Quia in ipsis diebus se ulti sunt Judæi in inimicis suis, et luctus atque tristitia in hilaritatem gaudiumque conversa sunt, essentque dies isti epularum atque lætitiæ, et mitterent sibi invicem ciborum partes, et pauperibus munuscula largirentur. weil die Juden sich an diesen Tagen an ihren Feinden gerächt und Schmerz und Traurigkeit sich in Fröhlichkeit und Freude umgewandelt hatten; und darum sollten es Tage der Festmahle und der Freude sein und sie sich gegenseitig etwas von den Speisen schicken und den Armen Geschenke geben. Ester Est 19 9 23 Susceperuntque Judæi in solemnem ritum cuncta quæ eo tempore facere cperant, et quæ Mardochæus litteris facienda mandaverat. Und die Juden nahmen alles, was sie damals angefangen zu tun und was Mardochäus durch sein Schreiben befohlen, als feststehenden Brauch an. Ester Est 19 9 24 Aman enim, filius Amadathi stirpis Agag, hostis et adversarius Judæorum, cogitavit contra eos malum, ut occideret illos atque deleret: et misit phur quod nostra lingua vertitur in sortem. Denn Aman, der Sohn Amadathis, vom Geschlechte Agag, der Feind und Widersacher der Juden, hatte auf Böses wider sie gesonnen, um sie zu töten und zu vernichten, und warf das Phur, das in unserer Sprache Los bedeutet. Ester Est 19 9 25 Et postea ingressa est Esther ad regem, obsecrans ut conatus ejus, litteris regis irriti fierent: et malum, quod contra Judæos cogitaverat, reverteretur in caput ejus. Denique et ipsum et filios ejus affixerunt cruci, Hierauf ging Esther zu dem Könige und bat, dass sein Anschlag durch Schreiben des Königs vereitelt würde und dass das Böse, das er wider die Juden ausgedacht, auf sein Haupt zurückfallen sollte. Endlich schlugen sie ihn und seine Söhne an das Kreuz. Ester Est 19 9 26 Atque ex illo tempore dies isti appellati sunt phurim, id est sortium: eo quod phur, id est sors, in urnam missa fuerit. Et cuncta, quæ gesta sunt, epistolæ, id est libri hujus volumine continentur: Seit dieser Zeit nannte man diese Tage Phurim, das ist Tage der Lose, weil das Phur, das ist Los, in die Urne gelegt ward. Und alles, was sich zugetragen, ist in dem Schreiben, das ist in diesem Buche, enthalten, Ester Est 19 9 27 Quæque sustinuerunt, et quæ deinceps immutata sunt, susceperunt Judæi super se et semen suum, et super cunctos qui religioni eorum voluerunt copulari, ut nulli liceat duos hos dies absque solemnitate transigere, quos scriptura testatur, et certa expetunt tempora, annis sibi jugiter succedentibus. sowohl alles, was sie gelitten, wie das, was hierauf geändert worden ist. Die Juden übernahmen für sich und ihre Nachkommen, sowie für alle, die sich ihrer Religion anschließen wollten, die Verpflichtung, dass es niemand von denen, für welche diese Schrift Zeugnis gibt,¹² erlaubt sein sollte, diese zwei Tage in dem Kreislauf der Jahre ohne Feier zuzubringen, wie es die Zeiten fordern.¹³ Ester Est 19 9 27 12 Hebr.: nach der über sie geltenden Vorschrift und Zeitbestimmung. Ester Est 19 9 27 13 Der folgende Vers ist noch Fortsetzung der Vorschrift, nicht Erzählung. Ester Est 19 9 28 Isti sunt dies, quos nulla unquam delebit oblivio: et per singulas generationes cunctæ in toto orbe provinciæ celebrabunt: nec est ulla civitas, in qua dies phurim, id est sortium, non observentur a Judæis, et ab eorum progenie, quæ his ceremoniis obligata est. Dies sind die Tage, welche durch keine Vergessenheit je ausgetilgt, sondern alle Geschlechter hindurch in allen Ländern des Erdkreises gefeiert werden sollen; auch ist keine Stadt, in welcher die Tage der Phurim, das ist der Lose, von den Juden und ihren Nachkommen, die zu diesen Gebräuchen verpflichtet sind, nicht gehalten werden. Ester Est 19 9 29 Scripseruntque Esther regina filia Abihail, et Mardochæus Judæus etiam secundam epistolam, ut omni studio dies ista solemnis sanciretur in posterum: Auch schrieben die Königin Esther, die Tochter Abihails und Mardochäus, der Jude, noch einen zweiten Brief, damit dieser Tag mit allem Eifer für die Zukunft als Festtag bestimmt blieb,¹⁴ Ester Est 19 9 29 14 Hebr.: dass man dieses zweite Purimschreiben zum Gesetze erhebe. Das erste ist V. 20 erwähnt, bei dem zweiten wirkt Esther mit. Es fügte zu dem freudigen Charakter des Purimfestes (V. 22) das Gebot des Fastens und der Weheklage bei. Ester Est 19 9 3 Nam et provinciarum judices, et duces, et procuratores, omnisque dignitas, quæ singulis locis ac operibus præerat, extollebant Judæos timore Mardochæi: Denn auch die Richter der Länder und die Fürsten und die Statthalter und alle Würdenträger, die an der Spitze jedes Ortes und Geschäftes standen, unterstützten die Juden aus Furcht vor Mardochäus, Ester Est 19 9 30 Et miserunt ad omnes Judæos, qui in centum viginti septem provinciis regis Assueri versabantur, ut haberent pacem, et susciperent veritatem, und sie sandten¹⁵ an alle Juden, welche in den hundertundsiebenundzwanzig Landschaften des Königs Assuerus wohnten, dass sie in Frieden bleiben, die Wahrheit annehmen, Ester Est 19 9 30 15 Hebr.: er sandte. Dieser Vers fehlt in der Septuag. Ester Est 19 9 31 Observantes dies sortium, et suo tempore cum gaudio celebrarent: sicut constituerant Mardochæus et Esther, et illi observanda susceperunt a se, et a semine suo jejunia, et clamores, et Sortium dies, die Tage der Lose beobachten und sie mit Freuden zu ihrer Zeit feiern sollten, so wie Mardochäus und Esther es festgesetzt. Und jene übernahmen es für sich und ihre Nachkommen, das Fasten und Weheklagen und die Tage der Lose zu beobachten Ester Est 19 9 32 Et omnia, quæ libri hujus, qui vocatur Esther, historia continentur. und alles, was in der Geschichte dieses Buches, welches Esther genannt wird, enthalten ist.¹⁶ Ester Est 19 9 32 16 Hebr.: Und der Befehl Esthers ordnete diese Purimvorschriften an und er wurde aufgezeichnet in einer Urkunde. Ester Est 19 9 4 Quem principem esse palatii, et plurimum posse cognoverant: fama quoque nominis ejus crescebat quotidie, et per cunctorum ora volitabat. von dem sie gehört hatten, dass er der Erste im Palaste sei und sehr viel vermöge; auch wuchs der Ruf seines Namens täglich und flog bei allen von Mund zu Mund. Ester Est 19 9 5 Itaque percusserunt Judæi inimicos suos plaga magna, et occiderunt eos, reddentes eis quod sibi paraverant facere: Die Juden also richteten unter ihren Feinden eine große Niederlage an und töteten sie und vergalten ihnen, was jene an ihnen zu tun sich gerüstet hatten. Ester Est 19 9 6 In tantum ut etiam in Susan quingentos viros interficerent, extra decem filios Aman Agagitæ hostis Judæorum: quorum ista sunt nomina: so dass sie selbst in Susan fünfhundert Männer töteten, außer den zehn Söhnen Amans, des Agagiters, des Feindes der Juden, deren Namen diese sind: Ester Est 19 9 7 Pharsandatha, et Delphon, et Esphata, Pharsandatha, Delphon, Esphatha, Ester Est 19 9 8 Et Phoratha, et Adalia, et Aridatha, Phoratha, Adalia, Aridatha, Ester Est 19 9 9 Et Phermesta, et Arisai, et Aridai, et Jezatha. Phermesta, Arisai, Aridai und Jezatha. Ester Est 19 0 1 D. Assuerus regiert glücklich, während Mardochäus die zweite Stelle nach ihm innehat und für das Beste seines Volkes besorgt ist. (V. 3) Schlusswort: Mardochäus Traum ist erfüllt. (V. 4-31) Ester Est 19 10 1 Rex vero Assuerus omnem terram, et cunctas maris insulas fecit tributarias: Der König Assuerus aber legte dem ganzen Lande und allen Inseln des Meeres¹ einen Tribut auf.² Ester Est 19 10 1 1 Küstenländern. Ester Est 19 10 1 2 Die Kassen waren durch den Krieg mit Griechenland erschöpft und Aman hatte sie nicht zu füllen vermocht. Ester Est 19 10 10 Et duas sortes esse præcepit, unam populi Dei, et alteram cunctarum gentium. Und er befahl, dass zwei Lose sein sollten, das eine für das Volk Gottes und das andere für alle Völker. Ester Est 19 10 11 Venitque utraque sors in statutum ex illo jam tempore diem coram Deo universis gentibus: Und beide Lose trafen auf den schon von jener Zeit an vor Gott für alle Völker bestimmten Tag. Ester Est 19 10 12 Et recordatus est Dominus populi sui, ac misertus est hæreditatis suæ. Und der Herr gedachte seines Volkes und erbarmte sich seines Erbes. Ester Est 19 10 13 Et observabuntur dies isti in mense Adar quarta decima, et quinta decima die ejusdem mensis, cum omni studio, et gaudio in unum ctum populi congregati, in cunctas deinceps generationes populi Israel. Diese Tage sollen im Monate Adar, am vierzehnten und fünfzehnten dieses Monats, gefeiert werden, das ganze Volk soll sich mit allem Eifer und mit Freude versammeln durch alle nachfolgenden Geschlechter des Volkes Israel.⁶ Ester Est 19 10 13 6 Vergl. [Est 8,17, Spr 29,6, 2Makk 15,36]. Ester Est 19 10 2 Cujus fortitudo et imperium, et dignitas atque sublimitas, qua exaltavit Mardochæum, scripta sunt in libris Medorum, atque Persarum: Seine Macht und Herrschaft und die Würde und Hoheit, zu welcher er Mardochäus erhoben, sind in den Büchern der Meder und Perser³ beschrieben; Ester Est 19 10 2 3 Der Reichschronik. Ester Est 19 10 3 Et quomodo Mardochæus Judaici generis secundus a rege Assuero fuerit: et magnus apud Judæos et acceptabilis plebi fratrum suorum, quærens bona populo suo, et loquens ea, quæ ad pacem seminis sui pertinerent. Quæ habentur in Hebræo, plena fide expressi. Hæc autem, quæ sequuntur, scripta reperi in editione vulgata, quæ Græcorum lingua et litteris continentur: et interim post tinem libri hoc capitulum ferebatur: quod juxta consuetudinem nostram obelo, id est veru prænotavimus. auch wie Mardochäus aus dem Geschlechte der Juden der Zweite nach dem Könige Assuerus war und bei den Juden in hohem Ansehen stand und bei dem Volke seiner Brüder beliebt war, weil er das Beste seines Volkes suchte und das redete, was seinem Geschlechte zum Frieden diente. Was sich im Hebräischen findet, habe ich vollkommen treu übersetzt. Das aber, was folgt, habe ich in der gemein üblichen Ausgabe in griechischer Sprache und Schrift gefunden. Einstweilen ward dieses Kapitel an das Ende des Buches gesetzt und ich habe meiner Gewohnheit nach einem Obelus (), das ist ein christliches Zeichen, davor gesetzt.⁴ Ester Est 19 10 3 4 Anmerkung des hl. Hieronymus. In der Kirche gilt das Folgende für ebenso authentisch wie das übrige. Septuag stellt den Traum an die Spitze des Buches, die Erklärung an den Schluss Kap.10. In der Vulgata stände passender [Est 11] vor Kap. 10. Ester Est 19 10 4 Dixitque Mardochæus: A Deo facta sunt ista. Und Mardochäus sprach: Gott hat dies alles getan. Ester Est 19 10 5 Recordatus sum somnii, quod videram, hæc eadem significantis: nec eorum quidquam irritum fuit. Ich erinnere mich eines Traumes, den ich hatte, der ebendies vorbedeutete, und es ist nichts davon unerfüllt geblieben. Ester Est 19 10 6 Parvus fons, qui crevit in fluvium et in lucem, solemque conversus est, et in aquas plurimas redundavit: Esther est, quam rex accepit uxorem, et voluit esse reginam. Der kleine Quell, welcher zum Strome anwuchs und sich in ein Licht, in die Sonne, verwandelte und in sehr viele Gewässer ergoss, ist Esther, welche der König zur Gemahlin nahm und zur Königin machte.⁵ Ester Est 19 10 6 5 Siehe [Est 11,10]. Ester Est 19 10 7 Duo autem dracones: ego sum, et Aman. Die zwei Drachen aber, das bin ich und Aman. Ester Est 19 10 8 Gentes, quæ convenerant: hi sunt, qui conati sunt delere nomen Judæorum. Die Völker, welche zusammenkamen, sind die, welche den Namen der Juden zu vertilgen trachteten. Ester Est 19 10 9 Gens autem mea: Israel est, quæ clamavit ad Dominum, et salvum fecit Dominus populum suum: liberavitque nos ab omnibus malis, et fecit signa magna atque portenta inter gentes: Mein Volk aber, Israel, rief zu dem Herrn und der Herr rettete sein Volk und befreite uns von allen Übeln und tat große Zeichen und Wunder unter den Völkern. 1 Makkabäer 1Makk 20 0 1 Einleitung. (1,1 2,70) 1. Umschwung der Lage der Juden nach dem Tode Alexanders des Großen. (V. 10) 2. Epiphanes Greueltaten gegen die Juden. (V. 11 67) a. Die abtrünnigen Juden. (V. 16) b. Antiochus Epiphanes beraubt den Tempel, tötet viele aus dem Volke (V. 29), überfällt die Stadt zum zweiten Male und erbaut eine Burg in derselben. (V. 42) c. Antiochus erlässt ein Gebot, dass alle seine Untertanen den Götzen dienen sollen, stellt Götzenbilder im Tempel auf und verfolgt die gesetzestreuen Juden. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 1 ET factum est, postquam percussit Alexander Philippi Macedo, qui primus regnavit in Græcia, egressus de terra Cethim, Darium regem Persarum, et Medorum: Und¹ es begab sich, nachdem Alexander, der Sohn Philipps, der Macedonier,² welcher der erste³ König von Griechenland war, aus dem Lande Kethim⁴ ausziehend, Darius,⁵ den König der Perser und Meder, geschlagen hatte, 1 Makkabäer 1Makk 20 1 1 1 Vergl. [1Makk 10,88]. Der Verfasser gliedert sein Buch den anderen heiligen Büchern an. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 1 2 Alexander d. Gr., auf den Daniel [Dan 8,21] und [Dan 11,3] hinweist, ohne seinen Namen zu nennen, herrschte von 336 bis 323 vor Chr. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 1 3 Im Griech. steht der Komparativ: vor den [1Makk 1,6.9] Genannten. Vergl. auch Daniel an den angeführten Stellen. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 1 4 Von den Küstenländern. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 1 5 Darius Kodomanus 336 331 vor Chr. Nehemias [Neh 12,22] wird er als Darius der Perser bezeichnet. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 10 Et imposuerunt omnes sibi diademata post mortem ejus, et filii eorum post eos annis multis, et multiplicata sunt mala in terra. Und alle setzten sich nach seinem Tode Kronen auf,¹² ebenso ihre Söhne nach ihnen viele Jahre hindurch, und viel Übles ward auf Erden verübt.¹³ 1 Makkabäer 1Makk 20 1 10 12 Nach dem Tode der minderjährigen Söhne Alexanders, zwölf Jahre nach dessen Tode, wurden Syrien unter Seleukus, Ägypten unter Ptolemäus, Thracien unter Lysimachus und Mazedonien unter Kassander Königreiche. Vergl. [Dan 8,8.22]. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 10 13 Besonders in Judäa. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 11 Et exiit ex eis radix peccatrix, Antiochus illustris, filius Antiochi regis, qui fuerat Romæ obses: et regnavit in anno centesimo trigesimo septimo regni Græcorum. Aus ihnen¹⁴ ging ein sündhafter Sprössling hervor, Antiochus der Erlauchte,¹⁵ der Sohn des Königs Antiochus, welcher in Rom als Geisel gelebt hatte, und ward König im hundertsiebenunddreißigsten Jahre der Herrschaft der Griechen.¹⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 1 11 14 Aus einem dieser Könige, Seleukus Nikator von Syrien. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 11 15 Antiochus Epiphanes IV., der Sohn Antiochus III., des Großen. Dieser herrschte 223 187 vor Christus und hatte zwei Söhne, Seleukus IV. Philopator 187 175 und Antiochus Epiphanes. Letzterer wurde als Geisel nach Rom gesendet. Im Jahre 179 ließ Seleukus IV. seinen Bruder Antiochus Epiphanes aus Rom zurückkehren und an seine Statt daselbst seinen jungen Sohn Demetrius treten, der später als Demetrius I. Soter nach Antiochus IV. zur Herrschaft kam. Seleukus IV. wurde von Heliodorus, der selbst nach der Königswürde strebte, ermordet. Indes gelang es Antiochus Epiphanes, den Heliodorus zu vertreiben und die Anerkennung als König seitens der Römer zu erlangen. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 11 16 Die Ära der Seleuciden begann mit dem Siege des Seleukus Nikator über Antigonus, dem Jahre 312 vor Christus. (1. Oktober) Das Jahr 137 der Herrschaft der Griechen entspricht also dem Jahre 174 oder 175. Antiochus Epiphanes herrschte 174 163 vor Chr. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 12 In diebus illis exierunt ex Israel filii iniqui, et suaserunt multis, dicentes: Eamus, et disponamus testamentum cum gentibus, quæ circa nos sunt: quia ex quo recessimus ab eis, invenerunt nos multa mala. Zu jener Zeit¹⁷ traten in Israel ruchlose Leute¹⁸ auf und überredeten viele,¹⁹ indem sie sprachen: Auf, lasset uns einen Bund mit den Völkern um uns her²⁰ schließen, denn seitdem wir uns von ihnen abgesondert haben, hat uns viel Unheil betroffen.²¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 1 12 17 Während der Herrschaft des Antiochus Epiphanes. Nach V. 21 wohl am Anfang derselben. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 12 18 Ihr Haupt waren Jesus, Bruder des Onias, nach seinem Abfalle Jason genannt [2Makk 4,7], Menelaus u.a. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 12 19 Vergl. V. 43, V. 52 und [2Makk 4,13ff]. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 12 20 Gegen [Ex 13,32] und [Ex 34,15]. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 12 21 So reden auch die Juden [Jer 44,18]. Das Gegenteil ist wahr. Vergl. [Jdt 5,21ff; Jdt 11,8.9] 1 Makkabäer 1Makk 20 1 13 Et bonus visus est sermo in oculis eorum. Diese Rede gefiel in ihren Augen. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 14 Et destinaverunt aliqui de populo, et abierunt ad regem: et dedit illis potestatem ut facerent justitiam gentium. Und einige aus dem Volke entschlossen sich und gingen zum Könige;²² diesen gab er Gewalt,²³ die Satzungen der Heiden zu üben. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 14 22 Zu Antiochus. Nach [2Makk 4,9-10] war dies Jason. Josephus nennt andere Namen, wie er auch manche der hier erzählten Ereignisse und Umstände anders berichtet oder auslässt, nicht immer zur Empfehlung seiner Genauigkeit. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 14 23 So durfte sich niemand ihnen widersetzen, ohne sich gegen den König zu verfehlen. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 15 Et ædificaverunt gymnasium in Jerosolymis secundum leges Nationum: Sie bauten also eine Übungsschule²⁴ in Jerusalem nach dem Brauche der Heiden. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 15 24 Über diese vergl. [2Makk 4,12]. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 16 Et fecerunt sibi præputia, et recesserunt a testamento sancto, et juncti sunt Nationibus, et venundati sunt ut facerent malum. Und sie stellten sich die Vorhaut wieder her²⁵ und fielen von dem heiligen Bunde ab, schlossen sich an die Heiden an und verkauften sich dazu,²⁶ Böses zu tun. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 16 25 Durch eine sehr schmerzhafte Operation. (Epiphan.) 1 Makkabäer 1Makk 20 1 16 26 Vergl. [1Kön 21,10]. Vergl. [Röm 7,6]. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 17 Et paratum est regnum in conspectu Antiochi, et cpit regnare in terra gypti ut regnaret super duo regna. Als nun Antiochus sich in seiner Herrschaft befestigt sah,²⁷ schickte er sich an, Ägypten derselben zu unterwerfen, um über beide Reiche²⁸ zu gebieten. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 17 27 Nachdem er Heliodor vertrieben und die Anerkennung seitens der Römer erlangt hatte. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 17 28 Syrien und Ägypten. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 18 Et intravit in gyptum in multitudine gravi, in curribus, et elephantis, et equitibus, et copiosa navium multitudine: Deshalb drang er in Ägypten ein²⁹ mit einem mächtigen Heere, mit Wagen und Elefanten und Reitern und einer zahlreichen Menge von Schiffen³⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 1 18 29 Es geschah dies dreimal. Den ersten Einfall sagte Daniel [Dan 11,22ff] voraus, der zweite hatte statt nach dem Tode der Kleopatra, der Schwester des Antiochus Epiphanes und Witwe des Ptolemäus V. Epiphanes, die während der Minderjährigkeit des Sohnes Ptolemäus Philometor die Herrschaft geführt. Auch der zweite Einfall ist von Daniel vorausgesagt [Dan 11,25ff]. Von diesem zweiten, 170 vor Christus, bei dem Antiochus Epiphanes ganz Ägypten außer Alexandria einnahm, ist hier die Rede. Vergl. [2Makk 1,21-24; 2Makk 5,11-21]. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 18 30 Gegen den mit den Römern geschlossenen Vertrag von Magnesia. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 19 Et constituit bellum adversus Ptolemæum regem gypti, et veritus est Ptolemæus a facie ejus, et fugit, et ceciderunt vulnerati multi. und führte gegen Ptolemäus, den König von Ägypten, Krieg. Da geriet Ptolemäus³¹ in Furcht vor ihm und ergriff die Flucht und zahlreiche Verwundete fielen. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 19 31 Ptolemäus Euregetes, auch Physko genannt. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 2 Constituit prlia multa, et obtinuit omnium munitiones, et interfecit reges terræ, lieferte er viele Schlachten, nahm alle festen Plätze ein und tötete die Könige⁶ der Erde. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 2 6 Statthalter. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 20 Et comprehendit civitates munitas in terra gypti: et accepit spolia terræ gypti. Auch nahm Antiochus die festen Städte im Lande Ägypten ein und gewann die Beute des Landes Ägypten. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 21 Et convertit Antiochus, postquam percussit gyptum in centesimo et quadragesimo tertio anno: et ascendit ad Israel, Nachdem er Ägypten geschlagen, kehrte Antiochus heim im hundertdreiundvierzigsten Jahre³² und zog hinauf gegen Israel³³ 1 Makkabäer 1Makk 20 1 21 32 Im Jahre 170 vor Chr. im Spätherbst. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 21 33 Juda. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 22 Et ascendit Jerosolymam in multitudine gravi. und kam nach Jerusalem mit einer starken Heeresmacht.³⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 1 22 34 Vergl. [2Makk 5,5ff]. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 23 Et intravit in sanctificationem cum superbia, et accepit altare aureum, et candelabrum luminis, et universa vasa ejus, et mensam propositionis, et libatoria, et phialas, et mortariola aurea, et velum, et coronas, et ornamentum aureum, quod in facie templi erat: et comminuit omnia. Und er trat in das Heiligtum mit frechem Übermut und nahm den goldenen Altar weg und den Leuchter des Lichtes und alle Geräte desselben und den Tisch für die Schaubrote, die Becken, die Schalen, die goldenen Mörser, den Vorhang, die Kränze³⁵ und den goldenen Schmuck an der Vorderseite des Tempels und er zerschlug alles.³⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 1 23 35 Wohl Weihegeschenke. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 23 36 Griech.: entblößte alles (nahm alles Gold von den vergoldeten Gegenständen). 1 Makkabäer 1Makk 20 1 24 Et accepit argentum, et aurum, et vasa concupiscibilia: et accepit thesauros occultos, quos invenit: et sublatis omnibus abiit in terram suam. Auch das Silber und Gold und die kostbaren Gefäße nahm er, ebenso was er an verborgenen Schätzen³⁷ fand. Und nachdem er alles genommen hatte,³⁸ zog er fort in sein Land. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 24 37 Vergl. [2Makk 3,10ff]. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 24 38 Nach [2Makk 5,21] etwa 1800 Talente d.i. etwa acht Millionen Mark. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 25 Et fecit cædem hominum, et locutus est in superbia magna. Auch richtete er Blutvergießen an³⁹ und redete mit großem Hochmute.⁴⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 1 25 39 Ehe er abzog. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 25 40 Vergl. [Dan 11,32]. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 26 Et factus est planctus magnus in Israel, et in omni loco eorum: Darüber entstand ein großes Wehklagen in Israel, in allen Wohnsitzen desselben. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 27 Et ingemuerunt principes, et seniores: virgines, et juvenes infirmati sunt: et speciositas mulierum immutata est. Es jammerten die Fürsten und die Ältesten, die Jungfrauen und die Jünglinge verzagten und die Schönheit der Frauen schwand dahin. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 28 Omnis maritus sumpsit lamentum; et quæ sedebant in thoro maritali, lugebant: Alle Gatten⁴¹ erhoben Wehklage und die Neuvermählten saßen weinend in ihrem Brautgemache. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 28 41 Griech.: Bräutigame. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 29 Et commota est terra super habitantes in ea, et universa domus Jacob induit confusionem. Das Land erbebte wegen seiner Bewohner und das ganze Haus Jakob war mit Schmach bedeckt.⁴² 1 Makkabäer 1Makk 20 1 29 42 Als ob Gott sie verlassen. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 3 Et pertransiit usque ad fines terræ: et accepit spolia multitudinis gentium: et siluit terra in conspectu ejus. Und er drang vor bis zu den Enden der Erde,⁷ gewann Beute von zahlreichen Völkern und die Erde war ihm unterworfen. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 3 7 Bis nach Indien. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 30 Et post duos annos dierum misit rex principem tributorum in civitates Juda, et venit Jerusalem cum turba magna. Zwei Jahre darnach⁴³ entsandte der König einen Vorsteher der Abgaben⁴⁴ in die Städte Judas und dieser kam nach Jerusalem mit zahlreicher Mannschaft. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 30 43 Im Jahre 168 nach Chr. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 30 44 Vergl. [2Makk 5,25]. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 31 Et locutus est ad eos verba pacifica in dolo: et crediderunt ei. Er redete zu ihnen friedliche Worte in trüglicher Gesinnung und sie schenkten ihm Glauben. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 32 Et irruit super civitatem repente, et percussit eam plaga magna, et perdidit populum multum ex Israel. Doch plötzlich überfiel er die Stadt und brachte ihr eine große Niederlage bei und tötete viel Volk aus Israel. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 33 Et accepit spolia civitatis: et succendit eam igni, et destruxit domos ejus, et muros ejus in circuitu: Alsdann plünderte er die Stadt, steckte sie in Brand und zerstörte ihre Häuser und Mauern ringsumher. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 34 Et captivas duxerunt mulieres: et natos, et pecora possederunt. Die Weiber und Kinder aber führten sie gefangen hinweg und bemächtigten sich des Viehes. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 35 Et ædificaverunt civitatem David muro magno, et firmo, et turribus firmis, et facta est illis in arcem: Dann befestigten sie die Davidsstadt⁴⁵ mit einer großen und starken Mauer und festen Türmen und sie ward ihre Burg. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 35 45 Die Davidsstadt war nach [2Sam 5,7] und [1Chr 11,5] im Südwesten der Stadt auf dem Berge Sion erbaut. In den Büchern der Machabäer aber bezeichnet das Wort die von den Syrern in Jerusalem errichtete Feste, die, auf dem Berg Sion im Südwesten des Tempels gelegen, diesen beherrschte. [1Makk 4,37.60; 1Makk 5,54; 1Makk 6,62; 1Makk 7,33; 1Makk 10,11] wird der Tempelberg Moria Berg Sion im Gegensatz zur Festung genannt. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 36 Et posuerunt illic gentem peccatricem, viros iniquos, et convaluerunt in ea: et posuerunt arma, et escas, et congregaverunt spolia Jerusalem: In diese legten sie gottloses Volk, ruchlose Leute und befestigten sich fest darin, sie versahen sich mit Waffen und Lebensmitteln und brachten die Beute aus Jerusalem dorthin zusammen 1 Makkabäer 1Makk 20 1 37 Et reposuerunt illic: et facti sunt in laqueum magnum. zur Aufbewahrung und sie wurden ein großer Fallstrick.⁴⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 1 37 46 Im Sinne der Kriegsführung: Die Festung bedrohte die Stadt beständig und erschwerte den Zugang zum Tempel oder machte ihn selbst unmöglich. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 38 Et factum est hoc ad insidias sanctificationi, et in diabolum malum in Israel: Und dies ward ein Hinterhalt für das Heiligtum und ein schlimmer Widersacher für Israel.⁴⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 1 38 47 Das Griechische fügt bei: allezeit. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 39 Et effuderunt sanguinem innocentem per circuitum sanctificationis, et contaminaverunt sanctificationem. Sie vergossen unschuldig Blut rings um das Heiligtum und entweihten dasselbe.⁴⁸ 1 Makkabäer 1Makk 20 1 39 48 Vergl. z.B. [2Makk 6,4ff] 1 Makkabäer 1Makk 20 1 4 Et congregavit virtutem, et exercitum fortem nimis: et exaltatum est, et elevatum cor ejus: Er brachte eine gewaltige Macht und ein sehr großes Kriegsheer zusammen,⁸ deshalb erhob sich sein Herz und ward hoffärtig. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 4 8 Dies ging zeitlich dem in Vers 3 Berichteten voraus. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 40 Et fugerunt habitatores Jerusalem propter eos, et facta est habitatio exterorum, et facta est extera semini suo, et nati ejus reliquerunt eam. Da flohen die Bewohner Jerusalems ihretwillen und die Stadt ward eine Behausung von Fremden, so dass sie ihrem Geschlechte fremd ward und ihre Kinder sie verließen. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 41 Sanctificatio ejus desolata est sicut solitudo, dies festi ejus conversi sunt in luctum, sabbata ejus in opprobrium, honores ejus in nihilum. Ihr Heiligtum ward verödet wie eine Wüste, ihre Festtage wurden in Trauer verkehrt, ihre Sabbate in Schmach und ihre Ehre in nichts.⁴⁹ [Tob 2,6; Am 8,10] 1 Makkabäer 1Makk 20 1 41 49 Griech.: in Schmach. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 42 Secundum gloriam ejus multiplicata est ignominia ejus: et sublimitas ejus conversa est in luctum. So groß wie ihre Herrlichkeit ward jetzt ihre Schmach und ihre Hoheit wurde in Trauer verkehrt. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 43 Et scripsit rex Antiochus omni regno suo ut esset omnis populus, unus: et relinqueret unusquisque legem suam. Hierauf erließ der König Antiochus Schreiben an sein ganzes Reich, dass alle ein Volk sein und jeder sein eigenes Gesetz⁵⁰ verlassen sollte. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 43 50 Seine Religion. Vergl. [2Makk 6,1-9]. Die Religion war nur bei den Juden auf das engste mit dem Volkstum verknüpft, die Juden konnten nicht zugleich Israeliten und Götzendiener sein. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 44 Et consenserunt omnes gentes secundum verbum regis Antiochi: Da fügten sich alle Völker dem Befehl des Königs Antiochus, 1 Makkabäer 1Makk 20 1 45 Et multi ex Israel consenserunt servituti ejus, et sacrificaverunt idolis, et coinquinaverunt sabbatum. auch viele aus Israel unterwarfen sich seinem Frondienst,⁵¹ opferten den Götzen und entweihten den Sabbat. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 45 51 Griech.: seinem Kult. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 46 Et misit rex libros per manus nuntiorum in Jerusalem, et in omnes civitates Juda: ut sequerentur leges gentium terræ, Auch sandte der König Schreiben durch Boten nach Jerusalem und in alle Städte von Juda, dass sie die Gesetze derer, welche im Lande fremd waren, befolgen, 1 Makkabäer 1Makk 20 1 47 Et prohiberent holocausta, et sacrificia, et placationes fieri in templo Dei, der Darbringung von Brandopfern, Schlachtopfern und Sühnopfern im Tempel Gottes Einhalt tun 1 Makkabäer 1Makk 20 1 48 Et prohiberent celebrari sabbatum, et dies solemnes: und die Feier des Sabbats und der Festtage untersagen sollten. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 49 Et jussit coinquinari sancta, et sanctum populum Israel. Auch befahl er, das Heiligtum und das heilige Volk Israel⁵² zu verunreinigen, 1 Makkabäer 1Makk 20 1 49 52 Dies stand dem Götzendienste gleich und verdiente wie dieser die Todesstrafe. [Ex 31,14] 1 Makkabäer 1Makk 20 1 5 Et obtinuit regiones gentium, et tyrannos: et facti sunt illi in tributum. Auch brachte er Länder, Völker und Könige in seine Gewalt und sie wurden ihm zinsbar. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 50 Et jussit ædificari aras, et templa, et idola, et immolari carnes suillas, et pecora communia, Altäre, Tempel und Götzenbilder zu errichten und Schweinefleisch und unreine Tiere zu opfern, 1 Makkabäer 1Makk 20 1 51 Et relinquere filios suos incircumcisos, et coinquinari animas eorum in omnibus immundis, et abominationibus, ita ut obliviscerentur legem, et immutarent omnes justificationes Dei. ihre Söhne unbeschnitten zu lassen⁵³ und ihre Seelen mit allerlei Unreinem und Greuel zu beflecken, so dass sie des Gesetzes vergäßen und alle Satzungen Gottes abänderten. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 51 53 Vergl. [2Makk 6,8-9]. Mit dem äußeren Kennzeichen des Judentums hoffte er dieses selbst aufzuheben. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 52 Et quicumque non fecissent secundum verbum regis Antiochi, morerentur. Wer nicht nach dem Befehl des Königs Antiochus tun würde, sollte sterben. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 53 Secundum omnia verba hæc scripsit omni regno suo: et præposuit principes populo, qui hæc fieri cogerent. Dem allem gemäß sandte er in sein ganzes Reich Schreiben aus und setzte Amtleute über das Volk, welche die Ausführung derselben erzwingen sollten. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 54 Et jusserunt civitatibus Juda sacrificare. Diese also befahlen den Städten Judas, Opfer darzubringen.⁵⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 1 54 54 Auch darin lag eine Verfehlung gegen das Gesetz. [Dtn 12,13] 1 Makkabäer 1Makk 20 1 55 Et congregati sunt multi de populo ad eos, qui dereliquerant legem Domini: et fecerunt mala super terram: Da schlossen sich viele vom Volke, die das Gesetz des Herrn verlassen hatten, ihnen⁵⁵ an und taten Böses im Lande. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 55 55 Nach dem Griech. den von Antiochus gesandten Aufseher. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 56 Et effugaverunt populum Israel in abditis, et in absconditis fugitivorum locis. Und sie verscheuchten das Volk Israel an abgelegene Orte, in verborgene Zufluchtsstätten. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 57 Die quinta decima mensis Casleu, quinto et quadragesimo et centesimo anno ædificavit rex Antiochus abominandum idolum desolationis super altare Dei, et per universas civitates Juda in circuitu ædificaverunt aras: Am fünfzehnten Tage des Monats Kasleu im hundertfünfundvierzigsten Jahre⁵⁶ aber errichtete der König Antiochus ein greuliches Götzenbild der Verwüstung⁵⁷ auf dem Altare Gottes und man baute Altäre in allen Städten Judas ringsumher.⁵⁸ 1 Makkabäer 1Makk 20 1 57 56 Der Monat Kasleu fällt in unseren November und Dezember, das Jahr ist das 168. Vor Christus. Zwischen dem Beginne der Arbeiten und dem ersten Opfer V. 62 verflossen wohl zehn Tage. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 57 57 Nach einigen eine Statue des Jupiter. Der griechische Text spricht indes zunächst nicht von einer Statue, sondern von einem gottesschänderischen Götzendienste. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 57 58 Vergl. [2Makk 6]. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 58 Et ante januas domorum, et in plateis incendebant thura, et sacrificabant: Auch vor den Türen der Häuser⁵⁹ und auf den Straßen brachte man Räucherwerk und Opfer dar 1 Makkabäer 1Makk 20 1 58 59 Nach heidnischer Sitte errichtete man an den Schwellen der Türen dem Apollo, dem Hermes, der Diana, den Beschützern der Häuser und Städte, Bildsäulen. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 59 Et libros legis Dei combusserunt igni, scindentes eos: und zerriss die Gesetzbücher Gottes und verbrannte sie im Feuer.⁶⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 1 59 60 Beide Handlungen sind Zeichen der Verachtung. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 6 Et post hæc decidit in lectum, et cognovit quia moreretur. Darnach⁹ aber sank er auf das Krankenlager¹⁰ und fühlte, dass er sterben werde. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 6 9 Nach zwölfjähriger Herrschaft. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 6 10 Dies ist das Ende seiner unbegrenzten Begierden. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 60 Et apud quemcumque inveniebantur libri testamenti Domini, et quicumque observabat legem Domini, secundum edictum regis trucidabant eum. Und bei wem immer sich die Bundesbücher des Herrn fanden, und wer das Gesetz des Herrn beobachtete, der wurde dem Befehle des Königs gemäß getötet. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 61 In virtute sua faciebant hæc populo, Israel, qui inveniebatur in omni mense et mense in civitatibus. Nach Kräften taten jene also an dem Volke Israel, an denen, welche in den Städten sich fanden, Monat für Monat.⁶¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 1 61 61 Einmal in jedem Monat, um die anderen abzuschrecken. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 62 Et quinta et vigesima die mensis sacrificabant super aram, quæ erat contra altare. Und am fünfundzwanzigsten Tage des Monats opferten sie auf dem Altare, der auf⁶² dem Altare Gottes stand. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 62 62 Er stand wohl auf dem Altare Jahves. Sie wollten den Schein verhüten, als werde diesem das Opfer dargebracht. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 63 Et mulieres, quæ circumcidebant filios suos, trucidabantur secundum jussum regis Antiochi, Und die Frauen, welche ihre Söhne beschneiden ließen, tötete man nach dem Befehle des Königs Antiochus. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 64 Et suspendebant pueros a cervicibus per universas domos eorum: et eos, qui circumciderant illos, trucidabant. Und man hing die Knäblein an ihren Hals in allen ihren Häusern und tötete auch die, welche sie beschnitten hatten. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 65 Et multi de populo Israel definierunt apud se, ut non manducarent immunda: et elegerunt magis mori, quam cibis coinquinari immundis: Viele aber von dem Volke Israel beschlossen bei sich, nichts Unreines zu essen und wollten lieber sterben, als sich mit unreinen Speisen verunreinigen.⁶³ 1 Makkabäer 1Makk 20 1 65 63 So Eleazar [2Makk 6,18ff] und die sieben Brüder [2Makk 7] 1 Makkabäer 1Makk 20 1 66 Et noluerunt infringere legem Dei sanctam, et trucidati sunt: Sie wollten das heilige Gesetz Gottes nicht verletzen und wurden getötet. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 67 Et facta est ira magna super populum valde. Und es erging ein sehr großes Zorngericht über das Volk.⁶⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 1 67 64 Griechisch: Israel. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 7 Et vocavit pueros suos nobiles, qui secum erant nutriti a juventute: et divisit illis regnum suum, cum adhuc viveret. Da berief er seine angesehensten Diener, die von Jugend auf mit ihm erzogen waren, und verteilte sein Reich unter sie noch bei Lebzeiten.¹¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 1 7 11 Persische und arabische Geschichtsschreiber bestätigen diese Nachricht, deren auch Curtius Erwähnung tut. Alexander stellte an die Spitze der einzelnen Provinzen seine Feldherren, ohne sie damit unabhängig machen zu wollen. Vergl. (V. 10.) 1 Makkabäer 1Makk 20 1 8 Et regnavit Alexander annis duodecim, et mortuus est. Alexander hatte zwölf Jahre regiert, als er starb. 1 Makkabäer 1Makk 20 1 9 Et obtinuerunt pueri ejus regnum, unusquisque in loco suo: Und seine Diener erlangten die Herrschaft, ein jeder an seinem Orte. 1 Makkabäer 1Makk 20 0 1 Mathathias und seine Söhne setzen der Unterdrückung Widerstand entgegen. (Kap. 2) a. Mathathias weigert sich, dem Befehle des Königs zu gehorchen (V. 22), und tötet einen götzendienerischen Juden wie den Gesandten des Königs. (V. 26) b. Flucht in das Gebirge, Beschluss, selbst am Sabbat zu kämpfen, Sammlung eines Heeres und Wiederherstellung der alten Gottesverehrung. (V. 48) c. Letzte Mahnungen des Mathathias an seine Söhne. (V. 64) Ernennung des Simon zu ihrem Haupte, des Judas zu ihrem Führer im Kriege. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 1 In diebus illis surrexit Mathathias filius Joannis, filii Simeonis, sacerdos ex filiis Joarib ab Jerusalem, et consedit in monte Modin: In jenen Tagen¹ erhob sich² Mathathias,³ der Sohn Johannes', des Sohnes Simeons, Priester⁴ aus der Familie Joaribs⁵ von Jerusalem, der auf dem Berge zu Modin⁶ wohnte 1 Makkabäer 1Makk 20 2 1 1 Vergl. [Dan 11,34]. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 1 2 Hebraismus, der etwas Großes andeutet und einleitet. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 1 3 Gabe Gottes. Mathathias war ein Sohn des Johannes, des Sohnes Simeons. Fl. Josephus nennt ihn einen Urenkel des Asmonäus, weshalb seine Nachkommen auch Asmonäer heißen. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 1 4 Nach der jüdischen Überlieferung Hoherpriester. Nach dem Tode des Onias III. [2Makk 4,34] und dem Abfall seines Bruders Jason [2Makk 4,7] wie der Flucht Onias IV. kam das Hohepriestertum an Mathathias Sohn Jonathas, obwohl Mathathias nur einfacher Priester war. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 1 5 Eine der zweiundzwanzig Priesterklassen. [1Chr 24,4-7] 1 Makkabäer 1Makk 20 2 1 6 Modin war eine Stadt bei Diospolis (Lyda oder Lod), am Wege von Jerusalem nach Joppe. [1Makk 11,34] 1 Makkabäer 1Makk 20 2 10 Quæ gens non hereditavit regnum ejus, et non obtinuit spolia ejus? Welches Volk hat nicht ihr Reich in Besitz genommen und sich nicht ihrer Beute bemächtigt? 1 Makkabäer 1Makk 20 2 11 Omnis compositio ejus ablata est. Quæ erat libera, facta est ancilla. All ihr Schmuck ist hinweggenommen, sie, die frei war,¹² ist eine Sklavin geworden. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 11 12 Unter früheren Bedrückern hatten die Juden wenigstens ihre religiösen Einrichtungen und ihre nationale Selbständigkeit bewahrt. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 12 Et ecce sancta nostra, et pulchritudo nostra, et claritas nostra desolata est, et coinquinaverunt ea gentes. Und siehe, unser Heiligtum, unsere Schönheit, unsere Herrlichkeit¹³ ist verheert und die Heiden haben sie entweiht. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 12 13 Was wir Heiliges, Schönes, Prächtiges hatten. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 13 Quo ergo nobis adhuc vivere? Wozu sollen wir denn noch leben? 1 Makkabäer 1Makk 20 2 14 Et scidit vestimenta sua Mathathias, et filii ejus: et operuerunt se ciliciis, et planxerunt valde. Und Mathathias und seine Söhne zerrissen ihre Kleider und legten Bußkleider an und trugen schweres Leid. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 15 Et venerunt illuc qui missi erant a rege Antiocho, ut cogerent eos, qui confugerant in civitatem Modin, immolare, et accendere thura, et a lege Dei discedere. Es kamen aber Abgesandte vom Könige Antiochus dorthin, um alle, die sich in die Stadt Modin geflüchtet, zu zwingen, Schlachtopfer und Rauchopfer darzubringen und vom Gesetze Gottes abzufallen. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 16 Et multi de populo Israel consentientes accesserunt ad eos: sed Mathathias, et filii ejus constanter steterunt. Während nun viele aus dem Volke Israel sich fügten und sich ihnen anschlossen, blieben Mathathias und seine Söhne standhaft.¹⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 2 16 14 Griech.: versammelten sich zunächst um zu beobachten und dann gemeinsam zu handeln. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 17 Et respondentes qui missi erant ab Antiocho, dixerunt Mathathiæ: Princeps et clarissimus, et magnus es in hac civitate, et ornatus filiis, et fratribus. Da begannen die, welche von Antiochus gesandt waren, und sprachen zu Mathathias: Du bist der Erste, Angesehenste und Größte in dieser Stadt und mächtig durch Söhne und Brüder;¹⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 2 17 15 Verwandte. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 18 Ergo accede prior, et fac jussum regis, sicut fecerunt omnes gentes, et viri Juda, et qui remanserunt in Jerusalem: et eris tu, et filii tui inter amicos regis, et amplificatus auro, et argento, et muneribus multis. so tritt nun zuerst herzu¹⁶ und tue, wie der König befiehlt, so wie dies alle Völker und die Männer von Juda und die in Jerusalem Zurückgebliebenen getan haben; so wirst du mit deinen Söhnen zu den Freunden des Königs gehören und mit Gold, Silber und vielen Geschenken überhäuft werden. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 18 16 Zum Altar. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 19 Et respondit Mathathias, et dixit magna voce: Et si omnes gentes regi Antiocho obediunt, ut discedat unusquisque a servitute legis patrum suorum, et consentiat mandatis ejus: Mathathias aber antwortete und sprach mit lauter Stimme: Wenn auch alle Völker dem Könige Antiochus gehorchen, dass ein jeder von dem gebotenen Gottesdienste seiner Väter abfällt und sich seinen Geboten fügt, 1 Makkabäer 1Makk 20 2 2 Et habebat filios quinque, Joannem, qui cognominabatur Gaddis: und fünf Söhne hatte: Johannes, mit dem Zunamen⁷ Gaddis, 1 Makkabäer 1Makk 20 2 2 7 Die Söhne erhielten diese Zunamen wohl nach ihrem Charakter. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 20 Ego et filii mei, et fratres mei obediemus legi patrum nostrorum. so werden doch ich und meine Söhne und meine Brüder dem Gesetze unserer Väter¹⁷ gehorchen. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 20 17 Griech.: dem Bunde unserer Väter dem Bunde unserer Väter mit Gott am Sinai. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 21 Propitius sit nobis Deus: non est nobis utile relinquere legem, et justitias Dei: Gott bewahre uns davor! es frommt uns nicht, das Gesetz und die Vorschriften Gottes zu verlassen. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 22 Non audiemus verba regis Antiochi, nec sacrificabimus transgredientes legis nostræ mandata, ut eamus altera via. Den Worten des Königs Antiochus werden wir nicht gehorchen und nicht opfern, dass wir so die Gebote unseres Gesetzes übertreten und einen andern Weg einschlagen sollten.¹⁸ 1 Makkabäer 1Makk 20 2 22 18 Griech.: den Worten des Königs werden wir nicht gehorchen, von unserem Gottesdienste abzuweichen zur Rechten oder zur Linken. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 23 Et ut cessavit loqui verba hæc, accessit quidam Judæus in omnium oculis sacrificare idolis super aram in civitate Modin, secundum jussum regis: Nachdem er alle diese Worte gesprochen, trat ein Jude vor aller Augen herzu, um den Götzen auf dem Altare der Stadt Modin dem Befehle des Königs gemäß zu opfern. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 24 Et vidit Mathathias, et doluit, et contremuerunt renes ejus, et accensus est furor ejus secundum judicium legis, et insiliens trucidavit eum super aram: Als Mathathias dies sah, ergriff ihn Schmerz und sein Inneres erbebte und sein Zorn entbrannte,¹⁹ der Vorschrift des Gesetzes gemäß,²⁰ und herzueilend tötete er ihn am Altare. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 24 19 Griech.: er ließ seinem Zorn freien Lauf, wie es recht war. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 24 20 Das Gesetz gebot diejenigen zu töten, welche den Götzen opferten, [Dtn 13,6-9]. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 25 Sed et virum, quem rex Antiochus miserat, qui cogebat immolare, occidit in ipso tempore, et aram destruxit. Aber auch den Mann, welchen der König Antiochus gesandt, der zu opfern zwingen sollte, tötete er zur selben Zeit und riss den Altar nieder. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 26 Et zelatus est legem, sicut fecit Phinees Zamri filio Salomi. Und er eiferte für das Gesetz, wie Phinees dem Zamri, dem Sohne Saloms, gegenüber getan.²¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 2 26 21 Vergl. [Num 25,13]. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 27 Et exclamavit Mathathias voce magna in civitate, dicens: Omnis, qui zelum habet legis statuens testamentum, exeat post me. Sodann ließ Mathathias in der Stadt mit lauter Stimme ausrufen: Wer immer für das Gesetz eifert und den Bund aufrecht hält, ziehe aus, mir nach! 1 Makkabäer 1Makk 20 2 28 Et fugit ipse, et filii ejus in montes, et reliquerunt quæcumque habebant in civitate. So flohen er und seine Söhne auf das Gebirge und ließen alles zurück, was sie in der Stadt hatten. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 29 Tunc descenderunt multi quærentes judicium, et justitiam, in desertum: Zur selben Zeit zogen viele, welche Recht und Gerechtigkeit suchten,²² in die Wüste²³ hinab 1 Makkabäer 1Makk 20 2 29 22 Sich der im Gesetze vorgeschriebenen Gerechtigkeit im Wandel befleißigte. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 29 23 In die Wüste Juda, westlich vom Toten Meere. Dort waren viele Höhlen. Vergl. [1Sam 13,6] und [1Sam 24,4]. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 3 Et Simonem, qui cognominabatur Thasi: Simon, mit dem Zunamen Thasi, 1 Makkabäer 1Makk 20 2 30 Et sederunt ibi ipsi, et filii eorum, et mulieres eorum, et pecora eorum: quoniam inundaverunt super eos mala. und blieben daselbst mit ihren Kindern, ihren Frauen und ihrem Vieh, weil immer neues Unheil über sie kam. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 31 Et renuntiatum est viris regis, et exercitui, qui erat in Jerusalem civitate David quoniam discessissent viri quidam, qui dissipaverunt mandatum regis in loca occulta in deserto, et abiissent post illos multi. Indes wurde den Männern des Königs und dem Heere, das in Jerusalem, in der Davidsstadt,²⁴ war, berichtet, dass Leute, welche das Gebot des Königs verwarfen, in Schlupfwinkel der Wüste entwichen und viele ihnen gefolgt seien. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 31 24 In der von den Syrern angelegten Festung auf dem Berge Sion. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 32 Et statim perrexerunt ad eos, et constituerunt adversus eos prlium in die sabbatorum. Alsbald zogen jene gegen sie aus und rüsteten sich zum Kampfe wider sie am Sabbate. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 33 Et dixerunt ad eos: Resistitis et nunc adhuc? exite, et facite secundum verbum regis Antiochi, et vivetis. Und sie sprachen zu ihnen: Wolltet ihr auch jetzt noch Widerstand leisten? Kommet heraus und tuet nach dem Befehle des Königs Antiochus, so sollt ihr am Leben bleiben. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 34 Et dixerunt: Non exibimus, neque faciemus verbum regis, ut polluamus diem sabbatorum. Sie aber antworteten: Wir werden nicht hinauskommen und nicht nach dem Befehle des Königs tun, dass wir den Sabbat entheiligen sollten.²⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 2 34 25 Herauszugehen und des Königs Wort zu tun, gilt ihnen als eine Entweihung des Sabbats, weil an einem solchen an sie das Ansinnen gestellt war. Sie wollen sagen, dass sie am Gesetze Gottes unentwegt festhalten (nicht etwa, dass sie nur wegen des Sabbats der Aufforderung nicht folgen). 1 Makkabäer 1Makk 20 2 35 Et concitaverunt adversus eos prlium. Da beeilten sich jene, einen Angriff auf sie zu machen. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 36 Et non responderunt eis, nec lapidem miserunt in eos, nec oppilaverunt loca occulta, Diese aber antworteten ihnen nicht noch schleuderten sie einen Stein auf sie noch verrammelten sie ihre Schlupfwinkel, 1 Makkabäer 1Makk 20 2 37 Dicentes: Moriamur omnes in simplicitate nostra: et testes erunt super nos clum, et terra, quod injuste perditis nos. sondern sprachen: Lasset uns alle sterben in unserer Unschuld! Himmel und Erde werden Zeugen für uns sein, dass ihr uns ungerechterweise tötet. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 38 Et intulerunt illis bellum sabbatis: et mortui sunt ipsi, et uxores eorum, et filii eorum, et pecora eorum usque ad mille animas hominum. Jene also griffen sie am Sabbate an und sie kamen mit ihren Frauen und ihren Kindern und ihrem Vieh um, gegen tausend Seelen.²⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 2 38 26 Ob an verschiedenen Sabbaten? [2Makk 6,11] Das Gesetz Moses untersagt nirgends, die Waffen zu ergreifen. Diese Auslegung war eine irrtümliche. Vergleiche die bessere Erkenntnis V. 41. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 39 Et cognovit Mathathias, et amici ejus, et luctum habuerunt super eos valde. Als Mathathias und seine Freunde dies erfuhren, trauerten sie gar sehr um sie. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 4 Et Judam, qui vocabatur Machabæus: Judas, der der Machabäer genannt wurde, 1 Makkabäer 1Makk 20 2 40 Et dixit vir proximo suo: Si omnes fecerimus sicut fratres nostri fecerunt, et non pugnaverimus adversus gentes pro animabus nostris, et justificationibus nostris: nunc citius disperdent nos a terra. Und sie sprachen untereinander: Wenn wir alle tun, wie unsere Brüder getan haben, und nicht wider die Heiden um unser Leben und für unser Gesetz kämpfen, so werden sie uns bald von der Erde vertilgen. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 41 Et cogitaverunt in die illa, dicentes: Omnis homo, quicumque venerit ad nos in bello die sabbatorum, pugnemus adversus eum: et non moriemur omnes, sicut mortui sunt fratres nostri in occultis. Sie beschlossen also an jenem Tage und sprachen: Gegen jeden, der uns am Sabbatstage angreift, wollen wir kämpfen, dass wir nicht alle sterben, wie unsere Brüder in den Schlupfwinkeln gestorben sind. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 42 Tunc congregata est ad eos synagoga Assidæorum fortis viribus ex Israel, omnis voluntarius in lege: Hierauf sammelten sich die Assidäer²⁷ zu ihnen, eine tapfere Schar aus Israel, alle Eiferer für das Gesetz. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 42 27 Hebr.: Chasidim, die Frommen. Diese schlossen sich den Machabäern an, ohne sich denselben zu unterstellen, daher der Gegensatz [1Makk 7,13]. Zu diesem kamen V. 43 noch die hinzu, welche sich dem Drucke der Fremden entziehen wollten. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 43 Et omnes, qui fugiebant a malis, additi sunt ad eos, et facti sunt illis ad firmamentum. Auch alle, welche vor dem Unheil flohen, begaben sich zu ihnen und brachten ihnen Verstärkung. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 44 Et collegerunt exercitum, et percusserunt peccatores in ira sua, et viros iniquos in indignatione sua: et ceteri fugerunt ad nationes, ut evaderent. So bildeten sie ein Heer und schlugen die Sünder in ihrem Zorn und die Gottlosen in ihrem Grimm, während die Übriggebliebenen²⁸ zu den Heiden flohen, um zu entkommen. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 44 28 Wohl: die Abtrünnigen. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 45 Et circuivit Mathathias, et amici ejus, et destruxerunt aras: Mathathias aber und seine Genossen zogen umher, zerstörten die Altäre 1 Makkabäer 1Makk 20 2 46 Et circumciderunt pueros incircumcisos quotquot invenerunt in finibus Israel: et in fortitudine. und beschnitten alle unbeschnittenen Knaben, soviel sie innerhalb der Grenzen Israels fanden, und zeigten sich als tapfere Männer.²⁹ 1 Makkabäer 1Makk 20 2 46 29 Nach anderen: selbst mit Gewalt. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 47 Et persecuti sunt filios superbiæ, et prosperatum est opus in manibus eorum: Sie verfolgten die Übermütigen³⁰ und ihr Beginnen hatte gutes Gelingen. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 47 30 Die Syrer. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 48 Et obtinuerunt legem de manibus gentium, et de manibus regum: et non dederunt cornu peccatori. Und sie befreiten das Gesetz aus der Gewalt der Heiden und aus der Hand der Könige³¹ und ließen die Sünder³² nicht emporkommen. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 48 31 Verschafften dem Gesetze Ansehen gegen die Statthalter (Könige), welche es abschaffen und unterdrücken wollten. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 48 32 Die abgefallenen Juden. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 49 Et appropinquaverunt dies Mathathiæ moriendi, et dixit filiis suis: Nunc confortata est superbia, et castigatio, et tempus eversionis, et ira indignationis: Als nun die Zeit herankam, dass Mathathias sterben sollte,³³ sprach er zu seinen Söhnen: Jetzt ist der Übermut mächtig geworden und die Züchtigung und es ist eine Zeit der Verwüstung und grimmiger Zorn. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 49 33 Etwa nach einem Jahre des Kampfes. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 5 Et Eleazarum, qui cognominabatur Abaron: et Jonathan, qui cognominabatur Apphus. Eleazar, mit dem Zunamen Abaron, und Jonathan, mit dem Zunamen Apphus.⁸ 1 Makkabäer 1Makk 20 2 5 8 Gaddis, der Glückliche. Thasi: der Stürmische. Machabäer: der Hammer. Abaron: der Durchbohrer, wegen [1Makk 6,46]. Apphus: der Schlaue. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 50 Nunc ergo, o filii, æmulatores estote legis, et date animas vestras pro testamento patrum vestrorum, So eifert denn nun, meine Söhne! für das Gesetz³⁴ und gebet euer Leben für den Bund eurer Väter hin. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 50 34 Das Grundlage und Bedingung des Bundes ist. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 51 Et mementote operum patrum, quæ fecerunt in generationibus suis: et accipietis gloriam magnam, et nomen æternum. Seid der Taten eurer Väter eingedenk, welche jene zu ihrer Zeit vollbrachten, und ihr werdet großen Ruhm und einen unsterblichen Namen erlangen.³⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 2 51 35 Beide Worte sind im gleichen Sinne zu nehmen. Vergl. [2Makk 7]. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 52 Abraham nonne in tentatione inventus est fidelis, et reputatum est ei ad justitiam? Ward nicht Abraham treu erfunden in der Prüfung und ihm dies zur Gerechtigkeit angerechnet?³⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 2 52 36 Die Worte sind [Gen 15,6] entlehnt und auf Israels Opferung übertragen. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 53 Joseph in tempore angustiæ suæ custodivit mandatum, et factus est dominus gypti. Joseph beobachtete in der Zeit seiner Bedrängnis das Gebot und ward so Herr von Ägypten. [Gen 39; Gen 41,40] 1 Makkabäer 1Makk 20 2 54 Phinees pater noster, zelando zelum Dei, accepit testamentum sacerdotii æterni. Phinees, unser Ahne, hatte brennenden Eifer für Gott und erhielt deshalb die Verheißung des Priestertums auf immer. [Num 25,13] 1 Makkabäer 1Makk 20 2 55 Jesus dum implevit verbum, factus est dux in Israel. Da Jesus³⁷ den Befehl erfüllte, ward er Führer in Israel. [Jos 1,2] 1 Makkabäer 1Makk 20 2 55 37 Josue [Ex 17,9; Num 14,6; Num 27,18; Jos 1,2-10]. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 56 Caleb, dum testificatur in ecclesia, accepit hereditatem. Weil Kaleb in der Versammlung Zeugnis ablegte, erhielt er Erbbesitz. [Num 14,6; Jos 14,14] 1 Makkabäer 1Makk 20 2 57 David in sua misericordia consecutus est sedem regni in sæcula. David erlangte durch seine Barmherzigkeit³⁸ den Thron des Reiches auf ewige Zeiten. [2Sam 7] 1 Makkabäer 1Makk 20 2 57 38 Allgemeiner: Frömmigkeit. Anspielung auf [2Sam 7]. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 58 Elias, dum zelat zelum legis, receptus est in clum. Elias ward, da er für das Gesetz eiferte, in den Himmel aufgenommen. [2Kön 2,11; 1Kön 18] 1 Makkabäer 1Makk 20 2 59 Ananias et Azarias et Misael credentes, liberati sunt de flamma. Ananias, Azarias und Misael glaubten und wurden deshalb aus den Flammen errettet. [Dan 3,50] 1 Makkabäer 1Makk 20 2 6 Hi viderunt mala, quæ fiebant in populo Juda, et in Jerusalem. Als diese das Böse sahen,⁹ das unter dem Volke von Juda und in Jerusalem geschah, 1 Makkabäer 1Makk 20 2 6 9 Nach der Septuaginta Einzahl: Mathathias. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 60 Daniel in sua simplicitate liberatus est de ore leonum. Daniel ward ob seiner Lauterkeit vor dem Rachen der Löwen errettet. [Dan 6,22] 1 Makkabäer 1Makk 20 2 61 Et ita cogitate per generationem, et generationem: quia omnes qui sperant in eum, non infirmantur. Und so erwäget von Geschlecht zu Geschlecht, dass alle, die auf ihn hoffen, nicht unterliegen. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 62 Et a verbis viri peccatoris ne timueritis: quia gloria ejus stercus, et vermis est: Daher fürchtet euch nicht vor den Drohungen eines sündhaften Menschen, denn seine Herrlichkeit ist Kot und Gewürm.³⁹ 1 Makkabäer 1Makk 20 2 62 39 Seine Herrlichkeit wird zu Kot und Würmern werden. Bild der Verwesung im Tode. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 63 Hodie extollitur, et cras non invenietur: quia conversus est in terram suam, et cogitatio ejus periit. Heute erhebt er sich und morgen ist er nicht mehr zu finden, denn er ist wieder in seinen Staub zurückgekehrt und seine Anschläge sind vernichtet.⁴⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 2 63 40 Vergl. [Ps 36,35; Ps 81,11; Ps 145,4; Jes 66,24]. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 64 Vos ergo filii confortamini, et viriliter agite in lege: quia in ipsa gloriosi eritis. Darum, meine Söhne! seid stark und tretet mannhaft für das Gesetz ein, denn durch dasselbe werdet ihr verherrlicht werden.⁴¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 2 64 41 Den von Gott der Treue verheißenen Lohn empfangen. Ähnlich V. 51. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 65 Et ecce Simon frater vester, scio quod vir consilii est: ipsum audite semper, et ipse erit vobis pater. Und siehe, euer Bruder Simon, von ihm weiß ich, dass er ein Mann des Rates ist; auf ihn höret allezeit, er soll euch Vater sein. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 66 Et Judas Machabæus fortis viribus a juventute sua, sit vobis princeps militiæ, et ipse aget bellum populi. Judas, der Machabäer, stark und tapfer von seiner Jugend an, soll euer Heerführer sein und den Kampf des Volkes⁴² führen. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 66 42 Nach anderen: Gegen die Heiden. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 67 Et adducetis ad vos omnes factores legis: et vindicate vindictam populi vestri. Ihr aber sammelt zu euch alle, welche das Gesetz beobachten, und nehmet Rache für euer Volk. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 68 Retribuite retributionem gentibus, et intendite in præceptum legis. Übet Vergeltung an den Heiden und seid bedacht auf die Gebote des Gesetzes! 1 Makkabäer 1Makk 20 2 69 Et benedixit eos, et appositus est ad patres suos. Hierauf segnete er sie und ward seinen Vätern beigesellt.⁴³ 1 Makkabäer 1Makk 20 2 69 43 [Gen 25,8; Gen 35,29] u.a. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 7 Et dixit Mathathias: Væ mihi, ut quid natus sum videre contritionem populi mei, et contritionem civitatis sanctæ, et sedere illic, cum datur in manibus inimicorum? sprach Mathathias: Wehe mir!¹⁰ warum bin ich geboren, diese Vernichtung meines Volkes und die Vernichtung der heiligen Stadt zu sehen und dabei untätig zu sitzen, während sie in die Gewalt der Feinde gegeben wird? 1 Makkabäer 1Makk 20 2 7 10 Ausruf des Schmerzes. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 70 Et defunctus est anno centesimo et quadragesimo sexto: et sepultus est a filiis suis in sepulcris patrum suorum in Modin, et planxerunt eum omnis Israel planctu magno. Er starb im einhundertundsechsundvierzigsten Jahre⁴⁴ und ward von seinen Söhnen in der Grabstätte seiner Väter zu Modin begraben⁴⁵ und ganz Israel hielt über ihn große Trauerklage. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 70 44 166 vor Chr., also drei Jahre nach der Entweihung des Tempels. [1Makk 1,21] 1 Makkabäer 1Makk 20 2 70 45 Vergl. [1Makk 13,27]. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 8 Sancta in manu extraneorum facta sunt: templum ejus sicut homo ignobilis. Das Heiligtum ist in die Hände der Fremden geraten und ihr Tempel¹¹ ist wie das Haus eines ehrlosen Menschen geworden. 1 Makkabäer 1Makk 20 2 8 11 Wohl Schreibfehler für Volk (griech. naos statt laos.) 1 Makkabäer 1Makk 20 2 9 Vasa gloriæ ejus captiva abducta sunt: trucidati sunt senes ejus in plateis, et juvenes ejus ceciderunt in gladio inimicorum. Ihre herrlichen Geräte sind als Beute fortgeführt, ihre Greise wurden auf ihren Straßen getötet und ihre Jünglinge sind durch das Schwert der Feinde gefallen. 1 Makkabäer 1Makk 20 0 1 I. Taten des Judas Machabäus. (3,1 9,22) 1. Die Zeit Antiochus IV. Epiphanes. (3,1 6,16) 1 Judas besiegt die Feldherrn des Antiochus Epiphanes und befreit die heilige Stadt. (3,1 4,61) a. Glückliche Kriege gegen Apollonius (V. 12), Seron (V. 24), Gorgias, Lysias. (3,25 4,25) 1 Makkabäer 1Makk 20 3 1 Et surrexit Judas, qui vocabatur Machabæus filius ejus pro eo: Hierauf trat Judas, genannt der Machabäer, sein Sohn, an seine Stelle.¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 3 1 1 Vergl. [2Makk 8,1.22]. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 10 Et congregavit Apollonius gentes, et a Samaria virtutem multam et magnam ad bellandum contra Israel. Apollonius⁹ aber sammelte die Heiden und ein zahlreiches und starkes Heer aus Samaria, um wider Israel zu kämpfen. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 10 9 Apollonius war der Befehlshaber der Syrer in der Provinz Samaria, wohl der gleiches, der den Juden [1Makk 1,30] ein Blutbad bereitet. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 11 Et cognovit Judas, et exiit obviam illi: et percussit, et occidit illum: et ceciderunt vulnerati multi, et reliqui fugerunt. Da Judas dies erfuhr, zog er aus, ihm entgegen, und schlug ihn und tötete ihn und es fielen viele Verwundete, die übrigen aber flohen. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 12 Et accepit spolia eorum: et gladium Apollonii abstulit Judas, et erat pugnans in eo omnibus diebus. Da nahm Judas ihre Beute,¹⁰ auch das Schwert des Apollonius erbeutete er und kämpfte damit, so lange er lebte. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 12 10 Ihre Kriegsgerätschaften. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 13 Et audivit Seron princeps exercitus Syriæ, quod congregavit Judas congregationem fidelium, et ecclesiam secum, Als nun Seron, der Befehlshaber der Heeresmacht von Syrien,¹¹ hörte, dass Judas eine Schar von Getreuen, eine Genossenschaft, um sich gesammelt habe, 1 Makkabäer 1Makk 20 3 13 11 Nach Fl. Josephus war er Statthalter von Cölesyrien. Er handelt ebenso wie Apollonius aus eigenem Antriebe, vergl. V. 26. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 14 Et ait: Faciam mihi nomen, et glorificabor in regno, et debellabo Judam, et eos, qui cum ipso sunt, qui spernebant verbum regis. sprach er: Ich will mir einen Namen schaffen und mich berühmt machen im Reiche und will Judas und seine Gefährten, welche den Befehl des Königs missachten, bekämpfen. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 15 Et præparavit se: et ascenderunt cum eo castra impiorum fortes auxiliarii ut facerent vindictam in filios Israel. Und er rüstete sich und mit ihm zog ein Heer von Gottlosen heran, starke Helfer, um Rache an den Söhnen Israels zu nehmen. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 16 Et appropinquaverunt usque ad Bethoron: et exivit Judas obviam illi cum paucis. Sie kamen bis nahe an Bethoron¹² heran, von dort zog Judas ihnen mit wenigen Leuten entgegen. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 16 12 Griech.: Aufstieg von Bethhoron. Bethhoron zerfiel in zwei Teile, es lag etwa fünf Stunden nordwestlich von Jerusalem und bildete den Schlüssel zum Zugange. Vergl. [1Sam 13,18; 1Kön 9,17]. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 17 Ut autem viderunt exercitum venientem sibi obviam, dixerunt Judæ: Quomodo poterimus pauci pugnare contra multitudinem tantam, et tam fortem, et nos fatigati sumus jejunio hodie? Als diese das Heer gegen sich anrücken sahen, sprachen sie zu Judas: Wie werden wir, so gering an Zahl, wider eine so große und so mächtige Menge kämpfen können? Dazu sind wir heute von dem Fasten ermattet.¹³ 1 Makkabäer 1Makk 20 3 17 13 Nach dem Griech. scheint das Fasten nicht ein freiwilliges gewesen zu sein. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 18 Et ait Judas: Facile est concludi multos in manus paucorum: et non est differentia in conspectu Dei cli liberare in multis, et in paucis: Da sprach Judas: Es ist leicht, dass viele in die Hand weniger übergeben werden, und vor dem Gott des Himmels macht es keinen Unterschied, durch viele oder durch wenige zu erretten; 1 Makkabäer 1Makk 20 3 19 Quoniam non in multitudine exercitus victoria belli, sed de clo fortitudo est. denn nicht auf der Größe des Heeres beruht der Sieg im Kampfe, sondern vom Himmel kommt die Stärke.¹⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 3 19 14 Vergl. [1Sam 17,45-47]. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 2 Et adjuvabant eum omnes fratres ejus: et universi, qui se conjunxerant patri ejus, et prliabantur prlium Israel cum lætitia. Und alle seine Brüder halfen ihm, samt allen, welche sich seinem Vater angeschlossen hatten, und sie führten den Kampf Israels mit Freuden. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 20 Ipsi veniunt ad nos in multitudine contumaci, et superbia ut disperdant nos, et uxores nostras, et filios nostros, et ut spolient nos: Jene ziehen gegen uns mit einer trotzigen Schar voll Übermut heran, um uns, unsere Frauen und unsere Kinder zu vernichten und um uns auszuplündern; 1 Makkabäer 1Makk 20 3 21 Nos vero pugnabimus pro animabus nostris, et legibus nostris: wir aber wollen für unser Leben und für unsere Gesetze kämpfen 1 Makkabäer 1Makk 20 3 22 Et ipse Dominus conteret eos ante faciem nostram: vos autem ne timueritis eos. und der Herr selbst wird sie vor unsern Augen niederschmettern, darum fürchtet euch nicht vor ihnen! 1 Makkabäer 1Makk 20 3 23 Ut cessavit autem loqui, insiluit in eos subito: et contritus est Seron, et exercitus ejus in conspectu ipsius: Nachdem er so gesprochen, stürzte er plötzlich auf sie ein und Seron ward mit seinem Heere vor ihm aufgerieben.¹⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 3 23 15 Im Griech. und Lat. steht dasselbe Wort wie V. 22, wo Judas gleichsam prophetisch redet. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 24 et persecutus est eum in descensu Bethoron usque in campum, et ceciderunt ex eis octingenti viri, reliqui autem fugerunt in terram Philisthiim. Dann verfolgte er ihn am Abstiege von Bethoron bis in die Ebene¹⁶ und es fielen von jenen achthundert Mann, die übrigen aber flohen in das Philisterland. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 24 16 Judas kommt wohl vom oberen Bethoron und wirft die Syrer durch den Pass zurück in die Ebene an der Meeresküste, von Joppe ab südwärts. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 25 Et cecidit timor Judæ, ac fratrum ejus, et formido super omnes gentes in circuitu eorum: Da befiel Furcht und Schrecken vor Judas und seinen Brüdern alle Völker ringsumher, 1 Makkabäer 1Makk 20 3 26 Et pervenit ad regem nomen ejus, et de prliis Judæ narrabant omnes gentes. ja, sein Name kam bis vor den König und von den Schlachten des Judas erzählten alle Völker. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 27 Ut audivit autem rex Antiochus sermones istos, iratus est animo: et misit, et congregavit exercitum universi regni sui, castra fortia valde: Als aber der König Antiochus diese Dinge erfuhr, ward er sehr zornig und er sandte aus und ließ das Heer seines ganzen Reiches sammeln, eine sehr gewaltige Heeresmacht. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 28 Et aperuit ærarium suum: et dedit stipendia exercitui in annum: et mandavit illis ut essent parati ad omnia. Und er tat seine Schatzkammer auf und ließ seinem Heere auf ein Jahr Sold geben¹⁷ und befahl ihnen, zu allem bereit zu sein.¹⁸ 1 Makkabäer 1Makk 20 3 28 17 So wollte er sich ihrer Treue versichern. Eine solche Zahlung leerte den ohnehin zerrütteten Staatsschatz. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 28 18 Wenn etwa noch andere Völker sich empören sollten. Zunächst hatte Ptolemäus, einer der vertrautesten Freunde des Königs [2Makk 4,46], von den Erfolgen Judas Nachricht erhalten [2Makk 8,8] und wohl die weiteren Schritte herbeigeführt. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 29 Et vidit quod defecit pecunia de thesauris suis, et tributa regionis modica propter dissensionem, et plagam, quam fecit in terra, ut tolleret legitima, quæ erant a primis diebus: Als er aber sah, dass das Geld in seinem Schatze ausging und dass die Einkünfte des Landes spärlich wurden wegen des Aufruhrs und des Schadens, den er im Lande angerichtet hatte, um die Bräuche aufzuheben, welche von alters her in Übung waren, 1 Makkabäer 1Makk 20 3 3 Et dilatavit gloriam populo suo, et induit se loricam sicut gigas, et succinxit se arma bellica sua in prliis, et protegebat castra gladio suo. Und er schaffte seinem Volke weithin Ruhm und legte sich den Harnisch an wie ein Riese² und umgürtete sich mit seinen Kriegswaffen im Kampfe und schützte das Heerlager mit seinem Schwerte. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 3 2 Nicht wie ein gewöhnlicher Krieger, wie ein Held. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 30 Et timuit ne non haberet ut semel et bis, in sumptus et donaria, quæ dederat ante larga manu: et abundaverat super reges, qui ante eum fuerant. geriet er in Furcht, er möchte, wie schon ein und das andere Mal, nichts für den Aufwand und die Geschenke haben, welche er zuvor mit freigebiger Hand gespendet, so dass er die Könige vor ihm übertraf. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 31 Et consternatus erat animo valde, et cogitavit ire in Persidem, et accipere tributa regionum, et congregare argentum multum. Darüber sehr beunruhigt, beschloss er, nach Persien¹⁹ zu ziehen und von jenen Landschaften Abgaben zu erheben und viel Geld zusammenzubringen. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 31 19 Persien im weiteren Sinne, die Syrien tributpflichtigen Provinzen jenseits des Euphrats. Vergl. [1Makk 6,56], 1 Makkabäer 1Makk 20 3 32 Et reliquit Lysiam hominem nobilem de genere regali, super negotia regia, a flumine Euphrate usque ad flumen gypti: Den Lysias aber, einen angesehenen Mann aus königlichem Geblüte, ließ er für die Verwaltung des Reiches vom Euphratstrome bis an den Fluss Ägyptens zurück 1 Makkabäer 1Makk 20 3 33 Et ut nutriret Antiochum filium suum, donec rediret. und empfahl ihm, den Antiochus, seinen Sohn,²⁰ zu erziehen, bis er zurückkehrte. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 33 20 Antiochus Eupator war bei dem Tode seines Vaters nach einigen 12 14 Jahre, nach Appianus 9 Jahre alt. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 34 Et tradidit ei medium exercitum, et elephantos: et mandavit ei de omnibus, quæ volebat, et de inhabitantibus Judæam, et Jerusalem: Auch übergab er ihm die Hälfte des Heeres und die Elefanten und gab ihm Weisung über alles, was er vorhatte, und über die Einwohner von Judäa und Jerusalem, 1 Makkabäer 1Makk 20 3 35 Et ut mitteret ad eos exercitum ad conterendam, et extirpandam virtutem Israel, et reliquias Jerusalem, et auferendam memoriam eorum de loco: dass er gegen sie ein Heer entsenden sollte, um die Macht Israels und die Überbleibsel Jerusalems zu zermalmen und auszurotten und ihr Andenken von dieser Stätte zu vertilgen, 1 Makkabäer 1Makk 20 3 36 Et ut constitueret habitatores filios alienigenas in omnibus finibus eorum, et sorte distribueret terram eorum. Fremde in ihr gesamtes Gebiet als Anwohner zu verpflanzen und ihr Land durch das Los zu verteilen. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 37 Et rex assumpsit partem exercitus residui, et exivit ab Antiochia civitate regni sui anno centesimo et quadragesimo septimo: et transfretavit Euphraten flumen, et perambulabat superiores regiones. Der König selbst aber nahm den übrigen Teil des Heeres und zog von Antiochia, der Hauptstadt seines Reiches, im hundertsiebenundvierzigsten Jahre²¹ fort, ging über den Euphratstrom und durchzog die obern Länder.²² 1 Makkabäer 1Makk 20 3 37 21 165 (oder 164) vor Chr. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 37 22 Die Hochebene jenseits des Euphrat. Vergl. [1Makk 6,6]. Der Bericht über diesen Zug folgt [1Makk 6] Anfang. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 38 Et elegit Lysias Ptolemæum filium Dorymini, et Nicanorem, et Gorgiam, viros potentes ex amicis regis: Lysias aber wählte den Ptolemäus, den Sohn des Doryminus, und Nikanor und Gorgias, mächtige Männer aus der Zahl der Freunde des Königs,²³ 1 Makkabäer 1Makk 20 3 38 23 Ptolemäus war Statthalter von Cölesyrien und Phönizien, ein besonderer Günstling des Königs Antiochus. [2Makk 4,45ff; 2Makk 8,8] Nikanor war ein grimmiger Feind der Juden und bei Hofe hochangesehen. [1Makk 7,26ff] Gorgias war ein erfahrener Anführer. [2Makk 8,9] Dem erstgenannten standen wohl auch die Verhandlungen mit anderen Völkern zu. Vergl. [2Makk 10,12ff]. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 39 Et misit cum eis quadraginta millia virorum, et septem millia equitum ut venirent in terram Juda, et disperderent eam secundum verbum regis. und sandte mit ihnen vierzigtausend Mann zu Fuß und siebentausend Mann zu Pferd,²⁴ um in das Land Juda zu ziehen und es zu verheeren nach dem Befehle des Königs. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 39 24 Ein ungeheure Streitmacht im Vergleich zu den auf Seiten Judas Kämpfenden. [1Makk 3,3ff] Die Zahlenangabe [2Makk 8,9] dürfte auf einem Schreibfehler beruhen. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 4 Similis factus est leoni in operibus suis, et sicut catulus leonis rugiens in venatione. Einem Löwen glich er in seinen Taten und war wie ein junger Löwe, der nach Beute brüllt.³ 1 Makkabäer 1Makk 20 3 4 3 Der Löwe ist das Bild eines wachsamen Helden. Vergl. [Gen 49,9; Num 23,24; Hos 5,14]. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 40 Et processerunt cum universa virtute sua, et venerunt, et applicuerunt Emmaum in terra campestri. Diese rückten mit ihrer ganzen Streitmacht vor und zogen heran und lagerten sich bei Emmaus²⁵ in der Ebene. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 40 25 Emmaus, das heutige Amwas, war für den Kampf nicht weniger wichtig als Bethhoron. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 41 Et audierunt mercatores regionum nomen eorum: et acceperunt argentum, et aurum multum valde, et pueros: et venerunt in castra ut acciperent filios Israel in servos, et additi sunt ad eos exercitus Syriæ, et terræ alienigenarum. Als nun die Kaufleute jener Gegend von ihnen hörten, nahmen sie Silber und Gold in großer Menge und Knechte²⁶ und kamen in das Lager, um die Söhne Israel als Sklaven zu kaufen;²⁷ auch schloss sich ihnen ein Heer aus Syrien und dem Lande der Fremdlinge an.²⁸ 1 Makkabäer 1Makk 20 3 41 26 Nach der syr. Übersetzung und Josephus Flav. ist zu lesen: Fußfesseln. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 41 27 Die Zuversicht der Syrier, den Sieg zu erringen, ist überaus groß. Nach [2Makk 8,11] wollte Nikanor die einzelnen jüdischen Sklaven für 30 Mark, einen Spottpreis, verkaufen. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 41 28 An die aus Antiochia kommenden Truppen schloss sich ein Haufen Syrer und Philister an. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 42 Et vidit Judas, et fratres ejus, quia multiplicata sunt mala, et exercitus applicabant ad fines eorum: et cognoverunt verba regis, quæ mandavit populo facere in interitum, et consummationem: Da aber Judas und seine Brüder sahen, dass das Unheil immer größer werde und dass die Heere sich ihrem Gebiete näherten, auch von dem Befehle des Königs erfuhren, der geboten, das Volk zu verderben und zu vernichten, 1 Makkabäer 1Makk 20 3 43 Et dixerunt unusquisque ad proximum suum: Erigamus dejectionem populi nostri, et pugnemus pro populo nostro, et sanctis nostris. sprachen sie zueinander: Lasset uns unserm niedergebeugten Volke aufhelfen und für unser Volk und unser Heiligtum kämpfen! 1 Makkabäer 1Makk 20 3 44 Et congregatus est conventus ut essent parati in prlium: et ut orarent, et peterent misericordiam, et miserationes. Und die Schar sammelte sich, um bereit zu sein zum Streite, um zu beten und Erbarmen und Gnade zu erflehen. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 45 Et Jerusalem non habitabatur, sed erat sicut desertum: non erat qui ingrederetur et egrederetur de natis ejus: et sanctum conculcabatur: et filii alienigenarum erant in arce, ibi erat habitatio gentium: et ablata est voluptas a Jacob, et defecit ibi tibia, et cithara. Jerusalem aber war unbewohnt und einer Wüstenei gleich, keines ihrer Kinder ging mehr aus und ein und das Heiligtum war niedergetreten; Fremdlinge waren in der Burg, die eine Wohnstätte der Heiden war; hinweggenommen war die Freude von Jakob und verstummt daselbst Flöte und Zither. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 46 Et congregati sunt, et venerunt in Maspha contra Jerusalem: quia locus orationis erat in Maspha ante in Israel. Sie versammelten sich also und kamen nach Maspha, gegenüber von Jerusalem,²⁹ denn in Maspha war ehedem eine Betstätte für Israel.³⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 3 46 29 Maspha, das heutige Nebi Schamwil, lag etwa eine Stunde von Jerusalem. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 46 30 [Ri 20,1ff; 1Sam 7,5; 1Sam 10,17] 1 Makkabäer 1Makk 20 3 47 Et jejunaverunt illa die, et induerunt se ciliciis, et cinerem imposuerunt capiti suo: et disciderunt vestimenta sua: Und sie fasteten an jenem Tage, legten Bußgewänder an, streuten Asche auf ihr Haupt, zerrissen ihre Kleider 1 Makkabäer 1Makk 20 3 48 Et expanderunt libros legis, de quibus scrutabantur gentes similitudinem simulacrorum suorum: und breiteten das Gesetzbuch aus, in dem die Heiden etwas finden wollten, was Ähnlichkeit mit ihren Götzen hätte.³¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 3 48 31 Suchten sie die Bilder der Cherubim und die Erscheinungen der Engel mit ihren Götzenbildern nach Göttertafeln zu vergleichen? Nach dem Griech.: welche die Heiden aufgesucht hatten, die Bilder ihrer Götzen hineinzumalen (was noch schlimmer war als das Verbrennen der heiligen Bücher). Vergl. das Verhalten des Ezechias [2Kön 19,14]. [Jes 37,14] 1 Makkabäer 1Makk 20 3 49 Et attulerunt ornamenta sacerdotalia, et primitias, et decimas: et suscitaverunt Nazaræos, qui impleverant dies: Auch brachten sie die Priesterkleider,³² die Erstlinge und Zehnten herbei,³³ stellten die Nazaräer dar, welche ihre Zeit erfüllt hatten,³⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 3 49 32 Diese konnten nur im Tempel von Jerusalem getragen werden, wie die Erstlinge und Zehnten nur dort dargebracht werden konnten. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 49 33 Die Darstellung dieser Dinge vor dem Herrn soll ihn bewegen, die Juden wieder in die heilige Stadt zurückzuführen, damit sie ihre Religion wiederum frei üben können. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 49 34 Vergl. [Num 6,13]. Da der Tempel nicht zugänglich war, konnten die Nazaräer ihre Opfer nicht daselbst darbringen. Vergl. [Dtn 6,2]. Auch ihr Erscheinen soll den Herrn zum Mitleid bewegen, dass er ihnen die Möglichkeit schaffe, ihre Gelübde zu erfüllen. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 5 Et persecutus est iniquos perscrutans eos: et qui conturbabant populum suum, eos succendit flammis: Er spürte die Gottlosen⁴ auf und verfolgte sie, und die sein Volk beunruhigten, verbrannte er im Feuer.⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 3 5 4 Insbesondere die abgefallenen Juden. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 5 5 Vergl. [1Makk 10,84]. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 50 Et clamaverunt voce magna in clum, dicentes: Quid faciemus istis, et quo eos ducemus? und riefen mit lauter Stimme zum Himmel und sprachen: Was sollen wir mit diesen beginnen und wohin sollen wir sie bringen? 1 Makkabäer 1Makk 20 3 51 Et sancta tua conculcata sunt, et contaminata sunt, et sacerdotes tui facti sunt in luctum, et in humilitatem. Dein Heiligtum ist niedergetreten und entweiht und deine Priester sind in Trauer und Erniedrigung versetzt. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 52 Et ecce Nationes convenerunt adversum nos ut nos disperdant: tu scis quæ cogitant in nos. Siehe, die Heiden haben sich wider uns versammelt, um uns zu vertilgen, du weißt, was sie wider uns planen. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 53 Quomodo poterimus subsistere ante faciem eorum, nisi tu Deus adjuves nos? Wie sollen wir aber vor ihnen standhalten können, wenn nicht du, o Gott! uns hilfst? 1 Makkabäer 1Makk 20 3 54 Et tubis exclamaverunt voce magna. Hierauf ließen sie die Trompeten mit großem Klange erschallen.³⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 3 54 35 Zum Kampfe. [Num 10,9] 1 Makkabäer 1Makk 20 3 55 Et post hæc constituit Judas duces populi, tribunos, et centuriones, et pentacontarchos, et decuriones. Darnach setzte Judas Anführer über das Volk, über tausend und über hundert und über fünfzig und über zehn.³⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 3 55 36 Vergl. [Num 31,14.48; 1Sam 8,14; 2Kön 9,1]. An die Spitze der ersten Abteilung von 1500 Mann trat er selbst, die anderen Hauptabteilungen befehligten seine Brüder Simon, Johannes und Jonathan. [2Makk 8,22ff] 1 Makkabäer 1Makk 20 3 56 Et dixit his, qui ædificabant domos, et sponsabant uxores, et plantabant vineas, et formidolosis, ut redirent unusquisque in domum suam secundum legem. Und er gebot denen, welche Häuser gebaut, sich ein Weib gefreit oder Weinberge gepflanzt hatten, oder die furchtsam seien, dass sie ein jeder in sein Haus zurückkehren sollten, dem Gesetze gemäß.³⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 3 56 37 Vergl. [Dtn 20,5-8]. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 57 Et moverunt castra, et collocaverunt ad austrum Emmaum. Alsdann brach das Heer auf³⁸ und lagerte sich südlich von Emmaus. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 57 38 Das Heer zählte jetzt 6000 Mann, wie der ausführlichere Bericht [2Makk 8,16-22] zeigt. Wie unsicher die Zahlenangaben im jetzigen Texte sind, zeigt die Angabe der Vulgata [2Makk 8,16]: 7000. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 58 Et ait Judas: Accingimini, et estote filii potentes, et estote parati in mane, ut pugnetis adversus Nationes has, quæ convenerunt adversus nos disperdere nos, et sancta nostra: Und Judas sprach: Rüstet euch und zeiget euch als wackere Männer und seid bereit für morgen, gegen diese Heiden zu kämpfen, welche sich wider uns vereint haben, um uns und unser Heiligtum zu vertilgen; 1 Makkabäer 1Makk 20 3 59 Quoniam melius est nos mori in bello, quam videre mala gentis nostræ, et sanctorum. denn es ist besser für uns, im Kampfe zu sterben als das Unglück unseres Volkes und unseres Heiligtums zu sehen. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 6 Et repulsi sunt inimici ejus præ timore ejus, et omnes operarii iniquitatis conturbati sunt: et directa est salus in manu ejus. Aus Schrecken vor ihm flohen seine Feinde, alle Übeltäter wurden bestürzt und die Rettung ward glücklich durch seine Hand vollbracht. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 60 Sicut autem fuerit voluntas in clo, sic fiat. Wie es aber im Himmel beschlossen ist, also geschehe es! 1 Makkabäer 1Makk 20 3 7 Et exacerbabat reges multos, et lætificabat Jacob in operibus suis, et in sæculum memoria ejus in benedictione. Vielen Königen⁶ verursachte er Kummer, Jakob aber erfreute er durch seine Taten und sein Andenken bleibt auf ewig in Segen. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 7 6 Den Königstitel führten nach damaliger Sitte auch Vizekönige, Statthalter. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 8 Et perambulavit civitates Juda, et perdidit impios ex eis, et avertit iram ab Israel. Er durchzog die Städte Juda und vertilgte daraus die Gottlosen und wendete den Zorn⁷ von Israel ab. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 8 7 Die Heimsuchungen, welche der Zorn Gottes verhängte. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 9 Et nominatus est usque ad novissimum terræ, et congregavit pereuntes. Deshalb ward sein Name berühmt bis an das Ende der Erde⁸ und er sammelte die, welche dem Untergange nahe waren. 1 Makkabäer 1Makk 20 3 9 8 Durch Asien und bis nach Rom. 1 Makkabäer 1Makk 20 0 1 Glückliche Kriege gegen Gorgias (V. 25), und gegen Lysias. (V. 36) b. Judas Machabäus zieht nach Jerusalem hinauf (V. 41), zerstört den entweihten Altar, erbaut einen neuen (V. 48), reinigt den Tempel und feiert mit dem Volke die Tempelweihe. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 1 Et assumpsit Gorgias quinque millia virorum, et mille equites electos: et moverunt castra nocte, Und Gorgias nahm fünftausend Mann und tausend auserlesene Reiter und sie brachen des Nachts mit dem Heere auf,¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 4 1 1 Die Hauptarmee unter den Befehlen Nikanors im Lager. Zu V. 1 35 vergl. [2Makk 8,24ff]. Gorgias ist ein kriegserfahrener Mann, vergl. [2Makk 8,9], er hofft Judas zu überraschen. Doch Judas hört davon und will seinerseits das Lager überfallen. Da Gorgias und Judas auf ihrem Marsche nicht zusammentreffen, zeihen sie nicht auf demselben Wege. Somit blieb Gorgias noch eine Gefahr für die Juden (V. 18), indes zog er sich zurück, als er sah, dass das Lager der Syrer erstürmt und Nikanor geschlagen war. (V. 21, V. 22) 1 Makkabäer 1Makk 20 4 10 Et nunc clamemus in clum: et miserebitur nostri Dominus, et memor erit testamenti patrum nostrorum, et conteret exercitum istum ante faciem nostram hodie: Und nun lasset uns zum Himmel rufen, und der Herr wird sich unser erbarmen und des Bundes unserer Väter eingedenk sein und dieses Heer heute vor uns schlagen. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 11 Et scient omnes gentes quia est qui redimat, et liberet Israel. Dann werden alle Völker erkennen, dass Israel einen Erretter und Erlöser hat! 1 Makkabäer 1Makk 20 4 12 Et elevaverunt alienigenæ oculos suos, et viderunt eos venientes ex adverso. Als nun die Fremden⁸ ihre Augen erhoben und jene heranrücken sahen, 1 Makkabäer 1Makk 20 4 12 8 Die Nichtjuden, die Syrer. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 13 Et exierunt de castris in prlium, et tuba cecinerunt hi, qui erant cum Juda: zogen sie aus dem Lager zum Kampfe aus, aber die bei Judas waren, stießen in die Trompeten. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 14 Et congressi sunt: et contritæ sunt gentes, et fugerunt in campum. Alsbald wurden sie handgemein und die Heiden wurden völlig geschlagen und flohen in die Ebene. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 15 Novissimi autem omnes ceciderunt in gladio, et persecuti sunt eos usque Gezeron, et usque in campos Idumææ, et Azoti, et Jamniæ: et ceciderunt ex illis usque ad tria millia virorum. Die letzten von ihnen fielen durch das Schwert. Und sie verfolgten sie bis Gezeron⁹ und bis in die Ebenen von Idumäa,¹⁰ Azot und Jamnia¹¹ und es fielen von ihnen gegen dreitausend Mann. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 15 9 Gezeron, heute Tell Djezer, eine Stunde nordwestlich von Emmaus. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 15 10 Im Süden. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 15 11 Im Westen. An alle diese Orte führten große Heerstraßen. Nur einzelne Abteilungen vermochten die Verfolgung so weit fortzusetzen, zumal Judas sich auf das Erscheinen des Gorgias gefasst machen musste. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 16 Et reversus est Judas, et exercitus ejus, sequens eum. Als Judas nun mit seinem Heere, das ihm folgte, zurückgekehrt war, 1 Makkabäer 1Makk 20 4 17 Dixitque ad populum: Non concupiscatis spolia: quia bellum contra nos est, sprach er zu dem Volke: Lasset euch nicht nach der Beute gelüsten, denn es steht uns noch Kampf bevor, 1 Makkabäer 1Makk 20 4 18 Et Gorgias et exercitus ejus prope nos in monte: sed state nunc contra inimicos nostros, et expugnate eos, et sumetis postea spolia securi. Gorgias ist mit seinem Heere auf dem Gebirge uns nahe. Tretet vielmehr nun fest unseren Feinden entgegen und überwindet sie, dann möget ihr die Beute ohne Furcht nehmen. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 19 Et adhuc loquente Juda hæc, ecce apparuit pars quædam prospiciens de monte. Während Judas noch so redete, siehe, da erschien eine Abteilung, welche von dem Gebirge herkam.¹² 1 Makkabäer 1Makk 20 4 19 12 Gorgias war in der Meinung, Judas sei in das östlich liegende Gebirge entwichen, dorthin gezogen, doch während er dort nach den Juden suchte, errangen diese den glänzenden Sieg über Nikanor. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 2 Ut applicarent ad castra Judæorum, et percuterent eos subito: et filii, qui erant ex arce, erant illis duces. um das Heerlager der Juden zu überfallen und diese unvermutet zu schlagen; Leute aus der Burg² dienten ihnen dabei als Führer. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 2 2 Wohl abtrünnige Juden. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 20 Et vidit Gorgias quod in fugam conversi sunt sui, et succenderunt castra: fumus enim, qui videbatur, declarabat quod factum est. Da sah Gorgias, dass die Seinigen in die Flucht geschlagen und ihr Lager angezündet sei; denn der Rauch, den man sah, zeigte, was geschehen war. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 21 Quibus illi conspectis timuerunt valde, aspicientes simul et Judam, et exercitum in campo paratum ad prlium. Als sie dies erblickten, gerieten sie in große Furcht, da sie auch Judas mit seinem Heere in der Ebene zum Kampfe bereit sahen, 1 Makkabäer 1Makk 20 4 22 Et fugerunt omnes in campum alienigenarum: und sie flohen insgesamt in das Gefilde der Fremdlinge.¹³ 1 Makkabäer 1Makk 20 4 22 13 Der Philister. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 23 Et Judas reversus est ad spolia castrorum, et acceperunt aurum multum, et argentum, et hyacinthum, et purpuram marinam, et opes magnas. Da wendete sich Judas um zur Plünderung des Lagers und sie erbeuteten viel Gold und Silber und Hyacinth und Meerpurpur und große Reichtümer. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 24 Et conversi, hymnum canebant, et benedicebant Deum in clum, quoniam bonus est, quoniam in sæculum misericordia ejus. Und heimkehrend, sangen sie einen Lobgesang und priesen Gott zum Himmel empor,¹⁴ dass er gütig ist, dass seine Barmherzigkeit ewig währt.¹⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 4 24 14 Mit zum Himmel gewendetem Antlitz und erhobenen Händen. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 24 15 [Ps 135] 1 Makkabäer 1Makk 20 4 25 Et facta est salus magna in Israel in die illa. So widerfuhr Israel an jenem Tage großes Heil. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 26 Quicumque autem alienigenarum evaserunt, venerunt, et nuntiaverunt Lysiæ universa, quæ acciderant. So viele aber von den Fremden entkommen waren, kamen und verkündeten dem Lysias alles, was geschehen war.¹⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 4 26 16 Nikanor selbst floh, von niemandem begleitet, zu dem Reichsverweser Lysias, von der Unüberwindlichkeit der Juden überzeugt. [2Makk 8,36] 1 Makkabäer 1Makk 20 4 27 Quibus ille auditis consternatus animo deficiebat: quod non qualia voluit, talia contigerunt in Israel, et qualia mandavit rex. Da er dies vernahm, ward er bestürzt und niedergeschlagen, dass es Israel nicht so ergangen, wie er gewollt und wie der König ihm aufgetragen hatte.¹⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 4 27 17 [1Makk 3,34ff] 1 Makkabäer 1Makk 20 4 28 Et sequenti anno congregavit Lysias virorum electorum sexaginta millia, et equitum quinque millia, ut debellaret eos. Im folgenden Jahre¹⁸ aber sammelte Lysias¹⁹ sechzigtausend auserlesene Männer und fünftausend Reiter, um die Juden zu vernichten. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 28 18 165 v. Chr. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 28 19 Er schenkt den Abmahnungen Nikanors kein Gehör. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 29 Et venerunt in Judæam, et castra posuerunt in Bethoron, et occurrit illis Judas cum decem millibus viris. Diese zogen nach Judäa²⁰ und schlugen ein Lager bei Bethoron²¹ auf, Judas aber zog ihnen mit zehntausend Mann entgegen. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 29 20 Die Zusammensetzung des Heeres ist eine andere als [1Makk 3,39] weil Lysias in das Gebirgsland einbrechen will. Dementsprechend zieht er nicht, wie Ptolemäus, Nikanor und Gorgias und zuvor Seron, an der Küste des Mittelmeeres entlang durch die philitäisch-jüdische Ebene, in der die Syrer geschlagen waren, sondern auf der Straße östlich vom Jordan und vom Toten Meer nach Idumäa. Jos. und die Vulg. lesen Judäa statt Idumäa, wie der griechische Text hat. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 29 21 Griech.: In Bethzur, im Gebiete von Bethzur, zwei Stunden nördlich von Hebron. Vergl. [2Chr 11,7]. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 3 Et audivit Judas, et surrexit ipse, et potentes percutere virtutem exercituum regis, qui erant in Emmaum. Als Judas dies hörte, brach er mit seinen tapferen Kriegern³ auf, um die Heeresmacht des Königs, welche in Emmaus war, zu schlagen, 1 Makkabäer 1Makk 20 4 3 3 Anspielung auf [1Makk 3,58]. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 30 Et viderunt exercitum fortem, et oravit, et dixit: Benedictus es salvator Israel, qui contrivisti impetum potentis in manu servi tui David, et tradidisti castra alienigenarum in manu Jonathæ filii Saul, et armigeri ejus. Da diese sahen, dass das Heer stark war, betete Judas und sprach: Gepriesen seist du, Retter Israels! der du die Kraft des Mächtigen²² durch die Hand deines Dieners David vernichtet und das Heer der Fremdlinge in die Hand Jonathas', des Sohnes Sauls, und seines Waffenträgers überliefert hast. [1Sam 17,50; 1Sam 14,13] 1 Makkabäer 1Makk 20 4 30 22 Goliaths. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 31 Conclude exercitum istum in manu populi tui Israel, et confundantur in exercitu suo, et equitibus. Überliefere auch dieses Heer in die Hand deines Volkes Israel, dass sie zuschanden werden mit ihrer Kriegsmacht und ihren Reitern. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 32 Da illis formidinem, et tabefac audaciam virtutis eorum, et commoveantur contritione sua. Jage ihnen Furcht ein und lass ihre trotzige Zuversicht auf ihre Stärke hinschwinden, dass sie geschlagen und vernichtet werden. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 33 Dejice illos gladio diligentium te: et collaudent te omnes, qui noverunt nomen tuum in hymnis. Wirf sie durch das Schwert derer nieder, die dich lieben, damit dich alle, die deinen Namen kennen, mit Lobgesängen preisen! 1 Makkabäer 1Makk 20 4 34 Et commiserunt prlium: et ceciderunt de exercitu Lysiæ quinque millia virorum. Hierauf begannen sie die Schlacht und es fielen vom Heere des Lysias fünftausend Mann. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 35 Videns autem Lysias fugam suorum, et Judæorum audaciam, et quod parati sunt aut vivere, aut mori fortiter, abiit Antiochiam, et elegit milites, ut multiplicati rursus venirent in Judæam. Als nun Lysias die Flucht der Seinigen und den Mut der Juden sah, und dass diese bereit seien, entweder zu leben oder tapfer zu sterben,²³ brach er nach Antiochia auf und warb Truppen,²⁴ um mit noch größerer Macht wieder nach Judäa zu kommen. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 35 23 Das Wort tapfer kann auch zu leben mitbezogen werden. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 35 24 Wohl aus besonderes kriegerischen Völkerschaften, zu denen besonders die Galater, Pisidier und Cilicier gehörten. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 36 Dixit autem Judas, et fratres ejus: Ecce contriti sunt inimici nostri: ascendamus nunc mundare sancta, et renovare. Judas aber und seine Brüder sprachen:²⁵ Sehet, unsere Feinde sind geschlagen; lasset uns denn hinaufziehen, das Heiligtum zu reinigen und wieder einzuweihen!²⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 4 36 25 Vergl. [2Makk 10,1-5]. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 36 26 Vergl. [2Makk 8,30-36]. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 37 Et congregatus est omnis exercitus, et ascenderunt in montem Sion. Da versammelte sich das ganze Heer und sie zogen auf den Berg Sion hinauf.²⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 4 37 27 D.i.: auf dem Tempelberg, der ein Teil des Sion war. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 38 Et viderunt sanctificationem desertam, et altare profanatum, et portas exustas, et in atriis virgulta nata sicut in saltu, vel in montibus, et pastophoria diruta. Als sie nun das Heiligtum verwüstet, den Altar entweiht, die Tore verbrannt und in den Vorhöfen Gesträuch wachsen sahen wie in einem Walde oder auf dem Gebirge und die Zellen zerstört,²⁸ 1 Makkabäer 1Makk 20 4 38 28 Die Gemächer, Vorratskammern und Priesterwohnungen in den Vorhöfen. Was die Heiden noch verschont, hatten griechisch gesinnte Juden zerstört, wie Kallisthenes [2Makk 8,33]. Ihm ward Wiedervergeltung (ebenda), während der Hohepriester Menelaus sich bereits in Sicherheit gebracht. [2Makk 11,29] 1 Makkabäer 1Makk 20 4 39 Et sciderunt vestimenta sua, et planxerunt planctu magno, et imposuerunt cinerem super caput suum. zerrissen sie ihre Kleider und hielten eine große Wehklage und streuten Asche auf ihr Haupt.²⁹ 1 Makkabäer 1Makk 20 4 39 29 Vergl. [1Makk 3,47]. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 4 Adhuc enim dispersus erat exercitus a castris. denn das Heer⁴ war noch vom Lager entfernt und zerstreut. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 4 4 Das Heer des Gorgias. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 40 Et ceciderunt in faciem super terram, et exclamaverunt tubis signorum, et clamaverunt in clum. Und sie fielen auf ihr Angesicht zur Erde nieder und stießen in die Trompeten, mit denen man die Zeichen gab,³⁰ und erhoben ihre Stimme gen Himmel. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 40 30 Vergl. [Num 10,2]. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 41 Tunc ordinavit Judas viros ut pugnarent adversus eos, qui erant in arce, donec emundarent sancta. Hierauf ordnete Judas Männer ab, die, welche in der Burg waren, anzugreifen,³¹ bis sie das Heiligtum gereinigt haben würden. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 41 31 Griech.: wider die Besatzung der Burg zu streiten, nämlich um deren Ausfälle zurückzuweisen. Vergl. [Neh 4,16]. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 42 Et elegit sacerdotes sine macula, voluntatem habentes in lege Dei: Auch erwählte er Priester, die ohne Tadel und eifrige Beobachter des Gesetzes Gottes waren. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 43 Et mundaverunt sancta, et tulerunt lapides contaminationis in locum immundum. Diese reinigten das Heiligtum und schafften die Steine des Greuels fort an einen unreinen Ort.³² 1 Makkabäer 1Makk 20 4 43 32 Sie brachen den Götzenaltar nieder und brachten dessen Steine an einen unreinen Ort, wohl in das Tal der Söhne Hinnom, wo einst die Molochsaltäre gestanden. [2Kön 16,3; 2Kön 21,6] Ebenso wurden die anderen Altäre auf den Straßen und Plätzen Jerusalems zerstört. [2Makk 10,2] 1 Makkabäer 1Makk 20 4 44 Et cogitavit de altari holocaustorum, quod profanatum erat, quid de eo faceret. Sodann ratschlagte Judas wegen des entweihten Brandopferaltares, was mit diesem geschehen solle. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 45 Et incidit illis consilium bonum ut destruerent illud: ne forte illis esset in opprobrium, quia contaminaverunt illud gentes, et demoliti sunt illud. Da fiel ihnen der gute Rat bei, ihn niederzureißen, damit es ihnen nicht etwa zum Schimpfe gereiche, dass die Heiden ihn entweiht hatten, und so rissen sie ihn nieder 1 Makkabäer 1Makk 20 4 46 Et reposuerunt lapides in monte domus in loco apto, quoadusque veniret propheta, et responderet de eis. und legten die Steine an einem geeigneten Orte auf dem Tempelberge nieder, bis ein Prophet käme, der darüber eine Entscheidung gäbe.³³ 1 Makkabäer 1Makk 20 4 46 33 Der Brandopferaltar hatte dem Götzenaltar als Untergrund gedient, so war auch er entweiht. Aber da er für Jahve errichtet war, werden seine Steine aufbewahrt. Man erwartete wohl auch nach dem Tode des Malachias noch das Auftreten alttestamentlicher Propheten. Vergl. [Lk 7,16; Joh 4,19]. Urim und Thummim waren im zweiten Tempel nach dem Exil nicht, so wenig wie die Bundeslade. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 47 Et acceperunt lapides integros secundum legem, et ædificaverunt altare novum secundum illud, quod fuit prius: Dann³⁴ nahmen sie unbehauene Steine dem Gesetze gemäß³⁵ und erbauten einen neuen Altar, nach dem Vorbilde des früheren. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 47 34 Auf die Reinigung folgt die Wiederherstellung des Heiligtums. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 47 35 [Ex 20,25] 1 Makkabäer 1Makk 20 4 48 Et ædificaverunt sancta, et quæ intra domum erant intrinsecus: et ædem, et atria sanctificaverunt. Auch stellten sie das Heiligtum und das Innere des Tempels her³⁶ und weihten das Gebäude und die Vorhöfe.³⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 4 48 36 Was an dem Heiligen und Allerheiligsten beschädigt war. Das Heilige erhielt seine sämtlichen heiligen Geräte, das Allerheiligste blieb leer. Vergl. [2Makk 2,4-8]. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 48 37 Genau drei Jahre, nachdem auf dem alten Brandopferaltar das erste Götzenopfer von den Syrern dargebracht war, ward das erste Opfer wieder dem wahren Gott dargebracht. [2Makk 10,3] ist entweder ein Schreibfehler oder eine bestimmte Zahl für eine unbestimmte: einige Jahre. Es war der 25. Kisleu, Mitte Dezember des Jahres 165 vor Chr. Über das neue Feuer vergl. [2Makk 10,3]. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 49 Et fecerunt vasa sancta nova, et intulerunt candelabrum, et altare incensorum, et mensam in templum. Und sie fertigten neue heilige Geräte an und brachten den Leuchter, den Räucheraltar und den Tisch in den Tempel. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 5 Et venit Gorgias in castra Judæ noctu, et neminem invenit, et quærebat eos in montibus: quoniam dixit: Fugiunt hi a nobis. Da nun Gorgias des Nachts in das Lager des Judas kam und niemand fand, suchte er sie auf dem Gebirge, weil er dachte: Sie fliehen vor uns.⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 4 5 5 Da Judas seinen Standpunkt im Süden des syrischen Lagers gehabt, sucht ihn Gorgias in dieser Richtung und entfernt sich so immer mehr von dem Lager. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 50 Et incensum posuerunt super altare, et accenderunt lucernas, quæ super candelabrum erant, et lucebant in templo. Ferner legten sie Räucherwerk auf den Altar und zündeten die Lampen auf dem Leuchter³⁸ an, dass sie im Tempel leuchteten. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 50 38 Dem siebenarmigen Leuchter. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 51 Et posuerunt super mensam panes, et appenderunt vela, et consummaverunt omnia opera, quæ fecerant. Auch legten sie die Brote auf den Tisch und hingen die Vorhänge auf³⁹ und vollendeten so alles, was sie begonnen hatten. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 51 39 Vor dem heiligen und dem Allerheiligsten. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 52 Et ante matutinum surrexerunt quinta et vigesima die mensis noni (hic est mensis Casleu) centesimi quadragesimi octavi anni: Am fünfundzwanzigsten Tage aber des neunten Monats (nämlich des Monats Kasleu), im hundertachtundvierzigsten Jahre erhoben sie sich früh 1 Makkabäer 1Makk 20 4 53 Et obtulerunt sacrificium secundum legem super altare holocaustorum novum, quod fecerunt. und brachten Opfer dar, wie es das Gesetz verlangt,⁴⁰ auf dem neuen Brandopferaltar, den sie gebaut hatten. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 53 40 [Ex 29,28; Num 28,3] 1 Makkabäer 1Makk 20 4 54 Secundum tempus et secundum diem, in qua contamina verunt illud gentes, in ipsa renovatum est in canticis, et citharis, et cinyris, et in cymbalis. Um die Zeit und an demselben Tage, an welchem die Heiden ihn entweiht hatten, an eben diesem ward er mit Lobgesängen und Zithern und Harfen und Cymbelspiel wieder eingeweiht.⁴¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 4 54 41 Vergl. [1Chr 16,42]. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 55 Et cecidit omnis populus in faciem, et adoraverunt, et benedixerunt in clum eum, qui prosperavit eis. Da fiel das ganze Volk auf sein Angesicht nieder und sie beteten an und priesen zum Himmel⁴² empor den, der ihnen Gelingen gegeben. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 55 42 Gesicht und Hände zum Himmel gewendet. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 56 Et fecerunt dedicationem altaris diebus octo, et obtulerunt holocausta cum lætitia, et sacrificium salutaris, et laudis. Und sie feierten die Einweihung des Altares acht Tage hindurch und brachten Brandopfer mit Freuden dar und opferten Heils- und Lobopfer. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 57 Et ornaverunt faciem templi coronis aureis, et scutulis: et dedicaverunt portas, et pastophoria, et imposuerunt eis januas. Auch schmückten sie die Vorderseite des Tempels mit goldenen Kränzen und mit Schildchen⁴³ und weihten die Tore und Zellen ein und versahen diese mit Türen. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 57 43 Weihegeschenken. Waren diese Schildchen erbeutet? 1 Makkabäer 1Makk 20 4 58 Et facta est lætitia in populo magna valde, et aversum est opprobrium gentium. Und es herrschte eine sehr große Freude im Volke, dass die von den Heiden verursachte Schmach abgewandt war. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 59 Et statuit Judas, et fratres ejus, et universa ecclesia Israel, ut agatur dies dedicationis altaris in temporibus suis ab anno in annum per dies octo a quinta et vigesima die mensis Casleu, cum lætitia et gaudio. Und Judas und seine Brüder und die ganze Gemeinde Israels ordneten an, dass die Tage der Altarsweihe zu ihrer Zeit, alljährlich acht Tage lang, vom fünfundzwanzigsten Tage des Monats Kasleu an, mit Freude und Frohlocken gefeiert werden sollten.⁴⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 4 59 44 Vergl. [2Makk 10,6]. Eine Art Laubhüttenfest des Monats Kisleu. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 6 Et cum dies factus esset, apparuit Judas in campo cum tribus millibus virorum tantum: qui tegumenta, et gladios non habebant: Doch als es Tag geworden war, erschien Judas in der Ebene mit nur dreitausend Mann, welche keine brauchbaren Schilde und Schwerter hatten.⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 4 6 6 Das Griech. fügt bei: so wie sie es wünschten. Die 3000 waren nur ein Teil des in vier Abteilungen geteilten Heeres. Sept. [2Makk 8,21] 1 Makkabäer 1Makk 20 4 60 Et ædificaverunt in tempore illo montem Sion, et per circuitum muros altos, et turres firmas, nequando venirent gentes, et conculcarent eum sicut antea fecerunt. Zur selben Zeit befestigten sie den Berg Sion⁴⁵ ringsum mit hohen Mauern und starken Türmen, damit die Heiden nicht wiederkommen und ihn niedertreten sollten, wie sie zuvor getan. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 60 45 Den Tempelberg. So konnte der Gottesdienst gefeiert werden, ungehindert von der Besatzung der syrischen Befestigungen auf der Südspitze des Berges Sion. An die Stelle der entflohenen hohenpriesterlichen Verräter Menelaus und Jason traten im wiederhergestellten Tempel entweder Onias IV., der Sohn Onias III. [2Makk 4,33ff], oder der zweite Priester der Stellvertreter des Hohenpriesters. Die hohepriesterliche Würde ging nun auf die Hasmonäer über. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 61 Et collocavit illic exercitum, ut servarent eum, et munivit eum ad custodiendam Bethsuram, ut haberet populus munitionem contra faciem Idumææ. Auch legte er eine Besatzung hinein, um ihn zu bewahren, und befestigte ihn zum Schutze für Bethsura, damit das Volk ein Bollwerk gegen Idumäa hätte.⁴⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 4 61 46 Von Idumäa aus waren die Syrer eingedrungen. Bereits Roboam hatte Bethsura einst befestigt [2Chr 11,7]. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 7 Et viderunt castra gentium valida, et loricatos, et equitatus in circuitu eorum, et hi docti ad prlium. Als diese das starke, mit Panzern geschützte Heer der Feinde sahen, dazu die Reiterei auf den Seiten, lauter kriegsgeübte Leute, 1 Makkabäer 1Makk 20 4 8 Et ait Judas viris, qui secum erant: Ne timueritis multitudinem eorum, et impetum eorum ne formidetis. sprach Judas zu den Männern, die bei ihm waren: Fürchtet euch nicht vor ihrer Menge und zaget nicht vor ihrem Angriffe!⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 4 8 7 Das Hauptheer unter Nikanor mochte über 40000 Mann zählen. 1 Makkabäer 1Makk 20 4 9 Mementote qualiter salvi facti sunt patres nostri in mari rubro, cum sequeretur eos Pharao cum exercitu multo. Gedenket, wie unsere Väter im roten Meere errettet wurden, als Pharao sie mit großer Heeresmacht verfolgte. [Ex 14,9] 1 Makkabäer 1Makk 20 0 1 2. Judas kämpft mit Glück gegen die benachbarten Völker. (Kap. 5) a. Judas kämpft gegen die Idumäer und Ammoniter. (V. 8) Gleichzeitig sendet er Simon nach Galiläa und zieht, indem er Joseph und Azarias in Jerusalem zurücklässt, nach Galaad. (V. 19) b. Simon besiegt die Feinde der Galiläer (V. 23), Judas und Jonathas die Galaaditer. (V. 54) Joseph indes und Azarias werden von Gorgias besiegt. (V. 62) Judas greift die südlichen Idumäer an und nimmt Hebron und Azotus ein. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 1 Et factum est, ut audierunt gentes in circuitu quia ædificatum est altare, et sanctuarium sicut prius, iratæ sunt valde: Und es geschah,¹ als die Heiden ringsum vernahmen, dass der Altar und das Heiligtum wie vorher aufgebaut sei, ergrimmten sie sehr 1 Makkabäer 1Makk 20 5 1 1 Der heidnische Stolz konnte es nicht ertragen, dass die Juden ihren Triumph feierlich durch die Tempelweihe besiegelt hatten. Abtrünnige Juden schürten den Hass der Heiden [2Makk 1,10.15] und Gorgias, Timotheus und andere Anführer und Statthalter der benachbarten Provinzen bemühten sich, den Juden Feinde zu erwecken. [2Makk 10,14; 2Makk 12,2] Es galt durch den Angriff der Feinde den drohenden Gefahren zuvorzukommen. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 10 Et miserunt litteras ad Judam, et fratres ejus, dicentes: Congregatæ sunt adversum nos gentes per circuitum, ut nos auferant: und sandten Briefe an Judas und seine Brüder des Inhalts: Die Heiden haben sich rings um uns vereinigt, um uns zu vernichten. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 11 Et parant venire, et occupare munitionem, in quam confugimus: et Timotheus est dux exercitus eorum. Sie schicken sich an, zu kommen und die Feste einzunehmen, in welche wir geflohen sind, und Timotheus ist der Anführer ihres Heeres.¹⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 5 11 15 Der syrische Statthalter Timotheus nimmt keine Rücksicht auf den zwischen den Juden und Syriern geschlossenen Frieden. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 12 Nunc ergo veni, et eripe nos de manibus eorum, quia cecidit multitudo de nobis. So komme nun und errette uns aus ihrer Gewalt, denn eine Menge von uns ist gefallen. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 13 Et omnes fratres nostri, qui erant in locis Tubin, interfecti sunt: et captivas duxerunt uxores eorum, et natos, et spolia, et peremerunt illic fere mille viros. Auch alle unsere Brüder, welche im Gebiete von Tubin¹⁶ wohnten, sind getötet; ihre Frauen und Kinder, sowie ihre Habe haben jene gefangen weggeführt und haben daselbst bei tausend Männer getötet. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 13 16 Oder Tob: Im Osten des Jordan, im wüsten Arabien an der Grenze von Galaad. [Ri 11,5; 2Makk 12,17]. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 14 Et adhuc epistolæ legebantur, et ecce alii nuntii venerunt de Galilæa conscissis tunicis, nuntiantes secundum verba hæc: Noch wurde der Brief verlesen, siehe, da kamen andere Boten aus Galiläa mit zerrissenen Kleidern und meldeten Ähnliches, 1 Makkabäer 1Makk 20 5 15 Dicentes convenisse adversum se a Ptolemaida, et Tyro, et Sidone: et repleta est omnis Galilæa alienigenis, ut nos consumant. indem sie sprachen, es hätten sich gegen sie die Bewohner von Ptolemais¹⁷ und Tyrus und Sidon gesammelt und ganz Galiläa¹⁸ sei voll der Fremden, die uns vertilgen wollen. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 15 17 Die Hafenstadt Akko oberhalb des Vorgebirges Karmel. [Ri 1,31] 1 Makkabäer 1Makk 20 5 15 18 Griech.: ganz Galiläa war in der Gewalt der Feinde. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 16 Ut audivit autem Judas, et populus sermones istos, convenit ecclesia magna cogitare quid facerent fratribus suis, qui in tribulatione erant, et expugnabantur ab eis. Da nun Judas und das Volk diese Nachrichten hörte, vereinte sich eine große Versammlung, um zu beratschlagen, was sie für ihre Brüder, die in Bedrängnis waren und von jenen bekriegt wurden, tun sollten. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 17 Dixitque Judas Simoni fratri suo: Elige tibi viros, et vade, et libera fratres tuos in Galilæa: ego autem, et frater meus Jonathas ibimus in Galaaditim. Da sprach Judas zu seinem Bruder Simon: Wähle dir Männer aus und ziehe hin und befreie deine Brüder in Galiläa, ich aber und mein Bruder Jonathas, wir werden nach Galaad ziehen. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 18 Et reliquit Josephum filium Zachariæ, et Azariam duces populi cum residuo exercitu in Judæa ad custodiam: Und er ließ Joseph,¹⁹ den Sohn des Zacharias, und Azarias als Befehlshaber des Volkes bei dem Reste des Heeres in Judäa zum Schutze zurück. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 18 19 Sonst unbekannt. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 19 Et præcepit illis, dicens: Præestote populo huic: et nolite bellum committere adversum gentes, donec revertamur. Und er gebot ihnen und sprach: Stehet diesem Volke vor, doch liefert den Heiden keine Schlacht, bis wir zurückkehren. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 2 Et cogitabant tollere genus Jacob, qui erant inter eos, et cperunt occidere de populo, et persequi. und beschlossen, alle vom Geschlechte Jakobs, die unter ihnen waren, zu vertilgen und begannen, das Volk zu töten und zu verfolgen. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 20 Et partiti sunt Simoni viri tria millia, ut iret in Galilæam: Judæ autem octo millia in Galaaditim. Hierauf wurden dem Simon dreitausend Mann zugeteilt, dass er nach Galiläa ziehe, dem Judas aber achttausend Mann für Galaad. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 21 Et abiit Simon in Galilæam, et commisit prlia multa cum gentibus: et contritæ sunt gentes a facie ejus, et persecutus est eos usque ad portam So zog denn Simon nach Galiläa und lieferte den Heiden viele Schlachten und die Heiden wurden vor ihm niedergeworfen und er verfolgte sie bis zum Tore 1 Makkabäer 1Makk 20 5 22 Ptolemaidis: et ceciderunt de gentibus fere tria millia virorum, et accepit spolia eorum von Ptolemais und es fielen von den Heiden gegen dreitausend Mann und er nahm ihnen Beute ab.²⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 5 22 20 Die starke Festung konnte Simon mit einer so kleinen Heeresabteilung nicht belagern. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 23 Et assumpsit eos, qui erant in Galilæa, et in Arbatis cum uxoribus, et natis, et omnibus, quæ erant illis, et adduxit in Judæam cum lætitia magna. Hierauf nahm er die, welche in Galiläa und in Arbat²¹ waren mit ihren Weibern und Kindern und allem, was sie hatten, und brachte sie mit großer Freude nach Judäa.²² 1 Makkabäer 1Makk 20 5 23 21 Wohl eine Landschaft nördlich vom See Merom, nahe dem späteren Cäsarea Philippi. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 23 22 Dort waren sie in Sicherheit und konnten die Zahl der Kämpfer mehren. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 24 Et Judas Machabæus, et Jonathas frater ejus transierunt Jordanem, et abierunt viam trium dierum per desertum. Judas aber, der Machabäer, und sein Bruder Jonathas überschritten den Jordan und zogen drei Tagreisen weit durch die Wüste.²³ 1 Makkabäer 1Makk 20 5 24 23 Nach der Überschreitung des Jordans zog er gegen die Küstenstädte Joppe und Jamnia. [2Makk 12,3-9] 1 Makkabäer 1Makk 20 5 25 Et occurrerunt eis Nabuthæi, et susceperunt eos pacifice, et narraverunt eis omnia, quæ acciderant fratribus eorum in Galaaditide, Da stießen die Nabuthäer²⁴ auf sie, diese begegneten ihnen friedlich²⁵ und erzählten ihnen alles, was ihren Brüdern in Galaad widerfahren war 1 Makkabäer 1Makk 20 5 25 24 Vergl. [Gen 25,13]. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 25 25 Nach [2Makk 12,10-12] ging ein kurzer Kampf voraus. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 26 Et quia multi ex eis comprehensi sunt in Barasa, et Bosor, et in Alimis, et in Casphor, et Mageth, et Carnaim: hæ omnes civitates munitæ, et magnæ. und dass viele von ihnen in Barasa und in Bosor und in Alimis und Kasphor, Maget, und Karnaim,²⁶ lauter großen und festen Städten, festgehalten seien. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 26 26 Städte in Galaad. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 27 Sed et in ceteris civitatibus Galaaditidis tenentur comprehensi, et in crastinum constituerunt admovere exercitum civitatibus his, et comprehendere, et tollere eos in una die. Aber auch in den übrigen Städten von Galaad werden Gefangene zurückgehalten und für den folgenden Tag haben die Feinde beschlossen, mit ihrem Heere gegen diese Städte²⁷ zu ziehen, sie einzunehmen und jene an einem Tage zu vernichten. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 27 27 Zunächst gegen Dathema. Von dort war auch der erste Ruf um Hilfe nach Jerusalem ergangen. [1Makk 5,9] 1 Makkabäer 1Makk 20 5 28 Et convertit Judas, et exercitus ejus, viam in desertum Bosor repente, et occupavit civitatem: et occidit omnem masculum in ore gladii, et accepit omnia spolia eorum, et succendit eam igni. Da wandte sich Judas mit seinem Heere plötzlich in die Wüste nach Bosor²⁸ und nahm die Stadt ein und tötete alles, was männlich war, mit der Schärfe des Schwertes, bemächtigte sich aller ihrer Beute und brannte sie nieder. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 28 28 Wohl das jetzige Busr am Südwestrande des Lawaplateaus Ledscha. Dathema lag also, da Judas mit einem Nachtmarsche von Bosor dorthin gelangt, nur wenige Stunden südwestlich von dieser Hochebene. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 29 Et surrexerunt inde nocte, et ibant usque ad munitionem. Des Nachts brachen sie von da auf und zogen bis zur Feste. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 3 Et debellabat Judas filios Esau in Idumæa, et eos, qui erant in Acrabathane: quia circumsedebant Israelitas, et percussit eos plaga magna. Judas aber kämpfte gegen die Söhne Esaus in Idumäa und in Akrabathane,² weil sie die Israeliten einschlossen,³ und brachte ihnen eine große Niederlage bei.⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 5 3 2 Zuerst griff Judas die Idumäer an, die alten Feinde der Juden. [Num 20,15ff; Ez 35,15; Obd 1,10.13] Akabathana war die gebirgige Gegend bei der Skorpionenhöhe am Südende des Toten Meeres. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 3 3 Durch fortwährende Einfälle. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 3 4 Griech.: und bemächtigte sich der Beute. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 30 Et factum est diluculo, cum elevassent oculos suos, ecce populus multus, cujus non erat numerus, portantes scalas, et machinas ut comprehenderent munitionem, et expugnarent eos. Als es aber Morgen ward und sie ihre Augen erhoben, siehe, da war eine Unmenge von Kriegsvolk, unzählbar viel, das Sturmleitern und Maschinen trug, um die Feste einzunehmen und die Juden zu überwältigen. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 31 Et vidit Judas quia cpit bellum, et clamor belli ascendit ad clum sicut tuba, et clamor magnus de civitate: Als nun Judas sah, dass der Kampf begonnen, und Kriegsgeschrei mit Trompetenschall zum Himmel aufstieg und lautes Geschrei aus der Stadt, 1 Makkabäer 1Makk 20 5 32 Et dixit exercitui suo: Pugnate hodie pro fratribus vestris. sprach er zu seinem Heere: Kämpfet heute für eure Brüder! 1 Makkabäer 1Makk 20 5 33 Et venit tribus ordinibus post eos, et exclamaverunt tubis, et clamaverunt in oratione. Hierauf fiel er jenen mit drei Heerhaufen in den Rücken, dazu ließen die Juden die Trompeten erschallen und riefen, laut betend. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 34 Et cognoverunt castra Timothei quia Machabæus est, et refugerunt a facie ejus: et percusserunt eos plaga magna: et ceciderunt ex eis in die illa fere octo millia virorum. Da erkannte das Heer des Timotheus, dass es der Machabäer sei, und sie flohen vor ihm; die Juden aber richteten eine große Niederlage unter ihnen an und es fielen ihrer an jenem Tage gegen achttausend Mann. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 35 Et divertit Judas in Maspha, et expugnavit, et cepit eam: et occidit omnem masculum ejus, et sumpsit spolia ejus, et succendit eam igni. Hierauf wandte sich Judas gegen Maspha,²⁹ erstürmte es und nahm es ein, tötete alles, was darin männlich war, und nahm die Beute und verbrannte die Stadt. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 35 29 In Galaad. [Ri 11,29] 1 Makkabäer 1Makk 20 5 36 Inde perrexit, et cepit Casbon, et Mageth, et Bosor, et reliquas civitates Galaaditidis. Von da zog er weiter und nahm Kasbon³⁰ und Mageth und Bosor und die übrigen Städte von Galaad ein.³¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 5 36 30 Im Griech.: Kasphor, wie V. 26. Es ist also die gleiche Stadt. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 36 31 Vergl. [2Makk 12,19]. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 37 Post hæc autem verba congregavit Timotheus exercitum alium, et castra posuit contra Raphon trans torrentem. Nach diesen Begebenheiten sammelte Timotheus ein anderes Heer und lagerte sich Raphon gegenüber,³² jenseits des Flusses.³³ 1 Makkabäer 1Makk 20 5 37 32 Timotheus, der von Judas geschlagen war (V. 7), sammelte die Überreste seines Heeres, verstärkte sie durch Hilfstruppen und schlug ein Lager Raphon gegenüber auf. Raphon lag nicht weit von Astaroth. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 37 33 Des Hieromax. (Mandhur.) 1 Makkabäer 1Makk 20 5 38 Et misit Judas speculari exercitum: et renuntiaverunt ei, dicentes: Quia convenerunt ad eum omnes gentes, quæ in circuitu nostro sunt, exercitus multus nimis: Da sandte Judas hin, über das Heer Kundschaft zu bringen, und es ward ihm berichtet: Es haben sich um ihn alle Völker gesammelt, die rings um uns her sind, eine überaus starke Heeresmacht. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 39 Et Arabas conduxerunt in auxilium sibi, et castra posuerunt trans torrentem, parati ad te venire in prlium. Et abiit Judas obviam illis. Auch haben sie die Araber als Hilfstruppen gedungen und haben jenseits des Flusses ein Lager aufgeschlagen, bereit, mit dir den Kampf zu beginnen. Judas zog fort, ihnen entgegen.³⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 5 39 34 So schnell Judas auch anzugreifen pflegt, so sehr bemüht er sich, sich zuvor den Sieg zu sichern. So rückt er denn von Westen (oder Südwesten) bis an den dem Lager des Feindes gegenüberliegenden Abhang der Talschlucht vor. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 4 Et recordatus est malitiam filiorum Bean, qui erant populo in laqueum, et in scandalum, insidiantes ei in via. Auch gedachte er der Bosheit der Söhne Beans,⁵ welche dem Volke zur Schlinge und zum Fallstricke gewesen waren, indem sie ihnen auf dem Wege auflauerten. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 4 5 Die Beaniten wohnten zwischen den Idumäern und Ammonitern im Osten des Toten Meeres. Vielleicht sind die Beaniten aber die Bewohner von Baalmeon. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 40 Et ait Timotheus principibus exercitus sui: Cum appropinquaverit Judas, et exercitus ejus ad torrentem aquæ: si transierit ad nos prior, non poterimus sustinere eum: quia potens poterit adversum nos. Timotheus aber sprach zu den Obersten seines Heeres: Wenn Judas mit seinem Heere an den Fluss heranzieht und zuerst zu uns herüberkommt, werden wir nicht gegen ihn standhalten können, denn er wird uns überlegen sein. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 41 Si vero timuerit transire, et posuerit castra extra flumen, transfretemus ad eos, et poterimus adversus illum. Wenn er sich aber fürchtet, herüber zu kommen und sich jenseits des Flusses lagert, so wollen wir hinübergehen, ihnen entgegen, und werden über ihn die Oberhand erlangen. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 42 Ut autem appropinquavit Judas ad torrentem aquæ, statuit scribas populi secus torrentem, et mandavit eis, dicens: Neminem hominum reliqueritis: sed veniant omnes in prlium. Als nun Judas an den Fluss herangekommen war, stellte er die Vorsteher des Volkes³⁵ an demselben auf und gebot ihnen und sprach: Lasset keinen hier zurückbleiben, sondern alle sollen in den Kampf ziehen! 1 Makkabäer 1Makk 20 5 42 35 Die Beamten, welche die Listen führten und die Aushebung besorgten. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 43 Et transfretavit ad illos prior, et omnis populus post eum, et contritæ sunt omnes gentes a facie eorum, et projecerunt arma sua, et fugerunt ad fanum, quod erat in Carnaim. Und ihnen zuvorkommend, setzte er auf das Ufer der Feinde über und das ganze Volk folgte ihm nach und alle Heiden wurden vor ihnen geschlagen, warfen ihre Waffen weg und flohen in den Tempel zu Karnaim.³⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 5 43 36 Schwer zugängliche Inselfestung des heutigen Muzerib mit cyklopischen Mauern. Das Heiligtum war der phönizisch-syrischen Göttin geweiht. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 44 Et occupavit ipsam civitatem, et fanum succendit igni cum omnibus, qui erant in ipso: et oppressa est Carnaim, et non potuit sustinere contra faciem Judæ. Er nahm aber diese Stadt ein und zündete den Tempel an samt allen, welche darin waren. So ward Karnaim unterworfen und konnte Judas nicht standhalten. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 45 Et congregavit Judas universos Israelitas, qui erant in Galaaditide, a minimo usque ad maximum, et uxores eorum, et natos, et exercitum magnum valde ut venirent in terram Juda. Judas aber sammelte alle Israeliten, welche in Galaad waren,³⁷ klein und groß, samt ihren Weibern und Kindern,³⁸ ein sehr großes Heer, damit sie in das Land Juda zögen. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 45 37 Unter den Heiden wohnten. Sie sollen im Schatten des Heiligtums eine bessere Heimat finden. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 45 38 Und ihre Habe. (Griech.) 1 Makkabäer 1Makk 20 5 46 Et venerunt usque Ephron: et hæc civitas magna in ingressu posita, munita valde, et non erat declinare ab ea dextera vel sinistra, sed per mediam iter erat. Und sie kamen bis Ephron. Dies ist eine große Stadt, am Eingange gelegen,³⁹ sehr fest, bei der man weder zur Rechten noch zur Linken vorbeikommen konnte, denn der Weg führte mitten durch sie hindurch. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 46 39 In einem Nebental des Wadi Arab, wohl das spätere Gefrun. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 47 Et incluserunt se qui erant in civitate, et obstruxerunt portas lapidibus: et misit ad eos Judas verbis pacificis, Die Bewohner der Stadt aber schlossen sich ein und verrammelten die Tore mit Steinen.⁴⁰ Da sandte Judas an sie und ließ mit friedlichen Worten 1 Makkabäer 1Makk 20 5 47 40 Der Reichsverweser Lysias besaß dort einen Palast (vergl. griech. nach einer Lesart [2Makk 12,27]), viele unter der Bevölkerung standen auf seiner Seite. Andererseits hat die Stadt sich wohl den Juden noch nicht feindlich gezeigt, da Judas nach der Vorschrift [Dtn 20,10ff] ihr Frieden anbietet. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 48 Dicens: Transeamus per terram vestram, ut eamus in terram nostram: et nemo vobis nocebit: tantum pedibus transibimus. Et nolebant eis aperire. sagen: Lasset uns durch euer Land ziehen, dass wir in unser Land kommen; niemand wird euch Übles tun, wir wollen einzig hindurchziehen. Sie aber wollten ihnen nicht auftun. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 49 Et præcepit Judas prædicare in castris, ut applicarent unusquisque in quo erat loco. Da ließ Judas in dem Heere ausrufen, ein jeder solle sich in Schlachtordnung stellen an dem Orte, wo er gerade sei. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 5 Et conclusi sunt ab eo in turribus, et applicuit ad eos, et anathematizavit eos, et incendit turres eorum igni cum omnibus, qui in eis erant. Diese wurden von ihm in die Türme eingeschlossen und er belagerte sie und vollstreckte den Bann an ihnen und verbrannte ihre Türme samt allen, die darin waren.⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 5 5 6 Die Wachtposten, welche sich bestechen und einige Feinde abziehen ließen, wurden mit dem Tode bestraft [2Makk 10,22] wegen der Übertretung des Banngelübdes. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 50 Et applicuerunt se viri virtutis: et oppugnavit civitatem illam tota die, et tota nocte: et tradita est civitas in manu ejus: Alsbald stellten sich die Männer des Heeres in Schlachtordnung und kämpften gegen die Stadt jenen ganzen Tag und die ganze Nacht und die Stadt fiel in seine Hände. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 51 Et peremerunt omnem masculum in ore gladii, et eradicavit eam, et accepit spolia ejus, et transivit per totam civitatem super interfectos. Da machten sie alles, was männlich war, mit der Schärfe des Schwertes nieder und er zerstörte sie von Grund aus und plünderte sie und zog durch die ganze Stadt über die Erschlagenen hinweg. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 52 Et transgressi sunt Jordanem in campo magno, contra faciem Bethsan. Sodann zogen sie über den Jordan in die große Ebene,⁴¹ Bethsan⁴² gegenüber. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 52 41 Esdrelon, die sich vom Jordan bis an den Karmel erstreckt und südlich vom Gebirge Ephraim, nördlich von Thabor und anderen Bergen begrenzt wird. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 52 42 Bethsan Scythopolis war die bedeutendste der Zehnstädte. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 53 Et erat Judas congregans extremos, et exhortabatur populum per totam viam, donec venirent in terram Juda: Judas aber sammelte den Nachtrab und sprach dem Volke auf dem ganzen Wege Mut zu, bis sie in das Land Juda kamen. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 54 Et ascenderunt in montem Sion cum lætitia, et gaudio, et obtulerunt holocausta, quod nemo ex eis cecidisset, donec reverterentur in pace. Dann zogen sie auf den Berg Sion mit Freude und Jubel und brachten Brandopfer dar, weil keiner von ihnen gefallen war, bis sie in Frieden heimkehrten.⁴³ 1 Makkabäer 1Makk 20 5 54 43 Auf dem Rückwege, von V. 53 an. Das heimkehren entspricht dem kommen V. 53. Sie gelangen gerade zum Pfingstfest 164 vor Chr. an. Vergl. [2Makk 5,63ff]. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 55 Et in diebus, quibus erat Judas, et Jonathas in terra Galaad, et Simon frater ejus in Galilæa contra faciem Ptolemaidis, Während der Tage aber, wo Judas und Jonathas im Lande Galaad und sein Bruder Simon in Galiläa vor Ptolemais waren, 1 Makkabäer 1Makk 20 5 56 Audivit Josephus Zachariæ filius, et Azarias princeps virtutis, res bene gestas, et prlia quæ facta sunt, hörte Joseph, der Sohn Zacharias', und Azarias, der Anführer des Heeres, von den tapferen Taten und den Schlachten, welche geliefert wurden. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 57 Et dixit: Faciamus et ipsi nobis nomen, et eamus pugnare adversus gentes, quæ in circuitu nostro sunt. Da sprach er:⁴⁴ Auch wir wollen uns einen Namen machen und hinziehen und wider die Heiden um uns her kämpfen. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 57 44 Joseph zu Azarias. Sie sind neidisch auf die Waffenerfolge des Judas und werden seinen Befehlen ungehorsam. Damit beginnt ein verhängnisvoller Umschwung, statt der Verteidigung die Sucht nach Eroberungen. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 58 Et præcepit his, qui erant in exercitu suo, et abierunt Jamniam. So bot er⁴⁵ denn sein Heer auf und sie zogen gegen Jamnia.⁴⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 5 58 45 Im Griech.: Plural. Beide Heerführer werden durch Ehrgeiz zum Ungehorsam gegen Judas verleitet. (Vergl. V. 19.) Was Judas nicht vermochte, haben sie vollbracht, soll es heißen. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 58 46 Vergl. [2Makk 4,15]. Strabo schätzt die Zahl der waffenfähigen Männer in Jamnia und Umgebung auf 40000. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 59 Et exivit Gorgias de civitate, et viri ejus obviam illis in pugnam. Gorgias⁴⁷ aber zog samt seinen Leuten aus der Stadt heraus, ihnen entgegen zur Schlacht. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 59 47 Die beiden jüdischen Heerführer ahnten wohl die Anwesenheit des Gorgias nicht, dessen Tapferkeit in ganz Syrien bekannt war. [1Makk 3,38] 1 Makkabäer 1Makk 20 5 6 Et transivit ad filios Ammon, et invenit manum fortem, et populum copiosum, et Timotheum ducem ipsorum: Alsdann zog er weiter⁷ gegen die Söhne Ammons⁸ und traf auf ein starkes Heer und zahlreiche Kriegsmacht und auf Timotheus, ihren Anführer.⁹ 1 Makkabäer 1Makk 20 5 6 7 In das Ostjordanland. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 6 8 Die Ammoniter hatten sich u.a. bei der Wegführung der zehn Stämme in die assyrische Gefangenschaft die ostjordanischen Provinzen angeeignet. [Jer 49,3ff] Vor kurzem hatten sie als Parteigänger des verruchten Hohenpriesters Jason Jerusalem überfallen und dessen Bewohner gemordet. [2Makk 5,5ff] 1 Makkabäer 1Makk 20 5 6 9 Timotheus war ihr Statthalter. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 60 Et fugati sunt Josephus, et Azarias usque in fines Judææ: et ceciderunt illo die de populo Israel ad duo millia viri, et facta est fuga magna in populo: Joseph und Azarias wurden in die Flucht geschlagen bis an die Grenze von Judäa und es fielen an jenem Tage vom Volke Israel gegen zweitausend Mann und das Volk erlitt eine schwere Niederlage,⁴⁸ 1 Makkabäer 1Makk 20 5 60 48 Wörtlich: Es entstand eine große Flucht. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 61 Quia non audierunt Judam, et fratres ejus, existimantes fortiter se facturos. weil sie nicht auf Judas und seine Brüder gehört hatten, indem sie meinten, Heldentaten verrichten zu können. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 62 Ipsi autem non erant de semine virorum illorum, per quos salus facta est in Israel. Sie aber waren nicht vom Geschlechte jener Männer, durch welche in Israel Rettung geschaffen worden.⁴⁹ 1 Makkabäer 1Makk 20 5 62 49 Sie handelten ja aus Stolz und Ehrgeiz. Gott gewährte den Israeliten im Kampfe gegen die Heiden seinen Schutz, ihre Religion zu verteidigen, aber nicht, sich eine Machtstellung unter diesen zu erwerben. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 63 Et viri Juda magnificati sunt valde in conspectu omnis Israel, et gentium omnium ubi audiebatur nomen eorum. Die Männer von Juda⁵⁰ dagegen wurden von ganz Israel und von allen Völkern, wo man ihren Namen hörte, hoch gerühmt. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 63 50 Griech.: Der Held Judas aber und seine Brüder. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 64 Et convenerunt ad eos fausta acclamantes. Und viele strömten herbei unter freudigem Zuruf.⁵¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 5 64 51 Das Unglück vor Jamnia schien einen Rachezug in das Land der Idumäer und Philister zu fordern, sollte nicht die kriegerische Stimmung, die der Statthalter Gorgias anfachte [2Makk 10,14], übergewaltig werden. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 65 Et exivit Judas, et fratres ejus, et expugnabant filios Esau in terra, quæ ad austrum est, et percussit Chebron et filias ejus: et muros ejus, et turres succendit igni in circuitu. Hierauf zog Judas mit seinen Brüdern aus und kämpfte gegen die Söhne Esaus im Lande gegen Mittag und er eroberte Chebron⁵² und dessen Töchterstädte und brannte seine Mauern und Türme ringsumher nieder.⁵³ 1 Makkabäer 1Makk 20 5 65 52 Hebron im Stamme Juda, das die Idumäer während der Wegführung der Juden besetzt und zum Mittelpunkt ihrer Unternehmungen gegen Juda gemacht hatten. [1Makk 5,65-68; 2Makk 12,32-46] 1 Makkabäer 1Makk 20 5 65 53 Ehe Gorgias noch zum Entsatze heranrücken konnte. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 66 Et movit castra ut iret in terram alienigenarum, et perambulabat Samariam. Sodann brach er auf, um in das Land der Fremdlinge⁵⁴ zu ziehen, und durchzog Samaria.⁵⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 5 66 54 Der Philister. (V. 68) 1 Makkabäer 1Makk 20 5 66 55 Richtiger ist mit [2Makk 12,35] der alten Vulgata und Jos. Marisa zu lesen, das nahe dem Westabhange des jüdischen Gebirges lag. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 67 In die illa ceciderunt sacerdotes in bello, dum volunt fortiter facere, dum sine consilio exeunt in prlium. An jenem Tage fielen Priester im Kampfe, indem sie Tapferkeit zeigen wollten, aber unbedacht in den Kampf auszogen.⁵⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 5 67 56 Vergl. [2Makk 12,32ff]. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 68 Et declinavit Judas in Azotum in terram alienigenarum, et diruit aras eorum, et sculptilia deorum ipsorum succendit igni: et cepit spolia civitatum, et reversus est in terram Juda. Judas aber wandte sich nach Azot in das Land der Fremdlinge, zerstörte ihre Altäre und verbrannte die Schnitzbilder ihrer Götter und plünderte die Städte und kehrte hierauf in das Land Juda zurück.⁵⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 5 68 57 Zum zweiten Male war er von Gott gewarnt, seine Kämpfe in profaner oder gar gottentfremdeter Gesinnung zu führen. Gegen Jamnia und Joppe zog Judas nicht, wahrscheinlich weil Timotheus inzwischen mehrere beutelustige Scharen zu einem Kriegszug nach Idumäa bewogen. [2Makk 10,24-38] Das Weitere siehe [2Makk 12,32ff]. Die Folge war eine etwa einjährige Ruhe Sommer 164 163 vor Chr., d.i. während eines Sabbatjahres, in dem das Studium des Gesetzes eine besondere Pflicht war. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 7 Et commisit cum eis prlia multa, et contriti sunt in conspectu eorum, et percussit eos: Gegen diese lieferte er viele Schlachten¹⁰ und er schlug sie und sie wurden vor ihnen vernichtet. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 7 10 Mehrere schnell aufeinander folgende Schlachten. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 8 Et cepit Gazer civitatem, et filias ejus, et reversus est in Judæam. Und nachdem er die Stadt Gazer¹¹ und ihre Töchterstädte erobert hatte, kehrte er nach Judäa zurück. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 8 11 Griech.: Jazer. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 9 Et congregatæ sunt gentes, quæ sunt in Galaad adversus Israelitas, qui erant in finibus eorum ut tollerent eos: et fugerunt in Datheman munitionem, Darnach¹² versammelten sich die Heiden in Galaad¹³ wider die Israeliten, die innerhalb ihres Gebietes wohnten, um diese auszurotten. Sie aber flohen in die Feste Datheman¹⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 5 9 12 Hier sind die [2Makk 11,1ff] beschriebenen Ereignisse einzufügen: Feldzug des Lysias 164 vor Chr., Tod des Antiochus Epiphanes I. [2Makk 6,1-16; 2Makk 9,1-29], der Friedensschluss. [2Makk 10,1211,21] Nach demselben hatten sich die Juden friedlichen Beschäftigungen wieder zugewendet [2Makk 12,1], als sie gezwungen wurden, wiederum die Waffen zu ergreifen. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 9 13 Gegend auf der linken Seite des Jordans, im Norden und Süden vom Jabok. 1 Makkabäer 1Makk 20 5 9 14 Nicht genau zu bestimmen. Vergl. Anm. 28. 1 Makkabäer 1Makk 20 0 1 Epiphanes macht vergebliche Anschläge auf Elymais. (V. 4) Auf die Kunde von den Siegen des Judas fällt er in eine Krankheit und stirbt, seine Ungerechtigkeit gegen die Juden bekennend. (V. 16) 2. Die Zeit Antiochus V. Eupator. (Kap. 6,17-63) 1) Lysias stellt Eupator, den Sohn des Epiphanes, als König auf und weckt durch die Besetzung der Burg von Jerusalem eine neue Fehde. (V. 27) 2) Die Syrer fallen in Palästina ein (V. 31), siegen bei Bethzacharias (V. 47) und belagern den Berg Sion. Von Lysias zurückberufen, schließt der König mit Judas Frieden, halt ihn aber nicht. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 1 Et rex Antiochus perambulabat superiores regiones, et audivit esse civitatem Elymaidem in Perside nobilissimam, et copiosam in argento, et auro, Der König Antiochus durchzog die oberen Länder.¹ Da er nun hörte, dass in Persien die Stadt Elymais² sei, eine hochberühmte Stadt, reich an Silber und Gold, 1 Makkabäer 1Makk 20 6 1 1 Antiochus Epiphanes. Vergl. [2Makk 9]. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 1 2 Es handelt sich um eine Stadt in der persischen Provinz Elymais, die nach [2Makk 9,2] auch Persepolis genannt ward. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 10 Et vocavit omnes amicos suos, et dixit illis: Recessit somnus ab oculis meis, et concidi, et corrui corde præ sollicitudine: Da berief er alle seine Freunde und sprach zu ihnen: Der Schlaf flieht von meinen Augen, ich erliege und bin mutlos vor Kummer. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 11 Et dixi in corde meo: In quantam tribulationem deveni, et in quos fluctus tristitiæ, in qua nunc sum: qui jucundus eram, et dilectus in potestate mea! Darum sprach ich in meinem Herzen: In welch große Trübsal bin ich geraten, in welches Meer von Traurigkeit bin ich jetzt versunken, der ich gütig war und geliebt in meinem Reiche! 1 Makkabäer 1Makk 20 6 12 Nunc vero reminiscor malorum, quæ feci in Jerusalem, unde et abstuli omnia spolia aurea, et argentea, quæ erant in ea, et misi auferre habitantes Judæam sine causa. Nun aber gedenke ich des Bösen, das ich in Jerusalem verübt, von wo ich auch alle goldenen und silbernen Geräte, welche darin waren, als Beute weggenommen, und dass ich hingesandt habe, die Bewohner Judäas ohne Ursache zu vernichten. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 13 Cognovi ergo quia propterea invenerunt me mala ista: et ecce pereo tristitia magna in terra aliena. Nun erkenne ich wohl, dass um deswillen mich diese Übel betroffen haben, und sehet, ich komme vor großer Trübsal in fremdem Lande⁹ um. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 13 9 Die Provinz Elamitis gehörte wohl zu Syrien, war aber weit entfernt und Antiochus war dorthin gekommen, sich des Tempels zu bemächtigen und Erpressung zu treiben. So konnte er denn auf kein Mitgefühl bei den Bewohnern rechnen. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 14 Et vocavit Philippum, unum de amicis suis, et præposuit eum super universum regnum suum: Hierauf berief er den Philippus,¹⁰ einen seiner Freunde, und setzte diesen über sein ganzes Reich. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 14 10 Nach [2Makk 9,29] war dieser sein Milchbruder. Er war Statthalter von Judäa. [2Makk 5,22] und [2Makk 9,29]. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 15 Et dedit ei diadema, et stolam suam, et annulum, ut adduceret Antiochum filium suum, et nutriret eum, et regnaret. Und er gab ihm sein Diadem, sein königliches Gewand und den Ring,¹¹ dass er Antiochus, seinen Sohn, erziehen und erhalten und die Herrschaft übernehmen sollte.¹² 1 Makkabäer 1Makk 20 6 15 11 Den Siegelring. So nahm Antiochus die dem Lysias übertragene Vollmacht [1Makk 3,32.33] zurück. Diese Maßregel lag umso näher, als Lysias nur Niederlagen erlitten hatte, ohne sie je wett zu machen. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 15 12 Griech.: Dass er sie (die Abzeichen der Königswürde) Antiochus überbrächte. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 16 Et mortuus est illic Antiochus rex anno centesimo quadragesimo nono. Und der König Antiochus starb daselbst im hundertneunundvierzigsten Jahre.¹³ 1 Makkabäer 1Makk 20 6 16 13 Antiochus starb im März 163 zu Tabä an der Grenze von Persien und Babylonien. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 17 Et cognovit Lysias, quoniam mortuus est rex, et constituit regnare Antiochum filium ejus, quem nutrivit adolescentem: et vocavit nomen ejus Eupator. Als nun Lysias erfuhr, dass der König gestorben sei, setzte er dessen Sohn Antiochus, den er in seiner Jugend erzogen hatte, zum Könige ein und gab ihm den Namen Eupator.¹⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 6 17 14 Antiochus Eupator war damals neun Jahre alt. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 18 Et hi, qui erant in arce, concluserant Israel in circuitu sanctorum: et quærebant eis mala semper, et firmamentum gentium. Die Leute auf der Burg aber schlossen Israel ein rings um das Heiligtum und suchten ihnen beständig Böses zuzufügen, die Heiden aber zu unterstützen.¹⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 6 18 15 Gewiss belästigte die Besatzung auf dem Sion bisweilen die Juden, weshalb diese, anstatt sich bei dem syrischen Herrscher zu beschweren, beschlossen, das Joch der Fremdherrschaft abzuschütteln und den von Joseph und Azarias bereits mit so unglücklichem Erfolge betretenen Weg auch ihrerseits wählten. Ohne dass eine religiöse Feier dem voranging, begannen die Juden im Sommer 163 vor Chr. einen Angriff auf die Burg. Doch trotz der engen Umschließung derselben entkamen einige Syrer und meldeten nach Antiochia, was geschehen. Lysias, der wohl erfahren, dass sein Nebenbuhler Philippus das syrische Heer in Persien verlassen hatte [2Makk 9,29], brach alsbald mit dem von ihm zum Könige ausgerufenen Antiochus Eupator an der Spitze eines gewaltigen Heeres auf. 100000 Mann zogen, wohl in zwei getrennten Abteilungen, von zwei Seiten nach Judäa. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 19 Et cogitavit Judas disperdere eos: et convocavit universum populum, ut obsiderent eos. Da beschloss Judas, sie zu vertilgen, und er versammelte das ganze Volk, um sie zu belagern. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 2 Templumque in ea locuples valde: et illic velamina aurea, et loricæ, et scuta, quæ reliquit Alexander Philippi rex Macedo, qui regnavit primus in Græcia. und dass der Tempel daselbst³ mit Kostbarkeiten wohl ausgestattet sei und sich in demselben goldene Vorhänge⁴ und Panzer und Schilde befänden, welche Alexander, der Sohn Philipps, der König von Macedonien, der zuerst in Griechenland herrschte, dort zurückgelassen hatte. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 2 3 Der Tempel der Diana. (Jos. Hier.) Vergl. [2Makk 1,13]. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 2 4 Nach dem Griech. sind es Rüstungen und Harnische und Waffen. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 20 Et convenerunt simul, et obsederunt eos anno centesimo quinquagesimo, et fecerunt balistas, et machinas. Sie kamen alle zusammen und belagerten jene im hundertfünfzigsten Jahre¹⁶ und machten sich Wurfmaschinen¹⁷ und anderes Belagerungsgerät. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 20 16 162 vor Chr. [2Makk 13,1ff] 1 Makkabäer 1Makk 20 6 20 17 Griech.: Wälle, Türme zur Aufstellung von Wurfmaschinen. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 21 Et exierunt quidam ex eis, qui obsidebantur: et adjunxerunt se illis aliqui impii ex Israel, Einige aber von den Belagerten entkamen und einige Gottlose aus Israel gesellten sich ihnen zu. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 22 Et abierunt ad regem, et dixerunt: Quousque non facis judicium, et vindicas fratres nostros? Diese gingen zu dem Könige und sprachen: Wie lange noch wirst du nicht Recht schaffen und unsere Brüder¹⁸ rächen? 1 Makkabäer 1Makk 20 6 22 18 Die in der Burg befindlichen Syrer und die abgefallenen Juden. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 23 Nos decrevimus servire patri tuo, et ambulare in præceptis ejus, et obsequi edictis ejus: Wir waren entschlossen, deinem Vater zu dienen und seinen Vorschriften gemäß zu wandeln und seinen Befehlen zu gehorchen, 1 Makkabäer 1Makk 20 6 24 Et filii populi nostri propter hoc alienabant se a nobis, et quicumque inveniebantur ex nobis, interficiebantur, et hereditates nostræ diripiebantur. doch die Söhne unsers Volkes wurden uns deshalb feind, ja, wen immer sie von uns trafen, den töteten sie und plünderten unsere Habe. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 25 Et non ad nos tantum extenderunt manum, sed et in omnes fines nostros. Und nicht gegen uns allein streckten sie die Hand aus, sondern auch gegen unser ganzes Land.¹⁹ 1 Makkabäer 1Makk 20 6 25 19 Gegen alle Nachbarvölker Judäas. Vergl. [1Makk 5,3ff]. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 26 Et ecce applicuerunt hodie ad arcem Jerusalem occupare eam, et munitionem Bethsuram munierunt: Und siehe, jetzt belagern sie die Burg in Jerusalem, um sie zu erobern, und haben die Feste Bethsura²⁰ befestigt. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 26 20 Die ihnen doch nicht gehört. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 27 Et nisi præveneris eos velocius, majora, quam hæc, facient, et non poteris obtinere eos. Wenn du ihnen nicht schleunig zuvorkommst, so werden sie noch Schlimmeres tun als dieses und du wirst nicht imstande sein, sie zu bewältigen. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 28 Et iratus est rex, ut hæc audivit: et convocavit omnes amicos suos, et principes exercitus sui, et eos, qui super equites erant: Als der König dies hörte, ward er zornig und berief alle seine Freunde²¹ und seine Heerführer und die Befehlshaber der Reiterei, 1 Makkabäer 1Makk 20 6 28 21 Die Mitglieder seines Rates. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 29 Sed et de regnis aliis, et de insulis maritimis venerunt ad eum exercitus conductitii. aber auch aus andern Reichen²² und von den Inseln des Meeres²³ kamen zu ihm gedungene Heere. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 29 22 Aus Kleinasien. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 29 23 Von Cypern, Rhodus, Kreta und dem Archipel. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 3 Et venit, et quærebat capere civitatem, et deprædari eam: et non potuit, quoniam innotuit sermo his, qui erant in civitate: zog er dahin und suchte die Stadt einzunehmen und sie auszuplündern; aber er vermochte es nicht, weil der Plan den Bewohnern der Stadt kund geworden war. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 30 Et erat numerus exercitus ejus, centum millia peditum, et viginti millia equitum, et elephanti triginta duo, docti ad prlium. Und die Zahl seiner Heeresmacht belief sich auf hunderttausend Mann zu Fuß und zwanzigtausend zu Pferd nebst zweiunddreißig zum Kampfe abgerichteten Elefanten.²⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 6 30 24 Die abweichende Zahl [2Makk 13,2] deutet wohl darauf hin, dass das Heer in zwei verschiedenen Abteilungen einfiel. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 31 Et venerunt per Idumæam, et applicuerunt ad Bethsuram, et pugnaverunt dies multos, et fecerunt machinas, et exierunt, et succenderunt eas igni, et pugnaverunt viriliter. Sie zogen durch Idumäa und belagerten Bethsura und kämpften dagegen viele Tage und stellten Maschinen auf; die Belagerten aber machten einen Ausfall, verbrannten diese mit Feuer und stritten tapfer.²⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 6 31 25 Nach [2Makk 13] hatte das Volk bereits erkannt, dass es nicht seiner eigenen Kraft, sondern Gottes Schutz die Erhaltung seiner Religion dankte und dass sie nicht berufen waren, eine weltliche Machtstellung zu erringen. Da die Streiter des Judas den Mut bei dem Anblicke des Feindes verlieren, überfällt der jüdische Heerführer des Nachts das Lager des Königs, bringt es in Verwirrung und zieht sich dann wieder in die Berge zurück. Die Syrer wagen nicht, geradewegs auf Jerusalem zu ziehen, gehen also noch weiter südlich und dann östlich, um sich mit Lysias zu vereinen, der um die Südspitze des Toten Meeres kam, um mit ihm Bethsura einzunehmen. [2Makk 13,9-18] Judas hatte dieses Bollwerk mit Lebensmitteln versehen. Bei einem glücklichen Ausfall verbrannten die Belagerten die syrischen Maschinen. Da aber das gewaltige syrische Heer nicht lange von seinem Vormarsche zurückgehalten werden konnte, rückte Judas von Norden heran und nahm fast zwei deutsche Meilen (70 Stadien) von Bethsura, etwa dreieinhalb Stunden südlich von Jerusalem Aufstellung. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 32 Et recessit Judas ab arce, et movit castra ad Bethzacharam contra castra regis. Judas indes brach von der Burg auf und lagerte sich bei Bethzachara, dem Lager des Königs gegenüber.²⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 6 32 26 Judas zog zuerst nach Modin [2Makk 13,14], von wo er einen von Nordwesten herankommenden Feind wohl beobachten konnte, während er in Bethzacharia der von Süden herandringenden Abteilung entgegentritt. Ein Verräter, Rhodokus, hatte inzwischen dem Könige Nachrichten gebracht über das jüdische Heer. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 33 Et surrexit rex ante lucem, et concitavit exercitus in impetum contra viam Bethzacharam: et comparaverunt se exercitus in prlium, et tubis cecinerunt: Da machte sich der König vor Tagesanbruch auf und ließ das Heer schnell zum Sturme aufbrechen des Weges auf Bethzachara zu und seine Truppen stellten sich zum Kampfe auf und stießen in die Trompeten; 1 Makkabäer 1Makk 20 6 34 Et elephantis ostenderunt sanguinem uvæ et mori, ad acuendos eos in prlium: den Elefanten aber zeigten sie den roten Saft von Trauben und Maulbeeren,²⁷ um sie zum Kampfe anzueifern. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 34 27 Roten Wein und ein berauschendes Getränk aus Maulbeeren. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 35 Et diviserunt bestias per legiones: et astiterunt singulis elephantis mille viri in loricis concatenatis, et galeæ æreæ in capitibus eorum: et quingenti equites ordinati unicuique bestiæ electi erant. Dann verteilten sie die Tiere unter die Schlachtreihen,²⁸ so dass bei jedem Elefanten tausend Mann standen mit kettenartigen Panzerhemden bedeckt und ehernen Helmen auf den Häuptern, auch waren fünfhundert auserlesene Reiter jedem Tiere beigeordnet. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 35 28 Die mazedonische Phalaux, = Schlachtordnung. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 36 Hi ante tempus ubicumque erat bestia, ibi erant: et quocumque ibat, ibant, et non discedebant ab ea. Diese waren schon früher immer da, wo das Tier war; und wohin es ging, dahin gingen sie, ohne von ihm zu weichen.²⁹ 1 Makkabäer 1Makk 20 6 36 29 Damit die Elefanten sich an sie gewöhnen und sie von dem Feinde unterschieden. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 37 Sed et turres ligneæ super eos firmæ protegentes super singulas bestias: et super eas machinæ: et super singulas viri virtutis triginta duo, qui pugnabant desuper: et Indus magister bestiæ. Auf jedem Tiere waren ferner zum Schutze feste Holztürme und auf diesen Maschinen³⁰ und auf jedem waren zweiunddreißig tapfere Männer, welche auf denselben kämpften, und ein Indier, der das Tier leitete. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 37 30 Offenbarer Schreibfehler: zwei oder drei. Oder aber, wenn man die Zahl zweiunddreißig beibehält, sind die Leute bezeichnet, die miteinander abwechselten. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 38 Et residuum equitatum hinc et inde statuit in duas partes, tubis exercitum commovere, et perurgere constipatos in legionibus ejus. Die übrige Reiterei³¹ aber stellte er hier und dort auf die beiden Seiten, um das Heer durch die Trompeten zu leiten und die in seine Schlachtreihen eingereihten Scharen anzutreiben.³² 1 Makkabäer 1Makk 20 6 38 31 Die nicht zum Schutz des Elefanten notwendig war. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 38 32 Griech.: (den Feind) zu beunruhigen und sich in den Phalangen zu schützen. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 39 Et ut refulsit sol in clypeos aureos, et æreos, resplenduerunt montes ab eis, et resplenduerunt sicut lampades ignis. Als nun die Sonne auf die goldenen³³ und ehernen Schilde schien, erglänzten die Berge davon und strahlten wie Feuerfackeln. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 39 33 Vergoldeten. Befehlshaber und verdiente Soldaten hatten solche. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 4 Et insurrexerunt in prlium, et fugit inde, et abiit cum tristitia magna, et reversus est in Babyloniam. Daher erhoben sie sich zum Kampfe, so dass er von da wegfliehen musste, und er zog mit großer Betrübnis ab und kehrte nach Babylon zurück.⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 6 4 5 Über seinen Tod vergleiche [2Makk 9,3-28]. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 40 Et distincta est pars exercitus regis per montes excelsos, et alia per loca humilia et ibant caute et ordinate. Ein Teil des königlichen Heeres verteilte sich über die Höhen hin, ein anderer über die Niederung, und sie rückten vorsichtig³⁴ und wohlgeordnet vor. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 40 34 Griech.: festen Schrittes. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 41 Et commovebantur omnes inhabitantes terram a voce multitudinis, et incessu turbæ, et collisione armorum: erat enim exercitus magnus valde, et fortis. Da wurden alle Bewohner des Landes vor dem Getöse der Menge und dem Anmarsche der Scharen und dem Zusammenschlagen der Waffen bestürzt, denn es war ein sehr großes und gewaltiges Heer. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 42 Et appropiavit Judas, et exercitus ejus in prlium: et ceciderunt de exercitu regis sexcenti viri. Nun nahte auch Judas mit seinem Heere zum Kampfe und es fielen vom Heere des Königs sechshundert Mann. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 43 Et vidit Eleazar filius Saura unam de bestiis loricatam loricis regis: et erat eminens super ceteras bestias: et visum est ei quod in ea esset rex: Als Eleazar, der Sohn Sauras,³⁵ eines der Tiere mit einem königlichen Panzer gewappnet sah, das über alle andern Tiere hervorragte, schien es ihm, dass der König darauf sei.³⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 6 43 35 Griech.: Eleazar Auaran, der Sohn des Mathathias, jüngerer Bruder des Judas. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 43 36 Er hoffte, so den König zu töten und das ganze syrische Heer in Verwirrung zu bringen. Aber auf dem Elefanten saß nur ein gewöhnlicher Soldat. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 44 Et dedit se ut liberaret populum suum, et acquireret sibi nomen æternum. Da opferte er sich auf, um sein Volk zu retten und sich einen unsterblichen Namen zu erwerben.³⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 6 44 37 Vergl. [1Makk 5,57.67]. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 45 Et cucurrit ad eam audacter in medio legionis interficiens a dextris, et a sinistris, et cadebant ab eo huc atque illuc. Kühn lief er auf dasselbe zu, mitten in die Schlachtreihe hinein und tötete rechts und links, so dass sie vor ihm auf beiden Seiten fielen. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 46 Et ivit sub pedes elephantis, et supposuit se ei, et occidit eum: et cecidit in terram super ipsum, et mortuus est illic. Dann lief er zwischen den Füßen des Elefanten hindurch, stellte sich unter denselben und tötete ihn; da stürzte dieser zu Boden auf ihn, so dass er daselbst starb. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 47 Et videntes virtutem regis, et impetum exercitus ejus, diverterunt se ab eis. Doch als sie die Übermacht des Königs und den heftigen Andrang seines Heeres sahen, zogen sie sich vor ihnen zurück.³⁸ 1 Makkabäer 1Makk 20 6 47 38 Judas fand es klüger, einen geordneten Rückzug anzutreten, als sich und die Seinigen vernichten zu lassen. Sie zogen sich nach Jerusalem in die Befestigung des Tempels zurück, wohin ihnen die Syrer alsbald folgten, sie dort zu belagern. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 48 Castra autem regis ascenderunt contra eos in Jerusalem, et applicuerunt castra regis ad Judæam, et montem Sion. Das Heer des Königs aber zog gegen sie vor Jerusalem³⁹ und lagerte sich gegen Judäa am Berge Sion. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 48 39 Das Hauptheer, die Abteilung, welche von Bethzachara gegen die Juden gezogen war, ein anderes Heer blieb vor Bethsura. (V. 49) 1 Makkabäer 1Makk 20 6 49 Et fecit pacem cum his, qui erant in Bethsura: et exierunt de civitate, quia non erant eis ibi alimenta conclusis, quia sabbata erant terræ. Mit denen, welche in Bethsura waren, schloss er Frieden, so dass diese aus der Stadt abzogen, weil sie, darin eingeschlossen, keine Lebensmittel mehr hatten; denn es war gerade Ruhezeit für das Land.⁴⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 6 49 40 Das Sabbatjahr, in dem nichts gesät und geerntet werden durfte. [Ex 23,10.11; Lev 25,1-7; 21.22; Dtn 15,1ff] 1 Makkabäer 1Makk 20 6 5 Et venit qui nuntiaret ei in Perside, quia fugata sunt castra, quæ erant in terra Juda: Da kam ein Bote nach Persien,⁶ ihm zu melden, dass das Heerlager, welches im Lande Juda war, in die Flucht geschlagen 1 Makkabäer 1Makk 20 6 5 6 Von Lysias. [1Makk 3,32] 1 Makkabäer 1Makk 20 6 50 Et comprehendit rex Bethsuram: et constituit illic custodiam servare eam. So nahm der König Bethsura ein und legte eine Besatzung hinein, es zu verwahren. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 51 Et convertit castra ad locum sanctificationis dies multos: et statuit illic ballistas, et machinas, et ignis jacula, et tormenta ad lapides jactandos, et spicula, et scorpios ad mittendas sagittas, et fundibula. Hierauf belagerte er das Heiligtum lange Zeit und stellte daselbst Wurfgeschosse und Maschinen, Feuerschleudern, Geräte zum Steinschleudern, Wurfspieße, Skorpione, um Pfeile zu entsenden, und Schleudern auf. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 52 Fecerunt autem et ipsi machinas adversus machinas eorum, et pugnaverunt dies multos. Aber auch jene richteten Maschinen gegen die der Gegner und kämpften so lange Zeit. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 53 Escæ autem non erant in civitate, eo quod septimus annus esset: et qui remanserant in Judæa de gentibus, consumpserant reliquias eorum, quæ repositæ fuerant. Doch die Lebensmittel gingen in der Stadt aus, denn es war das siebte Jahr und die, welche von den Heiden in Judäa zurückgeblieben waren,⁴¹ hatten den übrigen Vorrat verzehrt. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 53 41 Einzelne Streifkorps. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 54 Et remanserunt in sanctis viri pauci, quoniam obtinuerat eos fames: et dispersi sunt unusquisque in locum suum. So blieben im Heiligtum nur wenige Männer übrig, denn der Hunger nahm bei ihnen überhand, und sie zerstreuten sich, ein jeder in seine Heimat. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 55 Et audivit Lysias quod Philippus, quem constituerat rex Antiochus, cum adhuc viveret, ut nutriret Antiochum filium suum, et regnaret, Da hörte Lysias, dass Philippus, den der König Antiochus noch bei Lebzeiten zur Erziehung seines Sohnes Antiochus bestellt hatte und der einstweilen die Herrschaft führen sollte, 1 Makkabäer 1Makk 20 6 56 Reversus esset a Perside, et Media, et exercitus, qui abierat cum ipso, et quia quærebat suscipere regni negotia: aus Persien und Medien mit dem Heere, das mit ihm ausgezogen war, zurückgekehrt sei und dass er darnach strebe, die Reichsgeschäfte zu übernehmen.⁴² 1 Makkabäer 1Makk 20 6 56 42 Eine Botschaft aus Antiochia bringt Erlösung. Philippus, der Bevollmächtigte des Königs Antiochus Epiphanes, hatte die vom Könige nach Persien geführten und dann zerstreuten Truppen wieder gesammelt und zog mit ihnen gegen Antiochia, seine Rechte als Vormund des jungen Antiochus Eupator geltend zu machen. Gegen ihn also musste sich Lysias jetzt wenden und schloss deshalb mit Judas Frieden mit Bestätigung der früher bereits festgesetzten Bedingungen freier Religionsübung. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 57 Festinavit ire, et dicere ad regem, et duces exercitus: deficimus quotidie, et esca nobis modica est, et locus, quem obsidemus, est munitus, et incumbit nobis ordinare de regno. Darum beeilte er sich, abzuziehen und zu dem Könige und den Anführern des Heeres zu sagen: Wir werden von Tag zu Tag schwächer und haben wenig Lebensmittel, dazu ist der Ort, den wir belagern, fest und uns liegt es ob, für das Reich Sorge zu tragen. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 58 Nunc itaque demus dextras hominibus istis, et faciamus cum illis pacem, et cum omni gente eorum: Lasset uns daher diesen Leuten die Rechte reichen und Frieden mit ihnen und ihrem ganzen Volke schließen 1 Makkabäer 1Makk 20 6 59 Et constituamus illis ut ambulent in legitimis suis sicut prius: propter legitima enim ipsorum, quæ despeximus, irati sunt, et fecerunt omnia hæc. und lasset uns ihnen gestatten, dass sie wie zuvor⁴³ nach ihren Satzungen wandeln; denn ihrer Satzungen wegen, die wir verächtlich behandelt haben, sind sie ergrimmt und haben dieses alles getan. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 59 43 Vor der despotischen Herrschaft des Antiochus Epiphanes. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 6 Et quia abiit Lysias cum virtute forti in primis, et fugatus est a facie Judæorum, et invaluerunt armis, et viribus, et spoliis multis, quæ ceperunt de castris, quæ exciderunt: und dass Lysias, der an der Spitze einer starken Mannschaft hingezogen, von den Juden versprengt worden sei; diese aber hätten sich verstärkt durch Waffen und Heeresmacht und durch die viele Beute, welche sie dem Heere abgenommen, das sie geschlagen. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 60 Et placuit sermo in conspectu regis, et principum: et misit ad eos pacem facere: et receperunt illam. Dieser Vorschlag gefiel dem Könige und den Anführern⁴⁴ wohl und er sandte Boten an sie, um Frieden zu schließen, und sie nahmen diesen an. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 60 44 Diese mussten zustimmen, weil der König noch minderjährig war. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 61 Et juravit illis rex, et principes: et exierunt de munitione. Hierauf schwor ihnen der König samt den Anführern und sie zogen aus der Festung ab. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 62 Et intravit rex montem Sion, et vidit munitionem loci: et rupit citius juramentum, quod juravit: et mandavit destruere murum in gyro. Als aber der König auf den Berg Sion kam und die Befestigung des Ortes sah, brach er alsbald den Eid, den er geschworen, und befahl, die Mauer ringsum niederzureißen.⁴⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 6 62 45 Hiernach scheint es, dass Antiochus beziehungsweise Lysias sich verpflichtet, die Befestigungswerke unberührt zu lassen. Den Tempel ehrten sie indes durch ein Opfer, ebenso Judas (wohl durch lobende Anerkennung seiner Tapferkeit [2Makk 13,24]). Der Versuch, die syrische Oberhoheit abzuschütteln, hatte den Juden mehr Schaden als Nutzen gebracht. Statt einer Besatzung in Jerusalem hatten sie jetzt zwei, ebenda und in Bethsura, die Mauern des Tempelberges lagen in Trümmern und hellenistisches Wesen nahm im Lande überhand. Gegen dieses alles kämpfte Judas mit seinen Genossen, indem er von Ort zu Ort zog und die Juden in der Treue gegen Gott und sein Gesetz bestärkte. [2Makk 14,6] 1 Makkabäer 1Makk 20 6 63 Et discessit festinanter, et reversus est Antiochiam, et invenit Philippum dominantem civitati: et pugnavit adversus eum, et occupavit civitatem. Alsdann zog er in Eile fort und kehrte nach Antiochia zurück.⁴⁶ Dort fand er Philippus als Herrn der Stadt und kämpfte gegen ihn und nahm die Stadt in Besitz.⁴⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 6 63 46 In Ptolemais musste Lysias seinen Friedensschluss mit den Juden rechtfertigen, in Beröa, einige Stunden östlich von Antiochia, erhielt der verräterische Hohepriester Menelaus den verdienten Lohn. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 63 47 Nach Fl. Josephus ließ er den Philippus auf Lysias Rat töten. Nach [2Makk 9,29] gelang es Philippus, nach Ägypten zu fliehen. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 7 Et quia diruerunt abominationem, quam ædificaverat super altare, quod erat in Jerusalem, et sanctificationem, sicut prius, circumdederunt muris excelsis, sed et Bethsuram civitatem suam. Auch hätten sie den Greuel zerstört, den er auf dem Altar in Jerusalem aufgerichtet,⁷ und das Heiligtum wie zuvor mit hohen Mauern umgeben und sogar auch seine Stadt Bethsura.⁸ 1 Makkabäer 1Makk 20 6 7 7 Die Bildsäule des Jupiter und dessen Altar. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 7 8 Diese Stadt lag außerhalb des Bezirkes von Judäa. Vergl. [1Makk 4,61]. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 8 Et factum est ut audivit rex sermones istos, expavit, et commotus est valde: et decidit in lectum, et incidit in languorem præ tristitia, quia non factum est ei sicut cogitabat. Und es geschah, als der König diese Nachricht vernahm, erschrak er und ward tief erschüttert, so dass er auf das Lager sank und vor Betrübnis in eine Krankheit verfiel, weil es ihm nicht von statten gegangen, wie er gedacht. 1 Makkabäer 1Makk 20 6 9 Et erat illic per dies multos: quia renovata est in eo tristitia magna, et arbitratus est se mori. Und er blieb viele Tage dort, weil ihn immer von neuem große Betrübnis überfiel, so dass er glaubte, er werde sterben. 1 Makkabäer 1Makk 20 0 1 3. Zeit des Demetrius I. Soter. (7,1 9,18) 1. Erster Krieg bis zum Siege über Nikanor. (Kap. 7) a. Demetrius nimmt nach Besiegung des Eupator den Thron ein (V. 4) und sendet, von Alkimus angestachelt (V. 7), den Bacchides ab, Palästina zu erobern, doch vermag dieser den Judas nicht zu besiegen. (V. 25) b. An seine Stelle tritt Nikanor, der in zwei Treffen besiegt und selbst getötet wird. (V. 47) Zur Erinnerung an den Sieg wird ein Fest veranstaltet. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 1 Anno centesimo quinquagesimo primo exiit Demetrius Seleuci filius ab urbe Roma, et ascendit cum paucis viris in civitatem maritimam, et regnavit illic. Im hunderteinundfünfzigsten Jahre¹ entwich Demetrius, der Sohn des Seleukus, aus der Stadt Rom² und landete mit wenigen Leuten in einer Stadt am Meere³ und ward daselbst König.⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 7 1 1 161 vor Christus. - (2) Antiochus der Große ______________________________________________________________________________ Seleukus IV. Philopator Antiochus Epiphanes | | Demetrius. (Statt seiner folgt Antiochus Ep.) Antiochus Eupator. (Regent Philippus) Zur Zeit des Todes seines Vaters war Demetrius Geisel in Rom und Antiochus Epiphanes bemächtigte sich des Thrones. Umsonst bemühte jener sich, bei der Nachricht von dem Tode seines Onkels Antiochus Epiphanes frei zu werden. Da der Senat ihm die Erlaubnis versagte, floh er mit Unterstützung des Polybius heimlich und kam, dreiundzwanzig Jahre alt, in Syrien an. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 1 3 Nach [2Makk 14,1] Tripolis. Anfangs war sein Heer nicht so zahlreich. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 1 4 Da gegen Lysias große Missstimmung herrschte, sammelten sich viele zu ihm, wahrscheinlich selbst die Soldaten, und lieferten ihm die beiden bisherigen Regenten aus, die er töten ließ. Zuletzt setzte er seine Anerkennung als König bei dem römischen Senate durch. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 10 Et surrexerunt, et venerunt cum exercitu magno in terram Juda: et miserunt nuntios, et locuti sunt ad Judam, et ad fratres ejus verbis pacificis in dolo. Jene machten sich auf und kamen mit großer Heeresmacht in das Land Juda und sandten Boten, um zu unterhandeln, an Judas und seine Brüder mit friedlichen Worten,¹¹ doch in Arglist. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 10 11 Die Abgesandten des Alkimus sollten durch heuchlerische Freundlichkeit die machabäischen Führer ebenso wie die assidäischen Patrioten und Gesetzeslehrer für das neue geistliche Oberhaupt gewinnen. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 11 Et non intenderunt sermonibus eorum: viderunt enim quia venerunt cum exercitu magno. Diese aber achteten nicht auf ihre Worte, denn sie sahen, dass jene mit großer Heeresmacht gekommen waren. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 12 Et convenerunt ad Alcimum, et Bacchidem congregatio scribarum requirere quæ justa sunt: Da versammelte sich bei Alkimus und Bacchides eine Schar von Schriftgelehrten, um Recht zu suchen. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 13 Et primi, Assidæi qui erant in filiis Israel, et exquirebant ab eis pacem. Die ersten von den Söhnen Israels, welche von ihnen Frieden begehrten, waren die Assidäer,¹² 1 Makkabäer 1Makk 20 7 13 12 Sie dachten nur an ein friedsames Leben. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 14 Dixerunt enim: Homo sacerdos de semine Aaron venit, non decipiet nos: denn sie dachten: Ein Priester aus dem Geschlechte Aarons¹³ ist gekommen, ein solcher wird uns nicht hintergehen wollen. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 14 13 Er war aber nicht aus der erbberechtigten hohenpriesterlichen Familie. Indem sie mit ihm verhandelten, erkannten sie ihn an, wofür sie hofften, in Ruhe der Beobachtung des Gesetzes leben zu dürfen. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 15 Et locutus est cum eis verba pacifica: et juravit illis, dicens: Non inferemus vobis malum, neque amicis vestris. Und er¹⁴ redete mit ihnen friedliche Worte und schwor¹⁵ ihnen und sprach: Wir werden euch und euren Freunden kein Leid zufügen! 1 Makkabäer 1Makk 20 7 15 14 Alkimus. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 15 15 Nach V. 18 war auch Bacchides zugegen und leistete den Eid gleichfalls, wie auch Fl. Josephus bestätigt. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 16 Et crediderunt ei: Et comprehendit ex eis sexaginta viros, et occidit eos in una die secundum verbum, quod scriptum est: Da glaubten sie ihm, doch er ergriff sechzig Männer von ihnen¹⁶ und tötete sie an einem Tage, nach dem Worte, welches geschrieben steht:¹⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 7 16 16 Wahrscheinlich seine bisherigen Hauptgegner. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 16 17 Vergl. [Ps 78,7.2.3]. Die Zeiten er Zerstörung Jerusalems durch die Chaldäer scheinen wiederzukehren. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 17 Carnes sanctorum tuorum, et sanguinem ipsorum effuderunt in circuitu Jerusalem, et non erat qui sepeliret. Das Fleisch deiner Heiligen¹⁸ und ihr Blut haben sie rings um Jerusalem her vergossen und es war niemand, der sie begrub. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 17 18 Der Assidäer. Nach Jason und Menelaus war dies der dritte die Heiligkeit seines Amtes schändende Hohepriester. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 18 Et incubuit timor, et tremor in omnem populum: quia dixerunt: Non est veritas, et judicium in eis: transgressi sunt enim constitutum, et jusjurandum quod juraverunt. Da befiel Furcht und Schrecken das ganze Volk, denn sie sprachen: Bei ihnen ist keine Treue und Gerechtigkeit, denn sie haben den Vertrag und den Eid, den sie geschworen, gebrochen.¹⁹ 1 Makkabäer 1Makk 20 7 18 19 Judas hat ihnen nicht getraut. Zwischen den hellenistischen und den gesetzestreuen Juden wurde nun der Riss immer größer, ebenso der Gegensatz zwischen den politisierenden Priestern und Hohenpriestern (der Partei der Sadducäer) und den Assidäern, die sich zu den Pharisäern fortentwickeln. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 19 Et movit Bacchides castra ab Jerusalem, et applicuit in Bethzecha: et misit, et comprehendit multos ex eis, qui a se effugerant, et quosdam de populo mactavit, et in puteum magnum projecit. Hierauf brach Bacchides von Jerusalem auf und lagerte sich in Bethzecha²⁰ und sandte aus und ließ viele von denen ergreifen, die ihn verlassen hatten,²¹ auch metzelte er einige von dem Volke²² nieder und warf sie in den großen Brunnen. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 19 20 Wohl in dem späteren Stadtteil Bezetha, dem Hügel nördlich von Jerusalem. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 19 21 Es waren wohl Geiseln aus höheren Ständen, die er mitschleppte und die ihm misstrauten. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 19 22 Gewöhnliche Leute, die sich ihm verdächtig gemacht hatten. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 2 Et factum est, ut ingressus est domum regni patrum suorum, comprehendit exercitus Antiochum, et Lysiam, ut adducerent eos ad eum. Und es begab sich, als er in den Königspalast seiner Väter einzog, ergriff das Heer den Antiochus und Lysias, um sie vor ihn zu bringen. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 20 Et commisit regionem Alcimo, et reliquit cum eo auxilium in adjutorium ipsi. Et abiit Bacchides ad regem: Hierauf²³ übergab er dem Alkimus das Land und ließ ihm Mannschaft zu seiner Unterstützung zurück. Alsdann zog Bacchides ab zum Könige. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 20 23 Da er nun das Land beruhigt glaubte. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 21 Et satis agebat Alcimus pro principatu sacerdotii sui. Alkimus aber bemühte sich sehr um sein Hohepriestertum.²⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 7 21 24 Dass er, sei es mit Güte, sei es mit Gewalt, sich Anerkennung verschaffte. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 22 Et convenerunt ad eum omnes, qui perturbabant populum suum, et obtinuerunt terram Juda, et fecerunt plagam magnam in Israel. Und es sammelten sich um ihn alle, welche ihr Volk in Verwirrung brachten,²⁵ und bemächtigten sich des Landes Juda und richteten großes Unheil in Israel an. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 22 25 Zum Abfall zu bringen suchten. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 23 Et vidit Judas omnia mala quæ fecit Alcimus, et qui cum eo erant, filiis Israel, multo plus quam gentes; Da nun Judas all das Übel sah, welches Alkimus und sein Anhang den Söhnen Israels zufügte, viel schlimmer als die Heiden, 1 Makkabäer 1Makk 20 7 24 Et exiit in omnes fines Judææ in circuitu, et fecit vindictam in viros desertores, et cessaverunt ultra exire in regionem. durchzog er ganz Judäa ringsum und nahm Rache an den abtrünnig gewordenen Männern, so dass sie abließen, weiter das Land zu durchziehen.²⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 7 24 26 Judas Scharen hatten sich vor Alkimus und Bacchides nicht gezeigt. Jedenfalls waren sie nach den letzten Kämpfen sehr geschwächt. Die Assidäer hatten sich von ihm getrennt, das Volk war durch die Bluturteile eingeschüchtert, jetzt aber will der Machabäer weiterem Unheil Einhalt tun, so viel er vermag. Konnte er auch den Syrern nicht im offenen Kampfe entgegentreten, so verfolgte er doch die Abgesandten des Alkimus und zwang sie, innerhalb der Städte zu bleiben. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 25 Vidit autem Alcimus quod prævaluit Judas, et qui cum eo erant: et cognovit quia non potest sustinere eos, et regressus est ad regem, et accusavit eos multis criminibus. Als aber Alkimus sah, dass Judas und die Seinen überlegen seien, und erkannte, dass er ihnen nicht standhalten könne, kehrte er zum Könige zurück und klagte sie vieler Verbrechen an.²⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 7 25 27 Zuerst hat er persönlich um stärkeren Schutz durch Truppen, dann erschien er zum zweiten Male vor dem Könige mit reichen Geschenken, einem goldenen, kostbaren Kranze, einem Palm- und einem Ölzweige, so symbolisch um Schutz in Krieg und Frieden bittend. Dann schilderte er in einem Staatsrat die Lage Judäas und die von Judas drohende Gefahr. [2Makk 14,4-10] 1 Makkabäer 1Makk 20 7 26 Et misit rex Nicanorem, unum ex principibus suis nobilioribus: qui erat inimicitias exercens contra Israel: et mandavit ei evertere populum. Da sandte der König Nikanor, einen seiner angesehensten Feldherrn, der Israel sehr feindselig war,²⁸ und befahl diesem, das Volk zu vertilgen.²⁹ 1 Makkabäer 1Makk 20 7 26 28 Nikanor war bereits von den Juden geschlagen. [2Makk 8,11] Nach [2Makk 14,12] war er Oberbefehlshaber über die Elephanten. Nach Josephus war er einer der vertrautesten Freunde des Demetrius, wahrscheinlich hatte er sich nach dem Tode des Antiochus Epiphanes, eifersüchtig auf die Macht des Lysias, nach Rom begeben und Demetrius angeschlossen. Schon unter Antiochus Epiphanes war er nach Judäa gekommen [2Makk 3,38] und hatte an der Schlacht von Emmaus teilgenommen. [2Makk 4,6] 1 Makkabäer 1Makk 20 7 26 29 Demetrius zog diese Anschuldigungen so wenig wie die früheren Anklagen in Zweifel, zumal syrische Höflinge die gleichen Beschuldigungen erhoben. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 27 Et venit Nicanor in Jerusalem cum exercitu magno, et misit ad Judam et ad fratres ejus verbis pacificis cum dolo, So kam denn Nikanor mit großer Heeresmacht nach Jerusalem und sandte zu Judas und dessen Brüdern mit friedlichen Worten in böslicher Absicht, 1 Makkabäer 1Makk 20 7 28 Dicens: Non sit pugna inter me et vos: veniam cum viris paucis, ut videam facies vestras cum pace. indem er sagen ließ: Es sei kein Kampf zwischen mir und euch! Ich werde mit wenigen Leuten kommen, euer Angesicht in Frieden zu schauen.³⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 7 28 30 Dem erheuchelten Wohlwollen folgte ein wirkliches [2Makk 14,19ff]. Nach [2Makk 14,16ff] traf Nikanor zuerst mit Simon zusammen. Dessau, der an dieser Stelle genannt wird, ist wohl der gleiche Ort wie Adase hier. Die Syrer waren von Norden in Judäa eingedrungen. Ohne sich auf einen Entscheidungskampf einzulassen, suchte Nikanor, sich friedlich zu verständigen. Die syrischen Abgesandten Posidonius, Theodotus und Mathathias bewogen Judas zu einer Unterredung mit Nikanor, auf dessen Rat der Machabäer eine Ehe einging. Wenngleich Nikanor zum Beweis seiner Aufrichtigkeit einige Truppen entließ, war Judas doch auf seiner Hut. Mit dieser Gestaltung der Dinge war Alkimus, der für seine Stellung als Hoherpriester fürchtete, wenig zufrieden. Er begab sich zum dritten Mal an den Königshof nach Alexandria und erreichte einen Umschwung der Lage [2Makk 14,26], denn Nikanor enthielt nunmehr den Befehl vom König, Judas gefangen nach Antiochia zu bringen. Doch Judas zog sich rechtzeitig mit wenigen seiner Anhänger in das Gebirge zurück. Nikanor ging nur ungern gegen Judas vor [2Makk 14,28], zumal er keine starke Truppenmacht hatte. [2Makk 14,23] Erst nach der Schlacht bei Kapharsalama geriet er in unbezähmbaren Zorn gegen die Juden. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 29 Et venit ad Judam, et salutaverunt se invicem pacifice: et hostes parati erant rapere Judam. Als er nun zu Judas kam, begrüßten sie einander friedlich, doch die Feinde hielten sich bereit, Judas wegzuschleppen. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 3 Et res ei innotuit: et ait: Nolite mihi ostendere faciem eorum. Da ihm dies kund ward, sprach er: Lasset mich ihr Angesicht nicht sehen!⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 7 3 5 Wer nicht wert, das Angesicht des Königs zu schauen, also dem Tode verfallen war, dem verhüllte man das Gesicht. Vergl. [Est 7,8]. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 30 Et innotuit sermo Judæ quoniam cum dolo venerat ad eum et conterritus est ab eo, et amplius noluit videre faciem ejus. Die Kunde davon, dass jener mit Hinterlist zu ihm komme, gelangte indes an Judas und er fürchtete sich vor ihm und wollte ihn nicht mehr sehen. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 31 Et cognovit Nicanor quoniam denudatum est consilium ejus: et exivit obviam Judæ in pugnam juxta Capharsalama. Da erkannte Nikanor, dass sein Anschlag entdeckt sei, und zog Judas zur Schlacht bei Kapharsalama entgegen.³¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 7 31 31 Wohl südlich von Jerusalem. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 32 Et ceciderunt de Nicanoris exercitu fere quinque millia viri, et fugerunt in civitatem David. Und es fielen von Nikanors Heere gegen fünftausend³² Mann, die übrigen flohen in die Davidsstadt.³³ 1 Makkabäer 1Makk 20 7 32 32 Einige Manuskripte haben 500, was wahrscheinlicher ist. In Jerusalem bot ihm die Feste mit ihrer Besatzung einen starken Stützpunkt. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 32 33 In die Feste von Jerusalem. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 33 Et post hæc verba ascendit Nicanor in montem Sion: et exierunt de sacerdotibus populi salutare eum in pace, et demonstrare ei holocautomata, quæ offerebantur pro rege. Nach diesen Ereignissen zog Nikanor auf den Berg Sion.³⁴ Da kamen einige Priester des Volkes heraus, ihn in Frieden zu begrüßen und ihm die Brandopfer zu zeigen, welche für den König dargebracht wurden. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 33 34 Auf dem Tempelberg. Antiochus Eupator hatte dessen Mauern schleifen lassen [1Makk 6,32], so konnten die Juden ihn nicht verteidigen. Vergl. [Esra 6,10; Jer 29,7]. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 34 Et irridens sprevit eos, et polluit: et locutus est superbe, Er aber verspottete sie, verlachte und verunreinigte sie und redete übermütig³⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 7 34 35 Die Worte folgen V. 35. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 35 Et juravit cum ira, dicens: Nisi traditus fuerit Judas, et exercitus ejus in manus meas, continuo cum regressus fuero in pace, succendam domum istam. Et exiit cum ira magna: und schwor voll Zorn und sprach: Wenn Judas und sein Heer nicht³⁶ in meine Hände geliefert wird, so will ich alsbald, wenn ich wohlbehalten wieder zurückkehre,³⁷ dieses Haus niederbrennen.³⁸ Dann ging er mit großem Zorne hinaus,³⁹ 1 Makkabäer 1Makk 20 7 35 36 Griech.: jetzt, alsbald. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 35 37 Er will ja fortziehen und den Machabäern eine Schlacht liefern. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 35 38 Um den Ernst seiner Drohungen zu zeigen, ließ er einen der angesehensten Bürger von Jerusalem, dessen Gesetzestreue unerschütterlich gewesen, angreifen, wohl um ihn grausam hinrichten zu lassen. [2Makk 6,18ff; 2Makk 7,1ff]. Der von allen verehrte Greis wollte ihm diesen Triumph nicht gönnen und tötete sich selbst. [2Makk 14,37-46] 1 Makkabäer 1Makk 20 7 35 39 Zunächst zogen die Syrer in die Provinz Samaria, wo sie Judas Machabäus vergeblich an einem Sabbat zu überraschen hofften. Alsdann wandten sie sich nach Bethhoron, wo ein von Norden kommendes Heer ihnen entgegen trat. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 36 Et intraverunt sacerdotes, et steterunt ante faciem altaris et templi: et flentes dixerunt: die Priester aber traten hinein vor den Altar und den Tempel⁴⁰ und sprachen unter Tränen: 1 Makkabäer 1Makk 20 7 36 40 Zwischen Brandopferaltar und Tempelhaus. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 37 Tu Domine elegisti domum istam ad invocandum nomen tuum in ea, ut esset domus orationis et obsecrationis populo tuo: Du, o Herr! hast dieses Haus erwählt, dass dein Name über dasselbe angerufen werde, dass es ein Haus des Gebetes und Flehens für dein Volk sei.⁴¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 7 37 41 [1Kön 8,29ff] 1 Makkabäer 1Makk 20 7 38 Fac vindictam in homine isto, et exercitu ejus, et cadant in gladio: memento blasphemias eorum, et ne dederis eis ut permaneant. Nimm Rache an diesem Menschen und seinem Heere, dass sie durch das Schwert fallen; gedenke ihrer Lästerungen und lass sie nicht Bestand haben. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 39 Et exiit Nicanor ab Jerusalem, et castra applicuit ad Bethoron: et occurrit illi exercitus Syriæ. Indes zog Nikanor von Jerusalem weg und lagerte sich bei Bethoron,⁴² dort stieß ein syrisches Heer zu ihm. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 39 42 Siehe [2Makk 3,16] und [2Makk 15,1-36]. Dort stieß eine von Norden kommende Abteilung zu ihnen. [2Makk 15,1-6] 1 Makkabäer 1Makk 20 7 4 Et occidit eos exercitus. Et sedit Demetrius super sedem regni sui: Da tötete das Heer sie und Demetrius bestieg den Thron seines Reiches. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 40 Et Judas applicuit in Adarsa cum tribus millibus viris: et oravit Judas, et dixit: Judas aber lagerte sich in Adarsa⁴³ mit dreitausend Mann. Und Judas betete und sprach: 1 Makkabäer 1Makk 20 7 40 43 Nach Fl. Josephus dreißig Stadien von Bethhoron. (Nach damaligem Maße der Stadie etwa 53,4 Kilom.) 1 Makkabäer 1Makk 20 7 41 Qui missi erant a rege Sennacherib, Domine, quia blasphemaverunt te, exiit Angelus, et percussit ex eis centum octoginta quinque millia: Als die Gesandten des Königs Sennacherib dich lästerten, Herr! ging ein Engel aus und er schlug von ihnen zur Strafe hundertfünfundachtzigtausend; [2Kön 19,35; Tob 1,21; Sir 48,24] 1 Makkabäer 1Makk 20 7 42 Sic contere exercitum istum in conspectu nostro hodie: et sciant ceteri quia male locutus est super sancta tua: et judica illum secundum malitiam illius. so vernichte dieses Heer heute vor uns, auf dass die übrigen erkennen, dass er lästerlich über dein Heiligtum geredet, und richte ihn seiner Bosheit gemäß.⁴⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 7 42 44 Gesetz, Propheten und eigene Erfahrung begeistern ihn. Den Schluss bildete die Erzählung des Traumes [2Makk 15,11]. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 43 Et commiserunt exercitus prlium tertiadecima die mensis Adar: et contrita sunt castra Nicanoris, et cecidit ipse primus in prlio. Am dreizehnten Tage des Monats Adar⁴⁵ kam es zwischen den Heeren zum Kampfe,⁴⁶ da ward das Heer Nikanors geschlagen und er selbst fiel als erster im Kampfe. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 43 45 Mitte Februar und Anfang März (Vortag des Purimfestes [Est 9,21]) 160 vor Chr. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 43 46 Die Juden selbst verlassen ihr Lager bei Adarsa, um durch ihren Angriff dem des Feindes zuvorzukommen. [2Makk 15,25ff] 1 Makkabäer 1Makk 20 7 44 Ut autem vidit exercitus ejus quia cecidisset Nicanor, projecerunt arma sua, et fugerunt: Als nun sein Heer sah, dass Nikanor gefallen war, warfen sie ihre Waffen weg und flohen. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 45 Et persecuti sunt eos viam unius diei ab Adazer usquequo veniatur in Gazara, et tubis cecinerunt post eos cum significationibus: Jene aber verfolgten sie eine Tagreise weit von Adazer,⁴⁷ bis man nach Gazara kommt, und sie bliesen mit den Trompeten hinter ihnen her, um Zeichen zu geben. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 45 47 Von Adarsa. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 46 Et exierunt de omnibus castellis Judææ in circuitu, et ventilabant eos cornibus, et convertebantur iterum ad eos, et ceciderunt omnes gladio, et non est relictus ex eis nec unus. Da kamen aus allen Ortschaften Judäas ringsumher Leute und setzten ihnen allenthalben hart zu und jene wandten sich nochmals gegen sie,⁴⁸ so dass sie alle durch das Schwert fielen, und auch nicht einer blieb von ihnen übrig. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 46 48 Nach dem Griech. wendeten sich die Syrer gegen die Juden, welche sie verfolgten, da sie sich umschlossen sahen. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 47 Et acceperunt spolia eorum in prædam: et caput Nicanoris amputaverunt, et dexteram ejus, quam extenderat superbe, et attulerunt et suspenderunt contra Jerusalem. Und sie nahmen ihnen reiche Beute ab und hieben dem Nikanor das Haupt und seine Rechte ab, die er im Übermut ausgestreckt hatte, diese brachten sie⁴⁹ und hingen sie vor Jerusalem auf.⁵⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 7 47 49 Zeigten sie den Syrern. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 47 50 Genauer [2Makk 15,33.35]. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 48 Et lætatus est populus valde, et egerunt diem illam in lætitia magna. Da freute sich das Volk sehr und beging diesen Tag in großer Freude. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 49 Et constituit agi omnibus annis diem istam tertiadecima die mensis Adar. Judas aber setzte fest, dass dieser Tag, der dreizehnte des Monats Adar, jährlich gefeiert werden sollte. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 5 Et venerunt ad eum viri iniqui et impii ex Israel: et Alcimus dux eorum, qui volebat fieri sacerdos. Und es kamen zu ihm ruchlose und gottlose Männer aus Israel, Alkimus an ihrer Spitze, der Priester⁶ werden wollte.⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 7 5 6 Hoherpriester. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 5 7 Alkimus hebr.: Eliakim, ein Angehöriger der aaronitischen Priesterfamilie, hatte sich zur Zeit des Antiochus Epiphanes willig dem heidnischen Wesen anbequemt [2Makk 14,3] und wünschte nun, in seiner Würde bestätigt zu werden. Nach dem Tode des Hohenpriesters Menelaus [2Makk 13,3ff] war er auf Wunsch des Lysias von Antiochus Eupator an dessen Stelle eingesetzt, aber bisher noch nicht von den gesetzestreuen Juden anerkannt worden. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 50 Et siluit terra Juda dies paucos. Und das Land Juda hatte auf kurze Zeit Ruhe. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 6 Et accusaverunt populum apud regem, dicentes: Perdidit Judas, et fratres ejus omnes amicos tuos, et nos dispersit de terra nostra. Diese⁸ verklagten das Volk bei dem Könige und sprachen: Judas und seine Brüder haben alle deine Freunde umgebracht und haben uns aus unserm Lande vertrieben.⁹ 1 Makkabäer 1Makk 20 7 6 8 Jüdische Parteigänger der Syrer. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 6 9 Eine solche Anklage aus hohenpriesterlichem Munde musste dem König glaubwürdig erscheinen. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 7 Nunc ergo mitte virum, cui credis, ut eat, et videat exterminium omne, quod fecit nobis, et regionibus regis: et puniat omnes amicos ejus, et adjutores eorum. Darum sende nun einen Mann, dem du vertraust, dass er hinziehe und alle die Zerstörung sehe, die jener über uns und die Länder des Königs gebracht hat, und alle seine Freunde und deren Helfer strafe. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 8 Et elegit rex ex amicis suis Bacchidem, qui dominabatur trans flumen magnum in regno, et fidelem regi: et misit eum, Da erwählte der König aus seinen Freunden den Bacchides, der im Reiche jenseits des großen Stromes die Herrschaft führte¹⁰ und dem Könige treu war. Diesen entsandte er, 1 Makkabäer 1Makk 20 7 8 10 Er war Statthalter der östlichen Euphratprovinzen. 1 Makkabäer 1Makk 20 7 9 Ut videret exterminium, quod fecit Judas: sed et Alcimum impium constituit in sacerdotium, et mandavit ei facere ultionem in filios Israel. dass er die Zerstörung, welche Judas angerichtet, in Augenschein nehmen sollte; überdies setzte er den gottlosen Alkimus in das Priestertum ein und hieß ihn, Rache zu nehmen an den Söhnen Israels. 1 Makkabäer 1Makk 20 0 1 2. Bündnis mit den Römern. (Kap. 8) Da Judas viel von der Tapferkeit der Römer gehört (V. 16), schließt er mit ihnen durch Gesandte ein Bündnis. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 1 Et audivit Judas nomen Romanorum, quia sunt potentes viribus, et acquiescunt ad omnia quæ postulantur ab eis, et quicumque accesserunt ad eos, statuerunt cum eis amicitias: et quia sunt potentes viribus. Nun¹ hörte Judas von dem Namen der Römer,² dass sie stark und mächtig seien und willfährig zu allem, um was man sie bitte, und dass sie mit denen, welche sich an sie wenden, Bündnisse eingehen und dass sie stark und mächtig seien. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 1 1 Der Sieg hatte Judas mit dem Wunsche erfüllt, die fehlgeschlagenen Versuche, seinem Volke die politische Selbständigkeit zu erlangen, wieder aufzunehmen. Die Erfahrung mit den Assidäern hatte ihm gezeigt, dass nicht alle sich für Pläne begeisterten, welche außerhalb des religiösen Gebietes lagen, dazu waren seine Kräfte zu einem Kampfe um die Unabhängigkeit nicht stark genug. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 1 2 Es wird mitgeteilt, was von den Römern erzählt wurde. Während die Kriegstaten ziemlich richtig wiedergegeben werden, sind ihre Bundestreue, Neidlosigkeit und andere angebliche römische Tugenden durch das Gerücht arg übertrieben. Solche Bundesgenossen mussten den Juden im Kampfe gegen die tyrannischen syrischen Herrscher hoch willkommen erscheinen. Freilich entsprach die Absicht des Judas nicht dem Gesetze [Ex 23,32; Ex 34,15; Dtn 7,2], das u.a. Isaias seinen Zeitgenossen so eindringlich eingeschärft. [Jes 30,1-3] u.a. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 10 Et miserunt ad eos ducem unum, et pugnaverunt contra illos, et ceciderunt ex eis multi, et captivas duxerunt uxores eorum, et filios, et diripuerunt eos, et terram eorum possederunt, et destruxerunt muros eorum, et in servitutem illos redegerunt usque in hunc diem: und sie hätten einen Feldherrn gegen jene gesandt und gegen sie gekämpft und es seien von jenen viele gefallen, ihre Weiber und Kinder hätten sie gefangen fortgeführt und sie ausgeplündert, ihr Land in Besitz genommen, ihre Festen zerstört und sie in Abhängigkeit gebracht bis auf diesen Tag.¹⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 8 10 10 Dies trat voll und ganz erst 146 vor Chr., also fünfzehn Jahre nach dem Tode des Judas ein. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 11 Et residua regna, et insulas, quæ aliquando restiterant illis, exterminaverunt, et in potestatem redegerunt. Auch die übrigen Reiche und Inseln,¹¹ die ihnen einst Widerstand geleistet, hätten sie verheert und unterjocht. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 11 11 Sizilien, Sardinien und den Archipel. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 12 Cum amicis autem suis, et qui in ipsis requiem habebant, conservaverunt amicitiam, et obtinuerunt regna, quæ erant proxima, et quæ erant longe: quia quicumque audiebant nomen eorum, timebant eos. Mit ihren Freunden aber und mit denen, die sich ihnen anvertrauten, hielten sie Freundschaft¹² und hätten Königreiche nah und fern erobert, und wer nur immer von ihrem Namen höre, der fürchte sich vor ihnen. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 12 12 So lange sie es nicht für gut hielten, aus diesen Ländern römische Provinzen zu machen. Dies wussten die Juden freilich nicht. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 13 Quibus vero vellent auxilio esse ut regnarent, regnabant: quos autem vellent, regno deturbabant: et exaltati sunt valde. Die aber, denen sie zur Herrschaft verhelfen wollten, herrschten; wen sie aber wollten, entsetzten sie der Herrschaft und sie seien zu hoher Macht gelangt. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 14 Et in omnibus istis nemo portabat diadema, nec induebatur purpura, ut magnificaretur in ea. Bei all dem aber trage keiner das Diadem noch den Purpur,¹³ um damit zu prangen, 1 Makkabäer 1Makk 20 8 14 13 Diadem und Purpur sind Abzeichen der Königswürde. Da im römischen Reiche keiner diese innehatte, sondern eine Körperschaft von Senatoren alles leitete, sah Judas darin einen Beweis von Uneigennützigkeit des römischen Volkes und einen Beweggrund, dessen mächtige Bundesgenossenschaft zu suchen. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 15 Et quia curiam fecerunt sibi, et quotidie consulebant trecentos viginti consilium agentes semper de multitudine, ut quæ digna sunt, gerant: sondern sie hätten unter sich eine Ratsversammlung eingesetzt und Tag für Tag hielten ihrer dreihundert und zwanzig¹⁴ Rat und ratschlagten immer über das Volk, damit es seiner würdige Taten vollbringe. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 15 14 Richtiger 300. Der Senat versammelte sich auch nicht täglich, sondern an den Nonen, den Iden und den Festtagen. Diese Ungenauigkeiten zeigen, wie mangelhaft die Kenntnis der Juden über das römische Staatswesen war, ohne dass der Verfasser die Irrtümer richtigstellt. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 16 Et committunt uni homini magistratum suum per singulos annos dominari universæ terræ suæ, et omnes obediunt uni, et non est invidia, neque zelus inter eos. Und sie betrauten jedes Jahr einen Mann¹⁵ mit der Obergewalt und der Herrschaft über ihr ganzes Gebiet und alle gehorchten dem einen, ohne dass Neid oder Eifersucht unter ihnen bestehe. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 16 15 Einer der beiden Konsuln hatte für ein Jahr die Abzeichen der höchsten Autorität. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 17 Et elegit Judas Eupolemum, filium Joannis, filii Jacob, et Jasonem, filium Eleazari, et misit eos Romam constituere cum illis amicitiam, et societatem: Da wählte Judas Eupolemus, den Sohn des Johannes, des Sohnes Jakobs,¹⁶ und Jason, den Sohn Eleazars,¹⁷ und sandte sie nach Rom, um mit jenen Freundschaft und Bundesgenossenschaft einzugehen, 1 Makkabäer 1Makk 20 8 17 16 Eupolemus ist wohl identisch mit dem Historiker dieses Namens. Johannes wird [2Makk 4,11] erwähnt. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 17 17 Jason war vielleicht Priester. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 18 Et ut auferrent ab eis jugum Græcorum, quia viderunt quod in servitutem premerent regnum Israel. damit jene ihnen das Joch der Griechen abnähmen, weil sie sähen, dass diese das Reich Israel mit Knechtschaft bedrückten. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 19 Et abierunt Romam viam multam valde, et introierunt curiam, et dixerunt: Diese zogen nach Rom,¹⁸ eine überaus weite Reise, und kamen in die Ratsversammlung¹⁹ und sprachen: 1 Makkabäer 1Makk 20 8 19 18 Wahrscheinlich traten die Abgesandten im Monate Adar 160 v. Chr. (152 der Sel. Ära) die weite, Monate beanspruchende Küstenfahrt nach Rom an. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 19 19 Die Römer hatten vor wenigen Jahren den König Antiochus Epiphanes an der Eroberung Ägyptens gehindert und sich bemüht, Demetrius von der Thronfolge auszuschließen, um während der Unmündigkeit des Antiochus Eupator eine Herabsetzung der syrischen Streitkräfte zu erlangen. Jetzt schien sich ihnen ein geeignetes Mittel zu bieten, ihre Macht zu verstärken. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 2 Et audierunt prlia eorum, et virtutes bonas, quas fecerunt in Galatia, quia obtinuerunt eos, et duxerunt sub tributum: Auch hörten sie von ihren Schlachten und großen Taten, welche jene in Galatien³ vollbracht, dass sie dieses überwältigt und zinsbar gemacht; 1 Makkabäer 1Makk 20 8 2 3 Wohl Gallia eisalpina, um das in der Tat im dritten Jahrhundert vor Christus blutige Kämpfe geführt wurden. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 20 Judas Machabæus, et fratres ejus, et populus Judæorum miserunt nos ad vos statuere vobiscum societatem, et pacem, et conscribere nos socios, et amicos vestros. Judas, der Machabäer, und dessen Brüder und das Volk der Juden senden uns zu euch, um mit euch Bundesgenossenschaft und Friedensvertrag zu schließen, dass ihr uns als eure Bundesgenossen und Freunde erkläret. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 21 Et placuit sermo in conspectu eorum. Diese Rede gefiel jenen wohl. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 22 Et hoc rescriptum est, quod rescripserunt in tabulis æreis, et miserunt in Jerusalem, ut esset apud eos ibi memoriale pacis, et societatis. Dies ist die Abschrift dessen, was sie auf eherne Tafeln schrieben und nach Jerusalem sandten, dass es ihnen daselbst als Denkmal des Friedensvertrages und der Bundesgenossenschaft diente:²⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 8 22 20 Das Original des Vertrages blieb nach Flav. Josephus der Gewohnheit der Römer gemäß auf eine Erztafel eingegraben in Rom und nur eine Abschrift davon wurde nach Jerusalem gebracht. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 23 Bene sit Romanis, et genti Judæorum in mari, et in terra in æternum: gladiusque et hostis procul sit ab eis. Möge es den Römern und dem Volke der Juden zu Wasser und zu Land immerdar wohl ergehen und Schwert und Feind von ihnen fern bleiben!²¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 8 23 21 Die römische offizielle Formel ist etwas weitläufiger. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 24 Quod si institerit bellum Romanis prius, aut omnibus sociis eorum in omni dominatione eorum: Wenn den Römern oder all ihren Bundesgenossen in ihrem ganzen Gebiete zuerst ein Krieg drohen sollte, 1 Makkabäer 1Makk 20 8 25 Auxilium feret gens Judæorum, prout tempus dictaverit, corde pleno: so wird das Volk der Juden, wie es die Zeitumstände vorschreiben, Hilfe leisten aus ganzem Herzen²² 1 Makkabäer 1Makk 20 8 25 22 Erster Artikel des Bündnisses. Aus ganzem Herzen: Voll und ganz die Interessen der Römer vertretend. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 26 Et prliantibus non dabunt, neque subministrabunt triticum, arma, pecuniam, naves, sicut placuit Romanis: et custodient mandata eorum, nihil ab eis accipientes. und sie werden den Kriegführenden nicht geben noch verschaffen Lebensmittel, Waffen, Geld, Schiffe, wie es den Römern gutdünkt,²³ vielmehr werden sie deren Vorschriften nachkommen, ohne von ihnen etwas zu erhalten. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 26 23 Verpflichtung der Römer gegen die Juden. Die Versorgung ihrer Hilfstruppen haben die Juden selbst auf sich zu nehmen. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 27 Similiter autem et si genti Judæorum prius acciderit bellum, adjuvabunt Romani ex animo, prout eis tempus permiserit: Gleicherweise aber, wenn das Volk der Juden zuerst in einen Krieg verwickelt werden sollte, werden die Römer von Herzen Hilfe leisten, wie es ihnen die Umstände gestatten.²⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 8 27 24 Die Art und Weise der zu leistenden Hilfe soll von den Umständen abhängen. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 28 Et adjuvantibus non dabitur triticum, arma, pecunia, naves, sicut placuit Romanis: et custodient mandata eorum absque dolo: Doch sollen den Hilfstruppen nicht gegeben werden Lebensmittel, Waffen, Geld,²⁵ Schiffe,²⁶ wie es den Römern gutdünkt, und sie werden deren Vorschriften nachkommen ohne Trug.²⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 8 28 25 Auch die Römer versprechen den Juden Hilfe, wenn diese in einen Krieg verwickelt werden, ohne für die zu stellenden Hilfstruppen Ausrüstung und Unterhalt zu verlangen. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 28 26 Die Römer setzen die Möglichkeit voraus, dass die Juden einen Hafen erlangen. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 28 27 Ob zwischen den Bedingungen auf beiden Seiten ein Unterschied ist, lässt sich bei dem Umstande, dass dieselben in das Hebräische, dann in das Griechische übersetzt wurden, nicht leicht feststellen. Immerhin erscheint zwischen V. 26 und 28 ein Unterschied: die Römer behalten sich ihren Entschluss, die Kosten zu tragen, für den einzelnen Fall vor, (V. 28) die Juden verpflichten sich unbedingt. Im Übrigen entsprechen sich V. 25: wie es die Zeitumstände vorschreiben und V. 27: wie es ihnen die Umstände gestatten. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 29 Secundum hæc verba constituerunt Romani populo Judæorum. Dieser Art waren die Festsetzungen, welche die Römer mit dem Volke der Juden trafen. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 3 Et quanta fecerunt in regione Hispaniæ, et quod in potestatem redegerunt metalla argenti et auri, quæ illic sunt, et possederunt omnem locum consilio suo, et patientia: und wie Großes sie im Lande Spanien ausgeführt, indem sie sich der dortigen Metallgruben von Silber und Gold bemächtigt, und dass sie das ganze Land durch ihre Klugheit und Beharrlichkeit eingenommen hätten; 1 Makkabäer 1Makk 20 8 30 Quod si post hæc verba hi aut illi addere, aut demere ad hæc aliquid voluerint, facient ex proposito suo: et quæcumque addiderint, vel dempserint, rata erunt. Wenn aber später der eine oder der andere Teil etwas hinzuzufügen oder wegzulassen wünscht, so mögen sie es nach ihrem Belieben tun;²⁸ und was sie immer beifügen oder weglassen, soll gültig sein. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 30 28 Mit Zustimmung des anderen Teiles. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 31 Sed et de malis, quæ Demetrius rex fecit in eos, scripsimus ei, dicentes: Quare gravasti jugum tuum super amicos nostros, et socios Judæos? Auch haben wir in betreff des Bösen, das der König Demetrius gegen sie verübt hat, an ihn also geschrieben: Warum hast du dein schweres Joch unseren Freunden und Bundesgenossen, den Juden, auferlegt? 1 Makkabäer 1Makk 20 8 32 Si ergo iterum adierint nos, adversum te faciemus illis judicium, et pugnabimus tecum mari terraque. Wenn sie sich noch einmal an uns wenden, werden wir ihnen wider dich Recht schaffen und dich zu Wasser und zu Land bekriegen.²⁹ 1 Makkabäer 1Makk 20 8 32 29 Nicht in den Vertrag aufgenommener Zusatz. Judas erfuhr übrigens den Abschluss des Vertrages nicht mehr, da er seine Abgesandten erst nach dem am 13. Adar des Jahres 151 der Seleuc. Ära erfochtenen Siege über Nikanor [1Makk 7,1.43.49] abgeordnet hatte und nach [1Makk 9,3.18] schon in einem der ersten Monate des Jahres 152 der Seleuc. Ära starb. Ebenso wenig wie er erlangte das jüdische Volk den von diesem Vertrage erhofften Erfolg. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 4 Locaque quæ longe erant valde ab eis, et reges, qui supervenerant eis ab extremis terræ, contriverunt, et percusserunt eos plaga magna: ceteri autem dant eis tributum omnibus annis. und wie sie Länder, welche sehr weit von ihnen entfernt waren, und Könige, die von den Enden der Erde gegen sie herangezogen waren,⁴ überwältigt und ihnen schwere Niederlagen beigebracht hätten und wie ihnen die übrigen jährlichen Tribut zahlen müssten. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 4 4 Die Karthager und andere. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 5 Et Philippum et Persen Ceteorum regem, et ceteros, qui adversum eos arma tulerant, contriverunt in bello, et obtinuerunt eos: Ferner, dass sie den Philippus und Perseus, König der Kethiter,⁵ und andere, welche gegen sie die Waffen ergriffen, im Kriege geschlagen und überwältigt hätten 1 Makkabäer 1Makk 20 8 5 5 Mazedonier. Philipp III., Sohn des Demetrius II., wurde 197 vor Chr. bei Kynokephalos von Flameinius besiegt. Perseus war der natürliche Sohn und Nachfolger Philipps III., er wurde 167 vor Chr. von Paulus Ämilius bei Pydna geschlagen. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 6 Et Antiochum magnum regem Asiæ, qui eis pugnam intulerat habens centum viginti elephantos, et equitatum, et currus, et exercitum magnum valde, contritum ab eis; und wie sie Antiochus den Großen, König von Asien,⁶ der gegen sie mit hundertzwanzig Elefanten und Rossen, und Wagen, und gewaltiger Heeresmacht in den Kampf gezogen, geschlagen, 1 Makkabäer 1Makk 20 8 6 6 Nach dem Frieden von Magnesia 189 vor Chr. hatte Antiochus den Römern alle Provinzen im Westen vom Taurus abtreten müssen, indes behielten die Könige von Syrien den Titel Könige von Asien bei, vielleicht um bei geeigneter Gelegenheit ihre alten Rechte wieder geltend zu machen. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 7 Et quia ceperunt eum vivum, et statuerunt ei ut daret ipse, et qui regnarent post ipsum, tributum magnum, et daret obsides, et constitutum, ihn lebendig gefangen genommen⁷ und ihm auferlegt hätten, dass er und seine Nachfolger in der Herrschaft einen großen Tribut zahlen und Geiseln stellen und bestimmte Abtretungen machen müssten, 1 Makkabäer 1Makk 20 8 7 7 Er musste sich auf Gnade und Ungnade ergeben. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 8 Et regionem Indorum, et Medos, et Lydos, de optimis regionibus eorum: et acceptas eas ab eis, dederunt Eumeni regi; nämlich die Länder Indien, Medien,⁸ Lydien, einen Teil seiner schönsten Länder, diese hätten sie ihm genommen und dem König Eumenes gegeben. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 8 8 Diese Provinzen sind irrtümlich genannt. Indien hatte Antiochus der Große nie besessen und Meiden nicht abtreten müssen, sondern nur Provinzen diesseits des Taurus. Phrygien, Mysien, Lydien u.a. erhielt Eumenes. Die beiden Namen sind durch das Gerücht falsch zu den Ohren der Juden gekommen, ebenso wie das, was V. 9, V. 10 von Griechenland berichtet wird. 1 Makkabäer 1Makk 20 8 9 Et quia qui erant apud Helladam, voluerunt ire, et tollere eos: et innotuit sermo his, Ebenso dass die Bewohner von Griechenland⁹ beschlossen, wider sie auszuziehen und sie zu vernichten. Dies sei ihnen aber kund geworden 1 Makkabäer 1Makk 20 8 9 9 Wo die Böotier und Ätolier, die sich für Antiochus den Gr. erklärt. 1 Makkabäer 1Makk 20 0 1 3. Tod Judas, des Machabäers: (9,1-22) Judas kämpft mit geringen Truppen gegen Bacchides und Alkimus (V. 9) und wird besiegt und getötet. (V. 18) Das ganze Volk beweint ihn. II. Geschichte Jonathans. (9,23 12,34) 1. Geschichte Jonathans bis zum Friedensschluss mit den Syrern. (9,23-73) a. Jonathan als Führer bis zum Tode des Alkimus. (V. 57) b. Unglücklicher Kampf des Bacchides gegen Jonathan. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 1 Interea ut audivit Demetrius quia cecidit Nicanor, et exercitus ejus in prlio, apposuit Bacchidem, et Alcimum rursum mittere in Judæam, et dextrum cornu cum illis. Inzwischen hörte Demetrius, dass Nikanor und sein Heer im Streite gefallen sei,¹ und sandte Bacchides² und Alkimus zum zweiten Male nach Judäa und den rechten Flügel³ mit ihnen. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 1 1 [1Makk 7,43] 1 Makkabäer 1Makk 20 9 1 2 Bacchides hatte schon einmal nicht ohne Erfolg gegen die Juden gekämpft. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 1 3 Der rechte Flügel war das von Antiochia südlich bis nach Ägypten stehende Heer, vielleicht die Auswahl der besten Streiter. Es geschah dies jedenfalls vor Absendung des [1Makk 8,31] erwähnten Schreibens. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 10 Et ait Judas: absit istam rem facere ut fugiamus ab eis: et si appropiavit tempus nostrum, moriamur in virtute propter fratres nostros, et non inferamus crimen gloriæ nostræ. Judas sprach: Fern sei es von mir, das zu tun, dass wir vor ihnen fliehen sollten. Ist unsere Zeit gekommen, so lasset uns mannhaft für unsere Brüder sterben und keinen Flecken unserer Ehre anhängen! 1 Makkabäer 1Makk 20 9 11 Et movit exercitus de castris, et steterunt illis obviam: et divisi sunt equites in duas partes, et fundibularii, et sagittarii præibant exercitum, et primi certaminis omnes potentes. So brach das Heer aus dem Lager auf und jene¹¹ nahmen ihnen gegenüber Aufstellung, die Reiterei aber teilte sich in zwei Teile,¹² die Schleuderer und die Bogenschützen zogen dem Heere voran und die Tapfersten standen in der vordersten Schlachtreihe. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 11 11 Die Syrer. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 11 12 Zur Deckung der Flügel. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 12 Bacchides autem erat in dextro cornu, et proximavit legio ex duabus partibus, et clamabant tubis: Bacchides war auf dem rechten Flügel und die Schlachtreihe¹³ rückte von beiden Seiten her vor, während die Trompeten schmetterten. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 12 13 Phalanx. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 13 Exclamaverunt autem et hi, qui erant ex parte Judæ, etiam ipsi, et commota est terra a voce exercituum: et commissum est prlium a mane usque ad vesperam. Auch die Leute des Judas stießen in die Trompeten, so dass die Erde vom Getöse der Heere bebte, und der Kampf begann und dauerte vom Morgen bis zum Abend. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 14 Et vidit Judas, quod firmior est pars exercitus Bacchidis in dextris, et convenerunt cum ipso omnes constantes corde: Da nun Judas sah, dass der stärkere Teil des Heeres des Bacchides auf der rechten Seite war, sammelten sich alle die Mutigsten um ihn 1 Makkabäer 1Makk 20 9 15 Et contrita est dextera pars ab eis, et persecutus est eos usque ad montem Azoti. und der rechte Flügel ward von ihnen geschlagen und er verfolgte sie bis an den Berg von Azot.¹⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 9 15 14 Dies kann nicht leicht die Philisterstadt sein, sondern wohl ein Berg am Südwest-Abfall des Gebirges Juda, von wo aus man die ganze philistäische Ebene überschauen konnte. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 16 Et qui in sinistro cornu erant, viderunt quod contritum est dextrum cornu, et secuti sunt post Judam, et eos, qui cum ipso erant, a tergo: Als aber die, welche auf dem linken Flügel waren, sahen, dass der rechte Flügel geschlagen sei, fielen sie Judas und seinen Gefährten in den Rücken. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 17 Et ingravatum est prlium, et ceciderunt vulnerati multi ex his, et ex illis. Da wurde der Kampf heftig und es fielen viele Erschlagene auf beiden Seiten. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 18 Et Judas cecidit, et ceteri fugerunt. Auch Judas fiel¹⁵ und die übrigen flohen. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 18 15 In mehr als zweiundzwanzig Schlachten hatte Judas gekämpft und war in fast allen Sieger geblieben. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 19 Et Jonathas, et Simon tulerunt Judam fratrem suum, et sepelierunt eum in sepulcro patrum suorum in civitate Modin. Jonathas und Simon aber trugen ihren Bruder Judas hinweg¹⁶ und begruben ihn im Begräbnis ihrer Väter in der Stadt Modin. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 19 16 Die Syrer hätten gewiss am Angedenken an den Tod Nikanors und an die Verstümmelung seiner Leiche an dem Leichnam des Judas Wiedervergeltung geübt. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 2 Et abierunt viam, quæ ducit in Galgala, et castra posuerunt in Masaloth, quæ est in Arbellis: et occupaverunt eam, et peremerunt animas hominum multas. Diese schlugen den Weg ein, der nach Galgala führt,⁴ und lagerten sich vor Masaloth,⁵ welches in Arbela liegt, und nahmen es ein und töteten viele Menschen. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 2 4 Wohl der kürzeste Weg am Meere entlang. Galgala ist wohl die alte kananitische Königsstadt [Jos 12,23] nördlich von Antipatris. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 2 5 Terrassen, Stufen, Hochwege, ein nicht näher zu bestimmender Ort. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 20 Et fleverunt eum omnis populus Israel planctu magno, et lugebant dies multos, Und das ganze Volk Israel beweinte ihn mit großer Wehklage und trauerte lange Zeit. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 21 Et dixerunt: Quomodo cecidit potens, qui salvum faciebat populum Israel! Und sie sprachen: Wie ist der Held gefallen, der Retter des Volkes Israel!¹⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 9 21 17 Vergl. [2Sam 1,19]. Judas hatte alle guten Eigenschaften seiner Brüder in sich vereint. Seine Religiosität, welche seinen Kämpfen einen höheren Charakter aufgeprägt [1Makk 3,18ff; 1Makk 4,24] u.a., welche ihn auch für die Seelen seiner gefallenen Mitstreiter besorgt gemacht [2Makk 12,39ff], mit der er dem Heiligtum zu Jerusalem neue Herrlichkeit und Verehrung verschafft [1Makk 4,41ff], verdiente es in der Tat, dass alle Juden ohne Ausnahme ihn betrauerten, auch wenn nicht alle für seine politischen Ziele gleich begeistert waren. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 22 Et cetera verba bellorum Judæ, et virtutum, quas fecit, et magnitudinis ejus, non sunt descripta: multa enim erant valde. Die übrige Geschichte der Kämpfe Judas' und der Großtaten, die er vollbracht, und seiner Größe ist nicht aufgeschrieben,¹⁸ denn es war desselben sehr viel. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 22 18 Vergl. [1Kön 11,41] und [1Kön 14,29]. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 23 Et factum est: post obitum Judæ emerserunt iniqui in omnibus finibus Israel, et exorti sunt omnes, qui operabantur iniquitatem. Und es begab sich nach dem Tode des Judas, dass die Ruchlosen¹⁹ im ganzen Lande Israel sich erhoben und dass alle Übeltäter offen hervortraten. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 23 19 Die abgefallenen Juden, welche ihre Brüder bedrückten bis zu dem Tage, wo Jonathas Führer ward. Vergl. [1Makk 9,73]. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 24 In diebus illis facta est fames magna valde, et tradidit se Bacchidi omnis regio eorum cum ipsis. In jener Zeit entstand eine sehr große Hungersnot und das ganze Land²⁰ ergab sich mit ihnen²¹ an Bacchides. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 24 20 Die bis dahin dem Gesetze treugebliebenen Juden. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 24 21 Den Gottlosen. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 25 Et elegit Bacchides viros impios, et constituit eos dominos regionis: Er aber erwählte gottlose Männer und setzte sie als Herren des Landes²² ein. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 25 22 Als Verwalter. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 26 Et exquirebant, et perscrutabantur amicos Judæ, et adducebant eos ad Bacchidem, et vindicabat in illos, et illudebat. Diese suchten und forschten nach den Freunden des Judas und brachten diese vor Bacchides, der sich an ihnen rächte und sie verhöhnte. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 27 Et facta est tribulatio magna in Israel, qualis non fuit ex die, qua non est visus propheta in Israel. Und es kam eine große Bedrängnis über Israel,²³ dergleichen keine gewesen, seitdem kein Prophet mehr in Israel erschienen.²⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 9 27 23 Zur Zeit des Antiochus Epiphanes waren viele Juden dem Gesetze treugeblieben und Mathathias hatte die Sache der Religion siegreich verteidigt. Jetzt fielen auch bis dahin eifrige Juden ab und selbst das Land verbündete sich mit den Feinden, indem es keine Furcht gab. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 27 24 Seit Malachias, 450 vor Chr. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 28 Et congregati sunt omnes amici Judæ, et dixerunt Jonathæ: Da versammelten sich alle Freunde des Judas und sprachen zu Jonathas: 1 Makkabäer 1Makk 20 9 29 Ex quo frater tuus Judas defunctus est, vir similis ei non est, qui exeat contra inimicos nostros, Bacchidem, et eos, qui inimici sunt gentis nostræ. Seitdem dein Bruder Judas gestorben, ist kein Mann seinesgleichen da, der gegen unsere Feinde, gegen Bacchides und die, welche Feinde unsers Volkes sind, ausziehen möchte. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 3 In mense primo anni centesimi et quinquagesimi secundi applicuerunt exercitum ad Jerusalem: Im ersten Monate des hundertzweiundfünfzigsten Jahres⁶ lagerten sie sich bei Jerusalem. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 3 6 Im Ostermonat Nisan des Jahres 152 der seleuc. Ära (160 vor Chr.) also nur ein bis zwei Monate nach der Niederlage Nikanors. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 30 Nunc itaque te hodie elegimus esse pro eo nobis in principem, et ducem ad bellandum bellum nostrum. Darum haben wir dich heute erwählt, dass du an seiner Statt unser Oberhaupt und Anführer seiest, unsern Krieg zu führen. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 31 Et suscepit Jonathas tempore illo principatum, et surrexit loco Judæ fratris sui. Da übernahm Jonathas zu jener Zeit die Führerschaft und trat an seines Bruders Judas Stelle. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 32 Et cognovit Bacchides, et quærebat eum occidere. Als Bacchides dies erfuhr, suchte er ihn zu töten. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 33 Et cognovit Jonathas, et Simon frater ejus, et omnes, qui cum eo erant: et fugerunt in desertum Thecuæ, et consederunt ad aquam lacus Asphar. Aber Jonathas und sein Bruder Simon und alle, die bei ihm waren, erfuhren es und flohen²⁵ in die Wüste Thekua²⁶ und lagerten sich bei dem Wasser der Zisterne Asphar. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 33 25 Sein Heer war zu gering. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 33 26 Im Süden von Bethlehem bis zum Toten Meere. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 34 Et cognovit Bacchides, et die sabbatorum venit ipse, et omnis exercitus ejus trans Jordanem. Dies erfuhr Bacchides und zog mit seinem ganzen Heere am Tage des Sabbats über den Jordan.²⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 9 34 27 Die Worte: Am Tage des Sabbat gehören nach dem Griech. zu V. 33. Die ganze Erzählung V. 35-42 ist eine Einschaltung. V. 34 hängt mit V. 43 zusammen. V. 34 gehört hinter V. 42, wie er denn in der Vulgata sich dort noch einmal gesetzt findet. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 35 Et Jonathas misit fratrem suum ducem populi, et rogavit Nabuthæos amicos suos, ut commodarent illis apparatum suum, qui erat copiosus. Jonathas nämlich hatte seinen Bruder²⁸ als Anführer des Volkes abgesandt, um die Nabuthäer,²⁹ seine Freunde, zu bitten, dass sie ihnen ihre Habe überlassen dürften,³⁰ die sehr groß war. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 35 28 Johannes. (V. 38) 1 Makkabäer 1Makk 20 9 35 29 Vergl. [1Makk 5,25]. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 35 30 Griech. syr.: dass sie ihre (der Juden) Habe (ebenso Frauen und Kinder) in Verwahrung nehmen möchten. Die Nabathäer waren gegen die Verfolgung der Syrer durch ihre Wüsten geschützt. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 36 Et exierunt filii Jambri ex Madaba, et comprehenderunt Joannem, et omnia quæ habebat, et abierunt habentes ea. Da zogen die Söhne Jambris³¹ aus Madaba³² aus und nahmen Johannes mit allem, was er hatte, gefangen und führten es mit sich fort. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 36 31 Einige Erklärer vermuten: Amris Amorrhäer. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 36 32 Einst Grenzstadt des Stammes Ruben. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 37 Post hæc verba, renuntiatum est Jonathæ, et Simoni fratri ejus, quia filii Jambri faciunt nuptias magnas, et ducunt sponsam ex Madaba filiam unius de magnis principibus Chanaan cum ambitione magna. Nach diesen Ereignissen war dem Jonathas und seinem Bruder Simon berichtet worden, dass die Söhne Jambris eine große Hochzeit feierten und als Braut die Tochter eines großen Fürsten Kanaans³³ aus Madaba³⁴ mit großem Gepränge heimholten. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 37 33 Amorrhäer. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 37 34 Griech.: Aus Nadaboth, um sie aus ihrer Heimat in das Vaterhaus des Bräutigams in Madaba zu führen. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 38 Et recordati sunt sanguinis Joannis fratris sui: et ascenderunt, et absconderunt se sub tegumento montis. Da gedachten sie des Blutes ihres Bruders Johannes und zogen hinauf und verbargen sich in einem Schlupfwinkel des Gebirges. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 39 Et elevaverunt oculos suos, et viderunt: et ecce tumultus, et apparatus multus: et sponsus processit, et amici ejus, et fratres ejus obviam illis cum tympanis, et musicis, et armis multis. Und als sie ihre Augen erhoben und ausschauten, siehe, da war Lärm und großer Prunk; der Bräutigam kam mit seinen Freunden und Verwandten daher und zog jenen entgegen mit Pauken³⁵ und Musikinstrumenten und vielen Waffen.³⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 9 39 35 Handpauken. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 39 36 Griech.: Gerätschaften. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 4 Et surrexerunt, et abierunt in Beream viginti millia virorum, et duo millia equitum. Doch brachen sie bald auf und zogen nach Berea,⁷ zwanzigtausend Mann zu Fuß und zweitausend Reiter. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 4 7 Judas hatte noch rechtzeitig Jerusalem verlassen können. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 40 Et surrexerunt ad eos ex insidiis, et occiderunt eos, et ceciderunt vulnerati multi, et residui fugerunt in montes: et acceperunt omnia spolia eorum: Da erhoben sie sich aus dem Hinterhalte und überfielen jene und schlugen sie, und viele fielen verwundet, indes die übrigen in das Gebirge flohen, und sie bemächtigten sich aller ihrer Beute. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 41 Et conversæ sunt nuptiæ in luctum, et vox musicorum ipsorum in lamentum. So ward die Hochzeit in Trauer verwandelt und der Jubel ihrer Musik in Wehklage. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 42 Et vindicaverunt vindictam sanguinis fratris sui: et reversi sunt ad ripam Jordanis. Nachdem sie so Rache genommen für das Blut ihres Bruders, kehrten sie an das Ufer des Jordans zurück.³⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 9 42 37 Madaba lag selbst südöstlich von demselben. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 43 Et audivit Bacchides, et venit die sabbatorum usque ad oram Jordanis in virtute magna. Als Bacchides dies erfuhr, zog er an einem Sabbattage an das Ufer des Jordans mit großer Heeresmacht.³⁸ 1 Makkabäer 1Makk 20 9 43 38 Fortsetzung des Vers 34 abgebrochenen Berichtes. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 44 Et dixit ad suos Jonathas: Surgamus, et pugnemus contra inimicos nostros: non est enim hodie sicut heri, et nudiustertius; Da sprach Jonathas zu den Seinigen: Auf, lasset uns gegen unsere Feinde kämpfen,³⁹ denn heute ist es nicht wie gestern und ehedem.⁴⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 9 44 39 Griech.: und für unser Leben streiten. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 44 40 Heut sind wir in größerer Gefahr denn je. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 45 Ecce enim bellum ex adverso, aqua vero Jordanis hinc et inde, et ripæ, et paludes, et saltus: et non est locus divertendi. Denn seht, der Kampf droht uns, das Wasser des Jordans aber umgibt uns auf beiden Seiten, dazu die sumpfigen Ufer und der Wald, so ist kein Raum, um auszuweichen.⁴¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 9 45 41 Bacchides hielt wohl alle Furten des Jordan besetzt und hatte wohl selbst im Norden des Heeres Jonathans Truppen, um die Juden in die Sümpfe zu drängen. In dieser verzweifelten Lage glaubte Jonathas, auf den Sabbat keine Rücksicht nehmen zu dürfen. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 46 Nunc ergo clamate in clum, ut liberemini de manu inimicorum vestrorum. Et commissum est bellum. So rufet denn zum Himmel, dass ihr aus der Hand eurer Feinde errettet werdet!⁴² Und es kam zur Schlacht. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 46 42 Vergl. [1Makk 3,58]. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 47 Et extendit Jonathas manum suam percutere Bacchidem, et divertit ab eo retro: Da streckte Jonathas seine Hand aus, den Bacchides zu schlagen, doch dieser wich vor ihm zurück.⁴³ 1 Makkabäer 1Makk 20 9 47 43 Bacchides drang selbst zuerst auf Jonathas ein. Jetzt macht er eine rückgängige Bewegung, vielleicht um den Gegner ins Freie zu locken. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 48 Et dissiliit Jonathas, et qui cum eo erant in Jordanem, et transnataverunt ad eos Jordanem. Jonathas aber sprang mit den Seinigen in den Jordan und sie durchschwammen den Jordan vor ihren Augen.⁴⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 9 48 44 Jonathas vermochte nicht, sich durchzuschlagen durch die Feinde. Griech.: und sie schwammen hinüber auf das jenseitige Ufer, jene aber folgten ihnen nicht nach über den Jordan. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 49 Et ceciderunt de parte Bacchidis die illa mille viri: et reversi sunt in Jerusalem. An jenem Tage fielen auf Bacchides' Seite tausend Mann und sie⁴⁵ kehrten nach Jerusalem zurück 1 Makkabäer 1Makk 20 9 49 45 Die Syrer. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 5 Et Judas posuerat castra in Laisa, et tria millia viri electi cum eo: Judas aber hatte sein Lager in Laisa⁸ aufgeschlagen und es waren bei ihm dreitausend auserlesene Männer.⁹ 1 Makkabäer 1Makk 20 9 5 8 Unbekannt, Wohl im Südwesten von Jerusalem. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 5 9 Bei der Schnelligkeit des Einfalls der Feinde hatte er wohl nicht mehr sammeln können, zumal die politische Wendung des Kampfes viele Assidäer davon abhielt, an demselben teilzunehmen. Vergl. [1Makk 7,12-14]. Der Umstand, dass es sich lediglich um politische Unabhängigkeit handelte, ließ auch in den 3000 keine religiöse Begeisterung aufkommen und so verlassen ihn die meisten. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 50 Et ædificaverunt civitates munitas in Judæa, munitionem, quæ erat in Jericho, et in Ammaum, et in Bethoron, et in Bethel, et Thamnata, et Phara, et Thopo muris excelsis, et portis, et seris. und bauten feste Städte in Judäa, die Feste bei Jericho und Ammaus⁴⁶ und Bethoron und Bethel⁴⁷ und Thamnata und Phara⁴⁸ und Thopo,⁴⁹ mit hohen Mauern und Toren und Riegeln. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 50 46 Emmaus, vergl. [1Makk 3,40]. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 50 47 Im Norden von Jerusalem, an der Straße nach Samaria. [Gen 12,8] 1 Makkabäer 1Makk 20 9 50 48 Griech.: Thamnata Phara. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 50 49 Griech.: Tepho. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 51 Et posuit custodiam in eis, ut inimicitias exercerent in Israel: Und er legte Besatzungen hinein, um Israel zu befehden. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 52 Et munivit civitatem Bethsuram, et Gazaram, et arcem, et posuit in eis auxilia, et apparatum escarum: Auch befestigte er die Stadt Bethsura⁵⁰ und Gazara⁵¹ und die Burg⁵² und legte Truppen in dieselben und versah sie mit Lebensmitteln. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 52 50 Vergl. [1Makk 4,29.61]. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 52 51 Vergl. [1Makk 4,15]. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 52 52 Vergl. [1Makk 1,33]. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 53 Et accepit filios principum regionis obsides, et posuit eos in arce in Jerusalem in custodiam. Auch nahm er die Söhne der Vornehmsten⁵³ im Lande zu Geiseln und setzte sie in die Burg zu Jerusalem in Gewahrsam. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 53 53 Der Familien und Stammhäupter. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 54 Et anno centesimo quinquagesimo tertio, mense secundo, præcepit Alcimus destrui muros domus sanctæ interioris, et destrui opera prophetarum: et cpit destruere. Und im hundertunddreiundfünfzigsten Jahre im zweiten Monate⁵⁴ befahl Alkimus, die Mauer des innern Vorhofes niederzureißen und das Werk der Propheten⁵⁵ zu zerstören und er fing an, es abzubrechen. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 54 54 Im Monat April des Jahres 159 vor Chr., also etwa ein Jahr nach dem Tode des Judas. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 54 55 Griech.: die Mauern des inneren Vorhofes des Heiligtums: des Vorhofes der Priester. [1Kön 6,36; 2Chr 4,9] Indem Priester und Laien so vereint wurden, sollte die jüdische Religion ihren besonderen Charakter verlieren. Der Tempel war zur Zeit der Propheten Aggäus und Zacharias und auf deren Aufforderung gebaut. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 55 In tempore illo percussus est Alcimus: et impedita sunt opera illius, et occlusum est os ejus, et dissolutus est paralysi, nec ultra potuit loqui verbum, et mandare de domo sua. Zu derselben Zeit ward Alkimus geschlagen, seinen Plänen ward ein Ziel gesetzt, sein Mund ward geschlossen und er ward gelähmt und konnte kein Wort mehr reden⁵⁶ noch Verfügungen treffen über sein Haus. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 55 56 Gott selbst greift ein, ein Schlaganfall trifft Alkimus. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 56 Et mortuus est Alcimus in tempore illo cum tormento magno. So starb Alkimus zur selben Zeit unter großen Qualen. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 57 Et vidit Bacchides quoniam mortuus est Alcimus: et reversus est ad regem, et siluit terra annis duobus. Da nun Bacchides sah, dass Alkimus gestorben war, kehrte er zum Könige zurück und das Land hatte zwei Jahre Ruhe.⁵⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 9 57 57 Wenngleich Bacchides die Anstrengungen des Alkimus, Judäa heidnisch zu machen, gewiss mit Interesse verfolgte, muss sein Abzug doch eine zwingendere Ursache haben als dessen Tod. Vielleicht ist [1Makk 8,31] der Grund zu suchen und in dem Eintreffen des römischen Schreibens. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 58 Et cogitaverunt omnes iniqui dicentes: Ecce Jonathas, et qui cum eo sunt, in silentio habitant confidenter: nunc ergo adducamus Bacchidem, et comprehendet eos omnes una nocte. Alle Gottlosen⁵⁸ aber hielten miteinander Rat und sprachen: Sehet, Jonathas und seine Genossen wohnen in Ruhe voll Zuversicht, so lasset uns nun Bacchides herbeiholen, dass er sie alle⁵⁹ in einer Nacht gefangen nehme. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 58 58 Die zu den Syrern haltenden Juden. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 58 59 Die Angesehensten wenigstens. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 59 Et abierunt, et consilium ei dederunt. Sie zogen hin und hielten mit ihm Rat.⁶⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 9 59 60 Mit Bacchides, wie er Demetrius bewegen sollte, seine Einwilligung dazu zu geben. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 6 Et viderunt multitudinem exercitus quia multi sunt, et timuerunt valde: et multi subtraxerunt se de castris, et non remanserunt ex eis nisi octingenti viri. Da diese nun sahen, wie stark das Heer war, dass sie sehr zahlreich seien, fürchteten sie sich sehr und viele verließen das Lager, so dass nur achthundert Mann übrigblieben. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 60 Et surrexit ut veniret cum exercitu multo: et misit occulte epistolas sociis suis, qui erant in Judæa, ut comprehenderent Jonathan, et eos, qui cum eo erant: sed non potuerunt, quia innotuit eis consilium eorum. Da brach er auf, um mit großer Heeresmacht zu kommen, und sandte heimlich Briefe an seine Verbündeten in Judäa, dass sie den Jonathas und seine Gefährten gefangen nähmen. Aber sie vermochten es nicht, denn ihr Anschlag war jenen kund geworden. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 61 Et apprehendit de viris regionis, qui principes erant malitiæ, quinquaginta viros, et occidit eos: Und er⁶¹ ergriff fünfzig von den Männern des Landes,⁶² den Anstiftern der Bosheit, und tötete sie. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 61 61 Jonathas. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 61 62 Den gleichen, die V. 58 erwähnt werden. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 62 et secessit Jonathas, et Simon, et qui cum eo erant in Bethbessen, quæ est in deserto: et exstruxit diruta ejus, et firmaverunt eam. Jonathas aber und Simon und ihre Genossen zogen sich nach Bethbessen⁶³ in der Wüste zurück und sie erbauten den zerstörten Teil der Stadt und befestigten ihn. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 62 63 Wohl in der Nähe des Jordan. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 63 Et cognovit Bacchides, et congregavit universam multitudinem suam: et his, qui de Judæa erant, denuntiavit. Als Bacchides dies erfuhr, sammelte er sein ganzes Heer und bot auch die, welche von Judäa waren,⁶⁴ auf. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 63 64 Die Feinde Jonathans. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 64 Et venit, et castra posuit desuper Bethbessen: et oppugnavit eam dies multos, et fecit machinas. Und er kam und belagerte Bethbessen und berannte es viele Tage lang und errichtete Maschinen. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 65 Et reliquit Jonathas Simonem fratrem suum in civitate, et exiit in regionem, et venit cum numero, Jonathas aber ließ seinen Bruder Simon in der Stadt zurück und zog in das offene Land und kam mit einer geringen Anzahl. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 66 Et percussit Odaren, et fratres ejus, et filios Phaseron in tabernaculis ipsorum, et cpit cædere, et crescere in virtutibus. Er schlug Odaren samt dessen Brüdern und die Söhne Phaserons⁶⁵ in ihren Gezelten und er begann, zu siegen und an Macht zu wachsen. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 66 65 Septuag.: Odarrhes und Odomara. Die Söhne Phaserons waren wohl Araber, deren Häuptling Odaren hieß. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 67 Simon vero, et qui cum ipso erant, exierunt de civitate, et succenderunt machinas, Simon aber machte mit seinen Genossen einen Ausfall aus der Stadt, verbrannte die Maschinen 1 Makkabäer 1Makk 20 9 68 Et pugnaverunt contra Bacchidem, et contritus est ab eis: et afflixerunt eum valde, quoniam consilium ejus, et congressus ejus erat inanis. und kämpfte gegen Bacchides und dieser ward von ihnen geschlagen und sie bedrängten ihn hart, denn sein Plan und sein Angriff war missglückt. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 69 Et iratus contra viros iniquos, qui ei consilium dederant ut veniret in regionem ipsorum, multos ex eis occidit: ipse autem cogitavit cum reliquis abire in regionem suam. Da ergrimmte er über die ruchlosen Männer, welche ihm den Rat gegeben, in ihr Land zu kommen, und tötete viele aus ihnen; er selbst aber gedachte, mit den übrigen in sein Land abzuziehen. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 7 Et vidit Judas quod defluxit exercitus suus, et bellum perurgebat eum, et confractus est corde: quia non habebat tempus congregandi eos, et dissolutus est. Als Judas sah, dass sein Heer zusammengeschmolzen sei und dass er zum Kampfe gedrängt werde, ward er sehr bekümmert, denn er hatte nicht Zeit, sie wieder zu sammeln, und er war entmutigt. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 70 Et cognovit Jonathas: et misit ad eum legatos componere pacem cum ipso, et reddere ei captivitatem. Als Jonathas dies erfuhr, sandte er an ihn Gesandte, dass er mit ihm Frieden schließen und ihm die Gefangenen zurückgeben möchte. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 71 Et libenter accepit, et fecit secundum verba ejus, et juravit se nihil facturum ei mali omnibus diebus vitæ ejus. Jener willigte gern ein und tat nach seinem Vorschlage und schwor, ihm kein Leid mehr zuzufügen sein Leben lang. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 72 Et reddidit ei captivitatem, quam prius erat prædatus de terra Juda: et conversus abiit in terram suam, et non apposuit amplius venire in fines ejus: Alsdann gab er ihm die Gefangenen zurück, welche er früher aus dem Lande Juda weggeführt hatte,⁶⁶ zog wieder in sein Land ab und kam nicht mehr in ihr Gebiet.⁶⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 9 72 66 Mit Ausnahme der Juden, welche Geiseln waren und als solche in der Feste zu Jerusalem blieben. Vergl. V. 53 und [1Makk 10,6]. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 72 67 In Jerusalem und den festen Städten blieben aber Besatzungen zurück. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 73 Et cessavit gladius ex Israel: et habitavit Jonathas in Machmas, et cpit Jonathas ibi judicare populum, et exterminavit impios ex Israel. So hatte nun der Krieg für Israel ein Ende und Jonathas wohnte in Machmas⁶⁸ und begann, daselbst das Volk⁶⁹ zu richten und vertilgte die Gottlosen aus Israel.⁷⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 9 73 68 Grenzstadt von Benjamin im Norden von Jerusalem. [1Sam 13,12] 1 Makkabäer 1Makk 20 9 73 69 Das jüdische Volk. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 73 70 Wenigstens zwang er sie, sich zu verbergen und ihre Anschläge gegen die Religion aufzugeben. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 8 Et dixit his, qui residui erant: Surgamus, et eamus ad adversarios nostros, si poterimus pugnare adversus eos. Und er sprach zu den Übriggebliebenen: Auf, lasset uns unsern Widersachern entgegenziehen, ob wir sie etwa zu bekämpfen vermögen.¹⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 9 8 10 Auch Judas verliert das Vertrauen auf den Herrn. Nicht weil dieser so oft geholfen, will er die Schlacht wagen, sondern im Wagmut der Verzweiflung. Er will siegen oder sterben, was von beiden, soll Gott entscheiden. 1 Makkabäer 1Makk 20 9 9 Et avertebant eum, dicentes: Non poterimus, sed liberemus animas nostras modo, et revertamur ad fratres nostros, et tunc pugnabimus adversus eos: nos autem pauci sumus. Diese aber suchten ihn davon abzubringen und sprachen: Wir vermögen es nicht, sondern lass uns jetzt unser eigenes Leben retten und zu unsern Brüdern zurückkehren, alsdann wollen wir wiederkommen und wider sie kämpfen; denn unser sind zu wenig. 1 Makkabäer 1Makk 20 0 1 2. Geschichte Jonathans zur Zeit Alexander Balas. (Kap. 10) a. In den Thronstreitigkeiten Alexanders, des Sohnes des Epiphanes, mit Demetrius rät Jonathan seinen Standesgenossen, sich für Alexander zu erklären. (V. 17) b. Dieser besiegt den Demetrius und erkennt mit seinem Schwiegervater Ptolemäus Philometor Jonathas als Hohenpriester an. (V. 66) c. Demetrius Nikator versucht, Alexander vom Throne zu stoßen, Jonathan besiegt dessen Feldherrn Apollonius und wird von Alexander mit Ehren überhäuft. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 1 Et anno centesimo sexagesimo ascendit Alexander Antiochi filius, qui cognominatus est Nobilis: et occupavit Ptolemaidam: et receperunt eum, et regnavit illic. Im hundertundsechzigsten Jahre¹ zog Alexander, der Sohn des Antiochus, welcher der Erlauchte genannt ward,² heran und nahm Ptolemais³ ein, sie nahmen ihn auf und er ward daselbst König. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 1 1 Im Jahre 152 vor Chr. Der Frieden dauerte also von 156 152 vor Chr. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 1 2 Der angebliche Sohn des Antiochus Epiphanes. Antiochus IV. Epiphanes hinterließ bei seinem Tode (163 vor Chr.) seinen erst neunjährigen Sohn Antiochus V. Eupator. Da zwischen dessen Oheim Philippus und dem Feldherrn Lysias [1Makk 6,17ff] über dessen Vormundschaft ein Streit ausgebrochen war, benutzte Demetrius I. Soter (Philopator), Sohn des Seleukus IV., diesen dazu, seine Ansprüche auf den syrischen Thron, von dem er durch Antiochus IV. verdrängt war, geltend zu machen. [1Makk 7,1ff] Er erreichte sein Ziel und ward von den Römern als König von Syrien anerkannt Da er sich aber verhasst machte, trat 15 vor Chr. ein gewisser Alexander Balas, der sich für einen Sohn Antiochus IV. ausgab, als Prätendent auf. Er nahm mit einem kleinen Heere Ptolemais weg, nahm den Titel König von Ptolemais an und verbündete sich mit Jonathas, um dessen Freundschaft sich Demetrius umsonst bewarb. König Ptolemäus Philometor von Ägypten gab ihm seine Tochter zur Gemahlin. [1Makk 10,51ff] Demetrius zog ihm mit einem großen Heere entgegen, verlor aber gegen ihn Schlacht und Leben (V. 48 50) und Alexander bestieg den Thron von Syrien. Auch als König blieb er Jonathas freundlich gesinnt und ließ sich auch nicht durch Verleumdungen, die gegen den selben vorgebracht wurden, irre machen. (V. 61 65) Nach ungefähr zwei Jahren aber, 147 vor Chr., erschien Demetrius Nikator, der älteste Sohn des Demetrius Soter, mit einem Heere in Cilicien und gewann großen Anhang, ja der Statthalter von Cölesyrien, Apollonius, trat zu ihm über und sollte nunmehr Jonathas, den Bundesgenossen Alexanders, bekämpfen. Es kam zur Schlacht in der Nähe von Joppe: Jonathas blieb Sieger, verfolgte seinen Gegner und eroberte Azotus und Askalon. [1Makk 10,67ff] Zur Belohnung für seine Treue sandte ihm Alexander Balas, der inzwischen aus Phönizien nach Antiochia zurückgekehrt war, eine goldene Spange und schenkte ihm die Stadt Akkaron samt deren Gebiete. (V. 89) Inzwischen war der Ägyptische König Ptolemäus Philometor, den Alexander Balas als seinen Schwiegervater um Hilfe gebeten hatte, auf den Gedanken gekommen, selbst König von Syrien zu werden, und war mit großer Heeresmacht dorthin aufgebrochen. Gegen Jonathas sich freundlich stellend [1Makk 11,1], ließ er, nach Seleucia gekommen, dem Demetrius seine Tochter Kleopatra, die Gemahlin Alexanders, zur Frau antragen unter dem Vorwande, Alexander habe ihm nach dem Leben getrachtet. Der Antrag fand günstige Aufnahme. [1Makk 11,8-12] Doch nun kehrte Alexander Balas, der inzwischen nach Cilicien gegen Demetrius gezogen war, zurück und lieferte Ptolemäus eine Schlacht. Von Ptolemäus geschlagen, flüchtete er nach Arabien zu dem Fürsten Zabdiel, zu dem er bereits vorher seine Kinder gesendet. Von diesem wurde er getötet und sein Haupt an Ptolemäus gesendet. Doch auch Ptolemäus starb nach kurzer Zeit an einer Kopfwunde, die er im Kampfe erhalten, und Demetrius ward nun als Demetrius Nikator König von Syrien. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 1 3 In Phönizien, zu Syrien gehörend. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 10 Et habitavit Jonathas in Jerusalem, et cpit ædificare, et innovare civitatem. So wohnte Jonathas zu Jerusalem⁷ und begann, die Stadt zu bauen und wiederherzustellen. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 10 7 Er verließ Machmas. [1Makk 9,73] 1 Makkabäer 1Makk 20 10 11 Et dixit facientibus opera ut exstruerent muros, et montem Sion in circuitu lapidibus quadratis ad munitionem: et ita fecerunt. Und er befahl den Werkleuten, die Mauern⁸ aufzurichten und den Berg Sion ringsum mit Quadersteinen zur Befestigung zu umgeben.⁹ Sie taten also. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 11 8 Von Jerusalem. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 11 9 Die Befestigungen waren auf Befehl des Königs von Syrien zerstört worden. Vergl. [1Makk 6,62]. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 12 Et fugerunt alienigenæ, qui erant in munitionibus, quas Bacchides ædificaverat: Da flohen die Fremdlinge, welche sich in den Festen befanden, die Bacchides erbaut hatte,¹⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 10 12 10 Vergl. [1Makk 9,50-52]. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 13 Et reliquit unusquisque locum suum, et abiit in terram suam: und ein jeglicher verließ seinen Ort und zog fort in seine Heimat. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 14 Tantum in Bethsura remanserunt aliqui ex his, qui reliquerant legem, et præcepta Dei: erat enim hæc eis ad refugium. Nur in Bethsura blieben einige von denen zurück, welche das Gesetz und die Gebote Gottes verlassen hatten, denn dies diente ihnen als Zufluchtsstätte. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 15 Et audivit Alexander rex promissa, quæ promisit Demetrius Jonathæ: et narraverunt ei prlia, et virtutes, quas ipse fecit, et fratres ejus, et labores, quos laboraverunt: Inzwischen hörte der König Alexander von den Versprechungen, welche Demetrius dem Jonathas gemacht hatte, und man erzählte ihm von den Kämpfen und Heldentaten, welche dieser und seine Brüder verrichtet, und von den Mühseligkeiten, welche sie erduldet hatten. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 16 Et ait: Numquid inveniemus aliquem virum talem? Et nunc faciemus eum amicum, et socium nostrum. Da sprach er: Sollten wir wohl noch einen solchen Mann finden? So wollen wir ihn denn jetzt zu unserem Freunde und Bundesgenossen machen! 1 Makkabäer 1Makk 20 10 17 Et scripsit epistolam, et misit ei secundum hæc verba, dicens: Hierauf schrieb er einen Brief und sandte denselben an ihn des Inhalts: 1 Makkabäer 1Makk 20 10 18 REX Alexander fratri Jonathæ salutem. König Alexander entbietet dem Bruder Jonathas¹¹ seinen Gruß! 1 Makkabäer 1Makk 20 10 18 11 Mit dieser Anrede erkennt er ihn als unabhängigen Herrscher an. Nach V. 20 sandte er ihm auch die äußeren Abzeichen der Königswürde, um ihn desto sicherer für sich und seine Absichten zu gewinnen. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 19 Audivimus de te quod vir potens sis viribus, et aptus es ut sis amicus noster: Wir haben von dir vernommen, dass du ein Mann groß an Macht bist und geeignet, unser Freund zu sein. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 2 Et audivit Demetrius rex, et congregavit exercitum copiosum valde, et exivit obviam illi in prlium. Als dies der König Demetrius hörte, zog er ein zahlreiches Heer zusammen und zog ihm entgegen zum Kampfe aus. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 20 Et nunc constituimus te hodie summum sacerdotem gentis tuæ, et ut amicus voceris regis, (et misit ei purpuram, et coronam auream) et quæ nostra sunt sentias nobiscum, et conserves amicitias ad nos. So bestellen wir dich denn heute zum Hohenpriester deines Volkes¹² und du sollst der Freund des Königs heißen (dazu sandte er ihm ein Purpurgewand und eine goldene Krone), halte treu zu uns und wahre uns deine Freundschaft. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 20 12 Das Amt des Hohenpriesters war erblich, nicht durch Wahl zu übertragen. Seit Sadok gehörte diese Würde der Familie Eleazars zu und blieb in ihr bis zum Tode Onias III., nach dem sein Sohn, der letzte Nachkomme Eleazars, nach Ägypten floh. Von nun an wurde das Amt des Hohenpriesters eine verkäufliche Würde. Jason versuchte, sich durch Antiochus Epiphanes als Hoherpriester einsetzen zu lassen. [2Makk 4,7ff] Alkimus wurde als solcher von Antiochus Eupator ernannt. Vergl. [1Makk 9,56]. Nach dem Tode des Alkimus war die Würde durch sieben Jahre und fünf Monate unbesetzt. Jonathas, der aus priesterlichem Geschlechte war, glaubte sich durch seine Abstammung berechtigt, Titel und Würde anzunehmen. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 21 Et induit se Jonathas stola sancta septimo mense, anno centesimo sexagesimo in die solemni scenopegiæ: et congregavit exercitum, et fecit arma copiosa. Da legte Jonathas am siebten Monate des hundertundsechzigsten Jahres¹³ am Laubhüttenfeste das heilige Gewand an, sammelte ein Heer und veranstaltete große Rüstungen. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 21 13 Im Monat Tischri (September) 152 vor Chr. am Laubhüttenfest legt Jonathas die heiligen Gewänder an. Demetrius gegenüber hatte Jonathas keine Verpflichtungen auf sich genommen, als rechtmäßiger Herrscher von Juda vermochte er weder Demetrius noch Alexander anzuerkennen. Aber Alexander stand unter dem Schutze der Römer, mit denen die Juden einen Vertrag abgeschlossen [1Makk 8,23ff], und war von ihnen als Sohn des Antiochus Epiphanes und Erbe der syrischen Krone anerkannt; so konnte Jonathan ihn nicht zurückstoßen, ohne sich den Zorn der Römer zuzuziehen. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 22 Et audivit Demetrius verba ista, et contristatus est nimis, et ait: Als Demetrius von all diesen Vorkommnissen Kunde erhielt, ward er überaus betrübt und sprach: 1 Makkabäer 1Makk 20 10 23 Quid hoc fecimus, quod præoccupavit nos Alexander apprehendere amicitiam Judæorum ad munimen sui? Was haben wir doch getan, dass uns Alexander zuvorgekommen ist und mit den Juden Freundschaft zu seiner Unterstützung geschlossen hat? 1 Makkabäer 1Makk 20 10 24 Scribam et ego illis verba deprecatoria, et dignitates, et dona: ut sint mecum in adjutorium. Auch ich will Worte der Bitte¹⁴ an sie richten und ihnen Würden und Geschenke verheißen, dass sie mir Beistand leisten. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 24 14 Griech.: der Versprechungen. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 25 Et scripsit eis in hæc verba: Rex Demetrius genti Judæorum salutem: Er schrieb also an sie folgendermaßen: König Demetrius entbietet dem Volke der Juden¹⁵ seinen Gruß! 1 Makkabäer 1Makk 20 10 25 15 Die Anrede ist eine ganz andere als die Alexanders. (V. 18) Alexander will zur Macht gelangen, deshalb sucht er die Freundschaft des Anführers der Juden, Demetrius will Jonathas nicht als rechtmäßigen Herrscher eines Landes anerkennen, das seit langem unter der Oberherrschaft Syriens steht, er kann sich nur an das Volk wenden und dieses durch Verheißungen zu gewinnen suchen. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 26 Quoniam servastis ad nos pactum, et mansistis in amicitia nostra, et non accessistis ad inimicos nostros, audivimus, et gavisi sumus. Dass ihr den Vertrag mit uns gehalten und in unserer Freundschaft geblieben und nicht zu unsern Feinden übergegangen seid, haben wir vernommen und haben uns darüber gefreut. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 27 Et nunc perseverate adhuc conservare ad nos fidem, et retribuemus vobis bona pro his, quæ fecistis nobiscum: Fahret nun fort, uns Treue zu bewahren, so werden wir euch Gutes vergelten für das, was ihr uns gegenüber getan. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 28 Et remittemus vobis præstationes multas, et dabimus vobis donationes. Wir wollen euch vielfältig Erlass gewähren und euch Geschenke geben.¹⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 10 28 16 Die folgenden Versprechungen sind zu großartig, als dass die Juden denselben zu trauen vermochten. (V. 46) 1 Makkabäer 1Makk 20 10 29 Et nunc absolvo vos, et omnes Judæos a tributis, et pretia salis indulgeo, et coronas remitto, et tertias seminis: Und zwar befreie ich euch und alle Juden hiermit von den Abgaben und erlasse euch den Preis des Salzes¹⁷ und verzichte auf die Kronen¹⁸ und auf den dritten Teil des Getreides 1 Makkabäer 1Makk 20 10 29 17 Für die Ausbeutung der Salzgruben am Toten Meere mussten die Juden ungeheuere Abgaben zahlen. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 29 18 Geschenke, die man den Königen jährlich darbrachte, gewöhnlich nur im Geldpreise. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 3 Et misit Demetrius epistolam ad Jonathan verbis pacificis, ut magnificaret eum. Auch sandte Demetrius einen Brief an Jonathas mit friedlichen Worten, um ihn zu ehren. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 30 Et dimidiam partem fructus ligni, quod est portionis meæ, relinquo vobis ex hodierno die, et deinceps, ne accipiatur a terra Juda, et a tribus civitatibus, quæ additæ sunt illi ex Samaria, et Galilæa ex hodierna die et in totum tempus: sowie auf die Hälfte der Baumfrüchte, die zu meinem Einkommen gehören;¹⁹ ich erlasse es euch vom heutigen Tage an und in Zukunft, so dass nichts mehr von dem Lande Juda und von den drei ihm aus Samaria und Galiläa zugeteilten Landschaften²⁰ erhoben werden soll von dem heutigen Tage bis auf ewige Zeiten. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 30 19 Die Abgaben wurden nicht in Natur, sondern nach Schätzung der Ernteaussichten bezahlt. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 30 20 Dies waren Lyda, Ramatha [1Makk 11,31] und (wie die Septuag. zeigt) Alpherema, die von dem Gebiet von Samaria Judäa angeschlossen waren. Da Judäa von Galiläa durch Samaria getrennt war, ist nicht leicht einzusehen, was der Name Galiläa hier soll. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 31 Et Jerusalem sit sancta, et libera cum finibus suis: et decimæ, et tributa ipsius sint. Jerusalem aber soll samt seinem Gebiete heilig und frei sein und die Zehnten und Abgaben für sich behalten.²¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 10 31 21 Nach dem Griech. vielmehr: von Zehnten und Abgaben frei sein. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 32 Remitto etiam potestatem arcis, quæ est in Jerusalem: et do eam summo sacerdoti, ut constituat in ea viros quoscumque ipse elegerit, qui custodiant eam. Auch begebe ich mich der Gewalt über die Burg in Jerusalem²² und überliefere sie dem Hohenpriester,²³ dass er Männer in dieselbe hineinlege, die er selbst erwählt, sie zu bewachen. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 32 22 Vergl. [1Makk 1,35]. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 32 23 Demetrius fügt absichtlich keinen Namen bei, da er nach V. 25 nicht mit Jonathas verhandeln wollte. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 33 Et omnem animam Judæorum, quæ captiva est a terra Juda in omni regno meo, relinquo liberam gratis, ut omnes a tributis solvantur, etiam pecorum suorum. Dazu gebe ich alle Juden, die aus dem Lande Juda in mein ganzes Reich gefangen weggeführt sind, ohne Entgelt frei, und allen seien die Abgaben erlassen, auch für ihr Vieh. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 34 Et omnes dies solemnes, et sabbata, et neomeniæ, et dies decreti, et tres dies ante diem solemnem, et tres dies post diem solemnem sint omnes immunitatis et remissionis omnibus Judæis, qui sunt in regno meo: Und alle Feste,²⁴ Sabbate, Neumonde und festgesetzten Tage,²⁵ dann drei Tage vor jedem Feste, sowie drei Tage nach jedem Feste, sie alle sollen Tage der Befreiung und des Erlasses sein für alle Juden in meinem Reiche.²⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 10 34 24 Ostern, Pfingsten, Laubhüttenfest. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 34 25 Alle für den Dienst des Herrn auserwählten, auch die Fasttage. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 34 26 Sie sollen frei nach Jerusalem gehen und von da zurückkehren können. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 35 Et nemo habebit potestatem agere aliquid, et movere negotia adversus aliquem illorum in omni causa. Und niemand soll Macht haben, etwas wider sie zu unternehmen oder einen von ihnen zu belästigen wegen irgend eines Rechtshandels.²⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 10 35 27 Sie sollen statt Spott und Abweisung gleiches Recht finden wie alle Bürger. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 36 Et ascribantur ex Judæis in exercitu regis ad triginta millia virorum: et dabuntur illis copiæ ut oportet omnibus exercitibus regis, et ex eis ordinabuntur qui sint in munitionibus regis magni: Ferner sollen von den Juden bei dreißigtausend Mann in das Heer des Königs eingereiht werden²⁸ und es soll ihnen Sold gegeben werden, wie er allen Kriegsleuten des Königs gebührt. Einige von ihnen sollen in die Festungen des großen Königs²⁹ gelegt werden, 1 Makkabäer 1Makk 20 10 36 28 Der Soldatenstand war bei den Griechen der ehrenvollste, er war der Stand der freien Bürger. Die Zahl ist von ganz Palästina, nicht von Judäa allein zu verstehen. So verhinderte er gleichzeitig jeden neuen Aufstand. Auch in den Heeren Alexanders d. Gr., Seleukus Nikators, Ptolemäus Soters und Ptolemäus Philadelphus hatten Juden Kriegsdienste geleistet, ohne dass ihre religiösen Pflichten ein Hindernis waren. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 36 29 Griech.: in den großen Festen des Königs. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 37 Et ex his constituentur super negotia regni, quæ aguntur ex fide, et principes sint ex eis, et ambulent in legibus suis, sicut præcepit rex in terra Juda. andere zu Vertrauensämtern des Reiches, andere von ihnen zu Anführern bestellt werden, auch mögen sie nach ihren Gesetzen leben, wie der König für das Land Juda angeordnet hat. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 38 Et tres civitates, quæ additæ sunt Judææ ex regione Samariæ, cum Judæa reputentur: ut sint sub uno, et non obediant alii potestati, nisi summi sacerdotis: Auch die drei von dem Lande Samaria zu Judäa geschlagenen Bezirke³⁰ sollen als zu Judäa gehörig gelten, so dass sie unter einem Herrn stehen und keiner andern Gewalt gehorchen als der des Hohenpriesters. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 38 30 Vergl. V. 30 und [1Makk 11,34]. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 39 Ptolemaida, et confines ejus, quas dedi donum sanctis, qui sunt in Jerusalem ad necessarios sumptus sanctorum. Ptolemais und das dazu gehörige Gebiet³¹ gebe ich dem Heiligtume in Jerusalem als Geschenk zu den für das Heiligtum nötigen Ausgaben. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 39 31 Dort befand sich der Gegenkönig Alexander. Um die Juden zu bewegen, ihn zu vertreiben, schenkt Demetrius diese Stadt dem Tempel. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 4 Dixit enim: Anticipemus facere pacem cum eo, priusquam faciat cum Alexandro adversum nos. Denn er dachte: Wir müssen eher mit ihm Frieden schließen, als er sich gegen uns an Alexander anschließt. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 40 Et ego do singulis annis quindecim millia siclorum argenti de rationibus regis, quæ me contingunt: Ich meinerseits gebe alljährlich fünfzehntausend Sekel Silbers³² aus den Einkünften des Königs, die mir zukommen.³³ 1 Makkabäer 1Makk 20 10 40 32 Wenn Sekel des Heiligtums, waren es etwa 36113 M., waren es gewöhnliche Sekel, so betrug die Summe nur die Hälfte davon. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 40 33 Griech.: von den Orten, wo es am passendsten geschehen kann. Schon vor Demetrius hatte Darius Hystaspes und Artaxerxes I. den Tempel beschenkt [Esra 6,9; Esra 7,21; Esra 8,25], ebenso Ptolemäus Philadelphus und Antiochus der Gr. (Fl. Jos.), Seleukus Philopator [2Makk 3,3], Antiochus Epiphanes. [2Makk 9,16] 1 Makkabäer 1Makk 20 10 41 Et omne, quod reliquum fuerit, quod non reddiderant qui super negotia erant annis prioribus, ex hoc dabunt in opera domus. Und alles, was rückständig ist, was die Beamten nicht in den vorhergehenden Jahren abgeliefert haben,³⁴ sollen sie von jetzt an zum Bedarfe des Tempels geben. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 41 34 Seit Antiochus Epiphanes. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 42 Et super hæc quinque millia siclorum argenti, quæ accipiebant de sanctorum ratione per singulos annos: et hæc ad sacerdotes pertineant, qui ministerio funguntur. Überdies sollen die fünftausend Sekel Silbers, welche man jährlich von dem Einkommen des Heiligtums nahm, den Priestern gehören, welche Dienst tun. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 43 Et quicumque confugerint in templum, quod est Jerosolymis, et in omnibus finibus ejus, obnoxii regi in omni negotio dimittantur, et universa, quæ sunt eis in regno meo, libera habeant. Und alle, welche in den Tempel zu Jerusalem und dessen ganzen Bereich flüchten, sollen, wenn sie dem Könige in irgend einer Sache pflichtig sind, frei sein samt allem, was sie in meinem Reiche besitzen.³⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 10 43 35 Nach griechischem Rechte. Anders war das jüdische. [Ex 21,14; 1Kön 1,50] 1 Makkabäer 1Makk 20 10 44 Et ad ædificanda vel restauranda opera sanctorum, sumptus dabuntur de ratione regis: Auch zum Bau und zur Wiederherstellung der Gebäude des Heiligtums sollen die Kosten aus den Einkünften des Königs bestritten werden.³⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 10 44 36 Wie Darius und Artaxerxes getan. [Esra 6,8; Esra 7,20] 1 Makkabäer 1Makk 20 10 45 Et ad exstruendos muros Jerusalem, et communiendos in circuitu, sumptus dabuntur de ratione regis, et ad construendos muros in Judæa. Desgleichen sollen zum Bau der Mauern Jerusalems und zu ihrer Befestigung ringsum und ebenso zum Bau der Mauern in Judäa³⁷ die Kosten aus dem Einkommen des Königs bestritten werden.³⁸ 1 Makkabäer 1Makk 20 10 45 37 In anderen Städte Judäas. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 45 38 Das dem Hohenpriester angebotene Recht, die Feste von Jerusalem zu besetzen (V. 32) und die drei Judäa angegliederten Landschaften von Samaria (V. 38) zu verwalten, taten der Souveränität des Königs keinen Eintrag, da er sich ja die Ernennung des jeweiligen Hohenpriesters vorbehielt, der ihm gewiss ganz ergeben sein musste. Die Besetzung der Feste in Jerusalem hatte wenig zu sagen, wenn alle übrigen Festungen im Lande in der Hand des Königs blieben. Demetrius legte einfach syrische Besatzungen hinein und verteilte die 30000 Juden in Syrien. Die freie Übung der Religion und die Vergünstigung für den Tempel (V. 39, V. 42) hatten bereits früher bestanden und waren erst von Antiochus Epiphanes unterdrückt worden. Die einzige wirklich neue Gunstbezeigung war also, wenn Demetrius es aufrichtig meinte, die Milderung der Abgaben. Aber alle diese schönen Versprechungen hatten wohl kaum mehr Wert als die des Antiochus Eupator [1Makk 6,62] 1 Makkabäer 1Makk 20 10 46 Ut audivit autem Jonathas, et populus sermones istos, non crediderunt eis, nec receperunt eos: quia recordati sunt malitiæ magnæ, quam fecerat in Israel, et tribulaverat eos valde. Als Jonathas und das Volk diese Worte vernahmen, trauten sie ihnen nicht und nahmen sie nicht an, denn sie gedachten des großen Unheils, welches er Israel zugefügt, und wie schwer er sie bedrängt hatte.³⁹ 1 Makkabäer 1Makk 20 10 46 39 V. 5 und [1Makk 7,9]. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 47 Et complacuit eis in Alexandrum, quia ipse fuerat eis princeps sermonum pacis, et ipsi auxilium ferebant omnibus diebus. So hielten sie es mit Alexander, weil dieser als erster Friedensworte an sie gerichtet hatte,⁴⁰ und leisteten ihm alle Zeit Hilfe. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 47 40 Nicht der Zeit, sondern dem Werte nach. Zeitlich hatte Demetrius früher versprochen, Alexander aber hatte die höchsten Ehrenzeichen gesendet und Jonathan als Hohenpriester anerkannt. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 48 Et congregavit rex Alexander exercitum magnum, et admovit castra contra Demetrium. König Alexander aber sammelte ein großes Heer und schlug Demetrius gegenüber sein Lager auf. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 49 Et commiserunt prlium duo reges, et fugit exercitus Demetrii, et insecutus est eum Alexander, et incubuit super eos. Als nun die beiden Könige sich eine Schlacht lieferten, floh das Heer des Demetrius, Alexander aber verfolgte es und brachte ihm eine schwere Niederlage bei. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 5 Recordabitur enim omnium malorum, quæ fecimus in eum, et in fratrem ejus, et in gentem ejus. Denn er wird all des Bösen gedenken, das wir ihm, seinem Bruder und seinem Volke getan haben. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 50 Et invaluit prlium nimis, donec occidit sol: et cecidit Demetrius in die illa, Der Kampf dauerte in großer Heftigkeit an, bis die Sonne unterging, und Demetrius fiel an diesem Tage. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 51 Et misit Alexander ad Ptolemæum regem gypti legatos secundum hæc verba, dicens: Da sandte Alexander an Ptolemäus,⁴¹ den König von Ägypten, Gesandte mit dieser Botschaft: 1 Makkabäer 1Makk 20 10 51 41 Ptolemäus VI. Philometor (180 145 vor Chr.) Demetrius hatte elf Jahre geherrscht und starb im Jahre 151 vor Christus. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 52 QUONIAM regressus sum in regnum meum, et sedi in sede patrum meorum, et obtinui principatum, et contrivi Demetrium, et possedi regionem nostram, Da ich in mein Reich zurückgekehrt bin und den Thron meiner Väter eingenommen, die Herrschaft erlangt,⁴² auch Demetrius geschlagen und unser Land in Besitz genommen habe, 1 Makkabäer 1Makk 20 10 52 42 Er betont die Legitimität seiner Herrschaft. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 53 et commisi pugnam cum eo, et contritus est ipse, et castra ejus a nobis, et sedimus in sede regni ejus: nachdem ich ihm ein Treffen geliefert und ihn und sein Heer geschlagen und nunmehr den Thron seines Reiches in Besitz genommen habe, 1 Makkabäer 1Makk 20 10 54 Et nunc statuamus ad invicem amicitiam: et da mihi filiam tuam uxorem, et ego ero gener tuus, et dabo tibi dona, et ipsi digna te. so wollen wir miteinander Freundschaft schließen. Gib mir daher deine Tochter zum Weibe, dass ich dein Eidam werde, und ich will dir und ihr deiner würdige Geschenke geben. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 55 Et respondit rex Ptolemæus, dicens: FELIX dies, in qua reversus es ad terram patrum tuorum, et sedisti in sede regni eorum. Darauf antwortete der König Ptolemäus und ließ ihm sagen: Glücklich der Tag, an dem du in das Land deiner Väter heimgekehrt bist und dich auf den Thron ihres Reiches gesetzt hast. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 56 Et nunc faciam tibi quod scripsisti: sed occurre mihi Ptolemaidam, ut videamus invicem nos, et spondeam tibi sicut dixisti. So will ich dir denn erfüllen, was du geschrieben; doch komme mir entgegen nach Ptolemais,⁴³ damit wir uns einander sehen und ich dich zu meinem Schwiegersohn mache, wie du gesagt hast. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 56 43 Alexander hatte also Ptolemais verlassen und seinen Sitz nach Antiochia verlegt. Die Forderung der Hand der Kleopatra war eine bloße Formsache, da ihm dieselbe von Ptolemäus, der ihm geholfen, sich auf den Thron von Syrien zu setzen, gewiss schon zugesichert war. Ob Ptolemäus durch diese Verehelichung seiner Tochter hoffte, Cölesyrien wieder zu erlangen, das Ägypten zur Zeit Antiochus des Gr. verloren? 1 Makkabäer 1Makk 20 10 57 Et exivit Ptolemæus de gypto, ipse et Cleopatra filia ejus, et venit Ptolemaidam anno centesimo sexagesimo secundo. Und Ptolemäus zog aus Ägypten mit seiner Tochter Kleopatra und kam nach Ptolemais im hundertzweiundsechzigsten Jahre.⁴⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 10 57 44 150 vor Chr. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 58 Et occurrit ei Alexander rex, et dedit ei Cleopatram filiam suam: et fecit nuptias ejus Ptolemaidæ, sicut reges, in magna gloria. König Alexander kam ihm entgegen und jener gab ihm seine Tochter Kleopatra und veranstaltete ihre Hochzeit in Ptolemais, wie Könige pflegen, mit großer Pracht.⁴⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 10 58 45 Kleopatra heiratete zuerst Alexander, dann Demetrius Nikator. Als dieser von den Parthern gefangen genommen, heiratete er die Tochter des Königs derselben, Rodrigane, während Kleopatra ihre Hand und ihre Krone dem Antiochus Sidetes, Bruder des Demetrius, anbot. Als Demetrius wieder in sein Land zurückkehrte, stellte sie sich, als sei sie mit ihm ausgesöhnt, indes wollte sie sich nur umso sicherer von ihm befreien. Sie ließ ihren ältesten Sohn Seleukus, der sich als König hatte huldigen lassen, ermorden. Ebenso wollte sie Antiochus VIII., ihren zweiten Sohn, beiseite schaffen, doch dieser zwang sie, das für ihn bereitete Gift selbst zu trinken 126 vor Chr. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 59 Et scripsit rex Alexander Jonathæ, ut veniret obviam sibi. Der König Alexander aber schrieb an Jonathas, dass dieser ihm entgegenkommen solle. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 6 Et dedit ei potestatem congregandi exercitum, et fabricare arma, et esse ipsum socium ejus: et obsides, qui erant in arce, jussit tradi ei. So gab er ihm volle Macht, ein Heer zu sammeln, Waffen zu schaffen und sein Bundesgenosse zu sein⁴ und befahl, ihm die Geiseln, die sich in der Burg befanden, auszuliefern.⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 10 6 4 Damit erkannte er ihn als Fürsten von Juda unter der Oberherrschaft Syriens an. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 6 5 Vergl. [1Makk 9,53]. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 60 Et abiit cum gloria Ptolemaidam, et occurrit ibi duobus regibus, et dedit illis argentum multum, et aurum, et dona: et invenit gratiam in conspectu eorum. So zog er denn mit Gepränge nach Ptolemais und traf daselbst die beiden Könige und gab ihnen viel Silber und Gold und Geschenke⁴⁶ und fand Gnade vor ihnen. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 60 46 Der Sitte des Morgenlandes gemäß konnte er den Königen nur mit Geschenken nahen. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 61 Et convenerunt adversus eum viri pestilentes ex Israel, viri iniqui interpellantes adversus eum: et non intendit ad eos rex. Da rotteten sich wider ihn heillose Männer aus Israel zusammen, gottlose Männer, um ihn zu verklagen; aber der König achtete nicht auf sie. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 62 Et jussit spoliari Jonathan vestibus suis, et indui eum purpura: et ita fecerunt. Et collocavit eum rex sedere secum. Vielmehr befahl er, Jonathas seine Kleider abzunehmen und ihn mit Purpur zu bekleiden, und man tat also. Alsdann ließ der König ihn neben sich setzen 1 Makkabäer 1Makk 20 10 63 Dixitque principibus suis: Exite cum eo in medium civitatis, et prædicate, ut nemo adversus eum interpellet de ullo negotio, nec quisquam ei molestus sit de ulla ratione. und sprach zu seinen Fürsten: Ziehet mit ihm aus in die Mitte der Stadt und rufet aus, dass niemand wider ihn etwas vorbringe in irgendeiner Sache und niemand ihn wegen irgendeiner Angelegenheit belästigen dürfe.⁴⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 10 63 47 Vergl. [Gen 41,42; Est 6,11]. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 64 Et factum est, ut viderunt qui interpellabant gloriam ejus, quæ prædicabatur, et opertum eum purpura fugerunt omnes: Und es geschah, als seine Ankläger seine Ehre sahen, die man kundtat, und dass er in Purpur gekleidet sei, flohen sie alle, 1 Makkabäer 1Makk 20 10 65 Et magnificavit eum rex, et scripsit eum inter primos amicos, et posuit eum ducem, et participem principatus. der König aber erwies ihm hohe Ehren und schrieb ihn unter seine ersten Freunde⁴⁸ und machte ihn zum Feldherrn und Mitfürsten. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 65 48 V. 20: Freund, hier wird er einer der ersten Fürsten. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 66 Et reversus est Jonathas in Jerusalem cum pace, et lætitia. Hierauf kehrte Jonathas in Frieden und Freuden nach Jerusalem zurück. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 67 In anno centesimo sexagesimo quinto venit Demetrius filius Demetrii a Creta in terram patrum suorum. Im hundertfünfundsechzigsten Jahre⁴⁹ kam Demetrius, der Sohn des Demetrius, von Kreta in das Land seiner Väter.⁵⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 10 67 49 147 vor Chr., drei Jahre nach der Hochzeit Alexanders mit Kleopatra. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 67 50 Als im Jahre 151 der Krieg zwischen Alexander Balas und Demetrius Soter entbrannt war, sandte letzterer seine beiden Söhne Demetrius II. (der später Nikator hieß) und Antiochus zu Lasthenes, einem seiner Freunde nach Knidus in Karien mit großen Reichtümern, damit sie vor den Wechselfällen des Krieges sicher waren. Alexander Balas machte sich bald bei seinen Untertanen durch seine Verschwendung und Vergnügungssucht verhasst. Demetrius ließ gegen den Besieger seines Vaters durch Lasthenes ein Heer auf Kreta sammeln, landete in Cilicien und zog gegen Alexander. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 68 Et audivit Alexander rex, et contristatus est valde, et reversus est Antiochiam. Als König Alexander dies vernahm, ward er sehr bekümmert und kehrte nach Antiochia zurück.⁵¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 10 68 51 Er war wohl in Ptolemais geblieben. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 69 Et constituit Demetrius rex Apollonium ducem, qui præerat Clesyriæ: et congregavit exercitum magnum, et accessit ad Jamniam: et misit ad Jonathan summum sacerdotem, Der König Demetrius aber setzte den Apollonius,⁵² der über Cölesyrien gesetzt war, zum Heerführer ein. Dieser brachte ein großes Heer zusammen und lagerte sich bei Jamnia,⁵³ und er sandte an den Hohenpriester Jonathas 1 Makkabäer 1Makk 20 10 69 52 Der Vater dieses Apollonius war Statthalter von Cölesyrien gewesen. [2Makk 3,5] Der hier genannte Apollonius war der Freund und Vertraute des Demetrius Soter, den er nach Rom in die Gefangenschaft begleitet hatte. Nach dem Tode des Demetrius I. verband sich Apollonius mit Alexander, der ihn als Statthalter von Cölesyrien beließ. Als Demetrius Nikator sich der Gewalt bemächtigen wollte, fiel Apollonius von Alexander ab und stellte sich auf die Seite des Sohnes seines Freundes Demetrius Soter. Cölesyrien war das fruchtbare Tal zwischen Libanon und Antilibanon, jetzt el Bequa. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 69 53 Stadt der Philister. Vergl. [1Makk 4,15]. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 7 Et venit Jonathas in Jerusalem, et legit epistolas in auditu omnis populi, et eorum, qui in arce erant. Jonathas kam nach Jerusalem und las den Brief vor den Ohren des ganzen Volkes und derer vor, welche in der Burg waren. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 70 Dicens: Tu solus resistis nobis: ego autem factus sum in derisum, et in opprobrium, propterea quia tu potestatem adversum nos exerces in montibus. und ließ ihm sagen: Du allein⁵⁴ lehnst dich wider uns auf, ich aber bin zum Gelächter und Spott um deinetwillen geworden; denn du bietest uns Trotz im Gebirge. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 70 54 Im Griech. Superlativ: Du Wicht allein. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 71 Nunc ergo si confidis in virtutibus tuis, descende ad nos in campum, et comparemus illic invicem: quia mecum est virtus bellorum. Nun denn, wenn du auf deine Streitkräfte vertraust, so komm zu uns in die Ebene herab, dort wollen wir uns miteinander messen; denn auf meiner Seite ist starke Heeresmacht.⁵⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 10 71 55 Griech.: Die Kraft der Städte (der Meeresstädte). 1 Makkabäer 1Makk 20 10 72 Interroga, et disce quis sum ego, et ceteri, qui auxilio sunt mihi, qui et dicunt quia non potest stare pes vester ante faciem nostram, quia bis in fugam conversi sunt patres tui in terra sua: Frage und vernimm, wer ich bin und wer die übrigen, die mir helfen, und man wird sagen, dass ihr nicht standhalten könnt vor unserem Angesichte; denn zweimal sind deine Väter in ihrem eigenen Lande in die Flucht geschlagen worden.⁵⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 10 72 56 Spielt er auf die [1Makk 2,28] oder [1Makk 6,47] und [1Makk 9,6-18] an? Nach anderen weist er auf alte Zeiten zurück: [1Sam 4,10] und [1Sam 31,3-5]. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 73 Et nunc quomodo poteris sustinere equitatum et exercitum tantum in campo, ubi non est lapis, neque saxum, neque locus fugiendi? Wie wirst du nun standhalten können gegen die Reiterei und gegen eine so große Heeresmacht in der Ebene, wo kein Stein noch ein Fels oder ein Ort ist, wohin man fliehen könnte?⁵⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 10 73 57 Diese Beschreibung passt auf die Ebene zwischen Cäsarea und Gaza. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 74 Ut audivit autem Jonathas sermones Apollonii, motus est animo: et elegit decem millia virorum, et exiit ab Jerusalem, et occurrit ei Simon frater ejus in adjutorium: Als Jonathas die Reden des Apollonius vernahm, ward er sehr entrüstet, wählte zehntausend Männer aus und zog von Jerusalem aus und sein Bruder Simon stieß zu ihm, ihm Hilfe zu leisten. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 75 Et applicuerunt castra in Joppen, et exclusit eum a civitate: quia custodia Apollonii Joppe erat, et oppugnavit eam. Sie lagerten sich vor Joppe, doch man verschloss vor ihm die Stadt, denn es war eine Besatzung des Apollonius in Joppe; und so griff er dasselbe an. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 76 Et exterriti qui erant in civitate, aperuerunt ei, et obtinuit Jonathas Joppen. Die Besatzung der Stadt aber geriet in Schrecken und öffnete die Tore und so nahm Jonathas Besitz von Joppe.⁵⁸ 1 Makkabäer 1Makk 20 10 76 58 Jetzt Jassa, einst im Stamme Dan. Vergl. [1Sam 5,9; Jos 19,45; Jona 1,3]. Apollonius hatte nach V. 69 sein Lager in Jamnia, südlich von Joppe. Jonathas will keinen Feind im Rücken haben. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 77 Et audivit Apollonius, et admovit tria millia equitum, et exercitum multum. Als Apollonius dies hörte, nahm er dreitausend Mann Reiterei und viel Fußvolk 1 Makkabäer 1Makk 20 10 78 Et abiit Azotum tamquam iter faciens, et statim exiit in campum, eo quod haberet multitudinem equitum, et confideret in eis. Et insecutus est eum Jonathas in Azotum, et commiserunt prlium. und rückte gegen Azot⁵⁹ vor, als ob er vorbeiziehen wollte, ging aber sogleich in die Ebene, weil er eine zahlreiche Reiterei hatte und sich auf diese verließ. Jonathas verfolgte ihn bis nach Azot und es kam zum Kampfe. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 78 59 Philisterstadt im Süden von Jamnia. Vergl. [1Makk 4,15]. Apollonius will Jonathas durch eine Kriegslist in eine Falle locken. Anstatt einen Versuch zu machen, Joppe wieder zu gewinnen, tritt er anscheinend den Rückzug vor Jonathas an, in der Hoffnung, dieser werde ihm in die Ebene folgen. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 79 Et reliquit Apollonius in castris mille equites post eos occulte. Apollonius aber hatte tausend Mann Reiterei in einem Versteck hinter ihnen zurückgelassen. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 8 Et timuerunt timore magno, quoniam audierunt quod dedit ei rex potestatem congregandi exercitum. Diese⁶ erschraken sehr, als sie hörten, dass der König ihm Vollmacht gegeben, ein Heer zu sammeln. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 8 6 Sie behalten die Feste weiter besetzt und fürchten einen Angriff der Syrer. Die untreuen Juden fürchten seine Rache, die anderen die Greuel eines neuen Krieges. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 80 Et cognovit Jonathas quoniam insidiæ sunt post se, et circuierunt castra ejus, et jecerunt jacula in populum a mane usque ad vesperam. Doch Jonathas erfuhr, dass ein Hinterhalt hinter ihm liege. Als sie nun sein Heerlager umringten und die Pfeile auf das Heer vom Morgen bis zum Abend entsendeten, 1 Makkabäer 1Makk 20 10 81 Populus autem stabat, sicut præceperat Jonathas: et laboraverunt equi eorum. hielt das Heer stand, so wie Jonathas geboten, und so ermatteten die Rosse der Reiter,⁶⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 10 81 60 Nach Flav. Josephus bildeten die Kämpfer Jonathas ein Karree, jeder Soldat durch seien Schild geschützt. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 82 Et ejecit Simon exercitum suum, et commisit contra legionem; equites enim fatigati erant: et contriti sunt ab eo, et fugerunt. Jetzt ließ Simon sein Heer vorrücken und warf sich auf das Fußvolk, denn die Reiter waren lass geworden, und so wurden jene von ihm geschlagen und flohen. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 83 Et qui dispersi sunt per campum, fugerunt in Azotum, et intraverunt in Bethdagon idolum suum, ut ibi se liberarent. Sie zerstreuten sich in der Ebene, flohen nach Azot und begaben sich in den Tempel Dagons, ihres Götzen,⁶¹ um daselbst Rettung zu suchen. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 83 61 Vergl. [Ri 16,23]. Griech.: die Reiterei zerstreute sich in der Ebene und (die Soldaten) flohen nach Azot. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 84 Et succendit Jonathas Azotum, et civitates, quæ erant in circuitu ejus, et accepit spolia eorum, et templum Dagon: et omnes, qui fugerunt in illud, succendit igni. Jonathas aber brannte Azot und die Städte ringsherum nieder und plünderte sie aus, ebenso wie den Tempel des Dagon: alle aber, welche in denselben geflüchtet waren, verbrannte er. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 85 Et fuerunt qui ceciderunt gladio cum his, qui succensi sunt, fere octo millia virorum. So kamen durch das Schwert um oder fanden ihren Tod in den Flammen gegen achttausend Mann. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 86 Et movit inde Jonathas castra, et applicuit ea Ascalonem: et exierunt de civitate obviam illi in magna gloria. Von dort brach Jonathas auf und lagerte sich bei Askalon⁶² und die Bewohner der Stadt zogen ihm mit großem Gepränge entgegen. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 86 62 Eine der fünf Philisterstädte in der Ebene, am Mittelländischen Meere gelegen. Die Stadt scheint den Machabäern gewogen zu sein. Vergl. [1Makk 11,60]. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 87 Et reversus est Jonathas in Jerusalem cum suis, habentibus spolia multa. Hierauf kehrte Jonathas mit den Seinigen nach Jerusalem zurück, mit reicher Beute beladen. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 88 Et factum est: ut audivit Alexander rex sermones istos, addidit adhuc glorificare Jonathan. Und es geschah, als König Alexander von diesen Begebenheiten erfuhr, erwies er Jonathas noch größere Ehre. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 89 Et misit ei fibulam auream, sicut consuetudo est dari cognatis regum. Et dedit ei Accaron, et omnes fines ejus in possessionem. Er sandte ihm nämlich eine goldene Spange, wie man den Blutsverwandten der Könige zu geben pflegte.⁶³ Auch gab er ihm Akkaron⁶⁴ und das ganze Gebiet desselben zum Besitztum. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 89 63 Die Spangen waren Haste, welche den Vorder- und Hinterteil des Oberkleides oben auf den Schultern zusammenhielten. Eine goldene Spange zu tragen war Vorrecht der höchsten Persönlichkeiten und kam dem Rechte, sich in Purpur zu kleiden, gleich. Ob Blutsverwandte des Königs im eigentlichen Sinne oder als Ehrentitel zu verstehen sind, steht nicht fest. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 89 64 Eine andere der fünf großen Philisterstädte, im Osten von Jamnia, zunächst von Jerusalem. 1 Makkabäer 1Makk 20 10 9 Et traditi sunt Jonathæ obsides, et reddidit eos parentibus suis: Dann überlieferte man dem Jonathas die Geiseln und er gab sie ihren Eltern zurück. 1 Makkabäer 1Makk 20 0 1 3. Schicksale Jonathas Während der Regierung Demetrius II. Nikators und Antiochus VI. (Kap. 11) 1. Philometor sucht Alexander die Herrschaft über Syrien zu entreißen, um Demetrius II. an dessen Stelle zu setzen. (V. 16) Dieser besteigt den Thron nach dem Tode Philometors und Alexanders (V. 19) und ist anfangs Jonathan günstig. (V. 37) 2. Da neue Streitigkeiten um den Thron ausbrechen, steht Jonathas auf Seite des Demetrius (V. 51), der indes seine Versprechungen nicht hält. (V. 53) 3. Jonathas tritt auf die Seite Antiochus VI., wird von ihm als Hoherpriester bestätigt und kämpft mit seinem Bruder Simon gegen Demetrius. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 1 Et rex gypti congregavit exercitum, sicut arena, quæ est circa oram maris, et naves multas: et quærebat obtinere regnum Alexandri dolo, et addere illud regno suo. Hierauf sammelte der König von Ägypten¹ ein Heer, zahlreich wie der Sand am Ufer des Meeres,² und viele Schiffe und suchte das Reich Alexanders mit List³ in Besitz zu nehmen und mit seinem Reiche zu vereinigen. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 1 1 Ptolemäus VI. Philometor, der Schwiegervater des Alexander Balas. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 1 2 Ähnlich Ausdrucksweise [Jos 11,4; Ri 17,12; 1Sam 13,5]. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 1 3 Er gab vor, seinen Schwiegersohn Alexander gegen dessen Nebenbuhler Demetrius verteidigen zu wollen, in Wahrheit wollte er wenigstens Cölesyrien, Phönizien und Judäa, die einst von Ägypten abgehangen, einnehmen. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 10 Pnitet enim me quod dederim illi filiam meam: quæsivit enim me occidere. Denn es gereut mich, dass ich ihm meine Tochter gegeben habe, hat er mir doch nach dem Leben getrachtet.¹¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 11 10 11 Nach Fl. Josephus hatte ein Günstling Alexanders, Ammonius, Ptolemäus zu ermorden gesucht. Da Alexander den Meuchelmörder nicht strafen wollte, machte sein Schwiegervater ihn selbst für den Mordanfall verantwortlich. Nach Diod. Sikulus zog Ptolemäus seine Hand von Alexander ab, als er dessen Schwäche und gänzliche Unfähigkeit erkannt. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 11 Et vituperavit eum, propterea quod concupierat regnum ejus. So schmähte er über ihn, weil ihn nach dessen Reiche gelüstete. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 12 Et abstulit filiam suam, et dedit eam demetrio, et alienavit se ab Alexandro, et manifestæ sunt inimicitiæ ejus. Alsbald nahm er ihm seine Tochter,¹² gab sie dem Demetrius und sagte sich von Alexander los, so dass seine Feindseligkeit offenbar ward. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 12 12 Diese ließ er unter irgendeinem Vorwand zu sich kommen. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 13 Et intravit Ptolemæus Antiochiam, et imposuit duo diademata capiti suo, gypti, et Asiæ. Hierauf zog Ptolemäus in Antiochia ein¹³ und setzte sich zwei Kronen auf das Haupt, die von Ägypten und die von Asien.¹⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 11 13 13 Als Ptolemäus in die Nähe von Antiochia kam, erhoben sich die Antiochener, erschlugen Ammonius, öffneten Ptolemäus die Tore und übergaben ihm die Herrschaft. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 13 14 Siehe [1Makk 8,6]. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 14 Alexander autem rex erat in Cilicia illis temporibus: quia rebellabant qui erant in locis illis. König Alexander aber war zu jener Zeit in Cilicien, denn die Bewohner jener Orte hatten sich gegen ihn aufgelehnt.¹⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 11 14 15 Vergl. [1Makk 10,67]. Sie hatten sich für Demetrius Nikator erklärt, der seine Armee dort gelandet. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 15 Et audivit Alexander, et venit ad eum in bellum: et produxit Ptolemæus rex exercitum, et occurrit ei in manu valida, et fugavit eum. Als nun Alexander dies vernahm, zog er in den Kampf gegen ihn, König Ptolemäus aber rückte mit seinem Heere aus, trat ihm mit starker Heeresmacht entgegen und schlug ihn in die Flucht. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 16 Et fugit Alexander in Arabiam, ut ibi protegeretur: rex autem Ptolemæus exaltatus est. Da floh Alexander nach Arabien, um daselbst Schutz zu suchen, aber der König Ptolemäus behielt die Oberhand. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 17 Et abstulit Zabdiel Arabs caput Alexandri; et misit Ptolemæo. Und Zabdiel, der Araber, hieb dem Alexander das Haupt ab¹⁶ und sandte dieses an Ptolemäus. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 17 16 Nach Diod. Sikulus wurde Alexander von zwei Genossen seiner Flucht, Haliades und Kasius, ermordet. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 18 Et rex Ptolemæus mortuus est in die tertia: et qui erant in munitionibus, perierunt ab his, qui erant intra castra. Auch König Ptolemäus starb am dritten Tage darauf,¹⁷ worauf die Besatzung der Festungen von den Bewohnern derselben getötet wurde. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 18 17 Am dritten Tage, nachdem er das Haupt Alexanders gesehen, am sechsten oder siebten nach der Schlacht. Nach Flav. Josephus war er im Kampfe schwer verwundet worden. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 19 Et regnavit Demetrius anno centesimo sexagesimo septimo. So ward Demetrius im hundertsiebenundsechzigsten Jahre König.¹⁸ 1 Makkabäer 1Makk 20 11 19 18 Nach dem Tode seiner beiden Nebenbuhler Alexander und Ptolemäus, im Jahre 145 vor Chr. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 2 Et exiit in Syriam verbis pacificis, et aperiebant ei civitates, et occurrebant ei: quia mandaverat Alexander rex exire ei obviam, eo quod socer suus esset. Er zog nach Syrien mit friedfertigen Worten und man öffnete ihm die Städte und zog ihm entgegen, denn der König Alexander hatte befohlen, ihm entgegen zu ziehen, weil er sein Schwiegervater war. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 20 In diebus illis congregavit Jonathas eos, qui erant in Judæa, ut expugnarent arcem, quæ est in Jerusalem: et fecerunt contra eam machinas multas. Zu derselben Zeit sammelte Jonathas das Kriegsvolk in Judäa, um die Burg in Jerusalem einzunehmen,¹⁹ und sie errichteten viele Maschinen gegen dieselbe. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 20 19 Vergl. [1Makk 10,32]. ([1Makk 4,41; 1Makk 6,20]) 1 Makkabäer 1Makk 20 11 21 Et abierunt quidam qui oderant gentem suam viri iniqui ad regem Demetrium, et renuntiaverunt ei quod Jonathas obsideret arcem. Da gingen einige, die ihr eigenes Volk hassten, ruchlose Männer, zum Könige Demetrius und verkündeten ihm, dass Jonathas die Burg belagere. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 22 Et ut audivit, iratus est: et statim venit ad Ptolemaidam, et scripsit Jonathæ ne obsideret arcem, sed occurreret sibi ad colloquium festinato. Als er dies hörte, geriet er in Zorn, zog alsbald nach Ptolemais²⁰ und schrieb an Jonathas, er solle die Burg nicht belagern, sondern eilends zu einer Unterredung zu ihm kommen. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 22 20 Näherte sich Jerusalem. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 23 Ut audivit autem Jonathas, jussit obsidere: et elegit de senioribus Israel, et de sacerdotibus, et dedit se periculo. Auf diese Kunde befahl Jonathas, die Belagerung fortzusetzen, wählte einige von den Ältesten Israels und von den Priestern aus und setzte sich der Gefahr aus. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 24 Et accepit aurum, et argentum, et vestem, et alia xenia multa, et abiit ad regem Ptolemaidam, et invenit gratiam in conspectu ejus. Auch nahm er Gold, Silber und Gewänder und viele andere Geschenke mit und zog zu dem Könige nach Ptolemais und fand Gnade vor dessen Antlitze. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 25 Et interpellabant adversus eum quidam iniqui ex gente sua. Zwar brachten einige Gottlose aus seinem Volke eine Klage gegen ihn vor,²¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 11 25 21 Sich vor dem Könige zu verantworten. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 26 Et fecit ei rex sicut fecerant ei, qui ante eum fuerant: et exaltavit eum in conspectu omnium amicorum suorum, doch der König tat ihm, wie seine Vorgänger²² ihm getan, und erhob ihn in Gegenwart aller seiner Freunde²³ 1 Makkabäer 1Makk 20 11 26 22 Alexander Balas und Ptolemäus Philometor. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 26 23 Vergl. [1Makk 10,65]. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 27 Et statuit ei principatum sacerdotii, et quæcumque alia habuit prius pretiosa, et fecit eum principem amicorum. und bestätigte ihm das Hohepriestertum samt allen sonstigen hohen Auszeichnungen, die er zuvor gehabt, und machte ihn zu einem seiner vorzüglichsten Freunde. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 28 Et postulavit Jonathas a rege ut immunem faceret Judæam, et tres toparchias, et Samariam, et confines ejus: et promisit ei talenta trecenta. Da ersuchte Jonathas den König, er wolle Judäa und die drei Landschaften, dazu Samaria und dessen Gebiet,²⁴ steuerfrei machen und versprach ihm dafür dreihundert Talente.²⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 11 28 24 Wohl die drei Landschaften von Samaria (die zu Judäa geschlagen waren). Vergl. V. 34 und [1Makk 10,30]. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 28 25 Wohl einen jährlichen Tribut von 300 Talenten (syrischen? Zu 986 M., attischen? 4250 M.) 1 Makkabäer 1Makk 20 11 29 Et consensit rex: et scripsit Jonathæ epistolas de his omnibus, hunc modum continentes: Der König willigte ein und schrieb dem Jonathas über all dies eine Urkunde des Inhalts: 1 Makkabäer 1Makk 20 11 3 Cum autem introiret civitatem Ptolemæus, ponebat custodias militum in singulis civitatibus. Sobald aber Ptolemäus in die Städte eingezogen war, legte er Truppen als Besatzung in jede Stadt.⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 11 3 4 Unter dem Vorwand, diese Städte hätten mit Apollonius für Demetrius Partei ergriffen und sich der Herrschaft Alexanders zu entziehen gesucht. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 30 REX Demetrius fratri Jonathæ salutem, et genti Judæorum. König Demetrius entbietet seinem Bruder Jonathas und dem Volke der Juden Gruß!²⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 11 30 26 Vergl. [1Makk 10,17]. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 31 Exemplum epistolæ, quam scripsimus Lastheni parenti nostro de vobis, misimus ad vos ut sciretis: Die Abschrift des Briefes, den wir euretwegen an Lasthenes, unsern Verwandten,²⁷ geschrieben, senden wir an euch zur Kenntnisnahme. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 31 27 Lasthenes hatte Demetrius aufgenommen, ihm geholfen, ein Heer zusammenzubringen, siehe [1Makk 10,Anm.49], und den Thron einzunehmen. Demetrius machte ihn zum ersten Beamten seines Reiches (Vater des Königs [Gen 45,8] hier: griech.: unser Vetter) und übertrug ihm die Statthalterschaft über Cölesyrien und Phönizien. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 32 Rex Demetrius Lastheni parenti salutem. König Demetrius entbietet seinem Verwandten Lasthenes Gruß! 1 Makkabäer 1Makk 20 11 33 Genti Judæorum amicis nostris, et conservantibus quæ justa sunt apud nos, decrevimus benefacere propter benignitatem ipsorum, quam erga nos habent. Dem Volke der Juden, unsern Freunden, die ihre Pflichten gegen uns treu erfüllen, haben wir beschlossen, unsere Gunst zu bezeigen, wegen ihrer guten Gesinnung gegen uns. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 34 Statuimus ergo illis omnes fines Judææ, et tres civitates, Lydan, et Ramathan, quæ additæ sunt Judææ ex Samaria, et omnes confines earum sequestrari omnibus sacrificantibus in Jerosolymis pro his, quæ ab eis prius accipiebat rex per singulos annos, et pro fructibus terræ, et pomorum. Daher weisen wir ihnen das ganze Gebiet von Judäa, die drei Bezirke Lydan und Ramathan,²⁸ welche von Samaria Judäa zugeschlagen sind, und alle Umgebungen derselben zu, dass dieselben für alle verwaltet werden, welche in Jerusalem Opfer darbringen,²⁹ zum Ersatz für das, was der König zuvor alljährlich von ihnen erhielt, und zwar anstatt der Früchte des Landes und der Bäume. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 34 28 Die Vulgata lässt den dritten aus: Apharema im Norden von Jerusalem, nach Fl. Josephus nahe bei Bethel. Lyda lag südöstlich von Joppe, nicht weit vom Mittelmeer. [1Chr 8,12; Neh 11,35] Ramathan: Ramathaimsophim im Gebirge Ephraim, nicht weit von Jerusalem [1Sam 1,1], das spätere Arimathia. [Mt 27,57; Joh 19,33] 1 Makkabäer 1Makk 20 11 34 29 Den Juden, nicht den Samaritern, denn diese opferten zu Garizim. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 35 Et alia, quæ ad nos pertinebant decimarum, et tributorum, ex hoc tempore remittimus eis: et areas salinarum, et coronas, quæ nobis deferebantur, Desgleichen das andere, was uns an Zehnten und Abgaben zukommt, erlassen wir ihnen von jetzt an samt den Salzgrubensteuern³⁰ und den Kronen, die uns sonst gebracht wurden. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 35 30 Siehe [1Makk 10,29]. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 36 Omnia ipsis concedimus: et nihil horum irritum erit ex hoc, et in omne tempus. All das bewilligen wir ihnen und nichts von diesem allem soll zurückgenommen werden von jetzt an für alle Zeiten. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 37 Nunc ergo curate facere horum exemplum, et detur Jonathæ, et ponatur in monte sancto, in loco celebri. So traget nun Sorge, dass eine Abschrift hiervon gemacht und Jonathas übergeben werde, damit sie auf dem heiligen Berge an einem in die Augen fallenden Orte ausgestellt werde.³¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 11 37 31 Diese Versprechungen sind viel weniger umfangreich als die, welche Demetrius I. sechs Jahre früher gemacht. [1Makk 10,28-45] Weder ist die Rede von der Zurückstellung der Feste von Jerusalem noch von der Befreiung der jüdischen Gefangenen, noch von Ptolemais, noch von Geschenken an den Tempel oder von Anlegung neuer Festungen in Judäa, der Zulassung der Juden in das syrische Heer und religiösen Vorrechten. Indes lagen letztere vielleicht in der Bestätigung des Jonathas als Hohenpriesters und war wohl die Absicht des Königs von Syrien aufrichtiger als die Gesinnung Demetrius I. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 38 Et videns Demetrius rex quod siluit terra in conspectu suo, et nihil ei resistit, dimisit totum exercitum suum, unumquemque in locum suum, excepto peregrino exercitu, quem contraxit ab insulis gentium: et inimici erant ei omnes exercitus patrum ejus. Als nun König Demetrius sah, dass das Land vor ihm ruhig war und niemand mehr ihm Widerstand leistete, entließ er sein ganzes Heer,³² einen jeden in seine Heimat, mit Ausnahme der fremden Kriegsvölker, die er von den Inseln der Völker³³ angeworben hatte. Da wurden ihm alle Truppen, die unter seinen Vätern gedient, feind. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 38 32 Nach dem Tode Alexanders und Ptolemäus. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 38 33 Besonders von Kreta. Vergl. [1Makk 10,67]. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 39 Tryphon autem erat quidam partium Alexandri prius: et vidit quoniam omnis exercitus murmurabat contra Demetrium, et ivit ad Emalchuel Arabem, qui nutriebat Antiochum filium Alexandri: Tryphon³⁴ aber gehörte zu denen, welche vorher auf Seite Alexanders gestanden hatten. Als er nun sah, dass das ganze Heer gegen Demetrius murrte, begab er sich zu Emalchuel, dem Araber, welcher Antiochus, den Sohn Alexanders, erzog, 1 Makkabäer 1Makk 20 11 39 34 Eigentlich hieß er Diodotus, den Zunamen Tryphon erhielt er erst, nachdem er zur Macht gelangt. Alexander Balas hatte ihn zum General ernannt, so hatte er einen geeigneten Vorwand, sich des Sohnes Alexander Balas, des damals zweijährigen Antiochus, anzunehmen, den ein arabischer Häuptling Emalchuel erzog. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 4 Et ut appropiavit Azoto, ostenderunt ei templum Dagon succensum igni, et Azotum, et cetera ejus demolita, et corpora projecta, et eorum, qui cæsi erant in bello, tumulos quos fecerant secus viam. Als er sich nun Azot näherte, zeigten sie ihm den niedergebrannten Tempel Dagons und dass Azot und die zu ihm gehörigen Orte verwüstet waren und die Leichen dalagen, sowie die Grabhügel der im Kampfe Erschlagenen,⁵ welche sie am Wege errichtet hatten. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 4 5 Griech.: der Verbrannten. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 40 Et assidebat ei, ut traderet eum ipsi, ut regnaret loco patris sui: et enuntiavit ei quanta fecit Demetrius, et inimicitias exercituum ejus adversus illum. Et mansit ibi diebus multis. und lag ihm an,³⁵ ihm denselben auszuliefern, damit er an seines Vaters Statt König werde. Auch berichtete Tryphon ihm alles, was Demetrius getan und wie feindselig das Heer wider ihn gestimmt sei. Dort verblieb er lange Zeit. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 40 35 Emalchuel befürchtet wohl mit Recht große Gefahren für seinen Schützling. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 41 Et misit Jonathas ad demetrium regem, ut ejiceret eos, qui in arce erant in Jerusalem, et qui in præsidiis erant: quia impugnabant Israel. Jonathas aber sandte an König Demetrius, er möge die Besatzung der Burg zu Jerusalem und in den Festungen wegnehmen, weil sie Israel befeindeten. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 42 Et misit Demetrius ad Jonathan, dicens: Non hæc tantum faciam tibi, et genti tuæ, sed gloria illustrabo te, et gentem tuam cum fuerit opportunum. Da sandte Demetrius an Jonathas und ließ ihm sagen: Nicht allein dies will ich dir und deinem Volke tun, sondern ich will dich und dein Volk mit Ehren auszeichnen, sobald es tunlich ist. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 43 Nunc ergo recte feceris, si miseris in auxilium mihi viros: quia discessit omnis exercitus meus. Nun aber wirst du gut handeln, wenn du mir Mannschaften zur Hilfe sendest, denn mein ganzes Heer hat mich verlassen.³⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 11 43 36 Er bittet wohl um jüdische Truppen, um die rebellierenden Städte mit ihrer Hilfe wieder zu unterwerfen. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 44 Et misit ei Jonathas tria millia virorum fortium Antiochiam, et venerunt ad regem, et delectatus est rex in adventu eorum. Da sandte ihm Jonathas dreitausend Streiter nach Antiochia, diese kamen zum Könige und der König freute sich über ihre Ankunft. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 45 Et convenerunt qui erant de civitate, centum viginti millia virorum, et volebant interficere regem. Die Bewohner der Stadt aber rotteten sich zusammen, hundertzwanzigtausend, und wollten den König ermorden. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 46 Et fugit rex in aulam: et occupaverunt qui erant de civitate, itinera civitatis, et cperunt pugnare. Da floh der König in den Palast, während die Einwohner der Stadt die Straßen der Stadt besetzten und anfingen zu kämpfen. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 47 Et vocavit rex Judæos in auxilium, et convenerunt omnes simul ad eum, et dispersi sunt omnes per civitatem: Nun rief der König die Juden zu Hilfe. Diese versammelten sich alle zumal um ihn und verteilten sich hierauf alle durch die Stadt hin. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 48 Et occiderunt in illa die centum millia hominum, et succenderunt civitatem et ceperunt spolia multa in die illa, et liberaverunt regem. Sie töteten an jenem Tage hunderttausend Menschen,³⁷ zündeten die Stadt an, machten viele Beute an diesem Tage und befreiten den König. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 48 37 Nach Diodor von Sizilien ließ Demetrius auch Frauen und Kinder töten, so wird die hohe Zahl erklärlich. Nach Flav. Josephus rief der König auch das Feuer zu Hilfe. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 49 Et viderunt qui erant de civitate, quod obtinuissent Judæi civitatem sicut volebant: et infirmati sunt mente sua, et clamaverunt ad regem cum precibus, dicentes: Da nun die Bewohner sahen, dass die Juden sich in den Besitz der Stadt gesetzt hatten, wie sie gewollt, verloren sie den Mut und riefen den König flehentlich bittend an und sprachen: 1 Makkabäer 1Makk 20 11 5 Et narraverunt regi quia hæc fecit Jonathas, ut invidiam facerent ei: et tacuit rex. Und sie berichteten dem König, dass Jonathas dies getan, um ihn verhasst zu machen. Doch der König schwieg still.⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 11 5 6 Er konnte nicht tadeln, was Jonathas für Alexander getan, zudem wartete er ab, welche Haltung die Juden ihm gegenüber einnehmen würden. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 50 Da nobis dextras, et cessent Judæi oppugnare nos, et civitatem. Schließe mit uns Frieden und lass die Juden aufhören, gegen uns und unsere Stadt zu kämpfen. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 51 Et projecerunt arma sua, et fecerunt pacem, et glorificati sunt Judæi in conspectu regis, et in conspectu omnium, qui erant in regno ejus, et nominati sunt in regno: et regressi sunt in Jerusalem habentes spolia multa. Und sie warfen ihre Waffen weg und schlossen Frieden. Die Juden aber waren hochangesehen vor dem Könige und vor allen in seinem Reiche und waren berühmt in demselben und kehrten mit großer Beute nach Jerusalem zurück. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 52 Et sedit Demetrius rex in sede regni sui: et siluit terra in conspectu ejus. So saß König Demetrius auf dem Throne seines Reiches und das Land hielt sich ruhig vor ihm. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 53 Et mentitus est omnia quæcumque dixit, et abalienavit se a Jonatha, et non retribuit ei secundum beneficia, quæ sibi tribuerat, et vexabat eum valde. Doch er leugnete alles ab, was er gesagt hatte, und zog sich von Jonathas zurück und vergalt ihm nicht den Wohltaten gemäß, die dieser ihm erwiesen, sondern bedrängte ihn hart. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 54 Post hæc autem reversus est Tryphon, et Antiochus cum eo puer adolescens, et regnavit, et imposuit sibi diadema. Darnach kehrte Tryphon zurück und mit ihm Antiochus, ein kleiner Knabe,³⁸ dieser wurde König und setzte sich das Diadem auf. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 54 38 Antiochus VI. Theos. Der V. 40 abgebrochene Bericht nimmt seinen Fortgang. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 55 Et congregati sunt ad eum omnes exercitus, quos disperserat Demetrius, et pugnaverunt contra eum: et fugit, et terga vertit. Da versammelten sich zu ihm alle Truppen, welche Demetrius entlassen hatte, und kämpften wider diesen und er ward geschlagen und ergriff die Flucht. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 56 Et accepit Tryphon bestias, et obtinuit Antiochiam: Tryphon aber bemächtigte sich seiner Elefanten³⁹ und nahm Antiochia in Besitz. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 56 39 Die er entweder gegen den Vertrag mit Rom unterhalten oder nach dem Tode des Ptolemäus in seine Gewalt gebracht hatte. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 57 Et scripsit Antiochus adolescens Jonathæ. Dicens: Constituo tibi sacerdotium, et constituo te super quatuor civitates, ut sis de amicis regis. Hierauf schrieb der junge Antiochus an Jonathas folgendermaßen: Ich bestätige dir das Hohepriestertum und setze dich über die vier Bezirke⁴⁰ und du sollst zu den Freunden des Königs gehören. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 57 40 Die drei mit Judäa verbundenen Bezirke von Samaria und einen vierten, vielleicht Akkaron. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 58 Et misit illi vasa aurea in ministerium, et dedit ei potestatem bibendi in auro, et esse in purpura, et habere fibulam auream: Dazu sandte er ihm goldene Geräte zum Gottesdienst und gab ihm Erlaubnis, aus einem goldenen Geschirre zu trinken, sich in Purpur zu kleiden und eine goldene Spange zu tragen.⁴¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 11 58 41 Vergl. [1Makk 10,20.89]. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 59 Et Simonem fratrem ejus constituit ducem a terminis Tyri usque ad fines gypti. Und seinen Bruder Simon ernannte er zum Feldherrn von der tyrischen Mark⁴² bis an die Grenze von Ägypten.⁴³ 1 Makkabäer 1Makk 20 11 59 42 Griech.: Der typischen Leiter, einem hohen Berge, nach Fl. Josephus 100 Stadien von Ptolemais gelegen. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 59 43 Dem Rhinokorua (El Arisch). 1 Makkabäer 1Makk 20 11 6 Et occurrit Jonathas regi in Joppen cum gloria, et invicem se salutaverunt, et dormierunt illic. Jonathas aber ging dem Könige nach Joppe mit Gepränge entgegen, und sie begrüßten einander und blieben daselbst zur Nacht. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 60 Et exiit Jonathas, et perambulabat trans flumen civitates: et congregatus est ad eum omnis exercitus Syriæ in auxilium, et venit Ascalonem, et occurrerunt ei honorifice de civitate. Jonathas aber brach auf und durchzog die Städte jenseits des Flusses⁴⁴ und alle Kriegsvölker Syriens sammelten sich zu ihm, ihm Hilfe zu leisten.⁴⁵ Als er nach Askalon⁴⁶ kam, zogen ihm die Bewohner aus der Stadt mit Ehrenbezeigungen entgegen.⁴⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 11 60 44 Des Jordans. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 60 45 Er sammelt die von Demetrius entlassenen unzufriedenen Truppen. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 60 46 Von den Gegenden des Ostjordanlandes kehrt er an die Ufer des Mittelmeeres nach Askalon zurück und zu den dem Demetrius treugebliebenen Philisterstädten. Vergl. [1Makk 10,75]. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 60 47 Vergl. [1Makk 10,86]. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 61 Et abiit inde Gazam: et concluserunt se qui erant Gazæ: et obsedit eam, et succendit quæ erant in circuitu civitatis, et prædatus est ea. Von da ging er nach Gaza,⁴⁸ aber die Bewohner Gazas verschlossen die Tore vor ihm; deshalb belagerte er die Stadt, legte ringsum alles in Asche und plünderte. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 61 48 Eine der fünf großen Philisterstädte, die am meisten nach Südwesten gelegene, auf dem Wege zwischen Syrien und Ägypten. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 62 Et rogaverunt Gazenses Jonathan, et dedit illis dexteram: et accepit filios eorum obsides, et misit illos in Jerusalem: et perambulavit regionem usque Damascum. Da baten die Bewohner von Gaza den Jonathas um Frieden, und er gewährte ihnen denselben und nahm die Söhne von ihnen als Geiseln⁴⁹ und sandte sie nach Jerusalem. Hierauf durchzog er das Land bis nach Damaskus.⁵⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 11 62 49 Griech.: die Söhne der Vornehmen. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 62 50 Er durchzog das Land von Südwest nach Nordost. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 63 Et audivit Jonathas quod prævaricati sunt principes Demetrii in Cades, quæ est in Galilæa, cum exercitu multo, volentes eum removere a negotio regni: Als Jonathas vernahm, dass die Feldherren des Demetrius zu Kades in Galiläa⁵¹ mit großer Streitmacht Feindseligkeiten übten, in der Absicht, ihn von den Reichsgeschäften zu entfernen,⁵² 1 Makkabäer 1Makk 20 11 63 51 Eine der ehemaligen Zufluchtsstädte Galiläas, im Südwesten von Tyrus. Vergl. [Jos 12,22]. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 63 52 Er sollte nicht weiter das Land dem jungen Antiochus zu gewinnen suchen. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 64 Et occurrit illis: fratrem autem suum Simonem reliquit intra provinciam. rückte er ihnen entgegen, indem er seinen Bruder Simon im Lande⁵³ zurückließ. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 64 53 Wie V. 62. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 65 Et applicuit Simon ad Bethsuram, et expugnabat eam diebus multis, et conclusit eos. Simon belagerte Bethsura⁵⁴ und kämpfte dagegen viele Tage und hielt die Bewohner eingeschlossen. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 65 54 Vergl. [1Makk 4,29; 1Makk 6,50; 1Makk 9,52]. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 66 Et postulaverunt ab eo dextras accipere, et dedit illis: et ejecit eos inde, et cepit civitatem, et posuit in ea præsidium. Da sie ihn aber um Frieden baten, gewährte er ihnen denselben, ließ sie ausziehen, nahm die Stadt in Besitz und legte eine Besatzung in dieselbe. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 67 Et Jonathas, et castra ejus applicuerunt ad aquam Genesar, et ante lucem vigilaverunt in campo Asor. Jonathas aber lagerte mit seinem Heere am Wasser Genesar⁵⁵ und brach noch vor Tagesanbruch auf nach der Ebene Asor.⁵⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 11 67 55 Am See Genesareth. Er ist etwa 23 Kilometer lang und 15 breit, sein Umfang beträgt gegen 50 Kilometer. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 67 56 Am Fuß des Antilibanon. Zur Zeit Josues war es die hauptsächlichste Stadt von Nordpalästina. [Jos 11,1] 1 Makkabäer 1Makk 20 11 68 Et ecce castra alienigenarum occurrebant in campo, et tendebant ei insidias in montibus: ipse autem occurrit ex adverso. Siehe, da zog ihm ein Heer von Fremdlingen⁵⁷ in der Ebene entgegen, während sie ihm in dem Gebirge einen Hinterhalt gelegt; er aber eilte ihnen entgegen.⁵⁸ 1 Makkabäer 1Makk 20 11 68 57 Die Hilfstruppen, die Demetrius behalten. (V. 38) 1 Makkabäer 1Makk 20 11 68 58 Nach dem Griech.: hatten sich ihm entgegengestellt. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 69 Insidiæ vero exsurrexerunt de locis suis, et commiserunt prlium. Da brachen die im Hinterhalte aus ihrer Stellung hervor⁵⁹ und machten einen Angriff. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 69 59 Und fielen ihm in den Rücken. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 7 Et abiit Jonathas cum rege usque ad fluvium, qui vocatur Eleutherus: et reversus est in Jerusalem. Alsdann zog Jonathas mit dem Könige bis an den Fluss, der Eleutherus heißt,⁷ und kehrte hierauf nach Jerusalem zurück. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 7 7 Der Eleutherus entspringt auf dem Libanon, fließt durch Syrien und Phönizien und fällt nördlich von Tripolis ins Mittelmeer. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 70 Et fugerunt qui erant ex parte Jonathæ omnes, et nemo relictus est ex eis, nisi Mathathias filius Absolomi, et Judas filius Calphi, princeps militiæ exercitus. Alsbald flohen alle, die auf Jonathas Seite waren, und niemand von ihnen blieb zurück außer Mathathias, der Sohn Absoloms, und Judas, der Sohn Kalphis, der Feldoberste der Truppenschar. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 71 Et scidit Jonathas vestimenta sua, et posuit terram in capite suo, et oravit. Da zerriss Jonathas seine Kleider, streute Staub auf sein Haupt und betete. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 72 Et reversus est Jonathas ad eos in prlium, et convertit eos in fugam, et pugnaverunt. Sodann wandte sich Jonathas zum Kampfe gegen sie⁶⁰ zurück und schlug sie ungeachtet ihres Widerstandes in die Flucht. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 72 60 Als Jonathas, durch das Gebet gestärkt, die Feinde siegreich angriff, wendeten sich wohl seine Leute von der Flucht zurück und unterstützten ihn. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 73 Et viderunt qui fugiebant partis illius, et reversi sunt ad eum, et insequebantur cum eo omnes usque Cades ad castra sua, et pervenerunt usque illuc. Als dies⁶¹ seine Leute sahen, welche die Flucht ergriffen hatten, kehrten sie zu ihm zurück und verfolgten mit ihm alle bis nach Kades in ihr Lager, denn bis dahin kamen sie.⁶² 1 Makkabäer 1Makk 20 11 73 61 Das Vers 72 Gesagte: Jonathas wandte sich gegen sie und brachte die Feinde zum Weichen. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 73 62 Dort aber behaupteten sich die Feinde. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 74 Et ceciderunt de alienigenis in die illa tria millia virorum: et reversus est Jonathas in Jerusalem. Von den Fremden fielen an jenem Tage dreitausend Mann, Jonathas aber kehrte nach Jerusalem zurück. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 8 Rex autem Ptolemæus obtinuit dominium civitatum usque Seleuciam maritimam, et cogitabat in Alexandrum consilia mala. König Ptolemäus aber bemächtigte sich der Städte bis Seleukia am Meere⁸ und führte gegen Alexander schlimme Anschläge. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 8 8 Im Norden der Mündung des Orontes, etwa drei Meilen westlich von Antiochia. Es hieß auch nach dem Berge Pierius, an dessen Fuß es lag, Pieria. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 9 Et misit legatos ad Demetrium, dicens: VENI, componamus inter nos pactum, et dabo tibi filiam meam, quam habet Alexander, et regnabis in regno patris tui. Und er sandte Boten an Demetrius⁹ und ließ sagen: Komm! lass uns ein Bündnis miteinander schließen; ich will dir meine Tochter geben, welche Alexander hat, und du sollst über das Reich deines Vaters herrschen.¹⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 11 9 9 An Demetrius II. Nikator, denselben, der [1Makk 10,67] erwähnt wird. 1 Makkabäer 1Makk 20 11 9 10 Diese letzte Zusage war nicht aufrichtig gemeint, wie die Folge zeigt. 1 Makkabäer 1Makk 20 0 1 4. Jonathas erneuert den Bund mit den Römern und den Spartiaten und stirbt. (Kap. 12) a. Jonathas erneuert den Bund mit den Römern und den Spartiaten. (V. 23) b. Er führt von neuem Krieg mit dem Feldherrn Demetrius II., befestigt die Städte Judäas (V. 38), wird aber von Tryphon durch List gefangen. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 1 Et vidit Jonathas quia tempus eum juvat, elegit viros, et misit eos Romam statuere, et renovare cum eis amicitiam: Als nun Jonathas sah, dass die Umstände ihm günstig seien, erwählte er Männer¹ und sandte sie nach Rom, um die Freundschaft mit ihnen zu befestigen und zu erneuern. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 1 1 Die Namen folgen V. 16. Im Jahre 144 vor Chr.? Die erste Gesandtschaft hatte Judas Machabäus nach Rom geschickt. [1Makk 8,1ff] 1 Makkabäer 1Makk 20 12 10 Maluimus mittere ad vos renovare fraternitatem, et amicitiam, ne forte alieni efficiamur a vobis: multa enim tempora transierunt, ex quo misistis ad nos. so wollen wir doch an euch senden, um die Verbrüderung und Freundschaft mit euch zu erneuern, damit wir euch nicht etwa entfremdet werden; denn viele Zeit ist verstrichen, seit ihr Gesandte an uns geschickt habt. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 11 Nos ergo in omni tempore sine intermissione in diebus solemnibus, et ceteris, quibus oportet, memores sumus vestri in sacrificiis, quæ offerimus, et in observationibus, sicut fas est, et decet meminisse fratrum. Wir nun gedenken euer zu jeder Zeit ohne Aufhören, an den Festen und an andern Tagen,⁸ an welchen es sich gebührt, bei den Opfern, die wir darbringen, und bei den heiligen Gebräuchen,⁹ wie es schicklich und ziemlich ist, der Brüder zu gedenken. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 11 8 An Sabbaten und Neumonden. Vergl. [1Makk 7,33]. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 11 9 Griech.: Gebeten. Die Vulg. bietet wohl einen Schreibfehler: observationibus für obsecrationibus. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 12 Lætamur itaque de gloria vestra. Wir freuen uns daher über eure Herrlichkeit.¹⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 12 12 10 Ehrenvollen Wohlstand, das Gegenteil von den V. 13 genannten Drangsalen usw. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 13 Nos autem circumdederunt multæ tribulationes, et multa prlia, et impugnaverunt nos reges, qui sunt in circuitu nostro. Uns dagegen haben von allen Seiten viele Drangsale und viele Kämpfe betroffen, denn die Könige, die um uns her sind,¹¹ haben uns bekämpft. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 13 11 Vergl. [1Makk 5]. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 14 Noluimus ergo vobis molesti esse, neque ceteris sociis, et amicis nostris in his prliis: Dennoch wollten wir euch und unsern übrigen Bundesgenossen und Freunden bei diesen Kämpfen nicht lästig fallen,¹² 1 Makkabäer 1Makk 20 12 14 12 Indem wir euch um Hilfe baten. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 15 Habuimus enim de clo auxilium, et liberati sumus nos, et humiliati sunt inimici nostri. denn wir erhielten vom Himmel Hilfe und wurden errettet, unsere Feinde aber gedemütigt. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 16 Elegimus itaque Numenium Antiochi filium, et Antipatrem Jasonis filium, et misimus ad Romanos renovare cum eis amicitiam, et societatem pristinam. Nunmehr haben wir Numenius, den Sohn des Antiochus, und Antipater,¹³ den Sohn Jasons,¹⁴ erwählt und sie an die Römer gesandt, um die frühere Freundschaft und die frühere Bundesgenossenschaft mit ihnen zu erneuern. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 16 13 Männer, die der griechischen Sprache mächtig waren. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 16 14 Derselbe, den Judas Machabäus nach Rom gesendet? [1Makk 8,17] 1 Makkabäer 1Makk 20 12 17 Mandavimus itaque eis ut veniant etiam ad vos, et salutent vos: et reddant vobis epistolas nostras de innovatione fraternitatis nostræ. Deshalb haben wir ihnen aufgetragen, auch zu euch zu kommen, um euch unsere Grüße zu überbringen und unser Schreiben über die Erneuerung unserer Brüderschaft zu übergeben. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 18 Et nunc benefacietis respondentes nobis ad hæc. So werdet ihr denn wohl tun, uns darauf zu antworten. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 19 Et hoc est rescriptum epistolarum, quod miserat Oniæ: Dies aber ist die Abschrift des Briefes, den Arius an Onias gerichtet hatte: 1 Makkabäer 1Makk 20 12 2 Et ad Spartiatas, et ad alia loca misit epistolas secundum eamdem formam: Auch an die Spartaner und an andere Orte sandte er Briefe gleichen Inhalts.² 1 Makkabäer 1Makk 20 12 2 2 Durch dieselben Abgesandten. (Vergl. V. 16.) 1 Makkabäer 1Makk 20 12 20 Arius, rex Spartiatarum Oniæ sacerdoti magno salutem. Arius, König der Spartaner, entbietet Onias, dem Hohenpriester, seinen Gruß! 1 Makkabäer 1Makk 20 12 21 Inventum est in scriptura de Spartiatis, et Judæis, quoniam sunt fratres, et quod sunt de genere Abraham. Es ward in einer Schrift¹⁵ über die Spartaner und Juden gefunden, dass sie Brüder seien und dass sie dem Geschlechte Abrahams entstammen.¹⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 12 21 15 Welcher? ist unbekannt. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 21 16 Die Heilige Schrift weiß nichts davon und die Spartaner waren ohne Zweifel im Irrtum (wie die Juden [2Makk 5,9]). 1 Makkabäer 1Makk 20 12 22 Et nunc ex quo hæc cognovimus, benefacitis scribentes nobis de pace vestra: Da wir nun dies erfahren haben, werdet ihr wohl tun, uns über euer Wohlbefinden zu schreiben.¹⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 12 22 17 Vielleicht hatten die Spartaner im Jahre 302, als Demetrius Poliorketes nach der Eroberung des Peloponnes nach Asien zog, um seinen Vater Antigonus gegen Kassander, Lysimachus, Ptolemäus und Seleukus, die sich gegen ihn verbunden, zu unterstützen, die Völker Asiens gegen Demetrius, ihren Besieger, und seinen Vater aufzustacheln gesucht und mit ihnen ein Bündnis geschlossen. Eben damals war Arius I. König von Sparta und Onias I. Hoherpriester. Wenngleich die Spartaner seit 146 nicht mehr unabhängig waren, ließen die Römer ihnen doch volle Freiheit, mit anderen Völkern in Beziehungen zu treten. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 23 Sed et nos rescripsimus vobis: Pecora nostra, et possessiones nostræ, vestræ sunt: et vestræ, nostræ: mandavimus itaque hæc nuntiari vobis. Aber auch wir schreiben euch wiederum: Unser Vieh und unsere Habe sei euer und was euer ist, unser. Wir haben also Befehl gegeben, euch dies kundzugeben. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 24 Et audivit Jonathas quoniam regressi sunt principes Demetrii cum exercitu multo supra quam prius, pugnare adversus eum. Da vernahm Jonathas, dass die Heerführer des Demetrius mit noch größerer Heeresmacht als zuvor¹⁸ zurückgekehrt seien, um wider ihn zu kämpfen, 1 Makkabäer 1Makk 20 12 24 18 Vergl. [1Makk 11,68]. Judäa fand nur dann Ruhe, wenn Syrien sich schwach fühlte oder die Römer es in Schach hielten. Dieser letzte Grund hatte Jonathas bewogen, die Freundschaft mit Rom zu erneuern. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 25 Et exiit ab Jerusalem, et occurrit eis in Amathide regione: non enim dederat eis spatium ut ingrederentur regionem ejus. und brach von Jerusalem auf, ihnen entgegen in das Land Amathis;¹⁹ denn er wollte ihnen nicht Zeit lassen, in sein Land einzudringen. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 25 19 Emath an der Nordgrenze von Palästina. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 26 Et misit speculatores in castra eorum: et reversi renuntiaverunt quod constituunt supervenire illis nocte. Er entsandte Kundschafter in ihr Lager, diese kehrten zurück und berichteten ihm, dass jene beschlossen hätten, ihn in der Nacht zu überfallen. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 27 Cum occidisset autem sol, præcepit Jonathas suis vigilare, et esse in armis paratos ad pugnam tota nocte, et posuit custodes per circuitum castrorum. Als aber die Sonne untergegangen war, gebot Jonathas den Seinigen, zu wachen und unter den Waffen zu bleiben und die ganze Nacht zum Kampfe bereit zu sein, und zugleich stellte er rings um das Lager Wachen aus. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 28 Et audierunt adversarii quod paratus est Jonathas cum suis in bello: et timuerunt, et formidaverunt in corde suo: et accenderunt focos in castris suis. Da aber die Feinde hörten, dass Jonathas mit den Seinigen zum Kampfe bereit sei, fürchteten sie sich und erschraken und zündeten Feuer in ihrem Lager an.²⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 12 28 20 Das sie aber heimlich verließen. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 29 Jonathas autem, et qui cum eo erant, non cognoverunt usque mane: videbant autem luminaria ardentia, Jonathas und die, welche bei ihm waren, merkten dies erst am Morgen, denn sie sahen die Wachtfeuer brennen. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 3 Et abierunt Romam, et intraverunt curiam, et dixerunt: Jonathas summus sacerdos, et gens Judæorum miserunt nos, ut renovaremus amicitiam, et societatem secundum pristinum. Jene also zogen fort nach Rom und gingen in die Ratsversammlung und sprachen: Jonathas, der Hohepriester, und das Volk der Juden senden uns, die Freundschaft und die Bundesgenossenschaft in früherer Weise³ zu erneuern. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 3 3 Vergl. [1Makk 8,22]. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 30 Et secutus est eos Jonathas, et non comprehendit eos: transierunt enim flumen Eleutherum. Er verfolgte sie nun zwar, doch erreichte er sie nicht, da sie schon über den Fluss Eleutherus²¹ gezogen waren. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 30 21 Dieser Fluss bildete die Grenze zwischen Phönizien und Syrien, in das eigentliche Syrien aber zögerte Jonathas doch, mit seinen Truppen einzufallen. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 31 Et divertit Jonathas ad Arabes, qui vocantur Zabadæi, et percussit eos, et accepit spolia eorum. Hierauf wandte sich Jonathas gegen die Araber, welche Zabadäer²² heißen, und schlug sie und nahm ihnen Beute ab. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 31 22 Wohl Nomaden. Die Ursache, welche Jonathas hatte, sie anzugreifen, ist nicht bekannt. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 32 Et junxit, et venit Damascum, et perambulabat omnem regionem illam. Alsdann brach er auf und kam nach Damaskus und durchzog jenes ganze Land.²³ 1 Makkabäer 1Makk 20 12 32 23 Um die Parteigänger des Demetrius daraus zu vertreiben. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 33 Simon autem exiit, et venit usque ad Ascalonem, et ad proxima præsidia: et declinavit in Joppen, et occupavit eam. Simon aber war ausgezogen und bis Askalon und zu den benachbarten Festungen²⁴ gekommen, dann hatte er sich nach Joppe²⁵ gewendet und es besetzt, 1 Makkabäer 1Makk 20 12 33 24 Simon war von Antiochus zum Statthalter über diese Städte, die sich für Demetrius erklärt hatten, eingesetzt worden. Vergl. [1Makk 11,59]. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 33 25 Diese Stadt hatte Jonathas bereits früher erobert. [1Makk 10,75] 1 Makkabäer 1Makk 20 12 34 (Audivit enim quod vellent præsidium tradere partibus Demetrii) et posuit ibi custodes ut custodirent eam. (denn er hatte gehört, dass sie die Festung den Anhängern des Demetrius übergeben wollten), und er legte eine Besatzung hinein, um sie zu bewahren. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 35 Et reversus est Jonathas, et convocavit seniores populi, et cogitavit cum eis ædificare præsidia in Judæa, Als nun Jonathas zurückgekehrt war, versammelte er die Ältesten des Volkes und beratschlagte mit ihnen, Festungen in Judäa zu bauen, 1 Makkabäer 1Makk 20 12 36 Et ædificare muros in Jerusalem, et exaltare altitudinem magnam inter medium arcis et civitatis, ut separaret eam a civitate, ut esset ipsa singulariter, et neque emant, neque vendant. die Mauern von Jerusalem herzustellen und zwischen der Burg und der Stadt eine hohe Mauer zu errichten, um sie von der Stadt abzuschließen, so dass sie für sich allein wäre und man weder kaufen noch verkaufen könnte.²⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 12 36 26 Diese Mauer hatte also nur vorübergehende Wichtigkeit. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 37 Et convenerunt, ut ædificarent civitatem: et cecidit murus, qui erat super torrentem ab ortu solis, et reparavit eum, qui vocatur Caphetetha: Sie beschlossen also, an der Stadt zu bauen. Da fiel ein Stück der Mauer an dem Bache²⁷ gegen Sonnenaufgang ein und er stellte das Stück wieder her, welches die Kaphetetha²⁸ hieß. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 37 27 Am Kedron. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 37 28 Griech.: Kaphenetha. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 38 Et Simon ædificavit Adiada in Sephela, et munivit eam, et imposuit portas, et seras. Auch Adiada²⁹ baute Simon in Sephela und befestigte sie mit Toren und Riegeln. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 38 29 [Esra 2,33; Neh 7,37] Ein für die Verteidigung der Ebene Juda (Sephela) wichtiger Punkt. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 39 Et cum cogitasset Tryphon regnare Asiæ, et assumere diadema, et extendere manum in Antiochum regem: Indes trachtete Tryphon darnach, König von Asien³⁰ zu werden, das Diadem an sich zu reißen und die Hand gegen den König Antiochus auszustrecken.³¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 12 39 30 Titel der Könige von Syrien. [1Makk 11,13] 1 Makkabäer 1Makk 20 12 39 31 Er tötete in der Tat Antiochus VI., der damals zehn Jahre alt war. Vergl. [1Makk 13,31]. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 4 Et dederunt illis epistolas ad ipsos per loca, ut deducerent eos in terram Juda cum pace. Sie⁴ gaben ihnen Schreiben an die Ihrigen von Ort zu Ort, dass diese sie in das Land Juda in Frieden geleiteten. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 4 4 Der Senat gab Schreiben an die römischen Beamten wie an die tributpflichtigen Fürsten. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 40 Timens ne forte non permitteret eum Jonathas, sed pugnaret adversus eum, quærebat comprehendere eum, et occidere. Et exsurgens abiit in Bethsan. Da er nun fürchtete, Jonathas möchte ihm etwa darin hinderlich sein und gegen ihn kämpfen, suchte er Gelegenheit, ihn zu ergreifen und zu töten, und so brach er auf und kam nach Bethsan.³² 1 Makkabäer 1Makk 20 12 40 32 Vergl. [1Makk 5,32]. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 41 Et exivit Jonathas obviam illi cum quadraginta millibus virorum electorum in prlium, et venit Bethsan. Jonathas aber zog ihm mit vierzigtausend Mann auserlesener Truppen zur Schlacht entgegen und kam nach Bethsan. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 42 Et vidit Tryphon quia venit Jonathas cum exercitu multo ut extenderet in eum manus, timuit. Als nun Tryphon sah, dass Jonathas mit großer Heeresmacht gekommen war, um mit ihm den Kampf aufzunehmen, fürchtete er sich³³ 1 Makkabäer 1Makk 20 12 42 33 Griech.: Fürchtete er sich, Hand an ihn zu legen. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 43 Et excepit eum cum honore, et commendavit eum omnibus amicis suis, et dedit ei munera: et præcepit exercitibus suis ut obedirent ei, sicut sibi. und nahm ihn mit Auszeichnung auf, empfahl ihn allen seinen Freunden, gab ihm Geschenke und befahl seinem ganzen Heere, ihm zu gehorchen wie ihm selbst. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 44 Et dixit Jonathæ: Ut quid vexasti universum populum, cum bellum nobis non sit? Und er sprach zu Jonathas: Warum hast du dieses ganze Volk bemüht, da zwischen uns kein Krieg ist? 1 Makkabäer 1Makk 20 12 45 Et nunc remitte eos in domos suas: elige autem tibi viros paucos, qui tecum sint, et veni mecum Ptolemaidam: et tradam eam tibi, et reliqua præsidia, et exercitum, et universos præpositos negotii, et conversus abibo: propterea enim veni. So entlass sie denn nach Hause und wähle dir nur wenige Männer zu deiner Umgebung aus und komm mit mir nach Ptolemais, damit ich dir die Stadt³⁴ und die übrigen Festungen³⁵ und das Heer und alle Beamten übergebe und damit zurückkehre; denn dazu bin ich gekommen. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 45 34 Dies hatte Demetrius I. dem Jonathas bereits versprochen. Vergl. [1Makk 10,39]. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 45 35 Am Mittelmeere bis nach Joppe hin. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 46 Et credidit ei, et fecit sicut dixit: et dimisit exercitum, et abierunt in terram Juda. Da glaubte er ihm und tat, wie jener gesagt, und entließ sein Heer, dass sie in das Land Juda abzogen.³⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 12 46 36 Er behielt nur 3000 Mann, von denen er 2000 in Galiläa zurückließ. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 47 Retinuit autem secum tria millia virorum: ex quibus remisit in Galilæam duo millia, mille autem venerunt cum eo. Bei sich aber behielt er dreitausend Mann, von welchen er zweitausend nach Galiläa sandte, während tausend ihn begleiteten. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 48 Ut autem intravit Ptolemaidam Jonathas, clauserunt portas civitatis Ptolemenses: et comprehenderunt eum: et omnes, qui cum eo intraverant, gladio interfecerunt. Als aber Jonathas nach Ptolemais gekommen war, schlossen die Bewohner die Tore der Stadt und ergriffen ihn und machten alle, die mit ihm eingezogen waren, nieder. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 49 Et misit Tryphon exercitum, et equites in Galilæam, et in campum magnum ut perderent omnes socios Jonathæ. Hierauf sandte Tryphon Fußvolk und Reiterei nach Galiläa und in die große Ebene, um alle, welche Jonathas begleitet hatten, zu vernichten. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 5 Et hoc est exemplum epistolarum, quas scripsit Jonathas Spartiatis: Dies ist die Abschrift des Schreibens, welches Jonathas an die Spartaner richtete: 1 Makkabäer 1Makk 20 12 50 At illi cum cognovissent quia comprehensus est Jonathas, et periit, et omnes, qui cum eo erant, hortati sunt semetipsos, et exierunt parati in prlium. Als diese aber erfuhren, dass Jonathas mit allen, die bei ihm waren, ergriffen und getötet sei,³⁷ sprachen sie einander Mut zu und zogen, zur Schlacht geordnet, aus. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 50 37 Falsches Gerücht, denn Jonathas war nicht getötet. Vergl. [1Makk 13,12.15]. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 51 Et videntes hi, qui insecuti fuerant, quia pro anima res est illis, reversi sunt: Da die Verfolger sahen, dass jene um ihr Leben kämpfen wollten, kehrten sie um. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 52 Illi autem venerunt omnes cum pace in terram Juda. Et planxerunt Jonathan, et eos, qui cum ipso erant, valde: et luxit Israel luctu magno. Jene aber kamen alle glücklich in das Land Juda. Und sie beweinten den Jonathas und die Seinigen überaus und Israel hielt eine große Wehklage. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 53 Et quæsierunt omnes gentes, quæ erant in circuitu eorum, conterere eos: dixerunt enim: Alle Völker aber rings um sie her trachteten, sie zu vernichten; denn sie sprachen: 1 Makkabäer 1Makk 20 12 54 Non habent principem, et adjuvantem: nunc ergo expugnemus illos, et tollamus de hominibus memoriam eorum. Sie haben keinen Fürsten noch Helfer,³⁸ so wollen wir sie nun bekriegen und ihr Andenken unter den Menschen ausrotten. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 54 38 Kein Thronprätendent bemüht sich um ihre Gunst. Zur Zeit waren beide, Tryphon wie Demetrius, ihnen feind. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 6 JONATHAS summus sacerdos, et seniores gentis, et sacerdotes, et reliquus populus Judæorum Spartiatis fratribus salutem. Jonathas, der Hohepriester, und die Ältesten des Volkes, die Priester und das übrige Volk der Juden entbieten den Spartanern, ihren Brüdern, Gruß! 1 Makkabäer 1Makk 20 12 7 Jampridem missæ erant epistolæ ad Oniam summum sacerdotem ab Ario, qui regnabat apud vos, quoniam estis fratres nostri, sicut rescriptum continet, quod subjectum est. Schon vordem wurde an Onias, den Hohenpriester,⁵ von Arius, eurem damaligen Könige, ein Schreiben gesandt, dass ihr unsere Brüder seid, wie die unten beigefügte Abschrift besagt.⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 12 7 5 Arius I. (309 265) sandte zwischen 309 und 300 Briefe an Onias I., Sohn des Jaddus, der von 323 bis 300 vor Chr. Hoherpriester war. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 7 6 V. 19ff. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 8 Et suscepit Onias virum, qui missus fuerat, cum honore: et accepit epistolas, in quibus significabatur de societate, et amicitia. Und Onias empfing den Abgesandten ehrenvoll und nahm das Schreiben entgegen, in dem von der Bundesgenossenschaft und Freundschaft zwischen uns die Rede war. 1 Makkabäer 1Makk 20 12 9 Nos, cum nullo horum indigeremus, habentes solatio sanctos libros, qui sunt in manibus nostris, Obwohl wir nun dessen⁷ nicht bedürftig sind, da wir als Trost die heiligen Bücher haben, die in unsern Händen sind, 1 Makkabäer 1Makk 20 12 9 7 Eurer Freundschaft und eures Bündnisses. 1 Makkabäer 1Makk 20 0 1 III. Geschichte Simons. (13,1 16,17) 1. Anfang der Führerschaft Simons. (13,1 14,49) a. An die Stelle seines Bruders getreten, sucht er vergeblich, denselben zu befreien. Jonathas wird mit seinen Söhnen getötet. (V. 24) Simon errichtet den Getöteten ein Denkmal. (V. 30) 2. Simon tritt auf die Seite Demetrius II. (V. 4), erobert Gaza und die Burg von Jerusalem und macht seinen Sohn zum Heerführer. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 1 Et audivit Simon quod congregavit Tryphon exercitum copiosum ut veniret in terram Juda, et attereret eam. Da nun Simon hörte, dass Tryphon ein großes Heer sammle, um in das Land Juda einzufallen und es zu verwüsten, 1 Makkabäer 1Makk 20 13 10 Et congregans omnes viros bellatores, acceleravit consummare universos muros Jerusalem, et munivit eam in gyro. Da sammelte er alle streitbaren Männer und beeilte sich, alle Mauern Jerusalems zu vollenden, und befestigte es ringsum.⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 13 10 4 Vergl. [1Makk 12,36]. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 11 Et misit Jonathan filium Absalomi, et cum eo exercitum novum in Joppen, et ejectis his, qui erant in ea, remansit illic ipse. Dann entsandte er Jonathas, den Sohn Absaloms,⁵ mit einem neuen Heere nach Joppe und dieser vertrieb die Bewohner⁶ und blieb daselbst. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 11 5 Wohl des [1Makk 11,70] Genannten. Mathathias war alsdann der Bruder dieses Jonathas, den Simon absendet, Joppe zu besetzen. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 11 6 Die ihm feindlich waren. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 12 Et movit Tryphon a Ptolemaida cum exercitu multo, ut veniret in terram Juda, et Jonathas cum eo in custodia. Inzwischen brach Tryphon von Ptolemais mit einer zahlreichen Heeresmacht auf, um in das Land Juda zu ziehen, und Jonathas war bei ihm als Gefangener.⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 13 12 7 War also am Leben. Vergl. [1Makk 12,50]. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 13 Simon autem applicuit in Addus contra faciem campi. Simon aber schlug sein Lager bei Addus,⁸ der Ebene gegenüber, auf. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 13 8 Griech.: Adida, die gleiche Ortschaft wie [1Makk 12,38]. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 14 Et ut cognovit Tryphon quia surrexit Simon loco fratris sui Jonathæ: et quia commissurus esset cum eo prlium, misit ad eum legatos, Als nun Tryphon erfuhr, dass Simon an die Stelle seines Bruders Jonathas getreten sei und dass jener ihm eine Schlacht liefern wolle, sandte er an ihn Gesandte 1 Makkabäer 1Makk 20 13 15 Dicens: Pro argento, quod habebat frater tuus Jonathas in ratione regis, propter negotia, quæ habuit, detinuimus eum. und ließ ihm sagen: Wegen des Geldes, das dein Bruder Jonathas dem Schatze des Königs schuldete,⁹ von den Ämtern her, die er inne hatte, halten wir ihn gefangen. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 15 9 Jonathas hatte sich Demetrius gegenüber zu bestimmten Zahlungen verpflichtet, die er nach der Beseitigung desselben doch nicht mehr zahlen konnte. Übrigens war dies nur ein Vorwand. (Vergl. V. 17, V. 19.) [1Makk 12,40] ist der wirkliche Grund der Gefangennahme berichtet. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 16 Et nunc mitte argenti talenta centum, et duos filios ejus obsides, ut non dimissus fugiat a nobis, et remittemus eum. So sende nun hundert Talente Silbers und seine zwei Söhne als Geiseln, damit er, wenn er freigelassen wird, nicht von uns abfalle; so wollen wir ihn zurücksenden. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 17 Et cognovit Simon quia cum dolo loqueretur secum, jussit tamen dari argentum, et pueros: ne inimicitiam magnam sumeret ad populum Israel, dicentem: Zwar erkannte Simon, dass jener betrüglich zu ihm redete, aber er ließ das Geld und die Knaben geben, damit er sich nicht große Feindschaft bei dem Volke Israel zuzog, das sagen konnte: 1 Makkabäer 1Makk 20 13 18 Quia non misit ei argentum, et pueros, propterea periit. Weil er ihm nicht das Geld und die Knaben gesendet, darum ist jener umgekommen. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 19 Et misit pueros, et centum talenta: et mentitus est, et non dimisit Jonathan. Er sandte also die Knaben und die hundert Talente. Aber Tryphon hielt sein Wort nicht und ließ Jonathas nicht frei. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 2 Videns quia in tremore populus est, et in timore, ascendit Jerusalem, et congregavit populum: und sah, dass das Volk in Furcht und Schrecken war, zog er nach Jerusalem hinauf und versammelte das Volk.¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 13 2 1 Die Vorsteher des Volkes. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 20 Et post hæc venit Tryphon intra regionem, ut contereret eam: et gyraverunt per viam, quæ ducit Ador: et Simon, et castra ejus ambulabant in omnem locum quocumque ibant. Hierauf drang Tryphon in das Land ein, um es zu verwüsten, und sie machten den Umweg über Ador,¹⁰ Simon aber folgte ihnen mit seinem Heere, wohin sie immer zogen.¹¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 13 20 10 Siehe [2Chr 11,9]. Es lag an der Südgrenze von Juda. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 20 11 Simon will sie hindern, in Judäa einzubrechen. Tryphon wählt das Mittel, das die Syrer bereits zweimal mit Erfolg versucht [1Makk 4,49] und [1Makk 6,31], und will durch Idumäa nach Judäa gelangen. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 21 Qui autem in arce erant, miserunt ad Tryphonem legatos, ut festinaret venire per desertum, et mitteret illis alimonias. Die Besatzung der Burg aber¹² sandte an Tryphon Boten, er möchte eilends durch die Wüste¹³ kommen und ihnen Lebensmittel senden. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 21 12 Die eingeschlossen war. [1Makk 12,36] 1 Makkabäer 1Makk 20 13 21 13 Die Wüste Thekue zwischen Jerusalem und dem Toten Meere. [2Chr 20,20] 1 Makkabäer 1Makk 20 13 22 Et paravit Tryphon omnem equitatum, ut veniret illa nocte: erat autem nix multa valde, et non venit in Galaaditim. Da hielt Tryphon seine ganze Reiterei bereit, um in jener Nacht hinzukommen; doch da sehr viel Schnee fiel, kam er nicht in das Land Galaad.¹⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 13 22 14 Griech.: Kam er nicht nach Jerusalem, sondern brach auf und gelangte nach Galaad. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 23 Et cum appropinquasset Bascaman, occidit Jonathan, et filios ejus illic. Als er aber nahe an Baskaman¹⁵ kam, tötete er Jonathas und seine Söhne daselbst.¹⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 13 23 15 Im Gebiet von Galaad. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 23 16 Griech.: und dieser ward dort begraben. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 24 Et convertit Tryphon, et abiit in terram suam. Alsdann kehrte Tryphon wieder in sein Land zurück. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 25 Et misit Simon, et accepit ossa Jonathæ fratris sui, et sepelivit ea in Modin civitate patrum ejus. Da sandte Simon hin und ließ die Gebeine seines Bruders Jonathas holen und begrub sie in Modin, der Stadt seiner Väter.¹⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 13 25 17 Vergl. [1Makk 2,1.70]. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 26 Et planxerunt eum omnis Israel planctu magno, et luxerunt eum dies multos. Und ganz Israel hielt ein großes Wehklagen um ihn und man betrauerte ihn viele Tage. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 27 Et ædificavit Simon super sepulcrum patris sui et fratrum suorum ædificium altum visu, lapide polito retro et ante: Alsdann ließ Simon auf dem Grabe seines Vaters und seiner Brüder ein hohes, in die Augen fallendes Bauwerk errichten, auf der Vorder- und auf der Hinterseite aus geglätteten Steinen. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 28 Et statuit septem pyramidas, unam contra unam patri et matri, et quatuor fratribus: Darauf setzte er sieben Pyramiden, eine der andern gegenüber, für seinen Vater, für seine Mutter und für seine vier Brüder.¹⁸ 1 Makkabäer 1Makk 20 13 28 18 Die siebte sollte für ihn selbst sein. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 29 Et his circumposuit columnas magnas: et super columnas arma, ad memoriam æternam: et juxta arma naves sculptas, quæ viderentur ab omnibus navigantibus mare. Rings um diese ließ er große Säulen setzen und auf den Säulen brachte er Waffenrüstungen an, zum ewigen Andenken, und neben den Rüstungen ließ er Schiffe einmeißeln,¹⁹ dass diese von allen Seefahrern gesehen werden könnten. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 29 19 Zur Erinnerung an die Eroberung von Joppe, mit welcher den Juden der Zugang zum Meere erschlossen war. Vergl. [1Makk 12,33]. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 3 Et adhortans dixit: Vos scitis quanta ego, et fratres mei, et domus patris mei fecimus pro legibus, et pro sanctis prlia, et angustias quales vidimus: Und er ermutigte sie und sprach: Ihr wisset, was ich und meine Brüder und das Haus meines Vaters für die Gesetze und das Heiligtum getan, welche Kämpfe und Trübsale wir erlebt haben. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 30 Hoc est sepulcrum, quod fecit in Modin, usque in hunc diem. Dieses Grabmal, das er in Modin errichtete, steht bis zum heutigen Tage.²⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 13 30 20 Bis zur Zeit der Abfassung des ersten Buches der Machabäer. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 31 Tryphon autem cum iter faceret cum Antiocho rege adolescente, dolo occidit eum. Tryphon aber tötete, als er mit dem jungen Könige Antiochus auf einer Reise war, diesen verräterisch.²¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 13 31 21 Dem Berichte über den Tod des Jonathas fügt der Verfasser alsbald die Nachricht über den Tod des jungen Antiochus bei, um die Grausamkeit des Tryphon in ihrer Furchtbarkeit vor Augen zu stellen. Antiochus starb indes erst nach der Unternehmung des Demetrius gegen die Meder, welche [1Makk 14,1] berichtet wird, im Alter von zehn Jahren. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 32 Et regnavit loco ejus, et imposuit sibi diadema Asiæ, et fecit plagam magnam in terra. Und er ward an seiner Statt König und setzte sich das Diadem von Asien²² auf und richtete viel Unheil im Lande an.²³ 1 Makkabäer 1Makk 20 13 32 22 Vergl. [1Makk 8,6]. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 32 23 Besonders durch seine Feindseligkeiten gegen die Glieder der königlichen Familie und alle die, welche er als seine Gegner ansah. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 33 Et ædificavit Simon præsidia Judææ, muniens ea turribus excelsis, et muris magnis, et portis, et seris: et posuit alimenta in munitionibus. Simon aber stellte die Festungen Judäas her, versah sie mit hohen Türmen und großen Mauern und Toren und Riegeln und brachte Lebensmittel in die Festen. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 34 Et elegit Simon viros, et misit ad Demetrium regem ut faceret remissionem regioni: quia actus omnes Tryphonis per direptionem fuerant gesti. Auch sandte Simon auserwählte Männer an den König Demetrius²⁴ mit der Bitte, er wolle dem Lande Erlass gewähren, denn alle Handlungen Tryphons waren Räubereien gewesen.²⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 13 34 24 Dieser hatte sich, während Tryphon in Antiochia herrschte, in die östlichen Provinzen zurückgezogen. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 34 25 Tryphon ist ein Thronräuber. So will Simon sich mit Demetrius verbinden, den er zuvor bekämpft. Vergl. [1Makk 11,63ff]. Er bittet ihn, die früher Judäa angebotenen Befreiungen [1Makk 11,28ff] zu bestätigen. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 35 Et Demetrius rex ad verba ista respondit ei, et scripsit epistolam talem: König Demetrius aber antwortete ihm seiner Bitte gemäß und schrieb folgenden Brief an ihn: 1 Makkabäer 1Makk 20 13 36 REX Demetrius Simoni summo sacerdoti, et amico regum, et senioribus, et genti Judæorum salutem. König Demetrius entbietet Simon, dem Hohenpriester und Freunde der Könige,²⁶ und den Ältesten und dem Volke der Juden seinen Gruß! 1 Makkabäer 1Makk 20 13 36 26 Des Demetrius und seiner Nachfolger. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 37 Coronam auream, et bahem, quam misistis, suscepimus: et parati sumus facere vobiscum pacem magnam, et scribere præpositis regis remittere vobis quæ indulsimus. Die goldene Krone und den Palmzweig,²⁷ welchen ihr gesandt, haben wir erhalten und sind bereit, euch vollkommenen Frieden zu gewähren und an die königlichen Beamten zu schreiben, dass sie euch den Erlass gewähren sollen, welchen wir zugestanden haben. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 37 27 Vielleicht in Gestalt eines Zepters. Vergl. [2Makk 14,4]. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 38 Quæcumque enim constituimus, vobis constant. Munitiones, quas ædificastis, vobis sint. Denn was wir angeordnet haben,²⁸ bleibt für euch in Kraft; die Festungen, welche ihr erbaut habt, sollen euch gehören. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 38 28 Jetzt in diesem Erlass (nicht in dem Versprechen [1Makk 11,28]). 1 Makkabäer 1Makk 20 13 39 Remittimus quoque ignorantias, et peccata usque in hodiernum diem, et coronam, quam debebatis: et si quid aliud erat tributarium in Jerusalem, jam non sit tributarium. Wir sehen euch auch die Fehltritte und Vergehen bis auf den heutigen Tag nach und erlassen euch die Krone, welche ihr schuldig seid; und wenn noch eine andere Abgabe in Jerusalem zu entrichten war, so soll sie nicht mehr gegeben werden. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 4 Horum gratia perierunt fratres mei omnes propter Israel, et relictus sum ego solus. Dieser wegen sind alle meine Brüder für Israel gefallen und ich allein bin übriggeblieben.² 1 Makkabäer 1Makk 20 13 4 2 Simon glaubte wie die anderen an den Tod des Jonathas. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 40 Et si qui ex vobis apti sunt conscribi inter nostros, conscribantur, et sit inter nos pax. Wenn ferner einige von euch geeignet sind, in unsere Leibwache aufgenommen zu werden, so sollen sie aufgenommen werden und es sei Friede zwischen uns! 1 Makkabäer 1Makk 20 13 41 Anno centesimo septuagesimo ablatum est jugum gentium ab Israel. Im hundertundsiebzigsten Jahre²⁹ ward das Joch der Heiden von Israel genommen.³⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 13 41 29 142 vor Chr. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 41 30 Israel bleibt unter der Oberherrschaft Syriens, aber nicht mehr in Bedrückung. Von diesem Jahre begannen die Juden fortan die Datierung in ihren Verträgen usw. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 42 Et cpit populus Israel scribere in tabulis, et gestis publicis, anno primo sub Simone summo sacerdote, magno duce, et principe Judæorum. Und das Volk Israel fing an, in Urkunden und öffentlichen Briefen zu schreiben: Im ersten Jahre Simons, des Hohenpriesters, des großen Heerführers und Fürsten der Juden. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 43 In diebus illis applicuit Simon ad Gazam, et circumdedit eam castris, et fecit machinas, et applicuit ad civitatem, et percussit turrem unam, et comprehendit eam. Um jene Zeit rückte Simon vor Gaza³¹ und schloss es mit seinem Heere ein und machte Maschinen³² und brachte sie an die Stadt und bestürmte einen Turm und nahm ihn ein. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 43 31 Richtiger wohl ist zu lesen Gazara. Vergl. [1Makk 14,7.34]. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 43 32 Besondere von Demetrius Poliorketes erfundene Kriegsmaschine. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 44 Et eruperant qui erant intra machinam in civitatem: et factus est motus magnus in civitate. Als nun die, welche in der Maschine verborgen waren, plötzlich in die Stadt eindrangen,³³ entstand in derselben großer Schrecken. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 44 33 Aus der Kriegsmaschine gelangten sie auf die Mauer und drangen von da in die Stadt. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 45 Et ascenderunt qui erant in civitate cum uxoribus, et filiis supra murum scissis tunicis suis, et clamaverunt voce magna, postulantes a Simone dextras sibi dari, Da stiegen die Bewohner der Stadt mit ihren Frauen und Kindern auf die Mauer mit zerrissenen Gewändern und baten Simon mit lautem Geschrei, mit ihnen Frieden zu schließen, 1 Makkabäer 1Makk 20 13 46 Et dixerunt: Non nobis reddas secundum malitias nostras, sed secundum misericordias tuas. und sprachen: Vergilt uns nicht nach unseren schlimmen Taten, sondern nach deiner Barmherzigkeit! 1 Makkabäer 1Makk 20 13 47 Et flexus Simon non debellavit eos: ejecit tamen eos de civitate, et mundavit ædes, in quibus fuerant simulacra, et tunc intravit in eam cum hymnis benedicens Dominum: Simon ward gerührt und ließ vom Kampfe gegen sie ab. Doch mussten sie aus der Stadt ziehen und er reinigte die Häuser, in denen sich Götzenbilder fanden. Alsdann hielt er seinen feierlichen Einzug in die Stadt unter Lobgesängen und Dankliedern auf den Herrn. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 48 Et ejecta ab ea omni immunditia, collocavit in ea viros, qui legem facerent: et munivit eam, et fecit sibi habitationem. Nachdem er daraus alle Unreinigkeit entfernt hatte,³⁴ siedelte er daselbst Leute an, welche das Gesetz beobachteten, und befestigte die Stadt und baute sich eine Wohnung darin. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 48 34 Er will Gazara zu einer jüdischen Stadt machen. Später trat er die Stadt seinem Sohne Johannes ab. (V. 54) 1 Makkabäer 1Makk 20 13 49 Qui autem erant in arce Jerusalem, prohibebantur egredi et ingredi regionem, et emere, ac vendere: et esurierunt valde, et multi ex eis fame perierunt. Die Besatzung der Burg zu Jerusalem war in die Unmöglichkeit versetzt, dieselbe zu verlassen und in das Land zu kommen und zu kaufen und zu verkaufen,³⁵ daher litten sie großen Hunger und viele kamen vor Hunger um. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 49 35 Die Ursache siehe [1Makk 12,36]. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 5 Et nunc non mihi contingat parcere animæ meæ in omni tempore tribulationis: non enim melior sum fratribus meis. So sei es nun fern von mir, mein Leben zu schonen in irgendwelcher Zeit der Drangsal, denn ich bin nicht besser als meine Brüder. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 50 Et clamaverunt ad Simonem ut dextras acciperent: et dedit illis: et ejecit eos inde, et mundavit arcem a contaminationibus: Da flehten sie Simon um Frieden an und er gewährte ihnen denselben, doch mussten sie ausziehen und er reinigte die Burg von den Befleckungen. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 51 Et intraverunt in eam tertia et vigesima die secundi mensis, anno centesimo septuagesimo primo cum laude, et ramis palmarum, et cinyris, et cymbalis, et nablis, et hymnis, et canticis, quia contritus est inimicus magnus ex Israel. Am dreiundzwanzigsten Tage des zweiten Monats im hunderteinundsiebzigsten Jahre³⁶ zogen sie in die Burg mit Lobgesang und Palmzweigen³⁷ und Zithern und Zymbeln und Harfen und Lobgesängen und Liedern, weil ein großer Feind aus Israel³⁸ vertilgt war. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 51 36 Im Monat Mai des Jahres 141 vor Chr. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 51 37 Zeichen der Freude. Vergl. [2Makk 10,7; Joh 12,13]. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 51 38 Die langjährige Besetzung. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 52 Et constituit ut omnibus annis agerentur dies hi cum lætitia. Und er setzte fest, dass diese Tage alljährlich mit Freudenfesten gefeiert werden sollten.³⁹ 1 Makkabäer 1Makk 20 13 52 39 Dieses Fest scheint nicht lange gefeiert worden zu sein (bei den Juden), da es weiterhin nicht mehr erwähnt wird. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 53 Et munivit montem templi, qui erat secus arcem, et habitavit ibi ipse, et qui cum eo erant. Dann befestigte er den Tempelberg, welcher neben der Burg war, und wohnte daselbst mit den Seinigen.⁴⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 13 53 40 So hatte Jerusalem nun zwei Festungen: die vordem von den Syrern besetzte und die von Simon angelegte Tempelfeste. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 54 Et vidit Simon Joannem filium suum, quod fortis prlii vir esset: et posuit eum ducem virtutum universarum: et habitavit in Gazaris. Da nun Simon sah, dass sein Sohn Johannes⁴¹ ein tapferer Kriegsmann war, machte er ihn zum Feldherrn über alle Streitkräfte und dieser wohnte zu Gazara. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 54 41 Johannes Hyrkanus I. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 6 Vindicabo itaque gentem meam, et sancta, natos quoque nostros, et uxores: quia congregatæ sunt universæ gentes conterere nos inimicitiæ gratia. Ich will also Rächer sein für mein Volk und das Heiligtum und unsere Frauen und Kinder, denn alle Völker haben sich aus Feindschaft zu unserer Vernichtung verbunden. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 7 Et accensus est spiritus populi simul ut audivit sermones istos: Da ward der Mut des Volkes allzumal entflammt, als es diese Worte hörte, 1 Makkabäer 1Makk 20 13 8 Et responderunt voce magna dicentes: Tu es dux noster loco Judæ, et Jonathæ fratris tui: und sie antworteten mit lauter Stimme und sprachen: Du bist unser Anführer anstatt Judas und deines Bruders Jonathas.³ 1 Makkabäer 1Makk 20 13 8 3 Zugleich ward er damit als Hoherpriester anerkannt. Vergl. [1Makk 14,35] und [1Makk 13,36]. 1 Makkabäer 1Makk 20 13 9 Pugna prlium nostrum: et omnia, quæcumque dixeris nobis, faciemus. Führe unsern Krieg, und alles, was du uns sagst, wollen wir tun! 1 Makkabäer 1Makk 20 0 1 3. Demetrius II. Wird von den Persern besiegt, die Juden bleiben in Frieden. (V. 15) Simon erneuert das Bündnis mit den Spartiaten (V. 23) und sendet Gesandte nach Rom, seine Wahl zum Hohenpriester und zum erblichen Oberfeldherrn anzuzeigen und das Bündnis zu erneuern. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 1 Anno centesimo septuagesimo secundo congregavit rex Demetrius exercitum suum, et abiit in Mediam ad contrahenda sibi auxilia, ut expugnaret Tryphonem. Im hundertzweiundsiebzigsten Jahre¹ sammelte der König Demetrius sein Heer und zog nach Medien,² um Hilfstruppen zusammenzuziehen und gegen Tryphon den Kampf zu führen. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 1 1 140 vor Chr. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 1 2 Dieser Zug Demetrius Nikators sollte zur gewaltsamen Vermehrung seines Heeres dienen, damit er Tryphon mit Übermacht angreifen konnte. Griechen und Mazedonier hatten ihn gerufen, wie Flav. Josephus berichtet. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 10 Et civitatibus tribuebat alimonias, et constituebat eas ut essent vasa munitionis quoadusque nominatum est nomen gloriæ ejus usque ad extremum terræ. Die Städte versorgte er mit Lebensmitteln und bestimmte sie zu Waffenplätzen,¹³ so dass sein Name bis an die Grenzen der Erde mit Ruhm genannt ward. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 10 13 Griech.: und machte sie kampffähig mit Befestigungswerkzeugen. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 11 Fecit pacem super terram, et lætatus est Israel lætitia magna. Er stellte den Frieden im Lande her und Israel hatte große Freude. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 12 Et sedit unusquisque sub vite sua, et sub ficulnea sua: et non erat qui eos terreret. Ein jeder saß unter seinem Weinstocke und unter seinem Feigenbaume, ohne dass jemand sie schreckte.¹⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 14 12 14 Bild der Ruhe und des Glückes im Frieden. [1Kön 4,25; Mi 4,4; Sach 3,10] 1 Makkabäer 1Makk 20 14 13 Defecit impugnans eos super terram: reges contriti sunt in diebus illis. Niemand war mehr auf Erden, der sie bekämpfte, die Könige¹⁵ waren zu jener Zeit niedergeworfen. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 13 15 Besonders die Könige von Syrien. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 14 Et confirmavit omnes humiles populi sui, et legem exquisivit, et abstulit omnem iniquum et malum: Er war die Stütze aller Schwachen seines Volkes, wachte über das Gesetz und vertilgte jeden Gottlosen und Übeltäter. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 15 Sancta glorificavit, et multiplicavit vasa sanctorum. Er schmückte das Heiligtum und vermehrte die Gerätschaften desselben. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 16 Et auditum est Romæ quia defunctus esset Jonathas: et usque in Spartiatas: et contristati sunt valde. Als man in Rom erfuhr, dass Jonathas gestorben sei, und die Nachricht davon bis nach Sparta kam, betrauerte man ihn sehr. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 17 Ut audierunt autem quod Simon frater ejus factus esset summus sacerdos loco ejus, et ipse obtineret omnem regionem, et civitates in ea, Da sie aber vernahmen, dass sein Bruder Simon an seiner Statt Hoherpriester geworden sei und das ganze Land und die Städte darin beherrsche, 1 Makkabäer 1Makk 20 14 18 Scripserunt ad eum in tabulis æreis, ut renovarent amicitias, et societatem quam fecerant cum Juda, et cum Jonatha fratribus ejus. schrieben sie an ihn auf ehernen Tafeln, dass sie die Freundschaft und die Bundesgenossenschaft erneuern wollten, welche sie mit seinen Brüdern Judas und Jonathas geschlossen.¹⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 14 18 16 Das Schreiben der Römer ist bereits eine Antwort auf ein Geschenk Simons und seine Bitte, das Bündnis zu erneuern. [1Makk 15,46-48] Vergl. V. 24. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 19 Et lectæ sunt in conspectu ecclesiæ in Jerusalem. Et hoc exemplum epistolarum, quas Spartiatæ miserunt: Diese Schreiben wurden vor der Volksversammlung in Jerusalem verlesen. Folgendes ist die Abschrift des Schreibens, welches die Spartaner sandten: 1 Makkabäer 1Makk 20 14 2 Et audivit Arsaces rex Persidis, et Mediæ, quia intravit Demetrius confines suos, et misit unum de principibus suis ut comprehenderet eum vivum, et adduceret eum ad se. Da aber Arsakes,³ der König von Persien und Medien,⁴ vernahm, dass Demetrius in sein Gebiet eingefallen sei, entsandte er einen von seinen Feldherrn, ihn lebendig gefangenzunehmen und zu ihm zu bringen.⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 14 2 3 Arsakes ist der gemeinsame Name der parthischen Könige. Damals herrschte Mithridates I. (164 139 vor Chr.) Dieser hatte die Meder und Perser unterworfen, Babylonien und Mesopotamien eingenommen und sein Reich vom Euphrat bis zum Indus ausgedehnt. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 2 4 Das Reich wird nach den beiden bedeutendsten Provinzen bezeichnet. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 2 5 So wollte Arsakes ihn also wohl nicht töten, sondern sich seiner anderweitig bedienen. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 20 SPARTIANORUM principes, et civitates, Simoni sacerdoti magno et senioribus, et sacerdotibus, et reliquo populo Judæorum, fratribus, salutem. Die Fürsten¹⁷ und die Städte¹⁸ der Spartaner entbieten Simon, dem Hohenpriester, den Ältesten, den Priestern und dem übrigen Volke der Juden, ihren Brüdern, ihren Gruß! 1 Makkabäer 1Makk 20 14 20 17 Die Ephoren. Bald nach 211 vor Chr. gab es keine Könige mehr in Sparta und seit 192 (seit der Ermordung des Nabis) keine Tyrannen mehr. Die Anerkennung der Unabhängigkeit Judäas seitens der Spartaner war für die Beziehungen der Juden zu den Syrern von großer Bedeutung. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 20 18 Griech.: Stadt. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 21 Legati, qui missi sunt ad populum nostrum, nuntiaverunt nobis de vestra gloria, et honore, ac lætitia: et gavisi sumus in introitu eorum. Die an unser Volk abgeordneten Gesandten haben uns von euerm Ruhme, eurer Herrlichkeit und Freude berichtet und wir haben uns über ihre Ankunft gefreut 1 Makkabäer 1Makk 20 14 22 Et scripsimus quæ ab eis erant dicta in conciliis populi, sic: Numenius Antiochi, et Antipater Jasonis filius, legati Judæorum, venerunt ad nos, renovantes nobiscum amicitiam pristinam. und haben das von ihnen Gemeldete in den Volksbeschlüssen also aufgezeichnet: Numenius, Sohn des Antiochus, und Antipater, Sohn Jasons, Abgeordnete der Juden, sind zu uns gekommen, um die frühere Freundschaft mit uns zu erneuern. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 23 Et placuit populo excipere viros gloriose, et ponere exemplum sermonum eorum in segregatis populi libris, ut sit ad memoriam populo Spartiatarum. Exemplum autem horum scripsimus Simoni magno sacerdoti. Und das Volk beschloss, die Männer ehrenvoll zu empfangen und eine Abschrift ihrer Botschaft in den besonderen Staatsakten zu hinterlegen, dem Volke der Spartaner zum Angedenken. Eine Abschrift hiervon senden wir an Simon, den Hohenpriester. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 24 Post hæc autem misit Simon Numenium Romam, habentem clypeum aureum magnum, pondo mnarum mille, ad statuendam cum eis societatem.Cum autem audisset populus Romanus Darnach sandte Simon den Numenius nach Rom mit einem großen goldenen Schilde,¹⁹ tausend Minen schwer,²⁰ um die Bundesgenossenschaft mit ihnen zu erneuern. Als aber das römische Volk²¹ hiervon hörte, 1 Makkabäer 1Makk 20 14 24 19 Sinnbild des Schutzes, um den die Juden die Römer baten. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 24 20 Die Mine als Gewicht berechnet ergäbe eine Masse von etwa acht Zentnern, was nicht gut anzunehmen ist. Nach dem Syr. ist schwer zu streichen, so dass der Geldwert des Schildes angegeben ist. In der Tat fehlt in der Antwort der Römer [1Makk 15,18] die Beifügung schwer. Im Geldwerte betrug der Schild dann etwa 75000 M. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 24 21 Im Griech. fehlt diese Beifügung. So kann der Satz sich auf die Juden beziehen, ja dies ist wahrscheinlicher. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 25 Sermones istos dixerunt: Quam gratiarum actionem reddemus Simoni, et filiis ejus? sprachen sie: Welchen Dank sollen wir Simon und dessen Söhnen erweisen? 1 Makkabäer 1Makk 20 14 26 Restituit enim ipse fratres suos, et expugnavit inimicos Israel ab eis, et statuerunt ei libertatem, et descripserunt in tabulis æreis, et posuerunt in titulis in monte Sion. Denn er hat seine Brüder wieder befreit und die Feinde Israels mit dem Schwerte von ihnen abgewehrt. Und sie beschlossen dessen völlige Freiheit²² und schrieben es auf eherne Tafeln, welche an den Säulen auf dem Berge Sion angebracht wurden. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 26 22 Israels volle Unabhängigkeit von der syrischen Herrschaft. Griech.: Denn er kämpfte, er und seine Brüder und das Haus seines Vaters; sie vernichteten die Feinde Israels und sicherten dessen Freiheit. Und sie schrieben die Erinnerung daran auf eherne Tafeln und setzten diese auf Säulen auf dem Berge Sion usw. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 27 Et hoc est exemplum scripturæ: OCTAVA decima die mensis Elul, anno centesimo septuagesimo secundo, anno tertio sub Simone sacerdote magno in Asaramel, Dies ist die Abschrift der Inschrift: Am achtzehnten des Monats Elul²³ im hundertzweiundsiebzigsten Jahre, im dritten Jahre unter Simon, dem Hohenpriester zu Asaramel,²⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 14 27 23 Am achtzehnten des sechsten Monats des heiligen Jahres, etwa in den ersten Tagen September, vergl. [Neh 6,15], im Jahre 140 vor Chr. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 27 24 Etwa: im Vorhof des Volkes Gottes, wenn man annimmt, dass das hebräische Wort unübersetzt griechisch wiedergegeben ist. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 28 In conventu magno sacerdotum, et populi, et principum gentis, et seniorum regionis, nota facta sunt hæc: Quoniam frequenter facta sunt prlia in regione nostra. in der großen Versammlung der Priester, des Volkes, der Fürsten des Volkes und der Ältesten des Landes ward dies²⁵ kundgetan: Da oft Kriege in unserem Lande ausgebrochen sind, 1 Makkabäer 1Makk 20 14 28 25 Uns. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 29 Simon autem Mathathiæ filius ex filiis Jarib, et fratres ejus dederunt se periculo, et restiterunt adversariis gentis suæ, ut starent sancta ipsorum, et lex: et gloria magna glorificaverunt gentem suam. haben Simon, der Sohn des Mathathias, eines Nachkommen der Söhne Jaribs,²⁶ und dessen Brüder sich in Gefahr begeben und den Widersachern ihres Volkes Widerstand geleistet, damit ihr Heiligtum und Gesetz wohlbehalten bliebe, und sie verherrlichten ihr Volk mit großem Ruhme. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 29 26 Oder Jojarib [1Chr 24,7]. Vergl. [1Makk 2,1]. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 3 Et abiit, et percussit castra Demetrii: et comprehendit eum, et duxit eum ad Arsacem, et posuit eum in custodiam. Dieser zog hin, schlug das Heer des Demetrius, nahm ihn selbst gefangen und führte ihn vor Arsakes, der ihn in das Gefängnis werfen ließ.⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 14 3 6 Mithridates ließ ihn in schimpflichem Aufzuge von Stadt zu Stadt führen, um ihm jede Möglichkeit zu benehmen, den Thron Syriens wieder zu besteigen. Doch bald änderte er sein Verhalten und gab ihm seine Tochter Rodogune zur Frau. Später wurde Demetrius auch wieder frei und gelangte wieder auf den Thron. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 30 Et congregavit Jonathas gentem suam, et factus est illis sacerdos magnus, et appositus est ad populum suum. Denn als Jonathas sein Volk versammelt hatte²⁷ und ihr Hoherpriester geworden und zu seinem Volke gesammelt war 1 Makkabäer 1Makk 20 14 30 27 Das Haupt des Volkes geworden war. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 31 Et voluerunt inimici eorum calcare et atterere regionem ipsorum, et extendere manus in sancta eorum. und ihre Feinde ihr Land verheeren und verwüsten und ihre Hand gegen das Heiligtum jener ausstrecken wollten, 1 Makkabäer 1Makk 20 14 32 Tunc restitit Simon, et pugnavit pro gente sua, et erogavit pecunias multas, et armavit viros virtutis gentis suæ, et dedit illis stipendia: stellte sich Simon dem entgegen,²⁸ kämpfte für sein Volk, wendete viel Geld auf, bewaffnete die Krieger seines Volkes und gab ihnen Sold.²⁹ 1 Makkabäer 1Makk 20 14 32 28 Jonathas Wirken war mit seiner Gefangennahme zu Ende. Demgemäß beginnt das des Simon mit dieser, wenn auch Tryphon jene erst später tötete. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 32 29 Vergl. [1Makk 13,10ff]. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 33 Et munivit civitates Judææ, et Bethsuram, quæ erat in finibus Judææ, ubi erant arma hostium antea: et posuit illic præsidium viros Judæos. Auch befestigte er die Städte Judäas und Bethsura³⁰ an den Grenzen Judäas, wo zuvor ein Waffenplatz der Feinde gewesen war, und legte eine Besatzung jüdischer Männer hinein. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 33 30 Diese war besonders wichtig für die Verteidigung Jerusalems. [1Makk 4,29; 1Makk 11,65] 1 Makkabäer 1Makk 20 14 34 Et Joppen munivit, quæ erat ad mare: et Gazaram, quæ est in finibus Azoti, in qua hostes antea habitabant, et collocavit illic Judæos:et quæcumque apta erant ad correptionem eorum, posuit in eis. Ferner befestigte er Joppe am Meere³¹ und Gazara³² an den Grenzen von Azot,³³ wo vordem die Feinde wohnten, und legte Juden hinein und schaffte alles in diese Städte, was zur Instandsetzung derselben nötig war. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 34 31 Vergl. [1Makk 12,33] und [1Makk 13,29]. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 34 32 Vergl. [1Makk 13,43]. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 34 33 Die Gegend von Azot erstreckte sich im Nordwesten bis an die Grenze des Berglandes und konnte sehr wohl bis Gazara reichen. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 35 Et vidit populus actum Simonis, et gloriam, quam cogitabat facere genti suæ, et posuerunt eum ducem suum, et principem sacerdotum, eo quod ipse fecerat hæc omnia, et justitiam, et fidem, quam conservavit genti suæ, et exquisivit omni modo exaltare populum suum. Und da das Volk die Taten Simons sah und den Ruhm, den er seinem Volke zu erwerben gesonnen war, machten sie ihn zu ihrem Feldherrn und Hohenpriester, weil er all dieses getan hatte und seinem Volke Gerechtigkeit und Treue bewahrte und sich auf alle Weise bemühte, sein Volk zu erheben. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 36 Et in diebus ejus prosperatum est in manibus ejus, ut tollerentur gentes de regione ipsorum, et qui in civitate David erant in Jerusalem in arce, de qua procedebant, et contaminabant omnia, quæ in circuitu sanctorum sunt, et inferebant plagam magnam castitati: Und zu seiner Zeit ging alles gut vonstatten unter seiner Leitung, so dass die Heiden aus dem Lande Israel vertrieben wurden, sowie auch die, welche in der Stadt Davids, zu Jerusalem, in der Burg waren, aus der sie Ausfälle machten und alles rings um das Heiligtum verunreinigten und seiner Reinheit großen Schaden zufügten. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 37 Et collocavit in ea viros Judæos ad tutamentum regionis, et civitatis, et exaltavit muros Jerusalem. Er aber legte jüdische Männer hinein zum Schutze des Landes und der Stadt und erhöhte die Mauern Jerusalems. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 38 Et rex Demetrius statuit illi summum sacerdotium. Und König Demetrius bestätigte ihm das Hohepriestertum. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 39 Secundum hæc fecit eum amicum suum, et glorificavit eum gloria magna. Er machte ihn demzufolge zu seinem Freunde und zeichnete ihn mit hohen Ehren aus.³⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 14 39 34 Siehe [1Makk 13,39]. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 4 Et siluit omnis terra Juda omnibus diebus Simonis, et quæsivit bona genti suæ: et placuit illis potestas ejus, et gloria ejus omnibus diebus. Das ganze Land Juda genoss hierauf Ruhe, solange Simon lebte; er suchte das Beste seines Volkes und seine Herrschaft und sein Ruhm gefielen ihnen die ganze Zeit hindurch. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 40 Audivit enim quod appellati sunt Judæi a Romanis amici, et socii, et fratres, et quia susceperunt legatos Simonis gloriose: Denn er hatte gehört, dass die Juden von den Römern als Freunde, Bundesgenossen und Brüder erklärt seien und dass jene die Abgeordneten des Simon ehrenvoll aufgenommen hätten,³⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 14 40 35 Vergl. V. 16 24. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 41 Et quia Judæi, et sacerdotes eorum consenserunt eum esse ducem suum, et summum sacerdotem in æternum, donec surgat propheta fidelis: sowie, dass die Juden und ihre Priester einmütig beschlossen hätten, dass er³⁶ ihr Fürst und Hoherpriester sein solle auf immer, bis ein glaubwürdiger Prophet unter ihnen aufstehe,³⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 14 41 36 Und seiner Nachkommenschaft. Der letzte, der auf rechtmäßige Weise die Würde des Hohenpriesteramtes bekleidete, war Onias III. [2Makk 3,1] Diesen setzte Antiochus Epiphanes 174 vor Chr. ab und verkaufte die Stelle an dessen Bruder Jason. Onias Sohn, Onias IV., flüchtete nach Ägypten, als sein Vater in Daphne ermordet ward, baute in Leontopolis (gegen das Gesetz [Dtn 12,5]) einen Tempel, versah dort das Amt eines Hohenpriesters und ging dadurch mit seiner Familie der gleichen Würde am Tempel zu Jerusalem verlustig. Dies bestimmte die Juden, nun weiteres über das Hohepriestertum festzusetzen, indem sie das Hohepriestertum in der Familie Simons für erblich erklärten, bis ein Prophet aufgestanden sei, der sich über die Erlaubtheit oder Unzulässigkeit dieser Maßregel erklärte. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 41 37 Viele Väter übersetzen: der Prophet, obwohl im Griech. der Artikel fehlt. Tatsächlich war ja dieser Prophet erst Christus. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 42 Et ut sit super eos dux, et ut cura esset illi pro sanctis, et ut constitueret præpositos super opera eorum, et super regionem, et super arma, et super præsidia: und dass er Heerführer über sie sein und Sorge tragen solle für das Heiligtum und Vorsteher über dessen Geschäfte bestellen, über das Land, über die Waffen und über die Festungen;³⁸ 1 Makkabäer 1Makk 20 14 42 38 Dem Machabäer in seiner Person, nicht wird seinem Amte als Hoherpriester dies zugewiesen. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 43 Et cura sit illi de sanctis: et ut audiatur ab omnibus, et scribantur in nomine ejus omnes conscriptiones in regione: et ut operiatur purpura, et auro: dass ihm die Sorge für das Heiligtum obliegen und alle ihm gehorchen sollen, dass in seinem Namen alle Erlasse im Lande abgefasst würden und dass er ein Purpurgewand und Gold tragen solle. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 44 Et ne liceat ulli ex populo, et ex sacerdotibus irritum facere aliquid horum, et contradicere his, quæ ab eo dicuntur, aut convocare conventum in regione sine ipso: et vestiri purpura, et uti fibula aurea. Und keinem von dem Volke und von den Priestern soll es erlaubt sein, etwas von diesen Bestimmungen aufzuheben oder seinen Anordnungen zu widersprechen oder ohne ihn eine Versammlung im Lande zu berufen oder sich in Purpur zu kleiden und eine goldene Spange zu tragen.³⁹ 1 Makkabäer 1Makk 20 14 44 39 Vergl. [1Makk 10,39.89] und [1Makk 11,58]. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 45 Qui autem fecerit extra hæc, aut irritum fecerit aliquid horum, reus erit. Wer aber dem zuwider handeln oder etwas davon aufheben sollte, wird straffällig sein! 1 Makkabäer 1Makk 20 14 46 Et complacuit omni populo statuere Simonem, et facere secundum verba ista. So beschloss das ganze Volk, den Simon einzusetzen und allem dem gemäß zu tun. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 47 Et suscepit Simon, et placuit ei ut summo sacerdotio fungeretur, et esset dux, et princeps gentis Judæorum, et sacerdotum, et præesset omnibus. Simon aber nahm es an und hieß es gut, Hoherpriester, Heerführer und Fürst über das Volk der Juden und die Priester zu sein und allen vorzustehen. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 48 Et scripturam istam dixerunt ponere in tabulis æreis, et ponere eas in peribolo sanctorum, in loco celebri: Auch befahlen sie, diese Urkunde auf eherne Tafeln zu graben und sie in dem Säulengange des Heiligtums⁴⁰ an einem in die Augen fallenden Orte aufzustellen, 1 Makkabäer 1Makk 20 14 48 40 Im äußeren Vorhofe. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 49 Exemplum autem eorum ponere in ærario, ut habeat Simon, et filii ejus. eine Abschrift davon aber in die Schatzkammer zu legen für Simon und seine Söhne.⁴¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 14 49 41 Der Verfasser hält sich nicht streng an die zeitliche Reihenfolge in den über Simon berichteten Ereignissen, sondern will durch die Aufzählung nur die hohe Ehre rechtfertigen, die Simon zuteil geworden. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 5 Et cum omni gloria sua accepit Joppen in portum, et fecit introitum in insulis maris. Zu all seinen rühmlichen Taten kam auch, dass er Joppe als Hafen gewann und sich einen Zugang zu den Inseln des Meeres schaffte.⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 14 5 7 Vergl. [1Makk 13,29]. Besonders auf Kreta wohnten zahlreiche Juden. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 6 Et dilatavit fines gentis suæ, et obtinuit regionem. Er erweiterte die Grenzen seines Volkes und behauptete das Land. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 7 Et congregavit captivitatem multam, et dominatus est Gazaræ, et Bethsuræ, et arci: et abstulit immunditias ex ea, et non erat qui resisteret ei. Er brachte viele, die gefangen gewesen, zusammen und eroberte Gazara,⁸ Bethsura⁹ und die Burg, schaffte die Unreinigkeiten aus ihr hinweg und niemand leistete ihm Widerstand.¹⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 14 7 8 [1Makk 13,43] 1 Makkabäer 1Makk 20 14 7 9 [1Makk 11,65] 1 Makkabäer 1Makk 20 14 7 10 Niemand vermochte ihm zu widerstehen. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 8 Et unusquisque colebat terram suam cum pace: et terra Juda dabat fructus suos, et ligna camporum fructum suum. Und ein jeder bebaute sein Land in Frieden und das Land Juda gab seinen Ertrag und die Bäume der Felder gaben ihre Frucht. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 9 Seniores in plateis sedebant omnes, et de bonis terræ tractabant, et juvenes induebant se gloriam, et stolas belli. Die Greise saßen alle auf den Straßen und besprachen sich über das Beste des Landes¹¹ und die Jünglinge kleideten sich mit Ehren- und Kriegsgewändern.¹² 1 Makkabäer 1Makk 20 14 9 11 Ein sicherer und dauernder Friede herrschte. 1 Makkabäer 1Makk 20 14 9 12 Gingen in dem Gewande und der Waffenrüstung ihrer glorreichen Väter. 1 Makkabäer 1Makk 20 0 1 2. Simons Taten während der Regierung Antiochus VII. (15,1 16,10) 1. Demetrius I. zweiter Sohn des Antiochus (Sidetes), bemächtigt sich der Herrschaft und schreibt freundlich an Simon. (V. 14) Simons Gesandte bringen aus Rom die Anerkennung der Juden als Bundesgenossen. (V. 24) 2. Nachdem Antiochus seinen Gegner Tryphon mit Simons Hilfe besiegt, sendet er, seiner Versprechungen uneingedenk (V. 37), seinen Feldherrn Kendebäus gegen die Juden. (V. 41) 1 Makkabäer 1Makk 20 15 1 Et misit rex Antiochus filius Demetrii epistolas ab insulis maris Simoni sacerdoti, et principi gentis Judæorum, et universæ genti: Auch König Antiochus, der Sohn des Demetrius,¹ sandte von den Inseln des Meeres einen Brief an Simon, den Hohenpriester und Fürsten des Volkes der Juden, und an das ganze Volk. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 1 1 Antiochus VII., Sohn Demetrius I. Soter. Dieser Antiochus (Sidetes) war der Bruder Demetrius II., welcher von den Parthern zum Gefangenen gemacht war. Während der Gefangenschaft Demetrius II. nahmen sich die Feldherrn des gefangenen Königs seiner gegen Tryphon an, während Antiochus VII. selbst flüchtig umherirrte, da keine Stadt ihn aufzunehmen wagte aus Furcht vor Tryphon. Als Antiochus von der Gefangenschaft seines Bruders Kenntnis erhielt, schrieb er alsbald an Simon, sich dessen Hilfe zu sichern, von Rhodus aus. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 10 Anno centesimo septuagesimo quarto exiit Antiochus in terram patrum suorum, et convenerunt ad eum omnes exercitus, ita ut pauci relicti essent cum Tryphone. Im hundertvierundsiebzigsten Jahre⁸ zog Antiochus aus⁹ in das Land seiner Väter und alle Heerscharen sammelten sich zu ihm,¹⁰ so dass nur wenige bei Tryphon zurückblieben. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 10 8 138 vor Chr. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 10 9 Von Seleucia, wo er sich mit Kleopatra verbunden. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 10 10 Er wusste, wie verhasst Tryphon war, und zog daraus Nutzen. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 11 Et insecutus est eum Antiochus rex, et venit Doram fugiens per maritimam: König Antiochus verfolgte ihn und er kam,¹¹ an der Meeresküste fliehend, nach Dora,¹² 1 Makkabäer 1Makk 20 15 11 11 Aus Phönizien. (Flav. Josephus) 1 Makkabäer 1Makk 20 15 11 12 Kananäische Stadt am Mittelmeer, nicht weit vom Berge Karmel. (Das Gebiet der Stadt heißt [1Kön 4,11] Nephat-Dor.) 1 Makkabäer 1Makk 20 15 12 Sciebat enim quod congregata sunt mala in eum, et reliquit eum exercitus. denn er sah, dass ihn Unglück über Unglück traf und das Heer ihn verlassen hatte. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 13 Et applicuit Antiochus super Doram cum centum viginti millibus virorum belligeratorum, et octo millibus equitum: Doch Antiochus lagerte sich vor Dora mit hundertundzwanzigtausend Mann Kriegsvolk zu Fuß und achttausend zu Pferd. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 14 Et circuivit civitatem, et naves a mari accesserunt: et vexabant civitatem a terra, et mari, et neminem sinebant ingredi, vel egredi. Er schloss die Stadt ein, während die Schiffe vom Meere aus herankamen, so dass die Stadt vom Lande und vom Meere her bedrängt war und man niemand aus- und eingehen ließ. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 15 Venit autem Numenius, et qui cum eo fuerant, ab urbe Roma, habentes epistolas regibus, et regionibus scriptas, in quibus continebantur hæc: Da kamen Numenius¹³ und seine Begleiter aus der Stadt Rom mit Briefen¹⁴ an Könige und Länder,¹⁵ in welchen folgendes geschrieben war: 1 Makkabäer 1Makk 20 15 15 13 Vergl. [1Makk 14,24]. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 15 14 Abschriften von Briefen. (V. 24) 1 Makkabäer 1Makk 20 15 15 15 Die unter Roms Oberherrschaft eine gewisse Selbständigkeit genossen. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 16 LUCIUS consul Romanorum, Ptolemæo regi salutem. Lucius, Konsul der Römer,¹⁶ entbietet dem Könige Ptolemäus¹⁷ Gruß.¹⁸ 1 Makkabäer 1Makk 20 15 16 16 Wahrscheinlich Lucius Calpurnius Piso, zum ersten Male Konsul 139 vor Chr. Sein Amtsgenosse war Markus Popilius Länas. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 16 17 Ptolemäus VII. Physkon, der noch neunundzwanzig Jahre nach dem Tode seines Bruders Philometor herrschte. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 16 18 Es wird nur dieser eine Brief angeführt, da die anderen demselben ähnlich waren. (Vergl. V. 22.) 1 Makkabäer 1Makk 20 15 17 Legati Judæorum venerunt ad nos amici nostri, renovantes pristinam amicitiam, et societatem, missi a Simone principe sacerdotum, et populo Judæorum. Die Abgeordneten der Juden sind als unsere Freunde zu uns gekommen, um die Freundschaft und die Bundesgenossenschaft von ehedem zu erneuern, gesandt von Simon, dem Hohenpriester, und dem Volke der Juden. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 18 Attulerunt autem et clypeum aureum mnarum mille. Sie haben uns aber auch einen goldenen Schild von tausend Minen überbracht. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 19 Placuit itaque nobis scribere regibus, et regionibus, ut non inferant illis mala, neque impugnent eos, et civitates eorum, et regiones eorum: et ut non ferant auxilium pugnantibus adversus eos. So beschlossen wir denn, an die Könige und Länder zu schreiben, dass sie ihnen nichts Böses zufügen und nicht wider sie Krieg führen sollen noch wider ihre Städte noch wider ihr Land, und dass sie nicht denen helfen sollen, die gegen sie im Kampfe liegen. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 2 Et erant continentes hunc modum: REX Antiochus Simoni sacerdoti magno, et genti Judæorum salutem. Der Inhalt desselben war folgender: König² Antiochus entbietet dem Hohenpriester Simon³ und dem ganzen Volke der Juden seinen Gruß! 1 Makkabäer 1Makk 20 15 2 2 Der Geburt, wenn auch noch nicht der Tat nach. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 2 3 Griech.: Dem Hohenpriester und Fürsten Simon wie dem ganzen jüdischen Volke. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 20 Visum autem est nobis accipere ab eis clypeum. Es gefiel uns auch, den Schild von ihnen anzunehmen.¹⁹ 1 Makkabäer 1Makk 20 15 20 19 Damit nahmen sie die Pflicht auf sich, jene zu schützen. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 21 Si qui ergo pestilentes refugerunt de regione ipsorum ad vos, tradite eos Simoni principi sacerdotum, ut vindicet in eos secundum legem suam. Wenn also einige nichtswürdige Leute aus ihrem Lande zu euch flüchten, so liefert sie dem Hohenpriester Simon aus, dass er sie nach seinem Gesetze züchtige.²⁰ 1 Makkabäer 1Makk 20 15 21 20 Auch Herodes erhielt von Augustus Vollmacht gegen alle flüchtigen Juden im Römerreich. (Polph., Tit., Liv.) 1 Makkabäer 1Makk 20 15 22 Hæc eadem scripta sunt Demetrio regi, et Attalo, et Ariarathi, et Arsaci, Ebendasselbe schrieben sie an König Demetrius,²¹ an Attalus,²² an Ariarathes,²³ an Arsakes²⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 15 22 21 Demetrius Nikator. Die Römer wussten also von seiner Gefangenschaft noch nichts. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 22 22 Attalus, König von Pergamus, wohl Attalus II. Philadelphus. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 22 23 Ariarathes: Diesen Namen trugen zehn Fürsten in Kappadozien zwischen 370 und 92 vor Chr. Der hier gemeinte ist Ariarathes VI. Philopator, der 130 vor Chr. starb. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 22 24 Arsakes, König der Parther, der [1Makk 14,2] erwähnt wird und der Demetrius II. gefangen nahm. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 23 Et in omnes regiones: et Lampsaco et Spartiatis, et in Delum, et in Myndum, et in Sicyonem, et in Cariam, et in Samum, et in Pamphyliam, et in Lyciam, et in Alicarnassum, et in Coo, et in Siden, et in Aradon, et in Rhodum, et in Phaselidem, et in Gortynam, et Gnidum, et Cyprum, et Cyrenen. und in alle Länder, nach Lampsakus,²⁵ an die Spartaner,²⁶ nach Delos,²⁷ Myndos,²⁸ Sicyon,²⁹ Karien,³⁰ Samos,³¹ Pamphylien,³² Lycien,³³ Halikarnaß,³⁴ Koo,³⁵ Side,³⁶ Arados,³⁷ Rhodus,³⁸ Phaselis,³⁹ Gortyna,⁴⁰ Gnidus,⁴¹ Cypern⁴² und Cyrene.⁴³ 1 Makkabäer 1Makk 20 15 23 25 In Mysien beim Eingang des Hellespont. (Im Griech. steht Sampsames (?)). 1 Makkabäer 1Makk 20 15 23 26 Vergl. [1Makk 12,7]. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 23 27 Kleinste der Zykladen. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 23 28 Im westlichen Karien, jetzt Mentech. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 23 29 Jetzt Basilika im Peloponnes an der Mündung des Asopus, im Westen von Korinth. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 23 30 Karien: Provinz im Südosten von Kleinasien. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 23 31 Samos, Insel im ägäischen Meere. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 23 32 Pamphylien, Provinz von Kleinasien am Mittelmeer, zwischen Lycien im Westen und Cilicien im Osten. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 23 33 Lycien in Kleinasien grenzt im Norden an Karien, im Osten an Pamphylien, im Süden und Westen an das Mittelmeer. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 23 34 Heute Bodrun, Hauptstadt von Karien. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 23 35 Kleine Insel im ägäischen Meere. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 23 36 Side in Pamphylien (jetzt Eski-Adalia). 1 Makkabäer 1Makk 20 15 23 37 Aradus, heute Arek, an der Küste von Phönizien, an der Mündung des Eleutherus. Vergl. [1Makk 11,7]. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 23 38 Rhodus, Insel im Mittelmeer, Karien gegenüber. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 23 39 Stadt in Lycien mit drei Meereshäfen. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 23 40 Stadt auf der Westseite von Kreta. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 23 41 Gnidus in Karien. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 23 42 Cypern, unfern der syrischen Küste. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 23 43 Cyrene in Libyen. Die Septuag. bietet eine andere Ordnung als die Vulgata. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 24 Exemplum autem eorum scripserunt Simoni principi sacerdotum, et populo Judæorum. Die Abschrift davon aber sandten sie an den Hohenpriester Simon und das Volk der Juden. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 25 Antiochus autem rex applicuit castra in Doram secundo, admovens ei semper manus, et machinas faciens: et conclusit Tryphonem, ne procederet. König Antiochus aber belagerte Dora gleich am zweiten Tage⁴⁴ und setzte ihm unablässig zu, errichtete Maschinen und schloss Tryphon ein, dass er nicht herauskäme. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 25 44 Nachdem er sie eingeschlossen. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 26 Et misit ad eum Simon duo millia virorum electorum in auxilium, et argentum, et aurum, et vasa copiosa: Simon sandte ihm zweitausend auserlesener Mannschaft zu Hilfe und Silber und Gold und viele Waffen. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 27 Et noluit ea accipere, sed rupit omnia, quæ pactus est cum eo antea, et alienavit se ab eo. Er aber wollte dies nicht annehmen,⁴⁵ sondern brach alles, was er vordem mit ihm vereinbart hatte, und wendete sich von ihm. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 27 45 Er glaubte sich allein stark genug. Deshalb fällt er auch in den gewöhnlichen Fehler der Könige von Syrien und widerruft alle gegebenen Zusicherungen. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 28 Et misit ad eum Athenobium unum de amicis suis, ut tractaret cum ipso, dicens: Vos tenetis Joppen, et Gazaram, et arcem, quæ est in Jerusalem, civitates regni mei: Dann sandte er Athenobius, einen seiner Freunde, zu ihm, um mit ihm zu unterhandeln, und ließ ihm sagen: Ihr habt Joppe und Gazara und die Burg in Jerusalem, Städte meines Reiches,⁴⁶ eingenommen. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 28 46 Judäa will er ihnen, wie es scheint, zugestehen. Aber die von den Juden besetzten Städte und die von Antiochus IV. Epiphanes, seinem Großonkel, gebaute Festung in Jerusalem fordert er als sein Eigentum. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 29 Fines earum desolastis, et fecistis plagam magnam in terra, et dominati estis per loca multa in regno meo. Die Gebiete derselben habt ihr verwüstet und großen Schaden im Lande angerichtet und euch vieler Orte meines Reiches bemächtigt. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 3 Quoniam quidem pestilentes obtinuerunt regnum patrum nostrorum, volo autem vindicare regnum, et restituere illud sicut erat antea: et electam feci multitudinem exercitus, et feci naves bellicas. Da nichtswürdige Menschen⁴ das Reich unserer Väter in Besitz genommen haben, ich aber willens bin, dasselbe wieder an mich zu bringen und es herzustellen, wie es vordem war, habe ich ein großes Heer geworben und Kriegsschiffe ausgerüstet 1 Makkabäer 1Makk 20 15 3 4 Vergl. [1Makk 10,61]. Gemeint sind Tryphon und Mithridates. [1Makk 13,19.20; 1Makk 14,2] 1 Makkabäer 1Makk 20 15 30 Nunc ergo tradite civitates, quas occupastis, et tributa locorum, in quibus dominati estis extra fines Judææ. So gebet nun die Städte heraus, die ihr eingenommen habt, und zahlet die Steuern von den Orten, deren ihr euch außerhalb des Gebietes von Idumäa bemächtigt habt. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 31 Sin autem, date pro illis quingenta talenta argenti, et exterminii, quod exterminastis, et tributorum civitatum alia talenta quingenta: sin autem, veniemus, et expugnabimus vos. Wo nicht, so gebet dafür fünfhundert Talente Silbers und für die Verwüstung, die ihr angerichtet habt, und für die Steuern von den Städten andere fünfhundert Talente; tut ihr dies nicht, so werden wir kommen und euch mit Krieg überziehen. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 32 Et venit Athenobius amicus regis in Jerusalem, et vidit gloriam Simonis, et claritatem in auro, et argento, et apparatum copiosum: et obstupuit: et retulit ei verba regis. Als nun Athenobius, der Freund des Königs, nach Jerusalem kam und die Herrlichkeit Simons und den Glanz des Silbers und Goldes⁴⁷ und den großen Prunk⁴⁸ sah, erstaunte er und verkündete ihm die Worte des Königs. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 32 47 Des Hauses Simons. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 32 48 Griech.: und den Schenktisch mit goldenen und silbernen Gefäßen. Vergl. [1Makk 11,58]. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 33 Et respondit ei Simon, et dixit ei: Neque alienam terram sumpsimus, neque aliena detinemus: sed hereditatem patrum nostrorum, quæ injuste ab inimicis nostris aliquo tempore possessa est. Simon aber antwortete ihm und sprach zu ihm: Weder haben wir fremdes Land weggenommen noch besitzen wir fremdes Gut, sondern das Erbe unserer Väter, welches von unseren Feinden ungerechterweise einige Zeit in Besitz genommen war. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 34 Nos vero tempus habentes, vindicamus hereditatem patrum nostrorum. Wir aber suchen, da uns die Umstände günstig sind, das Erbe unserer Väter zu behaupten. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 35 Nam de Joppe, et Gazara quæ expostulas, ipsi faciebant in populo plagam magnam, et in regione nostra: horum damus talenta centum. Et non respondit ei Athenobius verbum. Was aber Joppe und Gazara anbelangt, welche du zurückforderst, so haben diese unter dem Volke⁴⁹ großes Unheil angerichtet ebenso wie in unserm Lande; doch wollen wir für dieselben⁵⁰ hundert Talente geben. Athenobius antwortete ihm hierauf kein Wort, 1 Makkabäer 1Makk 20 15 35 49 Der Juden. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 35 50 Für die Einnahme dieser Städte macht er das Kriegsrecht geltend. Die Entschädigungsansprüche hätte der König aber schon bei Erlass des Gnadenbriefes erheben müssen. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 36 Reversus autem cum ira ad regem, renuntiavit ei verba ista, et gloriam Simonis, et universa, quæ vidit, et iratus est rex ira magna. sondern kehrte voll Zorn zum Könige zurück und berichtete ihm diese Worte und die Pracht Simons und alles, was er gesehen; da geriet der König in gewaltigen Zorn. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 37 Tryphon autem fugit navi in Orthosiada. Tryphon aber floh auf einem Schiffe nach Orthosias.⁵¹ 1 Makkabäer 1Makk 20 15 37 51 Trotz der engen Einschließung von Dora gelang es Tryphon, in einen Hafen des phönizischen Meeres, im Süden der Mündung des Eleutherus, nördlich von Tripolis, zu entkommen. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 38 Et constituit rex Cendebæum ducem maritimum, et exercitum peditum et equitum dedit illi. Hierauf bestellte der König den Kendebäus zum Feldherrn über die Meeresküste⁵² und gab ihm Kriegsvolk zu Fuß und zu Pferd. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 38 52 Der König verfolgte Tryphon weiter und tötete ihn in Appamea, wo derselbe erzogen war. (Joseph) Kendebäus blieb als Statthalter der syrischen Küsten zurück. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 39 Et mandavit illi movere castra contra faciem Judææ: et mandavit ei ædificare Gedorem, et obstruere portas civitatis, et debellare populum. Rex autem persequebatur Tryphonem. Und er befahl ihm, gegen Judäa zu Felde zu ziehen, und trug ihm auf, Gedor⁵³ zu befestigen, die Tore der Stadt zu verrammeln und das Volk zu bekämpfen. Der König aber setzte Tryphon nach. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 39 53 Griech.: Kedron, vergl. [1Makk 16,9], Gedor (Gedara) lag im Gebiet der Philister, im Südosten von Jamnia. [Jos 15,36] 1 Makkabäer 1Makk 20 15 4 Volo autem procedere per regionem ut ulciscar in eos, qui corruperunt regionem nostram, et qui desolaverunt civitates multas in regno meo. und bin nun willens, in das Land hinauszuziehen, um mich an denen zu rächen, welche unser Land verwüstet und viele Städte in meinem Lande zerstört haben. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 40 Et pervenit Cendebæus Jamnium, et cpit irritare plebem, et conculcare Judæam, et captivare populum, et interficere, et ædificare Gedorem. Kendebäus nun kam nach Jamnia und fing an, das Volk zu beunruhigen, Judäa zu verwüsten, die Bewohner gefangenzunehmen und zu töten und Gedor zu befestigen. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 41 Et collocavit illic equites, et exercitum: ut egressi perambularent viam Judææ, sicut constituit ei rex. Und er legte Reiter und Fußvolk hinein, damit sie Ausfälle machten und die Straßen von Judäa durchzögen, wie der König ihm geboten hatte. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 5 Nunc ergo statuo tibi omnes oblationes, quas remiserunt tibi ante me omnes reges, et quæcumque alia dona remiserunt tibi: Darum bestätige ich dir nun alle Vergünstigungen, welche dir alle Könige vor mir gewährt haben, und erlasse alle anderen Reichnisse, von welchen sie dich entbunden haben. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 6 Et permitto tibi facere percussuram proprii numismatis in regione tua: Auch gestatte ich dir, eigene Münzen in deinem Lande zu prägen.⁵ 1 Makkabäer 1Makk 20 15 6 5 Dies Recht war die natürliche Folge der Simon zugesicherten Unabhängigkeit. [1Makk 13,42] 1 Makkabäer 1Makk 20 15 7 Jerusalem autem sanctam esse, et liberam: et omnia arma, quæ fabricata sunt, et præsidia, quæ construxisti, quæ tenes, maneant tibi. Jerusalem aber soll heilig und frei sein und alle Waffen, die du hast anfertigen lassen, und die Festungen, welche du erbaut hast und besetzt hältst, sollen dir verbleiben.⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 15 7 6 Vergleiche die Zusicherungen [1Makk 10,31] und [1Makk 14,33]. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 8 Et omne debitum regis: et quæ futura sunt regi, ex hoc, et in totum tempus remittuntur tibi. Alle dem Könige gebührende und ihm fernerhin zukommende Abgabe soll dir von nun an und auf alle Zeiten erlassen sein.⁷ 1 Makkabäer 1Makk 20 15 8 7 Vergl. [1Makk 13,39]. 1 Makkabäer 1Makk 20 15 9 Cum autem obtinuerimus regnum nostrum, glorificabimus te, et gentem tuam, et templum gloria magna ita ut manifestetur gloria vestra in universa terra. Wenn wir unser Reich in Besitz genommen haben, wollen wir dich, dein Volk und den Tempel mit großer Ehre auszeichnen, so dass euer Ruhm auf der ganzen Erde kund werde. 1 Makkabäer 1Makk 20 0 1 Johannes und Judas, die Söhne Simons, besiegen den Kendebäus. (V. 10) 3. Simons Tod, sein Nachfolger. (V. 11 24) a. Simon wird mit seinen Söhnen Judas und Mathathias von seinem Schwiegersohn Ptolemäus ermordet. (V. 17) b. Johannes Hyrkanus folgt seinem Vater Simon nach. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 1 Et ascendit Joannes de Gazaris, et nuntiavit Simoni patri suo quæ fecit Cendebæus in populo ipsorum. Johannes aber begab sich von Gazara¹ hinauf und teilte seinem Vater Simon mit, was Kendebäus wider ihr Volk getan. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 1 1 Wo er wohnte [1Makk 13,54]. Es lag in der Nähe von Jamnia und Kedron. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 10 Et fugerunt usque ad turres, quæ erant in agris Azoti, et succendit eas igni. Et ceciderunt ex illis duo millia virorum, et reversus est in Judæam in pace. Da flohen sie in die Türme, welche in den Gefilden von Azot waren,¹⁰ doch er zündete dieselben¹¹ an und es fielen von ihnen zweitausend Mann. Hierauf kehrte er nach Judäa in Frieden zurück. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 10 10 Wachttürme für Wächter und Hirten. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 10 11 Nach dem Griech. nicht diese, sondern die Stadt. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 11 Et Ptolemæus filius Abobi constitutus erat dux in campo Jericho, et habebat argentum, et aurum multum. Ptolemäus¹² aber, der Sohn Abobs, war als Feldherr über die Ebene von Jericho¹³ gesetzt, dieser besaß viel Silber und Gold, 1 Makkabäer 1Makk 20 16 11 12 Der griechische Name Ptolemäus bei einem Hebräer lässt vermuten, dass er oder seine Familie sich griechischem Wesen zuneigte. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 11 13 Vergl. [Jos 5,10]. Die etwa 70 Stadien lange und 20 breite Erweiterung der Jordanebene bei Jericho. Diese war wegen der Jordanfurten für Judäa überaus wichtig. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 12 Erat enim gener summi sacerdotis. denn¹⁴ er war der Schwiegersohn des Hohenpriesters. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 12 14 Begründung beider Sätze von V. 11. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 13 Et exaltatum est cor ejus, et volebat obtinere regionem, et cogitabat dolum adversus Simonem, et filios ejus, ut tolleret eos. Da erhob sich sein Herz und er wollte Herr des Landes¹⁵ werden und ging mit List um wider Simon und seine Söhne, um sie aus dem Wege zu räumen. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 13 15 Judäas. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 14 Simon autem, perambulans civitates, quæ erant in regione Judææ, et sollicitudinem gerens earum, descendit in Jericho ipse, et Mathathias filius ejus, et Judas, anno centesimo septuagesimo septimo, mense undecimo: hic est mensis Sabath. Simon aber pflegte die Städte im Lande Judäa zu bereisen und für ihr Wohl Sorge zu tragen. So kam er nach Jericho mit seinen Söhnen Mathathias und Judas im hundertsiebenundsiebzigsten Jahre im elften Monate, der der Monat Sabat ist.¹⁶ 1 Makkabäer 1Makk 20 16 14 16 Im Februar 135 v. Chr. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 15 Et suscepit eos filius Abobi in munitiunculam, quæ vocatur Doch, cum dolo, quam ædificavit: et fecit eis convivium magnum, et abscondit illic viros. Und der Sohn Abobs¹⁷ nahm sie mit Hinterlist in einer kleinen Feste namens Doch¹⁸ auf, die er erbaut hatte, und bereitete ihnen ein großes Mahl, versteckte jedoch daselbst Männer. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 15 17 Er wird einzig nach dem Vatersnamen genannt. Verächtliche Bezeichnung? 1 Makkabäer 1Makk 20 16 15 18 Griech.: Dock. Vielleicht war dies eine der von den Machabäern gebauten Festungen. [1Makk 9,50] Dort war Ptolemäus Kommandant. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 16 Et cum inebriatus esset Simon, et filii ejus, surrexit Ptolemæus cum suis, et sumpserunt arma sua, et intraverunt in convivium, et occiderunt eum, et duos filios ejus, et quosdam pueros ejus. Als nun Simon und seine Söhne es sich wohl sein ließen beim Mahle,¹⁹ erhob sich Ptolemäus mit den Seinigen, sie ergriffen ihre Waffen, traten in den Gastsaal und töteten ihn mit seinen zwei Söhnen und einigen seiner Diener. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 16 19 Oder selbst berauscht waren. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 17 Et fecit deceptionem magnam in Israel, et reddidit mala pro bonis. So verübte jener große Treulosigkeit an Israel und vergalt Gutes mit Bösem. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 18 Et scripsit hæc Ptolemæus, et misit regi ut mitteret ei exercitum in auxilium, et traderet ei regionem, et civitates eorum, et tributa. Ptolemäus aber schrieb dies an den König²⁰ und sandte an ihn, er möchte ihm eine Heeresabteilung zu Hilfe senden, so werde er ihm das Land samt ihren Städten und Abgaben übergeben. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 18 20 Antiochus Sibetes. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 19 Et misit alios in Gazaram tollere Joannem: et tribunis misit epistolas, ut venirent ad se, et daret eis argentum, et aurum, et dona. Zugleich sandte er andere nach Gazara,²¹ um Johannes zu vernichten, und richtete Briefe an die Befehlshaber, sie sollten sich ihm anschließen, so wolle er ihnen Silber, Gold und Geschenke geben. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 19 21 Wo Jonathas wohnte. [1Makk 13,54] 1 Makkabäer 1Makk 20 16 2 Et vocavit Simon duos filios seniores Judam, et Joannem, et ait illis: Ego, et fratres mei, et domus patris mei expugnavimus hostes Israel ab adolescentia usque in hunc diem: et prosperatum est in manibus nostris liberare Israel aliquoties. Da berief Simon seine beiden ältesten Söhne, Judas und Johannes,² und sprach zu ihnen: Ich und meine Brüder und das Haus meines Vaters haben wider die Feinde Israels gestritten von unserer Jugend an bis auf den heutigen Tag und es gelang uns, durch unsere Hand mehrere Male Israel zu befreien. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 2 2 Er hatte noch einen dritten Sohn Mathathias. (V. 14) 1 Makkabäer 1Makk 20 16 20 Et alios misit occupare Jerusalem, et montem templi. Wieder andere sandte er ab, um Jerusalem und den Tempelberg²² in Besitz zu nehmen. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 20 22 Der den Berg Sion und die ganze Stadt beherrschte. [1Makk 13,53] 1 Makkabäer 1Makk 20 16 21 Et præcurrens quidam, nuntiavit Joanni in Gazara, quia periit pater ejus, et fratres ejus, et quia misit te quoque interfici. Aber einer war vorausgeeilt und verkündete dem Johannes in Gazara, dass sein Vater und seine Brüder umgekommen und dass jener ausgesendet sei, auch dich zu töten. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 22 Ut audivit autem, vehementer expavit: et comprehendit viros, qui venerant perdere eum, et occidit eos: cognovit enim quia quærebant eum perdere. Als er dies hörte, entsetzte er sich und ergriff die Männer, die gekommen waren, ihn umzubringen, und tötete sie; denn er wusste, dass sie ihn umzubringen trachteten. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 23 Et cetera sermonum Joannis, et bellorum ejus, et bonarum virtutum, quibus fortiter gessit, et ædificii murorum quos exstruxit, et rerum gestarum ejus: Was sonst noch von den Taten des Johannes, seinen Kriegen, seinen tapfern Taten, die er wacker verrichtete, und von dem Baue der Mauern, die er aufführte, und von allem, was er vollbrachte, zu sagen ist, 1 Makkabäer 1Makk 20 16 24 Ecce hæc scripta sunt in libro dierum sacerdotii ejus, ex quo factus est princeps sacerdotum post patrem suum. siehe, das ist aufgeschrieben in der Geschichte seines Hohenpriestertums, von der Zeit an, da er nach seinem Vater Hoherpriester geworden war.²³ 1 Makkabäer 1Makk 20 16 24 23 Mit dem Tode Simons und der glücklichen Errettung des Johannes Hyrkanus schließt das erste Buch der Machabäer. (Der Name Hyrkanus kommt schon vor ihm in einer jüdischen Familie vor [2Makk 3,11]) Die Geschichte des Hohenpriestertums des Johannes ist uns nicht erhalten. Nach Fl. Josephus regierte Hyrkanus einunddreißig Jahre und vollbrachte viele glorreiche Taten. Mit dem Tode des Johannes 106 v. Chr. begann der Verfall der erlauchten Familie. Die Nachkommen Johannes, die ebenso ehrgeizig wie unfähig waren, stritten miteinander um die Macht und riefen im Jahre 63 vor Chr. Pompejus als Schiedsrichter in ihren Streitigkeiten an. Dieser kam mit seinen Legionen, nahm Jerusalem im Sturme und legte den Juden die Dynastie des Herodes auf, bis Titus im Jahre 70 nach Chr. Jerusalem zerstörte und die Unabhängigkeit Judäas auf immer vernichtete. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 3 Nunc autem senui, sed estote loco meo, et fratres mei, et egressi pugnate pro gente nostra: auxilium vero de clo vobiscum sit. Nun aber bin ich alt geworden, darum tretet an meine Stelle und seid mir wie Brüder und ziehet aus³ und kämpfet für unser Volk, die Hilfe des Himmels aber sei mit euch! 1 Makkabäer 1Makk 20 16 3 3 Griech.: Nun bin ich alt geworden und ihr seid durch (die göttliche) Gnade tüchtig in den Jahren, tretet denn an meine und meines Bruders Stelle und ziehet aus usw. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 4 Et elegit de regione viginti millia virorum belligeratorum, et equites; et profecti sunt ad Cendebæum: et dormierunt in Modin. Und er hob aus dem Lande zwanzigtausend streitbare Männer und Reiter aus, diese zogen gegen Kendebäus und übernachteten in Modin.⁴ 1 Makkabäer 1Makk 20 16 4 4 Der Wiege der Machabäer. Vergl. [1Makk 2,1] und [1Makk 13,25]. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 5 Et surrexerunt mane, et abierunt in campum: et ecce exercitus copiosus in obviam illis peditum, et equitum, et fluvius torrens erat inter medium ipsorum. Als sie nun am Morgen aufbrachen und in die Ebene zogen, siehe, da kam ihnen ein zahlreiches Heer zu Fuß und zu Pferd entgegen, doch lag ein Gießbach zwischen ihnen. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 6 Et admovit castra contra faciem eorum ipse, et populus ejus, et vidit populum trepidantem ad transfretandum torrentem, et transfretavit primus: et viderunt eum viri, et transierunt post eum. Da stellte er⁵ sich mit seinem ganzen Heere ihnen gegenüber auf und, da er sah, dass seine Leute sich scheuten, den Bach zu durchwaten, durchschritt er denselben als der erste. Als ihn die Männer sahen, gingen sie hindurch ihm nach. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 6 5 Johannes, den Simon zum Anführer aller Truppen ernannt hatte. [1Makk 13,53] 1 Makkabäer 1Makk 20 16 7 Et divisit populum, et equites in medio peditum: erat autem equitatus adversariorum copiosus nimis. Alsdann teilte er seine Truppen und stellte die Reiter zwischen das Fußvolk,⁶ die Reiterei der Feinde aber war überaus zahlreich. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 7 6 Sie sollen sich wohl erst an den Kampf gewöhnen. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 8 Et exclamaverunt sacris tubis, et in fugam conversus est Cendebæus, et castra ejus: et ceciderunt ex eis multi vulnerati: residui autem in munitionem fugerunt. Nun bliesen sie mit den heiligen Trompeten⁷ und Kendebäus ward mit seinem Heere in die Flucht geschlagen und es fielen von ihnen zahlreiche Verwundete, die übrigen aber flohen in die Feste.⁸ 1 Makkabäer 1Makk 20 16 8 7 [Num 10,9] 1 Makkabäer 1Makk 20 16 8 8 Gedor, Kedron. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 9 Tunc vulneratus est Judas frater Joannis: Joannes autem insecutus est eos, donec venit Cedronem, quam ædificavit: Hierbei ward Judas, der Bruder des Johannes, verwundet, Johannes aber verfolgte sie, bis er nach Kedron kam, welches jener⁹ befestigt hatte. 1 Makkabäer 1Makk 20 16 9 9 Kendebäus. 2 Makkabäer 2Makk 21 0 1 1. Einleitung. Einladungsbriefe der Juden von Jerusalem an die von Ägypten zur Tempelweihe. (1,1 2,19) 1. Erster Brief. Mit Erwähnung des zur Zeit der Verfolgung des Demetrius geschriebenen Briefes mahnen die Juden von Jerusalem ihre Stammesgenossen, mit ihnen die Tempelweihe zu begehen. (V. 10a) 2. Zweiter Brief. (1,10b 2,19) Bericht über den Tod des Antiochus, Einladung, das Fest der Tempelweihe mit ihnen zu feiern, zumal Gott selbst ein Wunder gewirkt. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 1 FRATRIBUS, qui sunt per gyptum, Judæis, salutem dicunt fratres, qui sunt in Jerosolymis, Judæi, et qui in regione Judææ, et pacem bonam. Den Brüdern,¹ den Juden in Ägypten,² entbieten die Brüder, die Juden zu Jerusalem und im Lande Judäa, ihren Gruß und wünschen ihnen Wohlergehen. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 1 1 Den Volksgenossen. Vergl. [1Makk 12,6]. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 1 2 Ptolemäus I. Lagi hatte um das Jahr 320 mehr als 100000 Juden nach Ägypten geführt, welche sich dort niederließen. Von den Königen begünstigt, erbauten diese sich einen Tempel in Leontopolis bei Heliopolis unter dem Hohenpriester Onias IV., den Alkimus nach der Ermordung des Menelaus 163 vor Chr. vertrieben hatte. [1Makk 7,9] Dieser Tempel bestand von 150 vor Chr. bis 71 nach Chr. und wetteiferte an Pracht mit seinem Vorbilde, dem Tempel von Jerusalem. Dort feierten die Juden den Gottesdienst, so gegen [Lev 17,3] und [Dtn 12,5ff] ein Schisma bildend. Vergl. auch [1Makk 14,41]. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 10 Anno centesimo octogesimo octavo, populus, qui est Jerosolymis, et in Judæa, Senatusque et Judas, Aristobolo magistro Ptolemæi regis, qui est de genere christorum sacerdotum, et his, qui in gypto sunt, Judæis salutem, et sanitatem. Im hundertachtundachtzigsten Jahre.¹² Das Volk zu Jerusalem und in Judäa, die Ratsversammlung und Judas¹³ wünschen dem Aristobulus, dem Lehrer¹⁴ des Königs Ptolemäus, der aus dem Geschlechte der gesalbten Priester ist,¹⁵ und den Juden in Ägypten Gruß und Wohlergehen. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 10 12 Datum des ersten Briefes (124 vor Chr.) und somit Beschluss desselben. Ebenso stehen in den Briefen [2Makk 11] die Daten am Schluss derselben. Der zweite Brief, welcher unmittelbar hiernach beginnt, hat kein Datum. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 10 13 Der Brief scheint kurz nach dem Tode des Antiochus Epiphanes geschrieben zu sein. Da Judas Machabäus diesen um vier Jahre überlebte, auch Aristobulos unter Ptolemäus Philometor (180 146 vor Chr.) auftrat, ist wohl Judas Machabäus gemeint. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 10 14 Berater. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 10 15 Der Hohenpriester. Zu dieser Würde kommt seine, wie es scheint, hohe Stellung am Hofe des Ptolemäus. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 11 De magnis periculis a Deo liberati, magnifice gratias agimus ipsi, utpote quia adversus talem regem dimicavimus. Aus großen Gefahren von Gott errettet, danken wir ihm höchlichst, dass wir wider einen so großen König¹⁶ zu kämpfen imstande waren. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 11 16 Antiochus Epiphanes. Vergl. [1Makk 6,2ff]. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 12 Ipse enim ebullire fecit de Perside eos, qui pugnaverunt contra nos, et sanctam civitatem. Denn er hat die Menge, welche wider uns und die heilige Stadt stritten, aus Persien vertrieben.¹⁷ 2 Makkabäer 2Makk 21 1 12 17 Griech.: denn er (Gott) hat die hinausgeworfen, welche in der heiligen Stadt Kampf bereiteten. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 13 Nam cum in Perside esset dux ipse, et cum ipso immensus exercitus, cecidit in templo Naneæ, consilio deceptus sacerdotum Naneæ. Denn als jener mit einer ungeheuren Heeresmacht nach Persien kam, wurde er im Tempel der Nanea erschlagen, hintergangen durch die List der Priester der Nanea.¹⁸ 2 Makkabäer 2Makk 21 1 13 18 D.i. der Diana. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 14 Etenim cum ea habitaturus venit ad locum Antiochus, et amici ejus, et ut acciperet pecunias multas dotis nomine. Antiochus war nämlich mit seinen Freunden an diesen Ort gekommen, um bei der Göttin zu wohnen¹⁹ und reiche Schätze als Mitgift zu nehmen. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 14 19 Griech.: wie um sich der Göttin zu vermählen. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 15 Cumque proposuissent eas sacerdotes Naneæ, et ipse cum paucis ingressus esset intra ambitum fani, clauserunt templum, Da nun die Priester der Nanea ihm diese vorgelegt hatten und er mit wenigen Begleitern in das Innere des Tempels eingetreten war, verschlossen sie den Tempel, 2 Makkabäer 2Makk 21 1 16 Cum intrasset Antiochus: apertoque occulto aditu templi, mittentes lapides percusserunt ducem, et eos qui cum eo erant, et diviserunt membratim, et capitibus amputatis foras projecerunt. sobald Antiochus eingetreten war.²⁰ Dann öffneten sie einen verborgenen Zugang zum Tempel²¹ und warfen Steine auf den Anführer und die, welche bei ihm waren, und zerteilten sie gliederweise, worauf sie ihnen die Köpfe abschlugen und diese hinauswarfen.²² 2 Makkabäer 2Makk 21 1 16 20 Damit er nicht wieder herauskonnte. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 16 21 Nach dem Griechischen wohl eine in der Decke verborgene Falltür. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 16 22 Nach dem Syr. ward nur Antiochus getötet und in Stücke gehauen. Die wenigen waren draußen vor dem eigentlichen Tempelgebäude stehen geblieben. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 17 Per omnia benedictus Deus, qui tradidit impios. Für alles sei Gott gepriesen, der die Gottlosen dahingegeben hat!²³ 2 Makkabäer 2Makk 21 1 17 23 Über das weitere Schicksal des Heeres wird nichts beigefügt, weil der Tod des Antiochus nur nebenbei erwähnt wird, um auf die Wichtigkeit der Tempelweihe hinzuweisen. Wenn [1Makk 6,3ff] berichtet wird, dass Antiochus IV. der Wut des Volkes entkam, so ist zu bemerken, dass der Verfasser dort selbst berichtet, dieser Brief aber wohl alsbald nach der Nachricht, Antiochus IV. habe in Persien seinen Tod gefunden, nach Judäa gelangte. Die erste Meldung war ungenau, er entkam lebend dem Volksaufstande und starb erst später auf dem Wege nach Babylon. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 18 Facturi igitur quinta et vigesima die mensis Casleu purificationem templi, necessarium duximus significare vobis: ut et vos quoque agatis diem scenopegiæ, et diem ignis, qui datus est quando Nehemias ædificato templo et altari obtulit sacrificia. Da wir nun am fünfundzwanzigsten Tage des Monats Kasleu die Reinigung des Tempels²⁴ feiern wollen, haben wir es für notwendig erachtet, euch davon Nachricht zu geben, damit auch ihr das Fest der Laubhütten und das Fest des Feuers feiert, welches gegeben ward, als Nehemias nach der Herstellung des Tempels und des Altares Opfer darbrachte.²⁵ 2 Makkabäer 2Makk 21 1 18 24 Vergl. V. 9. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 18 25 Beide Feste wurden also zusammen gefeiert. Die Wiederherstellung des gesetzlichen Opferkultes war zugleich eine Wiederherstellung des heiligen Altarfeuers. [Lev 9,24; 2Chr 7,1] 2 Makkabäer 2Makk 21 1 19 Nam cum in Persidem ducerentur patres nostri, sacerdotes, qui tunc cultores Dei erant, acceptum ignem de altari occulte absconderunt in valle, ubi erat puteus altus, et siccus, et in eo contutati sunt eum, ita ut omnibus ignotus esset locus. Als nämlich unsere Väter nach Persien²⁶ geführt wurden, nahmen die Priester,²⁷ welche damals den Gottesdienst versahen, das heilige Feuer heimlich vom Altare und verbargen es insgeheim in einem Tale, wo ein tiefer, wasserleerer Brunnen war, und verwahrten es darin, so dass der Ort allen unbekannt blieb. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 19 26 Nach Babylon. Persien heißen nach späterem Sprachgebrauch die Länder jenseits des Euphrat. Vergl. [1Makk 3,31]. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 19 27 Wohl auf Veranlassung des Propheten Jeremias. [Jer 2,5] 2 Makkabäer 2Makk 21 1 2 benefaciat vobis Deus, et meminerit testamenti sui, quod locutus est ad Abraham, et Isaac, et Jacob servorum suorum fidelium. Gott wolle euch Gutes erweisen und seines Bundes gedenken, den er mit Abraham, Isaak und Jakob, seinen treuen Dienern, geschlossen. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 20 Cum autem præterissent anni multi, et placuit Deo ut mitteretur Nehemias a rege Persidis: nepotes sacerdotum illorum, qui absconderant, misit ad requirendum ignem: et sicut narraverunt nobis, non invenerunt ignem, sed aquam crassam. Als es aber nach Verlauf vieler Jahre Gott gefiel, durch den König von Persien²⁸ den Nehemias zu schicken, sandte dieser die Enkel jener Priester, welche das Feuer verborgen hatten, aus, es zu suchen; doch sie fanden kein Feuer, wie sie uns selbst erzählten, sondern eine dicke Flüssigkeit. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 20 28 Artaxerxes Longimanus. [Neh 2,1ff] 2 Makkabäer 2Makk 21 1 21 Et jussit eos haurire, et afferre sibi: et sacrificia, quæ imposita erant, jussit sacerdos Nehemias aspergi ipsa aqua, et ligna, et quæ erant superposita. Da befahl ihnen der Priester Nehemias,²⁹ davon zu schöpfen und ihm zu bringen und gebot den Priestern, das Holz und die darauf gelegten Opfer mit dieser Flüssigkeit zu besprengen. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 21 29 Griech.: Nehemias befahl den Priestern. Nehemias gehörte zum Hause Davids. Vielleicht hatte der heilige Hieronymus eine fehlerhafte Abschrift. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 22 Utque hoc factum est, et tempus affuit, quo sol refulsit, qui prius erat in nubilo, accensus est ignis magnus, ita ut omnes mirarentur. Als dies geschehen war und eben die Sonne aufleuchtete, die vorher hinter den Wolken verborgen war, entzündete sich ein großes Feuer,³⁰ so dass alle staunten. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 22 30 Griech.: Einige Zeit darauf, als die vorher mit Nebel bedeckte Sonne aufleuchtete, entzündete sich usw. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 23 Orationem autem faciebant omnes sacerdotes, dum consummaretur sacrificium, Jonatha inchoante, ceteris autem respondentibus. Alle Priester aber verrichteten ein Gebet, während das Opfer verzehrt ward, indem Jonathas³¹ anfing und die übrigen einstimmten. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 23 31 Nach Flav. Josephus: Jochanan. Nach anderen der [Neh 12,11] erwähnte Jonathas. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 24 Et Nehemiæ erat oratio hunc habens modum: Domine Deus omnium creator, terribilis, et fortis, justus, et misericors, qui solus es bonus rex, Das Gebet des Nehemias nun lautete: Herr,³² Gott, Schöpfer aller Dinge! du Furchtbarer, Starker, Gerechter und Barmherziger, der du gütig und allein König bist, 2 Makkabäer 2Makk 21 1 24 32 Griech.: Herr, Herr! 2 Makkabäer 2Makk 21 1 25 Solus præstans, solus justus, et omnipotens, et æternus, qui liberas Israel de omni malo, qui fecisti patres electos, et sanctificasti eos: allein vortrefflich, allein gerecht, allmächtig und ewig, der du Israel rettest aus allem Unheil,³³ der du die Väter auserwählt und sie geheiligt hast: 2 Makkabäer 2Makk 21 1 26 Accipe sacrificium pro universo populo tuo Israel, et custodi partem tuam, et sanctifica. nimm an das Opfer für dein ganzes Volk Israel und bewahre deinen Erbteil und heilige ihn. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 27 Congrega dispersionem nostram, libera eos, qui serviunt gentibus, et contemptos et abominatos respice: ut sciant gentes quia tu es Deus noster. Sammle unsere Zerstreuten, befreie die, welche in der Dienstbarkeit der Heiden stehen, und sieh gnädig auf die Verachteten und Verabscheuten, damit die Heiden erkennen, dass du unser Gott bist. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 28 Afflige opprimentes nos, et contumeliam facientes in superbia. Strafe, die uns bedrücken und vergewaltigen in Übermut. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 29 Constitue populum tuum in loco sancto tuo, sicut dixit Moyses. Pflanze dein Volk an deiner heiligen Stätte, wie Moses gesagt hat.³³ 2 Makkabäer 2Makk 21 1 29 33 [Dtn 30,3-5] Damit es seinen Beruf erfüllen kann. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 29 33 [Dtn 30,3-5] Damit es seinen Beruf erfüllen kann. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 3 Et det vobis cor omnibus ut colatis eum, et faciatis ejus voluntatem corde magno, et animo volenti. Er gebe euch allen ein Herz, dass ihr ihn verehret und seinen Willen tuet mit ganzem Herzen und willigem Gemüte. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 30 Sacerdotes autem psallebant hymnos, usquequo consumptum esset sacrificium. Die Priester aber sangen Lobgesänge, bis³⁴ das Opfer verzehrt war. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 30 34 Der Nachsatz bis fehlt im Griech. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 31 Cum autem consumptum esset sacrificium, ex residua aqua Nehemias jussit lapides majores perfundi. Als nun das Opfer verzehrt war, befahl Nehemias, den Überrest der Flüssigkeit auf die größeren Steine zu gießen.³⁵ 2 Makkabäer 2Makk 21 1 31 35 Wohl auf die äußeren Randsteine des Altars. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 32 Quod ut factum est, ex eis flamma accensa est: sed ex lumine, quod refulsit ab altari consumpta est. Als dies geschah, schlug aus denselben eine Flamme hervor, die aber von dem Lichte, das vom Altare her leuchtete, verschlungen ward.³⁶ 2 Makkabäer 2Makk 21 1 32 36 Zum Beweise, dass nur das von Gott entzündete Altarfeuer als geheiligtes dienen sollte. Ohne diese wunderbaren Umstände hätten die Anwesenden die wässerige Substanz für Napthaöl halten können, das von den Sonnenstrahlen entzündet ward. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 33 Ut vero manifestata est res, renuntiatum est regi Persarum quod in loco, in quo ignem absconderant hi, qui translati fuerant, sacerdotes, aqua apparuit, de qua Nehemias, et qui cum eo erant, purificaverunt sacrificia. Als dies Ereignis bekannt ward und dem Könige der Perser³⁷ berichtet wurde, dass an dem Orte, wo die weggeführten Priester das Feuer verborgen hatten, eine Flüssigkeit erschienen sei, mit der Nehemias und die Seinigen die Opfer gereinigt hätten, 2 Makkabäer 2Makk 21 1 33 37 Artaxerxes I. Longimanus. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 34 Considerans autem rex, et rem diligenter examinans, fecit ei templum, ut probaret quod factum erat. zog der König die Sache in Überlegung und prüfte streng, alsdann aber ließ er ein Heiligtum daselbst erbauen³⁸ zur Bestätigung dessen, was geschehen war. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 34 38 Griech.: Machte er den Ort durch Umfriedung zu einem heiligen Bezirke. Darin lag eine gewisse Anerkennung des jüdischen Opferkultes seitens des Königs. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 35 Et cum probasset, sacerdotibus donavit multa bona, et alia atque alia munera, et accipiens manu sua, tribuebat eis. Auch gab er nach der Prüfung den Priestern reichliche Gaben und verschiedene Geschenke,³⁹ diese nahm er mit seiner eigenen Hand und verteilte sie unter jene.⁴⁰ 2 Makkabäer 2Makk 21 1 35 39 Griech.: der König nahm aus seinem Schatze und verteilte viel Geld an die, denen er geneigt war. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 35 40 Zum Zeichen seiner Freude. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 36 Appellavit autem Nehemias hunc locum Nephthar, quod interpretatur Purificatio. Vocatur autem apud plures Nephi. Nehemias aber nannte diesen Ort⁴¹ Nephthar, was Reinigung bedeutet; von vielen aber wird er Nephi⁴² genannt. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 36 41 Griech.: Dies, das aufgefundene Wasser. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 36 42 Griech.: Nephthali. Einige Erklärer verstehen dies von dem Erdöl, das sich bei den Sonnenstrahlen entzündete, aber von den Augenzeugen für etwas Höheres als eine natürliche Substanz angesehen sei. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 4 Adaperiat cor vestrum in lege sua, et in præceptis suis, et faciat pacem. Er öffne euer Herz für sein Gesetz und seine Gebote³ und schaffe euch Frieden. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 4 3 Die Juden in Palästina erkannten Leontopolis nicht als Opferstätte an. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 5 Exaudiat orationes vestras, et reconcilietur vobis, nec vos deserat in tempore malo. Er erhöre eure Gebete und werde mit euch versöhnt⁴ und verlasse euch nicht in harter Zeit. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 5 4 Betreffs der Trennung, indem er bewirkt, dass ihr euch uns anschließt. Sie sollen die Tempelweihe (V. 9) mitfeiern und so den Tempel von Jerusalem als wahren anerkennen und zur Einheit des Kultes zurückkehren. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 6 Et nunc hic sumus orantes pro vobis. Also⁵ beten wir hier jetzt für euch. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 6 5 In Gemäßheit dieser unserer Wünsche. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 7 Regnante Demetrio, anno centesimo sexagesimo nono, nos Judæi scripsimus vobis in tribulatione, et impetu, qui supervenit nobis in istis annis, ex quo recessit Jason a sancta terra, et a regno. Unter der Regierung des Demetrius,⁶ im hundertneunundsechzigsten Jahre, haben wir Juden an euch in der Drangsal und Bedrückung geschrieben, die über uns hereinbrach in jenen Jahren, seit Jason von dem heiligen Lande und vom Reiche abgefallen war.⁷ 2 Makkabäer 2Makk 21 1 7 6 Demetrius II. Nikator, der 146 vor Chr. nach dem Tode des Alexander Balas und Ptolemäus Philometor den Thron bestieg. [1Makk 11,15ff] 2 Makkabäer 2Makk 21 1 7 7 Vom Reiche Gottes. Jason hatte sich von Antiochus das Amt des Hohenpriesters erkauft und suchte Judäa heidnisch zu machen. Vergl. [2Makk 4,7]. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 8 Portam succenderunt, et effuderunt sanguinem innocentem: et oravimus ad Dominum, et exauditi sumus, et obtulimus sacrificium, et similaginem, et accendimus lucernas, et proposuimus panes. Da sie die Tore⁸ verbrannten und unschuldiges Blut vergossen,⁹ beteten wir zu dem Herrn und wir wurden erhört und brachten Schlachtopfer und feines Mehl dar und zündeten die Leuchten an und legten die Brote auf.¹⁰ 2 Makkabäer 2Makk 21 1 8 8 Des Tempels. Vergl. [1Makk 4,38]. 2 Makkabäer 2Makk 21 1 8 9 Vergl. [1Makk 1,37.60; 2Makk 5,13.26] 2 Makkabäer 2Makk 21 1 8 10 [1Makk 4,49-56] 2 Makkabäer 2Makk 21 1 9 Et nunc frequentate dies scenopegiæ mensis Casleu. Und nunmehr feiert die Tage des Laubhüttenfestes im Monate Kasleu.¹¹ 2 Makkabäer 2Makk 21 1 9 11 Es ist das Einweihungsfest des Tempels, das Judas angeordnet [1Makk 4,59] im Monat Dezember. Vergl. [2Makk 10,6] und [1Makk 4,59]. 2 Makkabäer 2Makk 21 0 1 Die Bundeslade, das Bundeszelt und der Räucheraltar sind im neuen Tempel nicht (V. 8), indes wunderbares Feuer. (V. 12) Judas Machabäus hat, Nehemias nachahmend, die heiligen Bücher gesammelt, diese also können die ägyptischen Juden aus Palästina erhalten. (V. 15) Wiederholte Mahnung, das Fest zu feiern. (V. 19) II. Bericht es Verfassers. (2,20 15,40) A. Einleitung: Quelle (V. 24) und Absicht des Verfassers. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 1 Invenitur autem in descriptionibus Jeremiæ prophetæ, quod jussit eos ignem accipere qui transmigrabant: ut significatum est, et ut mandavit transmigratis. Es findet sich aber auch in den Schriften¹ des Propheten Jeremias, dass er den Weggeführten befahl, heiliges Feuer zu nehmen,² wie bemerkt worden, und wie er denselben aufgetragen. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 1 1 In den Abschriften, welche in den öffentlichen Archiven bewahrt wurden. Vielleicht griech.: Es findet sich aber auch in den Schriften, dass Jeremias. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 1 2 Und zu verbergen. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 10 Sicut et Moyses orabat ad Dominum, et descendit ignis de clo, et consumpsit holocaustum, sic et Salomon oravit, et descendit ignis de clo, et consumpsit holocaustum. Und wie Moses zu dem Herrn betete und Feuer vom Himmel fiel und das Brandopfer verzehrte,⁹ so betete auch Salomon und Feuer fiel vom Himmel und verzehrte das Brandopfer. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 10 9 [Lev 9,24] 2 Makkabäer 2Makk 21 2 11 Et dixit Moyses, eo quod non sit comestum quod erat pro peccato, consumptum est. Und Moses sprach: Weil das Sündopfer nicht gegessen worden, ist es verzehrt worden.¹⁰ 2 Makkabäer 2Makk 21 2 11 10 [Lev 10,16] Die Juden führen auch dies zum Ruhme ihres Tempels an, dass er heiliges Feuer hat, mit dem im Notfalle die Sündopferstücke, die nicht ganz verzehrt werden, verbrannt werden könnten. Wieder eine stillschweigende Aufforderung, sich an den Tempel anzuschließen, der solche Vorzüge hat. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 12 Similiter et Salomon octo diebus celebravit dedicationem. Ebenso feierte auch Salomon die Tempelweihe acht Tage hindurch.¹¹ 2 Makkabäer 2Makk 21 2 12 11 Wie wir tun. Also solltet ihr es auch tun. Vergl. [1Kön 8,65; 2Chr 7,8ff]. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 13 Inferebantur autem in descriptionibus, et commentariis Nehemiæ hæc eadem: et ut construens bibliothecam congregavit de regionibus libros, et prophetarum, et David, et epistolas regum, et de donariis. Dasselbe ist auch in den Schriften und Denkwürdigkeiten des Nehemias¹² erzählt, und wie er eine Büchersammlung anlegte und aus den Ländern¹³ Schriften, sowohl die der Propheten wie Davids¹⁴ und die Briefe der Könige als auch die über die Schenkungen handeln,¹⁵ sammelte. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 13 12 Diese sind nicht bis auf uns gekommen, oder das Buch Nehemias ist ein Auszug daraus. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 13 13 Griech.: Über die Könige. Vielleicht ist auf die in den Büchern der Könige und der Paralipomena mehrfach angeführten Bücher der Geschichte (Zeitereignisse) der Könige Israel und Juda Bezug genommen. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 13 14 Psalmen. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 13 15 Wohl die Briefe der persischen Könige von Cyrus bis Artaxerxes. Vergl. [Esra 7,11ff]. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 14 Similiter autem et Judas ea, quæ deciderant per bellum, quod nobis acciderat, congregavit omnia, et sunt apud nos. Ebenso hat aber auch Judas¹⁶ alles gesammelt, was uns im Kriege, der uns getroffen, begegnete, und es findet sich bei uns. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 14 16 Welcher Judas? Machabäus? 2 Makkabäer 2Makk 21 2 15 Si ergo desideratis hæc, mittite qui perferant vobis. Wenn ihr dies also wünscht,¹⁷ so sendet Leute, die es euch holen. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 15 17 Darin liegt nicht eine Andeutung, als besäßen die palästinensischen Juden eine größere Zahl von heiligen Schriften als die ägyptischen, sondern jene sagen einzig, dass sie trotz des Ediktes des Antiochus Epiphanes gegen die heiligen Schriften noch alle besitzen und bereit sind, den ägyptischen Juden Exemplare zu übermitteln. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 16 Acturi itaque purificationem scripsimus vobis: bene ergo facietis, si egeritis hos dies. Da wir nun die Tempelreinigung feiern wollen,¹⁸ so schreiben wir euch, und ihr werdet gut tun, sie an eben diesen Tagen zu begehen. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 16 18 Vergl. [2Makk 1,5]. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 17 Deus autem, qui liberavit populum suum, et reddidit hereditatem omnibus, et regnum, et sacerdotium, et sanctificationem, Zu Gott aber, der sein Volk errettet¹⁹ und allen Erbteil, Reich, Priestertum und Heiligtum wieder geschenkt hat, 2 Makkabäer 2Makk 21 2 17 19 Die palästinischen Juden von dem Joche der Syrer. Diese Errettung ist ein Vorspiel und Unterpfand der Befreiung der in die fremden Länder zerstreuten Juden und der vollen Verwirklichung der Verheißung [Ex 20,5ff]. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 18 Sicut promisit in lege, speramus quod cito nostri miserebitur, et congregabit de sub clo in locum sanctum. wie er im Gesetze verheißen,²⁰ zu ihm hoffen wir, dass er bald sich unserer erbarmen und uns aus allen Ländern unter dem Himmel an seine heilige Stätte versammeln wird. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 18 20 [Dtn 30,3-5] 2 Makkabäer 2Makk 21 2 19 Eripuit enim nos de magnis periculis, et locum purgavit. Denn er hat uns großen Gefahren entrissen und seine Stätte²¹ gereinigt.²² 2 Makkabäer 2Makk 21 2 19 21 Den Tempel. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 19 22 Hier endet der zweite Brief. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 2 Et dedit illis legem ne obliviscerentur præcepta Domini, et ut non exerrarent mentibus videntes simulacra aurea, et argentea, et ornamenta eorum. Er schärfte ihnen auch ein, die Gebote Gottes nicht zu vergessen und ihre Herzen nicht irreführen zu lassen, wenn sie die goldenen und silbernen Götzenbilder und deren Schmuck sähen. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 20 De Juda vero Machabæo, et fratribus ejus, et de templi magni purificatione, et de aræ dedicatione: Was aber Judas, den Machabäer, und seine Brüder angeht,²³ die Reinigung des großen Tempels²⁴ und die Altarweihe, 2 Makkabäer 2Makk 21 2 20 23 Es folgt die Einleitung in das zweite Buch der Machabäer, in welcher der Verfasser selbst redet. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 20 24 Vergl. [1Makk 4,47ff]. Der Verfasser nennt die Reinigung des Tempels und die Weihe des Altars vor den Kriegen, die doch zum Teil der Zeit nach vor die Tempelreinigung fallen [1Makk 4,36ff], vergl. mit [2Makk 6,1ff], weil er seine Geschichtserzählung in zwei Hälften teilt, deren jede mit der Stiftung eines auf die Rettung des Tempels bezüglichen Festes schließt. So [2Makk 10,6] mit der Tempelweihe durch Judas, [2Makk 15,28] mit dem Nikanorfeste. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 21 Sed et de prliis, quæ pertinent ad Antiochum Nobilem, et filium ejus Eupatorem: sowie die Kämpfe gegen Antiochus, den Erlauchten,²⁵ und dessen Sohn Eupator²⁶ 2 Makkabäer 2Makk 21 2 21 25 Antiochus Epiphanes. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 21 26 Antiochus Eupator. [1Makk 16] 2 Makkabäer 2Makk 21 2 22 Et de illuminationibus quæ de cælo factæ sunt ad eos qui pro Judæis fortiter fecerunt, ita ut universam regionem, cum pauci essent, vindicarent, et barbaram multitudinem fugarent, und die Erscheinungen vom Himmel her,²⁷ welche denen zuteil wurden, die für die Juden tapfer kämpften, so dass sie das ganze Land, obwohl ihrer wenige waren, gewannen und die Heere der Fremdlinge in die Flucht schlugen, 2 Makkabäer 2Makk 21 2 22 27 Der Schutz Gottes im Allgemeinen und die besonderen wunderbaren Zeichen und Hilfeleistungen von oben. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 23 Et famosissimum in toto orbe templum recuperarent, et civitatem liberarent, et leges, quæ abolitæ erant, restituerentur, Domino cum omni tranquillitate propitio facto illis. den in der ganzen Welt berühmten Tempel wiedererlangten, die Stadt befreiten und die Gesetze, die aufgehoben waren, wiederherstellten, weil ihnen der Herr in aller Huld gnädig war; 2 Makkabäer 2Makk 21 2 24 Itemque ab Jasone Cyrenæo quinque libris comprehensa tentavimus nos uno volumine breviare. sowie das, was Jason von Cyrene²⁸ in fünf Büchern erzählt hat, haben wir versucht, kurz in ein Buch zusammenzuziehen.²⁹ 2 Makkabäer 2Makk 21 2 24 28 Stadt in der Pentapolis. In Libyen, wo die Juden sehr zahlreich waren. Vergl. [1Makk 15,23; Apg 2,10]. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 24 29 Mit religiös-didaktischem Zwecke. Daher werden die Kämpfe, die der Verfasser doch in ihren Einzelheiten genauer kennt, da er viele im ersten Buche oder von Flav. Josephus nicht berichtete Ereignisse berührt und Personen nennt, oft nur summarisch beschrieben, bisweilen selbst mit Weglassung des Ortes, wo sie stattfanden. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 25 Considerantes enim multitudinem librorum, et difficultatem volentibus aggredi narrationes historiarum propter multitudinem rerum, Da wir nämlich die Menge der Bücher³⁰ erwogen und wegen der Fülle des Stoffes die Schwierigkeit für die, welche die Darstellung der Geschichte geben wollen, 2 Makkabäer 2Makk 21 2 25 30 Griech.: Masse der Zahlen. - 2 Makkabäer 2Makk 21 2 26 Curavimus volentibus quidem legere, ut esset animi oblectatio: studiosis vero, ut facilius possint memoriæ commendare: omnibus autem legentibus utilitas conferatur. waren wir darauf bedacht, denjenigen, welche nur lesen wollen, Annehmlichkeit zu verschaffen; denen, welche die Ereignisse dem Gedächtnisse einprägen wollen, Erleichterung; allen Lesern aber Nutzen. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 27 Et nobis quidem ipsis, qui hoc opus breviandi causa suscepimus, non facilem laborem, immo vero negotium plenum vigiliarum, et sudoris assumpsimus. Uns freilich, die wir diese Arbeit des Auszuges unternommen haben, war es nichts Leichtes, vielmehr eine viele Nachtwachen und Schweiß verursachende Aufgabe. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 28 Sicut hi, qui præparant convivium, et quærunt aliorum voluntati parere propter multorum gratiam, libenter laborem sustinemus. Aber wie die, welche ein Gastmahl zurichten, den Wünschen anderer, um sich vieler Gunst zu erwerben, zu entsprechen suchen, so unterziehen wir uns gern der Arbeit. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 29 Veritatem quidem de singulis auctoribus concedentes, ipsi autem secundum datam formam brevitati studentes. Die genaueren Angaben über das einzelne³¹ überlassen wir den Verfassern, wir aber befleißen uns, aus dem Vorliegenden einen kurzen Auszug zu liefern. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 29 31 Griech.: Das genauere Nachforschen nach den Einzelheiten. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 3 Et alia hujusmodi dicens, hortabatur ne legem amoverent a corde suo. Und anderes dergleichen sagte er ihnen und ermahnte sie, das Gesetz nicht von ihrem Herzen weichen zu lassen. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 30 Sicut enim novæ domus architecto de universa structura curandum est: ei vero, qui pingere curat, quæ apta sunt ad ornatum, exquirenda sunt: ita æstimandum est et in nobis. Wie nämlich der Baumeister eines neuen Hauses für den ganzen Bau sorgen muss, der aber, der es auszumalen hat, nur das zur Verzierung Gehörige im Auge hat, so muss man auch von uns urteilen. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 31 Etenim intellectum colligere, et ordinare sermonem, et curiosius partes singulas quasque disquirere, historiæ congruit auctori: Das Erforschte nämlich zusammenzustellen, die Rede genau zu ordnen und den einzelnen Umständen jeder Begebenheit sorgfältig nachzugehen, geziemt dem Verfasser einer Geschichte; 2 Makkabäer 2Makk 21 2 32 Brevitatem vero dictionis sectari, et exsecutiones rerum vitare, brevianti concedendum est. dagegen muss man einem Auszuge gestatten, sich der Kürze im Ausdruck zu befleißen und Weitschweifigkeit zu meiden. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 33 Hinc ergo narrationem incipiemus: de præfatione tantum dixisse sufficiat: stultum etenim est ante historiam effluere, in ipsa autem historia succingi. Demgemäß wollen wir mit der Erzählung beginnen und uns mit der gegebenen Vorrede begnügen,³² denn es ist töricht, vor der Erzählung weitläufig zu sein, diese selbst aber kurz zu fassen. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 33 32 Griech.: Nachdem wir uns bei der Vorrede so lange aufgehalten haben. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 4 Erat autem in ipsa scriptura, quomodo tabernaculum, et arcam jussit propheta divino responso ad se facto comitari secum, usquequo exiit in montem, in quo Moyses ascendit, et vidit Dei hereditatem. Es stand aber in eben dieser Schrift, wie der Prophet auf erhaltene göttliche Offenbarung hin befahl, das Zelt und die Lade mit ihm zu führen, bis er an den Berg kam, auf welchen Moses gestiegen war und das Erbe Gottes geschaut hatte.³ 2 Makkabäer 2Makk 21 2 4 3 Um in das gelobte Land zu sehen. [Dtn 34,1.5] Das heilige Zelt, welches Moses verfertigen ließ, hatte man, als der Tempel von Salomon erbaut war, an einem Orte des Tempels als altes Heiligtum aufbewahrt, und da blieb es bis zur Belagerung der Stadt durch Nabuchodonosor. Nachdem die Stadt eingenommen war, nahm es Jeremias auf göttlichen Befehl und wahrscheinlich mit Erlaubnis Nabuzardans, der den Propheten kannte [Jer 39,11.12], samt der Bundeslade und dem Rauchaltar (V. 5) aus dem Tempel, noch ehe von Nabuchodonosor der Befehl zum Verbrennen der Stadt und des Tempels gegeben ward [Jer 52,7-13], und rettete alles auf die in dem Folgenden beschriebene Weise. Warum dies hier erzählt wird? Um die Heiligkeit des Tempels zu Jerusalem, dessen Wiedereinweihung gefeiert werden soll, noch mehr hervorzuheben; denn in diesen Tempel werden diese heiligen Gegenstände wieder zurückkommen, wie er das heilige Feuer wieder erhalten hat. (V. 7) 2 Makkabäer 2Makk 21 2 5 Et veniens ibi Jeremias invenit locum speluncæ: et tabernaculum, et arcam, et altare incensi intulit illuc, et ostium obstruxit. Als Jeremias daselbst angekommen war, fand er die Stätte einer Höhle, dorthin brachte er⁴ das Zelt, die Lade und den Räucheraltar und verwahrte den Eingang. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 5 4 Mit Hilfe anderer. (V. 6) Zwischen der Freilassung des Propheten Jeremias [Jer 39,2; 2Kön 25,2]; vergl. mit [Jer 39,11-14] und [Jer 40,1], und der Zerstörung der Stadt verging ein Monat. [2Kön 25,8.9] 2 Makkabäer 2Makk 21 2 6 Et accesserunt quidam simul, qui sequebantur, ut notarent sibi locum: et non potuerunt invenire. Und da einige, die ihm gefolgt waren, herzutraten, um sich den Ort zu bezeichnen, konnten sie ihn nicht finden. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 7 Ut autem cognovit Jeremias, culpans illos dixit: Quod ignotus erit locus, donec congreget Deus congregationem populi, et propitius fiat: Als dies Jeremias erkannte, tadelte er sie und sprach: Der Ort wird unbekannt bleiben,⁵ bis Gott sein Volk wieder sammelt und ihm Gnade erweist.⁶ 2 Makkabäer 2Makk 21 2 7 5 Vergl. auch [Jer 3,16ff]. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 7 6 Die Erfüllung dieser Erwartung gewährte die messianische Zeit in höherer Weise. Nach der Annahme einiger Erklärer werden die verborgenen Heiligtümer wieder offenbar werden, wenn einst die Gesamtheit Israels sich bekehrt. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 8 Et tunc Dominus ostendet hæc, et apparebit majestas Domini, et nubes erit, sicut et Moysi manifestabatur, et sicut cum Salomon petiit ut locus sanctificaretur magno Deo, manifestabat hæc. Alsdann wird der Herr dies offenbar machen und die Herrlichkeit des Herrn wird in der Wolke erscheinen, wie sie sich auch Moses offenbarte und wie sie sich zeigte, als Salomon betete, die Stätte möchte dem großen Gott geheiligt sein. [1Kön 8,11; 2Chr 7,1] 2 Makkabäer 2Makk 21 2 9 Magnifice etenim sapientiam tractabat: et ut sapientiam habens, obtulit sacrificium dedicationis, et consummationis templi. Denn er⁷ war mit hoher Weisheit begabt und seiner Weisheit gemäß brachte er die Opfer der Einweihung und der Vollendung des Tempels dar.⁸ 2 Makkabäer 2Makk 21 2 9 7 Salomon. 2 Makkabäer 2Makk 21 2 9 8 Griech.: Es wurde auch (in der Schrift) klar berichtet, wie derselbe seiner Weisheit gemäß usw. 2 Makkabäer 2Makk 21 0 1 B. Geschichte der Verfolgung bis zur Reinigung des Tempels. (3,1 10,9) 1. Vorspiel der Verfolgung im letzten Jahre Seleukus IV. (3,1 4,6) a. Veranlassung der Verfolgung: die Anzeige der angeblichen Tempelschätze (V. 6), Absendung Heliodors. (V. 10) b. Betrübnis des Volkes wegen der drohenden Gefahr. (V. 9 22): Heliodor wird gemahnt, dass er falscher Kunde geglaubt. (V. 12) Da er trotzdem den Befehl des Königs ausführen will, fastet das Volk und fleht zu Gott, er wolle seinen Tempel schützen. C. Gott wendet die Gefahr ab (V. 23 34): Heliodor wird von Engeln gegeißelt (V. 26), aber durch das Gebet des Onias am Leben erhalten. (V. 34) d. Der König steht auf Bitten des Onias von seinem Vorhaben ab. (3,35 4,6) Heliodor mahnt den König, den Tempel nicht berauben zu wollen. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 1 Igitur cum sancta civitas habitaretur in omni pace, leges etiam adhuc optime custodirentur, propter Oniæ pontificis pietatem, et animos odio habentes mala, Als demnach¹ die heilige Stadt in vollkommenem Frieden bewohnt war und die Gesetze, um der Frömmigkeit des Hohenpriesters Onias² und seines Hasses willen gegen alles Böse noch auf das genaueste gehalten wurden, 2 Makkabäer 2Makk 21 3 1 1 Obgleich der Verfasser [2Makk 2,20.21] erklärt hat, die Taten des Judas Machabäus und seiner Brüder, ihre Kriege gegen Antiochus Epiphanes und Antiochus Eupator darstellen zu wollen, beginnt er diesen Bericht doch erst mit dem 5. Kapitel. In [2Makk 3] und [2Makk 4] verbreitet er sich über Ereignisse aus den letzten Jahren des Seleukus Philopator, des Vorgängers des Antiochus Epiphanes, die gleichsam ein Vorspiel dessen waren, was die beiden genannten Antiochus verübten. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 1 2 Onias III., der 196 vor Chr. Hoherpriester ward und selbst am syrischen Hofe seiner Frömmigkeit halber hochgeachtet ward. Die hier dargestellten Ereignisse gehören in die Zeit [1Makk 1,10]. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 10 Tunc summus sacerdos ostendit deposita esse hæc, et victualia viduarum, et pupillorum: Da stellte ihm der Hohepriester vor, es seien dies hinterlegte Gelder und zum Unterhalt der Witwen und Waisen bestimmt, 2 Makkabäer 2Makk 21 3 11 Quædam vero esse Hircani Tobiæ viri valde eminentis, in his, quæ detulerat impius Simon: universa autem argenti talenta esse quadringenta, et auri ducenta. einiges von dem Gelde, über das der ruchlose Simon die Anzeige gemacht, gehöre dem Hirkanus, dem Sohne des Tobias, einem sehr vornehmen¹¹ Manne; das ganze Geld betrage vierhundert Talente Silbers und zweihundert Talente Goldes;¹² 2 Makkabäer 2Makk 21 3 11 11 Einem durch Stellung und Reichtum hervorragenden (uns sonst nicht bekannten) Manne. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 11 12 Waren es hebräische Talente (Silber: 7800 M. Gold 90000 M.), so betrug die Summe 3 Mill. in Silber und 18 Mill. in Gold. Eine solche Summe aber konnte nicht vom Hohenpriester als unbeträchtlich bezeichnet werden. Es sind also wohl syrische Talente gemeint, die halb so schwer waren als die hebräischen. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 12 Decipi vero eos, qui credidissent loco, et templo, quod per universum mundum honoratur, pro sui veneratione, et sanctitate omnino impossibile esse. es gehe aber nicht an,¹³ dass die, welche das Ihrige einem Orte und einem Tempel anvertraut hätten, der in der ganzen Welt seiner Ehrwürdigkeit und Heiligkeit wegen geehrt werde, getäuscht würden. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 12 13 Selbst vom Standpunkte der Heiden war es eine schwere Freveltat, das zum Unterhalt der Witwen und Waisen bestimmte Geld aus dem Tempel zu rauben. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 13 At ille pro his, quæ habebat in mandatis a rege, dicebat omni genere regi ea esse deferenda. Jener indes erklärte, es müsse gemäß seiner vom Könige erhaltenen Aufträge dieses Geld unbedingt dem König eingeliefert werden. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 14 Constituta autem die intrabat de his Heliodorus ordinaturus. Non modica vero per universam civitatem erat trepidatio. An dem von ihm bestimmten Tage also ging Heliodorus hinein, um seine Verfügungen zu treffen. In der ganzen Stadt aber war keine geringe Bestürzung. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 15 Sacerdotes autem ante altare cum stolis sacerdotalibus jactaverunt se, et invocabant de clo eum, qui de depositis legem posuit, ut his, qui deposuerant ea, salva custodiret. Die Priester warfen sich in den priesterlichen Kleidern vor dem Altare nieder und riefen gen Himmel¹⁴ zu dem, der über das anvertraute Gut ein Gesetz gegeben,¹⁵ er wolle es denen, die jenes hinterlegt, unversehrt erhalten. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 15 14 Das Gebet war das einzige Verteidigungsmittel, das der Hohepriester hatte. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 15 15 [Ex 22,7; Lev 6,2] 2 Makkabäer 2Makk 21 3 16 Jam vero qui videbat summi sacerdotis vultum, mente vulnerabatur: facies enim, et color immutatus declarabat internum animi dolorem: Wer das Angesicht des Hohenpriesters sah, wurde im Herzen verwundet, denn sein Aussehen und die veränderte Gesichtsfarbe verrieten den innerlichen Schmerz seiner Seele. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 17 Circumfusa enim erat mstitia quædam viro, et horror corporis, per quem manifestus aspicientibus dolor cordis ejus efficiebatur. Denn Trauer war über die Erscheinung des Mannes ausgegossen und Schauer ergriff seinen Leib, woraus denen, die ihn sahen, der Schmerz, der sein Herz erfüllte, offenbar ward. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 18 Alii etiam gregatim de domibus confluebant, publica supplicatione obsecrantes, pro eo quod in contemptum locus esset venturus. Die Leute liefen scharenweise aus den Häusern zusammen zum öffentlichen Gebete, weil dem Tempel Unbilde widerfahren sollte, 2 Makkabäer 2Makk 21 3 19 Accinctæque mulieres ciliciis pectus, per plateas confluebant; sed et virgines, quæ conclusæ erant, procurrebant ad Oniam, aliæ autem ad muros, quædam vero per fenestras aspiciebant: die Frauen wogten, die Brust mit Bußkleidern umgürtet, durch die Straßen¹⁶ und die Jungfrauen, die sonst zurückgezogen waren, liefen teils zu Onias, teils auf die Mauern,¹⁷ teils blickten sie durch die Fenster hinaus, 2 Makkabäer 2Makk 21 3 19 16 Das öffentliche Auftreten der sonst so zurückgezogenen lebenden Frauen und ihre Bußgewänder sind Zeichen ihrer Anteilnahme an der dem Heiligtum drohenden Gefahr. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 19 17 Griech.: teils zu den Türen ihrer Häuser, teils auf die Mauern; andere schauten durch die Fenster. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 2 Fiebat ut et ipsi reges, et principes locum summo honore dignum ducerent, et templum maximis muneribus illustrarent: begab es sich, dass selbst Könige und Fürsten diesen Ort der höchsten Ehre würdig hielten und den Tempel mit den reichsten Geschenken verherrlichten,³ 2 Makkabäer 2Makk 21 3 2 3 So Ptolemäus II. Philadelphus, Ptolemäus III. Euergetes (ebenso später Kaiser Augustus und sein Schwiegersohn Agrippa). 2 Makkabäer 2Makk 21 3 20 Universæ autem protendentes manus in clum, deprecabantur; alle aber flehten mit zum Himmel emporgehobenen Händen. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 21 erat enim misera commistæ multitudinis, et magni sacerdotis in agone constituti exspectatio. Denn zum Erbarmen war die bange Erwartung der bunten Menge und des von Todesangst ergriffenen Hohenpriesters. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 22 Et hi quidem invocabant omnipotentem Deum, ut credita sibi his, qui crediderant, cum omni integritate conservarentur. So riefen sie den allmächtigen Gott an, dass er das ihm Anvertraute denen, die es anvertraut, gänzlich unversehrt erhalten möchte. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 23 Heliodorus autem, quod decreverat, perficiebat eodem loco ipse cum satellitibus circa ærarium præsens. Heliodorus aber schickte sich an, seinen Entschluss auszuführen und begab sich selbst mit seinen Trabanten an den Ort des Schatzes. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 24 Sed spiritus omnipotentis Dei magnam fecit suæ ostensionis evidentiam, ita ut omnes, qui ausi fuerant parere ei, ruentes Dei virtute, in dissolutionem, et formidinem converterentur. Da zeigte sich der Geist des allmächtigen Gottes auf ganz augenscheinliche Weise, so dass alle, die jenem zu gehorchen gewagt,¹⁸ von Gottes Macht getroffen, zu Boden fielen und vor Schrecken außer sich gerieten.¹⁹ 2 Makkabäer 2Makk 21 3 24 18 Griech.: die mit ihm zu kommen gewagt. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 24 19 Vergl. [Ri 6,22; Dan 8,17] 2 Makkabäer 2Makk 21 3 25 Apparuit enim illis quidam equus terribilem habens sessorem, optimis operimentis adornatus: isque cum impetu Heliodoro priores calces elisit: qui autem ei sedebat, videbatur arma habere aurea. Es erschien ihnen nämlich ein mit prächtiger Rüstung bedecktes Pferd mit einem furchtbaren Reiter, dieses stürzte heftig mit den Vorderfüßen auf Heliodorus, der Reiter aber schien goldene Waffen zu haben.²⁰ 2 Makkabäer 2Makk 21 3 25 20 Als gewaffnete Kämpfer für Israel erschienen die Engel nach dem Propheten Eliseus. [2Kön 6,17] 2 Makkabäer 2Makk 21 3 26 Alii etiam apparuerunt duo juvenes virtute decori, optimi gloria, speciosique amictu: qui circumsteterunt eum, et ex utraque parte flagellabant, sine intermissione multis plagis verberantes. Dazu erschienen zwei andere Jünglinge von ausgezeichneter Stärke in herrlicher Pracht und schönen Gewändern, diese traten von beiden Seiten an ihn heran und geißelten ihn und schlugen ihn unaufhörlich mit vielen Streichen.²¹ 2 Makkabäer 2Makk 21 3 26 21 Während sonst die Engelserscheinungen im Alten Testamente oft eine Verzückung dessen im Gefolge haben, dem sie sich zeigen [2Kön 6,17; Lk 2] u.a., ist hier die Erscheinung eine ganz fühlbare. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 27 Subito autem Heliodorus concidit in terram, eumque multa caligine circumfusum rapuerunt, atque in sella gestatoria positum ejecerunt. Plötzlich fiel Heliodorus zur Erde und dichtes Dunkel umgab ihn,²² eilends hob man ihn auf eine Bahre und trug ihn fort. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 27 22 Er wurde ohnmächtig. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 28 Et is, qui cum multis cursoribus, et satellitibus prædictum ingressus est ærarium, portabatur nullo sibi auxilium ferente, manifesta Dei cognita virtute: So schaffte man den fort, der mit großem Gefolge und Trabanten in die vorbenannte Schatzkammer eingedrungen war, ohne dass ihm jemand Hilfe leisten konnte,²³ da sich die Macht Gottes offenbar kundgegeben. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 28 23 Griech.: Der sich selbst nicht helfen konnte, hingestellt (sich im Stande gänzlicher Hilflosigkeit befindend). 2 Makkabäer 2Makk 21 3 29 Et ille quidem per divinam virtutem jacebat mutus, atque omni spe et salute privatus. Durch göttliche Macht lag er nun sprachlos da, aller Hoffnung auf Rettung beraubt. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 3 Ita ut Seleucus Asiæ rex de redditibus suis præstaret omnes sumptus ad ministerium sacrificorum pertinentes. so dass auch Seleukus,⁴ König von Asien,⁵ aus seinen Einkünften alle zur Darbringung der Opfer erforderlichen Kosten hergab.⁶ 2 Makkabäer 2Makk 21 3 3 4 Seleukus IV. Pilopator (187 176 vor Chr.), der Nachfolger Antiochus des Gr., der ältere Bruder und Vorgänger des Antiochus Epiphanes. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 3 5 Vergl. [1Makk 8,6]. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 3 6 Dies Wohlwollen dauerte freilich nicht lange, wie das Folgende zeigt. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 30 Hi autem Dominum benedicebant, qui magnificabat locum suum: et templum, quod paulo ante timore ac tumultu erat plenum, apparente omnipotente Domino gaudio et lætitia impletum est. Die Juden dagegen priesen den Herrn, der seine Stätte so verherrlichte,²⁴ und der Tempel, der kurz vorher voll war von Furcht und Schrecken, ward von Freude und Frohlocken erfüllt, da der allmächtige Herr sich offenbart hatte. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 30 24 Gegen alle Erwartung verherrlichte. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 31 Tunc vero ex amicis Heliodori quidam rogabant confestim Oniam, ut invocaret Altissimum, ut vitam donaret ei, qui in supremo spiritu erat constitutus. Alsbald aber baten einige von den Freunden des Heliodorus den Onias, den Allerhöchsten anzurufen, dass er dem in den letzten Zügen Liegenden das Leben schenken möchte. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 32 Considerans autem summus sacerdos ne forte rex suspicaretur malitiam aliquam ex Judæis circa Heliodorum consummatam, obtulit pro salute viri hostiam salutarem. Da nun der Hohepriester besorgte, der König möchte etwa argwöhnen, dass die Juden irgendeine Arglist an Heliodorus verübt, brachte er ein Heilsopfer²⁵ für die Genesung des Mannes dar. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 32 25 Griech. einfach: Opfer. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 33 Cumque summus sacerdos exoraret, iidem juvenes eisdem vestibus amicti, astantes Heliodoro, dixerunt: Oniæ sacerdoti gratias age: nam propter eum Dominus tibi vitam donavit. Während nun der Hohepriester noch im Gebete begriffen war,²⁶ traten dieselben Jünglinge, mit denselben Gewändern angetan, vor Heliodorus und sprachen: Sage dem Hohenpriester Onias Dank, denn um seinetwillen hat dir der Herr das Leben geschenkt. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 33 26 Griech.: Während nun der Hohepriester das Sühnopfer darbrachte. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 34 Tu autem a Deo flagellatus, nuntia omnibus magnalia Dei, et potestatem. Et his dictis, non comparuerunt. Du aber, von Gott gezüchtigt, verkünde allen die gewaltige Macht Gottes! Als sie dies gesagt hatten, verschwanden sie.²⁷ 2 Makkabäer 2Makk 21 3 34 27 Beweis, dass die beiden übernatürliche Wesen Engel, waren. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 35 Heliodorus autem, hostia Deo oblata, et votis magnis promissis ei, qui vivere illi concessit, et Oniæ gratias agens, recepto exercitu, repedabat ad regem. Heliodorus aber brachte²⁸ Gott ein Opfer und gelobte dem Verleiher des Lebens große Gelübde, dankte dem Onias und zog mit seinem Heere zum Könige zurück. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 35 28 Ließ bringen. Vergl. [Num 15,13]. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 36 Testabatur autem omnibus ea quæ sub oculis suis viderat opera magni Dei. Er bezeugte aber allen, welche Taten des großen Gottes er mit seinen Augen gesehen. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 37 Cum autem rex interrogasset Heliodorum, quis esset aptus adhuc semel Jerosolymam mitti, ait: Als nun der König den Heliodorus fragte, wer wohl geeignet sei, noch einmal nach Jerusalem gesandt zu werden, sprach er: 2 Makkabäer 2Makk 21 3 38 Si quem habes hostem, aut regni tui insidiatorem, mitte illuc, et flagellatum eum recipies, si tamen evaserit: eo quod in loco sit vere Dei quædam virtus. Wenn du einen Feind oder jemanden hast, der nach deiner Herrschaft strebt, so sende ihn dahin, und du wirst ihn gegeißelt wieder erhalten, wenn er anders mit dem Leben davonkommt; denn in dem Orte ist wahrhaft eine Kraft Gottes wirksam. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 39 Nam ipse, qui habet in clis habitationem, visitator, et adjutor est loci illius, et venientes ad maleficiendum percutit, ac perdit. Denn er selbst, der im Himmel wohnt, ist der Wächter und Beschützer jener Stätte, und die in böser Absicht dorthin kommen, schlägt und vernichtet er.²⁹ 2 Makkabäer 2Makk 21 3 39 29 Vergl. [2Makk 8,36] und [2Makk 9,13]. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 4 Simon autem de tribu Benjamin præpositus templi constitutus, contendebat, obsistente sibi principe sacerdotum, iniquum aliquid in civitate moliri. Simon aber vom Stamme Benjamin, der bestellte Vorsteher des Tempels,⁷ begann Streit, da der Hohepriester sich ihm widersetzte, als er etwas Ungesetzliches in der Stadt vornahm.⁸ 2 Makkabäer 2Makk 21 3 4 7 Nicht aus priesterlicher Familie, war er wohl zum Schatzmeister des Tempels erwählt. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 4 8 Griech.: Entzweite sich mit dem Hohenpriester in Sachen der städtischen Marktaufsicht. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 40 Igitur de Heliodoro, et ærarii custodia ita res se habet. Dies also ist die Geschichte des Heliodorus und der Erhaltung des Schatzes.³⁰ 2 Makkabäer 2Makk 21 3 40 30 Eine Bestätigung der Tatsache scheint Polybius zu bringen, der, ein persönlicher Freund des Demetrius I., des Sohnes Seleukus IV., sagt, er habe über die Erscheinung im Tempel mehr zu sagen (das übrige fehlt). 2 Makkabäer 2Makk 21 3 5 Sed cum vincere Oniam non posset, venit ad Apollonium Tharsææ filium, qui eo tempore erat dux Clesyriæ, et Phnicis: Da er nun sah, dass er gegen Onias nicht die Oberhand gewinnen könne, begab er sich zu Apollonius, dem Sohne des Tharsäas,⁹ der zu jener Zeit Statthalter von Cölesyrien und Phönizien war, 2 Makkabäer 2Makk 21 3 5 9 Sonst unbekannt. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 6 Et nuntiavit ei pecuniis innumerabilibus plenum esse ærarium Jerosolymis, et communes copias immensas esse, quæ non pertinent ad rationem sacrificiorum: esse autem possibile sub potestate regis cadere universa. und teilte ihm mit, dass der Schatz zu Jerusalem mit unzähligem Gelde angefüllt und der Reichtum der Gemeinde unermesslich sei und mit den Kosten der Opfer in keinem Verhältnisse stehe; es sei aber wohl möglich, dass alles in die Gewalt des Königs falle. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 7 Cumque retulisset ad regem Apollonius de pecuniis, quæ delatæ erant, ille accitum Heliodorum, qui erat super negotia ejus, misit cum mandatis, ut prædictam pecuniam transportaret. Als Apollonius dem Könige über das Geld, von dem ihm die Anzeige gemacht war, berichtet hatte, ließ dieser den Heliodorus¹⁰ kommen, der Vorsteher seiner Verwaltung war, und entsandte ihn mit dem Befehle, das erwähnte Geld herbeizuschaffen. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 7 10 Es ist wohl derselbe Heliodor, der bald darauf seinen Herrn Seleukus IV. ermordete. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 8 Statimque Heliodorus iter est aggressus, specie quidem quasi per Clesyriam, et Phnicen civitates esset peragraturus, re vera autem regis propositum perfecturus. Alsbald trat Heliodorus die Reise an, zwar unter dem Vorwande, als wolle er die Städte Cölesyriens und Phöniziens besuchen, in der Tat aber, um die Absicht des Königs auszuführen. 2 Makkabäer 2Makk 21 3 9 Sed, cum venisset Jerosolymam, et benigne a summo sacerdote in civitate esset exceptus, narravit de dato indicio pecuniarum: et, cujus rei gratia adesset, aperuit: interrogabat autem, si vere hæc ita essent. Als er nach Jerusalem gekommen war und von dem Hohenpriester in der Stadt freundlich empfangen ward, erzählte er von der über das Geld gemachten Anzeige, eröffnete ihm, warum er hier sei, und fragte, ob sich die Sache wirklich so verhalte. 2 Makkabäer 2Makk 21 0 1 Simon und Apollonius reizen den König zu einem neuen Versuche gegen die Juden an, Onias reist nach Antiochia und widerlegt ihre Verleumdungen. (V. 6) 2. Verfolgung seitens des Antiochus Epiphanes (4,7 10,9) 1. Veranlassung der Verfolgung. (4,7 5,10) a. Jason kauft das Hohepriestertum (V. 9), führt heidnische Gebräuche in der heiligen Stadt ein (V. 22) und streitet mit Menelaus, der den Tempel beraubt (V. 32) und Onias getötet hat (V. 33), um die hohepriesterliche Würde. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 1 Simon autem prædictus pecuniarum, et patriæ delator, male loquebatur de Onia, tamquam ipse Heliodorum instigasset ad hæc, et ipse fuisset incentor malorum: Der vorerwähnte Simon¹ aber, der Verräter des Schatzes und des Vaterlandes, verleumdete den Onias, als hätte dieser selbst den Heliodorus dazu² angereizt und als wäre er der Urheber alles Unglücks,³ 2 Makkabäer 2Makk 21 4 1 1 Vergl. [2Makk 3,4]. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 1 2 Zum Einbruch in den Tempel. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 1 3 Und habe Heliodor durch die Seinigen misshandeln lassen. Onias hatte die Möglichkeit dieser Verleugnung geahnt. Vergl. [2Makk 3,32]. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 10 Quod cum rex annuisset, et obtinuisset principatum, statim ad gentilem ritum contribules suos transferre cpit. Da der König dies bewilligt und er so die Herrschaft erlangt hatte, suchte er alsbald unter seinen Landsleuten heidnische Sitten einzuführen. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 11 Et amotis his, quæ humanitatis causa Judæis a regibus fuerant constituta, per Joannem patrem Eupolemi, qui apud Romanos de amicitia, et societate functus est legatione legitima, civium jura destituens, prava instituta sanciebat. Er schaffte ab, was von den Königen aus Milde den Juden zugestanden war.¹³ Durch Vermittlung des Johannes, des Vaters jenes Eupolemus, der an der rechtmäßigen Gesandtschaft an die Römer um Freundschaft und Bundesgenossenschaft teilgenommen hatte,¹⁴ und die Rechte¹⁵ der Bürger beiseite setzend, führte er gesetzwidrige Sitten ein. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 11 13 Antiochus der Gr. und nach ihm Seleukus hatten den Juden große Vorrechte verliehen; nach Flav. Josephus: nach dem Gesetze zu leben, Freiheit der Priester und Tempeldiener von Steuern, bestimmte Zahlungen an den Tempel seitens des königlichen Schatzes. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 11 14 Vergl. [1Makk 8,17]. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 11 15 Hier steht im Griechischen erst das in der Vulgata an falsche Stelle geratene Wort rechtmäßige. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 12 Etenim ausus est sub ipsa arce gymnasium constituere, et optimos quosque epheborum in lupanaribus ponere. Denn er war so keck, gerade unterhalb der Burg¹⁶ eine Übungsschule zu erbauen und die ausgezeichnetsten Jünglinge an unsittliche Orte zu führen.¹⁷ 2 Makkabäer 2Makk 21 4 12 16 Von Sion. [1Makk 1,35] Die Wahl dieser Stelle war ein offenbarer Beweis der Verachtung, welche Jason gegen alle jüdischen Einrichtungen hegte. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 12 17 Zuerst also in die Ephebie. Griech.: brachte sie unter den Hut (mit breiter Krempe) und erzog sie so, d.i. er setzte durch, dass die edelsten Jünglinge in gymnastischen Spielen und ganz nach griechischer Weise erzogen wurden. Der Hut war wohl zugleich das Wahrzeichen des Merkur. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 13 Erat autem hoc non initium, sed incrementum quoddam, et profectus gentilis, et alienigenæ conversationis, propter impii, et non sacerdotis Jasonis nefarium, et inauditum scelus: Dies war aber nicht bloß ein Anfang, sondern ein Anwachsen und ein Fortschritt zu heidnischer fremder Sitte infolge des gottlosen, unerhörten Frevels des unpriesterlichen Jason, 2 Makkabäer 2Makk 21 4 14 Ita ut sacerdotes jam non circa altaris officia dediti essent, sed contempto templo, et sacrificiis neglectis festinarent participes fieri palæstræ, et præbitionis ejus injustæ, et in exercitiis disci. so dass die Priester sich nicht mehr den Dienst des Altares angelegen sein ließen, sondern den Tempel verachtend und die Opfer vernachlässigend, hinwegeilten, um an dem gesetzwidrigen Schauspiel der Kampfschule und dem Werfen mit der Scheibe¹⁸ teilzunehmen. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 14 18 Kleine schildähnliche Scheiben von Stein oder Eisen. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 15 Et patrios quidem honores nihil habentes, Græcas glorias optimas arbitrabantur: Die vaterländischen Ehrenstellen¹⁹ achteten sie für nichts, die griechischen Auszeichnungen aber für sehr rühmlich. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 15 19 Die Stellung der Ältesten, der Gesetzeslehrer, der Hohenpriester u.a., dann auch die vaterländischen Sitten und Gewohnheiten überhaupt. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 16 Quarum gratia periculosa eos contentio habebat, et eorum instituta æmulabantur, ac per omnia his consimiles esse cupiebant, quos hostes, et peremtores habuerant. Dieserwillen ergriff sie ein gefährlicher Wetteifer, denn sie ahmten die Gebräuche derer nach und suchten denen in allem ähnlich zu werden, die zuvor ihre Feinde und Mörder gewesen waren.²⁰ 2 Makkabäer 2Makk 21 4 16 20 Griech: Darum traf sie von allen Seiten schwere Not und diejenigen, deren Sitten sie nachahmen und denen sie ähnlich werden wollten, bekamen sie zu Feinden und Peinigern. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 17 In leges enim divinas impie agere impune non cedit: sed hoc tempus sequens declarabit. Denn wider die göttlichen Gesetze freveln, bleibt nicht ungestraft, doch die Folgezeit wird dies lehren. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 18 Cum autem quinquennalis agon Tyri celebraretur, et rex præsens esset, Als aber das fünfjährige Kampfspiel²¹ zu Tyrus gefeiert ward und der König dabei zugegen war, 2 Makkabäer 2Makk 21 4 18 21 Wohl eine Nachahmung der olympischen Spiele. Fünfjährig heißen sie, obwohl sie alle vier Jahre gefeiert wurden, weil die beiden Jahre des Spieles eingerechnet wurden. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 19 Misit Jason facinorosus ab Jerosolymis viros peccatores, portantes argenti didrachmas trecentas in sacrificium Herculis, quas postulaverunt hi, qui asportaverant ne in sacrificiis erogarentur, quia non oporteret, sed in alios sumptus eas deputari. sandte der verruchte Jason ruchlose Männer von Jerusalem²² dorthin, um dreihundert Doppeldrachmen von Silber²³ für ein Opfer des Herkules²⁴ zu überbringen. Die Überbringer baten jedoch selbst, man möchte das Geld nicht zu den Opfern gebrauchen, da sich dies nicht gezieme, sondern zu andern Ausgaben verwenden. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 19 22 Nach dem Griech. Antiochener, Männer von Jerusalem, die das Bürgerrecht von Antiochia erworben hatten. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 19 23 Sind Doppeldrachmen zu verstehen, wie sie unter den Seleukiden geprägt wurden, so wären dies etwa 800 M., attische hätten nicht einmal 200 M. Wert. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 19 24 Gemeint ist der tyrische Herkules, der Sonnengott Melkart. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 2 Provisoremque civitatis, ac defensorem gentis suæ, et æmulatorem legis Dei audebat insidiatorem regni dicere. und den, der ein Wohltäter der Stadt, ein Verteidiger seines Volkes und ein Eiferer für das Gesetz Gottes war, wagte er einen Gegner des Reiches zu nennen. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 20 Sed hæ oblatæ sunt quidem ab eo, qui miserat, in sacrificium Herculis: propter præsentes autem datæ sunt in fabricam navium triremium. So wurde es zwar von dem, der es gesandt hatte, als Gabe zum Opfer des Herkules dargebracht, aber der Überbringer wegen zum Bau der Dreiruderer verwendet. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 21 Misso autem in gyptum Apollonio Mnesthei filio propter primates Ptolemæi Philometoris regis cum cognovisset Antiochus alienum se a negotiis regni effectum, propriis utilitatibus consulens, profectus inde venit Joppen, et inde Jerosolymam. Als hierauf Apollonius, der Sohn des Mnestheus,²⁵ wegen der Großen des Königs²⁶ Ptolemäus Philometor nach Ägypten gesandt ward und Antiochus erfahren hatte, dass derselbe seiner Herrschaft feindlich geworden sei,²⁷ kam er, auf seinen eigenen Vorteil bedacht, nach Joppe und von da nach Jerusalem. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 21 25 Dieser Apollonius ist wohl zu unterscheiden von Apollonius, Sohn des Tharseus. Vergl. [2Makk 3,5.7] und [2Makk 4,4]. Vielleicht war er das Haupt er Gesandtschaft, die Antiochus Epiphanes nach Rom sandte. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 21 26 Richtiger nach dem Griech.: wegen des ersten Sitzens. Da Ptolemäus Philometor damals vierzehn Jahre alt ward (173 vor Chr.), übernahm er wohl die Regierung, also: Thronbesteigung. Bis dahin hatte er unter der Vormundschaft seiner Mutter Kleopatra und nach deren Tode unter der des Euläus und Lenäus gestanden. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 21 27 Kleopatra, Tochter Antiochus des Großen und Schwester des Antiochus Epiphanes, war die Mutter zweier Könige von Ägypten, des Ptolemäus Physkon und Ptolemäus Philometor. Ihr Vater hatte ihr als Mitgift Cölesyrien, Phönizien und Palästina gegeben, als sie Ptolemäus Epiphanes heiratete. Als Physkon sich an Stelle seines Bruders Philometor des Thrones zu bemächtigen suchte, sandte Antiochus Epiphanes den Apollonius nach Ägypten. Da er durch denselben erfuhr, dass die Ägypter sich der Kleopatra versprochenen Mitgift mit Gewalt bemächtigen wollten, begab sich Antiochus nach Joppe, um Vorkehrungen zu dessen Verteidigung zu treffen, dann nach Jerusalem, um sich der Treue der Juden zu versichern. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 22 Et magnifice ab Jasone, et civitate susceptus, cum facularum luminibus, et laudibus ingressus est: et inde in Phnicen exercitum convertit. Hier wurde er von Jason und der Stadt prächtig empfangen, hielt seinen Einzug unter Fackelschein und Freudengeschrei und zog von da mit seinem Heere nach Phönizien.²⁸ 2 Makkabäer 2Makk 21 4 22 28 In derselben Absicht, in der er nach Jerusalem gekommen war. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 23 Et post triennii tempus misit Jason Menelaum supradicti Simonis fratrem portantem pecunias regi, et de necessariis responsa perlaturum. Nach einem Zeitraum von drei Jahren²⁹ sandte Jason den Menelaus, den Bruder³⁰ des vorerwähnten Simon, um das Geld³¹ dem Könige zu überbringen und dringende Geschäfte zu Ende zu führen. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 23 29 Seit Besitznahme des hohenpriesterlichen Amtes. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 23 30 Verwandter oder: Gleichgesinnter. Simon gehörte zum Stamme Benjamin, vergl. [2Makk 3,4], konnte also nach dem Gesetze nicht Hoherpriester werden, indes war für Antiochus das Geld, nicht das Gesetz bestimmend. Daher ist die Freude der Assidäer bei der Ankunft des Alkimus erklärlich. [1Makk 7,14] 2 Makkabäer 2Makk 21 4 23 31 Die versprochene Summe. (V. 8, V. 9) 2 Makkabäer 2Makk 21 4 24 At ille commendatus regi, cum magnificasset faciem potestatis ejus, in semetipsum retorsit summum sacerdotium, superponens Jasoni talenta argenti trecenta. Dieser erwarb sich die Gunst des Königs, indem er sich den Anschein eines einflussreichen Mannes gab, und brachte das Hohepriestertum selbst an sich, indem er den Jason um dreihundert Talente Silbers überbot. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 25 Acceptisque a rege mandatis, venit, nihil quidem habens dignum sacerdotio: animos vero crudelis tyranni, et feræ beluæ iram gerens. Nachdem er nun die königlichen Befehle³² erhalten hatte, kam er, ohne eine des Hohenpriestertums würdige Eigenschaft, wohl aber die Wut eines grausamen Tyrannen und den Grimm eines wilden Tieres besitzend. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 25 32 Griech.: Dieser, dem Könige sich empfehlend und ihn preisend mit der Miene eines hochgestellten Mannes, brachte usw. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 26 Et Jason quidem, qui proprium fratrem captivaverat, ipse deceptus profugus in Ammanitem expulsus est regionem. So wurde Jason, der seinen eigenen Bruder überlistet hatte, selbst hintergangen³³ und musste fliehen und entwich in das Land der Ammaniter. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 26 33 Vergl. V. 7ff. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 27 Menelaus autem principatum quidem obtinuit: de pecuniis vero regi promissis, nihil agebat, cum exactionem faceret Sostratus, qui arci erat præpositus. Menelaus erhielt nun zwar die Würde, aber er entrichtete das Geld nicht, das er dem Könige versprochen, obwohl Sostratus, der Befehlshaber der Burg, die Bezahlung einforderte, 2 Makkabäer 2Makk 21 4 28 Nam ad hunc exactio vectigalium pertinebat: quam ob causam utrique ad regem sunt evocati. denn diesem lag die Eintreibung der Abgaben ob. Darum wurden beide vor den König geladen. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 29 Et Menelaus amotus est a sacerdotio, succedente Lysimacho fratre suo: Sostratus autem prælatus est Cypriis. Menelaus ward des Hohenpriestertums entsetzt und Lysimachus, sein Bruder, trat an seine Stelle, Sostratus aber ward Statthalter von Cypern.³⁴ 2 Makkabäer 2Makk 21 4 29 34 Griech.: Menelaus ließ als Stellvertreter Lysimachus zurück, seinen Bruder, Sostratus, aber den Krates, den Statthalter von Cypern. Cypern gehörte nur zeitweise zu Syrien. Vergl. [1Makk 15,23]. Menelaus blieb also inzwischen noch Hoherpriester, wie V. 39, 43ff und [2Makk 5,5] zeigen. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 3 Sed, cum inimicitiæ in tantum procederent, ut etiam per quosdam Simonis necessarios homicidia fierent: Als nun die Feindschaft sich derart steigerte, dass sogar durch einige Vertraute⁴ Simons Morde verübt wurden, 2 Makkabäer 2Makk 21 4 3 4 Griech.: durch einen Vertrauten. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 30 Et cum hæc agerentur, contigit, Tharsenses, et Mallotas seditionem movere, eo quod Antiochidi regis concubinæ dono essent dati. Während dies vorging,³⁵ begab es sich, dass die Einwohner von Tharsus und Mallus sich empörten, weil sie an die Antiochis, des Königs Nebenweib, als Geschenk vergeben waren. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 30 35 Richtiger: Da dies nun also angeordnet war. Von der Verantwortung der Vorgeladenen bei dem Könige wird nichts weiter berichtet. Wahrscheinlich übertrug der König bei seinem Aufbruch dem Andronikus die weitere Untersuchung, diesen aber gewann Menelaus für sich. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 31 Festinanter itaque rex venit sedare illos, relicto suffecto uno ex comitibus suis Andronico. Eilends kam der König herbei, den Aufruhr zu stillen, und ließ den Andronikus, einen aus seiner Umgebung, als Statthalter zurück. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 32 Ratus autem Menelaus accepisse se tempus opportunum, aurea quædam vasa e templo furatus donavit Andronico, et alia vendiderat Tyri, et per vicinas civitates. Jetzt glaubte Menelaus eine günstige Gelegenheit erlangt zu haben, entwendete³⁶ einige goldene Gefäße aus dem Tempel und schenkte sie dem Andronikus,³⁷ andere aber verkaufte er in Tyrus und den benachbarten Städten. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 32 36 Durch Lysimachus. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 32 37 Um für sich zu gewinnen und damit er die V. 24 versprochene Summe nicht bezahlen musste. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 33 Quod cum certissime cognovisset Onias, arguebat eum, ipse in loco tuto se continens Antiochiæ secus Daphnem. Als Onias dies zuverlässig erfahren hatte, rügte er ihn scharf, nachdem er sich in eine Freistätte Antiochias bei Daphne³⁸ zurückgezogen hatte. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 33 38 Daphne war eine nur durch den Orontes getrennte Vorstadt von Antiochia mit einem heiligen Haine, der Asylrecht besaß. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 34 Unde Menelaus accedens ad Andronicum, rogabat ut Oniam interficeret. Qui cum venisset ad Oniam, et datis dextris cum jurejurando (quamvis esset ei suspectus) suasisset de asylo procedere, statim eum peremit, non veritus justitiam. Daher wendete sich Menelaus an Andronikus³⁹ und bat ihn, den Onias zu töten.⁴⁰ Andronikus begab sich zu Onias, reichte ihm unter eidlichen Versicherungen die Hand und überredete ihn (obwohl dieser gegen ihn Verdacht hegte), aus der Freistätte herauszugehen, worauf er ihn alsbald, ohne Scheu vor dem, was recht ist, tötete. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 34 39 Griech.: Menelaus nahm Andronikus beiseite. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 34 40 Aus Wut darüber, dass Onias seine Räubereien aufgedeckt und gerügt hatte. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 35 Ob quam causam non solum Judæi, sed aliæ quoque nationes indignabantur, et moleste ferebant de nece tanti viri injusta. Darüber waren nicht bloß die Juden, sondern auch andere Völker aufgebracht und nahmen die ungerechte Ermordung eines so großen Mannes⁴¹ mit Unwillen auf. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 35 41 Griech.: des Mannes. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 36 Sed regressum regem de Ciliciæ locis adierunt Judæi apud Antiochiam, simul et Græci: conquerentes de iniqua nece Oniæ. Als nun der König aus den Gegenden von Cilicien zurückkam, begaben sich die Juden von Antiochia sowie auch die Griechen zu ihm und führten über die ungerechte Ermordung des Onias Klage. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 37 Contristatus itaque animo Antiochus propter Oniam, et flexus ad misericordiam, lacrimas fudit, recordatus defuncti sobrietatem, et modestiam. Antiochus ward innig betrübt um Onias und vergoss, von Mitleid ergriffen, Tränen, da er der Selbstbeherrschung und der Bescheidenheit des Hingeschiedenen gedachte.⁴² 2 Makkabäer 2Makk 21 4 37 42 Schilderung vom heidnischen Standpunkt aus, vom jüdischen Standpunkt aus ist Onias [2Makk 3,1] geschildert. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 38 Accensisque animis Andronicum purpura exutum, per totam civitatem jubet circumduci: et in eodem loco, in quo in Oniam impietatem commiserat, sacrilegum vita privari, Domino illi condignam retribuente pnam. Und von Zorn entbrannt, ließ er Andronikus des Purpurgewandes entkleiden,⁴³ ihn in der ganzen Stadt herumführen und den Verruchten an demselben Orte, wo er den Frevel an Onias begangen, töten.⁴⁴ So vergalt der Herr jenem mit wohlverdienter Strafe. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 38 43 Das er ihm als besonderes Ehrenzeichen verliehen. Das Griechische fügt bei: auch die Kleider herunterzureißen. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 38 44 Griech.: aus der Welt schaffen. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 39 Multis autem sacrilegiis in templo a Lysimacho commissis Menelai consilio, et divulgata fama, congregata est multitudo adversum Lysimachum multo jam auro exportato. Inzwischen hatte Lysimachus auf Anraten des Menelaus⁴⁵ viele Beraubungen an dem Tempel begangen und das Gerücht davon hatte sich⁴⁶ verbreitet, deshalb scharte sich die Menge gegen Lysimachus zusammen, nachdem schon viel Gold fortgeschleppt war. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 39 45 Griech.: unter Zustimmung des Menelaus. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 39 46 Griech.: nach außen (außerhalb der Stadt). 2 Makkabäer 2Makk 21 4 4 Considerans Onias periculum contentionis, et Apollonium insanire, utpote ducem Clesyriæ, et Phnicis, ad augendam malitiam Simonis, ad regem se contulit, erwog Onias, wie gefährlich dieser Streit werden könne, und dass Apollonius als Statthalter von Cölesyrien und Phönizien⁵ durch sein Wüten die Bosheit Simons mehre, und begab sich zum Könige, 2 Makkabäer 2Makk 21 4 4 5 Vergl. [2Makk 3,5]. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 40 Turbis autem insurgentibus, et animis ira repletis, Lysimachus armatis fere tribus millibus iniquis manibus uti cpit, duce quodam tyranno, ætate pariter, et dementia provecto. Als nun die Volkshaufen sich voll Ingrimm erhoben, bewaffnete Lysimachus gegen dreitausend Mann und brauchte zuerst ungerechterweise Gewalt unter Anführung eines gewissen Tyrannus, eines Mannes, der bereits im Alter, aber nicht minder in der Ruchlosigkeit vorgeschritten war.⁴⁷ 2 Makkabäer 2Makk 21 4 40 47 In einigen Handschriften: Auranus. Er befehligte wohl die Horden des Lysimachus. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 41 Sed, ut intellexerunt conatum Lysimachi, alii lapides, alii fustes validos arripuere: quidam vero cinerem in Lysimachum jecere. Kaum sah das Volk das gewalttätige Beginnen des Lysimachus, als die einen Steine, die anderen dicke Prügel ergriffen, während noch andere Staub auf Lysimachus warfen. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 42 Et multi quidem vulnerati, quidam autem et prostrati, omnes vero in fugam conversi sunt: ipsum etiam sacrilegum secus ærarium interfecerunt. Viele wurden verwundet, manche auch getötet, alle aber in die Flucht geschlagen, den Tempelräuber selbst aber erschlugen sie bei der Schatzkammer. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 43 De his ergo cpit judicium adversus Menelaum agitari. Über all dies wurde nun eine Untersuchung wider Menelaus eingeleitet.⁴⁸ 2 Makkabäer 2Makk 21 4 43 48 Mit seiner Zustimmung hatte Lysimachus ja die Tempelräubereien verübt. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 44 Et cum venisset rex Tyrum, ad ipsum negotium detulerunt missi tres viri a senioribus. Als nämlich der König nach Tyrus kam, legten drei von den Ältesten gesandte Männer ihm die Sache vor. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 45 Et cum superaretur Menelaus, promisit Ptolemæo multas pecunias dare ad suadendum regi. Schon sah sich Menelaus überführt, da versprach er dem Ptolemäus⁴⁹ viel Geld, um den König für ihn günstig zu stimmen. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 45 49 Das Griech. fügt bei: dem Sohne des Dorymenes. Vergl. [1Makk 3,38]. Er war Statthalter von Cypern. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 46 Itaque Ptolemæus in quodam atrio positum quasi refrigerandi gratia, regem adiit, et deduxit a sententia: Ptolemäus nahm also den König mit sich in einen Vorhof,⁵⁰ als sollte er sich abkühlen, und sprach mit ihm und stimmte ihn um. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 46 50 Eine Säulenhalle, die zum Palaste oder Gerichtshause gehörte. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 47 Et Menelaum quidem universæ malitiæ reum criminibus absolvit: miseros autem, qui, etiamsi apud Scythas causam dixissent, innocentes judicarentur, hos morte damnavit. So sprach er den Menelaus, der doch aller Bosheit schuldig war, von den Beschuldigungen frei; die armen Männer aber, die, wenn sie auch bei den Scythen ihre Sache vorgebracht hätten,⁵¹ für unschuldig erklärt worden wären, verurteilte er zum Tode. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 47 51 Die Szythen galten bei Griechen und Römern als das barbarische Volk. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 48 Cito ergo injustam pnam dederunt, qui pro civitate et populo, et sacris vasis causam prosecuti sunt. So erduldeten alsbald die, welche für die Stadt, das Volk und die heiligen Geräte eingetreten waren,⁵² ungerechte Strafe. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 48 52 Die Sachwalter der Stadt, des Tempels, des Volkes. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 49 Quam ob rem Tyrii quoque indignati, erga sepulturam eorum liberalissimi exstiterunt. Aus diesem Grunde darüber aufgebracht, ließen die Tyrer ihr Leichenbegängnis möglichst prunkvoll abhalten. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 5 Non ut civium accusator, sed communem utilitatem apud semetipsum universæ multitudinis considerans. nicht um seine Mitbürger zu verklagen, sondern bei sich erwägend, was zum gemeinsamen Nutzen des ganzen Volkes gereiche. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 50 Menelaus autem, propter eorum, qui in potentia erant, avaritiam, permanebat in potestate, crescens in malitia ad insidias civium. Menelaus aber blieb wegen der Habsucht der Gewalthaber in seiner Würde und nahm zu an Bosheit, seinen Mitbürgern Nachstellungen zu bereiten. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 6 Videbat enim sine regali providentia impossibile esse pacem rebus dari, nec Simonem posse cessare a stultitia sua. Denn er sah ein, dass es ohne königliche Vorsorge unmöglich sei, den Frieden wiederherzustellen, und dass Simon von seiner Torheit nicht ablassen werde.⁶ 2 Makkabäer 2Makk 21 4 6 6 Welches der Erfolg der Reise war, steht nicht fest. V. 7 berichtet über den Tod des Seleukus, nach V. 33 ergriff Onias die Flucht und ging nach Daphne, wo er ermordet ward. Inzwischen aber kehrte er wohl nach Jerusalem zurück, da seine Ermordung etwa vier bis fünf Jahre hinter den Tod des Seleukus fällt und es schwerlich alsbald nach der Thronbesteigung des Antiochus Epiphanes durch Jason aus seinem Amte verdrängt ward. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 7 Sed post Seleuci vitæ excessum, cum suscepisset regnum Antiochus, qui Nobilis appellabatur, ambiebat Jason frater Oniæ summum sacerdotium: Als aber nach des Seleukus Tode Antiochus, mit dem Beinamen der Erlauchte,⁷ die Regierung übernahm, strebte Jason,⁸ der Bruder des Onias, nach dem Hohenpriestertume. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 7 7 Vergl. [1Makk 1,11-17]. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 7 8 Eigentlich Jesus, er gräzisierte seinen Namen wohl selbst. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 8 Adito rege, promittens ei argenti talenta trecenta sexaginta, et ex redditibus aliis talenta octoginta. Er begab sich also zum Könige und versprach ihm dreihundertundsechzig Talente Silber, sowie achtzig Talente aus anderen Einkünften.⁹ 2 Makkabäer 2Makk 21 4 8 9 Wenn hebräische Talente gemeint sind: 3432000 Mark; sind syrische gemeint, so die Hälfte. Es sollte also eine einmalige Abgabe sein. Ob Jason die an dieser Stelle genannte Summe aus dem Tempelschatz entnehmen wollte? 2 Makkabäer 2Makk 21 4 9 Super hæc promittebat et alia centum quinquaginta, si potestati ejus concederetur gymnasium, et ephebiam sibi constituere, et eos, qui in Jerosolymis erant Antiochenos scribere. Überdies versprach er noch andere hundertundfünfzig, wenn ihm gestattet würde, sowohl eine Übungsschule¹⁰ und eine Ephebie¹¹ zu errichten, wie auch den Bewohnern von Jerusalem das Bürgerrecht von Antiochia zu verleihen.¹² 2 Makkabäer 2Makk 21 4 9 10 Ein Gymnasium für Erwachsene. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 9 11 Übungsplatz für Jünglinge. 2 Makkabäer 2Makk 21 4 9 12 Dieses Bürgerrecht verlieh verschiedene Vorrechte, ebenso wie das römische, und Jason wollte wohl mit den Abgaben dafür die 150 Talente V. 9 bezahlen. 2 Makkabäer 2Makk 21 0 1 Jason plündert Jerusalem (V. 7) und kommt in fernem Lande elend um. (V. 10) 2.) Schilderung der Verfolgung. (5,11 7,42) a. Epiphanes zieht nach Jerusalem, tötet viele, plündert den Tempel (V. 20) und sendet unter Apollonius ein Heer nach Jerusalem, wo viele getötet werden. (V. 26) Judas Machabäus zieht sich mit neun Genossen in die Wüste zurück. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 1 Eodem tempore Antiochus secundam profectionem paravit in gyptum. Um diese Zeit unternahm Antiochus einen zweiten Zug nach Ägypten.¹ 2 Makkabäer 2Makk 21 5 1 1 Im Jahre 170 vor Chr. Vergl. [1Makk 1,17]. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 10 Et qui insepultos multos abjecerat, ipse et illamentatus, et insepultus abjicitur, sepultura neque peregrina usus, neque patrio sepulcro participans. und er, der so viele hatte unbegraben hinwerfen lassen, blieb selbst unbeklagt und ward unbegraben hingeworfen, ohne ein Begräbnis bei den Fremden oder ein Grab bei seinen Vätern zu erhalten. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 11 His itaque gestis, suspicatus est rex societatem deserturos Judæos: et ob hoc profectus ex gypto efferatis animis, civitatem quidem armis cepit. Durch diese Vorfälle ward der König¹⁰ auf die Vermutung gebracht, die Juden wollten abfallen, daher brach er mit grimmiger Wut¹¹ von Ägypten auf und nahm die Stadt mit Waffengewalt ein.¹² 2 Makkabäer 2Makk 21 5 11 10 Antiochus. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 11 11 Griech.: mit tierischer Wut in der Seele. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 11 12 168 vor Chr. Vergl. [1Makk 1,16-28]. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 12 Jussit autem militibus interficere, nec parcere occursantibus, et per domos ascendentes trucidare. Und er befahl den Kriegern, alle, die ihnen begegnen würden,¹³ ohne Schonung niederzumachen, ja, die in die Häuser flüchten würden, zu ermorden. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 12 13 Auf den Straßen. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 13 Fiebant ergo cædes juvenum, ac seniorum, et mulierum, et natorum exterminia, virginumque et parvulorum neces. Da wurden Jünglinge und Greise hingeschlachtet, Weiber und Kinder, Jungfrauen und Säuglinge niedergemetzelt. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 14 Erant autem toto triduo octoginta millia interfecti, quadraginta millia vincti, non minus autem venumdati. Während dieser drei Tage wurden achtzigtausend gemordet, vierzigtausend zu Gefangenen gemacht und nicht weniger als Sklaven verkauft.¹⁴ 2 Makkabäer 2Makk 21 5 14 14 Josephus beziffert die als Sklaven Verkauften auf 10000. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 15 sed nec ista sufficiunt: ausus est etiam intrare templum universa terra sanctius, Menelao ductore, qui legum, et patriæ fuit proditor: Aber nicht genug damit! Er wagte auch, in den Tempel, den heiligsten Ort der ganzen Erde, einzudringen,¹⁵ unter Führung des Menelaus, welcher an den Gesetzen und dem Vaterlande Verräter geworden war. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 15 15 Vergl. [1Makk 1,23ff]. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 16 Et scelestis manibus sumens sancta vasa, quæ ab aliis regibus, et civitatibus erant posita ad ornatum loci, et gloriam, contrectabat indigne, et contaminabat. Und er nahm die heiligen Gefäße in seine frevelhaften Hände und behandelte die von andern Königen und Städten zum Schmucke und zur Verherrlichung des Ortes hingebrachten Weihegeschenke¹⁶ unwürdig und entweihte sie. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 16 16 Vergl. [2Makk 3,2]. Griech. das Folgende: raffte er mit seinen ungeweihten Händen zusammen. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 17 Ita alienatus mente Antiochus, non considerabat quod propter peccata habitantium civitatem, modicum Deus fuerat iratus: propter quod et accidit circa locum despectio: So bedachte der unsinnige¹⁷ Antiochus nicht, dass Gott wegen der Sünden über die Einwohner der Stadt nur kurze Zeit erzürnt sei und dass darum den Tempel solche Schmach treffe. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 17 17 Griech.: Und hochfahrend in seinem Sinne bedachte Antiochus nicht. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 18 Alioquin nisi contigisset eos multis peccatis esse involutos, sicut Heliodorus, qui missus est a Seleuco rege ad exspoliandum ærarium: etiam hic statim adveniens flagellatus, et repulsus utique fuisset ab audacia. Denn wären sie nicht in so vielen Sünden verstrickt gewesen, so würde auch er, wie der von dem Könige Seleukus zur Beraubung des Schatzes gesandte Heliodorus, beim Vordringen alsbald gegeißelt und von seiner Vermessenheit sicherlich abgebracht worden sein.¹⁸ 2 Makkabäer 2Makk 21 5 18 18 Vergl. [2Makk 3,17ff]. Die Verschuldung des Hohenpriesters ist die des Volkes [Lev 4,3], von dem ja auch ein großer Teil fern ist von Gott. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 19 Verum non propter locum, gentem: sed propter gentem, locum Deus elegit. Aber Gott erwählte nicht um des Tempels¹⁹ wegen das Volk, sondern um des Volkes wegen den Tempel.²⁰ 2 Makkabäer 2Makk 21 5 19 19 Als ob er einen Tempel auf Erden als Wohnung brauchte. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 19 20 Vergl. was der Heiland vom Sabbat [Mk 2,27] sagt. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 2 Contigit autem per universam Jerosolymorum civitatem videri diebus quadraginta per ara equites discurrentes, auratas stolas habentes, et hastis, quasi cohortes, armatos, Da begab es sich, dass in der ganzen Stadt Jerusalem vierzig Tage lang² durch die Luft jagende Reiter, mit goldenen Gewändern angetan und mit Lanzen bewaffnet, scharenweise erschienen, 2 Makkabäer 2Makk 21 5 2 2 Die Zahl vierzig hat für göttliche Heimsuchungen in Zorn wie in Huld besondere Bedeutung. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 20 Ideoque et ipse locus particeps factus est populi malorum: postea autem fiet socius bonorum: et qui derelictus in ira Dei omnipotentis est, iterum in magni Domini reconciliatione cum summa gloria exaltabitur. Deswegen hat nun auch der Tempel Anteil an dem Unglücke des Volkes erhalten, wie er nachmals an seinem Glücke Anteil erhielt und der, welcher jetzt bei dem Zorne des allmächtigen Gottes verlassen ist, wird, wenn der große Herrscher versöhnt ist, wieder zur höchsten Herrlichkeit erhoben werden. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 21 Igitur Antiochus mille et octingentis ablatis de templo talentis, velociter Antiochiam regressus est, existimans se præ superbia terram ad navigandum, pelagus vero ad iter agendum deducturum propter mentis elationem. Antiochus nun nahm aus dem Tempel tausendachthundert Talente²¹ weg und zog eilends nach Antiochia zurück, indem er in seinem Übermut wähnte, das Land schiffbar und das Meer wegbar machen zu können, vor Hochmut des Herzens. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 21 21 Wenn hebräische Talente: 14040000 Mark, wenn syrische, etwa die Hälfte. Dies ist der Gesamtwert alles dessen, was Antiochus an goldenen Geräten wie an Gold- und Silberblech und aus dem Tempelschatz [1Makk 1,21-23] wegnahm. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 22 reliquit autem et præpositos ad affligendam gentem: Jerosolymis quidem Philippum genere Phrygem, moribus crudeliorem eo ipso, a quo constitutus est: Er ließ auch Aufseher zurück, um das Volk zu plagen: in Jerusalem den Philippus, einen Phrygier von Abkunft,²² noch grausamer an Gemütsart als der, welcher ihn eingesetzt hatte;²³ 2 Makkabäer 2Makk 21 5 22 22 Vergl. [1Makk 6,14]. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 22 23 Antiochus. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 23 In Garizim autem Andronicum, et Menelaum, qui gravius quam ceteri imminebant civibus. in Garizim²⁴ den Andronikus²⁵ und Menelaus, welche die Mitbürger noch härter behandelten als die übrigen.²⁶ 2 Makkabäer 2Makk 21 5 23 24 Bei Sichem. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 23 25 Dies ist ein anderer als der [2Makk 4,31ff] Genannte. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 23 26 Griech.: Menelaus, der am schlimmsten, noch ärger als die anderen, die Bürger frech behandelte, feindselig gegen die jüdischen Bürger gesinnt. Die Erwähnten sind nicht die gleichen mit den erst mit zwei Jahren nach dem Abzug des Königs zur Ethnisierung eingesetzten Beamten. [1Makk 1,29] 2 Makkabäer 2Makk 21 5 24 Cumque appositus esset contra Judæos, misit odiosum principem Apollonium cum exercitu viginti et duobus millibus, præcipiens ei omnes perfectæ ætatis interficere, mulieres, ac juvenes vendere. Und da er über die Juden erbittert war, sandte er den verhassten Heerführer Apollonius²⁷ mit einem Heere von zweiundzwanzigtausend Mann und befahl ihm, alle Erwachsenen niederzumachen, die Frauen und Jünglinge aber zu verkaufen. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 24 27 Der [1Makk 1,29] erwähnte Obersteuerbeamte. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 25 Qui cum venisset Jerosolymam, pacem simulans, quievit usque ad diem sanctum sabbati: et tunc feriatis Judæis arma capere suis præcepit. Dieser kam nach Jerusalem und hielt sich, Friedlichkeit heuchelnd, ruhig bis an den heiligen Tag des Sabbats;²⁸ dann aber befahl er, als er die Juden feiern sah, seinen Leuten, die Waffen zu ergreifen 2 Makkabäer 2Makk 21 5 25 28 Er wusste, dass sie am Sabbat keinen Widerstand leisten würden. Vergl. [1Makk 2,34]. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 26 Omnesque qui ad spectaculum processerant, trucidavit: et civitatem cum armatis discurrens, ingentem multitudinem peremit. und ließ alle, welche zur Feier²⁹ hinausgegangen waren, niedermachen, worauf er selbst die Stadt mit Bewaffneten durchzog und eine ungeheure Menge ermordete. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 26 29 Griech.: um dem Schauspiel beizuwohnen. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 27 Judas autem Machabæus, qui decimus fuerat, secesserat in desertum locum, ibique inter feras vitam in montibus cum suis agebat: et fni cibo vescentes, demorabantur, ne participes essent coinquinationis. Judas, der Machabäer, aber entwich mit neun andern³⁰ in die Wüste und lebte daselbst unter den Tieren auf dem Gebirge mit den Seinigen, sich von Kräutern nährend, um nicht an der Befleckung teilzunehmen. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 27 30 Unter denen insbesondere seine Söhne. [1Makk 2,27ff] Diese Bemerkung dient als Überleitung zu dem Auftreten des Judas Machabäus als Helfer seines Volkes. [2Makk 8] 2 Makkabäer 2Makk 21 5 3 Et cursus equorum per ordines digestos, et congressiones fieri cominus, et scutorum motus, et galeatorum multitudinem gladiis districtis, et telorum jactus, et aureorum armorum splendorem, omnisque generis loricarum. dazu Abteilungen von Reitern, in Ordnung aufgestellt, Angriffe von beiden Seiten, Schildergewoge, eine Menge von Gepanzerten mit gezückten Schwertern, Abschießen von Geschossen, Funkeln von goldenen Waffen und Panzern jeglicher Gattung.³ 2 Makkabäer 2Makk 21 5 3 3 Von ähnlichen Himmelserscheinungen berichtet Josephus vor der Zerstörung Jerusalems durch Titus. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 4 Quapropter omnes rogabant in bonum monstra converti. Daher beteten alle, dass die Wunderzeichen etwas Gutes bedeuten möchten.⁴ 2 Makkabäer 2Makk 21 5 4 4 Alle beteten, der Ausgang des Krieges, den diese Zeichen vorherverkündeten, möchte ein für sie glücklicher sein. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 5 Sed cum falsus rumor exisset, tamquam vita excessisset Antiochus, assumptis Jason non minus mille viris, repente aggressus est civitatem: et civibus ad murum convolantibus ad ultimum apprehensa civitate, Menelaus fugit in arcem: Als sich aber ein falsches Gerücht verbreitete, als sei Antiochus gestorben, überfiel Jason⁵ mit nicht weniger als tausend Mann plötzlich die Stadt. Die Bürger liefen zwar von allen Seiten auf die Mauern, doch die Stadt ward zuletzt genommen und Menelaus flüchtete in die Burg. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 5 5 Den Antiochus der Würde des Hohenpriestertums beraubt hatte zugunsten des Menelaus. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 6 Jason vero non parcebat in cæde civibus suis, nec cogitabat prosperitatem adversum cognatos malum esse maximum, arbitrans hostium et non civium se trophæa capturum. Jason begann schonungslos unter seinen Mitbürgern zu morden, ohne zu bedenken, dass Kriegsglück gegen Stammverwandte das größte Unglück ist; wähnte er doch, Siegesbeute von Feinden und nicht von Mitbürgern davonzutragen. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 7 Et principatum quidem non obtinuit, finem vero insidiarum suarum confusionem accepit, et profugus iterum abiit in Ammaniten. Aber dennoch erlangte er die höchste Würde nicht, sondern die ganze Frucht seiner hinterlistigen Verräterei war Schande; er musste wieder flüchten⁶ und ging in das Land der Ammaniter zurück. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 7 6 Entweder weil Menelaus in die Burg geflüchtet, ihn von dort aus bekämpfte, oder weil Antiochus aus Ägypten zurückkehrte. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 8 Ad ultimum, in exitium sui conclusus ab Areta Arabum tyranno fugiens de civitate in civitatem, omnibus odiosus, et refuga legum et exsecrabilis, ut patriæ ut civium hostis, in gyptum extrusus est: Jetzt kam sein Ende herbei,⁷ denn er ward von Aretas, einem Herrscher der Araber, gefangen; doch entfloh er und irrte von Stadt zu Stadt; von allen als Abtrünniger von dem Gesetze gehasst und als Feind des Vaterlandes und der Mitbürger verabscheut, wurde er nach Ägypten⁸ ausgestoßen. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 8 7 Griech.: Nun traf ihn das Ende seines bösen Wandels. Er wurde bei dem Araberfürsten Aretas gefangen usw. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 8 8 Gegen dieses hatte Antiochus soeben Krieg geführt. 2 Makkabäer 2Makk 21 5 9 Et qui multos de patria sua expulerat, peregre periit, Lacedæmonas profectus, quasi pro cognatione ibi refugium habiturus: Er, der so viele aus dem Vaterlande verbannt hatte, musste selbst außerhalb desselben umkommen, als er sich zu den Lacedämoniern begeben hatte, um bei ihnen wegen ihrer Verwandtschaft⁹ eine Zufluchtsstätte zu erhalten; 2 Makkabäer 2Makk 21 5 9 9 [1Makk 12,21] 2 Makkabäer 2Makk 21 0 1 b. Epiphanes sendet einen antiochenischen Greis, der das Götzentum einführen soll (V. 7), indem die benachbarten Städte das gleiche versuchen. (V. 11) c. Ehe der Verfasser dazu übergeht, die Einzelzüge zu beschreiben, mahnt er, dass Gott dies alles zur Besserung des Volkes zugelassen habe (V. 17), und berichtet alsdann die Standhaftigkeit des alten Eleazar. (V. 31) 2 Makkabäer 2Makk 21 6 1 Sed non post multum temporis misit rex senem quemdam Antiochenum, qui compelleret Judæos ut se transferrent a patriis, et Dei legibus: Nicht lange darnach¹ sandte der König einen alten Antiochener, welcher die Juden zwingen sollte, von den Gesetzen ihrer Väter und Gottes abzufallen, 2 Makkabäer 2Makk 21 6 1 1 Dies Kapitel bietet wichtige Einzelzüge zu [1Makk 1,41-64]. Nicht lange nach der Sendung des Apollonius. (Vergl. V. 54.) 2 Makkabäer 2Makk 21 6 10 Duæ enim mulieres delatæ sunt natos suos circumcidisse: quas, infantibus ad ubera suspensis, cum publice per civitatem circumduxissent, per muros præcipitaverunt. Denn zwei Frauen wurden angeklagt,¹² ihre Söhne beschnitten zu haben, diesen hängten sie die Kinder an die Brust, führten sie öffentlich durch die Stadt und stürzten sie zuletzt von der Mauer herab.¹³ 2 Makkabäer 2Makk 21 6 10 12 Griech.: vorgeführt. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 10 13 Vergl. [1Makk 1,63]. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 11 Alii vero, ad proximas coeuntes speluncas, et latenter sabbati diem celebrantes, cum indicati essent Philippo, flammis succensi sunt, eo quod verebantur propter religionem et observantiam, manu sibimet auxilium ferre. Andere, die in den nahe gelegenen Höhlen zusammenkamen, um den Tag des Sabbats heimlich zu feiern, wurden dem Philippus¹⁴ angezeigt und verbrannt, weil sie aus gewissenhafter Beobachtung des Sabbats Bedenken trugen, sich mit den Waffen zu verteidigen.¹⁵ 2 Makkabäer 2Makk 21 6 11 14 Vergl. [2Makk 5,22]. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 11 15 Vergl. [1Makk 2,38ff]. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 12 Obsecro autem eos, qui hunc librum lecturi sunt, ne abhorrescant propter adversos casus, sed reputent, ea, quæ acciderunt, non ad interitum, sed ad correptionem esse generis nostri. Ich bitte nun jene, welche dieses Buch lesen, nicht zu erschrecken über die Unglücksfälle, sondern zu bedenken, dass diese Vorfälle nicht zum Verderben, sondern zur Züchtigung unseres Volkes dienen.¹⁶ 2 Makkabäer 2Makk 21 6 12 16 Vergl. [2Makk 7,33; Weish 11,9; Weish 12,22]. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 13 Etenim multo tempore non sinere peccatoribus ex sententia agere, sed statim ultiones adhibere, magni beneficii est indicium. Denn dass den Sündern nicht lange Zeit gewährt wird, nach ihren Gelüsten zu tun, sondern bald Rache über sie verhängt wird, ist ein Zeichen großer Huld. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 14 Non enim, sicut in aliis nationibus, Dominus patienter exspectat, ut eas, cum judicii dies advenerit, in plenitudine peccatorum puniat: Denn nicht so, wie der Herr bei andern Völkern langmütig zuwartet, um sie, wenn der Tag des Gerichtes gekommen, nach der Vollzahl ihrer Sünden zu strafen, 2 Makkabäer 2Makk 21 6 15 Ita et in nobis statuit, ut peccatis nostris in finem devolutis, ita demum in nos vindicet. hat er auch für uns beschlossen, erst Rache an uns zu üben, wenn unsere Sünden aufs höchste gestiegen. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 16 Propter quod nunquam quidem a nobis misericordiam suam amovet: corripiens vero in adversis populum suum non derelinquit. Daher entzieht er uns nie seine Barmherzigkeit, und wenn er auch sein Volk mit Unglück straft, verlässt er es doch nicht.¹⁷ 2 Makkabäer 2Makk 21 6 16 17 Vergl. [Jes 54,7ff]. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 17 Sed hæc nobis ad commonitionem legentium dicta sint paucis. Jam autem veniendum est ad narrationem. Doch dies sei nur kurz zur Erinnerung für die Leser gesagt. Nun wollen wir wieder auf die Erzählung zurückkommen. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 18 Igitur Eleazarus unus de primoribus scribarum, vir ætate provectus, et vultu decorus, aperto ore hians compellebatur carnem porcinam manducare. Eleazar, einer der angesehensten Schriftgelehrten, ein Mann in schon vorgerücktem Alter,¹⁸ ehrwürdigen Aussehens,¹⁹ sollte Schweinefleisch essen und man wollte ihn dazu zwingen, indem man ihm den Mund aufsperrte.²⁰ 2 Makkabäer 2Makk 21 6 18 18 Vergl. V. 24. Nach dem hl. Gregor d. Gr. war er der Lehrer der sieben Machabäischen Brüder gewesen. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 18 19 Griech.: dessen Gesicht bei schon vorgerücktem Alter den schönsten Anblick bot. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 18 20 Das Verbot, solches Fleisch zu essen, ist [Lev 11,7] gegeben. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 19 At ille gloriosissimam mortem magis quam odibilem vitam complectens, voluntarie præibat ad supplicium. Doch er zog den rühmlichsten Tod einem verabscheuungswürdigen Leben vor und ging freiwillig zur Marterbank. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 2 Contaminare etiam quod in Jerosolymis erat templum, et cognominare Jovis Olympii: et in Garizim, prout erant hi, qui locum inhabitabant, Jovis hospitalis. den Tempel zu Jerusalem zu verunreinigen,² ihn nach dem olympischen Jupiter zu benennen und den zu Garizim³ nach dem gastlichen Jupiter, gemäß der Eigenschaft der Bewohner des Ortes. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 2 2 Vergl. [1Makk 1,41; 1Makk 2,54]. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 2 3 Vergl. [2Kön 17,24-41] und [Esra 4,2]. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 20 Intuens autem, quemadmodum oporteret accedere, patienter sustinens, destinavit non admittere illicita propter vitæ amorem. Er beherzigte, wie es seine Pflicht sei hinzutreten, und so harrte er in Geduld aus, entschlossen, nichts Unerlaubtes aus Liebe zum Leben zu begehen.²¹ 2 Makkabäer 2Makk 21 6 20 21 V. 19, 20. Griech.: Aber indem er einen ruhmvollen Tod einem mit Schande befleckten Leben vorzog, spie er es aus und schritt dann aus eigenem Antrieb zur Marterbank, gleichwie es denen ziemte herzuzutreten, die sich standhaft aller Kost erwehren wollen, deren Genuss nicht erlaubt ist, geschähe es auch aus natürlicher Liebe zum Leben. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 21 Hi autem, qui astabant, iniqua miseratione commoti, propter antiquam viri amicitiam, tollentes eum secreto rogabant afferri carnes, quibus vesci ei licebat, ut simularetur manducasse, sicut rex imperaverat de sacrificii carnibus: Die aber, welche dabei standen,²² nahmen ihn, aus alter Freundschaft zu dem Manne zu verkehrtem Mitleiden bewegt, heimlich beiseite und baten ihn, sich Fleisch bringen zu lassen, das ihm zu essen erlaubt sei, um sich den Anschein zu geben, als esse er dem Befehle des Königs gemäß von dem Opferfleische, 2 Makkabäer 2Makk 21 6 21 22 Griech.: Die aber, welche zur Aufsicht über das gesetzwidrige Opfermahl aufgestellt waren. Der Schauplatz des Martyriums ist wohl Antiochia. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 22 Ut, hoc facto, a morte liberaretur: et propter veterem viri amicitiam, hanc in eo faciebant humanitatem. um auf diese Weise dem Tode zu entgehen. Aus alter Freundschaft zu dem Manne handelten sie so menschenfreundlich an ihm. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 23 At ille cogitare cpit ætatis ac senectutis suæ eminentiam dignam, et ingenitæ nobilitatis canitiem, atque a puero optimæ conversationis actus: et secundum sanctæ et a Deo conditæ legis constituta, respondit cito, dicens, præmitti se velle in infernum. Er aber dachte an die hohe Würde seiner Jahre und seines Greisenalters, an den angestammten Adel des grauen Hauptes und seinen lobwürdigen Wandel von Jugend auf und erklärte sogleich nach den Bestimmungen des heiligen, von Gott gegebenen Gesetzes, er wolle in die Unterwelt gesendet werden.²³ 2 Makkabäer 2Makk 21 6 23 23 Getötet werden. Er führt zwei Gründe hierfür an: Eine solche Verstellung wäre schimpflich und Ärgernis gebend, und rettete er sein Leben auch in der Zeit, so erwartete ihn dennoch Gottes Gericht. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 24 Non enim ætati nostræ dignum est, inquit, fingere: ut multi adolescentium, arbitrantes Eleazarum nonaginta annorum transisse ad vitam alienigenarum: Denn, sprach er, es geziemt sich nicht für unser Alter²⁴ zu heucheln, so dass viele der Jüngeren, in der Meinung, der neunzigjährige Eleazar sei zum Heidentum übergegangen, 2 Makkabäer 2Makk 21 6 24 24 Für das Alter von Leuten, bejahrt wie ich. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 25 Et ipsi propter meam simulationem, et propter modicum corruptibilis vitæ tempus decipiantur, et per hoc maculam, atque exsecrationem meæ senectuti conquiram. auch ihrerseits um meiner Heuchelei und der kurzen Zeit eines vergänglichen Lebens willen durch mich verführt werden und ich so Schande und Schimpf auf mein Alter bringe. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 26 Nam, etsi in præsenti tempore suppliciis hominum eripiar, sed manum Omnipotentis nec vivus, nec defunctus effugiam. Denn sollte ich auch jetzt der Marter der Menschen entgehen, so werde ich doch der Hand des Allmächtigen weder lebend noch tot entfliehen. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 27 Quam ob rem fortiter vita excedendo, senectute quidem dignus apparebo: Darum will ich mannhaft das Leben lassen; so werde ich mich meines Alters würdig erweisen, 2 Makkabäer 2Makk 21 6 28 Adolescentibus autem exemplum forte relinquam, si prompto animo, ac fortiter pro gravissimis ac sanctissimis legibus honesta morte perfungar. His dictis, confestim ad supplicium trahebatur. den Jüngeren aber ein heldenmütiges Beispiel hinterlassen, wenn ich willigen Herzens und mutig für die ehrwürdigen und heiligen Gesetze eines ehrenvollen Todes sterbe. Nach diesen Worten ward er alsbald zur Marterbank geschleppt.²⁵ 2 Makkabäer 2Makk 21 6 28 25 Griech.: kam er sofort zur Marterbank hin. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 29 Hi autem, qui eum ducebant, et paulo ante fuerant mitiores, in iram conversi sunt propter sermones ab eo dictos, quos illi per arrogantiam prolatos arbitrabantur. Die aber, welche ihn hinführten und kurz vorher noch milde gewesen waren, wurden durch die Worte, die er sprach, in Zorn versetzt, da sie meinten, er habe dieselben aus Stolz gesprochen. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 3 Pessima autem et universis gravis erat malorum incursio: So stürzte über das ganze Volk eine schreckliche Flut der schlimmsten Übel herein, 2 Makkabäer 2Makk 21 6 30 Sed cum plagis perimeretur, ingemuit, et dixit: Domine, qui habes sanctam scientiam, manifeste tu scis, quia cum a morte possem liberari, duros corporis sustineo dolores: secundum animam vero propter timorem tuum libenter hæc patior. Als er nun unter den Schlägen dem Tode nahe war, seufzte er auf und sprach: Herr! der du die heilige Wissenschaft hast,²⁶ dir ist kund, dass ich, während ich mich vom Tode frei machen könnte, harte Schmerzen am Leibe erdulde, in meiner Seele aber dieses gern aus Furcht vor dir ertrage. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 30 26 Durch keinen Irrtum getrübte Erkenntnis. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 31 Et iste quidem hoc modo vita decessit, non solum juvenibus, sed et universæ genti memoriam mortis suæ ad exemplum virtutis et fortitudinis derelinquens. So schied dieser Mann aus dem Leben und hinterließ nicht nur den Jüngeren, sondern dem ganzen Volke das Andenken an seinen Tod als ein Vorbild der Tugend und des Starkmutes.²⁷ 2 Makkabäer 2Makk 21 6 31 27 Der heilige Gregor von Nazianz nennt ihn den ersten Märtyrer des Alten Testamentes, weil er als der erste öffentlich aus Hass gegen den Glauben getötet ward. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 4 Nam templum luxuria, et comessationibus gentium erat plenum, et scortantium cum meretricibus: sacratisque ædibus mulieres se ultro ingerebant intro ferentes ea, quæ non licebat. denn der Tempel war mit Schwelgerei und Lustgelagen der Heiden erfüllt, welche mit Buhlerinnen Unzucht trieben, die Weiber aber drängten sich frech in die heiligen Orte und trugen ungebührliche Dinge hinein.⁴ 2 Makkabäer 2Makk 21 6 4 4 Griech.: Die sich mit Buhlerinnen belustigen und in den heiligen Vorhöfen mit Weibern einließen und außerdem allerlei, was sich nicht gebührte, hineinbrachten. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 5 Altare etiam plenum erat illicitis, quæ legibus prohibebantur. Der Altar war mit unerlaubten Dingen angefüllt, die von dem Gesetze verboten waren.⁵ 2 Makkabäer 2Makk 21 6 5 5 Schweine- und Hundeopfer. Vergl. [1Makk 1,50]. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 6 Neque autem sabbata custodiebantur, neque dies solemnes patrii servabantur, nec simpliciter Judæum se esse quisquam confitebatur. Weder hielt man die Sabbate noch feierte man die vaterländischen Feste⁶ noch wagte jemand, überhaupt sich als Jude zu bekennen.⁷ 2 Makkabäer 2Makk 21 6 6 6 Vergl. [1Makk 1,47-51]. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 6 7 Durch die praktische Übung der Vorschriften des Judentums. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 7 Ducebantur autem cum amara necessitate in die natalis regis ad sacrificia: et, cum Liberi sacra celebrarentur, cogebantur hedera coronati Libero circuire. Dagegen wurden sie mit bitterem Zwange am Geburtstage des Königs⁸ zu den Opfern getrieben; und wenn man das Fest des Bacchus feierte, wurden sie gezwungen, mit Efeu bekränzt, dem Bacchus zu Ehren im Umgange einherzuziehen. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 7 8 Das Griech. setzt bei: monatlich. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 8 Decretum autem exiit in proximas gentilium civitates, suggerentibus Ptolemæis, ut pari modo et ipsi adversus Judæos agerent, ut sacrificarent: Es erging auch auf den Rat der Ptolemäer ein Befehl⁹ an die benachbarten heidnischen Städte, auf gleiche Weise gegen die Juden zu verfahren, damit diese opferten; 2 Makkabäer 2Makk 21 6 8 9 Des Ptolemäus, Sohn des Dorymines, von dem [2Makk 4,45] (griech.) und [1Makk 3,38] die Rede ist. Einige Handschriften bieten demgemäß die Einzahl. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 9 Eos autem, qui nollent transire ad instituta gentium, interficerent: erat ergo videre miseriam. die aber, welche zu den Sitten der Heiden¹⁰ nicht übergehen wollten, sollten sie töten.¹¹ Darum sah man großen Jammer. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 9 10 Griech.: der Griechen. 2 Makkabäer 2Makk 21 6 9 11 Vergl. [1Makk 1,52]. 2 Makkabäer 2Makk 21 0 1 d. Bericht über die grausamen Martern, denen sieben Brüder mit ihrer Mutter vor Epiphanes in Antiochia unterworfen werden. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 1 Contigit autem et septem fratres una cum matre sua apprehensos compelli a rege edere contra fas carnes porcinas, flagris, et taureis cruciatos. Es begab sich aber auch, dass sieben Brüder¹ zugleich mit ihrer Mutter ergriffen wurden und von dem Könige gezwungen werden sollten, wider das Gesetz Schweinefleisch zu essen, indem man sie mit Geißeln und Riemen schlug.² 2 Makkabäer 2Makk 21 7 1 1 Sie werden die sieben Machabäischen Brüder genannt, weil sie zur Zeit, wo Judas Machabäus und die Seinigen für die Freiheit der Religion stritten, als Glaubenshelden den Märtyrertod starben und weil ihr Martyrium im Machabäerbuch erzählt wird. Sie litten wohl in Antiochia, wo der hl. Hieronymus noch ihr Grab sah und zur Zeit des hl. Augustinus eine Kirche nach ihnen benannt war. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 1 2 Der König wollte sie wohl durch die Geißelung zu der Erklärung bewegen, dass sie bereit seien, zum Heidentum abzufallen. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 10 Post hunc tertius illuditur, et linguam postulatus cito protulit, et manus constanter extendit: Nach diesem wurde der dritte gemartert, und als man ihm die Zunge abforderte, streckte er sie alsbald heraus und bot die Hände standhaft dar, 2 Makkabäer 2Makk 21 7 11 Et cum fiducia ait: E clo ista possideo, sed propter Dei leges nunc hæc ipsa despicio, quoniam ab ipso me ea recepturum spero: indem er mit Festigkeit sprach: Vom Himmel habe ich diese erhalten, aber für Gottes Gesetze achte ich sie jetzt für nichts, denn von ihm hoffe ich sie wieder zu erlangen; 2 Makkabäer 2Makk 21 7 12 Ita ut rex, et qui cum ipso erant, mirarentur adolescentis animum, quod tamquam nihilum duceret cruciatus. so dass selbst der König und seine Umgebung sich über des Jünglings Mut verwunderten, weil er die Peinen für nichts achtete. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 13 Et hoc ita defuncto, quartum vexabant similiter torquentes. Als auch dieser so gestorben war, quälten und marterten sie den vierten auf gleiche Weise. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 14 Et, cum jam esset ad mortem, sic ait: Potius est ab hominibus morti datos spem exspectare a Deo, iterum ab ipso resuscitandos: tibi enim resurrectio ad vitam non erit. Als dieser schon im Sterben war, sprach er also: Besser ist es, von den Menschen dem Tode überliefert zu werden und die Hoffnung zu nähren, von Gott wieder zum Leben erweckt zu werden;¹⁰ denn dir wird keine Auferstehung zum Leben zuteil werden. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 14 10 Vergl. [Dan 12,1.2.13]. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 15 Et cum admovissent quintum, vexabant eum. At ille, respiciens in eum, dixit: Hierauf führten sie den fünften herbei und marterten ihn. Dieser aber sah ihn an und sprach: 2 Makkabäer 2Makk 21 7 16 Potestatem inter homines habens, cum sis corruptibilis, facis quod vis: noli autem putare genus nostrum a Deo esse derelictum. Da du Macht hast unter den Menschen, obwohl selbst ein Sterblicher,¹¹ tust du, was du willst; glaube aber nicht, dass unser Volk von Gott verlassen sei. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 16 11 Dir wird von Gottes unumschränkter Macht früher oder später ein Halt geboten werden. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 17 Tu autem patienter sustine, et videbis magnam potestatem ipsius, qualiter te, et semen tuum torquebit. Warte nur und harre, so wirst du seine gewaltige Macht sehen, wie er dich und deine Nachkommenschaft strafen wird. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 18 Post hunc ducebant sextum, et is, mori incipiens, sic ait, Noli frustra errare: nos enim propter nosmetipsos hæc patimur, peccantes in Deum nostrum, et digna admiratione facta sunt in nobis: Nach diesem führten sie den sechsten hin, und als dieser am Sterben war, sprach er: Täusche dich nicht vergeblich;¹² denn wir¹³ leiden dies um unsertwillen, da wir wider unsern Gott gesündigt haben, und daher ist an uns Staunenswertes¹⁴ geschehen. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 18 12 Hege nicht den eitlen Wahn. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 18 13 Das jüdische Volk. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 18 14 Entsetzenerregendes. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 19 Tu autem ne existimes tibi impune futurum, quod contra Deum pugnare tentaveris. Du aber wähne nicht, ungestraft zu bleiben, da du dich vermessen hast, wider Gott zu streiten. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 2 Unus autem ex illis, qui erat primus, sic ait: Quid quæris, et quid vis discere a nobis? Parati sumus mori, magis, quam patrias Dei leges prævaricari. Einer aber von ihnen, der erste,³ sprach also: Was verlangst du? was willst du von uns erfragen? Wir sind bereit, eher zu sterben als die von den Vätern überlieferten Gesetze Gottes zu übertreten. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 2 3 Griech.: Der zuerst das Wort nahm. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 20 Supra modum autem mater mirabilis, et bonorum memoria digna, quæ pereuntes septem filios sub unius diei tempore conspiciens, bono animo ferebat propter spem, quam in Deum habebat: Überaus bewundernswert aber und des Gedenkens der Guten würdig zeigte sich die Mutter, welche sieben Söhne an einem Tage umkommen sah und es doch starkmütig ertrug um der Hoffnung willen, die sie auf Gott setzte. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 21 Singulos illorum hortabatur voce patria fortiter, repleta sapientia: et, femineæ cogitationi masculinum animum inserens, Einen jeden derselben ermunterte sie kraftvoll und voll der Weisheit in der Muttersprache und, mit weiblicher Gemütsart Mannesmut vereinend,¹⁵ 2 Makkabäer 2Makk 21 7 21 15 Griech.: Indem sie die weibliche Gemütsart (die bei dem Anblicke der furchtbaren Martern leicht hätte verzagen können) durch männlichen Mut aufrichtete. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 22 Dixit ad eos: Nescio qualiter in utero meo apparuistis: neque enim ego spiritum et animam donavi vobis et vitam, et singulorum membra non ego ipsa compegi, sprach sie zu ihnen: Ich weiß nicht, wie ihr in meinem Leibe geworden seid, denn nicht ich habe euch Geist, Seele und Leben gegeben und nicht ich habe an einem jeden von euch Glied an Glied gefügt,¹⁶ 2 Makkabäer 2Makk 21 7 22 16 Griech.: noch die Stoffe zur Bildung eines jeden (von euch) kunstvoll geordnet. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 23 Sed enim mundi Creator, qui formavit hominis nativitatem, quique omnium invenit originem, et spiritum vobis iterum cum misericordia reddet et vitam, sicut nunc vosmetipsos despicitis propter leges ejus. sondern der Schöpfer der Welt, der den Menschen bei seinem Ursprunge bildet und der die Entstehung aller Dinge bestimmt, er wird euch Geist und Leben in erbarmender Güte wieder geben, wie ihr jetzt euch für nichts achtet um seines Gesetzes willen. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 24 Antiochus autem, contemni se arbitratus, simul et exprobrantis voce despecta, cum adhuc adolescentior superesset, non solum verbis hortabatur, sed et cum juramento affirmabat se divitem et beatum facturum, et translatum a patriis legibus amicum habiturum, et res necessarias ei præbiturum. Antiochus aber, der sich für verachtet hielt, mahnte, ohne auf die vermeintlichen Schimpfreden zu achten, den jüngsten, der noch übrig war, nicht nur mit Worten, sondern beteuerte ihm unter einem Eide, er wolle ihn reich und glücklich machen, ihn als seinen Freund halten und ihm alles Nötige verschaffen,¹⁷ wenn er von seinen väterlichen Gesetzen abfallen wolle. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 24 17 Griech.: ihm Staatsmänner anvertrauen. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 25 Sed ad hæc cum adolescens nequaquam inclinaretur, vocavit rex matrem, et suadebat ei ut adolescenti fieret in salutem. Als der Jüngling sich dazu nicht bewegen ließ,¹⁸ rief der König seine Mutter herbei und riet ihr, auf die Rettung des Jünglings bedacht zu sein.¹⁹ 2 Makkabäer 2Makk 21 7 25 18 Griech.: Durchaus nicht darauf achtete. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 25 19 Griech.: Des Knaben Beraterin zu seinem Heile zu werden. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 26 Cum autem multis eam verbis esset hortatus, promisit suasuram se filio suo. Nachdem er ihr nun mit vielen Worten zugeredet hatte, versprach sie,²⁰ ihren Sohn zu überreden. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 26 20 Zum Schein. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 27 Itaque inclinata ad illum, irridens crudelem tyrannum, ait patria voce: Fili mi, miserere mei, quæ te in utero novem mensibus portavi, et lac triennio dedi et alui, et in ætatem istam perduxi. Sie neigte sich zu ihm²¹ und dem grausamen Tyrannen zum Hohne sprach sie in der Muttersprache: Mein Sohn! habe Erbarmen mit mir, die ich dich neun Monate unter dem Herzen getragen und dich drei Jahre gesäugt²² und genährt und bis zu diesem Alter erzogen habe. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 27 21 Wohl um leise zu ihm zu sprechen. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 27 22 Vergl. [Gen 21,8; Ex 2,9ff]. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 28 Peto, nate, ut aspicias ad clum, et terram, et ad omnia quæ in eis sunt: et intelligas, quia ex nihilo fecit illa Deus, et hominum genus: Ich bitte, Kind! schaue zum Himmel empor und auf die Erde und auf alles, was in ihnen ist, und erkenne,²³ dass Gott dieses und das Menschengeschlecht aus nichts geschaffen hat. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 28 23 Gottes Schöpferallmacht wird aus der Betrachtung er Schöpfung erkannt. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 29 Ita fiet, ut non timeas carnificem istum, sed dignus fratribus tuis effectus particeps, suscipe mortem, ut in illa miseratione cum fratribus tuis te recipiam. Darum fürchte dich nicht vor diesem Henker, sondern werde deiner Brüder würdiger Genosse und nimm den Tod an, damit ich dich in derselben Erbarmung mit deinen Brüdern wieder gewinne. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 3 Iratus itaque rex jussit sartagines, et ollas æneas succendi: quibus statim succensis, Da ward der König zornig und befahl, Pfannen und eherne Kessel heiß zu machen. Und alsbald, als sie heiß waren, 2 Makkabäer 2Makk 21 7 30 Cum hæc illa adhuc diceret, ait adolescens: Quem sustinetis? Non obedio præcepto regis, sed præcepto legis, quæ data est nobis per Moysen. Während sie noch so redete, sprach der Jüngling: Auf wen²⁴ wartet ihr noch? Ich gehorche dem Befehle des Königs nicht, sondern dem Gebote des Gesetzes, welches uns durch Moses gegeben ist. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 30 24 Was wartet ihr noch? 2 Makkabäer 2Makk 21 7 31 Tu vero, qui inventor omnis malitiæ factus es in Hebræos, non effugies manum Dei. Du aber, Anstifter alles Unheils, das die Hebräer betroffen, wirst der Hand Gottes nicht entrinnen!²⁵ 2 Makkabäer 2Makk 21 7 31 25 Die weitere Begründung folgt V. 33 38. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 32 Nos enim pro peccatis nostris hæc patimur. Denn wir leiden dies um unserer Sünden willen,²⁶ 2 Makkabäer 2Makk 21 7 32 26 Vergl. V. 18. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 33 Et si nobis propter increpationem, et correptionem Dominus Deus noster modicum iratus est: sed iterum reconciliabitur servis suis. aber wenn der Herr, unser Gott, der Züchtigung und Strafe wegen eine kurze Zeit auf uns zürnt, so wird er sich doch mit seinen Dienern wieder versöhnen. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 34 Tu autem, o sceleste, et omnium hominum flagitiosissime, noli frustra extolli vanis spebus in servos ejus inflammatus. Du dagegen, verworfener und verruchtester unter allen Menschen! erhebe dich nicht umsonst mit eitlen Hoffnungen, indem du gegen seine Diener wütest, 2 Makkabäer 2Makk 21 7 35 Nondum enim omnipotentis Dei, et omnia inspicientis judicium effugisti. denn noch bist du dem Gerichte des allmächtigen und allsehenden Gottes nicht entronnen.²⁷ 2 Makkabäer 2Makk 21 7 35 27 Vergl. V. 17. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 36 Nam fratres mei, modico nunc dolore sustentato, sub testamento æternæ vitæ effecti sunt: tu vero judicio Dei justas superbiæ tuæ pnas exsolves. Denn meine Brüder sind, nachdem sie eine kurze Qual gelitten, der Verheißung des ewigen Lebens teilhaftig geworden; du aber wirst nach Gottes Gericht die gerechte Strafe für deinen Übermut erleiden. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 37 Ego autem, sicut et fratres mei, animam, et corpus meum trado pro patriis legibus: invocans Deum maturius genti nostræ propitium fieri, teque cum tormentis et verberibus confiteri quod ipse est Deus solus. Ich nun gebe, so wie meine Brüder, Leib und Seele für die von den Vätern überkommenen Gesetze hin und bitte Gott, dass er unserm Volke bald gnädig werde und dass du durch Qualen und Martern zum Bekenntnis gebracht werdest, dass er allein Gott ist,²⁸ 2 Makkabäer 2Makk 21 7 37 28 Vergl. [2Makk 9,5-28]. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 38 In me vero et in fratribus meis desinet Omnipotentis ira, quæ super omne genus nostrum juste superducta est. dass aber bei mir und meinen Brüdern der Zorn des Allmächtigen, der über unser ganzes Volk gerechterweise ergangen ist, sein Ende finden möge. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 39 Tunc rex accensus ira, in hunc super omnes crudelius desævit, indigne ferens se derisum. Da entbrannte der König in großem Zorne und wütete grausamer gegen diesen als gegen alle anderen, erbittert ob der Verhöhnung. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 4 Jussit, ei, qui prior fuerat locutus amputari linguam: et, cute capitis abstracta, summas quoque manus et pedes ei præscindi, ceteris ejus fratribus, et matre inspicientibus. ließ er dem, der zuerst gesprochen hatte, die Zunge ausschneiden, die Haut vom Kopfe abziehen und die äußersten Teile von Händen und Füßen abhauen, während die übrigen Brüder und die Mutter zusehen mussten. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 40 Et hic itaque mundus obiit, per omnia in Domino confidens. So starb auch dieser Unschuldige im vollen Vertrauen auf Gott. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 41 Novissime autem post filios et mater consumpta est. Zuletzt aber nach den Söhnen ward auch die Mutter getötet. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 42 Igitur de sacrificiis, et de nimiis crudelitatibus satis dictum est. Damit sei nun genug berichtet von den Opfern²⁹ und den außerordentlichen Grausamkeiten. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 42 29 Vergl. [2Makk 6,7]. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 5 Et, cum jam per omnia inutilis factus esset, jussit ignem admoveri, et adhuc spirantem torreri in sartagine: in qua cum diu cruciaretur, ceteri una cum matre invicem se hortabantur mori fortiter, Als er nun so schon am ganzen Leibe verstümmelt war, ließ er ihn noch an das Feuer bringen und noch atmend in der Pfanne braten; doch während er darin lange Zeit gemartert ward,⁴ ermahnten sich die übrigen einander samt der Mutter, starkmütig zu sterben 2 Makkabäer 2Makk 21 7 5 4 Griech.: Als nun der Dampf aus der Pfanne sich weithin verbreitete. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 6 Dicentes: Dominus Deus aspiciet veritatem, et consolabitur in nobis, quemadmodum in protestatione cantici declaravit Moyses: Et in servis suis consolabitur. und sprachen: Gott, der Herr, schaut auf Wahrheit und wird sich über uns erbarmen, wie es Moses in seinem Lobgesange bezeugt hat: Er wird seine Diener trösten.⁵ 2 Makkabäer 2Makk 21 7 6 5 [Dtn 32,36] nach der Septuag. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 7 Mortuo itaque illo primo, hoc modo, sequentem deducebant ad illudendum: et, cute capitis ejus cum capillis abstracta, interrogabant, si manducaret prius, quam toto corpore per membra singula puniretur. Als nun der erste auf diese Weise gestorben war, führten sie den zweiten herbei, ihn zu misshandeln.⁶ Nachdem sie ihm die Haut von seinem Kopfe samt den Haaren abgezogen hatten, fragten sie ihn, ob er essen wolle,⁷ bevor er am ganzen Körper gliederweise gemartert würde. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 7 6 Oder: zur martervollen Verhöhnung. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 7 7 Nämlich Schweinefleisch. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 8 At ille, respondens patria voce, dixit: Non faciam. Propter quod et iste, sequenti loco, primi tormenta suscepit: Er aber antwortete und rief in der Sprache seiner Väter:⁸ Ich werde es nicht tun. Darum erlitt auch dieser der Reihe nach dieselben Martern wie der erste. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 8 8 In aramäischer Sprache. 2 Makkabäer 2Makk 21 7 9 Et in ultimo spiritu constitutus, sic ait: Tu quidem scelestissime in præsenti vita nos perdis: sed Rex mundi defunctos nos pro suis legibus in æternæ vitæ resurrectione suscitabit. Beim letzten Atemzuge aber sprach er so: Du, Verruchter! nimmst uns zwar das gegenwärtige Leben, allein der König der Welt wird uns, die wir für sein Gesetz sterben, zur Auferstehung des ewigen Lebens erwecken.⁹ 2 Makkabäer 2Makk 21 7 9 9 Vergl. [Ijob 19,25; Jes 26,19; Ez 37,1ff]. 2 Makkabäer 2Makk 21 0 1 3.) Verteidigung der Juden gegen die Grausamkeit des Königs und Sieg. (8,1 10,9) a. Judas Machabäus beginnt den Kampf mit wenigen Getreuen. (V. 7) Auf die Bitte des Statthalters von Palästina, Philippus, entsendet der Oberbefehlshaber von Cölesyrien Nikanor mit einem großen Heere. (V. 11) Judas ermuntert seine Genossen (V. 20), besiegt Nikanor (V. 29) und dessen Heerführer Bacchides und Timotheus (V. 33), so dass Nikanor fliehend bekennen muss, dass Gott die Juden schützt. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 1 Judas vero Machabæus, et qui cum illo erant, introibant latenter in castella: et convocantes cognatos, et amicos, et eos, qui permanserunt in Judaismo, assumentes, eduxerunt ad se sex millia virorum. Judas aber, der Machabäer,¹ und die Seinigen gingen heimlich in die Ortschaften, riefen ihre Verwandten und Freunde und die bei dem Judentum Verbliebenen zusammen, sammelten sie um sich und brachten bei sechstausend Mann zusammen.² 2 Makkabäer 2Makk 21 8 1 1 [2Makk 8,1-22] bildet die Fortsetzung von [2Makk 5,27]. Es berichtet die Einzelheiten der kurz angedeuteten Begebenheiten. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 1 2 Im Folgenden entsprechen sich: [2Makk 8,1-35] mit [1Makk 3,14,27] [2Makk 11,1-12] mit [1Makk 4,23-35] [2Makk 11,13-18] [2Makk 10,1-8] mit [1Makk 4,36-61] [2Makk 10,10-38] und [2Makk 12] mit [1Makk 5] [2Makk 9,1-29] mit [1Makk 6,1-16] [2Makk 13] mit [1Makk 6,17-69] [2Makk 14,14ff] mit [1Makk 7] 2 Makkabäer 2Makk 21 8 10 Constituit autem Nicanor, ut regi tributum, quod Romanis erat dandum, duo millia talentorum de captivitate Judæorum suppleret: Nikanor aber beschloss, den Tribut, welchen der König den Römern geben musste,¹³ eine Summe von zweitausend Talenten, durch die gefangenen Juden zu decken. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 10 13 2000 Talente jährlich. Vergl. [1Makk 3,41]. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 11 Statimque ad maritimas civitates misit, convocans ad coemptionem Judaicorum mancipiorum, promittens se nonaginta mancipia talento distracturum, non respiciens ad vindictam, quæ eum ab Omnipotente esset consecutura. Darum sandte er alsbald Boten an die am Meere gelegenen Städte, indem er sie zum Aufkauf jüdischer Sklaven einlud und versprach, neunzig derselben für ein Talent¹⁴ abzulassen, ohne die Rache zu bedenken, welche ihn vom Allmächtigen ereilen sollte. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 11 14 Also für den einzelnen etwa dreiunddreißig Mark zu zahlen, einem Spottpreis. Joseph war für zwanzig Sekel (gegen fünfzig Mark) verkauft worden. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 12 Judas autem ubi comperit, indicavit his, qui secum erant, Judæis Nicanoris adventum. Sobald nun Judas von der Ankunft Nikanors erfuhr, teilte er dieselbe den Juden mit, die bei ihm waren. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 13 Ex quibus quidam formidantes, et non credentes Dei justitiæ, in fugam vertebantur: Einige von diesen gerieten in Furcht und ergriffen, da sie auf Gottes Gerechtigkeit nicht bauten, die Flucht; 2 Makkabäer 2Makk 21 8 14 Alii vero si quid eis supererat vendebant, simulque Dominum deprecabantur ut eriperet eos ab impio Nicanore, qui eos prius quam cominus veniret, vendiderat: die anderen aber verkauften alle Habe, die ihnen übriggeblieben war,¹⁵ und flehten zugleich zum Herrn, sie von dem gottlosen Nikanor zu befreien, der sie schon verkauft hatte, bevor er noch herangekommen war. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 14 15 Nach den Eintreibungen des Menelaus [2Makk 4,25] und den Kämpfen gegen Jason [1Makk 5,6] wie den Plünderungen seitens der Syrer. [2Makk 5,11] So schafften sie sich Mittel und verhinderten es, dass der Feind solche erlangte. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 15 Et si non propter eos, propter testamentum tamen quod erat ad patres eorum, et propter invocationem sancti et magnifici nominis ejus super ipsos. Und wenn nicht um ihrer selbst willen, so möchte er es doch wegen des Bundes mit ihren Vätern tun und wegen des heiligen und hochherrlichen Namens, der über sie ausgesprochen sei.¹⁶ 2 Makkabäer 2Makk 21 8 15 16 Gott hat ihnen sein Wesen kundgetan, und da er sich ihnen offenbart, konnte er sie nicht von den Heiden vernichten lassen, sollte nicht seine eigene Herrlichkeit damit in deren Augen zugrunde gehen. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 16 Convocatis autem Machabæus septem millibus, qui cum ipso erant, rogabat ne hostibus reconciliarentur, neque metuerent inique venientium adversum se hostium multitudinem, sed fortiter contenderent, Der Machabäer nun sammelte die siebentausend,¹⁷ die zu ihm hielten, und ermahnte sie, sich nicht mit den Feinden auszusöhnen,¹⁸ auch die Menge der ungerechterweise gegen sie heranziehenden Angreifer nicht zu fürchten, sondern tapfer zu kämpfen, 2 Makkabäer 2Makk 21 8 16 17 Richtiger griech. 6000. Vergl. V. 22. Dreitausend von ihnen hielten den ersten Angriff aus. [1Makk 4,6] vergl. [1Makk 3,57-60] 2 Makkabäer 2Makk 21 8 16 18 Griech.: außer Fassung bringen zu lassen wegen der Feinde, nicht vor ihnen zu erschrecken. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 17 Ante oculos habentes contumeliam, quæ loco sancto ab his injuste esset illata, itemque et ludibrio habitæ civitatis injuriam, adhuc etiam veterum instituta convulsa. indem sie die Schmach vor Augen hätten, welche der heiligen Stätte gottloserweise von jenen angetan worden, und die Misshandlung der verhöhnten Stadt und die Vernichtung der alten Satzungen. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 18 Nam illi quidem armis confidunt, ait, simul et audacia: nos autem in omnipotente Domino, qui potest et venientes adversum nos, et universum mundum uno nutu delere, confidimus. Denn jene, sprach er, setzen ihr Vertrauen zwar auf Waffen und Kühnheit, wir aber verlassen uns auf den allmächtigen Gott, der ebenso die wider uns Anrückenden wie die ganze Welt mit einem Winke zu vernichten vermag.¹⁹ 2 Makkabäer 2Makk 21 8 18 19 Vergl. [Ps 20,8]. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 19 Admonuit autem eos et de auxiliis Dei, quæ facta sunt erga parentes: et quod sub Sennacherib centum octoginta quinque millia perierunt: Dazu erinnerte er sie an die Hilfe Gottes, welche die Voreltern erhalten, und wie unter Sennacherib hundertfünfundachtzigtausend umgekommen, [2Kön 19,35] 2 Makkabäer 2Makk 21 8 2 Et invocabant Dominum, ut respiceret in populum, qui ab omnibus calcabatur: et misereretur templo, quod contaminabatur ab impiis: Und sie riefen den Herrn an, er wolle sein Volk, das von allen zertreten sei, in Gnaden ansehen und sich des Tempels, der von den Gottlosen befleckt werde,³ erbarmen; 2 Makkabäer 2Makk 21 8 2 3 Vergl. [1Makk 1,23-65]. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 20 Et de prlio, quod eis adversus Galatas fuit in Babylonia, ut omnes, ubi ad rem ventum est, Macedonibus sociis hæsitantibus, ipsi sex millia soli peremerunt centum viginti millia propter auxilium illis datum de clo, et beneficia pro his plurima consecuti sunt. und an den Kampf, den sie gegen die Galater in Babylonien zu bestehen hatten, wie die Macedonier,²⁰ die mit ihnen waren, als es zur Schlacht kam, wankten, sie aber alle, obwohl nur sechstausend²¹ an Zahl, hundertzwanzigtausend infolge des ihnen vom Himmel gewährten Beistandes schlugen²² und wie sie hierdurch sehr viele Vorteile erlangt hätten. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 20 20 Die Syromacedonier, die seleucidischen Syrer. Nach dem Griech. waren es 4000 an Zahl. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 20 21 Griech.: 8000. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 20 22 Die 8000 waren nicht notwendig das ganze Heer, sondern waren wohl eine Abteilung, die unvermutet auf die Feinde stieß. Die Ortsbezeichnung: in Babylonien weist auf den Krieg hin, den Antiochus der Gr. gegen den rebellischen Statthalter Molon von Medien führte. Die Zahl 120000 ist eine Übertreibung entweder der Volksüberlieferung, die Judas anführt, oder eines Schreibfehlers im griechischen Texte. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 21 His verbis constantes effecti sunt, et pro legibus, et patria mori parati. Durch diese Worte ward ihr Mut befestigt und sie waren bereit, für Gesetz und Vaterland zu sterben. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 22 Constituit itaque fratres suos duces utrique ordini, Simonem, et Josephum, et Jonathan, subjectis unicuique millenis et quingentis. Er bestimmte also seine Brüder Simon, Joseph und Jonathas als Anführer für beide Treffen und übergab einem jeden tausendfünfhundert Mann.²³ 2 Makkabäer 2Makk 21 8 22 23 Vergl. [1Makk 3,55]. Für Joseph ist wohl Johannes zu lesen. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 23 Ad hoc etiam ab Esdra lecto illis sancto libro, et dato signo adjutorii Dei, in prima acie ipse dux commisit cum Nicanore. Dazu las ihnen Esdras²⁴ aus dem heiligen Buche vor,²⁵ alsdann gab Judas zur Losung die Worte Hilfe Gottes²⁶ und rückte, die erste Schar selbst anführend, gegen Nikanor vor. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 23 24 Griech.: Eleazar. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 23 25 Gemäß [Dtn 20,2-4]. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 23 26 Hieran sollten sich Wachen und Kämpfer erkennen. Vergl. [2Makk 13,15]. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 24 Et facto sibi adjutore Omnipotente, interfecerunt super novem millia hominum: majorem autem partem exercitus Nicanoris vulneribus debilem factam fugere compulerunt. Und da ihnen der Allmächtige beistand, töteten sie über neuntausend Mann, verwundeten und schlugen den größten Teil des Heeres Nikanors.²⁷ 2 Makkabäer 2Makk 21 8 24 27 Der Kampf fand bei Emmaus statt. Vergl. [1Makk 3,40]. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 25 Pecuniis vero eorum, qui ad emptionem ipsorum venerant, sublatis, ipsos usquequaque persecuti sunt, Denjenigen aber, die gekommen waren, sie zu kaufen, nahmen sie das Geld ab und verfolgten ihre Feinde nach allen Seiten,²⁸ 2 Makkabäer 2Makk 21 8 25 28 Griech.: weit hin. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 26 Sed reversi sunt hora conclusi: nam erat ante sabbatum: quam ob causam non perseveraverunt insequentes. bis sie, von der Zeit behindert, umkehrten. Es war nämlich der Tag vor dem Sabbate, darum setzten sie die Verfolgung nicht fort. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 27 Arma autem ipsorum, et spolia congregantes, sabbatum agebant: benedicentes Dominum, qui liberavit eos in isto die, misericordiæ initium stillans in eos. Nachdem sie noch die Waffen und die Beute sich angeeignet hatten, feierten sie den Sabbat, den Herrn preisend,²⁹ der sie an diesem Tage errettet hatte, gleichsam die ersten Tropfen des Taues seiner Barmherzigkeit auf sie träufelnd.³⁰ 2 Makkabäer 2Makk 21 8 27 29 Griech.: indem sie den Herrn höchlichst lobten und priesen. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 27 30 Griech.: der ihnen bis zu diesem Tage durchgeholfen und wieder angefangen hatte, ihnen sein Erbarmen zu zeigen. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 28 Post sabbatum vero debilibus, et orphanis, et viduis diviserunt spolia: et residua ipsi cum suis habuere. Nach dem Sabbate aber gaben sie den Bedrängten, Witwen und Waisen Anteile der Beute,³¹ das übrige behielten sie für sich und die Ihrigen. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 28 31 Vergl. [1Sam 30,24-6]. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 29 His itaque gestis, et communiter ab omnibus facta obsecratione, misericordem Dominum postulabant, ut in finem servis suis reconciliaretur. Nachdem sie dies alles vollbracht, veranstalteten sie ein allgemeines Gebet und flehten zu dem barmherzigen Herrn, er wolle sich völlig wieder mit seinen Dienern versöhnen. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 3 Misereretur etiam exterminio civitatis, quæ esset illico complananda, et vocem sanguinis ad se clamantis audiret: auch sich der zerstörten Stadt annehmen, die in steter Gefahr stehe, dem Erdboden gleich gemacht zu werden, und auf den Schrei des zu ihm rufenden Blutes⁴ hören; 2 Makkabäer 2Makk 21 8 3 4 Des Blutes der Märtyrer. Über das Schreien des Blutes vergl. [Gen 4,10]. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 30 Et ex his, qui cum Timotheo, et Bacchide erant contra se contendentes, super viginti millia interfecerunt, et munitiones excelsas obtinuerunt: et plures prædas diviserunt, æquam portionem debilibus, pupillis, et viduis, sed et senioribus facientes. Von denen, welche unter Timotheus und Bacchides³² wider sie kämpften, töteten sie über zwanzigtausend³³ und eroberten hochgelegene Plätze und verteilten Beute in großer Menge, den Bedrängten, Witwen, Waisen, aber auch den Ältesten, gleiche Teile zuweisend. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 30 32 Timotheus und Bacchides waren gegen Judäa zu derselben Zeit entsendet wie Nikanor, ihr Oberfeldherr. Sie hatten ein viel stärkeres Heer unter ihren Befehlen, als er selbst führte. Timotheus wurde von Judas geschlagen. [1Makk 5,6] Bacchides, der als Statthalter eingesetzt ward, wurde mehrfach von Demetrius Soter gegen Judas entsendet. [1Makk 7,8] 2 Makkabäer 2Makk 21 8 30 33 Im Ganzen in mehreren Kämpfen. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 31 Et cum arma eorum diligenter collegissent, omnia composuerunt in locis opportunis, residua vero spolia Jerosolymam detulerunt: Nachdem sie alsdann die Waffen der Feinde sorgfältig zusammengetragen, hinterlegten sie dieselben alle an geeigneten Orten und brachten die übrige Beute nach Jerusalem. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 32 Et Philarchen, qui cum Timotheo erat, interfecerunt, virum scelestum, qui in multis Judæos afflixerat. Auch den Philarches,³⁴ der bei Timotheus war, einen ruchlosen Mann, welcher den Juden vielfach Leid zugefügt hatte, töteten sie. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 32 34 Wohl ein Unterführer des Timotheus. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 33 Et cum epinicia agerent Jerosolymis, eum, qui sacras januas incenderat: id est, Callisthenem, cum in quoddam domicilium refugisset, incenderunt, digna ei mercede pro impietatibus suis reddita. Bei der Siegesfeier in Jerusalem³⁵ verbrannten sie den Kallisthenes, der die heiligen Tore in Brand gesteckt hatte und der, in ein Haus geflohen, so den verdienten Lohn für seine Gottlosigkeit erhielt.³⁶ 2 Makkabäer 2Makk 21 8 33 35 Dieser Bericht ist antecipierend, denn die Feier fiel in die Zeit des Triumphes über Lysias. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 33 36 Kallithenes war wohl ein hellenistisch gesinnter Jude. Das Recht der Wiedervergeltung bestimmte seine Todesart. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 34 Facinorosissimus autem Nicanor, qui mille negotiantes ad Judæorum venditionem adduxerat, Jener überaus verruchte Nikanor aber, welcher tausend Kaufleute mitgebracht hatte, um ihnen die Juden zu verkaufen,³⁷ 2 Makkabäer 2Makk 21 8 34 37 Vergl. V. 11. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 35 Humiliatus auxilio Domini ab his, quos nullos existimaverat, deposita veste gloriæ, per mediterranea fugiens, solus venit Antiochiam, summam infelicitatem de interitu sui exercitus consecutus. ward unter dem Beistande Gottes von jenen gedemütigt, die er für nichts geachtet hatte, musste sein Prachtgewand³⁸ ablegen und mitten durch das Land fliehen und kam so allein nach Antiochia, überaus heimgesucht durch den Verlust seines Heeres. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 35 38 Das er als Feldherr gewöhnlich trug. Er will auf der Flucht unkenntlich sein. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 36 Et qui promiserat Romanis se tributum restituere de captivitate Jerosolymorum, prædicabat nunc protectorem Deum habere Judæos, et ob ipsum invulnerabiles esse, eo quod sequerentur leges ab ipso constitutas. Und er, der versprochen hatte, den Tribut an die Römer durch die Gefangenen in Jerusalem zu decken, tat jetzt öffentlich kund, dass die Juden Gott zum Beschützer hätten und dass sie darum unverwundbar seien, weil sie die von ihm gegebenen Gesetze hielten. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 4 Memoraretur quoque iniquissimas mortes parvulorum innocentum, et blasphemias nomini suo illatas, et indignaretur super his. sowie des so ungerechten Mordes der unschuldigen Kinder⁵ gedenken und der seinem Namen widerfahrenen Lästerungen und wegen alles dessen Rache üben. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 4 5 Vergl. [2Makk 6,10] und [1Makk 1,64]. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 5 At Machabæus, congregata multitudine, intolerabilis gentibus efficiebatur: ira enim Domini in misericordiam conversa est. Da nun der Machabäer viele Leute vereinigt hatte, konnten ihm die Heiden nicht widerstehen, denn der Zorn Gottes hatte sich in Erbarmen gewandelt.⁶ 2 Makkabäer 2Makk 21 8 5 6 Wie der jüngste der Machabäer gefleht. [2Makk 7,38] 2 Makkabäer 2Makk 21 8 6 Et superveniens castellis, et civitatibus improvisus, succendebat eas: et opportuna loca occupans, non paucas hostium strages dabat: Unerwartet überfiel er Flecken und Städte und brannte sie nieder, günstig gelegene Plätze nahm er ein und richtete unter den Feinden nicht geringe Niederlagen an. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 7 Maxime autem noctibus ad hujuscemodi excursus ferebatur, et fama virtutis ejus ubique diffundebatur. Vorzüglich machte er solche Streifzüge⁷ bei Nacht und überallhin verbreitete sich der Ruf seiner Tapferkeit. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 7 7 Über Palästina hinaus. [1Makk 3,9-25] 2 Makkabäer 2Makk 21 8 8 Videns autem Philippus paulatim virum ad profectum venire, ac frequentius res ei cedere prospere, ad Ptolemæum ducem Clesyriæ, et Phnicis scripsit ut auxilium ferret regis negotiis. Als aber Philippus⁸ sah, wie der Mann in kurzer Zeit solche Fortschritte machte und fast immer in seinen Unternehmungen glücklich war, schrieb er an Ptolemäus,⁹ den Statthalter von Cölesyrien und Phönicien, er möge der Sache des Königs zu Hilfe kommen. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 8 8 Vergl. [2Makk 5,22]. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 8 9 Vergl. [2Makk 4,45] und [1Makk 3,38]. Zunächst hatte Ptolemäus wohl von den Erfolgen des Judas Nachricht erhalten und meldete dieselben als einer der vertrautesten Freunde des Königs [2Makk 4,46] an den Hof. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 9 At ille velociter misit Nicanorem Patrocli de primoribus amicum, datis ei de permistis gentibus, armatis non minus viginti millibus, ut universum Judæorum genus deleret, adjuncto ei et Gorgia viro militari, et in bellicis rebus experientissimo. Dieser sandte schleunigst Nikanor,¹⁰ den Sohn des Patroklus, einen seiner ersten Vertrauten, und gab ihm Krieger aus verschiedenen Völkerstämmen, ein Heer von nicht weniger als zwanzigtausend Mann,¹¹ um das ganze Volk der Juden zu vertilgen. Auch ordnete er ihm Gorgias¹² bei, einen in der Kriegsführung sehr erfahrenen Feldherrn. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 9 10 Vergl. [1Makk 3,38]. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 9 11 Nach [1Makk 3,38] hatte er 40000 Fußgänger und 7000 Reiter. Diese Zahl ist wohl durch Irrtum er Abschreiber [2Makk 8,9] verändert. 2 Makkabäer 2Makk 21 8 9 12 Ptolemäus war Statthalter von Cölesyrien und Phönizien, Nikanor ein grimmiger Feind der Juden, bei Hof angesehen [1Makk 7,26ff], Gorgias ein erfahrener Feldherr. 2 Makkabäer 2Makk 21 0 1 b. Antiochus Epiphanes unternimmt einen unglücklichen Feldzug gegen Elymais und will auf die Kunde von der Niederlage Nikanors an den Juden Rache nehmen. (V. 4) Von Gott durch schwere Krankheit heimgesucht (V. 10), bereut er seine Ungerechtigkeit, macht den Juden reiche Versprechungen (V. 17), ja sendet ihnen ein demütiges Schreiben (V. 27), aber stirbt jammervoll auf der Rückreise. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 1 Eodem tempore Antiochus inhoneste revertebatur de Perside. Um eben diese Zeit befand sich Antiochus, mit Schande bedeckt, auf der Rückkehr aus Persien.¹ 2 Makkabäer 2Makk 21 9 1 1 Vergl. [1Makk 6,1-16]. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 10 Et qui paulo ante sidera cli contingere se arbitrabatur, eum nemo poterat propter intolerantiam ftoris portare. Ja den, der kurz vorher die Sterne des Himmels erreichen zu können wähnte,⁸ konnte niemand wegen des unerträglichen Gestankes tragen. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 10 8 Der sich Gottes Macht und Würde hatte zueignen wollen. Vergl. [Jes 14,14]. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 11 Hinc igitur cpit ex gravi superbia deductus ad agnitionem sui venire, divina admonitus plaga, per momenta singula doloribus suis augmenta capientibus: Nun begann er, von seinem großen Übermute nachzulassen und zur Erkenntnis seiner selbst zu kommen, da ihn die göttliche Pein mahnte und seine Schmerzen jeden Augenblick zunahmen.⁹ 2 Makkabäer 2Makk 21 9 11 9 Die Krankheit wird gewöhnlich als helminthiasis bezeichnet. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 12 Et cum nec ipse jam ftorem suum ferre posset, ita ait: Justum est subditum esse Deo, et mortalem non paria Deo sentire. Da er nicht einmal selbst mehr seinen Gestank zu ertragen vermochte, sprach er also:¹⁰ Es ist recht und billig, sich unter Gott zu beugen und als Sterblicher sich nicht Gott gleich zu dünken. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 12 10 Erfüllung von [2Makk 7,37]. Über die Erkenntnis des den Juden angetanen Unrechtes siehe [1Makk 6,11-13]. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 13 Orabat autem hic scelestus Dominum, a quo non esset misericordiam consecuturus. Auch betete dieser Verruchte zu dem Herrn, von dem er doch keine Barmherzigkeit erlangen sollte. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 14 Et civitatem, ad quam festinans veniebat ut eam ad solum deduceret, ac sepulcrum congestorum faceret, nunc optat liberam reddere: Und der, welcher gegen die Stadt heraneilte, um sie dem Erdboden gleich zu machen und in einen Totenacker zu verwandeln, wünschte nun, sie für frei zu erklären 2 Makkabäer 2Makk 21 9 15 Et Judæos, quos nec sepultura quidem se dignos habiturum, sed avibus ac feris diripiendos traditurum, et cum parvulis exterminaturum dixerat, æquales nunc Atheniensibus facturum pollicetur: und jene Juden, von welchen er gesagt, er werde sie nicht einmal eines Begräbnisses für würdig erachten, sondern sie den Vögeln und wilden Tieren zum Fraße vorwerfen und selbst mit den Säuglingen ausrotten, versprach er nun, den Athenern gleich zu stellen¹¹ 2 Makkabäer 2Makk 21 9 15 11 Nach [2Makk 4,9] sollten sie das Bürgerrecht von Antiochia haben, hier verheißt er ihnen eine unabhängige Republik. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 16 templum etiam sanctum, quod prius exspoliaverat, optimis donis ornaturum, et sancta vasa multiplicaturum, et pertinentes ad sacrificia sumptus de redditibus suis præstaturum: und den heiligen Tempel, den er vorher ausgeplündert hatte,¹² mit den kostbarsten Geschenken zu schmücken, die heiligen Gefäße zu vermehren und die zu den Opfern nötigen Kosten aus seinen eigenen Einkünften herzugeben;¹³ 2 Makkabäer 2Makk 21 9 16 12 Vergl. [2Makk 5,16] und [1Makk 1,23]. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 16 13 Wie schon Seleukus und Antiochus der Gr. Getan. Vergl. [2Makk 3,3]. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 17 Super hæc, et Judæum se futurum, et omnem locum terræ perambulaturum, et prædicaturum Dei potestatem. überdies wolle er selbst Jude werden¹⁴ und an allen Orten der Erde, an die er kommen werde, Gottes Macht verkünden. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 17 14 Im Sinne der folgenden Worte: Er werde den Gott der Juden als allmächtigen Gott anerkennen und verkünden. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 18 Sed non cessantibus doloribus (supervenerat enim in eum justum Dei judicium) desperans scripsit ad Judæos in modum deprecationis epistolam hæc continentem: Als aber die Qualen nicht aufhörten (denn das gerechte Gericht Gottes war über ihn ergangen), schrieb er, alle Hoffnung aufgebend, einen Brief an die Juden, in Form einer Abbitte, der also lautete: 2 Makkabäer 2Makk 21 9 19 OPTIMIS civibus Judæis plurimam salutem, et bene valere, et esse felices, rex et princeps Antiochus. Den wackeren Bürgern, den Juden, entbietet der König und Feldherr Antiochus seinen Gruß und wünscht ihnen Wohlergehen und Glück. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 2 Intraverat enim in eam, quæ dicitur Persepolis, et tentavit exspoliare templum, et civitatem opprimere: sed multitudine ad arma concurrente, in fugam versi sunt et ita contigit ut Antiochus post fugam turpiter rediret. Er war nämlich in die Stadt Persepolis² eingedrungen und hatte versucht, den Tempel zu plündern und die Stadt einzunehmen, aber das Volk griff zu den Waffen und schlug die Seinigen in die Flucht und so geschah es, dass Antiochus fliehen und einen schimpflichen Rückzug antreten musste. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 2 2 Persepolis, Hauptstadt der Provinz Persis, lag nördlich vom Araxes in einer Ebene. [1Makk 6,1] heißt die Stadt Elymais. Ein Teil der Landschaft zwischen Medien und Mesopotamien heißt auch bei den Klassikern Elymais. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 20 Si bene valetis, et filii vestri, et ex sententia vobis cuncta sunt, maximas agimus gratias. Wenn ihr samt euern Kindern euch wohl befindet und euch alles nach Wunsch geht, sage ich vielen Dank.¹⁵ 2 Makkabäer 2Makk 21 9 20 15 Griech.: Wenn ihr samt euren Kindern gesund seid, auch sonst alles bei euch nach Wunsch geht, gelobe ich Gott den größten Dank, indem ich meine Hoffnung auf den Himmel setze; ich dagegen liege krank darnieder. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 21 Et ego in infirmitate constitutus, vestri autem memor benigne reversus de Persidis locis, et infirmitate gravi apprehensus, necessarium duxi pro communi utilitate curam habere: Ich liege zwar krank darnieder, gedenke aber euer in Gnaden.¹⁶ Da ich bei der Rückkehr aus Persien von schwerer Krankheit befallen wurde, hielt ich es für notwendig, für das Gemeinwohl Sorge zu tragen. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 21 16 Griech.: Eurer Achtung und eures Wohlwollens bin ich in Liebe eingedenk. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 22 Non desperans memetipsum, sed spem multam habens effugiendi infirmitatem. Obwohl ich nicht an meinem Aufkommen verzweifle, sondern große Hoffnung habe, von der Krankheit frei zu werden, 2 Makkabäer 2Makk 21 9 23 Respiciens autem quod et pater meus, quibus temporibus in locis superioribus ducebat exercitum, ostendit qui post se susciperet principatum: in Erwägung aber, dass auch mein Vater, während er in den oberen Ländern¹⁷ an der Spitze eines Heeres stand, kundgab, wer sein Nachfolger in der Herrschaft sein sollte, 2 Makkabäer 2Makk 21 9 23 17 Länder östlich vom Euphrat, besonders Armenien. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 24 Ut si quid contrarium accideret, aut difficile nuntiaretur, scientes hi, qui in regionibus erant, cui esset rerum summa derelicta, non turbarentur. damit, wenn etwas Widriges vorfiele¹⁸ oder etwas Schwieriges gemeldet würde, die Bewohner des Landes wüssten, wem die Regierungsgewalt übertragen sei, und nicht in Unruhe geraten möchten; 2 Makkabäer 2Makk 21 9 24 18 Wenn er sterben sollte. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 25 Ad hæc considerans de proximo potentes quosque, et vicinos temporibus insidiantes, et eventum exspectantes, designavi filium meum Antiochum regem, quem sæpe recurrens in superiora regna multis vestrum commendabam: et scripsi ad eum quæ subjecta sunt. überdies erwägend, dass alle an das Reich angrenzenden und benachbarten Machthaber¹⁹ auf eine günstige Gelegenheit lauern und nur abwarten, welchen Ausgang es nehmen werde, bestimme ich meinen Sohn Antiochus zum Könige,²⁰ den ich schon oft bei meinen Zügen in die oberen Staaten vielen von euch empfohlen habe. An ihn habe ich das beigefügte Schreiben gerichtet.²¹ 2 Makkabäer 2Makk 21 9 25 19 Antiochus Epiphanes denkt hier wohl an Demetrius, den Sohn des Seleukus, den er vom Throne ausgeschlossen hatte und der nun sich desselben mit Verdrängung des Antiochus Eupator zu bemächtigen suchen könnte. Er möchte also die Juden für die Sache seines Sohnes gewinnen. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 25 20 Antiochus Eupator war damals zwölf (nach anderen neun) Jahre alt, während seiner Minderjährigkeit sollte Philippus die Regentschaft führen. [1Makk 6,14ff] 2 Makkabäer 2Makk 21 9 25 21 Dieses fand sich also im Werke Jasons. Vergl. [2Makk 2,24]. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 26 Oro itaque vos, et peto memores beneficiorum publice et privatim, ut unusquisque conservet fidem ad me et ad filium meum. Darum bitte und ermahne ich euch, dass ihr der Wohltaten, welche ich euch im allgemeinen und einem jeden insbesondere erwiesen, eingedenk, mir und meinem Sohne alle die Treue bewahret. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 27 Confido enim, eum modeste et humane acturum, et sequentem propositum meum, et communem vobis fore. Denn ich hoffe zuversichtlich, dass er mit Milde und Menschenfreundlichkeit verfahren, meine Vorschrift befolgen und euch freundlich behandeln wird. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 28 Igitur homicida, et blasphemus pessime percussus, et ut ipse alios tractaverat, peregre in montibus miserabili obitu vita functus est. So endete der Mörder und Gotteslästerer in fremdem Lande auf dem Gebirge²² unter den schrecklichsten Schmerzen, wie er selbst andere gequält hatte, durch jammervollen Tod. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 28 22 In Tabä in der Landschaft Parätacene. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 29 Transferebat autem corpus Philippus collactaneus ejus: qui metuens filium Antiochi, ad Ptolemæum Philometorem in gyptum abiit. Seinen Leichnam aber begrub Philippus, sein Jugendfreund,²³ der sich hierauf, aus Furcht vor dem Sohne des Antiochus, zu Ptolemäus Philometor nach Ägypten begab.²⁴ 2 Makkabäer 2Makk 21 9 29 23 Vergl. [1Makk 6,14]. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 29 24 Nach [1Makk 6,56] kehrte Philippus nach dem Tode des Antiochus Epiphanes mit dem Heere aus Medien nach Persien zurück, um die Herrschaft zu übernehmen, besetzte auch die Hauptstadt, wurde aber von Lysias, der alsbald nach der Nachricht von dem Tode des Königs dessen Sohn Antiochus Eupator zum König eingesetzt hatte [1Makk 6,17], bekämpft und besiegt, indem Lysias die Hauptstadt einnahm. [1Makk 6,63] 2 Makkabäer 2Makk 21 9 3 Et cum venisset circa Ecbatanam, recognovit quæ erga Nicanorem, et Timotheum gesta sunt. Als er nun in die Gegend von Ekbatana³ kam, erfuhr er, was dem Nikanor und Timotheus widerfahren. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 3 3 In der Nähe von Persepolis war ein Ekbatana der Mager. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 4 Elatus autem in ira, arbitrabatur se injuriam illorum, qui se fugaverant, posse in Judæos retorquere: ideoque jussit agitari currum suum, sine intermissione agens iter, clesti eum judicio perurgente, eo quod ita superbe locutus est se venturum Jerosolymam, et congeriem sepulcri Judæorum eam facturum. Dadurch in Zorn gebracht, glaubte er, die Feindseligkeit derer, welche ihn in die Flucht geschlagen hatten, von sich auf die Juden abwälzen zu können und ließ deshalb seinen Wagen eiliger dahinjagen und beschleunigte seine Reise ohne Rast, während das Strafgericht des Himmels bereits über ihm schwebte. Denn so drohte er in Übermut: er werde nach Jerusalem kommen und es zum Totenacker der Juden machen.⁴ 2 Makkabäer 2Makk 21 9 4 4 Griech.: Zum Totenacker für die Juden will ich Jerusalem machen, sobald ich dahin gekommen bin. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 5 Sed qui universa conspicit Dominus Deus Israel, percussit eum insanabili, et invisibili plaga. Ut enim finivit hunc ipsum sermonem, apprehendit eum dolor dirus viscerum, et amara internorum tormenta: Der allsehende Herr aber, der Gott Israels, schlug ihn mit einer unheilbaren und unsichtbaren Plage, denn als er jene Drohungen kaum vollendet hatte, ergriff ihn ein schrecklicher Schmerz in den Eingeweiden und bittere Qualen im Innern⁵ [2Chr 16,9] 2 Makkabäer 2Makk 21 9 5 5 Die ihn in verzweiflungsvolle Phantasien und schwere Melancholie stürzten. (Hier.) 2 Makkabäer 2Makk 21 9 6 Et quidem satis juste, quippe qui multis, et novis cruciatibus aliorum torserat viscera, licet ille nullo modo a sua malitia cessaret. und zwar ganz gerecht, da er die Eingeweide anderer mit vielen und neuen Martern gequält hatte, wenn er gleich von seiner Bosheit durchaus nicht abließ, 2 Makkabäer 2Makk 21 9 7 Super hoc autem superbia repletus, ignem spirans animo in Judæos, et præcipiens accelerari negotium, contigit illum impetu euntem de curru cadere, et gravi corporis collisione membra vexari. vielmehr bei alledem, voll von Hochmut, gegen die Juden Feuer schnaubend, zur Beschleunigung der Reise antrieb. So geschah es denn, dass er aus dem in vollem Laufe dahinjagenden Wagen herausfiel und dass durch schweren Sturz die Glieder seines Körpers beschädigt wurden. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 8 Isque qui sibi videbatur etiam fluctibus maris imperare, supra humanum modum superbia repletus, et montium altitudines in statera appendere, nunc humiliatus ad terram in gestatorio portabatur, manifestam Dei virtutem in semetipso contestans: Er, der, von übermenschlicher⁶ Hoffart erfüllt, den Wellen des Meeres gebieten und die höchsten Berge mit der Waage abwägen zu können gewähnt,⁷ lag nun auf der Erde und wurde in einer Tragbahre fortgeführt, indem er die Macht Gottes so an sich selbst offenkundig bezeugte. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 8 6 Dämonisches. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 8 7 Was nur Gott kann. Vergl. [Ijob 38,11; Ps 64,8; Ps 88,10; Jes 51,15] und [Jes 40,12; Ps 64,7]. 2 Makkabäer 2Makk 21 9 9 Ita ut de corpore impii vermes scaturirent, ac viventis in doloribus carnes ejus effluerent, odore etiam illius et ftore exercitus gravaretur: Infolge davon kamen Würmer wimmelnd aus dem Körper des Gottlosen hervor und bei lebendigem Leibe fiel ihm das Fleisch unter beständigen Schmerzen ab, solchen Geruch dabei verbreitend, dass das Heer von dem Gestanke belästigt ward. 2 Makkabäer 2Makk 21 0 1 c. Judas Machabäus reinigt inzwischen Tempel und Stadt (V. 5) und feiert mit dem Volke durch acht Tage die Tempelweihe. (V. 10) C. Kriege der Juden mit Eupator und Demetrius Soter. (10,10 15,40) 1. Kriege mit Antiochus V. Eupator. (10,10 13,26) a. Judas Machabäus besiegt die Feldherren Eupators und schließt Frieden mit Lysias. (10,10 11,38) b. Nachdem Ptolemäus durch Gift getötet, sendet Eupator den Gorgias gegen die Judäer. (V. 15) c. Judas besiegt die mit jenen verbündeten Idumäer (V. 23), besiegt und tötet nach der Einnahme von Gazara Timotheus, einen der syrischen Anführer. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 1 Machabæus autem, et qui cum eo erant, Domino se protegente, templum quidem, et civitatem recepit: Der Machabäer aber nahm mit den Seinigen unter dem Schutze des Herrn den Tempel und die Stadt wieder ein.¹ 2 Makkabäer 2Makk 21 10 1 1 Vergl. [1Makk 4,36ff]. Der Verfasser knüpft hier an [2Makk 5] und [2Makk 6] an. Nach [2Makk 8,31.33] haben die Machabäer Jerusalem schon nach dem Siege über Nikanor und Timotheus wiedererlangt. Um die gleiche Zeit war nach [2Makk 9,1] Antiochus auf dem Rückzuge in Persien erkrankt, wozu die Nachricht von der Wiederherstellung des Tempels beigetragen. [1Makk 6,7] Die Tempelreinigung erfolgte nach [1Makk 4,52] im Jahre 148 der Seleuc. Zeitrechnung, nach [1Makk 6,16] aber starb Antiochus im 149. Jahre derselben. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 10 Nunc autem de Eupatore Antiochi impii filio, quæ gesta sunt narrabimus, breviantes mala, quæ in bellis gesta sunt. Nun wollen wir erzählen,⁸ was mit Eupator, dem Sohne des gottlosen Antiochus, geschah, indem wir das Unglück, welches in den Kriegen sich ereignete, kurz zusammenfassen. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 10 8 Einleitung zum zweiten Teile des zweiten Buches der Machabäer: Geschichte des Antiochus Eupator. Vergl. [1Makk 6,17] bis [1Makk 7,4]. Für den Verfasser ist nicht so die Zeitfolge als ein gewisses sachliches Ziel Hauptsache. Darum wird [2Makk 10,34-38] bereits der letzte Kampf mit Timotheus, und werden erst [2Makk 12,10-25] die früheren Kämpfe mit demselben erwähnt. Bestimmend für die Vorwegnahme war das Interesse an dem Tode als einer langverdienten Strafe des erbitterten Feindes der Juden. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 11 Hic enim suscepto regno, constituit super negotia regni Lysiam quemdam, Phnicis, et Syriæ militiæ principem. Als dieser nämlich die Regierung übernommen hatte, setzte er als Verwalter der Reichsgeschäfte einen gewissen⁹ Lysias ein, den Befehlshaber der Truppen von Phönizien und Syrien. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 11 9 Zusatz der Verachtung. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 12 Nam Ptolemæus, qui dicebatur Macer, justi tenax erga Judæos esse constituit, et præcipue propter iniquitatem, quæ facta erat in eos, et pacifice agere cum eis. Denn¹⁰ Ptolemäus, mit dem Zunamen Macer,¹¹ hatte beschlossen, den Juden Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, vorzüglich des Unrechtes wegen, das ihnen angetan worden, und sich friedlich gegen sie zu verhalten. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 12 10 Grund, warum Lysias zum Statthalter von Syrien und Phönizien ernannt ward, während ihm gleichzeitig die Regentschaft des Reiches übertragen ward. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 12 11 Ptolemäus Langhaupt war bis dahin Statthalter von Cölesyrien und Phönizien gewesen. Vergl. [2Makk 8,8]. Es ist derselbe, von dem [2Makk 4,45] und [2Makk 6,8] die Rede ist und der dort im griech. Text Sohn des Dornmines genannt wird. Da er den Juden günstig war, machte er sich verdächtig und Lysias trat an seine Stelle. Ptolemäus Macer (Makron) war zuvor Statthalter von Cypern gewesen, das dem Könige von Ägypten, Ptolemäus Philometor, gehörte, und das jener dem Könige von Syrien, Antiochus Epiphanes, überliefert hatte. (V. 13) 2 Makkabäer 2Makk 21 10 13 Sed ob hoc accusatus ab amicis apud Eupatorem, cum frequenter proditor audiret, eo quod Cyprum creditam sibi a Philometore deseruisset, et ad Antiochum Nobilem translatus etiam ab eo recessisset, veneno vitam finivit. Da er nun deshalb von den Freunden des Königs bei Eupator verklagt und oftmals¹² ein Verräter genannt ward, weil er das ihm von Philometor anvertraute Cypern verlassen hatte und zu Antiochus, dem Erlauchten, übergegangen war, diesen aber auch wieder im Stiche gelassen hatte, machte er seinem Leben durch Gift ein Ende.¹³ 2 Makkabäer 2Makk 21 10 13 12 Überall, bei jeder Gelegenheit. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 13 13 Griech.: übergegangen war. Und da es ihm nicht gelungen war, durch edles Verfahren seine Amtsführung als eine edle zu erweisen, nahm er Gift und machte seinem Leben ein Ende. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 14 Gorgias autem, cum esset dux locorum, assumptis advenis frequenter Judæos debellabat. Hierauf ward Gorgias Statthalter jener Gegenden und warb Ausländer und bekriegte die Juden häufig.¹⁴ 2 Makkabäer 2Makk 21 10 14 14 Vergl. [1Makk 5,59ff]. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 15 Judæi vero, qui tenebant opportunas munitiones, fugatos ab Jerosolymis suscipiebant, et bellare tentabant. Die Juden nun, welche wohlgelegene Festungen inne hatten,¹⁵ nahmen die von Jerusalem Vertriebenen auf und versuchten Krieg zu führen.¹⁶ 2 Makkabäer 2Makk 21 10 15 15 Bethsura. [1Makk 4,61] Die Idumäer hatten Hebron inne, wohin die untreuen Juden sich zurückzogen. [1Makk 5,65] Griech.: Zugleich mit diesen machten auch die Idumäer, welche günstig gelegene Festungen innehatten, den Juden viel zu schaffen, nahmen die aus Jerusalem Vertriebenen auf und suchten den Krieg zu unterhalten. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 15 16 Vergl. [1Makk 5,3-65]. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 16 Hi vero, qui erant cum Machabæo, per orationes Dominum rogantes ut esset sibi adjutor, impetum fecerunt in munitiones Idumæorum: Der Machabäer aber flehte mit den Seinen im Gebete zu dem Herrn, er wolle ihr Helfer sein, und überfiel die Festungen der Idumäer. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 17 Multaque vi insistentes, loca obtinuerunt, occurrentes interemerunt, et omnes simul non minus viginti millibus trucidaverunt. Mit aller Macht angreifend, bemächtigten sie sich der Plätze, töteten alle, die in ihre Hände fielen, und machten insgesamt nicht weniger als zwanzigtausend nieder. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 18 Quidam autem, cum confugissent in duas turres valde munitas, omnem apparatum ad repugnandum habentes, Da sich indes einige¹⁷ in zwei sehr feste Burgen geflüchtet hatten, welche mit allem zu ihrer Verteidigung Nötigen versehen waren, 2 Makkabäer 2Makk 21 10 18 17 Nach dem Griech.: 9000. Über die Einnahme des Turmes vergl. [1Makk 5,5]. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 19 Machabæus ad eorum expugnationem, relicto Simone, et Josepho, itemque Zachæo: eisque qui cum ipsis erant satis multis, ipse ad eas, quæ amplius perurgebant, pugnas conversus est. ließ der Machabäer Simon, Joseph¹⁸ und Zachäus¹⁹ mit hinlänglichen Truppen zurück, um sie zu belagern, während er sich selbst zum Kampfe dahin wandte, wo es dringender war. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 19 18 Vielmehr Johannes. Vergl. [2Makk 8,22]. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 19 19 Wohl ein Verwandter des Judas. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 2 Aras autem, quas alienigenæ per plateas exstruxerant, itemque delubra demolitus est: Sie rissen die Altäre, welche die Fremden auf den Plätzen erbaut hatten, nieder und zerstörten die Götzentempel.² 2 Makkabäer 2Makk 21 10 2 2 Richtiger: die Götzenhaine. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 20 Hi vero, qui cum Simone erant cupiditate ducti, a quibusdam, qui in turribus erant, suasi sunt pecunia: et septuaginta millibus didrachmis acceptis, dimiserunt quosdam effugere. Die Umgebung Simons²⁰ aber ließ sich, von Geldgierde getrieben, von denen, welche in den Burgen eingeschlossen waren, für siebzigtausend Doppeldrachmen²¹ bestimmen, eine Anzahl entkommen zu lassen. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 20 20 Seine Hauptleute. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 20 21 Gleich 15 Talenten. Das syrische Talent hatte 4500 Drachmen, die Drachme galt etwa 76 Pf. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 21 Cum autem Machabæo nuntiatum esset quod factum est, principibus populi congregatis, accusavit, quod pecunia fratres vendidissent, adversariis eorum dimissis. Als dies dem Machabäer gemeldet ward, versammelte er die Anführer des Volkes und beschuldigte sie, sie hätten, indem sie ihre Feinde abziehen ließen, ihre Brüder um Geld verkauft. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 22 Hos igitur proditores factos interfecit, et confestim duas turres occupavit. Dann ließ er die, welche Verräter geworden, töten und nahm alsbald die beiden Türme ein. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 23 Armis autem ac manibus omnia prospere agendo in duabus munitionibus plusquam viginti millia peremit. Und da er in allen Unternehmungen mit den Waffen glücklich war, erschlug er in den zwei befestigten Plätzen mehr als zwanzigtausend Mann. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 24 At Timotheus, qui prius a Judæis fuerat superatus, convocato exercitu peregrinæ multitudinis, et congregato equitatu Asiano, advenit quasi armis Judæam capturus. Timotheus aber, der schon früher von den Juden besiegt worden war,²² sammelte ein Heer von sehr vielen Ausländern, zog die Reiterei aus Asien²³ zusammen und erschien in der Absicht, Judäa mit Waffengewalt zu erobern. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 24 22 Vergl. [2Makk 8,30ff]. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 24 23 Aus Oberasien, namentlich Medien, das sich durch starke Pferde auszeichnete. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 25 Machabæus autem, et qui cum ipso erant, appropinquante illo, deprecabantur Dominum, caput terra aspergentes, lumbosque ciliciis præcincti. Bei seinem Herannahen wandte der Machabäer sich mit den Seinigen flehend zu dem Herrn, das Haupt mit Staub bestreut, die Lenden mit Bußgewändern umgürtet 2 Makkabäer 2Makk 21 10 26 Ad altaris crepidinem provoluti, ut sibi propitius, inimicis autem eorum esset inimicus, et adversariis adversaretur, sicut lex dicit. und am Fuße des Altars hingestreckt, er wolle ihnen gnädig, ihren Feinden aber feind sein und ihren Widersachern sich widersetzen, wie es das Gesetz verheißt.²⁴ 2 Makkabäer 2Makk 21 10 26 24 [Ex 23,22] nach der Septuag. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 27 Et ita post orationem, sumptis armis, longius de civitate procedentes, et proximi hostibus effecti resederunt. Nach dem Gebete ergriffen sie die Waffen, rückten weit vor die Stadt hinaus und machten Halt, als sie ganz nahe an die Feinde herangekommen waren. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 28 Primo autem solis ortu utrique commiserunt: isti quidem victoriæ, et prosperitatis sponsorem cum virtute Dominum habentes: illi autem ducem belli animum habebant. Früh bei Sonnenaufgang griffen beide Heere an: die einen zur Bürgschaft des Sieges und des Glückes den Herrn außer ihrer Tapferkeit habend, die andern aber als Führer im Streite den Mut.²⁵ 2 Makkabäer 2Makk 21 10 28 25 Vergl. [1Makk 5,30-34]. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 29 Sed, cum vehemens pugna esset, apparuerunt adversariis de clo viri quinque in equis, frenis aureis decori, ducatum Judæis præstantes: Als nun der Kampf heftig entbrannt war, erschienen den Feinden vom Himmel fünf strahlende Männer auf goldgezäumten Pferden.²⁶ Diese stellten sich an die Spitze der Juden 2 Makkabäer 2Makk 21 10 29 26 Vergl. [2Makk 3,25ff; 2Makk 5,2]. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 3 Et purgato templo, aliud altare fecerunt: et de ignitis lapidibus igne concepto sacrificia obtulerunt post biennium, et incensum, et lucernas, et panes propositionis posuerunt. Darauf reinigten sie den Tempel, errichteten einen anderen Altar³ und brachten, nachdem sie aus Feuersteinen Feuer geschlagen,⁴ nach einer Unterbrechung von zwei Jahren⁵ das erste Opfer dar und stellten das Räucherwerk, die Leuchten und die Schaubrote auf. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 3 3 Siehe [1Makk 4,47]. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 3 4 Zum Ersatze des heiligen Feuers [2Makk 1,18], das sie nicht aufbewahren konnten. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 3 5 Von einigen Jahren, denn [1Makk 1,57] verglichen mit [1Makk 4,52] zeigen, dass die Profanation des Tempels drei Jahre dauerte. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 30 Ex quibus duo Machabæum medium habentes, armis suis circumseptum incolumem conservabant: in adversarios autem tela, et fulmina jaciebant, ex quo et cæcitate confusi, et repleti perturbatione cadebant. und zwei von ihnen nahmen den Machabäer in die Mitte und beschirmten ihn mit ihren Waffen, dass er unversehrt blieb; während sie gegen die Feinde Geschosse und Blitzstrahlen schleuderten, durch die jene geblendet wurden, so dass sie in voller Verwirrung fielen. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 31 Interfecti sunt autem viginti millia quingenti, et equites sexcenti. Zwanzigtausendfünfhundert Fußgänger und sechshundert Reiter wurden getötet. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 32 Timotheus vero confugit in Gazaram præsidium munitum, cui præerat Chæreas. Timotheus selbst aber flüchtete sich nach Gazara,²⁷ einem festen Orte, dessen Befehlshaber Chäreas²⁸ war. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 32 27 Später hielt sich Johannes Machabäus dort auf. [1Makk 13,54] Nicht die Stadt dieses Namens, sondern ein Kastell, dessen Lage nicht zu bestimmen ist. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 32 28 Chäreas war ein Bruder des Timotheus. Vergl. [2Makk 10,37]. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 33 Machabæus autem, et qui cum eo erant, lætantes obsederunt præsidium diebus quatuor. Der Machabäer belagerte mit den Seinigen frohen Mutes die Festung vier Tage lang, 2 Makkabäer 2Makk 21 10 34 At hi, qui intus erant, loci firmitate confisi, supra modum maledicebant et sermones nefandos jactabant. während die, welche darin waren, auf die Festigkeit des Platzes bauend, über die Maßen lästerten und schändliche Reden führten. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 35 Sed cum dies quinta illucesceret, viginti juvenes ex his, qui cum Machabæo erant, accensi animis propter blasphemiam, viriliter accesserunt ad murum, et feroci animo incedentes ascendebant: Als aber der fünfte Tag anbrach, eilten zwanzig Jünglinge aus der Schar des Machabäers, von Zorn über die Lästerworte entbrannt, tapfer gegen die Mauer vor und erstiegen sie, grimmigen Mutes anstürmend.²⁹ 2 Makkabäer 2Makk 21 10 35 29 Griech.: vor und schlugen grimmigen Mutes jeden nieder, auf den sie stießen. Ebenso griffen andere mit einer Schwenkung (auf der anderen Seite) die Besatzung an und steckten die Türme in Brand usw. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 36 Sed et alii similiter ascendentes, turres, portasque succendere aggressi sunt, atque ipsos maledicos vivos concremare. Die andern stiegen ihnen gleichfalls nach und begannen, die Türme und Tore anzuzünden und die Lästerer lebendig zu verbrennen. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 37 Per continuum autem biduum præsidio vastato, Timotheum occultantem se in quodam repertum loco peremerunt: et fratrem illius Chæream, et Apollophanem occiderunt. Zwei ganze Tage hindurch verwüsteten sie die Feste.³⁰ Timotheus, den sie in einem Verstecke³¹ auffanden, töteten sie, ebenso erschlugen sie seinen Bruder Chäreas und den Apollophanes.³² 2 Makkabäer 2Makk 21 10 37 30 Im Griech. folgt statt dessen: Wieder andere hieben die Tore auf, ließen das übrige Heer herein und eroberten so die Stadt. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 37 31 Griech.: in einer Zisterne. Im Lateinischen ist wohl ein Schreibfehler loco für lacu. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 37 32 Sonst nicht bekannt. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 38 Quibus gestis, in hymnis et confessionibus benedicebant Dominum, qui magna fecit in Israel, et victoriam dedit illis. Nach diesen Taten priesen sie in Lob- und Dankliedern den Herrn, der an Israel Großes getan und ihnen den Sieg verliehen hatte. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 4 Quibus gestis, rogabant Dominum prostrati in terram, ne amplius talibus malis inciderent: sed et, si quando peccassent, ut ab ipso mitius corriperentur, et non barbaris, ac blasphemis hominibus traderentur. Als dies geschehen war, baten sie den Herrn, zur Erde niedergeworfen, er wolle sie nicht mehr in solches Unglück kommen lassen, sondern, wenn sie etwa wieder sündigten, sie milder züchtigen und nicht den Barbaren und Gotteslästerern preisgeben. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 5 Qua die autem templum ab alienigenis pollutum fuerat, contigit eadem die purificationem fieri, vigesima quinta mensis, qui fuit Casleu. Es traf sich aber, dass an demselben Tage, an welchem der Tempel von den Fremden befleckt worden, auch die Reinigung desselben stattfand, am fünfundzwanzigsten des Monats Kasleu.⁶ 2 Makkabäer 2Makk 21 10 5 6 Vergl. [1Makk 4,52.54]. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 6 Et cum lætitia diebus octo egerunt in modum tabernaculorum, recordantes quod ante modicum temporis diem solemnem tabernaculorum in montibus, et in speluncis more bestiarum egerant. Voller Freude hielten sie acht Tage hindurch eine Feier nach der Weise des Laubhüttenfestes,⁷ indem sie sich erinnerten, wie sie vor kurzer Zeit das Laubhüttenfest in den Bergen und Höhlen, wie die wilden Tiere, hatten begehen müssen. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 6 7 Vergl. [1Makk 1,9] und [1Makk 4,59]. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 7 Propter quod thyrsos, et ramos virides, et palmas præferebant ei, qui prosperavit mundari locum suum. Daher trugen sie Efeustäbe, belaubte Äste und Palmzweige dem zu Ehren einher, welcher zur Reinigung der ihm geweihten Stätte Gelingen gegeben. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 8 Et decreverunt communi præcepto, et decreto, universæ genti Judæorum omnibus annis agere dies istos. Auch setzten sie durch allgemeinen Beschluss als Vorschrift für das ganze Volk der Juden fest, dass diese Tage alljährlich gefeiert werden sollten. 2 Makkabäer 2Makk 21 10 9 Et Antiochi quidem, qui appellatus est Nobilis, vitæ excessus ita se habuit. Dieses also war das Ende des Antiochus, welcher der Erlauchte genannt ward. 2 Makkabäer 2Makk 21 0 1 d. Lysias, der Prokurator des Eupator, führt ein neues Heer gegen Judas, doch auch er wird besiegt, indem Gott den Juden wunderbar beisteht. (V. 12) Lysias schließt Frieden. (V. 15) e. Vier Briefe: des Lysias an die Juden (V. 21), des Eupator an Lysias (V. 26) und an die Judäer (V. 33), der Römer an die Juden. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 1 Sed parvo post tempore, Lysias procurator regis, et propinquus, ac negotiorum præpositus, graviter ferens de his, quæ acciderant, Kurze Zeit darnach¹ zog Lysias, der Vormund und Verwandte des Königs und Reichsverweser, voll Unmut über das Vorgefallene, 2 Makkabäer 2Makk 21 11 1 1 Antiochus Epiphanes hatte den Lysias zum Verweser des Reiches und zum Erzieher seines Sohnes Antiochus Eupator bestimmt. [1Makk 3,32] Lysias unternahm gegen die Juden einen ersten Zug, der unglücklich endete. (Vergl. [1Makk 4,28ff] Hier wird ein zweiter Versuch, Judäa zu unterwerfen, berichtet. V. 1-15.) 2 Makkabäer 2Makk 21 11 10 Ibant igitur prompti, de clo habentes adjutorem, et miserantem super eos Dominum. So zogen sie mutig dahin mit dem Helfer vom Himmel und dem barmherzigen Herrn über ihnen. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 11 Leonum autem more impetu irruentes in hostes, prostraverunt ex eis undecim millia peditum, et equitum mille sexcentos: Wie Löwen stürzten sie auf die Feinde und erschlugen von ihnen elftausend Fußgänger und tausendsechshundert Reiter. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 12 Universos autem in fugam verterunt, plures autem ex eis vulnerati nudi evaserunt. Sed et ipse Lysias turpiter fugiens evasit. Alle übrigen aber trieben sie in die Flucht, die meisten entkamen nur verwundet und ohne Waffen, auch Lysias selbst musste sich schimpflich durch die Flucht retten. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 13 Et quia non insensatus erat, secum ipse reputans, factam erga se diminutionem, et intelligens invictos esse Hebræos, omnipotentis Dei auxilio innitentes, misit ad eos: Da er aber nicht unverständig war, erwog er bei sich die erlittene Niederlage und sah ein, dass die Hebräer unüberwindlich seien, wenn sie sich auf den Schutz des allmächtigen Gottes verlassen; daher sandte er Boten an sie 2 Makkabäer 2Makk 21 11 14 Promisitque se consensurum omnibus, quæ justa sunt, et regem compulsurum amicum fieri. und versprach ihnen, in alle gerechten Forderungen einzuwilligen, auch den König zu vermögen, ihr Freund zu werden. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 15 Annuit autem Machabæus precibus Lysiæ, in omnibus utilitati consulens: et quæcumque Machabæus scripsit Lysiæ de Judæis, ea rex concessit. Der Machabäer willigte also in die Vorschläge des Lysias ein, indem er auf das allgemeine Beste bedacht war, und was der Machabäer dem Lysias in Betreff der Juden schrieb, bewilligte der König. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 16 Nam erant scriptæ Judæis epistolæ a Lysia quidem hunc modum continentes: LYSIAS populo Judæorum salutem. Der Brief aber, den Lysias an die Juden schrieb, enthielt folgendes: Lysias entbietet dem Volke der Juden seinen Gruß. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 17 Joannes, et Abesalom, qui missi fuerant a vobis, tradentes scripta, postulabant ut ea, quæ per illos significabantur, implerem. Eure Abgesandten Johannes und Abesalom haben euern Brief übergeben und gebeten, ich möchte das darin Kundgegebene erfüllen. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 18 Quæcumque igitur regi potuerunt perferri, exposui: et quæ res permittebat, concessit. Alles nun, was dem Könige vorgelegt werden konnte, habe ich vorgebracht, und was tunlich war, hat er zugestanden. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 19 Si igitur in negotiis fidem conservaveritis, et deinceps bonorum vobis causa esse tentabo. Wenn ihr also in den Abmachungen Treue bewahrt, so will ich auch ferner Gutes für euch auszuwirken suchen. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 2 Congregatis octoginta millibus, et equitatu universo, veniebat adversus Judæos, existimans se civitatem quidem captam gentibus habitaculum facturum, achtzigtausend Mann zu Fuß und die ganze Reiterei zusammen und rückte gegen die Juden vor, in der Absicht die Stadt einzunehmen und zu einem Wohnsitz der Heiden zu machen, 2 Makkabäer 2Makk 21 11 20 De ceteris autem per singula verbo mandavi et istis, et his, qui a me missi sunt, colloqui vobiscum. In betreff des übrigen habe ich über jeden Punkt euren und meinen Abgesandten mündliche Aufträge gegeben, über die sie mit euch zu verhandeln haben. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 21 Bene valete. Anno centesimo quadragesimo octavo mensis Dioscori, die vigesima et quarta. Lebet wohl! Im hundertachtundvierzigsten Jahre, am vierundzwanzigsten Tage des Monats Dioskorus.⁸ 2 Makkabäer 2Makk 21 11 21 8 Da das zweite Buch der Machabäer die Zeitrechnung der Seleukiden um ein Jahr später rechnet als das erste, entspricht das Jahr 148 dem 149. Des ersten Buches, also dem Jahre 165 164 vor Chr. Statt Dioskoros bez. Dioskorinthios stand wohl ursprünglich Dios. Die syrische Übersetzung hat: 2 Tischri. Dieser aber entspricht dem mazedonischen Dios (November). Das Schreiben des Lysias geht um etwa 4 2/3 Monate den Briefen des Königs und der römischen Gesandten an das jüdische Volk voraus, weshalb es nur die wesentlichsten Punkte enthält, da die weiteren durch Abgesandte des Lysias zu erledigen waren. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 22 Regis autem epistola ista continebat: REX Antiochus Lysiæ fratri salutem. Des Königs Brief aber enthielt folgendes: König Antiochus entbietet seinem Bruder⁹ Lysias seinen Gruß. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 22 9 Blutsverwandter. Vergl. [1Makk 10,18]. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 23 Patre nostro inter deos translato, nos volentes eos, qui sunt in regno nostro sine tumultu agere, et rebus suis adhibere diligentiam. Seit unser Vater unter die Götter versetzt worden,¹⁰ ist es unser Wille, dass die, welche zu unserm Reiche gehören, ungestört leben und ihre Geschäfte besorgen können. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 23 10 Es ist wohl an eine eigentliche Aufnahme unter die Götter zu denken, da Antiochus Epiphanes auf mehreren noch erhaltenen Münzen Gott heißt. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 24 Audivimus Judæos non consensisse patri meo ut transferrentur ad ritum Græcorum, sed tenere velle suum institutum, ac propterea postulare a nobis concedi sibi legitima sua. Da wir nun vernommen haben, dass die Juden meinem Vater nicht zustimmten, der sie zu griechischen Sitten hinüberziehen wollte, sondern an ihren Gebräuchen festhalten wollen und uns deshalb bitten, dass ihnen ihre Gesetze zugestanden werden, 2 Makkabäer 2Makk 21 11 25 Volentes igitur hanc quoque gentem quietam esse, statuentes judicavimus, templum restitui illis, ut agerent secundum suorum majorum consuetudinem. so wollen wir, dass auch dieses Volk in Ruhe gelassen werde, und beschließen und befehlen, dass ihnen der Tempel zurückgestellt werde und dass sie nach der Weise ihrer Vorväter leben sollen. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 26 Bene igitur feceris, si miseris ad eos, et dexteram dederis: ut cognita nostra voluntate, bono animo sint, et utilitatibus propriis deserviant. Du wirst also wohl tun, zu ihnen zu senden und mit ihnen Frieden zu schließen, damit sie unsere Gesinnung erkennen und guten Mutes seien und für ihre eigenen Angelegenheiten Sorge tragen. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 27 Ad Judæos vero regis epistola talis erat: REX Antiochus senatui Judæorum, et ceteris Judæis salutem. An die Juden aber erging folgendes Schreiben: König Antiochus entbietet den Ältesten der Juden und den übrigen Juden seinen Gruß. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 28 Si valetis, sic estis ut volumus: sed et ipsi bene valemus. Wenn ihr euch wohl befindet, ist es mit euch so, wie wir es wünschten; wir selbst befinden auch uns wohl. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 29 Adiit nos Menelaus, dicens velle vos descendere ad vestros, qui sunt apud nos. Menelaus¹¹ hat sich an uns gewendet und uns mitgeteilt, dass ihr euch zu den Eurigen, die bei uns sind, zu begeben wünscht.¹² 2 Makkabäer 2Makk 21 11 29 11 Der von den Machabäern nicht anerkannte Hohepriester. [2Makk 4,27.50] 2 Makkabäer 2Makk 21 11 29 12 Griech.: dass ihr (aus Jerusalem) zurückzukehren und euch euren Geschäften zu widmen begehrt. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 3 Templum vero in pecuniæ quæstum, sicut cetera delubra gentium, habiturum, et per singulos annos venale sacerdotium: den Tempel aber zum Gelderwerb zu gebrauchen, gleich den übrigen Tempeln der Heiden, und das Hohepriestertum Jahr für Jahr käuflich zu machen. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 30 His igitur, qui commeant usque ad diem trigesimum mensis Xanthici, damus dextras securitatis, Darum geben wir denen, die bis zum dreißigsten Tage des Monats Xanthikus¹³ sich hinbegeben, die Zusicherung der Sicherheit, 2 Makkabäer 2Makk 21 11 30 13 Der Xanthikus ist der sechste mazedonische Monat, der April. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 31 Ut Judæi utantur cibis, et legibus suis, sicut et prius: et nemo eorum ullo modo molestiam patiatur de his, quæ per ignorantiam gesta sunt. dass es den Juden zustehen soll, ihre eigenen Speisen und Gesetze zu gebrauchen wie früher¹⁴ und dass keiner von ihnen auf irgendeine Weise wegen dessen, was aus Unbedacht vorgefallen, belästigt werden soll. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 31 14 Mit Aufhebung der von Antiochus Epiphanes erlassenen Edikte. Vergl. [1Makk 1,43]. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 32 Misimus autem et Menelaum, qui vos alloquatur. Auch senden wir den Menelaus, dass er euch darüber weitere Zusicherung gebe. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 33 Valete. Anno centesimo quadragesimo octavo, Xanthici mensis quinta decima die. Lebet wohl! Im hundertachtundvierzigsten Jahre, am fünfzehnten Tage des Monats Xanthikus. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 34 Miserunt autem etiam Romani epistolam, ita se habentem: QUINTUS Memmius, et Titus Manilius legati Romanorum, populo Judæorum salutem. Auch die Römer sandten einen Brief folgenden Inhalts: Quintus Memmius und Titus Manilius,¹⁵ die Gesandten der Römer, entbieten dem Volke der Juden ihren Gruß. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 34 15 Die Namen werden im Griech. und Syr. verschiedenartig wiedergegeben. Damals wimmelte der Erdkreis von Legten und deshalb ist es nicht wunderbar, wenn keine anderweitigen Nachrichten über diese Gesandtschaft uns erhalten sind. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 35 De his, quæ Lysias cognatus regis concessit vobis, et nos concessimus. Was Lysias, des Königs Anverwandter, euch zugestanden, das genehmigen auch wir. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 36 De quibus autem ad regem judicavit referendum, confestim aliquem mittite, diligentius inter vos conferentes, ut decernamus, sicut congruit vobis: nos enim Antiochiam accedimus. Worüber er aber an den König berichten zu müssen glaubte, darüber haltet ernstlich unter euch Rat und sendet alsbald jemanden, damit¹⁶ wir die Entscheidung geben, wie es zu eurem Besten ist, denn wir gehen nach Antiochia.¹⁷ 2 Makkabäer 2Makk 21 11 36 16 Griech.: damit wir eine Auseinandersetzung zu euren Gunsten geben können. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 36 17 Sie schreiben wohl, sobald sie in Phönizien angekommen. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 37 Ideoque festinate rescribere, ut nos quoque sciamus cujus estis voluntatis. Darum beeilt euch mit der Antwort, damit auch wir erfahren, welches euer Verlangen ist. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 38 Bene valete. Anno centesimo quadragesimo octavo, quinta decima die mensis Xanthici. Möge es euch wohl ergehen! Im hundertachtundvierzigsten Jahre am fünfzehnten Tage des Monats Xanthikus. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 4 Nusquam recogitans Dei potestatem, sed mente effrenatus in multitudine peditum, et in millibus equitum, et in octoginta elephantis confidebat. Er bedachte dabei aber durchaus nicht die Macht Gottes, sondern pochte in unsinnigem Stolze auf die Menge seines Fußvolkes, die Tausende seiner Reiterei und die achtzig Elefanten.² 2 Makkabäer 2Makk 21 11 4 2 Eine etwas hohe Zahl, Schreibfehler? 2 Makkabäer 2Makk 21 11 5 Ingressus autem Judæam, et appropians Bethsuræ, quæ erat in angusto loco, ab Jerosolyma intervallo quinque stadiorum, illud præsidium expugnabat. Als er nun in Judäa eingedrungen war, zog er vor Bethsura, das in einem Engpasse fünf Stadien von Jerusalem³ lag, und belagerte diese Feste. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 5 3 Schreibfehler, denn Bethsura lag 160 Stadien (etwas über vier Meilen) von Jerusalem entfernt. Die alexandr. Ausgabe hat fünf Schoinen. Da eine Schoine zu dreißig Stadien gerechnet wird, dürfte dies die richtige Entfernung ergeben. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 6 Ut autem Machabæus, et qui cum eo erant, cognoverunt expugnari præsidia, cum fletu et lacrimis rogabant Dominum, et omnis turba simul, ut bonum Angelum mitteret ad salutem Israel. Da aber der Machabäer und die Seinigen erfuhren, dass er die Festungen⁴ belagere, flehten sie unter Tränen und Wehklagen samt dem ganzen Volke zum Herrn, er möge einen guten⁵ Engel senden zur Rettung Israels. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 6 4 Zunächst Bethsura. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 6 5 Schützenden. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 7 Et ipse primus Machabæus, sumptis armis, ceteros adhortatus est simul secum periculum subire, et ferre auxilium fratribus suis. Der Machabäer selbst ergriff zuerst die Waffen und ermahnte die übrigen, mit ihm zugleich der Gefahr zu trotzen und ihren Brüdern⁶ Hilfe zu bringen. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 7 6 Den in Bethsura Belagerten. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 8 Cumque pariter prompto animo procederent, Jerosolymis apparuit præcedens eos eques in veste candida, armis aureis hastam vibrans. Als sie nun zusammen willigen Herzens auszogen, erschien bei Jerusalem, vor ihnen herziehend, ein Reiter im weißen Kleide mit goldener Rüstung und geschwungener Lanze.⁷ 2 Makkabäer 2Makk 21 11 8 7 Ähnliche Erscheinungen [2Makk 3,23] und [2Makk 10,29]. 2 Makkabäer 2Makk 21 11 9 Tunc omnes simul benedixerunt misericordem Dominum, et convaluerunt animis: non solum homines, sed et bestias ferocissimas, et muros ferreos parati penetrare. Da priesen alle zumal den barmherzigen Herrn und fassten guten Mut, so dass sie bereit waren, nicht nur Menschen, sondern auch die wildesten Tiere und eiserne Mauern zu durchbohren. 2 Makkabäer 2Makk 21 0 1 f. Neue Kämpfe der Judäer mit den benachbarten Völkern und neuer Krieg mit Eupator. (12,1 13,26) 1. Glückliche Kriege mit Joppe (V. 9), den Arabern (V. 12), der Stadt Kasphin (V. 16) mit (einem anderen) Timotheus (V. 25), mit den Städten Karnion und Ephron (V. 31), mit Gorgias (V. 38). Judas sendet Geschenke nach Jerusalem, damit für die in der letzten Schlacht Gefallenen Opfer dargebracht werden. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 1 His factis pactionibus, Lysias pergebat ad regem, Judæi autem agriculturæ operam dabant. Als diese Verträge abgeschlossen waren, kehrte Lysias zum Könige zurück, die Juden aber betrieben den Ackerbau. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 10 Inde cum jam abiissent novem stadiis, et iter facerent ad Timotheum, commiserunt cum eo Arabes quinque millia viri, et equites quingenti. Als sie von da schon einen Weg von neun Stadien zurückgelegt hatten, gegen Timotheus ziehend, griffen ihn Araber¹² an, fünftausend zu Fuß und fünfhundert Reiter.¹³ 2 Makkabäer 2Makk 21 12 10 12 Die Araber standen im Dienste des Timotheus. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 10 13 Vergl. [1Makk 5,39]. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 11 CUmque pugna valida fieret, et auxilio Dei prospere cessisset, residui Arabes victi, petebant a Juda dextram sibi dari, promittentes se pascua daturos, et in ceteris profuturos. Der Kampf ward heftig, aber mit Gottes Hilfe lief er glücklich ab; die Araber wurden besiegt und die übrigblieben, baten Judas um Frieden und versprachen, ihm Weiden¹⁴ zu geben und sonst noch behilflich zu sein. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 11 14 Griech.: Vieh. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 12 Judas autem, arbitratus vere in multis eos utiles, promisit pacem: dextrisque acceptis, discessere ad tabernacula sua. Judas aber, der von ihnen in vielen Dingen Vorteil erhoffte, sagte ihnen den Frieden zu, jene schlossen einen Vertrag und kehrten in ihre Zelte zurück. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 13 Aggressus est autem et civitatem quamdam firmam pontibus murisque circumseptam, quæ a turbis habitabatur gentium promiscuarum, cui nomen Casphin. Auch griff er eine feste, mit Brücken und Mauern versehene Stadt mit Namen Kasphin¹⁵ an, die von Leuten aus verschiedenen Völkerschaften bewohnt war. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 13 15 Dieselbe Stadt, die [1Makk 5,26.36] Kasphor oder Kasbor heißt, im Osten des Galiläischen Meeres. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 14 Hi vero, qui intus erant, confidentes in stabilitate murorum, et apparatu alimoniarum, remissius agebant, maledictis lacessentes Judam, et blasphemantes, ac loquentes quæ fas non est. Die Bewohner der Stadt waren, im Vertrauen auf die Festigkeit der Mauern und ihren Vorrat an Lebensmitteln, lässiger,¹⁶ stießen Schmähreden gegen Judas aus und lästerten und führten ungebührliche Reden. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 14 16 Griech.: betrugen sich ganz ungezogen gegen Judas. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 15 Machabæus autem, invocato magno mundi Principe, qui sine arietibus, et machinis temporibus Jesu præcipitavit Jericho, irruit ferociter muris: Da rief der Machabäer den großen Herrn der Welt an, der zur Zeit des Josue ohne Mauerbrecher und Belagerungsmaschinen Jericho einstürzen ließ, und stürmte mit Ungestüm auf die Mauern los. [Jos 6] 2 Makkabäer 2Makk 21 12 16 Et capta civitate per Domini voluntatem innumerabiles cædes fecit, ita ut adjacens stagnum stadiorum duorum latitudinis, sanguine interfectorum fluere videretur. Nach dem Willen des Herrn nahm er die Stadt ein und richtete ein so ungeheures Blutbad an, dass der dabei gelegene, zwei Stadien breite See vom Blute der Erschlagenen zu fließen schien. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 17 Inde discesserunt stadia septingenta quinquaginta, et venerunt in Characa ad eos, qui dicuntur Tubianæi, Judæos: Von da zogen sie siebenhundertundfünfzig Stadien fort und kamen nach Charaka¹⁷ zu den Juden, welche Tubianäer¹⁸ heißen. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 17 17 Im Lande Galaad jenseits des Jordans. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 17 18 Die vom Lande Tubin oder Tob waren. Vergl. [1Makk 5,13]. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 18 Et Timotheum quidem in illis locis non comprehenderunt, nulloque negotio perfecto regressus est, relicto in quodam loco firmissimo præsidio. Den Timotheus trafen sie in dieser Gegend nicht mehr, denn er hatte sich unverrichteter Sache zurückgezogen,¹⁹ nachdem er an einem Orte eine sehr starke Besatzung zurückgelassen. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 18 19 In das Land Moab. Vergl. [1Makk 5,6ff]. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 19 Dositheus autem, et Sosipater, qui erant duces cum Machabæo, peremerunt a Timotheo relictos in præsidio, decem millia viros. Dositheus und Sosipater, welche Heerführer des Machabäers waren,²⁰ töteten die von Timotheus in der Feste zurückgelassenen zehntausend Mann. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 19 20 Hier aber allein handelten. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 2 Sed hi, qui resederant, Timotheus, et Apollonius Gennæi filius, sed et Hieronymus, et demophon super hos, et Nicanor Cypriarches, non sinebant eos in silentio agere, et quiete. Doch die Zurückgebliebenen, Timotheus,¹ Apollonius, des Gennäus Sohn,² ebenso Hieronymus und neben diesen Demophon³ und Nikanor, der Statthalter von Cypern,⁴ ließen sie nicht in Ruhe und Frieden leben.⁵ 2 Makkabäer 2Makk 21 12 2 1 Timotheus, Statthalter der Provinzen östlich vom Jordan. Vergl. [1Makk 5,6.11]. Es ist nicht der Timotheus, dessen Tod [2Makk 10,37] berichtet ist. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 2 2 Apollonius, Statthalter von Cölesyrien, verschieden von Apollonius, dem Sohne des Tharseus [2Makk 3,5.7], und von Apollonius, dem Sohne des Mnestheus. [2Makk 4,21] 2 Makkabäer 2Makk 21 12 2 3 Beide unbekannt. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 2 4 Nikanor, der unter Antiochus Epiphanes eine Zeitlang Statthalter von Cypern gewesen, zu unterscheiden von Nikanor, Sohn des Patroklus, der die Elefanten zur Zeit des Demetrius unter sich hatte. [2Makk 8,9; 2Makk 14,12] 2 Makkabäer 2Makk 21 12 2 5 Beobachteten die von Antiochus Eupator zugestandene Vergünstigung nicht. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 20 At Machabæus, ordinatis circum se sex millibus, et constitutis per cohortes, adversus, Timotheum processit, habentem secum centum viginti millia peditum, equitumque duo millia quingentos. Der Machabäer aber sammelte sechstausend Mann um sich und stellte sie in Abteilungen,²¹ dann griff er Timotheus an, der hundertundzwanzigtausend Mann zu Fuß und zweitausendfünfhundert Reiter bei sich hatte.²² 2 Makkabäer 2Makk 21 12 20 21 Der Text ist nicht ganz ohne Schwierigkeit. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 20 22 Vergl. [1Makk 5,37ff]. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 21 Cognito autem Judæ adventu, Timotheus præmisit mulieres, et filios, et reliquum apparatum, in præsidium, quod Carnion dicitur: erat enim inexpugnabile, et accessu difficile propter locorum angustias. Als Timotheus erfuhr, dass Judas gegen ihn heranrücke, sandte er Frauen und Kinder und den andern Tross in die Festung, Karnion genannt,²³ denn sie war unbezwingbar und schwer zugänglich wegen der Engpässe. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 21 23 Karnaim [1Makk 5,26.44] heute Muzerib. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 22 Cumque cohors Judæ prima apparuisset, timor hostibus incussus est, ex præsentia Dei, qui universa conspicit, et in fugam versi sunt alius ab alio, ita ut magis a suis dejicerentur, et gladiorum suorum ictibus debilitarentur. Da nun die erste Abteilung des Judas erschien,²⁴ befiel die Feinde Furcht durch Gottes Gegenwart, der alles sieht, und sie wandten sich zur Flucht, der eine hierhin, der andere dorthin, so dass sie mehr von den Ihrigen zu Falle gebracht und von ihren eigenen Schwertern durchbohrt wurden. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 22 24 Ehe noch Timotheus mit seinen Leuten die trennende Schlucht zu durchschreiten begonnen, war Judas bereits herabgestiegen und hatte die Seinen mit fortgerissen. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 23 Judas autem vehementer instabat puniens profanos, et prostravit ex eis triginta millia virorum. Judas aber verfolgte sie heftig, indem er die Bösewichte züchtigte, und tötete von ihnen dreißigtausend²⁵ Mann. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 23 25 Griech.: ungefähr 30000 Mann. [1Makk 5,34] spricht von 8000 Toten, wohl in der Schlacht selbst Gefallenen. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 24 Ipse vero Timotheus incidit in partes Dosithei, et Sosipatris: et multis precibus postulabat ut vivus dimitteretur, eo quod multorum ex Judæis parentes haberet, ac fratres, quos morte ejus decipi eveniret. Timotheus selbst fiel den Leuten des Dositheus und Sosipater in die Hände und bat mit vielem Flehen,²⁶ ihn am Leben und frei zu lassen, weil er die Väter und Brüder vieler Juden in seiner Gewalt habe, denen durch seinen Tod jede Hoffnung auf Rettung verloren gehen würde. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 24 26 Griech.: mit starker Verstellung. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 25 Et cum fidem dedisset restituturum se eos secundum constitutum, illæsum eum dimiserunt propter fratrum salutem. Nachdem er nun sein Wort gegeben, diese gemäß dem Vertrage zurückzusenden, entließen sie ihn unversehrt um der Rettung ihrer Brüder willen. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 26 Judas autem egressus est ad Carnion, interfectis viginti quinque millibus. Hierauf zog Judas gegen Karnion²⁷ und tötete fünfundzwanzigtausend Mann. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 26 27 Griech.: und das Atergateion, den Tempel der Atergatis. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 27 Post horum fugam, et necem, movit exercitum ad Ephron civitatem munitam, in qua multitudo diversarum gentium habitabat: et robusti juvenes pro muris consistentes fortiter repugnabant: in hac autem machinæ multæ, et telorum erat apparatus. Nach der Flucht und Aufreibung dieser Feinde brach er mit dem Heere gegen die feste Stadt Ephron auf, in welcher²⁸ eine Volksmenge von verschiedenen Stämmen wohnte. Vor den Mauern derselben standen wackere Jünglinge, welche tapfer kämpften, während in der Stadt viele Kriegsmaschinen und reicher Vorrat von Geschossen waren. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 27 28 Griech.: Lysias wohnte und eine Volksmenge usw. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 28 Sed, cum Omnipotentem invocassent, qui potestate sua vires hostium confringit, ceperunt civitatem: et ex eis, qui intus erant, viginti quinque millia prostraverunt. Doch die Juden riefen den Allmächtigen an, der in seiner Kraft die Macht der Feinde bricht, nahmen die Stadt ein und machten von denen, die sich darin befanden, fünfundzwanzigtausend nieder. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 29 Inde ad civitatem Scytharum abierunt, quæ ab Jerosolymis sexcentis stadiis aberat. Von da brachen sie gegen Scythopolis²⁹ auf, das von Jerusalem sechshundert Stadien entfernt liegt. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 29 29 Oder Bethsan. [1Makk 5,52] 2 Makkabäer 2Makk 21 12 3 Joppitæ vero tale quoddam flagitium perpetrarunt: rogaverunt Judæos, cum quibus habitabant, ascendere scaphas, quas paraverant, cum uxoribus, et filiis, quasi nullis inimicitiis inter eos subjacentibus. Dazu begingen die Einwohner von Joppe folgende Schandtat: Sie luden die unter ihnen wohnenden Juden ein, in die von ihnen bereitgehaltenen Boote zu steigen mit Frauen und Kindern, als wenn sie nichts Böses gegen jene im Sinne hätten. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 30 Contestantibus autem his, qui apud Scythopolitas erant, Judæis, quod benigne ab eis haberentur, etiam temporibus infelicitatis quod modeste secum egerint: Da aber die Juden, welche in Scythopolis wohnten, bezeugten, dass sie von den Bewohnern Wohlwollen erführen, diese sich auch bei Unglücksfällen gegen sie mild bewiesen hätten, 2 Makkabäer 2Makk 21 12 31 Gratias agentes eis, et exhortati etiam de cetero erga genus suum benignos esse, venerunt Jerosolymam die solemni septimanarum instante. dankten sie jenen und ermahnten sie, sich auch in Zukunft gegen ihr Volk gütig zu zeigen. Hierauf kamen sie nach Jerusalem, als eben das Fest der Wochen³⁰ nahe war. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 31 30 Pfingsten, das sieben Wochen nach Ostern gefeiert wurde. [Ex 23,15ff] 2 Makkabäer 2Makk 21 12 32 Et post Pentecosten abierunt contra Gorgiam præpositum Idumææ. Nach dem Pfingstfeste zogen sie gegen Gorgias, den Statthalter von Idumäa. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 33 Exivit autem cum peditibus tribus millibus, et equitibus quadringentis. Dieser rückte mit dreitausend Mann Fußvolk und vierhundert Reitern aus. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 34 Quibus congressis, contigit paucos ruere Judæorum. Als sie nun handgemein wurden, traf es sich, dass nur wenige Juden fielen. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 35 Dositheus vero quidam de Bacenoris eques, vir fortis, Gorgiam tenebat: et, cum vellet illum capere vivum, eques quidam de Thracibus irruit in eum, humerumque ejus amputavit: atque ita Gorgias effugit in Maresa. Dositheus aber, einer von den Leuten des Bakenor,³¹ ein tapferer Reiter, ergriff den Gorgias, da er ihn lebendig zum Gefangenen machen wollte, doch ein thracischer Reiter³² warf sich auf ihn und hieb ihm den Arm ab und so entkam Gorgias nach Maresa.³³ 2 Makkabäer 2Makk 21 12 35 31 Bakenor war ein jüdischer Anführer. Der hier genannte Dositheus ist nicht mit dem V. 19, V. 24 genannten zu verwechseln. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 35 32 Die Thrakischen Reiter waren im Altertum berühmt. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 35 33 Vergl. [Jos 15,44]. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 36 At illis, qui cum Esdrin erant, diutius pugnantibus et fatigatis, invocavit Judas Dominum adjutorem, et ducem belli fieri: Inzwischen focht die Schaar Esdrins³⁴ längere Zeit, doch da sie ermatteten, rief Judas den Herrn an, er wolle ihr Helfer und Führer im Kampfe sein, 2 Makkabäer 2Makk 21 12 36 34 Ein Unteranführer des Judas. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 37 Incipiens voce patria, et cum hymnis clamorem extollens, fugam Gorgiæ militibus incussit. stimmte in der Muttersprache das Kriegsgeschrei an samt Lobgesängen und trieb die Krieger des Gorgias in die Flucht. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 38 Judas autem collecto exercitu venit in civitatem Odollam: et, cum septima dies superveniret, secundum consuetudinem purificati, in eodem loco sabbatum egerunt. Hierauf sammelte Judas das Heer und zog nach der Stadt Odollam³⁵ und, als der siebente Tag anbrach, reinigten sie sich ihrer Gewohnheit gemäß³⁶ und hielten daselbst den Sabbat. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 38 35 Odolla Stadt in der Sephela. Vergl. [Jos 15,35]. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 38 36 Eine legale Reinigung, deren Weise uns nicht bekannt ist. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 39 Et sequenti die venit cum suis Judas, ut corpora prostratorum tolleret, et cum parentibus poneret in sepulcris paternis. Am nächsten Tage kam Judas mit den Seinigen, die Leichname der Gefallenen aufzuheben und zu ihren Verwandten in den Gräbern der Väter beizusetzen.³⁷ 2 Makkabäer 2Makk 21 12 39 37 Sie so im Tode mit denen zu vereinen, zu denen sie im Leben gehört. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 4 Secundum commune itaque decretum civitatis, et ipsis acquiescentibus, pacisque causa nihil suspectum habentibus: cum in altum processissent, submerserunt non minus ducentos. Nach gemeinsamem Beschlusse der Stadt⁶ indes fuhren jene, da die Juden des Friedens willen, ohne Verdacht zu hegen, einwilligten, auf die hohe See und versenkten von ihnen nicht weniger als zweihundert. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 4 6 Nach anderen ist das Griech. zu konstruieren: hätten, sondern nach gemeinsamem Beschlusse der Stadt (handelten) 2 Makkabäer 2Makk 21 12 40 Invenerunt autem sub tunicis interfectorum de donariis idolorum, quæ apud Jamniam fuerunt, a quibus lex prohibet Judæos: omnibus ergo manifestum factum est, ob hanc causam eos corruisse. Da fanden sie unter den Unterkleidern der Getöteten etwas von den Weihegeschenken der Götzen³⁸ zu Jamnia, welche das Gesetz den Juden verbietet,³⁹ und es ward nun allen offenbar, dass jene um dieser Ursache willen gefallen seien. [Dtn 7,25] 2 Makkabäer 2Makk 21 12 40 38 Gegenstände, die als Amuletts auf bloßem Leibe getragen werden konnten und durch welche die jüdischen Streiter sich vor den Götzen von Jamnia schützen zu können vermeinten, deren Stadt Judas, wie sie erwarteten, jetzt belagern sollte. Ob Weihegeschenke aus dem Tempel, ob Nachbildungen der Götzen? 2 Makkabäer 2Makk 21 12 40 39 [Dtn 7,25.26] 2 Makkabäer 2Makk 21 12 41 Omnes itaque benedixerunt justum judicium Domini, qui occulta fecerat manifesta. Daher priesen alle das gerechte Gericht des Herrn, der das Verborgene offenbar gemacht hatte. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 42 Atque ita ad preces conversi, rogaverunt ut id, quod factum erat, delictum oblivioni traderetur. At vero fortissimus Judas hortabatur populum conservare se sine peccato, sub oculis videntes quæ facta sunt pro peccatis eorum, qui prostrati sunt. Dann aber wendeten sie sich zum Gebet und flehten, dass die begangene Sünde der Vergessenheit anheimgegeben⁴⁰ werden möchte, der Held Judas aber ermahnte das Volk, sich von aller Sünde rein zu erhalten, da sie vor Augen hätten, was um der Sünde willen den Gefallenen zugestoßen sei. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 42 40 Griech.: gänzlich vergeben sein möchte. Gott wolle diese Sünde nicht an den Überlebenden strafen. Vergl. [Ex 34,7; Jos 7,1ff]. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 43 Et facta collatione, duodecim millia drachmas argenti misit Jerosolymam offerri pro peccatis mortuorum sacrificium, bene et religiose de resurrectione cogitans. Und er brachte eine Sammlung von zwölftausend⁴¹ Drachmen Silbers zusammen und sandte sie nach Jerusalem, dass davon ein Sündopfer für die Verstorbenen dargebracht würde, indem er gut und fromm betreffs der Auferstehung gesinnt war.⁴² 2 Makkabäer 2Makk 21 12 43 41 Griech.: 2000 Drachmen, etwa 1000 Mark. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 43 42 Dass diese, von ihrer Sünde befreit, einer glückseligen Auferstehung teilhaftig werden könnten. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 44 (Nisi enim eos, qui ceciderant, resurrecturos speraret, superfluum videretur, et vanum orare pro mortuis.) (Denn wenn er nicht gehofft hätte, dass die Gefallenen auferstehen würden,⁴³ so wäre es ja überflüssig und nutzlos gewesen, für die Toten zu beten.)⁴⁴ 2 Makkabäer 2Makk 21 12 44 43 Nach Leib und Seele. Vergl. [2Makk 7,9]. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 44 44 Nach der Überzeugung der Juden konnten die Verstorbenen sich also in einem Stande finden, in welchem gute Werke ihnen Nutzen brachten. Wohl hatten die Mitstreiter des Judas dieses Leben mit Sünde befleckt verlassen (V. 40), indes reichte diese wohl nicht an die Todsünde heran, zudem haben sie ihre Verfehlung mit dem Leben bezahlt und sind in der Verteidigung einer heiligen Sache gefallen. So können sie also nicht der ewigen Verdammnis anheimfallen und Judas hofft, dass Gebete und Opfer ihnen von Nutzen sein und dass die Lebenden von Gott für die, welche im Herrn gestorben waren (in Frömmigkeit entschlafen), den Nachlass gewisser Sünden erlangen konnten, die jene in einen nicht ewig dauernden Stand des Leidens versetzt hatten. Wir lesen im Buche der Machabäer, dass für die Verstorbenen ein Opfer dargebracht ward, aber wenn auch nirgends im Alten Testament etwas derartiges sich fände, ist das Ansehen der gesamten Kirche wahrlich nicht gering, die von ihrem Beginne an die Gewohnheit hochhielt, den Priester zum Herrn für die Verstorbenen beten zu lassen. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 45 Et quia considerabat quod hi, qui cum pietate dormitionem acceperant, optimam haberent repositam gratiam. Sodann erwog er, dass denen, welche in Frömmigkeit entschlafen sind, der herrlichste Gnadenlohn aufbewahrt ist. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 46 Sancta ergo, et salubris est cogitatio pro defunctis exorare, ut a peccatis solvantur. Es ist also ein heiliger und heilsamer Gedanke, für die Verstorbenen zu beten, damit sie von ihren Sünden befreit werden.⁴⁵ 2 Makkabäer 2Makk 21 12 46 45 Griech.: Ein heiliger und frommer Gedanke! Daher schaffte er für die getöteten das Sühnopfer, damit sie von ihrer Sünde erlöst würden. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 5 Quam crudelitatem Judas in suæ gentis homines factam ut cognovit, præcepit viris, qui erant cum ipso: et invocato justo judice Deo, Als Judas die an seinen Volksgenossen verübte Grausamkeit erfuhr, gab er seinen Genossen Befehl und zog, Gott, den gerechten Richter, anrufend, 2 Makkabäer 2Makk 21 12 6 Venit adversus interfectores fratrum, et portum quidem noctu succendit, scaphas exussit, eos autem, qui ab igne refugerant, gladio peremit. wider die Mörder seiner Brüder. Er verbrannte bei Nacht den Hafen⁷ und die Schiffe; jene aber, die dem Feuer entronnen waren, tötete er mit dem Schwerte.⁸ 2 Makkabäer 2Makk 21 12 6 7 Hafenanlagen 2 Makkabäer 2Makk 21 12 6 8 Griech.: tötete die dahin (in den Hafen) Geflohenen mit dem Schwerte. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 7 Et cum hæc ita egisset, discessit quasi iterum reversurus, et universos Joppitas eradicaturus. Hierauf zog er fort, in der Absicht,⁹ wiederzukommen und alle Bewohner von Joppe zu vertilgen. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 7 9 Griech.: Da aber der Ort verschlossen war, zog er ab in der Absicht usw. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 8 Sed cum cognovisset et eos, qui erant Jamniæ, velle pari modo facere habitantibus secum Judæis, Als er aber erfuhr, dass auch die Bewohner von Jamnia¹⁰ den unter ihnen wohnenden Juden dasselbe tun wollten, 2 Makkabäer 2Makk 21 12 8 10 Jamnia lag im Süden von Joppe. Vergl. [1Makk 4,15]. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 9 Jamnitis quoque nocte supervenit, et portum cum navibus succendit: ita ut lumen ignis appareret Jerosolymis a stadiis ducentis quadraginta. überfiel er auch die Bewohner von Jamnia bei Nacht und verbrannte den Hafen samt den Schiffen, so dass man den Wiederschein des Feuers zu Jerusalem in einer Entfernung von zweihundertvierzig Stadien¹¹ sah. 2 Makkabäer 2Makk 21 12 9 11 Etwa sechs deutsche Meilen weit. 2 Makkabäer 2Makk 21 0 1 2. Eupator rüstet sich zu einem neuen Kriege mit den Juden. (V. 2) Er tötet den Menelaus, der sich bei ihm um die hohepriesterliche Würde bemüht, als Urheber alles Bösen (V. 8), doch nach wechselvollem Kampfe muss Lysias mit den Juden Frieden schließen und Judas als Heerführer von Palästina aufstellen. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 1 Anno centesimo quadragesimo nono, cognovit Judas Antiochum Eupatorem venire cum multitudine adversus Judæam, Im hundertneunundvierzigsten Jahre¹ erfuhr Judas, dass Antiochus Eupator mit einem großen Heere gegen Judäa heranrücke 2 Makkabäer 2Makk 21 13 1 1 Die meisten Ausleger halten diesen Zug für den gleichen, der [1Makk 6,28-63] berichtet wird und ein Jahr hinter den Tod des Antiochus Epiphanes fällt. Das Jahr ist dann das gleiche, 162 vor Chr. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 10 Quibus Judas cognitis, præcepit populo ut die ac nocte Dominum invocarent, quo, sicut semper, et nunc adjuvaret eos: Als dies Judas vernahm, gebot er dem Volke, Tag und Nacht den Herrn anzurufen, er wolle, wie immer, so auch jetzt ihnen beistehen; 2 Makkabäer 2Makk 21 13 11 Quippe qui lege, et patria, sanctoque templo privari vererentur: ac populum, qui nuper paululum respirasset, ne sineret blasphemis rursus nationibus subdi. denn sie besorgten, des Gesetzes, des Vaterlandes und des heiligen Tempels beraubt zu werden; und er wolle das Volk, welches kaum wieder aufgelebt, nicht von neuem in die Gewalt gotteslästerischer Heiden kommen lassen. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 12 Omnibus itaque simul id facientibus, et petentibus a Domino misericordiam cum fletu, et jejuniis, per triduum continuum prostratis, hortatus est eos Judas ut se præpararent. Nachdem sie nun alle zumal ebenso getan und den Herrn drei Tage lang unter Weinen und Fasten, auf der Erde hingestreckt, um Erbarmen angefleht hatten, ermahnte Judas sie, sich bereit zu halten. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 13 Ipse vero cum senioribus cogitavit prius quam rex admoveret exercitum ad Judæam, et obtineret civitatem, exire, et Domini judicio committere exitum rei. Nach einer Beratung mit den Ältesten fasste er den Entschluss, hinauszuziehen, bevor der König mit seinem Heere in Judäa einfalle und die Stadt in seine Gewalt bringe, und den Ausgang der Sache dem Beschlusse Gottes anheimzustellen. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 14 Dans itaque potestatem omnium Deo mundi creatori, et exhortatus suos ut fortiter dimicarent, et usque ad mortem pro legibus, templo, civitate, patria, et civibus starent, circa Modin exercitum constituit. Alles¹⁰ also dem Walten Gottes, des Schöpfers der Welt, überlassend, ermahnte er die Seinigen, bis in den Tod tapfer zu kämpfen für Gesetz, Tempel, Stadt, Vaterland und Bürger, und lagerte sich mit seinem Heere bei Modin.¹¹ 2 Makkabäer 2Makk 21 13 14 10 Griech.: Die Entscheidung. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 14 11 Die Syrer rückten wohl in zwei Abteilungen heran, die eine, welche der König führte, an der Seeküste entlang (daher der Rückzug über Ptolemais V. 25), die andere unter Lysias durch Idumäa südlich vom Toten Meere. Modin, wo Judas lagerte, war ein passender Beobachtungsposten gegen die von Nordwesten anrückenden Feinde, Bethzacharia, wo die Machabäer nach [1Makk 6,32] Aufstellung nahmen, war geeignet, den von Süden kommenden Feind aufzuhalten. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 15 Et dato signo suis Dei victoriæ, juvenibus fortissimis electis, nocte aggressus aulam regiam, in castris interfecit viros quatuor millia, et maximum elephantorum cum his, qui superpositi fuerant: Als Losungswort gab er den Seinigen: Gottes ist der Sieg! überfiel mit auserlesenen, tüchtigen jungen Kriegern bei Nacht das königliche Zelt und tötete im Lager viertausend Mann, auch den größten Elefanten samt denen, die darauf waren. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 16 Summoque metu, ac perturbatione hostium castra replentes rebus prospere gestis, abierunt. Nachdem sie so das Lager der Feinde mit der höchsten Furcht und Verwirrung erfüllt und den Sieg erlangt hatten, zogen sie ab. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 17 Hoc autem factum est die illucescente, adjuvante eum Domini protectione. Es geschah dies aber, als der Tag schon anbrach, durch den Schutz des Herrn, der ihm beistand. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 18 Sed rex accepto gustu audaciæ Judæorum, arte difficultatem locorum tentabat: Nachdem der König so eine Probe von der Kühnheit der Juden erhalten hatte, versuchte er die festen Orte mit List einzunehmen. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 19 Et Bethsuræ, quæ erat Judæorum præsidium munitum, castra admovebat: sed fugabatur, impingebat, minorabatur. So lagerte er sich vor Bethsura, einer starken Feste der Juden;¹² doch ward er in die Flucht geschlagen und erlitt Verluste. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 19 12 Vergl. [1Makk 6,31]. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 2 Et cum eo Lysiam procuratorem, et præpositum negotiorum, secum habentem peditum centum decem millia, et equitum quinque millia, et elephantos viginti duos, currus cum falcibus trecentos. und mit ihm Lysias, der Statthalter und Reichsverweser, mit hundertundzehntausend Mann zu Fuß, fünftausend Reitern, zweiundzwanzig Elefanten und dreihundert Sichelwagen.² 2 Makkabäer 2Makk 21 13 2 2 [1Makk 6,30] sind andere Zahlen. Das Heer verstärkte sich wohl während des Marsches durch Hilfstruppen. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 20 His autem, qui intus erant, Judas necessaria mittebat. Den Belagerten aber sandte Judas, was ihnen nötig war. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 21 Enuntiavit autem mysteria hostibus Rhodocus quidam de Judaico exercitu, qui requisitus comprehensus est, et conclusus. Rhodokus indes, ein Mann aus dem jüdischen Heere, entdeckte den Feinden die Geheimnisse;¹³ doch ward er aufgesucht, ergriffen und eingekerkert. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 21 13 Die Stellung, Stärke usw. des jüdischen Heeres. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 22 Iterum rex sermonem habuit ad eos, qui erant in Bethsuris: dextram dedit, accepit, abiit: Zum zweiten Male unterhandelte der König mit der Besatzung von Bethsura, bot ihnen Frieden,¹⁴ erlangte ihn und zog ab. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 22 14 Nach einem zweiten Sturmangriff. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 23 Commisit cum Juda, superatus est. Ut autem cognovit rebellasse Philippum Antiochiæ, qui relictus erat super negotia, mente consternatus Judæos deprecans, subditusque eis, jurat de omnibus, quibus justum visum est: et reconciliatus obtulit sacrificium, honoravit templum, et munera posuit: Nun traf er mit Judas zusammen und ward besiegt. Als er aber erfuhr, dass der als Reichsverweser¹⁵ zurückgelassene Philippus sich in Antiochia empört habe,¹⁶ ward er bestürzt, gab den Juden gute Worte, gab nach, beschwor alle recht erscheinenden Bedingungen, söhnte sich aus, brachte ein Opfer dar, ehrte den Tempel und machte Geschenke. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 23 15 Von seinem Vater Antiochus Epiphanes bestellte. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 23 16 Sich gegen Lysias in den Besitz der Regentschaft gesetzt habe. (Vergl. die Anmerkung zu [2Makk 9,29].) 2 Makkabäer 2Makk 21 13 24 Machabæum amplexatus est, et fecit eum a Ptolemaide usque ad Gerrenos ducem et principem. Den Machabäer umarmte er und machte ihn zum Statthalter und Fürsten über das Land von Ptolemais bis zu den Gerrenern.¹⁷ 2 Makkabäer 2Makk 21 13 24 17 Nach anderer Übersetzung: Auch empfing er den Machabäer freundlich und ließ als Befehlshaber von Ptolemais an bis zum Gebiet der Gerrener (alte Philisterstadt Gerar, südlich von Gaza) den Hegemonides zurück. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 25 Ut autem venit Ptolemaidam, graviter ferebant Ptolemenses amicitiæ conventionem, indignantes ne forte fdus irrumperent. Als aber Antiochus nach Ptolemais kam, waren die Bewohner der Stadt mit dieser freundschaftlichen Übereinkunft unzufrieden und äußerten unwillig, sie müssten den Vertrag umstoßen.¹⁸ 2 Makkabäer 2Makk 21 13 25 18 Freilich ist es nicht sicher, dass Hegemonides als Eigenname zu fassen ist, indes hätte, da gleichzeitig die Tempelfeste von Jerusalem zerstört wurde, eine Ernennung des Machabäus keine militärische Bedeutung gehabt. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 26 Tunc ascendit Lysias tribunal, et exposuit rationem, et populum sedavit, regressusque est Antiochiam: et hoc modo regis profectio, et reditus processit. Da bestieg Lysias die Rednerbühne, gab die Ursachen an, besänftigte das Volk und zog nach Antiochia zurück. So erging es mit dem Auszuge und dem Rückzuge des Königs. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 3 Commiscuit autem se illis et Menelaus: et cum multa fallacia deprecabatur Antiochum, non pro patriæ salute, sed sperans se constitui in principatum. Auch gesellte sich Menelaus³ ihnen zu und bat den Antiochus mit vieler Verstellung, nicht für das Heil des Vaterlandes,⁴ sondern weil er hoffte, die höchste Würde zu erlangen. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 3 3 Der Hohepriester, der sein Amt durch schlimme Künste gewonnen hatte und es bald wieder verlieren sollte. Vergl. [2Makk 4,24-29]. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 3 4 Er reizt den König gegen die altjüdische Partei auf. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 4 Sed rex regum suscitavit animos Antiochi in peccatorem: et suggerente Lysia hunc esse causam omnium malorum, jussit (ut eis est consuetudo) apprehensum in eodem loco necari. Doch der König der Könige⁵ erweckte den Zorn des Antiochus gegen den Bösewicht, und da Lysias ihm darlegte, dass jener die Ursache alles Unglücks sei, so befahl er, ihn zu ergreifen und daselbst (wie es bei den Einwohnern Sitte ist) zu töten.⁶ 2 Makkabäer 2Makk 21 13 4 5 Gott. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 4 6 Griech.: befahl der König, ihn nach Beröa zu führen und dort nach des Ortes Sitte umzubringen. Beröa war eine Stadt zwischen Hierapolis und Antiochia, wahrscheinlich an der Stelle des heutigen Aleppo. Die in Rede stehende Sitte wird in V. 5, V. 6 beschrieben. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 5 Erat autem in eodem loco turris quinquaginta cubitorum, aggestum undique habens cineris: hæc prospectum habebat in præceps: Es stand nämlich an dem Orte ein Turm, fünfzig Ellen hoch,⁷ um den rings Asche aufgehäuft lag, derselbe bot einen Ausblick in einen Abgrund. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 5 7 Griech.: hoch, voll glühender Asche, dieser hatte eine Vorrichtung, die sich umdrehen ließ, so dass sie von allen Seiten zur Asche herabschleuderte. Daselbst stoßen sie den des Tempelraubes Schuldigen und sonstige große Übeltäter allesamt ins Verderben. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 6 Inde in cinerem dejici jussit sacrilegum, omnibus eum propellentibus ad interitum. Von diesem Turme ließ er den Tempelräuber in die Asche hinabstürzen, da alle ihn ins Verderben drängten. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 7 Et tali lege prævaricatorem legis contigit mori, nec terræ dari Menelaum. Auf diese Weise musste Menelaus, der Übertreter des Gesetzes, sterben und wurde nicht einmal eines Begräbnisses teilhaftig. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 8 Et quidem satis juste: nam quia multa erga aram Dei delicta commisit, cujus ignis, et cinis erat sanctus: ipse in cineris morte damnatus est. Und das mit vollem Rechte, denn da er sich vielfach an dem Altare Gottes versündigt hatte,⁸ dessen Feuer und Asche heilig war, so ward er selbst zum Tode in der Asche verurteilt.⁹ 2 Makkabäer 2Makk 21 13 8 8 Vergl. [2Makk 4,39]. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 8 9 Die Stellung der Erzählung in unserem Buche ist nicht chronologisch, sondern der Leser soll alsbald die Strafe des Frevlers erfahren. Erst als der König, von Menelaus zum Kriege angereizt, am Ende des durch Lysias geführten Feldzuges war und Frieden geschlossen hatte, ließ er Menelaus hinrichten, weil dieser (wie Fl. Josephus andeutet) ihn von neuem gegen die Juden aufzureizen suchte. 2 Makkabäer 2Makk 21 13 9 Sed rex mente effrenatus veniebat, nequiorem se patre suo Judæis ostensurus. Inzwischen zog der König mit wilder Wut heran, in der Absicht, noch schlimmer mit den Juden zu verfahren als sein Vater. 2 Makkabäer 2Makk 21 0 1 2. Kämpfe zur Zeit der Herrschaft des Demetrius Soter. (14,1 15,38) 1.) Nikanors Zug gegen die Judäer. (Kap. 14) a. Demetrius, der sich der Herrschaft bemächtigt, wird von Alkimus aufgereizt, Judas Machabäus gefangenzunehmen und den abgesetzten Alkimus wieder zum Hohenpriester zu machen. (V. 15) b. Anfänglich behandelt Nikanor den Judas freundlich, doch auf den Befehl des Königs, jenen in Fesseln nach Antiochia zu senden (V. 28), versucht er ihn mit List zu fangen. Judas entgeht ihm, Nikanor droht, den Tempel zu zerstören, und will Razias, einen der Ältesten, gefangen nehmen. Dieser tötet sich selbst. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 1 Sed post triennii tempus cognovit Judas, et qui cum eo erant, Demetrium Seleuci cum multitudine valida, et navibus, per portum Tripolis ascendisse ad loca opportuna, Nach einer Zeit von drei Jahren¹ aber erfuhr Judas und die Seinigen, dass Demetrius, der Sohn des Seleukus,² mit einem starken Heere und einer Flotte in dem Hafen von Tripolis gelandet,³ vorteilhafte Plätze eingenommen 2 Makkabäer 2Makk 21 14 1 1 Vergl. [1Makk 7,1-38]. Diese drei Jahre sind von dem [2Makk 13,1] angegebenen Datum an zu rechnen, wobei jedes angefangene Jahr als volles gezählt wird. Es ist also das Jahr 151 der Seleuciden bezeichnet, wie auch der griech. Text in V. 4 in Übereinstimmung mit [1Makk 7,1] besagt. Die Unternehmung des Bacchides [1Makk 7,5-25] wird im 2. Buche der Machabäer nicht erwähnt, während der Zug des Nikanor [1Makk 7,26ff] viel ausführlicher geschildert wird. [2Makk 14,15-25] 2 Makkabäer 2Makk 21 14 1 2 Vergl. [1Makk 7,1]. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 1 3 Im Hafen von Tripolis blieb er nicht, von dort begann er seine Unternehmung. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 10 Nam, quamdiu superest Judas, impossibile est, pacem esse negotiis. denn so lange Judas am Leben bleibt, ist es unmöglich, dass das Reich Frieden genieße. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 11 Talibus autem ab hoc dictis, et ceteri amici, hostiliter se habentes adversus Judam, inflammaverunt Demetrium. Als dieser so gesprochen, brachten auch dessen übrigen Freunde,¹² welche Judas feindlich gesinnt waren, Demetrius gegen denselben auf.¹³ 2 Makkabäer 2Makk 21 14 11 12 Die Freunde des Königs Demetrius. Alkimus gehörte also gleichfalls zur Zahl der Freunde des Königs. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 11 13 Griech.: noch mehr gegen denselben auf. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 12 Qui statim Nicanorem præpositum elephantorum ducem misit in Judæam: Alsbald sandte dieser Nikanor,¹⁴ den Anführer der Elefanten,¹⁵ als Feldherrn nach Judäa 2 Makkabäer 2Makk 21 14 12 14 Vergl. [1Makk 3,38] und [1Makk 7,26]. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 12 15 Griech.: den früheren Befehlshaber der Elefanten. Er hatte dies Amt unter Antiochus Epiphanes versehen und sich nach dem Tode desselben zu Demetrius nach Rom begeben. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 13 Datis mandatis ut ipsum quidem Judam caperet, eos vero, qui cum illo erant, dispergeret, et constitueret Alcimum maximi templi summum sacerdotem. mit dem Befehle, Judas selbst gefangen zu nehmen,¹⁶ seine Anhänger aber zu zerstreuen und den Alkimus zum Hohenpriester des großen Tempels einzusetzen. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 13 16 Griech.: aus dem Wege zu räumen. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 14 Tunc gentes, quæ de Judæa fugerant Judam, gregatim se Nicanori miscebant, miserias, et clades Judæorum prosperitates rerum suarum existimantes. Da schlossen sich die Heiden, welche sich vor Judas aus Judäa geflüchtet hatten, scharenweise dem Nikanor an, indem sie meinten, das Unglück und die Niederlage der Juden werde ihr eigenes Glück sein. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 15 Audito itaque Judæi Nicanoris adventu, et conventu nationum, conspersi terra rogabant eum, qui populum suum constituit, ut in æternum custodiret, quique suam portionem signis evidentibus protegit. Als nun die Juden von Nikanors Anmarsche und der Vereinigung der Heiden wider sie hörten, bestreuten sie sich mit Erde und flehten zu dem, der sein Volk erwählt hat, um es auf ewig zu beschützen, und sein Erbe mit augenscheinlichen Wundern in Schutz nimmt.¹⁷ 2 Makkabäer 2Makk 21 14 15 17 Anspielung auf das [2Makk 3,25; 2Makk 10,29] und [2Makk 11,8] Berichtete. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 16 Imperante autem duce, statim inde moverunt, conveneruntque ad castellum Dessau. Auf Befehl ihres Anführers brachen sie alsbald von da auf und trafen bei dem Flecken Dessau¹⁸ zusammen. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 16 18 Sonst unbekannt. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 17 Simon vero frater Judæ commiserat cum Nicanore: sed conterritus est repentino adventu adversariorum. Simon aber, Judas' Bruder, war mit Nikanor in Kampf geraten, jedoch durch das plötzliche Erscheinen der Feinde in Schrecken gesetzt worden.¹⁹ 2 Makkabäer 2Makk 21 14 17 19 Griech.: ins Wanken geraten. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 18 Nicanor tamen, audiens virtutem comitum Judæ, et animi magnitudinem, quam pro patriæ certaminibus habebant, sanguine judicium facere metuebat. Nichtsdestoweniger fürchtete sich Nikanor, da er von der Tapferkeit der Begleiter Judas und dem Heldenmute, mit dem sie für das Vaterland kämpften, hörte, eine Entscheidung durch blutigen Kampf herbeizuführen. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 19 Quam ob rem præmisit Posidonium, et Theodotium, et Matthiam, ut darent dextras atque acciperent. Deshalb entsandte er den Posidonius, Theodotius und Matthias, um Frieden anzubieten und zu schließen. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 2 Et tenuisse regiones adversus Antiochum, et ducem ejus Lysiam. und sich des Landes im Kampfe gegen Antiochus und seinen Feldherrn Lysias bemächtigt habe. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 20 Et cum diu de his consilium ageretur, et ipse dux ad multitudinem retulisset, omnium una fuit sententia amicitiis annuere. Nachdem man sich lange darüber beraten und nachdem der Anführer selbst dem Heere den Vorschlag mitgeteilt hatte,²⁰ war es die einstimmige Meinung aller, den Friedensvorschlag anzunehmen. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 20 20 Sie trauen Nikanor nicht. Vergl. [1Makk 7,30]. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 21 Itaque diem constituerunt, qua secreto inter se agerent: et singulis sellæ prolatæ sunt, et positæ. Daher bestimmten sie²¹ einen Tag, wo beide eine geheime Zusammenkunft halten sollten, und man brachte für jeden einen Sitz und stellte ihn hin. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 21 21 Die beiden Feldherrn Judas und Nikanor. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 22 Præcepit autem Judas armatos esse locis opportunis, ne forte ab hostibus repente mali aliquid oriretur: et congruum colloquium fecerunt. Judas hatte indes an geeignete Orte bewaffnete Leute befehligt, damit die Feinde nicht etwa unvermutet einen schlimmen Streich führten, und so hielten sie nun die gemeinsame Unterredung.²² 2 Makkabäer 2Makk 21 14 22 22 Sie schlossen wohl Frieden. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 23 Morabatur autem Nicanor Jerosolymis, nihilque inique agebat, gregesque turbarum, quæ congregatæ fuerant, dimisit. Nikanor aber hielt sich in Jerusalem auf,²³ ohne etwas Böses zu tun, und entließ seine zusammengebrachten Scharen. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 23 23 Weitere Ausführung (bis V. 29) des [1Makk 7,28] kurz Angedeuteten. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 24 Habebat autem Judam semper carum ex animo, et erat viro inclinatus. Dem Judas zeigte er allezeit eine herzliche Zuneigung und war ihm sehr geneigt.²⁴ 2 Makkabäer 2Makk 21 14 24 24 Griech.: Er hatte Judas allezeit um sich, war ihm von Herzen zugetan und ermunterte ihn zum Heiraten. Vergl. [1Makk 7,29]. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 25 Rogavitque eum ducere uxorem, filiosque procreare. Nuptias fecit: quiete egit, communiterque vivebant. Er drang in ihn, ein Weib heimzuführen und Kinder zu zeugen.²⁵ So hielt Judas denn Hochzeit, lebte ruhig und beide lebten freundschaftlich zusammen. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 25 25 Sich vom Kampfe zurückzuziehen. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 26 Alcimus autem, videns caritatem illorum ad invicem, et conventiones, venit ad Demetrium, et dicebat, Nicanorem rebus alienis assentire, Judamque regni insidiatorem successorem sibi destinasse. Als aber Alkimus von ihrer gegenseitigen Freundschaft und den Verträgen vernahm, ging er zu Demetrius und gab an, Nikanor halte es mit seinen Feinden und habe den Judas, der dem Reiche feindselig sei, zu seinem Nachfolger²⁶ bestimmt. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 26 26 Des Alkimus Nachfolger. Ob die Beschuldigung auf Wahrheit beruhte, wird nicht gesagt. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 27 Itaque rex exasperatus, et pessimis hujus criminationibus irritatus, scripsit Nicanori, dicens graviter quidem se ferre de amicitiæ conventione, jubere tamen Machabæum citius vinctum mittere Antiochiam. Da ward der König aufgebracht und schrieb, durch die argen Verleumdungen jenes Menschen zum Zorne gereizt, an Nikanor, indem er erklärte, dass ihm die freundschaftliche Übereinkunft missfalle, und er befehle, den Machabäer unverzüglich gefesselt nach Antiochia zu senden. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 28 Quibus cognitis, Nicanor consternabatur, et graviter ferebat, si ea, quæ convenerant, irrita faceret, nihil læsus a viro. Als Nikanor diese Botschaft erhielt, ward er bestürzt und es fiel ihm schwer, den Vertrag zu brechen, da ihm jener doch nichts zuleide getan. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 29 Sed, quia regi resistere non poterat, opportunitatem observabat, qua præceptum perficeret. Weil er aber dem Könige nicht zuwider handeln konnte, wartete er eine geeignete Gelegenheit ab, den Befehl zu vollziehen. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 3 Alcimus autem quidam, qui summus sacerdos fuerat, sed voluntarie coinquinatus est temporibus commistionis, considerans nullo modo sibi esse salutem, neque accessum ad altare, Ein gewisser Alkimus⁴ nun, welcher vorher Hoherpriester gewesen,⁵ aber sich in den Zeiten der Heidengemeinschaft⁶ freiwillig befleckt hatte und der einsah, dass er auf keine Weise mehr Heil noch Zutritt zum Altare haben werde, 2 Makkabäer 2Makk 21 14 3 4 Über diesen siehe [1Makk 7,9.25]. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 3 5 Das heißt von Eupator nach Menelaus Tode zum Hohenpriester ernannt war. (Fl. Jos.) 2 Makkabäer 2Makk 21 14 3 6 In der Zwischenzeit zwischen der Vertreibung des Hohenpriesters Onias durch Jason und dem Tode des Menelaus. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 30 At Machabæus, videns secum austerius agere Nicanorem, et consuetum occursum ferocius exhibentem, intelligens non ex bono esse austeritatem istam, paucis suorum congregatis, occultavit se a Nicanore. Doch der Machabäer bemerkte, dass Nikanor gegen ihn unfreundlicher wurde und bei der gewohnten Zusammenkunft sich barscher benahm, er sah daher ein, dass diese Unfreundlichkeit nichts Gutes zu bedeuten habe, sammelte einige wenige²⁷ der Seinigen um sich und verbarg sich vor Nikanor. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 30 27 Griech.: nicht wenige. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 31 Quod cum ille cognovit fortiter se a viro præventum, venit ad maximum et sanctissimum templum: et sacerdotibus solitas hostias offerentibus, jussit sibi tradi virum: Als dieser sah, dass ihm jener mutvoll zuvorgekommen sei,²⁸ ging er in den erhabenen und hochheiligen Tempel und befahl den Priestern, welche die üblichen Opfer darbrachten, ihm den Mann²⁹ auszuliefern. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 31 28 Vergl. [1Makk 7,33]. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 31 29 Judas. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 32 Quibus cum juramento dicentibus nescire se ubi esset qui quærebatur, extendens manum ad templum, Da diese aber eidlich versicherten, dass sie nicht wüssten, wo der Gesuchte sein könne, streckte er seine Hand gegen den Tempel aus 2 Makkabäer 2Makk 21 14 33 Juravit, dicens: Nisi Judam mihi vinctum tradideritis, istud Dei fanum in planitiem deducam, et altare effodiam, et templum hoc Libero patri consecrabo. und schwur: Wenn ihr mir den Judas nicht gefesselt übergebt, so werde ich diesen Tempel Gottes der Erde gleich machen, den Altar zerstören und diesen Tempel dem Vater Bacchus weihen.³⁰ 2 Makkabäer 2Makk 21 14 33 30 Griech.: und an dieser Stelle dem Bacchus einen prächtigen Tempel errichten. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 34 Et his dictis abiit. Sacerdotes autem protendentes manus in clum, invocabant eum, qui semper propugnator esset gentis ipsorum, hæc dicentes: Nachdem er so gesprochen, ging er fort. Da erhoben die Priester ihre Hände gen Himmel und riefen den an, der allezeit der Beschützer ihres Volkes war, und sprachen also: 2 Makkabäer 2Makk 21 14 35 Tu Domine universorum, qui nullius indiges, voluisti templum habitationis tuæ fieri in nobis. Du, Herr des Alls! der du keines Dinges bedarfst,³¹ hast gewollt, dass ein Tempel zu deiner Wohnung unter uns erbaut werde. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 35 31 Vergl. [1Kön 8,27]. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 36 Et nunc sancte sanctorum omnium Domine, conserva in æternum impollutam domum istam, quæ nuper mundata est. So erhalte nun, Allerheiligster, Herr aller Dinge! dieses erst jüngst gereinigte Haus³² unbefleckt in Ewigkeit. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 36 32 Vergl. [2Makk 10,3]. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 37 Razias autem quidam de senioribus ab Jerosolymis delatus est Nicanori, vir amator civitatis, et bene audiens: qui pro affectu pater Judæorum appellabatur. Ein gewisser Razias³³ aber, einer von den Ältesten Jerusalems, ein Eiferer für die Stadt, ein Mann von gutem Rufe, wegen seiner Liebe Vater der Juden genannt, ward dem Nikanor angegeben.³⁴ 2 Makkabäer 2Makk 21 14 37 33 Griech.: Razis. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 37 34 Als eifriger, gesetzestreuer Jude. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 38 Hic multis temporibus continentiæ propositum tenuit in JUdaismo, corpusque et animam tradere contentus pro perseverantia. Razias hielt seit langer Zeit strenge an dem Judentume fest, ohne sich mit dem Heidentume zu beflecken, und war bereit, Leib und Seele standhaft für dasselbe hinzugeben.³⁵ 2 Makkabäer 2Makk 21 14 38 35 Ähnlich wie Samson. [Ri 16,30] Es handelt sich augenscheinlich um das Opfer seiner selbst für die anderen, nach einigen freilich (Aug., Thom.) um einen an sich tadelnswerten Selbstmord. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 39 Volens autem Nicanor manifestare odium, quod habebat in Judæos, misit milites quingentos, ut eum comprehenderent. Da nun Nikanor seinen Hass gegen die Juden zu erkennen geben wollte, sandte er fünfhundert Soldaten, um ihn gefangen zu nehmen; 2 Makkabäer 2Makk 21 14 4 Venit ad regem Demetrium centesimo quinquagesimo anno, offerens ei coronam auream, et palmam, super hæc et thallos, qui templi esse videbantur. Et ipsa quidem die siluit. begab sich im hundertundfünfzigsten⁷ Jahre zu dem Könige Demetrius, brachte ihm eine goldene Krone und einen Palmzweig und dazu Ölzweige,⁸ die aus dem Tempel zu sein schienen; an diesem Tag zwar verhielt er sich still. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 4 7 Griech.: 151. Dieses Datum entspricht auch der Zeitfolge besser. Alkimus stellte sich dem Könige zweimal vor. [1Makk 7,5.25] Von der zweiten Audienz bei dem Könige ist hier die Rede. Nach V. 25 kam Alkimus später noch einmal an den Hof. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 4 8 Die Krone, Abzeichen der Königswürde. Vergl. [1Makk 10,29]. Der Palmzweig ist Zeichen des Sieges [1Makk 13,37], der Ölzweig Zeichen des Schutzes im Frieden. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 40 Putabat enim, si illum decepisset, se cladem Judæis maximam illaturum. denn er glaubte, wenn er ihn verführen könnte,³⁶ den Juden den empfindlichsten Schlag zu versetzen. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 40 36 Griech.: wenn er ihn gefangen nehmen konnte. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 41 Turbis autem irruere in domum ejus, et januam disrumpere, atque ignem admovere cupientibus, cum jam comprehenderetur, gladio se petiit; Als aber der Haufe in sein Haus einfallen, die Türe erbrechen und selbst Feuer anlegen wollte und er schon in größter Gefahr war, ergriffen zu werden, durchbohrte er sich mit dem Schwerte, 2 Makkabäer 2Makk 21 14 42 Eligens nobiliter mori potius, quam subditus fieri peccatoribus, et contra natales suos indignis injuriis agi. indem er es vorzog, edelmütig zu sterben, als den Frevlern in die Hände zu fallen und auf eine seiner Abstammung unwürdige Weise misshandelt zu werden. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 43 Sed, cum per festinationem non certo ictu plagam dedisset, et turbæ intra ostia irrumperent, recurrens audacter ad murum, præcipitavit semetipsum viriliter in turbas: Da er indes in der Hast keinen sichern Stoß getan und der Haufe schon durch die Türe eindrang, lief er kühnen Mutes auf die Mauer und stürzte sich mutig auf die Volksmassen hinab. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 44 Quibus velociter locum dantibus casui ejus, venit per mediam cervicem: Da diese aber vor dem Herabfallenden schnell auswichen, so stürzte er auf den Nacken.³⁷ 2 Makkabäer 2Makk 21 14 44 37 Griech.: mitten auf dem leeren Platz. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 45 Et cum adhuc spiraret, accensus animo, surrexit: et cum sanguis ejus magno fluxu deflueret, et gravissimis vulneribus esset saucius, cursu turbam pertransiit: Doch lebte er noch, erhob sich feurigen Mutes und lief, während sein Blut stromweise aus den überschweren Wunden floss, mitten durch die Menge,³⁸ 2 Makkabäer 2Makk 21 14 45 38 Der Verfolger. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 46 Et stans supra quandam petram præruptam, et jam exsanguis effectus, complexus intestina sua, utrisque manibus projecit super turbas, invocans dominatorem vitæ ac spiritus, ut hæc illi iterum redderet: atque ita vita defunctus est. trat auf einen abschüssigen Felsen, riss, nachdem er fast all sein Blut verloren, seine Eingeweide heraus und warf sie mit beiden Händen auf das Volk; dann rief er den Herrn des Lebens und des Geistes an, dass er sie ihm einst wiedergeben möchte,³⁹ und starb auf diese Weise. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 46 39 Vergl. [2Makk 7,23]. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 5 Tempus autem opportunum dementiæ suæ nactus, convocatus a Demetrio ad consilium, et interrogatus quibus rebus et consiliis Judæi niterentur, Doch er erhielt eine günstige Gelegenheit, seine Torheit ins Werk zu setzen; denn als er von Demetrius in die Ratsversammlung gerufen und gefragt wurde, wie es mit den Juden stehe und was sie vorhätten, 2 Makkabäer 2Makk 21 14 6 Respondit: Ipsi, qui dicuntur Assidæi Judæorum, quibus præest Judas Machabæus, bella nutriunt, et seditiones movent, nec patiuntur regnum esse quietum: antwortete er: Die unter den Juden, welche Assidäer heißen,⁹ deren Oberhaupt Judas, der Machabäer, ist, unterhalten den Krieg, erregen Aufruhr und lassen das Reich nicht zur Ruhe kommen. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 6 9 Vergl. [1Makk 2,42]. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 7 Nam et ego defraudatus parentum gloria (dico autem summo sacerdotio) huc veni: Denn ich selbst ward des Ruhmes meiner Väter (nämlich des Hohenpriestertums) beraubt und bin hierher gekommen 2 Makkabäer 2Makk 21 14 8 Primo quidem utilitatibus regis fidem servans, secundo autem etiam civibus consulens: nam illorum pravitate universum genus nostrum non minime vexatur. vorerst aus treuer Anhänglichkeit an die Sache des Königs,¹⁰ dann aber auch des Wohles meiner eigenen Mitbürger willen; denn durch die Bosheit jener Leute hat unser ganzes Volk nicht wenig zu leiden. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 8 10 Nach Fl. Josephus war Alkimus zwar aus dem Geschlechte Aarons [1Makk 7,14], aber nicht aus der Familie, die bisher im Besitze der hohenpriesterlichen Würde gewesen. Vielleicht diente ihm die angebliche Würde als Vorwand, um zum Könige zu gelangen. 2 Makkabäer 2Makk 21 14 9 Sed oro his singulis o rex cognitis, et regioni, et generi secundum humanitatem tuam pervulgatam omnibus prospice: Da du nun, o König! alle Einzelheiten kennst, so nimm dich, ich bitte, unseres Landes und Volkes¹¹ gemäß deiner allbekannten menschenfreundlichen Gesinnung an; 2 Makkabäer 2Makk 21 14 9 11 Griech.: Unseres bedrängten Volkes. 2 Makkabäer 2Makk 21 0 1 2.) Nikanors Niederlage und Tod. (V. 35) a. Nikanor will vergeblich die Juden an einem Sabbat angreifen. (V. 6) Judas stärkt die Herzen der Seinen durch den Bericht eines Traumes (V. 16) und bereitet sich durch Gebet zum Kampfe vor. (V. 24) b. Er besiegt Nikanor (V. 27), dessen Leichnam er Haupt und Arme abschlagen und nach Jerusalem senden lässt. (V. 35) 3.) Zur Erinnerung an den Sieg wird als Festtag der Tag vor dem des Mardochäus (13. Adar) eingesetzt. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 1 Nicanor autem, ut comperit Judam esse in locis Samariæ, cogitavit cum omni impetu die sabbati committere bellum. Als aber Nikanor erfuhr, dass Judas sich in den Ortschaften Samarias¹ aufhalte, beschloss er, ihn am Tage des Sabbats mit aller Macht² anzugreifen. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 1 1 Nach [1Makk 7,39]. Die Grenzorte zwischen Bethoron und Gophna, wo die Schlacht gegen Nikanor stattfand. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 1 2 Griech.: Ohne alle Gefahr. Er hoffte, sie würden sich nicht verteidigen. Vergl. [1Makk 2,36-41]. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 10 Et ita animis eorum erectis simul ostendebat gentium fallaciam, et juramentorum prævaricationem. Nachdem er so ihr Herz aufgerichtet hatte, stellte er ihnen die Treulosigkeit und Bundesbrüchigkeit der Heiden vor.⁸ 2 Makkabäer 2Makk 21 15 10 8 Vergl. [1Makk 6,62; 2Makk 4,34; 2Makk 5,25; 2Makk 12,3] u.a. Es herrschte allgemein der Glaube, ein Eidbrüchiger könne in keinem Unternehmen glücklich sein. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 11 Singulos autem illorum armavit, non clypei, et hastæ munitione, sed sermonibus optimis, et exhortationibus, exposito digno fide somnio, per quod universos lætificavit. So bewaffnete er einen jeden von ihnen, nicht sowohl mit der Schutzwehr von Schild und Speer, sondern mit seinen heilsamen Worten und Ermunterungen und erzählte ihnen einen glaubwürdigen Traum, durch den er alle erfreute.⁹ 2 Makkabäer 2Makk 21 15 11 9 Es war nach dem Griech. nicht ein Traum, sondern ein Gesicht im Zustande des Wachens, in dem ihm etwas Übernatürliches erschien. Diese Stelle beweist u.a. den Glauben der Zeitgenossen des Judas, dass das Gebet der verklärten Gerechten den Menschen auf Erden wirksam helfen könne. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 12 Erat autem hujuscemodi visus: Oniam, qui fuerat summus sacerdos, virum bonum et benignum, verecundum visu, modestum moribus, eloquio decorum, et qui a puero in virtutibus exercitatus sit, manus protendentem, orare pro omni populo Judæorum: Das Gesicht aber war folgendes: Onias, der frühere Hohepriester,¹⁰ ein guter, menschenfreundlicher, Ehrfurcht einflößender, eingezogener, redebegabter und aller Tugenden von Jugend auf eifrig beflissener Mann, betete mit ausgestreckten Händen für das ganze Volk der Juden. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 12 10 Vergl. [2Makk 3,1] und [2Makk 4,34]. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 13 Post hoc apparuisse et alium virum ætate, et gloria mirabilem, et magni decoris habitudine circa illum: Hierauf erschien ein anderer Mann, ehrwürdigen Alters, bewunderungswürdigen Ansehens, von großer Herrlichkeit umstrahlt. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 14 Respondentem vero Oniam dixisse: Hic est fratrum amator, et populi Israel: hic est, qui multum orat pro populo, et universa sancta civitate, Jeremias propheta Dei. Da begann Onias und sprach: Dies ist der Freund seiner Brüder und des Volkes Israel,¹¹ dies ist der, welcher viel für das Volk und die ganze heilige Stadt fleht, Jeremias, der Prophet Gottes. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 14 11 Da Onias auf den andern weist, ist dieser also ein noch mächtigerer Fürbitter als Onias und das Gebet jenes anderen das sichere Unterpfand des Sieges. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 15 Extendisse autem Jeremiam dextram, et dedisse Judæ gladium aureum, dicentem: Jeremias aber streckte die Hand aus und gab Judas ein goldenes Schwert,¹² indem er sprach: 2 Makkabäer 2Makk 21 15 15 12 Es ist golden, um seinen himmlischen Ursprung anzuzeigen, denn der Glanz des Goldes ist das Sinnbild des göttlichen und des himmlischen Lichtes. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 16 Accipe sanctum gladium munus a Deo, in quo dejicies adversarios populi mei Israel. Nimm das heilige Schwert als ein Geschenk von Gott, damit wirst du die Feinde meines Volkes Israel erschlagen. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 17 Exhortati itaque Judæ sermonibus bonis valde, de quibus extolli posset impetus, et animi juvenum confortari, statuerunt dimicare et confligere fortiter: ut virtus de negotiis judicaret, eo quod civitas sancta, et templum periclitarentur. Aufgemuntert durch solche erfreuliche Reden des Judas, durch welche die Kraft gehoben, der Mut der Männer gestärkt werden konnte, beschlossen sie, wacker anzugreifen und zu streiten,¹³ damit die Entscheidung durch Tapferkeit herbeigeführt würde, weil die heilige Stadt und der Tempel in Gefahr ständen. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 17 13 Griech.: kein Lager aufzuschlagen, sondern tapfer anzugreifen usw. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 18 Erat enim pro uxoribus, et filiis, itemque pro fratribus, et cognatis minor sollicitudo: maximus vero et primus pro sanctitate timor erat templi: Denn für Frauen und Kinder, für Brüder und Verwandte waren sie weniger besorgt, ihre größte und erste Sorge galt dem heiligen Tempel.¹⁴ 2 Makkabäer 2Makk 21 15 18 14 Sie fürchteten, Nikanor könne seine Drohungen ausführen. [2Makk 14,33]. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 19 Sed et eos, qui in civitate erant, non minima sollicitudo habebat pro his, qui congressuri erant. Aber auch die in der Stadt Zurückgebliebenen waren nicht wenig in Unruhe um derer willen, welche kämpfen sollten.¹⁵ 2 Makkabäer 2Makk 21 15 19 15 Denn Nikanor hatte gedroht, sie alle zu töten. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 2 Judæis vero, qui illum per necessitatem sequebantur, dicentibus: Ne ita ferociter, et barbare feceris, sed honorem tribue diei sanctificationis, et honora eum, qui universa conspicit: Die Juden, welche ihm gezwungen folgten,³ sprachen: Handle nicht so grausam und unmenschlich, sondern halte den Tag⁴ der Heiligung in Ehren und ehre den, der alles sieht! 2 Makkabäer 2Makk 21 15 2 3 Die Juden, welche Nikanor seinem Heere gewaltsam einverleibt. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 2 4 Griech.: halte den Tag in Ehren, der von dem, der alles sucht, mit Heiligkeit zuvor geehrt worden ist. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 20 Et, cum jam omnes sperarent judicium futurum, hostesque adessent, atque exercitus esset ordinatus, bestiæ, equitesque opportuno in loco compositi, Als nun alle schon die nahe Entscheidung erwarteten, die Feinde schon nahten, das Heer geordnet, die Elefanten¹⁶ und die Reiterei an den passenden Orten aufgestellt waren, 2 Makkabäer 2Makk 21 15 20 16 Gegen den Vertrag mit den Römern hatten die Anhänger des Antiochus wieder Elefanten dem Heere beigegeben. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 21 Considerans Machabæus adventum multitudinis, et apparatum varium armorum, et ferocitatem bestiarum, extendens manus in clum, prodigia facientem Dominum invocavit, qui non secundum armorum potentiam, sed prout ipsi placet, dat dignis victoriam. erhob der Machabäer, als er das Anrücken der Masse, die verschiedenartige Bewaffnung und die Wut der Elefanten sah, seine Hände zum Himmel und rief den wunderwirkenden Herrn an, der nicht nach der Macht der Waffen, sondern nach seinem Wohlgefallen den Würdigen den Sieg verleiht. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 22 Dixit autem invocans hoc modo: Tu Domine, qui misisti Angelum tuum sub Ezechia rege Juda, et interfecisti de castris Sennacherib centum octoginta quinque millia: Er betete aber also: O Herr! der du deinen Engel zur Zeit Ezechias, des Königs von Juda, gesandt und im Lager des Sennacherib hundertfünfundachtzigtausend Mann erschlagen hast, [2Makk 7,9] 2 Makkabäer 2Makk 21 15 23 Et nunc dominator cælorum mitte ANgelum tuum bonum ante nos in timore, et tremore magnitudinis brachii tui, sende auch jetzt, Herr des Himmels! deinen guten Engel vor uns her zur Furcht und zum Schrecken vor der Macht deines Armes, 2 Makkabäer 2Makk 21 15 24 Ut metuant qui cum blasphemia veniunt adversus sanctum populum tuum. Et hic quidem ita peroravit. dass jene sich fürchten, die mit Lästerung wider dein heiliges Volk heranziehen. So betete er. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 25 Nicanor autem, et qui cum ipso erant, cum tubis et canticis admovebant. Nun rückte Nikanor mit seinen Truppen, mit Trompeten und Kriegsgesang vor, 2 Makkabäer 2Makk 21 15 26 Judas vero, et qui cum eo erant, invocato Deo, per orationes congressi sunt. während Judas mit den Seinigen Gott anrief und betend kämpfte. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 27 Manu quidem pugnantes, sed Dominum cordibus orantes, prostraverunt non minus triginta quinque millia, præsentia Dei magnifice delectati. Indem sie so mit den Händen kämpften, im Herzen aber zu dem Herrn beteten, streckten sie nicht weniger als fünfunddreißigtausend nieder, hoch erfreut über Gottes Beistand.¹⁷ 2 Makkabäer 2Makk 21 15 27 17 Griech.: sichtbare Hilfe. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 28 Cumque cessassent, et cum gaudio redirent, cognoverunt Nicanorem ruisse cum armis suis. Als sie nach beendetem Kampfe mit Freuden zurückkehrten, sahen sie den gefallenen Nikanor mit seiner Rüstung.¹⁸ 2 Makkabäer 2Makk 21 15 28 18 An dieser den Feldherrn kennzeichnenden Rüstung erkennen sie ihn unter den Toten. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 29 Facto itaque clamore, et perturbatione excitata, patria voce omnipotentem Dominum benedicebant. Da erhoben sie in großer Aufregung Geschrei und priesen den allmächtigen Herrn in der Muttersprache. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 3 Ille infelix interrogavit , si est potens in clo, qui imperavit agi diem sabbatorum. Der Unselige aber fragte: Ist wohl im Himmel ein Herrscher, der den Sabbattag zu halten geboten hat?⁵ 2 Makkabäer 2Makk 21 15 3 5 Sollte unter den Göttern des Himmels einer sein, der ein solches Gebot erlassen? 2 Makkabäer 2Makk 21 15 30 Præcepit autem Judas, qui per omnia corpore et animo mori pro civibus paratus erat, caput Nicanoris, et manum cum humero abscissam, Jerosolymam perferri. Judas aber, der sich ganz mit Leib und Seele für seine Mitbürger hinzugeben bereit war,¹⁹ befahl, Nikanors Haupt und Hand samt dem Arme abzuhauen und nach Jerusalem zu bringen.²⁰ 2 Makkabäer 2Makk 21 15 30 19 Griech.: Der in jeder Hinsicht mit Leib und Seele an erster Stelle für seine Mitbürger gekämpft und von Jugend auf sein Wohlwollen gegen die Volksgenossen treu bewahrt hatte. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 30 20 Vergl. [1Makk 7,47]. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 31 Quo cum pervenisset, convocatis contribulibus, et sacerdotibus ad altare, accersiit et eos, qui in arce erant. Daselbst angekommen, rief er seine Landsleute samt den Priestern vor den Altar und ließ auch die, welche in der Burg waren,²¹ herbeikommen. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 31 21 Nicht etwa die Juden, denn diesen wurde die Feste erst später, im Jahre 171 der seleucidischen Rechnung, übergeben [1Makk 13,49-51], sondern die Anführer der Heiden, um diese in Furcht zu setzen. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 32 Et ostenso capite Nicanoris, et manu nefaria, quam extendens contra domum sanctam omnipotentis Dei, magnifice gloriatus est. Nun zeigte er ihnen das Haupt Nikanors und die verruchte Hand, welche jener wider das heilige Haus des allmächtigen Gottes großsprecherisch ausgestreckt hatte. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 33 Linguam etiam impii Nicanoris præcisam jussit particulatim avibus dari: manum autem dementis contra templum suspendi. Auch ließ er die Zunge des gottlosen Nikanors herausschneiden und stückweise den Vögeln vorwerfen, die Hand des Wüterichs aber vor dem Tempel²² aufhängen. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 33 22 Angesichts des Tempels, außerhalb der Umfassungsmauer, um den Tempel nicht zu beflecken. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 34 Omnes igitur cli benedixerunt Dominum, dicentes: Benedictus, qui locum suum incontaminatum servavit. Alle priesen den Herrn des Himmels und sprachen: Gepriesen sei, der seine Stätte unbefleckt erhalten! 2 Makkabäer 2Makk 21 15 35 Suspendit autem Nicanoris caput in summa arce, ut evidens esset, et manifestum signum auxilii Dei. So ließ er Nikanors Haupt hoch an der Burg aufhängen,²³ als ein augenscheinliches und offenbares Zeichen der Hilfe Gottes. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 35 23 An der Außenseite der Burg als Zeichen der Hilfe Gottes für die Juden in der Stadt. Vergl. [Jdt 16,1]. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 36 Itaque omnes communi consilio decreverunt nullo modo diem istum absque celebritate præterire: Und alle beschlossen einmütig, diesen Tag nicht ohne Feier vorübergehen zu lassen,²⁴ 2 Makkabäer 2Makk 21 15 36 24 Vergl. [1Makk 7,49]. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 37 Habere autem celebritatem tertia decima die mensis Adar, quod dicitur voce Syriaca, pridie Mardochæi diei. sondern ihn festlich zu begehen am dreizehnten Tage des Monats, der in syrischer²⁵ Sprache Adar heißt, am Tage vor dem Mardochäus-Tage.²⁶ 2 Makkabäer 2Makk 21 15 37 25 D.i. in der damals von den Juden geredeten Sprache. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 37 26 [Est 9,23.31] 2 Makkabäer 2Makk 21 15 38 Igitur his erga Nicanorem gestis, et ex illis temporibus ab Hebræis civitate possessa, ego quoque in his faciam finem sermonis. Dies war das Ende Nikanors. Da von dieser Zeit die Stadt im Besitze der Hebräer geblieben ist, will auch ich meine Erzählung hiermit beschließen. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 39 Et si quidem bene, et ut historiæ competit, hoc et ipse velim: sin autem minus digne, concedendum est mihi. Ist sie gut und so, wie eine Geschichte sein soll, so habe ich meinen Wunsch erreicht; ist sie minder gut ausgefallen, so wolle man mit mir Nachsicht haben.²⁷ 2 Makkabäer 2Makk 21 15 39 27 Was Genauigkeit und Wahrheit angeht, hat freilich der Beistand Gottes jeden Irrtum verhindert. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 4 Et respondentibus illis, Est Dominus vivus ipse in clo potens, qui jussit agi septimam diem. Als jene antworteten: Es ist der lebendige Herr selbst, der Herrscher im Himmel, der den siebenten Tag zu halten geboten hat, 2 Makkabäer 2Makk 21 15 40 Sicut enim vinum semper bibere, aut semper aquam, contrarium est: alternis autem uti, delectabile: ita legentibus si semper exactus sit sermo, non erit gratus. Hic ergo erit consummatus. Wie es nämlich widrig ist, immer nur Wein oder immer nur Wasser zu trinken, mit beiden abzuwechseln²⁸ dagegen angenehm; so wird auch eine Erzählung, die stets gedrängt ist, den Lesern nicht angenehm sein. Hiermit sei der Schluss gemacht!²⁹ 2 Makkabäer 2Makk 21 15 40 28 Man trinkt im Orient Wasser nach dem Weine, um dessen Hitze zu dämpfen, auch mischte man Wasser in den Wein. Weder eine bloße Aufzählung der Ereignisse ohne Hinweis auf die Hilfe Gottes noch eine fortwährende Erzählung dieser Hilfe ohne Tatsachen würde den Leser befriedigen, weil er nicht unterrichtet und angenehm unterhalten würde. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 40 29 Den Weg, den Judas in seinen letzten Lebensjahren eingeschlagen, hielten auch die späteren Kämpfer inne, sie kämpften um sie staatliche Unabhängigkeit des jüdischen Volkes, die 142 vor Chr. unter Simon auch durch die Syrer anerkannt ward. Die Notwendigkeit einer Verständigung mit den syrischen Herrschern hatte die Juden dem griechischen Geiste genähert. Johannes Hirkanus, Simons Sohn (135 105 vor Chr.), trat gänzlich in das Lager der hellenistisch- sadducäischen Partei über. Damit war dieser die Oberhand gesichert und so ist es nicht wunderbar, wenn noch in der Zeit des Erlösers die vornehmsten Geschlechter, namentlich die priesterlichen Familien [Apg 5,17] in die Fußstapfen des Jason, Menelaus und Alkimus traten. Im Gegensatz zu diesen hatten die frommen Juden unter Judas Machabäus die Teilnahme am Kampfe zurückgewiesen und sich mit verdoppeltem Eifer auf die Übung des Gesetzes geworfen, mit Verachtung auf das gewöhnliche Volk herabschauend, das ihnen auf dem Wege der höchsten Vollkommenheit nicht zu folgen vermochte. Bald sanken sie zum Buchstabendienste herab, der nur äußeren Gehorsam suchte, und zu dem Hochmut kam die Heuchelei. Schon unter Johannes Hirkanus nannte man sie Pharisäer (Peruschim), d.i. Auserwählte, Abgesonderte, ein Name, den sie dann auch selbst gebrauchten. Bis über die Zeit Christi hinaus erhielten sie sich als förmliche Kaste, der es selbst an strenger innerer Gliederung nicht fehlte. Zwischen beiden steht der edelste Teil des Volkes, für Gott und sein Reich begeistert und für dasselbe zu jedem Opfer fähig. Zu dem Verfalle des religiösen Gefühles trug es nicht wenig bei, dass das Amt des Hohenpriesters unter den Seleuciden ohne Rücksicht auf die göttliche Anordnung, die es an Aarons Familie knüpfte, eine käufliche Sache und dem Missbrauch zugänglich geworden war. Auch der hohe Rat, vergl. [1Makk 12,6] verfolgte statt der Sache Gottes weltliche Interessen, da seine 71 Mitglieder von den Hohenpriestern und deren fremden Gönnern ernannt wurden. Werfen wir noch einen Blick auf die Entwicklung der Verhältnisse im Staatsleben bis auf Christus. Johannes Hirkanus war der letzte Fürst gewesen, der im Sinne des Gesetzes regierte. [1Makk 16,23] Mit seinem ältesten Sohne und Nachfolger Judas Aristobulus I. 104 103 begann ein tiefer Verfall des machabäischen Hauses und damit des religiös-sittlichen Zustandes der Juden. Nach seinem Tode in Verzweiflung kam sein Bruder Alexander Jannäus auf den Thron, der sich wie Aristobulus I. zum König ausrufen ließ. Er war zwar ein tapferer Krieger, aber ebenso ein grausamer Wüterich. Nach seinem Tode führte 78 69 seine Witwe die Regierung. Kaum war sie gestorben, als sich zwischen ihren beiden Söhnen Hirkanus II. und Aristobulus II. ein Kampf um die Nachfolge entspann. Um diesen beizulegen, riefen die Brüder die Römer herbei, welche sich bereits in dem benachbarten Syrien festgesetzt hatten. Da Pompejus für Hirkanus eintreten wollte, griff Aristobulus gegen ihn zu den Waffen. Im Jahre 63 nahm Pompejus Jerusalem ein und erstürmte den Tempel, Hirkanus war als ein zinsbarer Fürst von den Römern abhängig. Endlich nahte die Erfüllung der Weissagung, die Jakob vor 1900 Jahren seinem Sohne Judas gegeben: Das Zepter ward von Judas genommen. Vergeblich versuchte Aristobulus II. und sein Sohn Alexander die nationale Herrschaft in Judäa wiederherzustellen, die Römer setzten Hirkanus II. den Antipater, einen idumäischen Häuptling, als Prokurator (oder Beirat) zur Seite, der in Wahrheit Regent war (46 vor Chr.). Er wurde zwar von einem Nebenbuhler vergiftet und der jüngere Sohn Aristobolus II., Antigonus, gelangte auf den Thron, aber der Sohn des Antipater, Herodes, wusste es in Rom dahin zu bringen, dass er im Jahre 38 vor Chr. zum König der Juden ernannt ward. Er eroberte mit Hilfe der Römer Judäa, erstürmte Jerusalem 35 vor Chr., ließ Antigonus enthaupten und rottete das gesamte Geschlecht der Machabäer aus. Jetzt, da das Zepter von Juda genommen war, war die Zeit gekommen, dass der verheißene und ersehnte Erlöser erschien, Gottes eingeborener Sohn, Jesus Christus, hochgelobt in Ewigkeit. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 5 At ille ait: Et ego potens sum super terram, qui impero sumi arma, et negotia regis impleri. Tamen non obtinuit ut consilium perficeret. sprach er: Und ich bin der Herrscher auf Erden und gebiete die Waffen zu ergreifen und des Königs Dienst zu vollbringen! Dennoch gelang es ihm nicht, seinen Anschlag auszuführen. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 6 Et Nicanor quidem cum summa superbia erectus, cogitaverat commune trophæum statuere de Juda. Nikanor erhob sich zwar mit allem Übermute und dachte, ein öffentliches Denkmal des Sieges über Judas zu errichten,⁶ 2 Makkabäer 2Makk 21 15 6 6 Solche Denkmäler stellte man an Orten auf, wo man den Gegner geschlagen. Es bestand aus Waffen, Schilden und Helmen, die man dem Feinde abgenommen. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 7 Machabæus autem semper confidebat cum omni spe auxilium sibi a Deo affuturum: der Machabäer aber vertraute immer mit aller Zuversicht, dass er von Gott Hilfe erlangen werde. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 8 Et hortabatur suos ne formidarent ad adventum nationum, sed in mente haberent adjutoria sibi facta de clo, et nunc sperarent ab Omnipotente sibi affuturam victoriam. Er ermahnte die Seinigen, sich durch das Anrücken der Heiden nicht schrecken zu lassen, sondern der ihnen vom Himmel zuteil gewordenen Hilfe⁷ eingedenk zu sein und auch jetzt zu hoffen, dass der Allmächtige ihnen den Sieg verleihen werde. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 8 7 Vergl. [2Makk 14,15]. 2 Makkabäer 2Makk 21 15 9 Et allocutus eos de lege, et prophetis, admonens etiam certamina, quæ fecerant prius, promptiores constituit eos: Und indem er sie aus dem Gesetz und den Propheten ermunterte, erinnerte er sie an die Kämpfe, die sie vordem bestanden, und hob ihren Mut. Ijob Ijob 22 0 1 Geschichtliche Einleitung des Buches. Die wahre Ursache der Heimsuchung Jobs, welche den Leser in Stand setzt über das, was die Disputierenden zur Erklärung derselben sagen, das rechte Urteil zu bilden. (Kap. 1,1 Kap. 2,13) 1. Beschreibung der wahrhaften Frömmigkeit Jobs, der im Glücke Gott so treu dient, dass er verdient, von Gott vor den Engeln und dem Satan gelobt zu werden. (V. 9) 2. Satan behauptet, jene Frömmigkeit beruhe nur auf seinem Glücke, und empfängt die Erlaubnis, Jobs Tugend durch die Wegnahme seines gesamten Besitzes auf die Probe zu stellen. (V. 12) Doch weder der plötzliche Tod aller seiner Söhne noch der Verlust seines ganzen Vermögens vermag Job dazu zu bringen, Gott zu verlassen. Ijob Ijob 22 1 1 Vir erat in terra Hus, nomine Job, et erat vir ille simplex, et rectus, ac timens Deum, et recedens a malo: Es war¹ ein Mann im Lande Hus,² mit Namen Job; derselbe war ohne Falsch und rechtschaffen und gottesfürchtig und das Böse meidend.³ Ijob Ijob 22 1 1 1 Der Verfasser erzählt ein Ereignis, das außerhalb des Zusammenhangs der israelitischen Geschichte steht. Deshalb beginnt er nicht, wie die anderen geschichtlichen Bücher mit: Und. Ijob Ijob 22 1 1 2 Welches Land mit dem Namen Hus bezeichnet wird, ist nicht mit voller Sicherheit festzustellen. In V. 3 wird Job den Orientalen zugezählt. Vergl. [Gen 25,13-16]. Der Name Orientalen kommt besonders den Arabern zu. Damit stimmt auch die Beschreibung der Örtlichkeit: nicht weit von Hauran. Jobs Vaterland wird genannt, weil es ruhmreich ist, unter minder Vollkommenen gut geblieben zu sein. (hl. Gregor) Job ist also ein Araber, der außerhalb Palästinas dem wahren Gott dient. Da die Ereignisse in hoher Vorzeit liegen und Job, wie die Patriarchen vor der Gesetzgebung auf Sinai zu tun pflegten, Opfer darbrachte, lebte er wohl in vormosaischer Zeit. Ijob Ijob 22 1 1 3 Die lautere Frömmigkeit Jobs wird durch vier Prädikate gekennzeichnet, von denen das 3. dem 1., das 4. dem 2. entspricht: er war aufrichtig, fromm nach Gesinnung und Wandel. Ijob Ijob 22 1 10 Nonne tu vallasti eum, ac domum ejus, universamque substantiam per circuitum, operibus manuum ejus benedixisti, et possessio ejus crevit in terra? Hast du nicht ihn und sein Haus und alle seine Habe ringsum mit einem Walle umgeben?²⁰ Hast du nicht die Werke seiner Hände gesegnet und hat sein Besitztum nicht zugenommen im Lande?²¹ Ijob Ijob 22 1 10 20 Die Ankläger der Menschen sucht Jobs Frömmigkeit herabzusetzen: Sie besteht nur im letzten Grade von Frömmigkeit, in der Furcht, und auch diese entspringt lediglich aus Eigennutz. Findet der Teufel nichts Böses, so setzt er das Gute herab, so dass er selbst die Absicht verdächtigt. (Greg.) Ijob Ijob 22 1 10 21 Die Aufzählung ist auch gegen Gott gerichtet, als ob derselbe nur Lohndiener hätte. Ijob Ijob 22 1 11 Sed extende paululum manum tuam, et tange cuncta quæ possidet nisi in faciem benedixerit tibi. Aber strecke nur einmal deine Hand ein wenig aus und taste alles an, was er hat, ob er dich dann nicht ins Angesicht lästert?²² Ijob Ijob 22 1 11 22 In solchen Umständen und Verhältnissen, will Satan sagen, kann Job nicht einmal eine wahre Tugend beweisen; wie es aber mit der angeblichen steht, wird die Probe zeigen. Ob nicht: Man kann diese Worte auch als Schwurpartikel fassen. Vergl. [1Kön 2,33] Ijob Ijob 22 1 12 Dixit ergo Dominus ad Satan: Ecce, universa quæ habet, in manu tua sunt: tantum in eum ne extendas manum tuam. Egressusque est Satan a facie Domini. Da sprach der Herr zu dem Satan: Siehe, alles, was er hat, ist in deiner Hand! nur gegen ihn strecke deine Hand nicht aus.²³ Da ging der Satan hinweg vom Angesichte des Herrn.²⁴ Ijob Ijob 22 1 12 23 Gott lässt dem Teufel innerhalb der bestimmten Grenzen freie Hand, damit dieser nicht nachher die Probe als zu leicht ausgebe. Zuerst wird der Held Gottes an seinen Gütern heimgesucht, damit er sich stufenweise bewähre. (Greg.) Ohne Gottes Zulassung kann Satan nicht schaden, und Gottes Absicht ist dabei, dass der Teufel besiegt werde. So gewährt Gott das Verlangen des Bösen, nicht damit sein Wille geschehe, sondern damit er verdammt werde, während Paulus, der vom Stachel des Fleisches frei zu werden wünscht, nicht nach seinem Willen, aber zu seinem Heile nicht erhört wird. (Aug.) Ijob Ijob 22 1 12 24 Im Folgenden werden alle Ereignisse so geordnet, dass die Heftigkeit des Schmerzes nicht weniger als die Plötzlichkeit des Verlustes eine Versuchung zur Ungeduld bilden. Deshalb wird an erster Stelle ein Tag besonderer Art gewählt. Ijob Ijob 22 1 13 Cum autem quadam die filii et filiæ ejus comederent et biberent vinum in domo fratris sui primogeniti, Als aber eines Tages seine Söhne und Töchter im Hause ihres erstgebornen Bruders aßen und Wein tranken,²⁵ Ijob Ijob 22 1 13 25 Nachdem Job für alle das Opfer dargebracht und er also der göttlichen Gunst sicher, am wenigsten ein Unglück erwartete. Nach dem Hebr. kommen die Nachrichten, eine über die andere: während immer noch ein Bote redet, kommt bereits ein anderer. Die Boten berichten ihre Botschaft ferner alle auf gleiche Weise. Diese Schläge sind endlich teils von Menschen, teils aber von Gott (V. 16, V. 119) und gehen stufenweise aufwärts. Ijob Ijob 22 1 14 Nuntius venit ad Job, qui diceret: Boves arabant, et asinæ pascebantur juxta eos, kam ein Bote zu Job, welcher sprach: Die Ochsen pflügten und die Eselinnen weideten nahe bei ihnen, Ijob Ijob 22 1 15 Et irruerunt Sabæi, tuleruntque omnia, et pueros percusserunt gladio, et evasi ego solus ut nuntiarem tibi. da machten die Sabäer²⁶ einen Überfall, nahmen alles und erschlugen die Knechte mit dem Schwerte und ich allein bin entkommen, es dir zu verkünden. Ijob Ijob 22 1 15 26 Die Nachkommen Jektans, [Gen 10,28, 1Chr 1,22] Araber im Norden zwischen dem persischen Meere und dem Euphrat bis nach Idumäa. Eine besondere Grausamkeit war es, dass sie die Knechte töteten. Ijob Ijob 22 1 16 Cumque adhuc ille loqueretur, venit alter, et dixit: Ignis Dei cecidit e clo, et tactas oves puerosque consumpsit, et effugi ego solus ut nuntiarem tibi. Während dieser noch redete, kam ein anderer und sprach: Feuer Gottes²⁷ fiel vom Himmel und ergriff die Schafe und die Knechte und verzehrte sie und ich bin allein entronnen, es dir zu melden. Ijob Ijob 22 1 16 27 Wer von Menschen Böses leidet, pflegt zu Gott zu fliehen. Doch während beim ersten und dritten Schlage Menschen als Mitursache erscheinen, so beim zweiten und vierten himmlische Kräfte. Das Feuer Gottes sind wohl wiederholte Blitze, vergl. [1Kön 18,38], nach einigen Erklärern der Samum. Ijob Ijob 22 1 17 Sed et illo adhuc loquente, venit alius, et dixit: Chaldæi fecerunt tres turmas, et invaserunt camelos, et tulerunt eos, necnon et pueros percusserunt gladio, et ego fugi solus ut nuntiarem tibi. Während auch dieser noch redete, kam ein anderer und sprach: Die Chaldäer²⁸ bildeten drei Haufen, fielen über die Kamele her und nahmen sie, die Knechte aber erschlugen sie mit dem Schwerte und ich bin allein entronnen, es dir zu verkünden. Ijob Ijob 22 1 17 28 Ein raubsüchtiges Reitervolk, vergl. [Hab 1,6] kommt von Osten nach Norden, damit Jobs Eigentum von allen Seiten angegriffen werde. Während das Ackerfeld sich näher der Behausung Jobs befand, wurden die größeren Herden auf entfernteren Weideplätzen gehütet. Eine dreifache Abteilung: um desto mehr Schrecken zu verursachen, alles zu verwüsten, an der Flucht zu hindern. Ijob Ijob 22 1 18 Adhuc loquebatur ille, et ecce alius intravit, et dixit: Filiis tuis et filiabus vescentibus et bibentibus vinum in domo fratris sui primogeniti, Noch redete dieser, siehe, da trat ein anderer ein und sprach: Deine Söhne und Töchter aßen eben und tranken Wein im Hause ihres erstgebornen Bruders, Ijob Ijob 22 1 19 Repente ventus vehemens irruit a regione deserti, et concussit quatuor angulos domus, quæ corruens oppressit liberos tuos et mortui sunt, et effugi ego solus ut nuntiarem tibi. da stürmte plötzlich ein heftiger Wind²⁹ von der Wüste her heran und erschütterte die vier Ecken des Hauses, so dass es einstürzte und deine Kinder verschüttete, und sie starben;³⁰ und ich allein bin entkommen, es dir zu verkünden. Ijob Ijob 22 1 19 29 Ein Wirbelwind von jenseits der nordarabischen Wüste. Den härtesten Schlag scheint Gott wieder selbst zu führen, ohne dessen Gestaltung die Elemente nicht zu schaden vermögen. (Greg.) Ijob Ijob 22 1 19 30 Die Reihenfolge der Unfälle hält die umgekehrte Ordnung inne als die V. 2, V. 3 gegebene Beschreibung der Glücksgüter Jobs. Dort ward vom Wichtigeren zum Geringeren, hier vom Geringeren zum Wichtigeren fortgeschritten. So wird durch Satans Bosheit eine immer höhere Steigerung der Bitterkeit hervorgerufen. Ijob Ijob 22 1 2 Natique sunt ei septem filii, et tres filiæ. Diesem wurden sieben Söhne und drei Töchter geboren.⁴ Ijob Ijob 22 1 2 4 Wegen seiner Frömmigkeit war er auch in zeitlichen Gütern gesegnet, unter denen als Belohnung der Tugend im A. T. eine zahlreiche Nachkommenschaft die erste Stelle einnimmt. (Chrys., vergl. [Lev 26,9, Dtn 28,4.11, Ps 111,2, Ps 127,3, Sir 44,11]) Söhne galten als größere Gunst. Die Zahlen sind bedeutungsvoll: drei Signatur der Gottheit, vier Signatur der Schöpfung, sieben also Signatur der Verbindung und Wechselwirkung Gottes und der Geschöpfe. Eine andere zeitliche Segnung wird beigefügt: die den Menschen zumeist zur Nahrung und Kleidung dienenden Schafe, die zum Lasttragen bestimmten Kamele, die für den Ackerbau notwendigen Rinder, die als Bespannung dienenden Eselinnen. (Thom.) Ijob Ijob 22 1 20 Tunc surrexit Job, et scidit vestimenta sua, et tonso capite corruens in terram adoravit, Da erhob sich Job, zerriss seine Kleider, schor sein Haupt, betete, sich zur Erde niederwerfend,³¹ an Ijob Ijob 22 1 20 31 Das ist keine Tugend, wenn man gefühllos bleibt. (Greg.) Job gibt das klare Bewusstsein der Größe seiner Trauer kund. Vergl. [Gen 37,34] Er erhebt sich in heftiger Erregung, durchreißt sein Gewand, vergl. [2Sam 1,11], rauft und schneidet sich Bart und Haar, wie ein Trauernder und Entehrter. Vergl. [Mi 1,16]. Aber auch in der Tiefe seiner Betrübnis betet er die Macht und den Willen Gottes an; in seinem Glauben und seiner Ergebung ein Bild des Heilandes in Gethsemani. (Greg.) Ijob Ijob 22 1 21 Et dixit: Nudus egressus sum de utero matris meæ, et nudus revertar illuc: Dominus dedit, Dominus abstulit: sicut Domino placuit, ita factum est: sit nomen Domini benedictum. und sprach:³² Nackt bin ich aus meiner Mutter Schoß hervorgegangen und nackt werde ich dahin zurückkehren;³³ der Herr hat es gegeben, der Herr hat es genommen. Wie es dem Herrn gefiel, so ist es geschehen! Der Name des Herrn sei gepriesen!³⁴ Ijob Ijob 22 1 21 32 Zwei Trostgründe, ein niedrigerer und ein höherer: Was ich verloren habe, war nicht verdientes und bleibendes Eigentum, sondern unverdientes und auf und bestimmte Zeit gewährtes Geschenk; was geschehen ist, ist Gottes Tat und Wille. Ijob Ijob 22 1 21 33 Der Beginn des Werdens und das Ende. Die Erde ist gleichsam der gemeinsame Mutterschoß, der alle Menschen aufnimmt, aller vergänglichen Errungenschaften entblößt. Vergl. [Ps 138,15]. Ijob Ijob 22 1 21 34 Obgleich er weiß, dass Gott alles genommen, sagt er ihm dennoch standhaft Dank, den Teufel (V. 11) so gebührend strafend. (Chrys.) Der Satz: Wie es dem Herrn gefiel usw. fehlt im Hebr. Ijob Ijob 22 1 22 In omnibus his non peccavit Job labiis suis, neque stultum quid contra Deum locutus est. Bei alledem sündigte Job nicht mit seinen Lippen und redete nichts Törichtes wider Gott.³⁵ Ijob Ijob 22 1 22 35 Wie man unter eine Statue den Namen dessen setzt, den sie darstellt, so ist hier das Wort: bei alledem sündigte Job nicht gewissermaßen die Inschrift der Darstellung der Seele Jobs. (Chrys.) Ijob Ijob 22 1 3 Et fuit possessio ejus septem millia ovium, et tria millia camelorum, quingenta quoque juga boum, et quingentæ asinæ, ac familia multa nimis: eratque vir ille magnus inter omnes Orientales. Und sein Besitz bestand in siebentausend Schafen und dreitausend Kamelen, fünfhundert Joch Ochsen und fünfhundert Eselinnen; dazu hatte er ein sehr zahlreiches Gesinde und dieser Mann war groß unter allen Söhnen des Morgenlandes.⁵ Ijob Ijob 22 1 3 5 Der Größte unter den Söhnen des Morgenlandes. (Chrys.) Oder: vornehm. (Sept.) Berühmt (Ephr., Chrys., Thom.) wegen seines Besitzes und seiner Seelengröße. Die gesamten Lebensumstände Jobs werden aufgezählt, weil das Mitgefühl umso größer ist, je größer der Verlust ist, der einen andern trifft. Verlor Job ferner so Großes mit Gelassenheit, so war seine Anhänglichkeit keine fehlerhafte. (Greg.) Ijob Ijob 22 1 4 Et ibant filii ejus, et faciebant convivium per domus, unusquisque in die suo. Et mittentes vocabant tres sorores suas ut comederent et biberent cum eis. Seine Söhne pflegten von Haus zu Haus, ein jeder an seinem Tage,⁶ ein Gastmahl zu veranstalten, indem sie hinsandten und ihre drei Schwestern einluden,⁷ mit ihnen zu essen und zu trinken. Ijob Ijob 22 1 4 6 In der Woche. Ijob Ijob 22 1 4 7 Diese wohnten bei der Mutter. Vergl. [Est 1,15] Ijob Ijob 22 1 5 Cumque in orbem transissent dies convivii, mittebat ad eos Job, et sanctificabat illos, consurgensque diluculo offerebat holocausta pro singulis. Dicebat enim: Ne forte peccaverint filii mei, et benedixerint Deo in cordibus suis. Sic faciebat Job cunctis diebus. Wenn dann die Tage des Gastmahles der Reihe nach um waren,⁸ sandte Job zu ihnen und heiligte sie⁹ und, sich am frühen Morgen erhebend,¹⁰ brachte er für einen jeden Brandopfer¹¹ dar, denn er sprach: Vielleicht haben meine Söhne gesündigt und Gott gelästert¹² in ihren Herzen.¹³ So tat Job alle Zeit. Ijob Ijob 22 1 5 8 Am Morgen des achten Tages entsündigte Job seine Kinder durch Darbringung von Opfern. Ijob Ijob 22 1 5 9 Durch Waschungen und andere Gebräuche wie durch das Opfer. Ijob Ijob 22 1 5 10 Die frühe Stunde deutet Jobs Eifer an. Ijob Ijob 22 1 5 11 Das vor dem Sündopfer, das Moses vorschrieb, allgemein üblich war. Ijob Ijob 22 1 5 12 Eigentlich: gesegnet. Beim Abschied sprach man einen Segensgruß, vergl. [Gen 47,10], deshalb auch: Gott den Abschied gegeben in ihren Herzen. Job erkannte auch in der Verfehlung des Herzens eine Beleidigung Gottes. Ijob Ijob 22 1 5 13 Die Engel mit dem verwaltenden Begriffe heilige Engel, vergl. [Ijob 38,7; Ps 102,20, Dan 3,92]; doch heißen auch die gerechten Kinder Gottes so. Ijob Ijob 22 1 6 Quadam autem die cum venissent filii Dei ut assisterent coram Domino, affuit inter eos etiam Satan. Eines Tages nun kamen die Söhne Gottes,¹⁴ vor dem Herrn zu erscheinen; da war unter ihnen auch der Satan¹⁵ zugegen. Ijob Ijob 22 1 6 14 Die ganze Schilderung lehnt sich an die Weise der Menschen an (Aug.), um so symbolisch Gottes Fürsorge für uns zu zeigen. (Thom.) Ijob Ijob 22 1 6 15 Der Satan: Ankläger, Widersacher, greift seit dem Sündenfalle in die Geschichte der Völker und der einzelnen unter Gottes Zulassung ein. Vergl. [Joh 12,31, 1Petr 5,18] Da aber auch dies dem Frommen zum Besten gereichen muss, dient Satan wider seinen Willen als Vermittler der göttlichen Ratschlüsse. Vergl. [Offb 12,9]. Satan ist zugegen, insoweit Gott ihn sieht (Greg.) und weil er an den Orten, an welchen Gott seine Herrlichkeit übt und die guten Engel zugegen sind, wartet, dass ihm Erlaubnis gegeben werde zu versuchen. (Chrys.) Indem der Verfasser dem Leser gleich im Anfange den Beschluss Gottes betreffs Job eröffnet, setzt er ihn in den Stand, die Reden Jobs und seiner Freunde, denen dieser Beschluss unbekannt ist, nach ihrer größeren doch minderen Richtigkeit zu verstehen. Ijob Ijob 22 1 7 Cui dixit Dominus: Unde venis? Qui respondens, ait: Circuivi terram, et perambulavi eam. Zu diesem sprach der Herr: Woher kommst du?¹⁶ Er antwortete und sprach: Ich habe die Erde durchstreift und sie durchwandert.¹⁷ Ijob Ijob 22 1 7 16 Die Frage zeigt, dass Satan unter Gottes Hand steht in seinem auf Erde und Menschenwelt gerichteten Tun, zugleich aber lässt sie auf eine weitergehende Absicht Gottes schließen, wie das Folgende zeigt. Gottes Fragen ist in der Sache selbst seine göttliche Macht, die den Teufel nicht tun lässt, was er will (Aug.), sondern ihn empfinden lässt, dass Gott alles sieht. (Thom.) Ijob Ijob 22 1 7 17 Vergl. [1Petr 5,8, Eph 6]. Durch diesen Ausdruck will sich der Teufel gleichsam eine Gewalt über die Welt beilegen. Ijob Ijob 22 1 8 Dixitque Dominus ad eum: Numquid considerasti servum meum Job, quod non sit ei similis in terra, homo simplex, et rectus ac timens Deum, et recedens a malo? Da sprach der Herr zu ihm: Hast du wohl acht gehabt¹⁸ auf meinen Diener Job, dass seinesgleichen nicht auf Erden ist,¹⁹ ein Mann aufrichtig, recht, gottesfürchtig und das Böse meidend? Ijob Ijob 22 1 8 18 Hebr.: Dein Herz daran gesetzt, aufmerksam geprüft. Es ist wahre Tugend auf Erden, ein Schauspiel für mich und für die Engel. Das in V. 1 vom Verfasser Job gespendete Lob wird hier von Gott wiederholt. Die Frage ist wahrscheinlich ein Vorwurf: du bist neidisch. Ijob Ijob 22 1 8 19 Vergleiche über Noe [Gen 6,9, Gen 7,1]. Ijob Ijob 22 1 9 Cui respondens Satan, ait: Numquid Job frusta timet Deum? Der Satan antwortete ihm und sprach: Fürchtet wohl Job Gott umsonst? Ijob Ijob 22 0 1 3. Satan empfängt von neuem die Erlaubnis, Job auf die Probe zu stellen (V. 6), und schlägt denselben mit einer furchtbaren Krankheit, doch weder die höchsten Schmerzen noch der Spott seines Weibes können Job dazu bringen, Gott zu beleidigen. (V. 10) 4. Drei Freunde, Eliphaz, Baldad und Sophar, kommen, Job in seiner Heimsuchung zu trösten, und sitzen, von der Furchtbarkeit seines Leidens erschüttert, sieben Tage in stillschweigendem Mitleid bei ihm. Ijob Ijob 22 2 1 Factum est autem cum quadam die venissent filii Dei, et starent coram Domino, venisset quoque Satan inter eos, et staret in conspectu ejus, Es begab sich aber eines Tages, als die Söhne Gottes kamen, vor dem Herrn zu erscheinen, kam unter ihnen auch der Satan, um vor sein Angesicht zu treten.¹ Ijob Ijob 22 2 1 1 Dieser Zusatz soll auf eine bestimmte Absicht des Teufels hinweisen. Ijob Ijob 22 2 10 Qui ait ad illam: Quasi una de stultis mulieribus locuta es: si bona suscepimus de manu Dei, mala quare non suscipiamus? In omnibus his non peccavit Job labiis suis. Er aber sprach zu ihr: Wie eine der törichten¹¹ Frauen hast du geredet! Haben wir das Gute von der Hand Gottes empfangen, warum sollten wir das Böse nicht hinnehmen?¹² Bei alledem sündigte Job nicht mit seinen Lippen. Ijob Ijob 22 2 10 11 Gottlosen. Ijob Ijob 22 2 10 12 Um alle diese Leiden geduldig zu ertragen, sagt Job, bedarf es nur der Erinnerung, dass Gott sie gesendet. Diese heilige Liebe zu Gott wird durch das folgende Urteil bestätigt. Ijob Ijob 22 2 11 Igitur audientes tres amici Job omne malum, quod accidisset ei, venerunt singuli de loco suo, Eliphaz Themanites, et Baldad Suhites, et Sophar Naamathites Condixerant enim, ut pariter venientes visitarent eum, et consolarentur. Als nun die drei Freunde Jobs von allem Unglück hörten, das ihm widerfahren war, kamen sie, ein jeder von seinem Wohnorte, herbei,¹³ Eliphaz, der Themaniter, und Baldad, der Suhiter, und Sophar, der Naamathiter.¹⁴ Denn sie hatten sich verabredet, miteinander zu kommen, ihn zu besuchen und zu trösten. Ijob Ijob 22 2 11 13 Eine neue Versuchung folgt. Ijob Ijob 22 2 11 14 Eliphaz [Gen 36,4.10.12] idumäischer Personenname, sein Wohnort Theman, also die [Gen 36,11.15] genannte idumäische Landschaft. Die Themaniter, wie überhaupt die Araber, vergl. [1Kön 5,11], waren durch ihre Weisheit und ihre Sprüche berühmt, [Jer 49,7, Obd 1,9, Bar 3,22.23] Baldads Wohnort ist Suha; Sue hieß nach [Gen 25,2] ein Sohn Abrahams von Ketura, dieser Stamm wohnte nach [Gen 25,6] im Ostlande, also zwischen Idumäa und dem Euphratlande. Naamath ist unbekannt. Ijob Ijob 22 2 12 Cumque elevassent procul oculos suos, non cognoverunt eum, et exclamantes ploraverunt, scissisque vestibus sparserunt pulverem super caput suum in clum. Als sie nun von ferne ihre Augen erhoben, kannten sie ihn nicht mehr¹⁵ und schrieen laut auf und weinten und zerrissen ihre Kleider und streuten Staub gegen den Himmel auf ihr Haupt.¹⁶ Ijob Ijob 22 2 12 15 Er war zu sehr von der Krankheit entstellt. Ijob Ijob 22 2 12 16 Das Werfen des Staubes in die Höhe, so dass er auf ihre Häupter herabfällt und sie bedeckt, ist Zeichen der heftigsten Trauer. [1Sam 4,12] Ijob Ijob 22 2 13 Et sederunt cum eo in terra septem diebus et septem noctibus, et nemo loquebatur ei verbum: videbant enim dolorem esse vehementem. Und sie setzten sich zu ihm auf die Erde, sieben Tage und sieben Nächte, ohne dass einer ein Wort zu ihm sagte; denn sie sahen, dass sein Schmerz heftig war.¹⁷ Ijob Ijob 22 2 13 17 Sie geben durch Schweigen ihr Mitleid kund [Ez 3,15] und trauern durch sieben Tage, als ob Job bereits gestorben wäre. Ijob Ijob 22 2 2 Ut diceret Dominus ad Satan: Unde venis? Qui respondens ait: Circuivi terram, et perambulavi eam. Da sprach der Herr zu dem Satan: Woher kommst du? Er antwortete und sprach: Ich habe die Erde durchstreift und sie durchwandert.² Ijob Ijob 22 2 2 2 Der Teufel versucht einen zweiten Angriff, schlimmer als der erste gewesen. Es verging zwischen beiden sicher soviel Zeit, dass Jobs Geduld als erprobt gelten konnte. Es war erwiesen, dass Job nicht an äußeren Gütern hing; damit seine reine Liebe zu Gott ganz klar war, musste auch seine Anhänglichkeit an Gesundheit und Leben auf die Probe gestellt werden. (Thom.) Ijob Ijob 22 2 3 Et dixit Dominus ad Satan: Numquid considerasti servum meum Job, quod non sit ei similis in terra, vir simplex et rectus, ac timens Deum, et recedens a malo, et adhuc retinens innocentiam? Tu autem commovisti me adversus eum, ut affligerem eum frustra. Und der Herr sprach zu dem Satan: Hast du wohl acht gehabt auf meinen Diener Job, dass seinesgleichen nicht ist auf Erden, ein Mann, aufrichtig, recht, gottesfürchtig, das Böse meidend und seine Unschuld noch bewahrend? Du aber reiztest mich wider ihn, ihn ohne Ursache zu schlagen.³ Ijob Ijob 22 2 3 3 Gott hatte von Ewigkeit her beschlossen, Job heimzusuchen, um dessen Tugend zu zeigen, und nimmt aus der Rede des Teufels gleichsam Veranlassung zur Ausführung. Ohne Ursache bezieht sich auf den Teufel: Was hast du erreicht? Wieder verleumdet Satan: Job ist voll Eigenliebe und Selbstsucht, er heuchelt williges Ertragen nur, um nicht noch mehr verlieren zu müssen. Ijob Ijob 22 2 4 Cui respondens Satan, ait: Pellem pro pelle, et cuncta quæ habet homo, dabit pro anima sua: Der Satan antwortete ihm und sprach: Haut um Haut, und alles, was der Mensch hat, wird er um sein Leben geben.⁴ Ijob Ijob 22 2 4 4 Haut um Haut: Sprichwörtliche Redensart; nach den jüdischen Erklärern: Wie man ein Glied, z.B. die Hand, hingibt, indem man den Arm vorhält, um das Auge zu retten, so opfert Job Habe und Kinder, sein eigenes Leben zu schirmen. Ijob Ijob 22 2 5 Alioquin mitte manum tuam, et tange os ejus et carnem, et tunc videbis quod in faciem benedicat tibi. Aber strecke nur deine Hand aus und taste sein Gebein und Fleisch an, dann wirst du sehen, dass er dich ins Angesicht lästert. Ijob Ijob 22 2 6 Dixit ergo Dominus ad Satan: Ecce in manu tua est, verumtamen animam illius serva. Da sprach der Herr zu dem Satan: Siehe, er ist in deiner Hand, doch seines Lebens schone!⁵ Ijob Ijob 22 2 6 5 Gott gewährt die Forderung Satans und macht ihn selbst zum Vollstrecker derselben, nur soll er Jobs Leben schonen. Ijob Ijob 22 2 7 Egressus igitur Satan a facie Domini, percussit Job ulcere pessimo, a planta pedis usque ad verticem ejus: Alsbald ging der Satan von dem Angesichte des Herrn hinweg und schlug Job mit einem bösartigen Geschwüre von der Fußsohle bis zum Scheitel.⁶ Ijob Ijob 22 2 7 6 Die meisten Erklärer haltet diese Krankheit, vergl. [Dtn 28,35.27] für die Elephantiasis. In der Tat wird ja der ganze Körper Jobs mit Geschwüren bedeckt, aus denen Würmer hervorgehen. [Ijob 7,5] Die Haut wird schlaff und heiß, schwarz und berstend, bis sie abfault [Ijob 7,5, Ijob 16,8, Ijob 19,20, Ijob 30,15.30]; andere Glieder schwellen an, wieder andere fallen langsam ab [Ijob 16,17, Ijob 19,20, Ijob 16,8.14, Ijob 30,27], der Atem wird übelriechend [Ijob 19,17], Atemnot [Ijob 7,15], furchtbare Träume [Ijob 7,14], Schmerzen der Eingeweide [Ijob 16,14, Ijob 30,27], innerer Brand [Ijob 30,30], rauhe Stimme [Ijob 3,24], endlich Veränderung bis zur Unkenntlichkeit [Ijob 2,12] sind die Symptome. Zu den körperlichen Schmerzen gesellt sich die innere Beängstigung, Schwermut, heftige und nur allzu lange nicht gestillte Sehnsucht nach dem Tode. [Ijob 7,15, Ijob 6,9] Ijob Ijob 22 2 8 Qui testa saniem radebat, sedens in sterquilinio. Dieser schabte den Eiter mit einem Scherben ab,⁷ auf einem Misthaufen sitzend.⁸ Ijob Ijob 22 2 8 7 Die Hand soll nicht auch selbst angegriffen werden. Ijob Ijob 22 2 8 8 Hebr. mitten in Asche sitzend. Dies ist Zeichen großer Trauer, aber auch ein Anzeichen dafür, dass Job fern von seiner Wohnung weilt, wie die Septuag. ausdrücklich beigibt: außerhalb der Stadt. Ijob Ijob 22 2 9 Dixit autem illi uxor sua: Adhuc tu permanes in simplicitate tua? Benedic Deo et morere. Da sprach sein Weib zu ihm:⁹ Bleibst du noch standhaft in deiner Einfalt? Fluche Gott und stirb!¹⁰ Ijob Ijob 22 2 9 9 Da der Teufel sah, dass Job nach außen seines letzten Gutes, der Gesundheit, beraubt, desto reicher geworden ist in seinem Herzen, will er zu Eva seine Zuflucht nehmen, da er weiß, wie er Adam zu Falle gebracht. (Greg.) Durch Jobs Frau also (nach jüdischer Tradition hieß sie Dina), die ihm am nächsten steht, will er Job reizen. (Thom.) Ijob Ijob 22 2 9 10 Siehst du nicht, dass die Frömmigkeit dir zu nichts nützt? Segne wie [Ijob 1,Anm.13]. Die Septuag bietet einen längeren Zusatz zur Rede. Ijob Ijob 22 0 1 I. Wer alle Heimsuchungen dieses Lebens, auch diejenigen, welche die Gerechten treffen, für Strafen Gottes hält und nach der Schwere der Heimsuchungen die Schwere der Schuld bemisst, irrt von der Wahrheit ab. (Kap. 3,1 Kap. 31,40) 1. Einleitung der Zwiegespräche zwischen den drei Freunden und Job. (Kap. 3) Job verwünscht wegen der Größe seines Unglückes den Tag seiner Geburt (V. 10) und wünscht sich den Tod, der alle Menschen, Gerechte und Ungerechte, Arme und Reiche gleich und von allem Übel frei macht. (V. 19) Klagend fragt er, warum denn Gott einen Menschen geschaffen, der so Schweres leiden muss, dass er den Tod herbeisehnt. Ijob Ijob 22 3 1 Post hæc aperuit Job os suum, et maledixit diei suo, Darnach¹ tat Job seinen Mund auf² und fluchte seinem Tage³ Ijob Ijob 22 3 1 1 Nach diesen sieben Tagen. Ijob Ijob 22 3 1 2 Diese Redeweise kennzeichnet stets eine feierlichere Rede. Ijob Ijob 22 3 1 3 Seinem Geburtstage und dessen Jahrestage: Er wünscht nie geboren zu sein. [Sir 4,3] Ijob Ijob 22 3 10 Quia non conclusit ostia ventris, qui portavit me, nec abstulit mala ab oculis meis. weil sie die Pforten des Mutterleibes nicht verschlossen, der mich getragen, und nicht das Unglück von meinen Augen weggenommen. Ijob Ijob 22 3 11 Quare non in vulva mortuus sum, egressus ex utero non statim perii? Warum starb ich nicht im Mutterleibe, verschied ich nicht sogleich, als ich hervorging aus dem Mutterschoße?¹⁴ Ijob Ijob 22 3 11 14 Diese Frage schließt zugleich den Wunsch ein, es möchte geschehen sein. Das Übel des Todes an sich, ganz abgesehen vom Zustande der Seele nach demselben, wird mit den jetzigen Leiden verglichen. Ijob Ijob 22 3 12 Quare exceptus genibus? cur lactatus uberibus? Warum ward ich auf Knien aufgenommen,¹⁵ warum an Brüsten gesäugt? Ijob Ijob 22 3 12 15 Auf den Knien des Vaters, vergl. [Gen 30,3, Gen 50,22], der den Neugeborenen so anerkannte. Ijob Ijob 22 3 13 Nunc enim dormiens silerem, et somno meo requiescerem: Denn so schliefe ich nun in Stille und ruhte sanft in meinem Schlafe¹⁶ Ijob Ijob 22 3 13 16 Die Ruhe des Grabes wird als Ende irdischer Pilgerschaft [Ps 119,5] ohne Bezugnahme auf den Zustand der Seele nach dem Tode von Job gepriesen. Vergl. [Gen 37,35]. Ijob Ijob 22 3 14 Cum regibus et consulibus terræ, qui ædificant sibi solitudines: mit Königen und Ratsherren der Erde, welche sich einsame Stätten bauen,¹⁷ Ijob Ijob 22 3 14 17 Gebäude, die doch nur bestimmt sind, in Trümmer zusammenzusinken und zu veröden. Ijob Ijob 22 3 15 Aut cum principibus, qui possident aurum, et replent domos suas argento: oder mit Fürsten, welche Gold besitzen und ihre Häuser mit Silber füllen;¹⁸ Ijob Ijob 22 3 15 18 Auch wenn Job nicht Gold und Silber mit ins Grab nimmt, wie jene, wird er dennoch süß ruhen. Ijob Ijob 22 3 16 Aut sicut abortivum absconditum non subsisterem, vel qui concepti non viderunt lucem. oder ich wäre gleich einer verscharrten Fehlgeburt nicht mehr da, oder wie Kinder, die zwar empfangen waren, aber das Licht nicht erblickt haben. Ijob Ijob 22 3 17 Ibi impii cessaverunt a tumultu, et ibi requieverunt fessi robore. Dort hören die Gottlosen auf zu toben und dort ruhen die, deren Kraft erschöpft ist.¹⁹ Ijob Ijob 22 3 17 19 Sie sind alle in gleicher Lage und ohne Unterschied einander gleich. Ijob Ijob 22 3 18 Et quondam vincti pariter sine molestia, non audierunt vocem exactoris. Die einst in Fesseln lagen, sind allzumal unbelästigt, nicht hören sie die Stimme des Treibers.²⁰ Ijob Ijob 22 3 18 20 Job redet stets nur von dem Freisein von allen Übeln dieses Lebens. Ijob Ijob 22 3 19 Parvus et magnus ibi sunt, et servus liber a domino suo. Klein und Groß ist dort und der Knecht frei von seinem Herrn. Ijob Ijob 22 3 2 Et locutus est. und sprach:⁴ Ijob Ijob 22 3 2 4 Von hier ab ist das Buch im Hebräischen in siebensilbigen jambischen Stichen geschrieben. Ijob Ijob 22 3 20 Quare misero data est lux, et vita his, qui in amaritudine animæ sunt? Warum ist das Licht dem Leidvollen gegeben und das Leben denen, deren Seele voll Bitterkeit ist?²¹ Ijob Ijob 22 3 20 21 Da Jobs bisherige Wünsche als schlechthin eitel erscheinen, so wünscht er jetzt, dass er wenigstens in Bälde sterben könne. Ijob Ijob 22 3 21 Qui exspectant mortem, et non venit, quasi effodientes thesaurum: Die auf den Tod harren,²² gleich als grüben sie nach einem Schatze, und er kommt nicht, Ijob Ijob 22 3 21 22 Hebr.: die da harren auf den Tod, und er kommt nicht und mehr nach ihm spähen als nach Schätzen. Vergl. [Ijob 7,15]. Ijob Ijob 22 3 22 Gaudentque vehementer cum invenerint sepulcrum. die sich überaus freuen, wenn sie das Grab finden; Ijob Ijob 22 3 23 Viro cujus abscondita est via, et circumdedit eum Deus tenebris? dem Manne,²³ dessen Weg verborgen ist²⁴ und den Gott mit Finsternis umgeben hat?²⁵ Ijob Ijob 22 3 23 23 Zu beziehen auf V. 20: warum ist dem Leidvollen Ijob Ijob 22 3 23 24 Warum jene Lebensumstände mit soviel Unglück umgeben sind, ist unerfindlich. Ijob Ijob 22 3 23 25 Hebr.: den Gott rings umzäunt hat nämlich mit Finsternissen. Ijob Ijob 22 3 24 Antequam comedam suspiro: et tamquam inundantes aquæ, sic rugitus meus: Ehe ich esse, seufze ich und wie überströmende Wasser ergießt sich mein Stöhnen.²⁶ Ijob Ijob 22 3 24 26 Hebr.: So oft ich esse, seufze ich (oder: Anstatt dass ich esse: Mein Seufzen ist mein tägliches Brot) und heftig wie überflutende Gewässer ist mein Wehegeschrei. Ijob Ijob 22 3 25 Quia timor, quem timebam, evenit mihi: et quod verebar accidit. Denn das Schreckliche, das ich gefürchtet, ist über mich gekommen; und was ich besorgte, ist eingetroffen.²⁷ Ijob Ijob 22 3 25 27 Ich fürchte mich kaum vor einem Schmerze, so trifft er mich, und ohne Ruhe peinigt mich die Krankheit. Ijob Ijob 22 3 26 Nonne dissimulavi? nonne silui? nonne quievi? Et venit super me indignatio. War ich nicht gelassen? Schwieg ich nicht? War ich nicht ruhig? Und dennoch ist ein Zorngericht über mich hereingebrochen!²⁸ Ijob Ijob 22 3 26 28 Hebr.: Nicht Frieden habe ich, nicht Ruhe und Rast und unablässig kommt das Ungemach. Die Ausdrücke der Klagen Jobs sind als bei einem Orientalen weit lebhafter und bleiben in der Absicht hinter der strengen Bedeutung der Worte zurück. Dennoch gehen einige auch so zu weit, da Job von Gott getadelt wird. Von der Vollkommenheit des Neuen Testamentes ist der Dulder noch fern, nicht hat er ja das Vorbild der Leiden Christi noch die christlicher Liebe zum Kreuze. [Röm 6,5, Röm 8,17] Ijob Ijob 22 3 3 Pereat dies in qua natus sum, et nox in qua dictum est: Conceptus est homo. Untergehe der Tag, an dem ich geboren, und die Nacht, in der man sprach: Ein Mensch ist empfangen!⁵ [Jer 20,14] Ijob Ijob 22 3 3 5 Es ist dies ein Zeichen des furchtbarsten Schmerzes. Was in V. 3 gesagt, wird nach seinen beiden Teilen ausgeführt. V. 4-5 und V. 6-10. Unglückliche bleiben gern bei demselben Gedanken. Stimmen aber mit diesem Wunsche die einzelnen Versicherungen der Gottergebenheit überein, welche gleich Lichtstrahlen in die Leidensnacht scheinen, und das Lob der Geduld Jobs? [Ijob 2,12, Jak 5,11] Die Klagen des Dulders haben neben ihrer persönlichen Bedeutung zugleich das Ziel, ebenso lehrreiche wie ergreifende Zeugnisse über den Zustand und die Kämpfe der noch unerlösten Menschheit zu geben. (Ambros., Beda, andere) Noch nicht im Besitze der Gnade Christi, ohne das Vorbild der Leiden den Herrn und ohne jene sakramentale Einigung mit ihm, durch welche den Erlösten das Leiden und Sterben zu verklärtem Charakter erhoben wird, ist die menschliche Natur vor der Erlösung der ganzen Wucht des Schmerzes, den ungemilderten Folgen der Sünde und des auf die Schöpfung gelegten Fluches unterworfen. [Röm 8,2-20] Auch die Besten und Frömmsten haben nur den Glauben an eine unbestimmte ferne, wenn auch sicher verheißene Tröstung, vergl. [Ijob 19,24], als Stütze auf ihrem Lebenswege. Erst die Gnadenfülle des Christentums hat das Dunkel des Lebens erleuchtet und Stärke verliehen, die Welt und ihre Trauer zu überwinden. [Joh 16,33] Ijob Ijob 22 3 4 Dies ille vertatur in tenebras, non requirat eum Deus desuper, et non illustretur lumine. Dieser Tag möge sich in Finsternis verwandeln,⁶ es frage Gott nicht nach ihm in der Höhe und nicht erhelle ihn Licht!⁷ Ijob Ijob 22 3 4 6 Möchte dieser Tag in der Reihe der Tage nicht vorkommen! (Ein Tag, der lautere Finsternis ist, ist eben kein Tag.) Ijob Ijob 22 3 4 7 Vergl. [Jer 20,14]. Gott ruft den Tag aus dem Schatten der Nacht. Das Licht entstand einst auf Gottes Geheiß [Gen 1,3] und ist das Symbol der Erhaltung und Leitung der Welt durch Gott. Ijob Ijob 22 3 5 Obscurent eum tenebræ, et umbra mortis, occupet eum caligo, et involvatur amaritudine. Finsternis und Todesschatten mögen ihn verdunkeln, Nachtgewölk umlagere ihn⁸ und Bitterkeit⁹ hülle ihn ein! Ijob Ijob 22 3 5 8 Die Nacht, die ihn entlassen, möge ihn wieder umfangen. Todesschatten sind die dichteste Finsternis wie die des Grabes und der Unterwelt. Ijob Ijob 22 3 5 9 Vielleicht Stürme. Ijob Ijob 22 3 6 Noctem illam tenebrosus turbo possideat, non computetur in diebus anni, nec numeretur in mensibus: Jene Nacht möge ein finsterer Wirbelwind erfassen,¹⁰ nicht werde sie unter die Tage des Jahres gerechnet¹¹ und nicht unter die Monde gezählt. Ijob Ijob 22 3 6 10 Hinwegnehmen. Ijob Ijob 22 3 6 11 In jährlicher Wiederkehr. Ijob Ijob 22 3 7 Sit nox illa solitaria, nec laude digna: Einsam sei jene Nacht und keines Lobes gewürdigt; Ijob Ijob 22 3 8 Maledicant ei qui maledicunt diei, qui parati sunt suscitare Leviathan: es sollen ihr fluchen, die den Tag verfluchen, die bereit sind, den Leviathan aufzureizen.¹² Ijob Ijob 22 3 8 12 Er spricht nach der Volksmeinung von jenen Beschwörern, vergl. [Num 22,6], die einen Tag zum Unglückstage machen können, ja die selbst das Krokodil beschwören. Vergl. [Ijob 40,20]. Ijob Ijob 22 3 9 Obtenebrentur stellæ caligine ejus: exspectet lucem et non videat, nec ortum surgentis auroræ: Durch ihr Dunkel mögen die Sterne verfinstert werden, sie harre auf Licht und schaue es nicht noch auch den Aufgang des emporsteigenden Morgenrots;¹³ Ijob Ijob 22 3 9 13 Die Sterne der Morgendämmerung. Kein Stern möge jene Unglücksnacht erhellen, kein Morgen auf sie folgen. Es ist zugleich das Bewusstsein seines mit dem geheimnisvollen Fluche allgemeiner Schuld belasteten, noch unerlösten Lebens ausgesprochen, einer Nacht, die erst hinweggenommen ward, als mit dem Glanze der Morgenröte die heilige Kirche im Glanze erschien. (Greg.) Ijob Ijob 22 0 1 2. Erstes Zwiegespräch. (4,1 14,22): Die drei Freunde versuchen, anknüpfend an Jobs Klage, mehr andeutungsweise, zu zeigen, dass die einzige Ursache des Unglücks Jobs seine Sünden seien, und verheißen ihm, wenn er Buße tue, die Wiederkehr des früheren Glückes. Job weist sie nach der Reihe zurück. A. Erstes Zwiegespräch zwischen Eliphaz und Job. (4,1 7,21) a. Eliphaz deutet an, dass der Grundsatz: Die einzige Ursache alles Unglücks, dass die Menschen trifft, ist die Sünde, auch für Job seine Geltung habe. (4,1 5,27) Um Jobs Vertrauen zu gewinnen, weist er auf dessen früheres Verhalten hin, wie er alle Betrübten getröstet, und nun sei er selbst mutlos geworden. (V. 6) Job soll bedenken, dass nie die Unschuldigen, sondern einzig die Gottlosen umkommen. (V. 11) Um zu zeigen, dass dies auch auf Job Anwendung finde, beruft er sich auf ein Gesicht, das ihn gelehrt habe, kein Mensch sei vor Gott gerecht. Ijob Ijob 22 4 1 Respondens autem Eliphaz Themanites, dixit: Da antwortete Eliphaz,¹ der Themaniter, und sprach: Ijob Ijob 22 4 1 1 Eliphaz will Job gut stimmen für das, was er sagen will, und seinen Worten Gewicht verleihen: Es möge dir nicht lästig sein, wenn wir auf deine Klagen antworten, aber wer könnte zu alledem, was du gesagt, schweigen? Ein schlechter Tröster, der nur neue Pein bereitet. Ijob Ijob 22 4 10 Rugitus leonis, et vox leænæ, et dentes catulorum leonum contriti sunt. Des Löwen Brüllen und der Löwin Stimme und der jungen Löwen Zähne sind zerbrochen, Ijob Ijob 22 4 11 Tigris periit, eo quod non haberet prædam, et catuli leonis dissipati sunt. der Tiger⁷ kam um, weil er keine Beute hatte, und die Jungen des Löwen wurden zerstreut.⁸ Ijob Ijob 22 4 11 7 Hebr.: der Löwe. Ijob Ijob 22 4 11 8 Gottes Macht wird unter einem andern Bilde dargestellt: Er weiß selbst den Trotzigsten zu bezwingen und die Gottlosen durch die Vernichtung ihrer Familie zu strafen; eine harte Anspielung auf Jobs Charakter und den Tod seiner Kinder. Das dreifache Bild vom Löwen bedeutet: die Stärke, Wildheit und Grausamkeit des Tyrannen der Welt wird gebrochen. Ijob Ijob 22 4 12 Porro ad me dictum est verbum absconditum, et quasi furtive suscepit auris mea venas susurri ejus. Und ein heimliches⁹ Wort ward zu mir gesagt und wie verstohlen vernahm mein Ohr den Inhalt seines Flüsterns.¹⁰ Ijob Ijob 22 4 12 9 Adverbial: Ich wusste selbst nicht, wie. Ijob Ijob 22 4 12 10 Um dies zu bestätigen, führt Eliphaz eine Vision an. Da diese eine erhabene Lehre enthält, hat sie Gott zum Urheber. Nur was Eliphaz daraus folgert, ist falsch. Ijob Ijob 22 4 13 In horrore visionis nocturnæ, quando solet sopor occupare homines, Im Schrecken eines nächtlichen Gesichts,¹¹ wenn tiefer Schlaf auf die Menschen zu fallen pflegt, Ijob Ijob 22 4 13 11 Hebr.: Im Gedankengewirr aus Nachtgesichten. Andere Beispiele von Traumgesichten siehe [Gen 15,12, Gen 28,12, Lev 12,6]. Furcht und Zittern sind die Zeichen einer übernatürlichen Offenbarung. [Gen 15,12, Gen 28,17, Jes 6,5, Offb 1,7] Ijob Ijob 22 4 14 Pavor tenuit me, et tremor, et omnia ossa mea perterrita sunt: fasste mich Zagen und Zittern und alle meine Gebeine wurden durchschauert. Ijob Ijob 22 4 15 Et cum spiritus me præsente transiret, inhorruerunt pili carnis meæ. Ein Wehen ging an mir¹² vorüber, es sträubten sich die Haare meines Leibes. Ijob Ijob 22 4 15 12 Hebr.: An meinem Angesichte. Ijob Ijob 22 4 16 Stetit quidam, cujus non agnoscebam vultum, imago coram oculis meis, et vocem quasi auræ lenis audivi. Da stand jemand, sein Angesicht erkannte ich nicht, ein Schattenbild, vor meinen Augen,¹³ und ich vernahm eine Stimme wie sanftes Säuseln: Ijob Ijob 22 4 16 13 Hebr.: Es stand da, ich erkannte sein Aussehen nicht, ein Gebilde vor meinen Augen. Ijob Ijob 22 4 17 Numquid homo, Dei comparatione justificabitur, aut factore suo purior erit vir? Wird wohl der Mensch, im Vergleiche mit Gott, gerecht erscheinen oder ein Mann reiner als sein Schöpfer?¹⁴ [Ijob 25,4] Ijob Ijob 22 4 17 14 Hebr.: Ist ein Sterblicher gerecht vor Gott oder vor seinem Schöpfer rein ein Mann? Eliphaz schließt daraus: Also straft Gott keinen Unschuldigen und würde auch dich nicht strafen, wärest du frei von Schuld. Er will Job durch die Erzählung zum Bekenntnis seiner Schuld veranlassen. Ijob Ijob 22 4 18 Ecce qui serviunt ei, non sunt stabiles, et in Angelis suis reperit pravitatem: Siehe, die ihm dienen, sind nicht beständig und in seinen Engeln fand er Bosheit.¹⁵ [Ijob 15,5] Ijob Ijob 22 4 18 15 Eliphaz redet von den Engeln im Stande der Prüfung: deshalb nennt er sie Diener und Engel, obwohl viele durch die Sünde Teufel geworden sind. Ijob Ijob 22 4 19 Quanto magis hi qui habitant domos luteas, qui terrenum habent fundamentum, consumentur velut a tinea? Wie viel mehr werden die, welche in Lehmhütten wohnen,¹⁶ die im Staube ihren Grund haben, wie von Motten verzehrt werden!¹⁷ Ijob Ijob 22 4 19 16 Fallen die Menschen, wie schon ihr Ursprung zeigt, der sie der Herrschaft des Todes unterwirft, nicht viel leichter in Sünden und werden sie nicht deshalb auch viel leichter von Gott mit Strafen heimgesucht? Lehmhütten: Anspielung auf [Gen 2,7, Gen 3,19] Vergl. [Ijob 10,9, Ijob 13,12, 2Kor 5,1]. Ijob Ijob 22 4 19 17 Anspielung auf Jobs Krankheit. Der Vergleich ist gekürzt. Ijob Ijob 22 4 2 Si cperimus loqui tibi, forsitan moleste accipies, sed conceptum sermonem tenere quis poterit? Wenn wir beginnen mit dir zu reden, wird es dir vielleicht lästig fallen, doch wer vermag Worte, die im Sinne liegen, zurückzuhalten?² Ijob Ijob 22 4 2 2 Du hast viele unterrichtet und an ihre Pflicht gemahnt, wenn sie zu unterliegen schienen. Vergl. [Ijob 29,15.21]. Solange du selbst glücklich wart, hast du andere gestützt, und jetzt? Ijob Ijob 22 4 20 De mane usque ad vesperam succidentur: et quia nullus intelligit, in æternum peribunt. Vom Morgen bis zum Abend werden sie umgehauen;¹⁸ und weil keiner es zu Herzen nimmt, gehen sie auf ewig zugrunde.¹⁹ Ijob Ijob 22 4 20 18 Neue Anspielung auf Jobs Unglück: Die Sünder werden dem Baume gleich umgehauen. Ijob Ijob 22 4 20 19 Hebr.: Und ohne dass man es beachtet (von Seiten derer, die noch im Glücke sind), gehen sie auf immer unter. Ijob Ijob 22 4 21 Qui autem reliqui fuerint, auferentur ex eis: morientur, et non in sapientia. Und die aus ihnen übrigbleiben, werden hinweggerafft; sie sterben, doch nicht in Weisheit.²⁰ Ijob Ijob 22 4 21 20 Sinn des lateinischen Textes: die Gottlosen werden sicher hinweggenommen, wenngleich nicht mit einem Schlage. Entgehen sie einem Unglücke, so werden sie in einem anderen ihren Untergang finden. Das Hebräische kann auch übersetzt werden: Ists nicht so? Wird ihr Zeltseil an ihnen ausgerissen, so streben sie, doch nicht in Weisheit. Wie der Zeltstrick das Zelt hält, so hält die Seele das Leibeszelt ausgespannt, das zusammenbricht, wenn der Tod die Seele losreißt vom Körper. [Sir 12,16] Nicht das fremde, ja selbst nicht das eigene Unglück bringt sie zur Besinnung, sie sterben dahin ohne die Furcht des Herrn, den Anfang der Weisheit. [Sir 1,16] Die Worte der Offenbarung haben mit V. 19 ihr Ende erreicht. Ijob Ijob 22 4 3 Ecce docuisti multos, et manus lassas roborasti: Siehe, viele hast du unterwiesen und müde Hände gestärkt, Ijob Ijob 22 4 4 Vacillantes confirmaverunt sermones tui, et genua trementia confortasti: die Wankenden hielten deine Reden aufrecht und sinkenden Knien gabest du Kraft.³ Ijob Ijob 22 4 4 3 Hebr.: War deine Gottesfurcht nicht dein Vertrauen und deine Zuversicht nicht die Unschuld deiner Wege? Vergl. [Spr 14,26]. Der Sinn ist: Hättest du getan, was ich sage, du wärest nie in dieses Unglück gekommen, den Menschen zum Beispiel, denn Gott ist gütig und gerecht. Ijob Ijob 22 4 5 Nunc autem venit super te plaga, et defecisti: tetigit te, et conturbatus es. Da nun aber eine Plage über dich gekommen, bist du mutlos geworden; sie hat dich angetastet und du bist bestürzt. Ijob Ijob 22 4 6 Ubi est timor tuus, fortitudo tua, patientia tua, et perfectio viarum tuarum? Wo ist deine Gottesfurcht, deine Stärke, deine Geduld und die Vollkommenheit deines Wandels? Ijob Ijob 22 4 7 Recordare obsecro te, quis unquam innocens periit? aut quando recti deleti sunt? Bedenke, ich bitte dich, wer kam je unschuldig um? oder wann wurden Gerechte vernichtet?⁴ Ijob Ijob 22 4 7 4 Vielleicht stachelt Satan ihn zu diesen peinigenden Worten an: denke doch, ich bitte dich, an den über allen Zweifel erhabenen Satz: Gott lässt keinen Unschuldigen ohne Hilfe im Unglück, also lass den Jammer. Und: Wer keine Schuld auf sich geladen hat, erfährt kein Leiden, also behaupte nicht, du seiest schuldlos. Ijob Ijob 22 4 8 Quin potius vidi eos, qui operantur iniquitatem, et seminant dolores, et metunt eos, Vielmehr sah ich: die, welche Unrecht tun und Schmerzen säen, ernten sie auch,⁵ Ijob Ijob 22 4 8 5 Hebr.: Soviel ich sah: Wer Unglück pflügte und Mühsale säte, erntete sie auch. Pflügen: in seinem Herzen beschließen; säen: ausführen. Eliphaz übersieht, dass man ein solches Urteil vor dem letzten Ausgange der göttlichen Schickungen nicht auf besondere Fälle anwenden kann. Vergl. [Mt 7,1]. Ijob Ijob 22 4 9 Flante Deo perisse, et spiritu iræ ejus esse consumptos: durch den Odem Gottes kamen sie um, wurden verzehrt von dem Hauche seines Zornes.⁶ Ijob Ijob 22 4 9 6 In demselben Bilde fortfahrend, beschreibt Eliphaz den plötzlichen Untergang der Sünder. Zu der alten lateinischen Übersetzung wie im Hebr. und der Sept. werden die beiden V. 8, V. 9 voneinander getrennt. Ijob Ijob 22 0 1 Da also der Tor, nimmt er nicht zu Gott seine Zuflucht, untergehen muss (V. 7), mahnt Eliphaz Job, er möchte zu Gott, dem gerechten Richter der Frommen und der Gottlosen, fliehen (V. 16), und preist, seine Rede schließend, den glücklich, den Gott selbst züchtigt, weil er nach der Züchtigung zu seinem früheren Glücksstande zurückkehren wird. Ijob Ijob 22 5 1 Voca ergo, si est qui tibi respondeat, et ad aliquem sanctorum convertere. So rufe denn, ob jemand ist, der dir antworte, und wende dich an irgend einen unter den Heiligen!¹ Ijob Ijob 22 5 1 1 Eliphaz hat nach seiner Ermahnung eine kleine Unterbrechung eintreten lassen, abwartend, ob Job sich schuldig bekenne. Da Job schweigt, schließt er daraus, dass jener die Schuld noch leugnet. Deshalb mahnt er ihn ironisch, er möge nur wieder jammern, einen Helfer werde er doch nicht finden, denn den Stolzen und Eifernden verabscheuen alle. Hebr.: An welchen der Heiligen (Engel) wirst du dich wenden? Bei wem du es auch versuchen magst, es wird vergeblich sein; er wird sich Jobs gegen Eliphaz nicht annehmen. Ijob Ijob 22 5 10 Qui dat pluviam super faciem terræ, et irrigat aquis universa: der über den Erdboden hin Regen gibt¹⁰ und auf alles¹¹ Wasser strömen lässt, Ijob Ijob 22 5 10 10 Der vorige Vers wird spezialisiert und es werden einige von den großen, wunderbaren Dingen genannt. Der für die Fruchtbarkeit der Erde so notwendige Regen steigt vom Himmel herab, weshalb er oft als Zeichen der göttlichen Vorsehung erwähnt wird. Vergl. [Ps 146,8, Ps 103,13, Jer 14,22]. Ijob Ijob 22 5 10 11 Hebr.: Auf die Fristen. Ijob Ijob 22 5 11 Qui ponit humiles in sublime, et mrentes erigit sospitate: der die Gebeugten hoch erhebt und die Trauernden¹² zum Heile erhöht, Ijob Ijob 22 5 11 12 Hebr.: Die Geschwärzten, Bezeichnung des äußersten Elendes, wie das Licht Bild des Glückes ist. Ijob Ijob 22 5 12 Qui dissipat cogitationes malignorum, ne possint implere manus eorum quod cperant: der die Anschläge der Boshaften zunichte macht, dass ihre Hände nicht auszuführen vermögen, was sie begonnen,¹³ Ijob Ijob 22 5 12 13 Also nur in demütiger Unterwerfung ist Hoffnung. Ijob Ijob 22 5 13 Qui apprehendit sapientes in astutia eorum, et consilium pravorum dissipat: der die Klugen in ihrer eigenen List fängt und den Ratschluss der Verschlagenen vereitelt.¹⁴ [1Kor 3,19] Ijob Ijob 22 5 13 14 Hebr.: Und der Ratschluss der Verschmitzten überstürzt sich. Ijob Ijob 22 5 14 Per diem incurrent tenebras, et quasi in nocte sic palpabunt in meridie. Bei Tage fallen sie in Finsternis und wie zur Nachtzeit, so tappen sie am Mittag.¹⁵ Ijob Ijob 22 5 14 15 Jede Stunde des Tages wird sie zur Finsternis und der helle Mittag, wo doch Rat leicht zu finden wäre, wird für sie zur Strafe ihrer Verblendung wie Nacht. Ijob Ijob 22 5 15 Porro salvum faciet egenum a gladio oris eorum, et de manu violenti pauperem. Doch er wird den Dürftigen vor dem Schwerte ihres Mundes¹⁶ retten und den Armen aus der Hand des Gewaltigen,¹⁷ Ijob Ijob 22 5 15 16 Der Verleumdung, Drohungen und Verabredung zur Unterdrückung der Schwachen. Ijob Ijob 22 5 15 17 Darum soll der Bedrängte nie die Hoffnung sinken lassen. Ijob Ijob 22 5 16 Et erit egeno spes, iniquitas autem contrahet os suum. Und der Dürftige wird Hoffnung hegen, die Bosheit aber ihren Mund schließen.¹⁸ Ijob Ijob 22 5 16 18 Vor Entsetzen, dass ihm Anschläge misslungen. Ijob Ijob 22 5 17 Beatus homo, qui corripitur a Deo: increpationem ergo Domini ne reprobes: Glückselig der Mensch, den Gott züchtigt! Darum verschmähe die Ahndung des Herrn nicht.¹⁹ Ijob Ijob 22 5 17 19 Diese Lehre über stolze, listige und bedrängte Arme wendet Eliphaz nun auf Job an. Da Gottes Vorsehung überall gütig ist, wird sie es auch in der Auflegung von Strafen sein. Zudem hilft Gott dem Elenden, also hat auch Job Hoffnung (V. 16), wenn er sich demütigt und sein Unglück als gerechte Strafe Gottes anerkennt. Ist nämlich die Strafe, die ein Mensch auferlegt, heilsam, obwohl dieser Maß und Weise nicht vollkommen wissen kann noch auch die Allmacht besitzt, das Böse zu entfernen und Gutes zu geben, so muss des allmächtigen und allwissenden Gottes Züchtigung als heilsam und glücklich gelten, denn stets hat er deine Besserung im Auge. So darfst du also deshalb dein Leben nicht hassen. Ijob Ijob 22 5 18 Quia ipse vulnerat, et medetur: percutit, et manus ejus sanabunt. Denn er verwundet, aber heilt auch; er schlägt und seine Hände machen heil.²⁰ Ijob Ijob 22 5 18 20 Gott straft nicht nur, sondern macht auch der Strafe zur rechten Zeit ein Ende, wenn sie ihren Zweck erreicht hat. Sie kann denselben aber nicht erreichen, wird sie verschmäht, und muss in diesem Falle fortdauern. Dies zeigt er nun im Einzelnen. Ijob Ijob 22 5 19 In sex tribulationibus liberabit te, et in septima non tanget te malum. Aus sechs Drangsalen wird er dich erretten und in der siebenten wird dich nichts Böses treffen.²¹ Ijob Ijob 22 5 19 21 So oft auch Unfälle kommen und andere treffen mögen, du wirst ihnen nicht unterliegen. Ijob Ijob 22 5 2 Vere stultum interficit iracundia, et parvulum occidit invidia. Wahrlich! den Toren tötet sein Unmut, und den Einfältigen bringt sein Eifern um.² Ijob Ijob 22 5 2 2 Keiner will sich eines verhärteten Sünders annehmen. Hebr.: denn siehe, den Toren (Gottlosen) bringt der Unmut um, den Unverständigen tötet sein Ereifern. Ijob Ijob 22 5 20 In fame eruet te de morte, et in bello de manu gladii. In Hungersnot wird er dich vom Tode erretten und im Kriege vom Streiche des Schwertes. Ijob Ijob 22 5 21 A flagello linguæ absconderis, et non timebis calamitatem cum venerit. Vor der Geißel der Zunge²² wirst du geborgen sein und das Elend nicht fürchten, wenn es naht. Ijob Ijob 22 5 21 22 Wie die Zunge mit einem Pfeile [Jer 9,7] oder Schwert, so wird sie hier mit einer Geißel verglichen, welche den guten Ruf tötet. Verleumdung und Ehrabschneidung (vergl. [Sir 28,21.24]) werden dich nicht einmal finden und vor allgemeinen Unfällen bewahrt dich Gott. [Ijob 21,6] Ijob Ijob 22 5 22 In vastitate, et fame ridebis, et bestias terræ non formidabis. Bei Verwüstung und Hungersnot wirst du lachen und die wilden Tiere der Erde nicht fürchten,²³ Ijob Ijob 22 5 22 23 Ja, du wirst noch mehr als bewahrt, du wirst ohne Furcht und voller Freude sein. Ijob Ijob 22 5 23 Sed cum lapidibus regionum pactum tuum, et bestiæ terræ pacificæ erunt tibi. sondern mit den Steinen des Landes wirst du im Bunde sein und die wilden Tiere der Erde werden mit dir Frieden halten.²⁴ Ijob Ijob 22 5 23 24 Selbst das, was anderen schadet, wie steinige und deshalb unfruchtbare Orte, wird mit dir gleichsam ein Bündnis schließen. [Hos 2,18, Jes 5,2] Ijob Ijob 22 5 24 Et scies quod pacem habeat tabernaculum tuum, et visitans speciem tuam, non peccabis. Und du wirst erfahren,²⁵ dass dein Zelt Frieden hat, und wirst deinen Wohlstand mustern und dich nicht versündigen.²⁶ Ijob Ijob 22 5 24 25 Auf die Verheißung der Abwehr aller Fährlichkeiten folgt nun die Zusicherung positiver Güter. Ijob Ijob 22 5 24 26 Hebr.: Dass Friede deine Wohnstätte ist (deine Wohnung wird im höchsten Frieden und Glücke sein), und musterst du deine Wohnstätte, so wird keine deiner Hoffnungen getäuscht werden. Ijob Ijob 22 5 25 Scies quoque quoniam multiplex erit semen tuum, et progenies tua quasi herba terræ. Und du wirst erfahren, dass deine Nachkommenschaft zahlreich wird und deine Sprösslinge wie das Gras der Erde.²⁷ Ijob Ijob 22 5 25 27 Das Glück wird voll durch eine zahlreiche Nachkommenschaft. Job ist ja jetzt kinderlos. Ijob Ijob 22 5 26 Ingredieris in abundantia sepulcrum, sicut infertur acervus tritici in tempore suo. In voller Reife wirst du in das Grab steigen, wie Weizengarben zu ihrer Zeit eingebracht werden.²⁸ Ijob Ijob 22 5 26 28 Ein besonderer Wunsch der Alten, in der Fülle der Jahre zu sterben. [Jes 38,10, Ps 54,24, Gen 25,8] Ijob Ijob 22 5 27 Ecce, hoc, ut investigavimus, ita est: quod auditum, mente pertracta. Siehe, wie wir es erforscht, so ist es; was du gehört hast, erwäge im Herzen!²⁹ Ijob Ijob 22 5 27 29 Das haben wir drei Freunde nach langer Erwägung gefunden, ziehe daraus Nutzen zu deiner Besserung. Ijob Ijob 22 5 3 Ego vidi stultum firma radice, et maledixi pulchritudini ejus statim. Ich sah den Toren fest gewurzelt, aber alsbald nannte ich seine Schönheit unselig.³ Ijob Ijob 22 5 3 3 Eliphaz beweist den Satz V. 2 durch ein Beispiel. Er sah einen solchen gegen Gott murrenden Toren im zunehmenden Glücksstande (der tiefwurzelnde, starke Baum ist das Bild großen, dauerhaften Glückes. [Jes 27,6, Ps 1,3]). Doch plötzlich sank er dahin und ich musste Gottes Fluch über seine Stätte (so hebr.) erkennen. Ijob Ijob 22 5 4 Longe fient filii ejus a salute, et conterentur in porta, et non erit qui eruat. Fern vom Wohlergehen blieben seine Kinder und wurden im Tore⁴ zertreten und keiner war, der sie rettete. Ijob Ijob 22 5 4 4 Im Tore, wo das Gericht gehalten wird, wurden sie der Schuld überführt und zur Strafe verurteilt. Die nächsten Verse beschreiben die Ausdehnung des Fluches. Ijob Ijob 22 5 5 Cujus messem famelicus comedet, et ipsum rapiet armatus, et bibent sitientes divitias ejus. Seine Ernte aß der Hungrige, ihn selbst schleppte der Gewappnete hinweg und seine Reichtümer schlürften die Durstigen ein.⁵ Ijob Ijob 22 5 5 5 Das Strafgericht dehnt sich, wie auf seine Kinder, so auf seine Habe aus. Ijob Ijob 22 5 6 Nihil in terra sine causa fit, et de humo non oritur dolor. Denn nichts geschieht auf Erden ohne Ursache⁶ und nicht wächst der Schmerz aus dem Boden hervor. Ijob Ijob 22 5 6 6 Alles hat im Menschen selbst, in der Sünde seine Ursache, also auch deine Schmerzen. Ijob Ijob 22 5 7 Homo nascitur ad laborem, et avis ad volatum. Der Mensch ist zur Mühseligkeit geboren und der Vogel zum Fluge.⁷ Ijob Ijob 22 5 7 7 Der Mensch wird so geboren, dass mit seiner Natur Mühsal gesetzt ist, aber diese als Folge seiner Sündhaftigkeit. Deshalb soll es Job nicht schwer fallen, seine Sünde zu bekennen. Hebr.: Der Mensch ist zur Mühsal geboren, wie zum hohen Fluge der Flamme Söhne. Wie die Funken nach oben streben, so der Mensch zur Sünde und damit zur Mühsal. Ijob Ijob 22 5 8 Quam ob rem ego deprecabor Dominum, et ad Deum ponam eloquium meum: Darum wollte ich zu dem Herrn flehen und an Gott meine Rede richten,⁸ Ijob Ijob 22 5 8 8 Wäre mir dies Unglück begegnet, ich würde nicht umsonst klagen, sondern Gott meine Sache anheimstellen. Um Job zu solchem Vertrauen zu führen, schildert er Gottes Macht (V. 9) und wunderbare Vorsehung in allen Dingen (V. 10) und besonders in der Führung der Menschen. (V. 11-16) Ijob Ijob 22 5 9 Qui facit magna et inscrutabilia et mirabilia absque numero: der große und unerforschliche Dinge tut und Wunderbares ohne Zahl,⁹ Ijob Ijob 22 5 9 9 Der Hinweis auf Gottes Macht soll den, der alles verloren, aufrichten. Sind Gottes Werke schon solche, wie muss da erst Gott selbst sein! Und dieser mächtige Gott ist gütig und um unser Heil besorgt. Ijob Ijob 22 0 1 b. Job antwortet nur mittelbar, seine früheren Klagen gleichsam entschuldigend und seine Freunde tadelnd, weil sie ihm keinen Trost spenden. (6,1 7,21) Sein Unglück ist größer als seine Sünden. (V. 3) Wenn er heftige Klagen ausgestoßen, so überrage die Größe seiner Schmerzen seine Kraft (V. 12), zumal er von allen verlassen sei (V. 20) und auch die, die zu ihm gekommen sind, ihn mit leeren Anschuldigungen peinigen. Ijob Ijob 22 6 1 Respondens autem Job, dixit: Job antwortete und sprach:¹ Ijob Ijob 22 6 1 1 Erwägt man, von wie heftigen Schmerzen Job gequält ward und wie hart Eliphaz Rede war, so wird die Antwort nicht zu heftig erscheinen. Job greift zuerst auf [Ijob 4,5] zurück. Ijob Ijob 22 6 10 Et hæc mihi sit consolatio ut affligens me dolore, non parcat, nec contradicam sermonibus Sancti. Und das sei mein Trost, dass, obschon er mich mit Schmerzen ohne Verschonen peinigt, ich dennoch nicht den Worten des Heiligen widerspreche.⁹ Ijob Ijob 22 6 10 9 Job wünscht sich den Tod auch deswegen, damit er nicht bei längerer Dauer seiner Leiden sich gegen Gott versündige. Die Worte des Heiligen sind Gottes Gebote, jeder von ihm kundgetane Wille. Text hebr.: Höchste Freude. Ijob Ijob 22 6 11 Quæ est enim fortitudo mea ut sustineam? aut quis finis meus, ut patienter agam? Aber was ist meine Kraft, dass ich aushalten, oder was mein Ende, dass ich geduldig bleiben soll?¹⁰ Ijob Ijob 22 6 11 10 V. 11-13 rechtfertigt er noch den Wunsch, sterben zu können, damit, dass sich bei seinen Leiden doch kein anderes Ziel als der Tod absehen lasse und somit die Hinausschiebung desselben nur eine Verlängerung seiner Qual sei. Damit wird zugleich die Antwort auf Eliphaz Aufforderung gegeben, noch in der Zukunft Gutes zu erwarten. Weder eine große Kraft des Leibes und der Seele ist ihm eigen, noch vermag er ein Ende seiner Leiden zu sehen. Ijob Ijob 22 6 12 Nec fortitudo lapidum fortitudo mea, nec caro mea aenea est. Meine Kraft ist¹¹ nicht Felsenkraft, mein Fleisch nicht von Erz. Ijob Ijob 22 6 12 11 Hebräisch schöner: Ist denn etwa Steigerung des Vorhergehenden. Die vorgelegte Frage führt er in den beiden folgenden Versen fort. Ijob Ijob 22 6 13 Ecce, non est auxilium mihi in me, et necessarii quoque mei recesserunt a me. Siehe, ich habe keine Hilfe in mir selbst und auch meine Freunde haben sich von mir zurückgezogen.¹² Ijob Ijob 22 6 13 12 Im Hebr. wieder Frage: bin ich nicht ohne Hilfe und ist nicht alles, worauf ich mich stützen könnte (Vulg. konkret: meine Freunde), von mir entfernt? Ijob Ijob 22 6 14 Qui tollit ab amico suo misericordiam, timorem Domini derelinquit. Wer seinem Freunde das Erbarmen entzieht, verlässt die Furcht des Herrn.¹³ Ijob Ijob 22 6 14 13 Gegen [Ijob 4,6]. Wer gegen seinen Freund hart ist, vergisst auch der Furcht Gottes. Der Mangel an Gottesfurcht, den sie ihm vorgeworfen, findet sich vielmehr auf ihrer Seite. Ijob Ijob 22 6 15 Fratres mei præterierunt me, sicut torrens qui raptim transit in convallibus. Meine Brüder¹⁴ sind an mir vorübergegangen¹⁵ wie ein Bergstrom, der reißend durch die Täler dahinschießt.¹⁶ Ijob Ijob 22 6 15 14 Desto schwerer wiegend ist diese Verletzung der liebe. Ijob Ijob 22 6 15 15 Eilen an mir vorüber, ohne Trost zu spenden. Ijob Ijob 22 6 15 16 Hebr.: Meine Brüder haben getragen wie ein Gießbach, wie das Bett überschwellender Bäche. Ijob Ijob 22 6 16 Qui timent pruinam, irruet super eos nix. Sie starren von Reif und Schnee wird auf sie fallen.¹⁷ Ijob Ijob 22 6 16 17 Hebr.: die trübe sind vom Eise, in denen der Schnee sich verbirgt. Ijob Ijob 22 6 17 Tempore, quo fuerint dissipati, peribunt: et ut incaluerit, solventur de loco suo. Wenn sie sich weiter ausbreiten, werden sie versiegen und, wenn es heiß geworden, verschwinden von ihrer Stätte.¹⁸ Ijob Ijob 22 6 17 18 Hebr.: Zur Zeit, wo die Hitze über sie kommt, sind selbe vernichtet, sie verschwinden von ihrer Stätte, wenn es warm wird. Hieraus ist auch der Sinn der Vulgata V. 16, V. 17 klar: Die schrecklich von dem Reife und der Schnee fällt in sie (und das Strombett wird ausgefüllt), doch wenn sie sich ausbreiten, schwinden sie dahin, und kommt der Sommer, so versiegen sie gänzlich. Ijob Ijob 22 6 18 Involutæ sunt semitæ gressuum eorum: ambulabunt in vacuum, et peribunt. Ihres Laufes Pfade sind verschlungen, sie verrinnen in das Leere und gehen zugrunde.¹⁹ Ijob Ijob 22 6 18 19 Der in V. 15 gegebene Vergleich wird, da er die Freunde der Treulosigkeit und Täuschung beschuldigt, noch anders ausgeführt. Pfade: indem sie in Schluchten und Abgründe stürzen. Leere: die Sandwüste. Ijob Ijob 22 6 19 Considerate semitas Thema, itinera Saba, et exspectate paulisper. Schauet hin auf die Pfade Themas, auf die Wanderungen Sabas und wartet ein wenig! Ijob Ijob 22 6 2 Utinam appenderentur peccata mea, quibus iram merui: et calamitas, quam patior, in statera. O! würden doch meine Sünden, mit denen ich den Zorn verdient habe, und das Elend, das ich dulde, auf der Waage gewogen.² Ijob Ijob 22 6 2 2 Hebr.: O möchte doch mein Zorn (Ungeduld) auf die Waage gelegt werden und ebenso mein Unglück in die andere Waagschale. (Ebenso Syr., Sept., Griech. Väter) Dies ist auch der Sinn der Vulgata: Möchte doch mein Seufzen, das ihr Sünde nennt und Anreizung des göttlichen Zornes, abgewogen werden gegen meine Schmerzen, ein gerechter Richter würde erkennen, dass meine Klagen weit hinter den Schmerzen zurückbleiben. Ijob Ijob 22 6 20 Confusi sunt, quia speravi: venerunt quoque usque ad me, et pudore cooperti sunt. Sie wurden zuschanden, weil ich gehofft; sie kamen auch bis zu mir und sind mit Scham bedeckt worden.²⁰ Ijob Ijob 22 6 20 20 Hebr.: Es blickten hin die Reisezüge Themas, die Karawane der nach Saba Wandernden hofften auf sie; doch sie wurden zuschanden mit ihrem Vertrauen, sie kamen dorthin und wurden mit Schamröte bedeckt. Die reisenden setzen ihre Hoffnung auf die Bergströme, doch kommen sie an das Bett derselben, so sehen sie sich zu ihrem Schaden schimpflich getäuscht. In der Vulgata wird der Leser selbst in lebhafter Form aufgefordert, seine Augen auf jene Wege zu lenken. (Betreffs der Namen vergl. [Ijob 1,15, Ijob 2,11]) Was wird er schauen? Die Wanderer getäuscht und betrübt, weil sie gehofft haben. (Hieron., Chald., Sept.) Die letzten Worte von V. 20 enthalten nach der Vulgata die Anwendung auf die Freunde, nach dem hebräischen Texte beginnt dieser feierlicher mit V. 21. Ijob Ijob 22 6 21 Nunc venistis: et modo videntes plagam meam timetis. Jetzt seid ihr gekommen,²¹ und da ihr nun meine Plage sehet, scheut ihr zurück.²² Ijob Ijob 22 6 21 21 Hebr.: denn jetzt seid ihr nicht da für mich. Ijob Ijob 22 6 21 22 Wendet ihr euch mit Abscheu ab. Ijob Ijob 22 6 22 Numquid dixi: Afferte mihi, et de substantia vestra donate mihi? Habe ich etwa gesagt: Bringet mir her und beschenket mich von eurem Vermögen? Ijob Ijob 22 6 23 Vel, Liberate me de manu hostis, et de manu robustorum eruite me? Oder: Befreiet mich aus der Hand des Feindes und aus der Gewalt der Starken rettet mich?²³ Ijob Ijob 22 6 23 23 Nie habe ich bisher von eurer Freundschaft eine Wohltat gefordert, darum ist es umso schlimmer, wenn ihr mir selbst jetzt einen kleinen Trost versagt. Ijob Ijob 22 6 24 Docete me, et ego tacebo: et si quid forte ignoravi, instruite me. Belehret mich, so will ich schweigen; und ist etwas, worin ich gefehlt habe, so unterweiset mich!²⁴ Ijob Ijob 22 6 24 24 Glaubet nicht, ich wolle nicht eine gute Lehre annehmen. Zeiget mir Irrtum oder Vergehen im Wandel, so will ich mich bessern, doch Verbrechen, wie Eliphaz mir Schuld gegeben, weise ich mit Entrüstung zurück. Job wendet sich an alle drei, da Eliphaz im Namen der anderen gesprochen. [Ijob 5,27] Ijob Ijob 22 6 25 Quare detraxistis sermonibus veritatis, cum e vobis nullus sit qui possit arguere me? Warum verkümmert ihr die Worte der Wahrheit, da doch keiner unter euch ist, der mich überweisen kann? Ijob Ijob 22 6 26 Ad increpandum tantum eloquia concinnatis, et in ventum verba profertis. Ihr sinnet nur auf Worte, um Verweise zu geben, und redet Worte in den Wind.²⁵ Ijob Ijob 22 6 26 25 Ihr trefft kein Ziel mit denselben, denn weder bin ich jener Dinge schuldig noch denke ich daran, eure Worte gelehrig anzunehmen. Nach anderen ist V. 26 zu übersetzen: Oder gedenkt ihr leere Worte (wie die eines Jammernden sind) zu tadeln und in den Wind gesprochene Worte eines halb Verzweifelnden? Ijob Ijob 22 6 27 Super pupillum irruitis, et subvertere nitimini amicum vestrum. Ihr fallet über einen Verwaisten her und suchet euern Freund zu stürzen.²⁶ Ijob Ijob 22 6 27 26 Hebr.: Ja, über eine Waise werft ihr das Los (wie über einen Kriegsgefangenen) und euren Freund verhandelt ihr. O, wollet euch doch wieder zu mir wenden, euch ins Angesicht werde ich wahrlich nicht lügen. Kehret doch um, nicht geschehe ein Unrecht, ja, kehret um, noch habe ich recht darin. Ijob Ijob 22 6 28 Verumtamen quod cpistis explete: præbete aurem, et videte an mentiar. Doch endet, was ihr begonnen; schenket mir Gehör und sehet, ob ich lüge! Ijob Ijob 22 6 29 Respondete obsecro absque contentione: et loquentes id quod justum est judicate. Antwortet, ich bitte, ohne Zank, redet und urteilet, was recht ist; Ijob Ijob 22 6 3 Quasi arena maris hæc gravior appareret: unde et verba mea dolore sunt plena: Gleich dem Sande des Meeres würde es schwerer erscheinen, darum sind auch meine Worte voll des Schmerzes.³ Ijob Ijob 22 6 3 3 Im Hebr. wird der Grund angegeben, weshalb Job seine Klagen und sein Elend will gewogen sehen: weil es (das, was mich drückt) jetzt schwerer ist, als der Sand des Meeres, der unermesslich und überaus schwer ist. Vergl. [Spr 27,3]. Dies zeigt zugleich, nach welchem Maße nach der Absicht des Verfassers Jobs Worte zu beurteilen sind: darum sind meine Worte so ohne Ordnung herausgestoßen. Ijob Ijob 22 6 30 Et non invenietis in lingua mea iniquitatem, nec in faucibus meis stultitia personabit. so werdet ihr auf meiner Zunge kein Unrecht finden, noch wird aus meinem Munde Torheit tönen.²⁷ Ijob Ijob 22 6 30 27 Nunmehr ist Eliphaz Härte gerügt und Job erklärt sich bereit, mit seinen Freunden zu disputieren, er gibt die Weise an und hofft als Sieger hervorzugehen. Ijob Ijob 22 6 4 Quia sagittæ Domini in me sunt, quarum indignatio ebibit spiritum meum, et terrores Domini militant contra me. Denn die Pfeile des Herrn haften in mir, ihr Grimm zehrt meinen Geist auf und die Schrecknisse des Herrn kämpfen wider mich.⁴ Ijob Ijob 22 6 4 4 Beweis für V. 3. Weil die Pfeile des Allmächtigen in mir hängen, ihre Glut (oder Gift) trinkt meine Lebenskraft; und die Schrecken des Herrn stellen sich in Schlachtordnung gegen mich auf. Du siehst also, wie ungerechtfertigt deine Worte [Ijob 4,4.5] gegen mich waren. Ijob Ijob 22 6 5 Numquid rugiet onager cum habuerit herbam? aut mugiet bos cum ante præsepe plenum steterit? Schreit wohl der wilde Esel, wenn er grüne Weide hat? Oder brüllt der Ochse, wenn er vor voller Krippe steht?⁵ Ijob Ijob 22 6 5 5 Wie der Esel und der Ochs nicht umsonst brüllen, sondern nur, wenn ihnen Futter mangelt, so würde auch ich, vergl. [Ijob 1,5], nicht so trostlos sein, stände es nicht so überaus schlimm mit mir. Ijob Ijob 22 6 6 Aut poterit comedi insulsum, quod non est sale conditum? aut potest aliquis gustare, quod gustatum affert mortem? Oder kann man Fades essen, wenn es nicht mit Salz gewürzt ist? Oder mag jemand kosten, was durch seinen Genuss den Tod bringt?⁶ Ijob Ijob 22 6 6 6 Um zu zeigen, dass es ihm wirklich so geht wie jenen Tieren, vergleicht er sein Leiden mit einer Speise. Der Gaumen merkt es, wenn nur ein wenig Salz fehlt, und ich sollte so gewaltige Übel nicht empfinden? Sollte jemand eine todbringende Speise verzehren, er würde sich dagegen wehren, mit wie viel mehr Recht also seufze ich, der ich mit Peinen genährt werde wie mit stinkender Speise? Der zweite Teil des 6. Verses lautet im Hebräischen: Oder ist Geschmack im Schleim des Dotters? Ijob Ijob 22 6 7 Quæ prius nolebat tangere anima mea, nunc præ angustia, cibi mei sunt. Was meine Seele vordem nicht anrühren mochte, das ist nun vor Trübsal meine Speise. Ijob Ijob 22 6 8 Quis det ut veniat petitio mea: et quod exspecto, tribuat mihi Deus? Wer möchte mir geben, dass meine Bitte erfüllt werde und dass mir Gott gewährt, was ich erwarte?⁷ Ijob Ijob 22 6 8 7 Nachdem Job seine früheren Klagen entschuldigt und gerechtfertigt hat, wiederholt er dieselben jetzt und spricht wiederum den Wunsch aus, Gott möchte seinem traurigen Leben ein Ende machen. (V. 3, V. 13, V. 21) Ijob Ijob 22 6 9 Et qui cpit, ipse me conterat: solvat manum suam, et succidat me. Wie er begonnen, so möge er mich zermalmen,⁸ er strecke seine Hand aus und haue mich um! Ijob Ijob 22 6 9 8 Auch die furchtbarste Todesart wäre ihm erwünscht. Ijob Ijob 22 0 1 Job wiederholt, wie schwer sein Unglück sei (V. 10), und fragt, gleichsam aller Hoffnung beraubt, Gott, warum er so grausam von ihm behandelt werde und er ihm das Vergehen, dessen er etwa schuldig sei, nicht nachlasse. Ijob Ijob 22 7 1 Militia est vita hominis super terram: et sicut dies mercenarii, dies ejus. Ein Kampf ist des Menschen Leben auf Erden und den Tagen des Taglöhners gleichen seine Tage!¹ Ijob Ijob 22 7 1 1 Job legt nunmehr seine Meinung übe seine Lage und über den von Eliphaz gespendeten Trost dar. Er zeigt, wie wenig entsprechend jener ist, teils aus den Umständen des gegenwärtigen Lebens, teils aus seiner eigenen Lage. Im Hebr. ist der Satz fragend: Ist nicht? Kampf harte mit gefahren verknüpfte Anstrengung. Tage des Tagelöhners: Eine Zeit der Arbeit und Unterwerfung, deren Ende die Menschen herbeisehnen. Der Kampf rührt von den Hindernissen her, die wir auf dem Wege zu unserem letzten Ziele treffen, die Arbeit und die Unterwerfung fassen das zum Ziele fördernde ins Auge. Beide Ausdrücke weisen auf Gottes Vorsehung hin, denn der Streiter steht unter dem Führer, der Arbeiter unter seinem Herrn. (Thom.) Ijob Ijob 22 7 10 Nec revertetur ultra in domum suam, neque cognoscet eum amplius locus ejus. Nie kehrt er wieder in sein Haus zurück noch kennt ihn ferner seine Stätte.⁹ Ijob Ijob 22 7 10 9 Erklärung des zweiten Teiles von V. 7; zugleich Antwort auf [Ijob 5,17]. Das Haus ist der Zustand des gegenwärtigen Lebens. Der Ort, wo er zuvor lebte, kennt ihn nicht wieder, wenn er zurückkehrte. Die Worte enthalten Klage zugleich und Gebet, vergl. [1Sam 2,6]; Klage über die Flüchtigkeit des irdischen Daseins, Bitte, dieses nicht ganz vertrauern zu müssen. Das Totenreich ist zwar eine Stätte der Ruhe, aber nicht des seligen Lebens. Vergl. [Gen 37,35]. Ijob Ijob 22 7 11 Quapropter et ego non parcam ori meo, loquar in tribulatione spiritus mei: confabulabor cum amaritudine animæ meæ. Darum will auch ich meinem Munde nicht wehren, will reden in der Drangsal meines Geistes, will klagen in der Bitterkeit meiner Seele.¹⁰ Ijob Ijob 22 7 11 10 Die folgenden Worte sind also nach diesem von Job gegebenen Maßstabe zu beurteilen. Ijob Ijob 22 7 12 Numquid mare ego sum, aut cetus, quia circumdedisti me carcere? Bin ich denn ein Meer oder ein Meerungeheuer, dass du mich ringsum wie in einen Kerker einschließest?¹¹ Ijob Ijob 22 7 12 11 Schien ich dir denn unter den Menschen so wild und so schädlich, dass ich in dem Kerker dieses geplagten Leibes mit so viel Peinen gequält, gebunden und gebändigt werden musste? Das Meer [Gen 1,9, Ps 103,7; Ijob 38,11; Spr 8,29; Jer 5,22]. Ijob Ijob 22 7 13 Si dixero: Consolabitur me lectulus meus, et relevabor loquens mecum in strato meo: Wenn ich denke: Mein Bett soll mir Trost gewähren, ich will mich erholen, mit mir auf meinem Lager redend, Ijob Ijob 22 7 14 Terrebis me per somnia, et per visiones horrore concuties. so schreckst du mich durch Träume und jagst mir Grauen ein durch Gesichte.¹² Ijob Ijob 22 7 14 12 Selbst im Schlafe, wenn ich ein wenig Ruhe hoffe, verfolgst du mich mit Träumen und schrecklichen Erscheinungen. Es sind dies Begleiterscheinungen der Elephantiasis. Ijob Ijob 22 7 15 Quam ob rem elegit suspendium anima mea, et mortem ossa mea. Deshalb ist meiner Seele lieber, wenn ich erwürgt und meinen Gebeinen der Tod zuteil wird.¹³ Ijob Ijob 22 7 15 13 Hebr.: Erstickung wünscht meine Seele, den Tod vielmehr als dieses mein Gebein. Die genannte Krankheit hat Erstickungsanfälle und vollständige Abmagerung im Gefolge. Ijob Ijob 22 7 16 Desperavi, nequaquam ultra jam vivam: parce mihi, nihil enim sunt dies mei. Ich habe die Hoffnung aufgegeben, nicht will ich fernerhin mehr leben;¹⁴ schone meiner,¹⁵ denn meine Tage sind ein Nichts!¹⁶ Ijob Ijob 22 7 16 14 Hebr.: Ich bin es überdrüssig, nicht mag ich ewig leben. Ijob Ijob 22 7 16 15 Hebr.: Lass ab von mir. Ijob Ijob 22 7 16 16 Also erbarme dich jetzt! Ijob Ijob 22 7 17 Quid est homo, quia magnificas eum? aut quid apponis erga eum cor tuum? Was ist der Mensch, dass du ihn so hoch achtest? oder warum hast du acht auf ihn?¹⁷ Ijob Ijob 22 7 17 17 Warum schätzest du einen Unglücklichen so hoch, dass du ihn dir gleichsam als Gegner aufstellst und eifrig auf ihn acht gibst? Der Satz ist ironisch im Gegensatze zu [Ps 8]. Ijob Ijob 22 7 18 Visitas eum diluculo, et subito probas illum: Du suchst ihn am frühen Morgen¹⁸ heim und prüfst ihn jeden Augenblick. Ijob Ijob 22 7 18 18 Nach dem Hebr. an jedem Morgen. Ijob Ijob 22 7 19 Usquequo non parcis mihi, nec dimittis me ut glutiam salivam meam? Wie lange noch wirst du gegen mich schonungslos sein¹⁹ und lässest mich nicht einmal in Ruhe meinen Speichel verschlucken? Ijob Ijob 22 7 19 19 Hebr.: Wie lange willst du dein Auge nicht abwenden von mir, wirst mir nicht einmal soviel Zeit gönnen, wie ich brauche, um den Schleim zu schlucken? (Sprichwort) Ijob Ijob 22 7 2 Sicut servus desiderat umbram, et sicut mercenarius præstolatur finem operis sui: Wie der Knecht sich nach dem Schatten sehnt und wie ein Taglöhner nach dem Ende seiner Arbeit verlangt,² Ijob Ijob 22 7 2 2 So und noch viel mehr Job, der schon lange und selbst die Nächte hindurch leidet. Ijob Ijob 22 7 20 Peccavi, quid faciam tibi o custos hominum? quare posuisti me contrarium tibi, et factus sum mihimetipsi gravis? Habe ich gesündigt, was kann ich dir antun,²⁰ du Menschenhüter?²¹ Warum hast du mich dir zum Gegner²² gesetzt, so dass ich mir selbst zur Last geworden bin? Ijob Ijob 22 7 20 20 Warum muss ich dies alles dulden? Es sei, ich habe gesündigt, (Thom.), wie meine Freunde sagen, was schade ich dir dadurch? Ijob Ijob 22 7 20 21 Aufmerksamer, strafender Wächter der Menschen. Ijob Ijob 22 7 20 22 Oder: zur Zielscheibe. Ijob Ijob 22 7 21 Cur non tollis peccatum meum, et quare non aufers iniquitatem meam? ecce, nunc in pulvere dormiam: et si mane me quæsieris, non subsistam. Warum nimmst du nicht meine Sünde hinweg und warum tilgst du meine Missetat nicht?²³ Siehe, nun werde ich im Staube schlafen, und wenn du mich am Morgen suchst, bin ich nicht mehr!²⁴ Ijob Ijob 22 7 21 23 Habe ich gesündigt, warum lässest du mir die Sünde nicht nach? Tust du es jetzt (bald) nicht, so ist es in kurzem zu spät. So gewähre mir denn alsbald eine kleine Ruhe. Ijob Ijob 22 7 21 24 Zwei Dinge verdienen an Job einen Tadel, obwohl sie durch die Torheit seiner Freunde einigermaßen erklärlich werden, dass er sagt, Gott sehe aufmerksam auf den Menschen, ihn streng zu strafen, sobald er ihn irren sieht, und dass er durchaus den letzten Grund von Gott offenbart sehen will, weshalb dieser ihn leiden lässt. Ijob Ijob 22 7 3 Sic et ego habui menses vacuos, et noctes laboriosas enumeravi mihi. so habe auch ich ruhelose Monde gehabt und kummervolle Nächte mir abgezählt.³ Ijob Ijob 22 7 3 3 Hebr.: So habe ich als Los Monde des Unheils erhalten und Nächte der Mühsal sind mir zugeteilt. also gegen das gewöhnliche Schicksal wird er länger (Monate) oder ohne Unterbrechung geplagt. Ijob Ijob 22 7 4 Si dormiero, dicam: Quando consurgam? et rursum exspectabo vesperam, et replebor doloribus usque ad tenebras. Wenn ich mich niederlege, sage ich: Wann werde ich aufstehen? Und ich warte wieder auf den Abend und bin mit Schmerzen erfüllt, bis die Finsternis wiederkehrt.⁴ Ijob Ijob 22 7 4 4 Hebr.: So dehnt die Nacht sich in die Länge und übersatt bin ich vom Umherwälzen bis zum Morgengrauen. Ijob Ijob 22 7 5 Induta est caro mea putredine et sordibus pulveris, cutis mea aruit, et contracta est. Mein Fleisch kleidet sich in Fäulnis und Moder des Staubes, meine Haut verdorrt und schrumpft.⁵ Ijob Ijob 22 7 5 5 Hebr.: Von Würmern und von Krusten der Geschwüre ist mein Leib bedeckt und spaltet sich (indem die Geschwüre sich öffnen). Ijob Ijob 22 7 6 Dies mei velocius transierunt quam a texente tela succiditur, et consumpti sunt absque ulla spe. Meine Tage sind schneller dahingegangen, als der Weber den Faden bricht und sind hoffnungslos dahingeschwunden.⁶ Ijob Ijob 22 7 6 6 Die Vergangenheit ist dahingeflohen und die Zukunft gewährt keinen Trost. Hebr.: Meine Tage sind schneller vorübergegangen als ein Weberschiffchen (das sich unaufhörlich von einer Seite zur anderen bewegt). Ijob Ijob 22 7 7 Memento quia ventus est vita mea, et non revertetur oculus meus ut videat bona. Gedenke, dass mein Leben nur ein Hauch ist und mein Auge nie wieder das Glück schauen wird.⁷ Ijob Ijob 22 7 7 7 So möchte denn Gott ihn für die noch übrige Zeit eine kleine Erleichterung gewähren. Hauch: Schnell und unwandelbar flieht mein Leben, nur einmal ist es gegeben und keine Rückkehr möglich aus dem zustande des Todes auf die Erde, wo Gott sich offenbart und Gnade erweist. Ijob Ijob 22 7 8 Nec aspiciet me visus hominis: oculi tui in me, et non subsistam. Keines Menschen Auge wird mich mehr erblicken; blickst du nach mir, so bin ich nicht mehr.⁸ Ijob Ijob 22 7 8 8 Erklärung des ersten Teiles von V. 7. Bereits entreißt mich der Tod vom Anblicke der Menschen. Bald werden deine Augen mich vergeblich suchen, ich werde nicht mehr unter den lebenden sein und du wirst mir hier nicht mehr wohltun können, tust du es nicht alsbald. Ijob Ijob 22 7 9 Sicut consumitur nubes, et pertransit: sic qui descenderit ad inferos, non ascendet. Wie die Wolke verschwindet und dahinfährt, so kehrt nicht wieder empor, wer in die Unterwelt hinabsteigt. Ijob Ijob 22 0 1 Streitgespräch zwischen Baldad und Job. (8,1 10,22) a. Baldads Vorwürfe gegen Job. (V. 1-22) Baldad greift Job heftig an, weil er mit seinen letzten Worten Gott der Ungerechtigkeit geziehen habe (V. 3), und behauptet, seine Söhne seien mit Recht umgekommen, er indes könne, wenn er Gott demütig anflehe, noch Erhörung finden und werde Gaben von Gott erhalten, welche die früheren weit übertreffen. (V. 7) Den gleichen irrigen Satz, auf den seine ersten Worte sich stützten, versucht Baldad aus dem Ansehen der älteren Weisen zu begründen (V. 10), welche durch ihre Aussprüche zeigen, dass das Wohlergehen des Gottlosen keinen Bestand hat. (V. 19) Die gleiche Lehre mit eigenen Worten wiederholend, verheißt er Job ein glücklicheres Los, wenn derselbe in sich gehe. Ijob Ijob 22 8 1 Respondens autem Baldad Suhites dixit: Da antwortete der Suhiter Baldad und sprach:¹ Ijob Ijob 22 8 1 1 Baldad irrt wie Eliphaz, indem er als einzige Ursache der Heimsuchungen Gottes die Strafe für Vergehen annimmt und deshalb in Jobs Worten einen Tadel gegen die göttliche Gerechtigkeit erblickt. Er beginnt ohne die schonende Einleitung des Eliphaz. Ijob Ijob 22 8 10 Et ipsi docebunt te: loquentur tibi, et de corde suo proferent eloquia. Sie werden dich lehren und zu dir reden und Sinnsprüche aus ihrem Herzen bringen.¹¹ Ijob Ijob 22 8 10 11 Im Hebr. fragend. Ijob Ijob 22 8 11 Numquid virere potest scirpus absque humore? aut crescere carectum sine aqua? Kann denn die Binse grünen ohne Feuchtigkeit oder das Riedgras wachsen ohne Wasser?¹² Ijob Ijob 22 8 11 12 Was jene Weisen auf Jobs Lage Anwendbares erforscht haben, sagt ihm jetzt das Bild (V. 11-19) und zwar mit den Worten, die ihm als überlieferte Lehre jener Wiesen bekannt sind. Wie das Gedeihen der Sumpf- und Wasserpflanzen durch Feuchtigkeit bedingt ist, so das Glück der Menschen durch Gottesfurcht. Wie jene im dürren Lande zugrunde gehen, vermöge ihrer eigenen Natur, ohne dass man sie von außen her zerstört, so der Mensch, wenn er von Gott gelassen. Die Sünde tötet den Sünder. Ijob Ijob 22 8 12 Cum adhuc sit in flore, nec carpatur manu, ante omnes herbas arescit: Wenn es noch in Blüte steht und noch nicht von einer Hand gebrochen ist, verdorrt es vor allen Gräsern; Ijob Ijob 22 8 13 Sic viæ omnium, qui obliviscuntur Deum, et spes hypocritæ peribit: so sind die Wege aller, die Gottes vergessen, und die Hoffnung des Heuchlers geht zugrunde.¹³ Ijob Ijob 22 8 13 13 Wege: Schicksal, Ausgang. Das Wort Heuchler bezieht sich wohl auf Jobs Opfer. Ijob Ijob 22 8 14 Non ei placebit vecordia sua, et sicut tela aranearum fiducia ejus. Nicht frommt ihm seine törichte Hoffnung und einem Spinnengewebe ist sein Vertrauen gleich.¹⁴ Ijob Ijob 22 8 14 14 Erst wenn er zu Fall gekommen ist, missfällt ihm seine Torheit, mit der er sich der Sünden ergab, und er merkt durch die Erfahrung, wie nichtig seine Hoffnung war. Spinnengewebe; hebr.: dem Spinnenhause gleich ist sein Vertrauen. Ijob Ijob 22 8 15 Innitetur super domum suam, et non stabit: fulciet eam, et non consurget: Er baut auf sein Haus und es hält nicht stand, er stützt es¹⁵ und es will nicht aufrecht bleiben. Ijob Ijob 22 8 15 15 Hebr.: er hält sich an ihm fest. Wer könnte sich auf ein Spinnengewebe stützen? Ijob Ijob 22 8 16 Humectus videtur antequam veniat sol, et in ortu suo germen ejus egredietur, Er scheint saftig, ehe die Sonne kommt, und wenn sie aufgegangen ist, breiten sich seine Zweige aus;¹⁶ Ijob Ijob 22 8 16 16 Rückkehr zum Bild der Pflanze, doch ist nur an eine Schlingpflanze zu denken. Subjekt ist der Gottlose, indem Bild und Sache vermischt werden. Trotz der Sonnenglut gedeiht er in saftig frischem Grün stehend und sein Geranke zieht sich über seinen Garten hin. Der Sinn des jetzigen latein. Textes ist: Er ist ein Baum, der zu blühen scheint, aber der verdorrt, wenn die Sonne heraufkommt, weil er kein Erdreich hat. Ijob Ijob 22 8 17 Super acervum petrarum radices ejus densabuntur, et inter lapides commorabitur. über den Felsen hin verflechten sich seine Wurzeln und zwischen steinigem Grunde weilt er.¹⁷ Ijob Ijob 22 8 17 17 Zwar streckt er seine Ausläufer weit aus, aber im Felsenboden vermögen sie nicht Wurzel zu fassen. Ijob Ijob 22 8 18 Si absorbuerit eum de loco suo, negabit eum, et dicet: Non novi te. Aber reißt er ihn von seiner Stätte, so verleugnet diese ihn und spricht: Ich kenne dich nicht!¹⁸ Ijob Ijob 22 8 18 18 Den Gottlosen. Vergl. [Ijob 7,10]. Ijob Ijob 22 8 19 Hæc est enim lætitia viæ ejus, ut rursum de terra alii germinentur. Denn dies ist die Freude¹⁹ seines Weges, dass aus der Erde wieder andere sprossen. Ijob Ijob 22 8 19 19 Der Ausgang des Weges des Gottlosen wird ironisch Freude genannt. Andere sollen seine Güter erben. Ein bitterer Schluss. Ijob Ijob 22 8 2 Usquequo loqueris talia, et spiritus multiplex sermones oris tui? Wie lange wirst du solches reden und werden die Reden deines Mundes wie ein heftiger Wind² sein? Ijob Ijob 22 8 2 2 Heftig und leer. Ijob Ijob 22 8 20 Deus non projiciet simplicem, nec porriget manum malignis: Gott verwirft nicht den Aufrichtigen²⁰ und reicht den Bösen nicht die Hand, Ijob Ijob 22 8 20 20 Jetzt kehrt Baldad zu seiner früheren Behauptung zurück und macht die Anwendung von den Aussprüchen der Weisen auf Job. So wenig Gott dem Schuldlosen seine Fürsorge und seinen Schutz entzieht und sie einem gleichen Schicksal anheimfallen wie Job, ebenso wenig reicht Gott den Frevlern die Hand sie zu beschützen und zu behüten; deshalb werden sie von Unglück und Verderben ereilt zur Strafe für ihre Sünden, während die Frommen frei bleiben von Heimsuchungen. Was hast du also nicht zu erwarten, kehrst du zu Gott zurück! Ijob Ijob 22 8 21 Donec impleatur risu os tuum, et labia tua jubilo. bis dein Mund mit Lachen erfüllt wird und deine Lippen mit Jubel. Ijob Ijob 22 8 22 Qui oderunt te, induentur confusione: et tabernaculum impiorum non subsistet. Die dich hassen, werden mit Schande bedeckt werden und der Gottlosen Zelt wird verschwinden.²¹ Ijob Ijob 22 8 22 21 V. 21 führt den ersten Teil des V. 20, V. 22 den zweiten Teil desselben aus. Die dich hassen: die Gottlosen. Baldad hält also Job für einen mit Recht von Gott bestraften Sünder, dessen Kinder bereits die volle Strafe ihrer Gottlosigkeit erreicht hat. Jobs früheres Glück war die schnell vorübergehende Glückseligkeit des Gottlosen, die mit jähem Sturze endet. Dass Job noch Schmerzen erduldet, erklärt sich daraus, dass er noch in Sünden und Halsstarrigkeit verbleibt. Ijob Ijob 22 8 3 Numquid Deus supplantat judicium? aut Omnipotens subvertit quod justum est? Beugt etwa Gott das Recht oder stößt der Allmächtige um, was recht ist?³ Ijob Ijob 22 8 3 3 Du leugnest Gottes Gerechtigkeit: Falsche Schlussfolgerung aus [Ijob 7,12.17.20.21]. Es ist als ob man einem Unglücklichen sagte: Merkst du jetzt, dass Gott gerecht ist? Ist dies ein Erweis wahrer Freundschaft und Liebe? Ijob Ijob 22 8 4 Etiamsi filii tui peccaverunt ei, et dimisit eos in manu iniquitatis suæ: Wenn auch deine Kinder sich gegen ihn versündigt haben und er sie der Gewalt ihrer Missetat überlassen hat,⁴ Ijob Ijob 22 8 4 4 Weil die Ungerechtigkeit naturnotwendig in das Verderben zieht. Eliphaz hatte den Tod der Kinder den Sünden des Vaters zugeschrieben. [Ijob 4,10.11, Ijob 5,4] Baldad last sie ihrer eigenen Schuld wegen umkommen. Ijob Ijob 22 8 5 Tu tamen si diluculo consurrexeris ad Deum, et omnipotentem fueris deprecatus: wenn du indes⁵ dich früh⁶ zu Gott aufmachst und zu dem Allmächtigen flehst, Ijob Ijob 22 8 5 5 Dir indes steht noch ein Weg zum Heile offen. Ijob Ijob 22 8 5 6 Mit allem Eifer, vergl. [Lk 21,38], hier also von ganzem Herzen zu Gott zurückkehren. Im zweiten Satzglied zeigt Baldad den ersten Schritt der Rückkehr, das Gebet. Ijob Ijob 22 8 6 Si mundus et rectus incesseris, statim evigilabit ad te, et pacatum reddet habitaculum justitiæ tuæ: wenn du lauter und recht wandelst, so wird er alsbald über dich wachen und der Wohnung deiner Gerechtigkeit Frieden verleihen;⁷ Ijob Ijob 22 8 6 7 Diese Bekehrung muss sich auch im Leben erweisen. Nach Baldads Meinung ist Gottes Gerechtigkeit derart, dass der Tugend stets sofort Lohn, dem Laster Strafe folgt. Hebr.: Gewiss, er wird dann wachen über dich und die Wohnstätte deiner Gerechtigkeit (die rechte Ordnung zwischen dir und Gott wie dem Nächsten) zum alten Wohlstande zurückführen. So klagt Baldad Job zugleich an, sein Haus sei eine Wohnstätte der Frevel, nicht der Frömmigkeit gewesen. Ijob Ijob 22 8 7 In tantum, ut si priora tua fuerint parva, et novissima tua multiplicentur nimis. so wird, wenn auch dein Anfang klein gewesen, dein Nachmaliges überaus groß werden.⁸ Ijob Ijob 22 8 7 8 Deine frühere Glückseligkeit soll im Vergleich zur nachfolgenden klein erscheinen. Ijob Ijob 22 8 8 Interroga enim generationem pristinam, et diligenter investiga patrum memoriam: Denn befrage nur das frühere Geschlecht und forsche fleißig im Andenken der Väter.⁹ Ijob Ijob 22 8 8 9 Wie Eliphaz seine Lehre aus einem Gesichte bekräftigte, so stützt Baldad die seine aus der Übereinstimmung der Vorfahren und Weisen. In V. 8 10 zeigt er die Vortrefflichkeit dieser Quelle. Willst du uns nicht glauben, so glaube wenigstens ihnen. Je mehr die Vorfahren dem Ursprung des Menschengeschlechtes nahe kommen, als desto weiser gelten sie. Hebr.: Und richte dein Herz auf die Forschung ihrer Väter. Jene Alten haben fleißig geforscht und vortreffliche Weisheit gefunden. Ijob Ijob 22 8 9 (Hesterni quippe sumus, et ignoramus quoniam sicut umbra dies nostri sunt super terram.) (Wir sind ja von gestern und wissen nichts, weil unsere Tage auf Erden wie ein Schatten sind.)¹⁰ [Ijob 14,2, Ps 143,4] Ijob Ijob 22 8 9 10 Unsere bisherige Erfahrung ist ja nur kurz und unzuverlässig und auch die Zukunft eilt wie ein Schatten vorüber. Gegensatz zu den langlebigen Patriarchen. (Chrys.) Ijob Ijob 22 0 1 b. Job beginnt in seiner Antwort die irrtümliche Behauptung seiner Freunde unmittelbar zu bekämpfen. (9,1 - 10,22) Er wisse sehr wohl, dass der Mensch vor Gott nicht gerecht ist (V. 13), und er wolle nicht mit Gott, dem mächtigen und gerechten, streiten (V. 21), aber das müsse er abstreiten, dass nur die Gottlosen und diese allezeit durch Unglück heimgesucht werden. (V. 28) und bekennt, dass er vor dem gerechten Gott freilich nicht gerecht sei, doch vor einem menschlichen Gerichte werde er sicher gewinnen. Ijob Ijob 22 9 1 Et respondens Job, ait: Job antwortete und sprach:¹ Ijob Ijob 22 9 1 1 Job zeigt, dass er mit seinen Klagen und der Versicherung seiner Unschuld keineswegs Gott der Ungerechtigkeit angeklagt habe. Alsdann stellte er den Satz auf, dass Fromme und Gottlose von Unglück heimgesucht werden. Indes ist auch er überzeugt, dass Unglück als Strafe gesandt wird. Da er sich aber von Verbrechen rein weiß, auch andere Fromme in Bedrängnis sieht, kann er sich dies alles nicht anders erklären als dadurch, dass Gott, der überaus Heilige, in jedem Menschen Unvollkommenheit findet und straft. Daraus entsteht die Frage, welche Job wie eine neue Marter peinigt, warum Gott ihn nach Maßgabe einer ganz außergewöhnlichen Strenge straft. (Aug.) Ijob Ijob 22 9 10 Qui facit magna, et incomprehensibilia, et mirabilia, quorum non est numerus. Er tut Großes und Unbegreifliches und Wunderbares ohne Zahl.¹² Ijob Ijob 22 9 10 12 Vergl. [Ijob 5,9]. Job wiederholt, was Eliphaz zuvor gesagt, um allen zu zeigen, wie er in dem Preise der Herrlichkeit Gottes niemandem weiche. Dies zeugt um so mehr von seiner Frömmigkeit, je härter sein Leben ist. (Chrys.) Ist alles dies, was den Augen erscheint, groß und unerforschlich, wie viel mehr also das, was unsichtbar ist? Ijob Ijob 22 9 11 Si venerit ad me, non videbo eum: si abierit, non intelligam. Wenn er zu mir kommt, so sehe ich ihn nicht; geht er weg, so merke ich es nicht.¹³ Ijob Ijob 22 9 11 13 Was ist der Mensch im Vergleich zu Gott und in seiner Unwissenheit (V. 11) und Schwäche? (V. 12, 13) Wir sind gleichsam blind, dass wir ihn nicht sehen, wenn er vorübergeht, es nicht merken, wenn er vorbeischwebt (hebr.), an uns und um uns tätig ist. Ijob Ijob 22 9 12 Si repente interroget, quis respondebit ei? vel quis dicere potest: Cur ita facis? Stellt er jählings zur Rede, wer antwortet ihm? Oder wer darf sagen: Warum tust du also?¹⁴ Ijob Ijob 22 9 12 14 Vulg.: Will er uns richten, wer kann ihm widersprechen oder zur Zufriedenheit antworten? Hebr.: Er rafft hinweg, wer hindert ihn? Usw. Ijob Ijob 22 9 13 Deus, cujus iræ nemo resistere potest, et sub quo curvantur qui portant orbem. Er ist Gott, seinem Zorne kann niemand widerstehen, und unter ihm beugen sich, die den Erdkreis tragen.¹⁵ Ijob Ijob 22 9 13 15 Die Vulgata schildert Gottes Macht. Wer nach dem hl. Hieronymus die Träger des Erdkreises sind, ist schwer zu sagen. Hebr.: Die Helfer der Erhebung, nämlich gegen Gott. Ijob Ijob 22 9 14 Quantus ergo sum ego, ut respondeam ei, et loquar verbis meis cum eo? Wer bin ich aber, dass ich ihm entgegnen sollte und mit meinen Worten mit ihm reden?¹⁶ Ijob Ijob 22 9 14 16 Hebr.: Wie viel weniger möchte ich mit ihm rechten, möchte ich die rechten Worte ihm gegenüber zu finden wissen! Nie ist es mir in den Sinn gekommen, mit Gott zu streiten, wie ihr meint, obwohl ich mir meiner gerechten Sache bewusst bin. Ijob Ijob 22 9 15 Qui etiam si habuero quippiam justum, non respondebo, sed meum judicem deprecabor. Hätte ich auch irgend ein Recht, ich würde nicht Gegenrede wagen, sondern meinen Richter um Gnade anflehen.¹⁷ Ijob Ijob 22 9 15 17 Dass er mir gnädig sein wolle. Job ist also fern von jeder Anschuldigung gegen Gott, als sei dieser ungerecht. Ijob Ijob 22 9 16 Et cum invocantem exaudierit me, non credo quod audierit vocem meam. Doch, wenn ich ihn anriefe und er mich hörte, glaube ich nicht, dass er auf meine Stimme hört.¹⁸ Ijob Ijob 22 9 16 18 Hebräisch klarer: Wenn ich auch riefe (zum Rechtsstreite) und er mich hörte (meine Gründe), so glaube ich nicht, dass er mein Wort beachtete (mein Begehren erfüllte). Ich bin es nicht wert und Gottes Weise, mit den Menschen zu verkehren, wird nicht von unserer Vernunft, sondern von Gottes Urteil bestimmt. Ijob Ijob 22 9 17 In turbine enim conteret me, et multiplicabit vulnera mea etiam sine causa. Denn er zerschmettert mich im Sturme und mehrt meine Wunden auch ohne Ursache,¹⁹ Ijob Ijob 22 9 17 19 Der Grund, warum Job meint, dass Gott gegen die Menschen auf unerforschliche Weise verfährt, ist sein gegenwärtiges Leiden. Er umgibt mich mit Schmerzen und häuft mir Wunde über Wunde, über das gewöhnliche Maß seiner Gerechtigkeit hinaus. Ijob Ijob 22 9 18 Non concedit requiescere spiritum meum, et implet me amaritudinibus. er lässt mich nicht zu Atem kommen²⁰ und sättigt mich mit Bitterkeiten. Ijob Ijob 22 9 18 20 Erklärung zu dem ersten Worte von V. 17. Ijob Ijob 22 9 19 Si fortitudo quæritur, robustissimus est: si æquitas judicii, nemo audet pro me testimonium dicere. Gilt es Stärke: er ist der Stärkste; gilt es Recht im Gericht, so wagt niemand für mich Zeugnis zu geben.²¹ Ijob Ijob 22 9 19 21 V. 19-21 bieten die Erklärung zu den letzten Worten von V. 17. Ijob Ijob 22 9 2 Vere scio quod ita sit, et quod non justificetur homo compositus Deo. Wahrlich! Ich weiß, dass es so ist² und dass der Mensch, mit Gott verglichen, nicht gerecht ist.³ Ijob Ijob 22 9 2 2 Wie Eliphaz [Ijob 4,17], Baldad [Ijob 8,3] gesagt. Ijob Ijob 22 9 2 3 Hebr.: Wie wäre ein Mensch, mit Gott verglichen, gerecht! Der Mensch kann wahre, aber von lässlichen Sünden nicht freie Gerechtigkeit besitzen. Ijob Ijob 22 9 20 Si justificare me voluero, os meum condemnabit me: si innocentem ostendero, pravum me comprobabit. Wollte ich mich rechtfertigen, so verdammt mich mein eigener Mund; wollte ich zeigen, dass ich unschuldig bin, so überweist er mich als schuldig.²² Ijob Ijob 22 9 20 22 Was er V. 2,3, 14, 15 bereits gesagt. Wird meine Unschuld nach dem Maßstabe der göttlichen Gerechtigkeit geprüft, so muss ich mich selbst als schuldig erklären. Und je mehr ich meine Gerechtigkeit in diesem Streite verteidigen wollte, desto mehr Sünden würde er finden, deren ich schuldig bin, ob ich diese auch nicht bemerkt oder vergessen habe. Ijob Ijob 22 9 21 Etiam si simplex fuero, hoc ipsum ignorabit anima mea, et tædebit me vitæ meæ. Wäre ich auch lauter, so weiß eben dies meine Seele nicht und überdrüssig werde ich meines Lebens.²³ Ijob Ijob 22 9 21 23 Hebr.: ich würde mich nicht kennen so viel Fehler würde mir Gott zeigen, dass ich mich selbst nicht kennen würde und würde mein vergangenes leben verabscheuen. Steigerung des V. 20 gesagten. Ijob Ijob 22 9 22 Unum est quod locutus sum, et innocentem et impium ipse consumit. Eines ist, was ich sage: Er vernichtet sowohl den Unschuldigen als den Gottlosen.²⁴ Ijob Ijob 22 9 22 24 Auch wenn sein gewissen gutes Zeugnis gibt und wer nach dem gewöhnlichen Urteile der Welt als gerecht gilt, kann von Gott heimgesucht werden. Mithin ist mein Leiden zwar eine Strafe, doch nicht, wie ihr wollt, für schwere Verbrechen, auch keine Ungerechtigkeit von Seiten Gottes, sondern Gott kann, wenn er will, auch den Gerechten heimsuchen. Darum muss ich so viel leiden, während die Gottlosen sich oft des Glückes freuen? So weist Job auf der einen Seite die Anschuldigungen der Freunde zurück, schafft sich aber neue Versuchungen und Leiden. Ijob Ijob 22 9 23 Si flagellat, occidat semel, et non de pnis innocentium rideat. Wenn er geißelt, töte er auf einmal und lache nicht der Qualen der Unschuldigen! Ijob Ijob 22 9 24 Terra data est in manus impii, vultum judicum ejus operit: quod si non ille est, quis ergo est? Die Erde ist in die Hände des Gottlosen gegeben, er verhüllt das Antlitz ihrer Richter. Ist er es nicht, wer ist es dann?²⁵ Ijob Ijob 22 9 24 25 Was er aus seinem Bewusstsein geschlossen, zeigt er aus der Erfahrung durch zwei Beispiele. Hebr.: Wenn eine Geißel (Plage) plötzlich tötet, er spottet der Leiden der Unschuldigen. (Da er auf ihr Rufen nicht hört.) Länder sind den Frevlern preisgegeben und er verhüllt das Antlitz ihrer Richter (dass sie das rechte nicht sehen wollen); und wenn nicht er, wer ist es, der es tut? Ijob Ijob 22 9 25 Dies mei velociores fuerunt cursore: fugerunt, et non viderunt bonum. Meine Tage eilten schneller dahin als ein Läufer; sie flohen dahin, ohne etwas Gutes zu sehen.²⁶ Ijob Ijob 22 9 25 26 Von den allgemeinen Erwägungen kehrt Job zu seinem Schicksal zurück. Er schildert die Größe seiner Leiden in zwei Zügen. V. 25, V. 26: Sein Leben ist schnell dahingegangen und er hat die erhofften Güter nicht erlangt, und V. 27: er wird jetzt von unaufhörlichen Schmerzen gepeinigt. Ijob Ijob 22 9 26 Pertransierunt quasi naves poma portantes, sicut aquila volans ad escam. Sie fuhren hin wie Schiffe, die Äpfel tragen, wie ein Adler, der auf den Fraß herabstürzt.²⁷ Ijob Ijob 22 9 26 27 Dreifacher Vergleich mit dem, was auf Erden, im Meere, in der Luft durch Schnelligkeit sich auszeichnet. Die vergangenen Güter werden für nichts angesehen oder sind fast aus dem Gedächtnisse getilgt. Statt: Schiffe, die Äpfel tragen, ist mit Neueren wohl zu übersetzen: Aus Papyrusrohr gefertigte. Ijob Ijob 22 9 27 Cum dixero: Nequaquam ita loquar: commuto faciem meam, et dolore torqueor. Wenn ich sagen würde: Ich will nicht mehr so reden, so änderte ich wohl meine Miene und würde doch von Schmerz gepeinigt. Ijob Ijob 22 9 28 Verebar omnia opera mea, sciens quod non parceres delinquenti. Ich fürchtete alle meine Werke, wohl wissend, dass du des Sünders nicht schonest.²⁸ Ijob Ijob 22 9 28 28 Sinn der Vulgata: Sobald ich mir vornehme, nicht mehr so zu wehklagen, sondern Mut zu fassen, werde ich von Schmerz gepackt und mein Angesicht verändert sich. Ich fürchtete mich vor den Übeln, die ich leide, sie möchten schlimmer und zahlreicher werden, denn ich weiß, dass ich vor dir nicht unschuldig bin, sondern dass du auch die geringen Übertretungen hart strafest. Vergl. [Ijob 9,2.3]. Hebr.: Sage ich: Vergessen will ich meine Klage, aufgeben meine Gebärde und heiter blicken (V. 29), so schaudere ich vor allen meinen Schmerzen, ich weiß, dass du mich nicht für rein erklärst. Ijob Ijob 22 9 29 Si autem et sic impius sum, quare frustra laboravi? Wenn ich nun aber auch so noch gottlos bin, wozu habe ich mich da umsonst bemüht?²⁹ Ijob Ijob 22 9 29 29 Es quält ihn, dass er mit Strafen heimgesucht wird, die ihn bei seinen Freunden als einen Gottlosen gelten lassen, und dass Gott nicht auf seine Unschuld schaut, sondern ihn nach Maßgabe der strengen Heiligkeit [Ijob 9,2.3] als gottlos ansieht. Deshalb ruft er aus: Ich soll schuldig sein! Warum also mich vergeblich abmühen (in Seufzern und Klagen)? Bereits wird jener Maßstab der Heiligkeit für ihn eine Veranlassung zur Ungeduld. Der lateinische Text bietet den gleichen Sinn, wenn man nur das Perfekt nicht in eine entlegene Vergangenheit versetzt, was dem Hebr. widerspräche. Ijob Ijob 22 9 3 Si voluerit contendere cum eo, non poterit ei respondere unum pro mille. Wenn er auch mit ihm rechten wollte, könnte er ihm nicht eines auf tausend antworten.⁴ Ijob Ijob 22 9 3 4 Wer im Vergleiche zu einem andern gerecht ist, kann frei mit ihm streiten, denn durch die Wechselrede wird Gerechtigkeit und Wahrheit offenbar. (Thom.) Wenn Gott aber tausend Fehler vorwirft, wird der Mensch sich nicht einmal wegen eines rechtfertigen können Ijob Ijob 22 9 30 Si lotus fuero quasi aquis nivis, et fulserint velut mundissimæ manus meæ: Wenn ich mich mit Schneewasser wüsche und meine Hände glänzten überrein, Ijob Ijob 22 9 31 Tamen sordibus intinges me, et abominabuntur me vestimenta mea. so tauchtest du mich dennoch in Schmutz, dass meine Kleider vor mir Abscheu hätten.³⁰ Ijob Ijob 22 9 31 30 Grund, warum er sich nicht umsonst mühen will: Er wird dennoch nicht rein vor Gott. Dem Schneewasser schrieb man größere Kraft zu, rein zu machen. Ijob Ijob 22 9 32 Neque enim viro qui similis mei est, respondebo; nec qui mecum in judicio ex æquo possit audiri. Denn nicht einem Menschen, der meinesgleichen ist, würde ich antworten noch einem, der im Gerichte gleichmäßig mit mir verhört werden könnte.³¹ Ijob Ijob 22 9 32 31 Gott ist nicht seinesgleichen, dass er ihm bei der Auseinandersetzung des Streites erwidern könnte, dass sie zusammen ins Gericht träten. Gott ist Richter und Kläger in einer Person, es gibt zwischen ihnen keinen Schiedsrichter, dem beide untergeordnet wären und dessen Ausspruch sie sich zu fügen hätten. Ijob Ijob 22 9 33 Non est qui utrumque valeat arguere, et ponere manum suam in ambobus. Niemand ist, der beide zurechtweisen³² und seine Hand auf beide legen dürfte. Ijob Ijob 22 9 33 32 Hebr.: Nicht wäre zwischen uns ein Richter. Ijob Ijob 22 9 34 Auferat a me virgam suam, et pavor ejus non me terreat. Er nehme seine Rute von mir weg und sein Schrecken quäle mich nicht, Ijob Ijob 22 9 35 Loquar et non timebo eum: neque enim possum metuens respondere. dann will ich reden, ohne zu fürchten; denn solange ich in Furcht bin, kann ich nicht Rede stehen.³³ Ijob Ijob 22 9 35 33 Gott möge ihn seinen Leiden, mit denen er ihn peinigt, entrücken und seiner schrecklichen Majestät sich ihm gegenüber entkleiden, denn in meinem Bewusstsein habe ich nichts, weshalb ich mich vor ihm fürchten sollte. Ijob Ijob 22 9 4 Sapiens corde est, et fortis robore: quis restitit ei, et pacem habuit? Weisen Sinnes⁵ ist er und gewaltig an Kraft, wer widersetzte sich ihm und hätte Frieden? Ijob Ijob 22 9 4 5 Weisen Sinnes ist der, der sich von der höchsten Richtschnur der Frömmigkeit leiten lässt. [Jes 11,2] Von Gott gebraucht bezeichnet er nicht allein seine höchste Weisheit, sondern auch jene Heiligkeit. Er erkennt sich ja als die höchste Wahrheit und als das höchste Gut und misst alles nach diesem Maßstabe und führt alles auf jene zurück. Indem Gott sich als unendliches Gut erkennt, sieht er zugleich und verabscheut er die Unvollkommenheiten der Menschen. Da er nun auch überaus mächtig ist, wer möchte sich ihm da mit Erfolg widersetzen? Ijob Ijob 22 9 5 Qui transtulit montes, et nescierunt hi quos subvertit in furore suo. Er versetzt Berge, und die er umstürzt in seinem Grimme, merken es nicht.⁶ Ijob Ijob 22 9 5 6 Indem Job Gottes Macht beschreibt, soll daraus klar werden, wie weit er davon entfernt ist, die Gottesfurcht zu verletzen. Diese Macht erhellt zuerst aus den in der Welt unerschütterlichsten Dingen: Mit solcher Schnelligkeit stürzt er die Berge um, dass sie aus ihrer Lage entfernt sind, ehe sie es noch selbst bemerken. (Erdbeben) Ijob Ijob 22 9 6 Qui commovet terram de loco suo, et columnæ ejus concutiuntur. Er bewegt die Erde von ihrer Stätte und ihre Säulen⁷ erbeben. Ijob Ijob 22 9 6 7 Die untersten Teile, gleichsam die Fundamente. Vergl. [Ps 103,5]. Ijob Ijob 22 9 7 Qui præcipit soli, et non oritur: et stellas claudit quasi sub signaculo: Er gebietet der Sonne⁸ und sie geht nicht auf, und er legt die Sterne wie unter Siegel.⁹ Ijob Ijob 22 9 7 8 Auch am Himmel zeigt sich deine Macht. Ijob Ijob 22 9 7 9 Indem er sie durch Wolken verdunkelt und gleichsam einschließt. Ijob Ijob 22 9 8 Qui extendit clos solus, et graditur super fluctus maris. Er breitet den Himmel allein aus und schreitet über die Wellen des Meeres dahin.¹⁰ Ijob Ijob 22 9 8 10 Weil er der Schöpfer ist. Ijob Ijob 22 9 9 Qui facit Arcturum, et Oriona, et Hyadas, et interiora austri. Er schafft den Bären, den Orion, das Siebengestirn und die verborgenen Sterne des Südens.¹¹ Ijob Ijob 22 9 9 11 Schilderung der Macht Gottes. Job nennt die Gestirne, welche jedem sofort auffallen. Ijob Ijob 22 0 1 Deshalb fragt er Gott, warum dieser ihn einer so schweren Prüfung unterworfen (V. 7), versucht, ihn zum Erbarmen zu bewegen (V. 19), und bittet demütig, er möchte ihm wenigstens vor dem Tode eine Linderung seiner Übel gewähren. Ijob Ijob 22 10 1 Tædet animam meam vitæ meæ, dimittam adversum me eloquium meum, loquar in amaritudine animæ meæ. Meine Seele ist meines Lebens überdrüssig,¹ ich will meiner Rede wider mich² freien Lauf lassen, will reden in der Bitterkeit meiner Seele. Ijob Ijob 22 10 1 1 Da der vorige Wunsch sich nicht erfüllen kann, bleibt Job nichts anderes übrig als sich aufs neue mit Klagen und Bitten an Gott zu wenden. Meines Lebens. Meines traurigen Lebens. Ijob Ijob 22 10 1 2 Hebr.: Meiner Klage. Ijob Ijob 22 10 10 Nonne sicut lac mulsisti me, et sicut caseum me coagulasti? Hast du mich nicht wie Milch hingegossen und wie Käse gerinnen lassen?¹¹ Ijob Ijob 22 10 10 11 Gleichnis. Du selbst bewirkst im Mutterleibe die Erschaffung des Kindes. Ijob Ijob 22 10 11 Pelle et carnibus vestisti me: ossibus et nervis compegisti me: Mit Haut und Fleisch hast du mich bekleidet, mit Knochen und Sehnen mich zusammengefügt, Ijob Ijob 22 10 12 Vitam et misericordiam tribuisti mihi, et visitatio tua custodivit spiritum meum. Leben und Barmherzigkeit teiltest du mir zu und deine Fürsorge bewahrte meinen Odem. Ijob Ijob 22 10 13 Licet hæc celes in corde tuo, tamen scio quia universorum memineris. Zwar verbirgst du dies in deinem Herzen, doch weiß ich, dass du aller Dinge gedenkst.¹² Ijob Ijob 22 10 13 12 Hebr.: Und solches bargst du in deinem Herzen, ich muss erfahren, dass dies (das bis V. 17 zu sagende) bei dir beschlossen. Ijob Ijob 22 10 14 Si peccavi, et ad horam pepercisti mihi: cur ab iniquitate mea mundum me esse non pateris? Habe ich gesündigt und schontest du meiner eine Zeitlang, warum lässest du mich nicht von meiner Missetat rein werden? Ijob Ijob 22 10 15 Et si impius fuero, væ mihi est: et si justus, non levabo caput, saturatus afflictione et miseria. Bin ich gottlos, dann wehe mir; bin ich gerecht, so darf ich doch mein Haupt nicht erheben, gesättigt mit Trübsal und Elend, Ijob Ijob 22 10 16 Et propter superbiam quasi leænam capies me, reversusque mirabiliter me crucias. und um des Hochmuts willen wirst du mich fangen wie eine Löwin und aufs neue mich mit wunderbaren Qualen peinigen. Ijob Ijob 22 10 17 Instauras testes tuos contra me, et multiplicas iram tuam adversum me, et pnæ militant in me. Neue Zeugen stellst du wider mich auf und mehrest deinen Zorn wider mich und Plagen kämpfen wider mich.¹³ Ijob Ijob 22 10 17 13 Hebr.: Wenn ich sündigte (aus Schwachheit und Irrtum), wolltest du es mir nicht vergessen und mich von meiner Missetat nicht lossprechen. Wenn ich frevelhaft handelte, (wie dann erst) wehe mir! Und wäre ich schuldlos, sollte ich doch mein Haupt nicht erheben, mit Schmach gesättigt und mein Leiden fühlend. Und höbe ich mein Haupt empor, wie ein Löwe würdest du mich jagen und von neuem dich an mir wunderbar beweisen (mich peinigend) und würdest immer neue Zeugen (Plagen) wider mich aufstellen und deinen Zorn mehren gegen mich, stets neue Scharen wider mich entsenden. Was der menschlichen Gebrechlichkeit eigen, leugnet Job auch von sich nicht, er weist nur ab, dass Gottlosigkeit je in seinem Herzen gewohnt. Die Freisprechung des Menschen beruht freilich auch so auf Gottes Erbarmen, nicht auf eigener Tugend. Der Sinn der Vulgata ist: Wenngleich du jene Wohltaten gegen mich gleichsam unter den Peinen begräbst und zornig gegen mich scheinst, so hoffe ich dennoch auf deine Liebe gegen alle. 14. Habe ich im vergangenen Leben gesündigt und du hast die Strafe bis zu dieser Stunde aufgehoben, so sprich mich jetzt frei, da ich dich darum anflehe. Oder: Warum erweisest du mir nicht eine solche Langmut und Gnade, dass du meine Ungerechtigkeit ganz aufhebst? 15. Ich mag gottlos sein oder fromm, ich werde deinem Zorne nicht entgehen; ich darf nicht mehr mein Haupt froh erheben, weil es dir gut schien, mich mit Betrübnis und Elend zu sättigen. 16. Es gefällt dir, mich wie ein wildes Tier zu verfolgen und wie einen stolzen, grausamen und räuberischen Menschen zu beunruhigen, mich immer von neuem wunderbar zu peinigen. 17. So sendest du unaufhörlich deine Zeugen, die Zeugen deines Zornes und deiner Rache gegen mich, täglich neue Plagen. Die Worte Licet V. 13 und ad horam V. 14, welche von dem Hebräischen abweichenden Sinn einführen, hat der hl. Hieronymus zugegeben, das hebräische (du wollest mich verwahrt halten) mit pepercisti übersetzend und in freundlichem Sinne nehmend. Gegen [Ijob 13,27, Ijob 14,16, Ijob 24,15]. Ijob Ijob 22 10 18 Quare de vulva eduxisti me? qui utinam consumptus essem ne oculus me videret. Warum hast du mich aus dem Mutterleibe hervorgehen lassen? Ach! wäre ich umgekommen und hätte mich nie ein Auge gesehen! Ijob Ijob 22 10 19 Fuissem quasi non essem, de utero translatus ad tumulum. So würde ich sein, als wäre ich nie gewesen, vom Mutterleibe weg zum Grabe getragen!¹⁴ Ijob Ijob 22 10 19 14 Er kann das in V. 8, 9 ausgedrückte, in den folgenden Versen entwickelte Rätsel nicht lösen. Ijob Ijob 22 10 2 Dicam Deo: Noli me condemnare: indica mihi cur me ita judices. Ich will zu Gott sprechen: Verdamme mich nicht!³ tue mir kund, warum⁴ du so mit mir ins Gericht gehst?⁵ Ijob Ijob 22 10 2 3 Erkläre mich nicht für schuldig indem du das Leiden auf mir lasten lässest. Ijob Ijob 22 10 2 4 Ich habe es nicht verdient, und würde Gott es nur nach Verdienst auferlegen, müsste er mich davon befreien. Ijob Ijob 22 10 2 5 Job sucht Gott durch verschiedene Vorstellungen zur Linderung seines Lebens zu bewegen, indem er jenes ausschließt, was irdische Richter zur Ungerechtigkeit verführen kann. Ijob Ijob 22 10 20 Numquid non paucitas dierum meorum finietur brevi? dimitte ergo me, ut plangam paululum dolorem meum: Wird meiner Tage geringe Zahl bald zu Ende sein? So lass denn ab von mir, dass ich meinen Schmerz ein wenig beklage, Ijob Ijob 22 10 21 Antequam vadam et non revertar, ad terram tenebrosam, et opertam mortis caligine: bevor ich hingehe, ohne wiederzukehren, in das finstere, mit Todesschatten bedeckte Land, Ijob Ijob 22 10 22 Terram miseriæ et tenebrarum, ubi umbra mortis, et nullus ordo, sed sempiternus horror inhabitat. das Land des Jammers und der Finsternis, wo Todesschatten und keine Ordnung ist, sondern ewiger Schrecken wohnt.¹⁵ Ijob Ijob 22 10 22 15 Zum Schlusse sucht er Gott zum Mitleid zu bewegen durch die Erinnerung an die kurze Lebensdauer und an den traurigen Zustand, der ihm in der Unterwelt bevorstehe. Das Weggehen, auf das keine Wiederkehr folgt, ist das Sterben. Die einzelnen, die Finsternis beschreibenden Ausdrücke enthalten eine Steigerung. Auch darum ist im Scheol Finsternis, weil dort Gottes Gnade nicht mehr hindringt. Job spricht hier von der Unterwelt im Allgemeinen, wie sie Guten und Bösen gemeinsam ist. Ijob Ijob 22 10 3 Numquid bonum tibi videtur, si calumnieris me, et opprimas me opus manuum tuarum, et consilium impiorum adjuves? Scheint es dir etwa gut, wenn du mich quälst und das Werk deiner Hände bedrückst und dem Anschlage der Gottlosen hilfst?⁶ Ijob Ijob 22 10 3 6 Du kannst, mein Schöpfer, an meiner Bedrängung und meinem Schmerze nicht Freude haben oder aus Hass mir Böses tun, während die Bösen durch deine Hilfe glücklich sind? Hättest du Freude an Strafen, du würdest diese heimsuchen. Ijob Ijob 22 10 4 Numquid oculi carnei tibi sunt: aut sicut videt homo, et tu videbis? Hast du denn fleischliche Augen oder siehst auch du, wie der Mensch sieht?⁷ Ijob Ijob 22 10 4 7 Menschliche Augen sehen nur das Äußerliche und werden durch falsche Meinungen irregeleitet. Ijob Ijob 22 10 5 Numquid sicut dies hominis dies tui, et anni tui sicut humana sunt tempora, Sind deine Tage wie die Tage eines Menschen und deine Jahre wie eines Menschen Lebenszeit, Ijob Ijob 22 10 6 Ut quæras iniquitatem meam, et peccatum meum scruteris? dass du nach meiner Missetat suchest und meiner Sünde nachforschest, Ijob Ijob 22 10 7 Et scias quia nihil impium fecerim, cum sit nemo qui de manu tua possit eruere. und dass du erfahren musst, dass ich nichts Böses getan, obwohl niemand ist, der deiner Hand entreißen kann?⁸ Ijob Ijob 22 10 7 8 Wenn Gott menschliche Augen hätte und gleichsam menschliche Tage lebte, also nach Menschenart in Zeit und Raum befangen wäre, kurzsichtig und unwissend, dann wäre Jobs Schicksal begreiflich. Nein, Kurzlebigkeit kann der Grund deines Verfahrens nicht sein, dass du es nicht erwarten könntest, bis meine Sünde sich offenbart, sondern eilen müsstest, mir baldmöglichst ein Geständnis meiner Schuld abzuzwingen, obwohl du weißt, dass ich unschuldig bin und aus deiner Hand niemand befreien kann. Ijob Ijob 22 10 8 Manus tuæ fecerunt me, et plasmaverunt me totum in circuitu: et sic repente præcipitas me? Deine Hände haben mich gemacht und mich ganz um und um gebildet, und so jählings stürzest du mich?⁹ Ijob Ijob 22 10 8 9 Gottes jetziges Verhalten gegen Job entspricht nicht der liebenden Sorgfalt, mit der er als Schöpfer und Erhalter seines Lebens verfahren. Vergl. [Jes 63,7]: mit welcher Kunst und Arbeit hast du mich gebildet und alles dies soll umsonst geschehen sein? Ijob Ijob 22 10 9 Memento quæso quod sicut lutum feceris me, et in pulverem reduces me. Gedenke doch, dass du mich wie Ton formtest und mich wieder zu Staub wandeln wirst!¹⁰ Ijob Ijob 22 10 9 10 Alle Menschen sind in Adam von Gott selbst gebildet worden. Was in V. 8, 9 gesagt ist, wird im Folgenden so ausgeführt, dass V. 10-12 dem ersten Teil derselben, V. 13-17 dem zweiten entsprechen. Ijob Ijob 22 0 1 C. Sophar und Job. (11,1 14,22) a. Erzürnte Beschuldigung Sophars. (11,1-20) Durch Jobs Worte gereizt, tadelt Sophar nicht nur dessen angebliche Geschwätzigkeit, sondern beschuldigt ihn auch der Anmaßung, weil er behauptet, gerecht zu sein, während er doch weniger duldet, als er verdient hat. (V. 6) Um diese Anschuldigung einigermaßen zu beweisen, feiert er Gottes Weisheit und Wissenschaft, die alles durchdringt (V. 12), und fordert Job auf, Buße zu tun, ihm in diesem Falle Glück verheißend, während der Böse untergeht. Ijob Ijob 22 11 1 Respondens autem Sophar Naamathites, dixit: Da antwortete Sophar, der Naamathiter, und sprach:¹ Ijob Ijob 22 11 1 1 Sophar spricht im Zorne harte Worte gegen Job, ihm so eine neue Prüfung bereitend. So schildert der h. Verfasser nicht nur das Verhalten der Freunde in lebendigen Farben, sondern steigert auch zugleich fortwährend Jobs Kette der Leiden. Ijob Ijob 22 11 10 Si subverterit omnia, vel in unum coarctaverit, quis contradicet ei? Wenn er alles umstürzte oder in einen Klumpen zusammenpresste, wer könnte ihm widersprechen?¹⁰ Ijob Ijob 22 11 10 10 Auch die göttliche Macht, die sich im Strafen so schrecklich zeigt, sollte Job Schweigen auferlegen. Hebr.: Wenn er vorübergeht und einen fesselt (aus den übrigen einen herausgreift, der nicht als Frevler gegolten) und zu Gericht ruft, wer will ihm wehren? Was du von Gottes Wirksamkeit gesagt, dient gerade zum Beweise, dass du nicht unschuldig bist. Wolltest du ihn etwa durch die Versicherung deiner Unschuld zu anderem Vorgehen zwingen? Ijob Ijob 22 11 11 Ipse enim novit hominum vanitatem, et videns iniquitatem, nonne considerat? Denn er kennt die Eitelkeit der Menschen, und wenn er die Bosheit sieht, achtet er etwa nicht darauf? Ijob Ijob 22 11 12 Vir vanus in superbiam erigitur, et tamquam pullum onagri se liberum natum putat. Der eitle Mann erhebt sich in Hochmut und dünkt sich freigeboren wie das Füllen des wilden Esels.¹¹ Ijob Ijob 22 11 12 11 Gott kennt auch die verborgene Bosheit und kann nicht mit Gleichmut auf dieselbe schauen. So hat er denn durch die furchtbare Strafe gezeigt, welche Frevel in deinem Herzen verborgen waren. Willst du also, als Mensch ohnehin schon töricht und unwissend, vollends alle Besinnung verlieren und zum unvernünftigen Tiere werden, dich den göttlichen Fügungen nicht unterwerfend? Ijob Ijob 22 11 13 Tu autem firmasti cor tuum, et expandisti ad eum manus tuas. Du aber hast dein Herz gefestigt und deine Hände zu ihm ausgebreitet.¹² Ijob Ijob 22 11 13 12 Im Hebr. ist V. 13, 14 Vordersatz und enthält die Bedingungen: Wenn du aber erhebst und deine Hände zu ihm ausbreitest, hinweg aus deiner Hand den Frevel schaffest und Unrecht nicht in deinem Zelte wohnen lässest, ja, dann kannst du dein Antlitz ohne Makel erheben usw. Die Worte hinweg bis lässest deuten an, dass Job die Aufrichtigkeit seines Gebetes durch die Tat beweisen müsse. Hiernach ist die Vulgata zu erklären: Du aber hast in deinem Unglücke außer deinen Klagen auch noch darauf dein Herz gerichtet, deine Hände flehend zu Gott auszustrecken. Ijob Ijob 22 11 14 Si iniquitatem, quæ est in manu tua, abstuleris a te, et non manserit in tabernaculo tuo injustitia: Wenn du den Frevel, der in deiner Hand ist, von dir entfernst und kein Unrecht in deinem Zelte bleibt, Ijob Ijob 22 11 15 Tunc levare poteris faciem tuam absque macula, et eris stabilis, et non timebis. dann magst du dein Angesicht erheben, frei von Makel, und unerschütterlich dastehen und darfst dich nicht fürchten.¹³ Ijob Ijob 22 11 15 13 Unerschütterlich im Glücke und ohne Furcht, Gott möchte dich desselben berauben. Ijob Ijob 22 11 16 Miseriæ quoque oblivisceris, et quasi aquarum quæ præterierunt recordaberis. Dann wirst du auch des Elends vergessen und desselben gedenken, wie der Wasser, die vorübergeflossen sind. Ijob Ijob 22 11 17 Et quasi meridianus fulgor consurget tibi ad vesperam: et cum te consumptum putaveris, orieris ut lucifer. Und wie Mittagsglanz wird es dir am Abend aufgehen und wenn du meinst, es sei aus mit dir, wirst du aufsteigen wie ein Morgenstern¹⁴ Ijob Ijob 22 11 17 14 Hebr.: Und heller als der Mittag steigt ein Leben auf; dunkelt es, so wird es wie der Morgen sein. Ijob Ijob 22 11 18 Et habebis fiduciam, proposita tibi spe, et defossus securus dormies. und du wirst Zuversicht hegen; denn dir ist Hoffnung gegeben und wie von einem Walle geschützt, wirst du sicher ruhen.¹⁵ Ijob Ijob 22 11 18 15 Hebr.: Wirst, spähst du umher, getrost dich niederlegen. Oder nach der Sept.: Beschämt dich deine Hoffnung und Erwartung auch einmal, deine sichere Ruhe wir doch bleiben. Ijob Ijob 22 11 19 Requiesces, et non erit qui te exterreat: et deprecabuntur faciem tuam plurimi. Du wirst Ruhe genießen und niemand wird dich aufscheuchen¹⁶ und gar viele werden dein Angesicht anflehen. [Lev 26,6] Ijob Ijob 22 11 19 16 Friede und Ruhe zu genießen gehört zum höchsten Glücke. [Lev 26,6] Ijob Ijob 22 11 2 Numquid qui multa loquitur, non et audiet? aut vir verbosus justificabitur? Soll nicht, wer viel redet, auch hören, oder soll der wortreiche Mann Recht behalten?² Ijob Ijob 22 11 2 2 Was du gesagt, sind Worte ohne Gehalt. Du meinst wohl, du brauchest nur zu reden, um als frei von Schuld zu gelten? Ijob Ijob 22 11 20 Oculi autem impiorum deficient, et effugium peribit ab eis, et spes illorum abominatio animæ. Aber der Gottlosen Augen werden verschmachten und die Zuflucht ihnen schwinden und ihre Hoffnung ist das, was die Seele sonst verabscheut.¹⁷ Ijob Ijob 22 11 20 17 Er schließt (wie Baldad [Ijob 8,22]) mit großer Kunst mit einem Gegenbilde. Die Augen der Gottlosen werden in eitler Erwartung vergehen und damit jede Möglichkeit, etwas zu genießen; und was sie Böses erdulden oder fürchten, vermögen sie nicht abzuwenden. Hebr.: und ihre Hoffnung ist Aushauchen der Seele: Der Tod selbst wird ihnen Gegenstand der Hoffnung. Was Sophar von Gottes Weisheit und Gerechtigkeit gesagt hat, ist sehr schön. Da aber seine Rede immer zur Voraussetzung hat, dass Glück und Unglück stets genau der Frömmigkeit entsprechen, müssen auch die wahren Worte Job peinigen, da sie dazu dienen sollen, seine Schuld zu beweisen. Auch die Verheißung zukünftigen Glückes beruht auf der falschen Voraussetzung, mithin kann die an Job gerichtete Mahnung, Gott zu beschwichtigen, jenen nur verletzen. Dazu wird Job fortwährend von leiblichen Schmerzen gequält. Ijob Ijob 22 11 3 Tibi soli tacebunt homines? et cum ceteros irriseris, a nullo confutaberis? Sollen die Leute vor dir allein schweigen?³ Und sollst du, während du der übrigen⁴ spottest, von keinem widerlegt werden? Ijob Ijob 22 11 3 3 Hebr.: Soll dein Geschwätz die Leute zum Schweigen bringen, so dass du höhnst, ohne dass dich jemand beschämt, und sagst: Lauter usw. Ijob Ijob 22 11 3 4 Der übrigen ist Zusatz des hl. Hieronymus. Die Freunde sind alsdann hier als Verteidiger Gottes gefasst, auf welche der Hohn Jobs gegen Gott zurückfällt. Ijob Ijob 22 11 4 Dixisti enim: Purus est sermo meus, et mundus sum in conspectu tuo. Denn du hast gesagt: Meine Rede⁵ ist lauter und ich bin rein vor deinen Augen! Ijob Ijob 22 11 4 5 Was ich von Gottes Vorsehung, dem Leiden der Gerechten und dem Glücke der Gottlosen sage. Zu dieser Theorie kam ein tadelloses Leben, das nach der Richtschnur des Wahren und Guten eingerichtet war, dafür ist Gott Richter und Zeuge. [Ijob 10,7] In seinem Eifer übersieht Sophar, dass Job keineswegs alle Flecken geleugnet. [Ijob 9,2.31] Ijob Ijob 22 11 5 Atque utinam Deus loqueretur tecum, et aperiret labia sua tibi, O möchte doch Gott mit dir reden und er seine Lippen gegen dich auftun,⁶ Ijob Ijob 22 11 5 6 Dich der Sünde überführend. Ijob Ijob 22 11 6 Ut ostenderet tibi secreta sapientiæ, et quod multiplex esset lex ejus, et intelligeres quod multo minora exigaris ab eo, quam meretur iniquitas tua. dass er dir die Geheimnisse seiner Weisheit zeigte und dass sein Gesetz vielfach ist,⁷ und du erkennen möchtest, dass er weit weniger von dir fordert, als deine Schuld verdient. Ijob Ijob 22 11 6 7 Richtiger: dass die Geheimnisse seiner Weisheit das doppelte sind an wahrem Wissen. Ijob Ijob 22 11 7 Forsitan vestigia Dei comprehendes, et usque ad perfectum Omnipotentem reperies? Wirst du etwa die Spuren Gottes⁸ fassen und bis auf den tiefen Grund den Allmächtigen erforschen? Ijob Ijob 22 11 7 8 Meinst du die Wege, die Gottes Vorsehung wandelt, ergründen zu können? Wirst du mit erschöpfender Erkenntnis den Allmächtigen erfassen? Du beleidigst, indem du deine Unschuld beteuerst, Gottes Weisheit, die da leicht Sünde findet, wo der Mensch nichts bemerkt. Ijob Ijob 22 11 8 Excelsior clo est, et quid facies? profundior inferno, et unde cognosces? Er ist erhabener als der Himmel, was willst du tun? Tiefer als die Unterwelt, woher willst du ihn erkennen? Ijob Ijob 22 11 9 Longior terra mensura ejus, et latior mari. Sein Maß ist weiter als die Erde und breiter als das Meer.⁹ Ijob Ijob 22 11 9 9 Vier Ausdehnungen hat das göttliche Wissen gleichsam und ist größer als alles, was dem Menschen unmessbar erscheint. Wie also kannst du meinen, Gottes Weisheit erfassen zu können? Ijob Ijob 22 0 1 b. Job antwortet auf die Anschuldigung nichts, sondern setzt in einer langen Rede seine Beantwortung des ersten Wechselgespräches fort, seine Freunde tadelnd und Gottes Barmherzigkeit anflehend. (12,1-14,22) Sich an die Freunde wendend, tadelt er sie, dass sie ihn anmaßend schelten (V. 5.), und entgegnet, es sei eine bekannte Tatsache, dass die Gottlosen oft im Glücke leben. (V. 10) Deshalb kann man den Ausspruch der alten Weisen, auf welche die Freunde sich berufen, nicht blind annehmen, da nur Gott Weisheit besitzt (V. 13) und seiner Weisheit und Macht gemäß nicht alles einzig nach seiner strafenden Gerechtigkeit ordnet, wie dies zahlreiche Beispiele zeigen. (V. 25) Ijob Ijob 22 12 1 Respondens autem Job, dixit: Job antwortete und sprach:¹ Ijob Ijob 22 12 1 1 Was Job bereits [Ijob 9,22-24] erwähnt, legt er jetzt ausführlicher dar und zeigt durch die Erfahrung, dass die Behauptungen seiner Freunde auf einem falschen Fundamente ruhen. Zugleich wächst seine Erbitterung gegen seine lästigen Tröster. [Ijob 12,2, Ijob 13,3-12] Zwar wiederholt er wie zuvor die Behauptung seiner Unschuld, ja hofft diese vor Gottes Richterstuhl erweisen zu können, indes glaubt er sich nicht frei von jedem Fehler. Er vermutet, dass ihm wegen der in der Jugend begangenen Sünden diese Strafen auferlegt werden [Ijob 13,26], und beweint den Makel, welcher aus der Erbsünde auf alle Menschen übergegangen ist. [Ijob 14,4] Erkennt er ferner auch ein Leben nach dem Tode (wie [Ijob 3,17-19] so [Ijob 14,21.22]), so sucht er dennoch keinen Trost in der Hoffnung eines anderer Lebens und des Lohnes in demselben. Er bleibt bei dem Satze stehen: Man könnte die Mühsale des Lebens ertragen, wenn der Mensch nur wieder in das Leben zurückkehrte, um für alle Übel Gutes und neue Gunstbezeigungen Gottes zu erlangen. Da dies aber nicht möglich ist, ist ihm dies Veranlassung, Gott von neuem um Erbarmen und Befreiung zu bitten. Indes, was er im Herzen erwägt [Ijob 14,13-15], ist gleichsam das Vorspiel zu der höchsten Hoffnung, die er weiter unten [Ijob 19,26] aussprechen wird. Damit er zum Bewusstsein derselben gelange, dazu müssen die Vorwürfe und Anklagen der Freunde helfen. An Job selbst zeigt sich, dass die göttliche Belohnung erst im anderen leben zu erwarten ist. Der Streit der Freunde bewirkt, dass Job selbst bekennen muss, dass erst im anderen leben eine wahre und volle Lösung aller Schwierigkeiten sich findet. Ijob Ijob 22 12 10 In cujus manu anima omnis viventis, et spiritus universæ carnis hominis. In seiner Hand ist die Seele alles Lebenden und der Geist jedes Menschenleibes.⁹ Ijob Ijob 22 12 10 9 Da Gott alles gibt und jedes Leben erhält, hat er auch die höchste Herrschaft, braucht also nicht notwendig sich an eine einzige Richtschnur zu halten. Die Freunde mögen also alles betrachten, was auf Erden geschieht, denn auch was die alten Weisen von Gottes Gerechtigkeit gesagt, ist nicht ohne Prüfung anzunehmen, da sie nicht alles erforscht haben. Auf Gott selbst also muss man zurückgehen (V. 13). Ijob Ijob 22 12 11 Nonne auris verba dijudicat, et fauces comedentis saporem? Unterscheidet nicht das Ohr die Worte und¹⁰ des Essenden Gaumen den Geschmack? [Ijob 34,3] Ijob Ijob 22 12 11 10 Gleichwie. Ijob Ijob 22 12 12 In antiquis est sapientia, et in multo tempore prudentia. Bei den Alten ist Weisheit und bei langer Lebenszeit Klugheit. Ijob Ijob 22 12 13 Apud ipsum est sapientia et fortitudo, ipse habet consilium et intelligentiam. Bei ihm ist Weisheit und Stärke, er besitzt Rat und Einsicht.¹¹ Ijob Ijob 22 12 13 11 Ohne Grenzen. Gehen wir also von der Weisheit der Alten, die sie uns in Worten hinterlassen haben, zu Gottes mannigfachen Werken und seiner verschiedenen Art der Regierung empor, so werden wir ein vollständiges Urteil über den Lauf der Dinge erlangen. Ijob Ijob 22 12 14 Si destruxerit, nemo est qui ædificet: si incluserit hominem, nullus est qui aperiat. Wenn er zerstört,¹² so baut niemand auf; wenn er jemanden einkerkert, ist niemand, der auftut.¹³ [Jes 22,22, Ijob 3,7] Ijob Ijob 22 12 14 12 Job beginnt mit der Macht, die aber (V. 16: und Weisheit) nicht willkürlich handelt noch einzig die Gerechtigkeit im Auge hat. Mithin ist auch bei der Verhängung von Unglück Macht und Weisheit in Anschlag zu bringen. Gottes Leitung kennt keinen Widerstand. Ijob Ijob 22 12 14 13 Die Kerker der Hebräer waren nach Art der Zisternen. [Gen 37,20.22, Jer 38,6], vergl. [Dan 6,14, Dan 14,30] die Löwengrube. Ijob Ijob 22 12 15 Si continuerit aquas, omnia siccabuntur: et si emiserit eas, subvertent terram. Wenn er die Wasser hemmt, dorrt alles aus; und wenn er sie loslässt, so verwüsten sie das Land.¹⁴ Ijob Ijob 22 12 15 14 Ohne einen Unterschied zu machen zwischen Guten und Bösen. Ijob Ijob 22 12 16 Apud ipsum est fortitudo et sapientia: ipse novit et decipientem, et eum qui decipitur. Bei ihm ist Stärke und Weisheit, er kennt den Betrüger wie den Betrogenen.¹⁵ Ijob Ijob 22 12 16 15 Gott ist kein Tyrann. Auch der Betrüger kann nicht weiter gehen als Gottes Weisheit es gestattet. Ijob Ijob 22 12 17 Adducit consiliarios in stultum finem, et judices in stuporem. Er führt die Ratsherren zu törichtem Ende und die Richter zu Ratlosigkeit.¹⁶ Ijob Ijob 22 12 17 16 Job zählt eine Reihe von Unglücksfällen auf, deren Ursache kein Mensch anzugeben vermag. Wollen seine Freunde also auf diese ihre Lehre von der ausschließlichen Gerechtigkeit Gottes anwenden? Gott zeigt, dass den Ratgebern Weisheit fehlt, indem er ihre klügsten Anschläge ein klägliches Ende finden lässt. Die Richter sind die Führer des Volkes. Hat dies seine Ursache im Verbrechen? Worin also? Ijob Ijob 22 12 18 Balteum regum dissolvit, et præcingit fune renes eorum. Er löst den Gürtel der Könige¹⁷ und schlingt Fesseln um ihre Lenden. Ijob Ijob 22 12 18 17 Ihren Kriegsgurt, das Zeichen ihrer königlichen Würde, nimmt er ihnen und lässt sie als Sklaven fortführen. Ijob Ijob 22 12 19 Ducit sacerdotes inglorios, et optimates supplantat: Er führt die Priester bar der Ehre¹⁸ hinweg und stürzt die Mächtigen. Ijob Ijob 22 12 19 18 Ihrer Würde beraubt. Vergl. [Jes 43,28]. Ijob Ijob 22 12 2 Ergo vos estis soli homines, et vobiscum morietur sapientia? Seid ihr denn allein Menschen² und wird mit euch die Weisheit aussterben? Ijob Ijob 22 12 2 2 Mit Einsicht begabt. Hebr.: Ihr seid die Menschheit. So macht er ihren Stolz [Ijob 11,3] lächerlich, der Jobs Versicherungen jeder Beachtung für unwert hielt. Ijob Ijob 22 12 20 Commutans labium veracium, et doctrinam senum auferens. Er wandelt die Lippen der Wahrhaftigen um und nimmt Greisen die Lehrweisheit. Ijob Ijob 22 12 21 Effundit despectionem super principes, eos, qui oppressi fuerant, relevans. Er gießt Verachtung auf die Fürsten aus und hebt die empor, die unterdrückt waren.¹⁹ Ijob Ijob 22 12 21 19 Hebr.: und macht den Gürtel auch der Starken schlaff. Ijob Ijob 22 12 22 Qui revelat profunda de tenebris, et producit in lucem umbram mortis. Er enthüllt das Tiefverborgene aus der Finsternis heraus und führt den Schatten des Todes ans Licht.²⁰ Ijob Ijob 22 12 22 20 Geheime Pläne und das Licht scheuende Missetäter. Oder: diese Weise zu handeln, welche sich in verschiedenen Ständen und in den Losen der Menschen zeigt, ist so wunderbar, als ob er zum Staunen aller plötzlich ans Licht zöge, was in beständige Finsternis gehüllt war. Auch hierdurch also will Gott die Menschen über die Ratschlüsse seiner Vorsehung belehren, die für sie unbekannt sind wie jene Tiefen. Ijob Ijob 22 12 23 Qui multiplicat gentes et perdit eas, et subversas in integrum restituit. Er macht die Völker groß und vernichtet sie, und die Gestürzten setzt er wieder in den vorigen Stand ein.²¹ Ijob Ijob 22 12 23 21 Was Job von den verschiedenen Ständen der Menschen gesagt, wiederholt er nun von den Völkern. Der nächste Vers zeigt den Weg zu diesem Ziele. Ijob Ijob 22 12 24 Qui immutat cor principum populi terræ, et decipit eos ut frustra incedant per invium: Er nimmt den Fürsten des Volkes die Einsicht und führt sie irre, dass sie ratlos in unwegsamer Öde dahingehen; Ijob Ijob 22 12 25 Palpabunt quasi in tenebris, et non in luce, et errare eos faciet quasi ebrios. sie tappen wie in der Finsternis und fern vom Lichte und er lässt sie irre gehen wie Trunkene.²² Ijob Ijob 22 12 25 22 Diese Regierung der Welt ist auf Gottes Macht und Weisheit zugleich zurückzuführen, also nicht alles nur nach dem Maßstabe der Gerechtigkeit zu messen. Ijob Ijob 22 12 3 Et mihi est cor sicut et vobis, nec inferior vestri sum: quis enim hæc, quæ nostis, ignorat: Auch ich habe Einsicht, so gut wie ihr und stehe nicht zurück gegen euch; wer wüsste denn das nicht, was ihr wisst?³ [Ijob 13,2] Ijob Ijob 22 12 3 3 Wem sind denn solche Dinge nicht bekannt, wie ihr sie vorgebracht? Ijob Ijob 22 12 4 Qui deridetur ab amico suo sicut ego, invocabit Deum et exaudiet eum: deridetur enim justi simplicitas. Wer von seinem Freunde verspottet wird wie ich, ruft Gott an und dieser wird ihn erhören; denn des Gerechten Redlichkeit wird verlacht.⁴ [Spr 14,2] Ijob Ijob 22 12 4 4 Gerade durch ihr Verhalten beweisen die Freunde, dass der Schuldlose bedrängt und verfolgt wird. Ijob Ijob 22 12 5 Lampas contempta apud cogitationes divitum, parata ad tempus statutum. Sie ist eine Leuchte, verachtet in der Meinung der Reichen, aber aufbewahrt für die bestimmte Zeit.⁵ Ijob Ijob 22 12 5 5 Hebr.: dem Unglücke ziemt Verachtung nach des Sicheren Meinung, bereitet ist sie jedem, dessen Füße wanken. Ijob Ijob 22 12 6 Abundant tabernacula prædonum, et audacter provocant Deum, cum ipse dederit omnia in manus eorum. Die Zelte der Räuber haben Überfluss und keck fordern sie Gott heraus, der doch selbst alles in ihre Hände gegeben hat.⁶ Ijob Ijob 22 12 6 6 Gegensatz. Oft erfreuen sich die gewalttätigen großer Ruhe; (hebr.) jene, die göttliche und menschliche Gesetze verachten, und Gott selbst ist es, der ihnen dies Glück schenkt. [Ijob 9,22-24] Ijob Ijob 22 12 7 Nimirum interroga jumenta, et docebunt te: et volatilia cli, et indicabunt tibi. Frage doch die Tiere⁷ und sie werden es dich lehren, und die Vögel des Himmels und sie werden es dir kundtun. Ijob Ijob 22 12 7 7 Wisst ihr dies nicht, so werden die Tiere es euch lehren. Gott sendet Glück und Unglück Frommen und Gottlosen ohne Rücksicht auf Verdienst. Ijob Ijob 22 12 8 Loquere terræ, et respondebit tibi, et narrabunt pisces maris. Rede zu der Erde und sie wird dir antworten, und die Fische des Meeres werden es erzählen. Ijob Ijob 22 12 9 Quis ignorat quod omnia hæc manus Domini fecerit? Wer weiß nicht, dass die Hand des Herrn alles dies⁸ gemacht hat? Ijob Ijob 22 12 9 8 Das in V. 6 Gesagte. Ijob Ijob 22 0 1 Da er dies, durch die Erfahrung belehrt, wisse (V. 2), mögen die Freunde schweigen, damit sie nicht durch den Versuch, Gott mit Lügen zu verteidigen, dessen Zorn erregen. (V. 12) Sich an Gott wendend (13,13 - 14,22), bekennt Job, dass er sein ganzes Vertrauen auf den Herrn setze, (V. 19) da er vertraue, von diesem im Gericht freigesprochen zu werden, wenn er nur nicht von dessen Majestät erdrückt werde. (V. 22) Er fleht Gott um Erbarmen an, die elende Lage beschreibend, in der er sich befindet. Ijob Ijob 22 13 1 Ecce omnia hæc vidit oculus meus, et audivit auris mea, et intellexi singula. Sehet, dies alles hat mein Auge gesehen und mein Ohr gehört¹ und jegliches habe ich verstanden. Ijob Ijob 22 13 1 1 Beschluss der Aufzählung. Er hat die Schöpfung betrachtet [Ijob 12,7-10] und die Aussprüche der Weisen gehört [Ijob 12,13ff], sich so eine rechte Vorstellung von Gottes Weltregierung zu bilden. Seine Freunde haben an die Erfahrung appelliert [Ijob 5,27, Ijob 8,8], diese steht auf Jobs Seite. Ijob Ijob 22 13 10 Ipse vos arguet, quoniam in abscondito faciem ejus accipitis. Er wird euch strafen, weil ihr insgeheim¹⁰ für ihn Partei nehmt. Ijob Ijob 22 13 10 10 Nach außen tragt ihr ja Billigkeitssinn zur Schau, als ob ihr nur die Wahrheit suchtet, und im Herzen schaut ihr auf Gott, ihm ungerecht beizustehen. Ijob Ijob 22 13 11 Statim ut se commoverit, turbabit vos, et terror ejus irruet super vos. Sobald er sich erhebt, wird er euch in Verwirrung setzen und sein Schrecken wird auf euch fallen.¹¹ Ijob Ijob 22 13 11 11 Jetzt scheint Gott zu schweigen, aber plötzlich wird er sich erheben und strafen. Ijob Ijob 22 13 12 Memoria vestra comparabitur cineri, et redigentur in lutum cervices vestræ. Euer Andenken wird der Asche gleich werden, und eure Nacken werden in den Staub gebeugt werden.¹² Ijob Ijob 22 13 12 12 Hebr.: Eure Gedenksprüche sind nur Aschensprüche (deren Gehalt wie Asche zerstiebt) und eure Wehren (die gegen mich vorgebrachten Gründe) nur Wehren aus Lehm. Ijob Ijob 22 13 13 Tacete paulisper ut loquar quodcumque mihi mens suggesserit. Schweiget ein wenig, dass ich rede, was immer das Herz mir eingibt.¹³ Ijob Ijob 22 13 13 13 Hebr.: Schweiget, lasset mich reden; es komme über mich, was da wolle! Es ist ein Zeugnis seiner Unschuld und zugleich der Maßstab, und nach dem die folgenden Klagen zu beurteilen sind. Ijob Ijob 22 13 14 Quare lacero carnes meas dentibus meis, et animam meam porto in manibus meis? Warum zerreiße ich mein Fleisch mit meinen Zähnen und trage meine Seele in meinen Händen?¹⁴ Ijob Ijob 22 13 14 14 Die Seele in die Hand legen, in den Händen tragen heißt sich rücksichtslos der äußersten Gefahr aussetzen. [1Sam 19,5, 1Sam 28,21] Den gleichen Sinn muss wegen des Parallelismus der erste Teil haben. Nach der Vulg.: mich als Beute preisgeben. Dem Hebräischen liegt vielmehr ein anderer Gedanke zugrunde: Warum soll ich auf Erhaltung meines Lebens bedacht sein, wie ein Raubtier auf Erhaltung seiner Beute? Ijob Ijob 22 13 15 Etiam si occiderit me, in ipso sperabo: verumtamen vias meas in conspectu ejus arguam. Auch wenn er mich tötet, werde ich auf ihn hoffen; jedoch meinen Wandel werde ich vor seinem Angesichte dartun.¹⁵ Ijob Ijob 22 13 15 15 Hebr.: Siehe, er wird mich töten, ich habe keine Hoffnung, nur meine Wege will ich ihm ins Angesicht beweisen. Vulg.: Gott will mich töten, ich freue mich auf den Tod und sehe darum Gott mit Sehnsucht entgegen; nur werde ich vor ihm zeigen, dass mein Wandel recht war. Ijob Ijob 22 13 16 Et ipse erit salvator meus: non enim veniet in conspectu ejus omnis hypocrita. Und er selbst wird mein Retter sein, denn kein Heuchler kommt vor sein Angesicht. Ijob Ijob 22 13 17 Audite sermonem meum, et ænigmata percipite auribus vestris. So höret meine Rede und vernehmet das Rätselhafte mit eueren Ohren!¹⁶ Ijob Ijob 22 13 17 16 Da diese Versicherung der Meinung der Freunde stracks entgegengesetzt ist, fürchtet er, sie möchten ihn nicht gern oder gar nicht hören wollen. Das Rätselhafte ist, dass er ohne schwere Schuld schwer leidet. Ijob Ijob 22 13 18 Si fuero judicatus, scio quod justus inveniar. Werde ich gerichtet, so weiß ich, dass ich gerecht erfunden werde.¹⁷ Ijob Ijob 22 13 18 17 Hebr.: Sehet doch, bereitet habe ich den Rechtsstreit, ich weiß usw. Ijob Ijob 22 13 19 Quis est qui judicetur mecum? veniat: quare tacens consumor? Wer ist's, der mit mir zu Gericht gehen will? Er komme! Warum sollte ich schweigend zugrunde gehen?¹⁸ Ijob Ijob 22 13 19 18 Hebr. besser: Wer ist's, der mich überführen kann? Ja, dann wollte ich verstummen und sterben. Ijob Ijob 22 13 2 Secundum scientiam vestram et ego novi: nec inferior vestri sum. Was ihr wisset, weiß auch ich und ich stehe nicht hinter euch zurück.² Ijob Ijob 22 13 2 2 Wiederholung des Anfanges [Ijob 12,3]. Er muss sich an jemand anderen wenden, will er seine Lage gehörig gewürdigt sehen. Ijob Ijob 22 13 20 Duo tantum ne facias mihi, et tunc a facie tua non abscondar: Nur zweierlei tue mir nicht an,¹⁹ alsdann werde ich mich nicht vor deinem Antlitze verbergen: Ijob Ijob 22 13 20 19 Um seine Unschuld wirklich dartun zu können, wünschte Job zweierlei: Zuerst dass Gott sein leiden etwa erleichtern möchte, sodann, dass er ihm nicht als allmächtiger Schöpfer, sondern nach Art eines Menschen gegenübertrete. Ijob Ijob 22 13 21 Manum tuam longe fac a me, et formido tua non me terreat. Ziehe deine Hand²⁰ weit von mir zurück und dein Schrecken²¹ ängstige mich nicht. Ijob Ijob 22 13 21 20 Die Leiden, die du mir aufgelegt hast. Ijob Ijob 22 13 21 21 Den Schrecken deiner Majestät und Heiligkeit, im Vergleich zu der niemand gerecht ist. Richte mich nach dem gewöhnlichen Maße. Ijob Ijob 22 13 22 Voca me, et ego respondebo tibi: aut certe loquar, et tu responde mihi. Rufe mich, und ich werde dir Antwort geben, oder ich werde reden, und du erwidere mir.²² Ijob Ijob 22 13 22 22 Er überlässt Gott die Wahl, Job Vorhaltungen zu machen oder aber diesem zu antworten, ein Zeichen seines guten Gewissens. So will er seine Freunde zu einer besseren Meinung bewegen. Ijob Ijob 22 13 23 Quantas habeo iniquitates et peccata, scelera mea et delicta ostende mihi. Wieviel sind meiner Missetaten und Sünden? Meine Frevel und Vergehen zeige mir!²³ Ijob Ijob 22 13 23 23 Nach einer Pause nimmt er die Rolle des Anklägers an: Ich weiß, dass ich nach dem gewöhnlichen Maßstabe der Gerechtigkeit keines Verbrechens schuldig bin. Warum also behandelst du mich als Feind? Ijob Ijob 22 13 24 Cur faciem tuam abscondis, et arbitraris me inimicum tuum? Warum verbirgst du dein Antlitz²⁴ und erachtest mich als deinen Feind? Ijob Ijob 22 13 24 24 Da ihm Gott keine großen Sünden vorhält und sein Gewissen ihn von solchen freispricht, ist ihm die Ursache seines Leidens um so unbegreiflicher und sein Verlangen sie zu kennen desto größer. Gottes Angesicht ist seine Gnade, das Angesicht abwenden oder verbergen Zorn zeigen. Ijob Ijob 22 13 25 Contra folium, quod vento rapitur, ostendis potentiam tuam, et stipulam siccam persequeris: An einem Blatte, das vom Winde verweht wird, zeigst du deine Macht und einen dürren Halm verfolgst du;²⁵ Ijob Ijob 22 13 25 25 Der Vergleich soll Gott zum Erbarmen rühren. Ijob Ijob 22 13 26 Scribis enim contra me amaritudines, et consumere me vis peccatis adolescentiæ meæ. denn du schreibst²⁶ wider mich Bitterkeiten als Urteil und willst mich wegen der Sünden meiner Jugend verderben.²⁷ Ijob Ijob 22 13 26 26 In gerichtlichem Entscheid, gegen den es keinen Widerstand gibt. Wiederum durchforscht Job sein Gewissen und geht auch in sein früheres Leben zurück. Ijob Ijob 22 13 26 27 Hebr.: und lässt mich meiner Jugend Sünden erben oder vielmehr die Strafen derselben. Dies ward als eine besondere Züchtigung angesehen. Vergl. [Ps 24,7]. Ijob Ijob 22 13 27 Posuisti in nervo pedem meum, et observasti omnes semitas meas, et vestigia pedum meorum considerasti: Du hast meinen Fuß in den Block gelegt und alle meine Wege beobachtet und auf die Schritte meiner Füße geschaut,²⁸ Ijob Ijob 22 13 27 28 Hebr.: Und um meiner Füße Sohlen Schranken gezogen. Ijob Ijob 22 13 28 Qui quasi putredo consumendus sum, et quasi vestimentum, quod comeditur a tinea. der ich wie Moder vergehen soll und wie ein Kleid, das von den Motten zerfressen wird.²⁹ Ijob Ijob 22 13 28 29 Ich kann nicht entfliehen, denn bereits fault mein Leib und zerfällt. Insofern die gebrauchten Bilder die menschliche Gebrechlichkeit überhaupt darstellen, bereiten ihm diese den Weg zu einer allgemeinen Schilderung des menschlichen Elendes. Ijob Ijob 22 13 3 Sed tamen ad Omnipotentem loquar, et disputare cum Deo cupio: Doch ich möchte zu dem Allmächtigen reden und wünsche mit Gott zu rechten,³ Ijob Ijob 22 13 3 3 Da er von den Freunden keine gerechte Beurteilung zu erwarten hat, kann er nur den Wunsch, mit Gott zu rechten, den Sophar so hart getadelt [Ijob 11,5], aufs neue aussprechen. Ijob Ijob 22 13 4 Prius vos ostendens fabricatores mendacii, et cultores perversorum dogmatum. indem ich euch vorher als Lügenschmiede erweise und als Verehrer verkehrter Lehren.⁴ Ijob Ijob 22 13 4 4 Hebr.: doch ihr seid nur Lügenschmiede (eure Darlegungen sind lügenhaft) und nichtige Ärzte alle seid ihr (ihr mehrt nur meine Leiden). Ijob Ijob 22 13 5 Atque utinam taceretis, ut putaremini esse sapientes. Hättet ihr doch geschwiegen, dass ihr für weise gelten könntet!⁵ Ijob Ijob 22 13 5 5 Vergl. [Spr 17,28]. Torheit war es, den Leidenden zu beschimpfen, Torheit, den Elenden durch Vorhaltungen über den Zorn Gottes zur Verzweiflung zu versuchen. Ijob Ijob 22 13 6 Audite ergo correptionem meam, et judicium labiorum meorum attendite. Höret denn meine Zurechtweisung und habet acht auf das Urteil meiner Lippen!⁶ Ijob Ijob 22 13 6 6 Beweis, dass ihr Schweigen besser gewesen wäre als ihr bisheriges Reden. Ijob Ijob 22 13 7 Numquid Deus indiget vestro mendacio, ut pro illo loquamini dolos? Bedarf Gott wohl eurer Lüge, dass ihr für ihn Trug redet?⁷ Ijob Ijob 22 13 7 7 Es müsste mit seiner Gerechtigkeit schlimm stehen, wären zu seiner Rechtfertigung so boshafte Lügen notwendig. Ijob Ijob 22 13 8 Numquid faciem ejus accipitis, et pro Deo judicare nitimini? Wollt ihr für ihn Partei nehmen und bemüht ihr euch, zu Gunsten Gottes zu richten?⁸ Ijob Ijob 22 13 8 8 Wie Schiedsrichter euch zwischen mich und Gott stellend, gebt ihr in falschem Eifer Gott im Voraus dadurch Recht, dass ihr mich ungerecht behandelt. Ijob Ijob 22 13 9 Aut placebit ei quem celare nihil potest? aut decipietur ut homo, vestris fraudulentiis? Oder wird er es billigen, vor dem sich nichts verbergen kann? Oder wird er wie ein Mensch durch euer Trugspiel getäuscht werden?⁹ Ijob Ijob 22 13 9 9 Hebr.: Wird es gut sein, wenn er euch durchforscht, und könnt ihr, wie man Menschen täuscht, ihn täuschen? Ijob Ijob 22 0 1 Gott zum Erbarmen zu bewegen, weist Job auf die Schwäche und den nicht sündenfreien Ursprung des Menschen hin. (V. 6) Der Mensch lebe nur einmal (V. 10) und aus der Unterwelt gebe es keine Rückkehr. (V. 15) Flehentliche Bitte an Gott, seiner ob seiner Sünden zu schonen. Ijob Ijob 22 14 1 Homo natus de muliere, brevi vivens tempore, repletur multis miseriis. Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und wird mit vielem Elende erfüllt.¹ Ijob Ijob 22 14 1 1 Zu seinem besonderen Missgeschicke kommt noch das allgemeine, das mit dem Menschensein überhaupt verknüpft ist. Das menschliche Leben überhaupt ist ein trauriges nach Anfang, Verlauf und Ende. Ijob Ijob 22 14 10 Homo vero cum mortuus fuerit, et nudatus atque consumptus, ubi quæso est? Ist aber der Mensch tot und des Lebens beraubt und vermodert, wo ist er dann?⁶ Ijob Ijob 22 14 10 6 Die Antwort folgt in V. 11: er ist dahingegangen. V. 12: er kehrt nicht wieder zurück in dies Leben. Für die vorchristliche Zeit lag alles Hoffen der Lebenden in der Verheißung des den Völkern kommenden Heiles. Diese Verheißung lautete auf die Weltzeit (die Fülle der Zeiten [Hebr 1,1]), mithin auch auf die Sichtbarkeit und das Erdendasein, in dem sich der Herr offenbaren sollte. Vergl. [Jes 2,1]. Diesen Tag des Heiles zu sehen, sehnte sich Abraham. [Joh 8,56] Derselbe Moment stand vor des sterbenden Jakob Augen. [Gen 49,18] Um ihn flehten die heiligen Männer Gottes. [Jes 45,8, Jes 64,1] Hier oben also, am Lichte des Tages, war das Reich Gottes mit seiner Offenbarung und seinem Trost, mit Opfer, Lobpreis und Gebet so lange, bis die Erwartung der Völker gekommen. Nach den Propheten kommt das messianische Gottesreich, das alle Völker umspannt, in unbestimmter Zeit nach dem Exil. Inzwischen aber, also zwischen der Hoffnung auf die Erscheinung des Erlösers auf Erden und dem Abschluss derselben, der letzten Verklärung aller Dinge für die Ewigkeit, wo Tod und Grab auf immer ihrer Rechte beraubt werden, lag das Sterben noch vor der wirklichen Erlösung, mithin das Totenreich mit seinem stillen, freudelosen Warten. Deshalb entzieht das Sterben auch den Heiligsten des Alten Testamentes etwas von der Freudigkeit des Hoffens, während für die bereits Erlösten deren Tod in Christus erst ihre Sehnsucht stillt und ihre süßeste Hoffnung verwirklicht. [Offb 14,13] Daraus bedingt sich notwendig Höherschätzung des irdischen Daseins im Vergleiche zu dem in Aussicht stehenden Aufenthalt im Totenreiche. Dort hinunter, wo noch das ewige Licht nicht leuchtet, sehnt sich nicht, wie im N. T. die Vollkommenheit des inneren Lebens: Glaube, Hoffnung, Liebe, sondern nur die Trauer, die Trostlosigkeit. Vergl. [Gen 37,35]. Ist es ja das ungewisse Wo? (V. 10), das wie es nicht mehr in die Zeit zurückführt (V. 12), auch nicht das Leben, d.h. das Leben der Seligkeit in sich schließt. Vergl. [Joh 12,35]. Ijob Ijob 22 14 11 Quomodo si recedant aquæ de mari, et fluvius vacuefactus arescat: Wie wenn die Wasser aus dem Meere zurücktreten und ein Fluss versiegt und austrocknet, Ijob Ijob 22 14 12 Sic homo cum dormierit, non resurget, donec atteratur clum, non evigilabit, nec consurget de somno suo. so steht der Mensch, wenn er entschlafen ist, nicht wieder auf; bis der Himmel vergeht,⁷ wacht er nicht auf noch erhebt er sich von seinem Schlafe. Ijob Ijob 22 14 12 7 Da der Himmel ewig ist: nimmer. Ijob Ijob 22 14 13 Quis mihi hoc tribuat, ut in inferno protegas me, et abscondas me, donec pertranseat furor tuus, et constituas mihi tempus, in quo recorderis mei? Wer möchte mir geben, dass du mich im Totenreiche schirmest und mich verbergest, bis dein Zorn vorübergegangen, und du mir eine Zeit bestimmest, wo du meiner gedächtest?⁸ Ijob Ijob 22 14 13 8 Das Bild des Baumes hat in Job die Sehnsucht wachgerufen ähnlich zum Leben zurückzukehren, inzwischen in der Unterwelt wartend, bis Gottes Zorn, vorübergegangen ist. Aber wie Unmögliches wünschen? (V. 14) Ijob Ijob 22 14 14 Putasne mortuus homo rursum vivat? cunctis diebus, quibus nunc milito, exspecto donec veniat immutatio mea. Wird der Mensch, wenn er gestorben, wiederum leben? Alle Tage, welche ich nun kämpfe, wollte ich dann harren, bis meine Umwandlung kommt!⁹ Ijob Ijob 22 14 14 9 Hebr.: bis ich abgelöst werde von diesem beschwerlichen Posten [Ijob 7,1] und ein Wechsel meines Schicksals eintritt. Ijob Ijob 22 14 15 Vocabis me, et ego respondebo tibi: operi manuum tuarum porriges dexteram. Du wirst mich rufen und ich werde dir antworten, dem Werke deiner Hände wirst du die Rechte darreichen.¹⁰ Ijob Ijob 22 14 15 10 Hebr.: Du riefest du ich würde antworten, nach dem Werke deiner Hände würdest du dich sehnen. Diese Hypothese ist eine Vorläuferin der Hoffnung der Auferstehung, zu der Verfasser [Ijob 19,25] Job sich erheben lässt. Ijob Ijob 22 14 16 Tu quidem gressus meos dinumerasti, sed parce peccatis meis. Jetzt aber hast du meine Schritte gezählt,¹¹ schone doch meiner Sünden! [Ijob 31,4, Ijob 34,21, Spr 5,21] Ijob Ijob 22 14 16 11 Nicht für jeden zu strafen. Ijob Ijob 22 14 17 Signasti quasi in sacculo delicta mea, sed curasti iniquitatem meam. Du hast wie in einen Beutel meine Vergehungen versiegelt, aber hast deine Aufmerksamkeit meiner Schuld zugewendet.¹² Ijob Ijob 22 14 17 12 Steigerung des Vorhergehenden. So ist es also das Schuldig unwiderruflich über mich ausgesprochen. Die Vergehungen sind die [Ijob 9,32, Ijob 13,26] erwähnten. Job kannte noch keine anderen als rächende Strafen, obwohl er bereits andere Ziele der Heimsuchungen dunkel andeutet [Ijob 12,17], die indes erst später entwickelt werden. Ijob Ijob 22 14 18 Mons cadens defluit, et saxum transfertur de loco suo. Ein Berg stürzt und wird der Ebene gleich, und ein Felsen wird von seiner Stelle verrückt. Ijob Ijob 22 14 19 Lapides excavant aquæ, et alluvione paulatim terra consumitur: et hominem ergo similiter perdes. Steine höhlt das Wasser aus und nimmt anflutend allmählich die Erde weg, in gleicher Weise vernichtest du auch den Menschen.¹³ Ijob Ijob 22 14 19 13 Alle Hoffnung ist eitel, auch das Festeste wird allmählich vernichtet, wie viel mehr der Mensch! Ijob Ijob 22 14 2 Qui quasi flos egreditur et conteritur, et fugit velut umbra, et nunquam in eodem statu permanet. Wie eine Blume geht er auf und wird zertreten und flieht wie ein Schatten und bleibt nimmer in einem Stande.² [Ijob 8,9, Ps 143,4] Ijob Ijob 22 14 2 2 Ein in der heiligen Schrift häufig wiederkehrendes Bild. [Ps 89,6, Jes 40,6-8, Sir 14,18, Weish 2,5, Ps 101,12] u.a. Ijob Ijob 22 14 20 Roborasti eum paululum ut in perpetuum transiret: immutabis faciem ejus, et emittes eum. Du gabst ihm Kraft auf kurze Zeit, dass er dann hingehe auf immer; du entstellst sein Angesicht und lässest ihn dahinfahren.¹⁴ Ijob Ijob 22 14 20 14 Unter dieser Bedingung gabst du dem Menschen Leben und Kraft, dass er fortwährendem Wechsel unterliege, bis er aus diesem leben scheidet. Ijob Ijob 22 14 21 Sive nobiles fuerint filii ejus, sive ignobiles, non intelliget. Mögen seine Kinder in Ehren oder unbekannt sein, er weiß es nicht.¹⁵ Ijob Ijob 22 14 21 15 Zu dem traurigen Umstande, dass keine Rückkehr aus dem Grabe stattfindet, kommt noch der andere, dass der gestorbene für seine Hinterlassenen nicht mehr sorgen kann, ja nicht einmal von ihnen Kunde hat. Das Jenseits besitzt im Alten Testamente noch nicht das ewige Licht noch die Gemeinschaft der Heiligen. Ijob Ijob 22 14 22 Attamen caro ejus dum vivet dolebit, et anima illius super semetipso lugebit. Doch sein Leib fühlt Schmerz, solange er lebt, und über ihn trauert seine Seele.¹⁶ Ijob Ijob 22 14 22 16 Hebr.: Nur seines eigenen Fleisches Schmerz empfindet er (dass es verwest) und über ihn nur trauert seine Seele. Die Vulgata kehrt minder richtig zum beständigen Elend dieses Lebens zurück. Ijob Ijob 22 14 3 Et dignum ducis super hujuscemodi aperire oculos tuos, et adducere eum tecum in judicium? Und du hältst es für würdig, über einen solchen deine Augen offen zu halten und ihn ins Gericht mit dir zu ziehen?³ Ijob Ijob 22 14 3 3 Die Fehler, die Job begangen, sind nur Folgen der Schwäche der Natur. Da nun diese niemand von ihm nimmt, sollte auch die Strafe nicht so hart sein. Ijob Ijob 22 14 4 Quis potest facere mundum de immundo conceptum semine? nonne tu qui solus es? Wer kann den rein machen, der aus unreinem Samen empfangen ist? Nicht du, der Alleinige?⁴ [Ps 50,7] Ijob Ijob 22 14 4 4 Hebr. besser und dem Sinne Jobs entsprechender: Könnte doch ein Reiner von einem Unreinen kommen! Nicht einer. Wie Eliphaz [Ijob 4,17-21] gesagt, vom Menschen sei Sündlosigkeit nicht zu erwarten, weil er im hinfälligen Leibe von Erde wohnt, so spricht auch Job hier, der aber die mit der Hinfälligkeit verbundene Unreinheit als ererbte, von einem sich auf den andern fortpflanzende betont. So spricht Job hier den Glauben an die Erbsünde aus. (Clem. Alex., Cyrill, Basil., August.) Ijob Ijob 22 14 5 Breves dies hominis sunt, numerus mensium ejus apud te est: constituisti terminos ejus, qui præteriri non poterunt. Kurz bemessen sind des Menschen Tage, die Zahl seiner Monde steht bei dir; du hast ihm ein Ziel gesetzt, welches nicht überschritten werden kann. Ijob Ijob 22 14 6 Recede paululum ab eo, ut quiescat, donec optata veniat, sicut mercenarii dies ejus. So weiche ein wenig von ihm, dass er ruhe, bis der gewünschte Tag kommt, wie bei einem Tagelöhner.⁵ Ijob Ijob 22 14 6 5 V. 5, 6 bilden im Hebr. eine Periode: Wenn seine Tage fest bestimmt sind und seiner Monde Zahl bei dir und du ihm seine Grenze gesetzt hast, die er nicht überschreiten kann, so blicke weg von ihm, damit er Ruhe habe und wie ein Tagelöhner froh werde seines Tages. Muss der Mensch zu bestimmter Frist dies Leben verlassen, das einem Tagelöhnertage gleicht, so sollte Gott ihn nicht noch mit Leiden aller Art überbürden, damit er sich die Spanne Lebenszeit hindurch, soweit möglich, freue. Ijob Ijob 22 14 7 Lignum habet spem: si præcisum fuerit, rursum virescit, et rami ejus pullulant. Der Baum hat Hoffnung; ist er abgehauen, so grünt er wieder auf und seine Zweige treiben nach. Ijob Ijob 22 14 8 Si senuerit in terra radix ejus, et in pulvere emortuus fuerit truncus illius, Altert gleich in der Erde seine Wurzel und ist in dem Staube sein Stamm abgestorben, Ijob Ijob 22 14 9 Ad odorem aquæ germinabit, et faciet comam quasi cum primum plantatum est: so schlägt er doch bei dem Dufte des Wassers wieder aus und treibt Blätter, so wie damals, als er gepflanzt ward. Ijob Ijob 22 0 1 3. Zweiter Redewechsel. (15,1 21,14) Die Freunde wenden ihren eigenen Grundsatz unmittelbar auf Job an, da dessen Sünde offenbar die Ursache seines Unglückes sei. Job zeigt, dass der Grundsatz, auf den sie sich stützen, falsch und trügerisch ist. A. Heftiger Streit zwischen Eliphaz und Job. (15,1 17,16) a. Eliphaz tadelt Job heftig und versucht ihn zu schrecken. (Kap. 15) Er beschuldigt Job der Anmaßung und Frechheit, da er gegen Gott wie die Spötter rede, (V. 6) und erklärt ihn für hochmütig, da er, obwohl viel niedriger stehend, sich anderen vorziehe (V. 13), dann wiederholt er, vor Gott sei niemand rein, (V. 16) und auf das anspielend, was Job von dem Glücke vieler Bösen gesagt, mahnt er, dass die Bösen stets von inneren Peinen heimgesucht werden. (V. 24) Endlich beschreibt er, um Job zu schrecken, in erhabener Weise die Gerechtigkeit, welche Gott gegen die Bösen übt. Ijob Ijob 22 15 1 Respondens autem Eliphaz Themanites, dixit: Da antwortete Eliphaz, der Themaniter, und sprach:¹ Ijob Ijob 22 15 1 1 Eliphaz tadelt besonders zwei Behauptungen Jobs: dass er unschuldig leide und dass die Gottlosen im Glücke seien. Er betont dagegen, dass die Gottlosen in Schrecken leben und endlich kläglich untergehen. Damit sagt er, bei seiner Meinung hartnäckig beharrend, bereits Vorgebrachtes von neuem. (V. 10, V. 14-19, V. 29ff) Immerhin fügt er auch neues an, was einen Fortschritt ausmacht: einen psychologischen, insofern er Job mit größerer Heftigkeit angreift, ihn der Gottlosigkeit, Gotteslästerung (V. 2-6) und unzähliger Sünden (V. 16) beschuldigt und bei der Beschreibung des Gottlosen auf Job anspielt (V. 25-28.30), was alles Jobs Leiden mehrt. Auch ein philosophisch-theologischer Fortschritt ist zu beachten, denn Jobs Satz von dem Glücke der Gottlosen wird durch den entgegengesetzten von ihrem Schrecken und ihrem Untergange beleuchtet. Ijob Ijob 22 15 10 Et senes, et antiqui sunt in nobis multo vetustiores quam patres tui. Auch unter uns¹⁰ sind Greise und Alte, viel älter als deine Väter. [Sir 18,8] Ijob Ijob 22 15 10 10 Unter unseren Stammesgenossen. Die Erfahrung, auf welche du dich berufen [Ijob 13,1], steht auch uns reichlich zu Gebote. Ijob Ijob 22 15 11 Numquid grande est ut consoletur te Deus? sed verba tua prava hoc prohibent. Ist es denn etwas Großes für Gott, dass er dich tröste? Doch deine bösen Worte hindern dies.¹¹ Ijob Ijob 22 15 11 11 Hebr.: Sind zu gering dir Gottes Tröstungen, das Wort, das so gelind an dich erging? Eliphaz hatte [Ijob 5,17] gesagt, dass Gott strafe, um zu heilen, und ihm Glück verheißen, wenn er sich bekehrte. [Ijob 5,19-27] Ähnlichen Trost hatte Baldad [Ijob 8,5-8] und Sophar [Ijob 11,13-19] gespendet. Diese Verheißungen hatten sie von Gottes Gerechtigkeit hergeleitet, daher nennen sie dieselben Tröstungen Gottes. Ijob Ijob 22 15 12 Quid te elevat cor tuum, et quasi magna cogitans, attonitos habes oculos? Was erhebt sich dein Herz und was sind deine Augen starr, als sännest du große Dinge? Ijob Ijob 22 15 13 Quid tumet contra Deum spiritus tuus, ut proferas de ore tuo hujuscemodi sermones? Was bläht sich dein Geist wider Gott auf, dass du solche Reden aus deinem Munde vorbringst? Ijob Ijob 22 15 14 Quid est homo, ut immaculatus sit, et ut justus appareat natus de muliere? Was ist der Mensch, dass er rein sei und dass der vom Weibe Geborene gerecht erscheine?¹² Ijob Ijob 22 15 14 12 Bis hierher hat er Jobs Gründe nur indirekt angegriffen. Seine Weisheit werde von anderen übertroffen, er handle verächtlich mit Gott und werde von seiner Wut hingerissen. Nunmehr greift Eliphaz direkt an und zwar weist er zuerst darauf hin, dass Job nicht ohne Schuld sei. [Ijob 13,18.23.24] Er trifft über das Ziel hinaus, denn dies hatte Job nicht geleugnet [Ijob 13,26, Ijob 14,4.17] und früher [Ijob 7,21, Ijob 9,2.20.31, Ijob 10,6], sondern nur, dass er durch seine Sünden solche Heimsuchungen verdiene. Dies letztere hätte Eliphaz beweisen müssen, nicht aber nur wiederholen, was er [Ijob 4,19] und Sophar [Ijob 11,5.6] bereits gesagt. Ijob Ijob 22 15 15 Ecce inter sanctos ejus nemo immutabilis, et cli non sunt mundi in conspectu ejus. Siehe, unter seinen Heiligen¹³ ist niemand unwandelbar und die Himmel¹⁴ sind nicht rein in seinen Augen. [Ijob 4,8] Ijob Ijob 22 15 15 13 Wie [Ijob 4,18]. Ijob Ijob 22 15 15 14 Entweder die Engel oder die sichtbaren Himmel. Ijob Ijob 22 15 16 Quanto magis abominabilis et inutilis homo, qui bibit quasi aquam iniquitatem? Wieviel weniger der verabscheuungswerte und nichtsnütze¹⁵ Mensch, der die Sünde wie Wasser hineintrinkt?¹⁶ Ijob Ijob 22 15 16 15 Hebr.: Faulende. Ijob Ijob 22 15 16 16 Dem sie so zum beständigen Bedürfnis geworden ist, dass er nach ihr lechzt wie der Durstige nach Wasser. Ist der Mensch so verdorben, wie kann er gegen die von Gott gesandten Leiden murren? Ijob Ijob 22 15 17 Ostendam tibi, audi me: quod vidi narrabo tibi. Ich will es dir kundgeben, höre mich; was ich gesehen, will ich dir erzählen.¹⁷ Ijob Ijob 22 15 17 17 Gegen [Ijob 12,6ff]. Ijob Ijob 22 15 18 Sapientes confitentur, et non abscondunt patres suos. Die Weisen bekennen es und verleugnen ihre Väter nicht.¹⁸ Ijob Ijob 22 15 18 18 Eliphaz ist selbst aus der Heimat der Weisen. [Jer 49,6] Ijob Ijob 22 15 19 Quibus solis data est terra, et non transivit alienus per eos. Ihnen allein war das Land gegeben und in ihrer Mitte wandelte kein Fremder.¹⁹ Ijob Ijob 22 15 19 19 Eliphaz hebt die Unvermischtheit des Stammes seines Volkes hervor, um die Reinheit der Weisheitsquelle, aus der er schöpft, bemerklich zu machen. Ijob Ijob 22 15 2 Numquid sapiens respondebit quasi in ventum loquens, et implebit ardore stomachum suum? Antwortet etwa ein Weiser, als redete er in den Wind, und erfüllt er sein Inneres mit Gluthitze?² Ijob Ijob 22 15 2 2 Wenn du ein Weiser bist, der du doch sein willst, wie kannst du windiges Wissen erwidern, d.i. solches, das in Wahrheit keines ist, und mit Ostwind dein Inneres füllen, nämlich um ihn dann in heftigen Reden über uns ergehen zu lassen. Ijob Ijob 22 15 20 Cunctis diebus suis impius superbit, et numerus annorum incertus est tyrannidis ejus. Sein ganzes Leben lang ist der Gottlose übermütig²⁰ und die Zahl der Jahre seiner Gewalttätigkeit ist ungewiss. Ijob Ijob 22 15 20 20 Hebr.: quält sich, und alle die Jahre, die dem Wüterich zugemessen. In V. 21 wird die innere Pein, die in V. 22 die Verzweiflung geschildert, der Schicksalsmacht zu entfliehen, V. 23 quälende Nahrungssorgen mitten im Überfluss, V. 24b: die Augen bemächtigt sich keiner ohne Anlass, wie ein Kriegsfürst plötzlich losbricht, wenn alle Anordnungen getroffen sind. Ijob Ijob 22 15 21 Sonitus terroris semper in auribus illius: et cum pax sit, ille semper insidias suspicatur. Des Schreckens Dröhnen ist immer in seinen Ohren, und wenn gleich Friede ist, argwöhnt er immer Nachstellungen. Ijob Ijob 22 15 22 Non credit quod reverti possit de tenebris ad lucem, circumspectans undique gladium. Nicht glaubt er, aus der Finsternis in das Licht zurückkehren zu können, nach allen Seiten schaut er sich nach dem Schwerte um. Ijob Ijob 22 15 23 Cum se moverit ad quærendum panem, novit quod paratus sit in manu ejus tenebrarum dies. Macht er sich auf, um Brot zu suchen, so weiß er,²¹ dass der Tag der Finsternis ihm nahe ist. Ijob Ijob 22 15 23 21 Überredet er sich. Ijob Ijob 22 15 24 Terrebit eum tribulatio, et angustia vallabit eum, sicut regem, qui præparatur ad prlium. Trübsal wird ihn schrecken und Angst ihn wie mit einem Walle umgeben, wie einen König, der sich zum Kampfe rüstet.²² Ijob Ijob 22 15 24 22 Schrecken und Furcht vor Elend umringen ihn, wie einen König, der in den Krieg zieht, seine Soldaten. Auch hierin sind Anspielungen auf Job enthalten [Ijob 6,4, Ijob 7,4.13.14]; ebenso [Ijob 9,18.34, Ijob 10,17, Ijob 13,21]. Hebr.: Überwältigt ihn wie ein König, gerüstet zum Sturme. Ijob Ijob 22 15 25 Tetendit enim adversus Deum manum suam, et contra Omnipotentem roboratus est. Denn²³ wider Gott streckte er seine Hand aus²⁴ und zeigte seine Kraft wider den Allmächtigen. Ijob Ijob 22 15 25 23 Grund für das plötzliche Verderben. Ijob Ijob 22 15 25 24 Die Hand gegen Gott ausstrecken (ihn zu unterdrücken), ist Beweis des höchsten, sinnlosesten Übermutes. Ijob Ijob 22 15 26 Cucurrit adversus eum erecto collo, et pingui cervice armatus est. Er stürmte wider ihn an mit vorgerecktem Halse²⁵ und waffnete sich mit feistem²⁶ Nacken.²⁷ Ijob Ijob 22 15 26 25 Bild des stößigen Ochsen. Ijob Ijob 22 15 26 26 Feistheit ist Bild der Verhärtung im Bösen [Dtn 32,15, Ps 72,7], wie der Nacken Härte bedeutet. Ijob Ijob 22 15 26 27 Im Hebr.: lautet der zweite Teil des Verses: Mit den dichten Buckeln seiner Schilde. Ijob Ijob 22 15 27 Operuit faciem ejus crassitudo, et de lateribus ejus arvina dependet. Sein Antlitz bedeckte Fett und Speck hängt herab von seinen Seiten.²⁸ Ijob Ijob 22 15 27 28 Zweiter Begründungssatz: Er lebte im Überfluss Ijob Ijob 22 15 28 Habitavit in civitatibus desolatis, et in domibus desertis, quæ in tumulos sunt redactæ. Er wohnte in zerstörten Städten und in verödeten Häusern, die in Schutthaufen verwandelt sind.²⁹ Ijob Ijob 22 15 28 29 Hebr.: bestimmt zu Trümmerhaufen. Der Gottlose mehrt seine große Macht noch, indem er zerstörte Städte wieder aufbaut, welche, von Gottes Strafgericht getroffen, stete Denkmäler der göttlichen Strafgerechtigkeit bleiben sollten. Ijob Ijob 22 15 29 Non ditabitur, nec perseverabit substantia ejus, nec mittet in terra radicem suam. Nicht wird er reich werden und sein Wohlstand wird nicht dauern noch wird er in die Erde seine Wurzel tief einsenken.³⁰ Ijob Ijob 22 15 29 30 Doch alles dies wird den Gottlosen nichts nützen. Er wird keinen beständigen Besitz haben, der sich einwurzelnd festigt und verbreitet. Ijob Ijob 22 15 3 Arguis verbis eum, qui non est æqualis tibi, et loqueris quod tibi non expedit. Du tadelst den mit Worten, der nicht deinesgleichen ist,³ und redest, was dir nicht frommt. Ijob Ijob 22 15 3 3 Gott. Ijob Ijob 22 15 30 Non recedet de tenebris: ramos ejus arefaciet flamma, et auferetur spiritu oris sui. Er wird der Finsternis³¹ nicht entkommen, die Flamme wird seine Zweige verdorren und er wird hinweggerafft werden von dem Hauche seines Mundes. Ijob Ijob 22 15 30 31 Der ihm drohenden Strafe, wie der von den Flammen des versengenden Ostwindes oder Glutwindes versengte Baum keine Blätter und Äste mehr hat. Endlich stirbt er in Wut und Wahnsinn. Vergl. [Ijob 5,2]. Ijob Ijob 22 15 31 Non credet frusta errore deceptus, quod aliquo pretio redimendus sit. In eitlem Irrtume befangen, wird er nicht glauben, dass er um irgend einen Preis erlöst werden könne.³² Ijob Ijob 22 15 31 32 Vielleicht Anspielung auf [Ijob 7,16, Ijob 10,21, Ijob 14,10]. Hebr.: Nicht vertraue er auf das Eitle (die Gottlosigkeit), der Betrogene, denn Eitles (Gottlosigkeit) wird sein Lohn sein. Mit anderen Worten: Er sündige nicht, durch die Lust des Augenblickes verblendet, denn Elend und Strafe wird er für die Sünde eintauschen. Ijob Ijob 22 15 32 Antequam dies ejus impleantur, peribit: et manus ejus arescent. Ehe seine Tage voll sind, wird er umkommen und seine Hände werden verdorren.³³ Ijob Ijob 22 15 32 33 Vergl. [Ps 54,24, Ps 77,33]. (Hebr.: Ehe seine Zeit (sein Ende) kommt, tritt der Wandel ein und seine Zweige verlieren ihr Grün, seine Familie wird mit ihm unglücklich). Ijob Ijob 22 15 33 Lædetur quasi vinea in primo flore botrus ejus, et quasi oliva projiciens florem suum. Wie ein Weinberg, der in der ersten Blüte verletzt worden, wird seine Traube sein und wie ein Ölbaum, der seine Blüten abwirft.³⁴ Ijob Ijob 22 15 33 34 Wie man am Weinstocke noch unreife Trauben abreißt, so rafft Gott des Frevlers für den Tod noch nicht reife Kinder dahin. Ijob Ijob 22 15 34 Congregatio enim hypocritæ sterilis, et ignis devorabit tabernacula eorum, qui munera libenter accipiunt. Denn³⁵ die Genossenschaft³⁶ des Heuchlers ist unfruchtbar und Feuer frisst die Gezelte derer, die gern Geschenke nehmen. Ijob Ijob 22 15 34 35 Zum Schlusse wird noch die allgemeine Erfahrungsregel ausgesprochen, der zufolge das Gesagte notwendig geschehen muss: Es ist nie anders gewesen. Ijob Ijob 22 15 34 36 Die Familie. Ijob Ijob 22 15 35 Concepit dolorem, et peperit iniquitatem, et uterus ejus præparat dolos. Er hat Unheil empfangen und Freveltat geboren und sein Schoß bereitet Trug.³⁷ Ijob Ijob 22 15 35 37 Er nimmt Anschläge ins Herz auf, voll von Unrecht, führt er sie aus, so gebiert er Ungerechtigkeit und sicher auch der Empfängnis gemäß Strafe. Auch bleibt er nicht bei einer Ausgeburt stehen, sondern denkt alsbald an nicht weniger Verderbliches mit unerschöpflicher Fruchtbarkeit, doch der Erfolg von allem ist einer, den er nicht erwartet: er bereitet sich selber Täuschung, er bringt nichts zustande. Ijob Ijob 22 15 4 Quantum in te est, evacuasti timorem, et tulisti preces coram Deo. Soviel an dir liegt, hast du die Gottesfurcht vernichtet und das Gebet vor Gott aufgehoben.⁴ Ijob Ijob 22 15 4 4 Besonders durch deine Äußerungen [Ijob 9,22-24]. Indem du behauptest, unschuldig zu leiden, vernichtest du die Verehrung Gottes in anderen, denn wer sollte Gott fürchten und ehren, wenn selbst seine treuen Verehrer so schwer heimgesucht werden? Ijob Ijob 22 15 5 Docuit enim iniquitas tua os tuum, et imitaris linguam blasphemantium. Denn deine Bosheit hat deinen Mund gelehrt und du ahmst die Zunge der Lästerer nach.⁵ Ijob Ijob 22 15 5 5 Job hat so offenbar verwerflich gesprochen, dass er eigentlich keinen andern Tadler brauchte, denn seine Worte verkünden seine Bosheit. Nunmehr geht Eliphaz zur Widerlegung über. Ijob Ijob 22 15 6 Condemnabit te os tuum, et non ego: et labia tua respondebunt tibi. Dein eigener Mund wird dich verdammen⁶ und nicht ich, und deine Lippen werden wider dich zeugen. Ijob Ijob 22 15 6 6 Sprichwort. Vergl. [Lk 19,22]. Ijob Ijob 22 15 7 Numquid primus homo tu natus es, et ante colles formatus? Bist du als der erste unter den Menschen geboren und vor den Hügeln geschaffen?⁷ Ijob Ijob 22 15 7 7 Zurückweisung auf das, was Job [Ijob 12,2] gesagt hatte. Vor den Hügeln: Von Ewigkeit her. Vergl. [Spr 8,25, Ps 89,2]. Ijob Ijob 22 15 8 Numquid consilium Dei audisti, et inferior te erit ejus sapientia? Hast du den Ratschluss Gottes gehört und wird seine Weisheit wohl geringer sein als die deine?⁸ Ijob Ijob 22 15 8 8 Hebr.: und dadurch hohe Weisheit dir erworben? Ijob Ijob 22 15 9 Quid nosti quod ignoremus? quid intelligis quod nesciamus? Was weißt du, was wir nicht wüssten? Was siehst du ein, das uns unbekannt wäre?⁹ Ijob Ijob 22 15 9 9 Antwort auf [Ijob 13,2.4]. Ijob Ijob 22 0 1 b. Job antwortet hierauf weniger heftig. (16,1-17,16) Er beklagt sich, dass die Freunde, stets das gleiche wiederholend, ihm lästige Tröster seien. (V. 6) Von dem Tadel seiner Freunde geht er zur erneuten Beschreibung seiner Leiden über, die umso größer seien, als er in die Hände der Gottlosen dahingegeben und unerwartet und plötzlich der Wechsel des Schicksals eingetreten sei. (V. 17) So wünsche er denn von ganzem Herzen, man möchte sein Leiden nicht seiner Verschuldung zuschreiben, und ruft Gott als Zeugen seiner Unschuld an, seine Freunde zurückweisend, die ihn nur verhöhnen. (V. 22) Nur wenige Lebenstage seien ihm noch übrig. Ijob Ijob 22 16 1 Respondens autem Job, dixit: Job antwortete und sprach:¹ Ijob Ijob 22 16 1 1 Jobs Schmerzen werden genauer beschrieben und so wird besser zum Ausdruck gebracht, wie heldenmütig er sie erträgt. Auch fasst der Dulder Hoffnung und spricht bereits offen und unbezweifelt aus, dass Gott seiner Unschuld Rächer werde. (Angedeutet [Ijob 14,13-17], hier V. 19-21.) Ijob Ijob 22 16 10 Collegit furorem suum in me, et comminans mihi, infremuit contra me dentibus suis: hostis meus terribilibus oculis me intuitus est. Er¹² hat seinen Ingrimm wider mich gesammelt und mir drohend, knirscht er gegen mich mit seinen Zähnen, als mein Feind hat er seinen Blick mit schrecklichen Augen auf mich gerichtet. Ijob Ijob 22 16 10 12 Ja, Gott selbst ist sein Widersacher geworden, kennzeichnet ihn als Feind, den er auf jede Weise unterdrücken will. (Vergl. V. 12 und [Ijob 6,4.9, Ijob 7,14.19] u.a.) Ijob Ijob 22 16 11 Aperuerunt super me ora sua, et exprobrantes percusserunt maxillam meam, satiati sunt pnis meis. Sie¹³ rissen wider mich ihre Mäuler auf und schlugen mich höhnend auf die Wange¹⁴ und sättigten sich an meinen Peinen.¹⁵ Ijob Ijob 22 16 11 13 Weitere Steigerung seiner Schmerzen. Dem Zorn Gottes entspricht die Feindschaft der Menschen, die ihn höhnen und beschimpfen. Ijob Ijob 22 16 11 14 Sprichwörtlich für jede schwere Beschimpfung. [Ps 3,8, Mi 5,1] Ijob Ijob 22 16 11 15 Wie an einer Beute. Hebr.: Sie versammeln sich in Scharen um mich. Ijob Ijob 22 16 12 Conclusit me Deus apud iniquum, et manibus impiorum me tradidit. Gott hat mich dem Ungerechten übergeben, den Händen der Gottlosen mich überlassen.¹⁶ Ijob Ijob 22 16 12 16 Dies kränkt ihn am meisten. Ijob Ijob 22 16 13 Ego ille quondam opulentus repente contritus sum: tenuit cervicem meam, confregit me, et posuit me sibi quasi in signum. Ich, einst so reich, bin plötzlich zermalmt worden; er fasste mich bei dem Nacken, zerschmetterte mich und stellte mich zur Zielscheibe für sich auf.¹⁷ Ijob Ijob 22 16 13 17 Ein anderer sein Leiden erschwerender Umstand: Hochstehend, ward er plötzlich dem Glücke entrissen, von Gott wie von einem Krieger unvermutet überfallen, zum Ziele seiner Geschosse gemacht, vergl. [Ijob 7,20], zerfleischt und durchbohrt, wenn auch nicht getötet. Ijob Ijob 22 16 14 Circumdedit me lanceis suis, convulneravit lumbos meos, non pepercit, et effudit in terra viscera mea. Er umgab mich mit seinen Speeren, verwundete schonungslos meine Lenden¹⁸ und schüttete meine Eingeweide auf die Erde aus. Ijob Ijob 22 16 14 18 Lenden: Hebr.: spaltet meine Nieren; im arabischen Sprichwort für: tödlich verwunden. Mit Änderung des Bildes vergleicht Job sich mit einer Mauer, die Riss auf Riss durch den Ansturm der Feinde erlitten hat. Ijob Ijob 22 16 15 Concidit me vulnere super vulnus, irruit in me quasi gigas. Er schlug mir Wunde über Wunde und stürmte gegen mich an wie ein Riese. Ijob Ijob 22 16 16 Saccum consui super cutem meam, et operui cinere carnem meam. Ich nähte ein Trauerkleid um meine Haut¹⁹ und bedeckte meinen Leib mit Asche.²⁰ Ijob Ijob 22 16 16 19 Das Trauergewand wurde auf dem bloßen Leibe enganliegend getragen. Ijob Ijob 22 16 16 20 Hebr.: Und legte in den Staub mein Horn. Dies ist das Gegenteil vom Erheben des Hornes, was Zeichen der Macht und des Glückes ist. Ijob Ijob 22 16 17 Facies mea intumuit a fletu, et palpebræ meæ caligaverunt. Mein Angesicht ist angeschwollen vom Weinen und meine Augenlider sind verdunkelt.²¹ Ijob Ijob 22 16 17 21 Hebr.: Auf meinen Wimpern lagert Todesschatten. Ijob Ijob 22 16 18 Hæc passus sum absque iniquitate manus meæ, cum haberem mundas ad Deum preces. Das habe ich gelitten, obwohl keine Ungerechtigkeit in meiner Hand²² und mein Gebet zu Gott rein war.²³ Ijob Ijob 22 16 18 22 Im Gegensatze zu diesem Elende hebt er seine Unschuld hervor, die der Leser, der Ursache des Leidens kundig, je seinerseits auch kennt. Ijob Ijob 22 16 18 23 Durch die Versicherung, dass sein Gebet rein sei, weist Job die Beschuldigung zurück, dass er Frömmigkeit und Andacht aufhebe [Ijob 15,4], er übe sie vielmehr und habe sie immer geübt auf ungeheuchelte Weise. Ijob Ijob 22 16 19 Terra ne operias sanguinem meum, neque inveniat in te locum latendi clamor meus. O Erde! bedecke mein Blut nicht und mein Geschrei finde auf dir keine Stätte, sich zu verbergen!²⁴ Ijob Ijob 22 16 19 24 Dass er in seinem jetzigen Leiden bald unterliegen und sterben müsse, ist Job gewiss. Aber dann verschweige nicht, o Erde, was mir widerfahren, und decke das Blut, das ungerecht aus meinem Leibe vergossen, o Erde, mit der Krankheit meines Leibes belastet, und es wecke mein Rufen Gott zur Wiederherstellung meines Rechtes. Auch die Luft soll seine Klagen nicht hindern, sondern zum Himmel gelangen lassen, damit Gott, der gerechte Richter, die Unschuld Jobs kundtue. Ijob Ijob 22 16 2 Audivi frequenter talia, consolatores onerosi omnes vos estis. Solches habe ich oftmals gehört, lästige Tröster² seid ihr insgesamt. Ijob Ijob 22 16 2 2 Er nennt sie ironisch so, weil sie sich als solche bezeichnet, der Erfolg ihres Trostes aber ist Belästigung, Vergrößerung des Leidens, statt Linderung. Ijob Ijob 22 16 20 Ecce enim in clo testis meus, et conscius meus in excelsis. Denn siehe, im Himmel ist mein Zeuge und der mich kennt, in der Höhe.²⁵ Ijob Ijob 22 16 20 25 Auf Erden wird Job geringgeschätzt, doch im Himmel hat er einen erhabenen Augen- und Ohrenzeugen. Ihm hängt er an, obwohl er weiß, dass eben Gott der Urheber seiner Leiden ist. Wie ganz anders geschieht alles als Satan erhofft! Ijob Ijob 22 16 21 Verbosi amici mei: ad Deum stillat oculus meus. Meine Freunde sind reich an spottenden Worten, zu Gott blickt mein Auge tränend empor. Ijob Ijob 22 16 22 Atque utinam sic judicaretur vir cum Deo, quomodo judicatur filius hominis cum collega suo. O möchte der Mensch mit Gott so ins Gericht treten können, wie ein Menschenkind ins Gericht tritt mit seinesgleichen!²⁶ Ijob Ijob 22 16 22 26 Wenn Gott schon jetzt sein Zeuge und Mitwisser ist, so könnte er auch jetzt schon ihm Hilfe gewähren, indem er, der ihn durch das Leiden in den Augen der Menschen als Sünder hingestellt, zu erkennen gibt, dass er kein solcher sei, sondern recht habe, wenn er seine Unschuld behaupte. So nach dem Hebr.: Zu Gott blickt mein Auge tränend empor, dass er entscheide für den Mann gegen Gott und für den Menschensohn gegenüber einem Freunde (oder: wie sein Freund). Der Gott, gegen den entschieden wird, ist der nur vorgestellte, unwirkliche, aus dem die Freunde einen gerechten machen wollten. In der Vulg. ist derselbe Sinn wie [Ijob 9,32.33, Ijob 13,19-24]. Ijob Ijob 22 16 23 Ecce enim breves anni transeunt, et semitam, per quam non revertar, ambulo. Denn siehe, die kurzen Jahre gehen vorüber und ich wandle den Pfad dahin, auf dem ich nicht zurückkommen werde.²⁷ Ijob Ijob 22 16 23 27 Gründe aus der Kürze und dem Elende des Lebens hergenommen, wie [Ijob 14,5.6]. Der erste Vers von [Ijob 17] zeigt noch mehr, wie nahe Job dem Tode ist. Ijob Ijob 22 16 3 Numquid habebunt finem verba ventosa? aut aliquid tibi molestum est si loquaris? Werden die aufgeblasenen Worte³ ein Ende nehmen? Oder ist dir etwas lästig, dass du so redest? Ijob Ijob 22 16 3 3 Antwort auf [Ijob 15,2.3]. Hebr.: Was reizt dich denn, dass du alles erwiderst? Ijob Ijob 22 16 4 Poteram et ego similia vestri loqui: atque utinam esset anima vestra pro anima mea: Auch ich könnte ähnliches reden wie ihr;⁴ und o wäre doch⁵ eure Seele an der Stelle meiner Seele! Ijob Ijob 22 16 4 4 Leidende zu trösten, wie ihr, erfordert wenig Weisheit. Wären unsere Lagen gewechselt, auch ich könnte euch bitter tadeln und schwerer Sünden beschuldigen. Ijob Ijob 22 16 4 5 Besser nach dem Hebr.: wenn ihr in meiner Lage wäret. Die Übersetzung der Vulgata ist ein zu heftiger Unglückswunsch gegen die Freunde. Ijob Ijob 22 16 5 Consolarer et ego vos sermonibus, et moverem caput meum super vos: so wollte auch ich euch mit Gerede trösten und mein Haupt über euch schütteln⁶ Ijob Ijob 22 16 5 6 Gerade des Spottes und der Verachtung. [Jes 37,22, Ps 21,8] Ijob Ijob 22 16 6 Roborarem vos ore meo: et moverem labia mea, quasi parcens vobis. und euch mit meinem Munde stärken und meine Lippen bewegen, als hätte ich Mitleid mit euch.⁷ Ijob Ijob 22 16 6 7 Leere Worte vorbringend, von denen das Herz nichts weiß. Job deutet an, dass er so nicht tun würde. Ijob Ijob 22 16 7 Sed quid agam? Si locutus fuero, non quiescet dolor meus: et si tacuero, non recedet a me. Doch was soll ich tun? Wenn ich rede, setzt mein Schmerz nicht aus; schweige ich, so weicht er nicht von mir.⁸ Ijob Ijob 22 16 7 8 Er lässt seinen Klagen freien Lauf. Ijob Ijob 22 16 8 Nunc autem oppressit me dolor meus, et in nihilum redacti sunt omnes artus mei. Jetzt aber hat mich mein Schmerz ganz niedergedrückt, alle meine Glieder⁹ sind zu nichts geworden. Ijob Ijob 22 16 8 9 Besser wohl: Haus, Familie. Ijob Ijob 22 16 9 Rugæ meæ testimonium dicunt contra me, et suscitatur falsiloquus adversus faciem meam contradicens mihi. Meine Runzeln geben Zeugnis wider mich¹⁰ und der Lügenredner¹¹ steht auf und widerspricht mir ins Angesicht. Ijob Ijob 22 16 9 10 Ein zweites erschwerendes Moment liegt darin, dass die Leiden (die aus der Krankheit entstandenen Runzeln) als Zeugen großer Verschuldung gegen ihn gelten; sie sind zwar lügenhafte Zeugen, aber sie gelten als wahre. Ijob Ijob 22 16 9 11 Eliphaz und die anderen Freunde. Ijob Ijob 22 0 1 Job nimmt zu Gott mit voller Zuversicht seine Zuflucht (V. 3) und weist seine Freunde als Richter zurück, da ihnen die wahre Weisheit abgehe (V. 10) und sie ihm nur eitlen Trost bieten. Ijob Ijob 22 17 1 Spiritus meus attenuabitur, dies mei breviabuntur, et solum mihi superest sepulcrum. Mein Geist wird kraftlos,¹ meine Tage gehen zu Ende und einzig das Grab ist mir übrig.² Ijob Ijob 22 17 1 1 Besser in der Vergangenheit: ist geworden. Ijob Ijob 22 17 1 2 Ich trage gleichsam schon seine Vorboten an mir. Ijob Ijob 22 17 10 Igitur omnes vos convertimini, et venite, et non inveniam in vobis ullum sapientem. Darum wendet euch immer wieder her, ihr alle, und kommet; doch einen Weisen werde ich unter euch nicht finden.¹² Ijob Ijob 22 17 10 12 Ob die Freunde sich anschicken, Job zu verlassen, da sie nicht hoffen können, ihn zu ihrer Meinung zu bringen? Job will ihnen noch einmal seine Hoffnungslosigkeit für dieses Leben und damit die Nichtigkeit ihrer Trostgründe begreiflich machen; freilich ohne Hoffnung, dass sie Einsicht gewinnen. Ijob Ijob 22 17 11 Dies mei transierunt, cogitationes meæ dissipatæ sunt, torquentes cor meum: Meine Tage sind vorübergegangen,¹³ meine Pläne sind vereitelt und martern mein Herz.¹⁴ Ijob Ijob 22 17 11 13 Ich bin durch mein Leiden dem Tode nahe, meine Gedanken und Pläne für dies Leben sind aufgegeben. Ijob Ijob 22 17 11 14 Hebr.: die Lieblingsgüter meines Herzens. Ijob Ijob 22 17 12 Noctem verterunt in diem, et rursum post tenebras spero lucem. Sie haben die Nacht in Tag gewandelt und ich soll nach der Finsternis wieder Licht hoffen.¹⁵ Ijob Ijob 22 17 12 15 Sinn des Hebr.: die Freunde machen die Nacht zum Tage, insofern sie mir liebliche Zukunftsbilder vorspiegeln, während mir doch aus der Zukunft nur Dunkel entgegenblickt. Ijob Ijob 22 17 13 Si sustinuero, infernus domus mea est, et in tenebris stravi lectulum meum. Wenn ich auch¹⁶ ausharre, ist doch die Unterwelt mein Haus und in der Finsternis habe ich mein Lager aufgeschlagen.¹⁷ Ijob Ijob 22 17 13 16 Zweiter Begründungssatz V. 10. Ijob Ijob 22 17 13 17 Erwarte ich, wie ihr wollt und verheißet, einen Umschlag der Dinge, so wird doch nur die dunkle Unterwelt mir zuteil, dort ist mein Lager bereits aufgeschlagen, das ist's, was ich zu hoffen habe. Ijob Ijob 22 17 14 Putredini dixi: Pater meus es, mater mea, et soror mea, vermibus. Zur Fäulnis sprach ich: Mein Vater bist du! Mutter und Schwester seid ihr mir! zu den Würmern.¹⁸ Ijob Ijob 22 17 14 18 Mit nichts Irdischem bleibt mir Verwandtschaft; der Verwesung gehöre ich an, wie Kinder den Eltern, wie Geschwister einander. Ijob Ijob 22 17 15 Ubi est ergo nunc præstolatio mea, et patientiam meam quis considerat? Wo ist denn also nun mein Harren und wer achtet auf meine Geduld?¹⁹ Ijob Ijob 22 17 15 19 Frage an die Freunde. Was habe ich also in Wahrheit zu erwarten? Hebr.: 15.; b: Und meine Hoffnung, wer kann sie jetzt schauen? Nämlich: Wer erschaut eine andere als die des baldigen Todes? Ijob Ijob 22 17 16 In profundissimum infernum descendent omnia mea: putasne saltem ibi erit requies mihi? In der Unterwelt tiefste Tiefen wird all das Meine hinunterfahren, werde ich wohl da wenigstens Ruhe haben?²⁰ Ijob Ijob 22 17 16 20 Er schließt mit einem Seufzer. Er sehnt sich nach Tod und Vorhölle und fürchtet doch wieder. Wenngleich Job alle seine Hoffnung auf Gott setzt [Ijob 16,18.20] und diese von neuem bezeugt hat [Ijob 17,8], so hofft er dennoch auf Erden nicht die Wiedergabe seiner Güter und Gesundheit. Obgleich er meint, dass das, was er am innigsten begehrt, ihm versagt bleibt, hält er fest an Gott. So trägt er einen glänzenden Sieg über Satans Verleumdung davon: Er dient Gott und hängt an Glauben und Religion um Gottes willen. Um dies noch mehr zu zeigen, lässt der heilige Schriftsteller Job die Freunde und ihre zeitlichen Versprechungen widerlegen. Ijob Ijob 22 17 2 Non peccavi, et in amaritudinibus moratur oculus meus. Ich habe nicht gesündigt, doch auf Bitterkeiten weilt mein Auge.³ Ijob Ijob 22 17 2 3 Hebr.: Fürwahr mich treffen Spöttereien, mein Auge muss auf ihrem Hadern weilen. Ijob Ijob 22 17 3 Libera me Domine, et pone me juxta te, et cujusvis manus pugnet contra me. Befreie mich, Herr! und stelle mich neben dich, dann mag wider mich eines jeden Hand streiten.⁴ Ijob Ijob 22 17 3 4 O setze doch ein Pfand, verbürge mich bei dir, wer ist es sonst, der in meine Hand einschlüge? Vulg.: Lasse du mich nur als unschuldig zu dir treten, so achte ich aller Menschen Angriffe für nichts. Ijob Ijob 22 17 4 Cor eorum longe fecisti a disciplina, propterea non exaltabuntur. Ihr Herz hast du der Einsicht verschlossen, darum werden sie nicht obsiegen.⁵ Ijob Ijob 22 17 4 5 Die falsche Meinung der Freunde scheint ihm der Anfang einer göttlichen Züchtigung an ihnen. Ijob Ijob 22 17 5 Prædam pollicetur sociis, et oculi filiorum ejus deficient. Er verheißt seinen Genossen Beute, aber die Augen seiner Kinder werden dahinschmachten.⁶ Ijob Ijob 22 17 5 6 Wie weit sie vom Siege entfernt sind, zeigt Job in einem Vergleiche. Sie sind wie ein Mensch, der den Genossen reiche Beute verheißt, während er selbst so arm ist, dass seine Söhne vor Hunger umkommen. So versprachen sie, ihn Weisheit zu lehren. Ijob Ijob 22 17 6 Posuit me quasi in proverbium vulgi, et exemplum sum coram eis. Man hat mich wie zu einem Gespötte des Volkes hingestellt und ein Beispiel⁷ bin ich vor ihnen. Ijob Ijob 22 17 6 7 Der Gerechtigkeit Gottes oder (hebr.) der Verspottung. Ijob Ijob 22 17 7 Caligavit ab indignatione oculus meus, et membra mea quasi in nihilum redacta sunt. Mein Auge ist⁸ dunkel geworden vor Gram und meine Glieder sind wie vernichtet. Ijob Ijob 22 17 7 8 Darum ist usw. Ijob Ijob 22 17 8 Stupebunt justi super hoc, et innocens contra hypocritam suscitabitur. Darüber werden die Gerechten staunen⁹ und der Unschuldige sich wider den Heuchler erheben. Ijob Ijob 22 17 8 9 Nein, wahrhaft weise Männer urteilen anders als Eliphaz. [Ijob 15,4] Sie werden staunen, dass Gottes Vorsehung so gegen die Gerechten verfährt und aufgebracht werden wider die Ruchlosen (so hebr. statt Heuchler), weil diese nicht nur glücklich sind, sondern in ihrem Glücke den Leidenden kränken und verfolgen. Ijob Ijob 22 17 9 Et tenebit justus viam suam, et mundis manibus addet fortitudinem. Und der Gerechte wird seinen Weg einhalten¹⁰ und reine Hände werden neue Kraft gewinnen.¹¹ Ijob Ijob 22 17 9 10 Weit entfernt, sich dadurch entmutigen zu lassen und zu Falle zu kommen, hüten sie sich desto mehr vor allem Bösen. Hier lässt der Verfasser Job die Frucht des Leidens des Gerechten zum Ausdruck bringen. So widerlegt Job auch die Beschuldigung des Eliphaz [Ijob 15,4]. Ijob Ijob 22 17 9 11 Hebr.: und wer reine Hände hat, erstarkt nur noch mehr. Ijob Ijob 22 0 1 B. Zweiter Streit Baldads und Jobs. (18,1 19,29) a. Baldad ergeht sich, auf seiner irrtümlichen Meinung beharrend, von neuem über den Fall der Gottlosen. (Kap. 18): Da Eliphaz Job zugestanden zu haben schien, dass die Gottlosen nicht stets offenbar gestraft werden, sondern oft nur durch Gewissensbisse gepeinigt werden, zeiht Baldad beide der Torheit und Anmaßung. (V. 3) Dann wendet er sich an Job allein und erklärt, Gott werde seinetwegen nicht seine unwandelbaren Ratschlüsse ändern, sondern den Gottlosen sicher und offenbar dem Untergange preisgeben. (V. 7) Den vielfachen Sturz des Gottlosen beschreibend (V. 14), fügt er hinzu, dass derselbe mit dem Tode des Gottlosen nicht endet, sondern dessen ganze Familie nach sich zieht. Ijob Ijob 22 18 1 Respondens autem Baldad Suhites, dixit: Baldad, der Suhiter, antwortete und sprach:¹ Ijob Ijob 22 18 1 1 Da Eliphaz zugestanden, dass die Strafen der Gottlosen nicht stets ganz offenbar sind, sondern bisweilen nur in Gewissensbissen bestehen, nimmt Baldad die frühere Behauptung auf, dass die Gottlosen stets einen wahrnehmbaren Untergang finden. Durch die Wiederholung seines Satzes beschreibt er Jobs Lage und stellt dessen Geduld um so mehr auf die Probe, als jener Satz bereits widerlegt war. Was er in [Ijob 8] bereits gesagt, wiederholt er von neuem; nur dass er die Qualen des Gottlosen genauer und schreckenvoller beschreibt und jede Hoffnung für Job aufgibt. Ijob Ijob 22 18 10 Abscondita est in terra pedica ejus, et decipula illius super semitam. Verborgen ist auf der Erde die Fußfessel für ihn und die Falle für ihn auf dem Pfade.¹¹ Ijob Ijob 22 18 10 11 Die Wege sind die Handlungen und Gewohnheiten des Bösen. Steigerung des Vorigen: da sind dem Bösen Fallstricke gelegt, wo er es am wenigsten vermutet. Ijob Ijob 22 18 11 Undique terrebunt eum formidines, involvent pedes ejus. Rings ängstigen ihn Schrecknisse und umstricken seine Füße.¹² Ijob Ijob 22 18 11 12 Ja, noch mehr, das Unglück wartet nicht nur auf ihn, es verfolgen ihn selbst Schrecknisse des Verderbens und treiben ihn in ihre Schlingen. Ijob Ijob 22 18 12 Attenuetur fame robur ejus, et inedia invadat costas illius. Geschwächt werde durch Hunger seine Kraft und Abzehrung überfalle seine Rippen.¹³ Ijob Ijob 22 18 12 13 Was V. 7-11 allgemein gesagt ist, wird hier spezieller beschrieben. Ijob Ijob 22 18 13 Devoret pulchritudinem cutis ejus, consumat brachia illius primogenita mors. Des Todes Erstgeborener¹⁴ möge die Schönheit seiner Hand verschlingen und seine Arme fressen. Ijob Ijob 22 18 13 14 Die furchtbarste Krankheit. Damit spielt Baldad zugleich auf Jobs Krankheit an und bezeichnet sie als eine solche, die nur gottlose Menschen treffe. Ijob Ijob 22 18 14 Avellatur de tabernaculo suo fiducia ejus, et calcet super eum, quasi rex, interitus. Es werde aus seinem Zelte sein Vertrauen losgerissen¹⁵ und das Verderben trete auf ihn wie ein König.¹⁶ Ijob Ijob 22 18 14 15 Er werde unzeitig und gewaltsam dem Hause entrissen, auf das er sein Vertrauen setzte. Ijob Ijob 22 18 14 16 Hebr.: Hingetrieben wird er zum König der Schrecken: zum Tode, dessen Gewalt schrecklich, alles bezwingend ist. Ijob Ijob 22 18 15 Habitent in tabernaculo illius socii ejus, qui non est, aspergatur in tabernaculo ejus sulphur. In seinem Zelte mögen, wenn er nicht mehr ist,¹⁷ seine Genossen¹⁸ wohnen, auf seine Wohnstätte werde Schwefel gestreut.¹⁹ Ijob Ijob 22 18 15 17 Von ihm geht das Verderben auf alle über, was ihm nahe steht, Dinge, Familie, Nachkommen. Ijob Ijob 22 18 15 18 Nachbaren. Ijob Ijob 22 18 15 19 Leere und Fluch. [Dtn 29,2, Ps 10,6] Ijob Ijob 22 18 16 Deorsum radices ejus siccentur, sursum autem atteratur messis ejus. Unten mögen seine Wurzeln verdorren, oben aber seine Ernte zertreten werden.²⁰ Ijob Ijob 22 18 16 20 Wenn die Wurzeln verdorren, ist kein neuer Keim zu erhoffen. Äste sind die Söhne, Wurzel und Stamm der Vater, die Ernte die erwachsene Nachkommenschaft. Anspielung auf Job. Ijob Ijob 22 18 17 Memoria illius pereat de terra, et non celebretur nomen ejus in plateis. Sein Gedächtnis möge verschwinden von der Erde und sein Name nicht gerühmt werden auf den Versammlungsplätzen.²¹ [Spr 2,22] Ijob Ijob 22 18 17 21 Ein anderer Fluch. Vergl. [Dtn 25,6]. Dies galt dem Orientalen als ein schweres Unglück. Ijob Ijob 22 18 18 Expellet eum de luce in tenebras, et de orbe transferet eum. Er²² wird ihn aus dem Lichte in die Finsternis verstoßen und ihn aus der Welt hinwegraffen.²³ Ijob Ijob 22 18 18 22 Gott oder: man. Ijob Ijob 22 18 18 23 Sein Ruhm vergeht mit dem Tode und sein Name wird wie etwas Verabscheuungswertes aus der ganzen Welt verbannt. Ijob Ijob 22 18 19 Non erit semen ejus, neque progenies in populo suo, nec ullæ reliquiæ in regionibus ejus. Nicht wird ihm Nachwuchs bleiben noch Nachkommenschaft in seinem Volke oder irgend ein Überlebender in seinem Bereiche.²⁴ Ijob Ijob 22 18 19 24 Da die Eltern in den Söhnen fortleben, wird ihnen auch diese Fortdauer genommen. Ijob Ijob 22 18 2 Usque ad quem finem verba jactabitis? intelligite prius, et sic loquamur. Bis wie lange noch werdet ihr solche Worte ausstoßen?² Werdet zuerst einsichtig, und dann wollen wir reden! Ijob Ijob 22 18 2 2 Die angeredeten Personen sind nicht die Freunde, sondern Job und die leidenden Gerechten, mit denen er sich [Ijob 17,8.9] zusammengeschlossen. Job soll zur wahren, zu jener Weisheit zurückkommen, die er verlassen. Ijob Ijob 22 18 20 In die ejus stupebunt novissimi, et primos invadet horror. Ob seines Gerichtstages werden die Späteren²⁵ sich entsetzen und Schrecken wird die Früheren überfallen. Ijob Ijob 22 18 20 25 Richtiger scheint das Hebräische so wiederzugeben, dass die Späteren und Früheren dem Orte, nicht der Zeit nach verstanden werden, also: die im Westen und die im Osten Wohnenden. Ijob Ijob 22 18 21 Hæc sunt ergo tabernacula iniqui, et iste locus ejus, qui ignorat Deum. Das fürwahr sind die Wohnungen der Gottlosen und das ist die Stätte desjenigen, der Gott nicht kennen will.²⁶ Ijob Ijob 22 18 21 26 Der sich nicht um Gott kümmern will. Damit wird Job gesagt, dass somit auch sein Unglück die Strafe für verübte Frevel sei und das oben beschriebene Schicksal des Frevlers auch ihm noch bevorstehe, soweit es ihn noch nicht getroffen. Ijob Ijob 22 18 3 Quare reputati sumus ut jumenta, et sorduimus coram vobis? Warum werden wir gleich dem Vieh geachtet und sind vor euch verächtlich?³ Ijob Ijob 22 18 3 3 Unrein, nach anderen töricht. Die Verweisung Jobs [Ijob 12,7] an die Tiere erscheint ihm als Gleichstellung mit denselben in Unwissenheit und Dummheit. Ijob Ijob 22 18 4 Qui perdis animam tuam in furore tuo, numquid propter te derelinquetur terra, et transferentur rupes de loco suo? Der du dich in deinem Grimme aufreibst, soll deinethalben die Erde öde sein und die Felsen von ihrer Stelle gerückt werden?⁴ Ijob Ijob 22 18 4 4 Nicht Gott tut dies [Ijob 16,9], sondern du selbst. Aber durch ein ungeberdiges Wesen wirst du keine Änderung der göttlichen Weltordnung herbeiführen und das Gesetz der vergeltenden göttlichen Gerechtigkeit kannst du so wenig umstoßen als die Bestimmung der Erde ändern, der Menschheit zum Wohnsitz zu dienen, oder einen Felsen von seiner Stelle rücken. Ijob Ijob 22 18 5 Nonne lux impii exstinguetur, nec splendebit flamma ignis ejus? Wird nicht⁵ das Licht des Gottlosen ausgelöscht und die Flamme seines Feuers nicht mehr leuchten? Ijob Ijob 22 18 5 5 Hebr.: Vielmehr. Es muss ein Gesetz der göttlichen Weltordnung sein und bleiben, dass den Bösen das Glück plötzlich verlässt. Ijob Ijob 22 18 6 Lux obtenebrescet in tabernaculo illius, et lucerna, quæ super eum est, exstinguetur. Das Licht wird in seinem Zelte der Dunkelheit weichen und die Leuchte über ihm wird erlöschen.⁶ Ijob Ijob 22 18 6 6 Das Licht der Frevler ist das ihnen etwa zuteil werdende Glück; dieses verlässt sie plötzlich, wie ein Licht erlischt. Die Lampe galt im alten semitischen Orient als eines der wichtigsten Hausgeräte und wurde in den Wohnungen der Wohlhabenden wahrscheinlich die ganze Nacht hindurch brennend erhalten. Ein von einer großen Lampe erleuchtetes Zelt oder Wohnzimmer war daher ein Zeichen des Glückes und Wohlstandes und das Erlöschen der Lampe Bild plötzlich eintretenden Elendes. Ijob Ijob 22 18 7 Arctabuntur gressus virtutis ejus, et præcipitabit eum consilium suum. Es werden die Schritte seiner Kraft eingeengt⁷ und sein eigener Anschlag wird ihn zu Falle bringen, Ijob Ijob 22 18 7 7 Schritte seiner Kraft, kräftiges Einherschreiten ist Zeichen des Glückes und des dadurch genährten Übermutes. Das Beengtwerden solcher Schritte ist daher: in Unglück geraten. Ijob Ijob 22 18 8 Immisit enim in rete pedes suos, et in maculis ejus ambulat. denn er hat seine Füße in das Netz verwickelt⁸ und wandelt in dessen Schlingen.⁹ Ijob Ijob 22 18 8 8 Mit dem der Weg bedeckt ist. Ijob Ijob 22 18 8 9 Hebr.: Auf Fallgeflechten wandelt er. Ijob Ijob 22 18 9 Tenebitur planta illius laqueo, et exardescet contra eum sitis. Es fasst seine Ferse der Fallstrick und Durst¹⁰ entbrennt wider ihn. Ijob Ijob 22 18 9 10 Vielleicht seiner bösen Begierde. Ijob Ijob 22 0 1 b. Job betrübt darüber, dass er von seinen Freunden so ungerecht behandelt wird, richtet seinen Blick auf seinen Erlöser, durch den auch nach seinem Tode seine Unschuld sicher allen offenbart werden würde (V. 1-29): Über der Freunde Vorwürfe klagend (V. 5), bittet und fleht er sie an, da Gott nicht nach seinen gewöhnlichen Gesetzen gegen ihn verfahre (V. 7), wie dies aus dem vollständigen Verlust seines Vermögens (V. 12) und seiner gänzlichen Verlassenheit erscheine (V. 20), sollten sie doch wenigstens als seine Freunde mit seinem Schicksal Mitleid hegen. (V. 22) Doch da er sieht, dass er umsonst solche Bitten an sie richtet, drückt er die festeste Hoffnung aus, sein Erlöser, der lebt, werde bei der zukünftigen Auferstehung, die er sicher erwarte, seine Unschuld kundtun. (V. 27) Im Vertrauen auf diese Hoffnung mahnte er die Freunde, sich vor dessen Gericht sicher zu stellen. Ijob Ijob 22 19 1 Respondens autem Job, dixit: Job antwortete und sprach:¹ Ijob Ijob 22 19 1 1 Job beschreibt seine Leiden, unter denen bisher noch unbekannte (V. 13-20) sind, so dass des gemarterten Job Bild stets vollständiger wird. Auf neue Weise sucht Job seine Freunde zu rühren. Auch bekennt er jetzt klar seine Hoffnung auf die Auferstehung und auf zukünftigen Lohn. Ijob Ijob 22 19 10 Destruxit me undique, et pereo, et quasi evulsæ arbori abstulit spem meam. Er hat mich um und um vernichtet⁸ und ich gehe zugrunde, und wie einem ausgerissenen Baume hat er mir die Hoffnung genommen.⁹ Ijob Ijob 22 19 10 8 An Gütern und am eigenen Leibe. Ijob Ijob 22 19 10 9 Denn er selbst scheint gegen mich erzürnt. Ijob Ijob 22 19 11 Iratus est contra me furor ejus, et sic me habuit quasi hostem suum. Sein Grimm entbrannte wider mich und er hielt mich seinem Feinde gleich. [Ijob 13,24, Ijob 16,9] Ijob Ijob 22 19 12 Simul venerunt latrones ejus, et fecerunt sibi viam per me, et obsederunt in gyro tabernaculum meum. Allzumal rückten seine Scharen¹⁰ an und bahnten sich den Weg zu mir und lagerten sich rings um mein Zelt. Ijob Ijob 22 19 12 10 Wie ein geordnetes Kriegsheer ziehen die Leiden, von Gott gesendet, gegen ihn heran und lagern sich um ihn, wie um eine zu erstürmende Stadt, so dass sein baldiger Untergang unvermeidlich ist. Ijob Ijob 22 19 13 Fratres meos longe fecit a me, et noti mei quasi alieni recesserunt a me. Meine Brüder¹¹ hat er von mir entfernt¹² und meine Bekannten haben sich von mir zurückgezogen wie Fremde. Ijob Ijob 22 19 13 11 Die nächsten Verwandten. Ijob Ijob 22 19 13 12 Dieses von Gott gesandte Leiden wird noch vergrößert durch harte Menschen. Ijob Ijob 22 19 14 Dereliquerunt me propinqui mei: et qui me noverant, obliti sunt mei. Meine Verwandten haben mich verlassen, und die mich kannten, haben meiner vergessen. Ijob Ijob 22 19 15 Inquilini domus meæ, et ancillæ meæ sicut alienum habuerunt me, et quasi peregrinus fui in oculis eorum. Meine Hausgenossen und meine Mägde haben mich wie einen Unbekannten gehalten und ich bin in ihren Augen ein Fremdling geworden.¹³ Ijob Ijob 22 19 15 13 Wenigstens bezüglich des Wohlwollens. Ijob Ijob 22 19 16 Servum meum vocavi, et non respondit, ore proprio deprecabar illum. Ich rief meinen Knecht und er antwortete nicht, mit eigenem Munde flehte ich ihn an.¹⁴ Ijob Ijob 22 19 16 14 Sie betragen sich gegen ihn, als ob das wirkliche Verhältnis umgekehrt, als ob sie die ursprünglichen Besitzer des Hauses und er ein aus Güte aufgenommener Fremdling sei. Ijob Ijob 22 19 17 Halitum meum exhorruit uxor mea, et orabam filios uteri mei. Vor meinem Atem¹⁵ hatte mein Weib Abscheu und an die Kinder meiner Mutter richtete ich mein Flehen.¹⁶ Ijob Ijob 22 19 17 15 Der Atem hat bei der Elephantiasis einen unerträglichen, üblen Geruch. Das hebräische Wort für Kinder meiner Mutter wird verschieden gedeutet. Auch: ich bin wie einer, der seine eigenen Kinder um das anflehen muss, was sie ihm schuldig sind. Ijob Ijob 22 19 17 16 Worte genügen nicht mehr, höchstens erreicht er noch etwas durch flehende Bitten. Ijob Ijob 22 19 18 Stulti quoque despiciebant me, et cum ab eis recessissem, detrahebant mihi. Selbst Toren¹⁷ verachteten mich, und als ich mich von ihnen zurückzog, verhöhnten sie mich. Ijob Ijob 22 19 18 17 Kleine Kinder. Ijob Ijob 22 19 19 Abominati sunt me quondam consiliarii mei: et quem maxime diligebam, aversatus est me. Die einst meine Vertrauten waren, verabscheuten mich, und den ich am meisten liebte, der wandte sich von mir ab.¹⁸ Ijob Ijob 22 19 19 18 Niemand ist mehr zu finden, der nicht verabscheute und verfolgte, selbst jene, denen er am meisten Vertrauen und Liebe geschenkt, machen keine Ausnahme. Ijob Ijob 22 19 2 Usquequo affligitis animam meam, et atteritis me sermonibus? Wie lange wollt ihr meine Seele betrüben² und mich zermalmen mit Reden? Ijob Ijob 22 19 2 2 Schmerz, nicht Zorn erfüllt ihn. Die Hoffnung [Ijob 16,21] hat allmählich den Sturm seines Herzens beschwichtigt und er ist ruhiger geworden. Er ist innerlich fortgeschritten in der Schule des Leidens. Ijob Ijob 22 19 20 Pelli meæ, consumptis carnibus, adhæsit os meum, et derelicta sunt tantummodo labia circa dentes meos. An meiner Haut hängt mein Gebein,¹⁹ denn das Fleisch ist verzehrt, und nur die Lippen um meine Zähne sind übriggeblieben.²⁰ Ijob Ijob 22 19 20 19 Endlich hebt er noch einmal den Grund hervor, der solches bewirkt: seine unverschuldete Krankheit. Ijob Ijob 22 19 20 20 Sprichwörtlich: Nur eben nicht ganz umkommen. Ijob Ijob 22 19 21 Miseremini mei, miseremini mei, saltem vos amici mei, quia manus Domini tetigit me. Erbarmet euch meiner, erbarmet euch meiner,²¹ wenigstens ihr, meine Freunde!²² denn die Hand des Herrn hat mich getroffen. Ijob Ijob 22 19 21 21 Die bisherige Aufzählung ist im höchsten Grade geeignet, Mitleid zu erregen. Job spricht jetzt die Aufforderung zu solchem wirklich aus. Ijob Ijob 22 19 21 22 Im Gegensatze zu den übrigen Menschen, mit denen Job noch in Berührung kommt. Ijob Ijob 22 19 22 Quare persequimini me sicut Deus, et carnibus meis saturamini? Warum verfolgt ihr mich, wie Gott, und ersättigt euch an meinem Fleische?²³ Ijob Ijob 22 19 22 23 Hebr.: Und könnt euch nicht ersättigen an meinem Fleische? Falsche Anklagen und Verleumdungen eines anderen werden im Aramäischen und Arabischen durch die bildliche Redeweise bezeichnet: das Fleisch desselben verzehren. Gott kann ohne nachweisbare Schuld aus geheimen Gründen schwer heimsuchen ohne Ungerechtigkeit, doch von seiten der Freunde ist ein ähnliches Verhalten eine große Ungerechtigkeit, weil ihnen Job seine Unschuld und die Grundlosigkeit ihrer Anklage schon lange dargetan hat. Ijob Ijob 22 19 23 Quis mihi tribuat ut scribantur sermones mei? Quis mihi det ut exarentur in libro Wer gewährte mir,²⁴ dass meine Worte aufgeschrieben werden? Wer gewährte mir, dass sie in ein Buch verzeichnet werden Ijob Ijob 22 19 23 24 Er wartet, ob die Freunde nachgeben. Aus ihrem Schweigen entnimmt er, dass sie bei ihrer Meinung beharren. Deshalb wünscht er ein öffentliches und ewiges Zeugnis seiner Unschuld zu geben. Ijob Ijob 22 19 24 Stylo ferreo, et plumbi lamina, vel celte sculpantur in silice? mit eisernem Griffel und auf Tafeln von Blei, oder mit dem Meißel in den Felsen eingehauen werden?²⁵ Ijob Ijob 22 19 24 25 Nach dem hebräischen wünscht Job zuerst, dass seine Worte aufgeschrieben werden, dann steigert er sein Verlangen. Ob auf Bleitafeln? Andere erklären den hebr. Text dahin, dass die Buchstaben in harten Stein gegraben und dann die Vertiefungen mit Blei ausgefüllt werden sollen. Doch noch herrlicher als Job erwünscht, sind seine Worte in diesem heiligen Buche aufbewahrt. Ijob Ijob 22 19 25 Scio enim quod Redemptor meus vivit, et in novissimo die de terra surrecturus sum: Denn ich weiß, dass mein Erlöser lebt und ich am jüngsten Tage von der Erde auferstehen werde,²⁶ Ijob Ijob 22 19 25 26 Hebr.: ich aber weiß, dass mein Erlöser lebt, und als letzter wird er auf dem Staube (Erdboden) auftreten. Und nachdem meine Haut zerstört ist, diese, werde ich aus meinem Fleische noch Gott schauen. Ich werde ihn schauen mir zum Heile; ja, meine Augen sehen ihn, und nicht als Gegner. (Vor Sehnsucht darnach) verzehrt sich mein Herz in meiner Brust. (V. 27) Des Nachdruckes halber steht das Wort ich voran. Was hofft Job? Die Freunde haben ihm zeitliche Hoffnungen fallen lassen wollen, doch er hat solche von sich gewiesen [Ijob 6,11, Ijob 7,5-9.16.21, Ijob 10,21, Ijob 13,15, Ijob 14,10, Ijob 16,23, Ijob 17,1.11-16] derart, dass er sagt: Zur Fäulnis sprach ich: mein Vater bist du usw. Er leitet dagegen hier feierlich eine andere Hoffnung ein, auf welche er bereits [Ijob 14,13, Ijob 16,18] vorbereitet. Er bekennt also erstlich zu wissen: Mein Erlöser lebt. Das Wort erlösen (gaal) wird von Gott gebraucht, der aus der ägyptischen und babylonischen Knechtschaft befreit. Das Subjektiv Goel bedeutet denjenigen, der das Recht hat, die Erbschaft seines Verwandten einzulösen, sowie die Pflicht, Ruf und Tod seines Verwandten zu rächen. [Lev 25,25, Num 35,19, Dtn 19,6.12, Rut 3,13, Rut 4,4.6] Gott ist also Erlöser, insofern er von Bedrängung befreit, den Unterdrückten rettet du rächt. [Ps 118,154,Klgl 3,58] Ein solcher Befreier lebt für Job, einer, der nie stirbt, also gewiss ausführt, was seines Amtes, der zugleich der letzte [Jes 44,6, Jes 48,12], der also dann noch Macht und Ansehen hat, wenn alles Menschliche gänzlich dahingegangen ist. Dieser wird über dem Staube, d.i. über dem Grabe, in dem Jobs Leib zerfällt, auftreten. [Ijob 17,6, Ijob 7,21, Ijob 14,8, Ijob 20,11, Ijob 21,26] Das hebräische Wort kum, auftreten, wird von Zeugen gebraucht, ebenso von Hilfebringenden, und von Gott, wenn er als Richter erscheint. [Ijob 31,14, Jes 2,19.21.28.31, Ps 11,6] u.a. So wird also Gott über Jobs Grabe als Zeuge seiner Unschuld, als Befreier und Rächer erscheinen. Ijob Ijob 22 19 26 Et rursum circumdabor pelle mea, et in carne mea videbo Deum meum. und ich werde wieder umgeben werden von meiner Haut und werde in meinem Fleische meinen Gott schauen.²⁷ Ijob Ijob 22 19 26 27 Die Übersetzung des hl. Hieronymus in V. 25 und 26 zieht die Konsequenz aus dem in V. 25 hebr. Gesagten, wo Gott kommt zur Auferweckung der Toten, und gibt so zwar nicht den Wortlaut, aber den Sinn richtig wieder. Durch diese Auferweckung wird Gott Jobs Erlöser sein. Ijob Ijob 22 19 27 Quem visurus sum ego ipse, et oculi mei conspecturi sunt, et non alius: reposita est hæc spes mea in sinu meo. Ich selbst werde ihn schauen und meine Augen werden ihn sehen und kein anderer, dieses mein Hoffen ruht in meinem Busen.²⁸ Ijob Ijob 22 19 27 28 Bisher hat Job vergebens gebeten, Gott möchte ihn für unschuldig erklären und die Gründe seines Leidens angeben. Jetzt fügt er hinzu, dies werde auf das herrlichste geschehen. Gott schauen bedeutet hier, nach [Ijob 6,8, Ijob 9,35, Ijob 10,2, Ijob 13,20-22, Ijob 14,13, Ijob 16,10.20], besonders, dass Gott ihm gnädig und ein Belohner sein werde: Ich werde ihn zu meinem Heile sehen. Diese Freude wird sich von der Seele aus dem Leibe mitteilen: Und meine Augen, jene Augen, welche die Krankheit fast vernichtet hat werden ihn sehen. [Ijob 16,17, Ijob 17,7] Job hofft auf eine sichtbare Erscheinung, wie solche im A.T. oft statthaben. Je inniger die Sehnsucht Jobs, desto kräftiger bezeugte sie seine Unschuld. Aus diesen Darlegungen erscheint, wie treu der hl. Hieronymus den Sinn wiedergegeben hat. Unter den Vätern sehen Origenes, Cyrillus von Jerusalem, Epiphanius, Chrysostomus, Ambrosius, Augustinus hier den Glauben an die Auferstehung ausgesprochen. Auch die Juden verstehen diese Stelle so. Damit schließt die Reihe der schwermütigen Klagen Jobs. Das Folgende trägt, ohne die Gefühle des schmerzlich bewegten, aber zuversichtlich hoffenden Leidens zu verleugnen, vergl. [Ijob 23,2], weit mehr den Charakter einer starkmütigen, ruhigen Erwägung und Vergleichens zwischen sonst und jetzt [Ijob 30,1-25] und führt die Rechtfertigung gegen die Vorwürfe der Freunde fort. [Ijob 20,131,40] Doch der Verfasser lässt ihn diese seinem bisherigen Vorstellungskreise fern liegende Wahrheit nicht festhalten und verfolgen? Nein, es genügt, dass Job gleichsam in Ekstase das schaut, was ihm allein Beruhigung gewähren kann, ohne dass die Freunde es begreifen. Es ist aber naturgemäß, dass Job sich bald wieder seiner jetzigen Lage zuwendet. Ijob Ijob 22 19 28 Quare ergo nunc dicitis: Persequamur eum, et radicem verbi inveniamus contra eum? Warum also sagt ihr nun: Lasset uns ihn verfolgen und einen Grund zur Anklage wider ihn finden? Ijob Ijob 22 19 29 Fugite ergo a facie gladii, quoniam ultor iniquitatum gladius est: et scitote esse judicium? Darum fliehet vor dem Schwerte, denn ein Rächer der Missetat ist das Schwert, und wisset, dass es ein Gericht gibt.²⁹ Ijob Ijob 22 19 29 29 Wenn ihr nun sagt: Wie wollen wir ihn verfolgen! Und in mir sei der Sache Grund zu finden, so fürchtet euch vor dem Schwerte, denn derlei sind Schwertesvergehungen, damit ihr erkennet, dass es ein Gericht gibt. Grund zur Anklage: die vorgebliche Sünde. Sinn: Ihr verleumdet mich gegen alle Gerechtigkeit, denket also an Gottes rächende Strafe (Schwert) am Tage des Gerichtes, wenn auch ihr auferstehen werdet. Ijob Ijob 22 19 3 En, decies confunditis me, et non erubescitis opprimentes me. Sehet, zehnmal schon habt ihr mich gehöhnt und schämt euch nicht, mich zu erdrücken.³ Ijob Ijob 22 19 3 3 Zehnmal: Zahl für oft. Erdrücken: Mich zu misshandeln. Ijob Ijob 22 19 4 Nempe, etsi ignoravi, mecum erit ignorantia mea. Und wenn ich auch geirrt habe, so bleibt mir mein Irrtum.⁴ Ijob Ijob 22 19 4 4 Bin ich in kleine Schwachheitssünden gefallen [Ijob 13,26], so leide ich allein die Strafe. Warum also kränkt ihr mich, als ob ich euch geschadet hätte? Ijob Ijob 22 19 5 At vos contra me erigimini, et arguitis me opprobriis meis. Allein ihr erhebt euch wider mich und schuldigt mich an mit meiner Schmach.⁵ Ijob Ijob 22 19 5 5 Ihr steht gegen mich auf mit stolzen Worten und zieht einzig daraus, dass ich leide, den Schluss, dass ich gottlos bin. Ijob Ijob 22 19 6 Saltem nunc intelligite quia Deus non æquo judicio afflixerit me, et flagellis suis me cinxerit. Erkennet doch wenigstens nun, dass Gott nicht nach verdientem Urteile mich mit Leiden heimgesucht und mit seinen Geißeln mich umstrickt hat.⁶ Ijob Ijob 22 19 6 6 Wenn Unglück nur für Sünden verhängt wird, so wäre Gottes Gericht nicht gerecht, da er mich so schwer heimgesucht hat, ohne dass ich schwerer Sünde schuldig bin. Wie ein Tier, das sich aus dem Netze des Jägers nicht zu befreien vermag, so bin ich von Gott mit einem Netze des Leidens umstrickt. Ijob Ijob 22 19 7 Ecce clamabo vim patiens, et nemo audiet: vociferabor, et non est qui judicet. Sehet, ich rufe, da ich Gewalt erleide, aber niemand hört mich; ich schreie laut, aber keiner ist, der Recht schafft. Ijob Ijob 22 19 8 Semitam meam circumsepsit, et transire non possum, et in calle meo tenebras posuit. Er hat meinen Pfad umzäunt und ich kann nicht hinüber, und er hat Finsternis auf meinen Steig gebreitet. Ijob Ijob 22 19 9 Spoliavit me gloria mea, et abstulit coronam de capite meo. Er hat mich meiner Herrlichkeit beraubt und mir die Krone vom Haupte genommen.⁷ Ijob Ijob 22 19 9 7 So Schlimmes habe ich nicht verdienen können: Erstlich, dass Gott für meine Unschuld nicht Zeugnis gibt, sodann (V. 8), dass er mich noch mehr heimsuchte. Ich kann nicht entfliehen, und wäre eine Zuflucht da, Finsternis (Unglück, dessen Ursache unbekannt) verhüllt diese. Für das, was ich verloren, gibt es kein Heilmittel. (V. 9) Er hat genommen, was mich ruhmreich machte, vergl. [Gen 45,13], und mich das Haupt erheben ließ über die übrigen Sterblichen. Einst in Ehren, werde ich jetzt von Jüngeren verspottet [Ijob 31,1]; vorher gleichsam ein König [Ijob 29,25], sitze ich jetzt im Staube, meine Wunden schabend. (V. 10) Ijob Ijob 22 0 1 C. Neuer Kampf zwischen Sophar und Job. (20,1 21,34) a. Sophars Rede. (Kap. 20) Sophar erklärt, Jobs Mahnung zwinge ihn zu reden. (V. 3) Nicht ohne Beredsamkeit legt er von neuem, um Job zu schrecken, das Elend des Gottlosen dar, indem er mahnt, das Glück des Gottlosen werde sehr kurz sein (V. 10), sein Sturz aber sei gerecht (V. 23) und werde ein vollständiger sein. Ijob Ijob 22 20 1 Respondens autem Sophar Naamathites, dixit: Sophar, der Naamathiter, antwortete und sprach:¹ Ijob Ijob 22 20 1 1 Alle diese Beschwörungen Jobs sind wirkungslos, ja, Jobs Geduld wird durch noch härtere Anklagen weiter geprüft. Sophar wiederholt heftiger als zuvor seine Angriffe und sucht den inneren Zusammenhang der Strafe mit der Sünde nachzuweisen. Ijob Ijob 22 20 10 Filii ejus atterentur egestate, et manus illius reddent ei dolorem suum. Seine Söhne werden von Armut aufgerieben und seine Hände werden ihm seinen Schmerz einbringen.⁷ Ijob Ijob 22 20 10 7 Hebr.: Seine Kinder müssen die Armen begütigen, seine Hände das geraubte Gut herausgeben. Sein Unglück bleibt nicht bei seiner Person stehen, es trifft auch seine Nachkommen; durch diese muss er das den Armen abgepresste Gut an seine früheren Besitzer zurückgeben. Vulgata: Hände seine Taten. Ijob Ijob 22 20 11 Ossa ejus implebuntur vitiis adolescentiæ ejus, et cum eo in pulvere dormient. Sein Gebein wird von den Lastern seiner Jugend⁸ erfüllt sein und sie werden mit ihm im Staube schlafen. Ijob Ijob 22 20 11 8 Dies Wort ist im Lateinischen überschüssig, da es eine nochmalige andersartige Übersetzung ist. Sinn: Zwischen Sünde und Untergang ist von Ewigkeit her ein notwendiger Zusammenhang. Die Verbrechen wachsen gleichsam mit dem Menschen und weichen auch im Grabe nicht von ihm. Während also der Frevler äußerlich noch gesund und glücklich erscheint und somit als rechtschaffen dasteht, ist sein Inneres schon von Sünden unheilbar angegriffen, so dass sich das Gift bald nach außen zeigen muss in den unausbleiblichen Strafen für seine Sünden. Ijob Ijob 22 20 12 Cum enim dulce fuerit in ore ejus malum, abscondet illud sub lingua sua. Denn⁹ weil das Böse seinem Munde süß ist, verbirgt er es unter seiner Zunge. Ijob Ijob 22 20 12 9 Weitere Ausführung des vorigen Verses des V. 14. Der Mann, der süßes Gift trinkt, behält es lange im Munde. (V. 13) Der Nachsatz ist in V. 14. Ijob Ijob 22 20 13 Parcet illi, et non derelinquet illud, et celabit in gutture suo. Er spart es und lässt es nicht fahren und verbirgt es in seiner Kehle. Ijob Ijob 22 20 14 Panis ejus in utero illius vertetur in fel aspidum intrinsecus. Seine Speise¹⁰ wandelt sich in seinem Innern in Natterngalle.¹¹ Ijob Ijob 22 20 14 10 Jene Bosheit übel erworbene Reichtümer. Ijob Ijob 22 20 14 11 Dies ist das schlimmste Gift. Ijob Ijob 22 20 15 Divitias, quas devoravit, evomet, et de ventre illius extrahet eas Deus. Die Reichtümer, welche er verschlungen, muss er ausspeien und aus seinem Leibe treibt Gott sie heraus.¹² Ijob Ijob 22 20 15 12 Was er ungerecht gesammelt, wird dem Bösen gewaltsam abgerungen, wie er es an sich gebracht. Ijob Ijob 22 20 16 Caput aspidum suget, et occidet eum lingua viperæ. Er saugt an Natternköpfen¹³ und der Otter Zunge tötet ihn.¹⁴ Ijob Ijob 22 20 16 13 Dieser Vers kehrt zum Bilde des 14. Verses zurück und steigert denselben noch. Hebr.: das Gift der Schlange, was die Vulgata richtig wiedergibt, insofern das Gift im Kopfe seinen Sitz hat. Ijob Ijob 22 20 16 14 So geht der Böse an doppeltem Gifte zugrunde, dem inneren und dem äußeren. Ijob Ijob 22 20 17 (Non videat rivulos fluminis, torrentes mellis, et butyri.) (Nicht schaue er Wasserbäche, Ströme von Honig und Butter.)¹⁵ Ijob Ijob 22 20 17 15 Selbst das höchste Erdenglück soll ihm keine Ursache zur Freude sein. Wasserbäche gehören im heißen Orient zu den angenehmsten Dingen und sind darum auch Bild großen Glückes überhaupt. Den höchsten Grad der Fruchtbarkeit aber bezeichnen Ströme von Honig und Butter (fette Milch). Vergl. [Num 13,28]. Schauen ist hier ein freudiges Schauen. Sophar stachelt sich selbst zum Eifern gegen das Böse an. Ijob Ijob 22 20 18 Luet quæ fecit omnia, nec tamen consumetur: juxta multitudinem adinventionum suarum, sic et sustinebit. Alles, was er getan, muss er büßen und gleichwohl wird er nicht vertilgt; soviel er ersonnen, soviel muss er leiden.¹⁶ Ijob Ijob 22 20 18 16 Hebr.: Herausgeben muss er den Gewinn und darf ihn nicht verschlingen, wie sein Erwerb ist auch sein Lohn, und keine Freude ihm. Ijob Ijob 22 20 19 Quoniam confringens nudavit pauperes: domum rapuit, et non ædificavit eam. Denn er zertrat und entblößte die Armen; riss Häuser an sich, die er nicht gebaut.¹⁷ Ijob Ijob 22 20 19 17 Schutz- und Wehrlose misshandelte er und statt sich ein Haus zu bauen, raubte er eines. Ijob Ijob 22 20 2 Idcirco cogitationes meæ variæ succedunt sibi, et mens in diversa rapitur. Darum² folgen einander in mir wechselnd die Gedanken und hierhin und dorthin wird mein Geist getragen. Ijob Ijob 22 20 2 2 Da du solches drohst. Ijob Ijob 22 20 20 Nec est satiatus venter ejus: et cum habuerit quæ concupierat, possidere non poterit. Und sein Bauch ward nicht satt, und wenn er hat, wonach ihn gelüstete, vermag er es doch nicht zu behalten.¹⁸ [Sir 5,9] Ijob Ijob 22 20 20 18 Anspielung auf Jobs ehemaligen reichen Besitz. Ijob Ijob 22 20 21 Non remansit de cibo ejus, et propterea nihil permanebit de bonis ejus. Von seiner Speise blieb nichts übrig¹⁹ und darum hat nichts Dauer von seinen Gütern. Ijob Ijob 22 20 21 19 Hebräisch: Nichts entgeht seiner Gier. V. 20, 21 enthalten in ihrer ersten Hälfte die Verfehlung, in ihrer zweiten die Strafe. Ijob Ijob 22 20 22 Cum satiatus fuerit, arctabitur, æstuabit, et omnis dolor irruet super eum. Bei seinem Überflusse wird ihm eng und heiß und jeder Schmerz bricht über ihn herein.²⁰ Ijob Ijob 22 20 22 20 Wenn sein Glück den höchsten Gipfel erreicht hat, muss es ihm eng werden. Die Enge ist Bild des Unglücks: Die zweite Hälfte des Verses enthält nach dem Hebräischen, wer den Schmerz zufügte: alle, die er bedrängte, fallen ihn an, Rache zu nehmen. Ijob Ijob 22 20 23 Utinam impleatur venter ejus, ut emittat in eum iram furoris sui, et pluat super illum bellum suum. Möchte doch sein Bauch voll werden, dass Er seinen grimmigen Zorn über ihn sende und seinen Krieg auf ihn regnen lasse.²¹ Ijob Ijob 22 20 23 21 Nicht nur die durch ihn bedrängten Menschen, Gott selbst erhebt sich wider ihn. Um den Frevler zu sättigen, wenn sein Wohlstand ihn plötzlich verlässt und er dann Mangel und Not leidet, füllt ihn Gott mit seinem Zorne, seinen Strafen. Krieg bedeutet, dass es sich nicht um Besserung, sondern um Vernichtung handelt, das Bild des Regens stellt die Strafe als überreiche hin. Anspielung auf Job. [Ijob 9,18, Ijob 10,15.17, Ijob 16,10, Ijob 14,15] Vergl. [Ijob 6,4, Ijob 7,14, Ijob 19,10]. Ijob Ijob 22 20 24 Fugiet arma ferrea, et irruet in arcum æreum. Flieht er vor den eisernen Waffen, so wird er in den ehernen Bogen rennen.²² Ijob Ijob 22 20 24 22 Entgeht der Gottlose einer Gefahr, so fällt er in die andere. Vergl. [Jes 24,18]. Ijob Ijob 22 20 25 Eductus, et egrediens de vagina sua, et fulgurans in amaritudine sua: vadent, et venient super eum horribiles. Er ist herausgezogen und geht aus seiner Umhüllung hervor und blitzt in seiner Erbitterung, es schreiten heran und kommen über ihn die Schrecken.²³ Ijob Ijob 22 20 25 23 Gottes Rache kommt mit solcher Gewalt, dass ein Widerstand unmöglich ist, und mit solcher Klarheit der Gerechtigkeit, dass keine Entschuldigung möglich, und deshalb wird der Sünder mit Bitterkeit erfüllt. Hebr.: Er (Gott) nimmt ihn, hinter dem Rücken kommt er hervor, und wie ein Blitz fährt der Stahl aus seiner Galle, Todesschrecken überkommen ihn. Ijob Ijob 22 20 26 Omnes tenebræ absconditæ sunt in occultis ejus: devorabit eum ignis, qui non succenditur, affligetur relictus in tabernaculo suo. Alle Finsternis ist verborgen in seinen Heimlichkeiten;²⁴ ein Feuer verzehrt ihn, das nicht angezündet wird;²⁵ wer übrigbleibt in seinem Zelte, dem wird es übel ergehen. Ijob Ijob 22 20 26 24 Er ist vor keiner Art von Verderben sicher seiner verborgenen Verbrechen wegen. Bildliche Bezeichnung des letzteren ist die Finsternis. Ijob Ijob 22 20 26 25 Das von Gott selbst auf ihn geworfen wird. Ijob Ijob 22 20 27 Revelabunt cli iniquitatem ejus, et terra consurget adversus eum. Die Himmel werden seine Missetat aufdecken und die Erde wird sich wider ihn erheben.²⁶ Ijob Ijob 22 20 27 26 Weil Job [Ijob 16,18ff] Himmel und Erde zu Zeugen seiner Unschuld aufgerufen hat, sagt Sophar, dieselben bezeugen vielmehr die Schuld des Frevlers, indem sie zum Untergange desselben zusammenwirken. Ijob Ijob 22 20 28 Apertum erit germen domus illius, detrahetur in die furoris Dei. Der Sprosse seines Hauses wird ungeschützt sein, wird niedergebeugt werden am Tage des Zornes Gottes.²⁷ Ijob Ijob 22 20 28 27 Diese Rache geht auf alles über, was mit ihm durch Verwandtschaft am Fluche teil hat. Niedergebeugt: zerrinnendes Wasser: so wird alles, was er besitzt, zerstreut. Ijob Ijob 22 20 29 Hæc est pars hominis impii a Deo, et hereditas verborum ejus a Domino. Das ist der Anteil eines gottlosen Menschen von Seiten Gottes und das von dem Herrn für seine Taten zugewiesene Erbe.²⁸ Ijob Ijob 22 20 29 28 Wie zuvor Baldad, so fasst nun auch Sophar den Inhalt des Gesagten in einen nachdrücklich bekräftigenden Satz zusammen. Ijob Ijob 22 20 3 Doctrinam, qua me arguis, audiam, et spiritus intelligentiæ meæ respondebit mihi. Ich will die Lehre hören, mit der du mich zurechtweisest,³ und der Geist meiner Einsicht wird mir Antwort eingeben. Ijob Ijob 22 20 3 3 Ich muss deine mich so beschimpfende Zurechtweisung hören, die Drohung mit den göttlichen Gerichten. Er stellt Jobs Drohung sarkastisch entgegen, was von Anfang her und durch alle Zeiten unerschütterlich fest bleiben muss: dass die Gottlosen zugrunde gehen. Deshalb lässt er Jobs feierliche Worte [Ijob 19,25ff] beiseite, die er wohl nicht verstanden, ebenso dessen übrige Gründe, dass die Bösen oft glücklich sind, die Guten unter öffentlichem Unglücke mit leiden, nicht einzig die strafende Gerechtigkeit die Welt regiert. Endlich war die Streitfrage die: Leidet Job schuldig oder unschuldig? Auf diese also kommt er zurück. Ijob Ijob 22 20 4 Hoc scio a principio, ex quo positus est homo super terram. Das weiß ich von Anfang her,⁴ seitdem der Mensch auf die Erde gesetzt ward, Ijob Ijob 22 20 4 4 Anspielung auf [Ijob 19,25]. Hebr.: Weißt du denn etwa nicht (was jedermann weiß), nämlich das, was V. 5 folgt. Ijob Ijob 22 20 5 Quod laus impiorum brevis sit, et gaudium hypocritæ ad instar puncti. dass der Ruhm der Gottlosen kurz ist und die Freude des Heuchlers wie ein Augenblick. Ijob Ijob 22 20 6 Si ascenderit usque ad clum superbia ejus, et caput ejus nubes tetigerit: Wenn auch sein Hochmut sich bis zum Himmel erhebt, und sein Haupt die Wolken berührt, Ijob Ijob 22 20 7 Quasi sterquilinium in fine perdetur: et qui eum viderant, dicent: Ubi est? so wird er zuletzt wie ein Misthaufen⁵ verkommen, und die ihn zuvor gesehen, werden sagen: Wo ist er? Ijob Ijob 22 20 7 5 Hebr.: Wie sein eigener Schmutz. Ijob Ijob 22 20 8 Velut somnium avolans non invenietur, transiet sicut visio nocturna. Wie ein Traum verfliegt, wird er nicht gefunden werden, wird entschwinden wie ein Nachtgesicht. Ijob Ijob 22 20 9 Oculus, qui eum viderat, non videbit, neque ultra intuebitur eum locus suus. Das Auge, das ihn sah, wird ihn nicht mehr erblicken noch ihn weiter seine Stätte schauen.⁶ Ijob Ijob 22 20 9 6 Kaum kann das Auge ihn flüchtig streifen. Ijob Ijob 22 0 1 b. Job zeigt dem entgegen, dass jene Beschreibung mit Unrecht auf alle ausgedehnt wird (Kap. 21). Er bittet seine Freunde, sorgfältig auf das, was er ihnen sagen werde, zu achten (V. 6); durch die Erfahrung stehe fest, dass viele Gottlose unumschränkten Glückes sich erfreuen, obwohl sie wider Gott Lästerungen ausstoßen (V. 15), und dass demnach nicht die Sünden aller alsbald von Gott gestraft werden. (V. 26) Ja, noch mehr, der Gottlose werde oft nicht allein sein Leben hindurch, sondern auch nach seinem Tode von den Menschen geehrt. (V. 33) Mithin ist der Trost der Freunde nichtig und ihre Antwort streitet gegen die Wahrheit. Ijob Ijob 22 21 1 Respondens autem Job, dixit: Job antwortete und sprach:¹ Ijob Ijob 22 21 1 1 Was Job bereits früher [Ijob 9,24, Ijob 12,6] bekämpft, zeigt er jetzt durch Beispiele als falsch. Als er um Erbarmen flehte [Ijob 19,23] antwortete ihm Sophar einzig durch harte Anklagen. [Ijob 20] Dennoch erwidert Job ruhig und ohne Zorn, einzig die Wahrheit verfechtend, erhaben über seine Schmerzen, aber auch über Schmähungen. So erweist denn die folgende Rede als Heroen der Geduld. Ijob Ijob 22 21 10 Bos eorum concepit, et non abortivit: vacca peperit, et non est privata ftu suo. Ihr Rind¹¹ empfängt und verwirft nicht, die Kuh kalbt und verliert ihre Frucht nicht. Ijob Ijob 22 21 10 11 Die Glücksbeschreibung wird spezieller. Ijob Ijob 22 21 11 Egrediuntur quasi greges parvuli eorum, et infantes eorum exsultant lusibus. Ihre Kleinen ziehen aus wie eine Herde und ihre Kinder hüpfen in frohem Spiele.¹² Ijob Ijob 22 21 11 12 Wie ihre Herden gedeihen, so mehren sich ihre Kinder. Der Vergleich bezieht sich auf die Zahl wie auf das gesunde Wachstum. Das Glück der Gottlosen voll zu machen, finden sie nach langem Leben einen schnellen Tod ohne langwierige Krankheit. (V. 13) Und das alles, obgleich sie von Gott nichts wissen wollen. (V. 14, V. 15) Ijob Ijob 22 21 12 Tenent tympanum, et citharam, et gaudent ad sonitum organi. Sie halten Pauken und Zithern und freuen sich beim Klange der Schalmeien.¹³ Ijob Ijob 22 21 12 13 Es fehlt ihnen nie an Mitteln, fröhliche Gastgelage zu halten. Ijob Ijob 22 21 13 Ducunt in bonis dies suos, et in puncto ad inferna descendunt. Sie bringen ihre Tage im Wohlleben zu und fahren zur Unterwelt in einem Augenblick.¹⁴ Ijob Ijob 22 21 13 14 Die Frevler erscheinen wie im Leben so auch im Sterben noch glücklich und bevorzugt vor anderen. Ijob Ijob 22 21 14 Qui dixerunt Deo: Recede a nobis, et scientiam viarum tuarum nolumus. Und das sind jene, die zu Gott sprachen: Weiche von uns, und die Kenntnis deiner Wege wollen wir nicht!¹⁵ Ijob Ijob 22 21 14 15 Sie fallen nicht nur von Gott ab, sondern gehen sogar so weit, nicht dulden zu wollen, dass Gott irgendwelche Ansprüche an sie macht und etwas von ihnen verlangt. Sie weisen seine sich gleichsam aufdrängende Güte mit Verachtung zurück: Wir brauchen und wollen nichts von dir, legen sie durch ihre verführerischen Worte. Von den Wegen Gottes, der durch die Gebote Gottes vorgeschriebenen Handlungsweise, wollen sie so wenig wissen wie von ihm selbst; schon die Kenntnis desselben ist ihnen zuwider, weil sie wenigstens doch ihr Gewissen etwas beunruhigt und sie an ihre Bestimmung und Pflicht erinnern könnte. Ijob Ijob 22 21 15 Quis est Omnipotens, ut serviamus ei? et quid nobis prodest si oraverimus illum? Wer ist der Allmächtige, dass wir ihm dienen sollen, und was nützt es uns, wenn wir zu ihm beten?¹⁶ [Mal 3,14] Ijob Ijob 22 21 15 16 Zur Verachtung Gottes fügen sie noch Spott und Lästerung: Sie erklären Gott für ohnmächtig und jeder Verehrung unwert. Wer ist: Was kann und vermag der, den man den Allmächtigen nennt? Nichts. Ijob Ijob 22 21 16 Verumtamen quia non sunt in manu eorum bona sua, consilium impiorum longe sit a me. Doch weil ihr Glück nicht in ihren Händen ist,¹⁷ so sei der Gottlosen Gesinnung fern von mir!¹⁸ Ijob Ijob 22 21 16 17 Ein größeres Verbrechen als solche Verachtung und Lästerung Gottes ist Job nicht denkbar, und so erscheint das außerordentliche Wohlergehen dieser Frevler als die gründlichste Widerlegung der Freunde. Ijob Ijob 22 21 16 18 Was das Rätsel vom Glücke der Gottlosen noch peinigender macht, ist, dass nicht sie die Ursache dieses Glückes sind. Doch ich habe nichts mit den Grundsätzen jener gemeinsam. Ijob Ijob 22 21 17 Quoties lucerna impiorum exstinguetur, et superveniet eis inundatio, et dolores dividet furoris sui: Wie oft¹⁹ wird die Leuchte²⁰ der Gottlosen erlöschen und wird über sie eine Wasserflut hereinbrechen! Und wie oft wird Gott die Schmerzen seines Grimmes ihnen zuteilen! Ijob Ijob 22 21 17 19 Selten. Anspielung auf [Ijob 18,6.12, Ijob 20,29]. Die Folgerung wird in V. 18 gezogen. Ijob Ijob 22 21 17 20 Das Glück. Ijob Ijob 22 21 18 Erunt sicut paleæ ante faciem venti, et sicut favilla, quam turbo dispergit. Sie werden wie Spreu vor dem Winde sein und wie Asche, die der Sturmwind zerstreut.²¹ Ijob Ijob 22 21 18 21 Im Hebr. Fortsetzung des vorigen Gedankens: Wie selten werden sie zerstreut! Die zweite Hälfte des Verses enthält im hebr. bereits Jobs Antwort auf den Einwurf im Sinne der Freunde, den die erste Hälfte bietet: Er vergelte ihm selber, dass er es fühle! Anspielung auf [Ijob 20,7-9]. Eine Steigerung, denn die Asche ist leichter als Spreu, der Sturmwind heftiger als der Wind. Ijob Ijob 22 21 19 Deus servabit filiis illius dolorem patris: et cum reddiderit, tunc sciet. Gott spart des Vaters Schmerzen für seine Kinder auf; und wenn er ihm vergolten, wird er es inne werden.²² Ijob Ijob 22 21 19 22 Job kommt dem Einwurfe zuvor: Wenn die Strafe etwa die Frevler verschont, trifft sie doch deren Nachkommen. [Ijob 20,10] Job antwortet: Eine solche Strafe ist für den Frevler keine, weil er von derselben nichts weiß und fühlt. Ijob Ijob 22 21 2 Audite quæso sermones meos, et agite pnitentiam. Höret doch meine Reden² und tuet Buße!³ Ijob Ijob 22 21 2 2 Das Ziel der Rede zeigt V. 34. Job bittet seine Freunde vorweg, aufmerksam zuzuhören und alsdann, wenn sie es können, gering zu schätzen, was er gesagt. Ijob Ijob 22 21 2 3 Hebr.: Und möge darin euer trösten bestehen. Ijob Ijob 22 21 20 Videbunt oculi ejus interfectionem suam, et de furore Omnipotentis bibet. Seine Augen werden seinen Untergang schauen und er wird vom Grimme des Allmächtigen trinken.²³ Ijob Ijob 22 21 20 23 Nach dem Hebräischen und dem Zusammenhange entsprechend als Wunschsatz (denn werden seine Söhne erst nach seinem Tode heimgesucht, so hat der Vater keine Strafe V. 21): Mögen seine Augen seinen Untergang schauen und er selbst vom Grimme des Allmächtigen trinken. Ijob Ijob 22 21 21 Quid enim ad eum pertinet de domo sua post se? et si numerus mensium ejus dimidietur? Denn was kümmert ihn sein Haus nach seinem Tode, und dass die Zahl seiner Monde abgekürzt ist?²⁴ Ijob Ijob 22 21 21 24 Hebr.: Wenn die Zahl seiner Monde vollendet ist? Ijob Ijob 22 21 22 Numquid Deum docebit quispiam scientiam, qui excelsos judicat? Wird etwa jemand Gott Weisheit lehren, ihn, der die Höchsten richtet?²⁵ Ijob Ijob 22 21 22 25 Der Satz Jobs ist bewiesen. Mithin ist die Lehre der Freunde falsch, welche, die Erfahrung hintansetzend, Gott lehren wollen, wozu einzig er den Bösen gebrauchen darf. Welche Vermessenheit dem, der die Engel richtet, eine andere Ordnung vorschreiben zu wollen als wir ich befolgen sehen! In den nachfolgenden Versen 22-26 wird das Schicksal des Frommen und das des Gottlosen einander gegenübergestellt. Ijob Ijob 22 21 23 Iste moritur robustus et sanus, dives et felix. Dieser stirbt stark und gesund, reich und glücklich, Ijob Ijob 22 21 24 Viscera ejus plena sunt adipe, et medullis ossa illius irrigantur: seine Eingeweide sind voll des Fettes und seine Gebeine sind getränkt mit Mark. Ijob Ijob 22 21 25 Alius vero moritur in amaritudine animæ absque ullis opibus.: Ein anderer aber stirbt in der Bitterkeit der Seele, von allem Reichtum entblößt, Ijob Ijob 22 21 26 Et tamen simul in pulvere dormient, et vermes operient eos. und doch werden sie gleicherweise im Staube ruhen und die Würmer werden beide bedecken.²⁶ Ijob Ijob 22 21 26 26 Ungeachtet dieses vollkommenen Gegensatzes zwischen dem Schicksale und dem Verhalten der Guten und Bösen geht es im Tode beiden gleich, jener hat keinen Vorzug vor diesem und nirgends ist von einer Bestrafung der Bösen und Belohnung der Guten etwas zu fühlen. Ijob Ijob 22 21 27 Certe novi cogitationes vestras, et sententias contra me iniquas. Wahrlich, ich kenne eure Gedanken und die ungerechten Urteile wider mich! Ijob Ijob 22 21 28 Dicitis enim: Ubi est domus principis? et ubi tabernacula impiorum? Denn ihr sagt: Wo ist das Haus des Fürsten?²⁷ und wo sind die Gezelte der Gottlosen?²⁸ Ijob Ijob 22 21 28 27 Jobs. Hebr.: die Fürsten (Jobs) Ijob Ijob 22 21 28 28 Sie sind doch zugrunde gegangen und so widerlegen die Tatsachen alle Unschuldbeteuerungen Jobs. Ijob Ijob 22 21 29 Interrogate quemlibet de viatoribus, et hæc eadem illum intelligere cognoscetis. Fraget jeden Wanderer,²⁹ so werdet ihr erfahren, dass er das nämliche einsieht, Ijob Ijob 22 21 29 29 Der also für mich nicht Partei nimmt und viel gesehen hat. Ijob Ijob 22 21 3 Sustinete me, et ego loquar, et post mea, si videbitur, verba ridete. Ertraget mich, und ich will reden, und wenn es euch gut scheint, spottet nach meinen Worten. Ijob Ijob 22 21 30 Quia in diem perditionis servatur malus, et ad diem furoris ducetur. dass der Böse auf den Tag des Verderbens aufbehalten und dem Tage des Grimmes entgegengeführt wird.³⁰ Ijob Ijob 22 21 30 30 Hebr.: dass am Tage des Unglücks der Böse verschont wird, am Tage des Zornausbruches sie entrückt werden. In dem Texte der Vulgata ist zu ergänzen: sagt ihr. (V. 28) Ijob Ijob 22 21 31 Quis arguet coram eo viam ejus? et quæ fecit, quis reddet illi? Wer wird ihm seinen Wandel ins Angesicht rügen? und wer wird ihm vergelten, was er getan? Ijob Ijob 22 21 32 Ipse ad sepulcra ducetur, et in congerie mortuorum vigilabit. Er wird zu Grabe geführt und wacht unter der Schar der Toten.³¹ Ijob Ijob 22 21 32 31 Von einer großen Schar der Freunde zu Grabe geleitet, wird er durch ein prächtiges Grabdenkmal gleichsam leben und Wache halten. Dies spricht gegen [Ijob 18,17] und [Ijob 5,26]; ebenso gegen [Ijob 8,22, Ijob 11,20, Ijob 15,32, Ijob 18,19, Ijob 20,5]. Ijob Ijob 22 21 33 Dulcis fuit glareis Cocyti, et post se omnem hominem trahet, et ante se innumerabiles. Süß war er den Kieseln des Kocytus, er zieht alle Menschen nach sich und Unzählbare sind, die vor ihm waren.³² Ijob Ijob 22 21 33 32 Hebr.: Süß sind ihm des Tales Schollen und alle Welt zieht ihm nach, wie ihm Unzählige vorangegangen. Noch nach seinem Hinscheiden erfreut er sich vieler Bewunderer und Nachahmer, wie er auch unzählige Vorgänger hat. So hat er außer dem Denkmale über seinem Grabe noch ein anderes in den Herzen der Menschen, welches noch weit mehr als jenes sein Andenken auf die Nachwelt bringt. Vulgata: Kocytus ist der Strom des Totenreiches, die Grenzscheide zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen Oberwelt und Unterwelt. Am Kocytus herrscht sonst Trauer und Klage, doch den Bösen scheint oft bis an diese äußerste Grenzlinie, bis zu der man den Menschen verfolgen kann, das Glück zu folgen, so dass selbst die Unterwelt sich zu streuen scheint, einen solchen Bewohner zu erhalten. Ijob Ijob 22 21 34 Quomodo igitur consolamini me frustra, cum responsio vestra repugnare ostensa sit veritati? Wie mögt ihr mich also so eitel trösten, da sich eure Antwort als der Wahrheit widerstrebend erwiesen hat?³³ Ijob Ijob 22 21 34 33 Wenn man also von den Erwiderungen der Freunde auf seine Reden das abziehe, was den angeführten Tatsachen widerspricht, so bliebe nur Bosheit übrig, die sich in den gegen alle Wahrheit gegen Job vorgebrachten Beschuldigungen zeige. Damit aber erweisen sich die ihm gebotenen Tröstungen als nichtig und eitel. Ijob Ijob 22 21 4 Numquid contra hominem disputatio mea est, ut merito non debeam contristari? Ist denn mein Rechten wider einen Menschen gerichtet, dass ich nicht billig betrübt sein sollte?⁴ Ijob Ijob 22 21 4 4 Job sucht die Aufmerksamkeit seiner Freunde noch dadurch anzuregen, dass er versichert, er werde etwas für sie ganz Auffallendes und Befremdendes vorbringen. Es handelt sich um die moralische Weltordnung, um die Bestimmung der menschlichen Schicksale von seiten Gottes. Der Gegenstand meiner Klage ist derart, dass er gleich beim ersten Anblick alle Geduld und Fassung rauben könnte. Ijob Ijob 22 21 5 Attendite me, et obstupescite, et superponite digitum ori vestro: Merket auf mich und entsetzet euch und leget den Finger auf euern Mund!⁵ Ijob Ijob 22 21 5 5 Vor Staunen. Erlaubet euch keinen Ausspruch darüber, denn ihr werdet nichts zu sagen wissen, was das Unbegreifliche aufklären könnte. Ijob Ijob 22 21 6 Et ego quando recordatus fuero, pertimesco, et concutit carnem meam tremor. Auch ich, wenn ich daran denke, schaudere und Zittern erfasst mein Fleisch.⁶ Ijob Ijob 22 21 6 6 Denn Gottes Gedanken sind auch ihm unbegreiflich. Ijob Ijob 22 21 7 Quare ergo impii vivunt, sublevati sunt, confortatique divitiis? Warum⁷ bleiben denn die Gottlosen am Leben und kommen empor und erstarken durch Reichtum?⁸ [Jer 12,1, Hab 1,13] Ijob Ijob 22 21 7 7 Jetzt erst beginnt Job die Widerlegung der Behauptung, dass die Bösen unausweichbares Verderben treffe, dadurch Anführung der entgegenstehenden Erfahrungen. Welche Klasse von Bösen er meint, zeigt besonders V. 14, V. 15. Ijob Ijob 22 21 7 8 Die Bösen leben glücklich und lange. Gegen [Ijob 20,8.5.20]. Ijob Ijob 22 21 8 Semen eorum permanet coram eis, propinquorum turba, et nepotum in conspectu eorum. Ihre Nachkommen bleiben vor ihnen, der Verwandten und Enkel Schar vor ihren Augen.⁹ Ijob Ijob 22 21 8 9 Erstes Glücksmoment: Sie haben viele Nachkommen und langes Leben, was beides als besonderer Segen und Beweis der Güte Gottes galt. Ijob Ijob 22 21 9 Domus eorum securæ sunt et pacatæ, et non est virga Dei super illos. Ihre Häuser sind ungefährdet und in Frieden und die Rute Gottes kommt nicht über sie.¹⁰ Ijob Ijob 22 21 9 10 Ein weiterer Umstand ihres Glückes ist, dass sie überhaupt von keinem Unfalle, von keiner göttlichen Strafe getroffen werden. Gegen [Ijob 15,21]. Ijob Ijob 22 0 1 3. Dritter Streit. Eliphaz scheut sich nicht, Job die schwersten Verbrechen zur Last zu legen, doch wird der Grundsatz, auf den er sich stützt, von Job so widerlegt, dass Baldad kaum noch eine Antwort findet, Sophar aber gänzlich schweigt. (22,1 26,14) A. Scharfe Beschuldigung Eliphaz gegen Job und Jobs Antwort. (22,1 24,25) a. Eliphaz Beschuldigung. (Kp. 22) Da Eliphaz den letzten Schluss Jobs nicht zu widerlegen weiß, stellt er gleichsam als sein Fundament den Satz auf, dass Gott als einzige Richtschnur seines Handelns die strafende Gerechtigkeit hat. (V. 5) Er zählt viele Vergehen auf, durch welche Job sich das Unglück, von dem er bedrängt werde, zugezogen habe (V. 11), könne doch Gott die Sünden weder nicht sehen noch unbeachtet lassen, sondern strafe vielmehr, wie die Geschichte lehre, alle Frevel. (V. 20) Deshalb mahnt er Job, Buße zu tun, um so würdig zu werden, neue Wohltaten von Gott zu empfangen. Ijob Ijob 22 22 1 Respondens autem Eliphaz Themanites, dixit: Eliphaz, der Themaniter, antwortete und sprach:¹ Ijob Ijob 22 22 1 1 Eliphaz versucht seine Lehre von Lohn und Strafe gleichsam a priori zu beweisen. Zudem bringt er bestimmte Anschuldigungen gegen Job vor, indem er zugleich die früheren vergrößert und so Job heftiger peinigt. Er bemüht sich, Jobs Behauptung durch das Beispiel göttlicher Rache an den Gottlosen zu widerlegen. Ijob Ijob 22 22 10 Propterea circumdatus es laqueis, et conturbat te formido subita. Darum bist du mit Schlingen¹¹ umgeben und plötzlicher Schrecken überfällt dich, Ijob Ijob 22 22 10 11 Schlingen: drohende Gefahren, Strafen, Schrecken: insbesondere die Todesangst. Ijob Ijob 22 22 11 Et putabas te tenebras non visurum, et impetu aquarum inundantium non oppressum iri? und du meintest, du würdest die Finsternis nicht sehen und von der Gewalt der überströmenden Fluten nicht überwältigt werden?¹² Ijob Ijob 22 22 11 12 Du hättest doch wirklich einsehen sollen, was auf solche Handlungsweise folgen muss und wie dir jetzt noch Schlimmes droht und bevorsteht, wenn du dein Unrecht nicht anerkennst und dich bekehrst. Finsternis: Unglück; Fluten des Verderbens. Ijob Ijob 22 22 12 An non cogitas quod Deus excelsior clo sit, et super stellarum verticem sublimetur? Bedenkst du nicht,¹³ dass Gott höher ist als der Himmel und erhaben über den Gipfel der Sterne?¹⁴ Ijob Ijob 22 22 12 13 Um Job womöglich von seinem Unrecht zu überzeugen und zur Besserung zu bewegen, erinnert Eliphaz jetzt an die Größe und Erhabenheit Gottes, vor der er sich demütigen soll. Ijob Ijob 22 22 12 14 Hebr.: Ist Gott nicht himmelhoch? Schau der Sterne Gipfel an, wie hoch sie ragen! Und da willst du sprechen: Was weiß denn Gott? Kann er durch Wolkendunkel hindurch Gericht halten? Ijob Ijob 22 22 13 Et dicis: Quid enim novit Deus? et quasi per caliginem judicat. Und du sprichst: Was weiß denn Gott? und wie durch Wolkendunkel hält er Gericht. Ijob Ijob 22 22 14 Nubes latibulum ejus, nec nostra considerat, et circa cardines cli perambulat. Wolken sind seine Hülle und er achtet nicht, was uns angeht, und durchwandert den Umkreis des Himmels!¹⁵ Ijob Ijob 22 22 14 15 Obwohl Gott so erhaben ist, meinst du doch, er wisse nichts von dir und kümmere sich nicht um menschliche Dinge, deshalb weil Wolken ihn umhüllen und das Himmelsgewölbe ihn abschließt von der Erde. Job hat dies nicht gesagt, aber Eliphaz findet solche Behauptung vielleicht in der Versicherung Jobs, dass er sein Leiden nicht durch Sünden verdient habe, und dehnt diese dahin aus, dass Job überhaupt die Gerechtigkeit Gottes dem Menschen gegenüber und damit die providentielle Leitung der menschlichen Angelegenheiten schlechthin leugne und annehme, Gott kümmere sich nicht um diese. Ijob Ijob 22 22 15 Numquid semitam sæculorum custodire cupis, quam calcaverunt viri iniqui? Willst du den Pfad der Vorwelt schreiten, den die Männer des Frevels gewandelt sind?¹⁶ Ijob Ijob 22 22 15 16 Seine Denkweise ist die der von ihm selbst charakterisierten Frevler [Ijob 21,14ff] und ihre gotteslästerlichen Reden im Grunde nur die Seinen. Die Männer des Frevels sind die Menschen zur Zeit der Sündflut und vielleicht auch die Bewohner von Sodoma und Gomorrha. Ijob Ijob 22 22 16 Qui sublati sunt ante tempus suum, et fluvius subvertit fundamentum eorum: Sie wurden hinweggerafft vor ihrer Zeit, denn ein Strom unterwühlte ihren Grund.¹⁷ Ijob Ijob 22 22 16 17 Ihr Glück, das auf festen Grundlagen zu ruhen schien. Ijob Ijob 22 22 17 Qui dicebant Deo: Recede a nobis: et quasi nihil posset facere Omnipotens, æstimabant eum: Sie sprachen zu Gott: Weiche von uns! und als ob der Allmächtige nichts tun könnte, achteten sie ihn, Ijob Ijob 22 22 18 Cum ille implesset domus eorum bonis, quorum sententia procul sit a me. während er doch ihre Häuser mit Gütern gefüllt hatte; ja, deren Gesinnung sei ferne von mir!¹⁸ Ijob Ijob 22 22 18 18 Der Grund, warum jene so weggerafft wurden [Gen 6,4] war kein anderer als weil sie wie Job in Bezug auf Gott dachten und handelten. Jobs Worte [Ijob 21,14] von den Gottlosen werden wiederholt, als wären es seine Herzensgedanken. Ijob Ijob 22 22 19 Videbunt justi, et lætabuntur, et innocens subsannabit eos. Die Gerechten werden es sehen und sich freuen und der Unschuldige wird ihrer spotten.¹⁹ Ijob Ijob 22 22 19 19 Im Gegensatze zu dem Schicksal der Bösen hebt jetzt Eliphaz das Glück der Frommen hervor, beschreibt es aber nur insoweit, als dadurch das Schicksal jener in noch trüberes Licht gestellt wird. Ijob Ijob 22 22 2 Numquid Deo potest comparari homo, etiam cum perfectæ fuerit scientiæ? Kann etwa der Mensch mit Gott sich vergleichen,² auch wenn er vollkommene Wissenschaft besitzt?³ Ijob Ijob 22 22 2 2 Da Job die Lehre seiner Freunde, die Gottes Lehre sei, nicht annimmt. Gott hat keinen Vorteil von guten Werken, also bewegt ihn weder Hoffnung noch Furcht, wie den Menschen. Es bleibt also für sein Handeln als einzige Richtschnur die Gerechtigkeit. Dies ist die Meinung der Freunde. Ijob Ijob 22 22 2 3 Hebr.: Kommt etwa Gott zu gut des Menschen Tun? Nein, nur sich selber nützt der Fromme. Ijob Ijob 22 22 20 Nonne succisa est erectio eorum, et reliquias eorum devoravit ignis? Ward nicht ihre Hoffart gefällt, fraß nicht das Feuer, was von ihnen übrig war?²⁰ Ijob Ijob 22 22 20 20 Jubelworte der Schuldlosen über die untergegangenen Frevler. Hebr.: Fürwahr, unser Widersacher ist vernichtet und ihren Überfluss hat Feuer gefressen. Damit kommt er auf sein Thema zurück: Die Gottlosen kommen um, die Frommen sehen deren Fall und freuen sich. Ijob Ijob 22 22 21 Acquiesce igitur ei, et habeto pacem; et per hæc habebis fructus optimos. So füge dich ihm denn und ergib dich darin in Ruhe, und das wird dir die besten Früchte bringen!²¹ Ijob Ijob 22 22 21 21 Eliphaz knüpft eine von seinem Standpunkte aus passende Ermahnung an Job, sich zu bekehren, und verheißt ihm Glück. Ijob Ijob 22 22 22 Suscipe ex ore illius legem, et pone sermones ejus in corde tuo. Nimm aus seinem Munde Belehrung an und nimm seine Aussprüche in dein Herz auf.²² Ijob Ijob 22 22 22 22 Die erste Hälfte des vorigen Verses wird weiter ausgeführt. Aus seinem Munde: im Gegensatze zum eigenen Wollen und Begehren. Ijob Ijob 22 22 23 Si reversus fueris ad Omnipotentem, ædificaberis, et longe facies iniquitatem a tabernaculo tuo. Wenn du umkehrst zu dem Allmächtigen, wirst du aufgebaut werden²³ und wirst das Unrecht von deinem Zelte fernhalten. Ijob Ijob 22 22 23 23 An Vermögen und Gesundheit. Ijob Ijob 22 22 24 Dabit pro terra silicem, et pro silice torrentes aureos. Er wird statt Erde Kiesel geben und statt der Kiesel Gold wie in Bächen.²⁴ Ijob Ijob 22 22 24 24 Hebr.: Dann lege in den Staub das Edelmetall, und in der Bäche Kies das Opfergold, die zeitlichen Güter verachtend, so wird der Allmächtige dein Golderz sein, Silber höchsten Glanzes dir. Vulgata: dem neuen Gebäude deines Glückes wird Gott als Grundlage nicht die weiche Erde, sondern Felsen geben, und wo du Steine ausbrichst, werden dir Goldadern kommen. Ijob Ijob 22 22 25 Eritque Omnipotens contra hostes tuos, et argentum coacervabitur tibi. Und der Allmächtige wird wider deine Feinde stehen und das Silber wird sich dir häufen. Ijob Ijob 22 22 26 Tunc super Omnipotentem deliciis afflues, et elevabis ad Deum faciem tuam. Alsdann wirst du am Allmächtigen deine Wonne finden und dein Angesicht zu Gott erheben.²⁵ Ijob Ijob 22 22 26 25 V. 25-27 drei Steigerungen der Verheißungen, denen sich V. 29 eine vierte anschließt. Das Angesicht erheben ist ein Zeichen der Zuversicht und des Vertrauens, und Gegenstand desselben ist Gottes Wohlgefallen und sein reichlicher Segen. Ijob Ijob 22 22 27 Rogabis eum, et exaudiet te, et vota tua reddes. Du wirst zu ihm beten und er wird dich erhören und du wirst deine Gelübde erfüllen.²⁶ Ijob Ijob 22 22 27 26 Erhört werden, da die Gelübde erst erfüllt werden, wenn das, worum man bittet, gewährt ist. Ijob Ijob 22 22 28 Decernes rem, et veniet tibi, et in viis tuis splendebit lumen. Beschließest du eine Sache, so wird sie dir gelingen und Licht wird auf deinen Wegen leuchten.²⁷ Ijob Ijob 22 22 28 27 Du wirst glücklich sein. Ijob Ijob 22 22 29 Qui enim humiliatus fuerit, erit in gloria: et qui inclinaverit oculos, ipse salvabitur. Denn wer sich demütigt, wird in Herrlichkeit sein; und wer die Augen niederschlägt, dem wird Rettung werden.²⁸ [Spr 29,23] Ijob Ijob 22 22 29 28 Hebr.: Bedrängt man dich, so rufst du: Empor! Und dem Gebeugten hilft er auf. Ijob Ijob 22 22 3 Quid prodest Deo si justus fueris? aut quid ei confers si immaculata fuerit via tua? Was nützt es Gott, wenn du gerecht bist? Oder was verschaffst du ihm, wenn dein Wandel unbefleckt ist? Ijob Ijob 22 22 30 Salvabitur innocens, salvabitur autem in munditia manuum suarum. Der Unschuldige wird gerettet werden, aber gerettet durch die Reinheit seiner Hände.²⁹ Ijob Ijob 22 22 30 29 Hebr.: Sogar den Nichtschuldlosen wird er retten, gerettet werden wird er durch die Reinheit seiner Hände, d.i. wenn er nur alles Unrecht von sich tut. Um deinetwillen lässt Gott auch dem Nichtschuldlosen Rettung widerfahren; ein Wort, das sich in anderem Sinne als er es gemeint, an ihm und den beiden anderen Freunden erfüllen soll. Ijob Ijob 22 22 4 Numquid timens arguet te, et veniet tecum in judicium, Wird er etwa aus Furcht mit dir rechten und ins Gericht mit dir kommen⁴ Ijob Ijob 22 22 4 4 Kann in Gott der Grund des Leidens Jobs nicht liegen, so ist er in Job zu suchen. Nun wird Gott ihn doch aber nicht seiner Gottesfurcht wegen strafen, folglich muss Sünde seinerseits vorliegen. Ijob Ijob 22 22 5 Et non propter malitiam tuam plurimam, et infinitas iniquitates tuas? und nicht um deiner vielen Bosheit und um deiner grenzenlosen Missetaten willen?⁵ Ijob Ijob 22 22 5 5 Er hält ihm diese alsbald vor, doch gibt er gleich anfangs zu verstehen, dass er sie wegen ihrer Menge nicht alle aufzählen könne und nur weniges von dem vielen berühren wolle. Ijob Ijob 22 22 6 Abstulisti enim pignus fratrum tuorum sine causa, et nudos spoliasti vestibus. Denn du nahmst das Pfand deiner Brüder ohne Ursache weg⁶ und zogst den Halbnackten die Kleider aus,⁷ Ijob Ijob 22 22 6 6 Eliphaz wählt diejenigen Vergehen, die bei Menschen, welche nach Besitz und Herrschaft begierig sind, am leichtesten zutreffen: Unmenschlichkeit, Verletzung der Gastfreundschaft (V. 7), Tyrannei (V. 8), Beraubung von Witwen und Waisen. Ijob Ijob 22 22 6 7 Die Unterkleider, das Notwendigste. Vergl. [Ex 22,26.27]. Hierin lag eine besondere Grausamkeit, da dies an Brüdern, Angehörigen des gleichen Stammes, an Armen, von allem Entblößten, geschah. Vergl. [Ijob 24,7.10]. Ijob Ijob 22 22 7 Aquam lasso non dedisti, et esurienti subtraxisti panem. du gabst dem Müden nicht Wasser und verweigertest dem Hungrigen das Brot⁸ Ijob Ijob 22 22 7 8 Fremden. Sie mit Wasser und Brot zu erquicken, wäre die kleinste und leichteste Art der Wohltätigkeit gewesen. Dieser Vorwurf ist umso härter, je höher die Pflicht der Gastfreundschaft geachtet ward. Ijob Ijob 22 22 8 In fortitudine brachii tui possidebas terram, et potentissimus obtinebas eam. durch die Stärke deines Armes nahmst du das Land in Besitz und behieltest es als der Mächtigste,⁹ Ijob Ijob 22 22 8 9 Statt dich der Schwächeren und Hilfloseren anzunehmen, tatst du vielmehr das Gegenteil, du verdrängtest sie aus ihrem Besitze. Ijob Ijob 22 22 9 Viduas dimisisti vacuas, et lacertos pupillorum comminuisti. die Witwen ließest du leer fortgehen und zerbrachest die Stützen der Waisen.¹⁰ Ijob Ijob 22 22 9 10 Steigerung des Vorhergehenden. Selbst gegen die schutzlosesten und bedauernswertesten Menschen, Witwen und Waisen, warst du hart und grausam, verweigertest ihnen die Gabe und zermalmtest, was ihnen etwa zur Stütze dienen konnte. Vergl. die Bestimmungen des Mosaischen Gesetzes [Ex 22,21, Dtn 24,17.19, Ijob 27,19]. Wie fälschlich Eliphaz dies alles behauptet, erhellt aus [Ijob 31,17]. Ijob Ijob 22 0 1 b. Antwort Jobs (23,1 24,25) Da seine Freunde seinen Worten keinen Glauben beimessen wollen, drückt Job den Wunsch aus, vor Gott seine Unschuld zu beweisen (V. 6); und da Gott ihm seine Gegenwart zu entziehen scheint (V. 9), beruft er sich auf Gottes Allwissenheit, die sein ganzes Leben kenne. (V. 17) Ijob Ijob 22 23 1 Respondens autem Job, ait: Job antwortete und sprach:¹ Ijob Ijob 22 23 1 1 Job gesteht, dass er mehr durch die Unkenntnis der Absichten Gottes als durch sein Leiden gequält werde. Trotz aller Anschuldigungen appelliert er mit Vertrauen an Gottes Richterstuhl und setzt selbst auseinander, welches sein Leben war. An verschiedenen Klassen von Menschen weist er nach, dass die Bösen ohne Strafe bleiben, und drängt heftiger auf eine Lösung, die seiner Freunde Reden nicht herbeigeführt haben. Wunderbar ist Jobs Ruhe, trotz aller Anklagen, seine Bescheidenheit, Würde und Geduld in der Antwort. Ijob Ijob 22 23 10 Ipse vero scit viam meam, et probavit me quasi aurum, quod per ignem transit: Er aber kennt meinen Wandel und hat mich wie Gold geprüft, das durchs Feuer hindurch geht.¹⁰ Ijob Ijob 22 23 10 10 Hebr.: denn er weiß, welchen Wandel ich geführt; prüfte er mich, wie Gold würde ich hervorgehen. Ijob Ijob 22 23 11 Vestigia ejus secutus est pes meus, viam ejus custodivi, et non declinavi ex ea. Seinen Spuren folgte mein Fuß, auf seinen Weg hatte ich acht und wich davon nicht ab. Ijob Ijob 22 23 12 A mandatis labiorum ejus non recessi, et in sinu meo abscondi verba oris ejus. Von den Geboten seiner Lippen bin ich nicht abgewichen und im tiefsten Herzen¹¹ barg ich die Worte seines Mundes. Ijob Ijob 22 23 12 11 Hebr.: mehr als mein Gesetz habe ich die Worte seines Mundes bewahrt. Ijob Ijob 22 23 13 Ipse enim solus est, et nemo avertere potest cogitationem ejus: et anima ejus quodcumque voluit, hoc fecit. Denn er ist der Alleinige¹² und niemand kann seinen Ratschluss abwenden; und was immer sein Herz wollte, das hat er getan. Ijob Ijob 22 23 13 12 Und dennoch, das ist Jobs Schmerz, bleibt Gott in dem Entschlusse, ihn zu peinigen, unerschütterlich. Hebr.: Er aber bleibt sich gleich. Wer will ihm wehren? Sein Wille begehrt es, da führt er es aus. Die Vulgata will durch ihre Übersetzung der alleinige (der unabhängige) ebenfalls die Unbegreiflichkeit seiner Ratschlüsse hervorheben. Ijob Ijob 22 23 14 Cum expleverit in me voluntatem suam, et alia multa similia præsto sunt ei. Wenn er seinen Willen an mir vollzogen,¹³ so ist noch vieles andere dergleichen ihm zur Hand.¹⁴ Ijob Ijob 22 23 14 13 Hebr.: Ja, er wird zu Ende führen, was er mir bestimmt hat. Ijob Ijob 22 23 14 14 In seinem Ratschlusse bestimmt, was unbegreiflich ist. Ijob Ijob 22 23 15 Et idcirco a facie ejus turbatus sum, et considerans eum, timore sollicitor. Darum bin ich bestürzt vor seinem Angesichte, und wenn ich ihn betrachte, bin ich von Furcht beklommen!¹⁵ Ijob Ijob 22 23 15 15 Dieses Unbegreifliche in Gottes Ratschlusse erfüllt Job mit Furcht und Angst. Wenn Gott immer nach Verdienst Lohn und Strafe austeilte, so wusste er doch, was er zu erwarten hätte. So aber wird er durch jeden Gedanken an Gottes unbegreifliche Fügungen erschüttert und in Verwirrung gebracht. Ijob Ijob 22 23 16 Deus mollivit cor meum, et Omnipotens conturbavit me. Gott hat mein Herz verzagt gemacht und der Allmächtige hat mich in Bestürzung versetzt, Ijob Ijob 22 23 17 Non enim perii propter imminentes tenebras, nec faciem meam operuit caligo. denn nicht wegen der andringenden Finsternis kam ich um noch bedeckte Dunkel mein Antlitz.¹⁶ Ijob Ijob 22 23 17 16 Hebr.: Denn nicht des Unglücks wegen fühle ich mich vernichtet, noch wegen meiner Person, die Finsternis bedeckt hat. Ijob Ijob 22 23 2 Nunc quoque in amaritudine est sermo meus, et manus plagæ meæ aggravata est super gemitum meum. Auch jetzt ist meine Rede bitter² und meiner Plage Wucht drückt schwerer als mein Seufzen.³ Ijob Ijob 22 23 2 2 Was kann mehr schmerzen als solche Anschuldigungen der Freunde, die trösten sollten? Ijob Ijob 22 23 2 3 Als mein Seufzen auszudrücken vermag. Ijob Ijob 22 23 3 Quis mihi tribuat ut cognoscam et inveniam illum, et veniam usque ad solium ejus? Wer möchte mir geben, dass ich ihn erkenne und finde und bis an seinen Thron gelange?⁴ Ijob Ijob 22 23 3 4 Weil die Freunde das, was er für seine Unschuld anführt, nicht würdigen und nicht einmal recht berücksichtigen, wünscht er aufs Neue wie oben [Ijob 10,2, Ijob 13,3, Ijob 16,22] dieselbe Gott selbst darzutun. Ijob Ijob 22 23 4 Ponam coram eo judicium, et os meum replebo increpationibus. So wollte ich ihm meinen Rechtshandel vorstellen und meinen Mund mit Beweisgründen füllen,⁵ Ijob Ijob 22 23 4 5 Wenn die Vulgata einen anderen Sinn ausdrückt, ist es wohl: mit Klagen über die ungerechte Anschuldigung der Freunde. Ijob Ijob 22 23 5 Ut sciam verba, quæ mihi respondeat, et intelligam quid loquatur mihi. dass ich die Worte erfahre, die er mir antworten würde, und erkenne, was er zu mir sagen möchte!⁶ Ijob Ijob 22 23 5 6 Jobs Verlangen, die Ursache seines Leidens zu erfahren, ist umso größer, als er sich keiner schweren Schuld bewusst ist und darum zwar die Anerkennung seiner Unschuld hofft, sich aber auch alsdann hinwiederum sein Leben nicht erklären kann. Ijob Ijob 22 23 6 Nolo multa fortitudine contendas mecum, nec magnitudinis suæ mole me premat. Doch nicht streite er mit mir in großer Kraft noch drücke er mich nieder mit dem Gewicht seiner Größe! Ijob Ijob 22 23 7 Proponat æquitatem contra me, et perveniat ad victoriam judicium meum. Billigkeit setze er mir entgegen und mein Recht erhalte den Sieg.⁷ Ijob Ijob 22 23 7 7 An den vorigen Wunsch schließt sich, wie schon mehrfach, die Besorgnis, Gott könne ihm etwa mit seiner Majestät entgegentreten, und dann der Wunsch, dies möge nicht geschehen. Gott soll nach gewöhnlicher Weise mit ihm handeln, dann hofft er freigesprochen zu werden. Ijob Ijob 22 23 8 Si ad orientem iero, non apparet: si ad occidentem, non intelligam eum. Doch⁸ gehe ich gegen Aufgang, so lässt er sich nicht sehen; gehe ich gegen Niedergang, so gewahre ich ihn nicht. Ijob Ijob 22 23 8 8 Doch vergeblich ist sein Sehnen. Ijob Ijob 22 23 9 Si ad sinistram, quid agam? non apprehendam eum: si me vertam ad dexteram, non videbo illum. Gehe ich zur Linken,⁹ was soll ich tun? Ich erreiche ihn nicht; wende ich mich zur Rechten, ich erblicke ihn nicht! Ijob Ijob 22 23 9 9 Nach Norden, zur Rechten: nach Süden. Dies alles heut, anders nämlich [Ijob 19,26] vom letzten Tage. Ijob Ijob 22 0 1 Gott weiß zwar, wann er Gericht halten soll, wir aber kennen die Zeit nicht (V. 1) und uns steht es nicht zu, zu urteilen, warum in dieser Welt oft die Gottlosen herrschen, während die Armen dulden müssen (V. 12), soviele Frevel im Verborgenen begangen werden, die keine Strafe zu finden scheinen, (v. 17) und die Bösen nicht immer die gebührende Strafe leiden. Ijob Ijob 22 24 1 Ab Omnipotente non sunt abscondita tempora: qui autem noverunt eum, ignorant dies illius. Vor dem Allmächtigen sind die Zeiten nicht verborgen; aber die ihn kennen, wissen seine Tage nicht.¹ Ijob Ijob 22 24 1 1 Job bespricht jetzt wieder, um dem Eliphaz mehr direkt zu antworten, die traurige Erfahrung, dass das Schicksal der Guten und Bösen ihrem moralischen Zustande nicht entspricht. Anstatt Gottes und der Frommen Widersacher und Lästerer je mit Unheil und Verderben gestraft zu sehen, werden gerade die Frommen von letzterem selbst betroffen. Ijob Ijob 22 24 10 Nudis et incedentibus absque vestitu, et esurientibus tulerunt spicas. Den Nackten und denen, die ohne Bekleidung einhergehen, und den Hungernden nehmen sie die Ähren. Ijob Ijob 22 24 11 Inter acervos eorum meridiati sunt, qui calcatis torcularibus sitiunt. Sie halten Mittag unter den Scharen derer, die Durst leiden, nachdem sie die Kelter getreten. Ijob Ijob 22 24 12 De civitatibus fecerunt viros gemere, et anima vulneratorum clamavit, et Deus inultum abire non patitur. Die Männer aus den Städten machen sie ächzen und die Seele der Verwundeten schreit,¹⁰ und lässt es Gott nicht ungerächt hingehen? Ijob Ijob 22 24 12 10 Diese Bedrückung ist allgemein und öffentlich und kostet vielen das Leben. Ijob Ijob 22 24 13 Ipsi fuerunt rebelles lumini, nescierunt vias ejus, nec reversi sunt per semitas ejus. Sie lehnen sich auf wider das Licht, nicht kennen sie dessen Wege und wenden nicht um zu dessen Pfaden.¹¹ Ijob Ijob 22 24 13 11 Während viele Frevler in der besagten Weise ihre Bedrückung offen vornehmen, treiben es andere im Finstern. Ijob Ijob 22 24 14 Mane primo consurgit homicida, interficit egenum et pauperem: per noctem vero erit quasi fur. Am frühesten Morgen erhebt sich der Mörder, tötet den Dürftigen und Armen und wird des Nachts dem Diebe gleich.¹² Ijob Ijob 22 24 14 12 Am frühen Morgen erhebt er sich zu Mordtaten, in der Nacht übt er die Werke des Diebes. Ijob Ijob 22 24 15 Oculus adulteri observat caliginem, dicens: Non me videbit oculus: et operiet vultum suum. Das Auge des Ehebrechers wartet auf das Dunkel und er spricht: Kein Auge wird mich sehen, und er verhüllt sein Antlitz.¹³ Ijob Ijob 22 24 15 13 Er erwartet die Nacht und nicht, um nicht erkannt zu werden, einen Schleier. Ijob Ijob 22 24 16 Perfodit in tenebris domos, sicut in die condixerant sibi, et ignoraverunt lucem. Er bricht in der Finsternis in die Häuser ein, wie sie sich am Tage verabredet, und sie wollen nichts wissen vom Lichte.¹⁴ Ijob Ijob 22 24 16 14 Weitere Ausführung der zweiten Hälfte von V. 14. Ijob Ijob 22 24 17 Si subito apparuerit aurora, arbitrantur umbram mortis: et sic in tenebris quasi in luce ambulant. Erscheint plötzlich das Morgenrot, so gilt es ihnen als Todesschatten; und sie wandeln so in der Finsternis, als wäre es Licht.¹⁵ Ijob Ijob 22 24 17 15 Begründung der zweiten Hälfte von V. 16. Die Nacht ist ihr Tag und die Zeit ihres Wirkens. Alles Böse hat als Folge von Natur die Furcht oder die Scham. (Tertull.) Ijob Ijob 22 24 18 Levis est super faciem aquæ: maledicta sit pars ejus in terra, nec ambulet per viam vinearum. Er ist leichter als des Wassers Schaum. Verflucht sei sein Anteil auf Erden und nicht wandle er durch der Weinberge Pfad!¹⁶ Ijob Ijob 22 24 18 16 Hebr.: Im Fluge eilt er dahin auf des Wassers Fläche. Der Tod der Gottlosen ist leicht und schnell, wie wenn ein Schiff über des Meeres Spiegel gleitet. Freilich folgt ihm der Fluch der Menschen und nicht mehr wendet er sich dem Wege zum Weinberge zu, sich dort zu ergötzen. Ijob Ijob 22 24 19 Ad nimium calorem transeat ab aquis nivium, et usque ad inferos peccatum illius. Aus Schneewasser komme er in die größte Hitze und bis zur Unterwelt gehe seine Sünde!¹⁷ Ijob Ijob 22 24 19 17 Von einer Sünde werde er in die andere gerissen und bis zur Unterwelt begleite ihn die Strafe, ohne dass Milderung ihm zuteil wird. Hebr.: Dürre und Hitze raffen die Schneewasser hinweg, die Unterwelt die, so gesündigt haben. Ijob Ijob 22 24 2 Alii terminos transtulerunt, diripuerunt greges, et paverunt eos. Die einen verrücken die Grenzen, rauben die Herden und weiden sie;² Ijob Ijob 22 24 2 2 In diesem Kapitel wechselt der Gegensatz zwischen den Bösen und den von ihnen Bedrängten. Ijob Ijob 22 24 20 Obliviscatur ejus misericordia: dulcedo illius vermes: non sit in recordatione, sed conteratur quasi lignum infructuosum. Die Barmherzigkeit¹⁸ vergesse seiner, seine Süßigkeit seien die Würmer; nicht bleibe er im Andenken, sondern wie ein unfruchtbarer Baum werde er zerbrochen! Ijob Ijob 22 24 20 18 Hebr.: die Mutter selbst. Und dies mit Recht: V. 21. Ijob Ijob 22 24 21 Pavit enim sterilem, quæ non parit, et viduæ bene non fecit. Denn er hat die Unfruchtbare beraubt, die nicht gebärt, und der Witwe Böses getan, Ijob Ijob 22 24 22 Detraxit fortes in fortitudine sua: et cum steterit, non credet vitæ suæ. hat Mächtige durch seine Kraft niedergerissen; und wenn er sich erhebt, ist er seines Lebens nicht sicher.¹⁹ Ijob Ijob 22 24 22 19 Hebr.: Und die Gewalttätigen erhält er lange durch seine Kraft: ein solcher kommt wieder auf, wenn er schon am Leben verzweifelte. Ijob Ijob 22 24 23 Dedit ei Deus locum pnitentiæ, et ille abutitur eo in superbiam: oculi autem ejus sunt in viis illius. Gott gab ihm Raum zu Buße und er missbrauchte es zum Übermut, und doch wachen Gottes Augen über seinen Wegen.²⁰ [Offb 2,21] Ijob Ijob 22 24 23 20 Ihn zu schützen. Ijob Ijob 22 24 24 Elevati sunt ad modicum, et non subsistent, et humiliabuntur sicut omnia, et auferentur, et sicut summitates spicarum conterentur. Sie sind hoch erhoben und sterben schnell und sinken hin wie alles übrige und werden weggerafft und wie Ährenspitzen zerrieben.²¹ Ijob Ijob 22 24 24 21 Und welche ist sein Tod? Ein schrecklicher, wie Eliphaz gesagt? Hebr.: Hoch stehen sie; ein wenig nur, da sind sie dahin; sinken hin, wie alle sterben sie ab, und gleich der Ähre Spitze werden sie gemäht. Ihr Sterben unterscheidet sich von dem anderer höchstens dadurch, dass es spät oder schmerzlos erfolgt. Die Frevler stehen auf der Spitze des Glückes und werden hinweggenommen nicht vor der Zeit, sondern wie eine vollreife Ähre, erst im hohen Alter werden sie abgemäht. Ijob Ijob 22 24 25 Quod si non est ita, quis me potest arguere esse mentitum, et ponere ante Deum verba mea? Ist dem nicht so? wer kann mich Lügen strafen und meine Worte vor Gott bringen?²² Ijob Ijob 22 24 25 22 Wer wird meine Worte als Lüge vor Gottes Thron verklagen? Ijob Ijob 22 24 3 Asinum pupillorum abegerunt, et abstulerunt pro pignore bovem viduæ. sie treiben den³ Esel der Waisen weg und nehmen das Rind der Witwe als Pfand fort; Ijob Ijob 22 24 3 3 Einzigen. Ijob Ijob 22 24 4 Subverterunt pauperum viam, et oppresserunt pariter mansuetos terræ. sie verkehren den Weg der Armen und unterdrücken gleicherweise die Ruhigen⁴ des Landes. Ijob Ijob 22 24 4 4 Hebr.: die Leidenden. Ijob Ijob 22 24 5 Alii quasi onagri in deserto egrediuntur ad opus suum: vigilantes ad prædam, præparant panem liberis. Andere⁵ gehen zu ihrem Werke aus, wie der wilde Esel in der Wüste, lauern auf Raub, den Kindern Brot zu schaffen.⁶ Ijob Ijob 22 24 5 5 Bedrückte. Ijob Ijob 22 24 5 6 Hebr.: Ja, gleich Wildeseln in der Wüste ziehen sie aus zu ihrem Werk und suchen Nahrung. Die Steppe gibt ihm Brot für die Kinder. Ijob Ijob 22 24 6 Agrum non suum demetunt: et vineam ejus, quem vi oppresserint, vindemiant. Den Acker, der nicht der ihre ist,⁷ mähen sie ab, und den Weinberg dessen, den sie mit Gewalt unterdrückt, lesen sie ab. Ijob Ijob 22 24 6 7 Ihrer Bedrücker. Ijob Ijob 22 24 7 Nudos dimittunt homines, indumenta tollentes, quibus non est operimentum in frigore: Sie⁸ nehmen die Kleider und lassen die Leute nackt gehen, welche keine Bedeckung haben in der Kälte, Ijob Ijob 22 24 7 8 Die Unterdrücker. Ijob Ijob 22 24 8 Quos imbres montium rigant: et non habentes velamen, amplexantur lapides. welche der Regen der Berge durchnässt, die, weil sie keine Hülle haben, sich an die Felsen schmiegen. Ijob Ijob 22 24 9 Vim fecerunt deprædantes pupillos, et vulgum pauperem spoliaverunt. Sie üben Gewalt, berauben die Waisen und plündern das arme Volk.⁹ Ijob Ijob 22 24 9 9 Hebr.: Man raubt von der Mutterbrust die Waise und den Elenden pfändet man. Nackt schleichen sie einher, ohne Gewand, und hungernd tragen sie Garben. Ijob Ijob 22 0 1 B. Baldad und Job (25,1 26,11) a. Letzte Worte Baldads (V. 6): Was Job gegen die ungerechten Anklagen Eliphaz erwidert hat, scheint Baldad durch sein Stillschweigen gutzuheißen, da er nur kurz und in allgemeinen Umrissen Gottes Majestät beschreibt (V. 3) und von neuem darauf hinweist, dass der armselige Mensch nicht mit Gott streiten kann. Ijob Ijob 22 25 1 Respondens autem Baldad Suhites, dixit: Baldad, der Suhiter, antwortete und sprach:¹ Ijob Ijob 22 25 1 1 Job hat gezeigt, dass die Guten oft unterdrückt werden, die Bösen oft triumphieren. Aber noch immer bleibt die Frage: Warum leidet er selbst? Baldad also wiederholt, dass Gott über alle Begriffe gerecht ist und niemand vor ihm ohne Flecken. Da hieraus nicht folgt, dass Job nach Gottes gewöhnlicher Gerechtigkeit so Schlimmes dulden muss, sind die Freunde also zum Schweigen gebracht. Ijob Ijob 22 25 2 Potestas et terror apud eum est, qui facit concordiam in sublimibus suis. Macht und Schrecken ist bei ihm, der Eintracht schafft in seinen Höhen.² Ijob Ijob 22 25 2 2 Alles, was im Himmel ist, weiß Gott seinem Ziele unterzuordnen, nichts kann ihm widerstehen, wie kann Job also Gott seine Unschuld beweisen wollen? Das ist eine Widersetzlichkeit gegen Gottes Majestät, vor deren Furchtbarkeit Baldad den Freund warnt. Ijob Ijob 22 25 3 Numquid est numerus militum ejus? et super quem non surget lumen illius? Ist denn die Zahl seiner Heerscharen³ zu zählen? Und über wen geht nicht sein Licht auf?⁴ Ijob Ijob 22 25 3 3 Alles dessen, was im Himmel und auf Erden dienstbares Werkzeug seiner Macht ist. Ijob Ijob 22 25 3 4 Und vor einem Gotte, dessen Licht erleuchtet, will Job seine Unschuld erweisen? Oder: Aus welchem strahlt nicht der Abglanz der göttlichen Majestät wieder? Ijob Ijob 22 25 4 Numquid justificari potest homo comparatus Deo, aut apparere mundus natus de muliere? Kann etwa der Mensch, mit Gott verglichen, gerechtfertigt werden oder rein erscheinen der vom Weibe Geborene?⁵ Ijob Ijob 22 25 4 5 Vergl. [Ijob 15,14-17]. Ijob Ijob 22 25 5 Ecce luna etiam non splendet, et stellæ non sunt mundæ in conspectu ejus: Siehe, auch der Mond scheint nicht hell und die Sterne sind nicht rein vor seinem Angesichte, Ijob Ijob 22 25 6 Quanto magis homo putredo, et filius hominis vermis? wieviel weniger der Mensch, der Moder, und des Menschen Sohn, der Wurm!⁶ Ijob Ijob 22 25 6 6 Wenn das Reinste, was wir kennen, vor Gott unrein ist, um wie viel mehr der Mensch, Moder und Gewürme? Ijob Ijob 22 0 1 b. Job antwortet ironisch (Kap. 26): Baldads Worte treffen die Sache nicht und er bedarf dessen Belehrung nicht (V. 4); zudem habe er eine richtigere Ansicht über Gottes Größe, wie sie sich in der Unterwelt, auf der Erde und im Himmel offenbart. Ijob Ijob 22 26 1 Respondens autem Job, dixit: Job antwortete und sprach:¹ Ijob Ijob 22 26 1 1 Jetzt setzt Job ausführlich auseinander, welches seine Meinung von Gott ist, und reinigt sich von der Anklage der Gottlosigkeit. Er habe auch an Gott appelliert, nicht weil er dessen Majestät vergaß, sondern weil er sich seiner Unschuld bewusst war. So erscheinen stets neue Tugendstrahlen an Job. Ijob Ijob 22 26 10 Terminum circumdedit aquis, usque dum finiantur lux et tenebræ. setzt Schranken rings um die Wasser, solange bis Licht und Finsternis aufhören.¹⁴ Ijob Ijob 22 26 10 14 Ohne bestimmte Ordnung werden jetzt noch einzelne Werke und Wirkungsweisen Gottes berührt, in denen sich seine Macht und Größe am augenfälligsten ausspricht. Hebräisch: Eine Grenze zieht er rings über den Gewässern bis dorthin, wo Licht sich scheiden und Finsternis. Vulgata: Dies Gesetz dauert, solange Tag und Nacht wechseln. Ijob Ijob 22 26 11 Columnæ cli contremiscunt, et pavent ad nutum ejus. Die Säulen des Himmels¹⁵ erzittern und erbeben bei seinem Dräuen. Ijob Ijob 22 26 11 15 Die hohen Gebirge, auf denen das Himmelsgewölbe nach poetischer Anschauung zu ruhen scheint, das Festeste, was zu denken ist. Ijob Ijob 22 26 12 In fortitudine illius repente maria congregata sunt, et prudentia ejus percussit superbum. Durch seine Kraft sammeln sich plötzlich die Meere und seine Weisheit schlägt das stolze.¹⁶ Ijob Ijob 22 26 12 16 Selbst die Meeresstürme, das Wildeste und Furchtbarste, was in der Natur vorkommt, stehen ganz in Gottes Gewalt und müssen sich erheben und legen nach seinem Willen. Hebr.: In seiner Macht regt er die Meere auf usw. Ijob Ijob 22 26 13 Spiritus ejus ornavit clos: et obstetricante manu ejus, eductus est coluber tortuosus. Sein Geist schmückt die Himmel aus, seine hebende Hand brachte die Ringelschlange hervor.¹⁷ Ijob Ijob 22 26 13 17 Job schließt, womit Baldad begonnen. Das Werk des vierten Tages. [Gen 1,14-19] Der nördliche Drache ist ein Schmuck des Sternenhimmels. Ijob Ijob 22 26 14 Ecce, hæc ex parte dicta sunt viarum ejus: et cum vix parvam stillam sermonis ejus audierimus, quis poterit tonitruum magnitudinis illius intueri? Siehe, das ist von einem Teile seiner Wege gesprochen; und da wir kaum ein Flüstern seiner Rede vernommen haben, wer kann den Donner seiner Größe fassen?¹⁸ Ijob Ijob 22 26 14 18 Hebr.: Siehe, dies sind nur Umrisse seiner Wege. Wie sehr ist's nur ein leiser Laut, was wir vernehmen! Doch wer erfasst die Donnersprache seiner Allgewalt! Ijob Ijob 22 26 2 Cujus adjutor es? numquid imbecillis? et sustentas brachium ejus, qui non est fortis? Wessen Helfer bist du? Etwa des Schwachen? Und stützest du den Arm dessen, der nicht stark ist?² Ijob Ijob 22 26 2 2 Hebr.: Wie trefflich hast du der Ohnmacht geholfen, den kraftlosen Arm gestützt, wie trefflich den Unverständigen beraten usw. Ironisch. Baldad hat durch seine kurze Rede nichts erzielt und nicht das Geringste vorgebracht, was Job zur Belehrung oder zum Troste gedient hätte. Ijob Ijob 22 26 3 Cui dedisti consilium? forsitan illi, qui non habet sapientiam, et prudentiam tuam ostendisti plurimam. Wem hast du Rat gegeben? Etwa dem, der keine Weisheit hat, und hast du ihm deine übergroße³ Klugheit kundgegeben? Ijob Ijob 22 26 3 3 Hebr.: deine Klugheit in Fülle. Ijob Ijob 22 26 4 Quem docere voluisti? nonne eum, qui fecit spiramentum? Wen wolltest du belehren? Nicht den, der den Odem gemacht hat?⁴ Ijob Ijob 22 26 4 4 Die lateinische Übersetzung entspricht nicht dem Hebräischen noch dem Kontexte. Nach dem hebr. heißt es: Wem hast du deine Reden vorgetragen? Und wessen Geist hat aus dir gesprochen? (Redest du etwa einer Offenbarung von oben folgend?) Vergl. [Ijob 4,12ff]. Die Frage ist um so sarkastischer, als Baldad fast nur das wiederholt hat, was Eliphaz als Belehrung nächtlichen Traumgesichtes angeführt hat. Ijob Ijob 22 26 5 Ecce gigantes gemunt sub aquis, et qui habitant cum eis. Siehe,⁵ die Riesen⁶ ächzen⁷ unter den Wassern⁸ und die, welche bei ihnen wohnen.⁹ Ijob Ijob 22 26 5 5 Jetzt zeigt Job noch durch eine ausführliche Beschreibung der göttlichen Macht und Erhabenheit, dass er nicht erst von Baldad hierüber Belehrung notwendig habe. Baldad hat mit dem Himmel begonnen, Job beginnt mit der Unterwelt. Ijob Ijob 22 26 5 6 Die ehemaligen Riesenstämme von Süd-Chanaan oder besser die Toten im Allgemeinen (wie die Vulgata [Spr 2,18] dies Wort übersetzt). Ijob Ijob 22 26 5 7 Hebr.: erbeben, nämlich vor Gottes Macht. Ijob Ijob 22 26 5 8 Im tiefsten Teile der Erde, wohin man die Scheol, den Aufenthaltsort der Abgeschiedenen verlegte. Ijob Ijob 22 26 5 9 Auch in der den Blicken der Menschen entzogenen Unterwelt wird Gottes Macht empfunden. Ijob Ijob 22 26 6 Nudus est infernus coram illo, et nullum est operimentum perditioni. Bloß liegt das Totenreich vor ihm da und das Verderben verhüllt keine Decke.¹⁰ Ijob Ijob 22 26 6 10 Obgleich das Schattenreich in unermesslicher Entfernung von seiner himmlischen Wohnung in der untersten Tiefe verhüllt liegt, ist dennoch seinem Blick keine deckende Hülle über demselben, seiner Kenntnis liegt es offen. Ijob Ijob 22 26 7 Qui extendit aquilonem super vacuum, et appendit terram super nihilum. Er spannt den Norden aus über die Leere und hängt die Erde über dem Nichts auf.¹¹ Ijob Ijob 22 26 7 11 Gottes Allmacht bezeugt die im leeren Raume schwebende Erde. Der Norden ist wohl der nördliche Teil der Erdscheibe, wo nach der Vorstellung des Altertums Bergmassen emporsteigen. Dort ist die Erde schwer, und doch schwebt sie im leeren Raume, ohne allen äußeren Stützpunkt. Diese Darstellung entspricht der volkstümlichen Ansicht über die Gestalt der Erde. Ijob Ijob 22 26 8 Qui ligat aquas in nubibus suis, ut non erumpant pariter deorsum. Er bindet die Wasser in seine Wolken, dass sie nicht zugleich niederstürzen.¹² Ijob Ijob 22 26 8 12 Von der Erde richtet Job seinen Blick auf die Erscheinungen am Himmel und berührt das Wunder der Wolkenbildung. Die Wolken sind gleichsam Gefäße, in welchen das Regenwasser gesammelt wird. Gottes heißen die Wolken, insofern sie seine Vorsehung verkünden. Ijob Ijob 22 26 9 Qui tenet vultum solii sui, et expandit super illud nebulam suam. Er hält das Antlitz seines Thrones¹³ und breitet darüber sein Gewölk aus, Ijob Ijob 22 26 9 13 Und gerade dieses Gewölk ist es, in welchem er seinen Thron, den Himmel, aufschlägt, dessen der Erde zugekehrte Seite, das sternenreiche Himmelsgewölbe, durch dasselbe verhüllt ist. Ijob Ijob 22 0 1 5. In zwei Selbstgesprächen, deren erstes das Gefühl des Triumphes zeigt, deren zweites gerechte Klage ist, zeigt Job, dass durch das Wechselgespräch seiner Freunde die Frage über die Ursache seines Unglückes nicht gelöst ist. (27,1-31,40) A. Gleichsam triumphierend zeigt Job im ersten Selbstgespräch, dass seine Unschuld umsonst von den Freunden in Zweifel gezogen worden sei und dass jenen die wahre Weisheit fehle, die vorgelegte Frage zu lösen. (27,1-28,28) a. Jobs Unschuld (V. 1-10): Gott weiß, dass Job nicht lügt. (V. 4) Sein Gewissen wirft ihm keine Schuld vor (V. 6), und seine Unschuld beweist seine beständige Hoffnung und sein festes Vertrauen auf Gott, wie solche die Gottlosen nicht besitzen können. (V. 10) b. Den Freunden aber geht die wahre Weisheit ab. (V. 11-23): Sie müssen ja jetzt selbst bekennen, dass die Behauptung, die sie so hartnäckig verteidigt, dass alle Gottlosen unglücklich seien und nur diese, haltlos sei. (V. 23) Ijob Ijob 22 27 1 Addidit quoque Job, assumens parabolam suam, et dixit: Darauf fuhr Job fort, seine Gleichnisrede wieder aufnehmend, und sprach:¹ Ijob Ijob 22 27 1 1 Nach dieser Antwort wartete Job jedenfalls auf eine Entgegnung Sophars. Da dieser schweigt, fährt der Dulder fort (Kap. 27, 28), um dann wieder eine Pause zu machen, ob vielleicht einer der drei antworten wolle. Da dies indes auch dann nicht geschieht, beschließt er seine Rede (Kap. 29-31) als Sieger über seine Freunde. Ijob Ijob 22 27 10 Aut poterit in Omnipotente delectari, et invocare Deum omni tempore? Oder kann er an dem Allmächtigen seine Wonne haben und Gott anrufen zu aller Zeit? Ijob Ijob 22 27 11 Docebo vos per manum Dei quæ Omnipotens habeat, nec abscondam. Ich will euch durch die Hand Gottes belehren,⁹ was der Allmächtige zu eigen hat,¹⁰ und will es nicht verhehlen. Ijob Ijob 22 27 11 9 Job hat nun seine Unschuld bewiesen und will die Freunde mit Gottes Hilfe von ihrer falschen Meinung abbringen Das Hebräische kann auch heißen: Über Gottes Hand (Handlungsweise). Denn dass nicht ein Grund alles erklärt, steht nun fest. Ijob Ijob 22 27 11 10 Gottes Ratschlüsse bezüglich der Bösen und deren Bestrafung. Ijob Ijob 22 27 12 Ecce, vos omnes nostis, et quid sine causa vana loquimini? Sehet, ihr alle wisst es¹¹ und warum redet ihr ohne Ursache Eitles?¹² Ijob Ijob 22 27 12 11 Dass meine Lage nicht die eines Frevlers ist. Ijob Ijob 22 27 12 12 Dieses Eitle setzt er V. 13-23 auseinander. Deshalb beginnt er mit den Worten der Freunde [Ijob 20,29]. Job will nicht leugnen, was in den Aussprüchen der Freunde Wahres liegt. Ijob Ijob 22 27 13 Hæc est pars hominis impii apud Deum, et hæreditas violentorum, quam ab Omnipotente suscipient. Das ist der Anteil eines gottlosen Menschen bei Gott und das Erbe der Gewalttätigen, das sie von dem Allmächtigen empfangen.¹³ Ijob Ijob 22 27 13 13 Zuerst redet er von den Nachkommen des Frevlers (V. 14, V. 15), dann von seinen zeitlichen Gütern und Besitzungen (V. 16-19), endlich von seinem Leben (V. 20-23). Ijob Ijob 22 27 14 Si multiplicati fuerint filii ejus, in gladio erunt, et nepotes ejus non saturabuntur pane. Wenn seine Söhne zahlreich geworden sind, verfallen sie dem Schwert und seine Enkel werden sich nicht sättigen an Brot.¹⁴ Ijob Ijob 22 27 14 14 Verfallen dem Elende. Ijob Ijob 22 27 15 Qui reliqui fuerint ex eo, sepelientur in interitu, et viduæ illius non plorabunt. Die von ihm zurückbleiben, werden im Verderben begraben¹⁵ und seine Witwen werden nicht weinen. Ijob Ijob 22 27 15 15 Sterben durch die Pest dahin. Der Tod soll ihnen gleichsam Grab sein, so dass niemand sich um sie kümmert. Ijob Ijob 22 27 16 Si comportaverit quasi terram argentum, et sicut lutum præparaverit vestimenta: Wenn er Silber sammelt wie Erde und Kleider aufspeichert wie Lehm, Ijob Ijob 22 27 17 Præparabit quidem, sed justus vestietur illis: et argentum innocens dividet. so schafft er wohl, aber der Gerechte kleidet sich damit und das Silber wird der Unschuldige teilen.¹⁶ Ijob Ijob 22 27 17 16 Was Job hier vom Leben und von dem Tode des Frevlers sagt, ist ein oft eintretender Fall, nicht allgemeine Regel. Ijob Ijob 22 27 18 dificavit sicut tinea domum suam, et sicut custos fecit umbraculum. Wie die Motte hat er sein Haus gebaut und wie ein Wächter eine Hütte aufgerichtet.¹⁷ Ijob Ijob 22 27 18 17 Vergl. [Ijob 4,19, Ijob 13,28, Ijob 8,14]. Die Motte baut sich nagend ein Haus, der Wächter für ganz kurze Zeit: Bild der Gebrechlichkeit und Unbeständigkeit. Ijob Ijob 22 27 19 Dives cum dormierit, nihil secum auferet: aperiet oculos suos, et nihil inveniet. Wenn der Reiche zur Ruhe eingeht, wird er nichts mit sich nehmen; er wird seine Augen auftun und nichts finden.¹⁸ [Ps 48,18] Ijob Ijob 22 27 19 18 Wenn er sich am Abend, da er sich zur Ruhe begab, sich noch seines Besitzes freute, wird er am Morgen, wenn er aufwacht, alles verschwunden und fortgeweht finden. Ijob Ijob 22 27 2 Vivit Deus, qui abstulit judicium meum, et Omnipotens, qui ad amaritudinem adduxit animam meam. So wahr Gott lebt, der mir mein Recht hinhält, und der Allmächtige, der meine Seele in Bitterkeit versenkt hat,² Ijob Ijob 22 27 2 2 Schwur; Gegenstand V. 4. Ijob Ijob 22 27 20 Apprehendet eum quasi aqua inopia, nocte opprimet eum tempestas. Armut wird ihn ereilen wie eine Wasserflut, nachts wird ein Ungewitter ihn überfallen.¹⁹ Ijob Ijob 22 27 20 19 Was von seinen Besitztümern, gilt noch mehr von Leib und Leben: es erreichen ihn Gewässern gleich die Schrecken, des Nachts entführt ihn der Sturmwind. Ijob Ijob 22 27 21 Tollet eum ventus urens, et auferet, et velut turbo rapiet eum de loco suo. Glutwind²⁰ wird ihn erfassen und wegraffen und wie im Wirbel ihn wegreißen von seiner Stätte. Ijob Ijob 22 27 21 20 Der Ostwind. Ausführung von V. 20b. Ijob Ijob 22 27 22 Et mittet super eum, et non parcet: de manu ejus fugiens fugiet. Er²¹ wird auf ihn ohne Schonung seine Geschosse entsenden, vor seiner Hand wird er eilends dahinfliehen.²² Ijob Ijob 22 27 22 21 Gott. Ijob Ijob 22 27 22 22 Die Vertilgung geschieht schnell und Widerstand ist nicht möglich. Ijob Ijob 22 27 23 Stringet super eum manus suas, et sibilabit super illum, intuens locum ejus. Er²³ wird über ihn in die Hände klatschen und über ihn zischen, wenn er auf seine Stätte schaut. Ijob Ijob 22 27 23 23 Das Hebräische kann auch heißen: Man klatscht über ihn und zischt ihn weg von seiner Stätte. Ijob Ijob 22 27 3 Quia donec superest halitus in me, et spiritus Dei in naribus meis, solange noch ein Atem in mir ist³ und Gottes Hauch in meiner Nase,⁴ Ijob Ijob 22 27 3 3 Bald wird es zu spät sein. Ijob Ijob 22 27 3 4 [Gen 2,7] Ijob Ijob 22 27 4 Non loquentur labia mea iniquitatem, nec lingua mea meditabitur mendacium. werden meine Lippen nicht unrecht reden und meine Zunge nicht auf Lüge sinnen! Ijob Ijob 22 27 5 Absit a me ut justos vos esse judicem: donec deficiam, non recedam ab innocentia mea. Fern sei es von mir zu urteilen, dass ihr recht habt; bis ich verscheide, will ich nicht lassen von meiner Unschuld. Ijob Ijob 22 27 6 Justificationem meam, quam cpi tenere, non deseram: neque enim reprehendit me cor meum in omni vita mea. Meine Rechtfertigung, die zu behaupten ich begonnen, lasse ich nicht; denn mein Herz tadelt mich nicht über mein ganzes Leben.⁵ Ijob Ijob 22 27 6 5 Was er in V. 4 im Allgemeinen als Gegenstand seines Schwures bezeichnet, führt er in diesem weiter aus: Ich kann euch nicht beistimmen und mich nicht schuldig geben; es wäre dies wider Wissen und Gewissen. Ijob Ijob 22 27 7 Sit ut impius, inimicus meus: et adversarius meus, quasi iniquus. Als ein Gottloser stehe mein Feind da und mein Widersacher als ein Ungerechter!⁶ Ijob Ijob 22 27 7 6 Was Job [Ijob 24,18-21] kurz gesagt, wird hier weiter ausgeführt. Als Feinde und Ruchlose sind nicht Jobs Freunde zu denken. Ijob Ijob 22 27 8 Quæ est enim spes hypocritæ si avare rapiat, et non liberet Deus animam ejus? Denn was ist die Hoffnung des Heuchlers, wenn er gierig zusammenrafft, aber Gott seine Seele nicht rettet?⁷ Ijob Ijob 22 27 8 7 Wie er in V. 6 das Zeugnis seines Gewissens angerufen für seine Unschuld, so hier seine Hoffnung auf Gott: Wäre ich gottlos, wie hätte ich da immer, wovon ihr Zeugen seid, auf Gott hoffen können? Ein Gottloser hat Gott zum Feinde und keinen Zufluchtsort vor den ihm drohenden Übeln. Hebräisch: denn welche Hoffnung hat der Ruchlose, wenn abschneidet, wenn herauszieht Gott seine Seele? Diese Ausdrücke deuten wohl auf einen gewaltsamen Tod hin. Die Vulgata fasst den Frevler als Subjekt und übersetzt demgemäß anders. Ijob Ijob 22 27 9 Numquid Deus audiet clamorem ejus cum venerit super eum angustia? Wird Gott etwa sein Schreien hören, wenn Bedrängnis über ihn kommt?⁸ Ijob Ijob 22 27 9 8 Antwort: Nein. In dieser Hinsicht ist Jobs Lage wieder eine andere als die des Frevlers. Vergl. [Ijob 13,16, Ijob 19,26]. Ijob Ijob 22 0 1 Viel zwar vermögen die Menschen durch ihre natürliche Wissenschaft und Kunst (V. 11), doch zu der übernatürlichen Weisheit, welche über alle natürliche erhaben ist, vermögen sie nicht zu gelangen. (V. 28) Ijob Ijob 22 28 1 Habet argentum, venarum suarum principia: et auro locus est, in quo conflatur. Des Silbers Adern¹ haben ihren Ursprung² und das Gold einen Ort, wo man es schmelzt. Ijob Ijob 22 28 1 1 Job führt jetzt aus, was er [Ijob 27,11] verheißen. Ijob Ijob 22 28 1 2 Man weiß, wo man diese Metalle finden und hervorholen kann. Ijob Ijob 22 28 10 In petris rivos excidit, et omne pretiosum vidit oculus ejus. durch Felsen bricht er Rinnen und alle Schätze erschaut sein Auge,¹⁰ Ijob Ijob 22 28 10 10 Brechen die unterirdischen Wasser ein, so haut er Kanäle in die Felsen und führt jene heraus. Erst dann erlangt er den Preis seiner Mühen mit Freuden. Ijob Ijob 22 28 11 Profunda quoque fluviorum scrutatus est, et abscondita in lucem produxit. auch die Tiefe der Flüsse erforscht er¹¹ und bringt das Verborgene ans Licht.¹² Ijob Ijob 22 28 11 11 Hebr.: dass sie nicht tränen (durchsickern), verstopft er die Wasseradern. Ijob Ijob 22 28 11 12 Schöner Übergang zum Folgenden. Scheint es auch, als ob nichts so tief und verborgen sei, dass der Mensch es nicht finden und in Besitz nehmen könnte, so ist er doch unvermögend, die Weisheit zu finden und sich anzueignen. Ijob Ijob 22 28 12 Sapientia vero ubi invenitur? et quis est locus intelligentiæ? Aber die Weisheit,¹³ wo ist sie zu finden? Und wo ist die Stätte der Einsicht? Ijob Ijob 22 28 12 13 Gegensatz. Die Weisheit ist in der heiligen Schrift die Erkenntnis, welche alles Einzelne auf Gott als Urheber und Lenker zurückführt. Insbesondere ist sie eine von Gott seinen Freunden verliehene Erkenntnis, ein Anteil an seiner Weisheit, die alles recht zu beurteilen und zu gebrauchen lehrt. Die Einsicht ist derjenige Teil der Weisheit, durch den wir vor allem Trug bewahrt werden. Vergl. [Jes 11,3]. Die Form der Frage weist auf V. 1 zurück: Der Mensch kann sie durch seine eigene Kraft nicht finden. Dasselbe wird in den folgenden Versen auf verschiedene Weise gesagt. Ijob Ijob 22 28 13 Nescit homo pretium ejus, nec invenitur in terra suaviter viventium. Der Mensch kennt ihren Wert nicht¹⁴ noch findet man sie im Lande derer, die gemächlich¹⁵ dahinleben. Ijob Ijob 22 28 13 14 Nichts von dem, was der Mensch kennt, ist dem Werte entsprechend, um den sie etwa gekauft werden könnte, denn sie ist mehr von der Erde. Ijob Ijob 22 28 13 15 Gemächlich setzt der hl. Hieronymus hinzu, um anzudeuten, dass sie nicht ohne Anstrengung erworben wird noch von den in Freuden Dahinlebenden. Die Septuag. und die alte latein. Übersetzung haben besser: Es kennt der Mensch nicht ihren Weg, denn hier ist die Rede von dem Sitze der Weisheit, erst V. 15 von ihrem Kaufpreise. Ijob Ijob 22 28 14 Abyssus dicit: Non est in me: et mare loquitur: Non est mecum. Der Abgrund sagt: In mir ist sie nicht! Und das Meer spricht: Bei mir ist sie nicht! Ijob Ijob 22 28 15 Non dabitur aurum obrizum pro ea, nec appendetur argentum in commutatione ejus. Man kann das beste Gold nicht für sie geben noch Silber darwägen, sie einzutauschen;¹⁶ [Weish 7,9] Ijob Ijob 22 28 15 16 In den höchsten Gründen der Erde oder des Meeres ist sie nicht zu finden und der Mensch hat nicht, was er für sie geben könnte; daraus folgt, wie hoch sie zu schätzen. Ijob Ijob 22 28 16 Non conferetur tinctis Indiæ coloribus, nec lapidi sardonycho pretiosissimo, vel sapphiro. sie ist nicht zu vergleichen mit Indiens mannigfaltigem Farbenschmucke¹⁷ noch mit dem kostbaren Steine Sardonyx, oder mit dem Saphir. Ijob Ijob 22 28 16 17 Indiens mannigfachen Edelsteinen. Hebr.: Sie lässt sich nicht aufwiegen mit Ophirgold, mit kostbarem Beryll und Saphir. Ijob Ijob 22 28 17 Non adæquabitur ei aurum vel vitrum, nec commutabuntur pro ea vasa auri: Nicht kommt ihr Gold gleich oder Glas¹⁸ noch wird sie eingetauscht für goldene Geräte; Ijob Ijob 22 28 17 18 Ein damals dem Golde gleich geschätzter Gegenstand. Ijob Ijob 22 28 18 Excelsa et eminentia non memorabuntur comparatione ejus: trahitur autem sapientia de occultis. was hoch und erhaben, ist im Vergleich zu ihr nicht der Erwähnung wert, denn aus dem Verborgenen wird die Weisheit gezogen.¹⁹ Ijob Ijob 22 28 18 19 Hebr.: Und der Besitz der Weisheit geht über Perlen. Ijob Ijob 22 28 19 Non adæquabitur ei topazius de thiopia, nec tincturæ mundissimæ componetur. Nicht kommt ihr der Topas gleich aus Äthiopien noch wird ihr der reinste Purpur²⁰ gleichgeschätzt. Ijob Ijob 22 28 19 20 Hebr.: das reinste Gold. Ijob Ijob 22 28 2 Ferrum de terra tollitur: et lapis solutus calore, in æs vertitur. Das Eisen wird aus der Erde genommen und das Gestein wandelt sich, aufgelöst in der Hitze, zu Erz. Ijob Ijob 22 28 20 Unde ergo sapientia venit? et quis est locus intelligentiæ? Woher kommt die Weisheit also? Und welches ist die Stätte der Einsicht?²¹ Ijob Ijob 22 28 20 21 Nach so langer Aufzählung kehrt passend die frühere Frage V. 12 wieder, um anzudeuten, dass diese Weisheit dem Menschen nicht aus eigener Kraft zugänglich, sondern verborgen ist, selbst wenn jemand mit scharfem Blicke die hohen Himmelsräume durchforschte. (V. 21) Auf dieser Erde ist sie nicht und die Unterwelt sagt: Ihr Ruf ist zu mir gedrungen, d.i. es gibt keinen Ort, den der Ruhm der Weisheit nicht erreicht hätte. Ijob Ijob 22 28 21 Abscondita est ab oculis omnium viventium, volucres quoque cli latet. Verborgen ist sie vor den Augen aller Lebenden, auch den Vögeln des Himmels verhüllt. Ijob Ijob 22 28 22 Perditio et mors dixerunt: Auribus nostris audivimus famam ejus. Abgrund und Tod sprachen: Unsere Ohren haben ihren Ruf vernommen! Ijob Ijob 22 28 23 Deus intelligit viam ejus, et ipse novit locum illius. Gott²² kennt den Weg zu ihr und er weiß ihre Stätte, Ijob Ijob 22 28 23 22 Emphatisch vorangestellt: Gott allein. Er hat ja alles nach seiner Weisheit geschaffen und leitete alles nach ihr. (V. 25) Ijob Ijob 22 28 24 Ipse enim fines mundi intuetur: et omnia, quæ sub clo sunt, respicit. denn er überschaut die Grenzen der Welt und sieht alles, was unter dem Himmel ist;²³ Ijob Ijob 22 28 24 23 In seinen Gründen und Folgen. Ijob Ijob 22 28 25 Qui fecit ventis pondus, et aquas appendit in mensura. er, der den Winden Gewicht²⁴ gab und die Wasser nach dem Maße abwog.²⁵ Ijob Ijob 22 28 25 24 Gott kennt und besitzt die Weisheit aber nicht nur, sie ist sogar sein Werk und seit der Schöpfung von ihm in der Welt ausgeprägt und in ihr und ihrer Regierung teilweise offenbart. Um dies hervorzuheben, nennt Job gerade solche Erscheinungen in der Natur als angeordnet nach den ewigen Gesetzen jener Weisheit, sie sonst keinem Gesetze unterworfen zu sein scheinen, wie das Maß und die stete Bewegung von Luft und Wasser durch die ganze Erdsphäre und das Eintreten von Regen und Gewittern. Ijob Ijob 22 28 25 25 Die Grade des Windes. Ijob Ijob 22 28 26 Quando ponebat pluviis legem, et viam procellis sonantibus: Als er dem Regen das Gesetz gab und den Weg den tobenden Wettern wies, Ijob Ijob 22 28 27 Tunc vidit illam, et enarravit, et præparavit, et investigavit. da sah er sie²⁶ und machte sie kund²⁷ und setzte sie ein und durchforschte sie.²⁸ Ijob Ijob 22 28 27 26 Schaute auf sie als auf das Vorbild. Ijob Ijob 22 28 27 27 Erklärend und mitteilend. Ijob Ijob 22 28 27 28 Unterstellt sie festen Gesetzen und durchdringt ihr tiefstes Wesen. Ijob Ijob 22 28 28 Et dixit homini: Ecce timor Domini, ipsa est sapientia: et recedere a malo, intelligentia. Und zu dem Menschen sprach er:²⁹ Siehe, die Furcht des Herrn,³⁰ das ist Weisheit, und das Böse meiden, ist Einsicht. Ijob Ijob 22 28 28 29 Nachdem Job erklärt, dass nur Gott die wahre Weisheit besitzt, sagt er endlich, wie der Mensch an ihr Anteil erlangen kann. Ijob Ijob 22 28 28 30 Furcht des Herrn ist ähnlich wie [Ijob 1,1] Ehrfurcht vor Gott und Verehrung Gottes und dann entsprechende Beobachtung seines Willens. Gott verehren und sich vom Bösen fernhalten, das ist wahre Weisheit, die der Mensch bewahren muss, auch wenn er Gottes Leitung nicht versteht. Und doch haben die Freunde Gottes Weltregierung einzig mit menschlichem Maße messen wollen. Job schilt indes seine Freunde nicht, sondern belehrt sie. Doch ach, er selbst weicht von dem Pfade der Vollkommenheit ab, den er gewiesen, und wendet sich Klagen und allzu neugierigem Forschen zu, was ihm Gottes Tadel zuzieht. Ijob Ijob 22 28 3 Tempus posuit tenebris, et universorum finem ipse considerat, lapidem quoque caliginis, et umbram mortis. Eine Zeit hat er der Finsternis gesetzt³ und aller Dinge Grenze erforscht er, auch das im Dunkel verborgene Gestein⁴ und des Todes Schatten. Ijob Ijob 22 28 3 3 Der Mensch setzt der Finsternis ein Ziel. Ijob Ijob 22 28 3 4 Das im tiefsten Dunkel verborgene Gestein. Ijob Ijob 22 28 4 Dividit torrens a populo peregrinante, eos, quos oblitus est pes egentis hominis, et invios. Ein Schacht trennt von dem wandernden Erdenvolke die, welche der Fuß des armseligen Menschen⁵ im Stich ließ, die wandeln, wo kein Weg ist. Ijob Ijob 22 28 4 5 Der über ihn wandelt. Hebr.: vergessen von dem (droben schreitenden) Fuße, fern von den Menschen, hangen, schweben sie. Ijob Ijob 22 28 5 Terra, de qua oriebatur panis in loco suo, igni subversa est. Die Erde, aus welcher Brot an seinem Orte wuchs, ward unterwühlt mit Feuer. Ijob Ijob 22 28 6 Locus sapphiri lapides ejus, et glebæ illius aurum. Des Saphirs Lager sind ihre Steine⁶ und ihre Schollen Gold, Ijob Ijob 22 28 6 6 Die Arbeit jener Durchwühlung der Erde ist nicht vergeblich, denn unter den Steinen, die man findet, ist der Saphir und Gold, womit die gehabte Mühe reichlich belohnt wird. Ijob Ijob 22 28 7 Semitam ignoravit avis, nec intuitus est eam oculus vulturis. den Weg kennt kein Vogel und nicht erspäht ihn das Auge des Geiers.⁷ Ijob Ijob 22 28 7 7 Verwunderung: Auf einem Wege, dahin selbst die schärfstblickenden Vögel noch nie gesehen. (Hebr.: Adler, Geier.) Ijob Ijob 22 28 8 Non calcaverunt eam filii institorum, nec pertransivit per eam leæna. Die Söhne der Kaufleute betreten ihn nicht⁸ und die Löwin durchstreift ihn nicht. Ijob Ijob 22 28 8 8 Den nie des Stolzes Söhne (Hebr. wohl die großen Raubtiere) gewandelt. Ijob Ijob 22 28 9 Ad silicem extendit manum suam, subvertit a radicibus montes. Nach dem Felsgestein streckt er seine Hand aus, unterwühlt vom Grunde aus die Berge,⁹ Ijob Ijob 22 28 9 9 Um zum Sitze der Edelsteine und des Goldes zu gelangen, durchbohrt der Mensch die härtesten Felsen, so dass er selbst die Berge umstürzen scheint. Ijob Ijob 22 0 1 B. In einem Klageliede vergleicht Job sein früheres Glück mit seinem gegenwärtigen Elende und bezeugt, dass er das Unglück, von dem er jetzt heimgesucht wird, nicht durch seine Schuld sich zugezogen habe. (29,1 31,40) a. Sein früheres Glück (Kap. 29): Mit großem Schmerzgefühle geht Job sein früheres Leben durch, wie er sich durch Gottes Gnade jeder Art äußerer Güter erfreuen durfte (V. 10); wegen der Barmherzigkeit, mit der er allen Notleidenden half, sei er von allen gesegnet und gepriesen (v. 17) und gleichsam sicher der steten Dauer dieses Glückes, sei er überall wie ein König geehrt worden. Ijob Ijob 22 29 1 Addidit quoque Job, assumens parabolam suam, et dixit: Und Job fuhr fort,¹ seine Gleichnisrede wieder aufnehmend,² und sprach: Ijob Ijob 22 29 1 1 Jobs Charakteristik wird vollendet. Er versucht nun seine früheren Klagen als berechtigt zu erweisen. Wie glücklich er einst gewesen (Kap. 29), in wie tiefem Elende er sich jetzt finde [Ijob 29], wie unschuldig und gerecht er zuvor gewesen und jeder Tugend nachgelebt habe. Seine neuen Klagen zeigen zugleich, dass die allgemeine Lösung noch nicht genügt, sondern dass sein Herz sich sehnt, zu erfahren, warum er gerade so viel Böses leiden muss. So bereitet der Verfasser eine neue, vollständigere Lösung vor. Die Kapitel 29-31, welche uns das Bild eines Frommen des Alten Testamentes geben, zeigen, dass keineswegs nur äußere Übungen die Frömmigkeit nach seinem Sinne ausmachen, sondern innere Reinheit und die Liebe Gottes erfordert wird. Ijob Ijob 22 29 1 2 Job hatte den Freunden also zunächst Zeit zur Antwort verstattet. Vergl. [Ijob 27,1]. Ijob Ijob 22 29 10 Vocem suam cohibebant duces, et lingua eorum gutturi adhærebat. die Führer hielten ihre Stimme an und ihre Zunge klebte an ihrem Gaumen. Ijob Ijob 22 29 11 Auris audiens beatificabat me, et oculus videns testimonium reddebat mihi: Das Ohr, das mich hörte, pries mich selig und das Auge, das mich sah, gab mir Zeugnis;¹¹ Ijob Ijob 22 29 11 11 Wer nur von ihm hörte, pries ihn glückselig wegen seiner Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Vergl. dagegen Eliphaz Vorwürfe [Ijob 22,6ff]. Ijob Ijob 22 29 12 Eo quod liberassem pauperem vociferantem, et pupillum, cui non esset adjutor. weil ich den Armen rettete, der laut rief, und die Waise, die keinen Helfer hatte. Ijob Ijob 22 29 13 Benedictio perituri super me veniebat, et cor viduæ consolatus sum. Der Segen des Gefährdeten kam auf mich und ich tröstete das Herz der Witwe. Ijob Ijob 22 29 14 Justitia indutus sum: et vestivi me, sicut vestimento et diademate, judicio meo. Gerechtigkeit war mein Kleid¹² und wie mit einem Mantel und einer Krone bekleidete ich mich mit meinem Rechte.¹³ Ijob Ijob 22 29 14 12 Die Gerechtigkeit erschien auf allen Seiten, wich nicht von ihm, hing ihm innigst an, war gleichsam das Kleid, an welchem man ihn erkannte. Ijob Ijob 22 29 14 13 Mit dem Recht, das zu verteidigen ich bemüht war. Ijob Ijob 22 29 15 Oculus fui cæco, et pes claudo. Auge war ich dem Blinden und Fuß dem Lahmen.¹⁴ Ijob Ijob 22 29 15 14 Den leiblich Blinden und Lahmen, und das beständig. Ijob Ijob 22 29 16 Pater eram pauperum: et causam quam nesciebam, diligentissime investigabam. Vater war ich den Armen und den Rechtsstreit, den ich nicht kannte, erforschte ich auf das sorgfältigste.¹⁵ Ijob Ijob 22 29 16 15 Ich half im Gerichte dem, der sein Recht nicht verfolgen konnte, und war nicht zufrieden mit oberflächlicher Prüfung. Ijob Ijob 22 29 17 Conterebam molas iniqui, et de dentibus illius auferebam prædam. Ich zerschmetterte die Kinnlade des Gottlosen und entriss seinen Zähnen den Raub.¹⁶ Ijob Ijob 22 29 17 16 Er räumte auch die Hindernisse des Rechtes fort. Der Gottlose wird einem Raubtier verglichen. Ijob Ijob 22 29 18 Dicebamque: In nidulo meo moriar, et sicut palma multiplicabo dies. Und ich sprach: In meinem Nestchen werde ich sterben¹⁷ und wie die Palme¹⁸ meine Tage mehren. Ijob Ijob 22 29 18 17 So durfte ich denn gute Hoffnung und dauerndes Glück hegen, insbesondere dass ich in meinem lieben Vaterhause zu hohem Alter gelangen werde. Ijob Ijob 22 29 18 18 Die Palme lebt lange, wächst, auch gefällt, wieder und ist wunderbar fruchtbar. Im Hebr.: Und wie Sand werden sich meine Tage mehren. Einige Erklärer übersetzen mit dem Talmud: wie der Vogel Phönix, - der nach der Sage hundert, ja tausend Jahre lebt. Ijob Ijob 22 29 19 Radix mea aperta est secus aquas, et ros morabitur in messione mea. Meine Wurzel sprosst empor am Wasser und Tau wird über meiner Saat weilen.¹⁹ Ijob Ijob 22 29 19 19 Anderes Bild des Glückes. Ijob Ijob 22 29 2 Quis mihi tribuat, ut sim juxta menses pristinos secundum dies, quibus Deus custodiebat me? Wer möchte mir geben, dass ich wie in den früheren Monden sei, wie in den Tagen, da Gott mich behütete,³ Ijob Ijob 22 29 2 3 Er beginnt mit einem allgemeinen Wunsche. Die Zeit des Unglückes hat sich ihm so lang ausgedehnt, dass es ihm scheint, als läge jene Zeit weit hinter ihm, wo Gott sein Hüter und Hirt war. Er schreibt also Gott sein früheres Glück zu. Ijob Ijob 22 29 20 Gloria mea semper innovabitur, et arcus meus in manu mea instaurabitur. Meine Herrlichkeit wird immer neu werden und mein Bogen²⁰ in meiner Hand wird erstarken. Ijob Ijob 22 29 20 20 Der Bogen war bei den Alten eine Hauptwaffe im Kriege und somit ein Hauptwerkzeug zur Erwerbung von Ruhm: Mein Ruhm wird sie abnehmen. Ijob Ijob 22 29 21 Qui me audiebant, exspectabant sententiam, et intenti tacebant ad consilium meum. Die mich hörten, harrten²¹ des Ausspruches und lauschten schweigend auf meinen Rat. Ijob Ijob 22 29 21 21 Mit Sehnsucht. Ijob Ijob 22 29 22 Verbis meis addere nihil audebant, et super illos stillabat eloquium meum. Meinen Worten wagten sie nichts beizufügen und meine Rede träufelte auf sie herab.²² Ijob Ijob 22 29 22 22 So erquickend wie sanfter Regen auf dürres Erdreich. In diesem Sinne wird das Wort auch von prophetischen Reden gern gebraucht. [Dtn 32,2, Am 7,16, Ez 21,2] Ijob Ijob 22 29 23 Exspectabant me sicut pluviam, et os suum aperiebant quasi ad imbrem serotinum. Sie harrten meiner wie des Regens und taten ihren Mund auf²³ wie bei dem Spätregen.²⁴ Ijob Ijob 22 29 23 23 Lechzten gleichsam. Ijob Ijob 22 29 23 24 Meine Rede galt ihnen so viel wie der Spät- oder Ernteregen. Ijob Ijob 22 29 24 Si quando ridebam ad eos, non credebant, et lux vultus mei non cadebat in terram. Wenn ich sie etwa anlächelte, glaubten sie es nicht, und das Licht meines Angesichts fiel nicht auf die Erde.²⁵ Ijob Ijob 22 29 24 25 Hebr.: Ich lächelte ihnen zu, wenn sie verzagten, und das heitere Antlitz (meine Zuversicht) trübten sie mir nie. Vulgata (V. 24): Waren sie einmal so betrübt, dass sie nicht mehr hoffen zu dürfen glaubten, und ich tröstete sie mit freundlicher Miene, so war mein Zuspruch nie ohne Erfolg. Ijob Ijob 22 29 25 Si voluissem ire ad eos, sedebam primus: cumque sederem quasi rex, circumstante exercitu, eram tamen mrentium consolator. Wenn ich zu ihnen gehen wollte, so saß ich zuoberst; und thronte ich auch wie ein König, von der Menge umgeben, so war ich dennoch ein Tröster der Betrübten.²⁶ Ijob Ijob 22 29 25 26 Überhaupt war er der möglichst höchsten Auszeichnung teilhaftig und einem Könige gleich geachtet. Ich gab den Leidenden wahren Trost, nicht so wie die Freunde mich trösten. Ijob Ijob 22 29 3 Quando splendebat lucerna ejus super caput meum, et ad lumen ejus ambulabam in tenebris? da seine Leuchte über meinem Haupte strahlte⁴ und ich bei seinem Lichte durch die Finsternis wandelte, Ijob Ijob 22 29 3 4 Über den Häuptern vornehmer Gäste wurden an der Tafel wie im Schlafgemache helle Lampen aufgehängt. Vergl. [Ps 90,1ff]. Das Licht ist die Gunst Gottes, die Finsternis Unglück und Schwierigkeiten, durch welche Job ohne anzustoßen hindurchging. Ijob Ijob 22 29 4 Sicut fuit in diebus adolescentiæ meæ, quando secreto Deus erat in tabernaculo meo? so wie es in den Tagen meiner Jugend⁵ war, da Gott geheimnisvoll⁶ in meinem Zelte wohnte;⁷ Ijob Ijob 22 29 4 5 Hebr.: meines Herbstes. Das bürgerliche Jahr begann mit diesem, so dass die Übersetzung der Vulgata den Sinn richtig wiedergibt. Ijob Ijob 22 29 4 6 Traulich. Ijob Ijob 22 29 4 7 Gott verkehrte mit mir wie mit einem Freunde. Seine Freundschaft zeigte sich in dem Segen der Familie (V. 5), den Gütern (V. 6), der Ehre (V. 7ff). Ijob Ijob 22 29 5 Quando erat Omnipotens mecum: et in circuitu meo pueri mei? als der Allmächtige mit mir war und um mich her meine Kinder, Ijob Ijob 22 29 6 Quando lavabam pedes meos butyro, et petra fundebat mihi rivos olei? als ich meine Füße⁸ in Butter wusch und der Fels mir Ölbäche zuströmte, Ijob Ijob 22 29 6 8 Eigentlich nach dem Hebr.: wohin ich immer ging mit meinen Besitzungen, floss gleichsam alles von Butter. Sprichwort. Vergl. [Dtn 32,13.24]. Ijob Ijob 22 29 7 Quando procedebam ad portam civitatis, et in platea parabant cathedram mihi? als ich zum Tore der Stadt ging und sie mir den Sitz in der Ratsversammlung bereiteten? Ijob Ijob 22 29 8 Videbant me juvenes, et abscondebantur: et senes assurgentes stabant. Es sahen mich die Jünglinge und verbargen sich, die Greise erhoben sich und blieben stehen,⁹ Ijob Ijob 22 29 8 9 Mit dem außerordentlichen Wohlstande Jobs war ein ebenso ungewöhnliches Ansehen bei seinen Mitmenschen verbunden. In den Zusammenkünften wichen die Jünglinge aus Scheu vor Verwarnungen zurück, standen die Greise, bis er sich gesetzt. So war Job wenigstens Stamm- und Stadtältester und Richter. Vergl. [Neh 8,4-7]. Ijob Ijob 22 29 9 Principes cessabant loqui, et digitum superponebant ori suo. die Vornehmen hielten im Reden inne und legten den Finger auf ihren Mund,¹⁰ Ijob Ijob 22 29 9 10 Die Hand auf den Mund legen ist Zeichen der Verwunderung. Vergl. [Ijob 21,5]. Hatte Job gesprochen, so blieb auch den Fürsten, denen die höchste Leitung der Angelegenheiten zusteht, nichts zu sagen übrig. Ijob Ijob 22 0 1 b. Wie betrübt sei aber jetzt seine Lage! (Kap. 30) Von den Elendesten werde er jetzt verachtet und verspottet (V. 10) und finde, wenngleich Leiden von allen Seiten einstürmen, niemanden, der ihm beistehe. (V. 15) Ja, von den schlimmsten Übeln gepeinigt, scheine er selbst von Gott verlassen zu werden, obwohl er doch zuvor alle Betrübten zu trösten eifrig bemüht war. (V. 25) So sinkt er jetzt, der Trauer eine Beute, hoffnungslos dahin. Ijob Ijob 22 30 1 Nunc autem derident me juniores tempore, quorum non dignabar patres ponere cum canibus gregis mei: Nun aber spotten meiner solche, die jünger sind an Jahren, deren Väter ich nicht für würdig hielt, sie den Hunden meiner Herde beizugesellen;¹ Ijob Ijob 22 30 1 1 Gegensatz: Mich, einen solchen verlachen jetzt die jüngeren, und zwar aus dem elendsten Volke, deren Väter ich nicht einmal als Hunde für meine Herde gebrauchen mochte. Ijob Ijob 22 30 10 Abominantur me, et longe fugiunt a me, et faciem meam conspuere non verentur. Sie verabscheuen mich und fliehen fern von mir⁶ und scheuen sich nicht, mir in das Angesicht zu speien; Ijob Ijob 22 30 10 6 Sie, denen nichts zu schrecklich, scheuen vor mir; wie furchtbar ist meine Krankheit! Ijob Ijob 22 30 11 Pharetram enim suam aperuit, et afflixit me, et frenum posuit in os meum. denn er hat seinen Köcher geöffnet und mir Leid angetan und einen Zaum in meinen Mund gelegt.⁷ Ijob Ijob 22 30 11 7 Nach dem heutigen hebr. Texte lautet der Vers: Denn meine Sehne hat er gelöst und mich gebeugt (mich kraftlos und wehrlos gemacht) und sie benehmen sich (meiner nicht achtend) zügellos. Vulgata: Gott hat ihn mit seinen Pfeilen durchbohrt und wie ein wildes Pferd gezähmt, was Wunder, wenn auch die Menschen ihn verfolgen, da Gott ihnen gleichsam vorangeht? Ijob Ijob 22 30 12 Ad dexteram orientis calamitates meæ illico surrexerunt: pedes meos subverterunt, et oppresserunt quasi fluctibus semitis suis. Als mein Leid begann, erhoben sich plötzlich zur Rechten meine Unglücksfälle,⁸ brachten meine Füße zu Falle und kamen über mich auf ihren Wegen⁹ wie Meeresfluten. Ijob Ijob 22 30 12 8 Traten meine Bedränger hinzu. Ijob Ijob 22 30 12 9 Den Folgen der Unglücksfälle. Hebr.: Meine Füße stoßen sie hinweg und schütten wider mich ihre Verderbensstraßen auf. Ijob Ijob 22 30 13 Dissipaverunt itinera mea, insidiati sunt mihi, et prævaluerunt, et non fuit qui ferret auxilium. Sie unterwühlten meine Pfade,¹⁰ legten mir Hinterhalt und überwältigten mich und es war niemand, der Hilfe brachte.¹¹ Ijob Ijob 22 30 13 10 Auf denen ich schreiten wollte, sie haben meine Bemühungen zunichte gemacht. Ijob Ijob 22 30 13 11 Hebr.: sie, die keinen Helfer haben. Es mag sich ihrer niemand annehmen, sprichwörtliche Bezeichnung großer Verächtlichkeit. Ijob Ijob 22 30 14 Quasi rupto muro, et aperta janua irruerunt super me, et ad meas miserias devoluti sunt. Wie durch einen Mauerriss und ein offenes Tor brachen sie über mich herein und drangen heran zu meinem vielfältigen Elende. Ijob Ijob 22 30 15 Redactus sum in nihilum: abstulisti quasi ventus desiderium meum: et velut nubes pertransiit salus mea. Ich bin zu nichts geworden,¹² du hast wie der Sturm mein Verlangen hinweggerafft und wie eine Wolke ist mein Glück dahingeschwunden.¹³ Ijob Ijob 22 30 15 12 Außer dem, was er von den Feinden leidet, quälen ihn Heimsuchungen von Gott und Schrecken (V. 15-17) und Qualen. (18ff) Ijob Ijob 22 30 15 13 Hebr.: Schrecknisse haben sich gegen mich gewendet, dem Sturmwinde gleich jagen sie meine Herrlichkeit dahin. Ijob Ijob 22 30 16 Nunc autem in memetipso marcescit anima mea, et possident me dies afflictionis. Und jetzt zehrt sich meine Seele in mir ab und die Tage der Trübsal nehmen von mir Besitz. Ijob Ijob 22 30 17 Nocte os meum perforatur doloribus: et qui me comedunt, non dormiunt. Nachts durchbohrten Schmerzen mein Gebein; und die an mir nagen, schlummern nicht.¹⁴ Ijob Ijob 22 30 17 14 Hebr.: die Nacht durchbohrt meine Gebeine und trennt sie von mir los und meine Nager (die bohrenden Schmerzen) ruhen nicht. Ijob Ijob 22 30 18 In multitudine eorum consumitur vestimentum meum, et quasi capitio tunicæ succinxerunt me. Durch ihre Menge ist mein Gewand¹⁵ verzehrt und wie die Halsöffnung des Unterkleides schnüren sie mich ein. Ijob Ijob 22 30 18 15 Mein Haut und mein Fleisch, das Schmerz und Würmer verzehren. Wie das Kleid sich an den Hals anschließt und den ganzen Körper bis zu den Füßen bedeckt, so bin ich ganz bedeckt mit Wunden. Ijob Ijob 22 30 19 Comparatus sum luto, et assimilatus sum favillæ et cineri. Ich bin dem Kote gleich geworden und ähnlich dem Staub und der Asche. Ijob Ijob 22 30 2 Quorum virtus manuum mihi erat pro nihilo, et vita ipsa putabantur indigni. deren Hände Kraft mir für nichts galt und die sogar des Lebens nicht wert geachtet wurden,² Ijob Ijob 22 30 2 2 V. 2-4 enthält die Beschreibung ihres jammervollen Standes, die dem Affekte des Sprechenden gemäß sich in Wiederholungen ergeht. Ijob Ijob 22 30 20 Clamo ad te, et non exaudis me: sto, et non respicis me. Ich rufe zu dir und du erhörst mich nicht, ich stehe da und du siehst mich nicht an.¹⁶ Ijob Ijob 22 30 20 16 Das ist das Schlimmste in seinem Leiden, dass Gott die Beteuerungen seiner Unschuld nicht zu hören scheint. Siehst du auch meine Schmerzen, du hilfst dennoch nicht. Ijob Ijob 22 30 21 Mutatus es mihi in crudelem, et in duritia manus tuæ adversaris mihi. Du hast dich für mich in einen Grausamen verwandelt¹⁷ und mit harter Hand befeindest du mich. Ijob Ijob 22 30 21 17 Im Gegensatze zu den Beweisen deines früheren Wohlwollens. Ijob Ijob 22 30 22 Elevasti me, et quasi super ventum ponens elisisti me valide. Du hobst mich empor und setztest mich wie auf den Wind¹⁸ und zerschmettertest mich mit Gewalt. Ijob Ijob 22 30 22 18 Ich bin wie ein Mensch geworden, den der Sturmwind erhebt, um ihn dann plötzlich in den Abgrund zu schleudern und zu zerschmettern. Ijob Ijob 22 30 23 Scio quia morti trades me, ubi constituta est domus omni viventi. Ich weiß, du wirst mich dem Tode überliefern, dorthin, wo allem, was da lebt, das Haus bestellt ist. Ijob Ijob 22 30 24 Verumtamen non ad consumptionem eorum emittis manum tuam: et si corruerint, ipse salvabis. Doch streckst du deine Hand nicht zu ihrer Vernichtung aus, und wenn sie hinsinken, so wirst du sie retten!¹⁹ Ijob Ijob 22 30 24 19 Hebr.: Jedoch wird im Sturze jemand seine Hand nach Rettung ausstrecken oder bei seinem Untergange nicht um Hilfe rufen? Vulgata: Mich tötest du, während du meine Feinde dem Tode entreißest. Ijob Ijob 22 30 25 Flebam quondam super eo, qui afflictus erat, et compatiebatur anima mea pauperi. Einst weinte ich über den, der betrübt war, und meine Seele trug Mitleiden mit dem Armen.²⁰ Ijob Ijob 22 30 25 20 Er hat Unglücklichen geholfen, so dürfte er jetzt wohl von Gott und Menschen Erbarmen und Hilfe erwarten. Ijob Ijob 22 30 26 Exspectabam bona, et venerunt mihi mala: præstolabar lucem, et eruperunt tenebræ. Ich harrte des Glückes und es kam mir Unglück, ich harrte auf Licht und Finsternis brach herein. Ijob Ijob 22 30 27 Interiora mea efferbuerunt absque ulla requie, prævenerunt me dies afflictionis. Mein Inneres kochte ohne alle Ruhe,²¹ Tage der Trübsal haben mich ereilt. Ijob Ijob 22 30 27 21 War schmerzlich erregt. Die heftige Bewegung wird mit dem Aufwallen siedenden Wassers verglichen. Ijob Ijob 22 30 28 Mrens incedebam, sine furore consurgens, in turba clamabam. Ich ging trauernd einher ohne Grimm,²² in der Versammlung trat ich auf und schrie.²³ Ijob Ijob 22 30 28 22 Hebr.: geschwärzt von der Krankheit. Ijob Ijob 22 30 28 23 Ich bin wie einer, der vor versammeltem Gerichte über ungerechte Misshandlung klagen und um Hilfe rufen muss. Ijob Ijob 22 30 29 Frater fui draconum, et socius struthionum. Ich ward ein Bruder den Drachen und ein Genosse den Straußen.²⁴ Ijob Ijob 22 30 29 24 Der Schakal (Vulg. Drache) und Strauß erheben besonders des Nachts ihre Stimme. Bruder und Genosse drückt hier die Ähnlichkeit der äußeren Verhältnisse aus. Ijob Ijob 22 30 3 Egestate et fame steriles, qui rodebant in solitudine, squallentes calamitate, et miseria: die, vor Hunger und Armut kraftlos, dürres Land benagten,³ starrend von Jammer und Elend, Ijob Ijob 22 30 3 3 An der Erde liegend, suchen sie in der Erde ihre schmale Hungerkost. Ijob Ijob 22 30 30 Cutis mea denigrata est super me, et ossa mea aruerunt præ caumate. Meine Haut ist schwarz geworden an mir und meine Gebeine sind verdorrt vor Glut. Ijob Ijob 22 30 31 Versa est in luctum cithara mea, et organum meum in vocem flentium. Meine Zither ist zur Klage geworden und meine Schalmei zu Jammertönen.²⁵ Ijob Ijob 22 30 31 25 Von Gott sich verlassen glaubend, von den Menschen sich verachtet sehend, von den grimmigsten Schmerzen gepeinigt, welch Leidensbild bietet Job! Zither und Schalmei sind sonst Mittel zur Erheiterung und Äußerung der Freude; an ihre Stelle ist die Stimme des Wehklagens und Weinens getreten. Ijob Ijob 22 30 4 Et mandebant herbas, et arborum cortices, et radix juniperorum erat cibus eorum. und Kräuter und Baumrinden kauten, und deren Speise die Wachholderwurzel war. Ijob Ijob 22 30 5 Qui de convallibus ista rapientes cum singula reperissent, ad ea cum clamore currebant: Aus den Tälern rafften sie solches auf, und wenn sie eines gefunden, liefen sie mit Geschrei hinzu. Ijob Ijob 22 30 6 In desertis habitabant torrentium, et in cavernis terræ, vel super glaream: In öden Schluchten wohnten sie und in Erdhöhlen oder in Felsenritzen.⁴ Ijob Ijob 22 30 6 4 Als elendes Gesindel von jedem gehasst und als Diebe gefürchtet, deshalb überall davongejagt, müssen sie in Höhlen wohnen, armselig und verfolgt. Ijob Ijob 22 30 7 Qui inter hujuscemodi lætabantur, et esse sub sentibus delicias computabant: Sie erfreuten sich noch an solchen Dingen und hielten es für eine Lust, unter Dornen zu sein, Ijob Ijob 22 30 8 Filii stultorum et ignobilium, et in terra penitus non parentes. die Kinder von Toren und Ehrlosen,⁵ die nimmermehr sich im Lande sehen lassen durften. Ijob Ijob 22 30 8 5 Ihre äußere Lage entspricht ihrer moralischen Verworfenheit. Ijob Ijob 22 30 9 Nunc in eorum canticum versus sum, et factus sum eis in proverbium. Nun bin ich für sie zum Spotte geworden und bin ihnen zum Sprichworte gemacht. Ijob Ijob 22 0 1 c. Wie wenig hat er eine solche Wandlung des Schicksals verdient! (Kap. 31) Er sei frei von allen jenen Sünden, die so strenge Strafe verdienen; denn er habe weder seinen Leidenschaften die Zügel schießen lassen (V. 8) noch dem Nächsten Unrecht getan (V. 15) oder die Armen, Waisen und Witwen im Stiche gelassen. (V. 23) Auch auf Reichtümer habe er nicht seine Hoffnung gesetzt noch insgeheim Götzendienst geübt oder seine Feinde gehasst oder Heuchelei getrieben. (V. 34) Job schließt diese Klage, Gott selbst zum Zeugen für die Wahrheit dieser Behauptungen anrufend. Ijob Ijob 22 31 1 Pepigi fdus cum oculis meis ut ne cogitarem quidem de virgine. Ich habe einen Bund mit meinen Augen geschlossen, nicht einmal einen Gedanken auf eine Jungfrau zu richten.¹ Ijob Ijob 22 31 1 1 Dies alles muss der dulden, der durch Tugenden sich auszeichnete. Also leidet er nicht einer Schuld wegen. Aus welchem Grunde aber? Job beginnt mit der Keuschheit, deren Bewahrung in Reichtum und Macht und unter den Vorbildern der Polygamie (Job hat nur eine Frau) umso höher zu stellen ist. Das Hebr. steht in Frageform: Wie hätte ich eine Jungfrau lüstern anblicken sollen? Mit Recht beginnt auch das Lob der Weisheit [Spr 5,6.7] mit der Keuschheit. Auch den Anblick meiden lehrt [Sir 9,5.8]. Ijob Ijob 22 31 10 Scortum alterius sit uxor mea, et super illam incurventur alii. so möge mein Weib die Buhlerin eines andern sein und andere mögen sich auf sie hinbeugen; Ijob Ijob 22 31 11 Hoc enim nefas est, et iniquitas maxima. denn eine Schandtat ist das und der ärgste Frevel, Ijob Ijob 22 31 12 Ignis est usque ad perditionem devorans, et omnia eradicans genimina. ein Feuer ist es, das bis zur Vernichtung verzehrt und alle Gewächse entwurzelt.¹² Ijob Ijob 22 31 12 12 Das müsste Job und seinen Besitz treffen, wäre er jener Verbrechen schuldig. Ijob Ijob 22 31 13 Si contempsi subire judicium cum servo meo, et ancilla mea, cum disceptarent adversum me. Fürwahr, ich habe es nicht verschmäht, mich dem Gerichte zu unterziehen mit meinem Knechte und meiner Magd, wenn sie Klage wider mich führten!¹³ Ijob Ijob 22 31 13 13 Ein Sklave hatte im Altertum kein Recht, Job aber dachte an Gott, den Richter (V. 14) und Schöpfer aller. (V. 15) So innig ist die Verehrung des wahren Gottes mit der Achtung vor der Menschenwürde verbunden. Ijob Ijob 22 31 14 Quid enim faciam cum surrexerit ad judicandum Deus? et cum quæsierit, quid respondebo illi? Was sollte ich denn tun, wenn sich Gott zum Gerichte erhebt? Und wenn er fragt, was sollte ich ihm antworten? Ijob Ijob 22 31 15 Numquid non in utero fecit me qui et illum operatus est: et formavit me in vulva unus? Hat nicht, der mich im Mutterleibe bildete, auch ihn erschaffen und der eine mich im Mutterschoße gestaltet? Ijob Ijob 22 31 16 Si negavi, quod volebant, pauperibus, et oculos viduæ exspectare feci: Wahrlich, ich habe den Armen nicht versagt, was sie begehrten, und ließ die Augen der Witwe nicht schmachten; Ijob Ijob 22 31 17 Si comedi buccellam meam solus, et non comedit pupillus ex ea: ich habe meinen Bissen nicht allein gegessen, dass die Waise nicht davon mitgenoss.¹⁴ Ijob Ijob 22 31 17 14 Als weitere Bedingung wird Unbarmherzigkeit gegen Arme und Verlassene genannt. Ijob Ijob 22 31 18 (Quia ab infantia mea crevit mecum miseratio: et de utero matris meæ egressa est mecum.) (Von meiner Kindheit an wuchs ja das Erbarmen mit mir auf, ja, aus meiner Mutter Leib kam es mit mir.)¹⁵ Ijob Ijob 22 31 18 15 Hebräisch: Nein, seit meiner Jugend erzog ich ihn als Vater, von meiner Mutter Leibe an unterstützte ich jene. Ijob Ijob 22 31 19 Si despexi pereuntem, eo quod non habuerit indumentum, et absque operimento pauperem: Fürwahr, ich habe den nicht verachtet, der umkam, weil er kein Gewand hatte, und den Armen, weil er ohne Bedeckung war;¹⁶ Ijob Ijob 22 31 19 16 Hebr.: Wenn ich Verlassene ohne Kleider sah und ohne Decke Dürstige, wenn seine Hüften mich nicht segneten usw. Ijob Ijob 22 31 2 Quam enim partem haberet in me Deus desuper, et heredetatem Omnipotens de excelsis? Denn welches Los bereitete mir Gott dann von oben und welches Erbe der Allmächtige aus der Höhe?² Ijob Ijob 22 31 2 2 Eine wie strenge Rache müsste Gott nehmen, der von seinem erhabenen Wohnsitze aus alles schaut und das Böse verabscheut? Die Antwort folgt aus V. 3. Job lebt aus dem Glauben; dieser wird für ihn Anleitung und Hilfe für Tugend. Ijob Ijob 22 31 20 Si non benedixerunt mihi latera ejus, et de velleribus ovium mearum calefactus est: wahrlich, seine Hüften¹⁷ segneten mich¹⁸ und er ward erwärmt von den Fellen meiner Schafe; Ijob Ijob 22 31 20 17 Diese bedürfen zuerst der Bedeckung. Ijob Ijob 22 31 20 18 Verdankten mir Schutz und Hilfe. Ijob Ijob 22 31 21 Si levavi super pupillum manum meam, etiam cum viderem me in porta superiorem: gegen eine Waise erhob ich nicht meine Hand, auch da, als ich mich in der Torhalle¹⁹ überlegen sah: Ijob Ijob 22 31 21 19 In der Volksversammlung oder vor Gericht. Ijob Ijob 22 31 22 Humerus meus a junctura sua cadat, et brachium meum cum suis ossibus confringatur. sonst möge meine Schulter aus ihrem Gelenke fallen und mein Arm²⁰ werde gebrochen mit seinen Knochen. Ijob Ijob 22 31 22 20 Der Arm, der bei tätlicher Unterstützung oder Misshandlung anderer als Hauptwerkzeug gedient. Ijob Ijob 22 31 23 Semper enim quasi tumentes super me fluctus timui Deum, et pondus ejus ferre non potui. Denn wie Fluten, die über mir anschwellen,²¹ so fürchtete ich immer Gott und seine Last vermochte ich nicht zu ertragen.²² Ijob Ijob 22 31 23 21 Ein so schreckliches Verderben, wie Gott es nur finden könnte, ohne dass irgendwoher Hilfe und Beistand käme. Ijob Ijob 22 31 23 22 Hebr.: denn Schrecken ist für mich das Verderben Gottes und vor seiner Hoheit bin ich unvermögend. Ijob Ijob 22 31 24 Si putavi aurum robur meum, et obrizo dixi: Fiducia mea. Wahrlich, auf Gold setzte ich nicht meine Kraft und zu dem funkelnden Metalle sprach ich nicht: Du bist meine Zuversicht! Ijob Ijob 22 31 25 Si lætatus sum super multis divitiis meis, et quia plurima reperit manus mea. An der Menge meiner Reichtümer habe ich mich nicht ergötzt, und dass meine Hand soviel erworben. Ijob Ijob 22 31 26 Si vidi solem cum fulgeret, et lunam incedentem clare: Ich habe nicht zur Sonne emporgeschaut, wie sie strahlte, noch zum Monde, da er so klar einherschritt,²³ Ijob Ijob 22 31 26 23 Die Nebenbestimmungen zu Sonne und Mond deuten an, wie der Dienst der Gestirne entstanden ist; der freundliche, auch das Gemüt ansprechende Glanz der Himmelskörper führte auf die Meinung, dass sie Götter seien. Ijob Ijob 22 31 27 Et lætatum est in abscondito cor meum, et osculatus sum manum meam ore meo. und nicht freute sich dann im stillen²⁴ mein Herz noch führte ich dann meine Hand zum Kusse an meinen Mund.²⁵ Ijob Ijob 22 31 27 24 Heimlich und verstohlen. Ijob Ijob 22 31 27 25 Man drückte die Anbetung der Götzen auch durch Küssen aus, und wo das eigentliche Küssen nicht möglich war, küsste man die Hand und bot ihnen den Kuss zu. Dies war namentlich beim Sternendienste der Fall, von dessen Übung Job umgeben war. Ijob Ijob 22 31 28 Quæ est iniquitas maxima, et negatio contra Deum altissimum. Das wäre ein übergroßer Frevel und eine Verleugnung Gottes, des Allerhöchsten. Ijob Ijob 22 31 29 Si gavisus sum ad ruinam ejus, qui me oderat, et exsultavi quod invenisset eum malum. Ich habe mich nicht gefreut bei dem Untergang dessen, der mich hasste, und frohlockte nicht, dass ihn Unglück traf; Ijob Ijob 22 31 3 Numquid non perditio est iniquo, et alienatio operantibus injustitiam? Gebührt nicht Verderben dem Bösen und Verstoßung denen, die Ungerechtigkeit tun?³ Ijob Ijob 22 31 3 3 Wenn aber dem so ist, wie kommt es, dass mir dasselbe begegnet, was nur den Frevlern gebührt? Ijob Ijob 22 31 30 Non enim dedi ad peccandum guttur meum, ut expeterem maledicens animam ejus. denn ich gestattete meinem Munde nicht zu sündigen, dass ich ihm fluchend den Tod gewünscht hätte.²⁶ Ijob Ijob 22 31 30 26 Dieselbe Vollkommenheit [Ex 23,4, Lev 19,17.18]. Ijob Ijob 22 31 31 Si non dixerunt viri tabernaculi mei: Quis det de carnibus ejus ut saturemur? Wahrlich, die Männer meines Zeltes sprachen: Wer möchte uns von seinem Fleische geben, dass wir satt werden?²⁷ Ijob Ijob 22 31 31 27 Während ich mich verhielt, wie V. 29 angegeben, verfluchten meine Hausgenossen meinen Feind und hätten ihn am liebsten zerfleischt. Das Hebräische passt besser in den Zusammenhang: Wenn nicht die Leute meines Zeltes sagen mussten: Wer zeigt einen von seinem Fleische (Tische) nicht Gesättigten? Ijob Ijob 22 31 32 Foris non mansit peregrinus, ostium meum viatori patuit. Nie durfte ein Fremdling draußen bleiben, meine Tür stand dem Wanderer offen. Ijob Ijob 22 31 33 Si abscondi quasi homo peccatum meum, et celavi in sinu meo iniquitatem meam. Nicht verhehlte ich nach Menschenart meine Sünde oder verbarg in meinem Busen meine Missetat.²⁸ Ijob Ijob 22 31 33 28 Ich war kein Heuchler. Nach Menschenart: wie Adam oder: wie die Menschen zu tun pflegen. Deshalb kann Job voll Zuversicht vor dem allwissenden Gott erscheinen. (V. 35-37) Ijob Ijob 22 31 34 Si expavi ad multitudinem nimiam, et despectio propinquorum terruit me: et non magis tacui, nec egressus sum ostium. Ich erschrak nicht vor der großen Menge und die Schmähung meiner Nächsten schreckte mich nicht, ich schwieg vielmehr und ging zur Tür hinaus.²⁹ Ijob Ijob 22 31 34 29 Ich hatte nie, um mich beliebt zu machen oder weil ich andere verachtete, die Gerechtigkeit vergewaltigt oder irgendetwas unterlassen, und erlitt ich ein Unrecht seitens derer, deren Verbrechen ich rügte, so ertrug ich es schweigend, nicht Rache suchend. Besser der hebr. Text: Fürwahr, nicht verhehlte ich wie Adam meine Frevel, verbergend in meinem Busen meine Schuld, weil ich mich scheute vor der großen Menge und der Verachtung der Stämme, so dass ich schwieg und nicht aus der Tür heraustrat. O hätte ich doch einen, der auf mich hörte! Hier meine Streitschrift! Es antworte der Allmächtige und schreibe seine Schrift, der mit mir streitet! Sinn: hier ist meine Verteidigung, die ich mit meiner Unterschrift bekräftige; hier ist die Anklage gegen mich, jetzt richte Gott. Ijob Ijob 22 31 35 Quis mihi tribuat auditorem, ut desiderium meum audiat Omnipotens: et librum scribat ipse qui judicat. Wer gibt mir jemanden, der mich verhört, dass der Allmächtige mein Verlangen höre und er selber, der richtet, die Klageschrift schreibe.³⁰ Ijob Ijob 22 31 35 30 Er will die Anklage als Beweis seiner Unschuld und wie einen besonderen Schmuck vor Gottes Gericht mitbringen. Er fürchtet kein Stück desselben. (V. 37) Selbst will er sie vor dem Richter verlesen und alles Gottes Urteil überlassen. Ijob Ijob 22 31 36 Ut in humero meo portem illum, et circumdem illum quasi coronam mihi? Ich wollte sie auf meiner Schulter tragen und wie eine Krone auf mich legen! Ijob Ijob 22 31 37 Per singulos gradus meos pronuntiabo illum, et quasi principi offeram eum. Über alle meine Schritte will ich sie verkünden und wie einem Fürsten sie ihm vorlegen!³¹ Ijob Ijob 22 31 37 31 Hebr.: Ich will die Zahl meiner Schritte (meine einzelnen Handlungen) angeben und wie ein Fürst zu ihm hinzutreten. Nicht wie einst Adam vor Gott trat. Ijob Ijob 22 31 38 Si adversum me terra mea clamat, et cum ipsa sulci ejus deflent: Wenn mein Land wider mich schreit und seine Furchen mit ihm weinen, Ijob Ijob 22 31 39 Si fructus ejus comedi absque pecunia, et animam agricolarum ejus afflixi: wenn ich seinen Ertrag gegessen habe ohne Zahlung und die Seele seiner Bebauer betrübt habe: Ijob Ijob 22 31 4 Nonne ipse considerat vias meas, et cunctos gressus meos dinumerat? Gibt er nicht acht auf meine Wege und zählt er nicht alle meine Schritte?⁴ Ijob Ijob 22 31 4 4 Gott kennt meine Unschuld. Ijob Ijob 22 31 40 Pro frumento oriatur mihi tribulus et pro hordeo spina. Finita sunt verba Job. so sollen mir Disteln statt Korn wachsen und Dornengestrüpp statt Gerste.³² Ende der Worte Jobs.³³ Ijob Ijob 22 31 40 32 Er kommt auf die Hauptanklage zurück. Habe ich einen Acker weggenommen, so dass der rechtmäßige Besitzer Hunger leiden musste, so will ich die Strafe tragen, welche Gott einst den Stammeltern auferlegt. [Gen 3,18] Ijob Ijob 22 31 40 33 Die eigentlichen Streitreden sind zu Ende. Ijob Ijob 22 31 5 Si ambulavi in vanitate, et festinavit in dolo pes meus: Wenn ich in Falschheit gewandelt bin und mein Fuß zum Betrug geeilt ist,⁵ Ijob Ijob 22 31 5 5 Job führt bedingungsweise mehrere Sünden an, die man ihm Schuld geben könnte, und fügt eine Verwünschung bei, falls er derselben schuldig sein sollte. Ijob Ijob 22 31 6 Appendat me in statera justa, et sciat Deus simplicitatem meam. so wäge er mich auf gerechter Waage und Gott erkenne meine Unschuld.⁶ Ijob Ijob 22 31 6 6 Der sechste Vers ist nicht Nachsatz zu V. 5, sondern parenthetische Versicherung, dass die gesetzte Bedingung nicht statt hat. Die genaue richterliche Prüfung ist unter dem Bilde der Waage dargestellt. Ijob Ijob 22 31 7 Si declinavit gressus meus de via, et si secutum est oculos meos cor meum et si manibus meis adhæsit macula: Wenn mein Schritt von dem Wege⁷ abwich, wenn mein Herz meinen Augen nachfolgte⁸ und wenn ein Makel an meinen Händen haftete, Ijob Ijob 22 31 7 7 Der von Gott vorgeschriebene Weg, seine Gebote. Ijob Ijob 22 31 7 8 Fremdes Gut begehrend und mit Raub meine Hände befleckend. Auch die Sünde des Herzens verdammt Job also. Ijob Ijob 22 31 8 Seram, et alius comedat: et progenies mea eradicetur. so esse ein anderer, was ich säe, und mein Geschlecht⁹ werde entwurzelt! Ijob Ijob 22 31 8 9 Job spricht den Herzensaspekt aus. Tatsächlich ist er ja aller Söhne beraubt. Ijob Ijob 22 31 9 Si deceptum est cor meum super muliere, et si ad ostium amici mei insidiatus sum: Wenn mein Herz betört ward wegen eines Weibes¹⁰ und ich heimlich an der Tür meines Freundes gelauert habe,¹¹ Ijob Ijob 22 31 9 10 Zuerst wird der Verstand durch die Begierlichkeit verblendet. Ijob Ijob 22 31 9 11 Auf eine günstige Gelegenheit. Ijob Ijob 22 0 1 III. Reden Elius, in welchen dieser zeigt, dass Gott den Frommen bisweilen Heimsuchungen zusendet als Heilsmittel, und nicht allein den Irrtum der drei Freunde, sondern auch einige Worte Jobs tadelt und berichtigt. (32,1-37,24) Geschichtliche Einleitung (V. 1-6), in der Herkunft und Stand Elius sowie die Ursache angegeben wird, warum der Jüngling, sich aus dem Kreise der Umstehenden erhebend, sich in den Streit einmischt. 1. Erste Rede. Eliu beschuldigt die Freunde Jobs der Torheit, Job der Unehrerbietigkeit gegen Gott und belehrt sie, dass Gott bisweilen über die Frommen Heimsuchungen verhängt, sie zu höherer Vollkommenheit zu erheben und von Unvollkommenheiten frei zu machen. (32,6 33,33) a. Eliu wendet sich zuerst an die drei Freunde; ihre Torheit habe ihn genötigt, seinerseits das Wort zu ergreifen (V. 6-22): Bis hierher habe er geschwiegen, um als Jüngling auf die Weisheit der Greise zu hören, aber da er sehe, dass die Weisheit nicht von der Zahl der Jahre, sondern von der göttlichen Eingebung abhänge, fühle er sich angetrieben, jetzt die seinige vorzubringen. (V. 10) Aufmerksam habe er ihrem Streite zugehört, doch gesehen, dass sie weder Job widerlegen konnten noch auf seine Frage die gebührende Antwort geben. (V. 13) So wollte er denn Job auf einem andern Wege als sie, die zum Stillschweigen gebracht sind, angreifen, einzig von der Liebe zur Wahrheit geführt und gleichsam fortgerissen. Ijob Ijob 22 32 1 Omiserunt autem tres viri isti respondere Job, eo quod justus sibi videretur. Jene drei Männer aber antworteten Job nicht mehr, weil er sich für gerecht hielt.¹ Ijob Ijob 22 32 1 1 Job hat gezeigt, dass Gottes Absichten, wenn er den Menschen heimsucht, in seiner Weisheit verborgen liegen. Seine Klagen haben aber auch zugleich bewiesen, dass diese Antwort allein dem Herzen noch nicht genügt. Wollte der Verfasser sein Gedicht nicht ohne befriedigenden Schluss lassen, so musste noch eine andere Antwort folgen. Die Antwort Gottes [Ijob 38ff] kann nicht als solche gelten, da sie einzig darauf hinweist, dass Gottes Majestät und Weisheit die Leiden nicht ohne bestimmte Absicht verhängt. Wie sehr es aber den Menschen darnach verlangt, gerade diese im einzelnen zu kennen, hat Job gezeigt. Der Leser, wenngleich nicht die Streitenden, kennt allerdings eine aus dem Prolog: Um des Gerechten Tugend zu prüfen und zu erweisen. Da dies indes nicht allgemein die einzige ist, da zudem auch die Streitenden zur rechten Erkenntnis durchdringen mussten, wird ein vierter Freund eingeführt, Eliu, um das Rätsel zu lösen. Eliu tadelt, was Job in allzu heftiger Weise gesagt, und schränkt zu allgemein gehaltene Sätze ein. Sodann löst er die Frage dahin, dass die Gerechten bewahrt bleiben und in der Tugend und Weisheit fortschreiten. Wie wahr diese Lösung ist, hat uns der Heiland gezeigt, wenngleich der Herr noch einen dem Neuen Testamente eigenen Grund hinzufügt: damit wir seinem Bilde ähnlich werden. Doch soweit das Alte Testament die Frage lösen konnte, geschieht es von Eliu, dessen Behauptungen deshalb von Gott bestätigt werden. Ijob Ijob 22 32 10 Ideo dicam: Audite me, ostendam vobis etiam ego meam sapientiam. Darum will ich reden: Höret mich, auch ich will euch meine Weisheit kundgeben! Ijob Ijob 22 32 11 Exspectavi enim sermones vestros, audivi prudentiam vestram, donec disceptaremini sermonibus: Denn ich habe auf eure Reden gewartet, auf eure Weisheit gehorcht, bis ihr den Streit entschieden hättet, Ijob Ijob 22 32 12 Et donec putabam vos aliquid dicere, considerabam: sed, ut video, non est qui possit arguere Job, et respondere ex vobis sermonibus ejus. und hatte acht, solange ich glaubte, ihr würdet etwas sagen; doch wie ich sehe, ist keiner von euch, der Job überführen⁸ und auf seine Reden antworten könnte. Ijob Ijob 22 32 12 8 Seine Klagen wirksam zurückweisen und seinen Fragen Antwort geben. Ijob Ijob 22 32 13 Ne forte dicatis: Invenimus sapientiam, Deus projecit eum, non homo. Saget nicht etwa: Wir haben die Weisheit gefunden, Gott hat ihn niedergeworfen, nicht ein Mensch!⁹ Ijob Ijob 22 32 13 9 Saget nicht: Wir haben wirklich Weisheit gegen Job vorgebracht und ihn widerlegt, wenn er es auch nicht zugebe, und der Beweis dafür liege darin, dass ja Gott selbst ihn widerlege, indem er ihn mit schweren Leiden züchtige und damit seine schwere Schuld bezeuge. Ijob Ijob 22 32 14 Nihil locutus est mihi, et ego non secundum sermones vestros respondebo illi. Er hat zu mir nichts geredet¹⁰ und ich will ihm nicht nach euern Reden entgegnen. Ijob Ijob 22 32 14 10 Meine Gründe hat Job durch seine Worte nicht widerlegt. Ijob Ijob 22 32 15 Extimuerunt, nec responderunt ultra, abstuleruntque a se eloquia. Sie sind erschrocken und entgegnen nichts mehr und haben sich selbst die Rede entzogen. Ijob Ijob 22 32 16 Quoniam igitur exspectavi, et non sunt locuti: steterunt, nec ultra responderunt: Da ich also wartete und sie nicht redeten, inne hielten und nicht weiter antworteten, Ijob Ijob 22 32 17 Respondebo et ego partem meam, et ostendam scientiam meam. so will auch ich meinen Teil antworten und zeigen, was ich weiß.¹¹ Ijob Ijob 22 32 17 11 Jugendliche Redeweise. (V. 15-17) Ijob Ijob 22 32 18 Plenus sum enim sermonibus, et coarctat me spiritus uteri mei. Denn ich bin voll von Reden und der Geist beengt mich in meinem Innern. Ijob Ijob 22 32 19 En venter meus quasi mustum absque spiraculo, quod lagunculas novas disrumpit. Sehet, mein Inneres ist wie Most, der kein Luftloch hat, der neue Flaschen¹² sprengt. Ijob Ijob 22 32 19 12 Der Geist, der in mir ist, treibt mich heftig an, als Verteidiger der Wahrheit aufzutreten. Flaschen hebr. Schläuche. Ijob Ijob 22 32 2 Et iratus, indignatusque est Eliu filius Barachel Buzites, de cognatione Ram: iratus est autem adversum Job, eo quod justum se esse diceret coram Deo. Und Eliu,² der Sohn Barachels, der Buziter, vom Geschlechte Ram,³ ward zornig und ergrimmte über Job, weil dieser sich für gerecht vor Gott erklärte, Ijob Ijob 22 32 2 2 Die Verse 1-3 sind eine historische Zwischenbemerkung des Verfassers, dem Prolog und Epilog gleichgeordnet, und geben die Veranlassung zu Elius Reden. Die drei Freunde sind bei ihrer Meinung geblieben, ein Jüngling hat längst erkannt, wo Job in seiner Verteidigung gefehlt und wie die Freunde irren. Beides zurecht zu stellen ist seine Aufgabe. Ijob Ijob 22 32 2 3 Diese Angaben tragen zur Sache bei. Eliu: Mein Gott selbst. Barachel: Segne, Gott. Buz hieß auch einer der Neffen Abrahams [Gen 22,21], und ein solcher Stamm wird bei Jeremias [Jer 25,23] erwähnt. Ijob Ijob 22 32 20 Loquar, et respirabo paululum: aperiam labia mea, et respondebo. Ich will reden und mir ein wenig Luft machen, will meine Lippen auftun und antworten. Ijob Ijob 22 32 21 Non accipiam personam viri, et Deum homini non æquabo. Ich werde keines Menschen Partei nehmen und werde Gott dem Menschen nicht gleichstellen,¹³ Ijob Ijob 22 32 21 13 Ich werde nicht zulassen, dass Gott von Job wie ein Mensch zur Rechtfertigung herausgefordert werde. Hebr.: Ich werde auch keinem Menschen schmeicheln, denn ich weiß nicht, ob nicht Gott mich bald vor sein Gericht beriefe. Ijob Ijob 22 32 22 Nescio enim quamdiu subsistam, et si post modicum tollat me Factor meus. denn ich weiß nicht, wie lange ich da sein werde und ob nicht über ein Kleines mein Schöpfer mich hinwegnimmt! Ijob Ijob 22 32 3 Porro adversum amicos ejus indignatus est, eo quod non invenissent responsionem rationabilem, sed tantummodo condemnassent Job. und er zürnte über seine Freunde, weil sie keine verständige Entgegnung gefunden, sondern Job nur verdammt hatten. Ijob Ijob 22 32 4 Igitur Eliu exspectavit Job loquentem: eo quod seniores essent qui loquebantur. Eliu aber hatte gewartet, so lange Job redete; denn die, welche redeten, waren älter. Ijob Ijob 22 32 5 Cum autem vidisset quod tres respondere non potuissent, iratus est vehementer. Als er aber sah, dass die drei nicht entgegnen konnten, ward er sehr zornig.⁴ Ijob Ijob 22 32 5 4 Schweigen du reden empfehlen Eliu gleichmäßig. Ijob Ijob 22 32 6 Respondensque Eliu filius Barachel Buzites, dixit: Junior sum tempore, vos autem antiquiores, idcirco demisso capite, veritus sum vobis indicare meam sententiam. Und Eliu, der Sohn Barachels, der Buziter, begann und sprach: Ich bin jünger an Jahren, ihr aber seid älter; darum senkte ich das Haupt und scheute mich, euch meine Meinung kundzugeben. Ijob Ijob 22 32 7 Sperabam enim quod ætas prolixior loqueretur, et annorum multitudo doceret sapientiam, Denn ich hoffte, das reifere Alter werde reden und die Menge der Jahre Weisheit lehren.⁵ Ijob Ijob 22 32 7 5 Greise reden wegen ihres Alters gesetzter und wegen ihrer Erfahrung weiser. Ijob Ijob 22 32 8 Sed, ut video, Spiritus est in hominibus, et inspiratio Omnipotentis dat intelligentiam. Allein, wie ich sehe, ist es der Geist in dem Menschen und die Eingebung des Allmächtigen, die Einsicht gibt.⁶ Ijob Ijob 22 32 8 6 Ich sehe, dass euch mit dem Alter nicht auch sogleich die Weisheit gekommen ist, sondern dass die Gnade des göttlichen Geistes erfordert wird, die kein Lebensalter abwartet. Seine Rede entspringt also göttlicher Eingebung. Ijob Ijob 22 32 9 Non sunt longævi sapientes, nec senes intelligunt judicium. Nicht die Bejahrten sind die Weisen und nicht die Greise sehen das Rechte ein.⁷ Ijob Ijob 22 32 9 7 Was Recht ist, sieht man nicht dadurch allein schon immer ein, dass man alt ist. Gottes Geist weht, wo er will. Wohl zeichnet auch Job sich durch Tugenden aus, doch ist ihm diese Gnadengabe nicht zuteil geworden. Vielleicht wollte Gott auch darauf hinweisen, dass nicht in der Vergangenheit, sondern von einer zukünftigen Offenbarung eine tiefere Erkenntnis zu erwarten ist. Ijob Ijob 22 0 1 b. Sich an Job wendend, tadelt Eliu dessen Kühnheit. (V. 1-13): Er mahnt ihn, er solle auf seine Vorwürfe antworten, wenn er könne, und ihn nicht als unebenbürtigen Gegner verachten. (V. 7). Er tadelt Job, derselbe habe nicht recht getan, als er sagte, er werde von Gott als Feind behandelt, als ob Gott nicht größer wäre als der Mensch. (V. 13) c. Diesem Vorwurfe fügt Eliu eine Belehrung an (V. 14-30): Auf verschiedene Weise erziehe Gott die Menschen, doch sie haben des nicht acht. (V. 14) Gott scheucht sie bisweilen durch nächtliche Gesichte von bösen Wegen ab (V. 18), bisweilen mahnt er sie durch Schmerzen (V. 12) und offenbart durch Boten denen, die heimgesucht werden, seine Barmherzigkeit, sie zu sich zu ziehen. (V. 30) d. Zum Schlusse bittet Eliu Job, er möge antworten, wenn er könne, sonst werde er seine Belehrung fortsetzen. Ijob Ijob 22 33 1 Audi igitur Job eloquia mea, et omnes sermones meos ausculta. So höre denn, Job, meine Worte und merke auf alle meine Reden! Ijob Ijob 22 33 10 Quia querelas in me reperit, ideo arbitratus est me inimicum sibi. Weil er Anklage wider mich gefunden hat,⁵ darum erachtete er mich für seinen Feind. Ijob Ijob 22 33 10 5 Weil er Ursachen gesucht hat, mich feindlich zu behandeln. [Ijob 9,2, Ijob 10,7] usw. So hast du, Job, die Gott gebührende Ehrfurcht verletzt, da du dich nicht demütig seiner höchsten Herrschaft unterwarfest. (V. 12, V. 13) Sodann hast du einen Fehler in der Beweisführung begangen, da du nicht sahest, dass Gott mehrere heilsame Ursachen haben kann, auch dem Gerechten Leiden zuzusenden. (V. 14ff) Ijob Ijob 22 33 11 Posuit in nervo pedes meos, custodivit omnes semitas meas. Er legte meine Füße in den Block, beobachtete alle meine Wege. Ijob Ijob 22 33 12 Hoc est ergo, in quo non es justificatus: respondebo tibi, quia major sit Deus homine. Das ist's also, worin du nicht recht hast. Ich werde dir antworten, denn Gott ist größer als der Mensch. Ijob Ijob 22 33 13 Adversus eum contendis quod non ad omnia verba responderit tibi? Du rechtest mit ihm, dass er dir nicht auf alle Worte antwortet?⁶ Ijob Ijob 22 33 13 6 Du forderst von Gott besondere Rechenschaft. Und doch vernachlässigst du die Belehrungen, welche er dir darüber gibt, warum er so handelt. Ijob Ijob 22 33 14 Semel loquitur Deus, et secundo id ipsum non repetit. Einmal redet Gott und zum zweiten Male wiederholt er nicht das Gleiche.⁷ Ijob Ijob 22 33 14 7 Hebr.: Denn freilich spricht Gott einmal, auch zweimal, aber man beachtet es nicht. Die Übersetzung der Vulgata lässt sich schwer mit dem Folgenden in Einklang bringen. Es werden nun drei Weisen angegeben, wie Gott zu den Menschen redet und seinen Willen offenbart. Ijob Ijob 22 33 15 Per somnium in visione nocturna, quando irruit sopor super homines, et dormiunt in lectulo: Im Traume, im nächtlichen Gesichte, wenn tiefer Schlaf auf die Menschen fällt und sie auf ihrem Lager schlummern, Ijob Ijob 22 33 16 Tunc aperit aures virorum, et erudiens eos instruit disciplina, dann erschließt er die Ohren der Menschen⁸ und lehrt sie und unterweist durch Warnung,⁹ Ijob Ijob 22 33 16 8 Die erste Weise Gottes zu reden V. 16, die zweite V. 19, die dritte V. 23. Ijob Ijob 22 33 16 9 Wie Abimelech Laban, Pharao, Nabuchodonosor. Gemeint sind prophetische Träume. [Num 12,6, Ijob 4,13, Joel 2,28] Ijob Ijob 22 33 17 Ut avertat hominem ab his, quæ facit, et liberet eum de superbia: dass er den Menschen von dem abwende, was er tut, und ihn von dem Übermut befreie Ijob Ijob 22 33 18 Eruens animam ejus a corruptione: et vitam illius, ut non transeat in gladium. und seine Seele dem Verderben entreiße und sein Leben, dass er nicht ins Schwert falle.¹⁰ Ijob Ijob 22 33 18 10 Die Absicht der Warnungen ist, die Menschen von böser Tat fernzuhalten und somit auch vor dem Verderben, welches dieses bringt, zu bewahren. Wird also Job ohne Ursache heimgesucht? Ijob Ijob 22 33 19 Increpat quoque per dolorem in lectulo, et omnia ossa ejus marcescere facit. Auch züchtigt er ihn mit Schmerzen auf seinem Lager und lässt alle seine Gebeine verdorren.¹¹ Ijob Ijob 22 33 19 11 Zweite Weise. Ihr Ziel das gleiche wie V. 17, V. 18. Ijob Ijob 22 33 2 Ecce aperui os meum, loquatur lingua mea in faucibus meis. Siehe, ich habe meinen Mund aufgetan, meine Zunge soll in meinem Gaumen reden. Ijob Ijob 22 33 20 Abominabilis ei fit in vita sua panis, et animæ illius cibus ante desiderabilis. Zum Ekel wird ihm das Brot in seinem Leben und seiner Seele die zuvor ersehnte Speise. Ijob Ijob 22 33 21 Tabescet caro ejus, et ossa, quæ tecta, fuerant, nudabuntur. Sein Fleisch schwindet dahin und sein Gebein, das bedeckt war, liegt entblößt da.¹² Ijob Ijob 22 33 21 12 Anspielung auf Job. Ijob Ijob 22 33 22 Appropinquavit corruptioni anima ejus, et vita illius mortiferis. Seine Seele naht dem Verderben und sein Leben tödlichen Übeln.¹³ Ijob Ijob 22 33 22 13 Todbringende Schmerzen. Ijob Ijob 22 33 23 Si fuerit pro eo Angelus loquens, unus de millibus, ut annuntiet hominis æquitatem: Wenn dann ein Bote Gottes, einer aus tausenden, für ihn Fürbitte einlegt, dass er des Menschen Gerechtigkeit verkünde,¹⁴ Ijob Ijob 22 33 23 14 Hebr.: Wenn dann ein Gottesbote zu ihm kommt, ein Mittler (Fürsprecher), einer unter tausend, um dem Menschen seine Pflicht kundzutun. Dritte Weise: Gott sendet einen Menschen (einen aus tausend: Seltenheit und Wichtigkeit) zu einem solchen Unglücklichen, ihn zu belehren, wie er sein Unglück anzusehen habe und was Gott durch dasselbe beabsichtige. Ein solcher ist Eliu selbst. Ijob Ijob 22 33 24 Miserebitur ejus, et dicet: Libera eum, ut non descendat in corruptionem: inveni in quo ei propitier. so wird er sich seiner erbarmen und sagen: Befreie ihn,¹⁵ damit er nicht hinabfahre zum Verderben; ich habe gefunden, wodurch ich ihm versöhnt werde. Ijob Ijob 22 33 24 15 Suche ihn durch deine Unterweisungen und Gebete dem Verderben zu entreißen. Der Erfolg ist sicher. Ijob Ijob 22 33 25 Consumpta est caro ejus a suppliciis, revertatur ad dies adolescentiæ suæ. Sein Fleisch ist von Qualen verzehrt, lass ihn zu den Tagen seiner Jugend wieder zurückkehren.¹⁶ Ijob Ijob 22 33 25 16 Seine Rettung ist dann nicht bloß Befreiung vom Übel, sondern positive Beglückung. Ijob Ijob 22 33 26 Deprecabitur Deum, et placabilis ei erit: et videbit faciem ejus in jubilo, et reddet homini justitiam suam. Er wird zu Gott flehen und dieser wird ihm gnädig sein und ihn sein Angesicht in Jubel schauen lassen und dem Menschen seine Gerechtigkeit¹⁷ wiedergeben. Ijob Ijob 22 33 26 17 Sein Gerechtsein in den Augen der Menschen, also die öffentliche Anerkennung seiner Gerechtigkeit. Diese ging ihm durch das Unglück verloren, weil dasselbe als Sündenstrafe galt. Ijob Ijob 22 33 27 Respiciet homines, et dicet: Peccavi, et vere deliqui, et, ut eram dignus, non recepi. Er wird auf die Menschen blicken und sprechen: Ich habe gesündigt und wahrhaftig gefehlt, aber nicht empfangen, wie ich es verdiente.¹⁸ Ijob Ijob 22 33 27 18 Ich hatte den Tod verdient. Ijob Ijob 22 33 28 Liberavit animam suam ne pergeret in interitum, sed vivens lucem videret. Er rettete seine Seele, dass sie nicht zum Verderben hinfuhr, sondern im Leben das Licht schaute.¹⁹ Ijob Ijob 22 33 28 19 Vor unzeitigem Tode infolge der Sünde ist er bewahrt geblieben. Das Licht ist das Lebenslicht mit dem Nebenbegriffe von Glück. Handelt Gott so gütig gegen den Sünder, wird er da den Gerechten im Stiche lassen? Ijob Ijob 22 33 29 Ecce, hæc omnia operatur Deus tribus vicibus per singulos: Sehet, dies alles tut Gott dreimal mit einem jeden,²⁰ Ijob Ijob 22 33 29 20 Hebr.: zwei, dreimal, also nicht nur einmal, sondern wiederholt. An Gott liegt also die Schuld nicht, wenn ein Mensch nicht zur Besinnung und auf den rechten Weg kommt. Ijob Ijob 22 33 3 Simplici corde meo sermones mei, et sententiam puram labia mea loquentur. Aus aufrichtigem Herzen sollen meine Reden kommen und meine Lippen lautere Meinung sprechen!¹ Ijob Ijob 22 33 3 1 Weder Parteilichkeit noch Leidenschaft sollen aus mir reden. Ijob Ijob 22 33 30 Ut revocet animas eorum a corruptione, et illuminet luce viventium. dass er ihre Seelen von dem Verderben zurückbringe und sie mit dem Lichte der Lebenden erleuchte.²¹ Ijob Ijob 22 33 30 21 Immer will Gott nur Rettung und Beglückung des Menschen. Ijob Ijob 22 33 31 Attende Job, et audi me: et tace, dum ego loquor. Merke auf, Job! und höre mich und schweige, während ich rede. Ijob Ijob 22 33 32 Si autem habes quod loquaris, responde mihi, loquere: volo enim, te apparere justum. Hast du aber dann etwas zu sagen, so antworte mir, rede, denn ich wünsche, dass du als gerecht erscheinest!²² Ijob Ijob 22 33 32 22 Eliu wünscht, dass Job seine Rede widerlege. Er will nicht, wie die drei Freunde, nur anklagen. Ijob Ijob 22 33 33 Quod si non habes, audi me: tace, et docebo te sapientiam. Hast du aber nichts,²³ so höre mich, schweige, und ich werde dich Weisheit lehren! Ijob Ijob 22 33 33 23 Zwischen V. 32 und 33 ist eine kurze Unterbrechung zu denken, während welcher Eliu auf Jobs Antwort wartete. Ijob Ijob 22 33 4 Spiritus Dei fecit me, et spiraculum Omnipotentis vivificavit me. Der Geist Gottes hat mich geschaffen, der Odem des Allmächtigen mir das Leben gegeben.² Ijob Ijob 22 33 4 2 Wie [Ijob 32,8]: Gott gibt mir die Weisheit. Ijob Ijob 22 33 5 Si potes, responde mihi, et adversus faciem meam consiste. Wenn du vermagst, so antworte mir und halte stand wider mein Angesicht!³ Ijob Ijob 22 33 5 3 Ich werde dich nicht durch Schmähen zum Schweigen bringen, rede gegen mich. Aber vermagst du einen Menschen nicht zu widerlegen, wie viel weniger Gott. Ijob Ijob 22 33 6 Ecce, et me sicut et te fecit Deus, et de eodem luto ego quoque formatus sum. Siehe, mich wie dich hat Gott gemacht und aus demselben Lehme bin auch ich gebildet.⁴ Ijob Ijob 22 33 6 4 Ich bin ein Gegner, wie du ihn gewünscht: Ich bin ein Mensch, also brauchst du mich nicht zu fürchten, und ich verurteile nicht im Voraus, sondern entscheide nach Gründen. Kann also ein Mensch schon Job zeigen, dass er Unrecht hat, wie viel mehr würde dies von Seiten Gottes der Fall sein. Ijob Ijob 22 33 7 Verumtamen miraculum meum non te terreat, et eloquentia mea non sit tibi gravis. Aber Staunen über mich schrecke dich nicht und meine Beredsamkeit falle dir nicht schwer! Ijob Ijob 22 33 8 Dixisti ergo in auribus meis, et vocem verborum tuorum audivi: So hast du denn vor meinen Ohren geredet und ich hörte den Laut deiner Worte: Ijob Ijob 22 33 9 Mundus sum ego, et absque delicto: immaculatus, et non est iniquitas in me. Ich bin rein und ohne Sünde, unbefleckt, und keine Ungerechtigkeit ist an mir! Ijob Ijob 22 0 1 2. Zweite Rede Elius: da Job im Stillschweigen verharrt, tritt Eliu für die göttliche Gerechtigkeit, welche Job durch einige kühnere Worte in Zweifel zu ziehen schien, siegreich ein. (Kap. 34) a. Eliu beschuldigt Job der Lästerung (V. 1-9): Job habe alle Weisen aufgefordert, über seine Lehre ein Urteil zu fällen (V. 4), so seien denn einige Worte Jobs wahrhaft lästerlich, wenn diese lediglich für sich betrachtet werden, da sie besagen, Gott sei für Job ein ungerechter Richter gewesen. (V. 9) b. Dagegen beweist Eliu Gottes Gerechtigkeit (V. 10-30): Bei Gott ist keine Ungerechtigkeit (V. 12), denn er regiert allein aus Liebe den Erdkreis, den er, wenn er wollte, leicht vernichten könnte (V. 15), und übt seine Gerichte ohne Parteinahme zum Schutze der Armen gegen Fürsten und Völker. (V. 20) Das Gleiche zeigt die Allwissenheit Gottes, die alles durchschauend, einer Täuschung unzulänglich ist, und seine Macht, der sich niemand entziehen kann. (V. 30) c. Zum Schlusse fordert Eliu Job von neuem auf, zu antworten, wenn er könne, und wünscht ihm, er möchte wegen seiner allzu kühnen Worte von Gott heimgesucht werden. Ijob Ijob 22 34 1 Pronuntians itaque Eliu, etiam hæc locutus est: Eliu fuhr also¹ fort und sprach folgendermaßen: Ijob Ijob 22 34 1 1 Seiner ausgesprochenen Absicht [Ijob 32,3.4] gemäß weist Eliu die Punkte nach, in denen Job gefehlt. Ijob Ijob 22 34 10 Ideo viri cordati audite me, absit a Deo impietas, et ab Omnipotente iniquitas. Darum, Männer von Einsicht,⁸ höret mich! fern sei von Gott Bosheit und von dem Allmächtigen Unrecht.⁹ Ijob Ijob 22 34 10 8 Die ihr das Wahre erkennt und das Gute liebt. Ijob Ijob 22 34 10 9 Gott begeht kein Unrecht und kann keines begehen. Ijob Ijob 22 34 11 Opus enim hominis reddet ei, et juxta vias singulorum restituet eis. Denn nach des Menschen Tun vergilt er ihm und gibt jedem zurück nach seinem Wandel.¹⁰ Ijob Ijob 22 34 11 10 Gott lässt jedem zuteil werden, was er nach seinem Wandel und sittlichen Zustande verdient, und ist also vollkommen gerecht. Ijob Ijob 22 34 12 Vere enim Deus non condemnabit frustra, nec Omnipotens subvertet judicium. Denn wahrlich! Gott verdammt nicht ohne Grund und der Allmächtige verkehrt das Recht nicht. Ijob Ijob 22 34 13 Quem constituit alium super terram? aut quem posuit super orbem, quem fabricatus est? Welchen andern hat er über die Erde gesetzt? Oder wen hat er über das Erdenrund gestellt, das er geschaffen hat?¹¹ Ijob Ijob 22 34 13 11 Ist die Welt Gottes Werk und Eigentum, so kann er mit derselben verfahren, wie er will, also kann er nicht ungerecht handeln. Ijob Ijob 22 34 14 Si direxerit ad eum cor suum, spiritum illius et flatum ad se trahet. Wenn er seinen Sinn auf ihn richtete, dessen Geist und Odem an sich zöge, Ijob Ijob 22 34 15 Deficiet omnis caro simul, et homo in cinerem revertetur. so würde alles Fleisch zusamt vergehen und der Mensch würde wieder zu Staub werden!¹² Ijob Ijob 22 34 15 12 Da Gott den Geist des Menschen, den er gegeben, nicht wegnimmt, will er nicht zerstören, sondern nur erhalten, mithin ist er nicht ungerecht. Ijob Ijob 22 34 16 Si habes ergo intellectum, audi quod dicitur, et ausculta vocem eloquii mei. Wenn du also Einsicht hast, so höre, was gesagt wird, und merke auf die Stimme meiner Rede! Ijob Ijob 22 34 17 Numquid qui non amat judicium, sanari potest? et quomodo tu eum, qui justus est, in tantum condemnas? Kann wohl der, welcher das Recht nicht liebt, Heilung finden? Und wie magst du den, der gerecht ist, so sehr verdammen?¹³ Ijob Ijob 22 34 17 13 Du willst gesund werden und Gott allein kann dies bewirken, aber falls du Gott und sein Recht nicht allein nicht annimmst, sondern sogar verletzest und seine Gerechtigkeit anschuldigst, wie wirst du von Gott Gutes hoffen können? Hebr.: Kann auch, wer das Recht hasst, herrschen? D.i. die Herrschaft der Welt hat die gebührende Ordnung zur Voraussetzung, also Recht und Gerechtigkeit. Ijob Ijob 22 34 18 Qui dicit regi, apostata: qui vocat duces impios: Ihn, der zum Könige spricht: Abtrünniger! der die Fürsten Frevler nennt, Ijob Ijob 22 34 19 Qui non accipit personas principum: nec cognovit tyrannum, cum disceptaret contra pauperem: opus enim manuum ejus sunt universi. der die Hoheit der Fürsten nicht ansieht und den Gewaltherrscher nicht kennt, wenn er mit dem Armen im Streite liegt:¹⁴ denn alle sind seiner Hände Werk. [Dtn 10,17, 2Chr 19,7, Weish 6,8, Sir 35,16, Apg 10,34, Röm 2,11, Gal 2,6, Eph 6,9, Kol 3,25, 1Petr 1,17] Ijob Ijob 22 34 19 14 Gott straft ohne Ansehen der Person, denn er ist der Schöpfer und Gott aller. Ijob Ijob 22 34 2 Audite sapientes verba mea, et eruditi auscultate me: Höret, ihr Weisen! meine Worte und ihr Verständigen, merket auf mich! Ijob Ijob 22 34 20 Subito morientur, et in media nocte turbabuntur populi, et pertransibunt, et auferent violentum absque manu. Jählings sterben sie und mitten in der Nacht werden die Völker aufgeschreckt und fahren dahin und der Gewalttätige wird hinweggenommen ohne Menschenhand.¹⁵ Ijob Ijob 22 34 20 15 Beispiel von Gottes Gerichten. Mitten in der Nacht: wenn sie in höchster Sicherheit zu sein scheinen, wurden sie nicht durch Menschen, sondern durch Gottes unsichtbare Diener, Krankheit oder Engel, weggerafft. Vielleicht Anspielung auf Ägypten. Ijob Ijob 22 34 21 Oculi enim ejus super vias hominum, et omnes gressus eorum considerat. Denn seine Augen schauen auf die Wege der Menschen und er hat acht auf alle ihre Schritte.¹⁶ Ijob Ijob 22 34 21 16 Wie Gott von niemanden Nutzen erwartet und niemanden fürchtet, so kennt er alles und jedes einzelne; die Beschaffenheit des Herzens und der Werke (Wege). Dasselbe wird V. 22 negativ gesagt. Doch nicht steht es in der Menschen Belieben, vor Gottes Gericht zu kommen oder nicht. Niemand also entgeht seinem Gerichte, dieses aber ist gerecht. Ijob Ijob 22 34 22 Non sunt tenebræ, et non est umbra mortis, ut abscondantur ibi qui operantur iniquitatem. Es gibt keine Finsternis und keinen Todesschatten, in welchen sich die Übeltäter verbergen könnten. Ijob Ijob 22 34 23 Neque enim ultra in hominis potestate est, ut veniat ad Deum in judicium. Denn nicht weiter steht es in des Menschen Gewalt, ob er zu Gott ins Gericht kommen will.¹⁷ Ijob Ijob 22 34 23 17 Gott bedarf, da er die Menschen kennt, nicht erst langer Untersuchung, um zu wissen, wie ein Mensch beschaffen ist. Job also handelt töricht, wenn er glaubt, er könne zum eigenen Vorteil mit Gott rechten und denselben dahin bringen, dass er etwas Anderes von ihm glaube, als was er vermöge seiner Allwissenheit eben weiß. Ijob Ijob 22 34 24 Conteret multos, et innumerabiles, et stare faciet alios pro eis. Er zerschmettert viele, ja unzählige, und setzt andere an ihre Stelle;¹⁸ Ijob Ijob 22 34 24 18 Hebr.: Er stürzt Gewaltige ohne Untersuchung und lässt an ihre Stelle andere treten. Ijob Ijob 22 34 25 Novit enim opera eorum: et idcirco inducet noctem, et conterentur. denn er kennt ihre Werke und darum führt er die Nacht¹⁹ herbei und sie werden zermalmt. Ijob Ijob 22 34 25 19 Widerwärtigkeiten. Ijob Ijob 22 34 26 Quasi impios percussit eos in loco videntium. Als Gottlose schlug er sie an einem Orte, wo alle es sahen,²⁰ Ijob Ijob 22 34 26 20 Das Gericht über die Bösen soll allen offenbar werden. Ijob Ijob 22 34 27 Qui quasi de industria recesserunt ab eo, et omnes vias ejus intelligere noluerunt: jene, die wie mit Vorbedacht von ihm abgewichen sind und alle seine Wege nicht verstehen wollten, Ijob Ijob 22 34 28 Ut pervenire facerent ad eum clamorem egeni, et audiret vocem pauperum. so dass sie das Geschrei des Notleidenden zu ihm kommen machten und er die Stimme der Armen hörte.²¹ Ijob Ijob 22 34 28 21 Notwendige Folge des V. 27 gesagten. Das Hören des Geschreis ist zugleich ein Erhören des darin ausgedrückten Wunsches, und die notwendige Folge davon die Bestrafung des Bedrückers. Also verfolgt Gott ohne Ansehen der Person und seine Gerechtigkeit ist für die Menschen wohltätig. Ijob Ijob 22 34 29 Ipso enim concedente pacem, quis est qui condemnet? ex quo absconderit vultum, quis est qui contempletur eum et super gentes et super omnes homines? Denn wenn er Frieden gewährt,²² wer könnte verdammen? Wenn er sein Antlitz verbirgt²³ gegen Völker oder gegen alle Menschen, wer kann ihn schauen? Ijob Ijob 22 34 29 22 Gutes beschließt. Ijob Ijob 22 34 29 23 Zürnt. Ijob Ijob 22 34 3 Auris enim verba probat, et guttur escas gustu dijudicat. denn das Ohr prüft die Worte² und der Gaumen unterscheidet die Speisen nach dem Geschmacke. [Ijob 12,11] Ijob Ijob 22 34 3 2 Die Prüfung soll an Elius Worten vorgenommen werden, damit desto klarer erscheine, dass er recht hat. Ijob Ijob 22 34 30 Qui regnare facit hominem hypocritam propter peccata populi. Ja, er lässt um der Sünden des Volkes willen einen Heuchler herrschen.²⁴ Ijob Ijob 22 34 30 24 Grund, warum Gott bisweilen ein Unglück sendet. Eine Sache, die gerade am weitesten scheint von Gottes Vorsehung, dass ein Verkehrer des Rechtes berufen wird, Recht zu spenden. So hat Eliu Gottes Gerechtigkeit aus triftigen Ursachen, der Schöpfung, Leitung, Erhaltung der Dinge, sowie aus Gottes Unabhängigkeit und höchster Macht erwiesen; sodann die heilsamen Folgen dargelegt: Gott sorgt für das Heil der Menschen nicht so, dass er nur Verdienst und Missverdienst in Anschlag brächte. Auf diese Weise wird aus Elius Rede der Begriff der Gerechtigkeit selbst klar. Wenngleich nämlich Job die Gerechtigkeit nicht geleugnet hat, ist diese Darlegung doch notwendig, weil er vorzugsweise Gottes Macht betont [Ijob 9,4.19.33, Ijob 12,14, Ijob 13,25, Ijob 16,9, Ijob 19,11] und öfter gesagt hatte, dass er, wenn seine Sache nach dem Maßstabe der gewöhnlichen Gerechtigkeit entschieden würde, Sieger bleiben werde und dennoch jetzt nicht von Gott sein Recht erlange. [Ijob 16,21, Ijob 19,6.7, Ijob 23,7, Ijob 27,2] Ijob Ijob 22 34 31 Quia ergo ego locutus sum ad Deum, te quoque non prohibebo. Weil ich nun vor Gott geredet habe,²⁵ so will ich auch dir nicht wehren! Ijob Ijob 22 34 31 25 Ihm geht es einzig um die Wahrheit. Ijob Ijob 22 34 32 Si erravi, tu doce me: si iniquitatem locutus sum, ultra non addam. Habe ich geirrt, so belehre mich; habe ich unrecht geredet, so will ich von nun an es nicht mehr tun!²⁶ Ijob Ijob 22 34 32 26 Die Freunde haben solche Belehrung nicht gewünscht, ihre Fehler nicht anerkannt, keine Besserung versprochen. Job wird damit angedeutet, sein Widerstreben gegen die göttliche Fügung sei nicht das Zeichen einer gottvereinigten Gesinnung, und mache ihn strafbar, wenn er auch sonst keine Schuld auf sich haben sollte. Ijob Ijob 22 34 33 Numquid a te Deus expetit eam, quia displicuit tibi? tu enim cpisti loqui, et non ego: quod si quid nosti melius, loquere. Fordert etwa Gott es von dir,²⁷ weil es dir missfallen hat? Du hast ja angefangen zu reden und nicht ich; wenn du etwas besser weißt, so sprich! Ijob Ijob 22 34 33 27 Das Unrecht V. 32. Dieses aber bestand in der Rede. Mithin ist der Sinn: Wird etwa Gott von dir deine Anmaßung im Reden erwarten, deshalb weil dir dein Los missfallen? Solches hast du gesprochen, ich schreibe es dir nicht fälschlich zu. Kannst du dich entschuldigen, so rede. Im Hebräischen ist der Sinn: Meinst du, Gott soll dich zuerst befragen, wie er vergelten muss, um dir nicht zu missfallen? Denn du hast die göttliche Ordnung verworfen (getadelt). Warum aber soll nicht ich, ja jeder andere fordern, dass Gott alles anders ordne? Wie ungereimt ist es, Gottes Weltregierung nach eines Menschen Wunsch einrichten zu wollen! Ijob Ijob 22 34 34 Viri intelligentes loquantur mihi, et vir sapiens audiat me. Einsichtige Männer mögen zu mir reden und ein weiser Mann mich hören, Ijob Ijob 22 34 35 Job autem stulte locutus est, et verba illius non sonant disciplinam. Job aber hat töricht geredet und seine Worte künden keine Klugheit.²⁸ Ijob Ijob 22 34 35 28 Hebr.: Die Einsicht haben, werden zu mir sagen und jeder weise Mann, der auf mich achtet: Job redet nicht mit rechter Einsicht und seine Worte sind nicht überlegt. Ijob Ijob 22 34 36 Pater mi, probetur Job usque ad finem: ne desinas ab homine iniquitatis. Mein Vater! Möchte Job fort und fort geprüft werden,²⁹ lass nicht ab von dem Manne des Unrechts!³⁰ Ijob Ijob 22 34 36 29 Hebr.: Mein Wunsch ist, Job werde immerfort geprüft, weil er wie Übeltäter Antwort gibt. Zwar wird Gott einmal im A. T. unser Vater genannt [Jes 63,16, Jes 64,8], doch ist nicht klar, woher diese Anrede hier kommt. Keine der Übersetzungen außer der des heiligen Hieronymus kennt sie. Der hebräische Text entspricht auch im zweiten Teile am meisten dem Zusammenhange, da aus demselben der Job hier gemachte Vorwurf nicht sein früheres Leben angeht, sondern ihn nur zu kühner Worte beschuldigt. Ijob Ijob 22 34 36 30 Beharrt Job in seiner Anmaßung, so möchte Gott ihn durch härtere Schmerzen weich machen, ihn bis zum Ende des Lebens heimsuchen. Ijob Ijob 22 34 37 Quia addit super peccata sua blasphemiam, inter nos interim constringatur: et tunc ad judicium provocet sermonibus suis Deum. Denn er fügt zu seinen Sünden die Lästerung hinzu, er werde einstweilen von uns in die Enge getrieben; alsdann mag er Gott mit seinen Reden zur Entscheidung herausfordern.³¹ Ijob Ijob 22 34 37 31 Durch gemeinsames Urteil werde Job gerügt und gestraft, weil er außer der Sünde (hebr. Singul. Auf [Ijob 32,12] gehend) noch eines Vergehens sich schuldig gemacht hat [Ijob 34,5-9] Er hat allzu frei gegen Gott gesprochen. Von uns überführt, mag er dann an Gottes Richterstuhl appellieren (ironisch). Ijob Ijob 22 34 4 Judicium eligamus nobis, et inter nos videamus quid sit melius. Lasset uns das Rechte erwählen und gemeinsam ersehen, was besser ist! Ijob Ijob 22 34 5 Quia dixit Job: Justus sum, et Deus subvertit judicium meum. Job hat gesagt: Ich bin gerecht³ und Gott hat mein Recht verkehrt,⁴ Ijob Ijob 22 34 5 3 Vergl. [Ijob 13,18] u.a. Ijob Ijob 22 34 5 4 [Ijob 27,2] Eliu nimmt den Ausspruch Jobs dem Buchstaben nach als Beschuldigung der Ungerechtigkeit gegen Gott, während doch Job nur sagen wollte, Gott entziehe ihm das, was er vermöge seines Verhaltens erwarten durfte, Glück und Wohlstand. Eliu muss gewisse Aussprüche Jobs der Prüfung unterwerfen, damit es nicht scheine, als ob der Verfasser dieselben billige. Freilich fasst Eliu nur den Wortlaut ins Auge, nicht Jobs Einschränkungen und die Umstände, welche jene Worte ihrer Härte entkleiden. Indes der Leser muss gemahnt werden, dass nicht diese Reden an dem Helden der Geduld zur Nachahmung empfohlen werden, und dies geschieht durch Elius Rede. Um aber wiederum dessen hartes Urteil nicht auf Job zurückfallen zu lassen, wird Elius Urteil bezüglich Jobs von Gott verbessert. [Ijob 42,7.8] Eliu wird als Jüngling geschildert, der für das Gute begeistert, dennoch Jobs innerste Gesinnung nicht erkannt hat und nicht weiß, mit welcher Liebe gegen Gott und mit welchem Vertrauen zu dem Höchsten der Dulder sich vor dem Herrn zu verteidigen wünscht. Ijob Ijob 22 34 6 In judicando enim me, mendacium est: violenta sagitta mea absque ullo peccato. denn auf Lüge stützt sich das Urteil gegen mich, mich traf ein harter Pfeil, ohne dass ich mich versündigt hatte.⁵ Ijob Ijob 22 34 6 5 Nach aller Ansicht beweist mein Unglück meine Schuld, hat Job gesprochen. Eliu fasst dies Wort als eine Behauptung, Gott sei ungerecht. Ijob Ijob 22 34 7 Quis est vir ut est Job, qui bibit subsannationem quasi aquam: Wer ist ein Mann, wie Job ist, der Lästerung wie Wasser trinkt?⁶ Ijob Ijob 22 34 7 6 Deine Forderung, Gott solle mit dir streiten, hat dich der Verhöhnung Gottes, als wäre dieser ungerecht, schuldig gemacht. Der Ausdruck Trinken, in diesem Sinne aus Eliphaz Rede entlehnt [Ijob 15,16], verstärkt noch die Anklage und bezeichnet die Lästerung als etwas zur Gewohnheit und gleichsam zum Bedürfnis gewordenes. Ijob Ijob 22 34 8 Qui graditur cum operantibus iniquitatem, et ambulat cum viris impiis? Der mit den Übeltätern umgeht und mit den Gottlosen wandelt? Ijob Ijob 22 34 9 Dixit enim: Non placebit vir Deo, etiam si cucurrerit cum eo. Denn er sprach: Nicht ist der Mensch Gott genehm, selbst wenn er mit Eifer vor Gott wandelte.⁷ Ijob Ijob 22 34 9 7 Hebr.: Es nützt dem Menschen nichts, wenn er mit Gott in Freundschaft steht. Ähnlich hat Job wohl gesprochen [Ijob 9,22, Ijob 21,7, Ijob 30,26]. Nach der Vulgata wird auf [Ijob 23,11, Ijob 30,21] angespielt. Ijob Ijob 22 0 1 3. Dritte Rede: Da Job weiter schweigt, weist Eliu darauf hin, dass Frömmigkeit und Gerechtigkeit für die Menschen nicht ohne Nutzen sind. (Kap. 35) a. Job hat einiges minder Richtige gesagt: Gott suche die Gerechten heim und spende den Ungerechten Güter, ja auch die Gerechten flehen bei ihrer Unterdrückung Gott umsonst um Hilfe an; Worte, aus denen man schließen konnte, dass die Frömmigkeit auf Erden unnütz ist. Hierauf also will Eliu jetzt antworten, da die Freunde dies nicht getadelt. (V. 4) b. Freilich nützen oder schaden die guten oder schlechten Handlungen der Menschen Gott nicht, da die Folgen derselben ihn nicht zu treffen vermögen, den Menschen aber sind dieselben nützlich oder schädlich. (V. 8) c. Wenn jemand klagt, er werde von den Menschen bedrückt und erhalte von Gott keine Hilfe (V. 9), so kommt dies entweder daher, dass der Bedrängte nicht zu Gott seine Zuflucht nimmt oder zwar zu ihm flieht, aber nichtsdestoweniger in seiner Bosheit beharrt (V. 13); oder daher, dass Gott es für gut hält, jetzt das Gericht zu verschieben, um es zu seiner Zeit zu üben. Ijob Ijob 22 35 1 Igitur Eliu hæc rursum locutus est: Eliu redete abermals also:¹ Ijob Ijob 22 35 1 1 Eliu geht auf [Ijob 34,9] zurück. Der dritte Punkt wird erörtert: dem Menschen nützt oder schadet, was er tut. Eliu will ja entfernen, was in Jobs Ausspruch Anstoß erregen konnte: die Guten werden von Gott heimgesucht, die Bösen verschont. Daraus ließ sich schließen: Also ist es ganz gleichgültig, ob man gerecht oder gottlos ist. Hierauf antwortet er zunächst (V. 1-8), um dann eine nützliche Lehre anzuknüpfen, wie man leiden muss, um von Gott Hilfe zu erlangen. Diese Worte belehren Job und bereiten ihn auf jene Unterwürfigkeit vor, durch welche er würdig wird, dass Gott ihm den Sieg zuspricht. Ijob Ijob 22 35 10 Et non dixit: Ubi est Deus, qui fecit me, qui dedit carmina in nocte? doch keiner sagt: Wo ist Gott, der mich geschaffen, der Lobgesänge schenkte in der Nacht,⁹ Ijob Ijob 22 35 10 9 Keiner bedenkt, dass, der ihn geschaffen, ihn auch erhalten kann, und wendet sich alsbald mit demütigem Vertrauen an ihn. Ijob Ijob 22 35 11 Qui docet nos super jumenta terræ, et super volucres cli erudit nos. der uns belehrt vor den Tieren der Erde und uns Weisheit gibt vor den Vögeln des Himmels?¹⁰ Ijob Ijob 22 35 11 10 Ein anderer Grund zu Gott zu fliehen: der Mensch soll nicht tun, wie die Tiere, sondern zeigen, dass er von Gott belehrt, die Heimsuchung zu gebrauchen weiß. Jammer ohne Gebet ist des Menschen unwürdig. Ijob Ijob 22 35 12 Ibi clamabunt, et non exaudiet, propter superbiam malorum. Dort schreien sie und er erhört nicht ob des Übermutes der Bösen.¹¹ Ijob Ijob 22 35 12 11 Anderer Grund, weshalb sie umsonst schreien: Dort: V. 9 unter der Menge der Bedrücker. Gott erhört nicht, weil die Schreienden stolz und somit schlecht sind. Vergeblich lädt Gott sie ein zu demütigem, vertrauensvollem Rufen (V. 9, V. 10), doch sie hören nicht. Ijob Ijob 22 35 13 Non ergo frustra audiet Deus, et Omnipotens causas singulorum intuebitur. Darum wird Gott leeres Rufen nicht hören und der Allmächtige die Sache eines jeden prüfen.¹² Ijob Ijob 22 35 13 12 Daraus aber, dass Gott ihr Geschrei nicht erhört, folgt nicht, dass ihm ihr Schicksal und ihre Bedrückung gleichgültig sei. Hebr.: Und der Allmächtige schaut nicht darauf. Ijob Ijob 22 35 14 Etiam cum dixeris: Non considerat: judicare coram illo, et exspecta eum. Magst du auch sprechen: Er hat nicht acht: so richte dich doch vor ihm¹³ und harre seiner. Ijob Ijob 22 35 14 13 Hebr.: so ist doch die Streitsache vor ihm; er ist auch, wo er noch nicht hilft, um die Leidenden bekümmert, sie mögen also mit Geduld auf ihn harren, so bleibt die Hilfe nicht aus. Ijob Ijob 22 35 15 Nunc enim non infert furorem suum, nec ulciscitur scelus valde. Denn jetzt verhängt er nicht seinen Grimm noch rächt er den Frevel streng.¹⁴ Ijob Ijob 22 35 15 14 Wenn Gott nicht gleich die höchste Strafe sendet, darf man doch nicht urteilen, er lasse ungestraft Verbrechen geschehen. Ijob Ijob 22 35 16 Ergo Job frusta aperit os suum, et absque scientia verba multiplicat. Darum öffnet Job seinen Mund ohne Grund und macht viel Worte ohne Einsicht. Ijob Ijob 22 35 2 Numquid æqua tibi videtur tua cogitatio, ut diceres: Justior sum Deo? Scheint dir etwa dein Gedanke berechtigt, dass du sagtest: Ich bin gerechter als Gott?² Ijob Ijob 22 35 2 2 Vergl. [Ijob 16,18, Ijob 19,6] u.a. Job sprach zwar jene Worte nicht, aber was er gesagt, ging aus derartigen Gedanken hervor. Ijob Ijob 22 35 3 Dixisti enim: Non tibi placet quod rectum est: vel quid tibi proderit, si ego peccavero? Denn du sprachst: Es gefällt dir nicht, was recht ist; oder was tut es dir, wenn ich sündige?³ Ijob Ijob 22 35 3 3 Weder bekümmerst du dich darum, o Gott, wenn ich recht tue, noch wenn ich sündige. Auf keines von beiden hat du acht, denn kein Vorteil oder Nachteil entsteht dir daraus. Ijob Ijob 22 35 4 Itaque ego respondebo sermonibus tuis, et amicis tuis tecum. Darum will ich antworten auf deine Reden und deinen Freunden⁴ mit dir Antwort geben. Ijob Ijob 22 35 4 4 Weil sie dir nicht widerlegen konnten. Ijob Ijob 22 35 5 Suspice clum et intuere, et contemplare æthera quod altior te sit. Schaue zum Himmel auf und siehe und betrachte den Luftkreis, wie sie höher sind als du!⁵ Ijob Ijob 22 35 5 5 Gott freilich schadest du nicht, er ist zu hoch. Können wir den Himmeln und den Wolken nicht durch unsere Handlungen neuen Glanz verleihen noch sie des ihren berauben, wie viel weniger werden wir Gott etwas zu gewähren oder zu entziehen vermögen? Nicht Eigennutz leitet Gott, von uns Tugend zu fordern. Ijob Ijob 22 35 6 Si peccaveris, quid ei nocebis? et si multiplicatæ fuerint iniquitates tuæ, quid facies contra eum? Wenn du sündigst, was schadest du ihm? Und wenn sich deine Missetaten noch so sehr häufen, was tust du ihm an? Ijob Ijob 22 35 7 Porro si juste egeris, quid donabis ei, aut quid de manu tua accipiet? Und wenn du recht tust, was schenkst du ihm oder was empfängt er aus deiner Hand?⁶ Ijob Ijob 22 35 7 6 Vergl. [Ps 15,2, 1Chr 29]. Indes der Begriff der Gerechtigkeit fordert, dass gute und schlechte Werke ihre Folgen haben. Können diese nicht auf Gott fallen, so auf den Menschen. Ijob Ijob 22 35 8 Homini, qui similis tui est, nocebit impietas tua: et filium hominis adjuvabit justitia tua. Dem Menschen, der deinesgleichen ist, schadet deine⁷ Bosheit und einem Menschenkinde hilft deine Gerechtigkeit. Ijob Ijob 22 35 8 7 Die Bosheit des Täters. Der Mensch ist fähig großer Schädigung oder Glückseligkeit, auf ihn also fällt die Folge jeder Tat, nicht auf Gott. Ijob Ijob 22 35 9 Propter multitudinem calumniatorum clamabunt: et ejulabunt propter vim brachii tyrannorum. Sie schreien ob der Menge der Bedrücker und weinen überlaut ob des gewalttätigen Armes der Tyrannen,⁸ Ijob Ijob 22 35 9 8 Gegen die vorige Behauptung könnte man einwenden, warum denn viele unter ungerechtem Drucke leiden und vergeblich um Hilfe rufen. [Ijob 24,12] Jene schreien, nehmen aber nicht zu Gott, ihrem Schöpfer, ihre Zuflucht, der die Nacht der Trübsal in Freude und Jubel wandeln kann. Ijob Ijob 22 0 1 III. Vierte Rede. Eliu zeigt genauer, wie das Unglück Heilkraft hat, und bemüht sich, indem er Gottes Gerechtigkeit und Weisheit preist, Job dahin zu bringen, sein Leiden in Geduld und Demut zu tragen und nicht von Gott darüber Rechenschaft zu fordern. (36,1 37,24) a. Eliu fehlen die Gründe nicht, durch welche er Gottes Gerechtigkeit und Weisheit gegen Job verteidigen kann. (V. 4) b. Die Leiden haben heilsame Wirkungen, und so werde er auch Gottes Weise, gegen Job zu handeln, erklären (V. 5-21): Gott handelt seiner Vorsehung gemäß und lässt die heimgesuchten Gerechten nicht im Stich. (V. 7) Er führt selbst die Gottlosen oft durch Heimsuchungen zur Erkenntnis ihrer Sünden (V. 10), um dann nach ihrem Verhalten gegen sie zu handeln. (V. 14) Dieselbe Weise hält er gegen die Gerechten ein (V. 15), dieselbe gegen Job, der von seinen Heimsuchungen frei werden wird, wenn er sie in Geduld und Demut trägt und sich nicht zur Sünde fortreißen lässt. (V. 21) c. Um ihn zu dieser Stimmung des Herzens zu führen und von dem unbedachten Urteil über Gottes Handeln abzuwenden, preist Eliu die Weisheit, Gerechtigkeit und Majestät Gottes (36,22 37,13): Gott ist so groß, dass niemand seine Wege erforschen oder seine Werke oder sein ewiges Wissen erkennen kann (V. 26), leuchtet doch schon aus den Wettererscheinungen seine Macht und Weisheit hervor, durch die er die Menschen mit Strafen heimsucht und mit Wohltaten überhäuft. Ijob Ijob 22 36 1 Addens quoque Eliu, hæc locutus est: Weiter fuhr Eliu fort und sprach also: Ijob Ijob 22 36 10 Revelabit quoque aurem eorum, ut corripiat: et loquetur, ut revertantur ab iniquitate. und öffnet ihr Ohr, sie zu mahnen, und redet zu ihnen, dass sie umkehren von der Bosheit. Ijob Ijob 22 36 11 Si audierint et observaverint, complebunt dies suos in bono, et annos suos in gloria: Wenn sie hören und sich unterwerfen, so werden sie ihre Tage im Glücke vollenden und ihre Jahre⁸ in Herrlichkeit. Ijob Ijob 22 36 11 8 Die Vollzahl der dem menschlichen Leben zugemessenen Jahre. Ijob Ijob 22 36 12 Si autem non audierint, transibunt per gladium, et consumentur in stultitia. Hören sie aber nicht, so werden sie in das Schwert fallen und durch ihre Torheit⁹ hinsinken. Ijob Ijob 22 36 12 9 Durch ihre Sünden, wie die Tugend Wahrheit und Weisheit heißt. Erst wenn Gottes heilsame Absichten vereitelt sind, waltet seine Strafgerechtigkeit. Ijob Ijob 22 36 13 Simulatores et callidi provocant iram Dei, neque clamabunt cum vincti fuerint. Heuchler und Arglistige fordern den Zorn Gottes heraus;¹⁰ sie rufen nicht,¹¹ wenn sie gefesselt sind.¹² Ijob Ijob 22 36 13 10 Besser nach dem Hebr.: hegen Zorn. Ijob Ijob 22 36 13 11 Zu Gott. Ijob Ijob 22 36 13 12 Mit den Banden des Leidens. Ijob Ijob 22 36 14 Morietur in tempestate anima eorum, et vita eorum inter effeminatos. Es stirbt im Ungewitter¹³ ihre Seele und ihr Leben unter Lustbuben.¹⁴ Ijob Ijob 22 36 14 13 Plötzlich, gewaltsam. Hebr.: In der Jugend. Ijob Ijob 22 36 14 14 Ein frühzeitiger Tod der Schande. Ijob Ijob 22 36 15 Eripiet de angustia sua pauperem, et revelabit in tribulatione aurem ejus. Aber den Armen rettet er aus seiner Bedrängnis und erschließt sein Ohr in der Trübsal.¹⁵ Ijob Ijob 22 36 15 15 Hebr.: Doch den Leidvollen rettet er durch seine Leiden und tut auf durch die Drangsal sein Ohr. Ijob Ijob 22 36 16 Igitur salvabit te de ore angusto latissime, et non habente fundamentum subter se: requies autem mensæ tuæ erit plena pinguedine. So wird er denn aus dem Rachen der Not, der keinen Boden unter sich hat, dich ins Weite retten und dein Tisch wird friedlich und voll des Fettes sein.¹⁶ Ijob Ijob 22 36 16 16 Darum muss Job Mut fassen und sein Herz darauf vorbereiten, Gottes Wohltaten zu empfangen. In die Weite führen: [Ps 4,2, Ps 17,20.37, Ps 117,5, Ps 118,45] Einen Tisch bereiten: [Ps 22,5]. Ijob Ijob 22 36 17 Causa tua quasi impii judicata est, causam judiciumque recipies. Deine Sache ist abgeurteilt wie die eines Gottlosen, Spruch und Urteil wirst du erhalten.¹⁷ Ijob Ijob 22 36 17 17 Weise nicht durch Bitterkeit diese Gnade Gottes zurück, denn urteilst du von Gott wie die heimgesuchten Gottlosen, so ziehst du dir ihre Verdammnis zu. Der Ausspruch ist demnach bedingt. Ijob Ijob 22 36 18 Non te ergo superet ira, ut aliquem opprimas: nec multitudo donorum inclinet te. Soweit übermanne dich also nicht der Zorn, dass du jemanden unterdrückst, noch beuge dich die Menge der Sühnegaben.¹⁸ Ijob Ijob 22 36 18 18 Also lass dich nicht von der Erbitterung hinreißen, dass du dich selbst (jemanden) dem Untergange nahe bringen solltest, und die Menge der Schmerzen (Gaben), mit denen du jene aus dem Elende sprießenden Güter erkaufen musst, scheine dir nicht zu lästig. Hebr.: Der Zorn verführe dich nicht zum Hohn usw. Ijob Ijob 22 36 19 Depone magnitudinem tuam absque tribulatione, et omnes robustos fortitudine. Entsage deiner Größe ohne Heimsuchung¹⁹ und allen, welche durch die Stärke mächtig sind. Ijob Ijob 22 36 19 19 Job soll vielmehr bedenken, dass das Leiden noch das einzige Mittel ist, durch das Gott ihn retten kann und will. Willst du nicht auf diesem Wege der Heimsuchung das Glück, so kann es dir nicht zuteil werden; lege also alle Regungen ab, die stark sind durch die Kraft des Stolzes! Das Hebräische ist dunkel. Etwa: Kann er deinem Rufen um Hilfe anders die rechte Richtung geben als durch die Not und die Nötigung zur Anstrengung aller Kräfte? Ijob Ijob 22 36 2 Sustine me paululum, et indicabo tibi, adhuc enim habeo quod pro Deo loquar. Habe noch ein wenig Geduld mit mir, so will ich es dir zeigen, denn noch habe ich für Gott zu reden.¹ Ijob Ijob 22 36 2 1 Da Job noch immer keine Antwort gibt, will Eliu die Widerlegung weiterführen und vollenden, verlangt aber vorher Aufmerksamkeit, weil er zugunsten Gottes noch mehr zu sagen habe. Ijob Ijob 22 36 20 Ne protrahas noctem, ut ascendant populi pro eis. Ziehe die Nacht nicht herbei, da in ihr Volk um Volk dahingeht.²⁰ Ijob Ijob 22 36 20 20 Hieraus folgt eine andere Mahnung: Begehre nicht so sehr mit ohnmächtigem Wunsche nach dem Tode. Das Lateinische hat (nach dem Urtexte) den Sinn: Begehre nicht jene Nacht, in welche die Völker in ununterbrochener Folge (Volk um Volk) eingehen. Ijob Ijob 22 36 21 Cave ne declines ad iniquitatem: hanc enim cpisti sequi post miseriam. Hüte dich, zum Unrecht dich hinzuneigen; denn ihm hast du begonnen nachzugehen, seitdem du im Elende bist.²¹ Ijob Ijob 22 36 21 21 Überhaupt soll Job sich durch sein Leiden nicht zum Bösen hinreißen lassen. Du hast durch Anmaßung in deiner Klage über Gottes Leitung gesündigt. [Ijob 33,8.12, Ijob 34,5ff37] Um Job diese Unterwerfung leichter zu machen, zeigt Eliu weiter, wie erhaben, mächtig, gütig, weise Gott ist. So weckt er Glaube, Liebe und Bewunderung eines solchen Gottes. Und diesem sich zu unterwerfen, sollte Job Bedenken tragen? Ijob Ijob 22 36 22 Ecce, Deus excelsus in fortitudine sua, et nullus ei similis in legislatoribus. Siehe, Gott ist erhaben in seiner Macht und keiner ist ihm gleich unter den Gesetzgebern.²² Ijob Ijob 22 36 22 22 Herrschern. Ijob Ijob 22 36 23 Quis poterit scrutari vias ejus: aut quis potest ei dicere: Operatus es iniquitatem? Wer könnte seine Wege erforschen²³ oder wer kann zu ihm sagen: Du hast Unrecht getan? Ijob Ijob 22 36 23 23 Hebr.: Wer hat ihm seinen Weg vorgeschrieben und wer gesagt usw. Ijob Ijob 22 36 24 Memento quod ignores opus ejus, de quo cecinerunt viri. Bedenke, dass du sein Werk nicht kennst, von dem die Männer gesungen haben.²⁴ Ijob Ijob 22 36 24 24 Hebr.: gedenke, dass du sein Tun erhebst, welches die Menschen gepriesen haben. Gottes Tun ist auch das Verhängen der Leiden. Ijob Ijob 22 36 25 Omnes homines vident eum, unusquisque intuetur procul. Alle Menschen sehen ihn,²⁵ ein jeder schaut von ferne.²⁶ Ijob Ijob 22 36 25 25 Dieses Wirken Gottes ist allen Menschen wahrnehmbarer und erfüllt sie mit Freude und Bewunderung. Ijob Ijob 22 36 25 26 Was bereits von fern in die Augen fällt, kann nicht übersehen werden. Ijob Ijob 22 36 26 Ecce, Deus magnus vincens scientiam nostram: numerus annorum ejus inæstimabilis. Siehe, Gott ist groß und ist erhaben über unser Wissen, die Zahl seiner Jahre ist nicht zu schätzen.²⁷ Ijob Ijob 22 36 26 27 Um Job zur Teilnahme am gemeinsamen Lobe einzuladen, beschreibt Eliu weiter, wie sehr dasselbe Gott gebührt, ist er doch erhaben und ewig. Ijob Ijob 22 36 27 Qui aufert stillas pluviæ, et effundit imbres ad instar gurgitum, Er zieht die Wassertropfen hinauf und gießt Gussregen wie Ströme herab, Ijob Ijob 22 36 28 Qui de nubibus fluunt, quæ prætexunt cuncta desuper. die aus den Wolken niederfließen, welche alles von oben her bedecken.²⁸ Ijob Ijob 22 36 28 28 Hebr.: Denn er zieht des Wassers Tropfen nieder, dass sie infolge seiner Dünste Regen sickern, den die Wolken rieseln lassen, auf viele Menschen niederträufeln. Ijob Ijob 22 36 29 Si voluerit extendere nubes quasi tentorium suum, Will er die Wolken ausspannen wie sein Gezelt Ijob Ijob 22 36 3 Repetam scientiam meam a principio, et operatorem meum probabo justum. Vom Ursprunge her² hole ich meine Weisheit und werde meinen Schöpfer als gerecht erweisen. Ijob Ijob 22 36 3 2 Aus weiteren, aber notwendigen Grundsätzen, ja aus den Werken der Natur und Schöpfung. Hebr.: Von fernher, vom Schöpfer. Ijob Ijob 22 36 30 Et fulgurare lumine suo desuper, cardines quoque maris operiet. und von oben her das Licht seiner Blitze leuchten lassen, so bedeckt er auch die äußersten Enden des Meeres.²⁹ Ijob Ijob 22 36 30 29 Die Beschreibung der Regenbildung geht in die des Gewitters über, die noch unbegreiflicher ist als jene. Hebr.: Versteht man vollends die Wolkengruppen, das Krachen seines Gezeltes? Siehe, er breitet um sich her sein Licht und bedeckt die Wurzeln des Meeres. Die Wolkengruppen heißen Ausbreitung an der Wolke und das Gezelt ist das Gewitterwolkenzelt. Das Licht ist das Leuchten der Blitze, die Wurzeln des Meeres die Wasser, welche, aus der Tiefe des Meeres emporgezogen, sich zu Wolken gestalten. Vulg.: Vom Himmelsfirmament bis zu den Tiefen des Meeres erscheint seine Majestät, die in der Ausbreitung der Wolken und den Blitzen widerleuchtet. Ijob Ijob 22 36 31 Per hæc enim judicat populos, et dat escas multis mortalibus. Denn dadurch richtet er die Völker und gibt Speise den vielen Sterblichen.³⁰ Ijob Ijob 22 36 31 30 Blitze und Regen dienen Gottes Weltregierung: Zur Belohnung und zur Strafe (Sündflut, Sodom, Ägypten). Ijob Ijob 22 36 32 In manibus abscondit lucem, et præcipit ei ut rursus adveniat. In seinen Händen verbirgt er das Licht und gebietet ihm, dass es wieder scheine.³¹ Ijob Ijob 22 36 32 31 Hebr.: Beide Hände bedeckt er mit Licht und bestellt es als Strafverhängnis. Ijob Ijob 22 36 33 Annuntiat de ea amico suo, quod possessio ejus sit, et ad eam possit ascendere. Seinem Freunde gibt er Kunde davon, dass es sein eigen ist und dass er zu demselben aufsteigen kann.³² Ijob Ijob 22 36 33 32 Das Licht, seinen Besitz, verheißt er seinen Freunden und verkündet ihnen, dass sie nach Finsternis Licht, nach Elend das Glück schauen werden. Das hebräische wird auf verschiedene Weise übersetzt und erklärt. Ijob Ijob 22 36 4 Vere enim absque mendacio sermones mei, et perfecta scientia probabitur tibi. Denn wahrlich! ohne Trug sind meine Reden und vollkommene Einsicht wird sich dir erproben.³ Ijob Ijob 22 36 4 3 Um Job für sich einzunehmen, versichert Eliu, er werde ohne Trug reden, seine Überzeugung aussprechen und nur das sagen, was er mit Bestimmtheit wisse. Ijob Ijob 22 36 5 Deus potentes non abjicit, cum et ipse sit potens: Gott verwirft die Mächtigen nicht, da er auch selbst mächtig ist;⁴ Ijob Ijob 22 36 5 4 Hebr.: Siehe doch, Gott ist mächtig und doch verachtet er nicht, der Mächtige an Einsicht. Der Text der Vulgata ist schwieriger: Gott verwirft die Mächtigen nicht aus Neid oder Furcht, sondern straft an ihnen die Freveltaten. Ijob Ijob 22 36 6 Sed non salvat impios, et judicium pauperibus tribuit. aber die Gottlosen rettet er nicht und den Armen schafft er Recht.⁵ Ijob Ijob 22 36 6 5 Die Frevler unterdrückt er, die ungerecht Bedrückten rettet er; also ist Gott gerecht. Ijob Ijob 22 36 7 Non auferet a justo oculos suos et reges in solio collocat in perpetuum, et illi eriguntur. Er wendet von den Gerechten seine Augen nicht ab und setzt sie wie Könige auf ewig auf den Thron und sie werden erhöht.⁶ Ijob Ijob 22 36 7 6 Hebr.: Mit den Königen. Gott wendet die Augen seiner Fürsorge nicht von den Gerechten ab. Herrliche Richtigstellung der Worte Jobs, der andeutete, Gott hasse sie. (Beispiel: Joseph in Ägypten. [Gen 3942]) Job hatte nicht gewusst, warum auch die Gerechten leiden, Eliu belehrt ihn, dass Gott sie aus der Tiefe der Prüfung zur höchsten Würde erhebt, die Leiden als Vorbereitung sendend, damit die Herrlichkeit ihnen desto sicherer verbleibe. Ijob Ijob 22 36 8 Et si fuerint in catenis, et vinciantur funibus paupertatis: Und wenn sie in Ketten sind und gefesselt mit Banden der Armut,⁷ Ijob Ijob 22 36 8 7 Die Gerechten. Ihre Leiden sind Züchtigung für die Sünden, in die sie gefallen, Bußpredigt, Erziehungsmittel. Ijob Ijob 22 36 9 Indicabit eis opera eorum, et scelera eorum, quia violenti fuerunt. so tut er ihnen ihre Werke kund und ihre Laster, weil sie Gewalttat verübt, Ijob Ijob 22 0 1 Gottes Weisheit und Macht zeigt sich auch in den Stürmen, Blitzen und Donnern (V. 5) wie in dem Nutzen des Schnees, der Regengüsse und der Kälte. (V. 13) d. Eliu fordert Job auf, dies alles wohl zu erwägen (V. 14), und stellt ihm ironische Fragen über die Natur der Dinge und die Ordnung der Welt, damit er erkenne, dass er nicht imstande sei, Gott und dessen Werke zu erkennen, und sich ihm in Demut unterwerfe. Ijob Ijob 22 37 1 Super hoc expavit cor meum, et emotum est de loco suo. Darüber erzittert mein Herz und bebt von seiner Stelle.¹ Ijob Ijob 22 37 1 1 Vielleicht ist dieser Vers mit dem Folgenden eng zu verbinden. Es donnert und Eliu ahnt, dass Großes bevorsteht. Ijob Ijob 22 37 10 Flante Deo concrescit gelu, et rursum latissimæ funduntur aquæ. Durch den Hauch Gottes friert das Eis zusammen und wieder fließen die Wasser dann sehr breit dahin.⁸ Ijob Ijob 22 37 10 8 Vergl. [Ps 147,6.18]. Ijob Ijob 22 37 11 Frumentum desiderat nubes, et nubes spargunt lumen suum. Die Frucht verlangt nach den Wolken und die Wolken streuen ihr Licht aus.⁹ Ijob Ijob 22 37 11 9 Das Getreide will getränkt sein und die Wolken erfüllen seinen Wunsch reichlich. Das Licht sind die vorausgehenden Blitze. Ijob Ijob 22 37 12 Quæ lustrant per circuitum, quocumque eas voluntas gubernantis duxerit, ad omne quod præceperit illis super faciem orbis terrarum: Sie ziehen ringsumher, wohin sie nur des Herrschers Wille führt, zu allem, was er ihnen gebietet auf dem ganzen Erdenkreise,¹⁰ Ijob Ijob 22 37 12 10 Handelt Gott in jenen Dingen weisheitsvoll, wieviel mehr in der Leitung der Menschen. Ijob Ijob 22 37 13 Sive in una tribu, sive in terra sua, sive in quocumque loco misericordiæ suæ eas jusserit inveniri. bald für einen einzigen Stamm,¹¹ bald für seine Erde, bald für jeglichen Ort seiner Barmherzigkeit, wo er sie will finden lassen. Ijob Ijob 22 37 13 11 Hebr.: Zur Strafe bald usw. Vulg.: Er sendet die Diener seiner Erbarmung bald zu einem Stamme, bald zur ganzen Erde. Vergl. [1Kön 17,1, 1Kön 18,41]. Ijob Ijob 22 37 14 Ausculta hæc Job: sta et considera mirabilia Dei. Vernimm dies, Job! stehe still und betrachte die Wunder Gottes!¹² Ijob Ijob 22 37 14 12 Diese Vorsehung Gottes hat Eliu beschrieben, damit Job erkenne, dass sie nicht fehlen kann, auch wenn Gott Heimsuchungen sendet. Mit einem solchen Gott hat Job gewagt zu streiten? Nachdem er ihn belehrt, will Eliu Job zur Unterwerfung bringen. Der ironische Tadel, der nun folgt, verletzt also sowie die Vorwürfe der drei anderen Freunde, welche nicht trösteten, keine neuen Gründe brachten und mit falschen Beweisgründen Job nur zum Verbrecher machten. Ijob Ijob 22 37 15 Numquid scis quando præceperit Deus pluviis, ut ostenderent lucem nubium ejus? Weißt du, wann Gott dem Regen gebot, dass er das Licht¹³ seiner Wolken strahlen lasse? Ijob Ijob 22 37 15 13 Blitze. Ijob Ijob 22 37 16 Numquid nosti semitas nubium magnas, et perfectas scientias? Kennst du die weiten Wege der Wolken und hast du vollkommenes Wissen?¹⁴ Ijob Ijob 22 37 16 14 Hebr.: Begreifst du der Wolken Schweben, die Wunder des an Einsicht Vollkommenen? Ijob Ijob 22 37 17 Nonne vestimenta tua calida sunt, cum perflata fuerit terra austro? Sind nicht deine Kleider heiß, wenn der Südwind durch das Land weht?¹⁵ Ijob Ijob 22 37 17 15 Nicht einmal die Hitze kannst du vertreiben und richtest über Gott? Ijob Ijob 22 37 18 Tu forsitan cum eo fabricatus es clos, qui solidissimi quasi ære fusi sunt. Hast du vielleicht mit ihm die Himmel gebaut, die gar fest sind, als wären sie aus Erz gegossen?¹⁶ Ijob Ijob 22 37 18 16 Die Spiegel der Alten waren aus Metall. Die Festigkeit und Durchsichtigkeit des Äthers wird bezeichnet. Du hast so oft gesagt, du wollest Gott fragen, wie, wenn er nun auch dich fragt oder uns? (V. 19) Du musst uns helfen, denn du klagst ja über Gott selbst. Ijob Ijob 22 37 19 Ostende nobis quid dicamus illi: nos quippe involvimur tenebris. Tue uns kund, was wir ihm sagen sollen, denn wir sind von Finsternissen umhüllt. Ijob Ijob 22 37 2 Audite auditionem in terrore vocis ejus, et sonum de ore illius procedentem. Höret, o höret seine Stimme voll des Schreckens, den Schall, der aus seinem Munde hervorgeht. Ijob Ijob 22 37 20 Quis narrabit ei quæ loquor? etiam si locutus fuerit homo, devorabitur. Wer möchte ihm berichten, was ich sage? Auch wenn ein Mensch nur redete, er würde verschlungen!¹⁷ Ijob Ijob 22 37 20 17 Ein solcher würde erdrückt werden von der göttlichen Majestät. Vergl. [Ijob 9,19.33]. Ijob Ijob 22 37 21 At nunc non vident lucem: subito ar cogetur in nubes, et ventus transiens fugabit eas. Aber jetzt sieht man das Licht nicht, plötzlich wird die Luft in Wolken geballt, doch ein Wind fährt daher und zerstreut sie.¹⁸ Ijob Ijob 22 37 21 18 Jetzt zieht das Gewitter [Ijob 37,2, Ijob 38,1] weiter herauf. Schon decken Wolken das Licht der Sonne, die sich stets mehr verdichten und die der Wind dahertreibt, welcher dem Donner vorhergeht. Diese Beschreibung ist zugleich ein Symbol dafür, dass Gottes Regierung uns oft verborgen ist, aber auch, wie wenn die Wolken von der Sonne weg verscheucht werden, wieder leicht offenbar wird. Ijob Ijob 22 37 22 Ab aquilone aurum venit, et ad Deum formidolosa laudatio. Von Norden her kommt das Gold und ehrfurchtsvoller Lobgesang zu Gott hin.¹⁹ Ijob Ijob 22 37 22 19 Sprichwörtliche Redensart wie [Ijob 28,1]. Der Mensch weiß, woher das Gold zu holen ist, aber Gottes Majestät ist ihm unzugänglich und darum mit Ehrfurcht zu verehren. Ijob Ijob 22 37 23 Digne eum invenire non possumus: magnus fortitudine, et judicio, et justitia, et enarrari non potest. Würdig können wir ihn nicht auffinden, ihn, der groß an Kraft und Recht und Gerechtigkeit und unaussprechlich ist.²⁰ Ijob Ijob 22 37 23 20 Gottes Ratschlüsse neugierig zu erforschen und mit ihm zu streiten, wage niemand. Hebr.: Der groß an Stärke und Einsicht und dieser Gerechtigkeit ist, er bedrückt nicht. Ijob Ijob 22 37 24 Ideo timebunt eum viri, et non audebunt contemplari omnes, qui sibi videntur esse sapientes. Darum fürchten ihn die Männer und keiner von allen denen, die sich bedünken, weise zu sein, wagt es, ihn zu ergründen.²¹ Ijob Ijob 22 37 24 21 Hebr.: Nicht sieht er alle die Hochweisen an. Eliu hat am Schlusse die beide Sätze wiederholt, von denen alles abhing: Gott ist nicht ungerecht, aber er wendet sich ab von dem Stolzen. So muss also Job sich in demütiger Unterwerfung Gott nahen. Eliu schließt, indem er das als wahre Weisheit bezeichnet, was auch Job [Ijob 28,28], nachdem er richtig gestellt, was Job nicht genau genug von derselben gesagt. Ijob Ijob 22 37 3 Subter omnes clos ipse considerat, et lumen illius super terminos terræ. Unter alle Himmel hin schweift sein Blick und sein Leuchten zieht über die Grenzen der Erde hin.² Ijob Ijob 22 37 3 2 Wie der Blitz schnell bis an die äußersten Grenzen der Erde gelangt, so umfasst Gottes Vorsehung alles. Das Hebräische, besser mit V. 2 und 4 zusammenhängend: Unter dem ganzen Himmel hin sendet er den Donner aus und sein Licht über die Säume der Erde. Ijob Ijob 22 37 4 Post eum rugiet sonitus, tonabit voce magnitudinis suæ, et non investigabitur cum audita fuerit vox ejus. Hinter ihm her brüllt der Schall,³ er donnert mit der Stimme seiner Hoheit und er wird nicht gefunden, ob man wohl seine Stimme hört. Ijob Ijob 22 37 4 3 Der Donner. Das Hebräische fährt fort: Er donnert mit der Stimme seiner Hoheit und nicht hält er die Blitze auf, wenn seine Stimme erschallt. Vulgata: Gott schreitet gleichsam über die Winde dahin und bringt dadurch den Donner hervor. Auch hierin ist Gottes Majestät unbegreiflich. Ijob Ijob 22 37 5 Tonabit Deus in voce sua mirabiliter, qui facit magna et inscrutabilia. Gott donnert mit seiner Stimme wunderbar, er, der Großes tut und Unbegreifliches;⁴ Ijob Ijob 22 37 5 4 Wenn schon Naturerscheinungen uns derart in Verwunderung setzen und unbegreiflich sind, wieviel mehr ist da Gott zu verehren! Ijob Ijob 22 37 6 Qui præcipit nivi ut descendat in terram, et hiemis pluviis, et imbri fortitudinis suæ. er gebietet dem Schnee, dass er zur Erde falle, und dem Winterregen und dem Gussregen seiner Macht; Ijob Ijob 22 37 7 Qui in manu omnium hominum signat, ut noverint singuli opera sua. in aller Menschen Hand drückt er sein Siegel,⁵ dass alle seine Werke kennen. Ijob Ijob 22 37 7 5 Gott macht die Hand des Menschen ohnmächtig, so dass sie weder etwas herbeizuführen noch zu behindern vermag. Ijob Ijob 22 37 8 Ingredietur bestia latibulum, et in antro suo morabitur. Dann geht das Wild in sein Versteck und weilt in seiner Höhle.⁶ Ijob Ijob 22 37 8 6 Der Mensch muss Gottes Erkenntnis aus jenen Folgen der Taten Gottes schöpfen, die Tiere fühlen diese selbst und erfahren und bekunden auf ihre Weise Gottes Macht über sie durch ihren Instinkt. Ijob Ijob 22 37 9 Ab interioribus egredietur tempestas, et ab Arcturo frigus. Aus dem innern Lande⁷ kommt der Sturm und aus dem Norden die Kälte. Ijob Ijob 22 37 9 7 Aus dem Süden. Ijob Ijob 22 0 1 III. Zwei Reden Gottes und zwei kurze Antworten Jobs. Gott weist auf die wunderbaren Werke seiner Macht und Weisheit hin und zeigt die Unwissenheit des Menschen. Job bekennt, dass er unüberlegt gehandelt habe, als er mit Gott zu rechten wagte. (Kap. 38,1 Kap. 42,6) 1. Erste Rede Gottes und Antwort Jobs (38, 1 39,35) A. Gott tadelt Jobs Anmaßung, der nicht einmal imstande ist, die sichtbaren Werke der Schöpfung zu beurteilen, und mit ihm hat rechten wollen. (38,1 39,32) a. Gott erscheint Job im Sturme und heißt ihn, seine Rechenschaft fordernden Reden einzustellen und auf Gottes Fragen zu antworten. (V. 3) b. Vor allem fragt ihn Gott, um seinen Stolz niederzubeugen, über die Schöpfung, ob er etwa zugegen war, als die Grundlagen der Erde gelegt wurden, oder ob er selbst die Erde gegründet und dem Meere seine Grenzen zugewiesen habe. (V. 11) c. Zur gewöhnlichen Leitung der erschaffenen Dinge übergehend, fragt Gott, ob Job den täglichen Wechsel zwischen Tag und Nacht leite (V. 16), ob er die Geheimnisse der Erde, die er bewohne, und die Kräfte der Natur kenne, welche Gott alle leitet und zu den von ihm vorherbestimmten Zielen lenkt (V. 23); die Erscheinungen in der Luft, die er sehe, zu erklären wisse (V. 30) oder den Lauf der Gestirne verstehe. D. Zu den Tieren übergehend befragt Gott Job über die Lebensweise, die Natur und die Herkunft des Löwen und des Raben. Ijob Ijob 22 38 1 Respondens autem Dominus Job de turbine, dixit: Da antwortete der Herr Job aus einem Wettersturm¹ und sprach: Ijob Ijob 22 38 1 1 Die Erscheinung Gottes erfolgt im Sturme. So einst bei Abraham [Gen 15,12] und auf Sinai. Vergl. [Ps 17, Ps 96, Jes 64,1, Mi 1,3]. Der Sturm ist recht geeignet, Gottes Majestät zu zeigen und die Menschen mit Ehrfurcht zu erfüllen. Der Sturm war vielleicht auch ein Bild der Bedrängnis Jobs, in welcher der Herr erscheint. Ijob Ijob 22 38 10 Circumdedi illud terminis meis, et posui vectem, et ostia: Mit meinen Schranken umgab ich es und setzte ihm Riegel und Tore¹⁴ Ijob Ijob 22 38 10 14 So ist das Meer gleichsam in ein Gefängnis eingeschlossen, das ihm den Ausbruch in das feste Land verwehrt. Ijob Ijob 22 38 11 Et dixi: Usque huc venies, et non procedes amplius, et hic confringes tumentes fluctus tuos. und sprach: Bis hierher darfst du kommen und nicht weiter dringen und hier sollst du deine schäumenden Wogen brechen. Ijob Ijob 22 38 12 Numquid post ortum tuum præcepisti diluculo, et ostendisti auroræ locum suum? Hast du, seitdem du geboren, dem Morgen geboten und der Morgenröte ihren Ort gewiesen?¹⁵ Ijob Ijob 22 38 12 15 Da Job auf das: Wo warst du usw. (V. 4ff) nicht antworten kann, geht Gott auf die Regierung der Welt über. So viele Tage schon lebst du, hast du seit dem Tage deiner Geburt (hebr.) einen einzigen derselben heraufgeführt? Oder hast du wirksam bei dem mitgeholfen, was mit dem Ausbruche des Tages auf Erden geschieht? (V. 13) Ijob Ijob 22 38 13 Et tenuisti concutiens extrema terræ, et excussisti impios ex ea? Und hast du rüttelnd die Säume der Erde gefasst und die Gottlosen von ihr weggeschüttelt?¹⁶ Ijob Ijob 22 38 13 16 Die Morgenröte durcheilt die ganze Erde, und wenn sie erscheint, werden die lichtscheuen Bösen von ihr als Gottes Dienerin verjagt in Finsternis. Ijob Ijob 22 38 14 Restituetur ut lutum signaculum, et stabit sicut vestimentum: Wie Siegelton wird sie Gestalt annehmen und dastehen wie ein Prachtkleid,¹⁷ Ijob Ijob 22 38 14 17 Die Gestalt der Dinge, welche im Lichte erscheint, stirbt gleichsam in der Finsternis, weshalb sie beim Wiedererscheinen des Lichtes gleichsam wiederhergestellt wird, so leicht wie der Ton das Siegel aufnimmt. Dann wird es bekleidet mit dem Lichte wie mit einem herrlichen Kleide. Ijob Ijob 22 38 15 Auferetur ab impiis lux sua, et brachium excelsum confringetur. doch den Gottlosen wird ihr Licht genommen und der starke Arm zerschmettert werden.¹⁸ Ijob Ijob 22 38 15 18 Ihr Licht ist die Nacht und der aufgehende Tag entzieht es ihnen. Der starke Arm ist der zur Verübung des Unrechtes erhobene. Ijob Ijob 22 38 16 Numquid ingressus es profunda maris, et in novissimis abyssi deambulasti? Bist du bis zu den Tiefen des Meeres gelangt und gewandelt im untersten Abgrund? Ijob Ijob 22 38 17 Numquid apertæ sunt tibi portæ mortis, et ostia tenebrosa vidisti? Haben sich dir die Pforten des Todes geöffnet und hast du die finstern Tore gesehen?¹⁹ Ijob Ijob 22 38 17 19 Gott kennt dies alles. [Ijob 26,6] Aber der Mensch? Auch was offen vor Augen liegt, kennst du nicht, nicht einmal die Erde, welche du mit Füßen trittst. (V. 18) Doch noch alltäglicher ist das Licht: Welcher Weg führt zur Wohnung des Lichtes? (Wohnung, weil Licht und Finsternis gleichsam aus ihren Behausungen wechselnd zur Erde kommen.) Ijob Ijob 22 38 18 Numquid considerasti latitudinem terræ? Indica mihi, si nosti, omnia, Hast du der Erde Breite überschaut? Sage mir alles das an, wenn du es weißt, Ijob Ijob 22 38 19 In qua via lux habitet, et tenebrarum quis locus sit: welches der Weg ist, wo das Licht wohnt, und welches die Stätte der Finsternis; Ijob Ijob 22 38 2 Quis est iste involvens sententias sermonibus imperitis? Wer ist jener,² der mit Reden ohne Einsicht den Ratschluss in Dunkelheit hüllt?³ Ijob Ijob 22 38 2 2 Nicht ganz ohne Verachtung. Ijob Ijob 22 38 2 3 Diese Worte sind an Job gerichtet. (Sept., Chrys., Aug.) Job verdunkelte Gottes Ratschluss, als er sagte, er sei unschuldig, also habe sein Unglück keine Ursache, als ob Gott nicht andere Absichten haben könnte als zu strafen. So achteten denn die Menschen weniger auf Gottes gnädige Vorsehung. Auch durch sein Beispiel verdunkelte Job Gottes Ratschluss, indem er allzu ungestüm forderte, Gott solle ihm Rechenschaft geben. Ein solches Herz ist nicht geeignet, die rechte Erkenntnis zu erhalten. Da Gott die Gründe Elius als die seinen annimmt, war es nicht notwendig, dass er dessen Namen ausdrücklich nannte. Ijob Ijob 22 38 20 Ut ducas unumquodque ad terminos suos, et intelligas semitas domus ejus. damit du ein jedes an seine Grenze führest und die Pfade kennest zu seiner Wohnung. Ijob Ijob 22 38 21 Sciebas tunc quod nasciturus esses? Et numerum dierum tuorum noveras? Wusstest du damals, dass du geboren werden solltest und kanntest du die Zahl deiner Tage?²⁰ Ijob Ijob 22 38 21 20 Hebr.: Du weißt es, denn damals wurdest du geboren und deiner Tage Zahl ist groß. Ijob Ijob 22 38 22 Numquid ingressus es thesauros nivis, aut thesauros grandinis aspexisti? Bist du zu den Schatzkammern des Schnees gelangt oder hast du die Speicher des Hagels geschaut, Ijob Ijob 22 38 23 Quæ præparavi in tempus hostis, in diem pugnæ et belli? die ich bereitet habe für Feindes Zeiten, für den Tag des Kampfes und des Krieges?²¹ Ijob Ijob 22 38 23 21 Anspielung auf jene Tatsachen, wo Gott wirklich durch Hagel und Gewitter Krieg geführt [Ex 9,23, Jos 10,11] und bildlich, wenn Gott, in Sturm und Ungewitter kommend, gleichsam mit der Erde Krieg führt. Ijob Ijob 22 38 24 Per quam viam spargitur lux, dividitur æstus super terram? Auf welchem Wege zerteilt sich das Licht,²² wie verbreitet sich die Hitze²³ auf Erden? Ijob Ijob 22 38 24 22 Der Blitz. Ijob Ijob 22 38 24 23 Hebr.: der Ostwind. Ijob Ijob 22 38 25 Quis dedit vehementissimo imbri cursum, et viam sonantis tonitrui, Wer hat dem heftigsten Gussregen den Lauf und dem rollenden Donner den Weg gewiesen, Ijob Ijob 22 38 26 Ut plueret super terram absque homine in deserto, ubi nullus mortalium commoratur, dass es auf menschenleeres Land in der Wüste regnet, wo kein Sterblicher wohnt, Ijob Ijob 22 38 27 Ut impleret inviam et desolatam et produceret herbas virentes? um die Öde und die Wildnis zu sättigen und grünende Pflanzen hervorzubringen?²⁴ Ijob Ijob 22 38 27 24 Vergl. Elius Worte [Ijob 37,13]. Ijob Ijob 22 38 28 Quis est pluviæ pater? vel quis genuit stillas roris? Wer ist des Regens Vater? oder wer hat des Taues Tropfen erzeugt? Ijob Ijob 22 38 29 De cujus utero egressa est glacies? et gelu de clo quis genuit? Aus wessen Schoße ist das Eis hervorgegangen und wer hat den Reif vom Himmel geboren?²⁵ Ijob Ijob 22 38 29 25 Vergl. [Ijob 37,10]. Wer sie geschaffen, muss noch größer sein. [Weish 13,3.4] Ijob Ijob 22 38 3 Accinge sicut vir lumbos tuos: interrogabo te, et responde mihi. Gürte wie ein Mann deine Lenden;⁴ ich will dich fragen, und du antworte mir!⁵ Ijob Ijob 22 38 3 4 Die Morgenländer schürzten ihr Kleid auf vor jeder Arbeit. Ijob Ijob 22 38 3 5 So oft hatte Job verlangt, seine Sache vor Gott zu führen, ja, wie ein Fürst [Ijob 31,37] wollte er vor ihn hintreten. Deshalb will Gott vorweg jenen Hochmut niederbeugen. Job hatte [Ijob 13,22] gesagt: Gott! rufe du, und ich will Antwort geben; dem entspricht Gott jetzt. Ijob Ijob 22 38 30 In similitudinem lapidis aquæ durantur, et superficies abyssi constringitur. Dem Steine gleich verhärten sich die Wasser und die Fläche der Tiefe zieht sich zusammen. Ijob Ijob 22 38 31 Numquid conjungere valebis micantes stellas Pleiadas, aut gyrum Arcturi poteris dissipare? Kannst du das Glanzgestirn, die Plejaden, verbunden halten²⁶ oder kannst du den Kreislauf des Wagens unterbrechen? Ijob Ijob 22 38 31 26 Du vermagst nichts von alledem. Ijob Ijob 22 38 32 Numquid producis Luciferum in tempore suo, et Vesperum super filios terræ consurgere facis? Führst du den Morgenstern zu seiner Zeit hervor und lässest du den Abendstern über die Kinder der Erde heraufkommen? Ijob Ijob 22 38 33 Numquid nosti ordinem cli, et pones rationem ejus in terra? Kennst du die Ordnung des Himmels und bestimmst du ihm das Verhältnis zur Erde?²⁷ Ijob Ijob 22 38 33 27 Ebenso wenig vermag Job etwas über den Wolkenhimmel. Ijob Ijob 22 38 34 Numquid elevabis in nebula vocem tuam, et impetus aquarum operiet te? Erhebst du in der Wolke deine Stimme und wird der Wasser Gewalt dich bedecken?²⁸ Ijob Ijob 22 38 34 28 Hebr.: Erhebst du zur Wolke deine Stimme, dass Schwall von Wassern dich bedecke dass sie reichen Regen entsende? Ijob Ijob 22 38 35 Numquid mittes fulgura, et ibunt, et revertentia dicent tibi: Adsumus? Entsendest du die Blitze, dass sie hingehen, und sagen sie, zu dir zurückkehrend: Wir sind da? Ijob Ijob 22 38 36 Quis posuit in visceribus hominis sapientiam? vel quis dedit gallo intelligentiam? Wer hat Weisheit in des Menschen Inneres gelegt oder wer dem Hahne Einsicht gegeben?²⁹ Ijob Ijob 22 38 36 29 Der hl. Hieronymus ist hier in der Übersetzung der rabbinischen Tradition gefolgt: der Hahn weiß Tag und Nacht zu unterscheiden. Eine solche Erklärung steht indes in gar keinem Zusammenhange mit dem Vorangehenden und dem Folgenden. Besser ist das Hebräische zu übersetzen: Wer hat in Wolkendunkel Weisheit gelegt und wer verlieh dem Luftgebilde Einsicht? (Damit sie zu bestimmten Zielen tätig seien.) Ijob Ijob 22 38 37 Quis enarrabit clorum rationem, et concentum cli quis dormire faciet? Wer erzählt die Ordnung des Himmels und wer wird den Einklang der Himmel in Schlaf singen?³⁰ Ijob Ijob 22 38 37 30 Hebr. und Septuag: Wer zählt die Wolken mit Weisheit ab und gießt des Himmels Krüge (die Wolken) aus, wenn der Staub zum Guss zusammenfließt und die Schollen aneinander kleben? Der vorher trocken auffliegende Staub wird niedergehalten und bildet, mit dem Regenwasser vermischt, eine breiartige Flüssigkeit, die sich wie geschmolzenes Metall ergießt. Die Schollen kleben infolge ihrer Erweichung durch den Regen zusammen. Ijob Ijob 22 38 38 Quando fundebatur pulvis in terra, et glebæ compingebantur? Wann floss der Staub auf der Erde zusammen und klebten die Schollen aneinander? Ijob Ijob 22 38 39 Numquid capies leænæ prædam, et animam catulorum ejus implebis, Wirst du etwa Beute für die Löwin erjagen und die Gier ihrer Jungen sättigen, Ijob Ijob 22 38 4 Ubi eras quando ponebam fundamenta terræ? Indica mihi si habes intelligentiam. Wo warst du, als ich den Grund der Erde legte?⁶ Sage mir das, wenn du Einsicht hast!⁷ Ijob Ijob 22 38 4 6 Der Ausdruck Grund legen bezieht sich auf die poetische Vorstellung, dass die Erde wie ein Gebäude auf feste Pfeiler und Fundamente gestellt sei. Ijob Ijob 22 38 4 7 Wenn du soviel Einsicht hast, als du zu haben glaubst und als erforderlich ist, um Gottes Pläne beurteilen zu können. Ijob Ijob 22 38 40 Quando cubant in antris, et in specubus insidiantur? wenn sie in den Höhlen lagern und im Dickicht auf der Lauer liegen?³¹ Ijob Ijob 22 38 40 31 Aber Gott steigt noch tiefer herab. Gott zeigt, wie er für die Tiere sorgt, und Job hat über seine über die Menschen waltende Vorsehung gestritten. Gott sorgt für jedes Tier nach seiner Natur. Nicht einmal für den starken Löwen und den schwachen Raben kannst du Speise schaffen, und du streitest mit Gott? Willst du vielleicht anstatt seiner die Weltregierung übernehmen? Ijob Ijob 22 38 41 Quis præparat corvo escam suam, quando pulli ejus clamant ad Deum, vagantes, eo quod non habeant cibos? Wer bereitet dem Raben seine Speise, wenn seine Jungen zu Gott schreien³² und umherirren, weil sie keine Nahrung haben? [Ps 146,9] Ijob Ijob 22 38 41 32 Durch ihr natürliches Verlangen. Ijob Ijob 22 38 5 Quis posuit mensuras ejus, si nosti? Vel quis tetendit super eam lineam? Wer hat ihre Masse bestimmt, wenn du es weißt?⁸ oder wer hat die Messschnur über sie gespannt? Ijob Ijob 22 38 5 8 Die vorige Frage wird spezialisiert und Job gezeigt, dass er von einem Punkte so wenig wisse wie vom Ganzen. Die Schöpfung der Erde wird mit der Aufführung eines Gebäudes verglichen. Da auf die Frage: Wer? die Antwort: Gott erfolgen muss, wird dadurch zugleich die göttliche Schöpfermacht im Gegensatz zur menschlichen Niedrigkeit fühlbar gemacht. Ijob Ijob 22 38 6 Super quo bases illius solidatæ sunt: aut quis demisit lapidem angularem ejus, Worauf sind ihre Grundmauern gestützt oder wer hat ihren Eckstein eingesenkt,⁹ Ijob Ijob 22 38 6 9 Wie schwebt die Erde mit ihrer Masse im freien Raume? Wer hat ihr Festigkeit gegeben? Ijob Ijob 22 38 7 Cum me laudarent simul astra matutina, et jubilarent omnes filii Dei? als mich die Morgensterne¹⁰ allzumal lobten und alle Kinder Gottes¹¹ jauchzten?¹² Ijob Ijob 22 38 7 10 Die Morgensterne werden wegen ihres schöneren Glanzes besonders erwähnt. Ijob Ijob 22 38 7 11 Die Engel. Ijob Ijob 22 38 7 12 Das Jauchzen der Sterne in ähnlichem Sinne wie [Ps 18,2, Ps 148,3]. Das Jubeln der Engel ist ein Anerkennen und Preisen der in der Schöpfung sich kundgebenden göttlichen Majestät. Ijob Ijob 22 38 8 Quis conclusit ostiis mare, quando erumpebat quasi de vulva procedens: Wer umschloss mit Schranken das Meer, als es hervorbrach, wie aus Mutterschoß hervorgehend, Ijob Ijob 22 38 9 Cum ponerem nubem vestimentum ejus, et caligine illud quasi pannis infantiæ obvolverem? als ich ihm Wolken zum Kleide gab und es in Dunkel hüllte wie in der Kindheit Windeln?¹³ Ijob Ijob 22 38 9 13 Auf die Grundlegung der Erde folgte die weitere Ausgestaltung derselben, zunächst die Sammlung der Gewässer an einem bestimmten Ort. Das Meer strömte aus der schöpferischen Macht Gottes ungestüm hervor. V. 9 wird das Meer als ein Kind gefasst, das in Windeln gewickelt wird, in Nebel und finsteres Gewölk. Ijob Ijob 22 0 1 d. Weiter befragt Gott Job über den Steinbock (V. 4), den wilden Esel (V. 8), das Nashorn (Büffel) (V. 12), den Strauß (V. 18), das Pferd (V. 25), den Habicht und den Adler. (V. 30) e. Gott befiehlt, schließlich, Job auf alles dies zu antworten, bevor er es unternehme, mit ihm zu streiten. (V. 32) B. Job bekennt demütig, dass er unbedacht gesprochen. Ijob Ijob 22 39 1 Numquid nosti tempus partus ibicum in petris, vel parturientes cervas observasti? Kennst du¹ die Zeit der Geburt der Steinböcke auf den Felsen oder hast du acht gehabt² auf die gebärenden Hirschkühe? Ijob Ijob 22 39 1 1 Wirksam und die betreffenden Vorgänge bedingend. Ijob Ijob 22 39 1 2 Hilfe gewährend. Ijob Ijob 22 39 10 Numquid alligabis rhinocerota ad arandum loro tuo? aut confringet glebas vallium post te? Kannst du das Nashorn zum Pflügen an dein Seil spannen? Oder wird es hinter dir her der Furchen Schollen brechen? Ijob Ijob 22 39 11 Numquid fiduciam habebis in magna fortitudine ejus, et derelinques ei labores tuos? Setzest du etwa auf seine große Stärke dein Vertrauen und überlässest du ihm deine Arbeit?¹⁰ Ijob Ijob 22 39 11 10 Ironisch. Ijob Ijob 22 39 12 Numquid credes illi quod sementem reddat tibi, et aream tuam congreget? Traust du ihm zu, dass es dir die Saat einbringt und sie auf deine Tenne sammelt? Ijob Ijob 22 39 13 Penna struthionis similis est pennis herodii, et accipitris. Des Straußes Fittich gleicht den Schwingen des Storches und des Habichts.¹¹ Ijob Ijob 22 39 13 11 Hebr.: Des Straußen Fittich schwingt sich fröhlich; ist frommer Fittich er und Feder? Hat der Strauß die fromme Feder des Storches, die gütige Natur gegen seine Jungen wie der Storch? Er hat Flügel, Feder, Flaum, und darin ist er dem Storche nicht unähnlich, aber wie sehr er in seiner ganzen Anlage abweicht, sagt V. 14. Ijob Ijob 22 39 14 Quando derelinquit ova sua in terra, tu forsitan in pulvere calefacies ea? Wenn er seine Eier der Erde überlässt, erwärmst du sie etwa im Sande? Ijob Ijob 22 39 15 Obliviscitur quod pes conculcet ea, aut bestia agri conterat. Er vergisst, dass sie der Fuß zertreten oder das Wild des Feldes zerstampfen kann.¹² Ijob Ijob 22 39 15 12 Vergeblich hat er die Eier gelegt, da er sie durch solche Sorglosigkeit für sich verloren gehen lässt, ohne dass ihn, wie bisweilen andere Tiere, Furcht zwingt. Vergl. [Klgl 4,3]. Der Grund in V. 17. Job soll erkennen, dass Gott auf die verschiedenste Weise handelt. Ijob Ijob 22 39 16 Duratur ad filios suos quasi non sint sui, frustra laboravit nullo timore cogente. Er ist hart gegen seine Jungen, als wären sie nicht die seinigen; ob er sich umsonst gemüht, darüber hat er kein Bangen. Ijob Ijob 22 39 17 Privavit enim eam Deus sapientia, nec dedit illi intelligentiam. Denn Gott hat ihm die Klugheit versagt und hat ihm keine Einsicht gegeben. Ijob Ijob 22 39 18 Cum tempus fuerit, in altum alas erigit: deridet equum et ascensorem ejus. Wenn aber seine Zeit kommt, richtet er seine Flügel empor; er lacht des Rosses und seines Reiters.¹³ Ijob Ijob 22 39 18 13 Auch am Strauße zeigt sich Gottes Vorsehung. Ijob Ijob 22 39 19 Numquid præbebis equo fortitudinem, aut circumdabis collo ejus hinnitum? Kannst du etwa dem Rosse Stärke geben und Wiehern seinem Hals verleihen?¹⁴ Ijob Ijob 22 39 19 14 Die scheinbar zufällige Erwähnung des Pferdes im vorigen Verse gibt jetzt Veranlassung zur Beschreibung desselben. Es wird besonders das Schlachtross geschildert als das schönste, stärkste und mutigste. Der Gegensatz gegen das Vorhergehende zeigt die Mannigfaltigkeit und den Reichtum der göttlichen Leitung. Gott zeigt an etwas, was Job bekannt ist, wie man aus dem, was täglich um uns ist, zur tieferen Erkenntnis Gottes aufsteigen und zur Erkenntnis unserer Schwäche herabsteigen könne. Ijob Ijob 22 39 2 Dinumerasti menses conceptus earum, et scisti tempus partus earum? Hast du die Monde seit ihrer Empfängnis gezählt und weißt du die Zeit ihres Gebärens? Ijob Ijob 22 39 20 Numquid suscitabis eum quasi locustas? gloria narium ejus terror. Kannst du es aufspringen lassen wie die Heuschrecken?¹⁵ Sein prächtiges Schnauben, wie furchtbar! Ijob Ijob 22 39 20 15 Wirst du ihm verleihen, dass es nach Art der Heuschrecken [Joel 2,4] Sprünge macht? Der Ton, den es schnaubend von sich gibt, hat etwas Schreckenvolles. (Wiehern V. 19) Ijob Ijob 22 39 21 Terram ungula fodit, exsultat audacter: in occursum pergit armatis. Es scharrt den Boden mit dem Hufe, steigt mutig empor, sprengt den Gewappneten entgegen, Ijob Ijob 22 39 22 Contemnit pavorem, nec cedit gladio. es verachtet die Furcht und weicht dem Schwerte nicht aus. Ijob Ijob 22 39 23 Super ipsum sonabit pharetra, vibrabit hasta et clypeus. Auf ihm klirrt der Köcher, blitzt Lanze und Schild. Ijob Ijob 22 39 24 Fervens et fremens sorbet terram, nec reputat tubæ sonare clangorem. Schäumend und tobend schlürft es¹⁶ den Boden und achtet es nicht, wenn der Posaune Schmettern erklingt. Ijob Ijob 22 39 24 16 Durch den schnellsten Lauf. Noch jetzt im Arabischen gebräuchliche Redeweise. Ijob Ijob 22 39 25 Ubi audierit buccinam, dicit: Vah, procul odoratur bellum, exhortationem ducum, et ululatum exercitus. Kaum hört es die Trompete, so ruft es: Hui!¹⁷ Aus der Ferne wittert es den Kampf, der Führer Rufen und des Heeres Schlachtgeschrei! Ijob Ijob 22 39 25 17 Mut und Freude zu erkennen gebend. Ijob Ijob 22 39 26 Numquid per sapientiam tuam plumescit accipiter, expandens alas suas ad austrum? Fiedert sich¹⁸ durch deine Weisheit der Habicht, wenn er seine Flügel nach dem Süden zu ausbreitet? Ijob Ijob 22 39 26 18 Hebr.: Schwingt sich auf. Ijob Ijob 22 39 27 Numquid ad præceptum tuum elevabitur aquila, et in arduis ponet nidum suum? Erhebt sich auf dein Geheiß der Adler¹⁹ und baut sein Nest in steiler Höhe? Ijob Ijob 22 39 27 19 Die Aufzählung hat mit dem Könige der Tiere begonnen und schließt mit dem Fürsten der Vögel. Ijob Ijob 22 39 28 In petris manet, et in præruptis silicibus commoratur, atque inaccessis rupibus. Auf Felsen wohnt er und weilt auf jähen Spitzen und auf unzugänglichen Klippen. Ijob Ijob 22 39 29 Inde contemplatur escam, et de longe oculi ejus prospiciunt. Von dort späht er nach Fraß aus und in die Ferne schauen seine Augen. Ijob Ijob 22 39 3 Incurvantur ad ftum, et pariunt, et rugitus emittunt. Sie krümmen sich zum Gebären, werfen Junge und stoßen Gestöhn aus.³ Ijob Ijob 22 39 3 3 Es geschieht unter Gottes Obhut, und die weise Natureinrichtung, infolge welcher die genannten Tiere sich selbst zu helfen wissen, ist Gottes Werk. Hebr.: Werden rasch ihrer Wehen ledig. Ijob Ijob 22 39 30 Pulli ejus lambent sanguinem: et ubicumque cadaver fuerit, statim adest. Seine Jungen schlürfen Blut, und wo nur ein Leichnam ist, da ist er alsbald. Ijob Ijob 22 39 31 Et adjecit Dominus, et locutus est ad Job: Und der Herr redete weiter und sprach zu Job:²⁰ Ijob Ijob 22 39 31 20 Gott gibt das Ziel an, das er bei seiner Rede gehabt. Es genügt ihm nicht, dass Job schweigt; er soll seine Schuld bekennen und um Verzeihung bitten. Ijob Ijob 22 39 32 Numquid qui contendit cum Deo, tam facile conquiescit? utique qui arguit Deum, debet respondere ei. Ist, der mit Gott rechtet, so leicht zum Schweigen gebracht? Wahrlich! wer Gott tadelt, soll ihm auch antworten.²¹ Ijob Ijob 22 39 32 21 Das Urteil Gottes über Jobs Redeweise. Ebenso [Ijob 38,2]. Was kann Job antworten? Gott hat das vorgebracht, woraus seine weise Vorsorge erhellt, was den Menschen am meisten an seine Unwissenheit und Schwäche erinnert. Gott hat seine Weisheit gezeigt, die nichts blind tut, die auch das, was der Lauf der Natur bringt, zu höheren Zielen lenkt [Ijob 38,13.23], die alle Geschöpfe mit verschiedenen Gaben ausstattet. Er hat die verschiedenartige Vorsehung dargelegt, seine reiche Güte, seine Macht, welche die schrecklichsten Kräfte der Natur in Schranken hält. Ein solcher Gott kann in der Leitung der Menschen sich nichts selbst untreu werden, deshalb demütigt sich Job mit Recht. Ijob Ijob 22 39 33 Respondens autem Job Domino, dixit: Da antwortete Job dem Herrn und sprach: Ijob Ijob 22 39 34 Qui leviter locutus sum, respondere quid possum? manum meam ponam super os meum. Da ich leichtfertig geredet, was will ich antworten?²² Ich will meine Hand auf meinen Mund legen. Ijob Ijob 22 39 34 22 Hebr.: Fürwahr, zu gering bin ich. Er will nur bewundern, vergl. [Ijob 21,5, Ijob 29,9], doch er fügt Bekenntnis, Reue und Vorsatz bei, und nach Gottes zweiter Rede [Ijob 42,6] einen Ausdruck seines Schmerzes. Wie verschieden sind diese Worte von jener Zuversicht und jenem Selbstlobe, mit dem er zuvor vor Gott treten zu wollen erklärte! [Ijob 31,36.57] Er büßt es jetzt durch seine Verdemütigung. Und zu dieser haben Elius Worte ihn gebracht, die Gott bestätigt. Ijob Ijob 22 39 35 Unum locutus sum, quod utinam non dixissem: et alterum, quibus ultra non addam. Eines habe ich geredet, o hätte ich es doch nicht gesagt, und ein zweites; zu diesem will ich nichts hinzutun. Ijob Ijob 22 39 4 Separantur filii earum, et pergunt ad pastum: egrediuntur, et non revertuntur ad eas. Ihre Jungen sondern sich ab und gehen hin auf die Weide,⁴ sie laufen davon und kehren nicht wieder zu ihnen zurück. Ijob Ijob 22 39 4 4 Auch die Jungen gedeihen ohne menschliche Hilfe. Ijob Ijob 22 39 5 Quis dimisit onagrum liberum, et vincula ejus quis solvit? Wer hat den wilden Esel freigegeben und wer hat seine Bande gelöst,⁵ Ijob Ijob 22 39 5 5 Noch gar manche Tiere haben dem Menschen ebenso wenig zu verdanken als die genannten. Ijob Ijob 22 39 6 Cui dedi in solitudine domum, et tabernacula ejus in terra salsuginis? dem ich die Wüste zur Behausung gab und das salzige Land zu seinem Zelte?⁶ Ijob Ijob 22 39 6 6 Salziges Land ist ödes und unfruchtbares. Dieses wählt er lieber als den Dienst der Menschen, wo er es doch vielleicht besser haben könnte. Ijob Ijob 22 39 7 Contemnit multitudinem civitatis, clamorem exactoris non audit. Er verachtet das Getümmel der Stadt und hört nicht das Geschrei des Treibers. Ijob Ijob 22 39 8 Circumspicit montes pascuæ suæ, et virentia quæque perquirit. Er sieht sich rings die Berge zur Weide aus und spürt nach jedem Grün.⁷ Ijob Ijob 22 39 8 7 Er verschmäht den Unterhalt, den die Menschen ihm für seine Dienste gewähren könnten, und sorgt selbst für sich. Ijob Ijob 22 39 9 Numquid volet rhinoceros servire tibi, aut morabitur ad præsepe tuum? Wird wohl das Nashorn⁸ dir dienen wollen oder an deiner Krippe weilen?⁹ Ijob Ijob 22 39 9 8 Richtiger der wilde Ochse. Ijob Ijob 22 39 9 9 So sehr er auch durch seine Stärke für den Dienst der Menschen sich eignete. Aus dieser Stelle erhellt zugleich, dass die Tiere nicht einzig für den irdischen Nutzen der Menschen geschaffen sind, sondern auch zu Gottes Verherrlichung. Ijob Ijob 22 0 1 2. Zweite Rede Gottes und Antwort Jobs. (40,1 42,6) A. Der Mensch darf sich nicht so rechtfertigen, dass er Gott verdammt, und dies umso weniger, ein je schwächeres Wesen der Mensch ist. (40,1 41,25) a. Job wird zurechtgewiesen, dass er, indem er sich für gerecht erklärte, fast Gott verdammte (V. 3), obwohl er doch selbst ein so schwaches Wesen sei. (V. 9) b. Damit Job sein Nichts desto besser erkenne, beschreibt ihm Gott zwei Tiere, die er zwar geschaffen, die der Mensch aber nicht zu leiten vermag, den Behemoth (Nilpferd) (V. 19) und den Leviathan (Krokodil). (40,20 41,25) Ijob Ijob 22 40 1 Respondens autem Dominus Job de turbine, dixit: Der Herr aber antwortet dem Job aus dem Wettersturme und sprach:¹ Ijob Ijob 22 40 1 1 Das Ziel der zweiten Rede Gottes ist klar aus dem Tadel gegen Job [Ijob 40,3] aus Gottes Worten [Ijob 41,1.2], aus Jobs Antwort [Ijob 42,2-6], da Job nach dieser Rede noch mehr gedemütigt erscheint und noch inständiger um Verzeihung bittet. Ijob Ijob 22 40 10 Ecce, Behemoth, quem feci tecum, fnum quasi bos comedet: Siehe, der Behemoth,⁹ den ich gemacht wie dich,¹⁰ frisst Gras wie ein Rind.¹¹ Ijob Ijob 22 40 10 9 Das Nilpferd. Ijob Ijob 22 40 10 10 Job hatte [Ijob 12,7] gesagt: Befrage die Tiere. Ijob Ijob 22 40 10 11 Das Nilpferd scheint wegen seines riesenhaften Körperbaues unter die wilden, reißenden Tiere zu gehören, weshalb das Grasfressen gleich dem Rinde als besonders auffallend hervorgehoben wird. Ijob Ijob 22 40 11 Fortitudo ejus in lumbis ejus, et virtus illius in umbilico ventris ejus. Seine Kraft ist in seinen Lenden und seine Stärke in den Sehnen seines Leibes. Ijob Ijob 22 40 12 Stringit caudam suam quasi cedrum, nervi testiculorum ejus perplexi sunt. Er streckt seinen Schwanz gleich der Zeder aus, die Nerven seiner Weichen sind verschlungen. Ijob Ijob 22 40 13 Ossa ejus velut fistulæ æris, cartilago illius quasi laminæ ferreæ. Seine Knochen sind wie Röhren von Erz, sein Knorpelwerk wie Eisenstäbe. Ijob Ijob 22 40 14 Ipse est principium viarum Dei, qui fecit eum applicabit gladium ejus. Er ist der Erstling der Wege Gottes;¹² der ihn gemacht hat, passt ihm sein Schwert an. Ijob Ijob 22 40 14 12 Es ist das ausgezeichnetste Bild der Stärke, welche Gott seinen Werken verliehen. Das Schwert sind seine Stoßzähne. Damit ist der Übergang zur Beschreibung der Lebensweise gegeben. (V. 15-19) Es ist kein wildes Tier (V. 15), es schläft unter dem Lotus (besser als: Schatten) (V. 16, V. 17) und sucht den Schatten. Ijob Ijob 22 40 15 Huic montes herbas ferunt: omnes bestiæ agri ludent ibi. Ihm tragen die Berge Futter, alle Tiere des Feldes spielen daselbst.¹³ Ijob Ijob 22 40 15 13 Haben nichts von ihm zu besorgen. Ijob Ijob 22 40 16 Sub umbra dormit in secreto calami, et in locis humentibus. Im Schatten schläft er im Rohrversteck und an sumpfigen Orten. Ijob Ijob 22 40 17 Protegunt umbræ umbram ejus, circumdabunt eum salices torrentis. Schattige Plätze bieten ihm Schatten, des Stromes Weiden umgeben ihn. Ijob Ijob 22 40 18 Ecce, absorbebit fluvium, et non mirabitur: et habet fiduciam quod influat Jordanis in os ejus. Siehe, er schlürft einen Fluss und staunt nicht¹⁴ und bleibt ruhig, wenn ein Jordan¹⁵ in seinen Mund flutet. Ijob Ijob 22 40 18 14 Hebr.: Siehe, mächtig schwillt der Strom, es zittert nicht. Ijob Ijob 22 40 18 15 Der Jordan ist für einen Fluss im Allgemeinen gesetzt. Ijob Ijob 22 40 19 In oculis ejus quasi hamo capiet eum, et in sudibus perforabit nares ejus. Vor seinen Augen fängt man ihn wie mit der Angel und mit Sprenkeln durchbohrt man seine Nase.¹⁶ Ijob Ijob 22 40 19 16 Entweder Frage oder ironische Aufforderung: Fängt man es? Oder: Man fange es. Mit Bändern durchbohrt man einem wilden Tiere die Nase, um es herumführen zu können. Ijob Ijob 22 40 2 Accinge sicut vir lumbos tuos: interrogabo te: et indica mihi. Gürte als ein Mann deine Lenden,² ich will dich fragen, und du sage mir an!³ Ijob Ijob 22 40 2 2 Job hatte seine Unwürdigkeit anerkannt und versprochen, nicht mehr mit Gott zu streiten. [Ijob 39,34.35] Indes Gott ist noch nicht zufrieden, hatte er doch außer dem, was Job bekannt, noch etwas Größeres angedeutet [Ijob 38,2], und so fordert er eine größere Demut und ein offenes und herzliches Bekenntnis jener Schuld, die er Job beigemessen. [Ijob 38,2] Ijob Ijob 22 40 2 3 Noch immer Ironie. Weshalb Gott solche anwendet, sagt V. 3. Ijob Ijob 22 40 20 An extrahere poteris Leviathan hamo, et fune ligabis linguam ejus? Kannst du den Leviathan¹⁷ mit der Angel herausziehen und mit dem Stricke seine Zunge binden?¹⁸ Ijob Ijob 22 40 20 17 Vergl. [Ijob 3,8, Ps 73,14, Ps 103,26]. Drache. Gemeint ist das Krokodil. Ijob Ijob 22 40 20 18 Ihm einen Zaum anlegen? Ijob Ijob 22 40 21 Numquid pones circulum in naribus ejus, aut armilla perforabis maxillam ejus? Kannst du einen Ring in seine Nase legen oder mit einem Haken seine Backen durchbohren?¹⁹ Ijob Ijob 22 40 21 19 Größeren Fischen pflegte man einen Strick aus Binsen durch die Kinnladen zu ziehen, sie am Ufer anzubinden und wieder ins Wasser zu lassen, um sie dann lebendig verkaufen zu können. Ijob Ijob 22 40 22 Numquid multiplicabit ad te preces, aut loquetur tibi mollia? Wird er an dich viele Bitten richten oder dir sanfte Worte geben?²⁰ Ijob Ijob 22 40 22 20 Das Krokodil wird nie von einem Menschen abhängig, wie ein Gefangener, so dass es um Nachsicht, Schonung oder Freilassung bitten musste. Ijob Ijob 22 40 23 Numquid feriet tecum pactum, et accipies eum servum sempiternum? Wird er einen Bund mit dir schließen, dass du ihn für immer zum Knechte nehmest?²¹ Ijob Ijob 22 40 23 21 Indem du ihm dafür das Leben schenkst? Ijob Ijob 22 40 24 Numquid illudes ei quasi avi, aut ligabis eum ancillis tuis? Wirst du mit ihm spielen wie mit einem Vogel oder ihn anbinden für deine Mädchen?²² Ijob Ijob 22 40 24 22 Manche Tiere lassen sich leicht zähmen und selbst zur Unterhaltung benutzen, nicht so das Krokodil. Ijob Ijob 22 40 25 Concident eum amici, divident illum negotiatores? Werden Freunde ihn zerschneiden, Kaufleute ihn verteilen?²³ Ijob Ijob 22 40 25 23 Wie Seefische. Ijob Ijob 22 40 26 Numquid implebis sagenas pelle ejus et gurgustium piscium capite illius? Kannst du das Netz mit seiner Haut füllen und den Fischbehälter mit seinem Kopfe?²⁴ Ijob Ijob 22 40 26 24 Hebr.: Füllst du wohl mit Geschossen seine Haut und seinen Kopf mit Fischerhaken? Ijob Ijob 22 40 27 Pone super eum manum tuam: memento belli, nec ultra addas loqui. Lege deine Hand an ihn! Denke aber an den Kampf, du wirst ihn nicht wieder herausfordern. Ijob Ijob 22 40 28 Ecce, spes ejus frustrabitur eum, et videntibus cunctis præcipitabitur. Siehe, seine Hoffnung täuscht ihn und vor aller Augen liegt er hingestreckt.²⁵ Ijob Ijob 22 40 28 25 Hebr.: Ja, solche Hoffnung wird getäuscht; stürzt man sich schon bei seinem Anblicke nieder? Ijob Ijob 22 40 3 Numquid irritum facies judicium meum: et condemnabis me, ut tu justificeris? Wirst du mein Gericht zunichte machen und mich verdammen, damit du Recht behaltest?⁴ Ijob Ijob 22 40 3 4 Wie er [Ijob 13,18] gesagt. Es lag in den Worten eine Anklage gegen Gott, als sei er ungerecht. Auch Eliu hatte dies in bejahender Form gesagt. [Ijob 34,5-9, Ijob 35,2] Gott fragt, um Jobs Antwort zu hören und aus dieser alle Zweideutigkeit zu entfernen, damit Jobs Sinn so klar dalag. Gott fragt, weil ein Anschein einer Gott zugeschriebenen Ungerechtigkeit da war; wo aber Job wirklich gefehlt, wird er auch von Gott in behauptender Redeform getadelt. [Ijob 39,32] Ijob Ijob 22 40 4 Et si habes brachium sicut Deus, et si voce simili tonas? Hast du denn einen Arm wie Gott⁵ und donnerst du mit gleichem Schalle? Ijob Ijob 22 40 4 5 Weiter ironisch. Der Arm ist das Symbol der Macht. Ijob Ijob 22 40 5 Circumda tibi decorem, et in sublime erigere, et esto gloriosus, et speciosis induere vestibus. Umkleide dich mit Schmuck, erhebe dich hoch, sei herrlich und lege schöne Gewänder an!⁶ Ijob Ijob 22 40 5 6 Gott erscheint im Sturme als dem Symbole seiner Gottheit, deshalb soll auch sein Gegner ihm mit ähnlicher Majestät entgegentreten. Zudem entspricht dies Jobs Worten [Ijob 31,36.37]. Ijob Ijob 22 40 6 Disperge superbos in furore tuo, et respiciens omnem arrogantem humilia. Zerstreue die Stolzen in deinem Grimme und demütige alle Hoffärtigen mit einem Blicke!⁷ Ijob Ijob 22 40 6 7 Schon der bloße, zornige Blick auf den Übermut reicht hin, ihn zu beugen oder zu vernichten, ein Zeichen der Allgewalt des göttlichen Wirkens. Ijob Ijob 22 40 7 Respice cunctos superbos, et confunde eos, et contere impios in loco suo. Blick alle Stolzen an und mache sie zuschanden und zermalme die Gottlosen an ihrer Stätte! Ijob Ijob 22 40 8 Absconde eos in pulvere simul, et facies eorum demerge in foveam: Birg sie im Staube allzumal und versenke ihr Angesicht in die Grube.⁸ Ijob Ijob 22 40 8 8 Vernichte sie so vollständig, dass sie in Vergessenheit begraben oder gleichsam von der Erde verschlungen scheinen. Vergl. [Ijob 20,7]. Job hat so oft geklagt über das Glück der Gottlosen, er zeige also, ob er etwas gegen die vermag, deren Los er nicht ertragen kann. Ijob Ijob 22 40 9 Et ego confitebor quod salvare te possit dextera tua. Alsdann will ich bekennen, dass deine Rechte dich zu retten vermag. Ijob Ijob 22 0 1 Weitere Beschreibung des Leviathan (Krokodil). Ijob Ijob 22 41 1 Non quasi crudelis suscitabo eum: quis enim resistere potest vultui meo? Nicht wie ein Grausamer werde ich ihn reizen, denn wer kann meinem Antlitze widerstehen?¹ Ijob Ijob 22 41 1 1 Hebr.: So kühn ist keiner, es zu reizen, wer will denn mir sich widersetzen? Wenn schon mit einem bloßen Geschöpfe Gottes niemand zu streiten wagt, wem sollte es dann in den Sinn kommen, mit mir selbst streiten zu wollen? Im Lateinischen ist die Form der Rede derart, dass der Redende von sich sagt, was er von anderen verstanden wissen will: Ich rate niemand, so waghalsig und wild zu sein, es zu wecken; doch noch viel weniger mag jemand mich herausfordern. Die ins einzelne gehende Beschreibung war überaus geeignet, Job zu beschämen, der mit Gott zu streiten verlangt. Ijob Ijob 22 41 10 De ore ejus lampades procedunt, sicut tedæ ignis accensæ. Aus seinem Maule fahren Fackeln wie flammende Feuerbrände.⁹ Ijob Ijob 22 41 10 9 Leuchtende Wasserstrahlen. Ijob Ijob 22 41 11 De naribus ejus procedit fumus, sicut ollæ succensæ atque ferventis. Aus seinen Nüstern geht Rauch hervor¹⁰ wie aus einem erhitzten und siedenden Kessel. Ijob Ijob 22 41 11 10 Staubartig ausgestoßenes Wasser, das wie Rauch hervorkommt. Ijob Ijob 22 41 12 Halitus ejus prunas ardere facit, et flamma de ore ejus egreditur. Sein Schnauben entzündet Kohlen und Flammen fahren aus seinem Rachen.¹¹ Ijob Ijob 22 41 12 11 Poetische Schilderung. Ijob Ijob 22 41 13 In collo ejus morabitur fortitudo, et faciem ejus præcedit egestas. Auf seinem Halse wohnt die Stärke¹² und vor seinem Antlitze schreitet das Entsetzen her. Ijob Ijob 22 41 13 12 In Ruhe, während alles ringsum vor Schrecken bebt. Ijob Ijob 22 41 14 Membra carnium ejus cohærentia sibi: mittet contra eum fulmina, et ad locum alium non ferentur. Die Glieder seines Fleisches sind eng aneinander gefügt; wenn Blitze auf ihn fallen, dringen sie nicht weiter.¹³ Ijob Ijob 22 41 14 13 Die bei anderen Tieren hängenden und weichen Teile sind hier zusammenhängend und fest, so dass selbst Blitze nicht bis in den Körper eindringen. Ijob Ijob 22 41 15 Cor ejus indurabitur tamquam lapis, et stringetur quasi malleatoris incus. Sein Herz ist hart wie ein Stein und gehärtet wie des Hämmerers Amboss.¹⁴ Ijob Ijob 22 41 15 14 Hebr.: Gegossen wie der untere Mühlstein. Dieser war unbeweglich, weil auf ihm der obere gedreht wurde, und sehr hart. Ijob Ijob 22 41 16 Cum sublatus fuerit, timebunt angeli, et territi purgabuntur. Wenn er sich erhebt, so entsetzen sich die Boten¹⁵ und erschreckt entsündigen sie sich.¹⁶ Ijob Ijob 22 41 16 15 Hebr.: Helden. Ijob Ijob 22 41 16 16 Hebr.: geraten sie in Verwirrung. Der Sinn der Vulgata ist hiernach: Wenn es aufsteht, fürchten sich die Schiffenden (oder: die Stärksten), sie suchen Versöhnung mit Gott. Ijob Ijob 22 41 17 Cum apprehenderit eum gladius, subsistere non poterit neque hasta, neque thorax: Greift ihn das Schwert an, so kann es nicht haften, auch Lanze nicht, noch Panzer; Ijob Ijob 22 41 18 Reputabit enim quasi paleas ferrum, et quasi lignum putridum, æs. denn wie Stroh achtet er das Eisen und wie morsches Holz das Erz. Ijob Ijob 22 41 19 Non fugabit eum vir sagittarius, in stipulam versi sunt ei lapides fundæ. Ihn bringt der Pfeilschütze nicht zur Flucht, in Strohhalme wandeln sich ihm die Steine der Schleuder.¹⁷ Ijob Ijob 22 41 19 17 Oder: Der Pfeil. Ijob Ijob 22 41 2 Quis ante dedit mihi, ut reddam ei? omnia quæ sub clo sunt, mea sunt. Wer hat mir zuvor etwas gegeben, dass ich es ihm vergelten müsste? Alles, was unter dem Himmel ist, ist mein.² Ijob Ijob 22 41 2 2 Also kann ich über alles frei verfügen. Ijob Ijob 22 41 20 Quasi stipulam æstimabit malleum, et deridebit vibrantem hastam. Wie Strohhalme achtet er den Hammer und lacht des sausenden Speeres.¹⁸ Ijob Ijob 22 41 20 18 Es wird so wenig dadurch geschädigt, als wären es Stoppeln. Ijob Ijob 22 41 21 Sub ipso erunt radii solis, et sternet sibi aurum quasi lutum. Unter ihm sind Sonnenstrahlen und er bettet sich auf Gold wie im Schlamme.¹⁹ Ijob Ijob 22 41 21 19 Hebr.: Sein Unterteil sind scharfe Scherben, es breitet einen Dreschschlitten auf den Schlamm. Auf den Schlamm hingebreitet, lässt das Krokodil ähnliche Eindrücke zurück wie die eisernen Spitzen seine Furchtbarkeit und Kraft hervorheben. Ijob Ijob 22 41 22 Fervescere faciet quasi ollam profundum mare, et ponet quasi cum unguenta bulliunt. Er macht wie einen Kessel des Meeres Tiefen aufwallen und erregt sie, wie wenn Salben kochend sprudeln.²⁰ Ijob Ijob 22 41 22 20 Beschreibung des gewaltigen Schäumens und Brodelns des aufgewühlten Wassers, wenn das Tier sich fortbewegt. Ijob Ijob 22 41 23 Post eum lucebit semita, æstimabit abyssum quasi senescentem. Hinter ihm leuchtet sein Pfad auf, für ergraut hält man die Flut.²¹ Ijob Ijob 22 41 23 21 Ein glänzender grauer Wasserstreifen bezeichnet die Richtung seines Weges. Ijob Ijob 22 41 24 Non est super terram potestas, quæ comparetur ei, qui factus est ut nullum timeret. Es ist auf Erden keine Macht, die sich mit ihm messen könnte; er ist gemacht, niemanden zu fürchten. Ijob Ijob 22 41 25 Omne sublime videt, ipse est rex super universos filios superbiæ. Er schaut auf alles Hohe, er ist der König über alle Kinder des Stolzes.²² Ijob Ijob 22 41 25 22 Alle anderen, ob auch starken Tiere verachtet es, alle anderen fürchten es. Einige heilige Väter sehen in der Wahl der Worte eine Anspielung auf den Satan. Ijob Ijob 22 41 3 Non parcam ei, et verbis potentibus et ad deprecandum compositis. Ich schone seiner nicht, mag er trotzig reden oder die Worte zum Flehen fügen.³ Ijob Ijob 22 41 3 3 Wer mir widerstehen oder auf meine Gnadenerweise wie auf ein Recht Anspruch machen wollte, dessen Vermessenheit würde ich strafen und seiner nicht schonen, mag er trotzige Worte an mich richten, oder wenn er sieht, dass diese ohne Erfolg sind, sich bittend zu mir wenden. Hebr.: Ich darf nicht schweigen von seinen Gliedern noch von der Stärke und der Schönheit seiner Ausrüstung. Ijob Ijob 22 41 4 Quis revelabit faciem indumenti ejus? et in medium oris ejus quis intrabit? Wer wird die Oberfläche seines Gewandes⁴ aufdecken? Und wer mitten in seinen Rachen eindringen? Ijob Ijob 22 41 4 4 Seine Schuppen. Nach der kurzen, oder nachdrücklichen Zwischenbemerkung, welche die Absicht der Fragen Gottes aufs Neue hervorhebt, wird die Beschreibung des Krokodils fortgesetzt. Ijob Ijob 22 41 5 Portas vultus ejus quis aperiet? per gyrum dentium ejus formido. Die Pforten seines Rachens⁵ wer tut sie auf? Rings um seine Zähne ist Schrecken gelagert.⁶ Ijob Ijob 22 41 5 5 Die Kinnladen. Ijob Ijob 22 41 5 6 Wo sein Gebiss sich zeigt, verbreitet sich Schrecken. Ijob Ijob 22 41 6 Corpus illius quasi scuta fusilia, compactum squamis se prementibus. Sein Leib ist gegossenen Schilden gleich, dicht schließen sich die Schuppen aneinander. Ijob Ijob 22 41 7 Una uni conjungitur, et ne spiraculum quidem incedit per eas: Eine schließt sich an die andere und kein Lüftchen dringt durch sie hindurch. Ijob Ijob 22 41 8 Una alteri adhærebit, et tenentes se nequaquam separabuntur. Eine hängt an der andern und sie halten unzertrennlich zusammen. Ijob Ijob 22 41 9 Sternutatio ejus splendor ignis, et oculi ejus, ut palpebræ diluculi. Sein Niesen ist strahlendes Feuer⁷ und seine Augen sind wie die Wimpern der Morgenröte.⁸ Ijob Ijob 22 41 9 7 Was in V. 3 nach dem Hebr. verheißen, wird jetzt ausgeführt. Das Krokodil wendet sich gern mit aufgesperrtem Rachen gegen die Sonne und wird dadurch zum Niesen gereizt, wobei er dann eine Menge von Wasser ausstößt, das im Sonnenschein leuchtenden Glanz bekommt. Ijob Ijob 22 41 9 8 Die mit rötlichem Scheine durch das Wasser schimmernden Augen des Krokodils sind die Hieroglyphe der Morgenröte geworden, weil sie zuerst erscheinen, wenn das Krokodil aus der Tiefe heraufkommt. Ijob Ijob 22 0 1 B. Job bekennt Gottes Macht und Weisheit und seine Unwissenheit und bittet Gott demütig um Vergebung. (V. 6) Epilog. Ausgang der Sache. (42,7-16) a. Gott tadelt die drei Freunde Jobs, weil sie nicht recht geredet haben, und befiehlt ihnen, um Jobs Unschuld noch mehr zu erklären, durch Job für sich ein Opfer darbringen zu lassen. (V. 9) b. Job verleiht Gott ein höheres Glück als er vor seiner Heimsuchung genossen. Ijob Ijob 22 42 1 Respondens autem Job Domino, dixit: Da antwortete Job dem Herrn und sprach:¹ Ijob Ijob 22 42 1 1 Jetzt hat Job eine Belehrung erhalten, die für ihn nicht bloße Erkenntnis bleibt. Ijob Ijob 22 42 10 Dominus quoque conversus est ad pnitentiam Job, cum oraret ille pro amicis suis. Et addidit Dominus omnia quæcumque fuerant Job, duplicia. Auch erwies sich der Herr gnädig auf die Reue Jobs, als er für seine Freunde bat.¹⁰ Und der Herr gab Job alles doppelt wieder, was er besessen hatte. Ijob Ijob 22 42 10 10 Wie angenehm ist Gott das Gebet für die Feinde! Ijob Ijob 22 42 11 Venerunt autem ad eum omnes fratres sui, et universæ sorores suæ, et cuncti qui noverant eum prius, et comederunt cum eo panem in domo ejus: et moverunt super eum caput, et consolati sunt eum super omni malo quod intulerat Dominus super eum: et dederunt ei unusquisque ovem unam, et inaurem auream unam. Da kamen alle seine Brüder und alle seine Schwestern und alle, die ihn zuvor gekannt, zu ihm und aßen mit ihm Brot in seinem Hause und bewegten das Haupt über ihn und trösteten ihn wegen all des Unglücks, das der Herr über ihn gebracht, auch gaben sie ihm ein jeder ein Schaf und ein goldenes Ohrgehänge.¹¹ Ijob Ijob 22 42 11 11 Wohl Wendung! Alle Verwandte, die ihm zuvor verlassen, kommen jetzt, um nachträglich ihre Teilnahme zu bezeigen. Früher freilich wäre Mitleid und Trost mehr am Platze gewesen. Sie bezeigen ihre Anteilnahme durch Überreichung von Geschenken. Ein Schaf: ein Silberstück von bestimmtem Gewichte im Werke oder mit dem Bilde eines Schafes. Vergl. [Gen 33,19]. Ohrgehänge waren ein Lieblingsschmuck der alten Orientalen. Ijob Ijob 22 42 12 Dominus autem benedixit novissimis Job magis quam principio ejus. Et facta sunt ei quatuordecim millia ovium, et sex millia camelorum, et mille juga boum, et mille asinæ. Der Herr aber segnete Job nunmehr reichlicher als im Anfange.¹² Er erhielt vierzehntausend Schafe, sechstausend Kamele, tausend Joch Ochsen und tausend Eselinnen.¹³ Ijob Ijob 22 42 12 12 Die Lebensperiode vor dem Unglück. Weitere Ausführung von V. 10. Vergl. [Ijob 29,2]. Ijob Ijob 22 42 12 13 Wie sein früherer Besitz Folge göttlichen Segens war [Ijob 1,10], so auch derjenige, der ihm nach und nach zuteil wird. Ijob Ijob 22 42 13 Et fuerunt ei septem filii, et tres filiæ. Auch bekam er sieben Söhne und drei Töchter.¹⁴ Ijob Ijob 22 42 13 14 Die Zahl der Söhne ist dieselbe, weil sonst das früher Besessene nicht voll zurückgegeben wäre. Ijob Ijob 22 42 14 Et vocavit nomen unius Diem et nomen secundæ Cassiam, et nomen tertiæ Cornustibii. Und er nannte den Namen der ersten Tag,¹⁵ den Namen der zweiten Wohlgeruch¹⁶ und den Namen der dritten Schminkhorn.¹⁷ Ijob Ijob 22 42 14 15 Die Leuchtende, Schöne. Ijob Ijob 22 42 14 16 Eine aromatische, bei den Alten überaus beliebte Pflanze. Ijob Ijob 22 42 14 17 Farbengefäß. Die Frauen färbten sich die Augenbrauen. Sie war so schön, als hätte sie alle Kunst der Frauen in Anwendung gebracht, um so zu sein. Ijob Ijob 22 42 15 Non sunt autem inventæ mulieres speciosæ sicut filiæ Job in universa terra: deditque eis pater suus hereditatem inter fratres earum. Im ganzen Lande aber fand man keine so schöne Frauen, als die Töchter Jobs und ihr Vater gab ihnen Erbteil unter ihren Brüdern.¹⁸ Ijob Ijob 22 42 15 18 Also war Job kein Israelit. Vergl. [Num 27,8]. Ijob Ijob 22 42 16 Vixit autem Job post hæc, centum quadraginta annis, et vidit filios suos, et filios filiorum suorum usque ad quartam generationem, et mortuus est senex, et plenus dierum. Und Job lebte hiernach noch hundertundvierzig Jahre¹⁹ und sah seine Söhne und die Söhne seiner Söhne bis ins vierte Geschlecht und starb alt und hochbetagt.²⁰ Ijob Ijob 22 42 16 19 Nach diesem Unglücke. Nach der Septuag lebte er im Ganzen 248 Jahre. Der Segnung, welche [Ps 127] verheißt, wird Job voll zuteil. Ijob Ijob 22 42 16 20 Nach einem langen, mit allen Gütern, welche der Mensch erlangen kann, gesegneten Leben. Vergl. [Gen 25,8, Gen 35,29]. Wer dieses Buch liest, sagt der hl. Chrysostomus, schaue auf diesen tapferen Helden als auf sein Vorbild, ahme dessen Stärke nach und wetteifere mit dessen Geduld, damit er, auf demselben Wege beharrend und tapfer gegen alle Anschläge des Teufels streitend, verdiene, jene Güter zu erlangen, die denen verheißen sind, welche Gott lieben. Ijob Ijob 22 42 2 Scio quia omnia potes, et nulla te latet cogitatio. Ich weiß, dass du alles vermagst, und kein Gedanke ist dir verborgen.² Ijob Ijob 22 42 2 2 Hebr.: wird dir verhindert. So erkennt Job an, was Gott ihm [Ijob 38,2] vorgeworfen. Er wendet Gottes Worte auf sich an und tadelt sich mit den Worten Gottes. Vorher rühmte Job sich seines Wissens, jetzt bekennt er seine Niedrigkeit und nimmt nicht allein den Tadel des Höchsten, sondern auch Elius [Ijob 34,35, Ijob 35,16] an. Ijob Ijob 22 42 3 Quis est iste, qui celat consilium absque scientia? ideo insipienter locutus sum, et quæ ultra modum excederent scientiam meam. Wer ist der, welcher den Ratschluss verdunkelt ohne Einsicht? So habe ich denn unweise geredet, Dinge, die mein Wissen weit übersteigen. Ijob Ijob 22 42 4 Audi, et ego loquar: interrogabo te, et responde mihi. Höre, so will ich reden; ich will dich fragen, antworte mir!³ Ijob Ijob 22 42 4 3 Job bekennt, dass nicht er Gott zu belehren hat, sondern umgekehrt, ihn um Belehrung zu bitten. Auch [Ijob 27,13] führte Job früher gesprochene Worte an. Ijob Ijob 22 42 5 Auditu auris audivi te, nunc autem oculus meus videt te. Mit des Ohres Kunde hörte ich von dir, doch nun sieht dich mein Auge!⁴ Ijob Ijob 22 42 5 4 Vorher habe ich wohl gehört, wenn man von deiner Majestät sprach, doch jetzt erkenne ich selbst und ganz anders, so dass ich mich nun voll unterwerfe. Sieht: Es ist wohl die Theophanie gemeint, mit der eine innere Erleuchtung verbunden war. Ijob Ijob 22 42 6 Idcirco ipse me reprehendo, et ago pnitentiam in favilla et cinere. Darum tadle ich mich selbst und tue Buße in Staub und Asche.⁵ Ijob Ijob 22 42 6 5 So wird, was in Jobs früheren Worten die Ehrfurcht gegen den Höchsten verletzen konnte, durch Elius Reden, Gottes Tadel, Jobs Bekenntnis und Buße bezeichnet, getadelt, widerrufen. Ijob Ijob 22 42 7 Postquam autem locutus est Dominus verba hæc ad Job, dixit ad Eliphaz Themanitem: Iratus est furor meus in te, et in duos amicos tuos, quoniam non estis locuti coram me rectum, sicut servus meus Job. Nachdem aber der Herr diese Worte zu Job geredet, sprach er zu Eliphaz, dem Themaniter:⁶ Mein Zorn ist entbrannt wider dich und deine beiden Freunde, denn ihr habt nicht recht vor mir geredet, wie mein Diener Job. Ijob Ijob 22 42 7 6 Es bleibt nur noch übrig, dass Job von Gott das Zeugnis seiner Unschuld erhält gegen die drei Ankläger. Gott tadelt zuerst die drei Freunde, bezeugt, dass Job die Wahrheit verteidigt hat, und erklärt ihn als seinen treuen Diener. Die Meinung der Freunde war, dass Job ein Frevler sei und jedes Unglück die Strafe für Verbrechen. Gott zürnt, also haben jene diesen Irrtum durch eigene Schuld aufgestellt und, obwohl sie Job eines Besseren belehren wollte, festgehalten. Gott richtet seine Worte an Eliphaz, also war dieser der Vornehmste, wie er auch [Ijob 2,11] an erster Stelle genannt wird und stets die Disputationen einleitet [Ijob 4, Ijob 15, Ijob 22]; die Gott zu verteidigen schienen, erfahren sein Gericht! Elius Reden werden durch Gottes Schweigen gutgeheißen. Job empfängt von Gott denselben Namen wie vor dem Streite der Freunde, ein Zeichen dass er auch in der härtesten Prüfung dem Herrn treu geblieben. Gott wiederholt darum diesen Namen dreimal. Alsdann wird Job von dem Herrn geehrt, indem dieser ihn zum Mittler und Priester macht, der die Freunde mit Gott versöhnt. Ihn, den sie zum Verbrecher gemacht, müssen sie jetzt anflehen, dass er ihnen bei Gott Verzeihung erlange. Ijob Ijob 22 42 8 Sumite ergo vobis septem tauros, et septem arietes, et ite ad servum meum Job, et offerte holocaustum pro vobis: Job autem servus meus orabit pro vobis: faciem ejus suscipiam ut non vobis imputetur stultitia: neque enim locuti estis ad me recta, sicut servus meus Job. Darum nehmet euch sieben Stiere⁷ und sieben Widder und gehet zu meinem Diener Job und bringet ein Brandopfer für euch dar; Job aber, mein Diener, soll für euch Fürbitte tun,⁸ so will ich gnädig auf ihn schauen, dass euch die Torheit nicht zugerechnet werde; denn ihr habt nicht recht vor mir geredet, wie mein Diener Job. Ijob Ijob 22 42 8 7 Sieben ist die Zahl der Vollkommenheit. Ijob Ijob 22 42 8 8 Die Freunde haben gesündigt. Diese Stelle ist merkwürdig, weil sie zeigt, wie von Gott selbst die Vermittlung eines heiligen Mannes als erfolgreich empfohlen wird. Vergl. [Ex 32,31, Num 12,13, Num 16,37, Num 21,7, Dtn 9,18, 1Sam 7,5, 1Sam 12,23, 1Kön 13,6, Jdt 8,28-31, Esra 6,10]. Was also vermögen erst die Heiligen im Himmel bei Gott! Hebr.: Nur auf ich will ihn Rücksicht nehmen, nur um seiner Fürbitte willen keine Strafe auferlegen. Vergl. [Gen 19,21, 2Kön 3,14]. Durch ihren Gehorsam werden sie würdig, dass Jobs Gebet für sie erfolgreich ist. Ijob Ijob 22 42 9 Abierunt ergo Eliphaz Themanites, et Baldad Suhites, et Sophar Naamathites, et fecerunt sicut locutus fuerat Dominus ad eos, et suscepit Dominus faciem Job. So gingen Eliphaz, der Themaniter, und Baldad, der Suhiter, und Sophar, der Naamathiter, hin und taten, wie der Herr zu ihnen geredet hatte, und der Herr sah gnädig auf Job.⁹ Ijob Ijob 22 42 9 9 Job erhält von Gott die Siegeskrone, indem ihm die Gesundheit wiedergegeben und alles, was er verloren, doppelt zurückerstattet wird und er mit zahlreicher Nachkommenschaft von Gott gesegnet im Glücke lebt. Psalmen Ps 23 0 1 a. Selig der Fromme. (V. 3) b. Unselig die Gottlosen. Psalmen Ps 23 1 1 BEATUS vir, qui non abiit in consilio impiorum, et in via peccatorum non stetit, et in cathedra pestilentiæ non sedit: Glückselig¹ der Mann,² der nicht wandelt³ nach dem Rate der Bösen⁴ und auf dem Wege der Sünder nicht steht und nicht sitzt auf dem Stuhle des Verderbens,⁵ Psalmen Ps 23 1 1 1 Es fehlt die Aufschrift: Psalm Davids, wohl weil das ganze erste Buch eine solche führte. Psalm 1 bildete eine Einleitung in das Buch der Psalmen. (Basil.) Er bildete nach altjüdischer Anschauung ein ganzes mit Psalm 2. (vergl. [Apg 13,33]), da letzterer zu der prophetischen Einleitung die ethische hinzufügt. Psalmen Ps 23 1 1 2 Wie die Bergpredigt das Gesetz vollendet und mit Seligpreisungen beginnt, so auch der Psalter, der das Gesetz zu etwas Innerlichem macht. Psalmen Ps 23 1 1 3 Sondern ihn verabscheut. Psalmen Ps 23 1 1 4 Der Anfang des Guten ist, sich fern zu halten vom Bösen. (Basil.) Daher gab der Dekalog nur Verbote, obwohl die Liebe allein ihn erfüllt. [Röm 13,9] Psalmen Ps 23 1 1 5 Hebr.: der nicht sitzt in der Spötter Kreis. Der Sinn der Vulg. ist der gleiche: wie die Pest den Leib, so tötet die Bosheit der religiösen Spötter die Seele. Im Hebr. ist in den Handlungen wie in der Bezeichnung der Bösen eine Steigerung: der Gesinnung nach Verworfene (Gottlose), im Lasterleben Versunkene (Sünder), Spötter, die Gegenstände des Heiles verhöhnen und im Bösen verhärtet sind. Ebenso die Handlungen: Sinnesart, hartnäckige Handlungsweise, Verhärtung. Psalmen Ps 23 1 2 Sed in lege Domini voluntas ejus, et in lege ejus meditabitur die ac nocte. sondern der am Gesetze des Herrn seine Lust hat und das Gesetz desselben betrachtet Tag und Nacht!⁶ Psalmen Ps 23 1 2 6 Sprichwörtlich: immer. In Glück und Unglück. (Aug.) Psalmen Ps 23 1 3 Et erit tamquam lignum, quod plantatum est secus decursus aquarum, quod fructum suum dabit in tempore suo: Et folium ejus non defluet: et omnia quæcumque faciet, prosperabuntur. Er ist⁷ wie ein Baum, der gepflanzt ist⁸ an Wasserbächen,⁹ der seine¹⁰ Frucht bringt zu seiner Zeit¹¹ und dessen Laub nicht abfällt,¹² und alles, was er tut, gelingt ihm wohl.¹³ Psalmen Ps 23 1 3 7 Begründung, warum ein solcher selig ist. Psalmen Ps 23 1 3 8 Fest, so dass kein Wind ihn entwurzelt. Psalmen Ps 23 1 3 9 Die ihn von verschiedenen Seiten erfrischen. Vergl. [Offb 22,1] Psalmen Ps 23 1 3 10 Die man von ihm erwartet. Psalmen Ps 23 1 3 11 Dies gehört zu seiner Vollkommenheit. Psalmen Ps 23 1 3 12 Hebr.: nicht hinwelkt. Ohne Laub reift die Frucht nicht. Psalmen Ps 23 1 3 13 Hebr.: führt er glücklich durch. Psalmen Ps 23 1 4 Non sic impii, non sic: sed tamquam pulvis, quem projicit ventus a facie terræ. Nicht also die Gottlosen, nicht also;¹⁴ sondern sie sind wie Staub,¹⁵ den der Wind von der Erde¹⁶ aufweht.¹⁷ Psalmen Ps 23 1 4 14 Das zweite Nicht also steht nicht im Hebr. Psalmen Ps 23 1 4 15 Der feine Dreschstaub. Hebr.: Spreu, im Gegensatz zum Korn, das zurückbleibt. Psalmen Ps 23 1 4 16 Von der Erde fehlt im Hebr. Psalmen Ps 23 1 4 17 Fortweht, so dass die Spreu nicht mehr erscheint. Die Bösen haben weder Wurzel (V. 3) noch Lebenskraft. (V. 4) Psalmen Ps 23 1 5 Ideo non resurgent impii in judicio: neque peccatores in consilio justorum. Darum werden die Gottlosen im Gerichte nicht bestehen¹⁸ und die Sünder nicht in der Gemeinde der Gerechten.¹⁹ Psalmen Ps 23 1 5 18 Nicht mit Zuversicht dastehen. Im Gerichte: wenn Gott gerechte Vergeltung übt. Psalmen Ps 23 1 5 19 Mögen sie auch äußerlich noch zu derselben gehören, ihr innerstes Wesen ist anders geartet als jene, vergl. [Röm 9,6], darum werden sie bei Gottes Gericht gänzlich von ihr geschieden. Vergl. [Mt 25,32]. Psalmen Ps 23 1 6 Quoniam novit Dominus viam justorum: et iter impiorum peribit. Denn²⁰ der Herr kennt²¹ den Weg²² der Gerechten und der Pfad der Gottlosen führt ins Verderben.²³ Psalmen Ps 23 1 6 20 Begründung zu V. 5 und 3. Das Hauptgewicht liegt auf 5b. Psalmen Ps 23 1 6 21 Billigt und trägt Sorge für. Psalmen Ps 23 1 6 22 Den Lebensgang. Die Frommen suchen Gott und dieser lässt sie ihr Ziel erreichen. Psalmen Ps 23 1 6 23 Hebr.: geht zugrunde. Vergl. [Weish 5,6]. Die Kirche legt diesen Psalm dem auferstandenen Heiland in den Mund (Osteross. Mat.) Psalmen Ps 23 0 1 a. Empörung der Völker gegen Gott und seinen Gesalbten. (V. 3) b. Gott verlacht die Anschläge der Gottlosen, da er den König auf Sion aufgestellt hat. (V. 6) c. Der Messias verkündet, dass ihm vom Vater die Herrschaft über alles Erschaffene verliehen sei und ihm das Recht zustehe, die Empörer zu strafen. (V. 9) d. Der Psalmist mahnt die Empörer, sich dem Herrn zu unterwerfen und seinen Sohn zu verehren, um dem Verderben zu entgehen. Die auf den Messias hoffen, werden selig. Psalmen Ps 23 2 1 Quare fremuerunt gentes, et populi meditati sunt inania? Warum toben die Heiden¹ und sinnen die Völker Eitles?² Psalmen Ps 23 2 1 1 Der Verfasser des Psalms ist David. [Apg 4,25] Der Psalm ist messianisch und im Literalsinne von Christus und seinem geistigen Reiche zu verstehen, wie die älteren Juden, [Apg 4] und [Apg 13] und [Offb 2] und [Offb 19] zeigen. Vielleicht dichtete ihn David zur Zeit heftiger Befehdung seines eigenen Königtums, indem er sich bei seiner Gefährdung mit der messianischen Verheißung [2Sam 7,8ff] getröstete. Die Form ist eine dramatische, nacheinander reden der Dichter, der Aufrührer, der Messias, Gott und wiederum der Dichter. Psalmen Ps 23 2 1 2 Vergl. [Apg 4,25-28]. Psalmen Ps 23 2 10 Et nunc reges intelligite: erudimini qui judicatis terram. Nun denn, ihr Könige! kommet zur Einsicht;²³ lasset euch weisen, ihr Richter der Erde!²⁴ Psalmen Ps 23 2 10 23 Erkennet diesen König an. Die Könige sind die in V. 1 genannten. Psalmen Ps 23 2 10 24 Dieselben wie die Könige. Psalmen Ps 23 2 11 Servite Domino in timore: et exsultate ei cum tremore. Dienet dem Herrn in Furcht und jauchzet ihm zu mit Zittern! Psalmen Ps 23 2 12 Apprehendite disciplinam nequando irascatur Dominus, et pereatis de via justa. Nehmet die Mahnung an,²⁵ auf dass der Herr nicht etwa zürne und ihr zugrunde gehet, fernab vom rechten Wege.²⁶ Psalmen Ps 23 2 12 25 Die auch in diesem Psalm gegeben wird. Hebr. das Folgende: Küsset (huldiget vergl. [1Sam 10,1]) den Sohn, dass er nicht zürne. Psalmen Ps 23 2 12 26 Hebr.: und ihr verloren gehet hinsichtlich des Weges. Psalmen Ps 23 2 13 Cum exarserit in brevi ira ejus, beati omnes, qui confidunt in eo. Wenn in Bälde sein Zorn entbrennt,²⁷ glückselig alle, die auf ihn²⁸ vertrauen!²⁹ Psalmen Ps 23 2 13 27 Hebr.: denn entbrennen könnte leicht. Psalmen Ps 23 2 13 28 Den Sohn. Psalmen Ps 23 2 13 29 Zu ihm ihre Zuflucht nehmen. Am schlimmsten wütete der Kampf der Feinde (Sünde, Teufel, Tod), als der Heiland am Kreuze litt. Nach der Himmelfahrt des Heilandes setzt sich der Kampf fort gegen seine Kirche. Psalmen Ps 23 2 2 Astiterunt reges terræ, et principes convenerunt in unum adversus Dominum, et adversus Christum ejus. Es treten³ die Könige der Erde⁴ auf und die Fürsten kommen zusammen wider den Herrn und wider seinen Gesalbten.⁵ Psalmen Ps 23 2 2 3 Hebr.: lehnen sich auf. Psalmen Ps 23 2 2 4 Die ersten waren Herodes und Pilatus. [Apg 4,27] Der Erde: Gegensatz V. 4. Psalmen Ps 23 2 2 5 Die Namen Messias (Christus) und Sohn Gottes [Joh 1,50, Mt 26,63] u.a. gehen auf diese Stelle und [Dan 9,25] zurück. Die Salbung war die Mitteilung des göttlichen Geistes, den der Heiland ohne Maß empfing. [Joh 3,34] Psalmen Ps 23 2 3 Dirumpamus vincula eorum: et projiciamus a nobis jugum ipsorum. Lasset uns ihre Fesseln zerreißen und von uns werfen ihr Joch!⁶ Psalmen Ps 23 2 3 6 Hebr.: Bande (das Zeichen der Unterwerfung). Sie sind Untertanen Jahves und seines Gesalbten, nicht nur weil die ganze Welt Gott zugehört, sondern auch, weil er seinem gesalbten die Herrschaft über sie verliehen hat. Diese wollen sie abschütteln. Psalmen Ps 23 2 4 Qui habitat in clis irridebit eos: et Dominus subsannabit eos. Der im Himmel⁷ thront, lacht ihrer und der Herr spottet⁸ ihrer. Psalmen Ps 23 2 4 7 In unnahbarer Erhabenheit und unvergänglicher Herrlichkeit. Psalmen Ps 23 2 4 8 Anthropopathische Bilder. Psalmen Ps 23 2 5 Tunc loquetur ad eos in ira sua, et in furore suo conturbabit eos. Dann⁹ redet¹⁰ er zu ihnen¹¹ in seinem Zorne und schreckt¹² sie in seinem Grimme. Psalmen Ps 23 2 5 9 Wenn seine Langmut zu Ende ist und die Versündigungen der Feinde die Wirksamkeit seines Zorne fordern. Psalmen Ps 23 2 5 10 In Taten, durch Strafen. Psalmen Ps 23 2 5 11 Gegen sie. Psalmen Ps 23 2 5 12 Mit ihrer Bosheit wächst nach dem Hebr. die Strenge der Züchtigung. Psalmen Ps 23 2 6 Ego autem constitutus sum rex ab eo super Sion montem sanctum ejus, prædicans præceptum ejus. Ich aber¹³ bin¹⁴ von ihm zum König über Sion eingesetzt, seinen heiligen Berg,¹⁵ sein Gesetz zu verkünden. Psalmen Ps 23 2 6 13 Die Welt will den Messias nur als Menschen anerkennen, doch Gott erklärt, dass er dessen Thron gegründet. Schon in V. 2 ist das Reich Gottes und das des Messias als eines bezeichnet. Psalmen Ps 23 2 6 14 Hebr.: und doch habe ich eingesetzt meinen König (mein: durch ewige Zeugung und durch Sendung) meinen heiligen Berg. Wie also vermeint ihr das Reich des Messias vernichten zu können? Psalmen Ps 23 2 6 15 Die Davidsstadt, einschließlich des Moria, ist Sinnbild der Kirche. Ihre Erhabenheit beruht auf Gottes Gegenwart in ihr. Die folgenden Worte gehören zu V. 7: Kunde geben will ich von einem Ratschluss. Nach dem Hebr, gehört V. 6 noch zu den Worten Jahves. Psalmen Ps 23 2 7 Dominus dixit ad me: Filius meus es tu, ego hodie genui te. Der Herr¹⁶ sprach zu mir:¹⁷ Du bist mein Sohn, ich habe dich heute gezeugt.¹⁸ Psalmen Ps 23 2 7 16 Gott der Vater. Psalmen Ps 23 2 7 17 Bezeugung Gottes für den König, die gegen die Empörer gerichtet ist. Psalmen Ps 23 2 7 18 Diese Worte können nur auf Christus bezogen werden, da nur ihm Allherrschaft und göttliche Verehrung zugeschrieben werden. Auch bei den Juden verstand man die Stelle vom Messias, sonst hätte der Apostel nicht in der Synagoge [Apg 13,33] dieselbe auf Christus bezogen und Paulus Beweisführung [Hebr 1,5] wäre wirkungslos. Heute: ohne Anfang und ohne Aufhören: ewige Geburt. (Aug.) Theod. Euthym. und der Introitus der ersten Messe am Weihnachtsfest beziehen die Worte auf die Menschwerdung. Nach [Apg 13,33] machte Gott die ewige Sohnschaft des Heilandes durch dessen Auferstehung offenbar. (Hil., Euseb., Ambros., Chrys.), als der Sieg über Tod und Hölle dem Erlöser das volle Königserbe erschloss. Psalmen Ps 23 2 8 Postula a me, et dabo tibi gentes hereditatem tuam, et possessionem tuam terminos terræ. Begehre von mir,¹⁹ so will ich dir die Völker zu deinem Erbe geben²⁰ und zu deinem Besitztume die Grenzen der Erde. Psalmen Ps 23 2 8 19 Christus ist als Mensch geringer als der Vater, als Mensch bittet er. Psalmen Ps 23 2 8 20 Vergl. [Hebr 1,2]. Durch Glaube und Anerkennung der Völker [Ps 21,28], auf die der Segen [Ps 71,17] der göttlichen Herrschaft herabsteigt. [Ps 46,9] Als Gott hatte Christus diese Herrschaft stets, als Mensch erwarb er sie durch sein leiden. [Mt 28,18] Psalmen Ps 23 2 9 Reges eos in virga ferrea, et tamquam vas figuli confringes eos. Mit eisernem Zepter wirst du sie beherrschen²¹ und wie Töpfergeschirr²² sie zertrümmern. Psalmen Ps 23 2 9 21 Weiden. Hebr.: Zerschmettern. Es wird nicht so gesagt, was Christus tun wird, als wozu er Macht und Gewalt hat. Den Segen der Herrschaft des Messias Frevlern gegenüber zu erwähnen, war kein Grund. Psalmen Ps 23 2 9 22 Wie leicht wird dies zerbrochen! Psalmen Ps 23 0 1 Wenn er auch von Gott fast verlassen scheint (V. 3), verzagt David dennoch nicht, eingedenk der früheren Wohltaten Gottes (V. 5), und bittet im Hinblick auf den Schutz Gottes in der ersten Nacht nach der Flucht (V. 7) mit Zuversicht, Gott wolle ihm und dem Volke auch ferner helfen. Psalmen Ps 23 3 1 Psalmus David, cum fugeret a facie Absalom filii sui. Ein Psalm¹ Davids, da er vor Absalom, seinem Sohne, floh.² [2Sam 14,15] Psalmen Ps 23 3 1 1 Lied, bestimmt zu musikalischer Begleitung, Loblied. Diese Bezeichnung kehrt in 56 Überschriften wieder. Psalmen Ps 23 3 1 2 Die heiligen Väter sehen in David ein Bild des im Garten Gethsemani jenseits des Cedron von Judas verratenen Heilandes. Vergl. auch dies 3. Nokturn des Offiziums vom Gebet des Herrn am Ölberge. Psalmen Ps 23 3 2 Domine quid multiplicati sunt qui tribulant me? Multi insurgunt adversum me. O Herr, wie sind meiner Bedränger viele geworden! Viele erheben sich wider mich.³ Psalmen Ps 23 3 2 3 Vergl. [2Sam 15,13]. Psalmen Ps 23 3 3 Multi dicunt animæ meæ: Non est salus ipsi in Deo ejus. Viele sagen zu meiner Seele:⁴ Es gibt kein Heil für ihn bei seinem Gott!⁵ Psalmen Ps 23 3 3 4 Zu mir. Psalmen Ps 23 3 3 5 Gott hat ihn sichtlich verlassen, vergl. [2Sam 16,7.8], wie er Saul verworfen. Hier fügte der hebr. Text und Septuag Sela bei. (Sept.: Diapsalma Zwiegesang) Sela gibt die Stelle an, wo die Chöre wechselten. Chal., Hier., Aqu. übersetzen: Auf ewig. Psalmen Ps 23 3 4 Tu autem Domine susceptor meus es, gloria mea, et exaltans caput meum. Du aber, Herr! bist mein Beschützer,⁶ bist mein Ruhm und richtest mein Haupt empor.⁷ Psalmen Ps 23 3 4 6 Hebr.: Aber du, Jahve, bist Schild um mich. Was der Schild für den Krieger, ist Jahve für David vor- und rückwärts. Psalmen Ps 23 3 4 7 Verhüllten Hauptes war David den Ölberg hinaufgestiegen. Das Haupt erheben ist Bild für: zu macht und Ehren bringen, Sieg gewähren. Psalmen Ps 23 3 5 Voce mea ad Dominum clamavi: et exaudivit me de monte sancto suo. Mit lauter Stimme rief ich zum Herrn und er erhörte mich von seinem heiligen Berge.⁸ Psalmen Ps 23 3 5 8 David hatte die Bundeslade in Jerusalem zurückgelassen [2Sam 15,25], war also durch die Feinde von der Stätte der göttlichen Gegenwart getrennt. Doch für Gott gibt es nicht Entfernung noch Hindernis. Sela. Psalmen Ps 23 3 6 Ego dormivi, et soporatus sum: et exsurrexi, quia Dominus suscepit me. Ich legte mich nieder⁹ und entschlief und ich stand wieder auf, denn der Herr beschirmte mich. Psalmen Ps 23 3 6 9 Ohne Furcht. Vergl. [2Sam 17,1ff]. Psalmen Ps 23 3 7 Non timebo millia populi circumdantis me: exsurge Domine, salvum me fac Deus meus. Nicht fürchte ich Tausende¹⁰ von Kriegsvolk, das mich umringt; erhebe dich,¹¹ Herr! rette mich, o mein Gott! Psalmen Ps 23 3 7 10 Hebr.: Zehntausende. Psalmen Ps 23 3 7 11 Metaphorisch von Gott. Gott wird gleichsam durch das Gebet aufmerksam gemacht. Er steht auf, vergl. [Num 10,35], wenn er in das Treiben der Menschen eingreift. Im Hebr. gehört diese Anrufung bereits zu V. 8. Psalmen Ps 23 3 8 Quoniam tu percussisti omnes adversantes mihi sine causa: dentes peccatorum contrivisti. Denn du schlägst alle, die mir ohne Ursache¹² feindlich gesinnt sind, zerschmetterst die Zähne der Sünder. Psalmen Ps 23 3 8 12 Oder ohne Erfolg. Hebr.: denn du hast ja sonst (du schlägst ja) allen meinen Feinden den Backen geschlagen. Dies ist die äußerste Beschimpfung, vergl. [Ijob 15,10, Klgl 3,30, Mi 5,1], und mit der Zerbrechung der Zähne zugleich Unschädlichmachung. Die Feinde sind als bissige Ungetüme gedacht. Psalmen Ps 23 3 9 Domini est salus: et super populum tuum benedictio tua. Von dem Herrn kommt Heil und auf deinem Volke ruht dein Segen.¹³ Psalmen Ps 23 3 9 13 Grammatisch kann der Satz als Aussage wie als Wunsch gefasst werden. Dem Zusammenhange entsprechend fassen es die meisten Erklärer als Aussage. Psalmen Ps 23 0 1 David ruft Gott um seine Hilfe an, die er schon oft erfahren (V. 2), und mahnt seine Gegner, von fruchtlosen Versuchen gegen ihn abzulassen und in Bußgesinnung Gott Opfer darzubringen. (V. 6a) Dem furchtsamen Freunde macht er durch sein Beispiel Mut, weil er sich jetzt mehr freut als solche, die mit zeitlichen Gütern gesegnet sind. (V. 8) Neue Bezeigung seines Vertrauens. Psalmen Ps 23 4 1 In finem in carminibus, Psalmus David. Zum Ende,¹ unter den Liedern,² ein Psalm Davids.³ Psalmen Ps 23 4 1 1 Richtiger: Für den Musikmeister. Sinn der Sept. und Vulg. vielleicht: Fort und fort, für die Dauer, jederzeit zu singen. Psalmen Ps 23 4 1 2 Mit der Zither (oder dem Psalter) zu begleiten. Psalmen Ps 23 4 1 3 Man bezieht den Inhalt des Psalmes gewöhnlich auf Absoloms Empörung. Dies kann richtig sein, dann ist die Lage die gleiche wie in [Num 3], aber Abendgebet. Psalmen Ps 23 4 10 Quoniam tu Domine singulariter in spe constituisti me. denn du, o Herr! hast mich vollkommen fest gestellt in Zuversicht.²⁵ Psalmen Ps 23 4 10 25 Hebr.: du lässt mich in Abgeschiedenheit sicher wohnen. Psalmen Ps 23 4 2 Cum invocarem exaudivit me Deus justitiæ meæ: in tribulatione dilatasti mihi. Miserere mei, et exaudi orationem meam. Wenn ich rufe, erhört⁴ mich der Gott meiner Gerechtigkeit,⁵ aus der Drangsal schaffst du mir Befreiung.⁶ Erbarme dich meiner⁷ und erhöre⁸ mein Gebet! Psalmen Ps 23 4 2 4 Hebr.: erhöre. Psalmen Ps 23 4 2 5 Gerechter Gott. Jahve ist selbst Gerechtigkeit und tritt für die verfolgte Gerechtigkeit Davids ein. Psalmen Ps 23 4 2 6 Gott hilft in der Drangsal entweder, indem er diese weichen lässt oder indem er Geduld verleiht oder selbst Freude. Psalmen Ps 23 4 2 7 Auf zwei Dinge gründet er seine Hoffnung: auf Gottes Geneigtheit sich zu erbarmen, und auf sein Gebet, welche das Erwünschte erlangt. Psalmen Ps 23 4 2 8 Hebr.: höre. Psalmen Ps 23 4 3 Filii hominum usquequo gravi corde? ut quid diligitis vanitatem, et quæritis mendacium? Ihr Menschenkinder!⁹ wie lange bleibt noch euer Herz verhärtet?¹⁰ Warum liebt ihr Eitles¹¹ und sinnet auf Lüge? Psalmen Ps 23 4 3 9 Die Gegner Davids. Psalmen Ps 23 4 3 10 Hebr.: Wie lange soll meine (königliche) Würde geschändet werden? Psalmen Ps 23 4 3 11 Hebr.: Ihr habt am Eitlen. Psalmen Ps 23 4 4 Et scitote quoniam mirificavit Dominus sanctum suum: Dominus exaudiet me cum clamavero ad eum. Wisset, dass der Herr Wunder getan¹² an seinem Heiligen,¹³ der Herr wird mich erhören, wenn ich zu ihm rufe. Psalmen Ps 23 4 4 12 Hebr.: ausgezeichnet, wunderbar erhoben hat (indem er ihn aus einem Hirten zum Könige machte). Psalmen Ps 23 4 4 13 Als Erfahrungstatsache ist der Satz auch für alle Christen im Präsens wahr, da es im Hebräischen heißt: dem Frommen. Psalmen Ps 23 4 5 Irascimini, et nolite peccare: quæ dicitis in cordibus vestris, in cubilibus vestris compungimini. Wenn ihr zürnt, so sündiget nicht;¹⁴ was ihr in euren Herzen sprecht,¹⁵ bereuet¹⁶ auf eurer Lagerstatt.¹⁷ Psalmen Ps 23 4 5 14 Schmähet wenigstens nicht den Begnadigten Jahves, sondern gehet in euch. Psalmen Ps 23 4 5 15 Denkt. Psalmen Ps 23 4 5 16 Auf eurem Lager ruhiger Erwägung Raum gebend, verabscheuet, was bis zur Zeit euer Herz bewegte. Hebr.: seid still, stellt euer Toben ein. Drei Akte der Buße werden bezeichnet: Abkehr vom Bösen, Reue des Herzens, Vorsatz. Psalmen Ps 23 4 5 17 Sela. Psalmen Ps 23 4 6 Sacrificate sacrificium justitiæ, et sperate in Domino: multi dicunt: Quis ostendit nobis bona? Bringet rechte Opfer¹⁸ und vertrauet auf den Herrn! Viele¹⁹ sagen: Wer wird uns Gutes schauen lassen? Psalmen Ps 23 4 6 18 Opfer, welche mit der rechten Gesinnung und in der rechten Weise dargebracht werden, daher vollkommene Opfer. In Jerusalem dauerte der Opferdienst auch nach Davids Flucht fort. Psalmen Ps 23 4 6 19 Freunde Davids? Zweifelnd sprechen jene: Wer erweist uns Wohltaten, dass wir um ihretwillen Gerechtigkeit üben und auf Gott unsere Hoffnung setzen sollten? Psalmen Ps 23 4 7 Signatum est super nos lumen vultus tui Domine: dedisti lætitiam in corde meo. Es²⁰ strahlt wie ein Panier über uns die Leuchte deines Angesichtes,²¹ o Herr! du gibst mir Freude in mein Herz.²² Psalmen Ps 23 4 7 20 Antwort Davids. Psalmen Ps 23 4 7 21 Anklang an [Num 6,26]. Die Leuchte des Antlitzes ist das gnädige, huldvolle Antlitz Gottes, seine Gnade und Huld. Hebr.: Erhebe über uns die Leuchte usw. Die Vulgata hat statt der Bitte das in dieser liegende Vertrauen ausgedrückt. Gottes Gnade ist wie ein Banner, das siegreich über dem Beter und den Seinigen weht. Psalmen Ps 23 4 7 22 V. 7 ist nach dem hebr. mit V. 8 zu verbinden. Hebr.: Du hast größere Freude in mein Herz gegeben als sie hatten zu der Zeit ihres Kornes und Weines. (Die Vulg. fügt hinzu: Öles.) Andere mögen in irdischen Gütern ihre Freude suchen, die Freude des Frommen in Gott übertrifft auch die höchste irdische Freude. Psalmen Ps 23 4 8 A fructu frumenti, vini, et olei sui multiplicati sunt. Sie wurden reich von der Frucht²³ des Getreides, des Weines und Öles. Psalmen Ps 23 4 8 23 Eine bessere Lesart der Septuag. hat wie das hebr.: zur Zeit wo. Psalmen Ps 23 4 9 In pace in idipsum dormiam, et requiescam; In Frieden zumal lege ich mich nieder und ruhe,²⁴ Psalmen Ps 23 4 9 24 In Frieden will ich mich niederlegen und alsbald einschlafen. Psalmen Ps 23 0 1 Der Psalmist bittet Gott, sein Gebet, dass er am frühen Morgen darbringt, am Morgen zu erhören. (V. 4) Ja, er vertraut, dass Gott ihn erhört, denn der Herr hasst die Sünder (V. 7), er aber tritt in das Heiligtum Gottes, flehend, der Herr wolle ihn den rechten Weg leiten ohne Wanken (V. 10) und seine Feinde strafen, damit David sich mit allen Frommen der Hilfe des Höchsten rühme. Psalmen Ps 23 5 1 In finem pro ea, quæ hereditatem consequitur, Psalmus David. Zum Ende, für die Erbin,¹ ein Psalm Davids.² Psalmen Ps 23 5 1 1 Richtiger wohl: Für den Vorsänger. Blasinstrument. Die Teilung der Verse ist im Hebr. so, dass V. 4a der Vulgata noch zu V. 3 gehört und so fort bis V. 8 ausschließlich. V. 11 beginnt mit den Worten: Gehe mit ihnen ins Gericht. Psalmen Ps 23 5 1 2 Der Psalm gibt die Gefühle der Kirche (einer frommen Seele) wieder, welche teils bittend, teils die Sünde verwerfend, den Bräutigam anfleht, sie gegen die Anschläge ihrer Feinde zu schützen und sie zu den ewigen Wohnungen zu führen. Psalmen Ps 23 5 10 Quoniam non est in ore eorum veritas: cor eorum vanum est. Denn keine Wahrhaftigkeit¹⁴ ist in ihrem Munde, ihr Herz ist eitel.¹⁵ Psalmen Ps 23 5 10 14 Hebr.: nichts gewisses. Gegensatz: Ungerechtigkeit. Psalmen Ps 23 5 10 15 Hebr.: Ihr Inneres ist Verderben. Psalmen Ps 23 5 11 Sepulcrum patens est guttur eorum, linguis suis dolose agebant, judica illos Deus. Decidant a cogitationibus suis, secundum multitudinem impietatum eorum expelle eos, quoniam irritaverunt te Domine. Ein offenes Grab ist ihr Schlund,¹⁶ mit ihren Zungen üben sie Trug,¹⁷ gehe ins Gericht mit ihnen, o Gott!¹⁸ Lass sie mit ihren Anschlägen zu Falle kommen, verstoße sie¹⁹ ob der Menge ihrer Missetaten,²⁰ denn sie haben dich zum Zorne gereizt, o Herr! Psalmen Ps 23 5 11 16 Aufgesperrt zum Verderben, wie ein offenes Grab nach neuen Opfern. Psalmen Ps 23 5 11 17 Hebr.: ihre Zungen glätten sie (um schmeichelnd zu täuschen). Psalmen Ps 23 5 11 18 Solche Anwünschungen sind zunächst Prophezeiungen in anwünschender Redeform (Chrys., Theod., Euseb., Aug., Thom.), in der gewählten Form aber mit dem Wunsche verbunden, Gottes Gerechtigkeit möchte sich offenbaren. Vergl. [Jes 23,1ff, Jes 26,2] Eine solche Bitte hat zudem zur Voraussetzung, dass die Feinde der Kirche Gottes Erbarmen zurückweisen. Werden sie in diesem Falle entfernt, so wird die bedrängte Kirche frei. Psalmen Ps 23 5 11 19 In die Unterwelt. Psalmen Ps 23 5 11 20 Im Hebr. heißen die folgenden Worte des Verses: die dir trotzen (indem sie den von dir Erwählten verfolgen). Psalmen Ps 23 5 12 Et lætentur omnes, qui sperant in te, in æternum exsultabunt: et habitabis in eis. Et gloriabuntur in te omnes, qui diligunt nomen tuum, Und²¹ es sollen sich alle²² freuen, die auf dich vertrauen, sie werden frohlocken immerdar und du wirst unter ihnen wohnen.²³ Und es werden sich rühmen²⁴ in dir alle, die deinen Namen²⁵ lieben, Psalmen Ps 23 5 12 21 Aber. Psalmen Ps 23 5 12 22 Alle. Zusatz der Sept. Psalmen Ps 23 5 12 23 Denn du weilst als Schirmherr unter ihnen. Psalmen Ps 23 5 12 24 Hebr.: frohlocken. Psalmen Ps 23 5 12 25 Dich, soweit sie dich aus deiner Offenbarung kennen. Psalmen Ps 23 5 13 Quoniam tu benedices justo. Domine, ut scuto bonæ voluntatis tuæ coronasti nos. denn du segnest den Gerechten. O Herr! wie mit einem Schilde umgibst du uns mit deiner Huld.²⁶ Psalmen Ps 23 5 13 26 Die Gnade kommt dem Willen des Menschen zuvor. (Aug.) Der Parallelismus der Glieder wird im Hebr. durch bessere Verteilung klarer gewahrt: V. 4a. Vulg. gehört zu V. 3. V. 5 beginnt: denn du bist kein V. 7 beginnt: Du vertilgst alle. V. 11a der Vulg. gehört zu V. 10. Psalmen Ps 23 5 2 Verba mea auribus percipe Domine, intellige clamorem meum. Lass, o Herr! meine Worte zu deinen Ohren dringen, vernimm mein Rufen!³ Psalmen Ps 23 5 2 3 Dreimal wiederholt er seine Bitte, zum Zeichen der Dringlichkeit. Psalmen Ps 23 5 3 Intende voci orationis meæ, rex meus et Deus meus. Merke auf mein flehentliches Gebet,⁴ o mein König⁵ und mein Gott! Psalmen Ps 23 5 3 4 Zwar nimmt Gott jedes Gebet wahr und merkt darauf, aber er erhört nicht jedes, weil Demut und Vertrauen dabei fehlen. Darum fleht der Sänger zu Gott, er wolle ihn so beten lassen, wie es notwendig ist, um erhört zu werden. Psalmen Ps 23 5 3 5 König von Israel, dessen Stellvertreter ich bin. Psalmen Ps 23 5 4 Quoniam ad te orabo: Domine mane exaudies vocem meam. Denn ich bete zu dir, o Herr! früh am Morgen erhörst du⁶ mein Rufen. Psalmen Ps 23 5 4 6 Hebr.: wolltest du hören. Psalmen Ps 23 5 5 Mane astabo tibi et videbo: quoniam non Deus volens iniquitatem tu es. Früh am Morgen stehe ich vor dir⁷ und schaue aus, denn du bist kein Gott, der Unrecht liebt.⁸ Psalmen Ps 23 5 5 7 Hebr.: rüste ich dir (Opfer) zu und schaue aus (nach dir). Psalmen Ps 23 5 5 8 Gott will das Böse nicht, sondern lässt es nur zu, damit der Mensch nicht seiner Freiheit beraubt unter die Dinge hinabsinke, welche keine Vernunft und keinen freien Willen haben, sowie weil Gott, als höchster Herr aller Geschöpfe, auch das Böse dem Guten dienstbar macht und zur Förderung desselben dienen lässt. Psalmen Ps 23 5 6 Neque habitabit juxta te malignus: neque permanebunt injusti ante oculos tuos. Und der Frevler darf nicht bei dir weilen⁹ noch bestehen die Ungerechten¹⁰ vor deinen Augen. Psalmen Ps 23 5 6 9 In Schutz und Sicherheit bei dir. Psalmen Ps 23 5 6 10 Hebr.: Stolze, sich Überhebende. Psalmen Ps 23 5 7 Odisti omnes, qui operantur iniquitatem: perdes omnes, qui loquuntur mendacium. Virum sanguinum et dolosum abominabitur Dominus: Du hassest alle, die Böses tun, vertilgst alle, die Lügen reden, den Mann des Blutes und des Truges verabscheut der Herr. Psalmen Ps 23 5 8 Ego autem in multitudine misericordiæ tuæ, Introibo in domum tuam: adorabo ad templum sanctum tuum in timore tuo. Ich aber werde ob der Fülle deiner Barmherzigkeit in dein Haus kommen, anbeten gegen deinen heiligen Tempel hin¹¹ in Furcht vor dir. Psalmen Ps 23 5 8 11 Durch deine reiche Gnade aus der Verbannung berufen. (Der Psalm berührt wohl die Zeiten der Verfolgung durch Saul.) Der Tempel ist entweder die Stiftshütte in Gabaon oder die Bundeslade in Nobe, das Zeichen und Unterpfand der Gegenwart Gottes. Auch vor ihr ward geopfert. In das Heiligtum dar niemand eingehen außer dem Hohenpriester. [Lev 1,3, Hebr 9,6] Gegen Jerusalem wendet sich auch Daniel. [Dan 6,10] Psalmen Ps 23 5 9 Domine deduc me in justitia tua: propter inimicos meos dirige in conspectu tuo viam meam. Herr! leite mich in deiner Gerechtigkeit, um meiner Feinde willen führe mich¹² auf geradem Wege vor dir.¹³ Psalmen Ps 23 5 9 12 Dass sie nichts an mir mit Recht zu tadeln finden. Psalmen Ps 23 5 9 13 Mache, dass meine Gedanken und Handlungen dir wohlgefallen. Hebr.: Bahne vor mir deinen ebenen Weg. Psalmen Ps 23 0 1 David fleht zu Gott, er wolle ihn nicht nach der Strenge seiner Gerechtigkeit strafen (V. 2), und stellt, ihn zum Mitleid zu bewegen, ihm die Schwere seiner Bedrängnisse vor Augen. (V. 4) Wenn Gott ihn nicht schont, kann er dessen Barmherzigkeit vor andern nicht mehr preisen. (V. 6) Größe seiner Reue über seine Verfehlung. (V. 8) Ja, sein Gebet wird Erhörung finden, darum mögen die Feinde von ihm ablassen (V. 10), da ihr Untergang sicher ist. Psalmen Ps 23 6 1 In finem in carminibus, Psalmus David, pro octava. Zum Ende unter den Liedern,¹ ein Psalm Davids,² für die Oktav. Psalmen Ps 23 6 1 1 Dem Musikmeister. Mit der Zither zu begleiten. Tiefe Stimme. Psalmen Ps 23 6 1 2 Nach vielen Erklärern bezieht sich der Psalm auf Davids Ehebruch und den Mord Urias; indes ist, wie V. 9-11 zeigen, die Folge jener Sünden, die Empörung Absaloms, Gelegenheit zu dem Liede. Der Psalm gehört zu den sogenannten sieben Bußpsalmen (von denen 6.31.37.50.142 von David, 101 und 109 von unbekannten Verfassern sind.). Die Siebenzahl sucht Cassiodor dadurch zu empfehlen, dass die Sünde auf verschiedene siebe Weisen nachgelassen werde, nämlich durch Taufe, Martyrium, Almosen, Vergebung fremder Schuld, Bekehrung anderer, reiche Liebe und Buße. Psalmen Ps 23 6 10 Exaudivit Dominus deprecationem meam, Dominus orationem meam suscepit. Der Herr hat mein Flehen erhört, der Herr hat mein Gebet angenommen. Psalmen Ps 23 6 11 Erubescant, et conturbentur vehementer omnes inimici mei: convertantur et erubescant valde velociter. Es sollen beschämt werden¹⁹ und heftig erschrecken alle meine Feinde, sie sollen zurückweichen und plötzlich beschämt werden. Psalmen Ps 23 6 11 19 Weil ihre Anschläge vereitelt sind. Psalmen Ps 23 6 2 Domine, ne in furore tuo arguas me, neque in ira tua corripias me, Herr! straf mich nicht in deinem Grimme und züchtige mich nicht in deinem Zorne.³ Psalmen Ps 23 6 2 3 Es gibt eine doppelte Züchtigung, solche, die Gottes Zorn verhängt, und solche, die seine Liebe auferlegt. Jene ist die, welche mit der Verdammnis endet, wenn der davon Betroffene sich nicht bekehrt und sie in Liebeszüchtigung wandelt. David liegt unter der Züchtigung des göttlichen Zornes darnieder. Psalmen Ps 23 6 3 Miserere mei Domine quoniam infirmus sum: sana me Domine quoniam conturbata sunt ossa mea. Erbarme dich meiner, o Herr!⁴ denn ich bin schwach;⁵ heile mich, o Herr! denn meine Gebeine⁶ beben Psalmen Ps 23 6 3 4 Strafe mich wie ein Vater den Sohn. Psalmen Ps 23 6 3 5 Hebr.: welket, vor Kummer über meine Sünden. Psalmen Ps 23 6 3 6 Die Gebeine, der Sitz der Kraft, stehen für den ganzen Körper. Vergl. [Ps 50,10]. Psalmen Ps 23 6 4 Et anima mea turbata est valde: sed tu Domine usquequo? und meine Seele ist sehr bestürzt;⁷ du aber, o Herr! wie lange noch?⁸ Psalmen Ps 23 6 4 7 Die innere Angst hat ihm bereits Siechtum des Leibes zugezogen. Psalmen Ps 23 6 4 8 Wie lange wirst du mir zürnen, mich in diesem Elende schmachten lassen? Psalmen Ps 23 6 5 Convertere Domine, et eripe animam meam: salvum me fac propter misericordiam tuam, Wende dich, Herr!⁹ und rette meine Seele,¹⁰ hilf mir um deiner Barmherzigkeit willen.¹¹ Psalmen Ps 23 6 5 9 Oder: Sei mir wieder gnädig. Psalmen Ps 23 6 5 10 Mich. Psalmen Ps 23 6 5 11 Nicht weil ich würdig bin, sondern weil du barmherzig bist. Psalmen Ps 23 6 6 Quoniam non est in morte qui memor sit tui: in inferno autem quis confitebitur tibi? Denn niemand ist, der im Tode¹² deiner gedenkt,¹³ im Totenreiche aber, wer wird da dich preisen?¹⁴ Psalmen Ps 23 6 6 12 Im Totenreiche. Der Psalmist kennt außer der Hölle nach dem Tode nur ein Totenreich, dem die Erlösung noch nicht zuteil geworden ist und dessen Bewohner von der fühlbaren Gegenwart Gottes fern sind. Der christliche Beter denkt an den Tod der Sünde und den ewigen in der Hölle, dem Straforte der Verdammten. Psalmen Ps 23 6 6 13 Die Gründe, welche Gott, zum Erbarmen bewegen sollen, sind: die Größe der göttlichen Barmherzigkeit (V. 5), Gottes Ehre, die David zu mehren wünscht (V. 6), die Größe seines Elendes und seine Buße. (V. 7.8) Psalmen Ps 23 6 6 14 Besonders durch Bekehrung. Nur das Erdenleben gewährt die Möglichkeit der Buße. (Aug.) Psalmen Ps 23 6 7 Laboravi in gemitu meo, lavabo per singulas noctes lectum meum: lacrimis meis stratum meum rigabo. Ich mühe mich ab in meinem Seufzen, benetze jede Nacht mein Bett und bade mein Lager mit meinen Tränen.¹⁵ Psalmen Ps 23 6 7 15 So wandelt sich selbst die ersehnte Erquickung der Nacht in Pein. Psalmen Ps 23 6 8 Turbatus est a furore oculus meus: inveteravi inter omnes inimicos meos. Vor Gram ist mein Auge dunkel geworden, ich bin gealtert,¹⁶ umringt von¹⁷ meinen Feinden allen. Psalmen Ps 23 6 8 16 Schwach geworden wie vor Altersschwäche. Nach dem Hebr.: eingefallen ist vor Gram (mein Auge). Psalmen Ps 23 6 8 17 Hebr.: ob aller meiner Feinde. Im geistigen Sinne kann dies auf die Feinde der Seele angewendet werden, die zur Sünde zu verführen suchen und sich des Unterganges der Seele freuen. Psalmen Ps 23 6 9 Discedite a me omnes qui operamini iniquitatem: quoniam exaudivit Dominus vocem fletus mei. Weichet von mir alle, die ihr Frevel übt,¹⁸ denn der Herr hat das Rufen meines Weinens erhört! Psalmen Ps 23 6 9 18 Von der Trauer geht er zum Triumph über. Anrede an die Bösen. Der Betende ist erhört, deshalb muss die Nachstellung der Feinde weichen, die Strafe war für seine Sünde. Psalmen Ps 23 0 1 Fälschlich angeschuldigt und von allen verlassen, hofft der Psalmist einzig von Gott Hilfe (V. 2.3), und da Gott eine ungerechte Sache nicht schützen kann, beteuert er aus tiefstem Herzensgrunde seine Unschuld, sich alles Übel anwünschend, wenn er nicht die Wahrheit redet. (V. 6) Beruhigter fleht er, Gott wolle als gerechter Richter zwischen ihm und den Verleumdern entscheiden und ihrer Bosheit ein Ende machen. (V. 10) Im Vertrauen auf Gottes Gerechtigkeit droht er ihnen Strafen an, wenn sie sich nicht bekehren (V. 14), denn in das Böse, das sie ihm zugedacht, werden sie selbst stürzen. Psalmen Ps 23 7 1 Psalmus David, quem cantavit Domino pro verbis Chusi filii Jemini. Ein Psalm Davids, welchen er dem Herrn sang wegen der Worte Chusis, eines Sohnes Jeminis.¹ Psalmen Ps 23 7 1 1 Kus, Anhänger Sauls, verleumdet David. Falsch Chusi (nach Septuag). Psalmen Ps 23 7 10 Consumetur nequitia peccatorum, et diriges justum, scrutans corda et renes Deus. Die Bosheit der Sünder werde vernichtet und den Gerechten richte auf, o Gott! du Prüfer der Herzen und Nieren,¹² Psalmen Ps 23 7 10 12 Die Nieren sind der Sitz der Affekte. Die Vulgata kann auch als Prophezeiung gefasst werden. Psalmen Ps 23 7 11 Justum adjutorium meum a Domino, qui salvos facit rectos corde. Rechte Hilfe kommt mir von dem Herrn,¹³ der die, welche aufrichtigen Herzens sind, rettet. Psalmen Ps 23 7 11 13 Hebr.: Meinen Schild hält Gott. Psalmen Ps 23 7 12 Deus judex Justus, fortis, et patiens; numquid irascitur per singulos dies? Gott ist ein gerechter Richter, stark und langmütig, wird er wohl für und für zürnen?¹⁴ Psalmen Ps 23 7 12 14 Vulg.: Gott ist zwar langmütg, deshalb straft er die Sünder nicht sofort, aber, da er gerecht ist, wird er sie sicher zu seiner Zeit strafen. Hebr.: Gott ist ein gerechter Richter und ein Gott, dräuend Tag um Tag. Wenn Gott seinen Zorn zuletzt losbrechen lässt, tut er es dennoch nicht, ohne vorher täglich den Gottlosen bedroht zu haben. Bekehrt dieser sich nicht, so wetzt Jahve sein Schwert. Psalmen Ps 23 7 13 Nisi conversi fueritis, gladium suum vibrabit: arcum suum tetendit et paravit illum. Wenn ihr euch nicht bekehrt, wird er sein Schwert zücken.¹⁵ Schon hat er seinen Bogen gespannt und hält ihn bereit.¹⁶ Psalmen Ps 23 7 13 15 Hebr.: Wenn (der Frevler) sich nicht bekehrt, so wetzt der Herr sein Schwert. Psalmen Ps 23 7 13 16 Das Strafgericht bereitet sich allmählich vor (V. 13a), es ist aber auch wie ein gegen den Sünder gespannter Bogen mit auf ihn zielenden Pfeilen, so dass es augenblicklich vollzogen werden kann. Psalmen Ps 23 7 14 Et in eo paravit vasa mortis, sagittas suas ardentibus effecit. Er hat tödliche Geschosse darauf gelegt, seine Pfeile hat er zu Brandpfeilen gemacht. Psalmen Ps 23 7 15 Ecce parturiit injustitiam: concepit dolorem, et peperit iniquitatem. Siehe, jener geht schwanger mit Ungerechtigkeit, er empfängt Groll¹⁷ und gebiert Unrecht.¹⁸ Psalmen Ps 23 7 15 17 Hebr.: Unheil, Böses. Psalmen Ps 23 7 15 18 Hebr.: Täuschung. Über das Gute betrübt, sann er böses und suchte Unrecht zuzufügen. Psalmen Ps 23 7 16 Lacum aperuit, et effodit eum: et incidit in foveam, quam fecit. Eine Grube¹⁹ macht er und gräbt sie aus, doch er stürzt in die Vertiefung, die er gemacht. Psalmen Ps 23 7 16 19 Wie gegen ein wildes Tier. Psalmen Ps 23 7 17 Convertetur dolor ejus in caput ejus: et in verticem ipsius iniquitas ejus descendet. Auf sein Haupt kehrt sein Unheil zurück und sein Frevel stürzt auf seinen Scheitel herab.²⁰ Psalmen Ps 23 7 17 20 Zweites Bild des Unterganges. Beispiele hierfür sind Daniel in der Löwengrube und die drei Jünglinge im Feuerofen. Psalmen Ps 23 7 18 Confitebor Domino secundum justitiam ejus: et psallam nomini Domini altissimi. Ich aber will den Herrn preisen nach seiner Gerechtigkeit²¹ und dem Namen des Herrn, des Allerhöchsten, lobsingen.²² Psalmen Ps 23 7 18 21 Da er das Gute belohnt, das Böse bestraft hat. Psalmen Ps 23 7 18 22 Die Teilung der Verse entspricht im lat. Text nicht immer dem Parallelismus der Glieder. V. 5b gehört im Hebr. zu V. 6. Das Breviergebet hat mittlerischen Charakter, wird namens der Kirche und für sie gebetet; wir flehen in diesem Psalme um den Sieg der vom Satan (dem Kuschiten) und seinem Anhange viel verfolgten und ungerecht verleumdeten Kirche. Psalmen Ps 23 7 2 Domine Deus meus in te speravi: salvum me fac ex omnibus persequentibus me, et libera me. O Herr, mein Gott! auf dich vertraue ich,² errette mich von allen meinen Verfolgern und befreie mich, Psalmen Ps 23 7 2 2 Hebr.: suche ich Zuflucht. Psalmen Ps 23 7 3 Nequando rapiat ut leo animam meam, dum non est qui redimat, neque qui salvum faciat. auf dass nicht etwa einer wie ein Löwe mein Leben dahinraffe,³ während keiner da ist, der mich erlöse und errette. Psalmen Ps 23 7 3 3 Im Hebr. wird hinzugefügt: und zermalme. Von der Mehrzahl geht der Psalmist zur Einzahl über, weil der zur Zeit schlimmste Feind ihm vor der Seele tritt. Die Verfolger sind wie wilde Tiere, als Löwen gedacht, die ihren Fang zerfleischen und seine Knochen zermalmen. Psalmen Ps 23 7 4 Domine Deus meus si feci istud, si est iniquitas in manibus meis: Mein Herr und Gott! wenn ich solches⁴ getan, wenn Unrecht an meinen Händen ist, Psalmen Ps 23 7 4 4 Was mir zugeschrieben wird, besonders wohl das Folgende. Psalmen Ps 23 7 5 Si reddidi retribuentibus mihi mala, decidam merito ab inimicis meis inanis, wenn ich denen, die mir Böses taten, vergolten habe,⁵ so möge ich nach Verdienst schutzlos dahinsinken vor meinen Feinden. Psalmen Ps 23 7 5 5 Hebr. nach einigen: wenn ich dem, der in Frieden mit mir lebte, Böses tat; ich rettete vielmehr den, der mich grundlos befeindete. Vergl. [1Sam 24,4, 1Sam 26,18ff]. Nach anderen: vergolten habe und den, der mich ohne Grund verfolgte, ausraubte. Psalmen Ps 23 7 6 Persequatur inimicus animam meam, et comprehendat, et conculcet in terra vitam meam, et gloriam meam in pulverem deducat. Dann möge der Feind meine Seele verfolgen und ergreifen und möge mein Leben zu Boden treten⁶ und meine Ehre⁷ in den Staub niederziehen. Psalmen Ps 23 7 6 6 Mir schimpflich das Leben nehmen. Psalmen Ps 23 7 6 7 Meine Ehre mit Schmach bedecken, oder: meine Seele in den Todesstaub ziehen. Vergl. [Ps 21,16]. Am Schlusse des Verses: Sela. Psalmen Ps 23 7 7 Exsurge Domine in ira tua: et exaltare in finibus inimicorum meorum. Et exsurge Domine Deus meus in præcepto quod mandasti: Erhebe dich, o Herr! in deinem Zorne und zeige dich erhaben wider meiner Feinde Wüten!⁸ Ja, erhebe dich, o Herr, mein Gott! nach dem Gebote, das du gegeben, Psalmen Ps 23 7 7 8 Hebr.: Erhebe dich, o Herr, in deinem Zorne! Erhebe dich wider meiner Dränger Wüten und wache auf für mich, der du (gerechtes) Gericht befohlen hast. Vulg.: Erhebe dich, Herr, und strafe die Übertretungen meiner Feinde und führe aus gemäß dem Gerichtsbefehle, den du erlassen. Psalmen Ps 23 7 8 Et synagoga populorum circumdabit te. Et propter hanc in altum regredere: und es umgebe dich der Völker Schar⁹ und ihretwegen kehre zurück zur Höhe.¹⁰ Psalmen Ps 23 7 8 9 Besonders die zwölf Stämme, die Kirche Gottes. Sie sollen schauen, wie Gott Rache nimmt. Psalmen Ps 23 7 8 10 Wenn Gott ein solches Gericht hält, besteigt er seinen Stuhl in Himmelshöhen, von dort aus den Spruch zu fällen. Sofern Gott nicht richtend tätig ist, hat er diesen Stuhl gleichsam verlassen. Daher die Bitte, er wolle zur Höhe zurückkehren: komme zum Gericht. Nach anderen: die Völker sollen Jahve im Kreise umstehen, indes er Gericht hält, um nach denselben soll er über sie hinweg [Gen 17,22] emporschweben und im Triumphe zum Himmel zurückkehren. Psalmen Ps 23 7 9 Dominus judicat populos. Judica me Domine secundum justitiam meam et secundum innocentiam meam super me. Der Herr ist Richter über die Völker.¹¹ Schaffe mir Recht, o Herr! nach meiner Gerechtigkeit und nach meiner Unschuld, die mir innewohnt. Psalmen Ps 23 7 9 11 Vom allgemeinen Gerichte geht der Psalmist auf das besondere Gericht Gottes über ihn selbst über. Psalmen Ps 23 0 1 a. Die ganze Schöpfung preist Gottes Erhabenheit. Was ist der Mensch, dass ein solcher Gott sich seiner annimmt? (V. 5) b. Zwei Gründe sind es, weshalb Gott des Menschen gedenkt: derselbe steht nur wenig unter den Engeln, ist mit übernatürlicher Ähnlichkeit Gottes ausgestattet und zum König der Erde eingesetzt. (V. 9) c. Der Psalmist schließt mit demselben Aufruf, mit dem er begonnen. Psalmen Ps 23 8 1 In finem pro torcularibus, Psalmus David. Zum Ende, für die Keltern,¹ ein Psalm Davids.² Psalmen Ps 23 8 1 1 Für den Vorsänger. Wohl am Laubhüttenfest zu singen. Psalmen Ps 23 8 1 2 Gelegenheit und Veranlassung unbekannt. Der Psalm ist messianisch, vergl. [Hebr 2,6ff, 1Kor 15,27ff], indes bezieht er sich nicht so im Literal- wie im eminenten geistigen Sinne auf den Messias. Haben nämlich die Worte in ihrer Weise ihre Geltung für den Menschen im Allgemeinen, so sind sie doch voll und vollkommen erst in Christus wahr. Psalmen Ps 23 8 10 Domine Dominus noster, quam admirabile est nomen tuum in universa terra! O Herr, unser Herrscher! wie herrlich ist dein Name auf der ganzen Erde!²⁰ Psalmen Ps 23 8 10 20 Der Psalmist hat getan, was er V. 2 ausgesprochen, und kann deshalb denselben Gedanken wiederholend, gleichsam den Ring schließen. Psalmen Ps 23 8 2 Domine Dominus noster, quam admirabile est nomen tuum in universa terra! Quoniam elevata est magnificentia tua, super clos. O Herr, unser Herr! wie herrlich ist dein Name³ auf der ganzen Erde! denn deine Herrlichkeit ist erhabener als die Himmel.⁴ Psalmen Ps 23 8 2 3 Was von dir durch Schöpfung und Offenbarung bekannt ist. Psalmen Ps 23 8 2 4 Hebr. wohl: Du, dessen Herrlichkeit sich über die Himmel erstreckt. Da nun die Himmel, das Firmament, die Erde umgibt, ist kein Teil des Erdkreises, an dem deine Herrlichkeit nicht zu schauen. Psalmen Ps 23 8 3 Ex ore infantium et lactentium perfecisti laudem propter inimicos tuos, ut destruas inimicum et ultorem. Aus dem Munde der Kinder⁵ und Säuglinge hast du dir Lobpreis⁶ bereitet um deiner Feinde willen, um den Feind und den Rachgierigen⁷ zu vernichten.⁸ Psalmen Ps 23 8 3 5 Allenthalben auch auf Erden ist Gottes Name ruhmvoll, denn selbst Kinder kennen und verherrlichen ihn. Christus führt diese Stelle [Mt 21,11] an. Psalmen Ps 23 8 3 6 Hebr.: Bollwerk. Das Lallen der Kinder ein Mittel der Obmacht Gottes, die zum Schweigen zu bringen, welche ihn und die Seinigen verderben wollen. Vergl. [1Kor 1,27]. V. 3 leistet den Erklärungsversuchen der Exegeten hartnäckigen Widerstand. Psalmen Ps 23 8 3 7 Die Wurzel aller Gottesleugnung ist der Hass gegen Gott, mit dem jene die Offenbarung und Gott selbst vernichten möchten. Psalmen Ps 23 8 3 8 Hebr.: zum Schweigen zu bringen. Psalmen Ps 23 8 4 Quoniam videbo clos tuos, opera digitorum tuorum: lunam et stellas, quæ tu fundasti. Wenn ich deine Himmel anschaue, deiner Finger⁹ Werk, den Mond und die Sterne, die du gebildet hast,¹⁰ Psalmen Ps 23 8 4 9 Deiner Macht. [Ex 8,19] Psalmen Ps 23 8 4 10 Die Sonne ist ausgelassen. Der Psalm ist wohl bei Nacht gedichtet. Psalmen Ps 23 8 5 Quid est homo, quod memor es ejus? Aut filius hominis, quoniam visitas eum? was ist da der Mensch,¹¹ dass du seiner gedenkst,¹² oder der Menschensohn, dass du ihn in Gnaden heimsuchst?¹³ Psalmen Ps 23 8 5 11 Wie nichts muss er sich vorkommen, gegenüber der dort oben strahlenden Herrlichkeit. Psalmen Ps 23 8 5 12 Wie viel preiswürdiger ist da Gottes Güte, die für dieses Nichts Sorge trägt. Psalmen Ps 23 8 5 13 Die höchste gnadenreiche Heimsuchung war die Menschwerdung. [Lk 1,68.71] Psalmen Ps 23 8 6 Minuisti eum paulo minus ab Angelis, gloria et honore coronasti eum: Nur ein Weniges¹⁴ hast du ihn unter die Engel¹⁵ gestellt, mit Herrlichkeit und Ehre ihn gekrönt¹⁶ Psalmen Ps 23 8 6 14 Zeitlich; kurze Zeit [Hebr 2,7ff] Bis die Sünde mit ihren Folgen überwunden sein wird du Christus auch in seiner menschlichen Natur zur Rechten der Gottheit Platz genommen hat. Psalmen Ps 23 8 6 15 Hebr.: unter Elohim, was die Septuag auf die Engel bezieht. Der Mensch steht diesen nach, insoweit er sterblich ist. (Theod.) Psalmen Ps 23 8 6 16 David vergleicht den Stand der Erniedrigung und den der Erhöhung der gleichen menschlichen Natur. (Chrys., Cyr., Aug.) Christus vereint die menschliche Natur mit der göttlichen Person, und die Menschen erhielten Macht, Kinder Gottes, Glieder des mystischen Leibes Christi zu werden; so ward die menschliche Natur erhöht. Da Christus die höchste Erniedrigung auf sich nahm bis zum Kreuze [Phil 2,8.11] und auf das Höchste erhöht ward [1Kor 15,25], galten von ihm ganz besonders die Worte des Psalmes. Psalmen Ps 23 8 7 Et constituisti eum super opera manuum tuarum. und hast ihn über die Werke deiner Hände gesetzt.¹⁷ Psalmen Ps 23 8 7 17 Gemäß seiner (natürlichen geistige Seele mit freiem Willen wie der übernatürlichen) Ähnlichkeit mit Gott hat der Mensch eine Herrscherstellung erhalten, wie die folgenden Verse darlegen. Psalmen Ps 23 8 8 Omnia subjecisti sub pedibus ejus, oves et boves universas: insuper et pecora campi: Alles hast du seinen Füßen unterworfen,¹⁸ Schafe und Rinder allzumal, dazu auch die Tiere des Feldes, Psalmen Ps 23 8 8 18 Der Mensch ist ein König, dessen Reich die ganze Welt mit den Werken der Weisheit Gottes. Die Aufzählung beginnt mit den Haustieren und geht fort zu den wilden Tieren, von den Tieren des Festlandes dann über auf die der Luft und des Wassers. Psalmen Ps 23 8 9 Volucres cli, et pisces maris, qui perambulant semitas maris. die Vögel des Himmels und die Fische des Meeres, welche¹⁹ die Wege des Meeres durchziehen. Psalmen Ps 23 8 9 19 Hebr.: was, also alles vom kleinsten Tier bis zum größten Ungeheuer. Wenn der Mensch über alle lebenden Wesen als König herrscht, wie viel mehr über alle leblosen. Psalmen Ps 23 0 1 1. (V. 1-17) Lob Gottes, der sich Davids angenommen (V. 5) und seine Feinde niedergeworfen hat. (V. 9) Mahnung an die Seinigen, auch sie sollen Gottes Strafgerechtigkeit preisen. (V. 13) Doch noch ist alles Übel nicht gehoben, darum fleht David Gott von neuem um Hilfe an und schließt mit dem Lobe Gottes, der seine Gerechtigkeit offenbart hat, indem er das Böse, das die Feinde zufügen wollten, über sie selbst kommen ließ. (V. 17) 2. Bitte an Gott, er wolle die Heiden welche ihn nicht anerkennen, bezwingen (V. 21), da jene in stolzem Selbstvertrauen nicht nach Gott fragen (Psalm 9b V. 4) und Gottes Diener unterdrücken. (V. 8) Da jene wähnen, Gott sehe nicht auf seine Diener, fleht er, er wolle sich erheben (V. 12) und zeigen, dass er der Armen gedenkt, indem er ihre Unterdrücker aus dem Lande vertreibt. (V. 16) Alles zusammenfassend, spricht er die Hoffnung aus, dass die Erhörung seiner früheren Bitten das Unterpfand eines vollkommenen Sieges sein werde. Psalmen Ps 23 9 1 In finem pro occultis filii, Psalmus David. Zum Ende, über die Geheimnisse des Sohnes,¹ ein Psalm Davids.² Psalmen Ps 23 9 1 1 Für den Gesangmeister. Hohe Stimme. Psalmen Ps 23 9 1 2 Die Zeitumstände des Psalmes sind die gleichen wie die von [Ps 58]. David hat viele Feinde besiegt und sagt dafür Dank, zugleich um Hilfe flehend, damit er die noch übrigen Feinde vertreiben könne. Psalmen Ps 23 9 10 Et factus est Dominus refugium pauperi: adjutor in opportunitatibus, in tribulatione. So ist der Herr des Armen¹⁰ Zuflucht, ein Helfer zur rechten Zeit in der Drangsal. Psalmen Ps 23 9 10 10 Des Bedrängten. Psalmen Ps 23 9 11 Et sperent in te qui noverunt nomen tuum: quoniam non dereliquisti quærentes te Domine. Darum mögen auf dich vertrauen, die deinen Namen kennen, denn du verlässest jene nicht, die dich suchen, Herr! Psalmen Ps 23 9 12 Psallite Domino, qui habitat in Sion: annuntiate inter gentes studia ejus: Lobsinget dem Herrn, der auf Sion¹¹ wohnt! verkündet unter den Völkern seine Großtaten, Psalmen Ps 23 9 12 11 Auf Sion hatte David die Bundeslade aufgestellt. Von dieser her erflossen die Gnaden Gottes. Psalmen Ps 23 9 13 Quoniam requirens sanguinem eorum recordatus est: non est oblitus clamorem pauperum. denn er, der Rächer ihres Blutes,¹² gedachte ihrer, vergaß nicht das Rufen der Bedrängten. Psalmen Ps 23 9 13 12 Vergl. [Gen 9,5]. Psalmen Ps 23 9 14 Miserere mei Domine: vide humilitatem meam de inimicis meis. Erbarme dich meiner, Herr! siehe meine Erniedrigung¹³ durch meine Feinde, Psalmen Ps 23 9 14 13 Bedrängnis, die ich von meinen Feinden leide. Psalmen Ps 23 9 15 Qui exaltas me de portis mortis, ut annuntiem omnes laudationes tuas in portis filiæ Sion. der du mich emporhebst aus den Toren des Todes,¹⁴ auf dass ich deine Ruhmestaten verkünde an den Toren¹⁵ der Tochter Sion. Psalmen Ps 23 9 15 14 Die Tore des Totenreiches sind in der Tiefe. Wer in Todesgefahr gerät, sinkt zu ihnen herab; wer dieser Gefahr entrissen wird, wird emporgehoben, dass jene Tore ihn nicht eingehen lassen und sich hinter ihm schließen. Psalmen Ps 23 9 15 15 In der Versammlung der Gemeinde, öffentlich vor allen. In den Toren wurden Versammlungen und Gericht abgehalten. Psalmen Ps 23 9 16 Exsultabo in salutari tuo: infixæ sunt gentes in interitu, quem fecerunt. In laqueo isto, quem absconderunt, comprehensus est pes eorum. Ich will frohlocken ob deines Heiles.¹⁶ Dahingesunken sind die Heiden ins Verderben,¹⁷ das sie mir bereiteten. In dem Fallstricke, den sie heimlich gelegt, verwickelte sich ihr eigener Fuß. Psalmen Ps 23 9 16 16 Deiner Rettung. Psalmen Ps 23 9 16 17 Hebr.: Grube. Psalmen Ps 23 9 17 Cognoscetur Dominus judicia faciens: in operibus manuum suarum comprehensus est peccator. Der Herr wird kund werden,¹⁸ da er Gericht hält,¹⁹ in seiner Hände Werke verstrickt sich der Sünder.²⁰ Psalmen Ps 23 9 17 18 Hebr.: Kundtat sich Jahve. Psalmen Ps 23 9 17 19 Die Guten belohnend, die Bösen strafend. Psalmen Ps 23 9 17 20 Hier fügt das Hebräische bei: Higgajon. Sela. Wohl: Harfenspiel. Wechsel des Chores. Psalmen Ps 23 9 18 Convertantur peccatores in infernum, omnes gentes quæ obliviscuntur Deum. Die Sünder sollen in die Unterwelt²¹ gestürzt werden, alle Völker, die Gottes vergessen. Psalmen Ps 23 9 18 21 Nach den Rabbinen in die tiefste Hölle. Psalmen Ps 23 9 19 Quoniam non in finem oblivio erit pauperis: patientia pauperum non peribit in finem. Denn nicht auf immer wird der Arme vergessen sein, die Geduld²² der Bedrängten nicht auf immer verloren sein. Psalmen Ps 23 9 19 22 Hebr.: die Erwartung. Psalmen Ps 23 9 2 Confitebor tibi Domine in toto corde meo: narrabo omnia mirabilia tua, Lobsingen will ich dir, o Herr! aus ganzem Herzen, verkünden alle deine Wunder.³ Psalmen Ps 23 9 2 3 Die Wunder deiner Allmacht und Güte. Psalmen Ps 23 9 20 Exsurge Domine, non confortetur homo: judicentur gentes in conspectu tuo; Erhebe dich, o Herr! nicht überhebe sich der Mensch,²³ vor deinem Angesichte sollen die Völker gerichtet werden.²⁴ Psalmen Ps 23 9 20 23 Aug. und Euseb. beziehen dies Wort in besonderer Weise auf den Antichrist. Psalmen Ps 23 9 20 24 Sollen Strafe dulden vor deinem Richterstuhle. Psalmen Ps 23 9 21 Constitue Domine legislatorem super eos: ut sciant gentes quoniam homines sunt. Setze einen Gesetzgeber²⁵ über sie, o Herr! damit die Völker erkennen, dass sie Menschen sind.²⁶ Psalmen Ps 23 9 21 25 Die Sept. las wohl in ihrer Vorlage Zuchtmeister, Tyrannen. Aug., Hieron. verstehen dies vom Antichrist, während einige Ausleger eine Andeutung auf den Heiligen Geist darin finden, der sie über ihr Elend belehren soll. Hebr.: Bereite ihnen Schrecken, Jahve, lass die Völker erkennen, dass sie Menschen sind. Psalmen Ps 23 9 21 26 Sela. Die Verseinteilung ist im Hebr. einige Male passender als in der Vulgata (und Septuag) V. 15a der Vulgata gehört im Hebr. noch zu V. 14, der Anfang von V. 16 zu V. 15. Im Munde des Priesters ist [Ps 9] in seinem ersten Teile bis V. 17 ein Dankgebet für den Sieg, den Christus über den Teufel, das Christentum über das Heidentum errungen hat und in der Kirche noch fortwährend erringt. Weiterhin, besonders von V. 22 an, ist der Psalm flehendes Gebet um Sieg der Kirche über die Gottlosigkeit und um Sieg der Gläubigen in allen gefahren ihres Heils. Psalmen Ps 23 9 22 (1.) Ut quid Domine recessisti longe, despicis in opportunitatibus, in tribulatione? Psalmen Ps 23 9 22 27 [Ps 9] und [Ps 10] nach jüdischer Zählung bildeten ursprünglich einen alphabetischen Psalm, der später in zwei Teile zerlegt ward. Psalmen Ps 23 9 3 Lætabor et exsultabo in te: psallam nomini tuo Altissime, Ich will mich freuen und frohlocken in dir, ich will deinem Namen, o Allerhöchster! lobsingen. Psalmen Ps 23 9 4 In convertendo inimicum meum retrorsum: infirmabuntur, et peribunt a facie tua. Du machtest flüchtig meine Feinde, ermattet kamen sie um vor deinem Angesichte,⁴ Psalmen Ps 23 9 4 4 Hebr.: mussten zurückweichen, strauchelten und kamen um vor deinem Angesichte. Vulg.: Meine Feinde werden ihrer Stärke verlustig gehen usw. Psalmen Ps 23 9 5 Quoniam fecisti judicium meum et causam meam: sedisti super thronum, qui judicas justitiam. denn du hast meine Sache und meinen Streit geführt,⁵ du hast dich auf den Thron gesetzt, der du mit Gerechtigkeit richtest. Psalmen Ps 23 9 5 5 In der Anwendung auf Christus: du hast den Streit geschlichtet, der zwischen dem Menschengeschlechte und dem Teufel bestand. Dieser behauptete, die Menschen mit Recht in Sklaverei zu halten, und peinigte sie tyrannisch, doch Christus endete den Streit, indem er für die Menschen genugtat. Sein Thron war das Kreuz. Psalmen Ps 23 9 6 Increpasti gentes, et periit impius: nomen eorum delesti in æternum et in sæculum sæculi. Du hast die Heiden bedräut und unterging⁶ der Frevler, du hast ihren Namen auf immer und ewig ausgetilgt. Psalmen Ps 23 9 6 6 Hebr. aktiv: und den Frevler vernichtet. Psalmen Ps 23 9 7 Inimici defecerunt frameæ in finem: et civitates eorum destruxisti. Periit memoria eorum cum sonitu: Des Feindes Schwerter sind niedergesunken auf immer⁷ und ihre Städte hast du zerstört. Verschwunden ist ihr Gedächtnis wie ein Schall.⁸ Psalmen Ps 23 9 7 7 Hebr.: Die Feinde sind vernichtet, Trümmer auf ewig. Psalmen Ps 23 9 7 8 Im jetzigen hebr. Texte sind die letzten Worte unverständlich. Psalmen Ps 23 9 8 Et Dominus in æternum permanet. Paravit in judicio thronum suum: Doch der Herr bleibt in Ewigkeit, er hat seinen Thron aufgestellt zum Gerichte Psalmen Ps 23 9 9 Et ipse judicabit orbem terræ in æquitate, judicabit populos in justitia. und er richtet den Erdkreis mit Billigkeit, richtet⁹ die Völker mit Gerechtigkeit. Psalmen Ps 23 9 9 9 In den Psalmen bedeutet dies die Herrschaft, welche Gott ausübt über die Völker. Vergl. [Ps 95]. Psalmen Ps 23 0 1 David verliert die Zuversicht nicht, ob auch seine Freunde ihm raten, die Flucht zu ergreifen, da ihm Verderben droht, dem zu entgehen seine Aussicht ist. (V. 4) Er setzt sein Vertrauen auf den allwissenden und gerechten Richter, der die Unschuldigen schützen und die Sünder niederwerfen wird. Psalmen Ps 23 10 1 In finem, Psalmus David. Zum Ende,¹ ein Psalm Davids.² Psalmen Ps 23 10 1 1 Für den Musikmeister. Psalmen Ps 23 10 1 2 Aus der Zeit der ersten Nachstellungen seitens Saul. Psalmen Ps 23 10 2 In Domino confido: quomodo dicitis animæ meæ: Transmigra in montem sicut passer? Auf den Herrn vertraue ich; wie mögt ihr zu meiner Seele³ sagen: Fliehe wie ein Sperling⁴ auf das Gebirge?⁵ Psalmen Ps 23 10 2 3 Zu mir. Psalmen Ps 23 10 2 4 Das hebr. Wort bezeichnet jeden kleinen Vogel. Dieser flieht vor Jägern aus der Ebene in das waldige Gebirge. Psalmen Ps 23 10 2 5 An einen geschützten Ort, wo mich die Feinde nicht erreichen können. Hebr.: eurem Gebirge: das Gebirge, das euch schon früher wirksam geschützt. Psalmen Ps 23 10 3 Quoniam ecce peccatores intenderunt arcum, paraverunt sagittas suas in pharetra, ut sagittent in obscuro rectos corde. Denn siehe, die Sünder spannen den Bogen, halten ihre Pfeile in dem Köcher⁶ bereit, um sie im Dunkeln⁷ abzuschießen auf die, welche aufrichtigen Herzens sind;⁸ Psalmen Ps 23 10 3 6 Hebr.: über die Sehne. Psalmen Ps 23 10 3 7 Im Verborgenen, hinterlistig. Psalmen Ps 23 10 3 8 Auf mich und meine unschuldigen Genossen. Psalmen Ps 23 10 4 Quoniam quæ perfecisti, destruxerunt: justus autem quid fecit? denn was du vollbracht hast, zerstören sie,⁹ was aber hat der Gerechte ausgerichtet? Psalmen Ps 23 10 4 9 Hebr.: Werden die Grundpfeiler (der Gerechtigkeit) gestürzt. Was du als Grundpfeiler der Macht und Würde des Reiches geschaffen, haben sie zerstört. So fliehe denn. Psalmen Ps 23 10 5 Dominus in templo sancto suo, Dominus in clo sedes ejus: Oculi ejus in pauperem respiciunt: palpebræ ejus interrogant filios hominum. Der Herr ist in seinem heiligen Tempel,¹⁰ der Herr hat im Himmel seinen Thron;¹¹ seine Augen schauen auf den Armen, seine Wimpern durchforschen die Menschenkinder. Psalmen Ps 23 10 5 10 Wo bin ich ohne Gott sicher, mit ihm aber, was habe ich zu fürchten? Sind die Feinde mir an Macht überlegen, der Herr ist allmächtig; sind sie listig, der Herr ist allwissend. Sie rechnen auf das Gelingen ihrer Anschläge, der Herr ist allgerecht und macht sie zuschanden. Psalmen Ps 23 10 5 11 Als höchster Richter. Psalmen Ps 23 10 6 Dominus interrogat justum et impium: qui autem diligit iniquitatem, odit animam suam. Der Herr durchforscht¹² den Gerechten und den Gottlosen; wer aber Gewalttat liebt, hasst seine Seele.¹³ Psalmen Ps 23 10 6 12 Prüft. Psalmen Ps 23 10 6 13 Sein Seelenheil. Hebr.: den hasst seine (Gottes) Seele. Der Sinn ist der gleiche wie in der Vulgata, welche den Erfolg des Hasses Gottes ausdrückt. Psalmen Ps 23 10 7 Pluet super peccatores laqueos: ignis, et sulphur, et spiritus procellarum pars calicis eorum. Er lässt über die Gottlosen Schlingen¹⁴ regnen,¹⁵ Feuer und Schwefel¹⁶ und Sturmwind¹⁷ ist der Anteil ihres Bechers.¹⁸ Psalmen Ps 23 10 7 14 Blitze. Psalmen Ps 23 10 7 15 Das Verderben kommt über die Bösen von oben, und zwar in Fülle. Psalmen Ps 23 10 7 16 Anspielung auf Sodoma und Gomorrha. Psalmen Ps 23 10 7 17 Hebr.: Glutwind, der Samum. Vergl. [Jes 51,17.22]. Psalmen Ps 23 10 7 18 Der ihnen gebührende Anteil. Die Mahlvorsteher weisen jedem Gaste seinen Anteil am Weine an. Psalmen Ps 23 10 8 Quoniam justus Dominus et justitias dilexit: æquitatem vidit vultus ejus. Denn der Herr ist gerecht und liebt Rechttun, sein Auge schaut¹⁹ auf die Rechtlichkeit.²⁰ Psalmen Ps 23 10 8 19 Mit Wohlgefallen. Psalmen Ps 23 10 8 20 Hebr.: Redliche werden sein Angesicht schauen. Zunächst ist hierdurch das Wohlwollen Gottes bezeichnet. Ob auch mehr? Ob ein wirkliches Schauen? Wohl verlor sich der Ausblick der Gerechten des A. B. in der Scheol, aber dennoch sandte der Glaube auch in diese einen Hoffnungsstrahl und der Gerechte tröstet sich eines zukünftigen Schauens Gottes. [Ps 19, Ps 29] Das Neue Testament hat dies Sehnen des Alten erfüllt, als der Erlöser den Tod durch seinen Tod besiegte und die Frommen mit sich aus der Vorhölle in den Himmel emporführte. Aug. und Hieron. fassen den Psalm insbesondere als gegen die Verführungskünste der Irrlehrer gerichtet. Doch ist der Psalm auch Ausdruck des Vertrauens, dass wir, nachdem der Herr am Kreuze die Hölle besiegt hat und im Himmel thront, keinen Feind mehr zu fürchten haben. Psalmen Ps 23 0 1 Die Welt ist voll von Verleumdern (V. 3), deshalb bittet David Gott, er wolle die Stolzen, welche einen Richter über ihre Zunge nicht anerkennen, vertilgen (V. 5), doch Gott, dessen Worte nicht trügen, verheißt ihm Hilfe, (V. 7), deshalb fürchtet er nichts mehr von dem Übermut jenes gottlosen Geschlechtes. Psalmen Ps 23 11 1 In finem pro octava, Psalmus David. Zum Ende, für die Oktav,¹ ein Psalm Davids.² Psalmen Ps 23 11 1 1 Für den Musikmeister. Hohe Stimme. Psalmen Ps 23 11 1 2 David wird bei Saul verleumdet. Psalmen Ps 23 11 2 Salvum me fac Domine, quoniam defecit sanctus: quoniam diminutæ sunt veritates a filiis hominum. Errette mich,³ Herr! denn die Frommen nehmen ab,⁴ denn die Treue⁵ ist geschwunden unter den Menschenkindern. Psalmen Ps 23 11 2 3 Mich fehlt im Hebr. Psalmen Ps 23 11 2 4 Mit den Frommen ist es zu Ende. Psalmen Ps 23 11 2 5 Die treuen, zuverlässigen Menschen. Psalmen Ps 23 11 3 Vana locuti sunt unusquisque ad proximum suum: labia dolosa, in corde et corde locuti sunt. Sie reden Lüge, ein jeder zu seinem Nächsten; ihre Lippen sind voll Trug, sie reden mit doppeltem Herzen.⁶ Psalmen Ps 23 11 3 6 Hebr.: Mit schmeichlerischen Lippen, mit Doppelherzen reden sie. Sie haben gleichsam ein inneres, böses Herz, und ein in Worten gezeigtes gutes. Psalmen Ps 23 11 4 Disperdat Dominus universa labia dolosa, et linguam magniloquam. Möge⁷ der Herr alle trugvollen Lippen vertilgen, die großsprecherischen Zungen⁸ jener, Psalmen Ps 23 11 4 7 Prophezeiende Anwünschung. Psalmen Ps 23 11 4 8 Welche gegen die Guten mit Verachtung Gottes wüten. Psalmen Ps 23 11 5 Qui dixerunt: Linguam nostram magnificabimus, labia nostra a nobis sunt, quis noster Dominus est? welche sagen: Lasset uns unserer Zunge Macht zeigen,⁹ unsere Lippen stehen uns bei, wer ist unser Herr?¹⁰ Psalmen Ps 23 11 5 9 Hebr.: Unserer Zunge verschaffen wir die Gewalt, oder: in Bezug auf unsere Zunge zeigen wir uns stark. Psalmen Ps 23 11 5 10 Wir erkennen keine Autorität an. Warum also sollten wir nicht reden, was uns gefällt? Psalmen Ps 23 11 6 Propter miseriam inopum, et gemitum pauperum nunc exsurgam, dicit Dominus. Ponam in salutari: fiducialiter agam in eo. Wegen des Elendes der Bedrängten und des Seufzens der Armen will ich mich nun¹¹ erheben, spricht der Herr. Ich will Heil schaffen, mit ihm vertraulich handeln.¹² Psalmen Ps 23 11 6 11 Da der rechte Zeitpunkt gekommen (Euth.), für die Bösen unerwartet. Bisher hat Gott gleichsam teilnahmslos zugesehen. Treffend folgt das Wort Gottes auf die Reden der Feinde. Dasselbe ist zwar längst gesprochen und gilt auf immer; doch der Seher führt es an, es zu preisen und sein Vertrauen darauf zu gründen. Psalmen Ps 23 11 6 12 Hebr.: Ich will in den Zustand des Heils versetzen den, der darnach verlangt (sich darnach sehnt.) Psalmen Ps 23 11 7 Eloquia Domini, eloquia casta: argentum igne examinatum, probatum terræ purgatum septuplum. Des Herrn Worte sind¹³ lautere Worte,¹⁴ Silber, das im Feuer geläutert ist, im irdenen Tiegel erprobt,¹⁵ siebenfach¹⁶ gereinigt. Psalmen Ps 23 11 7 13 Auf die Verheißung des Herrn folgt gleichsam der Widerhall derselben im Herzen des Sehers, das Amen. Psalmen Ps 23 11 7 14 Frei von Trug. Psalmen Ps 23 11 7 15 Hebr.: Silber niedergeschmolzen in der Werkstatt zur Erde (rein aus dem Schmelzofen zur Erde niederfließend). Psalmen Ps 23 11 7 16 Zahl der Vollkommenheit und Vollendung. Psalmen Ps 23 11 8 Tu Domine servabis nos: et custodies nos a generatione hac in æternum. Du, Herr! behütest uns und bewahrst¹⁷ uns vor diesem Geschlechte¹⁸ in Ewigkeit. Psalmen Ps 23 11 8 17 Als Bitte zu fassen. Psalmen Ps 23 11 8 18 Hebr.: Du, Jahve, wirst uns bewahren vor diesem Geschlecht auf ewig, (V. 9) da sich ringsum Frevler (dünkelhaft) ergehen, indem obenauf ist die Gemeinheit der Menschenkinder. Psalmen Ps 23 11 9 In circuitu impii ambulant: secundum altitudinem tuam multiplicasti filios hominum. Ringsum wandeln die Gottlosen,¹⁹ doch hast du nach deinen tiefen Ratschlüssen die Menschenkinder zahlreich gemacht.²⁰ Psalmen Ps 23 11 9 19 Uns zu schaden. Psalmen Ps 23 11 9 20 Vulgata: Du wirst uns befreien von den Feinden, die uns schädigen, die uns umgeben, deren Zahl deine unerforschliche Weisheit sich zu mehren gestattet hat. Psalmen Ps 23 0 1 Lange Zeit schon in der Verbannung und in Heimsuchungen klagt David, wie lange Gott ihn noch darin lassen will. (V. 3) Zum Herrn flehend, dass er ihn stärken und stützen wolle (V. 5), endet er das Lied, das er in Betrübnis begonnen, mit Jubel. Psalmen Ps 23 12 1 In finem, Psalmus David. Usquequo Domine oblivisceris me in finem? Usquequo avertis faciem tuam a me? Zum Ende,¹ ein Psalm Davids.² Wie lange, Herr! wirst du meiner so ganz vergessen? Wie lange noch dein Angesicht von mir wenden?³ Psalmen Ps 23 12 1 1 Für den Musikmeister. Psalmen Ps 23 12 1 2 Aus den letzten Jahren Sauls. Psalmen Ps 23 12 1 3 Hebr.: Verbergen (indem Gott Hilfe versagt, zu zürnen scheint). Psalmen Ps 23 12 2 Quamdiu ponam consilia in anima mea, dolorem in corde meo per diem? Wie lange soll ich in meiner Seele Pläne schaffen,⁴ Schmerzen leiden in meinem Herzen Tag für Tag?⁵ Psalmen Ps 23 12 2 4 Wie ich mich retten kann. Psalmen Ps 23 12 2 5 Wie lange soll ich Pläne über Pläne (Sorgen) in meinem Herzen anhäufen wie in einer Vorratskammer? Das Plänefassen gehört der Nacht zu, das Handeln dem Tage, doch hier ist das Handeln mit Enttäuschung verbunden, daher Kummer und Schmerz. Psalmen Ps 23 12 3 Usquequo exaltabitur inimicus meus super me? Wie lange soll sich mein Feind über⁶ mich erheben?⁷ Psalmen Ps 23 12 3 6 Und wider mich. Psalmen Ps 23 12 3 7 In vierfacher Klage heilig-ungestümen Bittens hat der Sänger zu Gott gefleht. Auch die folgende Bittform ist in vier Glieder geteilt. Psalmen Ps 23 12 4 Respice, et exaudi me Domine Deus meus. Illumina oculos meos ne unquam obdormiam in morte: Schau her und erhöre mich,⁸ o Herr, mein Gott! Erleuchte meine Augen,⁹ dass ich nicht etwa in Todesschlaf sinke;¹⁰ Psalmen Ps 23 12 4 8 Hebr.: Erwidere mir (durch Erhörung). Psalmen Ps 23 12 4 9 Mit der Lebenskraft schwindet auch das Licht und der Glanz der Augen. Vergl. [1Sam 14,27]. Die Augen erleuchten ist also: Lebenskraft mitteilen. Psalmen Ps 23 12 4 10 Dem Gram nicht erliege. Gegensätze: Schau her (V. 4) wendest du (V. 1); erhöre mich (V. 4) vergessen (V. 1), erleuchte (V. 4), Pläne schaffen (V. 1). (Aug.) Psalmen Ps 23 12 5 Nequando dicat inimicus meus: Prævalui adversus eum. Qui tribulant me, exsultabunt si motus fuero: dass mein Feind¹¹ nicht sagen könne: Ich bin seiner mächtig geworden; es würden¹² meine Quäler frohlocken, wenn ich wankte. Psalmen Ps 23 12 5 11 Im Sinne dessen, der den Psalm betet: der Satan. Psalmen Ps 23 12 5 12 Im Hebr. hängt auch dieses Satzglied von dass ab. Psalmen Ps 23 12 6 Ego autem in misericordia tua speravi. Exsultabit cor meum in salutari tuo: cantabo Domino qui bona tribuit mihi: et psallam nomini Domini altissimi. Doch¹³ ich vertraue auf deine Erbarmung, es frohlockt mein Herz ob deines Heiles, ich will dem Herrn lobsingen, der mir Gutes getan,¹⁴ und den Namen des Herrn, des Allerhöchsten, preisen.¹⁵ Psalmen Ps 23 12 6 13 Doch nein, Herr, du lässest mich nicht wanken, vertraue ich doch auf deine Erbarmung. Psalmen Ps 23 12 6 14 Wenn das Heil gekommen. Die Kirche legt den Psalm dem am Ölberge betenden Heiland in den Mund. Wir flehen den Auferstandenen an, er wolle uns im Kampfe gegen unsere verkehrte Begierlichkeit Mut und Sieg geben. Psalmen Ps 23 12 6 15 Liturgischer Zusatz aus späterer Zeit, vielleicht auch [Ps 9,3] entnommen. Psalmen Ps 23 0 1 Die praktische Gottlosigkeit hat in dem Volke so überhand genommen, dass Gott kaum einen Gerechten mehr zu demselben zu finden vermag. (V. 3) Werden die Verführer des Volkes nie zu besserer Einsicht kommen? Ja, Gottes Gericht wird sie unerwartet ereilen inmitten der Gerechten. (V. 6) Flehen, dass der Herr seinem Volke Heil zuteil werden lasse. Psalmen Ps 23 13 1 In finem, Psalmus David. Dixit insipiens in corde suo: Non est Deus. Corrupti sunt, et abominabiles facti sunt in studiis suis: non est qui faciat bonum, non est usque ad unum. Zum Ende,¹ ein Psalm Davids.² Es spricht der Tor³ in seinem Herzen:⁴ Es ist kein Gott!⁵ Verderbt sind sie und verabscheuungswürdig sind sie geworden in ihren Anschlägen.⁶ Keiner ist, der Gutes tue, auch nicht ein einziger.⁷ Psalmen Ps 23 13 1 1 Für den Vorsänger. Psalmen Ps 23 13 1 2 Aus der Zeit der Empörung Absaloms, als das Volk den ihm von Gott gesetzten König und so auch etwa den Herrn verließ. Psalm 13 stimmt fast ganz mit [Ps 52] überein. Nur ist dort die Überschrift: Trauerlieder nach bekannter Melodie. Am bedeutendsten ist die Abweichung [Ps 52,6], wohl eine spätere Umgestaltung des Textes von 13,6, aber zugleich eine Begründung der Furcht derjenigen, die den Herrn nicht anrufen. Psalmen Ps 23 13 1 3 Der der Weisheit und Tugend bare Mensch, der praktische und damit wohl auch theoretische Gottesleugner. Psalmen Ps 23 13 1 4 Das Herz ist der Sitz des Denkens und Wollens. Psalmen Ps 23 13 1 5 Elohim, keine Vorsehung, kein gerechter Richter. Psalmen Ps 23 13 1 6 Offenbarungen des gottabgewandten Herzens. Psalmen Ps 23 13 1 7 Unter den Menschen insgemein. Wie [Gen 6,5.12] werden die verschwindenden Ausnahmen nicht beachtet. Psalmen Ps 23 13 2 Dominus de clo prospexit super filios hominum, ut videat si est intelligens, aut requirens Deum. Der Herr blickt vom Himmel⁸ auf die Menschenkinder, zu sehen, ob einer einsichtig sei oder nach Gott frage.⁹ Psalmen Ps 23 13 2 8 Wie von einer Warte. Das Bild ist dem menschlichen Leben entlehnt und auf Gott übertragen. Psalmen Ps 23 13 2 9 Ob einer Einsicht im Denken und Handeln bewährt, ob jemand Gott vor allem sucht. Psalmen Ps 23 13 3 Omnes declinaverunt, simul inutiles facti sunt: non est qui faciat bonum, non est usque ad unum. Sepulchrum patens est guttur eorum: linguis suis dolose agebant, venenum aspidum sub labiis eorum. Quorum os maledictione et amaritudine plenum est: veloces pedes eorum ad effundendum sanguinem. Contritio et infelicitas in viis eorum, et viam pacis non cognoverunt: non est timor Dei ante oculos eorum. Alle¹⁰ sind abgewichen, insgesamt unnütz¹¹ geworden; keiner ist, der Gutes tue, auch nicht ein einziger.¹² Ein offenes Grab ist ihr Schlund; mit ihren Zungen handeln sie trüglich, Natterngift ist unter ihren Lippen. Von Lästerung und Bitterkeit ist ihr Mund voll, behend sind ihre Füße zum Blutvergießen.¹³ Verderben und Unglück sind auf ihren Wegen und den Weg des Friedens¹⁴ kennen sie nicht, die Furcht Gottes ist nicht vor ihren Augen. Psalmen Ps 23 13 3 10 Mit Ausnahme eines kleinen Häufleins. Psalmen Ps 23 13 3 11 Im moralischen Sinne: ohne die Frucht guter Werke. Psalmen Ps 23 13 3 12 Hyperbolisch, denn Gott hatte zu allen Zeiten solche, die ihn verehrten und anriefen. [Eph 4,14] Die folgenden Worte dieses Verses fehlen im Hebr. und in der Septuag. in eine Abschrift der Septuag gelangt, gingen sie auch in die Itala über. Im Latein. stimmt die Übersetzung mit dem Texte der Vulgata [Röm 3,13-18] überein. In [Ps 52] fehlen auch im lat. Texte diese Worte, welche aus verschiedenen Psalmstellen zusammengewebt [Ps 5,11, Ps 139,4, Ps 9,7, Jes 59,7, Spr 1,16, Ps 35,2] und aus [Röm 3,13] in den Psalm geraten sind. (Hieron.) Psalmen Ps 23 13 3 13 Ihr ganzes Streben geht dahin, die Menschen zu peinigen und zu quälen. Psalmen Ps 23 13 3 14 Sie können nicht Frieden wahren. Psalmen Ps 23 13 4 Nonne cognoscent omnes qui operantur iniquitatem, qui devorant plebem meam sicut escam panis? Sind nicht ohne Einsicht alle, die Übles tun, die mein Volk verschlingen wie einen Bissen Brot?¹⁵ Psalmen Ps 23 13 4 15 Mit vermeintlicher Berechtigung. Psalmen Ps 23 13 5 Dominum non invocaverunt, illic trepidaverunt timore, ubi non erat timor. Den Herrn riefen sie nicht an;¹⁶ dort¹⁷ zitterten sie vor Furcht, wo nichts zu fürchten war. Psalmen Ps 23 13 5 16 Dieser Teil von V. 5 gehört im Hebr. noch zu V. 4. Psalmen Ps 23 13 5 17 Zwar fragen sie jetzt nicht nach Gott, aber dort bei dem künftigen Strafgerichte, wo sonst niemand, d.i. kein Gerechter, zittert, wo diese vielmehr frohlocken werden, da Gott ihre Bedrückungen rächt, werden die Bösen zittern. Der hebr. Text ist nicht ganz klar. Psalmen Ps 23 13 6 Quoniam Dominus in generatione justa est, consilium inopis confudistis: quoniam Dominus spes ejus est. Denn der Herr ist mit dem Geschlechte der Gerechten; den Ratschluss des Armen habt ihr verhöhnt, dass der Herr seine Hoffnung sei.¹⁸ Psalmen Ps 23 13 6 18 Hebr.: Möget ihr zuschanden machen des Bedrängten Ratschlag (es tut nichts), denn der Herr ist seine Zuflucht. Psalmen Ps 23 13 7 Quis dabit ex Sion salutare Israel? cum averterit Dominus captivitatem plebis suæ, exsultabit Jacob, et lætabitur Israel. O dass doch Israel Heil aus Sion¹⁹ käme! Wenn der Herr die Gefangenschaft seines Volkes²⁰ abwendet, wird Jakob frohlocken und Israel²¹ sich freuen! Psalmen Ps 23 13 7 19 Wenn Gott in sein Heiligtum zurückkehrt, beginnt auch für Israel wieder das Heil. Psalmen Ps 23 13 7 20 Dieser Zusatz ist dem Psalme wohl in der Babylonischen Gefangenschaft beigefügt worden. Psalmen Ps 23 13 7 21 Die Namen des Stammvaters des Volkes stehen statt des Volkes selbst. Der Psalm ist für uns eine Klage über die Folgen des Sündenfalls, dass die Menschheit ihrer größeren Mehrheit nach den wahren Gott verleugnete, und die Bitte an den Heiland, er wolle der aus dem Unglauben hervorgegangenen Bosheit mehr und mehr steuern, bis die Sünde mit ihren Folgen einst ganz überwunden ist. Psalmen Ps 23 0 1 Der Seher fragt Gott, wer unter dessen Schutz wohnen kann? (V. 1) Er antwortet sich selbst, indem er in zwei Strophen (2.3 und 4.5) den wahrhaft Gerechten so beschreibt, dass er die ihm eigenen Tugenden wie die Fehler aufzählt, von denen er sich frei bewahren muss. Psalmen Ps 23 14 1 Psalmus David. Domine quis habitabit in tabernaculo tuo? aut quis requiescet in monte sancto tuo? Ein Psalm Davids.¹ O Herr!² wer darf weilen³ in deinem Zelte? oder wer darf wohnen auf deinem heiligen Berge?⁴ Psalmen Ps 23 14 1 1 Der Psalm ist wohl eine weitere Ausführung der in [Ps 23,3.4] enthaltenen Gedanken, der bei der gleichen Gelegenheit wie jener, der Übertragung der Bundeslade, verfasst ward. Vergl. [2Sam 6]. Psalmen Ps 23 14 1 2 Der Seher wendet sich an Gott, weil nur dieser vollgültige Antwort geben kann. Psalmen Ps 23 14 1 3 Als Gastfreund und Hausgenosse mit dir verkehren, so dass du sein Flehen erhörst. Psalmen Ps 23 14 1 4 Der Stätte der göttlichen Gegenwart. Vergl. [Ps 2,6]. Psalmen Ps 23 14 2 Qui ingreditur sine macula, et operatur justitiam: Wer unsträflich wandelt und Gerechtigkeit übt, Psalmen Ps 23 14 3 Qui loquitur veritatem in corde suo, qui non egit dolum in lingua sua: Nec fecit proximo suo malum, et opprobrium non accepit adversus proximos suos. wer Wahrheit spricht⁵ in seinem Herzen,⁶ wer mit seiner Zunge nicht Trug übt,⁷ wer seinem Nächsten nichts Übles tut und Schmähung nicht auf seinen Nächsten häuft; Psalmen Ps 23 14 3 5 Denkt. Psalmen Ps 23 14 3 6 Diese Worte gehören im Hebr. noch zu V. 2. Psalmen Ps 23 14 3 7 Hebr.: verleumdet. Psalmen Ps 23 14 4 Ad nihilum deductus est in conspectu ejus malignus: timentes autem Dominum glorificat: Qui jurat proximo suo, et non decipit. in wessen Augen der Bösewicht nichts gilt, der aber die, welche den Herrn fürchten, in Ehren hält; wer seinem Nächsten schwört und ihn nicht betrügt;⁸ Psalmen Ps 23 14 4 8 Hebr.: wer, wenn er sich zum Schaden schwört, es (das Zeugnis, Gelübde) nicht ändert. Die Worte weisen auf [Lev 5,4]. Die Vulgata fasst den Sinn allgemeiner: Schwört er, so betrügt er den Nächsten nicht um das eidlich Zugesagte. Psalmen Ps 23 14 5 Qui pecuniam suam non dedit ad usuram, et munera super innocentem non accepit: Qui facit hæc, non movebitur in æternum. wer sein Geld nicht auf Wucher gibt⁹ und Geschenke nicht annimmt gegen den Unschuldigen;¹⁰ wer so handelt, wird nimmermehr wanken.¹¹ Psalmen Ps 23 14 5 9 Vergl. [Ex 22,25, Lev 25,36, Lk 6,35]. Psalmen Ps 23 14 5 10 Vergl. [Dtn 16,19]. Psalmen Ps 23 14 5 11 Er steht fest, von Jahve gehalten, kein Unfall kann ihn brechen, bleibt er ja in Gottes Freundschaft. Das alttestamentliche Sion und das Bundeszelt waren ein Typus des himmlischen Sion und des himmlischen Allerheiligsten, wo Gott persönlich unter seinem Volke wohnt und dieses sein Gast ist. Psalmen Ps 23 0 1 Christus fleht vor seinem Leiden den Vater, auf den er seine Zuversicht setzt, um Schutz an. (V. 1) 1. Frucht des Leidens des Messias in den Gläubigen: Wenngleich der Vater seiner Güter (der Verdienste seines Leidens) nicht bedarf, beginnt er dennoch, auf sie schauend, das Verlangen des Erlösers an seinen Gläubigen wunderbar zu erfüllen, wenn sie ihrer Sünden ledig zu ihm eilen, ob er sie auch zu blutigen Opfern, die er verabscheut, nicht beruft. (V. 4) 2. Dem Messias selbst aus dem leiden erwachsende Frucht: Gott selbst wird sein Erbe sein und ihm die (in der Selbstentäußerung gleichsam abgelegte) Herrlichkeit wiedergeben. Deshalb preist der Erlöser den Vater, der ihm diese Frucht offenbart hat. (V. 7) 3. Durch diese Erwägungen gestärkt, sieht er voraus, dass der Vater ihm (im Leiden) beistehen wird, und wird mit Freude erfüllt, umso mehr, als er fest hofft, dass er bald von den Toten auferstehen wird. (V. 10) Schluss: Dankbare Anerkennung, dass der Vater ihm den Weg des Leidens als Weg zu Leben und Seligkeit gezeigt hat. Psalmen Ps 23 15 1 Tituli inscriptio ipsi David. Conserva me Domine, quoniam speravi in te. Aufschrift Davids. Von David.¹ Behüte mich, Herr! denn auf dich vertraue ich. Psalmen Ps 23 15 1 1 Dies bezeugten auch die Apostel Petrus und Paulus. [Apg 2,25ff, Apg 13,35] Aus dem Zeugnisse beider erhellt zudem, dass David wenigstens in dem letzten Verse nicht seine Gefühle ausspricht, sondern in der Person des Messias redet. Da nun im ganzen Psalm dieselbe Person redet, werden auch die vorhergehenden Verse mit recht als Worte des Messias aufgefasst. Nach einigen Auslegern ist der Psalm von David direkt zu verstehen und nur typisch von Christus. Überschrift hebräisch: Miktam, besondere Art eines Liedes. Psalmen Ps 23 15 10 Quoniam non derelinques animam meam in inferno: nec dabis sanctum tuum videre corruptionem. denn du wirst meine Seele nicht im Totenreiche lassen noch deinen Heiligen die Verwesung schauen lassen.¹⁴ [Apg 2,32; Apg 13,35] Psalmen Ps 23 15 10 14 Du wirst meine Seele nicht im Totenreich lassen und meinen Leib nicht im Grabe zur Verwesung. Psalmen Ps 23 15 11 Notas mihi fecisti vias vitæ, adimplebis me lætitia cum vultu tuo: delectationes in dextera tua usque in finem. Du wirst mir die Wege des Lebens¹⁵ kundtun, wirst mich mit Wonne erfüllen vor deinem Angesichte, Freude zu deiner Rechten immerdar.¹⁶ Psalmen Ps 23 15 11 15 Des Lebens in Gott. Psalmen Ps 23 15 11 16 Nach der Auferstehung ging Christus den Weg des Lebens und setzte sich zur Rechten Gottes, d.i. erhielt Gottes Seligkeit und Macht. (s. [Ps 109,1]) Sein Erbe erhält mit ihm die ganze wiedergeborne Menschheit, wenn sie einst in ihm wiedererstanden sein wird. Vergl. [1Kor 15]. Psalmen Ps 23 15 2 Dixi Domino: Deus meus es tu, quoniam bonorum meorum non eges. Ich spreche zu dem Herrn: Mein Gott bist du, denn nicht bedarfst du meiner Güter.² Psalmen Ps 23 15 2 2 Hebr.: Glück ist nicht für mich außer in dir (du bist allein mein höchstes Gut). Psalmen Ps 23 15 3 Sanctis, qui sunt in terra ejus, mirificavit omnes voluntates meas in eis. Den Heiligen, die in seinem Lande³ sind, hat er wunderbar alle meine Wünsche zugewendet. Psalmen Ps 23 15 3 3 Was einst das Heilige Land für das auserwählte Volk war, ist jetzt die Kirche für die auserwählte Menschheit. Der hebr. Text ist verderbt, vielleicht nach der Septuag: An den Heiligen, welche in seinem Lande sind, hat er wunderbar gehandelt, sein ganzes Wohlgefallen hat er an ihnen. Psalmen Ps 23 15 4 Multiplicatæ sunt infirmitates eorum: postea acceleraverunt. Non congregabo conventicula eorum de sanguinibus: nec memor ero nominum eorum per labia mea. Gemehrt haben sich ihre Götzen, sie eilen denselben nach.⁴ Nicht werde ich ihre Versammlungen zusammenrufen zu Blutopfern, noch ihre Namen auf meine Lippen nehmen.⁵ Psalmen Ps 23 15 4 4 Auch hier ist der hebr. Text verderbt. Vielleicht: Viel sind die Schmerzen derer, die einen anderen (Gott, Götzen) eingetauscht, nicht will ich ihm spenden Trankopfer von Blut und nicht nehmen ihre Namen auf meine Lippen. Sinn: Nur von Gott und den Guten mag ich etwas wissen, nicht von Götzen und Götzendienern. Ebenso die Vulgata, in der infirmitates moralisch verstanden sind: Sünden, bildlicher Ausdruck für Götzen. (Hier.) Wegen dieses Versikels besonders erklären viele Ausleger den ersten Teil des Psalmes von David. Psalmen Ps 23 15 4 5 Wohl hatte er menschlichen Natur des Heilandes das ewige Erbe vom ersten Augenblick der Empfängnis an gebührt, doch hatte er darauf verzichtet und die Unscheinbarkeit angenommen. Psalmen Ps 23 15 5 Dominus pars hæreditatis meæ, et calicis mei: tu es, qui restitues hæreditatem meam mihi. Der Herr ist mein Erbteil und meines Bechers Anteil;⁶ du bist es, der mir mein Erbe verleiht.⁷ Psalmen Ps 23 15 5 6 Bild. Der vom Hausherren dargebotene Becher Wein: der mich treffende Anteil. Psalmen Ps 23 15 5 7 Diese Worte werden bei der Aufnahme in den Klerus gesprochen. Wie die Leviten und Priester des A. B. Gottes besonderes Erbteil waren und er hinwiederum ihr besonderes Erbe (weshalb sie auch keinen Grundbesitz hatten), so ist auch Gott es, den die Diener N. B. als ihr besonderes Erbteil an Stelle alles Irdischen erwählen, hier und besonders im Jenseits, wofür er sie wiederum als seine Auserwählten, ihm ganz Gehörenden anerkennt. Psalmen Ps 23 15 6 Funes ceciderunt mihi in præclaris: etenim hæreditas mea præclara est mihi. Auf Herrliches ist mir das Los gefallen,⁸ denn mein Erbe ist mir herrlich. Psalmen Ps 23 15 6 8 Zugeteilt. Psalmen Ps 23 15 7 Benedicam Dominum, qui tribuit mihi intellectum: insuper et usque ad noctem increpuerunt me renes mei. Ich will den Herrn preisen, der mir Einsicht⁹ gegeben; dazu mahnt mich selbst bis in die Nacht mein Innerstes.¹⁰ Psalmen Ps 23 15 7 9 Frömmigkeit. Psalmen Ps 23 15 7 10 Durch die ganze Nacht des Leidens bedurfte der Heiland dieses Trostes. Auch uns muss der auf das Jenseits gerichtete Blick Kraft geben auf dem Wege zu demselben. Die folgenden Verse verstehen alle Ausleger als von David in der Person Christi gesprochen. Psalmen Ps 23 15 8 Providebam Dominum in conspectu meo semper: quoniam a dextris est mihi, ne commovear. Ich sehe den Herrn allezeit vor mir; denn er steht mir zur Rechten, damit ich nicht wanke. [Apg 2,25] Psalmen Ps 23 15 9 Propter hoc lætatum est cor meum, et exsultavit lingua mea: insuper et caro mea requiescet in spe. Darum¹¹ freut sich mein Herz und frohlockt meine Zunge,¹² und auch mein Leib wird in Zuversicht ruhen;¹³ Psalmen Ps 23 15 9 11 Wegen dieser Hilfe. Psalmen Ps 23 15 9 12 Hebr.: Ehre (Seele). Psalmen Ps 23 15 9 13 In der Grabesruhe. Psalmen Ps 23 0 1 Von den Anhängern Sauls umringt, fleht David, Gott wolle sein Gebet erhören, da er gerecht, durch Gottes Gericht bewährt sei. (V. 4) Er bittet Gott, ihn auf dem gleichen Wege der Gerechtigkeit zu bewahren und ihn vor seinen Feinden, die auch Gottes Feinde sind, zu beschützen. (V. 8) Bosheit der Feinde und Größe der von ihnen drohenden Gefahr. (V. 12) Der Seher fleht Gott an, er wolle sich erheben und jene der Güter, deren sie sich erfreuen, berauben, ihn aber seine Herrlichkeit offenbaren. Psalmen Ps 23 16 1 Oratio David. Exaudi Domine justitiam meam: intende deprecationem meam. Auribus percipe orationem meam, non in labiis dolosis. Ein Gebet Davids.¹ Erhöre, Herr! meine gerechte Sache.² Merke auf mein Flehen. Vernimm mein Gebet, das von Lippen ohne Trug ausgeht. Psalmen Ps 23 16 1 1 Zur Zeit Sauls, wohl gelegentlich der [1Sam 23,25ff] berichteten Gefahr. (Theod., Athan., Basil.) Psalmen Ps 23 16 1 2 Meine gerechte Bitte gegen meine Feinde. Psalmen Ps 23 16 10 Adipem suum concluserunt: os eorum locutum est superbiam. verschlossen haben sie ihr gefühlloses Herz, ihr Mund führt stolze Reden. Psalmen Ps 23 16 11 Projicientes me nunc circumdederunt me: oculos suos statuerunt declinare in terram. Schon haben sie mich hinausgestoßen und umringen mich jetzt,¹² sie richten ihr Absehen darauf, mich zu Boden zu strecken. Psalmen Ps 23 16 11 12 Hebr.: Ihre Schritte, jetzt umringen sie mich. Meine Schritte beobachtend, haben sie mir jede Möglichkeit des Entkommens abgeschnitten. Psalmen Ps 23 16 12 Susceperunt me sicut leo paratus ad prædam: et sicut catulus leonis habitans in abditis. Sie lauern mir auf wie ein Löwe, gierig nach Raub, und wie ein junger Löwe, der im Verstecke liegt. Psalmen Ps 23 16 13 Exsurge Domine, præveni eum, et supplanta eum: eripe animam meam ab impio, frameam tuam Auf, o Herr! komm ihm¹³ zuvor und wirf ihn nieder; rette meine Seele vor dem Gottlosen, entreiß dein Schwert Psalmen Ps 23 16 13 13 Dem Gottlosen. Psalmen Ps 23 16 14 Ab inimicis manus tuæ. Domine a paucis de terra divide eos in vita eorum: de absconditis tuis adimpletus est venter eorum. Saturati sunt filiis: et dimiserunt reliquias suas parvulis suis. den Feinden deiner Hand.¹⁴ Herr! aus den wenigen von der Erde weg scheide sie in der Fülle des Lebens.¹⁵ Mit deinen verborgenen Schätzen¹⁶ ist ihr Bauch erfüllt;¹⁷ sie haben Söhne in Fülle und diese hinterlassen ihren Kindern ihren Überfluss. Psalmen Ps 23 16 14 14 Hebr.: rette meine Seele von dem Frevler mit deinem Schwert, von (bösen) Menschen rette mich mit deiner Hand. Von den Leuten dieser Welt rette mich, deren Anteil im Leben ist (welche die Güter dieser Welt als Höchstes betrachten, nicht Gott). Psalmen Ps 23 16 14 15 Schütze das kleine Häuflein der Gerechten (dass sie mit den Bösen nicht zusammentreffen, sei es, das diese ihnen schaden, sei es, dass sie sie versuchen wollen) und nimm die Feinde hinweg in der Fülle ihres Lebens. Ja, deine Strafe treffe auch ihre Kinder und Kindeskinder! Nach einigen Erklärern sind die wenigen die Frommen, von denen getrennt werden Strafe ist. Psalmen Ps 23 16 14 16 Zeitlichen Gütern, welche Gott wie in einem Schatze hinterlegt hat und von denen er mitteilt, wem er will (außerordentlicher zeitlicher Segen). Psalmen Ps 23 16 14 17 Ihr Verlangen wird gestillt mit Gütern. Psalmen Ps 23 16 15 Ego autem in justitia apparebo conspectui tuo: satiabor cum apparuerit gloria tua. Ich aber werde in Gerechtigkeit vor deinem Angesichte erscheinen,¹⁸ mich ersättigen, wenn sich deine Herrlichkeit offenbart. Psalmen Ps 23 16 15 18 Während die Feinde der Vernichtung anheimfallen, will der Sänger an die Stätte der Verehrung Gottes kommen, um Gott zu danken, der seine Richterherrlichkeit durch die Bestrafung der Feinde als Leute dieser Welt, deren Teil in diesem Leben, und die für eine Erlösung aus irdischer Not ungewöhnliche Bezeichnung erwachen legen nahe, dass David an eine höhere Befreiung denkt, welche sich im Jenseits in der Anschauung Gottes vollendet. Was Moses [Ex 33,20] vergeblich auf Erden begehrte, wird einst sicher verliehen werden. Der Sinn ist alsdann: Befreie mich von meinen durch irdische Macht gefährlichen Feinden (V. 13, V. 14), ja du wirst mich von größeren befreien, als ich begehre (V. 15), mich einstmals beseligen durch deine Anschauung in vollkommener Seligkeit. So kann auch die Vulgata versanden werden. Der Psalm ist aus der Seele Christi zu beten oder von den Priestern gegen die Feinde zu verrichten, welche ihn von seinen priesterlichen Pflichten abziehen wollen, wie als Bittgebet um die Gnade, diesen treu zu entsprechen. Psalmen Ps 23 16 2 De vultu tuo judicium meum prodeat: oculi tui videant æquitates. Lass von deinem Angesichte mein Recht ausgehen; deine Augen mögen auf das schauen, was recht ist.³ Psalmen Ps 23 16 2 3 Auf meine gerechte Sache. Psalmen Ps 23 16 3 Probasti cor meum, et visitasti nocte: igne me examinasti, et non est inventa in me iniquitas. Prüfest du mein Herz und suchst es des Nachts⁴ heim, erprobst du mich im Feuer, kein Unrecht wird an mir erfunden.⁵ Psalmen Ps 23 16 3 4 Die Nacht ist Bild der Heimsuchung und des Unglücks. (Aug.) Psalmen Ps 23 16 3 5 Hebr.: Mein Sinnen überschreitet nicht meinen Mund. (War mein Sinn böse, unterdrückte ich es.) Psalmen Ps 23 16 4 Ut non loquatur os meum opera hominum: propter verba labiorum tuorum ego custodivi vias duras. Auf dass mein Mund nicht von Menschenwerken rede,⁶ um der Worte deiner Lippen willen⁷ mied ich die Pfade des Unheils. Psalmen Ps 23 16 4 6 Der Text ist im Hebr. verderbt. Sinn der Vulgata nach anderen: Um nicht Handlungen der (verderbten) Menschenkinder (wider meine Feinde) zu planen, habe ich harte Wege eingehalten (mir schwere Entsagung auferlegt, mich selbst bekämpft). Psalmen Ps 23 16 4 7 Um deines heiligen Gesetzes willen. Psalmen Ps 23 16 5 Perfice gressus meos in semitis tuis: ut non moveantur vestigia mea. Mache meinen Wandel standhaft auf deinen Wegen, dass meine Tritte nicht wanken.⁸ Psalmen Ps 23 16 5 8 Hebr.: Meine Schritte hielten fest an deinen Gleisen, meine Tritte wankten nicht. Psalmen Ps 23 16 6 Ego clamavi, quoniam exaudisti me Deus: inclina aurem tuam mihi, et exaudi verba mea. Ich rufe zu dir, denn du erhörst mich, o Gott! neige dein Ohr zu mir und höre meine Rede! Psalmen Ps 23 16 7 Mirifica misericordias tuas, qui salvos facis sperantes in te. Erweise mir deine wunderbaren Erbarmungen, der du die rettest, die auf dich hoffen. Psalmen Ps 23 16 8 A resistentibus dexteræ tuæ custodi me, ut pupillam oculi. Sub umbra alarum tuarum protege me: Behüte mich wie deinen Augapfel vor den Widersachern deiner Rechten;⁹ unter dem Schatten¹⁰ deiner Flügel¹¹ beschirme mich, Psalmen Ps 23 16 8 9 Der du sie rettest, die vor den Widersachern bei deiner rechten Zuflucht suchen, bewahre mich usw. (Hier.) Wie deinen Augapfel: hebr.: wie deinen Augenstern, Sohn des Auges. Vulg.: Sie widersetze sich der Rechten Gottes, die David zum Könige erhoben hat. Psalmen Ps 23 16 8 10 Die Leiden erscheinen als Gluthitze, die Hilfe Gottes als erquickender Schatten. Psalmen Ps 23 16 8 11 Die ausgebreiteten (Adler-) Flügel sind Bild der Macht und Hilfe. Beide Bilder bezeichnen den sorgfältigsten Schutz. Psalmen Ps 23 16 9 A facie impiorum qui me afflixerunt. Inimici mei animam meam circumdederunt, vor den Gottlosen, die mich vergewaltigen. Meine Feinde umgeben meine Seele, Psalmen Ps 23 0 1 Gott meine Stärke, meine Liebe. (V. 4) 1. Gottes Hilfe bei den Nachstellungen seitens Saul (V. 25): In größter Gefahr rief ich Gott an, und nicht umsonst. (V. 7) Gott hat Gerichte gehalten über meine Feinde (V. 16), doch ich selbst blieb unversehrt (V. 19) und ward um meine Gerechtigkeit willen in Sicherheit versetzt (V. 22), da Gott mir half, weil ich seine Gebote gehalten. (V. 25) Gott verhält sich ja stets gegen die Menschen, wie diese gegen ihn. (V. 28) 2. Beweis: Nur mit Gottes Hilfe hat David alle seine Feinde überwinden können (V. 49): Weil er Gott treu war, hat dieser ihm Leben und Würde erhalten (V. 31), ihm im Kampfe beigestanden (V. 32-34; 35-37), so dass er alle seine Feinde besiegte. (V. 38-40; 41-43) Die Frucht des Sieges war seine ruhige Herrschaft. (V. 46) Danksagung für alles Gute. (V. 49) Epilog: Hingerissen von der Erinnerung an Gottes Wohltaten, will er auch unter den Heiden Gott preisen, von dem er und seine Nachkommenschaft ewig dauernden Segen empfangen. Psalmen Ps 23 17 1 In finem puero Domini David, qui locutus est Domino verba cantici hujus, in die, qua eripuit eum Dominus de manu omnium inimicorum ejus, et de manu Saul, et dixit: Zum Ende,¹ von dem Diener des Herrn, David, der an den Herrn die Worte dieses Liedes an dem Tag richtete, als ihn der Herr aus der Hand aller seiner Feinde rettete und aus der Hand Sauls.² Er sprach:³ Psalmen Ps 23 17 1 1 Für den Vorsänger. Psalmen Ps 23 17 1 2 Saul wird als der schlimmste und hartnäckigste Verfolger besonders erwähnt. Die heiligen Väter (Hier., Aug.) legen den Psalm dem Heilande in den Mund (ihn so für indirekt messianisch erklärend) oder gehen demselben stellenweise eine typische Deutung auf den Erlöser. Psalmen Ps 23 17 1 3 Zwischen dem Psalm, wie er hier geboten wird, und (besonders V. 50 auf Grund von [Röm 15,9]) seiner Wiedergabe [2Sam 22,2ff] finden sich einige Unterschiede. Nach Hier. sind dieselben der Lässigkeit der Schreiber zuzurechnen, wahrscheinlicher aber ist, dass eine doppelte Redaktion vorliegt, ohne dass sich bestimmen lässt, ob beide von David stammen und welches die ursprünglichere ist. Die Abfassung des Psalmes fällt in die letzte Lebenszeit Davids. Psalmen Ps 23 17 10 Inclinavit clos, et descendit: et caligo sub pedibus ejus. Er neigte die Himmel und stieg hernieder, Dunkel war unter seinen Füßen.¹² Psalmen Ps 23 17 10 12 Beim Gewitter scheinen die Wolken sich zu senken. Gott verbirgt sich in schwarzem Gewölke, um nicht zu erscheinen, und schleudert aus diesem seine Blitze auf die Frevler. Vor dem von Zorn entbrannten und umleuchteten Antlitz Gottes fahren die Wolken von Zeit zu Zeit auseinander, um Blitz und Hagel hindurchzulassen, dazwischen rollen die Donner Gottes. Psalmen Ps 23 17 11 Et ascendit super cherubim, et volavit: volavit super pennas ventorum. Und er stieg auf Cherubim und flog dahin,¹³ flog dahin auf den Flügeln des Windes. Psalmen Ps 23 17 11 13 Das Bild ist von der Wolke entlehnt, in welcher sich Gottes Gegenwart bisweilen anzeigt über dem Deckel der Bundeslade auf den Flügeln der Cherubim. Dass Jahve auch hier auf den Cherubim thront, kennzeichnet ihn als Bundesgott, der zum Gerichte über seine Feinde kommt. Psalmen Ps 23 17 12 Et posuit tenebras latibulum suum, in circuitu ejus tabernaculum ejus: tenebrosa aqua in nubibus aris. Er machte Finsternis zu seiner Hülle, rings um sich her zu seinem Zelte, Wasserdunkel und dichte Wolken der Lüfte. Psalmen Ps 23 17 13 Præ fulgore in conspectu ejus nubes transierunt, grando et carbones ignis. Vor seines Angesichts Glanze zogen Wolken¹⁴ daher mit Hagelschauer und Feuersglut.¹⁵ Psalmen Ps 23 17 13 14 Hebr.: seine Wolken. Psalmen Ps 23 17 13 15 Blitzen. Psalmen Ps 23 17 14 Et intonuit de clo Dominus, et Altissimus dedit vocem suam: grando et carbones ignis. Und der Herr donnerte vom Himmel, der Höchste ließ seine Stimme erschallen, Hagelschauer und Feuersglut.¹⁶ Psalmen Ps 23 17 14 16 Wohl durch die Abschreiber verschuldete versehentliche Wiederholung. Psalmen Ps 23 17 15 Et misit sagittas suas, et dissipavit eos: fulgura multiplicavit, et conturbavit eos. Und er entsandte seine Pfeile und zerstreute sie,¹⁷ sandte Blitze auf Blitze nieder und erschreckte sie. Psalmen Ps 23 17 15 17 Die Feinde. Psalmen Ps 23 17 16 Et apparuerunt fontes aquarum, et revelata sunt fundamenta orbis terrarum: Ab increpatione tua Domine, ab inspiratione spiritus iræ tuæ. Da zeigten sich die Tiefen der Wasser und bloßgelegt wurden die Grundfesten des Erdkreises, vor deinem Dräuen, o Herr! vor dem Brausen deines schnaubenden Zornes.¹⁸ Psalmen Ps 23 17 16 18 Hebr.: Vor dem Schnauben des Odems deiner Nase. Psalmen Ps 23 17 17 Misit de summo, et accepit me: et assumpsit me de aquis multis. Er griff hernieder aus der Höhe und erfasste mich und zog mich heraus aus gewaltigen Wassern.¹⁹ Psalmen Ps 23 17 17 19 Vom erhabenen Himmel sandte er mir Hilfe und entriss mich den Wogen des Unheils. Psalmen Ps 23 17 18 Eripuit me de inimicis meis fortissimis, et ab his qui oderunt me: quoniam confortati sunt super me. Er entriss mich meinen starken Feinden und denen, die mich hassten; denn sie waren stärker als ich. Psalmen Ps 23 17 19 Prævenerunt me in die afflictionis meæ: et factus est Dominus protector meus. Sie überfielen mich²⁰ am Tage meiner Drangsal, doch der Herr ward mein Beschützer. Psalmen Ps 23 17 19 20 Unvermutet. Psalmen Ps 23 17 2 Diligam te Domine fortitudo mea: Ich liebe dich, o Herr!⁴ meine Stärke. Psalmen Ps 23 17 2 4 Jahve. Psalmen Ps 23 17 20 Et eduxit me in latitudinem: salvum me fecit, quoniam voluit me. Er führte mich hinaus in freien Raum,²¹ rettete mich, weil er Wohlgefallen an mir hatte. Psalmen Ps 23 17 20 21 An einen sicheren Ort, aus der Bedrängnis in die Freude. Psalmen Ps 23 17 21 Et retribuet mihi Dominus secundum justitiam meam, et secundum puritatem manuum mearum retribuet mihi: Und der Herr vergilt²² mir nach meiner Gerechtigkeit, er vergilt mir nach der Reinheit meiner Hände; Psalmen Ps 23 17 21 22 Die Sept. und die Vulg. setzen immer die Zeiten, welche im Hebräischen das Verbum hat. Da David sein vergangenes Leben beschreibt, muss die Vergangenheit stehen. Psalmen Ps 23 17 22 Quia custodivi vias Domini, nec impie gessi a Deo meo. denn ich beobachtete die Wege des Herrn²³ und handelte nicht frevelnd gegen meinen Gott. Psalmen Ps 23 17 22 23 Handelte in allem, wie Gott wollte. Psalmen Ps 23 17 23 Quoniam Omnia judicia ejus in conspectu meo: et justitias ejus non repuli a me. Alle seine Rechte hatte ich ja vor Augen und seine Satzungen stieß ich nicht von mir. Psalmen Ps 23 17 24 Et ero immaculatus cum eo: et observabo me ab iniquitate mea. So war ich fleckenlos vor ihm²⁴ und hütete mich vor meiner Verschuldung.²⁵ Psalmen Ps 23 17 24 24 Nach anderen: gegen ihn. Psalmen Ps 23 17 24 25 Vor dem mir innewohnenden Neigung zum Bösen. Psalmen Ps 23 17 25 Et retribuet mihi Dominus secundum justitiam meam: et secundum puritatem manuum mearum in conspectu oculorum ejus. Und der Herr vergalt mir nach meiner Gerechtigkeit und nach der Reinheit meiner Hände vor seinen Augen. Psalmen Ps 23 17 26 Cum sancto sanctus eris, et cum viro innocente innocens eris: Gegen den Heiligen zeigst du dich heilig und gegen den Unschuldigen zeigst du dich unschuldig. Psalmen Ps 23 17 27 Et cum electo electus eris: et cum perverso perverteris. Gegen den Auserlesenen zeigst du dich auserlesen und gegen den Verkehrten zeigst du dich verkehrt.²⁶ Psalmen Ps 23 17 27 26 Gottes Verhalten gegen den Menschen ist von dessen sittlichem Zustande bedingt. Gegen die Guten zeigt er sich gütig und huldvoll, gegen die Gerechten (Auserwählten) gerecht, gegen den Verkehrten handelst du so wie der Sünder gegen die Unschuld, du beugst ihn nieder, ein strenger Richter und Rächer. Psalmen Ps 23 17 28 Quoniam tu populum humilem salvum facies: et oculos superborum humiliabis. Ja, dem bedrückten Volke schaffst du Hilfe, aber die Augen der Stolzen demütigst du. Psalmen Ps 23 17 29 Quoniam tu illuminas lucernam meam Domine: Deus meus illumina tenebras meas. Ja, du, o Herr! gibst meiner Leuchte Licht;²⁷ mein Gott, erhelle meine Finsternis.²⁸ Psalmen Ps 23 17 29 27 Meine Leuchte machst du strahlen. begnadigst mich mit Freude. Psalmen Ps 23 17 29 28 Reiße mich aus dem Unglücke, gewähre Heil. Psalmen Ps 23 17 3 Dominus firmamentum meum, et refugium meum, et liberator meus. Deus meus adjutor meus, et sperabo in eum. Protector meus, et cornu salutis meæ, et susceptor meus. Der Herr ist meine Stütze, meine Zuflucht und mein Erretter; mein Gott ist mein Helfer, ich hoffe auf ihn; er ist mein Beschirmer und das Horn meines Heiles, er nimmt sich meiner an.⁵ Psalmen Ps 23 17 3 5 Hebr.: Jahve mein Fels, meine Burg und mein Erretter, mein Gott ist mein Hort, bei dem ich Zuflucht suche, mein Schild und das Horn meines Heiles, meine Feste. Psalmen Ps 23 17 30 Quoniam in te eripiar a tentatione, et in Deo meo transgrediar murum. Ja, durch dich werde ich der Versuchung²⁹ entrissen und mit meinem Gott überspringe ich Mauern.³⁰ Psalmen Ps 23 17 30 29 Den feindlichen Angriffen. Psalmen Ps 23 17 30 30 Durchbreche ich Mauern (Gefahren), die meinem Heil entgegenstehen. Psalmen Ps 23 17 31 Deus meus impolluta via ejus; eloquia Domini igne examinata: protector est omnium sperantium in se. Meines Gottes Weg ist unbefleckt, des Herrn Wort ist im Feuer bewährt; ein Schirm ist er allen, die auf ihn vertrauen. Psalmen Ps 23 17 32 Quoniam quis Deus præter Dominum? aut quis Deus præter Deum nostrum? Denn wer ist Gott außer dem Herrn? oder wer ist Gott außer unserm Gott?³¹ Psalmen Ps 23 17 32 31 Hebr.: Denn wer ist Gott außer Jahve und wer ein Hort außer unsern Gott? Psalmen Ps 23 17 33 Deus qui præcinxit me virtute: et posuit immaculatam viam meam. Gott ist es, der mich mit Kraft³² umgürtete und meinen Weg³³ makellos machte, Psalmen Ps 23 17 33 32 Mit sittlicher Kraft, dass ich allezeit makellos bleibe. Psalmen Ps 23 17 33 33 Wandel. Psalmen Ps 23 17 34 Qui perfecit pedes meos tamquam cervorum, et super excelsa statuens me. der meine Füße den Hirschen gleichmachte³⁴ und mich auf Höhen stellte,³⁵ [2Sam 22,34] Psalmen Ps 23 17 34 34 Dass sie mich je nach Umständen den Feinden entgegentraten oder ihnen entziehen. Psalmen Ps 23 17 34 35 Auf beherrschende, den Gegnern unerreichbare Höhen. Psalmen Ps 23 17 35 Qui docet manus meas ad prlium: et posuisti, ut arcum æreum, brachia mea. der meine Hände streiten lehrt und meine Arme gleichmacht dem ehernen Bogen.³⁶ Psalmen Ps 23 17 35 36 Hebr.: macht, dass meine Arme den ehernen Bogen spannen. Psalmen Ps 23 17 36 Et dedisti mihi protectionem salutis tuæ: et dextera tua suscepit me: Et disciplina tua correxit me in finem: et disciplina tua ipsa me docebit. Du reichst mir den Schutz deines Heiles und deine Rechte stützt mich, deine Zucht³⁷ bessert mich gänzlich³⁸ und deine Zucht, gerade sie lehrt mich.³⁹ Psalmen Ps 23 17 36 37 Hebr.: Deine Herablassung macht mich groß. Psalmen Ps 23 17 36 38 Die augenblicklichen Leiden läutern mich und machen mich würdig, einen großen Sieg zu erringen. Psalmen Ps 23 17 36 39 Dieser Teil des Verses fehlt im Hebr. und ist Doppelübersetzung. Psalmen Ps 23 17 37 Dilatasti gressus meos subtus me: et non sunt infirmata vestigia mea: Du machest weiten Raum für meine Schritte unter mir und meine Füße wanken nicht. Psalmen Ps 23 17 38 Persequar inimicos meos, et comprehendam illos: et non convertar donec deficiant. Ich verfolge meine Feinde und hole sie ein und kehre nicht um, bis sie vertilgt sind. Psalmen Ps 23 17 39 Confringam illos, nec poterunt stare: cadent subtus pedes meos. Ich zerschmettere sie, dass sie sich nicht erheben können; sie werden unter meine Füße stürzen. Psalmen Ps 23 17 4 Laudans invocabo Dominum: et ab inimicis meis salvus ero. Lobpreisend rufe ich den Herrn an und werde errettet von meinen Feinden. Psalmen Ps 23 17 40 Et præcinxisti me virtute ad bellum: et supplantasti insurgentes in me subtus me. Du umgürtest mich mit Kraft zum Kampfe, lässest meine Widersacher vor mir zu Falle kommen. Psalmen Ps 23 17 41 Et inimicos meos dedisti mihi dorsum, et odientes me disperdidisti. Meine Feinde wendest du vor mir in die Flucht und meine Hasser vertilgst du. Psalmen Ps 23 17 42 Clamaverunt, nec erat qui salvos faceret, ad Dominum: nec exaudivit eos. Sie rufen zu dem Herrn und niemand hilft ihnen, er hört sie nicht. Psalmen Ps 23 17 43 Et comminuam eos, ut pulverem ante faciem venti: ut lutum platearum delebo eos. Ich zermalme sie wie Staub vor dem Winde, wie Gassenkot zertrete ich sie.⁴⁰ Psalmen Ps 23 17 43 40 Ich zermalme sie so fein wie den Staub, von der Wind vor sich hertreibt. (Gänzliches Zermalmen und Zerstreuen sind zusammengefasst.) Ich zerstampfe sie so, dass sie wie Kot werden. Psalmen Ps 23 17 44 Eripies me de contradictionibus populi: constitues me in caput gentium. Du rettest mich aus der Empörung des Volkes,⁴¹ du setzest mich zum Haupte der Völker. Psalmen Ps 23 17 44 41 Wohl Anspielung auf Absalom und Seba. [2Sam 20] Psalmen Ps 23 17 45 Populus, quem non cognovi, servivit mihi: in auditu auris obedivit mihi. Ein Volk, das ich nicht kannte, ward mir untertan; da sie nur hörten, gehorchte es mir.⁴² Psalmen Ps 23 17 45 42 Vers 45a gehört im Hebräischen zu V. 44. Psalmen Ps 23 17 46 Filii alieni mentiti sunt mihi, filii alieni inveterati sunt, et claudicaverunt a semitis suis. Die Söhne der Fremde heucheln mir Unterwerfung,⁴³ die Söhne der Fremde schwinden dahin und ziehen hinkend abseits von ihren Wegen.⁴⁴ Psalmen Ps 23 17 46 43 Ferne Völker, Abrahams Samen fremd, heuchelten gezwungen Unterwerfung. Psalmen Ps 23 17 46 44 Hebr.: Zittern hervor aus ihren Festen. (Müssen ihre abgöttische Lebensweise verlassen und den wahren Gott anbeten.) Psalmen Ps 23 17 47 Vivit Dominus, et benedictus Deus meus, et exaltetur Deus salutis meæ. Es lebt der Herr, gepriesen sei mein Gott⁴⁵ und hoch erhoben werde der Gott meines Heils! Psalmen Ps 23 17 47 45 Hebr.: Hort. Psalmen Ps 23 17 48 Deus qui das vindictas mihi, et subdis populos sub me, liberator meus de inimicis meis iracundis. O Gott! der du mir Rache verleihst und mir die Völker unterwirfst, du⁴⁶ mein Erretter von meinen zornentbrannten Feinden; Psalmen Ps 23 17 48 46 Die folgenden Worte gehören im Hebr. zu V. 49. Psalmen Ps 23 17 49 Et ab insurgentibus in me exaltabis me: a viro iniquo eripies me. über meine Widersacher erhöhest du mich, vom Manne des Unrechtes rettest du mich. Psalmen Ps 23 17 5 Circumdederunt me dolores mortis: et torrentes iniquitatis conturbaverunt me. Es haben mich Todesschmerzen⁶ umgeben und des Frevels Ströme mich erschreckt. Psalmen Ps 23 17 5 6 Die heftigsten Schmerzen, wie sie im Tode zu sein pflegen. Hebr.: des Todes Bande, todbringende Nachstellungen. Der Tod hat wie ein Jäger Strick und Schlingen, um seine Opfer zu fangen. Er sendet als seine Boten Gefahren aus, die überschwemmenden Strömen gleich, über die Bewohner sicherer Orte kommen, sie ins Verderben zu reißen Psalmen Ps 23 17 50 Propterea confitebor tibi in nationibus Domine: et nomini tuo psalmum dicam. Darum will ich dich, Herr! unter den Völkern preisen und deinem Namen lobsingen, [Röm 15] Psalmen Ps 23 17 51 Magnificans salutes regis ejus, et faciens misericordiam christo suo David, et semini ejus usque in sæculum. der du seinem Könige großes Heil verleihest und seinem Gesalbten Huld erweisest, David und seinen Nachkommen in Ewigkeit.⁴⁷ Psalmen Ps 23 17 51 47 Davids Siege, vergl. [2Sam 7,16], sind eine tatsächliche Verherrlichung Gottes. Im typischen Sinn (Aug., Hier.) wird die Berufung und Bekehrung der Völker vorausgesagt [Röm 15,9], deren Vorbild die von David vollbrachte Unterwerfung der Nachbarvölker ist. Messianisch gedeutet ist der Psalm ein Danklied des in den Himmel aufgenommenen und in die Herrschaft über die Welt eingesetzten Gottmenschen für den in der Auferstehung errungenen Sieg über Sünde, Hölle, Tod. Die Priester sprechen namens Christi, der im Himmel Gott lobt, auf Erden Gottes Wort und verherrlichen ihn ob des Sieges, den er seinem Gesalbten verliehen. Psalmen Ps 23 17 6 Dolores inferni circumdederunt me: præoccupaverunt me laquei mortis. Der Unterwelt Schmerzen⁷ umfingen mich, es fassten mich unverhofft Todesschlingen. Psalmen Ps 23 17 6 7 Hebr.: Bande. Psalmen Ps 23 17 7 In tribulatione mea invocavi Dominum, et ad Deum meum clamavi: Et exaudivit de templo sancto suo vocem meam: et clamor meus in conspectu ejus, introivit in aures ejus. Da rief ich in meiner Drangsal zu dem Herrn und schrie zu meinem Gott, und er hörte meine Stimme aus seinem heiligen Tempel⁸ und mein Rufen kam vor ihn und drang zu seinen Ohren.⁹ Psalmen Ps 23 17 7 8 Vom Himmel. Psalmen Ps 23 17 7 9 David erwähnt hier kurz sein Gebet und dessen Erhörung, um dann V. 8-25 die letztere ausführlich in bildlicher Weise zu schildern. Psalmen Ps 23 17 8 Commota est, et contremuit terra: fundamenta montium conturbata sunt, et commota sunt, quoniam iratus est eis. Es wankte und bebte die Erde, der Berge Festen zitterten und wankten, denn er war ergrimmt über sie.¹⁰ Psalmen Ps 23 17 8 10 Die göttliche Hilfe, welche David zuteil ward, wird V. 8-17 in Form einer Theophanie beschrieben. Erscheinen Gottes zum Gericht, das nach [Ex 19,9.16ff, Ex 20,21, Dtn 4,11] u.a. geschildert wird. Psalmen Ps 23 17 9 Ascendit fumus in ira ejus: et ignis a facie ejus exarsit: carbones succensi sunt ab eo. Bei seinem Grimme stieg Rauch auf und vor ihm her brannte Feuer, Glut hat er entzündet.¹¹ Psalmen Ps 23 17 9 11 Hebr.: Rauch stieg auf in seiner Nase und Feuer verzehrte (alles) aus seinem Munde, Glutkohlen brannten von ihm hervor. Gottes innerlicher Zorn ist als Feuer aufgefasst, das in ihm brennt, nach außen offenbart derselbe sich in dem durch die Nase ausströmenden Rauche und dem von seinem Angesichte (besonders den Augen) her verzehrenden Feuer. Letzteres ist Erscheinung der im Innern glühenden Kohlen, deren volle Glut gleichsam aus Gott herausschlägt. Psalmen Ps 23 0 1 Zwei Herolde Gottes: die Schönheit des Himmels und die Pracht der Sonne offenbaren Gottes Herrlichkeit beständig auf der ganzen Erde. (V. 7) Lob des göttlichen Gesetzes, dessen Wirkungen David selbst erfahren. (V. 12) Bitte um Vergebung seiner Übertretungen und um Hilfe gegen die Götzendiener und sehnlicher Wunsch, seine Worte und Gedanken möchten Gott stets gefallen. Psalmen Ps 23 18 1 In finem, Psalmus David. Zum Ende,¹ ein Psalm Davids.² Psalmen Ps 23 18 1 1 Für den Vorsänger. Psalmen Ps 23 18 1 2 Gelegenheit der Abfassung unbekannt. Psalmen Ps 23 18 10 Timor Domini sanctus, permanens in sæculum sæculi: judicia Domini vera, justificata in semetipsa. Die Furcht¹⁸ des Herrn ist heilig und währt in Ewigkeit; die Satzungen des Herrn sind wahr, gerecht befunden insgesamt. Psalmen Ps 23 18 10 18 Das Gesetz des Herrn, das Gottes Furcht einflößt. Psalmen Ps 23 18 11 Desiderabilia super aurum et lapidem pretiosum multum: et dulciora super mel et favum. Wünschenswerter sind sie viel mehr als Gold und viel Edelgestein¹⁹ und süßer als Honig und Honigseim. Psalmen Ps 23 18 11 19 Hebr.: ja Feingold viel. Psalmen Ps 23 18 12 Etenim servus tuus custodit ea, in custodiendis illis retributio multa. Auch befolgt sie dein Diener,²⁰ ihre Beobachtung bringt vielfache Vergeltung. Psalmen Ps 23 18 12 20 Hebr.: Auch dein Diener wird belehrt durch sie. Das Gesetz ist die Richtschnur des Handelns und bietet so einen Spiegel der Prüfung. Psalmen Ps 23 18 13 Delicta quis intelligit? ab occultis meis munda me: Wer merkt die Sünden²¹ alle? Von meinen verborgenen Sünden²² reinige mich Psalmen Ps 23 18 13 21 Die Verfehlungen der Unwissenheit und Schwäche. Psalmen Ps 23 18 13 22 Die ich trotz guten Willens nicht erkenne. Psalmen Ps 23 18 14 Et ab alienis parce servo tuo. Si mei non fuerint dominati, tunc immaculatus ero: et emundabor a delicto maximo. und vor fremden behüte deinen Diener.²³ Wenn sie nicht über mich herrschen, so werde ich unbefleckt bleiben und rein sein von schwerer Schuld. Psalmen Ps 23 18 14 23 Lass mich nicht unter den mächtigen Einfluss der Fremden (Gottentfremdeten, Götzendiener, Sünder, Dämonen. Theod.) kommen. Nach Aug. Neutr.: Halte von Lastern fern deinen Diener, dass sie mich nicht beherrschen. Psalmen Ps 23 18 15 Et erunt ut complaceant eloquia oris mei: et meditatio cordis mei in conspectu tuo semper. Domine adjutor meus, et redemptor meus. Alsdann werden²⁴ dir die Reden meines Mundes wohlgefallen und meines Herzens Gedanken werden allezeit vor dir sein. O Herr, du mein Helfer und mein Erlöser! Psalmen Ps 23 18 15 24 Im Hebr. ist dieser Satz in Wunschform gegeben, die Vulg. fasst ihn als sichere Hoffnung. Der Sternenhimmel erinnert den Christen nicht nur an Gott als Schöpfer, sondern auch an den, der uns die Sonne der Gerechtigkeit und die Heiligen als Sterne gegeben, die diese Sonne umringen, Maria an der Spitze. Psalmen Ps 23 18 2 Cli enarrant gloriam Dei, et opera manuum ejus annuntiat firmamentum. Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes³ und das Firmament verkündet seiner Hände Werke.⁴ Psalmen Ps 23 18 2 3 Seine Weisheit und Macht. Psalmen Ps 23 18 2 4 Gott hat den Geschöpfen den Abglanz seiner Herrlichkeit gegeben. Jene strahlen ihn wieder zurück, so gleichsam auf Gott und ihn bekennend. Psalmen Ps 23 18 3 Dies diei eructat verbum, et nox nocti indicat scientiam. Ein Tag überbringt⁵ dem andern das Wort, es gibt eine Nacht der andern die Kunde.⁶ Psalmen Ps 23 18 3 5 Erzählt begeistert. Psalmen Ps 23 18 3 6 Der Psalmist personifiziert gleichsam Tag und Nacht. Psalmen Ps 23 18 4 Non sunt loquelæ, neque sermones, quorum non audiantur voces eorum. Es ist keine Sprache, es ist kein Wort, deren Laute man nicht vernähme. Psalmen Ps 23 18 5 In omnem terram exivit sonus eorum: et in fines orbis terræ verba eorum. Über die ganze Erde geht ihr⁷ Schall⁸ aus und bis an die Enden des Erdkreises ihre Worte. Psalmen Ps 23 18 5 7 Es ist keine Rede und keine Worte, deren Stimme unvernommen (unvernehmbar) wäre. Dies Zeugnis des Himmels und des Firmamentes, des Tages (Himmels) wie der Nacht (des Nachthimmels) ist eine Predigt in allvernehmbarer und allverständlicher Sprache. Psalmen Ps 23 18 5 8 Hebr.: Messschnur (Machtbereich), gleichbedeutend mit Worte am Ende des Verses. [Röm 10,18] bedient sich der heilige Paulus dieses Verses, um in vergleichendem Beweise vom Geringeren zum Höheren einen Schluss zu ziehen: Was David von Gottes Offenbarung in der Natur sagt, gilt noch viel mehr von der Offenbarung Christi in Israel. Die Anwendung des Psalmes beim heiligen Paulus ist nach einigen heiligen Vätern (Thom., Aug., Arnob., Cassiod.) im mystischen Sinne gemacht, indes pflegen doch Typen nur aus der heiligen Geschichte Israels genommen zu werden. Psalmen Ps 23 18 6 In sole posuit tabernaculum suum: et ipse tamquam sponsus procedens de thalamo suo: Exsultavit ut gigas ad currendam viam, Er schlug sein Zelt in der Sonne auf⁹ und sie gleicht dem Bräutigam, der aus dem Brautgemache hervorgeht; gleich einem Helden jauchzt sie, ihre Bahn zu laufen.¹⁰ Psalmen Ps 23 18 6 9 Hebr.: dem Sonnenball hat er an ihm (dem Himmel) ein Zelt gesetzt. Psalmen Ps 23 18 6 10 Die Sonne gleicht dem Bräutigam, der, wenn er das Ziel seiner Sehnsucht erreicht hat, sich gleichsam am Anfange eines neuen Lebens befindet und dessen Angesicht von Wonne strahlt. Wie ein Held durchmisst sie ihre Bahn, alles überwindend. Psalmen Ps 23 18 7 A summo clo egressio ejus: Et occursus ejus usque ad summum ejus: nec est qui se abscondat a calore ejus. Vom äußersten Himmel geht sie aus und ihr Lauf geht hin bis zu seiner Grenze, und niemand ist, der sich vor ihrer Glut verbergen könnte.¹¹ Psalmen Ps 23 18 7 11 Hebr.: und nichts ist, was sich ihrer Glut entziehen könnte. Psalmen Ps 23 18 8 Lex Domini immaculata convertens animas: testimonium Domini fidele, sapientiam præstans parvulis. Des Herrn Gesetz¹² ist makellos,¹³ die Seelen umgestaltend;¹⁴ des Herrn Zeugnis ist verlässig¹⁵ und gibt Weisheit den Einfältigen.¹⁶ Psalmen Ps 23 18 8 12 Von der materiellen Sonne geht er auf die geistige über. Diese bezeichnet er mit verschiedenen Namen und gibt ihr zwölf Lobsprüche. Je zwei sind immer wie Voraussetzung und Folgerung verbunden. Diese Lobsprüche haben auch vom Standpunkt des Neuen Testamentes ihre Berechtigung. Vergl. [Röm 7,12-14]. Psalmen Ps 23 18 8 13 Hebr.: vollkommen. Psalmen Ps 23 18 8 14 Das Herz vom Bösen abwendend. (Theod.) Psalmen Ps 23 18 8 15 In seinen Aussagen über jeden Zweifel erhaben, in seinen Verheißungen und Drohungen unfehlbar. Psalmen Ps 23 18 8 16 Den der religiösen Weisheit entbehrenden, aber dafür zugänglichen. Psalmen Ps 23 18 9 Justitiæ Domini rectæ, lætificantes corda: præceptum Domini lucidum; illuminans oculos. Die Vorschriften des Herrn sind gerade¹⁷ und erfreuen die Herzen, hellleuchtend ist das Gebot des Herrn und Licht den Augen. Psalmen Ps 23 18 9 17 Richtig. Psalmen Ps 23 0 1 1. Gott wolle den König im Kriege beschützen. (V. 5) 2. Ja, Gott wird Sieg verleihen, denn die Feinde vertrauen auf Ross und Wagen, Israel auf Gott. Schluss: Erneuerte Bitte für den König. Psalmen Ps 23 19 1 In finem, Psalmus David. Zum Ende,¹ ein Psalm Davids. Psalmen Ps 23 19 1 1 Für den Vorsänger. Gebet des Volkes für den in den Krieg ziehenden theokratischen König. Ob David den Psalm bei einer bestimmten Gelegenheit gedichtet, vergl. [2Sam 12,27ff], steht nicht fest. Psalmen Ps 23 19 10 Domine salvum fac regem: exaudi nos in die, qua invocaverimus te. O Herr! hilf dem Könige und erhöre uns am Tage, da wir zu dir rufen. Psalmen Ps 23 19 2 Exaudiat te Dominus in die tribulationis: protegat te nomen Dei Jacob. Der Herr erhöre dich am Tage der Trübsal, es schirme dich der Name des Gottes Jakobs.² Psalmen Ps 23 19 2 2 Bezugnahme auf [Gen 35,3]. Möge Gott den König erhören, wie er Jakob erhört hat. Psalmen Ps 23 19 3 Mittat tibi auxilium de sancto: et de Sion tueatur te. Er sende dir Hilfe aus dem Heiligtume und beschütze³ dich von Sion⁴ aus. Psalmen Ps 23 19 3 3 Hebr.: stütze. Psalmen Ps 23 19 3 4 Von deinem Throne, der Bundeslade, her. Psalmen Ps 23 19 4 Memor sit omnis sacrificii tui: et holocaustum tuum pingue fiat. Er gedenke⁵ all deiner Speiseopfer⁶ und dein Brandopfer erfinde er fett.⁷ Psalmen Ps 23 19 4 5 Er nehme gnädig an und behalte den Geber in gutem Andenken und schaue mit Wohlgefallen auf sein Opfer. Psalmen Ps 23 19 4 6 Solche wurden auch bei Brandopfern dargebracht. [Lev 2] Psalmen Ps 23 19 4 7 Wer fette Opfertiere darbrachte, bezeugte damit, dass er Gott das Beste geben wolle, und konnte um dieser Beschaffenheit seines Herzens willen sicher auf Erhörung rechnen. Also: deine Brandopfer seien ihm wohlgefällig. Sela. Psalmen Ps 23 19 5 Tribuat tibi secundum cor tuum: et omne consilium tuum confirmet. Er gebe dir, was dein Herz wünscht, und lasse all dein Vorhaben gelingen.⁸ Psalmen Ps 23 19 5 8 Der König opferte wohl vor dem Kampfe. Vergl. [1Sam 13,9]. Die Opferspeise ist Symbol der zum Himmel aufsteigenden Bitte und der inneren Gesinnung des Opfernden. Psalmen Ps 23 19 6 Lætabimur in salutari tuo: et in nomine Dei nostri magnificabimur. Ob deines Heiles werden wir uns freuen und uns rühmen des Namens unsers Gottes.⁹ Psalmen Ps 23 19 6 9 Hebr.: Im Namen unseres Gottes das Panier erheben. Psalmen Ps 23 19 7 Impleat Dominus omnes petitiones tuas: nunc cognovi quoniam salvum fecit Dominus CHRISTUM suum. Exaudiet illum de clo sancto suo: in potentatibus salus dexteræ ejus. Der Herr erfülle all dein Begehren!¹⁰ Nun weiß ich, dass der Herr seinem Gesalbten¹¹ hilft;¹² er wird ihn erhören von seinem heiligen Himmel her,¹³ denn mächtig ist die Hilfe seiner Rechten.¹⁴ Psalmen Ps 23 19 7 10 Während V. 2-6 gesungen werden, wird wohl das Opfer vollbracht. Nach V. 6 ist dann eine Pause eingetreten. Die Beter sind mit Zuversicht erfüllt und der Vorsänger oder ein anderer Chor gibt dieser Ausdruck. Deshalb gehört im Hebr. der erste Teil von V. 7 der Vulg. noch zu V. 6. Psalmen Ps 23 19 7 11 Dem König. Psalmen Ps 23 19 7 12 Ihn erhört. Psalmen Ps 23 19 7 13 Hebr.: Mit hilfreichen Machttaten seiner rettenden Rechten. Psalmen Ps 23 19 7 14 Ist Gott auch auf Sion wie in einer Vorhalle des Himmels gegenwärtig, so schließt ihn doch kein Ort ein. Psalmen Ps 23 19 8 Hi in curribus, et hi in equis: nos autem in nomine Domini Dei nostri invocabimus. Diese vertrauen¹⁵ auf Wagen und jene auf Rosse, wir aber rufen¹⁶ den Namen des Herrn, unsers Gottes, an.¹⁷ Psalmen Ps 23 19 8 15 Gedenken rühmend. Psalmen Ps 23 19 8 16 Israel soll nicht viel Rosse haben. [Dtn 17,16] Psalmen Ps 23 19 8 17 Vergl. [1Sam 17,45]. Psalmen Ps 23 19 9 Ipsi obligati sunt, et ceciderunt: nos autem surreximus et erecti sumus. Sie verstricken sich¹⁸ und fallen, wir aber erheben uns und stehen aufrecht. Psalmen Ps 23 19 9 18 Hebr.: sinken (sanken) in die Knie. Psalmen Ps 23 0 1 Danksagung für geistliche und leibliche Segnungen, welche Gott David auf seine Bitte gewährt hat und noch weiter gewährt. (V. 3) Besondere Aufzählung der von Gott gewährten Wohltaten. (V. 7) Das Vertrauen auf den Herrn hat dem König den Sieg verschafft. Möchte mit Gottes Hilfe auch die übrigen Feinde besiegen! (V. 9) Vernichtende Wirkung des Sieges. (V. 11) Dies schlimme Geschick ist die verdiente Vereitlung der bösen Anschläge der Feinde. Psalmen Ps 23 20 1 In finem, Psalmus David. Zum Ende,¹ ein Psalm Davids.² Psalmen Ps 23 20 1 1 Für den Vorsänger. Psalmen Ps 23 20 1 2 Ist [Ps 19] ein Flehgebet des Volkes für den in den Krieg ziehenden König, so [Ps 20] Dank für den Sieg, durch welchen dem Volke recht klar geworden, dass er der theokratische König und dass auf ihm und seiner Nachkommenschaft die messianischen Verheißungen ruhen. [2Sam 7,12, Ps 88] und [Ps 131] Deshalb werden von dem Sieger im Psalme Dinge gesagt, welche streng genommen nicht auf David, sondern nur auf den Messias passen. (V. 5, V. 7) Targum, Talmud und ältere Rabbiner deuten den Psalm messianisch. Psalmen Ps 23 20 10 Pones eos ut clibanum ignis in tempore vultus tui: Dominus in ira sua conturbabit eos, et devorabit eos ignis. Du wirst sie dem Feuerofen gleichmachen,¹⁰ wenn du erscheinst; der Herr wird sie in seinem Zorne erschrecken¹¹ und Feuer sie verzehren. Psalmen Ps 23 20 10 10 Die Not, welche du über sie bringst, soll so brennen in ihnen wie das Feuer in einem Ofen. Vergl. [2Sam 12,31]. Psalmen Ps 23 20 10 11 Hebr.: verderben. Psalmen Ps 23 20 11 Fructum eorum de terra perdes: et semen eorum a filiis hominum. Ihre Kinder wirst du von der Erde hinweg vertilgen und ihre Nachkommenschaft aus den Menschenkindern. Psalmen Ps 23 20 12 Quoniam declinaverunt in te mala: cogitaverunt consilia, quæ non potuerunt stabilire. Denn üben sie Tücke wider dich,¹² ersinnen sie Anschläge, sie können sie nicht ausführen. Psalmen Ps 23 20 12 12 Hebr.: denn sie spannen gegen dich. Psalmen Ps 23 20 13 Quoniam pones eos dorsum: in reliquiis tuis præparabis vultum eorum. Denn du wirst sie zwingen, den Rücken zu wenden;¹³ denen, die du übrig lässest, wirst du auf ihr Antlitz zielen. Psalmen Ps 23 20 13 13 Hebr.: denn du wirst sie zu Flüchtigen machen, mit deinem Bogen (Sehne) zielst du gegen ihr Antlitz. Psalmen Ps 23 20 14 Exaltare Domine in virtute tua: cantabimus et psallemus virtutes tuas. Erhebe dich, Herr! in deiner Macht, so wollen wir singen und deine Stärke preisen. Psalmen Ps 23 20 2 Domine in virtute tua lætabitur rex: et super salutare tuum exsultabit vehementer. Herr! Ob deiner Macht erfreut sich der König und ob deiner Hilfe frohlockt er gar sehr. Psalmen Ps 23 20 3 Desiderium cordis ejus tribuisti ei: et voluntate labiorum ejus non fraudasti eum. Was sein Herz ersehnte, hast du ihm gewährt, und was seine Lippen verlangten, versagtest du ihm nicht.³ Psalmen Ps 23 20 3 3 Sela, Wechsel der Chöre. Psalmen Ps 23 20 4 Quoniam prævenisti eum in benedictionibus dulcedinis: posuisti in capite ejus coronam de lapide pretioso. Denn du bist ihm zuvorgekommen mit lieblichen Segnungen, hast ihm auf sein Haupt eine Krone von kostbarem Gestein⁴ gesetzt. Psalmen Ps 23 20 4 4 Hebr.: seinem Golde. Die Krone ist Bezeichnung der königlichen Würde oder eines glänzenden Sieges. Psalmen Ps 23 20 5 Vitam petiit a te: et tribuisti ei longitudinem dierum in sæculum, et in sæculum sæculi. Um Leben⁵ hat er dich gebeten und du gabst ihm langes Leben auf immer und ewig.⁶ Psalmen Ps 23 20 5 5 Irdisches Leben. Psalmen Ps 23 20 5 6 Zunächst, soweit David in Betracht kommt, langes Leben. Doch da die Worte wohl eine Anspielung auf [2Sam 7,16] enthalten, sind sie nur in Christus in vollkommenem Sinne erfüllt. Vergl. [Hebr 5,7]. Psalmen Ps 23 20 6 Magna est gloria ejus in salutari tuo: gloriam et magnum decorem impones super eum. Groß ist sein Ruhm ob deiner Gnadenhilfe und große Ruhmesherrlichkeit legtest du auf ihn. Psalmen Ps 23 20 7 Quoniam dabis eum in benedictionem in sæculum sæculi: lætificabis eum in gaudio cum vultu tuo. Denn du setzest ihn zum Segen auf immer,⁷ erfreust ihn mit Wonne vor deinem Angesicht.⁸ Psalmen Ps 23 20 7 7 Diese Worte passen mehr auf Christus als auf die Person Davids. Psalmen Ps 23 20 7 8 Hienieden, indem du ihm dein Gnadenantlitz leuchten lässest, ihm hilfst. Indes können die Worte an sich auch von dem Schauen des göttlichen Antlitzes im Himmel gedeutet werden. Psalmen Ps 23 20 8 Quoniam rex sperat in Domino: et in misericordia Altissimi non commovebitur. Denn der König hofft auf den Herrn und durch die Huld des Allerhöchsten wird er nicht wanken. Psalmen Ps 23 20 9 Inveniatur manus tua omnibus inimicis tuis: dextera tua inveniat omnes, qui te oderunt. Deine Hand⁹ möge alle deine Feinde erreichen, deine Rechte möge alle erreichen, die dich hassen! Psalmen Ps 23 20 9 9 O König! Nach anderen geht die Anrede an Gott. Psalmen Ps 23 0 1 Exordium: Klage des Messias, dass er verlassen. (V. 2) 1. Beschreibung der Verlassenheit (V. 12): seitens Gottes (V. 7), seitens der Menschen. (V. 12) 2. Beschreibung der Kreuzigung (V. 22): A. Bei der Kreuzigung tätige Personen der Messias aller Kräfte beraubt. (V. 17b) B. Der Heiland am Kreuze. (V. 22) 3. Klage und Flehen wandeln sich in Jubel und Danksagung für die reichen Früchte des Leidens. Psalmen Ps 23 21 1 In finem pro susceptione matutina, Psalmus David. Zum Ende,¹ für Hilfe am Morgen, ein Psalm Davids. Psalmen Ps 23 21 1 1 Für den Vorsänger nach Hinde der Morgenröte. Der Psalm stammt aus der Zeit der Verfolgung Sauls. Davids eigenes Ich tritt indes in demselben zurück und an die Stelle desselben tritt eine göttliche Person, vergl. [2Sam 7], für die Davids Leiden nur ein schwaches Vorbild war, die des leidenden Heilandes. Justin, Irenäus, Cyprian, Theodoret, Chrysostomus, Hieronymus, Augustinus erklären diesen Psalm als messianischen. Psalmen Ps 23 21 10 Quoniam tu es, qui extraxisti me de ventre: spes mea ab uberibus matris meæ. Ja, du bist es, der mich aus dem Mutterleibe hervorgezogen; du meine Hoffnung von den Brüsten meiner Mutter her. Psalmen Ps 23 21 11 In te projectus sum ex utero: de ventre matris meæ Deus meus es tu. Dir ward ich zugewiesen vom Mutterschoße an,¹⁵ von Mutterleib an warst du mein Gott. Psalmen Ps 23 21 11 15 Zweimal nennt der Erlöser seine Mutter. Nie ist im Alten Testamente von einem menschlichen Vater des Messias die Rede, stets nur von seiner Mutter und dem göttlichen Vater, z.B. [Jes 7,4, Mi 5,3]. Hebr.: Auf dich ward ich geworfen. Anspielung auf die Sitte, ein neugeborenes Kind auf die Knie des Vaters zu legen. Psalmen Ps 23 21 12 Ne discesseris a me: Quoniam tribulatio proxima est: quoniam non est qui adjuvet. Verlasse mich nicht, denn die Drangsal ist nahe¹⁶ und niemand ist, der helfe. Psalmen Ps 23 21 12 16 Drückt lastend auf mich. Psalmen Ps 23 21 13 Circumdederunt me vituli multi: tauri pingues obsederunt me. Viele Farren haben mich umringt, fette Stiere¹⁷ mich umlagert. Psalmen Ps 23 21 13 17 Hebr.: Die Starken Basans. (Stiere des Weidelandes nördlich vom Jabok bis zum Abhange des Hermon, einst das Land Ogs, später Manasses. [Num 32,1]) Psalmen Ps 23 21 14 Aperuerunt super me os suum, sicut leo rapiens et rugiens. Sie¹⁸ sperren ihren Rachen wider mich auf, wie ein reißender, brüllender Löwe. Psalmen Ps 23 21 14 18 Die Feinde. Psalmen Ps 23 21 15 Sicut aqua effusus sum: et dispersa sunt omnia ossa mea. Factum est cor meum tamquam cera liquescens in medio ventris mei. Wie Wasser bin ich hingegossen¹⁹ und aufgelöst sind alle meine Gebeine. Mein Herz ist wie zu Wachs zerflossen in meinem Innern.²⁰ Psalmen Ps 23 21 15 19 Aufgelöst, ohne Zusammenhalt. Psalmen Ps 23 21 15 20 Bild der Bangigkeit und Furcht. [2Sam 17,10] Psalmen Ps 23 21 16 Aruit tamquam testa virtus mea, et lingua mea adhæsit faucibus meis: et in pulverem mortis deduxisti me. Vertrocknet wie eine Scherbe ist meine Kraft²¹ und meine Zunge klebt an meinem Gaumen und in den Staub des Todes ließest du mich hinabsinken.²² Psalmen Ps 23 21 16 21 Durch das Feuer wird dem Tone alle Feuchtigkeit entzogen. Psalmen Ps 23 21 16 22 Die Feinde hätten keine Macht, wenn Gott sie nicht gäbe. Vergl. ähnlich [Jes 53]. Psalmen Ps 23 21 17 Quoniam circumdederunt me canes multi: concilium malignantium obsedit me. Foderunt manus meas et pedes meos: Denn²³ viele²⁴ Hunde haben mich umringt, die Rotte der Bösewichter hat mich umlagert. Sie haben meine Hände und meine Füße durchbohrt,²⁵ Psalmen Ps 23 21 17 23 Anschließend an V. 12. Psalmen Ps 23 21 17 24 Fehlt im Hebr. Psalmen Ps 23 21 17 25 Vers 17c passt besser im Anschluss an 16b. Der jetzige hebr. Text hat alle alten Zeugen gegen sich, wenn man ihn anders übersetzt als die Septuag., der die Vulgata folgt. Vielleicht beruht die jetzige Leseweise des hebr. Textes auf jüdischer Polemik gegen die christliche Verwertung der Stelle, für welche die neueren Kritiker an der Lesart durchbohrend festhalten. Dass die Durchbohrung der Hände und der Füße der römischen Sitte entsprach, bezeugen Justin M. und Tertullian. Psalmen Ps 23 21 18 Dinumeraverunt Omnia ossa mea. Ipsi vero consideraverunt et inspexerunt me: gezählt all meine Gebeine²⁶ und schauen mich nun an und betrachten mich. Psalmen Ps 23 21 18 26 Hebr.: zählen kann ich. Psalmen Ps 23 21 19 Diviserunt sibi vestimenta mea, et super vestem meam miserunt sortem. Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und das Los über mein Gewand geworfen.²⁷ [Joh 19,23.24] Psalmen Ps 23 21 19 27 Das Unterkleid ward verlost, die übrigen Kleidungsstücke des Herrn verteilt. Psalmen Ps 23 21 2 Deus Deus meus respice in me: quare me dereliquisti? longe a salute mea verba delictorum meorum. O Gott, mein Gott! schaue her auf mich,² warum hast du mich verlassen?³ Fern von Hilfe für mich rufe ich ob meiner Sünden.⁴ Psalmen Ps 23 21 2 2 Durch Irrung von der Septuag. eingefügt. (Hieron.) Diese Worte fehlen deshalb auch [Mt 27,46, Mk 15,34]. Psalmen Ps 23 21 2 3 Diese Worte rief der Heiland am Kreuze aus: [Mt 27,46, Mk 15,34] während er das übrige wohl still betete. Die Frage drückt Befremden und Sehnsucht aus, nicht Ungeduld oder gar Verzweiflung. Er weiß sich Gott in Liebe verbunden. Doch der gegenwärtige Stand, in dem er sich findet, widerspricht dem Wesen seines Verhältnisses zu Gott. Worin die Verlassenheit liegt, sagt V. 2b. Psalmen Ps 23 21 2 4 Vulg.: Das Wesen der Sünde ist Abwendung von Gott, darum ihre Strafe die Verlassung des Geschöpfes durch den Schöpfer. Der Heiland hat unsere Sünden auf sich genommen wie seine eigene Schuld, so wird er denn von seiner eigenen Gottheit im Gefühl allein gelassen, jedes Lichtes und Trostes beraubt. Hebr.: ist mein flehendes Schreien. Vergl. [Mt 27,46, Hebr 5,7]. Psalmen Ps 23 21 20 Tu autem Domine ne elongaveris auxilium tuum a me: ad defensionem meam conspice. Du aber, Herr! lass deine Hilfe nicht fern sein von mir,²⁸ sei bedacht auf meinen Schutz. Psalmen Ps 23 21 20 28 Hebr.: du meine Stärke, eile mir zu helfen. Psalmen Ps 23 21 21 Erue a framea Deus animam meam: et de manu canis unicam meam. Errette meine Seele von dem Schwerte,²⁹ o Gott! und aus der Gewalt des Hundes meine Einzige.³⁰ Psalmen Ps 23 21 21 29 Schwert steht für feindliche Mordwaffen im Allgemeinen. Psalmen Ps 23 21 21 30 Meine eine Seele, außer der ich keine zweite habe, das eine Leben, außer dem der Mensch kein zweites verlieren kann. Psalmen Ps 23 21 22 Salva me ex ore leonis: et a cornibus unicornium humilitatem meam. Rette mich aus dem Rachen des Löwen, mich Erniedrigten von den Hörnern der Einhorne.³¹ Psalmen Ps 23 21 22 31 Hebr.: Aus den Hörnern der Büffel (rettend) erhörst du mich. Die Büffel sind das Bild der Verfolger wie des Todes. Führe mich hervor aus der Vorhölle und gib mir den Sieg über meine Feinde, Sünde und Tod. Psalmen Ps 23 21 23 Narrabo nomen tuum fratribus meis: in medio ecclesiæ laudabo te. Psalmen Ps 23 21 24 Qui timetis Dominum laudate eum: universum semen Jacob glorificate eum: Ihr, die ihr den Herrn fürchtet, lobpreiset ihn; alle Kinder Jakobs³³ verherrlichet ihn! Psalmen Ps 23 21 24 33 Die geistigen Nachkommen, alle wahren Verehrer Gottes (alle, die den Herrn fürchten). Psalmen Ps 23 21 25 Timeat eum omne semen Israel: quoniam non sprevit, neque despexit deprecationem pauperis: Nec avertit faciem suam a me: et cum clamarem ad eum exaudivit me. Es mögen ihn fürchten alle Nachkommen Israels; denn er hat nicht verachtet noch verschmäht er das Flehen³⁴ des Armen und hat sein Angesicht nicht von mir abgewendet und mich erhört,³⁵ da ich zu ihm rief. Psalmen Ps 23 21 25 34 Hebr.: Elend. Psalmen Ps 23 21 25 35 Durch die Auferweckung in vollkommener Weise als wenn der Herr nicht den Tod auf sich genommen hätte. Psalmen Ps 23 21 26 Apud te laus mea in ecclesia magna: vota mea reddam in conspectu timentium eum. Dich preise ich in zahlreicher Versammlung;³⁶ im Angesichte derer, die ihn fürchten, will ich meine Gelübde erfüllen.³⁷ Psalmen Ps 23 21 26 36 In der aus Juden und Heiden gesammelten Kirche Gottes, die zeitlich und räumlich groß ist. Psalmen Ps 23 21 26 37 Man pflegte in großer Not Gelübde zu machen, die in der Regel in dem Versprechen bestanden, eine gewisse Zahl von Opfern darzubringen. Hatte man die Hilfe erlangt, die man erbeten, so lud man zu den mit den Dankopfern verbundenen Mahlzeiten Waisen und Arme ein und machte sie so zu Teilnehmern seines Heiles, zu Mitgenossen seiner Freude. Der ersten Frucht des Leidens und Sterbens, der Verkündigung des dreifaltigen Gottes durch die apostolische Fortdauer des Kreuzesopfers (Aug., Hier.) und (V. 27) die heilige Kommunion. Psalmen Ps 23 21 27 Edent pauperes et saturabuntur: et laudabunt Dominum qui requirunt eum: vivent corda eorum in sæculum sæculi. Arme³⁸ werden essen und satt werden und den Herrn loben, die ihn suchen; ihre Herzen werden leben auf ewig.³⁹ Psalmen Ps 23 21 27 38 Demütige, Kleine, Heilsbegierige. Psalmen Ps 23 21 27 39 Drei Wirkungen der heiligen Eucharistie: Geistliche Sättigung, Gott zukommende Verehrung, ewiges Leben. Psalmen Ps 23 21 28 Reminiscentur et convertentur ad Dominum universi fines terræ: Et adorabunt in conspectu ejus universæ familiæ gentium. Alle Enden der Erde werden des Herrn gedenken und zu ihm zurückkehren und vor ihm werden alle Geschlechter der Heiden niederfallen.⁴⁰ Psalmen Ps 23 21 28 40 Weitere Darstellung der Allgemeinheit der Erlösung. Psalmen Ps 23 21 29 Quoniam Domini est regnum: et ipse dominabitur gentium. Ist ja des Herrn das Königtum⁴¹ und er herrscht über alle Völker. Psalmen Ps 23 21 29 41 Gott hat ein königliches Anrecht auf alle Völker. Psalmen Ps 23 21 3 Deus meus clamabo per diem, et non exaudies: et nocte, et non ad insipientiam mihi. Mein Gott! ich rufe des Tages und du erhörst mich⁵ nicht; des Nachts,⁶ doch nicht soll es mir zur Torheit gereichen.⁷ Psalmen Ps 23 21 3 5 Hebr.: antwortest mir. Psalmen Ps 23 21 3 6 Tag und Nacht: immer. Psalmen Ps 23 21 3 7 Mein Klageruf soll nicht ein sündhafter des Murrens sein. Hebr.: nicht wird mir Ruhe. Psalmen Ps 23 21 30 Manducaverunt et adoraverunt omnes pingues terræ: in conspectu ejus cadent omnes qui descendunt in terram. Es essen⁴² und beten an alle Mächtigen der Erde;⁴³ vor seinem Angesichte fallen alle nieder, die in den Staub sinken.⁴⁴ Psalmen Ps 23 21 30 42 Es ist ein geistig sättigendes Essen (V. 27), vermittelt durch die große Rettungstat Gottes. Psalmen Ps 23 21 30 43 Allem Überflusse, in dem sie schwelgen konnten, ziehen sie dies Mahl vor und werfen sich ob der Gnade, die es einschließt, anbetend nieder. Es ist das Mahl, von dem auch [Jes 25,6] weissagt. Psalmen Ps 23 21 30 44 Alle, welche den Weg des Todes gehen, alle Sterblichen. Psalmen Ps 23 21 31 Et anima mea illi vivet: et semen meum serviet ipsi. Und meine Seele⁴⁵ wird ihm⁴⁶ leben und meine Nachkommenschaft ihm dienen.⁴⁷ Psalmen Ps 23 21 31 45 Hebr.: Nachkommenschaft. Psalmen Ps 23 21 31 46 Gott, dem Vater des Messias. Psalmen Ps 23 21 31 47 Hebr.: Nachkommenschaft wird ihm dienen, es wird erzählt werden vom Herrn den (künftigen) Geschlechtern, sie (die Nachkommen) werden kommen und seine Gerechtigkeit künftigem Volke verkünden, dass er es vollbracht hat (das große Werk der Erlösung). Psalmen Ps 23 21 32 Annuntiabitur Domino generatio ventura: et annuntiabunt cli justitiam ejus populo qui nascetur, quem fecit Dominus. Dem Herrn wird angekündigt werden⁴⁸ das künftige Geschlecht und die Himmel⁴⁹ werden seine Gerechtigkeit dem Volke kundtun, das geboren werden wird, das der Herr erschaffen hat. Psalmen Ps 23 21 32 48 Durch die Kirche als sein Knecht. Oder medial: wird sich ankündigen in der Kirche. Psalmen Ps 23 21 32 49 Besser mit Septuag. und Hebr.: Sie (die Gläubigen) werden ihren Nachkommen den Gnadenratschluss Gottes erzählen. Himmel ist wohl aus ähnlich klingenden Stellen hierher geraten. Gerechtigkeit ist hier das dem Heilswillen Gottes entsprechende Verhalten gegen die Menschen, sein Gnadenratschluss. Psalmen Ps 23 21 4 Tu autem in sancto habitas, laus Israel. Du aber wohnst im Heiligtume,⁸ du, der Lobpreis Israels! Psalmen Ps 23 21 4 8 Im Tempel, dem Abbilde der Himmelswohnung, und im Himmel. Wenn ich auch nicht alsbald erhört werde, ist Gott, der Ruhm Israels, der im Himmel wohnt, doch stets bereit zu helfen. Hebr.: Und doch bist du heilig, Lobpreis Israels. Du kannst nicht anders als treu sein. Psalmen Ps 23 21 5 In te speraverunt patres nostri: speraverunt, et liberasti eos. Auf dich hofften unsere Väter, sie hofften und du hast sie gerettet.⁹ Psalmen Ps 23 21 5 9 Stets hast du unsere Väter erprobt (besonders in der Wüste und zur Richterzeit), weshalb solltest du also mich nicht erhören? Psalmen Ps 23 21 6 Ad te clamaverunt, et salvi facti sunt: in te speraverunt, et non sunt confusi. Sie riefen zu dir und wurden errettet, sie hofften auf dich und wurden nicht zuschanden. Psalmen Ps 23 21 7 Ego autem sum vermis, et non homo: opprobrium hominum, et abjectio plebis. Ich aber bin ein Wurm und nicht ein Mensch,¹⁰ der Leute Spott und die Verachtung des Volkes. Psalmen Ps 23 21 7 10 Diese Schilderung soll Gott zu schleuniger Hilfe bewegen. Vergl. auch [Jes 49,7, Jes 53,3]. Psalmen Ps 23 21 8 Omnes videntes me, deriserunt me: locuti sunt labiis, et moverunt caput. Alle, die mich sehen, spotten über mich,¹¹ verziehen die Lippen¹² und schütteln das Haupt.¹³ Psalmen Ps 23 21 8 11 Vergl. [Lk 23,35]. Psalmen Ps 23 21 8 12 Lästern mich. Psalmen Ps 23 21 8 13 Zeichen des Hohnes und der Schadenfreude. Vergl. [Mt 27,39]. Psalmen Ps 23 21 9 Speravit in Domino, eripiat eum: salvum faciat eum, quoniam vult eum. Er hat auf den Herrn gehofft,¹⁴ er rette ihn, er helfe ihm, denn er hat sein Wohlgefallen an ihm. [Mt 27,43] Psalmen Ps 23 21 9 14 Hebr.: Wälze (deine Sache) auf Jahve, gib ihm dein Leiden anheim. Erfüllung: [Mt 27,39]. Psalmen Ps 23 0 1 David feiert Gott als seinen Wohltäter. Gott ist sein Hirt (V. 1), der ihn weidet und vor allen Feinden schützt. (V. 4) Der Herr hat ihn zu einem herrlichen Mahle geladen, das er allezeit in dessen Hause genießen wird. Psalmen Ps 23 22 1 Psalmus David. Dominus regit me, et nihil mihi deerit: Ein Psalm Davids.¹ Der Herr ist mein Hirt,² mir wird nichts mangeln; [Jes 40,11] Psalmen Ps 23 22 1 1 Der Psalm ist gedichtet zu einer Zeit, wo David sich ruhigen Glückes erfreute. In weiterem Sinne gilt er auch vom Volke Israel, dessen Hirte Gott ist. In typischem Sinne bezieht er sich auf alles, was Christus, der gute Hirt, für unser Heil getragen und gelitten hat. Psalmen Ps 23 22 1 2 Als erste haben zwei Hirten dies Bild gebraucht, Jakob [Gen 48,15] und David, doch haben es die Propheten vielleicht weiter ausgeführt. [Mi 7,14, Jer 23, Ez 34, Jes 40,11]. Am herrlichsten ist die Anwendung, welche der Heiland auf sich selbst macht. [Joh 10,1ff]. Psalmen Ps 23 22 2 In loco pascuæ ibi me collocavit. Super aquam refectionis educavit me: auf einem Weideplatze lässt er mich lagern, an Wasser der Erquickung³ leitet er mich; Psalmen Ps 23 22 2 3 In geistigem Sinne sind Weide und Erquickung alle Heilmittel. Psalmen Ps 23 22 3 Animam meam convertit. Deduxit me super semitas justitiæ, propter nomen suum. er erquickt meine Seele, führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit, um seines Namens willen.⁴ Psalmen Ps 23 22 3 4 Um sich an dem Gerechten zu verherrlichen. Psalmen Ps 23 22 4 Nam et si ambulavero in medio umbræ mortis, non timebo mala: quoniam tu mecum es. Virga tua, et baculus tuus: ipsa me consolata sunt. Denn⁵ ob ich auch mitten durch Todesschatten⁶ wandelte, fürchte ich doch kein Unglück; bist du doch bei mir. Dein Stecken und dein Stab⁷ trösten mich. Psalmen Ps 23 22 4 5 Daher. Psalmen Ps 23 22 4 6 Wörtlich hebr.: im finsteren Tal. Vulg.: in Finsternis, in welcher der Tod hause. Psalmen Ps 23 22 4 7 Zwei Ausdrücke für eine Sache: eine Hirtensorge. Diese zeigt sich besonders in der übernatürlichen Offenbarung Gottes. Psalmen Ps 23 22 5 Parasti in conspectu meo mensam, adversus eos, qui tribulant me. Impinguasti in oleo caput meum: et calix meus inebrians quam præclarus est! Du deckst vor meinem Angesichte einen Tisch⁸ im Angesichte meiner Bedränger,⁹ salbst mein Haupt mit Öl,¹⁰ und mein überströmender Becher, wie herrlich ist er!¹¹ Psalmen Ps 23 22 5 8 Der Psalmist geht zu dem Bilde eines Gastgebers über, der zugleich Schutz gegen die Feinde gewährt, so dass man ruhig genießen kann, was jener gewährt. Cypr., Ambros. u.a. beziehen diesen Vers insbesondere auf die heilige Kommunion, welche uns Kraft gegen unsere bösen Neigungen und alle Anfechtungen der Feinde unserer Seele gibt. Psalmen Ps 23 22 5 9 Ihnen zum Trotz, zur Beschämung. Psalmen Ps 23 22 5 10 Salbung der Gäste war bei Gastmählern gebräuchlich. Vergl. [Lk 7,46, Am 6,6]. Im geistigen Sinne ist das Öl Sinnbild der göttlichen Gnade. Psalmen Ps 23 22 5 11 Hebr.: Mein Becher ist Fülle. Ohne Bild: Mein Los. Psalmen Ps 23 22 6 Et misericordia tua subsequetur me omnibus diebus vitæ meæ: Et ut inhabitem in domo Domini, in longitudinem dierum. Deine Gnade geleitet mich¹² alle Tage meines Lebens und ich darf wohnen im Hause des Herrn¹³ immerdar. Psalmen Ps 23 22 6 12 Hebr.: Nur Glück und Gnade werden mich verfolgen. Psalmen Ps 23 22 6 13 Als Gottes Hausgenosse von ihm aufgenommen und beschützt. Das Haus des Herrn ist im geistigen Sinne der Himmel. Nirgends erscheint der Heiland offenbarer als der gute Hirt, als wenn er uns speist mit seinem Leibe und sich selbst für uns darbringt im heiligen Messopfer. Psalmen Ps 23 0 1 1. Festzug. Gott ist der Besitzer und Schöpfer des Weltalls. (V. 2) Dem Berge, den ein so mächtiger Herr in Besitz nehmen soll, darf niemand nahen, der ihn nicht mit Reinheit und Gerechtigkeit verehrt. (V. 6) 2. Einzug. Beim Nahen der Bundeslade mahnt der Psalmist die Tore Sion, sie mögen sich erweitern, den König der Herrlichkeit zu empfangen, den Starken und Gewaltigen, den Herrn der Heerscharen. Psalmen Ps 23 23 1 Prima sabbati, Psalmus David. Domini est terra, et plenitudo ejus: orbis terrarum, et universi, qui habitant in eo. Am ersten Tage der Woche,¹ ein Psalm Davids.² Dem Herrn gehört die Erde und was sie erfüllt;³ der Erdkreis und alle, die auf demselben wohnen.⁴ [1Kor 10,26] Psalmen Ps 23 23 1 1 Am Sonntage bei dem Morgenopfer zu singen. Diese Zeitangabe fehlt im Hebr., entspricht aber den Angaben des Talmud. Psalmen Ps 23 23 1 2 Psalm 23 wurde jedenfalls bei einer Übertragung der Bundeslade auf den heiligen Berg gesungen, wohl bei der [2Sam 6,12ff] erwähnten Gelegenheit. Psalmen Ps 23 23 1 3 Was auf ihr wohnt. Vergl. die Anführung des Apostels [1Kor 10,26]. Psalmen Ps 23 23 1 4 Der Herr hat nicht wie die Götter der Heiden ein begrenztes Gebiet seiner Herrschaft, seine Gewalt umfasst die Erde und alle ihre Bewohner. [Dtn 10,14] Er ist der Herr der Erde, weil ihr Schöpfer. Psalmen Ps 23 23 10 Quis est iste rex gloriæ? Dominus virtutum ipse est rex gloriæ. Wer ist dieser König der Herrlichkeit?¹⁸ Der Herr der Heerscharen ist der König der Herrlichkeit!¹⁹ Psalmen Ps 23 23 10 18 Der innere Chor fragt noch einmal, aber nicht in Unschlüssigkeit, sondern um noch weiter das Lob des großen Königs zu vernehmen. Der Hinweis: dieser macht die Frage dringlicher. Psalmen Ps 23 23 10 19 Es ist der über die himmlischen Heerscharen gebietende Herr. Nun öffnen sich die Tore und der über den Cherubim Thronende zieht in Sion ein. Die Sionsstadt und ihr heiliger Berg mit der Wohnstätte des Herrn sind ein Abbild des Himmels, in dem Gott in Majestät thront. Seit Adams Sünde waren die Himmelstore verschlossen, Jahrhunderte lang fragte die Menschheit nach dem, welcher die verschlossenen Türe des himmlischen Sion wieder öffnen konnte. Als der Heiland in die Welt trat, erscholl zum ersten Male der Ruf, nun sollten die Tore sich öffnen, denn derjenige war der Menschheit gegeben, der würdig war, dort einzuziehen. Zum zweiten Male erscholl er aus dem Munde des Herrn selbst, als der Heiland mit denen, welche er aus der Vorhölle geführt, am Tage seiner Himmelfahrt nahte, seine heiligen Wunden als Beweis seiner Würdigkeit weisend, da er die Sünde gehasst, die Gerechtigkeit geliebt. Psalmen Ps 23 23 2 Quia ipse super maria fundavit eum: et super flumina præparavit eum. Denn er hat ihn auf die Meere gegründet⁵ und über Ströme⁶ ihn festgestellt. Psalmen Ps 23 23 2 5 Die Hebräer denken sich die Erde wie ein Gebäude, von Gott gegründet über den Wassern. [Ps 136,6] Psalmen Ps 23 23 2 6 Das bewegte Wasser des Meeres. Psalmen Ps 23 23 3 Quis ascendet in montem Domini? aut quis stabit in loco sancto ejus? Wer darf den Berg des Herrn betreten? oder wer darf an seiner heiligen Stätte stehen?⁷ Psalmen Ps 23 23 3 7 Die heilige Stätte ist zunächst das heilige Zelt, in geistigem Sinne aber Gottes Reich und Himmel. Psalmen Ps 23 23 4 Innocens manibus et mundo corde, qui non accepit in vano animam suam, nec juravit in dolo proximo suo. Wer unschuldige Hände hat und reinen Herzens ist, wer seine Seele nicht an Eitles hängt und seinem Nächsten nicht trüglich schwört.⁸ Psalmen Ps 23 23 4 8 Wer schuldlos ist im Handeln und lauter in Gesinnung. Lug und Trug sind Hauptbefleckungen des Herzens. Psalmen Ps 23 23 5 Hic accipiet benedictionem a Domino: et misericordiam a Deo salutari suo. Dieser wird Segen von dem Herrn empfangen und Erbarmen⁹ von Gott, seinem Retter. Psalmen Ps 23 23 5 9 Hebr.: Gerechtigkeit, gerechte Vergeltung, also Glück, Heil. Psalmen Ps 23 23 6 Hæc est generatio quærentium eum, quærentium faciem Dei Jacob. Dies¹⁰ ist das Geschlecht, das nach ihm verlangt,¹¹ die das Angesicht des Gottes Jakobs suchen. Psalmen Ps 23 23 6 10 Die so sind, wie V. 4 sie beschrieben. Psalmen Ps 23 23 6 11 Die seine Nähe suchen und sich also über seinen Einzug freuen. Psalmen Ps 23 23 7 Attollite portas principes vestras, et elevamini, portæ æternales: et introibit rex gloriæ. Erhöhet,¹² ihr Fürsten,¹³ eure Tore, hoch wölbet euch, ihr ewigen Tore,¹⁴ und der König der Herrlichkeit¹⁵ wird einziehen. Psalmen Ps 23 23 7 12 Mit V. 6 ist die Prozession wohl an die uralten, noch von den Jebusitern erbauten, ja vielleicht auf Melchisedechs Zeit zurückgehenden alten Tore der Sionsstadt angekommen. Psalmen Ps 23 23 7 13 Die Vulgata redet die Vorsteher der Priester und Leviten an, im Hebr. ergeht die Aufforderung an die Tore selbst. Psalmen Ps 23 23 7 14 Uralten (siehe Anm. 12). Psalmen Ps 23 23 7 15 Der über die Bundeslade Thronende, deren einst zwischen den Cherubim erscheinendes Wolkendunkel ein Bild der Unbegreiflichkeit seiner Herrlichkeit war. [Ex 40,31] Psalmen Ps 23 23 8 Quis est iste rex gloriæ? Dominus fortis et potens: Dominus potens in prlio. Wer ist dieser König der Herrlichkeit?¹⁶ Der Herr, der Starke und Gewaltige, der Herr, mächtig im Streite.¹⁷ Psalmen Ps 23 23 8 16 Ein Gegenchor fragt von der anderen Seite. Durch diese Tore pflegen nur große Herrscher und Könige einzuziehen. Psalmen Ps 23 23 8 17 Der Herr, durch den Israel den Jebusitern den Berg Sion entrissen und durch den es (die Bundeslade ward häufig in den Krieg mitgenommen) bisher so glorreich gesiegt hat. Psalmen Ps 23 23 9 Attollite portas principes vestras, et elevamini portæ æternales: et introibit rex gloriæ. Erhöhet, ihr Fürsten, eure Tore, hoch wölbet euch, ihr ewigen Tore, und der König der Herrlichkeit wird einziehen! Psalmen Ps 23 0 1 Der Psalmist vertraut auf den Herrn, der ihn nicht wolle vor seinen Feinden zuschanden werden lassen. (V. 3) Bitte, Gott wolle ihn den rechten Weg leiten und seine Sünden vergeben (V. 7) um der Güte und Milde des Herrn willen. (V. 11) Da aber Gott seine Barmherzigkeit besonders den Gerechten erzeigt, bittet der Dichter wiederum um Vergebung seiner Sünden, indem er Gott sein Elend und die Bosheit der Feinde vorstellt. (V. 19) Die allgemeine Bitte, welche den Anfang des Psalmes, bildet auch dessen Beschluss. Psalmen Ps 23 24 1 In finem, Psalmus David. Ad te Domine levavi animam meam: Zum Ende,¹ ein Psalm Davids.² Zu dir, Herr! erhebe ich meine Seele, Psalmen Ps 23 24 1 1 Für den Vorsänger. Psalmen Ps 23 24 1 2 Der Psalm ist alphabetisch, aber nicht ohne bedeutende Unebenheiten. Er enthält eine lose verbundene Spruchreihe. Er ist wohl zur Zeit des Aufstandes Absaloms verfasst. Psalmen Ps 23 24 10 Universæ viæ Domini, misericordia et veritas, requirentibus testamentum ejus et testimonia ejus. Alle Wege des Herrn sind Erbarmen und Wahrhaftigkeit für die, welche seinen Bund und seine Zeugnisse¹³ bewahren. Psalmen Ps 23 24 10 13 Bezeigung, Kundgebung des göttlichen Willens, Vorschrift, Gesetz. Psalmen Ps 23 24 11 Propter nomen tuum Domine propitiaberis peccato meo: multum est enim. Um deines Namens willen,¹⁴ o Herr, vergib mir meine Sünden; denn ihrer sind viele. Psalmen Ps 23 24 11 14 Um deiner Ehre willen. Psalmen Ps 23 24 12 Quis est homo qui timet Dominum? legem statuit ei in via, quam elegit. Wer ist der Mann, der den Herrn fürchtet?¹⁵ Er unterweist ihn über den Weg, den er erwählen soll. Psalmen Ps 23 24 12 15 Die Antwort folgt 12b-14. Psalmen Ps 23 24 13 Anima ejus in bonis demorabitur: et semen ejus hereditabit terram. Seine Seele wird im Glücke weilen und seine Nachkommen werden das Land ererben.¹⁶ Psalmen Ps 23 24 13 16 Das Volk Israel besaß das Land Kanaan als Gnadenlehen und Erbteil von Gott unter der Bedingung, dass es seine Gesetze halte. [Lev 25,23] Das Land besitzen ist also des Segens der Gnade Gottes teilhaftig werden. Vergl. [Mt 5,5]. Psalmen Ps 23 24 14 Firmamentum est Dominus timentibus eum: et testamentum ipsius ut manifestetur illis. Eine feste Stütze ist der Herr denen, die ihn fürchten,¹⁷ und sein Bund wird ihnen offenbar.¹⁸ Psalmen Ps 23 24 14 17 Hebr.: Sein Geheimnis teilt der Herr denen mit usw. Die Offenbarung der Geheimnisse des Herrn wird nur den Gottesfürchtigen zuteil. Psalmen Ps 23 24 14 18 Er gibt ihnen Einblicke in sein Wesen und lässt sie in seine Vertraulichkeit zu. Psalmen Ps 23 24 15 Oculi mei semper ad Dominum: quoniam ipse evellet de laqueo pedes meos. Meine Augen sind stets auf den Herrn gerichtet, denn er wird meine Füße aus der Schlinge ziehen.¹⁹ Psalmen Ps 23 24 15 19 Introitus des dritten Fastensonntags. Psalmen Ps 23 24 16 Respice in me, et miserere mei: quia unicus et pauper sum ego. Blicke auf mich und erbarme dich meiner, denn ich bin einsam und elend. Psalmen Ps 23 24 17 Tribulationes cordis mei multiplicatæ sunt: de necessitatibus meis erue me. Die Bedrängnisse meines Herzens haben sich gemehrt, aus meinen Nöten rette mich. Psalmen Ps 23 24 18 Vide humilitatem meam, et laborem meum: et dimitte universa delicta mea. Siehe meine Demütigung²⁰ und meine Mühsal an und vergib alle meine Sünden. Psalmen Ps 23 24 18 20 Hebr.: mein Leid. Psalmen Ps 23 24 19 Respice inimicos meos quoniam multiplicati sunt, et odio iniquo oderunt me. Siehe an meine Feinde, wie ihrer viele sind, sie hassen mich mit ungerechtem Hasse. [Joh 15,25] Psalmen Ps 23 24 2 Deus meus in te confido, non erubescam: auf dich vertraue ich, mein Gott! lass mich nicht zuschanden werden Psalmen Ps 23 24 20 Custodi animam meam, et erue me: non erubescam quoniam speravi in te. Bewahre meine Seele und errette mich, nicht möge ich zuschanden werden, denn auf dich hoffe ich. Psalmen Ps 23 24 21 Innocentes et recti adhæserunt mihi: quia sustinui te. Unschuldige und Redliche hangen mir an,²¹ denn ich harre auf dich. Psalmen Ps 23 24 21 21 Vulg.: Unschuldige und Redliche (alle Gerechten) unterstützen meine Bitte. Hebr.: Redlichkeit und Rechtschaffenheit mögen mich behüten. Psalmen Ps 23 24 22 Libera Deus Israel, ex omnibus tribulationibus suis. O Gott! erlöse Israel aus allen seinen Drangsalen.²² Psalmen Ps 23 24 22 22 Liturgischer Zusatz für den öffentlichen Gottesdienst. Die Kirche betet den 24. Psalm besonders für die armen Seelen im Fegfeuer. Psalmen Ps 23 24 3 Neque irrideant me inimici mei: etenim universi, qui sustinent te, non confundentur. und lass meine Feinde mich nicht verhöhnen; denn alle, welche auf dich harren, werden nicht zuschanden. Psalmen Ps 23 24 4 Confundantur omnes iniqua agentes supervacue. Vias tuas Domine demonstra mihi: et semitas tuas edoce me. Zuschanden mögen alle werden, die Böses tun freventlich.³ Deine Wege, Herr! zeige mir und deine Pfade lehre mich.⁴ Psalmen Ps 23 24 4 3 Hebr.: die ohne Ursache (in vorsätzlicher Bosheit) die Treue brechen (gegen den Nächsten). Psalmen Ps 23 24 4 4 Diese sind zwar in der Offenbarung gegeben, doch bedarf es der Erleuchtung Gottes, sie recht zu erkennen, und seines Beistandes, sie zu wandeln. Psalmen Ps 23 24 5 Dirige me in veritate tua, et doce me: quia tu es Deus salvator meus, et te sustinui tota die. Leite mich in deiner Wahrheit und lehre mich, denn du bist, o Gott! mein Erretter⁵ und auf dich harre ich alle Zeit. Psalmen Ps 23 24 5 5 Hebr.: der Gott meines Heils. In dir ist alles beschlossen, was ich hoffe. Psalmen Ps 23 24 6 Reminiscere miserationum tuarum, Domine, et misericordiarum tuarum, quæ a sæculo sunt. Gedenke,⁶ o Herr! deiner Erbarmungen und deiner Gnaden,⁷ die von Ewigkeit her sind.⁸ Psalmen Ps 23 24 6 6 Eingangsworte des Introitus am zweiten Adventssonntage. Psalmen Ps 23 24 6 7 Erweise deine Erbarmung und Gnade. Psalmen Ps 23 24 6 8 Der erste Gnadenerweis Gottes war die Verfluchung der höllischen Schlange. Psalmen Ps 23 24 7 Delicta juventutis meæ, et ignorantias meas ne memineris. Secundum misericordiam tuam memento mei tu: propter bonitatem tuam Domine. Der Sünden meiner Jugend und meiner Verirrungen⁹ gedenke nicht. Nach deiner Barmherzigkeit gedenke meiner um deiner Güte willen, o Herr!¹⁰ Psalmen Ps 23 24 7 9 Zu den Jugendsünden, welche meist aus Unbesonnenheit begangen sind, kommen vorsätzliche Bosheitssünden. (Hebr., Aqu., Theod., Sym., Chald.) Psalmen Ps 23 24 7 10 Gedenke meiner nicht nach deinem Zorne, sondern nach deiner Erbarmung, die deiner würdig. (Aug.) Psalmen Ps 23 24 8 Dulcis et rectus Dominus: propter hoc legem dabit delinquentibus in via. Gütig und wahrhaft ist der Herr, darum weist er den Fehlenden den Weg. Psalmen Ps 23 24 9 Diriget mansuetos in judicio: docebit mites vias suas. Er führt die Sanftmütigen¹¹ mit Gerechtigkeit,¹² er lehrt die Milden seine Wege. Psalmen Ps 23 24 9 11 Die demütigen, welche nicht aus Bosheit irren. Dasselbe gilt von der Übersetzung: Milde. Psalmen Ps 23 24 9 12 Vielleicht auch: zur Gerechtigkeit, so dass sie gerecht werden. Psalmen Ps 23 0 1 a. Der Psalmist fleht als Verfolgter, Gott wolle ihm Recht schaffen und Rettung gewähren, begründet auch sein Verhältnis zu Gott (V. 3), wie auch sein Verhalten gegen die gottentfremdete Welt. (V. 5) b. Er begründet seine Bitte mit seiner Liebe zum Heiligtum Gottes, von dem er jetzt ohne seine Schuld fernbleiben müsse. (V. 8) c. Bitte, Gott wolle ihn nicht an dem Schicksale derer teilnehmen lassen, deren Gemeinschaft er in Handlung und Gesinnung stets gemieden. d. Epilog: Erhörungsgewisses Frohlocken. Psalmen Ps 23 25 1 In finem, Psalmus David. Judica me Domine, quoniam ego in innocentia mea ingressus sum: et in Domino sperans non infirmabor. Zum Ende,¹ ein Psalm Davids.² Schaffe mir Recht, o Herr! denn ich bin in meiner Unschuld³ gewandelt, und weil ich auf den Herrn gehofft, werde ich nicht unterliegen.⁴ Psalmen Ps 23 25 1 1 Für den Vorsänger. Psalmen Ps 23 25 1 2 Der Psalm ist wohl zur Zeit der Empörung Absaloms verfasst. David hat die Bundeslade nicht mit sich fortführen wollen. [2Sam 15,25] Psalmen Ps 23 25 1 3 In der Frömmigkeit, die mir eigen ist, die ich stets geübt habe. Psalmen Ps 23 25 1 4 Hebr.: gehofft, ohne zu wanken. Psalmen Ps 23 25 10 In quorum manibus iniquitates sunt: dextera eorum repleta est muneribus. an deren Händen Ungerechtigkeiten¹⁸ sind, deren Rechte mit Geschenken gefüllt ist.¹⁹ Psalmen Ps 23 25 10 18 Hebr.: Schandtaten, Frevel. Psalmen Ps 23 25 10 19 Mit Bestechungen zu ungerechtem Urteil. Psalmen Ps 23 25 11 Ego autem in innocentia mea ingressus sum: redime me, et miserere mei. Ich aber wandle in meiner Unschuld;²⁰ erlöse mich und erbarme dich meiner! Psalmen Ps 23 25 11 20 Die gesamte Richtung meines Herzens geht auf dich. Psalmen Ps 23 25 12 Pes meus stetit in directo: in ecclesiis benedicam te Domine. Mein Fuß steht auf rechtem Wege;²¹ ich will dich preisen, o Herr! in den Versammlungen.²² Psalmen Ps 23 25 12 21 Unbegrenzt, ungehemmt, befreit, erlöst. Psalmen Ps 23 25 12 22 Der Erhörung sicher verheißt der Psalmist den Herrn im Verein mit der Gottesgemeinde zu preisen. Psalmen Ps 23 25 2 Proba me Domine et tenta me: ure renes meos et cor meum. Prüfe mich, Herr! und erprobe mich; erforsche im Feuer⁵ meine Nieren und mein Herz.⁶ Psalmen Ps 23 25 2 5 Mittels des Feuers wird das edle Metall von den Schlacken geschieden. Psalmen Ps 23 25 2 6 Die Nieren sind der Sitz der Affekte, das Herz der des geistigen Lebens. Erforsche mich, prüfe meine verborgensten Affekte und Begierden, du wirst in mir nichts Sündhaftes finden. Den Beweis hierfür bietet V. 3-8. Psalmen Ps 23 25 3 Quoniam misericordia tua ante oculos meos est: et complacui in veritate tua. Denn deine Erbarmung steht mir vor Augen und an deiner Wahrheit habe ich Wohlgefallen.⁷ Psalmen Ps 23 25 3 7 Hebr.: in deiner Wahrheit (Lehre) wandle ich. Psalmen Ps 23 25 4 Non sedi cum concilio vanitatis: et cum iniqua gerentibus non introibo. Ich sitze nicht in der Versammlung der Eitelkeit⁸ und wandle nicht mit den Missetätern.⁹ Psalmen Ps 23 25 4 8 Der Leere der Gottentfremdung. Psalmen Ps 23 25 4 9 Hebr.: Leuten, die ihre Pläne heimlich halten und sich heuchlerisch anders zeigen als sie sind, Gleißnern. Psalmen Ps 23 25 5 Odivi ecclesiam malignantium: et cum impiis non sedebo. Ich hasse die Zusammenkunft der Bösewichter und bei den Gottlosen sitze ich nicht. Psalmen Ps 23 25 6 Lavabo inter innocentes manus meas: et circumdabo altare tuum Domine: Ich wasche¹⁰ mit Unschuldigen¹¹ meine Hände und trete so zu deinem Altar, o Herr!¹² Psalmen Ps 23 25 6 10 Das Waschen der Hand ist eine symbolische Handlung, um die Unschuld zu bezeugen. [Dtn 21,6, Mt 27,24] Es liegt auch eine Anspielung auf die Vorschrift vor, gemäß deren die Priester vor der Darbringung des Opfers die Hände waschen mussten. [Ex 30,17.21] Psalmen Ps 23 25 6 11 Nach Art derselben. Hebr.: in Unschuld. Psalmen Ps 23 25 6 12 V. 6-8 sind spezielle Ausführung des in V. 3-5 enthaltenen Gedankens. Psalmen Ps 23 25 7 Ut audiam vocem laudis, et enarrem universa mirabilia tua. Dass ich die Stimme deines Lobes¹³ höre¹⁴ und alle deine Wundertaten verkünde. Psalmen Ps 23 25 7 13 Der Lobgesänge bei der Darbringung der Opfer. Psalmen Ps 23 25 7 14 Hebr.: ertönen lasse. Psalmen Ps 23 25 8 Domine dilexi decorem domus tuæ, et locum habitationis gloriæ tuæ. Herr! ich liebe die Zier¹⁵ deines Hauses¹⁶ und den Ort, wo deine Herrlichkeit wohnt.¹⁷ Psalmen Ps 23 25 8 15 Hebr.: Stätte. Psalmen Ps 23 25 8 16 Vulg.: dein hehres Haus. Psalmen Ps 23 25 8 17 Vergl. [Ps 23,Anm.15]. Psalmen Ps 23 25 9 Ne perdas cum impiis Deus animam meam, et cum viris sanguinum vitam meam: Lass, o Gott! nicht mit den Gottlosen meine Seele zugrunde gehen und nicht mit den Blutmenschen mein Leben, Psalmen Ps 23 0 1 1. a. Glaubensmut inmitten der größten Gefahren. (V. 3) b. Eines nur wünscht der Psalmist, ob er gleich auch in der Fremde und Trübsal an Jahve volle Genüge hat: bei Gottes Heiligtum zu weilen, wo er auf Felsengrund allen Gefahren unnahbar Gott beständig Jubelopfer darzubringen vermag. (V. 6) 2. Die gegenwärtige Gefahr von Seiten der Feinde legt ihm die Bitte nahe, Gott wolle ihn nicht verlassen (V. 9), denn Vater und Mutter haben ihn verlassen (V. 10) und wie ein gehetztes Wild irrt er jetzt umher. Gott kann ihn so führen, dass er allen Gefahren entgeht, auch seinerseits den Sündenweg meidend. (V. 12) Selbstermutigung zu fester Glaubenszuversicht. Psalmen Ps 23 26 1 Psalmus David priusquam liniretur. Dominus illuminatio mea, et salus mea, quem timebo? Dominus protector vitæ meæ, a quo trepidabo? Ein Psalm Davids, ehe er gesalbt ward.¹ Der Herr ist mein Licht² und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist der Beschirmer meines Lebens, vor wem sollte ich zagen? Psalmen Ps 23 26 1 1 Dieser Zusatz fehlt im Hebr. Er weist auf Sauls Zeit (wohl auf die zweite Krönung [2Sam 2,4]) hin, doch scheint die Erwähnung des Heiligtums V. 5 nach anderen auf die Absalomische Zeit hinzuweisen. Der Psalm umfasst, wie [Ps 18] und [Ps 23], zwei voneinander abweichende Teile, der Psalm schließt, mit Ermutigung zu festem Vertrauen, mit dem er begonnen. (V. 14) Psalmen Ps 23 26 1 2 Mein Licht, das alle Finsternisse verscheucht, meine Hilfe. Psalmen Ps 23 26 10 Quoniam pater meus, et mater mea dereliquerunt me: Dominus autem assumpsit me. Denn mein Vater und meine Mutter haben mich verlassen,¹⁰ der Herr aber nimmt mich auf. Psalmen Ps 23 26 10 10 Vater und Mutter sind für die Nächsten gesetzt. Vergl. [Sach 13,3]. Diese Worte werden als Sprichwort Redeweise für vollständige Verlassenheit und Hilflosigkeit. Psalmen Ps 23 26 11 Legem pone mihi Domine in via tua: et dirige me in semitam rectam propter inimicos meos. Weise mich, Herr! deinen Weg¹¹ und leite mich auf rechter Bahn um meiner Feinde willen.¹² Psalmen Ps 23 26 11 11 Den Weg, auf den ich treten soll, der mir Schutz gewährt. Psalmen Ps 23 26 11 12 Mich vor ihnen rettend und damit sie sehen, dass du mich beschützest. Psalmen Ps 23 26 12 Ne tradideris me in animas tribulantium me: quoniam insurrexerunt in me testes iniqui, et mentita est iniquitas sibi. Gib mich nicht dem Willen meiner Bedränger preis, denn falsche Zeugen haben sich wider mich erhoben; doch die Bosheit hat sich selbst zum Schaden gelogen.¹³ Psalmen Ps 23 26 12 13 Vulg.: Sie werden zu Lügnern. Sie erlangen das Erstrebte, den Untergang des Beters, nicht. Nach anderen: Sie haben sich durch Lüge selbst geschadet. Hebr.: Lügenzeugen stehen wider mich auf und Gewalttat Begehrende (die mich töten wollen). Psalmen Ps 23 26 13 Credo videre bona Domini in terra viventium. Ich vertraue fest, dass ich die Güter des Herrn schauen werde im Lande der Lebendigen.¹⁴ Psalmen Ps 23 26 13 14 Auf dieser Erde. (Typisch kann man verstehen: im Himmel.) Psalmen Ps 23 26 14 Exspecta Dominum, viriliter age: et confortetur cor tuum, et sustine Dominum. Harre auf den Herrn, handle männlich; lass dein Herz stark sein und stehe fest im Herrn! Psalmen Ps 23 26 2 Dum appropiant super me nocentes, ut edant carnes meas: Qui tribulant me inimici mei, ipsi infirmati sunt et ceciderunt. Wenn Übeltäter mir nahen, mein Fleisch zu verzehren,³ meine Feinde, die mich bedrängen, so werden sie kraftlos und stürzen zu Boden. Psalmen Ps 23 26 2 3 Die Feinde sind wie wilde Tiere gedacht, die nach seinem Blute gierig sind. Jemandes Fleisch verzehren, bedeutet auch jemanden durch boshafte Verleumdung bis zur Vernichtung verfolgen. V. 2a ist nähere Bestimmung zu V. 1. (Sept.) Psalmen Ps 23 26 3 Si consistant adversum me castra, non timebit cor meum. Si exsurgat adversum me prælium, in hoc ego sperabo. Wenn ein Heerlager wider mich ersteht, so fürchtet sich mein Herz nicht. Wenn Kampf sich wider mich erhebt, so bin ich doch dabei voll Vertrauen. Psalmen Ps 23 26 4 Unam petii a Domino, hanc requiram, ut inhabitem in domo Domini omnibus diebus vitæ meæ: Ut videam voluptatem Domini, et visitem templum ejus. Eines erbitte ich vom Herrn, darnach verlangt mich, dass ich im Hause des Herrn alle Tage meines Lebens bleiben dürfe, um die Lieblichkeit des Herrn zu schauen und seinen Tempel zu besuchen.⁴ Psalmen Ps 23 26 4 4 Hebr.: nachzusinnen in seinem Tempel. Psalmen Ps 23 26 5 Quoniam abscondit me in tabernaculo suo: in die malorum protexit me in abscondito tabernaculi sui. Denn⁵ er birgt mich in seinem Zelte, er schirmt mich am Tage des Unglücks im Verborgenen seines Zeltes. Psalmen Ps 23 26 5 5 Begründung der V. 1-3 entwickelten Gedanken. Psalmen Ps 23 26 6 In petra exaltavit me: et nunc exaltavit caput meum super inimicos meos. Circuivi, et immolavi in tabernaculo ejus hostiam vociferationis: cantabo, et psalmum dicam Domino. Er hebt mich empor auf einen Felsen⁶ und nun erhebt er mein Haupt über meine Feinde.⁷ Ich trete hin und bringe ein Jubelopfer dar in seinem Zelte, ich singe dem Herrn und sage ihm Preis. Psalmen Ps 23 26 6 6 Gewährt mir Sicherheit. Psalmen Ps 23 26 6 7 Hebr.: Rings um mich her. Psalmen Ps 23 26 7 Exaudi Domine vocem meam, qua clamavi ad te: miserere mei, et exaudi me. Erhöre, o Herr! meine Stimme, da ich zu dir rufe;⁸ erbarme dich meiner und erhöre mich! Psalmen Ps 23 26 7 8 Hebr.: Höre, Herr, mit meiner Stimme (laut) rufe ich. Psalmen Ps 23 26 8 Tibi dixit cor meum, exquisivit te facies mea: faciem tuam Domine requiram. Zu dir spricht mein Herz,⁹ es sucht dich mein Angesicht; dein Antlitz, o Herr! will ich suchen. Psalmen Ps 23 26 8 9 Vulg.: Es redet betend zu dir mein Herz, es sucht dich bittend mein Auge, dein Antlitz suche ich. Hebr.: Zu dir sagt mein Herz (auf dein Wort): Suchet mein Antlitz! Dein Antlitz will ich suchen (ich will bei dir Hilfe suchen). Psalmen Ps 23 26 9 Ne avertas faciem tuam a me: ne declines in ira a servo tuo. Adjutor meus esto: ne derelinquas me, neque despicias me Deus salutaris meus. Wende dein Antlitz nicht von mir, kehre dich nicht im Zorne ab von deinem Diener. Sei du mein Helfer; verlass mich nicht und verstoße mich nicht, o Gott, mein Retter! Psalmen Ps 23 0 1 1. Bitte. Gegen das Heiligtum gewendet, fleht David um Erhörung (V. 2): Gott wolle ihn nicht mit den Sündern umkommen lassen und die Bösen nach dem Gesetze der Wiedervergeltung strafen. (V. 5) 2. Danksagung. Der Erhörung gewiss, dankt der Psalmist jubelnd für die Hilfe, welche Gott ihm und dem Volke gewährt hat. (V. 8) Schluss: Neue Bitte für das Volk. Psalmen Ps 23 27 1 Psalmus ipsi David. Ad te Domine clamabo, Deus meus ne sileas a me: ne quando taceas a me, et assimilabor descendentibus in lacum. Ein Psalm Davids.¹ Zu dir, Herr! rufe ich, mein Gott!² schweige nicht vor mir;³ dass ich nicht, wenn du vor mir schweigst, denen gleich werde, die in die Grube hinabfahren.⁴ Psalmen Ps 23 27 1 1 Vielleicht aus der Zeit der Empörung Absaloms. Psalmen Ps 23 27 1 2 Hebr.: mein Hort. Psalmen Ps 23 27 1 3 Schweigen, ruhen, sei es im Sprechen (nichts erwidern), sei es im Handeln (nicht helfen). Also: wende dich nicht von mir. Psalmen Ps 23 27 1 4 Sterben. Psalmen Ps 23 27 2 Exaudi Domine vocem deprecationis meæ dum oro ad te: dum extollo manus meas ad templum sanctum tuum. Erhöre, Herr! die Stimme meines Flehens, wenn ich zu dir rufe, wenn ich meine Hände zu deinem heiligen Tempel⁵ hin erhebe. Psalmen Ps 23 27 2 5 Hebr.: Zum Allerheiligsten. Dasselbe ist auch Typus des Himmels. Psalmen Ps 23 27 3 Ne simul trahas me cum peccatoribus: et cum operantibus iniquitatem ne perdas me: Qui loquuntur pacem cum proximo suo, mala autem in cordibus eorum. Raffe mich nicht mit den Sündern hinweg und vertilge mich nicht⁶ mit den Übeltätern, die mit ihrem Nächsten freundlich reden, während sie Böses im Sinne haben. Psalmen Ps 23 27 3 6 In schimpflichem Tode. Psalmen Ps 23 27 4 Da illis secundum opera eorum, et secundum nequitiam adinventionum ipsorum. Secundum opera manuum eorum tribue illis: redde retributionem eorum ipsis. Gib⁷ ihnen nach ihrem Tun⁸ und nach der Bosheit ihrer Anschläge. Nach dem, was ihre Hände verübt, vergilt ihnen, und was sie verdient haben, lass ihnen zuteil werden. Psalmen Ps 23 27 4 7 Diesen Feinden. Der Affekt entspringt nicht so dem Wunsche nach Rache als dem Gerechtigkeitsgefühl und dem Eifer für die Ehre des Herrn. Psalmen Ps 23 27 4 8 Nach dem, was sie mir getan. Messe ihnen nach ihrem eigenen Maße. Psalmen Ps 23 27 5 Quoniam non intellexerunt opera Domini, et in opera manuum ejus destrues illos, et non ædificabis eos. Denn sie verstehen⁹ die Taten des Herrn nicht¹⁰ noch auch die Werke seiner Hände, du wirst sie niederreißen und nicht wieder aufbauen.¹¹ Psalmen Ps 23 27 5 9 Hebr.: merken nicht auf. Psalmen Ps 23 27 5 10 Dass Gott den, den er erwählt, auch anerkennt. [2Sam 7] Psalmen Ps 23 27 5 11 Das Bild ist vom Hause genommen: Gib ihnen keine Nachkommenschaft, dass ihr Geschlecht ausstirbt. Im Hebräischen steht die dritte Person: er reißt sie nieder. Psalmen Ps 23 27 6 Benedictus Dominus: quoniam exaudivit vocem deprecationis meæ. Gepriesen sei der Herr! denn er hat mein lautes Flehen erhört. Psalmen Ps 23 27 7 Dominus adjutor meus, et protector meus: in ipso speravit cor meum, et adjutus sum. Et refloruit caro mea: et ex voluntate mea confitebor ei. Der Herr ist mein Helfer und mein Beschirmer, auf ihn vertraute mein Herz und es ward mir geholfen. So blühte mein Leib wieder auf und mit willigem Herzen will ich ihn preisen.¹² Psalmen Ps 23 27 7 12 Blüte: ward wieder frisch. Die innere Freude wirkte auch auf den Leib. Hebr.: So frohlockt denn mein Herz und mit meinem Liede will ich ihn preisen. Aus dem Leibe strömt das Lied, das Lob dessen, der das Leid gewendet. Psalmen Ps 23 27 8 Dominus fortitudo plebis suæ: et protector salvationum Christi sui est. Der Herr ist seines Volkes Stärke und der rettende Beschirmer seines Gesalbten. Psalmen Ps 23 27 9 Salvum fac populum tuum Domine: et benedic hereditati tuæ: et rege eos, et extolle illos usque in æternum. Hilf, Herr! deinem Volke und segne dein Erbe¹³ und leite sie und trage¹⁴ sie in Ewigkeit.¹⁵ Psalmen Ps 23 27 9 13 Eigentum. Psalmen Ps 23 27 9 14 Das Bild ist vom Hirten hergenommen, der das müde und wunde Schaf auf seine Schultern nimmt und trägt. Psalmen Ps 23 27 9 15 Die Kirche legt den Psalm dem am Ölberge betenden Heilande in den Mund wie auch am Herz - Jesu - Fest, als Ausdruck des innigsten Gottvertrauens. Im Munde der Kirche ist er ein Flehen um Beistand in Drangsalen. Psalmen Ps 23 0 1 Machtoffenbarung Gottes. 1. Aufforderung an die Söhne Gottes, Gott zu preisen. (V. 2) 2. Schilderung der Machtoffenbarung Gottes: Gott lässt sich im Donner vernehmen und offenbart sich im Gewitter. (V. 9) 3. Gott, der die Sintflut zu senden sich auf seinen Thron gesetzt, lässt über die Feinde seines Volkes seinen Zorn herabsteigen, während er sein Volk sendet. Psalmen Ps 23 28 1 Psalmus David, in consummatione tabernaculi. Afferte Domino filii Dei: afferte Domino filios arietum: Ein Psalm Davids, am Schlusse des Laubhüttenfestes.¹ Bringet dem Herrn, ihr Söhne Gottes!² bringet dem Herrn junge Widder dar.³ Psalmen Ps 23 28 1 1 Dieser liturgische Zusatz fehlt im Hebr. Psalmen Ps 23 28 1 2 Der Name kann ebenso Engel [Ps 88,7] wie Menschen [Ps 81,6] bezeichnen. Nach dem Hebr. scheinen jene angeredet zu werden, die Sept. und Vulg. verstehen den Ausdruck von den frommen Verehrern Gottes im Gegensatze zu den Weltmenschen, Menschenkindern. [Ps 4,3] Einige verstehen unter Söhnen Gottes Mächtige der Erde, Fürsten. Psalmen Ps 23 28 1 3 Doppelübersetzung. Psalmen Ps 23 28 10 Dominus diluvium inhabitare facit: et sedebit Dominus rex in æternum. Die Wasserflut macht der Herr zur Wohnung sich,²¹ dort thront der Herr als König in Ewigkeit. Psalmen Ps 23 28 10 21 Hebr.: Der Herr saß als Richter auf der Sintflut (Genesis 6-8), und es wird sitzen der Herr als König in Ewigkeit. Schon in der Sintflut offenbarte sich Gott als Richter und König, und dies ist und bleibt er in Ewigkeit. Denselben Sinn hat die Vulgata. Wer die gesamte Natur beherrscht, ist über die Welt erhaben und ewig. Psalmen Ps 23 28 11 Dominus virtutem populo suo dabit: Dominus benedicet populo suo in pace. Der Herr wird seinem Volke Kraft verleihen,²² der Herr wird sein Volk mit Frieden segnen.²³ Psalmen Ps 23 28 11 22 Oder: möge verleihen. Psalmen Ps 23 28 11 23 Da Gottes Majestät den Frommen Mut einflößt, darf Israel, sein auserwähltes Volk, sich freuen, da ein so mächtiger Gott es segnet und über seine Feinde seinen Zorn ergießt. V. 11 ist vielleicht ein liturgischer Zusatz. Das Wort mit Frieden erhebt sich wie ein Regenbogen nach dem Sturm. Der Anfang des Psalmes: Ehre sei Gott, der Schluss: Friede auf Erde! In V. 3-10 sind die Wasser Sinnbild furchtbarer, feindlicher Völker, die gegen Gottes Volk anstürmen. Donner und Blitz sinnbilden die Offenbarung des Strafgerichtes über die Feinde, die Flut ist das Bild der letzteren. Am Feste der Erscheinung des Herrn fordert er alle Völker auf, die Stimme des Evangeliums zu hören, das so viele Gegner schon besiegt, und sich dem Herrn zu beugen. Psalmen Ps 23 28 2 Afferte Domino gloriam et honorem, afferte Domino gloriam nomini ejus: adorate Dominum in atrio sancto ejus. Bringet dem Herrn Preis und Ehre dar,⁴ bringet dem Herrn Preis, seinem Namen;⁵ betet den Herrn an in seinem heiligen Vorhofe!⁶ Psalmen Ps 23 28 2 4 Gehört nach dem Hebr. zu V. 1. Anerkennt, lobet diese Herrlichkeit. Psalmen Ps 23 28 2 5 Dem Herrn, wie er sich in der Offenbarung kundgetan hat. Psalmen Ps 23 28 2 6 Vorhof steht hier allgemein für Versammlungsort. Hebr.: Huldiget dem Herrn in heiligem Schmucke. Psalmen Ps 23 28 3 Vox Domini super aquas, Deus majestatis intonuit: Dominus super aquas multas. Die Stimme des Herrn⁷ erschallt über den Wassern,⁸ der Gott der Herrlichkeit lässt Donner erdröhnen, der Herr lässt Donner erdröhnen über großen Wassern. Psalmen Ps 23 28 3 7 Donner. Die siebenmalige Wiederholung dieses Wortes stellt wohl die aufeinander folgenden Donnerschläge dar. Die Schilderung geht stufenweise vorwärts. Zuerst steigen Wolken fern auf, von fern lässt der Donner sich hören. (V. 3) Der Donner wird stärker, er rollt mit Macht und Majestät daher. (V. 4) Alsbald steht das Wetter über dem ganzen Lande, von Norden nach Süden fortschreitend. V. 5-7 beschreiben die Wirkungen desselben im Norden auf dem Libanon. Psalmen Ps 23 28 3 8 Grund, warum Gott Anbetung gebührt. Die Wasser sind die oberen in dichten Gewitterwolken gesammelten Wassermassen. Psalmen Ps 23 28 4 Vox Domini in virtute: vox Domini in magnificentia. Die Stimme des Herrn ertönt mit Kraft, die Stimme des Herrn in Herrlichkeit. Psalmen Ps 23 28 5 Vox Domini confringentis cedros: et confringet Dominus cedros Libani: Die Stimme des Herrn, der⁹ Zedern zerschmettert; ja, der Herr zerschmettert die Zedern des Libanon¹⁰ Psalmen Ps 23 28 5 9 Im Hebr. fehlt das Relativwort, die Stimme des Herrn ist Subjekt. Psalmen Ps 23 28 5 10 Die Stimme des Herrn (furchtbarer als der Blitz) zerbricht die Zedern teils, teils biegt er sie nieder und lässt sie wieder emporschnellen. (V. 6) Psalmen Ps 23 28 6 Et comminuet eas tamquam vitulum Libani: et dilectus quemadmodum filius unicornium. und zerschlägt¹¹ sie wie ein junges Rind¹² auf dem Libanon; er, der Geliebte, gleicht einem jungen Einhorn.¹³ Psalmen Ps 23 28 6 11 Hebr.: macht sie aufhüpfen, gleich einem Kalbe. Psalmen Ps 23 28 6 12 Bestimmtes Tier für Getier überhaupt. Psalmen Ps 23 28 6 13 Vulg.: Sein Volk Israel aber steht unüberwunden und stark da, gleich deinen jungen Wildochsen. Hebr.: Libanon und Sirion wie das Junge des Wildochsen. Sirion ist der Hermon. Psalmen Ps 23 28 7 Vox Domini intercidentis flammam ignis: Die Stimme des Herrn, der die Feuerflammen zerteilt;¹⁴ Psalmen Ps 23 28 7 14 Hebr.: Die Stimme des Herrn flammt aus zuckendem Feuer. Psalmen Ps 23 28 8 Vox Domini concutientis desertum: et commovebit Dominus desertum Cades. die Stimme des Herrn, der¹⁵ die Wüste erschüttert,¹⁶ und der Herr macht die Wüste Kades erbeben.¹⁷ Psalmen Ps 23 28 8 15 Subjekt ist die Stimme. Psalmen Ps 23 28 8 16 Wie im Gebirge, so zeigt sich in der Ebene die verheerende Kraft des Gewitters. Psalmen Ps 23 28 8 17 Hebr.: Die Stimme des Herrn macht die Wüste beben, der Herr macht die Wüste Kades beben. Psalmen Ps 23 28 9 Vox Domini præparantis cervos, et revelabit condensa: et in templo ejus omnes dicent gloriam. Die Stimme des Herrn, der¹⁸ die Hindinnen gebären lässt¹⁹ und die dichten Wälder lichtet, und in seinem Tempel sprechen alle: Herrlichkeit!²⁰ Psalmen Ps 23 28 9 18 Wie Anmerkung 18. Psalmen Ps 23 28 9 19 So die Vulgata nach dem Hebr. Das Ungeheuer (die Wüste) wie das Unbedeutende (die Hindin in ihr) erzittert vor der Stimme Gottes. Nach anderen ist Septuag. und Vulg. zu übersetzen: schaffen, vollkommen machen. Psalmen Ps 23 28 9 20 Engel und Menschen. Während auf Erden der Sturm wütet, herrscht im Himmel feierliche Stille und die anbetenden Geisterchöre singen. Während der Herr sich so vom Himmel herab in seiner Majestät und Allmacht offenbart, sagt alles Preis und Ruhm (wozu V. 2 aufgefordert). Auch auf der Erde soll seine Herrlichkeit gepriesen werden. Psalmen Ps 23 0 1 1. Gott hat Davids Gebet erhört (die Pest abgewendet) um ihn so gleichsam aus dem Grabe erweckt. (V. 4) 2. Aufforderung an alle Frommen, einen solchen Gott zu preisen, der nach kurzem Zürnen alsbald und lebenslänglich gnädig ist. Auf sich selbst vertrauend, ist David von Gott gedemütigt worden. (V. 8) Doch zum Herrn flehend, er wolle ihm das Leben erhalten, dass er Gott loben kann, ist er erhört worden. (V. 11) Die Trauer ist in Freude gewandelt. Psalmen Ps 23 29 1 Psalmus Cantici in dedicatione domus David. Ein Lobpsalm bei der Einweihung des Hauses, von David.¹ Psalmen Ps 23 29 1 1 Nach einigen ist der Psalm bei der Einweihung des Platzes für den nachherigen Tempel nach der Pest [2Sam 24,25, 1Chr 21,26] zum ersten Male gesungen worden, d.i. bei der Einweihung des Altars auf der Tenne Areunas. Nach anderen ist der Psalm von David noch am Tempelweihfest des Judas Makkabäus beigefügt worden. Psalmen Ps 23 29 10 Quæ utilitas in sanguine meo, dum descendo in corruptionem? Numquid confitebitur tibi pulvis, aut annuntiabit veritatem tuam? Welchen Nutzen hast du von meinem Blute,⁹ wenn ich zur Verwesung hinabfahre? Wird wohl der Staub dich loben oder deine Treue verkünden?¹⁰ Psalmen Ps 23 29 10 9 Wenn ich getötet werde. Psalmen Ps 23 29 10 10 Nur im Lande der Lebenden vermag ich dich zu preisen. Psalmen Ps 23 29 11 Audivit Dominus, et misertus est mei: Dominus factus est adjutor meus. Der Herr hat es gehört und sich meiner erbarmt, der Herr ist mein Helfer geworden!¹¹ Psalmen Ps 23 29 11 11 Im Hebr. stehen alle die Zeitwörter im Imperativ. Psalmen Ps 23 29 12 Convertisti planctum meum in gaudium mihi: conscidisti saccum meum, et circumdedisti me lætitia: Du hast mir meine Klagen in Freude verwandelt, mein Trauerkleid gelöst und mich mit Freude umgürtet, Psalmen Ps 23 29 13 Ut cantet tibi gloria mea: et non compungar: Domine Deus meus in æternum confitebor tibi. auf dass dir meine Herrlichkeit¹² lobsinge und ich kein Leid habe;¹³ o Herr, mein Gott immerdar will ich dich preisen! Psalmen Ps 23 29 13 12 Seele. Psalmen Ps 23 29 13 13 Und ich nicht von Schmerz erfüllt werde und infolge dessen schweige. Hebr.: und nicht schweige. Psalmen Ps 23 29 2 Exaltabo te Domine quoniam suscepisti me: nec delectasti inimicos meos super me. Ich will dich erheben, o Herr! denn du hast mich beschirmt und hast meine Feinde² sich nicht freuen lassen über mich. Psalmen Ps 23 29 2 2 Wohl die umliegenden feindlichen Mächte. Psalmen Ps 23 29 3 Domine Deus meus clamavi ad te, et sanasti me. O Herr, mein Gott! zu dir rief ich und du heiltest mich.³ Psalmen Ps 23 29 3 3 Von einer wirklichen Krankheit, oder: du rettest mich aus Gefahren. Psalmen Ps 23 29 4 Domine eduxisti ab inferno animam meam: salvasti me a descendentibus in lacum. Herr! du hast meine Seele aus dem Totenreiche emporgeführt, hast mich von denen, die in die Grube hinabfahren, gerettet. Psalmen Ps 23 29 5 Psallite Domino sancti ejus: et confitemini memoriæ sanctitatis ejus. Lobsinget dem Herrn, ihr seine Heiligen! und preiset sein geheiligtes Andenken.⁴ Psalmen Ps 23 29 5 4 Die wunderbare Abwendung der Krankheit ist gleichsam ein Denkmal, das Gott sich gesetzt hat, ein Erweis seiner Gerechtigkeit und zugleich seiner Erbarmung. Psalmen Ps 23 29 6 Quoniam ira in indignatione ejus: et vita in voluntate ejus. Ad vesperum demorabitur fletus: et ad matutinum lætitia. Denn er straft in seinem Grimme und gibt Leben durch sein Wohlwollen.⁵ Am Abende kehrt Weinen ein und am Morgen Freude. Psalmen Ps 23 29 6 5 Die Züchtigung der Menschen hat statt, wenn Gott zürnt, Leben (Wohlergehen) kommt durch Gottes Huld, d.i. Gott zürnt nur wegen der Sünden, er will aber selbst einzig das Glück der Menschen. Deshalb dauert sein Zorn nicht lange, denn er überdauert nicht die Nacht. Abend und Morgen sind mit symbolischer Bedeutung gesetzt. Psalmen Ps 23 29 7 Ego autem dixi in abundantia mea: Non movebor in æternum. Ich aber sprach in meines Glückes Fülle:⁶ Nimmermehr werde ich wanken!⁷ Psalmen Ps 23 29 7 6 Wohl [2Sam 24,9]. Psalmen Ps 23 29 7 7 Ich vertraute nicht auf den Geber, sondern auf die Gaben, als hätte ich sie mir selbst verliehen. Und doch hängt einzig von Gott das Glück ab. Psalmen Ps 23 29 8 Domine in voluntate tua, præstitisti decori meo virtutem. Avertisti faciem tuam a me, et factus sum conturbatus. O Herr! durch dein Wohlwollen hattest du meiner Herrlichkeit⁸ Kraft verliehen. Du wandtest dein Angesicht von mir ab und ich ward bestürzt. Psalmen Ps 23 29 8 8 Meinem Königtum. Hebr.: Du hattest auf meinen Berg (Sion) Festigkeit gestellt: Du hattest mich auf feste Berge gestellt. Psalmen Ps 23 29 9 Ad te Domine clamabo: et ad Deum meum deprecabor. Zu dir, o Herr! rief ich und zu meinem Gott flehte ich: Psalmen Ps 23 0 1 1. Von Feinden rings umgeben, nimmt David seine Zuflucht zu Gott, seinem Beschützer (V. 4) in dessen Hände er sich gänzlich übergibt und von dessen Erbarmung er Befreiung erwartet. (V. 9) 2. Seine schlimme Lage beschreibend, fleht er um Befreiung und Vernichtung seiner Feinde. (V. 19) 3. Gewiss, dass sein Flehen erhört wird, bricht er in Lobpreis der Güte Gottes aus, der ihn wie in einer festen Stadt geschützt hat (V. 23), und fordert alle Frommen auf, den zu loben, der den Seinen beisteht und die Hochmütigen zuschanden werden lässt, und Mut zu fassen. Psalmen Ps 23 30 1 In finem, Psalmus David, pro extasi. Zum Ende,¹ ein Psalm Davids,² auf die Bestürzung.³ Psalmen Ps 23 30 1 1 Für den Vorsänger. Psalmen Ps 23 30 1 2 Der ganze Psalm ist von David geschichtlich zu verstehen, enthält aber auch ein Vorbild auf Christus (Hier.), da der Heiland selbst den Psalm auf sich anwendet. Einige Psalmen werden in der Liturgie der Kirche dem leidenden Heilande in den Mund gelegt. Psalmen Ps 23 30 1 3 Dieser Zusatz fehlt im Hebr. wie im Griech. und in alten lateinischen Psalterien und ist wohl aus V. 23 eingeschoben. Psalmen Ps 23 30 10 Miserere mei Domine quoniam tribulor: conturbatus est in ira oculus meus, anima mea, et venter meus: Erbarme dich meiner, o Herr! denn ich bin bedrängt;¹⁶ verstört ist vom Grame mein Auge, meine Seele und mein Leib.¹⁷ Psalmen Ps 23 30 10 16 Hebr.: In Bangigkeit. Psalmen Ps 23 30 10 17 Mein ganzer innerer und äußerer Mensch. Psalmen Ps 23 30 11 Quoniam defecit in dolore vita mea: et anni mei in gemitibus. Infirmata est in paupertate virtus mea: et ossa mea conturbata sunt. Denn mein Leben ist im Schmerze dahingeschwunden und meine Jahre im Seufzen.¹⁸ Geschwächt ist durch Elend¹⁹ meine Kraft und meine Gebeine sind erschüttert. Psalmen Ps 23 30 11 18 Des Psalmisten Lebenskraft ist gebrochen und so ist er in jungen Jahren dem Tode nahe. Psalmen Ps 23 30 11 19 Hebr.: Ob meiner Verschuldung. Die allgemeine Sündhaftigkeit des Menschen vor Gott steht David besonders lebhaft im Feuer der Leiden vor Augen. Psalmen Ps 23 30 12 Super omnes inimicos meos factus sum opprobrium et vicinis meis valde: et timor notis meis. Qui videbant me, foras fugerunt a me: Um²⁰ aller meiner Feinde willen bin ich eine Schmach geworden für meine Nachbarn gar sehr und ein Schrecken meinen Bekannten.²¹ Die mich sahen,²² flohen vor mir davon. Psalmen Ps 23 30 12 20 Vulg. eigentlich: Mehr als alle meine Feinde. V. 14 knüpft an V. 10 an. Psalmen Ps 23 30 12 21 Das traurige Los der Priester von Nobe gab Freunden und Bekannten Veranlassung, sich von David fernzuhalten. Psalmen Ps 23 30 12 22 Die Fremden. Psalmen Ps 23 30 13 Oblivioni datus sum, tamquam mortuus a corde. Factus sum tamquam vas perditum: Vergessen bin ich, einem Toten gleich, aus dem Herzen geschwunden;²³ einem zerbrochenen Gefäße gleichgeworden.²⁴ Psalmen Ps 23 30 13 23 Ganz und gar vergessen. Psalmen Ps 23 30 13 24 Das man fortwirft. Psalmen Ps 23 30 14 Quoniam audivi vituperationem multorum commorantium in circuitu: In eo dum convenirent simul adversum me, accipere animam meam consiliati sunt. Denn ich muss die Schmähung vieler hören, die mich ringsum umgeben.²⁵ Indem sie zumal wider mich zusammenkamen, hielten sie Rat, mir das Leben zu rauben. Psalmen Ps 23 30 14 25 Hebr.: Ich habe das Zischeln vieler gehört. Schrecken ringsum. Psalmen Ps 23 30 15 Ego autem in te speravi Domine: dixi: Deus meus es tu: Ich aber vertraue²⁶ auf dich, o Herr! ich spreche: Mein Gott bist du! Psalmen Ps 23 30 15 26 Trotz alledem. Psalmen Ps 23 30 16 In manibus tuis sortes meæ. Eripe me de manu inimicorum meorum, et a persequentibus me. In deiner Hand steht mein Geschick.²⁷ Errette mich aus der Gewalt meiner Feinde und von meinen Verfolgern! Psalmen Ps 23 30 16 27 Hebr.: Zeiten, nämlich mit dem, was sie bringen. Aus diesem Bewusstsein, dass aus Gottes allmächtiger und treuer Hand ihm alles zukommt, was ihm zustößt, bringt er drei Bitten dar. (16b 17) Psalmen Ps 23 30 17 Illustra faciem tuam super servum tuum, salvum me fac in misericordia tua: Lass dein Angesicht über deinen Diener leuchten,²⁸ errette mich durch deine Erbarmung. Psalmen Ps 23 30 17 28 Vergl. [Num 6,25]. Psalmen Ps 23 30 18 Domine non confundar, quoniam invocavi te. Erubescant impii, et deducantur in infernum: O Herr! lass mich nicht zuschanden werden, denn ich rufe dich an. Mögen die Gottlosen zuschanden werden und mögen sie in das Totenreich hinabgestoßen werden; Psalmen Ps 23 30 19 Muta fiant labia dolosa. Quæ loquuntur adversus justum iniquitatem, in superbia, et in abusione. mögen die trügerischen Lippen verstummen, die wider den Gerechten Unrecht reden in Hochmut und Verachtung.²⁹ Psalmen Ps 23 30 19 29 Man kann die V. 18, V. 19 auch als Ausdruck der Hoffnung und Voraussagung (Gegenstück zu den drei Bitten) auffassen. Im Hebr. lauten die letzten Worte: Sie mögen verstummen und zur Unterwelt herabsteigen. Wenn als Wunsch gefasst, entspringen sie V. 18, V. 19 dem Eifer für die Gerechtigkeit. Psalmen Ps 23 30 2 In te Domine speravi, non confundar in æternum: in justitia tua libera me. Auf dich, o Herr! vertraue ich, lass mich nimmermehr zuschanden werden; nach deiner Gerechtigkeit⁴ befreie mich! Psalmen Ps 23 30 2 4 Er kann den unschuldig Verfolgten nicht rettungslosem Untergange preisgeben. Psalmen Ps 23 30 20 Quam magna multitudo dulcedinis tuæ Domine, quam abscondisti timentibus te. Perfecisti eis, qui sperant in te, in conspectu filiorum hominum. Wie groß ist die Fülle deiner Güte, o Herr! die du denen, die dich fürchten, aufbewahrst. Du erweisest sie denen, die auf dich vertrauen, vor den Menschenkindern.³⁰ Psalmen Ps 23 30 20 30 Öffentlich, zu ihrer Rechtfertigung. Psalmen Ps 23 30 21 Abscondes eos in abscondito faciei tuæ a conturbatione hominum. Proteges eos in tabernaculo tuo a contradictione linguarum. Du verbirgst sie mit dem Schirme deines Angesichts³¹ vor dem Schrecken der Menschen. Du schirmst sie wie in deinem Gezelte vor dem Hader ihrer Zungen. Psalmen Ps 23 30 21 31 Der Ausdruck ist von dem sichtbaren Zeichen der Gegenwart des Herrn bei dem Zuge durch die Wüste (und alsdann im Allerheiligsten), der Wolke, entnommen. Psalmen Ps 23 30 22 Benedictus Dominus: quoniam mirificavit misericordiam suam mihi in civitate munita. Gepriesen sei der Herr! denn er hat mir seine Barmherzigkeit wunderbar erwiesen in einer festen Stadt.³² Psalmen Ps 23 30 22 32 Vergleich: wie in einer festen Stadt. Psalmen Ps 23 30 23 Ego autem dixi in excessu mentis meæ: Projectus sum a facie oculorum tuorum. Ideo exaudisti vocem orationis meæ, dum clamarem ad te. In der Bestürzung meines Geistes zwar sprach ich: Ich bin verstoßen³³ aus deinen Augen! Doch darum³⁴ hast du mein lautes Flehen erhört, als ich zu dir rief. Psalmen Ps 23 30 23 33 Hebr.: weggeschnitten. Psalmen Ps 23 30 23 34 Anknüpfung an V. 22. Psalmen Ps 23 30 24 Diligite Dominum omnes sancti ejus: quoniam veritatem requiret Dominus, et retribuet abundanter facientibus superbiam. Liebet den Herrn, ihr seine Heiligen alle! denn Wahrhaftigkeit sucht der Herr,³⁵ und vergilt in vollem Maße denen, die Hochmut üben.³⁶ Psalmen Ps 23 30 24 35 Hebr.: Treue bewahrt der Herr, er bewährt sich als treu seinen Verheißungen. Psalmen Ps 23 30 24 36 Sich gleichsam von Gott unabhängig machen wollen. Psalmen Ps 23 30 25 Viriliter agite et confortetur cor vestrum, omnes qui speratis in Domino. Handelt mannhaft und lasset euer Herz stark sein, ihr alle, die ihr auf den Herrn hoffet!³⁷ Psalmen Ps 23 30 25 37 Nicht dauert Gottes Zorn ewig an und auf den Ruf V. 3: Sei mir ein schirmender Gott, folgt sichere Erhörung. Psalmen Ps 23 30 3 Inclina ad me aurem tuam, accelera ut eruas me. Esto mihi in Deum protectorem: et in domum refugii, ut salvum me facias. Neige dein Ohr zu mir, eile, mich zu retten! Sei mir ein schirmender Gott und eine Stätte der Zuflucht,⁵ dass du mich errettest! Psalmen Ps 23 30 3 5 Sei mir ein schützender Fels, eine feste Burg. Im Gebirge und in der Wüste wird David von Saul umhergejagt. Psalmen Ps 23 30 4 Quoniam fortitudo mea, et refugium meum es tu: et propter nomen tuum deduces me, et enutries me. Denn du bist meine Stärke und meine Zuflucht, und um deines Namens willen wirst du mich leiten und nähren.⁶ Psalmen Ps 23 30 4 6 Hebr.: führen. Psalmen Ps 23 30 5 Educes me de laqueo hoc, quem absconderunt mihi: quoniam tu es protector meus. Du wirst mich aus der Schlinge ziehen, die sie⁷ mir heimlich gelegt haben; denn du bist mein Beschirmer. Psalmen Ps 23 30 5 7 Die Feinde. Psalmen Ps 23 30 6 In manus tuas commendo spiritum meum: redemisti me Domine Deus veritatis. In deine Hände⁸ befehle ich meinen Geist;⁹ du hast mich erlöst,¹⁰ o Herr, Gott der Wahrhaftigkeit! [Lk 23,46] Psalmen Ps 23 30 6 8 Der mir Beschützer ist und bleiben wird. Er übergibt seine Seele wie ein seiner Treue zur Bewahrung anvertrautes Gut. Psalmen Ps 23 30 6 9 Diese Worte sprach der Heiland am Kreuze. [Lk 23,46] Psalmen Ps 23 30 6 10 Perfekt des Vertrauens. Oder bezieht sich diese Beteuerung auf frühere Erbarmungen? Psalmen Ps 23 30 7 Odisti observantes vanitates, supervacue. Ego autem in Domino speravi: Du hassest die,¹¹ welche vergeblich sich an Nichtiges¹² halten; ich aber vertraue auf den Herrn. Psalmen Ps 23 30 7 11 Vergl. [Jona 2,9]. Psalmen Ps 23 30 7 12 Nach der Septuag. scheint hier die Sünde verstanden zu werden. Psalmen Ps 23 30 8 Exsultabo, et lætabor in misericordia tua. Quoniam respexisti humilitatem meam, salvasti de necessitatibus animam meam. Ich will frohlocken und mich freuen deines Erbarmens, denn du hast meine Erniedrigung angesehen¹³ und meine Seele aus den Nöten errettet.¹⁴ Psalmen Ps 23 30 8 13 Wie Anm. 10. Psalmen Ps 23 30 8 14 Hebr.: aufgemerkt auf die Nöten. Psalmen Ps 23 30 9 Nec conclusisti me in manibus inimici: statuisti in loco spatioso pedes meos. Du hast mich nicht gänzlich in die Hände des Feindes übergeben, hast meine Füße auf weiten Raum¹⁵ gestellt. Psalmen Ps 23 30 9 15 Gegensatz: concludere in loco spatioso. Psalmen Ps 23 0 1 1. Glückselig der Mensch, dem die Sünden verziehen sind. (V. 2) 2. Zur Verzeihung ist das Bekenntnis notwendig, wie David aus seiner eigenen Erfahrung erweist. (V. 5) 3. Mahnung an alle, sich zu Gott zu wenden zur Zeit, mit der Verheißung, dass alsdann kein Zorngericht sie treffen werde. (V. 7) 4. Die Menschen dürfen nicht wie das Vieh durch Zwang zum Gehorsam geführt werden, der Sünder soll nicht warten, bis Gott ihn durch harte Strafe zur Bekehrung zwingt. (V. 9) 5. Der im Bösen beharrende Sünder ist unglücklich, der vertrauensvoll um Verzeihung Flehende erlangt die Fülle der Gnaden. Psalmen Ps 23 31 1 Ipsi David intellectus. Beati quorum remissæ sunt iniquitates: et quorum tecta sunt peccata. Psalmen Ps 23 31 10 Multa flagella peccatoris, sperantem autem in Domino misericordia circumdabit. Viele Geißeln kommen über den Sünder;¹⁷ wer aber auf den Herrn vertraut, den umgibt er mit Gnade. Psalmen Ps 23 31 10 17 Hebr.: Viele Schmerzen hat der Gottlose. Psalmen Ps 23 31 11 Lætamini in Domino et exsultate justi, et gloriamini omnes recti corde. Freuet euch in dem Herrn und frohlocket, ihr Gerechten, und jubelt alle, die ihr aufrichtigen Herzens seid!¹⁸ Psalmen Ps 23 31 11 18 Denn wer will, findet Verzeihung. In der alten Kirche (und noch jetzt in der griechischen) ward dieser Psalm nach der Taufe gebetet. Psalmen Ps 23 31 2 Beatus vir, cui non imputavit Dominus peccatum, nec est in spiritu ejus dolus. Glückselig der Mann, dem der Herr seine Verschuldung nicht zurechnet⁴ und in dessen Geist kein Falsch⁵ ist! Psalmen Ps 23 31 2 4 Vom Geldverkehr entlehnter bildlicher Ausdruck. Psalmen Ps 23 31 2 5 Kein Selbstbetrug. Gegenteil: Aufrichtiges Durchdrungensein von der Schuld und Bekenntnis derselben. Psalmen Ps 23 31 3 Quoniam tacui, inveteraverunt ossa mea, dum clamarem tota die. Weil ich schwieg,⁶ welkten⁷ meine Gebeine, während ich den ganzen Tag schrie. Psalmen Ps 23 31 3 6 So lange David in hochmütiger Selbsttäuschung dahinlebte, ward er von Gott auf mannigfache Weise heimgesucht. Psalmen Ps 23 31 3 7 Der Körper ist wie ein Baum, die Gebeine die Äste desselben. Der stetig nagende Wurm des Gewissens schwächte die Kraft des Lebens, so lange der Sünder, sich gegen diesen Ruf sträubend, sein Vergehen nicht anerkennen wollte. Anerkennung der Sünde als Sünde ist Vorbedingung der Reue und damit der Vergebung. Ob diese Anerkennung auch als äußeres Bekenntnis Gestalt gewinnen muss, hängt von Gottes Willen ab. Ein gewisses allgemeines Bekenntnis wurde im Alten Bunde vor dem Priester gefordert. [Lev 5,6; Num 5,7] David musste seine Sünde bekennen. [2Sam 12,13], im Neuen Testament ist das Einzel-Sündenbekenntnis gefordert. Psalmen Ps 23 31 4 Quoniam die ac nocte gravata est super me manus tua: conversus sum in ærumna mea, dum configitur spina. Denn Tag und Nacht lag deine Hand schwer auf mir; in meinem Elende kehrte ich mich zu dir, während der Stachel in mir haftete.⁸ Psalmen Ps 23 31 4 8 Der Stachel ist das Leiden, das David, um ihn zur Erkenntnis zu bringen, auferlegt ward. Hebr.: Tag und Nacht lastet deine Hand auf mir, vertrocknet ist mein Mark (Lebenskraft) wie in Sonnendürre (in glühenden Ängsten). Psalmen Ps 23 31 5 Delictum meum cognitum tibi feci: et injustitiam meam non abscondi. Dixi: Confitebor adversum me injustitiam meam Domino: et tu remisisti impietatem peccati mei. Psalmen Ps 23 31 6 Pro hac orabit ad te omnis sanctus, in tempore opportuno. Verumtamen in diluvio aquarum multarum, ad eum non approximabunt. Darum soll jeder Heilige¹⁰ zu dir flehen zu günstiger Zeit,¹¹ und ob auch viele Wasser¹² einherfluten, werden sie ihn doch nicht erreichen. Psalmen Ps 23 31 6 10 Jeder Israelit, jetzt also jeder Christ. Psalmen Ps 23 31 6 11 Zur Gnadenzeit, ehe die Zeit der Geduld und Langmut vorübergeht. Psalmen Ps 23 31 6 12 Bildlich für Unglück, Strafgericht. Psalmen Ps 23 31 7 Tu es refugium meum a tribulatione, quæ circumdedit me: exsultatio mea erue me a circumdantibus me. Du bist meine Zuflucht in der Bedrängnis, die mich umgibt; du mein Frohlocken, rette mich vor denen, die mich umlagern.¹³ Psalmen Ps 23 31 7 13 Anrede Davids an Gott. Hebr.: Du bist mir ein Schirm, d.i. du bewahrst mich vor Drangsal, du umgibst mich mit Frohlocken über meine Rettung. Psalmen Ps 23 31 8 Intellectum tibi dabo, et instruam te in via hac, qua gradieris: firmabo super te oculos meos. Ich¹⁴ will dir Einsicht geben und dich unterweisen über den Weg, den du wandeln sollst; ich will meine Augen auf dir ruhen lassen.¹⁵ Psalmen Ps 23 31 8 14 David will durch die folgende Belehrung das früher gegebene Ärgernis wieder gutmachen. Nicht Gott ist es, der hier redet, sonst müsste David der Angeredete sein, der doch diese Erkenntnis schon gewonnen hat. Psalmen Ps 23 31 8 15 Hebr.: Beratend auf dich mein Auge richten. Psalmen Ps 23 31 9 Nolite fieri sicut equus et mulus, quibus non est intellectus. In camo et fræno maxillas eorum constringe, qui non approximant ad te. Werdet nicht wie Pferd und Maultier, welche keinen Verstand haben. Mit Zaum und Gebiss schnüre¹⁶ die Backen derer zusammen, die dir sonst nicht nahen. Psalmen Ps 23 31 9 16 Die Anrede geht nicht an Gott, sondern an den Menschen, der das Tier, das ihm sonst nicht naht, nur durch Zwang fesseln kann. Im Gegenbilde ist dies der Sünder, der Gott nicht nahen will und der, wie David es erfahren, erst innere Qual ausstehen muss, ehe er zur Besinnung kommt. Es ziemt sich nicht, dass der Mensch sich erst so zwingen lasse, sondern freiwilliger Gehorsam ist von ihm zu leisten. Nach einigen enthält 8b Worte Gottes an die Menschen. Hebr.: Zügel und Trense sein Geschirr, um sie zu bändigen; nicht kommt es sonst heran zu dir. Psalmen Ps 23 0 1 1. Aufforderung an die Gerechten zum Lobgesang. (V. 3) 2. Begründung der Aufforderung zum Lob durch A. Darlegung der Größe und Macht Gottes: a. Als Gottes der Offenbarung im Reiche der Gnade: Sein Wort ist gerade, sein Tun in Treue und Gerechtigkeit. (V. 5) b. Als Schöpfers der Welt, insbesondere des Himmels und des Meeres. (V. 9) c. Als unwiderstehlichen Herrschers der Menschen, die er durch sein Volk zum Heile führen will. (V. 11) B. Gott ist des Lobes würdig, da er der Schatz Israels ist: der Herrscher der Menschen, ohne dessen Wissen nichts geschehen kann (V. 15), der einen stärkeren Schutz für Israel bildet als die größte irdische Macht. (V. 19) 3. Die Gemeinde bekennt sich zu dem Herrn als ihrer Hilfe, ihrem Schild, ihrem Freudenquell. Psalmen Ps 23 32 1 Psalmus David. Exsultate justi in Domino: rectos decet collaudatio. Ein Psalm Davids.¹ Frohlocket, ihr Gerechten, im Herrn!² den Rechtschaffenen³ ziemt⁴ Lobgesang. Psalmen Ps 23 32 1 1 Der Name Davids findet sich nur in Sept. und Vulg. Der Psalm erinnert an das Wort des Heilandes Fürchte dich nicht, du kleine Herde. [Lk 12,32] Die nächste Veranlassung des Liedes war wohl ein wunderbarer Sieg. Psalmen Ps 23 32 1 2 Über den Herrn. Psalmen Ps 23 32 1 3 Neutestamentlich: den Gläubigen. Psalmen Ps 23 32 1 4 Es ist Schmuck wie Pflicht. Psalmen Ps 23 32 10 Dominus dissipat consilia gentium: reprobat autem cogitationes populorum, et reprobat consilia principum. Der Herr macht die Anschläge der Heiden zunichte, vereitelt die Gedanken der Völker¹⁷ und vereitelt die Ratschlüsse der Fürsten.¹⁸ Psalmen Ps 23 32 10 17 Wohl mit Hinweis auf etwas kürzlich Geschehenes gesagt. Psalmen Ps 23 32 10 18 Dieser Teil des Verses fehlt im Hebräischen. Psalmen Ps 23 32 11 Consilium autem Domini in æternum manet: cogitationes cordis ejus in generatione et generationem. Der Ratschluss des Herrn aber bleibt ewig bestehen, die Gedanken seines Herzens von Geschlecht zu Geschlecht. Psalmen Ps 23 32 12 Beata gens, cujus est Dominus, Deus ejus: populus quem elegit in hereditatem sibi. Glückselig das Volk, dessen Gott der Herr ist; das Volk, das er sich zum Erbe erwählt hat.¹⁹ Psalmen Ps 23 32 12 19 Den Beweis hierfür gibt V. 13-19. Psalmen Ps 23 32 13 De clo respexit Dominus: vidit omnes filios hominum. Vom Himmel schaut der Herr herab, sieht auf die Menschenkinder alle. Psalmen Ps 23 32 14 De præparato habitaculo suo respexit super omnes, qui habitant terram. Von seiner wohlbereiteten Wohnung schaut er auf alle, welche die Erde bewohnen. Psalmen Ps 23 32 15 Qui finxit sigillatim corda eorum: qui intelligit omnia opera eorum. Er bildete eines jeden Herz, kennt alle ihre Taten.²⁰ Psalmen Ps 23 32 15 20 Gott ist der Gott der Geister [Hebr 12,9], darum umspannt seine Allwissenheit und Allmacht alles bis ins Innerste und seine Allmacht macht alles den Zielen seiner Weltregierung dienstbar. Psalmen Ps 23 32 16 Non salvatur rex per multam virtutem: et gigas non salvabitur in multitudine virtutis suæ. Nicht wird ein König durch seine große Macht geschützt und nicht ein Riese²¹ durch die Fülle seiner Kraft. Psalmen Ps 23 32 16 21 Hebr.: Held. Psalmen Ps 23 32 17 Fallax equus ad salutem: in abundantia autem virtutis suæ non salvabitur. Unzuverlässig ist das Ross zum Siege, durch die Fülle seiner Kraft wird er sich nicht retten. Psalmen Ps 23 32 18 Ecce oculi Domini super metuentes eum: et in eis, qui sperant super misericordia ejus. Siehe, des Herrn Augen sehen auf die, die ihn fürchten, und auf die, welche auf sein Erbarmen hoffen, Psalmen Ps 23 32 19 Ut eruat a morte animas eorum: et alat eos in fame. dass er vom Tode ihre Seelen rette und sie bei Hungersnot nähre.²² Psalmen Ps 23 32 19 22 Das Augenmerk Gottes, geht auf die, welche ihn fürchten und auf sein Erbarmen hoffen, von ihm und Todesgefahr, Erhaltung in Hungersnot erwarten. Psalmen Ps 23 32 2 Confitemini Domino in cithara: in psalterio decem chordarum psallite illi. Preiset den Herrn mit Zitherspiel, lobsinget ihm auf zehnsaitiger Harfe!⁵ Psalmen Ps 23 32 2 5 Die Zither war ein Saiteninstrument, das zur Zeit des Josephus aus zehn, früher aus acht oder drei Saiten gebildet wurde, welche über ein ausgehöhltes (Cypressen-) Holz oder die Schale einer Schildkröte gespannt waren und mit einem Plektrum geschlagen wurden. Der Erfinder dieses Instrumentes war Jubal. [Gen 4,21] Die Harfe war nach Josephus ein aus zwölf, früher zehn Saiten gebildetes Instrument in Form eines Dreiecks, deren Saiten von verschiedener Länge auf einem Resonanzboden standen und von den Fingern geschnellt wurden. Psalmen Ps 23 32 20 Anima nostra sustinet Dominum: quoniam adjutor et protector noster est. Unsere Seele harrt auf den Herrn, denn er ist unser Helfer und Beschirmer. Psalmen Ps 23 32 21 Quia in eo lætabitur cor nostrum: et in nomine sancto ejus speravimus. Ja, in ihm freut sich unser Herz und wir vertrauen auf seinen heiligen Namen.²³ Psalmen Ps 23 32 21 23 Die beiden letzten Versen sind vielleicht Zusatz zum liturgischen Gebrauch der Gemeinde. Psalmen Ps 23 32 22 Fiat misericordia tua Domine super nos: quemadmodum speravimus in te. Deine Huld, o Herr! komme über uns, wie wir auf dich unsere Hoffnung setzen.²⁴ Psalmen Ps 23 32 22 24 Der Hoffnung derer, die Gott anrufen, entspricht sein gütiges Erhören und Gewähren. Ähnlich schließt das Te Deum: Auf dich, Herr, habe ich gehofft, ich werde ewig nicht zuschanden werden. Psalmen Ps 23 32 3 Cantate ei canticum novum: bene psallite ei in vociferatione. Singet ihm ein neues Lied,⁶ lobsinget ihm lieblich mit Jubelschall!⁷ Psalmen Ps 23 32 3 6 Ein besonders erhabenes, feierliches. Psalmen Ps 23 32 3 7 Hebr.: Lieblich lasst tönen die Saiten in Jubel. Psalmen Ps 23 32 4 Quia rectum est verbum Domini, et omnia opera ejus in fide. Ist ja das Wort des Herrn wahrhaftig und all sein Tun in Treue. Psalmen Ps 23 32 5 Diligit misericordiam et judicium: misericordia Domini plena est terra. Er liebt Barmherzigkeit⁸ und Recht,⁹ die Erde ist voll der Huld des Herrn.¹⁰ Psalmen Ps 23 32 5 8 Hebr.: Gerechtigkeit (seine Strafgerechtigkeit gegen die Heiden). Psalmen Ps 23 32 5 9 Der Psalmist hebt die Eigenschaften Gottes hervor: seine Treue in Verheißungen, seine Gerechtigkeit und seine Barmherzigkeit. Im Folgenden rühmt er dann Gottes Macht. Psalmen Ps 23 32 5 10 Die Erde ist voll des Elends, aber auch der Barmherzigkeit, sagt der hl. Augustin. In diesem Leben ruft Gott barmherzig die Sünder, eifert die Nachlässigen an, tröstet die Betrübten, unterweist die Unwissenden, hilft den Kämpfenden, verlässt keinen. Doch nach dieser Zeit der Barmherzigkeit kommt die Zeit des Gerichtes. Psalmen Ps 23 32 6 Verbo Domini cli firmati sunt: et spiritu oris ejus omnis virtus eorum. Durch des Herrn Wort sind die Himmel¹¹ gefestigt¹² und durch den Hauch seines Mundes¹³ all ihr Heer. Psalmen Ps 23 32 6 11 Was im und am Himmel ist, Engel und Sterne. Psalmen Ps 23 32 6 12 Geschaffen. [Gen 1,2.3, Joh 1,3ff] Psalmen Ps 23 32 6 13 Theodoret findet hier eine Andeutung der heiligen Dreifaltigkeit: der Herr ist der Vater, das Wort der Sohn, der Hauch der Heilige Geist. Psalmen Ps 23 32 7 Congregans sicut in utre aquas maris: ponens in thesauris abyssos. Er sammelt die Wasser des Meeres wie in einem Schlauche,¹⁴ er legt Fluten in Vorratskammern.¹⁵ Psalmen Ps 23 32 7 14 Hebr.: wie einen Garbenhaufen. Psalmen Ps 23 32 7 15 Die Meerestiefe ist gleichsam ein Speicher für die Fluten. Psalmen Ps 23 32 8 Timeat Dominum omnis terra: ab eo autem commoveantur omnes inhabitantes orbem. Es fürchte die ganze Erde den Herrn, vor ihm sollen alle Bewohner des Erdkreises erbeben! Psalmen Ps 23 32 9 Quoniam ipse dixit, et facta sunt: ipse mandavit, et creata sunt. Denn er sprach und es ward, er befahl und es war geschaffen.¹⁶ [Jdt 16,17] Psalmen Ps 23 32 9 16 Himmel und Meer stehen als Schöpfungswunder nebeneinander. Der erhabene Schöpfer braucht auch jetzt nur ein Wort zu sprechen, so tritt das Gewollte aus dem Nichts hervor. Psalmen Ps 23 0 1 1. a. Aufforderung zum Lobpreis Jahves an die in der Leidensschule Erprobten. (V. 4) b. Begründung des Lobpreises durch Darlegung einer erfahrenen Rettung (V. 7) und der Gnadenobhut Gottes, deren sich die Frommen erfreuen. (V. 11) 2. a. Anweisung zur Gottesfurcht. (V. 15) b. Empfehlung der Gottesfurcht durch Darlegung ihres Lohnes im Gegensatze zu den Strafen der Gottlosen. Psalmen Ps 23 33 1 Davidi, cum immutavit vultum suum coram Achimelech, et dimisit eum, et abiit. Von David,¹ als er sich wahnsinnig stellte vor Achimelech² und dieser ihn von sich ließ und er fortzog. Psalmen Ps 23 33 1 1 Der Psalm ist alphabetisch, doch ist ein Buchstabe ausgelassen, während wie in [Ps 25] am Schlusse ein überzähliger Vers steht. Er bildet den Gegensatz zum vorhergehenden Vers, da sonst ein Drohwort den Psalm geschlossen hätte. Verfasser ist David, der Zusammensteller des Psalters hat dem Psalme die Umstände der Abfassung beigefügt. Psalmen Ps 23 33 1 2 Achis. [1Sam 21] Achimelech (hebr. Abimelech) war der gemeinsame Name der Philisterkönige. Psalmen Ps 23 33 10 Timete Dominum omnes sancti ejus: quoniam non est inopia timentibus eum. Fürchtet¹¹ den Herrn, ihr seine Heiligen alle!¹² denn die ihn fürchten, trifft kein Mangel. Psalmen Ps 23 33 10 11 In kindlicher Furcht. Psalmen Ps 23 33 10 12 Ihr alle, die ihr ihm wahrhaft angehört. Psalmen Ps 23 33 11 Divites eguerunt et esurierunt: inquirentes autem Dominum non minuentur omni bono. Reiche¹³ darben und leiden Hunger; doch die den Herrn suchen, haben keinen Mangel an irgend einem Gute. [Lk 1,53] Psalmen Ps 23 33 11 13 Hebr.: Kraftvolle Leuen. Selbst die Stärksten können Mangel leiden. Psalmen Ps 23 33 12 Venite filii, audite me: timorem Domini docebo vos. Kommet, Kinder!¹⁴ höret auf mich, ich will euch die Furcht des Herrn lehren.¹⁵ [1Petr 3,10] Psalmen Ps 23 33 12 14 David redet als Lehrer alle an, welche auf ihn, den erfahrenen Meister, hören wollen. Psalmen Ps 23 33 12 15 Im Folgenden zeigt er, die Beobachtung welcher Gebote insbesondere dazu führt. Psalmen Ps 23 33 13 Quis est homo qui vult vitam: diligit dies videre bonos? Wer ist der Mann, der Leben begehrt und gute Tage zu schauen verlangt?¹⁶ Psalmen Ps 23 33 13 16 Ein langes und wahrhaft glückliches Leben, den Ausfluss des göttlichen Segens. Die Form der Frage soll die Wahrheit mehr einschärfen. Psalmen Ps 23 33 14 Prohibe linguam tuam a malo: et labia tua ne loquantur dolum. Wahre deine Zunge vor Bösem und deine Lippen, dass sie nicht Trug reden.¹⁷ Psalmen Ps 23 33 14 17 Wer lange und glücklich leben will, hüte sich vor dem Bösen in Wort [Jak 3,2ff] und Tat und sei bestrebt, mit anderen in Frieden zu leben. Psalmen Ps 23 33 15 Diverte a malo, et fac bonum: inquire pacem, et persequere eam. Halte dich fern vom Bösen und tue Gutes, suche Frieden¹⁸ und jage ihm nach! Psalmen Ps 23 33 15 18 Mit dem Nächsten. Psalmen Ps 23 33 16 Oculi Domini super justos: et aures ejus in preces eorum. Die Augen des Herrn sind auf die Gerechten gerichtet und seine Ohren hören auf ihr Flehen. Psalmen Ps 23 33 17 Vultus autem Domini super facientes mala: ut perdat de terra memoriam eorum. Doch der Herr wendet sein Antlitz wider die, welche Böses tun, um ihr Gedächtnis von der Erde zu vertilgen. Psalmen Ps 23 33 18 Clamaverunt justi, et Dominus exaudivit eos: et ex omnibus tribulationibus eorum liberavit eos. Die Gerechten rufen und der Herr erhört sie und rettet sie aus allen ihren Drangsalen.¹⁹ Psalmen Ps 23 33 18 19 Wohl sind die Gerechten nicht ganz frei von Leid, aber es bleibt gleichsam draußen (kommt nicht bis an das Gebein), ist kein Leid zum Verderben. Hingegen fällt der Böse dem Untergange anheim, wenn Unglück ihn ergreift. Psalmen Ps 23 33 19 Juxta est Dominus iis, qui tribulato sunt corde: et humiles spiritu salvabit. Der Herr ist denen nahe,²⁰ welche bedrängten Herzens sind, und hilft denen, die gebeugten Geistes sind. Psalmen Ps 23 33 19 20 Nun scheint er von ihnen gewichen. Psalmen Ps 23 33 2 Benedicam Dominum in omni tempore: semper laus ejus in ore meo. Ich will den Herrn preisen alle Zeit,³ immerdar soll sein Lob in meinem Munde sein. Psalmen Ps 23 33 2 3 In Glück und in Unglück. Preise Gott, wenn er dir Trost gibt (mahnt der hl. Augustin), preise ihn, wenn er dir ihn nimmt, denn er ist es, der ihn gibt, er, der ihn nimmt, nur sich selbst nimmt er nicht demjenigen, der ihn preist. Psalmen Ps 23 33 20 Multæ tribulationes justorum: et de omnibus his liberabit eos Dominus. Zahlreiche Drangsale kommen über die Gerechten,²¹ aber der Herr rettet sie aus allen. Psalmen Ps 23 33 20 21 Um sie zu erproben und ihre Verdienste zu mehren. Psalmen Ps 23 33 21 Custodit Dominus omnia ossa eorum: unum ex his non conteretur. Der Herr behütet alle ihre Gebeine,²² nicht eines derselben wird zerbrochen. Psalmen Ps 23 33 21 22 Sprichwörtlich für die besondere Fürsorge der göttlichen Vorsehung, die über die Gerechten waltet. Vergl. [Mt 10,30]. Psalmen Ps 23 33 22 Mors peccatorum pessima: et qui oderunt justum delinquent. Der Tod der Sünder ist unheilvoll²³ und die den Gerechten hassen, begehen Sünde.²⁴ Psalmen Ps 23 33 22 23 Weil dem ersten Tode der zweite der Verdammnis folgt. Hebr.: Todbringend wird dem Gottlosen die Bosheit, und die den Gerechten hassen, büßen es. Psalmen Ps 23 33 22 24 Und verfehlen ihr Ziel. Psalmen Ps 23 33 23 Redimet Dominus animas servorum suorum: et non delinquent omnes qui sperant in eo. Der Herr erlöst die Seelen seiner Diener; und alle, die auf ihn vertrauen, werden nicht in Versündigung fallen.²⁵ Psalmen Ps 23 33 23 25 Werden nicht verdammt, sondern sind Lohnes würdig. Nach den Apostolischen Konstitutionen ward dieser Psalm in alten Zeiten während der Austeilung der heiligen Kommunion gesungen. Psalmen Ps 23 33 3 In Domino laudabitur anima mea: audiant mansueti, et lætentur. Im Herrn soll meine Seele sich rühmen, es mögen es die Sanftmütigen⁴ hören und sich freuen.⁵ Psalmen Ps 23 33 3 4 Die durch das Leiden Erprobten, die Dulder. Psalmen Ps 23 33 3 5 Denn auch ihnen wird der Herr rettend nahen. Psalmen Ps 23 33 4 Magnificate Dominum mecum: et exaltemus nomen ejus in idipsum. Verherrlichet den Herrn mit mir, lasset uns miteinander seinen Namen erheben!⁶ Psalmen Ps 23 33 4 6 V. 2-4 sind das liturgische Dankgebet nach Tische. Psalmen Ps 23 33 5 Exquisivi Dominum, et exaudivit me: et ex omnibus tribulationibus meis eripuit me. Ich habe den Herrn gesucht und er erhörte mich, und aus allen meinen Bedrängnissen rettete er mich. Psalmen Ps 23 33 6 Accedite ad eum, et illuminamini: et facies vestræ non confundentur. Tretet hin zu ihm, so werdet ihr licht⁷ und euer Angesicht wird nicht beschämt werden. Psalmen Ps 23 33 6 7 Hebr.: Blicket auf ihn und werdet licht, und euer Angesicht werde nicht beschämt! Die persönliche Erfahrung wird zu einer allgemeinen Erfahrungswahrheit erweitert. Psalmen Ps 23 33 7 Iste pauper clamavit, et Dominus exaudivit eum: et de omnibus tribulationibus ejus salvabit eum. Dieser Arme⁸ rief und der Herr erhörte ihn und errettete ihn aus allen seinen Bedrängnissen. Psalmen Ps 23 33 7 8 David selbst. Psalmen Ps 23 33 8 Immittet Angelus Domini in circuitu timentium eum: et eripiet eos. Der Engel des Herrn⁹ lagert sich um die, so ihn fürchten, und rettet sie. Psalmen Ps 23 33 8 9 Der Engel des Bundes, als höchster Fürst des Heeres Gottes, lässt sich zwischen den Frommen und den sie verfolgenden Gottlosen nieder. Vielleicht wird auf [Gen 32,2ff] angespielt. Psalmen Ps 23 33 9 Gustate, et videte quoniam suavis est Dominus: beatus vir, qui sperat in eo. Kostet und sehet,¹⁰ dass der Herr gütig ist; glückselig der Mann, der auf ihn hofft! Psalmen Ps 23 33 9 10 Das Kosten steht vor dem Sehen, denn wenn du nicht gekostet hast, wirst du nicht sehen. (Bernh.) Psalmen Ps 23 0 1 1. a. Kriegerisch Klingender Aufruf an den Herrn, er wolle helfen. (V. 3) b. Verwünschungen über die Feinde. (V. 8) c. Ist die widergöttliche Macht gestürzt, wird der Psalmist jubeln. (V. 10) 2. Schilderung der Bosheit der Feinde, die ihm verleumden und seine Freundschaft verhöhnen (V. 16) mit Wunsch und Dank für dessen Erfüllung. (V. 18) 3. Erneuerte (aber ruhige) Schilderung der Gottlosigkeit der Feinde und Bitte um Befreiung von denselben. Psalmen Ps 23 34 1 Ipsi David. Judica Domine nocentes me, expugna impugnantes me. Von David.¹ Richte,² Herr! die mir unrecht tun; bezwinge,³ die wider mich kämpfen. Psalmen Ps 23 34 1 1 Die Strafverkündigung über die Feinde geht in diesem Psalme wie in anderen in eine Anwünschung der Strafe über (so in [Ps 7, Ps 68, Ps 108]). Doch wenn schon David von dem Affekte der Rachsucht sich leicht abbringen ließ, vergl. [1Sam 25,32ff], wie viel mehr muss da in einem Gebetsrufe sich eine erhabene Gesinnung aussprechen. Die Psalmen sind zudem der Ausdruck der Frömmigkeit des A.T. Dass diesem die Feindesliebe nicht fremd war, zeigen [Ex 23,4ff, Lev 19,18, Spr 20,22, Spr 24,17, Spr 25,21ff, Ijob 31,29ff] weshalb die Worte des N.T. einen deutlichen Anklang an das Alte zeigen. Welcher Art Davids Gesinnung war, zeigt sein Verhalten gegen Saul und [Ps 7]. Die Strafanwünschungen haben also in selbstlosem Eifer für die Ehre Gottes ihren Ursprung. Immerhin redet das Neue Testament in etwas anderer ihm eigener Weise. ([Lk 23] Die Anatheme über die Irrlehrer und über Alexander, den Schmied, [Gal 1,9, Gal 5,12, 2Tim 4,14] gehen zunächst nur auf zeitliche Züchtigung.) Aus diesem Grunde fasst das Neue Testament auch die Worte als Weissagung, welche der Heilige Geist David eingegeben, wie [Joh 15,25] V. 19 als an dem Heilande erfüllt angeführt wird, und [Apg 1,20, Röm 11,7-10] andere Psalmen als an den Feinden Christi in Erfüllung gegangen bezeichnet werden. Insofern David in seinem Leiden Typus des Messias war, den sein Volk verwarf, ist der an sich historisch auf David bezügliche Psalm auch indirekt messianisch. Dem leidenden Erlöser legt deshalb die Kirche einzelne Verse desselben in der Passions- und Karwoche in den Mund. Psalmen Ps 23 34 1 2 Vertritt mein Recht, indem du die Feinde verurteilst. Psalmen Ps 23 34 1 3 Hebr.: Streite gegen. Psalmen Ps 23 34 10 Omnia ossa mea dicent: Domine, quis similis tibi? Eripiens inopem de manu fortiorum ejus: egenum et pauperem a diripientibus eum. Alle meine Gebeine werden sprechen: O Herr! wer ist dir gleich? Der du den Hilflosen aus der Hand derer errettest, die stärker sind als er, den Armen und Dürftigen aus der Hand derer, die ihn berauben. Psalmen Ps 23 34 11 Surgentes testes iniqui, quæ ignorabam interrogabant me. Es treten ungerechte Zeugen auf und man befragt mich über das, wovon ich nichts weiß.¹⁴ Psalmen Ps 23 34 11 14 Auf die Aussage falscher Zeugen hin soll er sich als Verschwörer, und Thronräuber, bekennen. Psalmen Ps 23 34 12 Retribuebant mihi mala pro bonis: sterilitatem animæ meæ. Sie vergelten mir Böses für Gutes,¹⁵ machen meine Seele trostlos.¹⁶ Psalmen Ps 23 34 12 15 Vergleiche das Bekenntnis Sauls [1Sam 24,18]. Psalmen Ps 23 34 12 16 Hebr.: Verwaisung kam über meine Seele. Ich traure wie ein Vater, der seiner Kinder beraubt ist. Davids Eltern waren in das Land Moab geflüchtet, Jonathan von ihm getrennt, Michol geschieden. Psalmen Ps 23 34 13 Ego autem cum mihi molesti essent, induebar cilicio. Humiliabam in jejunio animam meam: et oratio mea in sinu meo convertetur. Ich aber tat ein Bußkleid an, als ihr Leid mich drückte.¹⁷ Ich kasteite mich mit Fasten und mein Gebet kehrte zurück in meinen Busen.¹⁸ Psalmen Ps 23 34 13 17 Wenn sie mir durch Krankheit Besorgnis machten. Hebr.: wenn sie krank waren. Durch das Bußkleid wollte David Gottes Zorn gegen jene besänftigen und für die Leidenden Gnade erlangen. Psalmen Ps 23 34 13 18 David senkte den Kopf als Zeichen der größeren Innigkeit des Gebetes wie Elias [1Kön 18,42]. Psalmen Ps 23 34 14 Quasi proximum, et quasi fratrem nostrum, sic complacebam: quasi lugens et contristatus sic humiliabar. Wie unserm nächsten Freunde und unserem Bruder war ich ihnen zu Willen;¹⁹ wie einer, der trauert²⁰ und betrübt ist, so war ich gebeugt. Psalmen Ps 23 34 14 19 Hebr.: Als wäre er Freund, als wäre er Bruder mir, ging ich einher. Psalmen Ps 23 34 14 20 Hebr.: Wie einer, der um die Mutter trauert, senkte ich im Trauergewande das Haupt. Psalmen Ps 23 34 15 Et adversum me lætati sunt, et convenerunt: congregata sunt super me flagella, et ignoravi. Und sie freuen sich wider mich²¹ und rotten sich zusammen; man häuft Geißeln²² über mich, wenn ich es nicht vermute. Psalmen Ps 23 34 15 21 Hebr.: Aber da ich nun wanke (da mir Unglück trifft, Sauls Verfolgung), freuen sie sich. Psalmen Ps 23 34 15 22 Hebr.: Es sammeln sich wider mich verleumderische Zungen und die ich nicht kenne, zerfleischen (schmähen) mich und lassen nicht ab. Psalmen Ps 23 34 16 Dissipati sunt, nec compuncti, tentaverunt me, subsannaverunt me subsannatione: frenduerunt super me dentibus suis. Sie wurden getrennt, doch nicht reuig;²³ sie stellen mich auf die Probe, überhäufen mich mit Hohn, sie knirschen wider mich mit ihren Zähnen. Psalmen Ps 23 34 16 23 Obwohl Gott sie zerstreute, kommen sie nicht zur Einsicht und Reue, sondern fahren fort, dem Unschuldigen Böses zu tun. Hebr.: Gleich ruchlosen Kuchenfressern knirschen sie gegen mich mit ihren Zähnen. (Gleich Leuten, die für ein Stück Kuchen zu allem zu haben sind?) Psalmen Ps 23 34 17 Domine quando respicies? restitue animam meam a malignitate eorum, a leonibus unicam meam. O Herr! wann wirst du herblicken? Befreie meine Seele von ihrer Bosheit, meine Verlassene von den Löwen.²⁴ Psalmen Ps 23 34 17 24 Hebr.: Wie lange willst du ruhig zusehen? Bringe zurück meine Seele aus ihrer Bosheit, meine einzige von den jungen Löwen! Psalmen Ps 23 34 18 Confitebor tibi in ecclesia magna, in populo gravi laudabo te. Ich will dir lobsingen in großer Versammlung, unter zahlreichem Volke dich rühmen. Psalmen Ps 23 34 19 Non supergaudeant mihi qui adversantur mihi inique: qui oderunt me gratis et annuunt oculis. Psalmen Ps 23 34 2 Apprehende arma et scutum: et exsurge in adjutorium mihi. Ergreife Waffen und Schild⁴ und erhebe dich, mir zu helfen! Psalmen Ps 23 34 2 4 Hebr.: Kleinen und großen Schild, Bild vollständigsten Schutzes. Psalmen Ps 23 34 20 Quoniam mihi quidem pacifice loquebantur: et in iracundia terræ loquentes, dolos cogitabant. Denn reden sie auch friedlich mit mir, so sinnen sie doch auf Trug im Zorne irdischer Menschen.²⁶ Psalmen Ps 23 34 20 26 Gottloser, gemeiner Weltmenschen. Hebr.: Denn nicht reden sie friedlich mit mir, sondern sinnen tückische Dinge wider die Stillen im Lande. Psalmen Ps 23 34 21 Et dilataverunt super me os suum: dixerunt: Euge, euge, viderunt oculi nostri. Sie sperren ihren Mund weit auf wider mich und rufen: Ha, ha, unser Auge hat es²⁷ gesehen. Psalmen Ps 23 34 21 27 Das, was mir längst gewünscht, sein Verderben. Psalmen Ps 23 34 22 Vidisti Domine, ne sileas: Domine ne discedas a me. Du hast es gesehen, o Herr! so schweige nicht; Herr, sei nicht fern von mir! Psalmen Ps 23 34 23 Exsurge et intende judicio meo: Deus meus, et Dominus meus in causam meam. Erhebe dich und habe acht auf mein Recht, mein Gott und mein Herr! auf meine Sache.²⁸ Psalmen Ps 23 34 23 28 Hebr.: Wache auf und mache dich auf zu meinem Rechte, mein Gott und Herr, zu meiner Streitsache! Psalmen Ps 23 34 24 Judica me secundum justitiam tuam Domine Deus meus, et non supergaudeant mihi. Schaffe mir Recht nach deiner Gerechtigkeit, Herr, mein Gott! dass jene nicht frohlocken über mich. Psalmen Ps 23 34 25 Non dicant in cordibus suis: Euge, euge, animæ nostræ: nec dicant: Devoravimus eum. Dass sie nicht in ihren Herzen sagen: Ha, ha! welche Lust für unser Herz!²⁹ Dass sie nicht sagen: Wir haben ihn verschlungen! Psalmen Ps 23 34 25 29 Da haben wir, was wir zu sehen gewünscht. Psalmen Ps 23 34 26 Erubescant et revereantur simul, qui gratulantur malis meis. Induantur confusione et reverentia qui magna loquuntur super me. Es mögen schamrot und beschämt werden allzumal, die ob meines Unglücks frohlocken. Mit Schmach und Schande mögen bedeckt werden, die über mich prahlen. Psalmen Ps 23 34 27 Exsultent et lætentur qui volunt justitiam meam: et dicant semper: Magnificetur Dominus, qui volunt pacem servi ejus. Frohlocken und sich freuen mögen, die Gerechtigkeit für mich wollen; und³⁰ die seinem Diener den Frieden wünschen, mögen immerdar sagen: Hochgelobt sei der Herr! Psalmen Ps 23 34 27 30 Im Hebr. lauten die folgenden Worte: Und immerdar mögen sie sprechen: Hochgepriesen sei der Herr, der seine Lust hat an der Wohlfahrt seines Dieners! Psalmen Ps 23 34 28 Et lingua mea meditabitur justitiam tuam, tota die laudem tuam. Und meine Zunge wird deine Gerechtigkeit verkünden, allezeit dein Lob.³¹ Psalmen Ps 23 34 28 31 Der Zunge, der das Reden zugehört, wird im Hebr. (und Latein.) das Sinnen, das dabei vorangegangen, mitbeigelegt; ebenso dem Munde [Ps 36,30]. Psalmen Ps 23 34 3 Effunde frameam, et conclude adversus eos, qui persequuntur me: dic animæ meæ: Salus tua ego sum. Ziehe das Schwert⁵ und versperre den Weg denen, die mich verfolgen; sprich zu meiner Seele: Ich bin dein Heil!⁶ Psalmen Ps 23 34 3 5 Hebr.: Spieß. Andere vermuten: Streitbeil. Psalmen Ps 23 34 3 6 Erklärung des ersten Versteiles ohne Bild. Psalmen Ps 23 34 4 Confundantur et revereantur, quærentes animam meam. Avertantur retrorsum, et confundantur cogitantes mihi mala. Beschämt und zuschanden mögen werden, die mir nach dem Leben trachten. Es mögen zurückweichen und zuschanden werden, die wider mich Böses sinnen. Psalmen Ps 23 34 5 Fiant tamquam pulvis ante faciem venti: et Angelus Domini coarctans eos. Sie mögen werden wie Staub⁷ vor dem Winde und der Engel des Herrn bedränge sie.⁸ Psalmen Ps 23 34 5 7 Hebr.: Spreu. Psalmen Ps 23 34 5 8 Sie vor der Flucht vor sich hertreibend. Psalmen Ps 23 34 6 Fiat via illorum tenebræ et lubricum: et Angelus Domini persequens eos. Ihr Weg werde finster und schlüpfrig und der Engel des Herrn verfolge sie.⁹ Psalmen Ps 23 34 6 9 In finsterer Nacht und auf schlüpfrigem Wege ist die Flucht doppelt gefährlich, wie nun gar, wenn Gott durch seinen Engel der Verfolger ist. Psalmen Ps 23 34 7 Quoniam gratis absconderunt mihi interitum laquei sui: supervacue exprobraverunt animam meam. Denn ohne Ursache haben sie mir heimlich ihren verderbenbringenden¹⁰ Fallstrick gelegt, haben mir Schmach angetan¹¹ ohne Grund. Psalmen Ps 23 34 7 10 Diese Beifügung fehlt im Hebr. Psalmen Ps 23 34 7 11 Hebr.: eine Grube gegraben meiner Seele. Psalmen Ps 23 34 8 Veniat illi laqueus, quem ignorat: et captio, quam abscondit, apprehendat eum: et in laqueum cadat in ipsum. Es komme unversehens über ihn¹² der Fallstrick¹³ und das Netz, das er heimlich gelegt, fange ihn und in seine eigene Schlinge möge er stürzen. Psalmen Ps 23 34 8 12 Aug. und alte Psalterien: ihnen. Psalmen Ps 23 34 8 13 Hebr.: Verderben. Psalmen Ps 23 34 9 Anima autem mea exsultabit in Domino: et delectabitur super salutari suo. Meine Seele aber wird in dem Herrn frohlocken und sich über seine Hilfe freuen. Psalmen Ps 23 0 1 1. Ist auch die Bosheit und Gewalt der Sünder groß, so dass der Gerechte in Versuchung kommen könnte zu verzagen (V. 5), 2. So ist doch Gottes Huld groß genug, um die Rechtgesinnten, die in ihm den Quell alles Lebens und Lichtes finden, mit Vertrauen zu erfüllen und sicher zu stellen. (V. 10) Von Gott beschirmt, triumphiert der Gerechte zuletzt über die Sünder. Psalmen Ps 23 35 1 In finem servo Domini ipsi David. Zum Ende,¹ von dem Diener des Herrn, von David. Psalmen Ps 23 35 1 1 Für den Musikmeister. Psalmen Ps 23 35 10 Quoniam apud te est fons vitæ: et in lumine tuo videbimus lumen. Denn bei dir ist die Quelle des Lebens¹³ und in deinem Lichte schauen wir Licht.¹⁴ Psalmen Ps 23 35 10 13 Aller Glückseligkeit. Im höheren Sinne gilt dies von der Gnade und Glorie. Psalmen Ps 23 35 10 14 Wie Gott der Quell des Lebens, so ist er der Quell des Lichtes. Außer Gott sehend schauen wir nur Finsternis, in Gottes Lichtmeer versenkt werden wir von göttlicher Erkenntnis erfüllt und von geistlicher Freude beglückt. Das Licht schauen ist also Heil, Glück erlangen. Psalmen Ps 23 35 11 Prætende misericordiam tuam scientibus te, et justitiam tuam his, qui recto sunt corde. Lass dein Erbarmen schauen über die, welche dich kennen, und deine Gerechtigkeit über die, welche aufrichtigen Herzens sind. Psalmen Ps 23 35 12 Non veniat mihi pes superbiæ: et manus peccatoris non moveat me. Nicht komme der Fuß der Hoffart über mich und die Hand des Sünders erschüttere mich nicht!¹⁵ Psalmen Ps 23 35 12 15 Treibe mich nicht in die Verbannung. Psalmen Ps 23 35 13 Ibi ceciderunt qui operantur iniquitatem: expulsi sunt, nec potuerunt stare. Siehe da,¹⁶ gefallen sind, die Unrecht tun; sie sind hinausgestoßen und können sich nicht erheben. Psalmen Ps 23 35 13 16 Im Geiste der Erhörung gewiss sieht er die Widersacher Gottes und der einen auf immer gestürzt. Die Zeit, auf welche der Psalm Bezug nimmt, ist wohl die gleiche wie in [Ps 13]: Absaloms Aufstand. Psalmen Ps 23 35 2 Dixit injustus ut delinquat in semetipso: non est timor Dei ante oculos ejus. Es beschließt der Gottlose bei sich,² zu sündigen; Furcht Gottes ist nicht vor seinen Augen. Psalmen Ps 23 35 2 2 Hebr.: Eingebung (das gleiche Wort wird für die Inspiration der Propheten gebraucht) der Bosheit an den Gottlosen inmitten seines Herzens, es gibt keinen Schrecken (des richtenden) Gottes vor seinen Augen. (Er wähnt, Gott strafe nicht.) Psalmen Ps 23 35 3 Quoniam dolose egit in conspectu ejus: ut inveniatur iniquitas ejus ad odium. Denn trüglich handelt er vor dessen Angesichte,³ so dass sein Frevel hassenswert⁴ erscheint. [Ps 13,3] Psalmen Ps 23 35 3 3 Vulg.: Der Frevler ist ohne Furcht vor Gott (V. 2) denn er betrügt seinen Nächsten unter Gottes Augen (obwohl er weiß, dass Gott ihn sieht). Dies macht sein Verbrechen zu einer Sünde, die den Hass Gottes nach sich zieht (oder: die sich steigert bis zum Hasse Gottes) Sept.: Der Gottlose handelt vor Gott trügerisch, betrügt sich über die Ahndung seiner Ungerechtigkeit und das Hassen (desselben von Seiten Gottes). Psalmen Ps 23 35 3 4 Der göttlichen Rache würdig. Psalmen Ps 23 35 4 Verba oris ejus iniquitas, et dolus: noluit intelligere ut bene ageret. Die Worte seines Mundes sind Frevel und Trug; er will nicht klug werden,⁵ um Gutes zu tun. Psalmen Ps 23 35 4 5 Das Licht ist ihm Finsternis. Psalmen Ps 23 35 5 Iniquitatem meditatus est in cubili suo: astitit omni viæ non bonæ, malitiam autem non odivit. Frevel sinnt er auf seinem Lager;⁶ er tritt auf jeden nicht guten Weg, das Böse hasst er nicht. Psalmen Ps 23 35 5 6 In der Stille der Nacht. Psalmen Ps 23 35 6 Domine in clo misericordia tua: et veritas tua usque ad nubes. O Herr! bis an den Himmel reicht deine Gnadenhuld und deine Treue bis an die Wolken. Psalmen Ps 23 35 7 Justitia tua sicut montes Dei: judicia tua abyssus multa. Homines, et jumenta salvabis Domine: Deine Gerechtigkeit ist wie die Berge Gottes,⁷ deine Gerichte wie eine große Tiefe;⁸ Menschen und Vieh hilfst du, o Herr!⁹ Psalmen Ps 23 35 7 7 Unermesslich. Die Urgebirge, von Gott gepflanzt, verkünden seine Größe und Herrlichkeit. Psalmen Ps 23 35 7 8 Unerforschlich wie die Wassertiefen, welche in Meeren und Strömen zur Erscheinung kommen. Psalmen Ps 23 35 7 9 Die in das Menschenleben so häufig eingreifende Tierwelt ist mit dem Menschengeschlecht in Freud und Leid (vergl. [Jona 4,11]) verbunden. Psalmen Ps 23 35 8 Quemadmodum multiplicasti misericordiam tuam Deus. Filii autem hominum, in tegmine alarum tuarum sperabunt. Wie vielfältig¹⁰ ist dein Erbarmen, o Gott! Die Menschenkinder bergen sich in Zuversicht unter dem Schatten deiner Flügel. Psalmen Ps 23 35 8 10 Hebr.: kostbar. Psalmen Ps 23 35 9 Inebriabuntur ab ubertate domus tuæ: et torrente voluptatis tuæ potabis eos. Sie laben sich reichlich von der Überfülle deines Hauses¹¹ und du tränkst sie mit dem Strome deiner Wonne.¹² Psalmen Ps 23 35 9 11 Das Haus Gottes ist sein Heiligtum, dann überhaupt sein Gnadenbereich. Psalmen Ps 23 35 9 12 Ein Paradieseswonnenstrom bewässert und befruchtet gleichsam die Seele. Wie der Strom des Paradieses hat er seine Quelle in Gott, ja Gott ist selbst dieselbe. Psalmen Ps 23 0 1 Nimm an dem Glücke der Gottlosen kein Ärgernis, sondern harre des Herrn, denn das Glück der Gottlosen nimmt plötzlich ein Ende und der Ausgang scheidet Gerechte und Ungerechte. Psalmen Ps 23 36 1 Psalmus ipsi David. Noli æmulari in malignantibus: neque zelaveris facientes iniquitatem. Ein Psalm von David.¹ Erzürne dich nicht über die Bösen und ereifere dich nicht über die, welche Frevel verüben! Psalmen Ps 23 36 1 1 Ein alphabetischer Kranz von Sprüchen wiederholt die gleiche Wahrheit stets von neuem und schärft sie so ein. Der Dichter spricht nur von Gottes ausgleichender Gerechtigkeit im Diesseits. Wenngleich erst die Ewigkeit diese Gerechtigkeit voll bewährt, hat Gott doch im A. T. zum Troste seiner Getreuen und zum Schrecken der Sünder fast immer schon in die Zeit vorbildlich den Schatten seiner in der Ewigkeit voll ausgleichenden Gerechtigkeit fallen lassen, indem er die Frommen belohnte, die Bösen schon auf Erden mit Strafen heimsuchte. Psalmen Ps 23 36 10 Et adhuc pusillum, et non erit peccator: et quæres locum ejus, et non invenies. Noch eine kleine Weile und der Sünder ist nicht mehr; suchst du nach seiner Stätte, so findest du sie¹¹ nicht. Psalmen Ps 23 36 10 11 Hebr.: ihn. Psalmen Ps 23 36 11 Mansueti autem hereditabunt terram, et delectabuntur in multitudine pacis. Die Sanftmütigen¹² aber werden das Land ererben und in der Fülle des Friedens¹³ ihre Wonne haben. [Mt 5,4] Psalmen Ps 23 36 11 12 Die vertrauensvoll Duldenden, welche die Rache dem Herrn anheimstellen. Psalmen Ps 23 36 11 13 Des Heiles der Seligkeit. Psalmen Ps 23 36 12 Observabit peccator justum: et stridebit super eum dentibus suis. Der Sünder schaut lauernd auf den Gerechten und knirscht über ihn mit seinen Zähnen.¹⁴ Psalmen Ps 23 36 12 14 Aus Wut. Psalmen Ps 23 36 13 Dominus autem irridebit eum: quoniam prospicit quod veniet dies ejus. Der Herr aber lacht seiner; denn er sieht voraus, dass dessen Tag kommen wird.¹⁵ Psalmen Ps 23 36 13 15 Der Tag seines Todes [1Sam 26,10], seiner Strafheimsuchung. [Ps 136,7, Jer 50,27.31] Psalmen Ps 23 36 14 Gladium evaginaverunt peccatores: intenderunt arcum suum, Ut dejiciant pauperem et inopem: ut trucident rectos corde. Die Sünder ziehen das Schwert, spannen ihren Bogen, um den Armen und Hilflosen zu stürzen, um hinzuschlachten die, welche geraden Herzens sind. Psalmen Ps 23 36 15 Gladius eorum intret in corda ipsorum: et arcus eorum confringatur. Ihr Schwert möge¹⁶ ihr eigenes Herz durchbohren und ihr Bogen möge zerbrochen werden! Psalmen Ps 23 36 15 16 Nach dem Hebr. besser: wird. Psalmen Ps 23 36 16 Melius est modicum justo, super divitias peccatorum multas. Das wenige, das der Gerechte hat, ist ihm besser als der Sünder große Schätze. Psalmen Ps 23 36 17 Quoniam brachia peccatorum conterentur: confirmat autem justos Dominus. Denn die Arme der Sünder werden gebrochen,¹⁷ aber die Gerechten stützt der Herr.¹⁸ Psalmen Ps 23 36 17 17 So kann er weder anderen schaden noch sich helfen. Die Arme sind das Bild aller Hilfsmittel und Werkzeuge der Bosheit. Psalmen Ps 23 36 17 18 Was irdische Habe und menschliche Kraft nicht vermag, gewährt der Herr den Gerechten: er stützt sie. Psalmen Ps 23 36 18 Novit Dominus dies immaculatorum: et hereditas eorum in æternum erit. Der Herr kennt die Tage¹⁹ der Makellosen und ihr Erbe bleibt in Ewigkeit.²⁰ Psalmen Ps 23 36 18 19 Das in den Tagen des Erdenlebens verlaufende Leben mit seinen Geschicken. Psalmen Ps 23 36 18 20 Weder wird das Erbe ihnen noch sie dem Erbe entrissen. Psalmen Ps 23 36 19 Non confundentur in tempore malo, et in diebus famis saturabuntur: Sie werden nicht zuschanden in böser Zeit und in den Tagen des Hungers werden sie gesättigt. Psalmen Ps 23 36 2 Quoniam tamquam fnum velociter arescent: et quemadmodum olera herbarum cito decident. Denn wie Gras² verdorren sie schnell³ und wie grünes Kraut welken sie bald dahin. Psalmen Ps 23 36 2 2 Bild der Vergänglichkeit. Psalmen Ps 23 36 2 3 Hebr.: werden sie eilends abgemäht. Psalmen Ps 23 36 20 Quia peccatores peribunt. Inimici vero Domini mox ut honorificati fuerint et exaltati: deficientes, quemadmodum fumus deficient. Denn die Sünder gehen zugrunde und die Feinde des Herrn schwinden hin, kaum dass sie zu Ehren und Ansehen gekommen sind;²¹ wie der Rauch schwinden sie dahin.²² Psalmen Ps 23 36 20 21 Die Erhöhung und Erniedrigung der Gottlosen fällt fast in einen Augenblick zusammen. Im Hebr. lauten die letzten Worte: wie Pracht der Auen. Psalmen Ps 23 36 20 22 Hebr.: sie sind geschwunden, wie Rauch geschwunden. Sie schwinden wie Rauch, der erst dick ist und sich dann in die Luft auflöst. Psalmen Ps 23 36 21 Mutuabitur peccator, et non solvet: justus autem miseretur et tribuet. Der Sünder borgt²³ und kann nicht bezahlen, der Gerechte aber erbarmt sich und teilt aus. Psalmen Ps 23 36 21 23 Durch Gottes Fluch verarmend muss der Frevler Schulden machen, der Gerechte gedeiht durch Gottes Segen. Dass Gottes Fluch und Segen beides herbeiführt, besagt V. 22. Psalmen Ps 23 36 22 Quia benedicentes ei hereditabunt terram: maledicentes autem ei disperibunt. Denn die ihn segnen,²⁴ werden das Land erben; die ihm aber fluchen, werden zugrunde gehen.²⁵ Psalmen Ps 23 36 22 24 Vulg.: die Gott segnen. Hebr.: Seine Gesegneten. Psalmen Ps 23 36 22 25 In der Verarmung des Gottlosen und der fort und fort möglichen Mildtätigkeit des Gerechten kündigen sich Segen und Fluch Gottes voraus, die sich im Engelgeschicke beider offenbaren werden. Psalmen Ps 23 36 23 Apud Dominum gressus hominis dirigentur: et viam ejus volet. Von dem Herrn werden des Menschen²⁶ Schritte geleitet und an seinem Wandel hat er Wohlgefallen. Psalmen Ps 23 36 23 26 Des Gerechten. Psalmen Ps 23 36 24 Cum ceciderit, non collidetur: quia Dominus supponit manum suam. Wenn er auch fällt, so wird er nicht Schaden nehmen, denn der Herr hält ihn mit seiner Hand.²⁷ Psalmen Ps 23 36 24 27 So dass er nicht lang hingestreckt wird. Psalmen Ps 23 36 25 Junior fui, etenim senui: et non vidi justum derelictum, nec semen ejus quærens panem. Ich bin jung gewesen und bin alt geworden und nie habe ich den Gerechten verlassen gesehen oder seine Kinder um Brot betteln.²⁸ Psalmen Ps 23 36 25 28 Zeitweilige Heimsuchung wird damit nicht in Abrede gestellt, sondern auf das schließlich Bleibende hingewiesen, das Vorbild der jenseitigen Ausgleichung. Psalmen Ps 23 36 26 Tota die miseretur et commodat: et semen illius in benedictione erit. Allezeit ist er mildtätig und leiht und seine Nachkommenschaft ist gesegnet. Psalmen Ps 23 36 27 Declina a malo, et fac bonum: et inhabita in sæculum sæculi. Halte dich fern vom Bösen und tue Gutes und wohne alsdann immerdar im Lande.²⁹ Psalmen Ps 23 36 27 29 Der Kreislauf der Ermahnungen kehrt zu V. 3 zurück. Psalmen Ps 23 36 28 Quia Dominus amat judicium, et non derelinquet sanctos suos: in æternum conservabuntur. Injusti punientur: et semen impiorum peribit. Denn der Herr liebt das Recht und verlässt seine Heiligen nicht, immerdar werden sie behütet; die Ungerechten werden gestraft und die Nachkommenschaft der Gottlosen geht zugrunde. Psalmen Ps 23 36 29 Justi autem hereditabunt terram: et inhabitabunt in sæculum sæculi super eam. Doch die Gerechten werden das Land ererben und auf immer darin wohnen. Psalmen Ps 23 36 3 Spera in Domino et fac bonitatem: et inhabita terram, et pasceris in divitiis ejus. Hoffe auf den Herrn und tue Gutes, wohne im Lande und genieße seine Reichtümer.⁴ Psalmen Ps 23 36 3 4 So wirst du im Lande wohnend, dich von seinem Reichtume nähren. Hebr.: Bewohne das Land und übe Gerechtigkeit. Kanaan ist das Land des Heiles, das von Gott seinem Volke verheißene Erbe. [Hebr 11,9] In diesem Lande glücklich wohnen ist Segen Gottes. Aber wie der alttestamentliche Isaak das Vorbild des neutestamentlichen, Christus, war, so Kanaan der Typus des Erbes, das Christus sich und seinen Erlösten durch sein Leiden erworben. Auf dieses Land der Vollendung weist der Heiland [Mt 5,4] hin. Psalmen Ps 23 36 30 Os justi meditabitur sapientiam, et lingua ejus loquetur judicium. Der Mund des Gerechten spricht besonnene Weisheit und seine Zunge redet, was recht ist. [Spr 31,26] Psalmen Ps 23 36 31 Lex Dei ejus in corde ipsius: et non supplantabuntur gressus ejus. Das Gesetz seines Gottes ist in seinem Herzen³⁰ und seine Schritte wanken nicht. [Jes 51,7] Psalmen Ps 23 36 31 30 Nicht nur die äußere Richtschnur, sondern auch der innere Beweggrund seines Handelns. Psalmen Ps 23 36 32 Considerat peccator justum: et quærit mortificare eum. Der Sünder lauert dem Gerechten auf und trachtet darnach, ihn zu töten, Psalmen Ps 23 36 33 Dominus autem non derelinquet eum in manibus ejus: nec damnabit eum cum judicabitur illi. doch der Herr lässt ihn nicht in seiner Gewalt und lässt ihn nicht verdammen,³¹ wenn auch mit ihm gerechtet wird. Psalmen Ps 23 36 33 31 Oder: verdammt ihn nicht. Psalmen Ps 23 36 34 Exspecta Dominum, et custodi viam ejus: et exaltabit te ut hereditate capias terram: cum perierint peccatores videbis. Harre auf den Herrn und beobachte seinen Weg,³² so wird er dich erhöhen, dass du das Land zum Erbe erhaltest; du wirst zusehen, wenn die Sünder zugrunde gehen. Psalmen Ps 23 36 34 32 Ohne dich durch die Verfolgung und das Urteil der Welt abwendig machen zu lassen. Psalmen Ps 23 36 35 Vidi impium superexaltatum, et elevatum sicut cedros Libani. Ich sah einen Gottlosen hoch erhöht und hoch geworden wie die Zedern des Libanon.³³ Psalmen Ps 23 36 35 33 Die Cedern sind das Bild des Erhabenen. Hebr.: Wie einen urwüchsigen grünenden Baum. Ein nicht verpflanzter Baum ist fester gewurzelt als ein fremder Erde verpflanzter. Psalmen Ps 23 36 36 Et transivi, et ecce non erat: et quæsivi eum, et non est inventus locus ejus. Als ich³⁴ aber vorüberging, siehe, da war er nicht mehr; ich suchte ihn und seine Stätte³⁵ war nicht zu finden. Psalmen Ps 23 36 36 34 Hebr.: man. Psalmen Ps 23 36 36 35 Hebr.: und nicht ward er mehr gefunden. Psalmen Ps 23 36 37 Custodi innocentiam, et vide æquitatem: quoniam sunt reliquiæ homini pacifico. Bewahre die Unschuld und siehe auf das, was recht ist,³⁶ denn dem Manne des Friedens sind Nachkommen beschieden.³⁷ Psalmen Ps 23 36 37 36 Hebr.: schaue den Rechtschaffenen und betrachte den Geraden. Psalmen Ps 23 36 37 37 Zahlreiche Nachkommen galten als besonderes Glück. Psalmen Ps 23 36 38 Injusti autem disperibunt simul: reliquiæ impiorum interibunt. Die Ungerechten aber kommen allzumal um, die Nachkommenschaft der Gottlosen geht zugrunde. Psalmen Ps 23 36 39 Salus autem justorum a Domino: et protector eorum in tempore tribulationis. Doch den Gerechten kommt Heil von dem Herrn,³⁸ er ist ihr Beschirmer zur Zeit der Bedrängnis. Psalmen Ps 23 36 39 38 Also seinem Ursprung entsprechend: gewisses, vollkommenes, ewig dauerndes. Psalmen Ps 23 36 4 Delectare in Domino: et dabit tibi petitiones cordis tui. Habe deine Freude an dem Herrn, so wird er dir geben, was dein Herz verlangt. Psalmen Ps 23 36 40 Et adjuvabit eos Dominus, et liberabit eos: et eruet eos a peccatoribus, et salvabit eos: quia speraverunt in eo. Und der Herr hilft ihnen, befreit sie, rettet sie vor den Sündern und steht ihnen bei, denn sie haben auf ihn gehofft.³⁹ Psalmen Ps 23 36 40 39 Dieser Psalm bewog den hl. Fulgentius, mit der Welt zu brechen und sich ganz dem Herrn zu weihen. Psalmen Ps 23 36 5 Revela Domino viam tuam, et spera in eo: et ipse faciet. Befiehl⁵ dem Herrn deine Wege⁶ und hoffe auf ihn, so wird er es wohl machen. Psalmen Ps 23 36 5 5 Hebr.: Wälze (die Sorgenlast deines Lebens auf Jahve). Psalmen Ps 23 36 5 6 Stelle Gott deine Lebenswege vor, dich ihm im Vertrauen überlassend. Psalmen Ps 23 36 6 Et educet quasi lumen justitiam tuam: et judicium tuum tamquam meridiem: Und er wird deine Gerechtigkeit ausgehen lassen wie das Licht und dein Recht wie die Mittagshelle.⁷ Psalmen Ps 23 36 6 7 Wie das Licht der Sonne die Nacht durchbricht, ja gleich der Sonne am Mittag, stellt Gott in Siegeskranz die gerechte Sache vor Augen. Psalmen Ps 23 36 7 Subditus esto Domino, et ora eum. Noli æmulari in eo, qui prosperatur in via sua: in homine faciente injustitias. Sei dem Herrn untergeben und bete zu ihm.⁸ Ereifere dich nicht über den, der glücklich ist auf seinem Wege, über den Mann, der Unrecht tut. Psalmen Ps 23 36 7 8 Hebr.: Sei still (gottergeben) vor Jahve und harre auf ihn. Psalmen Ps 23 36 8 Desine ab ira, et derelinque furorem: noli æmulari ut maligneris. Stehe ab vom Zorne⁹ und lass den Groll fahren; ereifere dich nicht, so dass auch du Böses tuest.¹⁰ Psalmen Ps 23 36 8 9 Gegen Gott wegen des vermeintlichen Glückes der Bösen. Psalmen Ps 23 36 8 10 Hebr.: nur zum Übeltun führt es. Psalmen Ps 23 36 9 Quoniam qui malignantur, exterminabuntur: sustinentes autem Dominum, ipsi hereditabunt terram. Denn die Übeltäter werden ausgerottet, die aber, welche auf den Herrn harren, werden das Land ererben. Psalmen Ps 23 0 1 1. David fleht um Beendigung seiner Leiden: Er ist krank zur Strafe für seine Sünden. (V. 3) Dazu drückt ihn Reueschmerz nieder. (V. 11) Das physische und seelische Leiden wird noch vermehrt durch die Handlungsweise der Freunde und Verwandten (V. 12) und die Anschläge seiner Feinde. (V. 13) Ist er nicht genügend bestraft? 2. David erträgt alles mit Geduld (V. 15) in der sicheren Hoffnung (V. 19), dass Gott die Anschläge seiner Feinde vereiteln werde. (V. 21) Bitte an den Herrn, ihn nicht zu verlassen. Psalmen Ps 23 37 1 Psalmus David, in rememorationem de sabbato. Ein Psalm Davids,¹ zur Erinnerung,² für den Sabbat.³ Psalmen Ps 23 37 1 1 Der dritte sogenannte Bußpsalm. Die Abfassung desselben fällt wohl in die Zeit nach Davids Fall (etwa vor Absaloms Verfolgung). Psalmen Ps 23 37 1 2 Erinnerung hieß ein Teil des Mincha- (Speise-) opfers, also: beim Minchaopfer zu singen. Psalmen Ps 23 37 1 3 Fehlt im Hebr. Psalmen Ps 23 37 10 Domine, ante te omne desiderium meum: et gemitus meus a te non est absconditus. O Herr! dir ist all mein Sehnen offenbar und mein Seufzen ist dir nicht verborgen. Psalmen Ps 23 37 11 Cor meum conturbatum est, dereliquit me virtus mea: et lumen oculorum meorum, et ipsum non est mecum. Mein Herz ist verwirrt,¹⁵ meine Kraft hat mich verlassen und selbst das Licht meiner Augen ist nicht mehr bei mir. Psalmen Ps 23 37 11 15 Mein Herz pocht heftig. Psalmen Ps 23 37 12 Amici mei, et proximi mei adversum me appropinquaverunt, et steterunt. Et qui juxta me erant, de longe steterunt: Meine Freunde und meine Nächsten nahten sich wider mich und blieben stehen, und die mir nahe waren, hielten sich fern;¹⁶ Psalmen Ps 23 37 12 16 Hebr.: Meine Lieben und meine Freunde hinweg von meiner Plage (sie sehen dieselbe zwar, getrauen sich aber aus Furcht vor den Feinden nicht mir beizuspringen) und meine Nächsten haben sich fernab von mir hingestellt. Vulg.: Sie kommen in meine Nähe und bleiben gaffend stehen, ohne zu trösten. Psalmen Ps 23 37 13 Et vim faciebant qui quærebant animam meam. Et qui inquirebant mala mihi, locuti sunt vanitates: et dolos tota die meditabantur. und die mir nach dem Leben trachteten, wendeten Gewalt an;¹⁷ die mir Böses wünschten, redeten Eitles¹⁸ und sprachen Trug immerfort. Psalmen Ps 23 37 13 17 Machten große Anstrengungen. Psalmen Ps 23 37 13 18 Hebr.: Verderben. Psalmen Ps 23 37 14 Ego autem tamquam surdus non audiebam: et sicut mutus non aperiens os suum. Ich aber hörte nicht,¹⁹ einem Tauben gleich, und war wie ein Stummer, der seinen Mund nicht auftut. Psalmen Ps 23 37 14 19 Ertrug es geduldig. Psalmen Ps 23 37 15 Et factus sum sicut homo non audiens: et non habens in ore suo redargutiones. Ich ward wie ein Mensch, der nicht hört und der keine Widerrede in seinem Munde hat. Psalmen Ps 23 37 16 Quoniam in te Domine speravi: tu exaudies me Domine Deus meus. Denn auf dich, o Herr! vertraue ich; du wirst mich erhören, o Herr, mein Gott! Psalmen Ps 23 37 17 Quia dixi: Nequando supergaudeant mihi inimici mei: et dum commoventur pedes mei, super me magna locuti sunt. Denn ich sprach: Mögen meine Feinde nicht frohlocken über mich! denn wenn meine Füße wanken, werden sie groß sprechen über mich.²⁰ Psalmen Ps 23 37 17 20 Hebr.: mögen sich nicht freuen über mich, die bei meines Fußes Wanken groß tun würden wider mich. Psalmen Ps 23 37 18 Quoniam ego in flagella paratus sum: et dolor meus in conspectu meo semper. Denn ich bin der Geißelstreiche gewärtig²¹ und mein Schmerz ist allezeit vor mir. Psalmen Ps 23 37 18 21 Ich fühle mich der Strafe würdig (Reue Davids), oder: ich bin stets den Geißeln ausgesetzt (Leiden begleiten mich allezeit). Hebr.: Ich bin nahe am Fall. Psalmen Ps 23 37 19 Quoniam iniquitatem meam annuntiabo: et cogitabo pro peccato meo. Ich will meine Missetaten kundgeben und meiner Sünde wegen Sorge hegen. Psalmen Ps 23 37 2 Domine ne in furore tuo arguas me, neque in ira tua corripias me. O Herr! straf mich nicht⁴ in deinem Grimme und züchtige mich nicht in deinem Zorne, Psalmen Ps 23 37 2 4 Weiter. Die Züchtigung (V. 3) ist hinreichend. Strafe als Vater, nicht als Richter, in Barmherzigkeit, nicht in Grimm. Psalmen Ps 23 37 20 Inimici autem mei vivunt, et confirmati sunt super me: et multiplicati sunt qui oderunt me inique. Meine Feinde aber leben²² und sind mächtiger geworden als ich und zahlreich sind, die mich ungerecht hassen. Psalmen Ps 23 37 20 22 Sind voller Lebenskraft und glücklich, wie anders als ich! Psalmen Ps 23 37 21 Qui retribuunt mala pro bonis, detrahebant mihi: quoniam sequebar bonitatem. Indem sie Gutes mit Bösem vergelten, reden sie mir übel nach, weil ich dem Guten nachstrebe. Psalmen Ps 23 37 22 Ne derelinquas me Domine Deus meus: ne discesseris a me. Verlass mich nicht, Herr, mein Gott! entferne dich nicht von mir. Psalmen Ps 23 37 23 Intende in adjutorium meum, Domine Deus salutis meæ. Habe acht auf meine Hilfe, o Herr, du Gott meines Heiles!²³ Psalmen Ps 23 37 23 23 Die wahre Buße verzweifelt nicht, wie Kain und Judas, sondern nimmt zu Gott ihre Zuflucht. Die Kirche legt diesen Psalm dem Heilande, dessen Abbild David ist, in der Matutin des Karfreitages in den Mund. Psalmen Ps 23 37 3 Quoniam sagittæ tuæ infixæ sunt mihi: et confirmasti super me manum tuam. denn deine Pfeile⁵ stecken tief in mir und schwer hast du deine Hand⁶ auf mich gelegt. Psalmen Ps 23 37 3 5 Pfeile sind das Bild für göttliche Strafgerichte. [Dtn 32,32] Psalmen Ps 23 37 3 6 Hebr.: und deine Hand hat sich schwer auf mich gesenkt. Psalmen Ps 23 37 4 Non est sanitas in carne mea a facie iræ tuæ: non est pax ossibus meis a facie peccatorum meorum. Nichts blieb unversehrt an meinem Leibe vor deinem Zorne, kein Frieden ist in meinen Gebeinen⁷ ob meiner Sünden. Psalmen Ps 23 37 4 7 Die Gebeine stehen für den Körper oder den ganzen Menschen nach seiner physischen Seite. Psalmen Ps 23 37 5 Quoniam iniquitates meæ supergressæ sunt caput meum: et sicut onus grave gravatæ sunt super me. Denn meine Verschuldungen übersteigen⁸ mein Haupt und lasten⁹ gleich einer schweren Bürde auf mir. Psalmen Ps 23 37 5 8 Bild von überflutenden Wasserwogen. Psalmen Ps 23 37 5 9 Sind die Sünden als Last betrachtet, so ist der Ausdruck wegnehmen für vergeben aus dem Bilde klar. Psalmen Ps 23 37 6 Putruerunt et corruptæ sunt cicatrices meæ, a facie insipientiæ meæ. Meine Wunden infolge meiner Torheit¹⁰ sind faul und eitern. Psalmen Ps 23 37 6 10 Sünde. Psalmen Ps 23 37 7 Miser factus sum, et curvatus sum usque in finem: tota die contristatus ingrediebar. Ich bin elend geworden und überaus gebeugt, den ganzen Tag gehe ich trauernd einher. Psalmen Ps 23 37 8 Quoniam lumbi mei impleti sunt illusionibus: et non est sanitas in carne mea. Denn¹¹ voll von Täuschung¹² sind meine Lenden¹³ und nichts Gesundes ist an meinem Fleische. Psalmen Ps 23 37 8 11 Zum dritten Male begründet der Psalmist seine Bitte. Psalmen Ps 23 37 8 12 Versuchungen. Hebr.: Brandweh. Psalmen Ps 23 37 8 13 Die sonst stärksten Teile, gleichsam der Mittelpunkt der leiblichen Kraft. Psalmen Ps 23 37 9 Afflictus sum, et humiliatus sum nimis, rugiebam a gemitu cordis mei. Ich bin überaus bedrängt und niedergebeugt,¹⁴ ich schreie laut auf ob des Kummers meines Herzens. Psalmen Ps 23 37 9 14 Hebr.: Ich bin erstarrt (in Todesstarre) und zermalmt gar sehr. Psalmen Ps 23 0 1 1. Von den Gottlosen verspottet, nimmt David sich vor, zu schweigen. (V. 3) Doch bald bricht er, die Kürze und Eitelkeit des menschlichen Lebens erwägend, das Stillschweigen und betet zu Gott, um vor Murren bewahrt zu bleiben. (V. 7) 2. Auf Gott setzt er seine Hoffnung und fleht ihn an, ihm die Vergänglichkeit des Lebens vor Augen zu stellen zur Geduld und Verhütung von Klage. (V. 10) Da das Leben schnell dahingeht, möge Gott auch das Leid von ihm nehmen. (V. 12) Psalmen Ps 23 38 1 In finem, ipsi Idithun, Canticum David. Zum Ende,¹ für Idithun,² ein Gesang Davids.³ Psalmen Ps 23 38 1 1 Für den Musikmeister. Psalmen Ps 23 38 1 2 Idithun war einer der drei Gesangmeister Davids. [1Chr 16,38, 1Chr 25,1] Psalmen Ps 23 38 1 3 Aus der letzten Zeit Sauls? Psalmen Ps 23 38 10 Obmutui, et non aperui os meum, quoniam tu fecisti: Ich bin verstummt und tat meinen Mund nicht auf, denn du hast es getan!¹⁸ Psalmen Ps 23 38 10 18 Er unterwirft sich unter Gottes Hand, dennoch ist ihm gestattet, um Befreiung zu bitten. Psalmen Ps 23 38 11 Amove a me plagas tuas. Nimm deine Plagen von mir! Psalmen Ps 23 38 12 A fortitudine manus tuæ ego defeci in increpationibus: propter iniquitatem corripuisti hominem. Et tabescere fecisti sicut araneam animam ejus, verumtamen vane conturbatur omnis homo. Durch die Stärke deiner Hand bin ich kraftlos geworden¹⁹ unter der Züchtigung. Um seiner Missetat willen strafst du den Menschen und lässest wie ein Spinnengewebe sein Leben vergehen;²⁰ fürwahr, umsonst bekümmert sich jeder Mensch! Psalmen Ps 23 38 12 19 Hebr.: Vor dem Angriffe deiner Hand vergehe ich. Unter der Züchtigung fehlt im Hebr., in dessen Text dieser Teil noch zu V. 11 gehört. Psalmen Ps 23 38 12 20 Hebr.: Züchtigst du einen Mann mit Strafen wegen Schuld, so machst du zerfallen, der Motte gleich, seine Herrlichkeit. Wahrlich, Hauch ist alles, was Mensch heißt. Sela. (Des Menschen Leibesschöne verfällt wie ein Kleid, das die Motte zernagt hat.) Vulg.: Ebenso leicht wie ein Spinnengewebe (Spinne) vernichtest du den Menschen. Psalmen Ps 23 38 13 Exaudi orationem meam Domine, et deprecationem meam: auribus percipe lacrimas meas. Ne sileas: quoniam advena ego sum apud te, et peregrinus, sicut omnes patres mei. Erhöre mein Gebet, o Herr! und mein Flehen, lass mein Weinen zu deinen Ohren dringen.²¹ Schweige nicht, denn ein Fremdling bin ich bei dir und ein Pilger,²² wie meine Väter alle.²³ Psalmen Ps 23 38 13 21 Wie die Gebetsworte, so sind die Tränen ein Gott vernehmbares Gebet. Psalmen Ps 23 38 13 22 Ein Pilger ist, wer in einem Lande, das nicht seine Heimat ist, herumzieht; ein Fremdling, wer ohne, durch Geburt und so fort ein Anwohner geduldet wird. Psalmen Ps 23 38 13 23 Jeder Mensch bleibt nur so lange auf Erden, als Gott es ihm vergönnt, und auch das verheißene Land ist für Israel nur eine Gabe Gottes, die der einzelne nur für sein kurzes Leben genießt. Die Väter sind die Patriarchen. [Gen 47,9] Psalmen Ps 23 38 14 Remitte mihi, ut refrigerer prius quam abeam, et amplius non ero. Lass ab von mir, dass ich noch Erquickung finde, ehe ich hingehe und nicht mehr bin!²⁴ Psalmen Ps 23 38 14 24 Dann ist es zu spät. Vergl. [Ijob 14]. Psalmen Ps 23 38 2 Dixi: Custodiam vias meas: ut non delinquam in lingua mea. Posui ori meo custodiam, cum consisteret peccator adversum me. Ich sprach: Ich will auf meine Wege acht haben, dass ich nicht mit meiner Zunge sündige. Ich setzte⁴ meinem Mund eine Hut, da der Sünder sich mir entgegenstellte. Psalmen Ps 23 38 2 4 Im Hebr. wird der Vorsatz weiter geführt: Ich will meinem Mund einen Zaum wahren, so lange der Ungerechte vor mir ist (um diesem nicht zur Schadenfreude und zu bösen Reden Gelegenheit zu geben). Psalmen Ps 23 38 3 Obmutui, et humiliatus sum, et silui a bonis: et dolor meus renovatus est. Ich verstummte und beugte mich und schwieg, fern vom Glück; aber mein Schmerz erneuerte sich.⁵ Psalmen Ps 23 38 3 5 Hebr.: abgewandt vom Guten doch mein Schmerz war ungestüm. Das Schweigen, das er sich auferlegt, steigert den zurückgedrängten Schmerz. Psalmen Ps 23 38 4 Concaluit cor meum intra me: et in meditatione mea exardescet ignis. Mein Herz erglühte in meinem Innern und durch mein Sinnen entbrannte Feuer. Psalmen Ps 23 38 5 Locutus sum in lingua mea: Notum fac mihi Domine finem meum, Et numerum dierum meorum quis est: ut sciam quid desit mihi. Ich sprach mit meiner Zunge:⁶ Tue mir, Herr! mein Ende kund, und welches die Zahl meiner Tage ist,⁷ damit ich wisse, was mir abgeht.⁸ Psalmen Ps 23 38 5 6 Im Hebr. gehören diese Worte zu V. 4. Ausdruck einer gewissen Ungeduld? Jedenfalls sucht David im Folgenden den Weg des Friedens. Psalmen Ps 23 38 5 7 Des Lebens oder der Leiden. Psalmen Ps 23 38 5 8 An Lebenstagen. Hebr.: Möchte ich erkennen, wie vergänglich ich bin! Psalmen Ps 23 38 6 Ecce mensurabiles posuisti dies meos: et substantia mea tamquam nihilum ante te. Verumtamen universa vanitas, omnis homo vivens. Siehe, du hast meinen Tagen ein Maß gesetzt⁹ und mein Wesen¹⁰ ist wie nichts vor dir! Wahrlich, alles ist Eitelkeit, ein jeder Mensch, der lebt!¹¹ Psalmen Ps 23 38 6 9 Nach Handbreiten messbar gemacht. Die menschliche Zeitdauer ist gegenüber der Ewigkeit Gottes wie nichts. Psalmen Ps 23 38 6 10 Hebr.: Zeitdauer. Psalmen Ps 23 38 6 11 Hebr.: wie fest er auch stehe. Sela. Psalmen Ps 23 38 7 Verumtamen in imagine pertransit homo: sed et frustra conturbatur. Thesaurizat: et ignorat cui congregabit ea. Wahrlich, nur als ein Schattenbild geht der Mensch vorüber¹² und umsonst macht er sich Unruhe;¹³ er häuft Schätze auf und weiß nicht, für wen er sie sammelt! Psalmen Ps 23 38 7 12 Hebr.: wandelt der Mensch einher, nur um einen Hauch machen sie Lärm. Psalmen Ps 23 38 7 13 Um die Dinge dieser Welt. Psalmen Ps 23 38 8 Et nunc quæ est exspectatio mea? nonne Dominus? Et substantia mea apud te est. Und nun, was ist meine Zuversicht? Ist's nicht der Herr?¹⁴ denn der Grund meiner Festigkeit bist du.¹⁵ Psalmen Ps 23 38 8 14 Mitten in den unerklärlichen Heimsuchungen auf Erden, die Gott zugelassen, und trotz der Dunkelheit des Jenseits, vertraut der Psalmist auf Gott. Psalmen Ps 23 38 8 15 Hebr.: mein Harren, dir gilt es. Psalmen Ps 23 38 9 Ab omnibus iniquitatibus meis erue me: opprobrium insipienti dedisti me. Von allen meinen Missetaten errette mich,¹⁶ dem Toren ließest du mich zum Hohne werden.¹⁷ Psalmen Ps 23 38 9 16 Denn die Sünden sind die Wurzeln alles Übels. Psalmen Ps 23 38 9 17 Hebr.: Zum Spott der Toren stelle mich nicht hin! Psalmen Ps 23 0 1 1. Aus großer Gefahr errettet, sagt der Psalmist Dank. (V. 4) 2. Selig der Mann, der sein Vertrauen auf Jahve setzt, der sich durch zahlreiche Wunderbeweise an Israel verherrlicht hat. (V. 6) 3. Groß und viel sind deine Gnadenerweise, wie soll ich dir danken? Nicht durch Opfer, sondern durch Gehorsam. (V. 9) Er hat Jahves Großtaten verkündet, so wird der Herr sich seiner erbarmen. (V. 12) 3. Begründung der Bitte: Die Folgen seiner Sünden haben ihn gefasst. Leiden umringen ihn, die Kraft hat ihn verlassen. (V. 16) 4. Aufforderung an die Frommen, sich zu freuen in Gott, von dem auch er in seinem Elend Heil erhofft. Psalmen Ps 23 39 1 In finem, Psalmus ipsi David. Zum Ende,¹ ein Psalm Davids.² Psalmen Ps 23 39 1 1 Für den Gesangmeister. Psalmen Ps 23 39 1 2 Etwa aus der Zeit der Empörung Absaloms. Psalmen Ps 23 39 10 Annuntiavi justitiam tuam in ecclesia magna, ecce labia mea non prohibebo: Domine tu scisti. Ich verkünde deine Gerechtigkeit²³ in großer Versammlung, siehe, ich wehre meinen Lippen nicht. Herr! du weißt es. Psalmen Ps 23 39 10 23 Hebr.: die Frohe Botschaft. Gott ist gnädig und seien Gerechtigkeit wird nur für die Verächter seiner Liebe eine strafende. Psalmen Ps 23 39 11 Justitiam tuam non abscondi in corde meo: veritatem tuam et salutare tuum dixi. Non abscondi misericordiam tuam, et veritatem tuam a concilio multo. Deine Gerechtigkeit habe ich nicht in meinem Herzen verborgen, deine Wahrhaftigkeit und dein Heil habe ich gepriesen. Ich habe deine Barmherzigkeit und deine Wahrhaftigkeit nicht verborgen vor zahlreicher Versammlung. Psalmen Ps 23 39 12 Tu autem Domine ne longe facias miserationes tuas a me: misericordia tua et veritas tua semper susceperunt me. Du aber, Herr! lass²⁴ deine Erbarmungen nicht fern sein von mir, dein Erbarmen und deine Treue werden mich immerdar schützen. Psalmen Ps 23 39 12 24 Hebr.: wirst nicht zurückhalten. Psalmen Ps 23 39 13 Quoniam circumdederunt me mala, quorum non est numerus: comprehenderunt me iniquitates meæ, et non potui ut viderem. Multiplicatæ sunt super capillos capitis mei: et cor meum dereliquit me. Denn Übel²⁵ ohne Zahl halten mich umgeben, meine Sünden haben mich ergriffen²⁶ und ich vermag nicht mehr zu sehen.²⁷ Sie sind zahlreicher als die Haare meines Hauptes und mein Mut hat mich verlassen. Psalmen Ps 23 39 13 25 Die als Züchtigungs- oder Prüfungsleiden über den Gerechten kommen. Psalmen Ps 23 39 13 26 Indem sie die gebührende Strafe auf ihn bringen. Psalmen Ps 23 39 13 27 Wegen der Leiden, die ihn von allen Seiten umringen. Psalmen Ps 23 39 14 Complaceat tibi Domine ut eruas me: Domine, ad adjuvandum me respice. Lass es dir gefallen, o Herr! mich zu erretten, o Herr! habe acht,²⁸ mir zu helfen. [Ps 69,2] Psalmen Ps 23 39 14 28 Hebr.: eile herbei. Psalmen Ps 23 39 15 Confundantur et revereantur simul, qui quærunt animam meam, ut auferant eam. Convertantur retrorsum, et revereantur qui volunt mihi mala. Es sollen schamrot und zuschanden werden allzumal, die mir nach dem Leben trachten, um es wegzuraffen. Es mögen zurückweichen und beschämt werden,²⁹ die mir Übles wollen. [Ps 34,4] Psalmen Ps 23 39 15 29 Durch Gottes Hilfe. Psalmen Ps 23 39 16 Ferant confestim confusionem suam, qui dicunt mihi: Euge, euge. Es mögen alsbald ihre Schande tragen, die zu mir sagen: Ha, ha! Psalmen Ps 23 39 17 Exsultent et lætentur super te omnes quærentes te: et dicant semper: Magnificetur Dominus: qui diligunt salutare tuum. Frohlocken mögen und sich freuen über dich alle, die dich suchen, und die deine Hilfe lieben, mögen immerdar rufen: Hochgelobt sei der Herr!³⁰ Psalmen Ps 23 39 17 30 Die Frommen mögen in Gott, dem Ziele ihres Verlangens, sich innig freuen und ob des offenbar gewordenen Heils, das sie lieb haben [2Tim 4,8] immerfort sagen: Hochgelobt sei der Herr! Psalmen Ps 23 39 18 Ego autem mendicus sum, et pauper: Dominus sollicitus est mei. Adjutor meus, et protector meus tu es, Deus meus ne tardaveris. Ich aber,³¹ bin ich auch ein Bettler und armselig, so ist doch der Herr für mich besorgt. Du bist mein Helfer und mein Beschirmer, mein Gott, säume nicht!³² Psalmen Ps 23 39 18 31 Der Psalmist kommt auf seinen jetzigen hilflosen Zustand zurück, um diesem das Bekenntnis zuversichtlicher Hoffnung entgegenzustellen. Psalmen Ps 23 39 18 32 Die Kirche betet den Psalm am Karfreitag. Psalmen Ps 23 39 2 Exspectans exspectavi Dominum, et intendit mihi. Sehnsüchtig harrte ich auf den Herrn und er merkte auf mich.³ Psalmen Ps 23 39 2 3 Hebr.: neigte sich zu mir. Psalmen Ps 23 39 3 Et exaudivit preces meas: et eduxit me de lacu miseriæ, et de luto fæcis. Et statuit super petram pedes meos: et direxit gressus meos. Und er erhörte mein Gebet und zog mich heraus aus der Grube des Elends,⁴ aus schlammigem Kote⁵ und stellte meine Füße auf Felsengrund und machte meine Schritte sicher.⁶ Psalmen Ps 23 39 3 4 Grube des Verderbens, die als solche Grube des Elends ist. Psalmen Ps 23 39 3 5 Aus tiefem Meeresgrunde. Tiefe (Grube) und Schlamm sind Bilder der höchsten Lebensgefahr. Psalmen Ps 23 39 3 6 Entzog ihn der Gefahr und gab ihm festen Grund unter seinen Füßen. Psalmen Ps 23 39 4 Et immisit in os meum canticum novum, carmen Deo nostro. Videbunt multi et timebunt: et sperabunt in Domino. Und er gab mir ein neues Lied in meinen Mund, einen Lobgesang auf unsern Gott. Viele werden es sehen und sich fürchten⁷ und auf den Herrn ihr Vertrauen setzen. Psalmen Ps 23 39 4 7 In kindlicher Furcht und Verehrung. Psalmen Ps 23 39 5 Beatus vir cujus est nomen Domini spes ejus: et non respexit in vanitates et insanias falsas. Glückselig der Mann, der seine Hoffnung auf den Namen des Herrn setzt⁸ und seinen Blick nicht auf Eitles⁹ wendet und auf trügerischen Aberwitz.¹⁰ Psalmen Ps 23 39 5 8 Hebr.: Heil dem Manne, der auf Jahve sein Vertrauen setzt und sich nicht wendet zu den Übermütigen und zu denen, die zum Trug (der Götzenverehrung) gewiesen sind. Psalmen Ps 23 39 5 9 Besonders Götzenverehrung. Psalmen Ps 23 39 5 10 Zauberei und Wahrsagerei. Psalmen Ps 23 39 6 Multa fecisti tu Domine Deus meus mirabilia tua: et cogitationibus tuis non est qui similis sit tibi. Annuntiavi et locutus sum: multiplicati sunt super numerum. Viele Wunder hast du getan, o Herr, mein Gott! und niemand ist, der dir gleich wäre in deinen Gedanken. Wollte ich sie verkünden und von ihnen reden, so sind ihrer zu viel, als dass ich sie aufzählen könnte.¹¹ Psalmen Ps 23 39 6 11 Vom besonderen steigt der Psalmist zum allgemeinen auf. Hebr.: Zahlreich hast du, Jahve, mein Gott, deine Wunder getan und deine Pläne für uns. Nichts ist dir zu vergleichen; würde ich sie verkünden und reden, sie waren zuviel, um sie zu zählen. Psalmen Ps 23 39 7 Sacrificium et oblationem noluisti: aures autem perfecisti mihi. Holocaustum et pro peccato non postulasti: Nicht Schlachtopfer¹² und Speiseopfer¹³ hast du verlangt,¹⁴ doch Ohren¹⁵ hast du mir bereitet;¹⁶ Brandopfer und Sündopfer begehrst du nicht. Psalmen Ps 23 39 7 12 Blutige Opfer, Dankopfer. Psalmen Ps 23 39 7 13 Unblutige Opfer. Psalmen Ps 23 39 7 14 Du bist nicht den Heidengöttern gleich, die lediglich äußere Opfergaben fordern. Materielle Opfer genügen dir nicht, ich bringe dir ein geistiges. Psalmen Ps 23 39 7 15 So lesen Hebr., Chald., Syr., Aquil., Sym., Theodot., Euseb. u.a. dagegen Septuag, Athan., Aug., Ambros. mit [Hebr 10,5]: Einen Leib. Die Septuag hielt vielleicht den hebr. Text für weniger verständlich und setzte einen mehr erklärenden Ausdruck ein. Psalmen Ps 23 39 7 16 Hebr.: Gegraben oder gebohrt d.i. geöffnet für die Erkenntnis deines Willens. Der Ausdruck weist auf [1Sam 15,22] hin. Psalmen Ps 23 39 8 Tunc dixi: Ecce venio. In capite libri scriptum est de me Da¹⁷ sprach ich: Siehe, ich komme!¹⁸ In der Buchrolle¹⁹ ist von mir²⁰ geschrieben, Psalmen Ps 23 39 8 17 Als ich erkannte, dass du unter diesen Umständen kein levitisches Opfer wolltest. Psalmen Ps 23 39 8 18 Ich bringe dir mich selbst dar. Psalmen Ps 23 39 8 19 Gesetzbuch für David besonders das Deuteronomium. [Dtn 17,14-20] Nach dem Knaufe am Kopfe der Rolle, um welche das Gesetz gewickelt war, ward dies selbst benannt. Psalmen Ps 23 39 8 20 Oder: mir vorgeschrieben. Psalmen Ps 23 39 9 Ut facerem voluntatem tuam: Deus meus volui, et legem tuam in medio cordis mei. ich komme, deinen Willen zu tun.²¹ Mein Gott! ich will es und dein Gesetz ist in meines Herzens Mitte.²² Psalmen Ps 23 39 9 21 Hebr.: Zu tun deinen Willen, o Gott, begehre ich. Aus den Versen 7-9a weist der Apostel [Hebr 10,5.7] nach, dass die alttestamentlichen Opfer den Menschen nicht innerlich und wahrhaft zu reinigen vermochten, dass aber der Herr durch sein einmaliges Opfer volle Sühne geleistet. David ist in der Tat der Typus Christi. Der Apostel teilt [Hebr 10] diese Gesinnung dem menschgewordenen Worte bei dessen Eintritt in die Welt zu. Psalmen Ps 23 39 9 22 Die innerliche Aneignung des Gesetzes wird [Jer 31,33] von dem Volke des Neuen Bundes geweissagt. Vergl. [Jes 51,7], ist aber bereits [Dtn 6,6] als Forderung ausgesprochen und wird dem Gerechten [Ps 37,31] zugeschrieben. Psalmen Ps 23 0 1 1. Die Tugend der Barmherzigkeit wird von Gott schon auf Erden reich vergolten. David hat diese Tugend geübt, so darf er also vertrauensvoll sein Gebet zu Gott richten. (V. 4) 2. Bitte um Hilfe in geistiger und leiblicher Not (V. 6), weil seine Feinde seinen Untergang begierig erwarten (V. 7) und selbst sein früherer Freund ihm feindlich begegnet (V. 10), daher wolle Gott ihm beistehen, dass er seine Feinde strafe und den Thron zurückerlange, so Gottes Huld erfahre. (V. 13) Eine Doxologie schließt den ersten Teil der Psalmen. Psalmen Ps 23 40 1 In finem, Psalmus ipsi David. Zum Ende,¹ ein Psalm von David.² Psalmen Ps 23 40 1 1 Für den Gesangmeister. Psalmen Ps 23 40 1 2 Wohl zur Zeit der Empörung Absaloms. Psalmen Ps 23 40 10 Etenim homo pacis meæ, in quo speravi: qui edebat panes meos, magnificavit super me supplantationem. Selbst der, mit dem ich in Frieden lebte,¹² auf den ich vertraute, der mein Brot aß,¹³ verübte große Hinterlist wider mich.¹⁴ Psalmen Ps 23 40 10 12 Mein Freund. Psalmen Ps 23 40 10 13 Wahrscheinlich wird hier auf Achitophel hingewiesen, der einst Freund und Ratgeber Davids, nachher der Verräter seines Herrn und der Begünstiger des Aufstandes ward. [2Sam 15,12.31, 2Sam 16,23, 2Sam 17,23] Wie aber David der Typus Christi, so war Achitophel das Vorbild Judas, des Verräters. Vergl. [Joh 13,18]. So ist also der Psalm typisch messianisch. Auch die übrigen Verse des Psalmes können auf das Leiden und die Auferstehung des Heilandes angewendet werden, wie dies im Passionsoffizium geschieht. Psalmen Ps 23 40 10 14 Hebr.: Hob hoch wider mich die Ferse (versetzte mir einen weit ausgeholten Fußtritt). Psalmen Ps 23 40 11 Tu autem Domine miserere mei, et resuscita me: et retribuam eis. Du aber, o Herr! erbarme dich meiner und hilf mir wieder auf, dass ich ihnen vergelte.¹⁵ Psalmen Ps 23 40 11 15 Es ist die Vergeltung gemeint, zu der David als rechtmäßiger König verpflichtet war und die er in Gottes Macht wirklich vollzog, als er Absaloms Empörung niederwarf. Vergl. [1Kön 2,5ff, Lk 19]. Psalmen Ps 23 40 12 In hoc cognovi quoniam voluisti me: quoniam non gaudebit inimicus meus super me. Daran erkenne ich, dass du Wohlgefallen an mir hast, dass mein Feind nicht über mich frohlocken wird. Psalmen Ps 23 40 13 Me autem propter innocentiam suscepisti: et confirmasti me in conspectu tuo in æternum. Mich aber hast du um meiner Unschuld willen aufrecht gehalten¹⁶ und mich auf ewig vor deinem Angesichte gefestigt.¹⁷ Psalmen Ps 23 40 13 16 Die Vergangenheit ist gesetzt, indem der Dichter von der Erfüllung aus rückwärts schaut. Psalmen Ps 23 40 13 17 Gemäß der Verheißung [2Sam 7,16]. Psalmen Ps 23 40 14 Benedictus Dominus Deus Israel a sæculo, et usque in sæculum: fiat, fiat. Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit!¹⁸ Amen, Amen!¹⁹ Psalmen Ps 23 40 14 18 Den ersten Teil der Psalmen abschließende Doxologie. Psalmen Ps 23 40 14 19 Nicht Gebetsschluss, sondern Bekräftigung der vorausgegangenen Wünsche. Psalmen Ps 23 40 2 Beatus qui intelligit super egenum, et pauperem: in die mala liberabit eum Dominus. Glückselig, wer des Armen und Dürftigen gedenkt, am Tage des Unglücks wird ihn der Herr erretten. Psalmen Ps 23 40 3 Dominus conservet eum, et vivificet eum, et beatum faciat eum in terra: et non tradat eum in animam inimicorum ejus. Der Herr behüte ihn und erhalte ihn am Leben und mache ihn glücklich im Lande und gebe ihn nicht der Willkür seiner Feinde preis.³ Psalmen Ps 23 40 3 3 Hebr.: Der Herr wird ihn schirmen und am Leben erhalten, dass er glücklich gepriesen wird im Lande. Nicht gibst du ihn seiner Feinde Gier preis. Psalmen Ps 23 40 4 Dominus opem ferat illi super lectum doloris ejus: universum stratum ejus versasti in infirmitate ejus. Der Herr bringe ihm⁴ auf seinem Schmerzensbette Hilfe, sein ganzes Lager wandelst du bei seiner Krankheit.⁵ Psalmen Ps 23 40 4 4 Hebr.: Jahve stützt ihn auf dem Siechbette wehrt das Hinabsinken in Tod und Grab. Psalmen Ps 23 40 4 5 Wandelst sein Schmerzens- in ein Freudenlager. Psalmen Ps 23 40 5 Ego dixi: Domine miserere mei: sana animam meam, quia peccavi tibi. Ich sprach:⁶ Herr! erbarme dich meiner, heile meine Seele, denn ich habe wider dich gesündigt.⁷ Psalmen Ps 23 40 5 6 Den allgemeinen Satz bestätigt er durch sein Beispiel. Die Präterita V. 5-10 werden besser als Präsentia gefasst. Psalmen Ps 23 40 5 7 Der Psalmist erkennt in der Sünde die Ursache seines Elends. Dennoch aber redet er hier nur allgemein von der menschlichen Sündhaftigkeit, da er sich (vergl. V. 13), eines schweren Vergehens nicht bewusst ist. Psalmen Ps 23 40 6 Inimici mei dixerunt mala mihi: Quando morietur, et peribit nomen ejus? Meine Feinde redeten wider mich Böses: Wann wird er sterben und sein Name untergehen? Psalmen Ps 23 40 7 Et si ingrediebatur ut videret, vana loquebatur, cor ejus congregavit iniquitatem sibi. Egrediebatur foras, et loquebatur Und kam jemand,⁸ nach mir zu schauen, so redete er Trug und sein Herz sammelte sich Bosheit.⁹ Er ging hinaus und redete Psalmen Ps 23 40 7 8 Einer wird herausgehoben. Psalmen Ps 23 40 7 9 Während er böse Anschläge im Herzen hegt, redet er heuchlerisch freundlich. Psalmen Ps 23 40 8 In idipsum. Adversum me susurrabant omnes inimici mei: adversum me cogitabant mala mihi. davon mit seinen Genossen. Es flüsterten¹⁰ alle meine Feinde wider mich, sie sannen wider mich Unheil. Psalmen Ps 23 40 8 10 Noch war zur Zeit Vorsicht notwendig. Psalmen Ps 23 40 9 Verbum iniquum constituerunt adversum me: Numquid qui dormit non adjiciet ut resurgat? Sie redeten wider mich ein gottloses Wort: Der jetzt darniederliegt, wird doch nicht wieder aufstehen?¹¹ Psalmen Ps 23 40 9 11 Im Hebr. lautet V. 9: Ein heillos Übel haftet ihm an und nicht wird der, der jetzt darniederliegt, wieder aufkommen. Psalmen Ps 23 0 1 1. Fern vom Heiligtum beweint der Psalmist, dass er Gott nicht nahen kann, eingedenk des Jubels, mit dem er vordem zum Tempel Gottes zog; bald aber fasst er neue Hoffnung. (V. 6) 2. Durch seine Selbstermunterung gestärkt, verspricht er, Gott auch aus der Ferne zu gedenken, und wendet sich hoffnungsvoll inmitten seines Leidens zu Gott, dem er die Grausamkeit und den Übermut seiner Feinde vorstellt, um sich dann von neuem zur Hoffnung aufzumuntern. Psalmen Ps 23 41 1 In finem, Intellectus filiis Core. Zum Ende,¹ eine Unterweisung von den Söhnen Kores.² Psalmen Ps 23 41 1 1 Für den Gesangmeister. Psalmen Ps 23 41 1 2 Die Nachkommen des Leviten Kore waren Sänger. [Ex 6,21, 1Chr 6,22] u.a. Subjekt des Psalmes scheint David zu sein, den etwa ein Korait auf der Flucht vor Absalom [2Sam 15] verfasste. Nach der Ansicht der Mehrzahl der Ausleger gehörten [Ps 41] und [Ps 42] zusammen, da sonst die Bitte um Hilfe (die in [Ps 42] folgt) als Abschluss fehlt. Auffallend ist, dass alle Übersetzungen die beiden Psalmen trennen. Psalmen Ps 23 41 10 Dicam Deo: Susceptor meus es, Quare oblitus es mei? et quare contristatus incedo, dum affligit me inimicus? Ich spreche zu Gott: O du, mein Helfer,²¹ warum hast du mein vergessen? Und warum muss ich traurig einhergehen, indes mich der Feind bedrängt? Psalmen Ps 23 41 10 21 Mein Fels. Psalmen Ps 23 41 11 Dum confringuntur ossa mea, exprobraverunt mihi qui tribulant me inimici mei: Dum dicunt mihi per singulos dies: Ubi est Deus tuus? Indes meine Gebeine zermalmt werden, da mich meine Feinde schmähen, die mich bedrängen,²² indem sie mir alle Tage sagen: Wo ist dein Gott? Psalmen Ps 23 41 11 22 Hebr.: Gleich Zerschmetterung in meinen Gebeinen höhnen mich meine Bedränger. Psalmen Ps 23 41 12 Quare tristis es anima mea? et quare conturbas me? Spera in Deo, quoniam adhuc confitebor illi: salutare vultus mei, et Deus meus. Warum bist du traurig, meine Seele, und warum verwirrst du mich? Hoffe auf Gott, denn ich werde ihn noch preisen, er ist das Heil meines Angesichtes und mein Gott! Psalmen Ps 23 41 2 Quemadmodum desiderat cervus ad fontes aquarum: ita desiderat anima mea ad te Deus. Wie ein Hirsch³ nach Wasserquellen lechzt, so lechzt meine Seele nach dir,⁴ o Gott! Psalmen Ps 23 41 2 3 Hebr.: Hindin. Psalmen Ps 23 41 2 4 Im Hebr. wechseln die Präpositionen wegen der Verschiedenheit des Gegenstandes der Sehnsucht. Davids Sehnsucht geht nach oben, der Hindin Begehren auf Natürliches. Psalmen Ps 23 41 3 Sitivit anima mea ad Deum fortem vivum: quando veniam et apparebo ante faciem Dei? Meine Seele dürstet nach Gott, dem Starken,⁵ dem Lebendigen;⁶ wann werde ich hingelangen und vor Gottes Angesicht⁷ erscheinen? Psalmen Ps 23 41 3 5 Nach Elohim. Psalmen Ps 23 41 3 6 Dem Quell des Lebens. Psalmen Ps 23 41 3 7 Auf Sion. Psalmen Ps 23 41 4 Fuerunt mihi lacrimæ meæ panes die ac nocte: dum dicitur mihi quotidie: Ubi est Deus tuus? Meine Tränen wurden mir zur Speise Tag und Nacht, da man Tag um Tag zu mir sagte: Wo ist dein Gott?⁸ Psalmen Ps 23 41 4 8 Entweder kann er dir nicht helfen oder er hat dich, seinen Diener, verlassen. Psalmen Ps 23 41 5 Hæc recordatus sum, et effudi in me animam meam: quoniam transibo in locum tabernaculi admirabilis, usque ad domum Dei: In voce exsultationis, et confessionis: sonus epulantis. Dessen bin ich eingedenk und lasse mein Herz in Schmerz zerfließen, dass ich wandeln möchte⁹ zur Stätte des wunderbaren Zeltes, hinan zum Hause Gottes, unter Jauchzen und Lobgesang und Festesjubel.¹⁰ Psalmen Ps 23 41 5 9 Hebr.: wandelte. Psalmen Ps 23 41 5 10 Hebr.: des will ich gedenken, wie ich einherzog in dichtem Gedränge, sie leitete zum Hause Elohims unter dem Schalle des Frohlockens und Dankes, die festliche Menge. Psalmen Ps 23 41 6 Quare tristis es anima mea? et quare conturbas me? Spera in Deo, quoniam adhuc confitebor illi: salutare vultus mei, Warum bist du so traurig, meine Seele, und warum verwirrst du mich?¹¹ Hoffe auf Gott,¹² denn ich werde ihn noch preisen, meines Angesichtes Heil Psalmen Ps 23 41 6 11 Wie das Meer mein Herz aufwühlend. Psalmen Ps 23 41 6 12 Der geistige Mensch überwindet und stärkt den natürlichen. Psalmen Ps 23 41 7 Et Deus meus. Ad meipsum anima mea conturbata est: propterea memor ero tui de terra Jordanis, et Hermoniim a monte modico. und mein Gott.¹³ Meine Seele ist verwirrt in mir, darum gedenke ich deiner vom Jordanlande¹⁴ und vom Hermon¹⁵ her, dem kleinen Berg.¹⁶ Psalmen Ps 23 41 7 13 Gott wird ja selbst in dem Psalmisten geschmäht. Psalmen Ps 23 41 7 14 Es wird alsbald weiter bestimmt. Psalmen Ps 23 41 7 15 Östlicher Teil des Antilibanon an der Nordostgrenze des Jordanlandes. Wie der Tabor das Westjordanland, so stellt der Hermon das Ostjordanland dar. Psalmen Ps 23 41 7 16 Mizhar unbekannter Berg. Psalmen Ps 23 41 8 Abyssus abyssum invocat, in voce cataractarum tuarum. Omnia excelsa tua, et fluctus tui super me transierunt. Eine Flut ruft die andere¹⁷ beim Rauschen deiner Wasserfälle, alle deine hohen Wogen und deine Fluten stürmten über mich dahin.¹⁸ Psalmen Ps 23 41 8 17 Ein Abgrund von Gewässern (Erinnerung an die Sintflut) folgt dem anderen. Diese Abgründe entstehen durch die Fluten, welche Gott unter gewaltigem Rauchen (Donner?) vom Himmel sich ergießen lässt. Psalmen Ps 23 41 8 18 Hebr.: Flut ruft der Flut beim Rauschen deiner Wasserfälle, alle deine Brandungen und Wogen sind über mich dahingezogen. Psalmen Ps 23 41 9 In die mandavit Dominus misericordiam suam: et nocte canticum ejus. Apud me oratio Deo vitæ meæ, Am Tage entbietet mir der Herr seine Huld und des Nachts¹⁹ Lobgesang auf ihn, innerliches Gebet²⁰ zu dem Gott meines Lebens. Psalmen Ps 23 41 9 19 Ist bei mir. Tag und Nacht: immer. Psalmen Ps 23 41 9 20 Die Gnade des Gebetes ist mir eigen. Psalmen Ps 23 0 1 Gott wolle die Sache des Sängers gegen seine Feinde führen und ihm Hilfe gewähren, dass er zum Heiligtum des Herrn gelangend, ihn wiederum preisen möge. (V. 4) Selbstaufforderung zum Vertrauen. Psalmen Ps 23 42 1 Psalmus David. Judica me Deus, et discerne causam meam de gente non sancta, ab homine iniquo, et doloso erue me. Ein Psalm Davids.¹ Schaffe mir Recht, o Gott! und entscheide meine Sache gegen ein unheiliges Volk,² von dem Manne des Unrechtes und des Truges³ rette mich. Psalmen Ps 23 42 1 1 Fehlt im Hebr. Die genannte Urheberschaft ist nicht sicher. Psalmen Ps 23 42 1 2 Hebr.: Volk ohne Liebe. Psalmen Ps 23 42 1 3 Individualisierung der Feinde oder Bezeichnung eines Hauptfeindes? Psalmen Ps 23 42 2 Quia tu es Deus fortitudo mea: quare me repulisti? et quare tristis incedo, dum affligit me inimicus? Denn du, o Gott! bist meine Stärke; warum hast du mich verstoßen? Und warum muss ich trauernd einhergehen, da der Feind mich bedrängt?⁴ Psalmen Ps 23 42 2 4 Er liebt Gott und sehnt sich nach ihm und dennoch scheint die Heimsuchung ihn als von Gott verstoßen zu kennzeichnen. Psalmen Ps 23 42 3 Emitte lucem tuam et veritatem tuam: ipsa me deduxerunt, et adduxerunt in montem sanctum tuum, et in tabernacula tua. Sende dein Licht und deine Wahrheit aus,⁵ sie sollen mich leiten und hinführen zu deinem heiligen Berge und zu deinem Gezelte. Psalmen Ps 23 42 3 5 Das Licht deines Angesichtes, die Gnade, dass das jetzt mich heimsuchende Elend weiche, und die Verheißungstreue, kraft der du dem unschuldig Verfolgten Recht schaffst. Psalmen Ps 23 42 4 Et introibo ad altare Dei: ad Deum, qui lætificat juventutem meam. Confitebor tibi in cithara Deus Deus meus: Und⁶ ich werde hintreten zum Altare Gottes, zu Gott,⁷ der meiner Jugend Freude bereitet,⁸ ich werde dir lobsingen auf der Harfe, o Gott, mein Gott! Psalmen Ps 23 42 4 6 Dass ich hintreten kann. Psalmen Ps 23 42 4 7 Steigerung: Aus der Verbannung, auf den Berg Sion, zum Heiligtum, zum Altare, zu Gott. Der Altar ist der Brandopferaltar. Psalmen Ps 23 42 4 8 Präteritum. Hebr.: zum Gott meiner Jubelfreude (dessen ich mich jubelnd freuen werde). Psalmen Ps 23 42 5 Quare tristis es anima mea? et quare conturbas me? Spera in Deo, quoniam adhuc confitebor illi: salutare vultus mei, et Deus meus. Warum bist du traurig, meine Seele, und warum verwirrst du mich? Hoffe auf Gott, denn ich werde ihn noch preisen; er ist das Heil meines Angesichtes und mein Gott.⁹ Psalmen Ps 23 42 5 9 David kennt keine Freude als die von Gott ausgeht und deshalb keine höhere Sehnsucht als dahin zu kommen, wo der Quellort dieser Jubelfreude ist. Psalmen Ps 23 0 1 1. Gott hat in alter Zeit geholfen und ist bis zur Stunde und für alle Zukunft der einzige Helfer. (V. 9) 2. Von Feinden bedrängt und von den Nachbaren verspottet, haben die Israeliten doch die Heimsuchung nicht verschuldet. (V. 20) 3. So musste denn Gott auch jetzt wieder sich als rettender Helfer erweisen. Psalmen Ps 23 43 1 In finem, Filiis Core ad intellectum. Zum Ende von den Söhnen Kores, zur Unterweisung.¹ Psalmen Ps 23 43 1 1 Hebr.: dem Musikmeister. Ein Psalm der Söhne Kores. Verfasst zur Zeit als Sennacherib gegen Jerusalem zog? [2Kön 18,19, Jes 36, Jes 37] Psalmen Ps 23 43 10 Nunc autem repulisti et confudisti nos: et non egredieris Deus in virtutibus nostris. Jetzt¹² aber hast du uns verstoßen und zuschanden gemacht und ziehest,¹³ o Gott! nicht aus mit unsern Heeren. Psalmen Ps 23 43 10 12 Gleichwohl aber. Psalmen Ps 23 43 10 13 Besser Präterit.: zogest aus. Psalmen Ps 23 43 11 Avertisti nos retrorsum post inimicos nostros: et qui oderunt nos, diripiebant sibi. Du lässest uns zurückweichen vor unsern Feinden, und die uns hassen, haben sich Beute gewonnen. Psalmen Ps 23 43 12 Dedisti nos tamquam oves escarum: et in gentibus dispersisti nos. Du gabst uns dahin wie Schlachtschafe¹⁴ und zerstreutest uns unter die Völker. Psalmen Ps 23 43 12 14 Die einen, während die anderen als Sklaven unter die Heiden verkauft wurden. Psalmen Ps 23 43 13 Vendidisti populum tuum sine pretio: et non fuit multitudo in commutationibus eorum. Du hast dein Volk verkauft für nichts¹⁵ und es war kein Gewinn bei seiner Dahingabe.¹⁶ Psalmen Ps 23 43 13 15 Für ein Spottgeld. Psalmen Ps 23 43 13 16 Hebr.: Du gingest nicht hoch hinauf in ihren Kaufgeldern. Psalmen Ps 23 43 14 Posuisti nos opprobrium vicinis nostris, subsannationem et derisum his, qui sunt in circuitu nostro. Du hast uns zum Gespött gemacht¹⁷ bei unsern Nachbarn, zum Spott und Gelächter bei denen, die um uns her sind.¹⁸ Psalmen Ps 23 43 14 17 Zur Besiegung kommt die Schmach. Psalmen Ps 23 43 14 18 Bei den um Israel wohnenden wie bei den entfernteren Völkern. Psalmen Ps 23 43 15 Posuisti nos in similitudinem gentibus: commotionem capitis in populis. Du machtest uns zum Sprichwort¹⁹ den Heiden, zum Gegenstand des Kopfschüttelns²⁰ unter den Völkern. Psalmen Ps 23 43 15 19 Zum spöttischen Sprichwort. Will man einen Elenden bezeichnen, so nennt man ihn Jude. Psalmen Ps 23 43 15 20 Gebärde schadenfrohen Staunens. Psalmen Ps 23 43 16 Tota die verecundia mea contra me est, et confusio faciei meæ cooperuit me. Den ganzen Tag steht meine Schmach vor mir und Schamröte bedeckt mein Angesicht Psalmen Ps 23 43 17 A voce exprobrantis, et obloquentis: a facie inimici, et persequentis. ob der Stimme des Höhnenden und Beschimpfenden, im Angesichte des Feindes und Verfolgers.²¹ Psalmen Ps 23 43 17 21 Hebr.: Rachgierigen. Psalmen Ps 23 43 18 Hæc omnia venerunt super nos, nec obliti sumus te: et inique non egimus in testamento tuo. Dies alles ist über uns gekommen, obschon wir deiner nicht vergessen und nicht treulos gehandelt hatten an deinem Bunde. Psalmen Ps 23 43 19 Et non recessit retro cor nostrum: et declinasti semitas nostras a via tua: Unser Herz ist nicht zurückgewichen, dennoch ließest du unsere Pfade von deinem Wege abweichen.²² Psalmen Ps 23 43 19 22 Du ließest unsere Lebensschicksale vom Wege deines Heiles (dem Glückswege) abweichen, wiesest unsere Pfade von dir, indem du Unheil über uns kommen ließest. Also die Heimsuchungen sind nicht eine von Gott für Abfall verhängte Strafe. (Vergl. V. 24.) Hebr.: Nicht abgefallen ist unser Herz noch unser Schritt abgewichen von deinem Pfad. Psalmen Ps 23 43 2 Deus auribus nostris audivimus: patres nostri annuntiaverunt nobis. Opus, quod operatus es in diebus eorum: et in diebus antiquis. O Gott! mit unsern Ohren haben wir gehört, unsere Väter haben uns erzählt die Großtaten, die du vollbracht in ihren Tagen und in den Tagen der Vorzeit.² Psalmen Ps 23 43 2 2 Zur Hervorhebung des Gegensatzes zwischen einst und jetzt. Psalmen Ps 23 43 20 Quoniam humiliasti nos in loco afflictionis, et cooperuit nos umbra mortis. Denn du hast uns niedergebeugt an der Stätte der Trübsal²³ und Todesschatten hat uns bedeckt. Psalmen Ps 23 43 20 23 Hebr.: Ort der Schakale, die Wüste [Jer 9,10], ein Sinnbild der elenden Lage Israels. Psalmen Ps 23 43 21 Si obliti sumus nomen Dei nostri, et si expandimus manus nostras ad deum alienum: Wenn wir des Namens unsers Gottes vergessen und unsere Hände ausgestreckt hätten zu einem andern Gott, Psalmen Ps 23 43 22 Nonne Deus requiret ista? ipse enim novit abscondita cordis. Quoniam propter te mortificamur tota die: æstimati sumus sicut oves occisionis. würde Gott dies nicht erforschen? Er kennt ja die Geheimnisse des Herzens. Um deinetwillen werden wir immerfort hingewürgt, werden geachtet wie Schlachtschafe.²⁴ Psalmen Ps 23 43 22 24 Der hl. Paulus wendet diese Worte [Röm 8,36] auf die verfolgten Christen an. Psalmen Ps 23 43 23 Exsurge, quare obdormis Domine? exsurge, et ne repellas in finem. Wache auf! warum schläfst du, Herr?²⁵ Wache auf und verwirf uns nicht auf immerdar! Psalmen Ps 23 43 23 25 Nur an dieser Stelle wird das Wort schlafen unmittelbar auf Gott angewendet, sonst stets der Vergleich angedeutet [Ps 7,7, Ps 34,23, Ps 77,65]: Gott scheint zu schlafen, wenn er in die äußeren Geschicke hienieden nicht eingreift. Psalmen Ps 23 43 24 Quare faciem tuam avertis, oblivisceris inopiæ nostræ et tribulationis nostræ? Warum wendest du dein Antlitz ab, vergissest unseres Elendes und unserer Drangsal? Psalmen Ps 23 43 25 Quoniam humiliata est in pulvere anima nostra: conglutinatus est in terra venter noster. Denn bis zum Staube ist unsere Seele gebeugt, es klebt am Boden unser Leib.²⁶ Psalmen Ps 23 43 25 26 Nach Art der Trauernden und demütig Flehenden. Psalmen Ps 23 43 26 Exsurge Domine, adjuva nos: et redime nos propter nomen tuum. Erhebe dich, o Herr! hilf uns und erlöse uns um deines Namens²⁷ willen. Psalmen Ps 23 43 26 27 Hebr.: um deiner Gnade willen. Psalmen Ps 23 43 3 Manus tua gentes disperdidit, et plantasti eos: afflixisti populos, et expulisti eos: Deine Hand vertrieb die Völker und du pflanztest sie³ dafür ein, du züchtigtest die Völker, sie aber ließest du emporwachsen. Psalmen Ps 23 43 3 3 Unsere Väter. Psalmen Ps 23 43 4 Nec enim in gladio suo possederunt terram, et brachium eorum non salvavit eos: Sed dextera tua, et brachium tuum, et illuminatio vultus tui: quoniam complacuisti in eis. Denn nicht durch ihr Schwert haben sie das Land in Besitz genommen und ihr Arm hat ihnen nicht Heil geschafft, sondern deine Rechte und dein Arm⁴ und das Licht deines Angesichtes,⁵ denn du hattest an ihnen Wohlgefallen.⁶ Psalmen Ps 23 43 4 4 Rechte: Bild des Handelns, Arm Bild der obliegenden Macht, Licht des Angesichtes Bild der Gnade. Psalmen Ps 23 43 4 5 Dies war der letzte Grund. Psalmen Ps 23 43 4 6 Aus dem Rückblick in die Vergangenheit sprosst die zuversichtliche Bitte in der Gegenwart, gegründet auf das Verhältnis des Gottkönigs zu seinem Volke [Dtn 33,5]. Psalmen Ps 23 43 5 Tu es ipse rex meus et Deus meus: qui mandas salutes Jacob. Du bist ja mein König und mein Gott,⁷ der Heil entbietet⁸ in Jakob.⁹ Psalmen Ps 23 43 5 7 Gott muss sich erbarmen, denn nicht steht dem ein Abfall des Volkes entgegen. Psalmen Ps 23 43 5 8 Hebr.: entbiete. Psalmen Ps 23 43 5 9 Israel. Psalmen Ps 23 43 6 In te inimicos nostros ventilabimus cornu, et in nomine tuo spernemus insurgentes in nobis. Durch dich stoßen wir unsere Feinde nieder und durch deinen Namen verachten¹⁰ wir die, welche sich wider uns erheben. Psalmen Ps 23 43 6 10 Stoßen wir nieder. Psalmen Ps 23 43 7 Non enim in arcu meo sperabo: et gladius meus non salvabit me. Denn nicht auf meinen Bogen setze ich mein Vertrauen und mein Schwert kann mir nicht Rettung bringen, Psalmen Ps 23 43 8 Salvasti enim nos de affligentibus nos: et odientes nos confudisti. sondern du befreist uns von unsern Drängern und machst die zuschanden, die uns hassen. Psalmen Ps 23 43 9 In Deo laudabimur tota die: et in nomine tuo confitebimur in sæculum. Gottes rühmen wir uns allezeit und deinen Namen preisen wir ewiglich.¹¹ Psalmen Ps 23 43 9 11 Sela. Psalmen Ps 23 0 1 Feierliche Einleitung. (V. 2) 1. Ruhm des Königs. (V. 10) a. Preis seiner geistigen Schönheit und Stärke, die für Wahrheit und Gerechtigkeit kämpfend alle Feinde überwindet. (V. 6) b. Ja, er ist Gott, sein Throne ewig, sein Zepter gerecht, seine Herrlichkeit unaussprechlich, besonders wegen der Menge der Völker, die er sich gleichsam als Königin anverlobt. (V. 10) 2. Preis der Vereinigung der Braut mit dem Könige. (V. 18) a. Die Braut soll alles vergessen, was sie zuvor geliebt, und sich ganz dem Könige hingeben, da er Gott ist, den alle Völker anbeten. Dann wird der König sie lieben, die mächtigsten Völker ihre Gunst suchen und ihre ganze Herrlichkeit vor dem Könige erscheinen. (V. 15a) b. Auch die Genossinnen der Königin, die bekehrten Völker, nahen dem Könige, große Nachkommenschaft wird ihnen zuteil werden, die über die Erde herrscht und ihn mit allen Völkern preisen wird. Psalmen Ps 23 44 1 In finem, pro iis, qui commutabuntur, filiis Core, ad intellectum, Canticum pro dilecto. Zum Ende,¹ auf die, welche verwandelt werden,² von den Söhnen Kores zur Unterweisung, ein Lobgesang auf den Geliebten.³ Psalmen Ps 23 44 1 1 Hebr.: Wohl: (Melodie) die Lilien sind ein Zeugnis. Psalmen Ps 23 44 1 2 Wohl bei der Auferstehung, geistig und leiblich. Psalmen Ps 23 44 1 3 Das hebr. Wort wird nicht zur Bezeichnung sinnlicher, sondern von Freundschaftsliebe gebraucht. Der Psalm ist nach dem Zeugnisse der alttestamentlichen Synagoge wie der heiligen Väter messianisch; als Vorbild wählt er eine Vermählungsfeier, da Jahves Einigung mit seinem Volke und die Vereinigung Christi mit der Kirche oft unter dem Bilde der Ehe dargestellt wird. Psalmen Ps 23 44 10 Filiæ regum in honore tuo. Astitit regina a dextris tuis in vestitu deaurato: circumdata varietate. die Königstöchter in deiner Herrlichkeit. Zu deiner Rechten steht die Königin in goldgewirktem Kleide, umgeben von bunter Pracht.²² Psalmen Ps 23 44 10 22 Hebr.: Es ist die Königin dir zur Rechten im Ophirgoldgeschmeide. Die rechte Seite ist der Ehrenplatz. [1Kön 2,9] In goldgewirktem Kleide ist wohl aus V. 14 an diese Stelle der Vulgata gekommen. Die judenchristliche Kirche, der auch die Apostel, die mit Christus richten sollen [Lk 22,30] angehören, hat eine besondere Ehrenstellung im Reiche Gottes, denn wenn einst Israel sich zum Heilande bekehrt, nachdem zuvor die Fülle der Heiden eingegangen ist [Röm 11,25], geht in Erfüllung, was der Psalm verheißt. Psalmen Ps 23 44 11 Audi filia, et vide, et inclina aurem tuam: et obliviscere populum tuum, et domum patris tui. Höre, o Tochter! und siehe und neige dein Ohr und vergiss dein Volk und dein Vaterhaus!²³ Psalmen Ps 23 44 11 23 Sie soll wie äußerlich, so auch innerlich aus dem bisherigen Verhältnisse ausscheiden. Psalmen Ps 23 44 12 Et concupiscet rex decorem tuum: quoniam ipse est Dominus Deus tuus, et adorabunt eum. Der König wird nach deiner Schönheit verlangen,²⁴ denn²⁵ er ist der Herr, dein Gott,²⁶ und ihn wird man anbeten.²⁷ Psalmen Ps 23 44 12 24 Wenn der König sieht, dass die Herz ihm gehört, wird er sich dir auch in Liebe zuwenden. Psalmen Ps 23 44 12 25 Begründung zu V. 11. Psalmen Ps 23 44 12 26 Fehlt im Hebr. Psalmen Ps 23 44 12 27 Hebr.: und huldige (unterwirf dich) ihm. Psalmen Ps 23 44 13 Et filiæ Tyri in muneribus vultum tuum deprecabuntur: omnes divites plebis. Die Töchter von Tyrus²⁸ werden sich mit Gaben um deine Gunst bemühen, alle Reichen des Volkes.²⁹ Psalmen Ps 23 44 13 28 Hebr.: Die Tochter Tyrus, die Bevölkerung von Tyrus. Diese steht als Repräsentantin der Heidenvölker an der Spitze der nichts nach der alttestamentlichen Kirche fragenden Heiden. Psalmen Ps 23 44 13 29 Hebr.: Die reichsten des Volkes, die, welche unter jedem Volke, die reichsten sind, also alle Völker. Psalmen Ps 23 44 14 Omnis gloria ejus filiæ regis ab intus, in fimbriis aureis. Ganz Herrlichkeit ist die Königstochter im Innern,³⁰ mit goldenem Saume geziert, Psalmen Ps 23 44 14 30 Im Innern ist nach dem Hebr. zu verstehen: in ihrem Palaste, in der diesseitigen Kirche, wo sie steht in bunten, goldgewirkten Kleidern, dem Bilde ihrer Herrlichkeit. Psalmen Ps 23 44 15 Circumamicta varietatibus. Adducentur regi virgines post eam: proximæ ejus afferentur tibi. ist sie mit bunten Kleidern angetan. Hinter ihr her werden Jungfrauen zu dem Könige geführt,³¹ ihre Genossinnen³² werden zu dir³³ gebracht, Psalmen Ps 23 44 15 31 In seinem Palast. Hebr.: in buntgewirkten Kleidern wird sie geführt zum König, Jungfrauen hinter ihr. Psalmen Ps 23 44 15 32 Die der Hauptbraut zunächst stehenden Freundinnen, die Heidenvölker. Psalmen Ps 23 44 15 33 Anrede an den König. Psalmen Ps 23 44 16 Afferentur in lætitia et exsultatione: adducentur in templum regis. unter Freude und Frohlocken werden sie herzugeführt, hineingeleitet in den Palast des Königs. Psalmen Ps 23 44 17 Pro patribus tuis nati sunt tibi filii: constitues eos principes super omnem terram. An deiner Väter Statt werden dir Söhne geboren,³⁴ du wirst sie zu Fürsten setzen über das ganze Land.³⁵ Psalmen Ps 23 44 17 34 Auf die Segen und Herrschaft übergeht. [Offb 5,10]. Psalmen Ps 23 44 17 35 Ähnlich ließen die Könige Judas und Israels ihre Söhne an ihrer Herrschaft teilnehmen. Psalmen Ps 23 44 18 Memores erunt nominis tui in omni generatione et generationem. Propterea populi confitebuntur tibi in æternum: et in sæculum sæculi. Sie werden³⁶ deines Namens gedenken von Geschlecht zu Geschlecht, darum werden die Völker dich preisen immerdar und ewig.³⁷ Psalmen Ps 23 44 18 36 Hebr.: ich werde gedenken. Der Psalmist sieht sich als Glied einer nie aufhörenden Gemeinde an. Psalmen Ps 23 44 18 37 Mit Israel werden alle Völker berufen, den Namen des Erlösers zu preisen von Geschlecht zu Geschlecht. Durch Christi Opfertod sind Braut und Bräute eines geworden. [Eph 2,14f] Psalmen Ps 23 44 2 Eructavit cor meum verbum bonum: dico ego opera mea regi. Lingua mea calamus scribæ, velociter scribentis. Mein Herz strömt⁴ ein gutes Wort aus, dem Könige gilt mein Lied. Meine Zunge ist wie der Griffel des Schnellschreibers.⁵ Psalmen Ps 23 44 2 4 Hebr.: Mein Herz wallt über. Der Gegenstand des Liedes ergreift es so mächtig. Psalmen Ps 23 44 2 5 Schnell wie der Griffel des Schnellschreibers dem Redenden, folgt die Zunge sich den drängenden Gedanken. Psalmen Ps 23 44 3 Speciosus forma præ filiis hominum, diffusa est gratia in labiis tuis: propterea benedixit te Deus in æternum. Schön von Gestalt bist du, mehr als die Menschenkinder,⁶ Anmut ist ausgegossen über deine Lippen;⁷ darum hat dich Gott gesegnet auf ewig.⁸ Psalmen Ps 23 44 3 6 Der Messias ist zwar auch Menschensohn, aber auch Gott, die Verbindung mit der zweiten Person der Gottheit hat ihn mit Vorzügen ausgestattet, die kein Mensch besitzt. Psalmen Ps 23 44 3 7 Aus dem Ganzen seiner Schönheit werden die Lippen besonders hervorgehoben. Es wird also die ganze Anmut der menschlichen Natur Christi mit allen ihren Tugendvorzügen bezeichnet. Psalmen Ps 23 44 3 8 Indem er deiner menschlichen Natur die Verherrlichung im Himmel gewährte. [Joh 17,1ff] Psalmen Ps 23 44 4 Accingere gladio tuo super femur tuum, potentissime, Gürte dein Schwert um deine Hüfte, Gewaltigster!⁹ Psalmen Ps 23 44 4 9 Hebr.: Gürte dein Schwert um die Hüfte, du Held, Majestät und Herrlichkeit (Apposition zu Schwert). Das Schwert ist dem Psalmisten Symbol der königlichen Majestät. Das erste Glied von V.5 Vulg. gehört also im Hebr. (ebenso in Sept.) zu V. 4. Psalmen Ps 23 44 5 Specie tua et pulchritudine tua intende, prospere procede, et regna, Propter veritatem et mansuetudinem, et justitiam: et deducet te mirabiliter dextera tua. In deiner Wohlgestalt und deiner Schönheit ziehe aus,¹⁰ schreite glücklich fort¹¹ und herrsche siegreich, für Wahrheit, Sanftmut und Gerechtigkeit,¹² und deine Rechte wird dich wunderbar leiten.¹³ Psalmen Ps 23 44 5 10 Hilf dem Guten gegen das Böse; denn dies ist dein Ruhm. Auf Grund der Herrlichkeit, die dir bei der Himmelfahrt zuteil geworden, ziehe aus (auf dem Streitwagen wie Achab und Josaphat [1Kön 22] oder auf dem Streitrosse [Offb 19,11]). Psalmen Ps 23 44 5 11 Siege. Psalmen Ps 23 44 5 12 Hebr.: fahr einher, also, - da die Könige auf Streitwagen fuhren: zeige dich als König. Vom Messias erwarteten die Israeliten, er werde als Gottesheld auftreten [Ps 109,5], alle feindlichen Gewalten niederwerfen und ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit gründen. Demnach für Wahrheit: um die Verheißungen als wahr zu erweisen. Sanftmut: um den duldenden Gerechten Erquickung zu verschaffen. Gerechtigkeit, um Gerechtigkeit in der Welt siegreich zu machen. Psalmen Ps 23 44 5 13 Hebr.: furchtbare Taten wird dich deine Rechte lehren. Die Rechte ist als Lehrerin aufgefasst, insofern sie, Heldentaten vollbringend, zeigt, was die Tapferkeit vermag. Psalmen Ps 23 44 6 Sagittæ tuæ acutæ, populi sub te cadent, in corda inimicorum regis. Deine Pfeile sind scharf, Völker stürzen unter dir,¹⁴ sie dringen tief ins Herz der Feinde des Königs.¹⁵ Psalmen Ps 23 44 6 14 Und du schreitest über sie weg. Paranthese. Psalmen Ps 23 44 6 15 Deiner Feinde. Psalmen Ps 23 44 7 Sedes tua Deus in sæculum sæculi: virga directionis virga regni tui. Dein Thron, o Gott!¹⁶ steht festgegründet ewiglich, ein Zepter der Gerechtigkeit ist das Zepter deines Königtums. Psalmen Ps 23 44 7 16 Elohim. Durch [Hebr 1,8] erhält die Anrede ihr volles Licht. Psalmen Ps 23 44 8 Dilexisti justitiam, et odisti iniquitatem: propterea unxit te Deus Deus tuus oleo lætitiæ præ consortibus tuis. Du liebst Gerechtigkeit und hassest Unrecht, darum hat dich, Gott,¹⁷ dein Gott, mit Freudenöl gesalbt¹⁸ vor deinen Genossen.¹⁹ Psalmen Ps 23 44 8 17 Am besten als Vokativ zu fassen. Psalmen Ps 23 44 8 18 Zwar wurde eigentlich nur die menschliche Natur bei der Himmelfahrt gesalbt, der höchsten Seligkeit auf immer teilhaftig gemacht, doch wurde diese Natur von der Gottheit in einer Person besessen. Bei Gastmählern pflegte man Gäste zu salben und so ist die Salbung Zeichen der Auszeichnung und der Freude. Psalmen Ps 23 44 8 19 Bild von den Freuden des Bräutigams. [Joh 9,23] Auch wir werden einst nach seiner Ähnlichkeit verherrlicht. Psalmen Ps 23 44 9 Myrrha, et gutta, et casia a vestimentis tuis, a domibus eburneis: ex quibus delectaverunt te Es duften Myrrhe, Aloe und Kasia aus deinen Gewändern,²⁰ aus Elfenbeinpalästen, von dort erfreuten dich²¹ Psalmen Ps 23 44 9 20 Diese Wohlgerüche sind die Tugenden Christi, des Bräutigams, und die ihm verliehenen Gaben des Heiligen Geistes. Psalmen Ps 23 44 9 21 Hebr.: Aus Elfenbeinpalästen erfreut dich Saitenspiel. Königstöchter sind unter deinen Herrlichen (Teuren). Vulg.: Wie vom Bräutigam, so geht auch von den Bräuten, denen der Heiland seine Herrlichkeit mitgeteilt, Wohlgeruch aus. Es ist die Kirche auf Erden gemeint, die hier auf Erden bereits Palast des Königs, aber noch unvollkommen, aus der die Bräute Christi in der Herrlichkeit des Herrn hinübergeführt werden. Psalmen Ps 23 0 1 1. Stetes war Gott in der Vergangenheit seinem Volke hilfreich nahe, so hat dasselbe auch jetzt nichts zu befürchten, wie schreckenvoll die Gefahr auch erscheine. (V. 4) 2. Gott selbst wohnt ja inmitten seines Volkes und bringt durch seine Stimme die Völker und die ganze Erde in Verwirrung. (V. 8) 3. Aufforderung an die Israeliten, die Großtaten Gottes zu erwägen, der die Waffen der Feinde zerbricht und den Krieg fernhält, und Mahnung an die Feinde, vom Kampfe abzustehen und den wahren Gott, den Beschützer seines Volkes, anzuerkennen. Psalmen Ps 23 45 1 In finem, Filiis Core pro arcanis, Psalmus. Zum Ende, von den Söhnen Kores, ein Psalm über die Geheimnisse.¹ Psalmen Ps 23 45 1 1 Dem Musikmeister, von den Söhnen Kores, ein Lied nach Alamoth (Melodie von Al.) Oder: für Frauenstimmen. Als Sennacherib bereits alle Städte Judas eingenommen, schien Jerusalem verloren. Mit Hohn forderte der König zur Übergabe auf, doch Gott verhieß die Stadt um seiner Wohnung willen schützen zu wollen. [Jes 37,33ff] Was der Sänger von Jerusalem sagt, gilt in vollem Maße von der Kirche. Psalmen Ps 23 45 10 Auferens bella usque ad finem terræ. Arcum conteret, et confringet arma: et scuta comburet igni: Der den Kriegen steuert bis ans Ende der Erde, Bogen zertrümmert und Waffen zerschlägt und Schilde in Feuer verbrennt.¹⁴ Psalmen Ps 23 45 10 14 So wird oft das Ideal der messianischen Zeit von den Propheten geschildert. Vergl. [Jes 2,4] u.a. Hebr.: Bogen zerbricht, Spieße zerhaut, Streitwagen vernichtet durch Feuer. Psalmen Ps 23 45 11 Vacate, et videte quoniam ego sum Deus: exaltabor in gentibus, et exaltabor in terra. Lasset ab¹⁵ und sehet, dass ich Gott bin; ich bin erhaben unter den Völkern und erhaben auf Erden. Psalmen Ps 23 45 11 15 Vom Bekriegen meines Volkes. Psalmen Ps 23 45 12 Dominus virtutum nobiscum: susceptor noster Deus Jacob. Der Herr der Heerscharen ist mit uns, unser Schirm ist der Gott Jakobs.¹⁶ Psalmen Ps 23 45 12 16 Sela. Psalmen Ps 23 45 2 Deus noster refugium, et virtus: adjutor in tribulationibus, quæ invenerunt nos nimis. Gott ist unsere Zuflucht und Stärke, ein Helfer in Drangsalen, die uns hart betroffen.² Psalmen Ps 23 45 2 2 Richtiger nach dem Hebr.: gar sehr bewährt. Psalmen Ps 23 45 3 Propterea non timebimus dum turbabitur terra: et transferentur montes in cor maris. Darum fürchten wir uns nicht, wenn gleich die Erde erbebte und die Berge mitten ins Meer versetzt würden.³ Psalmen Ps 23 45 3 3 Die größten Umwälzungen im Völkerleben stellt der Dichter im Bilde von Naturereignissen vor Augen. Psalmen Ps 23 45 4 Sonuerunt, et turbatæ sunt aquæ eorum: conturbati sunt montes in fortitudine ejus. Mögen seine Wasser toben und aufwallen und die Berge erbeben vor seiner Macht.⁴ Psalmen Ps 23 45 4 4 Im gegenwärtigen Texte hängt V. 4 von den Worten wir fürchten uns nicht des V. 3 ab. Vielleicht aber stand hier ursprünglich der Abschluss: Unser Schirm ist der Gott Jakobs, der auch V. 8 und 12 wiederkehrt. Psalmen Ps 23 45 5 Fluminis impetus lætificat civitatem Dei: sanctificavit tabernaculum suum Altissimus. Eines Stromes Wogendrang⁵ erfreut die Stadt Gottes,⁶ der Allerhöchste hält seine Wohnung geheiligt.⁷ Psalmen Ps 23 45 5 5 Ein reichlich genährter Strom. Gegensatz: das brandende Meer. Hebr.: ein Strom ist da, seine Arme (Bäche) erfreuen die Stadt des Höchsten, das Heiligtum der Wohnungen des Höchsten (den heiligen Ort, wo er wohnt.) Psalmen Ps 23 45 5 6 Und macht sie gleichsam zu einem Paradiese. [Gen 2,10] Der birgt. Psalmen Ps 23 45 5 7 Grund zu 5a. Psalmen Ps 23 45 6 Deus in medio ejus, non commovebitur: adjuvabit eam Deus mane diluculo. Gott⁸ ist in ihrer Mitte, sie wird nicht wanken, frühe am Morgen⁹ hilft ihr Gott. Psalmen Ps 23 45 6 8 An die Stelle des Stromes tritt jetzt der, von dem dieser ausgeht. Psalmen Ps 23 45 6 9 Vergl. [Jes 37,36]. Nur eine Nacht der Angst, der Morgen bringt Rettung. Gott lässt seine Stadt nicht lange in Not. Psalmen Ps 23 45 7 Conturbatæ sunt gentes, et inclinata sunt regna: dedit vocem suam, mota est terra. Es tobten Völker, es wankten Reiche;¹⁰ er ließ seine Stimme¹¹ erschallen und die Erde erbebte. Psalmen Ps 23 45 7 10 Die Tatsachen, welche damals eingetreten, enthalten eine allgemeine Wahrheit: Wenn Völker toben usw. Psalmen Ps 23 45 7 11 Seine allmächtige Donnerstimme. Psalmen Ps 23 45 8 Dominus virtutum nobiscum: susceptor noster Deus Jacob. Der Herr der Heerscharen ist mit uns; unser Schirm ist der Gott Jakobs.¹² Psalmen Ps 23 45 8 12 Hebr.: Jahve der Heerscharen ist mit uns, eine sichere Burg ist uns der Gott Jakobs. Sela. Psalmen Ps 23 45 9 Venite, et videte opera Domini, quæ posuit prodigia super terram: Kommet und schauet die Taten des Herrn, welche Wunder er auf Erden gewirkt hat!¹³ Psalmen Ps 23 45 9 13 Hebr.: Kommet, schauet die Taten Jahves, der Verheerungen angerichtet auf Erden. Psalmen Ps 23 0 1 1. Die Feinde sind unterlegen, so mögen die Völker Gott preisen, der seinem geliebten Volke das Erbe bestätigt hat. (V. 5) 2. Gott kehrt triumphierend in den Himmel zurück, so mögen denn die Völker jubeln, da er auch über sie seine heilige Herrschaft ausdehnen will, nachdem ihre Fürsten sich mit dem Gotte Abrahams versöhnt. Psalmen Ps 23 46 1 In finem, pro filiis Core Psalmus. Zum Ende,¹ ein Psalm von den Söhnen Kores. Psalmen Ps 23 46 1 1 Dem Musikmeister. Psalmen Ps 23 46 10 Principes populorum congregati sunt cum Deo Abraham: quoniam dii fortes terræ, vehementer elevati sunt. Die Fürsten der Völker versammeln sich um den Gott Abrahams,¹² denn hoch erhoben sind die mächtigen Gewalthaber der Erde.¹³ Psalmen Ps 23 46 10 12 Die Verheißung, dass in der Nachkommenschaft Abrahams alle Völker gesegnet werden, wird sich erfüllen. Hebr.: Die Fürsten der Völker versammeln sich, ein Volk des Gottes Abrahams, denn Gott sind die Schilde (Schirmer, Fürsten) der Erde, hocherhaben ist er gar sehr. Die heidnischen Fürsten werden gläubig und tun sich zusammen, sich dem Volke anzuschließen. Psalmen Ps 23 46 10 13 Die heiligen Väter deuten den Psalm auf eine Himmelfahrt Christi. Ist er nämlich auch historisch, so liegt doch in der Art, wie der inspirierte Dichter die Rückkehr Gottes in den Himmel nach errungenem Siege darstellt, ein vom Heiligen Geiste beabsichtigter Hinweis auf die Rückkehr des menschgewordenen Sohnes Gottes als Sieger in den Himmel. Vergl. [Jes 19,24]. Psalmen Ps 23 46 2 Omnes gentes plaudite manibus: jubilate Deo in voce exsultationis. Klatschet in die Hände,² ihr Völker alle, jauchzet³ Gott zu mit Jubelschall!⁴ Psalmen Ps 23 46 2 2 Zeichen der Freude. Psalmen Ps 23 46 2 3 Öffentliche Freudenbezeigung. Psalmen Ps 23 46 2 4 Wohl hatte Schrecken alle Völker überfallen bei der Nachricht von der Niederlage der gegen Josaphat verbündeten Völker (denn die Veranlassung des Psalmes ist die gleiche wie für [Ps 46]), aber Jahve wandelt der Völker Herz siegreich um, dass sie ihn freudig anbeten. Er ist Israels Gott geworden, um aller Völker Gott zu werden, Israels Land ist Mittelpunkt, nicht Grenze der Herrschaft Gottes, welche die ganze Erde umspannt. Psalmen Ps 23 46 3 Quoniam Dominus excelsus, terribilis: Rex magnus super omnem terram. Denn der Herr, der Allerhöchste, ist furchtbar,⁵ ein großer König über die ganze Erde. Psalmen Ps 23 46 3 5 Ehrfurchtgebietend. Psalmen Ps 23 46 4 Subjecit populos nobis: et gentes sub pedibus nostris. Er zwang⁶ Völker unter unsere Macht und Nationen unter unsere Füße. Psalmen Ps 23 46 4 6 Oder Erfahrungssatz: aus dem eben Erlebten u.a.: Er zwingt. Psalmen Ps 23 46 5 Elegit nobis hereditatem suam: speciem Jacob, quam dilexit. Er hat für uns seinen Erbbesitz⁷ auserwählt, die Zierde Jakobs, die er liebt. Psalmen Ps 23 46 5 7 Hebr.: unseren. Vulg.: Er hat als festes Besitztum das Land Kanaan erwählt, einen herrlichen Schmuck, mit dem er Israel geziert, den er liebt, und uns jetzt wiederum im Besitze des Landes bestätigt. Vergl. [2Chr 20,7.11]. Psalmen Ps 23 46 6 Ascendit Deus in jubilo: et Dominus in voce tubæ. Gott ist aufgefahren⁸ mit Jubelklang und der Herr mit Posaunenschall. [2Sam 6,15] Psalmen Ps 23 46 6 8 Also zuvor herabgestiegen, nämlich zur siegreichen Gerichtsvollstreckung. Die Bundeslade ist wohl mit ausgezogen und so kehrt Gott auf seinen Thron zurück auf dem Berge Sion und oben im Himmel. Psalmen Ps 23 46 7 Psallite Deo nostro, psallite: psallite Regi nostro, psallite. Lobsinget unserm Gott, lobsinget; lobsinget unserm Könige, lobsinget!⁹ Psalmen Ps 23 46 7 9 Der Jubel soll fortdauern ohne Ende, so Gottes Herrschaft über die ganze Welt offenbarend. Psalmen Ps 23 46 8 Quoniam Rex omnis terræ Deus: psallite sapienter. Denn Gott ist König über die ganze Erde, lobsinget mit Weisheit! Psalmen Ps 23 46 9 Regnabit Deus super gentes: Deus sedet super sedem sanctam suam. Gott herrscht über die Völker,¹⁰ Gott sitzt¹¹ auf seinem heiligen Throne. Psalmen Ps 23 46 9 10 Die nichtisraelitischen Völker. Psalmen Ps 23 46 9 11 Hat sich gesetzt. Psalmen Ps 23 0 1 Jerusalem, das seine Feinde vernichten wollten, preist der Sänger, da Gott es zum Jubel des Erdkreises durch die Rettung gleichsam neu gegründet. (V. 3) Er hat sich als dessen Beschützer bewährt, als er die gegen Jerusalem verschworenen Könige vernichtete, und offenbart, dass er es auf ewig gegründet. (V. 9) Darum preisen die Bewohner Gottes Erbarmen in seinem Tempel, dass er seinen Namen über die ganze Erde verherrlicht und durch sein gerechtes Gericht Sion erfreut hat. Die Stadt unversehrt erblickend, mögen sie des ewigen Königs Großtaten allen künftigen Geschlechtern verkünden. Psalmen Ps 23 47 1 Psalmus Cantici filiis Core secunda sabbati. Ein Lobpsalm von den Söhnen Kores, am zweiten Wochentage.¹ Psalmen Ps 23 47 1 1 Zusatz der Septuag, wohl dem liturgischen Gebrauch der griechischen Juden entsprechend. Psalmen Ps 23 47 10 Suscepimus Deus misericordiam tuam, in medio templi tui. Wir preisen¹⁴ deine Gnade, o Gott! inmitten deines Tempels.¹⁵ Psalmen Ps 23 47 10 14 Hebr.: Wir sinnen, Gott, über deine Gnade. Psalmen Ps 23 47 10 15 Wo wir dich um Hilfe angefleht. [2Chr 20] Psalmen Ps 23 47 11 Secundum nomen tuum Deus, sic et laus tua in fines terræ: justitia plena est dextera tua. Wie dein Name,¹⁶ o Gott! also erschallt auch dein Lobpreis¹⁷ bis an die Enden der Erde, voll Gerechtigkeit ist deine Rechte.¹⁸ Psalmen Ps 23 47 11 16 Das, was du von dir kundgegeben. Psalmen Ps 23 47 11 17 So gewaltig sei das Lob wie deine Großtaten. Psalmen Ps 23 47 11 18 Als gerecht hat du dich erwiesen durch unsere Rettung und die Bestrafung der Feinde. Psalmen Ps 23 47 12 Lætetur mons Sion, et exsultent filiæ Judæ, propter judicia tua Domine. Es freue sich der Berg Sion¹⁹ und die Töchter Judas²⁰ mögen frohlocken, um deiner Gerichte willen, o Herr! Psalmen Ps 23 47 12 19 Jerusalem. Psalmen Ps 23 47 12 20 Die Städte Judas. Psalmen Ps 23 47 13 Circumdate Sion, et complectimini eam: narrate in turribus ejus. Gehet herum um Sion und umwandelt es ringsum, preiset es in²¹ seinen Türmen! Psalmen Ps 23 47 13 21 Ob seiner Türme. Hebr.: Zählet seine Türme. Psalmen Ps 23 47 14 Ponite corda vestra in virtute ejus: et distribuite domos ejus: ut enarretis in progenie altera. Richtet eure Herzen auf seine Stärke²² und zählet einzeln seine Häuser,²³ auf dass ihr es dem kommenden Geschlechte verkündet, Psalmen Ps 23 47 14 22 Hebr.: Bollwerk. Psalmen Ps 23 47 14 23 Paläste. Die Türme stehen alle, die Wälle sind unversehrt, die Paläste unbeschädigt. Psalmen Ps 23 47 15 Quoniam hic est Deus, Deus noster in æternum, et in sæculum sæculi: ipse reget nos in sæcula. dass hier Gott wohnt, unser Gott auf immer und ewig;²⁴ er wird uns leiten immerdar.²⁵ Psalmen Ps 23 47 15 24 Hebr.: Dass dies (ein solcher, wie er sich erwiesen) Gott, unser Gott ist, immer und ewig wird er uns führen über den Tod hinaus. (?) Die letzten Worte waren auch den Juden rätselhaft. Sie sind vielleicht ein musikalischer Beisatz, der entweder wie [Hab 3,19] unter den Psalm geraten ist oder zum folgenden Psalme gehört. Psalmen Ps 23 47 15 25 Das wunderbar von Gott beschützte Jerusalem ist ein Typus der christlichen Kirche, des oberen [Gal 4,26] himmlischen Jerusalem auf Erden. Alle ihre Feinde müssen zurückweichen und jederzeit offenbart sich Gott in ihr herrlich. Als der Heiland in der Krippe erschien, ward ihr Grund gelegt (Matut. des Pfingstfestes), ein Werk des Heiligen Geistes (Mat. am Dreifaltigkeitssonntag). Auch jede christliche Seele ist eine solche Stadt Gottes. Psalmen Ps 23 47 2 Magnus Dominus, et laudabilis nimis: in civitate Dei nostri, in monte sancto ejus. Groß ist der Herr und hoch zu preisen in der Stadt unsers Gottes auf seinem heiligen Berge. Psalmen Ps 23 47 3 Fundatur exsultatione universæ terræ mons Sion, latera Aquilonis, civitas Regis magni. Fest steht gegründet² zum Frohlocken der ganzen Erde³ der Berg Sion, die Seite gegen Mitternacht,⁴ die Stadt des großen Königs. Psalmen Ps 23 47 3 2 Schön sich erhebend, eine Freude der ganzen Erde ist der Berg Sion. Psalmen Ps 23 47 3 3 Des Landes? Dann steht dies typisch für den Erdkreis. Psalmen Ps 23 47 3 4 Die beiden Teile des Osthügels der Stadt Jerusalem werden genannt. Der Berg Sion mit der Burg Davids bildete die Oberstadt, nordöstlich davon liegt die Anhöhe Moria, auf dem der Tempel lag. Psalmen Ps 23 47 4 Deus in domibus ejus cognoscetur, cum suscipiet eam. Gott hat sich kundgegeben in ihren Häusern,⁵ da er ihr Beschützer ist. Psalmen Ps 23 47 4 5 An den hohen Bauten; am Schutze der Stadt erkennt man, dass Gott in ihr wohnt (Hebr.), dass sie die Stadt Gottes ist, oder: die Bewohner erkennen, dass Gott ihre Stadt (ihre Häuser) gerettet. Psalmen Ps 23 47 5 Quoniam ecce reges terræ, congregati sunt: convenerunt in unum. Denn siehe, die Könige der Erde scharten sich zusammen, vereinigten sich miteinander.⁶ Psalmen Ps 23 47 5 6 Die verbündeten Könige lagerten in der Wüste bei dem etwa drei Stunden von Jerusalem entfernten Thekua. Nach anderen: Jerusalem. Von der Wohnung des Herrn kam Schrecken über sie. Psalmen Ps 23 47 6 Ipsi videntes sic admirati sunt, conturbati sunt, commoti sunt: Als sie solches⁷ schauten, erstaunten sie, wurden bestürzt und bebten,⁸ Psalmen Ps 23 47 6 7 Die Hilfe Gottes. Psalmen Ps 23 47 6 8 Hebr.: flohen. Psalmen Ps 23 47 7 Tremor apprehendit eos. Ibi Dolores ut parturientis, Schrecken erfasste sie, da trafen sie Schmerzen, wie die einer Gebärenden. Psalmen Ps 23 47 8 In spiritu vehementi conteres naves Tharsis. In heftigem Sturme⁹ zertrümmertest du¹⁰ die Tharsis-Schiffe.¹¹ Psalmen Ps 23 47 8 9 Hebr.: Durch den Ostwind. Vergl. [Ijob 27,21]. Psalmen Ps 23 47 8 10 Anrede an Gott. Die Schilderung lehnt sich an ein Ereignis jener Periode an, das Scheitern der Handelsflotte Josaphats. [1Kön 22,49] Psalmen Ps 23 47 8 11 Tharsis, Tartessus in Spanien. Die Tharsisschiffe als die größten und mächtigsten sind bildlich für gewaltige Macht, vergl. [Jes 2,16], gesetzt. Psalmen Ps 23 47 9 Sicut audivimus, sic vidimus in civitate Domini virtutum, in civitate Dei nostri: deus fundavit eam in æternum. Wie wir es vernommen,¹² so sahen wir es in der Stadt des Herrn der Heerscharen, in der Stadt unsers Gottes: Gott hat sie auf ewig gefestigt.¹³ Psalmen Ps 23 47 9 12 Durch die Überlieferung der Vorzeit. Psalmen Ps 23 47 9 13 Sela. Psalmen Ps 23 0 1 Aufforderung an alle Völker und Menschen, auf die Belehrung des Psalmisten achtzuhaben. (V. 5) 1. Der von den Reichen vergewaltigte Gerechte hat nichts zu fürchten, den Reichtum und Macht sind nichtig und hören mit dem Tode auf. (V. 13) 2. Die vermeintlich Unsterblichen werden in die Unterwelt gebettet, während die, welche sich zu Gott halten, von ihm erlöst werden. Psalmen Ps 23 48 1 In finem, filiis Core Psalmus, Zum Ende,¹ ein Psalm von den Söhnen Kores. Psalmen Ps 23 48 1 1 Dem Musikmeister. Psalmen Ps 23 48 10 Et vivet adhuc in finem. und lebte für und für. Psalmen Ps 23 48 11 Non videbit interitum, cum viderit sapientes morientes: simul insipiens, et stultus peribunt. Et relinquent alienis divitias suas: Nicht hat er das Ende vor Augen, wenn er Weise sterben⁹ sieht; Toren und Unverständige¹⁰ kommen miteinander um und hinterlassen Fremden ihre Reichtümer. Psalmen Ps 23 48 11 9 Die Weisen sterben, die Toten gehen unter. Psalmen Ps 23 48 11 10 Fleischliche und Gott vergessende Menschen. Psalmen Ps 23 48 12 Et sepulcra eorum domus illorum in æternum. Tabernacula eorum in progenie, et progenie: vocaverunt nomina sua in terris suis. Ihre Gräber sind ihr Haus auf immer, ihre Wohnungen von Geschlecht zu Geschlecht, man preist ihren Namen in ihren Ländern.¹¹ Psalmen Ps 23 48 12 11 Ihr Besitz ist noch nach ihnen benannt, als wären sie unsterblich. Psalmen Ps 23 48 13 Et homo, cum in honore esset, non intellexit: comparatus est jumentis insipientibus, et similis factus est illis. Doch der Mensch erkennt es nicht, da er in Ehren ist, er wird den unverständigen Tieren gleich und wird diesen ähnlich.¹² Psalmen Ps 23 48 13 12 Hebr.: Doch der Mensch (der, von dem nicht V. 16 gilt) der in Herrlichkeit lebt, hat keine Dauer, er ist dem Vieh zu vergleichen, das hingelegt wird. Psalmen Ps 23 48 14 Hæc via illorum scandalum ipsis: et postea in ore suo complacebunt. Dieser ihr Wandel bringt sie zu Falle und nachher noch gefallen ihre Reden.¹³ Psalmen Ps 23 48 14 13 Hebr.: und ihre Nachtreter haben Gefallen an ihrem Munde (an ihren hochmütigen, frechen, vermessenen Reden). Sela. Psalmen Ps 23 48 15 Sicut oves in inferno positi sunt: mors depascet eos. Et dominabuntur eorum justi in matutino: et auxilium eorum veterascet in inferno a gloria eorum. Wie Schafe fahren sie zur Unterwelt, der Tod rafft sie hinweg;¹⁴ die Gerechten triumphieren über sie gar bald und ihre Hilfe schwindet dahin in der Totenwelt, nachdem ihre Herrlichkeit vergangen.¹⁵ Psalmen Ps 23 48 15 14 Der Tod ist ihr Hirt, daher ihr Hinschwinden. Psalmen Ps 23 48 15 15 Die Gerechten, welche von den Frevlern vergewaltigt waren, erscheinen am Tage des Gerichtes als deren Richter und Herrn, während die Gottlosen in der Unterwelt hilflos sind und all der Herrlichkeit entbehren müssen, die sie auf Erden hatten. Sinn des Hebr.: Die Macht des Todes zerstört auch ihren Leib, da das Grab ihre Wohnung geworden. Psalmen Ps 23 48 16 Verumtamen Deus redimet animam meam de manu inferi, cum acceperit me. Aber Gott wird meine Seele aus der Unterwelt erretten, indem er mich hinnimmt.¹⁶ Psalmen Ps 23 48 16 16 Sela. Die Hebräer hatten schon in frühester Zeit Kenntnis von einer Strafe im Jenseits, wenngleich die klare Erkenntnis nur allmählich aufging. Selbst rationalistische Erklärer indes geben zu, dass hier eine Belohnung des Gerechten im Jenseits gelehrt wird. Der Psalmist spielt auf Henoch [Gen 5,24] an. Der Dichter erwartet, aus der ganzen Machtsphäre des Todes (aus der Unterwelt) entrückt zu werden. Gott ist stärker als der Tod; müssen also auch die Gerechten selbst sterben, so können sie doch dem Hirtenstabe des Todes nicht rettungslos verfallen. Wie Gott dies tun wird, weiß der Psalmist nicht, ihm genügt es zu wissen, dass Gott ihn erlösen wird. Psalmen Ps 23 48 17 Ne timueris cum dives factus fuerit homo: et cum multiplicata fuerit gloria domus ejus. Fürchte nicht, wenn ein Mensch reich wird und wenn sich die Herrlichkeit seines Hauses mehrt, Psalmen Ps 23 48 18 Quoniam cum interierit, non sumet omnia: neque descendet cum eo gloria ejus. denn wenn er stirbt, nimmt er nichts mit sich und seine Herrlichkeit fährt nicht mit ihm hinab. Psalmen Ps 23 48 19 Quia anima ejus in vita ipsius benedicetur: confitebitur tibi cum benefeceris ei. Denn wird seine Seele in seinem Leben gepriesen, so pries er dich nur, wenn du ihm Gutes erwiesest.¹⁷ Psalmen Ps 23 48 19 17 Hebr.: Ob einer seine Seele bei Lebzeiten segnet, und man dich rühmt, dass du dir Gutes tuest (vergl. [Lk 16,25]), hingehen wird sie zum Geschlecht seiner Väter usw. Segnen: sie glücklich preisen. Vergl. [Lk 12,19]. Psalmen Ps 23 48 2 Audite hæc omnes gentes: auribus percipite omnes, qui habitatis orbem: Höret dies, ihr Völker alle, vernehmet es alle Bewohner des Erdkreises, Psalmen Ps 23 48 20 Introibit usque in progenies patrum suorum: et usque in æternum non videbit lumen. Er wird zum Geschlecht seiner Väter hingehen¹⁸ und nimmer das Licht schauen. Psalmen Ps 23 48 20 18 Die Gottlosen werden als seine Familie betrachtet: jeder Gottlose kommt dahin, wo die anderen bereits sind. Psalmen Ps 23 48 21 Homo, cum in honore esset, non intellexit: comparatus est jumentis insipientibus, et similis factus est illis. Der Mensch, der in Ehren ist und es¹⁹ nicht erkennt, gleicht unvernünftigen Tieren und wird ihnen ähnlich.²⁰ Psalmen Ps 23 48 21 19 Den Unterschied zwischen Vergänglichem und Unvergänglichem, Zeit und Ewigkeit. Psalmen Ps 23 48 21 20 Hebr.: wie oben Anm. 12. Psalmen Ps 23 48 3 Quique terrigenæ, et filii hominum: simul in unum dives et pauper. alle ihr Erdgeborenen und Menschenkinder,² alle miteinander, reich und arm! Psalmen Ps 23 48 3 2 Erdgeboren sind die Menschen als Sterbliche, Menschenkinder allgemein, alle Menschen also sollen ihn hören. Psalmen Ps 23 48 4 Os meum loquetur sapientiam. Et meditatio cordis mei prudentiam. Mein Mund soll Weisheit reden, und meines Herzens Sinnen Einsicht. Psalmen Ps 23 48 5 Inclinabo in parabolam aurem meam: aperiam in psalterio propositionem meam. Ich will mein Ohr der Gleichnisrede neigen,³ will auf der Harfe⁴ meinen Rätselspruch⁵ kundgeben. [Ps 77,2] Psalmen Ps 23 48 5 3 Ich will mein Ohr öffnen für die von Gott durch Inspiration mir zuteil werdende Offenbarung. Von Gott kommt die Gleichnisrede (Lebensweisheitsspruch), welche der Dichter vorträgt, er hört selbst zuerst auf ihre Eingebung, ehe er sie lehrt. Da sie göttliche Offenbarung enthält, lädt er alle Menschen ein, sie zu vernehmen. Psalmen Ps 23 48 5 4 Die Musik soll zur Erhöhung der Feierlichkeit des prophetischen Wortes dienen. Psalmen Ps 23 48 5 5 Die dunkle Frage, wie es mit Gottes Gerechtigkeit zu vereinen ist, dass es dem Bösen auf Erden oft gut geht. Psalmen Ps 23 48 6 Cur timebo in die mala? iniquitas calcanei mei circumdabit me: Warum soll ich mich fürchten am Unglückstage, wenn die Bosheit meiner Nachsteller mich umgibt, Psalmen Ps 23 48 7 Qui confidunt in virtute sua: et in multitudine divitiarum suarum gloriantur. welche auf ihre Macht vertrauen und der Menge ihrer Reichtümer sich rühmen? Psalmen Ps 23 48 8 Frater non redimit, redimet homo: non dabit Deo placationem suam. Es kann kein Bruder⁶ loskaufen, kein Mensch, und keiner Gott das Lösegeld⁷ für sich erlegen,⁸ Psalmen Ps 23 48 8 6 Nicht einmal der Bruder. Psalmen Ps 23 48 8 7 Der Tod ist der Sünde Sold. Niemand vermag sich von dem Tode freizukaufen, da niemand ohne Sünde. Psalmen Ps 23 48 8 8 Hebr.: Einen Bruder kann kein Mensch (kein Mensch kann den andern) loskaufen noch Lösegeld geben für sich; - zu teuer ist der Loskauf ihrer Seele und er steht ab davon (vom Loskauf) auf ewig das er (dieser andere) fortlebe ohne Ende und nicht schaue die Grube. Er wird sie fürwahr noch schauen. Weise sogar müssen sterben. Psalmen Ps 23 48 9 Et pretium redemptionis animæ suæ: et laborabit in æternum. noch für sein Leben einen Lösepreis, wenn er sich auch in Ewigkeit abmühte Psalmen Ps 23 0 1 1. Der Psalmist erblickt Gott, der wie einst auf dem Berge Sinai erscheint. (V. 8) Gott ruft Himmel und Erde als Zeugen zum Gerichte über das Volk, während die Gerechten gesammelt werden. (V. 6) 2. Zwei Klassen von Sündern urteilt Gott: die welche auf äußere Opfer so ihr Vertrauen setzen, als bedürfte Gott derselben, sich zu bereichern oder seinen Hunger zu stillen, und die deshalb das Opfer des Lobes und der Unterwerfung vernachlässigen (V. 15), und diejenigen, welche das Gesetz Gottes zwar immer im Munde führen, aber es nicht im Werke vollbringen. (V. 21) 3. Beiden droht Gott schwere Strafe und verheißt denen das Leben, welche die inneren Opfer des Lobes und des Gehorsams darbringen. Psalmen Ps 23 49 1 Psalmus Asaph. Deus deorum Dominus locutus est: et vocavit terram, A solis ortu usque ad occasum: Ein Psalm Asaphs.¹ Der Herr, der höchste Gott,² redet und ruft die Erde³ auf vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergange. Psalmen Ps 23 49 1 1 Wenn der hier erwähnte Asaph der gleiche ist wie der [1Chr 15,17] erwähnte, so stammt der Psalm aus der Zeit Davids. Psalmen Ps 23 49 1 2 Hebr: El (der Mächtige), Elohim (der gebietende Herr), Jahve (der Seiende und demgemäß völlig frei Waltende). Psalmen Ps 23 49 1 3 Die Bewohner der Erde. Psalmen Ps 23 49 10 Quoniam meæ sunt omnes feræ silvarum, jumenta in montibus et boves. Mein ist ja alles Getier des Waldes, die Tiere auf den Bergen und die Rinder.¹³ Psalmen Ps 23 49 10 13 Hebr.: das Vieh auf den Bergen den Tausenden. Psalmen Ps 23 49 11 Cognovi omnia volatilia cli: et pulchritudo agri mecum est. Ich kenne alle Vögel des Himmels und die Zierde des Feldes¹⁴ ist mein Eigentum. Psalmen Ps 23 49 11 14 Die Erträge des Ackers. (Theod.) Hebr.: Ich kenne alles Geflügel der Berge und was auf der Flur sich tummelt, ist bei mir. Psalmen Ps 23 49 12 Si esuriero, non dicam tibi: meus est enim orbis terræ, et plenitudo ejus. Wenn mich hungerte, würde ich es dir nicht sagen; denn mein ist der Erdkreis und was ihn erfüllt. Psalmen Ps 23 49 13 Numquid manducabo carnes taurorum? aut sanguinem hircorum potabo? Soll ich denn das Fleisch der Stiere essen oder das Blut der Böcke trinken? Psalmen Ps 23 49 14 Immola Deo sacrificium laudis: et redde Altissimo vota tua. Bringe Gott als Opfer Lob dar und löse dem Allerhöchsten deine Gelübde Psalmen Ps 23 49 15 Et invoca me in die tribulationis: eruam te, et honorificabis me. und rufe mich an am Tage der Drangsal, so will ich dich erretten und du sollst mich preisen!¹⁵ Psalmen Ps 23 49 15 15 Mit leerer Tierschlächterei glaubt ihr alle Pflichten gegen mich erfüllt zu haben? Nein, nicht das ist der Sinn des Opfergesetzes oder es müsste zum Ziel haben, mir wie einem armen Hungernden Speise und Trank zu bieten. Das äußere Opfer ist lediglich Symbol der Hingabe des inneren Menschen, seines Willens und Strebens, an Gott. Fehlt das geistige Opfer nicht, so wird das Schlachtopfer ein wahres Lobopfer, ein Akt zur Ehre Gottes, und als Gelübdeopfer wahrhaft Dankopfer. Dann mag es auch als Bitte um Hilfe in der Not dargebracht werden und wird Erhörung bei Gott finden und Dank bei dem Erhörten wecken. Psalmen Ps 23 49 16 Peccatori autem dixit Deus: Quare tu enarras justitias meas, et assumis testamentum meum per os tuum? Zu dem Sünder¹⁶ hingegen spricht Gott: Warum¹⁷ zählst du meine Satzungen auf und nimmst meinen Bund in deinen Mund,¹⁸ Psalmen Ps 23 49 16 16 Dem offenbaren Sünder. Psalmen Ps 23 49 16 17 Was kommt dir bei? Nicht gehört es dir zu. Psalmen Ps 23 49 16 18 Dich für einen Verehrer Gottes erklärend. Psalmen Ps 23 49 17 Tu vero odisti disciplinam: et projecisti sermones meos retrorsum. während du doch Zucht hassest und meine Worte hinter dich wirfst?¹⁹ Psalmen Ps 23 49 17 19 Verachtest. Psalmen Ps 23 49 18 Si videbas furem, currebas cum eo: et cum adulteris portionem tuam ponebas. Siehst du einen Dieb, so läufst du mit ihm²⁰ und hältst Gemeinschaft mit den Ehebrechern. Psalmen Ps 23 49 18 20 Hebr.: So hast du Gefallen an ihm. Psalmen Ps 23 49 19 Os tuum abundavit malitia: et lingua tua concinnabat dolos. Dein Mund fließt über von Bosheit und deine Zunge zettelt Betrug an. Psalmen Ps 23 49 2 Ex Sion species decoris ejus. Von Sion strahlt seiner Schönheit Glanz aus.⁴ Psalmen Ps 23 49 2 4 Hebr.: Aus Sion, der Schönheit Vollendung, erglänzt Gott. Psalmen Ps 23 49 20 Sedens adversus fratrem tuum loquebaris, et adversus filium matris tuæ ponebas scandalum: Du sitzest da²¹ und redest wider deinen Bruder und legst dem Sohne deiner Mutter²² Fallstricke.²³ Psalmen Ps 23 49 20 21 Unter anderen. Psalmen Ps 23 49 20 22 Von der gleichen Mutter wie vom gleichen Vater. Psalmen Ps 23 49 20 23 V. 18a wird die Übertretung des siebenten, V. 18b die des sechsten, V. 19ff die des achten gerügt. Vergl. auch zu dem Vorwurf Gottes [Röm 2,17-24]. Psalmen Ps 23 49 21 Hæc fecisti, et tacui. Existimasti inique quod ero tui similis: arguam te, et statuam contra faciem tuam. Solches tatest du und ich schwieg.²⁴ Da meintest du in deiner Bosheit, ich sei dir ähnlich,²⁵ aber ich will dich zur Rechenschaft ziehen und es²⁶ dir vor Augen stellen. Psalmen Ps 23 49 21 24 In meiner Langmut. Psalmen Ps 23 49 21 25 Damit der Sünder nicht ferner Gott, wenn er schweigt, nach sich beurteile, lässt Gott ihn durch den Psalmisten warnen. Psalmen Ps 23 49 21 26 Wie du in deinem Innern beschaffen bist. Psalmen Ps 23 49 22 Intelligite hæc qui obliviscimini Deum: nequando rapiat, et non sit qui eripiat. Erkennet dies doch, die ihr Gottes vergesset!²⁷ dass er²⁸ euch nicht einmal hinwegraffe, ohne dass jemand zu retten vermag. Psalmen Ps 23 49 22 27 Beide Klassen von Sündern. Psalmen Ps 23 49 22 28 Hebr.: ich. Psalmen Ps 23 49 23 Sacrificium laudis honorificabit me: et illic iter, quo ostendam illi salutare Dei. Ein Opfer des Lobes²⁹ ehrt mich und dies ist der Weg, auf dem ich ihm das Heil von Gott zeigen will.³⁰ Psalmen Ps 23 49 23 29 Vergl. V. 14. Ein geistiges Opfer. Psalmen Ps 23 49 23 30 Hebr.: Wer Dank opfert, ehrt mich recht und bahnt den Weg (Lebensweg), auf dem ich ihm das Heil Gottes zeigen werde. Viele heilige Väter deuten den Psalm von der ersten Ankunft Christi im Fleische auf das Evangelium, das mit gewaltiger Kraft in aller Welt verkündet wird und die damit verbundene Abschaffung der alttestamentlichen Opfer wie die Einsetzung des neutestamentlichen eucharistischen Opfers. Andere verstehen ihn (besonders V. 1-7) von der zweiten Wiederkunft Christi. Auch die Rabbinen erklären den Psalm von dem Gerichte, das der Messias bei seinem Kommen halten wird. Psalmen Ps 23 49 3 Deus manifeste veniet: Deus noster et non silebit. Ignis in conspectu ejus exardescet: et in circuitu ejus tempestas valida. Gott kommt und tut sich kund, unser Gott schweigt nicht;⁵ Feuer lodert vor ihm auf und um ihn her tobt mächtiges Sturmwetter.⁶ Psalmen Ps 23 49 3 5 Er darf nicht schweigen, seine Heiligkeit gestattet es nicht; er wird seine Donnerstimme erschallen lassen. Psalmen Ps 23 49 3 6 Feuer und Sturm sind die Vorboten des als Richter erscheinenden Gesetzgebers von Sinai. Jenes droht die Sünder zu verzehren, der Gewittersturm sie hinwegzufegen wie Spreu. Psalmen Ps 23 49 4 Advocabit clum desursum: et terram discernere populum suum. Er ruft dem Himmel oben zu und ruft die Erde,⁷ um über sein Volk Gericht zu halten. Psalmen Ps 23 49 4 7 Beide sind von uralter Zeit her gegründet, vor ihnen hatte Israel seinen Bund beschwören müssen. [Dtn 31,28] Psalmen Ps 23 49 5 Congregate illi sanctos ejus: qui ordinant testamentum ejus super sacrificia. Versammelt ihm seine Heiligen,⁸ die bei Opfern einen Bund mit ihm schließen.⁹ Psalmen Ps 23 49 5 8 Aufforderung an die Engel von Seiten eines höher gestellten Engels. Nach dem Hebr. redet Gott: Versammelt mir meine Heiligen (Frommen). So heißen die Israeliten [Ex 19,6], weil sie Gott als Bundesvolk geweiht sind. Psalmen Ps 23 49 5 9 Der Alte Bund war bekräftigt durch das Bundesopfer und das Bundesverhältnis wurde durch Darbringung von Opfern als Ausdruck der Hingabe und Treue unterhalten. Psalmen Ps 23 49 6 Et annuntiabunt cli justitiam ejus: quoniam Deus judex est. Die Himmel tun seine Gerechtigkeit kund, denn Gott ist Richter.¹⁰ Psalmen Ps 23 49 6 10 Herrscher und Gesetzgeber. Während die, über welche Gericht gehalten werden soll, herbeigeführt werden, hört der Psalmist die Himmel die Gerechtigkeit Gottes im Voraus feierlich anerkennen. Im Hebr. wird Sela beigefügt: Psalmen Ps 23 49 7 Audi populus meus, et loquar: Israel, et testificabor tibi: Deus Deus tuus ego sum. Höre mein Volk, ich will reden; Israel, ich will dir bezeugen: Gott, dein Gott bin ich!¹¹ Psalmen Ps 23 49 7 11 Als solcher aber muss ich meine Ehre und dein Heil schätzen. Psalmen Ps 23 49 8 Non in sacrificiis tuis arguam te: holocausta autem tua in conspectu meo semper. Nicht um deiner Opfer willen stelle ich dich zur Rede,¹² sind doch deine Brandopfer beständig vor mir. Psalmen Ps 23 49 8 12 Als ob du sie nicht dargebracht hättest. Psalmen Ps 23 49 9 Non accipiam de domo tua vitulos: neque de gregibus tuis hircos. Nicht nehme ich aus deinem Hause Farren noch Böcke aus deinen Herden. Psalmen Ps 23 0 1 1. David bekennt seine Schuld und fleht Gott um Erbarmen an, weil der Herr barmherzig ist (V. 3) und er selbst seine Sünde bekennt und bereut. (V. 5) Doch von seinem Ursprunge an ist er in Sünden. (V. 7) 2. Bitte an Gott, er wolle ihn vollkommen rechtfertigen (V. 14), indem er ihm Vergebung der Sünden (V. 11), Erneuerung des Herzens durch die heiligmachende Gnade (V. 12), Nachlass der noch verbleibenden Strafe, endlich geistige Freude und Ruhe des Gewissens verleiht. (V. 14) 3. Aufrichtiger Vorsatz, Genugtuung zu leisten (V. 19): Er will die Gottlosen den Willen Gottes lehren und sie auf bessere Wege leiten (V. 15), Gottes Lob in der Gemeinde verkünden (V. 17), als Opfer sein zerknirschtes und gedemütigtes Herz darbringen. (V. 19) Anhang: Bitte um die Wiederherstellung Jerusalems und Versprechen heiliger Opfer. Psalmen Ps 23 50 1 In finem, Psalmus David, Zum Ende,¹ ein Psalm Davids, Psalmen Ps 23 50 1 1 Dem Musikmeister. Psalmen Ps 23 50 10 Auditui meo dabis gaudium et lætitiam: et exsultabunt ossa humiliata. Lass mich Freude und Wonne¹³ vernehmen, so werden¹⁴ meine geschlagenen Gebeine frohlocken. Psalmen Ps 23 50 10 13 Das Wort der Vergebung. Psalmen Ps 23 50 10 14 Hebr.: jubeln mögen die Gebeine, die du zerschlagen hast. Leib und Seele, die durch Gewissensbisse und Furcht vor deinem Zorne gleichsam gebrochen waren, mögen ihn mit innigster Freude erfüllt werden. Psalmen Ps 23 50 11 Averte faciem tuam a peccatis meis: et omnes iniquitates meas dele. Wende dein Angesicht¹⁵ von meinen Sünden ab und tilge alle meine Missetaten. Psalmen Ps 23 50 11 15 Dein richterliches Auge. Psalmen Ps 23 50 12 Cor mundum crea in me Deus: et spiritum rectum innova in visceribus meis. Erschaffe in mir ein reines Herz, o Gott! und erneuere¹⁶ den rechten¹⁷ Geist in meinem Innern. Psalmen Ps 23 50 12 16 Versetze in neuen Zustand, schaffe um, so dass du an mir Wohlgefallen haben kannst. Vergl. [Ez 11,19, Ez 36,26]. Psalmen Ps 23 50 12 17 Hebr.: festen, - einen Geist, der gegen alle Versuchungen des Fleisches fest bleibt. Vergl. [Tit 3,5]. Psalmen Ps 23 50 13 Ne projicias me a facie tua: et spiritum sanctum tuum ne auferas a me. Verwirf mich nicht von deinem Angesichte¹⁸ und nimm deinen heiligen Geist¹⁹ nicht von mir.²⁰ Psalmen Ps 23 50 13 18 Lass mich nicht länger in deiner Ungnade. Gegensatz [Ps 40,13]. Psalmen Ps 23 50 13 19 Der Heilige Geist ist Vermittler der Gemeinschaft zwischen Gott und Menschen. Heilig heißt er seinem Ursprunge und seinen Wirkungen nach. Psalmen Ps 23 50 13 20 Lass ihn nicht ganz von mir weichen, oder: versage ihn mir nicht. Psalmen Ps 23 50 14 Redde mihi lætitiam salutaris tui: et spiritu principali confirma me. Gib mir die Wonne deines Heiles²¹ wieder und stütze mich mit dem obsiegenden²² Geiste. Psalmen Ps 23 50 14 21 Freudenreiche Rettung durch dich. Psalmen Ps 23 50 14 22 Mit einem Geiste, der die niederen Triebe beherrscht, mit deiner heiligmachenden Gnade und Liebe. Hebr.: willigen, der willig allen deinen Antrieben zum Guten folgt. Psalmen Ps 23 50 15 Docebo iniquos vias tuas: et impii ad te convertentur. Dann will ich die Sünder deine Wege²³ lehren und die Gottlosen werden sich zu dir bekehren. Psalmen Ps 23 50 15 23 Die du gehen heißest, den Weg der Umkehr und der Gebote. Psalmen Ps 23 50 16 Libera me de sanguinibus Deus, Deus salutis meæ: et exsultabit lingua mea justitiam tuam. Befreie mich von Blutschuld,²⁴ Gott, du Gott meines Heiles! so wird meine Zunge mit Freuden deine Gerechtigkeit²⁵ preisen. Psalmen Ps 23 50 16 24 Die um Rache ruft [Gen 4,10] Er hatte Urias dem Tode preisgegeben. Psalmen Ps 23 50 16 25 Welche auch Gottes Verheißung gemäß die sündenvergebende Gnade in sich fasst. Vergl. [1Joh 1,9]. Psalmen Ps 23 50 17 Domine, labia mea aperies: et os meum annuntiabit laudem tuam. Herr! öffne meine Lippen und mein Mund wird dein Lob verkünden. Psalmen Ps 23 50 18 Quoniam si voluisses sacrificium, dedissem utique: holocaustis non delectaberis. Denn wenn du Opfer wolltest, ich würde sie dir darbringen, an Brandopfern hast du kein Gefallen.²⁶ Psalmen Ps 23 50 18 26 Die Opfer werden nicht schlechthin für das A.T. verworfen, sondern nur solche, die nach ihrer Außenseite ohne die entsprechende innere Gesinnung dargebracht werden. Psalmen Ps 23 50 19 Sacrificium Deo spiritus contribulatus: cor contritum, et humiliatum Deus non despicies. Ein Opfer für Gott²⁷ ist ein zerknirschter Geist, ein reuiges und gedemütigtes Herz wirst du, o Gott! nicht verschmähen. Psalmen Ps 23 50 19 27 Ein Gott wohlgefälliges Opfer. Psalmen Ps 23 50 2 Cum venit ad eum Nathan propheta, quando intravit ad Bethsabee. als der Prophet Nathan zu ihm kam,² nachdem er zu Bethsabee eingegangen war.³ [2Sam 12] Psalmen Ps 23 50 2 2 [2Sam 12] Psalmen Ps 23 50 2 3 Der ganze Psalm ist gleichsam eine Umschreibung der Worte Davids [2Sam 12,13]. Er ist ein Bußpsalm im höchsten Sinne, weshalb der heil. Augustin ihn mit seinen Gläubigen zur Sühne für die Sünden der Christen, welche an der heidnischen Neujahrsfeier teilnahmen, betete und die Kirche ihn in ihrem Offizium häufig beten lässt. Psalmen Ps 23 50 20 Benigne fac Domine in bona voluntate tua Sion: ut ædificentur muri Jerusalem. Nach deiner Huld erweise Sion Gnade, o Herr! damit²⁸ die Mauern Jerusalems aufgebaut werden. Psalmen Ps 23 50 20 28 Hebr.: Du wollest bauen. Psalmen Ps 23 50 21 Tunc acceptabis sacrificium justitiæ, oblationes, et holocausta: tunc imponent super altare tuum vitulos. Dann wirst du rechte²⁹ Opfer annehmen, Gaben und Brandopfer;³⁰ dann wird man junge Rinder auf deinen Altar legen.³¹ Psalmen Ps 23 50 21 29 Solche, wie du verlangst, die nicht allein den äußeren Vorschriften des Gesetzes entsprechen, sondern auch mit der rechten Gesinnung dargebracht werden. Psalmen Ps 23 50 21 30 Jede Art von Opfern. Hebr.: Alsdann wirst du dich erfreuen rechter Opfer. Psalmen Ps 23 50 21 31 V. 20, V. 21 sind wahrscheinlich im Babylonischen Exil dem Psalme Davids beigefügt worden, da dieser recht häufig gebetet ward. Im geistigen Sinne beziehen sie sich auf den Aufbau des neuen Jerusalem, der Kirche Christi, in welcher Gott ein in jeder Hinsicht vollkommenes Opfer dargebracht wird. Psalmen Ps 23 50 3 Miserere mei Deus, secundum magnam misericordiam tuam. Et secundum multitudinem miserationum tuarum, dele iniquitatem meam. Erbarme dich meiner, o Gott! nach deiner großen Barmherzigkeit und nach der Menge deiner Erbarmungen tilge meine Missetat. Psalmen Ps 23 50 4 Amplius lava me ab iniquitate mea: et a peccato meo munda me. Gänzlich wasche mich von meiner Verschuldung und von meiner Sünde mache mich rein!⁴ Psalmen Ps 23 50 4 4 Tilge meine Schuld, die gleichsam auf die Zeit der Strafzahlung aufgeschrieben ist (die wie eine dunkle Wolke gedacht wird, vergl. [Jes 44,22]) wasche mich wie vom Aussatz. Psalmen Ps 23 50 5 Quoniam iniquitatem meam ego cognosco: et peccatum meum contra me est semper. Denn ich erkenne meine Missetat und meine Sünde steht mir allezeit vor Augen. Psalmen Ps 23 50 6 Tibi soli peccavi, et malum coram te feci: ut justificeris in sermonibus tuis, et vincas cum judicaris. Gegen dich allein habe ich gesündigt⁵ und getan, was vor dir böse war; auf dass du gerecht erfunden werdest in deinem Spruche und obsiegest,⁶ wenn über dich geurteilt wird.⁷ Psalmen Ps 23 50 6 5 Die Sünde schien zunächst nicht an Gott begangen, aber jede Sünde ist eine Auflehnung gegen Gott, und soweit Sünde, gegen ihn allein gerichtet. Psalmen Ps 23 50 6 6 Hebr.: Rein seiest. Psalmen Ps 23 50 6 7 Wenngleich die Sünde dem Willen Gottes widerspricht, so dient sie doch insofern zu seiner Verherrlichung, als an dem über sie ergehenden Gerichte Gottes Heiligkeit und Gerechtigkeit offenbar werden. Psalmen Ps 23 50 7 Ecce enim in iniquitatibus conceptus sum: et in peccatis concepit me mater mea. Denn siehe, ich bin in Verschuldung empfangen und in Sünde hat mich meine Mutter empfangen.⁸ Psalmen Ps 23 50 7 8 Hebr.: Siehe, in Verschuldung bin ich geboren und in Sünde empfing mich meine Mutter. David ward im Umkreise der Sünde geboren, ja selbst seine Empfängnis war nicht frei von dem Einflusse derselben. Nicht als ob beide Akte an sich sündig wären, sondern David weist darauf hin, wie der Ursprung seines Daseins bereits durch die Sünde infiziert ist und die Sündlichkeit (die habituelle, die Erb-, nicht Tatsünde) von seinen Eltern auf ihn übergegangen sei als Wurzel der Tatsünde. Die Mutter ist für beide Eltern gesetzt. Diese Stelle zeigt den Glauben der Israeliten an die Erbsünde, da David diese Schuld von den ersten Stammeltern her hat. (Aug., Hier.) David entschuldigt sich damit nicht, sondern steigert seine Selbstanklage. Psalmen Ps 23 50 8 Ecce enim veritatem dilexisti: incerta, et occulta sapientiæ tuæ manifestasti mihi. Siehe, die Treue liebst du; die geheimen und verborgenen Dinge deiner Weisheit hast du mir offenbart.⁹ Psalmen Ps 23 50 8 9 Dem, was David tief innerlich hat, setzt er nach dem Hebr. entgegen, was er haben sollte: Siehe, Treue (dem Willen Gottes entsprechendes Verhalten) liebst du im Innern (im Herzen des Menschen), so tue mir denn Weisheit (das Mittel diese Treue zu erlangen) kund im Verborgenen (im Innersten der Seele schenke mir tiefinnere Weisheit). Psalmen Ps 23 50 9 Asperges me hyssopo, et mundabor: lavabis me, et super nivem dealbabor. Besprenge mich mit Ysop,¹⁰ so werde ich gereinigt sein; wasche mich,¹¹ so werde ich weißer als der Schnee.¹² Psalmen Ps 23 50 9 10 Anspielung auf die Besprengung von Aussätzigen und durch Berührung von Toten Befleckten mittelst eines Ysopbüschelchens. [Lev 14, Num 9] Psalmen Ps 23 50 9 11 Hinweis auf die gesetzlichen Waschungen. Ein neues Herz und ein neuer Geist wird jetzt in der Taufe verliehen. (Hier.) Psalmen Ps 23 50 9 12 Über das Symbol erschwingt der Psalmist sich zu dem durch dasselbe Vorbedeuteten, die innere Reinheit (welche das Blut Christi und für David die Hoffnung auf den künftigen Erlöser gewährt). Vergl. [Jes 1,18]. Psalmen Ps 23 0 1 Geschichtliche Einleitung. (V. 2) 1. Es ist schlecht, Böses zu tun, aber über die Maßen schlecht, sich der Bosheit als einer Heldentat zu rühmen und zu verleumden. (V. 6) 2. Androhung der göttlichen Vergeltung. (V. 9) 3. Rettung Davids durch Gottes Huld. Psalmen Ps 23 51 1 In finem, Intellectus David, Zum Ende,¹ Unterweisung Davids, Psalmen Ps 23 51 1 1 Dem Musikmeister. Psalmen Ps 23 51 10 Ego autem, sicut oliva fructifera in domo Dei, speravi in misericordia Dei in æternum: et in sæculum sæculi. Ich aber bin im Hause Gottes wie ein fruchtbarer¹² Ölbaum, ich hoffe auf das Erbarmen Gottes immer und ewig. Psalmen Ps 23 51 10 12 Hebr.: Grüner. Bild des fröhlichen Gedeihens im Gegensatz zu V. 7b. Ich werde mich des höchsten Glückes und des Segens Gottes erfreuen. Psalmen Ps 23 51 11 Confitebor tibi in sæculum quia fecisti: et exspectabo nomen tuum, quoniam bonum est in conspectu sanctorum tuorum. Ich will dich immerdar preisen, weil du es getan hast,¹³ und will auf deinen Namen hoffen, denn er ist gütig angesichts deiner Heiligen.¹⁴ Psalmen Ps 23 51 11 13 Denen geholfen hast, die auf dich vertrauen. (Theod.) Psalmen Ps 23 51 11 14 Das Komma ist in der Vulgata besser nach bonum zu setzen. Hebr.: und harren auf (vielleicht: rühmen) deinen Namen, weil er gut ist, angesichts deiner Heiligen (Frommen). Psalmen Ps 23 51 2 Cum venit Doeg Idumæus, et nuntiavit Sauli: Venit David in domum Achimelech. als der Idumäer Doeg kam und dem Saul berichtete: David ist in das Haus Achimelechs gekommen.² [1Sam 22,9] Psalmen Ps 23 51 2 2 Der Inhalt passt zu der Überschrift. Psalmen Ps 23 51 3 Quid gloriaris in malitia, qui potens es in iniquitate? Was rühmst du dich in der Bosheit,³ der du mächtig bist in der Ungerechtigkeit?⁴ Psalmen Ps 23 51 3 3 Des Mordes der Priester. Psalmen Ps 23 51 3 4 Hebr.: Was rühmst du dich der Bosheit, du Held? (ironisch) Die Gnade Gottes (die mich rettet, weil meine Sache Gottes Sache ist) währt allezeit. Psalmen Ps 23 51 4 Tota die injustitiam cogitavit lingua tua: sicut novacula acuta fecisti dolum. Den ganzen Tag⁵ sinnt deine Zunge Frevel, wie ein scharfes Schermesser übst du Trug.⁶ Psalmen Ps 23 51 4 5 Fehlt im Hebr. Psalmen Ps 23 51 4 6 Hebr.: Wie ein scharfes Scheermesser, du Ränkeschmied. Psalmen Ps 23 51 5 Dilexisti malitiam super benignitatem: iniquitatem magis quam loqui æquitatem. Du liebst das Böse mehr als das Gute, redest lieber Unrecht, als was billig ist.⁷ Psalmen Ps 23 51 5 7 Suchst lieber zu verdächtigen als zu entschuldigen. Sela. Psalmen Ps 23 51 6 Dilexisti omnia verba præcipitationis, lingua dolosa. Du liebst nur verderbliche Reden,⁸ trügerische Zunge! Psalmen Ps 23 51 6 8 Der Verleumdung. Psalmen Ps 23 51 7 Propterea Deus destruet te in finem, evellet te, et emigrabit te de tabernaculo tuo: et radicem tuam de terra viventium. Darum wird dich Gott ganz und gar vernichten, dich hinwegraffen und dich vertreiben aus deinem Gezelte und deine Wurzel herausreißen aus dem Lande der Lebendigen.⁹ Psalmen Ps 23 51 7 9 Die Vergeltung wird eine gleichartige sein. So wird dich denn, den Hochfahrenden, Gott aus deinem Glücksstande und deiner Ehrenstellung niederreißen und aus deinem Hause herausreißen und fernhin versetzen und dich aus dem Lande der Lebenden entwurzeln. Psalmen Ps 23 51 8 Videbunt justi, et timebunt, et super eum ridebunt, et dicent: Die Gerechten werden es sehen und sich fürchten und ihn verlachen¹⁰ und sagen: Psalmen Ps 23 51 8 10 Das Lachen ist, wie [Ps 57,11] zeigt, nicht gemeine Schadenfreude, vergl. [Spr 24,17], sondern ist Freude im Hinblick auf den Augenblick, wo ihr Glaube und ihre Gottesfurcht herrlich gerechtfertigt dasteht und Gottes Gerechtigkeit, die so lange verborgen und verkannt war, endlich sich offenbart. Psalmen Ps 23 51 9 Ecce homo, qui non posuit Deum adjutorem suum: Sed speravit in multitudine divitiarum suarum: et prævaluit in vanitate sua. Sehet da den Mann, der Gott nicht zu seinem Helfer machte, sondern auf die Menge seines Reichtums vertraute und sich stark dünkte in dem, was eitel war.¹¹ Psalmen Ps 23 51 9 11 Euthym., Chald., Syr.: in seinen Gütern. Hebr.: und trotzte in seiner Mordgier. Psalmen Ps 23 0 1 1. Die Gottlosigkeit der Assyrier (V. 4). 2. Ihre Flucht zu eben der Zeit, wo sie sich sicher dünkten. (V. 6) 3. Epilog. Bitte um vollständiges Aufhören der feindlichen Plage. Psalmen Ps 23 52 1 In finem, Pro Maeleth intelligentiæ David. Dixit insipiens in corde suo: Non est Deus. Zum Ende, für Maeleth, eine Unterweisung Davids.¹ Es spricht der Tor in seinem Herzen: Es ist kein Gott. Psalmen Ps 23 52 1 1 Wohl: Für den Musikmeister. Trauerlied nach (bekannter) Melodie. Der Psalm wird David zugeschrieben, insofern mit Recht, als der Dichter eben das Lied, in dem David über Absalom und dessen Anhänger klagt, auf die Assyrier anwendet [2Kön 18,19, Jes 36, Jes 37], indem er einen Vers [Ps 13,6] auslässt und an Stelle desselben einen anderen Text setzt. [Ps 52,6b] Psalmen Ps 23 52 2 Corrupti sunt, et abominabiles facti sunt in iniquitatibus: non est qui faciat bonum. Verderbt und abscheulich sind sie² geworden in ihren Sünden; keiner ist, der Gutes tut. Psalmen Ps 23 52 2 2 Hebr.: war ihr Frevel. Psalmen Ps 23 52 3 Deus de clo prospexit super filios hominum: ut videat si est intelligens, aut requirens Deum. Gott schaut vom Himmel auf die Menschenkinder, dass er sehe, ob jemand verständig sei oder nach Gott frage. Psalmen Ps 23 52 4 Omnes declinaverunt, simul inutiles facti sunt: non est qui faciat bonum, non est usque ad unum. Alle sind abgewichen, allesamt unnütz geworden; keiner ist, der Gutes tut, keiner, auch nicht einer. [Röm 3,12] Psalmen Ps 23 52 5 Nonne scient omnes qui operantur iniquitatem, qui devorant plebem meam ut cibum panis? Sollen nicht alle zur Erkenntnis kommen, die Missetat vollbringen, die mein Volk verschlingen wie Brot?³ Psalmen Ps 23 52 5 3 Hebr.: Sind nicht unvernünftig alle Übeltäter, die mein Volk verzehrend Brot verzehren, den Herrn nicht anrufen? Psalmen Ps 23 52 6 Deum non invocaverunt: illic trepidaverunt timore, ubi non erat timor. Quoniam Deus dissipavit ossa eorum qui hominibus placent: confusi sunt, quoniam Deus sprevit eos. Gott rufen sie nicht an, zittern da vor Furcht, wo nichts zu fürchten ist, denn Gott verstreut⁴ die Gebeine derjenigen, die den Menschen zu gefallen suchen; sie werden zuschanden, denn Gott hat sie verworfen. Psalmen Ps 23 52 6 4 Hebr.: Denn Gott verstreut die Gebeine derer, die dich belagern, du machtest sie zuschanden, denn Gott hatte sie verworfen. Vergl. [2Chr 20,22-24, Jes 37,36]. Psalmen Ps 23 52 7 Quis dabit ex Sion salutare Israel? Cum converterit Deus captivitatem plebis suæ, exsultabit Jacob, et lætabitur Israel. O dass doch von Sion Heil für Israel käme! Wenn Gott die Gefangenschaft seines Volkes wendet, wird Jakob frohlocken und Israel sich freuen!⁵ Psalmen Ps 23 52 7 5 Hier wie in [Ps 13] kommt der Name Gottes sieben Mal vor. Psalmen Ps 23 0 1 Historische Umstände des Psalms. (V. 2) 1. Bitte um Hilfe. (V. 5) 2. Zuversichtliche Hoffnung der Gewährung der Hilfe und Gelöbnis der Dankbarkeit. Psalmen Ps 23 53 1 In finem, In carminibus intellectus David, Zum Ende, unter den Unterweisungsliedern Davids,¹ Psalmen Ps 23 53 1 1 Für den Musikmeister. Mit der Zither (oder dem Psalter) zu begleiten. Psalmen Ps 23 53 2 Cum venissent Ziphæi, et dixissent ad Saul: Nonne David absconditus est apud nos? als die Ziphiter kamen und zu Saul sprachen: Hält sich David nicht bei uns verborgen?² Psalmen Ps 23 53 2 2 [1Sam 23,19] Psalmen Ps 23 53 3 Deus in nomine tuo salvum me fac: et in virtute tua judica me. O Gott! durch deinen Namen³ errette mich und durch deine Kraft schaffe mir Recht! Psalmen Ps 23 53 3 3 Der Name Gottes ist das, was er von sich offenbart, hier die Machtentfaltung Gottes. Psalmen Ps 23 53 4 Deus exaudi orationem meam: auribus percipe verba oris mei. Erhöre mein Gebet, o Gott! vernimm die Worte meines Mundes. Psalmen Ps 23 53 5 Quoniam alieni insurrexerunt adversum me, et fortes quæsierunt animam meam: et non proposuerunt Deum ante conspectum suum. Denn Fremdlinge⁴ haben sich erhoben wider mich und Gewalttätige⁵ trachten mir nach dem Leben und stellen sich Gott nicht vor Augen.⁶ Psalmen Ps 23 53 5 4 Zwar waren die Ziphiter Juden, doch handelten sie an David boshaft wie die Heiden. Unter anderen Umständen konnte ihre Anzeige bei Saul Untertanenpflicht sein, doch Gott hatte sich bereits schon zu klar und zu häufig für David bezeugt, als dass ihr Verhalten etwas anderes war als Hintansetzung Gottes, um der Gunst des blindwütigen Saul teilhaftig zu werden. Psalmen Ps 23 53 5 5 Saul und sein Anhang. Psalmen Ps 23 53 5 6 Sela. Psalmen Ps 23 53 6 Ecce enim Deus adjuvat me: et Dominus susceptor est animæ meæ. Denn⁷ siehe,⁸ Gott steht mir bei und der Herr ist der Beschützer meiner Seele. Psalmen Ps 23 53 6 7 Fehlt im Hebr.: Siehe, Gott ist mein Helfer, der Herr ist's, der meine Seele stützt. Psalmen Ps 23 53 6 8 In seinem Gottvertrauen sieht er die Erfüllung der Bitte gleichsam schon vor Augen. Psalmen Ps 23 53 7 Averte mala inimicis meis: et in veritate tua disperde illos. O wende⁹ das Böse auf meine Feinde ab und nach deiner Treue vertilge sie; Psalmen Ps 23 53 7 9 Hebr.: Das Böse wird zurückfallen auf meine Bedränger. Septuag: Gott wird das Unheil zurückkehren lassen. Psalmen Ps 23 53 8 Voluntarie sacrificabo tibi, et confitebor nomini tuo Domine: quoniam bonum est: so werde ich dir dann willig Opfer¹⁰ darbringen und deinen Namen preisen, o Herr! denn er ist gütig. Psalmen Ps 23 53 8 10 Gesetzliche Opfer, aber in der Gesinnung, deren Darstellung sie sind. Psalmen Ps 23 53 9 Quoniam ex omni tribulatione eripuisti me: et super inimicos meos despexit oculus meus. Denn aus aller Drangsal rettest du mich und auf meine Feinde schaut mein Auge herab.¹¹ Psalmen Ps 23 53 9 11 Hebr.: an meinen Feinden weidet sich mein Auge. Der Priester betet diesen Psalm täglich am Beginn des Tages in der Prim, sich mit demselben Gottes Schutze zu empfehlen. Psalmen Ps 23 0 1 1. Schilderung der Not des Psalmisten. (V. 9) 2. Strafanwünschung gegen die Feinde, besonders gegen einen früheren Freund, der zum Verräter geworden, und Schilderung ihres Treibens. (V. 16) 3. Seine ganze Zuversicht auf Gott setzend, sagt der Seher voraus, dass er und alle Frommen von Gott Hilfe Erlangen, alle Bösen zugrunde gehen werden. Psalmen Ps 23 54 1 In finem, In carminibus intellectus David. Zum Ende, unter den Unterweisungsliedern Davids.¹ Psalmen Ps 23 54 1 1 Hebr.: Für den Musikmeister mit Begleitung des Saitenspiels, eine Betrachtung von David. Der Psalm ist gelegentlich der Empörung Absaloms gedichtet. Psalmen Ps 23 54 10 Præcipita Domine, divide linguas eorum: quoniam vidi iniquitatem, et contradictionem in civitate. Stürze¹⁰ sie, Herr! mach ihre Zunge uneins,¹¹ denn ich sehe Gewalttat und Hader in der Stadt.¹² Psalmen Ps 23 54 10 10 Hebr.: vertilge. Psalmen Ps 23 54 10 11 Anspielung auf [Gen 11,7.9]. Die Frevler sind eines, haben eine Zunge, daher bittet David Gott, er wolle sie uneins machen und so ihre Kraft brechen. Psalmen Ps 23 54 10 12 Jerusalem. Psalmen Ps 23 54 11 Die ac nocte circumdabit eam super muros ejus iniquitas: et labor in medio ejus, Tag und Nacht umkreist Bosheit ihre Mauern und in ihrer Mitte herrscht Mühsal¹³ Psalmen Ps 23 54 11 13 Objektiv: Unheil, das man über andere bringt. Hebr.: Tag und Nacht machen sie (die Feinde) auf ihren Mauern die Runde, Unheil und Mühsal (Verderben) ist drinnen. Psalmen Ps 23 54 12 Et injustitia. Et non defecit de plateis ejus usura, et dolus. und Unrecht und von ihren Plätzen weicht nicht Wucher und Betrug. Psalmen Ps 23 54 13 Quoniam si inimicus meus maledixisset mihi, sustinuissem utique. Et si is, qui oderat me, super me magna locutus fuisset: abscondissem me forsitan ab eo. Denn wenn mein Feind mich gelästert hätte, so wollte ich es wohl ertragen,¹⁴ und wenn der, welcher mich hasst, stolze Reden wider mich geführt hätte, so wollte ich mich wohl vor ihm verbergen. Psalmen Ps 23 54 13 14 Hebr.: Denn nicht ein Feind schmäht mich, ich wollte es tragen. Psalmen Ps 23 54 14 Tu vero homo unanimis: dux meus, et notus meus: Aber du, sonst ein Herz mit mir, mein Führer und mein Vertrauter, Psalmen Ps 23 54 15 Qui simul mecum dulces capiebas cibos: in domo Dei ambulavimus cum consensu. der du zugleich mit mir süße Speisen genossest,¹⁵ die wir einträchtig in das Haus Gottes wandelten!¹⁶ Psalmen Ps 23 54 15 15 Hebr.: Sondern du bist's, ein Gleichgestellter (mein zweites Ich), mein Genosse und Vertrauter, sie wir zusammen süßen Umgang pflegten. Septuag: Der du mit mir zusammen seiend mir die Speisen versüßest (mein angenehmster Tischgenosse warst.) Psalmen Ps 23 54 15 16 Zu Vers 14, 15 fehlt der Nachsatz. Im Schmerze des Affektes bricht der Dichter ab. Psalmen Ps 23 54 16 Veniat mors super illos: et descendant in infernum viventes: quoniam nequitiæ in habitaculis eorum, in medio eorum. Der Tod komme über sie und sie mögen lebendig in die Unterwelt hinabfahren!¹⁷ denn Bosheit ist in ihrer Wohnung, unter ihnen.¹⁸ Psalmen Ps 23 54 16 17 Während sie, an den Tod nicht denkend, noch in voller Lebenskraft sind, wie die Rotte Kore. David redet nicht aus Rachsucht, sondern aus Eifer für die göttliche Gerechtigkeit. (Vergl. die Worte des heil. Paulus [1Kor 16,22]) Achitophel nahm sich das Leben, Absalom blieb an der Eiche hängen. Psalmen Ps 23 54 16 18 Zu ihrem Innern. Psalmen Ps 23 54 17 Ego autem ad Deum clamavi: et Dominus salvabit me. Ich aber rufe zu Gott und der Herr wird mich erretten. Psalmen Ps 23 54 18 Vespere, et mane, et meridie narrabo et annuntiabo: et exaudiet vocem meam. Abends und morgens und mittags¹⁹ will ich reden und kundtun,²⁰ so wird er meine Stimme erhören. Psalmen Ps 23 54 18 19 Also den ganzen Tag über, unablässig. Psalmen Ps 23 54 18 20 Hebr.: klagen und seufzen. Psalmen Ps 23 54 19 Redimet in pace animam meam ab his, qui appropinquant mihi: quoniam inter multos erant mecum. Er wird meine Seele erlösen und in Frieden versetzen vor denen, die mir nahetreten,²¹ denn gar viele sind gegen mich. Psalmen Ps 23 54 19 21 Hebr.: dass sie mir nicht beikommen. Psalmen Ps 23 54 2 Exaudi Deus orationem meam, et ne despexeris deprecationem meam: Erhöre mein Gebet, o Gott! und verschmähe mein Flehen nicht;² Psalmen Ps 23 54 2 2 Hebr.: Nimm zu Ohren mein Gebet und verhülle dich (ein Ohr) nicht vor meinem Flehen. Psalmen Ps 23 54 20 Exaudiet Deus, et humiliabit illos, qui est ante sæcula. Non enim est illis commutatio, et non timuerunt Deum: Gott wird mich erhören und der da vor aller Zeit ist,²² sie demütigen, denn sie ändern sich nicht und fürchten Gott nicht. Psalmen Ps 23 54 20 22 Hebr.: Hören wird Gott und sie demütigen, - er thront ja seit Urbeginn, sela sie, die sich nicht eines anderen besinnen. Der hebr. Text ist indes kaum unversehrt. Gott thront von Ewigkeit her als Richter und wird also auch jetzt seine in seinem Gesalbten angetastete Majestät zu rächen wissen. Psalmen Ps 23 54 21 Extendit manum suam in retribuendo. Contaminaverunt testamentum ejus, Er streckt seine Hand aus zur Vergeltung. Sie haben seinen Bund entweiht,²³ Psalmen Ps 23 54 21 23 Hebr.: Er (Achitophel) legt seine Hand an seine Freunde, entweiht seinen Treubund (den vor Gottes Antlitz geschlossenen Schutz- und Trutzbund). Vulg.: Gottes Bund. Psalmen Ps 23 54 22 Divisi sunt ab ira vultus ejus: et appropinquavit cor illius. Molliti sunt sermones ejus super oleum: et ipsi sunt jacula. aber durch seinen Zornesblick werden sie zerstreut und sein Grimm verfolgt sie. Seine Worte sind gelinder denn Öl und gleichwohl sind sie Pfeile.²⁴ Psalmen Ps 23 54 22 24 Hebr.: Glatt sind die Butterworte (die süß wie Butter von seinem Munde gehenden Worte) seines Mundes und Krieg ist sein Herz, weicher sind seine Worte als Öl und sind doch Schwerterklingen. David fasst aus der Menge seiner Feinde wieder den Treubrüchigen besonders ins Auge. Psalmen Ps 23 54 23 Jacta super Dominum curam tuam, et ipse te enutriet: non dabit in æternum fluctuationem justo. Wirf deine Sorge²⁵ auf den Herrn,²⁶ und er wird dich erhalten; nicht auf immer wird er den Gerechten wanken lassen. [Mt 6,25, 1Petr 5,7] Psalmen Ps 23 54 23 25 Hebr.: Bürde. Psalmen Ps 23 54 23 26 Diesen Rat gibt David wie sich selbst so allen unschuldig Leidenden. Psalmen Ps 23 54 24 Tu vero Deus deduces eos, in puteum interitus. Viri sanguinum, et dolosi non dimidiabunt dies suos: ego autem sperabo in te Domine. Ja, du, o Gott! wirst sie hinabstürzen lassen in die Grube des Verderbens. Die Männer der Blutschuld und des Truges werden die Hälfte ihrer Lebenstage nicht erreichen, ich aber vertraue auf dich, o Herr!²⁷ Psalmen Ps 23 54 24 27 Was Achitophel an David, tat nachmals Judas am Heilande, gegen den gleichfalls ganz Jerusalem in Aufruhr war. Der hl. Augustin bezieht den Psalm auf jeden leidenden Christen, sowie auch auf die gesamte Kirche. Psalmen Ps 23 54 3 Intende mihi, et exaudi me. Contristatus sum in exercitatione mea: et conturbatus sum merke auf mich und erhöre mich! Ich bin betrübt in meiner Kümmernis und verwirrt³ Psalmen Ps 23 54 3 3 Hebr.: Merke auf mich und antworte mir. Ich bin bewegt in meinem Kummer und seufze. Psalmen Ps 23 54 4 A voce inimici, et a tribulatione peccatoris. Quoniam declinaverunt in me iniquitates: et in ira molesti erant mihi. ob der Stimme des Feindes⁴ und ob der Bedrängnis durch den Sünder. Denn sie wälzen Unheil auf mich und fallen in ihrem Grimme über mich her. Psalmen Ps 23 54 4 4 Der Hauptfeind, Achitophel, steht ihm als Vertreter aller vor Augen. Psalmen Ps 23 54 5 Cor meum conturbatum est in me: et formido mortis cecidit super me. Mein Herz ist geängstet in mir und des Todes Furcht ist auf mich gefallen.⁵ Psalmen Ps 23 54 5 5 Hebr.: Mein Herz windet sich in meinem Innern und Todesschrecken, vergl. [2Sam 17,2], haben mich befallen. Psalmen Ps 23 54 6 Timor et tremor venerunt super me: et contexerunt me tenebræ: Furcht und Zittern kommt mich an und Finsternis umhüllt mich.⁶ Psalmen Ps 23 54 6 6 Hebr.: Entsetzen bedeckt mich (erfüllt mich über und über). Psalmen Ps 23 54 7 Et dixi: Quis dabit mihi pennas sicut columbæ, et volabo, et requiescam? Da sprach ich: O dass ich Flügel hätte gleich einer Taube, ich flöge fort und fände Ruhe!⁷ Psalmen Ps 23 54 7 7 Sicherheit vor meinen Feinden. Psalmen Ps 23 54 8 Ecce elongavi fugiens: et mansi in solitudine. Siehe, ich fliehe fernhin und bleibe in der Wüste.⁸ Psalmen Ps 23 54 8 8 Vulg.: Ich ziehe jetzt aus Jerusalem Schilderung der augenblicklichen Lage. Hebr.: Ja, in die Ferne würde ich flüchten, verbleiben in der Wüste. Sela. Psalmen Ps 23 54 9 Exspectabam eum, qui salvum me fecit a pusillanimitate spiritus, et tempestate. Ich harre auf den, der mich errettet aus der Kleinmut des Geistes und dem Sturme.⁹ Psalmen Ps 23 54 9 9 Hebr.: Schnell würde ich mir eine Zuflucht suchen vor dem rasenden Winde, vor dem Sturme. Psalmen Ps 23 0 1 1. Der Psalmist fleht Gott um Hilfe und Schutz gegen die Angriffe seiner Feinde an. (V. 4) Ist Gott für ihn, so fürchtet er die schwachen Menschen nicht. (V. 5) 2. Beschreibung der Widersacher und Voraussagung ihrer Demütigung. (V. 11) 3. In Aussicht auf sichere Rettung verheißt der Psalmist im Voraus, die Pflicht der Dankbarkeit für Gottes Beistand zu erfüllen. Psalmen Ps 23 55 1 In finem, pro populo, qui a Sanctis longe factus est, David in tituli inscriptionem, cum tenuerunt eum Allophyli in Geth. Zum Ende, für das Volk, das fern ist vom Heiligtume,¹ eine Aufschrift Davids, als ihn die Philister zu Geth ergriffen. [1Sam 21,14] Psalmen Ps 23 55 1 1 Der hebr. Text ist verderbt und nicht zu erklären. Vielleicht: Dem Sangmeister nach: Taube der Verstummung unter den Fernen, ein Miktam (Liedergattung). Psalmen Ps 23 55 10 Tunc convertentur inimici mei retrorsum: In quacumque die invocavero te: ecce cognovi quoniam Deus meus es. Dann werden meine Feinde zurückweichen am Tage, da ich zu dir rufe;¹⁷ siehe, ich weiß, dass du mein Gott bist.¹⁸ Psalmen Ps 23 55 10 17 An dem sein schon jetzt erhörtes Gebet sich in der Tat erfüllt und der Ruf um Beistand mit der Gewährung desselben zusammentrifft. Psalmen Ps 23 55 10 18 Hebr.: dass Gott für mich ist. Psalmen Ps 23 55 11 In Deo laudabo verbum, in Domino laudabo sermonem: in Deo speravi, non timebo quid faciat mihi homo. In Gott preise ich sein Wort, in Gott preise ich seine Verheißung; auf Gott setze ich meine Hoffnung, ich hege keine Furcht, was könnte Fleisch mir anhaben? Psalmen Ps 23 55 12 In me sunt Deus vota tua, quæ reddam, laudationes tibi. Mir liegen ob, Gott! Gelübde gegen dich, Dankopfer,¹⁹ die ich dir darbringen will; Psalmen Ps 23 55 12 19 Freiwillige Opfer außer den gelobten. Psalmen Ps 23 55 13 Quoniam eripuisti animam meam de morte, et pedes meos de lapsu: ut placeam coram Deo in lumine viventium. denn du hast meine Seele dem Tode entrissen und meine Füße dem Falle, dass ich vor Gott im Lichte der Lebendigen²⁰ Wohlgefallen finde.²¹ Psalmen Ps 23 55 13 20 Hier auf Erden. Psalmen Ps 23 55 13 21 Hebr.: wandle. Psalmen Ps 23 55 2 Miserere mei Deus, quoniam conculcavit me homo: tota die impugnans tribulavit me. Erbarme dich meiner, o Gott! denn es treten mich die Menschen nieder,² immerfort bedrängen sie mich und ängstigen mich.³ Psalmen Ps 23 55 2 2 Verlangen nach mir, stellen mir nach. Psalmen Ps 23 55 2 3 Mich, den von dir Auserwählten und Gesalbten. Psalmen Ps 23 55 3 Conculcaverunt me inimici mei tota die: quoniam multi bellantes adversum me. Meine Feinde bedrücken mich immerfort, denn viele sind der Streiter wider mich.⁴ Psalmen Ps 23 55 3 4 Hebr.: Es sind in ungestümen Verlangen meine Widersacher den ganzen Tag hindurch und viele sind meiner Bedränger in Hochmut. Psalmen Ps 23 55 4 Ab altitudine diei timebo: ego vero in te sperabo. Ich fürchte mich vor des Tages Höhe,⁵ doch ich vertraue auf dich.⁶ Psalmen Ps 23 55 4 5 Vor den höchsten Gefahren (?) Hebr.: Am Tage, da ich mich fürchte, setze ich mein Vertrauen auf dich. Psalmen Ps 23 55 4 6 Im Vertrauen auf Gott fest begründet. Psalmen Ps 23 55 5 In Deo laudabo sermones meos, in Deo speravi: non timebo quid faciat mihi caro. In Gott⁷ preise ich die mir gewordene Verheißung,⁸ auf Gott setze ich meine Hoffnung; ich bin ohne Furcht, was könnte Fleisch mir anhaben? Psalmen Ps 23 55 5 7 Durch Gott. Psalmen Ps 23 55 5 8 In dem Bewusstsein, dass sie in Erfüllung geht. Psalmen Ps 23 55 6 Tota die verba mea exsecrabantur: adversum me omnes cogitationes eorum, in malum. Immerfort verfluchen sie meine Worte;⁹ alle ihre Gedanken sind wider mich zum Bösen. Psalmen Ps 23 55 6 9 Hebr.: Tun sie meinen Worten Gewalt an. Psalmen Ps 23 55 7 Inhabitabunt et abscondent: ipsi calcaneum meum observabunt. Sicut sustinuerunt animam meam, Sie kommen insgeheim zusammen, sie lauern meiner Ferse auf.¹⁰ Aber¹¹ wie sie nach meinem Leben trachten, Psalmen Ps 23 55 7 10 Beobachten alle meine Schritte. Psalmen Ps 23 55 7 11 Hebr.: Wie sie denn nach meinem Leben trachten. Psalmen Ps 23 55 8 Pro nihilo salvos facies illos: in ira populos confringes, Deus, so wirst du sie mitnichten entrinnen lassen, im Zorne wirst du¹² die Völker¹³ zermalmen.¹⁴ O Gott! Psalmen Ps 23 55 8 12 Hebr.: stürze. Psalmen Ps 23 55 8 13 David blickt auf die ganze feindliche Völkerwelt, da jedes besondere Gericht Gottes nur ein Ausfluss seiner allgemeinen, allumfassenden richterlichen Tätigkeit ist. Psalmen Ps 23 55 8 14 Hierher gehörte wohl gleichfalls der V. 5, V. 11 wiederkehrende Einschaltvers. Psalmen Ps 23 55 9 Vitam meam annuntiavi tibi: posuisti lacrimas meas in conspectu tuo, Sicut et in promissione tua: Mein Leben¹⁵ mache ich dir kund; du brachtest meine Tränen vor dein Angesicht, sowie du auch verheißen hast.¹⁶ Psalmen Ps 23 55 9 15 Fluchtleben. Psalmen Ps 23 55 9 16 Hebr.: du zeichnest auf meine Flucht, meine Tränen sind (lege) in deinen Schlauch gelegt (der Wasserschlauch ist hier Bild sorgfältiger Bewahrung im Gedächtnis), sind sie nicht in deinem Merkbuche aufgeschrieben? (Die letzten Worte sind nach einigen Glosse.) Psalmen Ps 23 0 1 1. Vertrauensvolle Bitte um Hilfe. (V. 6) 2. Den Nachstellungen der Feinde sein eigenes Gottvertrauen entgegenstellend, ermuntert sich David, Gott zu loben, wie wenn er die Offenbarung der Barmherzigkeit und der Majestät Gottes schon schaute. Psalmen Ps 23 56 1 In finem, Ne disperdas, David in tituli inscriptionem, cum fugeret a facie Saul in speluncam. Zum Ende, vertilge nicht! von David; eine Aufschrift;¹ als er vor Saul in die Höhle floh.² [2Sam 22, 2Sam 24] Psalmen Ps 23 56 1 1 Für den Musikmeister. Nach der Melodie Vertilge nicht zu singen. Von David. Ein Geheimnislied. Psalmen Ps 23 56 1 2 Wohl bei der [2Sam 22] (nach anderen 24) erwähnten Gelegenheit. Psalmen Ps 23 56 10 Confitebor tibi in populis Domine: et psalmum dicam tibi in gentibus: Ich will dich preisen unter den Völkern, o Herr! und dir lobsingen unter den Nationen, Psalmen Ps 23 56 11 Quoniam magnificata est usque ad clos misericordia tua, et usque ad nubes veritas tua. denn groß bis zum Himmel ist dein Erbarmen und bis zu den Wolken deine Treue.¹² Psalmen Ps 23 56 11 12 Die Offenbarung der göttlichen Gnade und Treue ist nach Inhalt und Umfang unermesslich groß, daher ein Dank, den alle Völker vernehmen. Psalmen Ps 23 56 12 Exaltare super clos Deus: et super omnem terram gloria tua. Erhebe dich über die Himmel, o Gott! und deine Herrlichkeit breite sich über die ganze Erde hin aus. Psalmen Ps 23 56 2 Miserere mei deus, miserere mei: quoniam in te confidit anima mea. Et in umbra alarum tuarum sperabo, donec transeat iniquitas. Erbarme dich meiner, o Gott! erbarme dich meiner; denn auf dich vertraut meine Seele und unter dem Schatten deiner Flügel³ suche ich Zuflucht, bis das Verderben vorübergeht. Psalmen Ps 23 56 2 3 Deinem Schutze. Vergl. [Ps 16,8] und [Ps 35,8] wie [Dtn 32,10ff]. Psalmen Ps 23 56 3 Clamabo ad Deum altissimum: Deum qui benefecit mihi. Zu Gott, dem Allerhöchsten, rufe ich, zu Gott, der mir Gutes erweist.⁴ Psalmen Ps 23 56 3 4 Oder: der es für mich hinausführt. Psalmen Ps 23 56 4 Misit de clo, et liberavit me: dedit in opprobrium conculcantes me. Misit deus misericordiam suam, et veritatem suam, Er sendet Hilfe vom Himmel und befreit mich, gibt meine Unterdrücker der Schmach hin;⁵ Gott sendet sein Erbarmen und seine Treue; Psalmen Ps 23 56 4 5 Hebr.: Es höhnt mein Verfolger. Sela. Das Sela gehört nach Septuag hinter V. 3. Psalmen Ps 23 56 5 Et eripuit animam meam de medio catulorum leonum: dormivi conturbatus. Filii hominum dentes eorum arma et sagittæ: et lingua eorum gladius acutus. er reißt mich⁶ aus der jungen Löwen Mitte, in Ängsten lege ich mich nieder. Der Menschenkinder Zähne sind Waffen und Pfeile und ihre Zunge ein scharfes Schwert. Psalmen Ps 23 56 5 6 Fehlt im Hebr., dessen V. 5 vielmehr lautet: Meine Seele ist inmitten von Leuen, hinlegen will ich mich unter Feuerschnaubenden, unter Menschenkindern (unter feuerschnaubenden Menschenkindern, oder: unter vor Gier flammenschnaubenden Löwen und unter Menschen 7.), deren Zähne wie Lanzen und Pfeile und deren Zunge ein scharfes Schwert ist. Psalmen Ps 23 56 6 Exaltare super clos Deus: et in omnem terram gloria tua. Erhebe dich hoch über die Himmel, o Gott! und deine Herrlichkeit zeige sich über die ganze Erde.⁷ Psalmen Ps 23 56 6 7 Zeige deine Erhabenheit und Macht, indem du die Anschläge der Menschen zunichte machst, damit mein und aller Frommen Vertrauen gerechtfertigt werde. Psalmen Ps 23 56 7 Laqueum paraverunt pedibus meis: et incurvaverunt animam meam. Foderunt ante faciem meam foveam: et inciderunt in eam. Sie legten meinen Füßen Fallstricke und beugten meine Seele nieder, sie gruben vor mir eine Grube und stürzten selbst in dieselbe.⁸ Psalmen Ps 23 56 7 8 Sela. Psalmen Ps 23 56 8 Paratum cor meum Deus, paratum cor meum: cantabo, et psalmum dicam. Bereit⁹ ist mein Herz, o Gott! bereit ist mein Herz, ich will singen und Psalmen spielen. Psalmen Ps 23 56 8 9 Gefasst, getrost. Psalmen Ps 23 56 9 Exsurge gloria mea, exsurge psalterium et cithara: exsurgam diluculo. Auf, mein Ruhm,¹⁰ auf, Saitenspiel und Harfe! am frühesten Morgen will ich mich erheben.¹¹ Psalmen Ps 23 56 9 10 Meine Seele. Psalmen Ps 23 56 9 11 Hebr.: Wecken will ich das Morgenrot. (Das sonst den Menschen zu wecken pflegt, seinem Aufgehen durch meinen Gesang zuvorkommend.) Psalmen Ps 23 0 1 1. Anklage der ungerecht richtenden Gewalthaber. (V. 3) 2. Beschreibung ihrer Bosheit. (V. 6) 3. Anwünschung und Voraussagung der Strafe der Frevler. (V. 10) 4. Folgen des göttlichen Eingreifens. Psalmen Ps 23 57 1 In finem, Ne disperdas, David in tituli inscriptionem. Zum Ende, vertilge nicht!¹ von David, eine Aufschrift. Psalmen Ps 23 57 1 1 Für den Musikmeister. Nach der Melodie Vertilge nicht zu singen. Der Psalm stammt wohl aus der Zeit Absaloms. Psalmen Ps 23 57 10 Priusquam intelligerent spinæ vestræ rhamnum: sicut viventes, sic in ira absorbet eos. Bevor eure Dornen zum Strauche heranwachsen, rafft er sie, noch in der Fülle des Lebens, im Zorne hinweg.¹³ Psalmen Ps 23 57 10 13 Gott rafft die Frevler in der Fülle des Lebens und noch ehe sie imstande sind, ihre Pläne auszuführen, weg. Der hebr. Text ist verderbt. Man übersetzt meist: Ehedem eure Töpfe noch den Dorn (der das Feuer unterhält) verspüren, sei es noch roh, sei es im Glühen, er reißt's hinweg. Oder: Wenn noch lebendig, wird er es wegstören in Zornesglut überaus schnell. Psalmen Ps 23 57 11 Lætabitur justus cum viderit vindictam: manus suas lavabit in sanguine peccatoris. Der Gerechte wird sich freuen, wenn er die Rache sieht;¹⁴ er wird seine Hände¹⁵ waschen im Blute des Sünders.¹⁶ Psalmen Ps 23 57 11 14 Der Gerechte sieht Rache, nicht übt er sie. Psalmen Ps 23 57 11 15 Hebr.: Tritte. Psalmen Ps 23 57 11 16 Bild der Befriedigung, welche dem Gerechten gewährt wird, dem Kriege entlehnt. Psalmen Ps 23 57 12 Et dicet homo: Si utique est fructus justo: utique est Deus judicans eos in terra. Und man wird sprechen: Ja, wahrlich, es gibt einen Lohn für den Gerechten; wahrlich, es ist ein Gott, der sie auf Erden richtet!¹⁷ Psalmen Ps 23 57 12 17 Dieses Bekenntnis ist die Äußerung der Rachefreude V. 11, die sich dadurch als unsträflich erweist. Konnten die Menschen zuvor etwa zweifeln, ob es eine Gerechtigkeit auf Erden gibt, so haben sie jetzt erfahren, dass das Gericht über die Frevler kommt, wenn nicht stets alsogleich, so doch sicher und dass es wirklich einen Höheren gibt über den Hohen. (V. 2) Psalmen Ps 23 57 2 Si vere utique justitiam loquimini: recta judicate filii hominum. Wenn ihr ja in Wahrheit gerechten Spruch fällt,² so richtet, was recht ist, ihr Menschenkinder!³ Psalmen Ps 23 57 2 2 Nicht in streng richterlichem Sinne. Hebr.: Götter (?) als anspruchsvolle, überstolze Machthaber werden sie so angeredet. Absalom hatte mit den Seinen die Rechtsprechung als Mittel benutzt, David das Herz des Volkes zu stehlen. [2Sam 14] Psalmen Ps 23 57 2 3 Hebr.: Richtet in Gerechtigkeit die Menschenkinder. Psalmen Ps 23 57 3 Etenim in corde iniquitates operamini: in terra injustitias manus vestræ concinnant. Denn ihr verübt Bosheit im Herzen, eure Hände üben Gewalttat auf Erden.⁴ Psalmen Ps 23 57 3 4 Hebr.: Ihr wäget im Lande das Unrecht eurer Hände dar (so das Unbill der Schale eurer angeblichen Gerechtigkeit füllt). Psalmen Ps 23 57 4 Alienati sunt peccatores a vulva, erraverunt ab utero: locuti sunt falsa. Entfremdet⁵ sind sie als Sünder von Mutterleibe an, sie gehen irre von der Geburt an, sie reden Lügen. Psalmen Ps 23 57 4 5 Hebr.: Abtrünnig (von Gott). Psalmen Ps 23 57 5 Furor illis secundum similitudinem serpentis: sicut aspidis surdæ, et obturantis aures suas. Sie wüten⁶ gleich einer Schlange, gleich einer tauben Natter,⁷ die ihr Ohr verstopft, Psalmen Ps 23 57 5 6 Hebr.: Gift haben sie. Psalmen Ps 23 57 5 7 Richtiger: Otter. Psalmen Ps 23 57 6 Quæ non exaudiet vocem incantantium: et venefici incantantis sapienter, die nicht auf die Stimme der Beschwörer hört und des wohlerfahrenen Zauberers.⁸ Psalmen Ps 23 57 6 8 Von Ägypten bis Indien wurde die Schlangenbeschwörung geübt. Lassen andere Schlangen sich zähmen, so nicht die sich taub gegen alle Beschwörungen stellende Otter. Sind auch alle Menschen durch die Erbsünde des Bösen teilhaftig geworden, so gibt es doch Menschen, in denen das böse Herz durch keine Macht der Liebe, durch keine Selbstverleugnung der Geduld geändert werden zu können scheint. Über solche muss Gottes Gericht kommen, die Macht des Bösen zu brechen. Psalmen Ps 23 57 7 Deus conteret dentes eorum in ore ipsorum: molas leonum confringet Dominus. Gott wird ihre Zähne⁹ in ihrem Munde zerschmettern, das Gebiss der Löwen wird der Herr zerbrechen. Psalmen Ps 23 57 7 9 Backenzähne. Das Bild ist von der Jagd genommen, auf der man die Hauer und Backenzähne der wilden Tiere zerschmetterte. Psalmen Ps 23 57 8 Ad nihilum devenient tamquam aqua decurrens: intendit arcum suum donec infirmentur. Sie werden zu nichts werden wie Wasser, das verrinnt, er¹⁰ spannt seinen Bogen, bis sie kraftlos hinsinken.¹¹ Psalmen Ps 23 57 8 10 Ein jeder. Psalmen Ps 23 57 8 11 Ihre bösen Kriege führend, werden sie ermattet umkommen. Hebr.: Möge er spannen seine Pfeile, sie werden wie abgekuppt (so wirkungslos). Psalmen Ps 23 57 9 Sicut cera, quæ fluit, auferentur: supercecidit ignis, et non viderunt solem. Wie Wachs, das zerfließt, werden sie vergehen; Feuer fällt auf sie hernieder, dass sie die Sonne nicht mehr sehen.¹² Psalmen Ps 23 57 9 12 Der hebr. Text ist kaum unversehrt. Vielleicht: Wie eine Schnecke, die in Schleim zerfließend dahingeht, eines Weibes Fehlgeburt, die nicht ansichtig geworden der Sonne. Psalmen Ps 23 0 1 1. Bitte um Gottes Schutz gegen die Feinde des Psalmisten und um Befreiung aus der Gefahr. (V. 6) 2. Schilderung der Nachstellungen der Feinde und Beteuerung des Vertrauens auf Gottes Hilfe. (V. 11) 3. Bitte um Strafe an den Feinden, Voraussagung ihrer Beschämung und ihres Unterganges. (V. 16) 4. Versprechen, Gott aus dankbarem Herzen Lob zu singen. Psalmen Ps 23 58 1 In finem, Ne disperdas, David in tituli inscriptionem, quando misit Saul, et custodivit domum ejus, ut eum interficeret. Zum Ende, vertilge nicht!¹ von David; eine Aufschrift, als Saul hinsandte und sein Haus bewachen ließ, um ihn zu töten.² [1Sam 19] Psalmen Ps 23 58 1 1 Dem Musikmeister. Melodie: Vertilge nicht. Psalmen Ps 23 58 1 2 Nicht als ob der Psalm in jener Nacht gedichtet wäre, sondern auf jene Nacht. Psalmen Ps 23 58 10 Fortitudinem meam ad te custodiam, quia Deus susceptor meus es: Meine Stärke will ich bei dir bewahren,¹⁵ denn du, o Gott! bist mein Schirm. Psalmen Ps 23 58 10 15 Hebr.: meine Stärke, auf dich will ich harren. Psalmen Ps 23 58 11 Deus meus misericordia ejus præveniet me. Meines Gottes Barmherzigkeit wird mir zuvorkommen, Psalmen Ps 23 58 12 Deus ostendet mihi super inimicos meos, ne occidas eos: nequando obliviscantur populi mei. Disperge illos in virtute tua: et depone eos, protector meus Domine: Gott wird mich mein Auge weiden lassen an meinen Feinden. Töte sie nicht,¹⁶ dass meine Volksgenossen es nicht vergessen!¹⁷ Zerstreue sie durch deine Macht und bringe sie zu Falle, Herr! mein Beschützer, Psalmen Ps 23 58 12 16 Nicht alsbald. (Vergl. V. 14.) Mit dieser Anrufung beginnt im Hebr., Chald., Syr., Arab. ein neuer Vers. Psalmen Ps 23 58 12 17 Damit sie meinen Volksgenossen eine Zeitlang als Beispiel göttlicher Strafe vor Augen stehen. Psalmen Ps 23 58 13 Delictum oris eorum, sermonem labiorum ipsorum: et comprehendantur in superbia sua. Et de exsecratione et mendacio annuntiabuntur ob der Sünde ihres Mundes und der Rede ihrer Lippen.¹⁸ Mögen sie gefangen werden in ihrem Hochmut. Um der Verfluchungen und der Lüge willen¹⁹ werden sie der Vernichtung geweiht werden, Psalmen Ps 23 58 13 18 Hebr.: Sünde ihres Mundes ist das Wort ihrer Lippen. Psalmen Ps 23 58 13 19 Im Hebr. beginnt hier V. 14: Vertilge sie im Grimme, vertilge sie, dass sie nicht mehr seien. Psalmen Ps 23 58 14 In consummatione: in ira consummationis, et non erunt. Et scient quia deus dominabitur Jacob: et finium terræ. der Vernichtung im Zorne, dass sie nicht mehr seien. Sie sollen wissen, dass Gott über Jakob herrscht und bis an die Enden der Erde!²⁰ Psalmen Ps 23 58 14 20 Sela. Psalmen Ps 23 58 15 Convertentur ad vesperam, et famem patientur ut canes, et circuibunt civitatem. Am Abende kehren sie zurück und leiden Hunger wie Hunde und umkreisen die Stadt. Psalmen Ps 23 58 16 Ipsi dispergentur ad manducandum: si vero non fuerint saturati, et murmurabunt. Sie zerstreuen sich, um Nahrung zu suchen, und murren, wenn sie nicht satt werden.²¹ Psalmen Ps 23 58 16 21 Hebr.: Sie irren umher nach Speise; wenn sie nicht gesättigt werden, bleiben sie über Nacht (nach Futter gierig). Der Psalmist bleibt im Bilde: wie Hunde sind die Feinde, die sich ihren Fraß, David, nicht entgehen lassen wollen, sondern sich bemühen, ihn in ihre Gewalt zu bekommen. Doch umsonst, so kann denn David am Morgen ob des Erbarmens Gottes frohlocken, der ihn beschützt. Psalmen Ps 23 58 17 Ego autem cantabo fortitudinem tuam: et exsultabo mane misericordiam tuam. Quia factus es susceptor meus, et refugium meum, in die tribulationis meæ. Ich aber will deine Stärke besingen und am frühen Morgen ob deines Erbarmens frohlocken, denn du bist mein Schirm und meine Zuflucht geworden am Tage meiner Not. Psalmen Ps 23 58 18 Adjutor meus tibi psallam, quia Deus susceptor meus es: Deus meus misericordia mea. O mein Helfer! dir will ich lobsingen, denn du, Gott, bist mein Beschützer, mein Gott, mein Erbarmen! Psalmen Ps 23 58 2 Eripe me de inimicis meis Deus meus: et ab insurgentibus in me libera me. Errette mich vor meinen Feinden, o mein Gott! und von meinen Widersachern befreie mich. Psalmen Ps 23 58 3 Eripe me de operantibus iniquitatem: et de viris sanguinum salva me. Errette mich vor den Übeltätern und gegen die Blutgierigen sei meine Hilfe. Psalmen Ps 23 58 4 Quia ecce ceperunt animam meam: irruerunt in me fortes. Denn siehe, sie lauern meinem Leben auf, die Starken überfallen mich. Psalmen Ps 23 58 5 Neque iniquitas mea, neque peccatum meum Domine: sine iniquitate cucurri, et direxi. Und doch habe ich mich nicht vergangen noch versündigt, o Herr!³ ohne Verschuldung und gerade war mein Wandel.⁴ Psalmen Ps 23 58 5 3 Im Hebr. beginnt nunmehr erst V. 5. Psalmen Ps 23 58 5 4 Hebr.: Ohne Schuld. (meinerseits) laufen sie und stellen sich auf. Psalmen Ps 23 58 6 Exsurge in occursum meum, et vide: et tu Domine Deus virtutum, Deus Israel, Intende ad visitandas omnes gentes: non miserearis omnibus, qui operantur iniquitatem. Auf, komme mir entgegen⁵ und siehe darauf,⁶ und du Herr, Gott der Heerscharen, Gott Israels! suche alle Völker⁷ heim, habe kein Erbarmen mit allen, die Böses tun.⁸ Psalmen Ps 23 58 6 5 Hebr.: Wache auf, mir entgegen. Psalmen Ps 23 58 6 6 Überzeuge dich selbst, in welcher Gefahr ich schwebe. Psalmen Ps 23 58 6 7 Die Feinde Davids gehören nicht zum wahren Israel und sind so das Bild der Heiden, der Feinde Gottes. Psalmen Ps 23 58 6 8 Hebr.: mit allen frevelhaften Verrätern. Sela. Psalmen Ps 23 58 7 Convertentur ad vesperam: et famem patientur ut canes, et circuibunt civitatem. Am Abende kehren sie zurück⁹ und leiden Hunger¹⁰ wie Hunde und umkreisen die Stadt.¹¹ Psalmen Ps 23 58 7 9 Am Tage wagen sie ihr Vorhaben nicht auszuführen, deshalb kommen sie Abend für Abend zurück. Psalmen Ps 23 58 7 10 Sind gierig. Hebr.: knurren. Psalmen Ps 23 58 7 11 David die Flucht abzuschneiden. Psalmen Ps 23 58 8 Ecce loquentur in ore suo, et gladius in labiis eorum: quoniam quis audivit? Siehe, sie geifern mit ihrem Munde und ein Schwert ist auf ihren Lippen,¹² denn wer hört es?¹³ Psalmen Ps 23 58 8 12 Sie zücken dies Schwert, sobald ihre Lippen zucken. Ihr Mund geht von Mordgedanken und Lästerungen gegen David über, durch die sie sich vor sich selbst zu rechtfertigen suchen und sich einreden, es gebe keinen Gott. Psalmen Ps 23 58 8 13 Worte der Feinde. Hört Gott es nicht, so straft er auch nicht, also mutig voran! Psalmen Ps 23 58 9 Et tu Domine deridebis eos: ad nihilum deduces omnes gentes. Aber du, Herr! lachst ihrer, du machst alle Völker¹⁴ zuschanden. Psalmen Ps 23 58 9 14 Den Heiden gehören diese Frevler ihrer inneren Gesinnung nach zu. Psalmen Ps 23 0 1 1. Klage, dass Gott über sein Volk Schweres hat kommen lassen, und Bitte um Hilfe. (V. 7) 2. Siegverheißender Ausspruch Gottes, der David als Herrn des Landes und zum Sieger über Moab, Edom und Philisterland hinstellt. (V. 10) 3. Erneute Bitte: Gott, der sein Volk gedemütigt, wolle ihm wieder gnädig sein, und mutiger Ausblick in die Zukunft. Psalmen Ps 23 59 1 In finem, Pro his, qui immutabuntur, in tituli inscriptionem ipsi David in doctrinam, Zum Ende, auf die, welche verwandelt werden,¹ eine Aufschrift von David zur Belehrung,² Psalmen Ps 23 59 1 1 Für den Musikmeister. Melodie: Die Lilien sind ein Zeugnis. Psalmen Ps 23 59 1 2 Hebr.: Miktam (Dichtungsart) Psalmen Ps 23 59 10 Moab olla spei meæ. In Idumæam extendam calceamentum meum: mihi alienigenæ subditi sunt. Moab der Topf meiner Hoffnung,¹⁸ über Edom strecke ich¹⁹ meinen Schuh, mir sind die Fremdlinge²⁰ untertan.²¹ Psalmen Ps 23 59 10 18 Moab werde ich mir unterwerfen und es wird wie ein gefüllter Fleischtopf mein Begehren stillen. Besser nach dem Hebr.: Moab, mein Waschbecken. Psalmen Ps 23 59 10 19 Hebr.: werfe ich. Psalmen Ps 23 59 10 20 Die Philister. Hebr.: über mich jauchze Philisterland (mir als Herrn huldigend). Psalmen Ps 23 59 10 21 Sogar die umliegenden Heidenvölker müssen dem von Gott erwählten Könige dienen. Zur Bezeichnung dessen werden sie mit geringfügigen Gerätschaften verglichen. Der Waschtopf, zum Waschen der Füße bestimmt, ist als verachtetes Gefäß Bild der niedrigsten Dienstbarkeit. Die Schuhe werden dem Sklaven zugeworfen, wie das Werfen derselben auch Zeichen der Besitzergreifung (das Ausziehen Zeichen der Rechtsentsagung [Rut 4,7]) ist. Psalmen Ps 23 59 11 Quis deducet me in civitatem munitam? quis deducet me usque in Idumæam? Wer führt mich in die feste Stadt?²² wer geleitet mich bis nach Edom? Psalmen Ps 23 59 11 22 Nach Petra. O möchte man mich führen zu dieser Stadt! Psalmen Ps 23 59 12 Nonne tu Deus, qui repulisti nos: et non egredieris Deus in virtutibus nostris? Nicht du, o Gott! der uns verstoßen, und wirst du nicht, o Gott! mit unsern Heeren ausziehen?²³ Psalmen Ps 23 59 12 23 Hebr.: Nun aber hast du uns verstoßen und ziehst nicht aus mit unseren Heeren. Psalmen Ps 23 59 13 Da nobis auxilium de tribulatione: quia vana salus hominis. Schaffe uns Hilfe, Herr! in²⁴ der Not, denn Menschenhilfe ist nichtig. Psalmen Ps 23 59 13 24 Eigentlich: so dass wir der Not ledig werden. Psalmen Ps 23 59 14 In Deo faciemus virtutem: et ipse ad nihilum deducet tribulantes nos. Mit Gott wollen wir große Taten vollbringen²⁵ und er wird unsere Bedränger zunichte machen!²⁶ Psalmen Ps 23 59 14 25 Von Gott kommt der Sieg. Psalmen Ps 23 59 14 26 Täglich haben wir zu kämpfen, täglich fühlen wir unsere Schwäche, aber erfahren auch die Hilfe Gottes. So kämpfen wir denn mutig im Ausblick auf das uns verheißene himmlische Kanaan. Psalmen Ps 23 59 2 Cum succendit Mesopotamiam Syriæ, et Sobal, et convertit Joab, et percussit Idumæam in valle Salinarum duodecim millia. als er das syrische Mesopotamien³ und Sobal verheert hatte und Joab umkehrte und im Salztale zwölftausend⁴ Edomiter erschlug.⁵ Psalmen Ps 23 59 2 3 Zusatz der Septuag und Vulgata: Nordmesopotamien. Psalmen Ps 23 59 2 4 Die Zahlzeichen sind an einer Stelle von den Abschreibern nicht richtig wiedergegeben, da nach [2Sam 8,13] von den Edomitern 18000 fielen. Psalmen Ps 23 59 2 5 David war der König, Joab der Oberfeldherr, Abisai befehligte die Abteilung, welche die Idumäer schlug. Psalmen Ps 23 59 3 Deus repulisti nos, et destruxisti nos: iratus es, et misertus es nobis. O Gott! du hast uns verstoßen und zerrüttet,⁶ du zürntest, doch du wirst dich wieder unser erbarmen. Psalmen Ps 23 59 3 6 Was die Edomiter getan, haben sie als Werkzeuge Gottes vollbracht. Er hat gleichsam die feste Mauer des Gottesreiches durchbrochen. Psalmen Ps 23 59 4 Commovisti terram, et conturbasti eam: sana contritiones ejus, quia commota est. Du hast das Land bewegt⁷ und es erschüttert; heile seine Brüche, denn es wankt. Psalmen Ps 23 59 4 7 Der feindliche Angriff hatte Israel mit dem Untergange bedroht, deshalb wird einem Erdbeben verglichen. Psalmen Ps 23 59 5 Ostendisti populo tuo dura: potasti nos vino compunctionis. Du hast dein Volk Hartes erfahren lassen, hast uns mit Schmerzenswein⁸ getränkt. Psalmen Ps 23 59 5 8 Hebr.: Taumelwein. Psalmen Ps 23 59 6 Dedisti metuentibus te significationem: ut fugiant a facie arcus: Ut liberentur dilecti tui: Doch denen, die dich fürchten, gabst du ein Panier,⁹ vor dem Bogen¹⁰ zu flüchten,¹¹ auf dass deine Geliebten¹² gerettet werden. Psalmen Ps 23 59 6 9 Zeichen, wohin sie vor dem Feinde fliehen sollten. Psalmen Ps 23 59 6 10 Der feindlichen Macht. Hebr.: sich emporzuheben um der Wahrheit (der Verheißungen) wegen. Sela. Psalmen Ps 23 59 6 11 Entweder die Israeliten durch seine Mahnung, dass er ihren Untergang beschlossen, vor vergeblicher Niederlage bewahrend, oder wenigstens die Gottesfürchtigen rettend. Der hebr. Text ist nicht unversehrt überliefert. Psalmen Ps 23 59 6 12 Das Volk Israel. Psalmen Ps 23 59 7 Salvum fac dextera tua, et exaudi me. Hilf nun mit deiner Rechten und erhöre mich! Psalmen Ps 23 59 8 Deus locutus est in sancto suo: Lætabor, et partibor Sichimam: et convallem tabernaculorum metibor. Gott hat verheißen in¹³ seiner Heiligkeit: Jauchzen werde ich, austeilen Sichem¹⁴ und vermessen das Tal der Gezelte.¹⁵ Psalmen Ps 23 59 8 13 Oder: bei. Das Folgende sind Worte Davids. Psalmen Ps 23 59 8 14 Sichem und Sukkoth stehen für ganz Kanaan. Jenes liegt im diesseitigen, dieses im Ostlande. Psalmen Ps 23 59 8 15 Sukkoth. Psalmen Ps 23 59 9 Meus est Galaad, et meus est Manasses: et Ephraim fortitudo capitis mei. Juda rex meus. Mein ist Galaad¹⁶ und mein ist Manasses und Ephraim ist die Schutzwehr meines Hauptes, Juda mein König,¹⁷ Psalmen Ps 23 59 9 16 Ostmanasse. Psalmen Ps 23 59 9 17 Hebr.: mein Zepter. Ephraim und Juda sind die beiden Hauptstämme; der zahlreichste und mächtigste ist Davids Helm, Juda hat die Verheißung der Herrschaft. So hat also David den unentreißbaren Besitz des gelobten Landes. Psalmen Ps 23 0 1 1. Fern vom Gezelte Gottes ruft der Psalmist den Herrn sehnsüchtig um Schutz und Kraft an, gestützt auf bereits erfahrene Gebetserhörungen und die bewährte Treue Gottes. (V. 6) 2. Bitte, Gott wolle dem Könige langes Leben und eine gesegnete Regierung geben, wofür David ihm zeitlebens sich dankbar zu erweisen verspricht. Psalmen Ps 23 60 1 In finem, In hymnis David. Zum Ende, aus Davids Liedern.¹ Psalmen Ps 23 60 1 1 Für den Musikmeister. Mit der Zither (oder dem Psalter) zu begleiten. Psalmen Ps 23 60 2 Exaudi Deus deprecationem meam: intende orationi meæ. Erhöre, o Gott! mein Flehen, hab acht auf mein Gebet! Psalmen Ps 23 60 3 A finibus terræ ad te clamavi: dum anxiaretur cor meum, in petra exaltasti me. Deduxisti me, Vom Ende der Erde² rufe ich zu dir, da mein Herz in Ängsten ist. Du erhobst mich auf einen Felsen, leitetest mich; Psalmen Ps 23 60 3 2 Fern vom Angesicht Gottes, heimatlos und von der Stätte des Heiles geschieden, kommt ihm die Entfernung von der Stätte der Bundeslade unermesslich groß vor. Psalmen Ps 23 60 4 Quia factus es spes mea: turris fortitudinis a facie inimici. denn du warst meine Hoffnung, ein fester Turm gegen den Feind.³ Psalmen Ps 23 60 4 3 Höre mich, der du mich auch ehedem erhört und Felsengrund unter meine Füße gegeben, dich als meine Hoffnung (mein Helfer) bewährt hast. Psalmen Ps 23 60 5 Inhabitabo in tabernaculo tuo in sæcula: protegar in velamento alarum tuarum. Ich werde immerdar in deinem Zelte weilen,⁴ beschirmt sein unter dem Schatten deiner Flügel.⁵ Psalmen Ps 23 60 5 4 Dein Hausgenosse sein, diesen aber muss der Hausherr schützen. Psalmen Ps 23 60 5 5 Die Bundeslade hat einen festen Ort von David erhalten, daher ist sie zum ersten Male zu dem Bilde der innigsten Gemeinschaft mit Gott verwendet. Psalmen Ps 23 60 6 Quoniam tu Deus meus exaudisti orationem meam: dedisti hereditatem timentibus nomen tuum. Denn du, mein Gott! hast mein Gebet⁶ erhört, hast denen das Erbteil gegeben,⁷ die deinen Namen fürchten.⁸ Psalmen Ps 23 60 6 6 Mein mit Gelübden verbundenes Gebet. Psalmen Ps 23 60 6 7 Übertragen: Glück verliehen. Psalmen Ps 23 60 6 8 Gott in seiner Offenbarung verehren. Sela. Psalmen Ps 23 60 7 Dies super dies regis adjicies: annos ejus usque in diem generationis et generationis. Du wirst zu den Lebenstagen des Königs Tage hinzufügen,⁹ seine Jahre von Geschlecht zu Geschlecht währen lassen.¹⁰ Psalmen Ps 23 60 7 9 Ihn lange leben lassen. Psalmen Ps 23 60 7 10 Dies ist in dem Sprossen Davids, dem Messias, erfüllt (Targum). Psalmen Ps 23 60 8 Permanet in æternum in conspectu Dei: misericordiam et veritatem ejus quis requiret? Immerdar bleibt¹¹ er vor dem Angesichte Gottes. Wer wird seine¹² Barmherzigkeit und Treue erforschen?¹³ Psalmen Ps 23 60 8 11 In seiner Königswürde. Psalmen Ps 23 60 8 12 Die dem König erwiesene. Psalmen Ps 23 60 8 13 Ermessen. Hebr.: Gnade und Treue bestelle, dass sie ihn bewahren. Psalmen Ps 23 60 9 Sic psalmum dicam nomini tuo in sæculum sæculi: ut reddam vota mea de die in diem. So¹⁴ will ich¹⁵ deinem Namen ewig lobsingen, auf dass ich meine Gelübde erfülle Tag um Tag. Psalmen Ps 23 60 9 14 Wenn du meine Hoffnung erfüllst. Psalmen Ps 23 60 9 15 David selbst ist ja der König. Psalmen Ps 23 0 1 1. Der Psalmist, obwohl dem Anscheine nach rettungslos verloren, verzagt nicht, sondern stellt dem Ansturm seiner Feinde sein Vertrauen auf Gott entgegen. (V. 5) 2. Auf Selbsthilfe verzichtend, setzt er auf Gott sein Vertrauen und mahnt seine Anhänger zu gleichem. (V. 9) 3. Richtig ist alles Irdische, darum gilt es das Ewige zu erwägen: Gott belohnt die Guten und bestraft die Bösen. Psalmen Ps 23 61 1 In finem, Pro Idithun, Psalmus David. Zum Ende,¹ für Idithun, ein Psalm Davids.² Psalmen Ps 23 61 1 1 Für den Musikmeister. Psalmen Ps 23 61 1 2 Es ist ungewiss, ob der Psalm auf Sauls oder auf Absaloms Zeit Bezug nimmt. Psalmen Ps 23 61 10 Verumtamen vani filii hominum, mendaces filii hominum in stateris: ut decipiant ipsi de vanitate in idipsum. Fürwahr! nichtig sind die Menschenkinder, trügerisch die Menschenkinder, werden sie auf der Waage gewogen, sie täuschen allesamt wegen ihrer Nichtigkeit.¹³ Psalmen Ps 23 61 10 13 Alles, worauf die Menschenkinder Gewicht legen, ist eitel, sie wägen alles auf der falschen Waage des Selbstbetruges und irdischen Sinnes. Hebr.: Wahrlich, ein Hauch sind die Menschenkinder, Lüge die Herrensöhne; sie müssen auf der Waage emporschnellen, aus Hauch (dem Bereich der Nichtigkeit) sind sie allzumal. Psalmen Ps 23 61 11 Nolite sperare in iniquitate, et rapinas nolite concupiscere: divitiæ si affluant, nolite cor apponere. Verlasset euch nicht auf Unrecht und verlanget nicht nach Raub, und wenn euch Reichtum zuströmt, so hänget das Herz nicht an denselben!¹⁴ Psalmen Ps 23 61 11 14 Die Gegner sind vernichtet. Möge niemand ähnlich vermessene Gesinnung hegen wie jene, damit er nicht wie sie der Vernichtung anheimfalle. Psalmen Ps 23 61 12 Semel locutus est Deus, duo hæc audivi, quia potestas Dei est, Einmal¹⁵ hat Gott gesprochen. Diese zwei Dinge vernahm ich: Gott gehört die Macht zu, Psalmen Ps 23 61 12 15 Einmal für immer und so unabänderlich. Psalmen Ps 23 61 13 Et tibi Domine misericordia: quia tu reddes unicuique juxta opera sua. und bei dir, o Herr! ist Erbarmen; denn du vergiltst einem jeden nach seinen Taten. [Mt 16,27, Röm 2,6, 1Kor 3,8, Gal 6,5] Psalmen Ps 23 61 2 Nonne Deo subjecta erit anima mea? ab ipso enim salutare meum. Soll wohl meine Seele Gott nicht unterworfen sein,³ von ihm kommt mir ja Hilfe? Psalmen Ps 23 61 2 3 Es spricht aus David das Bewusstsein, dass er in Gottes Schutz steht. Hebr.: Ja, zu Gott ist meine Seele still (ergeben). Psalmen Ps 23 61 3 Nam et ipse Deus meus, et salutaris meus: susceptor meus, non movebor amplius. Ja, er nur ist mein Gott und mein Retter, mein Schirmer, ich werde nicht mehr⁴ wanken. Psalmen Ps 23 61 3 4 Noch mehr, allzusehr. Er wankt also in der Tat schon, aber nicht so, wie die Feinde es wünschen, dass er darniederläge. Psalmen Ps 23 61 4 Quousque irruitis in hominem? interficitis universi vos: tamquam parieti inclinato et maceriæ depulsæ? Wie lange stürmt ihr ein auf einen Mann⁵ und geht mit Mordgedanken um, ihr alle, wie auf eine sinkende Wand und eine einstürzende Mauer?⁶ Psalmen Ps 23 61 4 5 David. Psalmen Ps 23 61 4 6 Trotzdem ihr meint, ich sei einer Mauer ähnlich, welche jeden Augenblick einzustürzen droht, rennt er immer weiter gegen mich Schwachen in Massen an: Wie lange noch? Und doch ohne Erfolg! Psalmen Ps 23 61 5 Verumtamen pretium meum cogitaverunt repellere, cucurri in siti: ore suo benedicebant, et corde suo maledicebant. Nur darauf sinnen sie, mir meine Ehre⁷ zu rauben, dürstend irre ich umher;⁸ mit ihrem Munde segnen sie, in ihrem Herzen fluchen sie. Psalmen Ps 23 61 5 7 Meine Königswürde. Psalmen Ps 23 61 5 8 Hebr.: Wahrlich, von seiner Höhe ihn herabzustoßen in ihrem Innern. Sela. Psalmen Ps 23 61 6 Verumtamen Deo subjecta esto anima mea: quoniam ab ipso patientia mea. Doch du, meine Seele, sei Gott unterworfen,⁹ denn von ihm kommt mir Zuversicht. Psalmen Ps 23 61 6 9 Was die Seele schon tut, (V. 2), muss sie immer mehr zu üben streben. Psalmen Ps 23 61 7 Quia ipse Deus meus, et salvator meus: adjutor meus, non emigrabo. Denn er ist mein Gott und mein Retter, mein Helfer, ich werde nicht in die Fremde fliehen.¹⁰ Psalmen Ps 23 61 7 10 Hebr. wie V. 3: ich werde nicht wanken. Psalmen Ps 23 61 8 In Deo salutare meum, et gloria mea: Deus auxilii mei, et spes mea in Deo est. Auf Gott beruht mein Heil und mein Ruhm, er ist der Gott, der mir hilft, und meine Hoffnung beruht auf Gott! Psalmen Ps 23 61 9 Sperate in eo omnis congregatio populi, effundite coram illo corda vestra: Deus adjutor noster in æternum. Vertraue auf ihn, du ganze Gemeinde des Volkes,¹¹ schüttet euer Herz vor ihm aus! Gott ist unser Helfer¹² in Ewigkeit. Psalmen Ps 23 61 9 11 Ihr alle, die ihr mir treu geblieben, mein Volk seid. Psalmen Ps 23 61 9 12 Die nächsten Worte sind Zusatz der Septuag. Psalmen Ps 23 0 1 1. Mit Leib und Seele verlangt David in der Wüste nach Gott, den er so oft in seinem Heiligtum aufgesucht, und feiert dessen Barmherzigkeit, die besser ist als das Leben. (V. 4) 2. Mit seinen Gaben bereichert, will David stets Gottes gedenken und ihn preisen, seinen Helfer, der nicht verlässt, wen er nicht verlassen wird. (V. 9) 3. Umsonst bedrängen David seine Feinde, sie werden untergehen, während er mit den treuen Verehrern Gottes sich rühmen wird. Psalmen Ps 23 62 1 Psalmus David, Cum esset in deserto Idumææ. Ein Psalm Davids, als er in der Wüste von Idumäa war.¹ Psalmen Ps 23 62 1 1 Im südlichen Teile der Wüste Juda. Dort hielt sich David sowohl zur Zeit der Verfolgung Sauls [1Sam 25,23, 1Sam 26,2], wie zur Zeit der Empörung Absaloms auf. [2Sam 17,6] Psalmen Ps 23 62 10 Ipsi vero in vanum quæsierunt aninam meam, introibunt in inferiora terræ: Sie aber trachten mir vergebens¹³ nach dem Leben, sie werden hinabfahren in die Tiefen der Erde,¹⁴ Psalmen Ps 23 62 10 13 Hebr.: Jene, die mir nach dem Leben trachten, werden usw. Psalmen Ps 23 62 10 14 In die tiefsten Tiefen der Unterwelt. Psalmen Ps 23 62 11 Tradentur in manus gladii, partes vulpium erunt. werden der Gewalt des Schwertes preisgegeben, eine Beute der Füchse¹⁵ werden. Psalmen Ps 23 62 11 15 Hebr.: Der Schakale. Psalmen Ps 23 62 12 Rex vero lætabitur in Deo, laudabuntur omnes qui jurant in eo: quia obstructum est os loquentium iniqua. Der König aber wird sich Gottes freuen, es rühmen sich alle, die bei ihm¹⁶ schwören, denn der Mund derer, die Gottloses reden,¹⁷ ist verstopft.¹⁸ Psalmen Ps 23 62 12 16 Bei Gott. Wahre Verehrer Gottes stehen für seinen Gesalbten, David, ein. Psalmen Ps 23 62 12 17 Die gegen den von Gott erwählten König sich erheben, haben auch keine wahre Ehrfurcht vor Gott. Psalmen Ps 23 62 12 18 Die alte Kirche betete diesen Psalm als gottesdienstlichen Morgenpsalm. (Apost. Konstitut.) Psalmen Ps 23 62 2 Deus Deus meus ad te de luce vigilo, Sitivit in te anima mea, quam multipliciter tibi caro mea. O Gott, mein Gott! zu dir erwache ich früh,² es dürstet nach dir meine Seele, wie sehr schmachtet nach dir mein Fleisch.³ Psalmen Ps 23 62 2 2 In übertragenem Sinne: Ich suche dich eifrig, sehnsuchtsvoll. Psalmen Ps 23 62 2 3 Hebr.: Es dürstet nach dir meine Seele, es schmachtet nach dir mein Fleisch in meinem Lande, dürr und lechzend, ohne Wasser. Die Sehnsucht ist so innig und mächtig, dass sie selbst das Fleisch matt macht. Psalmen Ps 23 62 3 In terra deserta, et invia, et inaquosa: sic in sancto apparui tibi, ut viderem virtutem tuam, et gloriam tuam. Im wüsten, unzugänglichen und wasserlosen Lande, so erscheine ich vor dir im Heiligtume,⁴ um deine Macht⁵ und deine Herrlichkeit zu schauen. Psalmen Ps 23 62 3 4 Hebr.: Also (so nach dir verlangend) habe ich dich im Heiligtum geschaut (kennen gelernt, genossen). Mit diesen Worten beginnt im Hebr. V. 3. Vulg.: Mit solcher Sehnsucht nach Gott durchglüht bin ich auch früher in das Heiligtum gekommen. Psalmen Ps 23 62 3 5 Die alles überwindet und sich dienstbar macht. Psalmen Ps 23 62 4 Quoniam melior est misericordia tua super vitas: labia mea laudabunt te. Denn deine Barmherzigkeit ist besser als das Leben.⁶ Meine Lippen sollen dich loben. Psalmen Ps 23 62 4 6 Ein so kostbares Gut auch das Leben ist, erhält es doch erst seinen rechten Wert durch die Barmherzigkeit Gottes. Denn: Begründung zu V. 2. Psalmen Ps 23 62 5 Sic benedicam te in vita mea: et in nomine tuo levabo manus meas. Also⁷ will ich dich preisen mein Leben lang und in deinem Namen⁸ meine Hände erheben.⁹ Psalmen Ps 23 62 5 7 Wie meine Lippen dich jetzt loben. Psalmen Ps 23 62 5 8 Deinen Namen anrufend. Psalmen Ps 23 62 5 9 Das Aufheben der Hände ist zunächst Ausdruck der Bitte, hier aber wohl auch des Lobgebetes. Psalmen Ps 23 62 6 Sicut adipe et pinguedine repleatur anima mea: et labiis exsultationis laudabit os meum. Wie an Mark und Fett ersättige sich meine Seele,¹⁰ mein Mund soll mit jubelnden Lippen dich preisen. Psalmen Ps 23 62 6 10 Da im Opfer besonders das Fett als das Beste im Feuer dargebracht ward, ist das Fett Sinnbild des vorzüglichsten, hier des höchsten Genusses, den das Haus Gottes gewährt, des reichsten Segens von Gott. Hebr.: wird sich ersättigen. Psalmen Ps 23 62 7 Si memor fui tui super stratum meum, in matutinis meditabor in te: Gedenke ich deiner auf meinem Lager, so sinne ich noch am Morgen über dich,¹¹ Psalmen Ps 23 62 7 11 Der Gegenstand des Sinnens: V. 8, V. 9. Psalmen Ps 23 62 8 Quia fuisti adjutor meus. Et in velamento alarum tuarum exsultabo, denn du bist mein Helfer. Und im Schatten deiner Flügel will ich jubeln, Psalmen Ps 23 62 9 Adhæsit anima mea post te: me suscepit dextera tua. dir hängt meine Seele an, deine Rechte hält mich aufrecht.¹² Psalmen Ps 23 62 9 12 Zwischen Gott und der gottliebenden Seele besteht ein Wechselverhältnis: Wer Gott anhängt, den hält Gottes Rechte fest und stützt ihn. Psalmen Ps 23 0 1 1. Bitte um Hilfe gegen die Feinde, welche im Verborgenen auflauern. (V. 6) 2. Schilderung der Hilfe in prophetischer Voraussicht: Wenn die Feinde stolz ihre Anschläge ausführen wollen, zeigt sich Gott erhaben und zerbricht ihre Waffen, dass alle, die es sehen, staunen und die Gerechten sich in Gott freuen. Psalmen Ps 23 63 1 In finem, Psalmus David. Zum Ende, Psalm Davids.¹ Psalmen Ps 23 63 1 1 Da historische Angaben mangeln, lässt sich die Zeit der Abfassung schwer bestimmen. Psalmen Ps 23 63 10 Et timuit omnis homo. Et annuntiaverunt opera Dei: et facta ejus intellexerunt. und alle Menschen erfasst Furcht; sie verkünden Gottes Tun und erkennen seine Werke. Psalmen Ps 23 63 11 Lætabitur justus in Domino, et sperabit in eo, et laudabuntur omnes recti corde. Der Gerechte erfreut sich in⁹ dem Herrn und vertraut auf ihn, und frohlocken werden alle, die aufrichtigen Herzens sind.¹⁰ Psalmen Ps 23 63 11 9 Über. Psalmen Ps 23 63 11 10 Der Psalm ist typisch für Christus und seine Glieder, die mit ihm leiden. (Aug.) Psalmen Ps 23 63 2 Exaudi Deus orationem meam cum deprecor: a timore inimici eripe animam meam. Erhöre, o Gott! mein Gebet,² da ich flehe, von dem Schrecken des Feindes rette meine Seele. Psalmen Ps 23 63 2 2 Hebr.: Stimme. Psalmen Ps 23 63 3 Protexisti me a conventu malignantium: a multitudine operantium iniquitatem. Du wirst mich beschirmen vor der Gemeinschaft der Bösewichter, vor der Rotte der Übeltäter.³ Psalmen Ps 23 63 3 3 Hebr.: Schirme mich. Psalmen Ps 23 63 4 Quia exacuerunt ut gladium linguas suas: intenderunt arcum rem amaram, Denn sie schärfen wie ein Schwert ihre Zungen, spannen den Bogen, eine bittere Waffe,⁴ Psalmen Ps 23 63 4 4 Hebr.: Spannen den Pfeil, bittere Rede. Sie richten die giftigen Pfeile der Verleumdung wider mich. Psalmen Ps 23 63 5 Ut sagittent in occultis immaculatum. um im Verborgenen auf den Unbefleckten zu schießen. Psalmen Ps 23 63 6 Subito sagittabunt eum, et non timebunt: firmaverunt sibi sermonem nequam. Narraverunt ut absconderent laqueos: dixerunt: Quis videbit eos? Jählings schießen sie auf ihn ohne Scheu; sie halten fest an bösem Anschlag, verabreden sich, Fallstricke zu verbergen, und sagen: Wer wird sie⁵ sehen? Psalmen Ps 23 63 6 5 Die, denen Nachstellung bereitet wird, oder aber uns: Gott kümmert sich nicht um sie (uns). Psalmen Ps 23 63 7 Scrutati sunt iniquitates: defecerunt scrutantes scrutinio. Accedet homo ad cor altum: Sie ersinnen Freveltat, haben ersonnen, was sie gedachten, und der Mensch erhebt sein Herz zu hohen Dingen,⁶ Psalmen Ps 23 63 7 6 Hebr.: Sie haben fertig geschmiedet einen schlau erdachten Plan und eines Mannes Innere und Herz ist tief (seine Bosheit unergründlich). Psalmen Ps 23 63 8 Et exaltabitur Deus. Sagittæ parvulorum factæ sunt plagæ eorum: aber Gott zeigt sich erhaben! Die Wunden von ihnen sind wie durch Pfeile von Kinderhand⁷ Psalmen Ps 23 63 8 7 Hebr.: Da schießt Gott nieder mit einem Pfeil, plötzlich sind ihre Schläge (die sie von Gott erhalten). Psalmen Ps 23 63 9 Et infirmatæ sunt contra eos linguæ eorum. Conturbati sunt omnes qui videbant eos: und ihre Zungen werden schwach wider sie. Es entsetzen sich alle, die sie sehen,⁸ Psalmen Ps 23 63 9 8 Hebr.: Sie müssen hinstürzen, über sie kommt ihre Zunge, - was ihre Zunge zu bereiten beschlossen, kommt über sie, - es schütteln alle (höhnisch) das Haupt, die auf sie schauen. Psalmen Ps 23 0 1 Bitte um eine gute Ernte: 1. Gott gebührt Lob, wir wollen es entrichten, indem wir zugleich in deinem Tempel flehen. (V. 3) 2. Wir hoffen Erhörung denn a. An heiliger Stätte spendest du immerdar Versöhnung und geistige Güter. (V. 5) b. Du zeigst zu unserem Besten deine Macht, so dass die Heiden sich fürchten und dir huldigen müssen. (V. 9) c. Du gabest sonst Regen und Gedeihen unseren Feldern, so tue es auch jetzt. Ja, du wirst es tun. Psalmen Ps 23 64 1 In finem, Psalmus David, Canticum Hieremiæ, et Ezechielis populo transmigrationis, cum inciperent exire. Zum Ende, ein Psalm Davids, das Lied von Jeremias und Ezechiel für das Volk der Übersiedlung, da sie anfingen auszuziehen.¹ Psalmen Ps 23 64 1 1 Nur in einigen Handschriften der Septuag und Vulg., nicht aber im Hebr. findet der sich hinter Davids folgende Zusatz, der wohl nach der Babylonischen Gefangenschaft hinzugekommen ist, weil die beiden Propheten und das Volk den Psalm oft gebetet. Nach dem hebr. Texte scheint eine Dürre vorausgegangen, deren Abwendung die Israeliten durch Gebet und Gelübde erfleht haben und für deren Ende sie jetzt Dank sagen. Nach der Übersetzung der Vulgata ist der Psalm eine Bitte. Psalmen Ps 23 64 10 Visitasti terram, et inebriasti eam: multiplicasti locupletare eam. Flumen Dei repletum est aquis, parasti cibum illorum: quoniam ita est præparatio ejus. Du suchst das Land heim und tränkst es reichlich, du bereicherst es in Fülle. Der Strom Gottes ist angefüllt vom Wasser, du bereitest ihnen Speise;¹³ denn solcherweise ist das Land bereitet.¹⁴ Psalmen Ps 23 64 10 13 Getreide. Psalmen Ps 23 64 10 14 Hebr.: Du hast das Land heimgesucht und schenktest ihm Überfluss, du machst es sehr reich mit Gottesbächen (Regen vom Himmel her) voll Wassers, du bereitest ihr Getreide, denn also bereitest du es. So ist das Land bereitet, Getreide hervorzubringen. Dass Gott gütig ist, ist an einem Beispiele gezeigt. Psalmen Ps 23 64 11 Rivos ejus inebria, multiplica genimina ejus: in stillicidiis ejus lætabitur germinans. Tränkst du seine¹⁵ Furchen, so mehrst du sein Wachstum; wenn du demselben Regen sendest, sprosst es freudig.¹⁶ Psalmen Ps 23 64 11 15 Des Landes. Psalmen Ps 23 64 11 16 Hebr.: Seine Furchen tränkend, seine Schollen ebnend, erweichst du es durch Regenschauer, segnest sein Gewächs. Psalmen Ps 23 64 12 Benedices coronæ anni benignitatis tuæ: et campi tui replebuntur ubertate. Du segnest den Kranz¹⁷ des Jahres mit deiner Güte und deine Felder füllen sich mit Überfluss.¹⁸ Psalmen Ps 23 64 12 17 Die Erzeugnisse des Landes sind gleichsam der Schmuck, der Kranz, den Gott dem Jahre aufsetzt. Dies Jahr war (wird sein) ein besonders gesegnetes. Psalmen Ps 23 64 12 18 Die Übersetzung der Septuag. und nach ihr der Vulg. ist eine sehr freie. Hebr.: und deine Spuren triefen von Fett. Psalmen Ps 23 64 13 Pinguescent speciosa deserti: et exsultatione colles accingentur. Es prangen die Triften der Wüste und mit Jubel umgürten sich die Hügel.¹⁹ Psalmen Ps 23 64 13 19 Das Grün ist gleichsam ein Jubelgewand, mit dem sie sich umgürten, nachdem sie zuvor kahl und traurig ausgesehen, doch zugleich ist das Grün Gegenstand des Jubels. Psalmen Ps 23 64 14 Induti sunt arietes ovium, et valles abundabunt frumento: clamabunt, etenim hymnum dicent. Es werden die Widder der Herden²⁰ bekleidet und die Täler haben Überfluss an Korn; alles jauchzt, ja, singt Lob.²¹ Psalmen Ps 23 64 14 20 Die Leithammel stehen für die ganze Herde. Wenn die Gräser fett, werden auch die Schafe stark. Hebr.: Bekleidet haben sich die Anger mit den Schafherden. Psalmen Ps 23 64 14 21 Durch die letzten Worte kehrt der Psalm zu seinem Beginn zurück. Der Psalm ist ein passendes Erntedanklied. Psalmen Ps 23 64 2 Te decet hymnus Deus in Sion: et tibi reddetur votum in Jerusalem. Dir ziemt Lobpreis, o Gott! auf Sion und dir sollen Gelübde entrichtet werden in Jerusalem.² Psalmen Ps 23 64 2 2 Fehlt im Hebr. Psalmen Ps 23 64 3 Exaudi orationem meam: ad te omnis caro veniet. Erhöre mein Gebet, zu dir kommt alles Fleisch.³ Psalmen Ps 23 64 3 3 Jeder Mensch in seiner Ohnmacht und Hilflosigkeit. Psalmen Ps 23 64 4 Verba iniquorum prævaluerunt super nos: et impietatibus nostris tu propitiaberis. Gottlose Taten haben uns überwältigt, doch du vergabst uns unsere Missetaten. Psalmen Ps 23 64 5 Beatus, quem elegisti, et assumpsisti: inhabitabit in atriis tuis. Replebimur in bonis domus tuæ: sanctum est templum tuum, Glückselig, wen du erwählst und annimmst, dass er in deinen Vorhöfen wohne;⁴ wir werden gesättigt werden von deines Hauses Gütern;⁵ dein Tempel ist heilig, Psalmen Ps 23 64 5 4 Da wo du thronst und dich offenbarst. Psalmen Ps 23 64 5 5 Hebr.: Sättigen wollen wir uns an der Wonne deines Hauses, deines heiligen Palastes. Erstaunliches in Gerechtigkeit gewährst du uns, Gott unseres Heiles. Psalmen Ps 23 64 6 Mirabile in æquitate. Exaudi nos Deus salutaris noster, spes omnium finium terræ, et in mari longe. wunderherrlich in Gerechtigkeit. Erhöre uns, Gott, du unser Retter,⁶ du Hoffnung aller Enden der Erde und des fernen Meeres!⁷ Psalmen Ps 23 64 6 6 Als wunderherrlich kann Gott retten, als Gott der Hoffnung will er. Psalmen Ps 23 64 6 7 Der Inselbewohner. Psalmen Ps 23 64 7 Præparans montes in virtute tua, accinctus potentia: Der du durch deine Kraft die Berge feststellst, mit Stärke umgürtet bist; Psalmen Ps 23 64 8 Qui conturbas profundum maris, sonum fluctuum ejus. Turbabuntur gentes, der du das Meer bis auf den Grund aufwühlst, das Brausen seiner Wogen. Es erschrecken die Völker⁸ Psalmen Ps 23 64 8 8 Hebr.: Der das Brausen des Meeres stillt und das Tosen der Völker. Du zeigst dich als der höchste Herr, dem Natur und Menschen untertan sein müssen. Vergl. [Jes 17,12ff]. Psalmen Ps 23 64 9 Et timebunt qui habitant terminos a signis tuis: exitus matutini et vespere delectabis. und⁹ die Bewohner der äußersten Enden fürchten sich vor deinen Zeichen;¹⁰ da, wo der Morgen und Abend beginnt,¹¹ spendest du Jubel.¹² Psalmen Ps 23 64 9 9 Hebr.: Und so fürchten sich. Das tosende Meer ist das Sinnbild empörter Völker. Psalmen Ps 23 64 9 10 Gottes Eingreifen in die irdische Geschichte. Psalmen Ps 23 64 9 11 In Ost- und Westländern. Psalmen Ps 23 64 9 12 Gegensatz zu 8c und 9a. Deine Wunder in Israel bewegen die Völker, sich dir mit Jubel zu unterwerfen. Jeder Sieg über Heidenvölker war David eine Bürgschaft der Erfüllung der [2Sam 7] gegebenen Verheißung. In der Zeitgeschichte sieht er die Zukunft, die durch die erstere vorbereitet wird. Psalmen Ps 23 0 1 1. Dank- und Loblied für die Befreiung des Volkes aus großer Gefahr. (V. 12) a. Aufforderung an die Völker, Gott wegen seiner wunderbaren Taten zu preisen. (V. 4) b. Beschreibung der herrlichen Gottestaten. (V. 7) c. Dank, dass Gott dem Volke nach harter Prüfungszeit wieder sein gnädiges Antlitz zugewendet. (V. 12) d. Versprechen, die Gelübde zu erfüllen, zu welchen die Zeit der Not bewogen hat. (V. 15) 2. Preis der von Gott erhaltenen Wohltaten und Danksagung für eine besondere Gnade. Psalmen Ps 23 65 1 In finem, Canticum Psalmi resurrectionis. Jubilate Deo omnis terra, Zum Ende, ein Lobpsalm¹ auf die Auferstehung.² Jauchzet Gott zu, alle Lande, Psalmen Ps 23 65 1 1 Für den Musikmeister ein Psalmlied. Psalmen Ps 23 65 1 2 Dieser Zusatz ist von der Septuag. beigefügt, wohl mit Rücksicht auf V. 12 oder mit Rücksicht auf die moralische Auferstehung des Volkes Israel bei der Rückkehr aus der Babylonischen Gefangenschaft. Später mögen ihn Christen auf die Auferstehung des Herrn (und seiner Gläubigen bei der Taufe) angewendet haben. Psalmen Ps 23 65 10 Quoniam probasti nos Deus: igne nos examinasti, sicut examinatur argentum. Denn du hast uns geprüft, o Gott! hast uns im Feuer geläutert, wie man Silber läutert. Psalmen Ps 23 65 11 Induxisti nos in laqueum, posuisti tribulationes in dorso nostro: Du hast uns in einen Fallstrick¹⁴ geführt, auf unsern Rücken Trübsal gelegt, Psalmen Ps 23 65 11 14 Hebr.: Zwingburg. Wir sollten in Knechtschaft kommen. Psalmen Ps 23 65 12 Imposuisti homines super capita nostra. Transivimus per ignem et aquam: et eduxisti nos in refrigerium. hast Menschen über unsere Häupter gesetzt.¹⁵ Wir gingen durch¹⁶ Feuer und Wasser,¹⁷ aber du führtest uns heraus zur Erquickung. Psalmen Ps 23 65 12 15 Hebr.: hinfahren lassen (mit Rossen und Wagen). Bild der schmählichsten Knechtschaft, denn sonst setzte der Sieger nur seinen Fuß auf das Haupt des Besiegten zum Zeichen, dass er denselben vollständig unterworfen. Psalmen Ps 23 65 12 16 Sind geraten in Psalmen Ps 23 65 12 17 Feuer und Wasser bezeichnen die höchste Not und Gefahr. Vergl. [Jes 43,2]. Psalmen Ps 23 65 13 Introibo in domum tuam in holocaustis: reddam tibi vota mea, Ich¹⁸ will in dein Haus mit Brandopfern kommen, dir meine Gelübde lösen, Psalmen Ps 23 65 13 18 Von hier an redet der Psalmist im Namen des ganzen Volkes, wie die Mannigfaltigkeit und Art der Opfer zeigt. Psalmen Ps 23 65 14 Quæ distinxerunt labia mea. Et locutum est os meum, in tribulatione mea. die meine Lippen ausgesprochen und mein Mund in meiner Trübsal verheißen hat. Psalmen Ps 23 65 15 Holocausta medullata offeram tibi cum incenso arietum: offeram tibi boves cum hircis. Fette Brandopfer¹⁹ will ich dir darbringen mit dem Opferduft von Widdern, Rinder dir opfern samt Böcken.²⁰ Psalmen Ps 23 65 15 19 Hebr.: Brandopfer von Mastschafen. Psalmen Ps 23 65 15 20 Sela. Psalmen Ps 23 65 16 Venite, audite, et narrabo, omnes qui timetis Deum, quanta fecit animæ meæ. Kommet, höret, ihr alle, die ihr Gott fürchtet,²¹ so will ich erzählen, was er meiner Seele Großes²² getan!²³ Psalmen Ps 23 65 16 21 Alle auf dem ganzen Erdenrunde. Psalmen Ps 23 65 16 22 Sinnentsprechender Zusatz der Vulgata. Psalmen Ps 23 65 16 23 Diese Mitteilung soll zu Gottes Ehre dienen. Psalmen Ps 23 65 17 Ad ipsum ore meo clamavi, et exaltavi sub lingua mea. Ich rief zu ihm mit meinem Munde²⁴ und pries ihn mit²⁵ meiner Zunge. Psalmen Ps 23 65 17 24 Also laut und innig. Psalmen Ps 23 65 17 25 Hebr.: unter. Der Lobpreis war bereits unter meiner Zunge, bereit hervorzubrechen, so gewiss war ich bei der Bitte der Erhörung, nach deren tatsächlicher Gewährung ich ihn anstimmen wollte. Psalmen Ps 23 65 18 Iniquitatem si aspexi in corde meo, non exaudiet Dominus. Hätte ich Unrecht ersehen²⁶ in meinem Herzen, nicht würde der Herr mich erhören.²⁷ Psalmen Ps 23 65 18 26 Indem ich mein Herz prüfte. Nach anderen: Hätte ich (mein Herz) es auf Unrecht abgesehen. Psalmen Ps 23 65 18 27 Überhaupt nicht. Psalmen Ps 23 65 19 Propterea exaudivit Deus, et attendit voci deprecationis meæ. Aber²⁸ Gott hat mich erhört und hat auf die Stimme meines Flehens geachtet. Psalmen Ps 23 65 19 28 Aber ich war mir keiner Sünde bewusst, und so hat Gott mein Flehen erhört. Psalmen Ps 23 65 2 Psalmum dicite nomini ejus: date gloriam laudi ejus. lobsinget seinem Namen, lasset sein Lob herrlich erschallen! Psalmen Ps 23 65 20 Benedictus Deus, qui non amovit orationem meam, et misericordiam suam a me. Gepriesen sei Gott, der mein Gebet nicht abwies, noch mir sein Erbarmen entzog. Psalmen Ps 23 65 3 Dicite Deo quam terribilia sunt opera tua Domine: in multitudine virtutis tuæ mentientur tibi inimici tui. Sprechet zu Gott: Wie furchtbar sind deine Werke, o Herr! Ob der Fülle deiner Macht schmeicheln dir deine Feinde. Psalmen Ps 23 65 4 Omnis terra adoret te, et psallat tibi: psalmum dicat nomini tuo. Alle Länder mögen³ dich anbeten und dir singen, deinem Namen ein Loblied darbringen.⁴ Psalmen Ps 23 65 4 3 Müssen. Psalmen Ps 23 65 4 4 Sela. Bis hierher gehen die Worte, welche der Aufforderung V. 3 gemäß zu sprechen sind. Zu dem Gesange vergl. [Offb 15,3ff]. Psalmen Ps 23 65 5 Venite, et videte opera Dei: terribilis in consiliis super filios hominum. Kommet und schauet die Taten Gottes, furchtbar ist er in seinen Ratschlüssen über die Menschenkinder! Psalmen Ps 23 65 6 Qui convertit mare in aridam, in flumine pertransibunt pede: ibi lætabimur in ipso. Er wandelte das Meer in trockenes Land, durch den Strom zogen sie zu Fuß; dort freuten wir⁵ uns seiner.⁶ Psalmen Ps 23 65 6 5 In unseren Vätern. Die Gottesgemeinde ist ein großes Ganzes. Psalmen Ps 23 65 6 6 Erinnerung an den Durchzug durch das rote Meer und den Übergang über den Jordan. Psalmen Ps 23 65 7 Qui dominatur in virtute sua in æternum, oculi ejus super gentes respiciunt: qui exasperant non exaltentur in semetipsis. Er herrscht in seiner Stärke für und für,⁷ seine Augen schauen auf die Völker.⁸ Die gegen ihn widerspenstig sind,⁹ mögen sich nicht erheben bei sich!¹⁰ Psalmen Ps 23 65 7 7 Wie einst zur Zeit unserer Väter, so jetzt und immerdar. Psalmen Ps 23 65 7 8 Seine Augen halten prüfende Umschau unter den Völkern, welche ihm etwa nicht huldigen wollen. Psalmen Ps 23 65 7 9 Die Heiden. Psalmen Ps 23 65 7 10 In ihrer Macht (fehlt im Hebr.). Es würde ihnen schlecht ergehen, denn Gottes Macht ist stärker. Sela. Psalmen Ps 23 65 8 Benedicite gentes Deum nostrum: et auditam facite vocem laudis ejus, Preiset, ihr Völker! unsern Gott und lasset die Stimme seines Lobes hören,¹¹ Psalmen Ps 23 65 8 11 Welches Ereignis Gottes stets währende Macht wiederum bewährt hat, zeigt dieser Aufruf an die Völker. Psalmen Ps 23 65 9 Qui posuit animam meam ad vitam: et non dedit in commotionem pedes meos. der meiner¹² Seele Leben verlieh¹³ und meine Füße nicht hat straucheln lassen. Psalmen Ps 23 65 9 12 Hebr.: unser. Psalmen Ps 23 65 9 13 Sie dem Bereiche des Todes entrückend. Psalmen Ps 23 0 1 1. Bitte, Gott möge sich in Gnaden so offenbaren, dass dadurch auch die Heiden an ihn gläubig werden. (V. 3) 2. Wunsch, die Zeit möchte bald kommen, wo alle Völker, unter der gerechten Herrschaft des Messias vereint, den Herrn preisen. Prophetischen Blickes sieht der Psalmist bereits den Segen des Messias auf der Erde ruhen. (V. 6) 3. Nochmalige Bitte um den messianischen Segen. Psalmen Ps 23 66 1 In finem, In hymnis, Psalmus Cantici David. Zum Ende, unter den Liedern, ein Loblied¹ Davids.² Psalmen Ps 23 66 1 1 Hebr.: Dem Musikmeister mit Saitenbegleitung, ein Sangpsalm. Psalmen Ps 23 66 1 2 Diese Beifügung der Septuag. und Vulg. enthält nichts Unwahrscheinliches. Psalmen Ps 23 66 2 Deus misereatur nostri, et benedicat nobis: illuminet vultum suum super nos, et misereatur nostri. Gott erbarme sich unser und segne uns, er lasse sein Angesicht über uns leuchten³ und erbarme sich unser;⁴ Psalmen Ps 23 66 2 3 Anlehnung an den priesterlichen Segen. [Num 6,24ff] Sela Psalmen Ps 23 66 2 4 Fehlt im Hebr. Psalmen Ps 23 66 3 Ut cognoscamus in terra viam tuam: in omnibus gentibus salutare tuum. damit wir⁵ auf Erden deinen Weg,⁶ unter allen Völkern dein Heil erkennen.⁷ Psalmen Ps 23 66 3 5 Juden wie Heiden. Hebr.: man. Psalmen Ps 23 66 3 6 Gottes Heilswirken in der Führung der Menschheit, hier die Großtaten seiner Offenbarung in Christus. Psalmen Ps 23 66 3 7 Gottes Taten haben nicht Israels Heil allein, sondern aller Völker Errettung zum Ziel. Psalmen Ps 23 66 4 Confiteantur tibi populi Deus: confiteantur tibi populi omnes. Es sollen dich die Völker preisen, o Gott! alle Völker sollen dich preisen.⁸ Psalmen Ps 23 66 4 8 Alle Völker sollen in das Reich Gottes eintreten, Gott mit Israel als ihren Herrn preisen. Psalmen Ps 23 66 5 Lætentur et exsultent gentes: quoniam judicas populos in æquitate, et gentes in terra dirigis. Es sollen sich freuen und jubeln die Völker, denn du richtest⁹ die Völker in Gerechtigkeit¹⁰ und leitest die Nationen auf Erden. Psalmen Ps 23 66 5 9 Herrschaft über die Völker. Psalmen Ps 23 66 5 10 Gerecht und mild. Vergl. [Ps 44,7, Ps 71,12ff, Jes 11,3ff]. Psalmen Ps 23 66 6 Confiteantur tibi populi Deus: confiteantur tibi populi omnes: Es sollen dich die Völker preisen, o Gott! alle Völker sollen dich preisen. Psalmen Ps 23 66 7 Terra dedit fructum suum. Benedicat nos Deus, Deus noster, Das Land bringt seine Frucht.¹¹ Es segne uns Gott, unser Gott, Psalmen Ps 23 66 7 11 Der Prophet sieht das noch in der Zukunft Liegende bereits eingetreten. Solange der Fluch noch auf der Erde lastet, gibt sie ihre, die ursprünglich ihr vorgeschriebene, Frucht noch nicht. Der hl. Hieronymus schließt die Erlösung in die Frucht ein. Vergl. [Jes 4,2] und [Jes 45,8]. In der Tat wird beides in Verbindung miteinander gebracht. Vergl. [Jes 65,21ff] Psalmen Ps 23 66 8 Benedicat nos Deus: et metuant eum omnes fines terræ. es segne uns Gott, und alle Enden der Erde sollen ihn fürchten!¹² Psalmen Ps 23 66 8 12 Dieser Psalm wird von den Vätern auf die Ankunft des Wortes im Fleische und die Berufung der Heidenvölker gedeutet. Psalmen Ps 23 0 1 1. Der Psalmist lädt Gott ein, sich zu erheben und dahinzuziehen, ein Schrecken der Feinde und die Freude der Gerechten. Aufforderung an die Leviten, den zu preisen, der der Helfer Israels ist und selbst die Feinde zu sich heranbringt. (V. 7) 2. Preis Gottes wegen seiner Wunderzeichen in der Wüste und der unter den Richtern verliehenen Siege. (V. 13) 3. Auch jetzt erfreut Israel sich großen Glückes, das von dem Herrn sein Erbe erhalten und reiche Beute gemacht hat, ja von Gott so begnadigt ist, dass er den Berg Sion vor anderen zum Sitze seiner Macht erwählt hat, zu dem er mit besiegten Feinden und Beute zurückzukehren pflegt. (V. 19) 4. Lobpreisung Gottes, der sein Volk stets aus allen Gefahren errettet und seine Feinde vernichtet. (V. 24) 5. Beschreibung des Festzuges und Bitte, Gott wolle sein Werk vollenden und auch die Könige der Heiden zu seinem Heiligtume führen. (V. 30) 6. Gott wolle Ägypten und andere feindliche Reiche zur Unterwerfung zwingen und bewirken, dass alle Völker ihn bei seiner Rückkehr auf seinen Sitz verherrlichen. Erneuter Preis Gottes, der in seinem Heiligtum sich mächtig zeigt. Psalmen Ps 23 67 1 In finem, Psalmus Cantici ipsi David. Zum Ende,¹ ein Loblied Davids.² Psalmen Ps 23 67 1 1 Dem Musikmeister. Psalmen Ps 23 67 1 2 Der Psalm feiert wohl die Rückkehr der Bundeslade [2Sam 11,11] nach dem Siege über die Ammoniter. [2Sam 12,27] Er ist typisch messianisch, wie [Eph 4,8ff] zeigt. In dem einen Siege feiert David in prophetischem Geiste Jahves Siege über die Völker im Voraus. Psalmen Ps 23 67 10 Pluviam voluntariam segregabis Deus hereditati tuæ: et infirmata est, tu vero perfecisti eam. Gnadenvoll spendetest du, o Gott! deinem Erbe Regen;¹⁵ es war schwach geworden, doch du stärktest es. Psalmen Ps 23 67 10 15 Vielleicht bedeutet das Hebräische: Reiche, freiwillige Gaben spendest du. Wegen des Wortes Erbe erklären einige Neuere: dem Volke in Kanaan spendest du. Psalmen Ps 23 67 11 Animalia tua habitabunt in ea: parasti in dulcedine tua pauperi, Deus. Deine Herde¹⁶ ließ sich darin nieder, du bereitetest es nach deiner Güte für den Armen,¹⁷ o Gott! Psalmen Ps 23 67 11 16 Israel. Vergl. [Mi 7,14]. Psalmen Ps 23 67 11 17 Dein darbendes Volk. Psalmen Ps 23 67 12 Dominus dabit verbum evangelizantibus, virtute multa. Der Herr gibt Siegeswort¹⁸ den Freudenverkünderinnen mit großer Kraft.¹⁹ Psalmen Ps 23 67 12 18 Nach den meisten Auslegern bilden V. 12, 13 die Erinnerung an Siege unter Josue und den Richtern, nach einigen folgt ein Ausblick in die Zukunft, in der Gott seinem Volke die feindlichen Weltmächte zur Beute anheimgibt. Es vereinigt sich wohl beides: Rückblick und in dieser als Unterpfand für die Zukunft Ausblick in diese. Psalmen Ps 23 67 12 19 Richtiger nach dem Hebr.: der Freudenverkündigerinnen ist ein großes Heer. Psalmen Ps 23 67 13 Rex virtutum dilecti dilecti: et speciei domus dividere spolia. Er ist der Heere des Vielgeliebten²⁰ König und der Zierde des Hauses²¹ gibt er Beute zu verteilen.²² Psalmen Ps 23 67 13 20 Israels. Psalmen Ps 23 67 13 21 Der Hausfrau. Psalmen Ps 23 67 13 22 Hebr.: Die Könige der Heere fliehen und die Hausfrau teilt Beute. Psalmen Ps 23 67 14 Si dormiatis inter medios cleros, pennæ columbæ deargentatæ, et posteriora dorsi ejus in pallore auri. Wenn ihr in euern Anteilen²³ ruht, gleicht ihr den Silberflügeln der Taube, deren Hinterrücken im blassgelben Golde schimmert.²⁴ Psalmen Ps 23 67 14 23 Hebr.: Zwischen den Hürden. Bild ruhigen Friedens. Vergl. [Ri 5,16]. Psalmen Ps 23 67 14 24 Die Farbe des Silbers und des Goldes ist gewählt zur Bezeichnung des Wohlstandes und Reichtums. Anspielung auf ein den Zeitgenossen bekanntes, uns nicht erhaltenes Lied? Psalmen Ps 23 67 15 Dum discernit clestis reges super eam, nive dealbabuntur in Selmon: Als Gott im Himmel die Könige²⁵ über das Land zerstreute, ward es auf dem Selmon schneeweiß.²⁶ Psalmen Ps 23 67 15 25 Die kananitischen Könige. Psalmen Ps 23 67 15 26 Der Selmon ist ein waldiger Berg unweit von Sichem [Ri 9,48] im Stamme Ephraim, oder es ist (wegen V. 16) ein Berg Basans gemeint, der wohl stets dunkel aussah, woher sein Name (Schwarzberg, Schwarzwald). Dass dieser Berg mit Schnee bedeckt war, war ein so beispielloses Ereignis wie die damit zusammenfallende Besiegung der Könige. Andere anders; so: als die Israeliten die Kanaaniter besiegten, waren sie mit Beute so reich bedeckt, wie der Selmon mit Schnee. Psalmen Ps 23 67 16 Mons Dei, mons pinguis. Mons coagulatus, mons pinguis: Der Berg Gottes²⁷ ist ein fruchtbarer²⁸ Berg, ein üppiger Berg, ein fruchtbarer Berg.²⁹ Psalmen Ps 23 67 16 27 Der Berg Sion, der noch mehr ausgezeichnet ist als der Sinai. Hier erschien Gott einmal, dort weilt er immer. Psalmen Ps 23 67 16 28 Gnadenvoller. Psalmen Ps 23 67 16 29 Ganz anders im Hebräischen. Hier wird der Basan angeredet: Ein Berg Gottes (hohes Gebirge), darum Zeuge von Gottes Schöpfermacht, vergl. [Ps 35,7], ist das Basansgebirge, ein vielkuppliges Gebirge ist das Basansgebirge. Psalmen Ps 23 67 17 Ut quid suspicamini montes coagulatos? Mons, in quo beneplacitum est Deo habitare in eo: etenim Dominus habitabit in finem. Warum³⁰ blickt ihr so scheel auf das üppige Gebirge? Es ist der Berg, auf dem es Gott wohlgefällt zu wohnen; ja, der Herr wohnt dort auf ewig. Psalmen Ps 23 67 17 30 Es werden Menschen angeredet, welche es bezweifeln, dass der Herr auf Sinai wohnt, oder auch Berge. Nach anderen: Was blickt ihr auf die fetten Berge Basans, als wären diese würdiger zur Wohnung Gottes als der Sion, da sie von Granit hoch und festgebaut sind, der Sion aber ein kleiner Kalkberg ist? Hebr.: Warum seht ihr scheel, ihr vielkuppligen Berge, auf den Berg, den Gott begehrt hat zu seinem Sitze? Psalmen Ps 23 67 18 Currus Dei decem millibus multiplex, millia lætantium: Dominus in eis in Sina in sancto. Der Kriegswagen Gottes sind viele zehntausend, Tausende sind, die jubeln.³¹ Der Herr ist unter ihnen auf Sina im Heiligtume.³² Psalmen Ps 23 67 18 31 Kriegswagen sind das Sinnbild der siegreichen Macht Gottes über seine Feinde. Die Frohlockenden sind die Engel, die Gott seinem Volke zum Schutze gibt. Vulg.: Der nämliche Gott, der sich auf dem Sinai als Gesetzgeber offenbart hat, ist im Heiligtum als einem zweiten Sinai. Hebr.: Die Streitwagen Gottes sind zehntausend, tausendmal tausend, der Herr kommt vom Sinai ins Heiligtum. Der Vers ist frei nach [Dtn 32,2] gebildet. Psalmen Ps 23 67 18 32 Insofern unter Sion die Kirche Christi verstanden wird, deren Vorbild dieser Berg war. Psalmen Ps 23 67 19 Ascendisti in altum, cepisti captivitatem: accepisti dona in hominibus: Etenim non credentes, inhabitare Dominum Deum. Du bist zur Höhe³³ aufgestiegen, hast die Gefangenen fortgeführt, du hast Gaben unter den Menschen empfangen,³⁴ sogar auch die nicht glauben, dass Gott, der Herr, hier wohnt.³⁵ Psalmen Ps 23 67 19 33 Auf den Sion. Psalmen Ps 23 67 19 34 Menschen als Gabe. Die Kriegsgefangenen, welche nun deine Knechte im Heiligtume sind wie die Gabaoniten, hast du selbst (durch uns) fortgeführt, hast die Huldigungsgaben empfangen. Der heilige Paulus führt diese Stelle [Eph 4,8] mit einer kleinen Veränderung an. Der Sieg Israels über die Völker Kanaans war ein Vorbild des Sieges Christi über die höllischen Mächte. Da zur Zeit des hl. Apostels die Austeilung der Güter, welche Christus durch sein Leiden erworben, bereits begonnen hatte, sagt Paulus: Teilte aus, während es für das A. T. heißt: Du hast empfangen. Psalmen Ps 23 67 19 35 Müssen wir wider Willen dienstbar werden, dir Gaben bringen. Psalmen Ps 23 67 2 Exsurgat Deus, et dissipentur inimici ejus, et fugiant qui oderunt eum, a facie ejus. Es erhebe sich Gott,³ dass seine Feinde zerstreut werden, und die ihn hassen, vor seinem Angesichte fliehen! Psalmen Ps 23 67 2 3 Diese Worte ließ Moses sprechen, so oft die Bundeslade während des Zuges durch die Wüste getragen ward [Lev 10,35], Gottes Allmacht anzurufen. Psalmen Ps 23 67 20 Benedictus Dominus die quotidie: prosperum iter faciet nobis Deus salutarium nostrorum. Gepriesen sei der Herr Tag für Tag Gott, in dem all unser Heil ist, er wird unsern Weg glücklich machen!³⁶ Psalmen Ps 23 67 20 36 Hebr.: Gepriesen sei der Herr! Tag für Tag trägt er unsere Last (macht unseren Weg so angenehm), Gott ist unser Heil: Sela. Psalmen Ps 23 67 21 Deus noster, Deus salvos faciendi: et Domini Domini exitus mortis. Unser Gott ist ein Gott, der helfen kann; ja, Gott des Herrn ist es, dem Tode entrinnen zu lassen.³⁷ Psalmen Ps 23 67 21 37 Hebr.: Hat Ausgänge für den Tod (aus dem Tode). Dieser Lobpreis gilt erfüllungsgeschichtlich dem, der den Tod überwunden hat, Jesus Christus, unserm Herrn. (Theodor) Psalmen Ps 23 67 22 Verumtamen Deus confringet capita inimicorum suorum: verticem capilli perambulantium in delictis suis. Wahrlich, Gott zerschmettert die Häupter seiner Feinde, den Scheitel³⁸ derer, die in ihren Sünden dahinwandeln. Psalmen Ps 23 67 22 38 Der behaarte Scheitel ist Anzeichen üppiger Kraft und ungebeugten Hochmuts. Vergl. [Dtn 32,42]. Psalmen Ps 23 67 23 Dixit Dominus: Ex Basan convertam, convertam in profundum maris: Der Herr sprach: Aus Basan werde ich sie³⁹ herbringen, herbringen selbst aus Meerestiefen,⁴⁰ Psalmen Ps 23 67 23 39 Die Feinde. Psalmen Ps 23 67 23 40 Wenn sie auch ins tiefste Meer versenkt wären, will ich sie herholen und mein Volk zum Vollstrecker meiner Gerechtigkeit an ihnen machen. Psalmen Ps 23 67 24 Ut intingatur pes tuus in sanguine: lingua canum tuorum ex inimicis, ab ipso. damit dein Fuß sich in Blut tauche, die Zunge deiner Hunde das Blut der Feinde lecke. Psalmen Ps 23 67 25 Viderunt ingressus tuos Deus, ingressus Dei mei: regis mei qui est in sancto. Man schaut dein Einherschreiten, o Gott! das Einherschreiten meines Gottes, meines Königs, der im Heiligtume thront. Psalmen Ps 23 67 26 Prævenerunt principes conjuncti psallentibus, in medio juvencularum tympanistriarum. Voran gehen die Fürsten,⁴¹ es schließen sich die Sänger an, inmitten von paukenschlagenden Jungfrauen.⁴² Psalmen Ps 23 67 26 41 Die ersten im Zuge. Hebr.: Voran die Sänger, dahinter die Saitenspieler. Psalmen Ps 23 67 26 42 Freudenfeier, wenn Gott Gericht gehalten, Triumphzug zur Verherrlichung des Herrn. Das Bild erinnert an [Ex 15,20], ist ja die Erlösung, die hier gefeiert wird, das Gegenbild der Befreiung aus Ägypten. Psalmen Ps 23 67 27 In ecclesiis benedicite Deo Domino, de fontibus Israel. In den Versammlungen preiset Gott, den Herrn, ihr vom Quelle⁴³ Israels! Psalmen Ps 23 67 27 43 Jakob und seine Söhne als Stammväter Israels. Psalmen Ps 23 67 28 Ibi Benjamin adolescentulus, in mentis excessu. Principes Juda, duces eorum: principes Zabulon, principes Nephthali. Dort ist Benjamin, der Jüngste,⁴⁴ in Geistesentzückung,⁴⁵ die Fürsten von Juda, ihre Heerführer, die Fürsten von Zabulon, die Fürsten von Nephthali.⁴⁶ Psalmen Ps 23 67 28 44 Der jüngste Sohn Jakobs. Psalmen Ps 23 67 28 45 Außer sich vor Begeisterung, dass das Heiligtum in seiner Mitte. Hebr.: Ihr Zugführer. Psalmen Ps 23 67 28 46 Diese Stämme, zwei südliche und zwei nördliche, werden schon im Deboraliede erwähnt. [Ri 5,14-18] Aus Benjamin war Saul der erste König Israels, Sieger über die Heiden. In dem Stamme Benjamins lag nach der Verheißung [Dtn 33,12] und der Grenzbestimmung [Jos 18,16ff] das Heiligtum Israels. So war dieser Stamm, der der Geburtsfolge, der Zahl und der Größe des Gebietes nach der letzte war, an Ehre der erste. Juda war von David an auf ewig der Königsstamm geworden, Zabulon und Nephthali sind berühmt wegen ihres Eintretens für ihr Volk. [Ri 5,18] Psalmen Ps 23 67 29 Manda Deus virtuti tuæ: confirma hoc Deus, quod operatus es in nobis. Entbiete, o Gott! deine Macht; bekräftige das, o Gott! was du unter uns gewirkt hast. Psalmen Ps 23 67 3 Sicut deficit fumus, deficiant: sicut fluit cera a facie ignis, sic pereant peccatores a facie Dei. Wie der Rauch zergeht, so mögen sie zergehen, wie Wachs vor dem Feuer zerfließt,⁴ mögen die Sünder vor Gottes Angesichte vergehen. Psalmen Ps 23 67 3 4 Rauch und Wachs sind Bild menschlicher Ohnmacht. Psalmen Ps 23 67 30 A templo tuo in Jerusalem, tibi offerent reges munera. Von deinem Tempel aus zu Jerusalem werden die Könige dir Geschenke bringen!⁴⁷ Psalmen Ps 23 67 30 47 Der Tempel wird Mittelpunkt der Welt sein. Psalmen Ps 23 67 31 Increpa feras arundinis, congregatio taurorum in vaccis populorum: ut excludant eos, qui probati sunt argento. Dissipa gentes, quæ bella volunt: Bedrohe die Tiere des Schilfs;⁴⁸ es rottet sich zusammen die Schar der Stiere⁴⁹ unter den Kühen der Völker,⁵⁰ dass sie die verdrängen, die erprobt sind wie Silber.⁵¹ Zerstreue die Völker, welche die Kriege lieben! Psalmen Ps 23 67 31 48 Das Schilf ist an sich schon Sinnbild Ägyptens, noch viel mehr also die Tiere des Schilfes: Krokodil oder Nilpferd. Psalmen Ps 23 67 31 49 Bild der Könige. Psalmen Ps 23 67 31 50 Hebr.: Kälbern. Zu dem Worte aus dem Tierreich wird die Deutung beigefügt. Psalmen Ps 23 67 31 51 Das Volk Gottes. Psalmen Ps 23 67 32 Venient legati ex gypto: thiopia præveniet manus ejus Deo. Gesandte werden aus Ägypten kommen, Äthiopien⁵² wird seine Hände eilends zu Gott erheben. Psalmen Ps 23 67 32 52 Beispiele der mächtigsten Völker. Psalmen Ps 23 67 33 Regna terræ, cantate Deo: psallite Domino: psallite Deo, Ihr Reiche der Erde, singet Gott! lobsinget dem Herrn, lobsinget Gott,⁵³ Psalmen Ps 23 67 33 53 Sela. Die Unterwerfung bringt den Völkern Segen. Psalmen Ps 23 67 34 Qui ascendit super clum cli, ad orientem. Ecce dabit voci suæ vocem virtutis, der über den höchsten Himmel hinauffährt dem Aufgange zu!⁵⁴ Sehet, er lässt seine Stimme, eine gewaltige Stimme, erschallen.⁵⁵ Psalmen Ps 23 67 34 54 Gott erhebt sich in die höchsten Himmel, wo er thront, von Osten aus, der Gegend des Lichtes. Hebr.: Der einherfährt in den Himmeln, den Himmeln des Urbeginns. Vergl. [Dtn 33,26]. Psalmen Ps 23 67 34 55 So dass seine Botschaft weithin dringt. Seine Allmacht herrscht über alles. Psalmen Ps 23 67 35 Date gloriam Deo super Israel, magnificentia ejus, et virtus ejus in nubibus. Gebet Gott Ehre, dessen Herrlichkeit über Israel⁵⁶ und dessen Macht in den Wolken ist!⁵⁷ Psalmen Ps 23 67 35 56 Es schützend. Psalmen Ps 23 67 35 57 Der folgende Vers enthält die Antwort der Reichen der Erde. Psalmen Ps 23 67 36 Mirabilis Deus in sanctis suis, Deus Israel ipse dabit virtutem, et fortitudinem plebi suæ, benedictus Deus. Wunderbar ist Gott in seinem Heiligtume,⁵⁸ der Gott Israels verleiht seinem Volke Stärke und Kraft. Gepriesen sei Gott.⁵⁹ Psalmen Ps 23 67 36 58 Hebr.: Furchtbar ist Gott von deinem (Anrede an Israel) Heiligtume. Psalmen Ps 23 67 36 59 Die letzten Worte sind vielleicht liturgischer Zusatz. Psalmen Ps 23 67 4 Et justi epulentur, et exsultent in conspectu Dei: et delectentur in lætitia. Die Gerechten aber mögen sich freuen⁵ und jauchzen vor Gottes Angesicht und in Wonne frohlocken.⁶ Psalmen Ps 23 67 4 5 Eigentlich: Opfermahlzeit halten und sich der durch dieselben dargestellten Gemeinschaft mit Gott freuen. Psalmen Ps 23 67 4 6 Die Häufung der Ausdrücke zeigt die Größe der Freude an. Mit V. 5 setzt sich wohl die Bundeslade in Bewegung. Psalmen Ps 23 67 5 Cantate Deo, psalmum dicite nomini ejus: iter facite ei, qui ascendit super occasum: Dominus nomen illi. Exsultate in conspectu ejus, turbabuntur a facie ejus, Lobsinget Gott, bringet seinem Namen ein Loblied, bereitet dem Bahn,⁷ der heraufzieht über den Sonnenuntergang!⁸ Herr ist sein Name! Frohlocket vor seinem Angesichte, vor seinem Angesichte mögen sie⁹ erzittern, Psalmen Ps 23 67 5 7 Geistigerweise, indem ihr gleichsam Loblieder auf seinen Weg streut. Psalmen Ps 23 67 5 8 Der Zug der Israeliten ging vor ihrem Eintritt in das gelobte Land nach Westen. (Oder: über dem Wolkendunkel.) Hebr.: Der daherfährt durch die Steppen, vergl. [Jes 40,3], nämlich um die Feinde seines Volkes zu bekriegen. Psalmen Ps 23 67 5 9 Die Feinde. Oder die Gerechten: freudig erzittern - Die Worte fehlen im Hebr. und sind wohl Glosse oder aber Doppelübersetzung. Psalmen Ps 23 67 6 Patris orphanorum, et judicis viduarum. Deus in loco sancto suo: der ein Vater den Waisen und Richter den Witwen ist, Gott in seiner heiligen Stätte, Psalmen Ps 23 67 7 Deus qui inhabitare facit unius moris in domo: Qui educit vinctos in fortitudine, similiter eos, qui exasperant, qui habitant in sepulcris. Gott, der Gleichgesinnte zusammenwohnen lässt in einem Hause;¹⁰ der die Gefesselten herausführt mit Macht, so wie die Widerspenstigen, die in den Gräbern ihre Stätte haben.¹¹ Psalmen Ps 23 67 7 10 Gott lässt die, welche durch einen Glauben gleiche Sitten haben, in Hausständen wohnen. Hebr.: Gott schafft Einsamen (dem Volke Israel) eine heimatliche Wohnung (nimmt sich ihrer an), führt Gefangene in Wohlstand, doch Widerspenstige bleiben in dürrem Lande. Psalmen Ps 23 67 7 11 Selbst solche, die ihn oft erbittert und zur Strafe dem Tode verfallen waren, führte Gott aus Ägypten: Anspielung auf die Gräber der ungläubigen Israeliten, die in der Wüste fielen. Vergl. [Hebr 3,17]. So führt Gott auch andere Widerspenstige, wenn sie sich bekehren, zu sich. Psalmen Ps 23 67 8 Deus cum egredereris in conspectu populi tui, cum pertransires in deserto: O Gott! als du auszogst vor deinem Volke her, als du in der Wüste einherzogst,¹² Psalmen Ps 23 67 8 12 Sela. Psalmen Ps 23 67 9 Terra mota est, etenim cli distillaverunt a facie Dei Sinai, a facie Dei Israel. bebte die Erde¹³ und die Himmel troffen vor Gottes Angesichte, der Sinai vor dem Angesichte des Gottes Israels.¹⁴ Psalmen Ps 23 67 9 13 Am Sinai. Psalmen Ps 23 67 9 14 V. 8, V. 9 sind aus dem Liede der Debora. [Ri 5,4] Psalmen Ps 23 0 1 1. Klage des Gerechten, dass er, in ein Meer der Heimsuchungen versenkt, umsonst sich abmühe, um Hilfe gegen seine vielen und mächtigen Feinde zu erflehen, obwohl Gott seine Unschuld bekannt sei. (V. 6) Wunsch nach Rettung, damit die Gerechten nicht mit des Gerechten Los gehöhnt werden, da er für Gott, sein Haus und seine Verehrung geeifert und deshalb von seinen Nächsten verlassen und verspottet sei. (V. 13) 2. Der Verhöhnung setzt der Dichter zuerst fortgesetzte Bitte um Befreiung, Anrufung der Erbarmung Gottes und die Schilderung seiner leiden entgegen (V. 22) und ruft sodann Gottes gerechte Strafe auf das Haupt seiner Feinde herab. (V. 29) 3. Gottes Hilfe vorausfühlend, verheißt er Danksagung für dieselbe, über welche sich auch alle Armen freuen werden. (V. 34) Anpassung des Schlusses auf die in die Gefangenschaft Weggeführten. Psalmen Ps 23 68 1 In finem, pro iis, qui commutabuntur, David. Zum Ende, für die, welche umgewandelt werden,¹ von David.² Psalmen Ps 23 68 1 1 Für den Musikmeister nach der Melodie: die Lilien sind ein Zeugnis. Psalmen Ps 23 68 1 2 Einige Ausleger wollen in Jeremias den Verfasser erkennen. Psalmen Ps 23 68 10 Quoniam zelus domus tuæ comedit me: et opprobria exprobrantium tibi, ceciderunt super me. Denn der Eifer für dein Haus¹³ hat mich verzehrt¹⁴ und die Schmähungen derer, die dich schmähten, trafen mich. Psalmen Ps 23 68 10 13 Um die Heiligkeit des Heiligtums und um Gott, der in demselben wohnt. Psalmen Ps 23 68 10 14 Wie ein innerliches starkes Feuer. Psalmen Ps 23 68 11 Et operui in jejunio animam meam: et factum est in opprobrium mihi. Ich hüllte¹⁵ meine Seele in Fasten und¹⁶ dies ward zur Schmach für mich. Psalmen Ps 23 68 11 15 Hebr.: Es weinte unter Fasten meine Seele meine Seele weinte, während ich fastete. Psalmen Ps 23 68 11 16 Doch. Psalmen Ps 23 68 12 Et posui vestimentum meum cilicium: et factus sum illis in parabolam. Ich machte ein Bußgewand zu meinem Kleide und ward ihnen zum Gespött.¹⁷ Psalmen Ps 23 68 12 17 Das Trauerkleid ist wie das Fasten Ausdruck des Leides um die allgemeinen Heimsuchungen. Psalmen Ps 23 68 13 Adversum me loquebantur qui sedebant in porta: et in me psallebant qui bibebant vinum. Es redeten wider mich, die am Tore sitzen, und die Zecher sangen Spottlieder auf mich.¹⁸ Psalmen Ps 23 68 13 18 Sowohl am Orte der Gerichtssitzungen und Versammlungen wie bei Trinkgelagen spottete man meiner. Psalmen Ps 23 68 14 Ego vero orationem meam ad te Domine: tempus beneplaciti Deus. In multitudine misericordiæ tuæ exaudi me, in veritate salutis tuæ. Ich aber, o Herr! richte mein Gebet zu dir, die Zeit des Wohlgefallens,¹⁹ o Gott! ist gekommen. Nach der Menge deiner Erbarmungen erhöre mich in deiner treuen Hilfe.²⁰ Psalmen Ps 23 68 14 19 Da mein Leiden für dich mit die Gewissheit gibt, dass du mein Flehen wohlgefällig aufnehmen wirst. Psalmen Ps 23 68 14 20 In deiner Verheißungstreue, die nicht trügen kann. Psalmen Ps 23 68 15 Eripe me de luto, ut non infigar: libera me ab iis, qui oderunt me, et de profundis aquarum. Rette mich aus dem Schlamme, dass ich nicht versinke; befreie mich von denen, die mich hassen, und aus der Wassertiefe.²¹ Psalmen Ps 23 68 15 21 Wiederaufnahme des Bildes V. 3. Psalmen Ps 23 68 16 Non me demergat tempestas aquæ, neque absorbeat me profundum: neque urgeat super me puteus os suum. Lass die Wasserflut mich nicht überströmen und die Tiefe mich nicht verschlingen noch den Abgrund seinen Rachen über mir schließen! Psalmen Ps 23 68 17 Exaudi me Domine, quoniam benigna est misericordia tua: secundum multitudinem miserationum tuarum respice in me. Erhöre mich, o Herr! denn gütig ist dein Erbarmen, nach der Fülle deiner Erbarmungen schaue auf mich! Psalmen Ps 23 68 18 Et ne avertas faciem tuam a puero tuo: quoniam tribulor, velociter exaudi me. Und wende dein Antlitz nicht ab von deinem Diener, denn ich bin in Drangsal, eilends erhöre mich! Psalmen Ps 23 68 19 Intende animæ meæ, et libera eam: propter inimicos meos eripe me. Habe acht auf meine Seele und befreie sie, um meiner Feinde willen rette mich! Psalmen Ps 23 68 2 Salvum me fac Deus: quoniam intraverunt aquæ usque ad animam meam. Hilf mir, o Gott! denn die Wasser³ dringen bis an meine Seele.⁴ Psalmen Ps 23 68 2 3 Wasser und Schlamm sind Bild für große Gefahren. Psalmen Ps 23 68 2 4 Bedrohen mein Leben. Psalmen Ps 23 68 20 Tu scis improperium meum, et confusionem meam, et reverentiam meam. Du kennst meine Beschimpfung und meine Schande und meine Beschämung. Psalmen Ps 23 68 21 In conspectu tuo sunt omnes qui tribulant me, improperium exspectavit cor meum, et miseriam. Et sustinui qui simul contristaretur, et non fuit: et qui consolaretur, et non inveni. Vor deinem Angesichte²² sind alle, die mich bedrängen. Mein Herz ist gewärtig der Schmach und des Elends.²³ Ich wartete, ob jemand Mitleid hätte, und es fand sich keiner; ob einer Trost spendete, und ich fand keinen. Psalmen Ps 23 68 21 22 Dies gehört im Hebr. zu V. 20. Psalmen Ps 23 68 21 23 Da ich so viele Feinde habe. Hebr.: die Schmach bricht mir das Herz und ich bin erschöpft. Psalmen Ps 23 68 22 Et dederunt in escam meam fel: et in siti mea potaverunt me aceto. Sie gaben mir Galle zur Speise und in meinem Durste tränkten sie mich mit Essig.²⁴ Psalmen Ps 23 68 22 24 Sie verbitterten mir noch das Leiden. Psalmen Ps 23 68 23 Fiat mensa eorum coram ipsis in laqueum, et in retributiones, et in scandalum. Möge ihr Tisch²⁵ vor ihnen zum Fallstricke²⁶ werden und zur Vergeltung und zum Verderben!²⁷ [Röm 11,9] Psalmen Ps 23 68 23 25 Der gedeckte Tisch ist Bild des äußeren Lebensglückes. Psalmen Ps 23 68 23 26 In der Wüste dient eine aufgerollte und auf den Boden gebreitete Decke als Tisch; daher hebr.: Ihr Tisch möge vor ihnen zur Schlinge werden und den Sorglosen (wenn sie am mindesten es ahnen) zum Fallstrick. Psalmen Ps 23 68 23 27 Die furchtbaren Anwünschungen sind nicht Äußerungen der Leidenschaft, sondern des Eifers für Gott und die Gerechtigkeit, der Religiosität. Sie stehen gänzlich unter dem Einfluss der V. 8, V. 10 ausgesprochenen Gedanken. Psalmen Ps 23 68 24 Obscurentur oculi eorum ne videant: et dorsum eorum semper incurva. Ihre Augen mögen dunkel werden, dass sie nicht sehen, und ihren Rücken beuge immerdar!²⁸ Psalmen Ps 23 68 24 28 Dass sie gebückt (Zeichen der Knechtschaft und des Elends) einhergehen müssen. Hebr.: und ihre Lenden lasse immer wanken; nimm ihnen ihre Kraft und Sicherheit. Psalmen Ps 23 68 25 Effunde super eos iram tuam: et furor iræ tuæ comprehendat eos. Gieße deinen Zorn über sie aus und der Grimm deines Zornes treffe sie! Psalmen Ps 23 68 26 Fiat habitatio eorum deserta: et in tabernaculis eorum non sit qui inhabitet. Möge ihre Wohnung wüst werden und in ihren Hütten niemand mehr wohnen!²⁹ Psalmen Ps 23 68 26 29 Der hl. Petrus wendet diesen Vers auf Judas Iskariot als den ersten an, an dem sich der Fluch im N. T. verwirklicht [Apg 1,20], damit [Ps 108,8] verbindend. Psalmen Ps 23 68 27 Quoniam quem tu percussisti, persecuti sunt: et super dolorem vulnerum meorum addiderunt. Denn den du geschlagen,³⁰ verfolgten sie und zu dem Schmerz meiner Wunden³¹ haben sie neue hinzugefügt. Psalmen Ps 23 68 27 30 Der also den Menschen ein Gegenstand des Mitleidens sein sollte. Psalmen Ps 23 68 27 31 Hebr.: von dem Schmerz deiner Durchbohrten (die ihr Bekenntnis zu dir mit dem Leben besiegeln) erzählen sie (mit Spott). Es wird eine neue Begründung der Strafanwünschung in diese selbst eingeschoben. Psalmen Ps 23 68 28 Appone iniquitatem super iniquitatem eorum: et non intrent in justitiam tuam. Lass sie aus einer Sünde in die andere fallen³² und lass sie nicht zu deiner Gerechtigkeit gelangen!³³ Psalmen Ps 23 68 28 32 Durch Entziehung deiner Gnade. Psalmen Ps 23 68 28 33 Rechtfertigende und heiligmachende Gnade. Die Folgen zeigt V. 29. Psalmen Ps 23 68 29 Deleantur de libro viventium: et cum justis non scribantur. Sie mögen aus dem Buche der Lebendigen getilgt³⁴ und mit den Gerechten nicht verzeichnet werden! Psalmen Ps 23 68 29 34 Das Buch der Lebenden ist in der hl. Schrift häufig das Bild der Zugehörigkeit zum Reiche Gottes auf Erden und im Himmel. Vergl. [Ex 32,32]. Psalmen Ps 23 68 3 Infixus sum in limo profundi: et non est substantia. Veni in altitudinem maris: et tempestas demersit me. Ich versinke in tiefem Schlamme und kein Grund ist da, ich bin in die Tiefe des Meeres geraten und der Sturm hat mich versenkt. Psalmen Ps 23 68 30 Ego sum pauper et dolens: salus tua Deus suscepit me. Ich bin arm und voller Schmerzen, deine Hilfe, Gott, wird mich schirmen.³⁵ Psalmen Ps 23 68 30 35 Zuversicht Psalmen Ps 23 68 31 Laudabo nomen Dei cum cantico: et magnificabo eum in laude: Ich will den Namen Gottes in Liedern preisen und ihn verherrlichen mit Lobgesang. Psalmen Ps 23 68 32 Et placebit Deo super vitulum novellum: cornua producentem et ungulas. Das wird Gott mehr gefallen als ein junger Stier, dem Hörner und Klauen wachsen.³⁶ Psalmen Ps 23 68 32 36 Diese Eigenschaften bezeichnen ihn als zum Opfer geeignet. Nach jüdischer Tradition galt als das Alter eines opferfähigen Stieres dasjenige bis zum dritten Lebensjahre. Klauen spaltend sind die reinen Tiere. Also selbst das vollkommenste Tieropfer steht bei Gott nicht so hoch wie der aus dem Herzen kommende dankbare Lobgesang. Psalmen Ps 23 68 33 Videant pauperes et lætentur: quærite Deum, et vivet anima vestra: Die Armen³⁷ sollen es sehen und sich freuen; suchet Gott, so wird eure Seele aufleben.³⁸ Psalmen Ps 23 68 33 37 Die Dulder, die Schicksalsgenossen des Psalmisten. Psalmen Ps 23 68 33 38 Hebr.: Sehen es die Elenden, so freuen sie sich, sie, die Gott suchen, - auflebe euer Herz! Psalmen Ps 23 68 34 Quoniam exaudivit pauperes Dominus: et vinctos suos non despexit. Denn der Herr hört auf die Armen und verachtet seine Gefangenen nicht.³⁹ Psalmen Ps 23 68 34 39 Nimmt sich ihrer vielmehr hilfreich allezeit an. Psalmen Ps 23 68 35 Laudent illum cli et terra, mare, et omnia reptilia in eis. Es lobe ihn Himmel und Erde, das Meer und alles, was sich darin regt!⁴⁰ Psalmen Ps 23 68 35 40 Die belebte und die unbelebte Natur lobe Gott! V. 35ff sind wohl von nach Babylon Weggeführten beigefügt. Psalmen Ps 23 68 36 Quoniam Deus salvam faciet Sion: et ædificabuntur civitates Juda. Et inhabitabunt ibi, et hereditate acquirent eam. Denn Gott wird Sion helfen und Judas Städte werden aufgebaut werden und sie werden daselbst wohnen und es als Erbe in Besitz nehmen. Psalmen Ps 23 68 37 Et semen servorum ejus possidebit eam, et qui diligunt nomen ejus, habitabunt in ea. Und die Nachkommen seiner Diener werden es zum Besitze erhalten, und die seinen Namen lieben, werden darin wohnen.⁴¹ Psalmen Ps 23 68 37 41 Der Psalm ist wohl von David über einen leidenden Gerechten überhaupt verfasst, der um der Sache Gottes willen Schmach und Leiden zu erdulden hat. Verschiedene Züge hat der Psalmist alsdann aus Lagen aufgenommen, in die er selbst gekommen ist. Der Psalm ist wenigstens typisch messianisch, da die Behauptung des Theodorus von Mopsuestia, die Apostel hätten den rein historischen Psalm Christus akkommodiert, auf dem fünften allgemeinen Konzil verworfen ward. Nach einigen ist er ausschließlich messianisch (doch wäre alsdann V. 6 schwer zu erklären). Im Neuen Testamente werden angeführt: V. 5: ohne Maß hassten die Feinde des Herrn den Heiland [Joh 15,25], V. 10 als der Heiland die Verkäufer aus dem Tempel trieb. [Joh 2,17] Der Heiland trug willig, uns ein Vorbild, die Schmach V. 10b. [Röm 15,3] An Judas ging der Fluch V. 26a in Erfüllung [Apg 1,20], die derzeitige Verwerfung Israels ist in V. 23 ausgesprochen und nach [Röm 11,9ff] erfüllt. Aber weist nicht auch (um auf die Stellen zu kommen, welche im N. T. nicht angeführt werden) V. 13 auf die Verhöhnung des Heilandes [Mt 27,27ff], V. 22 auf die Darreichung von Essig und Galle [Mt 27,34] und den Schwamm [Joh 19,29]? Und blickt nicht [Joh 19,30] auf Vers 22 zurück? So hat also der heilige Geist selbst das, was David sagen wollte, zum Wort der Weissagung auf das Zukünftige gestaltet. Psalmen Ps 23 68 4 Laboravi clamans, raucæ factæ sunt fauces meæ: defecerunt oculi mei, dum spero in Deum meum. Ich habe mich müde gerufen, heiser⁵ ist meine Kehle geworden; meine Augen schmachten, während ich auf meinen Gott harre.⁶ Psalmen Ps 23 68 4 5 Hebr.: ausgedörrt. Psalmen Ps 23 68 4 6 Vor sehnsüchtigem Ausschauen nach Hilfe sind meine Augen verschmachtet. Psalmen Ps 23 68 5 Multiplicati sunt super capillos capitis mei, qui oderunt me gratis. Confortati sunt qui persecuti sunt me inimici mei injuste: quæ non rapui, tunc exsolvebam. Mehr denn meines Hauptes Haare⁷ sind, die mich ohne Ursache hassen; stark geworden sind meine Feinde, die mich ungerecht verfolgen; was ich nicht raubte, soll ich nun erstatten.⁸ Psalmen Ps 23 68 5 7 Überaus zahlreich. Psalmen Ps 23 68 5 8 Sprichwort? Oder allgemeiner: Ich muss leiden, was ich nicht verschuldet. Psalmen Ps 23 68 6 Deus tu scis insipientiam meam: et delicta mea a te non sunt abscondita. O Gott! du kennst meine Torheit und meine Verschuldungen sind vor dir nicht verborgen.⁹ Psalmen Ps 23 68 6 9 Gott, der in seiner Allwissenheit des Betenden Sünden kennt, weiß, dass er diese Leiden nicht verdient hat. Psalmen Ps 23 68 7 Non erubescant in me qui exspectant te Domine, Domine virtutum. Non confundantur super me qui quærunt te Deus Israel. Lass nicht in mir zuschanden werden, die auf dich hoffen, o Herr, Herr der Heerscharen!¹⁰ Lass in mir nicht zuschanden werden, die dich suchen, o Gott Israels! Psalmen Ps 23 68 7 10 Die Häufung der Namen sind ebensoviele Hinweisungen und Bitten, die sich an Gottes Ehre und Treue richten. Psalmen Ps 23 68 8 Quoniam propter te sustinui opprobrium: operuit confusio faciem meam. Denn um deinetwillen trage ich Schmach,¹¹ bedeckt Scham mein Angesicht. Psalmen Ps 23 68 8 11 Gott selbst wird in ihm geschmäht. Psalmen Ps 23 68 9 Extraneus factus sum fratribus meis, et peregrinus filiis matris meæ. Ich bin meinen Brüdern fremd geworden und den Kindern meiner Mutter fernstehend.¹² Psalmen Ps 23 68 9 12 Sie haben sich von mir abgewendet. Psalmen Ps 23 0 1 Psalm 69 ist eine Wiederholung des letzten Teiles von [Ps 39]. (V. 15-18) mit einer (V. 2) vorausgesandten Anrufung. Psalmen Ps 23 69 1 In finem, Psalmus David. In rememorationem, quod salvum fecerit eum Dominus. Zum Ende, ein Psalm Davids, zum Andenken, dass ihn der Herr errettet hat.¹ Psalmen Ps 23 69 1 1 Hebr.: Dem Musikvorsteher von David, zur Erinnerung (um Gott zu erinnern, dass er helfen wolle). Psalmen Ps 23 69 2 Deus in adjutorium meum intende: Domine ad adjuvandum me festina. O Gott! habe acht auf meine Hilfe, Herr! eile, mir zu helfen. Psalmen Ps 23 69 3 Confundantur, et revereantur, qui quærunt animam meam: Beschämt und zuschanden mögen werden, die mir nach dem Leben trachten. Psalmen Ps 23 69 4 Avertantur retrorsum, et erubescant, qui volunt mihi mala: Avertantur statim erubescentes, qui dicunt mihi: Euge, euge. Lass zurückweichen und beschämt werden, die mir Übles wollen; eilends lass zurückweichen und beschämt werden, die zu mir sprechen: Ha, ha! Psalmen Ps 23 69 5 Exsultent et lætentur in te omnes qui quærunt te, et dicant semper: Magnificetur Dominus: qui diligunt salutare tuum. Um deinetwillen aber lass frohlocken und sich freuen alle, die dich suchen; und die dein Heil lieben, mögen immerdar sprechen: Hochgelobt sei der Herr! Psalmen Ps 23 69 6 Ego vero egenus, et pauper sum: Deus adjuva me. Adjutor meus, et liberator meus es tu: Domine ne moreris. Ich aber bin elend und arm, o Gott! hilf mir. Mein Helfer und mein Erretter bist du; o Herr! säume nicht. Psalmen Ps 23 0 1 1. Voll Vertrauen auf Gott, der von Jugend auf sein Beschützer gewesen, bittet der Dichter, der Herr wolle ihn der Macht seiner Feinde entreißen. (V. 6) Aus so vielen Gefahren zum Staunen der Menschen wunderbar errettet, hofft er zuversichtlich, auch jetzt in seinem Alter nicht verlassen zu werden, wenn auch die Feinde seinen Untergang für nahe halten. (V. 12) 2. Bitte an Gott, der Herr wolle des Sängers Feinde zuschanden werden lassen, damit dieser zu den früheren Lobpreisungen neue füge und Gottes Macht den künftigen Geschlechtern verkünde. (V. 18) Auch Gottes Gerechtigkeit, die ihn stets erhalten, will er preisen, sobald seine Feinde zuschanden geworden. Psalmen Ps 23 70 1 Psalmus David, Filiorum Jonadab, et priorum captivorum. In te Domine speravi, non confundar in æternum: Ein Psalm Davids, der Söhne Jonadabs und der ersten Gefangenen.¹ Auf dich, Herr! hoffe ich, lass mich nimmermehr zuschanden werden,² Psalmen Ps 23 70 1 1 Der Psalm kann der ersten Überschrift entsprechend von David herstammen, da er fast ganz ein Widerhall älterer Psalmworte ist, indes fehlt im hebr. Texte die Beifügung. Der zweite Teil der Überschrift beruht wohl auf Überlieferung, nach ihm war der Psalm ein Lieblingslied der Rechabiten, vergl. [Jer 35, 2Kön 10,15], und der ersten Weggeführten (ob der assyrischen oder babylonischen, wird nicht gesagt). Aus letzterem Grunde halten manche den Psalm für ein Werk des Propheten Jeremias. Vers 1-3 ist aus [Ps 30,2-4], Vers 5,6 aus [Ps 21,10-11] entnommen. Zu V. 12 vergl. [Ps 21,12a] und [Ps 69,2]; zu V. 13 [Ps 39,15, Ps 34,4.26]. Psalmen Ps 23 70 1 2 Hebr.: so werde ich nicht zuschanden werden. Psalmen Ps 23 70 10 Quia dixerunt inimici mei mihi: et qui custodiebant animam meam, consilium fecerunt in unum, Denn meine Feinde sprechen über mich, und die auf mein Leben lauern, halten Rat miteinander, Psalmen Ps 23 70 11 Dicentes: Deus dereliquit eum, persequimini, et comprehendite eum: quia non est qui eripiat. sprechend: Gott hat ihn verlassen! Verfolgt und ergreifet ihn, denn niemand ist, der ihn rette! Psalmen Ps 23 70 12 Deus ne elongeris a me: Deus meus in auxilium meum respice. Gott, sei nicht fern von mir, mein Gott, habe acht auf meine Hilfe! Psalmen Ps 23 70 13 Confundantur, et deficiant detrahentes animæ meæ: operiantur confusione, et pudore qui quærunt mala mihi. Es mögen beschämt werden und umkommen, die mir übel nachreden, mit Schmach und Schande bedeckt werden, die mein Unglück suchen.⁵ Psalmen Ps 23 70 13 5 Hebr.: die meine Seele befeinden. Steigerung: beschämt werden, umkommen, mit Schmach umkommen. Psalmen Ps 23 70 14 Ego autem semper sperabo: et adjiciam super omnem laudem tuam. Ich aber will allezeit vertrauen und all dein Lob immerdar noch mehr singen. Psalmen Ps 23 70 15 Os meum annuntiabit justitiam tuam: tota die salutare tuum. Quoniam non cognovi litteraturam, Mein Mund soll deine Gerechtigkeit verkünden, immerfort dein Heil,⁶ denn ich vermag nicht sie zu beschreiben.⁷ Psalmen Ps 23 70 15 6 Hebr.: dich allein. Psalmen Ps 23 70 15 7 Durch keine Schrift sie zu erschöpfen, darum will ich sie mit gesprochenen Worten beschreiben. Hebr.: Nicht kenne ich ihre Zahl deine Güte ist unermesslich. Psalmen Ps 23 70 16 Introibo in potentias Domini: Domine memorabor justitiæ tuæ solius. So will ich betrachtend eingehen auf die Machterweise des Herrn, deiner Gerechtigkeit, o Herr! allein gedenken. Psalmen Ps 23 70 17 Deus docuisti me a juventute mea: et usque nunc pronuntiabo mirabilia tua. O Gott! du hast mich unterwiesen von meiner Jugend an und bis hierher verkünde ich deine Wunder. Psalmen Ps 23 70 18 Et usque in senectam et senium: Deus ne derelinquas me, Donec annuntiem brachium tuum generationi omni, quæ ventura est: Potentiam tuam, So verlass mich auch bis ins Alter und bis zum Greisentum nicht, o Gott! bis ich allen kommenden Geschlechtern deine Stärke⁸ verkünde, deine Macht⁹ Psalmen Ps 23 70 18 8 Dein mächtiges Eingreifen in die Geschichte der Menschheit. Psalmen Ps 23 70 18 9 Dein sicheres Erreichen jedes von dir gewollten Zieles. Psalmen Ps 23 70 19 Et justitiam tuam Deus usque in altissima, quæ fecisti magnalia: Deus quis similis tibi? und deine Gerechtigkeit, o Gott! bis zum Himmel,¹⁰ was du Großes getan. Gott! wer ist dir gleich? Psalmen Ps 23 70 19 10 Reicht bis zum Himmel, was du Großes getan, Gott, wer ist wie du? Der Gedanke der Verkündigung erfasst den Psalmisten derart, dass er alsbald denselben in einem Lobgesang fortführt. Psalmen Ps 23 70 2 In justitia tua libera me, et eripe me. Inclina ad me aurem tuam, et salva me. um deiner Gerechtigkeit willen befreie mich und rette mich. O, neige mir dein Ohr zu und hilf mir! Psalmen Ps 23 70 20 Quantas ostendisti mihi tribulationes multas, et malas: et conversus vivificasti me: et de abyssis terræ iterum reduxisti me: Wie viel schlimme Drangsal hast du mich schauen lassen! Doch du belebst mich wieder neu und ziehst mich wieder aus den Tiefen der Erde¹¹ empor. Psalmen Ps 23 70 20 11 Für den Psalmisten Bild der äußersten Todesgefahr, in der man fast schon in der Unterwelt ist. Psalmen Ps 23 70 21 Multiplicasti magnificentiam tuam: et conversus consolatus es me. Du mehrst noch reicher deine Herrlichkeit¹² und wirst wiederum mein Trost. Psalmen Ps 23 70 21 12 Meine Würde, indem du mich vor meinen Feinden rechtfertigtest. Psalmen Ps 23 70 22 Nam et ego confitebor tibi in vasis psalmi veritatem tuam: Deus psallam tibi in cithara, sanctus Israel. So will ich denn dir zu Ehren im Psalterspiel deine Treue preisen, o Gott! dir lobsingen auf der Harfe, o Heiliger Israels! Psalmen Ps 23 70 23 Exsultabunt labia mea cum cantavero tibi: et anima mea, quam redemisti. Meine Lippen sollen frohlocken, wenn ich dir singe, und meine Seele, die du erlöst hast. Psalmen Ps 23 70 24 Sed et lingua mea tota die meditabitur justitiam tuam: cum confusi et reveriti fuerint qui quærunt mala mihi. Auch meine Zunge soll immerfort deine Gerechtigkeit verkünden, wenn beschämt und zuschanden werden, die mein Unglück suchen.¹³ Psalmen Ps 23 70 24 13 Psalm 70 wird von den lateinischen Vätern in typischem Sinne von dem leidenden Heilande (in seinem Todeskampfe) verstanden. Psalmen Ps 23 70 3 Esto mihi in Deum protectorem, et in locum munitum: ut salvum me facias, Quoniam firmamentum meum, et refugium meum es tu. Sei mir ein schirmender Gott, eine feste Stätte, dass du mir helfest,³ denn meine Feste und meine Zuflucht bist du. Psalmen Ps 23 70 3 3 Hebr.: Werde mir zu einem Felsen des Obdachs, stets (dahin) zu kommen, der du verordnet hast mir zu helfen. Psalmen Ps 23 70 4 Deus meus eripe me de manu peccatoris, et de manu contra legem agentis et iniqui: Mein Gott! befreie mich aus der Gewalt des Sünders und aus der Gewalt dessen, der wider das Gesetz handelt, und des Gottlosen.⁴ Psalmen Ps 23 70 4 4 Hebr.: Vergewaltigers. Psalmen Ps 23 70 5 Quoniam tu es patientia mea Domine: Domine spes mea a juventute mea. Denn du bist meine Zuversicht, o Herr! meine Hoffnung, o Herr, von meiner Jugend an! Psalmen Ps 23 70 6 In te confirmatus sum ex utero: de ventre matris meæ tu es protector meus: In te cantatio mea semper: Auf dich bin ich gestützt vom Mutterschoße an, vom Mutterleibe an bist du mein Beschirmer. Dir gilt mein Lobgesang immerdar. Psalmen Ps 23 70 7 Tamquam prodigium factus sum multis: et tu adjutor fortis. Wie ein Wunder bin ich vielen geworden, denn du bist ein starker Helfer. Psalmen Ps 23 70 8 Repleatur os meum laude, ut cantem gloriam tuam: tota die magnitudinem tuam. Mein Mund sei voll deines Lobes, dass ich deine Herrlichkeit besinge, deine Größe immerdar. Psalmen Ps 23 70 9 Ne projicias me in tempore senectutis: cum defecerit virtus mea, ne derelinquas me. Verwirf mich nicht zur Zeit des Alters; wenn meine Kraft hingeschwunden, verlass mich nicht! Psalmen Ps 23 0 1 1. Gerichtsamt des Messias und Früchte desselben: Gerechtigkeit und allgemeiner Friede. (V. 7) 2. Prophezeiung, dass das Reich des Messias ein alle Länder und Völker umfassendes sein wird, da alle sich ihm freiwillig unterwerfen. (V. 11) 3. Grund der freiwilligen Unterwerfung: die Güte und Milde des Messias gegen die Armen, Glück der Bürger dieses Reiches. (V. 16) Epilog: Glück, Dauer, Umfang des Messianischen Reiches. Anhang: Schluss des zweiten Buches der Psalmen: Doxologie (V. 18, 19) Unterschrift einer früheren Psalmensammlung. Psalmen Ps 23 71 1 Psalmus, In Salomonem. Ein Psalm auf Salomon.¹ Psalmen Ps 23 71 1 1 Diese Übersetzung der Septuag. ist wohl minder passend, die Überschrift will Salomon als Verfasser bezeichnen. Der Psalm ist ausschließlich messianisch. So haben ihn die alten Juden, so auch fast alle Väter aufgefasst, und die in V. 5,7, 8-11 ausgesprochenen Weissagungen können auf niemand anders passen als den Messias. Einige Ausleger beziehen den Psalm auf Salomon als Typus des Messias. Wahr ist, dass der Psalm in seiner Schilderung des Messias und seines Reiches sich an die Verhältnisse der Salomonischen Regierung anschließt, die dem Dichter als entsprechendstes Vorbild der Messianischen Herrschaft erschien. Psalmen Ps 23 71 10 Reges Tharsis, et insulæ munera offerent: reges Arabum, et Saba dona adducent: Die Könige von Tharsis¹⁷ und die Inseln werden Geschenke opfern, die Könige von Arabien und Saba¹⁸ werden Gaben darbringen.¹⁹ Psalmen Ps 23 71 10 17 Tartessus in Spanien: die Könige des fernsten Westens. Psalmen Ps 23 71 10 18 Die Südländer. Psalmen Ps 23 71 10 19 Alle Völker der Erde werden Gaben darbringen. Anlehnung an [1Kön 5,1, 1Kön 10,24ff]. Psalmen Ps 23 71 11 Et adorabunt eum omnes reges terræ: omnes gentes servient ei: Es sollen ihn alle Könige der Erde anbeten, alle Völker ihm dienen. Psalmen Ps 23 71 12 Quia liberabit pauperem a potente: et pauperem, cui non erat adjutor. Denn er wird den Gedrückten²⁰ von dem Mächtigen befreien, den Armen, der keinen Helfer hat; Psalmen Ps 23 71 12 20 Hebr.: Den gedrückten, der schreit, wird er befreien. Psalmen Ps 23 71 13 Parcet pauperi et inopi: et animas pauperum salvas faciet. er wird des Armen und Geringen schonen und den Seelen des Notleidenden helfen. Psalmen Ps 23 71 14 Ex usuris et iniquitate redimet animas eorum: et honorabile nomen eorum coram illo. Aus Wucher²¹ und Gewalttat erlöst er ihre Seele, denn Ehre würdig ist ihr Name²² vor ihm. Psalmen Ps 23 71 14 21 Hebr.: Bedrückung. Psalmen Ps 23 71 14 22 Ihre Person. Hebr.: Ihr Blut wird kostbar sein. Psalmen Ps 23 71 15 Et vivet, et dabitur ei de auro Arabiæ, et adorabunt de ipso semper: tota die benedicent ei. Er²³ wird leben und man wird ihm vom Golde Arabiens²⁴ geben und seinetwegen²⁵ immerdar anbeten,²⁶ allezeit ihn preisen.²⁷ Psalmen Ps 23 71 15 23 Der Arme. Das Subjekt wechselt bei dem Orientalen leicht ohne Andeutung, so dass der Hörende oder Lesende selbst den Wechsel wahrnehmen muss. Psalmen Ps 23 71 15 24 Einen Teil der Gaben (der Ehre), welche dem Könige von den Heiden gespendet werden. Psalmen Ps 23 71 15 25 Nach dem Hebr. bitten die Armen, und segnen, während der König gibt. Psalmen Ps 23 71 15 26 Für ihn bitten, da die Bitte aber an Gott gerichtet ist, auch anbeten. (Das Röm. Psalter hat: für ihn beten.) Dies tun alle Armen. Das Gebet für die Ausbreitung der Kirche ist in gewisser Weise auch Gebet für Christus und seine Sache. Psalmen Ps 23 71 15 27 Für ihre Befreiung danken. Oder: ihm Gutes wünschen. Psalmen Ps 23 71 16 Et erit firmamentum in terra in summis montium, superextolletur super Libanum fructus ejus: et florebunt de civitate sicut fnum terræ. Und Getreide²⁸ wird im Lande auf den Gipfeln der Berge sein, seine Frucht überragt den Libanon²⁹ und es blühen aus der Stadt die Bewohner hervor, wie das Gras aus der Erde.³⁰ Psalmen Ps 23 71 16 28 Korn als Stütze des Lebens. Hebr.: Es sei Überfluss an Getreide. Psalmen Ps 23 71 16 29 Selbst auf dem Gipfel der Berge, wo sonst nur Gestein ist und höchstens Bäume wachsen, gedeiht Getreide, ja selbst auf den Spitzen des Libanon, so dass es diese überragt. Nach dem Hebr.: die Ährenfelder sollen rauschen wie die Bäume des Libanon. Psalmen Ps 23 71 16 30 Besonderer Segen der messianischen Zeit. Vergl. [Ps 54,1]. Die Bürger des neuen Jerusalem, der Kirche, werden zahlreich sein. Psalmen Ps 23 71 17 Sit nomen ejus benedictum in sæcula: ante solem permanet nomen ejus. Et benedicentur in ipso omnes tribus terræ: omnes gentes magnificabunt eum. Gepriesen sei sein³¹ Name in Ewigkeit, im Angesichte der Sonne³² dauert sein Name fort! Und gesegnet werden in ihm alle Geschlechter der Erde,³³ alle Völker werden ihn preisen. Psalmen Ps 23 71 17 31 Des Königs. Psalmen Ps 23 71 17 32 Solange die Sonne uns ihr Antlitz zukehrt. Psalmen Ps 23 71 17 33 Vergl. [Gen 26,4, Gen 28,14]. Psalmen Ps 23 71 18 Benedictus Dominus Deus Israel, qui facit mirabilia solus: Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, der allein Wunder tut. Psalmen Ps 23 71 19 Et benedictum nomen majestatis ejus in æternum: et replebitur majestate ejus omnis terra: fiat, fiat. und gepriesen sei der Name seiner Herrlichkeit auf ewig; und von seiner Herrlichkeit werde die ganze Erde erfüllt!³⁴ Amen, Amen! Psalmen Ps 23 71 19 34 Vergl. [Num 14,21]. Die Doxologie wurde wohl bei der gottesdienstlichen Vorlesung mitgelesen, deshalb steht sie noch vor der Unterschrift. Psalmen Ps 23 71 2 Deus judicium tuum regi da: et justitiam tuam filio regis: Judicare populum tuum in justitia, et pauperes tuos in judicio. O Gott! gib dem Könige² dein Gericht³ und deine Gerechtigkeit dem Königssohne,⁴ dass er dein Volk in Gerechtigkeit richte und deine Armen nach dem Rechte.⁵ Psalmen Ps 23 71 2 2 Die Chaldäische Paraphrase liest: dem König Messias. Psalmen Ps 23 71 2 3 Fähigkeit und Willen zu richten wie du, der Wahrheit und deinem Wohlgefallen gemäß. Psalmen Ps 23 71 2 4 Dem Nachkommen des Königs David. Gemeint ist dieselbe Person, die vorher König heißt. Psalmen Ps 23 71 2 5 Ihnen Recht schaffe. Psalmen Ps 23 71 20 Defecerunt laudes David filii Jesse. Hier endigen die Lobgesänge Davids, des Sohnes Jesse.³⁵ Psalmen Ps 23 71 20 35 Damit sagt der Sammler nicht, dass alle vorausgehenden Psalmen David zum Verfasser hatten. Vielleicht stammt die Unterschrift aus einer älteren Sammlung, die nur die Davidischen Psalmen enthielt. Psalmen Ps 23 71 3 Suscipiant montes pacem populo: et colles justitiam. Es mögen die Berge dem Volke Frieden tragen und die Hügel⁶ Gerechtigkeit.⁷ Psalmen Ps 23 71 3 6 Berge und Hügel stehen für das ganze Land, in dem sie weithin sichtbar sind. Psalmen Ps 23 71 3 7 Hebr.: durch Gerechtigkeit; ergänze: mögen Frieden tragen, gleichsam als Frucht. Psalmen Ps 23 71 4 Judicabit pauperes populi, et salvos faciet filios pauperum: et humiliabit calumniatorem. Er wird⁸ den Armen im Volke Recht schaffen, den Söhnen der Armen helfen und den Gewalttätigen niederbeugen. Psalmen Ps 23 71 4 8 Das Hebräische drückt bis V. 8 den Wunsch aus. Psalmen Ps 23 71 5 Et permanebit cum sole, et ante lunam, in generatione et generationem. Und er wird bleiben, solange Sonne und Mond währt,⁹ von Geschlecht zu Geschlecht. Psalmen Ps 23 71 5 9 Bei allem Wechsel des Irdischen bleiben Sonne und Mond in ihrer Ordnung und sind so die Bilder des Beständigen, Immerwährenden. Psalmen Ps 23 71 6 Descendet sicut pluvia in vellus: et sicut stillicidia stillantia super terram. Er wird niedersteigen wie der Regen auf das Vließ¹⁰ und wie Regen, der auf die Erde herniederrieselt. Psalmen Ps 23 71 6 10 Ob die Septuag. bei ihrer Übersetzung an das Vlies Gedeons [Ri 6,37] dachte? Hebr.: auf Wiesenschur. Für die geschorene Wiese ist der Regen besonders notwendig. [Am 7,1] Wie der Regen ohne Zutun der Menschen fällt und die Wiese erquickt, so wird der Messias für sein Volk aus freier Erbarmung Gottes kommen. Die hl. Väter deuten diesen Vers von der Herabkunft des Sohnes Gottes auf die Erde und verstehen unter dem Vlies bald Maria, bald die jüdische Nation. (Der hl. Augustin sieht dann in der Erde im zweiten Gliede die Heiden, zu denen das Heil kam, nachdem die Juden es verworfen.) Psalmen Ps 23 71 7 Orietur in diebus ejus justitia, et abundantia pacis: donec auferatur luna. In seinen Tagen wird die Gerechtigkeit¹¹ aufsprossen und Fülle des Friedens, bis der Mond nicht mehr ist.¹² Psalmen Ps 23 71 7 11 Hebr.: der Gerechte. Psalmen Ps 23 71 7 12 Da der Mond nach V. 6 immer bleibt: ewig. Psalmen Ps 23 71 8 Et dominabitur a mari usque ad mare: et a flumine usque ad terminos orbis terrarum. Und er wird von einem Meere zum andern¹³ herrschen und vom Strome¹⁴ bis an die Grenzen des Erdkreises. Psalmen Ps 23 71 8 13 Vom Mittelmeer bis an das ferne Weltenmeer. Psalmen Ps 23 71 8 14 Euphrat. Psalmen Ps 23 71 9 Coram illo procident thiopes: et inimici ejus terram lingent. Vor ihm werden die Äthiopier¹⁵ niederfallen und seine Feinde den Staub lecken.¹⁶ Psalmen Ps 23 71 9 15 Die Wüstenbewohner; selbst die wildesten und widerspenstigsten Völker. Psalmen Ps 23 71 9 16 Niederfallend ihm huldigen. Psalmen Ps 23 0 1 1. Gott ist gütig gegen die Frommen, aber warum geht es den Gottlosen oft so wohl, dass selbst die Frommen an der göttlichen Vorsehung zweifeln könnten? (V. 14) 2. Der Psalmist wies zwar diese Frage als unerlaubt zurück, aber da er sie selbst nicht lösen kann, offenbarte ihm Gott, dass die Glückseligkeit der Gottlosen trügerisch ist und der mithin töricht, der sie bewundert. Deshalb nimmt er sich vor, stets bei Gott zu bleiben, weil die Gottlosen dem Verderben anheimfallen, Gott aber anzuhängen ist gut. Psalmen Ps 23 72 1 Psalmus Asaph, Quam bonus Israel Deus his, qui recto sunt corde! Ein Psalm Asaphs.¹ Wie gütig ist Gott gegen Israel,² gegen die, welche lauteren Herzens sind!³ Psalmen Ps 23 72 1 1 Vergl. [1Chr 16,7]. Psalmen Ps 23 72 1 2 Oder: o Israel. Psalmen Ps 23 72 1 3 Der Psalm behandelt dieselbe Frage wie [Ps 36] und [Ps 48] aber in anderer Form. Damit der Psalm den Frommen kein Ärgernis gebe, stellt der Psalmist die Lösung an den Anfang: Gott lenkt alles zum Besten der Frommen. Erst hierauf schildert er den Weg, auf dem er diese Erkenntnis gewonnen. Übrigens ist die Lösung keine volle, da sie das Jenseits nicht umfasst. Psalmen Ps 23 72 10 Ideo convertetur populus meus hic: et dies pleni invenientur in eis. Darum wendet sich mein Volk¹³ dorthin, denn gute Tage finden sich bei ihnen.¹⁴ Psalmen Ps 23 72 10 13 Das Volk derer, die zu dem Sänger gehören, die Frommen. Hebr.: sein Volk, der betörte Anhang der Gottlosigkeit. Psalmen Ps 23 72 10 14 Hebr.: und Wasser (Bild der verderblichen Grundsätze) schlürfen sie (wie Lebenswasser) in Fülle. Psalmen Ps 23 72 11 Et dixerunt: Quomodo scit Deus: et si est scientia in excelso? Sie¹⁵ sprechen: Wie sollte Gott es wissen und gäbe es Wissen bei dem Höchsten? Psalmen Ps 23 72 11 15 Mein Volk sind die Frommen. Sie sind die am Ende von V. 10 genannten Gottlosen und ihr Anhang, der ihnen blindlings folgt. Psalmen Ps 23 72 12 Ecce ipsi peccatores, et abundantes in sæculo, obtinuerunt divitias. Siehe, sie sind Sünder und haben doch Überfluss in der Welt,¹⁶ haben Reichtümer erlangt.¹⁷ Psalmen Ps 23 72 12 16 Oder: in sæculum für immer. Psalmen Ps 23 72 12 17 Hebr.: Immer sorglos haben sie hohe Macht erlangt. Psalmen Ps 23 72 13 Et dixi: Ergo sine causa justificavi cor meum, et lavi inter innocentes manus meas: Und ich sprach:¹⁸ So habe ich denn umsonst mein Herz gerecht erhalten und unter¹⁹ den Unschuldigen meine Hände gewaschen? Psalmen Ps 23 72 13 18 In meinem Herzen, ich dachte. Psalmen Ps 23 72 13 19 Wenn Gott ein allwissender Lenker der Welt wäre, wie hätte da mein Streben, ihm wohlzugefallen, mit Missgeschick belohnt werden dürfen, während die Gottlosen die Welt beherrschen und genießen? Psalmen Ps 23 72 14 Et fui flagellatus tota die, et castigatio mea in matutinis. Und ward doch immerfort geschlagen und gezüchtigt schon am frühen Morgen?²⁰ Psalmen Ps 23 72 14 20 Hebr.: An jedem Morgen. Psalmen Ps 23 72 15 Si dicebam: Narrabo sic: ecce nationem filiorum tuorum reprobavi. Aber wenn ich sagte:²¹ Solches will ich reden, siehe, so hätte ich das Geschlecht deiner Kinder verleugnet!²² Psalmen Ps 23 72 15 21 Oder: aber hätte ich gesagt so würde ich verleugnet haben. Dies scheint der Zusammenhang näher zu legen. Psalmen Ps 23 72 15 22 Mich außerhalb der Zugehörigkeit zu deinen Kindern gestellt. Psalmen Ps 23 72 16 Existimabam ut cognoscerem hoc, labor est ante me: Ich sann nach, um dies zu verstehen, aber es blieb mir zu mühsam,²³ Psalmen Ps 23 72 16 23 Das Rätsel blieb ungelöst, als etwas den Geist Quälendes. Psalmen Ps 23 72 17 Donec intrem in Sanctuarium Dei: et intelligam in novissimis eorum. bis ich in das Heiligtum Gottes einging und acht hatte, welches ihr Ende sei.²⁴ Psalmen Ps 23 72 17 24 In der Nähe Gottes wird ihm das Auge über das Walten Gottes geöffnet, da er zum Herrn in seiner Anfechtung betet, Zuversicht steigt in sein Herz herab und sein Blick wird auf das traurige Endschicksal der Gottlosen gelenkt. Psalmen Ps 23 72 18 Verumtamen propter dolos posuisti eis: dejecisti eos dum allevarentur. Ja, auf betrügerischen Boden²⁵ stellst du sie, du stürzest sie, indes sie sich erheben.²⁶ Psalmen Ps 23 72 18 25 Wo man leicht ausgleitet. Psalmen Ps 23 72 18 26 Sich glücklich preisen. Hebr.: Du stürzest sie in Trümmer. Psalmen Ps 23 72 19 Quomodo facti sunt in desolationem, subito defecerunt: perierunt propter iniquitatem suam. Wie sind sie zur Öde geworden, plötzlich dahingeschwunden, untergegangen um ihrer Sünde willen!²⁷ Psalmen Ps 23 72 19 27 Hebr.: Durch Schreckensgeschicke. Dass Gottes Gerechtigkeit die Schicksale der Menschen lenkt und leitet, ist ausgesprochen, doch fehlt noch der Hinweis auf die Strafe im Jenseits. Psalmen Ps 23 72 2 Mei autem pene moti sunt pedes: pene effusi sunt gressus mei. Meine Füße aber wären bald gestrauchelt, meine Schritte wären fast ausgeglitten.⁴ Psalmen Ps 23 72 2 4 Das Bild der Vulg. ist von ausgegossenem Wasser hergenommen. Psalmen Ps 23 72 20 Velut somnium surgentium Domine, in civitate tua imaginem ipsorum ad nihilum rediges. Wie einen Traum der Erwachenden, so lässest du, Herr! in deiner Stadt ihr Bild zu nichts werden.²⁸ Psalmen Ps 23 72 20 28 Wie der Traum eines Erwachenden in seinem Nichts erscheint, so wirst du, Herr, ihre inhaltslose Herrlichkeit (Bild) in der Stadt Jerusalem, dem Mittelpunkt deines Volkes, dem auch sie angehören, als ein vorübergehendes Trugbild erweisen, indem du sie hier plötzlich aus deiner Gemeinde verweisest und sie jenseits ewig tilgst. Hebr.: Wie einen Traum, sobald man aufwacht, so entschlägst du, Herr, beim Erwachen (zum Gerichte) dich ihres Bildes. Bis hierher reicht die dem Sänger zuteil Psalmen Ps 23 72 21 Quia inflammatum est cor meum, et renes mei commutati sunt: Weil²⁹ mein Herz entbrannt³⁰ und meine Nieren³¹ bewegt waren,³² Psalmen Ps 23 72 21 29 Rückblick? Oder: wenn nun noch mein Herz sich erbitterte. Psalmen Ps 23 72 21 30 In Bitterkeit der Anfechtung. Psalmen Ps 23 72 21 31 Mein Innerstes. Psalmen Ps 23 72 21 32 Von Begehr nach dem Glücke der Bösen. Psalmen Ps 23 72 22 Et ego ad nihilum redactus sum, et nescivi. ward auch ich zu nichts³³ gemacht und hatte keine Einsicht mehr.³⁴ Psalmen Ps 23 72 22 33 In Bezug auf höhere Erkenntnis. Psalmen Ps 23 72 22 34 Hebr.: war ich (wäre ich) ein Tor und ohne Einsicht, ein vernunftloses Vieh (Nilpferd? Bild der Dummheit) wäre ich gegen dich (unfähig der Erkenntnis, die du dem Suchenden mitteilst.) Psalmen Ps 23 72 23 Ut jumentum factus sum apud te: et ego semper tecum. Wie ein Lasttier ward ich vor dir,³⁵ dennoch war ich immer bei dir. Psalmen Ps 23 72 23 35 Gehört nach dem Hebr. zum vorhergehenden Vers. Vulg.: So dumm wie ein Vieh ward ich in deinen Augen, doch trotzdem ich so sank, stand ich doch stets unter deinem Schutze und Beistande. Psalmen Ps 23 72 24 Tenuisti manum dexteram meam: et in voluntate tua deduxisti me, et cum gloria suscepisti me. Du hältst mich bei meiner Rechten³⁶ und leitest mich nach deinem Willen und nimmst mich zu Ehren an.³⁷ Psalmen Ps 23 72 24 36 Mich so vor dem Falle bewahrend. Psalmen Ps 23 72 24 37 Wenn das ist, mag die Zukunft mir verborgen sein; ich weiß, dass ich beim Scheiden aus diesem Leben (Hebr.: hernach in die Herrlichkeit mich auf) als dein Diener bei dir in Ehren sein werde. So erfüllt ihn Zuversicht im Dunkel des Lebens und das Vertrauen lichtet ihm die Dunkelheit des Jenseits. Psalmen Ps 23 72 25 Quid enim mihi est in clo? et a te quid volui super terram? Denn was³⁸ habe ich im Himmel und was begehre ich auf Erden außer dir?³⁹ Psalmen Ps 23 72 25 38 Hebr.: wen? Psalmen Ps 23 72 25 39 Weder der Himmel hat ohne dich für mich Herrliches noch finde ich Gefallen an der Erde, wenn ich nur dich besitze. Psalmen Ps 23 72 26 Defecit caro mea, et cor meum: Deus cordis mei, et pars mea Deus in æternum. Schwindet auch mein Fleisch und mein Herz dahin, meines Herzens Gott und mein Anteil ist Gott in Ewigkeit.⁴⁰ Psalmen Ps 23 72 26 40 Wenn der Sänger auch den Leib und das leibliche Leben verlieren sollte, Gott ist mein Anteil in Ewigkeit. Hebr.: Meines Herzens Fels und mein Anteil usw. Psalmen Ps 23 72 27 Quia ecce, qui elongant se a te, peribunt: perdidisti omnes, qui fornicantur abs te. Denn siehe, die sich von dir entfernen, kommen um; du vertilgst alle, die von dir abfallen. Psalmen Ps 23 72 28 Mihi autem adhærere Deo bonum est: ponere in Domino Deo spem meam: Ut annuntiem omnes prædicationes tuas, in portis filiæ Sion. Mir aber ist es gut Gott anzuhängen, auf Gott, den Herrn, meine Hoffnung zu setzen; auf dass ich all dein Lob in den Toren der Tochter Sion⁴¹ verkünde.⁴² Psalmen Ps 23 72 28 41 In Jerusalem. Diesen Zusatz fügt die Septuag. aus [Ps 9,15] ein. Psalmen Ps 23 72 28 42 Der Psalm enthält zumeist die Gefühle eines einzelnen, doch machen kleine Zusätze (Israel V. 1 in deiner Stadt V. 20) ihn für den Gebrauch der Gemeinde geeignet. Psalmen Ps 23 72 3 Quia zelavi super iniquos, pacem peccatorum videns. Denn ich ereiferte mich über die Frevler, da ich den Frieden der Sünder sah. Psalmen Ps 23 72 4 Quia non est respectus morti eorum: et firmamentum in plaga eorum. Denn kein Absehen ist auf ihren Tod⁵ und nicht hat das Leid Dauer, das sie trifft. Psalmen Ps 23 72 4 5 Es ist bei Gott kein Absehen auf ihren Tod. Hebr.: Keine Qualen leiden sie bis zu ihrem Tode (oder: hat ihr Tod) und feist ist ihr Wanst. Psalmen Ps 23 72 5 In labore hominum non sunt, et cum hominibus non flagellabuntur: Sie teilen nicht die Mühsal der Menschen und werden nicht wie andere Menschen geschlagen.⁶ Psalmen Ps 23 72 5 6 Man sollte meinen, dass die Guten eine Ausnahme von dem Elende des menschlichen Lebens erfahren, doch nein, es sind gerade die Bösen, die vom Leiden verschont werden. Psalmen Ps 23 72 6 Ideo tenuit eos superbia, operti sunt iniquitate et impietate sua. Darum hält Hochmut sie gefangen, sind sie mit ihrer Sünde und ihrer Gottlosigkeit umhüllt.⁷ Psalmen Ps 23 72 6 7 Hebr.: darum umhalst sie (wie ein Schmuck) Hoffart, Unrecht umhüllt sie wie ein Gewand. Psalmen Ps 23 72 7 Prodiit quasi ex adipe iniquitas eorum: transierunt in affectum cordis. Es tritt wie aus fettem Grunde ihre Bosheit hervor,⁸ sie gehen den Lüsten ihres Herzens nach.⁹ Psalmen Ps 23 72 7 8 Ihre Ungerechtigkeit hat ihre Quelle im Überfluss. Wie aus dem fetten Erdreich das Unkraut, so treibt aus dem üppigen Wohlergehen die Ungerechtigkeit hervor. Hebr.: Es glotzen hervor aus Fett ihre Augen. Psalmen Ps 23 72 7 9 Hebr.: Das fühllose Herz ist so voll von bösen Plänen, dass es überströmt. Psalmen Ps 23 72 8 Cogitaverunt, et locuti sunt nequitiam: iniquitatem in excelso locuti sunt. Sie ersinnen und reden Bosheit, reden Frevel aus ihrer Höhe herab.¹⁰ Psalmen Ps 23 72 8 10 Von ihrer eingebildeten Höhe herab. Psalmen Ps 23 72 9 Posuerunt in clum os suum: et lingua eorum transivit in terra. Sie erheben ihren Mund in den Himmel¹¹ und ihre Zunge wandelt auf der Erde.¹² Psalmen Ps 23 72 9 11 Selbst das Höchste und Heiligste wird von ihnen gelästert. Psalmen Ps 23 72 9 12 Durchzieht die Erde alles herabsetzend, alles begeifernd und lästernd. Psalmen Ps 23 0 1 1. Flehentliche Bitte, dass Gott sich seiner Herde, über die sein Zorngericht ergangen, wieder erbarmen wolle. (V. 3) Schilderung des am Tempel geübten Zerstörungswerkes. (V. 8) 2. Klage, dass Gott sein Volk in dieser Leidenszeit verlassen (V. 11), und flehentliche Bitte, dass Gott, der ewige König seines Volkes, der seine Macht bei dem Auszuge aus Ägypten und in den Werken der Schöpfung offenbart hat (V. 11), sich der Seinigen und seines Bundes mit ihnen erinnern, für sie eintreten und den wachsenden Hochmut der Feinde zurückweisen wolle. Psalmen Ps 23 73 1 Intellectus Asaph. Ut quid Deus repulisti in finem: iratus est furor tuus super oves pascuæ tuæ? Eine Unterweisung¹ Asaphs.² Warum, o Gott! hast du uns auf immer³ verworfen und ist dein Zorn wider die Schafe deiner Weide entbrannt? Psalmen Ps 23 73 1 1 Maskil (Bezeichnung einer Liedergattung). Psalmen Ps 23 73 1 2 Vor einem der Nachkommen des [1Chr 16,7] erwähnten Asaph wohl bald nach der Zerstörung des Tempels durch Nabuchodonosor. Die Prophezeiung des [Jes 64,2-12] erscheint als eine Zusammenfassung dieses Psalmes. Psalmen Ps 23 73 1 3 So andauernd, dass es scheinen könnte, auf immer. Psalmen Ps 23 73 10 Usquequo Deus improperabit inimicus: irritat adversarius nomen tuum in finem? Wie lange, o Gott! soll der Feind lästern,¹⁶ soll der Widersacher deinen Namen beständig erbittern?¹⁷ Psalmen Ps 23 73 10 16 Hebr.: und keiner von uns weiß, bis wann? Psalmen Ps 23 73 10 17 Höhnen. Psalmen Ps 23 73 11 Ut quid avertis manum tuam, et dexteram tuam, de medio sinu tuo in finem? Warum ziehst du deine Hand¹⁸ und deine Rechte zurück von deines Busens Mitte ganz und gar?¹⁹ Psalmen Ps 23 73 11 18 Linke Hand. Psalmen Ps 23 73 11 19 Gott trug Israel bisher als seinen Liebling an seinem Busen, jetzt hat er beide Hände zurückgezogen, auf seinen Rücken gelegt und seinen Liebling (seines Busens Mitte) fallen lassen. Psalmen Ps 23 73 12 Deus autem rex noster ante sæcula: operatus est salutem in medio terræ. Gott ist ja unser²⁰ König von jeher, hat Heil gewirkt inmitten der Erde. [Lk 1,68] Psalmen Ps 23 73 12 20 Hebr.: mein. Psalmen Ps 23 73 13 Tu confirmasti in virtute tua mare: contribulasti capita draconum in aquis. Du hast in deiner Kraft das Meer festgestellt,²¹ hast der Drachen²² Köpfe in den Wassern zerschmettert. Psalmen Ps 23 73 13 21 Hebr.: gespalten. Psalmen Ps 23 73 13 22 Des Krokodils. Dieses ist Sinnbild der Ägypter. Psalmen Ps 23 73 14 Tu confregisti capita draconis: dedisti eum escam populis thiopum. Du hast der Drachen²³ Köpfe zerschmettert, sie den Völkern Äthiopiens²⁴ zum Fraß gegeben. Psalmen Ps 23 73 14 23 Des Leviathan, des Krokodils. Psalmen Ps 23 73 14 24 Hebr.: dem Volke der Wüstentiere. Psalmen Ps 23 73 15 Tu dirupisti fontes, et torrentes: tu siccasti fluvios Ethan. Du ließest Quellen und Ströme hervorbrechen, du ließest die Flüsse Ethans²⁵ versiegen. Psalmen Ps 23 73 15 25 Hebr.: Nie versiegende Ströme. Der Plural ist poetisch. Der Jordan versiegt nie in der heißen Jahreszeit. Erinnerung an [Jos 3,14ff]. Vulg.: Du schaffest Flüssen wie denen zu Ethan Wasser und lässt sie austrocknen. Dies sind Erweise der Allmacht Gottes. Ein Ort Ethan ist unbekannt, vielleicht dachte die Septuag. an Etham [Ex 13,20], dann sind die Flüsse das rote Meer. Psalmen Ps 23 73 16 Tuus est dies, et tua est nox: tu fabricatus es auroram et solem. Dein ist der Tag und dein ist die Nacht, du hast das Morgenrot²⁶ und die Sonne geschaffen. Psalmen Ps 23 73 16 26 Hebr.: den Lichtträger (der Sonne), den Mond. Psalmen Ps 23 73 17 Tu fecisti omnes terminos terræ: æstatem et ver tu plasmasti ea. Du stelltest alle Grenzen der Erde fest, Sommer und Frühling hast du geschaffen. Psalmen Ps 23 73 18 Memor esto hujus, inimicus improperavit Domino: et populus insipiens incitavit nomen tuum. Sei dessen eingedenk: der Feind schmäht den Herrn und ein törichtes Volk²⁷ reizt²⁸ deinen Namen. Psalmen Ps 23 73 18 27 Das dich nicht kennen will. Psalmen Ps 23 73 18 28 Verachtet. Psalmen Ps 23 73 19 Ne tradas bestiis animas confitentes tibi, et animas pauperum tuorum ne obliviscaris in finem. Gib nicht den Raubtieren die Seelen derer, die dich bekennen, preis und die Seelen deiner Armen²⁹ vergiss nicht auf immer. Psalmen Ps 23 73 19 29 Hebr.: deiner Taube. Psalmen Ps 23 73 2 Memor esto congregationis tuæ, quam possedisti ab initio. Redemisti virgam hereditatis tuæ: mons Sion, in quo habitasti in eo. Gedenke deiner Gemeinde, welche dein Eigentum ist von Anfang her.⁴ Du hast sie als den Anteil deines Erbes erlöst;⁵ es ist der Berg Sion,⁶ auf dem du wohnst. Psalmen Ps 23 73 2 4 Von Abraham an. Psalmen Ps 23 73 2 5 In Ägypten. [Ex 15,17] Psalmen Ps 23 73 2 6 Hebr.: Des Berges Sion. Psalmen Ps 23 73 20 Respice in testamentum tuum: quia repleti sunt, qui obscurati sunt terræ domibus iniquitatum. Schaue hin auf deinen Bund, denn die in Finsternis dahinlebenden Bewohner des Landes haben Überfluss an Wohnungen der Ungerechtigkeit.³⁰ Psalmen Ps 23 73 20 30 Die innerlich umdunkelten Bewohner des Landes haben Überfluss an Wohnungen, haben sich die der Israeliten widerrechtlich zugeeignet. Besser das Hebr.: Denn voll sind die Winkel des Landes von Stätten der Gewalttat auch in die verborgensten Schlupfwinkel des Landes verfolgen uns die Feinde und üben Gewalt an uns. Psalmen Ps 23 73 21 Ne avertatur humilis factus confusus: pauper et inops laudabunt nomen tuum. Lass den Unterdrückten³¹ nicht mit Schanden abgewiesen werden,³² der Arme und Hilflose werden deinen Namen preisen. Psalmen Ps 23 73 21 31 Das dich anflehende Volk Israel. Psalmen Ps 23 73 21 32 Seine Sache ist ja die deine. Psalmen Ps 23 73 22 Exsurge Deus, judica causam tuam: memor esto improperiorum tuorum, eorum quæ ab insipiente sunt tota die. Erhebe dich, o Gott! entscheide deine Sache, gedenke der Schmach, die dir die Toren unaufhörlich zufügen. Psalmen Ps 23 73 23 Ne obliviscaris vocem inimicorum tuorum: superbia eorum, qui te oderunt, ascendit semper. Vergiss nicht das Geschrei deiner Feinde, der Hochmut derer, die dich hassen, steigt fort und fort. Psalmen Ps 23 73 3 Leva manus tuas in superbias eorum in finem: quanta malignatus est inimicus in sancto! Erhebe beständig deine Hände gegen ihre maßlos stolzen Taten. Wieviel Böses hat der Feind im Heiligtume verübt!⁷ Psalmen Ps 23 73 3 7 Hebr.: Erhebe deine Schritte (komm mit eiligem Schritte) zu den ewigen Trümmern, alles hat der Feind verdorben in deinem Heiligtum. Psalmen Ps 23 73 4 Et gloriati sunt qui oderunt te: in medio solemnitatis tuæ. Posuerunt signa sua, signa: Es prahlten, die dich hassen, in der Mitte deiner Feste.⁸ Sie stellten ihre Zeichen auf als Siegeszeichen Psalmen Ps 23 73 4 8 Hebr.: Es brüllen (wie Löwen) deine Widersacher inmitten deiner Versammlungsstätte. Psalmen Ps 23 73 5 Et non cognoverunt sicut in exitu super summum. Quasi in silva lignorum securibus und handelten vernunftlos wie in den Toren, so auf den Zinnen des Tempels. Wie im Walde hieben sie Psalmen Ps 23 73 6 Exciderunt januas ejus in idipsum: in securi, et ascia dejecerunt eam. mit Äxten seine⁹ Tore insgesamt aus, mit Beil und Axt stürzten sie die heilige Wohnung nieder.¹⁰ Psalmen Ps 23 73 6 9 Des Tempels. Psalmen Ps 23 73 6 10 Hebr.: Es sah aus, wie wenn man emporschwingt im Baumdickicht Äxte, und jetzt sein Schnitzwerk zusamt mit Beil und Äxten zerschlugen sie es. Psalmen Ps 23 73 7 Incenderunt igni Sanctuarium tuum: in terra polluerunt tabernaculum nominis tui. Sie steckten dein Heiligtum in Brand, entweihten die Wohnung deines Namens,¹¹ sie dem Boden gleichmachend.¹² [2Kön 25,9] Psalmen Ps 23 73 7 11 Das Heiligste und Allerheiligste. Psalmen Ps 23 73 7 12 Hebr.: Sie haben den ganzen Tempel niedergebrannt und dann die heiligen Reste mit Füßen getreten. Psalmen Ps 23 73 8 Dixerunt in corde suo cognatio eorum simul: quiescere faciamus omnes dies festos Dei a terra. Sie dachten in ihrem Sinne, ihr ganzes Geschlecht allzumal: Lasset uns alle Festtage Gottes im Lande abschaffen!¹³ Psalmen Ps 23 73 8 13 Hebr.: Wir wollen sie ausrotten zumal, sie verbrannten alle Gotteshäuser im Lande. Dies geschah durch die Zerstörung des Tempels, der als Opferstätte der Mittelpunkt der Gottesverehrung war. Psalmen Ps 23 73 9 Signa nostra non vidimus, jam non est propheta: et nos non cognoscet amplius. Unsere Zeichen¹⁴ sehen wir nicht, kein Prophet ist mehr da, und Er¹⁵ kennt uns nicht mehr! Psalmen Ps 23 73 9 14 Gegensatz: Ihre Zeichen V. 4. Es sind wohl die gottesdienstlichen Ordnungen, die zu ihrem Schmerze verschwunden sind. Psalmen Ps 23 73 9 15 Gott. Psalmen Ps 23 0 1 1. Der Psalmist dankt im Voraus für die richterliche Offenbarung Gottes. (V. 2) Gott erklärt deren Eintritt als bald bevorstehend. (V. 4) Der Psalmist mahnt die Feinde, von ihren gottlosen Unternehmungen abzustehen, da Gott, der Richter, sie demütigen und ihnen den Taumelkelch zu trinken geben wird. (V. 9) 2. Der Psalmist verspricht, stets Gottes Lob zu singen. Psalmen Ps 23 74 1 In finem, Ne corrumpas, Psalmus Cantici Asaph. Zum Ende, verdirb nicht!¹ ein Psalmlied Asaphs.² Psalmen Ps 23 74 1 1 Dem Musikmeister. Nach der Melodie: Verdirb nicht. Psalmen Ps 23 74 1 2 Eines Nachkommen Asaphs, der zur Zeit des Ezechias und des Assyrischen Einfalls lebte [2Kön 19,20ff], als Isaias die bevorstehende Niederlage der Assyrier verkündet. [Jes 37,26ff] Psalmen Ps 23 74 10 Ego autem annuntiabo in sæculum: cantabo Deo Jacob. Doch ich will es ewiglich²¹ verkünden, will dem Gotte Jakobs lobsingen Psalmen Ps 23 74 10 21 Also wie hier gedrückt, so dort in der Herrlichkeit erhöht. Psalmen Ps 23 74 11 Et omnia cornua peccatorum confringam: et exaltabuntur cornua justi. und alle Hörner der Sünder will ich zerbrechen,²² aber das Horn der Gerechten soll erhöht werden.²³ Psalmen Ps 23 74 11 22 In der Kraft Gottes. Psalmen Ps 23 74 11 23 Das Horn ist das Bild der Macht. Vergl. [Dtn 33,17]. Psalmen Ps 23 74 2 Confitebimur tibi deus: confitebimur, et invocabimus nomen tuum. Narrabimus mirabilia tua: Wir preisen dich, o Gott! wir preisen³ und rufen deinen Namen an, wir verkünden deine Wunder.⁴ Psalmen Ps 23 74 2 3 Für die Verheißung des Sieges. Psalmen Ps 23 74 2 4 Hebr.: denn nahe (zur Hilfe) ist dein Name (die Offenbarung deiner Macht), man erzählt (jetzt schon) deine Wundertaten. Psalmen Ps 23 74 3 Cum accepero tempus, ego justitias judicabo. Wenn⁵ ich⁶ die geeignete Zeit gekommen sehe, werde ich gerechtes Gericht halten. Psalmen Ps 23 74 3 5 Hebr.: denn (du hast gesagt) ergreifen werde ich den (günstigen) Zeitpunkt, ich werde dann in Gerechtigkeit richten. Psalmen Ps 23 74 3 6 Der Personenwechsel zeigt, dass Jahve redend eingeführt wird. Psalmen Ps 23 74 4 Liquefacta est terra, et omnes qui habitant in ea: ego confirmavi columnas ejus. Wenn die Erde vor Furcht vergeht⁷ und alle ihre Bewohner, ich festige ihre Säulen.⁸ Psalmen Ps 23 74 4 7 Hebr.: in Furcht vor den Gottlosen vergeht. Assur hat gleichsam die Fundamente der Erde erschüttert, da es über alle Reiche herrschen wollte; da auch Israel davon mitbetroffen ist, kommt Gott, die den Erdkreis unsichtbar tragenden Pfeiler [Ijob 9,6] wieder festzustellen. Psalmen Ps 23 74 4 8 Sela. Psalmen Ps 23 74 5 Dixi iniquis: Nolite inique agere: et delinquentibus: Nolite exaltare cornu: Darum spreche ich⁹ zu den Gottlosen: Handelt nicht gottlos,¹⁰ und zu den Sündern: Hebet das Horn nicht in die Höhe!¹¹ Psalmen Ps 23 74 5 9 Der Psalmist zieht aus Gottes Worten den Schluss. Nach einigen Erklärern gehen die Worte Gottes fort bis V. 6. Psalmen Ps 23 74 5 10 Hebr.: zu den ruhmredigen: Ruhmredet nicht. Es ist wohl Rabsakes gemeint. Vergl. [Jes 37,23]. Psalmen Ps 23 74 5 11 Das Bild ist von wilden Büffeln hergenommen, die in Kraftgefühl ihren Kopf übermütig emporrecken. Psalmen Ps 23 74 6 Nolite extollere in altum cornu vestrum: nolite loqui adversus Deum iniquitatem. Traget nicht euer Horn hoch, redet nicht Böses wider Gott!¹² Psalmen Ps 23 74 6 12 Hebr.: mit gerecktem Halse Freches. Psalmen Ps 23 74 7 Quia neque ab oriente, neque ab occidente, neque a desertis montibus: Denn weder vom Aufgang noch vom Untergang noch von den Bergen der Wüste her,¹³ Psalmen Ps 23 74 7 13 Hebr.: nicht von der Wüste der Berghöhen her (kommt die Hilfe). Im Süden fielen die Höhen zur idumäischen Wüste ab. Psalmen Ps 23 74 8 Quoniam Deus judex est. Hunc humiliat, et hunc exaltat: sondern Gott ist Richter. Diesen erniedrigt und jenen erhöht er, Psalmen Ps 23 74 9 Quia calix in manu Domini vini meri plenus misto. Et inclinavit ex hoc in hoc: verumtamen fæx ejus non est exinanita: bibent omnes peccatores terræ. denn ein Becher¹⁴ reinen Weines, voll von Gemischtem,¹⁵ ist in des Herrn Hand; er neigt ihn von dieser Seite zu jener,¹⁶ aber noch ist er nicht geleert, seine Hefe¹⁷ ist noch darin und fortwährend sollen davon¹⁸ alle Sünder der Erde¹⁹ trinken.²⁰ Psalmen Ps 23 74 9 14 Taumelbecher. Bild des den Menschen drohenden Strafgerichtes. Psalmen Ps 23 74 9 15 Reinen Weine d.i. ohne Zusatz von Wasser, das ihn wohlschmeckender macht, hingegen voll betäubenden Würzwerkes. Psalmen Ps 23 74 9 16 Alle Schuldigen zum Trinken zwingend. Psalmen Ps 23 74 9 17 Das Bitterste. Psalmen Ps 23 74 9 18 Bis er geleert ist. Psalmen Ps 23 74 9 19 Die Heiden, die Israel befeinden. Psalmen Ps 23 74 9 20 Hebr.: denn ein Becher ist in der Hand des Herrn und er schäumt von Wein, ist voll von Mischtrank, und er schenkt daraus, ja seine Hefen müssen schlürfen und austrinken alle Frevler der Erde. Dieses Bild wird von den Propheten weiter ausgemalt. [Jer 25,27ff, Jer 48,26] u.a. Psalmen Ps 23 0 1 Der Psalmist preist Gottes großen Namen auf Sion (V. 2), der von hier aus die Macht der Feinde vernichtet hat in seinem Gerichte, den Bedrängten Rettung schaffend, (V. 10) Der Menschen Anschläge mehren Gottes Ehre, indem er sie vereitelt. (V. 11) Aufforderung, Gott zu loben. Psalmen Ps 23 75 1 In finem, in Laudibus, Psalmus Asaph, Canticum ad Assyrios. Zum Ende, unter den Lobliedern,¹ ein Psalm Asaphs.² Ein Lied auf die Assyrier.³ Psalmen Ps 23 75 1 1 Dem Musikmeister. Zu Saitenspiel. Psalmen Ps 23 75 1 2 Eines Nachkommen Asaphs. Psalmen Ps 23 75 1 3 [Ps 74] bereitet auf das göttliche Gericht vor, Psalm 75 feiert es als geschehen. Psalmen Ps 23 75 10 Cum exsurgeret in judicium Deus, ut salvos faceret omnes mansuetos terræ. als sich Gott zum Gerichte erhob, um allen Sanftmütigen des Landes zu helfen.¹⁶ Psalmen Ps 23 75 10 16 Hebr.: um alle Bedrängten des Landes zu befreien. Sela. Psalmen Ps 23 75 11 Quoniam cogitatio hominis confitebitur tibi: et reliquiæ cogitationis diem festum agent tibi. Denn des Menschen Denken¹⁷ muss dich preisen und seine übrigen Gedanken dich feiern.¹⁸ Psalmen Ps 23 75 11 17 Schwarzer Plan. Auch die schwarzen Pläne werden vereitelt oder: die Menschen bekehren sich zu Gott. Hebr.: Grimm durch ihre Vereitlung. So sind die Veranlassung deines Ruhmes. Psalmen Ps 23 75 11 18 Hebr.: Mit dem Reste des Grimmes gürtest du dich. Wenn die Menschen ausgetobt, bleibt auf Gottes Seite noch Grimmesfülle übrig. Psalmen Ps 23 75 12 Vovete, et reddite Domino Deo vestro: omnes qui in circuitu ejus affertis munera Terribili Gelobet und löset dem Herrn, euerm Gott, eure Gelübde,¹⁹ ihr alle, ringsum ihn, bringet Gaben dem Furchtbaren dar²⁰ und dem, Psalmen Ps 23 75 12 19 Anrede an Israel. Psalmen Ps 23 75 12 20 Aufforderung an die Heiden. Psalmen Ps 23 75 13 Et ei qui aufert spiritum principum, terribili apud reges terræ. der die Fürsten ihres Mutes beraubt,²¹ der furchtbar ist für die Könige der Erde.²² Psalmen Ps 23 75 13 21 Hebr.: der abmäht das Schnauben der Gewalttätigen. Sie müssen merken, dass sie einen Herrn über sich haben, wenn er die hohen Zedern abmäht, die sich hartnäckig weigern, ihn anzuerkennen. Psalmen Ps 23 75 13 22 Bei dem liturgischen Gebrauche des Psalmes kann man die Zeitwörter V. 3-10 in der Gegenwart verstehen: Gott schützt immer seine Stadt und sein Volk, die Kirche. Psalmen Ps 23 75 2 Notus in Judæa Deus: in Israel magnum nomen ejus. Bekannt ist⁴ Gott in Judäa,⁵ in Israel ist sein Name groß.⁶ Psalmen Ps 23 75 2 4 Die Wirkung steht hier statt der Handlung. Hebr.: kundgeworden weil er sich so oft in Machterweisen offenbart hat. Psalmen Ps 23 75 2 5 Hebr.: in Juda. In Juda insbesondere, da er seinen Sitz auf Sion hat innerhalb Israels. Psalmen Ps 23 75 2 6 Wodurch? sagt V. 4. Psalmen Ps 23 75 3 Et factus est in pace locus ejus: et habitatio ejus in Sion. Im Frieden⁷ ist seine Stätte bereitet und seine Wohnung auf Sion. Psalmen Ps 23 75 3 7 In Salem (Frieden), alter Name von Jerusalem. Psalmen Ps 23 75 4 Ibi confregit potentias arcuum, scutum, gladium, et bellum. Dort zerbrach er die Macht der Bogen,⁸ Schild, Schwert und Krieg.⁹ Psalmen Ps 23 75 4 8 Hebr.: Die Blitze des Bogens, die funkelnden Pfeilspitzen. Psalmen Ps 23 75 4 9 Kriegswaffen. Sela. Psalmen Ps 23 75 5 Illuminans tu mirabiliter a montibus æternis: Als du wunderbar erglänztest von den ewigen Bergen her,¹⁰ Psalmen Ps 23 75 5 10 Von den Bergen, die von Uranfang ohne Veränderung bestehen, hier vom Sion. Hebr.: von Raubesbergen herab. Von Salems Bergen her ließ er die Seinigen Beute machen, leuchtend wie der Blitz zum Verderben der Feinde. Psalmen Ps 23 75 6 Turbati sunt omnes insipientes corde. Dormierunt somnum suum: et nihil invenerunt omnes viri divitiarum in manibus suis. erschraken alle Herzensbetörten.¹¹ Sie sanken in Todesschlaf und nichts mehr fanden die Männer des Reichtums¹² in ihren Händen.¹³ Psalmen Ps 23 75 6 11 Die Heiden. Hebr.: wurden die Starkherzigen verwirrt. Psalmen Ps 23 75 6 12 Die nach den Reichtümern, die sie aus Jerusalems Einnahme erwarteten, lüsternen Männer. Psalmen Ps 23 75 6 13 Hebr.: Sie entschlummerten in ihrem Schlaf und die Tapfern alle fanden nicht ihre Hände. Die Hand, welche das Schwert führen sollte, war vor Schrecken gelähmt. Psalmen Ps 23 75 7 Ab increpatione tua Deus Jacob dormitaverunt qui ascenderunt equos. Von deinem Dräuen, o Gott Jakobs! entschliefen, die Rosse bestiegen.¹⁴ Psalmen Ps 23 75 7 14 Hebr.: ward in tiefen Schlaf versenkt, so Wagen wie Ross zusamt. Gottes Dräuen, das sich in der Tat offenbarte, versenkte Reiter wie Wagenkämpfer, vergl. [Jes 43,17], in Todesschlaf. Psalmen Ps 23 75 8 Tu terribilis es, et quis resistet tibi? ex tunc ira tua. Du bist furchtbar, und wer vermag dir zu widerstehen, sobald du zürnst? Psalmen Ps 23 75 9 De clo auditum fecisti judicium: terra tremuit et quievit, Vom Himmel ließest du das Urteil¹⁵ vernehmen, die Erde erbebte und ward still, Psalmen Ps 23 75 9 15 Vergleichung mit dem Donner: Als deine Macht sich dröhnend erhob, legte sich das Toben der von Furcht ergriffenen Welt. Psalmen Ps 23 0 1 1. Stets hat der Psalmist in Heimsuchungen von Gott Trost erhalten (V. 4a), doch jetzt, von härtesten Schlägen betroffen, findet er keinen Trost und zweifelt, ob Gott etwa sein Volk gänzlich verworfen hat und ihm sein Erbarmen entziehen will. (V. 10) 2. Doch ja, jenes Unglück kommt ja von Gott, deshalb richtet der Dichter den Blick auf die Wunder, welche der Herr vor alten Zeiten für sein Volk getan, besonders in Ägypten. (V. 20) 3. Einer Herde gleich leitete Gott sein Volk durch Moses und Aaron zum verheißenen Ziele. Psalmen Ps 23 76 1 In finem, pro Idithun, Psalmus Asaph. Zum Ende,¹ für Idithun, ein Psalm Asaphs.² Psalmen Ps 23 76 1 1 Dem Musikmeister. Psalmen Ps 23 76 1 2 Eines Nachkommens Asaphs. Über die Abfassungszeit lässt sich nichts Sicheres sagen. Psalmen Ps 23 76 10 Aut obliviscetur misereri Deus? aut continebit in ira sua misericordias suas? Oder wird Gott vergessen, gnädig zu sein, und in seinem Zorn seine Erbarmungen zurückhalten?¹¹ Psalmen Ps 23 76 10 11 Sela. Psalmen Ps 23 76 11 Et dixi: Nunc cpi: hæc mutatio dexteræ Excelsi. Da sprach ich: Nun beginne ich! Diese Änderung kommt von der Rechten des Allerhöchsten!¹² Psalmen Ps 23 76 11 12 Ich beginne Einsicht zu gewinnen, das Elend des Volkes recht zu würdigen, dass Gott in weiser Absicht den früheren Glücksstand in harte Prüfung gewandelt hat, nämlich nicht, uns zu verwerfen, sondern vor den Völkern seine rettende Hand zu offenbaren wie einst in Ägypten. Hebr.: Nein, denken will ich: dies ist mein Leiden, dass sich geändert die Rechte des Höchsten. Psalmen Ps 23 76 12 Memor fui operum Domini: quia memor ero ab initio mirabilium tuorum, Ich will der Taten des Herrn gedenken, denn ich habe deine Wundertaten im Gedächtnis vom Anfang¹³ her, Psalmen Ps 23 76 12 13 Israels. Psalmen Ps 23 76 13 Et meditabor in omnibus operibus tuis: et in adinventionibus tuis exercebor. und nachsinnen will ich über all dein Tun und mich vertiefen in deine Taten. Psalmen Ps 23 76 14 Deus in sancto via tua: quis Deus magnus sicut Deus noster? O Gott! in Heiligkeit ist dein Weg. Wo ist ein Gott so groß wie unser Gott? Psalmen Ps 23 76 15 Tu es Deus qui facis mirabilia. Notam fecisti in populis virtutem tuam: Du bist Gott allein, der du Wunder tust; du hast unter allen Völkern¹⁴ deine Macht kund werden lassen. Psalmen Ps 23 76 15 14 Den Heiden. Psalmen Ps 23 76 16 Redemisti in brachio tuo populum tuum, filios Jacob, et Joseph. Du hast durch deinen Arm dein Volk erlöst, die Söhne Jakobs und Josephs.¹⁵ Psalmen Ps 23 76 16 15 Josephs Söhne wurden in ihrem Erbteil denen Jakobs gleichgestellt, daher ihre besondere Erwähnung. Sela. Psalmen Ps 23 76 17 Viderunt te aquæ Deus, viderunt te aquæ: et timuerunt, et turbatæ sunt abyssi. Es sahen dich die Wasser, o Gott es sahen dich die Wasser und gerieten in Furcht, erschüttert wurden die Tiefen.¹⁶ Psalmen Ps 23 76 17 16 Das Schilfmeer stand dem Volke Gottes hindernd im Wege, da griff seine Hand ein. Psalmen Ps 23 76 18 Multitudo sonitus aquarum: vocem dederunt nubes. Etenim sagittæ tuæ transeunt: Gewaltig war das Rauschen der Wasser. Die Wolken donnerten¹⁷ und deine Pfeile¹⁸ fuhren hernieder. Psalmen Ps 23 76 18 17 Hebr.: Es strömten Wasser die Wolken, es dröhnten die Himmel. (Bild des Gewitters.) Psalmen Ps 23 76 18 18 Die Blitze. Psalmen Ps 23 76 19 Vox tonitrui tui in rota. Illuxerunt coruscationes tuæ orbi terræ: commota est et contremuit terra. Der Schall deines Donners rollte daher,¹⁹ deine Blitze leuchteten über den Erdkreis, es bebte und erzitterte die Erde.²⁰ Psalmen Ps 23 76 19 19 Nach der Sept.: im Wirbelwinde. Psalmen Ps 23 76 19 20 Der Dichter stellt sich vor, als sei Gott in einer Theophanie gekommen, Gericht über Ägypten zu halten. Psalmen Ps 23 76 2 Voce mea ad Dominum clamavi: voce mea ad Deum, et intendit mihi. Ich³ rufe mit meiner Stimme zu dem Herrn, mit meiner Stimme zu Gott, dass er auf mich merke.⁴ Psalmen Ps 23 76 2 3 Der Dichter spricht nicht so von seiner Person, sondern als Glied Israels, so dass sich Freud und Leid der Gesamtheit in seinem Herzen widerspielt. Psalmen Ps 23 76 2 4 Nach dem Hebr. wird in V. 2-13 die Seelenstimmung, in der der Psalmist sich gegenwärtig und seit langem findet, geschildert. In der Vulg. kann man V. 3, 4 als allgemeine Schilderung auffassen, der sich dann Einzelfälle anschließen: einmal, ein anderesmal. Hebr.: Meine Stimme (geht) zu Gott und ich will schreien, meine Stimme (geht) zu Gott, dass er das Ohr neige zu mir. Psalmen Ps 23 76 20 In mari via tua, et semitæ tuæ in aquis multis: et vestigia tua non cognoscentur. Durch das Meer ging dein Weg und dein Pfad durch große Wasser und deine Spuren erkannte man nicht.²¹ Psalmen Ps 23 76 20 21 Während Himmel und Erde in Aufruhr sind, schreitet Gott durch das Meer und eröffnet seinem Volke eine Straße zur Rettung. Seine Person zwar war unsichtbar, doch sichtbar die Wirkungen seines Eingreifens. Doch nachdem Gott hindurchgegangen, schlugen die Wogen wieder zusammen und so blieb keine Spur des Durchganges durch das Meer. Psalmen Ps 23 76 21 Deduxisti sicut oves populum tuum, in manu Moysi et Aaron. Du führtest dein Volk wie Schafe durch Moses und Aaron.²² [Ex 14,29] Psalmen Ps 23 76 21 22 Das erwähnt Asaph gern in seinen Psalmen. Vergl. [Ps 80]. Der Psalm wird am Gründonnerstag aus der Seele des am Ölberg geängstigten Heilandes gebetet und passt als Flehgebet für alle Seelen, die sich von Gott verlassen glauben. Psalmen Ps 23 76 3 In die tribulationis meæ Deum exquisivi, manibus meis nocte contra eum: et non sum deceptus. Renuit consolari anima mea. Am Tage meiner Drangsal suche ich Gott, strecke meine Hände des Nachts nach ihm aus und täusche mich nicht;⁵ meine Seele will sich nicht trösten lassen! Psalmen Ps 23 76 3 5 Ich finde Erhörung bei Gott. Hebr.: Meine Hand ist des Nachts ausgegossen (ausgestreckt) unablässig, nicht trösten lassen will sich meine Seele. Psalmen Ps 23 76 4 Memor fui Dei, et delectatus sum, et exercitatus sum: et defecit spiritus meus. Ich gedenke an Gott und freue mich;⁶ mühe ich mich sorgend, so verzagt mein Geist.⁷ Psalmen Ps 23 76 4 6 Besser wohl nach dem Hebr.: ich seufze. Psalmen Ps 23 76 4 7 Sela. Psalmen Ps 23 76 5 Anticipaverunt vigilias oculi mei: turbatus sum, et non sum locutus. Meine Augen blicken die ganze Nacht hindurch nach Hilfe aus, ich bin voller Unruhe und kann nicht reden.⁸ Psalmen Ps 23 76 5 8 Hebr.: Du (Gott) hältst offen meine Augendecken die Nachtwachen hindurch. Psalmen Ps 23 76 6 Cogitavi dies antiquos: et annos æternos in mente habui. Ich überdenke die Tage der Vorzeit und die längst entschwundenen Jahre erwäge ich Psalmen Ps 23 76 7 Et meditatus sum nocte cum corde meo, et exercitabar, et scopebam spiritum meum. und sinne des Nachts in meinem Herzen und sinne beständig nach und härme meinen Geist ab.⁹ Psalmen Ps 23 76 7 9 Hebr.: Ich gedenke des Saitenspiels in der Nacht (wie ich vordem fröhliche Loblieder für deine Wohltaten singen durfte), sinne in meinem Herzen und es grübelt mein Geist. Psalmen Ps 23 76 8 Numquid in æternum projiciet Deus: aut non apponet ut complacitior sit adhuc? Wird denn Gott auf ewig verwerfen oder nicht ferner mehr gnädig sein? Psalmen Ps 23 76 9 Aut in finem misericordiam suam abscindet, a generatione in generationem? Oder wird er auf immer sein Erbarmen entziehen¹⁰ von Geschlecht zu Geschlecht? Psalmen Ps 23 76 9 10 Hebr.: Ist es aus mit der Verheißung von Geschlecht zu Geschlecht? Psalmen Ps 23 0 1 1. Eingang: Mahnung auf die vorzutragende Lehre zu achten. Ziel derselben: die stete Erinnerung an Gottes Großtaten. (V. 8) Die Ephraimiten haben Gottes Bund verletzt, ähnlich wie ihre Väter beim Auszuge aus Ägypten. (V. 12) 2. Hartnäckigkeit der Väter und Strafen derselben: (V. 40) Trotz aller göttlichen Wohltaten (V. 16) sündigten sie, Gott versuchend (V. 20), weshalb ihnen Gott ihrem Begehren gemäß Manna und Wachteln sandte (V. 28), sie indes zugleich strafend. (V. 31) Ja, da sie sich nicht besserten, ließ er sie alle in der Wüste sterben, doch auch in der Strafe seine Barmherzigkeit offenbarend. (V. 40) 3. Strafe für die Hartnäckigkeit der Ephraimiten (V. 72): die Ephraimiten vergaßen Gottes Taten in Ägypten (V. 52) und die Verleihung des gelobten Landes (V. 56), wendeten sich von Gott ab, Götzenbilder verehrend, und zogen ein schweres Strafgericht auf sich herab. (V. 64) Endlich erbarmte sich Gott, gleichsam aus dem Schlafe aufwachend, wieder seines Volkes und vernichtete dessen Feinde, aber verwarf zugleich das frühere Heiligtum und wählte sich den Berg Sion und verwarf den Stamm Ephraim und erwählte David seinen Diener. Psalmen Ps 23 77 1 Intellectus Asaph. Attendite popule meus legem meam: inclinate aurem vestram in verba oris mei. Eine Unterweisung Asaphs.¹ Habe acht, mein Volk! auf meine Lehre, neiget euer Ohr den Worten meines Mundes! Psalmen Ps 23 77 1 1 Maskil, bestimmte Liederform. Wohl gedichtet nach dem Aufstande der nördlichen Stämme. [2Sam 20] Psalmen Ps 23 77 10 Non custodierunt testamentum Dei: et in lege ejus noluerunt ambulare. Sie⁷ hielten den Bund Gottes nicht und wollten in seinem Gesetze nicht wandeln Psalmen Ps 23 77 10 7 Die Väter. Psalmen Ps 23 77 11 Et obliti sunt benefactorum ejus, et mirabilium ejus quæ ostendit eis. und sie vergaßen seiner Wohltaten und seiner Wunder, die er sie hatte schauen lassen. Psalmen Ps 23 77 12 Coram patribus eorum fecit mirabilia in terra gypti, in campo Taneos. Vor ihren Vätern⁸ hatte er Wunder getan im Lande Ägypten, im Gefilde von Tanis.⁹ Psalmen Ps 23 77 12 8 Zwar sind alle Stämme schuldig, zwar ist das ganze Volk undankbar gewesen, aber am schwersten trifft dieser Vorwurf den Stamm, den Jakob schon bevorzugt hat [Gen 48,19], der von Moses [Dtn 33,13-17] besonders geehrt ward, in Josue alle übrigen Stämme leitete und zur Zeit der Richter von Gott erwählt ward zu Heldentaten. Psalmen Ps 23 77 12 9 Hebr.: Gefilde Zoans. Psalmen Ps 23 77 13 Interrupit mare, et perduxit eos: et statuit aquas quasi in utre. Er spaltete das Meer und führte sie hindurch und ließ die Wasser stehen wie in einem Schlauche.¹⁰ [Ex 14,21.22] Psalmen Ps 23 77 13 10 Hebr.: wie einen Garbenhaufen. Psalmen Ps 23 77 14 Et deduxit eos in nube diei: et tota nocte in illuminatione ignis. Und er führte sie mit der Wolke des Tags und die ganze Nacht mit leuchtendem Feuer. Psalmen Ps 23 77 15 Interrupit petram in eremo: et adaquavit eos velut in abysso multa. Er spaltete den Felsen in der Wüste und tränkte sie mit tiefen Fluten. [Ex 17,6, Ps 104,41] Psalmen Ps 23 77 16 Et eduxit aquam de petra: et deduxit tamquam flumina aquas. Und er ließ Wasser aus dem Felsen hervorkommen und Wasser niederrinnen gleich Strömen. Psalmen Ps 23 77 17 Et apposuerunt adhuc peccare ei: in iram excitaverunt Excelsum in inaquoso. Doch sie fuhren fort¹¹ wider ihn zu sündigen, reizten den Allerhöchsten zum Zorne in der wasserleeren Wüste. Psalmen Ps 23 77 17 11 Mit der Spendung von Wasser aus dem Felsen war das Murren verbunden. [Num 20,13, Num 27,14, Dtn 32,16] Psalmen Ps 23 77 18 Et tentaverunt Deum in cordibus suis: ut peterent escas animabus suis. Und sie versuchten Gott in ihren Herzen, indem sie Speise verlangten nach ihren Gelüsten;¹² Psalmen Ps 23 77 18 12 Vergl. [Ex 16] und [Num 11] und [Num 21]; sie versuchten Gott, indem sie ungläubig und trotzig in sinnlicher Gier forderten, statt gläubig zu erbitten. Und statt durch die bisherigen Wunder zu Gott gezogen zu werden, wurden diese für die Anlass zum Zweifel. Psalmen Ps 23 77 19 Et male locuti sunt de Deo: dixerunt: Numquid poterit Deus parare mensam in deserto? und sie redeten Schlimmes wider Gott und sprachen: Sollte wohl Gott in der Wüste einen Tisch zurichten können? Psalmen Ps 23 77 2 Aperiam in parabolis os meum: loquar propositiones ab initio. Ich will meinen Mund zur Spruchrede auftun, Rätsel aussprechen von uralter Zeit.² Psalmen Ps 23 77 2 2 Er will die Geschichte des Volkes sinnspruch- und rätselartig vortragen, so dass sie zu einer Lehrgeschichte und ihre Ereignisse zu einem Spiegel für die Gegenwart werden. Dieser Vers wird [Mt 13,35] (wohl nach dem Hebräischen) angeführt, da Asaph in dieser Lehrweise ein Typus Christi war, der in derselben die ewigen Ratschlüsse Gottes kundtat. Psalmen Ps 23 77 20 Quoniam percussit petram, et fluxerunt aquæ, et torrentes inundaverunt. Numquid et panem poterit dare, aut parare mensam populo suo? Denn wohl schlug er den Felsen, dass Wasser floss und Bäche sich ergossen, aber vermag er auch Brot zu geben oder seinem Volke einen Tisch zuzurichten?¹³ Psalmen Ps 23 77 20 13 Hebr.: Fleisch zu verschaffen? Psalmen Ps 23 77 21 Ideo audivit Dominus, et distulit: et ignis accensus est in Jacob, et ira ascendit in Israel: Darum, als der Herr dies hörte, zögerte er¹⁴ und es entbrannte ein Feuer wider Jakob und Zornesglut stieg auf gegen Israel, [Num 11,1] Psalmen Ps 23 77 21 14 Die Ungläubigen und Lüsternen in das Land der Verheißung zu führen. Nach anderen: schob er sie beiseite, zerstreute er sein Volk. Hebr. (was den besten Sinn gibt): er entrüstete sich. Psalmen Ps 23 77 22 Quia non crediderunt in Deo, nec speraverunt in salutari ejus: weil sie Gott nicht glaubten und auf seine Hilfe¹⁵ nicht hofften. Psalmen Ps 23 77 22 15 Die sie in Ägypten erfahren. Psalmen Ps 23 77 23 Et mandavit nubibus desuper, et januas cli aperuit. Und er gebot¹⁶ den Wolken dort oben und öffnete die Pforten des Himmels Psalmen Ps 23 77 23 16 Trotzdem sie ungläubig waren, blieb Gott doch treu. Psalmen Ps 23 77 24 Et pluit illis manna ad manducandum, et panem cli dedit eis. und ließ für sie Manna zur Speise regnen und gab ihnen Brot vom Himmel.¹⁷ [Ex 16,4, Num 11,7] Psalmen Ps 23 77 24 17 Hebr.: Korn vom Himmel. Korn heißt das Manna wegen der Ähnlichkeit der Gestalt. Vom Himmel: der oberen Luftschicht. Etwas anders lautet die Anführung [Joh 6,32]. Psalmen Ps 23 77 25 Panem Angelorum manducavit homo: cibaria misit eis in abundantia. Brot der Engel¹⁸ aß der Mensch, Speise sandte er ihnen im Überflusse. Psalmen Ps 23 77 25 18 Der Starken (der Engel, der Streiter Gottes), weil es von der Wohnung der Engel herabkam. Psalmen Ps 23 77 26 Transtulit Austrum de clo: et induxit in virtute sua Africum. Er ließ den Südwind vom Himmel¹⁹ aufbrechen und führte durch seine Stärke den Nordwind herbei.²⁰ [Num 11,31] Psalmen Ps 23 77 26 19 Ursprung des Windes in den Höhen. Psalmen Ps 23 77 26 20 Nach dem Hebräischen kamen die Wachteln von Ost und Süd. Psalmen Ps 23 77 27 Et pluit super eos sicut pulverem carnes: et sicut arenam maris volatilia pennata. Und er ließ Fleisch auf sie herabregnen wie Staub und wie Meeressand gefiederte Vögel. Psalmen Ps 23 77 28 Et ceciderunt in medio castrorum eorum: circa tabernacula eorum. Mitten in ihr Lager²¹ fielen sie, rings um ihre Zelte her. Psalmen Ps 23 77 28 21 Hebr.: Im Umkreise ihres Lagers. Psalmen Ps 23 77 29 Et manducaverunt et saturati sunt nimis, et desiderium eorum attulit eis: Da aßen sie und wurden übersatt und er erfüllte ihnen ihre Gelüste, Psalmen Ps 23 77 3 Quanta audivimus et cognovimus ea: et patres nostri narraverunt nobis. Was wir gehört und erfahren und unsere Väter uns erzählt haben, Psalmen Ps 23 77 30 Non sunt fraudati a desiderio suo. Adhuc escæ eorum erant in ore ipsorum: nicht wurde ihr Wunsch²² ihnen vorenthalten. Aber noch war ihre Speise in ihrem Munde, [Num 11,33] Psalmen Ps 23 77 30 22 Der Gegenstand ihres Wunsches. Psalmen Ps 23 77 31 Et ira Dei ascendit super eos. Et occidit pingues eorum, et electos Israel impedivit. da erhob sich der Zorn Gottes wider sie²³ und er tötete ihre Starken²⁴ und lähmte²⁵ die Auserwählten Israels.²⁶ Psalmen Ps 23 77 31 23 Der Gang der Ereignisse ist nicht ganz innegehalten, da die Spendung des Manna dem Feuer V. 21 vorherging. Gemeint ist hier das dem Manna unmittelbar vorausgehende erste Erscheinen der Wachteln [Ex 16], aber die Beschreibung folgt dem zweiten. [Num 11,31] Psalmen Ps 23 77 31 24 Die Angesehensten. Psalmen Ps 23 77 31 25 Hebr.: schlug nieder. Psalmen Ps 23 77 31 26 Die Jünglinge. Psalmen Ps 23 77 32 In omnibus his peccaverunt adhuc: et non crediderunt in mirabilibus ejus. Trotz alledem sündigten sie fort und glaubten nicht an seine Wunder. Psalmen Ps 23 77 33 Et defecerunt in vanitate dies eorum: et anni eorum cum festinatione. Darum schwanden ihre Tage in Vergänglichkeit dahin und ihre Jahre in Hast.²⁷ Psalmen Ps 23 77 33 27 Alle, die über zwanzig Jahre alt waren, sollten in der Wüste sterben. [Num 14,28-34] Psalmen Ps 23 77 34 Cum occideret eos, quærebant eum: et revertebantur, et diluculo veniebant ad eum. Wenn er den Tod unter sie schickte,²⁸ so suchten sie²⁹ ihn und kehrten um und kamen in der Frühe³⁰ zu ihm Psalmen Ps 23 77 34 28 Wenn ein besonderes Strafgericht über das ohnehin dahinsterbende Geschlecht kam und viele zugleich hinwegnahm, z.B. [Num 21,6ff]. Psalmen Ps 23 77 34 29 Die vom Tode noch verschonten. Psalmen Ps 23 77 34 30 Frühzeitig, rasch. Psalmen Ps 23 77 35 Et rememorati sunt quia Deus adjutor est eorum: et Deus excelsus redemptor eorum est. und gedachten, dass Gott ihr Helfer und Gott, der Allerhöchste, ihr Erlöser sei. Psalmen Ps 23 77 36 Et dilexerunt eum in ore suo, et lingua sua mentiti sunt ei: Aber³¹ sie liebten ihn nur mit ihrem Munde und logen ihm mit ihrer Zunge.³² Psalmen Ps 23 77 36 31 Der Anfang war gut, doch die Umkehr war nur eine augenblickliche. Psalmen Ps 23 77 36 32 Sie suchten ihn mit schönen Reden zu beschwichtigen und bewiesen sich nicht treu in dem Bundesverhältnisse zu ihm. Psalmen Ps 23 77 37 Cor autem eorum non erat rectum cum eo: nec fideles habiti sunt in testamento ejus. Ihr Herz jedoch war nicht aufrichtig gegen ihn³³ und sie wurden nicht treu erfunden in seinem Bunde.³⁴ Psalmen Ps 23 77 37 33 Hebr.: standhaft mit ihm. Psalmen Ps 23 77 37 34 Im Bunde mit ihm. Psalmen Ps 23 77 38 Ipse autem est misericors, et propitius fiet peccatis eorum: et non disperdet eos. Et abundavit ut averteret iram suam: et non accendit omnem iram suam: Doch er ist barmherzig und verzeiht ihre Sünden und vernichtet sie nicht. Und er wandte vielmals seinen Zorn ab und ließ seinen ganzen Grimm nicht entbrennen. Psalmen Ps 23 77 39 Et recordatus est quia caro sunt: spiritus vadens. et non rediens. Und er gedachte, dass sie Fleisch³⁵ sind, ein Hauch, der dahingeht und nicht wiederkehrt. Psalmen Ps 23 77 39 35 Es war die sinnliche Lust, durch die Israel einmal über das andere betört ward. Psalmen Ps 23 77 4 Non sunt occultata a filiis eorum, in generatione altera. Narrantes laudes Domini, et virtutes ejus, et mirabilia ejus quæ fecit. soll nicht verborgen sein vor ihren Kindern im kommenden Geschlechte.³ Wir erzählen das Lob des Herrn und seine Macht und seine Wundertaten, die er vollbracht. Psalmen Ps 23 77 4 3 Hebr.: wollen wir ihren Kindern nicht verhehlen, der Nachwelt erzählend das Lob des Herrn. Psalmen Ps 23 77 40 Quoties exacerbaverunt eum in deserto, in iram concitaverunt eum in inaquoso? Wie oft erbitterten sie ihn in der Wüste, reizten ihn zum Zorne in der Einöde! Psalmen Ps 23 77 41 Et conversi sunt, et tentaverunt Deum: et sanctum Israel exacerbaverunt. Immer wieder versuchten sie Gott und erbitterten den Heiligen Israels.³⁶ Psalmen Ps 23 77 41 36 Gegensatz: die vielen Erweisungen von Gutem seitens Gottes und die Beweise der Undankbarkeit des Volkes. Psalmen Ps 23 77 42 Non sunt recordati manus ejus, die qua redemit eos de manu tribulantis, Sie gedachten nicht seiner Hand am Tage,³⁷ da er sie aus der Hand des Drängers befreite, Psalmen Ps 23 77 42 37 Erhöhung des Undankes. Im Hebr.: des Tages. Es ist der Tag der Befreiung aus Ägypten, von der der Psalmist V. 42-52 handelt. Psalmen Ps 23 77 43 Sicut posuit in gypto signa sua, et prodigia sua in campo Taneos. wie er seine Zeichen in Ägypten tat und seine Wunder im Gefilde von Tanis. Psalmen Ps 23 77 44 Et convertit in sanguinem flumina eorum, et imbres eorum, ne biberent. Er wandelte ihre Flüsse³⁸ in Blut und ihre Regenbäche,³⁹ dass sie nicht daraus trinken mochten. [Ex 7,20] Psalmen Ps 23 77 44 38 Der Nil und seine Arme. Psalmen Ps 23 77 44 39 Zisternen und dergleichen. Psalmen Ps 23 77 45 Misit in eos cnomyiam, et comedit eos: et ranam, et disperdidit eos. Er sandte unter sie Hundsfliegen, die sie fraßen, und Frösche, die über sie Verderben brachten. [Ex 8,6.24] Psalmen Ps 23 77 46 Et dedit ærugini fructus eorum: et labores eorum locustæ. Er gab ihre Frucht dem Brande⁴⁰ preis und den Ertrag ihrer Arbeit den Heuschrecken. [Ex 10,15] Psalmen Ps 23 77 46 40 Hebr.: der Grille. Psalmen Ps 23 77 47 Et occidit in grandine vineas eorum: et moros eorum in pruina. Er vernichtete ihre Weinberge durch Hagel und ihre Maulbeerbäume durch Schloßen.⁴¹ [Ex 9,25] Psalmen Ps 23 77 47 41 V. 44 schildert die erste ägyptische Plage, V. 45 die vierte und die zweite, V. 46 die achte, V. 47 die siebente, deren Beschreibung V. 48 fortgesetzt wird. [Ex 9,25] wird weder Rebe noch Feige genannt, der Psalmist malt den Bericht weiter aus. Psalmen Ps 23 77 48 Et tradidit grandini jumenta eorum: et possessionem eorum igni. Er gab ihr Vieh dem Hagel preis und ihre Habe⁴² dem Feuer.⁴³ Psalmen Ps 23 77 48 42 Viehbesitz. - Psalmen Ps 23 77 48 43 [Ex 9,24] Psalmen Ps 23 77 49 Misit in eos iram indignationis suæ: indignationem, et iram, et tribulationem: immissiones per angelos malos. Er entsandte über sie die Glut seines Zornes, Zorn und Grimm und Drangsal, Schickungen durch schlimme Engel.⁴⁴ Psalmen Ps 23 77 49 44 V. 49-51 wird die fünfte ägyptische Plage, die Pest [Ex 9,1-7] mit der zehnten [Ex 11, Ex 12] verbunden. Hebr.: Eine Sammlung von Unglücksengeln (Unheil bringenden, nicht bösen Engeln). Die Vulgata bezeichnet die Engel als Vermittler der Strafe. Psalmen Ps 23 77 5 Et suscitavit testimonium in Jacob: et legem posuit in Israel. Quanta mandavit patribus nostris nota facere ea filiis suis: Denn er hat ein Zeugnis in Jakob aufgerichtet, ein Gesetz in Israel gegeben, worin er unseren Vätern geboten, diese ihren Kindern kundzugeben, Psalmen Ps 23 77 50 Viam fecit semitæ iræ suæ, non pepercit a morte animabus eorum: et jumenta eorum in morte conclusit. Er ließ seinem Zorne freien Lauf, entzog ihre Seelen nicht dem Tode und überantwortete ihr Vieh⁴⁵ dem Tode. Psalmen Ps 23 77 50 45 Hebr.: Ihr Leben. Psalmen Ps 23 77 51 Et percussit omne primogenitum in terra gypti: primitias omnis laboris eorum in tabernaculis Cham. Er schlug alle Erstgeburt im Lande Ägypten, die Erstlinge all ihrer Arbeit⁴⁶ in den Gezelten Chams. [Ex 12,29] Psalmen Ps 23 77 51 46 Ihrer Muttermühen, hebr.: Manneskraft. Psalmen Ps 23 77 52 Et abstulit sicut oves populum suum: et perduxit eos tamquam gregem in deserto. Er führte sein Volk wie Schafe hinweg und leitete sie wie eine Herde in der Wüste Psalmen Ps 23 77 53 Et deduxit eos in spe, et non timuerunt: et inimicos eorum operuit mare. und führte sie in Zuversicht, dass sie sich nicht fürchten durften, während das Meer ihre Feinde bedeckte. [Ex 14,27] Psalmen Ps 23 77 54 Et induxit eos in montem sanctificationis suæ, montem, quem acquisivit dextera ejus. Et ejecit a facie eorum gentes: et sorte divisit eis terram in funiculo distributionis. Er brachte sie zu seinem heiligen Berg,⁴⁷ dem Berge, den seine Rechte erworben. Er vertrieb vor ihrem Angesichte die Völker und verteilte ihnen das Land durch das Los mit der Messschnur [Jos 13,7] Psalmen Ps 23 77 54 47 Nach dem gelobten Lande, das wegen seiner gebirgigen Lage ein Berg (Gebirge) heißt. Vergl. [Ex 15,17, Dtn 3,25] und nach Sion [Ps 75,3]. Hebr.: zu seinen heiligen Grenzen. Psalmen Ps 23 77 55 Et habitare fecit in tabernaculis eorum tribus Israel. und ließ in ihren⁴⁸ Hütten die Stämme Israels wohnen. Psalmen Ps 23 77 55 48 Der Völker. Psalmen Ps 23 77 56 Et tentaverunt, et exacerbaverunt Deum excelsum: et testimonia ejus non custodierunt. Aber sie⁴⁹ versuchten und erzürnten Gott, den Allerhöchsten, und beobachteten seine Anordnungen nicht. Psalmen Ps 23 77 56 49 Die Kinder der in der Wüste Gestorbenen, die, welche das Land Kanaan eingenommen, die Israeliten zur Zeit der Richter. Psalmen Ps 23 77 57 Et averterunt se, et non servaverunt pactum: quemadmodum patres eorum, conversi sunt in arcum pravum. Sie wandten sich ab und hielten den Bund nicht und wandten sich wie ihre Väter um wie ein schlechter Bogen.⁵⁰ Psalmen Ps 23 77 57 50 Hebr.: wie ein Bogen des Trugs. Vergl. [Hos 7,16]. Trotz aller Wohltaten, die sie von Gott erhalten, wendeten sie sich von diesem ab dem Baal zu. Psalmen Ps 23 77 58 In iram concitaverunt eum in collibus suis: et in sculptilibus suis ad æmulationem eum provocaverunt. Sie reizten ihn zum Zorne durch ihre Höhen und erregten seine Eifersucht durch ihre geschnitzten Bilder. Psalmen Ps 23 77 59 Audivit Deus, et sprevit: et ad nihilum redegit valde Israel. Da Gott dies hörte,⁵¹ verwarf er⁵² und vernichtete er Israel.⁵³ Psalmen Ps 23 77 59 51 Sah. Psalmen Ps 23 77 59 52 Leistete er Israel keinen Beistand mehr. Psalmen Ps 23 77 59 53 Hebr.: entrüstete er sich und ward Israels gar überdrüssig. Psalmen Ps 23 77 6 Ut cognoscat, generatio altera. Filii qui nascentur, et exsurgent, et narrabunt filiis suis, damit das spätere Geschlecht es erfahre, die Kinder, welche geboren werden würden, damit sie auftreten und ihren Kindern davon Kunde geben,⁴ Psalmen Ps 23 77 6 4 Hebr.: Denn er hat ein Gesetz erlassen, in dem er unsern Vätern auftrug, sie (die Großtaten) kundzugeben ihren Söhnen, auf dass das kommende Geschlecht sie erkenne, die Söhne, die geboren werden, diese (dann) auftreten und sie ihren Kindern erzählen. Die Pflicht, die Wundertaten zu überliefern, wird durch ein göttliches Gebot begründet dessen Ziel es ist durch das Andenken an jene das Vertrauen zu Gott zu erhalten. Psalmen Ps 23 77 60 Et repulit tabernaculum Silo, tabernaculum suum, ubi habitavit in hominibus. Und er verwarf das Zelt zu Silo,⁵⁴ sein Zelt, wo er unter den Menschen seine Wohnung aufgeschlagen, [Jer 7,12.14, Jer 26,6] Psalmen Ps 23 77 60 54 In der Richterzeit war zu Silo das Stiftszelt aufgestellt [Jos 18,1] und wohl zur Zeit Helis ein festes Tempelhaus [1Sam 13], das wohl erst zur Zeit der ersten Gefangenschaft zerstört ward. Die Verwerfung Silos ist nicht auf die Wegführung der Bundeslade [1Sam 4] zu beschränken, da diese vorzugsweise eine Strafe für die Hohenpriester aus der Familie Ithamars für ihre und Israels Vergehungen war, sondern entschied sich besonders dadurch, dass die Bundeslade, als die Philister sie zurücksandten, nicht nach Silo zurückkehrte. Psalmen Ps 23 77 61 Et tradidit in captivitatem virtutem eorum: et pulchritudinem eorum in manus inimici. und gab ihre Macht in Gefangenschaft und ihre Zierde⁵⁵ in die Gewalt der Feinde. Psalmen Ps 23 77 61 55 Israels Macht und Auszeichnung war die Bundeslade. Hebr.: seine Macht, seine Herrlichkeit; weil Gott dort thronte. Psalmen Ps 23 77 62 Et conclusit in gladio populum suum: et hereditatem suam sprevit. Und er überantwortete sein Volk dem Schwerte und wandte sich von seinem Erbe. Psalmen Ps 23 77 63 Juvenes eorum comedit ignis: et virgines eorum non sunt lamentatæ. Ihre Jünglinge fraß das Feuer⁵⁶ und ihre Jungfrauen werden nicht betrauert.⁵⁷ Psalmen Ps 23 77 63 56 Das Kriegsfeuer. [Num 21,28] u.a. Psalmen Ps 23 77 63 57 Dass sie sterben mussten? Oder: dass sie der Ehre der Mutterschaft nicht teilhaftig wurden? Besser das Hebr.: ihren Jungfrauen sang man kein Brautlied. Psalmen Ps 23 77 64 Sacerdotes eorum in gladio ceciderunt: et viduæ eorum non plorabantur. Ihre Priester fielen durch das Schwert und ihre Witwen wurden nicht beweint.⁵⁸ Psalmen Ps 23 77 64 58 Besser wohl ist das Hebr. zu übersetzen: konnten nicht weinen. Die Witwen der Erschlagenen konnten im Schrecken des Krieges keine Totenklagen halten. Psalmen Ps 23 77 65 Et excitatus est tamquam dormiens Dominus, tamquam potens crapulatus a vino. Da erwachte der Herr wie ein Schlafender, wie ein Held, der vom Weine reichlich genossen.⁵⁹ Psalmen Ps 23 77 65 59 Und sich so gestärkt hat. Hebr.: aufjubelnd vom Wein. Psalmen Ps 23 77 66 Et percussit inimicos suos in posteriora: opprobrium sempiternum dedit illis. Und er schlug seine Feinde auf den Rücken,⁶⁰ ewige Schande brachte er über sie. Psalmen Ps 23 77 66 60 [1Sam 5,6ff] Psalmen Ps 23 77 67 Et repulit tabernaculum Joseph: et tribum Ephraim non elegit: Und er verwarf das Zelt Josephs⁶¹ und erwählte den Stamm Ephraim nicht, Psalmen Ps 23 77 67 61 Als die Bundeslade von den Philistern zurückgesendet, wieder eine feste Stätte erhalten sollte. Ephraim war ein Sohn Josephs. Psalmen Ps 23 77 68 Sed elegit tribum Juda, montem Sion quem dilexit. sondern erwählte den Stamm Juda, den Berg Sion,⁶² den er liebte. Psalmen Ps 23 77 68 62 Der Berg Sion lag eigentlich in dem benjamitisch-judäischen Jerusalem. [Jos 15,63, Ri 1,8.21] Psalmen Ps 23 77 69 Et ædificavit sicut unicornium sanctificium suum in terra, quam fundavit in sæcula. Und er baute in dem Lande, das er auf ewig gegründet, sein Heiligtum wie der Einhörner Horn,⁶³ Psalmen Ps 23 77 69 63 Besser nach dem Hebr.: Er baute wie Himmelshöhe sein Heiligtum, wie die Erde, die er gegründet auf ewig. Wenn Himmel und Erde manchen Wandlungen unterliegen, so gilt das auf ewig nicht von dem Gebäude des Tempels, sondern von der Stätte der Offenbarung Jahves und seinem Wohnen in Juda, da nach der Synagoge die christliche Kirche sein Tempel geworden ist. Auch die Septuag. und Vulg. wollen die unerschütterliche Festigkeit durch das Bild des Einhorns bezeichnen. Psalmen Ps 23 77 7 Ut ponant in Deo spem suam, et non obliviscantur operum Dei: et mandata ejus exquirant. auf dass diese auf Gott ihr Vertrauen setzen und nicht der Werke Gottes vergessen und seine Gebote beobachten, Psalmen Ps 23 77 70 Et elegit David servum suum, et sustulit eum de gregibus ovium: de post ftantes accepit eum, und erwählte David, seinen Diener, und nahm ihn von den Schafherden⁶⁴ weg, von säugenden Schafen holte er ihn hinweg, Psalmen Ps 23 77 70 64 Hebr.: von hinter Säugenden weg. Vulg.: Hinter Schafen, die geboren hatten. Die Schafmütter bedürfen besonderer Sorgfalt. Psalmen Ps 23 77 71 Pascere Jacob servum suum et Israel hereditatem suam: dass er seinen Diener Jakob weide, Israel, sein Erbe. Psalmen Ps 23 77 72 Et pavit eos in innocentia cordis sui: et in intellectibus manuum suarum deduxit eos. Und er weidete sie nach der Unschuld seines Herzens und leitete sie mit kundiger Hand.⁶⁵ Psalmen Ps 23 77 72 65 Schon hat David sich in den Tagen des Dichters bewährt. Psalmen Ps 23 77 8 Ne fiant sicut patres eorum: generatio prava et exasperans. Generatio, quæ non direxit cor suum: et non est creditus cum Deo spiritus ejus. und nicht werden wie ihre Väter, ein boshaftes und erbitterndes Geschlecht, ein Geschlecht, das kein gerades Herz hatte und dessen Geist nicht treu hielt an Gott. Psalmen Ps 23 77 9 Filii Ephrem intendentes et mittentes arcum: conversi sunt in die belli. Die Söhne Ephrems, Schützen, die den Bogen spannten,⁵ ergriffen am Tage des Kampfes die Flucht.⁶ Psalmen Ps 23 77 9 5 Hebr.: gerüstete Bogenschützen. Psalmen Ps 23 77 9 6 Gegensatz zu der eben gegebenen Schilderung. Gemeint ist wohl zunächst die [1Sam 4] erwähnte Niederlage. (Vergl. V. 60, 61) Die Ephraimiten zeigten stets eine große Neigung zur Empörung gegen Gott und zu Gewalttaten gegen andere Stämme. [Ri 8,1, Ri 12,1-6] Auch zu den Bürgerkriegen [2Sam 24] trugen sie erheblich bei und führten die Teilung des Reiches herbei. Psalmen Ps 23 0 1 1. Beschreibung der Zerstörung Jerusalems. (V. 4) 2. Der Psalmist bittet Gott, seinen Zorn gegen die Feinde zu wenden, der früheren Sünden seines Volkes nicht mehr zu gedenken (V. 8) und um seines Namens willen das Seufzen seines Volkes zu erhören. (V. 12) 3. Gelöbnis, dafür Dank zu sagen. Psalmen Ps 23 78 1 Psalmus Asaph. Deus venerunt gentes in hereditatem tuam, polluerunt templum sanctum tuum: posuerunt Jerusalem in pomorum custodiam. Ein Psalm Asaphs.¹ O Gott! Heiden² sind in dein Erbe gekommen, haben deinen heiligen Tempel befleckt,³ Jerusalem einer Wachthütte im Baumgarten⁴ gleich gemacht. Psalmen Ps 23 78 1 1 Der Psalm scheint wie [Ps 73] wohl nach der Zerstörung (unklar welcher) Jerusalems und des Tempels verfasst zu sein. Psalmen Ps 23 78 1 2 Nach V. 6, 10 mehrere Völker. Psalmen Ps 23 78 1 3 Die Befleckung ist Zerstörung. Psalmen Ps 23 78 1 4 Hebr.: Einem Steinhaufen. Psalmen Ps 23 78 10 Ne forte dicant in gentibus: Ubi est deus eorum? et innotescat in nationibus coram oculis nostris. Ultio sanguinis servorum tuorum, qui effusus est: dass man nicht etwa sage unter den Heiden: Wo ist ihr Gott? und es werde an den Völkern vor unsern Augen¹⁴ die Rache kund für das Blut deiner Knechte, das vergossen worden,¹⁵ Psalmen Ps 23 78 10 14 So dass wir noch Zeugen sind, noch zu unseren Lebzeiten. (Theod.) Psalmen Ps 23 78 10 15 Vergl. [Dtn 32,43]. Psalmen Ps 23 78 11 Introeat in conspectu tuo gemitus compeditorum. Secundum magnitudinem brachii tui, posside filios mortificatorum. Lass das Seufzen der Gefangenen vor dein Angesicht kommen.¹⁶ Nach der Größe deiner Macht nimm als dein Eigen an die Söhne der Getöteten.¹⁷ Psalmen Ps 23 78 11 16 Und so erhört werden. Psalmen Ps 23 78 11 17 Eigne dir als Schützlinge zu, rette, bewahre die Kinder der scharenweise im heiligen Lande gemordeten Väter. Psalmen Ps 23 78 12 Et redde vicinis nostris septuplum in sinu eorum: improperium ipsorum, quod exprobraverunt tibi Domine. Und vergilt unsern Nachbarn siebenfach¹⁸ in ihren Schoß¹⁹ ihre Lästerung, mit der sie dich gehöhnt haben, o Herr! Psalmen Ps 23 78 12 18 In vollkommenster Weise. Psalmen Ps 23 78 12 19 Im Schoße fasst man das Dargereichte auf und hält es fest. Vergl. [Lk 6,38] Psalmen Ps 23 78 13 Nos autem populus tuus, et oves pascuæ tuæ, confitebimur tibi in sæculum: In generationem et generationem annuntiabimus laudem tuam. Doch wir, dein Volk und die Schafe deiner Weide, wollen dich ewig preisen, von Geschlecht zu Geschlecht wollen wir dein Lob verkünden.²⁰ Psalmen Ps 23 78 13 20 Schon der hl. Augustin wendet diesen Psalm auf die Verfolgungen der Kirche durch die Heiden akkommodierend an. Psalmen Ps 23 78 2 Posuerunt morticina servorum tuorum, escas volatilibus cli: carnes sanctorum tuorum bestiis terræ. Sie gaben die Leichen deiner Knechte den Vögeln des Himmels zum Fraße, das Fleisch deiner Heiligen⁵ den wilden Tieren des Landes. Psalmen Ps 23 78 2 5 Die Glieder des Gottesbundes. Hebr.: deiner Frommen. Psalmen Ps 23 78 3 Effuderunt sanguinem eorum tamquam aquam in circuitu Jerusalem: et non erat qui sepeliret. Sie vergossen deren Blut wie Wasser⁶ rings um Jerusalem und niemand begrub sie.⁷ Psalmen Ps 23 78 3 6 Wie Wasser, das keinen Wert hat, und ohne sich vor dem Frevel zu fürchten. Psalmen Ps 23 78 3 7 Vergl. [1Makk 7,16]. Es galt im Altertum als besonders schmachvoll, wenn Leichen unbeerdigt blieben. Psalmen Ps 23 78 4 Facti sumus opprobrium vicinis nostris: subsannatio et illusio his, qui in circuitu nostro sunt. Wir sind unsern Nachbarn⁸ zur Schmach geworden, ein Spott und Hohn denen, die um uns her sind. Psalmen Ps 23 78 4 8 Den Moabitern, Ammonitern, Syriern und Idumäern. Psalmen Ps 23 78 5 Usquequo Domine irasceris in finem: accendetur velut ignis zelus tuus? Wie lange, o Herr! wirst du immerfort zürnen, soll dein Eifer wie Feuer⁹ brennen? Psalmen Ps 23 78 5 9 Vergl. [Dtn 32,22]. Psalmen Ps 23 78 6 Effunde iram tuam in gentes, quæ te non noverunt: et in regna, quæ nomen tuum non invocaverunt: Gieße deinen Zorn über die Heiden aus, welche dich nicht kennen, und auf die Reiche, die deinen Namen nicht anrufen; [Jer 10,25] Psalmen Ps 23 78 7 Quia comederunt Jacob: et locum ejus desolaverunt. denn sie haben Jakob verschlungen¹⁰ und seine Stätte verwüstet. Psalmen Ps 23 78 7 10 Wie reißende Wölfe. Psalmen Ps 23 78 8 Ne memineris iniquitatum nostrarum antiquarum, cito anticipent nos misericordiæ tuæ: quia pauperes facti sumus nimis. Gedenke nicht unserer alten Sünden,¹¹ eilends komme uns dein Erbarmen entgegen,¹² denn wir sind überaus elend geworden. [Jes 64,9] Psalmen Ps 23 78 8 11 Der Sünden der Vorfahren [Lev 26,45], da wir uns ja von denselben bekehrt haben und deshalb auf deine Gnade hoffen dürfen. Psalmen Ps 23 78 8 12 Es finde uns noch schneller als wir es erwarten. Psalmen Ps 23 78 9 Adjuva nos Deus salutaris noster: et propter gloriam nominis tui Domine libera nos: et propitius esto peccatis nostris, propter nomen tuum: Hilf uns, o Gott, unser Heil! und um der Ehre deines Namens willen¹³ erlöse uns, Herr! und verzeihe unsere Sünden um deines Namens willen, Psalmen Ps 23 78 9 13 Du hast die Heidenwelt benutzt, Israel zu züchtigen, aber deine Ehre selbst würde leiden, trüge jene den Sieg auf immer davon. Psalmen Ps 23 0 1 1. Bitte, Gott wolle Israel helfen (V. 4), dem er zürnt und das seine Feinde verspotten. (V. 8) 2. Gott hat sein Volk als einen herrlichen Weinberg aus Ägypten nach Kanaan verpflanzt, wo er wohl gedieh, doch der herrliche Weinberg liegt jetzt verwüstet da. (V. 14) 3. Wiederholung der Bitte um Hilfe. Psalmen Ps 23 79 1 In finem, Pro iis, qui commutabuntur, testimonium Asaph, Psalmus. Zum Ende für die, welche verwandelt werden,¹ ein Zeugnis² Asaphs, ein Psalm.³ Psalmen Ps 23 79 1 1 Dem Musikmeister. Nach der Melodie: die Lilien sind ein Zeugnis. Psalmen Ps 23 79 1 2 Schwer zu deuten. Psalmen Ps 23 79 1 3 Der Psalm ist kurz vor dem Sturze des Nordreiches, den die Assyrier herbeiführten, abgefasst und bezieht sich auf die von Assur zunächst Israel, dann auch Judäa drohende Gefahr. Psalmen Ps 23 79 10 Dux itineris fuisti in conspectu ejus: plantasti radices ejus, et implevit terram. Du warst sein Führer auf der Reise vor ihm her,¹⁴ pflanztest seine Wurzeln¹⁵ und er erfüllte das Land. Psalmen Ps 23 79 10 14 Alle Hindernisse entfernend. So auch Hebr.: du machtest Raum vor ihm. Psalmen Ps 23 79 10 15 Hebr.: er schlug Wurzeln. Psalmen Ps 23 79 11 Operuit montes umbra ejus: et arbusta ejus cedros Dei. Er bedeckte die Berge mit seinem Schatten und mit seinen Ranken die Zedern Gottes.¹⁶ Psalmen Ps 23 79 11 16 Die höchsten Bäume, Denkmale der göttlichen Macht. Psalmen Ps 23 79 12 Extendit palmites suos usque ad mare: et usque ad flumen propagines ejus. Er breitete seine Reben aus bis ans Meer und bis an den Strom seine Sprossen.¹⁷ Psalmen Ps 23 79 12 17 Praktische Bezeichnung der Grenzen: Bergen Südgrenze, Zedern Nordgrenze, Meer (mittelländisches) Westgrenze, Strom (Euphrat) Ostgrenze. Psalmen Ps 23 79 13 Ut quid destruxisti maceriam ejus: et vindemiant eam omnes, qui prætergrediuntur viam? Warum hast du seine Mauer zerstört, dass alle von ihm lesen, die des Weges ziehen? Psalmen Ps 23 79 14 Exterminavit eam aper de silva: et singularis ferus depastus est eam. Der Eber aus dem Walde¹⁸ zerwühlt ihn, das Wild der Wüste weidet ihn ab. Psalmen Ps 23 79 14 18 Die Wildschweine sind im Orient die gefährlichsten Feinde der Weingärten. Der Eber ist Assur. Psalmen Ps 23 79 15 Deus virtutum convertere: respice de clo, et vide, et visita vineam istam. O Gott der Heerscharen! kehre doch wieder, blicke vom Himmel und schaue und suche diesen Weinberg heim¹⁹ Psalmen Ps 23 79 15 19 Zum dritten Male beginnt mit dreifacher Wendung die Bitte um Erbarmen für den Weinstock. Psalmen Ps 23 79 16 Et perfice eam, quam plantavit dextera tua: et super filium hominis, quem confirmasti tibi. und stelle ihn wieder her,²⁰ den deine Rechte gepflanzt, und schaue auf den Menschensohn,²¹ den du dir auferzogen hast.²² Psalmen Ps 23 79 16 20 Hebr.: Sei der Schirm. Psalmen Ps 23 79 16 21 Israel. Psalmen Ps 23 79 16 22 Den du dir zu einem starken Volke auferzogen hast. Psalmen Ps 23 79 17 Incensa igni, et suffossa ab increpatione vultus tui peribunt. Er ist mit Feuer verbrannt und unterwühlt. Vor dem Dräuen deines Angesichts werden sie²³ vergehen. Psalmen Ps 23 79 17 23 Oder: mögen sie (die Feinde) verzehren. Psalmen Ps 23 79 18 Fiat manus tua super virum dexteræ tuæ: et super filium hominis, quem confirmasti tibi. Deine Hand sei über dem Manne deiner Rechten,²⁴ über dem Menschensohne, den du dir auferzogen hast! Psalmen Ps 23 79 18 24 Wer zur Rechten sitzt, genießt besondere Ehre und Schutz. Als Liebling und Schützling Gottes wird hier Israel so genannt. Psalmen Ps 23 79 19 Et non discedimus a te, vivificabis nos: et nomen tuum invocabimus. Dann weichen wir nicht von dir, du wirst uns beleben; so wollen wir deinen Namen anrufen. Psalmen Ps 23 79 2 Qui regis Israel, intende: qui deducis velut ovem Joseph. Qui sedes super cherubim, manifestare O Herrscher Israels! merke auf, der du Joseph⁴ führst wie ein Schäflein; der du über den Cherubim thronst,⁵ offenbare dich⁶ Psalmen Ps 23 79 2 4 Zuerst heißt das Volk als das von Jakob stammende Israel, dann als Zehnstämmereich Joseph. Joseph, der Retter seiner Brüder [Gen 49,24], zählt nicht unter ihnen, sondern über ihnen, neben Jakob. In V. 3 steht statt Josephs Ephraim und Manasse mit dem Joseph am meisten verwandten Benjamin. Sie waren auch bei dem Zuge durch die Wüste im Westen des Bundeszeltes im Lager vereinigt. Psalmen Ps 23 79 2 5 Die Cherubim sind die Vertreter der gesamten Schöpfung. Über ihnen thront Gott, doch offenbart er sich nicht ununterbrochen. Psalmen Ps 23 79 2 6 Hebr.: Leuchte auf. Psalmen Ps 23 79 20 Domine Deus virtutum converte nos: et ostende faciem tuam, et salvi erimus. O Herr, Gott der Heerscharen! stelle uns wieder her, zeige dein Angesicht, so wird uns Heil werden. Psalmen Ps 23 79 3 Coram Ephraim, Benjamin, et Manasse. Excita potentiam tuam, et veni, ut salvos facias nos. vor Ephraim, Benjamin und Manasse. Erwecke deine Macht und komm, uns zu retten. Psalmen Ps 23 79 4 Deus converte nos: et ostende faciem tuam, et salvi erimus. O Gott! stelle uns wieder her und zeige dein Angesicht, so wird uns Heil werden. Psalmen Ps 23 79 5 Domine Deus virtutum, quousque irasceris super orationem servi tui? Herr, Gott der Heerscharen! wie lange willst du zürnen bei⁷ dem Gebete deines Dieners? Psalmen Ps 23 79 5 7 Trotz des Gebetes. Psalmen Ps 23 79 6 Cibabis nos pane lacrimarum: et potum dabis nobis in lacrimis in mensura? Wie lange speisest du uns mit Tränenbrot und tränkst uns mit Tränentrank in reichem Maße?⁸ Psalmen Ps 23 79 6 8 Hebr.: Du tränkst sie mit Tränen maßweise. Psalmen Ps 23 79 7 Posuisti nos in contradictionem vicinis nostris: et inimici nostri subsannaverunt nos. Du machst uns zum Zankapfel für unsere Nachbarn⁹ und unsere Feinde¹⁰ treiben ihren Spott mit uns.¹¹ Psalmen Ps 23 79 7 9 Den Assyriern und Ägyptern. Psalmen Ps 23 79 7 10 Dieselben wie die Nachbaren. Psalmen Ps 23 79 7 11 Indem sie sich um unser Land streiten. Psalmen Ps 23 79 8 Deus virtutum converte nos: et ostende faciem tuam, et salvi erimus. O Gott der Heerscharen! stelle uns wieder her und zeige dein Angesicht, so wird uns Heil zuteil. Psalmen Ps 23 79 9 Vineam de gypto transtulisti: ejecisti gentes, et plantasti eam. Einen Weinstock¹² hobst du aus Ägypten aus, vertriebst die Völker¹³ und pflanztest ihn ein. Psalmen Ps 23 79 9 12 Israel ist der Weinstock (ein ähnliches Bild [Gen 49,22] Hebr.). In Ägypten groß geworden, ward er von da in das Land der Verheißung verpflanzt. An dem hohen Tore zur Vorhalle des herodianischen Tempels war ein großer goldener Weinstock angebracht als Symbol des Volkes Israel. So war auch Adam ein Weinberg Gottes, doch die Sünde verwüstete ihn, und man kann den vorstehenden Psalm demgemäß auch auf die Sehnsucht nach Christus (akkommodierend) anwenden, der den verwüsteten Weinberg wiederherstellen wolle. Psalmen Ps 23 79 9 13 Die Völker Kanaans. Psalmen Ps 23 0 1 Der Dichter fordert Priester, Leviten und Volk von Israel auf. Mit großer Feierlichkeit den Jahresanfang zu begehen, die Erinnerung an die Befreiung aus Ägypten. (V. 7) 2. Mahnung Gottes, dass er das Volk aus Ägypten geführt und ihm geboten, keinen andern Gott zu verehren, ihm unter dieser Bedingung alle Güter verheißend. (V. 11) Doch sein Volk gehorchte nicht, darum verließ auch er es. (V. 13) 3. Mahnung an das gegenwärtige Geschlecht, Gott anzuhängen, da der Herr dann dessen Feinde unterwerfen und Israel mit allen Gütern überhäufen wird. Psalmen Ps 23 80 1 In finem, Pro torcularibus, Psalmus ipsi Asaph. Zum Ende, für die Keltern,¹ ein Psalm Asaphs. Psalmen Ps 23 80 1 1 Dem Musikmeister. Nach der gathischen Sangweise (oder Instrument von Gath) oder: zum Laubhüttenfest. Psalmen Ps 23 80 10 Non erit in te deus recens, neque adorabis deum alienum. Es soll unter dir kein neuer Gott sein noch sollst du einen fremden¹⁰ Gott anbeten. Psalmen Ps 23 80 10 10 Abgott im Gegensatz zum wahren Gott, fremden Gott im Gegensatz zum wahren Gott als Gott Israels. Psalmen Ps 23 80 11 Ego enim sum Dominus Deus tuus, qui eduxi te de terra gypti: dilata os tuum, et implebo illud. Denn ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat, tue deinen Mund auf, und ich will ihn füllen.¹¹ [Ex 20,2] Psalmen Ps 23 80 11 11 Weiter verlangt Gott nichts, um die Fülle seiner Güter zu spenden, als heilsbegieriges Verlangen. Psalmen Ps 23 80 12 Et non audivit populus meus vocem meam: et Israel non intendit mihi. Aber mein Volk hörte nicht auf meine Stimme und Israel¹² hatte nicht acht auf mich. Psalmen Ps 23 80 12 12 Diese Namen der Würde erinnern an Gottes Gnade und Israels Verpflichtung. Psalmen Ps 23 80 13 Et dimisi eos secundum desideria cordis eorum, ibunt in adinventionibus suis. Da überließ ich sie den Gelüsten ihres Herzens und sie gingen nach ihren Anschlägen dahin.¹³ [Apg 14,15] Psalmen Ps 23 80 13 13 Hebr.: Da gab ich sie hin in ihres Herzens Verhärtung. Gott machte ihre Sünde zu ihrer Strafe. Psalmen Ps 23 80 14 Si populus meus audisset me: Israel si in viis meis ambulasset: O wenn mein Volk auf mich gehört hätte, wenn Israel auf meinen Wegen gewandelt wäre, [Bar 3,13] Psalmen Ps 23 80 15 Pro nihilo forsitan inimicos eorum humiliassem: et super tribulantes eos misissem manum meam. so würde ich wohl wie ein Nichts¹⁴ seine Feinde gedemütigt und wider ihre Bedränger meine Hand gewendet haben.¹⁵ Psalmen Ps 23 80 15 14 Hebr.: Leicht. Psalmen Ps 23 80 15 15 Nach dem Hebr. ist anzunehmen, dass der Sänger sich in V. 14, V. 15 u. ff. an seine Zeitgenossen wendet und diese zu bewegen sucht, sich Gott mit ganzem Herzen anzuschließen: Wenn mein Volk mich hörte usw. Psalmen Ps 23 80 16 Inimici Domini mentiti sunt ei: et erit tempus eorum in sæcula. Die Feinde des Herrn müssten ihm schmeicheln¹⁶ und ihre Zeit sollte ewig währen,¹⁷ Psalmen Ps 23 80 16 16 Ihm gezwungen gehorchen. Psalmen Ps 23 80 16 17 Die Israeliten würden ewig in Gnade und Glück leben. Psalmen Ps 23 80 17 Et cibavit eos ex adipe frumenti: et de petra, melle saturavit eos. und er würde sie mit dem Marke des Weizens speisen und mit Honig aus dem Felsen sättigen.¹⁸ Psalmen Ps 23 80 17 18 Vergl. [Dtn 32,13]. Reicher Regen wird Israel zuteil, selbst der unfruchtbare Fels musste für Israel die süßeste Frucht tragen. Psalmen Ps 23 80 2 Exsultate Deo adjutori nostro: jubilate Deo Jacob. Frohlocket Gott, unserm Helfer, frohlocket dem Gott Jakobs! Psalmen Ps 23 80 3 Sumite psalmum, et date tympanum: psalterium jucundum cum cithara. Stimmet Gesang an und lasset die Pauken ertönen, liebliche Harfe mit der Zither! Psalmen Ps 23 80 4 Buccinate in Neomenia tuba, in insigni die solemnitatis vestræ: Stoßet am Neumonde in die Posaune, am herrlichen Tage eures Festes!² Psalmen Ps 23 80 4 2 Der Neumond des siebten Monats wurde von den Israeliten festlich begangen [Lev 23,24, Num 29,1ff] als Tag strengster Sabbatruhe mit besonderem Festopfer. [Num 29,1-6] An diesem Tage wurde die Posaune (richtiger Widderhorn, Schofar) geblasen. Die Posaune erscheint als Symbol des zum Gerichte mahnenden Gottes, dessen Richterstimme ihr erschütternder Laut darstellt, und ihr Schall am ersten Tage des siebenten Monats soll die Israeliten gleichsam aus dem Sündenschlafe aufschrecken vor dem Versöhnungsfeste am zehnten Tage. Aber das Blasen der Posaune sollte auch an die Wohltaten Gottes erinnern, namentlich an die Verleihung des gelobten Landes, nachdem Israel vierzig Jahre in der Wüste in Hütten gewohnt. Vielleicht ist in V. 4 in dem insignis der Vulg. ein Hinweis auf den Tag, von dem aus man die beweglichen Feste (Versöhnungstag und Laubhütte) bestimmt. Psalmen Ps 23 80 5 Quia præceptum in Israel est: et judicium Deo Jacob. denn so ist es Gebot für Israel und eine Satzung des Gottes Jakobs. Psalmen Ps 23 80 6 Testimonium in Joseph posuit illud, cum exiret de terra gypti: linguam, quam non noverat, audivit. Als ein Zeugnis³ hat er es festgesetzt in Joseph,⁴ als er⁵ auszog aus dem Lande Ägypten; eine Sprache, die er nicht kannte, hörte er.⁶ Psalmen Ps 23 80 6 3 Entweder Gesetz, Willensbezeugung, oder: damit es ein Zeugnis von Gottes Wohltaten und gegen das Volk sei. Psalmen Ps 23 80 6 4 Hebr.: Als er (Gott) auszog gegen Ägypten. Psalmen Ps 23 80 6 5 Nach der Vulg. ist Joseph Subjekt. Psalmen Ps 23 80 6 6 Eine Sprache die Israel nicht kannte, sollte es jetzt vernehmen. Hebr.: Ich hörte (der Sänger, der Israel vorstellt) die mir unverständliche (d.i. nicht in gewöhnlicher Redeweise ertönende, übernatürliche) Sprache Gottes. Nach dem Hebr. enthält V. 7 bereits Worte Gottes, während diese in der Vulg. erst V. 8 beginnen. - Psalmen Ps 23 80 7 Divertit ab oneribus dorsum ejus: manus ejus in cophino servierunt. Er befreite seinen Rücken von den Lasten, da seine Hände dienstbar waren mit dem Lastkorbe.⁷ Psalmen Ps 23 80 7 7 Im Lastkorbe musste Israel Ziegel tragen. Psalmen Ps 23 80 8 In tribulatione invocasti me, et liberavi te: exaudivi te in abscondito tempestatis: probavi te apud aquam contradictionis. In der Drangsal riefst du mich an und ich befreite dich, erhörte dich in dunkler Wetterwolke,⁸ prüfte dich bei dem Wasser des Widerspruchs.⁹ Psalmen Ps 23 80 8 8 Aus Donnergewölk heraus, in welchem Gott sich zugleich offenbarte und verhüllte. Es wird wohl besonders auf den Durchzug durch das Schilfmeer hingewiesen. Psalmen Ps 23 80 8 9 Hebr.: Meriba. Sela. Der Undank war doppelt strafbar, weil Gott am Sinai seinen Willen kundgegeben, auf den V. 9-11 Bezug nehmen. Meriba heißt eigentlich der Wasserspendungsort des vierzigsten Jahres [Num 20,13], der Name wird hier auf den des ersten Jahres, der eigentlich Massa Umeriba heißt [Ex 17,7] übertragen. Die folgenden Worte sind Anrede Gottes an das auserwählte Volk in der Wüste, welche zugleich mit dessen Treulosigkeit dem gegenwärtigen Geschlechte in Erinnerung gebracht werden. Psalmen Ps 23 80 9 Audi populus meus, et contestabor te: Israel si audieris me, Höre mich, mein Volk! denn ich beschwöre dich, Israel! o dass du auf mich hörtest! Psalmen Ps 23 0 1 Gott, der höchste Richter, erscheint inmitten ungerechter Richter und fordert gerechte Rechtsprechung gegen die Armen. (V. 4) Da jene keine Einsicht annehmen wollen, droht er ihnen Strafe an. (V. 7) Der Dichter bittet Gott, diese zu vollstrecken. Psalmen Ps 23 81 1 Psalmus Asaph. Deus stetit in synagoga deorum: in medio autem deos dijudicat. Ein Psalm Asaphs. Gott steht da¹ mitten in der Versammlung der Götter,² inmitten der Götter³ hält er Gericht. Psalmen Ps 23 81 1 1 Gott steht unbeweglich da, voller Majestät. Psalmen Ps 23 81 1 2 Hebr.: der Gottesgemeinde. Psalmen Ps 23 81 1 3 Das Recht über die Menschen zu richten, besonders über Leben und Tod zu entscheiden, ist ein Majestätsrecht Gottes. Den Vollzug hat indes Gott [Gen 9,6] den Menschen übertragen. Der übertragene Name gilt zwar jeder Obrigkeit, aber insbesondere der theokratischen. Da nun Gott sich seines Rechtes nicht entäußert hat, bleibt sein Wille die Richtschnur der irdischen Machthaber, so hält er jetzt in deren Kreise Gericht. Psalmen Ps 23 81 2 Usquequo judicatis iniquitatem: et facies peccatorum sumitis? Wie lange wollt ihr ungerecht richten und auf die Person der Sünder Rücksicht nehmen?⁴ Psalmen Ps 23 81 2 4 Sela. Psalmen Ps 23 81 3 Judicate egeno, et pupillo: humilem, et pauperem justificate. Schaffet dem Dürftigen und dem Waisen Recht, verhelfet dem Niedrigen und Armen zum Rechte! Psalmen Ps 23 81 4 Eripite pauperem: et egenum de manu peccatoris liberate. Rettet den Armen und befreiet den Dürftigen aus der Hand des Sünders. [Spr 24,11] Psalmen Ps 23 81 5 Nescierunt, neque intellexerunt, in tenebris ambulant: movebuntur omnia fundamenta terræ. Sie sind ohne Einsicht und ohne Verstand, im Finstern⁵ gehen sie einher,⁶ es wanken alle Grundfesten der Erde.⁷ Psalmen Ps 23 81 5 5 In Verfinsterung. Psalmen Ps 23 81 5 6 Kennzeichnung ihrer Handlungsweise. Psalmen Ps 23 81 5 7 Folge: Die Grundfesten der menschlichen Ordnung werden erschüttert. Worte Gottes. Psalmen Ps 23 81 6 Ego dixi: Dii estis, et filii excelsi omnes. Ich sprach: Ihr seid zwar Götter und insgesamt Söhne des Höchsten,⁸ Psalmen Ps 23 81 6 8 Mein freier Wille hat euch mit der gottesbildlichen Würde bekleidet, welche ihr innehabt. Ihr seid Götter, aber nicht unabhängige, sondern mir verantwortliche. Der Heiland führt [Joh 10,34-36] diesen Vers an, um seine Gottheit zu verteidigen. Wenn die, welche nur durch ein diesseitiges Gotteswort zu einem irdischen Amte nach Bilde berufen sind, Götter heißen, ohne dass eine Gotteslästerung darin liegt, wieviel mehr ist der da Gott, der mit seiner ganzen Person und seinem Leben einer Aufgabe dient, zu der der Vater ihn geheiligt hat. Psalmen Ps 23 81 7 Vos autem sicut homines moriemini: et sicut unus de principibus cadetis. aber⁹ wie Menschen¹⁰ werdet ihr sterben und wie der Fürsten einer¹¹ fallen. Psalmen Ps 23 81 7 9 Entsprecht ihr der Würde nicht, die ich euch verliehen. Psalmen Ps 23 81 7 10 Wie ganz gewöhnliche Menschen. Psalmen Ps 23 81 7 11 Wie einer der plötzlich durch mein Gericht gestürzten Fürsten. Der Fürsten einer: nach dem hl. Augustin Lucifer. - Euer göttliches Amt soll euch nicht schützen. Psalmen Ps 23 81 8 Surge Deus, judica terram: quoniam tu hereditabis in omnibus gentibus. Erhebe dich, o Gott! richte die Erde, denn du bist immerdar Herr über alle Völker.¹² Psalmen Ps 23 81 8 12 Hebr.: Du besitzest (musst in Besitz nehmen) alle Heiden. Also auch ihre Gewalthaber sind deine Stellvertreter, sollen gerecht richten nach deinem Willen. So komme denn du selbst und richte gerecht, wenn es die Menschen nicht tun. Soll Gott alle Völker selbst gerecht richten, so ist damit auf sein Kommen als Messias hingewiesen. Auch die Priester haben richterliche Gewalt, und wenn ein Mensch in übertragener Weise Gott genannt werden kann, so der Priester, der den Herrn in dem Richterstuhl der Buße vertritt. Psalmen Ps 23 0 1 1. Der Sänger trägt dem Allmächtigen die Anschläge der Feinde vor (V. 5), zählt dieselben auf und beschreibt die drohende Gefahr. (V. 9) 2. Bitte an Gott, er wolle sie vernichten, wie einst die Madianiter und Kanaaniter, und ihre Fürsten umkommen lassen, wie einst die Fürsten der Madianiter (V. 13), und das Feuer seines Zornes über sie kommen lassen, damit sie zur Erkenntnis seines Namens geführt werden. (V. 17) 3. Epilog. Erneute Bitte um die Vernichtung der Feinde, damit der Herr auf der ganzen Erde als der Höchste anerkannt werde. Psalmen Ps 23 82 1 Canticum Psalmi Asaph. Ein Psalmlied Asaphs.¹ Psalmen Ps 23 82 1 1 Vergl. [2Chr 20,1-29]. Psalmen Ps 23 82 10 Fac illis sicut Madian, et Sisaræ: sicut Jabin in torrente Cison. Tue ihnen wie Madian⁸ und Sisara, wie Jabin⁹ am Bache Kison. Psalmen Ps 23 82 10 8 [Ri 7] Psalmen Ps 23 82 10 9 [Ri 4] Psalmen Ps 23 82 11 Disperierunt in Endor: facti sunt ut stercus terræ. Sie kamen um bei Endor,¹⁰ wurden wie Dünger für das Land. Psalmen Ps 23 82 11 10 Endor lag in der Nähe des Thabor, nicht weit vom Kison. Psalmen Ps 23 82 12 Pone principes eorum sicut Oreb, et Zeb, et Zebee, et Salmana: Omnes principes eorum: Mache ihre Fürsten wie Oreb und Zeb,¹¹ wie Zebee und Salmana¹² alle ihr Fürsten, Psalmen Ps 23 82 12 11 [Ri 7,25] Psalmen Ps 23 82 12 12 [Ri 8,21] Psalmen Ps 23 82 13 Qui dixerunt: Hereditate possideamus Sanctuarium Dei. sie, die da sprachen: Lasset uns das Heiligtum Gottes¹³ als Erbe¹⁴ in Besitz nehmen! Psalmen Ps 23 82 13 13 Das Israel von Gott zugewiesene Land oder auch den Tempel. Psalmen Ps 23 82 13 14 Auf immer. Psalmen Ps 23 82 14 Deus meus pone illos ut rotam: et sicut stipulam ante faciem venti. Mein Gott! mache sie einem Wirbel¹⁵ gleich und wie Spreu vor dem Winde.¹⁶ Psalmen Ps 23 82 14 15 Einer vom Wirbel ergriffenen Sache gleich. Psalmen Ps 23 82 14 16 Des Zornes. Wenn Gott zum Strafgericht kommt, naht er im Sturmwind. Psalmen Ps 23 82 15 Sicut ignis, qui comburit silvam: et sicut flamma comburens montes: Wie Feuer, das den Wald entzündet, und wie eine Flamme,¹⁷ die Berge verbrennt, Psalmen Ps 23 82 15 17 Die verbrennt, was auf den Bergen steht, die Wälder. Oder: die die Berge zerschmilzt. [Mi 1,4] Psalmen Ps 23 82 16 Ita persequeris illos in tempestate tua: et in ira tua turbabis eos. so verfolge sie mit deinem Sturme und schrecke sie mit deinem Zorne! Psalmen Ps 23 82 17 Imple facies eorum ignominia: et quærent nomen tuum, Domine. Erfülle ihr Angesicht mit Schmach, dass sie deinen Namen suchen, o Herr!¹⁸ Psalmen Ps 23 82 17 18 Der Vernichtung heischende richtet sich gegen die Pläne der Frevler, nicht gegen ihre Person, wie die Zweckangabe V. 17b und V. 19 zeigt. Psalmen Ps 23 82 18 Erubescant, et conturbentur in sæculum sæculi: et confundantur, et pereant. Sie sollen beschämt und verwirrt werden auf immer und zuschanden werden und zugrunde gehen. Psalmen Ps 23 82 19 Et cognoscant quia nomen tibi Dominus: tu solus Altissimus in omni terra. Und sie sollen erkennen, dass Herr dein Name ist, dass du der Höchste allein bist auf der ganzen Erde.¹⁹ Psalmen Ps 23 82 19 19 Hebr.: und sie erkennen, dass du, dein Name Jahve allein erhaben (der höchste bist) über die ganze Erde. Der Psalmist wünscht, dass die Feinde zwar zunichte werden, aber, damit sie nicht völlig vernichtet werden, Jahve die Ehre geben. Der hl. Gregor ließ diesen Psalm zur Zeit großer Drangsale der Kirche öffentlich beten. Auch der hl. Augustin wendet ihn auf die Feinde der Kirche an, die nur im Hasse gegen Christus und die Kirche einig sind, deren schlimmster der Antichrist [Offb 13] sein wird. Psalmen Ps 23 82 2 Deus, quis similis erit tibi? ne taceas, neque compescaris Deus: Gott! wer ist dir gleich?² o schweige nicht und halte nicht ein, o Gott! Psalmen Ps 23 82 2 2 Die folgende Bitte richtet sich an Gott, den allmächtigen Helfer. Hebr.: Gott sei nicht still (nicht untätig), nicht schweige und nicht ruhe, Gott. Psalmen Ps 23 82 3 Quoniam ecce inimici tui sonuerunt et qui oderunt te, extulerunt caput. denn siehe, deine³ Feinde toben, und die dich hassen, erheben das Haupt. Psalmen Ps 23 82 3 3 Die Feinde Israels sind auch Gottes Feinde. Psalmen Ps 23 82 4 Super populum tuum malignaverunt consilium: et cogitaverunt adversus sanctos tuos. Wider dein Volk fassen sie bösen Ratschlag, machen Anschläge wider deine Heiligen.⁴ Psalmen Ps 23 82 4 4 Hebr.: Wider dein Volk sinnen sie schlauen Plan und ratschlagen wider deine Schützlinge. Psalmen Ps 23 82 5 Dixerunt: Venite, et disperdamus eos de gente: et non memoretur nomen Israel ultra. Sie sprechen: Kommet, lasset uns sie vertilgen, dass sie kein Volk mehr seien, dass Israels Name nicht mehr genannt werde! Psalmen Ps 23 82 6 Quoniam cogitaverunt unanimiter: simul adversum te testamentum disposuerunt, Denn sie haben sich einmütig beraten, allzumal wider dich⁵ einen Bund geschlossen, Psalmen Ps 23 82 6 5 Da du der König des auserwählten Volkes bist. Psalmen Ps 23 82 7 Tabernacula Idumæorum et Ismahelitæ: Moab, et Agareni, die Gezelte der Edomiter und die Ismaheliter, Moab und die Agarener, Psalmen Ps 23 82 8 Gebal, et Ammon, et Amalec: alienigenæ cum habitantibus Tyrum. Gebal, Ammon und Amalek, die Fremden mit den Bewohnern von Tyrus.⁶ Psalmen Ps 23 82 8 6 Die feindlichen Völker werden ihrer geographischen Lage nach geordnet: die in Gezelten wohnenden Idumäer kommen vom Südosten des Toten Meeres, Ismael vom Sinai und aus Nordarabien bis zum Libanon, die Moabiter und Ammoniter von der Westseite des Toten Meeres, Amalek von der sinaitischen Halbinsel südlich vom Lande der Philister. Die Agarener sind ein Volk Arabiens, die zur Zeit Sauls von der Ostseite des Toten Meeres verdrängt waren. Gebal ist ein nördlicher Teil des Seirgebirges, nicht weit von der Südküste des Toten Meeres. Die Fremden sind die Philister. Psalmen Ps 23 82 9 Etenim Assur venit cum illis: facti sunt in adjutorium filiis Lot. Auch Assur kommt mit ihnen, sie kommen den Söhnen Lots zu Hilfe.⁷ Psalmen Ps 23 82 9 7 Die Söhne Lots waren die erbittertsten Feinde. Sie sind geworden ein Beistand der Söhne Lots. Psalmen Ps 23 0 1 1. Sehnsucht nach dem Heiligtum, in dem der Sänger, wie der Vogel im Neste, Ruhe und Schutz finden möchte. (V. 5) 2. Auf Gottes Hilfe bauend, hegt er die Hoffnung, nach dorthin zurückzukehren (V. 9), und bittet Gott flehentlich um die Erfüllung derselben, weil er das Wohnen im Hause Gottes allen übrigen Gütern vorzieht und Gott denen, die unsträflich wandeln, das Gute nicht versagt. Psalmen Ps 23 83 1 In finem, Pro torcularibus filiis Core, Psalmus. Zum Ende, für die Keltern,¹ ein Psalm von den Söhnen Kores.² Psalmen Ps 23 83 1 1 Dem Musikmeister. (Wohl.) Am Laubhüttenfest. Psalmen Ps 23 83 1 2 Siehe [Ps 8,Anm.1]. Psalmen Ps 23 83 10 Protector noster aspice Deus: et respice in faciem Christi tui: O blicke herab, Gott, unser Beschirmer!¹⁴ und schaue auf das Angesicht¹⁵ deines Gesalbten, Psalmen Ps 23 83 10 14 Hebr.: Schild. Psalmen Ps 23 83 10 15 Auf das dir flehend zugewendete Antlitz. Psalmen Ps 23 83 11 Quia melior est dies una in atriis tuis, super millia. Elegi abjectus esse in domo Dei mei: magis quam habitare in tabernaculis peccatorum. denn besser ist ein Tag in deinen Vorhöfen als sonst tausend.¹⁶ Lieber will ich der Geringste im Hause meines Gottes sein als in den Hütten der Sünder wohnen.¹⁷ Psalmen Ps 23 83 11 16 Als tausend im Umgange mit Sündern. Psalmen Ps 23 83 11 17 Hebr.: auf der Schwelle zu liegen am Hause meines Gottes (niedrigster Dienst im Heiligtum) als innen zu wohnen in der Gottlosigkeit Zelten. Psalmen Ps 23 83 12 Quia misericordiam, et veritatem diligit Deus: gratiam, et gloriam dabit Dominus. Denn Gott liebt Erbarmen und Wahrhaftigkeit,¹⁸ Gnade und Herrlichkeit verleiht der Herr. Psalmen Ps 23 83 12 18 Hebr.: Sonne und Schild ist Jahve. Vulg.: Gott ist eine Gnadensonne und in der Durchführung seiner Verheißungen fest wie ein Schild, ist barmherzig und treu. Psalmen Ps 23 83 13 Non privabit bonis eos, qui ambulant in innocentia: Domine virtutum, beatus homo, qui sperat in te. Nicht versagt er Gutes denen, die unsträflich wandeln; Herr der Heerscharen! glückselig ist der Mensch, der auf dich vertraut!¹⁹ Psalmen Ps 23 83 13 19 Auch wir haben Gott auf unseren Altären gegenwärtig, doch vollkommener als das Alte Testament. Wenn nun bereits in dem irdischen Tempel, in dem wir noch nicht schauen, sondern glauben, des Herrn Gegenwart bereits so glücklich macht, wie muss da erst das Schauen selbst im Himmel beglücken! Täglich betet der Priester diesen Psalm in der Vorbereitung zur heiligen Messe, welche im Offizium geboten wird. Psalmen Ps 23 83 2 Quam dilecta tabernacula tua Domine virtutum: Wie lieblich sind deine Wohnungen,³ o Herr der Heerscharen! Psalmen Ps 23 83 2 3 Poetische Mehrheit. Psalmen Ps 23 83 3 Concupiscit, et deficit anima mea in atria Domini. Cor meum, et caro mea exsultaverunt in Deum vivum. Meine Seele sehnt sich und schmachtet nach den Vorhöfen des Herrn. Mein Herz und mein Leib jubeln dem lebendigen⁴ Gott zu.⁵ Psalmen Ps 23 83 3 4 Der sich lebendig erweist, besonders bei den Opfern, gelegentlich deren er auf den Glauben und die Reue der Darbringenden hin im Hinblick auf die Verdienste Christi anregende und heiligmachende Gnade verlieh. Psalmen Ps 23 83 3 5 Trotz aller Erschöpfung empfinden Seele und Leib bereits Wonne, wann der Geist sich in die Nähe Gottes versetzt. Psalmen Ps 23 83 4 Etenim passer invenit sibi domum: et turtur nidum sibi, ubi ponat pullos suos. Altaria tua Domine virtutum: rex meus, et Deus meus. Denn der Sperling findet für sich ein Haus und die Turteltaube⁶ ein Nest, in das sie ihre Jungen lege. Deine Altäre, Herr der Heerscharen, mein König und mein Gott!⁷ Psalmen Ps 23 83 4 6 Hebr.: Schwalben. Psalmen Ps 23 83 4 7 Sind für mich ein Ort der Ruhe und des Friedens. Im Hebr. haben die Vögel an den Altären (im Bereich der Altäre, im Tempel) ihr Nest. Der Dichter meint sich damit und die Seinen. Psalmen Ps 23 83 5 Beati, qui habitant in domo tua Domine: in sæcula sæculorum laudabunt te. Glückselig, die in deinem Hause wohnen, o Herr! allezeit loben sie dich.⁸ Psalmen Ps 23 83 5 8 Können sie dich vollkommener loben als anderswo. Sela. Psalmen Ps 23 83 6 Beatus vir, cujus est auxilium abs te: ascensiones in corde suo disposuit, Glückselig der Mann, der von dir seine Hilfe erwartet!⁹ er hat in seinem Herzen sich Wege gebahnt Psalmen Ps 23 83 6 9 Hebr.: Der in dir seine Stärke hat. Psalmen Ps 23 83 7 In valle lacrimarum in loco, quem posuit. im Tränentale hin zu dem Orte, den Gott gesetzt.¹⁰ Psalmen Ps 23 83 7 10 Er hat sich durch das Bakkatal (so besser, als Balsamstaudental). In dem David [2Sam 5,23] die Philister schlug und durch das man desseits des Jordans vom Norden nach Jerusalem kam, vorgenommen hinaufzuziehen zu dem Ort, den Gott gesetzt. Oder: er beseitigt die Hindernisse, die ihn abhalten, hinaufzuziehen, und macht sich würdig, das Haus Gottes zu besuchen. Hebr.: wandelnd durch das Bakkatal in einem Quellgrund, auch kleidet es in Segensfülle der Frühregen. Psalmen Ps 23 83 8 Etenim benedictionem dabit legislator, ibunt de virtute in virtutem: videbitur Deus deorum in Sion. Denn Segen verleiht der Gesetzgeber,¹¹ man geht von Kraft zu Kraft; auf Sion wird der höchste Gott geschaut.¹² Psalmen Ps 23 83 8 11 Der geboten, jährlich wenigstens dreimal seine Wohnung zu besuchen. Psalmen Ps 23 83 8 12 Besonders auf Sion empfangen die Festpilger Segnungen jeder Art. Was von dem Sänger gilt, gilt auch von jedem anderen. Die Tugenden, mit denen der Mensch sein Herz schmückt, sind ebensoviele Ausgänge aus diesem leidenvollen Leben zum himmlischen Vaterlande, das seine Bestimmung ist. (Aug., Hier.) Psalmen Ps 23 83 9 Domine Deus virtutum exaudi orationem meam: auribus percipe Deus Jacob. O Herr, Gott der Heerscharen! höre auf mein Gebet; vernimm es, Gott Jakobs!¹³ Psalmen Ps 23 83 9 13 Sela. Psalmen Ps 23 0 1 1. Danksagung, dass Gott dem Volke seine früheren Sünden nachgelassen. (V. 4) Bitte, Gott wolle nicht ferner zürnen, sondern demselben sein volles Erbarmen zeigen. (V. 8) 2. Durch das Gebet gestärkt, will der Psalmist hören, welchen Trost er von Gott empfangen wird. (V. 9) Die göttliche Antwort berichtend, sagt er dem Volke, das Gott fürchtet, neue Herrlichkeit voraus, da Gott in seiner Erbarmung seine Verheißungen erfüllen wird. Psalmen Ps 23 84 1 In finem, Filiis Core, Psalmus. Zum Ende,¹ von den Söhnen Kores, ein Psalm.² Psalmen Ps 23 84 1 1 Für den Musikmeister. Psalmen Ps 23 84 1 2 Durch die Aufhebung der Gefangenschaft nahm Gott alle Schuld als nunmehr abgebüßt von seinem Volke hinweg und hörte auf zu zürnen. Doch neue Trübsale kamen über die Heimgekehrten (V. 5 ff.), für den Sänger ein Zeichen des wiedererwachten Zornes Gottes. Psalmen Ps 23 84 10 Verumtamen prope timentes eum salutare ipsius: ut inhabitet gloria in terra nostra. Ja, nahe ist sein Heil denen, die ihn fürchten, dass¹¹ Herrlichkeit in unserm Lande wohne. Psalmen Ps 23 84 10 11 So dass wohnt. Hebr.: dass wieder wohne. Psalmen Ps 23 84 11 Misericordia, et veritas obviaverunt sibi: justitia, et pax osculatæ sunt. Barmherzigkeit und Treue¹² begegnen einander, Gerechtigkeit¹³ und Friede küssen sich.¹⁴ Psalmen Ps 23 84 11 12 Die verzeihende Gnade Gottes und seine Verheißungstreue. Psalmen Ps 23 84 11 13 Die Gerechtigkeit als Geschenk Gottes (die Rechtfertigungsgnade). Psalmen Ps 23 84 11 14 Der heilige Bernhard hat in einer schönen Parabel den Ausgleich zwischen der Unverbrüchlichkeit göttlicher Drohung und Gerechtigkeit mit dem Erbarmen und Frieden im Erlösungswerke dargestellt. Psalmen Ps 23 84 12 Veritas de terra orta est: et justitia de clo prospexit. Treue sprosst aus der Erde hervor und Gerechtigkeit schaut vom Himmel herab.¹⁵ Psalmen Ps 23 84 12 15 Die Verheißungstreue wird sich in Fülle auf Erden offenbaren und die Gerechtigkeit vom Himmel her, um herniederzusteigen. Psalmen Ps 23 84 13 Etenim Dominus dabit benignitatem: et terra nostra dabit fructum suum. Denn¹⁶ Gutes¹⁷ gewährt der Herr und unsere Erde bringt ihre Frucht. Psalmen Ps 23 84 13 16 So reicher geistiger Segen ist da (V. 11, V. 12) und muss da sein, da sogar die materielle Schöpfung überaus reich gesegnet ist. Psalmen Ps 23 84 13 17 Der Natursegen, wie die zweite Hälfte des Verses zeigt. Psalmen Ps 23 84 14 Justitia ante eum ambulabit: et ponet in via gressus suos. Gerechtigkeit geht vor ihm her und schreitet fort auf seinem Wege.¹⁸ Psalmen Ps 23 84 14 18 Sie geht feierlich wie ein Herold vor ihm her und folgt ihm unzertrennlich. Die heiligen Väter erklären des Psalm typisch messianisch. Psalmen Ps 23 84 2 Benedixisti Domine terram tuam: avertisti captivitatem Jacob. Du hast dein Land gesegnet, o Herr, hast die Gefangenschaft Jakobs gewendet. Psalmen Ps 23 84 3 Remisisti iniquitatem plebis tuæ: operuisti omnia peccata eorum. Du hast die Verschuldung deines Volkes nachgelassen, alle ihre Sünden bedeckt.³ Psalmen Ps 23 84 3 3 Sela. Psalmen Ps 23 84 4 Mitigasti omnem iram tuam: avertisti ab ira indignationis tuæ. Du hast all dein Zürnen gemildert, abgelassen von dem Grimme deines Zornes. Psalmen Ps 23 84 5 Converte nos Deus salutaris noster: et averte iram tuam a nobis. Stelle uns wieder her, o Gott, unser Heil! und wende deinen Zorn von uns ab. Psalmen Ps 23 84 6 Numquid in æternum irasceris nobis? aut extendes iram tuam a generatione in generationem? Willst du denn ewig über uns zürnen? Oder deinen Zorn von Geschlecht zu Geschlecht ausdehnen? Psalmen Ps 23 84 7 Deus tu conversus vivificabis nos: et plebs tua lætabitur in te. Belebe uns, Gott! von neuem, und dein Volk wird sich deiner freuen. Psalmen Ps 23 84 8 Ostende nobis Domine misericordiam tuam: et salutare tuum da nobis. Lass uns, Herr! dein Erbarmen schauen und schenke uns dein Heil.⁴ Psalmen Ps 23 84 8 4 Das wiedergekehrte Volk war nur ein kleiner Teil der Gesamtheit, hatte sich noch nicht einheitlich eingerichtet, war noch durch Sünden befleckt. Psalmen Ps 23 84 9 Audiam quid loquatur in me Dominus deus: quoniam loquetur pacem in plebem suam. Et super sanctos suos: et in eos, qui convertuntur ad cor. Ich will hören, was Gott, der Herr, in mir⁵ redet.⁶ Er redet von Frieden⁷ zu seinem Volke und⁸ zu seinen Heiligen⁹ und zu denen, die sich ihm von Herzen zuwenden.¹⁰ Psalmen Ps 23 84 9 5 In mir fehlt im Hebr. Psalmen Ps 23 84 9 6 Was Gott mir auf meine Bitte antwortet. Psalmen Ps 23 84 9 7 Frieden: die Fülle des Guten. Im Folgenden werden solche Ausdrücke gebraucht, welche in den prophetischen Büchern die messianische Zukunft bezeichnen. Psalmen Ps 23 84 9 8 Nämlich. Psalmen Ps 23 84 9 9 Frommen. Psalmen Ps 23 84 9 10 Hebr.: dass sie sich nur nicht wieder abwenden zur Torheit. Psalmen Ps 23 0 1 In seinem Dichter flieht der Dichter, auf seine Frömmigkeit und sein Vertrauen gestützt, zur unendlichen Barmherzigkeit Gottes (V. 5) und fleht ihn, der allmächtig, um Hilfe in seiner Not an. (V. 10) Er verheißt, Gott zu loben und zu danken, wenn er der Gefahr entrissen wird (V. 15), und schließt mit erneuter Bitte. Psalmen Ps 23 85 1 Oratio ipsi David. Inclina Domine aurem tuam et exaudi me: quoniam inops et pauper sum ego. Ein Gebet Davids.¹ Neige, o Herr! dein Ohr und erhöre mich, denn ich bin elend und arm.² Psalmen Ps 23 85 1 1 Wohl nur aus davidischen Stellen gesammelt oder nach solchen Vorbildern gedichtet. Psalmen Ps 23 85 1 2 Vergl. [Ps 39,18]. Auch die übrigen Verse klingen an andere Psalmen an. Psalmen Ps 23 85 10 Quoniam magnus es tu, et faciens mirabilia: tu es Deus solus. Denn du bist groß und tust Wunder, du bist Gott allein. Psalmen Ps 23 85 11 Deduc me Domine in via tua, et ingrediar in veritate tua: lætetur cor meum ut timeat nomen tuum. Leite mich, Herr! auf deinem Wege,⁷ lass mich wandeln in deiner Wahrheit;⁸ es freue sich⁹ mein Herz, damit ich deinen Namen fürchte. Psalmen Ps 23 85 11 7 In deinen Geboten. Psalmen Ps 23 85 11 8 Deiner Offenbarung. Psalmen Ps 23 85 11 9 Hebr.: einige mein Herz vereinige alle Kräfte meines Herzens, lass mich dich von ganzem Herzen fürchten. Psalmen Ps 23 85 12 Confitebor tibi Domine Deus meus in toto corde meo, et glorificabo nomen tuum in æternum: Ich will dich preisen, o Herr, mein Gott! von ganzem Herzen und will deinen Namen ewig verherrlichen. Psalmen Ps 23 85 13 Quia misericordia tua magna est super me: et eruisti animam meam ex inferno inferiori. Denn dein Erbarmen ist groß über mir und du rettest meine Seele aus der Unterwelt Tiefe. Psalmen Ps 23 85 14 Deus, iniqui insurrexerunt super me, et synagoga potentium quæsierunt animam meam: et non proposuerunt te in conspectu suo. O Gott! Frevler erheben sich wider mich und die Rotte der Gewaltigen trachtet mir nach dem Leben und haben dich nicht vor Augen. Psalmen Ps 23 85 15 Et tu Domine Deus miserator et misericors, patiens, et multæ misericordiæ, et verax, Du aber, o Herr, bist ein barmherziger und gnädiger Gott, langmütig und reich an Erbarmung und wahrhaftig.¹⁰ Psalmen Ps 23 85 15 10 Vergl. [Ex 34,6]. Psalmen Ps 23 85 16 Respice in me, et miserere mei, da imperium tuum puero tuo: et salvum fac filium ancillæ tuæ. Schaue auf mich und erbarme dich meiner, leihe deinem Diener Kraft und hilf dem Sohne deiner Magd!¹¹ Psalmen Ps 23 85 16 11 Des Knechtes, der schon von den Eltern her dein Knecht ist, ja, der zudem von deiner Magd im Hause geboren ist, also dem Hausherrn zugehört, eines solchen muss der Herr sich annehmen. Damit passt schön zusammen, dass der Psalm den Herrn (Adonai) siebenmal anruft. Psalmen Ps 23 85 17 Fac mecum signum in bonum, ut videant qui oderunt me, et confundantur: quoniam tu Domine adjuvisti me, et consolatus es me. Tue an mir ein Zeichen zum Guten,¹² dass es sehen, die mich hassen, und beschämt werden, weil du, Herr! mir beigestanden und mich getröstet hast.¹³ Psalmen Ps 23 85 17 12 Tue an mir etwas, woraus die Feinde ersehen, dass du mit mir bist, und was mir zum Heile dient: Rette mich! Psalmen Ps 23 85 17 13 Manche heiligen Väter haben den Psalm typisch auf Christus gedeutet, der am Kreuze den Vater um glorreichen Sieg, um die Bekehrung aller Völker, gebeten hat. Der Psalm findet sich deshalb im Offizium des heiligsten Namens Jesu wie in dem des heiligsten Herzens Jesu. Psalmen Ps 23 85 2 Custodi animam meam, quoniam sanctus sum: salvum fac servum tuum, Deus meus, sperantem in te. Bewahre meine Seele, denn ich bin heilig;³ hilf du, mein Gott! deinem Knechte, der auf dich vertraut. Psalmen Ps 23 85 2 3 Fromm. Psalmen Ps 23 85 3 Miserere mei Domine, quoniam ad te clamavi tota die: Erbarme dich meiner, o Herr! denn zu dir rufe ich immerfort. Psalmen Ps 23 85 4 Lætifica animam servi tui, quoniam ad te Domine animam meam levavi. Erfreue die Seele deines Dieners, denn zu dir, o Herr! erhebe ich meine Seele.⁴ Psalmen Ps 23 85 4 4 Vergl. [Ps 24,1]. Psalmen Ps 23 85 5 Quoniam tu Domine suavis, et mitis: et multæ misericordiæ omnibus invocantibus te. Denn du, o Herr! bist gütig und milde und erbarmungsreich für alle, die dich anrufen. [Joel 2,13] Psalmen Ps 23 85 6 Auribus percipe Domine orationem meam: et intende voci deprecationis meæ. Vernimm, o Herr! mein Gebet und habe acht auf die Stimme meines Flehens! Psalmen Ps 23 85 7 In die tribulationis meæ clamavi ad te: quia exaudisti me. Am Tage meiner Drangsal rufe ich zu dir, denn du erhörst mich. Psalmen Ps 23 85 8 Non est similis tui in diis Domine: et non est secundum opera tua. Dir, Herr, ist keiner gleich unter den Mächtigen⁵ und nichts gleicht deinen Werken. Psalmen Ps 23 85 8 5 Hebr.: unter den Göttern. Psalmen Ps 23 85 9 Omnes gentes quascumque fecisti, venient, et adorabunt coram te Domine: et glorificabunt nomen tuum. Alle Völker, die du geschaffen hast, werden kommen und dich anbeten, Herr! und deinen Namen verherrlichen.⁶ Psalmen Ps 23 85 9 6 Haben sie auch vergessen, dass du ihr Schöpfer und höchster Herr, so werden sie es doch einst alle erkennen und sich zu dir wenden. Vergl. [Offb 15,4]. Psalmen Ps 23 0 1 Gott liebt Sion vor allen Städten und hat Herrliches von ihr verkündet. (V. 3) Alle, die ihn erkennen, sind in Sion geboren und am Tage des Gerichtes wird der Herr alle, die Bürger von Sion geworden, als die Seinigen anerkennen. (V. 6) Beschreibung der Freude der Bürger Sions. Psalmen Ps 23 86 1 Filiis Core, Psalmus Cantici. Fundamenta ejus in montibus sanctis: Von den Söhnen Kores, ein Psalmlied.¹ Seine Grundfesten² liegen auf heiligen Bergen,³ Psalmen Ps 23 86 1 1 Wohl gedichtet, als infolge Vernichtung des assyrischen Heeres vor Jerusalem zur Zeit des Hiskias von vielen Völkern Weihgeschenke in den Tempel gebracht wurden. [2Chr 32,23] Psalmen Ps 23 86 1 2 Seine: Gottes, die von Gott gelegten Fundamente, Gottes Gründung. Psalmen Ps 23 86 1 3 Die Mehrzahl dient entweder zur Bezeichnung der Ausdehnung im Raume oder ist gesetzt, um auf Ost- und Westhügel zu weisen. Psalmen Ps 23 86 2 Diligit Dominus portas Sion super omnia tabernacula Jacob. es liebt der Herr die Tore Sions⁴ mehr denn alle Wohnungen Jakobs.⁵ Psalmen Ps 23 86 2 4 Jerusalem. Psalmen Ps 23 86 2 5 Sela. Psalmen Ps 23 86 3 Gloriosa dicta sunt de te, civitas Dei. Herrliches ist von dir verheißen, o Stadt Gottes!⁶ Psalmen Ps 23 86 3 6 Das alte Sion sehen die Völker als ihre Heimat an. Das neue Sion ist die Mutter aller Völker. Dies wird in V. 4 ausgeführt von dem, der die Verheißungen gegeben. Psalmen Ps 23 86 4 Memor ero Rahab, et Babylonis scientium me. Ecce alienigenæ, et Tyrus, et populus thiopum, hi fuerunt illic. Ich will Rahabs⁷ gedenken⁸ und Babylons⁹ als solcher, die mich erkennen. Siehe,¹⁰ die Fremdlinge,¹¹ der Tyrier¹² und das Volk der Äthiopier,¹³ sie sind daselbst.¹⁴ Psalmen Ps 23 86 4 7 Sonst übersetzt die Septuag. und Vulg. das hebräische Wort: stolz. Die meisten Väter verstehen unter Rahab Ägypten. Psalmen Ps 23 86 4 8 Hebr.: ich werde nennen, ausrufen als mir vertraute. Psalmen Ps 23 86 4 9 Die nördliche Weltmacht. Psalmen Ps 23 86 4 10 Gott weist gleichsam mit dem Finger auf die folgenden Völkerschaften. Psalmen Ps 23 86 4 11 Die Philister, welche immer wieder Kriege begannen. Psalmen Ps 23 86 4 12 Das reiche Tyrus. Psalmen Ps 23 86 4 13 Das gewaltige Äthiopien. Psalmen Ps 23 86 4 14 In Sion als Bürger der Gottesstadt. Sie gelten wie solche, die von jeher dort waren. Hebr.: Der da ist geboren daselbst. Die Bedeutung der Worte ist die gleiche wie das in der ersten Hälfte des Verses von Babylon und Rahab Gesagte. Psalmen Ps 23 86 5 Numquid Sion dicet: Homo, et homo natus est in ea: et ipse fundavit eam Altissimus? Wird man nicht von Sion sagen: Mensch um Mensch¹⁵ ist in ihm¹⁶ geboren; und der Höchste hat es gegründet?¹⁷ Psalmen Ps 23 86 5 15 Jedermann. Indem die Heiden zu den Kindern Abrahams eingehen, wird Sion nach und nach eine unzählig große Gemeinde. Psalmen Ps 23 86 5 16 Die eine Gottesstadt steht im Gegensatz zu den Ländern. Psalmen Ps 23 86 5 17 Nach anderen hebr.: wird es aufrecht erhalten. Psalmen Ps 23 86 6 Dominus narrabit in scripturis populorum, et principum: horum, qui fuerunt in ea. Der Herr verkündet es im Verzeichnis¹⁸ der Völker und Fürsten, derer, die in ihm weilen. Psalmen Ps 23 86 6 18 Hebr.: Jahve wird zählen, indem er die Völker aufschreibt in das Buch der Lebendigen, so ein Volk nach dem anderen als in Sion geboren (in Sion Bürgerrecht habend) anerkennend. Vulg.: der Herr wird, wenn er die Völker und Fürsten in das Buch des Lebens einschreibt, verkünden, dass sie alle in Sion geboren sind. Und dann (V. 7), wenn in Sion alle Völker zusammengeströmt sind, wird das Wohnen einzig Frohlocken sein. Einige Ausleger erklären die Vulgata: der Herr verkündet es in der alten Urkunde der Offenbarung. Psalmen Ps 23 86 7 Sicut lætantium omnium habitatio est in te. Dann wird ihr Wohnen in dir sein wie das Wohnen von lauter Frohlockenden.¹⁹ Psalmen Ps 23 86 7 19 Hebr.: Und singend und frohlockend alle, die in dir wohnen: Alle meine Quellen (Heilsquellen) sind in dir. Psalmen Ps 23 0 1 Der Dichter fleht in todbringenden Leiden Gott um Rettung an. (V. 8) 2. Er ist verlassen von seinen Vertrauten, im Kerker der Krankheit, von Gottes strafender Hand getroffen, fleht er den Herrn an, seinen Zorn zu wenden. Gott wolle ihm wunderbar Hilfe gewähren, dann werde er ihn preisen; doch wie sollte dies geschehen, ließe der Herr ihn sterben? (V. 13) 3. Erneutes klagenvolles Flehen. Psalmen Ps 23 87 1 Canticum Psalmi, Filiis Core, in finem, pro Mahelet ad respondendum, intellectus Eman Ezrahitæ. Ein Psalmlied, von den Söhnen Kores, zum Ende, nach Maheleth als Wechselgesang,¹ eine Unterweisung Emans, des Ezrahiters.² Psalmen Ps 23 87 1 1 Für den Musikmeister, Chorgesang, mit gedämpfter Stimme vorzutragen (?) ein Maskil (Betrachtung?) Emans. Psalmen Ps 23 87 1 2 Die doppelte Aufschrift enthält zwei sich widersprechende Angaben. Eman, Salomons Zeitgenosse [1Kön 5,11] war aus dem Stamme Juda. [1Chr 2,6] Die zweite Überschrift ist wohl durch ein Versehen des Abschreibers aus [Ps 86] hierher geraten. Mehrfache Berührungen im Ausdruck mit dem Buche Job weisen auf die salomonische Zeit. Viele Väter haben den Psalm messianisch gedeutet, doch kann er höchstens als typisch messianisch gefasst werden. So ist er dann freilich am Kreuze des Heilandes voll erfüllt. Psalmen Ps 23 87 10 Oculi mei languerunt præ inopia. Clamavi ad te Domine tota die: expandi ad te manus meas. meine Augen verschmachten vor Not. Ich rufe zu dir, o Herr! jeden Tag, ich breite nach dir meine Hände aus. Psalmen Ps 23 87 11 Numquid mortuis facies mirabilia: aut medici suscitabunt, et confitebuntur tibi? Wirst du an Toten Wunder tun oder werden Ärzte sie auferwecken, dass jene dich dann preisen?¹³ Psalmen Ps 23 87 11 13 Hebr.: oder werden Schatten aufstehen und dich preisen? Tue an mir ein Wunder und ich will dich preisen. Beide Bitten haben die Verlängerung des Lebens zur Voraussetzung. Psalmen Ps 23 87 12 Numquid narrabit aliquis in sepulcro misericordiam tuam, et veritatem tuam in perditione? Erzählt man im Grabe deine Gnade und deine Treue im Verderben?¹⁴ Psalmen Ps 23 87 12 14 Hebr.: am Orte des Untergangs. Psalmen Ps 23 87 13 Numquid cognoscentur in tenebris mirabilia tua: et justitia tua in terra oblivionis? Werden in der Finsternis deine Wunder kund und deine Gerechtigkeit im Lande der Verwesung?¹⁵ Psalmen Ps 23 87 13 15 Hebr.: Im Lande des Vergessens, wo es vorbei ist mit Denken, Fühlen und Handeln, wo die stets gleiche Einförmigkeit des Todes herrscht. Psalmen Ps 23 87 14 Et ego ad te Domine clamavi: et mane oratio mea præveniet te. Dennoch, o Herr! schreie ich zu dir und in der Frühe kommt mein Gebet¹⁶ vor dich. Psalmen Ps 23 87 14 16 Hebr.: meine Seele (das Sehnen meiner Seele, das sich in Gebet kundtut). Psalmen Ps 23 87 15 Ut quid Domine repellis orationem meam: avertis faciem tuam a me? Warum, Herr! weisest du mein Gebet zurück, wendest dein Angesicht von mir ab? Psalmen Ps 23 87 16 Pauper sum ego, et in laboribus a juventute mea: exaltatus autem, humiliatus sum et conturbatus. Arm bin ich und in Mühen von meiner Jugend an; erhob ich mich, so ward ich gedemütigt und erschreckt.¹⁷ Psalmen Ps 23 87 16 17 Hebr.: Gedrückt bin ich und hinsterbend von Jugend auf, ich trage deine Schrecken, muss verzagen. Vulg.: Erhob ich mich einmal zu besserem Lose. Psalmen Ps 23 87 17 In me transierunt iræ tuæ: et terrores tui conturbaverunt me. Deine Zornesgluten ergingen über mich und deine Schrecken verwirrten mich. Psalmen Ps 23 87 18 Circumdederunt me sicut aqua tota die: circumdederunt me simul. Sie haben mich umgeben wie Wasser den ganzen Tag, mich umringt allzumal. Psalmen Ps 23 87 19 Elongasti a me amicum, et proximum: et notos meos a miseria. Du hast von mir den Freund und den Nächsten entfernt und meine Bekannten von mir im Unglück.¹⁸ Psalmen Ps 23 87 19 18 Hebr.: meine Vertrauten sind finsteres Dunkel. Statt der bisherigen Vertrauten ist dies mein Vertrauter geworden. Der Sänger schweigt und harrt, dass Gott dieses Leidensrätsel löse. (Vergl. auch das Buch Job.) Psalmen Ps 23 87 2 Domine Deus salutis meæ: in die clamavi, et nocte coram te. Herr, du Gott meines Heiles! am Tage rufe ich und nachts vor dir.³ Psalmen Ps 23 87 2 3 Nach anderen: Zur Zeit wo ich schreie in der Nacht vor dir. Psalmen Ps 23 87 3 Intret in conspectu tuo oratio mea: inclina aurem tuam ad precem meam: O lass mein Gebet vor dich kommen, neige dein Ohr meinem Flehen! Psalmen Ps 23 87 4 Quia repleta est malis anima mea: et vita mea inferno appropinquavit. Denn meine Seele ist mit Leiden erfüllt⁴ und mein Leben ist der Unterwelt nahe gekommen.⁵ Psalmen Ps 23 87 4 4 Alle Lebensfrische ist geschwunden. Psalmen Ps 23 87 4 5 Ich bin wie ein schon Verstorbener. Psalmen Ps 23 87 5 stimatus sum cum descendentibus in lacum: factus sum sicut homo sine adjutorio, Ich bin denen gleich geachtet, die in das Grab sinken, bin geworden wie ein Mensch ohne Kraft, Psalmen Ps 23 87 6 Inter mortuos liber: Sicut vulnerati dormientes in sepulcris, quorum non es memor amplius: et ipsi de manu tua repulsi sunt. unter die Toten entlassen, wie die Erschlagenen, die in den Gräbern ruhen, deren du nicht mehr gedenkst und die von deiner Hand verstoßen⁶ sind.⁷ Psalmen Ps 23 87 6 6 Hebr.: abgeschnitten. Psalmen Ps 23 87 6 7 Ihr Zustand bleibt (es ist die Zeit vor dem Erscheinen des Erlösers) stets der gleiche und Gottes Hand erweist sich ihnen nicht mehr helfend und schützend. Psalmen Ps 23 87 7 Posuerunt me in lacu inferiori: in tenebrosis, et in umbra mortis. Sie senkten⁸ mich in die tiefste Grube, in Finsternis und in Todesschatten.⁹ Psalmen Ps 23 87 7 8 Hebr.: Du hast mich gesenkt. Psalmen Ps 23 87 7 9 Hebr.: in Abgründe. Psalmen Ps 23 87 8 Super me confirmatus est furor tuus: et omnes fluctus tuos induxisti super me. Auf mir ruht schwer dein Grimm und alle deine Wogen führst du über mich dahin.¹⁰ Psalmen Ps 23 87 8 10 Hebr.: beugst du nieder. Sela. Psalmen Ps 23 87 9 Longe fecisti notos meos a me: posuerunt me abominationem sibi. Traditus sum, et non egrediebar: Du hast meine Bekannten¹¹ von mir entfernt, sie machten mich zu einem Abscheu für sich. Ich bin preisgegeben¹² und finde keinen Ausweg, Psalmen Ps 23 87 9 11 Vertrauten. Psalmen Ps 23 87 9 12 Dem Elend. Hebr.: Ich bin eingeschlossen und kann nicht heraus. Ist er aussätzig? [Lev 13,46] Psalmen Ps 23 0 1 1. Preis der Erbarmungen des Herrn, der mit David einen Bund geschlossen. (V. 5) Gott kann und will seine Verheißungen erfüllen, dafür bürgt seine Treue und Majestät (V. 8), seine Macht (V. 11); seine allgemeine Herrschaft (V. 14), seine Gerechtigkeit und Güte. (V. 19) 2. Die Verheißung: Gott selbst hat David auserwählt und mit seiner Kraft gesalbt, ihm Hilfe versprechend (V. 22), damit er die Feinde besiegen und ein großes Reich gründen könne. (V. 26) Ja, Gott will seine Nachkommenschaft ewig erhalten (V. 30) und deshalb seine Söhne zwar strafen, wenn sie fehlen, aber ihnen nicht seine Barmherzigkeit entziehen (V. 34), und hat dies Versprechen mit einem Eidschwur bekräftigt. (V. 38) 3. Doch wie stimmt mit diesem Versprechen die jetzige Lage des Königs? Scheint nicht dieser vielmehr verworfen und Davids Krone angetastet, da die Feinde überall siegreich sind? (V. 42) Bitte, Gott wolle eilen zu helfen, seines Versprechens und Eidschwures eingedenk. Psalmen Ps 23 88 1 Intellectus Ethan Ezrahitæ. Eine Unterweisung¹ Ethans, des Ezrahiters.² Psalmen Ps 23 88 1 1 Ein Maskil (bestimmte Liederart). Psalmen Ps 23 88 1 2 Vergl. [1Kön 4,31]. Der Psalm scheint sich auf das fünfte Jahr der Regierung Rehabeams zu beziehen, als Sesak gegen Jerusalem zog. [1Kön 14,25-28, 2Chr 12,1-12] Psalmen Ps 23 88 10 Tu dominaris potestati maris: motum autem fluctuum ejus tu mitigas. Du herrschest über den Ungestüm des Meeres¹⁶ und stillst den Aufruhr seiner Wogen. Psalmen Ps 23 88 10 16 Bild des Völkermeeres, ungestümer Feinde. Am roten Meere trifft die Bändigung beider Meere zusammen. Psalmen Ps 23 88 11 Tu humiliasti sicut vulneratum, superbum: in brachio virtutis tuæ dispersisti inimicos tuos. Du beugst den Hochmütigen¹⁷ gleich einem Verwundeten,¹⁸ mit deinem starken Arme zerstreust du deine Feinde. Psalmen Ps 23 88 11 17 Rahab. Gemeint ist wohl Ägypten, nach einigen Auslegern jeder Hochmütige (Feind). Psalmen Ps 23 88 11 18 Tödlich getroffene, also kraftlos Gewordene. Hebr.: gleich. Psalmen Ps 23 88 12 Tui sunt cli, et tua est terra, orbem terræ et plenitudinem ejus tu fundasti: Dein sind die Himmel und dein ist die Erde, den Erdkreis und was ihn erfüllt, hast du gegründet; [Gen 2,1] Psalmen Ps 23 88 13 Aquilonem, et mare tu creasti. Thabor et Hermon in nomine tuo exsultabunt: Norden und Südmeer¹⁹ hast du geschaffen, Thabor und Hermon jubeln über deinen Namen.²⁰ Psalmen Ps 23 88 13 19 Hebr.: Süden, in dieser Richtung lag ja auch das rote Meer. Gemeint ist die Erde in ihrem ganzen Umfange von einer Himmelsgegend zur anderen. Psalmen Ps 23 88 13 20 Der Thabor, diesseits des Jordans, der Hermon (Antilibanon) jenseits, bezeichnen jener den Westen, dieser den Osten. Die Blüte und das Grün derselben sind gleichsam ein Ausdruck ihrer Freude über die Offenbarung der göttlichen Schöpfermacht an ihnen. Psalmen Ps 23 88 14 Tuum brachium cum potentia. Firmetur manus tua, et exaltetur dextera tua: Dein Arm ist voller Kraft. Lass deine Hand stark werden und deine Rechte sich erheben.²¹ Psalmen Ps 23 88 14 21 Hebr.: Dein ist ein Arm mit Heldenkraft, stark deine Hand, erhaben deine Rechte. Vulg.: Mach von deiner starken Hand Gebrauch gegen die jetzt so mächtigen Feinde. Psalmen Ps 23 88 15 Justitia et judicium præparatio sedis tuæ. Misericordia et veritas præcedent faciem tuam: Gerechtigkeit und Recht sind die Grundlage deines Thrones, Erbarmen und Wahrhaftigkeit gehen vor deinem Antlitze her.²² Psalmen Ps 23 88 15 22 Stehen vor deinem Angesichte zum Dienst, warten dir auf. Psalmen Ps 23 88 16 Beatus populus, qui scit jubilationem. Domine, in lumine vultus tui ambulabunt, Glückselig das Volk, das Lobpreisung kennt,²³ Herr! im Lichte deines Angesichtes²⁴ werden sie wandeln Psalmen Ps 23 88 16 23 Die zweite Hälfte des Verses bietet Gegenstand und Voraussetzung der Lobpreisung. Psalmen Ps 23 88 16 24 Von der besonderen Gegenwart Gottes im Allerheiligsten hergenommen: Gnädiger Blick, mit dem Gott den Beter ansieht, Gnadenhilfe Gottes. Psalmen Ps 23 88 17 Et in nomine tuo exsultabunt tota die: et in justitia tua exaltabuntur. und über deinen Namen²⁵ frohlocken allezeit und durch deine Gerechtigkeit²⁶ erhöht werden. Psalmen Ps 23 88 17 25 Über dich, wie du dich ihnen offenbarst. Psalmen Ps 23 88 17 26 Das Verfahren Gottes nach seiner Heilsordnung. Dem Menschen gegenüber: Gnade. Psalmen Ps 23 88 18 Quoniam gloria virtutis eorum tu es: et in beneplacito tuo exaltabitur cornu nostrum. Denn du bist der Ruhm ihrer Kraft²⁷ und durch dein Wohlgefallen wird unser²⁸ Horn erhöht. Psalmen Ps 23 88 18 27 Hebr.: Zierde ihrer Macht, ihnen zur Zierde gereichende Macht. Psalmen Ps 23 88 18 28 Israel wird für dies Volk erklärt. Psalmen Ps 23 88 19 Quia Domini est assumptio nostra: et sancti Israel regis nostri. Denn der Herr ist unser Schutz und der Heilige Israels der Schutz unseres Königs.²⁹ Psalmen Ps 23 88 19 29 Hebr.: Denn des Herrn ist unser Schild und des Heiligen Israels ist unser König. Israels König steht als Eigentum Gottes unter dem Schutze Jahves des Heiligen. Psalmen Ps 23 88 2 Misericordias Domini in æternum cantabo. In generationem et generationem annuntiabo veritatem tuam in ore meo. Die Erbarmungen des Herrn will ich ewig besingen, von Geschlecht zu Geschlecht deine Wahrheit verkünden mit meinem Munde.³ Psalmen Ps 23 88 2 3 Laut und öffentlich. Der Lobpreis soll Gott bewegen, diese Eigenschaften von neuem durch die Rettung des Hauses David zu bewähren. Psalmen Ps 23 88 20 Tunc locutus es in visione sanctis tuis, et dixisti: Posui adjutorium in potente: et exaltavi electum de plebe mea. Damals³⁰ redetest du im Gesichte zu deinen Heiligen³¹ und sprachest:³² Ich gewähre einem Helden Beistand und erhöhe³³ ihn als Auserwählten aus meinem Volke. Psalmen Ps 23 88 20 30 Die Gegenwart scheint dem zu widersprechen. Damals: Zu der V. 4, 5 angedeuteten Zeit. [2Sam 7,17] Psalmen Ps 23 88 20 31 Zu Samuel und Nathan. Psalmen Ps 23 88 20 32 Die Rede Gottes geht bis V. 38. Psalmen Ps 23 88 20 33 Hebr.: Habe erhöht einen Jüngling aus dem Volke. Psalmen Ps 23 88 21 Inveni David servum meum: oleo sancto meo unxi eum. Ich habe David als meinen Diener erfunden, mit meinem heiligen Öl ihn gesalbt.³⁴ [1Sam 16,1.12, Apg 13,22] Psalmen Ps 23 88 21 34 Als David die Verheißung empfing [2Sam 7], war er bereits gesalbt. Die Salbung war ein Ausdruck der göttlichen Berufung und Symbol der verliehenen Kraft. Psalmen Ps 23 88 22 Manus enim mea auxiliabitur ei: et brachium meum confortabit eum. Denn³⁵ meine Hand soll ihm hilfreich sein und mein Arm ihn stärken. Psalmen Ps 23 88 22 35 Hebr.: welchem meine Hand usw. Psalmen Ps 23 88 23 Nihil proficiet inimicus in eo, et filius iniquitatis non apponet nocere ei. Nichts soll der Feind über ihn vermögen³⁶ und der Sohn der Ruchlosigkeit³⁷ ihm nicht weiter schaden.³⁸ Psalmen Ps 23 88 23 36 Hebr.: ihn berücken. Psalmen Ps 23 88 23 37 Der Mensch, der gleichsam die Ruchlosigkeit zur Mutter hat, der Ruchlose. Psalmen Ps 23 88 23 38 Hebr.: bedrücken. Psalmen Ps 23 88 24 Et concidam a facie ipsius inimicos ejus: et odientes eum in fugam convertam. Ich will seine Feinde vor seinem Angesichte zermalmen und, die ihn hassen, in die Flucht schlagen. Psalmen Ps 23 88 25 Et veritas mea, et misericordia mea cum ipso: et in nomine meo exaltabitur cornu ejus. Meine Treue und mein Erbarmen soll mit ihm sein und in meinem Namen soll sein Horn erhöht werden. Psalmen Ps 23 88 26 Et ponam in mari manum ejus: et in fluminibus dexteram ejus. Ich will seiner Hand das Meer unterwerfen und die Ströme seiner Rechten.³⁹ Psalmen Ps 23 88 26 39 Hebr.: Ich werde legen (werde reichen lassen) seine Hand an das Meer und an die Ströme seine Rechte. Damit wird die Weltherrschaft verheißen, nicht nur die Herrschaft in dem [Gen 15,18] und [2Chr 9,26] verheißenen Umfange. In der Erfüllung jener Verheißungen ward die Ehrenstellung der Nachkommenschaft Davids in David und Salomo Vorbild für die hier verheißene allgemeine Herrschaft des Messias. Psalmen Ps 23 88 27 Ipse invocabit me: Pater meus es tu: Deus meus, et susceptor salutis meæ: Er wird zu mir rufen: Mein Vater, mein Gott und die Zuflucht⁴⁰ meines Heils bist du! Psalmen Ps 23 88 27 40 Hebr.: Fels. Psalmen Ps 23 88 28 Et ego primogenitum ponam illum excelsum præ regibus terræ. Und ich, ich will ihn zum Erstgebornen machen,⁴¹ zum Höchsten unter den Königen der Erde. Psalmen Ps 23 88 28 41 Die Fürsten sind Gottes Söhne. [Ps 81,6] David soll der Erstgeborene unter ihnen sein, der also vor allen anderen Gott als seinen Vater anrufen darf, daher der erste, am meisten bevorrechtigte. Bis auf Christus kam dieses Sohnsverhältnis den Nachkommen Davids nur in uneigentlichem Sinne zu, insofern sie, wichen sie von Gottes Geboten, väterlich gestraft, blieben sie treu, mit der heiligmachenden Gnade ausgestattet wurden. Im höchsten und eigentlichen Sinne kam der Name Christus zu, der von Ewigkeit her der Natur nach Sohn des Vaters. Psalmen Ps 23 88 29 In æternum servabo illi misericordiam meam: et testamentum meum fidele ipsi. Ewig will ich ihm meine Barmherzigkeit bewahren und treu meinen Bund. Psalmen Ps 23 88 3 Quoniam dixisti: In æternum misericordia ædificabitur in clis: præparabitur veritas tua in eis. Denn du sprachst:⁴ Auf ewig soll Erbarmen aufgebaut sein im Himmel,⁵ daselbst ist die Treue gegen dich gefestigt.⁶ Psalmen Ps 23 88 3 4 Hebr.: denn ich sage. Gott tritt redend ein, um den Hauptinhalt der Erbarmungen (V. 2) d.i. der Verheißungen [2Sam 7,12.13] darzulegen. Psalmen Ps 23 88 3 5 Richtiger wird im Himmel nur zu gefestigt gezogen (mit Ausfall von daselbst). Psalmen Ps 23 88 3 6 Gottes Erbarmen und Treue werden einem Gebäude verglichen, das so sein Fundament im Himmel hat, so fest ist wie dieser, und stets in fortgehendem Baue begriffen ist. Psalmen Ps 23 88 30 Et ponam in sæculum sæculi semen ejus: et thronum ejus sicut dies cli. Ich will seine Nachkommenschaft dauern lassen auf ewig und seinen Thron gleich den Tagen des Himmels. Psalmen Ps 23 88 31 Si autem dereliquerint filii ejus legem meam: et in judiciis meis non ambulaverint: Doch wenn seine Söhne mein Gesetz verlassen und nicht nach meinen Rechten wandeln, Psalmen Ps 23 88 32 Si justitias meas profanaverint: et mandata mea non custodierint: wenn sie meine Satzungen entheiligen und meine Gebote nicht halten, Psalmen Ps 23 88 33 Visitabo in virga iniquitates eorum: et in verberibus peccata eorum. so werde ich mit der Rute ihre Vergehungen heimsuchen und mit Schlägen ihre Sünden. Psalmen Ps 23 88 34 Misericordiam autem meam non dispergam ab eo: neque nocebo in veritate mea: Doch meine Gnade will ich ihm nicht entziehen noch es fehlen lassen an meiner Treue; Psalmen Ps 23 88 35 Neque profanabo testamentum meum: et quæ procedunt de labiis meis non faciam irrita. noch will ich meinen Bund entweihen noch zunichte machen, was über meine Lippen gegangen ist. Psalmen Ps 23 88 36 Semel juravi in sancto meo, si David mentiar: Einmal⁴² habe ich bei meiner Heiligkeit geschworen, ich werde David nicht lügen. Psalmen Ps 23 88 36 42 Einmal für immer, also unwiderruflich. Psalmen Ps 23 88 37 Semen ejus in æternum manebit. Seine Nachkommenschaft soll ewig dauern. Psalmen Ps 23 88 38 Et thronus ejus sicut sol in conspectu meo, et sicut luna perfecta in æternum: et testis in clo fidelis. und sein Thron gleich der Sonne vor meinem Angesichte, und gleich dem Monde, der gegründet ist auf ewig,⁴³ und der Zeuge im Himmel⁴⁴ ist getreu! [2Sam 7,16] Psalmen Ps 23 88 38 43 Wie der Mond, der trotzdem er meist gewandelt wird, bleibt und nicht vernichtet wird, soll der Thron immer fest stehen. Psalmen Ps 23 88 38 44 Gott. Der Vers schließt. Sela. Psalmen Ps 23 88 39 Tu vero repulisti et despexisti: distulisti Christum tuum. Und doch hast du verworfen und verschmäht, verworfen⁴⁵ deinen Gesalbten,⁴⁶ Psalmen Ps 23 88 39 45 Hebr.: du bist erzürnt. Psalmen Ps 23 88 39 46 Den damaligen König als Nachkommen Davids, dem die Verheißung gegeben. Psalmen Ps 23 88 4 Disposui testamentum electis meis, juravi David servo meo: Ich habe mit meinen Auserwählten einen Bund geschlossen, habe David, meinem Diener, geschworen:⁷ Psalmen Ps 23 88 4 7 Gott schwört nicht, um seine Wahrhaftigkeit dadurch festzustellen, sondern um der Sache, für die er schwört, die höchste Wichtigkeit beizulegen. Psalmen Ps 23 88 40 Evertisti testamentum servi tui: profanasti in terra Sanctuarium ejus. hast den Bund deines Dieners aufgehoben, entweiht zur Erde sein Heiligtum,⁴⁷ Psalmen Ps 23 88 40 47 Die Krone deine Königs. Die Krone ist Symbol der objektiven Heiligkeit, welche Gottes Stellvertretung verleiht. Psalmen Ps 23 88 41 Destruxisti omnes sepes ejus: posuisti firmamentum ejus formidinem. hast alle seine Zäune⁴⁸ niedergerissen, seine Feste zum Gegenstand des Schreckens gemacht.⁴⁹ Psalmen Ps 23 88 41 48 Alles, was den König schützen konnte. Psalmen Ps 23 88 41 49 Der König wird mit einer festen Stadt verglichen, deren Mauern wanken und den Bewohnern Furcht für ihre Sicherheit einflößen. Hebr.: gemacht zu Trümmern. Psalmen Ps 23 88 42 Diripuerunt eum omnes transeuntes viam: factus est opprobrium vicinis suis. Es beraubten ihn alle, die des Weges vorüberzogen; er ward zum Hohne für seine Nachbarn. Psalmen Ps 23 88 43 Exaltasti dexteram deprimentium eum: lætificasti omnes inimicos ejus. Du hast die Rechte seiner Unterdrücker erhöht, hast alle seine Feinde frohlocken lassen. Psalmen Ps 23 88 44 Avertisti adjutorium gladii ejus: et non es auxiliatus ei in bello. Du hast die Hilfe seines Schwertes von ihm gewendet⁵⁰ und ihm nicht im Kriege beigestanden. Psalmen Ps 23 88 44 50 Deine Hilfe von seinem Schwerte gewendet. Hebr.: Rückwärts gewendet die Schärfe seines Schwertes. Psalmen Ps 23 88 45 Destruxisti eum ab emundatione: et sedem ejus in terram collisisti. Du hast ihn seines Glanzes beraubt und seinen Thron zur Erde gestürzt, Psalmen Ps 23 88 46 Minorasti dies temporis ejus: perfudisti eum confusione. du hast die Tage seiner Zeit⁵¹ abgekürzt, hast ihn mit Schmach bedeckt. Psalmen Ps 23 88 46 51 Der dem Geschlechte Davids verheißenen Zeit. Hebr.: seiner Jugend. War der König vor der Zeit gealtert? Psalmen Ps 23 88 47 Usquequo Domine avertis in finem: exardescet sicut ignis ira tua? Wie lange noch, o Herr! wendest du dich so ganz ab, entbrennt dein Zorn wie Feuer? Psalmen Ps 23 88 48 Memorare quæ mea substantia: numquid enim vane constituisti omnes filios hominum? Gedenke, welches meine Lebensdauer⁵² ist! Hast du denn alle Menschenkinder vergebens erschaffen?⁵³ Psalmen Ps 23 88 48 52 Hebr.: meine vergängliche Dauer. Psalmen Ps 23 88 48 53 Hebr.: Gedenke, - ich, von welcher Dauer (wie kurzlebig ich bin). Psalmen Ps 23 88 49 Quis est homo, qui vivet, et non videbit mortem: eruet animam suam de manu inferi? Wo ist der Mensch, der lebte und den Tod nicht schaute, der seine Seele vor der Gewalt der Unterwelt bewahren könnte?⁵⁴ Psalmen Ps 23 88 49 54 Wenn aller Menschen Leben im Tode endet, wie sollte sich Gott nicht während der kurzen Spanne des Lebens als gütig, nicht ewig zürnend erweisen? Zeigt sich die Gerechtigkeit nicht im Diesseits, so ist sie eine Anfechtung für die Gläubigen des A. T., denen der Zustand nach dem Tode noch nicht in voller Klarheit offenbar ist. Psalmen Ps 23 88 5 Usque in æternum præparabo semen tuum. Et ædificabo in generationem, et generationem sedem tuam. Auf ewig will ich deine Nachkommenschaft fest gegründet sein lassen und von Geschlecht zu Geschlecht deinen Thron erbauen.⁸ Psalmen Ps 23 88 5 8 Sela. Psalmen Ps 23 88 50 Ubi sunt misericordiæ tuæ antiquæ Domine, sicut jurasti David in veritate tua? Wo sind deine früheren Gnaden, o Herr! wie du David in deiner Treue geschworen? [2Sam 7,15] Psalmen Ps 23 88 51 Memor esto Domine opprobrii servorum tuorum (quod continui in sinu meo) multarum gentium. Gedenke, o Herr! der Schmach deiner Diener, (die ich in meinem Busen trage,) von so vielen Völkern her,⁵⁵ Psalmen Ps 23 88 51 55 Der Schmach, die so viele Völker deinen Knechten angetan. Psalmen Ps 23 88 52 Quod exprobraverunt inimici tui Domine, quod exprobraverunt commutationem Christi tui. mit der deine Feinde, Herr! schmähen, mit der sie die Veränderung deines Gesalbten⁵⁶ schmähen. Psalmen Ps 23 88 52 56 Den an Davids Stelle getretenen König. Hebr.: welche dich schmähen, (als) deine Feinde, Herr, welche schmähen die Fußstapfen deines Gesalbten (deinen Gesalbten, wo immer er geht und was er tut). Psalmen Ps 23 88 53 Benedictus Dominus in æternum: fiat, fiat. Gepriesen sei der Herr in Ewigkeit! Amen, Amen!⁵⁷ Psalmen Ps 23 88 53 57 Schluss des dritten Buches der Psalmen. Sofern das, was V. 20-38 von David und seinen Nachkommen gesagt ist, erst in Christus, dem gottmenschlichen Sprossen Davids, seine Erfüllung gefunden hat, ist der Psalm messianisch. Den vollen Glanz seines Reiches wird der Herr erst am Ende der Zeiten erstrahlen lassen. Psalmen Ps 23 88 6 Confitebuntur cli mirabilia tua Domine: etenim veritatem tuam in ecclesia sanctorum. Die Himmel⁹ preisen deine Wunder, o Herr! und deine Treue¹⁰ in der Versammlung der Heiligen.¹¹ Psalmen Ps 23 88 6 9 Die Engel. Psalmen Ps 23 88 6 10 Wird gepriesen. Psalmen Ps 23 88 6 11 In der Versammlung der Engel, denen Gott seine Ratschlüsse kundtut. Psalmen Ps 23 88 7 Quoniam quis in nubibus æquabitur Domino: similis erit Deo in filiis Dei? Denn wer in den Wolken¹² gleicht dem Herrn, ist Gott ähnlich unter den Gottessöhnen?¹³ Psalmen Ps 23 88 7 12 Im Himmel, unter den Himmelsbewohnern. Psalmen Ps 23 88 7 13 Engeln. Psalmen Ps 23 88 8 Deus, qui glorificatur in consilio sanctorum: magnus et terribilis super omnes qui in circuitu ejus sunt. Gott, der verherrlicht wird im Rate der Heiligen,¹⁴ ist groß und furchtbar, mehr als alle, die um ihn her sind. Psalmen Ps 23 88 8 14 Hebr.: Gott, schrecklich in der Heiligen großem Rate. Psalmen Ps 23 88 9 Domine Deus virtutum quis similis tibi: potens es Domine, et veritas tua in circuitu tuo. Herr, Gott der Heerscharen! wer ist dir gleich? Mächtig bist du, o Herr! und deine Treue umgibt dich.¹⁵ Psalmen Ps 23 88 9 15 Du bist um und um Treue, Treue ist deinem Wesen ureigen. Psalmen Ps 23 0 1 Gott ist stets die Zuflucht seines Volkes gewesen. (V. 1) a. Wie hinfällig und im Vergleich zur Ewigkeit Gottes kurz ist des Menschen Leben! (V. 6) Und dennoch will der Herr in seinem Zorne diesen kurzen Zeitraum noch gleichsam abschneiden? (V. 12) b. Bitte an Gott, den Übriggebliebenen wieder seine Barmherzigkeit zu erweisen und die frühere Freude wieder zu gewähren. Psalmen Ps 23 89 1 Oratio Moysi hominis Dei. Domine, refugium factus es nobis: a generatione in generationem. Gebet Moses, des Mannes Gottes.¹ O Herr! du bist unsere Zuflucht² gewesen von Geschlecht zu Geschlecht. Psalmen Ps 23 89 1 1 Vergl. [Dtn 33,1, Jos 14,6]. Nach Hieron. und der jüd. Tradition hat Moses den Psalm verfasst, als das Volk sich in der Wüste gegen den Einzug nach Kanaan auflehnte und Gott zur Strafe bestimmte, dass alle, die das 20. Jahr überschritten, in der Wüste sterben sollten. [Num 14,26ff] Psalmen Ps 23 89 1 2 Hebr.: Obdach, Wohnung wo Schutz und Ruhe geboten wird. Psalmen Ps 23 89 10 Dies annorum nostrorum in ipsis, septuaginta anni. Si autem in potentatibus octoginta anni: et amplius eorum, labor et dolor. Quoniam supervenit mansuetudo: et corripiemur. die Zeit unserer Jahre ist siebzig Jahre und aufs höchste achtzig Jahre und was darüber hinaus ist,¹⁶ ist Mühsal und Schmerz; denn die Milde kommt und wir werden hingerafft.¹⁷ Psalmen Ps 23 89 10 16 Hebr.: Ihr Stolz (alles worauf wir stolz sind: Reichtümer, Ehre usw.) ist Mühsal und Nichtigkeit, denn eilends ging es vorüber und wir flogen dahin. Psalmen Ps 23 89 10 17 Oder: werden belehrt (Hier.): Wenn der Herr kommt, urteilt er uns nicht nach Gerechtigkeit, sondern in Milde, und was Strafe scheint, ist Belehrung. Psalmen Ps 23 89 11 Quis novit potestatem iræ tuæ: et præ timore tuo iram tuam Wer kann die Stärke deines Zornes und aus Furcht vor dir¹⁸ deinen Grimm bemessen?¹⁹ Psalmen Ps 23 89 11 18 Hebr.: Deiner Furcht gemäß, gemäß der Furcht, die dir gebührt. Psalmen Ps 23 89 11 19 Wie lange er dauern wird. Psalmen Ps 23 89 12 Dinumerare? Dexteram tuam sic notam fac: et eruditos corde in sapientia. So gib denn so²⁰ deine Macht kund²¹ und lass unser Herz in der Weisheit belehrt werden. Psalmen Ps 23 89 12 20 Da es sich so verhält, da fast niemand deine Strafe würdigt, lass uns Einsicht gewinnen in die von dir ausgehende Züchtigung (deine Rechte). Psalmen Ps 23 89 12 21 Hebr.: Zu zählen unsere Tage lehre recht verstehen: Lass uns die Kürze des Lebens wohl erwägen und demgemäß leben. Psalmen Ps 23 89 13 Convertere Domine usquequo? et deprecabilis esto super servos tuos. Kehre wieder, Herr!²² Wie lange noch? Lass dich erbitten über deine Diener! Psalmen Ps 23 89 13 22 Indem Gott zürnt, hat er das Volk gleichsam verlassen. Psalmen Ps 23 89 14 Repleti sumus mane misericordia tua: et exsultavimus et delectati sumus omnibus diebus nostris. So werden wir am Morgen²³ deine Gnade reichlich empfangen und frohlocken und uns alle unsere Tage freuen. Psalmen Ps 23 89 14 23 Unverhofft, plötzlich. Psalmen Ps 23 89 15 Lætati sumus pro diebus, quibus nos humiliasti: annis, quibus vidimus mala. Wir werden uns freuen²⁴ nach Maß der Tage, in denen du uns gebeugt hast, der Jahre, in denen wir Unglück sahen. Psalmen Ps 23 89 15 24 Hebr.: Erfreue uns. Psalmen Ps 23 89 16 Respice in servos tuos, et in opera tua: et dirige filios eorum. Siehe auf deine Diener herab und auf deine Werke²⁵ und lenke ihre Kinder!²⁶ Psalmen Ps 23 89 16 25 D.i.: deine Diener. Psalmen Ps 23 89 16 26 Hebr.: Sichtbar werde deinen Dienern dein Werk und deine Herrlichkeit über ihren Kindern. Vulg.: Lenke ihre Kinder auf den Weg des Glückes. Psalmen Ps 23 89 17 Et sit splendor Domini Dei nostri super nos et opera manuum nostrarum dirige super nos: et opus manuum nostrarum dirige. Und der Glanz²⁷ des Herrn, unsers Gottes, leuchte über uns und die Werke unserer Hände fördere über uns,²⁸ ja das Werk unserer Hände wollest du fördern!²⁹ Psalmen Ps 23 89 17 27 Hebr.: Huld. Psalmen Ps 23 89 17 28 Augustinus: Über uns hinaus, hebe sie zu dir empor, damit wir dafür himmlischen Lohn empfangen. Psalmen Ps 23 89 17 29 Der Priester betet V. 16, V. 17 täglich in der Prim, dass Gott uns das Tag für Tag obliegende Werk der Erwerbung des himmlischen Kanaan wolle gelingen lassen. Psalmen Ps 23 89 2 Priusquam montes fierent, aut formaretur terra, et orbis: a sæculo et usque in sæculum tu es Deus. Ehedenn die Berge wurden und die Erde gebildet ward und ihr Umkreis,³ bist du, Gott! von Ewigkeit zu Ewigkeit.⁴ Psalmen Ps 23 89 2 3 Das fruchttragende Land. Psalmen Ps 23 89 2 4 Vers 3 schildert die Allmacht Gottes, V. 4 die Überzeitlichkeit (Allgegenwart Gottes in der Zeit). Psalmen Ps 23 89 3 Ne avertas hominem in humilitatem: et dixisti: Convertimini filii hominum. Verstoße den Menschen nicht zur Niedrigkeit,⁵ du, der ja gesagt:⁶ Bekehret euch, ihr Menschenkinder!⁷ Psalmen Ps 23 89 3 5 Erniedrigung durch die Sünde. Psalmen Ps 23 89 3 6 Die Bitte wird Erhörung finden, denn sie gründet sich auf Gottes Willen, dass die Sünder sich bekehren. Mit der Sünde hört auch die Folge derselben, das zeitliche Unglück, auf. Psalmen Ps 23 89 3 7 Hebr.: Du wandelst Sterbliche in Staub und sprichst: Kommet wieder, Menschenkinder. Psalmen Ps 23 89 4 Quoniam mille anni ante oculos tuos, tamquam dies hesterna, quæ præteriit, Et custodia in nocte, Denn tausend Jahre sind in deinen Augen wie der gestrige Tag, der vorübergegangen ist,⁸ und wie eine Wache in der Nacht.⁹ Psalmen Ps 23 89 4 8 Wie uns der vergangene Tag erscheint, wenn wir auf ihn zurückblicken, so Gott tausend Jahre, die vorübergegangen. Psalmen Ps 23 89 4 9 Die Nacht zerfiel in drei (später zur Römerzeit in vier) Wachen. Der Bruchteil einer Nacht geht dem Schlafenden vorüber wie ein Augenblick. Psalmen Ps 23 89 5 Quæ pro nihilo habentur, eorum anni erunt. Was für nichts vor ihnen geachtet wird, das sind Jahre.¹⁰ Psalmen Ps 23 89 5 10 Jahre gelten wie nichts in deinen Augen. Den Gegensatz bilden V. 6, V. 7. Psalmen Ps 23 89 6 Mane sicut herba transeat, mane floreat, et transeat: vespere decidat, induret, et arescat. Wie das Gras am Morgen hervorwächst, am Morgen blüht, um abzusterben, am Abend abwelkt, hart wird und verdorrt,¹¹ Psalmen Ps 23 89 6 11 So vergeht auch der Mensch. Ohne Bild: In der Jugendzeit kann der Mensch von Gesundheit strotzen und doch schnell dahinsterben, am Abend des Lebens steht jedem der Tod bevor. Hebr.: Du schwemmst sie hinweg, Schlaf (Traum) werden sie am Morgen gleich dem Grase wieder sprossend. Am Morgen grünt es und sprosst wieder, am Abend schneidet man es und es verdorrt. (Ein Geschlecht geht unter wie in Fluten, ein anderes wächst heran, doch auch ihm geht es ähnlich.) Psalmen Ps 23 89 7 Quia defecimus in ira tua, et in furore tuo turbati sumus. So schwinden wir dahin durch deinen Zorn und sind verstört durch deinen Grimm.¹² Psalmen Ps 23 89 7 12 Die ganze Gemeinde. Vergl. [Num 14,26ff, Dtn 1,34-39]. Psalmen Ps 23 89 8 Posuisti iniquitates nostras in conspectu tuo: sæculum nostrum in illuminatione vultus tui. Du stellst unsere Missetaten vor deine Augen, die Zeit unseres Lebens¹³ in das Licht deines Angesichtes.¹⁴ Psalmen Ps 23 89 8 13 Unsere Handlungen. (Hebr.: Unser Verborgenes.) Psalmen Ps 23 89 8 14 Gottes Angesicht ist die Herrlichkeit seines der Welt zugewandten Wesens, Gnadenlicht für die Frommen, durchdringende Offenlegung des Gottwidrigen. Psalmen Ps 23 89 9 Quoniam omnes dies nostri defecerunt: et in ira tua defecimus. Anni nostri sicut aranea meditabuntur: Denn alle unsere Tage schwinden dahin, wir vergehen durch deinen Zorn, unsere Jahre mühen sich ab wie eine Spinne;¹⁵ Psalmen Ps 23 89 9 15 So fruchtlos wie eine Spinne, ohne dauernden Erfolg. Wir bemühen uns im Leben um Dinge so wertlos wie Spinnengewebe, oder: Hebr.: denn alle unsere Jahre sind hingeschwunden durch deinen Zorn. Wir haben verlebt unsere Jahre gleich einem Lispeln. (Das kaum hervorgegangen, schon vergangen ist.) Psalmen Ps 23 0 1 a. Wer stets bei Gott wohnt, ist sicher vor allen Gefahren. (V. 3) b. Weitere Ausführung: Gottes Treue macht mich frei von aller Furcht, ob ich auch die Sünder untergehen sehe. (V. 8) Dem Psalmisten kann kein Schaden geschehen, denn Gott hat seinen Engeln über ihn befohlen. (V. 13) c. Epilog: Verheißung des göttlichen Schutzes. Psalmen Ps 23 90 1 Laus Cantici David. Qui habitat in adjutorio Altissimi, in protectione Dei cli commorabitur. Lobgesang Davids.¹ Wer unter der Hilfe des Allerhöchsten wohnt,² weilt³ unter dem Schirme des Gottes des Himmels. Psalmen Ps 23 90 1 1 Wohl in gleicher Bedeutung wie die Überschrift [Ps 47,1] u.a. Psalmen Ps 23 90 1 2 Sich niederlässt. Psalmen Ps 23 90 1 3 Wohnt sicher. Wer sich durch gläubiges Vertrauen auf Gottes Hilfe in ihm festgründet, hat nichts zu fürchten, wohnt unter dem Schutze des Hocherhabenen (Gott des Himmels) sicher. Psalmen Ps 23 90 10 Non accedet ad te malum: et flagellum non appropinquabit tabernaculo tuo. Kein Unheil wird dir begegnen und keine Plage deinem Zelte nahen. Psalmen Ps 23 90 11 Quoniam Angelis suis mandavit de te: ut custodiant te in omnibus viis tuis. Denn er hat seinen Engeln für dich geboten, dass sie dich auf allen deinen Wegen behüten. [Mt 4,6, Lk 4,10] Psalmen Ps 23 90 12 In manibus portabunt te: ne forte offendas ad lapidem pedem tuum. Auf den Händen werden sie dich tragen, dass du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.¹³ Psalmen Ps 23 90 12 13 Die beiden Verse 11, 12 führt der böse Feind, mit Auslassung von 12b, bei der Versuchung des Herrn an. Psalmen Ps 23 90 13 Super aspidem, et basiliscum ambulabis: et conculcabis leonem et draconem. Über Nattern und Ottern wirst du hinschreiten und Löwen und Drachen zertreten.¹⁴ Psalmen Ps 23 90 13 14 Hebr.: Über Löwen und Ottern wirst du schreiten, zertreten den jungen Löwen und Drachen. Diese Tiere sind Bilder für große Gefahren (feindliche Mächte), welche dem Wanderer offen oder heimlich drohen und die der Gerechte überwindet. Psalmen Ps 23 90 14 Quoniam in me speravit, liberabo eum: protegam eum, quoniam cognovit nomen meum. Weil er auf mich vertraut,¹⁵ so will ich ihn befreien; ihn beschirmen, weil er meinen Namen kennt. Psalmen Ps 23 90 14 15 Von hier ab spricht Gott. Psalmen Ps 23 90 15 Clamabit ad me, et ego exaudiam eum: cum ipso sum in tribulatione: eripiam eum et glorificabo eum. Er wird mich anrufen und ich werde ihn erhören, ich bin bei ihm in der Not, ich werde ihn retten und ihn zu Ehren bringen: Psalmen Ps 23 90 16 Longitudine dierum replebo eum: et ostendam illi salutare meum. Mit langem Leben will ich ihn sättigen und ihn mein Heil schauen lassen.¹⁶ Psalmen Ps 23 90 16 16 Täglich betet der Priester diesen Psalm im Nachtgebet (Kompletorium), Gott für allen Schutz während des Tages zu danken und solchen auch für die Nacht zu erflehen. Psalmen Ps 23 90 2 Dicet Domino: Susceptor meus es tu, et refugium meum: Deus meus sperabo in eum. Er kann⁴ zu dem Herrn sagen: Du bist mein Helfer und meine Zuflucht, mein Gott, auf den ich vertraue. Psalmen Ps 23 90 2 4 Hebr.: Ich spreche. Psalmen Ps 23 90 3 Quoniam ipse liberavit me de laqueo venantium, et a verbo aspero. Denn er befreit mich aus der Schlinge der Vogelsteller,⁵ und von Ungemach. Psalmen Ps 23 90 3 5 Aus durch Nachstellung bereiteter Gefahr, aus Todesgefahr. Psalmen Ps 23 90 4 Scapulis suis obumbrabit tibi: et sub pennis ejus sperabis. Mit seinen Schultern⁶ wird er dich decken und unter seinen Flügeln wirst du Hoffnung schöpfen. Psalmen Ps 23 90 4 6 Hebr.: Fittig. An der Schulter schließt sich dieser an. Das Bild der Vulgata lehnt sich wohl an [Dtn 32,11] an. Psalmen Ps 23 90 5 Scuto circumdabit te veritas ejus: non timebis a timore nocturno, Mit einem Schild wird dich seine Treue umgeben; vor den Schrecken der Nacht darfst du dich nicht fürchten, Psalmen Ps 23 90 6 A sagitta volante in die, a negotio perambulante in tenebris: ab incursu, et dæmonio meridiano. nicht vor dem Pfeile, der bei Tage fliegt, vor dem Unheil, das im Finstern wandelt,⁷ vor dem Überfalle und dem bösen Geiste am Mittag.⁸ Psalmen Ps 23 90 6 7 Besonders Schrecken der Nacht. Unvermuteter Überfall, geheime Gefahren. Pfeile bei Tage: Offene Gefahr. Die gleichen Gefahren werden noch einmal unter anderen Bildern mit dem Nebenbegriffe des großen erwähnt. Psalmen Ps 23 90 6 8 Hebr.: vor der Pest, die im Finstern schleicht vor der Seuche, die verheert am Mittag. Die Sept. dachte (etwa auf Grund von [2Sam 11,2]?) an einen Ausfall seitens böser Geister. Psalmen Ps 23 90 7 Cadent a latere tuo mille, et decem millia a dextris tuis: ad te autem non appropinquabit. Fallen auch tausend⁹ an deiner Seite¹⁰ und zehntausend zu deiner Rechten, so wird es doch dir nicht nahen. Psalmen Ps 23 90 7 9 Pfeile, dich unverletzt lassend; oder Feinde. Psalmen Ps 23 90 7 10 Zur Linken. Psalmen Ps 23 90 8 Verumtamen oculis tuis considerabis: et retributionem peccatorum videbis. Ja, mit eigenen Augen wirst du es schauen und die Vergeltung an den Sündern¹¹ sehen. Psalmen Ps 23 90 8 11 Ihre Bestrafung. Psalmen Ps 23 90 9 Quoniam tu es Domine spes mea: Altissimum posuisti refugium tuum. Denn¹² du, o Herr! bist meine Hoffnung, den Allerhöchsten hast du zu deiner Zuflucht gemacht. Psalmen Ps 23 90 9 12 Grund zu V. 7. Psalmen Ps 23 0 1 a. Süß ist es, Gottes Güte und Treue zu preisen und zu erheben (V. 4), denn Gott erfreut uns tausendfach durch seine Werke. Nur der Tor versteht dies nicht. (V. 7) b. Zwar geht es den Sündern zeitweise wohl, aber nur auf kurze Zeit, denn Gott, der ewige, vernichtet sie. Die Gerechten hingegen wachsen und sehen auf ihre Feinde herab (V. 13); Gott treu anhängend und in ihm blühend, verkündigen sie allzeit seine Gerechtigkeit. Psalmen Ps 23 91 1 Psalmus Cantici, In die sabbati. Ein Psalmlied, am Sabbattage. Psalmen Ps 23 91 10 Quoniam ecce inimici tui Domine, quoniam ecce inimici tui peribunt: et dispergentur omnes, qui operantur iniquitatem. Denn siehe, deine Feinde, o Herr! denn siehe, deine Feinde kommen um, und zerstreut werden alle, die Böses tun. Psalmen Ps 23 91 11 Et exaltabitur sicut unicornis cornu meum: et senectus mea in misericordia uberi. Doch mein Horn wird erhöht wie das des Einhorns⁸ und mein Alter wird großes Erbarmen genießen.⁹ Psalmen Ps 23 91 11 8 Des Wildochsen. Vergl. [Lev 23,22, Dtn 33,17]. Psalmen Ps 23 91 11 9 Hebr.: ich werde übergossen mit verschiedenem Öle. Mein Alter wird ein kräftiges und freudenreiches sein. Psalmen Ps 23 91 12 Et despexit oculus meus inimicos meos: et in insurgentibus in me malignantibus audiet auris mea. Und mein Auge wird herabschauen¹⁰ auf meine Feinde und an meinen boshaften Widersachern wird sich mein Ohr letzen. Psalmen Ps 23 91 12 10 Mit Lust. Psalmen Ps 23 91 13 Justus, ut palma florebit: sicut cedrus Libani multiplicabitur. Der Gerechte wird blühen gleich der Palme, gleich der Zeder des Libanon gedeihen.¹¹ Psalmen Ps 23 91 13 11 Die Palme ist das Symbol stetigen und üppigen Gedeihens, die Zeder ist die Fürstin des Libanon. Psalmen Ps 23 91 14 Plantati in domo Domini, in atriis domus Dei nostri florebunt. Im Hause des Herrn gepflanzt, werden sie blühen in den Vorhöfen des Hauses unsers Gottes.¹² Psalmen Ps 23 91 14 12 Die, welche den Tempel besuchen, werden dadurch unvergängliches Leben haben. Psalmen Ps 23 91 15 Adhuc multiplicabuntur in senecta uberi: et bene patientes erunt, Noch im späten Alter werden sie gedeihen und frisch sein, Psalmen Ps 23 91 16 Ut annuntient: Quoniam rectus Dominus Deus noster: et non est iniquitas in eo. um zu verkünden,¹³ dass der Herr, unser Gott, gerecht und kein Unrecht an ihm ist. Psalmen Ps 23 91 16 13 Im Rückblick auf ihr an Gerechtigkeits- und Gnadentaten Gottes reiches Leben. Psalmen Ps 23 91 2 Bonum est confiteri Domino: et psallere nomini tuo Altissime. Gut¹ ist es, den Herrn zu preisen und Lob zu singen deinem Namen, du Höchster! Psalmen Ps 23 91 2 1 Geziemend. Psalmen Ps 23 91 3 Ad annuntiandum mane misericordiam tuam: et veritatem tuam per noctem. Am frühen Morgen deine Barmherzigkeit zu verkünden² und deine Treue des Nachts,³ Psalmen Ps 23 91 3 2 Ziel des Lobsingens. Psalmen Ps 23 91 3 3 Am Morgen, des Nachts: allezeit. Psalmen Ps 23 91 4 In decachordo, psalterio: cum cantico, in cithara. mit zehnsaitigem Spiele, mit der Harfe, mit Jubellied zur Zither. Psalmen Ps 23 91 5 Quia delectasti me Domine in factura tua: et in operibus manuum tuarum exsultabo. Denn du erfreuest mich, Herr! durch dein Tun,⁴ über die Werke deiner Hände will ich jubeln. Psalmen Ps 23 91 5 4 Dies ist nicht allein die Schöpfung, Erhaltung und Regierung der Welt, sondern nach V. 8, 10-12 auch Gottes Walten in der Geschichte seines Volkes. Weil aber der Psalm am Sabbat zu beten ist, musste die Schöpfung insbesondere erwähnt werden. Psalmen Ps 23 91 6 Quam magnificata sunt opera tua Domine! nimis profundæ factæ sunt cogitationes tuæ. Wie herrlich sind deine Werke, o Herr! Sehr tief sind deine Gedanken! Psalmen Ps 23 91 7 Vir insipiens non cognoscet: et stultus non intelliget hæc. Ein unverständiger Mensch erkennt dies⁵ nicht und ein Tor versteht dies nicht. Psalmen Ps 23 91 7 5 Gottes Erhabenheit (V. 6), die sich der Welt kundgibt, oder das Glück der Frevler und Unglück der Gerechten. (V. 8, V. 9) Psalmen Ps 23 91 8 Cum exorti fuerint peccatores sicut fnum: et apparuerint omnes, qui operantur iniquitatem: Ut intereant in sæculum sæculi: Wenn die Sünder gleich dem Grase⁶ aufsprossen und alle Übeltäter aufblühen, so ist es, damit sie vertilgt werden auf ewig.⁷ Psalmen Ps 23 91 8 6 Das schnell aufwuchernde und bald verdorrende Gras ist Gegensatz zu Palme und Zeder V. 13. Psalmen Ps 23 91 8 7 Gott bietet seine Gnaden an, doch, verschmäht der Sünder diese, so macht er sich um so strafwürdiger. Psalmen Ps 23 91 9 Tu autem Altissimus in æternum Domine. Du aber bist der Höchste in Ewigkeit, o Herr! Psalmen Ps 23 0 1 Gott sei Preis, der als Schöpfer sich als König erwiesen und die Herrschaft angetreten hat, die ihm von Ewigkeit her gebührt. (V. 2) Er, der erhabener ist als alles, was wunderbar ist auf Erden (V. 4), ist treu in seinen Drohungen und Verheißungen und fromm zu verehren. Psalmen Ps 23 92 1 Laus Cantici ipsi David in die ante sabbatum, quando fundata est terra. Dominus regnavit, decorem indutus est: indutus est Dominus fortitudinem, et præcinxit se. Etenim firmavit orbem terræ, qui non commovebitur. Loblied Davids, für den Tag vor dem Sabbate, da die Erde gegründet worden.¹ Der Herr ist König,² er hat sich mit Herrlichkeit bekleidet;³ der Herr hat sich mit Macht angetan und umgürtet, denn er hat den Erdkreis gefestigt, dass er nicht wanke. Psalmen Ps 23 92 1 1 Am Freitag, an dem Gott sein Schöpfungswerk durch die Erschaffung des Menschen vollendete und so über alle Geschöpfe zu herrschen begann. Psalmen Ps 23 92 1 2 Der Sinn des Hebr.: hat das Königtum angetreten und herrscht nun. Psalmen Ps 23 92 1 3 Bild für die Gottes eigenstem Wesen stets innewohnenden Eigenschaften. Psalmen Ps 23 92 2 Parata sedes tua ex tunc: a sæculo tu es. Dein Thron ist fest gegründet von ehedem, von Ewigkeit her bist du!⁴ Psalmen Ps 23 92 2 4 Gott ist König, er hat die königliche Herrschaft und Macht, denn er ist Weltschöpfer (V. 1) und seit der Weltschöpfung, ja von Ewigkeit her hat sein Thron unerschütterlichen Bestand. Hebr.: Jahve ist König, mit Hoheit hat er sich bekleidet, (ja) bekleidet hat sich Jahve, mit Stärke sich gegürtet, auch steht fest der Erdkreis und wanket nicht, fest steht dein Thron von Urzeit, von Ewigkeit her bist du. Gott hatte seine Allgewalt bis dahin nicht gezeigt, jetzt hat er sie offenbart, er ist strafend gegen die Völker eingeschritten und hat die moralische Ordnung hergestellt. Psalmen Ps 23 92 3 Elevaverunt flumina Domine: elevaverunt flumina vocem suam. Elevaverunt flumina fluctus suos, Es erheben Ströme, o Herr! es erheben Ströme⁵ ihr Brausen, es erheben Ströme ihr Tosen Psalmen Ps 23 92 3 5 Ströme sind das Bild der Weltreiche [Jer 46,7ff], der Tigris von Assyrien, der Euphrat von Babylonien. [Jes 27,1] Psalmen Ps 23 92 4 A vocibus aquarum multarum. Mirabiles elationes maris, mirabilis in altis Dominus. vom Wogensturme⁶ großer Wassermassen; wunderbar sind die Brandungen des Meeres,⁷ wunderbar der Herr in der Höhe! Psalmen Ps 23 92 4 6 Welches entsteht durch Wogensturm. Hebr.: mehr als das Rauschen großer Wasser, mehr als die Meeresbrandungen ist herrlich Jahve in der Höhe. Psalmen Ps 23 92 4 7 Das Toben des Meeres ist Bild der gottentfremdeten Heidenvölker. Jahve zwingt sie trotz ihrer Macht nieder, ihnen zeigend, dass seine Macht noch höher ist, dass er seinem Volke Treue wahrt und seinen Tempel heilig hält. Psalmen Ps 23 92 5 Testimonia tua credibilia facta sunt nimis: domum tuam decet sanctitudo Domine in longitudinem dierum. Deine Zeugnisse⁸ sind überaus treu bewährt, deinem Hause ziemt Heiligkeit, o Herr! für alle Zeiten.⁹ Psalmen Ps 23 92 5 8 Deine Zeugnisse verheißen die künftige Offenbarung seiner Herrlichkeit in deinem Reiche. Psalmen Ps 23 92 5 9 Der Psalm lässt sich auf Christus anwenden. (Aug.) Psalmen Ps 23 0 1 a. Bitte, Gott wolle sich gegen die Sünder erheben. (V. 3) b. Aber Gott sieht nicht die stolzen Bedränger des Volkes und die ungerechten Richter? (V. 7) Eine solche Meinung ist Torheit und Wahnsinn. (V. 11) c. Selig der Gerechte, der im Unglück auf Gott vertraut, dieser wird ihn nicht verlassen und die Ungerechten richten. (V. 15) d. Nur Gott allein kann gegen die Ungerechten Schutz gewähren und hilft. (V. 19), denn er hat keine Gemeinschaft mit den Ungerechten, sondern steht den Gerechten bei und vernichtet die Bösen. Psalmen Ps 23 93 1 Psalmus ipsi David, Quarta sabbati. Deus ultionum Dominus: Deus ultionum libere egit. Psalm Davids,¹ für den vierten Wochentag. Der Gott der Rache, der Herr, der Gott der Rache handelt offenkundig.² Psalmen Ps 23 93 1 1 Einem Psalme Davids nach Inhalt oder Form ähnlich, oder: der Sammlung hinzugefügt. Psalmen Ps 23 93 1 2 Und niemand vermag ihn zu hindern, die Gottlosen zu strafen. Hebr.: Gott der Rache erscheine! Psalmen Ps 23 93 10 Qui corripit gentes, non arguet: qui docet hominem scientiam? Der die Völker züchtigt, sollte nicht strafen?⁶ der den Menschen Erkenntnis gibt?⁷ Psalmen Ps 23 93 10 6 Wenn Gott selbst an den Heiden Frevel straft, wie viel mehr an Israel, dem er mehr Erkenntnis und Gnade gegeben? Psalmen Ps 23 93 10 7 Er muss allwissend sein, da alles Wissen von ihm herkommt. Psalmen Ps 23 93 11 Dominus scit cogitationes hominum, quoniam vanæ sunt. Der Herr kennt die Gedanken der Menschen, dass sie nichtig sind.⁸ Psalmen Ps 23 93 11 8 Nicht schwer zu durchschauen sind. Hebr.: dass die Menschen ein Hauch (nichtig) sind. Psalmen Ps 23 93 12 Beatus homo, quem tu erudieris Domine: et de lege tua docueris eum. Glückselig der Mensch, den du unterweisest, o Herr! und ihn aus deinem Gesetze belehrst, Psalmen Ps 23 93 13 Ut mitiges ei a diebus malis: donec fodiatur peccatori fovea. ihm Linderung zu gewähren in⁹ den Tagen des Unglücks, bis dem Sünder die Grube gegraben wird!¹⁰ Psalmen Ps 23 93 13 9 Hebr. von. Psalmen Ps 23 93 13 10 In die der Gottlose stürzt. Dies geschieht unausbleiblich. Grube: Strafe hier und im Jenseits. Psalmen Ps 23 93 14 Quia non repellet Dominus plebem suam: et hæreditatem suam non derelinquet. Denn nicht wird der Herr sein Volk verstoßen und sein Erbe nicht im Stich lassen, Psalmen Ps 23 93 15 Quoadusque justitia convertatur in judicium: et qui juxta illam omnes qui recto sunt corde. bis die Gerechtigkeit sich zum Gerichte wendet,¹¹ und mit ihr¹² verbunden sind alle,¹³ die aufrichtigen Herzens sind! Psalmen Ps 23 93 15 11 Das Recht muss zuletzt zum Siege kommen. Psalmen Ps 23 93 15 12 Der siegenden Gerechtigkeit. Psalmen Ps 23 93 15 13 Und werden mit ihr Sieger. Psalmen Ps 23 93 16 Quis consurget mihi adversus malignantes? aut quis stabit mecum adversus operantes iniquitatem? Wer erhebt sich für mich wider die Bösewichter? oder wer steht mit mir auf wider die Übeltäter? Psalmen Ps 23 93 17 Nisi quia Dominus adjuvit me: paulominus habitasset in inferno anima mea. Wenn nicht der Herr mir geholfen,¹⁴ so hätte meine Seele beinahe in der Unterwelt ihre Wohnung!¹⁵ Psalmen Ps 23 93 17 14 Hebr.: Wenn nicht Gott mir hälfe, würde haben. Psalmen Ps 23 93 17 15 Gott allein hat ihn dem Tode entrissen. Psalmen Ps 23 93 18 Si dicebam: Motus est pes meus: misericordia tua Domine adjuvabat me. Wenn ich sprach: es wankt mein Fuß, so half mir dein Erbarmen, o Herr! Psalmen Ps 23 93 19 Secundum multitudinem dolorum meorum in corde meo: consolationes tuæ lætificaverunt animam meam. Nach der Menge meiner Schmerzen, die mein Herz erlitt, erfreuten deine Tröstungen meine Seele. Psalmen Ps 23 93 2 Exaltare qui judicas terram: redde retributionem superbis. Erhebe dich, Richter der Erde, übe Vergeltung an den Übermütigen! Psalmen Ps 23 93 20 Numquid adhæret tibi sedes iniquitatis: qui fingis laborem in præcepto? Hat denn der Thron des Unrechts¹⁶ mit dir Gemeinschaft, der du Schweres aussprachest im Gesetze?¹⁷ Psalmen Ps 23 93 20 16 Der ungerechte Herrscher, Richter. Psalmen Ps 23 93 20 17 Gott ist nicht Helfershelfer der ungerechten Tyrannen. Oder: Bleibt dir, Gottloser, der Thron des Verderbens beständig verbunden, der du jetzt Unheil schmiedest unter dem Schein des Gesetzes? Hebr.: Der Unheil schmiedet unter dem Vorwand des Gesetzes (oder: wegen des Gesetzes das der Gerechte beobachtet). Psalmen Ps 23 93 21 Captabunt in animam justi: et sanguinem innocentem condemnabunt. Sie werden dem Leben des Gerechten nachstellen und unschuldiges Blut verdammen. Psalmen Ps 23 93 22 Et factus est mihi Dominus in refugium: et Deus meus in adjutorium spei meæ. Doch der Herr wird meine Zuflucht und mein Gott die Stütze meiner Hoffnung sein Psalmen Ps 23 93 23 Et reddet illis iniquitatem ipsorum: et in malitia eorum disperdet eos: disperdet illos Dominus Deus noster. und er wird ihnen ihre Ungerechtigkeit vergelten und sie in ihrer Bosheit vertilgen, vertilgen wird sie der Herr, unser Gott!¹⁸ Psalmen Ps 23 93 23 18 Die Kirche legt diesen Psalm dem leidenden Heiland in den Mund, dessen Blut die Frevler vergossen haben. Psalmen Ps 23 93 3 Usquequo peccatores Domine: usquequo peccatores gloriabuntur: Wie lange, o Herr! sollen die Gottlosen, wie lange sollen die Gottlosen sich rühmen?³ Psalmen Ps 23 93 3 3 Nach dem Hebr. beginnt V. 3 die Schilderung der Bosheit der Feinde. Psalmen Ps 23 93 4 Effabuntur, et loquentur iniquitatem: loquentur omnes, qui operantur injustitiam? Dreist reden und ungerechte Reden führen, überheben sich alle, die Unrecht tun? Psalmen Ps 23 93 5 Populum tuum Domine humiliaverunt: et hæreditatem tuam vexaverunt. Sie beugen dein Volk nieder, Herr! und bedrücken dein Erbe. Psalmen Ps 23 93 6 Viduam, et advenam interfecerunt: et pupillos occiderunt. Die Witwe und den Fremdling töten sie und die Waisen morden sie dahin Psalmen Ps 23 93 7 Et dixerunt: Non videbit Dominus, nec intelliget Deus Jacob. und sagen: Nicht sieht es der Herr und der Gott Jakobs merkt es nicht! Psalmen Ps 23 93 8 Intelligite insipientes in populo: et stulti aliquando sapite. Nehmet doch Einsicht an, ihr Unweisen im Volke, und ihr Toren, werdet einmal verständig!⁴ Psalmen Ps 23 93 8 4 Hebr.: Wann werdet ihr klug werden? Psalmen Ps 23 93 9 Qui plantavit aurem, non audiet? aut qui finxit oculum, non considerat? Der das Ohr gepflanzt hat, sollte nicht hören? oder der das Auge gebildet hat, sollte nicht sehen?⁵ Psalmen Ps 23 93 9 5 Was die Geschöpfe an Vollkommenheit besitzen, muss in unendlich höherem Maße Gott, der Quelle derselben, eigen sein. Psalmen Ps 23 0 1 Lobet Gott! (V. 2) Größer als alle Götzen ist Gott, der Schöpfer und Beherrscher der ganzen Welt und der Hirt seines Volkes. (V. 7) Mahnung, Gott, wenn er redet, nicht zu widerstehen, wie die Vorfahren sich ihm widersetzt haben und wegen ihres Ungehorsams vom verheißenen Lande ausgeschlossen wurden. Psalmen Ps 23 94 1 Laus Cantici ipsi David. Venite, exsultemus Domino: jubilemus Deo salutari nostro: Loblied Davids.¹ Kommet, lasset uns dem Herrn frohlocken, Gott jubeln, unserm Retter!² Psalmen Ps 23 94 1 1 Im Hebr. fehlt die Angabe des Verfassers. Psalmen Ps 23 94 1 2 Hebr.: Grund unseres Heils. Psalmen Ps 23 94 10 Quadraginta annis offensus fui generationi illi, et dixi: Semper hi errant corde. Vierzig Jahre hatte ich Verdruss an diesem Geschlechte¹⁵ und sprach: Stets irren sie im Herzen! Psalmen Ps 23 94 10 15 Hebr.: Hatte Ekel. Psalmen Ps 23 94 11 Et isti non cognoverunt vias meas: ut juravi in ira mea: Si introibunt in requiem meam. Sie haben meine Wege nicht erkannt, so schwur ich in meinem Zorne:¹⁶ Wahrlich, nicht sollen sie in meine Ruhe gelangen.¹⁷ [Hebr 4,3] Psalmen Ps 23 94 11 16 Der Schwur findet sich [Num 14,28ff]. Psalmen Ps 23 94 11 17 Sie erlangten nicht die Ruhe des Besitzes von Kanaan. Doch dies Land der irdischen Ruhe war der Typus der himmlischen Ruhe. [Hebr 4,1-4] Der Gehorsam gegen Gott hat auch jetzt noch den Gnadenlohn des Eingehens in Gottes Ruhe zu erwarten. Der Psalm liegt hier im lateinischen Texte nach dem Psalterium Gallicanum vor. In dieser Gestalt kommt er im Brevier nur am Feste der Erscheinung des Herrn vor. Im täglichen Offizium wird der Text des Psalterium Romanum geboten: Aufforderung im Gebete vor Gott zu treten und hingegen seine Stimme zu hören. In diesem ist in V. 3 quoniam bis plebem irrtümlich aus [Ps 93,14] genommen. V. 4: Sein Blick (der Blick des Herrschers, der winkt und geschieht) trifft die Spitzen der Berge. V. 10: Ich war nahe: mit Betrübnis, Verdruss. V. 11 quibus: denen ich dann schwur. Psalmen Ps 23 94 2 Præoccupemus faciem ejus in confessione: et in psalmis jubilemus ei. Lasset uns früh mit Lobpreis vor sein Angesicht treten³ und mit Gesängen ihm zujauchzen! Psalmen Ps 23 94 2 3 Seinen Tempel besuchend. Psalmen Ps 23 94 3 Quoniam Deus magnus Dominus: et rex magnus super omnes deos. Denn⁴ ein großer Gott ist der Herr und ein großer König über alle Götter.⁵ Psalmen Ps 23 94 3 4 Die Anbetungswürdigkeit Gottes wird dreifach begründet: Er ist erhaben über alle Götter als König, über alle Dinge als Schöpfer, über sein Volk als Hirte und Führer. Psalmen Ps 23 94 3 5 Die Heiden vergötterten Natur- und Menschenwelt und nannten diese Götter Könige. Psalmen Ps 23 94 4 Quia in manu ejus sunt omnes fines terræ: et altitudines montium ipsius sunt. Denn in seiner Hand sind alle Grenzen⁶ der Erde und der Berge Höhen sind sein.⁷ Psalmen Ps 23 94 4 6 Hebr.: Tiefen. Psalmen Ps 23 94 4 7 Tiefen, Höhen: die ganze Erde. Psalmen Ps 23 94 5 Quoniam ipsius est mare, et ipse fecit illud: et siccam manus ejus formaverunt. Sein ist das Meer, denn er hat es geschaffen, und das feste Land haben seine Hände gebildet. Psalmen Ps 23 94 6 Venite adoremus, et procidamus: et ploremus ante Dominum, qui fecit nos. Kommet, lasset uns anbetend niederfallen und lasset uns weinen⁸ vor dem Herrn, der uns erschaffen hat!⁹ Psalmen Ps 23 94 6 8 Hebr.: und lasset uns knien. Die Anbetung soll damit beginnen, dass das Gesicht den Boden berührt, dann sollen die Anbetenden sich halb erheben und knien. Psalmen Ps 23 94 6 9 Israel ist eine besondere Schöpfung seiner allmächtigen Gnade. Psalmen Ps 23 94 7 Quia ipse est Dominus Deus noster: et nos populus pascuæ ejus, et oves manus ejus. Denn er ist der Herr,¹⁰ unser Gott, und wir sind das Volk seiner Weide und die Schäflein seiner Leitung. Psalmen Ps 23 94 7 10 Fehlt im Hebr. Psalmen Ps 23 94 8 Hodie si vocem ejus audieritis, nolite obdurare corda vestra, Heute,¹¹ da ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht, [Hebr 3,7] Psalmen Ps 23 94 8 11 Zu jeder Zeit, wann immer. Psalmen Ps 23 94 9 Sicut in irritatione secundum diem tentationis in deserto: ubi tentaverunt me patres vestri, probaverunt me, et viderunt opera mea. wie bei der Reizung am Tage der Versuchung in der Wüste,¹² wo mich eure Väter versuchten, mich auf die Probe stellten,¹³ und doch hatten sie meine Werke¹⁴ gesehen. Psalmen Ps 23 94 9 12 Hebr.: Wie bei Meriba, wie am Tage Massas in der Wüste. Gemeint ist wohl das [Ex 17,1-7] berichtete Ereignis (zu unterscheiden von dem [Num 20,2-13] Erzählten). Psalmen Ps 23 94 9 13 Durch Zweifel. Psalmen Ps 23 94 9 14 Meine wunderbare Leitung, die sie gewiss machen musste, dass ich sie nicht werde verderben lassen. Psalmen Ps 23 0 1 a. Aufforderung, Gott mit neuem Liede zu preisen (V. 2), der erhaben und mächtig ist unter den Völkern. (V. 6) b. Aufforderung an diese, Gott in seinem Tempel anzubeten und zu verehren, da er auch ihr mächtiger König und Richter ist. (V. 10) c. Aufforderung an die vernunftlosen Wesen, sich mit ihm vor Gott zu freuen, der kommt, die Erde zu richten in Gerechtigkeit. Psalmen Ps 23 95 1 Canticum ipsi David, Quando domus ædificabatur post captivitatem. Cantate Domino canticum novum: cantate Domino omnis terra. Ein Lied Davids, als das Haus nach der Gefangenschaft gebaut ward.¹ Singet dem Herrn ein neues Lied, singet dem Herren, alle Lande! Psalmen Ps 23 95 1 1 Der Psalm ist im Hebr. ohne Überschrift. Er ist ein Teil des Liedes, das bei der Übertragung der Bundeslade auf den Berg Sion gesungen ward [1Chr 16,8-36]. [Ps 104,1-15] bietet die ersten Verse dieses Liedes, dieser Psalm den Schluss. Ob freilich V. 5, vergl. [1Chr 16,21], von David herrührt und nicht vielmehr zur Zeit des Propheten Isaias eingeschoben ist? Im Übrigen fehlt im Texte Paral. V. 1a, 2a, 13. Der Psalm ward bei der Grundsteinlegung des zweiten Tempels gesungen. Vergl. [Esra 3,10]. Psalmen Ps 23 95 10 Dicite in gentibus quia Dominus regnavit. Etenim correxit orbem terræ qui non commovebitur: judicabit populos in æquitate. Saget⁸ unter den Völkern, dass der Herr König ist; ja, er hat den Erdkreis festgestellt, der nicht wanken wird; er richtet⁹ die Völker mit Gerechtigkeit. Psalmen Ps 23 95 10 8 Die Aufforderung ergeht an Juden wie Heiden. (V. 7) Psalmen Ps 23 95 10 9 Regiert (wie V. 14). Die Itala fügt als Ergänzung bei: vom Holze. (Tertull., Lakt., Aug., Leo, Ambros.) Psalmen Ps 23 95 11 Lætentur cli, et exsultet terra, commoveatur mare, et plenitudo ejus: Es freue sich der Himmel und die Erde frohlocke, es brause das Meer und was es erfüllt, Psalmen Ps 23 95 12 Gaudebunt campi, et omnia, quæ in eis sunt. Tunc exsultabunt omnia ligna silvarum Es freue sich die Flur und alles, was auf ihr ist. Alsdann¹⁰ werden alle Bäume der Wälder jauchzen Psalmen Ps 23 95 12 10 In der Messianischen Zeit, welche sich den Blicken des Sehers darstellt. Schon am ersten Erscheinen des Herrn hat die Natur teilgenommen, noch mehr wird sie es tun bei dem zweiten. Psalmen Ps 23 95 13 A facie Domini, quia venit: quoniam venit judicare terram. Judicabit orbem terræ in æquitate, et populos in veritate sua. vor dem Antlitze des Herrn, weil er kommt, weil er kommt, die Erde zu richten! Er wird den Erdkreis mit Gerechtigkeit richten und die Völker in seiner Wahrhaftigkeit.¹¹ Psalmen Ps 23 95 13 11 Die Väter haben diesen Psalm messianisch erklärt, indem sie in demselben eine Aufforderung an alle Völker erblickten, sich des Heiles in Christus zu freuen, eine Einladung an die Heiden, sich demselben zuzuwenden, und eine Voraussagung der Freude, welche selbst die äußere Natur über die Ankunft Christi empfinden werde. Psalmen Ps 23 95 2 Cantate Domino, et benedicite nomini ejus: annuntiate de die in diem salutare ejus. Singet dem Herrn und preiset seinen Namen, verkündet von einem Tage zum andern sein Heil! Psalmen Ps 23 95 3 Annuntiate inter gentes gloriam ejus, in omnibus populis mirabilia ejus. Verkündet unter den Völkern seine Herrlichkeit, unter allen Nationen seine Wunder! Psalmen Ps 23 95 4 Quoniam magnus Dominus, et laudabilis nimis: terribilis est super omnes deos. Denn groß ist der Herr und überaus preisenswert, furchtbar ist er über alle Götter.² Psalmen Ps 23 95 4 2 Vergl. [Ps 46,3]. Psalmen Ps 23 95 5 Quoniam omnes dii gentium dæmonia: Dominus autem clos fecit. Denn alle Götter der Heiden sind böse Geister,³ der Herr aber hat die Himmel geschaffen. Psalmen Ps 23 95 5 3 Im Hebr.: Nichts, Wesenlose Gegensatz zu Gottes Allmacht. Die Septuag. nimmt an, dass die Götzendiener die bösen Geister verehren. Vergl. [1Kor 10,20]. Psalmen Ps 23 95 6 Confessio, et pulchritudo in conspectu ejus: sanctimonia, et magnificentia in sanctificatione ejus. Lobpreis⁴ und Pracht sind vor seinem Angesichte,⁵ Heiligkeit und Herrlichkeit in seinem Heiligtume. Psalmen Ps 23 95 6 4 Hebr.: Macht. Psalmen Ps 23 95 6 5 Im Allerheiligsten. Psalmen Ps 23 95 7 Afferte Domino patriæ gentium, afferte Domino gloriam et honorem: Bringet dem Herrn, ihr Völkerstämme, bringet dem Herrn Preis und Ehre dar! Psalmen Ps 23 95 8 Afferte Domino gloriam nomini ejus. Tollite hostias, et introite in atria ejus: Bringet dem Herrn Verherrlichung⁶ seines Namens dar, nehmet Opfer und tretet in seinen Vorhof! Psalmen Ps 23 95 8 6 Hebr.: Macht. Psalmen Ps 23 95 9 Adorate Dominum in atrio sancto ejus. Commoveatur a facie ejus universa terra: Betet den Herrn an in seinem heiligen Vorhofe,⁷ es bebe vor seinem Angesichte die ganze Erde! Psalmen Ps 23 95 9 7 Hebr.: in heiligem Schmucke. Psalmen Ps 23 0 1 1. Die ganze Erde soll Gott mit frohem Schall begrüßen. (V. 1) Beschreibung des Gerichtes Gottes unter dem Bilde eines nahenden Sturmes, der die Feinde vernichtet und Gottes Herrlichkeit allen offenbart. 2. Folge des Gerichtes: Beschämung der Heiden, Lob der Engel, Freude der Diener Gottes. (V. 11) Schluss: Nochmalige Mahnung zur Freude. Psalmen Ps 23 96 1 Huic David, Quando terra ejus restituta est. Dominus regnavit, exsultet terra: lætentur insulæ multæ. Psalm Davids,¹ als sein Land geordnet war.² Der Herr ist König, es frohlocke die Erde, es freue sich der Inseln³ Zahl!⁴ Psalmen Ps 23 96 1 1 Dieser Psalm ist wohl eine Überarbeitung von [Ps 17,8-15], die in der Zeit des Propheten Isaias entstanden ist. Der Kern des Psalmes ist also auf David zurückzuführen. Psalmen Ps 23 96 1 2 Dieselbe Zeit, in der [Ps 17] abgefasst ist, die letzten Lebenstage Davids. Psalmen Ps 23 96 1 3 Der Heiden. Psalmen Ps 23 96 1 4 Die Festgründung der Theokratie ist ein Weltereignis, deshalb sollen alle Heiden mitjubeln. Das Gewitter (nach dem Vorbilde der Erscheinungen am Sinai) ist eine poetische Schilderung einer Theophanie des zürnenden und richtenden Gottes. Die Theophanie erreicht ihr Ziel nur durch Kampf. Dieser wird in zwei Teilen V. 2, 3 und V. 4-6 geschildert. Der Kampf ist indes für Gott ein müheloser, deshalb erscheint der Herr in Majestät auf seinem Thron im Dunkel der Wasserhülle, Blitze (Feuer 3) entsendend, welche die Feinde töten. Doch nur hartnäckig Verstockte trifft der Strahl des Verderbens, denn Gerechtigkeit ist das Fundament des Thrones, den Gott bestiegen. Psalmen Ps 23 96 10 Qui diligitis Dominum, odite malum: custodit Dominus animas sanctorum suorum, de manu peccatoris liberabit eos. Die ihr den Herrn liebt, hasset das Böse! der Herr bewahrt die Seelen seiner Heiligen, aus der Hand des Sünders rettet er sie. [Am 5,15, Röm 12,9] Psalmen Ps 23 96 11 Lux orta est justo, et rectis corde lætitia. Licht geht dem Gerechten auf¹¹ und Freude denen, die aufrichtigen Herzens sind. Psalmen Ps 23 96 11 11 Hebr.: ist dem Gerechten gesät (auf seinen Lebensweg gestreut). Psalmen Ps 23 96 12 Lætamini justi in Domino: et confitemini memoriæ sanctificationis ejus. Freuet euch, ihr Gerechten, über den Herrn und preiset das Denkmal seiner Heiligkeit.¹² Psalmen Ps 23 96 12 12 Vergl. [Ps 29,5]. Hebr.: und lobsinget seinem heiligen Namen. Nach [Hebr 1,6] ist der Psalm messianisch. Weil der Messias als Weltenrichter anerkannt ist, wird V. 7 [Hebr 1,6] auf ihn bezogen. Psalmen Ps 23 96 2 Nubes, et caligo in circuitu ejus: justitia, et judicium correctio sedis ejus. Gewölk und Dunkel ist um ihn her, Recht und Gerechtigkeit sind die Grundlagen seines Thrones. Psalmen Ps 23 96 3 Ignis ante ipsum præcedet, et inflammabit in circuitu inimicos ejus. Feuer geht vor ihm her und verzehrt seine Feinde ringsum. Psalmen Ps 23 96 4 Illuxerunt fulgura ejus orbi terræ: vidit, et commota est terra. Seine Blitze leuchten über den Erdkreis hin, die Erde sieht es und zittert.⁵ Psalmen Ps 23 96 4 5 Die Natur teilt den Eindruck, den das Erscheinen des Richters macht, mit den Menschen. Psalmen Ps 23 96 5 Montes, sicut cera fluxerunt a facie Domini: a facie Domini omnis terra. Berge zerfließen wie Wachs vor dem Angesichte des Herrn, die ganze Erde vor dem Angesichte des Herrn.⁶ Psalmen Ps 23 96 5 6 Hebr.: vor dem Herrn der ganzen Erde. Psalmen Ps 23 96 6 Annuntiaverunt cli justitiam ejus: et viderunt omnes populi gloriam ejus. Die Himmel verkünden⁷ seine Gerechtigkeit und alle Völker schauen seine Herrlichkeit. Psalmen Ps 23 96 6 7 Ausdruck der Freude. [Ps 95,11] Sie verkünden die richterliche Strenge, mit der Jahve seiner Verheißung gemäß seinen Heilsplan durchführt, indem die ganze Menschheit Zeuge seiner Herrlichkeit wird. Psalmen Ps 23 96 7 Confundantur omnes, qui adorant sculptilia: et qui gloriantur in simulacris suis. Adorate eum omnes Angeli ejus: Zuschanden mögen⁸ alle werden, die Bilder anbeten und die sich ihrer Götzen rühmen. Betet ihn an, ihr alle seine Engel!⁹ [Ex 20,4, Lev 26,1.5.8, Hebr 1,6] Psalmen Ps 23 96 7 8 Hebr.: Beschreibung des Erfolges des Gerichtes bei Heiden und Juden. Psalmen Ps 23 96 7 9 Hebr. Götzen? Auch die Götzen steigen von ihren Altären und beugen sich vor Gott in seiner Richterherrlichkeit. Die Septuag. und mit ihr der hl. Paulus [Hebr 1,6] verstehen unter Elohim Engel, wie [Ps 8]. Nach der Vulgata werden die Menschen auf Erden (V. 1) und die Engel im Himmel aufgefordert zum Lobpreise Gottes. Psalmen Ps 23 96 8 Audivit, et lætata est Sion. Et exsultaverunt filiæ Judæ, propter judicia tua Domine: Es hört und freut sich Sion¹⁰ und die Töchter Judas frohlocken um deiner Gerichte willen, o Herr! Psalmen Ps 23 96 8 10 Jerusalem. Psalmen Ps 23 96 9 Quoniam tu Dominus altissimus super omnem terram: nimis exaltatus es super omnes deos. Denn du, Herr! bist der Höchste über die ganze Erde, hocherhaben bist du über alle Götter. Psalmen Ps 23 0 1 Ein Sieg über die Feinde hat Gott als Schützer seines Volkes und als Richter seiner Feinde gezeigt. Ein Loblied soll ihn preisen (V. 3) und Jubel im Tempel erschallen (V. 6), ja auch die vernunftlosen Geschöpfe sollen einstimmen in das Lob des gerechten Richters. Psalmen Ps 23 97 1 Psalmus ipsi David. Cantate Domino canticum novum: quia mirabilia fecit. Salvavit sibi dextera ejus: et brachium sanctum ejus. Psalm Davids.¹ Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er hat Wunder getan. Es half ihm seine Rechte und sein heiliger Arm.² Psalmen Ps 23 97 1 1 Hebr.: Psalm. Der Sinn der Septuag. und Vulg. ist: Einem Psalm Davids ähnlich, oder: Davids Liedersammlung angereiht. Psalmen Ps 23 97 1 2 Gott hat sich gegen seine Feinde mächtig erwiesen. Der Angriff auf das Volk Gottes war ein solcher auf ihn selbst. Psalmen Ps 23 97 2 Notum fecit Dominus salutare suum: in conspectu gentium revelavit justitiam suam. Der Herr hat sein Heil kundgetan, vor den Augen der Völker seine Gerechtigkeit offenbart. Psalmen Ps 23 97 3 Recordatus est misericordiæ suæ, et veritatis suæ domui Israel. Viderunt omnes termini terræ salutare Dei nostri. Er gedachte seiner Gnade und seiner Treue gegen das Haus Israel. Alle Enden der Erde schauten das Heil unsers Gottes.³ [Jes 52,10, Lk 3,6] Psalmen Ps 23 97 3 3 Den Heiland. Zu Vers 1b bis 3 vergl. [Jes 52,10] Psalmen Ps 23 97 4 Jubilate Deo omnis terra: cantate, et exsultate, et psallite. Jubelt Gott, alle Lande! singet, frohlocket und lobsinget! Psalmen Ps 23 97 5 Psallite Domino in cithara, in cithara et voce psalmi. Lobsinget dem Herrn auf der Zither, auf der Zither mit Psalmengesang, Psalmen Ps 23 97 6 In tubis ductilibus, et voce tubæ corneæ. Jubilate in conspectu regis Domini: unter dem Schalle der Trompeten⁴ und Hörner!⁵ Jubelt vor dem Könige, dem Herrn! Psalmen Ps 23 97 6 4 Aus getriebenem Metall (Silber). Psalmen Ps 23 97 6 5 Widderhörner wie das Horn (der Schosar) am Neujahrstage. Psalmen Ps 23 97 7 Moveatur mare, et plenitudo ejus: orbis terrarum, et qui habitant in eo. Es brause das Meer und was es erfüllt, der Erdkreis und die darauf wohnen! Psalmen Ps 23 97 8 Flumina plaudent manu, simul montes exsultabunt Die Ströme mögen in die Hände klatschen,⁶ die Berge allzumal frohlocken Psalmen Ps 23 97 8 6 Ausdruck der Freude, Huldigungsbezeigung für den König. [2Kön 11,12] Die Ströme sollen hohe Wogen aufwerfen, welche wie klatschende Hände aneinander schlagen. Psalmen Ps 23 97 9 A conspectu Domini: quoniam venit judicare terram. Judicabit orbem terrarum in justitia, et populos in æquitate. vor dem Angesichte des Herrn; denn er kommt, die Erde zu richten.⁷ Er wird den Erdkreis mit Gerechtigkeit richten und die Völker mit Billigkeit.⁸ Psalmen Ps 23 97 9 7 Regieren. Psalmen Ps 23 97 9 8 Sofern das alttestamentliche Strafgericht und die Rettung Israels einen typischen Charakter hatten, ist der Psalm messianisch und auf das erste und zweite Kommen des Herrn zu beziehen. Psalmen Ps 23 0 1 Gott ist heilig: 1. Er kommt, die Völker zu belehren. (V. 3) 2. Gott waltet gerecht in Israel. (V. 5) 3. Gott hat sich als heilig bewährt in der vorköniglichen Vorzeit. Psalmen Ps 23 98 1 Psalmus ipsi David. Dominus regnavit, irascantur populi: qui sedet super Cherubim, moveatur terra. Ein Psalm Davids.¹ Der Herr ist König, es mögen² die Völker grollen; der auf den Cherubim thront,³ es bebe⁴ die Erde! Psalmen Ps 23 98 1 1 Im Hebr. ohne Aufschrift. Ist der Beisatz richtig, so bezieht sich der Inhalt auf die Zeit bald nach der Übertragung der Bundeslade auf den Sion. Psalmen Ps 23 98 1 2 Im Hebr. steht der Indikativ. Den Imperativ der Septuag. hat die Vulgata durch den Konjunktiv wiedergegeben. Psalmen Ps 23 98 1 3 Gott. zu ergänzen: herrscht. Psalmen Ps 23 98 1 4 Die Völker vor Furcht und heiliger Scheu. Psalmen Ps 23 98 2 Dominus in Sion magnus: et excelsus super omnes populos, Der Herr ist groß auf Sion und erhaben über alle Völker. Psalmen Ps 23 98 3 Confiteantur nomini tuo magno: quoniam terribile, et sanctum est: Sie sollen deinen großen Namen preisen,⁵ denn er ist furchtbar und heilig Psalmen Ps 23 98 3 5 Hebr.: Sie werden preisen deinen Namen groß und furchtbar. Heilig ist er (Gott) Psalmen Ps 23 98 4 Et honor regis judicium diligit. Tu parasti directiones: judicium et justitiam in Jacob tu fecisti. und die Ehre⁶ des Königs liebt das Recht.⁷ Gerade Wege hast du gebahnt, Recht und Gerechtigkeit hast du an Jakob geübt. Psalmen Ps 23 98 4 6 Die aus der Macht erwachsende Würde. Hebr.: Eines Königs Gewalt, der das Recht liebt, hast du festgestellt in Gradsinnigkeit, Recht und Gerechtigkeit hast du in Jakob getan. Zur Allmacht kommt bei Gott noch die Gerechtigkeit, nach dieser hat er eine Rechtsordnung auf Erden gegründet. Psalmen Ps 23 98 4 7 Der König herrscht nicht nach Willkür, sondern in auf Gerechtigkeit und Billigkeit gegründeter Weise, als theokratischer König. Psalmen Ps 23 98 5 Exaltate Dominum Deum nostrum, et adorate scabellum pedum ejus: quoniam sanctum est. Erhebet den Herrn, unsern Gott, und fallet nieder vor dem Schemel seiner Füße;⁸ denn er ist heilig. Psalmen Ps 23 98 5 8 Fußschemel des Herrn ist der Tempel mit Bezug auf die Bundeslade. (Ihr Deckel entspricht dem Saphir [Ex 24,10] und dem kristallartigen Firmament [Ez 1,22]). Psalmen Ps 23 98 6 Moyses, et Aaron in sacerdotibus ejus: et Samuel inter eos, qui invocant nomen ejus: Invocabant Dominum, et ipse exaudiebat eos: Moses und Aaron waren unter seinen Priestern⁹ und Samuel unter denen, die seinen Namen anriefen;¹⁰ sie riefen den Herrn an¹¹ und er erhörte sie.¹² Psalmen Ps 23 98 6 9 Der Herr hat sich als lebendiger Gott und in Gnade und Gericht bewährt, wie drei Helden der Vorzeit beweisen. Moses war gleichsam der Urpriester Israels, indem er zweimal grundlegende priesterliche Akte vollzog: die Blutbesprengung bei der Bundesweihe am Sinai [Ex 24] und die Priesterweihe [Lev 8], die für die Folge Vorbild blieb. Er war es auch, der vor der Priesterweihe den Dienst des Heiligtums versah, die Schaubrote auflegte, den Leuchter herrichtete und auf dem goldenen Altar räucherte. [Ex 40,22-27] Aaron war der erste von Moses bestellte Priester, der Vater der von Gott auserwählten Priesterfamilie. Auch Samuel opferte einmal ausnahmsweise [1Sam 7,9]. Psalmen Ps 23 98 6 10 Vergl. [1Sam 7,8ff, 1Sam 12,16-18]. Psalmen Ps 23 98 6 11 So Moses gegen Amalek. [Ex 17,11ff, Ex 32,30-32, Ps 105,23] und [Num 12,13]. Psalmen Ps 23 98 6 12 Und verschonte das Volk, für das sie gefleht. Psalmen Ps 23 98 7 In columna nubis loquebatur ad eos. Custodiebant testimonia ejus, et præceptum quod dedit illis. In der Wolkensäule redete er zu ihnen,¹³ sie bewahrten seine Zeugnisse und die Gebote, die er ihnen gegeben. Psalmen Ps 23 98 7 13 Zum Volke Israel, das solche Führer hatte, soweit es an deren Gebet teilnahm. Psalmen Ps 23 98 8 Domine Deus noster tu exaudiebas eos: Deus tu propitius fuisti eis, et ulciscens in omnes adinventiones eorum. Herr, unser Gott, du erhörtest sie, o Gott! du warst ihnen gnädig und rächtest alle Anschläge wider sie.¹⁴ Psalmen Ps 23 98 8 14 Hebr.: Warst ein Rächer ob ihrer (der Israeliten) Taten. Die Geschichte der Israeliten in der Wüste, welche einst der Verheißung verlustig gingen, ist eine Mahnung für die Gegenwart. Psalmen Ps 23 98 9 Exaltate Dominum Deum nostrum, et adorate in monte sancto ejus: quoniam sanctus Dominus Deus noster. Erhebet den Herrn,¹⁵ unsern Gott, und betet an auf seinem heiligen Berge; denn heilig ist der Herr, unser Gott!¹⁶ Psalmen Ps 23 98 9 15 Bekennt, seine Erhabenheit anerkennend. Psalmen Ps 23 98 9 16 Im Gottmenschen hat der Typus der alttestamentlichen Gegenwart Gottes in der Wolke und in der Bundeslade sich voll und ganz erfüllt. Psalmen Ps 23 0 1 Danket Gott und dienet ihm treu, dem Schöpfer und Hirten aller. (V. 3) Singet ihm Lob in seinem Heiligtum, den seine Barmherzigkeit und Treue währt in Ewigkeit. Psalmen Ps 23 99 1 Psalmus in confessione. Ein Lobpsalm.¹ Psalmen Ps 23 99 1 1 Wohl: beim Dankopfer zu singen. Psalmen Ps 23 99 2 Jubilate Deo omnis terra: servite Domino in lætitia. Introite in conspectu ejus, in exsultatione. Jubelt Gott, alle Lande!² dienet dem Herrn mit Freuden, tretet vor sein Angesicht mit Jubel!³ Psalmen Ps 23 99 2 2 Alle Menschen. Psalmen Ps 23 99 2 3 Dass ihr einen gnadenreichen Herrn habt und sein Dienst glückselig ist. Hier ist der besondere Grund des Jubels die Auserwählung Israels. Psalmen Ps 23 99 3 Scitote quoniam Dominus ipse est Deus: ipse fecit nos, et non ipsi nos: Populus ejus, et oves pascuæ ejus: Bekennet, dass der Herr Gott ist! Er hat uns gemacht⁴ und nicht wir uns selbst,⁵ sein Volk sind wir und die Schafe seiner Weide. Psalmen Ps 23 99 3 4 Besonders zum Bundesvolk. Psalmen Ps 23 99 3 5 Eine Quelle des Trostes und der Mahnung. Besser aber die hebr. Leseweise: Er hat uns gemacht, und wir sind sein: Gottes Herz gehört uns, so sollen auch wir uns ihm hinwiederum schenken. Psalmen Ps 23 99 4 Introite portas ejus in confessione, atria ejus in hymnis: confitemini illi. Laudate nomen ejus: Tretet mit Lob in seine Tore ein, in seinen Vorhof mit Lobgesängen,⁶ preiset ihn, lobet seinen Namen, Psalmen Ps 23 99 4 6 Dieser Tempel soll der ganzen Welt ein Segen sein. Die Wallfahrt aller Völker nach dem heiligen Berge bedeutet die Hoffnung auf die Bekehrung aller Völker zu dem Gotte der Offenbarung und die Vereinigung aller mit dem Volke des wahren Gottes um sein Heiligtum. Psalmen Ps 23 99 5 Quoniam suavis est Dominus, in æternum misericordia ejus, et usque in generationem et generationem veritas ejus. denn gütig ist der Herr, seine Gnade währt ewig und von Geschlecht zu Geschlecht seine Treue. Psalmen Ps 23 0 1 Gottes Barmherzigkeit und Gerechtigkeit, wenn derselbe kommt, verspricht der Psalmist zu preisen. (V. 2) Alle Ungerechtigkeit und jede Gemeinschaft mit den Verkehrten meidend (V. 5), will er nur Gerechte in seinem Hause dulden und aus der Stadt Gottes alle Sünder entfernen. Psalmen Ps 23 100 1 Psalmus ipsi David, Misericordiam, et judicium cantabo tibi Domine: Psallam, Ein Psalm Davids.¹ Von Erbarmen und Recht² will ich dir singen, o Herr! will dir lobsingen. Psalmen Ps 23 100 1 1 Diese Überschrift ist auch im Hebr. Psalmen Ps 23 100 1 2 Die Gott aus seinem Wesen und für den König, der dessen Volk regiert, vorbildlich übt und die Gott deshalb auch von dem Könige fordert. Psalmen Ps 23 100 2 Et intelligam in via immaculata, quando venies ad me. Perambulabam in innocentia cordis mei, in medio domus meæ. Ich will mich einsichtig zeigen durch unbefleckten Wandel, wenn du zu mir kommst;³ ich will wandeln in der Unschuld meines Herzens inmitten meines Hauses. Psalmen Ps 23 100 2 3 Vielmehr: Wann kommst du zu mir? (nämlich mit deinem Heile) oder: Ist die Zeit noch nicht da, wo du deinen Thron in meiner Nähe aufschlägst? (Ähnlich Athan.) Vulg.: mit deiner Gnade zuvorkommst (wie ich es sehnlich erwarte). Psalmen Ps 23 100 3 Non proponebam ante oculos meos rem injustam: facientes prævaricationes odivi. Non adhæsit mihi Nicht will ich Unrecht vor meine Augen stellen,⁴ die, welche Böses tun, will ich hassen. Es soll mir nicht anhängen⁵ Psalmen Ps 23 100 3 4 Um es mit Lust anzusehen. Psalmen Ps 23 100 3 5 Ich lasse keine Bösen sich in meine Gunst einschleichen. (Nach anderen: ein Herz, das es nicht treu meint mit Gott und dem Nächsten, will er nicht in sich hegen.) Psalmen Ps 23 100 4 Cor pravum: declinantem a me malignum non cognoscebam. ein verkehrtes Herz, den Bösen, der sich von mir abwendet, will ich nicht kennen.⁶ Psalmen Ps 23 100 4 6 Hebr.: Verkehrtheit will ich nicht kennen. Psalmen Ps 23 100 5 Detrahentem secreto proximo suo, hunc persequebar. Superbo oculo, et insatiabili corde, cum hoc non edebam. Wer insgeheim seinen Nächsten verleumdet, den will ich verfolgen;⁷ wessen Auge stolz ist und wessen Herz unersättlich,⁸ mit dem will ich nicht zusammen essen!⁹ Psalmen Ps 23 100 5 7 Von meinem Hofe vertreiben. Psalmen Ps 23 100 5 8 In Stolz oder Habsucht. Psalmen Ps 23 100 5 9 Keinen Umgang haben. Psalmen Ps 23 100 6 Oculi mei ad fideles terræ ut sedeant mecum: ambulans in via immaculata, hic mihi ministrabat. Meine Augen sind auf die Treuen im Lande gerichtet, dass sie bei mir wohnen; wer auf makellosem Wege wandelt, soll mir dienen. Psalmen Ps 23 100 7 Non habitabit in medio domus meæ qui facit superbiam: qui loquitur iniqua, non direxit in conspectu oculorum meorum. Nicht soll in meinem Hause wohnen, wer Hochmut übt; wer Unrecht¹⁰ redet, soll nicht bestehen vor meinen Augen. Psalmen Ps 23 100 7 10 Hebr.: Lügen redet. Psalmen Ps 23 100 8 In matutino interficiebam omnes peccatores terræ: ut disperderem de civitate Domini omnes operantes iniquitatem. Am Morgen¹¹ will ich alle Frevler im Lande töten, um auszurotten aus der Stadt des Herrn¹² alle Übeltäter.¹³ Psalmen Ps 23 100 8 11 Jeden Morgen. Psalmen Ps 23 100 8 12 Jerusalem ist von dem Augenblicke an, wo Gott daselbst zu wohnen beginnt, also seitdem die Lade Gottes im Hause Obededoms Wohnung genommen, Gottes Stadt. Psalmen Ps 23 100 8 13 Alle unverbesserlich Bösen. Psalmen Ps 23 0 1 1. Gott hat das Gebet des Sängers erhört (V. 2), aber dennoch suchen denselben Trübsale heim. (V. 6) Von den Feinden geschmäht, ist er gezwungen, sich zurückzuziehen, fast verzehrt von Gottes Zorn. (V. 12) 2. Mit Vertrauen fleht der Psalmist, dass die Zeit der Erbarmung gekommen sein möge, da Israel ja selbst die Trümmer Sions wieder liebt. (V. 15) Auch die Feinde werden Gott verehren, wenn sie Sion wiederhergestellt und das Gebet der Weggeführten erhört sehen (V. 18), Israel aber werde eine so große Wohltat stets preisen und Gottes Name vor den Menschen verkündet werden. (V. 23) 3. Die Bitte wiederholend, ruft der Dichter Gottes Unveränderlichkeit an (V. 28) und spricht seine Zuversicht aus, dass das Volk nicht untergehen wird. Psalmen Ps 23 101 1 Oratio pauperis, Cum anxius fuerit, et in conspectu Domini effuderit precem suam. Gebet eines Armen, wenn er in Ängsten ist und vor dem Angesichte des Herrn seine Klage ausschüttet.¹ Psalmen Ps 23 101 1 1 Die Überschrift ist wohl liturgischen Ursprungs. V. 14ff legen die Vermutung nahe, dass er zur Zeit der Wegführung verfasst ward, als Sion in Trümmern lag. Psalmen Ps 23 101 10 Quia cinerem tamquam panem manducabam, et potum meum cum fletu miscebam. Denn¹⁵ ich esse Asche¹⁶ wie Brot und mische meinen Trank mit Tränen Psalmen Ps 23 101 10 15 Fortsetzung der Schilderung. Psalmen Ps 23 101 10 16 Sinnbild der Trauer: Schmerz und Unglück sind mein tägliches Brot. Psalmen Ps 23 101 11 A facie iræ et indignationis tuæ: quia elevans allisisti me. wegen deines Zornes und deines Grimmes, denn du hobst mich empor und schleudertest mich nieder.¹⁷ Psalmen Ps 23 101 11 17 Du hast mich zuerst glücklich gemacht, dann ins Elend gestürzt. Doch die mir zuteil gewordene Offenbarung hast du mich erhoben, fast scheint es, als ob dies nur geschehen, um mich desto tiefer zu stürzen. Psalmen Ps 23 101 12 Dies mei sicut umbra declinaverunt: et ego sicut fnum arui. Meine Tage schwinden dahin wie ein Schatten und ich verdorre wie Gras.¹⁸ Psalmen Ps 23 101 12 18 Hebr.: Meine Tage sind wie ein geneigter Schatten (gehen dem Untergange zu wie ein Schatten an der Neige des Tages). Psalmen Ps 23 101 13 Tu autem Domine in æternum permanes: et memoriale tuum in generationem et generationem. Du aber, o Herr! bleibst in Ewigkeit,¹⁹ und dein Andenken²⁰ währt von Geschlecht zu Geschlecht. Psalmen Ps 23 101 13 19 Treu deinen Verheißungen. Hebr.: Du thronst ewig (als König der Theokratie). Psalmen Ps 23 101 13 20 Die Erinnerung an dich, die du dir durch deine Wundertaten gesichert. Psalmen Ps 23 101 14 Tu exsurgens misereberis Sion: quia tempus miserendi ejus, quia venit tempus. Du wirst dich erheben, dich Sions zu erbarmen; denn es ist Zeit, dich seiner zu erbarmen, ja, die Zeit ist gekommen. Psalmen Ps 23 101 15 Quoniam placuerunt servis tuis lapides ejus: et terræ ejus miserebuntur. Denn deine Diener haben seine²¹ Steine²² lieb und sie tragen Leid über seinen Schutt. Psalmen Ps 23 101 15 21 Sions. Psalmen Ps 23 101 15 22 Die Diener Gottes fühlen sich in Babylon nicht heimisch, ihr Sehnen geht nach Jerusalem, ob dies auch in Trümmern liegt. Psalmen Ps 23 101 16 Et timebunt gentes nomen tuum Domine, et omnes reges terræ gloriam tuam. Und die Völker werden deinen Namen fürchten, Herr! und alle Könige der Erde deine Herrlichkeit. Psalmen Ps 23 101 17 Quia ædificavit Dominus Sion: et videbitur in gloria sua. Denn der Herr wird Sion aufbauen und wird in seiner Herrlichkeit erscheinen.²³ [Joh 1,14] Psalmen Ps 23 101 17 23 Gottes eigene Ehre hängt von der Wiederherstellung Jerusalems ab, denn erst, wenn Sion wiederaufgebaut, bekehren sich die Völker. Vergl. [Jes 40,1-5]. Psalmen Ps 23 101 18 Respexit in orationem humilium: et non sprevit precem eorum. Er wird sich dem Gebet der Demütigen zuwenden und ihr Flehen nicht verschmähen. Psalmen Ps 23 101 19 Scribantur hæc in generatione altera: et populus, qui creabitur, laudabit Dominum: Aufgeschrieben werde dies²⁴ dem kommenden Geschlechte und das Volk, das geschaffen werden soll,²⁵ preise den Herrn, Psalmen Ps 23 101 19 24 Was über Sion V. 17, 18 gesagt ist. Psalmen Ps 23 101 19 25 Die zukünftige Gottesgemeinde. Psalmen Ps 23 101 2 Domine exaudi orationem meam: et clamor meus ad te veniat. O Herr! erhöre mein Gebet und lass mein Rufen zu dir kommen! Psalmen Ps 23 101 20 Quia prospexit de excelso sancto suo: Dominus de clo in terram aspexit: dass er von seiner heiligen Höhe²⁶ herabgeschaut, der Herr vom Himmel auf die Erde herabgeblickt hat, Psalmen Ps 23 101 20 26 Dem Himmel. Psalmen Ps 23 101 21 Ut audiret gemitus compeditorum: ut solveret filios interemptorum: um das Seufzen der Gefangenen zu hören, um die Kinder der Erschlagenen²⁷ zu befreien; Psalmen Ps 23 101 21 27 Der bei der Wegführung Umgekommenen. Psalmen Ps 23 101 22 Ut annuntient in Sion nomen Domini: et laudem ejus in Jerusalem. auf dass²⁸ sie in Sion den Namen des Herrn verkünden und sein Lob in Jerusalem, Psalmen Ps 23 101 22 28 Auf die Verheißungen begründete Hoffnung. Ehe Daniel seine Prophezeiung von den Jahrwochen noch gegeben, hoffte man wohl, dass das Ende des Exils und das Erscheinen des Messias zusammen falle. Psalmen Ps 23 101 23 In conveniendo populos in unum, et reges ut serviant Domino. wenn die Völker dort allzumal zusammenkommen und die Könige, um dem Herrn zu dienen. Psalmen Ps 23 101 24 Respondit ei in via virtutis suæ: Paucitatem dierum meorum nuntia mihi. Er antwortete²⁹ ihm inmitten seiner Kraft: Tue mir die geringe Zahl meiner Tage kund!³⁰ Psalmen Ps 23 101 24 29 Sprach. Psalmen Ps 23 101 24 30 Während Gott in seiner Streitmacht einherschreitet, fragt das zagende Volk, ob er es gänzlich vertilgen wolle. (Es spricht das Volk zu ihm auf seinem Machtwege.) Besser passt in den Zusammenhang das Hebr.: Er (Gott) hat gebeugt durch den Weg (der Leiden) seines (des Volkes) Kraft, hat verkürzt meine Tage. Ich sprach: Raffe mich nicht hinweg in der Hälfte meiner Tage. Psalmen Ps 23 101 25 Ne revoces me in dimidio dierum meorum: in generationem et generationem anni tui. Rufe mich nicht ab in der Hälfte meiner Tage,³¹ von Geschlecht zu Geschlecht währen deine Jahre.³² Psalmen Ps 23 101 25 31 Die Sehnsucht, die neue Zeit zu erleben, gibt diese Bitte ein. Psalmen Ps 23 101 25 32 Gottes unbeschränkte Herrschermacht ist ihm Gewähr für die Erhörung der Bitte. Psalmen Ps 23 101 26 Initio tu Domine terram fundasti: et opera manuum tuarum sunt cli. Im Anbeginn hast du, o Herr! die Erde gegründet und das Werk deiner Hände sind die Himmel. Psalmen Ps 23 101 27 Ipsi peribunt, tu autem permanes: et omnes sicut vestimentum veterascent. Et sicut opertorium mutabis eos, et mutabuntur: Sie werden vergehen, du aber bleibst; sie alle werden wie ein Kleid veralten und wie ein Gewand wirst du sie wechseln und sie werden verändert.³³ Psalmen Ps 23 101 27 33 Wie der Mensch leicht ein Gewand wechselt, so leicht wandelst du Himmel und Erde. Vergl. [Jes 51,6]. Psalmen Ps 23 101 28 Tu autem idem ipse es, et anni tui non deficient. Du aber bist stets derselbe und deine Jahre nehmen kein Ende.³⁴ Psalmen Ps 23 101 28 34 Die Verse 26-28 bezieht der Apostel [Hebr 1,10-12] auf Christus. Derselbe Gott, den der Dichter als den Unwandelbaren bekennt, ist der, der kommen soll, der Heiland. Psalmen Ps 23 101 29 Filii servorum tuorum habitabunt: et semen eorum in sæculum dirigetur. Die Kinder deiner Diener werden wohnen³⁵ und ihre Nachkommen werden beständig bleiben. Psalmen Ps 23 101 29 35 Zwar fiel die Ankunft des Messias nicht mit der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft zusammen, aber doch war diese ein Typus der Lösung aus der Gefangenschaft der Sünde durch den Messias und des Aufbaues des geistigen Sion, der Kirche. Was der Sänger in geringerem Maße von Gott erwartete, hat Gott, Mensch geworden, im vollsten Maße gewährt. Als Bußpsalm richtet dieser Psalm den Blick auf die schlimmen Folgen der Sünde wie auf den mächtigen Erbarmer und die Befreiung von der Sünde. Psalmen Ps 23 101 3 Non avertas faciem tuam a me: in quacumque die tribulor, inclina ad me aurem tuam. In quacumque die invocavero te, velociter exaudi me: Wende dein Angesicht nicht von mir ab; wann immer ich in Trübsal bin, neige dein Ohr zu mir; wann immer ich dich anrufe, erhöre mich alsbald! Psalmen Ps 23 101 4 Quia defecerunt sicut fumus dies mei: et ossa mea sicut cremium aruerunt. Denn meine Tage sind hingeschwunden wie Rauch² und mein Gebein ist verdorrt wie dürres Reis.³ [Ps 36,20, Ps 67,2] Psalmen Ps 23 101 4 2 V. 4-6 und 12 sind Schilderung tiefen Seelenleidens. Der Rauch verflüchtigt sich, um spurlos zu verschwinden. Psalmen Ps 23 101 4 3 Hebr.: Mein Gebein ist durchbrannt (von Fieberglut) wie ein brennendes Scheit. Psalmen Ps 23 101 5 Percussus sum ut fnum, et aruit cor meum: quia oblitus sum comedere panem meum. Ich bin versengt⁴ wie Gras und mein Herz ist verdorrt,⁵ denn⁶ ich vergesse, mein Brot zu essen. Psalmen Ps 23 101 5 4 Ich bin von deinem Zorne getroffen, so dass ich absterbe wie das Gras bei großer Hitze. Psalmen Ps 23 101 5 5 Meine Lebenskraft ist durch Leiden verzehrt. Psalmen Ps 23 101 5 6 Nicht begründend, sondern erläuternd. Psalmen Ps 23 101 6 A voce gemitus mei adhæsit os meum carni meæ. Ob meines lauten Seufzens klebt mein Gebein an meinem Fleische.⁷ Psalmen Ps 23 101 6 7 Die Knochen starren überall hervor. Psalmen Ps 23 101 7 Similis factus sum pellicano solitudinis: factus sum sicut nycticorax in domicilio. Ich gleiche dem Pelikan in der Wüste,⁸ ich bin wie eine Eule in öder Behausung.⁹ Psalmen Ps 23 101 7 8 Dem Ruderfüßler, der Kropfgans. Das Altertum erzählte von dem Vogel wunderbare Dinge, welche, auf Christus angewendet, in der christlichen Symbolik verwendet sind. (Aug.) Psalmen Ps 23 101 7 9 Beide Vögel sind unrein und lieben den Aufenthalt in wüsten Gegenden. In einer solchen Wüste, die des Exils, ist auch der Dichter versetzt. Psalmen Ps 23 101 8 Vigilavi, et factus sum sicut passer solitarius in tecto. Ich bin schlaflos und wie ein einsamer Sperling¹⁰ auf dem Dache.¹¹ Psalmen Ps 23 101 8 10 Hebr.: kleiner Vogel. Psalmen Ps 23 101 8 11 Wie ein, während alles im Hause ruht, einsam auf dem Dache sitzender Vogel. Psalmen Ps 23 101 9 Tota die exprobrabant mihi inimici mei: et qui laudabant me adversum me jurabant. Beständig höhnen mich meine Feinde,¹² und die mich zuvor lobten,¹³ verschwören sich nun wider mich.¹⁴ Psalmen Ps 23 101 9 12 Dass Gott mich verlassen hat. Psalmen Ps 23 101 9 13 Mich glücklich preisen ob meines von Gott verliehenen Glückes. Psalmen Ps 23 101 9 14 Hebr.: Meine Rasenden (meine wider mich tobenden Feinde) schwören bei mir. Psalmen Ps 23 0 1 A. Gott ist zu preisen, der seine Güte und Barmherzigkeit gezeigt hat. (V. 5) Zu preisen ist jene Barmherzigkeit, die, stets geneigt, Verzeihung zu gewähren, dem Menschen nicht vergilt nach seinen Sünden. (V. 10) B. Unendlich ist Gottes Erbarmen, da er die Schwäche des Menschen kennt (V. 14), sie bleibt stets die gleiche gegen diejenigen, welche Gottes Bund halten. (V. 18) Schluss: Aufforderung zum Preise des Herrn, der als höchster Herrscher im Himmel thront. Psalmen Ps 23 102 1 Ipsi David. Benedic anima mea Domino: et omnia, quæ intra me sunt, nomini sancto ejus. Von David.¹ Preise, meine Seele, den Herrn, und alles, was in mir ist,² seinen heiligen Namen! Psalmen Ps 23 102 1 1 Auch im Hebr. wohl der Tradition entsprechend. Psalmen Ps 23 102 1 2 Synonym von Seele (die Repräsentation des ganzen Menschen ist). Psalmen Ps 23 102 10 Non secundum peccata nostra fecit nobis: neque secundum iniquitates nostras retribuit nobis. Er verfuhr mit uns nicht nach unsern Sünden, vergalt uns nicht nach unsern Vergehungen.¹¹ Psalmen Ps 23 102 10 11 Das Maß, nach dem seine Gerechtigkeit verfährt, ist seine Gnadenabsicht, nicht unsere Sünden. Psalmen Ps 23 102 11 Quoniam secundum altitudinem cli a terra: corroboravit misericordiam suam super timentes se. Denn so hoch der Himmel über der Erde,¹² so mächtig ist seine Barmherzigkeit über die, die ihn fürchten. Psalmen Ps 23 102 11 12 Der Himmel ist aber unendlich hoch über der Erde. Psalmen Ps 23 102 12 Quantum distat ortus ab occidente: longe fecit a nobis iniquitates nostras. So weit der Aufgang entfernt ist vom Niedergange, so weit tut er von uns unsere Sünden hinweg.¹³ Psalmen Ps 23 102 12 13 Er verzeiht voll und ganz. Psalmen Ps 23 102 13 Quomodo miseretur pater filiorum, misertus est Dominus timentibus se: Wie ein Vater sich seiner Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten; Psalmen Ps 23 102 14 Quoniam ipse cognovit figmentum nostrum. Recordatus est quoniam pulvis sumus: denn er weiß, welches Gebilde¹⁴ wir sind, er ist eingedenk, dass wir Staub sind.¹⁵ Psalmen Ps 23 102 14 14 Wie gebrechlich von Natur. Vergl. [Gen 2,7]. Psalmen Ps 23 102 14 15 Im Folgenden wird der Ewigkeit der göttlichen Gnade, dem festen Punkte im Menschenleben, das Entstehen und Vergehen des Menschen gegenübergestellt. Psalmen Ps 23 102 15 Homo, sicut fnum dies ejus, tamquam flos agri sic efflorebit. Des Menschen Lebenstage sind wie Gras,¹⁶ wie eine Blume des Feldes,¹⁷ so blüht er auf. [Ijob 7,10] Psalmen Ps 23 102 15 16 Vergl. [Ps 89,5ff, Jes 51,12]. Psalmen Ps 23 102 15 17 Vergl. [Ijob 14,2]. Das erste Bild betrifft die Lebensdauer, das zweite die Schönheit des Menschen. Psalmen Ps 23 102 16 Quoniam spiritus pertransibit in illo, et non subsistet: et non cognoscet amplius locum suum. Es fährt ein Windhauch über sie dahin und sie ist nicht mehr und man kennt nimmermehr ihre Stätte.¹⁸ Psalmen Ps 23 102 16 18 Wir leben nur kurze Zeit, wie wenn Gottes Zorn diese noch durch Gefährdung (Windhauch) kürzte? Hebr.: Seine Stätte kennt ihn nicht mehr. Psalmen Ps 23 102 17 Misericordia autem Domini ab æterno, et usque in æternum super timentes eum. Et justitia illius in filios filiorum. Die Gnade des Herrn aber währt von Ewigkeit zu Ewigkeit über denen, die ihn fürchten, und seine Gerechtigkeit auf Kindeskinder Psalmen Ps 23 102 18 His qui servant testamentum ejus: Et memores sunt mandatorum ipsius, ad faciendum ea. denen, die seinen Bund halten und seiner Gebote gedenken, sie zu tun.¹⁹ Psalmen Ps 23 102 18 19 Die Gnade Gottes hebt den Menschen gleichsam aus der Vergänglichkeit heraus und seine Gerechtigkeit belohnt die, welche treu an seinem Bunde halten, nach der Ordnung seiner Gnade, sich Kinder und Kindeskinder erbarmend. [Ex 20,6] Psalmen Ps 23 102 19 Dominus in clo paravit sedem suam: et regnum ipsius omnibus dominabitur. Der Herr hat im Himmel²⁰ seinen Thron aufgerichtet und sein Königtum herrscht über alles. Psalmen Ps 23 102 19 20 Der unwandelbar ist im Gegensatze zur Erde und dem Entstehen und Vergehen auf ihr. Psalmen Ps 23 102 2 Benedic anima mea Domino: et noli oblivisci omnes retributiones ejus: Preise, meine Seele, den Herrn und vergiss nicht alle seine Wohltaten!³ Psalmen Ps 23 102 2 3 Nichts vergisst der Mensch leichter als Dank, besonders Gott gegenüber. Psalmen Ps 23 102 20 Benedicite Domino omnes Angeli ejus: potentes virtute, facientes verbum illius, ad audiendam vocem sermonum ejus. Preiset den Herrn, ihr alle seine Engel; die ihr, gewaltig an Kraft,²¹ seinen Befehl vollziehet, gehorchend der Stimme seiner Worte. Psalmen Ps 23 102 20 21 Starke Vollstrecker des göttlichen Willens. Psalmen Ps 23 102 21 Benedicite Domino omnes virtutes ejus: ministri ejus, qui facitis voluntatem ejus. Preiset den Herrn, ihr alle seine Heerscharen, seine Diener, die ihr seinen Willen vollzieht.²² Psalmen Ps 23 102 21 22 Ihr Leben geht ganz im Dienste Gottes auf. Sie bilden mit den Frommen auf Erden eine Gemeinde Gottes. Psalmen Ps 23 102 22 Benedicite Domino omnia opera ejus: in omni loco dominationis ejus, benedic anima mea Domino. Preiset den Herrn, alle seine Werke; an allen Orten seiner Herrschaft preise, meine Seele,²³ den Herrn!²⁴ Psalmen Ps 23 102 22 23 Der dreifachen Aufforderung an die Geschöpfe entspricht die dreifache Aufforderung an die eigene Seele. V. 1, 2, 22. Der Psalm kehrt am Schlusse zum Anfang zurück. Psalmen Ps 23 102 22 24 Der Psalm ist geeignet, dem himmlischen Vater unseren Dank für alle uns in Christus und durch ihn verliehenen Gnaden auszusprechen. Psalmen Ps 23 102 3 Qui propitiatur omnibus iniquitatibus tuis: qui sanat omnes infirmitates tuas. der dir all deine Schuld vergibt, der alle deine Gebrechen heilt, Psalmen Ps 23 102 4 Qui redimit de interitu vitam tuam: qui coronat te in misericordia et miserationibus. der dein Leben vor dem Untergange bewahrt,⁴ der dich mit Gnade und Erbarmungen krönt,⁵ Psalmen Ps 23 102 4 4 Aus Todesgefahr rettet. Psalmen Ps 23 102 4 5 Die Krone ist gleichsam aus Gnade und Barmherzigkeit geflochten. Psalmen Ps 23 102 5 Qui replet in bonis desiderium tuum: renovabitur ut aquilæ juventus tua: der dein Verlangen⁶ mit Gutem erfüllt, dass deine Jugend wie die des Adlers sich erneuert.⁷ Psalmen Ps 23 102 5 6 Hebr.: Zier (Herz). Psalmen Ps 23 102 5 7 Durch die Sättigung mit Gütern (Gnaden) erneuert sich der Gerechte gleichsam. Hebr.: es erneut sich wie der Adler deine Jugend. Der Adler wechselt jährlich die Federn. Psalmen Ps 23 102 6 Faciens misericordias Dominus: et judicium omnibus injuriam patientibus. Der Herr übt Erbarmen und Recht⁸ für alle, die Unrecht leiden. Psalmen Ps 23 102 6 8 Wie? sagt V. 8. Der Dichter denkt an Moses Bitte. [Ex 33,13] Die Wege sind die von Gott in der Heilsgeschichte innegehaltenen. Psalmen Ps 23 102 7 Notas fecit vias suas Moysi, filiis Israel voluntates suas. Er hat Moses seine Wege kundgetan, den Söhnen Israels seine Ratschlüsse.⁹ Psalmen Ps 23 102 7 9 Gott hat seine Güte und Barmherzigkeit Moses und den Israeliten kundgetan. Psalmen Ps 23 102 8 Miserator, et misericors Dominus: longanimis, et multum misericors. Barmherzig und gnädig ist der Herr, langmütig und reich an Erbarmen. [Ex 34,6] Psalmen Ps 23 102 9 Non in perpetuum irascetur: neque in æternum comminabitur. Er zürnt nicht immerfort noch grollt er ewig.¹⁰ Psalmen Ps 23 102 9 10 Weitere Ausführung der vierten hier genannten Eigenschaft Gottes. Psalmen Ps 23 0 1 Preise Gott, meine Seele, den erhabenen Schöpfer! (V. 1) a. Mit Licht wie mit herrlichem Gewande umgeben, hat Gott seinen Thron im Himmel aufgeschlagen und regiert von da alles. (V. 4) b. Gott hat die Erde gefestigt und den Wassern ihre Grenzen gewiesen, den lebenden Wesen Wohnung gewährt, die Erde fruchtbar gemacht. (V. 18) c. Er hat den Mond geschaffen für die Nacht und die Sonne für den Tag. (V. 23) d. Hohe Weisheit hat Gott offenbart in der Erschaffung der Tiere, er, der alles nährt und erhält. (V. 30) e. Allezeit will der Sänger den mächtigen Schöpfer preisen, voller Hoffnung, dass Gott einst die Sünder, die Verkehrer seiner Ordnung vernichtet. Psalmen Ps 23 103 1 Ipsi David. Benedic anima mea Domino: Domine Deus meus magnificatus es vehementer. Confessionem, et decorem induisti. Von David.¹ Preise, meine Seele, den Herrn! Herr, mein Gott! du bist überaus groß, mit Lobpreis und Pracht bist du angetan, Psalmen Ps 23 103 1 1 Fehlt im Hebr. Psalmen Ps 23 103 10 Qui emittis fontes in convallibus: inter medium montium pertransibunt aquæ. Der du¹² Quellen in den Tälern hervorsprudeln lässest, dass zwischen den Bergen die Wasser¹³ dahinfließen. Psalmen Ps 23 103 10 12 Dritter Schöpfungstag. Wohltat des begrenzten Wassers für Tiere und Pflanzen. Psalmen Ps 23 103 10 13 Die Quellen. Psalmen Ps 23 103 11 Potabunt omnes bestiæ agri: exspectabunt onagri in siti sua. Es trinken daraus alle Tiere des Feldes, es verlangen in ihrem Durste die Waldesel darnach.¹⁴ Psalmen Ps 23 103 11 14 Hebr.: Sie (die Quellen) tränken alle Tiere des Feldes, es löschen Waldesel ihren Durst. Auch für die den Menschen fliehenden Tiere sorgt Gott. Psalmen Ps 23 103 12 Super ea volucres cli habitabunt: de medio petrarum dabunt voces. Über ihnen¹⁵ wohnen die Vögel des Himmels, aus Felsengeklüft¹⁶ lassen sie ihre Stimmen hören. Psalmen Ps 23 103 12 15 Den Quellen und Wassern. Psalmen Ps 23 103 12 16 Hebr.: zwischen den Zweigen hervor erheben sie ihre Stimme. Psalmen Ps 23 103 13 Rigans montes de superioribus suis: de fructu operum tuorum satiabitur terra: Du lässest Regen auf die Berge fallen aus höchsten Höhen, von der Frucht deiner Werke¹⁷ sättigt sich die Erde. Psalmen Ps 23 103 13 17 Die Werke sind die Wolken, ihre Frucht ist der Regen. V. 10-13 beschreiben die Vorbereitung des dritten Tages, V. 14 die Pflanzenwelt, bis V. 18 wird das übrige berichtet. Psalmen Ps 23 103 14 Producens fnum jumentis, et herbam servituti hominum: Ut educas panem de terra: Du lässest Gras wachsen für das Vieh und Pflanzen zum Dienste¹⁸ der Menschen, dass du aus der Erde Brot hervorbringest Psalmen Ps 23 103 14 18 Nutzen, Gebrauch. Psalmen Ps 23 103 15 Et vinum lætificet cor hominis: Ut exhilaret faciem in oleo: et panis cor hominis confirmet. und dass der Wein des Menschen Herz erfreue, das Öl sein Antlitz erfrische¹⁹ und das Brot des Menschen Herz stärke.²⁰ Psalmen Ps 23 103 15 19 Hebr.: dass er glänzen lasse das Antlitz von Öl. Dies geschah bei Freudenmahlen. Psalmen Ps 23 103 15 20 Das Brot ist als nährende Speise Stütze der Lebenskraft. Brotkorn, Wein, Öl sind die vorzüglichsten Produkte der Pflanzenwelt. Psalmen Ps 23 103 16 Saturabuntur ligna campi, et cedri Libani, quas plantavit: Die Bäume des Feldes²¹ werden satt und die Zedern des Libanon, die er gepflanzt, Psalmen Ps 23 103 16 21 Hebr.: des Herrn, - die Bäume, welche vor anderen die Größe des Schöpfers bekunden. Psalmen Ps 23 103 17 Illic passeres nidificabunt. Herodii domus dux est eorum: dort nisten Sperlinge,²² welchen das Haus der Reiher vorangeht.²³ Psalmen Ps 23 103 17 22 Richtiger: kleine Vögel. Psalmen Ps 23 103 17 23 Sein Nest ist das höchstgelegene und herrscht insofern über die anderen. Hebr.: Der Storch, der auf der Zypresse sein Haus hat. Psalmen Ps 23 103 18 Montes excelsi cervis: petra refugium herinaciis. Die hohen Berge sind der Hirsche,²⁴ die Felsen der Igel²⁵ Zuflucht. Psalmen Ps 23 103 18 24 Steinbock. Psalmen Ps 23 103 18 25 Klippdachs. Psalmen Ps 23 103 19 Fecit lunam in tempora: sol cognovit occasum suum. Er hat den Mond gemacht zur Unterscheidung der Zeiten,²⁶ die Sonne kennt ihren Niedergang.²⁷ Psalmen Ps 23 103 19 26 Der vierte Tag. Der Mond wird zuerst genannt, weil der Tag mit dem Abend beginnt. Der Hauptmesser für das kirchliche und bürgerliche Leben ist der Mond, wie die Sonne der unfehlbare Messer des Tages ist. Psalmen Ps 23 103 19 27 Gott gehorsam. Vergl. [Ps 18,5]. Psalmen Ps 23 103 2 Amictus lumine sicut vestimento: Extendens clum sicut pellem: bist mit Licht umhüllt wie mit einem Gewande.² Du spannst den Himmel aus wie eine Decke;³ Psalmen Ps 23 103 2 2 Deine Erhabenheit leuchtet aus deinen Werken hervor. Psalmen Ps 23 103 2 3 Wenn V. 1 und 2a das erste Tagewerk kennzeichnen, geht der Dichter hier zum zweiten über. Der Himmel ist gleich einem Zelte als Decke über die Erde, die Wohnstätte der Menschen, hingespannt. Psalmen Ps 23 103 20 Posuisti tenebras, et facta est nox: in ipsa pertransibunt omnes bestiæ silvæ. Du setzest Finsternis²⁸ und es wird Nacht, in ihr regen sich alle Tiere des Waldes. Psalmen Ps 23 103 20 28 Sobald du willst. Psalmen Ps 23 103 21 Catuli leonum rugientes, ut rapiant, et quærant a Deo escam sibi. Die jungen Löwen brüllen nach Raub und heischen ihre Speise von Gott.²⁹ Psalmen Ps 23 103 21 29 Das Gebrüll der Löwen und ihr Ausgehen auf Beute ist ein Begehren, das Gott selbst in ihre Natur gelegt hat. Psalmen Ps 23 103 22 Ortus est sol, et congregati sunt: et in cubilibus suis collocabuntur. Wenn die Sonne aufgeht, sammeln sie sich und legen sich auf ihre Lager nieder. Psalmen Ps 23 103 23 Exibit homo ad opus suum: et ad operationem suam usque ad vesperum. Der Mensch³⁰ geht aus an sein Werk und an seine Arbeit bis zum Abend. Psalmen Ps 23 103 23 30 Der Tag ist die Zeit des Menschen. Psalmen Ps 23 103 24 Quam magnificata sunt opera tua Domine! omnia in sapientia fecisti: impleta est terra possessione tua. Wie groß³¹ sind deine Werke, o Herr! du hast sie alle mit Weisheit geschaffen; was die Erde erfüllt, ist dein.³² Psalmen Ps 23 103 24 31 Zahlreich. Psalmen Ps 23 103 24 32 Der Dichter geht zum fünften und sechsten Schöpfungstage über. Psalmen Ps 23 103 25 Hoc mare magnum, et spatiosum manibus: illic reptilia, quorum non est numerus. Animalia pusilla cum magnis: Da ist das Meer, groß und weithin greifend, darin ist Tiergewimmel ohne Zahl, Tiere, kleine wie große. Psalmen Ps 23 103 26 Illic naves pertransibunt. Draco iste, quem formasti ad illudendum ei: Dort ziehen die Schiffe dahin, das Meerungeheuer,³³ welches du gemacht, dass es darin spiele. Psalmen Ps 23 103 26 33 Hebr.: Der Leviathan, wohl das Krokodil, nach einigen der Walfisch. Psalmen Ps 23 103 27 Omnia a te exspectant ut des illis escam in tempore. Sie alle warten auf dich, dass du ihnen Speise gebest zu rechter Zeit. Psalmen Ps 23 103 28 Dante te illis, colligent: aperiente te manum tuam, omnia implebuntur bonitate. Du gibst ihnen und sie lesen auf, du tust deine Hand auf und alles sättigt sich mit Gutem. Psalmen Ps 23 103 29 Avertente autem te faciem, turbabuntur: auferes spiritum eorum, et deficient, et in pulverem suum revertentur. Wendest du aber dein Angesicht weg, so befällt sie Schrecken; nimmst du ihren Odem weg,³⁴ so vergehen sie und werden wieder zu Staub. Psalmen Ps 23 103 29 34 Der Lebensgeist aller Geschöpfe ist von Gott ausgegangen, als sein Geist über den Wassern schwebte. Psalmen Ps 23 103 3 Qui tegis aquis superiora ejus. Qui ponis nubem ascensum tuum: qui ambulas super pennas ventorum. der du seine⁴ höchste Höhe mit Wassern bedeckst, der du die Wolken zu deinem Wagen machst, der du einherfährst auf den Flügeln der Winde;⁵ Psalmen Ps 23 103 3 4 Des Himmels, des Firmamentes. Nach der dichterischen Auffassung trägt dies die oberen Wassermassen und trennt sie von den unteren. Hebr.: der da aufbaut in den Wassern seine Söller (Obergemächer). Psalmen Ps 23 103 3 5 Die Winde sind dichterisch als Tiere gedacht, welche die Wolken, die Wagen Gottes, in Bewegung setzen. Psalmen Ps 23 103 30 Emittes spiritum tuum, et creabuntur: et renovabis faciem terræ. Entsendest du deinen Geist, so werden sie geschaffen, und du erneuerst das Angesicht der Erde.³⁵ Psalmen Ps 23 103 30 35 Vom Schaffen überhaupt gesagt. Psalmen Ps 23 103 31 Sit gloria Domini in sæculum: lætabitur Dominus in operibus suis: Ehre sei dem Herrn in Ewigkeit! der Herr freut sich³⁶ seiner Werke;³⁷ Psalmen Ps 23 103 31 36 Hebr.: es freue sich. Psalmen Ps 23 103 31 37 Sabbatliche Betrachtung. Machen die Geschöpfe ihm keine Freude mehr, so kann der dessen Macht V. 32 schildert, sie vernichten, wie er in der Sündflut getan. Psalmen Ps 23 103 32 Qui respicit terram, et facit eam tremere: qui tangit montes, et fumigant. der die Erde ansieht und macht, dass sie erzittert; der die Berge berührt, dass sie rauchen. [Ex 19,18, Ex 20,18] Psalmen Ps 23 103 33 Cantabo Domino in vita mea: psallam Deo meo quamdiu sum. Ich will den Herrn preisen mein Leben lang, will meinem Gott lobsingen, so lange ich bin. [Ps 145,2] Psalmen Ps 23 103 34 Jucundum sit ei eloquium meum: ego vero delectabor in Domino. Möge ihm meine Rede wohlgefallen, ich will mich freuen in dem Herrn. Psalmen Ps 23 103 35 Deficiant peccatores a terra, et iniqui ita ut non sint: benedic anima mea Domino. Mögen die Sünder von der Erde verschwinden und die Gottlosen, so dass sie nicht mehr sind;³⁸ preise, meine Seele, den Herrn!³⁹ Psalmen Ps 23 103 35 38 Sie sind dem Ziel der Schöpfung Gottes entgegen und fördern seine Ehre nicht. Psalmen Ps 23 103 35 39 Im Hebräischen wird beigefügt Alleluja (aber besser an der Spitze des folgenden Verses gesetzt), ein Gebetsruf, der außerhalb des Psalters sich nicht findet, im Psalter aber hier zum ersten Male vorkommt. Man erstaunt, sagt A. v. Humboldt über diesen Psalm, in einem Liede von so geringem Umfange mit wenigen großen Zügen Himmel und Erde geschildert zu sehen. Das allgemeine Urteil bezeichnet den Psalm als ein Meisterstück alter Poesie, das alle Oden der Griechen und Römer in Schatten stellt. Die Kirche betet diesen Psalm im Pfingstoffizium, da der von Gott gesandte Geist gleichsam eine neue Schöpfung vornahm. Psalmen Ps 23 103 4 Qui facis Angelos tuos, spiritus: et ministros tuos ignem urentem. der du Winde zu deinen Boten machst und Feuerflammen zu deinen Dienern!⁶ Psalmen Ps 23 103 4 6 Oder der Sinn ist: Gott bedient sich seiner Engel zu jenen himmlischen Zwecken, zu denen sonst Wind und Feuer dienen. Der heil. Paulus führt diesen Vers [Hebr 1,7] nach der Sept. an. Psalmen Ps 23 103 5 Qui fundasti terram super stabilitatem suam: non inclinabitur in sæculum sæculi. der du die Erde auf ihre Grundfeste gegründet hast,⁷ dass sie in Ewigkeit nicht wanke. Psalmen Ps 23 103 5 7 Auf nichts außer ihr, durch deine Allmacht. Psalmen Ps 23 103 6 Abyssus, sicut vestimentum, amictus ejus: super montes stabant aquæ. Wasserflut bedeckte sie wie ein Gewand, auf den Bergen standen Gewässer.⁸ Psalmen Ps 23 103 6 8 Hervortreten des Festlandes am dritten Schöpfungstage. Psalmen Ps 23 103 7 Ab increpatione tua fugient: a voce tonitrui tui formidabunt. Vor deinem Schelten⁹ fliehen sie, vor deines Donners Stimme erschrecken sie.¹⁰ Psalmen Ps 23 103 7 9 Donner. Psalmen Ps 23 103 7 10 Hebr.: weichen sie zitternd. Psalmen Ps 23 103 8 Ascendunt montes: et descendunt campi in locum, quem fundasti eis. Die Berge steigen empor und die Täler senken sich an dem Ort, den du für sie gegründet.¹¹ Psalmen Ps 23 103 8 11 Indem die Gewässer sich zurückziehend das Festland bloßlegten, traten Berge und Täler als solche sichtbar hervor. Psalmen Ps 23 103 9 Terminum posuisti, quem non transgredientur: neque convertentur operire terram. Du setztest eine Grenze, die sie nicht überschreiten dürfen, und sie werden nicht wiederum die Erde bedecken. [Ijob 38,10] Psalmen Ps 23 0 1 1. Aufforderung an die Israeliten, Gott zu loben, der durch seine Wunderwerke gezeigt hat, dass er sie auserwählt hat und besonders liebt. (V. 17) 2. Dass Gott seines Bundes mit den Patriarchen eingedenk ist, hat er durch besonderen Schutz der Israeliten bewiesen. (V. 15) 3. Noch deutlicher erschien seine Treue in dem Schicksale Josephs, durch den das Volk Israel nach Ägypten kam. (V. 25) 4. Ebenso offenbarte sie sich durch Moses, der die Plagen über Ägypten kommen ließ und das Volk herausführte. (V. 38) 5. Endlich bei dem Zuge des Volkes durch die Wüste, bis er das den Patriarchen von Gott verheißene Land erlangte. Psalmen Ps 23 104 1 Alleluja. Confitemini Domino, et invocate nomen ejus: annuntiate inter gentes opera ejus. Alleluja!¹ Preiset den Herrn und rufet seinen Namen an, machet unter den Völkern seine Taten kund. Psalmen Ps 23 104 1 1 Gehört im Hebr. zum vorhergehenden Psalm. In der Vulgata steht diese liturgische Formel, welche dem Ausdrucke der Freude dient, am Anfange der Psalmen 104-106; 110-118. 134. 135; 145-150; wie den Psalmen 147-150 ist sie auch Unterschrift. V. 1-15 wurden nach [1Chr 16,8ff] bei Übertragung der Bundeslade nach Sion gesungen. Der Verfasser der Paralipomena hat das Original des Liedes vor sich gehabt, dasselbe war also wohl bereits einige Zeit vor der Übertragung der Bundeslade gedichtet. Psalmen Ps 23 104 10 Et statuit illud Jacob in præceptum: et Israel in testamentum æternum: Und er stellte ihn für Jakob zum Gesetze hin und für Israel zum ewigen Bunde, Psalmen Ps 23 104 11 Dicens: Tibi dabo terram Chanaan, funiculum hereditatis vestræ. indem er sprach: Dir will ich das Land Kanaan geben als euch⁸ zugemessenes Erbe. Psalmen Ps 23 104 11 8 In den Patriarchen waren ihre Nachkommen einbegriffen. Psalmen Ps 23 104 12 Cum essent numero brevi, paucissimi et incolæ ejus: Als sie noch gering waren an Zahl, sehr wenige und Fremdlinge daselbst.⁹ Psalmen Ps 23 104 12 9 Dieser Vers ist wohl eher mit dem Vorhergehenden als mit dem Folgenden zu verbinden. Psalmen Ps 23 104 13 Et pertransierunt de gente in gentem, et de regno ad populum alterum. Sie zogen von Volk zu Volk und von einem Reiche zu einem andern Volke. Psalmen Ps 23 104 14 Non reliquit hominem nocere eis: et corripuit pro eis reges. Er gestattete niemand, ihnen Schaden zu tun und strafte um ihretwillen¹⁰ Könige: Psalmen Ps 23 104 14 10 Der Psalmist denkt wohl an die Bewahrung der Frauen der Patriarchen: Saras in Ägypten [Gen 12] und Saras wie Rebekkas bei den Philistern [Gen 20] und [Gen 26]. Psalmen Ps 23 104 15 Nolite tangere christos meos: et in prophetis meis nolite malignari. Tastet nicht an meine Gesalbten¹¹ und tuet meinen Propheten¹² kein Leid! Psalmen Ps 23 104 15 11 Die Patriarchen waren nicht gesalbt. Die Salbung ist Sinnbild einer Betrauung mit göttlichen Vollmachten: Meine unverletzlichen Auserwählten. Psalmen Ps 23 104 15 12 Insofern sie wie die nachmaligen Propheten in unmittelbarem Verkehr mit Gott standen. Psalmen Ps 23 104 16 Et vocavit famem super terram: et omne firmamentum panis contrivit. Und er rief eine Hungersnot über das Land¹³ und zerbrach jegliche Stütze an Brot.¹⁴ Psalmen Ps 23 104 16 13 Zweimal sandte Gott eine Hungersnot, die seinen Zielen diente: als Abraham nach Ägypten zog und zur Zeit Josephs. [Gen 13] und [Gen 41,53] Psalmen Ps 23 104 16 14 Vergl. [Lev 26,26]. Psalmen Ps 23 104 17 Misit ante eos virum: in servum venundatus est Joseph. Er sandte einen Mann vor ihnen her,¹⁵ zum Knechte ward Joseph verkauft. Psalmen Ps 23 104 17 15 Vergl. [Gen 45,5]. Psalmen Ps 23 104 18 Humiliaverunt in compedibus pedes ejus, ferrum pertransiit animam ejus, Sie zwängten seine Füße in Fesseln, Eisen durchdrang seine Seele,¹⁶ Psalmen Ps 23 104 18 16 Septuag.: Er musste durch Eisen hindurch (musste solches tragen). Hebr.: In Eisen (in Gefangenschaft) kam er. Psalmen Ps 23 104 19 Donec veniret verbum ejus. Eloquium Domini inflammavit eum: bis sein Wort¹⁷ eintraf. Des Herrn Rede¹⁸ bewährte ihn. Psalmen Ps 23 104 19 17 Wohl das Wort über seine Träume. [Gen 42,9] Psalmen Ps 23 104 19 18 Des Herrn Rede ist personifiziert: Zuerst erprobte sie ihn in der Demütigung und prüfte seine Treue, ehe sie ihn erhob. Psalmen Ps 23 104 2 Cantate ei, et psallite ei: narrate omnia mirabilia ejus. Singet ihm, spielet ihm, erzählet alle seine Wunder! Psalmen Ps 23 104 20 Misit rex, et solvit eum; princeps populorum, et dimisit eum. Da sandte der König hin und löste ihn, der Völkerbeherrscher gab ihn frei. Psalmen Ps 23 104 21 Constituit eum dominum domus suæ: et principem omnis possessionis suæ: Er setzte ihn zum Gebieter über sein Haus ein und zum Herrscher über all seinen Besitz, Psalmen Ps 23 104 22 Ut erudiret principes ejus sicut semetipsum: et senes ejus prudentiam doceret. dass er seine Fürsten leitete wie sich selbst¹⁹ und seine Ältesten Klugheit lehrte.²⁰ Psalmen Ps 23 104 22 19 Hebr.: nach Willkür band seine Fürsten. Psalmen Ps 23 104 22 20 Joseph war weiser als sie, so dass er sie Klugheit lehren konnte. Psalmen Ps 23 104 23 Et intravit Israel in gyptum: et Jacob accola fuit in terra Cham. Und Israel kam nach Ägypten, Jakob weilte als ein Fremdling im Lande Chams. Psalmen Ps 23 104 24 Et auxit populum suum vehementer: et firmavit eum super inimicos ejus. Und er mehrte sein Volk überaus und machte es stärker als seine Feinde. [Ex 1,7] Psalmen Ps 23 104 25 Convertit cor eorum ut odirent populum ejus: et dolum facerent in servos ejus. Er wandelte deren Herz, dass sie sein Volk hassten und List übten wider seine Diener.²¹ Psalmen Ps 23 104 25 21 Insbesondere durch die mittelst Tötung aller männlichen Nachkommenschaft beabsichtigte Schwächung des Volkes. Psalmen Ps 23 104 26 Misit Moysen servum suum: Aaron, quem elegit ipsum. Er sandte Moses, seinen Diener, Aaron, den er auserwählt hatte. [Ex 3,10, Ex 4,29] Psalmen Ps 23 104 27 Posuit in eis verba signorum suorum, et prodigiorum in terra Cham. Er verrichtete an ihnen seine Zeichen und Wunder im Lande Chams.²² [Ex 7,10ff] Psalmen Ps 23 104 27 22 Er gab ihnen Macht, Wunder zu tun. Die zehn Plagen folgen so wenig wie in [Ps 77] in genau geschichtlicher Folge. Psalmen Ps 23 104 28 Misit tenebras, et obscuravit: et non exacerbavit sermones suos. Er sandte Finsternis und führte Dunkelheit herauf²³ und nicht ward seinen Befehlen Widerstand geleistet.²⁴ [Ex 10,21] Psalmen Ps 23 104 28 23 Die neunte Plage war das deutlichste Zeichen des göttlichen Zornes. [Ex 10,21-29] Psalmen Ps 23 104 28 24 Von Moses und Aaron. Psalmen Ps 23 104 29 Convertit aquas eorum in sanguinem: et occidit pisces eorum. Er wandelte ihre Wasser in Blut und ließ ihre Fische sterben.²⁵ [Ex 7,20] Psalmen Ps 23 104 29 25 Erste Plage. Psalmen Ps 23 104 3 Laudamini in nomine sancto ejus: lætetur cor quærentium Dominum. Rühmet euch seines heiligen Namens, es freue sich das Herz derer, die den Herrn suchen! Psalmen Ps 23 104 30 Edidit terra eorum ranas in penetralibus regum ipsorum. Ihr Land brachte Frösche hervor²⁶ bis in die Gemächer ihrer Könige. [Ex 8,6] Psalmen Ps 23 104 30 26 Aus Seen und Flüssen. Die zweite Plage. Psalmen Ps 23 104 31 Dixit, et venit cnomyia: et cinifes in omnibus finibus eorum. Er sprach, da kam die Hundsfliege, Stechmücken in ihr ganzes Gebiet.²⁷ [Ex 8,12ff] Psalmen Ps 23 104 31 27 Vierte und dritte Plage. Psalmen Ps 23 104 32 Posuit pluvias eorum grandinem: ignem comburentem in terra ipsorum. Er gab ihnen Hagel als Regen, sandte verzehrendes Feuer in ihr Land.²⁸ [Ex 9,24] Psalmen Ps 23 104 32 28 Siebente Plage. Psalmen Ps 23 104 33 Et percussit vineas eorum, et ficulneas eorum: et contrivit lignum finium eorum. Und er schlug ihre Weinberge und ihre Feigenbäume und zerbrach die Bäume in ihrem ganzen Lande. Psalmen Ps 23 104 34 Dixit, et venit locusta, et bruchus, cujus non erat numerus: Er gebot, da kamen Heuschrecken aller Art, unzählbar an Menge. [Ex 19,12] Psalmen Ps 23 104 35 Et comedit omne fnum in terra eorum: et comedit omnem fructum terræ eorum. Diese fraßen alles Grün in ihrem Lande und fraßen alle Frucht ihres Feldes.²⁹ Psalmen Ps 23 104 35 29 Achte Plage. Psalmen Ps 23 104 36 Et percussit omne primogenitum in terra eorum: primitias omnis laboris eorum. Er schlug alle Erstgeburt in ihrem Lande, die Erstlinge aller ihrer Muttermühen.³⁰ [Ex 12,29] Psalmen Ps 23 104 36 30 Hebr.: Kraft. Die zehnte Plage. Die fünfte Plage (Pest) und die sechste (Geschwüre) bleiben unerwähnt. Psalmen Ps 23 104 37 Et eduxit eos cum argento et auro: et non erat in tribubus eorum infirmus. Er führte sie heraus mit Silber und Gold und kein Schwacher war in ihren Stämmen. [Ex 12,35] Psalmen Ps 23 104 38 Lætata est gyptus in profectione eorum: quia incubuit timor eorum super eos. Es freute sich Ägypten über ihren³¹ Auszug, denn Schrecken vor jenen hatte sie befallen. Psalmen Ps 23 104 38 31 Der Juden. Psalmen Ps 23 104 39 Expandit nubem in protectionem eorum, et ignem ut luceret eis per noctem. Er breitete eine Wolke zu ihrem Schirme aus und Feuer, ihnen in der Nacht zu leuchten. [Ex 13,21, Ps 77,14, 1Kor 10,1] Psalmen Ps 23 104 4 Quærite Dominum, et confirmamini: quærite faciem ejus semper. Suchet den Herrn² und seid stark,³ suchet sein Angesicht allezeit! Psalmen Ps 23 104 4 2 Gegensatz zu den Heiden, die Gott nicht suchen. Psalmen Ps 23 104 4 3 Suchet mit Ausdauer. Hebr.: Fraget nach (suchet) den Herrn und seine Majestät. Psalmen Ps 23 104 40 Petierunt, et venit coturnix: et pane cli saturavit eos. Sie verlangten, da kamen³² die Wachteln, und er sättigte sie mit Himmelsbrot.³³ [Ex 16,13] Psalmen Ps 23 104 40 32 Hebr.: brachte er. Der Psalmist hebt die Allmacht Gottes hervor. Er deutet wohl auf die erste Spendung der Wachteln bald nach dem Auszug hin. [Ex 16,12ff] Psalmen Ps 23 104 40 33 Manna. Psalmen Ps 23 104 41 Dirupit petram, et fluxerunt aquæ: abierunt in sicco flumina; Er spaltete den Felsen und es floss Wasser heraus, floss fort als Strom in dürrem Lande.³⁴ [Num 20,11] Psalmen Ps 23 104 41 34 Zwar werden hier die beiden Wasserspendungen zusammengefasst, doch entspricht der Ausdruck mehr [Ex 17,6]. Psalmen Ps 23 104 42 Quoniam memor fuit verbi sancti sui, quod habuit ad Abraham puerum suum. Denn er gedachte seines heiligen Wortes, das er zu Abraham, seinem Diener, gesprochen.³⁵ [Gen 17,7] Psalmen Ps 23 104 42 35 Hebr.: Er gedachte seines heiligen Wortes, Abrahams, seines Dieners. Gott hatte also zwei Beweggründe: sein Wort der Verheißung und den Erprobten Glauben Abrahams. Psalmen Ps 23 104 43 Et eduxit populum suum in exsultatione, et electos suos in lætitia. So führte er sein Volk aus unter Jubel und seine Auserwählten in Freuden. Psalmen Ps 23 104 44 Et dedit illis regiones gentium: et labores populorum possederunt: Und er gab ihnen die Länder der Völker zum Besitz³⁶ und die Arbeiten der Nationen ererbten sie, Psalmen Ps 23 104 44 36 Kanaan. Psalmen Ps 23 104 45 Ut custodiant justificationes ejus, et legem ejus requirant. auf dass sie seine Gebote bewahrten und seine Satzungen befolgten.³⁷ Psalmen Ps 23 104 45 37 Sie sollten ein Vorbild der Völker sein und, wie der Anfang des Psalmes zeigt, die Völker durch die Verkündigung des ihnen widerfahrenen Heils mit sich und ihrem Gotte, dem Gotte des Heiles, verbinden. Das Alleluja am Anfange des folgenden Psalmes in der Vulgata steht im Hebr. am Ende dieses Psalmes. Psalmen Ps 23 104 5 Mementote mirabilium ejus, quæ fecit: prodigia ejus, et judicia oris ejus. Gedenket seiner Wunder, die er getan, seiner Zeichen⁴ und der Gerichte seines Mundes!⁵ Psalmen Ps 23 104 5 4 Die Wunder, soweit sie für Israel und die Heiden Zeichen sind. Psalmen Ps 23 104 5 5 Der Strafurteile Gottes über die Heiden zugunsten seines Volkes Israel. Psalmen Ps 23 104 6 Semen Abraham, servi ejus: filii Jacob electi ejus. Ihr, die Nachkommen Abrahams, seine Diener, ihr, Söhne Jakobs, seine Auserwählten! Psalmen Ps 23 104 7 Ipse Dominus Deus noster: in universa terra judicia ejus. Er, der Herr, ist unser Gott; über die ganze Erde erstrecken sich seine Gerichte. Psalmen Ps 23 104 8 Memor fuit in sæculum testamenti sui: verbi, quod mandavit in mille generationes: Er gedenkt ewig seines Bundes, der Verheißung, die er auf tausend Geschlechter hin gegeben, Psalmen Ps 23 104 9 Quod disposuit ad Abraham: et juramenti sui ad Isaac: welchen er mit Abraham geschlossen,⁶ und seines Eidschwures an Isaak.⁷ Psalmen Ps 23 104 9 6 [Gen 22,16] Psalmen Ps 23 104 9 7 [Gen 26,2ff] Psalmen Ps 23 0 1 1. Aufforderung, Gottes Erbarmen zu loben, und Bitte um Hilfe. (V. 5) 2. Bekenntnis der Untreuen, durch welche das Volk in Ägypten (V. 12) bei der Wanderung durch die Wüste (V. 33) und in Kanaan zur Zeit der früheren Richter Gottes Zorn erregt hat. Schluss: Gottes Erbarmen ist ohne Ende, Gott erhört also die Bitte. (V. 47) Doxologie. Psalmen Ps 23 105 1 Alleluja. Confitemini Domino quoniam bonus: quoniam in sæculum misericordia ejus. Alleluja!¹ Lobsinget dem Herrn, denn er ist gütig, denn seine Gnade währt ewig!² [Jdt 13,21 (korr.Judith 31,21Judith 13,21; vgl. Allioli 1839)] Psalmen Ps 23 105 1 1 Der Psalm wurde vielleicht zur Zeit Samuels verfasst und enthält alsdann das [1Sam 7,6] angedeutete Sündenbekenntnis. Psalmen Ps 23 105 1 2 V. 1b häufig vorkommendes Responsorium. Psalmen Ps 23 105 10 Et salvavit eos de manu odientium: et redemit eos de manu inimici. Er rettete sie aus der Gewalt derer, die sie hassten, und erlöste sie aus der Gewalt des Feindes. Psalmen Ps 23 105 11 Et operuit aqua tribulantes eos: unus ex eis non remansit. Das Wasser bedeckte ihre Dränger, nicht einer von ihnen blieb übrig. [Ex 14,27] Psalmen Ps 23 105 12 Et crediderunt verbis ejus: et laudaverunt laudem ejus. Da glaubten sie seinen Worten und sangen sein Lob.¹⁰ Psalmen Ps 23 105 12 10 [Ex 14,31, Ex 15] Psalmen Ps 23 105 13 Cito fecerunt, obliti sunt operum ejus: et non sustinuerunt consilium ejus. Doch schnell vergaßen sie seine Taten und harrten nicht auf seinen Ratschluss.¹¹ Psalmen Ps 23 105 13 11 Der Glaube an Gottes Verheißung war ihnen verloren gegangen, sie vergaßen die zur Bestätigung dieser Verheißung von Gott vollbrachten Taten und warteten nicht auf die Ausführung seines Ratschlusses, betreffend Zeit und Weise seiner Hilfe. Psalmen Ps 23 105 14 Et concupierunt concupiscentiam in deserto: et tentaverunt Deum in inaquoso. Sie entbrannten in Lüsternheit in der Wüste und versuchten Gott an wasserloser Stätte. [Ex 17,2] Psalmen Ps 23 105 15 Et dedit eis petitionem ipsorum: et misit saturitatem in animas eorum. Da erfüllte er ihnen ihr Begehren und sandte ihnen bis zur Übersättigung ihrer Seele.¹² [Num 11,31] Psalmen Ps 23 105 15 12 Der Psalmist hat [Ex 15,22-24] und [Ex 17,2] das Murren um Wasser, und das Murren um Fleisch [Ex 16] und [Num 11] mit dem Zorngericht vor Augen, das sie bei dem zweiten Mal traf. Nach dem Hebr. traf eine abzehrende Krankheit die Israeliten, während die Sept. und Vulg. den [Num 11,33ff] gebrauchten Ausdruck beibehält. Psalmen Ps 23 105 16 Et irritaverunt Moysen in castris: Aaron sanctum Domini. Sie reizten¹³ Moses im Lager, Aaron, den Heiligen des Herrn. Psalmen Ps 23 105 16 13 Hebr.: Sie wurden eifersüchtig auf Moses. Psalmen Ps 23 105 17 Aperta est terra, et deglutivit Dathan: et operuit super congregationem Abiron. Es tat sich die Erde auf und verschlang Dathan und schloss sich über die Rotte Abirons. [Num 16,32] Psalmen Ps 23 105 18 Et exarsit ignis in synagoga eorum: flamma combussit peccatores. Feuer loderte auf gegen ihre Rotte, die Flamme verzehrte die Sünder.¹⁴ Psalmen Ps 23 105 18 14 Die zweite größere Versündigung jenseits des roten Meeres: Empörung gegen die von Gott gegebenen Führer. Psalmen Ps 23 105 19 Et fecerunt vitulum in Horeb: et adoraverunt sculptile. Sie machten ein Kalb¹⁵ am Horeb und beteten ein Gussbild an. [Ex 32,4] Psalmen Ps 23 105 19 15 Dritte Hauptsünde. Psalmen Ps 23 105 2 Quis loquetur potentias Domini, auditas faciet omnes laudes ejus? Wer kann die Großtaten des Herrn aussprechen, all seinen Ruhm verkünden? [Sir 43,35] Psalmen Ps 23 105 20 Et mutaverunt gloriam suam in similitudinem vituli, comedentis fnum. Sie vertauschten ihre Herrlichkeit¹⁶ mit dem Abbilde eines Kalbes, das Gras frisst. Psalmen Ps 23 105 20 16 Den Gott, der ihre Auszeichnung vor allen Völkern war und an dessen Stelle sie ein Gussbild setzten. Psalmen Ps 23 105 21 Obliti sunt Deum, qui salvavit eos, qui fecit magnalia in gypto, Sie vergaßen Gott, der sie errettet, der in Ägypten Großes getan, Psalmen Ps 23 105 22 Mirabilia in terra Cham: terribilia in mari rubro. Wunderbares im Lande Chams, Furchtbares am Roten Meere. Psalmen Ps 23 105 23 Et dixit ut disperderet eos: si non Moyses electus ejus stetisset in confractione in conspectu ejus: Ut averteret iram ejus ne disperderet eos: Da gedachte er sie zu vertilgen,¹⁷ wenn nicht Moses, sein Auserwählter, in den Riss vor ihn hingetreten wäre, um seinen Grimm abzuwenden, dass er sie nicht vertilgte. Psalmen Ps 23 105 23 17 Ergänze: und hätte sie vertilgt. Psalmen Ps 23 105 24 Et pro nihilo habuerunt terram desiderabilem: Non crediderunt verbo ejus, Sie verschmähten das herrliche Land¹⁸ und glaubten seinem Worte¹⁹ nicht Psalmen Ps 23 105 24 18 Vierte Hauptsünde. [Num 14,31] Psalmen Ps 23 105 24 19 Der Verheißung. Psalmen Ps 23 105 25 Et murmuraverunt in tabernaculis suis: non exaudierunt vocem Domini. und murrten in ihren Zelten²⁰ und hörten nicht auf die Stimme des Herrn. Psalmen Ps 23 105 25 20 [Dtn 1,27] Psalmen Ps 23 105 26 Et elevavit manum suam super eos: ut prosterneret eos in deserto: Da hob er seine Hand über sie auf,²¹ sie in der Wüste hinzustrecken Psalmen Ps 23 105 26 21 Schwor wider sie [Num 14,28.30]. Psalmen Ps 23 105 27 Et ut dejiceret semen eorum in nationibus: et dispergeret eos in regionibus. und ihre Nachkommen unter die Völker zu werfen und sie zu zerstreuen in die Länder.²² Psalmen Ps 23 105 27 22 Vergl. [Lev 26,33]. Psalmen Ps 23 105 28 Et initiati sunt Beelphegor: et comederunt sacrificia mortuorum. Und sie weihten sich dem Beelphegor²³ und aßen von den Opfern der Toten²⁴ Psalmen Ps 23 105 28 23 Fünfte Hauptsünde: Teilnahme am moabitischen Götzendienste. Baal wurde besonders an dem Berge Peor verehrt. Psalmen Ps 23 105 28 24 Durch den Genuss der Opfermahlzeit traten sie mit den Götzen in besondere Gemeinschaft. Die Toten sind die toten Götzen im Gegensatz zum lebendigen Gott. Psalmen Ps 23 105 29 Et irritaverunt eum in adinventionibus suis: et multiplicata est in eis ruina. und erzürnten ihn durch ihre Taten, da brach ein großes Verderben über sie herein.²⁵ Psalmen Ps 23 105 29 25 [Num 25,4ff] Psalmen Ps 23 105 3 Beati, qui custodiunt judicium, et faciunt justitiam in omni tempore. Glückselig sind, die das Recht beobachten und Gerechtigkeit üben zu aller Zeit! Psalmen Ps 23 105 30 Et stetit Phinees, et placavit: et cessavit quassatio. Aber Phinees stand auf und schaffte Sühne²⁶ und die Plage hörte auf. [Num 25] Psalmen Ps 23 105 30 26 Hebr.: schlichtete richtend im gleichen Sinne wie die Vulg. [Num 25,10-13] Psalmen Ps 23 105 31 Et reputatum est ei in justitiam, in generationem et generationem usque in sempiternum. Und es ward ihm zur Gerechtigkeit gerechnet, von Geschlecht zu Geschlecht bis in Ewigkeit. Psalmen Ps 23 105 32 Et irritaverunt eum ad Aquas contradictionis: et vexatus est Moyses propter eos: Sodann erzürnten sie ihn beim Wasser des Widerspruchs²⁷ und Moses ward um ihretwillen heimgesucht, Psalmen Ps 23 105 32 27 Sechste Hauptsünde. Psalmen Ps 23 105 33 Quia exacerbaverunt spiritum ejus. Et distinxit in labiis suis: denn sie erbitterten sein Gemüt, dass er sich verfehlte mit seinen Lippen.²⁸ Psalmen Ps 23 105 33 28 Im 40. Jahre. [Num 20,11] Das Volk hatte Moses durch seinen Unglauben zaghaft gemacht, so durfte er wegen seines Zweifels das verheißene Land nicht betreten. Psalmen Ps 23 105 34 Non disperdiderunt gentes, quas dixit Dominus illis. Sie vertilgten die Völker nicht, wie ihnen der Herr gesagt hatte.²⁹ Psalmen Ps 23 105 34 29 Die Sünden in Kanaan. Nichtvertreibung der abgöttischen Völker und Teilnahme an ihrem Götzendienst. [Ex 23,32ff] Psalmen Ps 23 105 35 Et commisti sunt inter gentes, et didicerunt opera eorum: Sie vermischten sich mit den Völkern und lernten ihre Werke, Psalmen Ps 23 105 36 Et servierunt sculptilibus eorum: et factum est illis in scandalum. sie dienten deren Götzenbildern, und dies ward ihnen zum Fallstrick.³⁰ Psalmen Ps 23 105 36 30 Verderben. Psalmen Ps 23 105 37 Et immolaverunt filios suos, et filias suas dæmoniis. Sie opferten ihre Söhne und ihre Töchter den bösen Geistern³¹ Psalmen Ps 23 105 37 31 Dem Moloch, dessen Dienst einzig die bösen Geister mögen. [Dtn 32,17] Psalmen Ps 23 105 38 Et effuderunt sanguinem innocentem: sanguinem filiorum suorum et filiarum suarum, quas sacrificaverunt sculptilibus Chanaan. Et infecta est terra in sanguinibus, und vergossen unschuldiges Blut, das Blut ihrer Söhne und ihrer Töchter, die sie den Götzen Kanaans opferten. So ward das Land mit Blut befleckt³² Psalmen Ps 23 105 38 32 Hebr.: So ward das Land durch Blutschuld verunheiligt und sie selbst verunreinigten sich. Psalmen Ps 23 105 39 Et contaminata est in operibus eorum: et fornicati sunt in adinventionibus suis. und verunreinigt durch ihre Werke und sie verübten Buhlerei mit ihren Taten. Psalmen Ps 23 105 4 Memento nostri Domine in beneplacito populi tui: visita nos in salutari tuo: Gedenke unser, o Herr! durch deines Volkes Begnadigung;³ suche uns heim mit deinem Heile, Psalmen Ps 23 105 4 3 Hebr.: Gedenke meiner bei deines Volkes Begnadigung. (Wenn du dich ihm wieder gnädig erweisest.) Psalmen Ps 23 105 40 Et iratus est furore Dominus in populum suum: et abominatus est hereditatem suam. Da entbrannte der Zorn des Herrn gegen sein Volk und er verabscheute sein Erbe. Psalmen Ps 23 105 41 Et tradidit eos in manus gentium: et dominati sunt eorum qui oderunt eos. Und er gab sie in die Hände der Völker, und die sie hassten, herrschten über sie. Psalmen Ps 23 105 42 Et tribulaverunt eos inimici eorum, et humiliati sunt sub manibus eorum: Und ihre Feinde bedrückten sie und sie wurden unter ihre Gewalt gebeugt. Psalmen Ps 23 105 43 Sæpe liberavit eos. Ipsi autem exacerbaverunt eum in consilio suo: et humiliati sunt in iniquitatibus suis. Oftmals errettete er sie, sie aber reizten ihn zum Zorn durch ihr Vorhaben und sie wurden erniedrigt durch ihre Verschuldungen.³³ Psalmen Ps 23 105 43 33 Es wechselt in der Richterperiode Abfall, Knechtschaft, Befreiung, Rückfall. Das Hebr. etwa: bewährte sich widerspenstig in Eigensinn. Psalmen Ps 23 105 44 Et vidit cum tribularentur: et audivit orationem eorum. Doch er sah ihre Not an und hörte auf ihr Gebet.³⁴ Psalmen Ps 23 105 44 34 Hebr.: Geschrei. Psalmen Ps 23 105 45 Et memor fuit testamenti sui: et pnituit eum secundum multitudinem misericordiæ suæ. Er gedachte seines Bundes und hatte Mitleid nach der Fülle seiner Erbarmungen. [Dtn 30,3] Psalmen Ps 23 105 46 Et dedit eos in misericordias in conspectu omnium qui ceperant eos. Und er ließ sie Erbarmen finden bei allen, die sie gefangen hielten.³⁵ Psalmen Ps 23 105 46 35 Die Philister und andere. Bezieht sich das Wort auf das Babylon. Exil, so ist V. 46 eine spätere Einschaltung. Was Salomon [1Kön 8,50] seinem Volke erfleht, ist alsdann in Erfüllung gegangen. Doch die Zerstreuung ist auch so eine Strafe, daher die Bitte V. 47. Psalmen Ps 23 105 47 Salvos nos fac Domine Deus noster: et congrega nos de nationibus: Ut confiteamur nomini sancto tuo: et gloriemur in laude tua. Hilf uns, o Herr, unser Gott! und sammle uns aus den Völkern, dass wir deinen heiligen Namen preisen und uns deines Lobpreises rühmen. Psalmen Ps 23 105 48 Benedictus Dominus Deus Israel a sæculo et usque in sæculum: et dicet omnis populus: Fiat, fiat. Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit; und alles Volk spreche: Amen, Amen!³⁶ Psalmen Ps 23 105 48 36 Die Verse 47, 48 finden sich fast genau ebenso [1Chr 16,34ff]. V. 48 (gleichviel ob ursprünglicher Bestandteil des Psalm 105 oder nicht) bildet den Abschluss des vierten Psalmenbuches. Psalmen Ps 23 105 5 Ad videndum in bonitate electorum tuorum, ad lætandum in lætitia gentis tuæ: ut lauderis cum hereditate tua. dass ich das Glück deiner Auserwählten schaue, mich freue an der Freude deines Volkes, dass du gepriesen werdest mit deinem Erbe.⁴ Psalmen Ps 23 105 5 4 Volk. Psalmen Ps 23 105 6 Peccavimus cum patribus nostris: injuste egimus, iniquitatem fecimus. Wir haben gesündigt gleich unsern Vätern, Unrecht getan, Böses verübt. Psalmen Ps 23 105 7 Patres nostri in gypto non intellexerunt mirabilia tua: non fuerunt memores multitudinis misericordiæ tuæ. Et irritaverunt ascendentes in mare, Mare rubrum. Unsere Väter in Ägypten merkten nicht auf deine Wunder,⁵ waren nicht der Fülle deiner Erbarmung eingedenk und reizten dich zum Zorne, da sie am Meere hinaufzogen, am Roten Meere.⁶ Psalmen Ps 23 105 7 5 Sondern haderten mit Moses und Aaron [Ex 5,21] und schenkten der Verheißung der Erlösung keinen Glauben. [Ex 6,9] Psalmen Ps 23 105 7 6 [Ex 14,11ff] Psalmen Ps 23 105 8 Et salvavit eos propter nomen suum: ut notam faceret potentiam suam. Er aber half ihnen um seines Namens willen,⁷ um seine Macht kundzutun. Psalmen Ps 23 105 8 7 Aus unverdienter Gnade, um seiner Liebe willen. Psalmen Ps 23 105 9 Et increpuit Mare rubrum, et exsiccatum est: et deduxit eos in abyssis sicut in deserto. Er bedräute das Rote Meer,⁸ da ward es trocken, und er führte sie durch die Meerestiefen wie auf Sandboden.⁹ [Ex 14,21] Psalmen Ps 23 105 9 8 [Ex 14] Psalmen Ps 23 105 9 9 Auf festem Grunde wie nachmals in der Wüste. Psalmen Ps 23 0 1 Einleitung. Alle vom Herrn Erhaltenen sollen Gottes Erbarmen preisen. (V. 3) 1. Gefahren, denen die in der Wüste Wandernden entrissen sind. (V. 9) 2. Hilfe, die Gott denen gewährt, die wegen ihrer Sünden mit Recht gestraft, zu Gott ihre Zuflucht nahmen und aus dem Gefängnisse frei wurden. (V. 17) 3. Gefahren schwerer Krankheit. (V. 22) 4. Gefahren beschwerlicher Meerfahrt. (V. 32) 5. Gottes Hilfe für die in ödem Lande Schmachtenden und von den Fürsten Bedrückten. (V. 41) Beschluss: Erkennet Gottes Erbarmungen! Psalmen Ps 23 106 1 Alleluja. Confitemini Domino quoniam bonus: quoniam in sæculum misericordia ejus. Alleluja!¹ Lobsinget dem Herrn, denn er ist gütig, denn seine Gnade währt in Ewigkeit! Psalmen Ps 23 106 1 1 Der Psalm ist eine Aufforderung an die aus der Wegführung Befreiten, die durch vier beispielsweise gewählten Fälle der Gefahren des Exils verstärkt wird. Psalmen Ps 23 106 10 Sedentes in tenebris, et umbra mortis: vinctos in mendicitate, et ferro. Sie saßen in Finsternis und Todesschatten, in Elend und Eisen gefangen, Psalmen Ps 23 106 11 Quia exacerbaverunt eloquia Dei: et consilium Altissimi irritaverunt. weil sie Gottes Worten widerstrebt und den Ratschluss des Allerhöchsten⁵ verworfen hatten. Psalmen Ps 23 106 11 5 Der seine Strafurteile über die Sünder verhängt, dessen Endabsicht aber Zurückführung zu ihm selbst ist. Psalmen Ps 23 106 12 Et humiliatum est in laboribus cor eorum: infirmati sunt, nec fuit qui adjuvaret. Und ihr Herz ward gebeugt durch Mühsal, sie wurden kraftlos⁶ und niemand half. Psalmen Ps 23 106 12 6 Hebr.: sie stürzten hin. Psalmen Ps 23 106 13 Et clamaverunt ad Dominum cum tribularentur: et de necessitatibus eorum liberavit eos. Da riefen sie zu dem Herrn in ihrer Not und er rettete sie aus ihren Ängsten. Psalmen Ps 23 106 14 Et eduxit eos de tenebris, et umbra mortis: et vincula eorum disrupit. Er führte sie heraus aus Finsternis und Todesschatten und brach ihre Fesseln. Psalmen Ps 23 106 15 Confiteantur Domino misericordiæ ejus: et mirabilia ejus filiis hominum. Sie mögen den Herrn preisen für seine Erbarmungen und für seine Wunder an den Menschenkindern, Psalmen Ps 23 106 16 Quia contrivit portas æreas: et vectes ferreos confregit. denn er zerbrach die ehernen Tore und zerschlug die eisernen Riegel. Psalmen Ps 23 106 17 Suscepit eos de via iniquitatis eorum: propter injustitias enim suas humiliati sunt. Er nahm sie auf vom Wege ihrer Sünde,⁷ denn um ihrer Missetaten willen waren sie gedemütigt. Psalmen Ps 23 106 17 7 Vom Wege, auf den die Sünde sie gebracht. Hebr.: Toren wurden sie ob ihres Wandels in Frevel und wegen ihrer Missetaten mussten sie leiden. Psalmen Ps 23 106 18 Omnem escam abominata est anima eorum: et appropinquaverunt usque ad portas mortis. Jegliche Speise verabscheute ihre Seele und sie waren schon nahe den Pforten des Todes. Psalmen Ps 23 106 19 Et clamaverunt ad Dominum cum tribularentur: et de necessitatibus eorum liberavit eos. Da riefen sie zum Herrn in ihrer Not und er rettete sie aus ihren Ängsten. Psalmen Ps 23 106 2 Dicant qui redempti sunt a Domino, quos redemit de manu inimici: et de regionibus congregavit eos: So sollen die von dem Herrn Erlösten sprechen, die er aus der Hand des Feindes erlöst und aus den Ländern gesammelt hat, Psalmen Ps 23 106 20 Misit verbum suum, et sanavit eos: et eripuit eos de interitionibus eorum. Er entsandte sein Wort⁸ und heilte sie und entriss sie ihrem Untergange. Psalmen Ps 23 106 20 8 Das Wort ist hier Mittler der göttlichen Heilung. Hier wie [Ijob 33,28ff] finden die heiligen Väter einen Hinweis auf das menschgewordene Wort. Psalmen Ps 23 106 21 Confiteantur Domino misericordiæ ejus: et mirabilia ejus filiis hominum. Sie mögen den Herrn preisen für seine Erbarmungen und für seine Wunder an den Menschenkindern Psalmen Ps 23 106 22 Et sacrificent sacrificium laudis: et annuntient opera ejus in exsultatione. und mögen Lobopfer darbringen und seine Werke mit Frohlocken verkünden. Psalmen Ps 23 106 23 Qui descendunt mare in navibus, facientes operationem in aquis multis. Die auf Schiffen das Meer befuhren, auf großen Wassern Handel trieben, Psalmen Ps 23 106 24 Ipsi viderunt opera Domini, et mirabilia ejus in profundo. sie schauten die Werke des Herrn und seine Wunder in der Tiefe. Psalmen Ps 23 106 25 Dixit, et stetit spiritus procellæ: et exaltati sunt fluctus ejus. Er gebot und ein Sturmwind erhob sich und seine Fluten türmten sich auf. Psalmen Ps 23 106 26 Ascendunt usque ad clos, et descendunt usque ad abyssos: anima eorum in malis tabescebat. Sie stiegen bis zum Himmel empor und sanken hinab bis in den Abgrund, ihre Seele verzagte im Unglück.⁹ Psalmen Ps 23 106 26 9 Hebr.: Ihre Seele verzagte im Unglück. Psalmen Ps 23 106 27 Turbati sunt, et moti sunt sicut ebrius: et omnis sapientia eorum devorata est. Sie taumelten und wankten gleich Trunkenen und all ihre Weisheit war verschlungen. Psalmen Ps 23 106 28 Et clamaverunt ad Dominum cum tribularentur, et de necessitatibus eorum eduxit eos. Da riefen sie zu dem Herrn in ihrer Not und er half ihnen aus ihren Ängsten. Psalmen Ps 23 106 29 Et statuit procellam ejus in auram: et siluerunt fluctus ejus. Er wandelte den Sturmwind in sanftes Säuseln und seine Wellen wurden still. Psalmen Ps 23 106 3 A solis ortu, et occasu: ab aquilone, et mari. vom Aufgang und vom Niedergang der Sonne, von Mitternacht her und vom Meer.² Psalmen Ps 23 106 3 2 Aus Ägypten, Kleinasien und Europa her. Psalmen Ps 23 106 30 Et lætati sunt quia siluerunt: et deduxit eos in portum voluntatis eorum. Da freuten sie sich, dass jene sich legten, und er führte sie zum Hafen ihrer Sehnsucht. Psalmen Ps 23 106 31 Confiteantur Domino misericordiæ ejus: et mirabilia ejus filiis hominum. Sie mögen den Herrn preisen für seine Erbarmungen und für seine Wunder an den Menschenkindern Psalmen Ps 23 106 32 Et exaltent eum in ecclesia plebis: et in cathedra seniorum laudent eum. und ihn hocherheben in der Versammlung des Volkes und im Rate der Ältesten ihn loben! Psalmen Ps 23 106 33 Posuit flumina in desertum: et exitus aquarum in sitim. Er wandelte Ströme zu Wüsten und Wasserquellen¹⁰ in durstiges Land, Psalmen Ps 23 106 33 10 Vorbedingung des Segens im Oriente. Psalmen Ps 23 106 34 Terram fructiferam in salsuginem, a malitia inhabitantium in ea. fruchtbares Land zur salzigen Steppe¹¹ um der Bosheit der Bewohner willen. Psalmen Ps 23 106 34 11 Erinnerung an den Untergang Sodomas und Gomorrhas. [Gen 19,1-20] Psalmen Ps 23 106 35 Posuit desertum in stagna aquarum: et terram sine aqua in exitus aquarum. Er machte die Wüste zu Wasserseen und dürres Land zu Quellorten.¹² Psalmen Ps 23 106 35 12 Anspielung auf das zweimalige Wasserwunder [Ex 17,1-7] und [Num 20,2-13], das sich in anderer Weise wiederholt. Psalmen Ps 23 106 36 Et collocavit illic esurientes: et constituerunt civitatem habitationis. Und er ließ dort¹³ die Hungrigen wohnen und sie gründeten sich eine Stadt zum Wohnsitze. Psalmen Ps 23 106 36 13 In Kanaan. Psalmen Ps 23 106 37 Et seminaverunt agros, et plantaverunt vineas: et fecerunt fructum nativitatis. Sie besäten Felder und pflanzten Weinberge und gewannen die Frucht des Ertrages.¹⁴ Psalmen Ps 23 106 37 14 Feldfrüchte. Psalmen Ps 23 106 38 Et benedixit eis, et multiplicati sunt nimis: et jumenta eorum non minoravit. Und er segnete sie, dass sie sich überaus vermehrten, und er gab ihnen Vieh in nicht geringer Menge. Psalmen Ps 23 106 39 Et pauci facti sunt: et vexati sunt a tribulatione malorum, et dolore. Sie wurden wenige¹⁵ und durch Drangsal des Unglücks und Schmerz heimgesucht. Psalmen Ps 23 106 39 15 Anderartiges Schicksal. Psalmen Ps 23 106 4 Erraverunt in solitudine in inaquoso: viam civitatis habitaculi non invenerunt, Sie gingen irre in wasserloser Öde, den Weg zu einer bewohnbaren Stadt fanden sie nicht.³ Psalmen Ps 23 106 4 3 Hebr.: in unwegsamer Einöde, eine wohnliche Stadt fanden sie nicht. Psalmen Ps 23 106 40 Effusa est contemptio super principes: et errare fecit eos in invio, et non in via. Verachtung ward¹⁶ über die Fürsten¹⁷ ausgegossen und er ließ sie in unwegsamer Öde ohne Pfad dahinirren. Psalmen Ps 23 106 40 16 Hebr.: goss er aus. Psalmen Ps 23 106 40 17 Die gefangenen Könige der Juden. Psalmen Ps 23 106 41 Et adjuvit pauperem de inopia: et posuit sicut oves familias. Doch er half dem Armen aus dem Elende und machte die Geschlechter Schafherden gleich.¹⁸ Psalmen Ps 23 106 41 18 An Zahl, machte sie glücklich. [Ijob 21,11] Psalmen Ps 23 106 42 Videbunt recti, et lætabuntur: et omnis iniquitas oppilabit os suum. Es sehen dies die Redlichen und freuen sich und alle Bosheit verschließt¹⁹ ihren Mund. [Ijob 22,19] Psalmen Ps 23 106 42 19 Muss schweigen vor Staunen und Beschämung. Psalmen Ps 23 106 43 Quis sapiens et custodiet hæc? Et intelliget misericordias Domini? Wer ist weise und beachtet dies und versteht die Erbarmungen des Herrn?²⁰ Psalmen Ps 23 106 43 20 Hebr.: Wer weise ist, beachte dies, und merken möge man auf die Erbarmungen des Herrn. Die Frage steht auch in der Vulg. für eine Aufforderung. Die Befreiung aus der babylonischen Gefangenschaft ist ein Typus der Welterlösung durch Christus und insoweit ist dieser Psalm typisch-messianisch. Psalmen Ps 23 106 5 Esurientes, et sitientes: anima eorum in ipsis defecit. Sie litten Hunger und Durst und ihre Seele verschmachtete in ihnen. Psalmen Ps 23 106 6 Et clamaverunt ad Dominum cum tribularentur: et de necessitatibus eorum eripuit eos. Da riefen sie zum Herrn in ihrer Not und er rettete sie aus ihren Ängsten Psalmen Ps 23 106 7 Et deduxit eos in viam rectam: ut irent in civitatem habitationis. und führte sie auf rechtem Wege, dass sie zu einer Stadt gelangten, wo sie wohnen konnten. Psalmen Ps 23 106 8 Confiteantur Domino misericordiæ ejus: et mirabilia ejus filiis hominum. Sie mögen den Herrn preisen für seine Erbarmungen⁴ und für seine Wunder an den Menschenkindern, Psalmen Ps 23 106 8 4 Hebr.: Sie (die solches erlebt haben) mögen preisen den Herrn ob seiner Güte. Psalmen Ps 23 106 9 Quia satiavit animam inanem: et animam esurientem satiavit bonis. dass er die lechzende Seele gesättigt, die hungernde Seele mit Gütern erfüllt hat. Psalmen Ps 23 0 1 1. Preis Gottes und Zuversicht auf ihn. (V. 5) 2. Bitte, Gott wolle seine Verheißung erfüllen, das ganze Land Kanaan seinem Volke zu geben und ihm Hilfe gewähren. Psalmen Ps 23 107 1 Canticum Psalmi ipsi David. Ein Psalmlied Davids.¹ Psalmen Ps 23 107 1 1 V. 2-6 entspricht [Ps 56,8-12]. Vers 7-14 dem [Ps 50,7-14]. Psalmen Ps 23 107 10 Moab lebes spei meæ. In Idumæam extendam calceamentum meum: mihi alienigenæ amici facti sunt. Moab ist mein erwünschtes Becken. Über Edom strecke ich meinen Schuh, die Fremdlinge wurden meine Freunde. Psalmen Ps 23 107 11 Quis deducet me in civitatem munitam? quis deducet me usque in Idumæam? Wer wird mich in die feste Stadt führen? Wer mich bis nach Edom geleiten? Psalmen Ps 23 107 12 Nonne tu Deus, qui repulisti nos, et non exibis Deus in virtutibus nostris? Nicht du, o Gott! der du uns verstoßen hast? Wirst du nicht, o Gott! mit unsern Heeren ausziehen? Psalmen Ps 23 107 13 Da nobis auxilium de tribulatione: quia vana salus hominis. Schaffe uns Rettung aus der Drangsal, denn nichtig ist der Menschen Hilfe. Psalmen Ps 23 107 14 In Deo faciemus virtutem: et ipse ad nihilum deducet inimicos nostros. In Gott werden wir Großes vollbringen und er wird unsere Feinde zunichte machen. Psalmen Ps 23 107 2 Paratum cor meum Deus, paratum cor meum: cantabo, et psallam in gloria mea. Bereit ist mein Herz, o Gott! bereit ist mein Herz; ich will singen und spielen in meiner Ehre.² Psalmen Ps 23 107 2 2 Aus innerster Seele. Oder: im Bewusstsein meiner Ehre, wegen meiner Ehre. Psalmen Ps 23 107 3 Exsurge gloria mea, exsurge psalterium, et cithara: exsurgam diluculo. Auf, meine Ehre, auf, Harfe und Zither: Ich will mich erheben am frühen Morgen! Psalmen Ps 23 107 4 Confitebor tibi in populis Domine: et psallam tibi in nationibus: Ich will dich preisen unter den Völkern! o Herr! dir lobsingen unter den Nationen, Psalmen Ps 23 107 5 Quia magna est super clos misericordia tua: et usque ad nubes veritas tua: Denn groß über die Himmel hinaus ist dein Erbarmen und bis an die Wolken reicht deine Treue. Psalmen Ps 23 107 6 Exaltare super clos Deus: et super omnem terram gloria tua: Erhebe dich über die Himmel, o Gott! über die ganze Erde zeige sich deine Herrlichkeit, Psalmen Ps 23 107 7 Ut liberentur dilecti tui. Salvum fac dextera tua, et exaudi me: dass errettet werden deine Geliebten. So hilf nun mit deiner Rechten und erhöre mich! Psalmen Ps 23 107 8 Deus locutus est in sancto suo: Exsultabo, et dividam Sichimam, et convallem tabernaculorum dimetiar. Gott sprach in seinem Heiligtume: Ich will frohlocken, ich will Sichem teilen und das Tal der Zelte vermessen. Psalmen Ps 23 107 9 Meus est Galaad, et meus est Manasses: et Ephraim susceptio capitis mei. Juda rex meus: Mein ist Galaad und mein ist Manasses und Ephraim ist meines Hauptes Schutzwehr, Juda mein König, Psalmen Ps 23 0 1 1. Gott wolle Hilfe gewähren gegen die Verleumder, die Gutes mit Bösem vergelten. (V. 5) 2. Eines Feindes insbesondere wolle Gott im Gericht nicht schonen und im frühzeitigem Tode, seine Familie dem Elende überliefern (V. 10), sein Geschlecht vernichten, selbst der Eltern Sünde an ihm strafen (V. 15), da er in seinen Sünden verhärtet ist. (V. 20) 3. Dem Sänger aber wolle Gott helfen in seinem Elende (V. 25), damit er, wenn seine Feinde beschämt sehen, dass der Herr ihn segnet, Gott seinen Helfer preisen kann. Psalmen Ps 23 108 1 In finem, Psalmus David. Zum Ende,¹ Psalm Davids. Psalmen Ps 23 108 1 1 Dem Musikmeister! Psalmen Ps 23 108 10 Nutantes transferantur filii ejus, et mendicent: et ejiciantur de habitationibus suis. Unstet mögen seine Kinder umherirren und betteln gehen und hinausgestoßen werden aus ihren Wohnungen.¹² Psalmen Ps 23 108 10 12 Hebr.: Sie mögen suchen (Brot betteln) von ihren Trümmern aus (oder: fern von ihren Trümmern, zerstörten Häusern). Die Wohnungen sind die Trümmer, welche von ihren Häusern übrig sind. Psalmen Ps 23 108 11 Scrutetur fnerator omnem substantiam ejus: et diripiant alieni labores ejus. Der Wucherer spüre alle seine Habe auf und Fremde mögen rauben, was er mühsam erworben. Psalmen Ps 23 108 12 Non sit illi adjutor: nec sit qui misereatur pupillis ejus. Niemand komme ihm zu Hilfe¹³ und keiner erbarme sich seiner Waisen. Psalmen Ps 23 108 12 13 Hebr.: Nicht habe er einen, der ihm Gnade (Ausstand) bewahre (gewähre). Psalmen Ps 23 108 13 Fiant nati ejus in interitum: in generatione una deleatur nomen ejus. Seine Nachkommenschaft werde ausgerottet, im ersten¹⁴ Geschlechte erlösche sein Name. Psalmen Ps 23 108 13 14 Hebr.: im andern Geschlecht. Rechnet man ein Geschlecht zu vierzig Jahren, so ward diese Verwünschung an den Juden nach dem Tode Christi buchstäblich erfüllt. Psalmen Ps 23 108 14 In memoriam redeat iniquitas patrum ejus in conspectu Domini: et peccatum matris ejus non deleatur. Der Schuld seiner Väter werde vor dem Herrn gedacht und die Versündigung seiner Mutter werde nicht ausgetilgt.¹⁵ Psalmen Ps 23 108 14 15 [Ex 20,5] Der Feind hatte die Bosheit gleichsam von den Eltern geerbt und es noch schlimmer getrieben als sie. So entstände, ließe Gott die Kinder leben, ein heilloses Geschlecht. Psalmen Ps 23 108 15 Fiant contra Dominum semper, et dispereat de terra memoria eorum: Sie seien vor dem Herrn immerdar und ihr Andenken verschwinde von der Erde;¹⁶ Psalmen Ps 23 108 15 16 Alle Sünden seiner Eltern und Voreltern sollen oben vor Gott, dem Richter, unauslöschlich eingetragen bleiben und hier auf Erden das böse Geschlecht bis zur letzten Spur vertilgt werden. Psalmen Ps 23 108 16 Pro eo quod non est recordatus facere misericordiam. weil er nicht gedachte, Barmherzigkeit zu üben, Psalmen Ps 23 108 17 Et persecutus est hominem inopem, et mendicum, et compunctum corde mortificare. sondern den Armen¹⁷ verfolgte und den Dürftigen, der zerschlagenen Herzens war, um ihn zu töten.¹⁸ Psalmen Ps 23 108 17 17 Der, den der Feind verfolgte, war ohnehin ein schwer leidender, der Gottes Zorn erfahren. Psalmen Ps 23 108 17 18 Im Hebr. wird das Schicksal des Todfeindes nicht als Wunsch hingestellt, sondern erscheint dem Sänger der Fluch als bereits in Erfüllung gegangen. Psalmen Ps 23 108 18 Et dilexit maledictionem, et veniet ei: et noluit benedictionem, et elongabitur ab eo. Et induit maledictionem sicut vestimentum, et intravit sicut aqua in interiora ejus, et sicut oleum in ossibus ejus. Er liebte den Fluch, so komme er über ihn; Segen mochte er nicht, nun bleibe er fern von ihm! Er zog den Fluch an wie ein Kleid und er drang wie Wasser in sein Inneres, wie Öl in sein Gebein.¹⁹ Psalmen Ps 23 108 18 19 Die drei Bilder enthalten eine Steigerung. Er liebte es, gegen mich Flüche auszustoßen, nun erfüllen sie sich an ihm. Er hatte für mich nie einen Segenswunsch, so fliehe der Segen ihn. Er trank die Flüche wie Wasser in sich, so werde sein innerstes Wesen von Fluch erfüllt. Das Bild des Wassers enthält eine Anspielung auf das Fluchwasser. [Num 5,11ff] Psalmen Ps 23 108 19 Fiat ei sicut vestimentum, quo operitur: et sicut zona, qua semper præcingitur. Er werde ihm wie ein Kleid, das ihn bedeckt, und wie ein Gürtel, der ihn stets umschlingt. Psalmen Ps 23 108 2 Deus laudem meam ne tacueris: quia os peccatoris, et os dolosi super me apertum est. O Gott! verschweige nicht mein Lob;² denn der Mund des Sünders, der Mund des Arglistigen ist über mich aufgetan. Psalmen Ps 23 108 2 2 Lasse nicht unbeachtet mein Lobgebet. Hebr.: Gott meines Ruhmes (der du mein Ruhm bist), schweige nicht. Psalmen Ps 23 108 20 Hoc opus eorum, qui detrahunt mihi apud Dominum: et qui loquuntur mala adversus animam meam. Dies sei der Lohn für meine Verleumder²⁰ von dem Herrn, für die, welche Böses wider meine Seele reden! Psalmen Ps 23 108 20 20 Verfolger. Psalmen Ps 23 108 21 Et tu Domine, Domine, fac mecum propter nomen tuum: quia suavis est misericordia tua. Libera me Du aber, Herr, Herr! tue Gutes an mir um deines Namens²¹ willen, denn lieblich ist deine Barmherzigkeit. Errette mich, Psalmen Ps 23 108 21 21 Wie du dich offenbart hast als der Barmherzige. Psalmen Ps 23 108 22 Quia egenus, et pauper ego sum: et cor meum conturbatum est intra me. denn ich bin elend und arm und mein Herz ist betrübt in mir. Psalmen Ps 23 108 23 Sicut umbra cum declinat, ablatus sum: et excussus sum sicut locustæ. Wie ein Schatten, der sich neigt, werde ich hingerafft²² und werde verscheucht wie eine Heuschrecke.²³ Psalmen Ps 23 108 23 22 Wenn der Tag sich neigt, streckt sich der Schatten (Hebr.), bis er in die allgemeine Dunkelheit verschwindet. Psalmen Ps 23 108 23 23 Die Heuschrecke ist ein wehrloses Tier, das leicht von den Menschen verscheucht und, wenn sie in großen Mengen auftritt, von Wind und Wetter verjagt wird. Psalmen Ps 23 108 24 Genua mea infirmata sunt a jejunio: et caro mea immutata est propter oleum. Meine Knie werden kraftlos vom Fasten,²⁴ und mein Fleisch zehrt ab aus Mangel an Öl.²⁵ Psalmen Ps 23 108 24 24 Infolge des Grames stellt sich Ekel gegen alle Speisen ein. Psalmen Ps 23 108 24 25 Hebr.: Abgemagert von Fett. Vulg.: Mit Öl sich salben, ist Zeichen der Freude, ungesalbt sein Zeichen des Elendes. Der Sinn ist der gleiche wie im Hebr. Psalmen Ps 23 108 25 Et ego factus sum opprobrium illis: viderunt me, et moverunt capita sua. Ich bin ihnen zum Hohn geworden, sie sehen mich und schütteln ihr Haupt.²⁶ Psalmen Ps 23 108 25 26 Mich als einen Menschen ansehend, der von Gott gestraft ist. Psalmen Ps 23 108 26 Adjuva me Domine Deus meus: salvum me fac secundum misericordiam tuam. Hilf mir, o Herr, mein Gott! errette mich nach deiner Barmherzigkeit Psalmen Ps 23 108 27 Et sciant quia manus tua hæc: et tu Domine fecisti eam. und lass sie erkennen, dass deine Hand²⁷ dies ist, und du, Herr! es getan hast. Psalmen Ps 23 108 27 27 Gegensatz: Zufall, Menschenwerk. Wenn Gott eingreift, wird jeder erkennen, dass Gottes Hand das Menschen Unmögliche geleistet und aus dem Leiden herausgeführt hat. Psalmen Ps 23 108 28 Maledicent illi, et tu benedices: qui insurgunt in me, confundantur: servus autem tuus lætabitur. Mögen sie fluchen, du aber segne; die wider mich aufstehen, mögen beschämt werden, dein Diener aber möge sich freuen dürfen. Psalmen Ps 23 108 29 Induantur qui detrahunt mihi, pudore: et operiantur sicut diploide confusione sua. Mit Schande mögen bedeckt werden, die mich verleumden, wie mit einem Mantel²⁸ von ihrer Schmach umhüllt werden. Psalmen Ps 23 108 29 28 Vulg.: Einem Gewande, das man doppelt um den Leib schlagen kann: Sie sollen auf das tiefste mit Schmach erfüllt werden. Psalmen Ps 23 108 3 Locuti sunt adversum me lingua dolosa, et sermonibus odii circumdederunt me: et expugnaverunt me gratis. Sie reden wider mich mit arglistiger Zunge und umgeben mich mit Worten des Hasses und befeinden mich ohne Ursache. Psalmen Ps 23 108 30 Confitebor Domino nimis in ore meo: et in medio multorum laudabo eum. Ich will den Herrn hochpreisen mit meinem Munde und inmitten vieler ihn loben. Psalmen Ps 23 108 31 Quia astitit a dextris pauperis, ut salvam faceret a persequentibus animam meam. Denn er steht dem Armen zur Rechten,²⁹ meine Seele von ihren Verfolgern zu erretten.³⁰ Psalmen Ps 23 108 31 29 Für ihn streitend, um Hilfe zu gewähren gegen die, welche seine Seele richten. (Hebr.) Verklagend steht der Ankläger (Satan?) zur Rechten des Peinigers, verteidigend Gott zur Rechten des Verfolgten. Der den menschlichen Richtern Überlieferte wird verurteilt und der Überlieferte von dem Richter der Richter aus Drangsal und Gericht hinweggenommen. [Jes 53,8] Psalmen Ps 23 108 31 30 Der Psalm ist indirekt (typisch) messianisch. Der leidende David war der Typus Christi, der treulose Doeg Vorbild des Judas, die übrigen, David anfeindenden Anhänger des Saul Typus der christus-feindlichen Judenschaft. Hiernach kann man den Psalm dem von Judas verratenen, von den Richtern verleumdeten (V. 2-5.20) am Kreuze verhöhnten (V. 25) Heilande in den Mund legen. Die Verwünschungen des Psalmes sind des Gottmenschen so wenig unwürdig wie Davids, denn sie gelten nur solchen, die er als Verstockte kennt. So wenig es Gottes unwürdig ist, über solche die Verstoßung (den tatsächlichen Fluch) zu verhängen, ebenso wenig war es Davids oder Christi unwürdig, diesen Fluch im Namen Gottes, dessen Sache die ihrige ist, auch in Worten auszusprechen. Für andere Sünder als die in ihrem Herzen verhärtet sind und Gott diabolisch hassen und vor ihm als unbekehrbar dastehen, betet die Kirche allezeit. Übrigens kann man auch das, was in Wunschform ausgesprochen ist, als Voraussagung dessen auffassen, was Judas, vergl. [Apg 1,20], und die verstockten Juden treffen sollte. Psalmen Ps 23 108 4 Pro eo ut me diligerent, detrahebant mihi: ego autem orabam. Statt mich zu lieben, verleumden sie mich,³ ich aber bete fort und fort! Psalmen Ps 23 108 4 3 Hebr.: Dafür, dass ich sie liebte, befeindeten sie mich. Psalmen Ps 23 108 5 Et posuerunt adversum me mala pro bonis: et odium pro dilectione mea. Sie vergelten⁴ mir Böses für Gutes und Hass für meine Liebe. Psalmen Ps 23 108 5 4 Hebr.: Sie legen auf mich. Psalmen Ps 23 108 6 Constitue super eum peccatorem: et diabolus stet a dextris ejus. Bestelle über ihn⁵ einen Frevler⁶ und der Ankläger⁷ stehe zu seiner Rechten!⁸ Psalmen Ps 23 108 6 5 David richtet sich jetzt gegen einen Feind unter den vielen. Psalmen Ps 23 108 6 6 Entbiete gegen ihn eine ihm überlegene Strafmacht, die ihn vor Gericht schleppt. Psalmen Ps 23 108 6 7 Wenn an ein Gericht im Jenseits gedacht wird, ist dies der Teufel. Psalmen Ps 23 108 6 8 Der Kläger stand bei den Hebräern zur Rechten des Verklagten. [Ijob 30,12, Sach 3,1.2] Psalmen Ps 23 108 7 Cum judicatur, exeat condemnatus: et oratio ejus fiat in peccatum. Wenn er gerichtet wird, gehe er als schuldig davon und sein Gebet⁹ werde zur Sünde.¹⁰ Psalmen Ps 23 108 7 9 Die Bitte, durch welche er das göttliche Verdammungsurteil abwenden möchte. Psalmen Ps 23 108 7 10 Weil es nicht aus wahrer Buße, sondern aus Verzweiflung hervorgeht. Psalmen Ps 23 108 8 Fiant dies ejus pauci: et episcopatum ejus accipiat alter. Seiner Tage seien wenige und sein Amt erhalte ein anderer!¹¹ Psalmen Ps 23 108 8 11 Doeg war Oberaufseher der Herden des Königs. Mit dem Verluste des Amtes war oft ein schmähliches Ende, Gütereinziehung und Elend der ganzen Familie verbunden. Psalmen Ps 23 108 9 Fiant filii ejus orphani: et uxor ejus vidua. Seine Kinder sollen zu Waisen werden und sein Weib zur Witwe. Psalmen Ps 23 0 1 1. David hört im Geiste, wie Gott der Vater seinen Herrn, den Messias auffordert, zu seiner Rechten sich zu setzen und über alle seine Feinde zu herrschen, wie es ihm zukomme, dem ewigen Sohne. (V. 3) 2. Gott schwört mit einem Eide dem Sohne das ewige Priestertum zu. (V. 4) 3. Der Dichter zum Herrn: Durch sein Leiden erlangt der Messias diesen Triumph über seine Feinde. Psalmen Ps 23 109 1 Psalmus David. Dixit Dominus Domino meo: Sede a dextris meis: Donec ponam inimicos tuos, scabellum pedum tuorum. Ein Psalm Davids. Es spricht der Herr zu meinem Herrn:¹ Setze dich zu meiner Rechten,² bis³ ich deine Feinde hinlege⁴ als Schemel deiner Füße!⁵ Psalmen Ps 23 109 1 1 Hebr.: Spruch Jahves an meinen Herrn. Der Herr ist der des Redenden, Davids. Dieser Herr kann kein bloßer Mensch sein wie V. 1b, 3, 4, 7 zeigen. Da nun das Alte Testament Schatten und Vorbedeutung des Neuen ist, weist das Wort auf den im Alten Testamente verheißenen Messias. So versteht auch das Neue Testament den Psalm. Der Heiland erklärt V. 1 bei [Mt 22,41-46] messianisch, den Herrn Davids Christus nennend. Der Psalm handelt, wie [Apg 2,32-35] zeigt und die Verheißung Christi [Mt 26,64] bestätigt, vergl. [Mk 16,19], von der Verherrlichung des Messias nach dem Leiden. Vergl. [Apg 7,55, Röm 8,34, Eph 1,20.22, Hebr 1,3.13, Hebr 8,1, Hebr 10,12.13]. Ist auch der Messias Davids Sohn, so ist er doch Gottmensch, und schaut auch David in diesem Psalm vornehmlich auf die Herrlichkeit, welche Christus seiner menschlichen Natur nach zuteil ward, so hat er diese doch durch die göttliche, als Gottmensch. Wie die Juden zur Zeit Christi den Psalm verstanden, zeigt die Beweisführung des Herrn [Mt 22,41ff], und suchten die späteren Juden auch den Psalm auf Abraham zu deuten, so haben sie sich dennoch nicht ganz der Anerkennung entziehen können. Die Erhabenheit der Sprache und die unmittelbare Vergegenwärtigung des Zukünftigen findet ein Gegenstück in Davids letzten Worten [2Sam 23,1-7]. Psalmen Ps 23 109 1 2 Von dem Könige Israels wird sonst wohl gesagt, dass er auf dem Thron Jahves sitze [1Chr 29,23], nämlich als sichtbarer Vertreter des unsichtbaren Königs. [1Chr 28,5] Doch den hier Angeredeten fordert Jahve auf, zu seiner Rechten Platz zu nehmen. Die Rechte eines Königs ist der höchste Ehrenplatz. (Jonathan saß zur Rechten Sauls, Bethsaba zur Rechten Salomons [1Kön 2,19]) Hier aber soll Christus nicht nur teilhaben an der Ehre und Würde des ewigen Königs, sondern auch an seiner Macht. Vergl. [1Kor 15,25] und [Mt 26,64]. Psalmen Ps 23 109 1 3 Diese Partikel schließt zwar die jenseits derselben gelegene Zeit nicht aus, sondern vielmehr ein, indes zeigt [1Kor 15,24], dass die schließliche Unterwerfung der Feinde einen Wendepunkt herbeiführt. Christus nimmt als Messias teil an der Weltregierung, bis alles Böse überwunden ist, also bis zum jüngsten Gerichte, dann beginnt wieder das Reich Gottes des Vaters, wie es ursprünglich vor der Sünde war. Am Ende der Zeiten legt Christus diese Art zu herrschen nieder, da dann kein Feind mehr zu bekämpfen ist. Deshalb sagt der Apostel wiederum: Jesus Christus sitzt auf ewig zur Rechten Gottes. [Hebr 10,12] Hier ist durch das Wort hinlege die Teilnahme des Vaters an der jetzigen Weltregierung ausgedrückt. Psalmen Ps 23 109 1 4 Mache. Psalmen Ps 23 109 1 5 Die orientalischen Könige hatten die Gewohnheit, den besiegten Feinden den Fuß auf den Nacken zu setzen, so dass der Überwundene gleichsam die Höhe des Siegers vermehrte. Vergl. [Jos 10,24]. Die zeitliche Geschichte endet in ihrer Entwicklung nicht mit der Vernichtung, sondern der Überwindung des Bösen, das Ende von allem führt auch jene herbei. Psalmen Ps 23 109 2 Virgam virtutis tuæ emittet Dominus ex Sion: dominare in medio inimicorum tuorum. Dein mächtiges Zepter⁶ wird der Herr⁷ von Sion ausgehen lassen.⁸ Herrsche⁹ inmitten deiner Feinde!¹⁰ Psalmen Ps 23 109 2 6 Das Zepter ist Symbol mit der gesamten messianischen Herrschergewalt. Psalmen Ps 23 109 2 7 Durch den Namen Jahve (der Herr) wird dem Ausspruche besondere Bedeutsamkeit gegeben. [Ex 3,10] Auch an anderen Stellen der Heiligen Schrift spricht Gott von sich in der dritten Person: [Jes 3,16-18, Jes 8,5.7, Mi 1,2-6]. Psalmen Ps 23 109 2 8 Vulg. und Sept. haben wohl an Sendboten gedacht, welche vom Mittelpunkt des Gottesreiches ausgesendet werden. Hebr.: ausstrecken wird das Zepter deiner Macht (dein mächtiges Zepter) Jahve von Sion: von Sion wird er deine Herrlichkeit ausbreiten. Bis wie weit, ist hier nicht gesagt, wie aber die Propheten den Psalm verstanden haben, zeigt [Sach 9,10, Mi 4,2, Jes 2,2]. Psalmen Ps 23 109 2 9 Als Absichtssatz oder als sichere Voraussagung zu fassen. Psalmen Ps 23 109 2 10 Das messianische Reich wird stets von Feinden auf Erden bekämpft, aber auch ihnen gegenüber unzerstörbar und siegreich bleiben [Mt 16,18] und sich unter ihnen ausdehnen. Psalmen Ps 23 109 3 Tecum principium in die virtutis tuæ in splendoribus sanctorum: ex utero ante luciferum genui te. Bei dir¹¹ ist Herrschaft¹² am Tage deiner Macht¹³ im Glanze der Heiligen,¹⁴ ich habe dich aus meinem Schoße gezeugt vor dem Morgensterne.¹⁵ Psalmen Ps 23 109 3 11 Auf deiner Seite. Psalmen Ps 23 109 3 12 Herrschaft, hier über rebellierende Feinde, also Sieg. Psalmen Ps 23 109 3 13 Am großen Tage des Weltgerichtes, dem Gottesgerichte durch die Jahrhunderte vorleuchtend vorangehen. Psalmen Ps 23 109 3 14 Am jüngsten Tage erscheinen die Heiligen mit Christus in der Herrlichkeit, die auch seine Feinde hätten erlangen können, ihnen zur Beschämung und als Teilnehmen am Gerichte des Herrn [1Kor 6,2], wie sie auf Erden Mitstreiter Christi gegen seine Feinde gewesen sind und Christus in ihnen über diese gesiegt hat. Einige erklären: in der Majestät der Heiligkeit, in heiliger Majestät. Psalmen Ps 23 109 3 15 Worte Jahves an den Messias, Begründung, warum dieser eine so große Macht hat: Weil er nicht bloßer Mensch, sondern Gottmensch, Sohn Gottes und als solcher von Ewigkeit her (vor der Schöpfung) aus dem Wesen Gottes (übertragen: Schoß) gezeugt ist. So die meisten heiligen Väter. Die Stelle ist leider im Texte nicht kritisch sicher. Der masorethische Text, der aber etwas verderbt ist, lautet etwa: dein Volk ist lauter Freiwilligkeit: kein Söldnerheer, sondern das Volk zieht willig aus (mit allem, was es hat) an deinem Heertage (wenn du den Heerbann aufrufst); in heiligem Schmucke (in priesterlichen Gewändern als priesterliches Geschlecht) aus dem Schoße des Frührotes (kommt) dir der Tau deiner Jugend (die jugendliche Mannschaft, welche dir freudig als Führer folgt, wird so frisch und zahlreich sein wie der Morgentau, der vom Himmel fällt). Vielleicht passt das Hebräische besser in den Zusammenhang, da V. 2 den Kampf und Sieg des im Himmel thronenden Messias auf Erden beschreibt. Diesen Kampf führt er nicht unmittelbar selbst, weil er zur Rechten Gottes sitzt, sondern durch seine Kämpfer, Anhänger auf Erden. Jedenfalls wird der Text der Septuag., dessen Worte aus dem Schoße sich sonst nirgends im Alten Testamente finden, nirgends im Neuen Testamente zum Beweise der Wesenheit des Sohnes angeführt. Psalmen Ps 23 109 4 Juravit Dominus, et non pnitebit eum: Tu es sacerdos in æternum secundum ordinem Melchisedech. Der Herr hat geschworen,¹⁶ und es wird ihn nicht gereuen: Auf ewig bist du Priester¹⁷ nach der Ordnung Melchisedechs.¹⁸ Psalmen Ps 23 109 4 16 Der Eidschwur ist nicht nur Bürgschaft, dass die Zusage in Erfüllung gehe wird, sondern auch Zeichen der hohen Bedeutsamkeit des Inhaltes. Psalmen Ps 23 109 4 17 Der König, der das königliche Volk führt, ist ein Priester (hebr. ein Stehender, nämlich vor Gott Stehender), Gott zum heiligen Dienste Geweihter. Psalmen Ps 23 109 4 18 In ihm soll sich die Würde Davids und Aarons vereinigen. David stand die priesterliche Handlung des Opfers nicht zu, vergl. [2Chr 26,20], so ist er also nicht der Angeredete. Das Priestertum Melchisedechs wird dem Königtum beigefügt, nicht dieses dem Priestertum, wie etwa bei den Machabäern. Der Prophet Zacharias erklärt die Psalmstelle [Ps 6, Ps 12ff] am besten: Die damals auf Josua, den Hohenpriester, und Zorobabel, den Fürsten, verteilten Ämter kommen einer Person zu. Auch [Jer 30,21] deutet darauf hin: Der künftige Fürst Israels bedarf keiner priesterlichen Vermittlung Gott gegenüber. So erfährt also David durch diese Offenbarung, dass der göttliche Herrscher der Zukunft, den er seinen Herrn nennt, zugleich ewiger Priester ist. Weil er nun beides ist, ist sein Kampf selber ein priesterlich-königliches Werk und deshalb trägt auch sein mitkämpfendes Volk nach dem hebr. priesterliche Gewänder. Die Ähnlichkeit des Priestertums Christi mit dem Melchisedechs, der, wie der Herr, außerhalb des mosaischen Kultus stand, hat Paulus [Hebr 7,4-10] dargelegt. Auf ewig ist Christus Priester, weil sein Priestertum dem Zwecke Gottes auf das vollkommenste entspricht. [Hebr 7,18] Psalmen Ps 23 109 5 Dominus a dextris tuis, confregit in die iræ suæ reges. Der Herr zerschmettert zu deiner Rechten¹⁹ Könige am Tage seines Zornes.²⁰ Psalmen Ps 23 109 5 19 Anrede des Sängers an Gott den Vater. Der Herr ist wie V. 1 der Messias: der Herr, der (nach V. 1) jetzt zu deiner Rechten ist. Psalmen Ps 23 109 5 20 Der gleiche Tag, der in V. 3 Tag deiner Macht heißt. Psalmen Ps 23 109 6 Judicabit in nationibus, implebit ruinas: conquassabit capita in terra multorum. Er wird Gericht halten über die Völker, wird die Niederlage vollständig machen, die Häupter im Lande vieler zerschmettern.²¹ Psalmen Ps 23 109 6 21 Hebr.: Voll wird es da sein von Leichen, er zerschmettert Häupter auf weiter Landesfläche. Vulg.: Er schlägt die Feinde vollständig, er zerschmettert auf der von vielen Völkern bewohnten Erde die Häupter. Psalmen Ps 23 109 7 De torrente in via bibet: propterea exaltabit caput. Aus dem Bache auf dem Wege wird er trinken,²² darum wird er das Haupt erheben.²³ Psalmen Ps 23 109 7 22 Der Zusammenhang fordert, dies von dem erhöhten Messias zu verstehen. Das Trinken aus dem nächstgelegenen Bache, vergl. [Ri 7,4ff], charakterisiert den gestählten Helden, den nichts aufzuhalten vermag, der sich nur soviel Zeit bei der Verfolgung seiner Feinde lässt, dass er sich aus dem nächsten Bache erquickt und dann die Verfolgung fortsetzt. Einige Väter verstehen unter dem Bache den Zustand des Leidens Christi (Tosen der feindlichen Mächte gegen Christus). Durch das Erdenleben habe er aus diesem wilden Bache getrunken und darum habe ihn Gott um Sieger gemacht und zu seiner Rechten erhöht. [Phil 2,8-11] Psalmen Ps 23 109 7 23 Einen vollkommenen Sieg über seine Feinde davontragen. Dieser Psalm wird in den Vespern des Sonntags, aller Feste des Herrn und der Heiligen gebetet. Psalmen Ps 23 0 1 a. Gott hat durch seine Wundertaten sich eine ewige Erinnerung geschaffen. (V. 4) b. Insbesondere hat er sein Volk mit Wundertaten in die verheißene Erbschaft eingeführt (V. 7) und ihm das Gesetz gegeben. Psalmen Ps 23 110 1 Alleluja. Confitebor tibi Domine in toto corde meo: in consilio justorum, et congregatione. Alleluja!¹ Ich will dich preisen, Herr! aus ganzem Herzen, im Rate der Gerechten² und der Gemeinde. Psalmen Ps 23 110 1 1 Psalm 110 und [Ps 111] stehen in enger Verwandtschaft zueinander. Beide sind aus älteren Bestandteilen gemischt, beide spruchartig und beide alphabetisch. Jeder besteht aus 22 Zeilen mit den 22 Buchstaben des Alphabetes an der Spitze. Psalmen Ps 23 110 1 2 Mit den Frommen im Tempel. Psalmen Ps 23 110 10 Initium sapientiæ timor Domini. Intellectus bonus omnibus facientibus eum: laudatio ejus manet in sæculum sæculi. Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang. Gute Einsicht wird allen, die sie üben;¹² sein¹³ Ruhm währt ewig! [Spr 1,7, Spr 9,10, Sir 1,16] Psalmen Ps 23 110 10 12 Welche die gute Einsicht betätigen. Hebr.: allen Pflichttreuen. Psalmen Ps 23 110 10 13 Gottes Ruhm, der sich an solchen Menschen bewährt. Psalmen Ps 23 110 2 Magna opera Domini: exquisita in omnes voluntates ejus. Groß sind die Werke des Herrn, auserwählt nach seinem ganzen Liebeswillen.³ Psalmen Ps 23 110 2 3 Hebr.: Groß sind die Taten Jahves, erforscht von allen, die Freude daran haben. Vulg.: ausgewählt nach dem Plane des göttlichen Liebeswillens. Gott hat seine ganze Liebe und Güte für sein Volk aufgeboten, um etwas Herrliches für Israel zu vollbringen. Psalmen Ps 23 110 3 Confessio et magnificentia opus ejus: et justitia ejus manet in sæculum sæculi. Lobwürdig und herrlich ist sein Tun und seine Gerechtigkeit währt in Ewigkeit. Psalmen Ps 23 110 4 Memoriam fecit mirabilium suorum, misericors et miserator Dominus: Er hat ein Gedächtnis seiner Wunder gestiftet,⁴ gnädig und barmherzig ist der Herr. Psalmen Ps 23 110 4 4 Durch Einsetzung gewisser Feste, besonders des Osterfestes. Psalmen Ps 23 110 5 Escam dedit timentibus se. Memor erit in sæculum testamenti sui: Speise gab er denen, die ihn fürchteten,⁵ gedenkt auf ewig seines Bundes, Psalmen Ps 23 110 5 5 Erinnerung an die wunderbare Speisung durch das Manna in der Wüste und die Spendung von Wasser aus dem Felsen. Der Christ denkt an die heilige Eucharistie. (Theodor. Aug.) Psalmen Ps 23 110 6 Virtutem operum suorum annuntiabit populo suo. hat die Kraft seiner Werke seinem Volke kundgetan, Psalmen Ps 23 110 7 Ut det illis hereditatem gentium: opera manuum ejus veritas, et judicium. da er ihnen das Erbe der Völker gab.⁶ Die Werke seiner Hände sind Treue und Recht.⁷ Psalmen Ps 23 110 7 6 Den Israeliten das Land Kanaan, seiner Kirche alle Völker. Psalmen Ps 23 110 7 7 Die Werke seiner Hände sind, dass sich das Wahre als wahr beweist und seine Rechte siegreich bleibt. Psalmen Ps 23 110 8 Fidelia omnia mandata ejus: confirmata in sæculum sæculi, facta in veritate et æquitate. Zuverlässig⁸ sind alle seine Satzungen, festgestellt auf immer und ewig, gegeben in Treue und Billigkeit! Psalmen Ps 23 110 8 8 Zu festem Vertrauen berechtigend, auf ihre Heilsamkeit in sich und ihren Folgen. Psalmen Ps 23 110 9 Redemptionem misit populo suo: mandavit in æternum testamentum suum. Sanctum, et terribile nomen ejus: Er hat seinem Volke Erlösung⁹ gesandt, auf ewig seinen Bund bestellt;¹⁰ heilig und furchtbar ist sein Name!¹¹ Psalmen Ps 23 110 9 9 Aus Ägypten. Psalmen Ps 23 110 9 10 Am Sinai. Psalmen Ps 23 110 9 11 Und diese Eigenschaften desselben sind Bürgschaft der Unverbrüchlichkeit des Bundes. Psalmen Ps 23 0 1 Glückselig ist der Fromme, denn seine Nachkommenschaft wird gesegnet und von Gott beschützt. (V. 4) Nichts darf er fürchten, da er über seine Feinde triumphieren wird (V. 8), denn des Barmherzigen Gerechtigkeit währt in Ewigkeit, doch die Hoffnung des Sünders wird vereitelt. Psalmen Ps 23 111 1 Alleluja. Reversionis Aggæi, et Zachariæ. Beatus vir, qui timet Dominum: in mandatis ejus volet nimis. Alleluja! Bei der Rückkehr des Aggäus und Zacharias.¹ Glückselig der Mann, der den Herrn fürchtet, der an seinen Geboten inniges Wohlgefallen hat. Psalmen Ps 23 111 1 1 Fehlt im Hebr. und bei Hier. Bei ihrer Rückkehr verfasst und gesungen? Psalmen Ps 23 111 10 Peccator videbit, et irascetur, dentibus suis fremet et tabescet: desiderium peccatorum peribit. Der Sünder sieht es und zürnt, knirscht mit den Zähnen und vergeht; das Begehren der Sünder wird zunichte. Psalmen Ps 23 111 2 Potens in terra erit semen ejus: generatio rectorum benedicetur. Mächtig auf Erden wird seine Nachkommenschaft sein, das Geschlecht der Frommen wird gesegnet. Psalmen Ps 23 111 3 Gloria, et divitiæ in domo ejus: et justitia ejus manet in sæculum sæculi. Ehre und Reichtum sind in seinem Hause und seine Gerechtigkeit währt ewig.² Psalmen Ps 23 111 3 2 In ihrem ewigen Lohne für seine Person und dem Segen für die Nachkommenschaft. Psalmen Ps 23 111 4 Exortum est in tenebris lumen rectis: misericors, et miserator, et justus. Den Frommen geht ein Licht auf in der Finsternis,³ der Gnädige und Barmherzige und Gerechte.⁴ Psalmen Ps 23 111 4 3 Finsternis ist ein Bild des Unglücks, Licht ein Bild der Rettung, des Heils, das Gott selbst ist. Psalmen Ps 23 111 4 4 Gott selbst. Psalmen Ps 23 111 5 Jucundus homo qui miseretur et commodat, disponet sermones suos in judicio: Glückselig der Mann, der barmherzig ist und darleiht, er wird seine Sachen im Gerichte durchführen,⁵ Psalmen Ps 23 111 5 5 Zum Lohn für seine Tugend lässt Gott ihn nicht unterliegen. Psalmen Ps 23 111 6 Quia in æternum non commovebitur. denn ewig wird er nicht wanken! Psalmen Ps 23 111 7 In memoria æterna erit justus: ab auditione mala non timebit. Paratum cor ejus sperare in Domino, In ewigem Gedächtnisse bleibt der Gerechte, er darf sich nicht fürchten vor böser Kunde.⁶ Sein Herz ist gefasst und hofft auf den Herrn, Psalmen Ps 23 111 7 6 Verleumdung. Psalmen Ps 23 111 8 Confirmatum est cor ejus: non commovebitur donec despiciat inimicos suos. sein Herz steht fest, er⁷ wankt nicht, bis er auf seine Feinde niederschaut. Psalmen Ps 23 111 8 7 Hebr.: es. Psalmen Ps 23 111 9 Dispersit, dedit pauperibus: justitia ejus manet in sæculum sæculi, cornu ejus exaltabitur in gloria. Reichlich spendet er den Armen, seine Gerechtigkeit währt ewig,⁸ sein Horn wird in Ehren erhöht.⁹ Psalmen Ps 23 111 9 8 Vergl. [2Kor 9,9]. Im Tischgebet wird der Vers akkommodiert auf Gott angewendet. Psalmen Ps 23 111 9 9 Seine Macht wächst, glänzend über sie siegend. Psalmen Ps 23 0 1 Aufforderung an alle Diener Gottes, seinen Namen zu preisen. (V. 3) Erhaben ist der Herr, der, in höchsten Höhen herrschend, auch für das Geringste im Himmel und auf Erden Sorge trägt (V. 6), die Armen und Unglücklichen reich macht und glücklich. Psalmen Ps 23 112 1 Alleluja. Laudate pueri Dominum: laudate nomen Domini. Alleluja! Lobet den Herrn, ihr Diener!¹ lobet den Namen des Herrn! Psalmen Ps 23 112 1 1 Gottes, alle wahren Israeliten. Die Übersetzung der Vulgata pueri hat den Psalm zum Begräbnispsalm der Kinder werden lassen. Psalmen Ps 23 112 2 Sit nomen Domini benedictum, ex hoc nunc, et usque in sæculum. Der Name des Herrn² sei gepriesen von nun an bis in Ewigkeit! Psalmen Ps 23 112 2 2 Gott, wie er sich offenbart. Lobpreis seines offenbarten Wesens ist Hauptbestandteil, ja eigentlicher Grund des Dienstes Gottes. Psalmen Ps 23 112 3 A solis ortu usque ad occasum, laudabile nomen Domini. Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergange ist zu lobpreisen der Name des Herrn. Psalmen Ps 23 112 4 Excelsus super omnes gentes Dominus, et super clos gloria ejus, Hocherhaben über alle Völker ist der Herr, die Himmel überragt seine Herrlichkeit.³ [Mal 1,11] Psalmen Ps 23 112 4 3 Die Gesamtheit der Völker ist groß, doch der Herr ist größer; die Himmel sind herrlich, aber Jahves Herrlichkeit ist noch erhabener, denn er ist überweltlich. Psalmen Ps 23 112 5 Quis sicut Dominus Deus noster, qui in altis habitat, Wer ist wie der Herr, unser Gott? der in der Höhe thront, Psalmen Ps 23 112 6 Et humilia respicit in clo et in terra? der tief herabschaut im Himmel und auf Erden?⁴ Psalmen Ps 23 112 6 4 Ob auch Gott im Himmel thront, sieht er doch auch das Niedrigste auf Erden. Hebr.: Wer ist wie Jahve, unser Gott, der hoch thront und tief herniederschaut im Himmel und auf Erden? In V. 7 und 9 wird das Herabschauen in einzelnen Beispielen gekennzeichnet. Psalmen Ps 23 112 7 Suscitans a terra inopem, et de stercore erigens pauperem: der⁵ den Geringen aus dem Staube aufrichtet und den Armen aus dem Kote⁶ erhebt, Psalmen Ps 23 112 7 5 Worte aus dem Liede Annas. Psalmen Ps 23 112 7 6 Der Dünger- und Aschenhaufen ist der Aufenthalt der von der menschlichen Gesellschaft Ausgeschlossenen, von wo sie am Tage die Vorübergehenden um Almosen anrufen, und auf denen sie nachts ruhen: Bild der tiefsten Armut und Verlassenheit. Psalmen Ps 23 112 8 Ut collocet eum cum principibus, cum principibus populi sui. um ihn neben die Fürsten, neben die Fürsten seines Volkes zu setzen;⁷ Psalmen Ps 23 112 8 7 Erhebung aus Kummer und Schmach wird mit den eigenen Worten des Sängers ausgesprochen. Psalmen Ps 23 112 9 Qui habitare facit sterilem in domo, matrem filiorum lætantem. der die Unfruchtbare im Hause wohnen lässt⁸ als fröhliche Mutter von Kindern.⁹ Psalmen Ps 23 112 9 8 Solange die Hausfrau noch keine Kinder hat, hat sie noch keinen festen Stand, erst wenn Gott ihr Kinder beschert, wird sie gleichsam im Hause eingewurzelt. Psalmen Ps 23 112 9 9 Mit diesem Psalm beginnt das sogenannte Hallel der Juden, das die Psalmen 112-117 (nach der Zählung der Vulgata) umfasst. Bei der Ostermahlzeit sang man es in zwei Abteilungen, und zwar die erste Abteilung vor Leerung des zweiten Bechers, die zweite unmittelbar nach Einschenkung des vierten Festbechers. An dieses (ägyptische) Hallel schloss sich dann noch das sogenannte große Hallel [Ps 135] an, worauf der vierte Becher geleert wurde. Die Worte: Nachdem sie den Lobgesang gesprochen [Mt 26,30] beziehen sich auf die Absingung des Hallel. Psalmen Ps 23 0 1 Die Wunder bei dem Auszuge aus Ägypten und der Wanderung durch die Wüste, gleichsam Zeugnisse der Natur für die Erwählung Israels. (V. 1-4, 5-8) 2. Nicht sich noch den Götzen der Völker, sondern Gott allein sind jene Wunder von dem Volke zuzuschreiben (V. 12), deshalb sind eitel die Götzen und deren Diener. (V. 16) 3. Da Israel auf Gott vertraute und dankbar seinen Segen anerkannte, stand dieser ihm bei. (V. 13) So wolle denn der Herr durch neue Wohltaten sein Volk von neuem zum Lobe aufmuntern, da er von Toten nicht mehr gepriesen werde. Psalmen Ps 23 113 1 Alleluja. In exitu Israel de gypto, domus Jacob de populo barbaro: Alleluja!¹ Als Israel aus Ägypten auszog, Jakobs Geschlecht von fremdem² Volke weg, [Ex 13,3] Psalmen Ps 23 113 1 1 Bildet im Hebr. den Abschluss des vorhergehenden Psalmes. [Ps 113] findet sich in manchen hebr. Handschriften geteilt, in anderen vereinigt. Für beides lassen sich Gründe geltend machen. Psalmen Ps 23 113 1 2 Fremdsprachigen. Psalmen Ps 23 113 10 Super misericordia tua, et veritate tua: nequando dicant gentes: Ubi est Deus eorum? (2.) um deiner Gnade und deiner Treue willen,¹⁰ damit¹¹ die Völker nicht sagen: Wo ist ihr Gott?¹² Psalmen Ps 23 113 10 10 Nicht haben wir deine Hilfe verdient, aber deine eigene Ehre fordert es, dass du uns um deiner Verheißungstreue willen beistehest wider die heidnischen Nachbarvölker. Psalmen Ps 23 113 10 11 Hebr.: warum sollen sagen? Psalmen Ps 23 113 10 12 Wenn Jahve sein Volk im Elend lässt, scheint er selbst nicht mehr zu existieren; so ist er es sich also selber schuldig, jenem zu helfen. Ja, er lebt noch. (V. 11-17) Psalmen Ps 23 113 11 Deus autem noster in clo: omnia quæcumque voluit, fecit. (3.) Ist doch unser Gott im Himmel; er vollbringt alles, was er will.¹³ Psalmen Ps 23 113 11 13 Er ist allmächtig. Psalmen Ps 23 113 12 Simulacra gentium argentum, et aurum, opera manuum hominum. (4.) Die Götzen der Heiden sind Silber und Gold, Werke von Menschenhänden.¹⁴ [Ps 134,15] Psalmen Ps 23 113 12 14 Tote Bilder. Psalmen Ps 23 113 13 Os habent, et non loquentur: oculos habent, et non videbunt. (5.) Sie haben einen Mund und reden nicht, sie haben Augen und sehen nicht. [Dtn 14,28, Weish 15,15] Psalmen Ps 23 113 14 Aures habent, et non audient: nares habent, et non odorabunt. (6.) Sie haben Ohren und hören nicht; sie haben eine Nase und riechen nicht.¹⁵ Psalmen Ps 23 113 14 15 Selbst des Lebens der Sinne, deren Werkzeuge an ihnen abgebildet ist, ermangeln sie. Psalmen Ps 23 113 15 Manus habent, et non palpabunt: pedes habent, et non ambulabunt: non clamabunt in gutture suo. (7.) Sie haben Hände und tasten nicht, sie haben Füße und gehen nicht, sie sprechen nicht mit ihrer Kehle.¹⁶ Psalmen Ps 23 113 15 16 Die anderen Verneinungen sprechen ihnen das Leben, diese die Persönlichkeit ab. Psalmen Ps 23 113 16 Similes illis fiant qui faciunt ea: et omnes qui confidunt in eis. (8.) Es mögen ihnen gleich werden,¹⁷ die sie verfertigen, und alle, die auf sie vertrauen. Psalmen Ps 23 113 16 17 Hebr.: ihnen werden gleich. Dieser Abschnitt des Psalmes wiederholt sich in [Ps 134,6.15-18]. Psalmen Ps 23 113 17 Domus Israel speravit in Domino: adjutor eorum et protector eorum est. (9.) Das Haus Israel aber hofft¹⁸ auf den Herrn, er ist ihr Helfer und ihr Beschützer.¹⁹ Psalmen Ps 23 113 17 18 Hebr.: hoffe, vertraue. Ebenso V. 18 und V. 19. Psalmen Ps 23 113 17 19 V. 17-21 sind eine Art Litanei. Psalmen Ps 23 113 18 Domus Aaron speravit in Domino: adjutor eorum et protector eorum est. (10.) Das Haus Aaron²⁰ hofft auf den Herrn, er ist ihr Helfer und ihr Beschützer. Psalmen Ps 23 113 18 20 Die Dreiteilung Israel, Haus Aarons, den Herrn fürchtende, ist die gleiche wie in [Ps 117,2-4]. In [Ps 134] tritt zum Hause Aarons noch das Haus Levi hinzu, hier sind die Leviten im Hause Aaron, als diese zum Dienste zuerteilt, einbegriffen. Psalmen Ps 23 113 19 Qui timent Dominum, speraverunt in Domino: adjutor eorum et protector eorum est. (11.) Die den Herrn fürchten,²¹ hoffen auf den Herrn, er ist ihr Helfer und ihr Beschützer. Psalmen Ps 23 113 19 21 Proselyten. Psalmen Ps 23 113 2 Facta est Judæa sanctificatio ejus, Israel potestas ejus. ward Juda³ sein Heiligtum, Israel seine Herrschaft.⁴ Psalmen Ps 23 113 2 3 Juda und Israel bezeichnen das ganze Volk. Psalmen Ps 23 113 2 4 Die Abkömmlinge Judas wurden mit der Offenbarung betraut, wurden ein abgesondertes, im Vergleich zu den Heiden heiliges Volk [Ex 14,6], ein Heiligtum Gottes. Insofern Gott König in Israel ist, ist dies sein heiliges Volk, Träger seiner Herrlichkeit und Sitz seines Reiches. Psalmen Ps 23 113 20 Dominus memor fuit nostri: et benedixit nobis: Benedixit domui Israel: benedixit domui Aaron. (12.) Der Herr ist unser eingedenk und segnet uns; er segnet das Haus Israel,²² er segnet das Haus Aaron.²³ Psalmen Ps 23 113 20 22 Hebr.: Der Herr, der unser (bisher) gedachte, wird segnen. Psalmen Ps 23 113 20 23 Der dreifachen Aufzählung V. 17-19 entsprechend dreifacher Segen. Psalmen Ps 23 113 21 Benedixit omnibus, qui timent Dominum, pusillis cum majoribus. (13.) Er segnet alle, welche den Herrn fürchten, die Kleinen wie die Großen. Psalmen Ps 23 113 22 Adjiciat Dominus super vos: super vos, et super filios vestros. (14.) Der Herr möge euch mehren, euch und eure Kinder. Psalmen Ps 23 113 23 Benedicti vos a Domino, qui fecit clum, et terram. (15.) Gesegnet seid ihr von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.²⁴ Psalmen Ps 23 113 23 24 Darnach bemisst sich Wert und Größe seines Segens. Psalmen Ps 23 113 24 Clum cli Domino: terram autem dedit filiis hominum. (16.) Der Himmel des Himmels ist des Herrn,²⁵ die Erde aber hat er den Menschenkindern gegeben.²⁶ Psalmen Ps 23 113 24 25 Hebr.: Die Himmel sind Himmel (Wohnsitz) für Gott. Psalmen Ps 23 113 24 26 Der Thron Gottes ist im Himmel, die Verheißung an die Menschen gilt der Erde. Psalmen Ps 23 113 25 Non mortui laudabunt te Domine: neque omnes, qui descendunt in infernum. (17.) Nicht die Toten loben dich, o Herr! und keiner von denen, die zur Unterwelt hinabfahren.²⁷ [Bar 2,17] Psalmen Ps 23 113 25 27 Im Alten Testament war der Himmel noch verschlossen, darum kennt es den ewigen Lobpreis bei der im Herrn Verstorbenen noch nicht. Psalmen Ps 23 113 26 Sed nos qui vivimus, benedicimus Domino, ex hoc nunc, et usque in sæculum. (18.) Wir aber, die da leben, wollen den Herrn preisen, von nun an bis in Ewigkeit!²⁸ Psalmen Ps 23 113 26 28 Wir Erdenkinder wollen Gott fleißig loben, die Toten vermögen es nicht mehr, darum erhalte uns lang am Leben! Psalmen Ps 23 113 3 Mare vidit, et fugit: Jordanis conversus est retrorsum. Das Meer sah es und floh, der Jordan wich zurück.⁵ Psalmen Ps 23 113 3 5 Die Grundlegung der Annahme Israels als Eigentumsvolk Gottes vollzog sich unter Wundern, da die Natur dienstbar mittätig und mitleidend war. Die Spaltung des Roten Meeres Eröffnung und die Teilung des Jordans beschließt den Zug durch die Wüste nach Kanaan. In der Mitte zwischen diesen beiden Wundern steht das Wunder der Gesetzgebung. Psalmen Ps 23 113 4 Montes exsultaverunt ut arietes: et colles sicut agni ovium. Die Berge hüpften wie Widder und die Hügel wie junge Lämmer.⁶ Psalmen Ps 23 113 4 6 Ausmalung der Erschütterung des Sinai und seiner Umgebung. [Ex 19,18] Psalmen Ps 23 113 5 Quid est tibi mare quod fugisti: et tu Jordanis, quia conversus es retrorsum? Was ist dir, Meer, dass du fliehest, und dir, Jordan, dass du zurückweichst? Psalmen Ps 23 113 6 Montes exsultastis sicut arietes, et colles sicut agni ovium. Euch, ihr Berge, dass ihr hüpft wie Widder und ihr, Hügel, wie junge Lämmer?⁷ Psalmen Ps 23 113 6 7 Der Dichter versetzt sich in die Vorzeit zurück. Psalmen Ps 23 113 7 A facie Domini mota est terra, a facie Dei Jacob. Vor dem Antlitze des Herrn erbebte⁸ die Erde, vor dem Antlitze des Gottes Jakobs, Psalmen Ps 23 113 7 8 Hebr.: Befehl: Erbebe. Psalmen Ps 23 113 8 Qui convertit petram in stagna aquarum, et rupem in fontes aquarum. der den Felsen in Wasserseen verwandelt und die Steine in Wasserquellen.⁹ Psalmen Ps 23 113 8 9 Die Wasserwunder [Ex 17,1-7, Num 20,1-13] waren Beweise der Allmacht und Erbarmung Gottes. Psalmen Ps 23 113 9 NON NOBIS DOMINE, NON NOBIS: sed nomini tuo da gloriam. (1.) Nicht uns, Herr! nicht uns, sondern deinem Namen gib Ehre, Psalmen Ps 23 0 1 Gott hat die Bitten des Sängers erhört und ihn aus der Gefahr befreit. (V. 4) Preis der Barmherzigkeit Gottes und Mahnung des Psalmisten an sich selbst, nunmehr Ruhe zu finden. Psalmen Ps 23 114 1 Alleluja. Dilexi, quoniam exaudiet Dominus vocem orationis meæ. Alleluja!¹ Liebe erfüllt mich, denn der Herr hat mein lautes Flehen erhört, Psalmen Ps 23 114 1 1 Dieser Psalm bildet im Hebr. mit dem Folgenden ein Lied. Der Zusammenhang gestattet dies. Aber ebenso gerechtfertigt ist die Zweiteilung, da jeder dieser beiden Psalmen einen vollständig abgeschlossenen Gedankenkreis bildet. Psalmen Ps 23 114 2 Quia inclinavit aurem suam mihi: et in diebus meis invocabo. denn er hat mir sein Ohr zugeneigt; mein Leben lang werde ich ihn anrufen.² Psalmen Ps 23 114 2 2 Preisend. Psalmen Ps 23 114 3 Circumdederunt me dolores mortis: et pericula inferni invenerunt me. Tribulationem et dolorem inveni: Des Todes Schmerzen³ hatten mich umgeben, es erreichten mich die Gefahren der Unterwelt, ich war auf Trübsal und Schmerz gestoßen, Psalmen Ps 23 114 3 3 Hebr.: Stärke. Psalmen Ps 23 114 4 Et nomen Domini invocavi. O Domine libera animam meam: da rief ich den Namen des Herrn an: O Herr! errette meine Seele.⁴ Psalmen Ps 23 114 4 4 Für Vers 3, Vers 4 vergl. [Ps 17,2]. Psalmen Ps 23 114 5 Misericors Dominus, et justus, et Deus noster miseretur. Barmherzig ist der Herr und gerecht,⁵ unser Gott erbarmt sich. Psalmen Ps 23 114 5 5 Weil er den Verheißungen gemäß dem Redlichen hilft. Psalmen Ps 23 114 6 Custodiens parvulos Dominus: humiliatus sum, et liberavit me. Der Herr bewahrt die Einfältigen,⁶ ich war niedergebeugt und er half mir. Psalmen Ps 23 114 6 6 Die wegen ihrer Unerfahrenheit des göttlichen Schutzes besonders bedürfen. Psalmen Ps 23 114 7 Convertere anima mea in requiem tuam: quia Dominus benefecit tibi. Kehre zurück,⁷ meine Seele! zu deiner Ruhe, denn der Herr hat dir wohlgetan, Psalmen Ps 23 114 7 7 Hebr.: Kehren ein. Vulg.: Die Seele wollte schon fast vor Angst aus dem Leibe entfliehen, sie soll wieder ruhig sein, da Gott alles Beunruhigende beseitigt. Die Rettung aus Todesgefahr ist Bürgschaft, dass Gott ihn noch lange will leben lassen. Psalmen Ps 23 114 8 Quia eripuit animam meam de morte: oculos meos a lacrimis, pedes meos a lapsu. denn er hat⁸ meine Seele vom Tode befreit, meine Augen von den Tränen, meine Füße vom Sturze.⁹ Psalmen Ps 23 114 8 8 Hebr.: Du hast. Psalmen Ps 23 114 8 9 Vers 8, V. 9 erinnern an [Ps 55,13]. Psalmen Ps 23 114 9 Placebo Domino in regione vivorum. Ich will dem Herrn¹⁰ im Lande der Lebendigen wohlgefallen.¹¹ Psalmen Ps 23 114 9 10 Hebr.: Ich werde frei wandeln vor Jahve. Psalmen Ps 23 114 9 11 Im diesseitigen Leben; ich werde auf Erden Gott wohlgefällig leben. Psalmen Ps 23 0 1 Im Vertrauen auf Gottes Verheißungen hat der Sänger, von Menschen verlassen, Gott angerufen und Erhörung gefunden. So will er denn aus Dank öffentlich seine Gelübde erfüllen (V. 14) und preist Gott, der ihm das Leben erhalten, wie er über seine Heiligen wacht, und ihn verschont hat. Wiederholung der Bitte. Psalmen Ps 23 115 1 Alleluja. Credidi, propter quod locutus sum: ego autem humiliatus sum nimis. (10.) Alleluja!¹ Ich glaube, darum redete ich, doch ich war sehr gebeugt.² Psalmen Ps 23 115 1 1 Fehlt im Hebr. Psalmen Ps 23 115 1 2 Hebr.: ich glaube (Gott), auch wenn ich sprechen muss: Ich bin sehr gedrückt. Auch in größter Not ist mein Glaube (und mein Gottvertrauen) unerschütterlich. Psalmen Ps 23 115 10 In atriis domus Domini, in medio tui Jerusalem. (19.) in den Vorhöfen des Hauses des Herrn, in deiner Mitte, Jerusalem!¹¹ Psalmen Ps 23 115 10 11 Die Sehnsucht nach Jerusalem weist vielleicht auf die Weggeführten. Im Hebr. folgt hier das Alleluja. Psalmen Ps 23 115 2 Ego dixi in excessu meo: Omnis homo mendax. (11.) Ich sprach in meiner Bestürzung:³ Alle Menschen sind trügerisch!⁴ [Röm 3,4] Psalmen Ps 23 115 2 3 Als ich von allen Menschen in Stich gelassen war, von denen ich Hilfe erwartete. Psalmen Ps 23 115 2 4 Nur Gott allein ist wahr und treu, darum will ich mich auf ihn allein verlassen. (Basil., Hier., Aug.) Psalmen Ps 23 115 3 Quid retribuam Domino, pro omnibus, quæ retribuit mihi? (12.) Was soll ich dem Herrn vergelten für alles, was er mir erwiesen hat? Psalmen Ps 23 115 4 Calicem salutaris accipiam: et nomen Domini invocabo. (13.) Ich will den Kelch des Heiles⁵ ergreifen und den Namen des Herrn anrufen. Psalmen Ps 23 115 4 5 Das mir von Gott dargereichte Los, Heil, annehmen und Gott dafür danken. Psalmen Ps 23 115 5 Vota mea Domino reddam coram omni populo ejus: (14.) Meine Gelübde⁶ will ich dem Herrn bezahlen angesichts seines ganzen Volkes. Psalmen Ps 23 115 5 6 Gelübdeopfer. Psalmen Ps 23 115 6 Pretiosa in conspectu Domini mors Sanctorum ejus: (15.) Kostbar in den Augen des Herrn ist der Tod seiner Heiligen.⁷ Psalmen Ps 23 115 6 7 Aus dem Erlebten folgert der Dichter, dass die Frommen des Herrn unter dessen besonderer Vorsehung stehen. Der Tod seiner Frommen ist Gott nicht wohlfeil, ist ihm nicht eine Kleinigkeit, so dass es ihm gleichgültig wäre, ob sie von den Gottlosen getötet werden oder nicht, vielmehr Gegenstand liebender Sorgfalt. Psalmen Ps 23 115 7 O Domine quia ego servus tuus: ego servus tuus, et filius ancillæ tuæ. Dirupisti vincula mea: (16.) O Herr!⁸ ich bin ja dein Diener, ich bin dein Diener und der Sohn deiner Magd. Du hast meine Bande gelöst, Psalmen Ps 23 115 7 8 Hebr.: O doch, Herr! (Vielleicht: bleibe mir huldreich!) Psalmen Ps 23 115 8 Tibi sacrificabo hostiam laudis, et nomen Domini invocabo. (17.) dir will ich ein Lobopfer⁹ darbringen und den Namen des Herrn anrufen. Psalmen Ps 23 115 8 9 Hebr.: Mehrzahl. Psalmen Ps 23 115 9 Vota mea Domino reddam in conspectu omnis populi ejus. (18.) Meine Gelübde¹⁰ will ich dem Herrn bezahlen angesichts seines ganzen Volkes Psalmen Ps 23 115 9 10 Gelübdeopfer. Psalmen Ps 23 0 1 Aufforderung an die Völker, Gott zu loben. Psalmen Ps 23 116 1 Alleluja. Laudate Dominum omnes gentes: laudate eum omnes populi: Alleluja!¹ Lobet den Herrn, alle Völker! lobet ihn, alle Nationen;² Psalmen Ps 23 116 1 1 Im Hebr. am Schlusse des Psalmes. Psalmen Ps 23 116 1 2 Vergl. [Röm 15,11]. Der Dichter hofft eine Bekehrung aller Völker, diese Hoffnung hat sich durch Christus verwirklicht. Psalmen Ps 23 116 2 Quoniam confirmata est super nos misericordia ejus: et veritas Domini manet in æternum. denn gewaltig erwies sich über uns seine Huld und die Treue des Herrn währt in Ewigkeit.³ Psalmen Ps 23 116 2 3 Die Berufung der Heiden war ein Werk der Barmherzigkeit, die der Juden ein Werk der Treue Gottes. Psalmen Ps 23 0 1 1. Aufforderung, Gottes Barmherzigkeit zu preisen. (V. 4) Das Volk bezeugt, dass es in allen Heimsuchungen stets bei Gott Hilfe gefunden und erkannt habe, dass es vielmehr auf Gott als auf Fürsten sein Vertrauen setzen müsse. (V. 9) Doch noch währt eine Gefahr (V. 13), so preist es Gott, der zwar zeitweise straft, aber stets hilft und nicht untergehen lässt. (V. 18) 2. Schon steht das Volk vor den Toren des Heiligtums und begehrt, in dasselbe einzutreten, um Gott zu preisen, der es zum Eckstein gemacht hat, ob es auch von den Bauleuten verworfen war. (V. 23) Neue Hilfe an diesem glücklichen Tage erbittend, verspricht das Volk, den Helfer, den Gott senden will, mit fröhlicher Festfeier zu empfangen. Psalmen Ps 23 117 1 Alleluja. Confitemini Domino quoniam bonus: quoniam in sæculum misericordia ejus. Alleluja!¹ Preiset den Herrn, denn er ist gütig; in Ewigkeit währt seine Gnade! Psalmen Ps 23 117 1 1 Am wahrscheinlichsten ist, dass der Psalm bei der Einweihung des Zorobabelschen Tempels gesungen ward. Er ist zum Wechselgesang bestimmt. Psalmen Ps 23 117 10 Omnes gentes circuierunt me: et in nomine Domini quia ultus sum in eos. Alle Völker⁶ umgaben mich, aber im Namen des Herrn⁷ räche ich mich an ihnen. Psalmen Ps 23 117 10 6 Heiden. Psalmen Ps 23 117 10 7 Durch den Herrn. Psalmen Ps 23 117 11 Circumdantes circumdederunt me: et in nomine Domini quia ultus sum in eos. Sie schlossen mich ringsum ein, aber im Namen des Herrn räche ich mich an ihnen. Psalmen Ps 23 117 12 Circumdederunt me sicut apes, et exarserunt sicut ignis in spinis: et in nomine Domini quia ultus sum in eos. Sie umschwärmten mich wie Bienen⁸ und loderten auf wie Feuer in Dornen;⁹ aber im Namen des Herrn räche ich mich an ihnen. Psalmen Ps 23 117 12 8 Vergl. [Dtn 1,44]. Die Bienen greifen um so heftiger an, je mehr man sie zurücktreibt. Psalmen Ps 23 117 12 9 Unter so heftigem Geprassel wie Dornbüsche, aber ebenso schnell in nichts zusammensinkend. Psalmen Ps 23 117 13 Impulsus eversus sum ut caderem: et Dominus suscepit me. Ich ward gestoßen und ward ins Wanken gebracht, dass ich niederstürzen sollte, aber der Herr half mir.¹⁰ Psalmen Ps 23 117 13 10 Anrede Israels an die feindliche Weltmacht. Hebr.: Du stießest mich fort und fort zum Falle hin, doch der Herr hat mir geholfen. Psalmen Ps 23 117 14 Fortitudo mea, et laus mea Dominus: et factus est mihi in salutem. Der Herr ist meine Stärke und mein Lob,¹¹ denn er ward mir zum Heile. [Ex 15,2] Psalmen Ps 23 117 14 11 Gegenstand meine Lobes. Psalmen Ps 23 117 15 Vox exsultationis, et salutis in tabernaculis justorum. Rufe des Jubels und des Heiles¹² ertönen in den Hütten der Gerechten.¹³ Psalmen Ps 23 117 15 12 Rettungs- und Siegesruf. Psalmen Ps 23 117 15 13 Das Folgende ist Inhalt des Rufes. Psalmen Ps 23 117 16 Dextera Domini fecit virtutem: dextera Domini exaltavit me, dextera Domini fecit virtutem. Die Rechte des Herrn hat große Taten verrichtet, die Rechte des Herrn hat mich erhöht, die Rechte des Herrn hat große Taten verrichtet. Psalmen Ps 23 117 17 Non moriar, sed vivam: et narrabo opera Domini. Ich¹⁴ werde nicht sterben, sondern leben und die Werke des Herrn verkünden. Psalmen Ps 23 117 17 14 Israel. Der Herr hat sein Volk nicht untergehen lassen, sondern erhalten, dass es seine großen Taten allen Völkern künde. Psalmen Ps 23 117 18 Castigans castigavit me Dominus: et morti non tradidit me. Schwer hat mich der Herr gezüchtigt, aber hat mich dem Tode nicht preisgegeben. Psalmen Ps 23 117 19 Aperite mihi portas justitiæ, ingressus in eas confitebor Domino: Machet mir auf die Pforten der Gerechtigkeit!¹⁵ ich will durch sie eingehen und den Herrn preisen. Psalmen Ps 23 117 19 15 Die Tore des Tempels sind der Eingang zu der Stätte des Verkehrs Gottes mit den Menschen. Der Gerechtigkeit spendende Gott wohnt hier und nur Gerechte haben Zutritt zu ihm. Der Vers deutet auf eine Prozession, welche dem Tempel naht. Innerhalb der noch geschlossenen Tore befand sich wohl ein Chor von Priestern. Psalmen Ps 23 117 2 Dicat nunc Israel quoniam bonus: quoniam in sæculum misericordia ejus. Es sage also Israel:² Er ist gütig,³ in Ewigkeit währt seine Gnade! Psalmen Ps 23 117 2 2 Die Aufforderung zum Preise ergeht an alle, die den Herrn fürchten: an die Laienschaft Israels, die Priester (und Leviten), die Proselyten. Psalmen Ps 23 117 2 3 Fehlt im Hebr. Psalmen Ps 23 117 20 Hæc porta Domini, justi intrabunt in eam. Dies ist die Pforte des Herrn, die Gerechten gehen durch dieselbe ein. Psalmen Ps 23 117 21 Confitebor tibi quoniam exaudisti me: et factus es mihi in salutem. Ich preise dich, dass du mich erhört hast und mir zum Heile geworden bist. Psalmen Ps 23 117 22 Lapidem, quem reprobaverunt ædificantes: hic factus est in caput anguli. Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, er ist zum Ecksteine¹⁶ geworden. Psalmen Ps 23 117 22 16 Der Hauptstein, der die Steine zweier Reihen zusammenhält und als feste Grundlage dient, der wichtigste Stein. [Jer 51,26] Es ist hier nicht eine Anspielung auf ein historisches Ereignis, sondern ein der Baukunst entnommenes Bild. Die Heiden, welche den Bau verschiedener Weltreiche aufführten, wollten das Volk der Israeliten nicht mehr als eigenes Volk, als Stein in diesem Baue, gelten lassen, Gott aber hat sie, indem er sie wieder in Gnaden als sein Volk annahm, zum wichtigsten Volke gemacht, zu dem einst noch die Heiden kommen werden, um durch seine Vermittlung an den Segnungen der messianischen Offenbarung Anteil zu erlangen. Erst als das Volk wieder einen Tempel hatte, fühlte es sich von neuem als das Volk Gottes. Durch Christus erst konnte Israel der Eckstein unter den Völkern werden [Jes 28,16], da er Juden und Heiden, Menschen- und Engelwelt verbindet. Psalmen Ps 23 117 23 A Domino factum est istud: et est mirabile in oculis nostris. Vom Herrn ist dies geschehen und wunderbar ist es in unsern Augen. Psalmen Ps 23 117 24 Hæc est dies, quam fecit Dominus: exsultemus, et lætemur in ea. Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat; lasset uns frohlocken und fröhlich an ihm¹⁷ sein! Psalmen Ps 23 117 24 17 Seinetwegen, weil er gekommen. Psalmen Ps 23 117 25 O Domine salvum me fac, o Domine bene prosperare: O Herr! errette mich,¹⁸ o Herr! gib Gelingen. Psalmen Ps 23 117 25 18 Hebr.: Ach doch. Ewiger, Hoschianna, erlöse. Die Bitte gilt wohl dem glücklichen Gedeihen der neugegründeten Theokratie. Psalmen Ps 23 117 26 Benedictus qui venit in nomine Domini. Benediximus vobis de domo Domini: Gesegnet sei,¹⁹ der da kommt, im Namen des Herrn;²⁰ wir segnen euch von dem Hause des Herrn aus! Psalmen Ps 23 117 26 19 Segenswunsch der das Volk empfangenen Priester. Psalmen Ps 23 117 26 20 Gesegnet durch die Macht Gottes sei, der da kommt: das Volk, das zum Tempel hinaufzieht. Im Munde des Volkes war das Hosanna [Mt 21,9] und das Tragen der Palmzweige (wie am Laubhüttenfeste) zum Freudenrufe der Gruß an den Messias (schon vor Christus war der Ausdruck: der da kommt, als Bezeichnung für denselben gebräuchlich, vergl. [Mt 11,3]) als ersehnten Festgast. Psalmen Ps 23 117 27 Deus Dominus, et illuxit nobis. Constituite diem solemnem in condensis, usque ad cornu altaris. Der Herr ist Gott und hat uns Licht gespendet.²¹ Haltet einen Festtag mit dichtbelaubten Zweigen bis hinauf an die Hörner des Altars!²² Psalmen Ps 23 117 27 21 In der Nacht des Unglücks Gnade, Freiheit, Freude gespendet. Psalmen Ps 23 117 27 22 Schmücket das Fest mit Zweigen, die hinreichen (durch den ganzen Priestervorhof) bis an die Hörner (spitzen Kanten) des Brandopferaltars. Nach der Überlieferung der Juden wurde zur Zeit des zweiten Tempels alljährlich der Brandopferaltar am Laubhüttenfest mit großen Bachweidenzweigen umpflanzt, welche sich über den Altarrand neigten. Hebr.: Bindet die Festopfer mit Seilen bis an die Hörner des Altars. Psalmen Ps 23 117 28 Deus meus es tu, et confitebor tibi: Deus meus es tu, et exaltabo te. Confitebor tibi quoniam exaudisti me: et factus es mihi in salutem. Du bist mein Gott, ich will dich preisen; mein Gott bist du, ich will dich erheben! Ich will dich preisen, denn du hast mich erhört und bist mir zum Heile geworden. Psalmen Ps 23 117 29 Confitemini Domino quoniam bonus: quoniam in sæculum misericordia ejus. Danket dem Herrn, denn er ist gütig, denn seine Gnade währt ewig.²³ Psalmen Ps 23 117 29 23 Auch jüdische Erklärer halten den Psalm für messianisch. Dass die Juden zur Zeit Christi ihn dafür ansahen, beweist sein Gebrauch beim Einzuge Christi. Er ist messianisch, insofern die Juden Träger der messianischen Verheißung waren und im Messias als gläubiges Volk Gottes seine höchste Blüte erlangte. Manche Ausleger legen den Psalm dem auferstandenen Heilande in den Mund. Psalmen Ps 23 117 3 Dicat nunc domus Aaron: quoniam in sæculum misericordia ejus. Es sage also das Haus Aaron: In Ewigkeit währt seine Gnade! Psalmen Ps 23 117 4 Dicant nunc qui timent Dominum: quoniam in sæculum misericordia ejus. Es mögen also alle, die den Herrn fürchten, sagen: In Ewigkeit währt seine Gnade! Psalmen Ps 23 117 5 De tribulatione invocavi Dominum: et exaudivit me in latitudine Dominus. Aus der Trübsal rief ich zu dem Herrn und der Herr erhörte mich und stellte mich auf freien Raum.⁴ Psalmen Ps 23 117 5 4 Er erhörte mich, indem er mich auf freien Raum versetzte (mich befreite). Psalmen Ps 23 117 6 Dominus mihi adjutor: non timebo quid faciat mihi homo. Der Herr ist mein Helfer, ich fürchte nichts, was könnte mir ein Mensch tun? [Hebr 13,6] Psalmen Ps 23 117 7 Dominus mihi adjutor: et ego despiciam inimicos meos. Der Herr ist mein Helfer, ich werde auf meine Feinde herabschauen.⁵ Psalmen Ps 23 117 7 5 Hebr.: mich weiden an. Psalmen Ps 23 117 8 Bonum est confidere in Domino, quam confidere in homine: Besser ist es, auf den Herrn zu vertrauen als sich auf Menschen zu verlassen. Psalmen Ps 23 117 9 Bonum est sperare in Domino, quam sperare in principibus. Besser ist es, auf den Herrn zu hoffen als auf Fürsten seine Hoffnung zu setzen. Psalmen Ps 23 0 -1000 Preis des Gesetzes in 176 Sätzen als Weg des Heiles, mit Einstreuung von Schutzgebetchen, welche die Bereitschaft des Herzens anzeigen, es zu beobachten, oder die Anhänglichkeit an dasselbe aussprechend Gottes Schutz erflehen, um Beseitigung der störenden Versuchungen zur Übertretung bitten oder andere fromme Anmutungen ausdrücken. Psalmen Ps 23 118 Alleluja. ALEPH Alleluja!¹ Aleph.² Psalmen Ps 23 118 1 Beati immaculati in via: qui ambulant in lege Domini. Glückselig, deren Weg makellos, die nach dem Gesetze des Herrn wandeln! Psalmen Ps 23 118 10 In toto corde meo exquisivi te: ne repellas me a mandatis tuis. Mit meinem ganzen Herzen suche ich dich, lass mich nicht abirren¹⁰ von deinen Geboten! Psalmen Ps 23 118 10 10 So ist der Sinn nach dem Hebr. Vulg. wörtlich: Weise mich nicht zurück durch Entziehung deiner Gnade. Psalmen Ps 23 118 100 Super senes intellexi: quia mandata tua quæsivi. Ich bin weiser als Greise,⁸⁴ denn deine Gebote suchte ich. Psalmen Ps 23 118 100 84 Sofern diese nur in weltlichen Dingen Erfahrung hatten. Psalmen Ps 23 118 101 Ab omni via mala prohibui pedes meos: ut custodiam verba tua. Von jedem bösen Wege hielt ich meine Füße zurück, damit ich deine Worte beobachtete. Psalmen Ps 23 118 102 A judiciis tuis non declinavi: quia tu legem posuisti mihi. Von deinen Ordnungen wich ich nicht, denn du gabst sie mir als Gesetz. Psalmen Ps 23 118 103 Quam dulcia faucibus meis eloquia tua, super mel ori meo! Wie süß sind deine Worte meinem Gaumen, süßer meinem Munde als Honig! Psalmen Ps 23 118 104 A mandatis tuis intellexi: propterea odivi omnem viam iniquitatis. NUN. Aus deinen Geboten ward ich einsichtig, darum hasse ich jeden Weg des Unrechts.⁸⁵ Nun. Psalmen Ps 23 118 104 85 Alles von Gott Abgewandte. Psalmen Ps 23 118 105 Lucerna pedibus meis verbum tuum, et lumen semitis meis. Dein Wort ist meinen Füßen eine Leuchte und ein Licht auf meinen Wegen.⁸⁶ Psalmen Ps 23 118 105 86 Der Weg hienieden führt durch Dunkel und an Abgründen vorbei, Gottes Wort ist ihm eine Leuchte, die ihn bewahrt vor Gefahren. Psalmen Ps 23 118 106 Juravi, et statui custodire judicia justitiæ tuæ. Ich schwur und nahm mir vor, deine gerechten Ordnungen zu beobachten.⁸⁷ Psalmen Ps 23 118 106 87 Hebr.: schwor und hielt es aufrecht ich schwor, Gottes Ordnungen zu beobachten, und habe meinen Schwur erfüllt. Aber nicht ohne schwere Leiden war dies möglich. (V. 109) Psalmen Ps 23 118 107 Humiliatus sum usquequaque Domine: vivifica me secundum verbum tuum. Ich bin schwer gebeugt, o Herr! belebe mich nach deinem Worte. Psalmen Ps 23 118 108 Voluntaria oris mei beneplacita fac Domine: et judicia tua doce me. Lass dir, Herr! die freiwilligen Opfer meines Mundes⁸⁸ wohlgefällig sein und lehre mich deine Ordnungen. Psalmen Ps 23 118 108 88 Meine Gebete, in denen ich mich dir hingebe. Psalmen Ps 23 118 109 Anima mea in manibus meis semper: et legem tuam non sum oblitus. Mein Leben trage ich beständig in meinen Händen,⁸⁹ aber ich habe dein Gesetz nicht vergessen. Psalmen Ps 23 118 109 89 Bloß auf der Hand getragen ist das Leben in Gefahr, kann in jedem Augenblicke vom Feinde geraubt werden. Psalmen Ps 23 118 11 In corde meo abscondi eloquia tua: ut non peccem tibi. Tief in meinem Herzen bewahre ich¹¹ deine Aussprüche, damit ich nicht wider dich sündige. Psalmen Ps 23 118 11 11 Nicht nur eine äußere Vorschrift sind mir deine Aussprüche, sondern die Triebfeder meiner Handlungen. Psalmen Ps 23 118 110 Posuerunt peccatores laqueum mihi: et de mandatis tuis non erravi. Die Sünder haben mir Fallstricke gelegt, doch ich bin von deinen Geboten nicht abgeirrt.⁹⁰ Psalmen Ps 23 118 110 90 Obgleich sein Leben bedroht ist, wankt er nicht. Psalmen Ps 23 118 111 Hereditate acquisivi testimonia tua in æternum: quia exsultatio cordis mei sunt. Deine Zeugnisse habe ich zum Erbe erlangt auf immer,⁹¹ denn sie sind das Frohlocken meines Herzens. Psalmen Ps 23 118 111 91 Sie sind mir deshalb besonders teuer und ich gebe für sie gern alle andere hin. Psalmen Ps 23 118 112 Inclinavi cor meum ad faciendas justificationes tuas in æternum, propter retributionem. SAMECH. Meines Herzens Neigung richtete ich darauf, deine Satzungen auf immer zu tun um der Vergeltung willen.⁹² Samech. Psalmen Ps 23 118 112 92 Hebr.: auf ewig, bis aufs letzte. Vulg.: überzeugt, dass es eine ausgleichende Gerechtigkeit gibt, bin ich entschlossen, deine Gebote zu halten. Psalmen Ps 23 118 113 Iniquos odio habui: et legem tuam dilexi. Die Ungerechten⁹³ hasse ich, doch dein Gesetz habe ich lieb.⁹⁴ Psalmen Ps 23 118 113 93 Hebr.: Seitwärts Hinkende: die teilweise dem wahren Gotte huldigen, teilweise dem Heidentum, die wahre Religion und Lüge zu vereinigen suchen. Psalmen Ps 23 118 113 94 Des Psalmisten Glauben, Hoffen, Lieben gehört Gott allein. Psalmen Ps 23 118 114 Adjutor, et susceptor meus es tu: et in verbum tuum supersperavi. Du bist mein Helfer und mein Beschirmer und auf dein Wort setze ich alle meine Hoffnung. Psalmen Ps 23 118 115 Declinate a me maligni: et scrutabor mandata Dei mei. Weichet von mir, ihr Bösewichter! denn ich will die Gebote meines Gottes durchforschen. Psalmen Ps 23 118 116 Suscipe me secundum eloquium tuum, et vivam: et non confundas me ab exspectatione mea. O nimm mich auf⁹⁵ nach deiner Verheißung, dass ich lebe, und lass meine Hoffnung nicht zuschanden werden! Psalmen Ps 23 118 116 95 Hebr.: Sei mein Halt. Psalmen Ps 23 118 117 Adjuva me, et salvus ero: et meditabor in justificationibus tuis semper. Hilf mir, so werde ich errettet und ich werde in deinen Satzungen immerdar sinnen. Psalmen Ps 23 118 118 Sprevisti omnes discedentes a judiciis tuis: quia injusta cogitatio eorum. Du verwirfst alle, die von deinen Satzungen abirren, denn ihr Sinnen ist ungerecht.⁹⁶ Psalmen Ps 23 118 118 96 Hebr.: denn Lüge ist ihr Truggewebe: ihre betrügerische und verführerische Richtung. Psalmen Ps 23 118 119 Prævaricantes reputavi omnes peccatores terræ: ideo dilexi testimonia tua. Für Übertreter erachte ich alle Sünder auf Erden,⁹⁷ darum liebe ich deine Zeugnisse. Psalmen Ps 23 118 119 97 Alle Frevler der Erde (des Landes) tilgst du hinweg als Schlacken. Es sind wohl Strafurteile, wie [Lev 26, Dtn 28] gemeint. Vor diesen fürchtet sich der Dichter, denn Gottes Allmacht kann die Worte alsbald in Taten umsetzen. Psalmen Ps 23 118 12 Benedictus es Domine: doce me justificationes tuas. Gepriesen seist du, Herr! lehre mich deine Satzungen.¹² Psalmen Ps 23 118 12 12 Rechtssprüche, Ausfluss der göttlichen Gerechtigkeit. Psalmen Ps 23 118 120 Confige timore tuo carnes meas: a judiciis enim tuis timui. AIN. Durchbohre mit der Furcht vor dir mein Fleisch!⁹⁸ denn ich fürchte mich vor deinen Gerichten.⁹⁹ Ain. Psalmen Ps 23 118 120 98 Hebr.: Starr aus Schauer vor dir ist mein Fleisch. Psalmen Ps 23 118 120 99 Solchen wie [Dtn 28,7] u.a. Psalmen Ps 23 118 121 Feci judicium et justitiam, non tradas me calumniantibus me. Ich habe Recht und Gerechtigkeit geübt, gib mich nicht denen preis, die mir Gewalt antun! Psalmen Ps 23 118 122 Suscipe servum tuum in bonum: non calumnientur me superbi. Tritt ein für deinen Diener¹⁰⁰ zu seinem Heile, dass die Stolzen mich nicht unterdrücken!¹⁰¹ Psalmen Ps 23 118 122 100 Wie für deinen Klienten. Psalmen Ps 23 118 122 101 Überlasse mich nicht der Willkür meiner Feinde. Psalmen Ps 23 118 123 Oculi mei defecerunt in salutare tuum: et in eloquium justitiæ tuæ. Meine Augen schmachten nach deinem Heile und nach der Zusage deiner Gerechtigkeit. Psalmen Ps 23 118 124 Fac cum servo tuo secundum misericordiam tuam: et justificationes tuas doce me. Verfahre mit deinem Diener deiner Huld gemäß und deine Satzungen lehre mich!¹⁰² Psalmen Ps 23 118 124 102 Führe mich zu immer tieferer Erkenntnis derselben. Psalmen Ps 23 118 125 Servus tuus sum ego: da mihi intellectum, ut sciam testimonia tua. Ich bin dein Diener; gib mir Einsicht, dass ich deine Zeugnisse erkenne! Psalmen Ps 23 118 126 Tempus faciendi Domine: dissipaverunt legem tuam. Zeit ist es, zu handeln, o Herr!¹⁰³ sie haben dein Gesetz zunichte gemacht. Psalmen Ps 23 118 126 103 Hebr.: Für den Herrn. Die große Menge bricht tatsächlich und grundsätzlich Gottes Gesetz, da ist es für ihn einmal Zeit einzugreifen. Psalmen Ps 23 118 127 Ideo dilexi mandata tua, super aurum et topazion. Darum liebe ich deine Gebote mehr als Gold und Edelsteine.¹⁰⁴ Psalmen Ps 23 118 127 104 Hebr.: mehr als Gold und Feingold. Psalmen Ps 23 118 128 Propterea ad omnia mandata tua dirigebar: omnem viam iniquam odio habui. PHE. Darum richte ich mich nach allen deinen Geboten,¹⁰⁵ hasse alle ungerechten Wege. Phe. Psalmen Ps 23 118 128 105 Was immer sie betreffen. Psalmen Ps 23 118 129 Mirabilia testimonia tua: ideo scrutata est ea anima mea. Gar wunderbar¹⁰⁶ sind deine Zeugnisse, darum hat meine Seele sie erforscht. Psalmen Ps 23 118 129 106 Erhaben über das alltägliche Leben und das Verständnis der Menge. Psalmen Ps 23 118 13 In labiis meis, pronuntiavi omnia judicia oris tui. Mit meinen Lippen mache ich alle Rechte deines Mundes kund. Psalmen Ps 23 118 130 Declaratio sermonum tuorum illuminat: et intellectum dat parvulis. Die Belehrung deiner Worte erleuchtet und gibt den Unmündigen Einsicht.¹⁰⁷ Psalmen Ps 23 118 130 107 Den Einfältigen erschließt Gott die Tiefen seiner Geheimnisse. Psalmen Ps 23 118 131 Os meum aperui, et attraxi spiritum: quia mandata tua desiderabam. Ich öffne meinen Mund und atme lechzend,¹⁰⁸ denn nach deinen Geboten verlangt mich. Psalmen Ps 23 118 131 108 Ringen des inneren Menschen nach der göttlichen Lebenslust, Bild großen Verlangens. Psalmen Ps 23 118 132 Aspice in me, et miserere mei, secundum judicium diligentium nomen tuum. O schaue auf mich und erbarme dich meiner, nach dem Recht derer, die deinen Namen lieben. Psalmen Ps 23 118 133 Gressus meos dirige secundum eloquium tuum: et non dominetur mei omnis injustitia. Leite meine Schritte nach deinem Ausspruche und kein Unrecht habe Macht über mich! Psalmen Ps 23 118 134 Redime me a calumniis hominum: ut custodiam mandata tua. Erlöse mich von den Bedrückungen der Menschen, dass ich deine Gebote halte. Psalmen Ps 23 118 135 Faciem tuam illumina super servum tuum: et doce me justificationes tuas. Lass dein Angesicht leuchten über deinen Diener¹⁰⁹ und lehre mich deine Satzungen! Psalmen Ps 23 118 135 109 Dunkel umgibt jene, die dein Gesetz nicht beobachten. Psalmen Ps 23 118 136 Exitus aquarum deduxerunt oculi mei: quia non custodierunt legem tuam. SADE. Wasserbäche sind meinen Augen entströmt, weil sie dein Gesetz nicht beobachtet haben.¹¹⁰ Sade. Psalmen Ps 23 118 136 110 Ähnlich trauert Jeremias über die Verachtung des Herrn und das von den Verächtern selbst herbeigeführte Verderben. Psalmen Ps 23 118 137 Justus es Domine: et rectum judicium tuum. Du bist gerecht, o Herr! und recht sind deine Gerichte. Psalmen Ps 23 118 138 Mandasti justitiam testimonia tua: et veritatem tuam nimis. Du hast als Gerechtigkeit deine Zeugnisse geboten und deine Treue gar sehr.¹¹¹ Psalmen Ps 23 118 138 111 Nach anderen: in Gerechtigkeit, in Treue. Die Zeugnisse, die Offenbarungen Gottes sind dessen in die irdische Erscheinung getretene Gerechtigkeit, unermessliche Wahrhaftigkeit oder Verheißungstreue. Psalmen Ps 23 118 139 Tabescere me fecit zelus meus: quia obliti sunt verba tua inimici mei. Mein Eifer verzehrt mich, weil meine Feinde deine Worte vergessen haben. Psalmen Ps 23 118 14 In via testimoniorum tuorum delectatus sum, sicut in omnibus divitiis. An dem Wege deiner Zeugnisse¹³ habe ich Freude wie an reichen Schätzen. Psalmen Ps 23 118 14 13 Wandel nach den Geboten, Weg, den sie vorschreiben. Psalmen Ps 23 118 140 Ignitum eloquium tuum vehementer: et servus tuus dilexit illud. Gar sehr ist dein Ausspruch in Feuer erprobt¹¹² und dein Diener hat ihn lieb. Psalmen Ps 23 118 140 112 Bewährt (Bild von geläutertem Metall). Psalmen Ps 23 118 141 Adolescentulus sum ego, et contemptus: justificationes tuas non sum oblitus. Ich bin jung und verachtet, aber¹¹³ deine Satzungen vergesse ich nicht. Psalmen Ps 23 118 141 113 Trotzdem kehre ich mich nicht an die Einreden der älteren und stolzen Gegner. Psalmen Ps 23 118 142 Justitia tua, justitia in æternum: et lex tua veritas. Deine Gerechtigkeit ist Gerechtigkeit auf ewig und dein Gesetz Wahrheit. Psalmen Ps 23 118 143 Tribulatio, et angustia invenerunt me: mandata tua meditatio mea est. Trübsal und Bedrängnis haben mich betroffen, deine Gebote sind meine Betrachtung. Psalmen Ps 23 118 144 quitas testimonia tua in æternum: intellectum da mihi, et vivam. COPH. Ewig sind deine Zeugnisse gerecht; gib mir Einsicht, so werde ich leben. Koph. Psalmen Ps 23 118 145 Clamavi in toto corde meo, exaudi me Domine: justificationes tuas requiram. Aus ganzem Herzen rufe ich, erhöre mich, Herr! so will ich deinen Satzungen nachforschen. Psalmen Ps 23 118 146 Clamavi ad te, salvum me fac: ut custodiam mandata tua. Ich rufe zu dir, hilf mir, dass ich deine Gebote beobachte! Psalmen Ps 23 118 147 Præveni in maturitate, et clamavi: quia in verba tua supersperavi. Schon früh¹¹⁴ nahe ich dir und rufe, denn ich hoffe gar sehr auf deine Worte.¹¹⁵ Psalmen Ps 23 118 147 114 Vor Morgenanbruch. Psalmen Ps 23 118 147 115 Verheißungen. Psalmen Ps 23 118 148 Prævenerunt oculi mei ad te diluculo: ut meditarer eloquia tua. Meine Augen richten sich zu dir¹¹⁶ schon vor der Morgendämmerung,¹¹⁷ damit ich deine Verheißungen betrachte. Psalmen Ps 23 118 148 116 Zu dir fehlt im Hebr. Psalmen Ps 23 118 148 117 Hebr.: Keine Nachtwache beginnt, der meine Augen nicht zuvorkämen (im Wachen). Psalmen Ps 23 118 149 Vocem meam audi secundum misericordiam tuam Domine: et secundum judicium tuum vivifica me. Herr! erhöre meine Stimme nach deiner Huld und nach deiner Gerechtigkeit belebe mich. Psalmen Ps 23 118 15 In mandatis tuis exercebor: et considerabo vias tuas. Deine Gebote will ich eifrig betrachten und deinen Wegen nachsinnen. Psalmen Ps 23 118 150 Appropinquaverunt persequentes me iniquitati: a lege autem tua longe facti sunt. Es nahen sich, die mich verfolgen, der Bosheit,¹¹⁸ aber von deinem Gesetze sind sie fern. Psalmen Ps 23 118 150 118 Hebr.: Es nahen sich (feindlich), die Schandbarem nachjagen, die von deinem Gesetze sich entfernen. Psalmen Ps 23 118 151 Prope es tu Domine: et omnes viæ tuæ veritas. Nahe bist du, Herr! und alle deine Wege sind Wahrheit. Psalmen Ps 23 118 152 Initio cognovi de testimoniis tuis: quia in æternum fundasti ea. RES. Längst weiß ich aus deinen Zeugnissen, dass du sie auf ewig gegründet hast.¹¹⁹ Resch. Psalmen Ps 23 118 152 119 So können mich die Einwürfe der Abtrünnigen nicht irre machen. Psalmen Ps 23 118 153 Vide humilitatem meam, et eripe me: quia legem tuam non sum oblitus. Siehe meine Niedrigkeit an und errette mich, denn dein Gesetz habe ich nicht vergessen. Psalmen Ps 23 118 154 Judica judicium meum, et redime me: propter eloquium tuum vivifica me. Entscheide meinen Handel und erlöse mich, um deiner Verheißung willen belebe mich! Psalmen Ps 23 118 155 Longe a peccatoribus salus: quia justificationes tuas non exquisierunt. Fern ist von den Sündern Heil, denn sie suchen deine Satzungen nicht. Psalmen Ps 23 118 156 Misericordiæ tuæ multæ Domine: secundum judicium tuum vivifica me. Deine Erbarmung, Herr! ist groß, nach deinem Rechte belebe mich. Psalmen Ps 23 118 157 Multi qui persequuntur me, et tribulant me: a testimoniis tuis non declinavi. Viele verfolgen und bedrängen mich, von deinen Zeugnissen weiche ich nicht ab. Psalmen Ps 23 118 158 Vidi prævaricantes, et tabescebam: quia eloquia tua non custodierunt. Sehe ich Übertreter, so härme ich mich ab,¹²⁰ weil sie deine Aussprüche nicht beobachten. Psalmen Ps 23 118 158 120 Hebr.: empfinde ich tiefen Ekel. Psalmen Ps 23 118 159 Vide quoniam mandata tua dilexi Domine: in misericordia tua vivifica me. Siehe, Herr! dass ich deine Gebote liebe, nach deiner Huld belebe mich. Psalmen Ps 23 118 16 In justificationibus tuis meditabor: non obliviscar sermones tuos. GIMEL. Deine Satzungen will ich betrachten, deine Worte nimmermehr vergessen. Gimel. Psalmen Ps 23 118 160 Principium verborum tuorum, veritas: in æternum omnia judicia justitiæ tuæ. SIN. Auf Wahrheit beruhen¹²¹ alle deine Worte, ewig währen alle Satzungen deiner Gerechtigkeit. Sin. Psalmen Ps 23 118 160 121 Wahrheit sind alle Teile, ist deine gesamte Offenbarung. Psalmen Ps 23 118 161 Principes persecuti sunt me gratis: et a verbis tuis formidavit cor meum. Fürsten verfolgen mich ohne Ursache, doch vor deinen Worten bebt mein Herz.¹²² Psalmen Ps 23 118 161 122 Mitten in der Verfolgung. Starkmütig ließ ich mich nicht irre machen an deinen Satzungen; nicht Menschen, sondern deine Worte fürchte ich, sie sind meine Freude und Liebe, der Gegenstand meines Dankes und der Grund meiner Hoffnung. Psalmen Ps 23 118 162 Lætabor ego super eloquia tua: sicut qui invenit spolia multa. Ich freue mich über deine Verheißungen, wie einer, der auf große Beute trifft.¹²³ Psalmen Ps 23 118 162 123 Die Furcht ist mit Freude vereint, diese macht ihn stark im Kampfe. Psalmen Ps 23 118 163 Iniquitatem odio habui, et abominatus sum: legem autem tuam dilexi. Ich hasse das Unrecht und verabscheue es, doch dein Gesetz liebe ich. Psalmen Ps 23 118 164 Septies in die laudem dixi tibi, super judicia justitiæ tuæ. Siebenmal¹²⁴ des Tages spreche ich dein Lob wegen deiner gerechten Satzungen. Psalmen Ps 23 118 164 124 Nicht nur morgens und abends, nicht nur dreimal des Tages [Ps 54,18], sondern siebenmal, d.i. immer wieder, auf jeden Antrieb des Herzens ist, dankt er Gott für seine Satzungen, die so richtig entscheiden, richtig leiten und für alle, die sie lieben, reich sind an Frieden, die auch vor äußerer Gefahr ein Schutz sind. Psalmen Ps 23 118 165 Pax multa diligentibus legem tuam: et non est illis scandalum. Reich an Frieden sind, die dein Gesetz lieben, und es gibt für sie keinen Anstoß.¹²⁵ Psalmen Ps 23 118 165 125 Gefahr des Falles aus äußerer Ursache. Psalmen Ps 23 118 166 Exspectabam salutare tuum Domine, et mandata tua dilexi. Ich harre auf dein Heil, o Herr!¹²⁶ und liebe deine Gebote. Psalmen Ps 23 118 166 126 Vergl. [Gen 49,18]. Ich hoffe zuversichtlich auf deine Hilfe, ich bin ja ein Liebhaber und treuer Beobachter deines segenbringenden Gesetzes, wie du selbst es bezeugen musst. Psalmen Ps 23 118 167 Custodivit anima mea testimonia tua: et dilexit ea vehementer. Meine Seele beobachtet deine Zeugnisse und liebt sie gar sehr. Psalmen Ps 23 118 168 Servavi mandata tua, et testimonia tua: quia omnes viæ meæ in conspectu tuo. TAU. Ich halte deine Gebote und deine Zeugnisse; denn alle meine Wege sind dir offenbar. Tau. Psalmen Ps 23 118 169 Appropinquet deprecatio mea in conspectu tuo Domine: juxta eloquium tuum da mihi intellectum. Lass mein Flehen vor dein Angesicht gelangen, o Herr! nach deiner Verheißung gib mir Einsicht. Psalmen Ps 23 118 17 Retribue servo tuo, vivifica me: et custodiam sermones tuos. Erweise deinem Diener Gutes und erhalte mich am Leben,¹⁴ so will ich deine Worte bewahren. Psalmen Ps 23 118 17 14 Hebr.: Tue wohl, dass ich lebe. Leibliches Leben für den Dichter oder Erhaltung des Volkes, vielleicht aber geistige Belebung. Psalmen Ps 23 118 170 Intret postulatio mea in conspectu tuo: secundum eloquium tuum eripe me. Lass meine Bitte vor dein Angesicht kommen, nach deiner Verheißung errette mich!¹²⁷ Psalmen Ps 23 118 170 127 Da er seines Festhaltens willen an Gottes Wort verfolgt wird, bedarf er ebenso der inneren Festigung wie der Befreiung von äußerer Gewalt. Psalmen Ps 23 118 171 Eructabunt labia mea hymnum, cum docueris me justificationes tuas. Meine Lippen sollen überströmen von Lobpreis, weil du mich deine Satzungen gelehrt hast. Psalmen Ps 23 118 172 Pronuntiabit lingua mea eloquium tuum: quia omnia mandata tua æquitas. Meine Zunge soll deine Aussprüche verkünden, denn alle deine Gebote sind Gerechtigkeit. Psalmen Ps 23 118 173 Fiat manus tua ut salvet me: quoniam mandata tua elegi. Deine Hand möge mich erretten, denn deine Gebote habe ich erwählt.¹²⁸ Psalmen Ps 23 118 173 128 Gottes Hand und Gottes Gebote sollen sein Beistand sein. Psalmen Ps 23 118 174 Concupivi salutare tuum Domine: et lex tua meditatio mea est. Ich sehne mich nach deinem Heile, o Herr! und dein Gesetz ist meine Betrachtung. Psalmen Ps 23 118 175 Vivet anima mea, et laudabit te: et judicia tua adjuvabunt me. Meine Seele wird leben und dich loben und deine Gerichte werden mir helfen. Psalmen Ps 23 118 176 Erravi, sicut ovis, quæ periit: quære servum tuum, quia mandata tua non sum oblitus. Ich gehe irre wie ein Schaf, das verloren gegangen, suche deinen Diener,¹²⁹ denn deine Gebote vergaß ich nicht.¹³⁰ Psalmen Ps 23 118 176 129 Oder das Hebr. wird gefasst: Hab ich mich verirrt, so suche wie ein verlorenes (ein in Gefahr unterzugehen schwebendes) Schaf deinen Diener. Des Dichters Verirrung ist kein Abfall, sein Heim, nach dem er sich, wenn er auf Abwege geraten, zurücksehnt, ist bei dem Herrn. Psalmen Ps 23 118 176 130 In der Priem des Breviers werden zwei Absätze (vier Achtverser), in der Terz, Sext und Non je drei wegen ihres praktischen Inhaltes und ihrer moralischen Tendenz gebetet. Die Väter sind voll des Lobes über diesen Psalm (den Aug., Ambros., Hilar., Kassiodor ausführlich erklären). Psalmen Ps 23 118 18 Revela oculos meos: et considerabo mirabilia de lege tua. Öffne meine Augen, dass ich die Wunder deines Gesetzes¹⁵ schaue. Psalmen Ps 23 118 18 15 Alle kennen die Worte des Gesetzes, zeige mir die darunter verborgenen Glaubensgeheimnisse. Psalmen Ps 23 118 19 Incola ego sum in terra: non abscondas a me mandata tua. Ein Fremdling¹⁶ bin ich auf Erden, verbirg deine Gebote nicht vor mir!¹⁷ Psalmen Ps 23 118 19 16 Ein Beisasse, der keine bleibende Stätte hat. Psalmen Ps 23 118 19 17 Ziehe mir die Decke natürlicher Kurzsichtigkeit weg. Psalmen Ps 23 118 2 Beati, qui scrutantur testimonia ejus: in toto corde exquirunt eum. Glückselig, die seine Zeugnisse durchforschen,³ ihn von ganzem Herzen suchen. Psalmen Ps 23 118 2 3 Hebr.: beachten. Psalmen Ps 23 118 20 Concupivit anima mea desiderare justificationes tuas, in omni tempore. Es verzehrt sich meine Seele im Verlangen¹⁸ nach deinen Satzungen allezeit. Psalmen Ps 23 118 20 18 Hebr.: zermalmt ist meine Seele in Sehnsucht. Psalmen Ps 23 118 21 Increpasti superbos: maledicti qui declinant a mandatis tuis. Du bedrohest die Stolzen; verflucht sind, die von deinen Geboten abweichen. Psalmen Ps 23 118 22 Aufer a me opprobrium, et contemptum: quia testimonia tua exquisivi. Nimm weg von mir Schmach und Verachtung, denn deine Zeugnisse suche ich. Psalmen Ps 23 118 23 Etenim sederunt principes, et adversum me loquebantur: servus autem tuus exercebatur in justificationibus tuis. Ob auch Fürsten sich setzen, wider mich zu reden, so sinnt dein Diener doch in deinen Satzungen;¹⁹ Psalmen Ps 23 118 23 19 Ich gehe in der Befolgung deiner Gebote meinen Weg, fest überzeugt, dass jene ohne deine Zulassung mir nicht schaden können. Psalmen Ps 23 118 24 Nam et testimonia tua meditatio mea est: et consilium meum justificationes tuæ. DALETH. denn deine Zeugnisse sind meine Betrachtung und deine Satzungen meine Ratgeber.²⁰ Daleth. Psalmen Ps 23 118 24 20 Die mich in keiner Lage ratlos lassen. Psalmen Ps 23 118 25 Adhæsit pavimento anima mea: vivifica me secundum verbum tuum. Es klebt am Boden meine Seele,²¹ belebe mich nach deinem Worte.²² Psalmen Ps 23 118 25 21 Hebr.: Dahingelegt in den Staub ist meine Seele. (Tief gedrückt.) Psalmen Ps 23 118 25 22 Nach deiner Verheißung. Psalmen Ps 23 118 26 Vias meas enuntiavi, et exaudisti me: doce me justificationes tuas. Ich tat meine Wege²³ kund und du erhörtest mich, lehre mich deine Satzungen. Psalmen Ps 23 118 26 23 Meine Kämpfe, meine harte Not. Psalmen Ps 23 118 27 Viam justificationum tuarum instrue me: et exercebor in mirabilibus tuis. Lass mich den Weg deiner Satzungen verstehen, so will ich über deine Wunder nachsinnen. Psalmen Ps 23 118 28 Dormitavit anima mea præ tædio: confirma me in verbis tuis. Meine Seele ist ermattet vor Überdruss,²⁴ stärke mich durch deine Worte.²⁵ Psalmen Ps 23 118 28 24 An den schmerzlichen äußeren Verhältnissen oder dem schwermutsvollen Seelenzustand. Hebr.: Es tränt meine Seele vor Kummer. Psalmen Ps 23 118 28 25 Hebr.: Und mit deiner Unterweisung begnadige mich. Psalmen Ps 23 118 29 Viam iniquitatis amove a me: et de lege tua miserere mei. Den Weg des Unrechtes halte fern von mir und mit deinem Gesetze begnadige mich. Psalmen Ps 23 118 3 Non enim qui operantur iniquitatem, in viis ejus ambulaverunt. Denn die, welche Unrecht tun, wandeln nicht auf seinen Wegen.⁴ Psalmen Ps 23 118 3 4 Im Hebr. Fortsetzung der Schilderung: Auch nicht verüben Ungerechtigkeit, auf seinen Wegen gehen sie einher. Psalmen Ps 23 118 30 Viam veritatis elegi: judicia tua non sum oblitus. Den Weg der Wahrheit²⁶ habe ich erwählt, deine Rechte nicht vergessen. Psalmen Ps 23 118 30 26 Der Treue gegen dich, des Beharrens in der Wahrheit. Psalmen Ps 23 118 31 Adhæsi testimoniis tuis Domine: noli me confundere. Ich hänge an deinen Zeugnissen, Herr! lass mich nicht zuschanden werden. Psalmen Ps 23 118 32 Viam mandatorum tuorum cucurri, cum dilatasti cor meum. HE. Den Weg deiner Gebote will ich laufen, wenn du mir das Herz weit gemacht.²⁷ He. Psalmen Ps 23 118 32 27 Durch Freude, sei es, dass Gott ihn aus äußerer Not befreit, sei es, dass er ihn innerlich zur Haltung des Gesetzes stärkt. Psalmen Ps 23 118 33 Legem pone mihi Domine viam justificationum tuarum: et exquiram eam semper. Mache mir, Herr! den Weg deiner Satzungen zum Gesetze,²⁸ so will ich ihn allezeit suchen. Psalmen Ps 23 118 33 28 Den Weg, der in deinen Satzungen gegeben ist zur Lebensregel. Hebr.: Lehre mich, o Herr, den Weg deiner Satzungen, dass ich ihn einhalte bis ans Ende. Psalmen Ps 23 118 34 Da mihi intellectum, et scrutabor legem tuam: et custodiam illam in toto corde meo. Gib mir Einsicht, so will ich in deinem Gesetze forschen und es von ganzem Herzen beobachten. Psalmen Ps 23 118 35 Deduc me in semitam mandatorum tuorum: quia ipsam volui. Leite mich auf dem Pfade deiner Gebote, denn nach diesem verlange ich. Psalmen Ps 23 118 36 Inclina cor meum in testimonia tua: et non in avaritiam. Neige mein Herz deinen Zeugnissen zu und nicht der Habsucht.²⁹ Psalmen Ps 23 118 36 29 Eigennutz. Psalmen Ps 23 118 37 Averte oculos meos ne videant vanitatem: in via tua vivifica me. Wende meine Augen ab, dass sie nicht nach Eitlem³⁰ schauen, belebe mich auf deinem Wege!³¹ Psalmen Ps 23 118 37 30 Nach dem, was ohne göttlichen Gehalt ist, Widergöttlichen. Psalmen Ps 23 118 37 31 Hebr.: Kraft deiner Wege belebe mich. Die Wege Gottes sind die Wege, welche er als Gott des Heils innehält und uns gehen heißt. Psalmen Ps 23 118 38 Statue servo tuo eloquium tuum, in timore tuo. Bestätige deinem Diener deine Verheißung ob der Furcht vor dir.³² Psalmen Ps 23 118 38 32 Hebr.: als welche wirkt, dass man dich fürchtet. Also Vulg.: Verheißung, die du zu dem Zwecke gegeben, dass man um so mehr Furcht vor dir habe. Psalmen Ps 23 118 39 Amputa opprobrium meum, quod suspicatus sum: quia judicia tua jucunda. Nimm weg von mir die Schmach, vor der ich mich fürchte,³³ denn deine Rechte sind süß. Psalmen Ps 23 118 39 33 Er fürchtet, dass seine äußeren Feinde ihn ganz zugrunde richten können, oder noch mehr, dass er das Gesetz Gottes verleugne. Psalmen Ps 23 118 4 Tu mandasti mandata tua custodiri nimis. Du hast anbefohlen, deine Gebote strenge zu halten. Psalmen Ps 23 118 40 Ecce concupivi mandata tua: in æquitate tua vivifica me. VAU. Siehe, mich verlangt nach deinen Geboten, belebe mich durch deine Gerechtigkeit!³⁴ Vau. Psalmen Ps 23 118 40 34 Deine Gerechtigkeit hält die Gnadenordnung sowohl ihren Verheißungen wie ihren Verpflichtungen nach aufrecht, so belebe denn mich, den zum Tode Betrübten, neu. Psalmen Ps 23 118 41 Et veniat super me misericordia tua Domine: salutare tuum secundum eloquium tuum. Deine Gnade³⁵ komme über mich, Herr! dein Heil nach deiner Verheißung. Psalmen Ps 23 118 41 35 Die Gnade innerer Erleuchtung und freudigen Bekenntnisses. Psalmen Ps 23 118 42 Et respondebo exprobrantibus mihi verbum: quia speravi in sermonibus tuis. So will ich Rede stehen denen, die mich höhnen; denn ich hoffe auf deine Worte. Psalmen Ps 23 118 43 Et ne auferas de ore meo verbum veritatis usquequaque: quia in judiciis tuis supersperavi. Entziehe nicht ganz meinem Munde das Wort der Wahrheit,³⁶ denn auf deine Gerichte setze ich alle meine Hoffnung. Psalmen Ps 23 118 43 36 Dass ich der Wahrheit nicht Zeugnis geben könnte. Psalmen Ps 23 118 44 Et custodiam legem tuam semper: in sæculum et in sæculum sæculi. Und ich will dein Gesetz allewege halten, immerdar und ewig. Psalmen Ps 23 118 45 Et ambulabam in latitudine: quia mandata tua exquisivi. Ich will wandeln auf freier Bahn,³⁷ denn deine Gebote habe ich gesucht. Psalmen Ps 23 118 45 37 Getrost und unbeengt. Psalmen Ps 23 118 46 Et loquebar in testimoniis tuis in conspectu regum: et non confundebar. Und ich will von deinen Zeugnissen vor Königen reden und mich nicht schämen. Psalmen Ps 23 118 47 Et meditabar in mandatis tuis, quæ dilexi. Und will deine Gebote betrachten, die ich liebe, Psalmen Ps 23 118 48 Et levavi manus meas ad mandata tua, quæ dilexi: et exercebar in justificationibus tuis. ZAIN. und meine Hände zu deinen Geboten erheben,³⁸ die ich liebe, und mich in deinen Satzungen üben. Zain. Psalmen Ps 23 118 48 38 Wie beim Gebet: Ausdruck des sehnlichsten Verlangens. Psalmen Ps 23 118 49 Memor esto verbi tui servo tuo, in quo mihi spem dedisti. Sei eingedenk deiner Verheißung deinem Diener, in der du mir Hoffnung gegeben!³⁹ Psalmen Ps 23 118 49 39 Auf glücklichen Ausgang. Psalmen Ps 23 118 5 Utinam dirigantur viæ meæ, ad custodiendas justificationes tuas. O möchten meine Wege darauf hingerichtet sein,⁵ deine Satzungen zu bewahren! Psalmen Ps 23 118 5 5 Hebr.: Möchte mein Weg ein ganz gerader werden: mein Wille ohne Abweichen darauf gerichtet sein, Gottes Gebote zu halten. Psalmen Ps 23 118 50 Hæc me consolata est in humilitate mea: quia eloquium tuum vivificavit me. Dies ist mein Trost in meinem Elende,⁴⁰ denn dein Wort belebt mich. Psalmen Ps 23 118 50 40 Das Verheißungswort Gottes, an das er sich erinnert, in das er sich vertieft. Oder das Hebräische wird verstanden: dass dein Wort mich neu belebt hat. Psalmen Ps 23 118 51 Superbi inique agebant usquequaque: a lege autem tua non declinavi. Übermütige frevelten allenthalben,⁴¹ ich aber bin von deinem Gesetze nicht abgewichen. Psalmen Ps 23 118 51 41 Hebr.: Übermütige spotteten meiner gar sehr. Psalmen Ps 23 118 52 Memor fui judiciorum tuorum a sæculo Domine: et consolatus sum. Ich gedachte deiner Gerichte⁴² von Anbeginn,⁴³ Herr! und fand Trost. Psalmen Ps 23 118 52 42 Die je nach dem Verhalten des Menschen gegen Gott verschieden sind. Psalmen Ps 23 118 52 43 Die seit grauer Vorzeit bewährten. Psalmen Ps 23 118 53 Defectio tenuit me, pro peccatoribus derelinquentibus legem tuam. Unmut⁴⁴ hat mich erfasst um der Sünder willen, die dein Gesetz verlassen. Psalmen Ps 23 118 53 44 Hebr.: Zornesglut. Psalmen Ps 23 118 54 Cantabiles mihi erant justificationes tuæ, in loco peregrinationis meæ. Lobpreis⁴⁵ sind mir deine Satzungen am Orte meiner Pilgerschaft.⁴⁶ Psalmen Ps 23 118 54 45 Hebr.: Lieder so lieblich wie Lieder. Psalmen Ps 23 118 54 46 Ist auch die Erde des Menschen, so hat dieser doch keine bleibende Stätte auf derselben. [1Chr 29,15] Gottes Satzungen trösten ihn und beflügeln seine Schritte auf der Pilgerfahrt. Psalmen Ps 23 118 55 Memor fui nocte nominis tui Domine: et custodivi legem tuam. Des Nachts bin ich deines Namens eingedenk, o Herr! und beobachte dein Gesetz.⁴⁷ Psalmen Ps 23 118 55 47 Gottes Name liegt ihm nicht nur bei Tage, sondern auch bei Nacht im Sinne, darum beobachtet er Gottes Gesetz. Psalmen Ps 23 118 56 Hæc facta est mihi: quia justificationes tuas exquisivi. HETH. Dies ward mein Teil,⁴⁸ denn ich habe deinen Satzungen nachgestrebt. Heth. Psalmen Ps 23 118 56 48 Gottes Gesetz zu beobachten. Er hat den guten Teil erwählt. Psalmen Ps 23 118 57 Portio mea Domine, dixi custodire legem tuam. Mein Anteil, o Herr! bist du, dein Gesetz zu halten verspreche ich.⁴⁹ Psalmen Ps 23 118 57 49 Hebr.: Herr, mein Teil bist du, ich gedenke zu beobachten deine Worte. Psalmen Ps 23 118 58 Deprecatus sum faciem tuam in toto corde meo: miserere mei secundum eloquium tuum. Aus meinem ganzen Herzen flehe ich zu dir empor, erbarme dich meiner nach deiner Verheißung. Psalmen Ps 23 118 59 Cogitavi vias meas: et converti pedes meos in testimonia tua. Ich überdenke meine Wege und⁵⁰ lenke meine Füße deinen Zeugnissen zu. Psalmen Ps 23 118 59 50 Die Folge davon ist, dass ich mich deinem Zeugnisse zuwende. Psalmen Ps 23 118 6 Tunc non confundar, cum perspexero in omnibus mandatis tuis. Dann werde ich nicht zuschanden, wenn ich auf alle deine Gebote blicke. Psalmen Ps 23 118 60 Paratus sum, et non sum turbatus: ut custodiam mandata tua. Bereit bin ich und schrecke nicht zurück,⁵¹ deine Gebote zu halten. Psalmen Ps 23 118 60 51 Hebr.: kenne kein Zaudern. Psalmen Ps 23 118 61 Funes peccatorum circumplexi sunt me: et legem tuam non sum oblitus. Die Schlingen der Sünder⁵² haben mich umfasst, doch dein Gesetz vergesse ich nicht. Psalmen Ps 23 118 61 52 Nachstellungen böser Menschen umgeben ihn. Psalmen Ps 23 118 62 Media nocte surgebam ad confitendum tibi, super judicia justificationis tuæ. Ich stehe um Mitternacht auf, dich zu preisen deiner gerechten Gebote wegen.⁵³ Psalmen Ps 23 118 62 53 Dankbarkeit treibt ihn an, sich um Mitternacht zu erheben und vor Gott niederzuwerfen im Gebet. Psalmen Ps 23 118 63 Particeps ego sum omnium timentium te: et custodientium mandata tua. Ich bin der Genosse aller, die dich fürchten,⁵⁴ und derer, die deine Gebote beobachten. Psalmen Ps 23 118 63 54 Er steht allen Gottesfürchtigen nahe wegen des V. 62 Gesagten. Psalmen Ps 23 118 64 Misericordia tua Domine plena est terra: justificationes tuas doce me. TETH. Die Erde, o Herr! ist voll von deiner Huld, deine Satzungen lehre mich!⁵⁵ Teth. Psalmen Ps 23 118 64 55 Da deine Huld sich auf Erden nirgends unbezeugt lässt, so gewähre mir die höchste Gnade: die Belehrung über deine Gebote. Psalmen Ps 23 118 65 Bonitatem fecisti cum servo tuo Domine, secundum verbum tuum. Du hast deinem Diener Gutes erwiesen, Herr! gemäß deinem Worte. Psalmen Ps 23 118 66 Bonitatem et disciplinam, et scientiam doce me: quia mandatis tuis credidi. Lehre mich Güte, Zucht und Erkenntnis,⁵⁶ denn auf deine Gebote setze ich mein Vertrauen. Psalmen Ps 23 118 66 56 Hebr.: Güte des (sittlichen) Urteils und Erkenntnis lehre mich. Vulg.: sittliche Güte. Psalmen Ps 23 118 67 Priusquam humiliarer ego deliqui: propterea eloquium tuum custodivi. Bevor ich gebeugt ward, habe ich gefehlt, darum⁵⁷ beobachte ich dein Wort. Psalmen Ps 23 118 67 57 Vulg.: weil ich gedemütigt bin. Psalmen Ps 23 118 68 Bonus es tu: et in bonitate tua doce me justificationes tuas. Du bist gütig,⁵⁸ in deiner Güte lehre mich deine Satzungen! Psalmen Ps 23 118 68 58 Menschenfreundlich. Psalmen Ps 23 118 69 Multiplicata est super me iniquitas superborum: ego autem in toto corde meo scrutabor mandata tua. Gar sehr hat sich die Bosheit der Stolzen wider mich gemehrt,⁵⁹ ich aber sinne von ganzem Herzen deinen Geboten nach. Psalmen Ps 23 118 69 59 Hebr.: es mehren zusammen wider mich die Stolzen Lüge. Psalmen Ps 23 118 7 Confitebor tibi in directione cordis: in eo quod didici judicia justitiæ tuæ. Ich will dich mit redlichem Herzen preisen, weil⁶ ich die Rechte deiner Gerechtigkeit⁷ gelernt. Psalmen Ps 23 118 7 6 Nach anderen: Wenn. Psalmen Ps 23 118 7 7 Den Ausdruck des gerechten Richterwillens Gottes. Psalmen Ps 23 118 70 Coagulatum est sicut lac cor eorum: ego vero legem tuam meditatus sum. Geronnen ist wie Milch ihr Herz;⁶⁰ ich aber betrachte dein Gesetz. Psalmen Ps 23 118 70 60 Hebr.: Dick wie Fett ist ihr Herz. Das Fett ist Symbol der Fühllosigkeit, eines verstockten Herzens. Geronnene Milch ist nicht mehr flüssig, nicht beweglich. Psalmen Ps 23 118 71 Bonum mihi quia humiliasti me: ut discam justificationes tuas. Es ist mir heilsam, dass ich gedemütigt ward, damit ich deine Satzungen lernte. Psalmen Ps 23 118 72 Bonum mihi lex oris tui, super milia auri, et argenti. JOD. Besser ist für mich das Gesetz deines Mundes als Tausende Goldes und Silbers. Jod. Psalmen Ps 23 118 73 Manus tuæ fecerunt me, et plasmaverunt me: da mihi intellectum, et discam mandata tua. Deine Hände haben mich gemacht und gebildet; gib mir Einsicht, dass ich deine Gebote lerne. Psalmen Ps 23 118 74 Qui timent te videbunt me, et lætabuntur: quia in verba tua supersperavi. Die dich fürchten, werden mich sehen und sich freuen, denn auf deine Worte setze ich alle meine Hoffnung.⁶¹ Psalmen Ps 23 118 74 61 Es ist unmöglich, dass Gott, der den Menschen erschaffen, diesen verlassen und ihm das versagen sollte, was wahrhaft glücklich macht, Verständnis und Erkenntnis seines Wortes. Alle, die Gott fürchten, sollen an seinem Beispiel sehen, wie das Vertrauen auf Gottes Wort belohnt wird. Psalmen Ps 23 118 75 Cognovi Domine quia æquitas judicia tua: et in veritate tua humiliasti me. Ich weiß, Herr! dass deine Gerichte gerecht sind, dass du mich in deiner Treue gedemütigt hast.⁶² Psalmen Ps 23 118 75 62 Dass ihr Grund Gottes Heiligkeit, ihr Ziel das Heil der Menschen ist, dass Gott ihn gedemütigt, es treu mit ihm meinend, denn gerade im Leiden hat er den Wert des göttlichen Wortes recht kennen gelernt. Psalmen Ps 23 118 76 Fiat misericordia tua ut consoletur me, secundum eloquium tuum servo tuo. Möchte deine Huld mich trösten nach deiner Verheißung an deinen Diener!⁶³ Psalmen Ps 23 118 76 63 Ob auch durch Einblick in Gottes heilsame Absicht einigermaßen versüßt, bleibt Trübsal doch immer bitter, darum wolle Gottes Huld sich ihm zum Trost erweisen gemäß der dem Sänger gemachten Verheißung. Psalmen Ps 23 118 77 Veniant mihi miserationes tuæ, et vivam: quia lex tua meditatio mea est. Möchte dein Erbarmen über mich kommen, dass ich lebe; denn dein Gesetz ist meine Betrachtung.⁶⁴ Psalmen Ps 23 118 77 64 Hebr.: Ergötzen. Psalmen Ps 23 118 78 Confundantur superbi, quia injuste iniquitatem fecerunt in me: ego autem exercebor in mandatis tuis. Zuschanden mögen werden die Übermütigen, denn sie haben mir Böses getan ohne Ursache, ich aber befleißige mich deiner Gebote. Psalmen Ps 23 118 79 Convertantur mihi timentes te: et qui noverunt testimonia tua: Es mögen sich zu mir wenden, die dich fürchten und die deine Zeugnisse kennen. Psalmen Ps 23 118 8 Justificationes tuas custodiam: non me derelinquas usquequaque. BETH. Deine Satzungen will ich halten, verlass mich nicht gänzlich.⁸ Beth. Psalmen Ps 23 118 8 8 Nirgends. Niemals. Psalmen Ps 23 118 80 Fiat cor meum immaculatum in justificationibus tuis, ut non confundar. CAPH. Möge mein Herz in deinen Satzungen unsträflich sein, auf dass ich nicht zuschanden werde.⁶⁵ Kaph. Psalmen Ps 23 118 80 65 Nur wenn sein Herz an Gottes Satzungen festhält, ist er vor Enttäuschung sicher. Psalmen Ps 23 118 81 Defecit in salutare tuum anima mea: et in verbum tuum supersperavi. Meine Seele schmachtet nach deinem Heile⁶⁶ und auf dein Wort⁶⁷ setze ich alle meine Hoffnung.⁶⁸ Psalmen Ps 23 118 81 66 Dass es ihm widerfahre. Psalmen Ps 23 118 81 67 Verheißung. Psalmen Ps 23 118 81 68 Dass sie eintreffen. Psalmen Ps 23 118 82 Defecerunt oculi mei in eloquium tuum, dicentes: Quando consolaberis me? Meine Augen schmachten nach deinem Worte und sagen:⁶⁹ Wann wirst du mich trösten? Psalmen Ps 23 118 82 69 Die Geistesaugen. Psalmen Ps 23 118 83 Quia factus sum sicut uter in pruina: justificationes tuas non sum oblitus. Denn ich bin wie ein Schlauch im Reife geworden,⁷⁰ deine Satzungen habe ich nicht vergessen. Psalmen Ps 23 118 83 70 Der dem Reif, der Kälte ausgesetzte Schlauch schrumpft zusammen schwindet hin. Hebr.: wie ein Schlauch im Rauch. Wenn man einen Schlauch nicht brauchte, hing man ihn auf, wo er freilich dem Rauche ausgesetzt war, da die Hebräer keine Kamine hatten: er ist beiseite gesetzt und den Angriffen seiner Feinde ausgesetzt. Psalmen Ps 23 118 84 Quot sunt dies servi tui: quando facies de persequentibus me judicium? Wie viel sind noch der Tage deines Dieners, wann wirst du Gericht halten über meine Verfolger?⁷¹ Psalmen Ps 23 118 84 71 Das Leben hienieden ist kurz, also auch die Zeit, in der du deine Gerechtigkeit offenbaren kannst. Psalmen Ps 23 118 85 Narraverunt mihi iniqui fabulationes: sed non ut lex tua. Die Gottlosen sprechen vor mir eitle Dinge, doch nichts wie dein Gesetz.⁷² Psalmen Ps 23 118 85 72 Hebr.: Es graben die Stolzen klaffende Gruben, sie, die mich nicht geartet nach deinem Gesetze. Psalmen Ps 23 118 86 Omnia mandata tua veritas: inique persecuti sunt me, adjuva me. Alle deine Gebote sind Wahrheit,⁷³ ohne Ursache haben sie mich verfolgt, hilf mir! Psalmen Ps 23 118 86 73 Untrüglich, so strafe meine Verfolger. Psalmen Ps 23 118 87 Paulominus consummaverunt me in terra: ego autem non dereliqui mandata tua. Gar leicht hätten sie mich auf Erden⁷⁴ vernichtet, doch ich verließ deine Satzungen nicht.⁷⁵ Psalmen Ps 23 118 87 74 Oder: im Lande, - in dem sie sich für die Alleinberechtigten halten. Psalmen Ps 23 118 87 75 Meine Treue ließ sich nicht erschüttern. Psalmen Ps 23 118 88 Secundum misericordiam tuam vivifica me: et custodiam testimonia oris tui. LAMED. Nach deiner Huld belebe mich,⁷⁶ so will ich die Zeugnisse deines Mundes bewahren. Lamed. Psalmen Ps 23 118 88 76 Gewähre mir neue Gnade, damit ich nicht zuletzt unterliege. Psalmen Ps 23 118 89 In æternum Domine, verbum tuum permanet in clo. Auf ewig, o Herr! steht dein Wort im Himmel fest.⁷⁷ Psalmen Ps 23 118 89 77 Dort ist die Heimat deines Wortes, das unvergänglich ist, wie der Himmel. Hebr.: Dein Wort steht fest mit (gleich) dem Himmel. Psalmen Ps 23 118 9 In quo corrigit adolescentior viam suam? in custodiendo sermones tuos. Wodurch kann ein Jüngling seinen Wandel gerade erhalten?⁹ Indem er deine Worte befolgt. Psalmen Ps 23 118 9 9 Hebr.: sich in reinem Wandel erhalten. Psalmen Ps 23 118 90 In generationem et generationem veritas tua: fundasti terram, et permanet. Von Geschlecht zu Geschlecht währt deine Treue, du hast die Erde gegründet und sie dauert fort. Psalmen Ps 23 118 91 Ordinatione tua perseverat dies: quoniam omnia serviunt tibi. Durch deine Anordnung steht die Zeit fest, denn alles dient dir.⁷⁸ Psalmen Ps 23 118 91 78 Hebr.: folgeleistend deinen Entscheidungen stellen sie sich (Himmel und Erde) bereitwilligst noch heut (jenen als Werkzeuge zu dienen). Denn alle Wesen sind deine Diener. Psalmen Ps 23 118 92 Nisi quod lex tua meditatio mea est: tunc forte periissem in humilitate mea. Wäre nicht dein Gesetz meine Betrachtung, so wäre ich wohl umgekommen in meinem Elende. Psalmen Ps 23 118 93 In æternum non obliviscar justificationes tuas: quia in ipsis vivificasti me. Ich werde deine Satzungen⁷⁹ ewig nicht vergessen, denn durch sie⁸⁰ hast du mich am Leben erhalten. Psalmen Ps 23 118 93 79 Das Wort (V. 89), das Gesetz (V. 92), die Satzungen (V. 93) bedeuten das Gesetz, insofern es auch Verheißungen enthält. So unveränderlich die Naturgesetze sind (V. 91), so unveränderlich sind Gottes Verheißungen. Psalmen Ps 23 118 93 80 Die Verheißungen. Psalmen Ps 23 118 94 Tuus sum ego, salvum me fac: quoniam justificationes tuas exquisivi. Dein bin ich, hilf mir, denn deine Satzungen suche ich. Psalmen Ps 23 118 95 Me exspectaverunt peccatores ut perderent me: testimonia tua intellexi. Die Sünder lauern mir auf, um mich zu verderben; aber ich richte meinen Sinn auf deine Zeugnisse. Psalmen Ps 23 118 96 Omnis consummationis vidi finem: latum mandatum tuum nimis. MEM. Aller geschaffenen Dinge sah ich ein Ende,⁸¹ aber dein Gebot ist überaus weitreichend.⁸² Mem. Psalmen Ps 23 118 96 81 Oder hebr.: Los alles Vollkommenen ist, das habe ich gesehen, Hinfall. Alle irdische Vollkommenheit schlägt, auf ihrem Höhepunkt angelangt, in das Gegenteil um. Psalmen Ps 23 118 96 82 Unbeschränkt in seiner Geltung und Bewährung. Psalmen Ps 23 118 97 Quomodo dilexi legem tuam Domine? tota die meditatio mea est. Wie liebe ich dein Gesetz so sehr, o Herr! den ganzen Tag ist es meine Betrachtung. Psalmen Ps 23 118 98 Super inimicos meos prudentem me fecisti mandato tuo: quia in æternum mihi est. Du machst mich weiser als meine Feinde durch dein Gebot, denn immerdar bleibt es bei mir. Psalmen Ps 23 118 99 Super omnes docentes me intellexi: quia testimonia tua meditatio mea est. Weiser bin ich als alle, die mich lehrten,⁸³ denn deine Zeugnisse sind mein Sinnen. Psalmen Ps 23 118 99 83 Die fleischliche Weisheit lehren wollten. Psalmen Ps 23 0 1 Bitte um Hilfe gegen streitsüchtige Menschen (V. 2), denen der Sänger strenge Strafe voraussagt (V. 4), indem er klagt, dass er so lange unter ihnen bleiben muss, stets von ihnen angefochten, so sehr er auch begehrt, in Frieden zu leben. Psalmen Ps 23 119 1 Canticum graduum. Ad Dominum cum tribularer clamavi: et exaudivit me. Stufengesang.¹ Zu dem Herrn rufe ich, da ich in Drangsal bin, und er erhört mich. Psalmen Ps 23 119 1 1 Nach einigen auf den vom Frauenhofe zum Männerhofe hinaufführenden Stufen von den Leviten, besser: von allen Israeliten an den drei großen Festzeiten beim Hinaufziehen nach Jerusalem zu singende Psalmen. Nach anderen haben die fünfzehn folgenden Psalmen ihren Namen von ihrem stufenweise fortschreitenden Gedanken-Rhythmus, der mittelst Wiederaufnahme des unmittelbar vorausgegangenen Wortes sich fortbewegenden Steigerung. Psalmen Ps 23 119 2 Domine libera animam meam a labiis iniquis, et a lingua dolosa. Herr! rette meine Seele von ungerechten Lippen und von trügerischer² Zunge!³ Psalmen Ps 23 119 2 2 Hebr.: tückischer. Psalmen Ps 23 119 2 3 Die Bitte entspringt wohl der V. 5 beschriebenen Lage. Psalmen Ps 23 119 3 Quid detur tibi, aut quid apponatur tibi ad linguam dolosam? Was wird man dir zuteilen oder welche Strafe dir zuteil werden lassen für deine tückische Zunge?⁴ Psalmen Ps 23 119 3 4 Anrede an die Verleumder: Welche deiner Bosheit angemessene Strafe soll dir Gott in Fülle zuteilen? Hebr.: Was soll er (Gott) dir geben (zur Strafe) und was dir zufügen, du tückische Zunge? Die Antwort gibt V. 4. Psalmen Ps 23 119 4 Sagittæ potentis acutæ, cum carbonibus desolatoriis. Scharfe Pfeile des Gewaltigen und versengende Kohlen.⁵ Psalmen Ps 23 119 4 5 Kohlen, die durch ihre Gluthitze alles versengen und verwüsten, was sie berühren. Hebr.: mit Glutkohlen von Ginster. Diese soll eine sehr intensive Glut geben und ist mit den Pfeilen Bild qualvoller Strafe. Die böse Zunge ist ein Bogen, der Lügenpfeile schießt [Jer 9,2, Spr 16,18], ist wie höllisches Feuer [Spr 16,27, Jak 3,6], dem entspricht die Strafe. Psalmen Ps 23 119 5 Heu mihi, quia incolatus meus prolongatus est: habitavi cum habitantibus Cedar: multum incola fuit anima mea. Wehe mir,⁶ dass meine Pilgerschaft so lange dauert,⁷ dass ich wohne unter den Bewohnern Kedars! Zu lange schon ist meine Seele ein Fremdling.⁸ Psalmen Ps 23 119 5 6 Vorerst gehen Pfeile und Glut von der tückischen Zunge aus, daher die Bitte. Psalmen Ps 23 119 5 7 Hebr.: dass ich ein Beisasse bin unter Meschek (Moscher, Völkerschaft zwischen dem schwarzen und kaspischen Meere [Gen 10,2]), wohne bei den Zelten Kedars. Die Kedarener sind ein arabischer Volksstamm. Die beiden Völker sind beispielsweise gesetzt: unter schrecklichen Feinden. Psalmen Ps 23 119 5 8 Hebr.: Lange genug schon wohnt meine Seele bei Friedenshassern. Psalmen Ps 23 119 6 Cum his, qui oderunt pacem, eram pacificus: cum loquebar illis, impugnabant me gratis. Bei denen, die den Frieden hassen, bin ich friedlich; wenn ich mit ihnen rede,⁹ erheben sie Streit wider mich ohne Ursache!¹⁰ Psalmen Ps 23 119 6 9 Rede: meinen Glauben bekenne. Psalmen Ps 23 119 6 10 Hebr.: Ich bin Friede (Friedensliebe erfüllt meine Seele), aber wenn ich rede, sind jene auf Krieg aus. Die Kirche legt den Psalm dem leidenden Heiland in den Mund, ebenso wie der Schmerzensmutter. Psalmen Ps 23 0 1 Woher wird eine Hilfe kommen? Von dem Herrn, dem allmächtigen Schöpfer (V. 2), denn dieser hat stets acht auf die Seinen (V. 4), er schützt sie Tag und Nacht (V. 6) und führt sie unversehrt auf rechter Bahn. Psalmen Ps 23 120 1 Canticum graduum. Levavi oculos meos in montes, unde veniet auxilium mihi. Stufengesang.¹ Ich hebe meine Augen zu den Bergen,² von welchen mir Hilfe kommt. [2Chr 20,17] Psalmen Ps 23 120 1 1 Siehe [Ps 119,Anm.1]. Psalmen Ps 23 120 1 2 Dem Berge Sion, zu dem der Blick der nach Babylon Weggeführten sich von dort aus richtet wie auf die Höhen und Fernen des Himmels. Diese Berge sind der Richtpunkt seines Gebetes. Vergl. [Dan 6,10]. Ich erwarte von Gott aus Sion meine Hilfe. Fasst man den Satz fragend, so gibt er den Grund hierfür an: Woher kann mir anders Hilfe kommen? Psalmen Ps 23 120 2 Auxilium meum a Domino, qui fecit clum et terram. Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Psalmen Ps 23 120 3 Non det in commotionem pedem tuum: neque dormitet qui custodit te. Er lasse deinen Fuß nicht wanken und es schlummere nicht, der dich behütet. Psalmen Ps 23 120 4 Ecce non dormitabit neque dormiet, qui custodit Israel. Siehe, er schlummert und schläft nicht,³ der Israel behütet! Psalmen Ps 23 120 4 3 Er schlummert nicht vor Müdigkeit ein und sein Leben ist nicht dem Wechsel von Wachen und Schlafen unterworfen. Psalmen Ps 23 120 5 Dominus custodit te, Dominus protectio tua, super manum dexteram tuam. Der Herr behütet dich, der Herr ist dein Schirm zu deiner Rechten.⁴ Psalmen Ps 23 120 5 4 Hebr.: Jahve dein Schatten zu deiner Rechten. Schutz gegen Hitze. Die rechte Seite ist die tätige, wehrhafte, die Sonnenbrand schlaff macht, wenn keine Überschattung da ist. Gott selbst will der Schatten sein. Psalmen Ps 23 120 6 Per diem sol non uret te: neque luna per noctem. Des Tags wird die Sonne dich nicht stechen⁵ noch der Mond des Nachts.⁶ [Offb 7,16] Psalmen Ps 23 120 6 5 Verderblich treffen. Psalmen Ps 23 120 6 6 Die Mondstrahlen bewirken in den südlichen Gegenden Gehirnaffektionen. Oder ist es der verderbliche Einfluss der nächtlichen Kälte insbesondere berührt. [Gen 31,40] Vielleicht ist allgemeiner zu erklären: Vor allen Gefahren bei Tag und Nacht wird Gott dich bewahren. Psalmen Ps 23 120 7 Dominus custodit te ab omni malo: custodiat animam tuam Dominus. Der Herr behütet dich vor allem Übel, der Herr behüte⁷ deine Seele! Psalmen Ps 23 120 7 7 Hebr.: behütet. Psalmen Ps 23 120 8 Dominus custodiat introitum tuum, et exitum tuum: ex hoc nunc, et usque in sæculum. Der Herr behüte⁸ deinen Eingang und deinen Ausgang⁹ von nun an bis in Ewigkeit!¹⁰ Psalmen Ps 23 120 8 8 Hebr.: behütet. Psalmen Ps 23 120 8 9 Dich, wo du gehst und stehst, all dein Tun und Lassen. Psalmen Ps 23 120 8 10 Der Psalm ist ein Lied der Zuversicht auf unserer irdischen Pilgerfahrt. Psalmen Ps 23 0 1 Der Freude eingedenk, mit der sie die Einladung zur Pilgerfahrt empfangen (V. 1), machen die Pilger, bei der heiligen Stadt angekommen, an ihren Toren Halt, voller Bewunderung der herrlichen Stadt, des Mittelpunktes des religiösen und politischen Lebens. (V. 5) Gegenseitige Aufmunterung, Jerusalem alles Gute und besonders Frieden zu wünschen, aus Liebe gegen seine Bewohner und insbesondere aus Liebe für das Haus Gottes. Psalmen Ps 23 121 1 Canticum graduum. Lætatus sum in his, quæ dicta sunt mihi: In domum Domini ibimus. Stufengesang.¹ Ich freute mich, als man zu mir sprach:² Lasset uns zum Hause des Herrn gehen! Psalmen Ps 23 121 1 1 Siehe [Ps 119,Anm.1]. Nach dem Hebr. ist David der Verfasser, was wenig Wahrscheinlichkeit hat, vielmehr scheint das Lied in der nachexilischen Zeit entstanden und nach davidischem Muster verfasst. Psalmen Ps 23 121 1 2 Hebr.: Über die zu mir Sprechenden. Psalmen Ps 23 121 2 Stantes erant pedes nostri, in atriis tuis Jerusalem. Unsere Füße stehen³ in deinen Torhallen, Jerusalem! Psalmen Ps 23 121 2 3 Nach anderen: standen. Bereits in früherer Zeit weilten wir in Jerusalem. Psalmen Ps 23 121 3 Jerusalem, quæ ædificatur ut civitas: cujus participatio ejus in idipsum. Jerusalem, das wieder gebaut wird wie eine Stadt,⁴ die sich zur Gemeinschaft zusammenfügt. Psalmen Ps 23 121 3 4 Hebr.: o du wiederaufgebaute, als eine Stadt, die eng in sich verbunden. Jerusalem gleicht einer Stadt, die durch eine Mauer unter sich verbunden, wo sich Haus an Haus reiht (die Häuser nicht vereinzelt stehen wie auf dem Lande). Psalmen Ps 23 121 4 Illuc enim ascenderunt tribus, tribus Domini: testimonium Israel ad confitendum nomini Domini. Dorthin ziehen ja die Stämme hinauf,⁵ die Stämme des Herrn, nach dem Gesetze für Israel, den Namen des Herrn zu preisen. Psalmen Ps 23 121 4 5 Dies ist die Stadt, in die von jeher die zwölf Stämme des Gottesvolkes sich an den drei hohen Festen zusammenfinden, als im Heiligtum und Sitze des Königtums Israels. Psalmen Ps 23 121 5 Quia illic sederunt sedes in judicio, sedes super domum David. Denn⁶ dort stehen die Stühle zum Gerichte, die Stühle für das Haus Davids.⁷ Psalmen Ps 23 121 5 6 Ja! (V. 4) und denn (V. 5) sind parallel. Psalmen Ps 23 121 5 7 Von da aus regierten die Könige aus Davids Hause und sprachen Recht. Psalmen Ps 23 121 6 Rogate quæ ad pacem sunt Jerusalem: et abundantia diligentibus te: Erflehet Jerusalem Frieden⁸ und Überfluss werde denen zuteil, die dich lieben!⁹ Psalmen Ps 23 121 6 8 Der Dichter fordert alle Volksgenossen allerorten dazu auf. Sept.: erflehet von Jerusalem Frieden. Alsdann ist 6b und 7 Bitte, dass Jerusalem das Flehen der in 6a Genannten erfüllen möge. Als Entgelt will er für Jerusalems Heil beten. Psalmen Ps 23 121 6 9 Mit der Geliebten werden die Liebenden zusammengefasst, mit der Mutter die Kinder. Psalmen Ps 23 121 7 Fiat pax in virtute tua: et abundantia in turribus tuis. Friede sei in deiner Feste und Überfluss in deinen Türmen!¹⁰ Psalmen Ps 23 121 7 10 Turmartigen Palästen. Wohlstand sei draußen und drinnen. Psalmen Ps 23 121 8 Propter fratres meos, et proximos meos, loquebar pacem de te: Um meiner Brüder und meiner Nächsten willen wünsche ich dir Frieden! Psalmen Ps 23 121 9 Propter domum Domini Dei nostri, quæsivi bona tibi. Um des Hauses des Herrn, unsers Gottes, willen¹¹ will ich alles Gute für dich erflehen.¹² Psalmen Ps 23 121 9 11 Der Beweggrund des Friedenswunsches ist Liebe zu den Brüdern (allen Juden) und Liebe zu dem Hause Gottes. Um der Brüder willen wünscht er Jerusalem Frieden, um des Hauses Jahves willen will er, was zum Besten Jerusalems gereicht, der Stadt erflehen. Jerusalem ist und bleibt das Herz Israels. Psalmen Ps 23 121 9 12 Das alttestamentliche Jerusalem war Typus der Kirche und des himmlischen Jerusalem. Psalmen Ps 23 0 1 Flehen der Verbannten zu Gott, die auf ihn schauen, sein Erbarmen erwartend (V. 2), und inständig bitten, er wolle sie der unglücklichen und verachteten Lage entreißen, in der sie sich finden. Psalmen Ps 23 122 1 Canticum graduum. Ad te levavi oculos meos, qui habitas in clis. Stufengesang.¹ Zu dir erhebe ich meine Augen, der du im Himmel wohnst! Psalmen Ps 23 122 1 1 Siehe [Ps 119,Anm.1]. Psalmen Ps 23 122 2 Ecce sicut oculi servorum, in manibus dominorum suorum, Sicut oculi ancillæ in manibus dominæ suæ: ita oculi nostri ad Dominum Deum nostrum donec misereatur nostri. Siehe! wie die Augen der Knechte auf die Hände ihrer Herren, wie die Augen der Magd auf die Hände ihrer Gebieterin, so schauen unsere Augen auf den Herrn, unsern Gott, bis er sich unser erbarmt.² Psalmen Ps 23 122 2 2 Die Hand des Herrn, der Herrin, regiert das ganze Haus, ihrer Winke und Weisungen sind alle gewärtig. So hängt Israels Zukunft gänzlich von Gott ab. Auf ihn ist sein Sehnsuchtsblick gerichtet, bis er sich endlich erbarmt. Psalmen Ps 23 122 3 Miserere nostri Domine, miserere nostri: quia multum repleti sumus despectione: Erbarme dich unser, o Herr! erbarme dich unser; gar sehr³ sind wir gesättigt mit Verachtung. Psalmen Ps 23 122 3 3 Oder zeitlich: seit langem. Hebr.: Satt genug sind wir von Schmach. Psalmen Ps 23 122 4 Quia multum repleta est anima nostra: opprobrium abundantibus, et despectio superbis. ja, reichlich gesättigt sind unsere Seelen, zum Gespötte sind wir⁴ den Reichen und zur Verachtung den Stolzen.⁵ Psalmen Ps 23 122 4 4 Hebr.: Zur Genüge hat unsere Seele den Hohn der Übermütigen und die Verachtung der Stolzen erfahren. Psalmen Ps 23 122 4 5 Wir erheben unsere Augen zu unserem Helfer. Psalmen Ps 23 0 1 Wenn Gott nicht geholfen hätte, wäre das Volk verloren gewesen. (V. 5) Danksagung und Lobpreis, dass der Allmächtige sein Volk errettet. Psalmen Ps 23 123 1 Canticum graduum. Nisi quia Dominus erat in nobis, dicat nunc Israel: Stufengesang.¹ Wäre nicht der Herr mit uns² gewesen, so sage nun³ Israel, Psalmen Ps 23 123 1 1 Siehe [Ps 119,Anm.1]. Der hebr. Text schreibt den Psalm in sehr unwahrscheinlicher Weise David zu. Psalmen Ps 23 123 1 2 Hebr.: für uns. Psalmen Ps 23 123 1 3 Nach erlangter Rettung. Fehlt im Hebr. Psalmen Ps 23 123 2 Nisi quia Dominus erat in nobis, Cum exsurgerent homines in nos, wäre nicht der Herr mit uns gewesen, als die Menschen sich wider uns erhoben, Psalmen Ps 23 123 3 Forte vivos deglutissent nos: Cum irasceretur furor eorum in nos, so hätten sie uns wohl lebendig verschlungen;⁴ als ihr Zorn wider uns entbrannte, Psalmen Ps 23 123 3 4 Die Feinde werden als wilde Tiere gedacht. Psalmen Ps 23 123 4 Forsitan aqua absorbuisset nos. hätte uns das Wasser wohl mit sich fortgerissen. Psalmen Ps 23 123 5 Torrentem pertransivit anima nostra: forsitan pertransisset anima nostra aquam intolerabilem. Dann wäre unsere Seele durch einen Strom gegangen, wohl wäre unsere Seele durch unerträgliche Wasser gegangen.⁵ Psalmen Ps 23 123 5 5 Es drohte uns das Verschlungen werden, da wir durch Gießbäche gehen mussten, wir wären dort in grundlose Wasser gekommen. Unerträglich: wir wären unerträglichen Leiden ausgesetzt gewesen. Hebr.: dann hätten die Wasser uns überschwemmt, ein Strom wäre gegangen über unsere Seele, - dann wären gegangen über unsere Seele die geschwollenen Wasser. Die Feinde werden wie die Assyrier [Jes 8,7ff] mit einem überflutenden Strome verglichen. Psalmen Ps 23 123 6 Benedictus Dominus qui non dedit nos in captionem dentibus eorum. Gepriesen sei der Herr, dass er uns ihren Zähnen nicht zum Raube dahingab. Psalmen Ps 23 123 7 Anima nostra sicut passer erepta est de laqueo venantium: laqueus contritus est, et nos liberati sumus. Unsere Seele entrann gleich einem Vogel aus der Schlinge der Vogelsteller,⁶ die Schlinge zerriss und wir wurden frei. Psalmen Ps 23 123 7 6 Diesen werden die Feinde wegen ihrer Hinterlist verglichen. Psalmen Ps 23 123 8 Adjutorium nostrum in nomine Domini, qui fecit clum et terram. Unsere Hilfe ist im Namen des Herrn,⁷ der Himmel und Erde gemacht hat.⁸ Psalmen Ps 23 123 8 7 Nicht Verleugnung Gottes, sondern Festhalten an ihm rettet Israel. Psalmen Ps 23 123 8 8 Und sich als dieser Allmächtige bewährt. Psalmen Ps 23 0 1 Wie die um Sion liegenden Berge es schützen, so wird Gott die treuen Einwohner Jerusalems schirmen, damit nicht die Gerechten durch längere Bedrückung wankend werden. (V. 3) Bitte, Gott wolle über die Gerechten wachen, die Abtrünnigen aber mit den Feinden zugrunde gehen lassen. Psalmen Ps 23 124 1 Canticum graduum. Qui confidunt in Domino, sicut mons Sion: non commovebitur in æternum, qui habitat Stufengesang.¹ Die auf den Herrn vertrauen, sind wie der Berg Sion;² es wankt nicht in Ewigkeit, wer wohnt³ Psalmen Ps 23 124 1 1 Siehe [Ps 119,Anm.1]. Psalmen Ps 23 124 1 2 Auf dem Sion thront Gott, dem sie treu anhängen. Psalmen Ps 23 124 1 3 Dieselben, die vorher die Vertrauenden genannt sind, das Wohnen mithin kein äußerliches: die wahren Israeliten. Hebr.: Nach dem jetzigen Texte beginnt V. 2: Jerusalem, Berge sind rings um dasselbe. Psalmen Ps 23 124 2 In Jerusalem. Montes in circuitu ejus: et Dominus in circuitu populi sui, ex hoc nunc, et usque in sæculum. in Jerusalem. Rings um dasselbe sind Berge und der Herr um sein Volk⁴ von nun an bis in Ewigkeit. Psalmen Ps 23 124 2 4 Außer im Norden ist Jerusalem auf drei Seiten von Bergen umgeben, doch das heilige Volk, das darin wohnt, hat einen noch wichtigeren Schutz an Gott, der es umschließt (wie eine feurige Mauer [Sach 2,9], wie ein gewaltiger Strom [Jes 33,21]). Dies wird sich auch jetzt zeigen. Psalmen Ps 23 124 3 Quia non relinquet Dominus virgam peccatorum super sortem justorum: ut non extendant justi ad iniquitatem manus suas. Nicht wird der Herr die Zuchtrute⁵ der Sünder auf dem Anteile der Gerechten⁶ ruhen lassen,⁷ dass nicht die Gerechten ihre Hände nach Unrecht ausstrecken.⁸ Psalmen Ps 23 124 3 5 Hebr.: Zepter. Die Herrschaft der Sünder (Heiden) erscheint als Zuchtrute. Psalmen Ps 23 124 3 6 Das den Israeliten durch das Los zugefallene Land. Psalmen Ps 23 124 3 7 Gott prüft die Gerechten durch die Drangsal, aber die Prüfung ist ihren Kräften angemessen, Gott bewahrt sie in Gnaden vor dem Falle. Psalmen Ps 23 124 3 8 Gewalt und Verführung könnten die Gerechten dazu verleiten, sich dem herrschenden widergöttlichen Treiben anzuschließen. Psalmen Ps 23 124 4 Benefac Domine bonis, et rectis corde. Den Guten tue Gutes, Herr! und denen, die aufrichtigen Herzens sind. Psalmen Ps 23 124 5 Declinantes autem in obligationes, adducet Dominus cum operantibus iniquitatem: pax super Israel. Doch die auf krumme Wege abbiegen, wird der Herr hinwegraffen mit den Übeltätern.⁹ Friede komme über Israel!¹⁰ Psalmen Ps 23 124 5 9 Hebr.: die aber ablenken (von deinen Geboten) ihre gewundenen Pfade, diese lasse dahinfahren (untergehen) mit den Missetätern. Die mit Abfall umgeben, mögen mit den offenbaren Sündern und Heiden umkommen. Psalmen Ps 23 124 5 10 Friede ist jegliches Gute, Freiheit um Wohlstand. Psalmen Ps 23 0 1 Dank sei Gott für die wunderbare Befreiung des Volkes aus der Gefangenschaft, über die die Völker staunen. (V. 3) Bitte, Gott wolle den Zurückgekehrten, die auch jetzt noch im Elende schmachten, die Freude vollenden, denn noch streuen sie mit Tränen ihren Samen aus, eine fröhliche Ernte erwartend. Psalmen Ps 23 125 1 Canticum graduum. In convertendo Dominus captivitatem Sion: facti sumus sicut consolati: Stufengesang.¹ Als der Herr die Gefangenschaft Sions wendete,² glichen wir Getrösteten.³ Psalmen Ps 23 125 1 1 Siehe [Ps 119,Anm.1]. Der Psalm ist wie [Ps 84] aus der nachexilischen Zeit, als es den Heimgekehrten hart erging. Psalmen Ps 23 125 1 2 Die Gefangenen Sions zurückführte. Psalmen Ps 23 125 1 3 Wir waren getröstet, wir lebten wieder auf. Hebr.: wir waren wie Träumende. Der Gegensatz zwischen der harten Gefangenschaft und der jetzigen Freiheit war so groß, dass wir glaubten zu träumen und Mühe hatten, es für Wirklichkeit zu halten. Psalmen Ps 23 125 2 Tunc repletum est gaudio os nostrum: et lingua nostra exsultatione. Tunc dicent inter gentes: Magnificavit Dominus facere cum eis. Da ward unser Mund voll der Freude und unsere Zunge voll des Jubels, da sprach man unter den Heiden: Der Herr hat Großes an ihnen getan.⁴ Psalmen Ps 23 125 2 4 Wie staunte man die Wendung des Geschickes Israels an, wie ehrfurchtgebietend erschien dies! Selbst die Heiden bekannten, dass die Befreiung des Herrn Werk sei und dass er Großes an seinem Volk getan. Die Weissagungen der Propheten [Jes 45,12, Jes 52,10] u.a. gingen in Erfüllung. Psalmen Ps 23 125 3 Magnificavit Dominus facere nobiscum: facti sumus lætantes. Ja, Großes hat der Herr an uns getan, wir sind fröhlich geworden. Psalmen Ps 23 125 4 Converte Domine captivitatem nostram, sicut torrens in austro. Wende, o Herr! unsere Gefangenschaft, gleich dem Bache im Mittagslande.⁵ Psalmen Ps 23 125 4 5 Lass sie noch in der Verbannung befindlichen Israeliten nach Palästina zurückkehren, wie die Bäche zur Winterszeit wiederkehren. Hebr.: O führe zurück, Jahve, unsere Gefangenen wie Regenbäche im Südlande. Die Zurückgekehrten waren nicht das ganze Volk. Wie das Südland sich sehnt nach den zur Sommerzeit verschwindenden und im Winter stets wiederkehrenden Regenwasserströmen, so sehnt sich unser Land nach den Zurückgebliebenen. Psalmen Ps 23 125 5 Qui seminant in lacrimis, in exsultatione metent. Die mit Tränen säen, werden mit Frohlocken ernten.⁶ Psalmen Ps 23 125 5 6 Diese Sätze enthalten allgemeine Wahrheit, sind aber nach den damaligen Verhältnissen gebildet. Vergl. [Esra 3,12]. Allgemein gefasst, besagt es das Gleiche, was [Mt 5,4]: Selig sind die Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden. Psalmen Ps 23 125 6 Euntes ibant et flebant, mittentes semina sua. Venientes autem venient cum exsultatione, portantes manipulos suos. Sie gehen dahin⁷ mit Weinen, ihren Samen ausstreuend, aber sie werden mit Frohlocken kommen, ihre Garben tragend. Psalmen Ps 23 125 6 7 Mühselig auf und ab. Psalmen Ps 23 0 1 Von Gott hängt aller Segen ab, nicht vom Mühen der Menschen (V. 2), ebenso das wahre Glück des Hauses, Kindersegen. Psalmen Ps 23 126 1 Canticum graduum Salomonis. Nisi Dominus ædificaverit domum, in vanum laboraverunt qui ædificant eam. Nisi Dominus custodierit civitatem, frustra vigilat qui custodit eam. Stufengesang Salomons.¹ Wenn der Herr nicht das Haus baut, so mühen sich die Bauleute umsonst; wenn der Herr nicht die Stadt behütet, so wacht der Hüter umsonst. Psalmen Ps 23 126 1 1 Die Überschrift rührt von der Meinung her, dass V. 2 eine Anspielung auf den Namen Salomons enthält. Vergl. [2Sam 12,25]. Der Psalm stammt vielmehr aus der Zeit des zweiten Tempelbaues. Psalmen Ps 23 126 2 Vanum est vobis ante lucem surgere: surgite postquam sederitis, qui manducatis panem doloris. Cum dederit dilectis suis somnum: Vergeblich ist es für euch, vor Tage aufzustehen; stehet immer auf, nachdem ihr lange gesessen, die ihr das Brot der Schmerzen esset!² während er seinen Geliebten Schlaf gibt.³ Psalmen Ps 23 126 2 2 Hebr.: Umsonst ist's, dass ihr früh aufsteht und spät aufbleibt und sitzet, das Brot der Mühe essend. Manche stehen früh auf, um an die Arbeit zu kommen, und ziehen lange hinaus das Sitzen (bei der Arbeit). Doch euer Arbeiten bis in die Nacht hinein bringt nicht, was ihr erzwingen wollt, ihr esset nur Brot der Mühsale (sauer erworbenes). Psalmen Ps 23 126 2 3 Was ihr durch sorgenvolle Anstrengung nicht erlangt, gibt Gott den von ihm Geliebten im Schlafe (hebr.) Vulg.: Gott gibt seinen Geliebten ruhige, gesegnete Zeiten. Psalmen Ps 23 126 3 Ecce hereditas Domini filii: merces fructus ventris. Sehet, vom Herrn verliehener Besitz sind Kinder, ein Lohn von ihm die Leibesfrucht.⁴ Psalmen Ps 23 126 3 4 Eine Segensgabe von oben. Psalmen Ps 23 126 4 Sicut sagittæ in manu potentis: ita filii excussorum. Wie Pfeile in der Hand eines Helden, so sind die Kinder der Vertriebenen.⁵ Psalmen Ps 23 126 4 5 Was starke Pfeile in der Hand des Starken sind, sind für die Vertriebenen Kindersegen. Hebr.: Söhne der Jugend. Aus jugendlicher Ehe entsprossen, demgemäß selbst kräftige Söhne, die zur Zeit, wo der Vater altert, in der Blüte der Jahre stehen, sind gleich Pfeilen, die man nicht nur im Köcher, sondern in der Hand bereit hat, sie aufzulegen. Psalmen Ps 23 126 5 Beatus vir qui implevit desiderium suum ex ipsis: non confundetur cum loquetur inimicis suis in porta. Glückselig der Mann, der sein Verlangen damit erfüllt sieht;⁶ er wird nicht zuschanden, wenn er mit seinen Feinden im Tore rechtet.⁷ Psalmen Ps 23 126 5 6 Mit den Söhnen. Hebr.: der seinen Köcher davon voll hat. Nicht werden sie zuschanden usw. Der Vater, umgeben von der Söhne Schar, ist unüberwindlich dem Feinde. Psalmen Ps 23 126 5 7 Sei es eine Klage abwehrend, sei es ein Unrecht vorhaltend. Psalmen Ps 23 0 1 Glücklich in seiner Häuslichkeit der fromme Israelit (V. 3), möchte von Sion aus allen dieses Glück zuteil werden und sie dasselbe in langem Leben genießen. Psalmen Ps 23 127 1 Canticum graduum. Beati omnes, qui timent Dominum, qui ambulant in viis ejus. Stufengesang.¹ Glückselig alle, welche den Herrn fürchten, die auf seinen Wegen wandeln. Psalmen Ps 23 127 1 1 Siehe [Ps 119,Anm.1]. Psalmen Ps 23 127 2 Labores manuum tuarum quia manducabis: beatus es, et bene tibi erit. Denn² was deine Hände erarbeitet, wirst du genießen;³ glücklich bist du und es wird dir wohl gehen!⁴ Psalmen Ps 23 127 2 2 Fehlt im Hebräischen. Psalmen Ps 23 127 2 3 Weder Feind - [Lev 26,16, Dtn 28,33] noch Tod raubt es, ehe du es genossen. Sich aus eigenem Erworbenen zu nähren, ist Pflicht, vergl. [Apg 20,34], es genießen zu dürfen, ein Glück, da es von Gott verliehenes Brot ist. Psalmen Ps 23 127 2 4 Weitere Schilderung des Glückes. Psalmen Ps 23 127 3 Uxor tua sicut vitis abundans, in lateribus domus tuæ. Filii tui sicut novellæ olivarum, in circuitu mensæ tuæ. Dein Weib ist wie ein fruchtbarer Weinstock im Innern deines Hauses,⁵ deine Kinder wie Ölbaumschösslinge⁶ rings um deinen Tisch her. Psalmen Ps 23 127 3 5 Die Mutter lebt nur ihrer Familie, sich stützend auf den Mann, wie die Rebe auf den Stock oder die Wand. Im Innern (hintersten Raum) war der gewöhnliche Aufenthalt der Frauen. Psalmen Ps 23 127 3 6 So frisch und vielverheißend wie junge Ölbäume. Psalmen Ps 23 127 4 Ecce sic benedicetur homo, qui timet Dominum. Siehe, so wird der Mann gesegnet, der den Herrn fürchtet! Psalmen Ps 23 127 5 Benedicat tibi Dominus ex Sion: et videas bona Jerusalem omnibus diebus vitæ tuæ. Der Herr segne dich von Sion aus⁷ und du mögest alle Tage deines Lebens das Glück Jerusalems schauen Psalmen Ps 23 127 5 7 Vom Gott des Heiles, der in Sion wohnt, kommt aller Segen des einzelnen und dieser vollendet sich im Miterleben des Wohlergehens der Gottesgemeinde, deren Mittelpunkt Jerusalem ist. Psalmen Ps 23 127 6 Et videas filios filiorum tuorum, pacem super Israel. und Kinder deiner Kinder schauen.⁸ Friede über Israel!⁹ Psalmen Ps 23 127 6 8 Der Segen des Alten Testamentes bleibt im Diesseits als dem Schatten der zukünftigen Güter. Psalmen Ps 23 127 6 9 Die Kirche bedient sich dieses Psalmes bei verschiedenen Gelegenheiten, um ihren Kindern natürlichen und übernatürlichen Segen zu wünschen. Psalmen Ps 23 0 1 Wie oft hat Israel von Anbeginn an zu leiden gehabt von gottlosen Feinden! Doch selbst langjährige Gefangenschaft hat es nicht vernichtet, während seine Feinde untergingen. (V. 4) Wunsch, auch die Feinde der Zurückgekehrten möchten baldigen und schimpflichen Untergang finden. Psalmen Ps 23 128 1 Canticum graduum. Sæpe expugnaverunt me a juventute mea, dicat nunc Israel. Stufengesang.¹ Oftmals haben sie mich bedrängt von meiner Jugend² an, so spreche Israel, Psalmen Ps 23 128 1 1 Siehe [Ps 119,Anm.1]. Der Psalm kommt aus der nachexilischen Zeit. Psalmen Ps 23 128 1 2 Von der Zeit der Auserwählung in Ägypten an. Psalmen Ps 23 128 2 Sæpe expugnaverunt me a juventute mea: etenim non potuerunt mihi. oftmals haben sie mich bedrängt von meiner Jugend an, doch nicht haben sie mich überwältigt. Psalmen Ps 23 128 3 Supra dorsum meum fabricaverunt peccatores: prolongaverunt iniquitatem suam. Auf meinem Rücken schmiedeten die Sünder, trieben ihre Bosheit lange fort;³ Psalmen Ps 23 128 3 3 Hebr.: Auf meinem Rücken pflügten Pflüger, zogen lang hin ihre Furchenstrecken. Den dargestreckten Rücken des in Knechtschaft gefallenen Volkes misshandelten sie so, als ob es ihr Ackerboden wäre. Psalmen Ps 23 128 4 Dominus Justus concidit cervices peccatorum: aber der Herr, der Gerechte, zerbrach der Sünder Nacken.⁴ Psalmen Ps 23 128 4 4 Hebr.: Zerhieb der Frevler Stricke mit denen er Israel gebunden hatte. Psalmen Ps 23 128 5 Confundantur et convertantur retrorsum omnes, qui oderunt Sion. Beschämt müssen werden und zurückweichen alle, die Sion hassen.⁵ Psalmen Ps 23 128 5 5 Wunsch, dass es geschehe, und Hoffnung, die Israel aus der Erfahrung zieht. Psalmen Ps 23 128 6 Fiant sicut fnum tectorum: quod priusquam evellatur, exaruit: Sie mögen werden wie das Gras auf den Dächern, das welkt, ehe man es noch ausreißt,⁶ Psalmen Ps 23 128 6 6 Hebr. vielleicht besser: ehe es noch ausschießt (indes kann das Wort ebenso ausreißen bedeuten). Das Gras hat keine tiefen Wurzeln und kann deshalb nicht der Sonnenhitze standhalten. Die Feinde Israels sind wie dies Gras, das nicht eingesammelt wird (daher auch der bei der Ernte übliche Segensspruch unterbleibt), ihr Leben schließt mit sicherem Untergange, dessen Keim sie in selbst tragen. Psalmen Ps 23 128 7 De quo non implevit manum suam qui metit, et sinum suum qui manipulos colligit. mit dem der Schnitter seine Hand nicht füllt noch der Garbenbinder seinen Schoß. Psalmen Ps 23 128 8 Et non dixerunt qui præteribant: Benedictio Domini super vos: benediximus vobis in nomine Domini. Und die Vorübergehenden sprechen nicht: Der Segen des Herrn sei über euch,⁷ wir segnen euch im Namen des Herrn.⁸ Psalmen Ps 23 128 8 7 Den Gruß an die Schnitter versagte man selbst heidnischen Schnittern nicht. Ähnlich grüßt Booz die Ruth [Rut 2,4] und erhält gleichen Gegengruß. Psalmen Ps 23 128 8 8 Gegengruß, der zurückgegeben wird. Den Gerechten steht die unter Segenswünschen vollziehende Einerntung ihrer Aussaat bevor. Psalmen Ps 23 0 1 Gott wolle sein Volk nicht nach Maßgabe seiner strengen Gerechtigkeit strafen, sondern nach seiner Barmherzigkeit desselben schonen, seines Bundes eingedenk, auf den die Zurückgekehrten ihr Vertrauen setzen. (V. 5) Mahnung an die Israeliten, in ihrem Vertrauen zu beharren, da Gott nicht allein barmherzig sei, sondern sie auch erlösen könne und von aller Schuld und Strafe auch erlösen werde. Psalmen Ps 23 129 1 Canticum graduum. De profundis clamavi ad te Domine: Stufengesang.¹ Aus der Tiefe² rufe ich zu dir, o Herr! Psalmen Ps 23 129 1 1 Siehe [Ps 119,Anm.1]. Der sechste Bußpsalm. Ein Bußgebet der babylonischen Exulanten. Psalmen Ps 23 129 1 2 Abgrund, Bild des Unglücks und Jammers, innerer du äußerer Not. Psalmen Ps 23 129 2 Domine exaudi vocem meam: Fiant aures tuæ intendentes, in vocem deprecationis meæ. Herr! erhöre meine Stimme! Lass deine Ohren aufmerken auf das Rufen meines Flehens!³ Psalmen Ps 23 129 2 3 Gott hört alles, der Bittende aber fleht, Gott wolle acht haben und erhören. (Hilar.) Psalmen Ps 23 129 3 Si iniquitates observaveris Domine: Domine quis sustinebit? Wenn du auf die Verschuldungen acht haben willst, Herr! o Herr! wer wird alsdann bestehen?⁴ Psalmen Ps 23 129 3 4 Gott verfährt deshalb nicht nach der Strenge vergeltender Gerechtigkeit. Psalmen Ps 23 129 4 Quia apud te propitiatio est: et propter legem tuam sustinui te Domine. Sustinuit anima mea in verbo ejus: Doch bei dir ist Vergebung und um deines Gesetzes willen⁵ harre ich auf dich, o Herr! Meine Seele harrt auf sein Wort. Psalmen Ps 23 129 4 5 Früher hatten die Juden gemeint, Gott könne sie nicht verwerfen, weil der Tempel sie schütze; nachdem dieser gefallen, war ihnen das Gesetz als einziges Vorrecht geblieben, so setzen sie auf dieses die Hoffnung der Rettung. Psalmen Ps 23 129 5 Speravit anima mea in Domino. Meine Seele harrt auf den Herrn. Psalmen Ps 23 129 6 A custodia matutina usque ad noctem: speret Israel in Domino. Von der Morgenwache bis zur Nacht hoffe Israel auf den Herrn,⁶ Psalmen Ps 23 129 6 6 Hebr.: V. 4-6: Denn bei dir ist Versöhnung, auf dass du gefürchtet (um deiner Barmherzigkeit willen, der einzigen Ursache unseres Heiles, verehrt) werdest. Ich harre auf den Herrn, meine Seele harrt, auf sein Wort hoffe ich. Meine Seele hofft auf den Herrn, mehr als Wächter auf den Morgen, Wächter auf den Morgen. Die Wiederholung weckt den Eindruck langhin sich dehnenden sehnlichen Wartens. Psalmen Ps 23 129 7 Quia apud Dominum misericordia: et copiosa apud eum redemptio. denn bei dem Herrn⁷ ist Erbarmen und bei ihm ist überreiche Erlösung.⁸ Psalmen Ps 23 129 7 7 Und nur bei ihm. Psalmen Ps 23 129 7 8 Er besitzt im reichsten Maße die Willigkeit und die Macht, Erlösung zu gewähren. Psalmen Ps 23 129 8 Et ipse redimet Israel, ex omnibus iniquitatibus ejus. Und er wird Israel erlösen von aller seiner Sündenschuld.⁹ Psalmen Ps 23 129 8 9 Und allen Folgen der Schuld. Im Sinne der Kirche richtet sich der Psalm an den Heiland. Psalmen Ps 23 0 1 Davids Demut. (V. 2) Mahnung an Israel, in Demut nur auf Gott sein Vertrauen zu setzen. Psalmen Ps 23 130 1 Canticum graduum David. Domine non est exaltatum cor meum: neque elati sunt oculi mei. Neque ambulavi in magnis, neque in mirabilibus super me. Stufengesang Davids.¹ O Herr! mein Herz hat sich nicht erhoben und meine Augen sind nicht hoffärtig² und ich gehe nicht mit Dingen um, die zu groß und die zu wunderbar für mich sind.³ Psalmen Ps 23 130 1 1 Siehe [Ps 119,Anm.1]. Zur Zeit der Verfolgung Davids durch Saul verfasst? Der letzte Vers ist aus späterer Zeit. In der Sept. fehlt die Angabe des Verfassers. Psalmen Ps 23 130 1 2 Vornehm über andere hinwegsehend. Psalmen Ps 23 130 1 3 Mit hohen Plänen. Psalmen Ps 23 130 2 Si non humiliter sentiebam: sed exaltavi animam meam: Sicut ablactatus est super matre sua, ita retributio in anima mea. Fürwahr! demütig war mein Sinn, nicht erhob ich mich in Stolz. Wie ein entwöhntes Kind an seiner Mutter, so ist meiner Seele Lohn.⁴ Psalmen Ps 23 130 2 4 Hebr.: Wahrlich, geebnet und gestillt habe ich meine Seele (so dass Demut ihr überall und immer gleicher Zustand ist). Gleich einem Entwöhnten bei seiner Mutter, gleich dem Entwöhnten ist in mir meine Seele. Vulg.: Wie das Entwöhnte, so ist die Gnade (der Gnadenlohn Gottes) in meiner Seele sie macht mich ruhig, frei von den Gelüsten des niederen Menschen. Psalmen Ps 23 130 3 Speret Israel in Domino, ex hoc nunc, et usque in sæculum. Hoffe Israel auf den Herrn von nun an bis in Ewigkeit! Psalmen Ps 23 0 1 1. Das Volk bittet Gott, er wolle sich der Frömmigkeit Davids erinnern, der so innig begehrt, den Tempel zu bauen (V. 5), und die gleichsam vergessene Bundeslade nach Sion geführt, damit sie dort ihren beständigen Sitz zur Verehrung hätte. (V. 9) 2. Gott wolle dem gesalbten Könige Salomon gnädig sein, da er David für dessen Eifer um den Bau seines Tempels einen ewigen Thron verheißen. (V. 13) 3. Gott erhört diese Bitte und antwortet, er werde allezeit in Sion wohnen, um von dort aus das Volk zu segnen und aus Davids Haus den Messias zu erwecken. Psalmen Ps 23 131 1 Canticum graduum. Memento Domine David, et omnis mansuetudinis ejus: Stufengesang.¹ Gedenke,² Herr! Davids und all seiner Geduld,³ Psalmen Ps 23 131 1 1 Siehe [Ps 119,Anm.1]. Der Psalm ist wohl von Salomon. Vergl. [2Chr 5,5ff]. Psalmen Ps 23 131 1 2 Man gedenkt jemanden etwas, indem man ihm vergilt oder ihm gewährt, was man verheißen. Psalmen Ps 23 131 1 3 Vielmehr Mühsal, nämlich die David hatte, Gott eine würdige Stätte für sein Heiligtum zu bereiten. Psalmen Ps 23 131 10 Propter David servum tuum, non avertas faciem Christi tui. Um Davids, deines Dieners,¹¹ willen weise das Antlitz deines Gesalbten nicht ab!¹² Psalmen Ps 23 131 10 11 Dessen Sehnen diese Stätte ihre Entstehung verdankt. Psalmen Ps 23 131 10 12 Der Gesalbte ist Salomon. Andere sehen das gesamte Volk als von einem jüngeren Dichter an dessen Stelle gesetzt an, da das Israel, welches einst die Lade auf Kariathiarim einholte und das jetzt im Heiligtume anbetende das gleiche ist. Psalmen Ps 23 131 11 Juravit Dominus David veritatem, et non frustrabitur eam: de fructu ventris tui ponam super sedem tuam. Der Herr schwor David getreue Verheißung und wird sie nicht brechen: Von deines Leibes Frucht¹³ werde ich auf deinen Thron setzen. [2Sam 7,12, Lk 1,55, Apg 2,30] Psalmen Ps 23 131 11 13 Nachkommen Davids sollen auf ewig auf seinem Thron als des gotterwählten Königs folgen. Dies ward im Messias abschließend voll erfüllt. Psalmen Ps 23 131 12 Si custodierint filii tui testamentum meum, et testimonia mea hæc, quæ docebo eos: Et filii eorum usque in sæculum, sedebunt super sedem tuam. Wenn deine Söhne meinen Bund bewahren und diese meine Zeugnisse, welche ich sie lehre, so sollen auch ihre Söhne für und für auf deinem Throne sitzen.¹⁴ Psalmen Ps 23 131 12 14 Könige aus seiner Familie sollen die zeitliche Herrschaft unter der angegebenen Bedingung bewahren. Der Thron des Messias aber bleibt in Ewigkeit. Psalmen Ps 23 131 13 Quoniam elegit Dominus Sion: elegit eam in habitationem sibi. Ja, der Herr hat Sion auserwählt, hat es auserwählt zu seiner Wohnung.¹⁵ Psalmen Ps 23 131 13 15 Mit dem alttestamentlichen Königtum ist Sion stets verbunden. Diese Erwählung Jerusalems wird V. 14 mit den eigenen Worten des Herrn bestätigt. Psalmen Ps 23 131 14 Hæc requies mea in sæculum sæculi: hic habitabo quoniam elegi eam. Dies ist meine Ruhestätte auf ewig,¹⁶ hier will ich wohnen, denn ich habe sie erkoren. Psalmen Ps 23 131 14 16 Silo ward verworfen, vergl. [Ps 77,60], in Bethel war die Bundeslade nur einige Zeit [Ri 20,27], ebenso in Maspha [Ri 21,5], etwas über 20 Jahre weilte sie im Hause Abinadabs in Kariathiarim [1Sam 7,2], nur drei Monate war das Haus Obededoms mit ihrer Gegenwart gesegnet. [2Sam 6,11] Psalmen Ps 23 131 15 Viduam ejus benedicens benedicam: pauperes ejus saturabo panibus. Seine Witwen¹⁷ will ich reichlich segnen, seine Armen¹⁸ mit Brot sättigen. Psalmen Ps 23 131 15 17 Falsche Übersetzung der Sept. Hebr.: Ihre Nahrung. Psalmen Ps 23 131 15 18 Diese liebt Gott insbesondere. Psalmen Ps 23 131 16 Sacerdotes ejus induam salutari: et sancti ejus exsultatione exsultabunt. Seine Priester will ich mit Heil kleiden,¹⁹ seine Heiligen sollen frohlockend jubeln.²⁰ Psalmen Ps 23 131 16 19 Sie sollen das Heil, die Gnaden, nicht nur als Diener Gottes vermitteln, sondern auch persönlich besitzen und ihre Erscheinung bereits soll gleichsam Heil verkünden. Psalmen Ps 23 131 16 20 Die Frommen sollen Ursache haben, sich zu freuen, da Gott ihnen Gnaden spenden wird, denn in Sion ist das Königtum der Verheißung, dem die Erfüllung nicht fehlen kann. Psalmen Ps 23 131 17 Illuc producam cornu David, paravi lucernam Christo meo. Dort will ich Davids Horn wachsen lassen, eine Leuchte zurichten meinem Gesalbten.²¹ [Mal 3,1] Psalmen Ps 23 131 17 21 V. 17, 18 sind nach dem Zeugnis der Juden wie der Väter messianisch. Dem Hause Davids, das David als Stammvater und der zurzeit regierende Gottgesalbte vertreten, will Gott ein Horn sprossen lassen, einen mächtigen, allen Feinden niederwerfenden König. Vergl. [Lk 1,69]. Der Messias ist eine Leuchte, die nie erlischt [2Chr 21,7], die Finsternis und Elend der Sünde entfernt und das Heil bringt. Horn und Licht [Lk 2,32] werden David zuerteilt, sofern der Messias von ihm als Sohn abstammt. Psalmen Ps 23 131 18 Inimicos ejus induam confusione: super ipsum autem efflorebit sanctificatio mea. Seine Feinde will ich in Schmach hüllen, über ihm aber soll meine Heiligung²² erblühen. Psalmen Ps 23 131 18 22 Wohl Kopfschmuck des Messias, der ihn als König und Hohenpriester zugleich, als hochheilige Person erscheinen lässt. Psalmen Ps 23 131 2 Sicut juravit Domino, votum vovit Deo Jacob: wie er dem Herrn geschworen, dem Gott Jakobs gelobt hat: Psalmen Ps 23 131 3 Si introiero in tabernaculum domus meæ, si ascendero in lectum strati mei: Nicht will ich in das Gezelt meines Hauses treten, will nicht das Lager meines Bettes besteigen, Psalmen Ps 23 131 4 Si dedero somnum oculis meis, et palpebris meis dormitationem: will meinen Augen keinen Schlaf gönnen noch meinen Augenlidern Schlummer Psalmen Ps 23 131 5 Et requiem temporibus meis, donec inveniam locum Domino, tabernaculum Deo Jacob. und meinen Schläfen keine Ruhe,⁴ bis ich eine Stätte gefunden für den Herrn, eine Wohnung für den Gott Jakobs.⁵ Psalmen Ps 23 131 5 4 Doppelübersetzung. Psalmen Ps 23 131 5 5 David bewahrte in den Mühen der Kriege das Streben, das auszuführen, was er Gott gelobt, er wollte sich keine Ruhe und Rast gönnen, bis er eine feste Wohnung für den Herrn geschaffen. [2Sam 7,2] deutet er diesen Entschluss an, zu dessen Ausführung er durch die Übertragung der Bundeslade den ersten Schritt getan. [2Sam 6] Doch nach demselben verging eine Reihe von Jahren, während welcher David die weitere Ausführung förderte. Da ihm Nathan mitgeteilt, dass Salomon den Tempel bauen sollte, wählte er wenigstens die Stätte desselben, sammelte die zum Baue nötigen Mittel und Materialien, gewann die Herzen des Volkes für das Vorhaben und übergab seinem Sohne das Modell des Baues. Psalmen Ps 23 131 6 Ecce audivimus eam in Ephrata: invenimus eam in campis silvæ. Siehe, wir hörten von ihr in Ephrata;⁶ wir fanden sie im Waldgefilde.⁷ Psalmen Ps 23 131 6 6 Bethlehem hieß vordem Ephrata und dieser Name der Stadt wurde zum Namen des Gebietes [Mi 5,1], zu dem Kariathiarim gehörte. [1Chr 2,24] Dort lag Bethsames, wohin die Lade zuerst kam, als die Philister sie zurücksandten. [1Sam 6,13] Psalmen Ps 23 131 6 7 Wir hörten, die Bundeslade sei im Gebiete Ephratha, und fanden sie wirklich dortselbst in der Waldstadt (Kariathiarim). Psalmen Ps 23 131 7 Introibimus in tabernaculum ejus: adorabimus in loco, ubi steterunt pedes ejus. Lasset uns in sein Zelt eingehen, anbeten an dem Orte, wo seine Füße stehen.⁸ Psalmen Ps 23 131 7 8 Der Ort, wo Gottes Füße stehen, ist die Bundeslade mit dem Raume der Offenbarung der Gegenwart Gottes zwischen dem Cherubim. Das Zelt ist die einstweilen von David für die Bundeslade errichtete Wohnung. Psalmen Ps 23 131 8 Surge Domine in requiem tuam, tu et arca sanctificationis tuæ. Erhebe dich, Herr! zu deiner Ruhe,⁹ du und die Lade deiner Heiligkeit!¹⁰ [2Chr 6,41] Psalmen Ps 23 131 8 9 Ruhestätte im neuen Tempel. Psalmen Ps 23 131 8 10 Die Lade, wo deine Heiligkeit (Gott der Heilige und Heiligende) thront. Nach anderen: Lade deiner Majestät. Psalmen Ps 23 131 9 Sacerdotes tui induantur justitiam: et sancti tui exsultent. Deine Priester mögen sich in Gerechtigkeit kleiden, deine Heiligen frohlocken! Psalmen Ps 23 0 1 Glückseligkeit der nach Sion Pilgernden (V. 3a), wo Gott der Mittelpunkt seiner Segnungen errichtet hat. Psalmen Ps 23 132 1 Canticum graduum David. Ecce quam bonum, et quam jucundum habitare fratres in unum: Stufengesang Davids.¹ Siehe, wie gut ist es und wie lieblich, wenn Brüder in Eintracht² beisammen wohnen! Psalmen Ps 23 132 1 1 Siehe [Ps 119,Anm.1]. Der Psalm ist David vielleicht nur zugeschrieben, weil er seinem Geiste entspricht. Psalmen Ps 23 132 1 2 Wenn der Verwandtschaft des Blutes die Gesinnung des Herzens entspricht. An den drei hohen Festen hatte ganz Israel, wenn auch auf kurze Zeit, diese Freude. Psalmen Ps 23 132 2 Sicut unguentum in capite, quod descendit in barbam, barbam Aaron, Quod descendit in oram vestimenti ejus: Wie das Salböl³ auf dem Haupte,⁴ das herabfließt auf den Bart, den Bart Aarons, das herabfließt auf den Saum seines Kleides. Psalmen Ps 23 132 2 3 Hebr.: Das feine Öl (aus einer zum Gebrauch für das gewöhnliche Leben verbotenen Mischung). Da der Hohepriester den Mittler bei den Festfeiern bildete, wird der Segen jener Einigung zunächst durch ein auf ihn bezügliches Bild geschildert. Psalmen Ps 23 132 2 4 Aaron ward nicht wie die einfachen Priester nur auf die Stirne gesalbt, sondern zum Zeichen, dass er die Fülle der priesterlichen Macht empfing, ward das Salböl [Ex 30,30] so reichlich auf sein Haupt ausgegossen, dass es noch auf seinen Bart und den oberen Besatz seines Kleides herabfloss. So ward auch allen, die nach Sion kommen, eine Fülle der Gnaden mitgeteilt, ein Geist durchdringt alle und verbindet sie. Psalmen Ps 23 132 3 Sicut ros Hermon, qui descendit in montem Sion. Quoniam illic mandavit Dominus benedictionem, et vitam usque in sæculum. Wie der Tau des Hermon, der auf den Berg Sion herniederfällt.⁵ Denn dorthin hat der Herr Segen entsendet und Leben⁶ bis in Ewigkeit!⁷ Psalmen Ps 23 132 3 5 Der Tau ist dem Sommer über die einzige Erquickung für die Pflanzen. Besonders reichlich fällt er auf dem Hermon, von dem dann ein kühlender Luftstrom nach Jerusalem weht auf die kahlen, unfruchtbaren, nach solcher Erquickung sich sehnenden Berge rings um Sion. Psalmen Ps 23 132 3 6 Warum sind die Zusammenkünfte Israels so segensreich? Weil Gott von Sion aus Segen und Leben spenden will. Psalmen Ps 23 132 3 7 Das ist Gottes unverbrüchliche, ewig währende Ordnung. Psalmen Ps 23 0 1 Aufforderung an die Priester und Leviten, Gott auch bei Nacht zu loben (V. 2), und Gegengruß auf die Segensanwünschungen. Psalmen Ps 23 133 1 Canticum graduum. Ecce nunc benedicite Dominum, omnes servi Domini: Qui statis in domo Domini, in atriis domus Dei nostri, Stufengesang.¹ Auf! preiset den Herrn, ihr alle Diener des Herrn!² die ihr im Hause des Herrn stehet, in dem Vorhofe des Hauses unsers Gottes.³ Psalmen Ps 23 133 1 1 Siehe [Ps 119,Anm.1]. Psalmen Ps 23 133 1 2 Die Aaroniten, Priester und Leviten. Psalmen Ps 23 133 1 3 Das Hebr. zieht das Folgende: des Nachts zu V. 1: die ihr stehet im Hause des Herrn in den Nächten. (Die Worte: In dem Vorhofe des Hauses unseres Herrn fehlen im Hebr.) Psalmen Ps 23 133 2 In noctibus extollite manus vestras in sancta, et benedicite Dominum. Erhebet des Nachts⁴ eure Hände zum Heiligtume und preiset den Herrn! Psalmen Ps 23 133 2 4 Der Nachdruck liegt darauf, dass auch des Nachts gebetet wird. Psalmen Ps 23 133 3 Benedicat te Dominus ex Sion, qui fecit clum et terram. Der Herr segne dich von Sion aus, der Himmel und Erde gemacht hat!⁵ Psalmen Ps 23 133 3 5 Die nach dem Tempelberge hinaufrufende Gemeinde empfängt wohl von oben den priesterlichen Gegenruf des Segens. Der Psalm wird täglich im Completorium gleichsam als Aufforderung des einzelnen Priesters an die anderen, auch in der Nacht den Herrn zu preisen, und als Segenswunsch der letzteren gebetet. Die Psalmen 119-133 bilden die Gradualpsalmen: die ersten fünf werden bezogen auf die armen Seelen, in den folgenden fünf fleht die Kirche um Sündenvergebung, in den letzten fünf wird Gottes Beistand angerufen. Psalmen Ps 23 0 1 Mahnung, Gott zu loben, der erhaben ist über alle Götzen. (V. 5) Gott ist groß in den Werken, die er täglich vollendet, wie einst in Ägypten (V. 9) und beim Einzug des Volkes in das verheißene Land. Psalmen Ps 23 134 1 Alleluja. Laudate nomen Domini, laudate servi Dominum. Alleluja! Lobet den Namen des Herrn, lobet ihr Diener den Herrn,¹ Psalmen Ps 23 134 1 1 Der Anfang ist hier wie im [Ps 133,1]. Psalmen Ps 23 134 10 Qui percussit gentes multas: et occidit reges fortes: der viele⁹ Völker schlug und mächtige Könige tötete, [Jos 12,1.7] Psalmen Ps 23 134 10 9 Vielleicht besser: machtvolle. Psalmen Ps 23 134 11 Sehon regem Amorrhæorum, et Og regem Basan, et omnia regna Chanaan. Sehon, den König der Amorrhiter, Og, den König von Basan,¹⁰ und alle Reiche Kanaans, [Num 21,24.35] Psalmen Ps 23 134 11 10 [Dtn 3,8] Psalmen Ps 23 134 12 Et dedit terram eorum hereditatem, hereditatem Israel populo suo. und ihr Land zum Erbe gab, zum Erbe seinem Volke Israel. Psalmen Ps 23 134 13 Domine nomen tuum in æternum: Domine memoriale tuum in generationem et generationem. Dein Name, o Herr! währt ewig, dein Gedenken, o Herr, geht von Geschlecht zu Geschlecht.¹¹ Psalmen Ps 23 134 13 11 Gott, der sich in der Natur so preiswürdig, in Israels Geschicken so erhaben zeigt, ist allezeit und in Ewigkeit der gleiche. Psalmen Ps 23 134 14 Quia judicabit Dominus populum suum: et in servis suis deprecabitur. Denn der Herr schafft seinem Volke Recht und lässt sich erbitten über seine Diener. Psalmen Ps 23 134 15 Simulacra gentium argentum, et aurum, opera manuum hominum. Die Götzen der Heiden sind Silber und Gold, Gebilde von Menschenhänden. Psalmen Ps 23 134 16 Os habent, et non loquentur: oculos habent, et non videbunt. Sie haben einen Mund und reden nicht, sie haben Augen und sehen nicht. [Weish 15,15] Psalmen Ps 23 134 17 Aures habent, et non audient: neque enim est spiritus in ore ipsorum. Sie haben Ohren und hören nicht und kein Odem ist in ihrem Munde. Psalmen Ps 23 134 18 Similes illis fiant qui faciunt ea: et omnes, qui confidunt in eis. Es mögen ihnen gleich werden, die sie machen, und alle, die auf sie ihr Vertrauen setzen.¹² Psalmen Ps 23 134 18 12 Vergl. [Ps 135,15ff]. Psalmen Ps 23 134 19 Domus Israel benedicite Domino: domus Aaron benedicite Domino. Haus Israel, preiset den Herrn! Haus Aaron, preiset den Herrn! Psalmen Ps 23 134 2 Qui statis in domo Domini, in atriis domus Dei nostri. die ihr im Hause des Herrn stehet, in den Vorhöfen des Hauses unsers Gottes!² Psalmen Ps 23 134 2 2 Vergl. [Ps 115,19]. Die Diener des Herrn sind nicht wie [Ps 133,1] die im Tempel Dienenden, sondern Gottes Verehrer insgesamt. (2b, 19, 20) Psalmen Ps 23 134 20 Domus Levi benedicite Domino: qui timetis Dominum, benedicite Domino. Haus Levi, preiset den Herrn! die ihr den Herrn fürchtet, preiset den Herrn!¹³ Psalmen Ps 23 134 20 13 Die dreifache Aufforderung [Ps 113,9-11, Ps 117,2-4] wird hier durch die Einfügung der Leviten vermehrt und der Segenswunsch [Ps 133,3] in V. 21 in Lobpreis umgewandelt. Psalmen Ps 23 134 21 Benedictus Dominus ex Sion, qui habitat in Jerusalem. Gepriesen sei der Herr von Sion aus, er, der in Jerusalem wohnt!¹⁴ Psalmen Ps 23 134 21 14 Sion ist Vorbild der Kirche. Das den Psalm im Hebr. schließende Alleluja ist in der Sept. und Vulg. an die Spitze des nächsten Psalmes gekommen. Psalmen Ps 23 134 3 Laudate Dominum, quia bonus Dominus: psallite nomini ejus, quoniam suave. Lobet den Herrn, denn der Herr ist gütig; lobsinget seinem Namen, denn er ist lieblich! Psalmen Ps 23 134 4 Quoniam Jacob elegit sibi Dominus Israel in possessionem sibi. Denn der Herr hat sich Jakob auserwählt, Israel zu seinem Eigentum.³ Psalmen Ps 23 134 4 3 Vergl. [Dtn 7,6]. Psalmen Ps 23 134 5 Quia ego cognovi quod magnus est Dominus, et Deus noster præ omnibus diis. Denn⁴ ich weiß, dass der Herr groß und unser Gott über alle Götter erhaben ist.⁵ Psalmen Ps 23 134 5 4 Das denn ist dem denn V. 4 gleich geordnet. V. 4 begründet die Pflicht, V. 5 die Berechtigung des Aufrufes. Psalmen Ps 23 134 5 5 Vergl. [Ps 94,3]. Psalmen Ps 23 134 6 Omnia quæcumque voluit, Dominus fecit in clo, in terra, in mari, et in omnibus abyssis. Alles, was er immer will, führt der Herr aus im Himmel, auf Erden, im Meere und in allen Tiefen; Psalmen Ps 23 134 7 Educens nubes ab extremo terræ: fulgura in pluviam fecit. Qui producit ventos de thesauris suis: der Wolken herbeiführt vom Ende der Erde her, Blitze zum Regen schafft,⁶ der die Winde aus seinen Schatzkammern⁷ hervorholt,⁸ Psalmen Ps 23 134 7 6 Blitze kündigen den Regen an und begleiten ihn. Psalmen Ps 23 134 7 7 Himmel, Erde und Wasser sind die drei Reiche des Geschaffenen wie [Ex 20,4]. Psalmen Ps 23 134 7 8 Vergl. [Ijob 38,22]. In Gottes Macht hat alles, was in der Natur geschieht, seinen Ursprung. Psalmen Ps 23 134 8 Qui percussit primogenita gypti ab homine usque ad pecus. der die Erstgeburt Ägyptens schlug, Menschen wie Vieh; [Ex 12,29] Psalmen Ps 23 134 9 Et misit signa, et prodigia in medio tui gypte: in Pharaonem, et in omnes servos ejus. der Zeichen und Wunder in deine Mitte sandte, Ägypten! wider Pharao und wider alle seine Knechte; Psalmen Ps 23 0 1 Preis der Güte, Erhabenheit, Macht Gottes (V. 4); Lob des Schöpfers (V. 9), des mächtigen Befreiers aus Ägypten (V. 15), des Gebers des verheißenen Landes (V. 22), des Schützers auch in dieser Zeit. (V. 25) Lob Gottes. Psalmen Ps 23 135 1 Alleluja. Confitemini Domino quoniam bonus: quoniam in æternum misericordia ejus. Alleluja! preiset den Herrn, denn er ist gütig, denn ewig währt seine Güte!¹ Psalmen Ps 23 135 1 1 Dieser Psalm ist das älteste Vorbild unserer Litaneien. Der Dichter hat viel anderswoher entlehnt. V. 2, V. 3 ist aus [Dtn 10,17], V. 10-12 zumeist aus [Ps 134,8ff], V. 12 aus [Ex 13,9; Ex 15,16], V. 15 aus [Ex 14,27]. Psalmen Ps 23 135 10 Qui percussit gyptum cum primogenitis eorum: quoniam in æternum misericordia ejus. Der Ägypten mit seinen Eingeborenen schlug, denn ewig währt seine Güte! [Ex 12,29] Psalmen Ps 23 135 11 Qui eduxit Israel de medio eorum: quoniam in æternum misericordia ejus. Der Israel aus ihrer Mitte herausführte, denn ewig währt seine Güte! [Ex 13,17] Psalmen Ps 23 135 12 In manu potenti, et brachio excelso: quoniam in æternum misericordia ejus. Mit mächtiger Hand und erhobenem Arm, denn ewig währt seine Güte! Psalmen Ps 23 135 13 Qui divisit Mare rubrum in divisiones: quoniam in æternum misericordia ejus. Der das Rote Meer in Teile schied,³ denn ewig währt seine Güte! Psalmen Ps 23 135 13 3 Die gleiche Darstellung [Ps 77,13]. Psalmen Ps 23 135 14 Et eduxit Israel per medium ejus: quoniam in æternum misericordia ejus. Und Israel mitten hindurchführte, denn ewig währt seine Güte! Psalmen Ps 23 135 15 Et excussit Pharaonem, et virtutem ejus in Mari rubro: quoniam in æternum misericordia ejus. Und Pharao und sein Heer ins Rote Meer stieß, denn ewig währt seine Güte! [Ex 14,28] Psalmen Ps 23 135 16 Qui traduxit populum suum per desertum: quoniam in æternum misericordia ejus. Der sein Volk durch die Wüste geleitete, denn ewig währt seine Güte! Psalmen Ps 23 135 17 Qui percussit reges magnos: quoniam in æternum misericordia ejus. Der große Könige schlug, denn ewig währt seine Güte! Psalmen Ps 23 135 18 Et occidit reges fortes: quoniam in æternum misericordia ejus. Und mächtige Könige tötete, denn ewig währt seine Güte! [Num 21,24] Psalmen Ps 23 135 19 Sehon regem Amorrhæorum: quoniam in æternum misericordia ejus. Sehon, den König der Amorrhiter, denn ewig währt seine Güte! Psalmen Ps 23 135 2 Confitemini Deo deorum: quoniam in æternum misericordia ejus. Preiset den Gott der Götter, denn ewig währt seine Güte! Psalmen Ps 23 135 20 Et Og regem Basan: quoniam in æternum misericordia ejus. Und Og, den König von Basan, denn ewig währt seine Güte! [Num 21,33] Psalmen Ps 23 135 21 Et dedit terram eorum hereditatem: quoniam in æternum misericordia ejus. Und ihr Land zum Erbbesitze gab, denn ewig währt seine Güte! [Jos 13,7] Psalmen Ps 23 135 22 Hereditatem Israel servo suo: quoniam in æternum misericordia ejus. Zum Erbbesitze seinem Diener Israel, denn ewig währt seine Güte! Psalmen Ps 23 135 23 Quia in humilitate nostra memor fuit nostri: quoniam in æternum misericordia ejus. Der in unserer Niedrigkeit unser gedachte, denn ewig währt seine Güte! Psalmen Ps 23 135 24 Et redemit nos ab inimicis nostris: quoniam in æternum misericordia ejus. Und uns von unsern Feinden erlöste, denn ewig währt seine Güte! Psalmen Ps 23 135 25 Qui dat escam omni carni: quoniam in æternum misericordia ejus. Der allem Fleische Speise gibt, denn ewig währt seine Güte! Psalmen Ps 23 135 26 Confitemini Deo cli: quoniam in æternum misericordia ejus. Confitemini Domino dominorum: quoniam in æternum misericordia ejus. Preiset den Gott des Himmels, denn ewig währt seine Güte! Preiset den Herrn der Herren, denn ewig währt seine Güte! Psalmen Ps 23 135 3 Confitemini Domino dominorum: quoniam in æternum misericordia ejus. Preiset den Herrn der Herren, denn ewig währt seine Güte! Psalmen Ps 23 135 4 Qui facit mirabilia magna solus: quoniam in æternum misericordia ejus. Der allein große Wunder tut, denn ewig währt seine Güte! Psalmen Ps 23 135 5 Qui fecit clos in intellectu: quoniam in æternum misericordia ejus. Der die Himmel mit Einsicht schuf, denn ewig währt seine Güte! [Gen 1,1] Psalmen Ps 23 135 6 Qui firmavit terram super aquas: quoniam in æternum misericordia ejus. Der die Erde über den Wassern festgegründet hat, denn ewig währt seine Güte!² Psalmen Ps 23 135 6 2 Die Erde ist als eine Fläche vorgestellt, die Gott ausbreitete, damit sie wie eine Scheibe auf den Wassern schwimme. Psalmen Ps 23 135 7 Qui fecit luminaria magna: quoniam in æternum misericordia ejus. Der die großen Lichter schuf, denn ewig währt seine Güte! Psalmen Ps 23 135 8 Solem in potestatem diei: quoniam in æternum misericordia ejus. Die Sonne zur Herrschaft über den Tag, denn ewig währt seine Güte! Psalmen Ps 23 135 9 Lunam, et stellas in potestatem noctis: quoniam in æternum misericordia ejus. Den Mond und die Sterne zur Herrschaft über die Nacht, denn ewig währt seine Güte! Psalmen Ps 23 0 1 Trauernd weigerten sich einst die Weggeführten, in Babylon freudige Sionsgesänge anzustimmen. (V. 3) Nicht können sie im fremden Lande dem Herrn Loblieder singen, als hätten sie Sions vergessen. (V. 6) Dieser Traurigkeit, von der sie einst heimgesucht, sich erinnernd, bitten die Zurückgekehrten Gott, er wolle die Idumäer, welche andere aufreizen, die Stadt Jerusalem zu zerstören, zugleich mit den Babyloniern vernichten. Psalmen Ps 23 136 1 Psalmus David, Hieremiæ. Super flumina Babylonis, illic sedimus et flevimus: cum recordaremur Sion: Psalm Davids, von Jeremias.¹ An den Strömen Babylons,² dort saßen wir und weinten, indem wir Sions gedachten. Psalmen Ps 23 136 1 1 Diese Aufschrift fehlt im Hebr. Die Sept. schreibt den Psalm dem Inhalte desselben zuwider David zu, später kam ebenso wenig begründet (Jeremias war nie in Babylon) der weitere Zusatz hinzu. Das Lied ist wohl nicht lange nach der Rückkehr aus der Babylonischen Gefangenschaft verfasst. Psalmen Ps 23 136 1 2 Euphrat, Tigris, Chaboras und Euläus. Vielleicht hielten sich die Weggeführten der religiösen Waschungen wegen am liebsten an den Flüssen auf. Oder soll die poetische Beschreibung nur sagen, dass Babel stromreich war? Psalmen Ps 23 136 2 In salicibus in medio ejus, suspendimus organa nostra. An den Weiden,³ in des Landes Mitte, hingen wir⁴ unsere Harfen auf.⁵ Psalmen Ps 23 136 2 3 Nicht an Trauerweiden, da es solche dort nicht gab, sondern an der populus Euphratica, die mit der Weide zu verwechseln ist. Psalmen Ps 23 136 2 4 Poetisch für: unsere Lieder schwiegen. Psalmen Ps 23 136 2 5 Saiteninstrumente begleiteten gewöhnlich nur freudige Lieder. Psalmen Ps 23 136 3 Quia illic interrogaverunt nos, qui captivos duxerunt nos, verba cantionum: Et qui abduxerunt nos: Hymnum cantate nobis de canticis Sion. Denn⁶ die uns gefangen fortgeführt, forderten daselbst von uns Lieder,⁷ und die uns hinweggeschleppt hatten, sprachen: Singet uns ein Loblied von Sions Liedern!⁸ Psalmen Ps 23 136 3 6 Grund des Aufhängens, der erst aus V. 3, 4 hervorgeht. Psalmen Ps 23 136 3 7 Loblieder. Psalmen Ps 23 136 3 8 Heilige, liturgische Lieder, Psalmen. Nicht notwendig ist anzunehmen, dass die Babylonier der singenden Israeliten spotten oder sich nur an den Liedern ergötzen wollten, sie konnten auch wünschen, dass Israel nicht mehr trauerte und sich in Babylon so heimisch fühlte wie einst in Jerusalem. Hebr.: Unsere Peiniger (forderten) Jubellieder: Singet usw. Psalmen Ps 23 136 4 Quomodo cantabimus canticum Domini in terra aliena? Wie sollten wir des Herrn Lied singen in fremdem Lande?⁹ Psalmen Ps 23 136 4 9 So antworteten oder dachten wenigstens damals die Israeliten bei sich. Nicht als ob es nicht in der Wegführung gestattet war, Psalmen zu singen (kamen doch selbst neue hinzu), aber der Gesang derselben war kein feierlicher mehr mit Musikbegleitung, ein privater in Haus und Betsaal. Der Gegensatz zwischen einst und jetzt sollte das Volk zur Erkenntnis der Sünden führen, damit es durch Buße und Sehnsucht der Rückkehr würdig ward, denn alle, in denen die Erinnerung an Sion nachließ, fielen von Gott zum Heidentume ab. Psalmen Ps 23 136 5 Si oblitus fuero tui Jerusalem, oblivioni detur dextera mea. Wenn ich dein vergesse, Jerusalem, so möge meine Rechte der Vergessenheit anheimfallen.¹⁰ Psalmen Ps 23 136 5 10 Im Sinne des Hebr.: versage mir, erstarre, erlahme. Psalmen Ps 23 136 6 Adhæreat lingua mea faucibus meis, si non meminero tui: Si non proposuero Jerusalem, in principio lætitiæ meæ. Meine Zunge klebe an meinem Gaumen, wenn ich deiner nicht gedenke, wenn ich Jerusalem nicht achte als den Gipfel meiner Freuden!¹¹ Psalmen Ps 23 136 6 11 Hebr.: Wenn ich Jerusalem nicht erhebe auf den Gipfel meiner Freude es nicht höher stelle als jede Freude. Psalmen Ps 23 136 7 Memor esto Domine filiorum Edom, in die Jerusalem: Qui dicunt: Exinanite, exinanite usque ad fundamentum in ea. Gedenke, Herr! den Söhnen Edoms den Tag Jerusalems,¹² die da sprachen: Zerstöret, zerstöret sie bis auf den Grund! Psalmen Ps 23 136 7 12 Gedenke ihrer, wie sie Schadenfreude hatten (Abb. 11) am Unglückstage Jerusalems. Psalmen Ps 23 136 8 Filia Babylonis misera: beatus qui retribuet tibi retributionem tuam, quam retribuisti nobis. Tochter¹³ Babylons, du Unglückselige!¹⁴ Wohl dem, der dir nach Verdienst vergelten wird, was du an uns getan! Psalmen Ps 23 136 8 13 Bevölkerung. Psalmen Ps 23 136 8 14 Hebr.: Verwüstet. Lebendige Voraussicht dessen, was in der Zukunft sicher geschehen wird. Das Endgeschick Babels war [Jes 13,14ff, Jes 14,21ff, Jes 21,9] vorhergesagt, also: dem Untergang geweihte. Psalmen Ps 23 136 9 Beatus, qui tenebit, et allidet parvulos tuos ad petram. Wohl dem, der deine kleinen Kinder ergreift und sie an den Fels hinschmettert!¹⁵ Psalmen Ps 23 136 9 15 Vergl. [Jes 13,16ff, Nah 3,10]. So ist Babylon auf immer vernichtet. Es ist der Eifer für Gott, der dem Dichter so harte Worte eingibt. Im mystischen Sinne genommen ist der Psalm das Seufzen der Frommen, die noch unter den Versuchungen der Begierlichkeit leiden, nach dem himmlischen Sion. Psalmen Ps 23 0 1 1. Der Dichter verheißt, Gottes Barmherzigkeit von ganzem Herzen im Heiligtume zu preisen, da Gott ja seine Bitten erhören werde. (V. 3) 2. Er lädt auch die Könige der Heiden ein, Gott zu loben, da sie gesehen, wie getreu Gott seine Verheißungen an dem Demütigen (David) erfüllt. (V. 6) Bezeigung des Vertrauens. Psalmen Ps 23 137 1 Ipsi David. Confitebor tibi Domine in toto corde meo: quoniam audisti verba oris mei. In conspectu Angelorum psallam tibi: Von David.¹ Ich will dich preisen, Herr! von ganzem Herzen, denn du hast die Worte meines Mundes erhört;² angesichts der Engel³ will ich dir lobsingen, Psalmen Ps 23 137 1 1 In der Septuag ist noch Aggäus und Zacharias beigefügt. Der Psalm ist wohl aus Davids Seele gedichtet, im Hinblick auf [2Sam 7]. Psalmen Ps 23 137 1 2 Diese Begründung fehlt im Hebr. Psalmen Ps 23 137 1 3 Zum Wohnsitz Gottes hingewendet. Hebr.: Der Götter. Dies wird besser übersetzt: der Erdengötter, der Fürsten. Psalmen Ps 23 137 2 Adorabo ad templum sanctum tuum, et confitebor nomini tuo. Super misericordia tua, et veritate tua: quoniam magnificasti super omne, nomen sanctum tuum. will anbeten gegen deinen heiligen Tempel hin und deinen Namen preisen⁴ um deiner Güte und deiner Treue willen, denn du hast deinen heiligen Namen überaus groß gemacht.⁵ Psalmen Ps 23 137 2 4 Hebr.: Ich will danken, dass du groß gemacht über alles deinen Namen, dein Wort d.i. dass du in der mir gegebenen Verheißung [2Sam 7] alles, was dich bisher groß erscheinen ließ, übertroffen hast. Psalmen Ps 23 137 2 5 Er dankt nach dem Hebräischen für zwei Dinge: für die Errettung aus den Verfolgungen Sauls und für die Erhebung auf den Thron wie den Sieg über alle Feinde. Psalmen Ps 23 137 3 In quacumque die invocavero te, exaudi me: multiplicabis in anima mea virtutem. An welchem Tage immer ich dich anrufe, erhöre mich;⁶ du wollest die Kraft in meiner Seele mehren! Psalmen Ps 23 137 3 6 Hebr.: Am Tage, da ich dich anrief, erhörtest du mich und flößest mir Mut ein, in meiner Seele war voll Kraft. Psalmen Ps 23 137 4 Confiteantur tibi Domine omnes reges terræ: quia audierunt omnia verba oris tui: Es sollen dich preisen, Herr! alle Könige der Erde,⁷ weil sie alle Worte deines Mundes vernommen,⁸ Psalmen Ps 23 137 4 7 Die Häupter und Vertreter der Völker. Psalmen Ps 23 137 4 8 Sie haben gehört, dass David die Verheißung göttlichen Beistandes hat, jetzt haben sie dieselbe erfüllt gesehen. Psalmen Ps 23 137 5 Et cantent in viis Domini: quoniam magna est gloria Domini. und sollen singen von den Wegen des Herrn,⁹ denn groß ist die Herrlichkeit des Herrn. Psalmen Ps 23 137 5 9 Die Gnadenwege, die der Herr David geführt hat. Psalmen Ps 23 137 6 Quoniam excelsus Dominus, et humilia respicit: et alta a longe cognoscit. Denn erhaben ist der Herr und schaut¹⁰ auf das Niedrige und erkennt das Hohe¹¹ von ferne.¹² Psalmen Ps 23 137 6 10 Im Sehen ist die Fürsorge für die Niedrigen eingeschlossen. Psalmen Ps 23 137 6 11 So hoch erhaben der Herr auch ist, achtet er doch auf die Menschen unten auf Erden, den Demütigen in Gnaden gewogen, den Hochmütigen widerstehend. Psalmen Ps 23 137 6 12 Von seiner Höhe. Psalmen Ps 23 137 7 Si ambulavero in medio tribulationis, vivificabis me: et super iram inimicorum meorum extendisti manum tuam, et salvum me fecit dextera tua. Wenn ich inmitten von Drangsal wandeln muss, wirst du mich am Leben erhalten; und wider den Zorn meiner Feinde wirst du deine Hand ausstrecken, und deine Rechte wird mir helfen. Psalmen Ps 23 137 8 Dominus retribuet pro me: Domine misericordia tua in sæculum: opera manuum tuarum ne despicias. Der Herr wird für mich vergelten.¹³ Herr! deine Barmherzigkeit währt ewig; verschmähe die Werke deiner Hände nicht!¹⁴ Psalmen Ps 23 137 8 13 Hebr.: Der Ewige führt durch meine Sache für mich (vollendet das begonnene Werk). Gott wird, was er David verheißen und schon begonnen hat zu erfüllen, seinem vollen Abschlusse in Christus entgegenführen. Vergl. [2Sam 7,12]. Die Worte umschließen den ersten und den zweiten David, insofern die Siege des ersten ein Vorbild der Triumphe des zweiten waren. Vulg.: An meinen Feinden. Psalmen Ps 23 137 8 14 Sofern David der Typus Christi war, kann man den Psalm aus der Seele des Heilandes beten, welcher dem Vater für alle Huld dankt du für sich und die Kirche um ferneren Beistand fleht. Doch besser danken wir selbst für alle Liebe unseres Herrn und flehen um fernere Hilfe, dabei wünschend, dass die ganze Welt die Großtaten Gottes in Christus anerkenne. Psalmen Ps 23 0 1 1. Gott, der das ganze Weltall umfasst und erfüllt, kennt auch das Tun und Reden, ja die verborgensten Gedanken des Dichters. (V. 12) 2. Kann es anders sein, da ja des Menschen Sein und Leben nach Ursprung, Weg und Ziel in Gottes Händen liegt? (V. 16) 3. Anderseits aber wie schwer ist es, Gottes Gedanken und Wege zu begreifen! Unter dem vielen Unbegreiflichen aber ist besonders eines: Warum dürfen die Frevler scheinbar ungestraft Gott trotzen? Wie es damit sei, der Psalmist gehört Gott an und will mit den Frevlern nichts gemein haben. So seiner Stellung gewiss, fordert er Gott auf, ihn zu prüfen, jedoch die Bitte beifügend, ihn vor verderblichen Wegen zu bewahren und ihn auf rechten zu führen. Psalmen Ps 23 138 1 In finem, Psalmus David. Domine probasti me, et cognovisti me: Zum Ende, ein Psalm Davids.¹ Herr, du erforschest mich und erkennst mich,² Psalmen Ps 23 138 1 1 Der Inhalt des Psalmes steht damit nicht in Widerspruch. Indes schrieb man den Psalm schon früh der exilischen oder nachexilischen Zeit zu. Psalmen Ps 23 138 1 2 Vergl. [Jer 17,10]. Psalmen Ps 23 138 10 Etenim illuc manus tua deducet me: et tenebit me dextera tua. so wird auch dort deine Hand mich leiten und deine Rechte mich lenken. Psalmen Ps 23 138 11 Et dixi: Forsitan tenebræ conculcabunt me: et nox illuminatio mea in deliciis meis. Und spräche ich: Vielleicht kann Finsternis mich decken, so wird die Nacht mir Licht bei meiner Freude.¹³ Psalmen Ps 23 138 11 13 Wollte ich hoffen, die Nacht könne mich vor Gott verbergen, ich würde mich getäuscht sehen. Auch die Nacht ließe Licht auf mich fallen, wenn ich hoffte, ungesehen Lüsten frönen zu können. Hebr.: Finsternis umhülle mich und Nacht sei um mich her das Licht! Psalmen Ps 23 138 12 Quia tenebræ non obscurabuntur a te, et nox sicut dies illuminabitur: sicut tenebræ ejus, ita et lumen ejus. Denn vor dir ist die Finsternis nicht dunkel und die Nacht hell wie der Tag;¹⁴ wie ihre Finsternis, so ist sein Licht!¹⁵ Psalmen Ps 23 138 12 14 Hebr.: So wäre auch die Finsternis für dich nicht finster und die Nacht würde hell sein wie der Tag. Finsternis und Licht sind gleich. (Der letzte Satz ist wohl eine Glosse.) Psalmen Ps 23 138 12 15 Wie der Finsternis der Tag, so das Licht des Tages. Psalmen Ps 23 138 13 Quia tu possedisti renes meos: suscepisti me de utero matris meæ. Denn du hast meine Nieren¹⁶ in deiner Gewalt;¹⁷ du nahmst dich meiner von meiner Mutter Leibe her an.¹⁸ Psalmen Ps 23 138 13 16 Den Sitz meiner Gefühle, mein Innerstes. Psalmen Ps 23 138 13 17 Durch dein Wissen: du kennst mich durch und durch. Psalmen Ps 23 138 13 18 Denn du hast meine Nieren geschaffen, mich umschirmt (nach anderen: mich gewoben) im Mutterleibe. Psalmen Ps 23 138 14 Confitebor tibi quia terribiliter magnificatus es: mirabilia opera tua, et anima mea cognoscit nimis. Ich preise dich, dass du so ehrfurchtgebietend bist;¹⁹ deine Werke sind wunderbar und meine Seele erkennt dies wohl. Psalmen Ps 23 138 14 19 Hebr.: Ich preise dich, dass ich erstaunlich wunderbar bereitet bin. Psalmen Ps 23 138 15 Non est occultatum os meum a te, quod fecisti in occulto: et substantia mea in inferioribus terræ. Mein Gebein²⁰ war nicht verborgen vor dir, das du im Verborgenen²¹ gebildet hast, noch mein Wesen in der Erde tiefem Schoße.²² Psalmen Ps 23 138 15 20 Die Anfänge meines Leibeslebens. Psalmen Ps 23 138 15 21 Im Mutterschoße. Psalmen Ps 23 138 15 22 Im Mutterschoße, in dem es so dunkel ist wie in den Tiefen der Erde. Psalmen Ps 23 138 16 Imperfectum meum viderunt oculi tui, et in libro tuo omnes scribentur: dies formabuntur, et nemo in eis. Da ich noch unvollendet war, sahen mich deine Augen und in dein Buch sind alle²³ verzeichnet; ihre Tage sind bestimmt, ehe noch jemand in denselben da ist.²⁴ Psalmen Ps 23 138 16 23 Alle Menschen, die ins Dasein kommen, sind bereits in das Buch [Ex 32,33] Gottes eingetragen, mit dem, was sie einst sein und was sie tun werden. Psalmen Ps 23 138 16 24 Hebr.: Meinen Knäuel (mich als werdendes Gebilde) sahen deine Augen, und in dein Buch waren sie alle (die Tage, ehe noch jemand wirklich lebte) geschrieben, die Tage, die vorherbestimmt wurden, und keiner derselben war noch da. Psalmen Ps 23 138 17 Mihi autem nimis honorificati sunt amici tui, Deus: nimis confortatus est principatus eorum. Aber bei mir sind deine Freunde, o Gott! hoch geehrt, ihr Vorrang ist überaus mächtig geworden. Psalmen Ps 23 138 18 Dinumerabo eos, et super arenam multiplicabuntur: exsurrexi, et adhuc sum tecum. Wollte ich sie zählen, so sind ihrer mehr als der Sand; stehe ich auf, so bin ich noch bei dir!²⁵ Psalmen Ps 23 138 18 25 Hebr.: Für mich aber wie schwer sind deine Gedanken, o Gott, wie sind gewaltig ihre Summen! Wollte ich sie zählen, zahlreicher sind sie als der Sand; ich wache auf und noch bin ich bei dir. Schläft der Sänger am Abend über dem Zählen ein und setzt er es fort im Traumleben der Nacht, so ist er am Morgen erwachend noch bei Gott, ist nicht fertig mit Gottes Werken. Dieser Text allein passt in den Zusammenhang, nicht der der Septuaginta. Psalmen Ps 23 138 19 Si occideris Deus peccatores: viri sanguinum declinate a me: O dass du die Sünder töten wolltest, o Gott! ihr Männer des Blutes, weichet von mir!²⁶ Psalmen Ps 23 138 19 26 Wunsch, der dem Eifer um Gottes Ehre und der Liebe zur Gerechtigkeit entspringt. Der Dichter weist jede Gemeinschaft ab, die Teilnahme am Bösen bezweckt. Psalmen Ps 23 138 2 Tu cognovisti sessionem meam, et resurrectionem meam. du kennst mein Sitzen und mein Aufstehen.³ Psalmen Ps 23 138 2 3 Das, was ich beim Ruhen und bei der Arbeit (Aufstehen zur Arbeit) denke und rede. Psalmen Ps 23 138 20 Quia dicitis in cogitatione: accipient in vanitate civitates tuas. Denn ihr sagt bei euch: Deine Städte werden sie vergeblich gewinnen!²⁷ Psalmen Ps 23 138 20 27 Hebr.: Es lehnen sich in Bosheit wider dich auf, erheben sich in Arglist (deine Feinde?) Vulg.: Die Gottlosen denken bei sich: Mag Gott den Frommen im Augenblick die Städte Palästinas geben, es ist doch umsonst, wir obliegen dennoch. Psalmen Ps 23 138 21 Nonne qui oderunt te Domine, oderam: et super inimicos tuos tabescebam? Sollte ich die nicht hassen, Herr! die dich hassen, und über deine Feinde mich nicht härmen? Psalmen Ps 23 138 22 Perfecto odio oderam illos: et inimici facti sunt mihi. Mit vollstem Hasse hasse ich sie und als Feinde Gottes gelten sie mir. Psalmen Ps 23 138 23 Proba me Deus, et scito cor meum: interroga me, et cognosce semitas meas. Prüfe mich, o Gott!²⁸ und erkenne mein Herz, erforsche mich und erkenne meine Pfade Psalmen Ps 23 138 23 28 Dass ich dir gehöre. Psalmen Ps 23 138 24 Et vide, si via iniquitatis in me est: et deduc me in via æterna. und siehe, ob ich auf bösem Wege²⁹ bin, und leite mich auf ewigem Wege!³⁰ Psalmen Ps 23 138 24 29 Hebr.: auf dem Wege der Pein, - dem Wege des Bösen, auf dem das Glück des Menschen keinen Bestand hat. Psalmen Ps 23 138 24 30 Dem Wege, der ewig dauert [Ps 1,6] zu Gott, ins ewige leben führt. Insofern David der Typus des Heilandes ist, kann man den Psalm als indirekt messianisch ansehen. Psalmen Ps 23 138 3 Intellexisti cogitationes meas de longe: semitam meam, et funiculum meum investigasti. Du verstehst meine Gedanken von ferne,⁴ du durchforschest meinen Pfad und meinen Anteil⁵ Psalmen Ps 23 138 3 4 Von deinen Höhen herab, wie weit auch der Himmel entfernt ist von der Erde. Psalmen Ps 23 138 3 5 Hebr.: mein Gehen und mein Liegen prüfest du. Vulg.: Meinen sittlichen Wandel und meinen Wandel nach Maßgabe deiner Gebote durchforschest du. Psalmen Ps 23 138 4 Et omnes vias meas prævidisti: quia non est sermo in lingua mea. und alle meine Wege siehst du voraus;⁶ denn es ist kein Wort auf meiner Zunge. Psalmen Ps 23 138 4 6 Ergänze: das du nicht voraussähest. Psalmen Ps 23 138 5 Ecce Domine tu cognovisti omnia novissima, et antiqua: tu formasti me, et posuisti super me manum tuam. Siehe, Herr! du weißt alles, das Neue und das Alte;⁷ du hast mich gebildet und deine Hand auf mich gelegt.⁸ Psalmen Ps 23 138 5 7 Die Satzverbindung ist im Hebräischen: denn es ist kein Wort auf meiner Zunge, siehe, Herr, du kennst es ganz. Hinten und vorn schließest du mich ein (ich bin ganz in deiner Macht) und legst deine Hand auf mich. Psalmen Ps 23 138 5 8 Symbol der beherrschenden Macht Gottes. [Ijob 13,21] Eigentlich: von mir weg, über meine Fassungskraft hinaus. Psalmen Ps 23 138 6 Mirabilis facta est scientia tua ex me: confortata est, et non potero ad eam. Allzu wunderbar ist dein Wissen für mich; zu hoch ist es, ich vermag nicht es zu erreichen! Psalmen Ps 23 138 7 Quo ibo a spiritu tuo? et quo a facie tua fugiam? Wohin soll ich gehen vor deinem Geiste? Und wohin fliehen vor deinem Angesichte?⁹ Psalmen Ps 23 138 7 9 Der Geist ist hier das Wesen Gottes, zu dem seine Allgegenwart gehört; Angesicht: die Weise wie Gott sich dem Menschen zuwendet, dem Gerechten gnädig, dem Sünder im Zorne. Psalmen Ps 23 138 8 Si ascendero in clum, tu illic es: si descendero in infernum, ades. Stiege ich zum Himmel empor, so bist du da; stiege ich in die Unterwelt hinab, so bist du da!¹⁰ [Am 9,2] Psalmen Ps 23 138 8 10 Im höchsten Himmel, in den tiefsten Tiefen der Unterwelt bist du gegenwärtig. Psalmen Ps 23 138 9 Si sumpsero pennas meas diluculo, et habitavero in extremis maris: Erhöbe ich bei der Morgenröte¹¹ meine Flügel und ließe mich nieder am äußersten Ende des Meeres,¹² Psalmen Ps 23 138 9 11 Von wo sie erscheint, im Osten. Psalmen Ps 23 138 9 12 Das Meer ist für den Israeliten der Westen, das äußerste Ende des Meeres der äußerste Westen. Hebr.: Erhöbe ich Flügel der Morgenröte würde ich auch so schnell aufsteigen wie sie, um mich vom äußersten Osten in den äußersten Westen zu begeben; keine Schnelligkeit und keine Entfernung könnte mich dir entziehen. Psalmen Ps 23 0 1 1. Von boshaften Menschen bedroht, welche ihre giftigen Zungen wider ihn erheben und ihm Hinterlist bereiten, bittet der Sieger um Befreiung von denselben. (V. 6) 2. Zuversichtlich wendet er sich an den Herrn, der sein starker Helfer ist und ihn sicher gegen die Feinde schirmen wird. Diese selbst wird das Unglück treffen, das sie ihm zugedacht, und ein schweres Strafgericht wird über sie hereinbrechen. Solche Menschen haben ja nicht dauerndes Glück, sondern nur Verderben zu gewärtigen. (V. 12) 3. Gott wird dem Sänger helfen, wofür dieser ihn mit allen Gerechten preisen wird, beglückt durch Gottes Huld. Psalmen Ps 23 139 1 In finem, Psalmus David. Zum Ende,¹ Psalm Davids.² Psalmen Ps 23 139 1 1 Dem Musikmeister. Psalmen Ps 23 139 1 2 Der Inhalt widerspricht dem nicht, das Lied ist verwandt mit [Ps 7, Ps 54, Ps 56, Ps 63]. Psalmen Ps 23 139 10 Caput circuitus eorum: labor labiorum ipsorum operiet eos. Das Haupt derer, die mich umlagern,¹⁰ das Unheil ihrer Lippen wird auf sie selber fallen.¹¹ Psalmen Ps 23 139 10 10 Betreffend. Sinn: Während Gott mein Haupt schirmend deckt, möge über das Haupt meiner Bedränger all das Unheil kommen, dass sie durch ihre Verleumdungen über mich zu bringen suchen. Psalmen Ps 23 139 10 11 Das Hebr. ist wohl zu übersetzen: Erheben sie das Haupt rings um mich her, so bedecke sie das Unheil ihrer Lippen (das Unheil, das ihre Lippen anrichten). Psalmen Ps 23 139 11 Cadent super eos carbones, in ignem dejicies eos: in miseriis non subsistent. Glühende Kohlen¹² werden auf sie niederfallen, ins Feuer wirst du sie stürzen; ihr Elend werden sie nicht aushalten.¹³ Psalmen Ps 23 139 11 12 Blitze, Feuer vom Himmel. Psalmen Ps 23 139 11 13 Hebr.: In Wassertiefen, daraus sie nicht aufstehen. Psalmen Ps 23 139 12 Vir linguosus non dirigetur in terra: virum injustum mala capient in interitu. Der Mann der verleumderischen Zunge wird nicht bestehen auf Erden, den Ungerechten wird Unglück treffen bis zum Untergange.¹⁴ Psalmen Ps 23 139 12 14 Hebr.: Der Mann der Gewalttat. Unglück jage ihm nach Stoß auf Stoß (mit wiederholten Stößen, die ihn endlich zu Falle bringen). Psalmen Ps 23 139 13 Cognovi quia faciet Dominus judicium inopis: et vindictam pauperum. Ich weiß, dass der Herr dem Dürftigen Recht schaffen wird und Rache den Armen.¹⁵ Psalmen Ps 23 139 13 15 Hebr.: Jahve wird die Sache des Elenden durchführen, den Rechtshandel der Armen. Psalmen Ps 23 139 14 Verumtamen justi confitebuntur nomini tuo: et habitabunt recti cum vultu tuo. Doch die Gerechten werden deinen Namen preisen und die Aufrichtigen werden vor deinem Angesichte¹⁶ wohnen.¹⁷ Psalmen Ps 23 139 14 16 Unter deinem gnädigen Schutze. Psalmen Ps 23 139 14 17 Verbleiben. Die Kirche legt diesen Psalm dem leidenden Erlöser in den Mund. Psalmen Ps 23 139 2 Eripe me Domine ab homine malo: a viro iniquo eripe me. Rette mich, o Herr, von bösen Menschen, von gottlosen³ Leuten rette mich, Psalmen Ps 23 139 2 3 Hebr.: Menschen der Unbilden. Psalmen Ps 23 139 3 Qui cogitaverunt iniquitates in corde: tota die constituebant prlia. die da in ihrem Herzen Böses sinnen und beständig Streit anstiften. Psalmen Ps 23 139 4 Acuerunt linguas suas sicut serpentis: venenum aspidum sub labiis eorum. Sie spitzen ihre Zungen wie die Schlangen,⁴ Natterngift ist unter ihren Lippen.⁵ [Ps 5,11, Röm 3,13] Psalmen Ps 23 139 4 4 Nach der Vorstellung des Dichters enthält die Zunge der Schlange das Gift, das sie beim Bisse mitteilt. Psalmen Ps 23 139 4 5 Sie reden Bosheit. Sela. Psalmen Ps 23 139 5 Custodi me Domine de manu peccatoris: et ab hominibus iniquis eripe me. Qui cogitaverunt supplantare gressus meos: Beschütze mich, Herr! vor der Hand der Sünder und von gottlosen Menschen⁶ errette mich, die darauf sinnen, meine Füße zum Falle zu bringen. Psalmen Ps 23 139 5 6 Hebr.: Mann der Unbilden. Psalmen Ps 23 139 6 Absconderunt superbi laqueum mihi: Et funes extenderunt in laqueum: juxta iter scandalum posuerunt mihi. Stolze legten mir verborgene Schlingen, breiteten Stricke aus zum Netze, stellten mir eine Falle hart am Wege.⁷ Psalmen Ps 23 139 6 7 Hebr.: Stolze haben mir verborgene Schlingen gelegt und Stricke; Netze ausgespannt zur Seite des Pfades, haben Fallen mir gestellt. Sela. Psalmen Ps 23 139 7 Dixi Domino: Deus meus es tu: exaudi Domine vocem deprecationis meæ. Ich sprach zu dem Herrn: Du bist mein Gott, erhöre, Herr! die Stimme meines Flehens. Psalmen Ps 23 139 8 Domine, Domine virtus salutis meæ: obumbrasti super caput meum in die belli: O Herr, Herr! du Stärke meines Heiles, du beschirmst mein Haupt am Tage des Kampfes.⁸ Psalmen Ps 23 139 8 8 Hebr.: du deckst mein Haupt nämlich mit einem beschirmenden Helm. Die Übersetzung der Sept. und Vulg. fasst den Schutz wohl im Bilde des kühlenden Schattens. Psalmen Ps 23 139 9 Ne tradas me Domine a desiderio meo peccatori: cogitaverunt contra me, ne derelinquas me, ne forte exaltentur. Gib mich nicht den Sündern preis, o Herr! wider meinen Willen;⁹ sie machen Anschläge wider mich, verlass mich nicht, damit sie sich nicht etwa überheben. Psalmen Ps 23 139 9 9 Hebr.: Gewähre, Herr, des Frevlers Gelüste nicht, seinen Plan lass nicht gelingen. Sela. Psalmen Ps 23 0 1 Bitte um Erhörung. (V. 2) Gebet um Hilfe, damit David nicht zum Murren oder zu anderen Sünden hingerissen werde, da er doch bereit ist, von Gerechten Züchtigung anzunehmen, und alle Gemeinschaft mit den Bösen verabscheut. (V. 6) Im Gebet erlangt er Sicherheit, dass die Häupter seiner Feinde umkommen und die übrigen sich bessern werden. Ist er auch zurzeit noch mit den Seinen in Todesgefahr, so bittet er doch von neuem mit Vertrauen um Hilfe. Psalmen Ps 23 140 1 Psalmus David. Domine clamavi ad te, exaudi me: intende voci meæ, cum clamavero ad te. Ein Psalm Davids.¹ Zu dir rufe ich, o Herr! erhöre mich;² merke auf meine Stimme, wenn ich zu dir rufe. Psalmen Ps 23 140 1 1 Aus der Zeit der Verfolgung Sauls? [1Sam 24,1] Psalmen Ps 23 140 1 2 Hebr.: eile zu mir. Psalmen Ps 23 140 10 Cadent in retiaculo ejus peccatores: singulariter sum ego donec transeam. Die Sünder mögen in ihr Netz fallen, ich aber bleibe allein,¹⁴ bis ich daran vorübergegangen.¹⁵ Psalmen Ps 23 140 10 14 Frei von Bedrängern bis ich an dem Netze (der Gefahr) vorüber bin, ohne in dasselbe zu geraten. Psalmen Ps 23 140 10 15 In den ersten christlichen Jahrhunderten wurde dieser Psalm an jedem Abend gebetet. (Ap. Constit., Chrysost.) Im Brevier legt ihn die Kirche dem leidenden Erlöser in den Mund, ebenso wie der Schmerzensmutter. V. 2-4 betet der Priester im Hochamt nach dem Offertorium, damit er Zunge und Lippen, über die das Opfer des Gebetes kommt, rein bewahre vor jeder Sünde, dass seine Gebete wohlgefällig seien. Psalmen Ps 23 140 2 Dirigatur oratio mea sicut incensum in conspectu tuo: elevatio manuum mearum sacrificium vespertinum. Mein Gebet steige wie Rauchopfer³ zu dir empor,⁴ meiner Hände Erhebung sei wie ein Abendopfer.⁵ Psalmen Ps 23 140 2 3 Das abendliche Rauchopfer. Psalmen Ps 23 140 2 4 Hebr.: Stehe vor dir, gelte. Psalmen Ps 23 140 2 5 Das selbstständige, unblutige Opfer, das jeden Abend und Morgen dargebracht wurde. Das Gebet am Abend soll wie die abendliche Mincha (Speiseopfer) von Gott angenommen werden. Dieses Opfer [Ex 29,38ff, Num 28,3] wurde später allgemeine Zeit des Gebetes für die Israeliten. Die Erhebung der Hände ist Gebet, bei dem man die Hände erhebt. Psalmen Ps 23 140 3 Pone Domine custodiam ori meo: et ostium circumstantiæ labiis meis. Setze, Herr! meinem Munde eine Wache und feste Tore an meine Lippen ringsum. Psalmen Ps 23 140 4 Non declines cor meum in verba malitiæ, ad excusandas excusationes in peccatis. Cum hominibus operantibus iniquitatem: et non communicabo cum electis eorum. Lass mein Herz sich nicht boshaften Dingen zuneigen, meiner Sünden Entschuldigung zu suchen, wie die Menschen tun, welche Frevel üben; ich will nicht Anteil haben an dem, was sie sich erwählt haben.⁶ Psalmen Ps 23 140 4 6 Hebr.: Setze, Jahve, eine Hut meinem Munde, Wache über die Tür meiner Lippen. Lass nicht neigen mein Herz zu böser Sache, in Gottlosigkeit Schlimmes zu verüben mit Männern, welche Übles tun, und nicht will ich Geschmack haben an ihren Leckerbissen. Lass mich durch den Anblick des äußeren Glückes der Sünder nicht verlockt werden, es ihnen nachzumachen. Psalmen Ps 23 140 5 Corripiet me justus in misericordia, et increpabit me: oleum autem peccatoris non impinguet caput meum. Quoniam adhuc et oratio mea in beneplacitis eorum: Der Gerechte⁷ möge mich züchtigen in Güte und mich rügen, aber des Sünders Öl⁸ soll mein Haupt nicht salben, denn noch richtet sich mein Gebet wider das, woran sie ihre Lust haben.⁹ Psalmen Ps 23 140 5 7 Irgend ein Gerechter, der mit Maß und in guter Absicht mich züchtigt. Psalmen Ps 23 140 5 8 Das Öl ist Sinnbild der Freude, des Glückes: Ein Wohlergehen wie das der Sünder wünsche ich mir nicht, ja, ich bete sogar, Gott wolle mich damit verschonen. Auch jetzt noch, wo es mir hart geht, wünsche ich mir kein Glück, wie es meinen Feinden gefällt, vielmehr bete ich, Gott wolle mich davor bewahren. Das Ziel des Gebetes ist es also, das Glück der Frevler von sich fern zu halten. Sinn des Hebr.: Schlägt mich ein Gerechter, so ist es Liebe; rügt er mich, so ist es Salbe des Hauptes (macht mir Freude). Nicht weigere sich mein Haupt (sich mit diesem Öl benetzen zu lassen), denn noch (steht es so), dass mein Gebet gegen ihre Bosheit gerichtet ist (noch habe ich trotz all ihrer Bosheit Gottvertrauen und Liebe). Psalmen Ps 23 140 5 9 Der hebr. Text ist nicht unversehrt, auch im folgenden Vers. Psalmen Ps 23 140 6 Absorpti sunt juncti petræ judices eorum. Audient verba mea quoniam potuerunt: Hinabgestürzt wurden von Felsen ihre Richter¹⁰ und zerschmettert, sie¹¹ werden meine Worte hören, wie gewaltig sie sind.¹² Psalmen Ps 23 140 6 10 Die Rädelsführer. Vielleicht ist V. 5 und 6 zu verbinden: da ich noch betete, wurden herabgestürzt usw. Psalmen Ps 23 140 6 11 Die überlebenden Anhänger der Richter werden sich angesichts der Strafgerichte David zuwenden. Psalmen Ps 23 140 6 12 Hebr.: denn sie sind süß. Der plötzliche Untergang der Feinde, der alsbald auf die Bitte Davids erfolgt ist, wird zeigen, dass sein Gebet Gott wohlgefällig gewesen ist. Psalmen Ps 23 140 7 Sicut crassitudo terræ erupta est super terram. Dissipata sunt ossa nostra secus infernum: Wie die Erdschollen aufgerissen über den Acker hingeworfen werden, sind unsere Gebeine hingestreut am Rande der Unterwelt.¹³ Psalmen Ps 23 140 7 13 Man will uns mit Gewalt ans Leben, bereits liegen unsere Gebeine am Rande der Unterwelt (am Grabe), so dass dieser sie jeden Augenblick verschlingen kann. Aber wie das Aufreißen der Erdschollen beim Acker dazu dient, den Boden fruchtbar zu machen, so wird selbst die Todesgefahr zuletzt für den Sänger zum Guten ausschlagen, denn er ist durch Hoffnung fest gegründet im Herrn. Hebr.: Wie man die Erde furcht und spaltet, so sind unsere Gebeine hingestreut an den Scheol. Psalmen Ps 23 140 8 Quia ad te Domine, Domine oculi mei: in te speravi, non auferas animam meam. Doch auf dich, Herr, Herr! blicken ja meine Augen; auf dich hoffe ich, raffe mich nicht dahin! Psalmen Ps 23 140 9 Custodi me a laqueo, quem statuerunt mihi: et a scandalis operantium iniquitatem. Bewahre mich vor der Schlinge, die sie mir legen, und vor den Fallstricken der Übeltäter! Psalmen Ps 23 0 1 Bitte um Hilfe. (V. 3) In Todesgefahr ist der Gedanke Trost des Sängers, dass Gott seine Lage voll von Gefahren und ohne Ausweg kennt. (V. 5) Er hält sich an Gott, bittet um Beistand wider die Feinde, wofür er den Herrn mit allen, die seiner Rettung entgegensehen, preisen will. Psalmen Ps 23 141 1 Intellectus David, Cum esset in spelunca, oratio. Unterweisung¹ Davids, da er in der Höhle war, ein Gebet.² Psalmen Ps 23 141 1 1 Maskil, bestimmte Liederweise. Psalmen Ps 23 141 1 2 Am meisten scheint das [1Sam 22,1] erzählte Ereignis dem Psalme zu entsprechen. Psalmen Ps 23 141 2 Voce mea ad Dominum clamavi: voce mea ad Dominum deprecatus sum: Mit meiner Stimme rufe ich zu dem Herrn, mit meiner Stimme flehe ich zu dem Herrn. [Ps 76,2] Psalmen Ps 23 141 3 Effundo in conspectu ejus orationem meam, et tribulationem meam ante ipsum pronuntio. Ich schütte vor seinem Angesichte meine Klage aus und tue ihm meine Drangsal kund. Psalmen Ps 23 141 4 In deficiendo ex me spiritum meum, et tu cognovisti semitas meas. In via hac, qua ambulabam, absconderunt laqueum mihi. Wenn mein Geist in mir verzagt, kennst du meine Wege.³ Auf dem Wege, auf dem ich wandle, haben sie mir eine verborgene Schlinge gelegt. Psalmen Ps 23 141 4 3 Und das ist mein Trost. Psalmen Ps 23 141 5 Considerabam ad dexteram, et videbam: et non erat qui cognosceret me: periit fuga a me, et non est qui requirat animam meam. Schaue ich zur Rechten⁴ und blicke aus, so ist niemand, der mich erkennt.⁵ Versperrt ist mir die Flucht und niemand nimmt sich meiner Seele an! Psalmen Ps 23 141 5 4 Die rechte Seite wird genannt, weil sich dorthin als gegen die wehrhafte der Angriff richtet [Ps 108,6], wo deshalb auch der Beistand [Ps 108,31, Ps 109,5] zur Deckung [Ps 120,5] sich aufstellt. Hebr.: Blicke rechts (Gott) und schaue. Psalmen Ps 23 141 5 5 Erkennen will. Psalmen Ps 23 141 6 Clamavi ad te Domine, dixi: Tu es spes mea, portio mea in terra viventium. Zu dir rufe ich, Herr! und spreche: Du bist meine Hoffnung, mein Teil im Lande der Lebendigen!⁶ Psalmen Ps 23 141 6 6 Im diesseitigen Leben. Psalmen Ps 23 141 7 Intende ad deprecationem meam: quia humiliatus sum nimis. Libera me a persequentibus me: quia confortati sunt super me. Achte auf mein Flehen, denn ich bin tief gebeugt: errette mich von meinen Verfolgern, denn sie sind mir übermächtig geworden. Psalmen Ps 23 141 8 Educ de custodia animam meam ad confitendum nomini tuo: me exspectant justi, donec retribuas mihi. Führe aus dem Kerker⁷ meine Seele, damit ich deinen Namen preise; die Gerechten harren meiner,⁸ bis du mir vergiltst.⁹ Psalmen Ps 23 141 8 7 Spezialisierend (mit Anspielung auf die Höhle): Bedrängnis, Not. Psalmen Ps 23 141 8 8 Sie sehnen sich Anlass zu erhalten, mit mir vereint dich zu loben. Hebr.: es werden mich umringen die Gerechten, weil du mir wohltust. Psalmen Ps 23 141 8 9 Die Kirche legt dem leidenden Heilande diesen Psalm in den Mund, ebenso wie der Schmerzensmutter. Psalmen Ps 23 0 1 David fleht Gott an, ihn nach seiner Treue zu erhören. (V. 2) Zwar ist die Gefahr, die ihn umgibt, groß, doch flieht er, der früheren Wohltaten Gottes eingedenk, zu seinem einzigen Beschützer (V. 6) und bittet voll Vertrauen, er wolle ihn, angesehen die Größe der Gefahr, trotz seiner Unwürdigkeit erhören und ihn nicht nur von seinen Feinden befreien, sondern auch den Weg erkennen lassen, den er vor Gott wandeln soll. (V. 10) Seiner Erhörung sicher, kündet er seine Befreiung und den Untergang der Feinde an. Psalmen Ps 23 142 1 Psalmus David, Quando persequebatur eum Absalom filius ejus. Domine exaudi orationem meam: auribus percipe obsecrationem meam in veritate tua: exaudi me in tua justitia. Psalm Davids, als ihn sein Sohn Absalom verfolgte. [2Sam 17,12] Herr! erhöre mein Gebet, vernimm mein Flehen nach deiner Treue, erhöre mich nach deiner Gerechtigkeit¹ Psalmen Ps 23 142 1 1 Gerechtigkeit: Das Verhalten Gottes, durch das seine Ordnung in der Welt aufrecht erhalten wird. Hier also die den Frommen gegenüber waltende, die heilspendende Gerechtigkeit. Psalmen Ps 23 142 10 Doce me facere voluntatem tuam, quia Deus meus es tu. Spiritus tuus bonus deducet me in terram rectam: Nach deinem Willen lehre mich tun, denn du bist mein Gott; dein gütiger Geist⁸ führe mich auf rechter Bahn!⁹ Psalmen Ps 23 142 10 8 Deine Gnade, dein heiliger Geist. Psalmen Ps 23 142 10 9 Auf dem Wege der Tugend und Gerechtigkeit. (Ebenso V. 8: Weg.) Psalmen Ps 23 142 11 Propter nomen tuum Domine vivificabis me, in æquitate tua. Educes de tribulatione animam meam: Um deines Namens willen belebe mich wieder, nach deiner Gerechtigkeit¹⁰ rette aus der Drangsal meine Seele, Psalmen Ps 23 142 11 10 Siehe Anm. 1. Psalmen Ps 23 142 12 Et in misericordia tua disperdes inimicos meos. Et perdes omnes, qui tribulant animam meam: quoniam ego servus tuus sum. und nach deiner Barmherzigkeit¹¹ zerstreue meine Feinde und vernichte alle, die meine Seele bedrängen, denn ich bin dein Diener!¹² Psalmen Ps 23 142 12 11 Gegen mich. Wesentlich dasselbe, was V. 11: nach deiner Gerechtigkeit. Psalmen Ps 23 142 12 12 Den du nicht unerhört lassen kannst. Auch diesen Psalm legt die Kirche (wegen V. 4) dem am Kreuze sich verlassen fühlenden Heilande in den Mund. Dieser Psalm ist der letzte der sieben Bußpsalmen. Psalmen Ps 23 142 2 Et non intres in judicium cum servo tuo: quia non justificabitur in conspectu tuo omnis vivens. und gehe nicht ins Gericht mit deinem Diener, denn vor deinem Angesichte wird kein Lebender gerecht erfunden! Psalmen Ps 23 142 3 Quia persecutus est inimicus animam meam: humiliavit in terra vitam meam. Collocavit me in obscuris sicut mortuos sæculi; Denn² der Feind verfolgt meine Seele, tritt mein Leben zur Erde,³ stößt mich in die Finsternis hinab, gleich den längst Verstorbenen.⁴ Psalmen Ps 23 142 3 2 Dieses Gericht droht sich an ihm durch die Feinde zu vollziehen. Psalmen Ps 23 142 3 3 Bringt mich bis an den Rand des Grabes. Psalmen Ps 23 142 3 4 An die schon kein Mensch mehr denkt. Psalmen Ps 23 142 4 Et anxiatus est super me spiritus meus, in me turbatum est cor meum. Und mein Geist ist in mir geängstet, mein Herz in mir erschrocken. Psalmen Ps 23 142 5 Memor fui dierum antiquorum, meditatus sum in omnibus operibus tuis: in factis manuum tuarum meditabar. Ich gedenke der alten Zeiten, ich sinne all deinem Tun nach, betrachte, was deine Hände vollbracht. Psalmen Ps 23 142 6 Expandi manus meas ad te: anima mea sicut terra sine aqua tibi: Ich breite meine Hände aus zu dir;⁵ wie wasserloses Land dürstet meine Seele nach dir.⁶ Psalmen Ps 23 142 6 5 Die Größe der Not (V. 7) wie die des Vertrauens (V. 8) bewegen Gott, das Gebet zu erhören. Psalmen Ps 23 142 6 6 Meine Seele verhält sich zu dir wie dürstendes Land zum Regen: sie lechzt nach dir. Hebr.: Meine Seele ist wie ein lechzendes Land dir zugewandt. Psalmen Ps 23 142 7 Velociter exaudi me Domine: defecit spiritus meus. Non avertas faciem tuam a me: et similis ero descendentibus in lacum. Eilends erhöre mich, Herr! mein Geist schwindet dahin; o wende dein Angesicht nicht von mir, dass ich nicht denen gleich werde, die in die Grube fahren. Psalmen Ps 23 142 8 Auditam fac mihi mane misericordiam tuam: quia in te speravi. Notam fac mihi viam, in qua ambulem: quia ad te levavi animam meam. Lass mich früh⁷ deine Erbarmung hören, denn auf dich hoffe ich. Tue mir den Weg kund, auf dem ich wandeln soll, denn zu dir erhebe ich meine Seele. Psalmen Ps 23 142 8 7 Bald. Psalmen Ps 23 142 9 Eripe me de inimicis meis Domine, ad te confugi: Errette mich von meinen Feinden, o Herr! zu dir nehme ich meine Zuflucht. Psalmen Ps 23 0 1 Preis Gottes, der David alle Stämme unterworfen. (V. 2) Des Menschen Ohnmacht und Gottes Macht einander gegenüberstellend, fleht der Dichter, Gott wolle seine Macht gegen die Sünder offenbaren, seinem Erlöser neuen Lobpreis versprechend. (V. 10) Wiederholung der gleichen Bitte mit Hinweis auf die Wohlfahrt der Feinde. (V. 14) Wohl mögen andere diese Wohlfahrt für Glück erachten, er kann nur das Volk glücklich preisen, dessen Herr Gott ist. Psalmen Ps 23 143 1 Psalmus David, Adversus Goliath. Benedictus Dominus Deus meus, qui docet manus meas ad prlium, et digitos meos ad bellum. Psalm Davids wider Goliath.¹ Gepriesen sei der Herr, mein Gott, der meine Hände zum Kampfe unterwies² und meine Finger zum Streite. Psalmen Ps 23 143 1 1 Der Zusatz: wider Goliath, der sich in einigen Manuskripten der Septuag und in der Vulg. findet, ist unecht und wohl durch das V. 10 erwähnte Schwert des Unheils veranlasst. Der erste Teil des Psalmes bis V. 11 besteht fast ganz aus Bruchstücken anderer Psalmen (besonders V. 18), der zweite Teil scheint ein Bruchstück eines anderen Psalmes zu sein. Psalmen Ps 23 143 1 2 Durch den Beistand, durch welchen er David zum starken Kriegshelden machte. Psalmen Ps 23 143 10 Qui das salutem regibus: qui redemisti David servum tuum de gladio maligno: Der du den Königen Heil⁹ gewährst, der du David, deinen Diener, dem Schwerte des Unheils entrissen hast; Psalmen Ps 23 143 10 9 Im Kampfe. Hebr.: Sieg. Psalmen Ps 23 143 11 Eripe me. Et erue me de manu filiorum alienorum, quorum os locutum est vanitatem: et dextera eorum, dextera iniquitatis: entreiße mich und errette mich aus der Hand der Söhne der Fremde, deren Mund Trug redet und deren Rechte eine Rechte des Unrechtes¹⁰ ist. Psalmen Ps 23 143 11 10 Hebr.: Lügenrechte. Psalmen Ps 23 143 12 Quorum filii, sicut novellæ plantationes in juventute sua. Filiæ eorum compositæ: circumornatæ ut similitudo templi. Ihre¹¹ Söhne sind wie junge Pflanzen in ihrer Jugendfülle, ihre Töchter geputzt, ringsum in Schmuck gehüllt, gleich einem Tempel.¹² Psalmen Ps 23 143 12 11 Nach der Vulg. bezieht sich die folgende Schilderung äußeren Glückes auf die Feinde. Indes hat die Septuag. die alle Pronomina der ersten Person in die dritte umgewandelt hat, den Psalm so umgestaltet, dass die folgende Schilderung die Furchtbarkeit der Feinde vor Augen stellt, so die Notwendigkeit göttlicher Hilfe zeigend. Hebr.: (Weil? Auf dass?) Unsere Söhne sind wie Pflanzen, groß gezogen in ihrer Jugend, unsere Töchter wie Ecksäulen; geschnitzt (nach anderen: buntgeschmückt) nach Bauart eines Palastes (wie die Ecksäulen von Palästen), unsere Speicher sind voll, spendend von jeglicher Art, unsere Schafe sind tausendfach sich mehrend, ja zehntausendfach auf unseren Triften. Unsere Rinder sind belastet (trächtig), kein Riss, kein Auszug (Ergebung an den Feind), kein Klagegeschrei auf unseren Straßen. Psalmen Ps 23 143 12 12 Dieser Psalm wird nur in der Vesper des Samstags gebetet: Bitte um Hilfe im Kampfe gegen die Feinde des Heiles, Verachtung der Welt, Seligkeit in Gott. Psalmen Ps 23 143 13 Promptuaria eorum plena, eructantia ex hoc in illud. Oves eorum ftosæ, abundantes in egressibus suis: Ihre Speicher sind gefüllt, von einem strömt Überfluss in den anderen, ihre Schafe sind fruchtbar und zahllos auf ihren Triften, Psalmen Ps 23 143 14 Boves eorum crassæ. Non est ruina maceriæ, neque transitus: neque clamor in plateis eorum. ihre Rinder sind fett, kein Einsturz, kein Mauerriss noch Klagegeschrei ist auf ihren Gassen. Psalmen Ps 23 143 15 Beatum dixerunt populum, cui hæc sunt: beatus populus, cujus Dominus Deus ejus. Glückselig preist man ein Volk, dem solches zuteil wird, doch glückselig nur das Volk, dessen Gott der Herr ist! Psalmen Ps 23 143 2 Misericordia mea, et refugium meum: susceptor meus, et liberator meus: Protector meus, et in ipso speravi: qui subdit populum meum sub me. Er ist mein Erbarmer und meine Zuflucht, mein Helfer und mein Befreier, mein Schützer, auf ihn vertraue ich; er ist's, der mir mein Volk unterwirft.³ Psalmen Ps 23 143 2 3 Alle Stämme. Psalmen Ps 23 143 3 Domine quid est homo, quia innotuisti ei? aut filius hominis, quia reputas eum? Herr! was ist der Mensch, dass du dich ihm zu erkennen gibst,⁴ oder der Menschensohn, dass du seiner achtest? Psalmen Ps 23 143 3 4 Durch Gnadenoffenbarungen. Hebr.: was ist der Mensch, dass du ihn kennst. Psalmen Ps 23 143 4 Homo vanitati similis factus est: dies ejus sicut umbra prætereunt. Der Mensch ist gleich der Nichtigkeit, seine Tage gehen vorüber wie ein Schatten.⁵ [Ijob 8,9, Ijob 14,2] Psalmen Ps 23 143 4 5 Hebr.: Ein Mensch, dem Hauche (des Windes, der schnell vorbeigeht) gleicht er, seine Tage sind wie ein Schatten, der hinschwindet. Psalmen Ps 23 143 5 Domine inclina clos tuos, et descende: tange montes, et fumigabunt. Neige, Herr! deine Himmel und steige hernieder; rühre die Berge⁶ an, dass sie rauchen. Psalmen Ps 23 143 5 6 Bild feindlicher Weltmächte. Zu V. 5-8 vergleiche [Ps 17,10ff]. Psalmen Ps 23 143 6 Fulgura coruscationem, et dissipabis eos: emitte sagittas tuas, et conturbabis eos: Lass Blitze leuchten und zerstreue sie, entsende deine Pfeile und verwirre sie! Psalmen Ps 23 143 7 Emitte manum tuam de alto, eripe me, et libera me de aquis multis: de manu filiorum alienorum. Strecke deine Hand aus der Höhe, entreiße mich und errette mich aus mächtigen Wassern, aus der Hand der Söhne der Fremde!⁷ Psalmen Ps 23 143 7 7 Heidnischer Feinde? Psalmen Ps 23 143 8 Quorum os locutum est vanitatem: et dextera eorum, dextera iniquitatis. Ihr Mund redet Trug, ihre Rechte ist eine Rechte des Unrechtes.⁸ Psalmen Ps 23 143 8 8 Die Rechte, die sich zu falschem Eide erhebt, zu Treubruch. Psalmen Ps 23 143 9 Deus canticum novum cantabo tibi: in psalterio decachordo psallam tibi. O Gott! ein neues Lied will ich dir singen, auf zehnsaitiger Harfe dir lobsingen. Psalmen Ps 23 0 1 Einleitung: Ich will dich allezeit preisen, Gott. (V. 2) 1. Preis der Allmacht und Erhabenheit Gottes. (V. 6) 2. Lob der Barmherzigkeit und Güte Gottes. (V. 9) 3. Aufruf an alle Geschöpfe, Gottes Macht und Herrschaft zu erheben. (V. 13) 4. Preis der Güte Gottes gegen alle Armen und Bedrängten. (V. 17) 5. Stets will ich den Herrn preisen und alle Menschen einladen, das Gleiche zu tun. Psalmen Ps 23 144 1 Laudatio ipsi David. Exaltabo te deus meus rex: et benedicam nomini tuo in sæculum, et in sæculum sæculi. Ein Lobgesang Davids.¹ Ich will dich erheben, Gott, mein König! und deinen Namen immerdar und ewig preisen. Psalmen Ps 23 144 1 1 Das Wort Lobgesang (tehilla), dessen Mehrzahl die ganze Psalmensammlung bezeichnet, steht nur in diesem Psalm in der Überschrift zur Bezeichnung seines Charakters und ist wohl aus V. 21 entnommen. Es ist ein alphabetischer Psalm, doch fehlt im heutigen hebräischen Texte der Buchstabe Nun. (V. 13b) Psalmen Ps 23 144 10 Confiteantur tibi Domine omnia opera tua: et sancti tui benedicant tibi. O Herr! alle deine Werke sollen dich preisen und deine Heiligen dich rühmen. Psalmen Ps 23 144 11 Gloriam regni tui dicent: et potentiam tuam loquentur: Die Herrlichkeit deines Königtums sollen sie verkünden und von deiner Macht erzählen, Psalmen Ps 23 144 12 Ut notam faciant filiis hominum potentiam tuam: et gloriam magnificentiæ regni tui. um den Menschenkindern deine Macht kundzutun und die Pracht und Herrlichkeit deines Königtums. Psalmen Ps 23 144 13 Regnum tuum regnum omnium sæculorum: et dominatio tua in omni generatione et generationem. Fidelis Dominus in omnibus verbis suis: et sanctus in omnibus operibus suis. Dein Königtum ist ein Königtum auf ewige Zeiten und deine Herrschaft von Geschlecht zu Geschlecht. Der Herr ist getreu in allen seinen Worten und heilig in allen seinen Werken. Psalmen Ps 23 144 14 Allevat Dominus omnes, qui corruunt: et erigit omnes elisos. Der Herr stützt alle, die sinken, und richtet alle Gebeugten auf. Psalmen Ps 23 144 15 Oculi omnium in te sperant Domine: et tu das escam illorum in tempore opportuno. Aller Augen harren auf dich, Herr! und du gibst ihnen Speise zu rechter Zeit. Psalmen Ps 23 144 16 Aperis tu manum tuam: et imples omne animal benedictione. Du öffnest deine Hand und sättigst alles, was lebt, mit Segen. Psalmen Ps 23 144 17 Justus Dominus in omnibus viis suis: et sanctus in omnibus operibus suis. Gerecht ist der Herr auf allen seinen Wegen und heilig in seinen Werken. Psalmen Ps 23 144 18 Prope est Dominus omnibus invocantibus eum: omnibus invocantibus eum in veritate. Nahe ist der Herr allen, die ihn anrufen, allen, die ihn anrufen in Aufrichtigkeit.⁷ Psalmen Ps 23 144 18 7 Vergl. [Joh 4,23]. Psalmen Ps 23 144 19 Voluntatem timentium se faciet, et deprecationem eorum exaudiet: et salvos faciet eos. Er tut den Willen derer, die ihn fürchten, und erhört ihr Flehen und rettet sie. Psalmen Ps 23 144 2 Per singulos dies benedicam tibi: et laudabo nomen tuum in sæculum, et in sæculum sæculi. Ich will dich preisen jeden Tag und deinen Namen immerdar und ewig loben. Psalmen Ps 23 144 20 Custodit Dominus omnes diligentes se: et omnes peccatores disperdet. Der Herr behütet alle, die ihn lieben, jedoch alle Sünder wird er vertilgen. Psalmen Ps 23 144 21 Laudationem Domini loquetur os meum: et benedicat omnis caro nomini sancto ejus in sæculum, et in sæculum sæculi. Es soll mein Mund des Herrn Lob verkünden und alles Fleisch soll seinen heiligen Namen preisen, immerdar und ewig!⁸ Psalmen Ps 23 144 21 8 Der Psalm wird in der Vesper des Samstags und des Herz-Jesu-Festes gebetet, als Lobpreis unseres Herrn. Psalmen Ps 23 144 3 Magnus Dominus et laudabilis nimis: et magnitudinis ejus non est finis. Der Herr ist groß und sehr preiswürdig und seiner Größe ist kein Ende.² Psalmen Ps 23 144 3 2 Hebr.: keine Erforschung (unergründlich). Psalmen Ps 23 144 4 Generatio et generatio laudabit opera tua: et potentiam tuam pronuntiabunt. Ein Geschlecht rühme dem anderen deine Werke³ und verkünde deine Macht. Psalmen Ps 23 144 4 3 Die Großtaten Gottes an Israel. Psalmen Ps 23 144 5 Magnificentiam gloriæ sanctitatis tuæ loquentur: et mirabilia tua narrabunt. Sie sollen⁴ die hehre Herrlichkeit deiner Heiligkeit⁵ verkünden und deine Wundertaten erzählen, Psalmen Ps 23 144 5 4 Hebr.: Ich will überdenken. Psalmen Ps 23 144 5 5 Deines heiligen Waltens. Hebr.: deiner Majestät. Psalmen Ps 23 144 6 Et virtutem terribilium tuorum dicent: et magnitudinem tuam narrabunt. die Gewalt deiner Schreckenstaten preisen und deine Größe verkünden. Psalmen Ps 23 144 7 Memoriam abundantiæ suavitatis tuæ eructabunt: et justitia tua exsultabunt. Das Gedächtnis deiner übergroßen Lieblichkeit sollen sie reichlich kund tun und ob deiner Gerechtigkeit⁶ jubeln. Psalmen Ps 23 144 7 6 Deiner Strafgerichte an den Heiden. Psalmen Ps 23 144 8 Miserator et misericors Dominus: patiens, et multum misericors. Gnädig und barmherzig ist der Herr, langmütig und von reicher Erbarmung. Psalmen Ps 23 144 9 Suavis Dominus universis: et miserationes ejus super omnia opera ejus. Liebreich ist der Herr gegen alle und seine Erbarmungen erstrecken sich über alle seine Werke. Psalmen Ps 23 0 1 Der Psalmist ermuntert sich zum Lobe Gottes. Nicht auf Fürsten, die sterben, darf man seine Zuversicht setzen. (V. 4) Selig, wer einzig auf Gott vertraut, der nach seiner Macht und Treue den bedrängten Gerechten hilft, die Sünder vernichtet (V. 9), dessen Herrschaft in Ewigkeit währt. Psalmen Ps 23 145 1 Alleluja, Aggæi, et Zachariæ. Alleluja! von Aggäus und Zacharias!¹ Psalmen Ps 23 145 1 1 Sechs (hebräisch fünf) Alleluja-Psalmen bilden den Schluss des Psalters. Psalm 145 148 tragen in den Handschriften der Septuag. die Aufschrift: Von Aggäus und Zacharias. Diese Lieder stammen wohl aus ihrer Zeit. Psalmen Ps 23 145 10 Regnabit Dominus in sæcula Deus tuus Sion, in generationem et generationem. Der Herr ist König in Ewigkeit, dein Gott, o Sion! von Geschlecht zu Geschlecht. Psalmen Ps 23 145 2 Lauda anima mea Dominum, laudabo Dominum in vita mea: psallam Deo meo quamdiu fuero. Nolite confidere in principibus: Lobe, meine Seele, den Herrn! Ich will den Herrn loben, so lange ich lebe; meinem Gott lobsingen, so lange ich lebe. Vertrauet nicht auf Fürsten, Psalmen Ps 23 145 3 In filiis hominum, in quibus non est salus. auf Menschenkinder, die nicht helfen können! Psalmen Ps 23 145 4 Exibit spiritus ejus, et revertetur in terram suam: in illa die peribunt omnes cogitationes eorum. Wenn sein Odem ausgeht, kehrt er zurück zu seiner Erde; an jenem Tage vergehen alle ihre Gedanken.² Psalmen Ps 23 145 4 2 Hebr.: Anschläge. Durch Ihre der Vulg. ist die gleiche Person wie im ersten Teile des Verses bezeichnet. Verlässt den Menschen sein Odem, so kehrt er zu der Erde zurück, aus der er gebildet, und dahin sind immer alle seine Pläne. Psalmen Ps 23 145 5 Beatus, cujus Deus Jacob adjutor ejus, spes ejus in Domino Deo ipsius: Glückselig, wessen Helfer der Gott Jakobs ist, der seine Hoffnung auf den Herrn, seinen Gott, setzt, [Apg 14,14, Offb 14,7] Psalmen Ps 23 145 6 Qui fecit clum et terram, mare, et omnia, quæ in eis sunt. der Himmel und Erde erschaffen hat, das Meer und alles, was darin ist; Psalmen Ps 23 145 7 Qui custodit veritatem in sæculum, facit judicium injuriam patientibus: dat escam esurientibus. Dominus solvit compeditos: der ewig Treue wahrt,³ Recht schafft denen, die Unrecht leiden, und den Hungrigen Speise gibt. Der Herr erlöst die Gefangenen, Psalmen Ps 23 145 7 3 Menschen können oft nicht helfen, wenn sie gleich wollen, Gott ist der Allmächtige. Menschen halten oft nicht Wort, Gott erfüllt alle seine Verheißungen. Psalmen Ps 23 145 8 Dominus illuminat cæcos. Dominus erigit elisos Dominus diligit justos. der Herr erleuchtet die Blinden, der Herr richtet die Gebeugten auf, der Herr liebt die Gerechten. Psalmen Ps 23 145 9 Dominus custodit advenas, pupillum, et viduam suscipiet: et vias peccatorum disperdet. Der Herr beschützt die Fremdlinge, der Waise und der Witwe nimmt er sich an und vernichtet⁴ die Wege der Sünder. Psalmen Ps 23 145 9 4 Hebr.: Verkrümmt, - so dass er in die Irre führt und im Abgrunde verläuft. Psalmen Ps 23 0 1 Lobet den Herrn, der das vordem zerstreute Volk in seiner Stadt wieder vereint und dessen Wunden nach seiner Weisheit, Macht und Erbarmung geheilt hat (V. 6), der auch jetzt die Vereinigten nährt und erhält, indem er zeigt, dass nicht Macht, sondern Frömmigkeit ihm gefällt. Psalmen Ps 23 146 1 Alleluja. Laudate Dominum quoniam bonus est psalmus: Deo nostro sit jucunda, decoraque laudatio. Alleluja! Lobet den Herrn, denn Lobsingen ist gut; liebliches und fröhliches Lob werde unserm Gott dargebracht.¹ Psalmen Ps 23 146 1 1 Hebr.: Lobet den Herrn, denn gut ist's Gott zu besingen, denn lieblich ist's, es ziemet Lobgesang. Gott ist des Lobes würdig, die Dankbarkeit fordert solches. Psalmen Ps 23 146 10 Non in fortitudine equi voluntatem habebit: nec in tibiis viri beneplacitum erit ei. Er hat nicht Lust¹¹ an der Stärke des Rosses¹² noch Wohlgefallen an den Schenkeln des Mannes.¹³ Psalmen Ps 23 146 10 11 An allem, woran das gottentfremdete Selbstvertrauen des Menschen haftet, hat Gott keine Lust. Psalmen Ps 23 146 10 12 Dessen Reiter sich für unbesiegbar und, flieht er, für unerreichbar hält. Psalmen Ps 23 146 10 13 Auf denen er fest zu stehen vermeint, und die ihn, muss er weichen, vermeintlich in sichere Ferne tragen. Psalmen Ps 23 146 11 Beneplacitum est Domino super timentes eum: et in eis, qui sperant super misericordia ejus. Der Herr hat Wohlgefallen an denen, die ihn fürchten,¹⁴ und an denen, die auf seine Barmherzigkeit hoffen. Psalmen Ps 23 146 11 14 Ihre Abhängigkeit erkennen, ihm anhängen. Psalmen Ps 23 146 2 dificans Jerusalem Dominus: dispersiones Israelis congregabit. Der Herr erbaut Jerusalem,² er sammelt die Zerstreuten von Israel. Psalmen Ps 23 146 2 2 Der Christ, der den Psalm betet, bezieht dies auf die Kirche. Psalmen Ps 23 146 3 Qui sanat contritos corde: et alligat contritiones eorum. Er heilt, die zerknirschten Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.³ Psalmen Ps 23 146 3 3 Wie er an den Zurückgekehrten gezeigt. Psalmen Ps 23 146 4 Qui numerat multitudinem stellarum: et omnibus eis nomina vocat. Er zählt die Menge der Sterne, ruft sie alle mit Namen.⁴ Psalmen Ps 23 146 4 4 Es ist dem leicht zu helfen, der die den Menschen unzählbaren Sterne in bewusster Zahl erschaffen und sie bei Namen nennt (der Ausdruck ihres Wesens ist). Psalmen Ps 23 146 5 Magnus Dominus noster, et magna virtus ejus: et sapientiæ ejus non est numerus. Groß ist unser Herr und groß seine Macht und seiner Weisheit ist kein Maß.⁵ Psalmen Ps 23 146 5 5 Gott ist wie allmächtig so allweise. Psalmen Ps 23 146 6 Suscipiens mansuetos Dominus: humilians autem peccatores usque ad terram. Der Herr erhebt die Sanftmütigen⁶ und beugt die Sünder⁷ in den Staub. Psalmen Ps 23 146 6 6 Der sanftmütig Duldenden. Psalmen Ps 23 146 6 7 Die böswilligen Sünder. Psalmen Ps 23 146 7 Præcinite Domino in confessione: psallite Deo nostro in cithara. Singet dem Herrn mit Jubel, preiset unsern Gott auf der Zither! Psalmen Ps 23 146 8 Qui operit clum nubibus: et parat terræ pluviam. Qui producit in montibus fnum: et herbam servituti hominum. Er überzieht den Himmel mit Gewölk und bereitet Regen der Erde. Er lässt Gras auf den Bergen sprossen⁸ und Kräuter zum Dienste der Menschen.⁹ Psalmen Ps 23 146 8 8 Auf Bergen, wohin keine menschliche, pflegende Hand reicht. Psalmen Ps 23 146 8 9 Den Zusatz: über den Menschen hat die Septuag. aus [Ps 103,14] eingefügt. Psalmen Ps 23 146 9 Qui dat jumentis escam ipsorum: et pullis corvorum invocantibus eum. Er gibt dem Vieh seine Nahrung und den jungen Raben, die zu ihm rufen.¹⁰ Psalmen Ps 23 146 9 10 Vergl. [Ijob 38,41]. Wenn alle Geschöpfe sich von Gott abhängig fühlen, so soll der Mensch diese Abhängigkeit anerkennen und sich nicht selbst vertrauen. Psalmen Ps 23 0 1 Lobe den Herrn, Jerusalem, der deine Tore festgemacht und dich mit Frieden und Überfluss gesegnet hat. (V. 3) Durch sein Wort allein hat er dies bewirkt, wie er auch durch sein Wort den Winter vertreibt und den Frühling wieder herbeiführt (V. 7), als er Israel vor anderen Völkern sein Gesetz offenbarte. Psalmen Ps 23 147 1 Alleluja. Lauda Jerusalem Dominum: lauda Deum tuum Sion. Alleluja!¹ Lobe, Jerusalem, den Herrn! lobe, Sion, deinen Gott! Psalmen Ps 23 147 1 1 Im Hebr. ist dieser Psalm mit dem vorhergehenden verbunden. In der Vulgata ist er nicht ohne Grund getrennt, da er mehr spezielles, [Ps 146] ein mehr allgemeines Gepräge hat, in [Ps 146] das Glück des Volkes erst im Entstehen (V. 2, 3, 6), in Psalm 147 dagegen vollendet ist. Von den Juden mögen beide Psalmen schon früh verbunden worden sein. Psalmen Ps 23 147 2 Quoniam confortavit seras portarum tuarum: benedixit filiis tuis in te. Denn er hat die Riegel deiner Tore festgemacht,² deine Kinder in dir gesegnet. Psalmen Ps 23 147 2 2 Vergl. [Neh 7,1-4] Psalmen Ps 23 147 3 Qui posuit fines tuos pacem: et adipe frumenti satiat te. Er hat deinen Marken Frieden gewährt und sättigt dich mit dem Fette des Weizens.³ Psalmen Ps 23 147 3 3 Vergl. [Ps 80,17]. Psalmen Ps 23 147 4 Qui emittit eloquium suum terræ: velociter currit sermo ejus. Er sendet sein Wort⁴ aus auf die Erde, gar schnell eilt sein Wort. Psalmen Ps 23 147 4 4 Sein Machtgeheiß. Es ist sein Bote, der eilt, auszuführen, wozu er gesandt. Psalmen Ps 23 147 5 Qui dat nivem sicut lanam: nebulam sicut cinerem spargit, Er gibt Schnee wie Wolle,⁵ streut Nebel⁶ wie Asche aus. Psalmen Ps 23 147 5 5 So weiß und so flockig. Psalmen Ps 23 147 5 6 Hebr. passender: Reif Psalmen Ps 23 147 6 Mittit crystallum suam sicut buccellas: ante faciem frigoris ejus quis sustinebit? Er wirft seine Schloßen wie Bröcklein⁷ hernieder, wer kann bestehen vor seinem Froste? Psalmen Ps 23 147 6 7 Hagel (Schloßen), der wie kleine Bröcklein herabfällt. Psalmen Ps 23 147 7 Emittet verbum suum, et liquefaciet ea: flabit spiritus ejus, et fluent aquæ. Er entsendet sein Wort und lässt sie⁸ schmelzen; es weht sein Wind, da fließen die Wasser.⁹ Psalmen Ps 23 147 7 8 Schnee, Reif und Eis. Psalmen Ps 23 147 7 9 Folge vom Wehen der Frühlingslüfte ist das Auftauen und Fließen der Bäche. Psalmen Ps 23 147 8 Qui annuntiat verbum suum Jacob: justitias, et judicia sua Israel. Er tut Jakob sein Wort kund, seine Rechte und seine Satzungen Israel.¹⁰ Psalmen Ps 23 147 8 10 Dieser Gott, der alle Dinge lenkt und nach seinem Willen gestaltet, ist der Gott, der Israel seine Offenbarung gegeben und ihm die Ehrenstelle unter den Völkern verliehen hat. [Dtn 4,7ff.32-34] Psalmen Ps 23 147 9 Non fecit taliter omni nationi: et judicia sua non manifestavit eis. Alleluja. Nicht also hat er irgend einem andern Volke getan und seine Rechte ihnen nicht offenbart. Alleluja!¹¹ Psalmen Ps 23 147 9 11 Freudenausruf, dass Israel einen so herrlichen Besitz hat, das Gesetz. Ist die Kirche das wahre Jerusalem, so auch das Gott geweihte Haus ein Jerusalem auf Erden. Darum wird dieser Psalm bei der Kirchweih und in der Vesper des Kirchweihfestes gebetet. Auch die heilige Jungfrau kann in ihrer Herrlichkeit mit Jerusalem verglichen werden. Psalmen Ps 23 0 1 Aufforderung aller Geschöpfe zum Lobe Gottes: 1. Der Engel und der Himmelsmächte. (V. 6) 2. Der Erde. (V. 12) 3. Grund des Lobes: die Offenbarung des Majestät Gottes im Himmel und auf Erden und die Erhöhung seines Volkes. Psalmen Ps 23 148 1 Alleluja. Laudate Dominum de clis: laudate eum in excelsis. Alleluja! Lobet den Herrn vom Himmel her;¹ lobet ihn in den Höhen! Psalmen Ps 23 148 1 1 Der Aufruf zum Lobe beginnt bei den höchsten Höhen. Wer dort den Herrn loben soll, besagt V. 2-4. Psalmen Ps 23 148 10 Bestiæ,et universa pecora: serpentes, et volucres pennatæ: Ihr wilden Tiere und alles Vieh,¹¹ ihr Gewürm und gefiederte Vögel! Psalmen Ps 23 148 10 11 Besonders die vierfüßigen Haustiere. Psalmen Ps 23 148 11 Reges terræ, et omnes populi: principes, et omnes judices terræ. Ihr Könige der Erde¹² und alle Völker, ihr Fürsten und alle Richter der Erde! Psalmen Ps 23 148 11 12 Wie in [Ps 102] steigt der Sänger zuletzt zum Menschen empor, an der Spitze desselben stehen Könige, Fürsten und Richter. Psalmen Ps 23 148 12 Juvenes, et virgines: senes cum junioribus laudent nomen Domini: Jünglinge und Jungfrauen, jung und alt, sollen den Namen des Herrn loben; Psalmen Ps 23 148 13 Quia exaltatum est nomen ejus solius. denn erhaben ist sein Name allein!¹³ Psalmen Ps 23 148 13 13 Grund des Lobpreises aller Wesen. Psalmen Ps 23 148 14 Confessio ejus super clum, et terram: et exaltavit cornu populi sui. Hymnus omnibus sanctis ejus: filiis Israel, populo appropinquanti sibi. Alleluja. Seine Herrlichkeit¹⁴ überragt Himmel und Erde; er hat das Horn seines Volkes¹⁵ erhöht, Lobpreis ziemt allen seinen Heiligen,¹⁶ den Söhnen Israel, dem Volke, das ihm nahe ist.¹⁷ Alleluja! Psalmen Ps 23 148 14 14 Die in der Natur- und Gnadenoffenbarung liegende Selbstverherrlichung Gottes. Im Himmel auf Erden hat Gott sich herrlich bezeugt. Psalmen Ps 23 148 14 15 Hebr.: ein Horn seinem Volke, zu Lob allen seinen Frommen. Gott hat seinem Volke wieder Selbständigkeit unter den Heiden geschenkt. Psalmen Ps 23 148 14 16 So heißt es, weil es ein priesterliches als solches mit Gott nahe verbundenes Volk ist. Psalmen Ps 23 148 14 17 Diesen Psalm und die zwei folgenden bezeichnet schon Kassian als Lobpsalmen im engsten Sinne: Laudes, und nach ihnen hat man die kirchliche Gebetsstunde, in welcher sie schon seit alters vorkommen, Laudes (Frühlob) genannt. Psalmen Ps 23 148 2 Laudate eum omnes Angeli ejus: laudate eum omnes virtutes ejus. Lobet ihn, alle seine Engel; lobet ihn, alle seine Heerscharen!² Psalmen Ps 23 148 2 2 Engel. Aber loben sie nicht ohne Aufforderung des Psalmisten Gott? In der Tat, doch der Psalmist fordert die Engel gleichsam auf, ihre Lobgesänge mit denen der kämpfenden Kirche zu verbinden. Psalmen Ps 23 148 3 Laudate eum sol et luna: laudate eum omnes stellæ, et lumen. Lobet ihn, Sonne und Mond; lobet ihn, alle leuchtenden Sterne! Psalmen Ps 23 148 4 Laudate eum cli clorum: et aquæ omnes, quæ super clos sunt, Lobet ihn, Himmel der Himmel,³ und alle Wasser, die über dem Himmel sind,⁴ [Dan 3,59.60] Psalmen Ps 23 148 4 3 Oberster Himmel, im Gegensatze zum Wolken- und Sternenhimmel der Engel- und Gotteshimmel, oder allgemein: alles Überweltliche. Psalmen Ps 23 148 4 4 Die Speicher des Regens. Psalmen Ps 23 148 5 Laudent nomen Domini. Quia ipse dixit, et facta sunt: ipse mandavit, et creata sunt. sollen den Namen des Herrn loben! Denn er sprach und sie sind geworden,⁵ er befahl und sie wurden geschaffen. Psalmen Ps 23 148 5 5 Glosse der Sept. aus [Ps 32,9]. Psalmen Ps 23 148 6 Statuit ea in æternum, et in sæculum sæculi: præceptum posuit, et non præteribit. Er stellte sie⁶ hin auf immer und ewig, er gab ihnen ein Gesetz⁷ und es wird nicht vergehen.⁸ Psalmen Ps 23 148 6 6 Engel und Sterne. (V. 3) Er hat sie geschaffen, und zwar, damit sie auf ewig die Stellung bewahren, die er ihnen in der Schöpfung zugewiesen. Psalmen Ps 23 148 6 7 Für ihre Aufgabe und die Grenzen derselben. Psalmen Ps 23 148 6 8 Hebr.: das sie nicht übertreten. Psalmen Ps 23 148 7 Laudate Dominum de terra, dracones, et omnes abyssi. Lobet den Herrn von der Erde her, ihr Ungeheuer⁹ und alle Tiefen! Psalmen Ps 23 148 7 9 Dieselben wie der Leviathan [Ps 103,26] die Krokodile. Psalmen Ps 23 148 8 Ignis, grando, nix, glacies, spiritus procellarum: quæ faciunt verbum ejus: Feuer, Hagel, Schnee, Eis, Sturmwind, die sein Wort ausrichten!¹⁰ Psalmen Ps 23 148 8 10 Der Dichter fasst ihre Großartigkeit und Zugehörigkeit zum Ganzen der Schöpfung ins Auge, das Gott zu verherrlichen bestimmt ist. Psalmen Ps 23 148 9 Montes, et omnes colles: ligna fructifera, et omnes cedri. Ihr Berge und alle Hügel, ihr Fruchtbäume und alle Zedern! Psalmen Ps 23 0 1 1. Israel lobe seinen König, der sein Volk liebt, mit neuem Loblied. (V. 4) 2. Blick in die Zukunft: das Volk entspreche seiner Bestimmung, die ganze Völkerwelt dem Gott Israels zu unterwerfen. Psalmen Ps 23 149 1 Alleluja. Cantate Domino canticum novum: laus ejus in ecclesia sanctorum. Alleluja! Singet dem Herrn ein neues Loblied, sein Lob ertöne in der Versammlung der Heiligen!¹ Psalmen Ps 23 149 1 1 Derer, die dem Gotte und Glauben Israels treu geblieben sind. Psalmen Ps 23 149 2 Lætetur Israel in eo, qui fecit eum: et filii Sion exsultent in rege suo. Israel freue sich in seinem Schöpfer, die Kinder Sions sollen frohlocken über ihren König.² Psalmen Ps 23 149 2 2 Der Schöpfer Israels hat gezeigt, dass er auch sein Erhalter ist, und der König von Sion hat seine Untertanen nicht fremder Herrschaft gelassen. Psalmen Ps 23 149 3 Laudent nomen ejus in choro: in tympano, et psalterio psallant ei: Sie sollen seinen Namen in Chören³ loben, mit Pauken und Harfen ihm lobsingen; Psalmen Ps 23 149 3 3 Hebr.: mit Reigen: Beim religiösen Tanze. Vergl. [2Sam 6,16]. Psalmen Ps 23 149 4 Quia beneplacitum est Domino in populo suo: et exaltabit mansuetos in salutem. Denn der Herr hat Wohlgefallen an seinem Volke und erhöht die Sanftmütigen in Gnadenheil.⁴ Psalmen Ps 23 149 4 4 Hebr.: Schmücket die Elenden (Israel in seiner Drangsal) mit Heil. Psalmen Ps 23 149 5 Exsultabunt sancti in gloria: lætabuntur in cubilibus suis. Die Heiligen mögen frohlocken in Herrlichkeit,⁵ sich freuen auf ihren Lagern.⁶ Psalmen Ps 23 149 5 5 In der Herrlichkeit, in der sie sich jetzt finden an Stelle der früheren Schmach. Psalmen Ps 23 149 5 6 Bisher haben sie auf ihren Lagern geklagt über die Bedrückung der Gerechten, vergl. [Hos 7,14], und sich nach Erlösung gesehnt. [Jes 26,8]. Das Lager ist der Ort des Selbstgespräches. (4,5) Psalmen Ps 23 149 6 Exaltationes Dei in gutture eorum: et gladii ancipites in manibus eorum: Lobpreisungen Gottes sind in ihrem Munde und zweischneidige Schwerter in ihren Händen, Psalmen Ps 23 149 7 Ad faciendam vindictam in nationibus: increpationes in populis, um Rache an den Völkern zu vollstrecken,⁷ Züchtigung an den Nationen; Psalmen Ps 23 149 7 7 Alle Völker Gott zu unterwerfen. Vergl. den geistigen Kampf [Eph 6,17]. Psalmen Ps 23 149 8 Ad alligandos reges eorum in compedibus: et nobiles eorum in manicis ferreis. um ihre Könige in Ketten zu werfen, ihre Edlen in eiserne Bande; Psalmen Ps 23 149 9 Ut faciant in eis judicium conscriptum: gloria hæc est omnibus sanctis ejus. Alleluja. um an ihnen das geschriebene Gericht⁸ zu vollstrecken. Ruhm ist dies für seine Heiligen!⁹ Alleluja!¹⁰ Psalmen Ps 23 149 9 8 Die Schrift ist im Allgemeinen das Zeugnis des Gesetzes und der Propheten, dass alle Reiche Gottes und seines Gesalbten werden sollen. Allerdings soll Israel durch seine Waffen dazu beitragen, die Christen durch geistigen Kampf. Psalmen Ps 23 149 9 9 Da der Gott, dem alle Völker unterworfen werden sollen, Israels Gott ist, ist diese Unterwerfung Glanz und Herrlichkeit Israels, aller ihm in Liebe Ergebenen. Psalmen Ps 23 149 9 10 In den Laudes ist der Psalm Dank für die täglichen geistigen und leiblichen Wohltaten, mit denen uns Gott überhäuft, und die Aufforderung, zum Danke dafür gegen alle christusfeindlichen Mächte zu kämpfen. Psalmen Ps 23 0 1 Aufruf Gott zu loben (V. 2), aber mit Herzuziehung aller Instrumente, (V. 5) und nicht für Israel allein, sondern für jegliche Seele. Psalmen Ps 23 150 1 Alleluja. Laudate Dominum in sanctis ejus: laudate eum in firmamento virtutis ejus. Alleluja! Lobet¹ den Herrn in seinem Heiligtume, lobet ihn in seiner starken Feste!² Psalmen Ps 23 150 1 1 Bedeutsam ist, dass das Lobet zehnmal wiederholt wird. Zehn ist die Zahl der vollkommensten Vollendung, der erschöpften Möglichkeit. Psalmen Ps 23 150 1 2 Im himmlischen Heiligtum, das im Parallelismus seine starke Feste heißt. Diese (das Firmament) ist nach der Gott zugewandten Seite gefasst, da der Sänger gleichsam den Ort Gottes (nicht den Ort der Angeredeten) bezeichnen will. Psalmen Ps 23 150 2 Laudate eum in virtutibus ejus: laudate eum secundum multitudinem magnitudinis ejus. Lobet ihn ob seiner gewaltigen Taten,³ lobet ihn nach der Fülle seiner Größe!⁴ Psalmen Ps 23 150 2 3 Gegenstand des Lobpreises. Psalmen Ps 23 150 2 4 Maß des Lobpreises: Gottes Größe. Psalmen Ps 23 150 3 Laudate eum in sono tubæ: laudate eum in psalterio, et cithara. Lobet ihn mit Posaunenschall,⁵ lobet ihn mit Harfen und Zithern! Psalmen Ps 23 150 3 5 Mit dem Widderhorn, das an Neujahr (vergl. [Hos 7,14]) und bei außerordentlichen Feierlichkeiten geblasen ward. Psalmen Ps 23 150 4 Laudate eum in tympano, et choro: laudate eum in chordis, et organo. Lobet ihn mit Pauken⁶ und Chören,⁷ lobet ihn mit Saiten und Schalmeien!⁸ Psalmen Ps 23 150 4 6 Handpauken. Psalmen Ps 23 150 4 7 Reigen. Psalmen Ps 23 150 4 8 Vulg.: Saiteninstrumente. Psalmen Ps 23 150 5 Laudate eum in cymbalis benesonantibus: laudate eum in cymbalis jubilationis: Lobet ihn mit schallenden Cymbeln, lobet ihn mit Cymbeln⁹ hellen Jubels! Psalmen Ps 23 150 5 9 Beckenförmige Metallinstrumente, die aneinander geschlagen wurden. Die kleineren waren hellklingend, die großen gaben einen rauschenden, lärmenden Ton, wie die Jubelfeier ihn fordert. Psalmen Ps 23 150 6 Omnis spiritus laudet Dominum. Alleluja. Alles, was Odem hat,¹⁰ lobe den Herrn! Alleluja!¹¹ Psalmen Ps 23 150 6 10 Noch war nicht gesagt, wer das Lob anstimmen soll. Die gehäuften Musikinstrumente wiesen vorzugsweise auf Israel, doch nun fordert der Sänger alle zum Lobe auf, die von Gott den Odem des Lebens erhalten haben, alle Menschen. Psalmen Ps 23 150 6 11 Mit dem Rufe Lobet den Herrn (Alleluja) schließt das Buch der Loblieder (Psalmen) und darum schließen auch die Laudes täglich mit diesem Preisgesange auf den erhabenen Herrn und Gott. Alle Geschöpfe, zu einem Reigen geeint, und der Chor der Menschheit, mit dem Chore der Engel sich vereinigend, sind zu einer Cymbel göttlichen Lobes geworden und jauchzen Gott, dem Triumphator, das Siegeslied zu. (Hl. Greg. v. Nyssa) Lobet den Herrn! So werden sie alle rufen. Das Psalmbuch schließt ohne besondere Doxologie, weil der ganze Schlusspsalm selbst eine solche ist. Sprichwörter Spr 24 0 1 I. Sammlung Salomons. (1,1 24,34) Einleitung. (Kap. 1, V. 1-7): Titel (V. 1), Zeil (V. 6), Zusammenfassung des Inhalts. (V. 7) 1. Erste Abteilung. (1,8 9,18) Empfehlung der wahren Weisheit. A. (Erstes Lehrgedicht Kap. 1) Allgemeine Einladung, die Weisheit zu hören. (V. 8-33) a. Mahnung, die Weisheit der Voreltern zu befolgen. (V. 9) b. Warnung vor der Gemeinschaft mit den Gottlosen, die dem Nächsten Schaden tun wollen. (V. 14), denn solche führt zum Verderben. (V. 19) c. Aufforderung, vielmehr der Einladung der Weisheit zu folgen, welche den Sündern nicht beisteht, sondern sie in schmachvolles Verderben stürzen lässt. Sprichwörter Spr 24 1 1 PARABOL Salomonis, filii David, regis Israel. Sprüche¹ Salomons, des Sohnes Davids,² des Königs von Israel: Sprichwörter Spr 24 1 1 1 Hebr.: Meschalim. (Einzahl: Meschal): Gleichnis oder: erhabener Ausspruch. Eigentliche Sprichwörter werden in der heiligen Schrift selten erwähnt, z.B. [1Sam 24,14, 2Sam 20,18, Ez 12,22, Ez 18,2, Lk 4,23, 2Petr 2,22] u.a. Nicht selten ist der Ausdruck: Zum Sprichwort werden. [1Kön 9,7, 2Chr 7,20] u.a. Das Buch der Sprüche enthält nur eines, und zwar als Zitat [Spr 22,6]. Das vorliegende Buch enthält eine Zusammenstellung von lehrhaften, dichterischen Spruchreden und Spruchliedern, sowie einzelnen Denksprüchen. Der Titel, den das Buch in der Vulgata führt, ist deshalb nicht sinnentsprechend, weshalb auch der Anfang desselben in ihr eine andere Übersetzung zeigt. Sprichwörter Spr 24 1 1 2 Damit erhöht er sein Ansehen. Sprichwörter Spr 24 1 10 Fili mi, si te lactaverint peccatores, ne acquiescas eis. Mein Sohn, wenn dich die Sünder locken, so folge ihnen nicht!²¹ Sprichwörter Spr 24 1 10 21 Willige nicht ein. Sprichwörter Spr 24 1 11 Si dixerint: Veni nobiscum, insidiemur sanguini, abscondamus tendiculas contra insontem frustra: Wenn sie sagen: Komm mit uns! lass uns auf Blut²² lauern, dem Unschuldigen ohne Ursache heimlich nachstellen;²³ Sprichwörter Spr 24 1 11 22 Auf den, dessen Blut sie vergießen wollen. Besser allgemein: nachstellen. Sprichwörter Spr 24 1 11 23 Diese Worte gehören nicht zur Rede der Bösewichter, sondern sind von Salomon als Wort der genaueren Schilderung beigegeben. Die Bösewichter sind habsüchtige Ankläger oder reiche Bedrücker, für die jenes Bild des Mörders, der im Hinterhalte liegt und sein Opfer beschleicht, oder es mit den Pfeilen lügenhafter Worte tötet, häufig wiederkehrt, ebenso wie der Vergleich mit einem wilden Tier, das im Dickicht auf die Beute lauert. Vergl. auch [Sir 34,25]. Sprichwörter Spr 24 1 12 Deglutiamus eum sicut infernus viventem, et integrum quasi descendentem in lacum. wir wollen ihn verschlingen wie die Unterwelt den Lebenden,²⁴ und den Schuldlosen wie einen, der in die Grube²⁵ hinabfährt.²⁶ Sprichwörter Spr 24 1 12 24 Anspielung auf [Num 16,30]. Sprichwörter Spr 24 1 12 25 Welt der Toten. Sprichwörter Spr 24 1 12 26 Bild der unersättlichen Gier der Verfolger. Sprichwörter Spr 24 1 13 Omnem pretiosam substantiam reperiemus, implebimus domos nostras spoliis. Allerlei kostbare Habe wollen wir erlangen, unsere Häuser mit Raub füllen.²⁷ Sprichwörter Spr 24 1 13 27 Es sind also Bürger der Stadt, die zum Bösen auffordern. Sprichwörter Spr 24 1 14 Sortem mitte nobiscum, marsupium unum sit omnium nostrum. Wirf das Los mit uns, einen Beutel wollen wir alle führen!²⁸ Sprichwörter Spr 24 1 14 28 Was wir erbeuten, soll dir mitgehören. Sprichwörter Spr 24 1 15 Fili mi, ne ambules cum eis, prohibe pedem tuum a semitis eorum. Mein Sohn! gehe nicht mit ihnen,²⁹ halte deinen Fuß zurück von ihren Pfaden. Sprichwörter Spr 24 1 15 29 Erwähle ihren Lebensweg nicht. Sprichwörter Spr 24 1 16 Pedes enim illorum ad malum currunt, et festinant ut effundant sanguinem. Denn ihre Füße laufen dem Bösen nach und eilen,³⁰ Blut zu vergießen. [Jes 59,7] Sprichwörter Spr 24 1 16 30 Eifer, mit dem sie dem Bösen ergeben sind. Sprichwörter Spr 24 1 17 Frustra autem jacitur rete ante oculos pennatorum. Doch³¹ umsonst spannt man das Netz vor den Augen der Vögel aus.³² Sprichwörter Spr 24 1 17 31 Hebr.: denn. Sprichwörter Spr 24 1 17 32 Der ungerechte Gewinn wird offen vor dir als Netz ausgebreitet, dich in die Sünde zu verstricken, willige also nicht ein in die Bosheit. Umsonst bezieht sich wohl auf den Vogelsteller, der die Netze umsonst stellt und dem Wilde auflauert. (Vergl. V. 11) Doch ihre Mühe ist vergebens, sie fangen sich in ihren eigenen Schlingen. (V. 18) (Gregor, Beda) Nach anderen: Wie der Vogel sich nicht dadurch warnen lässt, dass er das Netz sieht, sondern durch die Lockpfeife betört wird, so stürzen die Frevler mit Notwendigkeit und Verschuldung, als geschähe es absichtlich (lauern, Anschläge machen die notwendige Folge wird oft als beabsichtigt bezeichnet, vergl. [Spr 17,19]) in ihr eigenes Verderben. In der zweiten Annahme bilden V. 17, 18 einen Vergleichungssatz. Sprichwörter Spr 24 1 18 Ipsi quoque contra sanguinem suum insidiantur, et moliuntur fraudes contra animas suas. Jene lauern ihrem eigenen Blute auf und machen Anschläge wider ihr eigenes Leben.³³ Sprichwörter Spr 24 1 18 33 Nach der an erster Stelle gegebenen Erklärung von V. 17 ist der Zusammenhang: Anders als die davonfliegenden Vögel, die den Schlingen entgehenden Frommen. Sprichwörter Spr 24 1 19 Sic semitæ omnis avari, animas possidentium rapiunt. So sind die Pfade³⁴ aller, die auf Gewinn ausgehen;³⁵ sie rauben den Besitzern das Leben.³⁶ Sprichwörter Spr 24 1 19 34 Das Schicksal. Sprichwörter Spr 24 1 19 35 Hebr.: die auf ungerechten Gewinn ausgehen: die im Gericht Bestechenden, Unterdrücker u.a. Sprichwörter Spr 24 1 19 36 Vergl. die Geschichte vom Weinberge Naboths. [1Kön 21] Sprichwörter Spr 24 1 2 Ad sciendam sapientiam, et disciplinam: zu³ erkennen Weisheit und Zucht;⁴ Sprichwörter Spr 24 1 2 3 Diese Bestimmung umfasst zunächst den bis [Spr 9,18] reichenden Abschnitt, dann die ganze erste Sammlung. Sprichwörter Spr 24 1 2 4 Die Weisheit ist eine praktische Erkenntnis der Pflichten (Basil., Beda), die Zucht, Bezähmung der Leidenschaften und Begierden. Weisheit und Zucht also: einsichtsvolle Zucht, die sich auf die Erkenntnis der letzten für die Menschen maßgeblichen Gründe stützt. Sprichwörter Spr 24 1 20 Sapientia foris prædicat, in plateis dat vocem suam: Die Weisheit³⁷ ruft laut auf der Straße, lässt ihre Stimme auf den freien Plätzen erschallen. Sprichwörter Spr 24 1 20 37 Im Hebr.: Mehrzahl. Die Weisheit ist als eine göttliche Macht dargestellt, also die zweite Person der Gottheit. (Athan., Cyrill, Gregor Naz., Tertull., Aug., Beda) Sprichwörter Spr 24 1 21 In capite turbarum clamitat, in foribus portarum Urbis profert verba sua, dicens: An der Spitze der Volkshaufen³⁸ ruft sie, an den Eingängen der Stadttore³⁹ redet sie ihre Worte und spricht: Sprichwörter Spr 24 1 21 38 Hebr.: An die Ecke lärmender (Straßen). Sprichwörter Spr 24 1 21 39 Das Hebr. fügt bei: überall in der Stadt. Also überall da, wo viele sie hören können. Sprichwörter Spr 24 1 22 Usquequo parvuli diligitis infantiam, et stulti ea, quæ sibi sunt noxia, cupient, et imprudentes odibunt scientiam? Wie lange⁴⁰ wollt ihr Einfältigen die Einfalt lieben? und die Toren das verlangen, was ihnen schädlich ist, und die Unweisen die Einsicht hassen?⁴¹ Sprichwörter Spr 24 1 22 40 Frage der Ungeduld. Sprichwörter Spr 24 1 22 41 Hebr.: Wie lange wollt ihr Einfältigen die Einfalt lieben? Und (wie lange wollen) die Spötter Lust am Spotten haben und die Toren Erkenntnis hassen? Die Unerfahrenen sind am leichtesten zu verführen. Die Spötter sind die Freigeister, die meinen, es gebe keinen Gott, Gott sehe nicht auf das Tun der Menschen. Die Toren sind ein höherer Grad der Einfältigen, die, welche, um genießen zu können, die Wahrheit, dass Gott die Bösen straft, unbeachtet lassen oder selbst hassen. Sprichwörter Spr 24 1 23 Convertimini ad correptionem meam: en proferam vobis spiritum meum, et ostendam vobis verba mea. Kehret um auf meine Zurechtweisung! Sehet, ich will euch meinen Geist kundtun und euch meine Worte wissen lassen.⁴² Sprichwörter Spr 24 1 23 42 Ob die Weisheit hier wartet, dass sich jemand von den Angeredeten zu ihr wende? Nach einigen: Siehe, ich spreche euch meinen Unmut aus (Beda), tue euch meine Entschließungen kund. Sprichwörter Spr 24 1 24 Quia vocavi, et renuistis: extendi manum meam, et non fuit qui aspiceret. Weil ich rief und ihr euch weigertet, ich meine Hand ausstreckte⁴³ und niemand darauf achtete, [Jes 65,12, Jes 66,4, Jer 7,13] Sprichwörter Spr 24 1 24 43 Drohend. Sprichwörter Spr 24 1 25 Despexistis omne consilium meum, et increpationes meas neglexistis. weil ihr all mein Raten geringschätztet und meine Strafreden in den Wind schluget, Sprichwörter Spr 24 1 26 Ego quoque in interitu vestro ridebo, et subsannabo, cum vobis id, quod timebatis, advenerit. so werde ich auch bei euerm Untergange lachen und werde spotten,⁴⁴ wenn euch begegnet, was ihr fürchtetet.⁴⁵ Sprichwörter Spr 24 1 26 44 Vergl. [Ps 2,4]. Sprichwörter Spr 24 1 26 45 Hebr.: Wenn Schrecken über euch kommt. Sprichwörter Spr 24 1 27 Cum irruerit repentina calamitas, et interitus quasi tempestas ingruerit: quando venerit super vos tribulatio, et angustia: Wenn plötzlich⁴⁶ das Unglück hereinbricht und der Untergang wie ein Sturm heranstürzt,⁴⁷ wenn Trübsal und Angst über euch kommen, Sprichwörter Spr 24 1 27 46 Wo ihr euch am sichersten wähnt. Sprichwörter Spr 24 1 27 47 Hebr.: Wenn einem Ungewitter gleich Schrecken über euch kommt und euer Unglück wie ein Sturmwind heranbraust. Sprichwörter Spr 24 1 28 Tunc invocabunt me, et non exaudiam: mane consurgent, et non invenient me: alsdann werden sie⁴⁸ mich⁴⁹ anrufen, aber ich werde nicht darauf hören, werden frühe aufstehen, aber mich nicht finden; Sprichwörter Spr 24 1 28 48 Die eigentliche Rede an die Toren, die V. 22 begann, ist zu Ende. Die Weisheit redet nicht mehr zu ihnen, sondern von ihnen. Sprichwörter Spr 24 1 28 49 Für die Weisheit wird hier Gott gesetzt, also ist sie Gott selbst. Sprichwörter Spr 24 1 29 Eo quod exosam habuerint disciplinam, et timorem Domini non susceperint, weil sie die Zucht gehasst und die Furcht des Herrn nicht erwählt haben, Sprichwörter Spr 24 1 3 Ad intelligenda verba prudentiæ: et suscipiendam eruditionem doctrinæ, justitiam, et judicium, et æquitatem: zu verstehen die Worte der Klugheit⁵ und zu erlangen die Unterweisung in der Lehre,⁶ Gerechtigkeit, Recht und Billigkeit;⁷ Sprichwörter Spr 24 1 3 5 Kluge, verständige Reden. Sprichwörter Spr 24 1 3 6 Kluge Erfahrung. Sprichwörter Spr 24 1 3 7 Die drei Worte bedeuten so ziemlich dasselbe: was recht und billig ist. Sprichwörter Spr 24 1 30 Nec acquieverint consilio meo, et detraxerint universæ correptioni meæ. von meinem Rate nichts wissen wollten und alle meine Strafreden schmähten. Sprichwörter Spr 24 1 31 Comedent igitur fructus viæ suæ, suisque consiliis saturabuntur. So werden sie denn die Früchte ihres Wandels kosten und an ihren eigenen Anschlägen sich sättigen.⁵⁰ Sprichwörter Spr 24 1 31 50 Mit dem Unheil, das aus ihren Anschlägen für sie selbst entsprossen ist. Sprichwörter Spr 24 1 32 Aversio parvulorum interficiet eos, et prosperitas stultorum perdet illos. Das Widerstreben⁵¹ wird sie, die Einfältigen, töten und das Glück⁵² der Toren sie zugrunde richten. Sprichwörter Spr 24 1 32 51 Denn ihr eigenes Widerstreben (So wird es sein, denn usw.) Sprichwörter Spr 24 1 32 52 Hebr.: ihre Sorglosigkeit, Sicherheit. Sprichwörter Spr 24 1 33 Qui autem me audierit, absque terrore requiescet, et abundantia perfruetur, timore malorum sublato. Wer aber auf mich hört, wohnt in Ruhe ohne Schrecken, genießt Fülle,⁵³ ohne Unglück fürchten zu müssen.⁵⁴ Sprichwörter Spr 24 1 33 53 Dieser Beisatz steht nur in der Vulg. Sprichwörter Spr 24 1 33 54 Hebr.: wird sicher wohnen, und hat nicht zu besorgen Schrecken des Unheils. Sprichwörter Spr 24 1 4 Ut detur parvulis astutia, adolescenti scientia, et intellectus. dass den Unerfahrenen Klugheit zuteil werde,⁸ dem Jünglinge Wissenschaft und Verstand. Sprichwörter Spr 24 1 4 8 Hebr.: damit sie geben. Sprichwörter Spr 24 1 5 Audiens sapiens, sapientior erit: et intelligens, gubernacula possidebit. Hört sie⁹ der Weise, so wird er noch weiser, und der Verständige wird sich die Kunst der Leitung zu eigen machen.¹⁰ Sprichwörter Spr 24 1 5 9 Hebr.: Annehmen möge sie der Weise und wachsen an Wissen. Sprichwörter Spr 24 1 5 10 Hebr.: Und der Einsichtige gewinne an Leitung (den rechten Weg). Die Kunst der Leitung ist nur eine Steigerung des Ausdruckes Weisheit. Sprichwörter Spr 24 1 6 Animadvertet parabolam, et interpretationem, verba sapientum, et ænigmata eorum. Er wird¹¹ acht haben auf den Spruch und die Auslegung,¹² auf die Worte der Weisen und ihre Rätsel. Sprichwörter Spr 24 1 6 11 Im Hebr. enthält V. 6 das Ziel von V. 5: Um zu verstehen Sinnspruch und schwierige rede. V. 5 und 6 geben an, was das Buch bei den Erfahrenen bezwecken will. Sprichwörter Spr 24 1 6 12 Das Auszulegende. Sprichwörter Spr 24 1 7 Timor Domini principium sapientiæ. Sapientiam, atque doctrinam stulti despiciunt. Die Furcht des Herrn¹³ ist der Anfang¹⁴ der Weisheit, Weisheit und Lehre¹⁵ verachten die Toren.¹⁶ [Ps 110,10, Sir 1,16] Sprichwörter Spr 24 1 7 13 Die kindliche Furcht, die aus dem Bewusstsein hervorgeht, dass Gott alles sieht und das Gute belohnt, das Böse straft. Hierauf erst folgen die Tugenden und Liebe. (Aug.) Sprichwörter Spr 24 1 7 14 Das Wort kann auch das Obenanstehende, Kostbarste bezeichnen. Sprichwörter Spr 24 1 7 15 Zucht. Sprichwörter Spr 24 1 7 16 Die Gottlosen, weil diese die Weisheit durch ihre Gottlosigkeit tatsächlich verachten. Sprichwörter Spr 24 1 8 Audi, fili mi, disciplinam patris tui, et ne dimittas legem matris tuæ: Höre, mein Sohn!¹⁷ auf die Zucht deines Vaters und lass nicht¹⁸ von der Lehre deiner Mutter,¹⁹ Sprichwörter Spr 24 1 8 17 Der Spruchdichter redet als älterer, erfahrener Mann zur Jugend. Sprichwörter Spr 24 1 8 18 Hebr.: verachte nicht. Sprichwörter Spr 24 1 8 19 Auf Gott folgen die Eltern, auch im Buche Ekklesiastikus. Sprichwörter Spr 24 1 9 Ut addatur gratia capiti tuo, et torques collo tuo. damit Zierde deinem Haupte zuteil werde und eine Kette deinem Halse.²⁰ Sprichwörter Spr 24 1 9 20 Damit du durch Folgsamkeit gegen die Worte der Eltern hoch kommest und geehrt werdest. Sprichwörter Spr 24 0 1 B. Früchte der Weisheit. (2,1 3,35) a. Zweites Lehrgedicht. (Kap. 2) Wer die Weisheit sucht, erlangt sie (V. 9) und wird durch dieselbe vor Sündern (V. 15), insbesondere vor der Gemeinschaft mit verkehrten Frauen, bewahrt (V. 19) und erlangt so den Lohn der Gerechten. Sprichwörter Spr 24 2 1 Fili mi, si susceperis sermones meos, et mandata mea absconderis penes te, Mein Sohn! wenn¹ du meine Belehrungen annimmst und meine Gebote bei dir bewahrst,² Sprichwörter Spr 24 2 1 1 Im Hebr. reicht der Vordersatz bis V. 4 einschließlich, bildet V. 5 den Nachsatz. Sprichwörter Spr 24 2 1 2 Steigernd, ähnlich wie in den folgenden drei Versen die zweite Vershälfte. Sprichwörter Spr 24 2 10 Si intraverit sapientia cor tuum, et scientia animæ tuæ placuerit: Wenn Weisheit in dein Herz einkehrt und deine Seele an Erkenntnis Gefallen findet,¹³ Sprichwörter Spr 24 2 10 13 Vers 11-19 legen die Verheißung von V. 9 weiter dar. Sprichwörter Spr 24 2 11 Consilium custodiet te, et prudentia servabit te, so wird Umsicht dich bewahren und Verständigkeit dich behüten, Sprichwörter Spr 24 2 12 Ut eruaris a via mala, et ab homine, qui perversa loquitur: dass sie dich vom Wege des Bösen¹⁴ abhalten¹⁵ und von jedem, der Verkehrtes redet, Sprichwörter Spr 24 2 12 14 Der zum Bösen führt. Sprichwörter Spr 24 2 12 15 Zwei große Gefahren werden insbesondere genannt, die Verführung durch die Gottlosen (V. 12b 15) und durch die Buhlerin. (V. 16) Sprichwörter Spr 24 2 13 Qui relinquunt iter rectum, et ambulant per vias tenebrosas: von denen, die den rechten Weg verlassen und auf finsteren Wegen wandeln, Sprichwörter Spr 24 2 14 Qui lætantur cum malefecerint, et exsultant in rebus pessimis: die sich freuen, wenn sie Böses getan, und über die schlimmsten Dinge¹⁶ frohlocken, Sprichwörter Spr 24 2 14 16 Hebr.: die Verkehrtheiten des Bösen (verschmitzte Bosheit). Sprichwörter Spr 24 2 15 Quorum viæ perversæ sunt, et infames gressus eorum. deren Wege verkehrt sind und deren Schritte schändlich;¹⁷ Sprichwörter Spr 24 2 15 17 Es sind dieselben wie [Spr 1,10]. Hebr.: und geschlängelt ihre Pfade. Sprichwörter Spr 24 2 16 Ut eruaris a muliere aliena, et ab extranea, quæ mollit sermones suos, dass sie dich¹⁸ von dem fremden Weibe¹⁹ rette,²⁰ und der Fremden, die schmeichelnde Reden führt Sprichwörter Spr 24 2 16 18 Der gleiche Vers kehrt [Spr 7,5] wieder. Sprichwörter Spr 24 2 16 19 Dem Weibe eines anderen. Sie ist Jüdin, wie V. 18 zeigt. Sprichwörter Spr 24 2 16 20 Zweite Gefahr und Bewahrung davor. Sprichwörter Spr 24 2 17 Et relinquit ducem pubertatis suæ, und den Führer²¹ ihrer Jugend im Stich lässt Sprichwörter Spr 24 2 17 21 Hebr.: Vertrauten. Vergl. [Jer 3,4]. Sprichwörter Spr 24 2 18 Et pacti Dei sui oblita est: inclinata est enim ad mortem domus ejus, et ad inferos semitæ ipsius. und des Bundes ihres Gottes vergessen hat;²² denn²³ zum Tode sinkt ihr Haus herab und in die Unterwelt führen ihre Pfade; Sprichwörter Spr 24 2 18 22 Denselben hinter ihren Rücken geworfen hat, nichts von ihm wissen will. Gott war Zeuge, als die Ehe geschlossen ward. Sprichwörter Spr 24 2 18 23 Begründung zu V. 16. Sprichwörter Spr 24 2 19 Omnes, qui ingrediuntur ad eam, non revertentur, nec apprehendent semitas vitæ. alle, die zu ihr eingehen, kehren nicht wieder²⁴ und erreichen die Pfade des Lebens nicht; Sprichwörter Spr 24 2 19 24 Wie aus der Unterwelt keine Rückkehr ist, so bist du bei ihr vom Leben (Glück) abgeschnitten. Sprichwörter Spr 24 2 2 Ut audiat sapientiam auris tua: inclina cor tuum ad cognoscendam prudentiam. so dass dein Ohr auf die Weisheit merkt, so neige dein Herz der Erkenntnis der Klugheit zu. Sprichwörter Spr 24 2 20 Ut ambules in via bona: et calles justorum custodias. dass²⁵ du auf dem Wege des Guten wandelst und die Pfade der Gerechten einhaltest. Sprichwörter Spr 24 2 20 25 Dies alles ist gesagt, dass du usw. Sprichwörter Spr 24 2 21 Qui enim recti sunt, habitabunt in terra, et simplices permanebunt in ea. Denn die Rechtschaffenen werden das Land bewohnen²⁶ und die Unschuldigen in demselben bleiben. Sprichwörter Spr 24 2 21 26 Kanaan, das Land der Verheißung, Bild des höchsten (zunächst irdischen) Glückes. Vergl. [Dtn 25,15] und [Mt 5,5]. Sprichwörter Spr 24 2 22 Impii vero de terra perdentur: et qui inique agunt, auferentur ex ea. die Gottlosen aber werden aus dem Lande ausgerottet, und die unrecht handeln, daraus hinweggenommen werden.²⁷ [Ijob 18,17] Sprichwörter Spr 24 2 22 27 Die Ausrottung aus dem Lande der Verheißung ist bildlicher Ausdruck für die Scheidung von Gott. Sprichwörter Spr 24 2 3 Si enim sapientiam invocaveris, et inclinaveris cor tuum prudentiæ: Denn wenn du die Weisheit anrufst und dein Herz der Klugheit zuneigst,³ Sprichwörter Spr 24 2 3 3 Hebr.: und du zur Klugheit deine Stimme erhebst: ihr nicht nur dein Ohr leihst, sondern sie selbst rufst, dich zu belehren. Sprichwörter Spr 24 2 4 Si quæsieris eam quasi pecuniam, et sicut thesauros effoderis illam: wenn du sie suchst wie Geld und sie wie Schätze ausgräbst,⁴ Sprichwörter Spr 24 2 4 4 Bild eines vergrabenen Schatzes. Bei der Unsicherheit damaliger Verhältnisse vergrub man wohl häufig Schätze und lag deshalb das Suchen nach solchen nahe. Desselben Gleichnisses bedient sich der Heiland [Mt 13,44]. Sprichwörter Spr 24 2 5 Tunc intelliges timorem Domini, et scientiam Dei invenies: dann wirst du die Furcht des Herrn⁵ verstehen⁶ und die Erkenntnis Gottes⁷ erlangen. Sprichwörter Spr 24 2 5 5 Die kindliche Furcht. Diese ist für die Weisheit, was der Sockel für die Bildsäule. (Ambros.) Sprichwörter Spr 24 2 5 6 Als geistigen Besitz in dich aufnehmen. Sprichwörter Spr 24 2 5 7 Als Frucht der Furcht Gottes. Sprichwörter Spr 24 2 6 Quia Dominus dat sapientiam: et ex ore ejus prudentia, et scientia. Denn der Herr verleiht Weisheit⁸ und aus seinem Munde kommt Klugheit und Erkenntnis. Sprichwörter Spr 24 2 6 8 Vergl. [Sir 39,8, Jak 1,5]. Die Weisheit ist zugleich Geschenk Gottes und Frucht der Bemühung des Menschen. Sprichwörter Spr 24 2 7 Custodiet rectorum salutem, et proteget gradientes simpliciter. Er bewahrt⁹ den Rechtschaffenen Heil und beschirmt die, welche unsträflich wandeln, [Röm 12,16] Sprichwörter Spr 24 2 7 9 Gegensatz [Dtn 32,34]. Sprichwörter Spr 24 2 8 Servans semitas justitiæ, et vias sanctorum custodiens. da er die Bahnen der Gerechtigkeit¹⁰ behütet und die Wege der Heiligen beschützt. Sprichwörter Spr 24 2 8 10 Der Gerechten. Sprichwörter Spr 24 2 9 Tunc intelliges justitiam, et judicium, et æquitatem, et omnem semitam bonam. Alsdann¹¹ wirst du Gerechtigkeit und Rechtsliebe verstehen, Geradheit und jeden Weg des Guten.¹² Sprichwörter Spr 24 2 9 11 Wenn Gott verleiht, was V. 6-8 gesagt ist. Sprichwörter Spr 24 2 9 12 Die verschiedenen Ausdrücke bedeuten mehr oder weniger das Gleiche. Sprichwörter Spr 24 0 1 b. (Drittes Lehrgedicht V. 20) Wahre Weisheit, die in der vollen Unterwerfung unter Gottes Hand besteht, bringt alle Güter (V. 12) und ist so kostbarer als alles, was man sonst hochschätzt. (V. 20) c. (Viertes Lehrgedicht V. 35) Der Weise genießt den Schutz Gottes (V. 26), denn Gott verabscheut die Sünder und liebt die Gerechten. Sprichwörter Spr 24 3 1 Fili mi, ne obliviscaris legis meæ, et præcepta mea cor tuum custodiat. Mein Sohn!¹ vergiss meine Weisung nicht und dein Herz bewahre meine Gebote, Sprichwörter Spr 24 3 1 1 Die Mahnreden [Spr 2] werden wieder aufgenommen, daher die dreimal wiederkehrende Anrede: Mein Sohn. Sprichwörter Spr 24 3 10 Et implebuntur horrea tua saturitate, et vino torcularia tua redundabunt. so werden deine Speicher sich mit Überfluss füllen und deine Keltern von Wein überströmen. Sprichwörter Spr 24 3 11 Disciplinam Domini, fili mi, ne abjicias: nec deficias cum ab eo corriperis: Die Zucht des Herrn, mein Sohn!¹³ weise nicht von dir und lass den Mut nicht sinken, wenn du von ihm gezüchtigt wirst; [Hebr 12,5] Sprichwörter Spr 24 3 11 13 Forderte V. 9,10 zur Dankbarkeit im Glücke auf, so mahnt V. 11, nicht zu murren im Unglück. Sprichwörter Spr 24 3 12 Quem enim diligit Dominus, corripit: et quasi pater in filio complacet sibi. denn wen der Herr liebt, züchtigt er und hat sein Wohlgefallen an ihm, wie ein Vater an dem Sohne.¹⁴ Sprichwörter Spr 24 3 12 14 Hebr.: und schlägt den Sohn, den er gern hat. Einen Sohn lässt man die Rute fühlen, soll er anders erzogen werden. Vergl. [Spr 19,18, Spr 23,13] und [Dtn 8,5, -Ps 118] u.a. So zieht Gott, die er liebt, von bösen Wegen ab, die Gottlosen aber lässt er dahingehen, bis das Maß ihrer Sünden voll ist, dann über sie Gericht haltend. Vergl. [Ijob 5,17]. Sprichwörter Spr 24 3 13 Beatus homo, qui invenit sapientiam, et qui affluit prudentia: Glückselig der Mensch, der die Weisheit findet und Klugheit in Fülle besitzt!¹⁵ Sprichwörter Spr 24 3 13 15 Erwirbt sie doch das Wohlgefallen Gottes und ewiges Heil. Vergl. [Ijob 28,15]. Sprichwörter Spr 24 3 14 Melior est acquisitio ejus negotiatione argenti, et auri primi et purissimi fructus ejus: Denn wertvoller ist es, sie zu gewinnen als Silber zu erwerben, und ihre Früchte sind besser als das beste und feinste Gold.¹⁶ Sprichwörter Spr 24 3 14 16 Hebr.: und wertvoller als Gold ihr Gewinn. Sprichwörter Spr 24 3 15 Pretiosior est cunctis opibus: et omnia, quæ desiderantur, huic non valent comparari. Kostbarer ist sie als alle Reichtümer, und alles, was man wünschen kann, vermag mit ihr nicht verglichen zu werden.¹⁷ Sprichwörter Spr 24 3 15 17 Hebr.: kostbarer ist sie als Perlen, vergl. [Mt 13,45] und alle deine Kleinode kommen ihr nicht gleich. Die Septuag. gibt V. 14, V. 15 umschreibend wieder. Sprichwörter Spr 24 3 16 Longitudo dierum in dextera ejus, et in sinistra illius divitiæ, et gloria. Langes Leben ist in ihrer Rechten und in ihrer Linken¹⁸ Reichtum und Ehre. Sprichwörter Spr 24 3 16 18 In ihrer Rechten, Linken: in ihrer Macht. Vergl. [1Kön 3,11ff]. Die Weisheit ist hier als Person gefasst. Sprichwörter Spr 24 3 17 Viæ ejus viæ pulchræ, et omnes semitæ illius pacificæ. Ihre Wege sind Wege der Wonne und alle ihre Pfade sind Frieden. Sprichwörter Spr 24 3 18 Lignum vitæ est his, qui apprehenderint eam: et qui tenuerit eam, beatus. Sie ist ein Baum des Lebens¹⁹ für die, welche sie erfassen; und wer sie festhält, ist glückselig. Sprichwörter Spr 24 3 18 19 Anspielung auf [Gen 2,9, Gen 3,22]. Der Baum, dem Adam nicht mehr nahen durfte nach dem Falle, ist den Kindern der Weisheit zugänglich und kein Cherub wehrt den Zutritt. Die Weisheit ist gleichsam das Tor zur Gottähnlichkeit, Unsterblichkeit und Seligkeit. (Aug., Hier., vergl. [Offb 2,7]) Sprichwörter Spr 24 3 19 Dominus sapientia fundavit terram, stabilivit clos prudentia. Der Herr hat die Erde in Weisheit²⁰ gegründet und die Himmel in Klugheit festgestellt.²¹ Sprichwörter Spr 24 3 19 20 Nicht nur unter Betätigung von Weisheit, sondern mittels der wesenhaften, persönlichen Weisheit. Sprichwörter Spr 24 3 19 21 Höchster Lobpreis der Weisheit: sie war schon vor der Welt. Vergl. [Spr 8]. Sprichwörter Spr 24 3 2 Longitudinem enim dierum, et annos vitæ, et pacem apponent tibi. denn lange Lebensdauer und Jahre des Lebens² und Frieden werden sie dir bringen. Sprichwörter Spr 24 3 2 2 Vergl. [Ex 20,12, Dtn 5,16]. Sprichwörter Spr 24 3 20 Sapientia illius eruperunt abyssi, et nubes rore concrescunt. Durch seine Weisheit brachen die Abgründe hervor²² und die Wolken rinnen aus Tau zusammen.²³ Sprichwörter Spr 24 3 20 22 [Gen 1,6ff]. Sprichwörter Spr 24 3 20 23 Hebr.: die Wolkenhöhen lassen Tau herabträufeln. Der Tau kam nach alter Vorstellung vom Himmel. Sprichwörter Spr 24 3 21 Fili mi, ne effluant hæc ab oculis tuis: Custodi legem atque consilium: Mein Sohn! lass dies²⁴ nicht aus deinen Augen weichen, bewahre Gesetz und guten Rat,²⁵ Sprichwörter Spr 24 3 21 24 Diese Lehren. Sprichwörter Spr 24 3 21 25 Nach dem Hebr. sind diese auch Subjekte der ersten Hälfte des Verses, also: bewahre vielmehr. Die Übersetzung der Septuag. stand dem heiligen Paulus wohl [Hebr 2,1] vor Augen. Sprichwörter Spr 24 3 22 Et erit vita animæ tuæ, et gratia faucibus tuis. so werden sie deiner Seele das Leben sein und Anmut²⁶ deinem Halse. Sprichwörter Spr 24 3 22 26 Ein anmutiger Schmuck. Sprichwörter Spr 24 3 23 Tunc ambulabis fiducialiter in via tua, et pes tuus non impinget: Dann wirst du auf deinem Wege sicher wandeln und dein Fuß wird nicht anstoßen.²⁷ Sprichwörter Spr 24 3 23 27 Das Leben ist ein Weg, das Unglück gleichsam ein Stein des Anstoßes auf demselben. Sprichwörter Spr 24 3 24 Si dormieris, non timebis: quiesces, et suavis erit somnus tuus: Wenn du dich niederlegst, hast du nicht zu bangen,²⁸ und ruhst du, so wird dein Schlaf sanft sein. Sprichwörter Spr 24 3 24 28 Wie der Frevler. [Ijob 7,13ff] Sprichwörter Spr 24 3 25 Ne paveas repentino terrore, et irruentes tibi potentias impiorum. nicht musst du beben vor plötzlichem Schrecknis noch vor dem Überfalle der Gewalt der Gottlosen,²⁹ Sprichwörter Spr 24 3 25 29 Hebr.: noch vor dem über die Gottlosen verhängten Unwetter, wenn es hereinbricht. Sprichwörter Spr 24 3 26 Dominus enim erit in latere tuo, et custodiet pedem tuum ne capiaris. Denn der Herr wird dir zur Seite sein und deinen Fuß behüten, dass du nicht gefangen werdest. Sprichwörter Spr 24 3 27 Noli prohibere benefacere eum, qui potest: si vales, et ipse benefac: Hindere niemand, Gutes zu tun, der es kann, und kannst du es, so tue selbst Gutes.³⁰ Sprichwörter Spr 24 3 27 30 Hebr.: Weigere dich nicht, dem Bedürftigen (so auch Septuag.) Gutes zu tun, wenn es in deiner Hände Macht steht, es zu tun. Sprichwörter Spr 24 3 28 Ne dicas amico tuo: Vade et revertere: cras dabo tibi: cum statim possis dare. Sage nicht zu deinem Nächsten: Gehe fort und komm wieder,³¹ morgen will ich dir geben! wenn du sogleich geben kannst. Sprichwörter Spr 24 3 28 31 Hebr.: und: Morgen will ich dir geben. Die Septuag. hat hier einen Zusatz, der aus [Spr 27,1] hierher geraten ist. Sprichwörter Spr 24 3 29 Ne moliaris amico tuo malum, cum ille in te habeat fiduciam. Sinne nicht auf Böses wider deinen Nächsten, während er sein Vertrauen auf dich setzt.³² Sprichwörter Spr 24 3 29 32 Hebr.: während er arglos bei dir wohnt. Sprichwörter Spr 24 3 3 Misericordia, et veritas te non deserant, circumda eas gutturi tuo, et describe in tabulis cordis tui: Barmherzigkeit und Wahrheit³ mögen dich nicht verlassen.⁴ Lege sie dir um den Hals⁵ und schreibe sie auf die Tafel deines Herzens,⁶ Sprichwörter Spr 24 3 3 3 Nach einigen: Allervollkommenste Übereinstimmung mit den Geboten (Wahrheit) in Gesinnung, Wort und Tat. Sprichwörter Spr 24 3 3 4 Übe sie nicht einmal, zweimal sondern allezeit. (Chrys.) Sprichwörter Spr 24 3 3 5 Wie einen Schmuckgegenstand. [Gen 38,18] Bildlich. Sprichwörter Spr 24 3 3 6 Dieser Teil des Verses fehlt in der Septuag. und ist wohl aus [Spr 7,3] hierher versetzt. Sprichwörter Spr 24 3 30 Ne contendas adversus hominem frustra, cum ipse tibi nihil mali fecerit. Zanke mit keinem Menschen ohne Ursache,³³ wenn er dir kein Leid getan hat. Sprichwörter Spr 24 3 30 33 Durch solche Anklage, Prozess usw. Sprichwörter Spr 24 3 31 Ne æmuleris hominem injustum, nec imiteris vias ejus: Sei nicht neidisch auf einen ungerechten Menschen und folge seinen Wegen nicht,³⁴ [Ps 36,1] Sprichwörter Spr 24 3 31 34 Weitere Ausführung der Mahnung [Spr 2,12-15]. Sprichwörter Spr 24 3 32 Quia abominatio Domini est omnis illusor, et cum simplicibus sermocinatio ejus. denn jeder Spötter³⁵ ist dem Herrn ein Greuel,³⁶ aber mit den Rechtschaffenen verkehrt er vertraulich. Sprichwörter Spr 24 3 32 35 Hebr.: verkehrte (falsche). Es handelt sich um dieselben wie [Spr 2,12] und [Spr 1,10ff]. Also ist es Gott nicht eins, ob jemand gegen ihn frevelt oder fromm ist. Vergl. [Sir 8,11]. Sprichwörter Spr 24 3 32 36 Würde Gott schon in diesem Leben alle Gottlosen sichtbar strafen, so würde niemand auf das künftige Leben hoffen, weil die Vergeltung hier stattfindet. (Chrys.) Sprichwörter Spr 24 3 33 Egestas a Domino in domo impii: habitacula autem justorum benedicentur. Die Armut kommt durch den Herrn auf das Haus des Gottlosen,³⁷ aber die Wohnungen der Gerechten werden gesegnet. Sprichwörter Spr 24 3 33 37 Der Fluch Jahves auf dem Hause der Gottlosen. Sprichwörter Spr 24 3 34 Ipse deludet illusores, et mansuetis dabit gratiam. Er spottet der Spötter,³⁸ aber den Sanftmütigen³⁹ gibt er Gnade. Sprichwörter Spr 24 3 34 38 Hebr.: Handelt es sich um Spötter (hochmütige Freigeister), so spottet er. Sprichwörter Spr 24 3 34 39 Hebr.: Demütigen, denen, die sich nicht auf ihre Einsicht verlassen, sondern sich Gott unterordnen. Sprichwörter Spr 24 3 35 Gloriam sapientes possidebunt: stultorum exaltatio, ignominia. Die Weisen werden Ehren erlangen, aber die Erhebung der Toren endet⁴⁰ in Schande.⁴¹ Sprichwörter Spr 24 3 35 40 Hebr.: hebt weg. (?) Sprichwörter Spr 24 3 35 41 Auch bei den Menschen. Sprichwörter Spr 24 3 4 Et invenies gratiam, et disciplinam bonam coram Deo et hominibus. so wirst du Gnade und gute Lehren finden bei Gott und den Menschen.⁷ Sprichwörter Spr 24 3 4 7 Ob Paulus diese Stelle nach der Septuag vor Augen hatte [2Kor 8,21]? Sprichwörter Spr 24 3 5 Habe fiduciam in Domino ex toto corde tuo, et ne innitaris prudentiæ tuæ. Vertraue auf den Herrn⁸ von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deine Klugheit.⁹ Sprichwörter Spr 24 3 5 8 Der einst lohnen wird und lass dich durch das scheinbare Glück der Sünder nicht verblenden. Sprichwörter Spr 24 3 5 9 Schlauheit, die nach Art der Bösen auf selbstgewählten Wegen das Glück sucht. Sprichwörter Spr 24 3 6 In omnibus viis tuis cogita illum, et ipse diriget gressus tuos. Auf allen deinen Wegen gedenke¹⁰ an ihn, so wird er deine Schritte recht leiten. Sprichwörter Spr 24 3 6 10 Hebr.: Erkenne. Sprichwörter Spr 24 3 7 Ne sis sapiens apud temetipsum: time Deum, et recede a malo: Sei nicht weise in deinen eigenen Augen, fürchte Gott¹¹ und halte dich vom Bösen fern. [Röm 12,16] Sprichwörter Spr 24 3 7 11 Vergl. [Röm 11,20]. Die Furcht Gottes wird verhüten, dass du wähnst, von Gottesfurcht frei heißt klüger sein. Sprichwörter Spr 24 3 8 Sanitas quippe erit umbilico tuo, et irrigatio ossium tuorum. Denn das wird deinem Leibe Heilung sein und deinen Gebeinen Erquickung. Sprichwörter Spr 24 3 9 Honora Dominum de tua substantia, et de primitiis omnium frugum tuarum da ei: Ehre den Herrn von deiner Habe¹² und gib ihm von den Erstlingen aller deiner Früchte, Sprichwörter Spr 24 3 9 12 Mit Gaben, insbesondere den Zehnten. [Gen 28,22, Lev 27,30ff] u.a. (Hier., Cyrill) Sprichwörter Spr 24 0 1 C. Empfehlung der Weisheit durch ähnliche Weisungen des Vaters des Dichters. (Fünftes Lehrgedicht V. 1-27) Als geliebter Sohn seiner Eltern (V. 3) wird er von seinem Vater gemahnt, sich die Weisheit als kostbarstes Gut zu erwerben (V. 9). So mahnt auch er, den Weg der Frömmigkeit zu wandeln und die Gemeinschaft der Sünder zu meiden, da ihr Weg zum Verderben führt (V. 19) und nicht abzuweichen weder zur Rechten noch zur Linken. Sprichwörter Spr 24 4 1 Audite filii disciplinam patris, et attendite ut sciatis prudentiam. Höret, Söhne!¹ auf die Zucht des Vaters und merket auf, dass ihr Klugheit lernet. Sprichwörter Spr 24 4 1 1 Die Mehrzahl ist wohl wegen V. 10 gewählt. Immerhin steht die gleiche Mehrzahl der Anrede [Spr 5,7] und [Spr 7,24] sowie [Spr 8,32]. Der Inhalt dieser Reden ist vorwiegend Warnung. Insbesondere warnt der Weise vor Verführung gegen das sechste Gebot. [Spr 5,3ff, Spr 6,24ff, Spr 7,5ff] Sprichwörter Spr 24 4 10 Audi fili mi, et suscipe verba mea, ut multiplicentur tibi anni vitæ. Höre, mein Sohn!¹¹ und nimm meine Worte an, dass deiner Lebensjahre¹² viele werden. Sprichwörter Spr 24 4 10 11 Der Dichter ist wohl nicht mehr angeredet, sondern der Leser. Sprichwörter Spr 24 4 10 12 Zeitliche, wie sie Israel verheißen sind, ewige, wie die Weisen unter den Gläubigen, insbesondere die Heiligen, sie erlangen. Drei Wege führen zum Guten (und drei zum Bösen): Gutes denken, reden, tun (Böses denken, reden, tun). Sprichwörter Spr 24 4 11 Viam sapientiæ monstrabo tibi, ducam te per semitas æquitatis: Den Weg der Weisheit¹³ will ich dir zeigen und dich auf den Weg der Gerechtigkeit führen. Sprichwörter Spr 24 4 11 13 Den die Weisheit wandelt. Sprichwörter Spr 24 4 12 Quas cum ingressus fueris, non arctabuntur gressus tui, et currens non habebis offendiculum. Wenn du auf diesem wandelst, werden deine Schritte nicht beengt werden, und wenn du läufst, wirst du nicht straucheln.¹⁴ Sprichwörter Spr 24 4 12 14 Der Grund ist, weil der Weg hell (V. 18) und eben ist. (V. 12b) Sprichwörter Spr 24 4 13 Tene disciplinam, ne dimittas eam: custodi illam, quia ipsa est vita tua. Halte fest an der Zucht, lass nicht davon ab, bewahre sie, denn sie ist dein Leben.¹⁵ Sprichwörter Spr 24 4 13 15 Zeitliches, wie übernatürliches Leben, jenem wird ihretwegen lange Dauer gewährt, dieses verschafft sie. Sprichwörter Spr 24 4 14 Ne delecteris in semitis impiorum, nec tibi placeat malorum via. Suche deine Lust nicht auf den Pfaden der Gottlosen und lass dir den Weg der Bösen nicht wohlgefallen.¹⁶ Sprichwörter Spr 24 4 14 16 Hebr.: Begib dich nicht auf den Pfad der Gottlosen (den sie gehen) und gehe nicht einher auf dem Wege der Bösen. Die letzteren sind dieselben wie die [Spr 1,10ff, Spr 2,12ff, Spr 3,31ff] genannten. Sprichwörter Spr 24 4 15 Fuge ab ea, nec transeas per illam: declina, et desere eam. Fliehe ihn und wandle nicht darauf, wende dich von ihm und verlass ihn!¹⁷ Sprichwörter Spr 24 4 15 17 Hebr.: und gehe vorüber. Sprichwörter Spr 24 4 16 Non enim dormiunt nisi malefecerint: et rapitur somnus ab eis nisi supplantaverint. Denn sie begeben sich nicht zum Schlafe, wenn sie nicht Böses verübt haben; und der Schlaf wird ihnen geraubt, wenn sie nicht Unheil gestiftet haben.¹⁸ Sprichwörter Spr 24 4 16 18 Lass dich nicht ein mit den Bösen, denn hat der Mensch einmal das Unrecht geschmeckt, wird es ihm süß [Spr 20,17] und er kommt nicht mehr von demselben los, hat Tag und Nacht keine Ruhe, muss freveln. Die Bosheit ist ihm so in Fleisch und Blut übergegangen, dass er sich ohne Böses zu tun nicht wohl fühlt (nicht schlafen kann). Sprichwörter Spr 24 4 17 Comedunt panem impietatis, et vinum iniquitatis bibunt. Sie essen das Brot der Bosheit und trinken den Wein des Unrechts.¹⁹ Sprichwörter Spr 24 4 17 19 Sinnbildlich: Frevel ist ihr täglich Brot. (Beda) Hebr.: denn sie essen. Das denn ist parallel dem anderen V. 16. Sprichwörter Spr 24 4 18 Justorum autem semita, quasi lux splendens, procedit et crescit usque ad perfectam diem. Der Pfad der Gerechten aber ist wie die Helle des Morgenlichtes,²⁰ welche immer glänzender wird und wächst bis zum vollen Tage.²¹ Sprichwörter Spr 24 4 18 20 Äußeres Ergehen der Frommen und Gottlosen in seiner Verschiedenheit. Licht und Finsternis sind Bilder für die äußeren Lebensschicksale des Menschen. Sprichwörter Spr 24 4 18 21 Nicht die Morgensonne ist es, welche den vollen Tag, den Mittagsglanz, gibt, deshalb folgt auch keine Abnahme. So muss also der Weg der Gerechten zuletzt in vollkommenes Heil enden, ein ewiges Leben sie erwarten. (Beda, Greg. d. Gr.) Sprichwörter Spr 24 4 19 Via impiorum tenebrosa: nesciunt ubi corruant. Der Weg der Gottlosen ist finster; sie wissen nicht, wo sie zu Falle kommen.²² Sprichwörter Spr 24 4 19 22 Hebr.: woran sie straucheln werden. Die Finsternis besteht in dem praktischen Irrtum, der das Laster der Tugend vorzieht, der Hingabe an die blinde Leidenschaft und demnach der Verblendung gegen den Schaden. Sprichwörter Spr 24 4 2 Donum bonum tribuam vobis, legem meam ne derelinquatis. Eine gute Gabe gebe ich euch, verlasset meine Unterweisung nicht!² Sprichwörter Spr 24 4 2 2 Zwei Gründe sollen zur Achtsamkeit bewegen: Er gibt etwas Gutes (2a), er hat diese Ermahnungen von seinem Vater übernommen (3, 4a) Sprichwörter Spr 24 4 20 Fili mi, ausculta sermones meos, et ad eloquia mea inclina aurem tuam. Mein Sohn! höre auf meine Worte und neige dein Ohr meinen Reden. Sprichwörter Spr 24 4 21 Ne recedant ab oculis tuis, custodi ea in medio cordis tui: Lass sie nicht weichen aus deinen Augen, bewahre sie inmitten deines Herzens. Sprichwörter Spr 24 4 22 Vita enim sunt invenientibus ea, et universæ carni sanitas. Denn sie sind Leben²³ für die, welche sie finden, und ihrem ganzen Leibe Genesung.²⁴ Sprichwörter Spr 24 4 22 23 Besonders im ethischen Sinne. Vergl. [Mt 15,19]. Sprichwörter Spr 24 4 22 24 Vergl. [Spr 3,8]. Sprichwörter Spr 24 4 23 Omni custodia serva cor tuum, quia ex ipso vita procedit. Wahre dein Herz mit aller Wachsamkeit,²⁵ denn von ihm geht das Leben aus.²⁶ Sprichwörter Spr 24 4 23 25 Hebr.: mehr denn alles (vor allem anderen zu Hütenden). Sept.: mit aller Sorgfalt. Sprichwörter Spr 24 4 23 26 Besonders im ethischen Sinne. Vergl. [Mt 15,19] Sprichwörter Spr 24 4 24 Remove a te os pravum, et detrahentia labia sint procul a te. Entferne von dir Verkehrtheit des Mundes und verleumderische Lippen²⁷ lass fern sein von dir. Sprichwörter Spr 24 4 24 27 Besser: Hinterlist der Lippen. Sprichwörter Spr 24 4 25 Oculi tui recta videant, et palpebræ tuæ præcedant gressus tuos. Lass deine Augen gerade vor sich hinschauen und deine Augenlider deinen Schritten vorausgehen.²⁸ Sprichwörter Spr 24 4 25 28 Hebr.: Lass deine Augenlider gerade vor dich hinblicken: Befleißige dich der Rechtlichkeit. Sprichwörter Spr 24 4 26 Dirige semitam pedibus tuis, et omnes viæ tuæ stabilientur. Lass den Pfad deiner Füße eben sein, so werden alle deine Wege sicher sein.²⁹ Sprichwörter Spr 24 4 26 29 Hebr.: und alle deine Wege seien fest (bestimmt abgemessen). Suche für deinen Fuß einen geraden Weg, damit du nicht strauchelst. Sprichwörter Spr 24 4 27 Ne declines ad dexteram, neque ad sinistram: averte pedem tuum a malo: vias enim, quæ a dextris sunt, novit Dominus: perversæ vero sunt quæ a sinistris sunt. Ipse autem rectos faciet cursus tuos, itinera autem tua in pace producet. Weiche nicht ab zur Rechten noch zur Linken,³⁰ halte deinen Fuß vom Bösen fern; denn die Wege zur Rechten³¹ kennt der Herr, die Wege aber zur Linken sind verkehrt. Er selbst wird deine Laufbahn gerade machen und deinen Wegen in Frieden Fortgang verleihen.³² Sprichwörter Spr 24 4 27 30 Nicht rechts zu wandeln wird verboten, sondern vom Rechten abzuweichen. (Beda, Greg. Naz.) Sprichwörter Spr 24 4 27 31 Gute Handlungen billigt Gott, segnet er und lässt sie gelingen. (Aug.) Sprichwörter Spr 24 4 27 32 Vers 28, 29 finden sich nicht im Hebr., sondern in der Septuag. Sie enthalten eine Umschreibung von V. 26, 27. Sprichwörter Spr 24 4 3 Nam et ego filius fui patris mei, tenellus, et unigenitus coram matre mea: Denn auch ich war der Sohn meines Vaters, der zärtlich geliebte und einzige vor meiner Mutter.³ Sprichwörter Spr 24 4 3 3 Einzig geliebte. Sprichwörter Spr 24 4 4 Et docebat me, atque dicebat: Suscipiat verba mea cor tuum, custodi præcepta mea, et vives. Er lehrte mich und sprach:⁴ Dein Herz nehme meine Worte auf, beobachte meine Gebote, so wirst du leben. Sprichwörter Spr 24 4 4 4 Was die Väter gesagt und erprobt haben, ist zuverlässige Wahrheit und Weisheit. [Ijob 8,8ff, Ijob 15,18ff] Nach einigen (Hier., Beda) schließt die Rede des Vaters mit V. 9, besser wird angenommen, dass sie bis an das Ende des Kapitels reicht. Sprichwörter Spr 24 4 5 Posside sapientiam, posside prudentiam: ne obliviscaris, neque declines a verbis oris mei. Erwirb Weisheit, erwirb Klugheit;⁵ vergiss sie nicht und weiche nicht ab von den Worten meines Mundes!⁶ Sprichwörter Spr 24 4 5 5 Die zweimalige Wiederholung macht die Aufforderung dringender. Sprichwörter Spr 24 4 5 6 Die Septuag. lässt V. 5 und 7 aus. Sprichwörter Spr 24 4 6 Ne dimittas eam, et custodiet te: dilige eam, et conservabit te. Lass sie nicht außer acht, so wird sie dich bewahren; liebe sie, so wird sie dich erhalten.⁷ Sprichwörter Spr 24 4 6 7 Behalte sie lieb, so wird sie dich behüten vor törichtem Handeln und vor Unglück. Vergl. [Spr 2,11]. Sprichwörter Spr 24 4 7 Principium sapientiæ, posside sapientiam, et in omni possessione tua acquire prudentiam: Der Anfang der Weisheit ist: Erwirb Weisheit⁸ und um alle deine Habe erwirb dir Klugheit! Sprichwörter Spr 24 4 7 8 Vielleicht: Im Vorsatze Weisheit zu gewinnen besteht der Anfang ihres Besitzes. Sprichwörter Spr 24 4 8 Arripe illam, et exaltabit te: glorificaberis ab ea, cum eam fueris amplexatus. Ergreife sie,⁹ so wird sie dich erhöhen; und wenn du sie umfassest, wird sie dich zu Ehren bringen. Sprichwörter Spr 24 4 8 9 Hebr.: Halte sie hoch. Sept.: Befestige sie (wie mit einem Walle). Sprichwörter Spr 24 4 9 Dabit capiti tuo augmenta gratiarum, et corona inclyta proteget te. Sie wird deinem Haupte eine Fülle der Anmut geben und dich mit einer herrlichen Krone bedecken.¹⁰ Sprichwörter Spr 24 4 9 10 Besonders in der ewigen Vergeltung. Sprichwörter Spr 24 0 1 D. Auf das einzelne eingehend, zeigt der Weise in vier weiteren Lehrgedichten, was besonders zu meiden ist. (5,1 7,27) Ins besondere ist die Unkeuschheit zu meiden [Spr 6,35], denn a. (Sechstes Lehrgedicht Kap. 5) die Buhlerinnen schmeicheln, um den Menschen in das Verderben zu locken. (V. 6) Ihre Gemeinschaft raubt die Ehre, Kräfte, Vermögen. (V. 14) So begnüge sich jeder mit seinem Weibe (V. 20), denn Gott kennt und straft die Sünden. Sprichwörter Spr 24 5 1 Fili mi, attende ad sapientiam meam, et prudentiæ meæ inclina aurem tuam, Mein Sohn! habe acht auf meine Weisheit und neige meiner Klugheit dein Ohr,¹ Sprichwörter Spr 24 5 1 1 Ähnlich beginnen die Warnungen [Spr 6,20; Spr 7,1]. Sprichwörter Spr 24 5 10 Ne forte impleantur extranei viribus tuis, et labores tui sint in domo aliena, damit Fremde²¹ nicht etwa sich von deinem Vermögen sättigen²² und dein sauer Erworbenes in eines Fremden Haus komme [Spr 23,21] Sprichwörter Spr 24 5 10 21 Die ihm sein Vermögen abgelockt haben. Sprichwörter Spr 24 5 10 22 Wenn du schwere Sühne zahlen musst, im Falle der gekränkte Gatte dich nicht anklagt und die gesetzliche Todesstrafe vollziehen lässt. Sprichwörter Spr 24 5 11 Et gemas in novissimis, quando consumpseris carnes tuas et corpus tuum, et dicas: und du zuletzt,²³ wenn du dein Fleisch und deinen Leib aufgezehrt hast,²⁴ seufzen²⁵ und sprechen müssest: Sprichwörter Spr 24 5 11 23 Am Ende der Sache. Sprichwörter Spr 24 5 11 24 Hebr.: wenn dein Leib und Fleisch dahinschwindet infolge des Kummers über deine Verarmung. Sprichwörter Spr 24 5 11 25 Der hebräische Ausdruck ist vom Brüllen des Löwen hergenommen, also wenigstens stöhnen. Sprichwörter Spr 24 5 12 Cur detestatus sum disciplinam, et increpationibus non acquievit cor meum, Warum²⁶ habe ich die Zucht gehasst und hat mein Herz die Zurechtweisung nicht angenommen Sprichwörter Spr 24 5 12 26 Die unverantwortlicher Weise! Vergl. [Weish 5,6]. Sprichwörter Spr 24 5 13 Nec audivi vocem docentium me, et magistris non inclinavi aurem meam? und habe ich nicht auf die Stimme derer, die mich lehrten, gehört und habe denen, die mich unterwiesen, nicht mein Ohr geneigt? Sprichwörter Spr 24 5 14 Pene fui in omni malo, in medio ecclesiæ et synagogæ. Wie wenig fehlte, dass ich in alles Unglück gestürzt wäre inmitten der Gemeinde und der Versammlung!²⁷ Sprichwörter Spr 24 5 14 27 Die Ältesten hielten die Gerichtsversammlung ab, die Gemeinde vollzog die auf Ehebruch stehende Strafe durch Steinigung. Dem ist der Frevler entgangen. Sprichwörter Spr 24 5 15 Bibe aquam de cisterna tua, et fluenta putei tui: Trinke Wasser aus deiner Zisterne und was aus deinem eigenen Brunnen hervorquillt!²⁸ Sprichwörter Spr 24 5 15 28 Hebr.: und Quellwasser aus deinem Brunnen. Die sinnliche Liebe wird mit brennendem Durste verglichen. Ähnliche Bilder [Jes 51,1, Jes 48,1, Num 24,7, Ps 67,27] Sprichwörter Spr 24 5 16 Deriventur fontes tui foras, et in plateis aquas tuas divide. Lass deine Quellen sich nach außen ergießen und teile deine Wasser auf die Straßen hin!²⁹ Sprichwörter Spr 24 5 16 29 Möge von dir und deinem Weibe zahlreiche Nachkommenschaft herstammen. Im Hebr. ist der Satz wohl fragend. Die Septuag. hat bei Klem. Alex. und Orig. den Zusatz: nicht. In beiden Fällen ist der Sinn: die Quellen sind das Eheweib, das sich mit keinem andern einlassen soll. Sprichwörter Spr 24 5 17 Habeto eas solus, nec sint alieni participes tui. Dir allein mögen sie gehören und Fremde mögen nicht mit dir teilhaben. Sprichwörter Spr 24 5 18 Sit vena tua benedicta, et lætare cum muliere adolescentiæ tuæ: Es sei dein Quell gesegnet³⁰ und du freue dich mit dem Weibe deiner Jugend!³¹ Sprichwörter Spr 24 5 18 30 Von Gott, besonders durch Kinder. Sprichwörter Spr 24 5 18 31 Das du dir in deiner Jugend erworben. Sprichwörter Spr 24 5 19 Cerva carissima, et gratissimus hinnulus: ubera ejus inebrient te in omni tempore, in amore ejus delectare jugiter. Sie ist wie eine Hirschkuh voll Liebreiz, anmutig wie ein Reh,³² ihre Brüste mögen dich zu jeder Zeit berauschen und an ihrer Liebe mögest du immerdar Freude finden.³³ Sprichwörter Spr 24 5 19 32 Hebr.: Anmutige Gemse. Sprichwörter Spr 24 5 19 33 Hebr.: trunken werden. Die Liebkosungen werden mit berauschendem Weine verglichen. Dasselbe Wort wird in V. 20 für den ehebrecherischen Sinnenrausch, V. 23 vom Untergang des Frevlers, jedesmal mit etwas gewendetem Sinne gebraucht. Sprichwörter Spr 24 5 2 Ut custodias cogitationes, et disciplinam labia tua conservent. Ne attendas fallaciæ mulieris: dass du die Überlegung behaltest² und deine Lippen Zucht bewahren.³ Merke nicht auf die Arglist des Weibes; Sprichwörter Spr 24 5 2 2 Sinkt die Keuschheit, so stürzen bald alle Tugenden nach. (Hier.) Sprichwörter Spr 24 5 2 3 Fehlt im Hebr., Zusatz der Sept. und Vulg. Wer auf eine Ehebrecherin hört, wird betört, so können auch seine Lippen nicht von Erkenntnis Zeugnis geben. Sprichwörter Spr 24 5 20 Quare seduceris fili mi ab aliena, et foveris in sinu alterius? Warum,³⁴ mein Sohn! solltest du dich von einer Fremden verführen lassen und an dem Busen einer andern ruhen? Sprichwörter Spr 24 5 20 34 Wozu sollte das führen? Sprichwörter Spr 24 5 21 Respicit Dominus vias hominis, et omnes gressus ejus considerat. Der Herr sieht auf die Wege des Menschen und gibt acht auf alle seine Schritte.³⁵ [Ijob 14,16] Sprichwörter Spr 24 5 21 35 Hebr.: Denn vor des Herrn Augen sind die Wege des Menschen und alle seine Stege ebnet er. Die Gottlosen wähnen, Gott könne bei der Menge seiner Geschöpfe unmöglich auf sie acht haben, die frommen preisen Gottes Vorsehung, die auf jeden einzelnen schaut. Gott hat den Menschen die Freiheit gegeben, missbraucht er diese zum Bösen, so trifft ihn Strafe, auch wenn Gott zeitweise nicht eingreift. Sprichwörter Spr 24 5 22 Iniquitates suæ capiunt impium, et funibus peccatorum suorum constringitur. Den Gottlosen fangen seine Missetaten und durch die Stricke seiner Sünden wird er festgehalten. Sprichwörter Spr 24 5 23 Ipse morietur, quia non habuit disciplinam, et in multitudine stultitiæ suæ decipietur. Er wird sterben, weil er keine Zucht annahm, und wegen der Größe seiner Torheit wird er sich täuschen.³⁶ Sprichwörter Spr 24 5 23 36 Hebr.: er wird hintaumeln (vom rechten Wege abirren und stürzen). Sprichwörter Spr 24 5 3 Favus enim distillans labia meretricis, et nitidius oleo guttur ejus: denn wie träufelnder Honigseim sind die Lippen⁴ der Buhlerin und glätter als Öl ist ihr Gaumen, Sprichwörter Spr 24 5 3 4 Worte. Sprichwörter Spr 24 5 4 Novissima autem illius amara quasi absynthium, et acuta quasi gladius biceps. aber zuletzt⁵ ist sie bitter wie Wermut⁶ und scharf wie ein zweischneidiges⁷ Schwert.⁸ Sprichwörter Spr 24 5 4 5 Das, was zuletzt kommt. Sprichwörter Spr 24 5 4 6 Der Wermut (Pflanze) hatte bitteren, salzigen Geschmack und war deshalb Sinnbild der Bitterkeit. Sprichwörter Spr 24 5 4 7 Hebr.: vielschneidiges. Sprichwörter Spr 24 5 4 8 Sie fällt selbst dem Verderben anheim und bringt denen Verderben, die sich mit ihr einlassen. Sprichwörter Spr 24 5 5 Pedes ejus descendunt in mortem, et ad inferos gressus illius penetrant. Ihre Füße gehen hinab zum Tode und zur Unterwelt⁹ dringen¹⁰ ihre Schritte. Sprichwörter Spr 24 5 5 9 Oder selbst: zur Hölle, der Stätte der unselig Abgeschiedenen. Sprichwörter Spr 24 5 5 10 Hebr.: Halten fest an, halten zu auf, hin. Sprichwörter Spr 24 5 6 Per semitam vitæ non ambulant, vagi sunt gressus ejus, et investigabiles. Auf¹¹ dem Wege des Lebens¹² wandeln sie nicht, ihre Schritte sind unstet und spurlos.¹³ Sprichwörter Spr 24 5 6 11 Hebr.: damit sie nicht wandeln auf Die notwendige Folge wird wie Absicht bezeichnet. Sprichwörter Spr 24 5 6 12 Dem Wege, auf dem die Weisheit führt zum Leben der Gottesfurcht und Weisheit. Sprichwörter Spr 24 5 6 13 Hebr.: es schwanken ihre Steige, ohne dass sie es merkt (oder: ohne dass sie weiß, wohin). Sprichwörter Spr 24 5 7 Nunc ergo fili mi audi me, et ne recedas a verbis oris mei. Nun¹⁴ denn, mein Sohn!¹⁵ höre auf mich und weiche nicht ab von den Worten meines Mundes.¹⁶ Sprichwörter Spr 24 5 7 14 Folgerungspartikel. Vergl. [Jos 24,14, Dtn 10,12]. Sprichwörter Spr 24 5 7 15 Die Anrede ist in der Einzahl ist wirkungsvoller. Im Hebr. steht die Mehrzahl. Sprichwörter Spr 24 5 7 16 Die in V. 8ff Worte. Sprichwörter Spr 24 5 8 Longe fac ab ea viam tuam, et ne appropinques foribus domus ejus. Halte deinen Weg fern von ihr und nahe nicht der Türe ihres Hauses.¹⁷ Sprichwörter Spr 24 5 8 17 Lass dich nicht mit ihr ein, meide ihre Nähe wie das Verderben. Sprichwörter Spr 24 5 9 Ne des alienis honorem tuum, et annos tuos crudeli. Opfere den Fremden¹⁸ deine Ehre¹⁹ nicht hin und deine Jahre nicht einem Grausamen,²⁰ Sprichwörter Spr 24 5 9 18 Den Buhlerinnen. Sprichwörter Spr 24 5 9 19 Deine Jugendblüte. Hebr. Pracht. Sprichwörter Spr 24 5 9 20 Bei einem grausamen Gebieter, dem er, um den Lebensunterhalt zu gewinnen, etwa dienstbar werden muss. Sprichwörter Spr 24 0 1 b. (Siebentes Lehrgedicht V. 19) Niemand übernehme leichtsinnig für einen anderen Bürgschaft (V. 5), oder überlasse sich der Trägheit (V. 11), oder schädige durch trug oder andere weise seinen Nächsten. (V. 19) c. (Achtes Lehrgedicht V. 35) Höre auf die Vorschriften deiner Eltern (V. 23), damit du, sie befolgend, die Unsittlichkeit (V. 28) und den Ehebruch fliehest, die überaus schlimme Folgen haben. Sprichwörter Spr 24 6 1 Fili mi, si spoponderis pro amico tuo, defixisti apud extraneum manum tuam, Mein Sohn! hast du dich für deinen Freund¹ verbürgt, hast du einem Fremden² deinen Handschlag gegeben, Sprichwörter Spr 24 6 1 1 Hebr.: Nächsten. Sprichwörter Spr 24 6 1 2 Es ist derselbe, der im ersten Gliede Nächster heißt: für einen anderen. Durch seine Bürgschaft tritt der Bürge in die Verpflichtung des Schuldners gegenüber dem Gläubiger. Es erging ihm, im Falle jener zahlungsunfähig war, wie sonst dem Schuldner. Vergl. [2Kön 4,1, Mt 18,25]. Sprichwörter Spr 24 6 10 Paululum dormies, paululum dormitabis, paululum conseres manus ut dormias: Schlafe noch ein wenig, schlummere noch ein wenig, lege noch ein wenig die Hände zusammen, um zu ruhen,¹⁰ [Spr 24,33] Sprichwörter Spr 24 6 10 10 Im Hebr. tritt ein Wechsel der Person ein. Die Antwort des Faulen wird nachgeahmt: Ein wenig schlafen usw.: die Hände (Arme, die sich zur Arbeit regen sollten) zusammenlegen, ist Zurüstung zum Schlafen. Sprichwörter Spr 24 6 11 Et veniet tibi quasi viator, egestas, et pauperies quasi vir armatus. Si vero impiger fueris, veniet ut fons messis tua, et egestas longe fugiet a te. so wird die Armut über dich kommen wie ein rüstig Schreitender und der Mangel wie ein bewaffneter Mann.¹¹ Bist du aber unverdrossen, so wird deine Ernte wie ein Quell sein, und der Mangel weit von dir fliehen.¹² Sprichwörter Spr 24 6 11 11 Wie ein umherstreichender Räuber. Vergl. [Spr 24,34]. Sprichwörter Spr 24 6 11 12 Dieser Preis des Arbeitsamen ist aus der Septuag. genommen. Er stört den Zusammenhang. Sprichwörter Spr 24 6 12 Homo apostata, vir inutilis, graditur ore perverso, Ein abtrünniger Mensch,¹³ ein heilloser Mann ist, wer wandelt mit trügerischem Munde; Sprichwörter Spr 24 6 12 13 Hebr.: ein nichtsnutziger Mensch, Kind Belials. Sprichwörter Spr 24 6 13 Annuit oculis, terit pede, digito loquitur, wer mit den Augen blinzelt, mit dem Fuße tritt,¹⁴ mit dem Finger redet,¹⁵ Sprichwörter Spr 24 6 13 14 Scharrt (sich dadurch trügerisch verständigend). Sprichwörter Spr 24 6 13 15 Zeichen gibt. Sprichwörter Spr 24 6 14 Pravo corde machinatur malum, et omni tempore jurgia seminat. mit boshaftem Herzen auf Böses sinnt¹⁶ und alle Zeit Händel stiftet. Sprichwörter Spr 24 6 14 16 Hebr.: In dessen Herz Verkehrtheit ist, der zu jeder Zeit Böses sinnt und Händel stiftet. Hebr.: Darum wird plötzlich. Sprichwörter Spr 24 6 15 Huic extemplo veniet perditio sua, et subito conteretur, nec habebit ultra medicinam. Plötzlich wird das Verderben über ihn hereinbrechen und unversehens wird er zerschmettert werden und es wird kein Heilmittel mehr für ihn geben. Sprichwörter Spr 24 6 16 Sex sunt, quæ odit Dominus, et septimum detestatur anima ejus: Sechs Dinge sind es, welche der Herr hasst, und das siebente¹⁷ verabscheut seine Seele: Sprichwörter Spr 24 6 16 17 Der Parallelismus des Ausdruckes ist durch die aufeinander unmittelbar folgenden Zahlen ersetzt. Sprichwörter Spr 24 6 17 Oculos sublimes, linguam mendacem, manus effundentes innoxium sanguinem. Stolze Augen,¹⁸ lügenhafte Zungen, Hände, welche unschuldiges Blut vergießen,¹⁹ Sprichwörter Spr 24 6 17 18 Die Organe stehen für die Eigenschaften, deren Sitz oder Diener sie sind. Sprichwörter Spr 24 6 17 19 Alle drei Bezeichnungen gehören demselben Subjekte an. Sprichwörter Spr 24 6 18 Cor machinans cogitationes pessimas, pedes veloces ad currendum in malum, ein Herz, welches Gedanken des Unheils ersinnt, Füße, welche behende zum Bösen eilen, Sprichwörter Spr 24 6 19 Proferentem mendacia testem fallacem, et eum, qui seminat inter fratres discordias. einen falschen Zeugen, der Lügen vorbringt, und den, der zwischen Brüdern Zwietracht sät.²⁰ Sprichwörter Spr 24 6 19 20 Die Ordnung ist nicht ganz die in V. 12-14 innegehaltene. Beide Male aber schließt das Zankanstiften die Reihe. Sprichwörter Spr 24 6 2 Illaqueatus es verbis oris tui, et captus propriis sermonibus. so bist du durch die Worte deines eigenen Mundes gebunden und gehalten durch dein eigenes Versprechen. Sprichwörter Spr 24 6 20 Conserva fili mi præcepta patris tui, et ne dimittas legem matris tuæ. Bewahre, mein Sohn!²¹ die Gebote deines Vaters und weiche nicht ab von den Weisungen deiner Mutter.²² Sprichwörter Spr 24 6 20 21 Ähnliche Eingänge [Spr 5,1.2] und [Spr 7,1-5]. Sprichwörter Spr 24 6 20 22 Vergl. zu diesem Verse [Spr 1,8]. Sprichwörter Spr 24 6 21 Liga ea in corde tuo jugiter, et circumda gutturi tuo. Binde sie immer auf dein Herz und lege sie dir um den Hals! Sprichwörter Spr 24 6 22 Cum ambulaveris, gradiantur tecum: cum dormieris, custodiant te, et evigilans loquere cum eis. Wenn du gehst, mögen sie mit dir gehen; wenn du schläfst, dich bewachen, und wenn du erwachst, rede mit ihnen.²³ Sprichwörter Spr 24 6 22 23 Hebr.: mögen sie dich leiten, und wenn du erwachst, dich anreden. In allen Lebenslagen sind sie dir hilfreich. Gehen: handeln, schlafen: ruhiger Genuss. Sprichwörter Spr 24 6 23 Quia mandatum lucerna est, et lex lux, et via vitæ increpatio disciplinæ: Denn das Gebot ist eine Leuchte und die Weisung ein Licht und die Rüge der Zucht der Weg zum Leben, Sprichwörter Spr 24 6 24 Ut custodiant te a muliere mala, et a blanda lingua extraneæ. damit sie dich vor einem bösen Weibe²⁴ bewahren und vor der schmeichlerischen Zunge einer Fremden. Sprichwörter Spr 24 6 24 24 Eigentlich: Weib des Bösen, der Schlechtigkeit. Sprichwörter Spr 24 6 25 Non concupiscat pulchritudinem ejus cor tuum, nec capiaris nutibus illius: Lass dich nicht nach ihrer Schönheit in deinem Herzen gelüsten noch dich durch ihre Winke²⁵ fangen, Sprichwörter Spr 24 6 25 25 Hebr.: mit ihren Wimpern (mit denen sie liebäugelt und Blicke zuwirft). Die Wimpern werden mit den Fäden eines Netzes verglichen, wie [Koh 12,3] mit den Gittern eines Fensters. Sprichwörter Spr 24 6 26 Pretium enim scorti vix est unius panis: mulier autem viri pretiosam animam capit. denn eine Buhlerin ist kaum einen Laib Brotes wert,²⁶ ein Eheweib aber erjagt des Mannes kostbare Seele.²⁷ Sprichwörter Spr 24 6 26 26 Nach dem Hebr. ist der Text der Vulg. zu erklären: sie begnügt sich schwerlich mit einem Laibe Brotes. Das Hebr. wird meist übersetzt: Denn durch ein Blutweib (kommt man) bis auf einen Laib Brot. Ein Laib Brot ist das Geringste. Sprichwörter Spr 24 6 26 27 Die Seele dessen, den sie verlockt. Sprichwörter Spr 24 6 27 Numquid potest homo abscondere ignem in sinu suo, ut vestimenta illius non ardeant? Kann wohl jemand Feuer in seinem Busen bergen,²⁸ ohne dass seine Kleider brennen? Sprichwörter Spr 24 6 27 28 Hebr.: holen. Wohl Vergleich: Wie niemand Feuer in seinem Busen holen kann, so bleibt nicht usw. (V. 29) Sprichwörter Spr 24 6 28 Aut ambulare super prunas, ut non comburantur plantæ ejus? Oder auf glühenden Kohlen gehen, ohne dass seine Fußsohlen verbrannt werden? Sprichwörter Spr 24 6 29 Sic qui ingreditur ad mulierem proximi sui, non erit mundus cum tetigerit eam. So bleibt der, welcher zu seines Nächsten Weib geht, nicht rein, wenn er sie berührt.²⁹ Sprichwörter Spr 24 6 29 29 Keiner, der sie berührt, bleibt ungestraft. Sprichwörter Spr 24 6 3 Fac ergo quod dico fili mi, et temetipsum libera: quia incidisti in manum proximi tui. Discurre, festina, suscita amicum tuum: Tue denn das, was ich dir sage, mein Sohn! und mache dich frei; denn du bist in die Gewalt deines Nächsten geraten. Lauf, eile, wecke deinen Freund auf!³ Sprichwörter Spr 24 6 3 3 Hebr.: Gehe hin, wirf dich nieder und bestürme deinen Nächsten, er möge seiner Verpflichtung nachkommen. Sprichwörter Spr 24 6 30 Non grandis est culpa, cum quis furatus fuerit: furatur enim ut esurientem impleat animam: Es ist die Schuld so groß nicht, wenn jemand stiehlt;³⁰ er stiehlt ja, sein Begehren zu stillen, da er hungert, Sprichwörter Spr 24 6 30 30 Der hebr. Text ist kaum sicher. Der Sinn desselben ist wohl: Selbst wer aus Hunger stiehlt, muss es büßen, wie viel mehr der, welcher aus Übermut seinen Hunger und Durst an einem fremden Weibe stillt. Sprichwörter Spr 24 6 31 Deprehensus quoque reddet septuplum, et omnem substantiam domus suæ tradet. und doch muss er es siebenfach³¹ ersetzen, wenn er ertappt wird, und die ganze Habe seines Hauses hergeben.³² Sprichwörter Spr 24 6 31 31 Der Höchste im Gesetze vorgeschriebene Ersatz war ein fünffacher. [Ex 21,37], vergl. [Lk 19,8] Sieben ist wohl hier eine runde Zahl, da das zweite Versglied selbst den Verlust des ganzen Vermögens als möglich hinstellt. Sprichwörter Spr 24 6 31 32 Ein Diebstahl kann durch Ersatz gesühnt werden seitens des Ertappten, der beleidigte Ehemann aber besteht auf der gerichtlichen Bestrafung des Ehebrechers. Sprichwörter Spr 24 6 32 Qui autem adulter est, propter cordis inopiam perdet animam suam: Wer aber ein Ehebrecher ist, bringt sich selbst durch die Torheit seines Herzens ins Verderben.³³ Sprichwörter Spr 24 6 32 33 Hebr.: Jemand, der sich selbst ins verderben stürzen will, tut solches. Sprichwörter Spr 24 6 33 Turpitudinem et ignominiam congregat sibi, et opprobrium illius non delebitur. Er sammelt sich Unehre³⁴ und Schande und seine Schmach ist unauslöschlich, Sprichwörter Spr 24 6 33 34 Hebr.: Schläge (durch den Ehemann). Sprichwörter Spr 24 6 34 Quia zelus et furor viri non parcet in die vindictæ, denn die Eifersucht und der Grimm des Mannes schont nicht am Tage der Rache, Sprichwörter Spr 24 6 35 Nec acquiescet cujusquam precibus, nec suscipiet pro redemptione dona plurima. noch lässt er sich von jemand erbitten und nimmt keine Gaben als Lösegeld, wenn sie auch noch so reichlich sind.³⁵ Sprichwörter Spr 24 6 35 35 Keinerlei Lösegeld kann ihn günstig stimmen, er gibt sich nicht zufrieden, ob du ihm auch viel geben wolltest. Noch vor der Gerichtsverhandlung war eine Einigung möglich. Sprichwörter Spr 24 6 4 Ne dederis somnum oculis tuis, nec dormitent palpebræ tuæ. Gönne deinen Augen keinen Schlaf noch lass deine Augenlider schlummern!⁴ Sprichwörter Spr 24 6 4 4 Bildlich: Ohne Ruhe und Rast suche dich frei zu machen. Sprichwörter Spr 24 6 5 Eruere quasi damula de manu, et quasi avis de manu aucupis. Reiß dich los wie eine Gazelle aus der Gewalt und wie ein Vogel aus der Hand des Vogelstellers.⁵ Sprichwörter Spr 24 6 5 5 Bilder eines mit Hast und Anstrengung sich befreien Wollenden. Sprichwörter Spr 24 6 6 Vade ad formicam o piger, et considera vias ejus, et disce sapientiam: Gehe zur Ameise hin, Fauler! und siehe ihre Wege an und lerne Weisheit.⁶ Sprichwörter Spr 24 6 6 6 Beherzige das Beispiel der Ameise. Sprichwörter Spr 24 6 7 Quæ cum non habeat ducem, nec præceptorem, nec principem, Obwohl sie keinen Führer noch Lehrmeister noch Gebieter hat,⁷ Sprichwörter Spr 24 6 7 7 Vergl. [Spr 30,27]. Sprichwörter Spr 24 6 8 Parat in æstate cibum sibi, et congregat in messe quod comedat. schafft sie sich doch im Sommer ihre Speise und sammelt in der Ernte ihre Nahrung ein.⁸ Sprichwörter Spr 24 6 8 8 Septuag. hat hier und V. 11 einige Zusätze. Sprichwörter Spr 24 6 9 Usquequo piger dormies? Quando consurges e somno tuo? Wielange, Fauler! willst du schlafen? Wann wirst du aufstehen von deinem Schlafe?⁹ Sprichwörter Spr 24 6 9 9 Willst du nie aufstehen? Sprichwörter Spr 24 0 1 d. (Neuntes Lehrgedicht Kap. 7) Auch dazu ist die Weisheit zu erwerben, damit man aller Unsittlichkeit fern bleibe. (V. 5) In einem Gleichnis zeigt der Dichter, durch welche Künste die Buhlerinnen Unvorsichtige verführen (V. 23), und schließt mit einer gewichtigen Mahnung. Sprichwörter Spr 24 7 1 Fili mi, custodi sermones meos, et præcepta mea reconde tibi. Fili, Mein Sohn! bewahre meine Aussprüche und berge meine Gebote bei dir. Sohn, Sprichwörter Spr 24 7 10 Et ecce occurrit illi mulier ornatu meretricio, præparata ad capiendas animas: garrula et vaga, Siehe, da tritt ihm das Weib im Anzuge einer Buhlerin entgegen, bereit, Seelen zu fangen, geschwätzig und flatterhaft,¹¹ Sprichwörter Spr 24 7 10 11 Hebr.: Versteckten Herzens, leidenschaftlich und zuchtlos. Sprichwörter Spr 24 7 11 Quietis impatiens, nec valens in domo consistere pedibus suis, der Ruhe ungewohnt und nicht imstande, ihre Füße im Hause in Ruhe zu wahren, Sprichwörter Spr 24 7 12 Nunc foris, nunc in plateis, nunc juxta angulos insidians. ist sie bald vor der Tür, bald auf den Straßen, bald steht sie an den Ecken lauernd. Sprichwörter Spr 24 7 13 Apprehensumque deosculatur juvenem, et procaci vultu blanditur, dicens: Nun fasst sie¹² den Jüngling und küsst ihn und schmeichelt ihm mit frecher Miene und spricht:¹³ Sprichwörter Spr 24 7 13 12 V. 10b-12 sind Beschreibung, V. 13 führt die Handlung fort. Sprichwörter Spr 24 7 13 13 [Lev 10,15] Von Friedopfern wurde ein Teil zu Hause bei fröhlichem Mahle verzehrt. Ehe das Weib mit ihrem eigentlichen Begehren kommt, malt sie dem Jüngling die Freuden eines ergötzlichen Mahles vor. Schauplatz der Handlung ist Jerusalem. Sprichwörter Spr 24 7 14 Victimas pro salute vovi, hodie reddidi vota mea. Ich habe Heilsopfer gelobt und habe heute meine Gelübde erfüllt, Sprichwörter Spr 24 7 15 Idcirco egressa sum in occursum tuum, desiderans te videre, et reperi. darum¹⁴ bin ich ausgegangen, dir entgegen, dich zu sehen, verlangend, und nun habe ich dich gefunden. Sprichwörter Spr 24 7 15 14 Um dich an der Mahlzeit teilnehmen zu lassen. Sprichwörter Spr 24 7 16 Intexui funibus lectulum meum, stravi tapetibus pictis ex gypto. Ich habe mein Bett mit Schnüren geziert, mit bunten Teppichen aus Ägypten belegt.¹⁵ Sprichwörter Spr 24 7 16 15 Mit Bettgurten. (Das Hebr. ein wenig anders.) Sprichwörter Spr 24 7 17 Aspersi cubile meum myrrha, et aloe, et cinnamomo. Ich habe mein Lager mit Myrrhe, Aloe und Zimmet¹⁶ besprengt. Sprichwörter Spr 24 7 17 16 Die gleichen Wohlgerüche. [Hld 4,14] Vergl. [Ps 44,9]. Sprichwörter Spr 24 7 18 Veni, inebriemur uberibus, et fruamur cupitis amplexibus, donec illucescat dies. Komm, wir wollen uns in Liebe berauschen, wollen der ersehnten Umarmungen genießen, bis der Tag anbricht. Sprichwörter Spr 24 7 19 Non est enim vir in domo sua, abiit via longissima. Denn der Mann ist nicht daheim,¹⁷ ist fortgezogen auf eine sehr weite Reise. Sprichwörter Spr 24 7 19 17 Wir haben ihn nicht zu fürchten. Sprichwörter Spr 24 7 2 Serva mandata mea, et vives: et legem meam quasi pupillam oculi tui: halte meine Gebote, so wirst du leben,¹ und meine Weisung wie deinen Augapfel. Sprichwörter Spr 24 7 2 1 Hebr.: lebe: so wirst du sicher leben. Sprichwörter Spr 24 7 20 Sacculum pecuniæ secum tulit: in die plenæ lunæ reversurus est in domum suam. Er hat den Geldbeutel mit sich genommen und wird erst am Tage des Vollmonds¹⁸ wieder nach Hause kommen. Sprichwörter Spr 24 7 20 18 Da die Nacht zurzeit dunkel war, war es wohl um Neumond, der Vollmond kam um den 12. Des Monats (bis zum 15. Etwa dauernd. Vergl. [1Kön 12,32].) Sprichwörter Spr 24 7 21 Irretivit eum multis sermonibus, et blanditiis labiorum protraxit illum. So umgarnt sie ihn mit vielem Zureden und reißt ihn fort durch die Schmeicheleien ihrer Lippen. Sprichwörter Spr 24 7 22 Statim eam sequitur quasi bos ductus ad victimam, et quasi agnus lasciviens, et ignorans quod ad vincula stultus trahatur, Alsbald¹⁹ folgt er wie ein Stier, der zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein mutwilliges Lamm,²⁰ und der Tor ahnt nicht, dass er in Fesseln geworfen wird, Sprichwörter Spr 24 7 22 19 Hebr.: plötzlich. Besser Sept.: betört. Sprichwörter Spr 24 7 22 20 Hebr.: wie eine Fußspange zur Züchtigung des Toren, wie ein Vogel in das Fangnetz eilt, und er (der Jüngling) ahnt nicht, dass er um sein leben geht. Die Septuag. übersetzt das erste Glied: wie ein Hund zur Kette. Sprichwörter Spr 24 7 23 Donec transfigat sagitta jecur ejus: velut si avis festinet ad laqueum, et nescit quod de periculo animæ illius agitur. bis ihm ein Pfeil die Leber durchbohrt;²¹ er ist wie ein Vogel, der der Schlinge zueilt, und er weiß nicht, dass es um sein Leben geht. Sprichwörter Spr 24 7 23 21 Der Pfeil ist das Bild plötzlichen, von Gott gesandten Unglücks. Die Leber galt bei Griechen, Arabern, Römern und Persern als Sitz der Wollust, nach Hieronymus schreiben auch die Ärzte ihr sinnliche Lust und Begierlichkeit zu. Sprichwörter Spr 24 7 24 Nunc ergo fili mi, audi me, et attende verbis oris mei. Nun also, mein Sohn! höre auf mich und habe acht auf die Worte meines Mundes. Sprichwörter Spr 24 7 25 Ne abstrahatur in viis illius mens tua: neque decipiaris semitis ejus. Lass dein Herz nicht abziehen auf ihre Wege und lass dich nicht irreführen auf ihre Pfade. Sprichwörter Spr 24 7 26 Multos enim vulneratos dejecit, et fortissimi quique interfecti sunt ab ea. Denn viele hat sie verwundet und niedergestreckt und auch die Stärksten²² sind von ihr getötet worden.²³ Sprichwörter Spr 24 7 26 22 Hebr.: und zahlreich sind, die usw. Sprichwörter Spr 24 7 26 23 Zugrunde gerichtet werden. Sprichwörter Spr 24 7 27 Viæ inferi domus ejus, penetrantes in interiora mortis. Wege zur Unterwelt ist ihr Haus, die hinabgehen zu den Kammern des Todes. Sprichwörter Spr 24 7 3 Liga eam in digitis tuis, scribe illam in tabulis cordis tui. Binde sie an deine Finger,² schreibe sie auf die Tafel deines Herzens!³ Sprichwörter Spr 24 7 3 2 Als Zierde und Schmuck deiner Finger. Sprichwörter Spr 24 7 3 3 Anspielung auf [Dtn 6,8, Ex 13,16]. Sprichwörter Spr 24 7 4 Dic sapientiæ, soror mea es: et prudentiam voca amicam tuam, Sprich zu der Weisheit: Du bist meine Schwester, und nenne die Klugheit deine Freundin,⁴ Sprichwörter Spr 24 7 4 4 Gehe die engste Verbindung mit der Weisheit ein, damit du gefeit seiest gegen die Lockungen der Ehebrecherin. Sprichwörter Spr 24 7 5 Ut custodiat te a muliere extranea, et ab aliena, quæ verba sua dulcia facit. dass⁵ sie dich bewahre vor dem Weibe eines anderen und vor der Fremden, die süße Worte spricht. Sprichwörter Spr 24 7 5 5 Ziel von V. 1-4. Sprichwörter Spr 24 7 6 De fenestra enim domus meæ per cancellos prospexi, Denn ich schaute⁶ durch das Fenster meines Hauses, durch das Gitter, Sprichwörter Spr 24 7 6 6 Die Art der Darstellung lässt nach dem Hebräischen das Ereignis als ein ungewöhnliches erscheinen. Indes dies widerspricht der Absicht des Verfassers, will er doch die Liste und Schliche des ehebrecherischen Weibes im allgemeinen schildern. Zudem wird ihr Haus genannt, ohne dass ihre Person bisher näher bezeichnet ist. Besser wird also mit der Septuag. in V. 6ff die dritte Person gesetzt, die V. 10 und 15 geschildert wird. Sprichwörter Spr 24 7 7 Et video parvulos, considero vecordem juvenem, und sah junge Leute und ward eines törichten Jünglings gewahr, Sprichwörter Spr 24 7 8 Qui transit per plateam juxta angulum, et prope viam domus illius, graditur der auf der Straße nahe einer Ecke⁷ vorüberging⁸ und nahe am Wege ihres Hauses⁹ Sprichwörter Spr 24 7 8 7 Hebr.: ihrer Ecke, der Ecke ihrer Straße. Sprichwörter Spr 24 7 8 8 Hin und herging. Sprichwörter Spr 24 7 8 9 Weg zu oder bei ihrem Hause. Sprichwörter Spr 24 7 9 In obscuro, advesperascente die, in noctis tenebris, et caligine. in der Dämmerung dahinschritt,¹⁰ da der Tag sich geneigt hatte, in finsterer, dunkler Nacht. Sprichwörter Spr 24 7 9 10 Am Abend (zwischen neun und zwölf) begann er hin und her zu gehen, um Mitternacht war er noch da. Sprichwörter Spr 24 0 1 E. Mahnung, die Weisheit Gottes, das ewige Wort, vor Augen zu haben und ihm nachzuleben. (Zehntes und elftes Lehrgedicht 8,1 9,18) a. (Zehntes Lehrgedicht. Kap. 8) Einladung der ewigen Weisheit, ihr zu folgen (Kap. 8): Ihre lehre ist wahr (V. 11), sie bringt viele Güter (V. 28), sie stammt von Gott (V. 31), selig, die sie finden. Sprichwörter Spr 24 8 1 Numquid non sapientia clamitat, et prudentia dat vocem suam? Ruft nicht¹ die Weisheit und lässt nicht die Klugheit ihre Stimme vernehmen?² Sprichwörter Spr 24 8 1 1 Die Weisheit wird hier in menschlicher Gestalt eingeführt; ähnlich wie [Spr 1] und [Sir 24, Weish 7]. Im Übrigen abstrahiert hier der Verfasser den dem Unterschiede der geschaffenen und unerschaffenen Weisheit, wie auch sonst an manchen Stellen. Demgemäß passen im Folgenden manche Worte mehr für die erschaffene Weisheit, andere können nur der unerschaffenen zuerteilt werden. Vergl. auch [Sir 24]. Sprichwörter Spr 24 8 1 2 Vergl. [Spr 1,20]. Die Septuag. hat einen hiervon ziemlich abweichenden Text. Sprichwörter Spr 24 8 10 Accipite disciplinam meam, et non pecuniam: doctrinam magis, quam aurum eligite. Nehmet meine Zucht an und nicht Geld,¹¹ wählet vielmehr Belehrung als Gold!¹² Sprichwörter Spr 24 8 10 11 Silber. Sprichwörter Spr 24 8 10 12 Hebr.: Auserlesenes Gold. Sprichwörter Spr 24 8 11 Melior est enim sapientia cunctis pretiosissimis: et omne desiderabile ei non potest comparari. Denn besser ist Weisheit als alle Kostbarkeiten und nichts, was man nur wünschen mag, kann mit ihr verglichen werden. Sprichwörter Spr 24 8 12 Ego sapientia habito in consilio, et eruditis intersum cogitationibus. Ich, die Weisheit, wohne bei dem guten Rate und bin unter umsichtigen Gedanken.¹³ Sprichwörter Spr 24 8 12 13 Hebr.: Ich, die Weisheit, habe die Klugheit inne. Weisheit ist ein höheres, sittliches Gut. Sprichwörter Spr 24 8 13 Timor Domini odit malum: arrogantiam, et superbiam, et viam pravam, et os bilingue detestor. Die Furcht des Herrn hasst das Böse;¹⁴ Übermut, Stolz,¹⁵ böser Wandel und ein zweizüngiger Mund sind mir ein Greuel. Sprichwörter Spr 24 8 13 14 Hebr.: Die Furcht Jahves besteht im Hassen des Bösen. Vergl. [Spr 1,29, Spr 2,5]. Sprichwörter Spr 24 8 13 15 Das Hebräische häuft gerne Worte desselben Stammes und gleicher Bedeutung, um anzuzeigen, dass der ganze Begriff gemeint ist. Sprichwörter Spr 24 8 14 Meum est consilium, et æquitas, mea est prudentia, mea est fortitudo. Mein ist Rat und Billigkeit,¹⁶ mein ist¹⁷ Klugheit, mein ist Stärke.¹⁸ Sprichwörter Spr 24 8 14 16 Richtiges Erkennen und Tun. Sprichwörter Spr 24 8 14 17 Hebr.: Ich bin. Vergl. [Ijob 12,13.16]. Sprichwörter Spr 24 8 14 18 Diese ist Wirkung der Klugheit. Sprichwörter Spr 24 8 15 Per me reges regnant, et legum conditores justa decernunt: Durch mich herrschen Könige und verordnen Gesetzgeber, was recht ist. Sprichwörter Spr 24 8 16 Per me principes imperant, et potentes decernunt justitiam. Durch mich herrschen Fürsten und entscheiden Gewalthaber Gerechtigkeit.¹⁹ Sprichwörter Spr 24 8 16 19 Hebr.: Durch mich herrschen Fürsten und die Hochgestellten, alle Richter der Erde. Die Annahme, dass diese Aussage nur von den gerechten Herrschern gelten könne, schuf die der Vulgata entsprechende Variante. Nur durch die von Gott stammende Weisheit, nicht aus sich, vermögen sie etwas. Sprichwörter Spr 24 8 17 Ego diligentes me diligo: et qui mane vigilant ad me, invenient me. Ich liebe, die mich lieben; und die mich früh²⁰ suchen, werden mich finden. Sprichwörter Spr 24 8 17 20 Mit Eifer. Sprichwörter Spr 24 8 18 Mecum sunt divitiæ, et gloria, opes superbæ, et justitia. Bei mir ist Reichtum und Ehre, herrliche Güter und Gerechtigkeit,²¹ Sprichwörter Spr 24 8 18 21 Samt ihrer Folge, dauerndem Glücke. Sprichwörter Spr 24 8 19 Melior est enim fructus meus auro, et lapide pretioso, et genimina mea argento electo. denn meine Frucht²² ist besser als Gold und Edelgestein²³ und mein Ertrag besser als auserlesenes Silber. Sprichwörter Spr 24 8 19 22 Vergl. die Schilderung der Weisheit als Lebensbaum [Spr 3,18]. Sprichwörter Spr 24 8 19 23 Hebr.: als Gold und Feingold. Sprichwörter Spr 24 8 2 In summis excelsisque verticibus supra viam, in mediis semitis stans, Auf den Höhen, auf den höchsten Gipfeln, am Wege,³ mitten auf den Pfaden steht sie,⁴ Sprichwörter Spr 24 8 2 3 Hebr.: Am Zusammenstoß der Wege. Sprichwörter Spr 24 8 2 4 So kann man nicht umhin, sie zu sehen und zu hören, man schlösse denn Augen und Ohren absichtlich. Sprichwörter Spr 24 8 20 In viis justitiæ ambulo, in medio semitarum judicii, Auf den Wegen der Gerechtigkeit wandle ich, inmitten der Pfade des Rechts,²⁴ Sprichwörter Spr 24 8 20 24 Wo die Weisheit wandelt, müssen auch die wandeln, die sie lieb haben. Wer aber auf ihrer Bahn wandelt, wird glücklich. Sprichwörter Spr 24 8 21 Ut ditem diligentes me, et thesauros eorum repleam. damit ich denen, die mich lieben, Reichtum verleihe und ihre Schatzkammern fülle.²⁵ Sprichwörter Spr 24 8 21 25 Die Septuag. hat hier einen Zusatz, der auf die folgende Mitteilung über das vorweltliche Dasein der Weisheit vorbereiten soll. Sprichwörter Spr 24 8 22 Dominus possedit me in initio viarum suarum, antequam quidquam faceret a principio. Der Herr besaß mich am Anfange seiner Wege,²⁶ ehe er etwas schuf von Anbeginn her. Sprichwörter Spr 24 8 22 26 Hebr.: Jahve hat mich erworben, vergl. [Gen 4,1], - d.i. gegründet, geschaffen als Erstling seines Weges, vor seinen Werken, von jeher. Septuag.: hat mich erschaffen als Anfang. Das Wort Schaffen im hebr. und griech. Texte macht keine Schwierigkeit. Es drückt erstens rein göttlichen Akt aus, zweitens eine Hervorbringung durch göttliches Sprechen, weiter eine Hervorbringung des ganzen Subjektes (nicht nur eine Veränderung an demselben). Auf die zweite Person der Gottheit angewendet, schließt es die Unvollkommenheiten kreatürlichen Zeugens aus, namentlich Materialität, Passivität, Teilung und Emanation. Zudem ist die göttliche Zeugung das eminente Vorbild der Schöpfung und diese ein endliches Nachbild jener. Inadäquat aber ist der Ausdruck, insofern das Erschaffen ein endliches Wesen ins Dasein setzt, während die göttliche Zeugung das göttliche Wesen mitteilt. Dass hier von dem Worte, der zweiten Person der Gottheit, die Rede ist, erkannten die Arianer ebenso wie die Väter. Der Herr besaß mich bedeutet, dass der Vater stets im Sohne und der Sohn stets im Vater war. (Hier.) Epiph. und Beda sind der Ansicht, dass der hl. Johannes diese Stelle für den Anfang seines Evangeliums vor Augen gehabt habe. Demgemäß erklären Basil., Epiphan., Hieron. das hebräische: er zeugte und besaß durch die Zeugung. Hilarius weist darauf hin, dass die Weisheit, die hier geschaffen heißt, bald gezeugt genannt wird. Weiter spricht die Weisheit V. 32 als Lehrerin und Gnadenspenderin, wird V. 9, 1. das Reich der Weisheit, die Kirche des Alten und Neuen Bundes mit ihren Wahrheiten, Gnaden und Wirksamkeiten als ein von der Weisheit erbauter Tempel und ein von ihr gefeiertes Opfer- und Freudenmahl dargestellt, wie sie 8. V. 18, 19 als Wurzel, Quelle und Spenderin aller natürlichen Güter bezeichnet wird. (Mehr siehe im Buche der Weisheit und im Ekklesiastikus.) Auf diese Stelle bezieht sich wohl [Mt 11,19] und [Lk 11,49] zurück und [1Kor 1,24.30] hat dieselbe wohl als Grundlage, ebenso wie [Hebr 1,2ff, Offb 3,14] Sprichwörter Spr 24 8 23 Ab æterno ordinata sum, et ex antiquis antequam terra fieret. Von Ewigkeit her bin ich eingesetzt, von alters her, bevor die Erde geworden. Sprichwörter Spr 24 8 24 Nondum erant abyssi, et ego jam concepta eram: necdum fontes aquarum eruperant: Noch waren die Tiefen²⁷ nicht, doch ich war schon empfangen,²⁸ noch waren die Wasserquellen²⁹ nicht hervorgebrochen, Sprichwörter Spr 24 8 24 27 Die Wassertiefen. Sprichwörter Spr 24 8 24 28 Hebr.: geboren. Sprichwörter Spr 24 8 24 29 Hebr.: Die Quellen, die wasserschweren. Sprichwörter Spr 24 8 25 Necdum montes gravi mole constiterant: ante colles ego parturiebar: noch standen die Berge nicht fest³⁰ in gewaltiger Wucht; vor den Hügeln ward ich geboren, Sprichwörter Spr 24 8 25 30 Hebr.: Noch waren die Berge nicht eingesenkt (in das Meer, in dem ihre Wurzeln ruhen.) Sprichwörter Spr 24 8 26 Adhuc terram non fecerat, et flumina, et cardines orbis terræ. ehe er noch die Erde geschaffen und die Flüsse und die Angeln des Erdkreises.³¹ Sprichwörter Spr 24 8 26 31 Hebr.: als er noch nicht geschaffen hatte Erde und Fluren und die ersten Schollen des Erdkreises. Sprichwörter Spr 24 8 27 Quando præparabat clos, aderam: quando certa lege, et gyro vallabat abyssos: Als er die Himmel bereitete, war ich dabei;³² als er nach genauem Gesetze Schranken zog um die Tiefen,³³ Sprichwörter Spr 24 8 27 32 Vergl. [Weish 9,4]. Sprichwörter Spr 24 8 27 33 Hebr.: Als er den Himmel feststellte, war ich dabei, als er die Wölbung über den Ozean festsetzte. Sprichwörter Spr 24 8 28 Quando æthera firmabat sursum, et librabat fontes aquarum: als er die Luftschichten oben festigte und die Wasserquellen abwog,³⁴ Sprichwörter Spr 24 8 28 34 Hebr.: und die Quellen des Ozeans mächtig wurden. (?) Sprichwörter Spr 24 8 29 Quando circumdabat mari terminum suum, et legem ponebat aquis, ne transirent fines suos: quando appendebat fundamenta terræ. als er dem Meere ringsum seine Grenzen setzte und den Wassern das Gebot gab, ihre Grenzen nicht zu überschreiten, als er die Grundfesten der Erde feststellte, Sprichwörter Spr 24 8 3 Juxta portas civitatis in ipsis foribus loquitur, dicens: an den Toren⁵ der Stadt, am Eingange selbst⁶ redet sie und spricht: Sprichwörter Spr 24 8 3 5 Zur Seite, auf der Innenseite. Sprichwörter Spr 24 8 3 6 Am Ausgange aus der Stadt. Am Tore wurden Gerichts- und öffentliche Versammlungen gehalten. Sprichwörter Spr 24 8 30 Cum eo eram cuncta componens: et delectabar per singulos dies, ludens coram eo omni tempore; da war ich bei ihm, alles ordnend,³⁵ und war in Entzücken Tag um Tag, spielend vor ihm allezeit, Sprichwörter Spr 24 8 30 35 Hebr.: als Werkmeisterin. Sprichwörter Spr 24 8 31 Ludens in orbe terrarum: et deliciæ meæ esse, cum filiis hominum. spielend auf dem Erdkreis,³⁶ und meine Wonne ist es, bei den Menschenkindern zu sein.³⁷ Sprichwörter Spr 24 8 31 36 Hebr.: Ich war (ganz) Entzücken über die mir zugewiesene Tätigkeit. Ich erfüllte meine Aufgabe mit Freude und Jubel. Nach der Septuag. war die Weisheit Jahves Freude. Sprichwörter Spr 24 8 31 37 Die Weisheit ward sogar Mensch. Vergl. [Dtn 33,3, Hebr 2,16, Tit 3,4]. Sprichwörter Spr 24 8 32 Nunc ergo filii audite me: Beati, qui custodiunt vias meas. Nun denn, ihr Söhne! höret auf mich. Glückselig sind, die meine Wege innehalten! Sprichwörter Spr 24 8 33 Audite disciplinam, et estote sapientes, et nolite abjicere eam. Merket auf Zucht und werdet weise und verschmähet sie nicht! Sprichwörter Spr 24 8 34 Beatus homo qui audit me, et qui vigilat ad fores meas quotidie, et observat ad postes ostii mei. Glückselig der Mensch, der auf mich hört und der an meinen Türen wacht Tag für Tag und acht hat an den Pfosten meines Tores! Sprichwörter Spr 24 8 35 Qui me invenerit, inveniet vitam, et hauriet salutem a Domino: Wer mich findet, findet Leben³⁸ und erlangt Heil von dem Herrn. Sprichwörter Spr 24 8 35 38 Hebr. Plural, also hier das Leben der Gnade, dort das der Herrlichkeit. Sprichwörter Spr 24 8 36 Qui autem in me peccaverit, lædet animam suam. Omnes, qui me oderunt, diligunt mortem. Wer sich aber gegen mich verfehlt,³⁹ schadet seiner eigenen Seele. Alle, die mich hassen, lieben den Tod.⁴⁰ Sprichwörter Spr 24 8 36 39 Indem er das Gute hasst, das Böse liebt. Sprichwörter Spr 24 8 36 40 Lieben, was zum Tode führt. Sprichwörter Spr 24 8 4 O viri, ad vos clamito, et vox mea ad filios hominum. An euch, ihr Männer! richte ich meinen Ruf und meine Stimme an die Menschenkinder. Sprichwörter Spr 24 8 5 Intelligite parvuli astutiam, et insipientes animadvertite. Lernet Klugheit, ihr Unerfahrenen, und ihr Unweisen, merket auf!⁷ Sprichwörter Spr 24 8 5 7 Hebr.: Gewinnet Verstand. Sprichwörter Spr 24 8 6 Audite, quoniam de rebus magnis locutura sum: et aperientur labia mea, ut recta prædicent. Höret! denn⁸ ich will von erhabenen Dingen reden und meine Lippen sollen sich öffnen, zu verkündigen, was recht ist. Sprichwörter Spr 24 8 6 8 Denn es ist der Mühe wert. Sprichwörter Spr 24 8 7 Veritatem meditabitur guttur meum, et labia mea detestabuntur impium. Wahrheit redet mein Mund und meine Lippen verabscheuen Gottlosigkeit. Sprichwörter Spr 24 8 8 Justi sunt omnes sermones mei, non est in eis pravum quid neque perversum. Alle meine Reden sind gerecht, es ist darin nichts Falsches noch Verkehrtes.⁹ Sprichwörter Spr 24 8 8 9 Weitere Begründung (deren Beginn 6a). Sprichwörter Spr 24 8 9 Recti sunt intelligentibus, et æqui invenientibus scientiam. Sie sind recht¹⁰ für die Einsichtigen und gerade für die, welche Erkenntnis erlangten. Sprichwörter Spr 24 8 9 10 Hebr.: aufrichtig, führen nicht irre durch Doppelsinn. Sprichwörter Spr 24 0 1 b. (Elftes Lehrgedicht. Kap. 9) Einladung zu zwei Gastmählern, dem der Weisheit (V. 12) und dem der Torheit. (V. 18) Wer der ersteren folgt, wird glücklich; unglücklich, wer der anderen sein Herz öffnet. Sprichwörter Spr 24 9 1 Sapientia ædificavit sibi domum, excidit columnas septem. Die Weisheit¹ hat sich ein Haus gebaut, sich sieben Säulen ausgehauen.² Sprichwörter Spr 24 9 1 1 Das hebr. Wort hat hier die Form der Mehrheit wie das Wort Elohim, Gott. Sprichwörter Spr 24 9 1 2 Gewöhnlich brauchte man hölzerne Tragsäulen. Die Weisheit hat Säulen ausgehauen: eine Andeutung der erhabenen Würde ihres Hauses. Die Häuser hatten mindestens vier Säulen. Die Zahl sieben weist auf etwas Heiliges, einen Tempel, hin. Dies Haus der Weisheit im vollkommensten Sinne ist die Kirche (Gregor der Gr.), die sieben Pfeiler (Zahl der Vollkommenheit) die Einzelkirchen. (Aug., Greg. d. Gr.) Symbolisch ist Christus dieser Tempel, die sieben Gaben des Heiligen Geistes die Säulen desselben. Der hl. Athanasius, Greg. v. Nyssa, Aug. deuten das Haus auch auf den Leib, den der Heiland aus Maria annahm. Auch auf die hl. Jungfrau wenden einige hl. Väter dieses Bild an. Sprichwörter Spr 24 9 10 Principium sapientiæ timor Domini: et scientia sanctorum, prudentia. Die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang¹³ und den Heiligen¹⁴ erkennen ist Einsicht. [Ps 110,10, Spr 1,7, Sir 1,17] Sprichwörter Spr 24 9 10 13 Vergl. [Spr 1,7, Spr 2,5]. Sprichwörter Spr 24 9 10 14 Gott. Sprichwörter Spr 24 9 11 Per me enim multiplicabuntur dies tui, et addentur tibi anni vitæ. Denn¹⁵ durch mich werden deiner Tage viele werden und die Jahre des Lebens sich dir mehren. [Spr 3,2] Sprichwörter Spr 24 9 11 15 Begründung zu V. 5-10. Sprichwörter Spr 24 9 12 Si sapiens fueris, tibimetipsi eris: si autem illusor, solus portabis malum. Wenn du weise bist, bist du für dich selbst weise; und bist du ein Spötter, so wirst du das Unheil allein tragen.¹⁶ Sprichwörter Spr 24 9 12 16 Den Segen der Weisheit schmeckst du allein, vergl. [Ijob 22,3], so wie du den Unsegen des Spottes selbst tragen musst. Vergl. [Num 9,13]. Die Septuag. fügt noch drei Verse an, deren Anfang sich in der Vulgata [Spr 10,4] findet. Sprichwörter Spr 24 9 13 Mulier stulta et clamosa, plenaque illecebris, et nihil omnino sciens, Eine Frau, töricht, geschwätzig, voll der Lockungen und gänzlich unverständig,¹⁷ Sprichwörter Spr 24 9 13 17 Die Torheit wir hier mit den Farben gemalt, mit denen die Ehebrecherin [Spr 7,11] dargestellt ist. Hebr.: Frau Torheit, leidenschaftlich, voll Eitelkeit ist die Unvernunft, gänzlich unwissend. Sprichwörter Spr 24 9 14 Sedit in foribus domus suæ super sellam in excelso urbis loco, setzt sich an der Türe ihres Hauses auf einen Sessel, auf erhöhtem Platze der Stadt, Sprichwörter Spr 24 9 15 Ut vocaret transeuntes per viam, et pergentes itinere suo: um denen, welche des Weges vorüberkommen,¹⁸ und den Dahinwandelnden¹⁹ zuzurufen: Sprichwörter Spr 24 9 15 18 Und ihr so, auch ohne es zu wollen, nahekommen. Sprichwörter Spr 24 9 15 19 Den auf ihren Pfaden geradeaus Wandelnden. Sprichwörter Spr 24 9 16 Qui est parvulus, declinet ad me. Et vecordi locuta est: Wer einfältig²⁰ ist, wende sich zu mir! Und zu dem Unverständigen sagt sie: Sprichwörter Spr 24 9 16 20 Unerfahren. Das Wort ist im Hebräischen doppelsinnig. Der Verfasser nimmt es im tadelnden Sinne von Tor, das Weib braucht es für solche, die für angeblich edle Freuden und gebildeten Umgang empfänglich sind. Sprichwörter Spr 24 9 17 Aquæ furtivæ dulciores sunt, et panis absconditus suavior. Gestohlene Wasser schmecken süßer, und heimlich zugestecktes Brot ist schmackhafter.²¹ Sprichwörter Spr 24 9 17 21 Die Torheit ladet wie die Weisheit zu einem Mahle ein. Aber welche Gegensätze! Dort Wein, hier Wasser, dort ist ein Gastmahl bereit, hier verstecktes Essen. Dies Mahl besteht aus verbotenen Speisen: Ehebruch. Das Herz neigt dem Verbotenen zu, daher nennt sie dieses süß. Wasser wohl mit Bezug auf [Spr 5,15]. Sprichwörter Spr 24 9 18 Et ignoravit quod ibi sint gigantes, et in profundis inferni convivæ ejus. Und er weiß nicht, dass dort Ungeheuer²² sind und in den Abgründen der Unterwelt ihre Gäste.²³ Sprichwörter Spr 24 9 18 22 Vergl. [Gen 6,2, Ijob 26,5]. Hebr.: Dass dort Schatten sind. Die, welche dem Tode sicher bald verfallen sind, sind schon jetzt so gut wie tot. Sprichwörter Spr 24 9 18 23 Jenes Haus reicht bis in den Schlund der Hölle. Die Septuag. fügt noch einige Worte der Ausmalung hinzu. Sprichwörter Spr 24 9 2 Immolavit victimas suas, miscuit vinum, et proposuit mensam suam. Sie hat ihre Opfertiere geschlachtet, den Wein gemischt und ihren Tisch zugerichtet.³ Sprichwörter Spr 24 9 2 3 Diesen Vers erklären Crys., Ambros., Cyprian, Beda von der hl. Eucharistie, auf welche die Kirche denselben gleichfalls im Fronleichnams-Offizium anwendet. Sprichwörter Spr 24 9 3 Misit ancillas suas ut vocarent ad arcem, et ad mnia civitatis: Sie sendet ihre Dienerinnen aus,⁴ dass sie rufen bei der Burg und bei den Mauern der Stadt:⁵ Sprichwörter Spr 24 9 3 4 Erst, wenn das Mahl fertig und alles angerichtet ist, ergeht die Einladung. Die Dienerinnen sind insbesondere die Lehrer der Weisheit, im Neuen Testamente die Apostel u.a. Sprichwörter Spr 24 9 3 5 Hebr.: Ihr Ruf ergeht von den Höhen der Stadt. Der Ort ist derselbe wie [Spr 8,1] und [Spr 1,20ff]. Sprichwörter Spr 24 9 4 Si quis est parvulus, veniat ad me. Et insipientibus locuta est: Ist jemand klein,⁶ er komme zu mir!⁷ Und den Unweisen ließ sie sagen: Sprichwörter Spr 24 9 4 6 Hebr.: töricht. Sprichwörter Spr 24 9 4 7 Die Einladung der Weisheit und der Torheit (V. 16) wird in dieselben Worte gekleidet. Sprichwörter Spr 24 9 5 Venite, comedite panem meum, et bibite vinum quod miscui vobis. Kommet, esset mein Brot⁸ und trinket den Wein, den ich für euch gemischt habe!⁹ Sprichwörter Spr 24 9 5 8 Genießt die Mahlzeit. Sprichwörter Spr 24 9 5 9 Vergl. [Mt 22,1ff, Lk 14,16ff]. Sprichwörter Spr 24 9 6 Relinquite infantiam, et vivite, et ambulate per vias prudentiæ. Lasset von der Einfalt und lebet und wandelt auf den Wegen der Klugheit!¹⁰ Sprichwörter Spr 24 9 6 10 Erklärung des Bildes; Brot und Wein sind die Weisheitsregeln, welche befähigen, die Torheit zu verlassen. Sprichwörter Spr 24 9 7 Qui erudit derisorem, ipse injuriam sibi facit: et qui arguit impium, sibi maculam generat. Wer einen Spötter zurechtweist, zieht sich selber Unbilden zu;¹¹ und wer einen Gottlosen tadelt, bereitet sich selbst eine Unzier.¹² Sprichwörter Spr 24 9 7 11 Nach einige besagen V. 7-10, das die Einladung nicht an die Spötter ergeht, denn solche Leute zurechtzuweisen, bringt nur Schande. Doch vielleicht sind V. 7-10 Begründung zu V. 6a. Lasset von der Torheit! Lasset den Verkehr mit solchen Leuten, denn ihr gewinnt aus demselben nur Hass und Verachtung, kommt zu den Weisen! Sprichwörter Spr 24 9 7 12 Eine Schande ist schon die Erfolglosigkeit, noch mehr die beschimpfende Abweisung. Dazu kommt aber noch der Hass dessen, der sich nicht will zurechtweisen lassen. (V. 8) Sprichwörter Spr 24 9 8 Noli arguere derisorem, ne oderit te. Argue sapientem, et diliget te. Weise den Spötter nicht zurecht, dass er dich nicht hasse; weise den Weisen zurecht, und er wird dich lieben. Sprichwörter Spr 24 9 9 Da sapienti occasionem, et addetur ei sapientia. Doce justum, et festinabit accipere. Gib dem Weisen Gelegenheit, so wird er in der Weisheit zunehmen; belehre den Gerechten, so wird er es schnell annehmen. Sprichwörter Spr 24 0 1 2. Zweite Abteilung (10,1 22,16): Lebensvorschriften für den Weisen. a. Unterschied zwischen den Gottlosen und den Frommen. (Kap. 10) Sprichwörter Spr 24 10 1 Filius sapiens lætificat patrem: filius vero stultus mstitia est matris suæ. Ein weiser Sohn macht seinem Vater Freude,¹ aber ein törichter Sohn ist der Kummer seiner Mutter. Sprichwörter Spr 24 10 1 1 Die Freude schließt Ehre und Nutzen ein. Sprichwörter Spr 24 10 10 Qui annuit oculo, dabit dolorem: et stultus labiis verberabitur. Wer mit den Augen blinzelt, verursacht Schmerzen,¹⁸ und der törichte Schwätzer schlägt sich selbst.¹⁹ [Sir 27,25] Sprichwörter Spr 24 10 10 18 Wer heuchlerisch, trügerisch mit den Augen blinzelt. Sprichwörter Spr 24 10 10 19 Sept.: Wer aber mit Offenheit handelt, schafft Frieden. Sprichwörter Spr 24 10 11 Vena vitæ, os justi: et os impiorum operit iniquitatem. Ein Quell des Lebens ist der Mund des Gerechten, aber der Mund des Gottlosen birgt Unrecht.²⁰ Sprichwörter Spr 24 10 11 20 Hebr.: aber der Mund der Frevler deckt Ungerechtigkeit zu. Sprichwörter Spr 24 10 12 Odium suscitat rixas: et universa delicta operit caritas.. Hass erregt Zänkereien, aber Liebe²¹ deckt alle Verfehlungen zu. [1Kor 13,4, 1Petr 4,8] Sprichwörter Spr 24 10 12 21 Die Tugend der Liebe gegen Gott und den Nächsten. Sprichwörter Spr 24 10 13 In labiis sapientis invenitur sapientia: et virga in dorso ejus qui indiget corde. Auf den Lippen des Weisen findet sich Weisheit; aber die Rute ist für den Rücken dessen, dem es an Verstand fehlt. Sprichwörter Spr 24 10 14 Sapientes abscondunt scientiam: os autem stulti confusioni proximum est. Die Weisen verbergen die Erkenntnis,²² aber der Mund des Toren ist der Beschämung nahe.²³ Sprichwörter Spr 24 10 14 22 Er spart das Wort seiner Einsicht auf die rechte Zeit und den rechten Ort. Sprichwörter Spr 24 10 14 23 Hebr.: ist naher Einsturz. Sprichwörter Spr 24 10 15 Substantia divitis, urbs fortitudinis ejus: pavor pauperum, egestas eorum. Die Habe des Reichen ist seine feste Stadt, der Schrecken der Armen ist ihre Dürftigkeit.²⁴ Sprichwörter Spr 24 10 15 24 Der Reichtum hat großen Nutzen, gebraucht man ihn recht; die (Bettel-) Armut ist an sich nichts Gutes; jener schützt vor sittlichen Gefahren, diese setzt manchen Schwierigkeiten aus. Sprichwörter Spr 24 10 16 Opus justi ad vitam: fructus autem impii ad peccatum. Das Wirken des Gerechten gereicht zum Leben, aber der Erwerb des Bösen zur Sünde.²⁵ Sprichwörter Spr 24 10 16 25 Der Böse verwendet den Überfluss nicht zu dankbarem Genusse und zum Wohltun, sondern zur Sünde: der Befriedigung der Lüste und der Bedrückung der Armen. Leben: Gegensatz zur Sünde, aber auch zum Verderben, das diese nach sich zieht. Sprichwörter Spr 24 10 17 Via vitæ, custodienti disciplinam: qui autem increpationes relinquit, errat. Den Weg des Lebens geht, wer Zucht bewahrt; wer aber Zurechtweisung hintansetzt, geht irre. Sprichwörter Spr 24 10 18 Abscondunt odium labia mendacia: qui profert contumeliam, insipiens est. Lügenhafte Lippen verbergen den Hass;²⁶ wer Schmähworte ausspricht, ist ein Tor.²⁷ Sprichwörter Spr 24 10 18 26 Hebr.: Wer Hass verbirgt, ist ein Lügenmaul. Vergl. [Spr 26,24]. Sprichwörter Spr 24 10 18 27 Die zweite Hälfte des Verses ist steigernd. Sprichwörter Spr 24 10 19 In multiloquio non deerit peccatum: qui autem moderatur labia sua prudentissimus est. Geschwätzigkeit²⁸ geht nicht ohne Sünde ab; wer aber seine Lippen zügelt, ist weise. Sprichwörter Spr 24 10 19 28 Unnütze, ziellose Reden. (Clem. v. Alex., Bernh.) Dieses erstickt alle guten Anmutungen. (Doroth.) Sprichwörter Spr 24 10 2 Nil proderunt thesauri impietatis: justitia vero liberabit a morte. Durch Unrecht erworbene Schätze bringen keinen Nutzen,² Gerechtigkeit aber befreit vom Tode.³ [Spr 11,4] Sprichwörter Spr 24 10 2 2 Dem Frevler, insbesondere retten sie ihn nicht aus dem Unheil, zumal dem plötzlichen, schrecklichen Tode und Gericht. (V. 25, 27) Vergl. [Spr 21,6]. Sprichwörter Spr 24 10 2 3 Die Gerechtigkeit als allumfassende Tugend befreit bisweilen von zeitlichen Tode (wie Noe, Lot), stets vom ewigen; auch gewährt sie langes Leben. Vergl. [Spr 11,4.19]. Sprichwörter Spr 24 10 20 Argentum electum, lingua justi: cor autem impiorum pro nihilo. Auserlesenes Silber ist die Zunge des Gerechten, aber das Herz der Gottlosen ist nichtig.²⁹ Sprichwörter Spr 24 10 20 29 Das Herz entspricht der Zunge. Sprichwörter Spr 24 10 21 Labia justi erudiunt plurimos: qui autem indocti sunt, in cordis egestate morientur. Die Lippen des Gerechten belehren viele; die aber, welche ungelehrig sind, sterben in der Verarmung des Geistes dahin.³⁰ Sprichwörter Spr 24 10 21 30 Hebr.: sterben an Unverstand. Der Gerechte lebt nicht nur sich selbst, sondern führt auch andere zum Leben. Toren können niemand Führer zum Leben werden, sie sind selbst Kinder des Todes durch ihren Unverstand. Sprichwörter Spr 24 10 22 Benedictio Domini divites facit, nec sociabitur eis afflictio. Der Segen des Herrn macht die Menschen reich und keine Trübsal wird solche treffen.³¹ Sprichwörter Spr 24 10 22 31 Der Segen des Herrn ist die vorzügliche Ursache des Reichtums. Was uns Bitteres zustößt, was Böses ist in uns, stammt nicht aus Gott, der nur Freude ohne Bitterkeit ist, sondern aus der Sünde. Sprichwörter Spr 24 10 23 Quasi per risum stultus operatur scelus: sapientia autem est viro prudentia. Wie zum Scherze begeht der Tor eine Schandtat, aber der weise Mann ist bedächtig.³² Sprichwörter Spr 24 10 23 32 Dem Toren (Gottlosen) erscheint das Törichte und Schlechte wie Selbstverständliches, der Einsichtige kann nicht anders als der Weisheit gemäß reden und handeln. Sprichwörter Spr 24 10 24 Quod timet impius, veniet super eum: desiderium suum justis dabitur. Was der Böse fürchtet,³³ das kommt über ihn; den Gerechten wird zuteil, was sie begehren. Sprichwörter Spr 24 10 24 33 Das Gericht. Sprichwörter Spr 24 10 25 Quasi tempestas transiens non erit impius: justus autem quasi fundamentum sempiternum. Wie ein Ungewitter dahinfährt,³⁴ so wird der Gottlose nicht mehr sein, der Gerechte aber ist wie ein fester Bau für die Ewigkeit.³⁵ Sprichwörter Spr 24 10 25 34 Bild des Strafgerichtes über die Gottlosen. Sprichwörter Spr 24 10 25 35 Die Windsbraut reißt den Frevler wie Spreu hinweg von seiner Stelle, so dass man nicht mehr weiß, wo er war, aber dem Frommen schadet sie nicht. Sprichwörter Spr 24 10 26 Sicut acetum dentibus, et fumus oculis, sic piger his, qui miserunt eum. Was Essig für die Zähne und Rauch für die Augen, das ist der Faule für die, welche ihn absenden.³⁶ Sprichwörter Spr 24 10 26 36 Er richtet den Auftrag entweder gar nicht aus oder nicht ordentlich und verursacht so Verdruss. Sprichwörter Spr 24 10 27 Timor Domini apponet dies: et anni impiorum breviabuntur. Die Furcht des Herrn mehrt die Lebenstage und die Jahre der Gottlosen werden verkürzt.³⁷ Sprichwörter Spr 24 10 27 37 Angabe dessen, was oft, nicht was immer geschieht. Sprichwörter Spr 24 10 28 Exspectatio justorum lætitia: spes autem impiorum peribit. Die Erwartung der Gerechten ist Freude, aber die Hoffnung der Gottlosen wird zunichte.³⁸ Sprichwörter Spr 24 10 28 38 Die Erwartung des Gerechten geht nicht zugrunde. Ihm steht Heil und Freude in Aussicht im Gericht, dem Frevler Zorn. Sprichwörter Spr 24 10 29 Fortitudo simplicis via Domini: et pavor his, qui operantur malum. Der Weg des Herrn ist die Stärke³⁹ des Unschuldigen, aber Schrecken für die, welche Böses tun. Sprichwörter Spr 24 10 29 39 Hebr.: Schutzwehr. Der Weg des Herrn ist der Weg, den Gott in seiner Weltregierung innehält. Sprichwörter Spr 24 10 3 Non affliget Dominus fame animam justi, et insidias impiorum subvertet. Der Herr lässt die Seele des Gerechten nicht von Hunger heimsuchen⁴ und die Nachstellungen der Gottlosen vereitelt er.⁵ Sprichwörter Spr 24 10 3 4 Septuag.: Sterben. Töricht sind, die durch Unrecht Reichtümer suchen, Gott entreißt sie ihnen und lässt sie dem Hunger anheimfallen. Übrigens besagt der Vers nur, was oft, nicht was immer geschieht. Im Alten Testamente waren den Juden zeitliche Güter verheißen; versagt Gott im Neuen Testamente den Frommen solche, um sie zu prüfen und zu heiligen, so gewährt er ihnen höhere, geistige Güter in desto reicherer Fülle. Sprichwörter Spr 24 10 3 5 Aber die Gier (das stärkste Verlangen) der Gottlosen stößt er zurück. Sprichwörter Spr 24 10 30 Justus in æternum non commovebitur: impii autem non habitabunt super terram. Der Gerechte wird nimmer wanken, die Gottlosen aber werden nicht im Lande wohnen bleiben.⁴⁰ Sprichwörter Spr 24 10 30 40 Vergl. [Lev 26]. Sprichwörter Spr 24 10 31 Os justi parturiet sapientiam: lingua pravorum peribit. Der Mund des Gerechten bringt Weisheit hervor,⁴¹ die Zunge der Verkehrten geht zugrunde.⁴² Sprichwörter Spr 24 10 31 41 Die Worte sind die Frucht der Gesinnung. Sprichwörter Spr 24 10 31 42 Bringt ihnen und anderen Verderben. Sprichwörter Spr 24 10 32 Labia justi considerant placita: et os impiorum perversa. Die Lippen des Gerechten merken auf das,⁴³ was wohlgefällig ist,⁴⁴ und der Mund des Gottlosen auf das, was verkehrt ist.⁴⁵ Sprichwörter Spr 24 10 32 43 Wissen zu reden. Sprichwörter Spr 24 10 32 44 Gott und Menschen: was recht ist. Sprichwörter Spr 24 10 32 45 Hebr.: ist eitel Verkehrtheit. Sprichwörter Spr 24 10 4 Egestatem operata est manus remissa: manus autem fortium divitias parat. Qui nititur mendaciis, hic pascit ventos, idem autem ipse sequitur aves volantes. Eine lässige Hand schafft Armut, aber die Hand der Starken⁶ erwirbt Reichtümer.⁷ Wer sich auf Lügen verlässt, weidet Winde und er selber läuft fliegenden Vögeln nach.⁸ Sprichwörter Spr 24 10 4 6 Der Fleißigen. Sprichwörter Spr 24 10 4 7 Dies ist in zeitlichen wie in geistigen Dingen wahr. Sprichwörter Spr 24 10 4 8 Dieser Teil des Verses ist Zusatz der Septuag. Winde weiden: sich unnütz und zum eigenen Verderben mühen. [Hos 12,1] Sprichwörter Spr 24 10 5 Qui congregat in messe, filius sapiens est: qui autem stertit æstate, filius confusionis. Wer in der Ernte⁹ sammelt, ist ein weiser Sohn; wer aber im Sommer schläft, ist ein Sohn der Schande.¹⁰ Sprichwörter Spr 24 10 5 9 Im Hebr. stehen die Worte Ernte, Sommer umgekehrt. Sprichwörter Spr 24 10 5 10 Ein nichtsnutziger Sohn. Sprichwörter Spr 24 10 6 Benedictio Domini super caput justi: os autem impiorum operit iniquitas. Der Segen¹¹ des Herrn kommt auf das Haupt des Gerechten, der Mund der Bösen aber birgt Unrecht.¹² Sprichwörter Spr 24 10 6 11 Alle Arten von Gütern. Sprichwörter Spr 24 10 6 12 Wenn sie etwas reden, ist meist der verhüllte Zweck Vergewaltigung. Deshalb trifft sie Fluch und Verderben. Ob dieser Teil des Verses ausschließlich in 11b gehört und die ursprünglich hierher gehörenden Worte verloren gegangen sind? Sprichwörter Spr 24 10 7 Memoria justi cum laudibus: et nomen impiorum putrescet. Das Andenken des Gerechten bleibt ruhmvoll,¹³ aber der Name der Gottlosen verwest.¹⁴ Sprichwörter Spr 24 10 7 13 Hebr.: in Segen. Sprichwörter Spr 24 10 7 14 Wird verworfen und mit Abscheu verfolgt. Sprichwörter Spr 24 10 8 Sapiens corde præcepta suscipit: stultus cæditur labiis. Wer weisen Herzens ist, nimmt Belehrungen an, ein törichter Schwätzer schlägt sich selbst.¹⁵ Sprichwörter Spr 24 10 8 15 Hebr.: Wer ein Narrenmaul hat, kommt zu Falle. Er redet nur Törichtes und hört auf nichts Weises. Sprichwörter Spr 24 10 9 Qui ambulat simpliciter, ambulat confidenter: qui autem depravat vias suas, manifestus erit. Wer in Unschuld wandelt,¹⁶ wandelt sicher; wer aber verkehrte Wege einschlägt, wird offenbar.¹⁷ Sprichwörter Spr 24 10 9 16 Wer in einfachem Gottvertrauen auf dem geraden Wege bleibt. Sprichwörter Spr 24 10 9 17 Man entdeckt seine Hintergedanken. Oder: er wird in Gottes Gericht offenbar. Sprichwörter Spr 24 0 1 b. Vorteile der Tugend, Nachteile des Lasters. (Kap. 11) Sprichwörter Spr 24 11 1 Statera dolosa, abominatio est apud Dominum: et pondus æquum, voluntas ejus. Eine betrügerische Waage ist vor dem Herrn ein Greuel, aber ein rechtes Gewicht sein Wohlgefallen. Sprichwörter Spr 24 11 10 In bonis justorum exsultabit civitas: et in perditione impiorum erit laudatio. Über das Glück der Gerechten freut sich die Stadt und beim Untergange der Gottlosen ertönt Frohlocken. Sprichwörter Spr 24 11 11 Benedictione justorum exaltabitur civitas: et ore impiorum subvertetur. Durch den Segen der Gerechten¹⁰ kommt eine Stadt empor, aber durch den Mund der Gottlosen wird ihr Untergang bereitet. Sprichwörter Spr 24 11 11 10 Die Segenswünsche, das fromme Beten und Tun der Gerechten. Sprichwörter Spr 24 11 12 Qui despicit amicum suum, indigens corde est: vir autem prudens tacebit. Wer seinen Freund¹¹ verachtet,¹² ist ohne Verstand; aber der Kluge schweigt still. Sprichwörter Spr 24 11 12 11 Nächsten. Sprichwörter Spr 24 11 12 12 Durch Schmähung. Sprichwörter Spr 24 11 13 Qui ambulat fraudulenter, revelat arcana: qui autem fidelis est animi, celat amici commissum. Wer trügerisch wandelt,¹³ deckt Geheimnisse auf; aber wer ein zuverlässiges Herz hat, verbirgt, was der Freund ihm anvertraut hat.¹⁴ Sprichwörter Spr 24 11 13 13 Hebr.: Wer als Verleumder umhergeht. Sprichwörter Spr 24 11 13 14 Hebr. allgemeiner: eine Sache. Sprichwörter Spr 24 11 14 Ubi non est gubernator, populus corruet: salus autem, ubi multa consilia. Wo kein Herrscher ist, geht das Volk zugrunde; aber wohl steht es, wo viel Beratung statthat.¹⁵ Sprichwörter Spr 24 11 14 15 Wo der König seine Ratgeber befragt. Sprichwörter Spr 24 11 15 Affligetur malo, qui fidem facit pro extraneo: qui autem cavet laqueos, securus erit. Von Unglück wird getroffen, wer für einen Fremden¹⁶ Bürgschaft leistet; wer aber Verbindlichkeiten meidet, lebt sicher. Sprichwörter Spr 24 11 15 16 Für einen anderen, wenn keine Notwendigkeit vorhanden, sondern eher zu befürchten ist, dass jener aus Schlechtigkeit oder Zahlungsunfähigkeit im Stich lässt. Vergl. [Spr 6,1]. Sprichwörter Spr 24 11 16 Mulier gratiosa inveniet gloriam: et robusti habebunt divitias. Eine holdselige Frau erlangt Ehre und die Mächtigen erhalten Reichtum.¹⁷ Sprichwörter Spr 24 11 16 17 Ehre und Reichtum sind geschätzte Güter. Doch nicht nur durch Gewalt erlangt man solche. Sprichwörter Spr 24 11 17 Benefacit animæ suæ vir misericors: qui autem crudelis est, etiam propinquos abjicit. Der erweist sich selbst Gutes, der barmherzig ist; wer aber grausam ist, stößt auch die Nächsten von sich.¹⁸ Sprichwörter Spr 24 11 17 18 Hebr.: Tut seinem eigenen Fleische wehe. Es wird auf die Strafe hingewiesen, die Gott verhängt. Vulg. im gleichen Sinne: verfährt unbarmherzig gegen seine Verwandten. Sprichwörter Spr 24 11 18 Impius facit opus instabile: seminanti autem justitiam merces fidelis. Was der Böse tut, hat keinen Bestand;¹⁹ wer aber Gerechtigkeit sät, dem wird dauernde Vergeltung zuteil. Sprichwörter Spr 24 11 18 19 Entweder verliert er es bald im Leben oder doch sicher im Tode. Sprichwörter Spr 24 11 19 Clementia præparat vitam: et sectatio malorum mortem. Die Güte²⁰ führt zum Leben, aber dem Bösen nachjagen, bringt den Tod. Sprichwörter Spr 24 11 19 20 Hebr.: Echte Gerechtigkeit. Sprichwörter Spr 24 11 2 Ubi fuerit superbia, ibi erit et contumelia: ubi autem est humilitas, ibi et sapientia. Wo Hochmut ist,¹ da wird auch Schande sein; wo aber Demut ist,² da auch Weisheit. Sprichwörter Spr 24 11 2 1 Und dieser ist Torheit. Sprichwörter Spr 24 11 2 2 Und diese bringt Ehre. Sprichwörter Spr 24 11 20 Abominabile Domino cor pravum: et voluntas ejus in iis, qui simpliciter ambulant. Ein Greuel für den Herrn ist ein verkehrtes Herz, aber sein Wohlgefallen hat er an denen, deren Wandel lauter ist. Sprichwörter Spr 24 11 21 Manus in manu non erit innocens malus: semen autem justorum salvabitur Hand an Hand!²¹ Der Böse bleibt nicht ungestraft, doch das Geschlecht der Gerechten wird gerettet. Sprichwörter Spr 24 11 21 21 Dunkle, sprichwörtliche Redeweise. Entweder: die Hand darauf, oder: durch alle Geschlechter bleibt der Böse usw. Sprichwörter Spr 24 11 22 Circulus aureus in naribus suis, mulier pulchra et fatua. Wie ein Ring von Gold in der Nase eines Schweines ist ein schönes, doch törichtes Weib.²² Sprichwörter Spr 24 11 22 22 Hebr.: ein schönes Weib, aber abgewichen vom reinem Sinne. Sprichwörter Spr 24 11 23 Desiderium justorum omne bonum est: præstolatio impiorum furor. Das Verlangen der Gerechten ist lauter Gutes,²³ das Hoffen der Gottlosen Zorn.²⁴ Sprichwörter Spr 24 11 23 23 Ist auch nichts als auf Gutes gerichtet und geht darum in Erfüllung. Sprichwörter Spr 24 11 23 24 Sie hoffen auf anderes, aber was ihnen zuteil wird, ist Zorngericht. Sprichwörter Spr 24 11 24 Alii dividunt propria, et ditiores fiunt: alii rapiunt non sua, et semper in egestate sunt. Manche teilen das Ihrige aus und werden dabei reicher; andere rauben, was ihnen nicht gehört, und sind doch stets in Not.²⁵ Sprichwörter Spr 24 11 24 25 Hebr.: Mancher hält das (ihm und andern) Gebührende zurück, aber es gereicht ihm zur Verarmung. Sprichwörter Spr 24 11 25 Anima, quæ benedicit, impinguabitur: et qui inebriat, ipse quoque inebriabitur. Eine Seele, die segnet,²⁶ wird reichlich gesättigt werden; und wer reichlich labt, wird auch selbst reichlich gelabt werden. Sprichwörter Spr 24 11 25 26 Spendet. Sprichwörter Spr 24 11 26 Qui abscondit frumenta, maledicetur in populis: benedictio autem super caput vendentium. Wer Korn verbirgt,²⁷ wird von dem Volke verflucht werden; aber Segen kommt auf das Haupt derer, die es verkaufen. Sprichwörter Spr 24 11 26 27 In Palästina herrscht oft Trockenheit, deshalb war Kornwucher ein lohnendes Geschäft. [Am 4,4-8] Sprichwörter Spr 24 11 27 Bene consurgit diluculo qui quærit bona: qui autem investigator malorum est, opprimetur ab eis. Gut steht auf am Morgen, wer dem Guten nachstrebt;²⁸ wer aber nach Bösem trachtet, wird von diesem erdrückt werden. Sprichwörter Spr 24 11 27 28 Hebr.: Wer sich um Gutes bemüht, sucht, was (Gott) wohlgefällig ist. Sprichwörter Spr 24 11 28 Qui confidit in divitiis suis, corruet: justi autem quasi virens folium germinabunt. Wer sich auf seinen Reichtum verlässt, wird fallen; aber wie ein grünendes Laub werden die Gerechten sprossen. Sprichwörter Spr 24 11 29 Qui conturbat domum suam, possidebit ventos: et qui stultus est, serviet sapienti. Wer sein Haus in Verwirrung bringt, wird Wind erben und ein Tor wird des Weisen Knecht.²⁹ Sprichwörter Spr 24 11 29 29 Wer den Seinen nicht gibt, was sie brauchen, um Kraft und Freudigkeit zu erhalten, dem geht oft durch Lässigkeit der Seinen mehr verloren, als er durch Sparen gewonnen, so dass er selbst aus Armut sich als Schuldsklaven verkaufen muss. Sprichwörter Spr 24 11 3 Simplicitas justorum diriget eos: et supplantatio perversorum vastabit illos. Die Lauterkeit der Gerechten³ leitet dieselben, die Hinterlist der Verkehrten aber stürzt diese ins Verderben. Sprichwörter Spr 24 11 3 3 Die Einfalt seines Wandels in hoffendem Aufblick zu Gott, dem Vergelter. Sprichwörter Spr 24 11 30 Fructus justi lignum vitæ: et qui suscipit animas, sapiens est. Die Frucht des Gerechten ist ein Baum des Lebens,³⁰ und wer Seelen aufnimmt, ist weise.³¹ Sprichwörter Spr 24 11 30 30 Anspielung auf [Gen 2,9]. Sein Reden und Tun wirkt belebend auf andere, führt sie zum Leben, das durch Weisheit und Gerechtigkeit erlangt wird. Sprichwörter Spr 24 11 30 31 Besser Septuag.: dagegen das Leben raubt ungerechtes Gut. Sprichwörter Spr 24 11 31 Si justus in terra recipit, quanto magis impius et peccator? Wenn den Gerechten auf Erden vergolten wird,³² um wieviel mehr den Gottlosen und Sündern! Sprichwörter Spr 24 11 31 32 Mit Strafe? Dies legt 31b nahe. Die Septuag. gibt vielmehr eine Erklärung als Übersetzung, [1Petr 4,18] folgt ihrer Wiedergabe. Sprichwörter Spr 24 11 4 Non proderunt divitiæ in die ultionis: justitia autem liberabit a morte. Nichts nützt Reichtum am Tage des Strafgerichts, aber Gerechtigkeit rettet vor dem Tode. [Spr 10,2] Sprichwörter Spr 24 11 5 Justitia simplicis diriget viam ejus: et in impietate sua corruet impius. Die Gerechtigkeit des Schuldlosen ebnet dessen Weg,⁴ aber der Frevler fällt durch seine eigene Bosheit. Sprichwörter Spr 24 11 5 4 Vergl. [Spr 3,6]. Sprichwörter Spr 24 11 6 Justitia rectorum liberabit eos: et in insidiis suis capientur iniqui. Die Gerechtigkeit der Rechtschaffenen rettet diese, aber die Gottlosen werden in ihren eigenen Anschlägen gefangen.⁵ Sprichwörter Spr 24 11 6 5 Hebr.: aber durch die eigene Gier werden die Treulosen gefangen (im Gericht). Sprichwörter Spr 24 11 7 Mortuo homine impio, nulla erit ultra spes: et exspectatio sollicitorum peribit. Stirbt ein böser Mensch, so ist alle Hoffnung dahin und die Erwartung der ängstlich Besorgten⁶ wird zunichte.⁷ Sprichwörter Spr 24 11 7 6 Hebr.: der Nichtswürdigen. Sprichwörter Spr 24 11 7 7 Der erste Teil des Verses enthält als Konsequenz die Hoffnung ewigen Lebens, wie die Septuag. zum Ausdruck bringt: Wenn der gerechte stirbt, hört seine Hoffnung nicht auf. Der Böse hat im Jenseits nichts mehr zu hoffen, er hat sein Gutes hier auf Erden gehabt. V. 4 und 23 weisen auf den göttlichen Grimm hin, V. 21 besagt, dass der Böse nicht ungestraft bleibt. Wohl wusste man, dass Gottes Anschauung nicht vor der Ankunft des Erlösers den gerechten zuteil wird, aber dennoch dämmerte bereits im Alten Testamente die Erkenntnis des seligen Lebens. Vergl. [Weish 3,18]. Sprichwörter Spr 24 11 8 Justus de angustia liberatus est: et tradetur impius pro eo. Der Gerechte wird aus der Bedrängnis befreit und der Gottlose wird an seiner Statt preisgegeben.⁸ Sprichwörter Spr 24 11 8 8 Zur Wiedervergeltung. Sprichwörter Spr 24 11 9 Simulator ore decipit amicum suum: justi autem liberabuntur scientia. Der Heuchler bereitet mit dem Munde seinem Freunde Trug,⁹ aber die Gerechten werden durch ihre Weisheit befreit. Sprichwörter Spr 24 11 9 9 Hebr.: durch sein reden richtet der Ruchlose seinen Nächsten zugrunde. Sprichwörter Spr 24 0 1 c. Zucht, Gerechtigkeit, Belohnung des Guten, Bestrafung des Bösen. (Kap. 12) Sprichwörter Spr 24 12 1 Qui diligit disciplinam, diligit scientiam: qui autem odit increpationes, insipiens est. Wer Zucht liebt, liebt Erkenntnis; wer aber Rüge hasst, ist ein Tor. Sprichwörter Spr 24 12 10 Novit justus jumentorum suorum animas: viscera autem impiorum crudelia. Der Gerechte kennt auch das Begehren seines Viehes, aber das Herz der Gottlosen ist unbarmherzig. Sprichwörter Spr 24 12 11 Qui operatur terram suam, satiabitur panibus: qui autem sectatur otium, stultissimus est. Qui suavis est in vini demorationibus, in suis munitionibus relinquit contumeliam. Sprichwörter Spr 24 12 12 Desiderium impii munimentum est pessimorum: radix autem justorum proficiet. Das Verlangen des Gottlosen ist ein Bollwerk für die Bösen,¹⁵ aber die Wurzel der Gerechten gedeiht. Sprichwörter Spr 24 12 12 15 Nach anderen: Der Frevel ist das Netz des Bösen, oder: die Bösen gelüstet nach dem Fange der Bösen. (Einer will dem andern seine Beute abjagen, so ist kein Friede unter ihnen.) Sprichwörter Spr 24 12 13 Propter peccata labiorum ruina proximat malo: effugiet autem justus de angustia. Wegen der Sünden der Lippen naht der Fall für den Bösen,¹⁶ der Gerechte aber entgeht der Bedrängnis.¹⁷ Sprichwörter Spr 24 12 13 16 Hebr.: In der Lippe Vergehung liegt ein böser Fallstrick. Sprichwörter Spr 24 12 13 17 Die Septuag. hat hier einen Zusatz, wohl Glosse zu V. 14. Sprichwörter Spr 24 12 14 De fructu oris sui unusquisque replebitur bonis, et juxta opera manuum suarum retribuetur ei. Von der Frucht, die eines jeden Mund gibt, sättigt er sich am Guten¹⁸ und nach dem, was seine Hände vollbringen, wird ihm vergolten.¹⁹ Sprichwörter Spr 24 12 14 18 Die gute Frucht, die jemand durch weise, verständige Reden zu Werke bringt, gereicht ihm zum Segen. Sprichwörter Spr 24 12 14 19 Vergl. [Offb 14,13]. Sprichwörter Spr 24 12 15 Via stulti recta in oculis ejus: qui autem sapiens est, audit consilia. Der Weg des Toren ist der rechte in seinen Augen; wer aber weise ist, hört auf Rat. Sprichwörter Spr 24 12 16 Fatuus statim indicat iram suam: qui autem dissimulat injuriam, callidus est. Der Tor lässt alsbald seinen Zorn merken; wer sich aber die Unbill nicht anmerken lässt, ist klug. Sprichwörter Spr 24 12 17 Qui quod novit loquitur, index justitiæ est: qui autem mentitur, testis est fraudulentus. Wer sagt, was er weiß, spricht, was recht ist; wer aber lügt, ist ein trügerischer Zeuge.²⁰ Sprichwörter Spr 24 12 17 20 Hebr.: Wer die Wahrheit spricht, sagt (immer) was recht (gerade) ist; ein lügenhafter Zeuge aber Trug. Sprichwörter Spr 24 12 18 Est qui promittit, et quasi gladio pungitur conscientiæ: lingua autem sapientium sanitas est. Manche versprechen und werden darnach wie mit Schwertstreich des Gewissens durchbohrt,²¹ aber die Zunge der Weisen bringt Heilung. Sprichwörter Spr 24 12 18 21 Wen sie unbesonnen versprochen haben. Hebr.: Mancher schwatzt, als wären es Stacheln des Schwertes: er fährt mit allem so heraus, dass die Hörer wie von scharfen Stacheln verletzt werden. Sprichwörter Spr 24 12 19 Labium veritatis firmum erit in perpetuum: qui autem testis est repentinus, concinnat linguam mendacii. Wahrhaftige Lippen bestehen auf immer, ein vorschneller Zeuge aber spitzt die Zunge zu Lügen.²² Sprichwörter Spr 24 12 19 22 Hebr.: Aber nur einen Augenblick die Lügenzunge. Sprichwörter Spr 24 12 2 Qui bonus est, hauriet gratiam a Domino: qui autem confidit in cogitationibus suis, impie agit. Wer gut ist, wird von dem Herrn Gnade erlangen; wer aber auf seine eigenen Gedanken baut, handelt gottlos.¹ Sprichwörter Spr 24 12 2 1 Hebr.: Aber den Mann der Ränke verdammt er. (Jahve) Sprichwörter Spr 24 12 20 Dolus in corde cogitantium mala: qui autem pacis ineunt consilia, sequitur eos gaudium. Trug ist im Herzen derer, die auf Böses sinnen;²³ denen aber, die zum Frieden raten, wird Freude zuteil. Sprichwörter Spr 24 12 20 23 Zunächst Betrügen anderer, dann ihrer selbst und damit Schädigung. Sprichwörter Spr 24 12 21 Non contristabit justum quidquid ei acciderit: impii autem replebuntur malo. Den Gerechten beugt nichts nieder, was ihm auch widerfährt;²⁴ die Gottlosen aber werden mit Unglück überhäuft. Sprichwörter Spr 24 12 21 24 Hebr.: Nicht widerfährt dem Gerechten irgend ein Unheil. Den Gerechten treffen keine Strafen Gottes. Was ihm also etwa Bitteres zustößt, ist nicht Finsternis, sondern Gnade und Licht für ihn, die sein Herz läutern und erheben. Auch der physische Schmerz bringt Bewährung. Sprichwörter Spr 24 12 22 Abominatio est Domino labia mendacia: qui autem fideliter agunt, placent ei. Lügenhafte Lippen sind dem Herrn ein Greuel; die aber Treue üben, gefallen ihm. Sprichwörter Spr 24 12 23 Homo versutus celat scientiam: et cor insipientium provocat stultitiam. Ein kluger Mann verbirgt seine Einsicht, aber der Toren Herz ruft Narrheit aus. Sprichwörter Spr 24 12 24 Manus fortium dominabitur: quæ autem remissa est, tributis serviet. Die Hand der Starken²⁵ wird herrschen; die lässige aber muss zinsbar werden. Sprichwörter Spr 24 12 24 25 Der Fleißigen. Sprichwörter Spr 24 12 25 Mror in corde viri humiliabit illum, et sermone bono lætificabitur. Gram im Herzen des Mannes drückt ihn nieder,²⁶ aber ein gutes Wort erfreut ihn. Sprichwörter Spr 24 12 25 26 Hebr.: Ist Kummer in eines Menschen Herz, drückt er es nieder. Sprichwörter Spr 24 12 26 Qui negligit damnum propter amicum, justus est: iter autem impiorum decipiet eos. Wer um seines Freundes willen einen Schaden nicht achtet, ist gerecht,²⁷ aber der Gottlosen Weg führt sie irre. Sprichwörter Spr 24 12 26 27 Hebr.: reicher als sein Nachbar, der mit Recht und Unrecht sich zu bereichern sucht. Sprichwörter Spr 24 12 27 Non inveniet fraudulentus lucrum: et substantia hominis erit auri pretium. Ein Betrüger wird keinen Gewinn finden, aber die Habe des Mannes ist Goldes wert.²⁸ Sprichwörter Spr 24 12 27 28 Hebr.: Der Lässige hascht seine Beute nicht, aber ein köstliches Gut für den Menschen ist der Fleiß. Sprichwörter Spr 24 12 28 In semita justitiæ, vita: iter autem devium ducit ad mortem. Auf dem Pfade der Gerechtigkeit ist Leben, aber der Abweg führt zum Tode. Sprichwörter Spr 24 12 3 Non roborabitur homo ex impietate: et radix justorum non commovebitur. Niemand hat durch Frevel Bestand, aber die Wurzel der Gerechten bleibt unerschütterlich.² Sprichwörter Spr 24 12 3 2 Der gerechte hat seine Wurzel in Gott, ihn kann kein Sturm entwurzeln, anders der Sünder. Sprichwörter Spr 24 12 4 Mulier diligens, corona est viro suo: et putredo in ossibus ejus, quæ confusione res dignas gerit. Eine fleißige³ Frau ist die Krone⁴ ihres Mannes; aber die, welche Schmachwürdiges tut, ist wie Fäulnis⁵ in seinen Gebeinen. Sprichwörter Spr 24 12 4 3 Eine tüchtige Frau. Sprichwörter Spr 24 12 4 4 Die Krone ist Sinnbild der Ehre und des Ruhmes. Sprichwörter Spr 24 12 4 5 Wurmfraß. Sprichwörter Spr 24 12 5 Cogitationes justorum judicia: et consilia impiorum fraudulenta: Die Gedanken⁶ der Gerechten gehen auf Recht, aber die Pläne der Bösen auf Betrug.⁷ Sprichwörter Spr 24 12 5 6 Schon die Gedanken, wie viel mehr ihre Worte und Taten zielen auf Gerechtigkeit. Sprichwörter Spr 24 12 5 7 Sie sind nichtig in sich und führen deshalb zum Unheil. Sprichwörter Spr 24 12 6 Verba impiorum insidiantur sanguini: os justorum liberabit eos. Die Reden der Bösen lauern auf Blut,⁸ der Mund der Gerechten befreit diese.⁹ Sprichwörter Spr 24 12 6 8 Sind mordgierig, führen Tücke im Schilde. Sprichwörter Spr 24 12 6 9 Die Geraden oder die durch die Mordgier bedrohten Unschuldigen. Sprichwörter Spr 24 12 7 Verte impios, et non erunt: domus autem justorum permanebit. Wende die Gottlosen um,¹⁰ und sie sind nicht mehr;¹¹ aber das Haus der Gerechten hat Bestand. Sprichwörter Spr 24 12 7 10 Hebr.: wenden sich die Frevler, oder: werden die Frevler umgewendet. Sprichwörter Spr 24 12 7 11 Die Furcht vor Unglück soll helfen zum Guten. Sprichwörter Spr 24 12 8 Doctrina sua noscetur vir: qui autem vanus et excors est, patebit contemptui. Man kennt den Mann aus seiner Lehre;¹² wer aber eitel und töricht ist,¹³ setzt sich der Verachtung aus. Sprichwörter Spr 24 12 8 12 Aus seiner praktischen Lehre, Klugheit im Reden und Handeln. Hebr.: Nach dem Maß seiner Klugheit wird ein Mann gepriesen. Sprichwörter Spr 24 12 8 13 Hebr.: verschrobenen Herzens ist. Sprichwörter Spr 24 12 9 Melior est pauper et sufficiens sibi, quam gloriosus et indigens pane. Besser ist es, arm und genügsam zu sein, als groß zu tun und kein Brot zu haben. [Sir 10,30] Sprichwörter Spr 24 0 1 d. Verschiedene Lebensregeln. (Kap. 13) Sprichwörter Spr 24 13 1 Filius sapiens, doctrina patris: qui autem illusor est, non audit cum arguitur. Ein weiser Sohn ist die Lehre seines Vaters,¹ aber ein Spötter hört nicht, wenn er gewarnt wird. Sprichwörter Spr 24 13 1 1 Hebr.: Zucht seines Vaters. Er zeigt sie in seinen Handlungen. Sprichwörter Spr 24 13 10 Inter superbos semper jurgia sunt: qui autem agunt omnia cum consilio, reguntur sapientia. Unter den Hoffärtigen ist immer Hader;¹² die sich aber raten lassen, werden von der Weisheit geleitet.¹³ Sprichwörter Spr 24 13 10 12 Hebr.: Nichts verursacht man bei Übermut als Zank. Sprichwörter Spr 24 13 10 13 Hebr.: ist Weisheit. Sprichwörter Spr 24 13 11 Substantia festinata minuetur: quæ autem paulatim colligitur manu, multiplicabitur. In Eile zusammengeraffter Reichtum nimmt ab, der aber nach und nach mit Fleiß erworbene mehrt sich. Sprichwörter Spr 24 13 12 Spes, quæ differtur, affligit animam: lignum vitæ desiderium veniens. Hoffnung, die hingehalten wird, macht der Seele Pein, ein Baum des Lebens ist erfüllter Wunsch. Sprichwörter Spr 24 13 13 Qui detrahit alicui rei, ipse se in futurum obligat: qui autem timet præceptum, in pace versabitur. Animæ dolosæ errant in peccatis: justi autem misericordes sunt, et miserantur. Wer eine Sache schmäht, bindet sich für die Zukunft; wer aber das Gebot fürchtet, wird im Frieden wandeln.¹⁴ Ränkevolle Seelen irren in Sünden¹⁵ umher, Gerechte aber sind barmherzig und haben Mitleid.¹⁶ Sprichwörter Spr 24 13 13 14 Hebr.: Wer das (göttliche) Wort geringschätzend behandelt, wird ihm (ihm fehlt in Sept.) verpfändet: verschuldet sich ihm gegenüber und fällt der Strafe anheim. Er macht sich zum Schuldner des künftigen göttlichen Gerichtes; wer aber das Gebot fürchtet, wird hier und dort Frieden haben. (Beda) Sprichwörter Spr 24 13 13 15 Und Unglück. Sprichwörter Spr 24 13 13 16 Der zweite Teil des Verses Ränkevollen usw. fehlt in unserem hebr. Texte. Sprichwörter Spr 24 13 14 Lex sapientis fons vitæ, ut declinet a ruina mortis. Die Unterweisung des Weisen ist eine Quelle des Lebens, um dem Verderben des Todes zu entgehen. Sprichwörter Spr 24 13 15 Doctrina bona dabit gratiam: in itinere contemptorum vorago. Gute Lehre¹⁷ verschafft Gunst, der Weg der Verächter führt in den Abgrund. Sprichwörter Spr 24 13 15 17 Hebr.: Einsicht. Sprichwörter Spr 24 13 16 Astutus omnia agit cum consilio: qui autem fatuus est, aperit stultitiam. Ein kluger Mann tut alles mit Überlegung; wer aber ein Tor ist, gibt seine Torheit kund.¹⁸ Sprichwörter Spr 24 13 16 18 Der Kluge handelt, der Tor redet; der Kluge handelt stets besonnen, der Tor redet beständig Törichtes. Sprichwörter Spr 24 13 17 Nuntius impii cadet in malum: legatus autem fidelis, sanitas. Der Bote des Gottlosen fällt ins Unglück, aber ein treuer Bote bringt Heilung.¹⁹ Sprichwörter Spr 24 13 17 19 Ist heilsam, für den Sendenden, da dieser sicher sein darf, dass seine Botschaft ausgerichtet wird. Sprichwörter Spr 24 13 18 Egestas, et ignominia ei, qui deserit disciplinam: qui autem acquiescit arguenti, glorificabitur. Armut und Schmach treffen den, der sich der Zucht entzieht; wer aber Zurechtweisung annimmt, kommt zu Ehren. Sprichwörter Spr 24 13 19 Desiderium si compleatur, delectat animam: detestantur stulti eos, qui fugiunt mala. Wird ein Begehren erfüllt, so freut sich die Seele; Toren verabscheuen jene, welche das Böse fliehen.²⁰ Sprichwörter Spr 24 13 19 20 Hebr.: vom Bösen zu lassen, ist dem Toren ein Greuel. Vers 19b ist ein besonderer Fall zu Vers 19a. Jeder Wunsch gewährt Befriedigung, wenn er erfüllt wird, darum suchen die Toren stets diese Befriedigung im Gegenstande ihrer Wünsche, dem Bösen. Doch Glück und Nutzen bleiben nicht dauernd, sind sie nicht auf die Tugend gegründet. Sprichwörter Spr 24 13 2 De fructu oris sui homo satiabitur bonis: anima autem prævaricatorum iniqua. Von der Frucht seines Mundes sättigt sich der Mensch an Gutem, die Seele der Frevler aber ist ungerecht.² Sprichwörter Spr 24 13 2 2 Hebr.: Die Gier der Frevler ist Gewalttat (ungerechter Erwerb). Nach anderen: Sie wollen andere schädigen, kommen aber selber zu Schaden. Vergl. [Spr 12,14]. Sprichwörter Spr 24 13 20 Qui cum sapientibus graditur, sapiens erit: amicus stultorum similis efficietur. Wer mit Weisen umgeht, wird weise; der Freund der Toren wird ihnen gleich.²¹ Sprichwörter Spr 24 13 20 21 Hebr.: dem ergeht es schlecht. Sprichwörter Spr 24 13 21 Peccatores persequitur malum: et justis retribuentur bona. Die Sünder verfolgt Unglück, aber den Gerechten wird mit Gutem vergolten.²² Sprichwörter Spr 24 13 21 22 Hebr.: lohnt er (Gott). Sprichwörter Spr 24 13 22 Bonus relinquit heredes filios, et nepotes: et custoditur justo substantia peccatoris. Der Gute hinterlässt als Erben seine Söhne und Enkel, und für den Gerechten wird die Habe des Sünders aufbewahrt. Sprichwörter Spr 24 13 23 Multi cibi in novalibus patrum: et aliis congregantur absque judicio. Speise in Fülle bringt das neue Ackerland der Väter,²³ aber für andere wird sie ohne Recht gesammelt.²⁴ Sprichwörter Spr 24 13 23 23 Hebr.: Neubruch der Armen. Sprichwörter Spr 24 13 23 24 Hebr.: Doch mancher wird hinweggerafft durch Unglück. Die Stelle ist schwerlich unversehrt. Wie er lautet, kann der Text bedeuten: Guter, urbar gemachter Boden ist im Besitz der Wohlhabenden, der Arme kann es höchstens auf ein Stück unbebaut liegenden Ackers bringen. Auf dies muss er viel Arbeit verwenden, aber er erntet auch reich, da Gott jenes segnet. Sprichwörter Spr 24 13 24 Qui parcit virgæ, odit filium suum: qui autem diligit illum, instanter erudit. Wer die Rute spart, hasst seinen Sohn; wer ihn aber lieb hat, hält ihn beständig in der Zucht. [Spr 23,13] Sprichwörter Spr 24 13 25 Justus comedit, et replet animam suam: venter autem impiorum insaturabilis. Der Gerechte isst, bis er satt ist; der Gottlosen Bauch aber kennt kein Genügen.²⁵ Sprichwörter Spr 24 13 25 25 Hebr.: Der Gerechte hat zu essen, dass seine Seele satt wird, aber der Gottlosen Leib hat Mangel. Sprichwörter Spr 24 13 3 Qui custodit os suum, custodit animam suam: qui autem inconsideratus est ad loquendum, sentiet mala. Wer seinen Mund hütet, bewahrt sein Leben; wer aber unbedachtsam im Reden ist, dem ergeht es übel. Sprichwörter Spr 24 13 4 Vult et non vult piger: anima autem operantium impinguabitur. Der Faule will und will doch nicht,³ aber die Seele der Arbeitsamen wird reichlich gesättigt. Sprichwörter Spr 24 13 4 3 Hebr.: Gelüsten trägt, doch ohne Sättigung, des Faulen Seele. Sprichwörter Spr 24 13 5 Verbum mendax justus detestabitur: impius autem confundit, et confundetur. Der Gerechte verabscheut lügenhafte Reden, doch der Gottlose macht andere zuschanden und wird selbst zuschanden.⁴ Sprichwörter Spr 24 13 5 4 Hebr.: doch der Frevler treibt es schmählich und nichtswürdig. Sept.: Doch der Gottlose wird beschämt und wird nicht frei reden dürfen. Sprichwörter Spr 24 13 6 Justitia custodit innocentis viam: impietas autem peccatorem supplantat. Die Gerechtigkeit behütet den Weg des Unschuldigen, aber die Gottlosigkeit bringt den Sünder zum Falle.⁵ Sprichwörter Spr 24 13 6 5 Hebr.: Der Gerechte behütet seine Unschuld, die Bosheit ist für den Gottlosen ein Strick unter seine Füße (bringt ich zu Falle). Dieser Vers fehlt in der Sept. Sprichwörter Spr 24 13 7 Est quasi dives cum nihil habeat: et est quasi pauper, cum in multis divitiis sit. Mancher scheint⁶ reich⁷ und hat doch nichts, ein anderer scheint⁸ arm und hat doch großen Reichtum. Sprichwörter Spr 24 13 7 6 Hebr.: stellt sich. Sprichwörter Spr 24 13 7 7 Um geachtet zu werden und Kredit zu haben. Sprichwörter Spr 24 13 7 8 Hebr.: stellt sich (wohl aus Geiz). Sprichwörter Spr 24 13 8 Redemptio animæ viri, divitiæ suæ: qui autem pauper est, increpationem non sustinet. Mancher kauft mit seinem Reichtum sein Leben los;⁹ wer aber arm ist, hat keine Drohung zu erleiden.¹⁰ Sprichwörter Spr 24 13 8 9 Im geistigen Sinne: mit Almosen. Sprichwörter Spr 24 13 8 10 Vielleicht bezieht sich die erste Hälfte des Verses auf das Erscheinen vor Gericht oder den Überfall von Räubern, von deren Seite der Arme nichts zu befürchten hat. Sprichwörter Spr 24 13 9 Lux justorum lætificat: lucerna autem impiorum exstinguetur. Das Licht der Gerechten erfreut,¹¹ aber die Leuchte der Gottlosen erlischt. Sprichwörter Spr 24 13 9 11 Hebr.: brennt lustig. Das Licht ist das Bild des Glückes. Sprichwörter Spr 24 0 1 e. Lob der Klugheit in der Haushaltung und im gesellschaftlichen Leben. (Kap. 14) Sprichwörter Spr 24 14 1 Sapiens mulier ædificat domum suam: insipiens exstructam quoque manibus destruet. Eine weise Frau bringt ihr Haus empor, eine Törin reißt das emporgebrachte mit ihren eigenen Händen wieder ein. Sprichwörter Spr 24 14 10 Cor quod novit amaritudinem animæ suæ, in gaudio ejus non miscebitur extraneus. Ein Herz, das die Bitterkeit seiner eigenen Seele kennen gelernt hat, in dessen Freude kann sich kein Fremder mischen.¹² Sprichwörter Spr 24 14 10 12 Wie mit dem Kummer, so ist es mit der Freude: nur der fühlt sie am innigsten, den sie angehen. Nach anderen ist der Text nach Sept. und Hebr. zu geben: Wer nicht vergisst, was er schon erlitten, bleibt im Glücke frei von Hochmut. Sprichwörter Spr 24 14 11 Domus impiorum delebitur: tabernacula vero justorum germinabunt. Das Haus der Gottlosen wird vertilgt, aber die Wohnungen der Gerechten werden aufblühen. Sprichwörter Spr 24 14 12 Est via, quæ videtur homini justa: novissima autem ejus deducunt ad mortem. Mancher Weg, welcher dem Menschen der rechte scheint, führt doch am Ende zum Tode. Sprichwörter Spr 24 14 13 Risus dolore miscebitur, et extrema gaudii luctus occupat. Das Lachen ist mit Schmerz gemischt und auf die Freude folgt zuletzt Traurigkeit. Sprichwörter Spr 24 14 14 Viis suis replebitur stultus, et super eum erit vir bonus. An seinen Wegen wird der Tor satt, über ihm aber steht der Gute.¹³ Sprichwörter Spr 24 14 14 13 Hebr.: Von seinen Wegen wird satt, wer abtrünnigen Herzens (wer von Gott abgefallen ist), und von seinen Handlungen ein guter Mensch. Vulg.: Weit mehr Freude als der Tor auf seinen Wegen, findet der Fromme in der Gerechtigkeit. Sprichwörter Spr 24 14 15 Innocens credit omni verbo: astutus considerat gressus suos. Filio doloso nihil erit boni: servo autem sapienti prosperi erunt actus, et dirigetur via ejus. Der Einfältige glaubt jedem Worte; der Kluge gibt acht, wohin er schreitet. Ein arglistiger Sohn¹⁴ hat nichts Gutes zu hoffen, aber einem weisen Knechte werden seine Arbeiten gelingen und sein Weg wird recht sein. Sprichwörter Spr 24 14 15 14 Das Folgende ist ein Zusatz, der im Hebr. fehlt, sich aber in der Septuag. 13,13 findet. Sprichwörter Spr 24 14 16 Sapiens timet, et declinat a malo: stultus transilit, et confidit. Der Weise fürchtet und meidet das Böse, der Tor setzt sich darüber hinweg¹⁵ und fühlt sich sicher.¹⁶ Sprichwörter Spr 24 14 16 15 Hebr.: ist voll Leidenschaft. Sprichwörter Spr 24 14 16 16 Im törichten Selbstvertrauen. Sept.: der Tor lässt sich leichtfertig darauf ein. Die Handlungsweise des Weisen wie des Toren wird mit je zwei Prädikaten bezeichnet. Sprichwörter Spr 24 14 17 Impatiens operabitur stultitiam: et vir versutus odiosus est. Der Ungeduldige begeht Torheit und ein ränkesüchtiger Mensch ist verhasst.¹⁷ Sprichwörter Spr 24 14 17 17 Das zweite Unrecht ist das schlimmere. Das Gegenteil von beiden soll man tun. Sprichwörter Spr 24 14 18 Possidebunt parvuli stultitiam, et exspectabunt astuti scientiam. Die Einfältigen werden Torheit besitzen, aber die Klugen haben Weisheit zu erwarten. Sprichwörter Spr 24 14 19 Jacebunt mali ante bonos: et impii ante portas justorum. Die Bösen müssen sich vor den Guten beugen und die Gottlosen vor den Pforten der Gerechten.¹⁸ Sprichwörter Spr 24 14 19 18 Besonders im anderen Leben. (Beda) Sprichwörter Spr 24 14 2 Ambulans recto itinere, et timens Deum, despicitur ab eo, qui infami graditur via. Wer den rechten Weg wandelt und Gott fürchtet, wird von dem verachtet, der auf schändlichem Pfade geht.¹ Sprichwörter Spr 24 14 2 1 Hebr.: Wandelnd in seiner Geradheit ist, wer Jahve fürchtet, und verkehrt, wer ihn verachtet (nämlich durch die Tat). Sprichwörter Spr 24 14 20 Etiam proximo suo pauper odiosus erit: amici vero divitum multi. Auch seinem Nächsten ist der Arme verhasst,¹⁹ aber die Reichen haben viele Freunde. Sprichwörter Spr 24 14 20 19 Vergl. [Lk 11,5-8]. Sprichwörter Spr 24 14 21 Qui despicit proximum suum, peccat: qui autem miseretur pauperis, beatus erit. Qui credit in Domino, misericordiam diligit. Wer seinen Nächsten verachtet,²⁰ versündigt sich; wer sich aber des Armen erbarmt, ist glückselig.²¹ Wer an den Herrn glaubt, liebt die Barmherzigkeit.²² Sprichwörter Spr 24 14 21 20 Hart behandelt. Sprichwörter Spr 24 14 21 21 Vor der Tür der Hölle fehlt die Barmherzigkeit und lässt niemand, der sie geliebt, dorthin gelangen. (Aug.) Größer als Tote erwecken im Namen Jesu Christi ist es, den hungernden Christus zu speisen. (Chrys.) Sprichwörter Spr 24 14 21 22 Erklärende Glosse, die im Hebr., Griech. und in alten lateinischen Handschriften fehlt. Sprichwörter Spr 24 14 22 Errant qui operantur malum: misericordia et veritas præparant bona. Es gehen irre, die Böses tun; Barmherzigkeit und Wahrheit stiften Gutes.²³ Sprichwörter Spr 24 14 22 23 Hebr.: widerfährt denen, die Gutes sinnen. Barmherzigkeit und Wahrheit (Treue) sind Eigenschaften Gottes. Sprichwörter Spr 24 14 23 In omni opere erit abundantia: ubi autem verba sunt plurima, ibi frequenter egestas. Durch jede Arbeit entsteht Überfluss;²⁴ wo aber viel Geschwätz ist, da ist insgemein Mangel. Sprichwörter Spr 24 14 23 24 Überreicher Lohn. Sprichwörter Spr 24 14 24 Corona sapientium, divitiæ eorum: fatuitas stultorum, imprudentia. Die Krone der Weisen ist ihr Reichtum,²⁵ die Albernheit der Toren ist Unverstand. Sprichwörter Spr 24 14 24 25 An Einsicht. Die Weisheit ist das Diadem der Weisen. Sprichwörter Spr 24 14 25 Liberat animas testis fidelis: et profert mendacia versipellis. Ein wahrhafter Zeuge rettet Leben, aber ein arglistiger bringt Lügen vor. Sprichwörter Spr 24 14 26 In timore Domini fiducia fortitudinis, et filiis ejus erit spes. In der Furcht des Herrn ist feste Zuversicht und seinen Söhnen²⁶ wird Hoffnung zuteil. Sprichwörter Spr 24 14 26 26 Jahves? Sept.: des Gottesfürchtigen. Dessen Söhne sind alle, die ihm nachfolgen. Sprichwörter Spr 24 14 27 Timor Domini fons vitæ, ut declinent a ruina mortis. Die Furcht des Herrn ist ein Quell des Lebens, um dem Verderben²⁷ des Todes zu entgehen. Sprichwörter Spr 24 14 27 27 Hebr.: Fallstricken. Sprichwörter Spr 24 14 28 In multitudine populi dignitas regis: et in paucitate plebis ignominia principis. Auf der Menge des Volkes ruht das Ansehen des Königs und wenig Volk ist des Fürsten Schmach.²⁸ Sprichwörter Spr 24 14 28 28 Hebr.: Vernichtung. Sprichwörter Spr 24 14 29 Qui patiens est, multa gubernatur prudentia: qui autem impatiens est, exaltat stultitiam suam. Wer geduldig ist, den leitet viel Klugheit; wer aber ungeduldig ist, richtet seine Torheit auf.²⁹ Sprichwörter Spr 24 14 29 29 Hebr.: der Langmütige hat viel Einsicht, aber der Jähzornige trägt Narrheit davon. Er fällt oft in seinen Fehler und muss so oft Taten wie Worte bereuen. Sprichwörter Spr 24 14 3 In ore stulti virga superbiæ: labia autem sapientium custodiunt eos. Im Munde des Toren ist der Hochmut zur Rute, aber die Lippen der Weisen schützen diese.² Sprichwörter Spr 24 14 3 2 Die Weisen. Sprichwörter Spr 24 14 30 Vita carnium, sanitas cordis: putredo ossium, invidia. Das Leben des Leibes ist ein gesundes Herz, Knochenfäulnis ist der Neid.³⁰ Sprichwörter Spr 24 14 30 30 Hebr.: Leidenschaftlichkeit. Gesund also: frei von Leidenschaft. Hebr.: Das Leben des Leibes ist ein gelassener Sinn. Sprichwörter Spr 24 14 31 Qui calumniatur egentem, exprobrat factori ejus: honorat autem eum, qui miseretur pauperis. Wer einen Armen bedrückt, beschimpft dessen Schöpfer;³¹ der aber ehrt ihn, wer sich des Armen erbarmt. [Spr 17,5] Sprichwörter Spr 24 14 31 31 Die Bedrückung ist gleichsam die Frucht, welche aus der gottfeindlichen Gesinnung als Wurzel hervorgeht. Wer mit dem Armen Mitleid zeigt, ehrt Gott. Gott wird also beschimpft, wenn man seinem Schützling zu nahe tritt. Sprichwörter Spr 24 14 32 In malitia sua expelletur impius: sperat autem justus in morte sua. Der Gottlose wird um seiner Bosheit willen verworfen,³² aber der Gerechte hat Hoffnung selbst im Tode. Sprichwörter Spr 24 14 32 32 Hebr.: zu Fülle gebracht. Des Frevlers Haus ist auf Sand gebaut, so dass die Wasser des Unglückes es leicht einreißen, der Fromme aber, dessen Haus auf Gott wie auf einen Felsen gebaut ist, hat an dem Herrn einen Halt. Diese Stelle wie [Spr 4,18; Spr 5,6; Spr 11,7; Spr 12,28] haben als Voraussetzung und Folge den Glauben an ein ewiges Leben. Ebenso weisen zahlreiche Stellen, wie [Spr 11,7], unmittelbar auf dieses Leben hin. Sprichwörter Spr 24 14 33 In corde prudentis requiescit sapientia, et indoctos quosque erudiet. Im Herzen des Klugen ruht die Weisheit und alle Ungelehrten unterweist er.³³ Sprichwörter Spr 24 14 33 33 Hebr.: aber in der Mitte der Toren tut sie sich kund. Subjekt ist wie in der ersten Hälfte die Weisheit. Sie ruht beglückend im Herzen des Weisen, treten Toren hinzu, so tut sie sich durch den Gegensatz kund. Vulg.: Die Torheit wird kund. Sprichwörter Spr 24 14 34 Justitia elevat gentem: miseros autem facit populos peccatum. Gerechtigkeit erhebt ein Volk, aber die Sünde macht die Völker elend.³⁴ Sprichwörter Spr 24 14 34 34 Hebr.: aber die Schande der Leute ist die Sünde. Sprichwörter Spr 24 14 35 Acceptus est regi minister intelligens: iracundiam ejus inutilis sustinebit. Ein verständiger Diener³⁵ ist dem König angenehm, aber ein unnützer³⁶ wird seinen Zorn fühlen. Sprichwörter Spr 24 14 35 35 Ein pflichttreuer. Sprichwörter Spr 24 14 35 36 Hebr.: schandbarer. Sprichwörter Spr 24 14 4 Ubi non sunt boves, præsepe vacuum est: ubi autem plurimæ segetes, ibi manifesta est fortitudo bovis. Wo keine Rinder sind, ist die Krippe leer; wo aber sehr viel Ertrag ist, da zeigt sich des Stieres Stärke.³ Sprichwörter Spr 24 14 4 3 Hebr.: Aber großen Ertrag gibt es durch des Stieres Kraft. Der Buchstabe des Satzes geht auf den Ackerbau, die Wahrheit ist ebenso auf geistigem Gebiete gültig: Wer sich nichts kosten lässt, erwirbt auch nichts. Sprichwörter Spr 24 14 5 Testis fidelis non mentitur: profert autem mendacium dolosus testis. Ein wahrhafter Zeuge lügt nicht, aber ein falscher Zeuge⁴ bringt Lügen vor.⁵ Sprichwörter Spr 24 14 5 4 Wahrhaftigkeit und Lüge sind den beiden Klassen gleichsam zur Natur geworden. Sprichwörter Spr 24 14 5 5 Hebr.: Aber Falschheit zeigt auf eine Lügenzunge. Sprichwörter Spr 24 14 6 Quærit derisor sapientiam, et non invenit: doctrina prudentium facilis. Der Spötter⁶ sucht Weisheit und findet sie nicht, für die Verständigen ist die Erkenntnis leicht.⁷ Sprichwörter Spr 24 14 6 6 Ein Freigeist, der Gott und jede von Gott gesetzte Autorität verachtet. Jene wollen das Ziel, aber nicht die rechten Mittel. Sprichwörter Spr 24 14 6 7 Leicht zu erlernen. Sprichwörter Spr 24 14 7 Vade contra virum stultum, et nescit labia prudentiæ. Tritt dem Toren entgegen, so wird er von Lippen der Klugheit nichts wissen.⁸ Sprichwörter Spr 24 14 7 8 Hebr.: Geh weg aus dem Bereiche eines törichten Mannes, und nicht hast du erkannt Lippen der Erkenntnis. Warum in der Vulgata in der zweiten Hälfte des Verses die dritte Person gesetzt ist, ist nicht klar. Sprichwörter Spr 24 14 8 Sapientia callidi est intelligere viam suam: et imprudentia stultorum errans. Die Weisheit des Klugen ist es, seinen Weg zu kennen,⁹ aber die Unklugheit der Toren geht irre.¹⁰ Sprichwörter Spr 24 14 8 9 Hebr.: zu achten auf seinen Weg. Der Kluge erwägt die Folgen seiner Schritte und tut niemand unrecht. Sprichwörter Spr 24 14 8 10 Der Text der Vulg. ist nicht so sehr Übersetzung wie Erklärung: Selbstbetrug. Sept.: Die Torheit der Narren führt sie ins Verderben. Hebr.: Die Narrheit der Toren ist Betrug. Sprichwörter Spr 24 14 9 Stultus illudet peccatum, et inter justos morabitur gratia. Der Tor treibt Spott mit der Sünde, aber Wohlgefallen weilt unter den Gerechten.¹¹ Sprichwörter Spr 24 14 9 11 Vielleicht: Unter den Toren haust Verschuldung, unter den Redlichen aber Segen. Hebr.: Der Narren spottet das Schuldopfer (?), aber bei den Geraden ist Wohlgefallen. Sprichwörter Spr 24 0 1 f. Vorteile der Klugheit und Rechtschaffenheit. Mittel, sich vor Sünden zu hüten. (Kap. 15) Sprichwörter Spr 24 15 1 Responsio mollis frangit iram: sermo durus suscitat furorem. Eine sanfte Antwort bricht den Zorn, harte Rede erweckt Grimm.¹ [Spr 25,15] Sprichwörter Spr 24 15 1 1 Solche Aussprüche sollen nicht nur die Tatsache feststellen, sondern auch eine Mahnung sein. Sprichwörter Spr 24 15 10 Doctrina mala deserenti viam vitæ: qui increpationes odit, morietur. Schlimme Züchtigung trifft den, der den Weg des Lebens¹² verlässt; und wer die Rüge hasst, wird sterben.¹³ Sprichwörter Spr 24 15 10 12 Hebr.: den rechten Pfad, den Pfad, der allein so zu heißen verdient. Sprichwörter Spr 24 15 10 13 Des ewigen, oft auch des vorzeitigen Todes. Sprichwörter Spr 24 15 11 Infernus, et perditio coram Domino: quanto magis corda filiorum hominum? Unterwelt und Verderben¹⁴ liegen vor dem Herrn offen,¹⁵ wie viel mehr die Herzen der Menschenkinder? Sprichwörter Spr 24 15 11 14 Die Unterwelt ist der Aufenthalt aller Abgeschiedenen, das Verderben der Aufenthalt der Verdammten, die Hölle. Sprichwörter Spr 24 15 11 15 Die Orte der größten Geheimnisse, von denen die Menschen keine Vorstellung haben, sind ihm bekannt und in seiner Macht. Vergl. [Ijob 28,14ff.21ff]. Sprichwörter Spr 24 15 12 Non amat pestilens eum, qui se corripit: nec ad sapientes graditur. Der Verdorbene¹⁶ liebt den nicht, der ihn zurechtweist, und geht nicht mit den Weisen um.¹⁷ Sprichwörter Spr 24 15 12 16 Hebr.: der Spötter. Sprichwörter Spr 24 15 12 17 Der ihn von seiner Torheit befreien könnte. Sprichwörter Spr 24 15 13 Cor gaudens exhilarat faciem: in mrore animi dejicitur spiritus. Ein fröhliches Herz erheitert das Angesicht, bei Kummer des Herzens ist der Geist niedergeschlagen.¹⁸ [Spr 16,24, Spr 17,22] Sprichwörter Spr 24 15 13 18 Der innere Zustand des Herzens drückt dem äußeren Menschen sein Siegel auf. Sprichwörter Spr 24 15 14 Cor sapientis quærit doctrinam: et os stultorum pascitur imperitia. Das Herz des Weisen sucht Belehrung,¹⁹ aber der Mund der Toren nährt sich von Unverstand. Sprichwörter Spr 24 15 14 19 Hebr.: Erkenntnis. Sprichwörter Spr 24 15 15 Omnes dies pauperis, mali: secura mens quasi juge convivium. Alle Tage des Armen²⁰ sind schlimm, ein ruhiges Gemüt ist²¹ wie ein beständiges Freudenmahl. Sprichwörter Spr 24 15 15 20 Des innerlich Betrübten. Sprichwörter Spr 24 15 15 21 Auch wenn es leidet. V. 14a ist Vorbild, 14b Abmahnung. Sprichwörter Spr 24 15 16 Melius est parum cum timore Domini, quam thesauri magni et insatiabiles. Besser ist weniges mit der Furcht des Herrn als große Schätze, die nicht sättigen.²² Sprichwörter Spr 24 15 16 22 Hebr.: und Unruhe dabei. Der Text der Vulg. ist Erklärung. Sprichwörter Spr 24 15 17 Melius est vocari ad olera cum caritate: quam ad vitulum saginatum cum odio. Besser ist es, zu Gemüse geladen zu werden,²³ wobei Liebe, als zu einem gemästeten Kalbe,²⁴ wobei Hass. Sprichwörter Spr 24 15 17 23 Besser ist ein Gericht Gemüse und Liebe dort. Sprichwörter Spr 24 15 17 24 Das Gemüse ist die geringe Kost der Armen, Fleisch Festspeise und Nahrung der reichen. Das Vorzüglichste ist ein gemästetes Kalb. Vergl. [Lk 15,23.30]. Vers 17 ist eine Parallele zu V. 16, aber mit einer Steigerung. Sprichwörter Spr 24 15 18 Vir iracundus provocat rixas: qui patiens est, mitigat suscitatas. Ein zornmütiger Mann erregt Streit; wer geduldig ist, beschwichtigt den ausgebrochenen.²⁵ Sprichwörter Spr 24 15 18 25 Die Vulg. hebt erklärend den Gegensatz hervor. Im Hebr. fehlt dies Wort. Sprichwörter Spr 24 15 19 Iter pigrorum quasi sepes spinarum: via justorum absque offendiculo. Der Weg der Trägen gleicht einem Dornenzaun,²⁶ der Weg der Gerechten ist ohne Hindernis.²⁷ Sprichwörter Spr 24 15 19 26 Ihm stellten sich auf Schritt und Tritt Hindernisse entgegen. Sprichwörter Spr 24 15 19 27 Hebr.: durch aufgeworfenen Schutt erhöht, gebahnt. Sprichwörter Spr 24 15 2 Lingua sapientium ornat scientiam: os fatuorum ebullit stultitiam. Die Zunge der Weisen ziert Erkenntnis,² der Mund der Toren sprudelt Torheit aus. Sprichwörter Spr 24 15 2 2 Hebr.: macht gefällig das Wissen, stellt es in gewinnender Weise dar. Sprichwörter Spr 24 15 20 Filius sapiens lætificat patrem: et stultus homo despicit matrem suam. Ein weiser Sohn erfreut den Vater, aber ein törichter Mensch verachtet²⁸ seine Mutter. Sprichwörter Spr 24 15 20 28 Jenes durch Anerkennung, dieses durch Schande bei den Menschen. Sprichwörter Spr 24 15 21 Stultitia gaudium stulto: et vir prudens dirigit gressus suos. Torheit macht dem Toren Freude, aber der verständige Mann geht den geraden Weg.²⁹ Sprichwörter Spr 24 15 21 29 Die Wege des Toren hingegen sind krumm, verkehrt. Sprichwörter Spr 24 15 22 Dissipantur cogitationes ubi non est consilium: ubi vero sunt plures consiliarii, confirmantur. Vereitelt werden die Anschläge, wo Überlegung fehlt; wo aber viele Ratgeber sind, haben sie Bestand.³⁰ Sprichwörter Spr 24 15 22 30 Hebr.: Kommen sie zustande. Sprichwörter Spr 24 15 23 Lætatur homo in sententia oris sui: et sermo opportunus est optimus. Jeder freut sich an dem Ausspruche³¹ seines Mundes und ein Wort zur rechten Zeit ist sehr gut.³² Sprichwörter Spr 24 15 23 31 Treffendem Ausspruche. Sprichwörter Spr 24 15 23 32 Erklärung und Steigerung der ersten Hälfte des Verses. Sprichwörter Spr 24 15 24 Semita vitæ super eruditum, ut declinet de inferno novissimo. Der Weg des Lebens geht aufwärts³³ für den Einsichtsvollen, damit er der Hölle³⁴ entgehe. Sprichwörter Spr 24 15 24 33 Zu immer größerer sittlicher Vollkommenheit. Sprichwörter Spr 24 15 24 34 Hebr.: der Hölle nach unten: der Hölle, wohin es abwärts geht. Das Endziel des Bösen ist hoffnungsloses Verweilen im Totenreich, das ist die Vergeltung für ihre Sünden. Sprichwörter Spr 24 15 25 Domum superborum demolietur Dominus: et firmos faciet terminos viduæ. Das Haus der Hoffärtigen zerstört der Herr,³⁵ aber der Witwe Grenzen³⁶ sichert er. Sprichwörter Spr 24 15 25 35 Indem er ihnen ihren Raub wieder abnimmt. Sprichwörter Spr 24 15 25 36 Verrückung der Grenzen: ein Beispiel der Gewalttaten der Frevler. Witwen und Waisen stehen unter Gottes besonderem Schutze. Sprichwörter Spr 24 15 26 Abominatio Domini cogitationes malæ: et purus sermo pulcherrimus firmabitur ab eo. Ein Greuel sind dem Herrn böse Anschläge, aber reine Rede besteht herrlich vor ihm.³⁷ Sprichwörter Spr 24 15 26 37 Hebr.: rein aber sind gütige Worte. Sprichwörter Spr 24 15 27 Conturbat domum suam qui sectatur avaritiam: qui autem odit munera, vivet. Per misericordiam et fidem purgantur peccata: per timorem autem Domini declinat omnis a malo. Sprichwörter Spr 24 15 28 Mens justi meditatur obedientiam: os impiorum redundat malis. Das Herz des Gerechten sinnt⁴⁰ auf Gehorsam, der Mund der Gottlosen fließt über vom Bösen. Sprichwörter Spr 24 15 28 40 Hebr.: sinnt, um zu antworten. Sprichwörter Spr 24 15 29 Longe est Dominus ab impiis: et orationes justorum exaudiet. Fern⁴¹ ist der Herr von den Gottlosen, aber die Gebete der Gerechten erhört er. Sprichwörter Spr 24 15 29 41 Mit seiner Gunst und seinen Gaben. Sprichwörter Spr 24 15 3 In omni loco oculi Domini contemplantur bonos et malos. An jedem Orte schauen die Augen des Herrn auf Gute und Böse.³ Sprichwörter Spr 24 15 3 3 Die gottlosen Frevler wähnen sich in Dunkelheit geschützt, so dass Gott sie nicht sieht, aber von ihm in der Menge der Geschöpfe unbeachtet. Sprichwörter Spr 24 15 30 Lux oculorum lætificat animam: fama bona impinguat ossa. Der Lichtglanz der Augen⁴² erfreut die Seele, eine gute Nachricht labt die Gebeine. Sprichwörter Spr 24 15 30 42 Ein freundlicher, aufmunternder Blick. Sprichwörter Spr 24 15 31 Auris, quæ audit increpationes vitæ, in medio sapientium commorabitur. Ein Ohr,⁴³ das auf die Rügen des Lebens⁴⁴ hört, wird inmitten der Weisen weilen. Sprichwörter Spr 24 15 31 43 Der Mensch. Sprichwörter Spr 24 15 31 44 Zum Leben führende Rügen. Sprichwörter Spr 24 15 32 Qui abjicit disciplinam, despicit animam suam: qui autem acquiescit increpationibus, possessor est cordis. Wer die Zurechtweisung verwirft, verachtet seine eigene Seele;⁴⁵ wer aber der Warnung nachgibt, erwirbt Einsicht. Sprichwörter Spr 24 15 32 45 Er liebt, ohne es zu wissen und an sich zu wollen, den Tod mehr als das Leben. Sprichwörter Spr 24 15 33 Timor Domini, disciplina sapientiæ: et gloriam præcedit humilitas. Die Furcht des Herrn ist die Zuchtschule der Weisheit und Demut⁴⁶ geht der Ehre voraus.⁴⁷ Sprichwörter Spr 24 15 33 46 Die Hauptäußerung der Weisheit Sprichwörter Spr 24 15 33 47 Wie Hoffart dem Falle. (Greg. Naz.) Sprichwörter Spr 24 15 4 Lingua placabilis, lignum vitæ: quæ autem immoderata est, conteret spiritum. Eine friedliebende Zunge ist ein Baum des Lebens,⁴ aber eine zügellose schlägt den Geist nieder.⁵ Sprichwörter Spr 24 15 4 4 Quelle von Glück und Segen. Sprichwörter Spr 24 15 4 5 Hebr.: Ausschreitung mit ihr. Verwunderung am Geiste (derer, die sich der Ausschreitung schuldig machen). Sprichwörter Spr 24 15 5 Stultus irridet disciplinam patris sui: qui autem custodit increpationes, astutior fiet. In abundanti justitia virtus maxima est: cogitationes autem impiorum eradicabuntur. Ein Tor spottet⁶ der Zucht seines Vaters; wer aber die Rüge⁷ beachtet, wird klüger.⁸ In der Fülle der Gerechtigkeit ist sehr große Kraft, aber die Anschläge der Gottlosen werden zunichte. Sprichwörter Spr 24 15 5 6 Hebr.: nur verschmäht. Sprichwörter Spr 24 15 5 7 Seitens der Eltern. Sprichwörter Spr 24 15 5 8 Das Folgende ist Zusatz, vielleicht Doppelübersetzung. Sprichwörter Spr 24 15 6 Domus justi plurima fortitudo: et in fructibus impii conturbatio. Das Haus des Gerechten ist eine starke Feste, aber bei dem Erwerb des Gottlosen herrscht Zerrüttung.⁹ Sprichwörter Spr 24 15 6 9 Hebr.: Doch der Erwerb der Frevler ist Zerstörung. Der Frevler mag noch soviel aufspeichern, an seinem Gut haftet der Keim des Verderbens, die Tränen der Witwen und Waisen, die Klagen der Betrogenen usw. Sprichwörter Spr 24 15 7 Labia sapientium disseminabunt scientiam: cor stultorum dissimile erit. Die Lippen der Weisen streuen Erkenntnis aus, aber das Herz der Toren ist nicht also.¹⁰ Sprichwörter Spr 24 15 7 10 Hebr.: hat nicht die rechte Richtung. Sprichwörter Spr 24 15 8 Victimæ impiorum abominabiles Domino: vota justorum placabilia: Die Opfer der Gottlosen sind dem Herrn ein Greuel, die Gelübde der Gerechten wohlgefällig.¹¹ [Spr 21,27, Sir 34,21] Sprichwörter Spr 24 15 8 11 Den Donatisten, welche diesen Spruch anführten, um zu beweisen, dass die Sünder die Sakramente ungültig spenden, erwidert der hl. Augustin: Nicht auf Gott wohlgefällige Weise: ja, unwürdig: nein. Calvin führt den Text zum Beweise dafür an, dass alle Handlungen der Ungläubigen Sünde seien. Antwort: Ein Werk kann seinem ihm an sich eigenen Ziele noch gut sein, wie das Almosen, aber die Gesinnung des Handelnden schlecht. Sprichwörter Spr 24 15 9 Abominatio est Domino via impii: qui sequitur justitiam, diligitur ab eo. Ein Greuel ist dem Herrn der Weg des Gottlosen; wer der Gerechtigkeit nachgeht, den liebt er. Sprichwörter Spr 24 0 1 g. Gottes Vorsehung und weise Herrschaft. (V. 15) h. Ruhm der Weisheit. Sprichwörter Spr 24 16 1 Hominis est animam præparare: et Domini gubernare linguam. Der Mensch mag wohl im Herzen planen, aber des Herrn ist es, die Zunge zu lenken.¹ [vergl. V. 9] Sprichwörter Spr 24 16 1 1 Hebr.: Der Zunge Antwort (rechte Antwort). Wie die Flöte ohne Hauch keinen Ton gibt, so bringt das Herz nichts Gutes hervor ohne göttliche Eingebung. (Beda) Sprichwörter Spr 24 16 10 Divinatio in labiis regis, in judicio non errabit os ejus. Weisheitsspruch¹³ ist auf den Lippen des Königs, sein Mund wird im Gerichte nicht irren. Sprichwörter Spr 24 16 10 13 Hebr.: Gottesurteil. Sprichwörter Spr 24 16 11 Pondus et statera judicia Domini sunt: et opera ejus omnes lapides sacculi. Gewicht und Waage unterliegen dem Gerichte des Herrn,¹⁴ und alle Gewichtsteine im Beutel sind sein Werk.¹⁵ Sprichwörter Spr 24 16 11 14 Hebr.: gehören dem Herrn (dasselbe vom Ackerbau [Sir 7,16]) Sprichwörter Spr 24 16 11 15 Von Gott hat alles, was zur Ordnung des menschlichen Lebens gehört, seinen ersten Ursprung. Die als Gewicht dienenden Steine trug der Kaufmann im Beutel. Sprichwörter Spr 24 16 12 Abominabiles regi qui agunt impie: quoniam justitia firmatur solium. Ein Greuel sind dem Könige alle, die gottlos handeln, denn durch Gerechtigkeit hat der Thron Festigkeit. Sprichwörter Spr 24 16 13 Voluntas regum labia justa: qui recta loquitur, diligetur: Der Könige Wohlgefallen sind gerechte¹⁶ Lippen; wer redet, was recht ist, wird geliebt. Sprichwörter Spr 24 16 13 16 Aufrichtige. Sprichwörter Spr 24 16 14 Indignatio regis, nuntii mortis: et vir sapiens placabit eam. Der Zorn des Königs gleicht den Todesboten,¹⁷ doch ein weiser Mann besänftigt ihn. Sprichwörter Spr 24 16 14 17 Hebr.: der Zorn des Königs Todesboten. Vergl. [Spr 19,12]. Wenn ein König zürnt, hat er die Macht, entsprechend zu handeln. Sprichwörter Spr 24 16 15 In hilaritate vultus regis, vita: et clementia ejus quasi imber serotinus. Im freundlichen Blicke des Königs ist Leben und sein Wohlwollen gleicht dem Spätregen.¹⁸ Sprichwörter Spr 24 16 15 18 Dieser war in Palästina besonders notwendig. [Ijob 29,23] Wen der König freundlich anblickt, dem gibt er auch Beweise seiner Huld. Sprichwörter Spr 24 16 16 Posside sapientiam, quia auro melior est: et acquire prudentiam, quia pretiosior est argento. Erwirb dir Weisheit, denn sie ist besser als Gold; und verschaffe dir Klugheit, denn sie ist kostbarer als Silber.¹⁹ Sprichwörter Spr 24 16 16 19 Hebr.: Wie viel besser ist Erwerben von Weisheit als von Gold! Und das Erwerben von Einsicht ist vorzuziehen dem von Silber. Sprichwörter Spr 24 16 17 Semita justorum declinat mala: custos animæ suæ servat viam suam. Der Weg²⁰ der Gerechten meidet²¹ das Böse; wer seine Seele hütet, hat acht auf seinen Wandel.²² Sprichwörter Spr 24 16 17 20 Der gebahnte Weg. (Hebr.) Sprichwörter Spr 24 16 17 21 Hebr.: ist: meiden. Sprichwörter Spr 24 16 17 22 Im Hebr. umgekehrt: Seine Seele behütet, wer auf seinen Weg acht hat. Sprichwörter Spr 24 16 18 Contritionem præcedit superbia: et ante ruinam exaltatur spiritus. Stolz geht dem Sturze vorher und Hochmut dem Falle. Sprichwörter Spr 24 16 19 Melius est humiliari cum mitibus, quam dividere spolia cum superbis. Besser ist es, mit den Sanftmütigen gedemütigt zu werden²³ als mit den Stolzen Beute zu teilen.²⁴ Sprichwörter Spr 24 16 19 23 Hebr.: besser ist es, demütig zu sein mit den Geringen. Sprichwörter Spr 24 16 19 24 Wer sich ihnen zugesellt, wird ihr endliches Schicksal teilen. Sprichwörter Spr 24 16 2 Omnes viæ hominis patent oculis ejus: spirituum ponderator est Dominus. Alle Wege des Menschen liegen vor seinen Augen offen da,² aber der Herr wägt die Geister.³ [Spr 20,24] Sprichwörter Spr 24 16 2 2 Hebr.: Sind rein in seinen Augen. Sprichwörter Spr 24 16 2 3 Gegensatz: Wege (äußere Taten) Geister (innere Gesinnung). Das Werk ist nur gut, wenn die äußere Reinheit nicht durch das Innere, das Gott sieht, verleugnet wird. Der heutige Text der Septuag ist teils Übersetzung, teils Glosse. Sprichwörter Spr 24 16 20 Eruditus in verbo reperiet bona: et qui sperat in Domino, beatus est. Wer geschickt ist in einer Sache,²⁵ wird Glück finden; und wer auf den Herrn hofft, ist glückselig. Sprichwörter Spr 24 16 20 25 Hebr.: Wer auf das (göttliche) Wort merkt. Sprichwörter Spr 24 16 21 Qui sapiens est corde, appellabitur prudens: et qui dulcis eloquio, majora percipiet. Wer ein weises Herz hat, wird ein Verständiger genannt,²⁶ und wer annehmlich reden kann, gewinnt noch mehr.²⁷ Sprichwörter Spr 24 16 21 26 Und deshalb wollen viele von ihm lernen. Sprichwörter Spr 24 16 21 27 Hebr.: fördert die Lehre, schafft ihr leicht Eingang. Sprichwörter Spr 24 16 22 Fons vitæ eruditio possidentis: doctrina stultorum, fatuitas. Ein Quell des Lebens²⁸ ist die Klugheit für den, der sie besitzt; des Toren Lehre ist Torheit.²⁹ Sprichwörter Spr 24 16 22 28 Vergl. [Spr 11,30] den Baum des Lebens. Sprichwörter Spr 24 16 22 29 Hebr.: Die Züchtigung der Toren ist Torheit. Hiernach Vulg.: die Torheit wir des Toren Erziehung und Lehrschule, indem sie ihn durch ihre bitteren Folgen bisweilen für das Gute umstimmt. Sprichwörter Spr 24 16 23 Cor sapientis erudiet os ejus: et labiis ejus addet gratiam. Das Herz des Weisen macht seinen Mund einsichtig und mehrt die Anmut seiner Lippen.³⁰ Sprichwörter Spr 24 16 23 30 Vergl. V. 21. Sprichwörter Spr 24 16 24 Favus mellis composita verba: dulcedo animæ, sanitas ossium. Honigseim³¹ sind wohlgeordnete Worte, süß für die Seele, Heilung dem Gebeine.³² [Spr 15,13, Spr 17,22] Sprichwörter Spr 24 16 24 31 Der Honig ist wohlschmeckend und stärkend. Sprichwörter Spr 24 16 24 32 Erquicklich für Seele und Leib. Sprichwörter Spr 24 16 25 Est via quæ videtur homini recta: et novissima ejus ducunt ad mortem. Mancher Weg dünkt dem Menschen der rechte, aber das Ende davon führt zum Tode. [Spr 14,12] Sprichwörter Spr 24 16 26 Anima laborantis laborat sibi, quia compulit eum os suum: Das Verlangen des Arbeiters lässt es ihm sauer werden, denn sein Mund drängt ihn.³³ Sprichwörter Spr 24 16 26 33 Wir schreiben dieses. Drängen dem Magen, der Hebräer dem Munde zu. Sprichwörter Spr 24 16 27 Vir impius fodit malum, et in labiis ejus ignis ardescit. Ein böser Mensch gräbt Unheil³⁴ und auf seinen Lippen brennt Feuer.³⁵ Sprichwörter Spr 24 16 27 34 Schaufelt es gleichsam für sich aus der Grube, die er anderen bereitet, sie zu verderben. Sprichwörter Spr 24 16 27 35 Glühend und verderbend. Sprichwörter Spr 24 16 28 Homo perversus suscitat lites: et verbosus separat principes. Ein falscher Mensch richtet Hader an und ein Ohrenbläser entzweit Fürsten.³⁶ Sprichwörter Spr 24 16 28 36 Hebr.: trennt den Freund ab (trennt vertraute Freunde). Sprichwörter Spr 24 16 29 Vir iniquus lactat amicum suum: et ducit eum per viam non bonam. Ein ungerechter Mensch³⁷ lockt seinen Nächsten³⁸ und führt ihn auf einen Weg, der nicht gut ist. Sprichwörter Spr 24 16 29 37 Hebr.: der Mann der Gewalttat. Sprichwörter Spr 24 16 29 38 Mit ihm gemeinsame Sache zu machen. Vergl. [Spr 1,11ff]. Sprichwörter Spr 24 16 3 Revela Domino opera tua, et dirigentur cogitationes tuæ. Offenbare⁴ dem Herrn dein Tun, so wird dein Vorhaben gelingen. Sprichwörter Spr 24 16 3 4 Hebr.: Wälze auf, befiehl. Vergl. [Phil 4]. Wer sein Vorhaben selbst vollbringen will, scheitert damit; wer es auf Gottes Schultern legt, dem gelingt es. Sprichwörter Spr 24 16 30 Qui attonitis oculis cogitat prava, mordens labia sua perficit malum. Wer starren Auges Arges denkt, beißt seine Lippen zusammen und führt das Böse aus.³⁹ Sprichwörter Spr 24 16 30 39 Hebr.: Wer die Augen zudrückt, tut es, um Verkehrtheit zu ersinnen, wer die Lippen höhnisch verzieht, hat das Böse schon vollbracht. Sprichwörter Spr 24 16 31 Corona dignitatis senectus, quæ in viis justitiæ reperietur. Eine Krone der Ehre ist das Greisenalter,⁴⁰ die auf dem Wege der Gerechtigkeit erlangt wird. Sprichwörter Spr 24 16 31 40 Langes Leben ist Lohn für die Erfüllung der Gebote. Sprichwörter Spr 24 16 32 Melior est patiens viro forti: et qui dominatur animo suo, expugnatore urbium. Besser ist ein Langmütiger als ein Starker, und wer sein Herz beherrscht besser als ein Städte-Eroberer. Sprichwörter Spr 24 16 33 Sortes mittuntur in sinum, sed a Domino temperantur. Die Lose werden in den Schoß geworfen, aber der Herr lenkt sie.⁴¹ Sprichwörter Spr 24 16 33 41 In Fällen, in denen sonst kein Ausweg zu finden. Vergl. [Jos 7,18, Apg 1,26]. Sprichwörter Spr 24 16 4 Universa propter semetipsum operatus est Dominus: impium quoque ad diem malum. Alles hat der Herr um seinetwillen⁵ gemacht, so auch den Gottlosen für den Tag des Unglücks.⁶ Sprichwörter Spr 24 16 4 5 Hebr.: Zu seinem Zwecke. Das letzte Ziel aller Geschöpfe gibt die Vulg. an. Sprichwörter Spr 24 16 4 6 Der Tag der Vergeltung, sei es in diesem, sei es in jenem Leben. Gott ist gerecht. Sprichwörter Spr 24 16 5 Abominatio Domini est omnis arrogans: etiam si manus ad manum fuerit, non est innocens. Initium viæ bonæ, facere justitiam: accepta est autem apud Deum magis, quam immolare hostias. Ein Greuel ist für den Herrn jeder Hochmütige,⁷ liegt auch Hand an Hand, er bleibt nicht ungestraft.⁸ Der Anfang eines guten Wandels ist Gerechtigkeit üben,⁹ sie ist bei Gott angenehmer als Schlachtopfer darbringen. Sprichwörter Spr 24 16 5 7 Der Gott die Ehre raubt. Sprichwörter Spr 24 16 5 8 Wenn er auch viele Genossen hat, vermag er sich doch Gottes Hand nicht zu entziehen. Das Folgende fehlt im Hebr. Sprichwörter Spr 24 16 5 9 Die Gebote Gottes halten. Vergl. [Lk 10,28]. Sprichwörter Spr 24 16 6 Misericordia et veritate redimitur iniquitas: et in timore Domini declinatur a malo. Durch Barmherzigkeit und Treue¹⁰ wird Schuld gesühnt und durch die Furcht des Herrn meidet man das Böse.¹¹ [Spr 15,27] Sprichwörter Spr 24 16 6 10 Gegen Menschen, insofern sie Zeichen der Herzensgesinnung sind. Sprichwörter Spr 24 16 6 11 Steigerung: fällt man überhaupt nicht in schwere Sünde. Sprichwörter Spr 24 16 7 Cum placuerint Domino viæ hominis, inimicos quoque ejus convertet ad pacem. Wenn der Wandel eines Menschen dem Herrn wohlgefällt, so wird er auch seine Feinde zum Frieden mit ihm bringen. Sprichwörter Spr 24 16 8 Melius est parum cum justitia, quam multi fructus cum iniquitate. Besser ist weniges mit Recht als viel Einkünfte mit Unrecht.¹² Sprichwörter Spr 24 16 8 12 Vergl. [Spr 13,23]. Sprichwörter Spr 24 16 9 Cor hominis disponit viam suam: sed Domini est dirigere gressus ejus. Des Menschen Herz denkt sich seinen Weg aus, aber der Herr lenkt seine Schritte. [vergl. Vers 1] Sprichwörter Spr 24 0 1 i. Verschiedene einander entgegengesetzte Wirkungen der Weisheit und der Torheit, der Frömmigkeit und der Gottlosigkeit. Sprichwörter Spr 24 17 1 Melior est buccella sicca cum gaudio, quam domus plena victimis cum jurgio. Besser ist ein trockener Bissen¹ und dabei Freude als ein Haus voll Schlachtopfer² und dazu Zank. Sprichwörter Spr 24 17 1 1 Ohne Getränk und Zukost (Öl, Essig, Wasser). Sprichwörter Spr 24 17 1 2 Voll Mahlzeiten nach Opfern. Vom Friedopfer wurde nur weniges geopfert, das meiste bei festlichem Mahle verzehrt. Sprichwörter Spr 24 17 10 Plus proficit correptio apud prudentem, quam centum plagæ apud stultum. Ein Verweis hilft mehr¹⁰ bei dem Weisen als hundert Schläge bei dem Toren. Sprichwörter Spr 24 17 10 10 Dringt tiefer ein. Sprichwörter Spr 24 17 11 Semper jurgia quærit malus: angelus autem crudelis mittetur contra eum. Der Bösewicht sucht immer Händel,¹¹ aber ein erbarmungsloser Bote¹² wird wider ihn entsendet werden. Sprichwörter Spr 24 17 11 11 Hebr.: Nur auf Abfall ist aus der Böse, darum wird usw. Er erstrebt nur Böses und erreicht nur solches (für sich). Sprichwörter Spr 24 17 11 12 Ein Racheengel wird von Gott gegen ihn entsendet. (Sept.) Sprichwörter Spr 24 17 12 Expedit magis ursæ occurrere raptis ftibus, quam fatuo confidenti in stultitia sua. Es ist besser, einer Bärin¹³ zu begegnen, welcher die Jungen geraubt sind, als einem Toren, der sich auf seine Torheit verlässt.¹⁴ Sprichwörter Spr 24 17 12 13 Der braune Bär Syriens galt als Sinnbild der Wildheit und Grausamkeit. [2Sam 17,8, 2Kön 2,24, Hos 13,8] Sprichwörter Spr 24 17 12 14 Hebr.: Als einem Toren in seiner Narrheit wenn seine Torheit sich in Taten kundgibt. Sprichwörter Spr 24 17 13 Qui reddit mala pro bonis, non recedet malum de domo ejus. Wer Gutes mit Bösem vergilt, von dessen Hause wird das Unglück nicht weichen. [Röm 12,17, 1Thess 5,15, 1Petr 3,9] Sprichwörter Spr 24 17 14 Qui dimittit aquam, caput est jurgiorum: et antequam patiatur contumeliam, judicium deserit. Wer Wasser auslässt, ist Ursache zum Streit; ehe er aber Schmach leidet, gibt er den Streit auf.¹⁵ Sprichwörter Spr 24 17 14 15 Hebr.: Wie wenn einer Wasser entfesselt, ist des Zankes Anfang, (darum), ehe es zum Losbrechen kommt, lass fahren den Streit. Losgelassenes Wasser kann in seinem verheerenden Laufe nicht aufgehalten werden. Das Bild ist von den großen Wasserbehältern hergenommen, die in der Nähe von Städten vielfach angelegt waren. Sprichwörter Spr 24 17 15 Qui justificat impium, et qui condemnat justum, abominabilis est uterque apud Deum. Wer den Bösen freispricht und wer den Gerechten verurteilt, beide sind ein Greuel vor Gott. [Jes 5,23] Sprichwörter Spr 24 17 16 Quid prodest stulto habere divitias, cum sapientiam emere non possit? Qui altam facit domum suam, quærit ruinam: et qui evitat discere, incidet in mala. Was nützt es dem Toren, Reichtümer zu haben, da er die Weisheit nicht kaufen kann?¹⁶ Wer sein Haus hoch baut, sucht den Einsturz, und wer Belehrung scheut, fällt in Unglück.¹⁷ Sprichwörter Spr 24 17 16 16 Hebr.: Wozu das Geld in der Hand des Toren, um Weisheit zu erwerben, da er doch keinen Verstand hat? Der Tor kann Weisheit nicht erwerben, da sein Herz derselben entgegen ist. Sprichwörter Spr 24 17 16 17 Die zweite Hälfte des Verses fehlt im Hebräischen. Sprichwörter Spr 24 17 17 Omni tempore diligit qui amicus est: et frater in angustiis comprobatur. Unwandelbar liebt, wer ein Freund ist, und ein Bruder wird in der Not bewährt.¹⁸ Sprichwörter Spr 24 17 17 18 Hebr.: von der Not geboren. Sprichwörter Spr 24 17 18 Stultus homo plaudet manibus cum spoponderit pro amico suo. Ein Tor klatscht mit den Händen, wenn er sich für seinen Nächsten verbürgt.¹⁹ Sprichwörter Spr 24 17 18 19 Hebr.: Ein Unvernünftiger ist, wer (leichtfertig) Handschlag gibt, wer sich verbürgt usw. Sprichwörter Spr 24 17 19 Qui meditatur discordias, diligit rixas: et qui exaltat ostium, quærit ruinam. Wer auf Uneinigkeit sinnt, liebt Streit;²⁰ und wer seine Tür²¹ zu hoch macht, sucht Einsturz. Sprichwörter Spr 24 17 19 20 Hebr.: Sünde (Sündenstrafe) liebt, wer Streit liebt. Sprichwörter Spr 24 17 19 21 Die Tür seines Mundes: wer stolze Reden führt. Sprichwörter Spr 24 17 2 Servus sapiens dominabitur filiis stultis, et inter fratres hereditatem dividet. Ein weiser Knecht herrscht über törichte Söhne³ und verteilt das Erbe unter den Brüdern.⁴ [Sir 10,28] Sprichwörter Spr 24 17 2 3 Hebr.: über den ungeratenen Sohn. Welche Stellung Sklaven im Hause des Herrn einnehmen konnten, zeigt Eliezer [Gen 15,2, Gen 24,2], Joseph [Gen 39], Siba [2Sam 9]. Sprichwörter Spr 24 17 2 4 Bisweilen wurden treue Sklaven freigelassen und mit einem Erdteil bedacht oder selbst in die Familie aufgenommen. [1Chr 2,34ff] Sprichwörter Spr 24 17 20 Qui perversi cordis est, non inveniet bonum: et qui vertit linguam, incidet in malum. Wer verkehrten Herzens ist, findet kein Glück; und wer seine Worte dreht,²² stürzt ins Unglück. Sprichwörter Spr 24 17 20 22 Hebr.: wer sich windet mit seiner Zunge. Sprichwörter Spr 24 17 21 Natus est stultus in ignominiam suam: sed nec pater in fatuo lætabitur. Der Tor ist zu seiner eigenen Schande geboren und auch der Vater kann an einem Toren keine Freude haben.²³ Sprichwörter Spr 24 17 21 23 Hebr.: Wer einen Toren zeugt (tut es) sich zum Kummer, und nicht darf sich freuen eines Unverständigen Vater. Die zu befürchtende schmerzliche Erfahrung der späteren Tage, die einer schlechten Erziehung folgt, soll zur Wachsamkeit mahnen in der Zeit. Sprichwörter Spr 24 17 22 Animus gaudens ætatem floridam facit: spiritus tristis exsiccat ossa. Ein fröhliches Herz schafft ein blühendes Alter, ein trauriger Geist trocknet die Gebeine aus. [Spr 15,13, Spr 16,24] Sprichwörter Spr 24 17 23 Munera de sinu impius accipit, ut pervertat semitas judicii. Der Gottlose²⁴ nimmt Geschenke aus dem Busen²⁵ an, um die Bahnen des Rechtes zu verkehren. Sprichwörter Spr 24 17 23 24 Der ungerechte Richter. Sprichwörter Spr 24 17 23 25 Im bauschigen Busen konnten Geschenke bis zum rechten Augenblicke bewahrt werden. Sprichwörter Spr 24 17 24 In facie prudentis lucet sapientia: oculi stultorum in finibus terræ. Auf dem Antlitze²⁶ des Weisen leuchtet die Weisheit, die Augen der Toren schweifen bis an das Ende der Erde.²⁷ [Koh 2,14, Koh 8,1] Sprichwörter Spr 24 17 24 26 Hebr.: Vor dem Angesichte. Seine Augen sind auf Weisheit gerichtet. Sprichwörter Spr 24 17 24 27 Schweifen in die Ferne und übersehen die naheliegenden Pflichten. Sprichwörter Spr 24 17 25 Ira patris, filius stultus: et dolor matris quæ genuit eum. Ein törichter Sohn ist der Verdruss des Vaters und der Kummer der Mutter, die ihn geboren hat. Sprichwörter Spr 24 17 26 Non est bonum, damnum inferre justo: nec percutere principem, qui recta judicat. Es ist nicht gut, dem Gerechten Schaden zuzufügen noch einen Fürsten zu schlagen, der gerecht richtet.²⁸ Sprichwörter Spr 24 17 26 28 Hebr.: Auch Buße (Geldbuße) aufzulegen dem gerechten, ist nicht gut (oder gar) zu züchtigen Edle um Rechtlichkeit willen (oder: Edle auf Grund des Rechtes). Das geschah dem Heilande und dem hl. Paulus. [2Kor 11,23ff] Der Gute wird oft gehasst, weil der Böse fühlt, dass jenem der Vorzug gebührt. Sprichwörter Spr 24 17 27 Qui moderatur sermones suos, doctus et prudens est: et pretiosi spiritus vir eruditus. Wer sich im Reden beherrscht, ist weise und klug; und schätzbaren Geistes²⁹ ist ein einsichtsvoller Mann. [Jak 1,19] Sprichwörter Spr 24 17 27 29 So die Leseweise des Hebr., besser die Schreibweise: der Kaltblütige. Sprichwörter Spr 24 17 28 Stultus quoque si tacuerit, sapiens reputabitur: et si compresserit labia sua, intelligens. Auch der Tor wird, wenn er schweigt, für weise gehalten, und wenn er³⁰ seine Lippen geschlossen hält, für verständig. Sprichwörter Spr 24 17 28 30 Hebr.: wer. Sprichwörter Spr 24 17 3 Sicut igne probatur argentum, et aurum camino: ita corda probat Dominus. Wie das Silber im Feuer und das Gold im Schmelzofen geprüft wird, so prüft der Herr die Herzen.⁵ Sprichwörter Spr 24 17 3 5 Sie von Sündenschlacken befreiend. Sprichwörter Spr 24 17 4 Malus obedit linguæ iniquæ, et fallax obtemperat labiis mendacibus. Der Übeltäter gehorcht der argen Zunge und der Betrüger folgt lügenhaften Lippen.⁶ Sprichwörter Spr 24 17 4 6 Ein böses Herz merkt auf die trügerischen Worte des Verführers und ein Herz voll Trug findet Gefallen an ruchlosen Reden, dies einen eigenen Gedanken Worte leihen. Sprichwörter Spr 24 17 5 Qui despicit pauperem, exprobrat factori ejus: et qui ruina lætatur alterius, non erit impunitus. Wer den Armen verachtet,⁷ beschimpft dessen Schöpfer; und wer sich über eines andern Fall freut, bleibt nicht ungestraft. [Spr 21,6] Sprichwörter Spr 24 17 5 7 Mit dem er doch Mitleid haben sollte. Sprichwörter Spr 24 17 6 Corona senum filii filiorum: et gloria filiorum patres eorum. Die Krone der Greise sind Kindeskinder und der Ruhm der Söhne sind ihre Väter. Sprichwörter Spr 24 17 7 Non decent stultum verba composita: nec principem labium mentiens. Es ziemt einem Toren nicht erhabene Rede⁸ noch dem Fürsten lügenhafte Lippen. Sprichwörter Spr 24 17 7 8 Solche Rede ziemt sich zwar für niemanden, aber am meisten bedarf der Warnung davor der Tor. Sprichwörter Spr 24 17 8 Gemma gratissima, exspectatio præstolantis: quocumque se vertit, prudenter intelligit. Wie ein kostbarer Edelstein ist das, was jemand mit Sehnsucht erwartet; wohin er sich immer wendet, handelt er weise.⁹ Sprichwörter Spr 24 17 8 9 Hebr.: Ein Edelstein ist das Geschenk (um eines Großen oder eines Richters Gunst zu erlangen) in des Besitzers Augen; wohin er sich wendet, ist er glücklich. Sprichwörter Spr 24 17 9 Qui celat delictum, quærit amicitias; qui altero sermone repetit, separat fderatos. Wer über einen Fehltritt hinwegsieht, erwirbt Freundschaft; wer ihn aber immer und immer rügt, entzweit Verbundene. Sprichwörter Spr 24 0 1 k. Verschiedene Weisheitslehren. Sprichwörter Spr 24 18 1 Occasiones quærit qui vult recedere ab amico: omni tempore erit exprobrabilis. Wer sich von einem Freunde trennen will, sucht Anlässe;¹ er ist allezeit tadelnswert.² Sprichwörter Spr 24 18 1 1 Sinngemäße Umschreibung des hebr. Textes. Sprichwörter Spr 24 18 1 2 Hebr.: Gegen alles, was frommt, ereifert er sich. Sprichwörter Spr 24 18 10 Turris fortissima, nomen Domini: ad ipsum currit justus, et exaltabitur. Der Name des Herrn¹³ ist ein fester Turm,¹⁴ zu ihm¹⁵ eilt der Gerechte und wird erhöht. Sprichwörter Spr 24 18 10 13 Gott, wie er sich in der Offenbarung kundgegeben. Sprichwörter Spr 24 18 10 14 Dieser ist Gott selbst. Sprichwörter Spr 24 18 10 15 Nach dem Bilde: zum Turme. Sprichwörter Spr 24 18 11 Substantia divitis urbs roboris ejus, et quasi murus validus circumdans eum. Des Reichen Wohlstand ist für ihn eine feste Stadt und wie eine starke Mauer, die ihn umgibt.¹⁶ Sprichwörter Spr 24 18 11 16 Gegenspruch zu dem vorigen. Der gottlose Reiche vertraut nicht auf Gott, sondern auf sein Geld und Gut. Hebr.: Wie eine hohe Mauer in seiner Einbildung. Sprichwörter Spr 24 18 12 Antequam conteratur, exaltatur cor hominis: et antequam glorificetur, humiliatur. Das Herz des Menschen erhebt sich, bevor es ins Verderben stürzt; und bevor er geehrt wird, demütigt er sich. [Spr 11,2, Sir 10,15] Sprichwörter Spr 24 18 13 Qui prius respondet quam audiat, stultum se esse demonstrat, et confusione dignum. Wer Antwort gibt, ehe er noch hört, zeigt, dass er ein Tor ist und Beschämung verdient. [Sir 11,8] Sprichwörter Spr 24 18 14 Spiritus viri sustentat imbecillitatem suam: spiritum vero ad irascendum facilem quis poterit sustinere? Der Geist des Mannes erträgt seine Schwäche; wer aber kann den Geist, der zum Zorne geneigt ist, ertragen?¹⁷ Sprichwörter Spr 24 18 14 17 Vielleicht heißt das Hebr. mit einer kleinen Änderung: Den Zorn jemandes hält aus, wer ihn schmeichelnd besänftigt, aber wer kann einen zerschlagenen Geist ertragen? Vulg.: Ist der Geist stark, so erträgt er jedes körperliche Übel. Sprichwörter Spr 24 18 15 Cor prudens possidebit scientiam: et auris sapientium quærit doctrinam. Ein kluges Herz erwirbt Erkenntnis und das Ohr der Weisen ist nach Belehrung begierig. Sprichwörter Spr 24 18 16 Donum hominis dilatat viam ejus, et ante principes spatium ei facit. Geschenke schaffen dem Menschen Raum und eröffnen ihm den Zutritt zu den Fürsten.¹⁸ Sprichwörter Spr 24 18 16 18 Im Orient erschien niemand ohne Geschenke vor angesehenen Personen. Vergl. [1Sam 9,7]. Vor Gott kann niemand erscheinen, der sich nicht durch Gaben der Liebe den Weg gebahnt. Vergl. [Mt 25,34-46]. Sprichwörter Spr 24 18 17 Justus, prior est accusator sui: venit amicus ejus, et investigabit eum. Der Gerechte beschuldigt sich selbst am ersten; kommt sein Freund, so wird er ihn ausforschen.¹⁹ Sprichwörter Spr 24 18 17 19 So bekenne der Sünder in der heiligen Beicht seine Sünde seinem Freunde, dem Beichtvater, dass dieser ihn noch mehr ausforsche und leite. Hebr.: Recht hat (dem Anschein nach), wer zuerst auftritt in seinem Handel. Da kommt der andere (die Gegenpartei) und forscht ihn aus (widerlegt ihn). Der Spruch lehrt den Richter, erst dann das Urteil zu fällen, wenn er beide Teile gehört. Sprichwörter Spr 24 18 18 Contradictiones comprimit sors, et inter potentes quoque dijudicat. Streitigkeiten schlichtet das Los und selbst zwischen Mächtigen entscheidet es.²⁰ Sprichwörter Spr 24 18 18 20 Wenn weder der eine noch der andere sich gegenseitig von ihrem Rechte überzeugen können und kein dritter da ist, der die Sache mit anerkannter Autorität entscheiden kann. Vergl. [Spr 16,33]. Sprichwörter Spr 24 18 19 Frater, qui adjuvatur a fratre, quasi civitas firma: et judicia quasi vectes urbium. Ein Bruder, dem der andere zu Hilfe kommt, ist wie eine feste Stadt und Gerichte sind wie die Riegel an den Städten.²¹ Sprichwörter Spr 24 18 19 21 Hebr.: Ein (entzweiter) Bruder trotzt mehr als eine feste Stadt (?) und Streitigkeiten sind wie der Riegel eines Palastes (halten jede Annäherung fern). Sprichwörter Spr 24 18 2 Non recipit stultus verba prudentiæ: nisi ea dixeris quæ versantur in corde ejus. Der Tor nimmt die Worte der Klugheit nicht an, wenn du nicht das sagst, was nach seinem Herzen ist.³ Sprichwörter Spr 24 18 2 3 Hebr.: Nicht hat der Tor Gefallen an Einsicht, sondern nur, dass sein Herz offenbar werde. Nicht die Offenbarung von Einsicht gefällt ihm, sondern die Kundgebung seiner Ansicht liegt ihm am Herzen. Vergl. [Spr 12,23b, Spr 13,16b, Spr 15,2b]. Sprichwörter Spr 24 18 20 De fructu oris viri replebitur venter ejus: et genimina labiorum ipsius saturabunt eum. Von der Frucht seines Mundes wird des Mannes Leib erfüllt und das Erträgnis seiner Lippen sättigt ihn.²² Sprichwörter Spr 24 18 20 22 Vergl. [Spr 12,14b]. Der Tor erhält für seine Worte Schläge und Schaden, der Weise Ehre und Ansehen. Sprichwörter Spr 24 18 21 Mors, et vita in manu linguæ: qui diligunt eam, comedent fructus ejus. Tod und Leben²³ sind in der Gewalt der Zunge; wer sie liebt,²⁴ wird ihre Frucht genießen. Sprichwörter Spr 24 18 21 23 Das leben der Natur wie der Gnade, das gegenwärtige wie das zukünftige. Sprichwörter Spr 24 18 21 24 Auf die Übung der Zunge, sei es in guter, sei es in böser Absicht, viel Fleiß verwendet. Sprichwörter Spr 24 18 22 Qui invenit mulierem bonam, invenit bonum: et hauriet jucunditatem a Domino. Qui expellit mulierem bonam, expellit bonum: qui autem tenet adulteram, stultus est et impius. Wer ein gutes Weib²⁵ findet, findet Glück und wird Freude erlangen von dem Herrn. Wer ein gutes Weib verstößt, treibt das Glück von sich; wer aber eine Ehebrecherin behält,²⁶ ist ein Tor und ein Gottloser. Sprichwörter Spr 24 18 22 25 Eine Gehilfin in Ertragung der Beschwerlichkeiten dieses Lebens und in Erringung des ewigen Lebens. Sprichwörter Spr 24 18 22 26 Die keine Buße tut und im Bösen verharrt. Im anderen Falle zeugt es von christlicher Gesinnung, ihr zu verzeihen. (Aug.) Der zweite Teil des Verses fehlt im Hebr. Sprichwörter Spr 24 18 23 Cum obsecrationibus loquetur pauper: et dives effabitur rigide. Mit flehenden Worten redet der Arme, aber der Reiche antwortet mit Härte.²⁷ Sprichwörter Spr 24 18 23 27 Vorwurf gegen die Hartherzigkeit der Reichen. Sprichwörter Spr 24 18 24 Vir amabilis ad societatem, magis amicus erit, quam frater. Ein angenehmer Gesellschafter ist mehr geliebt als ein Bruder.²⁸ Sprichwörter Spr 24 18 24 28 Hebr.: Ein Mann vieler Genossen wird in sich zusammenbrechen (sich Verderben zuziehen), aber es gibt Freunde, anhänglicher als Brüder. - Viele Freunde sind nicht echte Freunde, sondern gehen auf Ausbeutung aus, ein wahrer Freund aber übertrifft an Opferwilligkeit nicht selten selbst einen Bruder. Sprichwörter Spr 24 18 3 Impius, cum in profundum venerit peccatorum, contemnit: sed sequitur eum ignominia et opprobrium. Wenn der Gottlose tief in Sünden versunken ist, achtet er es gering;⁴ aber es folgt ihm Schmach und Schande. Sprichwörter Spr 24 18 3 4 Er verhärtet sein Herz. Hebr.: Kommt ein Gottloser, so tritt auch Schmach ein (die er über andere bringt) und mit der Schandtat Schande. Sprichwörter Spr 24 18 4 Aqua profunda verba ex ore viri: et torrens redundans fons sapientiæ. Tiefes Wasser sind die Worte aus eines⁵ Mannes Munde und ein überströmender Fluss ist der Quell der Weisheit.⁶ [Spr 20,5] Sprichwörter Spr 24 18 4 5 Rechten Mannes. Sprichwörter Spr 24 18 4 6 Hebr.: Ein sprudelnder Bach (ist) der Weisheitsquell. Vergl. [Sir 21,16]. Sprichwörter Spr 24 18 5 Accipere personam impii non est bonum, ut declines a veritate judicii. Es ist nicht gut, für den Bösen Partei zu nehmen, um von der Wahrheit im Gerichte abzuweichen.⁷ Sprichwörter Spr 24 18 5 7 Hebr.: Noch zu beugen den Unschuldigen im Gericht. Sprichwörter Spr 24 18 6 Labia stulti miscent se rixis: et os ejus jurgia provocat. Die Lippen des Toren mischen sich in Zank und sein Mund weckt Hader.⁸ Sprichwörter Spr 24 18 6 8 Hebr.: Die Lippen des Toren kommen mit Streit (führen ihn herbei) und sein Mund ruft nach Schlägen. (Er führt reden, die ihm notwendig Schläge eintragen.) Sprichwörter Spr 24 18 7 Os stulti contritio ejus: et labia ipsius, ruina animæ ejus. Der Mund des Toren ist sein Verderbnis und seine Lippen sind der Untergang⁹ für sein Leben. Sprichwörter Spr 24 18 7 9 Hebr.: Fallstrick. Sprichwörter Spr 24 18 8 Verba bilinguis, quasi simplicia: et ipsa perveniunt usque ad interiora ventris. Pigrum dejicit timor: animæ autem effeminatorum esurient. Die Worte eines Zweizüngigen scheinen arglos, aber sie dringen bis in das Innerste des Leibes.¹⁰ Die Furcht schlägt den Trägen nieder und verweichlichte Seelen leiden Hunger.¹¹ Sprichwörter Spr 24 18 8 10 Hebr.: Die Worte des Ohrenbläsers sind wie gierig Verschlungenes und sie dringen ein bis in das tiefste Innere. Böswillige Hinterbringung hören die Leute gern und behalten sie leicht. Hüte dich, solchen dein Ohr zu leihen. Sprichwörter Spr 24 18 8 11 Eine Variante von [Spr 19,15] aus der Septuag. entlehnt. Sprichwörter Spr 24 18 9 Qui mollis et dissolutus est in opere suo, frater est sua opera dissipantis. Wer verweichlicht und lässig ist in seiner Arbeit, ist ein Bruder dessen, der, was er erarbeitet, verschwendet.¹² Sprichwörter Spr 24 18 9 12 Hebr.: Ist ein Bruder (so gut wie in seinem Tun verwandt mit dem Manne) des Verderbens (dem Manne, dessen Geschäft das Verderben ist). Der Nachlässige vernichtet langsam, der Verderber schnell. Eine Warnung vor Trägheit. Sprichwörter Spr 24 0 1 1. Lob der Einheit, der Redlichkeit, der Wahrhaftigkeit, der Sanftmut, der Geduld. Sprichwörter Spr 24 19 1 Melior est pauper, qui ambulat in simplicitate sua, quam dives torquens labia sua, et insipiens. Besser ist der Arme, der in seiner Unschuld wandelt, als der Reiche, der seine Lippen verzieht¹ und ein Tor ist. Sprichwörter Spr 24 19 1 1 Der ein hinterlistiger Lügner ist. Nach anderen: der verächtlich auf den Armen herabschaut. Sprichwörter Spr 24 19 10 Non decent stultum deliciæ: nec servum dominari principibus. Dem Toren ziemt Wohlleben nicht¹³ noch dem Knechte,¹⁴ über Fürsten zu herrschen. Sprichwörter Spr 24 19 10 13 Reichtum, Ehre und Wohlleben gehören eigentlich dem Weisen zu, dem die Weisheit sie verleiht. Werden jene also dem Toren zuteil, so ist dies gegen die rechte Ordnung, denn Glück (wie Unglück) werden ohne Weisheit zum Fallstricke. Noch ungeheuerlicher ist, was in der zweiten Hälfte des Verses verworfen wird. Sprichwörter Spr 24 19 10 14 Dem, der nur widerwillig in niederem Stande verharrt. Der Knecht ist nicht eigentlich ein Sklave in unserem Sinne, sondern hatte bestimmte Rechte. Vergl. [Mt 28,23ff]. Sprichwörter Spr 24 19 11 Doctrina viri per patientiam noscitur: et gloria ejus est iniqua prætergredi. Des Menschen Einsicht erkennt man an seiner Geduld¹⁵ und sein Ruhm ist es, über Unrecht¹⁶ hinwegzugehen. Sprichwörter Spr 24 19 11 15 Hebr.: Macht ihn langmütig. Sprichwörter Spr 24 19 11 16 Das ihm zugefügt wird. Sprichwörter Spr 24 19 12 Sicut fremitus leonis, ita et regis ira: et sicut ros super herbam, ita et hilaritas ejus. Wie des Löwen Gebrüll, so ist der Zorn des Königs,¹⁷ und wie der Tau auf dem Grase, so seine Freundlichkeit. Sprichwörter Spr 24 19 12 17 Vergl. [Spr 16,15; Spr 20,2; Spr 28,15]. Die Untergebenen sollen den König nicht zum Zorne reizen und dieser soll sich hüten, wie ein Löwe zu wüten. Sprichwörter Spr 24 19 13 Dolor patris, filius stultus: et tecta jugiter perstillantia, litigiosa mulier. Des Vaters Schmerz¹⁸ ist ein törichter Sohn und ein beständig durchträufendes Dach ein zänkisches Weib. Sprichwörter Spr 24 19 13 18 Hebr.: Unheil über Unheil für seinen Vater. Sprichwörter Spr 24 19 14 Domus, et divitiæ dantur a parentibus: a Domino autem proprie uxor prudens. Haus und Reichtum werden von den Eltern zuteil, ein kluges Weib aber kommt als besondere Gabe von dem Herrn.¹⁹ Sprichwörter Spr 24 19 14 19 Ein kluges Weib wird nicht wie ein totes Gut von den Vorfahren ererbt, sondern muss von Gott erbeten werden, dessen besonderes Gnadengeschenk es ist. Die heiligen Väter führen diesen Vers mehrfach gegen Mischehen an. Das Wort besondere ist ein sinngemäßer Zusatz der Vulg. Sprichwörter Spr 24 19 15 Pigredo immittit soporem, et anima dissoluta esuriet. Faulheit lässt in Schlafsucht fallen und eine lässige Seele muss darben.²⁰ Sprichwörter Spr 24 19 15 20 Dies gilt auch auf höherem, geistigem Gebiete. Sprichwörter Spr 24 19 16 Qui custodit mandatum, custodit animam suam: qui autem negligit viam suam, mortificabitur. Wer das Gebot hält, bewahrt sein Leben; wer aber auf seinen Wandel nicht acht hat,²¹ wird des Todes sein. Sprichwörter Spr 24 19 16 21 Indem er das gebot nicht hält. Vergl. [Spr 13,3]. Sprichwörter Spr 24 19 17 Fneratur Domino qui miseretur pauperis: et vicissitudinem suam reddet ei. Wer sich des Armen erbarmt, gibt dem Herrn ein Darlehen auf Wucher; er wird es ihm wieder vergelten.²² Sprichwörter Spr 24 19 17 22 Vom Standpunkt des Glaubens ist der Arme der Stellvertreter Gottes. [Mt 25,40] Sprichwörter Spr 24 19 18 Erudi filium tuum, ne desperes: ad interfectionem autem ejus ne ponas animam tuam. Züchtige deinen Sohn, verliere nicht die Hoffnung; doch begehre nicht, dass er umkomme.²³ Sprichwörter Spr 24 19 18 23 Durch Unterlassung der gebührenden Zucht ihn physisch und moralisch verderbend. Sprichwörter Spr 24 19 19 Qui impatiens est, sustinebit damnum: et cum rapuerit, aliud apponet. Wer keine Geduld hat, wird Schaden leiden;²⁴ und nimmt er etwas mit Gewalt, so wird der Schaden doppelt.²⁵ Sprichwörter Spr 24 19 19 24 Strafe zahlen. Oder mit Umkehrung des Satzes: Wer eine Strafe zahlen muss, ist zornig. (Septuag.) Sprichwörter Spr 24 19 19 25 Hebr.: Denn willst du retten, so vergrößerst du nur. Durch Vorstellungen vergrößert man nur seinen Zorn; oder: Willst du ihn retten, ungestraft entlassen, so mehrst du das Unrecht, denn er fällt wieder zurück in den Zorn. Er muss fühlen, hören ist nicht seine Sache. Sprichwörter Spr 24 19 2 Ubi non est scientia animæ, non est bonum: et qui festinus est pedibus, offendet. Wo keine Einsicht in der Seele ist, ist nichts Gutes, und wessen Füße hastig sind,² der stößt an. Sprichwörter Spr 24 19 2 2 Wer ohne Ziel und Leitung dahinstürmt, wohl nur nach Besitz begehrend. Sprichwörter Spr 24 19 20 Audi consilium, et suscipe disciplinam, ut sis sapiens in novissimis tuis. Höre auf Rat und nimm Zucht an, damit du in Zukunft²⁶ weise werdest. Sprichwörter Spr 24 19 20 26 In deinem gereiften Alter. Sprichwörter Spr 24 19 21 Multæ cogitationes in corde viri: voluntas autem Domini permanebit. Viele Gedanken sind in des Menschen Herzen, der Wille des Herrn²⁷ aber wird Bestand haben. Sprichwörter Spr 24 19 21 27 Gegensatz: Viele Gedanken der eine Wille des Herrn. Sprichwörter Spr 24 19 22 Homo indigens misericors est: et melior est pauper quam vir mendax. Ein armer Mensch ist barmherzig²⁸ und besser ist ein Armer als ein Lügner.²⁹ Sprichwörter Spr 24 19 22 28 Hebr.: des Menschen Lust (Sept.: Gewinn) ist seine Barmherzigkeit. Vergl. [Apg 20,35]. Wer Barmherzigkeit zu erweisen begehrt, aber nicht die Mittel dazu hat, dem ist der Wille für die Tat zu rechnen. Sprichwörter Spr 24 19 22 29 Der Arme solcher Art ist dem Reichen vorzuziehen, der Vorwände sucht, um nicht zu geben. Sprichwörter Spr 24 19 23 Timor Domini ad vitam: et in plenitudine commorabitur, absque visitatione pessima. Die Furcht des Herrn führt zum Leben³⁰ und sie wird im Überfluss wohnen, von keinem Übel heimgesucht.³¹ Sprichwörter Spr 24 19 23 30 Gesundheit, Kraft. Sprichwörter Spr 24 19 23 31 Vergl. [Dtn 11,15, Lev 26,6]. Sprichwörter Spr 24 19 24 Abscondit piger manum suam sub ascella, nec ad os suum applicat eam. Der Faule birgt seine Hand unter der Achsel³² und bringt sie nicht an seinen Mund.³³ [Spr 26,15] Sprichwörter Spr 24 19 24 32 Legt seine Hände in den Schoß. Sprichwörter Spr 24 19 24 33 Hebr.: Es steckt der Faule seine Hand in die Schüssel, selbst zum Munde mag er sie nicht zurückziehen. Bei dem orientalischen Mahle gibt es weder Löffel noch Gabel, jeder nimmt sich mit der Hand aus der in der Mitte stehenden Schüssel. Auch auf geistigem Gebiete ist der Satz wahr: Gar mancher fasst den Vorsatz sich zu bessern, doch zur Ausführung bringt er es nicht. Sprichwörter Spr 24 19 25 Pestilente flagellato stultus sapientior erit: si autem corripueris sapientem, intelliget disciplinam. Wenn man einen Spötter³⁴ geißelt, so wird der Tor weiser; gibst du aber dem Weisen einen Verweis, so nimmt er die Zucht an. [Spr 21,11] Sprichwörter Spr 24 19 25 34 Es ist der [Spr 13,1] genannte Unverbesserliche. Der Tor ist der Einfältige, der erst Gefahr läuft, unverbesserlich zu werden. Sprichwörter Spr 24 19 26 Qui affligit partem, et fugat matrem, ignominiosus est et infelix. Wer seinen Vater betrübt und seine Mutter verstößt,³⁵ ist ein schändlicher und unseliger Mensch. Sprichwörter Spr 24 19 26 35 Der Fall konnte nur eintreten, wenn der Sohn Herr über Haus und Gut geworden war, ehe der Vater starb. Sprichwörter Spr 24 19 27 Non cesses fili audire doctrinam, nec ignores sermones scientiæ. Lass nicht ab, mein Sohn! auf Zucht zu hören und lass dir die Sprüche der Weisheit nicht unbekannt sein.³⁶ Sprichwörter Spr 24 19 27 36 Das Hebr. ist wohl zu übersetzen: Lass ab, mein Sohn, auf Zucht zu hören, (wenn es nur geschieht), um abzuirren usw. Sprichwörter Spr 24 19 28 Testis iniquus deridet judicium: et os impiorum devorat iniquitatem. Ein ungerechter Zeuge verhöhnt das Recht³⁷ und der Mund der Gottlosen³⁸ verschlingt das Unrecht.³⁹ Sprichwörter Spr 24 19 28 37 Falsches Zeugnis ist Hohn auf die Wahrheit. Sprichwörter Spr 24 19 28 38 Besonders der falschen Zeugen. Sprichwörter Spr 24 19 28 39 Dies ist Gegenstand seiner heißesten Begier. Sprichwörter Spr 24 19 29 Parata sunt derisoribus judicia: et mallei percutientis stultorum corporibus. Den Spöttern sind Strafgerichte⁴⁰ bereitet und Hammerschläge dem Leibe der Toren. Sprichwörter Spr 24 19 29 40 Gottes. Der Spötter ist der Freigeist, der das Gute böse, das Böse gut nennt und verteidigt, der Tor der gewöhnliche Sünder. Sprichwörter Spr 24 19 3 Stultitia hominis supplantat gressus ejus: et contra Deum fervet animo suo. Die Torheit des Menschen bringt seine Füße zum Falle³ und sein Herz ergrimmt wider Gott.⁴ Sprichwörter Spr 24 19 3 3 Hebr.: Verkehrt seinen Weg. Sprichwörter Spr 24 19 3 4 Der diesem Verse entgegenstehenden Irrtums Calvins und Melanchthons hat das Tridentiner Konzil Sitz 6 verworfen. Wäre Gott Urheber des Bösen, so wäre noch eher die Sonne Ursache der Finsternis. Gott hat indes seinen Heilsplan entworfen, so dass die einzelnen Geschöpfe sich innerhalb desselben bewegen und die Möglichkeit haben, ihr Heil zu wirken. Sprichwörter Spr 24 19 4 Divitiæ addunt amicos plurimos: a paupere autem et hi, quos habuit, separantur. Reichtum mehrt der Freunde Zahl gar sehr; von dem Armen trennen sich auch die, welche er zuvor gehabt. Sprichwörter Spr 24 19 5 Testis falsus non erit impunitus: et qui mendacia loquitur, non effugiet. Ein falscher Zeuge bleibt nicht ungestraft und wer Lügen redet, entrinnt nicht.⁵ [Dan 13,61] Sprichwörter Spr 24 19 5 5 Vergl. V. 9. Sprichwörter Spr 24 19 6 Multi colunt personam potentis, et amici sunt dona tribuentis. Viele ehren den Mächtigen⁶ um seiner Stellung willen.⁷ Sprichwörter Spr 24 19 6 6 Hebr.: des Edlen. Sprichwörter Spr 24 19 6 7 Hebr.: und jeder ist Freund. Sprichwörter Spr 24 19 7 Fratres hominis pauperis oderunt eum: insuper et amici procul recesserunt ab eo. Qui tantum verba sectatur, nihil habebit: Den Armen hassen seine Brüder⁸ und auch⁹ seine Freunde entfernen sich von ihm. Wer nur Worten nachgeht, wird nichts erhalten;¹⁰ Sprichwörter Spr 24 19 7 8 Seine leiblichen Brüder. Sprichwörter Spr 24 19 7 9 Hebr.: wie viel mehr. Wie der Verfasser über die Armut denkt, zeigt er V. 1. Dieser Spruch will also das rechte Urteil über Freundschaft lehren, wie V. 4. Sprichwörter Spr 24 19 7 10 Im Hebr. ist dieser Teil unverständlich. Die Septuag. lässt ihm zwei Halbverse vorausgehen. Sprichwörter Spr 24 19 8 Qui autem possessor est mentis, diligit animam suam, et custos prudentiæ inveniet bona. wer aber Einsicht¹¹ besitzt, liebt sein Leben, und wer die Klugheit bewahrt, findet Gutes. Sprichwörter Spr 24 19 8 11 Höhere Einsicht, die Gott zum Mittelpunkt hat. Sprichwörter Spr 24 19 9 Falsus testis non erit impunitus: et qui loquitur mendacia, peribit. Ein falscher Zeuge bleibt nicht ungestraft und wer Lügen redet, geht zugrunde.¹² Sprichwörter Spr 24 19 9 12 Vergl. V. 5. Sprichwörter Spr 24 0 1 m. Warnung vor Trunkenheit, Empörung gegen die Obrigkeit, Ungerechtigkeit, Müßiggang. Sprichwörter Spr 24 20 1 Luxuriosa res, vinum, et tumultuosa ebrietas: quicumque his delectatur, non erit sapiens. Der Wein macht unkeusch und die Trunkenheit lärmend; wer immer an ihnen Lust findet, wird nicht weise werden.¹ Sprichwörter Spr 24 20 1 1 Hebr.: Ein Spötter (sich gegen Gott Auflehnender) ist der Wein, ein Lärmmacher der Met, wer immer davon taumelt, ist unweise. Dem Weine wird beigelegt, was seine Wirkung ist und dem Trunkenen zukommt. Der Rauschtrank [Lk 1,15], Met, war ein Ersatz für den Wein. Sprichwörter Spr 24 20 10 Pondus et pondus, mensura et mensura: utrumque abominabile est apud Deum. Zweierlei Gewicht und zweierlei Maß, beides ist Gott ein Greuel.¹² [Spr 11,1 Vers 23.] Sprichwörter Spr 24 20 10 12 In der Septuag. findet sich V. 10-13 zwischen V. 22, 23 eingeschoben. Sprichwörter Spr 24 20 11 Ex studiis suis intelligitur puer, si munda et recta sint opera ejus. Den Knaben¹³ kennt man aus seinen Bestrebungen, ob sein Tun rein und recht ist. Sprichwörter Spr 24 20 11 13 Schon den Knaben; wie er ist, wird der Mann sein. Sprichwörter Spr 24 20 12 Aurem audientem, et oculum videntem, Dominus fecit utrumque. Das Ohr, welches hört, und das Auge, welches sieht, beide hat der Herr geschaffen.¹⁴ Sprichwörter Spr 24 20 12 14 Gott ist allgegenwärtig und für all unser Tun sind wir ihm Rechenschaft schuldig. Sprichwörter Spr 24 20 13 Noli diligere somnum, ne te egestas opprimat: aperi oculos tuos, et saturare panibus. Liebe den Schlaf nicht, dass dich die Armut nicht überwältige; halte deine Augen offen,¹⁵ so wirst du Brot haben, dich zu sättigen. Sprichwörter Spr 24 20 13 15 Schlaf: Trägheit; offenes Auge: rüstiges Schaffen. Sprichwörter Spr 24 20 14 Malum est, malum est, dicit omnis emptor: et cum recesserit, tunc gloriabitur. Schlecht ist's, schlecht ist's, sagt jeder Käufer; ist er aber weggegangen, alsdann rühmt er sich.¹⁶ Sprichwörter Spr 24 20 14 16 Der Spruch ist eine indirekte Abmahnung von solchen Geschäftslügen. Sprichwörter Spr 24 20 15 Est aurum, et multitudo gemmarum: et vas pretiosum labia scientiæ. Sind auch Gold und Edelsteine in Menge da, so ist doch der kostbarste Schmuck weise Lippen. Sprichwörter Spr 24 20 16 Tolle vestimentum ejus, qui fidejussor exstitit alieni, et pro extraneis aufer pignus ab eo. Nimm das Kleid dem, der für einen Fremden Bürge geworden ist, und statt der Fremden pfände ihn aus!¹⁷ [Spr 27,13] Sprichwörter Spr 24 20 16 17 Damit du nicht zu Schaden kommest, wenn jener leichtsinnig für Fernstehende Bürgschaft übernommen hat. Vergl. [Spr 27,13] und [Spr 6,1-5, Spr 11,15, Spr 17,18]. Sprichwörter Spr 24 20 17 Suavis est homini panis mendacii: et postea implebitur os ejus calculo. Süß ist dem Menschen das Brot der Lüge, doch hernach wird ihm der Mund mit Sand gefüllt.¹⁸ Sprichwörter Spr 24 20 17 18 Man findet es angenehm, sein Brot durch Betrug, ohne Anstrengung, zu erlangen, aber ruhiger Genuss wird nicht erreicht, sondern Verderben; es ist am Schluss, als müsste man statt Brot Kies kauen. Sprichwörter Spr 24 20 18 Cogitationes consiliis roborantur; et gubernaculis tractanda sunt bella. Gedanken erlangen durch guten Rat Kraft und Kriege muss man mit guter Leitung führen. Sprichwörter Spr 24 20 19 Ei, qui revelat mysteria, et ambulat fraudulenter, et dilatat labia sua, ne commiscearis. Mit dem, der Geheimnisse offenbart und mit Betrug umgeht und dessen Lippen offen stehen, gib dich nicht ab!¹⁹ Sprichwörter Spr 24 20 19 19 Hebr.: Geheimnis verrät, wer klatschen geht, und mit dem Schwatzmaul verbinde dich nicht. Sprichwörter Spr 24 20 2 Sicut rugitus leonis, ita et terror regis: qui provocat eum, peccat in animam suam. Wie des Löwen Gebrüll, so ist der Schrecken des Königs; wer ihn reizt, sündigt wider sein Leben.² Sprichwörter Spr 24 20 2 2 Vergl. [Spr 19,12]. Sprichwörter Spr 24 20 20 Qui maledicit patri suo, et matri, exstinguetur lucerna ejus in mediis tenebris. Wer seinem Vater und seiner Mutter flucht,²⁰ dessen Leuchte erlischt in dichter Finsternis.²¹ [Ex 21,17, Lev 20,9, Mt 15,4, Spr 30,17] Sprichwörter Spr 24 20 20 20 Der also in schlimmster Weise gegen das vierte Gebot handelt. Sprichwörter Spr 24 20 20 21 Er wird nicht der Verheißung langen Lebens teilhaftig, im Gegenteil erlischt seine Leuchte, wenn er ihrer am meisten bedarf. Es wird ihm genommen, was das Leben erhellt und beglückt. (Vergl. [Spr 13,9].) Vergl. [Spr 19,26]. Sprichwörter Spr 24 20 21 Hereditas, ad quam festinatur in principio, in novissimo benedictione carebit. Ein Erbe,²² nach dem man anfänglich hascht, wird zuletzt ohne Segen sein. Sprichwörter Spr 24 20 21 22 Erwerb. Sprichwörter Spr 24 20 22 Ne dicas: Reddam malum: exspecta Dominum, et liberabit te. Sprich nicht: Ich will Böses vergelten;²³ harre auf den Herrn, so wird er dich retten. [Röm 12,17, 1Thess 5,15, 1Petr 3,9] Sprichwörter Spr 24 20 22 23 Die Strafe war Sache des Richters, die Privatrache gegen Gottes Gesetz: Suche keine verbotene Rache. Sprichwörter Spr 24 20 23 Abominatio est apud Dominum pondus et pondus: statera dolosa non est bona. Ein Greuel ist bei dem Herrn zweierlei Gewicht, eine betrügerische Waage ist nicht gut.²⁴ [siehe Vers 10] Sprichwörter Spr 24 20 23 24 Vergl. V. 10 und [Spr 11,1]. Sprichwörter Spr 24 20 24 A Domino diriguntur gressus viri: quis autem hominum intelligere potest viam suam? Vom Herrn werden die Schritte des Menschen geleitet, aber welcher Mensch kann seinen Weg verstehen?²⁵ Sprichwörter Spr 24 20 24 25 Der Mensch ist allzu beschränkt, seinen Lebensgang zu überschauen, und die Folgen stehen nicht in seiner Hand. Sprichwörter Spr 24 20 25 Ruina est homini devorare sanctos, et post vota retractare. Verderben ist es für den Menschen, Heilige zu verschlingen und gemachte Gelübde zu widerrufen.²⁶ Sprichwörter Spr 24 20 25 26 Hebr.: Ein Fallstrick für den Menschen ist es, jählings zu rufen: heilig! D.i. es sei Gott geweiht und gelobt! (vergl. [Mk 7,11]), und nachher Gelübde zu prüfen. Gelübde sind ein besonderer Ausdruck der Frömmigkeit, die Juden sprachen solche überaus leicht aus: Überlege, ehe du gelobst, nicht nachher. Sprichwörter Spr 24 20 26 Dissipat impios rex sapiens, et incurvat super eos fornicem. Ein weiser König scheidet²⁷ die Bösen aus und lässt das Rad über sie hingehen.²⁸ Sprichwörter Spr 24 20 26 27 Hebr.: zerstreut. Sprichwörter Spr 24 20 26 28 Der zweite Teil ist ein Bild, das durch den ersten veranlasst ist. Freilich enthält er eine Strafe (für die aber [2Sam 12,31] und [1Chr 20,3] nicht in Betracht kommen). Vergl. [Mt 3,12]. Sprichwörter Spr 24 20 27 Lucerna Domini spiraculum hominis, quæ investigat omnia secreta ventris. Eine Leuchte des Herrn ist des Menschen Lebenshauch, die das ganze Innere des Leibes durchforscht.²⁹ Sprichwörter Spr 24 20 27 29 Die Seele des Menschen ist ein Licht, das Gott entzündet hat und welches das innerste Herz durchdringt. Sprichwörter Spr 24 20 28 Misericordia, et veritas custodiunt regem, et roboratur clementia thronus ejus. Barmherzigkeit und Treue³⁰ schützen den König und durch Milde wird sein Thron gefestigt. Sprichwörter Spr 24 20 28 30 Eigenschaften des Königs. Sprichwörter Spr 24 20 29 Exsultatio juvenum, fortitudo eorum:: et dignitas senum canities. Der Jünglinge Freude³¹ ist ihre Kraft und die Würde der Greise ihr graues Haar. Sprichwörter Spr 24 20 29 31 Hebr.: Zier, Ruhm. Sprichwörter Spr 24 20 3 Honor est homini, qui separat se a contentionibus: omnes autem stulti miscentur contumeliis. Eine Ehre ist es für den Menschen, sich vom Streite fernzuhalten; alle Toren hingegen mischen sich in Händel. Sprichwörter Spr 24 20 30 Livor vulneris absterget mala: et plagæ in secretioribus ventris. Wundmale nehmen das Böse hinweg³² und Schläge, die bis ins Innerste des Leibes eindringen. Sprichwörter Spr 24 20 30 32 Hebr.: Striemen einer Wunde reiben Böses ab. Wie die Haut, so nehmen die Striemen, welche die Rute des Erziehers schlug, das Böse von der Seele weg. Aber nicht nur äußere Striemen, auch innere Züchtigungen läutern den Menschen. Sprichwörter Spr 24 20 4 Propter frigus piger arare noluit: mendicabit ergo æstate, et non dabitur illi. Um der Kälte willen³ wollte der Faule nicht pflügen, deshalb muss er im Sommer betteln, aber man wird ihm nichts geben.⁴ Sprichwörter Spr 24 20 4 3 Hebr.: Im Herbst. Der Faule entschuldigt sich nach der Vulgata mit der Unbill der Jahreszeit. Der Herbst war in Palästina im Anschluss an die Obsternte die Saat- und Pflügezeit vom Oktober bis Dezember und kalte Nordwinde wehten zur Zeit desselben. Sprichwörter Spr 24 20 4 4 Hebr.: Er sucht in der Ernte und nichts ist da. Sprichwörter Spr 24 20 5 Sicut aqua profunda, sic consilium in corde viri: sed homo sapiens exhauriet illud. Wie tiefes Wasser, so ist das Vorhaben im Herzen des Mannes,⁵ aber der Weise schöpft es herauf. [Spr 18,4] Sprichwörter Spr 24 20 5 5 Das Herz mit seinen geheimen Plänen ist tiefem Wasser vergleichbar, auf dessen Grunde ein Schatz ruht. Sprichwörter Spr 24 20 6 Multi homines misericordes vocantur: virum autem fidelem quis inveniet? Viele Menschen werden barmherzig genannt,⁶ allein wer findet einen treuen Mann?⁷ Sprichwörter Spr 24 20 6 6 Hebr.: rühmen ein jeder seine Barmherzigkeit. Sprichwörter Spr 24 20 6 7 Gegensatz zwischen Sagen und Tun, Versprechen und Halten. Treue Menschen sind selten. Vergl. [Spr 31,10]. Sprichwörter Spr 24 20 7 Justus, qui ambulat in simplicitate sua, beatos post se filios derelinquet. Ein Gerechter, der in seiner Unschuld wandelt, hinterlässt glückselige Kinder.⁸ Sprichwörter Spr 24 20 7 8 Hebr.: Heil seinen Kindern nach ihm. Sprichwörter Spr 24 20 8 Rex, qui sedet in solio judicii, dissipat omne malum intuitu suo. Ein König, der auf dem Richterstuhle⁹ sitzt, verscheucht¹⁰ mit seinem Blicke alles Böse. Sprichwörter Spr 24 20 8 9 Hebr.: auf dem Stuhle des Rechtes, auf dem die Gerechtigkeit waltet. Sprichwörter Spr 24 20 8 10 Hebr.: zerstreut. Vergl. [Spr 16,10] und [Jes 11,4]. Sprichwörter Spr 24 20 9 Quis potest dicere: Mundum est cor meum, purus sum a peccato? Wer kann sagen: Mein Herz ist rein, ich bin frei von Sünden?¹¹ [1Kön 8,46, 2Chr 6,36, Koh 7,21, 1Joh 1,8] Sprichwörter Spr 24 20 9 11 Hebr.: Ich habe mein Herz geläutert (bin außer Gefahr, für immer geschützt vor der Sünde), bin rein geworden von Sünden? Sprichwörter Spr 24 0 1 n. Die Vorsehung Gottes. (V. 7) o. Verschiedene Lehren. (Kap. 21,16) Sprichwörter Spr 24 21 1 Sicut divisones aquarum, ita cor regis in manu Domini: quocumque voluerit, inclinabit illud. Das Herz des Königs ist in der Hand des Herrn wie Wasserleitungen; wohin er irgend will, lenkt er es hin.¹ Sprichwörter Spr 24 21 1 1 Nicht nur die Folgen des Willensentschlusses beherrscht Gott, sondern auch den Entschluss selbst. Sprichwörter Spr 24 21 10 Anima impii desiderat malum, non miserebitur proximo suo. Die Seele des Gottlosen begehrt Böses,¹¹ er kennt kein Erbarmen mit seinem Nächsten.¹² Sprichwörter Spr 24 21 10 11 Dem Nächsten zu schaden. Sprichwörter Spr 24 21 10 12 Hebr.: Nicht findet Erbarmen ins einen Augen der Nächste. Sprichwörter Spr 24 21 11 Mulctato pestilente sapientior erit parvulus: et si sectetur sapientem, sumet scientiam. Wird der Spötter bestraft, so wird der Einfältige weiser; und wenn er dem Weisen folgt, erhält er Einsicht.¹³ [Spr 19,25] Sprichwörter Spr 24 21 11 13 Hebr.: Aber belehrt man einen Weisen, so nimmt er Einsicht an. Sprichwörter Spr 24 21 12 Excogitat justus de domo impii, ut detrahat impios a malo. Der Gerechte¹⁴ achtet auf das Haus des Gottlosen, um die Gottlosen abzuwenden vom Bösen.¹⁵ Sprichwörter Spr 24 21 12 14 Gott, der Gerechte im höchsten Maße. Sprichwörter Spr 24 21 12 15 Hebr.: Und stürzt Gottlose ins Unheil (nämlich wenn die Zeit des Gerichtes gekommen ist); vergl. [Spr 22,12]. Sprichwörter Spr 24 21 13 Qui obturat aurem suam ad clamorem pauperis, et ipse clamabit, et non exaudietur. Wer sein Ohr vor dem Geschrei des Armen verstopft,¹⁶ wird auch selbst rufen,¹⁷ aber nicht erhört werden. Sprichwörter Spr 24 21 13 16 Während er helfen kann. Sprichwörter Spr 24 21 13 17 Nachdem er zur Strafe für seine Hartherzigkeit selbst ins Unglück geraten. Sprichwörter Spr 24 21 14 Munus absconditum exstinguit iras: et donum in sinu indignationem maximam. Ein Geschenk im Geheimen löscht den Zorn aus und eine Gabe im Busen den heftigsten Grimm. Sprichwörter Spr 24 21 15 Gaudium justo est facere judicium: et pavor operantibus iniquitatem. Rechttun ist den Gerechten eine Freude, aber ein Schrecken für die Übeltäter. Sprichwörter Spr 24 21 16 Vir, qui erraverit a via doctrinæ, in ctu gigantum commorabitur. Ein Mensch, der vom Wege der Einsicht abirrt, wird in der Versammlung der Gewaltigen¹⁸ wohnen. Sprichwörter Spr 24 21 16 18 Hebr.: In der Schatten-Versammlung ist seine Ruhestatt. Die Schatten (Vulg.: die Mächtigen vergl. [Ijob 26,5]) sind die Verdammten, die Ruhe der Hölle wird ihm zuteil. Vergl. [Spr 15,24]. Sprichwörter Spr 24 21 17 Qui diligit epulas in egestate erit: qui amat vinum, et pinguia, non ditabitur. Wer Wohlleben lieb hat, wird arm; wer Wein und Fettes¹⁹ liebt, wird nicht reich. Sprichwörter Spr 24 21 17 19 Hebr.: Öl. Wein und Öl gehörten zu den notwendigen Stücken eines lauteren Mahles. Sprichwörter Spr 24 21 18 Pro justo datur impius: et pro rectis iniquus. Zur Auslösung des Gerechten wird der Gottlose hingegeben und der Sünder anstatt der Rechtschaffenen.²⁰ Sprichwörter Spr 24 21 18 20 Vergl. [Jes 43,3]. Sprichwörter Spr 24 21 19 Melius est habitare in terra deserta, quam cum muliere rixosa et iracunda. Besser ist es, in einem Wüstenlande zu wohnen als bei einem zänkischen und zornmütigen Weibe. [Siehe V. 19, Spr 25,24, Sir 25,23]. Sprichwörter Spr 24 21 2 Omnis via viri recta sibi videtur: appendit autem corda Dominus. Jedem scheint sein Weg der rechte, der Herr aber wägt die Herzen ab.² [Spr 16,2, Spr 20,24] Sprichwörter Spr 24 21 2 2 Gott sieht allein untrüglich, darum darf man ohne ihn nichts unternehmen. Sprichwörter Spr 24 21 20 Thesaurus desiderabilis, et oleum in habitaculo justi: et imprudens homo dissipabit illud. Ein begehrenswerter Schatz und Öl sind in der Wohnung des Gerechten, aber der unkluge Mensch verschwendet solches. Sprichwörter Spr 24 21 21 Qui sequitur justitiam et misericordiam, inveniet vitam, justitiam, et gloriam. Wer nach Gerechtigkeit und Barmherzigkeit strebt, erlangt Leben, Gerechtigkeit und Ehre.²¹ Sprichwörter Spr 24 21 21 21 Leben: der gleiche Lohn wie [Spr 3,16]. Gerechtigkeit: als Zustand. Ehre: äußerer Lohn. Sprichwörter Spr 24 21 22 Civitatem fortium ascendit sapiens, et destruxit robur fiduciæ ejus. Die Stadt der Helden ersteigt der Weise und stürzt die Stärke, auf welche sie vertraut. Sprichwörter Spr 24 21 23 Qui custodit os suum, et linguam suam, custodit ab angustiis animam suam. Wer seinen Mund und seine Zunge bewahrt, bewahrt sein Leben vor Bedrängnissen. Sprichwörter Spr 24 21 24 Superbus et arrogans vocatur indoctus, qui in ira operatur superbiam. Wer hoffärtig und anmaßend ist, wird ein Tor²² genannt, der im Zorne seinen Übermut ausübt.²³ Sprichwörter Spr 24 21 24 22 Hebr.: Ein Spötter. Sprichwörter Spr 24 21 24 23 Hebr.: der im Übermaß des Stolzes handelt. Sprichwörter Spr 24 21 25 Desideria occidunt pigrum: noluerunt enim quidquam manus ejus operari: Wünsche töten den Faulen, denn seine Hände wollen nichts schaffen. Sprichwörter Spr 24 21 26 Tota die concupiscit et desiderat: qui autem justus est, tribuet, et non cessabit. Den ganzen Tag verlangt er und hat Wünsche; wer aber gerecht ist, gibt ohne Unterlass.²⁴ Sprichwörter Spr 24 21 26 24 Hebr.: und hält nicht zurück. Sprichwörter Spr 24 21 27 Hostiæ impiorum abominabiles, quia offeruntur ex scelere. Die Schlachtopfer der Gottlosen sind ein Greuel, weil²⁵ sie für Schandtat dargebracht werden. [Spr 15,8, Sir 34,21] Sprichwörter Spr 24 21 27 25 Hebr.: um so mehr, wenn er sie für ein Verbrechen darbringt. Als ob Gott wie ein irdischer Richter durch eine Gabe gewonnen werden könnte, zumal wenn dieselbe gleichsam nur hingeworfen wird. Sprichwörter Spr 24 21 28 Testis mendax peribit: vir obediens loquetur victoriam. Ein lügenhafter Zeuge geht zugrunde; ein Mann, der gehorsam ist,²⁶ wird siegreich sein in seinen Reden. Sprichwörter Spr 24 21 28 26 Hebr.: der hört. Ein solcher gibt ein Zeugnis, das Bestand hat und nicht mit der Zeit Lügen gestraft wird. Sprichwörter Spr 24 21 29 Vir impius procaciter obfirmat vultum suum: qui autem rectus est, corrigit viam suam. Der Gottlose nimmt freche Mienen an;²⁷ wer aber rechtschaffen ist, macht gerade seinen Weg.²⁸ Sprichwörter Spr 24 21 29 27 Er glaubt sich sicher vor dem Falle. Sprichwörter Spr 24 21 29 28 Auf beide Seiten ist Kühnheit, aber hier Vertrauen der Unschuld, dort Verhärtung der Bosheit. Sprichwörter Spr 24 21 3 Facere misericordiam et judicium, magis placet Domino, quam victimæ. Barmherzig sein und recht tun gefällt dem Herrn mehr als Schlachtopfer.³ Sprichwörter Spr 24 21 3 3 Vergl. [Mt 23,23]. Nicht der äußere Akt wird verworfen, sondern dieser, sofern ihm die innere Gesinnung abgeht. Äußeres Opfer und innere Gesinnung gehören zusammen wie Leib und Seele. Vergl. [Mi 6,6-8, Hos 6,6]. Sprichwörter Spr 24 21 30 Non est sapientia, non est prudentia, non est consilium contra Dominum. Es gibt keine Weisheit, es gibt keine Klugheit, es gibt keinen Ratschluss wider den Herrn. Sprichwörter Spr 24 21 31 Equus paratur ad diem belli: Dominus autem salutem tribuit. Das Ross wird gerüstet auf den Tag des Streites, der Herr aber verleiht den Sieg.²⁹ Sprichwörter Spr 24 21 31 29 Vergl. [Ps 19,8]. Wie der Menschen Weisheit (V. 30), so ist ihre Stärke nichts ohne Gott. Sprichwörter Spr 24 21 4 Exaltatio oculorum est dilatatio cordis: lucerna impiorum peccatum. Stolz der Augen ist Aufblähung des Herzens, die Leuchte⁴ der Gottlosen ist die Sünde. Sprichwörter Spr 24 21 4 4 Das Glück. Sprichwörter Spr 24 21 5 Cogitationes robusti semper in abundantia: omnis autem piger semper in egestate est. Die Gedanken des Starken gehen stets auf Überfluss, jeder Faule⁵ aber bleibt immerdar in Armut: Sprichwörter Spr 24 21 5 5 Hebr.: Doch jeder, der überhastet. Der wahre Fleißige übt Umsicht und Sorgfalt. Sprichwörter Spr 24 21 6 Qui congregat thesauros lingua mendacii, vanus et excors est, et impingetur ad laqueos mortis. Wer Schätze sammelt mit lügenhafter Zunge, ist eitel und unsinnig und fällt in die Fallstricke des Todes.⁶ Sprichwörter Spr 24 21 6 6 Septuag.: eilt Nichtigem nach über Schlingen des Verderbens. Sprichwörter Spr 24 21 7 Rapinæ impiorum detrahent eos, quia noluerunt facere judicium. Der Gottlosen Raub⁷ rafft sie hinweg,⁸ weil sie nicht tun wollen, was recht ist. Sprichwörter Spr 24 21 7 7 Gewalttätigkeit. Sprichwörter Spr 24 21 7 8 Von ihrem Wohlstand ins Verderben. Sprichwörter Spr 24 21 8 Perversa via viri, aliena est: qui autem mundus est, rectum opus ejus. Verkehrt ist der Wandel eines Mannes, ist er der unrechte;⁹ wer aber rein ist, dessen Tun ist recht. Sprichwörter Spr 24 21 8 9 Hebr.: eines Mannes der Schuld. Sprichwörter Spr 24 21 9 Melius est sedere in angulo domatis, quam cum muliere litigiosa, et in domo communi. Besser ist es, auf der Zinne eines Daches zu sitzen¹⁰ als bei einem zänkischen Weibe zu sein und im gemeinsamen Hause. [Siehe V. 19, Spr 25,24]. Sprichwörter Spr 24 21 9 10 An der Ecke des Daches in einem notdürftig aus Lehm oder Brettern errichteten Zimmer, wie solche dazu dienten, geringen Besuch aufzunehmen. [2Kön 4,10ff, 1Kön 17,19]. Nach anderen: auf dem Dache, den Unbilden der Witterung preisgegeben. Sprichwörter Spr 24 0 1 Verschiedene Lehren. (V. 16) 3. Dritter Abschnitt. (22,17- 23,34) Wiederholte Einschärfung der gegebenen Vorschriften. 1. Mahnung, die Worte der Weisen zu hören und zu Herzen zu nehmen. (V. 21) 2. Lehrgedicht, das die Pflichten des Menschen gegen seinen Nächsten einprägt (22,22 23,14): Tue dem Armen kein Unrecht. (V. 23) b. Hüte dich vor der Gemeinschaft der Zornigen und derer, die leichtsinnig für andere Bürgschaft leisten. (V. 28) Sprichwörter Spr 24 22 1 Melius est nomen bonum, quam divitiæ multæ: super argentum et aurum, gratia bona. Sprichwörter Spr 24 22 10 Ejice derisorem, et exibit cum eo jurgium, cessabuntque causæ et contumeliæ. Treibe den Spötter hinaus,¹¹ so geht mit ihm der Zank fort und Händel und Schmähungen hören auf. Sprichwörter Spr 24 22 10 11 Septuag.: Aus der Versammlung. Sprichwörter Spr 24 22 11 Qui diligit cordis munditiam, propter gratiam labiorum suorum habebit amicum regem. Wer Herzensreinheit liebt,¹² wird um der Anmut seiner Lippen willen den König zum Freunde haben. Sprichwörter Spr 24 22 11 12 Septuag.: Jahve liebt den, der reinen Herzens ist, oder wessen Lippen usw. Sprichwörter Spr 24 22 12 Oculi Domini custodiunt scientiam: et supplantantur verba iniqui. Die Augen des Herrn haben acht auf Erkenntnis,¹³ aber die Worte des Frevlers kommen zu Falle. Sprichwörter Spr 24 22 12 13 Über Menschen von Erkenntnis, Weisheit, Tugend wacht schirmend Gottes Auge, der des Falschen Rede, die jene verderben will, unwirksam macht. Sprichwörter Spr 24 22 13 Dicit piger: Leo est foris, in medio platearum occidendus sum. Der Faule spricht: Ein Löwe ist draußen, ich könnte mitten auf der Straße getötet werden.¹⁴ Sprichwörter Spr 24 22 13 14 Die lächerlichsten Vorwände bringt der Faule vor, um träge zu Hause zu bleiben. Löwen können nicht bis in die bewohnten Städte und Mörder sind inmitten der Stadt ungewöhnlich. Sprichwörter Spr 24 22 14 Fovea profunda, os alienæ: cui iratus est Dominus, incidet in eam. Eine tiefe¹⁵ Grube ist der Mund des fremden Weibes;¹⁶ über wen der Herr zürnt, der fällt in dieselbe.¹⁷ Sprichwörter Spr 24 22 14 15 Aus einer tiefen Grube kommt man schwer heraus. Sprichwörter Spr 24 22 14 16 Ehebrecherin. Sprichwörter Spr 24 22 14 17 Die Sünde wird von Gott bisweilen durch Zulassung neuer Sünden gestraft. Sprichwörter Spr 24 22 15 Stultitia colligata est in corde pueri, et virga disciplinæ fugabit eam. Torheit haftet im Herzen des Knaben,¹⁸ die Zuchtrute treibt sie hinaus. Sprichwörter Spr 24 22 15 18 Ähnlich das deutsche Sprichwort: Jugend kennt keine Tugend. Sprichwörter Spr 24 22 16 Qui calumniatur pauperem, ut augeat divitias suas, dabit ipse ditiori, et egebit. Wer den Armen bedrückt, um seinen Reichtum zu mehren, wird selbst einem Reicheren geben müssen und darben.¹⁹ Sprichwörter Spr 24 22 16 19 Hebr.: Werden Arme bedrückt, (so geschieht es nur), um sich zu bereichern, gib dem Reichen (so gereicht es ihm) nur zu Verlust. Dem Reichen geben schließt wohl den Gedanken ein: den Armen beraubend. Sprichwörter Spr 24 22 17 Inclina aurem tuam, et audi verba sapientium: appone autem cor ad doctrinam meam: Neige dein Ohr und höre die Worte der Weisen und nimm meine Lehre zu Herzen. Sprichwörter Spr 24 22 18 Quæ pulchra erit tibi, cum servaveris eam in ventre tuo, et redundabit in labiis tuis: Sie wird dir angenehm sein, wenn du sie in deinem Innern bewahrst, und wird von deinen Lippen reichlich fließen;²⁰ Sprichwörter Spr 24 22 18 20 Septuag.: Zu erkennen, dass sie lieblich sind. Wenn du sie im Innern bewahrst, so wird sie festhalten usw. Der Text in Septuag. in V. 17b, 19, 20 ist dem hebräischen vorzuziehen, da er nur Ermahnungen zur Aufnahme und zum Bewahren der folgenden Worte der Weise enthält. Sprichwörter Spr 24 22 19 Ut sit in Domino fiducia tua, unde et ostendi eam tibi hodie. dass dein Vertrauen der Herr sei, denn darum tue ich sie dir²¹ heute kund. Sprichwörter Spr 24 22 19 21 Das Hebr. fügt bei: Ja dir. Sprichwörter Spr 24 22 2 Dives, et pauper obviaverunt sibi: utriusque operator est Dominus. Sprichwörter Spr 24 22 20 Ecce descripsi eam tibi tripliciter, in cogitationibus et scientia: Siehe, ich habe sie dir dreifach²² beschrieben durch Gedanken und Erkenntnis, Sprichwörter Spr 24 22 20 22 Vielfach. Hebr. etwa: Kernsprüche. Sprichwörter Spr 24 22 21 Ut ostenderem tibi firmitatem, et eloquia veritatis, respondere ex his illis, qui miserunt te. damit ich dir²³ den festen Grund und die Aussprüche der Wahrheit zeigte, dass du darnach denen Rede stehen kannst, die dich gesandt haben. Sprichwörter Spr 24 22 21 23 Das Folgende hebr.: Die Richtigkeit von Wahrheitsworten zeige, damit du die Worte, die Wahrheit sind, heimbringest dem, der dich gesandt (dem Vater). Vulg.: Wahrheitssprüche und die durch sie gegebene Richtschnur des Handelns. Sprichwörter Spr 24 22 22 Non facias violentiam pauperi, quia pauper est: neque conteras egenum in porta: Tue dem Armen nicht Gewalt an, weil er arm²⁴ ist, und bedrücke den Dürftigen nicht in der Torhalle,²⁵ Sprichwörter Spr 24 22 22 24 Hilflos. Sprichwörter Spr 24 22 22 25 Dem Orte des Gerichtes. Sprichwörter Spr 24 22 23 Quia judicabit Dominus causam ejus, et configet eos, qui confixerunt animam ejus. denn der Herr wird der Richter seiner Sache sein und wird die betrüben, welche seine Seele betrübt haben.²⁶ Sprichwörter Spr 24 22 23 26 Hebr.: Und er raubt den sie Beraubenden das Leben. Sprichwörter Spr 24 22 24 Noli esse amicus homini iracundo, neque ambules cum viro furioso: Schließe nicht Freundschaft mit einem zornigen Menschen²⁷ und mit einem wütigen Manne gehe nicht um, Sprichwörter Spr 24 22 24 27 Sei Zorn würde dir eine Schlinge des Verderbens. Grund: [Spr 15,18, Spr 29,22]. Sprichwörter Spr 24 22 25 Ne forte discas semitas ejus, et sumas scandalum animæ tuæ. dass du nicht etwa seinen Wandel lernest und für deine Seele Ärgernis nehmest. Sprichwörter Spr 24 22 26 Noli esse cum his, qui defigunt manus suas, et qui vades se offerunt pro debitis: Halte nicht zu denen, welche ihren Handschlag²⁸ geben und welche sich als Bürgen für Schulden stellen; Sprichwörter Spr 24 22 26 28 Leichtsinnig. Sprichwörter Spr 24 22 27 Si enim non habes unde restituas, quid causæ est ut tollat operimentum de cubili tuo? denn wenn du nichts hast, womit du bezahlen kannst, warum solltest du dir die Decke aus deiner Kammer²⁹ wegnehmen lassen? Sprichwörter Spr 24 22 27 29 Hebr.: Das Bett unter dir. Sprichwörter Spr 24 22 28 Ne transgrediaris terminos antiquos, quos posuerunt patres tui. Überschreite³⁰ nicht die alten Grenzen, welche deine Väter gesetzt haben. Sprichwörter Spr 24 22 28 30 Hebr.: Verrücke nicht ohne Rücksicht auf fremde rechte. Dies geschieht auf anderem gebiete auch, wenn die Wahrheit in Lüge verkehrt und anders verkündet wird, als was von den Aposteln überliefert. (Hieronymus) Sprichwörter Spr 24 22 29 Vidisti virum velocem in opere suo? coram regibus stabit, nec erit ante ignobiles. Siehst du einen Mann geschickt in seinem Tun? Er möge vor Könige treten³¹ und nicht bei Unedlen weilen! Sprichwörter Spr 24 22 29 31 In des Königs Dienst treten. Sprichwörter Spr 24 22 3 Callidus vidit malum, et abscondit se: innocens pertransiit, et afflictus est damno. Der Kluge sieht das Unheil und verbirgt sich, der Einfältige geht weiter und wird von Schaden betroffen.² Sprichwörter Spr 24 22 3 2 Die Menschen sollen die Verschiedenheit ihrer Stellung als von Gott gesetzt erkennen und zur Tugend benutzen. Arm und Reich sind einander entgegengesetzt, aber einander notwendig, einer ist für den andern erschaffen. Der Herr hat den Reichen gemacht, damit er dem Armen helfe, den Armen, um den Reichen zu erproben. (Aug.) Sprichwörter Spr 24 22 4 Finis modestiæ timor Domini, divitiæ et gloria et vita. Die Frucht der Bescheidenheit ist die Furcht des Herrn; sie ist Reichtum, Ehre und Leben.³ Sprichwörter Spr 24 22 4 3 Die Demut ist die Wurzel und Erzeugerin der Furcht des Herrn und aller Tugenden. Weitere Folgen der Demut sind Reichtum, Leben, Ehre. Sprichwörter Spr 24 22 5 Arma et gladii in via perversi: custos autem animæ suæ longe recedit ab eis. Waffen und Schwerter⁴ liegen auf dem Wege des Verkehrten; wer aber seine Seele behütet, hält sich fern von ihnen. Sprichwörter Spr 24 22 5 4 Hebr.: Dornen und Schlingen. Die Bösen ziehen sich dieselben zu. Sprichwörter Spr 24 22 6 Proverbium est: Adolescens juxta viam suam, etiam cum senuerit, non recedet ab ea. Es ist ein Sprichwort:⁵ Hat ein Jüngling sich an seinen Weg⁶ gewöhnt,⁷ so wird er nicht davon lassen, auch wenn er alt geworden. Sprichwörter Spr 24 22 6 5 Fehlt im heutigen hebräischen Text. Sprichwörter Spr 24 22 6 6 Der Weg der Tugend. Sprichwörter Spr 24 22 6 7 Hebr.: Gewöhne. Sprichwörter Spr 24 22 7 Dives pauperibus imperat: et qui accipit mutuum, servus est fnerantis. Der Reiche herrscht über die Armen, und wer Geld aufnimmt, wird der Knecht dessen, der ihm leiht.⁸ Sprichwörter Spr 24 22 7 8 Muss sich von ihm viel gefallen lasen. Sprichwörter Spr 24 22 8 Qui seminat iniquitatem, metet mala, et virga iræ suæ consummabitur. Wer Unrecht sät, wird Unglück ernten und durch die Rute seines Zornes vernichtet werden.⁹ Sprichwörter Spr 24 22 8 9 Hebr.: Und der Stab seines Übermutes schwinde hin. In der Septuag. folgt hier eine Variante von 9a, 8b (oder von [Spr 19,6b] und [Spr 1,19b]). Sprichwörter Spr 24 22 9 Qui pronus est ad misericordiam, benedicetur: de panibus enim suis dedit pauperi. Victoriam et honorem acquiret qui dat munera: animam autem aufert accipientium. Wer zur Barmherzigkeit geneigt ist, wird gesegnet werden,¹⁰ denn er gibt von seinem Brote den Armen. Sieg und Ehre erlangt, wer Geschenke gibt; aber er nimmt die Seele derer, die sie annehmen. [Sir 31,28] Sprichwörter Spr 24 22 9 10 Von Gott. (Septuag.) Sprichwörter Spr 24 0 1 c. Mit Fürsten verkehre vorsichtig und suche keine Reichtümer. (V. 5) d. Meide den verkehr mit Neidischen und Toren. (V. 9) e. Trage für Waise und deine Söhne Sorge. (V. 14) 3. Meide die Trunkenheit. (V. 15 35) a. Wohin führt die Weisheit und wohin die Trunkenheit? (V. 21) b. Lob der Weisheit. (V. 28) c. Mahnung, die Trunkenheit zu fliehen. Sprichwörter Spr 24 23 1 Quando sederis ut comedas cum principe, diligenter attende quæ apposita sunt ante faciem tuam: Wenn du dich niedersetzest, mit einem Herrscher zu speisen,¹ so gib sorgsam acht, was vor dir aufgesetzt ist,² Sprichwörter Spr 24 23 1 1 Man speiste gern mit anderen zusammen, daher war es eine hohe Ehre, Tischgenosse von Vornehmen zu sein. Sprichwörter Spr 24 23 1 2 Iss nicht zu viel. Sprichwörter Spr 24 23 10 Ne attingas parvulorum terminos: et agrum pupillorum ne introeas: Rühre nicht an die Marksteine der Kleinen¹⁴ und brich nicht in den Acker der Waisen ein,¹⁵ Sprichwörter Spr 24 23 10 14 Der Armen. Hebr.: Verrücke nicht die alten Grenzen. Sprichwörter Spr 24 23 10 15 Die Grenzen verrückend oder gewalttätig. Sprichwörter Spr 24 23 11 Propinquus enim illorum fortis est: et ipse judicabit contra te causam illorum. denn ihr Verwandter¹⁶ ist mächtig,¹⁷ er wird ihre Sache wider dich führen. Sprichwörter Spr 24 23 11 16 Der nächste Verwandte musste im Falle eines Mordes die Blutrache üben. [Num 35,19] Allgemeiner: Erlöser, Rächer. Vergl. [Ijob 19,Anm.26]. Sprichwörter Spr 24 23 11 17 Jahve. Sprichwörter Spr 24 23 12 Ingrediatur ad doctrinam cor tuum: et aures tuæ ad verba scientiæ. Wende dein Herz zur Zucht und deine Ohren zu den Worten der Erkenntnis. Sprichwörter Spr 24 23 13 Noli subtrahere a puero disciplinam: si enim percusseris eum virga, non morietur. Enthalte einem Knaben die Züchtigung nicht vor; denn wenn du ihn mit der Rute schlägst, wird er nicht sterben.¹⁸ [Spr 13,24, Spr 29,15, Sir 30,1] Sprichwörter Spr 24 23 13 18 Verderben, denn die Strafe hält ihn vom Bösen fern. (V. 14) Sprichwörter Spr 24 23 14 Tu virga percuties eum: et animam ejus de inferno liberabis. Schlägst du ihn mit der Rute, so wirst du seine Seele von der Hölle retten. Sprichwörter Spr 24 23 15 Fili mi, si sapiens fuerit animus tuus, gaudebit tecum cor meum: Mein Sohn! wenn dein Sinn weise ist,¹⁹ wird sich mein Herz mit dir freuen Sprichwörter Spr 24 23 15 19 Infolge heilsamer Zucht weise wird. Sprichwörter Spr 24 23 16 Et exsultabunt renes mei, cum locuta fuerint rectum labia tua. und mein Inneres wird frohlocken, wenn deine Lippen reden, was recht ist. Sprichwörter Spr 24 23 17 Non æmuletur cor tuum peccatores: sed in timore Domini esto tota die: Dein Herz eifere nicht den Sündern nach,²⁰ sondern allezeit lebe in der Furcht des Herrn;²¹ [Spr 24,1] Sprichwörter Spr 24 23 17 20 Hebr.: Nicht ereifere sich dein Herz um die Sünder. Sprichwörter Spr 24 23 17 21 Hebr.: Sondern um die Furcht Jahves allezeit. Sprichwörter Spr 24 23 18 Quia habebis spem in novissimo, et præstolatio tua non auferetur. denn so wirst du am Ende Hoffnung haben²² und deine Erwartung wird nicht getäuscht werden.²³ Sprichwörter Spr 24 23 18 22 Hebr.: Denn fürwahr, es gibt eine Zukunft. Sprichwörter Spr 24 23 18 23 Zum mindesten im anderen Leben. Sprichwörter Spr 24 23 19 Audi fili mi, et esto sapiens: et dirige in via animum tuum. Höre, mein Sohn! und sei weise und lass deine Seele den rechten Weg²⁴ wandeln. Sprichwörter Spr 24 23 19 24 Der Weg des Herrn, der Tugend. Sprichwörter Spr 24 23 2 Et statue cultrum in gutture tuo, si tamen habes in potestate animam tuam. und setze das Messer an deine Kehle,³ wenn du anders deine Seele in deiner Gewalt hast,⁴ Sprichwörter Spr 24 23 2 3 Hebr.: Du wirst setzen. Sinn: du bringst dich durch deine Gier in Lebensgefahr. Sprichwörter Spr 24 23 2 4 Hebr.: Wenn du ein Gieriger bist. Die Vulg. trifft den Sinn nicht ganz, besser: Wenn du Besitzer einer Begierlichkeit, ihr unterworfen bist. Sprichwörter Spr 24 23 20 Noli esse in conviviis potatorum, nec in comessationibus eorum, qui carnes ad vescendum conferunt: Sei nicht bei den Gelagen der Trinker noch bei den Gastmählern derer, die Fleisch zum Schmausen zusammentragen;²⁵ Sprichwörter Spr 24 23 20 25 Hebr.: Sei nicht unter denen, die im Fleischverprassen sich gütlich tun. Vergl. [Mt 11,19]. Es ist von Menschen die Rede, welche gemeinsame Gastereien mitmachten, zu denen jeder seinen Anteil beisteuerte. Sprichwörter Spr 24 23 21 Quia vacantes potibus, et dantes symbola consumentur, et vestietur pannis dormitatio. denn die sich dem Trinken ergeben und die Gastereien halten, werden arm, und Schlaftrunkenheit²⁶ bringt Lumpen als Kleidung. Sprichwörter Spr 24 23 21 26 Wie sie nach dem Trinken eintritt und zur Arbeit unlustig macht. Sprichwörter Spr 24 23 22 Audi patrem tuum, qui genuit te: et ne contemnas cum senuerit mater tua. Höre auf deinen Vater, der dich gezeugt hat, und verachte deine Mutter nicht, wenn sie alt geworden.²⁷ Sprichwörter Spr 24 23 22 27 Vergl. [Sir 3,1ff]. Sprichwörter Spr 24 23 23 Veritatem eme, et noli vendere sapientiam, et doctrinam, et intelligentiam. Erwirb Wahrheit und verkaufe nicht²⁸ Weisheit und Belehrung und Einsicht. Sprichwörter Spr 24 23 23 28 Gib sie um keinen Preis wieder, als wäre sie etwas Geringes, vergl. [Mt 13,45], ab. Dieser Vers fehlt in der Septuag. Sprichwörter Spr 24 23 24 Exsultat gaudio pater justi: qui sapientem genuit, lætabitur in eo. In Freuden frohlockt der Vater des Gerechten; wer einen Weisen gezeugt hat, darf sich seiner freuen. Sprichwörter Spr 24 23 25 Gaudeat pater tuus, et mater tua, et exsultet quæ genuit te. Es möge sich dein Vater und deine Mutter freuen und frohlocken, die dich gebar! Sprichwörter Spr 24 23 26 Præbe fili mi cor tuum mihi: et oculi tui vias meas custodiant. Gib mir,²⁹ mein Sohn! dein Herz³⁰ und lass deine Augen meine Wege bewahren. Sprichwörter Spr 24 23 26 29 Die personifizierte Weisheit redet hier wie [Spr 8,4.5]. Sprichwörter Spr 24 23 26 30 Schenke mir aufmerksames Gehör. Sprichwörter Spr 24 23 27 Fovea enim profunda est meretrix: et puteus angustus, aliena. Eine tiefe Grube ist ja³¹ die Buhldirne und ein enger Brunnen das fremde Weib.³² Sprichwörter Spr 24 23 27 31 Also ist die Aufmerksamkeit sehr notwendig. Sprichwörter Spr 24 23 27 32 Vergl. [Spr 22,14]. Die Zisternen des Orients, in denen man das Regenwasser aufbewahrt, sind tiefe weite Gruben, die oben in eine so enge Mündung zusammenlaufen, dass man sie mit einem Steine zudecken kann. [Gen 29,10, Ex 21,33] Wer in eine solche fiel, konnte nicht leicht ohne fremde Hilfe herauskommen. So ist der so gut wie verloren, der sich mit einer Ehebrecherin einlässt. Sprichwörter Spr 24 23 28 Insidiatur in via quasi latro, et quos incautos viderit, interficiet. Sie lauert am Wege auf wie ein Räuber und tötet die, welche sie als unbehutsam erkennt.³³ Sprichwörter Spr 24 23 28 33 Hebr.: Und die Treulosen unter den Menschen mehrt sie. Wenigstens Gott sind jene untreu. Sprichwörter Spr 24 23 29 Cui væ? Cujus patri væ? cui rixæ? cui foveæ? cui sine causa vulnera? cui suffusio oculorum? Wer hat Weh? Wessen Vater hat Weh? Wer hat Händel? Wer fällt in Fallgruben? Wer hat Wunden um nichts?³⁴ Wer trübe Augen? Sprichwörter Spr 24 23 29 34 Hebr.: Bei wem ist Wehe? Bei wem ist Ach? Wer hat Gezänk, wer Jammer von Wunden um nichts? Sprichwörter Spr 24 23 3 Ne desideres de cibis ejus, in quo est panis mendacii. damit dich nicht nach dessen Speise⁵ gelüste, denn es ist trügerische Speise.⁶ Sprichwörter Spr 24 23 3 5 Hebr.: Leckerbissen. Sprichwörter Spr 24 23 3 6 Die Enttäuschung folgt. Nicht nur dich zu sättigen, sondern dich auch für andere Zwecke zu benutzen, wird dir die Speise geboten. Sprichwörter Spr 24 23 30 Nonne his, qui commorantur in vino, et student calicibus epotandis? Nicht die, welche beim Weine sitzen und fleißig die Becher leeren?³⁵ Sprichwörter Spr 24 23 30 35 Hebr.: die kommen, den Würzwein zu ergründen. Sprichwörter Spr 24 23 31 Ne intuearis vinum quando flavescit, cum splenduerit in vitro color ejus: ingreditur blande, Siehe den Wein nicht an, wenn er so gelblich funkelt, wenn seine Farbe im Glase glänzt; er geht angenehm hinein, Sprichwörter Spr 24 23 32 Sed in novissimo mordebit ut coluber, et sicut regulus venena diffundet. aber zuletzt beißt er wie eine Schlange³⁶ und spritzt Gift aus wie ein Basilisk. Sprichwörter Spr 24 23 32 36 Giftschlange. Sprichwörter Spr 24 23 33 Oculi tui videbunt extraneas, et cor tuum loquetur perversa. Deine Augen werden nach fremden Frauen sehen³⁷ und dein Herz wird Verkehrtes reden.³⁸ Sprichwörter Spr 24 23 33 37 Das Hebr. besser. Werden fremdartige Dinge schauen. Sprichwörter Spr 24 23 33 38 Der Mund redet nur, was aus dem Herzen kommt, der Wein aber erzeugt verkehrte Gedanken und sündhafte Begierden. Sprichwörter Spr 24 23 34 Et eris sicut dormiens in medio mari, et quasi sopitus gubernator, amisso clavo: Und du wirst sein wie einer, der mitten auf dem Meere schläft, und wie ein Steuermann, der eingeschlafen und dem das Steuerruder entfallen ist,³⁹ Sprichwörter Spr 24 23 34 39 Das Laster der Trunkenheit ist der Schiffbruch der Gesundheit, des Lebens, der Keuschheit und aller Tugend. Das Hebr. wird verschiedenartig erklärt. Sprichwörter Spr 24 23 35 Et dices: Verberaverunt me, sed non dolui: traxerunt me, et ego non sensi: quando evigilabo, et rursus vina reperiam? und wirst sagen:⁴⁰ Sie haben mich geschlagen, aber es⁴¹ hat mir nicht weh getan; sie haben mich umhergeschleift, aber ich habe es nicht empfunden!⁴² Wann werde ich aufwachen? Werde ich auch wieder Wein finden?⁴³ Sprichwörter Spr 24 23 35 40 Der Trunkenbold wird redend eingeführt. Sprichwörter Spr 24 23 35 41 Oder er? Der Wein? Sprichwörter Spr 24 23 35 42 Infolge der Trunkenheit hatte er kein Bewusstsein von den Schmerzen, anderseits erscheint das Trinken samt dem folgenden Rausch als etwas Angenehmes. Sprichwörter Spr 24 23 35 43 Hebr.: Wenn ich aufwache, will ich ihn wieder aufsuchen. Unverbesserlichkeit des Trinkers. Sprichwörter Spr 24 23 4 Noli laborare ut diteris: sed prudentiæ tuæ pone modum. Mühe dich nicht ab, reich zu werden, sondern setze deiner Klugheit Grenzen.⁷ Sprichwörter Spr 24 23 4 7 Hebr.: Lass ab von deiner Klugheit (zu diesem Zwecke Gebrauch zu machen). Sprichwörter Spr 24 23 5 Ne erigas oculos tuos ad opes, quas non potes habere: quia facient sibi pennas quasi aquilæ, et volabunt in clum. Erhebe deine Augen nicht zu Reichtümern, die du nicht haben kannst;⁸ denn sie machen sich Flügel wie die Adler und fliegen himmelwärts. Sprichwörter Spr 24 23 5 8 Hebr.: Sollen deine Augen darauf hinfliegen und es ist nicht mehr da? Solcher Reichtum hat kurzen Bestand. Sprichwörter Spr 24 23 6 Ne comedas cum homine invido, et ne desideres cibos ejus: Iss nicht mit einem neidischen Menschen und sei nicht lüstern nach seinen Speisen;⁹ Sprichwörter Spr 24 23 6 9 Leckerbissen. Sprichwörter Spr 24 23 7 Quoniam in similitudinem arioli, et conjectoris, æstimat quod ignorat. Comede et bibe, dicet tibi: et mens ejus non est tecum. denn wie ein Zeichendeuter und Wahrsager beurteilt er das, wovon er nichts weiß.¹⁰ Iss und trink! wird er dir sagen: aber sein Herz ist nicht bei dir. Sprichwörter Spr 24 23 7 10 Hebr.: Denn wie er bei sich berechnet nicht so wie er dir erscheint, uneigennützig. Die Vulgata bietet eine Erklärung, nicht Übersetzung. Wie ein Wahrsager, der etwas ihm Unbekanntes ermitteln soll, nachdenkt, so überlegt der Geizhals ängstlich, wie viel wohl an der Tafel aufgeht. Sprichwörter Spr 24 23 8 Cibos, quos comederas, evomes: et perdes pulchros sermones tuos. Die Speisen, welche du gegessen, musst du wieder von dir geben¹¹ und deine schönen Reden¹² werden verloren sein. Sprichwörter Spr 24 23 8 11 Unter dem Eindrucke, den der Neid und das falsche Herz deines Gastgebers auf dich machen. Sprichwörter Spr 24 23 8 12 Die dankenden Worte, mit denen du dich als Gast verabschiedest. Sprichwörter Spr 24 23 9 In auribus insipientium ne loquaris: quia despicient doctrinam eloquii tui. Rede nicht zu den Ohren der Unverständigen,¹³ denn sie verachten den klugen Sinn deiner Worte. Sprichwörter Spr 24 23 9 13 Nicht: der Einfältigen, sondern derer, die der Wahrheit widerstreben. Sprichwörter Spr 24 0 1 4. Nochmalige Mahnung zur Weisheit. (V. 1-22) a. Meide die Gemeinschaft der Gottlosen. (V. 2) b. Die Weisheit gewährt alle Güter und macht den Menschen so stark, dass er seinen Nächsten aus Gefahren zu retten vermag. (V. 12) c. So trachte also der Weisheit nach und füge niemanden Unrecht zu, denn Gott wird alle richten. (V. 22) 5. Anhang. Verschiedene Weisheitssätze (V. 22-34): Sei gerecht gegen den Nächsten (V. 29), verabscheue die Trägheit. Sprichwörter Spr 24 24 1 Ne æmuleris viros malos, nec desideres esse cum eis: Eifere schlechten Leuten nicht nach¹ und wünsche nicht mit ihnen umzugehen; [Spr 23,17] Sprichwörter Spr 24 24 1 1 Hebr.: Ereifere dich nicht um (jene, die mit allen Mitteln reich zu werden trachten). Sprichwörter Spr 24 24 10 Si desperaveris lassus in die angustiæ: imminuetur fortitudo tua. Wenn du am Tage der Bedrängnis mutlos verzweifelst, so mindert sich deine Kraft.⁹ Sprichwörter Spr 24 24 10 9 Also bete, dass deine Kraft wachse. (Aug.) Vielleicht kann das Hebräische, das sonst in beiden teilen fast dasselbe sagt, mit einer leichten Änderung heißen: Bist du lässig gewesen, so wird am Tage der Not dein Vorrat gering sein. Sprichwörter Spr 24 24 11 Erue eos, qui ducuntur ad mortem: et qui trahuntur ad interitum liberare ne cesses. Rette die, welche man zum Tode führt, und unterlass nicht, die zu befreien, welche man zum Untergange schleppt!¹⁰ [Ps 81,4] Sprichwörter Spr 24 24 11 10 Die Armen und Bedrängten, die von den Gottlosen oder im Gericht vergewaltigt werden. Gehe nicht vorüber wie der jüdische Priester und Levit. [Lk 10,30ff]. Sprichwörter Spr 24 24 12 Si dixeris: Vires non suppetunt; qui inspector est cordis, ipse intelligit, et servatorem animæ tuæ nihil fallit, reddetque homini juxta opera sua. Wenn du sagst: Ich vermag es nicht,¹¹ so weiß es der, welcher die Herzen erforscht, und dem, der dein Leben erhält, entgeht nichts; er vergilt jedem nach dessen Werken. Sprichwörter Spr 24 24 12 11 So Vulg. besser als der jetzige hebr. Text. Auch die Unterlassung des Guten kann Sünde sein. [Jak 4,17] Sprichwörter Spr 24 24 13 Comede, fili mi, mel, quia bonum est, et favum dulcissimum gutturi tuo: Iss Honig, mein Sohn! denn er ist gut, und Honigseim, er ist süß für deinen Gaumen.¹² Sprichwörter Spr 24 24 13 12 Der Vergleichspunkt zwischen dem Honig und der Weisheit ist die Lieblichkeit. Sprichwörter Spr 24 24 14 Sic et doctrina sapientiæ animæ tuæ: quam cum inveneris, habebis in novissimis spem, et spes tua non peribit. So ist auch die Lehre der Weisheit für deine Seele; erlangst du sie, so wirst du am Ende Hoffnung haben und deine Hoffnung wird nicht zunichte werden.¹³ Sprichwörter Spr 24 24 14 13 Vergl. [Spr 23,18]. Sprichwörter Spr 24 24 15 Ne insidieris, et quæras impietatem in domo justi, neque vastes requiem ejus. Stelle dem Hause des Gerechten nicht nach¹⁴ und strebe nach keinem Unrecht in demselben¹⁵ und störe seine Ruhe nicht; Sprichwörter Spr 24 24 15 14 Hebr.: stelle nicht, Frevler, dem Gerechten gleich. Sprichwörter Spr 24 24 15 15 Doppelübersetzung. Sprichwörter Spr 24 24 16 Septies enim cadet justus, et resurget: impii autem corruent in malum. denn¹⁶ siebenmal fällt der Gerechte und steht wieder auf,¹⁷ die Gottlosen aber stürzen in das Verderben. Sprichwörter Spr 24 24 16 16 Denn es ist umsonst. Sprichwörter Spr 24 24 16 17 Nicht von einer Sünde der gerechten ist hier die Rede, sondern von der Trübsal derselben und dem Schutze Gottes: Wenn er auch sieben Mal (symbolische Zahl: vergl. [Ijob 5,19]) von dir Schaden erleidet, so steht er doch immer wieder auf. Dasselbe gilt freilich auch im moralischen Sinne: Sich verfehlen ist menschlich und so fällt auch der gerechte öfter, aber er bleibt nicht in der Sünde, sondern erhebt sich alsbald von dem Falle und die Sünde, die in sein Herz eindringt, ist kein Insasse, sondern ein vorübergehender Fremdling. (Chrys., Aug. Greg. d. Gr.) Es sind ferner nur geringe Übertretungen, deren sich der Gerechte aus menschlicher Schwäche schuldig macht, die ihm das Leben der Seele, Glaube, Hoffnung, Liebe und Gnade nicht rauben. (Beda) Sprichwörter Spr 24 24 17 Cum ceciderit inimicus tuus, ne gaudeas, et in ruina ejus ne exsultet cor tuum: Wenn dein Feind fällt, so freue dich nicht und über seinen Sturz frohlocke dein Herz nicht, Sprichwörter Spr 24 24 18 Ne forte videat Dominus, et displiceat ei, et auferat ab eo iram suam. dass es¹⁸ der Herr nicht etwa sehe und Missfallen daran habe und seinen Zorn von ihm hinwegwende.¹⁹ Sprichwörter Spr 24 24 18 18 Deine Schadenfreude, deine boshafte Gesinnung, die dir das göttliche Strafgericht zuziehen muss. Sprichwörter Spr 24 24 18 19 Vor dem Feinde den Zorn auf dich übertragend. Sprichwörter Spr 24 24 19 Ne contendas cum pessimis, nec æmuleris impios: Hadere nicht mit den Ruchlosen²⁰ und ereifere dich nicht über die Gottlosen. Sprichwörter Spr 24 24 19 20 Hebr.: erhitze dich nicht ob der Übeltäter. - Sei nicht eifersüchtig auf das unverdiente Glück der Weltkinder. Sprichwörter Spr 24 24 2 Quia rapinas meditatur mens eorum, et fraudes labia eorum loquuntur. denn ihr Herz sinnt auf Raub und ihre Lippen reden Trug.² Sprichwörter Spr 24 24 2 2 Hebr.: Ungemach. Die Vulg. übersetzt mit Erklärung. Sprichwörter Spr 24 24 20 Quoniam non habent futurorum spem mali, et lucerna impiorum exstinguetur. Denn die Bösen haben keine Hoffnung für die Zukunft und die Leuchte der Gottlosen erlischt. Sprichwörter Spr 24 24 21 Time Dominum, fili mi, et regem: et cum detractoribus non commiscearis: Fürchte den Herrn, mein Sohn! und den König und verbinde dich nicht mit den Verleumdern.²¹ Sprichwörter Spr 24 24 21 21 Hebr.: Aufwieglern. Sprichwörter Spr 24 24 22 Quoniam repente consurget perditio eorum: et ruinam utriusque quis novit? Denn plötzlich bricht ihr Verderben herein und der Untergang, der über beide²² kommt, wer kennt ihn? Sprichwörter Spr 24 24 22 22 Sowohl über die, welche Jahve nicht fürchten, wie über die, welche dem Könige nicht gehorchen. Sprichwörter Spr 24 24 23 Hæc quoque sapientibus: Cognoscere personam in judicio non est bonum. Auch dieses für Weise:²³ Parteilichkeit im Gericht ist nicht gut.²⁴ [Lev 19,15, Dtn 1,17, Dtn 16,19, Sir 42,1] Sprichwörter Spr 24 24 23 23 Das Folgende richtet sich besonders gegen die Richter. Hebr.: Von den Weisen. Sprichwörter Spr 24 24 23 24 Ist sehr schlecht. Sprichwörter Spr 24 24 24 Qui dicunt impio: Justus es: maledicent eis populi, et detestabuntur eos tribus. Die zum Bösen sagen: Du bist gerecht! solche werden von den Völkern verflucht und verabscheut von den Stämmen. Sprichwörter Spr 24 24 25 Qui arguunt eum, laudabuntur: et super ipsos veniet benedictio. Die ihn strafen, werden gepriesen und auf sie kommt Segen herab.²⁵ Sprichwörter Spr 24 24 25 25 Von Gott. Sprichwörter Spr 24 24 26 Labia deosculabitur, qui recta verba respondet. Wer gerade Worte erwidert, küsst gleichsam die Lippen.²⁶ Sprichwörter Spr 24 24 26 26 Wahrheitsgemäße Worte, zumal vor Gericht, sind so wohltuend wie die angenehmste Liebkosung. Sprichwörter Spr 24 24 27 Præpara foris opus tuum, et diligenter exerce agrum tuum: ut postea ædifices domum tuam. Besorge draußen dein Geschäft und bestelle fleißig deinen Acker, nachher magst du auch dein Haus bauen.²⁷ Sprichwörter Spr 24 24 27 27 Zuerst schaffe dir eine Grundlage deiner Existenz, alsdann gründe dir einen eigenen Herd. Vergl. [Lk 14,28]. Sprichwörter Spr 24 24 28 Ne sis testis frustra contra proximum tuum: nec lactes quemquam labiis tuis. Sei nicht ohne Ursache²⁸ Zeuge wider deinen Nächsten und betöre niemand mit deinen Lippen. Sprichwörter Spr 24 24 28 28 Ohne rechte Ursache. Sprichwörter Spr 24 24 29 Ne dicas: Quomodo fecit mihi, sic faciam ei: reddam unicuique secundum opus suum. Sprich nicht: Wie er mir getan, so will ich ihm wieder tun, ich will jedem nach seinem Tun vergelten.²⁹ [Spr 20,22] Sprichwörter Spr 24 24 29 29 Warte vielmehr Gottes Eingreifen ab. Willst du dich an deinem Feinde rächen, so wende dich gegen deinen Zorn, er ist dein Feind, denn er tötet deine Seele. (Aug.) Sprichwörter Spr 24 24 3 Sapientia ædificabitur domus, et prudentia roborabitur. Durch Weisheit wird ein Haus gebaut und durch Klugheit fest gegründet.³ Sprichwörter Spr 24 24 3 3 Vergl. [Spr 14,1]. Nicht durch die genannten Mittel wird sicherer Reichtum erworben. Wer sein Haus mit ungerecht errafften Gütern baut, schafft Steine für die Steinhaufen, welche die Menschen über Verfluchte anhäufen. Sprichwörter Spr 24 24 30 Per agrum hominis pigri transivi, et per vineam viri stulti: An dem Acker eines faulen Menschen bin ich vorübergegangen und an dem Weinberge eines törichten Mannes³⁰ Sprichwörter Spr 24 24 30 30 Des Faulen. Sprichwörter Spr 24 24 31 Et ecce totum repleverant urticæ, et operuerant superficiem ejus spinæ, et maceria lapidum destructa erat. und siehe, er war ganz voll von Nesseln, Dornen bedeckten seine Oberfläche und die Steinmauer war eingestürzt.³¹ Sprichwörter Spr 24 24 31 31 Vergl. [Jes 5,1ff, Ijob 5,3ff]. Sprichwörter Spr 24 24 32 Quod cum vidissem, posui in corde meo, et exemplo didici disciplinam. Als ich das sah, nahm ich es zu Herzen und nahm aus dem Beispiele die Warnung:³² Sprichwörter Spr 24 24 32 32 Das Leben des trägen Menschen ist voll Nesseln und Dornen, irdischer Wünsche und Laster, welche die Seele stechen. Die Mauer, die um diese gebaut war, ist eingerissen. Sieht der Kluge diesen Greuel der Verwüstung, so ist er auf seiner Hut. (Greg. d. Gr.) Sprichwörter Spr 24 24 33 Parum, inquam, dormies, modicum dormitabis, pauxillum manus conseres, ut quiescas: Du schläfst ein wenig, sprach ich, du schlummerst ein wenig, du legst die Hände ein wenig zusammen, um zu ruhen, Sprichwörter Spr 24 24 34 Et veniet tibi quasi cursor egestas, et mendicitas quasi vir armatus. so kommt die Armut über dich wie ein Läufer und die Dürftigkeit wie ein gewappneter Mann.³³ Sprichwörter Spr 24 24 34 33 Vergl. [Spr 6,11]. Sprichwörter Spr 24 24 4 In doctrina replebuntur cellaria, universa substantia pretiosa et pulcherrima. Durch Einsicht füllen sich die Kammern mit jeder kostbaren und schönen Habe. Sprichwörter Spr 24 24 5 Vir sapiens, fortis est: et vir doctus, robustus et validus. Ein weiser Mann ist stark und ein einsichtiger Mann kräftig und vermögend. Sprichwörter Spr 24 24 6 Quia cum dispositione initur bellum: et erit salus ubi multa consilia sunt. Denn mit kluger Vorbereitung fängt man den Krieg an und wohl wird es da stehen, wo reifliche Überlegung⁴ ist. Sprichwörter Spr 24 24 6 4 Hebr.: Fülle der Berater. Sprichwörter Spr 24 24 7 Excelsa stulto sapientia, in porta non aperiet os suum. Allzuhoch liegt für den Toren die Weisheit, er tut seinen Mund in der Torhalle nicht auf.⁵ Sprichwörter Spr 24 24 7 5 Er vermag nicht, etwas in der Versammlung der Weisen und Ältesten vorzubringen. Sprichwörter Spr 24 24 8 Qui cogitat mala facere, stultus vocabitur. Wer darauf sinnt, Böses zu tun, wird ein Tor⁶ genannt werden. Sprichwörter Spr 24 24 8 6 Hebr.: Ränkeschmied. So zu heißen ist eine Schande. Sprichwörter Spr 24 24 9 Cogitatio stulti peccatum est: et abominatio hominum detractor. Was der Tor sinnt, ist Sünde;⁷ und der Verleumder⁸ ist den Menschen ein Greuel. Sprichwörter Spr 24 24 9 7 Hebr.: Er tut nur Böses. Sprichwörter Spr 24 24 9 8 Hebr.: Spötter. Sprichwörter Spr 24 0 1 Neuerliche Sammlungen von Lehrgedichten Salomons. (25,1 31,31) 1. Sprüche Salomons, gesammelt von den Männern des Ezechias (25,1 29,27): a. Verschiedene Mahnungen. Sprichwörter Spr 24 25 1 Hæ quoque parabolæ Salomonis, quas transtulerunt viri Ezechiæ regis Juda. Auch dies sind Sprüche Salomons, welche Männer des Ezechias, des Königs von Juda, gesammelt haben.¹ Sprichwörter Spr 24 25 1 1 Siehe die Einleitung. Ob diese Sprüche aus mündlicher Überlieferung, ob aus schriftlichen Quellen geschöpft, wird nicht angedeutet. Sprichwörter Spr 24 25 10 Ne forte insultet tibi cum audierit, et exprobrare non cesset. Gratia et amicitia liberant: quas tibi serva, ne exprobrabilis fias. dass er dich nicht etwa beschimpfe, wenn er es hört, und nicht aufhöre, dir Vorwürfe zu machen.¹⁴ Gunst und Freundschaft machen frei; erhalte sie dir, dass du ohne Vorwurf bleibest. Sprichwörter Spr 24 25 10 14 Hebr.: Damit dich nicht beschimpfe, wer es hört und dein böser Ruf nicht aufhöre. Von einem Verräter halten sich alle fern. Das Folgende findet sich nur in der Septuag. und Vulg. Sprichwörter Spr 24 25 11 Mala aurea in lectis argenteis, qui loquitur verbum in tempore suo. Wie goldene Äpfel auf silbernen Prunkschalen,¹⁵ so ist, wer ein Wort redet zu rechter Zeit.¹⁶ Sprichwörter Spr 24 25 11 15 Nach anderen: auf silbernen Gestellen. Nach dem Hebr. ist an goldenes Bildwerk auf Silbergrund zu denken. Sprichwörter Spr 24 25 11 16 So ist ein Wort, gesprochen zu rechter Zeit. Gegenteil [Sir 20,22]. Sprichwörter Spr 24 25 12 Inauris aurea, et margaritum fulgens, qui arguit sapientem, et aurem obedientem. Wie ein goldenes Ohrgehäng und eine glänzende Perle, so ist der, welcher den Weisen und den warnt, der ein gelehriges Ohr schenkt.¹⁷ Sprichwörter Spr 24 25 12 17 Hebr.: Wie ein goldener (Ohr-) Ring und ein Geschmeide von Feingold, so ist ein weiser Zurechtweiser für ein hörendes Ohr. Wie der Ohrring mit dem daran hängenden Geschmeide, so bilden Ermahner und ein aufmerksamer Hörer ein schön zusammenpassendes Ganze. Vergl. [Spr 15,31.32]. Sprichwörter Spr 24 25 13 Sicut frigus nivis in die messis, ita legatus fidelis ei, qui misit eum, animam ipsius requiescere facit. Wie kühlender Schnee an einem Erntetag,¹⁸ so ist ein treuer Bote für den, der ihn gesendet; er beruhigt dessen Seele. [Spr 26,6] Sprichwörter Spr 24 25 13 18 Man kühlt im Orient Getränke durch Schnee wie bei uns mit Eis. Sprichwörter Spr 24 25 14 Nubes, et ventus, et pluviæ non sequentes, vir gloriosus, et promissa non complens. Wie Wolken und Wind, die keinen Regen bringen,¹⁹ so ist ein prahlerischer Mensch, der sein Versprechen nicht hält. Sprichwörter Spr 24 25 14 19 Vergl. [Jud 1,12, 2Petr 2,17]. Sprichwörter Spr 24 25 15 Patientia lenietur princeps, et lingua mollis confringet duritiam. Durch Gelassenheit lässt sich der Herrscher²⁰ besänftigen und eine sanfte Zunge bricht, was hart ist.²¹ [Spr 15,1] Sprichwörter Spr 24 25 15 20 Hebr.: der Richter. Wer seine Sache mit Ruhe führt, überzeugt den Richter leicht von deren Güte. Sprichwörter Spr 24 25 15 21 Hebr.: Knochen. Durch feste Wiederholung bricht sie den härtesten Widerstand. Sprichwörter Spr 24 25 16 Mel invenisti, comede quod sufficit tibi, ne forte satiatus evomas illud. Findest du Honig, so iss, was dir genügt, damit du seiner nicht etwa übersatt werdest und ihn wieder von dir gebest. Sprichwörter Spr 24 25 17 Subtrahe pedem tuum de domo proximi tui, nequando satiatus oderit te. Halte deinen Fuß vom Hause deines Nächsten zurück,²² dass er deiner nicht satt und dir abgeneigt werde.²³ Sprichwörter Spr 24 25 17 22 Erklärung zu V. 16. Sprichwörter Spr 24 25 17 23 Leicht wird der Priester verachtet, der oft Einladungen annimmt. (Hieron.) Sprichwörter Spr 24 25 18 Jaculum, et gladius, et sagitta acuta, homo qui loquitur contra proximum suum falsum testimonium. Ein Wurfspieß²⁴ und ein Schwert und ein spitziger Pfeil, so ist ein Mann, der falsches Zeugnis wider seinen Nächsten redet. Sprichwörter Spr 24 25 18 24 Hebr.: Streithammer. Sprichwörter Spr 24 25 19 Dens putridus, et pes lassus, qui sperat super infideli in die angustiæ, Wie ein morscher Zahn und ein müder Fuß, so ist die Hoffnung auf einen Treubrüchigen am Tage der Not,²⁵ Sprichwörter Spr 24 25 19 25 Mit solchem Zahne kann man nicht beißen, auf solchen Fuß sich nicht stützen. Vergl. [Spr 18,10]. Sprichwörter Spr 24 25 2 Gloria Dei est celare verbum, et gloria regum investigare sermonem. Gottes Ehre ist es, eine Sache zu verbergen,² und der Könige Ehre, eine Sache zu erforschen.³ Sprichwörter Spr 24 25 2 2 Gottes Größe liegt in der Verborgenheit seiner alles leitenden und beherrschenden Ratschlüsse. Sprichwörter Spr 24 25 2 3 Verborgenes Unrecht aufzudecken und in schweren Rechtsfällen die Entscheidung zu finden, wie alles weise nach Maßgabe der Umstände zu ordnen. Sprichwörter Spr 24 25 20 Et amittit pallium in die frigoris. Acetum in nitro, qui cantat carmina cordi pessimo. Sicut tinea vestimento, et vermis ligno: ita tristitia viri nocet cordi. und wie wenn jemand an einem Wintertage den Mantel verliert.²⁶ Wie Essig auf Laugensalz²⁷ ist der, welcher einem betrübten Herzen Lieder singt.²⁸ Wie die Motte dem Kleide und der Wurm dem Holze, so schadet die Traurigkeit dem Herzen des Mannes.²⁹ Sprichwörter Spr 24 25 20 26 Gehört im Hebr. zu Vers 19. Im Winter das Oberkleid abzulegen ist unsinnig. Sprichwörter Spr 24 25 20 27 Der Essig macht das Natron unbrauchbar. Septuag: auf frische Wunde. Sprichwörter Spr 24 25 20 28 Wohl im Sinne von [Ps 136,1.4]. Sprichwörter Spr 24 25 20 29 Dieser Teil fehlt im hebräischen. Sprichwörter Spr 24 25 21 Si esurierit inimicus tuus, ciba illum: si sitierit, da ei aquam bibere: Wenn deinen Feind hungert, so speise ihn; wenn ihn dürstet, so gib ihm Wasser zu trinken;³⁰ [Röm 12,20] Sprichwörter Spr 24 25 21 30 Brot und Wasser sind die nächstliegende Erquickung. Über die Feindesliebe im Alten Testamente vergleiche auch [Ex 23,4ff]. Sprichwörter Spr 24 25 22 Prunas enim congregabis super caput ejus, et Dominus reddet tibi. denn so wirst du glühende Kohlen³¹ auf sein Haupt sammeln und der Herr wird es dir vergelten. Sprichwörter Spr 24 25 22 31 Empfindlichen Schmerz der Reue. (Aug.) Beispiele: [1Sam 24,17, 1Sam 26,21]. Sprichwörter Spr 24 25 23 Ventus aquilo dissipat pluvias, et facies tristis linguam detrahentem. Der Nordwind³² vertreibt³³ den Regen und ein finsteres Gesicht eine verleumderische Zunge.³⁴ Sprichwörter Spr 24 25 23 32 Eigentlich: Nordwestwind. Sprichwörter Spr 24 25 23 33 Hebr.: Bringt Regen hervor. Der heilige Hieronymus dachte an die kalten Winde des Nordens von Palästina. Sprichwörter Spr 24 25 23 34 Beispiel: [Ijob 37,21, Sir 43,22]. Sprichwörter Spr 24 25 24 Melius est sedere in angulo domatis, quam cum muliere litigiosa, et in domo communi. Besser ist es, auf der Zinne eines Daches zu sitzen, als bei einem zänkischen Weibe zu sein und in gemeinsamem Hause. [Spr 21,9] Sprichwörter Spr 24 25 25 Aqua frigida animæ sitienti, et nuntius bonus de terra longinqua. Frisches Wasser für eine durstige Seele ist eine gute Botschaft aus fernem Lande. Sprichwörter Spr 24 25 26 Fons turbatus pede, et vena corrupta, justus cadens coram impio. Wie eine Quelle, die ein Fuß trübt, und ein verderbter Brunnen, so ist der Gerechte, der vor dem Gottlosen erliegt.³⁵ Sprichwörter Spr 24 25 26 35 In seiner Lebensstellung erschüttert. Einige Erklärer fassen dies in sittlichem Sinne: Wankt ein Gerechter, so dass nur andere Gerechte zeugen sind, so wird ihre liebevolle Zurechtweisung ihn wieder aufrichten. Sündigt er vor Frevlern, durch ihre Drohungen oder Lockungen zu Falle gebracht, so spotten diese und die Schwachen nehmen Ärgernis. Sprichwörter Spr 24 25 27 Sicut qui mel multum comedit, non est ei bonum: sic qui scrutator est majestatis, opprimetur a gloria. Wie es nicht gut bekommt, wenn jemand zu viel Honig isst, so wird der, welcher die Majestät erforschen will, von der Herrlichkeit überwältigt.³⁶ [Sir 3,22] Sprichwörter Spr 24 25 27 36 Gut ist's, nach der Erkenntnis göttlicher Dinge zu streben, aber aus eitler Neugierde weiter gehen wollen, als es unserm beschränkten Verstande gestattet ist, stürzt in die größten und verderblichsten Irrtümer. Das Hebräische ist wenig verständlich: die Erforschung des Schweren bringt Ehre (oder: bringt keine Ehre). Sept.: Darum spare anerkennende Worte. Solche sind wie Honig, doch sei mit der Austeilung der Ehrenbezeigungen nicht zu verschwenderisch, denn dies macht, dass, wer den Honig isst, d.i. die Worte hört, dessen überdrüssig wird. Sprichwörter Spr 24 25 28 Sicut urbs patens et absque murorum ambitu, ita vir, qui non potest in loquendo cohibere spiritum suum. Wie eine durchbrochene Stadt ohne Ringmauern,³⁷ so ist ein Mann, der seinen Geist beim Reden nicht zu mäßigen vermag.³⁸ Sprichwörter Spr 24 25 28 37 Die infolge der Bresche ohne Ringmauern ist. Sprichwörter Spr 24 25 28 38 Die Leidenschaftliche. Beide sind der größten Gefahr ausgesetzt und leicht zu Falle zu bringen. Sprichwörter Spr 24 25 3 Clom sursum, et terra deorsum, et cor regum inscrutabile. Wie die Höhe des Himmels und die Tiefe der Erde,⁴ so ist das Herz der Könige unerforschlich.⁵ Sprichwörter Spr 24 25 3 4 Vergl. [Ijob 11,8]. Sprichwörter Spr 24 25 3 5 Doch nicht für Gott: [Spr 21,1]. Über die Erforschung menschlicher Gedanken durch Menschen siehe [Spr 20,5]. Verlass dich nicht zu sehr auf die augenblickliche Gunst des Königs. Sprichwörter Spr 24 25 4 Aufer rubiginem de argento, et egredietur vas purissimum: Scheide die Schlacken vom Silber, so wird das lauterste Silber hervorgehen.⁶ Sprichwörter Spr 24 25 4 6 Anwendung V. 5. Sprichwörter Spr 24 25 5 Aufer impietatem de vultu regis, et firmabitur justitia thronus ejus. Entferne die Gottlosigkeit⁷ aus der Gegenwart des Königs, so wird sein Thron durch Gerechtigkeit gefestigt.⁸ Sprichwörter Spr 24 25 5 7 Den Gottlosen. Sprichwörter Spr 24 25 5 8 Wie die Vertrauten und Ratgeber des Königs sind, so herrscht dieser meist. Sprichwörter Spr 24 25 6 Ne gloriosus appareas coram rege, et in loco magnorum ne steteris. Prunke nicht vor dem Könige und stelle dich nicht an den Platz der Großen. Sprichwörter Spr 24 25 7 Melius est enim ut dicatur tibi: Ascende huc; quam ut humilieris coram principe. Denn besser ist es, man sagt dir: Rücke hinauf! als dass du vor dem Fürsten erniedrigt werdest.⁹ [Lk 14,10] Sprichwörter Spr 24 25 7 9 Im Hebr. gehört Vers 8a der Vulgata zu V. 7: welchen sahen deine Augen. Also wissentlich hast du dir das Vorrecht eines anderen angemaßt. Sprichwörter Spr 24 25 8 Quæ viderunt oculi tui, ne proferas in jurgio cito: ne postea emendare non possis, cum dehonestaveris amicum tuum. Was deine Augen gesehen, bringe nicht alsbald im Streit¹⁰ vor; du möchtest es etwa nachher nicht wieder gutmachen können, wenn du deinen Freund entehrt hast.¹¹ Sprichwörter Spr 24 25 8 10 Rechtsstreit. Ohne zwingenden Grund und anders als in deiner eigenen Angelegenheit beginne solchen nicht. Sprichwörter Spr 24 25 8 11 Hebr.: Damit du nicht am Ende sagen müssest: Was ist nun zu tun? Wenn dich der andere mit Schmach bedeckt hat (indem er vorbrachte, was du nicht widerlegen konntest). Der Freund der Vulgata ist der Nächste, hier also der Gegner im Rechtsstreit. Sprichwörter Spr 24 25 9 Causam tuam tracta cum amico tuo, et secretum extraneo ne reveles: Verhandle deine Streitsache mit deinem Freunde¹² und offenbare keinem Fremden Geheimes,¹³ Sprichwörter Spr 24 25 9 12 Deinem Nächsten, deinem Gegner im Rechtsstreite. Vergl. [Mt 5,25]. Sprichwörter Spr 24 25 9 13 Hebr.: Aber Geheimnis eines anderen decke nicht auf (bei deinem Rechtsstreit). Sprichwörter Spr 24 0 1 b. Der Tor. (V. 12) c. Der Faule. (V. 16) d. Zeugensünden. Sprichwörter Spr 24 26 1 Quomodo nix in æstate, et pluviæ in messe: sic indecens est stulto gloria. Wie Schnee im Sommer und wie Regen in der Ernte,¹ so unpassend ist für den Toren Ehre.² Sprichwörter Spr 24 26 1 1 Regen in der Erntezeit ist in Palästina nicht erwünscht und unerhört. (Hieron., vergl. [1Sam 12,17ff]) Sprichwörter Spr 24 26 1 2 Ehre gebührt dem Toren nicht und bringt ihm Schaden. Sprichwörter Spr 24 26 10 Judicium determinat causas: et qui imponit stulto silentium, iras mitigat. Ein Rechtsspruch entscheidet Streithändel und wer einem Toren Stillschweigen auferlegt, besänftigt Erbitterung.¹³ Sprichwörter Spr 24 26 10 13 Der hebräische Text ist ziemlich unverständlich. Sept.: Viel geschlagen wird alles Fleisch des Toren und ihr Übermut wird gebrochen. Sprichwörter Spr 24 26 11 Sicut canis, qui revertitur ad vomitum suum, sic imprudens, qui iterat stultitiam suam. Wie ein Hund, der zu dem, was er gespieen, zurückkehrt,¹⁴ so ist der Tor, der seine Torheit wiederholt.¹⁵ [2Petr 2,22] Sprichwörter Spr 24 26 11 14 Vergl. [2Petr 2,22]. Sprichwörter Spr 24 26 11 15 Er handelt immer wieder töricht nach kurzem Versuche einer Besserung. Sprichwörter Spr 24 26 12 Vidisti hominem sapientem sibi videri? magis illo spem habebit insipiens. Siehst du einen Menschen, der sich für weise hält? Für einen Toren ist mehr Hoffnung als für ihn!¹⁶ Sprichwörter Spr 24 26 12 16 Durch die dünkelhafte Einbildung legt er einen Schleier über seine Augen. Sprichwörter Spr 24 26 13 Dicit piger: Leo est in via, leæna in itineribus: Der Faule spricht: Ein Löwe ist auf dem Wege, eine Löwin¹⁷ auf den Straßen! Sprichwörter Spr 24 26 13 17 Hebr.: Ein Brüller. Der Löwe als brüllendes Tier bezeichnet. vergl. [Spr 22,13]. Sprichwörter Spr 24 26 14 Sicut ostium vertitur in cardine suo, ita piger in lectulo suo. Wie die Tür sich in ihren Angeln dreht, so¹⁸ der Faule auf seinem Bette. Sprichwörter Spr 24 26 14 18 Ohne von der Stelle zu kommen. Die gleiche Wahrheit gilt auch von bösen Gewohnheiten, die jemand nicht bricht. Sprichwörter Spr 24 26 15 Abscondit piger manum sub ascella sua, et laborat si ad os suum eam converterit. Der Faule verbirgt die Hand unter seiner Achsel¹⁹ und es kostet ihm Mühe, sie an seinen Mund zu bringen. [Spr 19,24] Sprichwörter Spr 24 26 15 19 In seinem Busen (Sept.), Zeichen des Nichtstuns. Sprichwörter Spr 24 26 16 Sapientior sibi piger videtur septem viris loquentibus sententias. Der Faule dünkt sich weiser²⁰ als sieben²¹ Männer, die Sprüche reden.²² Sprichwörter Spr 24 26 16 20 Bei allem Nichtstun ist es dem Faulen ein Bedürfnis, andere zu kritisieren und alles Fremde aus Neid schlecht zu finden. Sprichwörter Spr 24 26 16 21 Viele. Sprichwörter Spr 24 26 16 22 Hebr.: die klug zu antworten verstehen. Sprichwörter Spr 24 26 17 Sicut qui apprehendit auribus canem, sic qui transit impatiens, et commiscetur rixæ alterius. Wie einer, der einen Hund bei den Ohren packt,²³ so ist der, der unbeteiligt an Zankenden vorübergeht und sich in ihren Streit einmischt. Sprichwörter Spr 24 26 17 23 Er fordert das Tier erst recht zum Bellen und Beißen heraus. Sprichwörter Spr 24 26 18 Sicut noxius est qui mittit sagittas, et lanceas in mortem: Wie der Schaden bringt, der todbringende Pfeile und Spieße entsendet,²⁴ Sprichwörter Spr 24 26 18 24 Hebr.: Wie ein sich unsinnig Gebärender, welcher Brandfackeln, Pfeile und Verderben (verderbenbringende Geschosse) schleudert. Er stellt sich, als sei er unsinnig, um die schlimmste Strafe für sein Tun hintanzuhalten. Sprichwörter Spr 24 26 19 Ita vir, qui fraudulenter nocet amico suo: et cum fuerit deprehensus, dicit: Ludens feci. so ist der Mann, der tückisch seinem Nächsten schadet und, wenn er ertappt wird, spricht: Ich habe es im Scherz getan! Sprichwörter Spr 24 26 2 Sicut avis ad alia transvolans, et passer quo libet vadens: sic maledictum frustra prolatum in quempiam superveniet. Wie der Vogel hierhin und dorthin fliegt und der Sperling nach seinem Gefallen herumflattert,³ so trifft niemanden ein ohne Ursache⁴ ausgesprochener Fluch. Sprichwörter Spr 24 26 2 3 Hebr.: Wie der Sperling flüchtig und die Schwalbe entfliegend ist. Sprichwörter Spr 24 26 2 4 Unverdient. Sprichwörter Spr 24 26 20 Cum defecerint ligna, exstinguetur ignis: et susurrone subtracto, jurgia conquiescent. Wenn kein Holz mehr da ist, erlischt das Feuer; so haben, ist der Ohrenbläser entfernt, die Zänkereien ein Ende. Sprichwörter Spr 24 26 21 Sicut carbones ad prunas, et ligna ad ignem, sic homo iracundus suscitat rixas. Wie Kohlen zur Glut und Holz zum Feuer gehören, so schürt ein zorniger Mensch Streit an.²⁵ [Spr 15,18] Sprichwörter Spr 24 26 21 25 Gegenteil von V. 20 Kohlen und Holz dienen dazu, das Feuer zu nähren, so die Händelsüchtige. Sprichwörter Spr 24 26 22 Verba susurronis quasi simplicia, et ipsa perveniunt ad intima ventris. Die Worte des Ohrenbläsers scheinen arglos,²⁶ aber sie dringen bis ins tiefste Innere. Sprichwörter Spr 24 26 22 26 Hebr.: Sind wie Leckerbissen und Sprichwörter Spr 24 26 23 Quomodo si argento sordido ornare velis vas fictile, sic labia tumentia cum pessimo corde sociata. Wie ein irdenes Gefäß,²⁷ das man mit Silberschaum zieren wollte, sind aufgeblasene²⁸ Lippen, vereint mit einem bösen Herzen. Sprichwörter Spr 24 26 23 27 Besser: Scherbe. Sie wird glänzend, aber bleibt wertlos. Vulg.: Wie der Überzug von Silberschaum den Ton verdecken soll, so die liebeglühenden Lippen das boshafte Herz. Sprichwörter Spr 24 26 23 28 Hebr.: Brennende, liebeglühende, sich in feurige Freundschaftsbezeigungen ergießende. Sprichwörter Spr 24 26 24 Labiis suis intelligitur inimicus, cum in corde tractaverit dolos. Den Feind erkennt man an seinen Lippen,²⁹ wenn er in seinem Herzen mit Trug umgeht. Sprichwörter Spr 24 26 24 29 Hebr.: Mit seinen Lippen verstellt sich der Hassende. Sprichwörter Spr 24 26 25 Quando submiserit vocem suam, ne credideris ei: quoniam septem nequitiæ sunt in corde illius. Redet er auch demütig,³⁰ so traue ihm doch nicht, denn siebenfache³¹ Bosheit ist in seinem Herzen. Sprichwörter Spr 24 26 25 30 Hebr.: freundlich. Sprichwörter Spr 24 26 25 31 Vollendete. Vergl. [Mt 12,45]. Sprichwörter Spr 24 26 26 Qui operit odium fraudulenter, revelabitur malitia ejus in concilio. Wer den Hass listig verbirgt, dessen Bosheit wird in der Versammlung aufgedeckt werden.³² Sprichwörter Spr 24 26 26 32 Wer einen anderen hasst, verbirgt seine Gesinnung, aber leicht wird diese in der zum Gericht versammelten Gemeinde offenbar. Sprichwörter Spr 24 26 27 Qui fodit foveam, incidet in eam: et qui volvit lapidem, revertetur ad eum. Wer eine Grube gräbt, fällt selbst in dieselbe;³³ und wer einen Stein wälzt,³⁴ auf den rollt er zurück. Sprichwörter Spr 24 26 27 33 Vergl. [Koh 10,8]. Sprichwörter Spr 24 26 27 34 Emporwälzt. Sprichwörter Spr 24 26 28 Lingua fallax non amat veritatem: et os lubricum operatur ruinas. Eine trügerische Zunge liebt die Wahrheit nicht³⁵ und ein glatter Mund richtet Verderben an. Sprichwörter Spr 24 26 28 35 Hebr.: hasst die von ihr Zermalmten (?), die Opfer ihrer Bosheit. Sprichwörter Spr 24 26 3 Flagellum equo, et camus asino, et virga in dorso imprudentium. Die Geißel gebührt dem Pferde, der Zaum⁵ dem Esel und die Rute dem Rücken der Toren. [Spr 23,13] Sprichwörter Spr 24 26 3 5 Peitsche und Zaum gehören beiden Tieren zu und werden nur des Parallelismus halber verteilt. Sprichwörter Spr 24 26 4 Ne respondeas stulto juxta stultitiam suam, ne efficiaris ei similis. Antworte dem Toren nicht nach seiner Torheit,⁶ damit du ihm nicht gleich werdest. Sprichwörter Spr 24 26 4 6 Indem du auf seine Torheit eingehst, dich auf seinen Boden stellst, seine Torheit ernsthaft behandelst. Sprichwörter Spr 24 26 5 Responde stulto juxta stultitiam suam, ne sibi sapiens esse videatur. Antworte dem Toren nach seiner Torheit,⁷ damit er sich nicht weise dünke. Sprichwörter Spr 24 26 5 7 Gegensatz zu V. 4. Antworte dem Toren, ihn derb abfertigend, wie seine Torheit es verdient. Lasse ihn nicht in der Einbildung, er sei klug und du könntest ihm nicht antworten, sondern antworte ihm scharf. Sprichwörter Spr 24 26 6 Claudus pedibus, et iniquitatem bibens, qui mittit verba per nuntium stultum. Lahm an Füßen ist⁸ und Unrecht schluckt, wer seine Aufträge durch einen törichten Boten sendet. [Spr 25,13] Sprichwörter Spr 24 26 6 8 Hebr.: die Füße haut sich ab. Er beraubt sich der Möglichkeit, zum erwünschten Ziele zu gelangen. Tor und Bösewicht fallen zusammen. Sprichwörter Spr 24 26 7 Quomodo pulchras frustra habet claudus tibias: sic indocens est in ore stultorum parabola. So wie der Lahme vergeblich schöne Beine hat,⁹ so wenig steht ein weiser Spruch dem Munde der Toren an. Sprichwörter Spr 24 26 7 9 Hebr.: Wie das Herabhängen der Beine eines Lahmen. Der Lahme kann seine Füße nicht gebrauchen, so der Tor nicht ein gutes Wort, das er etwa gehört. Sprichwörter Spr 24 26 8 Sicut qui mittit lapidem in acervum Mercurii: ita qui tribuit insipienti honorem. Wie der, welcher einen Stein auf Merkurs Steinhaufen wirft,¹⁰ so ist derjenige, der einem Toren Ehre erweist. Sprichwörter Spr 24 26 8 10 Hebr.: Wie ein Bündel Edelsteine auf einem Steinhaufen (auf den sie doch nicht gehören, ein trauriger Anblick sind). Andere: Wie wenn man einen Stein an der Schleuder festbindet (wie dies zwecklos ist). Die Erklärung der Vulg. ist der Rabbinen im vierten Jahrhundert. Merkur galt als Beschützer der Reisenden und der Wege, weshalb die Heiden, an seinen Säulen vorübergehend, zur Verehrung des Wegeherrn Steine niederlegten, wie um zum Baue eines Heiligtums beizusteuern oder eine Ehrenpyramide als kleines Heiligtum zu errichten. Auch im Orient legte man Steine zu einer den Göttern dargebrachten Huldigung zusammen: Also: Törichten Götzendienst treibt, wer Toren ehrt; solche Ehre ist verbrecherisch und nutzlos. Sprichwörter Spr 24 26 9 Quomodo si spina nascatur in manu temulenti: sic parabola in ore stultorum. Wie ein Dorn, der in der Hand des Trunkenen aufschießt,¹¹ so ist ein weiser Spruch im Munde der Toren.¹² Sprichwörter Spr 24 26 9 11 Ausschwärt, nachdem er ihm ins einer Trunkenheit in die Hand geraten. Sprichwörter Spr 24 26 9 12 Wie der trunkene, so verwundet sich der Tor selbst. Sprichwörter Spr 24 0 1 e. Verschiedene Warnungen und Mahnungen. Sprichwörter Spr 24 27 1 Ne glorieris in crastinum, ignorans quid superventura pariat dies. Rühme dich nicht des morgenden Tages, denn du weißt nicht, was der kommende Tag mit sich bringt.¹ Sprichwörter Spr 24 27 1 1 Im Leben der Menschen herrscht beständig Wechsel. Vergl. [Jak 4,13]. Sprichwörter Spr 24 27 10 Amicum tuum, et amicum patris tui ne dimiseris: et domum fratris tui ne ingrediaris in die afflictionis tuæ. Melior est vicinus juxta, quam frater procul. Deinen Freund und den Freund deines Vaters verlass nicht und betritt nicht das Haus deines Bruders am Tage deiner Trübsal. Besser ist ein Freund in der Nähe als ein Bruder in der Ferne.¹³ Sprichwörter Spr 24 27 10 13 Nähe, Ferne: nahestehend, fernstehend der Gesinnung nach. Sprichwörter Spr 24 27 11 Stude sapientiæ fili mi, et lætifica cor meum, ut possis exprobranti respondere sermonem. Strebe nach Weisheit, mein Sohn! und erfreue mein Herz, dass du dem, der dir Vorwürfe macht, Rede stehen könnest.¹⁴ Sprichwörter Spr 24 27 11 14 Hebr.: dass ich (der Lehrer der Weisheit) dem Rede stehen könne. Schlecht geratene Kinder sind ein Vorwurf für die Eltern, als seien sie von Gott verlassen. So wurde auch Gottes Name oft gelästert von den Heiden wegen der Israeliten. Sprichwörter Spr 24 27 12 Astutus videns malum, absconditus est: parvuli transeuntes sustinuerunt dispendia. Der Kluge verbirgt sich, wenn er Unheil sieht, die Einfältigen gehen voran und leiden Schaden.¹⁵ [Spr 22,3] Sprichwörter Spr 24 27 12 15 Dies gilt auch von der Sünde und den Gelegenheiten derselben. Sprichwörter Spr 24 27 13 Tolle vestimentum ejus, qui spopondit pro extraneo: et pro alienis, aufer ei pignus. Nimm dem das Kleid, der sich für einen Fremden verbürgt hat, und statt von dem Fremden nimm von ihm ein Pfand. [Spr 20,16] Sprichwörter Spr 24 27 14 Qui benedicit proximo suo voce grandi, de nocte consurgens maledicenti similis erit, Wer früh aufsteht und seinen Nächsten mit lauten Segenswünschen grüßt, gleicht dem, der ihm flucht.¹⁶ Sprichwörter Spr 24 27 14 16 Hebr.: Wer seinem Nächsten mit lauter Stimme am Morgen ganz früh Lob zuruft, dem wird es als Fluch angerechnet (von Gott). Wer am Beginne des Glücksstandes, ehe er noch weiß, was der Tag bringen wird (V. 1), übermäßig lobt, übt Verstellung und ist missgünstig. Sprichwörter Spr 24 27 15 Tecta perstillantia in die frigoris, et litigiosa mulier comparantur: Eine Dachtraufe zur Winterszeit¹⁷ und ein zänkisches Weib gleichen einander;¹⁸ [Spr 25,24] Sprichwörter Spr 24 27 15 17 Hebr.: Eine rinnende Dachtraufe am Regentage. Sprichwörter Spr 24 27 15 18 Beide machen den Aufenthalt im Hause zur Qual und Unmöglichkeit. Sprichwörter Spr 24 27 16 Qui retinet eam, quasi qui ventum teneat, et oleum dexteræ suæ vocabit. wer ihr Einhalt tun will, ist dem ähnlich, der den Wind halten und Öl in seiner Rechten fassen will.¹⁹ Sprichwörter Spr 24 27 16 19 Es entgleitet notwendig. Sprichwörter Spr 24 27 17 Ferrum ferro exacuitur, et homo exacuit faciem amici sui. Eisen wird durch Eisen geschärft und der Mensch schärft den Blick seines Nächsten.²⁰ Sprichwörter Spr 24 27 17 20 Der Umgang mit Erfahrenen schärft Urteil und Blick. Sprichwörter Spr 24 27 18 Qui servat ficum, comedet fructus ejus: et qui custos est domini sui, glorificabitur. Wer den Feigenbaum zieht, wird von seinen Früchten essen; und wer für seinen Herrn Sorge trägt, wird geehrt werden.²¹ Sprichwörter Spr 24 27 18 21 Mit reichlichen Geschenken. Insbesondere ist dies seitens Gottes der Fall. Sprichwörter Spr 24 27 19 Quomodo in aquis resplendent vultus prospicientium, sic corda hominum manifesta sunt prudentibus. Wie im Wasser das Gesicht derjenigen wiederscheint, die in dasselbe schauen, so sind die Menschenherzen vor den Klugen aufgedeckt. Sprichwörter Spr 24 27 2 Laudet te alienus, et non os tuum: extraneus, et non labia tua. Ein anderer mag dich loben und nicht dein eigener Mund, ein Fremder und nicht deine eigenen Lippen.² Sprichwörter Spr 24 27 2 2 Weshalb lobst du dich? Bist du bekannt, so ist es überflüssig. Bist du unbekannt, so bedenke, dass wahre Tugend die Verborgenheit liebt. So lange du lebst, ist es nicht Zeit zu loben, es lobe und empfehle dich der letzte Tag. (Cyr. v. Alex.) Sprichwörter Spr 24 27 20 Infernus et perditio nunquam implentur: similiter et oculi hominum insatiabiles: Unterwelt und Abgrund²² werden nie ausgefüllt, ebenso sind auch die Augen der Menschen unersättlich.²³ [Sir 14,9] Sprichwörter Spr 24 27 20 22 Es ist wohl Unterwelt und Hölle. Sprichwörter Spr 24 27 20 23 Insbesondere die Augenlust [1Joh 2,16]. Sprichwörter Spr 24 27 21 Quomodo probatur in conflatorio argentum, et in fornace aurum: sic probatur homo ore laudantis. Cor iniqui inquirit mala, cor autem rectum inquirit scientiam. Sprichwörter Spr 24 27 22 Si contuderis stultum in pila quasi ptisanas feriente desuper pilo, non auferetur ab eo stultitia ejus. Zerstießest du auch den Toren im Mörser, wie man Grütze mit dem Stößel zerstößt, so würde seine Torheit doch nicht von ihm genommen.²⁶ Sprichwörter Spr 24 27 22 26 Sie ist, ob du auch dem Toren in die kleinsten Teile auslösest, innigst mit seinem Wesen verbunden. Sprichwörter Spr 24 27 23 Diligenter agnosce vultum pecoris tui, tuosque greges considera: Schaue fleißig nach, wie dein Vieh aussieht, und gib auf deine Herde acht; Sprichwörter Spr 24 27 24 Non enim habebis jugiter potestatem: sed corona tribuetur in generationem et generationem. denn Wohlstand bleibt dir nicht immer, oder wird die Krone von Geschlecht zu Geschlecht verliehen?²⁷ Sprichwörter Spr 24 27 24 27 Hebr.: bleiben? Sprichwörter Spr 24 27 25 Aperta sunt prata, et apparuerunt herbæ virentes, et collecta sunt fna de montibus. Werden die Fluren frei,²⁸ so erscheint frisches Grün und Gras wird von den Bergen gesammelt.²⁹ Sprichwörter Spr 24 27 25 28 Im Herbst. Sprichwörter Spr 24 27 25 29 Zur Schilderung vergl. [Ps 64,10-14]. Gottes Schöpfung lohnt die auf sie verwandte Arbeit. V. 25ff. Der Landwirt ist gegen die Zufälle des staatlichen und kaufmännischen Lebens gesichert durch einen verlässigen Lebensgrund. Sprichwörter Spr 24 27 26 Agni ad vestimentum tuum: et hdi, ad agri pretium. Die Lämmer sind da zu deiner Bekleidung und des Ackers Kaufpreis Böcke.³⁰ [1Tim 6,8] Sprichwörter Spr 24 27 26 30 Du hast Böcke, sie für ein Stück Landes einzutauschen. Sprichwörter Spr 24 27 27 Sufficiat tibi lac caprarum in cibos tuos, et in necessaria domus tuæ: et ad victum ancillis tuis. Lass dir Ziegenmilch zu deiner Nahrung genügen,³¹ zum Bedarf für dein Haus und zur Nahrung für deine Mägde. Sprichwörter Spr 24 27 27 31 Hebr.: Genug Ziegenmilch ist da. Sprichwörter Spr 24 27 3 Grave est saxum, et onerosa arena: sed ira stulti utroque gravior. Der Stein ist schwer und der Sand hat Gewicht, aber der Zorn des Toren ist schwerer als beide.³ [Sir 22,18] Sprichwörter Spr 24 27 3 3 Der Zorn des Toren ist unerträglich, alle lässt er unschuldigerweise mitleiden, wenn sein Ärger erregt ist. So verzehre der Eifer um das Haus Gottes die Christen. (Aug.) Sprichwörter Spr 24 27 4 Ira non habet misericordiam, nec erumpens furor: et impetum concitati ferre quis poterit? Der Zorn kennt kein Erbarmen noch der ausbrechende Grimm, und wer kann den Ungestüm eines Aufgebrachten ertragen?⁴ Sprichwörter Spr 24 27 4 4 Hebr.: Wer hält stand vor der Eifersucht? Die weniger schrecklichen Dinge sind wie in V. 3 vorangestellt. Sprichwörter Spr 24 27 5 Melior est manifesta correptio, quam amor absconditus. Besser ist offener Tadel⁵ als geheim gehaltene Liebe.⁶ Sprichwörter Spr 24 27 5 5 Tut er auch weh, so lernt man doch aus ihm. Sprichwörter Spr 24 27 5 6 Liebe, die sich nicht im Werke zeigt, welche die Fehler des Freundes vor ihm bemäntelt. Sprichwörter Spr 24 27 6 Meliora sunt vulnera diligentis, quam fraudulenta oscula odientis. Besser sind Wunden seitens des Liebenden⁷ als trügerische Küsse vom Hasser.⁸ Sprichwörter Spr 24 27 6 7 Soweit sie notwendig sind. Sprichwörter Spr 24 27 6 8 Hebr.: aber reichlich sind die Küsse des Hassers. Die Reichlichkeit der Liebkosungen erregt Verdacht. Küsse: [Lk 22,47, 2Sam 15]. Sprichwörter Spr 24 27 7 Anima saturata calcabit favum: et anima esuriens etiam amarum pro dulci sumet. Ist die Seele satt, so tritt sie den Honig mit Füßen, und ist die Seele hungrig, so nimmt sie auch Bitteres für süß.⁹ [Ijob 6,7] Sprichwörter Spr 24 27 7 9 Wer nach der Vollkommenheit trachtet, nimmt alles Harte nicht nur geduldig an, sondern selbst freudig. (Kassian) Sprichwörter Spr 24 27 8 Sicut avis transmigrans de nido suo, sic vir qui derelinquit locum suum. Wie ein Vogel, der von seinem Neste wegfliegt, so ist ein Mann, der sein Heim verlässt.¹⁰ Sprichwörter Spr 24 27 8 10 Vergl. [Sir 29,28.29, Sir 36] und die Strafe Kains [Gen 4,12ff]. Der äußere Ortswechsel ist auch ein Bild für die Flucht der Seele aus ihrem wahren Heim, der Ruhe in Gott. Sprichwörter Spr 24 27 9 Unguento et variis odoribus delectatur cor: et bonis amici consiliis anima dulcoratur. An Salben und allerlei Wohlgerüchen¹¹ erfreut sich das Herz und süß sind der Seele die guten Ratschläge eines Freundes.¹² Sprichwörter Spr 24 27 9 11 Wie wohlhabende sie anzünden. Sprichwörter Spr 24 27 9 12 Der Rat, der zugleich wohlüberlegt und freundlich ist, gefällt am besten. Sprichwörter Spr 24 0 1 f. Verschiedene Weisheitssprüche. Sprichwörter Spr 24 28 1 Fugit impius, nemine persequente: justus autem quasi leo confidens, absque terrore erit. Der Böse flieht, wenn ihn auch niemand verfolgt,¹ der Gerechte aber ist unverzagt und unerschrocken wie ein Löwe.² Sprichwörter Spr 24 28 1 1 Das böse Gewissen macht verzagt und ruhelos. Der Fluch [Lev 26,36ff] ist von dem sündigen Volke auf die einzelnen Frevler übertragen. Sprichwörter Spr 24 28 1 2 Vergl. [Gen 49,9]. Sprichwörter Spr 24 28 10 Qui decipit justos in via mala, in interitu suo corruet: et simplices possidebunt bona ejus. Wer Gerechte irre führt auf bösem Wege, wird in sein eigenes Verderben stürzen; die Schuldlosen aber werden sein Gut in Besitz nehmen.¹⁵ Sprichwörter Spr 24 28 10 15 Hebr.: Heil (Gutes) erwerben. Der Frevler gibt schlechte Ratschläge und stellt sich auf die Lauer, um sich zu freuen, wenn es dann anderen schlecht geht. Sprichwörter Spr 24 28 11 Sapiens sibi videtur vir dives: pauper autem prudens scrutabitur eum. Der Reiche dünkt sich weise,¹⁶ aber der Arme, der einsichtsvoll ist, forscht ihn aus. Sprichwörter Spr 24 28 11 16 Weil er den Erwerb seines Reichtums seiner Klugheit zuschreibt, weil viele ihm schmeicheln und er manches vermag, was der Arme nicht kann. Sprichwörter Spr 24 28 12 In exsultatione justorum multa gloria est: regnantibus impiis ruinæ hominum. Wenn die Gerechten frohlocken,¹⁷ so ist der Ruhm groß; wenn die Gottlosen herrschen, gehen die Menschen zugrunde.¹⁸ Sprichwörter Spr 24 28 12 17 Beim Siege der guten Sache. Sprichwörter Spr 24 28 12 18 Der jetzige hebräische Text ist nicht verständlich. Sprichwörter Spr 24 28 13 Qui abscondit scelera sua, non dirigetur: qui autem confessus fuerit, et reliquerit ea, misericordiam consequetur. Wer seine Vergehungen verheimlicht,¹⁹ wird kein Gelingen haben; wer sie aber bekennt und aufgibt, wird Barmherzigkeit erlangen.²⁰ Sprichwörter Spr 24 28 13 19 Anstatt Buße zu tun vor der Gemeinde. Sprichwörter Spr 24 28 13 20 Von Gott. Sprichwörter Spr 24 28 14 Beatus homo, qui semper est pavidus: qui vero mentis est duræ, corruet in malum. Glückselig der Mensch, der allezeit furchtsam ist;²¹ wer aber harten Gemütes ist,²² wird in Unglück stürzen. Sprichwörter Spr 24 28 14 21 In der Furcht Gottes lebt. Sprichwörter Spr 24 28 14 22 Jene heilige Furcht nicht hat. Sprichwörter Spr 24 28 15 Leo rugiens, et ursus esuriens, princeps impius super populum pauperem. Wie ein brüllender Löwe und ein hungriger Bär ist ein gottloser Herrscher über ein armes Volk. Sprichwörter Spr 24 28 16 Dux indigens prudentia, multos opprimet per calumniam: qui autem odit avaritiam, longi fient dies ejus. Ein Fürst, dem es an Einsicht fehlt, wird viele mit Gewalt unterdrücken;²³ wer aber die Habsucht hasst, wird lange leben. Sprichwörter Spr 24 28 16 23 Hebr.: Ein Fürst arm an Einsicht und reich an Bedrückung. Sprichwörter Spr 24 28 17 Hominem, qui calumniatur animæ sanguinem, si usque ad lacum fugerit, nemo sustinet. Einen Menschen, der mit Menschenblut belastet ist,²⁴ stützt²⁵ niemand, bis seine Flucht im Grabe endet.²⁶ Sprichwörter Spr 24 28 17 24 Auch wer den Armen beraubt, wird so genannt [Sir 31,25]. Sprichwörter Spr 24 28 17 25 Hebr.: Befehlsform: stütze niemand (in der Hoffnung, ihn dennoch zu retten). Sprichwörter Spr 24 28 17 26 Vergl. [Gen 4,12]. Sprichwörter Spr 24 28 18 Qui ambulat simpliciter, salvus erit: qui perversis graditur viis, concidet semel. Wer in Unschuld wandelt, dem wird Heil widerfahren; wer auf verkehrten²⁷ Wegen geht, wird auf einmal stürzen. Sprichwörter Spr 24 28 18 27 Hebr.: krummen. Sprichwörter Spr 24 28 19 Qui operatur terram suam, satiabitur panibus: qui autem sectatur otium, replebitur egestate. Wer seinen Acker bebaut, wird Brot genug haben; wer aber dem Müßiggange ergeben ist,²⁸ wird Armut in Fülle haben. [Spr 12,11, Sir 20,30] Sprichwörter Spr 24 28 19 28 Hebr.: wer aber Eitlem nachjagt. Sprichwörter Spr 24 28 2 Propter peccata terræ multi principes ejus: et propter hominis sapientiam, et horum scientiam quæ dicuntur, vita ducis longior erit. Wenn ein Land sündigt, werden seiner Herrscher viele;³ aber wenn die Menschen weise sind und das verstehen, was man ihnen sagt,⁴ wird des Fürsten Leben verlängert. Sprichwörter Spr 24 28 2 3 Folgen sich viele Fürsten aufeinander, ein Unglück für ein Land. Wo Gottes Gesetz nicht mehr Richtschnur des Handelns ist, hat auch menschliche Autorität keinen Bestand. Sprichwörter Spr 24 28 2 4 Hebr.: Durch umsichtige Menschen bleibt er (der Fürst) lange. Sprichwörter Spr 24 28 20 Vir fidelis multum laudabitur: qui autem festinat ditari, non erit innocens. Ein verlässlicher Mann wird viel gerühmt;²⁹ wer aber hastig reich werden will, bleibt nicht ohne Schuld.³⁰ [Spr 13,11, Spr 20,21, Spr 28,22] Sprichwörter Spr 24 28 20 29 Hebr.: wird viel gesegnet. Sprichwörter Spr 24 28 20 30 Vergl. [1Tim 6,9]. Sprichwörter Spr 24 28 21 Qui cognoscit in judicio faciem, non benefacit: iste et pro buccella panis deserit veritatem. Wer im Gerichte parteiisch ist, tut nicht gut; ein solcher³¹ wird auch für einen Bissen Brot die Wahrheit verlassen. Sprichwörter Spr 24 28 21 31 Hebr.: mancher. Schon die Erinnerung an eine Freundlichkeit oder die Erwartung eines kleinen Vorteils beeinflussen bisweilen das Urteil. Sprichwörter Spr 24 28 22 Vir, qui festinat ditari, et aliis invidet, ignorat quod egestas superveniet ei. Ein Mann, der mit Hast reich werden will und andere beneidet, weiß nicht, dass Mangel ihn überfallen wird. [Spr 13,11] Sprichwörter Spr 24 28 23 Qui corripit hominem, gratiam postea inveniet apud eum magis quam ille, qui per linguæ blandimenta decipit. Wer einen Menschen tadelt, wird hernach mehr Dank bei ihm finden, als der, welcher ihn durch Schmeichelreden betrügt. Sprichwörter Spr 24 28 24 Qui subtrahit aliquid a patre suo, et a matre: et dicit hoc non esse peccatum, particeps homicidæ est. Wer seinem Vater oder seiner Mutter etwas entzieht und sagt, dies sei keine Sünde,³² macht sich zum Genossen der Mörder.³³ Sprichwörter Spr 24 28 24 32 Weil ihm das Erbe der Eltern später doch zufallen werde oder weil er bereits Herr im Haus ist. Sprichwörter Spr 24 28 24 33 Eines Übeltäters (allgemein). Sprichwörter Spr 24 28 25 Qui se jactat, et dilatat, jurgia concitat: qui vero sperat in Domino, sanabitur. Wer großtut und sich breit macht,³⁴ richtet Streit an; wer aber auf den Herrn hofft, wird genesen.³⁵ Sprichwörter Spr 24 28 25 34 Hebr. kürzer: der Habgierige. Sprichwörter Spr 24 28 25 35 Hebr.: wird reichlich genährt (gelabt). Sprichwörter Spr 24 28 26 Qui confidit in corde suo, stultus est: qui autem graditur sapienter, ipse salvabitur. Wer auf seine eigene Einsicht vertraut, ist ein Tor;³⁶ wer aber in Weisheit wandelt, wird Heil erlangen. Sprichwörter Spr 24 28 26 36 Weil ihm eine feste, außer ihm liegende Richtschnur abgeht. Sprichwörter Spr 24 28 27 Qui dat pauperi, non indigebit: qui despicit deprecantem, sustinebit penuriam. Wer dem Armen gibt, dem wird nichts mangeln; wer aber von einem Bittenden wegsieht, wird Mangel leiden.³⁷ Sprichwörter Spr 24 28 27 37 Hebr.: wird viel verflucht. Vergl. [Spr 11,24ff]. Sprichwörter Spr 24 28 28 Cum surrexerint impii, abscondentur homines: cum illi perierint, multiplicabuntur justi. Wenn die Gottlosen emporkommen, verbergen sich die Menschen; wenn jene aber zugrunde gehen, mehren sich³⁸ die Gerechten. Sprichwörter Spr 24 28 28 38 Oder: werden mächtig. Sprichwörter Spr 24 28 3 Vir pauper calumnians pauperes, similis est imbri vehementi, in quo paratur fames. Ein armer Mann, der die Armen bedrückt, ist einem heftigen Regen gleich, der Hungersnot bringt.⁵ Sprichwörter Spr 24 28 3 5 Reißt ein Geringerer die Herrschaft an sich, so beraubt er die Untertanen und gleicht einem Platzregen, der alles Erdreich wegspült und die Äcker unfruchtbar macht. Sept.: Durch einen gewalttätigen Menschen werden Streitigkeiten entzündet, aber ein verständiger Mann löscht sie aus. Sprichwörter Spr 24 28 4 Qui derelinquunt legem, laudant impium: qui custodiunt, succenduntur contra eum. Die, welche das Gesetz übertreten, loben den Bösen;⁶ die es halten, ereifern sich wider ihn. Sprichwörter Spr 24 28 4 6 Seines Glückes wegen. Sprichwörter Spr 24 28 5 Viri mali non cogitant judicium: qui autem inquirunt Dominum, animadvertunt omnia. Böse Menschen denken nicht an das Gericht;⁷ die aber den Herrn suchen, merken⁸ auf alles. Sprichwörter Spr 24 28 5 7 Hebr.: verstehen nicht das, was Recht ist. Sprichwörter Spr 24 28 5 8 Hebr.: haben Einsicht. Sprichwörter Spr 24 28 6 Melior est pauper ambulans in simplicitate sua, quam dives in pravis itineribus. Besser ist ein Armer, der in seiner Unschuld wandelt, als ein Reicher auf verkehrten⁹ Wegen. [Spr 19,1] Sprichwörter Spr 24 28 6 9 Hebr.: krummen. Sprichwörter Spr 24 28 7 Qui custodit legem, filius sapiens est: qui autem comessatores pascit, confundit patrem suum. Wer das Gesetz beobachtet, ist ein weiser Sohn;¹⁰ wer aber Schlemmer nährt,¹¹ macht seinem Vater Schande. Sprichwörter Spr 24 28 7 10 Er erfreut den Vater [Spr 10,1, Spr 29,3] und gereicht ihm zur Ehre. Sprichwörter Spr 24 28 7 11 Mit ihnen umgeht. Sprichwörter Spr 24 28 8 Qui coacervat divitias usuris et fnore, liberali in pauperes congregat eas. Wer durch Wucher und Zins¹² Reichtum anhäuft, sammelt ihn für einen, der gegen die Armen freigebig ist.¹³ Sprichwörter Spr 24 28 8 12 Richtiger: durch Zins für geliehenes Geld und Aufschlag für geliehene Lebensmittel. Verbot [Lev 26,36ff]. Sprichwörter Spr 24 28 8 13 Und ihn so im Sinne Gottes verwaltet. Sprichwörter Spr 24 28 9 Qui declinat aures suas ne audiat legem, oratio ejus erit exsecrabilis. Wer sein Ohr abwendet, um das Gesetz nicht zu hören, dessen Gebet wird ein Greuel.¹⁴ Sprichwörter Spr 24 28 9 14 Vergl. [Spr 15,8]. Ein solches Herz will nichts wissen von Gott. Vergl. [Ps 49,16ff]. Sprichwörter Spr 24 0 1 Weisheitssprüche. Sprichwörter Spr 24 29 1 Viro, qui corripientem dura cervice contemnit, repentinus ei superveniet interitus: et eum sanitas non sequetur. Über einen Mann, der hartnäckig den verachtet, der ihn warnt,¹ kommt plötzliches² Verderben und es wird ihm nicht mehr zu helfen sein. Sprichwörter Spr 24 29 1 1 Hebr.: Über einen Mann der Zurechtweisungen, der halsstarrig ist. Sprichwörter Spr 24 29 1 2 Gott ist zwar langmütig, doch greift er, ist das Maß der Sünden erfüllt, oft unvermutet ein. Sprichwörter Spr 24 29 10 Viri sanguinum oderunt simplicem: justi autem quærunt animam ejus. Blutgierige Menschen hassen den Unschuldigen, aber die Gerechten nehmen sich seiner Seele an. Sprichwörter Spr 24 29 11 Totum spiritum suum profert stultus: sapiens differt, et reservat in posterum. Der Tor macht seinem Unmut Luft, der Weise verzieht und hält für die Zukunft zurück.¹³ Sprichwörter Spr 24 29 11 13 Der Weise erwägt die Umstände und hält sich zurück, der Tor platzt nach augenblicklichem Drange ohne Überlegung heraus. Sprichwörter Spr 24 29 12 Princeps, qui libenter audit verba mendacii, omnes ministros habet impios. Ein Herrscher, der gern auf Lügenworte hört, hat lauter gottlose Diener.¹⁴ Sprichwörter Spr 24 29 12 14 Er macht sie selbst dazu durch sein Verhalten. Sprichwörter Spr 24 29 13 Pauper, et creditor obviaverunt sibi: utriusque illuminator est Dominus. Der Arme und der Gläubiger¹⁵ begegnen einander, beide erleuchtet der Herr.¹⁶ [Spr 22,2] Sprichwörter Spr 24 29 13 15 Andere: Der reiche Bedrücker. Sprichwörter Spr 24 29 13 16 Beiden gibt und erhält er Leben und Lebensfreude. Sprichwörter Spr 24 29 14 Rex, qui judicat in veritate pauperes, thronus ejus in æternum firmabitur. Ein König, der den Armen nach Wahrheit Recht schafft, dessen Thron wird immerdar feststehen. Sprichwörter Spr 24 29 15 Virga atque correptio tribuit sapientiam: puer autem, qui dimittitur voluntati suæ, confundit matrem suam. Rute und Rüge geben Weisheit; der Knabe aber, dem sein Wille gelassen wird, macht seiner Mutter Schande.¹⁷ Sprichwörter Spr 24 29 15 17 Diese lässt dem Kinde leichter den Willen als der Vater. Sprichwörter Spr 24 29 16 In multiplicatione impiorum multiplicabuntur scelera: et justi ruinas eorum videbunt. Wenn die Gottlosen sich mehren, mehren sich die Vergehungen;¹⁸ die Gerechten aber werden deren Fall sehen.¹⁹ Sprichwörter Spr 24 29 16 18 Weil diese dann ungestraft bleiben. Sprichwörter Spr 24 29 16 19 Hebr.: (mit Genugtuung) auf deren Fall blicken. Sprichwörter Spr 24 29 17 Erudi filium tuum, et refrigerabit te, et dabit delicias animæ tuæ. Unterweise deinen Sohn, so wird er dir Freude bereiten und Wonne deiner Seele gewähren. Sprichwörter Spr 24 29 18 Cum prophetia defecerit, dissipabitur populus: qui vero custodit legem, beatus est. Wenn die Weissagung²⁰ aufhört, wird ein Volk zuchtlos; wer aber das Gesetz beobachtet, ist glückselig. Sprichwörter Spr 24 29 18 20 Zunächst lag den Priestern die Pflicht ob, das Volk zu lehren und zurechtzuweisen nach dem Gesetze Gottes. [Lev 10,11, Dtn 33,10] Hier ist nicht von den eigentlichen Propheten die Rede, sondern von solchen im weiteren Sinne, den Lehrern des Glaubens und der Frömmigkeit, wie dies auch die Weisen sind. Sprichwörter Spr 24 29 19 Servus verbis non potest erudiri: quia quod dicis intelligit, et respondere contemnit. Ein Knecht lässt sich durch Worte nicht bessern, denn er versteht, was du sagst, aber verschmäht es zu erwidern.²¹ Sprichwörter Spr 24 29 19 21 Hebr.: versteht, aber sagt nicht. Mehr noch als der Knabe, den Dankbarkeit und Liebe doch außerdem leiten, bedarf der Knecht der Züchtigung. Sprichwörter Spr 24 29 2 In multiplicatione justorum lætabitur vulgus: cum impii sumpserint principatum, gemet populus. Wenn die Gerechten zahlreich werden,³ freut sich⁴ das Volk; wenn die Gottlosen zur Herrschaft gelangen, seufzt das Volk. Sprichwörter Spr 24 29 2 3 Wann dies geschieht, sagt [Spr 28,28]. Sprichwörter Spr 24 29 2 4 Ist glücklich. Sprichwörter Spr 24 29 20 Vidisti hominem velocem ad loquendum? stultitia magis speranda est, quam illius correptio. Hast du einen Menschen gesehen, der voreilig im Reden ist? Von einem solchen ist eher Torheit als Besserung zu erwarten.²² Sprichwörter Spr 24 29 20 22 Hebr.: Mehr Hoffnung hat ein Tor als er. Rhaban, Beda und einige lateinische Handschriften lesen stultitiæ: leichter hoffe auf die Besserung eines Törichten als auf die eines Geschwätzigen. Sprichwörter Spr 24 29 21 Qui delicate a pueritia nutrit servum suum, postea sentiet eum contumacem. Wer seinen Knecht von Jugend auf verzärtelt, wird ihn nachher widerspenstig finden.²³ Sprichwörter Spr 24 29 21 23 Sept.: wer von Jugend an verzärtelt ist, wird (zum Verschwender und so) zum Knecht und sein Ende ist im Elende. Sprichwörter Spr 24 29 22 Vir iracundus provocat rixas: et qui ad indignandum facilis est, erit ad peccandum proclivior. Ein zornmütiger Mann erregt Streit,²⁴ und wer leicht unwillig wird, sündigt auch leicht. Sprichwörter Spr 24 29 22 24 Vergl. [Jak 1,20]. Sprichwörter Spr 24 29 23 Superbum sequitur humilitas: et humilem spiritu suscipiet gloria. Dem Hochmütigen folgt Erniedrigung; wer aber demütigen Geistes ist, erlangt Ehre. [Ijob 22,29] Sprichwörter Spr 24 29 24 Qui cum fure participat, odit animam suam: adjurantem audit, et non indicat. Wer mit einem Diebe teilt, hasst seine Seele;²⁵ er hört die Beschwörung²⁶ und zeigt nichts an. Sprichwörter Spr 24 29 24 25 Er lädt Schuld auf sich und hat Strafe zu gewärtigen. Sprichwörter Spr 24 29 24 26 Besser: Verfluchung. Wer eine öffentliche und feierliche Verfluchung über einen unbekannten Täter hörte, war gehalten, ihn zur Anzeige zu bringen, wenn er ihn kannte, anderenfalls fiel der Fluch auch auf ihn. [Lev 5,1]; vergl. [Ri 17,2]. Sprichwörter Spr 24 29 25 Qui timet hominem, cito corruet: qui sperat in Domino, sublevabitur. Wer Menschen fürchtet, wird schnell zu Falle kommen;²⁷ wer auf den Herrn hofft, wird erhöht werden. Sprichwörter Spr 24 29 25 27 Sei es, Gebotenes unterlassend, sei es, Verbotenes tuend. Vergl. einen Fall [Sir 7,6]. Sprichwörter Spr 24 29 26 Multi requirunt faciem principis: et judicium a Domino egreditur singulorum. Viele suchen das Angesicht des Herrschers, aber der Herr übt Gericht über alle.²⁸ Sprichwörter Spr 24 29 26 28 Hebr.: Aber von Jahve kommt eines jeden Recht. Gott ist der Herr aller Richter. Seine Entscheidung allein ist endgültig und maßgeblich. Stelle lieber ihm deine Sache anheim, als dass du alles von Menschen erhofft. Sprichwörter Spr 24 29 27 Abominantur justi virum impium: et abominantur impii eos, qui in recta sunt via. Verbum custodiens filius, extra perditionem erit. Die Gerechten verabscheuen den Gottlosen und die Gottlosen verabscheuen die, welche auf rechtem Wege wandeln. Der Sohn, welcher das Gesetz beobachtet, wird frei vom Verderben sein.²⁹ Sprichwörter Spr 24 29 27 29 Dieser Zusatz fehlt im Hebr. und in den alten Übersetzungen auch in einigen lateinischen Handschriften. Sprichwörter Spr 24 29 3 Vir, qui amat sapientiam, lætificat patrem suum: qui autem nutrit scorta, perdet substantiam. Ein Mann, der Weisheit liebt,⁵ erfreut seinen Vater; wer aber Buhldirnen unterhält, kommt um sein Vermögen. [Lk 15,13] Sprichwörter Spr 24 29 3 5 Was sich besonders durch Herzensreinheit (Gegensatz b) kundgibt. Sprichwörter Spr 24 29 4 Rex justus erigit terram, vir avarus destruet eam. Ein gerechter König bringt das Land empor,⁶ ein habsüchtiger Mann⁷ richtet es zugrunde. Sprichwörter Spr 24 29 4 6 Hebr.: Gibt dem Lande durch Recht Bestand. Sprichwörter Spr 24 29 4 7 Zu allgemein, richtiger: Mann der Abgaben. Sprichwörter Spr 24 29 5 Homo, qui blandis, fictisque sermonibus loquitur amico suo, rete expandit gressibus ejus. Ein Mensch, der mit schmeichelnden und falschen Worten zu seinem Nächsten redet, breitet ein Netz vor dessen Füßen aus.⁸ Sprichwörter Spr 24 29 5 8 So denke man denn bei jeder Schmeichelei: dies ist eine Schlinge, in der ich mich fangen könnte. Sprichwörter Spr 24 29 6 Peccantem virum iniquum involvet laqueus: et justus laudabit atque gaudebit. Um den bösen Menschen, der sündigt, schlingt sich ein Fallstrick; aber der Gerechte darf lobsingen und sich freuen.⁹ Sprichwörter Spr 24 29 6 9 Dass er der Gefahr entgangen. Sprichwörter Spr 24 29 7 Novit justus causam pauperum: impius ignorat scientiam. Der Gerechte kennt¹⁰ die Sache der Armen, der Gottlose weiß nichts von Einsicht. Sprichwörter Spr 24 29 7 10 Und nimmt sich derselben an. Vergl. [Ijob 29,16]. Sprichwörter Spr 24 29 8 Homines pestilentes dissipant civitatem: sapientes vero avertunt furorem. Verworfene Menschen¹¹ bringen die Stadt in Gährung, Weise dagegen wenden den Grimm¹² ab. Sprichwörter Spr 24 29 8 11 Freigeister, die alles Heilige in den Staub ziehen. Sprichwörter Spr 24 29 8 12 Empörerische Gesinnung. Sprichwörter Spr 24 29 9 Vir sapiens, si cum stulto contenderit, sive irascatur, sive rideat, non inveniet requiem. Wenn ein Weiser mit einem Toren rechtet, findet er keine Ruhe, er mag zürnen oder lachen. Sprichwörter Spr 24 0 1 2. Drei didaktische Lehrgedichte. (30,1 31,31) A. Worte Agurs, des Sohnes Jakes. (Kap. 30) Gegensatz zwischen der menschlichen und göttlichen Weisheit. (V. 6) Verschiedene Weisheitssprüche. Sprichwörter Spr 24 30 1 Verba Congregantis filii Vomentis. Visio, quam locutus est vir, cum quo est Deus, et qui Deo secum morante confortatus, ait: Worte des Sammlers, Sohnes des Spenders.¹ Gesicht,² welches der Mann aussprach, mit dem Gott ist, und der, durch Gottes Beistand gestärkt, spricht:³ Sprichwörter Spr 24 30 1 1 Der heilige Hieronymus übersetzt die Namen, sich wohl an die altrabbinische (indes weder geschichtlich noch sprachlich begründete) Ansicht anschließend, nach der Salomon das Königsgesetz [Dtn 17,17] in sich aufgenommen und wieder von sich gespieen habe. Sohn bedeutet hierbei den Träger einer Eigenschaft (wie Kinder Belials). Sprichwörter Spr 24 30 1 2 Dies Wort ist mit König zu verbinden: Sohn Jakes vom Stamme Massa. Massa ist nach [Gen 25,14] ein Sohn Ismaels, gemeint ist also eine nordarabische Landschaft oder Völkerschaft. Sprichwörter Spr 24 30 1 3 Hebr.: Ausspruch des Mannes. Ich habe mich gemüht, o Gott, gemüht habe ich mich, o Gott, und bin hingeschwunden. Agur bekennt, göttlicher Erleuchtung gewürdigt, seine persönliche Erfahrung verallgemeinernd, dass der Mensch seine Kraft unnütz verzehrt (V. 1), wenn er sich um Dinge bemüht, die seiner nicht würdig (V. 2), wenn er nicht im Dienste der Weisheit und des Allerhöchsten wirkt, sondern rein irdischen Zielen lebt. Sprichwörter Spr 24 30 10 Ne accuses servum ad Dominum suum, ne forte maledicat tibi, et corruas. Verklage²² einen Knecht nicht bei seinem Herrn, dass er dir nicht etwa fluche und du zu Falle kommest.²³ Sprichwörter Spr 24 30 10 22 Hebr.: Verleumde nicht. Sprichwörter Spr 24 30 10 23 Der verleumdete Knecht wird vom Herrn gestraft und flucht dir; sein Fluch ist nicht unberechtigt und wird dich so treffen. Sprichwörter Spr 24 30 11 Generatio, quæ patri suo maledicit, et quæ matri suæ non benedicit. Ein Geschlecht,²⁴ das seinem Vater flucht und seine Mutter nicht segnet; Sprichwörter Spr 24 30 11 24 Das gemeinsame Prädikat der Verse 11-14 fehlt. Wohl: Ein Greuel für den Herrn ist. Es ist ein Geschlecht der Undankbaren, ein solches der Heuchler, ein anderes der Stolzen, ein viertes der Grausamen. Sprichwörter Spr 24 30 12 Generatio, quæ sibi munda videtur, et tamen non est lota a sordibus suis. ein Geschlecht, das sich rein dünkt und doch nicht abgewaschen ist von seinem Schmutze; Sprichwörter Spr 24 30 13 Generatio, cujus excelsi sunt oculi, et palpebræ ejus in alta surrectæ. ein Geschlecht, das die Augen hoch empor erhebt und seine Brauen hoch zieht; Sprichwörter Spr 24 30 14 Generatio, quæ pro dentibus gladios habet, et commandit molaribus suis, ut comedat inopes de terra, et pauperes ex hominibus. ein Geschlecht, das statt der Zähne Schwerter hat und das mit seinen Backenzähnen kaut,²⁵ um die Dürftigen von der Erde und die Armen aus der Mitte der Menschen wegzufressen. Sprichwörter Spr 24 30 14 25 Hebr.: Und dessen Gebiss Messer sind. Sprichwörter Spr 24 30 15 Sanguisugæ duæ sunt filiæ, dicentes: Affer, Affer. Tria sunt insaturabilia, et quartum, quod nunquam dicit: Sufficit. Der Blutsauger hat zwei Töchter,²⁶ die immer sagen: Gib her, gib her!²⁷ Drei Dinge sind unersättlich und das vierte²⁸ sagt niemals: Es ist genug! Sprichwörter Spr 24 30 15 26 Das Wort Töchter ist zur Bezeichnung der Wesensgemeinschaft, der Gleichartigkeit, gewählt. Der hier gebrauchte hebr. Ausdruck für Blutsauger soll indischen Ursprungs sein, er bezeichnet die Gier in höchster Potenz. Die Talmudisten fabeln von einem dämonischen Ungeheuer. Die beiden Töchter sind vielleicht die in V. 16 an erster Stelle genannten Wesen. Sprichwörter Spr 24 30 15 27 Sie sind habgierige Wesen. Sprichwörter Spr 24 30 15 28 Hebr.: vier. Drei ist die Zahl der Vollständigkeit, die Beifügung der zahl vier besagt, dass nicht nur eine volle, sondern eine übervolle Zahl von Beispielen der Gierigkeit geboten werden soll. Sprichwörter Spr 24 30 16 Infernus, et os vulvæ, et terra, quæ non satiatur aqua: ignis vero nunquam dicit: Sufficit. Die Unterwelt, ein geiles Weib,²⁹ die Erde, die des Wassers nie satt wird; das Feuer aber sagt niemals: Genug! Sprichwörter Spr 24 30 16 29 Hebr.: Die Verschlossenheit des Mutterleibes, die Unfruchtbare, die unersättlich ist, insofern sie stets auf Empfängnis hofft. Auf dieses Beispiel kommt es dem Dichter wohl am meisten an. Ähnliche Zahlensprüche V. 18-20; 24-28; 29-31. Sprichwörter Spr 24 30 17 Oculum, qui subsannat patrem, et qui despicit partum matris suæ, effodiant eum corvi de torrentibus, et comedant eum filii aquilæ. Ein Auge, das des Vaters spottet und die Geburt seiner Mutter verachtet,³⁰ das sollen die Raben des Baches aushacken und die jungen Adler³¹ fressen. Sprichwörter Spr 24 30 17 30 Hebr.: und verachtet, der Mutter zu gehorchen. Sprichwörter Spr 24 30 17 31 Ein solcher Mensch soll getötet und sein Leib den Tieren zum Fraße überlassen werden. Nach [Lev 20,9] stand Todesstrafe auf die Verwünschung der Eltern. Junge Adler sind genannt, weil gerade an Söhnen die Strafe zu vollziehen ist. Sprichwörter Spr 24 30 18 Tria sunt difficilia mihi, et quartum penitus ignoro: Drei Dinge sind mir zu schwer und das vierte³² verstehe ich gänzlich nicht. Sprichwörter Spr 24 30 18 32 Hebr.: vier. Im vierten erreicht das Staunen seine höchste Höhe, vor diesem vierten soll man sich am meisten hüten. Sprichwörter Spr 24 30 19 Viam aquilæ in clo, viam colubri super petram, viam navis in medio mari, et viam viri in adolescentia. Den Weg des Adlers am Himmel, den Weg der Schlange über den Felsen, den Weg eines Schiffes inmitten des Meeres und den Weg des Mannes in der Jugend.³³ Sprichwörter Spr 24 30 19 33 Hebr.: Den Weg des Mannes bei der Jungfrau. Der Vogel bewegt sich in der Luft, in der er mit den Füßen nicht fortkommt, das Schiff durchschneidet das Meer, die Schlange geht allein von allen Wesen auf dem Bauche und bewegt sich selbst auf dem glatten Felsen ohne Füße fort, der geheimnisvolle (geschlechtliche) Verkehr des Mannes mit der Jungfrau, das sind Dinge, die seine bleibende Spur hinterlassen. Sprichwörter Spr 24 30 2 Stultissimus sum virorum, et sapientia hominum non est mecum. Ich bin der unwissendste unter den Männern⁴ und die Weisheit der Menschen besitze ich nicht. Sprichwörter Spr 24 30 2 4 Hebr.: denn unvernünftig bin ich und nicht ein Mensch. Vergl. [Ps 72,22]. Sprichwörter Spr 24 30 20 Talis est et via mulieris adulteræ, quæ comedit, et tergens os suum dicit: Non sum operata malum. So ist der Weg einer Ehebrecherin:³⁴ sie isst³⁵ und wischt sich den Mund und spricht: Ich habe nichts Böses getan! Sprichwörter Spr 24 30 20 34 Dieser Vers wird durch das gleichartige Wort Weg mit V. 19 und 18 lose verbunden. Sprichwörter Spr 24 30 20 35 Essen: heimliches Brot [Spr 9,17], sündigen. Dafür trinken [Spr 5,15]. Sprichwörter Spr 24 30 21 Per tria movetur terra, et quartum non potest sustinere: Durch drei Dinge wird die Erde erschüttert und das vierte³⁶ kann sie nicht ertragen: Sprichwörter Spr 24 30 21 36 Hebr.: und unter vieren kann sie es nicht ertragen. Die folgenden vier Dinge stoßen gleichsam alle Gerechtigkeit und sittliche Ordnung um, deshalb erzittert bei ihnen die Erde, welche im engsten Wechselverhältnis zur Menschheit steht. Sprichwörter Spr 24 30 22 Per servum cum regnaverit: per stultum cum saturatus fuerit cibo: durch einen Knecht, wenn er zur Herrschaft kommt; durch einen Toren, wenn er sich satt gegessen;³⁷ Sprichwörter Spr 24 30 22 37 Dem Knecht gebührt Brot, sucht er Arbeit [Sir 30, Sir 33]; dem Toren Schläge und Armut. [Spr 19,10] Sprichwörter Spr 24 30 23 Per odiosam mulierem cum in matrimonio fuerit assumpta: et per ancillam cum fuerit heres dominæ suæ. durch eine gehässige Frau,³⁸ wenn sie zur Ehe genommen wird; und durch eine Magd, wenn sie die Erbin ihrer Herrin wird.³⁹ Sprichwörter Spr 24 30 23 38 Eine von ihrem Manne entlassene, wenn sie von einem anderen zur Ehe genommen wird. Nach anderen: Eine geringgeschätzte Frau, eine alte Jungfer. Sprichwörter Spr 24 30 23 39 Richtiger wohl: ihre Herrin verdrängt, deren Platz und Stellung einnimmt. Sprichwörter Spr 24 30 24 Quatuor sunt minima terræ, et ipsa sunt sapientiora sapientibus. Vier sind die Geringsten auf Erden und doch weiser als die Weisen:⁴⁰ Sprichwörter Spr 24 30 24 40 Hebr.: überaus weise. Sprichwörter Spr 24 30 25 Formicæ, populus infirmus, qui præparat in messe cibum sibi: Die Ameisen, ein schwaches Volk, und doch bereitet es sich in der Ernte⁴¹ Speise; Sprichwörter Spr 24 30 25 41 Hebr.: im Sommer. Sprichwörter Spr 24 30 26 Lepusculus, plebs invalida, qui collocat in petra cubile suum: die Kaninchen,⁴² ein kraftloses Volk, und doch baut es sein Lager in Felsen; Sprichwörter Spr 24 30 26 42 Hebr.: Klippdachse, den Murmeltieren ähnlich in Aussehen und Lebensweise. Sprichwörter Spr 24 30 27 Regem locusta non habet, et egreditur universa per turmas suas: die Heuschrecken, die keinen König haben und doch in Scharen zusammen ausziehen;⁴³ Sprichwörter Spr 24 30 27 43 Siehe [Joel 2,4ff]. Sprichwörter Spr 24 30 28 Stellio manibus nititur, et moratur in ædibus regis. die Eidechsen,⁴⁴ die auf ihren Händen gehen und doch sich in den Palästen der Könige finden.⁴⁵ Sprichwörter Spr 24 30 28 44 Der Name bezeichnet die giftigen Sterneidechsen, die listig in die Häuser und selbst in die Paläste der Könige dringen. Sprichwörter Spr 24 30 28 45 Mit der äußeren Kleinheit steht bei diesen Tieren die Klugheit in augenscheinlichem Gegensatz. Sprichwörter Spr 24 30 29 Tria sunt, quæ bene gradiuntur, et quartum, quod incedit feliciter: Drei sind stattlichen Schrittes und das vierte⁴⁶ schreitet mit Glück einher: Sprichwörter Spr 24 30 29 46 Hebr.: vier schreiten staatlich einher. Sprichwörter Spr 24 30 3 Non didici sapientiam, et non novi scientiam sanctorum. Ich habe die Weisheit nicht gelernt und ich kenne⁵ die Wissenschaft der Heiligen⁶ nicht. Sprichwörter Spr 24 30 3 5 Aus mir. Sprichwörter Spr 24 30 3 6 Hebr.: des Heiligen, des Allheiligen, Gottes. Sprichwörter Spr 24 30 30 Leo fortissimus bestiarum, ad nullius pavebit occursum: Der Löwe, das stärkste unter den Tieren, er erschreckt vor niemandes Begegnung; Sprichwörter Spr 24 30 31 Gallus succinctus lumbos: et aries: nec est rex, qui resistat ei. der Hahn mit gegürteten Lenden;⁴⁷ der Widder;⁴⁸ auch ist kein König,⁴⁹ der ihm widersteht.⁵⁰ Sprichwörter Spr 24 30 31 47 Hebr.: das Tier mit umgürteten Lenden. Sprichwörter Spr 24 30 31 48 Besser: der Ziegenbock. Lauter Tiere, die stolz einherschreitend, eine Art Herrscherstellung einnehmen. Sprichwörter Spr 24 30 31 49 Auf den König, in seiner alles bewältigenden Macht und Hoheit zielt die Rede eigentlich ab. Sprichwörter Spr 24 30 31 50 Vielleicht für: ein König, gegen den kein Widerstand ist. So lesen auch mehrere Codices. Sprichwörter Spr 24 30 32 Est qui stultus apparuit postquam elevatus est in sublime: si enim intellexisset, ori suo imposuisset manum. Wenn ein Tor emporkommt, sieht man, dass er ein Tor ist; denn hätte er Verstand gehabt, so würde er die Hand auf seinen Mund gelegt haben.⁵¹ Sprichwörter Spr 24 30 32 51 Hebr.: Magst du töricht sein, indem du dich erhebst, oder magst du nachgedacht haben, lege die Hand auf den Mund. Brich nicht alsbald in hochmütige Worte aus, mach nicht stets sofort dein Recht geltend, übermütige und unbedachte Reden erregen Streit. - Zur Erläuterung folgen zwei Beispiele aus der täglichen Wahrnehmung. Sprichwörter Spr 24 30 33 Qui autem fortiter premit ubera ad eliciendum lac, exprimit butyrum: et qui vehementer emungit, elicit sanguinem: et qui provocat iras, producit discordias. Wer die Euter stark drückt, um Milch herauszubringen, drückt Butter heraus; und wer sich stark schneuzt, bringt Blut hervor; und wer zum Zorn reizt, erregt Zwietracht.⁵² Sprichwörter Spr 24 30 33 52 Hebr.: Denn Druck der Milch bringt Butter hervor (du darfst sie also nicht pressen, willst du sie bewahren), Druck der Nase bringt Blut hervor und Druck des Zornes bringt Streit hervor. Das letzte vor Augen zu stellen ist Ziel der Rede von V. 32 an. Sprichwörter Spr 24 30 4 Quis ascendit in clum atque descendit? quis continuit spiritum in manibus suis? quis colligavit aquas quasi in vestimento? quis suscitavit omnes terminos terræ? quod nomen est ejus, et quod nomen filii ejus, si nosti? Wer ist zum Himmel aufgefahren und herabgekommen?⁷ Wer hat den Wind in seiner Hand gehalten?⁸ Wer hat die Wasser wie in ein Kleid eingebunden?⁹ Wer hat alle Grenzen der Erde¹⁰ festgesetzt? Welches ist sein Name¹¹ und welches ist der Name seines Sohnes,¹² wenn du es weißt? Sprichwörter Spr 24 30 4 7 Niemand. Also kann auch niemand Gottes Wirken in der Natur und der Weltregierung darlegen. Sprichwörter Spr 24 30 4 8 Hebr.: Wind in seine Hände zusammengefasst? So dass er ihn nach Belieben zurückhalten oder wehen lassen könnte. Sprichwörter Spr 24 30 4 9 Die obere Wassermasse ist in das Gewölk des Himmels wie in einem bauschigen Gewande zusammengebunden und so am Herabstürzen auf die Erde gehindert. Sprichwörter Spr 24 30 4 10 Die Grenzen des Festlandes gegen das Meer. - Es offenbart uns in alledem eine alles Irdische überragende Majestät, dessen Wesen wir umsonst zu durchdringen suchen. Sprichwörter Spr 24 30 4 11 Er ist unendlich, kein Name kann ihn darstellen. (Thom.) Sprichwörter Spr 24 30 4 12 Wer erforscht das Innerste Wesen seines Sohnes? Niemand. Gemeint ist die zweite Person der Gottheit, welche bereits [Spr 8] als die persönliche Weisheit auftrat. Sprichwörter Spr 24 30 5 Omnis sermo Dei ignitus, clypeus est sperantibus in se: Alle Worte Gottes sind durch Feuer bewährt, ein Schild ist er denen, die auf ihn vertrauen.¹³ [Ps 11,7] Sprichwörter Spr 24 30 5 13 Reines Gold ist Gottes Offenbarungswort ebenso in der Natur wie in der offenbarten Lehre. Darum ist er seinen Getreuen ein Schild gegen jede Gefahr und Täuschung. Daher V. 6 die Mahnung, sich vor Fälschung desselben zu hüten. Sprichwörter Spr 24 30 6 Ne addas quidquam verbis illius, et arguaris, inveniarisque mendax. Tue zu seinen Worten nichts hinzu, damit du nicht zur Rechenschaft gezogen und als Lügner erfunden werdest.¹⁴ [Dtn 4,2; Dtn 12,32] Sprichwörter Spr 24 30 6 14 Die gleiche Warnung betreffs des Gesetzes [Dtn 4,2, Dtn 12,32]. Vergl. [Offb 22,18]. Sprichwörter Spr 24 30 7 Duo rogavi te, ne deneges mihi antequam moriar. Um zwei Dinge bitte ich dich,¹⁵ versage mir sie nicht, bevor ich sterbe.¹⁶ Sprichwörter Spr 24 30 7 15 Die mit V. 1 begonnene Anrede des Dichters an Jahve findet in dem Gebete 7-9 ihren Abschluss. In Zahlensprüchen ist gewöhnlich das zweite Glied das wichtigste. Sprichwörter Spr 24 30 7 16 Solange ich lebe. Sprichwörter Spr 24 30 8 Vanitatem, et verba mendacia longe fac a me. Mendicitatem, et divitias ne dederis mihi: tribue tantum victui meo necessaria: Eitelkeit¹⁷ und Lügenreden lass fern von mir sein. Armut und Reichtum gib mir nicht; gewähre mir nur, wessen ich zu meinem Unterhalte bedarf,¹⁸ Sprichwörter Spr 24 30 8 17 Insbesondere alle Falschheit, Gesinnung innerer Unwahrheit des Gottesleugners. Sprichwörter Spr 24 30 8 18 V. 8 und V. 9 enthalten die Begründung zu der zweiten Bitte. - Der von deiner Vorsehung mir zugemessene oder bestimmte Unterhalt. Sprichwörter Spr 24 30 9 Ne forte satiatus illiciar ad negandum, et dicam: Quis est Dominus? aut egestate compulsus furer, et perjurem nomen Dei mei. dass ich nicht etwa gesättigt und zur Verleugnung verlockt werde¹⁹ und sage: Wer ist der Herr?²⁰ oder dass ich, durch Armut getrieben, stehle und falsch schwöre²¹ bei dem Namen meines Gottes. Sprichwörter Spr 24 30 9 19 Vergl. [Dtn 8,12-15; Dtn 32,15ff]. Sprichwörter Spr 24 30 9 20 Vergl. [Ps 72,11, Ijob 21,14]. Sprichwörter Spr 24 30 9 21 Hebr.: antasten den Namen meines Gottes. Dies geschieht auch durch Fluch-, Spott- und Lästerreden. Vergl. [Jes 8,21]. Sprichwörter Spr 24 0 1 B. Worte König Lamuels: (V. 1-2) Was haben Könige zu tun, was zu meiden? C. Alphabetisches Lehrgedicht über das starkmütige Weib. (V. 10-31) Ein seinem Manne treues Weib (V. 12), besorgt für ihr Haus und sich der Armen erbarmend (V. 23), ist würdig, von Fremden, von ihren Söhnen, von ihrem Gatten gepriesen zu werden. Sprichwörter Spr 24 31 1 Verba Lamuelis regis. Visio, qua erudivit eum mater sua. Worte des Königs Lamuel. Ein Gesicht,¹ mit dem ihn seine Mutter belehrte.² Sprichwörter Spr 24 31 1 1 Richtiger ist (gegen die Masorethen) zu verbinden: Worte Lamuels, Königs von Massa (Siehe [Spr 30,2]), mit denen usw. Sprichwörter Spr 24 31 1 2 Die Mutter ist vielleicht auch die Agurs, dessen Bruder alsdann Lamuel ist. Sprichwörter Spr 24 31 10 Mulierem fortem quis inveniet? procul, et de ultimis finibus pretium ejus. Wer wird ein starkmütiges Weib finden?¹² Ihr Wert ist wie der der Dinge, die weit von den äußersten Enden herkommen.¹³ Sprichwörter Spr 24 31 10 12 Der Schlussabschnitt ist im Hebr. nach dem Alphabet geordnet, d.i. so dass jeder Vers mit dem nächstfolgenden Buchstaben beginnt. Die Septuag. lässt diesen Abschnitt auf [Spr 29,27] folgen. Ein solches Weib ist eine Gnadengabe Gottes. [Sir 26,1ff] Sprichwörter Spr 24 31 10 13 Hebr.: Weit über Perlen geht der Wert. Sprichwörter Spr 24 31 11 Confidit in ea cor viri sui, et spoliis non indigebit. Auf sie verlässt sich das Herz ihres Mannes¹⁴ und es wird ihm nicht an Gewinn fehlen. Sprichwörter Spr 24 31 11 14 Durch sie ist er frei von aller Furcht vor Mangel. Sprichwörter Spr 24 31 12 Reddet ei bonum, et non malum, omnibus diebus vitæ suæ. Sie erweist ihm Liebes und nicht Böses ihr ganzes Leben hindurch. Sprichwörter Spr 24 31 13 Quæsivit lanam et linum, et operata est consilio manuum suarum. Sie sorgt für Wolle und Flachs und arbeitet mit kunstfertigen Händen.¹⁵ Sprichwörter Spr 24 31 13 15 Hebr.: Und wirkt mit ihrer Hände Lust mit emsigen Händen. Sprichwörter Spr 24 31 14 Facta est quasi navis institoris, de longe portans panem suum. Sie ist gleich einem Kaufmannsschiffe, von fernher holt sie ihre Nahrung.¹⁶ Sprichwörter Spr 24 31 14 16 Der Vergleichungspunkt wird im zweiten Teile angegeben: Sie besitzt den Unternehmungsgeist des Kaufmanns und begnügt sich nicht, den naheliegenden Vorteil zu benutzen, sondern späht auch in die Ferne. Doch ist das Wort von fernher auch zeitlich zu fassen: auf lange voraus. Sprichwörter Spr 24 31 15 Et de nocte surrexit, deditque prædam domesticis suis, et cibaria ancillis suis. Sie erhebt sich am frühen Morgen und gibt das Erworbene¹⁷ ihren Hausleuten und Zehrung¹⁸ ihren Mägden. Sprichwörter Spr 24 31 15 17 Hebr.: Zehrung. Sprichwörter Spr 24 31 15 18 Hebr.: das Bestimmte. Sprichwörter Spr 24 31 16 Consideravit agrum, et emit eum: de fructu manuum suarum plantavit vineam. Sie besichtigt einen Acker¹⁹ und kauft ihn, von dem Gewinn ihrer Hände pflanzt sie einen Weinberg. Sprichwörter Spr 24 31 16 19 Hebr.: Sie sinnt auf einen Acker (auf den Erwerb eines Ackers). Sprichwörter Spr 24 31 17 Accinxit fortitudine lumbos suos, et roboravit brachium suum. Sie umgürtet ihre Lenden mit Kraft und regt rüstig ihre Arme. Sprichwörter Spr 24 31 18 Gustavit, et vidit quia bona est negotiatio ejus: non exstinguetur in nocte lucerna ejus. Sie fühlt und sieht, dass ihre Geschäftigkeit²⁰ gut ist, und ihre Leuchte erlischt des Nachts²¹ nicht. Sprichwörter Spr 24 31 18 20 Hebr.: ihr Erwerb. Sprichwörter Spr 24 31 18 21 In der natürlichen Nacht so wenig wie in der Nacht des Unglücks. Sprichwörter Spr 24 31 19 Manum suam misit ad fortia, et digiti ejus apprehenderunt fusum. Sie legt ihre Hand an große Dinge²² und ihre Finger erfassen die Spindel. Sprichwörter Spr 24 31 19 22 Hebr.: An den Spinnrocken. Nach anderen: an den Wirbel (Metallring über Knopf unten an der Spindel, durch den gleichmäßiges Wirbeln der Spindel erzielt wird). Sprichwörter Spr 24 31 2 Quid dilecte mi, quid dilecte uteri mei, quid dilecte votorum meorum? Was?³ mein Geliebter! was? Geliebter meines Leibes, was? Geliebter meiner Gelübde!⁴ Sprichwörter Spr 24 31 2 3 Ist das dreimalige abgebrochene Was? ursprünglich, so bedeutet es wohl: Was willst du tun, mein Sohn? Oder: Wie? mein Sohn, du wolltest dich verführen lassen? Sprichwörter Spr 24 31 2 4 Vergl. [1Sam 1,11]. Sprichwörter Spr 24 31 20 Manum suam aperuit inopi, et palmas suas extendit ad pauperem. Sie öffnet ihre Hand dem Armen und streckt ihre Hände dem Dürftigen entgegen.²³ Sprichwörter Spr 24 31 20 23 Eine ihrer Tugenden, zugleich eine Bürgschaft ihres Glückes. Vergl. [Spr 19,17, Spr 22,9]. Sprichwörter Spr 24 31 21 Non timebit domui suæ a frigoribus nivis: omnes enim domestici ejus vestiti sunt duplicibus. Sie fürchtet nicht für ihr Haus des Schnees Kälte,²⁴ denn alle ihre Hausgenossen sind doppelt²⁵ gekleidet. Sprichwörter Spr 24 31 21 24 Schnee bezeichnet in jenen Gegenden die größte Kälte. Sprichwörter Spr 24 31 21 25 Oder: in Scharlachwolle. Sprichwörter Spr 24 31 22 Stragulatam vestem fecit sibi: byssus, et purpura indumentum ejus. Sie fertigt sich Decken,²⁶ feine Leinwand und Purpur²⁷ ist ihr Gewand. Sprichwörter Spr 24 31 22 26 Gestreifte oder gestickte decken. Sprichwörter Spr 24 31 22 27 Zwei ausländische Stoffe, dies eine Leinwand, Byssus aus Ägypten, der rote Purpur aus Syrophönicien stammend. Sprichwörter Spr 24 31 23 Nobilis in portis vir ejus, quando sederit cum senatoribus terræ. Angesehen²⁸ ist in der Torhalle ihr Mann, wenn er bei den Ältesten des Landes sitzt.²⁹ Sprichwörter Spr 24 31 23 28 Nicht nur reich, selbst angesehen macht sie ihren Mann im öffentlichen Leben. Sprichwörter Spr 24 31 23 29 Bei öffentlichen Verhandlungen. Die Ältesten sind die angesehensten Männer. Sprichwörter Spr 24 31 24 Sindonem fecit, et vendidit, et cingulum tradidit Chananæo. Sie macht feines Linnen und verkauft es und liefert dem Chananiter³⁰ Gürtel.³¹ Sprichwörter Spr 24 31 24 30 Speziell für: den Händler. Sprichwörter Spr 24 31 24 31 Kostbar verzierte. Sprichwörter Spr 24 31 25 Fortitudo et decor indumentum ejus, et ridebit in die novissimo. Kraft und Anmut ist ihr Gewand und sie lacht am letzten Tage.³² Sprichwörter Spr 24 31 25 32 Hebr.: sie sieht unbesorgt der Zukunft entgegen. Sprichwörter Spr 24 31 26 Os suum aperuit sapientiæ, et lex clementiæ in lingua ejus. Ihren Mund öffnet sie zur Weisheit und liebreiche Weisung ist auf ihrer Zunge.³³ Sprichwörter Spr 24 31 26 33 Kein geringes Schalten. Sprichwörter Spr 24 31 27 Consideravit semitas domus suæ, et panem otiosa non comedit. Sie hat acht auf den Wandel³⁴ ihres Hauses und isst ihr Brot nicht müßig.³⁵ Sprichwörter Spr 24 31 27 34 Die Ordnung. Sprichwörter Spr 24 31 27 35 Ihre Augen sind überall, überwachend und ordnend. Sprichwörter Spr 24 31 28 Surrexerunt filii ejus, et beatissimam prædicaverunt: vir ejus, et laudavit eam. Ihre Söhne treten auf und preisen sie glückselig, ihr Mann lobt sie: Sprichwörter Spr 24 31 29 Multæ filiæ congregaverunt divitias: tu supergressa es universas. Viele Töchter haben sich Reichtümer gesammelt,³⁶ doch du hast sie alle übertroffen! Sprichwörter Spr 24 31 29 36 Hebr.: Viel sind der Töchter, die sich tüchtig erwiesen. Sprichwörter Spr 24 31 3 Ne dederis mulieribus substantiam tuam, et divitias tuas ad delendos reges. Gib dein Vermögen⁵ nicht an Frauen hin noch deinen Reichtum⁶ denen, welche Könige zugrunde richten.⁷ Sprichwörter Spr 24 31 3 5 Hebr.: Kraft. Die Beziehung auf Vermögen ist zu eng, vielmehr alles, was die Kraft deiner Herrschaft ausmacht. Sprichwörter Spr 24 31 3 6 Hebr.: deine Wege paralleler Begriff zu Kraft (Gesundheit, Tugend, Reichtum usw.) Sprichwörter Spr 24 31 3 7 Weiblich: den Verderberinnen von Königen. Sprichwörter Spr 24 31 30 Fallax gratia, et vana est pulchritudo: mulier timens Dominum ipsa laudabitur. Trügerisch ist die Anmut und eitel die Schönheit;³⁷ eine Frau, die den Herrn fürchtet, soll gepriesen werden.³⁸ Sprichwörter Spr 24 31 30 37 Und so keine bleibenden, inneren Güter. Sprichwörter Spr 24 31 30 38 Unvergänglich und darum einzig zu preisen ist die Furcht Gottes. Sprichwörter Spr 24 31 31 Date ei de fructu manuum suarum: et laudent eam in portis opera ejus. Gebet ihr von dem Ertrage ihrer Hände³⁹ und in den Torhallen mögen ihre Werke ihr Lob verkünden!⁴⁰ Sprichwörter Spr 24 31 31 39 Lasset sie selbst das Gute genießen, das sie geschafft. Sprichwörter Spr 24 31 31 40 In der Versammlung der Gemeinde am Tore soll der Lobpreis ihres Lebens und Wirkens erschallen. Sprichwörter Spr 24 31 4 Noli regibus, o Lamuel, noli regibus dare vinum: quia nullum secretum est ubi regnat ebrietas. Gib Königen, o Lamuel! gib Königen keinen Wein; denn wo Trunkenheit herrscht, gibt es kein Geheimnis.⁸ Sprichwörter Spr 24 31 4 8 Hebr.: Nicht für die Könige, nicht für die Könige, o Lamuel, (ziemt es sich) Wein zu trinken, und nicht für Fürsten (zu fragen): Wo ist Rauschtrank? Vergl. [2Chr 26,18]. Nach V. 5 ist der unmäßige Genuss gemeint. Sprichwörter Spr 24 31 5 Et ne forte bibant, et obliviscantur judiciorum, et mutent causam filiorum pauperis. Sie möchten sonst trinken und des Rechts vergessen und die Sache der Armen verkehren. Sprichwörter Spr 24 31 6 Date siceram mrentibus, et vinum his, qui amaro sunt animo: Gebet starkes Getränk den Traurigen⁹ und Wein solchen, deren Herz betrübt ist. Sprichwörter Spr 24 31 6 9 Hebr.: (In ihrem Vermögen) zugrunde gehenden. Sprichwörter Spr 24 31 7 Bibant, et obliviscantur egestatis suæ, et doloris sui non recordentur amplius. Sie mögen trinken und ihrer Armut vergessen und ihres Schmerzes nicht ferner gedenken. Sprichwörter Spr 24 31 8 Aperi os tuum muto, et causis omnium filiorum qui pertranseunt: Öffne deinen Mund für den Stummen¹⁰ und für die Sache aller Menschen, die dahingehen.¹¹ Sprichwörter Spr 24 31 8 10 Für den, der sein recht aus irgend einem Grunde nicht geltend machen kann. Sprichwörter Spr 24 31 8 11 Hebr.: dahinschwindende Kinder, wohl: hilflos gelassene Waisen. Sprichwörter Spr 24 31 9 Aperi os tuum, decerne quod justum est, et judica inopem et pauperem. Tue deinen Mund auf und entscheide, was gerecht ist, und schaffe dem Dürftigen und Armen Recht. Kohelet Koh 25 0 1 Eingang. (1,1-11) 1. Aufschrift des Buches. (V. 1) 2. Eingang. (V. 2-11) A. Erster Teil. (V. 2-7) Thema: Alles ist Eitelkeit. (V. 2) Während die anderen Geschöpfe beharren, muss der Mensch sterben. (V. 7) B. Nicht vermag der menschliche Verstand die Natur und ihre Gesetze zu begreifen: so hat auch das Leben der Menschen nicht Ruhm noch Weisheit. (V. 11) I. Eitelkeit des Privatlebens. (1,12 3,15) 1. Eitel ist die Weisheit. (1,12-18) A. Eitel ist die Erkenntnis der Weisheit. (V. 15) B. Eitel ist die erkannte Sache. Kohelet Koh 25 1 1 VERBA Ecclesiastæ, filii David, regis Jerusalem. Worte¹ des Predigers,² des Sohnes Davids, des Königs von³ Jerusalem. Kohelet Koh 25 1 1 1 Aussprüche. Kohelet Koh 25 1 1 2 Des Redners in zahlreicher Versammlung. Indes bedeutet der hebräische Name des Buches, Koheleth, eigentlich: rufende Stimme. An dieser Stelle wird der Name dem König Salomon gegeben, der um allen Zweifel fernzuhalten, alsbald weiter beschrieben wird. Kohelet Koh 25 1 1 3 Hebr.: in. Salomon wird nicht König des Volkes Israel genannt, weil er alle Menschen anzureden im Begriffe ist und nicht andeuten will, dass seine Lehre aus der offenbarten Religion der Juden stammt. Seine Person und seine Lehre ist ein Typus der Person und der lehre Christi. Das erstere ist stetiger Glaube der Kirche, das andere folgt daraus. So sagt also der heilige Gregor v. Nyssa nicht ohne Berechtigung, der wahre Prediger sei Christus. Das Ziel des Buches ist es, das Herz mit den dargelegten Wahrheiten zu erfüllen und zu bewegen. Kohelet Koh 25 1 10 Nihil sub sole novum, nec valet quisquam dicere: Ecce hoc recens est: jam enim præcessit in sæculis, quæ fuerunt ante nos. Es gibt nichts Neues unter der Sonne und niemand kann sagen: Siehe, das ist neu! denn es ist schon da gewesen in den Zeiten, die vor uns waren. Kohelet Koh 25 1 11 Non est priorum memoria: sed nec eorum quidem, quæ postea futura sunt, erit recordatio apud eos, qui futuri sunt in novissimo. Man erinnert sich nicht mehr an das Frühere; aber auch das Künftige, was erst geschehen wird, wird bei den künftigen Geschlechtern keine Erinnerung mehr finden.¹⁹ Kohelet Koh 25 1 11 19 In der Natur, in der Welt, unter der Sonne. Kohelet Koh 25 1 12 Ego Ecclesiastes fui rex Israel in Jerusalem, Ich, der Prediger,²⁰ war²¹ König über Israel in Jerusalem²² Kohelet Koh 25 1 12 20 Zusatz, um das Gewicht des zu Sagenden zu vermehren. Kohelet Koh 25 1 12 21 Salomon redet, schon alt geworden, im Rückblick auf jene Zeit, wo er das Folgende tat. Kohelet Koh 25 1 12 22 Der erhabenen Königsstadt. Kohelet Koh 25 1 13 Et proposui in animo meo quærere et investigare sapienter de omnibus, quæ fiunt sub sole. Hanc occupationem pessimam dedit Deus filiis hominum, ut occuparentur in ea. und nahm mir in meinem Herzen vor,²³ nach allem weislich zu forschen und alles zu ergründen, was unter der Sonne geschieht.²⁴ Diese leidige Beschäftigung hat Gott den Menschenkindern zugeteilt, dass sie sich damit abmühen.²⁵ Kohelet Koh 25 1 13 23 Im Hebr. energischer: richtete mein Herz darauf. Kohelet Koh 25 1 13 24 Getan wird. Kohelet Koh 25 1 13 25 Hebr.: das ich eine leidige Mühe, die Gott den Menschenkindern gegeben, sich daran abzumühen. Es ist von allen Menschen die Rede. (Greg. Nyss.) Die Menschen haben viele Beschäftigungen außer dem, wozu Notwendigkeit oder Nutzen sie zwingen oder Gottes Wille. Gott hat dem Menschen nicht nach dem Sündenfalle eine mühevolle und vergebliche Arbeit zuerteilt, sondern sie nur zugelassen, da er durch die Gesetze, nach denen er die Welt regiert, bewirkt, dass alle ungeordneten Versuche des gewünschten Erfolges entbehren. Wie groß ist der Schmerz des Sehers über dieses Elend des Menschengeschlechtes! Kohelet Koh 25 1 14 Vidi cuncta, quæ fiunt sub sole, et ecce universa vanitas, et afflictio spiritus. Ich sah alles, was unter der Sonne geschieht,²⁶ und siehe, alles ist Eitelkeit und Geistesplage! Kohelet Koh 25 1 14 26 Gegensatz: die Beständigkeit der Natur. (V. 3) Kohelet Koh 25 1 15 Perversi difficile corriguntur, et stultorum infinitus est numerus. Schwer werden Verkehrte gebessert und der Toren sind unzählbar viele.²⁷ Kohelet Koh 25 1 15 27 Hebr.: Krummes kann nicht gerade und nicht vorhandenes nicht gezählt werden. Der eigentliche Sinn der Worte ist festzuhalten, nicht moralisch umzudeuten. Der Prediger kleidet seine Aussprüche in Bilder. Diese betreffen den Lauf der Dinge, welche von der Willkür des Menschen nicht abhängen und der nun gleichsam als Gegner des menschlichen Werkes betrachtet wird (also zuletzt Gott selbst [Koh 7,14]). Es ist alles das, was nicht zulässt, dass der Mensch Großes, Erhabenes, Dauerndes wirke, wie z.B. die Sterblichkeit, die Beschränktheit, die Unwissenheit. Diese und andere Ursachen der menschlichen Eitelkeit hat nicht die Sünde selbst, sondern Gott, der Rächer derselben, aufgerichtet. Krummes und Mangelndes sind von Gott, nach dem Sündenfall sind sie Mittel der göttlichen Züchtigung geworden und vereiteln viele Versuche der Menschen. Kohelet Koh 25 1 16 Locutus sum in corde meo, dicens: Ecce magnus effectus sum, et præcessi omnes sapientia, qui fuerunt ante me in Jerusalem: et mens mea contemplata est multa sapienter, et didici. Ich sprach in meinem Herzen und sagte: Siehe, ich bin groß geworden und habe alle, die vor mir in Jerusalem gewesen, an Weisheit übertroffen²⁸ und mein Geist hat vieles weislich erwogen und erlernt.²⁹ Kohelet Koh 25 1 16 28 Übersetzt man nach den Akzenten, so lautet das hebräische: Siehe ich habe große und immer größere Weisheit erworben über die, die vor mir waren in Jerusalem die sich vor mir durch Weisheit daselbst ausgezeichnet. Kohelet Koh 25 1 16 29 Hebr.: Mein Herz sah Weisheit und Erkenntnis in Fülle, ich erkenne usw. Vergl. [1Kön 10,23]. Salomon redet hier von sich als Privatmann, nicht wie zuvor in V. 12-15, in denen nichts Tadelnswertes im Streben nach Erkenntnis sich finden lässt, zumal ihm als König die Sorge für andere oblag. Salomon hat die ihm von Gott verliehene Weisheit nicht voll und ganz nach Gottes Willen angewendet, sei es, dass er über unnütze Dinge zu vorwitzig oder über erlaubte zu leidenschaftlich oder über verborgene (wie die Vorsehung Gottes) mit Überhebung forschte, oder sich besonders dadurch verfehlte, dass er die Vergeblichkeit seiner mühen nicht geduldig ertrug, sich gänzlich Gottes Willen unterwerfend. Kohelet Koh 25 1 17 Dedique cor meum ut scirem prudentiam, atque doctrinam, erroresque et stultitiam: et agnovi quod in his quoque esset labor, et afflictio spiritus. Da richtete ich mein Herz darauf, Klugheit und Lehre, Irrtum und Torheit zu erforschen, und ich ward inne, dass auch darin Mühe und Geistesplage ist; Kohelet Koh 25 1 18 Eo quod in multa sapientia multa sit indignatio et qui addit scientiam, addit et laborem. denn bei vieler Weisheit ist viel Missmut und wer die Kenntnis mehrt, mehrt auch das Leid.³⁰ Kohelet Koh 25 1 18 30 Die Erklärung des Buches muss drei Dinge vor Augen haben: die poetische, affektvolle Redeweise, die Herzensstimmung der früheren Zeiten, endlich die etwa im weiteren Verlauf gegebenen Einschränkungen und Erklärungen. Da Salomon [Koh 9,13], ebenso [Koh 8,1-5, Koh 10,1-3] die Weisheit empfiehlt, muss die oben geschilderte eine andere als diese sein. Die letzte Folge der Beschränkung menschlicher Erkenntnis enthält das Geständnis [Koh 7,24]. Dass der Prediger hier ein nicht von Fehlern freies Streben beschreibt, zeigt auch der Übergang auf den Gegenstand, den [Koh 2] darstellt. Kohelet Koh 25 1 2 Vanitas vanitatum, dixit Ecclesiastes: vanitas vanitatum, et omnia vanitas. O Eitelkeit über Eitelkeit! spricht der Prediger,⁴ o Eitelkeit über Eitelkeit,⁵ alles ist Eitelkeit! Kohelet Koh 25 1 2 4 Diese Einfügung soll die Rede gewichtig und eindrucksvoll machen. Vergl. [Dtn 32,1]. Kohelet Koh 25 1 2 5 Hebr.: Hauch, als Bild der Vergänglichkeit, des Scheines ohne Wesen. Der erste Ausruf ersetzt den Superlativ: Höchste Eitelkeit ohne Maß! Alles einzelne ist Eitelkeit und die Summe von allem Eitelkeit der Eitelkeiten (Hugo v. d. Viktor): Das ganze leben ist voll von Eitelkeit, von Streben nach nichtigen Gütern. Nichts von allem vermag den Menschen hier völlig bleibend glücklich zu machen. Der Dichter beklagt, doch klagt er nicht an. Wäre jemand dafür anzuklagen, so ist es der Mensch, dessen Sünde seine Beziehung zur Welt geändert und die Herrschaft des Todes herbeigeführt hat, nicht Gott. [Koh 7,30] Drei Eitelkeiten sind demnach insbesondere: Sterblichkeit, Begierlichkeit, neugierige Wissenssucht und in dem Wesen der Dinge: die Veränderlichkeit. Diese freilich gehört zur Natur der Dinge, jene aber sind zu beklagen. V. 2 umfasst vielleicht jede Art von Eitelkeit, in keinem Falle aber die folgenden Verse, die der Natur in gewissem Sinne eigen. Kohelet Koh 25 1 3 Quid habet amplius homo de universo labore suo, quo laborat sub sole? Was hat der Mensch mehr⁶ von all seiner Arbeit, mit der er sich unter der Sonne⁷ abmüht? Kohelet Koh 25 1 3 6 Als Eitelkeit. Kohelet Koh 25 1 3 7 In diesem Leben voller Wechsel. Andere Klagen siehe [Koh 1,13.15, Koh 2,11.14ff, Koh 5,11, Koh 7,9-11.22.24.30, Koh 8,16.17, Koh 9,1-3.11.12]. Kohelet Koh 25 1 4 Generatio præterit, et generatio advenit: terra autem in æternum stat. Ein Geschlecht geht dahin und ein anderes kommt,⁸ die Erde aber steht allezeit fest.⁹ Kohelet Koh 25 1 4 8 Jedes Geschlecht eilt beständig vorüber und tritt einem anderen seinen Platz und seine Güter ab und auch dieses eilt, anderen den Platz zu räumen. Kohelet Koh 25 1 4 9 Die Erde, welche des Menschen willen geschaffen ist, bleibt, während der Herr der Erde, der Mensch, zu Staub wird (Hier.) wenigstens der Leiblichkeit nach. Kohelet Koh 25 1 5 Oritur sol, et occidit, et ad locum suum revertitur: ibique renascens. Die Sonne geht auf und¹⁰ geht unter und kehrt¹¹ an ihren Ort zurück, von wo sie wiederum aufgeht,¹² Kohelet Koh 25 1 5 10 Hebr.: die Sonne, dieselbe Sonne. Kohelet Koh 25 1 5 11 Aber stets dieselbe bleibend eilt sie. Kohelet Koh 25 1 5 12 Aufzugehen pflegt. Also auch bei der Sonne etwas Bleibendes gegenüber der Vergänglichkeit der Menschen. Kohelet Koh 25 1 6 Gyrat per meridiem, et flectitur ad aquilonem: lustrans universa in circuitu pergit spiritus, et in circulos suos revertitur. nach dem Süden geht und nach Norden sich wendet.¹³ Alles ringsum umkreisend bewegt sich der Wind fort und kehrt wieder zu seinem Kreislaufe zurück. Kohelet Koh 25 1 6 13 Im Hebr. werden die Prädikate dem Winde als Subjekte malerisch vorausgesendet: Es geht nach Süden und kreist nach Norden, immerfort kreisend geht der Wind usw. Die Vulgata bezieht den ersten Teil von V. 6 minder richtig auf die Sonne und ihren Kreislauf von einem Wendekreis zum anderen. Kohelet Koh 25 1 7 Omnia flumina intrant in mare, et mare non redundat: ad locum, unde exeunt flumina, revertuntur ut iterum fluant. Alle Ströme fließen in das Meer und das Meer läuft nicht über;¹⁴ an den Ort, woher die Flüsse kommen, kehren sie zurück,¹⁵ um wieder zu fließen. Kohelet Koh 25 1 7 14 Wird nie voll und ganz gesättigt. Kohelet Koh 25 1 7 15 Hebr.: an den Ort, wohin die Flüsse gehen (in ihr Bett). Dahin gehen sie immer. Unaufhörlich machen sie denselben Lauf. Kohelet Koh 25 1 8 Cunctæ res difficiles: non potest eas homo explicare sermone. Non saturatur oculus visu, nec auris auditu impletur. Alle Dinge mühen sich ab;¹⁶ der Mensch vermag es nicht, es auszusprechen, das Auge kann sich nicht satt sehen und das Ohr nicht genug hören.¹⁷ Kohelet Koh 25 1 8 16 Sind unablässig tätig in ihrer Aufgabe. Kohelet Koh 25 1 8 17 Dreifacher Gegensatz zu den Geschöpfen. Der erste Teil von V. 8 wird in V. 9, V. 10, der zweite in V. 11 weiter ausgeführt. V. 8 selbst entspricht V. 4, in umgekehrter Ordnung V. 9-11 dem V. 5-7. Kohelet Koh 25 1 9 Quid est quod fuit? ipsum quod futurum est. Quid est quod factum est? ipsum quod faciendum est. Was ist das, was gewesen ist? Eben das, was wieder sein wird! Was ist das, was geschehen ist?¹⁸ Eben das, was wieder geschehen wird! Kohelet Koh 25 1 9 18 V. 9-11 hebr.: Was gewesen, ist das, was sein wird; und was geschehen, ist das, was geschehen wird, und es gibt nichts Neues unter der Sonne. Gibt es ein Ding, von dem jemand sagen möchte: Siehe dies, das ist neu, längst war es in den Zeiträumen, die vor uns waren. Kein Gedenken gibt es an die Früheren und auch an die Späteren, welche künftig sein werden kein Andenken wird ihnen werden bei denen, die noch später sein werden. Wie eitel ist also menschliche Weisheit! Der Prediger selbst erklärt die Einleitung [Koh 3,1.11.14-15, Koh 6,10, Koh 7,14]; 6-8: Gott hat allen Dingen ihre Ordnung vorgeschrieben, die der Mensch nicht zu ändern vermag, damit der Mensch Gott zu verehren lerne. Unser Verstand leidet an einer gewissen Dunkelheit, so dass niemand alles Wirken Gottes aufzählen kann und dennoch ist alles von alters her, was durch den Willen dessen, der mächtiger ist als der Mensch oder durch seine Zulassung geschieht. Scheint manches schlimm und drückt die Erdenkinder nieder, wer kann es gegen Gottes Willen ändern? Kohelet Koh 25 0 1 2. Eitel ist die Wollust, eitel die Pracht. (Kap. 2) A. Eitel ist die Wollust. (V. 3) B. Eitel ist die Pracht, auch mit menschlicher Weisheit gepaart. (V. 11) C. Ist zwischen Torheit und Weisheit kein Unterschied? (V. 18) D. Weitere Ausführung des Satzes (V. 11): Eitel ist die Pracht. Kohelet Koh 25 2 1 Dixi ego in corde meo: Vadam, et affluam deliciis, et fruar bonis. Et vidi quod hoc quoque esset vanitas. Ich sprach in meinem Herzen: Ich will hingehen und Freude in Fülle erlangen und das Gute genießen;¹ aber ich sah, dass auch dies Eitelkeit war. Kohelet Koh 25 2 1 1 Wenn der Menschengeist des Hohen satt ist, pflegt er sich in das Niedrigste zu versenken, um dann erst das in der Mitte Liegende zu erwählen, das die Begier der Augen ausmacht. Hebr.: Ich will dich, (nämlich mich, Selbstanrede) erproben mit (Sinnen-) Freude, genieße das Gute (ob mein Herz vielleicht darin sein Glück findet). Kohelet Koh 25 2 10 Et omnia, quæ desideraverunt oculi mei, non negavi eis: nec prohibui cor meum quin omni voluptate frueretur, et oblectaret se in his, quæ præparaveram: et hanc ratus sum partem meam, si uterer labore meo. Und nichts von dem, was meine Augen verlangten, versagte ich ihnen und ich wehrte meinem Herzen nicht, jede Lust zu genießen und sich zu freuen an dem, was ich herbeigeschafft hatte; und ich erachtete es als meinen Anteil, die Früchte meiner Mühe zu genießen.¹⁰ Kohelet Koh 25 2 10 10 Im ehrbaren Genuss nach der Beurteilung der Menschen. Doch war im Glanz und Luxus Eitelkeit. - Die letzten Worte des Verses lauten im Hebräischen: Und mein Herz hatte Freude an aller meiner Mühe und dies war mein Anteil von aller meiner Mühe. Kohelet Koh 25 2 11 Cumque me convertissem ad universa opera, quæ fecerant manus meæ, et ad labores, in quibus frustra sudaveram, vidi in omnibus vanitatem et afflictionem animi, et nihil permanere sub sole. Als ich aber alle Werke überschaute, die meine Hände zustande gebracht hatten, und die Mühen, mit denen ich mich vergeblich angestrengt hatte, sah ich in allen Eitelkeit und Geistesplage, und dass nichts von Dauer sei unter der Sonne.¹¹ Kohelet Koh 25 2 11 11 Eine größere Eitelkeit als in der [Weish 1,17]. Ebenso war auch die Ergötzung der Sinne V. 2 mit einem minder edlen Worte bezeichnet. Zur Zeit dieses Abirrens kamen ihm Zweifel, ob wohl zwischen der menschlichen Weisheit und der Torheit ein Unterschied sei. Kohelet Koh 25 2 12 Transivi ad contemplandam sapientiam, erroresque et stultitiam (quid est, inquam, homo, ut sequi possit regem Factorem suum?) Da wandte ich meinen Blick darauf, Weisheit, Irrtum und Torheit zu betrachten. (Denn, sagte ich, was ist der Mensch, dass er dem Könige, seinem Schöpfer, folgen könnte?)¹² Kohelet Koh 25 2 12 12 Dieser Teil des Textes ist kaum unversehrt. Vielleicht etwa: Denn wer ist unter den Menschen, der sich vor dem Könige zu verbergen und seinem Auge zu entziehen vermag? Vergl. [Koh 1,12]. Die Übersetzung Schöpfer ist viel mehr Erklärung des heiligen Hieronymus (der hier Greg. v. Nyssa folgt) als Wiedergabe des Textes: Des Menschen Weisheit ist es, der wahren Weisheit zu folgen. Kohelet Koh 25 2 13 Et vidi quod tantum præcederet sapientia stultitiam, quantum differt lux a tenebris. Und ich erkannte, dass die Weisheit¹³ so weit den Vorzug vor der Torheit verdient, wie das Licht von der Finsternis unterschieden ist. Kohelet Koh 25 2 13 13 Die menschliche Weisheit, die sich auf irdische Dinge beschränkt und in nichts zerfließt, wenn der Tod naht. (V. 14) Kohelet Koh 25 2 14 Sapientis oculi in capite ejus: stultus in tenebris ambulat: et didici quod unus utriusque esset interitus. Der Weise hat Augen in seinem Kopfe, der Tor wandelt im Finstern; gleichwohl lernte ich auch, dass beider Endgeschick das gleiche ist.¹⁴ [Koh 8,1, Spr 17,24] Kohelet Koh 25 2 14 14 Beim Tode bleibt ihm nichts. Kohelet Koh 25 2 15 Et dixi in corde meo: Si unus et stulti et meus occasus erit, quid mihi prodest quod majorem sapientiæ dedi operam? Locutusque cum mente mea, animadverti quod hoc quoque esset vanitas. Und so sprach ich in meinem Herzen: Wenn mein und des Toren Endgeschick gleich ist, was nützt es mir da,¹⁵ größere Mühe auf die Weisheit zu verwenden? Da sprach ich denn in meinem Herzen: Ich habe bemerkt, dass auch dies Eitelkeit ist! Kohelet Koh 25 2 15 15 Das Hebr. fügt bei: in Zukunft, nämlich: wenn ich sterbe, in der Ewigkeit. Vergl. [Lk 12,20]. Kohelet Koh 25 2 16 Non enim erit memoria sapientis similiter ut stulti in perpetuum, et futura tempora oblivione cuncta pariter operient: moritur doctus similiter ut indoctus. Denn dem Weisen bleibt so wenig ein Andenken auf ewig wie dem Toren und die Folgezeit bedeckt alles auf gleiche Weise mit Vergessenheit, es stirbt der Weise wie der Tor dahin.¹⁶ Kohelet Koh 25 2 16 16 Ausruf aus damaliger Zeit. Kohelet Koh 25 2 17 Et idcirco tæduit me vitæ meæ videntem mala universa esse sub sole, et cuncta vanitatem et afflictionem spiritus. Darum ward ich des Lebens überdrüssig,¹⁷ da ich sah, dass alles unter der Sonne unvollkommen und alles Eitelkeit und Geistesplage sei. Kohelet Koh 25 2 17 17 Hebr.: Ich hasste das leben. Das Leben der Menschen überhaupt, erst in V. 18 kommt er auf seine eigene Person zu sprechen. Kohelet Koh 25 2 18 Rursus detestatus sum omnem industriam meam, qua sub sole studiosissime laboravi, habiturus heredem post me, Wiederum¹⁸ hatte ich Missfallen an all meinen Mühen, mit denen ich mich unter der Sonne so eifrig abgeplagt,¹⁹ da ich einen Erben nach mir haben werde, Kohelet Koh 25 2 18 18 Da er alles V. 4-10 Aufgezählte mit Weisheit getan, hat er vorstehend über diese selbst eine Erwägung angestellt. Nunmehr zeigt er, dass alle V. 4-10 genannten Dinge wahrhaft eitel sind. Kohelet Koh 25 2 18 19 Im Sinne des früheren Zeitpunktes. Kohelet Koh 25 2 19 Quem ignoro, utrum sapiens an stultus futurus sit, et dominabitur in laboribus meis, quibus desudavi et sollicitus fui: et est quidquam tam vanum? von dem ich nicht weiß, ob er weise oder töricht sein wird; und doch wird er Macht erhalten über mein mühevolles Werk, mit dem ich mich abgeplagt und abgemüht habe.²⁰ Ist wohl etwas so eitel? Kohelet Koh 25 2 19 20 Weise gehandelt habe (mit weltlicher Weisheit). Kohelet Koh 25 2 2 Risum reputavi errorem: et gaudio dixi: Quid frustra deciperis? Das Lachen hielt ich für Verirrung und zur Freude sprach ich: Warum täuschest du dich vergeblich?² Kohelet Koh 25 2 2 2 Hebr.: Vom Lachen sprach ich: Es ist unsinnig, und von der Freude: Was schafft sie? Die sinnliche Freude erweist sich als trügerisch. Kohelet Koh 25 2 20 Unde cessavi, renuntiavitque cor meum ultra laborare sub sole. Darum ließ ich ab und mein Herz beschloss, sich nicht weiter zu mühen unter der Sonne.²¹ Kohelet Koh 25 2 20 21 Es sind Worte der Verzweiflung. Zwei Gründe sind es, aus denen alle menschliche Tätigkeit eitel ist: Der Mensch müht sich nicht für sich vielleicht folgen ihm unwürdige Erben. Kohelet Koh 25 2 21 Nam cum alius laboret in sapientia, et doctrina, et sollicitudine, homini otioso quæsita dimittit: et hoc ergo, vanitas, et magnum malum. Denn²² wenn jemand mit Weisheit und Umsicht und Tüchtigkeit arbeitet und das, was er erworben, einem müßigen²³ Menschen hinterlässt, so ist auch dies Eitelkeit und ein großes Übel! Kohelet Koh 25 2 21 22 Reflexion, die der Verfasser als solcher macht, d.i. seine jetzige Meinung. Kohelet Koh 25 2 21 23 Hebr.: Denn da ist ein Mensch und hinterlässt einem Menschen, der sich darum nicht gemüht. Kohelet Koh 25 2 22 Quid enim proderit homini de universo labore suo, et afflictione spiritus, qua sub sole cruciatus est? Was für einen Nutzen hat denn der Mensch von all seiner Mühsal und Bekümmernis des Geistes, mit der er sich unter der Sonne abmühte?²⁴ Kohelet Koh 25 2 22 24 Nicht alle, die sich mühen, werden getadelt, sondern die, welche sich so mühen, dass die Frucht ihrer Mühen unter der Sonne rein irdisch bleibt und sie um dieselbe allzu besorgt sind. [Koh 11] Kohelet Koh 25 2 23 Cuncti dies ejus doloribus, et ærumnis pleni sunt, nec per noctem mente requiescit: et hoc nonne vanitas est? Alle seine Tage sind voll Schmerzen und Gram, selbst in der Nacht hat sein Herz keine Ruhe. Ist nicht auch dies Eitelkeit? Kohelet Koh 25 2 24 Nonne melius est comedere et bibere, et ostendere animæ suæ bona de laboribus suis? et hoc de manu Dei est. Ist es denn nicht besser, man isst und trinkt und tut sich gütlich von dem Ertrage seiner Arbeit?²⁵ Auch das steht in Gottes Hand! Kohelet Koh 25 2 24 25 Es ist ja von Gott zum Genusse gegeben, also darf es auch nach der Absicht Gottes genossen werden. Essen und trinken bezeichnen die Befriedigung der Bedürfnisse und ehrbaren Wünsche. Kohelet Koh 25 2 25 Quis ita devorabit, et deliciis affluet ut ego? Wer kann essen und im Genusse schwelgen wie ich?²⁶ Kohelet Koh 25 2 25 26 Hebr.: denn wer kann essen oder geschäftig sein? Das steht nicht bei mir (sondern bei Gott). Kohelet Koh 25 2 26 Homini bono in conspectu suo dedit Deus sapientiam, et scientiam, et lætitiam, peccatori autem dedit afflictionem, et curam superfluam, ut addat, et congreget, et tradat ei qui placuit Deo: sed et hoc vanitas est, et cassa sollicitudo mentis. Einem Menschen, welcher in seinen Augen gut erscheint, gibt Gott Weisheit, Erkenntnis und Freude; über den Sünder aber lässt er Trübsal kommen und übermäßige Sorge, anzuhäufen und anzusammeln und es dem zu vererben, der Gott gefällig ist,²⁷ doch auch das ist Eitelkeit und vergebliche Sorge des Herzens.²⁸ Kohelet Koh 25 2 26 27 Wenn Gott nicht bei der Verteilung der Güter viele Gründe außer dem folgenden hätte, würde er als höchster Lenker der Welt der Tugend Lohn, dem Laster Strafe vorbehalten und es würde, wer ohne maß arbeitet, vielmehr für einen anderen als für sich tätig sein, hingegen wer sich weise beschränkt, die Habe des Habsüchtigen erlangen. Hier wird, was bisweilen geschieht, als Richtschnur aufgestellt und daraus der Schluss gezogen. Kohelet Koh 25 2 26 28 Nicht Gottes Weise zu handeln ist eitel, sondern die übermäßige Sorge des Menschen ist unnütz. Kohelet Koh 25 2 3 Cogitavi in corde meo abstrahere a vino carnem meam, ut animum meum transferrem ad sapientiam, devitaremque stultitiam, donec viderem quid esset utile filiis hominum: quo facto opus est sub sole numero dierum vitæ suæ. Da gedachte ich in meinem Herzen, mein Fleisch des Weines³ zu entwöhnen, um mein Herz zur Weisheit zu lenken und die Torheit zu meiden,⁴ bis ich ersehen möchte, was für die Menschenkinder nützlich, was ihnen zu tun obliege die Zahl ihrer Lebenstage hindurch unter der Sonne. Kohelet Koh 25 2 3 3 Hier für die sinnliche Lust im Allgemeinen gesetzt. (Hier., Greg. Thaum.) Kohelet Koh 25 2 3 4 Hebr.: und während mich mein Herz mit Weisheit lenkt, die ausgelassene Sinnlichkeit (die Torheit V. 13, V. 14) zu zügeln. So geht er denn mit der zuvor für die sinnliche Lust verlassenen Weisheit ein neues Bündnis ein. Doch so sehr die Ziele, denen er die (menschliche) Weisheit zuwendet, über die Torheit erhaben sind (V. 13ff), so sind diese Ziele doch nicht die letzten für die Menschen; nicht vermögen sie in diesen ihre höchste Aufgabe, Ruhe, Befriedigung des Herzens und Seligkeit zu finden. Kohelet Koh 25 2 4 Magnificavi opera mea, ædificavi mihi domos, et plantavi vineas, Ich⁵ unternahm große Werke,⁶ baute mir Häuser und pflanzte Weinberge, Kohelet Koh 25 2 4 5 Ich für mich, alles zu meiner Ehre. Daher wird im Folgenden das nicht genannt, was er zu Gottes Ehre getan. Eine gewisse Ironie liegt darin, dass auf die Ankündigung großer Werke doch nur kleinere folgen. Kohelet Koh 25 2 4 6 V. 4-6 große Werke, V. 7-8 Reichtümer, V. 9 Zusammenfassung beider. Salomon sucht das Glück in Ruhm und Luxus mit einer gewissen irdischen Weisheit. Kohelet Koh 25 2 5 Feci hortos, et pomaria, et consevi ea cuncti generis arboribus, legte Gärten und Parke an und pflanzte in denselben Bäume aller Art; Kohelet Koh 25 2 6 Et exstruxi mihi piscinas aquarum, ut irrigarem silvam lignorum germinantium, ich legte mir Wasserbehälter an, um daraus den Wald der aufsprossenden Bäume zu bewässern; Kohelet Koh 25 2 7 Possedi servos et ancillas, multamque familiam habui: armenta quoque, et magnos ovium greges ultra omnes qui fuerunt ante me in Jerusalem: ich hatte⁷ Knechte und Mägde und viele Hausgenossen, dazu Rinder und große Schafherden, mehr als alle, die vor mir zu Jerusalem gewesen; Kohelet Koh 25 2 7 7 Hebr.: Kaufte mir. Kohelet Koh 25 2 8 Coacervavi mihi argentum, et aurum, et substantias regum, ac provinciarum: feci mihi cantores, et cantatrices, et delicias filiorum hominum, scyphos, et urceos in ministerio ad vina fundenda: ich häufte mir Silber und Gold auf und die Schätze von Königen und Ländern; ich verschaffte mir Sänger und Sängerinnen und was den Menschenkindern Lust bereitet, Becher und Gefäße, die zum Weinschenken dienen;⁸ Kohelet Koh 25 2 8 8 Hebr.: reichlich und im Überfluss. Vergl. [1Kön 10,4]. Daneben ging die V. 1 erwähnte Freude, wenn auch jetzt nicht mehr als Führerin, her. Demgemäß endet wohl V. 8 mit Gastmählern. Die Tatenlosigkeit, der Reichtum, der Ruhm, der verkehr mit fremden Völkern haben Salomons frühere Selbstbeherrschung und Bescheidenheit in Ehrgeiz verwandelt und ihn fremden Völkern geneigt gemacht, so dass er zuletzt deren Götzendienst teilte. Dieses Ende wird zwar nicht erwähnt, wohl aber der Weg, der zu demselben führte. Kohelet Koh 25 2 9 Et supergressus sum opibus omnes, qui ante me fuerunt in Jerusalem: sapientia quoque perseveravit mecum. ich übertraf an Besitz alle, die vor mir in Jerusalem waren, auch blieb mir die Weisheit⁹ zur Seite. Kohelet Koh 25 2 9 9 Die menschliche Weisheit, die mich den Ruhm suchen ließ. Kohelet Koh 25 0 1 3. Epilog des ersten Teiles: Die Zeit regiert alles, auch gegen den Willen des Menschen. (V. 15) II. Eitelkeit des öffentlichen Lebens. (3,16 7,30) 1. Eitel ist der Schmerz der Entrüstung und des eifernden Neides. (3,16 4,6) A. Eitel ist der Schmerz derer, die sich entrüsten über die Ungerechtigkeit auf Erden. Kohelet Koh 25 3 1 Omnia tempus habent, et suis spatiis transeunt universa sub clo. Alles¹ hat seine Zeit,² alles unter dem Himmel geht vorüber nach seiner Zeit.³ Kohelet Koh 25 3 1 1 Alles im menschlichen Leben. Kohelet Koh 25 3 1 2 Bei aller Verschiedenheit der menschlichen Dinge ist doch das eine ihnen gemeinsam, dass alles zu einem bestimmten Zeitpunkt geschieht, so dass das Leben den Wechsel der in der Natur einander folgenden Erscheinungen nachzuahmen scheint. (V. 18) Was erreicht also der Mensch durch seine Anstrengungen und vermag er durch seine Bemühungen etwas gegen Gottes Willen? (V. 9) Nein, deshalb mäßige deine Bestrebungen und genieße in sittlich erlaubter Weise die Güter des Lebens. Dasselbe legt auch die Unveränderlichkeit der von Gott, dem höchsten Leiter des All, gesetzten Ordnung nahe, da der Mensch über die von ihm gesetzte Ordnung hinaus nichts vermag. Vergl. [Koh 1,4-7], klarer [Koh 1,8-11]. Kohelet Koh 25 3 1 3 Hebr.: Und jedes Vornehmen unter dem Himmel hat seine bestimmte Zeit, ist seine Stunde unabänderlich in Gottes Weltregierung eingefügt. Im folgenden werden paarweise verschiedene Tätigkeiten genannt, die einander entgegengesetzt sind. Kohelet Koh 25 3 10 Vidi afflictionem, quam dedit Deus filiis hominum, ut distendantur in ea. Ich sah die Kümmernis, welche Gott den Menschenkindern zuerteilt hat, dass sie sich damit plagen.¹⁵ Kohelet Koh 25 3 10 15 Durch unnütze Bestrebungen wird der Mensch aufgezehrt; immer will er, was nicht geschehen kann, denn nichts kann anders eintreten, als wie es von Gott bestimmt ist. Kohelet Koh 25 3 11 Cuncta fecit bona in tempore suo, et mundum tradidit disputationi eorum, ut non inveniat homo opus, quod operatus est Deus ab initio usque ad finem. Er hat alles wohl geschaffen für eine bestimmte Zeit,¹⁶ und die Welt ihrem Nachforschen überlassen, ohne dass doch der Mensch das Werk zu durchschauen vermöchte,¹⁷ welches Gott von Anfang bis ans Ende vollbringt. Kohelet Koh 25 3 11 16 Alles, was eintritt, geschieht zu seiner Zeit, nicht eher und nicht später als es eintreten muss. (V. 1) So hat es Gott geordnet. Kohelet Koh 25 3 11 17 Hebr.: Auch die Ewigkeit hat er in ihr Herz gegeben, da der Mensch nicht finden wird das Werk usw. Kohelet Koh 25 3 12 Et cognovi quod non esset melius nisi lætari, et facere bene in vita sua. So erkannte ich denn, dass nichts besser ist als sich zu freuen und sich Gutes zu tun in seinem Leben. Kohelet Koh 25 3 13 Omnis enim homo, qui comedit et bibit, et videt bonum de labore suo, hoc donum Dei est. Denn jeder Mensch, der isst und trinkt und Gutes genießt von seiner Arbeit, hat dies aus Gottes Gabe.¹⁸ Kohelet Koh 25 3 13 18 Der Mensch wird gezwungen, sich an Gott zu erinnern, indem er seine Unwissenheit über die natürlichen Dinge erkennt. Weitere Erklärung V. 14, V. 15. Doch sendet der Dichter das Ziel der Erwägung voraus in V. 12, V. 13: Wir müssen unsere Bestrebungen einschränken und in dieser Einschränkung ist große Weisheit, sie ist eine große Gabe Gottes, die den Menschen dazu führt, seine Begierden zu bezähmen und sein Herz auf Gottes Wege zu lenken. Kohelet Koh 25 3 14 Didici quod omnia opera, quæ fecit Deus, perseverent in perpetuum: non possumus eis quidquam addere, nec auferre, quæ fecit Deus ut timeatur. So erkannte ich denn, dass alle Werke, die Gott tut, auf ewig feststehen, wir können nichts dazu noch davon tun, was Gott tut, dass er gefürchtet werde.¹⁹ Kohelet Koh 25 3 14 19 Die geschaffenen Dinge bieten gleichsam ein Bild der Ewigkeit Gottes. Hieraus entsteht Furcht vor seiner Majestät, wenn wir unsere Werke mit den seinen vergleichen, und Furcht vor seiner strengen Leitung, die uns gleichsam mit tausend Banden einschnürt, endlich Furcht vor seiner Gerechtigkeit, da die Notwendigkeit der strengen Leitung aus der Sünde geflossen ist und uns erinnert, wie elend jetzt unsere Lage ist. Kohelet Koh 25 3 15 Quod factum est, ipsum permanet: quæ futura sunt, jam fuerunt: et Deus instaurat quod abiit. Was geschehen ist, eben das bleibt,²⁰ was kommen wird, ist schon dagewesen; und Gott erneuert das, was dahingegangen.²¹ Kohelet Koh 25 3 15 20 Besser wohl: Was war (was geschehen ist), war bereits früher gewesen. Kohelet Koh 25 3 15 21 Vergl. [Koh 1,9]. Der Kreislauf der Erscheinungen des Lebens ist in der stetigen Ordnung des göttlichen Weltplanes begründet. So ist also der Mensch nur ein Bebauer und Gast dieser Welt, so muss er also vor Augen haben, dass alles, was er besitzt, gleichsam auf dem Wege zu einem anderen ist. So möge er denn Gutes in diesem Leben tun, soviel er kann, und nicht mit Sorge und Ängstlichkeit suchen, Vermögen zu erwerben. Mehr kann er nicht erlangen als Speise und Trank, und hat er etwas zu guten Werken verwendet, so ist dies allein Gottes Gabe. Dies hält uns zurück, mit den Verkehrten zu rufen: Lasset uns essen und trinken (als ob sie nur Tiere wären!) und vielmehr mit dem Apostel zu sprechen: Wenn wir Leibesnotdurft und Kleidung haben, lassen wir es uns damit genügen. (Hieron.) Kohelet Koh 25 3 16 Vidi sub sole in loco judicii impietatem, et in loco justitiæ iniquitatem. Ich sah²² unter der Sonne an der Stätte des Rechtes Gottlosigkeit und an der Stätte der Gerechtigkeit Ruchlosigkeit. Kohelet Koh 25 3 16 22 Hebr.: Und weiter sah ich. Vom Handeln (der Begier zu wissen, zu genießen, Großes zu vollbringen) geht der Dichter zum leiden über. Nicht minder schwer ist es, geduldig zu leiden, als nach rechtem Maße zu handeln. Die einen wollen die Zeit des göttlichen Gerichtes in jener Welt nicht erwarten, sondern wünschten die von Gott gesetzten Schranken der Zeit zu durchbrechen, andere wollen, gegen den Nächsten neidisch, die Ungleichheit unter den Menschen aufheben, noch andere ziehen sich vom bürgerlichen Zusammenleben zurück, die gottgewollte Ordnung der menschlichen Gesellschaft verletzend. Der Schluss ist der gleiche wie der des ersten Teiles. Kohelet Koh 25 3 17 Et dixi in corde meo: Justum, et impium judicabit Deus, et tempus omnis rei tunc erit. Da sprach ich in meinem Herzen: Gott wird den Gerechten und den Ungerechten richten und dann²³ wird jedes Ding seine Zeit haben.²⁴ Kohelet Koh 25 3 17 23 Hebr.: dort. Kohelet Koh 25 3 17 24 Ich meinte, in dieser Welt sollte bereits Gerechtigkeit auf Erden herrschen, der Fromme belohnt, der Böse gestraft werden. Doch ich habe das gerade Gegenteil gefunden. Wenn es aber hier keine Gerechtigkeit gibt, wer ist die letzte Ursache davon anders als Gott? Er nimmt also nicht gleichsam Teilgerichte vor, sondern behält sich ein Gericht auf, wo er alle zugleich urteilt und ihnen Lohn oder Strafe zuweist. Doch auf dieses Gericht zu warten, ist den Gläubigen des Alten Testamentes hart, da ihnen die Seligkeit weder voll und klar vor Augen steht noch ihnen das Geheimnis des Kreuzes offenbart ist. Kohelet Koh 25 3 18 Dixi in corde filiis hominum, ut probaret eos Deus, et ostenderet similes esse bestiis. So sprach ich denn im Herzen zu den Menschenkindern: Gott prüfe sie²⁵ und zeige ihnen, dass sie den Tieren ähnlich sind.²⁶ Kohelet Koh 25 3 18 25 Wie schwach sie sind, sich selbst überlassen. Kohelet Koh 25 3 18 26 Hebr.: Damit sie sehen, dass sie dem Vieh gleich sind, sie an sich selber. Kohelet Koh 25 3 19 Idcirco unus interitus est hominis, et jumentorum, et æqua utriusque conditio: sicut moritur homo, sic et illa moriuntur: similiter spirant omnia, et nihil habet homo jumento amplius: cuncta subjacent vanitati, Darum²⁷ kommt der Mensch um wie das Tier und ein Schicksal haben beide;²⁸ wie der Mensch stirbt, so stirbt auch jenes; alle haben gleichen Lebensodem und der Mensch hat keinen Vorzug vor dem Vieh; alles ist der Eitelkeit unterworfen Kohelet Koh 25 3 19 27 Hebr.: denn. Kohelet Koh 25 3 19 28 Wörtlich hebräisch: Wechselfälle die Sterblichen und Wechselfälle die Tiere und derselbe Lebenshauch (Odem) steckt in beiden, so sind denn auch alle Wechselfälle des Lebens eitel. Kohelet Koh 25 3 2 Tempus nascendi, et tempus moriendi. Tempus plantandi, et tempus evellendi quod plantatum est. Geboren werden⁴ hat seine Zeit und sterben⁵ hat seine Zeit, pflanzen hat seine Zeit und ausreißen hat seine Zeit.⁶ Kohelet Koh 25 3 2 4 Hebr.: Gebären. Kohelet Koh 25 3 2 5 Gebären sterben, der ganze Bereich, innerhalb dessen sich unsere Handlungen vollziehen. Kohelet Koh 25 3 2 6 Das zweite Beispiel ist dem ersten verwandt. Es ist von der Tätigkeit der Menschen die Rede: Wie der Mensch sät und ausreißt, wie er aufbaut und zerstört. (V. 3) Kohelet Koh 25 3 20 Et omnia pergunt ad unum locum: de terra facta sunt, et in terram pariter revertuntur. und alles geht dahin an einen Ort;²⁹ aus Erde ist alles geworden und zur Erde kehrt es wieder zurück. Kohelet Koh 25 3 20 29 Mit V. 19 weicht der Dichter vom eigentlichen Thema ab. Er hatte gefragt, warum auf Erden die Ungerechtigkeit herrscht. Diese stammt freilich aus der ersten Sünde. Alle Strafe dieser Sünde, - der Tod ist nur ein Teil derselben soll dem Menschen zeigen, dass er den Tieren ähnlich. Was [Ps 48] von dem sündigen Reichen gesagt wird, gilt allgemein von dem Sünder. Die Worte sind mit großem Affekte gesprochen, wie [Koh 4,2]. Kohelet Koh 25 3 21 Quis novit si spiritus filiorum Adam ascendat sursum, et si spiritus jumentorum descendat deorsum? Wer weiß, ob der Geist der Kinder Adams aufwärts steigt und ob der Geist des Viehes zur Erde niederfährt?³⁰ Kohelet Koh 25 3 21 30 Vor allem ist festzuhalten, dass hier die Unsterblichkeit der Seele nicht in Zweifel gezogen wird. Wie sollte Gott sonst Gerechte und Ungerechte in der anderen Welt vor sein Gericht ziehen? (V. 17) Von dem zukünftigen Gerichte ist auch [Koh 11,9] die Rede, und dass der Geist zu Gott geht, wird [Koh 12,7] gesagt. Nach den Rabbinen ist der Sinn: Wer sieht (mit den Sinnen) die Seele offenbar, die nach oben emporsteigt? Der hl. Hieronymus nimmt an, die Form der Frage drücke die Schwierigkeit des Erkennens aus. Indes würde eine solche auf die objektive Wahrheit selbst zurückfallen. Es handelt sich um das selige Leben bei Gott. Wird die Seele zu ihm aufsteigen, oder in der Vorhölle bleiben? (Hier.) Also etwa: Wird nach allem Elend des irdischen Lebens die Seele aufsteigen, oder wird sie, auch dann noch dem Tiere ähnlich, in der Tiefe hinabsteigen, nicht zwar wie die Seele des Tieres vernichtet, aber doch Gottes und der Seligkeit beraubt? Bisher war nur vom Körper die Rede, hier also von der Seele. Nach einigen Erklärern kann man wie V. 19 den Satz vom Lebensodem fassen: Bei dem Menschen ist selbst in der Art des Sterbens ein Unterschied vom Tiere nicht wahrnehmbar, denn beide kehren an einen Ort, in den Staub der Erde zurück, von dem im Sterben entweichenden Lebensodem aber weiß niemand, ob er aufsteigt nach oben oder hinabfährt zur Erde. Kohelet Koh 25 3 22 Et deprehendi nihil esse melius quam lætari hominem in opere suo, et hanc esse partem illius. Quis enim eum adducet, ut post se futura cognoscat? So fand ich, dass nichts besser ist, als dass der Mensch sich an seinem Tun³¹ freue und dass dies sein Anteil sei. Denn wer wird ihn dahinbringen, dass er erkenne, was nach ihm sein wird?³² Kohelet Koh 25 3 22 31 Der ihm gestellten Aufgabe. Kohelet Koh 25 3 22 32 Ergib dich in deine gegenwärtige Lage, dass die Gerechten oft unterdrückt werden, die Bosheit auf Erden oft triumphiert, und in Gottes Willen. Warte auf die vorherbestimmte Zeit des Gerichtes im anderen Leben und forsche nicht neugierig, wann es statthaben soll und wie lange du in der Unterwelt demselben entgegenharren musst. Kohelet Koh 25 3 3 Tempus occidendi, et tempus sanandi. Tempus destruendi, et tempus ædificandi. Töten hat seine Zeit⁷ und heilen hat seine Zeit, einreißen hat seine Zeit und aufbauen hat seine Zeit. Kohelet Koh 25 3 3 7 In V. 3, 4, 7 wendet der Dichter, dem tragischen Tone des Werkes entsprechend, die Ordnung um. Kohelet Koh 25 3 4 Tempus flendi, et tempus ridendi. Tempus plangendi, et tempus saltandi. Weinen hat seine Zeit und lachen hat seine Zeit, klagen hat seine Zeit und tanzen⁸ hat seine Zeit. Kohelet Koh 25 3 4 8 Vor Freude jubelnd hüpfen. Kohelet Koh 25 3 5 Tempus spargendi lapides, et tempus colligendi. Tempus amplexandi, et tempus longe fieri ab amplexibus. Steine auseinanderwerfen⁹ hat seine Zeit und Steine sammeln hat seine Zeit, umarmen¹⁰ hat seine Zeit und von Umarmung sich fernhalten hat seine Zeit. Kohelet Koh 25 3 5 9 In V. 5-8 ist die Rede vom Verkehr der Menschen. Demnach bedeutet V. 5 wohl: Ein Haus bauen und Grenzsteine setzen. Kohelet Koh 25 3 5 10 Abschied nehmend von nahen Verwandten oder begrüßen. Kohelet Koh 25 3 6 Tempus acquirendi, et tempus perdendi. Tempus custodiendi, et tempus abjiciendi. Erwerben hat seine Zeit und verlieren¹¹ hat seine Zeit, aufbewahren hat seine Zeit und wegwerfen hat seine Zeit. Kohelet Koh 25 3 6 11 Verschleudern. Kohelet Koh 25 3 7 Tempus scindendi, et tempus consuendi. Tempus tacendi, et tempus loquendi. Zerreißen¹² hat seine Zeit und zusammennähen hat seine Zeit; schweigen hat seine Zeit und reden hat seine Zeit. Kohelet Koh 25 3 7 12 Freundschaft schließen (und lösen). (Hug: Vikt.) Kohelet Koh 25 3 8 Tempus dilectionis, et tempus odii. Tempus belli, et tempus pacis. Lieben hat seine Zeit und hassen hat seine Zeit, Krieg hat seine Zeit und Frieden hat seine Zeit.¹³ Kohelet Koh 25 3 8 13 Verhältnis der Völker zueinander. Kohelet Koh 25 3 9 Quid habet amplius homo de labore suo? Was hat nun der Mensch für Gewinn von dem, worum er sich abmüht?¹⁴ Kohelet Koh 25 3 9 14 Der Mensch ist in allem bestimmten Gesetzen unterworfen, denen er gehorchen muss, sei es zum Verdienste, sei es zur Strafe. (Hugo v. hl. Vikt.) Also muss der Mensch sich alles Bemühens enthalten, das Gott missfällt. Weder vermag der Mensch durch seine Mühe allein zu erlangen, dass er nur Frieden habe, noch durch seinen Willen nur Krieg. Beides steht unter höherer Leitung und nicht vermag unser Wille das Eintreten des einen oder des anderen herbeizuführen. Kohelet Koh 25 0 1 B. Eitel ist der Schmerz der Neidischen. (V. 6) 2. Eitel ist die Menschenflucht (V. 16), sei es aus Habsucht (V. 8), sei es aus Hochmut. 2. Wiederholung und Nutzanwendung derselben Wahrheiten. (4,17 5,7) A. Die sich über die Ungerechtigkeit auf Erden Entrüstenden. (4,17 5,7) Kohelet Koh 25 4 1 Verti me ad alia, et vidi calumnias, quæ sub sole geruntur, et lacrimas innocentium, et neminem consolatorem: nec posse resistere eorum violentiæ, cunctorum auxilio destitutos. Ich wandte mich zu andern Dingen und sah die Bedrückungen, welche unter der Sonne vorgehen, die Tränen der Unschuldigen und dass sie keinen Tröster haben und deren Gewalttätigkeit nicht widerstehen können, allerseits der Hilfe beraubt. Kohelet Koh 25 4 10 Si unus ceciderit, ab altero fulcietur væ soli: quia cum ceciderit, non habet sublevantem se. Fällt der eine,⁹ so unterstützt ihn der andere; wehe dem,¹⁰ der allein ist! Denn wenn er fällt, hat er keinen, der ihm aufhelfe. Kohelet Koh 25 4 10 9 In. V. 10-12 werden je zwei Menschenpaare untereinander verglichen. Kohelet Koh 25 4 10 10 Hebr.: ihm, dem einen usw. Kohelet Koh 25 4 11 Et si dormierint duo, fovebuntur mutuo: unus quomodo calefiet? Auch wenn zwei beisammen schlafen, erwärmt einer den andern;¹¹ wie soll der einzelne warm werden? Kohelet Koh 25 4 11 11 Ein durch die kalten Nächte Palästinas nahegelegtes Beispiel, vielleicht mit Rücksicht darauf, dass der Arme nur sein Oberkleid hatte als Decke. [Ex 22,26]. Kohelet Koh 25 4 12 Et si quispiam prævaluerit contra unum, duo resistunt ei: funiculus triplex difficile rumpitur. Und wenn jemand Herr wird¹² über einen einzelnen, so werden ihm doch zwei Widerstand leisten können; eine dreifache Schnur zerreißt nicht so leicht.¹³ Kohelet Koh 25 4 12 12 Hebr.: Und wenn jemand ihn, den einen, angreift, so werden ihrer zwei ihm Widerstand leisten. Kohelet Koh 25 4 12 13 Stehen ihrer zwei, drei zusammen, so ist der Erfolg sicherer. Kohelet Koh 25 4 13 Melior est puer pauper et sapiens, rege sene et stulto, qui nescit prævidere in posterum. Besser ist ein armer aber weiser Jüngling als ein alter aber törichter König, der für die Zukunft nicht Vorsorge zu treffen weiß.¹⁴ Kohelet Koh 25 4 13 14 Richtiger nach dem Hebr.: der sich nicht mehr weiß belehren zu lassen. Ein Fürst, der vor Alter menschenscheu oder aus Stolz unzugänglich ist, lässt sich nicht Rat erteilen und stürzt ins Verderben, weil er nicht Rat annimmt. Den Gegensatz dazu bildet ein armer, aber weiser Jüngling. Der König ist dem Habsüchtigen in der Zurückgezogenheit vom Verkehr mit Menschen ähnlich. Kohelet Koh 25 4 14 Quod de carcere, catenisque interdum quis egrediatur ad regnum: et alius natus in regno, inopia consumatur. Denn aus Gefängnis und Ketten gelangt zuweilen jemand¹⁵ zur Königswürde, wohingegen ein anderer, der in der Königswürde geboren ist, in Armut verkommt.¹⁶ Kohelet Koh 25 4 14 15 Der Jüngling. (V. 3) Kohelet Koh 25 4 14 16 Hebr.: Wenngleich er (der Jüngling) in seinem (des alten Königs) Reich als Armer geboren ward. Er war noch nicht so alt wie die Regierungszeit des Königs an Jahren betrug. Kohelet Koh 25 4 15 Vidi cunctos viventes, qui ambulant sub sole cum adolescente secundo, qui consurget pro eo. Ich sah, dass alle Lebenden unter der Sonne mit dem andern Jüngling¹⁷ wandelten, der statt seiner¹⁸ die Stelle einnehmen wird. Kohelet Koh 25 4 15 17 Hebr.: mit dem Jünglinge, dem zweiten. Kohelet Koh 25 4 15 18 Statt des alten Königs. Kohelet Koh 25 4 16 Infinitus numerus est populi omnium, qui fuerunt ante eum: et qui postea futuri sunt, non lætabuntur in eo: sed et hoc, vanitas et afflictio spiritus. Kein Ende schien die Schar derer zu haben, die vor ihm gewesen;¹⁹ jedoch auch die nachher sein werden, haben keine Freude an ihm; aber²⁰ auch dies ist Eitelkeit und Geistesplage.²¹ Kohelet Koh 25 4 16 19 Richtiger: Kein Ende schien die Schar derer zu haben, die vor ihm (dem Jünglinge) standen. Kohelet Koh 25 4 16 20 Denn. Kohelet Koh 25 4 16 21 Also auch die Weisheit des Jünglings. (V. 13) Kohelet Koh 25 4 17 Custodi pedem tuum ingrediens domum Dei, et appropinqua ut audias. Multo enim melior est obedientia, quam stultorum victimæ, qui nesciunt quid faciunt mali. Bewahre deinen Fuß, wenn du zum Hause Gottes gehst, und nahe dich, um zu hören; denn viel besser ist Gehorsam als die Opfer der Toren,²² die nicht wissen, was sie Schlimmes tun.²³ [1Sam 15,22, Hos 6,6] Kohelet Koh 25 4 17 22 Wenn du in Gottes Gegenwart trittst. Vergl. [Gen 28,17]. Komme nicht unvorbereitet vor sein Antlitz. Besser ist es, Gott um Worte der Gebote zu bitten als alle Werke der Frömmigkeit der Toren zu erfüllen. Kohelet Koh 25 4 17 23 Hebr. allenfalls: Gott weiß nicht. Der Plural bezeichnet alsdann Gottes Majestät: Gott weiß nichts Böses zu tun. Kohelet Koh 25 4 2 Et laudavi magis mortuos, quam viventes: Da pries ich die Toten glücklicher als die Lebendigen,¹ Kohelet Koh 25 4 2 1 Ähnliche Klagen sind bei den Klassikern besonders häufig. Bei solchen Aussprüchen ist besonders der Affekt zu beachten, der im Ausdruck über das rechte Maß hinausgeht. Aber gerade dies will der Prediger zeigen, dass der Affekt zu mäßigen ist. Kohelet Koh 25 4 3 Et feliciorem utroque judicavi, qui necdum natus est, nec vidit mala quæ sub sole fiunt. doch für glücklicher als beide hielt ich den, der noch nicht geboren ist und der das Böse nicht sieht, das unter der Sonne geschieht. Kohelet Koh 25 4 4 Rursum contemplatus sum omnes labores hominum, et industrias animadverti patere invidiæ proximi: et in hoc ergo vanitas, et cura superflua est. Wiederum erwog ich alle die Mühen der Menschen und bemerkte, dass geschäftiges Wirken dem Neide² der Menschen ausgesetzt ist; auch darin ist also Eitelkeit und unnütze Sorge. Kohelet Koh 25 4 4 2 Dem Eifer, es einander zuvorzutun. Kohelet Koh 25 4 5 Stultus complicat manus suas, et comedit carnes suas, dicens: Der Tor³ legt seine Hände zusammen und verzehrt sein eigenes Fleisch und spricht: Kohelet Koh 25 4 5 3 Der, welchen die Eifersucht peinigt. Kohelet Koh 25 4 6 Melior est pugillus cum requie, quam plena utraque manus cum labore, et afflictione animi. Besser ist eine Handvoll in Ruhe als beide Hände voll mit Arbeit und Herzensharm.⁴ Kohelet Koh 25 4 6 4 Vergl. [Koh 9,11]. Von Gottes Anordnung hängt alles ab. Kohelet Koh 25 4 7 Considerans reperi et aliam vanitatem sub sole: Ich dachte weiter nach und fand eine andere Eitelkeit unter der Sonne:⁵ Kohelet Koh 25 4 7 5 Zwei Fehler pflegen zur Menschenflucht zu führen: Habsucht (V. 4, 7, 8) und Hochmut. (V. 13ff) Dass der Prediger sich über beide so ausführlich verbreitet, liegt wohl daran, dass er das Entgegengesetzte einschärfen will: dass die Menschen durch gegenseitigen Verkehr wie durch Verwandtschaft verbunden sein müssen. Kohelet Koh 25 4 8 Unus est, et secundum non habet, non filium, non fratrem et tamen laborare non cessat, nec satiantur oculi ejus divitiis: nec recogitat, dicens: Cui laboro, et fraudo animam meam bonis? in hoc quoque vanitas est, et afflictio pessima. Da ist einer, ohne einen andern neben sich, ohne⁶ Sohn und ohne Bruder, und doch hört er nicht auf zu arbeiten und seine Augen sättigen sich nicht am Reichtume und es kommt ihm nicht in den Sinn zu sagen: Für wen arbeite ich⁷ und entziehe meiner eigenen Seele das Gute? Auch darin ist Eitelkeit und leidige Plage. Kohelet Koh 25 4 8 6 Hebr.: auch ohne. Kohelet Koh 25 4 8 7 Ein solcher denkt nur an sich und seine Gedanken schweifen nicht über seine Person hinaus. Kohelet Koh 25 4 9 Melius est ergo duos esse simul, quam unum: habent enim emolumentum societatis suæ: Besser ist es also, dass zwei zusammen sind als einer; denn sie haben doch einen Vorteil von ihrer Gemeinschaft.⁸ Kohelet Koh 25 4 9 8 Die Mahnung geht an den Habsüchtigen, nicht einsam zu bleiben, sondern sich an die Menschen anzuschließen zu hilfsbereiter Gemeinschaft. Kohelet Koh 25 0 1 B. Die Habgierigen. (5,7-19) Kohelet Koh 25 5 1 Ne temere quid loquaris, neque cor tuum sit velox ad proferendum sermonem coram Deo. Deus enim in clo, et tu super terram: idcirco sint pauci sermones tui. Rede nichts unbedachtsam und dein Herz übereile sich nicht, vor Gott ein Wort auszusprechen;¹ denn Gott ist im Himmel und du bist auf Erden, darum lass deiner Worte wenige sein.² Kohelet Koh 25 5 1 1 V. 1, 2, 5, 6 enthalten Warnungen betreffs der Rede, also auch V. 3, 4. Hebr.: Sei nicht schnell mit deinem Munde und eile nicht, ein Wort auszusprechen vor Gott (aus Zorn oder ähnlicher Gemütsbewegung). Kohelet Koh 25 5 1 2 Vergl. [Koh 4,17]. Wage nicht mit Gott zu rechten, als ob er Böses täte, schuldige nicht die göttliche Vorsehung an, rede nicht gegen Gott. Vergl. [Spr 10,18ff]. Kohelet Koh 25 5 10 Ubi multæ sunt opes, multi et qui comedunt eas. Et quid prodest possessori, nisi quod cernit divitias oculis suis? Wo viele Güter sind, sind auch viele, die davon zehren. Und welchen Nutzen hat der Besitzer, als dass er den Reichtum mit seinen Augen anschaut?¹³ Kohelet Koh 25 5 10 13 Das Geld an sich sättigt den Menschen nicht und an der Menge desselben kann er höchstens sein Auge weiden. Kohelet Koh 25 5 11 Dulcis est somnus operanti, sive parum, sive multum comedat: saturitas autem divitis non sinit eum dormire. Süß ist der Schlaf dem Arbeitsamen, er mag wenig essen oder viel; aber die Sattheit des Reichen lässt diesen nicht ruhig schlafen.¹⁴ Kohelet Koh 25 5 11 14 Unterschied zwischen einem sich selbst Beherrschenden und einem Leidenschaftlichen: Die scheinbare Sättigung des letzteren erhebt ihn nicht über einen Taglöhner, denn dass er sich durch seine Bemühungen mehr geschafft hat, bringt ihm Sorge; dass er besser gegessen hat. Unwohlsein, wenn er nicht arbeitet. Kohelet Koh 25 5 12 Est et alia infirmitas pessima, quam vidi sub sole: divitiæ conservatæ in malum domini sui. Es ist auch ein anderes sehr arges Gebrechen, das ich unter der Sonne sah: Reichtümer aufbewahrt zum eigenen Schaden ihres Besitzers.¹⁵ Kohelet Koh 25 5 12 15 Oft verliert er das Erworbene. Kohelet Koh 25 5 13 Pereunt enim in afflictione pessima: generavit filium, qui in summa egestate erit. Denn es kommt ein großes Unglück und sie gehen verloren;¹⁶ zeugt er einen Sohn, so wird dieser in der größten Armut darben.¹⁷ Kohelet Koh 25 5 13 16 Die Gründe V. 12, V. 13 gehören ebenso zusammen wie V. 14, V. 15. Das Heilmittel folgt V. 17-19. Kohelet Koh 25 5 13 17 Geht dem Sohne das ihm zugedachte Vermögen verloren, so ist der Schlag des Verlustes ein doppelter. Kohelet Koh 25 5 14 Sicut egressus est nudus de utero matris suæ, sic revertetur, et nihil auferet: secum de labore suo. Wie er¹⁸ nackt aus dem Leibe seiner Mutter hervorgegangen ist, so wird er wieder hinweggehen und nichts von seiner Mühe¹⁹ mit sich nehmen. [Ijob 1,21, 1Tim 6,7] Kohelet Koh 25 5 14 18 Ein neuer Grund, der aber alle Menschen nicht nur die V. 12, 13 genannten, angeht. Wenn der Mensch auch sein Vermögen bis zur letzten Stunde bewahrt, was nützt es ihm? Kohelet Koh 25 5 14 19 Von dem mühevoll Erworbenen. Kohelet Koh 25 5 15 Miserabilis prorsus infirmitas: quomodo venit, sic revertetur. Quid ergo prodest ei quod laboravit in ventum? Gewiss ein sehr herbes Leid: Wie er gekommen, so wird er wieder hinweggehen! Was nützt es ihm also, dass er sich in den Wind abgemüht hat?²⁰ Kohelet Koh 25 5 15 20 So ist also nicht im Reichtum das Glück zu suchen. Diese Nutzanwendung gehört ebenso zu V. 14 wie zu V. 15. Kohelet Koh 25 5 16 Cunctis diebus vitæ suæ comedit in tenebris et in curis multis, et in ærumna atque tristitia. Sein ganzes Leben hat er in Finsternis²¹ verzehrt unter vielen Sorgen, in Leid und Traurigkeit. Kohelet Koh 25 5 16 21 In Traurigkeit. Im Hebr. folgt noch: und hat viel Unmut, dazu Leid usw. Kohelet Koh 25 5 17 Hoc itaque visum est mihi bonum ut comedat quis, et bibat, et fruatur lætitia ex labore suo, quo laboravit ipse sub sole numero dierum vitæ suæ, quos dedit ei Deus, et hæc est pars illius. So habe ich denn als gut erfunden,²² dass der Mensch esse und trinke und Freude habe von seiner Arbeit, mit der er sich unter der Sonne abmüht die Zahl der Tage seines Lebens hindurch, welche ihm Gott verliehen hat; denn dies ist sein Anteil.²³ Kohelet Koh 25 5 17 22 Das Hebr. fügt bei: als schön. Kohelet Koh 25 5 17 23 Vergl. [Koh 2,24, Koh 3,13]. Kohelet Koh 25 5 18 Et omni homini, cui dedit Deus divitias, atque substantiam, potestatemque ei tribuit ut comedat ex eis, et fruatur parte sua, et lætetur de labore suo: hoc est donum Dei. Ebenso jedem Menschen, dem Gott Reichtum und Habe und Besitz gegeben und ihn in Stand gesetzt hat, von ihnen zu essen und seinen Anteil zu genießen und sich zu freuen an seiner Arbeit, ist dies eine Gabe Gottes.²⁴ Kohelet Koh 25 5 18 24 Fast das Gleich wie V. 17. Doch dort ist von dem vorher Geschilderten die Rede, hier von allen Menschen. Mäßiger Genuss des Reichtums wird empfohlen dem Ziele des Buches gemäß: Zügle alle Leidenschaften. Kohelet Koh 25 5 19 Non enim satis recordabitur dierum vitæ suæ, eo quod Deus occupet deliciis cor ejus. Denn ein solcher wird nicht viel an die Tage seines Lebens denken, weil Gott sein Herz mit Freuden erfüllt.²⁵ Kohelet Koh 25 5 19 25 Wer sich von Habsucht frei hält, wird, es sei denn, dass Gott ihn mit außerordentlichem Unglück heimsucht, seine Güter in Ruhe genießend, sich einer glücklichen Sorglosigkeit erfreuen und in steter Freude leben. Nicht als ob er untätig sein sollte, aber er sorgt nicht um den nächsten Tag und lässt jedem Tag seine eigene Plage genügen. [Mt 6,34] Hebr.: Gott antwortet ihm: - ihm nämlich so große Freude gewährend als die Arbeit groß war, ja noch reichlichere, wie in harmonischer Musik die Töne um so höher sich erheben, je tiefer sie zuvor herabgestiegen waren. Kohelet Koh 25 5 2 Multas curas sequuntur somnia, et in multis sermonibus invenietur stultitia. Auf viele Sorgen folgen Träume³ und in Vielreden findet sich Torheit. Kohelet Koh 25 5 2 3 Hebr.: Denn zu Träumen kommt es bei Vielgeschäftigkeit. Vergl. [Koh 2,23] und [Koh 8,16]. Die Träume stören die Nachtruhe, also noch viel mehr verursacht jene Maßlosigkeit bei Wachenden törichte Rede. Wie der Traum eine Art Störung der Geistestätigkeit ist, so ist das rechten des Toren mit Gott eine Art Wahnsinn. Vergl. V. 6. Kohelet Koh 25 5 3 Si quid vovisti Deo, ne moreris reddere: displicet enim ei infidelis et stulta promissio: sed quodcumque voveris, redde: Hast du Gott etwas gelobt, so säume nicht, es zu erfüllen; denn ein treuloses⁴ und törichtes Versprechen missfällt ihm;⁵ aber alles, was du gelobt hast, erfülle! Kohelet Koh 25 5 3 4 Die Übersetzung der Vulg. ist insofern nicht sinngemäß, als es sich hier in erster Linie um die Todsünde handelt und erst in zweiter die Worte in Betracht kommen. Hebr.: Denn es missfallen ihm die Toren. V. 3-5 sind Beispiele, welche die Strenge der göttlichen Gerechtigkeit gegen Worte der Menschen zeigen und der ganzen Darstellung größeren Nachdruck geben. Kohelet Koh 25 5 3 5 Vergl. [Dtn 23,22-24]. Nichterfüllung der Gelübde ist Kennzeichen der Toren. Kohelet Koh 25 5 4 Multoque melius est non vovere, quam post votum promissa non reddere. Viel besser ist es, kein Gelöbnis zu machen als zu geloben und das Versprochene nicht zu halten.⁶ Kohelet Koh 25 5 4 6 Die Gelübde selbst gehören nur indirekt zum Beweise. Vers 2a verhält sich zu 2b wie 3, 4 zu 5: Wie die Träume mit törichten Reden verglichen werden, so wird Gottes Strenge in der Forderung der Erfüllung von Gelübden mit ungerechtfertigten Klagen verglichen. Zur Verbindung von Vers 3, 4 mit 5, vergleiche auch [Koh 8,8] wo die nebeneinander gestellten Glieder einen Vergleich enthalten, derart, dass erst das letzte die Hauptsache enthält. Aus der Sünde des Mundes ist eine andere viel schwerere zu erkennen: Wenn Gott schon die in frommer Meinung gemachten Gelübde mit solcher Strenge fordert, was wird er nicht da erst bei Schmähreden und gotteslästerlichen Worten tun? Daher V. 5 Ankündigung der Strafe. Kohelet Koh 25 5 5 Ne dederis os tuum ut peccare facias carnem tuam: neque dicas coram Angelo: Non est providentia: ne forte iratus Deus contra sermones tuos: dissipet cuncta opera manuum tuarum. Lass deinen Mund nicht dein Fleisch zur Sünde verführen und sage nicht vor dem Engel:⁷ Es gibt keine Vorsehung! Gott möchte sonst über deine Reden zürnen und alle Werke deiner Hände vernichten. Kohelet Koh 25 5 5 7 Dem Engel, der nach Gottes Willen auf Lästerungen achtet und sie straft (oder dem Schutzengel). Der Engel ist ein Diener der Vorsehung, so beleidigt den Engel, wer Gott zu nahe tritt. Kohelet Koh 25 5 6 Ubi multa sunt somnia, plurimæ sunt vanitates, et sermones innumeri: tu vero Deum time. Wo viele Träumereien sind,⁸ da sind auch der Eitelkeiten viele und endloses Geschwätz, du fürchte vielmehr Gott! Kohelet Koh 25 5 6 8 Hebr.: Zu der ungezählten Zahl der Träume und Eitelkeiten ist auch Vielrederei zu rechnen. Drei Dinge werden verglichen: törichte Träume, eitle Anstrengungen, törichte (unüberlegte) Vielrede. Vielrede ist Träumen ähnlich, eitle Bemühungen sind geradezu solche. Kohelet Koh 25 5 7 Si videris calumnias egenorum, et violenta judicia, et subverti justitiam in provincia, non mireris super hoc negotio: quia excelso excelsior est alius, et super hos quoque eminentiores sunt alii, Siehst du die Unterdrückung der Armen und Vergewaltigung im Gerichte und Verkehrung der Gerechtigkeit in einem Lande, so wundere dich über eine solche Sache nicht;⁹ denn über dem Hohen steht ein anderer Höherer und über beiden stehen noch andere Höhere¹⁰ Kohelet Koh 25 5 7 9 Vergl. [Dan 4,10ff]. Gerate nicht in Verwirrung des Geistes, wenn du siehst, dass die Reichen und Gewalttätigen die Armen bedrücken und denke nicht: Es gibt keine Vorsehung. Kohelet Koh 25 5 7 10 Über allen, die hoch zu stehen scheinen, steht Gott, der vom höchsten Himmel alles beobachtet, was die Menschen tun, um jedem Strafe oder Lohn zuzuteilen. Der Plur.: andere Höhere bezeichnet Gottes erhabene Machtfülle und Majestät. Die Vulgata denkt wohl an die Engel. Vergl. V. 8. Kohelet Koh 25 5 8 Et insuper universæ terræ rex imperat servienti. und überdies gebietet der König dem ganzen Lande, das ihm untertan ist.¹¹ Kohelet Koh 25 5 8 11 Die Vulgata steigt erst hier zum höchsten Herrn empor, der, wenn die Ernte reif ist, am Ende der Zeiten Gericht hält. Das Hebräische ist dunkel. Der Sinn ist vielleicht: Überfluss des Landes ist an Werk allen Gütern vergleichbar und der König wird geehrt wegen des Ackers. Seine Größe und Macht wächst mit der Größe und Fruchtbarkeit des Ackers. Ein solcher aber ist fern von Geldgier. Der Prediger zeigt dem Neidischen und dem einsamen Habgierigen, wie sie ihr Leben einrichten sollten. Da er schon oben die Nachteile der Eifersucht und Menschenflucht nachgewiesen hat, rügt er hier nur, um die Ursache des Übels zu heben, die Habsucht. So entspricht 5,8-19 dem obigen 4,17 5,7. Nichts ist besser als der Ackerbau. Kohelet Koh 25 5 9 Avarus non implebitur pecunia: et qui amat divitias, fructum non capiet ex eis: et hoc ergo vanitas. Der Habgierige wird des Geldes nie satt und wer Reichtum liebt, hat keinen Gewinn davon; somit ist auch das Eitelkeit!¹² Kohelet Koh 25 5 9 12 Der Habsüchtige sättigt seine Gier nicht mit Gold, vielmehr genießen andere seine Güter. Nicht einmal leibliche Ruhe genießt er und, verliert er den Reichtum, so verdoppelt sich seine Pein. (V. 13) Zum mindesten verliert er sie im Tode mit Schmerz (V. 15), wie er das ganze Leben verloren. (V. 16) Deshalb ist es besser, das Gute als Gabe Gottes zu genießen. Kohelet Koh 25 0 1 C. Der genusslose König. (V. 6) 3. Rhetorische Ausführung. (6,7-7,30) A. Der Ratschluss des göttlichen Willens. (6,7-7,1) Kohelet Koh 25 6 1 Est et aliud malum, quod vidi sub sole, et quidem frequens apud homines: Noch ein anderes¹ Übel gibt es, das ich unter der Sonne sah und das häufig² ist bei den Menschen.³ Kohelet Koh 25 6 1 1 Anderes: Zusatz der Vulg. Die Ähnlichkeit mit dem vorigen ist in der Menschenscheu. Kohelet Koh 25 6 1 2 Besser: hart, schwer lastet es auf den Menschen. Kohelet Koh 25 6 1 3 Vers 1-6 bezieht sich auf [Koh 4,13-16] zurück. Während der dort erwähnte König Reich und Herrschaft verliert an einen Mann von niederer Herkunft, ist es hier Gott, der den König nicht das Gute genießen lässt, sondern es einem Fremden zuweist. [Koh 4,15] wird die Macht hervorgehoben, hier Alter und Haus (Vers 3, V. 6), dort Vers 16ff folgt ihm der Sohn nicht, hier wird ihm nicht einmal ein königliches Grab zuteil. (V. 3) Eines kann auffallen, warum hier nicht vorweg der Grund genannt wird, weshalb Gott ihn nicht sich des Guten freuen lässt. Jedenfalls ist es nicht die Habsucht, da die Darlegung über diese abgeschlossen ist, also das, was [Koh 4,13ff] gesagt wird. Die Verachtung des Rates anderer Menschen stammt aus Menschenscheu, also aus derselben Quelle wie bei dem Habsüchtigen. So ist also 6,1-6 eine Mahnung an einen törichten König: Mögen ihm auch alle Güter zufließen, sein leben ist schlimmer als ein beständiger Tod, wenn nicht eine gewisse, sittlich gerechtfertigte Freude (deren Symbol: Speise und Trank) ihm ein friedliches und freudevolles Leben sichern. Kohelet Koh 25 6 10 Qui futurus est, jam vocatum est nomen ejus: et scitur quod homo sit, et non possit contra fortiorem se in judicio contendere. Wer immer kommen wird, ist schon mit seinem Namen genannt; man weiß, dass er ein Mensch ist und nicht gegen einen Stärkeren, als er ist,¹⁸ rechten kann. [1Sam 13,14, 1Kön 13,2] Kohelet Koh 25 6 10 18 Gott. Kohelet Koh 25 6 11 Verba sunt plurima, multamque in disputando habentia vanitatem. In vielen Worten¹⁹ ist viel Eitelkeit, wenn man darüber streitet.²⁰ Kohelet Koh 25 6 11 19 In V. 7 nur angedeuteter Grund. Was der Mensch außerhalb der von Gott gesetzten Grenze sucht, bringt keinen wahren Frieden, Gott hat alles nach seinem Willen zuvor geordnet und leitet und lenkt alles auch gegen den Willen der Menschen zu seinem Ziele. Kohelet Koh 25 6 11 20 Streit mit Gott. Im Hebr. schließt sich [Koh 7,1] der Vulg. noch an [Koh 6] an. Kohelet Koh 25 6 2 Vir, cui dedit Deus divitias, et substantiam, et honorem et nihil deest animæ suæ ex omnibus, quæ desiderat: nec tribuit ei potestatem Deus ut comedat ex eo, sed homo extraneus vorabit illud: hoc vanitas, et miseria magna est. Da ist ein Mann, dem Gott Reichtum und Habe und Ehre⁴ verlieh, so dass seiner Seele nichts fehlt an allem, was sie wünscht;⁵ aber Gott hat ihm nicht gestattet,⁶ davon den Genuss zu haben, sondern ein Fremder verschlingt es. Das ist Eitelkeit und großer Jammer! Kohelet Koh 25 6 2 4 Die hier erwähnten drei Güter sind Königsgaben. [2Chr 1,11.12] werden sie deshalb Salomon verheißen. Kohelet Koh 25 6 2 5 Hebr.: nirgends entbehrt er für seine Seele etwas, was er wünscht. Kohelet Koh 25 6 2 6 Seiner vorhergehenden Verfehlungen wegen. Vergl. [Koh 2,26] und [Koh 5,18]. Gott lohnt nach Verdienst. Das Glück dauert indes bis V. 6. Kohelet Koh 25 6 3 Si genuerit quispiam centum liberos, et vixerit multos annos, et plures dies ætatis habuerit, et anima illius non utatur bonis substantiæ suæ, sepulturaque careat: de hoc ego pronuntio quod melior illo sit abortivus. Wenn jemand auch hundert⁷ Kinder zeugte und viele Jahre lebte⁸ und ein hohes Alter erreichte, seine Seele aber sein Hab und Gut nicht genießen könnte und ihm nicht einmal ein Begräbnis⁹ zuteil würde, von diesem sage ich, dass eine unzeitige Geburt glücklicher ist denn er. Kohelet Koh 25 6 3 7 Sehr viele. Es ist also ein orientalischer Dynast. (Vergl. [Koh 4,15]: Menge der Völker) Kohelet Koh 25 6 3 8 Also in alter Zeit (z.B. Nimrod [Gen 10,8]) Kohelet Koh 25 6 3 9 Ein seinem Range gebührendes, ehrenvolles Begräbnis. Vergl. [Koh 8,10, Ijob 21,32]. Kohelet Koh 25 6 4 Frustra enim venit, et pergit ad tenebras, et oblivione delebitur nomen ejus. Denn für nichts kam sie auf die Welt und fährt zur Finsternis hin und Vergessenheit tilgt ihren Namen. Kohelet Koh 25 6 5 Non vidit solem, neque cognovit distantiam boni et mali: Jene sah das Sonnenlicht nicht¹⁰ und lernte den Unterschied zwischen Gut und Böse nicht kennen.¹¹ Kohelet Koh 25 6 5 10 Die Fehlgeburt ist etwas Eitles, aber nicht unglücklich. Kohelet Koh 25 6 5 11 Dies ist Erklärung, nicht Übersetzung. Hebr.: Ruhe hat sie vor jenem voraus. Vergl. [Ijob 3,13]. Kohelet Koh 25 6 6 Etiam si duobus millibus annis vixerit, et non fuerit perfruitus bonis: nonne ad unum locum properant omnia? Auch wenn er zweitausend Jahre lebte und Gutes nicht genösse, eilt nicht alles an einen Ort¹² hin? Kohelet Koh 25 6 6 12 In Staub und Asche. Wenn der König auch nicht nur tausend Jahre gelebt hätte wie etwa Adam, sondern selbst zweitausend, so war sein Herz doch immer von Traurigkeit und Angst gequält und mehr Ruhe hat eine Fehlgeburt als jener langlebige. (Hier.) Er hat seine verkehrten Neigungen nicht bekämpft. Kohelet Koh 25 6 7 Omnis labor hominis in ore ejus: sed anima ejus non implebitur. Alle Arbeit¹³ des Menschen wird für seinen Mund vollbracht,¹⁴ aber seine Seele hat nie ein Genügen.¹⁵ Kohelet Koh 25 6 7 13 Nachdem der Prediger für einzelne Fehler [Koh 3,16] die Heilmittel angegeben (4,17 6,6), kommt er auf seine Mahnung zurück: Halte die Ordnung inne, die Gott festgesetzt. Was in der Einleitung und im [Koh 3] gesagt ist, wird jetzt wieder eingeschärft (Kap. 6,7 Kap. 71), doch so, dass die Wahrheit, auf beide Klassen angewendet, noch tiefer eindringt. Kohelet Koh 25 6 7 14 Nach Gottes Absicht soll alle Anstrengung des Menschen das Ziel haben, dass er innerhalb der von Gott gesetzten Schranke das Gute genieße und so Frieden finde. Kap. 6,7 Kap. 7,1 lauten im Hebr.: alle Arbeit des Menschen geschieht für den Mund (nach Gottes Gesetz) und auch seine Seele wird nie gesättigt. (Zweiter Grund.) 8. Denn was hat der Weise, dem Toren verglichen, voraus (nämlich: wenn er nicht seine Begierden bezähmt)? Vergl. [Koh 1,13-18]. Was der Arme, der zu wandeln versteht vor Sterblichen? (der sich klug in die Stellung fügt, die ihm Gott zugewiesen). 9. Besser ist das Sehen der Augen als das Schweifen der Seele. Auch dies ist Eitelkeit und Weiden des Windes. 10. Was geschah, dessen Name war längst genannt und erkannt, was (wie beschaffen) der Mensch (das, was wir Mensch nennen) ist. Nicht vermag er zu rechten mit dem, der stärker ist als er. 11. Denn es gibt der Worte viele, die Eitelkeit bringen, welchen Nutzen hat der Mensch davon? [Koh 7,1] Denn wer weiß, was dem Menschen gut ist im Leben, in den Tagen seiner Eitelkeit, die er wie einen Schatten (oder wie ein Schatten) hinbringt? Wer kann dem Menschen anzeigen, was nach ihm hier sein wird unter der Sonne? Kohelet Koh 25 6 7 15 Die verkehrte Begier wird nicht gesättigt. (Vergleiche das Gegenteil V. 9.) Kohelet Koh 25 6 8 Quid habet amplius sapiens a stulto? et quid pauper nisi ut pergat illuc, ubi est vita? Was hat der Weise vor dem Toren voraus? Und was der Arme als dass er dahin wandelt, wo das Leben ist?¹⁶ Kohelet Koh 25 6 8 16 Vers 8b ist in der Vulgata nicht übersetzt, sondern im bestimmten Sinne erklärt. Hebr.: Wenn er versteht zu wandeln vor den Menschen, wird er erst so den Toren übertreffen. Kein anderer Weg führt zum Glück, als dass man seine Begierden zügelt und sich mit den von Gott gesetzten Verhältnissen zufrieden gibt. Kohelet Koh 25 6 9 Melius est videre quod cupias, quam desiderare quod nescias: sed et hoc vanitas est, et præsumptio spiritus. Besser ist es zu sehen, was man wünscht, als zu wünschen, was man nicht kennt;¹⁷ aber auch dies ist Eitelkeit und Vermessenheit des Geistes. Kohelet Koh 25 6 9 17 Vulg.: Besser ist es, für sich Sorge zu tragen, als den blinden Neigungen der Seele zu folgen. Der Sinn des Hebr. ist: Sittenreine und in den Schranken Gottes sich haltende Freude ist besser als Ausschweifung des Herzens. Vergl. [Koh 11,9]. Das Gegenteil [Weish 4,12]. Kohelet Koh 25 0 1 B. Gegen den Leichtsinn. (V. 7) C. Gegen den Zornmut. (V. 15) D. Der goldene Mittelweg. (V. 22) E. Das Verderben durch Frauen. Kohelet Koh 25 7 1 Quid necesse est homini majora se quærere, cum ignoret quid conducat sibi in vita sua numero dierum peregrinationis suæ, et tempore, quod velut umbra præterit? Aut quis ei poterit indicare quid post eum futurum sub sole sit? Was braucht der Mensch nach Dingen zu forschen, die für ihn zu hoch sind, da er nicht weiß, was ihm frommt in seinem Leben für die wenigen Tage seiner Wanderschaft, in der Zeit, welche wie ein Schatten vorübergeht? Oder wer kann ihm Kunde geben von dem,¹ was nach ihm² unter der Sonne sein wird?³ Kohelet Koh 25 7 1 1 Grund, warum der Mensch nicht weiß, was ihm frommt, sondern gern annehmen muss, was Gott bestimmt. Wollte er sich nach seiner eigenen Klugheit leiten, so müsste er wissen, was bleibende Frucht aus seiner Arbeit gewährt und wer sein Erbe sein wird. [Koh 2,19.21] Kohelet Koh 25 7 1 2 Nicht erst nach dem Tode. Kohelet Koh 25 7 1 3 Vergl. [Röm 12,3.16]. Nachdem der Prediger 4,17 6,6 für einzelne Fehler, die er von [Koh 3,16] ab getadelt, Heilmittel geboten, stellt er hier eine allgemeine Lebensregel auf: Gottes Vorsehung und Vorherbestimmung weist alle zurück, die allzu weise sein wollen und die murren, weil er sie nicht wie andere reich, vornehm, gesund usw. geschaffen hat. Kohelet Koh 25 7 10 Ne sis velox ad irascendum: quia ira in sinu stulti requiescit. Lass dich nicht leicht zum Zorne hinreißen, denn der Zorn hat seinen Ruheplatz im Busen des Toren.¹³ Kohelet Koh 25 7 10 13 Vergl. [Jak 1,19.20]. Der Zorn ist hier als Leidenschaft zu verstehen. Das Böse ist dem Guten oft scheinverwandt, daher bisweilen der gleiche Name. (V. 4) Vers 10 erklärt, welches Wort (hebr.) V. 9 gemeint war: Gegen Gottes Vorsehung eifernde Reden. Kohelet Koh 25 7 11 Ne dicas: Quid putas causæ est quod priora tempora meliora fuere quam nunc sunt? stulta enim est hujuscemodi interrogatio. Sage nicht: Wie kommt es doch, dass die früheren Zeiten besser waren als die jetzigen? Denn eine solche Frage ist töricht.¹⁴ Kohelet Koh 25 7 11 14 Eine Empörung, die Gott unrecht tut. (Vergl. V. 14.) Kohelet Koh 25 7 12 Utilior est sapientia cum divitiis, et magis prodest videntibus solem. Weisheit ist nützlich wie Reichtum und noch mehr nützt sie denen, welche die Sonne sehen. Kohelet Koh 25 7 13 Sicut enim protegit sapientia, sic protegit pecunia: hoc autem plus habet eruditio et sapientia, quod vitam tribuunt possessori suo. Denn wie die Weisheit Schutz gewährt, gewährt auch das Geld Schutz;¹⁵ aber darin hat Erfahrung und Weisheit den Vorzug, dass sie ihrem Besitzer Leben geben.¹⁶ Kohelet Koh 25 7 13 15 Sinn des Hebr.: Denn Schatten bietet (es erfrischt) die Weisheit wie das Silber, doch die Weisheit verdient den Vorzug, weil sie allein Leben gibt, denn wer der Traurigkeit nachgibt, kommt in Gefahr, so das Leben des Leibes wie das der Seele zu verlieren. Kohelet Koh 25 7 13 16 Gott angenehm macht und Strafe abwendet. Kohelet Koh 25 7 14 Considera opera Dei, quod nemo possit corrigere quem ille despexerit. Betrachte das Wirken Gottes, wie niemand den bessern kann, welchen er verwirft.¹⁷ Kohelet Koh 25 7 14 17 Hebr.: denn wer kann gerade machen, was er gekrümmt? Der letzte Grund gegen den Zorn: Er ist unnütz. (V. 14, V. 15) Niemand wird die Ordnung, die Gott aufstellt, ändern. Vergl. [Koh 1,15]. Auf das sittliche Verhalten bezogen wie [Koh 1,14]: denn schlechte Menschen und ihre Verkehrtheit lassen sich schwer bessern. Kohelet Koh 25 7 15 In die bona fruere bonis, et malam diem præcave: sicut enim hanc, sic et illam fecit Deus, ut non inveniat homo contra eum justas querimonias. Am guten Tage freue dich des Guten und bereite dich¹⁸ auf den schlimmen vor; denn so wie diesen, hat Gott auch jenen geschaffen, damit der Mensch keine gerechte Ursache finde, über ihn zu klagen.¹⁹ Kohelet Koh 25 7 15 18 Hebr.: und am Unglückstage, siehe auch diesen gleich jenen hat Gott geschaffen. Kohelet Koh 25 7 15 19 Hebr.: damit der Mensch nicht finde nach ihm (nachdem Gott die Dinge einmal geordnet) irgend etwas. Man kann Gottes Werke nicht erforschen, vergl. [Koh 3,11], warum er das Böse zulässt (8-11), und so auch nicht das Krumme gerade machen. Es ist von dem gegenwärtigen Leben die Rede. Dadurch dass Gott seine Absichten verbirgt, will er erreichen, was [1Petr 5,6] gesagt und hier [Koh 3,14] ausgesprochen wird. Kohelet Koh 25 7 16 Hæc quoque vidi in diebus vanitatis meæ: Justus perit in justitia sua, et impius multo vivit tempore in malitia sua. Auch dies²⁰ sah ich in den Tagen meiner Eitelkeit: Der Gerechte²¹ stirbt in²² seiner Gerechtigkeit und der Gottlose²³ lebt lange in²⁴ seiner Bosheit. Kohelet Koh 25 7 16 20 Hebr.: Alles durchaus (beides, was folgt). Der Prediger spricht hier von sich als einer historischen Person. Kohelet Koh 25 7 16 21 Der, welcher als Feind und Rächer des Bösen allzu heftig gegen dasselbe auftritt, als dass er den Fehlenden besserte. Kohelet Koh 25 7 16 22 Infolge seiner selbst erwählten Gerechtigkeit. Kohelet Koh 25 7 16 23 Der ein solcher nach des vorerwähnten Gerechten Urteil ist, wenngleich er in Wahrheit noch einige Entschuldigungsgründe für sich hat, sein Leichtsinn nicht ohne Beimischung von etwas Klugheit ist. In der Mitte zwischen diesen beiden ist die Tugend. Ahme in heiliger Weise nach, worin der leichtfertige lobenswert. [Lk 16,8] Kohelet Koh 25 7 16 24 Durch. Kohelet Koh 25 7 17 Noli esse justus multum: neque plus sapias quam necesse est, ne obstupescas. Sei nicht allzu gerecht und nicht weiser als nötig ist,²⁵ damit du nicht ein Tor werdest. Kohelet Koh 25 7 17 25 Deinen Sinn verblende nicht die Ungeduld und versetze dich in eine Art geistiger Erstarrung, dass du als hartnäckiger Sittenrichter etwa nicht allein Menschen, sondern selbst Gott und das Gesetz vor deinen Richterstuhl ziehst und noch heiliger sein willst als Gott. V. 17, V. 20 wird dasselbe Wort Weisheit tadelnd und lobend erwähnt, wie V. 12, V. 17, V. 18 scheinbar widersprechende Vorschriften gegeben werden. Wenngleich also die Gerechtigkeit hier nicht eine Untugend sein kann, pflegt man doch den Fehler, der durch ein Übermaß begangen wird, allzu große Gerechtigkeit zu nennen, und was über wahre Weisheit hinausgeht, zu viel Weisheit. So werden die Namen in der Heiligen Schrift bisweilen nicht für die Sache gesetzt, sondern für das, was die Menschen darunter verstehen. Kohelet Koh 25 7 18 Ne impie agas multum: et noli esse stultus, ne moriaris in tempore non tuo. Sündige nicht viel und sei kein Tor, dass du nicht sterbest, ehe deine Zeit gekommen.²⁶ Kohelet Koh 25 7 18 26 Hebr.: sei nicht gar ungerecht und sei nicht töricht. Warum willst du sterben zu einer Zeit, die nicht die deine? Mag dein Verhalten auch in den Augen eines vermeintlichen Gerechten Ungerechtigkeit sein, lasse es ja nie entarten zu wirklicher Ungerechtigkeit und Torheit. Kohelet Koh 25 7 19 Bonum est te sustentare justum, sed et ab illo ne subtrahas manum tuam: quia qui timet Deum, nihil negligit. Gut ist es, wenn du dich an das hältst, was recht ist, doch auch von jenem ziehe die Hand nicht zurück;²⁷ denn wer Gott fürchtet, verabsäumt nichts. Kohelet Koh 25 7 19 27 Hebr.: Es ist gut, dass du dieses festhältst und auch von jenem deine Hand nicht abziehst, denn wer Gott fürchtet, entgeht dem allen. Halte die Gebote Gottes, doch verschmähe auch nicht jene Freuden, die Gott dir zuerteilt [Koh 5,8, Koh 3,22]. Kohelet Koh 25 7 2 Melius est nomen bonum, quam unguenta pretiosa: et dies mortis die nativitatis. Ein guter Name ist besser als kostbare Salben⁴ und der Tag des Todes besser als der Tag der Geburt.⁵ [Spr 22,1] Kohelet Koh 25 7 2 4 Der Verfasser hat zwei Fehler getadelt: Allzu große Leichtfertigkeit und mürrische Abschließung. Jenen begeht, wer nach sinnlicher Lust und Pracht strebt [Koh 2], dieser wird durch Zorn, Trauer und Menschenflucht begangen. [Koh 3,16ff] Zu dieser Abschließung von Menschen gehört zuletzt auch das ungeordnete Streben nach Weisheit [Koh 1,13ff], zur Leichtfertigkeit alle Torheit (im strengen Sinne [Koh 1,17; Koh 4,13.17; Koh 5,3]), wie der Gegensatz zur Tugend. [Koh 2,12ff] Diese beiden Klassen von Menschen widersetzen sich dem Willen Gottes. Jetzt wendet sich der Prediger der zweiten insbesondere zu, ohne indes die erste gänzlich zu vernachlässigen. Der gute Ruf und Salben werden wegen ihres im Hebr. ähnlichen lautes verglichen und weil die Tugend einen gewissen süßen Geruch hat. Vergl. [2Kor 2,15]. Vom Namen [Hld 1,3]. Also: Der Geruch eines guten Namens übertrifft den Duft der besten Salben. Kohelet Koh 25 7 2 5 Der Tag der höchsten Freude und der höchsten Trauer werden verglichen. Der Sinn des Satzes ist aber ein anderer als [Koh 4,3]: Nicht ist ein langes Leben so erwünscht, dass der Tod nicht lieb wäre. Warum? Siehe [Koh 12,7, Weish 3,1ff]. Kohelet Koh 25 7 20 Sapientia confortavit sapientem super decem principes civitatis. Die Weisheit gibt dem Weisen mehr Stärke als zehn Machthaber in einer Stadt.²⁸ Kohelet Koh 25 7 20 28 Begründung zur gesamten Mahnung, die deshalb auch hinter V. 16 Platz finden konnte. Kohelet Koh 25 7 21 Non est enim homo justus in terra, qui faciat bonum, et non peccet. Denn es gibt auf Erden keinen Gerechten, der nur Gutes täte und nicht sündigte.²⁹ [1Kön 8,46, 2Chr 6, Spr 20,9, 1Joh 1,8] Kohelet Koh 25 7 21 29 Also entrüste dich nicht. Diese Wahrheit des V. 21 leitete die heiligen zur Sanftmut an, auch wenn sie andere schwer sündigen sahen. Kohelet Koh 25 7 22 Sed et cunctis sermonibus, qui dicuntur, ne accommodes cor tuum, ne forte audias servum tuum maledicentem tibi. Jedoch³⁰ nimm nicht alles Gerede zu Herzen, du möchtest dich sonst von deinem Knecht lästern³¹ hören; Kohelet Koh 25 7 22 30 Aber der Mensch sucht gern Anstoß. Kohelet Koh 25 7 22 31 Schlecht reden, während du nicht dabei bist. (Hieron.) Jene Gerechtigkeit, jenes Zürnen, jene Strenge entspringen aus einem gewissen Stolze, darum lassen sie keinen Herzensfrieden zu. Nichts also ist mehr zu raten, als den Mittelweg innezuhalten, nicht, indem wir das Böse gut heißen oder gar nachahmen, sondern indem wir das Böse, das wir unter der Sonne gesehen haben, nach Gottes Vorbild geduldig ertragen. Vergl. [Mt 13,24ff] und [Koh 3,17]. Kohelet Koh 25 7 23 Scit enim conscientia tua, quia et tu crebro maledixisti aliis. ist ja dein Gewissen sich bewusst, dass auch du oft andere gelästert hast. Kohelet Koh 25 7 24 Cuncta tentavi in sapientia. Dixi: Sapiens efficiar: et ipsa longius recessit a me Alles habe ich mit Weisheit erprobt. Ich sprach: Ich will weise werden;³² aber sie entwich fern von mir, Kohelet Koh 25 7 24 32 Aber ach, ich sah, dass ich die höchste Ursache nicht gefunden. Woher stammt die der menschlichen Natur eigene Bosheit? Warum drückt Gott die Menschen so nieder, dass sie sich kaum erheben können? Das blieb in Dunkelheit. Kohelet Koh 25 7 25 Multo magis quam erat: et alta profunditas, quis inveniet eam? viel weiter als zuvor; sie ist ein tiefer Abgrund; wer wird sie finden?³³ Kohelet Koh 25 7 25 33 Hebr.: Fern ist, was ist (was geschehen ist) und tief, ja tief, wer kann es erreichen? Was Gott tut, ist in unendlicher Höhe vor uns verborgen. Vergl. V. 14 und [Koh 3,11.14.15]. Kohelet Koh 25 7 26 Lustravi universa animo meo, ut scirem, et considerarem, et quærerem sapientiam, et rationem: et ut cognoscerem impietatem stulti, et errorem imprudentium: Ich durchforschte alles mit meinem Geiste,³⁴ um Weisheit und Klugheit kennen zu lernen und zu erschauen und damit ich des Toren gottloses Wesen erkannte und den Irrtum der Unweisen;³⁵ Kohelet Koh 25 7 26 34 Hebr. am besten: Ich wandte mich also und mein Geist sann darauf, zu erkennen und zu erforschen und zu suchen Weisheit usw. Kohelet Koh 25 7 26 35 Die Häufung der Worte zeigt die Lebhaftigkeit des Begehrens: Weisheit und Torheit zu erkennen, damit er sich über das gegenwärtige Elend der Menschen in der Welt Rechenschaft geben konnte. Statt aber unmittelbar die Lösung der Frage zu geben, leitet er dieselbe durch eine persönliche Erfahrung ein. Kohelet Koh 25 7 27 Et inveni amariorem morte mulierem, quæ laqueus venatorum est, et sagena cor ejus, vincula sunt manus illius. Qui placet Deo, effugiet illam: qui autem peccator est, capietur ab illa. und ich fand, dass bitterer als der Tod ein Weib ist, welches ein Fanggarn ist, dessen Herz ein Netz ist und dessen Hände Fesseln sind. Wer Gott gefällt, wird ihr entkommen; wer aber ein Sünder ist, wird von ihr gefangen werden. Kohelet Koh 25 7 28 Ecce hoc inveni, dixit Ecclesiastes, unum et alterum, ut invenirem rationem, Siehe, das fand ich, spricht der Prediger, eines zum andern fügend, damit ich den rechten Grund fände,³⁶ Kohelet Koh 25 7 28 36 Hebr.: Siehe, das fand ich, spricht Koheleth, eines an das andere fügend, um die Lösung zu finden: dass alles Böse vom Weibe herstammt. Kohelet Koh 25 7 29 Quam adhuc quærit anima mea, et non inveni. Virum de mille unum reperi, mulierem ex omnibus non inveni. den meine Seele noch sucht und den ich nicht gefunden habe. Einen Mann habe ich unter tausenden gefunden, ein Weib habe ich unter allen nicht gefunden.³⁷ Kohelet Koh 25 7 29 37 Hebr.: Denn noch immer suchte meine Seele und hatte es nicht gefunden. (Er spricht von jener Zeit, in der er, die Ursache der Eitelkeit suchend, erkannte, dass es die Verkehrtheit des Weibes sei): Einen Mann (hebr.: adam) unter tauenden habe ich gefunden, aber ein Weib habe ich unter allen diesen nicht gefunden. Männer fand ich nur wenige Gute, unter tausenden einen, ein rechtes Weib fand ich gar nicht. Keine hat mich zur Tugend, nur zur Sinnlichkeit haben sie mich geführt. Sicheres hat er nicht gefunden als dies eine, darum will er dies laut verkünden. Die Beifügung seines Namens (Rufende Stimme) gibt seinen Worten besonderen Nachdruck. Aber ist denn die Lockung des Weibes wirklich der letzte Grund der Eitelkeit in der Welt? Es liegt in den Worten eine gewisse Übertreibung, welches die Stärke des Affektes anzeigt, soweit das gegenwärtige Geschlecht in Frag kommt. Indes in anderer Weise ist der Ausspruch voll und ganz wahr: Ein Weib ist die erste Ursache alles Elendes, das über das Menschengeschlecht gekommen ist. Darauf weist der Prediger V. 26 hier, wenn er sagt, er habe Weisheit und Klugheit erkennen und erforschen wollen, er wolle also nicht nur verkünden, was er selbst gesehen, sondern auch, was er durch den Glauben erleuchtet, in der Betrachtung geschlossen. Zudem ist die Gefahr, welche von der Frauenliebe droht, offenbar, nicht tief verborgen und geht V. 30 doch nicht rein zufällig zu den Anfängen des Menschengeschlechtes zurück. Es konnte wie eine Anklage gegen die göttliche Vorsehung erscheinen, dass das Weib dem Manne Ursache der Sünde und des Unterganges ist und von Anfang her war. Wenn also V. 24 auch gesagt ist, niemand könne Gottes Werk ergründen, will der Prediger doch V. 30 feststellen, dass nicht Gott das Böse in der Welt erschaffen hat, sondern dass dies durch die Schuld des Menschen in dieselbe gekommen ist. Darum hat er den Mann mit Rücksicht auf die Vollkommenheit seines Ursprungs Adam genannt. Wenn also Evas Sünde nicht berührt wird, steht V. 24-30 außer Zusammenhang mit dem Thema des ganzen Buches. Die höchste und letzte Ursache der menschlichen Eitelkeit ist dem Menschen angeboren, Mann wie Frau, wenngleich der Vorwurf, der auf die letztere fällt, ein größerer ist, da sie sowohl jetzt dem Manne Schlingen stellt wie einst den ersten Adam verführt hat. Kohelet Koh 25 7 3 Melius est ire ad domum luctus, quam ad domum convivii: in illa enim finis cunctorum admonetur hominum, et vivens cogitat quid futurum sit. Besser ist es, in ein Trauerhaus zu gehen als in ein Haus des Trinkgelages, denn in jenem wird man an das Ende aller Menschen erinnert und der Lebende denkt an das, was kommen wird.⁶ Kohelet Koh 25 7 3 6 Hebr.: Denn das ist das Ende jedes Menschen und der Lebende nimmt es zu Herzen. Kohelet Koh 25 7 30 Solummodo hoc inveni, quod fecerit Deus hominem rectum, et ipse se infinitis miscuerit quæstionibus. Quis talis ut sapiens est? et quis cognovit solutionem verbi? Nur dies habe ich gefunden, dass Gott den Menschen³⁸ recht geschaffen hat, dieser sich aber in unzählige Fragen verwickelt hat.³⁹ Wer ist⁴⁰ wie⁴¹ der Weise und wer versteht sich darauf ein Wort zu deuten? Kohelet Koh 25 7 30 38 Mann wie Weib. Kohelet Koh 25 7 30 39 Die Stammeltern haben die Begier, Höheres zu erkennen und zu begehren als ihnen gewährt, nicht bezähmt, da sie ein neues Mittel suchten, ewig selig zu leben. Der Ausgang des Versuches war Eitelkeit, wie das ganze Buch zeigt. Kohelet Koh 25 7 30 40 Diese Worte gehören im Hebr. mit Recht zum folgenden Kapitel. Kohelet Koh 25 7 30 41 Ihm ähnlich. Der Prediger will den Schein meiden, als ob er sich die [Koh 7,24] erwähnte Kenntnis zuschriebe. Kohelet Koh 25 7 4 Melior est ira risu: quia per tristitiam vultus corrigitur animus delinquentis. Besser ist Zürnen⁷ als Lachen, denn durch ein trübes Angesicht wird des Fehlenden Herz gebessert.⁸ Kohelet Koh 25 7 4 7 Hebr.: Heftiger Schmerz. Kohelet Koh 25 7 4 8 Die Vulg. scheint an die Besserung anderer zu denken. Hebr.: Denn wenn das Angesicht düster ist, ist dem Herzen wohl. Kohelet Koh 25 7 5 Cor sapientium ubi tristitia est, et cor stultorum ubi lætitia. Das Herz der Weisen ist dort, wo Traurigkeit ist, und das Herz der Toren da, wo Lustigkeit ist.⁹ Kohelet Koh 25 7 5 9 In der der Ausgelassenheit entgegengesetzten Trauer ist wahre Weisheit, schließt sich doch jene sittlich zulässige und lobenswerte Freude nicht aus, die der Prediger als höchstes Erdengut empfiehlt. Sie ist bescheidener Genuss des vom Leben Gebotenen mit Bezähmung aller Leidenschaften. Da aber ein Gegensatz durch den anderen geheilt wird, hält der Dichter in der Empfehlung der Trauer nicht die rechte Mitte inne. Kohelet Koh 25 7 6 Melius est a sapiente corripi, quam stultorum adulatione decipi: Besser ist es, von einem Weisen zurechtgewiesen als durch Schmeichelei der Toren betrogen zu werden.¹⁰ Kohelet Koh 25 7 6 10 Hebr.: als dass jemand auf das (den Sinnen schmeichelnde) Lied des Toren hört. Kohelet Koh 25 7 7 Quia sicut sonitus spinarum ardentium sub olla, sic risus stulti: sed et hoc vanitas. Denn wie das Knistern der Dornen, die unter dem Topfe brennen,¹¹ so ist das Lachen des Toren, aber auch das ist Eitelkeit! Kohelet Koh 25 7 7 11 Die Dornen geben zwar eine große Flamme, aber diese flackert nur kurze Zeit und erlischt bald. So macht das Lachen der Toren viel Geräusch, bringt aber wenig Frucht, weil es keine Frucht des Herzens ist. Vergl. [Mt 5,25; Lk 6,25], aber auch [Phil 4,4ff]. Kohelet Koh 25 7 8 Calumnia conturbat sapientem, et perdet robur cordis illius. Erpressung macht den Weisen töricht und raubt ihm die Stärke des Herzens.¹² Kohelet Koh 25 7 8 12 Hebr. etwa: Wenn den Weisen Qual verwirrt und Geschenke seine Standhaftigkeit erschüttern, so ist das Ende der Wort besser usw. Der Gegenstand ist der gleiche wie [Koh 4,17, Koh 3,16, Koh 4,1]. Es wird gegen törichte Reden geeifert. Der Gegensatz zum Vorhergehenden ist ein starker, weil der rechte Mittelweg erst nachher dargelegt werden soll. Kohelet Koh 25 7 9 Melior est finis orationis, quam principium. Melior est patiens arrogante. Besser ist das Ende einer Sache als ihr Beginn, besser ist der Geduldige als der Hochmütige. Kohelet Koh 25 0 1 III. Lösung der Fragen. (8,1 12,8) 1. Beachte die Zeit des höchsten Königs. (V. 8) 2. Siehst du in der Welt Bosheit, halte an dich. (V. 15) 3. Schränke deine Begierde zu wissen ein. [Koh 9,2] Kohelet Koh 25 8 1 Sapientia hominis lucet in vultu ejus, et potentissimus faciem illius commutabit. Die Weisheit des Menschen leuchtet aus seinem Antlitze hervor, aber der Mächtige kann dessen Angesicht ändern.¹ [Koh 2,14] Kohelet Koh 25 8 1 1 Hebr.: Und seines Antlitzes Härte wird gemildert (durch die Weisheit). Kohelet Koh 25 8 10 Vidi impios sepultos: qui etiam cum adhuc viverent, in loco sancto erant, et laudabantur in civitate quasi justorum operum: sed et hoc vanitas est. Ich sah, wie Gottlose zu Grabe getragen wurden; so lange sie noch lebten, waren sie selbst an heiliger Stätte und wurden in der Stadt gepriesen, als hätten sie gerechte Werke getan;¹² aber auch dies ist Eitelkeit. Kohelet Koh 25 8 10 12 Die Vulgata gibt, wie u.a. der Kommentar des hl. Hieronymus zeigt, den Text nicht treu wieder. Kohelet Koh 25 8 11 Etenim quia non profertur cito contra malos sententia, absque timore ullo filii hominum perpetrant mala. Denn weil das Urteil über die Bösen nicht sogleich gefällt wird, begehen die Menschenkinder Böses ohne alle Furcht. Kohelet Koh 25 8 12 Attamen peccator ex eo quod centies facit malum, et per patientiam sustentatur, ego cognovi quod erit bonum timentibus Deum, qui verentur faciem ejus. Doch mag auch der Sünder hundertmal Böses tun und mit Langmut ertragen werden, so weiß ich doch, dass es denen gut gehen wird, die Gott fürchten und sein Angesicht scheuen.¹³ Kohelet Koh 25 8 12 13 Nach dem Hebr. ist der Sinn: Das längste Leben des Bösen kann nicht lang heißen, wenn es selbst zu nichts nützt und zum ewigen leben führt, wohingegen der fromme in kurzer Zeit vollendet ist. [Weish 4,13] Kohelet Koh 25 8 13 Non sit bonum impio, nec prolongentur dies ejus, sed quasi umbra transeant qui non timent faciem Domini. Dem Gottlosen möge es nicht gut gehen noch möge er lange leben, sondern wie ein Schatten mögen die vergehen, welche das Angesicht des Herrn nicht fürchten! Kohelet Koh 25 8 14 Est et alia vanitas, quæ fit super terram: sunt justi, quibus mala proveniunt, quasi opera egerint impiorum: et sunt impii, qui ita securi sunt, quasi justorum facta habeant: sed et hoc vanissimum judico. Noch eine andere¹⁴ Eitelkeit ist, die auf Erden vorkommt. Es sind Gerechte, denen Böses widerfährt, als hätten sie die Werke der Gottlosen getan; und es sind Gottlose, die so sicher leben, als hätten sie die Werke der Gerechten getan; aber ich halte auch dies für eitel. Kohelet Koh 25 8 14 14 Dieser Zusatz passt wenig. Es liegt im Texte eine Steigerung. Zuerst hieß es: Böse werden nicht gestraft, jetzt: ja Gott selbst verkehrt die Gerechtigkeit auf Erden, man mag auf die Guten schauen oder auf die Bösen. Kohelet Koh 25 8 15 Laudavi igitur lætitiam quod non esset homini bonum sub sole, nisi quod comederet, et biberet, atque gauderet: et hoc solum secum auferret de labore suo in diebus vitæ suæ, quos dedit ei Deus sub sole. Darum lobte ich den Frohsinn, dass für den Menschen nichts besser sei unter der Sonne als zu essen und zu trinken und fröhlich zu sein; denn das allein nimmt er mit sich von all seiner Mühsal in seinen Lebenstagen, die ihm Gott unter der Sonne gegeben.¹⁵ Kohelet Koh 25 8 15 15 Also wahre dir Frieden, werde nicht ungeduldig über das Elend des Lebens, achte auf dich selbst und überlass Gottes Gerechtigkeit alles übrige, denke, dass er sich die Zeit vorbehalten. Die Zeit ist eine doppelte: die des Gerichtes, wo der Gute Lohn, der Böse Strafe erhält [Koh 8,1-8], und die Zeit dieses Lebens, wo der eine über den andern herrscht. (V. 9) Die Mahnung ergeht an den Weisen, der den Lauf der Welt betrachtend, alles recht in der Welt verkehrt sieht. Vergl. [Koh 10,4]. Kohelet Koh 25 8 16 Et apposui cor meum ut scirem sapientiam, et intelligerem distentionem, quæ versatur in terra: est homo, qui diebus et noctibus somnum non capit oculis. Und ich bestrebte mich, die Weisheit zu erkennen und das Treiben zu verstehen, das sich auf Erden regt, wo es Menschen gibt, denen Tag und Nacht kein Schlaf in die Augen kommt.¹⁶ Kohelet Koh 25 8 16 16 Hebr.: 16. Als ich mein Herz darauf richtete, zu erkennen Weisheit und zu sehen die Mühseligkeiten, die auf Erden vorkommen, - denn weder bei Tag noch bei Nacht bekommen sie Schlaf in ihre Augen zu sehen. 17. Da sah ich alles Werk Gottes, dass der Mensch nicht zu ergründen vermag das Werk, das sich vollzieht unter der Sonne, wie sehr auch der Mensch sich abzumühen sucht; aber es wird doch nicht ergründet, auch wenn der Weise gedachte es zu erkennen, er kann es nicht erkennen. Kohelet Koh 25 8 17 Et intellexi quod omnium operum Dei nullam possit homo invenire rationem eorum, quæ fiunt sub sole: et quanto plus laboraverit ad quærendum, tanto minus inveniat: etiam si dixerit sapiens se nosse, non poterit reperire. Da lernte ich einsehen, dass der Mensch nicht imstande ist, für alles den richtigen Grund aufzufinden von dem, was unter der Sonne geschieht; und je mehr er sich Mühe gibt, nachzuforschen, desto weniger findet er; mag auch der Weise sagen, er habe es erkannt, so kann er es doch nicht erreichen.¹⁷ Kohelet Koh 25 8 17 17 Gott hält den Menschen in beständiger Unwissenheit und Ohnmacht. Kohelet Koh 25 8 2 Ego os regis observo, et præcepta juramenti Dei. Ich merke auf den Mund des Königs und auf die Verbindlichkeit des bei Gott geleisteten Eides.² Kohelet Koh 25 8 2 2 Hebr.: Ich: Eines Königs Geheiß nimm in acht und zwar wegen des Gotteseides. Der König ist der König der Könige, Gott. (Hier., Greg. Thaum., Chald.) Der Gotteseid verpflichtet dich, den König zu ehren. [Ex 24,7] Kohelet Koh 25 8 3 Ne festines recedere a facie ejus, neque permaneas in opere malo: quia omne, quod voluerit, faciet: Eile nicht hinweg von seinem Angesichte³ und beharre nicht in bösem Tun; denn alles, was er will, wird er vollbringen; Kohelet Koh 25 8 3 3 Gegenteil: vor Gott wandeln [Gen 17,1]. Kohelet Koh 25 8 4 Et sermo illius potestate plenus est: nec dicere ei quisquam potest: Quare ita facis? sein Wort ist voller Macht und niemand kann zu ihm sagen: Warum tust du also?⁴ Kohelet Koh 25 8 4 4 Die dem Könige gebührende Ehrfurcht stet als Beispiel derjenigen da, die Gott zu zollen ist. Kohelet Koh 25 8 5 Qui custodit præceptum, non experietur quidquam mali. Tempus et responsionem cor sapientis intelligit. Wer das Gebot hält, wird nichts Böses erfahren, des Weisen Herz versteht Zeit⁵ und Entscheidung.⁶ Kohelet Koh 25 8 5 5 Entfernte, noch zu erwartende Zeit. Kohelet Koh 25 8 5 6 Hebr.: Und Gericht. Der Weise weiß, dass er das zukünftige Gericht zu erwarten hat, inzwischen aber geduldig tragen muss, was die göttliche Vorsehung zulässt, aber dass der Böse der Strafe Gottes nicht entgehen wird. Kohelet Koh 25 8 6 Omni negotio tempus est, et opportunitas, et multa hominis afflictio: Jedes Geschäft hat seine gelegene Zeit, aber der Mensch hat viele Plage;⁷ Kohelet Koh 25 8 6 7 Hebr.: denn für jedes Ding gibt es Zeit und Gericht, den die Erwartung des Gerichtes lastet schwer auf ihm. Der erste Teil ist erklärend, der zweite diese Erklärung verstärkend, der wahre Grund folgt erst V. 7. Kohelet Koh 25 8 7 Quia ignorat præterita, et futura nullo scire potest nuntio. denn das Vergangene erkennt er nicht und⁸ das Zukünftige vermag kein Bote ihm kundzutun.⁹ Kohelet Koh 25 8 7 8 Hebr.: denn, dem ersten denn in 6b untergeordnet. Kohelet Koh 25 8 7 9 Denn wie es werden wird, wer kann es ihm ansagen? Wann und wie Gottes Gerechtigkeit sich offenbart, weiß der Gerechte nicht und muss sich mit unsicherer Hoffnung trösten. Kohelet Koh 25 8 8 Non est in hominis potestate prohibere spiritum, nec habet potestatem in die mortis, nec sinitur quiescere ingruente bello, neque salvabit impietas impium. Es steht nicht in des Menschen Gewalt, den Hauch aufzuhalten und er vermag nicht über den Tag des Todes zu gebieten, auch lässt man ihn nicht ruhen, wenn der Kampf beginnt, noch rettet Gottlosigkeit den Gottlosen.¹⁰ Kohelet Koh 25 8 8 10 Hebr.: Kein Mensch ist des Windes mächtig, den Weg zu hemmen, und keiner gebietend über den Todestag, und keine Entlassung hat statt im Kriege, und nicht errettet der Frevel den, der ihn übt. Die Hauptsache ist der Schluss des Verses, den drei vergleiche einleiten. Den Gesetzen der Natur und der Vorsehung, wie sie sich an Winden und im natürlichen oder gewaltsamen Tode zeigen, kann niemand Einhalt tun, noch viel weniger Gottes Gerechtigkeit, denn weit mehr ziemt es Gott, die moralische als die natürliche Ordnung aufrecht zu erhalten. Kohelet Koh 25 8 9 Omnia hæc consideravi, et dedi cor meum in cunctis operibus, quæ fiunt sub sole. Interdum dominatur homo homini in malum suum. Dies alles habe ich betrachtet¹¹ und mein Augenmerk auf alles gerichtet, was unter der Sonne geschieht. Zuweilen herrscht ein Mensch über den andern zu seinem Unglück. Kohelet Koh 25 8 9 11 V. 9-15 hebr.: Alles dies habe ich gesehen, indem ich mein Herz auf alles Tun richtete, das geschieht unter der Sonne, eine Zeit ist bestimmt, dass ein Mensch über den anderen herrsche zu dessen Schaden. 10. Und also habe ich gesehen, wie Frevler begraben werden und abtreten zur Ruhe und von heiliger Stätte wegziehen und vergessen werden in der Stadt solche, die recht gehandelt. Auch dies ist Eitelkeit, 11. weil nicht ausgesprochen wird der Richterspruch über das Tun des Bösen eilig, darum wird das Herz der Menschenkinder voll in ihnen Böses tun. 12. Weil der Sünder hundertmal Böses tut und lebt, wenn ich auch weiß, dass es gut gehen wird den Gottesfürchtigen, welche ihn fürchten, 13. nicht gut aber wird ergehen dem Frevler, und dass sie lange leben, dem Schatten gleich, und wer immer sich nicht fürchtet vor Gottes Antlitz. Es ist Eitles, das auf der Erde geschieht, dass es Gerechte gibt, denen es ergeht, als ob sie die taten der Gottlosen vollbrächten, und dass es Gottlose gibt, denen es so ergeht, als handelten sie gerecht. Ich sage, dass auch dies Eitelkeit ist. 15. Und so lobe ich die Freude, dass nichts besser ist für den Menschen unter der Sonne als zu essen und zu trinken und sich zu freuen, und dass dies ihn begleite bei seiner Arbeit die ganze Zeit seines Lebens, die ihm Gott gegeben unter dieser Sonne. Kohelet Koh 25 0 1 Die menschliche Weisheit vermag aus sich nicht, Gott zu finden. (V. 2) 4. Von aller eitler Begierde frei, freue dich des Lebens. (V. 12) 5. Suche die wahre Weisheit. [Koh 10,3] Kohelet Koh 25 9 1 Omnia hæc tractavi in corde meo, ut curiose intelligerem: Sunt justi atque sapientes, et opera eorum in manu Dei: et tamen nescit homo utrum amore, an odio dignus sit: Dies alles¹ habe ich in meinem Herzen erwogen, um es genau zu verstehen. Es gibt Gerechte und Weise und ihre Werke sind in der Hand Gottes und doch² weiß der Mensch nicht, ob er der Liebe oder des Hasses würdig ist,³ Kohelet Koh 25 9 1 1 Hebr.: Den alles dies habe ich in meinem Herzen erwogen, alles dies suchte ich zu ergründen. Denn: Begründung, warum das am Ende des vorigen Kapitels Gesagte wahr ist, dass also die letzte Ursache von allem nicht zu ergründen ist. Kohelet Koh 25 9 1 2 Doch fehlt im Hebr. Kohelet Koh 25 9 1 3 Der Satz lautet im Hebr. doch anders: Weder Liebe noch Hass steht in des Menschen Wissen. Nur Gott, der Liebe und Hass, Angenehmes und Unangenehmes gibt und dem Menschen bestimmt, kann etwas ändern. Die Worte sind nach [Koh 3,8] zu erklären. Der Prediger redet nur von den äußeren Schicksalen der Menschen, so dass die Übertragung der Worte auf das Gebiet der Gnade nicht gerechtfertigt wäre, wird doch nicht unterschiedslos Guten und Bösen Heil oder Verderben vorherbestimmt. Zudem ist [Koh 9,1] Begründung zu dem [Koh 8,16.17] Gesagten: Also: Der Mensch weiß nicht, wen er als Freund, wen er als Feind haben wird. Kohelet Koh 25 9 10 Quodcumque facere potest manus tua, instanter operare: quia nec opus, nec ratio, nec sapientia, nec scientia erunt apud inferos, quo tu properas. Was immer deine Hand tun²⁰ kann, tue eifrig; denn in der Unterwelt, der du zueilst, ist weder Wirken noch Sinnen noch Weisheit noch Wissenschaft. Kohelet Koh 25 9 10 20 Hebr.: Was du tun kannst deinen Kräften (die dir von Gott zugewiesenen Lebenstage) entsprechend, tue. Kohelet Koh 25 9 11 Verti me ad aliud, et vidi sub sole, nec velocium esse cursum, nec fortium bellum, nec sapientium panem, nec doctorum divitias, nec artificum gratiam: sed tempus, casumque in omnibus. Ich wendete mich etwas anderem zu²¹ und sah unter der Sonne, dass nicht dem Schnellen der Lauf gehört, nicht dem Helden der Kampf, nicht dem Weisen das Brot, nicht dem klug Berechnenden der Reichtum, nicht dem Kunstverständigen Gunst, sondern dass alles von Zeit und Zufall abhängt. Kohelet Koh 25 9 11 21 Hebr.: Ich wendete mich von neuem derselben Erwägung zu. Kohelet Koh 25 9 12 Nescit homo finem suum: sed sicut pisces capiuntur hamo, et sicut aves laqueo comprehenduntur, sic capiuntur homines in tempore malo, cum eis extemplo supervenerit. Der Mensch kennt sein Ende nicht, sondern wie die Fische mit der Angel gefangen werden und wie man die Vögel mit der Schlinge fängt, so werden die Menschen zur Zeit²² des Unglücks gefangen, wenn es plötzlich über sie hereinbricht. Kohelet Koh 25 9 12 22 Besonders zu beachten sind die Ausdrücke: Zeit, Zufall (Schicksal), Ende (hebr. Zeit), Zeit. (V. 11, 12) Kohelet Koh 25 9 13 Hanc quoque sub sole vidi sapientiam, et probavi maximam: Auch das²³ habe ich als Weisheit unter der Sonne erkannt und sie erschien mir sehr groß:²⁴ Kohelet Koh 25 9 13 23 Nicht etwas neuer Art. Kohelet Koh 25 9 13 24 Es folgt eine Allegorie. Wie Gott den Menschen gleichsam mit einem Walle belagert und ihn mit Zeit und Tod umgibt. Einen Weg nur gibt es, dem Verderben zu entrinnen, den der Weise zeigt und dies ganze Buch empfiehlt: Demut und Bescheidenheit. Kohelet Koh 25 9 14 Civitas parva, et pauci in ea viri: venit contra eam rex magnus, et vallavit eam, exstruxitque munitiones per gyrum, et perfecta est obsidio. Es war eine kleine Stadt, in der nur wenig Menschen waren. Gegen diese kam ein großer König herangezogen und warf einen Wall um sie auf und baute Bollwerke ringsum und sie ward völlig umlagert. Kohelet Koh 25 9 15 Inventusque est in ea vir pauper et sapiens, et liberavit urbem per sapientiam suam, et nullus deinceps recordatus est hominis illius pauperis. Da fand sich darin ein armer, aber weiser Mann, dieser rettete die Stadt durch seine Weisheit; aber niemand gedachte darnach²⁵ jenes armen Menschen. Kohelet Koh 25 9 15 25 Früher, also: hatte gedacht, niemand vermutete diese Weisheit in ihm. Das unpassende darnach steht nicht im Hebr. Kohelet Koh 25 9 16 Et dicebam ego, meliorem esse sapientiam fortitudine: quomodo ergo sapientia pauperis contempta est, et verba ejus non sunt audita? Und ich sprach: Besser ist Weisheit als Stärke, wie konnte man also die Weisheit des Armen verachten und seinen Worten nicht Gehör schenken? Kohelet Koh 25 9 17 Verba sapientium audiuntur in silentio plus quam clamor principis inter stultos. Die Worte der Weisen in der Stille²⁶ finden mehr Gehör als das Geschrei des Fürsten unter den Toren. Kohelet Koh 25 9 17 26 Worte von Weisen in Ruhe gesprochen sind besser als das Geschrei eines Herrschers unter den Toren. Kohelet Koh 25 9 18 Melior est sapientia, quam arma bellica: et qui in uno peccaverit, multa bona perdet. Besser ist Weisheit als Kriegswaffen²⁷ und wer sich in einem Stücke verfehlt, richtet viel Gutes zugrunde.²⁸ [Koh 7,20] Kohelet Koh 25 9 18 27 In V. 18 10,3 vergl. [Koh 2,12] usw. Kohelet Koh 25 9 18 28 Hebr.: ein Sünder verdirbt dieses Gute. Kohelet Koh 25 9 2 Sed omnia in futurum servantur incerta, eo quod universa æque eveniant justo et impio, bono et malo, mundo et immundo, immolanti victimas, et sacrificia contemnenti: sicut bonus, sic et peccator: ut perjurus, ita et ille qui verum dejerat. sondern alles wird als ungewiss für die Zukunft aufbewahrt;⁴ denn⁵ gleichmäßig widerfährt dem Gerechten und dem Ungerechten alles, dem Guten und dem Bösen, dem Reinen und dem Unreinen, dem, der Opfer darbringt, und dem, welcher die Opfer versäumt; wie dem Guten, so geht es dem Sünder; wie dem Meineidigen, so auch dem, welcher die Wahrheit beschwört.⁶ Kohelet Koh 25 9 2 4 Hebr.: Alles liegt ihnen voraus (außerhalb ihrer Macht). Alles, wie allen, ein Geschick trifft den Gerechten wie den Gottlosen (nämlich das, was an sich weder gut noch böse ist). Kohelet Koh 25 9 2 5 Eine Erkenntnis hat er erworben: Frömmigkeit und Gottlosigkeit sind keine Ursachen, weshalb die Menschen in diesem Leben von Gott verschiedenartig behandelt werden sollten. Kohelet Koh 25 9 2 6 Dies ist nicht gegen [Lev 26], da dort Verheißungen für das ganze Volk gegeben werden. Ließ Gott zudem auch im Alten Testamente Glück zuteil werden, Guten Widriges zustoßen, so verlieh er den Letzteren dafür höhere Güter, Geduld, Martyrium, Herrlichkeit des Himmels. Die Gesetze der Natur sind für alle die gleichen, die Übel, besonders die Sterblichkeit, entspringen aus der ersten Sünde, diese Eitelkeit hebt Gott der Frommen wegen nicht auf. In allem übrigen offenbart sich die besondere Vorsehung Gottes, welche die Frommen entweder vor Heimsuchungen bewahrt oder diese zu ihrem Guten lenkt. [Röm 8,28] Die Bösen hingegen werden oft in besonderer Weise gestraft, damit andere vom Bösen abgeschreckt werden und sie selbst sich bekehren und Gutes empfangen. Wird ihnen aber auch Gutes zuteil, währen sie im Bösen beharren, so ist dies zeitliche Gute eine Belohnung für das Gute, das sie getan und für das sie keinen ewigen Lohn erhalten können. Außer aus anderen Ursachen aber lässt Gott auch deshalb Gute und Böse hier vermischt, damit beide erprobt werden. Vergl. [Lk 2,35]. Dass der Weise dies alles richtig auffasse, will der Prediger durch seine Mahnung erreichen, indem er auch auf das zukünftige Gericht hinweist. Nichts also liegt ihm ferner als zu meinen, die Tugend fände in diesem Leben schon ihren Lohn. Kohelet Koh 25 9 3 Hoc est pessimum inter omnia, quæ sub sole fiunt, quia eadem cunctis eveniunt: unde et corda filiorum hominum implentur malitia, et contemptu in vita sua, et post hæc ad inferos deducentur. Das ist das Schlimmste⁷ von allem, was unter der Sonne geschieht, dass alle dasselbe Geschick trifft; darum ist auch das Herz der Menschenkinder voll der Bosheit und des Verdrusses⁸ in ihrem Leben und hiernach werden sie zur Unterwelt hinweggeführt.⁹ Kohelet Koh 25 9 3 7 Hebr.: Das ist ein (besonderes) Übel in allem. Kohelet Koh 25 9 3 8 Hebr.: Auch ist das Herz der Menschenkinder des Bösen voll und Wahnwitz ist in ihrem Herzen, in ihrem Leben. Der Wahnwitz ist der wahren Weisheit entgegengesetzt. [Koh 1,17; Koh 2,2-12]. Kohelet Koh 25 9 3 9 Vergl. [Koh 5,14.15] und [Koh 6,6]. So wird ihre Klugheit durch den Tod zunichte gemacht. Die folgende Beschreibung der Toten betrifft nicht die wahrhaft Weisen, sondern soll aus der Notwendigkeit des Todes die Torheit rein weltlicher Bestrebungen zeigen. Kohelet Koh 25 9 4 Nemo est qui semper vivat, et qui hujus rei habeat fiduciam: melior est canis vivus leone mortuo. Niemand lebt immer und kann dies hoffen.¹⁰ Besser ist ein lebender Hund als ein toter Löwe. Kohelet Koh 25 9 4 10 Hebr.: Denn wer nur immer zugesellt wird zu den Lebenden, da ist Hoffnung. Soweit in den Dingen dieser Welt Glück gesucht wird, wie dies seitens derer geschieht, die hier getadelt werden, wird Torheit begangen. Der Tod nimmt Wissen, Glück, Erinnerung und alle Bestrebungen dahin, in die jene ihr Glück gesetzt hatten. Kohelet Koh 25 9 5 Viventes enim sicunt se esse morituros, mortui vero nihil noverunt amplius, nec habent ultra mercedem: quia oblivioni tradita est memoria eorum. Die Lebenden wissen doch,¹¹ dass sie sterben müssen, aber die Toten wissen nichts mehr und haben weiter keinen Lohn,¹² denn ihr Andenken ist der Vergessenheit überliefert.¹³ Kohelet Koh 25 9 5 11 Ironie. Kohelet Koh 25 9 5 12 Vergl. [Gen 15,1]. Kohelet Koh 25 9 5 13 Denn weder Gott noch Menschen gedenken ihrer, ihnen Gutes zu tun. Kohelet Koh 25 9 6 Amor quoque, et odium, et invidiæ simul perierunt, nec habent partem in hoc sæculo, et in opere, quod sub sole geritur. Auch ihr Lieben und Hassen und Neiden ist zumal¹⁴ dahingegangen und sie haben keinen Anteil¹⁵ mehr an dieser Welt¹⁶ und an allem, was unter der Sonne geschieht. Kohelet Koh 25 9 6 14 Hebr.: längst. Kohelet Koh 25 9 6 15 Das, was sie allein gesucht. Kohelet Koh 25 9 6 16 Hebr.: auf ewig. Kohelet Koh 25 9 7 Vade ergo et comede in lætitia panem tuum, et bibe cum gaudio vinum tuum: quia Deo placent opera tua. So gehe denn hin und iss dein Brot mit frohem Sinn und trinke deinen Wein mit Freuden,¹⁷ denn dein Tun gefällt Gott wohl. Kohelet Koh 25 9 7 17 Genieße das dir von Gott verliehene Gute. Vergl. [Koh 8,15]: bescheidener Genuss der irdischen Güter (V. 7), gemäßigte Freude (V. 8), Freundschaft und Familienfriede. (V. 9) Kohelet Koh 25 9 8 Omni tempore sint vestimenta tua candida, et oleum de capite tuo non deficiat. Deine Kleider seien allezeit glänzend weiß und deinem Haupte ermangle nie das Öl.¹⁸ Kohelet Koh 25 9 8 18 Die Freude soll in der äußeren Erscheinung zum Ausdruck kommen. Kohelet Koh 25 9 9 Perfruere vita cum uxore, quam diligis, cunctis diebus vitæ instabilitatis tuæ, qui dati sunt tibi sub sole omni tempore vanitatis tuæ: hæc est enim pars in vita, et in labore tuo, quo laboras sub sole. Genieße das Leben mit der Frau, die du liebst, alle Tage deines unbeständigen Lebens, die dir unter der Sonne gegeben sind, die ganze Zeit deines eitlen Seins;¹⁹ denn dies ist das, was du davon hast im Leben und bei deiner Mühsal, mit der du dich abmühest unter der Sonne. Kohelet Koh 25 9 9 19 Die Zusätze sollen verhüten, dass der Leser glaubt, in diesen Dingen sei das höchste Gut gelegen. Nein, alles Irdische ist eitel. Auch soll niemand glauben, ein anderes äußeres Gut sei dem Menschen von Gott auf dieser Erde als höchstes Glück gegeben. Nur das aufgezählte Gute ist nach Gottes Willen, obwohl auch dies eitel und hinfällig, ja mit vielen Beschwerden verbunden ist: Freiheit von Habsucht und von dem Aufruhr der Leidenschaften. Deine Speise (V. 7) ist das Sinnbild der Enthaltsamkeit und Bescheidenheit, der goldene Mittelweg. Daher folgt V. 10 die Aufforderung zur Arbeit, denn nicht ist Nichtstun dieser Straße entsprechend, sondern der Weise muss allezeit tätig sein. Vergl. [Joh 9,4]. Mit welcher Gesinnung aber ist zu genießen und zu arbeiten? Die höchste Richtschnur bleibt Gottes Wille, dass der Mensch sich demütig mit dem bescheide, was Gott ihm zugewiesen. Kohelet Koh 25 0 1 Suche die wahre Weisheit. (V. 3) 5. Meide das Murren gegen die göttliche Vorsehung. (V. 15) 6. Im Übrigen sei eifrig tätig. [Koh 11,6] Kohelet Koh 25 10 1 Muscæ morientes perdunt suavitatem unguenti. Pretiosior est sapientia et gloria, parva et ad tempus stultitia. Tote Fliegen¹ verderben die Annehmlichkeit der Salbe.² Teurer als Weisheit und Ehre kommt eine geringe und zeitweilige Torheit zu stehen.³ Kohelet Koh 25 10 1 1 Hebr.: Fliegen des Todes. Diese verderben durch ihre modernden Leichen oder durch Gift, das sie mitbringen, die Salbe. (Vergl. 18b) Kohelet Koh 25 10 1 2 Welches Verderben also bringt selbst eine kleine Torheit! Kohelet Koh 25 10 1 3 Diese Güter kommen durch einen einzigen Fehler in Gefahr, wie ein einziges Tierchen die Salbe verdirbt. Kohelet Koh 25 10 10 Si retusum fuerit ferrum, et hoc non ut prius, sed hebetatum fuerit, multo labore exacuetur, et post industriam sequetur sapientia. Wenn das Eisen stumpf geworden und nicht wie zuvor ist, sondern keine Schärfe mehr hat, muss es mit großer Mühe geschärft werden; ebenso folgt auch auf Fleiß Weisheit.¹³ Kohelet Koh 25 10 10 13 Der hebr. Text und der Sinn des Verses sind sehr zweifelhaft. Vulg.: Wenn das Eisen stumpf, muss der Mensch es mit vieler Anstrengung wieder schärfen und wird durch seine Bemühungen Weisheit erlangen. Hebr. etwa: Wenn das Eisen stumpf geworden ist und der Mensch die Schneide nicht schärft, muss er seine Kraft doppelt anstrengen, doch die Weisheit ist geeignet, gedeihlich zu handeln. Kohelet Koh 25 10 11 Si mordeat serpens in silentio, nihil eo minus habet qui occulte detrahit. Wer heimlich verleumdet, unterscheidet sich in nichts von einer Schlange, die heimlich beißt.¹⁴ Kohelet Koh 25 10 11 14 Im Hebr. lautet der Schluss etwas anders: wo die Beschwörung verabsäumt wird (und der Beschwörer so keinen Nutzen hat). Zu seiner Zeit und an seinem Orte sind Klugheit und Weisheit anzuwenden, damit ein Werk gedeihe oder eine Gefahr vermieden werde. Kohelet Koh 25 10 12 Verba oris sapientis gratia: et labia insipientis præcipitabunt eum: Die Worte, die aus dem Munde des Weisen kommen, sind Anmut, aber die Lippen des Toren sind dessen Untergang.¹⁵ Kohelet Koh 25 10 12 15 Hebr.: verschlingen ihn. Kohelet Koh 25 10 13 Initium verborum ejus stultitia, et novissimum oris illius error pessimus. Seine Worte beginnen mit Torheit und das Ende seiner Reden ist der ärgste Irrwahn. Kohelet Koh 25 10 14 Stultus verba multiplicat. Ignorat homo quid ante se fuerit: et quid post se futurum sit, quis ei poterit indicare? Der Tor macht viele Worte. Der Mensch weiß nicht, was vor ihm gewesen ist,¹⁶ und wer kann ihm Kunde geben, was nach ihm sein wird? Kohelet Koh 25 10 14 16 Hebr.: Der Tor macht viele Worte, während der Mensch doch nicht weiß, was sein wird. Kohelet Koh 25 10 15 Labor stultorum affliget eos, qui nesciunt in urbem pergere. Die Bemühung der Toren wird denen zur Plage, die den Weg in die Stadt nicht kennen.¹⁷ Kohelet Koh 25 10 15 17 Hebr.: Die Mühsal des Toren ermüdet ihn, welcher nicht weiß, zur Stadt zu gehen. Sinn: alle Mühe des Toren ist erfolglos, da er sich selbst auf dem bekanntesten Wege nicht zurecht findet. Kohelet Koh 25 10 16 Væ tibi terra, cujus rex puer est, et cujus principes mane comedunt. Wehe dir, o Land! dessen König ein Knabe ist und dessen Fürsten von frühe an schmausen!¹⁸ Kohelet Koh 25 10 16 18 Wenn der Zufall die Welt regiert, nicht Verdienst und Gerechtigkeit Lohn finden, so ist es vielleicht besser, die Hände ineinander zu legen und das Glück zu erwarten? So könnte jemand denken. Aber dies wäre töricht. (V. 20) Die Arbeit des Toren bietet den Übergang zu der des Weisen. Kohelet Koh 25 10 17 Beata terra, cujus rex nobilis est, et cujus principes vescuntur in tempore suo ad reficiendum, et non ad luxuriam. Glückselig das Land, dessen König ein Edler ist und dessen Fürsten zur rechten Zeit essen, um sich zu stärken, und nicht zur Üppigkeit!¹⁹ Kohelet Koh 25 10 17 19 Vielleicht besser nach dem Hebr.: mit Manneskraft und Tugend. Kohelet Koh 25 10 18 In pigritiis humiliabitur contignatio, et in infirmitate manuum perstillabit domus. Bei Trägheit senkt sich das Gebälk und bei Fahrlässigkeit der Hände lässt das Haus den Regen eindringen.²⁰ Kohelet Koh 25 10 18 20 Folgen der Trägheit und Vergnügungssucht: alles wird vernachlässigt, bis das Haus selbst zusammenstürzt. Kohelet Koh 25 10 19 In risum faciunt panem, et vinum ut epulentur viventes: et pecuniæ obediunt omnia. Mit Lachen tischen sie Brot und Wein auf, um lustig zu leben,²¹ und dem Gelde gehorcht alles. Kohelet Koh 25 10 19 21 Hebr.: Zur Belustigung hält man Mahlzeiten und Wein erfreut des Menschen Herz. Land, Haus, Schmaus sind poetische Symbole, die alle Art Müßiggang darstellen und geißeln. Sinn der V. 16-19: Wehe einen Menschen, in dessen Seele alle Neigungen, gleichsam Herrscher eines Staates, nicht der Arbeit und Enthaltsamkeit ergeben sind, sondern der Trägheit und Gaumenfreude frönen. Wir nicht durch die Trägheit alle Kraft ausgetrocknet, so dass das vernachlässigte Haus notwendig zusammenbricht? Ist es nicht schimpflich, sich ganz in äußere Vergnügungen zu ergießen und Brot, Wein und Gold, sie Mittel zur Arbeit sein sollten, schmählich zu missbrauchen. Kohelet Koh 25 10 2 Cor sapientis in dextera ejus, et cor stulti in sinistra illius. Das Herz der Weisen ist auf seiner Rechten⁴ und das Herz des Toren auf seiner Linken. Kohelet Koh 25 10 2 4 Besser: Nach seiner Rechten, nach seiner Linken: dem Guten, dem Bösen zugewendet. Kohelet Koh 25 10 20 In cogitatione tua regi ne detrahas, et in secreto cubiculi tui ne maledixeris diviti: quia et aves cli portabunt vocem tuam, et qui habet pennas annuntiabit sententiam. Schmähe den König nicht in deinen Gedanken und fluche dem Reichen nicht in geheimer Kammer,²² denn die Vögel²³ des Himmels könnten deine Worte forttragen und der Geflügelte das Gesprochene verraten. Kohelet Koh 25 10 20 22 Dem der Weisheit Beflissenen wird die Tätigkeit empfohlen; da dieser, die Verkehrtheit in der Welt betrachtend, leicht den Mut verliert und die göttliche Vorsehung anklagt, wird er gewarnt, dass die Arbeit der Menschen nicht stets nach Verdienst gelohnt wird. Der König ist Gott wie V. 5 und [Koh 8,2]. Kohelet Koh 25 10 20 23 Wohl die Engel. Kohelet Koh 25 10 3 Sed et in via stultus ambulans, cum ipse insipiens sit, omnes stultos æstimat. Auch wenn der Tor auf seinem Wege wandelt,⁵ hält er, da er selbst ein Tor ist, alle für Toren. Kohelet Koh 25 10 3 5 Hebr.: Und auch auf dem Wege, den immer der Tor wandelt, fehlt ihm das Herz (der Verstand) usw. Kohelet Koh 25 10 4 Si spiritus potestatem habentis ascenderit super te, locum tuum ne dimiseris: quia curatio faciet cessare peccata maxima. Wenn der Geist eines Gewaltigen⁶ gegen dich aufwallt, so weiche nicht von deiner Stelle;⁷ denn die Sanftmut verhindert die größten Vergehungen. [Dtn 1,29] Kohelet Koh 25 10 4 6 Der Mächtige, wenn er zornig ist (und ungerecht hart). Vergl. [Koh 4,17ff; Koh 7,7ff]. Kohelet Koh 25 10 4 7 Verliere die Ruhe und Geistesgegenwart nicht. Kohelet Koh 25 10 5 Est malum quod vidi sub sole, quasi per errorem egrediens a facie principis: Es gibt ein Unglück, das ich unter der Sonne sah,⁸ wie ein Versehen, das vom Machthaber⁹ ausgeht:¹⁰ Kohelet Koh 25 10 5 8 Viele Dinge können den Menschen erbittern. Kohelet Koh 25 10 5 9 Gott. deshalb heißt es: wie ein Versehen. Kohelet Koh 25 10 5 10 Die folgenden Dinge fügt Gott nicht so wie er sie vielmehr zulässt. Kohelet Koh 25 10 6 Positum stultum in dignitate sublimi, et divites sedere deorsum. den Toren zu Würden emporgehoben, während die Würdigen unten sitzen müssen. Kohelet Koh 25 10 7 Vidi servos in equis: et principes ambulantes super terram quasi servos. Ich sah Knechte hoch zu Ross und Fürsten auf der Erde zu Fuß einhergehen, gleich Knechten. Kohelet Koh 25 10 8 Qui fodit foveam, incidet in eam: et qui dissipat sepem, mordebit eum coluber. Wer eine Grube gräbt, fällt selbst hinein; und wer einen Zaun niederreißt, den wird eine Schlange beißen.¹¹ [Spr 26,27, Sir 27,29] Kohelet Koh 25 10 8 11 Bei jeder gefährlichen Handlung ist Klugheit und Vorsicht notwendig. Vergl. [Koh 5,3.4]. Das wahrscheinlich Eintretende wird als sicher eintretend hingestellt, wie wir sagen: Hüte dich, du kommst zu Falle. Kohelet Koh 25 10 9 Qui transfert lapides, affligetur in eis: et qui scindit ligna, vulnerabitur ab eis. Wer Steine versetzt,¹² wird sich dabei wehe tun; und wer Holz spaltet, wird davon verletzt werden. Kohelet Koh 25 10 9 12 Hebr.: losbricht. Kohelet Koh 25 0 1 Sei eifrig tätig. (V. 6) 8. Befleißige dich der Frömmigkeit von deiner Jugend an. [Koh 11] Kohelet Koh 25 11 1 Mitte panem tuum super transeuntes aquas: quia post tempora multa invenies illum. Lege dein Brot auf das vorbeifließende Wasser,¹ so wirst du es nach langer Zeit² wieder finden. Kohelet Koh 25 11 1 1 Man muss standhaft arbeiten, stets etwas versuchen, wie auf ungewisse Hoffnung hin, und Gott den Ausgang der Sache überlassen, der jedem Dinge seine Zeit bestimmt hat. Sei also beständig im Gutestun. Die Wohltätigkeit ist eine der lobenswertesten Handlungen. Das hier gebrauchte Bild bezeichnet große Freigebigkeit und Vernachlässigung sicherer Hoffnung (nicht aber Torheit im Verteilen). Die Brote waren dünne, flache Kuchen, die mit Leichtigkeit auf dem Flusse fortschwammen. Kohelet Koh 25 11 1 2 Warte die von Gott vorherbestimmte Zeit ab und du wirst sehen, dass deine Mühe nicht untergegangen ist, sondern vielen, zum wenigsten dir genützt hat und du sie mit Zinsen von Gott zurückerhältst. Wann diese Zeit ist, wird nicht gesagt, aber aus anderen Stellen ist zu schließen, dass es das Gericht ist (obwohl das diesseitige leben nicht gänzlich ausgeschlossen ist). Kohelet Koh 25 11 10 Aufer iram a corde tuo, et amove malitiam a carne tua. Adolescentia enim et voluptas vana sunt. Verbanne den Zorn¹² aus deinem Herzen und halte das Böse von deinem Leibe fern,¹³ denn Jugend und Wollust sind eitel. Kohelet Koh 25 11 10 12 Das Wort Zorn umfasst alle Verwirrung des Herzens. Kohelet Koh 25 11 10 13 Murre nicht gegen Gottes Vorsehung, sondern erinnere dich an die drohende Strafe seitens des höchsten Richters. Kohelet Koh 25 11 2 Da partem septem, necnon et octo: quia ignoras quid futurum sit mali super terram. Teile aus unter sieben, wohl auch unter acht;³ denn du weißt nicht, was für Unglück auf die Erde kommen wird.⁴ Kohelet Koh 25 11 2 3 Unter recht viele. Kohelet Koh 25 11 2 4 Du darfst hoffen, dass dir oder andern zur bösen Zeit (also in diesem Leben) von Nutzen sein wird, was du anderen Gutes tust. Wohltätigkeit ist nie vergeblich, ja hilft sogar auf dieser Erde zur Hebung öffentlichen Unglücks. Oder: Du weißt nicht, welches öffentliche Unglück dich selbst deiner Güter berauben kann, also verteile reichlich, so lange sie dein sind, ehe ein Zufall sie dir raubt. Kohelet Koh 25 11 3 Si repletæ fuerint nubes, imbrem super terram effundent. Si ceciderit lignum ad austrum, aut ad aquilonem, in quocumque loco ceciderit, ibi erit. Wenn die Wolken voll sind, so gießen sie Regen auf die Erde nieder. Wenn der Baum fällt, nach Süden oder nach Norden, so bleibt er an dem Orte, wohin er gefallen ist, liegen.⁵ Kohelet Koh 25 11 3 5 Dies und alles andere ist Gott zu überlassen, wie auch wohin der Wind einen Baum wirft, den wir niedergeworfen finden. Vom Tode des Menschen ist hier nicht die Rede, doch kann man aus dem Bilde ein passendes Gleichnis schaffen, zumal hier alles Zukünftige in Gottes Vorherbestimmung verborgen genannt wird. Kohelet Koh 25 11 4 Qui observat ventum, non seminat: et qui considerat nubes, nunquam metet. Wer auf den Wind achtet, sät nicht; und wer nach den Wolken schaut, wird niemals ernten.⁶ Kohelet Koh 25 11 4 6 Betrachte Wind und Wolken nicht so, als ob sie in deiner Gewalt sein könnten, sonst wirst du nie säen noch ernten und alle nützliche Arbeit hört auf. Kohelet Koh 25 11 5 Quomodo ignoras quæ sit via spiritus, et qua ratione compingantur ossa in ventre prægnantis; sic nescis opera Dei, qui fabricator est omnium. So wenig du weißt, auf welchem Wege die Seele kommt und wie die Gebeine sich im Mutterleibe zusammenfügen, ebenso wenig kennst du auch die Werke Gottes, welcher alles vollbringt. Kohelet Koh 25 11 6 Mane semina semen tuum, et vespere ne cesset manus tua: quia nescis quid magis oriatur, hoc aut illud: et si utrumque simul, melius erit. Frühe bestelle deine Aussaat und am Abende raste deine Hand nicht; denn du weißt nicht, was besser aufgeht, dies oder jenes; und wenn beides zugleich aufgeht, wird es noch besser sein.⁷ Kohelet Koh 25 11 6 7 So wenig wir die Gesetze der Natur kennen, so ist uns verborgen, was Gott durch ihre Dienstleistung erreichen will. Also dürfen wir um alles dies nicht ängstlich sorgen, sondern müssen es der göttlichen Vorsehung überlassen und inzwischen am Morgen den Samen ausstreuen und am Abend nicht aufhören, denn entweder geht dies auf oder jenes oder beides. Früh und am Abend sind wohl von der Jugend und dem Alter zu verstehen. Kohelet Koh 25 11 7 Dulce lumen, et delectabile est oculis videre solem. Süß ist das Licht und angenehm ist es den Augen, die Sonne zu sehen. Kohelet Koh 25 11 8 Si annis multis vixerit homo et in his omnibus lætatus fuerit, meminisse debet tenebrosi temporis, et dierum multorum: qui cum venerint, vanitatis arguentur præterita. Wenn auch der Mensch noch so viele Jahre lebt⁸ und sich in ihnen allen freut, so⁹ gedenke er doch der Tage der Finsternis,¹⁰ deren viele sein werden; denn wenn diese kommen, werden sie das Vergangene der Eitelkeit zeihen. Kohelet Koh 25 11 8 8 Drei Güter hat das leben insbesondere: fruchttragende Arbeit, mäßige Freude, Frömmigkeit. Die letztere besteht besonders in ernster Erwägung der Eitelkeit der Welt (V. 8), der Erinnerung an Gott den Richter (V. 9), an seine Vorsehung (V. 10), an Gott den Schöpfer [Koh 12,1]. Kohelet Koh 25 11 8 9 Hebr.: Wenn auch der Mensch so freue er sich ihrer aller und gedenke der Tage der Finsternis, deren viel sein werden, alles, was noch kommt, ist eitel. Kohelet Koh 25 11 8 10 Des Todes. Vergl. [Joh 9,4]. Kohelet Koh 25 11 9 Lætare ergo juvenis in adolescentia tua, et in bono sit cor tuum in diebus juventutis tuæ, et ambula in viis cordis tui, et in intuitu oculorum tuorum: et scito quod pro omnibus his adducet te Deus in judicium. Freue dich also, Jüngling! in deiner Jugend und lass dein Herz guter Dinge sein in den Tagen deiner Jugend und folge den Neigungen deines Herzens und dem, was deine Augen schauen; aber wisse, dass dich Gott über alles dies vor Gericht ziehen wird.¹¹ Kohelet Koh 25 11 9 11 Grund, warum fromm zu leben ist. Kohelet Koh 25 0 1 Befleißige dich der Frömmigkeit von deiner Jugend an. (V. 8) Epilog Kohelet Koh 25 12 1 Memento Creatoris tui in diebus juventutis tuæ, antequam veniat tempus afflictionis, et appropinquent anni, de quibus dicas: Non mihi placent, Sei deines Schöpfers eingedenk in den Tagen deiner Jugend, bevor die Zeit der Trübsal kommt und die Jahre herannahen, von denen du sagen musst; Sie gefallen mir nicht!¹ Kohelet Koh 25 12 1 1 Des Alters mit seinen Folgen. Kohelet Koh 25 12 10 Quæsivit verba utilia, et conscripsit sermones rectissimos, ac veritate plenos. Er suchte nach nützlichen Worten und schrieb Sprüche auf, richtig und voll Wahrheit.²⁵ Kohelet Koh 25 12 10 25 Hebr.: Worte der Wahrheit. Kohelet Koh 25 12 11 Verba sapientium sicut stimuli, et quasi clavi in altum defixi, quæ per magistrorum consilium data sunt a pastore uno. Die Worte der Weisen sind wie Stacheln,²⁶ und wie tief eingeschlagene Nägel,²⁷ die durch den Rat der Lehrer von einem Hirten gegeben sind.²⁸ Kohelet Koh 25 12 11 26 Wegen ihrer Schärfe. Kohelet Koh 25 12 11 27 Wegen ihrer Kraft. Kohelet Koh 25 12 11 28 Vielleicht nach dem Hebr.: stehen da wie eine auserwählte Lanzenträgerschar. Kohelet Koh 25 12 12 His amplius fili mi ne requiras. Faciendi plures libros nullus est finis: frequensque meditatio, carnis afflictio est. Mehr als dieses,²⁹ mein Sohn! verlange nicht.³⁰ Des vielen Büchermachens³¹ ist kein Ende und häufiges Sinnen ist für den Leib Pein! Kohelet Koh 25 12 12 29 Als kluge Unterweisung in wahrer Weisheit. Du, der du diese Weisheitsvorschriften liest. Kohelet Koh 25 12 12 30 Was aber darüber ist, mein Sohn, davor lass dich warnen. Kohelet Koh 25 12 12 31 Unnützer, schädlicher Bücher. Kohelet Koh 25 12 13 Finem loquendi pariter omnes audiamus. Deum time, et mandata ejus observa: hoc est enim omnis homo: Lasset uns allzumal das Endergebnis alles Gesagten vernehmen:³² Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn darin besteht jedes Menschen Aufgabe;³³ Kohelet Koh 25 12 13 32 Nach dem Hebr. vielmehr: Lasset uns den Inhalt der ganzen Rede hören. Kohelet Koh 25 12 13 33 Lebe der Ewigkeit, nicht der Zeit! Kohelet Koh 25 12 14 Et cuncta, quæ fiunt, adducet Deus in judicium pro omni errato, sive bonum, sive malum illud sit. und alles, was man tut, es sei gut oder böse, wird Gott vor Gericht ziehen, das über jede Verirrung gehalten wird.³⁴ Kohelet Koh 25 12 14 34 Hebr.: Denn jede Tat wird Gott bringen in das Gericht über alles verborgene, Gutes wie Böses. Den Epilog, den auch die alten Juden Salomon zuschrieben, fügte derselbe dem Buche vielleicht als Schluss seiner gesamten Schriften bei. Kohelet Koh 25 12 2 Antequam tenebrescat sol, et lumen, et luna, et stellæ, et revertantur nubes post pluviam: bevor die Sonne und das Licht und Mond und Sterne sich verdunkeln und die Wolken nach dem Regen wiederkehren;² Kohelet Koh 25 12 2 2 Bevor alle Geistes- und Seelenkräfte, wie die Sinne, abnehmen, Gebrechlichkeit auf Gebrechlichkeit, Unfall auf Unfall folgen. Kohelet Koh 25 12 3 Quando commovebuntur custodes domus, et nutabunt viri fortissimi, et otiosæ erunt molentes in minuto numero, et tenebrescent videntes per foramina: wenn die Hüter des Hauses³ zittern und die stärksten Männer wanken werden,⁴ wenn die Mahlenden feiern, weil ihre Zahl klein geworden,⁵ und Dunkel die umhüllt, welche durch die Fenster schauen;⁶ Kohelet Koh 25 12 3 3 Die Arme, vielleicht auch die Füße. Kohelet Koh 25 12 3 4 Hebr.: die starken Männer (das Rückgrat) sich krümmen. Kohelet Koh 25 12 3 5 Die Zähne. Kohelet Koh 25 12 3 6 Die Augennerven. Kohelet Koh 25 12 4 Et claudent ostia in platea, in humilitate vocis molentis, et consurgent ad vocem volucris, et obsurdescent omnes filiæ carminis. wenn man die Pforten nach der Straße schließt,⁷ wenn das Geräusch der Mühle⁸ nur schwach ertönt, und man bei dem Gesange eines Vogels erwacht⁹ und alle Töchter des Gesanges taub werden; Kohelet Koh 25 12 4 7 Wenn die Lippen zusammenfallen. Kohelet Koh 25 12 4 8 Des Mundes. Kohelet Koh 25 12 4 9 Die Vulg. weist auf die Schlaflosigkeit hin. Indes ist der ganze Satz allegorisch und dieser Vers wohl von dem Verkehr mit den Menschen zu erklären also vielmehr: man steigt empor zu der Stimme des Sperlings, nämlich in der Kehle, die scharfe Töne von sich gibt. Kohelet Koh 25 12 5 Excelsa quoque timebunt, et formidabunt in via, florebit amygdalus, impinguabitur locusta, et dissipabitur capparis: quoniam ibit homo in domum æternitatis suæ, et circuibunt in platea plangentes. wenn sie sich auch vor den Höhen fürchten¹⁰ und auf dem Wege erschrecken,¹¹ wenn der Mandelbaum blüht,¹² die Heuschrecke fett wird¹³ und die Kapper verblüht;¹⁴ weil der Mensch in sein Haus geht, wo er ewig bleiben soll,¹⁵ und auf der Straße die Wehklagenden umherstreifen;¹⁶ Kohelet Koh 25 12 5 10 Dieser Vers stellt die Schwierigkeit der Bewegung des Greises dar. Kohelet Koh 25 12 5 11 Wenn sie sich vor jeder Anhöhe fürchten und Schrecken auf jedem Wege sind. Kohelet Koh 25 12 5 12 In der Mitte des Winters blüht der Mandelbaum, dessen Blüten weiß sind, ohne dass er selbst belaubt ist. Dem, was auf den Wegen erscheint, wird der hinausgehende Greis verglichen Kohelet Koh 25 12 5 13 Wie die Heuschrecke alsdann langsam dahinkriecht, so der Greis. Kohelet Koh 25 12 5 14 Im Herbst. Kohelet Koh 25 12 5 15 Grab und Unterwelt. Kohelet Koh 25 12 5 16 Die beim Begräbnis Weheklagenden sind bereit. Vergl. [2Sam 3,31]. Kohelet Koh 25 12 6 Antequam rumpatur funiculus argenteus, et recurrat vitta aurea, et conteratur hydria super fontem, et confringatur rota super cisternam. bevor die silberne Schnur zerreißt¹⁷ und die goldene Binde aufgeht,¹⁸ ehe der Krug an der Quelle zertrümmert wird und das Schöpfrad an der Zisterne zerbricht¹⁹ Kohelet Koh 25 12 6 17 Das Leben, die Seele ist einer kostbaren, aufgehängten Lampe ähnlich, die losgelöst wird. Kohelet Koh 25 12 6 18 Hebr.: die goldene Schale (der Lampe) bricht. Kohelet Koh 25 12 6 19 Ehe die ganze Maschine des Menschenleibes zertrümmert wird. Kohelet Koh 25 12 7 Et revertatur pulvis in terram suam unde erat, et spiritus redeat ad Deum, qui dedit illum. und der Staub zu seiner Erde wiederkehrt, von der er genommen,²⁰ und der Geist wieder zu Gott zurückkehrt, der ihn gegeben hat.²¹ Kohelet Koh 25 12 7 20 Hebr.: so wie er gewesen. Kohelet Koh 25 12 7 21 [Gen 2,7] Kohelet Koh 25 12 8 Vanitas vanitatum, dixit Ecclesiastes, et Omnia vanitas. O Eitelkeit über Eitelkeit! sprach der Prediger, alles ist Eitelkeit!²² Kohelet Koh 25 12 8 22 Von der Gebrechlichkeit und Sterblichkeit des Menschen insbesondere gesagt. Vergl. [Koh 3,20] und [Koh 1,2-4]. Kohelet Koh 25 12 9 Cumque esset sapientissimus Ecclesiastes, docuit populum, et enarravit quæ fecerat: et investigans composuit parabolas multas. Und weil der Prediger weise war,²³ lehrte er das Volk und ließ es hören, was er getan hatte, und forschte²⁴ und stellte viele Denksprüche auf. Kohelet Koh 25 12 9 23 Der Epilog kann sehr wohl von dem ursprünglichen Verfasser herrühren, da Salomons Ansehen dem Gesagten neues Gewicht verleiht. Der [Koh 1,12] und [Koh 1,1] angedeutete König, der im Verlauf des Buches in den Hintergrund getreten war, wird noch deutlicher bezeichnet. Kohelet Koh 25 12 9 24 Hebr.: und erwog und forschte. Hohelied Hld 26 0 1 I. Zurüstung der Braut. (1,1 3,5) Erstes Bild: Der Bräutigam besucht, dem Wunsche der Braut entsprechend, dieselbe und tröstet sie mit süßen Schmeichelworten. [Hld 2,7] Hohelied Hld 26 1 1 Osculetur me osculo oris sui: quia meliora sunt ubera tua vino, Er küsse mich² mit dem Kusse seines Mundes;³ denn lieblicher als Wein sind deine Brüste,⁴ Hohelied Hld 26 1 1 2 Die heiligen Väter verwerfen und verurteilen einstimmig jede rein historische Auslegung und halten hier wie im Folgenden die allegorische für die einzig der Wahrheit entsprechende. Damit steht im Einklang, dass nach der Gewohnheit der Hebräer die Braut nicht zuerst reden durfte. Vergl. [Hld 8,8, Jdt 14,7], die Sehnsucht der Braut nach dem Geliebten eine viel stärkere ist im ganzen Gedichte, als die des Bräutigams nach der Braut (weil die Kirche Gottes Hilfe bedarf), dass in V. 1 und 3 unvermittelt von der dritten und in die erste Person übergegangen, während doch die Gegenwart des Bräutigams erst in V. 8 mitgeteilt wird. Weiter ist derjenige, dessen Name wie ausgegossenes Öl ist (V. 2), der Messias (Christus), nicht ein irdischer König, ja bis [Hld 3,7] würden wir anders ohnedies nicht wissen, von wem die Rede ist. Unerklärlich wäre anderenfalls die Mehrzahl der Personen V. 2, V. 3, die Schwärze der Königsbraut (V. 4), das Weiden des Königs (V. 6) ebenso V. 15, [Hld 2,5-7] u.a.m. Im Hohenliede ist nichts gewöhnlich, nichts körperlich, nichts irdisch. (Ambros.) So sind also die Küsse gleichsam Farben, mit denen göttliche Dinge dargestellt werden sollen. (Greg. Nyss.) Gottesliebe erfülle die Seele, so wird der Friede des Herrn [Hld 8,10] in sie herabsteigen. Vergl. [Joh 20,21-23]. Hohelied Hld 26 1 1 3 So beten die auserwählten Seelen des Volkes Gottes, Simeon, Anna, Zacharias, Elisabeth, Johannes, Maria, Joseph, alle, die den Heiland als wahren Hirten kennen und seine Gegenwart ersehnen, jene Synagoge, aus der die Apostel hervorgingen, die Säulen der Kirche, die Kirche selbst bei ihrem Übergange aus dem Alten in den Neuen Bund. (Beda) Vielleicht auch ist die Rede nicht von dem noch erwarteten, sondern von dem schon gesandten, aber zeitweilig abwesenden Messias. Diese Kirche redet ihren göttlichen Freund an (noch Freund, denn erst nach dem Verlöbnis wird sie [Hld 4,8] und weiterhin Braut genannt), während sie noch Freundin, schöne Taube angeredet wird. Die Kirche tritt gleichsam mit ihren Begleiterinnen (V. 2-4) auf, sich nach Christus sehnend, ehe sie ihn anredet. Da dieser aber seiner Gottheit nach überall zugegen ist, wird V. 3 die zweite Person in die dritte umgewandelt, ein Zeichen der glühenden Liebe. Daraus folgt nicht, dass Christus plötzlich erscheint (ähnliche Übergänge: [Gen 49,9, Jes 42,24, Ps 80,17, Ri 5,31, 2Sam 14,20, Mi 1,2, Ijob 12,4, Ijob 17,10]). Es ist genug, dass er gleichsam anwesend alles hört, zumal er V. 6 wirklich abwesend ist. Der Bräutigam wird nicht genannt, obwohl die Braut doch von ihren Begleiterinnen verstanden werden will. Die Braut ersehnt die gewohnten Küsse des Gottmenschen. Darum hebr.: Er küsse mich mit seines Mundes Küssen. Hohelied Hld 26 1 1 4 Die Übersetzung der Vulg. ist aus der Septuag übernommen. Richtiger: Liebkosungen. (Thom.) Niemand ist so töricht, wenn er ein Bild sieht, dass er nur die Farbe betrachten sollte, nicht was die Malerei vorstellt: das Körner deckt die Körner, diese suche. So müssen uns diese Worte zur höchsten Wertschätzung und Liebe Gottes entflammen. (Gregor d. Gr.) Hohelied Hld 26 1 10 Murenulas aureas faciemus tibi, vermiculatas argento. Halskettlein von Gold wollen wir dir machen, mit Silber bunt besetzt.³⁴ Hohelied Hld 26 1 10 34 Gold und Silber umfasst alles Kostbare. Vergl. [Num 22,18]. Diese Geschenke, dem Schmucke beigefügt, werden der Freundin, die bald Braut mit vollem Rechte sein wird, verliehen. Gold und Silber sind Symbole verschiedener Gnaden Gottes. Vergl. [Ps 11,7, Ps 18,11] u.a. [Spr 3,14ff] u.a. Der Plural: wir ist entweder Ausdruck der Majestät oder besagt: der Herr und sein Gesalbter [Ps 2,2] oder der Bräutigam mit seinen Genossen. [Hld 5,1, Hld 8,13] Hohelied Hld 26 1 11 Dum esset rex in accubitu suo, nardus mea dedit odorem suum. Während³⁵ der König³⁶ an seiner Tafel weilte,³⁷ gab³⁸ meine Narde ihren Duft. Hohelied Hld 26 1 11 35 Erwiderung der Braut. Hohelied Hld 26 1 11 36 Sie redet vom Könige in der dritten Person aus Ehrfurcht (wie in V. 1, V. 3) Hohelied Hld 26 1 11 37 Besser von der Gegenwart: weilt. Es ist an ein Gastmahl gedacht, ohne dass, wie [Hld 5,1], eine ausdrückliche Aufforderung zur Teilnahme an demselben folgt. Hohelied Hld 26 1 11 38 Besser: gibt. Die Braut hat ein Gefäß mit wohlriechendem Öle über das Haupt des königlichen Bräutigams ausgegossen, dessen Duft sich kundgibt. Vergl. [Mk 14,3, Joh 12,3]. Hohelied Hld 26 1 12 Fasciculus myrrhæ dilectus meus mihi, inter ubera mea commorabitur. Ein Myrrhenbündel ist mir mein Geliebter, das an meinem Busen verwahrt bleibt.³⁹ Hohelied Hld 26 1 12 39 Als ob sie die Annehmlichkeit ihrer eigenen Salbe gering achtet, sagt sie, dass ihr von ihrem Bräutigame ein süßerer Geruch entgegenströme. Frauen pflegten Riechfläschchen mit duftendem Inhalte bei sich zu tragen, deshalb vergleicht die Braut den Freund mit einem Säckchen voll duftenden Myrrhenharzes an ihrem Busen. Der Freund ist ganz süß und duftend von Himmelsgaben. Hohelied Hld 26 1 13 Botrus cypri dilectus meus mihi, in vineis Engaddi. Eine Cyprustraube⁴⁰ in den Weinbergen Engaddis⁴¹ ist mir mein Geliebter. Hohelied Hld 26 1 13 40 Der zweite Teil des Verses bezieht sich unmittelbar auf die verglichene Sache, nicht auf den Bräutigam. Die Cyperblume hat starkduftende, weiße, traubenähnliche Blütenbüschel. Hohelied Hld 26 1 13 41 Engaddi war eine herrlich gelegene Stadt im Westen des Toten Meeres. Was die Braut Herrliches kennt, bietet sie auf zum Preise des Geliebten. Hohelied Hld 26 1 14 Ecce tu pulchra es amica mea, ecce tu pulchra es, oculi tui columbarum. O siehe, wie schön bist du, meine Freundin! siehe, wie schön bist du, deine Augen sind gleich Taubenaugen.⁴² Hohelied Hld 26 1 14 42 Die Kürze der Ausrufe und die Sicherheit der Vergleiche zeigen den gesteigerten Affekt an. Hebr.: deine Augen sind Tauben. Hohelied Hld 26 1 15 Ecce tu pulcher es dilecte mi, et decorus. Lectulus noster floridus: O siehe, wie schön bist du, mein Geliebter! und holdselig; voll Blumen ist unser Lager.⁴³ Hohelied Hld 26 1 15 43 Hebr.: und auch unser Lager ist grün. Sie befinden sich an anmutigem Orte. Hohelied Hld 26 1 16 Tigna domorum nostrarum cedrina, laquearia nostra cypressina. Die Balken unserer Häuser sind von Zedernholz, unser Getäfel von Zypressen.⁴⁴ Hohelied Hld 26 1 16 44 Hebr.: Die Balken unserer Häuser sind Cedern, unser Getäfel Cypressen. Vergl. [Jes 60,13]. Der Bräutigam gewährt Größeres als die Braut zu bieten vermag. (Orig.) Hohelied Hld 26 1 2 Fragrantia unguentis optimis. Oleum effusum nomen tuum: ideo adolescentulæ dilexerunt te. sie duften nach lieblichen Salben.⁵ Dein Name⁶ ist wie ausgegossenes Öl, darum lieben dich die Jungfrauen.⁷ Hohelied Hld 26 1 2 5 Salben sind Zeichen der Freude und werden bei Gastmählern gebraucht. So ist die Ankunft Christi ein frohes Fest. Kostbare Salben werden auch zur Bezeichnung des Besten gesetzt, wie der Weisheit [Sir 24,20ff], der Süßigkeit der Freundschaft [Ps 132,2, Spr 27,9]. [Ps 44,8.9] heißt es, dass Gott Christus mit der Salbung der Freude gesalbt habe, jener Salbung, welcher der heiligen Menschheit des Herrn von Gott zuteil ward, so sieht die Kirche auch ihren Bräutigam mit himmlischer Gnade, den übernatürlichen Gütern überströmt. Hohelied Hld 26 1 2 6 Name ist im Hebr. Sprachgebrauch, was von den Wesen bekannt ist, also: Du duftest ganz von himmlischen Salbungen, du bist der gesalbte, Priester, König, Prophet. Vergl. [Dan 9,24, Ps 2,2]. So wir der Name Christus vorgebildet. Wozu dient der Duft der Salben? Die Kirche zu erfreuen, zu heiligen, zu stärken. Hohelied Hld 26 1 2 7 Die keuscheste, reinste Liebe wird ausgegossen in unsern Herzen, darum lieben dich Jungfrauen, alle Jungfrauen, deren Herz recht ist. Alle Gläubigen werden mit dem Namen Jungfrauen bezeichnet. (Ambros.) Das weibliche Geschlecht ist nur in der poetischen Darstellung gewählt wie [Mt 25,1ff]: Es sind dieselben, die [Hld 1,4, Hld 6,8] Töchter Jerusalems heißen, und wohl auch mit den Töchtern Sions [Hld 3,11] gleichbedeutend. Auch auf sie erstreckt sich die Liebe des Bräutigams. Sie sind wohl unvollkommene Kinder der Kirche, die sie erst zur vollkommenen Liebe führt [Hld 1,4, Hld 2,7] u.a. sie zu neuen Menschen umgestaltend. (Orig.) Die Trennung der Braut von den Jungfrauen (übrigen Gläubigen) ist poetisch: die Jungfrauen sind die verschiedenen Personen, welche vereint die Kirche darstellen, die Braut die Kirche in ihrer geistigen Würde, durch die sie jenen das innere Leben gibt. Vergl. die Schilderungen des Neuen Testamentes [Mt 13]. Hohelied Hld 26 1 3 Trahe me: post te curremus in odorem unguentorum tuorum. Introduxit me rex in cellaria sua: exsultabimus et lætabimur in te, memores uberum tuorum super vinum: recti diligunt te. Ziehe mich!⁸ wir wollen dir nacheilen, dem Dufte deiner Salben nach.⁹ Der König¹⁰ führte mich in sein Gemach;¹¹ wir wollen frohlocken und uns in dir erfreuen, deiner Brüste¹² mehr gedenken als des Weines.¹³ Aufrichtige¹⁴ lieben dich!¹⁵ Hohelied Hld 26 1 3 8 Die Braut bedarf der göttlichen Hilfe, um den Bräutigam nicht allein mit Einsicht und Herz zu umfangen, sondern ihn auch gegenwärtig zu halten und sich mit ihm zu vereinigen. Hohelied Hld 26 1 3 9 Passender Zusatz der Vulgata. Die Gnade des Hauptes soll über die Glieder sich verbreiten. Auch die Süßigkeit des Gezogenwerdens wird angedeutet. (Aug.) Nacheilen: Auch die Genossinnen sollen mit der Braut nacheilen, von Liebe zu dem Bräutigam glühend. Hohelied Hld 26 1 3 10 Dass die dritte Person bei der Nennung des Königs gesetzt ist, hat wohl auch in der größeren Ehrfurcht seinen Grund, welche die dritte Person ausdrückt. Vergl. [2Sam 19,20]. Die Benennung König kennzeichnet einerseits den Bräutigam und lässt anderseits vermuten, welch herrliche Schätze in dessen Kammer sind. Hohelied Hld 26 1 3 11 Führte. Süße Erinnerung an die Vergangenheit. Vielleicht aber ist es besser, das Wort als Wunsch zu fassen. Hohelied Hld 26 1 3 12 Hebr.: Liebkosungen. Hohelied Hld 26 1 3 13 Ein geistliches Gastmahl soll statthaben, siehe [Hld 2,4], der König soll die Erhabenheit seiner Schätze zeigen. Hierfür will die Braut mit ihren Genossinnen frohlockend gedenken und feiern. Hohelied Hld 26 1 3 14 Hebr.: mit Recht. Hohelied Hld 26 1 3 15 Ich und meine Genossinnen. Hohelied Hld 26 1 4 Nigra sum, sed formosa, filiæ Jerusalem, sicut tabernacula Cedar, sicut pelles Salomonis. Schwarz bin ich,¹⁶ doch schön,¹⁷ ihr Töchter Jerusalems! wie die Gezelte Kedars, wie die Decken Salomons.¹⁸ Hohelied Hld 26 1 4 16 Die Braut wendet sich an ihre Genossinnen. Nicht für sich allein, sondern auch für diese erbittet sie ja die Gunst des Bräutigams. Indem sie um diese mit lauter Stimme fleht, will sie wohl die Genossinnen durch eben dies Gebet belehren und auf die Ankunft des Herrn vorbereiten. Hohelied Hld 26 1 4 17 Ein Gesicht, dessen Farbe schwarz ist, gilt nicht als schön. Die Braut erkennt also einen Makel an sich an, der aber ihrer wahren Schönheit keinen Eintrag tut. Hohelied Hld 26 1 4 18 Kedar, vergl. [Jer 48,28ff], wird häufig erwähnt. Hier dient das Wort zur Bezeichnung alles dessen, was Jerusalem und Salomon entgegengesetzt ist, wie sonst die Heiden dem auserwählten Volke, die Welt der Kirche, das Menschliche dem Himmlischen. Die Schönheit bezeichnet mithin etwas Übernatürliches. Die Genossinnen fassen wohl den glühenden Wunsch der Braut nicht, ebensowenig ihr Gespräch mit dem abwesendem Bräutigam und schauen nur auf ihre natürliche Unwürdigkeit. Die Kirche (insbesondere in ihrem Beginn) ist gering von Ansehen, so dass ihr Anblick in denen, die zu Christus gerufen werden (in den Töchtern Jerusalems), Verwunderung hervorruft, deshalb weist die Braut auf die ihr verliehenen Vorzüge hin. Wohl bin ich eine Tochter Arabiens, aber von Salomon erwählt, habe ich auch zu Töchtern Jerusalems (im mystischen Sinne wie [Ps 86]) gemacht. Die Zelte Gottes werden erwähnt [Jes 54,2f]. Die Zeltdecken Kedars waren dunkel, bei den Prachtzelten Salomons ist die Schönheit der Vergleichungspunkt. Hohelied Hld 26 1 5 Nolite me considerare quod fusca sim, quia decoloravit me sol: filii matris meæ pugnaverunt contra me, posuerunt me custodem in vineis: vineam meam non custodivi. Sehet mich nicht an,¹⁹ dass ich so braun²⁰ bin, denn die Sonne hat mich verfärbt;²¹ die Söhne meiner Mutter haben wider mich gestritten, sie bestellten mich zur Hüterin in den Weinbergen; meinen Weinberg habe ich nicht gehütet.²² Hohelied Hld 26 1 5 19 Wundert euch nicht. Hohelied Hld 26 1 5 20 Milderung, vorher: schwarz. Hohelied Hld 26 1 5 21 Besser hebr.: dass die Sonne mich so gebräunt hat. Hohelied Hld 26 1 5 22 Ihre Brüder haben sie genötigt, viele und fremde Weingärten zu hüten, so hat sie ihren eigenen vernachlässigt. Die beginnende Kirche hat im Alten Testamente nicht die gebührenden Früchte guter Werke und des Heiles getragen, die Synagoge ist von dem ihr zugewiesenen Acker auf fremde berufen worden, die sie mit fruchtloser Arbeit und mit Einbuße an ihrer Schönheit zu pflegen gezwungen ward. Wenige Juden haben vor der Zeit des Messias und zu derselben Früchte des Heiles getragen. Die Wurzel zwar blieb heilig, doch die Zweige liegen gebrochen, inzwischen blüht der eingepflanzte Ölbaum, bis am Ende der Tage die Wurzel selbst neue Zweige und Früchte trägt. Doch der Teil der Synagoge, der eine Braut Christi geworden ist, ist nicht Ursache der Unfruchtbarkeit der Synagoge gewesen, er weist deshalb jede Schuld von sich. Söhne meiner Mutter: Für solche ziemte es sich am wenigsten, oder: derselben Mutter zwar, doch nicht des gleichen Vaters. Die Hitze ist Bild jedes Leidens. Vergl. [Offb 7,16ff] u.a. [Klgl 4,8]. Die Brüder sind die Chaldäer und solche, die nicht wahre Israeliten waren. Hohelied Hld 26 1 6 Indica mihi, quem diligit anima mea, ubi pascas, ubi cubes in meridie, ne vagari incipiam post greges sodalium tuorum. Tue mir kund, du, den meine Seele liebt,²³ wo du weidest, wo du ruhest am Mittage,²⁴ dass ich nicht²⁵ herumirren muss hinter den Herden deiner Genossen.²⁶ Hohelied Hld 26 1 6 23 Steigender Affekt. Hohelied Hld 26 1 6 24 Hebr. lebhafter: Wo weidest du? Wo hältst du am Mittage Rast? Hohelied Hld 26 1 6 25 Hebr.: Denn warum sollte ich Hohelied Hld 26 1 6 26 Sie will zu ihm eilen mit ihren Genossinnen, doch sie vermag nicht, wenn er sie nicht zieht. Der himmlische Salomon wird oft einem Hirten verglichen. Vergl. [Ps 22, Joh 10, Ez 24,23]. Der Dichter beschreibt alle Eigenschaften des Bräutigams: Er ist der Gesalbte, der erhabene König von Jerusalem, der wachsame Hirt, der gleichsam die Braut zeitweise um die Schafe willen verlässt. Hohelied Hld 26 1 7 Si ignoras te o pulcherrima inter mulieres, egredere, et abi post vestigia gregum, et pasce hdos tuos juxta tabernacula pastorum. Wenn du,²⁷ o schönste unter den Frauen,²⁸ dies nicht weißt, so gehe heraus und folge den Spuren der Herden und weide deine Böcklein neben den Hütten der Hirten.²⁹ Hohelied Hld 26 1 7 27 Antwort der Genossinnen: Wenn der Bräutigam, wie du meinst, bei den Heiden weilt, wohlan, so gehe aus, suche ihn, folge den Hirten. Sie selbst sind wohl bereit, ihr zu folgen, wie [Hld 5,17]. Hohelied Hld 26 1 7 28 Diese Anrede, vergl. [Hld 5,9], zeigt, dass die Mahnung der Braut nicht vergeblich war. Hohelied Hld 26 1 7 29 Es sind die genossen des Bräutigams. (V. 6) Ausschmückung des Bildes. Deine Böcklein: deine Herde. Hohelied Hld 26 1 8 Equitatui meo in curribus Pharaonis assimilavi te amica mea. Mit meinem Gespann an Pharaos Wagen³⁰ vergleiche ich dich, meine Freundin!³¹ Hohelied Hld 26 1 8 30 Der Bräutigam erscheint sichtbar. Woher er kommt und wie, wird nicht gesagt. Anfangs war er fern, obwohl er als Gott das Gebet hörte, [Hld 1,8] zeigt er sich plötzlich, [Hld 2,7] scheidet er, um [Hld 2,8] wiederzukehren. So wird die Himmelsgewalt des Bräutigams angedeutet. Die Wagen Pharaos (einer von den Wagen Pharaos) sind wohl ein Zeichen seiner Königsherrlichkeit, wie auf solchen kommt der himmlische Salomon auf Gottes Königswagen wunderbar herbei. Vergl. [Ps 17, Hab 3,8]. Statt meinem Gespann besser: meinem Rosse, denn die eine Braut wird mit einem Rosse verglichen, ist es doch eine hohe Ehre, den Wagen Gottes führen zu dürfen. Vergl. [Sach 10,3]. Wenn der Vergleich im einzelnen durchzuführen ist, kann man im Bilde Seele und Leib der Kirche unterschieden sehen und den Wagen als die Menge der Gläubigen (Töchter Jerusalems), das Ross als die Braut und Königin darstellend, als Lenker Christus ansehen. Der Bräutigam erwählt seine Braut, damit sie den Königswagen führe, und gibt ihr die hierzu geforderte Kraft (vergleiche = hebräisch: ich habe dich dazu gemacht). Hohelied Hld 26 1 8 31 Das Bild eines Rosses wird allmählich verlassen. Hohelied Hld 26 1 9 Pulchræ sunt genæ tuæ sicut turturis: collum tuum sicut monilia. Schön sind deine Wangen, gleich der Turteltaube,³² und dein Hals wie ein Halsgeschmeide.³³ Hohelied Hld 26 1 9 32 Hebr.: In den Schnüren, dein Hals in den Kettchen. Einiges von dem Schmucke trägt die Braut bereits, anderes wird sie alsbald aus der Hand des Bräutigams empfangen. (V. 10) Hohelied Hld 26 1 9 33 Hebr.: Im Halsgeschmeide. Hohelied Hld 26 0 1 Der Bräutigam tröstet die Braut. (V. 8) 2. Zweites Bild: Von neuem die Braut besuchend, leitet der Bräutigam sie zur Arbeit an. Hohelied Hld 26 2 1 Ego flos campi, et lilium convallium. Ich¹ bin eine Blume des Feldes und eine Lilie² der Täler.³ Hohelied Hld 26 2 1 1 Aber was bin ich? Bin ich nicht einzig nur eine Blume des Feldes? Die Braut lobt sich (Thom.), aber mit großer Bescheidenheit, so dass der Bräutigam sie V. 2 gleichsam verbessert. Hohelied Hld 26 2 1 2 Häufig und wild wachsende Lilienart ([Mt 6,28], lilium rubens). Ich bin eine zwar anmutige Blume, aber nicht würdig deiner Beachtung. Hohelied Hld 26 2 1 3 Wohl der Strich vom Tabor zum See Genesareth. Hohelied Hld 26 2 10 En dilectus meus loquitur mihi: Surge, propera amica mea, columba mea, formosa mea, et veni. Siehe,¹⁸ mein Geliebter spricht zu mir:¹⁹ Mache dich auf, eile, meine Freundin, meine Taube, meine Schöne,²⁰ und komm! Hohelied Hld 26 2 10 18 Die Braut mahnt sich und ihre Genossinnen, in Stillschweigen zuzuhören. So wird die Darstellung lebhafter und den Worten des Bräutigams eine höhere Bedeutung zugeschrieben. Hohelied Hld 26 2 10 19 Die folgenden Worte sind wohl Rede des Bräutigams. Hohelied Hld 26 2 10 20 Im Hebr. stehen nur zwei Anreden und findet sich Meine Taube erst V. 14. Hohelied Hld 26 2 11 Jam enim hiems transiit, imber abiit, et recessit. Denn schon ist der Winter vorüber, der Regen hat aufgehört und ist vergangen;²¹ Hohelied Hld 26 2 11 21 Der Winter ist vorüber, der Frühling ist da, dies soll die Freundin herauslocken. Hohelied Hld 26 2 12 Flores apparuerunt in terra nostra, tempus putationis advenit: vox turturis audita est in terra nostra: schon erscheinen die Blumen in unserem Lande, die Zeit ist gekommen, den Weinstock zu beschneiden,²² die Stimme der Turteltaube lässt sich in unserem Lande hören;²³ Hohelied Hld 26 2 12 22 Hebr.: die Zeit des Gesanges ist herangekommen. Wenn die Blumen blühen, beginnen die Vögel zu singen und die weggezogen waren, kehren wieder. Hohelied Hld 26 2 12 23 Die palästinensische Turteltaube pflegte in Ägypten zu überwintern. Hohelied Hld 26 2 13 Ficus protulit grossos suos: vineæ florentes dederunt odorem suum. Surge amica mea, speciosa mea, et veni: der Feigenbaum²⁴ setzt seine Knoten an,²⁵ die Weinberge blühen und hauchen ihren Duft.²⁶ Mache dich auf, meine Freundin, meine Schöne, und komm! Hohelied Hld 26 2 13 24 Nunmehr wird das erwähnt, was die Arbeit des Menschen erfordert, denn zur Arbeit will der Bräutigam insbesondere einladen. Hohelied Hld 26 2 13 25 Vielmehr: lässt die noch harten Winterfrüchte reifen. Hohelied Hld 26 2 13 26 Es ist also Zeit, in Garten und Weinberg, von denen der häusliche Wohlstand abhängt [1Kön 4,25], tätig zu sein. Hohelied Hld 26 2 14 Columba mea in foraminibus petræ, in caverna maceriæ, ostende mihi faciem tuam, sonet vox tua in auribus meis: vox enim tua dulcis, et facies tua decora. Meine Taube in den Felsenklüften,²⁷ in der Höhlung des Gesteins, lass mich dein Angesicht schauen, lass deine Stimme in meine Ohren tönen! denn deine Stimme ist süß und dein Angesicht hold.²⁸ Hohelied Hld 26 2 14 27 Aufforderung, die Braut möge nicht der furchtsamen Taube gleichen, sondern aus der Einsamkeit der Beschauung hervortreten. Hohelied Hld 26 2 14 28 Der bereits ausgesprochene Wunsch wird wiederholt: die Braut soll wie die Vögel zur rechten Zeit kommen, hervoreilen und wie jene durch ihr Erscheinen und Singen die Menschen, so durch ihre Schönheit und den Wohllaut ihrer Stimme den Bräutigam erfreuen. Hohelied Hld 26 2 15 Capite nobis vulpes parvulas, quæ demoliuntur vineas: nam vinea nostra floruit. Fanget uns die kleinen Füchse, welche die Weinberge verwüsten; denn unser Weinberg steht in der Blüte.²⁹ Hohelied Hld 26 2 15 29 Auch der andere Grund wird wiederholt: die Zeit selbst mahnt zu arbeiten; die Einladung zur Arbeit ist das hauptsächlichste Ziel der Worte und mit ihr schließen dieselben. Wenn die Kirche emporblüht, ist der Feind und seine verderbliche List fernzuhalten. Vergl. [Mt 13,14ff38] Hohelied Hld 26 2 16 Dilectus meus mihi, et ego illi, qui pascitur inter lilia. Mein Geliebter ist mein und ich bin sein; der unter den Lilien weidet,³⁰ Hohelied Hld 26 2 16 30 Die Braut nimmt den Befehl mit Freuden entgegen. Sie wünscht nichts anderes, sie tut nichts anderes als was der Bräutigam will, zu dessen Lilien sie gehört. Vergl. [Hld 2,1.2, Hos 14,6] Weidet: Seine Freude findet, oder nach dem Hebr. vielmehr aktiv: das Amt des Hirten und Schützers [Gen 48,15] unter den treuen Seelen übt, alle Stunden des Tages. Hohelied Hld 26 2 17 Donec aspiret dies, et inclinentur umbræ. Revertere: similis esto, dilecte mi, capreæ, hinnuloque cervorum super montes Bether. bis der Tag sich kühlt und die Schatten sich neigen.³¹ Kehre um, mein Geliebter! sei gleich dem Reh und dem jungen Hirschen auf den Bergen Bethers.³² Hohelied Hld 26 2 17 31 Hebr.: fliehen, sich weit ausdehnen und in die Nacht verschwinden. Die Verbindung der Vulgata entspricht nicht dem Hebräischen: Bis der Tag kühl wird und die Schatten fliehen, kehre um, geh fort, kehre zu dem Geschäft zurück, das dich hielt, ehe du hierher kamest. (V. 8) Wenn die Kirche sich anschickt, aus allen Kräften tätig zu sein, lässt sie gleichsam den himmlischen Bräutigam von sich, entbehrt sie die Süßigkeit, welche die Beschauung gewährt; der Bräutigam geht ihr gleichsam mit dem Vorbild der Arbeit voran. Die Braut ist im Weinberge tätig, der Bräutigam weidet. Vergl. die Verteilung der Beschäftigungen 1, 5 und 6 ebenso [Hld 6,1ff] und [Hld 6,10] mit [Hld 7,12]. - Ohne in Einzelheiten einzutreten, kann an das öffentliche Leben des Herrn gedacht werden. Hohelied Hld 26 2 17 32 Auf zerklüfteten Bergen. Hohelied Hld 26 2 2 Sicut lilium inter spinas, sic amica mea inter filias. Wie eine Lilie unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Töchtern.⁴ Hohelied Hld 26 2 2 4 Bist du eine Lilie, so strahlst du wie eine solche unter den Dornen, bist du die schönste unter den Töchtern Adams. Hohelied Hld 26 2 3 Sicut malus inter ligna silvarum, sic dilectus meus inter filios. Sub umbra illius, quem desideraveram, sedi: et fructus ejus dulcis gutturi meo. Gleichwie⁵ der Apfelbaum unter den Bäumen des Waldes, so ist mein Geliebter unter den Söhnen. Unter dem Schatten dessen, nach dem ich verlangte, sitze ich⁶ und seine Frucht ist meinem Gaumen süß. Hohelied Hld 26 2 3 5 Die Braut will diese Schmeichelworte nicht zulassen und rühmt dankbar den Bräutigam und die von dem Geliebten erhaltenen Geschenke. Der Bräutigam hat ihre Lieblichkeit der Rauheit der Dornen entgegengestellt, sie preist ihn als einen im Schmucke duftender Früchte prangenden Apfelbaum gegenüber den unfruchtbaren Bäumen des Waldes. Hohelied Hld 26 2 3 6 Hebr.: In seinem Schatten gelüstete es mich zu sitzen. Sie lässt den Geliebten nicht antworten, sondern fährt in freudiger Erregung fort zu reden (bis [Hld 2,7]). Indem der Dichter die Braut hier und sonst so viel reden lässt, zeigt er, dass er ihre Gefühle insbesondere in diesem Liede zum Ausdruck bringen wollte. Hohelied Hld 26 2 4 Introduxit me in cellam vinariam, ordinavit in me caritatem. Er führte mich in den Weinkeller und teilte mir die rechte Liebe mit.⁷ Hohelied Hld 26 2 4 7 Das Symbol der herrlichsten Gabe Christi, der Liebe, ist der Wein. Hebr.: Und sein Panier über mir war Liebe. Mein Freund leitete und schützte mich, diese Führung und dieser Schutz war seine Liebe. Hohelied Hld 26 2 5 Fulcite me floribus, stipate me malis, quia amore langueo. Erquicket mich mit Blumen, gebet mir Äpfel zur Stärkung;⁸ denn ich bin krank vor Liebe!⁹ Hohelied Hld 26 2 5 8 Die Braut verbindet beide Gaben und fleht um Stillung ihres Sehnens. Hebr.: Stärket mich mit Traubenkuchen, erquicket mich mit Äpfeln. Auch [Hld 7,8] werden Trauben und Äpfel zusammen genannt. Hohelied Hld 26 2 5 9 Poetische Steigerung. Hohelied Hld 26 2 6 Læva ejus sub capite meo, et dextera illius amplexabitur me. Seine Linke unterstützt mein Haupt und seine Rechte hält mich umfasst.¹⁰ Hohelied Hld 26 2 6 10 Christus hält seine Kirche aufrecht. Hohelied Hld 26 2 7 Adjuro vos filiæ Jerusalem per capreas, cervosque camporum, ne suscitetis, neque evigilare faciatis dilectam, quoadusque ipsa velit. Ich beschwöre euch,¹¹ ihr Töchter Jerusalems! bei den Rehen und Hirschen¹² der Fluren, wecket nicht auf, erwecket nicht die Geliebte,¹³ bis sie selbst will.¹⁴ Hohelied Hld 26 2 7 11 Ich nehme euch das heilige Versprechen ab. Hohelied Hld 26 2 7 12 Hebr.: Bei den Gazellen oder bei den Hindinnen des Feldes. Hohelied Hld 26 2 7 13 Hebr.: Die Liebe. Hohelied Hld 26 2 7 14 Schläft die Geliebte? Erinnern wir uns, dass die Darstellung eine allegorische ist, also ist höchstens von einer Ekstase die Rede. Vergl. [Ps 4,9, Jer 31,26, Spr 3,24]. Die Sehnsucht der Braut wird erfüllt, die sie nach dem Bräutigam verlangen ließ, sie besitzt, den sie gesucht, und erfreut sich der Fülle der Liebe. In das Paradies entrückt, hört sie geheimnisvolle Worte, die die Welt nicht fassen kann. Deshalb werden die Töchter Jerusalems, die weder von gleicher Liebe glühen noch gleicher Gnaden gewürdigt werden, aufgefordert, keine Störung zu verursachen, bis die kurze Zeit der Ekstase vorüber ist. Aber wer mahnt? Die meisten Ausleger weisen diese Worte dem Bräutigam zu. Da aber im Hebräischen steht Liebe, scheint vielmehr die Braut zu sprechen, welche [Hld 5,8] eine ähnliche Beschwörung ausspricht. Nicht in der Macht der Braut, sondern in der des Bräutigams steht es ja, wie lange sie diese süße Ruhe genießen soll. Demgemäß bezeichnet Liebe wohl nicht so die geliebte Freundin als die göttliche Liebe, welche sich in das Herz der Braut herabsenkt und sie zur erhabensten Beschauung fortreißt. Fern von aller Störung irdischer Begierden wünscht die Braut ganz dem Frieden und der Ruhe heiliger Begierden sich hinzugeben, so dass sie selbst notwendige Gespräche meiden möchte. (Hl. Greg. d. Gr., Beda, Theod.) Dieser Schlaf ist also dem Handeln entgegengesetzt, durch das wir unseren oder anderer äußeren Nutzen suchen. Die Braut mahnt die Genossinnen also, nichts zu tun, was die göttliche Liebe beleidigen und bewegen könnte, schneller zu weichen. Die gleichen Worte ferner können [Hld 3,5] nicht wohl dem Bräutigam zugeschrieben werden, der dort sonst nicht redend auftritt; [Hld 5,8] beschwört die Braut in ähnlicher Weise. Dass diese hier und [Hld 1,4] und weiterhin, so oft die Töchter Jerusalems genannt werden, gleichsam das Amt einer Mutter und Lehrerin übt, entspricht dem ganz. Die Form der Beschwörung bei den Tieren der Gefilde findet aus dem [Hld 1,15.16, Hld 2,1-3] Gesagten ihre Erklärung. - Konnten Salomons Zeitgenossen das Lied so verstehen? Gewiss ist jede prophetische Rede vor der Erfüllung dunkler, eine allegorische Dichtung aber hat, ehe man sie bis zum Ende vernommen und sorgfältig erwogen hat, besondere Schwierigkeiten. Immerhin fehlte auch ihnen wohl eine annähernde Kenntnis des Sinnes nicht, die der Verfasser selbst vermittelt. Hohelied Hld 26 2 8 Vox dilecti mei, ecce iste venit saliens in montibus, transiliens colles: Die Stimme meines Geliebten!¹⁵ Siehe, da kommt er, springt einher über die Berge, hüpft in Eile über die Hügel. Hohelied Hld 26 2 8 15 Beim Beginn des Frühlings wird die Braut, die Kirche, zur Arbeit berufen. Die geeignete Zeit ist gekommen, von der Ruhe der beschaulichen Liebe aufzustehen und zu eifriger Tätigkeit sich zu schicken. Die Braut hört und sieht den Bräutigam, der über die Berge und Hügel naht. Während die Braut [Hld 2,6] in der Liebe Christi ruht, ist hier die Szene gewechselt, Christus naht von fern. Somit ist die Zeit der Blumen die des vorausgehenden Jahres (1,11 - 2,5), während hier der Frühling beginnt nach dem Regen des Winters [Hld 2,11ff] Im christlichen Leben wird notwendig gefordert, dass von der Beschauung zur Tätigkeit übergegangen werde, jene ist gleichsam die Vorbereitung auf die Tätigkeit für Gott. So wird die Braut von Gott selbst erzogen. Sie hat in ihm geruht und nichts mehr begehrt, aber der Bräutigam hat sie aus der Verzückung zum gewöhnlichen Leben zurückkehren lassen und sich, gleichsam mit anderen Dingen beschäftigt, zurückgezogen. Die Handlung ist im Bilde also keine unmittelbar sich anschließende, steht doch dem Dichter immer das vor Augen, was er im Bilde darstellen will, so dass die Einzelzüge des Bildes hiernach gestaltet werden. - Die Stimme leitet eine gewichtige Rede ein. Vergl. [Jer 4,15, Jes 40,3.6] Die Braut sieht den Bräutigam nahen und hört in ihrem Herzen vorweg die Rede des Bräutigams, die sie nachher mit den Ohren hört. Will Christus gehört werden, so kann er von weitem wie in der Nähe vernehmlich sprechen, durch die Erkenntnis unserer Seele wie mit Hilfe der Sinne. Hohelied Hld 26 2 9 Similis est dilectus meus capreæ, hinnuloque cervorum: en ipse stat post parietem nostrum respiciens per fenestras, prospiciens per cancellos. Mein Geliebter gleicht einer Gazelle und einem jungen Hirsche;¹⁶ siehe, schon steht er hinter unserer Wand, sieht durch die Fenster und schaut durch die Gitter.¹⁷ Hohelied Hld 26 2 9 16 In Jugendkraft und Schönheit. Vergl. [Hld 2,7] Gazelle hebr. männlich. Hohelied Hld 26 2 9 17 Weise eines Liebenden. Hohelied Hld 26 0 1 3. Drittes Bild: Der Bräutigam prüft und tröstet die Braut. (V. 5) II. Verlöbnis. (3,6 5,1) (Viertes Bild.) Hohelied Hld 26 3 1 In lectulo meo per noctes quæsivi quem diligit anima mea: quæsivi illum, et non inveni. Auf meinem Lager ruhend suchte ich¹ in den Nächten,² den meine Seele liebt; ich suchte ihn und fand ihn nicht. Hohelied Hld 26 3 1 1 Die Kirche wird durch Einsamkeit, Sehnsucht, Schmerz geprüft. Sich erhebend, sucht sie den Geliebten im Dunkel der Nacht, bis er ihr begegnet und sie in die Arme schließt, dass sie sich wie [Hld 2,6.7] seiner Gegenwart erfreut. Der Fortschritt der Handlung besteht in der peinvollen Sehnsucht und dem angstvollen Suchen. Der Süßigkeit der Liebe, bis [Hld 2,7], ist die Anstrengung, bis [Hld 2,17], gefolgt; jetzt tritt der Schmerz hinzu und vollendet die Liebe und und lässt sie reifen, so dass V. 6 passend die Vermählung folgt. Die Liebe selbst ist die gleiche wie [Hld 1,1ff]. Doch das Begehren ist ein anderes, dort freudvoll, hier mit leidvollem Sehnen durch schlaflose Nächte und mit mühevollem Suchen verbunden. (V. 2-3) Hohelied Hld 26 3 1 2 Einsamkeit und Dunkelheit, verbunden mit Schlaflosigkeit, verursachen Beängstigung des Herzens. Vergl. [Klgl 1,2]. Der Heiland ist nicht allein den Sinnen fern, selbst seine Gnade scheint zu fehlen und so herrscht Nacht. Hohelied Hld 26 3 10 Columnas ejus fecit argenteas, reclinatorium aureum, ascensum purpureum: media caritate constravit propter filias Jerusalem: seine Säulen machte er aus Silber, die Lehne von Gold, den Sitz von Purpur; die Mitte belegte er mit Liebe um der Töchter Jerusalems willen.¹⁷ Hohelied Hld 26 3 10 17 Septuag: Ein Liebesbeweis der Töchter Jerusalems. Ähnlich hebr. Hohelied Hld 26 3 11 Egredimini et videte filiæ Sion regem Salomonem in diademate, quo coronavit illum mater sua in die desponsationis illius, et in die lætitiæ cordis ejus. Kommet heraus, ihr Töchter Sions! und schauet den König Salomon mit der Krone,¹⁸ mit der ihn seine Mutter gekrönt am Tage seiner Vermählung¹⁹ und am Tage der Freude seines Herzens.²⁰ Hohelied Hld 26 3 11 18 Die Krone trägt er als Bräutigam. Es kommt insbesondere der Mutter zu, diesen Schmuck zu geben. Aber wer ist die Mutter des himmlischen Salomon? er Apostel nennt die mystische Stadt Jerusalem unsere Mutter [Gal 4,26], ähnlich ist V. 4 die Mutter der Braut sein himmlisches Vaterland. Hohelied Hld 26 3 11 19 Die Krone ist aber zugleich königliches Diadem. Hohelied Hld 26 3 11 20 An dem die Töchter Sions, deren Königin die Braut ist, Himmelsbräute werden sollen. Diese Töchter sollen den Bräutigam, dem sie bisher alle entgegengegangen, begrüßen. [Hld 4] Was hier [Hld 3,6-11] gesagt wird, legt der Dichter wohl einer oder einigen von den Begleiterinnen der Braut in den Mund, welche, den himmlischen Salomon erwartend, ihn von weitem sehen und ihre Genossinnen samt der Braut aus dem Hause herausrufen. Hohelied Hld 26 3 2 Surgam, et circuibo civitatem: per vicos et plateas quæram quem diligit anima mea: quæsivi illum, et non inveni. So will ich aufstehen und will die Stadt³ durchwandern, auf Plätzen und Straßen suchen, den meine Seele liebt;⁴ ich suchte ihn und fand ihn nicht. Hohelied Hld 26 3 2 3 Die ganze Welt. (Orig.) Hohelied Hld 26 3 2 4 Die Liebe dauert fort, ja steigert sich. Hohelied Hld 26 3 3 Invenerunt me vigiles, qui custodiunt civitatem: Num quem diligit anima mea, vidistis? Es fanden mich die Wächter, welche die Stadt bewachen.⁵ Habt ihr ihn, den meine Seele liebt,⁶ gesehen? Hohelied Hld 26 3 3 5 Ausschmückung des Bildes. Die Braut fragt die ihr Begegnenden, es sind dies zu dieser Zeit und an diesem Orte die Wächter. Hohelied Hld 26 3 3 6 Die nochmalige Wiederholung dieser Worte offenbart ihre aufs höchste gesteigerte Liebe und ihren vermehrten Schmerz. Hohelied Hld 26 3 4 Paululum cum pertransissem eos, inveni quem diligit anima mea: tenui eum: nec dimittam donec introducam illum in domum matris meæ, et in cubiculum genitricis meæ. Kaum war ich von ihnen ein wenig weiter gegangen,⁷ da fand ich ihn, den meine Seele liebt. Ich erfasste ihn und will ihn nicht lassen, bis ich ihn in das Haus meiner Mutter gebracht und in die Kammer meiner Gebärerin.⁸ Hohelied Hld 26 3 4 7 Die Hoffnung der Braut ist gesunken, doch der Bräutigam hat nur ein wenig verzogen, sich ihr zu zeigen, damit nicht Mutlosigkeit ihr Herz überfalle. Hohelied Hld 26 3 4 8 Je größer ihre Sehnsucht gewesen, um so inniger hält sie ihn fest und führt ihn zurück in das Haus ihrer Mutter, vergl. [Hld 2,9], aus dem er weggegangen zu sein scheint. In die Kammer meiner Gebärerin wird beigefügt, weil sie ihn in das Innerste mit einer Art heiliger Gewalt zu führen und dort festzuhalten wünscht, sodann weil die poetische Konvenienz es fordert, dass die Vermählung mit Gutheißung der Mutter, (der Vater wird nirgends erwähnt) statthabe und die Braut bei dieser bleibe, bis der Bräutigam kommt, sie in sein Haus abzuholen. - Die Mutter wird also nur der Töchter wegen hier eingeführt. Mutter heißt oft das ganze Volk (Hier.), vergl. [Hos 2,5; Hld 4,5], so ist also die Braut die Königin von Jerusalem, die Tochter ihres Volkes, des Erbes Gottes, der mystischen Stadt Jerusalem. Hohelied Hld 26 3 5 Adjuro vos filiæ Jerusalem per capreas, cervosque camporum, ne suscitetis, neque evigilare faciatis dilectam donec ipsa velit. Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems!⁹ bei den Rehen und Hirschen der Fluren, wecket nicht auf, erwecket nicht die Geliebte, bis sie selbst will. Hohelied Hld 26 3 5 9 Vergl. [Hld 2,7]. Es folgt also eine ähnliche Entzückung wie nach der ersten Szene. Wird hier der Schmerz und das mühevolle Suchen mit der Entzückung der Beschauung verbunden, so wollte also der Dichter die Liebe der Braut auf ihren Höhepunkt führen. - Alles bisher in Kap. 3 Gesagte erzählt die Braut uns gleichsam, lyrisch indes und gleichsam dramatisch es darstellend. Das ganze Hohelied ist lyrisch, das ist Gefühle zum Ausdruck bringend, indes nähert sich die Form dem Drama, da mehrere Personen auftreten und die Handlung einen Fortschritt zeigt. - Sind auch in Kap. 3 die Genossinnen anwesend, so nehmen sie doch an der Handlung nicht teil, sondern lernen und sind hilfsbereit. Hohelied Hld 26 3 6 Quæ est ista, quæ ascendit per desertum sicut virgula fumi ex aromatibus myrrhæ, et thuris, et universi pulveris pigmentarii? Wer ist es,¹⁰ die¹¹ dort aus der Wüste¹² heraufkommt, gleich einer Rauchsäule von Spezereien aus Myrrhen und Weihrauch¹³ und allerlei Gewürz des Salbenhändlers? Hohelied Hld 26 3 6 10 Wieder liegt zwischen beiden Szenen ein Zwischenraum. Der Bräutigam ist nicht mehr da, sondern kehrt, wie [Hld 2,8] von fernher zurück. Der Fortschritt und die Verbindung mit der vorigen Szene besteht in der Steigerung der Liebe und der Vertraulichkeit. Der himmlische Salomon zieht der Braut im Hochzeitszuge entgegen. [Hld 3,6] Hohelied Hld 26 3 6 11 Besser nach dem Hebr.: Was ist das, was herauskommt? Hohelied Hld 26 3 6 12 Die Ortsbestimmung wird einigermaßen erklärt [Hld 3,8]: selbst für Salomon wenig sicher wegen der Feinde jenseits der Grenzen oder wegen der wilden Tiere. [Hld 4,8] Dies und das Folgende ist allegorisch zu verstehen. Der hier gefeierte Salomon ist aus weiter Ferne über zerklüftete Berge [Hld 2,17] nicht ohne Schwierigkeit und Gefahr bewaffnet gekommen und naht. Ihm geht es bis vor die Grenze des Vaterlandes die Tochter Sion entgegen. Schon [Hld 2,8ff] ist der Bräutigam ähnlich genaht und [Hld 1,8ff] ist er gleichsam im Wagen herangekommen. Hat dieser Salomon auch seinen Wohnsitz in Israel, insbesondere im Tempel von Jerusalem, so wird er doch hier, da er die Tochter Sion als Braut heimführt, so dargestellt, als ob er in einem anderen Lande und Gebäude wohne, da die Könige sich ihre Gattinnen von fernher zu holen pflegen. So kommt er denn gleichsam in das Land, das von Milch und Honig fließt, aus fernem, unwirtbarem und bergigem Lande. So kommt Gott auch [Ez 1,4] vom Norden, vergl. auch [Ijob 26,7], im Norden wohnen die meisten Völker (Babylonier, Assyrier, Syrer, Meder). Hohelied Hld 26 3 6 13 Hebr.: Rauchsäulen gleich, umduftet von Myrrhe und Weihrauch usw. Hohelied Hld 26 3 7 En lectulum Salomonis sexaginta fortes ambiunt ex fortissimis Israel: Siehe dort das Ruhebett¹⁴ Salomons, um dasselbe stehen sechzig Helden der Tapfersten Israels;¹⁵ Hohelied Hld 26 3 7 14 Die Sänfte. Hohelied Hld 26 3 7 15 Die Zahl 60 ist symbolisch: unzählige. Die Helden sind Gottes Kriegsschar, die Engel. Hohelied Hld 26 3 8 Omnes tenentes gladios, et ad bella doctissimi: uniuscujusque ensis super femur suum propter timores nocturnos. alle sind mit Schwertern umgürtet und des Kampfes kundig; ein jeder trägt das Schwert an seiner Hüfte zur Abwehr nächtlicher Schrecknisse. Hohelied Hld 26 3 9 Ferculum fecit sibi rex Salomon de lignis Libani: Ein Prunkbett¹⁶ ließ sich der König Salomon aus Holz vom Libanon fertigen; Hohelied Hld 26 3 9 16 Es folgt die Beschreibung des Hochzeitbettes. Hohelied Hld 26 0 1 Verlöbnis Hohelied Hld 26 4 1 Quam pulchra es amica mea, quam pulchra es! Oculi tui columbarum, absque eo, quod intrinsecus latet. Capilli tui sicut greges caprarum, quæ ascenderunt de monte Galaad. Wie bist du schön, meine Freundin! wie bist du schön!¹ Deine Augen sind Taubenaugen, ungesehen das, was innen verborgen ist.² Dein Haar gleicht einer Ziegenherde, die am Berge Galaad heraufkommt.³ Hohelied Hld 26 4 1 1 Es ist die Sache des Bräutigams, die Braut freundlich anzureden und ihre Einwilligung zu erlangen. Die gleichen Worte [Hld 1,14] von Seiten der Braut. Hohelied Hld 26 4 1 2 Hebr.: Tauben, hinter deinem Schleier hervor. Vulg.: Was innen, unter dem Schleier, verborgen ist, besonders die Augen. Hohelied Hld 26 4 1 3 Die einzelnen Züge fügen sich zu einem allegorischen Bilde zusammen, ohne dass jeder für sich eine besondere derartige Bedeutung hätte. Ihr Haar ist wie der Herden mit schwarzem, weichem Haar, welche den Rücken des Galaad bedecken. Hohelied Hld 26 4 10 Quam pulchræ sunt mammæ tuæ soror mea sponsa! pulchriora sunt ubera tua vino, et odor unguentorum tuorum super omnia aromata. Wie schön sind deine Brüste,²¹ meine Schwester, meine Braut! deine Brüste²² sind köstlicher als Wein und der Duft deiner Salben übersteigt alle Wohlgerüche. Hohelied Hld 26 4 10 21 Hebr.: deine Liebkosungen. Hohelied Hld 26 4 10 22 Hebr. wieder: deine Liebkosungen. Hohelied Hld 26 4 11 Favus distillans labia tua sponsa, mel et lac sub lingua tua: et odor vestimentorum tuorum sicut odor thuris. Honigseim träufen deine Lippen, meine Braut! Honig und Milch sind unter deiner Zunge, und der Duft deiner Kleider gleicht dem Duft des Weihrauchs.²³ Hohelied Hld 26 4 11 23 Hebr.: des Libanons. In V. 10 entdeckt der Bräutigam eine volle Ähnlichkeit mit sich in der Braut. Vergl. [Hld 1,1-3]. Vers 11 wird eine genauere Beschreibung des heiligen Landes geboten, denn schon haben sie (um poetisch zu reden) die Grenzen Palästinas überschritten. So bietet sich das Bild von Milch und Honig von selbst, dem hier der Duft des Weihrauches (hebr. des Libanon) beigefügt wird. Doch noch mehr wird die Braut im Folgenden mit der Fruchtbarkeit des Landes verglichen. Hohelied Hld 26 4 12 Hortus conclusus soror mea sponsa hortus conclusus, fons signatus. Ein wohlverschlossener Garten²⁴ bist du, meine Schwester, meine Braut! ein wohlverschlossener Garten,²⁵ ein versiegelter Quell. Hohelied Hld 26 4 12 24 Ein wohl eingezäunter und geschützter Garten wird das den Israeliten von Gott verliehene Land mit Recht genannt. [Jes 58,11] wird das Bild auf die Fülle der dem Volke verliehenen Gnaden angewendet und [Jer 31,12] das gleiche Bild der Quelle gebraucht. Hohelied Hld 26 4 12 25 Hebr.: Ein verschlossener Born. Die, welche das ganze Volk darstellt, wird mit einem verschlossenen Garten verglichen, der eine nicht minder sorgfältig bewahrte Quelle hat. Dieser Quelle wird die Braut als Haupt des Volkes hier und V. 15 verglichen. Hohelied Hld 26 4 13 Emissiones tuæ paradisus malorum punicorum cum pomorum fructibus. Cypri cum nardo, Deine Schösslinge sind ein Lustgarten²⁶ von Granatbäumen mit der Frucht ihrer Äpfel, Cyprusblumen samt Narden, Hohelied Hld 26 4 13 26 Paradies. Hohelied Hld 26 4 14 Nardus et crocus, fistula et cinnamomum cum universis lignis Libani, myrrha et aloe cum omnibus primis unguentis. Narde und Safran, Kalmus und Zimmet, samt allen Bäumen des Libanon,²⁷ Myrrhe und Aloe, samt allen kostbaren Salben,²⁸ Hohelied Hld 26 4 14 27 Hebr.: mit allerlei Weihrauchsträuchern. Hohelied Hld 26 4 14 28 Hebr.: Besten Balsamen. Um das Wort Paradies immer mehr zu verstärken, werden weiterhin duftende Gewässer aller Art aufgezählt, ein Bild der guten und nützlichen Werke der Braut. Hohelied Hld 26 4 15 Fons hortorum: puteus aquarum viventium, quæ fluunt impetu de Libano. eine Quelle der Gärten,²⁹ ein Brunnen lebendiger Wasser, die ungestüm vom Libanon niederrauschen.³⁰ Hohelied Hld 26 4 15 29 Die Quelle aller dieser Fruchtbarkeit des Lustgartens ist die Braut. Hohelied Hld 26 4 15 30 Vom (Anti-) Libanon strömt der Jordan herab, gleichsam jenen Brunnenquell erfüllend, von dem das Land bewässert wird und dessen Wasser stets fließt und nie versiegt. Vergl. [Hld 7,4ff]. So ist die Freigebigkeit Christi gegen seine Kirche, insbesondere aber seine Liebe und Vertraulichkeit gegen dieselbe, geschildert. Sie ist ein Duft Christi [2Kor 2,15], ihre Liebe der des Heilandes ähnlich (V. 10), vergl. mit [Hld 1,1-3], ist ein sicher umschlossener Garten Gottes, in dessen Mitte ein Quell in ewige Leben fließt, diese Erde in ein Paradies wandelnd. Der Libanon wird genannt, weil die Braut über die Grenzen des Vaterlandes dem Bräutigam entgegen hinausgegangen ist. Jenseits des Gebietes der Zwölfstämme haben sie sich getroffen und sind von dort an den Ort des Gastmahles [Hld 5,1] herabgestiegen. Vergl. [Mt 25,1]. Hohelied Hld 26 4 16 Surge aquilo, et veni auster, perfla hortum meum, et fluant aromata illius. Erhebe dich, Nordwind! und komm her, Südwind! durchwehe meinen Garten, auf dass seine Düfte ausströmen.³¹ Hohelied Hld 26 4 16 31 Wiederum unterbricht die Braut die Lobpreisung des Bräutigams. Sie übergibt wohl jetzt ihren Garten dem Geliebten. Vergl. [Hld 5,1]. Alle Winde, auch die einander entgegengesetzten ruft sie inzwischen an, den Duft zu verbreiten, den der Bräutigam gelobt, so wird der Bräutigam in diesen Garten kommen, der nun der seine. Im Hebr. gehört der erste Satz von [Hld 5,1] der Vulgata mit Recht zu [Hld 4] Hohelied Hld 26 4 2 Dentes tui sicut greges tonsarum, quæ ascenderunt de lavacro, omnes gemellis ftibus, et sterilis non est inter eas. Deine Zähne sind wie Herden von Schafen, die nach der Schur aus der Schwemme heraufsteigen, alle Zwillingsjunge tragend, und kein unfruchtbares ist unter ihnen.⁴ Hohelied Hld 26 4 2 4 Der Vergleichungspunkt ist teils die Schönheit im Allgemeinen, da die Schafe nach der Schur glänzend erscheinen, wie insbesondere die Bezeichnung Zwilling, die sich auf die Zähne bezieht. Die Zähne sind, wenn keine Lücke da ist, paarweise und gleichgestaltet. Dass das Land Israel zum Vergleiche genommen wird, geschieht, weil seine Fruchtbarkeit ein Teil der dem Volke verliehenen Himmelsgaben war. Zudem muss die Allegorie möglichst Bilder wählen, die über das gewöhnlich Menschliche hinausgehen. Hohelied Hld 26 4 3 Sicut vitta coccinea, labia tua: et eloquium tuum, dulce. Sicut fragmen mali punici, ita genæ tuæ, absque eo, quod intrinsecus latet. Wie ein Purpurstreif sind deine Lippen und deine Rede süß.⁵ Wie der Aufschnitt eines Granatapfels sind deine Wangen,⁶ ungesehen das, was innen verborgen ist.⁷ Hohelied Hld 26 4 3 5 Hebr. vielleicht: umgebend einen schönen Mund. Hohelied Hld 26 4 3 6 Hebr.: Deine Wange. Es ist wohl die sanfte Rundung gemeint. Hohelied Hld 26 4 3 7 Hebr.: Hinter deinem Schleier hervor. Hohelied Hld 26 4 4 Sicut turris David collum tuum, quæ ædificata est cum propugnaculis: mille clypei pendent ex ea, omnis armatura fortium. Dein Hals ist wie der Turm Davids, der mit Schutzwehren gebaut ist und an dem tausend Schilde hängen,⁸ alle Schutzwehr der Helden.⁹ Hohelied Hld 26 4 4 8 Zum Schmucke. Das Bild entspringt keiner Wirklichkeit, wie nicht festzustellen ist, welcher Turm der Turm Davids ist. Hohelied Hld 26 4 4 9 Die Kirche wird einem Turme verglichen, der mit Waffen auf das beste ausgerüstet ist; sie bilden gleichsam seine kostbare Halskette. [Hld 1,9] Hohelied Hld 26 4 5 Duo ubera tua, sicut duo hinnuli capreæ gemelli, qui pascuntur in liliis, Deine zwei Brüste sind wie zwei Zwillingsgazellen, die unter Lilien weiden.¹⁰ Hohelied Hld 26 4 5 10 Gewiss wird durch die Lilien etwas Reines und Heiliges angedeutet, damit die hier notwendige Erwähnung der Reife, vergl. [Hld 8,8], nicht etwas Ungeziemendes einschließe. Es ist die Frauenschönheit im einzelnen geschildert, indes liegt wohl auch darin, dass die einzelnen Teile der Kirche ihre besondere, ihnen eigene Vollkommenheit haben. Hohelied Hld 26 4 6 Donec aspiret dies, et inclinentur umbræ, vadam ad montem myrrhæ, et ad collem thuris. Bis der Tag sich kühlt¹¹ und die Schatten sich neigen, will ich zum Myrrhenberg hingehen und zum Weihrauchhügel.¹² Hohelied Hld 26 4 6 11 Hier unterbricht der Dichter die Schilderung der Braut (bis V. 9) um den Beginn der Reise anzugeben in die Stadt Jerusalem oder an den Ort des Gastmahles. [Hld 5,1] Wenngleich es sich mit Sicherheit nachweisen lässt, dass hier eine andere Person redet als zuvor, so sind doch die Worte des V. 6 die gleichen, welche die Braut [Hld 1,17] gesprochen hat, also wohl wider ihr zuzuschreiben. Vom Bräutigam gesprochen, hätten sie keinen Zusammenhang mit dem folgenden Verse. Endlich enthalten die Worte wohl die [Hld 4,16; Hld 5,1] ausdrücklicher wiederholte Zustimmung der Braut. Hohelied Hld 26 4 6 12 Vor dem Abend will ich gehen, wohin ich soll. Wohin also? Auf einen Berg der schönsten Wohlgerüche. Vielleicht bildet derselbe einen Gegensatz zu dem Libanon. (V. 8) Vergleicht man [Hld 1,2.12ff; Hld 3,6; Hld 5,13; Hld 8,14] so erscheint es wahrscheinlich, dass der Berg gemeint ist, auf dem der Bräutigam der Braut seine süßeste Liebe mitteilt, der Berg, auf den er sie besonders an diesem Tage seiner Vermählung führen will. Auch seitens der Braut wird die Liebe durch die Symbole der Wohlgerüche erklärt. [Hld 1,11; Hld 4,14; Hld 7,8] Auch der Ort, an den der Bräutigam kommt [Hld 6,1] und [Hld 5,1], ist mit Wohlgerüchen erfüllt. So wünscht sie also dahin zu gehen, wo sie die volle Freigebigkeit des Bräutigams genießen wird. Dieser Ort liegt im heiligen Lande, ist der Berg Jerusalems [Jes 10,31], auf dem der Tempel steht, indes nennt ihn der Dichter nicht. Hohelied Hld 26 4 7 Tota pulchra es amica mea, et macula non est in te. Vollkommen schön¹³ bist du, meine Freundin! und kein Makel ist an dir.¹⁴ Hohelied Hld 26 4 7 13 Der Bräutigam wiederholt, ich gleichsam dankend, mit einem Worte das gesamte Lob. Vorher hat er nur gesagt: Siehe, du bist schön, jetzt steigernd: vollkommen schön bist du. Hohelied Hld 26 4 7 14 Nichts ist an dir, was mir missfallen könnte. Hohelied Hld 26 4 8 Veni de Libano sponsa mea, veni de Libano, veni: coronaberis de capite Amana, de vertice Sanir et Hermon, de cubilibus leonum, de montibus pardorum. Komm vom Libanon, meine Braut,¹⁵ komm vom Libanon, komm!¹⁶ du sollst gekrönt werden, vom Gipfel Amanas, vom Gipfel Sanirs und Hermons,¹⁷ von den Lagern der Löwen, von den Bergen der Leoparden. Hohelied Hld 26 4 8 15 Jetzt schließt er gleichsam das Ehebündnis, indem er sie zum ersten Mal seine Braut nennt. Hohelied Hld 26 4 8 16 Hebr.: Mit mir vom Libanon, Braut, mit mir vom Libanon, o komm! Hohelied Hld 26 4 8 17 Vom Libanon steigt man über den Amana und Hermon (von dem der Sanir [Dtn 3,9] ein Teil), die Ausläufer des Antilibanon, herab, also vom Norden nach Süden. Hohelied Hld 26 4 9 Vulnerasti cor meum soror mea sponsa, vulnerasti cor meum in uno oculorum tuorum, et in uno crine colli tui. Du hast mein Herz verwundet, meine Schwester, meine Braut!¹⁸ du hast mein Herz verwundet¹⁹ mit einem Blicke deiner Augen, und mit einer Locke deines Halses.²⁰ Hohelied Hld 26 4 9 18 Hier und V. 10, V. 12 wie [Hld 5,1] wird der Bezeichnung Braut der Name Schwester beigefügt, so dass leicht erkannt wird, es handelt sich um eine Braut in geistigem Sinne. Zweimal nur, V. 8, V. 11 wird die Anrede Braut gesetzt, nirgends (auch nicht V. 8) im Hebr. meine Braut. Hohelied Hld 26 4 9 19 Hebr.: du hast mir das Herz geraubt. Hohelied Hld 26 4 9 20 Wiederholung von V. 1-4 wie auch V. 10, V. 11 Wiederholungen bieten. Hohelied Hld 26 0 1 Verlöbnis. (V. 1) III. Vervollkommnung und Fruchtbarkeit der Braut. (5,2.8-14) 1. Fünftes Bild. Die Braut wird berufen, für Christus zu leiden, mit inniger Liebe erfüllt und erlangt die besondere Gunst des Bräutigams. Hohelied Hld 26 5 1 Veniat dilectus meus in hortum suum, et comedat fructum pomorum suorum. Veni in hortum meum soror mea sponsa, messui myrrham meam cum aromatibus meis: comedi favum cum melle meo, bibi vinum meum cum lacte meo: comedite amici, et bibite, et inebriamini carissimi. Mein Geliebter komme in seinen Garten und genieße die Frucht seiner Äpfel. Ich kam in meinen Garten, meine Schwester, meine Braut! ich habe meine Myrrhe gepflückt samt meinen Gewürzen, den Honigseim genossen samt meinem Honig, meinen Wein getrunken mit meiner Milch;¹ esset, Freunde, und trinket und berauschet euch, meine Geliebten!² Hohelied Hld 26 5 1 1 Die Szene wir mit einem Gastmahle beschlossen, ein passender Abschluss der Verlobung. Vergl. [Offb 19,9, Ri 10,14.17, Tob 11,21]. Hohelied Hld 26 5 1 2 Da er die Freunde mit sich gebracht, sollen diese am gleichen Mahle teilnehmen. Im Hebr. kann das letzte Wort auch Liebe bedeuten wie [Hld 1,2.4, Hld 4,10, Hld 7,13] also: Berauschet euch mit Liebe. Die Vermählung ist die Volle Gründung der Kirche am Pfingstfeste. Demgemäß stellen Kap. 5-8 die Ausbreitung und Früchte der Kirche dar. Hohelied Hld 26 5 10 Dilectus meus candidus et rubicundus, electus ex millibus. Mein Geliebter ist glänzend weiß und rot,¹⁶ auserkoren aus Tausenden.¹⁷ Hohelied Hld 26 5 10 16 Die Vereinigung dieser Farben gilt als höchste Schönheit. Vergl. [Klgl 4,7]. Hohelied Hld 26 5 10 17 Hebr.: aus Zehntausend, allen. Hohelied Hld 26 5 11 Caput ejus aurum optimum: comæ ejus sicut elatæ palmarum, nigræ quasi corvus. Sein Haupt ist das feinste Gold; seine Haare sind wie Palmenkronen,¹⁸ rabenschwarz. Hohelied Hld 26 5 11 18 Wie Zweige, die von derselben herabhängen. Der Dichter wählt das jedem Gliede irgendwie entsprechende Erhabenste aus der Natur. Hohelied Hld 26 5 12 Oculi ejus sicut columbæ super rivulos aquarum, quæ lacte sunt lotæ, et resident juxta fluenta plenissima. Seine Augen sind Tauben gleich¹⁹ an Wasserbächen, die in Milch gebadet sind und an vollen Strömen wohnen.²⁰ Hohelied Hld 26 5 12 19 Dasselbe von der Braut vergl. [Hld 1,14; Hld 4,1]. Braut und Bräutigam sind einander ähnlich. Doch wird der Bräutigam ausgezeichnet (wie Gold nur ihm zugeschrieben wird. V. 11, V. 14, V. 15): sein Augenstern ist so lebendig und beweglich wie die Tauben, wenn sie sich im Wasser baden und ihre Köpfe hierhin und dorthin bewegen. Hohelied Hld 26 5 12 20 Die Augensterne, welche im Weißen des Auges sich hin und her zu bewegen scheinen. Hohelied Hld 26 5 13 Genæ illius sicut areolæ aromatum consitæ a pigmentariis. Labia ejus lilia distillantia myrrham primam. Seine Wangen sind wie Gartenbeete, von den Salbenhändlern mit würzigen Kräutern besät.²¹ Seine Lippen sind Lilien, die von der besten Myrrhe triefen.²² Hohelied Hld 26 5 13 21 Es ist wohl vom Bart die Rede. Hohelied Hld 26 5 13 22 Vergl. [Hld 4,3.11]. Hohelied Hld 26 5 14 Manus illius tornatiles aureæ, plenæ hyacinthis. Venter ejus eburneus, distinctus sapphiris. Seine Hände sind wie aus Gold gedreht, gefüllt mit Hyazinthen.²³ Sein Leib ist Elfenbein, mit Saphiren geziert.²⁴ Hohelied Hld 26 5 14 23 Bläuliche Hyazinthsterne. Hebr.: Tarsissteine. (Topas: wohl an dem Ringe) Die Allegorie geht stets über alles gewöhnliche Maß hinaus. Hohelied Hld 26 5 14 24 Elfenbein bezeichnet die Aufrichtigkeit und Festigkeit. Hebr.: ein Kunstwerk von Elfenbein. Die Saphire deuten auf die Menge der Edelsteine hin, die den Gürtel zieren. Hohelied Hld 26 5 15 Crura illius columnæ marmoreæ, quæ fundatæ sunt super bases aureas. Species ejus ut Libani, electus ut cedri. Seine Schenkel sind Marmorsäulen, die auf goldenen Sockeln ruhen.²⁵ Sein Aussehen ist wie der Libanon, auserlesen gleich den Zedern.²⁶ Hohelied Hld 26 5 15 25 Weiß und fest wie Marmor und ruhen auf Füßen, so edel geformt wie von Gold. Die Beschreibung ist wie die einer Statue. Hohelied Hld 26 5 15 26 Der Libanon kennzeichnet die Majestät dessen, der erhaben ist an Schönheit wie die Zedern des Libanon. [Hld 2,3] wurde der Bräutigam seiner Früchte wegen mit einem Apfelbaum verglichen. Hohelied Hld 26 5 16 Guttur illius suavissimum, et totus desiderabilis: talis est dilectus meus, et ipse est amicus meus, filiæ Jerusalem. Sein Gaumen²⁷ ist lauter Süßigkeit und er ist ganz Holdseligkeit. So ist mein Geliebter und das ist mein Freund, ihr Töchter Jerusalems!²⁸ Hohelied Hld 26 5 16 27 Seine Rede, die gleichsam der Hauch seiner Seele ist, überträgt die Süßigkeit des Liebenden auf die Geliebte, dass sie dieselbe gleichsam einatmet. Vergl. [Hld 7,8.9]. Hohelied Hld 26 5 16 28 Diese hatten sie veranlasst, von ihrem Bräutigam zu reden. Hohelied Hld 26 5 17 Quo abiit dilectus tuus o pulcherrima mulierum? quo declinavit dilectus tuus, et quæremus eum tecum? Wohin ist dein Geliebter gegangen, du schönste unter den Frauen? Wohin hat sich dein Geliebter gewendet? so wollen wir ihn mit dir suchen!²⁹ Hohelied Hld 26 5 17 29 Die Schilderung der Braut hat sie entflammt. Doch vergeblich würden sie ihn suchen, käme er ihnen nicht selbst entgegen. Vergl. [Hld 3,3]. Hohelied Hld 26 5 2 Ego dormio, et cor meum vigilat: vox dilecti mei pulsantis: Aperi mihi soror mea, amica mea, columba mea, immaculata mea: quia caput meum plenum est rore, et cincinni mei guttis noctium. Ich schlafe, doch mein Herz wacht.³ Die Stimme meines Geliebten, der klopft! Öffne mir, meine Schwester, meine Freundin, meine Taube, meine Unbefleckte!⁴ denn mein Kopf ist benetzt vom Tau, meine Locken durchnässt von der Feuchtigkeit der Nacht. Hohelied Hld 26 5 2 3 Die Braut ist in Verzückung. Ähnlich endete die erste und die dritte Szene. Mit der Braut sind auch die Töchter Jerusalems jetzt in Verzückung, da sie [Hld 3,11] alle dem Bräutigam genaht. Bald nach dem Mahle entfernte sich der Bräutigam, wie nach den früheren Szenen. Wenn er also durch seine Ankunft tröstet, ist dies ein außergewöhnlicher Liebeserweis, wie die Erscheinungen des Heilandes nach seiner Auferstehung. Doch nach der Tröstung kommt die Prüfung. Die hier beginnende Szene ist der zweiten [Hld 2,8ff] und der dritten [Hld 3,1-5] ähnlich, aber indem der Dichter ähnliche Worte anwendet, will er zugleich auf den Fortschritt aufmerksam machen, der in der Abweichung vom Früheren liegt. Hohelied Hld 26 5 2 4 Dramatische Erzählung der Braut, die sich an die Leser richtet. Die Braut schläft, aber anders als [Hld 3,1]. Ohne Hilfe der Sinne verkehrt die Braut in der Entzückung mit Gott. Da kommt der Bräutigam, wie [Hld 2,8]. Er muss klopfen, anders als [Hld 2,8], so hat die Beschauung sie gefangen genommen. Die Liebe des Bräutigams wird als eine höhere dargestellt, vier Namen drücken das Lob der Braut aus, der Bräutigam scheut nicht die Unbilden der Nacht, er klopft und versucht Einlass zu erhalten. (V. 4) Die Bezeichnung Braut kommt nicht mehr wieder, sie war dem Tage des Verlöbnisses vorbehalten. Jetzt heißt sie Schwester, wie [Hld 4,9; Hld 5,1]. Freundin und Taube wird sie durch das ganze Gedicht genannt, der Name Unbefleckte (Unversehrte) ist das Zeugnis unbedingter Vollkommenheit. Hohelied Hld 26 5 3 Exspoliavi me tunica mea, quomodo induar illa? lavi pedes meos, quomodo inquinabo illos? Ich habe mein Gewand abgelegt, wie sollte ich es wieder anziehen? Ich habe meine Füße gewaschen, wie sollte ich sie wieder beschmutzen?⁵ Hohelied Hld 26 5 3 5 Die Schwester antwortet nicht dem Klopfenden, sondern schildert dem Leser erzählend, wie schwer es ihr gewesen sei, sich aus der Ruhe zu erheben. Man kann das Hebräische wiedergeben: Ich hatte mein Gewand abgelegt, ich hatte usw. In der Tat können diese Worte von der Braut nicht an den Bräutigam gerichtet sein, die V. 6 von sich sagt: Meine Seele zerschmolz, als er zu mir redete, die (V. 7) ihn mit solcher Sehnsucht sucht, dass sie selbst Schläge nicht fürchtet. Sie erzählt also, welche Schwierigkeiten das Aufstehen hatte, wie sie aber durch dieselben sich nicht abhalten ließ, alsbald zu öffnen. Diese Schwierigkeiten fordern eine allegorische Erklärung: Vor irdischen Dingen und Erdenstaub glücklich gelöst und mit Gott in Beschaulichkeit vereint, scheut sie sich, zu jenen zurückzukehren, sie fühlt eine natürliche, nicht aus dem Willen entspringende Langsamkeit. Wie der Bräutigam die Braut [Hld 2,10] durch eine längere Aufforderung zur Arbeit lockt, so ist hier mehr notwendig, sie aus dem Schlafe zu wecken, besonders bei Nacht, und nicht zur Übernahme von Arbeit allein, sondern selbst von Schmerz. Hohelied Hld 26 5 4 Dilectus meus misit manum suam per foramen, et venter meus intremuit ad tactum ejus. Mein Geliebter streckte seine Hand durch die Öffnung,⁶ und mein Innerstes erzitterte, als er sie berührte.⁷ Hohelied Hld 26 5 4 6 Der Türe. Hohelied Hld 26 5 4 7 Hebr.: über ihn, seinetwegen. Die Hand macht eine Gebärde der Sehnsucht, so dass die Braut ihn nicht nur hört, sondern auch sieht und einen neuen Liebesbeweis empfängt. So wird ihre natürliche, nicht freiwillige Langsamkeit gebrochen. Hohelied Hld 26 5 5 Surrexi, ut aperirem dilecto meo: manus meæ stillaverunt myrrham, et digiti mei pleni myrrha probatissima. Ich stand auf, meinem Geliebten zu öffnen; meine Hände troffen von Myrrhe, und meine Finger waren bedeckt mit kostbarer Myrrhe.⁸ Hohelied Hld 26 5 5 8 Der Duft von Myrrhe und anderen wohlriechenden Stoffen bezeichnet in diesem ganzen Gedichte die Süßigkeit der Liebe. [Hld 1,11ff, Hld 4,10ff; Hld 5,1] Die doppelte Nennung von Myrrhe also: die höchste Liebe. Hohelied Hld 26 5 6 Pessulum ostii mei aperui dilecto meo: at ille declinaverat, atque transierat. Anima mea liquefacta est, ut locutus est: quæsivi, et non inveni illum: vocavi, et non respondit mihi. Ich öffnete meinem Geliebten den Riegel meiner Tür,⁹ doch er hatte sich weggewendet und war weiter gegangen. Meine Seele zerschmolz, da er redete; nun suchte ich ihn, aber fand ihn nicht; ich rief,¹⁰ aber er antwortete mir nicht. Hohelied Hld 26 5 6 9 Im Hebr. gehören diese Worte noch zu V. 5: auf die Griffel des Querriegels. Auch dieser hat eine allegorische Bedeutung, soll er doch die lange Dauer und Schwierigkeit verstärken. Hohelied Hld 26 5 6 10 Dies war [Hld 3,1] nicht notwendig. Was [Hld 3,2] gesagt wird, ist hier wider hinzuzudenken. Hohelied Hld 26 5 7 Invenerunt me custodes qui circumeunt civitatem: percusserunt me, et vulneraverunt me: tulerunt pallium meum mihi custodes murorum. Da fanden mich die Wächter, welche die Stadt durchstreifen; sie schlugen mich und verwundeten mich;¹¹ die Wächter der Mauern nahmen mir meinen Mantel.¹² Hohelied Hld 26 5 7 11 Vergl. [Hld 3,3]. Zu der Sehnsucht kommt Schmerz hinzu, zu diesem ist sie aus der Ruhe der Beschauung gerufen, so erst wird ihre Liebe zu Christus vollkommen. Indem der Bräutigam vom Tau der Nacht durchnässt kam, zeigte er durch sein Beispiel, was er verlangte, wie er [Hld 2,8.17] durch sein Kommen über zerklüftete Berge durch sein Beispiel zur Arbeit einlud. Wer die Wächter sind, ist nicht weiter zu fragen. Worauf es ankam, war, dass die in der Nacht umherirrende Braut keine Antwort erhielt, sondern schweren Schmerz von den Menschen erleiden musste. Will man aber die Wächter deuten, so sind es [Hld 3,3] die Weisen dieser Welt, [Hld 5,7] die Mächtigen; sie wissen nicht, wo Christus ist, wenn er sich verbirgt, wie hier. Hohelied Hld 26 5 7 12 Die äußeren Güter. Doch umso glühender wird die Liebe der Braut. Hohelied Hld 26 5 8 Adjuro vos filiæ Jerusalem, si inveneritis dilectum meum, ut nuntietis ei quia amore langueo. Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems!¹³ wenn ihr meinen Geliebten findet, so kündet ihm, dass ich vor Liebe krank bin.¹⁴ Hohelied Hld 26 5 8 13 Die Braut redet die Töchter Jerusalems an, weil ein so großer Schmerz sich äußern muss, sodann die Töchter Jerusalems am füglichsten den Bräutigam beschreiben. Die Braut liebt den abwesenden Bräutigam nicht weniger als den anwesenden [Hld 2,5], ja noch höher ist diese Liebe zu schätzen. Hohelied Hld 26 5 8 14 Hebr.: Wenn ihr findet meinen Lieben, was wollt ihr ihm melden? Dass ich vor Liebe krank bin. Hohelied Hld 26 5 9 Qualis est dilectus tuus ex dilecto, o pulcherrima mulierum? qualis est dilectus tuus ex dilecto, quia sic adjurasti nos? Was ist dein Geliebter vor einem andern Geliebten, o schönste unter den Frauen? Was ist dein Geliebter vor einem andern Geliebten, dass du uns so beschwörst?¹⁵ Hohelied Hld 26 5 9 15 Die Töchter Jerusalems haben noch nicht eine gleiche Liebe erlangt (vergleiche eine ähnliche Unkenntnis [Hld 1,4-7]), auch haben sie [Hld 3] und [Hld 5] nicht teil am Schmerze, sondern nur [Hld 2,15] an der Arbeit. Die Braut also, welche immer gleichsam um einen Grad der Tugend ihnen voraus ist, erleichtert ihr betrübtes Herz und entflammt jene derart, dass sie [Hld 5,17] auch selbst alles für den Bräutigam auf sich nehmen wollen. Sie wissen wohl, dass dieser Bräutigam vor allen liebenswürdig ist, aber die Freundschaft treibt sie an, der Braut Gelegenheit zu geben, ihren Schmerz aufzuschütten. Eines nur verwundert sie, dass die Braut gerade jetzt in ungewöhnlicher Liebe erglüht. Da der Bräutigam abwesend, erwidert die Braut gleichsam die ihr [Hld 4,1] gespendeten Lobeserhebungen. Hohelied Hld 26 0 1 Die Braut erlangt die besondere Gunst des Bräutigams. (V. 8) 2. Sechstes Bild. (6,9 8,4) Der Bräutigam besucht die Kirche, welche bereits reiche Frucht aus ihren Mühen erlangt hat, in ungewohnter Erscheinung. Hohelied Hld 26 6 1 Dilectus meus descendit in hortum suum ad areolam aromatum, ut pascatur in hortis, et lilia colligat. Mein Geliebter ist in seinen Garten hinabgegangen zu den würzigen Kräutern,¹ um in dem Garten zu weiden und Lilien zu pflücken. Hohelied Hld 26 6 1 1 Die Braut sieht ihn in seinem Garten, seiner Wohnstätte, und ruft wie [Hld 4,16] und [Hld 5,1] nach ihm verlangend. Hohelied Hld 26 6 10 Descendi in hortum nucum, ut viderem poma convallium, et inspicerem si floruisset vinea, et germinassent mala punica. Ich¹⁵ ging in den Nussgarten hinab, um die Früchte in den Gründen zu beschauen, nachzusehen, ob die Weinstöcke schon sprossen und die Granaten schon blühen.¹⁶ Hohelied Hld 26 6 10 15 Um die Verwunderung zu erregen, steht V. 9 vor V. 10. Vergl. [Hld 3,11]. Die erste Person steht statt der dritten wie [Hld 3,1ff]. Die Genossinnen der Braut sind gegenwärtig. Hohelied Hld 26 6 10 16 Diese Sorgsamkeit ist die stete Pflicht der Kirche auf Erden, die nur durch Arbeit und Schmerz fortschreitet. [Joh 15,16] Garten, Tal, Weinstöcke, Bäume werden poetisch gesetzt, weil die Arbeit der Frauen diesen gewidmet ist. Dort besucht sie der Bräutigam in seiner Liebe und lobt und belohnt sie. Doch die Art seines Erscheinens ist eine ungewohnte: je mehr die Kirche durch die Jahrhunderte fortfährt, tätig zu sein, desto höherer Ehre wird sie würdig. Hohelied Hld 26 6 11 Nescivi: anima mea conturbavit me propter quadrigas Aminadab. Ich wusste um nichts,¹⁷ da verstörte mich meine Seele um der Wagen Aminadabs¹⁸ willen. Hohelied Hld 26 6 11 17 Dramatische Darstellung dessen, was geschehen, in Form der Erzählung, wie [Hld 3,1ff]. Hohelied Hld 26 6 11 18 Hebr.: Amminadib, Gott, der Fürst. Gottes Erhabenheit wird durch den Namen angedeutet. Wegen ist von der Vulgata beigefügt, also besser: Da verstörte mich meine Seele. Die Wagen Aminadabs! Einen ähnlichen Namen führt die Sunamitin [Hld 7,1]. (Septuag: Tochter Aminadab.) Hohelied Hld 26 6 12 Revertere, revertere Sulamitis: revertere revertere, ut intueamur te. Kehre um, kehre um, Sulamith! kehre um, kehre um, dass wir¹⁹ dich schauen können! Hohelied Hld 26 6 12 19 Die Braut ist erschreckt durch die Erscheinung, doch will der Bräutigam sie erfreuen. Das Zeitwort in der Mehrzahl bezeichnet wie [Hld 1,10] die Majestät oder schließt die Gefährten ein. (Heerlager V. 9; vergl. [Hld 3,7]) Die Braut wird mit ihrem Namen gerufen: Sulamith, Friedliche. Dieser Name, der sie dem himmlischen Salomon ähnlich erklärt [Hld 8,10], wird ihr erst hier gegeben. Der Bräutigam ist ja vollkommen, er bringt Friede und Heil, die Braut erhält diese, doch erst jetzt entspricht sie dem Namen voll und wird darum erst hier mit demselben angeredet. Hohelied Hld 26 6 2 Ego dilecto meo, et dilectus meus mihi qui pascitur inter lilia. Ich bin sein und mein Geliebter ist mein, er weidet unter den Lilien,² Hohelied Hld 26 6 2 2 Der Bräutigam kommt in seinen Garten, weil die Braut nichts hat, was ihm nicht gehörte, nicht von ihm verliehen, nicht ihm geweiht, seiner Freude gewidmet wäre. Die Würzen-Kräuter sind duftende Blumen der Tugenden, insbesondere der Liebe. In solchem Garten weilt der göttliche Hirt gern und sammelt Lilien, Pfänder der reinsten Liebe, vergl. [Hld 4,5, Hld 2,1.2] diesem göttlichen Hirten übergibt und weiht sich die Braut. Hohelied Hld 26 6 3 Pulchra es amica mea, suavis, et decora sicut Jerusalem: terribilis ut castrorum acies ordinata. Du bist schön, o meine Freundin!³ lieblich⁴ und anmutvoll wie Jerusalem,⁵ furchtbar wie ein geordnetes Heerlager.⁶ Hohelied Hld 26 6 3 3 Der Bräutigam antwortet mit ähnlicher Liebesglut. Hohelied Hld 26 6 3 4 Hebr.: Lieblich wie Thirza (eine besonders schöne alte Stadt, deshalb später unter Jeroboam Hauptstadt des Reiches). Hohelied Hld 26 6 3 5 So hat der Dichter (nach dem Hebr.) ganz Israel und das Israel aller Zeiten bezeichnet (Jerusalem ist jünger als Thirza). Hohelied Hld 26 6 3 6 Er will nicht so die Schönheit als ihre Stärke preisen: Furchtbar wie Scharen unter den Heerzeichen. (Hebr.) Hohelied Hld 26 6 4 Averte oculos tuos a me, quia ipsi me avolare fecerunt. Capilli tui sicut grex caprarum, quæ apparuerunt de Galaad. Wende deine Augen von mir, denn sie ziehen mich an sich.⁷ Deine Haare sind einer Herde von Ziegen gleich, die von Galaad her erscheint.⁸ Hohelied Hld 26 6 4 7 Hebr.: sie verwirren (erschrecken mich), ich kann ihren Anblick kaum ertragen. Die Braut ist schön und siegreich. Vergl. [Hld 7,5]. Hohelied Hld 26 6 4 8 Die Schönheit ist nicht verloren. Hebr.: Die von Galaad herab lagert. Hohelied Hld 26 6 5 Dentes tui sicut grex ovium, quæ ascenderunt de lavacro, omnes gemellis ftibus, et sterilis non est in eis. Deine Zähne gleichen einer Herde von Schafen,⁹ die aus der Schwemme heraufsteigen: alle haben Zwillingsjunge und keines ist unfruchtbar unter ihnen. Hohelied Hld 26 6 5 9 Die Wendung etwas anderes als [Hld 4,2]. Der Dichter deutet wohl auf die Fruchtbarkeit der Gemahlin hin. Hohelied Hld 26 6 6 Sicut cortex mali punici, sic genæ tuæ absque occultis tuis. Deine Wangen sind wie die Schale¹⁰ eines Granatapfels, ungesehen das, was in dir verborgen ist.¹¹ Hohelied Hld 26 6 6 10 Richtiger: Scheibe. Hohelied Hld 26 6 6 11 Hebr.: hinter deinem Schleier hervor. Hohelied Hld 26 6 7 Sexaginta sunt reginæ, et octoginta concubinæ, et adolescentularum non est numerus. Sind auch sechzig Königinnen und achtzig Nebenfrauen und Jungfrauen ohne Zahl,¹² Hohelied Hld 26 6 7 12 Ein menschlicher Königshof, wie er damals zu sein pflegte, dient als Untergrund der Schilderung. Die Mehrzahl von Frauen hatte nichts Anstößiges. Doch hier sind die unzähligen Seelen verstanden, welche sich Christus vermählen, wenngleich der Dichter die Einheit der Kirche durch eine bevorzugte Königin darstellt. An ihr ist kein Makel, es ist die Kirche, soweit sie ein Werk Gottes allein ist. Sie ist schön wie eine Taube, so unversehrt, dass ihr nichts an reifer und vollkommenster Tugend fehlt. Hohelied Hld 26 6 8 Una est columba mea, perfecta mea, una est matris suæ, electa genitrici suæ. Viderunt eam filiæ, et beatissimam prædicaverunt: reginæ et concubinæ, et laudaverunt eam. so ist nur eine meine Taube, meine Vollkommene, die Einziggeliebte ihrer Mutter, die Auserkorene ihrer Gebärerin.¹³ Es sahen sie die Töchter und priesen sie glückselig, die Königinnen und Nebenfrauen lobten sie. Hohelied Hld 26 6 8 13 Der mystischen Stadt Jerusalem auf Erden. Hohelied Hld 26 6 9 Quæ est ista, quæ progreditur quasi aurora consurgens, pulchra ut luna, electa ut sol, terribilis ut castrorum acies ordinata? Wer ist diese, welche dort hervortritt gleich der aufsteigenden Morgenröte, schön wie der Mond, auserkoren wie die Sonne, furchtbar wie ein geordnetes Heerlager?¹⁴ Hohelied Hld 26 6 9 14 Besser neutral: Was ist das? Da die Braut V. 11 durch den Anblick der Wagen in Aufregung kommt, so dass sie zu fliehen beginnt, kann sie nicht das Heerlager sein. Der himmlische Salomon ist es, der in Wagen, vergl. [Hld 1,8], naht mit hellstrahlendem göttlichem Glanze. Ein Teil des Himmels rötet sich, ein mildes Licht zeigt sich, das an Stärke immer mehr zunimmt, bis zuletzt deutlich ein Heer erscheint. Es sind nicht Worte des Bräutigams, sondern derer, die es schauen, insbesondere der Braut. Hohelied Hld 26 0 1 Der Bräutigam überhäuft die Kirche mit Lobsprüchen. Hohelied Hld 26 7 1 Quid videbis in Sulamite, nisi choros castrorum? Quam pulchri sunt gressus tui in calceamentis, filia principis? Juncturæ femorum tuorum, sicut monilia, quæ fabricata sunt manu artificis. Was willst du schauen an Sulamith, als Reigen der Heerlager?¹ Wie schön sind deine Schritte in den Schuhen, o Fürstentochter! Die Wölbungen deiner Hüften sind wie Halsgeschmeide, verfertigt von Künstlerhand.² Hohelied Hld 26 7 1 1 Die Braut nimmt den Namen an und antwortet bescheiden. Nach dem Hebr. ist der erste Teil allein Frage, der zweite die Antwort: den Reigen von Mahanaim (der Heerlager Gottes, der Engel. [Gen 32,2]). Hohelied Hld 26 7 1 2 Neue Beschreibung der Braut, die mit den Füßen beginnt und zu den Hüften emporsteigt, die bei der Bewegung des Menschen besonders beachtet werden. Aber wie an dem Bräutigam [Hld 5,14] ein Kunstwerk von Elfenbein, so wird bei der Braut ein Werk der Kunst beschrieben, damit der Leser erinnert werde, dass es sich um eine Vorstellung höherer Art handelt. Hohelied Hld 26 7 10 Ego dilecto meo, et ad me conversio ejus. Ich gehöre meinem Geliebten und sein Verlangen geht nach mir.¹⁷ Hohelied Hld 26 7 10 17 Vergl. [Hld 2,16] und [Hld 6,2]. Dort übergibt sie sich dem Bräutigam, doch noch hält er sie nicht umfangen. Die Wiederholung der Worte zeigt ihre Standhaftigkeit. [Hld 5,1] bleiben sie im Garten der Braut, hier ist zwar [Hld 6,10] der Garten anfangs erwähnt, doch wollen sie jetzt hinauseilen in die Dörfer, wo die Braut reichere Früchte erzielt hat. Hohelied Hld 26 7 11 Veni dilecte mi, egrediamur in agrum, commoremur in villis. Komm, mein Geliebter! lass uns hinausgehen auf das Feld, lass uns weilen in den Dörfern.¹⁸ Hohelied Hld 26 7 11 18 Viele Orte sind in Augenschein zu nehmen, an jedem werden Früchte aufbewahrt. Hohelied Hld 26 7 12 Mane surgamus ad vineas, videamus si floruit vinea, si flores fructus parturiunt, si floruerunt mala punica: ibi dabo tibi ubera mea. Früh Morgens wollen wir in die Weinberge gehen, dass wir sehen, ob der Weinstock schon erblüht, ob die Blüten sich aufgetan, ob die Granatäpfel blühen; dort will ich dir meine Liebe weihen.¹⁹ Hohelied Hld 26 7 12 19 Der Garten [Hld 4,12, Hld 6,10] bezeichnet Palästina. Doch unter den Heiden hat sich die Kirche insbesondere abgemüht, dort hat sie zahlreiche Früchte geerntet und will dem Bräutigam die Größe ihrer Liebe weisen. Hohelied Hld 26 7 13 Mandragoræ dederunt odorem. In portis nostris omnia poma: nova et vetera, dilecte mi, servavi tibi. Die Alraunen geben ihren Duft; in unserm Hause sind allerlei Früchte, neue und alte, die ich für dich, mein Geliebter! aufbewahrt habe. Hohelied Hld 26 7 2 Umbilicus tuus crater tornatilis, nunquam indigens poculis. Venter tuus sicut acervus tritici, vallatus liliis. Dein Nabel ist ein gedrehter Becher, dem es niemals an Getränken mangelt. Dein Leib ist wie ein Weizenhaufen, mit Lilien umsteckt.³ Hohelied Hld 26 7 2 3 Vergl. [Hld 5,14.15]. Während an dem Bräutigam die Festigkeit, wird an der Braut die Schönheit und Fruchtbarkeit gelobt. Die letztere wird mit Bildern der Fruchtbarkeit des heiligen Landes, die sich besonders in Wein und Weizen zeigt [Dtn 32,14], dargestellt. Vergl. [Hld 4,11ff]. Zwar wird die Fruchtbarkeit der Braut von dem mittleren Teile des Leibes (Nabel) gerühmt, aber in überaus ehrbarer Weise. Im Folgenden wird wieder besonders die Schönheit geschildert. Hohelied Hld 26 7 3 Duo ubera tua, sicut duo hinnuli gemelli capreæ. Deine Brüste sind wie zwei junge Zwillingsgazellen.⁴ Hohelied Hld 26 7 3 4 Siehe [Hld 4,5]. Mit Recht geschieht der Brüste Erwähnung, da die Fruchtbarkeit der Gattin beschrieben wird. Hohelied Hld 26 7 4 Collum tuum sicut turris eburnea. Oculi tui sicut piscinæ in Hesebon, quæ sunt in porta filiæ multitudinis. Nasus tuus sicut turris Libani, quæ respicit contra Damascum. Dein Hals ist wie der Turm von Elfenbein;⁵ deine Augen wie die Teiche zu Hesebon,⁶ die am Tore der Tochter der Menge⁷ sind; deine Nase wie der Turm des Libanon, der nach Damaskus hinschaut.⁸ Hohelied Hld 26 7 4 5 Ein bestimmter und als bekannt vorausgesetzter, wohl mit Elfenbeinplättchen an der Außenseite verzierter Turm. Festigkeit und Zierlichkeit sind die rühmlichen Eigenschaften des Halses. Hohelied Hld 26 7 4 6 Bei Hesebon, vergl. [Num 21,26ff] ist noch jetzt ein großer Teich. Hohelied Hld 26 7 4 7 Einer volkreichen Stadt (Bathrabbim). Die Kirche ist reich an Zugehörigen. [Hld 8,11] gehört ihr bereits die ganze Welt. Hohelied Hld 26 7 4 8 Die Bilder Teich, Turm, Berg wären unpassend, wenn die Allegorie nicht über das Maß hinausgehende Vergleiche liebte und nicht immer, wie [Hld 4,11ff] und schon [Hld 4,1ff] zugleich an das Land zu denken wäre, in dem die Braut wohnt. Hohelied Hld 26 7 5 Caput tuum ut Carmelus: et comæ capitis tui, sicut purpura regis vincta canalibus. Dein Haupt ist wie der Karmel und die Haare deines Hauptes sind wie Königspurpur in Falten gebunden.⁹ Hohelied Hld 26 7 5 9 Die Haare sind dunkel, zierlich in Falten gebunden. (Vulg.) Hebr.: sind wie Purpur, ein König gefesselt in Locken. Kurze Zusammenfassung der gesamten Schönheit. Hohelied Hld 26 7 6 Quam pulchra es, et quam decora carissima, in deliciis! Wie schön und wie anmutsvoll bist du, o Geliebte, in deinem Liebreize!¹⁰ Hohelied Hld 26 7 6 10 Hebr.: Wie schön und wie lieblich bist du, o Liebe, unter den Wonnen! Lieben ist nicht dasselbe wie Geliebte. Vergl. schon [Hld 2,7]. Die Liebe wird poetisch als Person dargestellt. Hohelied Hld 26 7 7 Statura tua assimilata est palmæ, et ubera tua botris. Dein Wuchs gleicht dem Palmbaum¹¹ und deine Brüste den Trauben. Hohelied Hld 26 7 7 11 Wieder geht die Rede zum Preise der Fruchtbarkeit über. Hohelied Hld 26 7 8 Dixi: Ascendam in palmam, et apprehendam fructus ejus: et erunt ubera tua sicut botri vineæ: et odor oris tui sicut malorum. Ich sprach:¹² Ich will die Palme¹³ ersteigen und ihre Früchte erfassen, wie Trauben des Weinstocks sollen mir deine Brüste sein und der Duft deines Mundes wie Äpfelduft.¹⁴ Hohelied Hld 26 7 8 12 Vorsatz und Entschluss. Vergl. [Koh 2,1.15]. Hohelied Hld 26 7 8 13 Die Palme (Thamar), selbst als Frauenname dienend, wird hier wegen ihrer Fruchtbarkeit erwähnt. Auf den hebräischen Münzen ist sie das Wahrzeichen von Palästina, deshalb geeignet, die Tochter Sion darzustellen. Hebr.: und ihre Äste ergreifen. Hohelied Hld 26 7 8 14 Apfelbaum und Äpfel sind schon [Hld 1,3.5] erwähnt und kommen [Hld 8,5] wieder vor. Hebr.: Duft deiner Nase. Hohelied Hld 26 7 9 Guttur tuum sicut vinum optimum, dignum dilecto meo ad potandum, labiisque et dentibus illius ad ruminandum. Dein Gaumen ist wie der beste Wein,¹⁵ würdig von meinem Geliebten getrunken und von seinen Lippen und Zähnen gekostet zu werden.¹⁶ Hohelied Hld 26 7 9 15 Die Zeit, Früchte zu sammeln, ist da, eine Art geistiger Herbst. Der ausgepresste Wein erinnert an die neue Saat vor dem Winter und den ersten Regen. Vergl. [Am 9,13]. Wein und Trinken ist wie [Hld 5,16] zu erklären. Nicht ohne Ursache beendet die Braut diese Rede so, wie der Bräutigam [Hld 5] die seine schließt. Die Rede wird poetisch mit dem Atem verglichen als innigste Mitteilung der Herzen. Dieser Vergleich ist durch V. 8 (Duft der Nase) vorbereitet. Was in [Hld 5] verglichen mit [Hld 3,1ff] und [Hld 2,8ff] beabsichtigt war, ist auch in dieser teilweisen Wiederholung von [Hld 4] Ziel. Der Dichter bringt ähnliche Worte und fügt doch Unterschiede ein (ähnlich wie im [Koh 3,1-15] u.a.) Die Liebe des Verlöbnistages dauert an, ja wächst, denn erhabener ist das Lob hier und herrlicher die Ankunft des Bräutigams. An beiden Stellen wird der Bräutigam mit Früchten gelabt, doch hier wird die Pflege der Früchte und diese selbst mehr hervorgehoben. [Hld 6,10; Hld 7,2.7ff12ff] Hohelied Hld 26 7 9 16 Wie [Hld 4,16] unterbricht die Braut die Rede. Deshalb müsste nach Wein eine größere Interpunktion stehen. Hebr.: der meinem Lieben glatt eingeht, über Lippen Einschlafender gleitend. Der Wein schläfert ein, der Schlaf ist die Ruhe der Liebe und der Beschaulichkeit, da der Wein nichts anderes als die Liebe ist. Vulg.: Die Braut nimmt das Lob des Weines ihres Mundes so an, dass sie denselben dem Bräutigam zum Genusse bietet. Hohelied Hld 26 0 1 Der Bräutigam erfreut die Kirche durch innige Vertraulichkeit. (V. 8) 3. Siebentes Bild. Die Kirche wird in das himmlische Brautgemach des Bräutigams aufgenommen. Hohelied Hld 26 8 1 Quis mihi det te fratrem meum sugentem ubera matris meæ, ut inveniam te foris, et deosculer te, et jam me nemo despiciat? O möchte ich¹ dich doch zu meinem Bruder haben, der meiner Mutter Brüste gesogen, dass ich dich draußen finden und küssen dürfte und hinfort niemand mich verhöhne!² Hohelied Hld 26 8 1 1 Sie gehen nicht alsbald fort, denn [Hld 7,12] ist gesagt: Frühmorgens. Da nun also die Früchte noch nicht übergeben werden, geht die Rede wieder auf die Liebe zurück. Hohelied Hld 26 8 1 2 Kühner als zuvor bittet die Braut, sie möchte die Vertraulichkeit des Bräutigams genießen dürfen. Doch nicht in allem, was gesagt wird, ist etwas Neues. Vergl. [Hld 3,4]. Neu ist der Name Bruder, Zwar hat der Bräutigam die Braut Schwester genannt, doch hat sie den Namen Bruder nicht gebraucht. Was für einen Bruder sie wünscht, erklärt sie: der meiner Mutter Brüste gesogen; sie wünscht, er möge wie (hebr.) ein leiblicher Bruder sein und als solcher in ihrer Mutter Hause weilen als solcher ihr stets gegenwärtig sein. Sie scheint zu fühlen, dass, wenn die Früchte gesammelt, nach der Arbeit der Ernte die beständige Vertraulichkeit brüderlichen Verkehrs mit dem Bräutigam und die Ruhe der Beschaulichkeit fern ist (dort solltest du mich lehren). Der Bräutigam soll sie nicht verlassen, wie zuvor, sondern bei der Mutter, also in ihrem Hause, bleiben. Wenn der Bräutigam ihr Bruder sein will, kann sie sich seiner zu jeder Zeit und an jedem Orte erfreuen, denn auch draußen darf sie ihn ohne Scheu küssen, zu Hause seiner Lehre lauschen und Liebe für Liebe vergelten. Zuerst spricht sie von draußen, weil die Arbeit, die besonders draußen geleistet wird, wie [Hld 3,4] der Ruhe im Hause vorangeht. Hohelied Hld 26 8 10 Ego murus: et ubera mea sicut turris, ex quo facta sum coram eo quasi pacem reperiens. Ich bin wie eine Mauer; und meine Brüste sind wie Türme, seitdem ich vor ihm eine solche geworden, welche den Frieden¹⁶ gefunden. Hohelied Hld 26 8 10 16 Volles Heil. Sie vereint beide Bilder aus V. 9 in eines. Dass sie spricht, drückt vielleicht die Zuversicht der triumphierenden Braut aus. Alle ihre Würde ist ein Abglanz des Bräutigams, den er selbst verliehen, denn da sie von Friede spricht, will sie wohl sagen, dass der Friedsame (V. 11) ihr Gnade verliehen, wie ja auch ihr Name Sulamith [Hld 6,12] besagt. Hohelied Hld 26 8 11 Vinea fuit pacifico in ea, quæ habet populos: tradidit eam custodibus, vir affert pro fructu ejus mille argenteos. Einen Weinberg hatte der Friedsame in der Völkerbesitzerin; er übergab ihn den Hütern, dass jeder für seine Frucht tausend Silberlinge gebe.¹⁷ Hohelied Hld 26 8 11 17 Die Herrlichkeit des Himmels ist nicht nur ein Geschenk der Gnade, sondern auch ein Lohn des Verdienstes, darum sagt die Braut weiter, was sie an guten Werken mitbringt, die sie der Herrlichkeit würdig machen. Hebr.: ein jeder brächte für seien Frucht tausend Silberlinge. Hohelied Hld 26 8 12 Vinea mea coram me est. Mille tui pacifici, et ducenti his, qui custodiunt fructus ejus. Mein Weinberg ist vor mir. Dein sind, o Friedsamer!¹⁸ tausend, und zweihundert den Hütern seiner Frucht. Hohelied Hld 26 8 12 18 Hebr.: Dir, o Salomon. Lateinisch ist besser pacifice zu lesen. Der Weinberg in der volkreichen Stadt ist die Welt, vergl. [Mt 13,38], die Wächter die apostolischen Männer, die Hierarchie der Kirche. Jeder soll nach dem Willen des himmlischen Salomon möglichst reiche Früchte herbeibringen. Die Braut tut dies bereits im Namen aller, wie sie [Hld 7,13] versprochen. Doch indem der Weinberg Salomon seine Früchte trägt, bringt er auch den Wächtern Nutzen: 200 Silberlinge. Welch Fortschritt der Entwicklung von [Hld 1,5] bis hierher! Hohelied Hld 26 8 13 Quæ habitas in hortis, amici auscultant: fac me audire vocem tuam. Die du in den Gärten wohntest, Freunde lauschen; lass mich deine Stimme hören!¹⁹ Hohelied Hld 26 8 13 19 Sie wohnte in den Gärten und hat die Herrlichkeit verdient [Hld 4,16, Hld 5,1, Hld 6,1.10] vergl. [Hld 4,12ff], deshalb wird sie auch nach jenen genannt. Die Braut soll in die ewigen Freuden eingehen und das ewige Alleluja singen, das die Engel und den Bräutigam selbst erfreut. Hohelied Hld 26 8 14 Fuge dilecte mi, et assimilare capreæ, hinnuloque cervorum super montes aromatum. Fliehe, mein Geliebter²⁰ und werde gleich der Gazelle und dem jungen Hirsche auf den Balsam-Bergen.²¹ Hohelied Hld 26 8 14 20 Sie begehrt, mit dem Bräutigam schnell zu den ewigen Hügeln zu eilen. Hohelied Hld 26 8 14 21 Mit fast den gleichen Worten beschließt der Prophet Habakuk die Beschreibung des Heiles, das er sich und dem auserwählten Volke Gottes wünscht und verheißt. Schlusswort. Das Hohelied konnte von den Israeliten des Alten Testamentes angewendet werden. Ist es auch eigentlich eine Prophezeiung von der Kirche Christi, so hatte Gott doch die Synagoge mit gleicher Liebe erwählt und ausgestattet und leitete sie. Salomon wollte durch eine Weissagung über die Zukunft trösten und durch dunklen Hinweis auf die Gegenwart erfreuen. Noch hatte das auserwählte Volk nicht volles Heil erlangt, sondern ersehnte es nur, oft gewährte ihm Gott seine Hilfe. (1,8 2,7) Es hatte sein Arbeitsfeld. [Hld 2,8-17] Die vierte Szene kann auf die Gesetzgebung am Sinai angewendet werden, die fünfte auf die ägyptische Knechtschaft. Indes ist die Beschreibung des Bräutigams in der fünften Szene [Hld 5,10ff] oder das Lob der Braut in der sechsten (6,9 8,4) dem Alten Testamente ungewöhnlich. Der zweite Teil des Hohenliedes von [Hld 3,6] an lässt sich in keiner Weise auf die Synagoge zuwenden. Wenn wir fragen, wie das Hohelied auf die Zeiten der Kirche verteilt werden kann, so fand die Vermählung nach [Eph 5,25] und der gewöhnlichen Annahme am Kreuze statt, als das Herz des Heilandes durchbohrt ward. Demgemäß wird [Hld 3,7-10] auf das Kreuz und [Hld 3,11] auf die Dornenkrone des Heilandes im Offizium und der Messe am Feste der Dornenkrone und des heiligsten Herzens Jesu angewendet. So kann auch das Mahl [Hld 5,1] auf die Einsetzung der heiligen Eucharistie und anderes auf die Frucht es Leidens und des heiligen Messopfers angewendet werden. [Hld 3] kann auf den auferstandenen Heiland angewendet werden. [Hld 5] enthält die erste Zeit nach der vollendeten Gründung der Kirche. Alsdann ist die Rückkehr des Bräutigams [Hld 6,1-3] der der Kirche unter Konstantin zuteil gewordene Friede. Im siebenten Kapitel wird die Fruchtbarkeit der Kirche beschrieben und die Bekehrung der Heiden angedeutet. Die ersten Kapitel lassen sich auf das öffentliche Leben des Heilandes deuten. Das Hohelied wird auf die heilige Jungfrau angewendet als Braut desselben. Wenn nämlich das, was von der göttlichen Weisheit in der Heiligen Schrift gesagt wird, bisweilen mit gebührender Maßhaltung auf die Muttergottes angewendet wird, wie viel mehr darf man in der poetischen Braut des Hohenliedes auch die heilige Jungfrau sehen! Denn was ist jene Braut als die Kirche, was aber die heilige Jungfrau anders als eine einzig vollkommene Blume der Kirche, einzig würdig die unbefleckte Braut Christi, die Kirche, darzustellen? (Vergl. die Offizien der Unbefleckten Empfängnis, der Geburt, Vermählung Marias, des heiligsten Herzens Marias, der Himmelfahrt Marias, des Lauretan. Hauses). Einzig ist sie ja vom Herrn geliebt, ohne allen Makel und von Liebe glühend, darum kommt ihr alles Lob zu, das der Braut zuteil wird, besitzt sie alle Tugenden, alle Sehnsucht der Liebe derselben. Dunkler zwar lässt sich in der Prüfung und Tätigkeit der Braut eine Parallele finden, doch kann man den Anfang des Hohenliedes auf die Sehnsucht der heiligen Jungfrau nach der Ankunft des Messias anwenden und auf ihren Aufenthalt im Tempel. Die Szene der Arbeit entspricht ihrer häuslichen, mit Beschaulichkeit verbundenen Arbeit, die dritte den Heimsuchungen Marias, die Vermählung ist Marias Auserwählung, die mit dem Scheiden des Heilandes ihren Abschluss findet. Der zweite Teil des Hohenliedes findet auf die Zeiten Anwendung, wo Maria die Mutter und Nährerin der Kirche war und derselben, sei es auf Erden lebend, sei es im Himmel herrschend, hilfreich beistand. Das letzte Kapitel bezieht man dann entweder auf ihre Himmelfahrt oder auf den Triumphzug derer, die durch ihr Dazwischentreten gerettet als volle Ernte in den Himmel gebracht werden. Doch in dieser Akkommodation hängt alles von der Erleuchtung des Schriftstellers ab. Auch auf jede fromme Seele lässt sich das Hohelied anwenden und dies ist von alters her geschehen. Diese Auslegung dient dazu, den Eifer und die Liebe der Christen zu entflammen. Einige sehen in der Braut die eifrigen Seelen. Mit Recht, da die Kirche selbst, die unbefleckte Braut, im Hohenliede gefeiert wird und die Lobsprüche nicht auf minder vollkommene Seelen passen. Christi Seele selbst, die Seele der heiligen Jungfrau, jede wahrhaft von Liebe erfüllte Seele ist dem göttlichen Worte vermählt. Mit Recht mahnt der hl. Ambrosius besonders die Jungfrauen, im Hohenliede ihr Spiegelbild zu sehen, und mehrere heilige Jungfrauen sind ja vom Heilande selbst mit dem Namen Braut geehrt worden. Doch auch die Seelen der Priester und Ordensleute sind durch einen besonderen Liebesbund mit dem göttlichen Bräutigam verbunden. Ja, in jede Seele, welche sich der heiligmachenden Gnade erfreut, hat sich die Liebe ausgegossen und jene ist der Hochzeit des Lammes nicht fremd, ja keine Seele ist, die nicht durch die Güte des Bräutigams wenigstens zu derselben berufen und eingeladen wäre. Was soll eine solche Seele bei ihrer Vermählung tun? Insbesondere wechselweise betrachten und arbeiten. Der göttliche Bräutigam wird bisweilen abwesend scheinen, dann ersehne und suche sie seine Gegenwart innigst, sie wird sie finden, auch wenn der himmlische Bräutigam die Seele wieder mit seinem Troste verlässt. Da nun in diesem Leben die Zeit des Trostes eine geringere ist, so arbeite die Seele inzwischen im Weinberge des Herrn [Hld 2,10ff] oder ertrage die Verlassenheit [Hld 3,1ff] oder selbst den Schmerz [Hld 5,7]. Durch Verdienst muss die Gnade des göttlichen Bräutigams erkauft werden [Hld 7,13; Hld 8,11.12]. Doch mit seiner Hilfe wird alles einen glücklichen Verlauf nehmen, bis der Tag kommt, wo die Seele zur Hochzeit des Lammes berufen wird. [Hld 8, Offb 19,7-9] Die Größe der Liebe, welche die Seele haben soll, wird an der Braut auf das herrlichste gezeigt, ebenso wie die natürliche Unwürdigkeit des Menschen. Die hohe Würde, zu der der Heiland uns erhebt, leuchtet uns aus dem Hohenliede entgegen, ebenso wie die Schönheit, Güte, Freigebigkeit des himmlischen Bräutigams gegen alle Auserwählten. Alle Worte hauchen gleichsam einen Gottesduft aus, kein Wunder, wenn die heiligen Väter und die Kirche selbst diese Worte süßer als Honig oft anführen, ja im Hohenliede alle Aszese und Mystik eine bleibende Stätte sucht. Hohelied Hld 26 8 2 Apprehendam te, et ducam in domum matris meæ: ibi me docebis, et dabo tibi poculum ex vino condito, et mustum malorum granatorum meorum. Ich wollte dich nehmen und in das Haus meiner Mutter führen; dort solltest du mich lehren, ich aber böte dir den Becher mit Gewürzwein und Most von meinen Granatäpfeln. Hohelied Hld 26 8 3 Læva ejus sub capite meo, et dextera illius amplexabitur me. Seine Linke ist unter meinem Haupte und seine Rechte hält mich umschlungen. Hohelied Hld 26 8 4 Adjuro vos filiæ Jerusalem, ne suscitetis, neque evigilare faciatis dilectam donec ipsa velit. Ich beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems, wecket nicht, wecket nicht auf die Geliebte, bis sie selbst will.³ Hohelied Hld 26 8 4 3 Der Bräutigam scheint ihre Bitte alsbald zu gewähren, denn er gewährt ihr die Ruhe der Beschaulichkeit wie [Hld 2,6ff]. So kehrt das Lied an seinen Anfang zurück. Wie die Beschaulichkeit die erste Gabe der bräutlichen Freundschaft war, so wird diese nicht allein nach langwierigen Arbeiten bestätigt, sondern auch eine neue Vermählung hat statt. Darauf bezieht sich der übrige Teil des Hohenliedes. Wenn die Zeit dieser Welt vollendet ist, wird die Braut in das ewige Hochzeitsgemach des Bräutigams und in die Ruhe ohne jede weitere Anstrengung geführt. Süßer als früher ist hier der Schlaf der Verzückung wegen der Verdienste der Braut, wie der hebr. Text andeutet: Ich beschwöre euch was wollt ihr erregen und was aufwecken die Liebe usw., das ist hütet euch zu wecken. Dass von dem Übergang der Braut in den Himmel im Folgenden die Rede ist, beweist V. 5: Auf den Geliebten gelehnt, wird sie von dem Bräutigam an einen Ort geführt, wo ihre Ankunft das höchste Staunen erregt (bei den Engeln V. 13). Auch die Steigerung der Liebe (V. 6, V. 7), der vollkommene Friede (V. 10), die neue Vermählung, durch die sie aus einer kleinen (V. 8) eine große wird (V. 10), ihr Weggehen zu den Bergen der Wohlgerüche (V. 14 verglichen mit [Hld 2,17]) mit dem Bräutigam weisen darauf hin. Endlich V. 11, V. 12, wo die Braut als Hüterin des Weinberges Rechenschaft gibt über Arbeit und Früchte, Altes und Neues übergibt (V. 13), wo der gesamte Weinberg, den der himmlische Salomon besaß und der Völkerbesitzerin, der Welt, vergeben hat, abgeerntet wird. Hohelied Hld 26 8 5 Quæ est ista, quæ ascendit de deserto, deliciis affluens, innixa super dilectum suum? Sub arbore malo suscitavi te: ibi corrupta est mater tua, ibi violata est genitrix tua. Wer ist die, welche⁴ dort heraufkommt aus der Wüste, von Wonne überströmend⁵ und auf ihren Geliebten gelehnt?⁶ Unter dem Apfelbaum weckte ich dich; dort ward deine Mutter geschwächt, dort ward deine Gebärerin verletzt.⁷ Hohelied Hld 26 8 5 4 Besser wie oben: Was ist das, was, indes kann auch die Übersetzung hier so bleiben, wie sie gegeben ist. Hohelied Hld 26 8 5 5 Von Wonne überströmend fehlt im Hebr. Hohelied Hld 26 8 5 6 Es sind wohl Worte der Engel, der Freunde des Bräutigams, welche die Ankunft der Verlobten erwarten. Die Verwunderung weist wie [Hld 3,6, Hld 6,9] auf etwas Großes hin. Hohelied Hld 26 8 5 7 Die passive Form entspricht in keiner Weise dem Hebräischen. Richtiger mit dem hl. Ambrosius und den griech. Vätern: Dort gebar dich deine Mutter, dort, die dir das Dasein gab. Nach den Masorethen spricht die Braut diese Worte. Vielleicht kann auch übersetzt werden: Ich (die Braut) regte dich dorthin an, wo deine Mutter dich (den Bräutigam) geboren. In deinem Schatten sitzend (Ambros.) wie eines Apfelbaumes (hl. Nilus. vergl. [Hld 2,3]) und dich genießend, habe ich dich gedrängt, mich dahin zu führen, wo deine Mutter dich geboren. Die Kirche hat in der Beschaulichkeit V. 3, V. 4 Größeres erbeten, das, was ihr jetzt zuteil werden wird. Wie innig sie gebeten, zeigt die Erwähnung, dass sie zweimal den Wunsch ausgesprochen, an jenen Ort geführt zu werden. Die Mutter des Bräutigams ist das himmlische Jerusalem. Vergl. [Hld 3,11]. In dieses wünscht sie zu kommen, nicht mehr im Hause ihrer Mutter, im irdischen Jerusalem, zu wohnen. Sie wiederholt die Bitte, auf ihr früheres Flehen hinweisend, weil sie das Gewünschte noch nicht erreicht hat und vom Bräutigam durch die Wüste geführt wird: Ich habe dich gebeten und du schienest es zu gewähren, dass du mich in das Haus deiner Mutter führtest, ja, in das Haus deiner Mutter. Hohelied Hld 26 8 6 Pone me ut signaculum super cor tuum, ut signaculum super brachium tuum: quia fortis est ut mors dilectio; dura sicut infernus æmulatio,lampades ejus lampades ignis atque flammarum. Setze mich⁸ wie einen Siegelring auf dein Herz, wie ein Siegel auf deinen Arm! denn stark wie der Tod ist die Liebe, hart wie die Unterwelt der Eifer, ihre Gluten Feuergluten und Flammen.⁹ Hohelied Hld 26 8 6 8 Nach dem Hebr. geht die Rede der Braut weiter: Setze dein Bild auf mein Herz und auf meinen Arm wie ein Siegel, damit weder Auge noch Herz es verliere, sondern meine Gedanken und Werke dir allein geweiht seien. Erst die vollkommene, so besiegelte Liebe ist unbezwingbar wie der Tod, unabwendbar wie die Unterwelt, sie überragt alles und überwindet Widersacher und Feinde. Hohelied Hld 26 8 6 9 Dem Feuer vermag nichts zu widerstehen, so nicht der von Gott entzündeten Liebe. Hebr.: Ihre Gluten sind Feuersgluten, eine Flamme Gottes. Hohelied Hld 26 8 7 Aquæ multæ non potuerunt exstinguere caritatem, nec flumina obruent illam: si dederit homo omnem substantiam domus suæ pro dilectione, quasi nihil despiciet eam. Viele Wasser sind nicht imstande, die Liebe auszulöschen und die Ströme überfluten sie nicht; wollte auch ein Mensch alle Habe seines Hauses um die Liebe hingeben, wie nichts würde man jene achten.¹⁰ Hohelied Hld 26 8 7 10 Hebr.: Mit tiefster Verachtung werden sie jene verachten. Die Worte werden passend als vom Bräutigam gesprochen aufgefasst. Er bekräftigt, was die Braut gesprochen. Man kann sich hier auch an [Eph 5,25] erinnern. Nachdem dies gesprochen, beginnen sie dem Himmel zuzuwallen. Hohelied Hld 26 8 8 Soror nostra parva, et ubera non habet; quid faciemus sorori nostræ in die quando alloquenda est? Unsere Schwester¹¹ ist klein und hat noch keine Brüste;¹² was sollen wir mit unserer Schwester tun am Tage, wo sie umworben wird?¹³ Hohelied Hld 26 8 8 11 Die, welche V. 5 ihre Verwunderung ausgesprochen, reden auch hier. Hohelied Hld 26 8 8 12 Sowohl bei der ersten wie bei der zweiten Vermählung übertrifft die Ehre, welche der Braut zuteil wird, die Würde der natürlichen Person bei weitem. Hebr.: Eine kleine Schwester haben wir. Die Erdgeborene und demütige Schwester erscheint nicht geeignet für die zweite und letzte Vermählung. Hohelied Hld 26 8 8 13 Doch sie sehen sie schon vom Bräutigam herbeigeführt werden, und so denken sie vielmehr daran, wie sie die Braut, ihre Schwester, die Tochter derselben Mutter, des übernatürlichen Reiches Gottes, schmücken sollen. Hohelied Hld 26 8 9 Si murus est, ædificemus super eum propugnacula argentea: si ostium est, compingamus illud tabulis cedrinis. Ist sie eine Mauer, so wollen wir auf ihr ein Bollwerk¹⁴ von Silber bauen; ist sie eine Tür, so verwahren wir sie mit Zedergetäfel.¹⁵ Hohelied Hld 26 8 9 14 Giebel. Die himmlische Gottesstadt, von der die Kirche jetzt ein Teil wird, steht dem Dichter (wie dem hl. Johannes in der Offenbarung) vor Augen. Sie sei eine Mauer oder eine Türe oder beides, wir wollen ihr neuen Schmuck verschaffen. Hohelied Hld 26 8 9 15 Diese Worte hört die nahende Braut und antwortet, dass sie durch die Gnade des Bräutigams durchaus geeignet ist. Weisheit Weish 27 0 1 I. Mahnung des Verfassers an die Fürsten, der Weisheit zu leben. (1,1 6,23) 1. Nach der Mahnung, die Weisheit zu suchen (V. 1), wird geschildert, was zu ihrer Erlangung gefordert wird. (1,2 2,25) a. Man muss sich fern halten von verkehrter Gesinnung. (V. 5) b. Von verkehrten Reden, die den Tod herbeiführen. (V. 11) c. Von bösen Werken, die den Tod beschleunigen. Weisheit Weish 27 1 1 DILIGITE justitiam, qui judicatis terram. Sentite de Domino in bonitate, et in simplicitate cordis quærite illum: Liebet die Gerechtigkeit,¹ ihr Richter der Erde!² Denket über den Herrn in Rechtschaffenheit³ und in Einfalt des Herzens⁴ suchet ihn.⁵ [1Kön 3,9, Jes 56,1] Weisheit Weish 27 1 1 1 Übereinstimmung des Willens mit dem, was Gott will. Weisheit Weish 27 1 1 2 Richten bezeichnet alle Herrschergewalt. (Rhab.) Indes ergehen die folgenden Belehrungen an alle Menschen. (Vergl. Kap. 2 5). Weisheit Weish 27 1 1 3 Mit sittlich gutem Willen. Nach anderen adverbial: gut, Gott entsprechend. Weisheit Weish 27 1 1 4 Mit einem Herzen, das seinen Blick nicht durch Nebenabsichten vom Ziele abziehen lässt und so nichts Verschiedenes in sich birgt. Insbesondere legt V. 2 nahe, an die Einfalt des Glaubens und gläubiger Hingabe zu denken. Weisheit Weish 27 1 1 5 Zur Vollendung der Liebe gehört der Besitz des geliebten Gegenstandes. Weisheit Weish 27 1 10 Quoniam auris zeli audit omnia, et tumultus murmurationum non abscondetur. Das Ohr des Eifers²⁴ hört ja alles und das Getöse des Murrens²⁵ bleibt nicht verborgen. Weisheit Weish 27 1 10 24 Außer dem Wissen (V. 6, 7) eignet dem Richter Eifer. Aus der Allwissenheit folgt, dass er strafen kann; dass er es aber tut, veranlasst seine eifernde Gerechtigkeitsliebe: er lässt keine Sünde ungestraft. (Aug.) Weisheit Weish 27 1 10 25 Vergl. [1Makk 1,14] Weisheit Weish 27 1 11 Custodite ergo vos a murmuratione, quæ nihil prodest, et a detractione parcite linguæ, quoniam sermo obscurus in vacuum non ibit: os autem, quod mentitur, occidit animam. Hütet euch darum vor dem Murren, das keinen Nutzen bringt,²⁶ und bewahret die Zunge vor Verleumdung,²⁷ denn auch geheime Rede wird nicht ungestraft hingehen; ein Mund aber, der lügt,²⁸ tötet die Seele.²⁹ Weisheit Weish 27 1 11 26 Sondern großen Schaden. Weisheit Weish 27 1 11 27 Vor unwahrer, böswilliger Rede gegen Gott. Weisheit Weish 27 1 11 28 Gegen Gott und zum Schaden des Nächsten freiwillig falsch redend. (Aug.) Weisheit Weish 27 1 11 29 Es sind die Gegensätze Tod (V. 12), Verderben (V. 12), Untergang (V. 13), Herrschaft der Unterwelt (V. 14) gegen heilbar (V. 14) unsterblich (V. 15) zu beachten. Die letzten beiden Worte beziehen sich auf die Seligkeit (vergl. [Weish 3,4]), also ist das Gegenteil das ewige Verderben, der zweite Tod. Doch vergleiche Anmerkung 31. Weisheit Weish 27 1 12 Nolite zelare mortem in errore vitæ vestræ, neque acquiratis perditionem in operibus manuum vestrarum. Strebet nicht so eifrig nach dem Tode durch die Verwirrung eures Lebens und ziehet nicht das Verderben auf euch durch das Tun eurer Hände;³⁰ Weisheit Weish 27 1 12 30 Ihr müsst Gott, der euer Heil verlangt, gleichsam zwingen, euch gegen seinen Willen zu verdammen. Weisheit Weish 27 1 13 Quoniam Deus mortem non fecit, nec lætatur in perditione vivorum. denn Gott hat den Tod³¹ nicht geschaffen³² und hat nicht Freude am Untergange der Lebenden. [Ez 18,32, Ez 33,11] Weisheit Weish 27 1 13 31 Nicht der leibliche Tod allein ist hier gemeint, da die einzelnen Menschen sich durch persönliche Sünde nicht den zeitlichen Tod zuziehen. In Adam war die Unsterblichkeit mit der heiligmachenden Gnade vereinigt, deshalb fiel bei ihm leiblicher und geistlicher Tod zusammen. Man kann aber auch übersetzen: Gott hat keinen Tod gemacht (weder den physischen noch den geistigen). Das Vorhergehende bezieht sich auf den geistigen Tod, das Folgende (V. 14) hat den physischen Tod zur Voraussetzung. Weisheit Weish 27 1 13 32 Widerspricht dies nicht [Sir 11,14]? Es ist das Werk Gottes von seinen Gerichten zu unterscheiden, etwas anderes ist es, den Menschen nicht sterblich schaffen, etwas anderes den Sünder strafen. (Aug.) Soweit etwas Gutes in sich schließt, als gerechte Strafe. (Thom.) Weisheit Weish 27 1 14 Creavit enim, ut essent omnia: et sanabiles fecit nationes orbis terrarum: et non est in illis medicamentum exterminii, nec inferorum regnum in terra. Er hat ja alles zum Sein³³ geschaffen und heilbar³⁴ machte er alle Arten³⁵ des Erdkreises, verderbliches Gift ist nicht in ihnen³⁶ noch ist die Herrschaft der Unterwelt auf Erden.³⁷ Weisheit Weish 27 1 14 33 Wie es jedem Wesen eigen ist, dem Menschen also, dass er sich durch die Gerechtigkeit die Unsterblichkeit sichere und so dem leiblichen Tode entgehe, den anderen Wesen, dass sie in ihrer Gattung erhalten werden. Weisheit Weish 27 1 14 34 Nicht durch ein Gift, das etwa über sie kommt, zu vernichten. Weisheit Weish 27 1 14 35 Alle Wesen. Weisheit Weish 27 1 14 36 V. 14 c, d drückt negativ aus, was a, b positiv besagt. Es gibt kein Gift, das über die ganze Schöpfung Verderben brächte, so dass der lebendigmachende Heilsplan Gottes in der Schöpfung vereitelt würde. Weisheit Weish 27 1 14 37 Hier ist das Reich des Lebens, alles entwickelt sich durch die Vollendung seiner Lebenstätigkeit, der Mensch zur seligen Unsterblichkeit. Weisheit Weish 27 1 15 Justitia enim perpetua est, et immortalis. Denn die Gerechtigkeit³⁸ ist immerwährend und unsterblich.³⁹ Weisheit Weish 27 1 15 38 Die ursprüngliche oder wiedererlangte Gerechtigkeit. Weisheit Weish 27 1 15 39 Mit jener Unsterblichkeit, deren Gegensatz V. 11, 12 geschildert ist, der seligen Unsterblichkeit. V. 14, 15 sind einander koordiniert zur Begründung von V. 13. Weisheit Weish 27 1 16 Impii autem manibus et verbis accersierunt illam: et æstimantes illam amicam, defluxerunt, et sponsiones posuerunt ad illam: quoniam digni sunt qui sint ex parte illius. Die Gottlosen aber rufen ihn⁴⁰ mit Händen und Worten⁴¹ herbei; und indem sie ihn für einen Freund halten, schwinden sie dahin⁴² und schließen Bündnisse mit ihm,⁴³ denn sie sind es wert, ihm anheimzufallen.⁴⁴ Weisheit Weish 27 1 16 40 Den Tod in weitester Bedeutung. Weisheit Weish 27 1 16 41 Bild der Sehnsucht. Verblendet, suchen ihn durch Werke und Worte herbeizurufen. Weisheit Weish 27 1 16 42 Griech.: zerschmelzen vor Liebe zu ihm. Weisheit Weish 27 1 16 43 Um ihn ja immer bei sich zu haben und nie zu verlieren. (Alle Ausdrücke verraten den schärfsten Sarkasmus.) Weisheit Weish 27 1 16 44 Da sie ihn gleichsam zur Grundlage und Richtschnur ihres Lebens machen, verdienen sie ihr ewiges Verderben. Weisheit Weish 27 1 2 Quoniam invenitur ab his, qui non tentant illum: apparet autem eis, qui fidem habent in illum: Denn⁶ er lässt sich von jenen finden,⁷ die ihn nicht versuchen,⁸ und offenbart⁹ sich denen, die Vertrauen auf ihn setzen.¹⁰ [2Chr 15,2] Weisheit Weish 27 1 2 6 Vers 2 gibt den positiven Grund zu V. 1, V. 3 den negativen. Weisheit Weish 27 1 2 7 Vergl. [Weish 6,14, Offb 3,20] Weisheit Weish 27 1 2 8 Versuchen heißt ihn in seiner Wahrhaftigkeit auf die Probe stellen, ob er wirklich der ist, wofür er gehalten wird. Gegensatz zur Einfalt des Herzens. Weisheit Weish 27 1 2 9 Macht und Liebe. Vergl. [Joh 14,21]. Die volle Offenbarung wird freilich erst im Himmel gewährt. (Bonav.) Weisheit Weish 27 1 2 10 Gleichbedeutend mit V. 1: in Einfalt suchen. Weisheit Weish 27 1 3 Perversæ enim cogitationes separant a Deo: probata autem virtus corripit insipientes: Denn¹¹ verkehrte Gesinnung trennt von Gott; aber die Allmacht, wenn sie versucht wird, straft die Toren.¹² Weisheit Weish 27 1 3 11 Ausgang der entgegengesetzten Geistesrichtung. Weisheit Weish 27 1 3 12 Wenn die Macht Gottes gefühlt wird, beweist sie den Toren, das ihr Streben töricht war, durch Strafen. Weisheit Weish 27 1 4 Quoniam in malevolam animam non introibit sapientia, nec habitabit in corpore subdito peccatis. Denn¹³ in eine boshafte Seele geht die Weisheit nicht ein¹⁴ noch nimmt sie Wohnung in einem Leibe, der ein Sklave der Sünde ist. Weisheit Weish 27 1 4 13 Begründung von V. 3. Weisheit Weish 27 1 4 14 Die Weisheit als Gabe des Heiligen Geistes macht, dass wir das Göttliche richtig beurteilen, alles übrige aber der Liebe gemäß, die uns mit Gott verbindet. Demnach setzt diese Weisheit die Liebe, diese aber die heiligmachende Gnade voraus, die mit einer Todsünde nicht bestehen kann. (Thom.) Weisheit Weish 27 1 5 Spiritus enim Sanctus disciplinæ effugiet fictum, et auferet se a cogitationibus, quæ sunt sine intellectu, et corripietur a superveniente iniquitate. Denn der Heilige Geist¹⁵ der Zucht¹⁶ flieht die Arglist und bleibt fern von Gesinnungen, die ohne Einsicht sind, und wird verscheucht,¹⁷ wenn Ungerechtigkeit naht.¹⁸ Weisheit Weish 27 1 5 15 Der Heilige Geist als dritte Person der Gottheit. Der Verfasser ist sich bewusst, dass derselbe etwas Bestimmtes und Individuelles ist; im Lichte des Neuen Testamentes ist die Erkenntnis, der Absicht des Inspirierenden entsprechend, eine klarere. Weisheit Weish 27 1 5 16 Die Heiligung wird dem Heiligen Geiste in besonderer Weise zugeschrieben. Weisheit Weish 27 1 5 17 Das Griechische kann selbst bedeuten: gescholten. Weisheit Weish 27 1 5 18 Vergl. die Nachfolge Christi II. 4. Weisheit Weish 27 1 6 Benignus est enim spiritus sapientiæ, et non liberabit maledicum a labiis suis: quoniam renum illius testis est Deus, et cordis illius scrutator est verus, et linguæ ejus auditor. Denn¹⁹ der Geist der Weisheit ist milde und lässt den Lästerer nicht ungestraft ausgehen um der Worte seiner Lippen willen, denn Gott ist Zeuge seiner Nieren²⁰ und seines Herzens untrüglicher Erforscher und seiner Zunge Hörer.²¹ [Gal 5,22, Jer 17,10] Weisheit Weish 27 1 6 19 Begründung zu dem vorhergehenden Satze, insbesondere dem Worte: wird verscheucht (gescholten). Das Griech. ist nach besserer Lesart wiederzugeben: Denn der menschenwürdige Geist ist Weisheit. Der vorliegende Text der Vulg. könnte vermuten lassen, dass die Menschenfreundlichkeit Gottes Ursache der Strafe ist. Weisheit Weish 27 1 6 20 Diese werden oft als Sitz der zartesten und innigsten Gefühle gefasst. Weisheit Weish 27 1 6 21 Dem heiligen Geiste entgeht nichts und Gedanken des Unglaubens und Misstrauens sind ihm bereits laute Scheltworte. Weisheit Weish 27 1 7 Quoniam spiritus Domini replevit orbem terrarum: et hoc, quod continet omnia, scientiam habet vocis. Denn der Geist des Herrn²² erfüllt den Erdkreis, und er, der das All zusammenhält,²³ vernimmt jeden Laut. [Jes 6,3] Weisheit Weish 27 1 7 22 Die dritte Person der heiligsten Dreifaltigkeit. (Athan., Basil., Cyrill von Alex., Orig., Aug., Bonav., Thom.) Weisheit Weish 27 1 7 23 Nach innen erfüllt er den Erdkreis, nach außen ist er größer und reicht über die Welt hinaus. Weisheit Weish 27 1 8 Propter hoc qui loquitur iniqua, non potest latere, nec præteriet illum corripiens judicium. Deshalb kann, wer Böses redet, nicht verborgen bleiben und das Strafgericht wird nicht an ihm vorübergehen. Weisheit Weish 27 1 9 In cogitationibus enim impii interrogatio erit: sermonum autem illius auditio ad Deum veniet, ad correptionem iniquitatum illius. Denn über die Gedanken des Gottlosen ergeht Prüfung, die Kunde seiner Reden aber dringt vor Gott, dass seine Missetaten gestraft werden. Weisheit Weish 27 0 1 d. Die Sünder, welche die Unsterblichkeit leugnen und sich allen Lastern hingeben (V. 9), den Gerechten bedrücken und ihn dem schimpflichsten Tode überliefern wollen (V. 20), sind in schwerem Irrtum, da sie nicht erkennen, dass der Mensch für die ewige Seligkeit geschaffen, der zweite Tod aber erst durch den Neid des Teufels in die Welt gekommen ist. Weisheit Weish 27 2 1 Dixerunt enim cogitantes apud se non recte: Exiguum, et cum tædio est tempus vitæ nostræ, et non est refrigerium in fine hominis, et non est qui agnitus sit reversus ab inferis: Sie¹ denken nämlich² bei sich verkehrt und sagen: Kurz und verdrießlich³ ist die Zeit unsers Lebens und es gibt keine Rettung beim Ende des Menschen,⁴ auch ist keiner bekannt, der aus dem Totenreiche zurückgekehrt wäre.⁵ [Ijob 7,1, Ijob 14,1, 1Kor 15,32] Weisheit Weish 27 2 1 1 Die Gottlosen. [Weish 1,16] Weisheit Weish 27 2 1 2 Dass sie würdig sind, dem Tode zu verfallen, zeigen ihre Gedanken und Worte. Weisheit Weish 27 2 1 3 Voller Beschwerden. Weisheit Weish 27 2 1 4 Nichts vom Menschen wird gerettet. Weisheit Weish 27 2 1 5 Der Schluss ist falsch. Da er aber gewollt ist, ist nur zu antworten, was Abraham [Lk 16,13] sagt. Einige erklären das Griech im Sinne von erlösen: Ein Erlöser vom Totenreiche hat sich noch nicht gefunden. Weisheit Weish 27 2 10 Opprimamus pauperem justum, et non parcamus viduæ, nec veterani revereamur canos multi temporis. Lasset uns den armen Gerechten²⁰ vergewaltigen und nicht der Witwe schonen noch Ehrfurcht haben vor den grauen Haaren hochbetagter Greise. Weisheit Weish 27 2 10 20 Den sogenannten Gerechten. Arm hilflos. Die Grausamkeit geht mit der Wollust Hand in Hand. Doch auch im Atheismus liegt das Recht des Stärkeren. Die Fülle der sinnlichen Freuden reicht nur für wenige, und ist das Ich einmal der Mittelpunkt aller Bestrebungen, so kommt der Nebenmensch nur so weit in Betracht, als er diesen dient. Nur wer in dem Mitmenschen das Kind desselben himmlischen Vaters sieht und in übernatürlichen Gütern das höchste Gut findet, vermag dem Nächsten voll gerecht zu werden. Weisheit Weish 27 2 11 Sit autem fortitudo nostra lex justitiæ: quod enim infirmum est, inutile invenitur. Unsere Macht gelte als Gesetz der Gerechtigkeit, denn was schwach ist, erweist sich als unnütz.²¹ Weisheit Weish 27 2 11 21 Wenn man sie fragt, mit welchem Rechte sie das tun, was V. 10 geschildert ist, antworten sie: Mit dem Rechte des Stärkeren wie die wilden Tiere. Daraus, dass der Schwache nichts vermag, zeigt sich, dass ihm in der Welt kein Platz gebührt. Weisheit Weish 27 2 12 Circumveniamus ergo justum, quoniam inutilis est nobis, et contrarius est operibus nostris, et improperat nobis peccata legis, et diffamat in nos peccata disciplinæ nostræ. Lauern wir also dem Gerechten auf, denn er ist uns unnütz und steht unsern Werken entgegen und die Sünden wider das Gesetz²² wirft er uns vor und bringt uns in übeln Ruf wegen der Sünden gegen unsere Erziehung.²³ Weisheit Weish 27 2 12 22 Das Gesetz Moses. Weisheit Weish 27 2 12 23 Steigerung der Motive des Hasses: Er dient uns zu nichts in unserer Lust, ja er stört uns darin sein Denken und sein Wesen ist gegen unser Treiben gerichtet seine Worte halten uns unsere Verfehlungen vor er bringt uns in den Ruf, dass wir zuchtlos leben (gegen unsere religiösen Bildung). Weisheit Weish 27 2 13 Promittit se scientiam Dei habere, et filium Dei se nominat. Er rühmt sich,²⁴ die Erkenntnis²⁵ Gottes zu besitzen und nennt sich Gottes Sohn.²⁶ Weisheit Weish 27 2 13 24 Er verheißt mit Zuversicht. Griech.: Er verkündet laut und feierlich. Weisheit Weish 27 2 13 25 Verbunden mit Liebe und Tat. Weisheit Weish 27 2 13 26 Behauptet, von Gott als dessen Kind angesehen und geliebt zu werden. Weisheit Weish 27 2 14 Factus est nobis in traductionem cogitationum nostrarum. Er ist zum offenen Ankläger unserer Gedanken²⁷ geworden. Weisheit Weish 27 2 14 27 Anschauungen. In unserem Gewissen weckt er Vorwürfe, vor den Menschen zieht er uns Beschämung zu. Weisheit Weish 27 2 15 Gravis est nobis etiam ad videndum, quoniam dissimilis est aliis vita illius, et immutatæ sunt viæ ejus. Schon sein Anblick ist uns lästig, denn unähnlich anderen ist sein Leben und seine Wege²⁸ sind abgesondert. Weisheit Weish 27 2 15 28 Religiöse Anschauung und Lebensweise. Vergl. [Apg 24,14]. Weisheit Weish 27 2 16 Tamquam nugaces æstimati sumus ab illo, et abstinet se a viis nostris tamquam ab immunditiis, et præfert novissima justorum, et gloriatur patrem se habere Deum. Wir gelten ihm als Verworfene²⁹ und er hält sich von unsern Wegen fern wie von Verunreinigung³⁰ und zieht das Ende der Gerechten vor und rühmt sich, Gott zum Vater zu haben.³¹ Weisheit Weish 27 2 16 29 Griech.: Schlacken, Unreinheit. Weisheit Weish 27 2 16 30 Wie von (levitisch) verunreinigenden Dingen. Weisheit Weish 27 2 16 31 Vergl. V. 13. Das wahre Glück erwartet er nach dem Tode, und dies deshalb, weil er sich Gottes als Vaters rühmt. Weisheit Weish 27 2 17 Videamus ergo si sermones illius veri sint, et tentemus quæ ventura sunt illi, et sciemus quæ erunt novissima illius. Lasset uns denn sehen, ob seine Reden sich bewahrheiten,³² und lasset uns versuchen, was über ihn kommen wird, und wir werden erfahren, welches sein Ende sein wird.³³ Weisheit Weish 27 2 17 32 Ob sein Ende glücklich (V. 17), ob Gott sein schützender Vater ist. (V. 18) Weisheit Weish 27 2 17 33 Doppelübersetzung? Weisheit Weish 27 2 18 Si enim est verus filius Dei, suscipiet illum, et liberabit eum de manibus contrariorum. Denn ist er³⁴ wahrhaft Gottes Sohn, so wird dieser sich seiner annehmen und ihn aus den Händen seiner Widersacher befreien. [Ps 21,9, Jer 11,19] Weisheit Weish 27 2 18 34 Griech.: Wenn der Gerechte der Sohn Gottes ist. Diese Stelle hat im Heilande ihre Erfüllung gefunden. [Mt 27,40.43] Zwar fordert der Zusammenhang nicht mit Notwendigkeit, diese Stelle von Christus zu verstehen, aber könnte das Wort auch von jedem Gerechten gesagt werden, so wäre dieser nur typisch ein Vorbild des Gerechtesten der Gerechten. Von Christus verstehen Tertull., Klem. Alex., Orig., Euseb., Cyrill Alex., Laktant., Ambros., Aug. u.a. diese Stelle. Weisheit Weish 27 2 19 Contumelia et tormento interrogemus eum, ut sciamus reverentiam ejus, et probemus patientiam illius. Durch Schmach und Marter wollen wir ihn prüfen, damit wir seine Unterwürfigkeit³⁵ erkennen und seine Geduld erproben. Weisheit Weish 27 2 19 35 Unter Gott und seinen ehrfurchtsvollen Glauben an die Belohnungen des ewigen Lebens. Griechisch besser: Sanftmut. Weisheit Weish 27 2 2 Quia ex nihilo nati sumus, et post hoc erimus tamquam non fuerimus: quoniam fumus flatus est in naribus nostris: et sermo scintilla ad commovendum cor nostrum: Denn aus nichts⁶ wurden wir geboren und werden nachher sein, als wären wir nicht gewesen; ist doch der Atem in unserer Nase ein Dunst⁷ und die Rede⁸ ein Fünkchen bei der Bewegung unsers Herzens. Weisheit Weish 27 2 2 6 Von selbst. Griech.: von ungefähr ohne Eingreifen eines höheren Wesens. Weisheit Weish 27 2 2 7 Durch das Atmen findet sich das physische Leben an. Das Hauptorgan des Atmens ist die Nase. Weisheit Weish 27 2 2 8 Das innere Wort. Weisheit Weish 27 2 20 Morte turpissima condemnemus eum: erit enim ei respectus ex sermonibus illius. Zum schimpflichsten Tode wollen wir ihn verurteilen, denn Heimsuchung³⁶ wird ihm zuteil werden nach seinen Worten.³⁷ Weisheit Weish 27 2 20 36 Gnadenvolle Heimsuchung. Weisheit Weish 27 2 20 37 Wie er sich gerühmt hat. Weisheit Weish 27 2 21 Hæc cogitaverunt, et erraverunt: excæcavit enim illos malitia eorum. Solches denken sie und gehen irre, denn ihre Bosheit verblendet sie. Weisheit Weish 27 2 22 Et nescierunt sacramenta Dei, neque mercedem speraverunt justitiæ, nec judicaverunt honorem animarum sanctarum. Sie erkennen die Geheimnisse Gottes³⁸ nicht,³⁹ hoffen nicht auf die Belohnung der Gerechtigkeit und erachten, dass heilige Seelen keinen Ehrenpreis finden. Weisheit Weish 27 2 22 38 Besonders die auf das zukünftige Leben bezüglichen Ratschlüsse Gottes. Weisheit Weish 27 2 22 39 Aus verschuldeter Verblendung. Weisheit Weish 27 2 23 Quoniam Deus creavit hominem inexterminabilem, et ad imaginem similitudinis suæ fecit illum. Denn Gott hat den Menschen unsterblich⁴⁰ erschaffen und ihn nach seinem Bilde und seiner Ähnlichkeit⁴¹ gemacht,⁴² [Gen 1,27] Weisheit Weish 27 2 23 40 Zur Unsterblichkeit, zu seligen Unsterblichkeit. Weisheit Weish 27 2 23 41 Griech.: Zum Abbilde seiner Wesenheit. Die Vulgata gibt mehr die Stellen [Gen 1,27] und [Gen 5,1] wieder, auf welche der Text anspielt, als diesen selbst. Weisheit Weish 27 2 23 42 Die Ebenbildlichkeit ist insofern Ursache der seligen Unsterblichkeit, als jeder Mensch zwar Gott durch seine Vernunft ähnlich ist und ihn erkennen und lieben kann, indes der Gerechte Gott außerdem wirklich, wenn auch noch unvollkommen erkennt und liebt. Diese Erkenntnis und Liebe aber wird im Himmel eine volle. Für diese hat Gott den Menschen bestimmt. (Thom.) Weisheit Weish 27 2 24 Invidia autem diaboli mors introivit in orbem terrarum: aber durch den Neid des Teufels⁴³ ist der Tod in die Welt gekommen; Weisheit Weish 27 2 24 43 Der Gott um die Ehre, die er von den Menschen erhielt, die Menschen um ihre Unsterblichkeit an Seele und Leib und um den Platz beneidete, den sie an seiner Stelle in der Ewigkeit einnehmen sollen. Weisheit Weish 27 2 25 Imitantur autem illum qui sunt ex parte illius. diesen aber ahmen alle nach,⁴⁴ die auf seiner Seite stehen.⁴⁵ Weisheit Weish 27 2 25 44 Griech.: versuchen ihn, suchen ihn, den Verlust der seligen Unsterblichkeit, sich selbst zu bereiten. Diese Ähnlichkeit der Handlungsweise mit dem Teufel gibt die Vulg. in ihrer Übersetzung wieder. Weisheit Weish 27 2 25 45 Die sich ihm gleichsam als Eigentum verkauft haben. Weisheit Weish 27 2 3 Qua exstincta, cinis erit corpus nostrum, et spiritus diffundetur tamquam mollis ar, et transibit vita nostra tamquam vestigium nubis, et sicut nebula dissolvetur, quæ fugata est a radiis solis, et a calore illius aggravata: Ist dieses erloschen, so wird unser Leib zu Asche und der Geist verfliegt wie dünne Luft; unser Leben verschwindet wie die Spur einer Wolke⁹ und zerfließt wie Nebel, der von den Strahlen der Sonne verscheucht und von ihrer Wärme herabgedrückt worden.¹⁰ Weisheit Weish 27 2 3 9 Die Wolke verschwindet, ohne eine Spur zu hinterlassen. Dass der Mensch in seinem menschlichen Leben und Handeln von den Organen des Körpers wesentlich abhängt, ist jenen ein willkommener Anhaltspunkt, das Wesen des Menschen selbst in diese Erscheinungen zu setzen. Weisheit Weish 27 2 3 10 Sind wir ohne Plan einer göttlichen Vorsehung entstanden durch zufälliges Zusammentreffen der Atome, so kann man nicht auf ein unvergängliches Sein der Seele schließen und aus dem natürlichen Verlangen nach Glückseligkeit folgen, dass die Vorsehung, die uns in dieses Dasein gesetzt, dem Menschen auch zu der ihm zukommenden Entwicklung und Seligkeit führen werde. Der Augenschein lehrt ferner, dass mit dem Tode von der Seele nichts mehr zu sehen ist. Die Erfahrung lehrt sodann auch, dass noch keiner aus der Unterwelt zurückgekehrt ist. Nun ist endlich auch klar, dass das Denken ein rein physikalischer Vorgang ist, durch das Herz ähnlich hervorgebracht, wie durch den Anschlag des Feuersteins der Funke, und das Atmen wie der Rauch des Brandes. Oberflächliche Betrachtung des Lebens bietet ihnen Stoff zur Beschönigung ihrer inneren Herzensbosheit, und so verhüllen sie ihr schlechtes Leben scheinbar mit dem Mantel der Vernünftigkeit und Rechtmäßigkeit. Weisheit Weish 27 2 4 Et nomen nostrum oblivionem accipiet per tempus, et nemo memoriam habebit operum nostrorum. Auch unser Name wird zeitig vergessen werden und niemand wird unserer Werke gedenken.¹¹ Weisheit Weish 27 2 4 11 Im Griech. steht dieser Vers vor: unser Leben verschwindet. Weisheit Weish 27 2 5 Umbræ enim transitus est tempus nostrum, et non est reversio finis nostri: quoniam consignata est, et nemo revertitur. Denn¹² wie das Vorübergehen eines Schattens¹³ ist unsere Lebenszeit und unser Ende kennt keine Wiederkehr, denn diese ist fest verschlossen und niemand kehrt zurück.¹⁴ [1Chr 29,15] Weisheit Weish 27 2 5 12 Koordiniert zu V. 2ff. Neuer Grund zur Veranschaulichung der Vergänglichkeit des Menschen, insbesondere des Andenkens. Weisheit Weish 27 2 5 13 Unselbständig und unwirklich. Weisheit Weish 27 2 5 14 Man stirbt nicht zweimal, und ist jemand gestorben, kann man nicht mehr zurückkehren. Weisheit Weish 27 2 6 Venite ergo, et fruamur bonis quæ sunt, et utamur creatura tamquam in juventute celeriter. Darum¹⁵ kommet und lasset uns die gegenwärtigen¹⁶ Güter genießen, mit Hast das Geschaffene gebrauchen, so lange wir jung sind. [Jes 22,13, Jes 56,12] Weisheit Weish 27 2 6 15 Praktische Konsequenzen des Systems: Lasset uns genießen (V. 6-10), die Schwachen unterdrücken (V. 10-12), den Gerechten, der uns in unserem Glücke stört, vernichten. (V. 12-21) Weisheit Weish 27 2 6 16 Griech.: Die wirklichen gegenwärtigen Güter. Gegensatz: die übersinnlichen Güter, insbesondere die zukünftigen. Weisheit Weish 27 2 7 Vino pretioso, et unguentis nos impleamus: et non prætereat nos flos temporis. Köstliche Weine und Salben wollen wir in Fülle gebrauchen und keine Lenzesblüte entgehe uns. Weisheit Weish 27 2 8 Coronemus nos rosis, antequam marcescant: nullum pratum sit, quod non pertranseat luxuria nostra. Mit Rosen¹⁷ wollen wir uns bekränzen, ehe sie verwelken; es gebe keine Flur, die unsere Lust nicht durchstreift.¹⁸ Weisheit Weish 27 2 8 17 Eigentlich: Rosenknospen, die sich noch nicht zerblätternde Rose. Weisheit Weish 27 2 8 18 Zahlreiche Anklänge an solchen Reden finden sich bei den griechischen Dichtern. Weisheit Weish 27 2 9 Nemo nostrum exsors sit luxuriæ nostræ: ubique relinquamus signa lætitiæ: quoniam hæc est pars nostra, et hæc est sors. Keiner von uns gehe leer aus bei unserm Wohlleben, überall wollen wir Zeichen der Freude hinterlassen;¹⁹ denn dies ist unser Anteil und dies unser Los. Weisheit Weish 27 2 9 19 Vergl. [Weish 5,13]. Weisheit Weish 27 0 1 2. Empfehlung der Weisheit durch den Vergleich zwischen dem Lose der Gerechten und der Sünder. (3,1 6,23) a. Die Gerechten sind glücklich zu preisen, auch wenn sie durch die Sünder Heimsuchung erleiden, denn ihr Tod ist nur Übergang zum seligen Leben, die Gottlosen aber werden gestraft werden. (V. 10) b. Ja, schon in diesem Leben müssen die Gottlosen Strafe leiden, da ihre Arbeiten der Früchte entbehren und ihre Familie verflucht ist, während die Frommen, auch wenn sie etwa keine Nachkommen haben, glücklich sind und reich an Früchten. [Weish 4,9] Weisheit Weish 27 3 1 Justorum autem animæ in manu Dei sunt, et non tanget illos tormentum mortis. Aber die Seelen der Gerechten sind in der Hand Gottes¹ und nicht berührt sie des Todes² Pein. [Dtn 33,3, Weish 5,4] Weisheit Weish 27 3 1 1 Die Gottlosen glaubten umsonst, die Gerechten ganz vernichten zu können. Weisheit Weish 27 3 1 2 Sinngemäßer Zusatz der Vulgata. Vergl. [Weish 2,20]. Ein Ende der Schmerzen bringen nicht so die Qualen als die Kronen. (Cyr.) Weisheit Weish 27 3 10 Impii autem secundum quæ cogitaverunt, correptionem habebunt: qui neglexerunt justum, et a Domino recesserunt. Die Gottlosen aber¹⁴ werden ihrer Denkart¹⁵ gemäß Strafe erdulden, weil sie des Gerechten¹⁶ nicht achteten und vom Herrn abfielen. Weisheit Weish 27 3 10 14 Dem herrlichen Lose der scheinbar unglücklichen Gerechten wird nun das traurige Schicksal der Gottlosen gegenübergestellt. Weisheit Weish 27 3 10 15 Der ihr Leben entsprach. Weisheit Weish 27 3 10 16 Der Gerechtigkeit. Der Begriff derselben wird V. 11 in Weisheit (gerechte Gesinnung) und Zucht (Ausübung der Gerechtigkeit) zerlegt, wie dem nicht achten V. 11 verwerfen entspricht. Weisheit Weish 27 3 11 Sapientiam enim, et disciplinam qui abjicit, infelix est: et vacua est spes illorum, et labores sine fructu, et inutilia opera eorum. Denn wer Weisheit und Zucht verwirft, ist unglückselig; die Hoffnung solcher Menschen ist eitel,¹⁷ ihre Mühen sind ohne Frucht und ihre Werke nutzlos.¹⁸ Weisheit Weish 27 3 11 17 Die Dinge dieser Welt, nach denen sie trachten, gewähren kein wahres Glück, in jener Welt aber haben sie solches nicht zu erwarten. Weisheit Weish 27 3 11 18 Sie waren nicht Arbeiter im Weinberge des Herrn. Weisheit Weish 27 3 12 Mulieres eorum insensatæ sunt, et nequissimi filii eorum. Ihre Frauen sind Törinnen¹⁹ und ihre Kinder bösartig. Weisheit Weish 27 3 12 19 Ein glückliches Familienleben gilt als erste Bedingung irdischen Glückes, es wird den Gottlosen nicht zuteil werden, denn ihre Weiber werden gleichfalls gottlos. Weisheit Weish 27 3 13 Maledicta creatura eorum, quoniam felix est sterilis, et incoinquinata, quæ nescivit thorum in delicto, habebit fructum in respectione animarum sanctarum: Verflucht ist ihr Geschlecht;²⁰ denn glücklich ist die Unfruchtbare und Unbefleckte,²¹ welche ein Beilager in Sünden nicht gekannt;²² sie wird ihren Lohn erhalten, wenn den heiligen Seelen vergolten wird; Weisheit Weish 27 3 13 20 Der Fluch lastet auf den Kindern, weil sie, durch die Eltern dazu angeleitet, der Sünde leben. Weisheit Weish 27 3 13 21 Glücklicher als der Gottlose sind die Unfruchtbaren und Verschnittenen, denn obwohl sie des Glückes einer zahlreichen Familie entbehren, ja den letzteren sogar eine gewisse Schmach anklebt [Dtn 23,1]; werden sie, wenn Gott treu, eine herrliche Belohnung im Jenseits erhalten. Weisheit Weish 27 3 13 22 Gegensatz V. 16. Weisheit Weish 27 3 14 Et spado, qui non operatus est per manus suas iniquitatem, nec cogitavit adversus Deum nequissima: dabitur enim illi fidei donum electum, et sors in templo Dei acceptissima. und glückselig ist der Verschnittene, der nichts Unrechtes verübt noch Böses wider Gott gedacht hat; denn für seine Treue wird er einen auserlesenen Lohn²³ erhalten und einen freudenreichen Anteil im Tempel Gottes.²⁴ Weisheit Weish 27 3 14 23 Eine ewige Belohnung mit besonderer Beziehung auf die Kinderlosigkeit oder Enthaltsamkeit. Weisheit Weish 27 3 14 24 In den Tempel durfte nach mosaischem Gesetz ein Verschnittener nicht zugelassen werden, im ewigen Tempel des Herrn wird ihm ein erfreulicherer Anteil zubeschert werden als der Eintritt in den irdischen Tempel. Vergl. [Jes 56,3ff]. Selbstverständlich gilt die Verheißung auch von denen, die der Heiland [Mt 19] lobt. Weisheit Weish 27 3 15 Bonorum enim laborum gloriosus est fructus, et quæ non concidat radix sapientiæ. Denn gute Taten bringen herrliche Früchte²⁵ und die Wurzel der Weisheit stirbt nicht ab. Weisheit Weish 27 3 15 25 Leibesfrucht, Nachkommen hat er nicht, aber aus der Wurzel frommer Gesinnung (Weisheit) und dem Stamme guter Werke wächst eine herrlichere Frucht heraus. Weisheit Weish 27 3 16 Filii autem adulterorum in inconsummatione erunt, et ab iniquo thoro semen exterminabitur. Aber die Kinder der Ehebrecher²⁶ bleiben unreif²⁷ und der Same aus gesetzwidrigem Beilager wird ausgetilgt. Weisheit Weish 27 3 16 26 V. 16, nimmt V. 13a wieder auf. Die Gottlosen kennzeichnen sich insbesondere durch Verachtung der Heiligkeit der Ehe. Weisheit Weish 27 3 16 27 Vergl. [Weish 4,3.5]. Zwar sind die Gottlosen kein dürrer Stamm [Jes 56,3ff], aber ihre Schösslinge werden nicht reif. Wissen die Kinder, dass die Sünden der Eltern Gott beleidigen, und sündigen dennoch, so vereinigen sie gleichsam ihre Bosheit mit der jener und müssen so auch ihre Sünden in diesem Leben büßen. (Greg. d. Gr.) Weisheit Weish 27 3 17 Et si quidem longæ vitæ erunt, in nihilum computabuntur, et sine honore erit novissima senectus illorum. Wenn sie auch lange leben sollten, werden sie doch für nichts geachtet und ihr Greisenalter ist zuletzt ohne Ehre.²⁸ Weisheit Weish 27 3 17 28 Vergl. [Weish 4,8]. Weisheit Weish 27 3 18 Et si celerius defuncti fuerint, non habebunt spem, nec in die agnitionis allocutionem. Sterben sie aber frühzeitig, so haben sie keine Hoffnung²⁹ noch am Tage des Gerichtes Trost. Weisheit Weish 27 3 18 29 Auf den Himmel. Weisheit Weish 27 3 19 Nationis enim iniquæ diræ sunt consummationes. Denn ein sündiges Geschlecht nimmt ein unglückliches Ende.³⁰ Weisheit Weish 27 3 19 30 Zusammenfassung des Gesagten und Thema des Folgenden [Weish 4,3ff]. Weisheit Weish 27 3 2 Visi sunt oculis insipientium mori: et æstimata est afflictio exitus illorum: Den Augen der Unweisen scheinen sie zu sterben³ und ihr Hingang wird für Leid geachtet Weisheit Weish 27 3 2 3 An Leib und Seele zugrunde zu gehen. In diesem Falle wären sie wahrhaft bedauernswert im Leben wie im Sterben; vergl. [1Kor 15,19]. Weisheit Weish 27 3 3 Et quod a nobis est iter, exterminium: illi autem sunt in pace. und ihr Scheiden von uns für Vernichtung gehalten, sie aber sind im Frieden.⁴ Weisheit Weish 27 3 3 4 Glückseligkeit, Heil an Leib und Seele. Zwar kann die ewige Glückseligkeit für jeden Gerechten so heißen, doch gilt dies insbesondere von der Seligkeit der Märtyrer, auf welche diese Stelle im kirchlichen Offizium auch in besonderer Weise angewendet wird. Weisheit Weish 27 3 4 Et si coram hominibus tormenta passi sunt, spes illorum immortalitate plena est. Wenn sie auch vor den Menschen Qual erduldet haben, so ist doch ihre Hoffnung voll der Unsterblichkeit. Weisheit Weish 27 3 5 In paucis vexati, in multis bene disponentur: quoniam Deus tentavit eos, et invenit illos dignos se. Nachdem sie ein wenig gelitten,⁵ wird ihnen viel Gutes⁶ zuteil; denn Gott hat sie geprüft und seiner würdig erfunden.⁷ Weisheit Weish 27 3 5 5 V. 5, V. 6 geben die Gründe an, weshalb Gott über die Seinen Leiden verhängt. Gott will sie (zu Heiligen) erziehen, prüfen, läutern, ihnen Gelegenheit geben, sich ganz Gott zum Opfer zu bringen, durch Annahme dieses Opfers sie überreich belohnen. Weisheit Weish 27 3 5 6 Alles Gute. Weisheit Weish 27 3 5 7 Also können wir wirklich Verdienste haben. Weisheit Weish 27 3 6 Tamquam aurum in fornace probavit illos, et quasi holocausti hostiam accepit illos, et in tempore erit respectus illorum. Wie Gold im Ofen hat er sie erprobt und wie ein Brandopfer hat er sie angenommen, zu seiner Zeit wird er sie heimsuchen.⁸ Weisheit Weish 27 3 6 8 Gnädig und liebevoll. Es hat für sie eine Vergeltung statt. Weisheit Weish 27 3 7 Fulgebunt justi, et tamquam scintillæ in arundineto discurrent. Die Gerechten werden glänzen und wie Funken im Geröhre sich ausbreiten.⁹ Weisheit Weish 27 3 7 9 Griech.: Zur Zeit ihrer Heimsuchung werden sie glänzen und wie Funken im Geröhre hin und her sprühen. Die Zeit der gnadenreichen Heimsuchung ist die Vergeltung nach dem Tode. Die große Herrlichkeit wird durch den Lichtglanz, die Schnelligkeit und Kraft durch den Vergleich mit Feuerfunken vor Augen gestellt. Weisheit Weish 27 3 8 Judicabunt nationes, et dominabuntur populis, et regnabit Dominus illorum in perpetuum. Sie werden zu Gericht sitzen über die Völker und über die Nationen herrschen¹⁰ und der Herr wird ihr König sein in Ewigkeit. [1Kor 6,2] Weisheit Weish 27 3 8 10 Gott, der höchste Richter, teilt seine Herrschaft mit ihnen. Vergl. [1Kor 6,1ff, Mt 25,34]. Weisheit Weish 27 3 9 Qui confidunt in illo, intelligent veritatem: et fideles in dilectione acquiescent illi: quoniam donum et pax est electis ejus. Die auf ihn vertrauen, werden die Wahrheit¹¹ erkennen, und die in der Liebe treu sind, werden bei ihm weilen;¹² denn Gnade und Friede erlangen seine Auserwählten.¹³ Weisheit Weish 27 3 9 11 Alle Wahrheit. Weisheit Weish 27 3 9 12 Griech.: und seine Getreuen werden ihm in Liebe verbunden bleiben. So hat auch der Wille sein vollkommenes Ziel. Damit aber die Seligkeit wahrhaft vollkommen sei, muss sie ewig dauern. Weisheit Weish 27 3 9 13 Die letzten Worte sind wohl im Griech. aus [Weish 4,15] hierher versetzt. Weisheit Weish 27 0 1 Glück der Frommen. (V. 6) c. Aber sterben nicht manche Frommen in der Blüte der Jahre? Gewiss, indes dieser Tod ist glückselig, nicht vorzeitig, unzeitig oder verächtlich, der Tod der Sünder dagegen ist in jeder Beziehung unglücklich. Weisheit Weish 27 4 1 O quam pulchra est casta generatio cum claritate: immortalis est enim memoria illius: quoniam et apud Deum nota est, et apud homines. O wie schön ist ein keusches Geschlecht¹ in seiner Herrlichkeit! denn unsterblich² ist sein Andenken, bei Gott ist es gekannt³ und bei den Menschen. Weisheit Weish 27 4 1 1 Gegensatz zu [Weish 3,19]. Die Beziehung zu [Weish 3,14.15] tritt im griech. Texte hervor: Besser ist Kinderlosigkeit, verbunden mit Tugend (Keuschheit). Weisheit Weish 27 4 1 2 Gegensatz zu [Weish 3,16] und [Weish 4,4]. Weisheit Weish 27 4 1 3 Wird liebend anerkannt und erlangt Belohnung. Vergl. [Mt 7,23]. Weisheit Weish 27 4 10 Placens Deo factus est dilectus, et vivens inter peccatores translatus est: Da er Gott wohlgefällig war,¹³ ward er von ihm geliebt, und da er inmitten von Sündern lebte,¹⁴ wurde er entrückt.¹⁵ [Hebr 11,5] Weisheit Weish 27 4 10 13 Sich durch sein Leben und Wirken Gott wohlgefällig gemacht hatte. Weisheit Weish 27 4 10 14 Und sich so in beständiger Gefahr befand. Weisheit Weish 27 4 10 15 Der Ausdruck erinnert an Henoch [Gen 5,24] (Klemens Rom.), der wohl als Beispiel dem Verfasser dafür vor Augen steht, dass der Tod des Frommen ein Zeichen der Liebe Gottes ist. Weisheit Weish 27 4 11 Raptus est ne malitia mutaret intellectum ejus, aut ne fictio deciperet animam illius. Er ward hinweggenommen, damit nicht die Bosheit seinen Sinn verkehrte noch Trug seine Seele täuschte.¹⁶ Weisheit Weish 27 4 11 16 Gott erkennt also auch jenes Zukünftige, das in Wirklichkeit nicht eintritt, aber unter gewissen Bedingungen eintreten würde. Vergl. [1Sam 23,12; Mt 11,21; Mt 24,22]. Warum aber lässt Gott diesen Gerechten nicht in der Welt und schützt ihn so, dass er nicht verkehrt wird? Warum entreißt er nicht jeden Frommen der Gefahr und warum lässt er zu, dass manche fallen? Gottes Gerichte sind durchaus gerecht, antwortet der hl. Augustin, aber unerforschlich. Weisheit Weish 27 4 12 Fascinatio enim nugacitatis obscurat bona, et inconstantia concupiscentiæ transvertit sensum sine malitia. Denn der Zauber¹⁷ der Verwerflichkeit verdunkelt das Gute¹⁸ und die unstete Begierlichkeit¹⁹ verkehrt²⁰ auch arglosen Sinn. Weisheit Weish 27 4 12 17 Es ist über die Dinge dieser Welt, obwohl sie des höheren Teiles der Seele nicht würdig sind, ein die Sinnlichkeit bezaubernder Reiz ausgegossen. Weisheit Weish 27 4 12 18 Der Zauber, der über die sündhaften Gegenstände ausgegossen ist, stellt die Schönheit der Tugend in Schatten. Weisheit Weish 27 4 12 19 Die Leidenschaft dreht sich im Kreise herum ohne Ruhe und zieht den Menschen mit sich. Weisheit Weish 27 4 12 20 Das griechische Wort bedeutet wahrscheinlich: verändert, wandelt um. Weisheit Weish 27 4 13 Consummatus in brevi explevit tempora multa: In kurzem vollendet, hat er viele Jahre erreicht;²¹ Weisheit Weish 27 4 13 21 Er hat sich das Ziel der Tugend, ein unbeflecktes Leben und damit die ewige Seligkeit erkämpft, also hat er ob auch jung an Jahren, soviel getan als andere in langer Lebenszeit. So ist denn sein Tod kein Ausrotten [Weish 4,4] oder Abreißen eines der Frucht entbehrenden Zweiges [Weish 4,5], sondern ein Erweis der Liebe Gottes. Weisheit Weish 27 4 14 Placita enim erat Deo anima illius: propter hoc properavit educere illum de medio iniquitatum: populi autem videntes, et non intelligentes, nec ponentes in præcordiis talia: denn seine Seele war Gott wohlgefällig; darum eilte Er, ihn aus der Mitte der Laster hinwegzunehmen; die Völker²² aber sahen es, ohne zu begreifen und zu Herzen zu nehmen. Weisheit Weish 27 4 14 22 Die Völker, die Gott nicht kennen, hier für die Bösen insgesamt gesetzt. Weisheit Weish 27 4 15 Quoniam gratia Dei, et misericordia est in sanctos ejus, et respectus in electos illius. dass Gottes Gnade und Barmherzigkeit seinen Heiligen zuteil wird und gnädige Heimsuchung seinen Auserwählten.²³ Weisheit Weish 27 4 15 23 Der Tod des Gerechten bereits ist eine Gnade, noch voller aber offenbart sich Gottes gnädige Erbarmung nach demselben. Weisheit Weish 27 4 16 Condemnat autem justus mortuus vivos impios, et juventus celerius consummata, longam vitam injusti. Es verurteilt aber der Gerechte, ist er gestorben, die noch lebenden Gottlosen und seine früh vollendete Jugend das lange Leben des Ungerechten.²⁴ Weisheit Weish 27 4 16 24 Die Gottlosen, welche den Gerechten wegen seines Leidens und frühen Todes verhöhnten, werden durch sein kurzes Leben beschämt, da er in demselben zur Vollendung kam, sie aber trotz des langen Lebens ihr Ziel nicht erreichen. Weisheit Weish 27 4 17 Videbunt enim finem sapientis, et non intelligent quid cogitaverit de illo Deus, et quare munierit illum Dominus. Sie sehen zwar das Ende des Weisen, aber verstehen nicht, was Gott mit ihm vorhatte und warum ihn der Herr in Sicherheit gebracht hat.²⁵ Weisheit Weish 27 4 17 25 D.i. Warum der Grund seines frühen Todes seine Sicherheit ist. Der Grund ist V. 8ff angegeben. Weisheit Weish 27 4 18 Videbunt et contemnent eum: illos autem Dominus irridebit; Sie sehen es und verachten ihn,²⁶ ihrer aber der Herr wird spotten.²⁷ Weisheit Weish 27 4 18 26 Als Toren, dem seine Frömmigkeit nichts nützt. Weisheit Weish 27 4 18 27 Im Gerichte. Weisheit Weish 27 4 19 Et erunt post hæc decidentes sine honore, et in contumelia inter mortuos in perpetuum: quoniam disrumpet illos inflatos sine voce, et commovebit illos a fundamentis, et usque ad supremum desolabuntur: et erunt gementes, et memoria illorum peribit. Und sie werden darnach²⁸ mit Schimpf zu Fall kommen²⁹ und unter den Toten ewig mit Schmach bedeckt sein; denn er wird diese Stolzen zerschmettern und verstummen machen³⁰ und bis auf den Grund erschüttern,³¹ dass sie in die äußerste Trostlosigkeit geraten³² und seufzen,³³ und ihr Andenken wird untergehen. Weisheit Weish 27 4 19 28 Nach diesem Leben, nachdem sie hier den Frommen verachtet. Weisheit Weish 27 4 19 29 Fortsetzung des Bildes vom Baume [Weish 3,16] und [Weish 4,3-6]. Weisheit Weish 27 4 19 30 Griech.: er wird sie lautlos kopfüber stürzen. Weisheit Weish 27 4 19 31 Auf dieser Welt könnten sie durch Vernunft und Gewissen mit Gottes Hilfe noch zu Wahrheit und Leben gelangen, doch im Jenseits dienen diese Grundfesten der Seele der Strafe, die Gottlosen werden von Wahrheit und Glückseligkeit losgerissen. Weisheit Weish 27 4 19 32 Alle Kräfte der Seele und des Leibes empfinden die Erschütterung mit. Weisheit Weish 27 4 19 33 In Schmerz und Weh an Leib und Seele. Weisheit Weish 27 4 2 Cum præsens est, imitantur illam: et desiderant eam cum se eduxerit, et in perpetuum coronata triumphat incoinquinatorum certaminum præmium vincens. Ist es gegenwärtig, so ahmt man es nach; ist es den Augen entzogen, so sehnt man sich nach ihm; und ewig triumphiert es, die Siegeskrone tragend, da es sich den Siegespreis für die Kämpfe unbefleckter Reinheit errungen.⁴ Weisheit Weish 27 4 2 4 Griech.: Und in der Ewigkeit triumphiert sie mit dem Siegeskranze in den Händen. Weisheit Weish 27 4 20 Venient in cogitatione peccatorum suorum timidi, et traducent illos ex adverso iniquitates ipsorum. Furchtsam werden sie daherkommen zur Abrechnung ihrer Sünden und ihre Missetaten werden ihre Ankläger sein, die gegen sie auftreten.³⁴ Weisheit Weish 27 4 20 34 Vergl. 17,10 und [Röm 2,15]. Weisheit Weish 27 4 3 Multigena autem impiorum multitudo non erit utilis, et spuria vitulamina non dabunt radices altas, nec stabile firmamentum collocabunt. Die zahlreiche Menge⁵ der Gottlosen aber gedeiht nicht und unechte Sprösslinge⁶ treiben keine tiefen Wurzeln und fassen keinen festen Grund. Weisheit Weish 27 4 3 5 Griech.: Nachkommenschaft. Weisheit Weish 27 4 3 6 Griech.: was von unechten Schösslingen entsprossen ist. Wie aus unechten Schösslingen keine gedeihliche Frucht, sondern nur zeitweiliger Blätterreichtum erwartet werden kann oder höchstens unreife Früchte, so aus sündhaften Eltern nur unvollkommene Kinder. Ist dies schon wahr in dieser Welt [Weish 3,12], so noch mehr im Jenseits das Unglück beider ein ähnliches. [Weish 3,18.19] und [Weish 4,19; Weish 5,2ff] Weisheit Weish 27 4 4 Et si in ramis in tempore germinaverint, infirmiter posita, a vento commovebuntur, et a nimietate ventorum eradicabuntur. Wenn sie auch zeitweilig grüne Zweige treiben, so werden sie doch, weil sie nicht feststehen, vom Winde erschüttert und durch die Übermacht der Stürme entwurzelt. [Ez 13,11, Mt 7,27] Weisheit Weish 27 4 5 Confringentur enim rami inconsummati, et fructus illorum inutiles, et acerbi ad manducandum, et ad nihilum apti. Denn ihre Äste werden abgebrochen, ehe sie ausgewachsen sind; ihre Früchte sind unnütz und herb zum Essen und zu nichts tauglich. Weisheit Weish 27 4 6 Ex iniquis enim somnis filii, qui nascuntur, testes sunt nequitiæ adversus parentes in interrogatione sua. Denn⁷ aus unerlaubtem Beischlafe entsprungene Kinder werden Zeugen der Schlechtigkeit gegen ihre Eltern bei ihrem⁸ Gerichte. Weisheit Weish 27 4 6 7 Erkenntnisgrund dafür, dass die Nachkommenschaft schlechter Menschen nicht gedeiht. Weisheit Weish 27 4 6 8 Der Eltern und Kinder Gericht. Weisheit Weish 27 4 7 Justus autem si morte præoccupatus fuerit, in refrigerio erit. Der Gerechte aber⁹ wird, sollte er auch vor der Zeit vom Tode ereilt werden, in der Erquickung¹⁰ sein. Weisheit Weish 27 4 7 9 Bevor der Verfasser den Ausgang des Gerichtes selbst darstellt, berücksichtigt er einen anderen Einwurf der Bösen: Die Guten und Gerechten sterben häufig frühzeitig, also ist der frühzeitige Tod der Sünder nicht als Strafe aufzuweisen. Dieser geheimnisvolle Tod der Gerechten ist kein Grund, die Vorsehung zu leugnen. Denn 1. Der Gerechte ist, wenn er vor der Zeit stirbt, nicht hoffnungslos, sondern wird aus Leiden in Freude versetzt. (V. 7) 2. Nicht geht er unvollendet hinweg, wie die Gottlosen, seine Tugend ist ihm vollendetes, ehrenvolles Greisenalter. (V. 8, V. 9) 3. Nicht zur Strafe wie die Gottlosen, hat Gott ihn aus diesem Leben genommen, sondern aus Wohlgefallen an ihm. (V. 10) 4. Er ist zu seinem ewigen Heile entrückt worden, damit die Lockungen der Bösen ihn nicht verführten. (V. 11-13) 5. Er ist abgeschieden, nachdem er sein Ziel in kurzer Zeit erreicht hat, während den Gottlosen auch ein hohes Alter nichts nützt, er beschämt also durch sein kurzes Leben das hohe Alter jener. (V. 16) Weisheit Weish 27 4 7 10 Ruhe, Friede, Trost. Weisheit Weish 27 4 8 Senectus enim venerabilis est non diuturna,neque annorum numero computata: cani autem sunt sensus hominis, Denn ein ehrenvolles Alter ist nicht das hochbetagte und wird nicht nach der Zahl der Jahre bestimmt, sondern graues Haar ist für den Menschen die Einsicht¹¹ Weisheit Weish 27 4 8 11 Je mehr Weisheit, desto älter. Weisheit Weish 27 4 9 Et ætas senectutis vita immaculata. und das wahre Greisenalter ein unbeflecktes Leben.¹² Weisheit Weish 27 4 9 12 Wer ein unbeflecktes Leben geführt, ist am Ziele seiner Bestimmung angekommen, wie der Greis am Ende des Lebens. Weisheit Weish 27 0 1 d. Das Los der abgeschiedenen Gerechten wird ruhmvoll sein, schrecklich aber das Los der Sünder, die bekennen müssen, dass ihr Urteil über das Leben der Gerechten wie über den Wert der menschlichen Dinge ein Irrtum war (V. 15): Während die Gerechten belohnt werden, trifft die Gottlosen Gottes Zorn. Weisheit Weish 27 5 1 Tunc stabunt justi in magna constantia adversus eos, qui se angustiaverunt, et qui abstulerunt labores eorum. Alsdann¹ werden die Gerechten mit großer Standhaftigkeit² denen gegenüberstehen,³ von welchen sie bedrängt und der Frucht ihrer Arbeiten beraubt wurden.⁴ Weisheit Weish 27 5 1 1 Nach dem [Weish 4,19] angegebenen Zeitpunkt. Weisheit Weish 27 5 1 2 Griech.: Zuversicht. Weisheit Weish 27 5 1 3 Das Gegenüberstehen bezeichnet den Gegensatz des Ausganges im Gericht und die Anklage, welche die Gerechten (Griech.: Singular) erheben. Weisheit Weish 27 5 1 4 Durch Verweigerung des Lohnes. Griech.: welche sie bedrängten und ihre Mühe verachteten. Vergl. [Weish 5,3.4]. Weisheit Weish 27 5 10 Et tamquam navis, quæ pertransit fluctuantem aquam: cujus, cum præterierit, non est vestigium invenire, neque semitam carinæ illius in fluctibus: wie ein Schiff, welches das wogende Meer durchschneidet, von dem, ist es vorüber, keine Spur noch die Bahn seines Kieles in den Fluten mehr zu finden ist; [Spr 30,19] Weisheit Weish 27 5 11 Aut tamquam avis, quæ transvolat in are, cujus nullum invenitur argumentum itineris, sed tantum sonitus alarum verberans levem ventum: et scindens per vim itineris arem: commotis alis transvolavit, et post hoc nullum signum invenitur itineris illius: oder wie wenn ein Vogel durch die Luft fliegt und von seinem Fluge sich kein Merkmal findet, sondern nur das Rauschen der Fittiche, das die leichte Luft peitscht; in gewaltigem Fluge die Luft teilend, fliegt er dahin mit flatternden Schwingen und nachher findet sich kein Merkmal seines Fluges mehr; Weisheit Weish 27 5 12 Aut tamquam sagitta emissa in locum destinatum, divisus ar continuo in se reclusus est, ut ignoretur transitus illius: oder wie wenn ein Pfeil nach dem Ziele abgeschossen wird und die Luft sich teilt und sofort wieder zusammenschließt, so dass man seinen Durchflug nicht erkennt.¹⁸ Weisheit Weish 27 5 12 18 Die Bilder bieten zwei Vergleichungspunkte: die Schnelligkeit und die Spurlosigkeit, und so ergänzen sie sich gegenseitig. Weisheit Weish 27 5 13 Sic et nos nati continuo desivimus esse: et virtutis quidem nullum signum valuimus ostendere: in malignitate autem nostra consumpti sumus. So sind auch wir, kaum geboren, sofort wieder dahingeschwunden¹⁹ und vermögen kein Merkmal der Tugend aufzuweisen,²⁰ sondern sind inmitten unserer Bosheit dahingerafft worden. Weisheit Weish 27 5 13 19 Wie kurz kommt ihnen jetzt das lange Leben vor! Weisheit Weish 27 5 13 20 In diesem Leben. Weisheit Weish 27 5 14 Talia dixerunt in inferno hi, qui peccaverunt: So sprechen die Sünder in der Hölle.²¹ Weisheit Weish 27 5 14 21 Dieser Vers findet sich im Griechischen nicht. Die Vulg. fasst also die vorausgehenden Worte nicht als unmittelbar nach dem Gerichte, sondern in der Hölle gesprochen, wo die Verdammten ja in der Ewigkeit Zeit haben für solche Erinnerungen. Mit Recht, denn der Wurm (V. 2) beginnt im Gericht und nagt in der Hölle fort. Weisheit Weish 27 5 15 Quoniam spes impii tamquam lanugo est, quæ a vento tollitur: et tamquam spuma gracilis, quæ a procella dispergitur: et tamquam fumus, qui a vento diffusus est: et tamquam memoria hospitis unius diei prætereuntis. Denn²² die Hoffnung des Gottlosen ist wie eine Flocke, die vom Winde weggeführt wird, und wie leichter Schaum, der vom Sturm zerstreut wird, und wie Rauch, der vom Winde zerteilt wird, und wie die Erinnerung an einen vorübergehenden eintägigen Gast.²³ [Ps 1,4, Spr 10,28] Weisheit Weish 27 5 15 22 Begründung und Bestätigung des Verfassers. Weisheit Weish 27 5 15 23 Im Gasthause. Vollständig ist alles vergangen. Weisheit Weish 27 5 16 Justi autem in perpetuum vivent, et apud Dominum est merces eorum, et cogitatio illorum apud Altissimum. Die Gerechten jedoch leben ewig,²⁴ ihr Lohn ist bei dem Herrn²⁵ und die Sorge für sie bei dem Allerhöchsten. Weisheit Weish 27 5 16 24 Das, worauf die Guten ihre Hoffnung gesetzt, ist nicht gehaltlos, denn Gott gibt ihnen Lohn, und nicht bestandlos, denn sie leben glückselig in Ewigkeit. Weisheit Weish 27 5 16 25 Ist bei dem Herrn aufbewahrt, wird durch den Herrn zuteil, ist der Herr selbst. [Gen 15,1, Offb 22,12] Weisheit Weish 27 5 17 Ideo accipient regnum decoris, et diadema speciei de manu Domini: quoniam dextera sua teget eos, et brachio sancto suo defendet illos. Darum²⁶ werden sie das Reich der Herrlichkeit empfangen und eine Krone der Schönheit²⁷ aus der Hand des Herrn, denn mit seiner Rechten wird er sie schirmen und mit seinem heiligen Arme sie verteidigen.²⁸ Weisheit Weish 27 5 17 26 Weil Gott für sie sorgt. Weisheit Weish 27 5 17 27 Das herrlichste Reich, die schönste Krone. (Nachgeahmte Hebraismen.) Zwei Heerlager stehen sich einander gegenüber und kämpfen um die Herrschaft. Da im großen Erdenkampfe Gott für die Gerechten streitet, können sie nicht unterliegen. Weisheit Weish 27 5 17 28 Griech.: den Schild über sie halten. Weisheit Weish 27 5 18 Accipiet armaturam zelus illius, et armabit creaturam ad ultionem inimicorum. Sein Eifer wird Waffenrüstung anlegen²⁹ und alle Geschöpfe zur Rache wider seine Feinde waffnen.³⁰ [Ps 17,40, Eph 6,13] Weisheit Weish 27 5 18 29 Bild: der gegen die Bösen kriegführende Gott. Der Verfasser hat wohl [Jes 59,17ff] vor Augen. Vergl. [Eph 6,13ff]. Die Natur leistet Gott hierbei Kriegsdienste. Weisheit Weish 27 5 18 30 Griech.: Als Waffenrüstung wird er anlegen seinen Zorneseifer und die Geschöpfe zur Waffe machen wider seine Feinde (diese von den Gerechten abzuwehren). Weisheit Weish 27 5 19 Induet pro thorace justitiam, et accipiet pro galea judicium certum: Gerechtigkeit wird er als Harnisch anlegen und untrügliches Gericht³¹ als Helm nehmen. Weisheit Weish 27 5 19 31 In dem keine Heuchelei bestehen kann. Weisheit Weish 27 5 2 Videntes turbabuntur timore horribili, et mirabuntur in subitatione insperatæ salutis, Bei diesem Anblicke werden diese von schrecklicher Furcht verwirrt werden⁵ und staunen⁶ über deren unerwartete und unverhoffte Rettung⁷ Weisheit Weish 27 5 2 5 Noch mehr als [Weish 4,20]. Weisheit Weish 27 5 2 6 Außer sich sein. Weisheit Weish 27 5 2 7 Über die Vertauschung der Geschicke. Sie hatten die Gerechten als arme Schwärmer verachtet, jetzt sind jene gerettet, ihr eigenes Heil ist verscherzt. Sie haben an keine Fortdauer geglaubt, viel weniger an eine zukünftige Herrschaft der Guten. Weisheit Weish 27 5 20 Sumet scutum inexpugnabile æquitatem: Die Billigkeit wird er als unüberwindlichen Schild ergreifen, Weisheit Weish 27 5 21 Acuet autem duram iram in lanceam, et pugnabit cum illo orbis terrarum contra insensatos. seinen unerbittlichen Zorn zum Speere schärfen und mit ihm wird der Erdkreis wider die Unsinnigen streiten.³² Weisheit Weish 27 5 21 32 Zuerst ist der Eifer Gottes tätig aus Liebe zu den Frommen, dann die Gerechtigkeit, die jedem vergilt nach seinen Taten, weiter die göttliche Heiligkeit, die das Böse verabscheut, das Gute liebt, die Weisheit Gottes, welche die Herzen durchdringt, der Zorn, kraft dessen er mit Energie den Rachekampf ausführt und die rechte Ordnung herstellt. Gott handelt nicht aus Leidenschaft, sondern aus Heiligkeit. Weisheit Weish 27 5 22 Ibunt directe emissiones fulgurum, et tamquam a bene curvato arcu nubium exterminabuntur, et ad certum locum insilient. Wohlgerichtete Blitzespfeile werden wie aus einem wohlgewölbten Bogen aus den Wolken zum Verderben³³ ausfahren und sicher ihr Ziel treffen. Weisheit Weish 27 5 22 33 Fehlt im Griech. Weisheit Weish 27 5 23 Et a petrosa ira plenæ mittentur grandines, excandescet in illos aqua maris, et flumina concurrent duriter. Aus grimmiger Steinschleuder³⁴ wird dichter Hagel geschleudert werden, des Meeres Gewässer werden wider sie wüten und die Ströme werden sie unerbittlich überschütten. Weisheit Weish 27 5 23 34 Griech.: von der Steinschleuder des Zornes. So geschah es einst in Ägypten. Alle Elemente tragen zur Bestrafung der Sünder bei. Weisheit Weish 27 5 24 Contra illos stabit spiritus virtutis, et tamquam turbo venti dividet illos: et ad eremum perducet omnem terram iniquitas illorum, et malignitas evertet sedes potentium. Der Hauch seiner Macht wird sich wider sie erheben und wie ein Wirbelwind sie zerteilen. Ihre Bosheit wird die ganze Erde zur Wüste machen und ihre Ruchlosigkeit die Throne der Machthaber umstürzen.³⁵ Weisheit Weish 27 5 24 35 Das Buch ist mit Rücksicht auf Verfolgungen von Seiten der Machthaber geschrieben. Der Zweck der Strafe der Gottlosen ist ein dreifacher: Wiederherstellung der gestörten sittlichen Ordnung, Besserung der Fehlenden, Verhütung der Nachahmung durch ähnliche Sünden. Der Mensch hat die Geschöpfe zur Sünde gebraucht, Gott gebraucht sie strafend gegen ihn. Der Verfasser verlegt diese Strafgerichte auf die Erde, in das irdische Leben. Weisheit Weish 27 5 3 Dicentes intra se, pnitentiam agentes, et præ angustia spiritus gementes: Hi sunt, quos habuimus aliquando in derisum, et in similitudinem improperii. und werden voll Beklommenheit des Geistes bei sich sagen und reuevoll seufzen:⁸ Das sind die, welche wir einst verlachten und mit Spottreden verhöhnten! Weisheit Weish 27 5 3 8 Schilderung des nun erwachten Schuldbewusstseins, der Beschämung, inneren Verwirrung und Reue. Doch zur Buße ist keine Zeit mehr. Weisheit Weish 27 5 4 Nos insensati vitam illorum æstimabamus insaniam, et finem illorum sine honore: Wir Toren⁹ hielten ihr Leben für Wahnsinn und ihr Ende für ehrlos! [Weish 3,2] Weisheit Weish 27 5 4 9 Die das große Wort der Bildung geführt, legen jetzt das Geständnis ihres Wahnsinns ab. Nicht sie, wir waren Toren, die wir das Zukünftige für das Gegenwärtige hingaben. Wir haben die Würde und Bestimmung des Menschen mit Füßen getreten. Weisheit Weish 27 5 5 Ecce quomodo computati sunt inter filios Dei, et inter sanctos sors illorum est. Sehet, wie sie unter die Kinder Gottes gezählt sind¹⁰ und ihr Anteil unter den Heiligen ist! Weisheit Weish 27 5 5 10 Durch Gottes Richterspruch. Weisheit Weish 27 5 6 Ergo erravimus a via veritatis, et justitiæ lumen non luxit nobis, et sol intelligentiæ non est ortus nobis. So sind wir also vom Wege der Wahrheit abgeirrt¹¹ und das Licht der Gerechtigkeit hat uns nicht geleuchtet und die Sonne der Erkenntnis ist uns nicht aufgegangen!¹² Weisheit Weish 27 5 6 11 Wir haben den wahren Zweck des Lebens nicht erkannt und nicht nach seiner Erreichung gestrebt. Weisheit Weish 27 5 6 12 Wir nahmen das Licht nicht wahr (18,4), welches der Wandel der Gerechten verbreitet und das den Weg zur Nachfolge zeigt. Vergl. [Spr 24,25]. Weisheit Weish 27 5 7 Lassati sumus in via iniquitatis et perditionis, et ambulavimus vias difficiles, viam autem Domini ignoravimus. Wir haben uns abgemüht auf dem Wege der Ruchlosigkeit und des Verderbens¹³ und sind harte Wege¹⁴ gewandelt, aber den Weg des Herrn haben wir nicht gekannt!¹⁵ Weisheit Weish 27 5 7 13 Griech.: Wir sind übersättigt worden (bis zum Ekel). In ihrer Verblendung hielten sie dies für vorübergehend. Weisheit Weish 27 5 7 14 Unwegsame Wüsten. So nennen sie jetzt, nachdem der Taumel der Luft vorüber ist, die Wege des Lasters. Vergl. [Ps 13,3, Spr 15,19]. Weisheit Weish 27 5 7 15 Praktisch. Weisheit Weish 27 5 8 Quid nobis profuit superbia? aut divitiarum jactantia quid contulit nobis? Was hat uns der Hochmut genützt? Oder was hat uns das Brüsten mit dem Reichtum¹⁶ gebracht? Weisheit Weish 27 5 8 16 Reichtum mit Übermut im Gefolge. Weisheit Weish 27 5 9 Transierunt omnia illa tamquam umbra, et tamquam nuntius percurrens, Dies alles ist vorübergegangen wie ein Schatten, wie ein vorübereilender Bote,¹⁷ [1Chr 29,15, Weish 2,5] Weisheit Weish 27 5 9 17 Vergl. [Ijob 9,25.26]. Weisheit Weish 27 0 1 e. Alles dies geht insbesondere die Fürsten an, so muss es ihnen denn insbesondere am Herzen liegen, nach Weisheit zu trachten. (V. 23) II. Salomon wird redend eingeführt und preist die Weisheit. (6,24 19,20) Was ist die Weisheit? Welches ihr Ursprung? Welches ihre Geheimnisse? Weisheit Weish 27 6 1 Melior est sapientia quam vires: et vir prudens quam fortis. Besser ist Weisheit als Kraft und ein kluger Mann besser als ein starker.¹ [Koh 9,18] Weisheit Weish 27 6 1 1 Das im [Weish 5] geschilderte Strafgericht kommt über die Bösen, weil sie die Gerechtigkeit der von Gott beschirmten Guten nicht besitzen. Säßen sie selbst auf Thronen, sie werden vernichtet, während Gott die Weisen (Gerechten) beschützt und belohnt. Darum ist Weisheit (Gerechtigkeit) besser als Macht und Herrschergewalt. Weisheit Weish 27 6 10 Ad vos ergo reges sunt hi sermones mei, ut discatis sapientiam, et non excidatis. An euch also, ihr Könige! ergehen diese meine Reden, dass ihr Weisheit lernet und nicht irre gehet.¹⁰ Weisheit Weish 27 6 10 10 In Ausübung eurer königlichen Gewalt. Weisheit Weish 27 6 11 Qui enim custodierint justa juste, justificabuntur: et qui didicerint ista, invenient quid respondeant. Denn diejenigen, welche die Gerechtigkeit¹¹ recht¹² wahren, werden gerechtfertigt werden; und die sich darüber haben belehren lassen, werden sich zu verantworten wissen.¹³ Weisheit Weish 27 6 11 11 Alle Tugend. Weisheit Weish 27 6 11 12 Den Umständen entsprechend. Weisheit Weish 27 6 11 13 Rechtfertigung finden. Weisheit Weish 27 6 12 Concupiscite ergo sermones meos, diligite illos, et habebitis disciplinam. So seid denn begierig nach meinen Worten und liebet sie, und ihr werdet die rechte Lebensweise erlangen.¹⁴ Weisheit Weish 27 6 12 14 Nachdem die Notwendigkeit des Strebens nach Weisheit (Kenntnis und Übung des göttlichen Willens) gezeigt ist, wird die Leichtigkeit der Erwerbung derselben dargelegt. Weisheit Weish 27 6 13 Clara est, et quæ nunquam marcescit sapientia, et facile videtur ab his qui diligunt eam, et invenitur ab his qui quærunt illam. Strahlend und unverwelklich¹⁵ ist die Weisheit und leicht wird sie von denen gesehen, welche sie lieben, und von denen gefunden, welche sie suchen. Weisheit Weish 27 6 13 15 Nie verblassend in ihrer Schönheit. Weisheit Weish 27 6 14 Præoccupat qui se concupiscunt, ut illis se prior ostendat. Ja, sie kommt denen zuvor, die nach ihr verlangen,¹⁶ um sich ihnen zuerst zu zeigen.¹⁷ Weisheit Weish 27 6 14 16 Die Weisheit ist eine Gnade Gottes. Weisheit Weish 27 6 14 17 Er braucht keine Mühe anzuwenden, sie in der Ferne zu suchen. Nur eines soll der Mensch tun: sie verlangen. Weisheit Weish 27 6 15 Qui de luce vigilaverit ad illam, non laborabit: assidentem enim illam foribus suis inveniet. Wer frühzeitig auf sie acht hat, wird keine Mühe haben, denn er wird sie an seiner Tür sitzend finden. Weisheit Weish 27 6 16 Cogitare ergo de illa, sensus est consummatus: et qui vigilaverit propter illam, cito securus erit. Über sie also nachzusinnen ist vollendete Klugheit¹⁸ und wer um ihretwillen wacht, wird bald sorgenfrei sein. Weisheit Weish 27 6 16 18 Vergl. [Offb 3,20]. Weisheit Weish 27 6 17 Quoniam dignos se ipsa circuit quærens, et in viis ostendit se illis hilariter, et in omni providentia occurrit illis. Denn sie selbst geht umher und sucht die auf, die ihrer würdig sind,¹⁹ und erscheint ihnen freundlich auf ihren Wegen²⁰ und begegnet ihnen bei jedem Gedanken.²¹ Weisheit Weish 27 6 17 19 Die Weisheit kommt dem Suchenden zuvor, denn schon das Nachdenken über sie ist Weisheit, ein Streben, das auf das Höchste gerichtet ist. Weisheit Weish 27 6 17 20 Weitere Erklärung der zuvorkommenden Liebe der Weisheit. Weisheit Weish 27 6 17 21 Vergl. [Spr 1,20, Spr 8,1]. Weisheit Weish 27 6 18 Initium enim illius verissima est disciplinæ concupiscentia. Denn²² ihr Anfang²³ ist ein ganz aufrichtiges Verlangen nach Zucht.²⁴ Weisheit Weish 27 6 18 22 Die Gesinnung der Weisheit ist eine wohlwollende, denn sie führt zur ewigen Herrschaft. (V. 21) Die dazwischenliegenden Glieder sind Ringe der Beweiskette. Weisheit Weish 27 6 18 23 Anfang und Grundlage. Weisheit Weish 27 6 18 24 Weisheit. Weisheit Weish 27 6 19 Cura ergo disciplinæ, dilectio est: et dilectio, custodia legum illius est: custoditio autem legum, consummatio incorruptionis est: Das Streben nach Zucht ist Liebe und die Liebe ist²⁵ Beobachtung ihrer Gesetze, die Beobachtung ihrer Gesetze aber ist Vollendung der Unvergänglichkeit;²⁶ Weisheit Weish 27 6 19 25 Bewirkt. Weisheit Weish 27 6 19 26 Bewirkt die Sicherheit des Heiles. Weisheit Weish 27 6 2 Audite ergo reges, et intelligite, discite judices finium terræ. Höret also, ihr Könige! und nehmet Einsicht an, lernet ihr Richter der Erde weitum! Weisheit Weish 27 6 20 Incorruptio autem facit esse proximum Deo. die Unvergänglichkeit aber macht,²⁷ dass man Gott nahe kommt. Weisheit Weish 27 6 20 27 Besteht darin. Weisheit Weish 27 6 21 Concupiscentia itaque sapientiæ deducit ad regnum perpetuum. So führt also das Verlangen nach Weisheit zur ewigen Herrschaft.²⁸ Weisheit Weish 27 6 21 28 Worin diese besteht, ist [Weish 5,17] und [Weish 3,8] gesagt. Weisheit Weish 27 6 22 Si ergo delectamini sedibus, et sceptris, o reges populi, diligite sapientiam, ut in perpetuum regnetis: Wenn ihr also Freude habt an Thronen und Zeptern, ihr Könige der Völker! so liebet die Weisheit, auf dass ihr ewig herrschet. Weisheit Weish 27 6 23 Diligite lumen sapientiæ omnes qui præestis populis. Liebet das Licht der Weisheit, ihr alle, die ihr über die Völker herrscht!²⁹ Weisheit Weish 27 6 23 29 Dies findet sich im heutigen griechischen Texte nicht. Weisheit Weish 27 6 24 Quid est autem sapientia, et quemadmodum facta sit referam: et non abscondam a vobis sacramenta Dei, sed ab initio nativitatis investigabo, et ponam in lucem scientiam illius, et non præteribo veritatem: Was aber die Weisheit ist³⁰ und wie sie geworden,³¹ will ich verkündigen und will die Geheimnisse Gottes vor euch nicht verbergen,³² sondern vom Anfang ihres Ursprungs an will ich nachforschen und ihre Erkenntnis ins Licht setzen und die Wahrheit nicht verschweigen;³³ Weisheit Weish 27 6 24 30 Ihr Wesen wird dem poetischen Charakter des Buches gemäß in ihren Eigenschaften und Wirkungen dargestellt. Weisheit Weish 27 6 24 31 Vergl. [Spr 8,23-24]. Wie sie von Gott ausgegangen ist. Weisheit Weish 27 6 24 32 Vergl. [Ijob 28,20ff]. Weisheit Weish 27 6 24 33 Die Häufung und Fülle der Ausdrücke ist wohl durch einen bewussten Gegensatz gegen die heidnischen Mysterien hervorgerufen. Weisheit Weish 27 6 25 Neque cum invidia tabescente iter habebo: quoniam talis homo non erit particeps sapientiæ. auch will ich nicht mit zehrendem Neide es halten,³⁴ denn ein solcher Mensch hat keine Gemeinschaft mit der Weisheit. Weisheit Weish 27 6 25 34 Ich will nicht mit der Mitteilung zurückhalten, umso weniger, als sie dadurch nicht in sich vermindert wird. Sie gehört zu den höchsten Gütern des Menschen, die nicht, wie die sinnlichen, durch Mitteilung schwinden. Weisheit Weish 27 6 26 Multitudo autem sapientium sanitas est orbis terrarum: et rex sapiens stabilimentum populi est. Der Weisen große Zahl ist das Heil des Erdkreises und ein weiser König ist die Stütze des Volkes.³⁵ Weisheit Weish 27 6 26 35 Grund, die Geheimnisse der Weisheit nicht zu verbergen. Weisheit Weish 27 6 27 Ergo accipite disciplinam per sermones meos, et proderit vobis. Darum nehmet Zucht an durch meine Worte, und es wird euch frommen. Weisheit Weish 27 6 3 Præbete aures vos, qui continetis multitudines, et placetis vobis in turbis nationum: Vernehmet es, ihr, die ihr der Völker Menge beherrschet und euren Stolz setzet in die Scharen der Nationen; Weisheit Weish 27 6 4 Quoniam data est a Domino potestas vobis, et virtus ab Altissimo, qui interrogabit opera vestra, et cogitationes scrutabitur: denn von dem Herrn ward euch die Herrschaft verliehen und die Gewalt vom Allerhöchsten,² er wird eure Werke untersuchen und eure Gedanken durchforschen. [Röm 13,4.6] Weisheit Weish 27 6 4 2 Also dürfen sie dieselbe nicht nach Gutdünken gebrauchen, sondern in der von ihm vorgeschriebenen Weise. Weisheit Weish 27 6 5 Quoniam cum essetis ministri regni illius, non recte judicastis, nec custodistis legem justitiæ, neque secundum voluntatem Dei ambulastis. Denn obgleich ihr Diener seiner Herrschaft³ waret, habt ihr nicht recht gerichtet und das Gesetz der Gerechtigkeit⁴ nicht beobachtet und seid nicht nach dem Willen Gottes gewandelt. Weisheit Weish 27 6 5 3 Als solche solltet ihr mithelfen, dass eure Untergebenen in dem euch zugewiesenen Gebiete des irdischen Daseins zum letzten Ziele gefördert wurden. Weisheit Weish 27 6 5 4 Der Gerechtigkeit fehlt im griech. Text. Weisheit Weish 27 6 6 Horrende et cito apparebit vobis: quoniam judicium durissimum his, qui præsunt, fiet. Schrecklich und schnell wird er euch erscheinen, denn das strengste Gericht ergeht über die Machthaber.⁵ Weisheit Weish 27 6 6 5 Ihr Stand fordert die höchste Tugend: sie sind Stellvertreter Gottes. Weisheit Weish 27 6 7 Exiguo enim conceditur misericordia: potentes autem potenter tormenta patientur. Denn dem Geringen wird Barmherzigkeit zuteil,⁶ aber die Gewaltigen werden gewaltige Züchtigungen zu erdulden haben. Weisheit Weish 27 6 7 6 Von dem Geringen, der nur ein Talent erhalten, wird auch nur eines gefordert. Weisheit Weish 27 6 8 Non enim subtrahet personam cujusquam Deus, nec verebitur magnitudinem cujusquam: quoniam pusillum et magnum ipse fecit, et æqualiter cura est illi de omnibus. Denn Gott wird niemandes Stand ausnehmen noch irgend jemandes Größe scheuen,⁷ hat er doch den Kleinen wie den Großen selber geschaffen und sorgt für alle auf gleiche Weise.⁸ [Dtn 10,17] Weisheit Weish 27 6 8 7 Griech.: Denn der Herr aller wird nicht eines Angesicht scheuen und keine Größe fürchten. Auch der Mächtige und Große ist ein Geschöpf Gottes und verschwindet vor ihm wie nichts. Weisheit Weish 27 6 8 8 Von Seiten Gottes ist der Akt seines Willens in seiner Liebe gegen alles der gleiche, doch insofern ist seine Liebe verschieden, als er dem einen ein größeres Gut bestimmt als dem andern. (Thom.) Aber inwiefern ist Gottes allgemeine Fürsorge Grund dafür, dass er den Mächtigen nicht scheut im Gerichte? Er hält gleiches Gericht über alle, ist unparteilich, weil er aller Schöpfer ist. So liebt er denn alle als seine Kinder und setzt keinen dem anderen im Gerichte nach ohne Rücksicht auf Verdienst oder Missverdienst. Weisheit Weish 27 6 9 Fortioribus autem fortior instat cruciatio. Den Gewaltigen aber steht eine stärkere Strafe bevor.⁹ Weisheit Weish 27 6 9 9 Weil sie sich gegen Gott erheben in ihrer Würde als seine Stellvertreter. Sie verlangen selbst Gehorsam von den Untertanen, also sollen sie solchen Gott leisten, von dem sie ihr Recht haben. Sie geben Ärgernis, stürzen sich nicht nur selbst ins Verderben, sondern mit sich ihre Familien, Städte und Länder. Weisheit Weish 27 0 1 1. Wie hat Salomon selbst die Weisheit erlangt? (7,1 9,19) a. Ein Mensch ist dem anderen gleich, also hat Salomon die Weisheit nicht von Natur (V. 6), sondern erflehte sie als eine über alles begehrenswerte Sache von Gott und erlangte mit ihr alles. (V. 10) b. Bitte an Gott um die Gnade, würdig von der Weisheit reden zu können (V. 21), und Beschreibung derselben nach ihren Eigenschaften und Früchten. [Weish 8,1] Weisheit Weish 27 7 1 Sum quidem et ego mortalis homo, similis omnibus, et ex genere terreni illius, qui prior factus est, et in ventre matris figuratus sum caro. Auch ich bin zwar ein sterblicher Mensch, gleich allen, und aus dem Geschlechte jenes erstgeschaffenen Erdensohnes,¹ und ward im Mutterleibe zu Fleisch² gestaltet, [Ijob 10,10] Weisheit Weish 27 7 1 1 Also von geringer Herkunft. Weisheit Weish 27 7 1 2 Fleisch bedeutet den ganzen Menschen mit der Nebenbedeutung der Schwäche und Niedrigkeit. Weisheit Weish 27 7 10 Super salutem et speciem dilexi illam, et proposui pro luce habere illam: quoniam inexstinguibile est lumen illius. Mehr als Gesundheit und Schönheit liebte ich sie und zog es vor, sie zum Lichte zu haben, denn ihr Glanz ist unauslöschlich. Weisheit Weish 27 7 11 Venerunt autem mihi omnia bona pariter cum illa, et innumerabilis honestas per manus illius, Es kam mir aber alles Gute zugleich mit ihr¹³ und unzählbarer Wohlstand durch ihre Hand. Weisheit Weish 27 7 11 13 Vergl. [1Kön 3,11-13]. Auch die Güter, denen ich die Weisheit vorgezogen, kamen mit ihr. Weisheit Weish 27 7 12 Et lætatus sum in omnibus: quoniam antecedebat me ista sapientia, et ignorabam quoniam horum omnium mater est. Und ich erfreute mich an allem, denn diese Weisheit ging vor mir her¹⁴ und ich wusste nicht,¹⁵ dass sie von allem dem die Mutter ist. Weisheit Weish 27 7 12 14 Grund meiner Freude. Deshalb griech.: Die Weisheit ging vor ihnen her, führte sie an und hatte sie im Gefolge. So bekam sie höheren Wert. Vulg.: Ich freute mich über diese Güter, weil ich im Besitze der Weisheit sie recht gebrauchen konnte. Weisheit Weish 27 7 12 15 Als ich um Weisheit flehte. Weisheit Weish 27 7 13 Quam sine fictione didici, et sine invidia communico, et honestatem illius non abscondo. Arglos¹⁶ habe ich sie erlernt und neidlos teile ich sie mit und ihren Reichtum verberge ich nicht.¹⁷ Weisheit Weish 27 7 13 16 Ohne heimlichen Hintergedanken, dass auch die irdischen Güter kommen würden. So teile ich sie auch mit. Weisheit Weish 27 7 13 17 Vergl. [Weish 6,25]. Weisheit Weish 27 7 14 Infinitus enim thesaurus est hominibus: quo qui usi sunt, participes facti sunt amicitiæ Dei, propter disciplinæ dona commendati. Denn sie ist ein unerschöpflicher Schatz¹⁸ für die Menschen; wer ihn benützt, wird der Freundschaft Gottes¹⁹ teilhaftig und um der Gaben der Zucht willen empfohlen. Weisheit Weish 27 7 14 18 Weitere Erklärung des Wortes Reichtum. (V. 13) Weisheit Weish 27 7 14 19 Freundschaft gibt der Liebe eine gegenseitige Wiederliebe mit wechselseitiger Mitteilung zu. (Thom.) Weisheit Weish 27 7 15 Mihi autem dedit Deus dicere ex sententia, et præsumere digna horum, quæ mihi dantur: quoniam ipse sapientiæ dux est, et sapientium emendator: Mir aber verlieh²⁰ Gott, mit Einsicht zu reden und zu beherzigen, was der mir zuteil gewordenen Gaben würdig ist; denn er ist der Führer zur Weisheit und der Lenker der Weisen,²¹ Weisheit Weish 27 7 15 20 Nach anderer Lesart: Möge Gott verleihen. Dies scheint vorzuziehen. Weisheit Weish 27 7 15 21 Besonders in der Kunst, anderen die Weisheit mitzuteilen. Weisheit Weish 27 7 16 In manu enim illius et nos, et sermones nostri, et omnis sapientia, et operum scientia et disciplina. denn in seiner Hand sind wir und unsere Reden und alle Weisheit und Geschicklichkeit und Zucht. Weisheit Weish 27 7 17 Ipse enim dedit mihi horum, quæ sunt, scientiam veram: ut sciam dispositionem orbis terrarum, et virtutes elementorum. Er gab mir ja die wahre Erkenntnis von dem, was ist, so dass ich die Anordnung der Welt und die Kräfte der Elemente verstehe,²² Weisheit Weish 27 7 17 22 Naturphilosophie. Weisheit Weish 27 7 18 Initium, et consummationem, et medietatem temporum, vicissitudinum permutationes, et commutationes temporum, Anfang, Ende und Mitte der Zeiten, des Umlaufes Veränderungen und den Wechsel der Zeitabschnitte, Weisheit Weish 27 7 19 Anni cursus, et stellarum dispositiones, des Jahres Lauf und den Stand der Gestirne,²³ Weisheit Weish 27 7 19 23 Chronologie und Astronomie. Weisheit Weish 27 7 2 Decem mensium tempore coagulatus sum in sanguine ex semine hominis, et delectamento somni conveniente. als ich in zehnmonatlicher Frist³ im Blute aus Mannessamen zusammenrann,⁴ und unter der Lust des Beischlafes.⁵ Weisheit Weish 27 7 2 3 Gewöhnliche Zeitbestimmung der Schwangerschaft. Weisheit Weish 27 7 2 4 Nicht physiologische Erklärung, sondern bildliche Darstellung des unbegreiflichen Prozesses. Weisheit Weish 27 7 2 5 Alle demütigenden Umstände der Geburt des Menschen waren auch bei mir vorhanden. Weisheit Weish 27 7 20 Naturas animalium, et iras bestiarum, vim ventorum, et cogitationes hominum, differentias virgultorum, et virtutes radicum, die Natur der Tiere und die Wut der wilden Tiere,²⁴ die Gewalt der Winde²⁵ und die Gedanken der Menschen, die Verschiedenheiten der Pflanzen und die Kräfte der Wurzeln;²⁶ Weisheit Weish 27 7 20 24 Zoologie. Weisheit Weish 27 7 20 25 Nach einigen Meteorologie, nach anderen Theologie. Das Letztere ist wohl vorzuziehen: der Geister Gewalt. Weisheit Weish 27 7 20 26 Psychologie, Pharmazie. Weisheit Weish 27 7 21 Et quæcumque sunt absconsa et improvisa, didici: omnium enim artifex docuit me sapientia: und alles, was irgend verborgen und unsichtbar ist,²⁷ habe ich kennen gelernt, denn die Weisheit, die Künstlerin von allem, lehrte es mich.²⁸ Weisheit Weish 27 7 21 27 Griech.: Alles, was verborgen und offenbar ist. Das Wort alles ist dem hebr. Sprachgebrauche entsprechend nicht allzusehr zu urgieren. Weisheit Weish 27 7 21 28 Gott hat es mich mittelst derselben Weisheit gelehrt, durch die er alles dieses geschaffen. Die göttliche und die geschaffene, menschliche Weisheit im Menschengeiste haben vieles gemeinsam. Indem Gott seine Wesenheit erkennt, erzeugt er die ihm wesensgleiche Weisheit, in der er alles Erkennbare als Nachahmung jener Wesenheit schaut. Nach dem Vorbilde des ewigen Wortes schafft Gott unsere Vernunft und nach den vorbildlichen Ideen die Wesenheit der Dinge. Diese reflektieren sich in unserer Vernunft und so erkennen wir gleichsam reflektiert die Urbilder. Weisheit Weish 27 7 22 Est enim in illa spiritus intelligentiæ, sanctus, unicus, multiplex, subtilis, disertus, mobilis, incoinquinatus, certus, suavis, amans bonum, acutus, quem nihil vetat, benefaciens, Denn in ihr²⁹ ist ein Geist des Verstandes,³⁰ ein heiliger, einzigartiger, mannigfaltiger,³¹ feiner,³² beredter,³³ beweglicher,³⁴ unbefleckter,³⁵ zuverlässiger,³⁶ lieblicher,³⁷ Gutes liebender,³⁸ scharfsinniger, unhemmbarer, wohltuender, Weisheit Weish 27 7 22 29 Die Worte können an sich von der Geistigkeit der göttlichen Weisheit verstanden werden. Doch eben weil der Geist in der Weisheit ist und was er hat, von ihr empfangen hat [Joh 16,13], sind alle Vorzüge des Geistes auch (V. 22, 23) zugleich Vorzüge der Weisheit. In diesen Versen soll nun das Wort die Künstlerin von allem, die auf Einsicht beruhende Tätigkeit Gottes, weiter erklärt werden. Diese Tätigkeit ist aber Ausdruck dreier Eigenschaften Gottes, seiner Macht, Weisheit und Güte. Je nachdem die eine oder die andere mehr in den Vordergrund tritt, wird das ordnende und schaffende Wirken Gottes in der Welt dem Vater oder dem Sohne oder dem Heiligen Geiste zugeschrieben. Nun wird uns die Weisheit nicht gegeben zu theoretischen Kenntnissen, sondern um unseren Willen zu größerer Liebe und Heiligkeit zu entflammen, darum kann die religiöse Erleuchtung und Belehrung auch dem Heiligen Geiste zugeschrieben werden. Ambrosius und andere heilige Väter verstehen deshalb hier den Ausdruck Geist vom Heiligen Geiste. Demselben werden im Griech. dreimal sieben Eigenschaften beigelegt. Nicht alle Eigenschaften sind wesenbestimmende, einige nur schmückende. Weisheit Weish 27 7 22 30 Im Griechischen sind Adjektiva: einsichtsvoll. Weisheit Weish 27 7 22 31 Vielfach in seinen Wirkungen. Vergl. [1Kor 12,4.12]. Weisheit Weish 27 7 22 32 Und so in das Innerste der Dinge eindringender. Weisheit Weish 27 7 22 33 Macht beredt. Weisheit Weish 27 7 22 34 Durch nichts in der Tätigkeit behindert und vom Vollkommensten zum Niedrigsten herabsteigend. (Thom.) Weisheit Weish 27 7 22 35 Unendlich erhaben bleibend über alles Geschaffene, in das er eindringt. Weisheit Weish 27 7 22 36 Bestimmt, klar und deutlich. Weisheit Weish 27 7 22 37 Von dem niemand etwas leidet, sondern nur Gutes empfängt. Weisheit Weish 27 7 22 38 Und so die Geschöpfe machender. Weisheit Weish 27 7 23 Humanus, benignus, stabilis, certus, securus, omnem habens virtutem, omnia prospiciens, et qui capiat omnes spiritus: intelligibilis, mundus, subtilis. menschenfreundlicher,³⁹ gütiger, fester,⁴⁰ sorgenfreier,⁴¹ sicherer, allvermögender, alles vorhersehender,⁴² alle Geister durchdringender,⁴³ einsichtsvoller, reiner, feiner Geist. Weisheit Weish 27 7 23 39 Spezialisierung des vorhergehenden Ausdruckes. Weisheit Weish 27 7 23 40 In seinem Wirken und in seinen Wirkungen. Weisheit Weish 27 7 23 41 Sich selbst genügender. Weisheit Weish 27 7 23 42 Griech.: alles beaufsichtigender. Weisheit Weish 27 7 23 43 Deshalb kann die Weisheit auch die undurchdringlichsten Wesen durchdringen, weil sie nicht nur in sich ruht, sondern auch nach außen tätig ist. Der Verfasser hat die göttlichen Vollkommenheiten, deren Ausdruck die Weisheit ist, in einzelne Attribute zerteilt. Der hl. Paulus zitiert V. 26 mit einiger Verkürzung [Hebr 1,3]. Die heiligen Väter gebrauchen das Bild Abglanz des Lichtes häufig, um die Konsubstantialität des Sohnes mit dem Vater zu beweisen, wie sie (z.B. Ambros., Aug., Greg. Naz., Greg. d. Gr.) auch diese Stelle von der hypostatischen Weisheit, der zweiten Person der Gottheit, verstehen. Weisheit Weish 27 7 24 Omnibus enim mobilibus mobilior est sapientia: attingit autem ubique propter suam munditiam. Denn beweglicher als alles Bewegliche ist die Weisheit, sie dringt überall hin kraft ihrer Reinheit. Weisheit Weish 27 7 25 Vapor est enim virtutis Dei, et emanatio quædam est claritatis omnipotentis Dei sincera: et ideo nihil inquinatum in eam incurrit. Denn⁴⁴ sie ist ein Hauch der Kraft Gottes und gleichsam ein reiner Ausfluss der Herrlichkeit des allmächtigen Gottes, deshalb kommt nichts Unreines zu ihr. Weisheit Weish 27 7 25 44 Vers 25 und 26 sind beide V. 24 koordiniert und geben den Grund für die Reinheit der Weisheit (ihre Freiheit von aller Unvollkommenheit) an. Weisheit Weish 27 7 26 Candor est enim lucis æternæ, et speculum sine macula Dei majestatis, et imago bonitatis illius. Denn sie ist der Abglanz des ewigen Lichtes und der makellose Spiegel der Majestät Gottes und das Abbild seiner Güte.⁴⁵ Weisheit Weish 27 7 26 45 Diese Ausdrücke bezeichnen die Weisheit als vollkommen Gott ebenbildlich. Weisheit Weish 27 7 27 Et cum sit una, omnia potest: et in se permanens omnia innovat, et per nationes in animas sanctas se transfert, amicos Dei et prophetas constituit. Und da sie einig⁴⁶ ist, vermag sie alles; und obgleich in sich bleibend, macht sie alles neu⁴⁷ und tritt von Volk zu Volk⁴⁸ in die heiligen Seelen ein und macht sie zu Freunden Gottes und zu Propheten.⁴⁹ Weisheit Weish 27 7 27 46 Die höchste Einheit. Weisheit Weish 27 7 27 47 Kann das ganze Aussehen der Welt (erlösend) umgestalten. Weisheit Weish 27 7 27 48 Besser: von Geschlecht zu Geschlecht. Weisheit Weish 27 7 27 49 Die Wirksamkeit der Weisheit in den Seelen ist eine doppelte: sie macht (durch die heiligmachende Gnade) den Menschen zum Freunde Gottes und verleiht zum allgemeinen Wohle noch besondere Gaben. Ein Prophet ist, wer, von Gott erleuchtet, zu den Menschen von ihm in besonderer Weise gesendet wird. Das eine Beispiel steht für alle umsonst verliehenen Gnadengaben. Eine schöne Umschreibung dieser Stelle bietet die Kirche in der Präfation bei der Diakonatsweihe. Weisheit Weish 27 7 28 Neminem enim diligit Deus, nisi eum, qui cum sapientia inhabitat. Denn Gott liebt niemanden⁵⁰ außer den, der mit der Weisheit⁵¹ wohnt. Weisheit Weish 27 7 28 50 Tritt zu niemanden in ein inniges Freundschaftsverhältnis. Weisheit Weish 27 7 28 51 Der göttlichen Weisheit. Weisheit Weish 27 7 29 Est enim hæc speciosior sole, et super omnem dispositionem stellarum, luci comparata invenitur prior. Denn⁵² sie ist herrlicher als die Sonne und übertrifft alle Ordnungen der Gestirne und mit dem Lichte verglichen, wird sie vorzüglicher erfunden. Weisheit Weish 27 7 29 52 Gott liebt die Weisheit wegen ihrer Schönheit und so auch die, welche gleichsam vom Reflexe ihres Strahlenkranzes getroffen werden. Weisheit Weish 27 7 3 Et ego natus accepi communem arem, et in similiter factam decidi terram, et primam vocem similem omnibus emisi plorans: Auch ich atmete bei meiner Geburt die gemeinsame⁶ Luft ein, fiel auf die wesensgleiche⁷ Erde und der erste Laut, den ich hören ließ, war, wie bei allen anderen, Weinen.⁸ Weisheit Weish 27 7 3 6 Keine besondere Luft. Weisheit Weish 27 7 3 7 Nach anderen: die von allen dasselbe leidet. Das Fallen auf die Erde ist Bild äußerster Hilflosigkeit. Weisheit Weish 27 7 3 8 Als Ausdruck des gegenwärtigen Elendes und Vorbedeutung des zukünftigen. Weisheit Weish 27 7 30 Illi enim succedit nox, sapientiam autem non vincit malitia. Denn auf dieses folgt die Nacht, aber gegen die Weisheit⁵³ vermag die Bosheit nichts. Weisheit Weish 27 7 30 53 Wie gegen die göttliche nicht, so auch nicht gegen die dem Menschen mitgeteilte Weisheit (Heiligkeit. Bernh.) Weisheit Weish 27 7 4 In involumentis nutritus sum, et curis magnis. In Windeln ward ich auferzogen⁹ und mit vieler Sorgfalt genährt. Weisheit Weish 27 7 4 9 Kennzeichen der Hilflosigkeit und des demütigend niedrigen Zustandes des Kindes. Weisheit Weish 27 7 5 Nemo enim ex regibus aliud habuit nativitatis initium. Denn kein König hat einen andern Ursprung seines Werdens gehabt. Weisheit Weish 27 7 6 Unus ergo introitus est omnis ad vitam, et similis exitus. Für alle also ist derselbe Eingang ins Leben und der Ausgang der gleiche. [Ijob 1,21, 1Tim 6,7] Weisheit Weish 27 7 7 Propter hoc optavi, et datus est mihi sensus: et invocavi, et venit in me spiritus sapientiæ: Darum betete ich¹⁰ und es ward mir Einsicht gegeben, ich rief und der Geist der Weisheit¹¹ kam über mich. Weisheit Weish 27 7 7 10 Durch die Gabe der Natur hatte er keine Weisheit, als König bedurfte er derselben, darum bat er darum. Weisheit Weish 27 7 7 11 Die Weisheit ist mehr als die Einsicht. Mein Geist dachte nun gleichsam nichts als Weisheit. Vergl. [1Kön 3,6ff]. Weisheit Weish 27 7 8 Et præposui illam regnis, et sedibus, et divitias nihil esse duxi in comparatione illius: Und ich gab ihr den Vorzug vor Königreichen¹² und Thronen und Reichtum hielt ich für nichts im Vergleich mit ihr. Weisheit Weish 27 7 8 12 Griech. Zeptern. Salomon, der redend eingeführt wird, stellte die Weisheit höher als äußere Glücksgüter (Herrschaft V. 8, Reichtum V. 9), ja auch als Gesundheit und Schönheit und selbst als das Licht der Sonne (V. 10), diese Güter sind keine innerlichen und leicht verlierbar, sie dienen höchstens der Sinnenwelt, die Weisheit aber ist die höchste Vollendung der Seele. Weisheit Weish 27 7 9 Nec comparavi illi lapidem pretiosum: quoniam omne aurum in comparatione illius, arena est exigua, et tamquam lutum æstimabitur argentum in conspectu illius. Auch stellte ich ihr nicht kostbares Gestein gleich, denn alles Gold ist im Vergleich mit ihr ein wenig Sand und wie Kot wird das Silber neben ihr geachtet. [Ijob 28,15] Weisheit Weish 27 0 1 c. Genauere Darlegung, warum Salomon Gott um die Weisheit gebeten: Belehrt, dass sie auf das innigste mit Gott verbunden ist (V. 4), andere Güter enthält oder übertrifft (V. 8), besonders den Königen von höchstem Nutzen ist (V. 16), hat er sie begehrt und, da er wusste, dass Gott allein sie geben kann, von ihm erbeten. Weisheit Weish 27 8 1 Attingit ergo a fine usque ad finem fortiter, et disponit omnia suaviter. Sie reicht also mit Kraft von einem Ende zum andern¹ und ordnet alles mit Sanftmut.² Weisheit Weish 27 8 1 1 Vom höchsten Himmel bis in die Tiefen der Erde, vom Anfang der Schöpfung bis an ihr Ende, vom höchsten Engel bis zum kleinsten Wurm. (Bernh.) Weisheit Weish 27 8 1 2 Die Kraft befähigt, das Ziel zu erreichen, die Sanftmut, solche Mittel zu gebrauchen, die der Natur der mitwirkenden Dinge entsprechen. (Aug.) Weisheit Weish 27 8 10 Habebo propter hanc claritatem ad turbas, et honorem apud seniores juvenis: Um ihretwillen werde ich¹⁵ Ruhm bei den Menschen erlangen und Ehre bei den Alten schon als Jüngling. Weisheit Weish 27 8 10 15 Er spricht vom Standpunkt seiner Jugend aus, in der diese Güter noch zukünftig waren. Alles dies erwartete er. Weisheit Weish 27 8 11 Et acutus inveniar in judicio, et in conspectu potentium admirabilis ero, et facies principum mirabuntur me: Auch werde ich scharfsinnig im Gericht erfunden werden¹⁶ und in den Augen der Mächtigen bewundert und die Fürsten werden mich anstaunen.¹⁷ Weisheit Weish 27 8 11 16 Vergl. [1Kön 3,16-28]. Das Rechtsprechen ist eine der vorzüglichsten Pflichten eines Königs. Weisheit Weish 27 8 11 17 Im Rate. Doppelübersetzung. Weisheit Weish 27 8 12 Tacentem me sustinebunt, et loquentem me respicient, et sermocinante me plura manus ori suo imponent. Wenn ich schweige, werden sie auf mich warten, und wenn ich rede, auf mich lauschen, und wenn ich länger fortrede, die Hände auf ihren Mund legen.¹⁸ Weisheit Weish 27 8 12 18 Zeichen des ehrerbietigsten Schweigens. Vergl. [Ijob 29,9]. Weisheit Weish 27 8 13 Præterea habebo per hanc, immortalitatem: et memoriam æternam his, qui post me futuri sunt, relinquam. Überdies werde ich durch sie Unsterblichkeit erlangen und den Nachkommen ein ewiges Andenken hinterlassen. Weisheit Weish 27 8 14 Disponam populos: et nationes mihi erunt subditæ. Ich werde Völker beherrschen und Nationen¹⁹ werden mir untertan sein. Weisheit Weish 27 8 14 19 Angrenzende, fremde Völker. Weisheit Weish 27 8 15 Timebunt me audientes reges horrendi: in multitudine videbor bonus, et in bello fortis. Furchtbare Könige werden mich fürchten, wenn sie mich²⁰ hören; unter dem Volke²¹ werde ich mich gütig und im Kriege tapfer zeigen. Weisheit Weish 27 8 15 20 Von mir. Weisheit Weish 27 8 15 21 Unter meinem Volke. Weisheit Weish 27 8 16 Intrans in domum meam conquiescam cum illa: non enim habet amaritudinem conversatio illius, nec tædium convictus illius, sed lætitiam et gaudium. Wenn ich wieder in mein Haus gehe,²² werde ich bei ihr ausruhen;²³ denn ihr Umgang hat nichts Bitteres und ihre Gesellschaft nichts Widriges,²⁴ sondern Frohsinn und Freude. Weisheit Weish 27 8 16 22 Von öffentlichen Versammlungen oder anderen Geschäften. Weisheit Weish 27 8 16 23 Die Weisheit ist gleichsam die Ehegattin Salomons. Weisheit Weish 27 8 16 24 Wie bisweilen die Lebensgemeinschaft mit anderen. Die Betrachtung der Weisheit selbst wie der Gegenstand der Betrachtung bringen Freude, da letztere über alles Irdische erhaben ist. Weisheit Weish 27 8 17 Hæc cogitans apud me, et commemorans in corde meo: quoniam immortalitas est in cognatione sapientiæ, Indem ich nun dies²⁵ bei mir bedachte und in meinem Herzen erwog, dass Unsterblichkeit mit der Weisheit verwandt sei²⁶ Weisheit Weish 27 8 17 25 Alles von V. 3-16 Gesagte. Weisheit Weish 27 8 17 26 Und so auch ihm verwandt werde. Weisheit Weish 27 8 18 Et in amicitia illius delectatio bona, et in operibus manuum illius honestas sine defectione, et in certamine loquelæ illius sapientia, et præclaritas in communicatione sermonum ipsius: circuibam quærens, ut mihi illam assumerem. und in ihrer Freundschaft edles Ergötzen, in den Werken ihrer Hände unerschöpflicher Reichtum,²⁷ in ihren Wechselreden Weisheit und in ihrer Unterhaltung²⁸ Ruhm sei, ging ich umher, suchend, wie ich sie in mein Haus aufnehmen könnte. Weisheit Weish 27 8 18 27 Diese Gemahlin schafft ihm durch ihre Frauenarbeit unendlichen Reichtum, moralische Tugenden (V. 7) wie zeitliche Güter. (V. 5) Weisheit Weish 27 8 18 28 Umschreibung des Lebens und Strebens in der Ehe. Weisheit Weish 27 8 19 Puer autem eram ingeniosus, et sortitus sum animam bonam. Ich war aber ein Jüngling von guten Anlagen und hatte ein gutes Gemüt erhalten.²⁹ Weisheit Weish 27 8 19 29 Eigenschaften, welcher der sich um die Weisheit Bewerbende ihr entgegenbringen muss: Natürliche Güte und Makellosigkeit des Leibes. Weisheit Weish 27 8 2 Hanc amavi, et exquisivi a juventute mea, et quæsivi sponsam mihi eam assumere, et amator factus sum formæ illius. Sie habe ich geliebt und sie von meiner Jugend an auserwählt und habe sie mir als Braut heimzuführen gesucht und bin ein Liebhaber ihrer Schönheit geworden.³ Weisheit Weish 27 8 2 3 Das Bild drückt die intensivste Liebe aus. Es schwebt auch im Folgenden dem Dichter vor. Die Braut besitzt Adel des Geschlechtes (V. 3), Mitgift (V. 5), Einsicht (V. 6), Tugend (V. 7), Erfahrung. (V. 8) Weisheit Weish 27 8 20 Et cum essem magis bonus, veni ad corpus incoinquinatum. Und da ich besser war,³⁰ erlangte ich einen unbefleckten Leib. Weisheit Weish 27 8 20 30 Da ich an sittlichem Werte der Seele zunahm, kam ich zu einem keuschen Leibe (bewahrte ich den Leib unbefleckt). Andere übersetzen das Griechische: Oder vielmehr, weil ich gut war. Also: Ich hatte von Natur eine glückliche Anlage und eine schöne Seele erhalten, nein, besser gesagt, gerade weil die Seele gut war, wurde ihr auch ein entsprechender Leib gegeben und so kam erst die glückliche Anlage zustande. Weisheit Weish 27 8 21 Et ut scivi quoniam aliter non possem esse continens, nisi Deus det, et hoc ipsum erat sapientiæ, scire cujus esset hoc donum: adii Dominum, et deprecatus sum illum, et dixi ex totis præcordiis meis: Indem ich aber erkannte, dass ich nicht anders ihrer mächtig³¹ sein könnte, es würde mir denn von Gott gegeben und das war schon Weisheit zu wissen, von wem diese Gabe kommt, - so trat ich vor den Herrn und bat ihn und sprach von ganzem Herzen: Weisheit Weish 27 8 21 31 Teilhaftig der Weisheit. Vergl. [Sir 6,27]. Die Weisheit steht Salomon immer als Braut vor Augen. Auch das folgende Gebet geht nicht auf die Enthaltsamkeit, sondern auf die Weisheit. Weisheit Weish 27 8 3 Generositatem illius glorificat, contubernium habens Dei: sed et omnium Dominus dilexit illam: Edlen Ursprung verherrlicht sie, da sie mit Gott Umgang hat,⁴ und der Herr aller Dinge hat sie lieb; Weisheit Weish 27 8 3 4 Dessen, der sie liebt. Mit Gott in Gemeinschaft stehend, besitzt sie dessen Adel und teilt ihn ihrem Liebhaber mit. Weisheit Weish 27 8 4 Doctrix enim est disciplinæ Dei, et electrix operum illius. denn⁵ sie ist eine Lehrmeisterin der Zucht Gottes und Wählerin seiner Werke.⁶ Weisheit Weish 27 8 4 5 Grund: Aus Liebeserweisungen Gottes erkennen wir seine Liebe. Weisheit Weish 27 8 4 6 Sie wählt aus, was er wirken wird. Weisheit Weish 27 8 5 Et si divitiæ appetuntur in vita, quid sapientia locupletius, quæ operatur omnia? Und wenn Reichtum im Leben wünschenswert ist, was ist reicher als die Weisheit, die alles schafft? Weisheit Weish 27 8 6 Si autem sensus operatur: quis horum, quæ sunt, magis quam illa est artifex? Wenn Einsicht etwas wirkt,⁷ wer ist unter allem, was da ist, eine größere Künstlerin als sie? Weisheit Weish 27 8 6 7 Wenn einer von seiner Braut Einsicht verlangt, die etwas wirkt. Weisheit Weish 27 8 7 Et si justitiam quis diligit: labores hujus magnas habent virtutes: sobrietatem enim, et prudentiam docet, et justitiam, et virtutem, quibus utilius nihil est in vita hominibus. Und wenn jemand Gerechtigkeit⁸ lieb hat, so hat ihr Bemühen große Tugenden als Wirkung; denn sie lehrt Mäßigkeit und Klugheit, Gerechtigkeit und Starkmut,⁹ welche das Nützlichste sind im Menschenleben.¹⁰ Weisheit Weish 27 8 7 8 Inbegriff aller Tugenden. Weisheit Weish 27 8 7 9 Die vier Kardinalstugenden. Weisheit Weish 27 8 7 10 Die theologischen Tugenden beziehen sich unmittelbar auf Gott, kommen also hier nicht in Betracht. In diesen vier moralischen Tugenden sind alle anderen enthalten. Weisheit Weish 27 8 8 Et si multitudinem scientiæ desiderat quis, scit præterita, et de futuris æstimat: scit versutias sermonum, et dissolutiones argumentorum: signa et monstra scit antequam fiant, et eventus temporum et sæculorum. Wenn aber jemand Verlangen trägt, viel zu wissen, so weiß sie das Vergangene und ermisst das Zukünftige, sie versteht künstliche Wendungen der Reden¹¹ und Lösung der Rätsel;¹² Zeichen und Wunder weiß sie,¹³ ehe sie geschehen, und die Ereignisse der Zeiten und Weltalter. Weisheit Weish 27 8 8 11 Spruchweisheit. Weisheit Weish 27 8 8 12 Auch in Rätseln und Gleichnissen vorgelegte Weisheit. Vergl. [1Kön 10,1]. Weisheit Weish 27 8 8 13 Erkennt deren Übernatürlichkeit und Ziele, ja weiß sie voraus. Weisheit Weish 27 8 9 Proposui ergo hanc adducere mihi ad convivendum: sciens quoniam mecum communicabit de bonis, et erit allocutio cogitationis et tædii mei. Deshalb beschloss ich, sie mir zur Lebensgemeinschaft heimzuführen, wohl wissend, dass sie mich ihrer Güter teilhaftig machen¹⁴ und in Sorgen und Trauer mir zusprechen wird. Weisheit Weish 27 8 9 14 Griech.: Rat erteilend, wodurch ich Güter erlangte, nämlich die in den vorigen Versen genannten. Weisheit Weish 27 0 1 d. Wiedergabe der an Gott gerichteten Bitte um Weisheit. (V. 19) Weisheit Weish 27 9 1 Deus patrum meorum, et Domine misericordiæ, qui fecisti omnia verbo tuo, Gott meiner Väter¹ und Herr der Barmherzigkeit!² der du alles durch dein Wort geschaffen [1Kön 3,9] Weisheit Weish 27 9 1 1 Abraham, Isaak, Jakob. Vergl. [Weish 3,6, 2Chr 1,9]. Gott wird an seine Verheißung gemahnt und an die Verdienste der Väter erinnert. Weisheit Weish 27 9 1 2 Hat Gott sich auch durch den Bund mit den Vätern zur Hilfe verpflichtet, so ist doch alles, was er gibt, Geschenk seiner Gnade und Liebe. Weisheit Weish 27 9 10 Mitte illam de clis sanctis tuis, et a sede magnitudinis tuæ, ut mecum sit et mecum laboret, ut sciam quid acceptum sit apud te: Sende sie¹⁷ hernieder von deinem heiligen Himmel und von dem Throne deiner Hoheit, dass sie mit mir sei und mit mir arbeite, damit ich wisse, was dir wohlgefällig ist. Weisheit Weish 27 9 10 17 Die Wirkung der Weisheit besteht in einer allen drei göttlichen Personen eigenen Erleuchtung. Weisheit Weish 27 9 11 Scit enim illa omnia, et intelligit, et deducet me in operibus meis sobrie, et custodiet me in sua potentia. Denn sie weiß und versteht alles und wird mich in allem meinem Tun verständig¹⁸ leiten und mich durch ihre Macht bewahren. Weisheit Weish 27 9 11 18 Alles zu vollbringen so, wie es sein soll. Weisheit Weish 27 9 12 Et erunt accepta opera mea, et disponam populum tuum juste, et ero dignus sedium patris mei. So werden meine Werke wohlgefällig sein und ich werde dein Volk gerecht regieren und des Thrones meines Vaters würdig sein. Weisheit Weish 27 9 13 Quis enim hominum poterit scire consilium Dei? aut quis poterit cogitare quid velit Deus? Denn welcher Mensch könnte Gottes Ratschluss kennen? Oder wer ersinnen, was Gott will?¹⁹ [Jes 40,13, Röm 11,34, 1Kor 2,16] Weisheit Weish 27 9 13 19 Dass wir seinem Gesetze gemäß in jedem einzelnen Falle handeln. Weisheit Weish 27 9 14 Cogitationes enim mortalium timidæ, et incertæ providentiæ nostræ. Sind doch die Gedanken der Sterblichen²⁰ furchtsam²¹ und unsere Voraussicht unsicher. Weisheit Weish 27 9 14 20 Mit dem Körper zu einem Wesen vereinigter und durch jenen oft behinderter Wesen. Weisheit Weish 27 9 14 21 Schwankend, unsicher. Weisheit Weish 27 9 15 Corpus enim quod corrumpitur, aggravat animam, et terrena inhabitatio deprimit sensum multa cogitantem. Denn der vergängliche Leib belastet die Seele und die irdische Hülle²² drückt den vieles denkenden Geist nieder. Weisheit Weish 27 9 15 22 Griech.: Zelt. Ausdruck des unsteten und des flüchtigen irdischen Daseins. Weisheit Weish 27 9 16 Et difficile æstimamus quæ in terra sunt: et quæ in prospectu sunt, invenimus cum labore. Quæ autem in clis sunt quis investigabit? Kaum mutmaßen wir das, was auf Erden ist, und was uns vor den Augen liegt, finden wir nur mit Mühe; wer aber wird erforschen, was im Himmel ist? Weisheit Weish 27 9 17 Sensum autem tuum quis sciet, nisi tu dederis sapientiam, et miseris spiritum Sanctum tuum de altissimis: Wer wird deinen Sinn erkennen, wenn du ihm nicht Weisheit verleihst und deinen Heiligen Geist aus der Höhe sendest²³ Weisheit Weish 27 9 17 23 Wir erkennen nicht einmal das, was uns am nächsten berührt, viel weniger dehnt sich unsere Erkenntnis über alles Irdische aus, wie aber gar auf das noch entferntere Himmlische? Doch am allerwenigsten auf den unergründlichen Ratschluss Gottes. Weisheit Weish 27 9 18 Et sic correctæ sint semitæ eorum, qui sunt in terris, et quæ tibi placent didicerint homines? und so der Pfad der Erdenbewohner gerade gemacht wird und die Menschen lernen, was dir gefällig ist?²⁴ Weisheit Weish 27 9 18 24 Im Griech. endet die Frage mit V. 17. Weisheit Weish 27 9 19 Nam per sapientiam sanati sunt quicumque placuerunt tibi Domine a principio. Denn die dir, o Herr! von Anbeginn her gefällig waren,²⁵ ihnen wurde nur durch die Weisheit Heil. Weisheit Weish 27 9 19 25 Der jetzige griechische Text ist davon etwas verschieden. Weisheit Weish 27 9 2 Et sapientia tua constituisti hominem, ut dominaretur creaturæ, quæ a te facta est, und durch deine Weisheit³ den Menschen bestimmt hast, dass er über die Geschöpfe herrsche, welche du gemacht hast, Weisheit Weish 27 9 2 3 Weitere Beweggründe der Erhörung: Gott, Macht, die Weisheit, mit der er den Menschen erschuf und ihm die Herrschaft über die Natur verlieh (V. 2, 3), Salomons besonderes Verhältnis zu Gott (V. 4b, 5a), seine Schwäche. (5bff) Durch deine Weisheit: Man kann hierbei auch an das Wort Gottes, die persönliche Weisheit, den Sohn denken, da die Weisheit V. 4 des Thrones Besitzerin heißt. Weisheit Weish 27 9 3 Ut disponat orbem terrarum in æquitate et justitia, et in directione cordis judicium judicet: dass er den Erdkreis mit Billigkeit und Gerechtigkeit verwalte und mit lauterem Herzen⁴ Gericht halte, Weisheit Weish 27 9 3 4 Diese Begriffe sind wohl Synonyma: Rechter Gebrauch aller Geschöpfe. Weisheit Weish 27 9 4 Da mihi sedium tuarum assistricem sapientiam, et noli me reprobare a pueris tuis: gib mir die Weisheit, deines Thrones Beisitzerin,⁵ und verstoße mich nicht aus der Zahl deiner Diener;⁶ Weisheit Weish 27 9 4 5 Als Person gefasst ist es der Sohn, der auf dem gleichen Throne sitzt, als Eigenschaft steht die Weisheit Gott ratend zur Seite. Weisheit Weish 27 9 4 6 Indem du mir die Weisheit versagst. Statt Diener kann man auch übersetzen: Kinder. Weisheit Weish 27 9 5 Quoniam servus tuus sum ego, et filius ancillæ tuæ, homo infirmus, et exigui temporis, et minor ad intellectum judicii et legum. denn ich bin dein Knecht⁷ und der Sohn deiner Magd,⁸ ein schwacher Mensch, von kurzer Lebensdauer und von zu geringer Einsicht in Recht und Gesetz.⁹ [Ps 115,7 (korr.Ps 115,16Ps 115,7; Mehrdeutigkeit der Versnummern im Ps 115)] Weisheit Weish 27 9 5 7 Für den du Sorge tragen musst. Vergl. [Ps 118,125]. Weisheit Weish 27 9 5 8 Das Bild ist vom Verhältnis der israelitischen Sklavin zu ihrem Herrn hergenommen. Weisheit Weish 27 9 5 9 Um so hohe Pflichten zu erfüllen. Weisheit Weish 27 9 6 Nam et si quis erit consummatus inter filios hominum, si ab illo abfuerit sapientia tua, in nihilum computabitur. Denn wenn auch einer unter den Menschenkindern vollkommen wäre,¹⁰ so würde er doch, wenn ihm deine Weisheit fehlt, für nichts zu achten sein. Weisheit Weish 27 9 6 10 Alle natürlichen Vorzüge des Leibes und der Seele in sich vereinigen würden. Weisheit Weish 27 9 7 Tu elegisti me regem populo tuo, et judicem filiorum tuorum, et filiarum: Du hast mich zum König über dein Volk auserwählt¹¹ und zum Richter über deine Söhne und Töchter;¹² [1Chr 28,4.5, 2Chr 1,9] Weisheit Weish 27 9 7 11 Also musst du mir auch die Möglichkeit dazu gewähren. Weisheit Weish 27 9 7 12 Ich soll an ihnen gleichsam deine Stelle vertreten. Weisheit Weish 27 9 8 Et dixisti me ædificare templum in monte sancto tuo, et in civitate habitationis tuæ altare, similitudinem tabernaculi sancti tui, quod præparasti ab initio: du hießest mich einen Tempel auf deinem heiligen Berge¹³ bauen und in der Stadt deiner Wohnung einen Altar, ein Nachbild deines heiligen Zeltes,¹⁴ das du von Anbeginn¹⁵ her vorbereitet hast. Weisheit Weish 27 9 8 13 Moria, auf dem Abraham opferte und der Engel erschien [Gen 22,2], auf dem unter David wiederum der Enge sich zeigte, der der Pest ein Ende machte, und wo David einen Altar errichtete. [2Sam 24,16ff] Auch seiner Bestimmung nach, die Stätte des Tempels zu sein, ist der Berg heilig. Weisheit Weish 27 9 8 14 Vergl. [Ex 25,9.40]. Der Altar ist der Rauchopferaltar. Weisheit Weish 27 9 8 15 Insofern er Abbild des Weltalls und des ewigen, himmlischen Zeltes ist. [Hebr 8,9] Weisheit Weish 27 9 9 Et tecum sapientia tua, quæ novit opera tua, quæ et affuit tunc cum orbem terrarum faceres, et sciebat quid esset placitum oculis tuis, et quid directum in præceptis tuis. Bei dir ist deine Weisheit,¹⁶ die deine Werke kennt und die zugegen war, als du den Erdkreis schufest, und weiß, was in deinen Augen wohlgefällig und was nach deinen Geboten recht ist. [Spr 8,22.27, Joh 1,1] Weisheit Weish 27 9 9 16 Die Vers 4 erwähnt ward. Sie kennt die Ordnung der Welt und die sittliche Ordnung. Weisheit Weish 27 0 1 2. Nachweis aus der Geschichte, wie nützlich die Weisheit ist. (10,1-19,20) a. Das Beispiel Adams und Kains, Noes, Abrahams, Loths, Jakobs, Josephs zeigt, wie die Weisheit die Gerechten glücklich macht, die Torheit Strafen herabzieht. (V. 14) Weisheit Weish 27 10 1 Hæc illum, qui primus formatus est a Deo pater orbis terrarum, cum solus esset creatus, custodivit, Sie hat jenen bewahrt,¹ der zuerst von Gott zum Vater des Erdkreises geschaffen worden, da er noch allein² erschaffen war; [Gen 1,27] Weisheit Weish 27 10 1 1 Vor jedem Übel und jeder Unvollkommenheit, durch die ursprüngliche Gerechtigkeit. Weisheit Weish 27 10 1 2 Wiewohl er allein dastand. An sich kann im Griech. auch allein zu Vater gezogen werden: zum alleinigen Vater dem also die Erziehung des ganzen Menschengeschlechtes oblag. Weisheit Weish 27 10 10 Hæc profugum iræ fratris justum deduxit per vias rectas, et ostendit illi regnum Dei, et dedit illi scientiam sanctorum: honestavit illum in laboribus, et complevit labores illius. Sie führte den Gerechten,¹⁶ der vor dem Zorne seines Bruders floh,¹⁷ auf rechten Wegen, zeigte ihm das Reich Gottes,¹⁸ gab ihm die Erkenntnis des Heiligen,¹⁹ bereicherte ihn bei seinen Mühen und segnete seine Arbeiten. [Gen 28,5.10] Weisheit Weish 27 10 10 16 Jakob. Weisheit Weish 27 10 10 17 [Gen 28,5ff] Weisheit Weish 27 10 10 18 Er sah die Engel vom Himmel herab- und wieder hinaufsteigen, höhere und niedrigere, Gottes Anordnungen in Bezug auf die Menschen auszurichten, in höchster Höhe Gott selbst. Das alles bildet das Reich Gottes. Weisheit Weish 27 10 10 19 Die Leitung der Menschen seitens Gottes durch die verschiedenen Abstufungen der Engel. Weisheit Weish 27 10 11 In fraude circumvenientium illum affuit illi, et honestum fecit illum. Sie stand ihm zur Seite, da er mit List hintergangen werden sollte,²⁰ und machte ihn reich. Weisheit Weish 27 10 11 20 [Gen 31,7] Der Verfasser schreibt der Weisheit den Gedanken Jakobs zu, durch den er zu seinem Rechte kam. Weisheit Weish 27 10 12 Custodivit illum ab inimicis, et a seductoribus tutavit illum, et certamen forte dedit illi ut vinceret, et sciret quoniam omnium potentior est sapientia. Sie schützte ihn vor seinen Feinden, stellte ihn sicher vor denen, die ihn bedrängten, und ließ ihn siegen im harten Streit,²¹ damit er erkennen sollte, wie die Weisheit²² mächtiger ist als alles. Weisheit Weish 27 10 12 21 Wohl im Kampfe mit dem Engel. Weisheit Weish 27 10 12 22 Griech.: Gottesfurcht. Jakob betete flehentlich zu Gott, nachdem seine Kraft gebrochen. So erkannte er, dass Gottesfurcht mächtiger ist als alles, da sie selbst Gott bezwingt und allein etwas gegen ihn vermag. Weisheit Weish 27 10 13 Hæc venditum justum non dereliquit, sed a peccatoribus liberavit eum: descenditque cum illo in foveam, Sie verließ den verkauften Gerechten²³ nicht, sondern errettete ihn von den Sündern,²⁴ sie stieg mit ihm in die Grube²⁵ [Gen 37,28] Weisheit Weish 27 10 13 23 Joseph. Weisheit Weish 27 10 13 24 Griech.: von der Sünde der Brüder oder der Frau Putiphars. Beides hat auch die Vulgata vor Augen. Weisheit Weish 27 10 13 25 In die Zisterne und die Kerkergrube. Weisheit Weish 27 10 14 Et in vinculis non dereliquit illum, donec afferret illi sceptrum regni, et potentiam adversus eos, qui eum deprimebant: et mendaces ostendit, qui maculaverunt illum, et dedit illi claritatem æternam. und verließ ihn auch in Banden nicht, bis sie ihm das Zepter der Herrschaft zubrachte und Gewalt wider die, welche ihn unterdrückten;²⁶ und sie erwies die als Lügner, welche ihn verunglimpften, und verlieh ihm ewigen Ruhm.²⁷ [Gen 41,40, Apg 7,10] Weisheit Weish 27 10 14 26 Seine Brüder, die Frau Putiphars und dieser selbst. Weisheit Weish 27 10 14 27 Als die Weisheit ihn als Propheten erwies und zum Retter Ägyptens machte. Der Ruhm dauert auch fort, solange sein Name genannt wird. Weisheit Weish 27 10 15 Hæc populum justum, et semen sine querela liberavit a nationibus, quæ illum deprimebant. Sie erlöste das gerechte²⁸ Volk und das unsträfliche Geschlecht²⁹ von den Völkern, die es unterdrückten. [Ex 1,11] Weisheit Weish 27 10 15 28 Griech.: heilige im Sinne von [Ex 19,4]. Weisheit Weish 27 10 15 29 So werden sie ihren Bedrückern gegenüber genannt. Vergl. [Hab 1,13]. Doch auch in sich betrachtet, waren sie wohl in Ägypten tadellos, da sie erst in der Wüste sich halsstarrig zeigten. Weisheit Weish 27 10 16 Intravit in animam servi Dei, et stetit contra reges horrendos in portentis et signis. Sie ging in die Seele des Dieners Gottes ein³⁰ und er trat furchtbaren Königen³¹ entgegen mit Wundern und Zeichen.³² Weisheit Weish 27 10 16 30 Moses. Weisheit Weish 27 10 16 31 Pharao (derselbe Plural [Ps 104,30]). Weisheit Weish 27 10 16 32 Diese hatten die Weisheit zur Urheberin, weil sie dartun sollten, dass der Herr Gott der Mitte des Landes sei, sodann weil es nach [Weish 7,27] Sache der Weisheit ist, Propheten zu schaffen, vergl. [Ex 6,30ff], endlich weil nur die allmächtige Weisheit so große Wunderwerke vollbringen konnte. Weisheit Weish 27 10 17 Et reddidit justis mercedem laborum suorum, et deduxit illos in via mirabili: et fuit illis in velamento diei, et in luce stellarum per noctem: Sie verlieh den Gerechten³³ den Lohn für ihre Mühen, leitete sie auf wunderbarem Wege³⁴ und war ihnen Schirm am Tage und Sternenleuchte des Nachts; Weisheit Weish 27 10 17 33 Den frommen Verehrern Gottes, den Israeliten. [Ex 12,36] Die Israeliten hatten für ihre Anstrengungen den Lohn nicht erhalten, Gott bewirkte, dass die Ägypter den Bitten der Israeliten ein geneigtes Ohr liehen. Über die Übersetzung der Vulg. und den hebr. Text siehe an jener Stelle. Die Israeliten haben um Geschenke gebeten und diese sind ihnen zuteil geworden. Weisheit Weish 27 10 17 34 Durch die Wolken- und Feuersäule. Weisheit Weish 27 10 18 Transtulit illos per Mare rubrum, et transvexit illos per aquam nimiam. sie führte sie durch das Rote Meer und brachte sie durch große Gewässer. [Ex 14,22, Ps 77,13] Weisheit Weish 27 10 19 Inimicos autem illorum demersit in mare, et ab altitudine inferorum eduxit illos. Ideo justi tulerunt spolia impiorum, Ihre Feinde aber versenkte sie in das Meer und ließ sie aus der Tiefe des Abgrundes heraufkommen.³⁵ Darum trugen die Gerechten die Beute der Gottlosen davon³⁶ Weisheit Weish 27 10 19 35 Die Ägypter wurden an das Land geworfen. Weisheit Weish 27 10 19 36 Von dieser Ausplünderung wird zwar im Exodus nichts gesagt, doch erwähnt sie Flav. Josephus und sie ergibt sich aus [Ex 14,31]. Weisheit Weish 27 10 2 Et eduxit illum a delicto suo: et dedit illi virtutem continendi omnia. sie rettete ihn auch aus seiner Sünde³ und gab ihm Kraft, alles zu beherrschen.⁴ Weisheit Weish 27 10 2 3 Gegensatz zur Erbsünde, von der Adam seine Nachkommen trotz seiner Buße nicht befreien konnte. Die Weisheit gab Adam Reue ein und Vertrauen auf den zukünftigen Erlöser. Weisheit Weish 27 10 2 4 Vergl. [Gen 1,28]. Die Herrschaft des Menschen über die Natur beruht nicht bloß auf einer positiven Anordnung Gottes, sondern auch auf den natürlichen Beziehungen des Menschen zur Schöpfung. Deshalb ward sie durch die ursprüngliche Gerechtigkeit erhöht, durch den Sündenfall einigermaßen modifiziert, aber nicht aufgehoben. Diese Herrschaft nun auch im Zustande der Schwachheit auszuüben, half die Weisheit. Dass nach der Sünde Gott diese Herrschaft noch einmal einschärfte, geschah, weil die Natur dem Menschen den Gehorsam kündigte, als er ein Feind Gottes ward. Vergl. [Gen 3,17ff]. Weisheit Weish 27 10 20 Et decantaverunt Domine nomen sanctum tuum, et victricem manum tuam laudaverunt pariter: und priesen, o Herr! deinen heiligen Namen und lobten einmütig deine siegreiche Hand, [Ex 12,35] Weisheit Weish 27 10 21 Quoniam sapientia aperuit os mutorum, et linguas infantium fecit disertas. denn die Weisheit öffnete den Mund der Stummen und machte die Zungen der Unmündigen beredt.³⁷ Weisheit Weish 27 10 21 37 Einige erklären: Die Juden, welche gleich Stummen und Säuglingen unter der ägyptischen Tyrannei das Lob des Herrn nicht singen durften. Andere: Moses, der eine schwere Zunge hatte. [Ex 6,12.30] Im Übrigen vergl. [Ps 8,3]. Weisheit Weish 27 10 3 Ab hac ut recessit injustus in ira sua, per iram homicidii fraterni deperiit. Von ihr fiel jener Ungerechte in seinem Zorne ab und ging durch seinen brudermörderischen Zorn unter.⁵ Weisheit Weish 27 10 3 5 Beispiel des Verderben, das aus der Missachtung der Weisheit, aus der gottvergessenen Torheit fließt. Es ist vorzüglich von dem leiblichen Verderben die Rede [Gen 4,16], ohne dass der Verlust der Gnade ausgeschlossen ist. Der Zorn war nicht die Wurzel des Übels, aber die Ursache der Verblendung (Gegensatz zur Weisheit), welche seine grause Tat herbeiführte. Weisheit Weish 27 10 4 Propter quem, cum aqua deleret terram, sanavit iterum sapientia, per contemptibile lignum justum gubernans. Als um seinetwillen⁶ die Erde durch eine Wasserflut verheert ward, half ihr wiederum die Weisheit, indem sie den Gerechten durch geringfügiges Holz leitete.⁷ [Gen 1,27] Weisheit Weish 27 10 4 6 Die gottentfremdeten Nachkommen Kains, welche mit denen Seths eingingen, waren Ursache der Sündflut. [Gen 6,1] Weisheit Weish 27 10 4 7 Beispiel der rettenden Gewalt der Weisheit. Wiederum: wie Adam. So ward Noe gleichsam der zweite Vater des Menschengeschlechtes. Geringfügig: Aus geringfügigem Material lehrte die Weisheit Noe ein Kunstwerk herzustellen, das die Sündflut zu trotzen vermochte, da die Weisheit selbst wiederum es leitete. Weisheit Weish 27 10 5 Hæc et in consensu nequitiæ cum se nationes contulissent, scivit justum, et conservavit sine querela Deo, et in filii misericordia fortem custodivit. Sie erkannte auch, als die Völker sich in Übereinstimmung der Bosheit hingaben,⁸ den Gerechten⁹ und bewahrte ihn unsträflich vor Gott¹⁰ und erhielt ihn starkmütig gegen das Mitleiden mit seinem Sohne. [Gen 11,2] Weisheit Weish 27 10 5 8 Anspielung auf den Turmbau zu Babel: Trotz der allgemeinen Schlechtigkeit und Verwirrung. Griech.: nachdem in (allgemeiner) Übereinstimmung der Bosheit die Völker verwirrt worden waren. Der Turmbau zu Babel war das Zeichen allgemeiner Gottlosigkeit und die Verwirrung nur der Anfang fortdauernden Verderbnisses, das auch zur Zeit Abrahams fortdauerte. Weisheit Weish 27 10 5 9 Abraham. Weisheit Weish 27 10 5 10 Gottes Vorsehung hatte ihn rein bewahrt vor dem allgemeinen Verderben und darum auch ward er berufen. Weisheit Weish 27 10 6 Hæc justum a pereuntibus impiis liberavit fugientem, descendente igne in pentapolim: Sie errettete beim Untergange der Gottlosen den fliehenden Gerechten,¹¹ da Feuer niederfiel auf die Fünfstädte;¹² [Gen 19,17.22] Weisheit Weish 27 10 6 11 Loth. Beispiel der macht der Vorsehung. Weisheit Weish 27 10 6 12 Sie gingen nicht alle zugrunde, also. Gegend der Fünfstädte. Weisheit Weish 27 10 7 Quibus in testimonium nequitiæ fumigabunda constat deserta terra, et incerto tempore fructus habentes arbores, et incredibilis animæ memoria stans figmentum salis. zum Zeugnis von deren Bosheit die Erde dampfend öde liegt,¹³ die Bäume Früchte tragen, welche nicht reif werden, und als Andenken an eine ungläubige Seele die Salzsäule sich erhebt. Weisheit Weish 27 10 7 13 Vergl. [Gen 19,28]. Weisheit Weish 27 10 8 Sapientiam enim prætereuntes non tantum in hoc lapsi sunt ut ignorarent bona, sed et insipientiæ suæ reliquerunt hominibus memoriam, ut in his, quæ peccaverunt, nec latere potuissent. Denn¹⁴ da sie die Weisheit nicht achteten, gerieten sie nicht nur dahin, dass sie das Gute nicht kannten, sondern sie hinterließen auch den Menschen ein Denkmal ihrer Torheit, so dass sie in dem, worin sie gesündigt, nicht verborgen bleiben konnten.¹⁵ Weisheit Weish 27 10 8 14 Begründung zu Zeugnis und Andenken. Weisheit Weish 27 10 8 15 Eine weitere Strafe: ihre Schmach in alle Zeiten. Weisheit Weish 27 10 9 Sapientia autem hos, qui se observant, a doloribus liberavit. Die Weisheit aber rettete die, welche sie verehrten, von Schmerzen. Weisheit Weish 27 0 1 Besondere Erwägung der Gegensätze. 1. Welchen Gegensatz bilden zu den Israel zuteil gewordenen Gnadenerweisen die Strafen der Ägypter, in denen sich die Gerechtigkeit Gottes und zugleich seine Barmherzigkeit offenbarten. [Weish 12,2] Weisheit Weish 27 11 1 Direxit opera eorum in manibus prophetæ sancti. Sie leitete ihre Werke durch die Hand des heiligen Propheten.¹ [Ex 16,1] Weisheit Weish 27 11 1 1 Moses. [Dtn 34,10ff] Weisheit Weish 27 11 10 Cum enim tentati sunt, et quidem cum misericordia disciplinam accipientes, scierunt quemadmodum cum ira judicati impii tormenta paterentur. Denn da sie geprüft wurden, wiewohl sie nur gnädige Züchtigung erduldeten, erkannten sie, welche Qualen die im Zorne gerichteten Gottlosen zu erleiden haben. Weisheit Weish 27 11 11 Hos quidem tamquam pater monens probasti: illos autem tamquam durus rex interrogans condemnasti. Denn diese prüftest du wie ein mahnender Vater, jene aber nahmst du wie ein strenger König in Verhör und verurteilest sie.¹¹ Weisheit Weish 27 11 11 11 Für die Israeliten war die Wassernot nur eine Prüfung des Vertrauens, für die Ägypter eine Strafe, jenen sandte Gott sie in liebender Erbarmung, diesen als Äußerung seines gerechten Zornes. Für jene war sie ein Mittel in der Hand Gottes zu ihrer Erziehung, für die Ägypter Strafe, den Israeliten erwies sich Gott als Vater, den Ägyptern als strenger Herrscher. Für jene sollte es eine Mahnung sein, sich an Gott zu wenden, für diese ein Gericht. Weisheit Weish 27 11 12 Absentes enim et præsentes similiter torquebantur. Fern von ihnen und nah wurden sie in gleicher Weise gepeinigt.¹² Weisheit Weish 27 11 12 12 Auch als die Israeliten fern, litten die Ägypter noch um ihretwillen durch Zorn, Neid usw. Weisheit Weish 27 11 13 Duplex enim illos acceperat tædium, et gemitus cum memoria præteritorum. Denn¹³ doppeltes Leid und Seufzen¹⁴ ergriff sie bei dem Andenken an das Geschehene. Weisheit Weish 27 11 13 13 Beweis dafür, dass die Ägypter auch fern von den Israeliten in ihren Herzen Pein litten. Weisheit Weish 27 11 13 14 Das erste Leid bestand in dem Gedanken, dass die gleichen Umstände, welche ihnen soviel Leid verursacht, den Israeliten Ursache zu wunderbaren Wohltaten wurden (14a), das zweite, dass sie die strafende Hand Gottes, die Nichtigkeit ihrer Götzen und die Liebe Gottes zu seinem Volke anerkennen mussten. Diese Leiden musste sie um so mehr schmerzen, als sie nun die bewundern mussten (15b), die sie einst verachtet. (15a) Weisheit Weish 27 11 14 Cum enim audirent per sua tormenta bene secum agi, commemorati sunt Dominum, admirantes in finem exitus. Denn als sie hörten, dass durch die Qualen, welche sie litten, jene Gutes empfingen, gedachten sie des Herrn¹⁵ und verwunderten sich über den Endausgang. Weisheit Weish 27 11 14 15 Griech.: erkannten sie den Herrn (die folgenden Worte fehlen im Texte). Weisheit Weish 27 11 15 Quem enim in expositione prava projectum deriserunt, in finem eventus mirati sunt: non similiter justis sitientes. Denselben nämlich, den sie einst durch grausame Aussetzung preisgegeben¹⁶ und verlacht hatten, über diesen staunten sie¹⁷ am Ende des Ausganges,¹⁸ da sie ganz anders Durst litten als die Gerechten. Weisheit Weish 27 11 15 16 Moses. Weisheit Weish 27 11 15 17 Der König und seine Höflinge. [Ex 5,2] Weisheit Weish 27 11 15 18 Als sie Israel nicht mehr in die Knechtschaft zurückführen konnten. Weisheit Weish 27 11 16 Pro cogitationibus autem insensatis iniquitatis illorum, quod quidam errantes colebant mutos serpentes, et bestias supervacuas, immisisti illis multitudinem mutorum animalium in vindictam: Für die törichten Gedanken ihrer Gottlosigkeit aber, in denen befangen, sie stumme Schlangen¹⁹ und verächtliche Tiere göttlich verehrten, sandtest du wider sie ein Heer vernunftloser Tiere zur Vergeltung; [Weish 12,24] Weisheit Weish 27 11 16 19 Griech.: unvernünftiges Gewürm. Weisheit Weish 27 11 17 Ut scirent quia per quæ peccat quis, per hæc et torquetur. auf dass sie inne würden, dass, womit jemand sündigt, er damit auch gestraft werde.²⁰ Weisheit Weish 27 11 17 20 Neuer Zug der göttlichen Weisheit in der Leitung des auserwählten Volkes und der Bestrafung seiner Feinde. Der Gottesdienst der Ägypter war ein Tierdienst, durch Tiere rächte sich Gott an ihnen. Vergl. [Num 33,3.4]. Weisheit Weish 27 11 18 Non enim impossibilis erat omnipotens manus tua, quæ creavit orbem terrarum ex materia invisa, immittere illis multitudinem ursorum, aut audaces leones, Denn deine allmächtige Hand, welche den Erdkreis aus unsichtbarem Stoffe erschuf,²¹ wäre nicht unvermögend gewesen, eine Menge von Bären oder kühne Löwen unter sie zu senden [Lev 26,22, Jer 8,17, Weish 16,1] Weisheit Weish 27 11 18 21 Vergl. [Gen 1,2]. Es handelt sich nicht um die Schöpfung der Welt aus nichts, die bereits vorausgesetzt ist. Weisheit Weish 27 11 19 Aut novi generis ira plenas ignotas bestias, aut vaporem ignium spirantes, aut fumi odorem proferentes, aut horrendas ab oculis scintillas emittentes: oder neugeschaffene, wütige, unbekannte Tiere, die Feuerodem schnaufen oder Qualm ausstoßen oder furchtbare Feuerfunken aus den Augen sprühen,²² Weisheit Weish 27 11 19 22 Solche kann Gott bilden. Vergl. die Schilderung [Ijob 41,9-12]. Weisheit Weish 27 11 2 Iter fecerunt per deserta, quæ non habitabantur: et in locis desertis fixerunt casas. Sie durchzogen unwohnliche Wüsten² und schlugen ihre Gezelte an öden Orten auf. Weisheit Weish 27 11 2 2 Weil die Weisheit sie leitete, konnten sie ihren Weg dahin richten, wo keine Straße war. Ohne Dazwischenkunst der göttlichen Vorsehung hätte ein so großes Volk die Wüste nicht durchziehen und vierzig Jahre in derselben weilen können. Weisheit Weish 27 11 20 Quarum non solum læsura poterat illos exterminare, sed et aspectus per timorem occidere. deren Anfall sie nicht bloß vernichten, sondern deren Anblick sie schon durch Schrecken hätte töten können. Weisheit Weish 27 11 21 Sed et sine his uno spiritu poterant occidi persecutionem passi ab ipsis factis suis, et dispersi per spiritum virtutis tuæ: sed omnia in mensura, et numero, et pondere disposuisti. Aber auch ohne alles dies hätten sie durch einen einzigen Hauch²³ getötet werden können, verfolgt von ihren eigenen Taten und zerstreut durch den Hauch deiner Macht; doch du hast alles nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet.²⁴ Weisheit Weish 27 11 21 23 Gottes. Vergl. [Ijob 4,8]. Weisheit Weish 27 11 21 24 Die weise Strafgerechtigkeit Gottes, mit der er den Schuldigen nicht große Tiere sandte, sondern solche, die sie bekehren, nicht verderben sollten, ist nicht auszuschließen (vergl. V. 24ff), aber der Satz ist auf die bei Gottes Strafen überhaupt hervortretende Weisheit oder vielmehr auf alle weisen Anordnungen Gottes, zu denen auch die Strafgerichte gehören, auszudehnen. Maß, Zahl und Gewicht zeigen sich am deutlichsten in der sichtbaren Natur, von der die Ausdrücke zunächst genommen sind. Weisheit Weish 27 11 22 Multum enim valere, tibi soli supererat semper: et virtuti brachii tui quis resistet? Denn²⁵ Großes zu vermögen gehörte allezeit dir allein zu, und wer wird der Stärke deines Armes widerstehen? Weisheit Weish 27 11 22 25 Begründung zu V. 18. Weisheit Weish 27 11 23 Quoniam tamquam momentum stateræ, sic est ante te orbis terrarum, et tamquam gutta roris antelucani, quæ descendit in terram. Wie ein Stäubchen²⁶ in der Waage, so ist der Erdkreis vor dir und wie ein Tropfen Morgentau, der auf die Erde herabfällt.²⁷ Weisheit Weish 27 11 23 26 Griech.: Ausschlag in der Wage, das, was eben hinreicht, das Gleichgewicht zu stören. Weisheit Weish 27 11 23 27 Der Tautropfen ist wie ein Bild der Kleinheit, so noch mehr der Unbeständigkeit und der Widerstandslosigkeit; kaum erscheint die Sonne, so verschwindet er. Das Gewaltigste, was wir kennen, ist der Erdball, und selbst der ist Gott gegenüber wie nichts! Weisheit Weish 27 11 24 Sed misereris omnium, quia omnia potes, et dissimulas peccata hominum propter pnitentiam. Doch du erbarmst dich aller, weil du alles vermagst,²⁸ und siehst hinweg über die Sünden der Menschen um der Buße willen.²⁹ Weisheit Weish 27 11 24 28 Weiterer Grund, warum Gott nicht seine ganze Macht im Bestrafen entfaltet. Seine Macht ist so erhaben über alle menschliche Kraft, dass diese nicht Gegenstand der göttlichen Entrüstung sein kann, so verschwindet sie gegen jene. Dazu vermag kein Geschöpf seiner Allmacht zu entfliehen und deshalb kann er warten mit der Strafe. Begnadigen können jetzt weiter die höchste Herrschergewalt voraus und soweit das Erbarmen sich auf Sünder erstreckt, verlangt es nicht weniger Macht als die Erschaffung der Welt. (Aug., Thom.) Weisheit Weish 27 11 24 29 Damit sie Buße tun. Der letzte Grund, weshalb Gott seine Allmacht durch Erbarmen, nicht durch Strafen offenbart, ist seine Liebe. (Gebet der Kirche am zehnten Sonntag nach Pfingsten.) Weisheit Weish 27 11 25 Diligis enim omnia quæ sunt, et nihil odisti eorum quæ fecisti: nec enim odiens aliquid constituisti, aut fecisti. Denn du liebst alles, was ist, und hassest nichts von dem, was du erschaffen hast; denn du hast nichts im Hasse angeordnet oder erschaffen. Weisheit Weish 27 11 26 Quomodo autem posset aliquid permanere, nisi tu voluisses? aut quod a te vocatum non esset, conservaretur? Wie könnte aber etwas Bestand haben ohne deinen Willen? Oder wie würde etwas, was du nicht ins Dasein gerufen, erhalten?³⁰ Weisheit Weish 27 11 26 30 Vergl. [Ps 103,29ff, Ps 138]. Weisheit Weish 27 11 27 Parcis autem omnibus: quoniam tua sunt Domine, qui amas animas. Du schonst aber alles, weil es dein Eigentum ist,³¹ o Herr! der du die Seelen³² liebst. Weisheit Weish 27 11 27 31 Vergl. V. 25. Weisheit Weish 27 11 27 32 Diese sind vollkommenere Abbilder der göttlichen Güte, während die anderen Geschöpfe nur Spuren derselben aufweisen; der Gnade nach aber geht ihre Ebenbildlichkeit so weit, dass sie an der göttlichen Natur teilhaben und Kinder Gottes werden, die einst in der Ewigkeit zu noch größerer Vollendung geführt werden sollen. Durch sie auch dienen die anderen Geschöpfe (in Erkenntnis Gottes und im Gebrauch nach seinem Willen) erst zur Verherrlichung Gottes. Weisheit Weish 27 11 3 Steterunt contra hostes, et de inimicis se vindicaverunt. Sie widerstanden ihren Feinden und wehrten ihre Widersacher³ ab. [Ex 17,12] Weisheit Weish 27 11 3 3 Im Gegensatz zu den offenen Feinden wohl die Moabiter und Madianiter. Weisheit Weish 27 11 4 Sitierunt, et invocaverunt te, et data est illis aqua de petra altissima, et requies sitis de lapide duro. Als sie dürsteten, riefen sie⁴ dich an und es ward ihnen Wasser⁵ aus hohem Felsen⁶ gegeben und Stillung des Durstes aus hartem Gestein. [Num 20,11] Weisheit Weish 27 11 4 4 Nicht das gesamte Volk, wie ja auch in V. 3 nur die waffenfähige Mannschaft gemeint ist. Weisheit Weish 27 11 4 5 Der Verfasser will die gnadenreichen Erweise der göttlichen Vorsehung schildern. Weisheit Weish 27 11 4 6 Griech.: Aus scharf abgeschnittenen (also wohl: Kieselstein). Vergl. auch den Fels als Typus [1Kor 10,4]. Weisheit Weish 27 11 5 Per quæ enim pnas passi sunt inimici illorum, a defectione potus sui, et in eis, cum abundarent filii Israel, lætati sunt; Denn wodurch ihre Feinde gestraft wurden,⁷ da ihnen das Trinkwasser ausging, dessen erfreuten sich die Kinder Israels im Überfluss. Weisheit Weish 27 11 5 7 Die folgende Anspielung auf die Verpestung des Nils fehlt im jetzigen griechischen Texte. So ist die erste Hälfte des Verses gleichsam das Thema, das bis zu Ende des Buches ausgeführt wird, und bei jedem neuen Falle zu ergänzen. Vergl. [Weish 16,2ff]. Weisheit Weish 27 11 6 Per hæc, cum illis deessent, bene cum illis actum est. Denn während es jenen mangelte, ward diesen dadurch Gutes zuteil. Weisheit Weish 27 11 7 Nam pro fonte quidem sempiterni fluminis, humanum sanguinem dedisti injustis. Anstatt des Bornes immerfließenden Wassers nämlich gabst du den Ungerechten Menschenblut. Weisheit Weish 27 11 8 Qui cum minuerentur in traductione infantium occisorum, dedisti illis abundantem aquam insperate, Während diese zur Strafe für die gemordeten Kinder Verlust erlitten,⁸ gabst du jenen unverhofft⁹ die Fülle des Wassers. Weisheit Weish 27 11 8 8 Griech. V. 7, V. 8: Statt der Quelle lebendigen Wassers wurden sie erschreckt durch das mordblutähnliche Blut des Flusses zum strafenden Hinweis auf den kindesmörderischen Befehl; jenen aber gabst du reichliches Wasser unverhofft. Dieser Text ist sicherlich nicht unversehrt. Weisheit Weish 27 11 8 9 Weil in dürrer Wüste. Weisheit Weish 27 11 9 Ostendens per sitim, quæ tunc fuit, quemadmodum tuos exaltares, et adversarios illorum necares. Durch den damaligen Durst zeigtest du, wie du die Deinigen erhöhtest und ihre Widersacher tötetest.¹⁰ Weisheit Weish 27 11 9 10 Richtiger: züchtigtest. Weisheit Weish 27 0 1 2. Der Segen der Weisheit und das Unglück der Torheit zeigen sich auch im Untergang der Kananiter, der auch Gottes Barmherzigkeit zeigte, die jenen Zeit zur Buße ließ und sie zur Erkenntnis des einen wahren Gottes führen wollte. Weisheit Weish 27 12 1 O quam bonus et suavis est Domine spiritus tuus in omnibus! O Herr, wie gut und lieblich ist dein Geist in allem!¹ Weisheit Weish 27 12 1 1 Wie gütig und nachsichtig also bist du mit allen Geschöpfen! Griech.: Denn dein unvergänglicher Geist ist in allem, d.i. Gott durchdringt vermöge seiner Unermesslichkeit alles. Unvergänglich ist der Hauch (Geist) Gottes in allen, weil durch ihn die symbolisierte Seele teilhat an der Unvergänglichkeit Gottes. Die Übersetzung der Vulgata ist eine freiere. Weisheit Weish 27 12 10 Sed partibus judicans dabas locum pnitentiæ, non ignorans, quoniam nequam est natio eorum, et naturalis malitia ipsorum, et quoniam non poterat mutari cogitatio illorum in perpetuum. sondern um nach und nach das Gericht zu vollziehen, gewährtest du Raum zur Buße, wiewohl dir wohl bewusst war, dass ihr Geschlecht ruchlos und ihre Bosheit wie zur Natur geworden war und dass ihr Sinn sich in Ewigkeit nicht ändern konnte.¹⁴ [Ex 23,30, Dtn 7,22] Weisheit Weish 27 12 10 14 Sie bereiteten sich selbst eine Unmöglichkeit zur Bekehrung, während sie, wenn sie gewollt, sich hätten zum Guten wenden können (wie Rahab und zum Teil die Gabaoniter). Weisheit Weish 27 12 11 Semen enim erat maledictum ab initio: nec timens aliquem, veniam dabas peccatis illorum. Denn von Anbeginn an waren sie ein verfluchtes Geschlecht.¹⁵ Auch nicht aus Furcht vor jemanden hattest du Nachsicht mit ihren Sünden.¹⁶ Weisheit Weish 27 12 11 15 [Gen 9,25] Weisheit Weish 27 12 11 16 Ähnlich der Heiland über die Juden [Lk 13,34]. Weisheit Weish 27 12 12 Quis enim dicet tibi: Quid fecisti? aut quis stabit contra judicium tuum? aut quis in conspectu tuo veniet vindex iniquorum hominum? aut quis tibi imputabit, si perierint nationes, quas tu fecisti? Denn wer dürfte zu dir sagen: Was hast du getan? Oder wer wollte deinem Urteilsspruche sich widersetzen?¹⁷ oder wer vor dein Angesicht treten, um ruchlose Menschen zu verteidigen? Oder wer dir Schuld beimessen, wenn Völker zugrunde gehen, die du geschaffen hast? Weisheit Weish 27 12 12 17 Das Folgende lautet im Griech.: Oder wer wird dich anklagen wegen Vernichtung von Völkern, die du geschaffen hast? Oder wer wird dir entgegentreten als Rächer ungerechter Völker? Vier Gründe, die beweisen, dass Gott nicht aus Furcht vor jemanden sein Urteil gemildert. Weisheit Weish 27 12 13 Non enim est alius Deus quam tu, cui cura est de omnibus, ut ostendas quoniam non injuste judicas judicium. Es ist ja außer dir kein anderer für alles Sorge tragender Gott, dass du zu beweisen hättest, dass du kein ungerechtes Urteil fällst.¹⁸ [1Petr 5,7] Weisheit Weish 27 12 13 18 Oder: Es ist kein Gott außer dir, der du ja Sorge trägst für alles, um (durch die liebreichen Erweise deiner Sorge) zu zeigen, dass dein Gericht kein zu strenges, kein ungerechtes ist. Weisheit Weish 27 12 14 Neque rex, neque tyrannus in conspectu tuo inquirent de his, quos perdidisti. Weder König noch Herrscher¹⁹ kann dir unter die Augen treten und dich über die zur Rede stellen, die du vernichtet hast. Weisheit Weish 27 12 14 19 Unumschränkter, mächtiger Herr. Nach anderen: Weder ein rechtmäßiger König noch ein Gewaltherrscher. Weisheit Weish 27 12 15 Cum ergo sis justus, juste omnia disponis: ipsum quoque, qui non debet puniri, condemnare, exterum æstimas a tua virtute. Da du also gerecht bist, ordnest du alles nach Gerechtigkeit; auch hältst du es für unvereinbar mit deiner Macht, den zu verurteilen, der keine Strafe verdient.²⁰ Weisheit Weish 27 12 15 20 Nur eine Schranke hat Gottes Strafgewalt und diese ist keine äußere, sondern innere, seine Heiligkeit und Gerechtigkeit selbst. Weisheit Weish 27 12 16 Virtus enim tua justitiæ initium est: et ob hoc quod omnium Dominus es, omnibus te parcere facis. Denn deine Macht ist der Grund deiner Gerechtigkeit;²¹ und weil du der Herr aller Dinge bist, erzeigst du dich schonend gegen alle.²² Weisheit Weish 27 12 16 21 Grund der Gerechtigkeit: Gott ist von jedem Geschöpfe unabhängig; von seiner Allmacht stammt jedes Geschöpf und jede Kraft des Geschöpfes, so ist weder in ihm noch im Geschöpfe ein Grund, eines dem anderen auf Kosten der Gerechtigkeit zu bevorzugen; er kennt als Schöpfer aller Dinge alle Kräfte. Weisheit Weish 27 12 16 22 Gott hat alles erschaffen und liebt sein Werk. Andere Gründe siehe [Weish 11,24ff]. Weisheit Weish 27 12 17 Virtutem enim ostendis tu, qui non crederis esse in virtute consummatus, et horum, qui te nesciunt, audaciam traducis. Denn²³ du zeigst denen deine Macht, die an deine Allmacht nicht glauben,²⁴ und ahndest an denen, welche von dir nichts wissen wollen, ihre Vermessenheit. Weisheit Weish 27 12 17 23 V. 17 enthält die Lösung einer Schwierigkeit, V. 8 den Hauptgrund. Weisheit Weish 27 12 17 24 Vergl. [Weish 1,3]. Weisheit Weish 27 12 18 Tu autem dominator virtutis, cum tranquillitate judicas, et cum magna reverentia disponis nos: subest enim tibi, cum volueris, posse. Du richtest aber, o Herrscher der Stärke,²⁵ mit Sanftmut und regierst uns mit großer Nachsicht; denn das Können steht dir zu Gebot, wenn du nur willst. Weisheit Weish 27 12 18 25 Der du Herr deiner Macht bist, oder: Mächtiger Herrscher. Weisheit Weish 27 12 19 Docuisti autem populum tuum per talia opera, quoniam oportet justum esse et humanum, et bonæ spei fecisti filios tuos; quoniam judicans das locum in peccatis pnitentiæ. Durch solches Walten hast du dein Volk gelehrt,²⁶ dass der Gerechte auch menschenfreundlich sein muss,²⁷ und erwecktest in deinen Kindern die frohe Hoffnung, dass du, wiewohl Richter,²⁸ Gelegenheit zur Buße bei den Sünden gewährst. Weisheit Weish 27 12 19 26 Gott hat bei einer Handlung viele Ziele. Weisheit Weish 27 12 19 27 Vergl. [Mt 6,44ff]. Weisheit Weish 27 12 19 28 Fehlt im Griech. Weisheit Weish 27 12 2 Ideoque eos, qui exerrant, partibus corripis: et de quibus peccant, admones et alloqueris: ut relicta malitia, credant in te Domine. Daher züchtigst du diejenigen, die fehlen, nicht nach Verdienst,² weisest sie über das, wodurch sie sich versündigt haben, mahnend zurecht, damit sie von der Bosheit ablassen und an dich glauben,³ o Herr! Weisheit Weish 27 12 2 2 Nicht nach aller Strenge, sondern nach deiner Liebe, die nur soviel Strafe auferlegt als notwendig ist, um den Sünder zurückzuführen. Gott straft nicht so lange, nicht so viel, nicht so schnell, als die Sünde es an sich verdient. Weisheit Weish 27 12 2 3 In liebetätigem Glauben. Die dargelegte Wahrheit bezieht sich auch auf die Kananiter, wie der Übergang V. 3 zeigt. Weisheit Weish 27 12 20 Si enim inimicos servorum tuorum, et debitos mortis, cum tanta cruciasti attentione, dans tempus et locum, per quæ possent mutari a malitia; Denn wenn du die, welche Feinde deiner Diener²⁹ und des Todes schuldig waren, mit so großer Langmut³⁰ straftest, dass du ihnen Zeit und Gelegenheit gabst, von ihrer Bosheit abzustehen: Weisheit Weish 27 12 20 29 Oder: Deiner Kinder. (V. 19) Weisheit Weish 27 12 20 30 Die griechischen Lesarten sind verschiedenartig. Am besten: Mit Aufmerksamkeit (mildernde Umstände suchend) und mit Nachsicht. Weisheit Weish 27 12 21 Cum quanta diligentia judicasti filios tuos, quorum parentibus juramenta et conventiones dedisti bonarum promissionum? mit wie großer Sorgfalt³¹ richtest du nicht da deine Söhne, deren Vätern du Eidesschwüre und Bündnisse guter Verheißungen gegeben hast! Weisheit Weish 27 12 21 31 Dass du ja nicht zu hart strafest. Weisheit Weish 27 12 22 Cum ergo das nobis disciplinam, inimicos nostros multipliciter flagellas, ut bonitatem tuam cogitemus judicantes: et cum de nobis judicatur, speremus misericordiam tuam. Während du uns also züchtigst, schlägst du unsere Feinde mit vielfältigen³² Plagen, damit wir deiner Güte gedenken, wenn wir richten, und wenn wir gerichtet werden, auf deine Barmherzigkeit hoffen.³³ Weisheit Weish 27 12 22 32 Griech.: tausendfältigen. Weisheit Weish 27 12 22 33 Ist dies nicht ein Widerspruch gegen V. 20? Durchaus nicht. Die Schonung zeigte sich in seiner Langmut, die Strenge, als die Zeit der Langmut verstrichen war. Ferner ist die Strenge nur relativ zu nehmen: im Verhältnis zu ihren Sünden und im Vergleich zur liebevollen Behandlung der Kinder. Weisheit Weish 27 12 23 Unde et illis, qui in vita sua insensate et injuste vixerunt, per hæc, quæ coluerunt, dedisti summa tormenta. Daher³⁴ hast du auch die, welche in ihrer Torheit und Ungerechtigkeit dahinlebten,³⁵ eben durch das auf das stärkste gepeinigt, was sie verehrten.³⁶ Weisheit Weish 27 12 23 34 Weil du deine und unsere Feinde so vielfach züchtigtest, hatten die Strafen derselben noch besondere verschärfende Umstände. Weisheit Weish 27 12 23 35 Griech.: in Torheit des Lebens dahinlebende (verharrende) Ungerechte. Weisheit Weish 27 12 23 36 Sind die Kananiter oder die Ägypter gemeint? Der Ausdruck: unsere Feinde (V. 24) weist in der Zeit der Abfassung dieses Buches auf die Letzteren. Zudem passt die Beschreibung der Verehrung heiliger Tiere nur auf sie, wie auch V. 27 auf [Ex 5,2] hinweist und mit [Weish 11,4] parallel ist. Weisheit Weish 27 12 24 Etenim in erroris via diutius erraverunt, deos æstimantes hæc, quæ in animalibus sunt supervacua, infantium insensatorum more viventes. Denn sie wandelten allzu lange³⁷ auf dem Wege des Irrtums, indem sie das für Götter hielten, was selbst im Tiergeschlechte das Verächtlichste³⁸ ist, und wie unverständige Kinder dahinlebten. [Weish 11,16, Röm 1,23] Weisheit Weish 27 12 24 37 Nach anderen: allzu weit; ihr Irrtum ging über den größten Irrtum der Menschen hinaus. Weisheit Weish 27 12 24 38 Griech.: was selbst unter den Tieren der Feinde das Verächtlichste ist. Weisheit Weish 27 12 25 Propter hoc tamquam pueris insensatis judicium in derisum dedisti. Darum sandtest du über sie wie über unvernünftige Kinder³⁹ das Strafgericht zur Verhöhnung. Weisheit Weish 27 12 25 39 Sie ließen sich wie Kinder in törichter Weise betrügen. Weisheit Weish 27 12 26 Qui autem ludibriis et increpationibus non sunt correcti, dignum Dei judicium experti sunt. Sie aber, durch Spott und strafende Mahnung nicht gebessert, erfuhren ein Gericht, Gottes würdig. Weisheit Weish 27 12 27 In quibus enim patientes indignabantur, per hæc quos putabant deos, in ipsis cum exterminarentur videntes, illum, quem olim negabant se nosse, verum Deum agnoverunt: propter quod et finis condemnationis eorum venit super illos. Denn durch eben die Dinge, über die sie sich in ihrem Leiden erbosten, nämlich durch eben das, was sie für Gottheiten hielten, sahen sie sich vertilgt und sie, welche vorher Gott nicht zu kennen behaupteten, erkannten ihn als wahren Gott.⁴⁰ Deshalb brach dann die Vollendung ihrer Verdammnis über sie herein. Weisheit Weish 27 12 27 40 In der [Weish 11,14] bezeichneten und [Weish 10,19] angegebenen, hier auch am Schlusse wiederholten Weise: Sie erkannten ihn, aber diese Erkenntnis war für sie ohne Frucht, deshalb kam die Vollendung des Gerichtes über sie. Griech.: Denn an denselben, über die sie sich betrübten, als sie dadurch litten, nämlich an denselben, die sie für Götter hielten, sahen sie, als sie durch sie gestraft wurden, den, welchen sie vorher nicht zu kennen behauptet und erkannten ihn als wahren Gott. Weisheit Weish 27 12 3 Illos enim antiquos inhabitatores terræ sanctæ tuæ, quos exhorruisti, Zwar jene alten Bewohner⁴ deines heiligen Landes, die dir ein Greuel waren, [Dtn 9,3, Dtn 12,29, Dtn 18,12] Weisheit Weish 27 12 3 4 Die eigentlichen Kananäer. Weisheit Weish 27 12 4 Quoniam odibilia opera tibi faciebant per medicamina, et sacrificia injusta, weil sie dir verhasste Dinge durch Zauberei und gottlose Opfer⁵ trieben Weisheit Weish 27 12 4 5 Vergl. [Lev 18,21]. Weisheit Weish 27 12 5 Et filiorum suorum necatores sine misericordia, et comestores viscerum hominum, et devoratores sanguinis a medio sacramento tuo, und erbarmungslos ihre Kinder töteten,⁶ menschliche Eingeweide fraßen⁷ und Blut⁸ aus der Mitte deines Heiligtums⁹ schlürften, Weisheit Weish 27 12 5 6 Hinweis auf den Molochsdienst. Weisheit Weish 27 12 5 7 Der Genuss von Menschenfleisch und Menschenblut, namentlich zu magischen Zwecken, war im heidnischen Aberglauben nicht selten. Weisheit Weish 27 12 5 8 Menschenblut. Weisheit Weish 27 12 5 9 Die Verschiedenheit der griechischen Lesarten lässt keine sichere Auslegung des Textes zu. Nach einigen: fernab von deinem Heiligtum, von deinem Gesetze. Nach anderen: mitten aus dem Opfer weg. In der Tat war das Blut Gott vorbehalten: [Gen 9,3ff] und [Lev 17,14]. Ist nun das Blut des Menschen so heilig, dass für dasselbe Tierblut Gott geopfert werden soll, wie groß war da der Frevel jener, die nicht nur den Ersatz, sondern Menschenblut selbst genossen und vergossen? Weisheit Weish 27 12 6 Et auctores parentes animarum inauxiliatarum perdere voluisti per manus parentum nostrorum, und Eltern, die Vernichter hilfloser Seelen, wolltest du durch die Hand unserer Väter austilgen, Weisheit Weish 27 12 7 Ut dignam perciperent peregrinationem puerorum Dei, quæ tibi omnium carior est terra. damit diese eine der Kinder Gottes würdige Heimstätte empfingen, das Land, das dir vor allen andern teuer¹⁰ ist. Weisheit Weish 27 12 7 10 Griech.: geehrt. Dorthin hatte Gott die Patriarchen geführt. Weisheit Weish 27 12 8 Sed et his tamquam hominibus pepercisti, et misisti antecessores exercitus tui vespas, ut illos paulatim exterminarent. Allein auch jener schontest du, weil sie Menschen waren, und entsandtest als Vorläufer deines Heeres die Hornisse,¹¹ um sie nach und nach¹² auszurotten.¹³ Weisheit Weish 27 12 8 11 Wespen. Siehe [Ex 23,28, Dtn 7,20]. Weisheit Weish 27 12 8 12 Vergl. V. 2. Weisheit Weish 27 12 8 13 [Jos 24,12] Weisheit Weish 27 12 9 Non quia impotens eras in bello subjicere impios justis, aut bestiis sævis, aut verbo duro simul exterminare: Nicht als wärest du nicht so mächtig gewesen, die Gottlosen im Kampfe den Gerechten zu unterwerfen oder sie durch wilde Tiere oder durch ein hartes Wort auf einmal zu vertilgen Weisheit Weish 27 0 1 c. Die Erwähnung des ägyptischen und kananitischen Götzendienstes gibt dem Verfasser Veranlassung, sich über den Ursprung, die Natur, die Torheit und Strafe des Götzendienstes weitläufiger zu verbreiten. (13,1 15,19) 1. Schilderung des ersten Götzendienstes: die Verehrung der Elemente und Sterne (V. 9), des ferneren, der Verehrung der eigenen Gebilde in seiner Torheit und Bosheit. [Weish 14,7] Weisheit Weish 27 13 1 Vani autem sunt omnes homines, in quibus non subest scientia Dei: et de his, quæ videntur bona, non potuerunt intelligere eum, qui est, neque operibus attendentes agnoverunt quis esset artifex: Nichtig¹ sind alle Menschen, welche keine Erkenntnis Gottes haben und² welche aus den sichtbaren Gütern³ den nicht zu erkennen vermochten,⁴ der da ist,⁵ noch, auf die Werke acht habend, deren Werkmeister erkannten; [Röm 1,28] Weisheit Weish 27 13 1 1 Griech.: von Natur von Naturanlage, an Herz und Geist; sie verkehren gleichsam ihre vernünftige Natur (und im Gefolge davon die niederen Kräfte), um in der Unkenntnis Gottes zu bleiben. Weisheit Weish 27 13 1 2 Das ist. Weisheit Weish 27 13 1 3 Innere Vorzüge, Vollkommenheiten der geschaffenen Dinge. Vers 3 Schönheit, V. 4 Kraft und Wirkung, V. 5 Größe und Schönheit. Weisheit Weish 27 13 1 4 An sich hatten sie die Kraft, aber ihr Lasterleben hat sie scheinbar zu einer relativen Unmöglichkeit gebracht; scheinbar nur, denn sie werden trotz der Unmöglichkeit, die hier ausgesprochen wird, gestraft. Vergl. [Weish 2,1ff]. Nicht vermochten ist also in ähnlichem Sinne zu nehmen wie [Weish 12,10] konnte nicht. Weisheit Weish 27 13 1 5 Den, der die Fülle des Seins hat und der sie ist, Gott. [Ex 3,14] Alle Geschöpfe sind gleichsam nichts ihm gegenüber und weisen auf ihn. Weisheit Weish 27 13 10 Infelices autem sunt, et inter mortuos spes illorum est, qui appellaverunt deos opera manuum hominum, aurum et argentum, artis inventionem, et similitudines animalium, aut lapidem inutilem opus manus antiquæ. Unglückselig aber sind und auf Tote¹⁴ setzen ihre Hoffnung diejenigen, welche Werke von Menschenhänden Götter nennen,¹⁵ Gold und Silber, der Kunst Gebilde, Tiergestalten oder einen nutzlosen Stein,¹⁶ das Werk eines Künstlers aus alter Zeit.¹⁷ Weisheit Weish 27 13 10 14 Die Anbeter der Geschöpfe sind nicht zu entschuldigen, aber noch weniger die Bilderanbeter. Tote: Gegensatz: die Natur, welche die früher Genannten verehren. Weisheit Weish 27 13 10 15 Dafür erklären. Weisheit Weish 27 13 10 16 Steinkult. Weisheit Weish 27 13 10 17 Man errichtete und glättete sie. Weisheit Weish 27 13 11 Aut si quis artifex faber de silva lignum rectum secuerit, et hujus docte eradat omnem corticem, et arte sua usus, diligenter fabricet vas utile in conversationem vitæ, Oder es fällt ein Holzschnitzer taugliches¹⁸ Holz im Walde, schabt davon geschickt die ganze Rinde ab und macht daraus kunstvoll ein Gerät, nützlich zur Verwendung im Leben, Weisheit Weish 27 13 11 18 Zu dem, was er für das gewöhnliche Leben anfertigen will. Zum Götzen wählt er das zu nichts mehr nütze. Weisheit Weish 27 13 12 Reliquis autem ejus operis, ad præparationem escæ abutatur: die Abfälle seiner Arbeit aber gebraucht er, um Speise zu kochen; Weisheit Weish 27 13 13 Et reliquum horum, quod ad nullos usus facit, lignum curvum, et vorticibus plenum, sculpat diligenter per vacuitatem suam, et per scientiam suæ artis figuret illud, et assimilet illud imagini hominis, und was noch davon übrigbleibt und zu nichts taugt,¹⁹ ein krummes und knorriges Holzstück, nimmt er und schnitzt fleißig in müßigen Stunden²⁰ und gestaltet es mit erfahrener Kunst²¹ und macht es zum Bilde eines Menschen Weisheit Weish 27 13 13 19 Nicht einmal zum Kochen. Weisheit Weish 27 13 13 20 Also zu einer Zeit, wo er nicht weiß, was er tun soll. Nach dem Essen? (V. 12) Vergl. [Jes 40,16.17]. Weisheit Weish 27 13 13 21 Aber nur seines Handwerkes. Weisheit Weish 27 13 14 Aut alicui ex animalibus illud comparet, perliniens rubrica, et rubricundum faciens fuco colorem illius, et omnem maculam, quæ in illo est, perliniens: oder irgend eines Tieres,²² indem er es mit Rötel überzieht und ihm mit Firnis eine rote Farbe gibt, und alle Flecken an demselben überstreicht. Weisheit Weish 27 13 14 22 Griech.: eines elenden Tieres. Weisheit Weish 27 13 15 Et faciat ei dignam habitationem, et in pariete ponens illud, et confirmans ferro. Und nachdem er ihm ein angemessenes Gehäuse gemacht, stellt er es an die Wand und befestigt es mit Eisen, Weisheit Weish 27 13 16 Ne forte cadat, prospiciens illi, sciens quoniam non potest adjuvare se: imago enim est, et opus est illi adjutorium. damit es nicht falle; so für dasselbe sorgend, weil er weiß, dass es sich selber nicht helfen kann, da es ja ein Bild ist und der Hilfe bedarf. Weisheit Weish 27 13 17 Et de substantia sua, et de filiis suis, et de nuptiis votum faciens inquirit. Non erubescit loqui cum illo, qui sine anima est: Und nun sucht er es auf²³ und holt sich Rat, für seine Habe, für seine Kinder und seine Ehe Gelübde machend, und schämt sich nicht, mit jenem leblosen Wesen zu reden.²⁴ Weisheit Weish 27 13 17 23 Die Gegenüberstellung zeigt die Lächerlichkeit der Verehrung. Weisheit Weish 27 13 17 24 Griech.: schämt er sich nicht, zu ihm zu flehen und zu dem Leblosen zu sprechen. Weisheit Weish 27 13 18 Et pro sanitate quidem infirmum deprecatur, et pro vita rogat mortuum, et in adjutorium inutilem invocat: Und um Lebenskraft fleht er das Schwache an, um Leben bittet er das Tote, und zu Hilfe ruft er das Ungeeignetste²⁵ Weisheit Weish 27 13 18 25 Griech.: Unerfahrenste. Weisheit Weish 27 13 19 Et pro itinere petit ab eo, qui ambulare non potest: et de acquirendo, et de operando, et de omnium rerum eventu petit ab eo, qui in omnibus est inutilis. und erbittet von dem eine glückliche Reise, was nicht gehen kann; und um Gewinn, Geschäft und guten Erfolg in allen Dingen fleht er das an, was zu allem unnütz ist.²⁶ Weisheit Weish 27 13 19 26 Griech.: das Kraftloseste an Händen. Weisheit Weish 27 13 2 Sed aut ignem, aut spiritum; aut citatum arem, aut gyrum stellarum, aut nimiam aquam, aut solem et lunam, rectores orbis terrarum deos putaverunt. sondern entweder das Feuer oder den Wind oder die schnelle Luft oder den Kreis der Gestirne oder gewaltiges Wasser oder Sonne und Mond für weltbeherrschende Götter hielten.⁶ [Dtn 4,9, Dtn 17] Weisheit Weish 27 13 2 6 Sie bewunderten diese und hielten sie für Götter. Weisheit Weish 27 13 3 Quorum si specie delectati, deos putaverunt: sciant quanto his dominator eorum speciosior est: speciei enim generator hæc omnia constituit. Haben sie, von deren Schönheit eingenommen,⁷ diese Dinge für Götter gehalten, so hätten sie erkennen sollen, wie viel herrlicher der Herr derselben ist; denn der Urheber der Schönheit hat dies alles geschaffen.⁸ Weisheit Weish 27 13 3 7 Die orientalischen Naturvergötterungen, welche an der Oberfläche der Dinge hängen bleiben. Weisheit Weish 27 13 3 8 Wohl hatten die Heiden eine Vorstellung von der Gottheit gewonnen, aber, von Leidenschaft verblendet, bildeten sie dieselbe nicht weiter aus, ja wendeten dieselbe auf die Naturkräfte an. Um nun zur richtigen Vorstellung von Gott zu führen, weist der Verfasser auf drei Hilfsmittel hin, auf die auch die heiligen Väter sich stützen, um auf die göttliche Wesenheit aus den Geschöpfen zu schließen: die Ursächlichkeit: Aus der Vollkommenheit des Geschöpfes ist auf die Vollkommenheit des Schöpfers zu schließen (V. 1); die Verneinung: die Unvollkommenheiten der Geschöpfe vom Schöpfer fernhaltend (V. 4); die Analogie. (V. 5) Weisheit Weish 27 13 4 Aut si virtutem, et opera eorum mirati sunt, intelligant ab illis, quoniam qui hæc fecit, fortior est illis: Haben sie aber die Kraft und Wirkung dieser Dinge angestaunt, so hätten sie aus denselben erkennen sollen, dass der, welcher sie erschaffen, noch mächtiger ist. Weisheit Weish 27 13 5 A magnitudine enim speciei, et creaturæ cognoscibiliter poterit creator horum videri. Denn aus der Größe und Schönheit der Geschöpfe kann durch Vergleichung deren Erschaffer erschlossen werden.⁹ Weisheit Weish 27 13 5 9 Mit welcher Sicherheit, besagt der griechische und lateinische Ausdruck: geschaut werden. Weisheit Weish 27 13 6 Sed tamen adhuc in his minor est querela. Et hi enim fortasse errant, Deum quærentes, et volentes invenire. Gleichwohl ist über diese noch weniger zu klagen, denn sie irren vielleicht, während sie Gott suchen und ihn finden wollen. Weisheit Weish 27 13 7 Etenim cum in operibus illius conversentur, inquirunt: et persuasum habent quoniam bona sunt quæ videntur? Denn indem sie bei seinen Werken verweilen, forschen sie nach und lassen sich von dem einnehmen, was sie sehen, weil es gut ist.¹⁰ [Röm 1,21] Weisheit Weish 27 13 7 10 Verhältnismäßige Entschuldbarkeit im Vergleich zu den von V. 10 an Geschilderten. Weisheit Weish 27 13 8 Iterum autem nec his debet ignosci. Aber doch sind auch sie nicht zu entschuldigen.¹¹ Weisheit Weish 27 13 8 11 Auf die Natur angewiesen, durch die konkreten Verhältnisse und durch die Schönheit der erschaffenen Dinge verleitet, ließen sie sich dazu verführen, in die Geschöpfe das Göttliche zu verlegen. Und doch hätte gerade die Macht und Schönheit der Geschöpfe sie zur rechten Erkenntnis Gottes anleiten sollen. (V. 3-6) Weisheit Weish 27 13 9 Si enim tantum potuerunt scire, ut possent æstimare sæculum: quomodo hujus Dominum non facilius invenerunt? Denn wenn sie so viel zu erkennen vermochten, dass sie die Welt beurteilen konnten,¹² wie fanden sie nicht noch leichter den Herrn derselben?¹³ Weisheit Weish 27 13 9 12 Vergl. [Röm 1,18]. Weisheit Weish 27 13 9 13 Das, was sie leisteten war schwieriger als Gott in den Werken zu finden, wenigstens soweit, dass man sein Wesen nicht auf Naturkräfte oder gar auf Menschenwerke übertrug. Die Abhängigkeit, Zufälligkeit und Beschränktheit aller Dinge fällt so in die Augen, dass sie vor jedem tiefern Eindringen in das Wesen und den Zusammenhang der natürlichen Dinge sich dem Geiste aufdrängen. Weisheit Weish 27 0 1 Torheit der Verehrung selbstgemachter Götzen. (V. 7) Zukünftige Strafen des Götzendienstes. (V. 11) 2. Ursprung der göttlichen Verehrung von Bildern von Menschen. (V. 20) Schaden dieser Verehrung für die Sitten. Weisheit Weish 27 14 1 Iterum alius navigare cogitans, et per feros fluctus iter facere incipiens, ligno portante se, fragilius lignum invocat. Wieder ein anderer denkt eine Seefahrt zu unternehmen und im Begriff, die Reise durch die wilden Fluten anzutreten, ruft er ein Holzstück an, gebrechlicher als das ist, welches ihn trägt. Weisheit Weish 27 14 10 Etenim quod factum est, cum illo, qui fecit, tormenta patietur. Denn¹⁰ das Gebilde wird mit dem Bildner zugleich der Strafe verfallen.¹¹ Weisheit Weish 27 14 10 10 Erkenntnisgrund. Wir erkennen Gottes Hass aus der Strafe. Weisheit Weish 27 14 10 11 Die leblosen Wesen werden nicht so gestraft wie die Menschen und die bösen Geister, in dem, was jene trifft. Die Strafe des Götzendienstes ist Tod, Untergang an Leib und Seele, das Götzenbild wird zur Strafe für den Menschen (und auch für den bösen Geist, [1Kor 10,20]) vernichtet. Weisheit Weish 27 14 11 Propter hoc et in idolis nationum non erit respectus: quoniam creaturæ Dei in odium factæ sunt, et in tentationem animabus hominum, et in muscipulam pedibus insipientium. Darum werden auch die Götzen der Heiden keine Nachsicht finden,¹² weil sie aus Gottes Geschöpfen zum Abscheu geworden sind, zur Verführung für die Seelen der Menschen und zur Falle den Füßen der Toren; Weisheit Weish 27 14 11 12 Griech.: Deshalb wird auch über die Götzen der Heiden Gericht gehalten werden. Vergl. [Jer 10,16]. Weisheit Weish 27 14 12 Initium enim fornicationis est exquisitio idolorum: et adinventio illorum corruptio vitæ est. denn der Anfang der Buhlerei¹³ ist das Ersinnen von Götzenbildern und ihre Einführung ist Entartung des Lebens. Weisheit Weish 27 14 12 13 Abgötterei (Raban, Bonavent.) d.i. vollendeter Abfall von Gott und Versunkensein in alle Laster. Die abgöttische Gesinnung ist zunächst nur dem eigen, der die Götzenbilder verfertigt, doch werden diese anderen ein Grund der Abgötterei. Weisheit Weish 27 14 13 Neque enim erant ab initio, neque erunt in perpetuum. Denn sie waren nicht von Anbeginn¹⁴ noch werden sie ewig bleiben. Weisheit Weish 27 14 13 14 Sondern wahre Gottesverehrung. Weisheit Weish 27 14 14 Supervacuitas enim hominum hæc advenit in orbem terrarum: et ideo brevis illorum finis est inventus. Durch menschlichen Irrwahn¹⁵ sind sie in die Welt gekommen und darum ward ein schnelles Ende für sie beschlossen.¹⁶ Weisheit Weish 27 14 14 15 Der aber verschuldet ist (V. 8-10) und somit strafwürdig. Weisheit Weish 27 14 14 16 Auf Wahn gegründet, tragen sie den Keim des Unterganges in sich. So ist ihr Bestehen kurz im Vergleich zur Dauer der Welt, ja noch mehr zur ewigen Dauer der Wahrheit. Weisheit Weish 27 14 15 Acerbo enim luctu dolens pater, cito sibi rapti filii fecit imaginem: et illum, qui tunc quasi homo mortuus fuerat, nunc tamquam deum colere cpit, et constituit inter servos suos sacra et sacrificia. Denn¹⁷ von herber Trauer gebeugt, machte ein Vater sich das Bild eines ihm schnell entrissenen Sohnes und fing nun an, denjenigen, der unlängst als Mensch gestorben war, als einen Gott zu verehren und ordnete unter seinen Untergebenen heiligen Dienst und Opfer¹⁸ an. Weisheit Weish 27 14 15 17 Beweis des Verfassers, dass Menschenwahn die Götzenbilder eingeführt hat und sie nicht ursprünglich sind, aus Beispielen seiner Zeit. Weisheit Weish 27 14 15 18 Eigentlich bedeutet das griechische Wort jede Feierlichkeit und religiösen Brauch. Weisheit Weish 27 14 16 Deinde interveniente tempore, convalescente iniqua consuetudine, hic error tamquam lex custoditus est, et tyrannorum imperio colebantur figmenta. Als dann im Laufe der Zeit die gottlose Gewohnheit überhandnahm, wurde dieser Irrwahn wie ein Gesetz beobachtet und auf der Gewalthaber Geheiß wurden Menschengebilde verehrt. Weisheit Weish 27 14 17 Et hos, quos in palam homines honorare non poterant propter hoc quod longe essent, e longinquo figura eorum allata, evidentem imaginem regis, quem honorare volebant, fecerunt: ut illum, qui aberat, tamquam præsentem colerent sua sollicitudine. Auch von denjenigen, welche die Menschen nicht gegenwärtig verehren konnten, weil sie zu weit weg wohnten, ließ man sich die Gestalt von fernher bringen und sie machten sich ein sichtbares Bild des Königs, den sie ehren wollten, auf dass sie ihn, den Abwesenden, ebenso eifrig verehrten,¹⁹ wie wenn er gegenwärtig wäre. Weisheit Weish 27 14 17 19 Griech.: zu schmeicheln. Weisheit Weish 27 14 18 Provexit autem ad horum culturam et hos, qui ignorabant, artificis eximia diligentia. Zur Förderung der Verehrung derselben aber trieb jene, welche nicht daran dachten, auch des Künstlers außerordentliche Sorgfalt. Weisheit Weish 27 14 19 Ille enim volens placere illi, qui se assumpsit, elaboravit arte sua, ut similitudinem in melius figuraret. Denn um jenem zu gefallen, der ihn in Dienst genommen hatte, wandte er alle seine Kunst an, die Ähnlichkeit zur höchsten Vollendung zu bringen.²⁰ Weisheit Weish 27 14 19 20 Möglichst zu idealisieren. Weisheit Weish 27 14 2 Illud enim cupiditas acquirendi excogitavit, et artifex sapientia fabricavit sua. Denn dieses Holz hat die Gier nach Erwerb erdacht und der Künstler mit seiner Geschicklichkeit hergestellt;¹ Weisheit Weish 27 14 2 1 Ursachen, weshalb das Schiff fester gemacht ist: weil man durch die Fahrt desselben möglichst große Schätze sammeln will, sodann weil Gottes Hand das Schiff lenkt, da hier der Mensch seine Kräfte den Absichten Gottes entsprechend entwickelt. Das Götzenbild aber ist ohne Kunst und Anstrengung und ohne so ernsten Zweck verfertigt und ist ein Abscheu vor Gott. Weisheit Weish 27 14 20 Multitudo autem hominum abducta per speciem operis, eum, qui ante tempus tamquam homo honoratus fuerat, nunc deum æstimaverunt. Der große Haufe aber, hingerissen durch die Schönheit des Werkes, hielt den, der kurz vorher nur als Mensch geehrt wurde, nun für einen Gott. Weisheit Weish 27 14 21 Et hæc fuit vitæ humanæ deceptio: quoniam aut affectui, aut regibus deservientes homines, incommunicabile nomen lapidibus et lignis imposuerunt. Das wurde die Ursache zur Täuschung für das menschliche Leben,²¹ dass die Menschen entweder ihrer Neigung folgend oder ihren Königen zu Gefallen, den unmittelbaren Namen²² Steinen und Holz beilegten. Weisheit Weish 27 14 21 21 Für die Lebenden und ihre Sittlichkeit. Weisheit Weish 27 14 21 22 Den Namen Gottes, die richtige Vorstellung von Gott. Weisheit Weish 27 14 22 Et non suffecerat errasse eos circa Dei scientiam, sed et in magno viventes inscientiæ bello, tot et tam magna mala pacem appellant. Und nicht genug, dass sie in der Erkenntnis Gottes geirrt haben, nennen sie sogar so viele und so große Übel Frieden, während doch ihr Leben ein großer Kampf der Unwissenheit ist.²³ Weisheit Weish 27 14 22 23 Es war praktische Unwissenheit, die die Menschen mit sich im eigenen Innern und mit den Nebenmenschen in beständigen Kampf verwickelte, in dem kein Recht mehr heilig gehalten, keine Sitte mehr geachtet ward. Weisheit Weish 27 14 23 Aut enim filios suos sacrificantes, aut obscura sacrificia facientes, aut insaniæ plenas vigilias habentes, Denn da sie entweder ihre Söhne opfern oder sonst unheimliche Opfer darbringen oder Nachtwachen voll Aberwitzes halten,²⁴ [Dtn 18,10, Jer 7,6] Weisheit Weish 27 14 23 24 Griech.: Denn entweder kindermörderische Feste oder geheime Mysterien oder wahnsinnige, absonderliche Bräuche, Festlichkeiten feiernd. Der Gebrauch der Kinderopfer erhielt sich bis unter den Prokonsul Tiberius im zweiten Jahrhundert v. Chr. in Afrika. Weisheit Weish 27 14 24 Neque vitam, neque nuptias mundas jam custodiunt, sed alius alium per invidiam occidit, aut adulterans contristat: bewahren sie weder Leben noch Ehe rein, sondern einer tötet den andern aus Neid oder betrübt ihn durch Ehebruch Weisheit Weish 27 14 25 Et omnia commista sunt, sanguis, homicidium, furtum et fictio, corruptio et infidelitas, turbatio et perjurium, tumultus bonorum, und alles findet sich in buntem Gemisch durcheinander: Blut, Mord, Diebstahl und Trug, Verderbtheit, Treulosigkeit, Aufruhr, Meineid, Beunruhigung der Guten, Weisheit Weish 27 14 26 Dei immemoratio, animarum inquinatio, nativitatis immutatio, nuptiarum inconstantia, inordinatio mchiæ et impudicitiæ. Gottvergessenheit,²⁵ Befleckung der Seelen, Geschlechtsverwechslung, Unbeständigkeit der Ehen, Unordnung des Ehebruchs und der Unzucht. Weisheit Weish 27 14 26 25 Griech.: Undankbarkeit. Weisheit Weish 27 14 27 Infandorum enim idolorum cultura, omnis mali causa est, et initium et finis. Denn die Verehrung der unseligen Götzen ist alles Übels Ursache, Anfang und Ende. Weisheit Weish 27 14 28 Aut enim dum lætantur, insaniunt: aut certe vaticinantur falsa, aut vivunt injuste, aut pejerant cito. Sie rasen, wenn sie sich ergötzen, oder weissagen doch Lügen oder leben ungerecht oder schwören unbedenklich Meineide.²⁶ Weisheit Weish 27 14 28 26 Bestätigung des V. 23-27 Gesagten durch die Erfahrung des Lebens. Weisheit Weish 27 14 29 Dum enim confidunt in idolis, quæ sine anima sunt, male jurantes noceri se non sperant. Denn da sie auf leblose Götzen vertrauen, befürchten sie nicht Schaden zu leiden, wenn sie falsch schwören.²⁷ Weisheit Weish 27 14 29 27 Der letzte Grund, weshalb sie falsch schwören, liegt in ihrem Götzendienst, der ihnen die Vorstellung einer göttlichen strafenden Macht abgestumpft hat. Da sie aber doch beim Eide an die Gottheit denken und sich so verfehlen (nicht gegen die Götzen, aber gegen den wahren Gott), so sind sie straffällig. Weisheit Weish 27 14 3 Tua autem, Pater, providentia gubernat: quoniam dedisti et in mari viam, et inter fluctus semitam firmissimam, deine Vorsehung aber, o Vater!² leitet es; denn auch im Meere hast du einen Weg bereitet und einen gar sicheren Pfad mitten durch die Fluten,³ [Ex 14,22] Weisheit Weish 27 14 3 2 Vergl. [Weish 11,11]. Weisheit Weish 27 14 3 3 Anspielung auf den Durchzug der Israeliten durch das rote Meer. Weisheit Weish 27 14 30 Utraque ergo illis evenient digne, quoniam male senserunt de Deo, attendentes idolis, et juraverunt injuste, in dolo contemnentes justitiam. Darum wird sie für beides²⁸ die gerechte Strafe treffen, weil sie übel von Gott dachten, indem sie Götzen anhingen und falsch schworen, in Trug die Gerechtigkeit verachtend.²⁹ Weisheit Weish 27 14 30 28 Für ihren Götzendienst und ihren Meineid. Weisheit Weish 27 14 30 29 Griech.: mit Hinterlist schwörend in Verachtung der Heiligkeit (des Eides). Weisheit Weish 27 14 31 Non enim juratorum virtus, sed peccantium pna perambulat semper injustorum prævaricationem. Denn nicht die Macht derjenigen, bei denen man schwört, sondern die den Sündern bestimmte Strafe wird stets über die Übertretung der Ungerechten kommen.³⁰ Weisheit Weish 27 14 31 30 Die Meineidigen werden gestraft wegen der Bosheit ihres dem Gewissen widerstehenden Herzens. Weisheit Weish 27 14 4 Ostendens quoniam potens es ex omnibus salvare, etiam si sine arte aliquis adeat mare. zum Beweis, dass du mächtig bist, aus allem zu erretten, auch wenn jemand sich ohne Kunst auf das Meer wagt. Weisheit Weish 27 14 5 Sed ut non essent vacua sapientiæ tuæ opera: propter hoc etiam et exiguo ligno credunt homines animas suas, et transeuntes mare per ratem liberati sunt: Und damit die Werke deiner Weisheit nicht wirkungslos seien,⁴ deshalb vertrauen die Menschen sogar einem geringfügigen Holze ihr Leben an und kommen glücklich im leichtgezimmerten Fahrzeuge über das Meer. Weisheit Weish 27 14 5 4 Griech.: Aber du willst nicht, dass die Werke deiner Weisheit wirkungslos seien usw. Antwort auf den möglichen Einwand: Warum führt Gott nicht ohne Schiffe und Kunst über das Meer? Gott will, dass die Fähigkeiten, welche er in die Dinge gelegt, entwickelt werden. Seine Vorsehung zeigt sich wirksamer, wenn sie untergeordnete Ursachen wirken lässt, als wenn sie selbst stets eingreift. Weisheit Weish 27 14 6 Sed et ab initio cum perirent superbi gigantes, spes orbis terrarum ad ratem confugiens, remisit sæculo semen nativitatis, quæ manu tua erat gubernata. Ja, auch als vor alters die hochmütigen Riesen umkamen,⁵ flüchtete die Hoffnung des Erdkreises⁶ auf ein Floß,⁷ welches deine Hand leitete, und hinterließ der Welt einen Samen der Nachkommenschaft. [Gen 6,4, Gen 7,7] Weisheit Weish 27 14 6 5 [Gen 6,4] Weisheit Weish 27 14 6 6 Noe mit seiner Familie. Weisheit Weish 27 14 6 7 Die Arche war gegenüber der Sündflut, was ein gewöhnliches Floß den Wogen des Meeres gegenüber. Weisheit Weish 27 14 7 Benedictum est enim lignum, per quod fit justitia. Denn gesegnet ist das Holz, durch welches Gerechtigkeit⁸ gewirkt wird. Weisheit Weish 27 14 7 8 Gute, Gottes Willen entsprechende Zwecke. Vergl. [1Tim 4,4]. Wenn aber jedes Holz gesegnet ist, durch das Gerechtigkeit geschieht, so umso mehr das Kreuzholz Christi, welches das Kreuz der Gerechtigkeit im vorzüglichsten Sinne geworden ist. Weisheit Weish 27 14 8 Per manus autem quod fit idolum, maledictum est et ipsum, et qui fecit illud: quia ille quidem operatus est: illud autem cum esset fragile, deus cognominatus est. Aber ein von Menschenhänden gemachtes Götzenbild ist verflucht, es selbst und der es gemacht hat; dieser, weil er es gefertigt, jenes, weil es, wiewohl etwas Zerbrechliches, Gott genannt ward. [Ps 113,4, Bar 6,3] Weisheit Weish 27 14 9 Similiter autem odio sunt Deo impius, et impietas ejus. Beide sind Gott gleich verhasst, der Gottlose und seine Gottlosigkeit.⁹ Weisheit Weish 27 14 9 9 Das gottlose Werk: die Menschen, soweit sie gottlos handeln. (Hieron.) Weisheit Weish 27 0 1 Gegensatz zum Schaden der göttlichen Verehrung von Menschen: Nutzen der Erkenntnis des wahren Gottes. (V. 6) 3. Erneute Schilderung der Torheit des Götzendienstes. Weisheit Weish 27 15 1 Tu autem Deus noster, suavis et verus es, patiens, et in misericordia disponens omnia. Du aber, unser Gott!¹ bist gütig und wahrhaft, langmütig und über alles voll Erbarmen waltend. Weisheit Weish 27 15 1 1 Der Gegensatz gilt wohl nicht nur der Erkenntnis an sich, sondern auch den Folgen desselben. Hat der Götzendienst Verderben im Gefolge, so die Verehrung des wahren Gottes vollendete Gerechtigkeit und Wurzel der Unsterblichkeit. (V. 3) Weisheit Weish 27 15 10 Cinis est enim cor ejus, et terra supervacua spes illius, et luto vilior vita ejus: Denn sein Herz ist Asche und seine Hoffnung nichtiger als Erde und sein Leben verächtlicher als Ton,¹⁶ Weisheit Weish 27 15 10 16 Denn diese hat doch Bestand und lässt aus sich etwas Nützliches machen, seine Hoffnungen aber sind nichtig, weil ohne Gegenstand, und sein Leben verächtlicher als Ton, weil dieser seinen Platz ausfüllt, nicht aber ein solcher Mensch, der seinen Schöpfer misskennt. Weisheit Weish 27 15 11 Quoniam ignoravit qui se finxit, et qui inspiravit illi animam, quæ operatur, et qui insufflavit ei spiritum vitalem. kennt er doch den nicht,¹⁷ der ihn gebildet und der ihm eine tätige Seele eingehaucht und den Lebensodem eingeblasen hat. Weisheit Weish 27 15 11 17 Durch strafbare Unwissenheit. Weisheit Weish 27 15 12 Sed et æstimaverunt lusum esse vitam nostram, et conversationem vitæ compositam ad lucrum, et oportere undecumque etiam ex malo acquirere. Vielmehr halten sie unser Leben für ein Spiel, des Lebens Aufgabe für Trachten nach Gewinn¹⁸ und glauben, man müsse aus allem, auch aus dem Bösen, Gewinn ziehen. Weisheit Weish 27 15 12 18 Griech.: für einen gewinnreichen Jahrmarkt. Weisheit Weish 27 15 13 Hic enim scit se super omnes delinquere, qui ex terræ materia fragilia vasa, et sculptilia fingit. Ein solcher weiß ja, dass er mehr als alle andern sündigt, indem er aus irdenem Stoffe zerbrechliche Gefäße und Bildwerke verfertigt.¹⁹ Weisheit Weish 27 15 13 19 Die irdene Ware ist gebrechlich, aus demselben Tone werden Geschirre zum täglichen Gebrauch und auch Götzen gemacht, der Stoff ist der geringste. Weisheit Weish 27 15 14 Omnes enim insipientes, et infelices supra modum animæ superbi, sunt inimici populi tui, et imperantes illi: Aber alle Toren²⁰ und die über die Maßen unseligen Stolzen²¹ sind die Feinde deines Volkes, jene seine Unterdrücker.²² Weisheit Weish 27 15 14 20 Nicht allein der Tonarbeiter. Weisheit Weish 27 15 14 21 Der Text der Vulgata ist wohl nicht ganz unverderbt. Griech.: unselig mehr als die Seele eines unmündigen Kindes. Weisheit Weish 27 15 14 22 Die ägyptischen Griechen, die Ptolemäer. Weisheit Weish 27 15 15 Quoniam omnia idola nationum deos æstimaverunt, quibus neque oculorum usus est ad videndum, neque nares ad percipiendum spiritum, neque aures ad audiendum, neque digiti manuum ad tractandum, sed et pedes eorum pigri ad ambulandum. Denn alle Götzen der Heiden halten sie für Götter, die doch weder ihre Augen zum Sehen brauchen können noch ihre Nase zum Einatmen der Luft noch ihre Ohren zum Hören noch die Finger ihrer Hände zum Betasten und deren Füße nicht minder träge zum Gehen sind. [Ps 113,5, Ps 134,16] Weisheit Weish 27 15 16 Homo enim fecit illos: et qui spiritum mutuatus est, is finxit illos. Nemo enim sibi similem homo poterit Deum fingere. Denn ein Mensch hat sie gemacht und einer, dem selbst der Odem geliehen ist, sie gebildet;²³ kein Mensch vermag ja, einen ihm auch nur ähnlichen Götzen zu machen. Weisheit Weish 27 15 16 23 Nur Gott, der kraft seiner Wesenheit lebt, kann Leben schaffen. Weisheit Weish 27 15 17 Cum enim sit mortalis, mortuum fingit manibus iniquis. Melior enim est ipse his, quos colit, quia ipse quidem vixit, cum esset mortalis, illi autem nunquam. Denn da er selbst sterblich ist, formt er mit ruchlosen Händen nur Totes. Er selbst ist ja besser als die, welche er verehrt; denn, wenn auch sterblich, lebt er doch, jene aber niemals. Weisheit Weish 27 15 18 Sed et animalia miserrima colunt: insensata enim comparata his, illis sunt deteriora. Aber auch die verächtlichsten Tiere²⁴ verehren sie, denn mit der Unvernunft der anderen verglichen, sind sie noch viel schlechter als diese.²⁵ Weisheit Weish 27 15 18 24 Oder: die Tiere, das Verächtlichste. Weisheit Weish 27 15 18 25 Es ist unsinniger, ein Tier zu verehren als ein Götzenbild. Weisheit Weish 27 15 19 Sed nec aspectu aliquis ex his animalibus bona potest conspicere. Effugerunt autem Dei laudem, et benedictionem ejus. Nicht einmal ihr Anblick vermag dem Beschauer ein Wohlgefallen zu gewähren, sondern sie sind dem Lobe Gottes und dessen Segen entzogen.²⁶ Weisheit Weish 27 15 19 26 Sie werden dem Dienste Gottes entzogen und zum Bösen gemissbraucht. Demgemäß ist V. 18 die verächtlichen Tiere nicht von der natürlichen Hässlichkeit, sondern von der Abscheulichkeit zu verstehen, die sie durch die Verehrung bekommen. Weisheit Weish 27 15 2 Etenim si peccaverimus, tui sumus, scientes magnitudinem tuam: et si non peccaverimus, scimus quoniam apud te sumus computati. Denn² wenn wir auch sündigen, sind wir doch dein, deine Größe³ wohl kennend; und wenn wir nicht sündigen, so wissen wir, dass wir dir zugehören.⁴ Weisheit Weish 27 15 2 2 Griechisch: Denn wenn wir gesündigt haben, sind wir dein. Wir wollen aber nicht sündigen, wissend, dass wir dir zugezählt sind. Weisheit Weish 27 15 2 3 Wohl die in V. 1 aufgezählten Eigenschaften. Doch ist V. 11, 24 ff: 12, 16, 18 auch Gottes Macht und Herrschaft (griech. hier) als Grund der Liebe und Barmherzigkeit Gottes angegeben. Das Lateinische bietet eine sehr freie Übertragung. Im Griech. sind Gegensätze: Wir sind nicht verloren, wenn wir sündigen, wie die Götzendiener, welche kein Vertrauen auf eine unendliche göttliche Barmherzigkeit haben; ja, wir werden gar nicht sündigen, weil die Erkenntnis des wahren Gottes und seines Verhältnisses zu uns von der Sünde abhält, während der Götzendienst zur Sünde führt. Weisheit Weish 27 15 2 4 Durch Schöpfung, Erhaltung, Erwählung, Wunder usw. Weisheit Weish 27 15 3 Nosse enim te, consummata justitia est: et scire justitiam, et virtutem tuam, radix est immortalitatis. Denn dich erkennen ist vollkommene Gerechtigkeit und deine Gerechtigkeit und Macht kennen ist die Wurzel der Unsterblichkeit.⁵ Weisheit Weish 27 15 3 5 Vergl. [Jer 9,23.24, Joh 17,3]. Weisheit Weish 27 15 4 Non enim in errorem induxit nos hominum malæ artis excogitatio, nec umbra picturæ labor sine fructu, effigies sculpta per varios colores, Denn nicht hat uns menschlicher Kunst arge Erfindung in Irrwahn geführt noch ein gemalter Schatten, eine unfruchtbare Arbeit, nämlich ein Schnitzwerk⁶ mit bunten Farben bemalt, Weisheit Weish 27 15 4 6 Griech.: eine Gestalt beschmutzt (einem hässlichen Gegenstande gewidmet) mit mancherlei Farben. Weisheit Weish 27 15 5 Cujus aspectus insensato dat concupiscentiam, et diligit mortuæ imaginis effigiem sine anima. dessen Anblick des Toren Lust reizt, dass er die leblose Gestalt eines toten Bildes⁷ lieb gewinnt. Weisheit Weish 27 15 5 7 Gegenstandes. Weisheit Weish 27 15 6 Malorum amatores, digni sunt qui spem habeant in talibus, et qui faciunt illos, et qui diligunt, et qui colunt. Die Liebhaber des Bösen⁸ sind es wert, auf solche Dinge ihre Hoffnung zu setzen,⁹ sowohl die, welche sie verfertigen, wie die, welche sie lieben und verehren.¹⁰ Weisheit Weish 27 15 6 8 Insofern der Götzendienst nur Böses bringt. Weisheit Weish 27 15 6 9 Sie haben es durch ihre Torheit und Schlechtigkeit verdient, dass Gott dies zulässt. Weisheit Weish 27 15 6 10 Der Beweis für beides folgt alsbald. Weisheit Weish 27 15 7 Sed et figulus mollem terram premens laboriose fingit ad usus nostros unumquodque vas, et de eodem luto fingit quæ munda sunt in usum vasa, et similiter quæ his sunt contraria: horum autem vasorum quis sit usus, judex est figulus. Mühsam knetet ja auch der Töpfer die Erde weich und macht daraus verschiedene Gefäße zu unserm Gebrauche.¹¹ Aber von demselben Tone macht er Gefäße, welche reinem Ziele dienen, und ebenso solche für das Gegenteil;¹² wozu aber ein jedes von diesen Gefäßen gebraucht werden soll, entscheidet der Töpfer. [Röm 9,21] Weisheit Weish 27 15 7 11 Ein Herz, das solches tut, hat allen Sinn für Wahres und Edles verloren. Die geschilderte Torheit [Weish 13,10.11-14; 15ff] wird durch diese Verfertigung von irdenen Götzen noch übertroffen, aber über alles Törichte hinaus geht der Tierdienst. [Weish 15,18] vergl. [Weish 12,24]. Weisheit Weish 27 15 7 12 Alles, was er verfertigt, macht er aus Ton, in der Bestimmung der Gefäße allein liegt ihre Verschiedenheit. Weisheit Weish 27 15 8 Et cum labore vano deum fingit de eodem luto: ille qui paulo ante de terra factus fuerat, et post pusillum reducit se unde acceptus est, repetitus animæ debitum quam habebat. So bildet er mit verwerflicher Mühe aus dem nämlichen Tone einen Gott, er, der kurz zuvor selbst aus Erde gebildet worden und in kurzem wieder dahin zurückkehrt, woher er genommen ist, wenn dies Darlehen der Seele,¹³ das er genoss, von ihm gefordert wird. Weisheit Weish 27 15 8 13 Die Seele ist der Erde, aus der der Mensch gebildet ist, nur gleichsam als Darlehen gewährt. Weisheit Weish 27 15 9 Sed cura est illi, non quia laboraturus est, nec quoniam brevis illi vita est, sed concertatur aurificibus et argentariis: sed et ærarios imitatur, et gloriam præfert, quoniam res supervacuas fingit. Jedoch seine Sorge ist nicht, dass er bald krank werden wird, noch, dass sein Leben so kurz ist, sondern er wetteifert mit Gold- und Silberarbeitern,¹⁴ ahmt die Erzgießer nach und macht sich einen Ruhm daraus, Trugbilder¹⁵ zu formen. Weisheit Weish 27 15 9 14 Gerade den Stoff dazu benutzend, der ihn lebhaft an seine Nichtigkeit erinnern sollte. Weisheit Weish 27 15 9 15 Welche das Aussehen von Gold, Silber, Erz haben. Im Griech. erinnert das Wort Trugbilder an Schlacken. Daher das nun folgende Bild: Sein Herz ist Asche, ist zu Metallasche ausgebrannt. Weisheit Weish 27 0 1 d. Rückkehr zum Gegenstande: Aus dem verschiedenartigen Schicksal der Israeliten und der Ägypter erhellt die Frucht der Weisheit und der Torheit. (16,1 19,20) 1. Die Ägypter, welche Tiere anbeteten, werden gestraft; den Israeliten brachten die Tiere Nutzen, und als die Schlangen sie bissen, ließ Gott ihnen Hilfe zuteil werden. (V. 14) 2. Die Ägypter wurden durch Regen und Eis gestraft, den Israeliten kam Manna vom Himmel zu. Weisheit Weish 27 16 1 Propter hæc, et per his similia passi sunt digne tormenta, et per multitudinem bestiarum exterminati sunt. Deshalb¹ haben sie durch dergleichen Dinge verdiente Züchtigung erlitten und sind durch eine Menge von Tieren gepeinigt worden. Weisheit Weish 27 16 1 1 Rückkehr zum [Weish 11] begonnenen Gegenstande. Wegen der Verehrung der Tiere. Weisheit Weish 27 16 10 Filios autem tuos, nec draconum venenatorum vicerunt dentes: misericordia enim tua adveniens sanabat illos. Deine Kinder hingegen konnten auch von den Zähnen giftiger Drachen nicht überwältigt werden, denn deine Erbarmung kam ihnen zu Hilfe und heilte sie. Weisheit Weish 27 16 11 In memoria enim sermonum tuorum examinabantur, et velociter salvabantur, ne in altam incidentes oblivionem, non possent tuo uti adjutorio. Denn sie wurden nur gezüchtigt,⁸ um an deine Satzungen erinnert zu werden, und schnell wieder geheilt, damit sie nicht in tiefe Vergessenheit fallend, unempfänglich würden für deine Hilfe. Weisheit Weish 27 16 11 8 Das Bild ist im Griech. (gezüchtigt) von dem Stachel entlehnt, mit dem man das Vieh auf dem rechten Wege hält. Weisheit Weish 27 16 12 Etenim neque herba, neque malagma sanavit eos, sed tuus, Domine, sermo, qui sanat omnia. Denn weder Kraut noch Pflaster heilte sie, sondern dein Wort,⁹ o Herr! welches alles heilt. Weisheit Weish 27 16 12 9 Damit ist wohl vom Verfasser zunächst nicht fast so die zweite Person der Gottheit, sondern der allmächtige Wille Gottes bezeichnet. Doch in diese Worte hat der Heilige Geist mehr Inhalt gelegt als die Gläubigen des Alten Bundes zu erkennen vermochten. Weisheit Weish 27 16 13 Tu es enim, Domine, qui vitæ et mortis habes potestatem, et deducis ad portas mortis, et reducis: Du, o Herr! hast ja Gewalt über Leben und Tod, du führst zu den Pforten des Todes¹⁰ hinab und führst auch wieder hinauf. [Dtn 32,39, 1Sam 2,6, Tob 13,2] Weisheit Weish 27 16 13 10 Das Totenreich wird als eine feste Burg des Todes gedacht. Weisheit Weish 27 16 14 Homo autem occidit quidem per malitiam, et cum exierit spiritus, non revertetur, nec revocabit animam quæ recepta est: Ein Mensch dagegen tötet aus Bosheit; doch wenn der Geist entwichen, kann er ihn nicht wieder zurückführen und vermag die Seele, welche hingenommen ist, nicht zurückzurufen; Weisheit Weish 27 16 15 Sed tuam manum effugere impossibile est. deiner Hand aber zu entfliehen, ist unmöglich.¹¹ Weisheit Weish 27 16 15 11 Dein Arm dringt bis in die Unterwelt, du kannst beleben und strafen. Weisheit Weish 27 16 16 Negantes enim te nosse impii, per fortitudinem brachii tui flagellati sunt: novis aquis, et grandinibus, et pluviis persecutionem passi, et per ignem consumpti. Denn jene Gottlosen, welche dich nicht kennen wollten,¹² wurden durch deinen mächtigen Arm gezüchtigt, durch unerhörte Regengüsse, Hagel und Platzregen geplagt und durch Feuer verzehrt. [Ex 9,23] Weisheit Weish 27 16 16 12 [Ex 5,2] Weisheit Weish 27 16 17 Quod enim mirabile erat, in aqua, quæ omnia exstinguit, plus ignis valebat: vindex est enim orbis justorum. Und was das Wunderbarste, im Wasser, das sonst alles löscht, wuchs des Feuers Stärke noch weit mehr; denn der Erdkreis ist der Rächer für die Gerechten. Weisheit Weish 27 16 18 Quodam enim tempore, mansuetabatur ignis, ne comburerentur quæ ad impios missa erant animalia: sed ut ipsi videntes scirent, quoniam Dei judicio patiuntur persecutionem. Zeitweise zwar ließ das Feuer nach, damit die gegen die Gottlosen gesandten Tiere nicht verbrannten,¹³ sondern damit jene durch den Augenschein erkennen sollten, dass sie durch Gottes Gericht solche Verfolgung litten. Weisheit Weish 27 16 18 13 Vergl. [Ex 9,34]. Wohl die Heuschrecken, deren man sich durch Feuer entledigen wollte. Weisheit Weish 27 16 19 Et quodam tempore in aqua supra virtutem ignis exardescebat undique, ut iniquæ terræ nationem exterminaret. Zuweilen aber loderte das Feuer mitten im Wasser überall stärker empor, als es sonst zu brennen pflegt, damit es den Ertrag eines gottlosen Landes vertilgte. Weisheit Weish 27 16 2 Pro quibus tormentis bene disposuisti populum tuum, quibus dedisti concupiscentiam delectamenti sui novum saporem, escam parans eis ortygometram: Statt solcher Züchtigung erzeigtest du deinem Volke Gutes und gabst ihnen nach ihrem lüsternen Verlangen eine neue Speise voll Wohlgeschmack und bereitetest ihnen die Wachteln;² [Num 11,31] Weisheit Weish 27 16 2 2 Die Wachteln wurden den Israeliten zweimal zuteil, das eine Mal in der Wüste Sin [Ex 16,13ff], das zweite Mal in der Wüste Pharan. [Num 11,31ff] Trotz des verkehrten Willens der Israeliten war die Sendung an sich und nach der Absicht Gottes eine große, wunderbare Wohltat. Weisheit Weish 27 16 20 Pro quibus Angelorum esca nutrivisti populum tuum, et paratum panem de clo præstitisti illis sine labore, omne delectamentum in se habentem, et omnis saporis suavitatem. Dagegen nährtest du dein Volk mit Engelspeise¹⁴ und verliehest ihnen Brot vom Himmel, bereitet ohne Arbeit, das jegliche Annehmlichkeit und die Lieblichkeit jedes Geschmackes in sich enthielt. [Ex 16,14, Num 11,7, Ps 77,25, Joh 6,31] Weisheit Weish 27 16 20 14 Vergl. [Ps 77,25]. Weisheit Weish 27 16 21 Substantia enim tua dulcedinem tuam, quam in filios habes, ostendebat: et deserviens uniuscujusque voluntati, ad quod quisque volebat, convertebatur. Denn dein Wesen¹⁵ machte offenbar, wie gütig du gegen deine Kinder bist; und eines jeden Begehren sich fügend, wandelte sie sich in das, was jeder wollte.¹⁶ Weisheit Weish 27 16 21 15 Das Manna, die von Gott in besonderer Weise gesandte Substanz, das Symbol göttlicher Gedanken. Das Manna soll als etwas Festes, Reales bezeichnet werden, damit man es nicht wegen des wechselnden Geschmackes für eine Scheinspeise halte, sodann soll es gesagt werden, dass das Manna verblieb, was es in seiner natürlichen Wesenheit war, eine süße Speise, zunächst an die Süßigkeit Gottes erinnernd; dann aber auch nach Wunsch den Geschmack verändernd. Weisheit Weish 27 16 21 16 Wie wurden aber die Israeliten alsdann des Mannas überdrüssig? [Num 21,5] Wir nicht ferner [Ex 16,31, Num 11,8] der Geschmack als der von Honig- oder Ölkuchen bezeichnet? Die Tradition der Juden stimmt mit dem vorliegenden Texte überein. Wenn also im Mosaischen Berichte ein bestimmter Geschmack angegeben wird, war es der Grundgeschmack, der blieb, wenn jemand keinen anderen wünschte. Der Ekel rührte also von dem beständigen Anblick des Manna her. Weisheit Weish 27 16 22 Nix autem et glacies sustinebant vim ignis, et non tabescebant: ut scirent quoniam fructus inimicorum exterminabat ignis ardens in grandine et pluvia coruscans. Schnee aber und Eis hielten die Gewalt des Feuers aus und schmolzen nicht, damit sie inne würden, dass ein Feuer, das im Hagel brannte und im Regen durchblitzte, der Feinde Früchte vernichtete. [Ex 9,24] Weisheit Weish 27 16 23 Hic autem iterum ut nutrirentur justi, etiam suæ virtutis oblitus est. Und abermals vergaß, damit die Gerechten ernährt würden, das Feuer die ihm eigene Kraft.¹⁷ Weisheit Weish 27 16 23 17 Das Manna, das tau- und eisartig war, schmolz nicht, sondern wurde durch das Feuer zur Speise für die Israeliten. Dies sollte die Juden erinnern, dass zur Züchtigung der Feinde das Feuer selbst im Eise brannte. Weisheit Weish 27 16 24 Creatura enim tibi Factori deserviens, exardescit in tormentum adversus injustos: et lenior fit ad benefaciendum pro his, qui in te confidunt. Denn das Geschaffene dient dir als seinem Schöpfer und erhöht seine Wut zur Züchtigung gegen die Ungerechten und mildert sich zum Wohle derer, die auf dich vertrauen. Weisheit Weish 27 16 25 Propter hoc et tunc in omnia transfigurata omnium nutrici gratiæ tuæ deserviebat, ad voluntatem eorum, qui a te desiderabant: Darum nahm es¹⁸ auch damals alle Gestalten an und diente deiner allnährenden Gnade¹⁹ nach dem Willen derer, die von dir es begehrten, Weisheit Weish 27 16 25 18 Das Manna. Weisheit Weish 27 16 25 19 Die ganze Schöpfung dürstet nach der Güte Gottes. Weisheit Weish 27 16 26 Ut scirent filii tui, quos dilexisti Domine, quoniam non nativitatis fructus pascunt homines, sed sermo tuus hos, qui in te crediderint, conservat. damit deine Söhne, die du, Herr! lieb hast, inne würden, dass nicht nur die erzeugten Früchte den Menschen nähren, sondern dass dein Wort diejenigen erhält, welche an dich glauben.²⁰ Weisheit Weish 27 16 26 20 Dies weckte die Erkenntnis, dass nicht die natürlichen Erzeugnisse, nämlich die Früchte, den Menschen nähren, sondern Gottes Macht und Wille. Weisheit Weish 27 16 27 Quod enim ab igne non poterat exterminari, statim ab exiguo radio solis calefactum tabescebat: Denn was vom Feuer nicht vernichtet werden konnte, schmolz alsbald, von einem schwachen Sonnenstrahl erwärmt, Weisheit Weish 27 16 28 Ut notum omnibus esset, quoniam oportet prævenire solem ad benedictionem tuam, et ad ortum lucis te adorare. damit allen kund würde,²¹ dass man, ehe die Sonne aufgeht, dir Lob und Dank sagen und bei Tagesanbruch dich anbeten soll.²² Weisheit Weish 27 16 28 21 Dass eine übernatürliche Speise das höhere Wesen des Menschen erhält, ersieht man daraus, dass den Israeliten bei der Spendung des Manna, welches ihren Leib nährte, auch eine Belehrung über die Erhaltung des geistigen Lebens in Danksagung und Frühgebet gegeben wurde. Weisheit Weish 27 16 28 22 Im bildlichen Sinne: Wie Dankbarkeit neuer Wohltaten würdig macht, so kann der Undankbare nichts mehr erwarten. Weisheit Weish 27 16 29 Ingrati enim spes tamquam hibernalis glacies tabescet, et disperiet tamquam aqua supervacua. Denn die Hoffnung des Undankbaren zerschmilzt wie winterliches Eis und verrinnt gleich unbrauchbarem Wasser. Weisheit Weish 27 16 3 Ut illi quidem concupiscentes escam propter ea, quæ illis ostensa et missa sunt, etiam a necessaria concupiscentia averterentur. Hi autem in brevi inopes facti, novam gustaverunt escam. damit jene, die nach Speise lüstern waren, durch das, was ihnen gezeigt und gesandt wurde,³ selbst die natürliche Esslust verlören; diese aber, nachdem sie kurze Zeit Mangel gelitten, genossen eine neue Speise. Weisheit Weish 27 16 3 3 Die Frösche. [Ex 8,3] Weisheit Weish 27 16 4 Oportebat enim illis sine excusatione quidem supervenire interitum exercentibus tyrannidem: his autem tantum ostendere quemadmodum inimici eorum exterminabantur. Denn über jene, welche Unterdrückung übten, sollte unabwendbarer Untergang⁴ hereinbrechen; diesen aber sollte nur gezeigt werden, wie ihre Feinde vertilgt wurden. Weisheit Weish 27 16 4 4 Griech.: Mangel. Weisheit Weish 27 16 5 Etenim cum illis supervenit sæva bestiarum ira, morsibus perversorum colubrorum exterminabantur. Wohl kam auch über diese die grimmige Wut wilder Tiere, so dass sie durch den Biss geringelter Schlangen umkamen; [Num 21,6] Weisheit Weish 27 16 6 Sed non in perpetuum ira tua permansit, sed ad correptionem in brevi turbati sunt, signum habentes salutis ad commemorationem mandati legis tuæ. aber dein Zorn dauerte nicht immer fort, sondern zur strafenden Mahnung wurden sie eine kurze Zeit in Schrecken gesetzt, indem sie ein Zeichen des Heils⁵ erhielten zur Erinnerung an die Gebote deines Gesetzes. Weisheit Weish 27 16 6 5 Die eherne Schlange ist Vorbild des Heilandes durch die Kreuzigung der schädlichen Eigenschaften und die Erhöhung des heilenden Bildes vor den Augen aller. Die Beziehung auf den Heiland [Joh 3,14] war den Juden aus dem Protoevangelium einigermaßen bekannt. Weisheit Weish 27 16 7 Qui enim conversus est, non per hoc, quod videbat, sanabatur, sed per te omnium salvatorem: Denn wer sich zu ihm hinwendete, wurde gesund, nicht durch das, was er sah, sondern durch dich, den Retter aller. Weisheit Weish 27 16 8 In hoc autem ostendisti inimicis nostris, quia tu es, qui liberas ab omni malo. Dadurch aber zeigtest du unsern Feinden,⁶ dass du es bist, der von allem Übel erlöst. Weisheit Weish 27 16 8 6 Die Ägypter hatten in ähnlicher Gefahr nicht bei Gott, sondern nur in natürlichen Mitteln und höchstens bei ihren falschen Götzen Hilfe gesucht. (V. 9) Weisheit Weish 27 16 9 Illos enim locustarum, et muscarum occiderunt morsus, et non est inventa sanitas animæ illorum: quia digni erant ab hujusmodi exterminari. Denn jene tötete der Biss der Heuschrecken und Fliegen,⁷ ohne dass sich ein Rettungsmittel für ihr Leben fand; weil sie verdienten, von solchen Tieren vertilgt zu werden. [Ex 8,24, Ex 10,4, Offb 9,7] Weisheit Weish 27 16 9 7 Die Ägypter kamen durch Tiere um, welche gewöhnlich keinem Menschen den Tod zu bringen vermögen, den Israeliten schadeten nicht einmal die giftigen Schlangen. Weisheit Weish 27 0 1 3. Die Ägypter glaubten, ihre Sünden verheimlichen zu können, und wurden mit Finsternis gestraft, Während den Israeliten das hellste Licht strahlte. [Weish 18,4] Weisheit Weish 27 17 1 Magna sunt enim judicia tua Domine, et inenarrabilia verba tua: propter hoc indisciplinatæ animæ erraverunt. Denn groß sind deine Gerichte,¹ o Herr! und unaussprechlich deine Ratschlüsse;² darum fielen ungelehrige Seelen³ in Irrtum, Weisheit Weish 27 17 1 1 Der heilige Verfasser denkt wohl besonders an die Verstockung Pharaos. Vergl. [Röm 11,33]. Demnach ist die Begründung auf [Weish 16,29] zu beziehen, da Pharao das schlimmste Beispiel von Undank gewesen. Weisheit Weish 27 17 1 2 Nähere Erklärung. Fehlt im Griech. Weisheit Weish 27 17 1 3 Die Ägypter. Sie wollten die Absichten Gottes nicht erkennen. Weisheit Weish 27 17 10 Cum sit enim timida nequitia, dat testimonium condemnationis: semper enim præsumit sæva, perturbata conscientia. Denn weil die Bosheit feige ist, gibt sie sich durch ihr eigenes Zeugnis schuldig; immer versieht ja ein erschrockenes Gewissen sich schlimmer Dinge.¹⁴ Weisheit Weish 27 17 10 14 Sonst mag die Bosheit wohl Mut zeigen, kommt aber die verdiente Strafe über sie, so zeigt sie ihre natürliche Furchtsamkeit. Immer aber fügt sie in ihrer Einbildung zu der ihr wirklich zuerkannten Strafe noch etwas hinzu. Weisheit Weish 27 17 11 Nihil enim est timor nisi proditio cogitationis auxiliorum. Ist doch die Furcht nichts anderes als das Aufgeben der von der Überlegung herrührenden Hilfsmittel;¹⁵ Weisheit Weish 27 17 11 15 Die Schwierigkeit der Abwehr eines Übels erregt Furcht, wenn man sich dieselbe vorstellt. Das Aufgeben der Abwehr ist Äußerung er höchsten Furcht. Weisheit Weish 27 17 12 Et dum ab intus minor est exspectatio: majorem computat inscientiam ejus causæ, de qua tormentum præstat. und je weniger man im Herzen Hoffnung auf Hilfe hat, für ein desto größeres Übel hält man die unbekannte Ursache, durch die man leidet.¹⁶ Weisheit Weish 27 17 12 16 Griech.: Da aber der (Unglück) Erwartende im Innern unentschlossener ist, hält er die Ungewissheit über die Ursache, welche die Qual veranlasst, für ein größeres Übel. Weisheit Weish 27 17 13 Illi autem, qui impotentem vere noctem, et ab infimis, et ab altissimis inferis supervenientem, eumdem somnum dormientes, Jene aber, welche in der in Wahrheit ohnmächtigen Nacht,¹⁷ die aus dem tiefsten Abgrund der Unterwelt¹⁸ über sie kam, denselben Schlaf schliefen, Weisheit Weish 27 17 13 17 Ironisch. Die Zauberer hatten versprochen, die Plage abzuwenden (V. 8), und so die Nacht für machtlos, gefahrlos erklärt. Sie schliefen also in dieser ohnmächtigen Nacht ebenso ruhig wie die anderen, d.i. ebenso wie jene geschreckt von innen und außen. Weisheit Weish 27 17 13 18 Im Griech. wird auch die Unterwelt ironisch ohnmächtig genannt. Die Nacht war so grausig, als ob sie der Hölle entstiegen war. Weisheit Weish 27 17 14 Aliquando monstrorum exagitabantur timore, aliquando animæ deficiebant traductione: subitaneus enim illis et insperatus timor supervenerat. wurden bald vom Entsetzen vor Gespenstern aufgeschreckt, bald sanken sie in Verzweiflung des Gemütes dahin; denn plötzliche und unerwartete Furcht kam über sie. Weisheit Weish 27 17 15 Deinde si quisquam ex illis decidisset, custodiebatur in carcere sine ferro reclusus. Wenn dann einer von ihnen¹⁹ zu Boden fiel, so war er gleichsam in einem Kerker verwahrt und eingeschlossen, auch ohne Fessel. Weisheit Weish 27 17 15 19 Griech.: wer es auch immer war. Es ist jetzt wieder von allen Ägyptern die Rede. Weisheit Weish 27 17 16 Si enim rusticus quis erat, aut pastor, aut agri laborum operarius præoccupatus esset, ineffugibilem sustinebat necessitatem. Mochte einer ein Ackermann oder ein Hirt oder auf dem Felde²⁰ arbeitend beschäftigt sein, so unterlag er dem unentfliehbaren Verhängnisse, Weisheit Weish 27 17 16 20 Griech.: in der Wüste. Weisheit Weish 27 17 17 Una enim catena tenebrarum omnes erant colligati. Sive spiritus sibilans, aut inter spissos arborum ramos avium sonus suavis, aut vis aquæ decurrentis nimium, denn mit einer Kette der Finsternis waren alle gefesselt. Wo ein säuselnder Wind oder der Vögel süßer Gesang unter den dichten Zweigen der Bäume²¹ oder das Rauschen des gewaltig dahinstürzenden Wassers Weisheit Weish 27 17 17 21 Alle Naturerscheinungen flößten in dieser durch das böse Gewissen noch schrecklicheren Finsternis Entsetzen ein, selbst so unschuldige, wie das Säuseln des Windes, oder so liebliche wie der Gesang der Vögel. Wohl auch Erklärung zu V. 4. Weisheit Weish 27 17 18 Aut sonus validus præcipitatarum petrarum, aut ludentium animalium cursus invisus, aut mugientium valida bestiarum vox, aut resonans de altissimis montibus echo: deficientes faciebant illos præ timore. oder das starke Krachen herabstürzender Felsen oder der ungesehene Lauf springender Tiere oder die mächtige Stimme brüllender Raubtiere oder der von den höchsten Bergen zurückgeworfene Widerhall gehört wurde, brachte es alle außer sich vor Schrecken. Weisheit Weish 27 17 19 Omnis enim orbis terrarum limpido illuminabatur lumine, et non impeditis operibus continebatur. Ja, der ganze Erdkreis war von strahlendem Lichte erleuchtet und jeder war ungehindert bei seiner Arbeit begriffen; Weisheit Weish 27 17 2 Dum enim persuasum habent iniqui posse dominari nationi sanctæ: vinculis tenebrarum et longæ noctis compediti, inclusi sub tectis, fugitivi perpetuæ providentiæ jacuerunt. denn während die Ungerechten meinten, das⁴ heilige Volk unterdrücken zu können, fesseltest du sie mit Finsternis und langer Nacht, dass sie in ihren Häusern eingeschlossen, als aus der ewigen Vorsehung Fliehende ohnmächtig dalagen.⁵ [Ex 10,23] Weisheit Weish 27 17 2 4 Griech.: dein. Weisheit Weish 27 17 2 5 Sie wollen sich der göttlichen Vorsehung entziehen, die Finsternis umschließt sie wie ein Kerker. Weisheit Weish 27 17 20 Solis autem illis superposita erat gravis nox, imago tenebrarum, quæ superventura illis erat. Ipsi ergo sibi erant graviores tenebris. nur über jene allein war drückende Nacht gelagert, das Vorbild der Finsternis, die über sie hereinbrechen sollte.²² Sie waren sich selbst alsbald unerträglicher als die Finsternis. Weisheit Weish 27 17 20 22 Ein Bild der ewigen Finsternis, besonders durch die schrecklichen Erscheinungen, die der Unterwelt entsprungen schienen. (V. 13) Weisheit Weish 27 17 3 Et dum putant se latere in obscuris peccatis, tenebroso oblivionis velamento dispersi sunt, paventes horrende, et cum admiratione nimia perturbati. Und da sie wähnten, bei ihren heimlichen Sünden unter dem finstern Schleier der Vergessenheit verborgen bleiben zu können, wurden sie unter greulichen Schrecken voneinander getrennt und in übergroßen Schauder versetzt.⁶ Weisheit Weish 27 17 3 6 Griech.: indem sie vor Schrecken außer sich kamen und durch Bilder in Furcht gerieten. Die Finsternis wurde schrecklicher, weil sie noch besondere Qualen mit sich brachte und weil die Ägypter, die durch geheime Werke gesündigt hatten, bei denen sie die Finsternis aufgesucht hatten, durch Finsternis gestraft wurden, die sie nicht wollten. Dazu trennt sie die Finsternis jetzt zur Strafe, die sie zuvor zur Sünde vereinigt. Ob der Verfasser die Bilder der griechischen Vorstellung von der Unterwelt entlehnt? Weisheit Weish 27 17 4 Neque enim quæ continebat illos spelunca, sine timore custodiebat: quoniam sonitus descendens perturbabat illos, et personæ tristes illis apparentes pavorem illis præstabant. Denn nicht einmal die Schlupfwinkel, in denen sie sich bargen, schützten sie vor Furcht, sondern Getöse kam von oben her über sie und erschreckte sie und traurige Gestalten erschienen und jagten ihnen Entsetzen ein.⁷ Weisheit Weish 27 17 4 7 Es waren wohl Gebilde ihrer Phantasie und Schreckensgestalten, die das Gewissen vor die Seele rief. (Bonav.) Es sind vielleicht besonders die Gestalten der hingemordeten israelitischen Kinder und Männer. Weisheit Weish 27 17 5 Et ignis quidem nulla vis poterat illis lumen præbere, nec siderum limpidæ flammæ illuminare poterant illam noctem horrendam. Und keine Kraft des Feuers vermochte ihnen Licht zu gewähren noch war der Gestirne helles Funkeln imstande, jene grauenvolle Nacht zu erhellen. Weisheit Weish 27 17 6 Apparebat autem illis subitaneus ignis, timore plenus: et timore perculsi illius, quæ non videbatur, faciei, æstimabant deteriora esse quæ videbantur: Nur zeigte sich ihnen urplötzliches und grauenvolles Feuer⁸ und durch die nie gesehene Erscheinung erschreckt,⁹ hielten sie das, was sie sahen, für noch schlimmer. Weisheit Weish 27 17 6 8 Wohl Blitze. Weisheit Weish 27 17 6 9 Nach anderen: Wenn jene Gesicht nicht gesehen wurde. In den dunklen Zwischenzeiten, in denen ihre Phantasie wieder tätig war, hielten sie das beim augenblicklichen Zucken des Feuers nur unbestimmt Gesehene für schrecklicher noch als es in Wirklichkeit war. Weisheit Weish 27 17 7 Et magicæ artis appositi erant derisus, et sapientiæ gloriæ correptio cum contumelia. So wurden ihre Zauberkünste zu Spott und der Stolz ihrer Weisheit schmählich gestraft. [Ex 7,22] Weisheit Weish 27 17 8 Illi enim qui promittebant timores et perturbationes expellere se ab anima languente, hi cum derisu pleni timore languebant. Denn die sich rühmten, Furcht und Schrecken aus kranken Seelen zu vertreiben, erkrankten selbst¹⁰ an lächerlicher Furcht.¹¹ Weisheit Weish 27 17 8 10 Wortspiel. Die ägyptischen Zauberer und Priester waren zugleich Ärzte. Sie konnten sich selbst nicht helfen, vergl. [Lk 4,23], dennoch versuchten sie, obwohl bei der dritten Plage so schmachvoll unterlegen, bei der sechsten wieder Moses entgegenzutreten. [Ex 9,11] Weisheit Weish 27 17 8 11 Sie war lächerlich teils wegen der vorausgehenden Großsprecherei, teils weil die Furcht sich nur auf eingebildete Dinge bezog. (V. 9) Weisheit Weish 27 17 9 Nam etsi nihil illos ex monstris perturbabat: transitu animalium et serpentium sibilatione commoti, tremebundi peribant: et arem, quem nulla ratione quis effugere posset, negantes se videre. Denn wenn sie auch sonst kein Schrecknis in Furcht setzte, wollten sie doch vor Zittern vergehen, wenn Getier vorüberfuhr und Zischen der Schlangen sie aufscheuchte,¹² und wollten selbst die Luft, der man doch auf keine Weise sich entziehen kann, nicht schauen.¹³ Weisheit Weish 27 17 9 12 Es waren natürliche Dinge, doch waren die Tiere freilich durch die ungewohnten Naturerscheinungen erregt. Die besondere Furcht der Magier wird weiter geschildert. Weisheit Weish 27 17 9 13 Überall treten ihnen die Gebilde ihrer entsetzten Phantasie entgegen. Weisheit Weish 27 0 1 Den Israeliten strahlte das hellste Licht, Während die Ägypter in Finsternis begraben waren. (V. 4) 4. Die Ägypter, welche die Söhne der Israeliten hatten töten wollen, verloren ihre Erstgeborenen (V. 19) und wenngleich das Volk Israel auch in der Wüste wegen der Empörung der Rotte Kore etwas zu leiden hatte, dauerte der Zorn Gottes doch nur kurze Zeit. Weisheit Weish 27 18 1 Sanctis autem tuis maxima erat lux, et horum quidem vocem audiebant, sed figuram non videbant. Et quia non et ipsi eadem passi erant, magnificabant te: Aber bei deinen Heiligen war die größte Helligkeit und sie hörten zwar deren Stimme, aber sahen ihre Gestalt nicht, und weil sie nicht das Gleiche zu leiden hatten, priesen sie dich; [Ex 10,23] Weisheit Weish 27 18 10 Resonabat autem inconveniens inimicorum vox, et flebilis audiebatur planctus ploratorum infantium. Dagegen hallte das misstönige Geschrei der Feinde wider und klägliches Jammergeschrei war zu hören über den Tod der Kinder, die sie beweinten.¹⁵ Weisheit Weish 27 18 10 15 Vergl. [Ex 11,6] und [Ex 12,30]. Weisheit Weish 27 18 11 Simili autem pna servus cum domino afflictus est, et popularis homo regi similia passus. Mit gleicher Strafe wurden Herr und Knecht heimgesucht und der gemeine Mann erlitt Gleiches wie der König. [Ex 12,30] Weisheit Weish 27 18 12 Similiter ergo omnes uno nomine mortis mortuos habebant innumerabiles. Nec enim ad sepeliendum vivi sufficiebant: quoniam uno momento, quæ erat præclarior natio illorum, exterminata est. So hatten alle zumal unzählige Tote, die desselben Todes gestorben waren; und die Lebenden reichten nicht einmal aus, alle zu begraben, da in einem Augenblicke der vorzüglichere Teil des Volkes weggerafft ward. Weisheit Weish 27 18 13 De omnibus enim non credentes propter veneficia, tunc vero primum cum fuit exterminium primogenitorum, spoponderunt populum Dei esse. Während sie zuvor, durch Zaubereien verführt, bei allem ungläubig geblieben waren, bekannten sie nun bei dem Untergange der Erstgebornen zuerst, dass dies Volk Gott zu eigen sei.¹⁶ Weisheit Weish 27 18 13 16 Griech.: Dass dies Volk Kind Gottes sei. Der Name ist wohl gewählt mit Bezug auf die getöteten Söhne der Ägypter, vergl. [Ex 4,22.23]: Jetzt bekannten die Ägypter, dass Israel der Erstgeborene Gottes sei. Weisheit Weish 27 18 14 Cum enim quietum silentium contineret omnia, et nox in suo cursu medium iter haberet, Während nämlich tiefe Stille alles umfing und die Nacht sich in ihres Laufes Mitte befand, Weisheit Weish 27 18 15 Omnipotens sermo tuus de clo a regalibus sedibus, durus debellator in mediam exterminii terram prosilivit, stieg dein allmächtiges Wort¹⁷ vom Himmel, vom Königsthrone,¹⁸ wie ein furchtbarer Streiter, in die Mitte des dem Verderben geweihten Landes herab. Weisheit Weish 27 18 15 17 Wie die Nacht nach Art der Sonne laufend vorgestellt wird, so das Wort Gottes (der schnellwirkende, unwiderstehliche Wille Gottes) als Krieger, der vom Himmel auf die Erde springt, mit den Füßen diese, mit dem Scheitel den Himmel berührend. Die Erhabenheit der Redeweise hat die in der Zeitlichkeit durch dieselben Worte im Offizium des Sonntags nach Weihnachten darzustellen. Weisheit Weish 27 18 15 18 Es gehört also zur nächsten Umgebung des Fürsten. Weisheit Weish 27 18 16 Gladius acutus insimulatum imperium tuum portans, et stans replevit omnia morte, et usque ad clum attingebat stans in terra. Als scharfes Schwert deinen unzweideutigen Befehl führend, trat es hin und erfüllte alles mit Toten; es berührte den Himmel und stand doch auf der Erde. Weisheit Weish 27 18 17 Tunc continuo visus somniorum malorum turbaverunt illos, et timores supervenerunt insperati. Da erschreckten sie plötzlich böse Traumgesichte und unerwartete Furcht kam über sie. Weisheit Weish 27 18 18 Et alius alibi projectus semivivus, propter quam moriebatur, causam demonstrabat mortis. Der eine stürzte hier, ein anderer dort halbtot nieder, die Ursache seines Todes deutlich zu erkennen gebend. Weisheit Weish 27 18 19 Visiones enim, quæ illos turbaverunt, hæc præmonebant, ne inscii, quare mala patiebantur, perirent. Denn die Gesichte,¹⁹ durch welche sie erschreckt wurden, zeigten dies im Voraus an, damit sie nicht unbekannt mit der Ursache ihres schlimmen Geschickes umkämen. Weisheit Weish 27 18 19 19 Griech.: Träume. Weisheit Weish 27 18 2 Et qui ante læsi erant, quia non lædebantur, gratias agebant: et ut esset differentia, donum petebant. und die zuvor gelitten hatten, dankten, dass sie jetzt nicht mehr litten, und baten um die Gnade, dass die Scheidung noch ferner bleiben möge.¹ Weisheit Weish 27 18 2 1 Die Übersetzung der Vulgata gibt den Sinn des Griechischen nicht ganz wieder. Besser wohl: Aber über deinen Heiligen war die größte Helligkeit. Deren Stimme zwar hörend, aber die Gestalt nicht sehend, priesen sie (die Ägypter) dieselben glücklich wegen allem, was immer auch jene gelitten hatten. Aber dass sie (die Juden), obgleich von ihnen mit Unrecht überhäuft, jenen nicht schadeten, dafür dankten sie und verlangten Gnade wegen der Entzweiung. Die Leiden der Israeliten waren nicht so schrecklich gewesen wie die der Ägypter, zudem hatten sie unschuldig gelitten, ja als geliebtes Volk Gottes, für das er jetzt solche Wunder tat; die Ägypter aber zur Strafe, vom eigenen Gewissen gequält, von Gott gezüchtigt. Weisheit Weish 27 18 20 Tetigit autem tunc et justos tentatio mortis, et commotio in eremo facta est multitudinis: sed non diu permansit ira tua. Zwar traf dann freilich auch Gerechte Anfechtung des Todes und in der Wüste hatte ein Aufruhr unter der Menge statt,²⁰ aber nicht lange währte dein Zorn. Weisheit Weish 27 18 20 20 In Bezug auf das ganze Volk war dies nur eine Anfechtung. Weisheit Weish 27 18 21 Properans enim homo sine querela deprecari pro populis. Proferens servitutis suæ scutum, orationem et per incensum deprecationem allegans, restitit iræ, et finem imposuit necessitati, ostendens quoniam tuus est famulus. Denn schnell kam ein untadliger Mann, für das Volk zu bitten.²¹ Den Schild seines Dienstes hochhaltend, das Gebet, und durch Weihrauchspende Sühne suchend, trat er dem Zorne²² entgegen und machte der Not ein Ende, indem er zeigte, dass er dein Diener sei. [Num 16,46] Weisheit Weish 27 18 21 21 Griech.: Schnell wurde ein untadeliger Mann ihr Vorkämpfer. (Aaron) Auch sein Gegner ist als Streiter gedacht, wie das strafende Wort Gottes. (V. 15, V. 16) Er war aus zwei Gründen geeignet, den Zorn Gottes abzuwenden: Er hatte keinen Anteil am Murren des Volkes (ja, dasselbe war sogar auch gegen ihn gerichtet), er war der rechtmäßige Hohepriester. Weisheit Weish 27 18 21 22 Der Zorn wird wie ein auf die Israeliten anstürmender Feind aufgefasst. Weisheit Weish 27 18 22 Vicit autem turbas, non in virtute corporis, nec armaturæ potentia, sed verbo illum, qui se vexabat, subjecit, juramenta parentum, et testamentum commemorans. Er siegte aber über das Getümmel²³ nicht durch Körperkraft noch durch Gewalt der Waffen, sondern durch das Wort unterwarf er seinen Züchtiger,²⁴ indem er an den Eid und den Bund der Väter erinnerte. Weisheit Weish 27 18 22 23 Den Aufstand, nicht mehr in seinem physischen Wesen, sondern in seiner Sündhaftigkeit und Straffälligkeit. Es ist von einem Siege über die Sünde die Rede. Weisheit Weish 27 18 22 24 Den Würgeengel. Weisheit Weish 27 18 23 Cum enim jam acervatim cecidissent super alterutrum mortui, interstitit, et amputavit impetum, et divisit illam quæ ad vivos ducebat viam. Denn als sie bereits haufenweise tot übereinander gestürzt waren, trat er dazwischen,²⁵ wehrte dem Wüten und schnitt ihm den Weg zu den Lebenden ab. Weisheit Weish 27 18 23 25 Mit Gebet. [Num 16,48] Weisheit Weish 27 18 24 In veste enim poderis, quam habebat, totus erat orbis terrarum: et parentum magnalia in quatuor ordinibus lapidum erant sculpta, et magnificentia tua in diademate capitis illius sculpta erat. Denn auf seinem langen Gewande war die ganze Welt²⁶ und die Herrlichkeit der Väter²⁷ auf vier Reihen von Steinen eingeschnitten und deine Herrlichkeit auf der Krone seines Hauptes²⁸ eingegraben. [Ex 28,6] Weisheit Weish 27 18 24 26 V. 24 ist eine weitere Ausführung des in V. 21, V. 22 Gesagten. Nicht dem Weihrauch als solchem noch auch nur dem persönlichen Fürbittgebet wird die Wirkung zugeschrieben, sondern insofern jene von dem von Gott bestellten Hohenpriester dargebracht wurden. Dieses Wunder bestätigte seine Würde, d.i. die Macht des von Gott eingesetzten Priestertums. Als Hoherpriester kennzeichnete sich Aaron durch die Gewänder. Weisheit Weish 27 18 24 27 Vergl. [Ex 28]. Weisheit Weish 27 18 24 28 Die Namen der zwölf Stämme. Weisheit Weish 27 18 25 His autem cessit qui exterminabat, et hæc extimuit: erat enim sola tentatio iræ sufficiens. Vor diesen wich der Würger und fürchtete sich davor, denn die bloße Probe des Zornes war schon hinreichend. Weisheit Weish 27 18 3 Propter quod ignis ardentem columnam ducem habuerunt ignotæ viæ, et solem sine læsura boni hospitii præstitisti. Darum² erhielten sie eine feuerflammende Säule³ zur Führerin auf dem unbekannten Wege; und du machtest, dass die Sonne ohne Nachteil ihnen schien zu guter Pilgerfahrt. [Ex 14,24, Ps 77,14, Ps 104,39] Weisheit Weish 27 18 3 2 Griech.: statt dessen. Weisheit Weish 27 18 3 3 Während die Ägypter nicht einmal das Sonnenlicht am Tage hatten, leuchtete den Israeliten selbst in der Nacht ein wunderbares Licht. Gern hätten jene selbst eine versengende Glutsonne gelitten, die Israeliten hatten ein Licht ohne allzu große Hitze. Durch die Feuersäule geleitet, konnten die Israeliten selbst auf unbekannten Wegen, im fremden Lande, sicher dahinziehen, während die Ägypter sich im eigenen Hause nicht regen konnten. Weisheit Weish 27 18 4 Digni quidem illi carere luce, et pati carcerem tenebrarum, qui inclusos custodiebant filios tuos, per quos incipiebat incorruptum legis lumen sæculo dari. Jene freilich hatten es verdient, des Lichtes beraubt und in den Kerker der Finsternis eingeschlossen zu werden,⁴ weil sie deine Söhne gefangen gehalten, durch welche der Welt das unvergängliche Licht des Gesetzes⁵ gegeben werden sollte. Weisheit Weish 27 18 4 4 Die besondere Strafe der Finsternis zu erleiden. Weisheit Weish 27 18 4 5 Das Gesetz sollte ewig dauern. Vergl. [Jes 2,2, Mt 5,17]. Weisheit Weish 27 18 5 Cum cogitarent justorum occidere infantes: et uno exposito filio, et liberato, in traductionem illorum, multitudinem filiorum abstulisti, et pariter illos perdidisti in aqua valida. Da sie den Vorsatz hatten, die Kinder der Gerechten zu töten und da ein einziges Kind ausgesetzt und ihnen zur Strafe gerettet war, so entrissest du ihnen die Menge ihrer Kinder und vertilgtest sie allzumal in furchtbarem Wasser.⁶ [Ex 1,16, Ex 2,3, Ex 14,27] Weisheit Weish 27 18 5 6 Durch Tötung der israelitischen Kinder hatten sie gesündigt, durch Tötung der Erstgeburt wurden sie bestraft. [Ex 12,29ff] Im Wasser des Nil hatten sie jene ertränkt, im Wasser des Roten Meeres kommen sie selbst um. Ein gerettetes Kind aus Israel ist Ursache, dass alle Kinder Ägyptens umkommen. Weisheit Weish 27 18 6 Illa enim nox ante cognita est a patribus nostris, ut vere scientes quibus juramentis crediderunt, animæquiores essent. Jene⁷ Nacht nämlich ward unsern Vätern⁸ vorher kund, damit sie, sicher wissend, welchen Eiden sie trauten, guten Mutes wären. Weisheit Weish 27 18 6 7 Jene denkwürdige Nacht. Weisheit Weish 27 18 6 8 Den Erzvätern, Abraham, Isaak und Jakob: [Gen 15,13]. Weisheit Weish 27 18 7 Suscepta est autem a populo tuo sanitas quidem justorum, injustorum autem exterminatio. So erwartete dein Volk zugleich die Rettung der Gerechten und den Untergang der Ungerechten.⁹ Weisheit Weish 27 18 7 9 Griech.: der Feinde. Weisheit Weish 27 18 8 Sicut enim læsisti adversarios: sic et nos provocans magnificasti. Denn eben dadurch, womit du die Widersacher straftest, verherrlichtest du uns, die du zu dir beriefest.¹⁰ Weisheit Weish 27 18 8 10 In dieser Nacht wurde durch die Feier es Osterlammes und den durch die Tötung der Erstgeburt herbeigeführten Auszug der Bund schon eingeleitet, der auf Sinai seien Abschluss fand. Weisheit Weish 27 18 9 Absconse enim sacrificabant justi pueri bonorum, et justitiæ legem in concordia disposuerunt: similiter et bona et mala recepturos justos, patrum jam decantantes laudes. Denn im Verborgenen opferten¹¹ die gerechten Söhne trefflicher Väter und beschlossen einmütig,¹² das Gesetz der Gerechtigkeit¹³ zu halten, Böses wie Gutes als Gerechte anzunehmen, indem sie Lobgesänge der Väter sangen.¹⁴ Weisheit Weish 27 18 9 11 Das Paschalamm (als eine Art Friedopfer). Weisheit Weish 27 18 9 12 Bei dem Opfer. Weisheit Weish 27 18 9 13 Der gesetzlichen Gerechtigkeit, welche ihnen Moses und Aaron vorschreiben würden, der Bundesschließung am Sinai. Weisheit Weish 27 18 9 14 Solche Lobgesänge werden [2Chr 30,21.22] erwähnt. Weisheit Weish 27 0 1 5. Während die Israeliten das Rote Meer trockenen Fußes durchschritten, kamen die Ägypter in demselben um. Die Ägypter wurden von aus dem Wasser kommenden Tieren gepeinigt, den Israeliten kamen vom Meere her Vögel, ihnen zur Nahrung zu dienen. (V. 12) 6. Die Ägypter haben alles dies gelitten, weil sie unmenschlicher waren als die Sodomiter, und wurden mit derselben Blindheit geschlagen wie jene, den Israeliten aber diente (weil sie Gott dienten und solange sie es taten), alles zum Besten. Weisheit Weish 27 19 1 Impiis autem usque in novissimum sine misericordia ira supervenit. Præsciebat enim et futura illorum: Aber auf den Gottlosen lastete unerbittlicher Zorn bis ans Ende;¹ denn Er sah voraus, was sie bald tun würden,² Weisheit Weish 27 19 1 1 Nicht zeitweise, wie auf Israel. Es ist aber auch an die höchste Strafe zu denken. Weisheit Weish 27 19 1 2 Trotz seiner Abmahnungen. Weisheit Weish 27 19 10 Memores enim erant adhuc eorum, quæ in incolatu illorum facta fuerant, quemadmodum pro natione animalium eduxit terra muscas, et pro piscibus eructavit fluvius multitudinem ranarum. Denn sie gedachten noch dessen,¹² was sich im Lande ihres Aufenthaltes zugetragen hatte, wie nämlich die Erde anstatt des Geschlechtes der Tiere¹³ Fliegen hervorbrachte und der Fluss statt der Fische¹⁴ eine Menge Frösche ausspie. Weisheit Weish 27 19 10 12 Auch die Erinnerung an die Heimsuchungen, welche die Ägypter noch zur Zeit ihres Aufenthaltes getroffen, trug zur Vergrößerung ihres Jubels bei. Weisheit Weish 27 19 10 13 Vielleicht: statt der Erzeugung durch Tiere, brachte die Erde sie aus sich hervor, statt dass die im Wasser lebenden Wesen die Frösche in natürlicher Zahl zeugten, spie sie der Fluss aus. Dann setzt der Verfasser nicht allein die Herbeiführung er Mücken als wunderbar vorausgesagt voraus, sondern, worauf auch [Ex 8,17] hinzuweisen scheint, ihre wunderbare Hervorbringung. Weisheit Weish 27 19 10 14 Griech.: Wassertiere. Weisheit Weish 27 19 11 Novissime autem viderunt novam creaturam avium, cum adducti concupiscentia postulaverunt escas epulationis. Zuletzt aber sahen sie noch eine neue Gattung¹⁵ von Vögeln, als sie, von Lüsternheit getrieben, um Leckerbissen baten.¹⁶ [Ex 16,13, Num 11,31, Weish 16,2] Weisheit Weish 27 19 11 15 Wohl neu durch neue Entstehung. Weisheit Weish 27 19 11 16 Damit ist nicht ausgeschlossen, dass Gott diese Wohltat wegen des Gebetes frommer Israeliten gewährte. Vergl. [Ex 11,4]. Zum Strafgericht wurde die Wohltat durch den Missbrauch, nach Gottes ursprünglicher Absicht sollte es ihnen zum Heile dienen. [Num 11,18] Weisheit Weish 27 19 12 In allocutione enim desiderii, ascendit illis de mari ortygometra: et vexationes peccatoribus supervenerunt, non sine illis, quæ ante facta erant, argumentis per vim fulminum: juste enim patiebantur secundum suas nequitias. Denn ihre Lüsternheit zu befriedigen, stiegen Wachteln vom Meere herauf. Nun¹⁷ brachen Strafen über die Sünder herein, nicht ohne vorhergehende Zeichen von gewaltigen Blitzen,¹⁸ und sie litten mit Recht die Strafe für ihre Bosheit. Weisheit Weish 27 19 12 17 Der Verfasser kehrt zu den Ägyptern zurück. Weisheit Weish 27 19 12 18 Diese waren wohl die letzte Warnung und Mahnung zur Bekehrung. Vergl. [Ex 14,24ff] und [Ps 76,17ff]. Weisheit Weish 27 19 13 Etenim detestabiliorem inhospitalitatem instituerunt: alii quidem ignotos non recipiebant advenas, alii autem bonos hospites in servitutem redigebant. Denn sie verletzten die Gastfreundschaft¹⁹ noch weit ärger;²⁰ jene nämlich nahmen unbekannte Fremdlinge²¹ nicht auf, sie aber machten Gäste, die ihre Wohltäter waren,²² zu Sklaven. Weisheit Weish 27 19 13 19 Im weitesten Sinne. Weisheit Weish 27 19 13 20 Die Erwähnung des auf die Ägypter vom Himmel geschleuderten Feuers führt den Verfasser auf die Strafe, welche die Sodomiter ereilte. Weisheit Weish 27 19 13 21 Die Engel [Gen 19]. Weisheit Weish 27 19 13 22 Weil Joseph Ägypten gerettet hatte. Weisheit Weish 27 19 14 Et non solum hæc, sed et alius quidam respectus illorum erat: quoniam inviti recipiebant extraneos. Und nicht allein dies: für jene²³ mochte eine andere Zurechtweisung gelten,²⁴ weil sie die Fremdlinge ungern aufnahmen, Weisheit Weish 27 19 14 23 Die Sodomiter. Weisheit Weish 27 19 14 24 Man schlägt eine Verbesserung des griech. Textes vor. Und nicht nur dies, sondern wird wohl für sie eine Berücksichtigung, Milderung des Gerichtes, statthaben, da die Sodomiter feindselig die Fremden aufnahmen und schon ein so hartes Gericht erfuhren? Diese aber Weisheit Weish 27 19 15 Qui autem cum lætitia receperunt hos, qui eisdem usi erant justitiis, sævissimis afflixerunt doloribus. während diese solche mit den grausamsten Martern peinigten, welche sie mit Freuden aufgenommen²⁵ und an ihren Rechten hatten teilnehmen lassen. Weisheit Weish 27 19 15 25 [Gen 45,18ff, Gen 46,5.29ff] und wohl auch [Gen 47,7ff]. Weisheit Weish 27 19 16 Percussi sunt autem cæcitate: sicut illi in foribus justi, cum subitaneis cooperti essent tenebris, unusquisque transitum ostii sui quærebat. Sie wurden aber mit Blindheit geschlagen, wie jene an der Tür des Gerechten, als plötzliche Finsternis sie umfing, dass jeder²⁶ den Eingang zu seiner Tür suchen musste. [Gen 19,11] Weisheit Weish 27 19 16 26 Zitat aus [Gen 19,11]. Weisheit Weish 27 19 17 In se enim elementa dum convertuntur, sicut in organo qualitatis sonus immutatur, et omnia suum sonum custodiunt: unde æstimari ex ipso visu certo potest. Denn²⁷ die Elemente wurden untereinander umgestimmt, wie bei einem Saiten-Instrumente zwar die Tonart wechselt, aber alles seinen Grundton behält;²⁸ was man aus der Betrachtung des Geschehenen augenscheinlich schließen kann. Weisheit Weish 27 19 17 27 Das war nicht wunderbar, denn. Weisheit Weish 27 19 17 28 Erläuterung zu V. 6: Gottes Eingreifen stört die Schönheit und Ordnung der Welt nicht. Weisheit Weish 27 19 18 Agrestia enim in aquatica convertebantur: et quæcumque erant natantia, in terram transibant. Landtiere nämlich wurden in Wassertiere verwandelt und sonst schwimmende Tiere²⁹ kamen aufs Land. Weisheit Weish 27 19 18 29 Die Frösche. (Vergl. V. 10) Weisheit Weish 27 19 19 Ignis in aqua valebat supra suam virtutem, et aqua exstinguentis naturæ obliviscebatur. Das Feuer äußerte seine Kraft stärker noch im Wasser und das Wasser vergaß seine löschende Kraft. Weisheit Weish 27 19 2 Quoniam cum ipsi permisissent ut se educerent, et cum magna sollicitudine præmisissent illos, consequebantur illos pnitentia acti. dass sie es nämlich, wiewohl sie zugegeben,³ dass jene wegzogen, ja sie mit großem Eifer selbst dazu gedrängt hatten, gereuen werde und sie dieselben verfolgen würden. Weisheit Weish 27 19 2 3 Oder: bedacht gewesen waren. Weisheit Weish 27 19 20 Flammæ e contrario, corruptibilium animalium non vexaverunt carnes coambulantium, nec dissolvebant illam, quæ facile dissolvebatur sicut glacies, bonam escam. In omnibus enim magnificasti populum tuum Domine, et honorasti, et non despexisti, in omni tempore, et in omni loco assistens eis. Flammen hinwiederum versehrten das Fleisch der so leicht zu tötenden Tiere nicht, ob diese gleich in denselben umherwandelten,³⁰ auch ließen sie die herrliche³¹ Speise nicht schmelzen, obwohl sie leicht wie Eis zu schmelzen war. Denn in allem, o Herr! hast du dein Volk erhöht und verherrlicht und nicht gering geschätzt,³² sondern bist zu jeder Zeit und an jedem Orte sein Beistand gewesen.³³ Weisheit Weish 27 19 20 30 Siehe [Weish 16,18]. Weisheit Weish 27 19 20 31 Etymologisch bedeutet das griechische Wort ambrosisch: unsterblich, hier also wohl himmlisch. Weisheit Weish 27 19 20 32 Oder: verlassen. Weisheit Weish 27 19 20 33 Also auch jetzt wirst du uns gegen unsere Bedränger wie einst in jenen herrlichen Zeiten zu Hilfe kommen. Weisheit Weish 27 19 3 Adhuc enim inter manus habentes luctum, et deplorantes ad monumenta mortuorum, aliam sibi assumpserunt cogitationem inscientiæ: et quos rogantes projecerant, hos tamquam fugitivos persequebantur: Denn während sie noch mit der Totentrauer beschäftigt waren und an den Gräbern ihrer Toten wehklagten, gerieten sie auf einen andern Gedanken⁴ voll Torheit und verfolgten eben die als Flüchtlinge, die sie doch unter Flehen gedrängt hatten abzuziehen. [Ex 14,5] Weisheit Weish 27 19 3 4 Aus reiner Böswilligkeit. Weisheit Weish 27 19 4 Ducebat enim illos ad hunc finem digna necessitas: et horum, quæ acciderant, commemorationem amittebant, ut quæ deerant tormentis, repleret punitio: Es zog sie nämlich ein verdientes Verhängnis zu diesem Äußersten.⁵ Sie verloren die Erinnerung an das, was ihnen widerfahren war, damit,⁶ was der Züchtigung noch abging, durch die fernere Strafe ersetzt würde Weisheit Weish 27 19 4 5 Vergl. [Röm 9,17] und [Röm 9,22]. Gott hatte die Ägypter ernstlich bessern wollen, aber ihr Widerstand gegen seine Gnaden machte sie dazu unfähig. Einen positiven Einfluss übte nun Gott hierbei insofern, als er ihnen reichlichere Gnaden versagte zur Strafe für die vorhergehenden Sünden. Gottes Strafwille setzte eine menschlich freie Entschließung zum Bösen voraus. Weisheit Weish 27 19 4 6 Als ob sie dies beabsichtigten, so handelten sie. Gemeint ist übrigens nicht das Maß der Strafe, das den Ägyptern hier und dort zukam, sondern der Untergang im Roten Meere. Um diese äußerste Strafe, die sie verdient, auf dieser Welt zu erfahren, mussten sie den Israeliten nachsetzen. Weisheit Weish 27 19 5 Et populus quidem tuus mirabiliter transiret, illi autem novam mortem invenirent. und nunmehr dein Volk den wunderbaren Durchgang vollbrächte, jene aber auf eine neue Art den Tod fänden. Weisheit Weish 27 19 6 Omnis enim creatura ad suum genus ab initio refigurabatur, deserviens tuis præceptis, ut pueri tui custodirentur illæsi. Denn die ganze Schöpfung wurde in ihrem eigensten Wesen von neuem umgebildet,⁷ um deinen Geboten⁸ dienstbar zu sein, damit deine Kinder unversehrt bewahrt würden. Weisheit Weish 27 19 6 7 Alle Geschöpfe trugen durch Veränderung ihrer Natur zu den Wundern bei. Dies war eine Art Neuschaffung derselben. Weisheit Weish 27 19 6 8 Griech.: den ihr eigensten Geboten: Es entsprach ihrem Wesen als Geschöpfen durchaus, den Schöpfer auf jedes Wort zu gehorchen. Weisheit Weish 27 19 7 Nam nubes castra eorum obumbrabat, et ex aqua, quæ ante erat, terra arida apparuit, et in mari rubro via sine impedimento, et campus germinans de profundo nimio: Eine Wolke nämlich⁹ überschattete¹⁰ ihr Lager und, wo zuvor Wasser war, erschien trockenes Land und im Roten Meer ein Weg ohne Hindernis und der tiefe Abgrund ward zum grünenden Felde. Weisheit Weish 27 19 7 9 Vier Beispiele für die Neuschaffung der Elemente. Weisheit Weish 27 19 7 10 Die Wolke stellte sich beim Durchzug durch das Rote Meer hinter den Heereszug der Israeliten und verbreitete über die Ägypter Dunkel, während sie Israel leuchtete. [Ex 14,19] Die Ägypter also wurden überschattet. Weisheit Weish 27 19 8 Per quem omnis natio transivit, quæ tegebatur tua manu, videntes tua mirabilia et monstra. Dort zog das ganze Volk, beschirmt durch deine Hand, hindurch, deine Wunder und Zeichen schauend. Weisheit Weish 27 19 9 Tamquam enim equi depaverunt escam, et tamquam agni exsultaverunt, magnificantes te Domine, qui liberasti illos. Sie gingen wie Rosse auf der Weide und hüpften wie die Lämmer und lobten dich, Herr! der sie errettet.¹¹ Weisheit Weish 27 19 9 11 Nach dem Durchzuge. Sirach Sir 28 0 1 Einleitung. (Kap. 1) 1. Ursprung und Erhabenheit der Weisheit. (V. 10) 2. Die Weisheit wird durch Frömmigkeit erworben. (V. 25) 3. Was ist zu tun, was zu meiden? Sirach Sir 28 1 1 OMNIS sapientia a Domino Deo est, et cum illo fuit semper, et est ante ævum. Alle Weisheit¹ kommt von dem Herrn, von Gott;² bei ihm war sie allezeit und ist von Ewigkeit her.³ Sirach Sir 28 1 1 1 Alle wahre Weisheit, jeder Akt und jedes Objekt derselben. Das Wort Weisheit ist hier in allgemeiner Bedeutung zu verstehen: einmal als unerschaffene Weisheit, die eine ewige Eigenschaft der drei göttlichen Personen und in dem Sohne Gottes selbst personifiziert ist; dann als erschaffene Weisheit, welche Gott den vernünftigen Wesen mitteilt. Ebenso ist im weiteren Sinne das Wort Weisheit auch in den Sprüchen Salomons und in dem Buche der Weisheit gefasst. Daher erklärt sich, warum einiges von dem Folgenden nur auf die unerschaffene, einiges nur auf die erschaffene Weisheit, manches auf beide bezogen werden kann. Sirach Sir 28 1 1 2 V. 1, 4, 5 handeln vom Ursprung der Weisheit, V. 2, 3, 6, 7 von ihrer Erhabenheit. Im Griech. fehlt V. 3, 5, 7 der Vulgata. Sirach Sir 28 1 1 3 In den göttlichen Ideen. Griech.: ist sie auf ewig. Sirach Sir 28 1 10 Et effudit illam super omnia opera sua, et super omnem carnem secundum datum suum, et præbuit illam diligentibus se. und er hat sie auf alle seine Werke und über alles Fleisch ausgegossen,¹⁵ so wie er sie mitteilen wollte, und hat sie denen dargeboten, die ihn liebten.¹⁶ Sirach Sir 28 1 10 15 Bei der Schöpfung, indem er alles seinen Zielen entsprechend schuf und ordnete. Sirach Sir 28 1 10 16 Syr.: Er hat sie offenbart und gesehen und verteilt über alle seine Werke. Einem jeden Fleisch hat er sie nach seinem Willen gegeben und reichlich ausgeschüttet über alle, die ihn fürchten (seine Verehrer). Sirach Sir 28 1 11 Timor Domini gloria, et gloriatio, et lætitia, et corona exsultationis. Die Furcht des Herrn ist Ehre¹⁷ und Ruhm¹⁸ und Wonne und eine Freudenkrone;¹⁹ Sirach Sir 28 1 11 17 Wahre Frömmigkeit ist Ehre, sofern sie solche verschafft und vor Gott zur Ehre gerechnet wird. Sirach Sir 28 1 11 18 Grund zum Ruhm, als wahres Gut des Menschen. Sirach Sir 28 1 11 19 Bringt wahre Freude, Trost und Frieden, und dies im höchsten Grade. Sirach Sir 28 1 12 Timor Domini delectabit cor, et dabit lætitiam, et gaudium, et longitudinem dierum. die Furcht des Herrn erfreut das Herz und gibt Frohsinn und Wonne und langes Leben.²⁰ Sirach Sir 28 1 12 20 Der Verheißung [Ex 20,12; Dtn 5,16; Ps 20,5; Ps 22,6; Ps 54,24; Ps 90,16, Spr 3,2.16] u.a. entsprechend. Sirach Sir 28 1 13 Timenti Dominum bene erit in extremis, et in die defunctionis suæ benedicetur. Wer den Herrn fürchtet, dem wird es am Ende wohl gehen und am Tage seines Hinscheidens wird er gesegnet sein.²¹ Sirach Sir 28 1 13 21 Vergl. [Ps 37,37]. Sirach Sir 28 1 14 Dilectio Dei honorabilis sapientia. Die Liebe zu Gott ist die ehrenwürdige Weisheit.²² Sirach Sir 28 1 14 22 Die Liebe ist ein höherer Grad der Weisheit als die Frömmigkeit oder Furcht. Wem die Weisheit erschienen, dem verleiht sie die Liebe, welche nach der Erkenntnis der Großtaten Gottes strebt. (Griech.) Sirach Sir 28 1 15 Quibus autem apparuerit in visu, diligunt eam in visione, et in agnitione magnalium suorum. Wem sie sich zeigt, der liebt sie, wenn er sie sieht und ihre großen Werke betrachtet.²³ Sirach Sir 28 1 15 23 Wer die Erkenntnis und Weisheit irgendwie besitzt, liebt sie in ihrer erhabenen Schönheit, sie im Herzen erwägend und ihre erhabenen Werke bewundernd. V. 14, 15 fehlten in den besten griech. Kodizes, mit recht, da sie den Fortgang der Darlegung unterbrechen. Sirach Sir 28 1 16 Initium sapientiæ, timor Domini, et cum fidelibus in vulva concreatus est, cum electis feminis graditur, et cum justis et fidelibus agnoscitur. Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Weisheit.²⁴ Mit den Getreuen wird sie im Mutterleibe erschaffen,²⁵ sie wandelt mit den auserwählten Frauen und zeigt sich an den Gerechten und Getreuen.²⁶ [Ps 110,10, Spr 1,7, Spr 9,10] Sirach Sir 28 1 16 24 Wer die Weisheit erlangen will, muss mit der Furcht beginnen. Sirach Sir 28 1 16 25 Sie ist den Getreuen so eigen, dass sie gleichsam mit ihnen erschaffen erscheint. Sirach Sir 28 1 16 26 Griech.: Sie ward im Mutterleibe geschaffen mit den Frommen. Sirach Sir 28 1 17 Timor Domini, scientiæ religiositas. Die Furcht des Herrn ist gottselige Erkenntnis.²⁷ Sirach Sir 28 1 17 27 Die Furcht des Herrn ist eine Verehrung Gottes, deren Ursprung in seiner Erkenntnis und Schätzung ist. Sirach Sir 28 1 18 Religiositas custodiet et justificabit cor, jucunditatem atque gaudium dabit. Die Gottseligkeit behütet das Herz und macht es gerecht, gibt Wonne und Freude.²⁸ Sirach Sir 28 1 18 28 Dasselbe wie V. 12. Inwiefern erfreut die Furcht Gottes das Herz? Sirach Sir 28 1 19 Timenti Dominum bene erit, et in diebus consummationis illius benedicetur. Dem, der den Herrn fürchtet, wird es wohl gehen und er wird am Tage seiner Vollendung gesegnet sein.²⁹ Sirach Sir 28 1 19 29 Wiederholung des V. 13. Vers 17-19 finden sich nur im Lateinischen und sind lediglich Wiederholung. Sirach Sir 28 1 2 Arenam maris, et pluviæ guttas, et dies sæculi quis dinumeravit? Altitudinem cli, et latitudinem terræ, et profundum abyssi quis dimensus est? Den Sand des Meeres, die Tropfen des Regens und die Tage der Ewigkeit, wer hat sie gezählt? Wer hat die Höhe des Himmels, die Breite der Erde und die Tiefe des Meeres ermessen? Sirach Sir 28 1 20 Plenitudo sapientiæ est timere Deum, et plenitudo a fructibus illius. Der Weisheit Fülle ist Gott fürchten und Fülle kommt von ihren Früchten.³⁰ Sirach Sir 28 1 20 30 V. 120 schließt an V. 16 an. Sirach Sir 28 1 21 Omnem domum illius implebit a generationibus, et receptacula a thesauris illius. Ihr ganzes Herz füllt sie mit ihrem Ertrage und die Vorratskammern mit ihren Schätzen.³¹ Sirach Sir 28 1 21 31 Eine Gott fürchtende Seele ist ein Haus, das die Weisheit bewohnt und mit ihren Schätzen ausstattet. Sirach Sir 28 1 22 Corona sapientiæ, timor Domini, replens pacem, et salutis fructum: Die Krone der Weisheit ist die Furcht des Herrn, in Fülle gibt sie Frieden und Frucht des Heiles.³² Sirach Sir 28 1 22 32 Der höchste Schmuck des Menschen ist die Weisheit, diese aber bietet die Furcht Gottes. Dieser Schmuck bringt Frieden und die beste Gesundheit, geistiges und leibliches Wohl. Im Alten Testamente werden zeitliche Güter für die Beobachtung der Gebote Gottes verheißen. Sirach Sir 28 1 23 Et vidit, et dinumeravit eam: utraque autem sunt dona Dei. Er sah die Weisheit und zählte sie, beide³³ aber sind Gaben Gottes. Sirach Sir 28 1 23 33 Friede und Gesundheit. Vers 23b fehlt im Griech. Sirach Sir 28 1 24 Scientiam, et intellectum prudentiæ sapientia compartietur: et gloriam tenentium se, exaltat. Die Weisheit³⁴ teilt Wissenschaft und kluge Erkenntnis mit und erhöht den Ruhm derjenigen, die an ihr festhalten. Sirach Sir 28 1 24 34 Wie in V. 21 wird die Weisheit als Person gefasst, welche ihren Jüngern, denen, die Gott fürchten, ihre Gaben mitteilt. Sirach Sir 28 1 25 Radix sapientiæ est timere Dominum: et rami illius longævi. Der Weisheit Wurzel³⁵ ist es, den Herrn zu fürchten und ihre Zweige sind langes Leben. Sirach Sir 28 1 25 35 Aus dieser wächst sie empor und wird aus ihr genährt. Sirach Sir 28 1 26 In thesauris sapientiæ intellectus, et scientiæ religiositas: execratio autem peccatoribus sapientia. In den Schatzkammern der Weisheit ist Erkenntnis und gottselige Wissenschaft, aber den Sündern ist die Weisheit ein Greuel.³⁶ Sirach Sir 28 1 26 36 Weil er durch die Sünde ein Gegner Gottes ist. Sirach Sir 28 1 27 Timor Domini expellit peccatum: Die Furcht des Herrn verscheucht die Sünde, Sirach Sir 28 1 28 Nam qui sine timore est, non poterit justificari: iracundia enim animositatis illius, subversio illius est. denn wer keine Furcht hat, kann nicht gerechtfertigt werden; sein Zornmut stürzt ihn ins Verderben. Sirach Sir 28 1 29 Usque in tempus sustinebit patiens, et postea redditio jucunditatis. Bis zu seiner Zeit leidet der Geduldige, nachmals aber wird es ihm mit Freuden vergolten. Sirach Sir 28 1 3 Sapientiam Dei præcedentem omnia quis investigavit? Wer hat die Weisheit Gottes, die allen Dingen voranging, ergründet?⁴ Sirach Sir 28 1 3 4 Vers 3 fehlt im Griech. und mit Recht, da der Verfasser jeden Satz in zwei Stichen auszudrücken pflegt und V. 3 zudem nichts Neues enthält. In sechs Vergleichen wird angegeben, dass der sterbliche Mensch niemals alle Weisheit in ihrem Umfange und ihrer Erhabenheit erfassen kann, denn die Zahl ihrer Werke ist wie der Sand des Meeres. Sirach Sir 28 1 30 Bonus sensus usque in tempus abscondet verba illius, et labia multorum enarrabunt sensum illius. Rechte Einsicht³⁷ hält ihr Wort bis zur rechten Zeit zurück,³⁸ alsdann verkünden viele Lippen die Klugheit derselben. Sirach Sir 28 1 30 37 Zusatz der Vulgata. Subjekt ist vielmehr derselbe Geduldige wie V. 29. Sirach Sir 28 1 30 38 Ohne in Zorn auszubrechen oder sich zu rühmen. Sirach Sir 28 1 31 In thesauris sapientiæ significatio disciplinæ: In den Schatzkammern der Weisheit ist Anweisung zur Zucht, Sirach Sir 28 1 32 Exsecratio autem peccatori, cultura Dei. dem Sünder aber ist die Verehrung Gottes ein Greuel. Sirach Sir 28 1 33 Fili concupiscens sapientiam, conserva justitiam, et Deus præbebit illam tibi. Sohn, verlangst du nach Weisheit, so wahre die Gerechtigkeit, und Gott wird sie dir verleihen. Sirach Sir 28 1 34 Sapientia enim et disciplina timor Domini: et quod beneplacitum est illi, Denn die Furcht des Herrn ist Weisheit und Zucht, und was ihm wohlgefällig ist, Sirach Sir 28 1 35 Fides, et mansuetudo, et adimplebit thesauros illius. ist Treue und Sanftmut;³⁹ einen solchen überhäuft er mit Schätzen. Sirach Sir 28 1 35 39 In der er sich Gott unterwirft und dem Nächsten gütig begegnet. Sirach Sir 28 1 36 Ne sis incredibilis timori Domini: et ne accesseris ad illum duplici corde. Sei der Furcht des Herrn⁴⁰ nicht unfolgsam und nahe ihr nicht mit geteiltem Herzen.⁴¹ Sirach Sir 28 1 36 40 Dem, was die Furcht des Herrn von dir fordert. - Sirach Sir 28 1 36 41 Von V. 36 an werden die Hindernisse der Weisheit dargestellt. Sirach Sir 28 1 37 Ne fueris hypocrita in conspectu hominum, et non scandalizeris in labiis tuis. Heuchle nicht vor Menschen und komme nicht zu Falle mit deinen Lippen. Sirach Sir 28 1 38 Attende in illis, ne forte cadas, et adducas animæ tuæ inhonorationem, Habe acht auf dieselben, dass du nicht fallest und Schande über deine Seele bringest Sirach Sir 28 1 39 Et revelet Deus absconsa tua, et in medio synagogæ elidat te: und Gott das, was du verbirgst, enthülle und dich inmitten der Gemeinde zu Falle bringe, Sirach Sir 28 1 4 Prior omnium creata est sapientia, et intellectus prudentiæ ab ævo. Vor allen Dingen ist die Weisheit erschaffen⁵ und weise Einsicht von Ewigkeit her. Sirach Sir 28 1 4 5 Früher als das Werk ist der Gedanke des Werkmeisters von demselben (vergl. [Spr 8,22]: Gott schuf mich im Anfange seiner Wege) als Vorbild, Ursache und Mittel. Sirach Sir 28 1 40 Quoniam accessisti maligne ad Dominum, et cor tuum plenum est dolo et fallacia. weil du dich dem Herrn heuchlerisch genaht und dein Herz voll Trug und Falschheit war. Sirach Sir 28 1 5 Fons sapientiæ verbum Dei in excelsis, et ingressus illius mandata æterna. Die Quelle der Weisheit ist Gottes Wort⁶ in der Höhe⁷ und ihre Wege⁸ sind die ewigen Gebote.⁹ Sirach Sir 28 1 5 6 Gottes Vorstellung selbst. Sirach Sir 28 1 5 7 Und diese Quelle sendet auch uns ein Bächlein zu. Sirach Sir 28 1 5 8 Gleichsam Kanäle. Sirach Sir 28 1 5 9 Die von Ewigkeit her in Gottes Weisheit und Willen bestehenden Gesetze, welche er in der Zeit in die Herzen einschrieb und durch die Stimme der Natur oder durch seine Offenbarung in seinem Gesandten kundtat. Sirach Sir 28 1 6 Radix sapientiæ cui revelata est, et astutias illius quis agnovit? Wem ist der Ursprung der Weisheit enthüllt und wer hat ihre tiefen Pläne erkannt?¹⁰ Sirach Sir 28 1 6 10 Die Quelle der Weisheit ist Gott, den niemand zu ergründen oder zu umfassen vermag. Sirach Sir 28 1 7 Disciplina sapientiæ cui revelata est, et manifestata? Et multiplicationem ingressus illius quis intellexit? Wem ward der Weisheit Lehre kundgetan und offenbart? Und wer hat ihre vielfältigen Wege erkannt? Sirach Sir 28 1 8 Unus est altissimus Creator omnipotens, et Rex potens, et metuendus nimis, sedens super thronum illius et dominans Deus. Einer ist der Allerhöchste,¹¹ der allmächtige Schöpfer,¹² der mächtige und überaus furchtbare König, der auf seinem Throne sitzt und der der Herr ist, Gott. Sirach Sir 28 1 8 11 Vers 8-10 sind im latein. Texte ausführlicher als im griechischen. Sirach Sir 28 1 8 12 Der alle Weisheit besitzt, ja die Weisheit selbst ist. Vers 8 ist Antwort auf Vers 6. Syr.: Einer ist er und schrecklich, er alleinige Gott, der Macht hat über alle Schätze. Sirach Sir 28 1 9 Ipse creavit illam in Spiritu Sancto, et vidit, et dinumeravit, et mensus est. Er hat sie durch den Heiligen Geist¹³ erschaffen und gesehen und abgezählt und ausgemessen¹⁴ Sirach Sir 28 1 9 13 Glosse des latein. Textes: Gott schuf alles aus Liebe, diese seinen Geschöpfen mitteilend. Sirach Sir 28 1 9 14 Antwort auf V. 2, 6, 7. Er kennt alle Gründe und Maße der Weisheit von Ewigkeit her. Vergl. [Weish 11,21]. Sirach Sir 28 0 1 1. Weisungen über die Übung der Weisheit. (Kap. 2,1 Kap. 43,37) Mahnungen für die Zeit der Versuchung. (V. 6) Mahnung zum Gottvertrauen. (V. 13) Verschiedenes Schicksal der auf bösen Wegen Wandelnden und der Gottvertrauenden. Sirach Sir 28 2 1 Fili accedens ad servitutem Dei, sta in justitia, et timore, et præpara animam tuam ad tentationem. Sohn,¹ willst du dich dem Dienste Gottes ergeben,² so stehe fest in Gerechtigkeit und Furcht³ und mache dich auf Anfechtung gefasst.⁴ [Mt 4,1.2, 2Tim 3,13] Sirach Sir 28 2 1 1 Nur in der Vulgata war diese Anrede bereits [Sir 1,33] gebraucht; hier kommt sie zum ersten Male im Griech. vor. Hiernach ist [Sir 1] eine Art Einleitung, eine Mahnung, auf die folgenden Weisungen zu hören. Sirach Sir 28 2 1 2 Das erste, was der, welcher sich Gottes Dienste weiht, empfindet, ist eine gewisse Schwierigkeit, die aus verschiedenen Gründen hervorgeht. Sirach Sir 28 2 1 3 Das zweite Substantiv ist Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 2 1 4 Gott dienen ist seine Gebote beobachten, hiergegen aber lehnen sich die Begierden und Leidenschaften auf, mit denen Gottes Getreue kämpfen sollen. Sirach Sir 28 2 10 Qui timetis Dominum diligite illum: et illuminabuntur corda vestra. Ihr, die ihr den Herrn fürchtet, liebet ihn, so werden eure Herzen erleuchtet werden.¹⁴ Sirach Sir 28 2 10 14 Dieser Vers fehlt im Griech, und ist von jemanden beigefügt, damit die dritte göttliche Tugend nicht ungenannt blieb. Erst in V. 18 ist von der Liebe die Rede. Es folgen nunmehr die Gründe, warum auf Gott alle Hoffnung zu setzen ist. Sirach Sir 28 2 11 Respicite filii nationes hominum: et scitote quia nullus speravit in Domino, et confusus est. Schauet, Kinder, auf alle Geschlechter der Menschen hin und wisset, dass noch keiner, der auf den Herrn vertraute, zuschanden ward. Sirach Sir 28 2 12 Quis enim permansit in mandatis ejus, et derelictus est? aut quis invocavit eum, et despexit illum? Denn wer blieb seinen Geboten treu und wäre von ihm verlassen worden? Oder wer hat ihn angerufen und wäre von ihm missachtet worden? [Ps 30,1] Sirach Sir 28 2 13 Quoniam pius et misericors est Deus, et remittet in die tribulationis peccata: et protector est omnibus exquirentibus se in veritate. Gütig und barmherzig ist ja Gott und vergibt die Sünden am Tage der Bedrängnis und ist der Schützer aller, die ihn in Wahrheit suchen.¹⁵ Sirach Sir 28 2 13 15 Grund, warum man sicher hoffen darf. Sirach Sir 28 2 14 Væ duplici corde, et labiis scelestis, et manibus malefacientibus, et peccatori terram ingredienti duabus viis. Wehe dem, der geteilten Herzens ist,¹⁶ dessen Lippen lasterhaft und dessen Hände Böses tun, sowie dem Sünder, der auf geteiltem Wege wandelt!¹⁷ [1Kön 18,21] Sirach Sir 28 2 14 16 Griech. Syr.: denen, die furchtsam sind, die nicht auf Gott vertrauen und sich deshalb durch Schwierigkeiten leicht vom rechten Wege abschrecken lassen. Dasselbe ist in der Vulg. Ein geteiltes Herz: die Gott nicht mit ganzem Herzen anhängen. Sirach Sir 28 2 14 17 Bald auf Gott vertrauend, bald ihm misstrauend. Sirach Sir 28 2 15 Væ dissolutis corde, qui non credunt Deo: et ideo non protegentur ab eo. Wehe den verzagten¹⁸ Herzen, die auf Gott nicht vertrauen und darum auch nicht von ihm beschirmt werden! Sirach Sir 28 2 15 18 Menschen, die Gott nicht fest anhängen. Sirach Sir 28 2 16 Væ his, qui perdiderunt sustinentiam, et qui dereliquerunt vias rectas, et diverterunt in vias pravas. Wehe denen, welche die Geduld verlieren und¹⁹ welche die rechten Wege verlassen und auf böse Wege abbeugen! Sirach Sir 28 2 16 19 Zur Erklärung beigefügter Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 2 17 Et quid facient, cum inspicere cperit Dominus? Was werden sie tun, wenn der Herr zu untersuchen²⁰ beginnt? Sirach Sir 28 2 17 20 Und zu richten. Sirach Sir 28 2 18 Qui timent Dominum, non erunt incredibiles verbo illius: qui diligunt illum, conservabunt viam illius. Die den Herrn fürchten, sind seinen Worten nicht ungehorsam; und die ihn lieben, halten seine Wege inne. [Joh 14,23] Sirach Sir 28 2 19 Qui timent Dominum, inquirent quæ beneplacita sunt ei: et qui diligunt eum, replebuntur lege ipsius. Die den Herrn fürchten, streben dem nach, was ihm wohlgefällig ist; und die ihn lieben, werden von seinem Gesetze erfüllt.²¹ Sirach Sir 28 2 19 21 Erfüllen sein Gesetz voll und ganz. Sirach Sir 28 2 2 Deprime cor tuum, et sustine: inclina aurem tuam, et suscipe verba intellectus: et ne festines in tempore obductionis. Sei von Herzen demütig⁵ und standhaft, neige dein Ohr und nimm die Worte der Erkenntnis an⁶ und übereile dich nicht⁷ zur Zeit der Trübsal. Sirach Sir 28 2 2 5 Sinn des Griech.: Richte dein Herz (mache es recht) und harre aus. Vulg.: unterwirf dich Gott in Demut. Sirach Sir 28 2 2 6 Worte über die Nützlichkeit des Leidens und Gottes gnädige Ratschlüsse. Dieser Teil fehlt im Griech. Sirach Sir 28 2 2 7 In Ungeduld. Sirach Sir 28 2 20 Qui timent Dominum, præparabunt corda sua, et in conspectu illius sanctificabunt animas suas. Die den Herrn fürchten, halten ihre Herzen bereit²² und heiligen ihre Seelen vor seinem Angesichte.²³ Sirach Sir 28 2 20 22 Gott zu dienen und Trübsale standhaft zu ertragen. Sirach Sir 28 2 20 23 Indem sie Gott als gegenwärtig verehrend, in Demut alles annehmen, was er ihnen zusendet. Vergleiche Jobs Beispiel [Ijob 1,21]. Sirach Sir 28 2 21 Qui timent Dominum, custodiunt mandata illius, et patientiam habebunt usque ad inspectionem illius, Die den Herrn fürchten, beobachten seine Gebote und haben Geduld bis zu seiner Besuchung,²⁴ Sirach Sir 28 2 21 24 Bis er wieder auf sie schaut und sie tröstet. Sirach Sir 28 2 22 Dicentes: Si pnitentiam non egerimus, incidemus in manus Domini, et non in manus hominum. indem sie sprechen: Wenn wir nicht Buße tun, werden wir in die Hände des Herrn fallen und nicht in die Hände der Menschen. Sirach Sir 28 2 23 Secundum enim magnitudinem ipsius, sic et misericordia illius cum ipso est. Wie seine Größe, so ist auch sein Erbarmen.²⁵ Sirach Sir 28 2 23 25 Der Vordersatz: Wenn wir fehlt im Griech. So groß Gottes furchtbare Majestät ist, ebenso groß ist seine Barmherzigkeit, welche Hoffnung weckt. So ist es also besser, Gott unterworfen zu sein als den Menschen. Sirach Sir 28 2 3 Sustine sustentationes Dei: conjungere Deo, et sustine, ut crescat in novissimo vita tua. Trage, was Gott dir auferlegt;⁸ bleibe mit Gott vereint und harre aus, damit dein Leben zuletzt noch zunehme.⁹ Sirach Sir 28 2 3 8 Harre auf Gottes Hilfe. Sirach Sir 28 2 3 9 In Glück und Frieden. Vergl. [Ps 90,16]. Sirach Sir 28 2 4 Omne, quod tibi applicitum fuerit, accipe: et in dolore sustine, et in humilitate tua patientiam habe: Alles, was über dich verhängt wird, nimm an;¹⁰ harre aus im Schmerze und habe Geduld bei deiner Demütigung;¹¹ Sirach Sir 28 2 4 10 In der V. 3b ausgesprochenen Hoffnung. Sirach Sir 28 2 4 11 In deiner Heimsuchung. Sirach Sir 28 2 5 Quoniam in igne probatur aurum et argentum, homines vero receptibiles in camino humiliationis. denn Gold und Silber wird durch Feuer bewährt, die aber Gott angenehm sind, im Feuerofen der Demütigung.¹² [Weish 3,6] Sirach Sir 28 2 5 12 Wie das Gold durch das Feuer sich als echt bewährt, so zeigen die Trübsale, was jemand ist, ob seine Tugend standhaft oder nur Schein ist. Sirach Sir 28 2 6 Crede Deo, et recuperabit te: et dirige viam tuam, et spera in illum. Serva timorem illius, et in illo veterasce. Vertraue auf Gott, so wird er sich deiner annehmen; gehe den rechten Weg und hoffe auf ihn; halte fest an seiner Furcht und werde in ihr alt.¹³ Sirach Sir 28 2 6 13 Das letzte Glied fehlt im Griech. Sirach Sir 28 2 7 Metuentes Dominum sustinete misericordiam ejus: et non deflectatis ab illo ne cadatis. Ihr, die ihr den Herrn fürchtet, harret auf sein Erbarmen und weichet nicht von ihm, dass ihr nicht zu Falle kommet. Sirach Sir 28 2 8 Qui timetis Dominum, credite illi: et non evacuabitur merces vestra. Ihr, die ihr den Herrn fürchtet, vertrauet auf ihn, so wird euer Lohn nicht verloren gehen. Sirach Sir 28 2 9 Qui timetis Dominum, sperate in illum: et in oblectationem veniet vobis misericordia. Ihr, die ihr den Herrn fürchtet, hoffet auf ihn, so wird euch sein Erbarmen Freude bringen. Sirach Sir 28 0 1 Erstes Gebot, das auf die Menschen Bezug hat, die Pflichten gegen die Eltern: A. Was zu tun ist. (V. 2-11) B. Was zu meiden ist. (V. 18) Vorschriften über die Bescheidenheit. (V. 26) Das harte Herz und das weiche Herz. Sirach Sir 28 3 1 Filii sapientiæ, ecclesia justorum: et natio illorum, obedientia et dilectio. Söhne der Weisheit¹ sind die Gemeinde der Gerechten und ihr Geschlecht ist Gehorsam und Liebe.² Sirach Sir 28 3 1 1 Fehlt im Syr. und Griech. Nach den Geboten, welche sich auf Gott beziehen, folgt das erste, das auf die Menschen Bezug hat. - Söhne der Weisheit: diejenigen, welche von der Weisheit recht belehrt werden und sie hochschätzen. Sirach Sir 28 3 1 2 Diese Tugenden sind ihnen gänzlich eigen. Sirach Sir 28 3 10 Ut superveniat tibi benedictio ab eo, et benedictio illius in novissimo maneat. damit sein Segen über dich komme und sein Segen bis ans Ende währe.¹³ Sirach Sir 28 3 10 13 Die zweite Hälfte ist nur in der Vulgata. Sirach Sir 28 3 11 Benedictio patris firmat domos filiorum: maledictio autem matris eradicat fundamenta. Des Vaters Segen festigt die Häuser¹⁴ der Kinder, der Fluch der Mutter aber zerstört sie von Grund aus. [Gen 27,27, Gen 49,2ff] Sirach Sir 28 3 11 14 Besitz und Familie. Sirach Sir 28 3 12 Ne glorieris in contumelia patris tui: non enim est tibi gloria, ejus confusio: Erfreue dich nicht über die Schmach deines Vaters, denn seine Schande bringt dir keine Ehre, Sirach Sir 28 3 13 Gloria enim hominis ex honore patris sui, et dedecus filii pater sine honore. weil eines Menschen Ruhm auf der Ehre seines Vaters beruht und ein ehrloser Vater dem Sohne eine Schande ist.¹⁵ Sirach Sir 28 3 13 15 Hebr. Syr.: Schwere Schuld aber ist es, die Mutter zu verachten. Sirach Sir 28 3 14 Fili suscipe senectam patris tui, et non contristes eum in vita illius: Sohn, nimm dich deines Vaters im Alter¹⁶ an und betrübe ihn nicht, so lange er lebt;¹⁷ Sirach Sir 28 3 14 16 Im Alter fehlt im Hebr. Sirach Sir 28 3 14 17 Indem du ihm widerwillig hilfst. Sirach Sir 28 3 15 Et si defecerit sensu, veniam da, et ne spernas eum in virtute tua: eleemosyna enim patris non erit in oblivione. und wenn es ihm an Einsicht fehlt,¹⁸ so halte es ihm zugute und verachte ihn nicht in deiner Kraftfülle; denn eine Wohltat, die du deinem Vater erzeigst, wird nimmermehr in Vergessenheit geraten.¹⁹ Sirach Sir 28 3 15 18 In weit vorgerücktem Greisenalter. Vergl. [Spr 23,22]. Sirach Sir 28 3 15 19 Bei Gott. Sirach Sir 28 3 16 Nam pro peccato matris restituetur tibi bonum, Das Böse, das du von der Mutter leidest,²⁰ wird dir mit Gutem vergolten werden Sirach Sir 28 3 16 20 Geduldig leidest. Der Zusatz: von der Mutter findet sich nur in der Vulgata. Statt der Strafen, welche du für deine Sünden verdient hast, wird dir Gott alles Böse zum Guten wenden, Habe und Kinder zurückgebend. Sirach Sir 28 3 17 Et in justitia ædificabitur tibi, et in die tribulationis commemorabitur tui: et sicut in sereno glacies solventur peccata tua. und Gerechtigkeit wird der Grundstein deines Gebäudes sein; am Tage der Drangsal wird deiner gedacht werden und wie das Eis bei Sonnenschein, so werden deine Sünden vergehen.²¹ Sirach Sir 28 3 17 21 Dir die Strafen für dieselben geschenkt werden. Sirach Sir 28 3 18 Quam malæ famæ est, qui derelinquit patrem: et est maledictus a Deo, qui exasperat matrem. Welch bösen Namen macht sich der,²² welcher seinen Vater im Stiche lässt, und verflucht ist von Gott,²³ wer seine Mutter erzürnt.²⁴ Sirach Sir 28 3 18 22 Strafandrohungen. Sirach Sir 28 3 18 23 Griech.: und wie der, der Gott flucht. Sirach Sir 28 3 18 24 Ihre Fehler nicht tragend oder ihr in der Not nicht beistehend. Sirach Sir 28 3 19 Fili in mansuetudine opera tua perfice, et super hominum gloriam diligeris. Sohn! vollbringe deine Geschäfte mit Sanftmut,²⁵ so wirst du nicht nur von den Menschen geehrt, sondern noch mehr geliebt werden.²⁶ Sirach Sir 28 3 19 25 Hebr. Syr.: Auch wenn du reich bist, wandle in Sanftmut. Sirach Sir 28 3 19 26 Hebr.: so wirst du mehr geehrt werden als einer, der Geschenke gibt. Vulg.: Die Sanftmut wird dir größere Liebe verschaffen als die Ehre ist, deren du dich bei den Menschen erfreust. Sirach Sir 28 3 2 Judicium patris audite filii, et sic facite ut salvi sitis. Kinder, höret auf den Ausspruch³ eures Vaters und handelt so, dass es euch wohl gehe. Sirach Sir 28 3 2 3 Das, was er seinem Rechte gemäß fordern kann. Sirach Sir 28 3 20 Quanto magnus es, humilia te in omnibus, et coram Deo invenies gratiam: Je größer du bist, desto mehr demütige dich in allem, so wirst du bei Gott Gnade finden;²⁷ [Phil 2,3] Sirach Sir 28 3 20 27 Gott allein ist wahrhaft groß, und nur wer sich ihm demütig unterwirft, bringt ihm die gebührende Ehre da. Sirach Sir 28 3 21 Quoniam magna potentia Dei solius, et ab humilibus honoratur. denn Gottes Macht ist allein groß und wird verherrlicht von den Demütigen.²⁸ Sirach Sir 28 3 21 28 Die sich ihm unterwerfen. Sirach Sir 28 3 22 Altiora te ne quæsieris, et fortiora te ne scrutatus fueris: sed quæ præcepit tibi Deus, illa cogita semper, et in pluribus operibus ejus ne fueris curiosus. Trachte nicht nach dem, was zu hoch für dich ist, und suche nicht zu ergründen, was über deine Kräfte geht;²⁹ sondern was dir Gott geboten, darauf sei allezeit bedacht und bei seinen vielfältigen Werken sei nicht vorwitzig.³⁰ [Spr 25,27] Sirach Sir 28 3 22 29 Vergl. [Röm 12,3]. Sirach Sir 28 3 22 30 Und bei Zusatz der Vulgata. Lass unnütze Bemühungen. Sirach Sir 28 3 23 Non est enim tibi necessarium ea, quæ abscondita sunt, videre oculis tuis. Denn du hast nicht nötig, mit deinen Augen zu schauen, was verborgen ist. Sirach Sir 28 3 24 In supervacuis rebus noli scrutari multipliciter, et in pluribus operibus ejus non eris curiosus. Über unnütze Dinge forsche nicht viel nach und sei nicht vorwitzig über seine vielfältigen Werke.³¹ Sirach Sir 28 3 24 31 Griech.: Bei dem Überflusse dessen, was du zu tun hast (da du vielfältige Beschäftigung hast), mische dich nicht neugierig in andere Sachen; denn dir ist (ohnedies) mehr gezeigt als der menschliche Verstand erfassen kann (und du üben könntest). Sirach Sir 28 3 25 Plurima enim super sensum hominum ostensa sunt tibi. Denn sehr vieles ist dir kundgetan worden, was des Menschen Einsicht übersteigt. Sirach Sir 28 3 26 Multos quoque supplantavit suspicio illorum, et in vanitate detinuit sensus illorum. Viele schon hat ihr Dünkel zu Falle gebracht und in Eitelkeit ihren Sinn gefangen gehalten.³² Sirach Sir 28 3 26 32 Griech.: Böser Dünkel hat ihre Gedanken zu Falle gebracht. Sirach Sir 28 3 27 Cor durum habebit male in novissimo: et qui amat periculum, in illo peribit. Einem harten³³ Herzen wird es zuletzt übel ergehen, und wer Gefahr liebt,³⁴ wird in ihr umkommen. Sirach Sir 28 3 27 33 Stolzen, unbeugsamen. Sirach Sir 28 3 27 34 Sicher solcher gern aussetzt. Hebr.: Wer Gutes liebt, wandelt in demselben. Sirach Sir 28 3 28 Cor ingrediens duas vias, non habebit successus, et pravus corde in illis scandalizabitur. Einem Herzen, das auf zweierlei Wegen wandelt,³⁵ wird nichts gelingen, und wessen Herz verkehrt ist, der wird darauf³⁶ zu Falle kommen. Sirach Sir 28 3 28 35 Das zwei Herren dienen will. Sirach Sir 28 3 28 36 Durch seinen Doppelsinn, seine Unbeständigkeit und Bosheit. Sirach Sir 28 3 29 Cor nequam gravabitur in doloribus, et peccator adjiciet ad peccandum. Ein verderbtes Herz wird mit Schmerzen überhäuft³⁷ und³⁸ der Sünder fügt Sünde zu Sünde. Sirach Sir 28 3 29 37 Da es sich allen zu Feinden macht. Sirach Sir 28 3 29 38 Syrisch: wie. Sirach Sir 28 3 3 Deus enim honoravit patrem in filiis: et judicium matris exquirens, firmavit in filios. Denn Gott hat dem Vater bei den Kindern Ehre verliehen und das Recht der Mutter bestimmt und für die Kinder festgesetzt. Sirach Sir 28 3 30 Synagogæ superborum non erit sanitas: frutex enim peccati radicabitur in illis, et non intelligetur. Die Gemeinschaft der Hochmütigen ist unheilbar,³⁹ denn der Keim der Sünde hat Wurzel⁴⁰ in ihnen geschlagen, ohne dass sie es erkennen.⁴¹ Sirach Sir 28 3 30 39 Nicht einmal durch Züchtigung wird sie geheilt. Sirach Sir 28 3 30 40 So tiefe Wurzel, dass sie nicht einmal auf ihre Bosheit acht haben. Sirach Sir 28 3 30 41 Ohne dass usw. fehlt im Griech. Sirach Sir 28 3 31 Cor sapientis intelligitur in sapientia, et auris bona audiet cum omni concupiscentia sapientiam. Des Weisen Herz erkennt man an der Weisheit⁴² und ein gutwilliges Ohr hört die Weisheit mit aller Begierde.⁴³ Sirach Sir 28 3 31 42 Mit der es sich gern beschäftigt. Sirach Sir 28 3 31 43 Griech.: Eines Hörers Ohr ist der Weisen Wunsch. Sirach Sir 28 3 32 Sapiens cor, et intelligibile abstinebit se a peccatis, et in operibus justitiæ successus habebit. Ein weises und verständiges Herz wird sich von Sünden fernhalten und in den Werken der Gerechtigkeit Fortschritte machen.⁴⁴ Sirach Sir 28 3 32 44 Dieser Vers gehört der Vulgata an. Sirach Sir 28 3 33 Ignem ardentem exstinguit aqua, et eleemosyna resistit peccatis: Die Glut des Feuers löscht das Wasser und⁴⁵ das Almosen⁴⁶ steht den Sünden entgegen⁴⁷ [Dan 4,24] Sirach Sir 28 3 33 45 Wie so. Sirach Sir 28 3 33 46 Barmherzigkeit. Sirach Sir 28 3 33 47 Vertreibt es und lasst es nicht ein. Sirach Sir 28 3 34 Et Deus prospector est ejus qui reddit gratiam: meminit ejus in posterum, et in tempore casus sui inveniet firmamentum. und Gott ist der Beschützer dessen, der Barmherzigkeit übt,⁴⁸ er gedenkt seiner in Zukunft und zur Zeit eines Unfalls findet er eine feste Stütze.⁴⁹ Sirach Sir 28 3 34 48 Die Sünde fordert gleichsam Strafe, doch Barmherzigkeit besänftigt Gott, dass er sie nicht verhängt. Sirach Sir 28 3 34 49 Hebr.: wird er ihm entgegen kommen auf seinen Wegen. Sirach Sir 28 3 4 Qui diligit Deum, exorabit pro peccatis, et continebit se ab illis, et in oratione dierum exaudietur. Wer Gott liebt,⁴ wird seine Sünden sühnen und sich von denselben enthalten und wird in seinem täglichen Gebete erhört werden. Sirach Sir 28 3 4 4 Dieser Teil des Verses enthält in der Vulgata mehrere Zusätze, darunter einen aus Vers 6. Wer Gott liebt: das vierte Gebot erfüllend. Sirach Sir 28 3 5 Et sicut qui thesaurizat, ita et qui honorificat matrem suam. Und gleich einem, der Schätze sammelt, so ist der, der seine Mutter ehrt.⁵ Sirach Sir 28 3 5 5 V. 4 verheißt Güter höherer Ordnung, V. 5 zeitliche, V. 6, 7 andere Vorteile. Sirach Sir 28 3 6 Qui honorat patrem suum, jucundabitur in filiis, et in die orationis suæ exaudietur. Wer seinen Vater ehrt, wird Freude an seinen Kindern haben⁶ und zur Zeit, da er betet, Erhörung finden. Sirach Sir 28 3 6 6 Was die Israeliten besonders ersehnten, reicher Kindersegen, wird versprochen und zwar gute Kinder. Sirach Sir 28 3 7 Qui honorat patrem suum, vita vivet longiore: et qui obedit patri, refrigerabit matrem. Wer seinen Vater ehrt, wird lange leben, und wer seinem Vater gehorsam ist,⁷ wird seiner Mutter Trost gewähren.⁸ Sirach Sir 28 3 7 7 Griech.: wer dem Herrn gehorsam ist. Sirach Sir 28 3 7 8 Sie glücklich machen. Sirach Sir 28 3 8 Qui timet Dominum honorat parentes, et quasi dominis serviet his, qui se genuerunt. Wer den Herrn fürchtet,⁹ ehrt die Eltern¹⁰ und dient denen, die ihn erzeugt haben, wie Gebietern.¹¹ Sirach Sir 28 3 8 9 V. 8, 9 stellen wiederum die Pflichten gegen die Eltern, V. 1, 11 den zu erhoffenden Lohn vor Augen. Sirach Sir 28 3 8 10 Indem er ihnen diente, wie alsbald gesagt wird. Sirach Sir 28 3 8 11 Sie nicht als gleichstehende betrachtend. Sirach Sir 28 3 9 In opere et sermone, et omni patientia honora patrem tuum, Mit Wort und Tat und in aller Geduld¹² ehre deinen Vater, [Ex 20,12, Dtn 5,16, Mt 15,4, Mk 7,10, Eph 6,2] Sirach Sir 28 3 9 12 Zum Beispiel bei der in V. 15 berührten Gelegenheit. Besser wird indes dieser Zusatz hier weggelassen. Sirach Sir 28 0 1 Verschiedene Art des Verhaltens gegen verschiedene Menschenklassen. (V. 11) Früchte der Weisheit. (V. 22) Mahnungen gegen die falsche Scham. (V. 33) Verschiedene Dinge, die zu meiden sind. [Sir 6,4] Sirach Sir 28 4 1 Fili eleemosynam pauperis ne defraudes, et oculos tuos ne transvertas a paupere. Sohn,¹ entziehe den Armen nicht das Almosen² und wende dein Auge nicht von dem Dürftigen ab.³ [Tob 4,7] Sirach Sir 28 4 1 1 Anrede des Nachdrucks und der Liebe. Sirach Sir 28 4 1 2 Das, worum er bittet oder was er zum Leben nötig hat. Sirach Sir 28 4 1 3 Als ob du ihn nicht siehst oder aus Ärger. Griech.: Bedürftige Augen halte nicht hin. Sirach Sir 28 4 10 In judicando esto pupillis misericors ut pater, et pro viro matri illorum: Wenn du Recht sprichst, sei gegen die Waisen barmherzig wie ein Vater und gegen die Mutter derselben wie ihr Gatte,¹³ Sirach Sir 28 4 10 13 Der für ihr Recht einsteht. Sirach Sir 28 4 11 Et eris tu velut filius Altissimi obediens, et miserebitur tui magis quam mater. so wirst du wie ein gehorsamer¹⁴ Sohn des Allerhöchsten sein und er wird sich deiner mehr erbarmen als eine Mutter. Sirach Sir 28 4 11 14 Zusatz der Vulgata. Einen gehorsamen Sohn liebt der Vater besonders. Sirach Sir 28 4 12 Sapientia filiis suis vitam inspirat, et suscipit inquirentes se, et præibit in via justitiæ: Die Weisheit haucht ihren Söhnen¹⁵ Leben ein¹⁶ und nimmt sich derer an, welche sie suchen, und¹⁷ geht ihnen auf dem Wege der Gerechtigkeit voran. Sirach Sir 28 4 12 15 Denen, welche sie gleichsam erzeugt, denen sie ihre Natur mitgeteilt hat. Sirach Sir 28 4 12 16 Ein des Weisen würdiges Leben, das ganz unter der Leitung der Weisheit steht. Sirach Sir 28 4 12 17 Zusatz der Vulgata. Die Weisheit zeigt ihnen, was zu tun und was zu meiden. Sirach Sir 28 4 13 Et qui illam diligit, diligit vitam: et qui vigilaverint ad illam, complectentur placorem ejus. Wer sie lieb hat, liebt das Leben,¹⁸ und die eifrig nach ihr trachten, erwerben ihr Wohlgefallen.¹⁹ Sirach Sir 28 4 13 18 Die Weisheit gestaltet dies glücklich. Sirach Sir 28 4 13 19 Erfahren ihre Annehmlichkeit. Hebr.: empfangen von dem Herrn Wohlgefallen. Sirach Sir 28 4 14 Qui tenuerint illam, vitam hereditabunt: et quo introibit, benedicet Deus. Wer sie besitzt, wird das Leben erben;²⁰ und wo er immer wandelt, wird Gott seinen Segen spenden. Sirach Sir 28 4 14 20 Griech.: Wer sie festhält, erlangt Ruhm. Sirach Sir 28 4 15 Qui serviunt ei, obsequentes erunt sancto: et eos, qui diligunt illam, diligit Deus. Die ihr dienen, folgen dem Heiligen;²¹ und die, welche sie lieben, liebt Gott. Sirach Sir 28 4 15 21 Dienen ihm gleichsam wie Diener des Heiligtums. Sirach Sir 28 4 16 Qui audit illam, judicabit gentes: et qui intuetur illam, permanebit confidens. Wer auf sie hört, wird über Völker richten;²² und wer auf sie sieht, wird sicher²³ bleiben. Sirach Sir 28 4 16 22 Richtiger mit dem Hebr.: Wer auf mich hört (die Weisheit selbst redet), wird Wahrheit richtig urteilen, - sie lernen und verstehen. Sirach Sir 28 4 16 23 Ohne Furcht. Sirach Sir 28 4 17 Si crediderit ei, hereditabit illam, et erunt in confirmatione creaturæ illius: Wenn jemand ihr vertraut, wird er sie ererben und seine Nachkommen werden in ihrem Besitze bleiben. Sirach Sir 28 4 18 Quoniam in tentatione ambulat cum eo, et in primis eligit eum. Denn²⁴ in der Versuchung wandelt sie mit ihm und vorerst erwählt sie ihn. Sirach Sir 28 4 18 24 Teils weil sie so von den Eltern erzogen sind, teils weil Gott diesen es als Belohnung für ihre Erziehung gewährt. Sirach Sir 28 4 19 Timorem et metum, et probationem inducet super illum: et cruciabit illum in tribulatione doctrinæ suæ, donec tentet eum in cogitationibus suis, et credat animæ illius. Furcht und Schrecken und Prüfung bringt sie über ihn²⁵ und verfährt hart gegen ihn in der Strenge ihrer Zucht,²⁶ bis sie ihn in seinen Gesinnungen erprobt hat und ihm vertrauen kann.²⁷ Sirach Sir 28 4 19 25 Die Weisheit verfährt mit dem Weisen so, dass sie ihn durch mannigfache Heimsuchungen prüft und am Anfange ihn der Probe unterwirft, ehe sie ihn annimmt. Sirach Sir 28 4 19 26 Die Übung der Tugenden und der Kampf gegen die Fehler bereitet dem Menschen Schwierigkeiten und bisweilen überkommt sein Herz Furcht bei denselben. Sirach Sir 28 4 19 27 Dass er fest bleibt. Sirach Sir 28 4 2 Animam esurientem ne despexeris: et non exasperes pauperem in inopia sua. Verachte⁴ den Hungernden nicht und kränke den Armen nicht in seiner Armut. Sirach Sir 28 4 2 4 Griech.: Betrübe nicht, nämlich indem du ihm Hilfe weigerst oder ihn hart behandelst. Sirach Sir 28 4 20 Et firmabit illum, et iter adducet directum ad illum, et lætificabit illum, Alsdann stärkt sie ihn und leitet ihn auf geradem Wege²⁸ und erfreut ihn²⁹ Sirach Sir 28 4 20 28 Den Gegensatz: verschlungene Wege bietet das Griech.: V. 18. Sirach Sir 28 4 20 29 Vergl.: [Hebr 12,11]. Sirach Sir 28 4 21 Et denudabit absconsa sua illi, et thesaurizabit super illum scientiam et intellectum justitiæ. und gibt ihm ihre Geheimnisse kund³⁰ und bereichert ihn mit Wissenschaft und Erkenntnis der Gerechtigkeit. Sirach Sir 28 4 21 30 Gewährt ihm tiefere Erkenntnis. Das Folgende ist Erklärung der Vulgata. Sirach Sir 28 4 22 Si autem oberraverit, derelinquet eum, et tradet eum in manus inimici sui. Wenn er sich aber auf Irrwege abwendet, so verlässt sie ihn und gibt ihn den Händen seines Feindes³¹ preis. Sirach Sir 28 4 22 31 Griech.: des Unterganges. Sirach Sir 28 4 23 Fili conserva tempus, et devita a malo. Sohn! beachte die Zeit³² und hüte dich vor dem Bösen. Sirach Sir 28 4 23 32 Nimm dich vor der Gelegenheit in acht, dass nicht das Böse dich vom rechten Wege abbringe. Sirach Sir 28 4 24 Pro anima tua ne confundaris dicere verum. Um deiner Seele willen³³ schäme dich nicht, die Wahrheit zu sagen. Sirach Sir 28 4 24 33 Dass du sie nicht befleckest. Griech. und Hebr. nur: Möge deine Seele sich nicht schämen (müssen); tue nichts, wessen du dich zu schämen hättest. Sirach Sir 28 4 25 Est enim confusio adducens peccatum, et est confusio adducens gloriam et gratiam. Denn es gibt eine Scham, die zur Sünde führt, und es gibt eine Scham, die Ehre und Gnade mit sich bringt.³⁴ Sirach Sir 28 4 25 34 Über beide [Sir 41,20] bis [Sir 42,8]. Vergl. [Sir 20,24]. Sirach Sir 28 4 26 Ne accipias faciem adversus faciem tuam, nec adversus animam tuam mendacium. Nimm auf niemanden Rücksicht dir zum Nachteil³⁵ und lüge nicht zu deinem eigenen Schaden. Sirach Sir 28 4 26 35 Beispiel falscher Scham: Sei nicht parteilich zum Schaden deiner Seele. Sirach Sir 28 4 27 Ne reverearis proximum tuum in casu suo: Scheue dich nicht vor deinem Nächsten bei seinem Falle.³⁶ Sirach Sir 28 4 27 36 Entschuldige ihn nicht fälschlich aus Furcht, schäme dich nicht, ihn zu rügen. Sirach Sir 28 4 28 Nec retineas verbum in tempore salutis. Non abscondas sapientiam tuam in decore suo. Halte das Wort nicht zurück,³⁷ wenn es zu retten gilt; und verbirg deine Weisheit nicht, wenn es ihre Ehre gilt.³⁸ Sirach Sir 28 4 28 37 Aus falscher Scham. Sirach Sir 28 4 28 38 Wenn Gelegenheit und Hoffnung ist, dass du einen heilsamen Rat zu geben vermagst. Sirach Sir 28 4 29 In lingua enim sapientia dignoscitur: et sensus, et scientia, et doctrina in verbo sensati, et firmamentum in operibus justitiæ. Denn durch die Rede wird die Weisheit erkannt, und durch die Worte des Verständigen zeigt sich Einsicht, Wissenschaft und Zucht³⁹ und Festigkeit durch die Werke der Gerechtigkeit.⁴⁰ Sirach Sir 28 4 29 39 Weitere Erklärung der ersten Worte durch die Vulgata. Wenn du nicht sprichst, wo es gefordert ist, wozu bist du weise? Sirach Sir 28 4 29 40 Weiterer Zusatz der Vulgata. Die Lehre ist eine Grundlage, welche die Menschen zur Vollbringung guter taten stützt. Sirach Sir 28 4 3 Cor inopis ne afflixeris, et non protrahas datum angustianti. Betrübe das Herz des Dürftigen⁵ nicht und halte dem Hilfsbedürftigen die Gabe nicht zurück.⁶ Sirach Sir 28 4 3 5 Griech.: Ein gekränktes Herz rege nicht noch mehr auf. Sirach Sir 28 4 3 6 Vergl. [Spr 3,28]. Sirach Sir 28 4 30 Non contradicas verbo veritatis ullo modo, et de mendacio ineruditionis tuæ confundere. Auf keine Weise widersprich dem Worte der Wahrheit und schäme dich, wenn du aus Mangel an Zucht gelogen hast. Sirach Sir 28 4 31 Non confundaris confiteri peccata tua, et ne subjicias te omni homini pro peccato. Schäme dich nicht,⁴¹ deine Sünde zu bekennen⁴² und gib keinem Menschen nach, um Böses zu tun.⁴³ Sirach Sir 28 4 31 41 Griech.: Schäme dich nicht (zu bekennen), wenn du gefehlt. Sirach Sir 28 4 31 42 Ob derselben gemahnt. Im Griech. folgt hier 32b er Vulgata: Wer sein Vergehen leugnet, ist dem ähnlich, der den Lauf des Flusses aufzuhalten sucht. Sirach Sir 28 4 31 43 Hebr.: und unterwirf dich nicht einem törichten Menschen. Sirach Sir 28 4 32 Noli resistere contra faciem potentis, nec coneris contra ictum fluvii. Widersetze dich einem Mächtigen nicht und kämpfe nicht wider den Strom an.⁴⁴ Sirach Sir 28 4 32 44 Griech.: Unterwirf dich nicht einem törichten Menschen und nimm nicht Partei für einen Mächtigen. Vulg.: Wenn der Richter oder ein anderer dazu Berechtigter dich beschuldigt, verteidige dich nicht mit Lügen gegen den, der mit der Wahrheit kämpft, dies hieße gegen den Strom ankämpfen. Sirach Sir 28 4 33 Pro justitia agonizare pro anima tua, et usque ad mortem certa pro justitia, et Deus expugnabit pro te inimicos tuos. Kämpfe mit allen Kräften für die Gerechtigkeit um deiner Seele willen und streite bis zum Tode für die Gerechtigkeit,⁴⁵ so wird Gott deine Feinde für dich unterwerfen.⁴⁶ Sirach Sir 28 4 33 45 Doppelübersetzung. Sirach Sir 28 4 33 46 Hebr.: für dich kämpfen. Sirach Sir 28 4 34 Noli citatus esse in lingua tua: et inutilis, et remissus in operibus tuis. Sei nicht vorschnell⁴⁷ mit deiner Zunge und träge und lässig in deinen Handlungen.⁴⁸ Sirach Sir 28 4 34 47 Griech.: rauh, andere verletzend. Sirach Sir 28 4 34 48 Befiehl nicht anderen viel, während du selbst nichts tust, versprich nichts, ohne es zu halten. Sirach Sir 28 4 35 Noli esse sicut leo in domo tua, evertens domesticos tuos, et opprimens subjectos tibi. Sei nicht in deinem Hause wie ein Löwe,⁴⁹ zum Verderben deiner Hausgenossen und zur Unterdrückung deiner Untergebenen.⁵⁰ Sirach Sir 28 4 35 49 Hund? (Hebr.) wie ein Hund, der durch das Haus läuft und alle anbellt und beißt. Sirach Sir 28 4 35 50 Griech.: Gib dich nicht unbegründetem Verdachte gegen deine Hausgenossen hin. Sirach Sir 28 4 36 Non sit porrecta manus tua ad accipiendum, et ad dandum collecta. Lass deine Hand nicht ausgestreckt sein zum Nehmen und geschlossen zum Geben. Sirach Sir 28 4 4 Rogationem contribulati ne abjicias: et non avertas faciem tuam ab egeno. Die Bitte des Bedrängten weise nicht ab und wende dein Angesicht nicht von dem Armen weg. Sirach Sir 28 4 5 Ab inope ne avertas oculos tuos propter iram: et non relinquas quærentibus tibi retro maledicere: Wende deine Augen von dem Dürftigen nicht hinweg ob des Zornes⁷ und gib den Bittenden keine Veranlassung, dir Böses nachzuwünschen;⁸ Sirach Sir 28 4 5 7 Zusatz der Vulgata. Ob des Zornes des Armen oder Gottes, der für sein Geschöpf eintritt. Sirach Sir 28 4 5 8 Im Hebr. ist V. 4, 5 kürzer, ohne die Wiederholungen. Sirach Sir 28 4 6 Maledicentis enim tibi in amaritudine animæ exaudietur deprecatio illius: exaudiet autem eum, qui fecit illum. denn wenn er dir mit erbittertem Herzen flucht, so wird sein Wünschen erhört; der ihn erschaffen, wird ihn hören. Sirach Sir 28 4 7 Congregationi pauperum affabilem te facito, et presbytero humilia animam tuam, et magnato humilia caput tuum. Sei freundlich gegen die Menge der Armen,⁹ verdemütige dich vor dem Greise¹⁰ und neige dein Haupt vor dem Großen. Sirach Sir 28 4 7 9 Nicht dem Sinne voll entsprechender Zusatz der Vulgata. Es ist vielmehr von den Gleichgestellten und Untergeordneten die Rede, von denen, mit denen man verkehren muss. Sirach Sir 28 4 7 10 Dieser Teil des Verses ist nur der Vulgata eigen. Sirach Sir 28 4 8 Declina pauperi sine tristitia aurem tuam, et redde debitum tuum, et responde illi pacifica in mansuetudine. Neige dein Ohr vor dem Armen ohne Unlust und gib, was du schuldig bist,¹¹ und antworte ihm friedlich und mit Sanftmut. Sirach Sir 28 4 8 11 Nach dem Gesetze der Liebe schuldig bist. Sirach Sir 28 4 9 Libera eum, qui injuriam patitur de manu superbi: et non acide feras in anima tua. Befreie den, der Unrecht leidet, aus der Hand des Unterdrückers und trage nicht Bitterkeit in deiner Seele.¹² Sirach Sir 28 4 9 12 Griech.: Sei nicht kleinmütig, wenn du richten sollst. Die Aufforderung geht an die Richter. Demgemäß zieht die Vulgata die letzten Worte mit Unrecht zu V. 10. Sirach Sir 28 0 1 Verschiedene Dinge, die zu meiden sind. [Sir 6,4] Sirach Sir 28 5 1 Noli attendere ad possessiones iniquas, et ne dixeris: Est mihi sufficiens vita: nihil enim proderit in tempore vindictæ et obductionis. Verlass dich nicht auf ungerechte¹ Güter und sage nicht: Ich habe genug für mein Leben,² denn zur Zeit der Rache und Trübsal wird es dir nichts nützen.³ Sirach Sir 28 5 1 1 Fehlt im Griech. und Hebr. und ist aus V. 10 hierher geraten. Sirach Sir 28 5 1 2 Vergl. [Lk 12,19]. Sirach Sir 28 5 1 3 Gehört zu V. 10. Sirach Sir 28 5 10 Noli anxius esse in divitiis injustis: non enim proderunt tibi in die obductionis et vindictæ. Sei nicht ängstlich um ungerechtes Gut¹⁰ besorgt,¹¹ denn zur Zeit der Heimsuchung und Züchtigung wird es dir nichts nützen. [Spr 11,4.28] Sirach Sir 28 5 10 10 Hebr.: ungerecht erworbenes. Sirach Sir 28 5 10 11 Vertraue nicht (hebr.) Sirach Sir 28 5 11 Non ventiles te in omnem ventum, et non eas in omnem viam: sic enim omnis peccator probatur in duplici lingua. Lass dich nicht von jedem Winde umhertreiben¹² und wandle nicht auf jeglichem Wege, denn so wird jeder Sünder an der Doppelzüngigkeit erprobt.¹³ Sirach Sir 28 5 11 12 Griech.: Worfle nicht bei jedem Winde (nicht jeder Wind ist geeignet) und wandle nicht auf jedem Wege (sondern auf solchem, der dich zum Ziele führt). Vulg.: Lass dich nicht von jeder Regung treiben. Sirach Sir 28 5 11 13 Aus V. 16 in der Vulgata beigefügte Glosse. Sirach Sir 28 5 12 Esto firmus in via Domini, et in veritate sensus tui et scientia, et prosequatur te verbum pacis et justitiæ. Sei standhaft auf dem Wege des Herrn in der Wahrhaftigkeit deiner Gesinnung und in der Überzeugung und es geleite dich das Wort des Friedens und der Gerechtigkeit.¹⁴ Sirach Sir 28 5 12 14 V. 12 hebr griech.: Sei fest in deiner Gesinnung und bleibe bei einerlei Rede. Vulg.: Sei standhaft auf dem Wege, den der Herr zu gehen gebietet, dem Wege der Gebote, dann wird deine Gesinnung wahrhaft sein und ihr entsprechend deine Rede, so dass du stets bekennest, was die Menschen Gerechtigkeit lehrt und den Frieden unter ihnen schützt. Sirach Sir 28 5 13 Esto mansuetus ad audiendum verbum, ut intelligas: et cum sapientia proferas responsum verum. Sei bereitwillig, Rede anzuhören, dass du Einsicht erlangest, und gib mit Weisheit¹⁵ eine rechte Antwort. Sirach Sir 28 5 13 15 Also nicht mit Übereilung, sondern mit Überlegung. (Hebr.) Vergl. [Jak 1,19]. Sirach Sir 28 5 14 Si est tibi intellectus, responde proximo: sin autem, sit manus tua super os tuum, ne capiaris in verbo indisciplinato, et confundaris. Hast du Einsicht,¹⁶ so gib deinem Nächsten Bescheid; wo nicht, so lege die Hand auf deinen Mund, damit¹⁷ du nicht in eine unbescheidene Rede verstrickt und beschämt werdest. Sirach Sir 28 5 14 16 In einer Sache. Sirach Sir 28 5 14 17 Das Folgende ist Zusatz der Vulgata, zur Erklärung beigefügt. Sirach Sir 28 5 15 Honor et gloria in sermone sensati, lingua vero imprudentis subversio est ipsius. Ehre und Ruhm bringt die Rede des Weisen, aber des Unklugen Zunge ist sein eigenes Verderben.¹⁸ Sirach Sir 28 5 15 18 Vergl. [Mt 12,37]. Sirach Sir 28 5 16 Non appelleris susurro, et lingua tua ne capiaris, et confundaris. Lass dich nicht Ohrenbläser nennen und lass dich nicht durch deine Zunge verstricken und zuschanden machen.¹⁹ Sirach Sir 28 5 16 19 Griech.: und stelle nicht nach mit deiner Zunge. Sirach Sir 28 5 17 Super furem enim est confusio et pnitentia, et denotatio pessima super bilinguem: susurratori autem odium, et inimicitia, et contumelia. Denn über den Dieb²⁰ kommt viel Beschämung und Furcht vor Strafe, über den Doppelzüngigen böser Tadel; über den Ohrenbläser aber Hass, Feindschaft und Schmach.²¹ Sirach Sir 28 5 17 20 Des guten Namens und der Ehre. Sirach Sir 28 5 17 21 Erklärung der Vulg. zu dem Worte Dieb. Sirach Sir 28 5 18 Justifica pusillum, et magnum similiter. Verschaffe dem Kleinen Recht gleichwie dem Großen.²² Sirach Sir 28 5 18 22 Griech.: Weder im Großen noch im Kleinen vergehe dich. Sirach Sir 28 5 2 Ne sequaris in fortitudine tua concupiscentiam cordis tui: Folge nicht der Begierde deines Herzens, wenn du es auch könntest,⁴ Sirach Sir 28 5 2 4 Anderer Rechte verachtend (wie das Griech. andeutet). Sirach Sir 28 5 3 Et ne dixeris: Quomodo potui? aut quis me subjiciet propter facta mea? Deus enim vindicans vindicabit. und sprich nicht: Wie mächtig bin ich! oder: Wer vermag etwas über mich wegen meiner Taten? denn Gott wird es gewiss nicht ungerächt lassen. Sirach Sir 28 5 4 Ne dixeris: Peccavi, et quid mihi accidit triste? Altissimus enim est patiens redditor. Sage nicht: Ich habe gesündigt, aber was ist mir Leides widerfahren? Denn der Höchste ist ein langmütiger Vergelter.⁵ Sirach Sir 28 5 4 5 Verschiebt er auch die Strafe zwecks der Buße [Weish 11,24], so hebt er sie doch nicht auf. Sirach Sir 28 5 5 De propitiato peccato noli esse sine metu, neque adjicias peccatum super peccatum. Wegen der nachgelassenen Sünde⁶ sei nicht ohne Furcht und häufe nicht Sünde auf Sünde. Sirach Sir 28 5 5 6 Im Griech. ist der Sinn: Meine nicht, du dürftest sündigen, da Gott schon vergeben wird. Vulg.: Entweder aus Furcht vor dem Rückfall oder weil du keine volle Sicherheit des Nachlasses hast. Sirach Sir 28 5 6 Et ne dicas: Miseratio Domini magna est, multitudinis peccatorum meorum miserebitur. Sage auch nicht: Die Barmherzigkeit des Herrn ist groß, er wird gegen die Menge meiner Sünden barmherzig sein.⁷ Sirach Sir 28 5 6 7 Die Güte Gottes darf niemanden ein Vorwand zur Sünde werden. Sirach Sir 28 5 7 Misericordia enim et ira ab illo cito proximant, et in peccatores respicit ira illius. Denn sein Erbarmen und sein Zorn kommen schnell daher und sein Zorn blickt auf die Sünder.⁸ [Spr 5,21] Sirach Sir 28 5 7 8 Seine Gerechtigkeit muss verhärtete Sünder strafen. Blickt: ruht auf. Sirach Sir 28 5 8 Non tardes converti ad Dominum, et ne differas de die in diem: Säume nicht, dich zum Herrn zu bekehren⁹ und verschiebe es nicht von einem Tage zum andern, Sirach Sir 28 5 8 9 Da Gottes Zorn droht. Sirach Sir 28 5 9 Subito enim veniet ira illius, et in tempore vindictæ disperdet te. denn plötzlich wird sein Zorn kommen und zur Zeit der Rache dich vernichten. Sirach Sir 28 0 1 Verschiedene Dinge, die zu meiden sind. (V. 4) Wahre und falsche Freunde. (V. 17) Das Streben nach Weisheit. Sirach Sir 28 6 1 Noli fieri pro amico inimicus proximo: improperium enim et contumeliam malus hereditabit, et omnis peccator invidus et bilinguis. Werde deinem Nächsten nicht aus einem Freunde ein Feind;¹ denn Schimpf und Schande wird einem bösen Menschen² zuteil, gleichwie jedem neidischen und doppelzüngigen Sünder. Sirach Sir 28 6 1 1 Hüte dich, einem dritten heimlich nachzureden, indem du schmeichelnd zu deinem Freunde sprichst. Sirach Sir 28 6 1 2 Der wegen seines Nachredens berüchtigt ist. Sirach Sir 28 6 10 Est autem amicus socius mensæ, et non permanebit in die necessitatis. Mancher Freund¹³ ist nur ein Tischgenosse, aber am Tage der Not harrt er nicht aus.¹⁴ Sirach Sir 28 6 10 13 Wiederum andere Art falscher Freunde. Vergl. [Spr 19,4]. Sirach Sir 28 6 10 14 Hebr.: Kommst du zu Falle, bleibt er dir nicht treu, weicht von dir und verbirgt sich. Sirach Sir 28 6 11 Amicus si permanserit fixus, erit tibi quasi coæqualis, et in domesticis tuis fiducialiter aget: Wenn ein Freund standhaft bleibt,¹⁵ so sei er dir wie du selbst und gehe mit deinen Hausgenossen vertraulich um.¹⁶ Sirach Sir 28 6 11 15 Auch im Unglück. Sirach Sir 28 6 11 16 Erlaube, dass er deine Diener wie die seinigen ansieht. Sirach Sir 28 6 12 Si humiliaverit se contra te, et a facie tua absconderit se, unanimem habebis amicitiam bonam. Wenn er sich vor dir demütigt und sich vor deinem Angesichte verbirgt,¹⁷ so wird deine Freundschaft mit ihm einmütig und gut bleiben. Sirach Sir 28 6 12 17 Aus Demut und Ehrfurcht vor dir. Sirach Sir 28 6 13 Ab inimicis tuis separare, et ab amicis tuis attende. Halte dich von deinen Feinden fern und auch gegen deine Freunde sei auf deiner Hut.¹⁸ Sirach Sir 28 6 13 18 Gegen zweifelhafte, nicht erprobte Freunde. Sirach Sir 28 6 14 Amicus fidelis, protectio fortis: qui autem invenit illum, invenit thesaurum. Ein treuer Freund ist ein starker Schutz; wer einen solchen gefunden, hat einen Schatz gefunden. Sirach Sir 28 6 15 Amico fideli nulla est comparatio, et non est digna ponderatio auri et argenti contra bonitatem fidei illius. Mit einem treuen Freunde ist nichts zu vergleichen¹⁹ und wertlos ist gegen die Vortrefflichkeit seiner Treue Gold und Silber.²⁰ Sirach Sir 28 6 15 19 Was ihm an Wert gleichstände. Sirach Sir 28 6 15 20 Griech.: und nicht abwägen lässt sich seine Vortrefflichkeit. Sirach Sir 28 6 16 Amicus fidelis, medicamentum vitæ et immortalitatis: et qui metuunt Dominum, invenient illum. Ein treuer Freund ist ein Heilmittel für Leben²¹ und Unsterblichkeit²² und die den Herrn fürchten, finden einen solchen. Sirach Sir 28 6 16 21 Durch seine Hilfe hebt oder mildert er zutreffendes Unglück. Sirach Sir 28 6 16 22 Ein treuer Freund hält von Sünden und so von ewiger Verdammnis fern. Sirach Sir 28 6 17 Qui timet Deum, æque habebit amicitiam bonam: quoniam secundum illum erit amicus illius. Wer Gott fürchtet, wird auch gute Freundschaft haben²³ denn wie er selbst ist, wird auch sein Freund sein. Sirach Sir 28 6 17 23 Ein so hohes Gut kann nur von Gott erlangt werden. Griech.: übt wahre Freundschaft. Sirach Sir 28 6 18 Fili a juventute tua excipe doctrinam, et usque ad canos invenies sapientiam. Sohn! nimm Zucht von Jugend auf an,²⁴ so wirst du bis ins Alter Weisheit finden. Sirach Sir 28 6 18 24 Griech.: Erwähle. Sirach Sir 28 6 19 Quasi is qui arat, et seminat, accede ad eam, et sustine bonos fructus illius. Nahe dich ihr wie einer, der pflügt und sät,²⁵ und harre auf ihre guten Früchte. Sirach Sir 28 6 19 25 Mit harter Anstrengung in Hoffnung der Früchte. Sirach Sir 28 6 2 Non te extollas in cogitatione animæ tuæ velut taurus: ne forte elidatur virtus tua per stultitiam, Überhebe dich nicht wie ein Stier³ in den Gedanken deines Herzens, damit deine Stärke nicht durch Torheit⁴ vernichtet werde [Röm 12,16, Phil 2,3] Sirach Sir 28 6 2 3 Zusatz der Vulgata. Ein ungebändigter Stier stürzt dahin, wohin die Wut ihn treibt. Sirach Sir 28 6 2 4 Im Griech. wird hier das Bild des Stieres eingefügt. Vielleicht liegt ein Übersetzungsfehler vor und stand im Hebr.: Damit deine Seele nicht wie eine Weinrebe ausgeplündert werde ein Bild, das für V. 3 passt. Sirach Sir 28 6 20 In opere enim ipsius exiguum laborabis, et cito edes de generationibus illius. Denn mit ihrer Bearbeitung wirst du wenig Mühe haben und bald²⁶ wirst du von ihren Erzeugnissen genießen. Sirach Sir 28 6 20 26 Hebr.: morgen. Sirach Sir 28 6 21 Quam aspera est nimium sapientia indoctis hominibus, et non permanebit in illa excors. Wie überaus rauh erscheint die Weisheit den zuchtlosen Menschen²⁷ und der Unverständige beharrt nicht bei ihr. Sirach Sir 28 6 21 27 Deren Herz nur nach Irdischem begehrt, fern von Gottesfurcht. Sirach Sir 28 6 22 Quasi lapidis virtus probatio erit in illis, et non demorabuntur projicere illam. Wie ein schwerer Probierstein²⁸ lastet sie auf ihnen und es währt nicht lange, so werfen sie dieselbe von sich. Sirach Sir 28 6 22 28 Hebr.: ein Laststein. Man pflegte die Jugend schwere Steine haben zu lassen zur Prüfung ihrer Kraft. Sirach Sir 28 6 23 Sapientia enim doctrinæ secundum nomen est ejus, et non est multis manifesta: quibus autem cognita est, permanet usque ad conspectum Dei. Denn die Weisheit der Lehre ist, wie ihr Name besagt,²⁹ und offenbart sich nicht vielen;³⁰ wem sie aber bekannt ist, bei dem wird sie bleiben bis zur Anschauung Gottes. Sirach Sir 28 6 23 29 Ist bei den Weisen. Sirach Sir 28 6 23 30 Nur denen, welche ihre Leidenschaften zügeln. Sirach Sir 28 6 24 Audi fili, et accipe consilium intellectus, et ne abjicias consilium meum. Sohn, höre! nimm einen Rat der Klugheit an und verschmähe meinen Rat nicht. Sirach Sir 28 6 25 Injice pedem tuum in compedes illius, et in torques illius collum tuum: Ergib deinen Fuß in ihre Fesseln und deinen Hals in ihre Bande.³¹ Sirach Sir 28 6 25 31 Damit du nicht auf schlechte Wege abirrest. Sirach Sir 28 6 26 Subjice humerum tuum, et porta illam, et ne acedieris vinculis ejus. Beuge deine Schultern darunter und trage sie und sträube dich nicht gegen ihre Bande. Sirach Sir 28 6 27 In omni animo tuo accede ad illam, et in omni virtute tua conserva vias ejus. Von ganzem Herzen³² nahe dich ihr und halte ihre Wege mit aller Kraft ein.³³ Sirach Sir 28 6 27 32 Wie wir Gott lieben sollen. [Dtn 6,5] Sirach Sir 28 6 27 33 Dasselbe war vorher allegorisch gesagt. Sirach Sir 28 6 28 Investiga illam, et manifestabitur tibi, et continens factus ne derelinquas eam: Forsche ihr nach, so wird sie dir kund werden, und hast du sie errungen, so lass sie nicht von dir. Sirach Sir 28 6 29 In novissimis enim invenies requiem in ea, et convertetur tibi in oblectationem. Denn zuletzt wirst du an ihr Erquickung finden und sie wird sich dir in Freude wandeln.³⁴ Sirach Sir 28 6 29 34 Damit man der Aufforderung desto williger folge, werden die süßen Früchte der Weisheit geschildert: Wenn auch der Anfang schwer war, wird ihre Übung süß. Sirach Sir 28 6 3 Et folia tua comedat, et fructus tuos perdat, et relinquaris velut lignum aridum in eremo. und diese deine Blätter verzehre, deine Früchte verderbe⁵ und du zuletzt zurückbleibest wie ein dürrer Baum in der Wüste. Sirach Sir 28 6 3 5 Griech.: Du deine Früchte verlierest. Vergl. [Ps 1,3.4]. Sirach Sir 28 6 30 Et erunt tibi compedes ejus in protectionem fortitudinis, et bases virtutis, et torques illius in stolam gloriæ: Ihre Fesseln werden dir zum starken Schutze und zu einem festen Grunde³⁵ werden und ihre Bande zum Ehrenkleid. Sirach Sir 28 6 30 35 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 6 31 Decor enim vitæ est in illa, et vincula illius alligatura salutaris. Denn Zierde des Lebens ist bei ihr und ihre Fesseln sind Bande des Heils.³⁶ Sirach Sir 28 6 31 36 Drücken sie auch die Fehler und Laster nieder, so sind sie doch ein Schmuck vor Gott und Menschen. Die Vulgata gibt nicht so die Worte wie den Sinn wieder. Sirach Sir 28 6 32 Stolam gloriæ indues eam, et coronam gratulationis superpones tibi. Wie ein Ehrenkleid wirst du sie anlegen und sie wie eine Freudenkrone auf dein Haupt setzen. Sirach Sir 28 6 33 Fili, si attenderis mihi, disces: et si accommodaveris animum tuum, sapiens eris. Sohn! wenn du auf mich acht haben willst, so wirst du³⁷ lernen, und wenn du es zu Herzen nimmst, wirst du weise werden. Sirach Sir 28 6 33 37 Ergänze: Weisheit. Sirach Sir 28 6 34 Si inclinaveris aurem tuam, excipies doctrinam: et si dilexeris audire, sapiens eris. Wenn du ihr dein Ohr zuneigst, wirst du die Lehre fassen, und wenn du sie gern hörst, wirst du weise werden. Sirach Sir 28 6 35 In multitudine presbyterorum prudentium sta, et sapientiæ illorum ex corde conjungere, ut omnem narrationem Dei possis audire, et proverbia laudis non effugiant a te. Weile in der Versammlung der klugen Greise³⁸ und halte dich von Herzen zu ihrer Weisheit,³⁹ damit du alles hören mögest, was von Gott geredet wird, und die Sprache der Lobpreisung dir nicht entgehe. [Sir 8,9] Sirach Sir 28 6 35 38 Die Erlangung der Weisheit bedarf also eines Lehrers. Die Alten haben Erfahrung. [Ijob 12,12] Sirach Sir 28 6 35 39 Griech.: und wer weise, an den halte dich. Sirach Sir 28 6 36 Et si videris sensatum, evigila ad eum, et gradus ostiorum illius exterat pes tuus. Siehst du einen Einsichtsvollen, so gehe ihm eifrig nach und dein Fuß betrete oft die Stufen seiner Tür. Sirach Sir 28 6 37 Cogitatum tuum habe in præceptis Dei, et in mandatis illius maxime assiduus esto: et ipse dabit tibi cor, et concupiscentia sapientiæ dabitur tibi. Betrachte⁴⁰ allezeit die Gebote des Herrn⁴¹ und beschäftige dich eifrig mit seinen Vorschriften, so wird er dich gelehrig machen⁴² und dein Verlangen nach Weisheit wird dir gewährt werden. [Ps 1,2] Sirach Sir 28 6 37 40 Es ist nicht genug, viel zu hören und häufig mit den Weisen umzugehen, man muss es auch erwägen. Sirach Sir 28 6 37 41 Denn Weisheit ist Furcht des Herrn. Sirach Sir 28 6 37 42 Griech.: Er wird dein Herz fest machen. Sirach Sir 28 6 4 Anima enim nequam disperdet qui se habet, et in gaudium inimicis dat illum, et deducet in sortem impiorum. Eine böse Seele nämlich richtet den zugrunde, der sie hat, macht ihn zum Spott seiner Feinde⁶ und stürzt ihn in das Schicksal des Gottlosen.⁷ Sirach Sir 28 6 4 6 Vergl. [Sir 18,31]. Sirach Sir 28 6 4 7 Das letzte Versglied ist Zusatz der Vulgata. Das Los der Gottlosen ist die ewige Verdammnis. Sirach Sir 28 6 5 Verbum dulce multiplicat amicos, et mitigat inimicos: et lingua eucharis in bono homine abundat. Ein sanftes Wort erwirbt viele Freunde und besänftigt die Feinde und anmutsvolle Sprache eines guten Menschen schafft viel Gutes.⁸ Sirach Sir 28 6 5 8 Griech.: Vermehrt die Freundlichkeit anderer (ruft ihre Freundlichkeit wechselseitig wach). Sirach Sir 28 6 6 Multi pacifici sint tibi, et consiliarius sit tibi unus de mille. Viele seien es, mit denen du in Frieden lebst, aber dein Vertrauter sei nur einer aus tausend.⁹ Sirach Sir 28 6 6 9 Vergl. [Sir 37,7-11]. Sirach Sir 28 6 7 Si possides amicum, in tentatione posside eum, et ne facile credas ei. Willst du einen Freund erwerben, so erwirb ihn in der Prüfung und schenke ihm dein Vertrauen nicht zu schnell. Sirach Sir 28 6 8 Est enim amicus secundum tempus suum, et non permanebit in die tribulationis. Denn mancher ist nur so lange Freund, so lange ihm die Zeit günstig scheint; aber am Tage der Drangsal bleibt er es nicht.¹⁰ Sirach Sir 28 6 8 10 Das Glück schafft Freunde, aber das Unglück bewährt sie. Sirach Sir 28 6 9 Et est amicus qui convertitur ad inimicitiam: et est amicus qui odium et rixam, et convitia denudabit. Mancher Freund¹¹ verwandelt sich auch in einen Feind und mancher Freund macht Hass, Gezänk und Beschimpfungen offenkundig.¹² Sirach Sir 28 6 9 11 Eine andere Art falscher Freunde. Sirach Sir 28 6 9 12 Griech.: Offenbart deinen Streit mit ihm dir zum Schimpfe. Vulg.: Dein Feind geworden, streut er die schlimmsten Anschuldigungen gegen dich aus. Sirach Sir 28 0 1 Mahnungen, gewisse Sünden zu meiden. (V. 19) Verschiedenes Verhalten gegen verschiedene Menschen. Sirach Sir 28 7 1 Noli facere mala, et non te apprehendent. Tue nichts Böses, so widerfährt dir nichts Böses. Sirach Sir 28 7 10 Exorare, et facere eleemosynam ne despicias. Versäume nicht zu beten und Almosen zu geben. Sirach Sir 28 7 11 Ne dicas: In multitudine munerum meorum respiciet Deus, et offerente me Deo altissimo, munera mea suscipiet. Sprich nicht: Gott wird auf die Menge meiner Gaben schauen,¹¹ und wenn ich Gott, dem Allerhöchsten, meine Gaben darbringe, wird er sie annehmen.¹² Sirach Sir 28 7 11 11 Versprich dir nicht Straflosigkeit, weil du viele Opfer darbringst. Sirach Sir 28 7 11 12 Häufe nicht in so törichter Einbildung Sünde auf Sünde. Sirach Sir 28 7 12 Non irrideas hominem in amaritudine animæ: est enim qui humiliat et exaltat, circumspector Deus. Spotte¹³ des Menschen nicht, dessen Seele bekümmert ist; denn Gott, der erniedrigt und erhöht,¹⁴ sieht alles. [1Sam 2,7] Sirach Sir 28 7 12 13 Wie vor anderen von V. 4 an genannten Fehlern, so wird jetzt vor Verfehlungen im Umgang gewarnt. Hebr.: Verachte nicht. Sirach Sir 28 7 12 14 Der Relativsatz ist Beifügung der Vulgata. Gott erniedrigt leicht den stolzen Verächter. Sirach Sir 28 7 13 Noli arare mendacium adversus fratrem tuum: neque in amicum similiter facias. Streue¹⁵ nicht Lügen wider deinen Bruder aus und tue gleicherweise nicht wider deinen Freund. Sirach Sir 28 7 13 15 Oder: Schmiede nicht. Sirach Sir 28 7 14 Noli velle mentiri omne mendacium: assiduitas enim illius non est bona. Wolle nie eine Lüge sagen, denn die Gewöhnung daran ist nicht gut.¹⁶ Sirach Sir 28 7 14 16 Ist überaus schädlich. Sirach Sir 28 7 15 Noli verbosus esse in multitudine presbyterorum, et non iteres verbum in oratione tua. Sei nicht geschwätzig in der Versammlung der Greise¹⁷ und mache nicht viele Worte in deinem Gebete.¹⁸ Sirach Sir 28 7 15 17 Gesetzter Männer. Die Geschwätzigkeit verstößt gegen die ihnen gebührende Ehrfurcht und führt die Gefahr der Lüge herbei, wie auch der, der über alles reden will, bald seine Unwissenheit bekennen muss. Sirach Sir 28 7 15 18 Im Sinne von [Mt 6,7]. Ein inbrünstiges Gebet, Lob oder Danksagung schließt die Wiederholung nicht aus, da solche in der menschlichen Natur begründet ist und in der Heiligen Schrift zahlreiche Beispiele hat [Ps 135, Ps 148150], ja auch der Heiland selbst dreimal dasselbe Gebet sprach [Mt 26,44] und der heilige Paulus den Herrn dreimal um dasselbe bat. [2Kor 12,8] Sirach Sir 28 7 16 Non oderis laboriosa opera, et rusticationem creatam ab Altissimo. Hasse nicht beschwerliche Arbeit noch den Landbau, den der Allerhöchste geschaffen.¹⁹ Sirach Sir 28 7 16 19 [Gen 2,15, Gen 3,17] und [Gen 2,5]. Sirach Sir 28 7 17 Non te reputes in multitudine indisciplinatorum. Halte dich nicht zu der Menge der Zuchtlosen. Sirach Sir 28 7 18 Memento iræ, quoniam non tardabit. Gedenke, dass der Zorn²⁰ nicht zögern wird. Sirach Sir 28 7 18 20 Gottes. Sirach Sir 28 7 19 Humilia valde spiritum tuum: quoniam vindicta carnis impii, ignis et vermis. Demütige deinen Geist sehr,²¹ denn die Strafe für den Leib des Gottlosen ist Feuer und Wurm.²² Sirach Sir 28 7 19 21 Aus Furcht vor Gottes Strafgerechtigkeit. Sirach Sir 28 7 19 22 Vergl. [Jes 66,24]. Hebr.: Da das Letzte aller Menschen (der Leib im Tode) den Würmern gehören wird. Sirach Sir 28 7 2 Discede ab iniquo, et deficient mala abs te. Halte dich fern vom Unrechten, so wird das Böse¹ von dir lassen. Sirach Sir 28 7 2 1 Das, was du dir nicht angetan wünschest. Sirach Sir 28 7 20 Noli prævaricari in amicum pecuniam differentem, neque fratrem carissimum auro spreveris. Handle nicht unrecht gegen deinen Freund, wenn er mit dem Gelde zögert, und verachte einen lieben Bruder nicht um Goldes willen.²³ Sirach Sir 28 7 20 23 Griech.: Vertausche einen Freund nicht um Geld, noch einen treuen Bruder um Ophirgold. [1Kön 9,28] u.a. Vergl. [Jes 13,12]. Die jetzige Lesart der Vulgata ist verderbt. Es muss wohl heißen: pecunia differenti, um vieles Geld. Sirach Sir 28 7 21 Noli discedere a muliere sensata et bona, quam sortitus es in timore Domini: gratia enim verecundiæ illius super aurum. Scheide dich nicht von einer verständigen und guten Frau,²⁴ die du in der Furcht Gottes erlangt hast;²⁵ denn die Anmut ihrer Sittsamkeit ist mehr wert als Gold. Sirach Sir 28 7 21 24 Eine Frau, die dem Hauswesen wohl vorsteht und tugendhaft ist. Sirach Sir 28 7 21 25 Zusatz der Vulgata: die du gleichsam als Lohn deiner Gottesfurcht erlangt hast, oder die du dir in der Furcht des Herrn genommen hast. Sirach Sir 28 7 22 Non lædas servum in veritate operantem, neque mercenarium dantem animam suam. Halte den Knecht nicht übel, der treu arbeitet, noch den Taglöhner, der seine Lebenskraft einsetzt. [Lev 19,13] Sirach Sir 28 7 23 Servus sensatus sit tibi dilectus quasi anima tua, non defraudes illum libertate, neque inopem derelinquas illum. Ein verständiger Knecht sei dir so lieb wie deine Seele,²⁶ enthalte ihm die Freilassung nicht vor²⁷ und lass ihn nicht arm von dir gehen.²⁸ Sirach Sir 28 7 23 26 Griech.: liebe deine Seele. Sirach Sir 28 7 23 27 Die [Ex 21,2] vorgeschriebenen. Die Verletzung dieses Gesetzes wird [Jer 34,11] erwähnt. Sirach Sir 28 7 23 28 Zusatz der Vulgata aus [Dtn 15,13]. Sirach Sir 28 7 24 Pecora tibi sunt? attende illis: et si sunt utilia, perseverent apud te. Hast du Vieh, so warte sein,²⁹ und bringt es dir Nutzen, so behalte es.³⁰ Sirach Sir 28 7 24 29 Überlass nicht anderen alle Sorge. Sirach Sir 28 7 24 30 Verkaufe sie nicht alsbald wieder, wenn sie dir für den Acker nützlich sind. Sirach Sir 28 7 25 Filii tibi sunt? erudi illos, et curva illos a pueritia illorum. Hast du Söhne? So ziehe sie³¹ und beuge sie von Jugend auf.³² Sirach Sir 28 7 25 31 Vergl. [Sir 30,1]. Sirach Sir 28 7 25 32 Wo sie noch biegsam sind. Hebr.: und nimm ihnen ein Weib in der Jugend. Sirach Sir 28 7 26 Filiæ tibi sunt? serva corpus illarum, et non ostendas hilarem faciem tuam ad illas. Hast du Töchter? So hüte ihren Leib³³ und zeige kein zu heiteres Angesicht vor ihnen.³⁴ Sirach Sir 28 7 26 33 Dass er keusch bleibe, Sirach Sir 28 7 26 34 Wahre deine Autorität, damit sie nicht etwa frech werden und sündigen. Sirach Sir 28 7 27 Trade filiam, et grande opus feceris, et homini sensato da illam. Verheirate deine Tochter, und du hast ein großes Werk vollbracht,³⁵ nur gib sie einem verständigen Manne.³⁶ Sirach Sir 28 7 27 35 Du befreiest dich von der Pflicht der Hut und sorgst für deine Tochter für das Leben. Sirach Sir 28 7 27 36 Ein solcher aber ist nur der Gottesfürchtige. Sirach Sir 28 7 28 Mulier si est tibi secundum animam tuam, non projicias illam: et odibili non credas te. In toto corde tuo. Hast du eine Frau nach deinem Herzen,³⁷ so verstoße sie nicht; und einer Gehässigen traue dich nicht an.³⁸ Sirach Sir 28 7 28 37 Dieser Beisatz fehlt im Hebr. Der Weise mahnt einzig, von dem Rechte der Verstoßung keinen Gebrauch zu machen. Sirach Sir 28 7 28 38 Öffne nicht dein ganzes Herz. Sirach Sir 28 7 29 Honora patrem tuum, et gemitus matris tuæ ne obliviscaris: Von ganzem Herzen ehre deinen Vater und vergiss der Schmerzen deiner Mutter nicht.³⁹ [Tob 4,3] Sirach Sir 28 7 29 39 Vergl. [Sir 3,5ff]. Sirach Sir 28 7 3 Fili, non semines mala in sulcis injustitiæ, et non metes ea in septuplum. Sohn! säe nichts Böses in die Furchen der Ungerechtigkeit,² so wirst du es auch nicht siebenfältig³ ernten.⁴ Sirach Sir 28 7 3 2 Vergl. [Hos 8,7]. Sirach Sir 28 7 3 3 Vielfältig. Sirach Sir 28 7 3 4 Vergl. [Spr 22,8] und [Hos 10,12, Gal 6,8]. Sirach Sir 28 7 30 Memento quoniam nisi per illos natus non fuisses: et retribue illis, quomodo et illi tibi. Gedenke, dass du ohne sie nicht geboren wärest, und erweise ihnen Gutes, wie auch sie dir erwiesen haben.⁴⁰ Sirach Sir 28 7 30 40 Griech.: was kannst du ihnen tun (vergelten) für das, was sie dir getan? Im Hebr. fehlt dies. Sirach Sir 28 7 31 In tota anima tua time Dominum, et sacerdotes illius sanctifica. Mit ganzer Seele fürchte den Herrn und seinen Priestern erweise Ehrerbietung. Sirach Sir 28 7 32 In omni virtute tua dilige eum qui te fecit: et ministros ejus ne derelinquas. Aus allen Kräften liebe den, der dich erschaffen,⁴¹ und verlass seine Diener nicht.⁴² Sirach Sir 28 7 32 41 Vergl. [Dtn 6,5]. Sirach Sir 28 7 32 42 Wie? besagt V. 33. Vergl. [Dtn 12,19]. Sirach Sir 28 7 33 Honora Deum ex tota anima tua, et honorifica sacerdotes, et propurga te cum brachiis. Ehre Gott aus ganzer Seele und ehre die Priester und entsündige dich durch Schulterstücke.⁴³ [Dtn 12,18] Sirach Sir 28 7 33 43 Hebr. Griech.: Fürchte den Herrn und ehre den Priester und gib ihm seinen Anteil, wie es dir geboten. Über die Schulterstücke vergl. [Lev 7,32, Num 18,18]. Sirach Sir 28 7 34 Da illis partem, sicut mandatum est tibi, primitiarum et purgationis: et de negligentia tua purga te cum paucis. Gib ihnen, wie es dir befohlen ist, ihren Anteil von den Erstlingen⁴⁴ und von den Reinigungsopfern⁴⁵ und entsündige dich von deiner Versäumnis⁴⁶ durch kleine Gaben.⁴⁷ [Lev 2,3] Sirach Sir 28 7 34 44 [Ex 22,28, Ex 23,19; Ex 34,26; Lev 23,17; Num 15,19; Dtn 26,1] Sirach Sir 28 7 34 45 Sündopfer [Lev 6,18-22; Lev 7,6ff] Sirach Sir 28 7 34 46 Schuldopfer [Lev 4,1.27; Lev 5,14]. Sirach Sir 28 7 34 47 Wenn du nicht die Gaben der Reichen darzubringen vermagst. Sirach Sir 28 7 35 Datum brachiorum tuorum et sacrificium sanctificationis offeres Domino, et initia sanctorum: Bringe dem Herrn die Gaben deiner Schulterstücke⁴⁸ dar, das Opfer der Heiligung,⁴⁹ sowie die Erstlinge des Geheiligten.⁵⁰ Sirach Sir 28 7 35 48 [Ex 29,27; Lev 7,32, Dtn 18,3] Sirach Sir 28 7 35 49 Vielleicht das [Lev 2,3] Erwähnte? Sirach Sir 28 7 35 50 [Num 18,26] Sirach Sir 28 7 36 Et pauperi porrige manum tuam, ut perficiatur propitiatio, et benedictio tua. Reiche auch dem Armen deine Hand,⁵¹ damit deine Sühne⁵² und dein Segen vollkommen werden. Sirach Sir 28 7 36 51 Gern, reichlich. Das Erbarmen gegen die Armen wird im Gesetze oft eingeschärft. Sirach Sir 28 7 36 52 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 7 37 Gratia dati in conspectu omnis viventis, et mortuo non prohibeas gratiam. Wohltätigkeit beweise allem, was lebt, und auch dem Toten enthalte deine Huld nicht vor.⁵³ Sirach Sir 28 7 37 53 Durch Begräbnis [Tob 12,12], Trost der Hinterbliebenen, Opfer [2Makk 12,43] und Gebete. Sirach Sir 28 7 38 Non desis plorantibus in consolatione, et cum lugentibus ambula. Lass die Weinenden nicht ohne Trost und wandle mit den Trauernden.⁵⁴ [Röm 12,15] Sirach Sir 28 7 38 54 An ihrer Trauer teilnehmend. Sirach Sir 28 7 39 Non te pigeat visitare infirmum: ex his enim in dilectione firmaberis. Lass es dich nicht verdrießen, einen Kranken zu besuchen; denn dadurch wirst du in der Liebe feststehen.⁵⁵ [Mt 25,36] Sirach Sir 28 7 39 55 Du wirst von Gott und Menschen geliebt werden. Hebr.: Sei nicht grob gegen deinen Freund. Sirach Sir 28 7 4 Noli quærere a Domino ducatum, neque a rege cathedram honoris. Begehre nicht vom Herrn Herrschaft noch von dem Könige einen Ehrenstuhl.⁵ Sirach Sir 28 7 4 5 Ein hohes Amt. Ein solches bringt nicht nur Ehre, sondern viele Last und Gefahr. Sirach Sir 28 7 40 In omnibus operibus tuis memorare novissima tua, et in æternum non peccabis. Bei allem, was du tust, gedenke an dein Ende,⁵⁶ so wirst du in Ewigkeit nicht sündigen. Sirach Sir 28 7 40 56 Tod und Gericht. Vergl. [Koh 11,9, Koh 12,14]. Sirach Sir 28 7 5 Ne te justifices ante Deum, quoniam agnitor cordis ipse est: et penes regem noli velle videri sapiens. Stelle dich nicht als gerecht hin vor Gott, denn er ist der Herzenskenner;⁶ und vor dem Könige wolle nicht weise scheinen.⁷ [Joh 9,2, Koh 7,17, Lk 18,11] Sirach Sir 28 7 5 6 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 7 5 7 Eine andere Art des Hochmutes. Sirach Sir 28 7 6 Noli quærere fieri judex, nisi valeas virtute irrumpere iniquitates: ne forte extimescas faciem potentis, et ponas scandalum in æquitate tua. Trachte nicht darnach, Richter zu werden, wenn du nicht vermagst, dem Unrecht mit Kraft zu steuern; du möchtest etwa des Mächtigen Angesicht scheuen und deine Rechtschaffenheit in Gefahr bringen. Sirach Sir 28 7 7 Non pecces in multitudinem civitatis, nec te immittas in populum, Verfehle dich nicht gegen die Bürger der Stadt⁸ und mische dich nicht unter den Pöbel.⁹ Sirach Sir 28 7 7 8 Durch Anmaßung oder Verachtung. Sirach Sir 28 7 7 9 Griech.: und wirf dich nicht selbst fort an das Volk. Verliere dein Ansehen nicht durch Schmeichelei oder durch Nachgiebigkeit gegen ungerechte Forderungen. Sirach Sir 28 7 8 Neque alliges duplicia peccata: nec enim in uno eris immunis. Verstricke dich nicht in doppelte Sünden, denn schon die eine wird dir nicht ungestraft hingehen. [Sir 12,7] Sirach Sir 28 7 9 Noli esse pusillanimis in animo tuo: Sei nicht kleinmütig in deinem Herzen.¹⁰ Sirach Sir 28 7 9 10 Griech.: in deinem Gebet. Deine Sünde raube dir nicht den Mut. Sirach Sir 28 0 1 Regeln der Klugheit. Sirach Sir 28 8 1 Non litiges cum homine potente, ne forte incidas in manus illius. Streite nicht¹ mit einem mächtigen Manne, dass du nicht in seine Hände fallest. Sirach Sir 28 8 1 1 Weder im Privatstreit noch vor Gericht. Sirach Sir 28 8 10 Ab ipsis enim disces sapientiam, et doctrinam intellectus, et servire magnatis sine querela. denn aus ihnen wirst du Weisheit und kluge Lehre entnehmen, und wie man Mächtigen dienen soll.¹⁰ Sirach Sir 28 8 10 10 Da diese leicht verletzt und beleidigt werden. Sirach Sir 28 8 11 Non te prætereat narratio seniorum: ipsi enim didicerunt a patribus suis: Lass dir die Belehrung der Greise nicht entgehen, denn sie haben von ihren Vätern gelernt.¹¹ Sirach Sir 28 8 11 11 Sie ist also durch lange Jahre bewährt. Sirach Sir 28 8 12 Quoniam ab ipsis disces intellectum, et in tempore necessitatis dare responsum. Von ihnen kannst du ja Einsicht lernen und wie man Antwort gibt zur Zeit der Bedrängnis. Sirach Sir 28 8 13 Non incendas carbones peccatorum arguens eos, et ne incendaris flamma ignis peccatorum illorum. Bringe nicht die Kohlen der Sünder in Brand, indem du sie tadelst,¹² und lass¹³ dich nicht von der Feuerflamme ihrer Sünden ergreifen. Sirach Sir 28 8 13 12 Zusatz der Vulgata. Eine Weise, welche ihren Zorn wachruft. Sirach Sir 28 8 13 13 Damit du nicht von der Flamme, die du hervorgerufen, selbst vernichtet werdest. Sirach Sir 28 8 14 Ne contra faciem stes contumeliosi, ne sedeat quasi insidiator ori tuo. Widersetze dich nicht heftig einem Schmähsüchtigen, dass er sich nicht gleichsam gegen deinen Mund in den Hinterhalt lege.¹⁴ Sirach Sir 28 8 14 14 Indem er, deine Rede benutzend, gegen dich Schmähungen ausstreut. Sirach Sir 28 8 15 Noli fnerari homini fortiori te: quod si fneraveris, quasi perditum habe. Leihe keinem Menschen, der mächtiger ist als du; hast du ihm aber geliehen, so achte es als verloren.¹⁵ [Sir 29,4] Sirach Sir 28 8 15 15 Denn forderst du es zurück, so erzürnst du ihn; mit Gewalt aber erlangst du es nicht zurück. Sirach Sir 28 8 16 Non spondeas super virtutem tuam, quod si spoponderis, quasi restituens cogita. Verbürge dich nicht über dein Vermögen hinaus; hast du aber Bürgschaft geleistet, so denke darauf zu bezahlen. Sirach Sir 28 8 17 Non judices contra judicem: quoniam secundum quod justum est judicat. Rechte nicht gegen einen Richter, denn er richtet nach dem, was recht ist.¹⁶ Sirach Sir 28 8 17 16 Besser Griech.: Denn die Richter (vor die du deine Sache bringst) werden zu seinen Gunsten nach dem Ansehen urteilen, dessen er sich erfreut. Vulg.: Es wird angenommen, dass er nach Recht und Gerechtigkeit geurteilt. Sirach Sir 28 8 18 Cum audace non eas in via, ne forte gravet mala sua in te: ipse enim secundum voluntatem suam vadit, et simul cum stultitia illius peries. Mit einem Tollkühnen begib dich nicht auf den Weg, damit er dir nicht sein Unglück aufbürde;¹⁷ denn er wandelt nach seiner Willkür dahin und du wirst zugleich mit seiner Torheit zugrunde gehen. [Gen 4,8] Sirach Sir 28 8 18 17 Griech.: Damit er dir nicht beschwerlich falle. Vulg.: Das Unglück, das seine Tollkühnheit verschuldet. Sirach Sir 28 8 19 Cum iracundo non facies rixam, et cum audace non eas in desertum: quoniam quasi nihil est ante illum sanguis, et ubi non est adjutorium, elidet te. Mit einem Jähzornigen lass dich in keinen Streit ein und mit einem Verwegenen ziehe nicht in die Wüste; denn wie nichts ist Blut¹⁸ vor seinen Augen und da, wo nirgends Hilfe ist, wird er dich niederschlagen. [Spr 22,24] Sirach Sir 28 8 19 18 Blutvergießen. Sirach Sir 28 8 2 Non contendas cum viro locuplete, ne forte contra te constituat litem tibi. Hadere nicht mit einem reichen Manne, dass er nicht etwa Streit mit dir beginne;² [Mt 25,25] Sirach Sir 28 8 2 2 Griech.: dass er dir nicht sein Gewicht (seine Reichtümer) entgegenstelle (und den Richter für sich gewinne). Das Bild ist von der Waage hergenommen. Sirach Sir 28 8 20 Cum fatuis consilium non habeas: non enim poterunt diligere nisi quæ eis placent. Berate dich nicht mit Toren; denn¹⁹ sie können nichts lieben, außer was ihnen gefällt.²⁰ Sirach Sir 28 8 20 19 Griech.: er vermag keine Sache geheim zu halten. Sirach Sir 28 8 20 20 Nämlich Torheit. Sirach Sir 28 8 21 Coram extraneo ne facias consilium: nescis enim quid pariet. Mit einem Fremden halte nicht Rat;²¹ denn du weißt nicht, was er beginnen wird. Sirach Sir 28 8 21 21 Griech.: Über etwas, was verborgen bleiben soll. Sirach Sir 28 8 22 Non omni homini cor tuum manifestes: ne forte inferat tibi gratiam falsam, et convitietur tibi. Nicht jedem Menschen öffne dein Herz, damit er dir nicht etwa schlechten Dank wisse und²² über dich schmähe. Sirach Sir 28 8 22 22 Erklärender Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 8 3 Multos enim perdidit aurum et argentum, et usque ad cor regum extendit, et convertit. denn viele schon hat Gold und Silber ins Verderben gestürzt und ist bis zu der Könige Herz gedrungen und hat sie verführt.³ [Sir 31,6] Sirach Sir 28 8 3 3 Vergl. [Dtn 16,19]. Sirach Sir 28 8 4 Non litiges cum homine linguato, et non strues in ignem illius ligna. Streite nicht mit einem zungenfertigen Menschen und lege nicht Holz in sein Feuer.⁴ Sirach Sir 28 8 4 4 Was du sprichst, überführt ihn nicht, sondern ist neuer Stoff zum Reden für ihn. Vergl. [Spr 26,20]. Sirach Sir 28 8 5 Non communices homini indocto, ne male de progenie tua loquatur. Habe keine Gemeinschaft mit einem zuchtlosen Menschen, damit er nicht von deinen Voreltern übel rede.⁵ Sirach Sir 28 8 5 5 Oder griech.: damit du deine Vorfahren nicht mit Schmach überhäufest. Syr.: Damit ehrbare Männer dich nicht mit Schmach überhäufen. Sirach Sir 28 8 6 Ne despicias hominem avertentem se a peccato, neque improperes ei: memento quoniam omnes in correptione sumus. Verachte⁶ einen Menschen nicht, welcher sich von der Sünde abwendet, und mache ihm keine Vorwürfe; gedenke, dass wir alle strafbar sind. [2Kor 2,6, Gal 6,1] Sirach Sir 28 8 6 6 Doppelübersetzung des folgenden Imperativ. Sirach Sir 28 8 7 Ne spernas hominem in sua senectute: etenim ex nobis senescunt. Verachte keinen Menschen in seinem Alter,⁷ denn auch aus uns werden einige alt. Sirach Sir 28 8 7 7 Vergl. [Lev 19,32]. Sirach Sir 28 8 8 Noli de mortuo inimico tuo gaudere: sciens quoniam omnes morimur, et in gaudium nolumus venire. Freue dich nicht über den Tod deines Feindes; bedenke, dass wir alle sterben müssen und nicht wünschen, dass man sich über uns⁸ freue.⁹ Sirach Sir 28 8 8 8 Unseren Tod. Sirach Sir 28 8 8 9 Der letzte Versteil ist erklärender Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 8 9 Ne despicias narrationem presbyterorum sapientium, et in proverbiis eorum conversare: Achte die Erzählung weiser Greise nicht gering und richte dich nach ihren Sprüchen; [Sir 6,35] Sirach Sir 28 0 1 Regeln für den Umgang mit Frauen. (V. 13) Vorschriften für das Verhalten gegen verschiedene Menschen. (V. 23) Über Fürsten und Ungebühr. Sirach Sir 28 9 1 Non zeles mulierem sinus tui, ne ostendat super te malitiam doctrinæ nequam. Sei nicht eifersüchtig auf das Weib an deinem Busen,¹ damit sie die böse Lehre, die du ihr gibst, nicht gegen dich übe. Sirach Sir 28 9 1 1 Dein Weib. Sirach Sir 28 9 10 Omnis mulier, quæ est fornicaria, quasi stercus in via conculcabitur. Jedes Weib, das eine Buhlerin ist, wird wie Gassenkot zertreten werden. Sirach Sir 28 9 11 Speciem mulieris alienæ multi admirati, reprobi facti sunt: colloquium enim illius quasi ignis exardescit. Viele bewunderten die Schönheit eines fremden Weibes und wurden verwerflich, denn ihr Gespräch entzündet wie Feuer.¹⁴ Sirach Sir 28 9 11 14 Vers 10, 11 sind ein Kommentar der Vulgata zu dem Vorhergehenden. Sirach Sir 28 9 12 Cum aliena muliere ne sedeas omnino, nec accumbas cum ea super cubitum: Bei einem fremden Weibe sitze ja nicht und lege dich nicht mit ihr auf den Arm bei Tische. Sirach Sir 28 9 13 Et non alterceris cum illa in vino, ne forte declinet cor tuum in illam, et sanguine tuo labaris in perditionem. Schwätze nicht mit ihr beim Weine, dass dein Herz sich nicht zu ihr wende und du durch dein Blut¹⁵ ins Verderben geratest. Sirach Sir 28 9 13 15 Deine Leidenschaft. Nach dem Hebr. indes bedeutet es den Tod, den der Ehemann dir zufügen würde. Sirach Sir 28 9 14 Ne derelinquas amicum antiquum: novus enim non erit similis illi. Einen alten Freund verlass nicht, denn ein neuer wird ihm nicht gleichkommen. Sirach Sir 28 9 15 Vinum novum, amicus novus: veterascet, et cum suavitate bibes illud. Ein neuer Freund ist neuer Wein; lass ihn alt werden, so wirst du ihn mit Lust¹⁶ trinken. Sirach Sir 28 9 15 16 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 9 16 Non zeles gloriam, et opes peccatoris: non enim scis quæ futura sit illius subversio. Beneide den Sünder nicht¹⁷ um Ruhm und Reichtümer; denn du weißt nicht, welches Verderben über ihn kommen wird.¹⁸ [Ri 9,35, 2Sam 15,10] Sirach Sir 28 9 16 17 Vergl. [Ps 72,2]. Sirach Sir 28 9 16 18 Hebr.: welches sein Ende sein wird. Sirach Sir 28 9 17 Non placeat tibi injuria injustorum, sciens quoniam usque ad inferos ad inferos non placebit impius. Habe nicht Wohlgefallen am Frevel¹⁹ der Ungerechten; gedenke, dass der Gottlose nicht bis zum Grabe Gefallen finden wird.²⁰ Sirach Sir 28 9 17 19 An dem, was die Bösen tun. Sirach Sir 28 9 17 20 Sondern seine gebührende Strafe finden wird. Sirach Sir 28 9 18 Longe abesto ab homine potestatem habente occidendi, et non suspicaberis timorem mortis: Halte dich fern von einem Manne, der die Macht hat zu töten, so wirst du von der Todesfurcht frei sein. Sirach Sir 28 9 19 Et si accesseris ad illum, noli aliquid committere, ne forte auferat vitam tuam. Kommst du aber vor ihn,²¹ so verfehle dich in nichts, dass er dir nicht das Leben nehme. Sirach Sir 28 9 19 21 Aus Notwendigkeit. Sirach Sir 28 9 2 Non des mulieri potestatem animæ tuæ, ne ingrediatur in virtutem tuam, et confundaris. Gib deinem Weibe nicht Gewalt über deine Seele,² dass sie sich nicht gegen deine Gewalt erhebe³ und⁴ du zuschanden werdest. Sirach Sir 28 9 2 2 Dass sie über dich die Herrschaft erlangt. Sirach Sir 28 9 2 3 Der Mann ist nach Gottes Ordnung das Haupt. Sirach Sir 28 9 2 4 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 9 20 Communionem mortis scito: quoniam in medio laqueorum ingredieris, et super dolentium arma ambulabis. Denke an die Nähe des Todes, denn²² du wandelst mitten unter Schlingen und gehst über den Waffen der Betrübten²³ einher. Sirach Sir 28 9 20 22 Griech. hebr.: Erkenne wohl, dass du inmitten von Schlingen einhergehst. Sirach Sir 28 9 20 23 Du schreitest über Waffen dahin, welche schon andere zu Falle gebracht. Griech.: Du wandelst auf den Zinnen einer (belagerten) Stadt. Sirach Sir 28 9 21 Secundum virtutem tuam cave te a proximo tuo, et cum sapientibus et prudentibus tracta. Sei vorsichtig gegen deinen Nächsten, so viel du kannst, und berate dich mit Weisen und Klugen. Sirach Sir 28 9 22 Viri justi sint tibi convivæ, et in timore Dei sit tibi gloriatio, Rechtschaffene Menschen seien deine Tischgenossen und die Furcht Gottes sei dein Ruhm.²⁴ Sirach Sir 28 9 22 24 Gegenstand deines Ruhmes. Mit Gerechten werden auch Gastmähler in der Furcht Gottes gehalten. Sirach Sir 28 9 23 Et in sensu sit tibi cogitatus Dei, et omnis enarratio tua in præceptis Altissimi. Richte deine Gedanken auf Gott und alle deine Gespräche seien über die Gebote des Allerhöchsten. Sirach Sir 28 9 24 In manu artificum opera laudabuntur, et princeps populi in sapientia sermonis sui, in sensu vero seniorum verbum. Durch des Künstlers Hand empfängt das Werk sein Lob²⁵ und der Fürst des Volkes wegen der Weisheit seiner Rede, wegen der Einsicht aber der Ausspruch der Greise.²⁶ Sirach Sir 28 9 24 25 Von hier ab wendet sich der Weise der Frage zu, wovon Heil und Unglück der Staaten abhängt. Sirach Sir 28 9 24 26 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 9 25 Terribilis est in civitate sua homo linguosus: et temerarius in verbo suo odibilis erit. Ein Schwätzer ist in seiner Stadt ein Schrecken und wer in seinen Worten voreilig ist, macht sich verhasst.²⁷ Sirach Sir 28 9 25 27 Alle fürchten sich vor seiner Zunge. Sirach Sir 28 9 3 Ne respicias mulierem multivolam: ne forte incidas in laqueos illius. Schaue nicht auf ein buhlerisches Weib, damit du nicht in ihre Schlingen fallest.⁵ Sirach Sir 28 9 3 5 Vergl. [Spr 7,10]. Sirach Sir 28 9 4 Cum saltatrice ne assiduus sis: nec audias illam, ne forte pereas in efficacia illius. Mit einer Tänzerin⁶ pflege keinen Umgang⁷ und gib ihr kein Gehör, dass du nicht durch ihre Künste ins Verderben gestürzt werdest. Sirach Sir 28 9 4 6 Griech.: Sängerin. Sirach Sir 28 9 4 7 Hebr.: schlafe nicht. Sirach Sir 28 9 5 Virginem ne conspicias, ne forte scandalizeris in decore illius. Hefte deine Augen auf keine Jungfrau,⁸ dass ihre Schönheit dir nicht zum Falle werde.⁹ [Gen 6,2] Sirach Sir 28 9 5 8 Vergl. [Ijob 31,1]. Sirach Sir 28 9 5 9 Hebr.: damit du nicht zu doppelter Ausstattung verurteilst werdest. Vergl. [Dtn 22,29]. Sirach Sir 28 9 6 Ne des fornicariis animam tuam in ullo: ne perdas te, et hereditatem tuam. Gib deine Seele auf keine Weise Buhlerinnen hin, damit du dich nicht selbst samt deinem Erbe zugrunde richtest.¹⁰ Sirach Sir 28 9 6 10 Vergl. [Spr 29,3]. Sirach Sir 28 9 7 Noli circumspicere in vicis civitatis, nec oberraveris in plateis illius. Gaffe nicht auf den Gassen der Stadt umher und schweife nicht auf ihren Straßen¹¹ herum. Sirach Sir 28 9 7 11 Nach dem Griech.: auf ihren verlassenen Straßen. Sirach Sir 28 9 8 Averte faciem tuam a muliere compta, et ne circumspicias speciem alienam. Wende dein Angesicht ab¹² von einem geputzten Weibe und blicke nicht nach¹³ der Schönheit einer Fremden. [Gen 34,2, 2Sam 11,4, 2Sam 13,1, Mt 5,28] Sirach Sir 28 9 8 12 Alsbald ab. Sirach Sir 28 9 8 13 Betrachte nicht aufmerksamer. Sirach Sir 28 9 9 Propter speciem mulieris multi perierunt: et ex hoc concupiscentia quasi ignis exardescit. Durch die Schönheit der Frauen sind schon viele zugrunde gegangen und durch dieselbe entzündet sich die Begierde wie Feuer. Sirach Sir 28 0 1 Über Fürsten und Ungebühr. (V. 22) Wahres Lob verschafft einzig die Furcht Gottes. [Sir 11,6] Sirach Sir 28 10 1 Judex sapiens judicabit populum suum, et principatus sensati stabilis erit. Ein weiser Richter spricht seinem Volke Recht und die Herrschaft des Verständigen hat Bestand. Sirach Sir 28 10 10 Nihil est iniquius quam amare pecuniam: hic enim et animam suam venalem habet: quoniam in vita sua projecit intima sua. Nichts ist frevelhafter als das Geld zu lieben;⁷ denn wer dies tut, dem ist selbst seine Seele feil; während er noch lebt, schüttet er seine Eingeweide aus.⁸ Sirach Sir 28 10 10 7 Wiederholung aus V. 9. Sirach Sir 28 10 10 8 Um Geld zu gewinnen, setzt er sich jeder Gefahr aus. Sirach Sir 28 10 11 Omnis potentatus brevis vita. Languor prolixior gravat medicum. Aller Gewaltherrschaft Leben ist kurz. Eine langwierige Krankheit fällt dem Arzte beschwerlich.⁹ Sirach Sir 28 10 11 9 So würde eine lange Gewaltherrschaft dem Volke allzu beschwerlich werden. Sirach Sir 28 10 12 Brevem languorem præcidit medicus: sic et rex hodie est, et cras morietur. Eine kurze Krankheit schneidet der Arzt weg, so ist auch einer heute König und morgen wird er sterben. Sirach Sir 28 10 13 Cum enim morietur homo, hereditabit serpentes, et bestias, et vermes. Und wenn der Mensch tot ist, sind Schlangen, wilde Tiere und Würmer sein Erbteil.¹⁰ Sirach Sir 28 10 13 10 Wenn dies das Ende des Leibes, vergl. [Ijob 17,14], darf da der Mensch sich überheben? Sirach Sir 28 10 14 Initium superbiæ hominis, apostatare a Deo: Der Anfang der Hoffart des Menschen ist der Abfall von Gott.¹¹ Sirach Sir 28 10 14 11 Indem der Mensch seinen Willen dem göttlichen vorzieht. Sirach Sir 28 10 15 Quoniam ab eo, qui fecit illum, recessit cor ejus: quoniam initium omnis peccati est superbia: qui tenuerit illam, adimplebitur maledictis, et subvertet eum in finem. Denn von seinem Schöpfer hat sich sein Herz abgewendet, weil die Hoffart der Anfang aller Sünde ist; wer darin verharrt, wird mit Fluch überhäuft¹² und sie wird ihn zuletzt zugrunde richten. [Spr 18,12] Sirach Sir 28 10 15 12 Er begeht viele und schwere Sünden. Sirach Sir 28 10 16 Propterea exhonoravit Dominus conventus malorum, et destruxit eos usque in finem. Darum¹³ beraubt der Herr die Zusammenrottungen der Bösen der Ehre und vernichtet sie gänzlich. Sirach Sir 28 10 16 13 Wie der Ursprung des Hochmutes schrecken muss, so seine Strafen. Sirach Sir 28 10 17 Sedes ducum superborum destruxit Deus, et sedere fecit mites pro eis. Die Throne stolzer Fürsten stürzt Gott und setzt Sanftmütige an ihre Stelle. Sirach Sir 28 10 18 Radices gentium superbarum arefecit Deus, et plantavit humiles ex ipsis gentibus. Stolze Völker lässt Gott bis auf die Wurzel verdorren und pflanzt statt ihrer Demütige von denselben Völkern.¹⁴ Sirach Sir 28 10 18 14 Vergl. [Ps 43,3, Ps 79,9.10]. Sirach Sir 28 10 19 Terras gentium evertit Dominus, et perdidit eas usque ad fundamentum: Die Länder der Völker verheert der Herr und zerstört sie bis auf den Grund.¹⁵ Sirach Sir 28 10 19 15 Vergl. [Gen 3,17.18, Jes 13,19ff]. Sirach Sir 28 10 2 Secundum judicem populi, sic et ministri ejus: et qualis rector est civitatis, tales et inhabitantes in ea. Wie der Richter des Volkes, so sind auch seine Diener; und wie der Vorsteher einer Stadt, so sind auch ihre Bewohner. [Spr 29,12] Sirach Sir 28 10 20 Arefecit ex ipsis, et disperdidit eos, et cessare fecit memoriam eorum a terra. Einige von ihnen lässt er verdorren und vernichtet sie und vertilgt ihr Andenken von der Erde.¹⁶ Sirach Sir 28 10 20 16 Wie [Dtn 32,26] angedroht ist. Sirach Sir 28 10 21 Memoriam superborum perdidit Deus, et reliquit memoriam humilium sensu. Gott vertilgt das Andenken der Stolzen und lässt das Andenken der demütig Gesinnten bestehen. Sirach Sir 28 10 22 Non est creata hominibus superbia: neque iracundia nationi mulierum. Nicht ist dem Menschen die Hoffart anerschaffen noch der Zorn dem von Weibern Geborenen. Sirach Sir 28 10 23 Semen hominum honorabitur hoc, quod timet Deum: semen autem hoc exhonorabitur, quod præterit mandata Domini. Ein Geschlecht von Menschen, das Gott fürchtet, steht in Ehren, aber ein Geschlecht, welches des Herrn Gebote übertritt, geht der Ehre verlustig. Sirach Sir 28 10 24 In medio fratrum rector illorum in honore: et qui timent Dominum, erunt in oculis illius. Ein Oberhaupt ist geehrt unter seinen Brüdern; so sind, die den Herrn fürchten, es in seinen Augen.¹⁷ Sirach Sir 28 10 24 17 Vergl. [1Sam 2,30]. Sirach Sir 28 10 25 Gloria divitum, honoratorum, et pauperum, timor Dei est: Der Ruhm der Reichen, der Angesehenen und der Armen ist die Furcht Gottes.¹⁸ Sirach Sir 28 10 25 18 Der wahre Vorzug des Menschen beruht auf seiner rechten Stellung zu Gott. Sirach Sir 28 10 26 Noli despicere hominem justum pauperem, et noli magnificare virum peccatorem divitem. Verachte¹⁹ einen Gerechten²⁰ nicht, weil er arm ist, und ehre einen Sünder nicht, weil er reich ist. Sirach Sir 28 10 26 19 Daher. Sirach Sir 28 10 26 20 Also einen wahren Weisen. Sirach Sir 28 10 27 Magnus, et judex, et potens est in honore: et non est major illo, qui timet Deum. Der Große und der Richter und der Machthaber²¹ sind hochgehalten; aber keiner ist größer als wer den Herrn fürchtet.²² Sirach Sir 28 10 27 21 Drei verschiedene Klassen von Menschen. Sirach Sir 28 10 27 22 Fürchten jene Gott nicht, so ist jeder Gottesfürchtige größer. Sirach Sir 28 10 28 Servo sensato liberi servient: et vir prudens et disciplinatus non murmurabit correptus, et inscius non honorabitur. Einem einsichtsvollen Knechte müssen²³ auch die Freien dienen; und ein kluger und wohlgesitteter Mann murrt nicht, wenn er zurechtgewiesen wird. Ein Unwissender wird nicht geehrt.²⁴ [Spr 17,2] Sirach Sir 28 10 28 23 Und tun es gern. Sirach Sir 28 10 28 24 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 10 29 Noli extollere te in faciendo opere tuo, et noli cunctari in tempore angustiæ. Überhebe dich nicht bei deinem Tun und säume nicht zur Zeit der Bedrängnis.²⁵ Sirach Sir 28 10 29 25 Halte dich nicht für zu vornehm, um etwas zu tun, und meine in der Zeit der Not nicht, du dürftest lässig bleiben wegen deines hohen Adels. Sirach Sir 28 10 3 Rex insipiens perdet populum suum: et civitates inhabitabuntur per sensum potentium. Ein unweiser König richtet sein Volk zugrunde,¹ aber durch die Weisheit der Herrscher werden die Städte volkreich. [1Kön 12,13] Sirach Sir 28 10 3 1 Durch schlechte Verwaltung und ebensolches Beispiel. Sirach Sir 28 10 30 Melior est qui operatur, et abundat in omnibus, quam qui gloriatur, et eget pane. Besser ist, wer arbeitet²⁶ und an allem Überfluss hat, als wer sich rühmt und an Brot Mangel leidet. [Spr 12,9] Sirach Sir 28 10 30 26 Wer emsig arbeitet. Sirach Sir 28 10 31 Fili, in mansuetudine serva animam tuam, et da illi honorem secundum meritum suum. Sohn! erhalte deine Seele in Sanftmut²⁷ und erweise ihr Ehren nach ihrem Verdienste.²⁸ Sirach Sir 28 10 31 27 Griech.: mit Demut ehre. Der rechten Furcht Gottes widerspricht auch die Selbstverachtung. Demut und die richtige Wertschätzung seiner selbst sind nicht unverträglich. Sirach Sir 28 10 31 28 So wenig wie anderen, tue dir selbst Unrecht. Sirach Sir 28 10 32 Peccantem in animam suam quis justificabit? et quis honorificabit exhonorantem animam suam? Wer wird den für schuldlos halten, der wider seine eigene Seele sündigt? Und wer wird den ehren, der seine eigene Seele verunehrt? Sirach Sir 28 10 33 Pauper gloriatur per disciplinam et timorem suum: et est homo qui honorificatur propter substantiam suam. Der Arme steht wegen seiner Einsicht und Furcht in Ehren und manche werden wegen ihres Reichtums geehrt.²⁹ Sirach Sir 28 10 33 29 Doch solche Ehre ist sehr hinfällig. Sirach Sir 28 10 34 Qui autem gloriatur in paupertate, quanto magis in substantia? et qui gloriatur in substantia, paupertatem vereatur. Wer aber schon in seiner Armut geehrt wird, wie viel mehr im Reichtume? Und wer seinen Ruhm in Reichtum setzt, möge die Armut fürchten. Sirach Sir 28 10 4 In manu Dei potestas terræ: et utilem rectorem suscitabit in tempus super illam. In der Hand Gottes liegt die Herrschaft über die Erde² und er bestellt ihr zur rechten Zeit einen tauglichen Herrscher. Sirach Sir 28 10 4 2 Wie erlangt man einen guten Fürsten? Man bittet Gott darum. Sirach Sir 28 10 5 In manu Dei prosperitas hominis, et super faciem scribæ imponet honorem suum. In der Hand Gottes steht des Menschen³ Wohlergehen und des Beamten Angesicht verleiht er seine Würde. Sirach Sir 28 10 5 3 Woher Untergang der reiche? Von Unbill und Hochmut, diese also sind zu meiden. Sirach Sir 28 10 6 Omnis injuriæ proximi ne memineris, et nihil agas in operibus injuriæ. Keiner Unbill, die dir dein Nächster angetan, gedenke und begehe bei dem, was du tust, kein Unrecht. Sirach Sir 28 10 7 Odibilis coram Deo est et hominibus superbia: et exsecrabilis omnis iniquitas gentium. Der Hochmut ist bei Gott und den Menschen verhasst und alle Ungerechtigkeit der Völker⁴ ist ein Greuel. Sirach Sir 28 10 7 4 Jene, die Gott fernstehende Völker zu begehen pflegen. Sirach Sir 28 10 8 Regnum a gente in gentem transfertur propter injustitias, et injurias, et contumelias, et diversos dolos. Die Herrschaft geht von einem Volke auf ein anderes über⁵ wegen Ungerechtigkeit, Gewalttaten, Schmähungen und allerlei Arglist. [Dan 4,14] Sirach Sir 28 10 8 5 Durch Verschuldung des ersteren. Sirach Sir 28 10 9 Avaro autem nihil est scelestius. Quid superbit terra et cinis? Nichts ist lasterhafter als ein Geiziger.⁶ Was überhebt sich Erde und Staub? Sirach Sir 28 10 9 6 Die Vulgata hat eine andere Anordnung als der griech. Text. Griech.: Was überhebt sich Staub und Asche? Denn noch im Leben habe ich seine Eingeweide ausgeschüttet (ihn dem Tode geweiht). Hebr.: Was überhebt sich Staub und Asche? Denn mit dem Körper wird sein Leben hinweggenommen werden. Eine kleine Krankheit (kommt), der Arzt scherzt (über sie). Ja, heute (noch) König und morgen tot. Sirach Sir 28 0 1 Wahres Lob verschafft einzig die Furcht Gottes. (V. 11) Man muss Maß halten und auf Gott vertrauen. (V. 30) Empfehlung der Klugheit in mancherlei Lebenslagen. [Sir 12,19] Sirach Sir 28 11 1 Sapientia humiliati exaltabit caput illius, et in medio magnatorum consedere illum faciet. Die Weisheit hebt das Haupt des Demütigen empor und bereitet ihm einen Sitz mitten unter den Fürsten.¹ Sirach Sir 28 11 1 1 Beispiele hierfür sind Joseph in Ägypten und Daniel. Sirach Sir 28 11 10 Fili ne in multis sint actus tui: et si dives fueris, non eris immunis a delicto: si enim secutus fueris, non apprehendes: et non effugies, si præcucurreris. Sohn! Sei nicht vielgeschäftig; wenn du dich mit vielem abgibst, wirst du nicht von Schuld frei bleiben; denn wenn du jenen Dingen auch nachstrebst, wirst du sie doch nicht erlangen,¹⁰ und wenn du fliehst,¹¹ doch nicht entrinnen.¹² [1Tim 6,9] Sirach Sir 28 11 10 10 Nicht jedes einzelne zu glücklichem Ausgange führen. Sirach Sir 28 11 10 11 Dich den unüberlegterweise angenommenen Geschäften zu entziehen suchst. Sirach Sir 28 11 10 12 Nicht ohne Schuld und Schaden bleiben. Sirach Sir 28 11 11 Est homo laborans, et festinans, et dolens impius, et tanto magis non abundabit. Mancher Gottlose¹³ arbeitet,¹⁴ ist unermüdlich und lässt sich's sauer werden; aber wird nur umso weniger reich. [Koh 4,8] Sirach Sir 28 11 11 13 Griech.: Mancher arbeitet mühsam und mit Hast. Sirach Sir 28 11 11 14 Aller Erfolg hängt von Gott ab. Sirach Sir 28 11 12 Est homo marcidus egens recuperatione, plus deficiens virtute, et abundans paupertate: Ein anderer ist schwach,¹⁵ der Hilfe bedürftig, arm an Vermögen und reich an Armut; Sirach Sir 28 11 12 15 Hebr.: arm, elend. Sirach Sir 28 11 13 Et oculus Dei respexit illum in bono, et erexit eum ab humilitate ipsius, et exaltavit caput ejus: et mirati sunt in illo multi, et honoraverunt Deum. doch das Auge Gottes schaut gütig auf ihn herab¹⁶ und er richtet ihn auf aus seiner Niedrigkeit und erhöht sein Haupt,¹⁷ so dass viele über ihn staunen und¹⁸ Gott preisen. [Ijob 42,10] Sirach Sir 28 11 13 16 Gottes Segen ergänzt alles Fehlende. Sirach Sir 28 11 13 17 Erhebt ihn hoch. Sirach Sir 28 11 13 18 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 11 14 Bona et mala, vita et mors, paupertas et honestas a Deo sunt. Glück und Unglück, Leben und Tod, Armut und Reichtum kommen von Gott.¹⁹ [Ijob 1,21] Sirach Sir 28 11 14 19 Stehen unter der Leitung seines Willens. Sirach Sir 28 11 15 Sapientia et disciplina, et scientia legis apud Deum. Dilectio, et viæ bonorum apud ipsum. Weisheit, Zucht und Kenntnis des Gesetzes stehen bei Gott, Liebe und Weg²⁰ der Guten stehen bei ihm. Sirach Sir 28 11 15 20 Was ihnen zum Guten hilft. Hebr.: Sünde und rechter Weg. Die Sünde ist insofern von Gott, als er sie zulässt, obwohl er sie verhindern könnte, wenn er wollte. Sirach Sir 28 11 16 Error et tenebræ peccatoribus concreata sunt: qui autem exsultant in malis, consenescunt in malo. Irrtum und Finsternis sind mit den Sündern erschaffen²¹ und wer am Bösen seine Lust hat, wird darin alt.²² Sirach Sir 28 11 16 21 Haften ihnen unlöslich an infolge der Sünde. Sirach Sir 28 11 16 22 Griech.: mit denen wird das Böse alt. Sirach Sir 28 11 17 Datio Dei permanet justis, et profectus illius successus habebit in æternum. Was Gott gibt, bleibt den Gerechten,²³ und was von ihm ausgeht, hat Fortgang in Ewigkeit. Sirach Sir 28 11 17 23 Wenn sie es nur nicht selbst von sich werfen. Ja, Gott gewährt selbst neue Wohltaten. Sirach Sir 28 11 18 Est qui locupletatur parce agendo, et hæc est pars mercedis illius. Mancher²⁴ wird durch Sparen²⁵ reich und dies wird ihm als Lohn zuteil,²⁶ Sirach Sir 28 11 18 24 Gegensatz zu V. 17: bleibt. Sirach Sir 28 11 18 25 Art, wie er reich wird. Hebr.: Aus einem Armen reich. Sirach Sir 28 11 18 26 Er hat keinen anderen Nutzen davon als die trügerische Hoffnung. Sirach Sir 28 11 19 In eo quod dicit: Inveni requiem mihi, et nunc manducabo de bonis meis solus: dass er sagt: Nun habe ich Ruhe gefunden und nun will ich allein meine Güter genießen. Sirach Sir 28 11 2 Non laudes virum in specie sua, neque spernas hominem in visu suo. Lobe keinen Menschen seiner Schönheit wegen und verachte Niemanden wegen seiner Gestalt.² [1Sam 16,7] Sirach Sir 28 11 2 2 Das rechte Maß der Schätzung ist die Weisheit. Sirach Sir 28 11 20 Et nescit quod tempus præteriet, et mors appropinquet, et relinquat omnia aliis, et morietur. Und er weiß nicht, dass die Zeit vergeht, der Tod herankommt und er alles anderen zurücklassen²⁷ und sterben muss. Sirach Sir 28 11 20 27 Ohne es selbst zu genießen. Vergl. [Lk 12,19]. Sirach Sir 28 11 21 Sta in testamento tuo, et in illo colloquere, et in opere mandatorum tuorum veterasce. Stehe fest in deinem Bunde,²⁸ bleibe dabei und werde alt bei dem Tun dessen, was dir auferlegt ist. Sirach Sir 28 11 21 28 Mit Gott. [Ex 19,5] Sirach Sir 28 11 22 Ne manseris in operibus peccatorum. Confide autem in Deo, et mane in loco tuo. Halte dich nicht an die Werke der Sünder,²⁹ sondern vertraue auf Gott und bleibe an deiner Stelle.³⁰ Sirach Sir 28 11 22 29 Wenn du auch siehst, dass es den Bösen gut geht, vertraue dennoch auf Gott. Sirach Sir 28 11 22 30 Der V. 21 beschriebenen. Dazu muss dich Gottes Macht und freigiebiges Wohlwollen bewegen. Sirach Sir 28 11 23 Facile est enim in oculis Dei subito honestare pauperem. Denn es ist leicht³¹ in den Augen Gottes, einen Armen plötzlich reich zu machen. Sirach Sir 28 11 23 31 Macht Gottes. Sirach Sir 28 11 24 Benedictio Dei in mercedem justi festinat, et in hora veloci processus illius fructificat. Gottes Segen kommt schnell herbei, den Gerechten zu belohnen, und sein Erscheinen bringt in kurzer Zeit Frucht.³² Sirach Sir 28 11 24 32 Freigebige Güte Gottes. Sirach Sir 28 11 25 Ne dicas: Quid est mihi opus, et quæ erunt mihi ex hoc bona? Sprich nicht:³³ Was habe ich nötig?³⁴ und welches Glück wird mir von nun an noch zuteil werden? Sirach Sir 28 11 25 33 Von dieser Weisung weicht der verzagende Arme (V. 25) und der sich überhebende Reiche (V. 26) ab. Sirach Sir 28 11 25 34 Wozu bin ich noch nutz in der Welt? Sirach Sir 28 11 26 Ne dicas: Sufficiens mihi sum: et quid ex hoc pessimabor? Sprich nicht: Ich bin mir selbst genug³⁵ und was kann mir fortan noch Übles widerfahren? Sirach Sir 28 11 26 35 Griech.: Ich habe genug. Sirach Sir 28 11 27 In die bonorum ne immemor sis malorum: et in die malorum ne immemor sis bonorum: Zur Zeit des Glückes vergiss des Unglückes nicht und zur Zeit des Unglückes vergiss des Glückes nicht,³⁶ [Sir 18,25] Sirach Sir 28 11 27 36 Verzage nicht. Sirach Sir 28 11 28 Quoniam facile est coram Deo in die obitus, retribuere unicuique secundum vias suas. denn Gott ist es ein Leichtes, einem jeden am Tage des Todes nach seinem Wandel zu vergelten.³⁷ Sirach Sir 28 11 28 37 Mit dem Tage des Todes wird Gott beginnen zu ergänzen, was in diesem Leben seiner Gerechtigkeit abzugehen schien. V. 28 fehlt im Hebr. Sirach Sir 28 11 29 Malitia horæ oblivionem facit luxuriæ magnæ, et in fine hominis denudatio operum illius. Das Unglück einer Stunde³⁸ lässt reichliches Wohlleben vergessen und beim Ende des Menschen werden seine Taten offenbar. Sirach Sir 28 11 29 38 Ein kurzes Unglück. Sirach Sir 28 11 3 Brevis in volatilibus est apis, et initium dulcoris habet fructus illius. Die Biene ist zwar das kleinste unter den geflügelten Tieren, doch ihr Erzeugnis hat den Vorzug unter den Süßigkeiten. Sirach Sir 28 11 30 Ante mortem ne laudes hominem quemquam, quoniam in filiis suis agnoscitur vir. Vor dem Tode lobe keinen Menschen,³⁹ denn aus seinen Söhnen wird ein Mann erkannt.⁴⁰ Sirach Sir 28 11 30 39 Denn vorher ist alles unsicher. (V. 29) Nicht wegen seines Glückes, denn dieses ist unbeständig; nicht wegen seiner Frömmigkeit und Tugend, denn du weißt nicht, ob er beharrt. Sirach Sir 28 11 30 40 An der Erziehung und dem Beispiel, die er ihnen gegeben. Es folgen verschiedene Klugheitsvorschriften. Sirach Sir 28 11 31 Non omnem hominem inducas in domum tuam: multæ enim sunt insidiæ dolosi. Führe nicht jedermann in dein Haus ein,⁴¹ denn vielfältig sind die Ränke des Betrügers. Sirach Sir 28 11 31 41 In deinen vertrauten Umgang. Sirach Sir 28 11 32 Sicut enim eructant præcordia ftentium, et sicut perdix inducitur in caveam, et ut caprea in laqueum: sic et cor superborum, et sicut prospector videns casum proximi sui. Wie aus einem kranken Magen widriger Geruch kommt und das Rebhuhn in den Käfig und die Gemse in die Schlinge gelockt wird, so ist auch das Herz des Stolzen⁴² und wie ein Auflaurer, der auf den Sturz seines Nächsten schaut.⁴³ Sirach Sir 28 11 32 42 Und bereitet Nachstellungen. Sirach Sir 28 11 32 43 Griech.: einfacher: Nicht jeden Menschen lass zu in dein Haus, denn vielerlei sind die Listen des Betrügers. Ein Jagdrebhuhn im Käfig (ein abgerichtetes Rebhuhn, das seine wilden Genossen anlockt, dass dieselben gefangen werden können) so ist des Übermütigen Herz, und wie der Auflauerer sinnt er auf Verderben. Sirach Sir 28 11 33 Bona enim in mala convertens insidiatur, et in electis imponet maculam. Denn das Gute trachtet er hinterlistig in Böses zu verkehren und selbst dem Vortrefflichsten hängt er einen Flecken an.⁴⁴ Sirach Sir 28 11 33 44 Einen solchen muss man fliehen, wie das folgende Gleichnis zeigt. Sirach Sir 28 11 34 A scintilla una augetur ignis, et ab uno doloso augetur sanguis: homo vero peccator sanguini insidiatur. Aus einem einzigen Funken entsteht ein großes Feuer; so⁴⁵ wird durch einen Arglistigen großes Blutvergießen angerichtet, denn ein sündhafter Mensch lauert auf Blut. Sirach Sir 28 11 34 45 Griech.: So lauert ein hinterlistiger Mensch auf Blut. Sirach Sir 28 11 35 Attende tibi a pestifero, fabricat enim mala: ne forte inducat super te subsannationem in perpetuum. Hüte dich vor einem Bösewichte, denn er schmiedet Böses, dass er nicht etwa auf ewig Schimpf über dich bringe. Sirach Sir 28 11 36 Admitte ad te alienigenam, et subvertet te in turbine, et abalineabit te a tuis propriis. Nimmst du einen Fremden⁴⁶ in dein Haus auf, so wird er dich in Unruhe stürzen und dich um dein Eigentum bringen. Sirach Sir 28 11 36 46 Dessen Charakter du nicht kennst. Sirach Sir 28 11 4 In vestitu ne glorieris unquam, nec in die honoris tui extollaris: quoniam mirabilia opera Altissimi solius, et gloriosa, et absconsa, et invisa opera illius. Sei nie stolz auf deine Kleidung und am Tage, wo du geehrt wirst, überhebe dich nicht; denn die Werke des Allerhöchsten sind wunderbar, ja herrlich und verborgen, und unerforschlich sind seine Werke.³ [2Kor 10,10, Jak 2,2, Apg 12,21.22 (korr.Apg 2,21.22Apg 12,21.22; vgl. Allioli 1839)] Sirach Sir 28 11 4 3 Eine dem Anscheine nach kleine Ursache kann große Wirkungen haben. Sirach Sir 28 11 5 Multi tyranni sederunt in throno, et insuspicabilis portavit diadema. Viele Gewaltherrscher saßen auf ihrem Throne, aber einer, von dem man es nicht vermutete, trug die Krone davon.⁴ Sirach Sir 28 11 5 4 Gott sendet oft einen jähen Wechsel des Schicksales und lässt alles eitle Rühmen in Finsternis versinken. Wer begreift zudem Gottes Wege? Anders im Hebr. Sirach Sir 28 11 6 Multi potentes oppressi sunt valide, et gloriosi traditi sunt in manus alterorum. Viele Gewaltige wurden gar sehr niedergebeugt und Angesehene wurden in anderer Hände überliefert.⁵ [1Sam 15,28, Est 6,7] Sirach Sir 28 11 6 5 Vergl. [Ijob 12,18]. Sirach Sir 28 11 7 Priusquam interroges, ne vituperes quemquam: et cum interrogaveris, corripe juste. Ehe du untersucht hast,⁶ tadle niemanden, und hast du untersucht, so strafe gerecht.⁷ Sirach Sir 28 11 7 6 Stolze tadeln leicht. Sirach Sir 28 11 7 7 Gerecht: Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 11 8 Priusquam audias, ne respondeas verbum: et in medio sermonum ne adjicias loqui. Ehe du gehört hast, antworte kein Wort⁸ und unterbrich niemanden inmitten seiner Rede. [Spr 18,13] Sirach Sir 28 11 8 8 Zuerst vernimm alles und erwäge es. Sirach Sir 28 11 9 De ea re, quæ te non molestat, ne certeris: et in judicio peccantium ne consistas. Um etwas, was dich nichts angeht, streite nicht und sitze nicht zu Gerichte mit Sündern.⁹ Sirach Sir 28 11 9 9 Die das Recht verkehren. Sirach Sir 28 0 1 Empfehlung der Klugheit in mancherlei Lebenslagen. Sirach Sir 28 12 1 Si benefeceris, scito cui feceris, et erit gratia in bonis tuis multa. Willst du Wohltaten erzeigen, so siehe zu, wem du sie erweisest;¹ dann wirst du für deine Wohltaten vielen Dank ernten. Sirach Sir 28 12 1 1 Wer derselben bedarf und zugleich würdig ist. Sirach Sir 28 12 10 Non credas inimico tuo in æternum: sicut enim æramentum, æruginat nequitia illius: Traue deinem Feinde nimmermehr; denn wie das Erz rostet, so ist auch seine Bosheit;¹⁵ Sirach Sir 28 12 10 15 Wie das Eisen seiner Natur nach immer wieder Rost ansetzt, so kehrt Feindschaft, auch wenn sie aufgegeben war, leicht wieder. Oder besser: Wie der Rost das Eisen verdeckt, so versteckt die Feindschaft sich unter Heuchelei. Sirach Sir 28 12 11 Et si humiliatus vadat curvus, adjice animum tuum, et custodi te ab illo. auch wenn er sich demütigt und gebeugt einhergeht, sei vorsichtig und hüte dich vor ihm.¹⁶ Sirach Sir 28 12 11 16 Vergl. [Spr 26,25]. Hier folgt im Griech.: Sei gegen ihn wie wenn einer den Spiegel abwischt, so wirst du sehen, dass er nicht für immer gerostet ist. (Du wirst ihm die Larve herabreißen.) Die Spiegel der Alten waren von Metall, das der Rost bedecken konnte. Im Hebr. ist der Sinn: durchforsche sein Herz, so wird er dir nicht schaden können und du wirst das Ziel seines Hasses erkennen. Sirach Sir 28 12 12 Non statuas illum penes te, nec sedeat ad dexteram tuam, ne forte conversus in locum tuum, inquirat cathedram tuam: et in novissimo agnoscas verba mea, et in sermonibus meis stimuleris. Lass ihn nicht neben dir stehen noch¹⁷ zu deiner Rechten sitzen, damit er sich nicht etwa nach deinem Platze wende und nach deinem Sitze trachte und du zuletzt, wenn du meine Warnung wahr erfunden, dich mit Schmerz an meine Worte erinnerst.¹⁸ Sirach Sir 28 12 12 17 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 12 12 18 Des Mitleids unwürdig. Denn wer sich selbst einer Gefahr aussetzt, die er sieht, ist nicht zu bemitleiden, kommt er in derselben zu Schaden. Sirach Sir 28 12 13 Quis miserebitur incantatori a serpente percusso, et omnibus, qui appropiant bestiis? et sic qui comitatur cum viro iniquo, et obvolutus est in peccatis ejus. Wer wird mit einem Beschwörer Mitleid haben, wenn die Schlange ihn beißt, oder mit jenen allen, die sich wilden Tieren nahen? So auch niemand mit dem, der mit einem schlechten Menschen Umgang hat und in dessen Sünden verstrickt ist.¹⁹ Sirach Sir 28 12 13 19 Hebr.: und er wird nicht vorübergehen, bis Feuer in ihm entzündet wird. Sirach Sir 28 12 14 Una hora tecum permanebit: si autem declinaveris, non supportabit. Eine kleine Weile wird er zwar bei dir bleiben; aber wenn du zu Falle kommst, harrt er nicht aus. Sirach Sir 28 12 15 In labiis suis indulcat inimicus: et in corde suo insidiatur ut subvertat te in foveam. Hat auch der Feind süße Worte auf seinen Lippen, so sinnt er doch in seinem Herzen darauf, dich in die Grube zu stürzen. [Jer 41,6.7] Sirach Sir 28 12 16 In oculis suis lacrimatur inimicus: et si invenerit tempus, non satiabitur sanguine: Mit seinen Augen weint der Feind Tränen; aber wenn er den rechten Zeitpunkt gefunden,²⁰ kann er nicht satt werden an Blut; Sirach Sir 28 12 16 20 Wird er nicht nur kein Mitleid haben, sondern selbst nicht einmal satt sein, wenn er dein Blut vergossen. Sirach Sir 28 12 17 Et si incurrerint tibi mala, invenies eum illic priorem. und wenn dich Unglück trifft, so wirst du ihn zuerst um dich²¹ finden. Sirach Sir 28 12 17 21 Gleichsam vor dir, anscheinend um sein Mitleid kundzutun und dir zu helfen. Sirach Sir 28 12 18 In oculis suis lacrimatur inimicus, et quasi adjuvans suffodiet plantas tuas. Tränen hat der Feind in seinen Augen²² und, als ob er dir helfen wollte, stellt er dir ein Bein.²³ Sirach Sir 28 12 18 22 Unpassende Wiederholung in der Vulg. aus V. 16. In den besseren Handschriften der Vulgata fehlt dieselbe. Sirach Sir 28 12 18 23 Dich noch tiefer ins Unglück zu bringen. Sirach Sir 28 12 19 Caput suum movebit, et plaudet manu, et multa susurrans commutabit vultum suum. Dann schüttelt er sein Haupt²⁴ und klatscht in die Hände²⁵ und flüstert allerlei²⁶ und verändert sein Gesicht.²⁷ Sirach Sir 28 12 19 24 Höhnend. Sirach Sir 28 12 19 25 Vor Freude. Sirach Sir 28 12 19 26 Verwünschungen und Beschimpfungen. Sirach Sir 28 12 19 27 Vorher hat er geweint, jetzt jauchzt er; vorher hat er Freundschaft vorgegeben, jetzt offenbart er sich als Feind. Sirach Sir 28 12 2 Benefac justo, et invenies retributionem magnam: et si non ab ipso, certe a Domino. Tue dem Gerechten wohl, so wirst du reiche² Vergeltung finden; wenn nicht von ihm selbst,³ so doch von dem Herrn. Sirach Sir 28 12 2 2 Das Adjektiv ist erklärender Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 12 2 3 Weil er es nicht vermag oder zuvor stirbt. Sirach Sir 28 12 3 Non est enim ei bene qui assiduus est in malis, et eleemosynas non danti: quoniam et Altissimus odio habet peccatores, et misertus est pnitentibus. Demjenigen ist nicht wohl zu tun, der im Bösen beharrlich ist,⁴ noch dem, der kein Almosen gibt;⁵ denn⁶ auch der Allerhöchste hasst die Sünder und erbarmt sich der Bußfertigen. Sirach Sir 28 12 3 4 Jene missbrauchen die Wohltaten. Sirach Sir 28 12 3 5 Wer selbst anderen Hilfe weigert, ist seinerseits solcher unwürdig. Sirach Sir 28 12 3 6 Fehlt im Griech. Sirach Sir 28 12 4 Da misericordi, et ne suscipias peccatorem: et impiis et peccatoribus reddet vindictam, custodiens eos in diem vindictæ. Gib dem Barmherzigen und nimm dich des Sünders nicht an. Gott⁷ wird ebenso den Gottlosen wie den Sündern mit Strafe vergelten, indem er sie für den Tag der Strafe aufbewahrt. [Gal 6,10] Sirach Sir 28 12 4 7 Dieser Versteil ist Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 12 5 Da bono, et non receperis peccatorem. Gib dem Guten und nimm dich des Sünders nicht an.⁸ Sirach Sir 28 12 5 8 Wiederholung aus V. 2, V. 4. Sirach Sir 28 12 6 Benefac humili, et non dederis impio: prohibe panes illi dari ne in ipsis potentior te sit: Tue dem Elenden Gutes und gib dem Gottlosen nichts; lass ihm kein Brot geben, damit er nicht hierdurch Übermacht über dich erlange. Sirach Sir 28 12 7 Nam duplicia mala invenies in omnibus bonis, quæcumque feceris illi: quoniam et Altissimus odio habet peccatores, et impiis reddet vindictam. Denn zweifaches Böses wirst du für alles Gute erfahren, das du ihm erwiesen,⁹ hasst ja auch der Allerhöchste die Sünder¹⁰ und wird den Gottlosen mit Strafe vergelten. Sirach Sir 28 12 7 9 Du verlierst deine Wohltat und erntest Böses für Gutes. Sirach Sir 28 12 7 10 Wen Gott hasst, den darf der Fromme nicht zur Wohltat vertrauten Umganges zulassen. Sirach Sir 28 12 8 Non agnoscetur in bonis amicus, et non abscondetur in malis inimicus. Nicht¹¹ im Glücke wird ein Freund erkannt und im Unglücke bleibt der Feind nicht verborgen.¹² Sirach Sir 28 12 8 11 Es folgen Weisungen, wie man Freunde und Feinde erkennt. Sirach Sir 28 12 8 12 Ein Beispiel hierfür [2Sam 16,5]. Sirach Sir 28 12 9 In bonis viri, inimici illius in tristitia: et in malitia illius, amicus agnitus est. Geht es einem Manne wohl, so sind seine Feinde in Trauer;¹³ aber geht es ihm übel, so wird der Freund erkannt.¹⁴ Sirach Sir 28 12 9 13 Aus Neid. Sirach Sir 28 12 9 14 Hebr.: Ist jemand glücklich, so ist auch sein Feind Freund, im Unglück weicht auch der Freund von ihm. Sirach Sir 28 0 1 Belehrung über das Zusammenleben mit den Menschen. (V. 29) Weisungen über den Gebrauch des Reichtums. [Sir 14,20] Sirach Sir 28 13 1 Qui tetigerit picem, inquinabitur ab ea: et qui communicaverit superbo induet superbiam. Wer Pech anrührt, besudelt sich damit und wer mit einem Hochmütigen Umgang hat, wird auch hochmütig werden.¹ [Dtn 7,2] Sirach Sir 28 13 1 1 Im Hebr. fehlt das Bild des Vergleiches. Sirach Sir 28 13 10 Attende ne seductus in stultitiam humilieris. Hüte dich, dass du nicht zur Torheit verführt und gedemütigt werdest. Sirach Sir 28 13 11 Noli esse humilis in sapientia tua, ne humiliatus in stultitiam seducaris. Sei bei deiner Weisheit nicht kleinmütig, damit du nicht niedergebeugt und zur Torheit verleitet werdest.¹⁰ Sirach Sir 28 13 11 10 Sei nicht töricht, indem du die Gemeinschaft der Reihen erwählst und dich ihnen allzu sehr unterwirfst und zur Torheit verführt werdest. Im Hebr. Vers 9-11: Hüte dich, sehr anmaßend zu sein und denen ähnlich, denen Wissenschaft fehlt. Sirach Sir 28 13 12 Advocatus a potentiore discede: ex hoc enim magis te advocabit. Ruft dich ein Mächtiger, so halte dich fern,¹¹ denn um so dringender wird er dich rufen.¹² Sirach Sir 28 13 12 11 Folge nicht alsbald, erkläre dich unwürdig der Einladung oder des Amtes. Vergl. das Beispiel [1Sam 18,18]. Sirach Sir 28 13 12 12 Deine Ehrfurcht gegen ihn wird ihn nicht beleidigen, sondern erfreuen. Sirach Sir 28 13 13 Ne improbus sis, ne impingaris: et ne longe sis ab eo, ne eas in oblivionem. Dränge dich nicht auf, dass du nicht zurückgewiesen werdest; stehe aber auch nicht allzu fern von ihm,¹³ dass du nicht in Vergessenheit kommest.¹⁴ Sirach Sir 28 13 13 13 Wenn du zu ihm berufen bist. Sirach Sir 28 13 13 14 Hebr.: dass er dich nicht hasse. Sirach Sir 28 13 14 Ne retineas ex æquo loqui cum illo: nec credas multis verbis illius: ex multa enim loquela tentabit te, et subridens interrogabit te de absconditis tuis. Trachte nicht darnach, mit ihm wie mit deinesgleichen zu reden¹⁵ und baue nicht auf seine vielen Worte; denn durch vieles Reden wird er dich auf die Probe stellen und dir zulächelnd deine Geheimnisse herauslocken. Sirach Sir 28 13 14 15 Wenn er etwa gegen dich herablassend ist. Sirach Sir 28 13 15 Immitis animus illius conservabit verba tua: et non parcet de malitia, et de vinculis. Sein hartes Herz wird deine Worte bewahren und weder Übeltat noch Bande gegen dich scheuen. Sirach Sir 28 13 16 Cave tibi, et attende diligenter auditui tuo: quoniam cum subversione tua ambulas. Hüte dich und habe genau acht auf das, was du hörst,¹⁶ denn du wandelst am Rande deines Verderbens.¹⁷ Sirach Sir 28 13 16 16 Von den Mächtigeren. Sirach Sir 28 13 16 17 Hebr.: und wandle nicht mit Gewalttätigen. Sirach Sir 28 13 17 Audiens vero illa quasi in somnis vide, et vigilabis. Was du aber hörst, siehe wie einen Traum an¹⁸ und sei auf deiner Hut. Sirach Sir 28 13 17 18 Tue, als ob du nichts hörtest, aber beobachte alles. Sirach Sir 28 13 18 Omni vita tua dilige Deum, et invoca illum in salute tua. Dein ganzes Leben hindurch liebe Gott und rufe ihn für dein Heil an. Sirach Sir 28 13 19 Omne animal diligit simile sibi: sic et omnis homo proximum sibi. Jedes Tier liebt seinesgleichen,¹⁹ so auch jeder Mensch seinen Nächsten. Sirach Sir 28 13 19 19 Unähnliches soll sich nicht zusammenfinden, wie die Natur selbst lehrt. Sirach Sir 28 13 2 Pondus super se tollet qui honestiori se communicat. Et ditiori te ne socius fueris. Eine Last bürdet sich auf, wer mit einem Angeseheneren als er ist Gemeinschaft macht,² auch geselle dich nicht zu einem Reicheren als du bist.³ Sirach Sir 28 13 2 2 Griech.: Eine Last, die zu schwer für dich ist, lade dir nicht auf und mit einem (stärkeren und) reicheren als du gehe nicht um. Sirach Sir 28 13 2 3 Doppelübersetzung. Sirach Sir 28 13 20 Omnis caro ad similem sibi conjungetur, et omnis homo simili sui sociabitur. Jedes Geschöpf hält sich zu seinesgleichen, auch jeder Mensch gesellt sich zu seinesgleichen. Sirach Sir 28 13 21 Si communicabit lupus agno aliquando, sic peccator justo. Wie der Wolf nicht mit dem Lamme Gemeinschaft hat, so auch der Sünder nicht mit dem Gerechten.²⁰ [2Kor 6,14] Sirach Sir 28 13 21 20 Wie der Wolf dem Lamme nachstellt, so sind Gerechte und Böse einander entgegengesetzt. Sirach Sir 28 13 22 Quæ communicatio sancto homini ad canem? aut quæ pars diviti ad pauperem? Welche Gemeinschaft besteht zwischen einem Heiligen²¹ und einem Hunde und welchen Teil nimmt der Reiche²² an dem Armen? Sirach Sir 28 13 22 21 Griech.: einer Hyäne. Sirach Sir 28 13 22 22 Räuberisch wie die Hyäne. Sirach Sir 28 13 23 Venatio leonis onager in eremo: sic et pascua divitum, sunt pauperes. Des Löwen Raub ist der wilde Esel in der Wüste, so dienen auch die Armen den Reichen zur Weide. Sirach Sir 28 13 24 Et sicut abominatio est superbo humilitas: sic et exsecratio divitis pauper. Wie die Demut dem Stolzen ein Greuel ist, so ist der Arme dem Reichen ein Abscheu.²³ Sirach Sir 28 13 24 23 Wie verschieden beider Los ist, wird im Folgenden gezeigt. Sirach Sir 28 13 25 Dives commotus confirmatur ab amicis suis: humilis autem cum cecidederit expelletur et a notis. Wenn der Reiche wankt, wird er von seinen Freunden gestützt; fällt²⁴ aber der Arme, so wird er auch von seinen Bekannten verstoßen. Sirach Sir 28 13 25 24 Schöner Gegensatz: wankt fällt, und in den Folgen. Sirach Sir 28 13 26 Diviti decepto multi recuperatores: locutus est superba, et justificaverunt illum: Verfehlt sich der Reiche, so findet er viele Verteidiger; spricht er frevelhaft, so rechtfertigen sie ihn. Sirach Sir 28 13 27 Humilis deceptus est, insuper et arguitur: locutus est sensate, et non est datus ei locus. Wird der Arme hintergangen,²⁵ so wird er noch dazu gescholten; redet er auch verständig, so gibt man ihm doch nicht Gehör. Sirach Sir 28 13 27 25 Griech.: Verfehlt sich der Arme. Sirach Sir 28 13 28 Dives locutus est, et omnes tacuerunt, et verbum illius usque ad nubes perducent. Spricht ein Reicher, so schweigen alle und erheben seine Reden bis zu den Wolken. Sirach Sir 28 13 29 Pauper locutus est, et dicunt: Quis est hic? et si offenderit, subvertent illum. Redet ein Armer, so heißt es: Wer ist der?²⁶ und stößt er an,²⁷ so bringt man ihn vollends zu Falle. Sirach Sir 28 13 29 26 Dass er es wagt, zu uns zu reden. Sirach Sir 28 13 29 27 Mit einem Worte. Sirach Sir 28 13 3 Quid communicabit cacabus ad ollam? quando enim se colliserint, confringetur. Wie passt der Topf zum Kessel? Denn stoßen sie aneinander, so wird jener zerbrechen. Sirach Sir 28 13 30 Bona est substantia, cui non est peccatum in conscientia: et nequissima paupertas in ore impii. Gut ist der Reichtum,²⁸ wenn keine Sünde dabei das Gewissen belastet; Armut aber ist etwas sehr Schlimmes im Munde des Gottlosen.²⁹ Sirach Sir 28 13 30 28 Da über die Reichen zuvor viel Ungünstiges gesagt ist, könnte jemand meinen, der Reichtum selbst sei etwas Böses. Dem entgegen wird die rechte Lehre dargestellt. Sirach Sir 28 13 30 29 Nicht an sich. Der Fromme spricht mit Job: Gott hat es gegeben, Gott hat es genommen [Ijob 1,21], für den Gottesfürchtigen ist das Schlimmste die Sünde, für den Gottlosen die Not. Doch wahre Glückseligkeit besteht nicht in äußeren Gütern, sondern in der rechten Beschaffenheit des Herzens. Sirach Sir 28 13 31 Cor hominis immutat faciem illius, sive in bona, sive in mala. Das Herz verändert das Angesicht des Menschen, sei es zum Guten oder zum Bösen.³⁰ Sirach Sir 28 13 31 30 Man kann eine Zeitlang vielleicht sein Aussehen verstellen, doch bald wird dieses das Herz in seiner Betrübnis oder Freude wiederspiegeln. Sirach Sir 28 13 32 Vestigium cordis boni, et faciem bonam difficile invenies, et cum labore. Das Anzeichen eines guten Herzens, ein heiteres Angesicht, wirst du schwer und mit Mühe finden.³¹ Sirach Sir 28 13 32 31 Bei einem Menschen immer und stets finden. Nicht lange währt die Ruhe des Herzens ungetrübt. Griech. hebr.: Anzeichen eines Herzens im Glück ist ein heiteres Antlitz, aber mühsame Gedanken fordert das Aussinnen von Sprüchen. Sirach Sir 28 13 4 Dives injuste egit, et fremet: pauper autem læsus tacebit. Ein Reicher tut Unrecht und trotzt,⁴ ein Armer leidet Unrecht und muss schweigen. Sirach Sir 28 13 4 4 Tut, als ob er Unrecht erlitten hätte. Sirach Sir 28 13 5 Si largitus fueris, assumet te: et si non habueris, derelinquet te. Machst du jenem Geschenke, so gebraucht er dich; hast du nichts, so lässt er dich im Stiche.⁵ Sirach Sir 28 13 5 5 Der vorher aus dir Nutzen gezogen. Sirach Sir 28 13 6 Si habes, convivet tecum, et evacuabit te, et ipse non dolebit super te. Wenn du etwas hast, wird er mit dir leben und dich aussaugen, ohne Mitleid mit dir. Sirach Sir 28 13 7 Si necessarius illi fueris, supplantabit te, et subridens spem dabit, narrans tibi bona, et dicet: Quid opus est tibi? Bedarf er deiner, so wird er listig dir nahen. Zulächelnd wird er dir Hoffnung machen und wird dir gute Worte geben und sagen: Was hast du nötig?⁶ Sirach Sir 28 13 7 6 Ich werde dir alsbald helfen. Sirach Sir 28 13 8 Et confundet te in cibis suis, donec te exinaniat bis, et ter: et in novissimo deridebit te: et postea videns derelinquet te, et caput suum movebit ad te. Er wird dich durch seine Gastgelage beschämen, bis er dich zwei- oder dreimal ausgeleert hat,⁷ und zuletzt wird er deiner spotten. Wenn er dich darnach sieht,⁸ wird er dich stehen lassen und den Kopf über dich schütteln.⁹ Sirach Sir 28 13 8 7 Durch Anleihen oder durch Forderung gleicher Bewirtung. Sirach Sir 28 13 8 8 Wie du nun von allem entblößt bist. Sirach Sir 28 13 8 9 Dich noch verhöhnen. Sirach Sir 28 13 9 Humiliare Deo, et exspecta manus ejus. Demütige dich vor Gott und hoffe auf seine hilfreiche Hand. Sirach Sir 28 0 1 Weisungen über den Gebrauch des Reichtums. (V. 21) Das Suchen nach der Weisheit und ihre Güter. [Sir 15,21] Sirach Sir 28 14 1 Beatus vir, qui non est lapsus verbo ex ore suo, et non est stimulatus in tristitia delicti. Glückselig¹ der Mann, der sich in keinem Worte aus seinem Munde verfehlt und der nicht von Reue über eine Sünde gequält wird. [Sir 19,17] Sirach Sir 28 14 1 1 Wessen Herz ist stets heiter? [Sir 13,31] Antwort. Sirach Sir 28 14 10 Oculus malus ad mala: et non satiabitur pane, sed indigens et in tristitia erit super mensam suam. Ein böses Auge sieht nur auf Böses, es wird nicht vom Brote satt,¹³ sondern darbt und sitzt trauernd am eigenen Tische.¹⁴ Sirach Sir 28 14 10 13 Griech.: Ein böses (neidisches) Auge (schaut) neidisch auf das Brot und leidet Mangel am eigenen Tische. Sirach Sir 28 14 10 14 Anstatt mit Danksagung gegen Gott dessen Gaben freudig zu genießen, versagt er sich dieselben, sich selbst dadurch betrübend. Sirach Sir 28 14 11 Fili si habes, benefac tecum, et Deo dignas oblationes offer. Mein Sohn! wenn du es hast, tue dir Gutes und bringe Gott nach Gebühr Opfer dar.¹⁵ Sirach Sir 28 14 11 15 Genieße Gottes Gaben zur Erhaltung und Verschönerung des Lebens und sage Gott Dank durch freiwillige Gaben über die strenge Pflicht hinaus. Sirach Sir 28 14 12 Memor esto quoniam mors non tardat, et testamentum inferorum quia demonstratum est tibi: testamentum enim hujus mundi morte morietur. Gedenke, dass der Tod nicht säumt¹⁶ und dass dir der Ratschluss der Unterwelt offenbart ist, denn das Gesetz dieser Welt ist: Man muss sterben.¹⁷ Sirach Sir 28 14 12 16 Die Lebenszeit ist kurz und unsicher. Sirach Sir 28 14 12 17 Besser griech. (in V. 18): Das Gesetz gilt von Anfang an: du wirst des Todes sterben. Sirach Sir 28 14 13 Ante mortem benefac amico tuo, et secundum vires tuas exporrigens da pauperi. Vor dem Tode tue deinem Freunde wohl und nach deinem Vermögen reiche dar und gib dem Armen.¹⁸ [Sir 4,1, Tob 4,7, Lk 16,9] Sirach Sir 28 14 13 18 Diesen letzten Versteil setzt nur die Vulgata bei. Sirach Sir 28 14 14 Non defrauderis a die bono, et particula boni doni non te prætereat. Entziehe dir keinen guten Tag¹⁹ und lass dir keinen Teil guter Gabe²⁰ entgehen. Sirach Sir 28 14 14 19 Beraube dich nicht der Freude der Festtage. Sirach Sir 28 14 14 20 Nach dem Griech.: dessen, was du ehrbarerweise begehren kannst. Sirach Sir 28 14 15 Nonne aliis relinques dolores et labores tuos in divisione sortis? Wirst du nicht den Ertrag deiner Mühen und Arbeiten anderen zurücklassen zur Verteilung durch das Los? Sirach Sir 28 14 16 Da, et accipe, et justifica animam tuam. Gib und nimm²¹ und tue recht für deine Seele.²² Sirach Sir 28 14 16 21 Gib anderen und nimm dir Gutes an. Sirach Sir 28 14 16 22 Bewahre deine Seele gut und recht bei dem Genuss des Guten. Sirach Sir 28 14 17 Ante obitum tuum operare justitiam: quoniam non est apud inferos invenire cibum. Vor deinem Tode übe Gerechtigkeit,²³ denn im Grabe gibt es keine Speise.²⁴ Sirach Sir 28 14 17 23 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 14 17 24 Irdische Güter, welche Freude bringen. Vergl. [Sir 9,10]. Sirach Sir 28 14 18 Omnis caro sicut fnum veterascet, et sicut folium fructificans in arbore viridi. Alles Fleisch veraltet wie Gras²⁵ und wie ein frischsprossendes Blatt an einem grünen Baume. [Jes 40,6, Jak 1,10, 1Petr 1,24] Sirach Sir 28 14 18 25 Griech.: wie ein Kleid. Sirach Sir 28 14 19 Alia generantur, et alia dejiciuntur: sic generatio carnis et sanguinis, alia finitur, et alia nascitur. Die einen kommen hervor, die anderen fallen ab, so ist das Geschlecht von Fleisch und Blut: das eine stirbt, das andere wird geboren. Sirach Sir 28 14 2 Felix, qui non habuit animi sui tristitiam, et non excidit a spe sua. Wohl dem, dem sein Herz keine traurigen Vorwürfe macht und der die Hoffnung² nicht sinken lässt. Sirach Sir 28 14 2 2 Auf Gott. Sirach Sir 28 14 20 Omne opus corruptibile in fine deficiet: et qui illud operatur, ibit cum illo. Alle vergänglichen Werke vergehen endlich und wer solche betreibt, geht mit ihnen dahin. Sirach Sir 28 14 21 Et omne opus electum justificabitur: et qui operatur illud, honorabitur in illo. Alle auserlesenen Werke aber werden gerechtfertigt und wer sie verrichtet, findet durch dieselben Ehre.²⁶ Sirach Sir 28 14 21 26 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 14 22 Beatus vir, qui in sapientia morabitur, et qui in justitia sua meditabitur, et in sensu cogitabit circumspectionem Dei. Glückselig der Mann, der in der Weisheit beharrt und der seine Gerechtigkeit erwägt und²⁷ in seinem Herzen über Gottes Vorsehung nachsinnt; [Ps 1,2] Sirach Sir 28 14 22 27 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 14 23 Qui excogitat vias illius in corde suo, et in absconditis suis intelligens, vadens post illam quasi investigator, et in viis illius consistens: der ihre Wege in seinem Herzen bedenkt,²⁸ ihre Geheimnisse erforscht, ihr nachgeht wie ein Späher und auf ihren Wegen bleibt; Sirach Sir 28 14 23 28 Die Weisheit Gottes in seinen Werken und Geboten zu erkennen sucht. Sirach Sir 28 14 24 Qui respicit per fenestras illius, et in januis illius audiens: der durch ihre Fenster hineinblickt und an ihren Türen lauscht; Sirach Sir 28 14 25 Qui requiescit juxta domum illius, et in parietibus illius figens palum statuet casulam suam ad manus illius, et requiescent in casula illius bona per ævum: der nahe bei ihrem Hause wohnt und den Zeltpfahl bei ihren Wänden einschlägt, um seine Wohnung an ihrer Seite aufzurichten. Auf ewig wird in seinem Hause das Glück wohnen. Sirach Sir 28 14 26 Statuet filios suos sub tegmine illius, et sub ramis ejus morabitur: Er stellt seine Kinder unter ihren Schutz und lagert unter ihren Zweigen. Sirach Sir 28 14 27 Protegetur sub tegmine illius a fervore, et in gloria ejus requiescet. Unter ihrem Schirme ist er geschützt vor Hitze und findet Ruhe in ihrer Herrlichkeit. Sirach Sir 28 14 3 Viro cupido et tenaci sine ratione est substantia, et homini livido ad quid aurum? Einem geldgierigen und kargen Manne³ nützt Reichtum nichts, und wozu soll dem Missgünstigen Gold dienen?⁴ Sirach Sir 28 14 3 3 Wem nützt der Reichtum nichts? Und warum nicht? Sirach Sir 28 14 3 4 Er gebraucht es weder für sich noch für andere. Sirach Sir 28 14 4 Qui acervat ex animo suo injuste, aliis congregat, et in bonis illius alius luxuriabitur. Wer sich selbst Unrecht tut und abdarbt, sammelt für andere, und ein Fremder wird seine Güter verprassen. Sirach Sir 28 14 5 Qui sibi nequam est, cui alii bonus erit? et non jucundabitur in bonis suis. Wer gegen sich selbst böse ist,⁵ gegen wen wird ein solcher gut sein? Er wird seines Besitzes nimmer froh werden.⁶ Sirach Sir 28 14 5 5 Dass er sich aus Habsucht selbst das Notwendige nicht gönnt. Sirach Sir 28 14 5 6 Da er ihn nicht mit Dank gegen Gott genießt. Sirach Sir 28 14 6 Qui sibi invidet, nihil est illo nequius, et hæc redditio est malitiæ illius: Keiner ist schlimmer als wer sich selbst nichts gönnt,⁷ und das ist der Lohn für seine Bosheit.⁸ Sirach Sir 28 14 6 7 Das erste Gebot der Natur ist, dass man sich selbst liebt und glücklich sein will. Sirach Sir 28 14 6 8 Dass er sich selbst alles versagt. Sirach Sir 28 14 7 Et si bene fecerit, ignoranter, et non volens facit: et in novissimo manifestat malitiam suam. Tut er auch etwas Gutes, so tut er es ohne Absicht und nicht mit Willen und zuletzt macht er seine Schlechtigkeit offenbar. Sirach Sir 28 14 8 Nequam est oculus lividi, et avertens faciem suam, et despiciens animam suam. Das Auge des Neidischen ist boshaft, er wendet sein Angesicht ab⁹ und missachtet seine eigene Seele.¹⁰ Sirach Sir 28 14 8 9 Von denen, die sein Mitleid anrufen und seiner Hilfe bedürfen. Sirach Sir 28 14 8 10 Weniger passend. Besser griech.: und Seelen missachtet. Nicht zufrieden, nicht zu helfen, weist er sie mit Verachtung zurück. V. 7, V. 8 fehlen im Hebr. Sirach Sir 28 14 9 Insatiabilis oculus cupidi in parte iniquitatis: non satiabitur donec consumat arefaciens animam suam. Das Auge des Habsüchtigen gibt sich nie zufrieden mit einem Teile des Unrechts;¹¹ es wird nicht satt, bis es seine Seele austrocknet und verzehrt.¹² Sirach Sir 28 14 9 11 Nicht zufrieden damit nur einen Teil ungerecht zu beziehen und ungerecht zu erwerben. Sirach Sir 28 14 9 12 Alles menschlichen Gefühles und aller Empfänglichkeit für das Gute beraubt. Sirach Sir 28 0 1 Das Suchen nach Weisheit und Güter. Sirach Sir 28 15 1 Qui timet Deum, faciet bona: et qui continens est justitiæ, apprehendet illam. Wer Gott fürchtet, tut Gutes¹ und wer sich an die Gerechtigkeit hält, wird ihrer teilhaftig werden. Sirach Sir 28 15 1 1 Hebr.: also. Ebenso viele lat. Codd. Sirach Sir 28 15 10 Quoniam a Deo profecta est sapientia: sapientiæ enim Dei astabit laus, et in ore fideli abundabit, et dominator dabit eam illi. Geht doch die Weisheit von Gott aus;⁷ da zur Seite der Weisheit Gottes Lob steht,⁸ und in dem Munde des Getreuen ist sie in Fülle, der Herr verleiht sie ihm.⁹ Sirach Sir 28 15 10 7 Hebr. griech.: denn es wird ihm keines von Gott gewährt. Vulg.: Gott verleiht dem Sünder jene wahre Weisheit nicht, die nur von ihm ausgeht, deshalb ist das Lob Gottes im Munde des Sünders nicht ohne Beimischung von Eitelkeit und Falschheit. Sirach Sir 28 15 10 8 Gottes Lob geht von der Weisheit aus. Sirach Sir 28 15 10 9 Der Gerechte lobt Gott oft und der Herr gibt ihm immer neue Gnaden, sein Lob zu verkünden. Sirach Sir 28 15 11 Non dixeris: Per Deum abest: quæ enim odit ne feceris: Sage nicht: Es kommt von Gott, dass sie nicht bei mir ist; tue nur nicht, was er hasst.¹⁰ Sirach Sir 28 15 11 10 Sündige nur nicht, so gibt er sie dir; tust du aber, was er hasst, wie soll er sie dir verleihen? Sirach Sir 28 15 12 Ne dicas: Ille me implanavit: non enim necessarii sunt ei homines impii. Sprich nicht: Er selbst hat mich irre geführt; denn er bedarf gottloser Menschen nicht.¹¹ Sirach Sir 28 15 12 11 Welches Ziel könnte er dabei haben? Vergl. [Jak 1,13.14]. Gott wünscht im Gegenteil, dass die Sünder ablassen vom Bösen. Sirach Sir 28 15 13 Omne exsecramentum erroris odit Dominus, et non erit amabile timentibus eum. Allen Abscheu des Irrtums¹² hasst der Herr und die ihn fürchten, lieben jenen nicht.¹³ Sirach Sir 28 15 13 12 Alles, was schlecht und verwerflich ist. Sirach Sir 28 15 13 13 Hebr.: Und Gott lässt nicht zu, dass er denen zustoße, die ihn fürchten. Sirach Sir 28 15 14 Deus ab initio constituit hominem, et reliquit illum in manu consilii sui. Gott hat den Menschen von Anfang geschaffen und ihn im Besitze freier Willensentscheidung gelassen. Sirach Sir 28 15 15 Adjecit mandata et præcepta sua: Dazu gab er ihm seine Gesetze und Gebote.¹⁴ Sirach Sir 28 15 15 14 Griech. hebr. So du willst, wirst du die Gebote halten, und Treue zu halten hängt von deinem Wohlgefallen ab. Vulg.: Dem freien Willen des Menschen hat er seien Gebote vorgestellt. Sirach Sir 28 15 16 Si volueris mandata servare, conservabunt te, et in perpetuum fidem placitam facere. Willst du seine Gebote halten und auf immer ihm zum Wohlgefallen Treue üben, so werden sie dich erhalten. [Mt 19,17, Joh 8,31.32] Sirach Sir 28 15 17 Apposuit tibi aquam et ignem: ad quod volueris, porrige manum tuam. Feuer und Wasser hat er dir vorgelegt;¹⁵ wonach du willst, strecke deine Hand aus. Sirach Sir 28 15 17 15 Erfrischendes Wasser und verzehrendes Feuer. Gott hat seien Gebote gegeben mit großen Verheißungen für die Gehorsamen, mit Androhung von Strafen für die Übertreter. Sirach Sir 28 15 18 Ante hominem vita et mors, bonum et malum: quod placuerit ei, dabitur illi: Der Mensch hat vor sich Leben und Tod, Gutes und Böses;¹⁶ was er will, wird ihm gegeben. [Jer 21,8] Sirach Sir 28 15 18 16 Zusatzerklärung der Vulgata. Sirach Sir 28 15 19 Quoniam multa sapientia Dei, et fortis in potentia, videns omnes sine intermissione. Denn groß ist Gottes Weisheit¹⁷ und gewaltig seine Macht¹⁸ und er schaut auf alles ohne Unterlass.¹⁹ Sirach Sir 28 15 19 17 Gottes Weisheit hat es so geordnet, damit der Mensch durch guten Gebrauch seiner Freiheit das Leben erwerbe. Sirach Sir 28 15 19 18 Niemand kann ihn hindern zu tun, was er versprochen oder gedroht hat. Sirach Sir 28 15 19 19 Da er eines jeden Werke kennt, kann er jedem nach Gebühr vergelten. Sirach Sir 28 15 2 Et obviabit illi quasi mater honorificata, et quasi mulier a virginitate suscipiet illum. Sie wird ihm entgegenkommen wie eine ehrwürdige Mutter und wie eine jugendliche Gattin ihn aufnehmen. Sirach Sir 28 15 20 Oculi Domini ad timentes eum, et ipse agnoscit omnem operam hominis. Die Augen des Herrn sehen auf die, welche ihn fürchten,²⁰ und er kennt jegliches Tun des Menschen. [Ps 33,16, Hebr 4,13] Sirach Sir 28 15 20 20 Auf sie schaut er mit besonderer Fürsorge. Sirach Sir 28 15 21 Nemini mandavit impie agere, et nemini dedit spatium peccandi: Er gebietet niemanden, gottlos zu handeln, und gibt niemanden Erlaubnis zu sündigen, Sirach Sir 28 15 22 Non enim concupiscit multitudinem filiorum infidelium et inutilium. denn er verlangt nicht nach vielen Kindern, wenn diese untreu und unnütz sind. Sirach Sir 28 15 3 Cibabit illum pane vitæ et intellectus, et aqua sapientiæ salutaris potabit illum: et firmabitur in illo, et non flectetur: Sie wird ihn speisen mit dem Brote des Lebens und der Einsicht und ihn tränken mit dem Wasser der Weisheit des Heiles und sie wird seine Stütze sein, dass er nicht wankt. [Joh 4,10] Sirach Sir 28 15 4 Et continebit illum, et non confundetur: et exaltabit illum apud proximos suos, Sie wird ihn halten und nicht zuschanden werden lassen und wird ihn erhöhen bei² seinen Nächsten. Sirach Sir 28 15 4 2 Vielmehr: vor seinen Nächsten, über diese. Eine Weise dieser Erhöhung folgt in V. 5. Sirach Sir 28 15 5 Et in medio ecclesiæ aperiet os ejus, et adimplebit illum spiritu sapientiæ et intellectus, et stola gloriæ vestiet illum. und inmitten der Gemeinde wird sie seinen Mund eröffnen,³ ihn⁴ erfüllen mit dem Geiste der Weisheit und Erkenntnis und ihn mit dem Kleide der Herrlichkeit bekleiden. Sirach Sir 28 15 5 3 Ihn beredt machen. Sirach Sir 28 15 5 4 Dieser Versteil ist ausschließlich der Vulgata eigen. Wer die verständigen Menschen sind, ist in V. 1 gesagt. Sirach Sir 28 15 6 Jucunditatem et exsultationem thesaurizabit super illum, et nomine æterno hereditabit illum. Mit Wonne und Freude wird sie ihn überhäufen und ihm ewigen Ruhm zum Erbe geben. Sirach Sir 28 15 7 Homines stulti non apprehendent illam, et homines sensati obviabunt illi, homines stulti non videbunt eam: longe enim abest a superbia et dolo: Unverständige⁵ Menschen werden ihrer nicht teilhaftig, verständige Menschen aber begegnen ihr; unverständige Menschen schauen sie nicht, denn sie ist fern von Übermut und Trug. Sirach Sir 28 15 7 5 Gottlose. Sirach Sir 28 15 8 Viri mendaces non erunt illius memores: et viri veraces invenientur in illa, et successum habebunt usque ad inspectionem Dei. Lügenhafte Menschen wissen nichts von ihr, aber wahrhafte Männer findet man bei ihr und diese werden fortschreiten bis zum gnädigen Anschauen Gottes. Sirach Sir 28 15 9 Non est speciosa laus in ore peccatoris: Nicht findet sich liebliches Lob im Munde des Sünders.⁶ Sirach Sir 28 15 9 6 In V. 7 und 8 fügt die Vulgata diesen Gegensatz bei. Sirach Sir 28 0 1 Gott straft die Sünder. (V. 23) Gottes Weisheit bei der Schöpfung und in der Leitung der Menschen. [Sir 18,14] Sirach Sir 28 16 1 Ne jucunderis in filiis impiis, si multiplicentur: nec oblecteris super ipsos, si non est timor Dei in illis. Freue dich nicht über gottlose Kinder, mögen ihrer auch viele sein;¹ freue dich nicht über sie, wenn nicht die Furcht Gottes sie erfüllt.² Sirach Sir 28 16 1 1 Kindermenge galt als besonderer Segen. [Sir 15,22] der Vulgata gehört im Hebr. und Griech. Bereits zu diesem Kapitel und zu dieser Mahnung. Sirach Sir 28 16 1 2 Gottlose Kinder ziehen Gottes Strafe herab und bereiten den Eltern Schmerz. Sirach Sir 28 16 10 Non misertus est illis, gentem totam perdens, et extollentem se in peccatis suis. Er hatte kein Erbarmen mit ihnen, sondern vertilgte das ganze Volk, das sich in seinen Sünden überhob.¹⁰ Sirach Sir 28 16 10 10 Hebr.: Und er hatte kein Erbarmen gegen das Volk der Verfluchung die sieben kananäischen Völker. Sirach Sir 28 16 11 Et sicut sexcenta millia peditum, qui congregati sunt in duritia cordis sui: et si unus fuisset cervicatus, mirum si fuisset immunis: So verfuhr er auch mit den sechshunderttausend Wanderern, die sich in der Verhärtung ihres Herzens zusammenrotteten. Und wäre auch nur einer halsstarrig gewesen, so wäre es zu verwundern, wenn er ohne Strafe geblieben wäre. [Num 14,29, Num 26,51 (korr.Num 15,51Num 26,51; vgl. Allioli 1839)] Sirach Sir 28 16 12 Misericordia enim et ira est cum illo. Potens exoratio, et effundens iram: Denn bei ihm ist wohl Erbarmen, aber auch Zorngericht. Er lässt sich zwar erbitten, gießt aber auch seinen Zorn aus.¹¹ Sirach Sir 28 16 12 11 Er ist es seiner Heiligkeit schuldig, über den Unbußfertigen gerechte Strafe zu verhängen, wie er sich gern des Bußfertigen erbarmt. Sirach Sir 28 16 13 Secundum misericordiam suam, sic correptio illius hominem secundum opera sua judicat. So groß sein Erbarmen ist, so groß ist seine Züchtigung: er richtet den Menschen nach dessen Werken. Sirach Sir 28 16 14 Non effugiet in rapina peccator, et non retardabit sufferentia misericordiam facientis. Nicht wird der Sünder mit seinem Raube entrinnen¹² und des Barmherzigen stille Hoffnung wird nicht zuschanden werden. Sirach Sir 28 16 14 12 Gottes Zorn wird er nicht entrinnen noch bleibenden Nutzen haben von seiner Sünde. Sirach Sir 28 16 15 Omnis misericordia faciet locum unicuique secundum meritum operum suorum, et secundum intellectum peregrinationis ipsius. Jedes Werk der Barmherzigkeit wird einem jeden nach seinem Verdienste hinterlegt und je nachdem sein Wandel weise war, wird ihm vergolten.¹³ Sirach Sir 28 16 15 13 Bei Gott. Sirach Sir 28 16 16 Non dicas: A Deo abscondar, et ex summo quis mei memorabitur? Sage nicht: Ich werde mich vor Gott verbergen, wer wird aus der Höhe meiner gedenken?¹⁴ Sirach Sir 28 16 16 14 Vergl. [Ijob 22,14, Jer 23,23]. Sirach Sir 28 16 17 In populo magno non agnoscar: quæ est enim anima mea in tam immensa creatura? Unter der großen Menge werde ich nicht bemerkt werden, denn was bin ich in der so unermesslichen Schöpfung? Sirach Sir 28 16 18 Ecce clum, et cli clorum, abyssus, et universa terra, et quæ in eis sunt, in conspectu illius commovebuntur, Siehe,¹⁵ der Himmel, ja die Himmel der Himmel,¹⁶ des Meeres Abgrund, die ganze Erde und was darin ist, bebt vor seinem Anblicke. Sirach Sir 28 16 18 15 Vergl. [Jer 23,24]. Sirach Sir 28 16 18 16 Der höchste Himmel. Sirach Sir 28 16 19 Montes simul, et colles, et fundamenta terræ: cum conspexerit illa Deus, tremore concutientur. Die Berge allzumal, die Hügel und die Grundfesten der Erden werden erschüttert und zittern, wenn Gott auf sie schaut. Sirach Sir 28 16 2 Non credas vitæ illorum, et ne respexeris in labores eorum. Traue nicht auf ihr Leben³ und verlass dich nicht auf ihre Arbeit; Sirach Sir 28 16 2 3 Meine nicht, sie werden lange leben, weil sie jetzt kräftig und stark sind. Sirach Sir 28 16 20 Et in omnibus his insensatum est cor: et omne cor intelligitur ab illo: Aber auf alles dies achtet das Herz nicht, doch¹⁷ wird jedes Herz von ihm erkannt. Sirach Sir 28 16 20 17 Zusatz der Vulgata. Im Griech. folgt alsbald die V. 21 gesetzte Frage. Sirach Sir 28 16 21 Et vias illius quis intelligit, et procellam, quam nec oculus videbit hominis? Und wer kennt seine Wege, wie den Sturmwind,¹⁸ den des Menschen Auge nicht sieht? Sirach Sir 28 16 21 18 Wie der Mensch den Sturmwind nicht kennt und dessen Ursprung. Sirach Sir 28 16 22 Nam plurima illius opera sunt in absconsis: sed opera justitiæ ejus quis enuntiabit? aut quis sustinebit? Longe enim est testamentum a quibusdam, et interrogatio omnium in consummatione est. Denn die meisten seiner Werke sind verborgen. Wer kann die Werke seiner Gerechtigkeit verkündigen?¹⁹ oder wer sie ertragen?²⁰ Fern ist freilich sein Bund²¹ von manchen, aber am Ende werden alle erforscht. Sirach Sir 28 16 22 19 Der Sünder denkt nicht an Gottes Gerechtigkeit und deren Erweise. Sirach Sir 28 16 22 20 Erwarten, bis sie ihn trifft. Sirach Sir 28 16 22 21 Mit Verheißungen und Drohungen. Sirach Sir 28 16 23 Qui minoratur corde, cogitat inania: et vir imprudens, et errans cogitat stulta. Wer wenig Einsicht hat, denkt nur an eitle Dinge²² und der Unkluge und Irrende denkt auf Torheiten.²³ Sirach Sir 28 16 23 22 Die in V. 21, V. 22 angegebenen. Sirach Sir 28 16 23 23 Besser wird im Hebr. erklärt, wie der Gottlose in falscher Zuversicht sich tröstet: der Vernunft Entbehrende denkt so usw. Sirach Sir 28 16 24 Audi me fili, et disce disciplinam sensus, et in verbis meis attende in corde tuo, Höre auf mich, Sohn! nimm die Lehre an, die dir Erkenntnis gibt, und richte dein Herz auf meine Worte. Sirach Sir 28 16 25 Et dicam in æquitate disciplinam, et scrutabor enarrare sapientiam: et in verbis meis attende in corde tuo, et dico in æquitate spiritus virtutes, quas posuit Deus in opera sua ab initio, et in veritate enuntio scientiam ejus. Ich will dir die rechte²⁴ Unterweisung geben und dir die Weisheit mitzuteilen suchen. Gib acht²⁵ in deinem Herzen auf meine Worte, so will ich mit aufrichtigem Geiste die Kräfte kundgeben, welche Gott von Anfang an in seine Werke gelegt, und getreue Einsicht mitteilen. Sirach Sir 28 16 25 24 Griech.: auf der Waage wohl abgewogen. Sirach Sir 28 16 25 25 Das weiter in diesem Verse Folgende ist Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 16 26 In judicio Dei opera ejus ab initio, et ab institutione ipsorum distinxit partes illorum, et initia eorum in gentibus suis. Nach Gottes Ratschluss bestehen seine Werke von Anbeginn an und von ihrer Erschaffung an sonderte er sie nach ihren Teilen und ihre vornehmsten Teile²⁶ nach ihren Gattungen.²⁷ Sirach Sir 28 16 26 26 Sonne, Mond und Sterne. Sirach Sir 28 16 26 27 Besser (dass sie dauern) von Geschlecht zu Geschlecht. Sirach Sir 28 16 27 Ornavit in æternum opera illorum, nec esurierunt, nec laboraverunt, et non destiterunt ab operibus suis. Er ordnete auf ewig ihre Tätigkeit, sie leiden keinen Mangel, sie ermüden nicht und lassen von ihren Verrichtungen nicht ab. Sirach Sir 28 16 28 Unusquisque proximum sibi non angustiabit usque in æternum. Eines hindert das andere in Ewigkeit nicht.²⁸ Sirach Sir 28 16 28 28 Griech.: Und bis in Ewigkeit gehorchen sie seinem Worte. Sirach Sir 28 16 29 Non sis incredibilis verbo illius. Sei nicht ungläubig gegen sein Wort.²⁹ Sirach Sir 28 16 29 29 Diese Mahnung der Vulgata passt nicht wohl hierher. Sirach Sir 28 16 3 Melior est enim unus timens Deum, quam mille filii impii. denn ein Kind, das Gott fürchtet, ist besser als tausend gottlose Sirach Sir 28 16 30 Post hæc Deus in terram respexit, et implevit illam bonis suis. Hiernach³⁰ schaute Gott auf die Erde und erfüllte sie mit seinen Gütern.³¹ Sirach Sir 28 16 30 30 Vergl. [Gen 1,9-13]. Sirach Sir 28 16 30 31 Mit lebenden Wesen, als deren Herrscher er den Menschen einsetzte. Sirach Sir 28 16 31 Anima omnis vitalis denuntiavit ante faciem ipsius, et in ipsam iterum reversio illorum. Alle lebenden Wesen verkünden dies auf der Oberfläche derselben³² und zu ihr kehren sie wieder zurück. Sirach Sir 28 16 31 32 Das Wort: verkünden ist in der Vulgata wohl Fehler eines Abschreibers. Griech.: Allerlei lebende Wesen bedeckten ihre Oberfläche. Sirach Sir 28 16 4 Et utile est mori sine filiis quam relinquere filios impios. und besser ist es, kinderlos zu sterben, als gottlose Kinder zu hinterlassen. Sirach Sir 28 16 5 Ab uno sensato inhabitabitur patria, tribus impiorum deseretur. Durch einen Einsichtsvollen kann das Vaterland bevölkert werden, aber der Stamm der Gottlosen stirbt aus.⁴ Sirach Sir 28 16 5 4 Vergl. [Lev 26, Dtn 28, Dtn 29, Dtn 32]. Sirach Sir 28 16 6 Multa talia vidit oculus meus, et fortiora horum audivit auris mea. Von vielem derart war ich Augenzeuge und noch Gewaltigeres hat mein Ohr⁵ vernommen. Sirach Sir 28 16 6 5 Durch Bericht anderer und die Geschichte. Einige Beispiele folgen. Sirach Sir 28 16 7 In synagoga peccantium exardebit ignis, et in gente incredibili exardescet ira. Gegen die Schar der Sünder entbrennt Feuer⁶ und gegen ein ungläubiges Volk entflammt Zorn.⁷ [Sir 21,10] Sirach Sir 28 16 7 6 Abiron [Num 16,1ff]. Sirach Sir 28 16 7 7 [Num 16,35] Sirach Sir 28 16 8 Non exoraverunt pro peccatis suis antiqui gigantes, qui destructi sunt confidentes suæ virtuti: Die Riesen der Vorzeit baten Gott nicht um Verzeihung⁸ für ihre Sünden, sondern vertrauten auf ihre Kraft und wurden ausgerottet. Sirach Sir 28 16 8 8 Griech.: Nicht verzieh Gott dem alten Riesen. Sirach Sir 28 16 9 Et non pepercit peregrinationi Lot, et exsecratus est eos præ superbia verbi illorum. Auch den Ort verschonte er nicht, an dem Lot als Fremdling weilte, und verabscheute die Einwohner wegen ihrer übermütigen Reden.⁹ Sirach Sir 28 16 9 9 Vergl. [Ez 16,49]. Sirach Sir 28 0 1 Gottes Weisheit bei der Schöpfung und in der Leitung der Menschen. [Sir 18,14] Sirach Sir 28 17 1 Deus creavit de terra hominem et secundum imaginem suam fecit illum. Gott schuf den Menschen aus Erde und machte ihn nach seinem Bilde. [Gen 1,27, Gen 5,1] Sirach Sir 28 17 10 Testamentum æternum constituit cum illis, et justitiam et judicia sua ostendit illis. Einen ewigen Bund errichtete er mit ihnen⁷ und tat ihnen⁸ Recht und Gerechtigkeit kund. Sirach Sir 28 17 10 7 [Gen 8,21] und [Gen 9,7.9-17]. Sirach Sir 28 17 10 8 In das Gewissen es legend. Sirach Sir 28 17 11 Et magnalia honoris ejus vidit oculus illorum, et honorem vocis audierunt aures illorum, et dixit illis: Attendite ab omni iniquo. Ihre Augen sahen seine große Herrlichkeit⁹ und ihre Ohren hörten¹⁰ seine majestätische Stimme und er sprach zu ihnen: Hütet euch vor allem Unrecht! Sirach Sir 28 17 11 9 Im Werke der Schöpfung. Sirach Sir 28 17 11 10 Durch das Gewissen. Sirach Sir 28 17 12 Et mandavit illis unicuique de proximo suo. Und er gab ihnen Vorschriften, wie ein jeder sich gegen seinen Nächsten verhalten solle. Sirach Sir 28 17 13 Viæ illorum coram ipso sunt semper, non sunt absconsæ ab oculis ipsius. Ihr Wandel ist immer vor ihm,¹¹ nicht ist er verborgen vor seinen Augen. Sirach Sir 28 17 13 11 Er beobachtet, ob sie das Gesetz beobachten oder nicht. Sirach Sir 28 17 14 In unamquamque gentem præposuit rectorem: Über jedes Volk hat er ein Oberhaupt¹² gesetzt, Sirach Sir 28 17 14 12 Einen Engel. Vergl. [Dtn 32,8] nach der Sept. und [Dan 10,13ff]. Sirach Sir 28 17 15 Et pars Dei,Israel facta est manifesta. aber Israel ist offenbar Gottes Anteil.¹³ Sirach Sir 28 17 15 13 Über Israel herrscht Gott selbst. Vergl. [Ex 19,5, Dtn 7,6, Dtn 32,9]. Das Wort offenbar ist Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 17 16 Et omnia opera illorum velut sol in conspectu Dei: et oculi ejus sine intermissione inspicientes in viis eorum. Alle ihre Werke sind vor Gott so offenkundig wie die Sonne¹⁴ und seine Augen sind ohne Unterlass auf ihre Wege gerichtet. Sirach Sir 28 17 16 14 Wie die Sonne uns offenbar ist. Sirach Sir 28 17 17 Non sunt absconsa testamenta per iniquitatem illorum, et omnes iniquitates eorum in conspectu Dei. Nicht ward der Bund durch ihre Missetaten aufgehoben,¹⁵ aber ihre bösen Taten sind vor Gottes Angesichte. Sirach Sir 28 17 17 15 Gottes Bund und Verheißungen sind durch die Sünden der Menschen nicht aufgehoben. Vergl. [Röm 3,3]. Einfacher griech.: Nicht sind verborgen ihre Ungerechtigkeiten vor ihm und Sirach Sir 28 17 18 Eleemosyna viri quasi signaculum cum ipso, et gratiam hominis quasi pupillam conservabit: Die Wohltätigkeit eines Menschen ist wie ein Siegelring bei ihm¹⁶ und die Milde¹⁷ eines Menschen bewährt er gleich seinem Augapfel.¹⁸ Sirach Sir 28 17 18 16 Der Siegelring galt bei den Orientalen als etwas überaus Kostbares. Gott sieht nicht nur die guten Werke, sondern schätzt sie auch hoch. Sirach Sir 28 17 18 17 Wohltätigkeit gegen den Nächsten. Sirach Sir 28 17 18 18 Ist ihm so teuer wie dieser. Sirach Sir 28 17 19 Et postea resurget, et retribuet illis retributionem, unicuique in caput ipsorum, et convertet in interiores partes terræ. Nachmals aber¹⁹ wird er sich erheben²⁰ und ihnen vergelten, einem jeden auf sein Haupt,²¹ und²² wird sie in das Innerste der Erde hinabstürzen.²³ [Mt 25,41] Sirach Sir 28 17 19 19 Nicht alsbald wird immer Lohn und Strafe zuteil. Sirach Sir 28 17 19 20 Hebräischer Pleonasmus, vergl. [Gen 22,3], und Hervorhebung der folgenden Handlung. Sirach Sir 28 17 19 21 Vergl. [Joel 3,7]. Sirach Sir 28 17 19 22 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 17 19 23 Durch vorzeitigen Tod. Sirach Sir 28 17 2 Et iterum convertit illum in ipsam, et secundum se vestivit illum virtute. Er ließ ihn wieder zu ihr zurückkehren und rüstete ihn nach seinem Vorbilde mit Kraft aus.¹ Sirach Sir 28 17 2 1 Griech. V. 1, V. 2 kürzer und passender: Der Herr hat den Menschen aus Erde geschaffen und lässt ihn wieder zu ihr zurückkehren. Die Vulgata fügt die Geistigkeit und Unsterblichkeit der Seele bei. Sirach Sir 28 17 20 Pnitentibus autem dedit viam justitiæ, et confirmavit deficientes sustinere, et destinavit illis sortem veritatis. Jedoch²⁴ den Bußfertigen verstattet er die Rückkehr zur Gerechtigkeit und die Kraftlosen stärkt er, dass sie ausharren, und²⁵ bestimmt ihnen die Wahrheit²⁶ zum Erbteil. Sirach Sir 28 17 20 24 Auch die Gottlosen können, falls sie sich bekehren, auf Vergeltung etwa guter Taten hoffen. Sirach Sir 28 17 20 25 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 17 20 26 Das der Wahrheit und Gerechtigkeit gebührende Los. Sirach Sir 28 17 21 Convertere ad Dominum, et relinque peccata tua: Bekehre dich zu dem Herrn und lass ab von deinen Sünden. Sirach Sir 28 17 22 Precare ante faciem Domini, et minue offendicula. Bete an vor dem Angesichte des Herrn und mindere die Ärgernisse. Sirach Sir 28 17 23 Revertere ad Dominum, et avertere ab injustitia tua, et nimis odito exsecrationem: Kehre um zu dem Herrn, wende dich vom Unrecht ab und hasse ernstlich, was verabscheuungswürdig ist. Sirach Sir 28 17 24 Et cognosce justitias et judicia Dei, et sta in sorte propositionis, et orationis altissimi Dei. Lerne²⁷ Gottes Gerechtigkeit und Gerichte²⁸ kennen und stehe fest in dem vorgesteckten Berufe²⁹ und³⁰ im Gebete zu Gott, dem Allerhöchsten. Sirach Sir 28 17 24 27 Vers 24 findet sich nur in der Vulgata. Sirach Sir 28 17 24 28 Seine gerechten Gebote und Vorschriften. Sirach Sir 28 17 24 29 Der Beobachtung der Gebote Gottes. Sirach Sir 28 17 24 30 Dazu wird aber weiter gefordert. Sirach Sir 28 17 25 In partes vade sæculi sancti, cum vivis et dantibus confessionem Deo. Gehe hin zu dem Anteile der Heiligen in der Welt,³¹ zu denen, welche leben und Gott preisen. [Ps 6,6, Jes 38,19] Sirach Sir 28 17 25 31 Vereinige dich mit den Frommen und folge ihrem Wandel nach. Griech.: Wer wird dem Höchster in der Unterwelt lobsingen anstatt der Lebendigen, die ihm Preis darbringen? Sirach Sir 28 17 26 Non demoreris in errore impiorum, ante mortem confitere. A mortuo quasi nihil, perit confessio. Beharre nicht im Irrtume der Gottlosen,³² preise Gott³³ vor dem Tode. Für einen Toten, der dem Nichts gleich ist,³⁴ ist das Lob zu Ende.³⁵ Sirach Sir 28 17 26 32 Gott, dein letztes Ziel vergessend und in Lastern lebend. Sirach Sir 28 17 26 33 Dem Preise gesellt sich ein dem entsprechendes Leben zu. Sirach Sir 28 17 26 34 Insofern er nicht mehr da ist. Sirach Sir 28 17 26 35 Vergl. [Ps 6,6, Jes 38,18]. Sirach Sir 28 17 27 Confiteberis vivens, vivus et sanus confiteberis, et laudabis Deum, et gloriaberis in miserationibus illius. Preise, da du noch lebst, lebend und gesund preise und lobe Gott³⁶ und³⁷ rühme dich seiner Erbarmungen. Sirach Sir 28 17 27 36 Mit Worten und mit Werken. Sirach Sir 28 17 27 37 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 17 28 Quam magna misericordia Domini, et propitiatio illius convertentibus ad se! Wie groß ist die Barmherzigkeit des Herrn und seine Versöhnlichkeit gegen die, welche sich zu ihm wenden! Sirach Sir 28 17 29 Nec enim omnia possunt esse in hominibus, quoniam non est immortalis filius hominis, et in vanitate malitiæ placuerunt. Freilich vermag der Mensch nicht alles,³⁸ denn des Menschen Sohn ist nicht unsterblich³⁹ und⁴⁰ sie haben Wohlgefallen an eitler Bosheit.⁴¹ Sirach Sir 28 17 29 38 Der Mensch, seiner Natur nach gebrechlich, fällt leicht in Unvollkommenheiten. Sirach Sir 28 17 29 39 Sondern wird geboren, der Unsterblichkeit und ursprünglichen Gerechtigkeit dar und deshalb geneigt zur Unvollkommenheit. Sirach Sir 28 17 29 40 Weitere Erklärung der Vulgata. Sirach Sir 28 17 29 41 So kommen sie leicht zu Falle. Diese Gründe rechtfertigen die Barmherzigkeit Gottes. Vergl. [Ps 102,13]. Sirach Sir 28 17 3 Numerum dierum, et tempus dedit illi, et dedit illi potestatem eorum, quæ sunt super terram. Er bestimmte Zahl und Zeit seiner Tage und gab ihm Gewalt über alles, was auf Erden ist. Sirach Sir 28 17 30 Quid lucidius sole? et hic deficiet. Aut quid nequius quam quod excogitavit caro et sanguis? et hoc arguetur. Was ist heller als die Sonne? Und doch verfinstert auch sie sich.⁴² Oder was ist ärger als was Fleisch und Blut erdacht haben?⁴³ Auch dies wird gestraft werden.⁴⁴ Sirach Sir 28 17 30 42 Geht abends unter. Wenn selbst das Licht der Sonne nicht stets bleibt, ist es da wunderbar, wenn der Mensch nicht stetig ist? Vergl. [Ps 102,13]. Sirach Sir 28 17 30 43 Die Verderbnis der Natur ist Ursache des Bösen. Sirach Sir 28 17 30 44 Zusatz der Vulgata: Nicht Notwendigkeit zwingt den Menschen zum Bösen, sein freier Wille lässt ihn dasselbe vollbringen. Sirach Sir 28 17 31 Virtutem altitudinis cli ipse conspicit: et omnes homines terra et cinis. Die Heere des hohen Himmels überschaut sie,⁴⁵ aber die Menschen alle sind nur Erde und Staub. Sirach Sir 28 17 31 45 Obwohl die Sonne gleichsam über die Gestirne herrscht, leuchtet sie doch nicht immer. Wie also sollte der Mensch, Staub und Asche, nie fehlen? So vertraue er also auf Gottes Barmherzigkeit! Sirach Sir 28 17 4 Posuit timorem illius super omnem carnem, et dominatus est bestiarum et volatilium. Die Furcht vor ihm legte er auf alle lebenden Wesen und machte ihn zum Herrscher über Tiere und Vögel. Sirach Sir 28 17 5 Creavit ex ipso adjutorium simile sibi: consilium, et linguam, et oculos, et aures, cor dedit illis excogitandi: et disciplina intellectus replevit illos. Aus ihm selbst schuf er eine Gehilfin, die ihm ähnlich war.² Er verlieh ihnen Vernunft,³ Sprache, Gesicht und Gehör und ein Herz, um zu denken, und erfüllte sie mit weiser Einsicht. [Gen 2,18] Sirach Sir 28 17 5 2 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 17 5 3 Und damit Willensfreiheit. Sirach Sir 28 17 6 Creavit illis scientiam spiritus, sensu implevit cor illorum, et mala et bona ostendit illis. Er teilte ihnen die Wissenschaft des Geistes mit, erfüllte ihr Herz mit Empfindung und zeigte ihnen, was böse und was gut ist. Sirach Sir 28 17 7 Posuit oculum suum super corda illorum ostendere illis magnalia operum suorum, Er richtete sein Auge auf ihre Herzen,⁴ um sie die Herrlichkeit seiner Werke schauen zu lassen, Sirach Sir 28 17 7 4 Gott richtet sein Auge auf den Menschen, wenn er ihn erleuchtet oder besondere Beweise seiner Vorsehung gibt. Hier also: er offenbarte ihnen die Größe seiner Werke. Sirach Sir 28 17 8 Ut nomen sanctificationis collaudent: et gloriari in mirabilibus illius, ut magnalia enarrent operum ejus. damit sie seinen heiligen Namen priesen, seine Wundertaten rühmten⁵ und seine großen Werke verkündeten. Sirach Sir 28 17 8 5 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 17 9 Addidit illis disciplinam, et legem vitæ hereditavit illos. Dazu verlieh er ihnen Einsicht und gab ihnen das Gesetz des Lebens⁶ zum Erbe. Sirach Sir 28 17 9 6 Das Gesetz, nach dem sie ihr Zeitliches Leben einrichten sollten, um einst das ewige zu erlangen. Sirach Sir 28 0 1 Gottes Weisheit bei der Schöpfung und in der Leitung der Menschen. (V. 14) Weisungen über die Klugheit im Handeln. Sirach Sir 28 18 1 Qui vivit in æternum, creavit omnia simul. Deus solus justificabitur, et manet invictus rex in æternum. Der ewig Lebende hat alles zumal¹ erschaffen. Gott allein wird gerecht erfunden und² bleibt unüberwindlicher König in Ewigkeit.³ Sirach Sir 28 18 1 1 Ohne Ausnahme. Sirach Sir 28 18 1 2 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 18 1 3 Sein Wille bleibt unveränderlich und kann durch niemanden behindert werden. Sirach Sir 28 18 10 Vidit præsumptionem cordis eorum quoniam mala est, et cognovit subversionem illorum quoniam nequam est. Er sieht, wie vermessen und böse ihr Herz ist, er weiß, wie boshaft ihre Verkehrtheit ist. Sirach Sir 28 18 11 Ideo adimplevit propitiationem suam in illis, et ostendit eis viam æquitatis. Darum⁹ gewährt er ihnen reichlich Verzeihung und zeigt ihnen den rechten Weg. Sirach Sir 28 18 11 9 Damit sie nicht ins Verderben geraten. Sirach Sir 28 18 12 Miseratio hominis circa proximum suum: misericordia autem Dei super omnem carnem. Des Menschen Erbarmen erstreckt sich auf seinen Nächsten,¹⁰ Gottes Barmherzigkeit aber über alle Geschöpfe.¹¹ Sirach Sir 28 18 12 10 Seinesgleichen, also wenige. Sirach Sir 28 18 12 11 Durch alle Zeiten. So überragt Gottes Barmherzigkeit die der Menschen in doppelter Weise. Sirach Sir 28 18 13 Qui misericordiam habet, docet, et erudit quasi pastor gregem suum. Wer Barmherzigkeit kennt, lehrt und unterweist¹² wie ein Hirt seine Herde.¹³ Sirach Sir 28 18 13 12 Griech.: Indem er rügt und züchtigt und lehrt. Sirach Sir 28 18 13 13 Vergl. die Parabel vom guten Hirten. Sirach Sir 28 18 14 Miseretur excipientis doctrinam miserationis, et qui festinat in judiciis ejus. Wer die Zucht der Erbarmung annimmt und wer eifrig ist in seinen Geboten, dessen erbarmt er sich. Sirach Sir 28 18 15 Fili in bonis non des querelam, et in omni dato non des tristitiam verbi mali. Mein Sohn! wenn du Gutes tust, mache keinen Vorwurf und gestatte dir bei keiner Gabe kränkende Worte. Sirach Sir 28 18 16 Nonne ardorem refrigerabit ros? sic et verbum melius quam datum. Mildert nicht der Tau die Hitze?¹⁴ So ist auch ein Wort besser als eine Gabe.¹⁵ Sirach Sir 28 18 16 14 Den Glutwind. Sirach Sir 28 18 16 15 Richtet ein freundliches Wort den Betrübten und Bedrückten mehr auf als eine kalt gespendete Wohltat. Sirach Sir 28 18 17 Nonne ecce verbum super datum bonum? sed utraque cum homine justificato. Ist nicht ein Wort mehr als eine Gabe? Aber beides findet sich bei einem gerechten Manne. Sirach Sir 28 18 18 Stultus acriter improperabit: et datus indisciplinati tabescere facit oculos. Ein Tor macht harte Vorwürfe und die Gabe eines ruchlosen Menschen ruft Tränen hervor.¹⁶ Sirach Sir 28 18 18 16 Während doch die Gabe erfreuen sollte. Sirach Sir 28 18 19 Ante judicium para justitiam tibi, et antequam loquaris disce. Erwirb dir Gerechtigkeit, ehe du vor Gericht kommst,¹⁷ und lerne, bevor du redest. Sirach Sir 28 18 19 17 Nur in der Vulgata. Vorwegnahme der Mahnung V. 20. Sirach Sir 28 18 2 Quis sufficit enarrare opera illius? Wer vermag alle seine Werke zu verkünden? Sirach Sir 28 18 20 Ante languorem adhibe medicinam, et ante judicium interroga teipsum, et in conspectu Dei invenies propitiationem. Ehe du krank wirst, brauche Heilmittel¹⁸ und erforsche dich selbst vor dem Gerichte,¹⁹ so wirst du vor den Augen Gottes Gnade finden. [1Kor 11,28] Sirach Sir 28 18 20 18 Welche die Krankheit fernhalten. Sirach Sir 28 18 20 19 Und bereue und entferne es. Es handelt sich um das Gericht Gottes. Vergl. [1Kor 11,31]. Sirach Sir 28 18 21 Ante languorem humilia te, et in tempore infirmitatis ostende conversationem tuam. Bevor du krank wirst, demütige dich²⁰ und zur Zeit der Krankheit zeige deinen Wandel.²¹ Sirach Sir 28 18 21 20 Damit dir nicht Krankheit von Gott als Strafe für die Sünde auferlegt werde, wende Gottes Zorn durch aufrichtige Demütigung ab. Sirach Sir 28 18 21 21 Vulg.: Zeige dein gewohntes Wesen, lass dich nicht zu Ungeduld und Klagen fortreißen. Griech.: Wenn du aber gesündigt hast, zeige Bekehrung. Sirach Sir 28 18 22 Non impediaris orare semper, et ne verearis usque ad mortem justificari: quoniam merces Dei manet in æternum. Lass dich nicht abhalten, allezeit zu beten und scheue dich nicht, bis zum Tode dich der Gerechtigkeit zu befleißen;²² denn Gottes Belohnung währt ewig. [Lk 18,1, 1Thess 5,16] Sirach Sir 28 18 22 22 Griech.: Lass dich nicht hindern, ein Gelübde rechtzeitig zu erfüllen, und verschiebe es nicht zum Tode, bis dieser dich davon befreit. Vergl. [2Kor 4,17]. Sirach Sir 28 18 23 Ante orationem præpara animam tuam: et noli esse quasi homo qui tentat Deum. Ehe du betest, bereite deine Seele vor²³ und sei nicht wie ein Mensch, der Gott versucht.²⁴ Sirach Sir 28 18 23 23 Entferne die Zerstreuungen und erwäge, um was du bitten willst. Griech.: Ehe du etwas gelobst, prüfe dich selbst. Sirach Sir 28 18 23 24 Vielmehr Gottes Zorn herausfordert. Sirach Sir 28 18 24 Memento iræ in die consummationis, et tempus retributionis in conversatione faciei. Denke an den Zorn am Tage der Vollendung und an die Zeit der Vergeltung, wenn er sein Angesicht von dir abwendet.²⁵ [Sir 7,18] Sirach Sir 28 18 24 25 Und straft. Lateinisch zu lesen: conversione. Sirach Sir 28 18 25 Memento paupertatis in tempore abundantiæ, et necessitatum paupertatis in die divitiarum. Denke an die Entbehrung zur Zeit des Überflusses und an Armut und Mangel²⁶ in den Tagen des Reichtums. [Sir 11,27] Sirach Sir 28 18 25 26 Die dich treffen können wie andere. Sirach Sir 28 18 26 A mane usque ad vesperam immutabitur tempus, et hæc omnia citata in oculis Dei. Vom Morgen bis zum Abend²⁷ ändert sich die Zeit und alles ändert sich schnell vor Gottes Augen.²⁸ Sirach Sir 28 18 26 27 In kurzem Zwischenraume. Sirach Sir 28 18 26 28 Wenn Gott es will. Sirach Sir 28 18 27 Homo sapiens in omnibus metuet, et in diebus delictorum attendet ab inertia. Ein weiser Mensch ist in allem vorsichtig und hütet sich, wenn er gefehlt hat, vor Trägheit.²⁹ Sirach Sir 28 18 27 29 Im Dienste Gottes. Sirach Sir 28 18 28 Omnis astutus agnoscit sapientiam, et invenienti eam dabit confessionem. Jeder Verständige weiß die³⁰ Weisheit zu schätzen und spendet dem Lob, der sie gefunden. Sirach Sir 28 18 28 30 Vorstehend vorgelegte. Sirach Sir 28 18 29 Sensati in verbis et ipsi sapienter egerunt: et intellexerunt veritatem et justitiam, et impluerunt proverbia et judicia. Wer verständig ist im Reden,³¹ handelt auch weise, erkennt³² Wahrheit und Gerechtigkeit und lässt weise Sprüche und Grundsätze ausströmen. Sirach Sir 28 18 29 31 Wer die dargelegten Spruchreden zu Herzen nimmt. Sirach Sir 28 18 29 32 Weitere Erklärung der Vulgata. Sirach Sir 28 18 3 Quis enim investigabit magnalia ejus? Wer vermag seine großen Taten zu ergründen? Sirach Sir 28 18 30 Post concupiscentias tuas non eas, et a voluntate tua avertere. Gehe deinen Begierden nicht nach und wende dich von deinem eigenen Willen³³ ab. [Röm 6,12.13, Röm 13,14] Sirach Sir 28 18 30 33 Statt voluntate ist zu lesen voluptate: Gelüsten. Sirach Sir 28 18 31 Si præstes animæ tuæ concupiscentias ejus, faciet te in gaudium inimicis tuis. Wenn du deiner Seele ihre Begierden gestattest, so wird sie dich zum Gespött deiner Feinde machen. Sirach Sir 28 18 32 Ne oblecteris in turbis ne in modicis: assidua enim est commissio illorum. Ergötze dich nicht weder in großen noch in kleinen Zusammenkünften,³⁴ denn stets sündigt man dabei. Sirach Sir 28 18 32 34 Griech. hebr.: Ergötze dich nicht an vielem Schwelgen und lass dich nicht binden an ihre (der Schwelger) Gesellschaft. Sirach Sir 28 18 33 Ne fueris mediocris in contentione ex fnore, et est tibi nihil in sacculo: eris enim invidus vitæ tuæ. Werde nicht mittellos, indem du auf Wucher borgst,³⁵ so dass du nichts im Beutel hast; denn du wirst des Lebens überdrüssig werden.³⁶ Sirach Sir 28 18 33 35 Um anderen gleichzukommen. Griech.: Mache dich nicht arm, indem du Schmäuse gibst für geliehenes Geld und hast nichts in deinem eigenen Beutel. Sirach Sir 28 18 33 36 Es wird so scheinen, als gönntest du dir selbst kein ruhiges Leben. Sirach Sir 28 18 4 Virtutem autem magnitudinis ejus quis enuntiabit? aut quis adjiciet enarrare misericordiam ejus? Wer kann das Maß seiner Größe aussprechen? Oder wer vermag seine vielfältigen Gnadenerweise zu erzählen?⁴ Sirach Sir 28 18 4 4 Weil Gott mächtig, ist er barmherzig. Vergl. [Weish 11,24]. Sirach Sir 28 18 5 Non est minuere, neque adjicere, nec est invenire magnalia Dei. Man kann die Großtaten Gottes weder vermindern noch vermehren⁵ noch ergründen. Sirach Sir 28 18 5 5 Zeigen, was zu viel oder was zu wenig ist. Sirach Sir 28 18 6 Cum consummaverit homo, tunc incipiet: et cum quieverit, aporiabitur. Ist der Mensch am Ende, so fängt er erst an, und hört er auf, so fühlt er erst sein Unvermögen. Sirach Sir 28 18 7 Quid est homo, et quæ est gratia illius? et quid est bonum, aut quid nequam illius? Was ist der Mensch?⁶ wozu taugt er?⁷ was kann er Gutes oder Böses tun? Sirach Sir 28 18 7 6 Im Vergleich zu Gott. Sirach Sir 28 18 7 7 Welchen Nutzen oder Schaden vermag er Gott zu bringen? Vergl. [Ijob 23,3, Ijob 35,6.7]. Sirach Sir 28 18 8 Numerus dierum hominum ut multum centum anni: quasi gutta aquæ maris deputati sunt: et sicut calculus arenæ, sic exigui anni in die ævi. Die Zahl der menschlichen Lebenstage beträgt, wenn es viel ist, hundert Jahre. Wie ein Wassertropfen im Meere sind sie zu rechnen, wie ein Sandkörnchen, so gering sind seine Jahre gegen einen Tag der Ewigkeit. [Ps 89,10] Sirach Sir 28 18 9 Propter hoc patiens est deus in illis, et effundit super eos misericordiam suam. Darum ist Gott langmütig gegen sie und gießt über sie sein Erbarmen aus.⁸ Sirach Sir 28 18 9 8 Reichlich aus. Sirach Sir 28 0 1 Zügellosigkeit und Bezähmung der Zunge. (V. 17) Kennzeichen der wahren Weisheit. (V. 27) Vergleichung der Toren mit den Weisen. [Sir 20, Sir 34] Sirach Sir 28 19 1 Operarius ebriosus non locupletabitur: et qui spernit modica, paulatim decidet. Ein Arbeiter, der dem Trunke ergeben ist, wird nicht reich; und wer weniges¹ gering achtet, geht nach und nach zugrunde. Sirach Sir 28 19 1 1 Wie er täglich gewinnt. Im Hebr. schließt sich der Vers an das Vorhergehende an: Wer solches tut, wir nicht reich werden, und wer Kleines gering schätzt, wird der Armut anheimfallen. Wein und Weiber verführen das Herz und eine sündige Seele stürzt ihren Herrn in das Verderben. Sirach Sir 28 19 10 Audisti verbum adversus proximum tuum? commoriatur in te, fidens quoniam non te dirumpet. Hast du etwas wider deinen Nächsten gehört, so lass es bei dir sterben; sei versichert, du wirst nicht davon bersten. Sirach Sir 28 19 11 A facie verbi parturit fatuus, tamquam gemitus partus infantis. Wegen eines Wortes fühlt der Tor Wehen gleich den Schmerzen bei der Geburt eines Kindes.¹⁵ Sirach Sir 28 19 11 15 Wie ein Weib das Kind zu gebären sich müht und ihr Schmerz nicht früher aufhört, las bis sie geboren, so ist auch der Tor, wenn er etwas gehört, in Qual, bis er es erzählt. Sirach Sir 28 19 12 Sagitta infixa femori carnis, sic verbum in corde stulti. Wie ein Pfeil, der in der Hüfte¹⁶ steckt, so ist ein Wort in dem Herzen des Toren. Sirach Sir 28 19 12 16 Tief in den Weichteilen. Sirach Sir 28 19 13 Corripe amicum, ne forte non intellexerit, et dicat: Non feci: aut si fecerit, ne iterum addat facere. Stelle deinen Freund zur Rede,¹⁷ damit er nicht in Unkenntnis sei¹⁸ und sage: Ich habe es nicht getan; hat er es aber getan, dass er es nicht wieder tue. [Lev 19,17, Mt 18,15, Lk 17,3] Sirach Sir 28 19 13 17 Wenn dir etwas Böses von ihm berichtet wird. Sirach Sir 28 19 13 18 Über das, was von ihm gesagt wird. Sirach Sir 28 19 14 Corripe proximum, ne forte non dixerit: et si dixerit, ne forte iteret. Stelle deinen Nächsten zur Rede, vielleicht hat er es nicht gesagt; hat er es aber gesagt, dass er es nicht wieder sage. Sirach Sir 28 19 15 Corripe amicum: sæpe enim fit commissio. Stelle deinen Nächsten zur Rede, denn man vergeht sich oft,¹⁹ Sirach Sir 28 19 15 19 Man fehlt oft im Erzählen. Glaube nicht alsbald alles ohne Prüfung. Sirach Sir 28 19 16 Et non omni verbo credas: est qui labitur lingua, sed non ex animo. und glaube nicht jedem Gerede. Mancher verfehlt sich mit der Zunge, aber nicht aus Vorsatz. Sirach Sir 28 19 17 Quis est enim qui non deliquerit in lingua sua? Corripe proximum antequam commineris. Denn wer hätte mit seiner Zunge noch nicht gesündigt? Stelle deinen Nächsten zur Rede, bevor du ihm drohst.²⁰ [Jak 3,3] Sirach Sir 28 19 17 20 Hart gegen ihn verfährst. Sirach Sir 28 19 18 Et da locum timori Altissimi: quia omnis sapientia timor Dei, et in illa timere Deum, et in omni sapientia dispositio legis. Lass die Furcht des Allerhöchsten walten,²¹ denn alle Weisheit besteht in der Furcht Gottes und in ihr liegt die Furcht vor Gott und in der Fülle der Weisheit die Übung des Gesetzes.²² Sirach Sir 28 19 18 21 Die Furcht Gottes nach dem Gesetze fordert, dass du nicht unbegründet urteilst oder Rache nimmst. Sirach Sir 28 19 18 22 Denn das Gesetz enthält die Richtschnur wahrer Weisheit. Sirach Sir 28 19 19 Et non est sapientia nequitiæ disciplina: et non est cogitatus peccatorum prudentia. Aber nicht ist Weisheit Kenntnis der Schlechtigkeit und Anschläge der Sünde sind keine Klugheit. Sirach Sir 28 19 2 Vinum et mulieres apostatare faciunt sapientes, et arguent sensatos: Wein und Weiber machen Weise abwendig und machen Verständige strafbar. [Gen 19,33, 1Kön 11,1] Sirach Sir 28 19 20 Est nequitia, et in ipsa exsecratio: et est insipiens qui minuitur sapientia. Es ist Bosheit und eine solche ist ein Greuel und ein Tor ist, wer keine Weisheit hat.²³ Sirach Sir 28 19 20 23 Griech.: Es gibt eine Geschicklichkeit, die ein Greuel ist, und es gibt einen Unklugen (einen Sünder), dem es an Weisheit mangelt (und der deshalb weniger verabscheuungswert ist). Sirach Sir 28 19 21 Melior est homo, qui minuitur sapientia, et deficiens sensu in timore, quam qui abundat sensu, et transgreditur legem Altissimi. Besser ist ein Mensch, der von Weisheit entblößt ist und dem es an Einsicht mangelt,²⁴ der aber Gott fürchtet, als der, welcher überreich ist an Klugheit und dabei das Gesetz des Allerhöchsten übertritt. Sirach Sir 28 19 21 24 Doppelübersetzung. Sirach Sir 28 19 22 Est solertia certa, et ipsa iniqua. Es gibt eine gründliche Geschicklichkeit, die doch Ungerechtigkeit ist.²⁵ Sirach Sir 28 19 22 25 Griech.: Es gibt eine gründliche Geschicklichkeit, doch sie ist ungerecht und mancher verdreht das Recht, um anderen Gunst zu erweisen. Sirach Sir 28 19 23 Et est qui emittit verbum certum enarrans veritatem. Est qui nequiter humiliat se, et interiora ejus plena sunt dolo: Mancher spricht ein festes Wort und redet die Wahrheit, ein anderer demütigt sich arglistig und sein Inneres ist voll Trug. Sirach Sir 28 19 24 Et est qui se nimium submittit a multa humilitate: et est qui inclinat faciem suam, et fingit se non videre quod ignoratum est: Mancher ist allen unterwürfig mit übermäßiger Demut²⁶ und mancher senkt sein Angesicht²⁷ und stellt sich, als ob er nicht sehe, was unbekannt bleiben soll.²⁸ Sirach Sir 28 19 24 26 Doppelübersetzung von 23b. Sirach Sir 28 19 24 27 Als ob er nicht hörte, während er in Wahrheit die Gelegenheit sucht, Böses anzutun: er wird, wo er nicht bemerkt wird, dich überraschen. (Griech.) Sirach Sir 28 19 24 28 Und beobachtet inzwischen alles listig. Sirach Sir 28 19 25 Et si ab imbellicitate virum vetetur peccare, si invenerit tempus malefaciendi, malefaciet. Hindert ihn auch sein Unvermögen zu sündigen, so tut er dennoch Böses, sobald er Gelegenheit dazu findet. Sirach Sir 28 19 26 Ex visu cognoscitur vir, et ab occursu faciei cognoscitur sensatus. An dem Aussehen erkennt man²⁹ den Mann und an der Miene erkennt man den Einsichtsvollen. Sirach Sir 28 19 26 29 So sehr sich auch die Menschen verstellen mögen, ein aufmerksamer Beobachter erkennt an gewissen Anzeichen das Herz. Sirach Sir 28 19 27 Amictus corporis, et risus dentium, et ingressus hominis enuntiant de illo. Die Kleidung des Körpers, das Lachen der Zähne und der Gang des Menschen verraten, was in ihm ist. Sirach Sir 28 19 28 Est correptio mendax in ira contumeliosi: et est judicium, quod non probatur esse bonum: et est tacens, et ipse est prudens. Trügerisch³⁰ ist die Zurechtweisung, wenn jemand im Zorne schmäht. Es gibt Urteile, die man nicht gutheißen kann;³¹ mancher aber schweigt und das ist der Kluge. Sirach Sir 28 19 28 30 Sei es, dass sie Falsches anklagt, sei es, dass Zorn, nicht Liebe sie hervorruft. Sirach Sir 28 19 28 31 Zusatz der Vulgata. Der Tor bringt sein Urteil überall vor. Sirach Sir 28 19 3 Et qui se jungit fornicariis, erit nequam: putredo et vermes hereditabunt illum, et extolletur in exemplum majus, et tolletur de numero anima ejus. Wer sich an Dirnen hängt, wird ein Nichtswürdiger;² Fäulnis und Würmer werden ihn ererben;³ er wird zu großer Warnung hingestellt⁴ und seine Seele wird aus der Zahl der Lebenden weggerafft werden. Sirach Sir 28 19 3 2 Geneigt zu allem Bösen, da er Scham und Scheu von sich geworfen und jene Laster das Herz verdunkeln und Gottes Gnade ein Hindernis setzen. Sirach Sir 28 19 3 3 Oft kommt derartige Krankheit über ihn. Sirach Sir 28 19 3 4 Zusatz der Vulgata. Jedenfalls kürzte er sich das Leben und wird schneller eine Beute der Würmer. Sirach Sir 28 19 4 Qui credit cito, levis corde est, et minorabitur: et qui delinquit in animam suam, insuper habebitur. Wer schnell traut,⁵ ist leichtsinnig und wird es büßen,⁶ und wer wider sich selbst sündigt, wird streng beurteilt werden. [Jos 9,15ff, Jos 22,11ff] Sirach Sir 28 19 4 5 Verleumdern. Sirach Sir 28 19 4 6 Durch mannigfache Irrtümer. Sirach Sir 28 19 5 Qui gaudet iniquitate, denotabitur: et qui odit correptionem, minuetur vita: et qui odit loquacitatem, exstinguit malitiam. Wer sich über Böses freut,⁷ wird Tadel erfahren. Wer Zurechtweisung hasst, verkürzt sich das Leben.⁸ Wer Geschwätzigkeit hasst, löscht Bosheit aus.⁹ Sirach Sir 28 19 5 7 Es ist dies der, welcher Verleumdern das Ohr leiht. Sirach Sir 28 19 5 8 Zusatz der Vulgata. Gott sendet ihm frühzeitigen Tod. Sirach Sir 28 19 5 9 Hörst du nicht auf den Verleumder, so steht er ab. Sirach Sir 28 19 6 Qui peccat in animam suam, pnitebit: et qui jucundatur in malitia, denotabitur. Wer wider sich selbst sündigt, wird es bereuen, und wer seine Lust am Bösen sucht, verliert seine Ehre.¹⁰ Sirach Sir 28 19 6 10 Vers 6 findet sich nur in der Vulgata. Er ist eine Wiederholung zweier Teile aus V. 4, V. 5 und wohl aus einer andern Übersetzung hier eingefügt. Sirach Sir 28 19 7 Ne iteres verbum nequam et durum, et non minoraberis. Wiederhole ein boshaftes und hartes Wort¹¹ nicht, so wirst du nicht Schaden leiden. Sirach Sir 28 19 7 11 Das du über einen andern gehört hast. Sirach Sir 28 19 8 Amico et inimico noli narrare sensum tuum: et si est tibi delictum, noli denudare: Sage weder Freund noch Feind, was du im Sinne hast,¹² und wenn es eine Sünde ist, so offenbare es nicht;¹³ Sirach Sir 28 19 8 12 Griech.: Erzähle nichts (von dem, was du gehört) vor Freund oder Feind. Sirach Sir 28 19 8 13 Griech.: Und wenn es dir keine Sünde ist, offenbare es nicht. Sirach Sir 28 19 9 Audiet enim te, et custodiet te, et quasi defendens peccatum odiet te, et sic aderit tibi semper. denn man hört dir zu, aber hütet sich vor dir; man wird jene Sünde entschuldigen, aber wird dich hassen und¹⁴ so immer gegen dich sein. Sirach Sir 28 19 9 14 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 0 1 Vergleichung der Toren mit den Weisen. Sirach Sir 28 20 1 Quam bonum est arguere, quam irasci, et confitentem in oratione non prohibere! Wie viel besser ist es, zur Rede zu stellen, als zu grollen, und den, der seine Fehler gesteht, nicht an der Abbitte zu hindern. Sirach Sir 28 20 10 Est datum, quod non est utile: et est datum, cujus retributio duplex. Es gibt Gaben, welche ohne Nutzen sind, und es gibt Gaben, welche doppelt vergolten werden.⁷ Sirach Sir 28 20 10 7 Indem der Empfangende Doppeltes dagegen gibt oder indem du doppelt so viel Nutzen hast, als du anfangs gemeint. Sirach Sir 28 20 11 Est propter gloriam minoratio: et est qui ab humilitate levabit caput. Mancher wird erniedrigt wegen seines hohen Ansehens⁸ und mancher hebt aus der Niedrigkeit sein Haupt empor.⁹ Sirach Sir 28 20 11 8 Wegen eigener Überhebung oder durch den Neid anderer. Denk also an die Unbeständigkeit des Glückes. Sirach Sir 28 20 11 9 Verachte also keinen, der einen geringen Platz inne hat. Sirach Sir 28 20 12 Est qui multa redimat modico pretio, et restituens ea in septuplum. Mancher kauft vieles um einen geringen Preis, muss es dann aber siebenfach bezahlen.¹⁰ Sirach Sir 28 20 12 10 Was bei einer gefundenen Sache, einem Geschenke, dem reichen geschehen kann, eben dies kann sich zutreffen bei Verträgen, Käufen usw., dass, was anfangs ein Glück schien, nachher zum Unglück ausschlägt. Siebenfach: Zum Beispiel wenn ein altes Gebäude, das jemand kauft, vieler Reparaturen bedarf. Ein Kluger erwägt solche Dinge zuvor. Sirach Sir 28 20 13 Sapiens in verbis seipsum amabilem facit: gratiæ autem fatuorum effundentur. Der Weise macht sich durch seine Rede beliebt,¹¹ die Gunstbezeigungen der Toren aber werden unnütz verschwendet.¹² Sirach Sir 28 20 13 11 Indem er mit Würde und Liebe usw. Nützliches redet. Sirach Sir 28 20 13 12 Ihr törichtes Rühmen beleidigt und bewirkt, dass sie zurückgewiesen werden. Sirach Sir 28 20 14 Datus insipientis non erit utilis tibi: oculi enim illius septemplices sunt: Die Gabe des Toren wird dir keinen Nutzen bringen, denn seine Augen schauen nach siebenfacher Vergeltung aus. Sirach Sir 28 20 15 Exigua dabit, et multa improperabit: et apertio oris illius inflammatio est. Wenig gibt er und viel tadelt er, und tut er seinen Mund auf, so speit er Feuer aus.¹³ Sirach Sir 28 20 15 13 Griech.: und er tut seinen Mund auf wie ein Ausrufer, ruft mit lauter Stimme seine Wohltaten aus. Vulg.: Mit Feuereifer verkündet er seine Wohltaten und verlangt ungestüm seinen Lohn. Sirach Sir 28 20 16 Hodie fneratur quis, et cras expetit: odibilis est homo hujusmodi. Mancher leiht heute und fordert es morgen zurück,¹⁴ ein solcher Mensch ist verhasst. Sirach Sir 28 20 16 14 Nur um zu besitzen, ohne Rücksicht auf die Not des Nächsten. Sirach Sir 28 20 17 Fatuo non erit amicus, et non erit gratia bonis illius: Der Tor hat keinen Freund und kein Dank wird ihm für seine Wohltaten,¹⁵ Sirach Sir 28 20 17 15 Griech. syr.: Der Tor spricht: Ich habe keinen Freund und man dankt mir nicht für meine Wohltaten. Die mein Brot essen, sind schlimme Zungen. Er glaubt, anderen ungeheure Wohltaten zu erweisen, wenn er nur das Geringste tut, und fordert großen Lohn. Sirach Sir 28 20 18 Qui enim edunt panem illius: falsæ linguæ sunt. Quoties, et quanti irridebunt eum? denn die sein Brot essen, sind falsche Zungen.¹⁶ Wie oft und von wie vielen wird er verspottet! Sirach Sir 28 20 18 16 Nach seiner Meinung. Sirach Sir 28 20 19 Neque enim quod habendum erat, directo sensu distribuit: similiter et quod non erat habendum. Denn sowohl was er behalten sollte, verteilt er ohne Verstand, wie auch das, was er nicht behalten sollte.¹⁷ Sirach Sir 28 20 19 17 Ohne Sinn und Verstand braucht er, was er hat, und was er anderen spendet, gibt er ohne zu beachten, auf welche Weise. Sirach Sir 28 20 2 Concupiscentia spadonis devirginabit juvenculam: Wie die Begierde eines Verschnittenen¹ eine Jungfrau entehrt, [Sir 30,21] Sirach Sir 28 20 2 1 Die kein rechtmäßiges Ziel haben kann und dieses nie erreicht. Sirach Sir 28 20 20 Lapsus falsæ linguæ, quasi qui in pavimento cadens: sic casus malorum festinanter veniet. Der Fall einer trügerischen Zunge ist wie der Fall auf das Pflaster.¹⁸ So kommt schnell der Fall über den Gottlosen. Sirach Sir 28 20 20 18 Griech.: Lieber ein Fehltritt auf dem Fußboden als einen mit der Zunge. Vulg.: Ein Fall mit der Zunge ist unerwartet und schwer wie ein solcher auf dem Fußboden. Sirach Sir 28 20 21 Homo acharis quasi fabula vana, in ore indisciplinatorum assidua erit. Ein ungesitteter Mensch ist wie eine eitle Erzählung, die im Munde der Zuchtlosen sich immer wieder findet. Sirach Sir 28 20 22 Ex ore fatui reprobabitur parabola: non enim dicit illam in tempore suo. Ein Weisheitsspruch aus dem Munde des Toren wird verworfen, denn nie bringt er ihn zur rechten Zeit vor.¹⁹ Sirach Sir 28 20 22 19 Vergl. [Spr 26,7]. Sirach Sir 28 20 23 Est qui vetatur peccare præ inopia, et in requie sua stimulabitur. Mancher wird durch Armut abgehalten zu sündigen,²⁰ ein ruhiges Leben reizt ihn dazu an.²¹ Sirach Sir 28 20 23 20 Denn also nicht der Wille zur Sünde fehlt, sondern die Möglichkeit. Sirach Sir 28 20 23 21 Er trägt das Fernbleiben von der Sünde nur hart und diese böse Begierde peinigt ihn um so mehr, weil er sie nicht befriedigen kann. Viel besser das Griech.: Und bei seinem ruhigen Leben (in dem er die Sünde nicht begeht) wird er keine Gewissensbisse haben. Die Armut ist also nicht ohne Nutzen. Sirach Sir 28 20 24 Est qui perdet animam suam præ confusione, et ab imprudenti persona perdet eum: personæ autem acceptione perdet se. Mancher verdirbt sich selbst aus Schamgefühl²² und bringt sich selbst zu Schaden wegen eines Unverständigen, aus Rücksicht auf einen Menschen stürzt er sich ins Verderben. Sirach Sir 28 20 24 22 Aus falscher Scham, indem er Notwendiges nicht zu erbitten oder ungerechte Forderung nicht zurückzuweisen wagt. Sirach Sir 28 20 25 Est qui præ confusione promittit amico, et lucratus est eum inimicum gratis. Mancher verspricht aus Besorgnis vor Schande dem Freunde etwas²³ und macht ihn sich so unnötigerweise zum Feinde.²⁴ Sirach Sir 28 20 25 23 Was er nicht leisten kann. Sirach Sir 28 20 25 24 Da dieser glaubt, jener habe sein Versprechen nicht gehalten. Und doch wird der Freund ohne wahre Ursache und Notwendigkeit zum Feinde, denn der Versprechende konnte die Unmöglichkeit offenbaren und sich von Versprechungen hüten. Sirach Sir 28 20 26 Opprobrium nequam in homine mendacium, et in ore indisciplinatorum assidue erit. Ein böser Schandfleck am Menschen ist die Lüge, im Munde des Zuchtlosen findet sie sich beständig. Sirach Sir 28 20 27 Potior fur quam assiduitas viri mendacis: perditionem autem ambo hereditabunt. Besser noch als ein beharrlicher Lügner ist ein Dieb,²⁵ beide aber erben Verderben.²⁶ Sirach Sir 28 20 27 25 Der Dieb stiehlt aus Not, der Lügner redet aus Bosheit oder Unaufrichtigkeit die Unwahrheit. Sirach Sir 28 20 27 26 Bei den Menschen Schande, bei Gott Strafe. Vergl. [1Kor 6,10]. Sirach Sir 28 20 28 Mores hominum mendacium sine honore: et confusio illorum cum ipsis sine intermissione. Das Verhalten lügnerischer Menschen bringt Unehre und Schande begleitet sie unaufhörlich. Sirach Sir 28 20 29 Sapiens in verbis producet seipsum, et homo prudens placebit magnatis. Wer im Reden weise ist, bringt sich empor und ein kluger Mann gefällt den Vornehmen. Sirach Sir 28 20 3 Sic qui facit per vim judicium iniquum. so ist, wer Gewalt übend, ein ungerechtes Urteil fällt.² Sirach Sir 28 20 3 2 Nur Leidenschaft reißt ihn hin. Sirach Sir 28 20 30 Qui operatur terram suam, inaltabit acervum frugum: et qui operatur justitiam, ipse exaltabitur: qui vero placet magnatis, effugiet iniquitatem. Wer sein Land bebaut, macht seine Fruchthaufen hoch und²⁷ wer Gerechtigkeit übt, kommt empor. Wer den Vornehmen gefallen will, wird Unrecht meiden.²⁸ Sirach Sir 28 20 30 27 Zusatz der Vulgata, wohl eine Randbemerkung, die in den Text gekommen. Sirach Sir 28 20 30 28 Durch das er missfallen könnte. Sirach Sir 28 20 31 Xenia et dona excæcant oculos judicum, et quasi mutus in ore avertit correptiones eorum. Geschenke und Gaben verblenden die Augen der Richter und halten diese zurück, als wären sie stumm, dass sie nicht strafen. [Ex 23,8, Dtn 16,19] Sirach Sir 28 20 32 Sapientia absconsa et thesaurus invisus: quæ utilitas in utrisque? Verborgene Weisheit und ein versteckter Schatz wozu sind beide nütze?²⁹ [Sir 41,17] Sirach Sir 28 20 32 29 Vergl. [Mt 25,26]. Sirach Sir 28 20 33 Melior est qui celat insipientiam suam, quam homo qui abscondit sapientiam suam. Besser ist, wer seine Torheit verhehlt,³⁰ als wer seine Weisheit verbirgt.³¹ Sirach Sir 28 20 33 30 Der erstere handelt hierbei wenigstens weise. Sirach Sir 28 20 33 31 Wenn er aus Liebe oder Gerechtigkeit verpflichtet war, anderen damit Nutzen zu bringen. Sirach Sir 28 20 4 Quam bonum est correptum manifestare pnitentiam! Sic enim effugies voluntarium peccatum. Wie gut ist es, wenn du zurechtgewiesen Reue zeigst, denn so wirst du freiwillig gewollter Versündigung entgehen. Sirach Sir 28 20 5 Est tacens, qui invenitur sapiens: et est odibilis, qui procax est ad loquendum. Mancher schweigt und wird für weise gehalten und mancher ist verhasst, der vorschnell ist zum Reden. Sirach Sir 28 20 6 Est tacens non habens sensum loquelæ: et est tacens sciens tempus aptum. Mancher schweigt, weil er zum Reden keine Einsicht hat, und mancher schweigt, weil er die rechte Zeit kennt.³ Sirach Sir 28 20 6 3 Also auch das Schweigen kann ein Anzeichen von Weisheit oder Torheit sein. Sirach Sir 28 20 7 Homo sapiens tacebit usque ad tempus: lascivus autem, et imprudens non servabunt tempus. Der Weise schweigt bis zur schicklichen Zeit, der Schwätzer aber und der Tor achten auf keine Zeit. Sirach Sir 28 20 8 Qui multis utitur verbis, lædet animam suam: et qui potestatem sibi sumit injuste, odietur. Wer viele Worte macht, verletzt seine Seele;⁴ und wer sich ungerechte Gewalt⁵ anmaßt, wird gehasst. Sirach Sir 28 20 8 4 Griech.: wird verabscheut. Sinn der Vulgata: Macht sich verhasst oder schadet sich so selbst. Sirach Sir 28 20 8 5 Als wäre er der Lehrer aller. Sirach Sir 28 20 9 Est processio in malis viro indisciplinato, et est inventio in detrimentum. Ein sittenloser Mensch hat oft Erfolg im Bösen, aber sein Gewinn gereicht ihm zum Nachteile.⁶ Sirach Sir 28 20 9 6 Man muss nicht über alles nach dem ersten Scheine urteilen. Griech.: Es gibt Glück im Unglück für manchen, und es gibt Gewinn, der zum Verluste dient. Sirach Sir 28 0 1 Warnung vor der Sünde. (V. 11) Unterschied des Weisen und des Toren. Sirach Sir 28 21 1 Fili peccasti? non adjicias iterum: sed et de pristinis deprecare ut tibi dimittantur. Mein Sohn! hast du gesündigt, so tue es nicht wieder¹ und bitte auch wegen der früheren um Verzeihung, dass sie dir vergeben werden.² Sirach Sir 28 21 1 1 Damit du dich nicht an die Sünde gewöhnst und Gottes Zorn noch mehr hervorrufest. Sirach Sir 28 21 1 2 Im Folgenden zeigt er besonders, welche Sünden zu fliehen sind. Sirach Sir 28 21 10 Stuppa collecta synagoga peccantium, et consummatio illorum flamma ignis. Die Rotte der Sünder ist wie ein Haufen Werg und ihr Ende Feuerflammen. [Sir 16,7] Sirach Sir 28 21 11 Via peccantium complanata lapidibus, et in fine illorum inferi, et tenebræ, et pnæ. Der Weg der Sünder ist mit Steinen gepflastert,¹⁰ aber sein Ende ist Unterwelt, Finsternis und Strafe. Sirach Sir 28 21 11 10 Also bequem. Sirach Sir 28 21 12 Qui custodit justitiam, continebit sensum ejus. Wer die Gerechtigkeit beobachtet, wird seinen Sinn¹¹ bezwingen. Sirach Sir 28 21 12 11 Sinnlichkeit. Sirach Sir 28 21 13 Consummatio timoris Dei, sapientia et sensus. Vollkommene Furcht Gottes ist Weisheit und Einsicht. Sirach Sir 28 21 14 Non erudietur qui non est sapiens in bono. Wer nicht im Guten erfahren ist, nimmt keine Zucht an. Sirach Sir 28 21 15 Est autem sapientia, quæ abundat in malo: et non est sensus ubi est amaritudo. Es gibt aber eine Geschicklichkeit, welche voll Bosheit ist, und¹² wo Bitterkeit¹³ waltet, ist keine Einsicht. Sirach Sir 28 21 15 12 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 21 15 13 Der Bosheit. Sirach Sir 28 21 16 Scientia sapientis tamquam inundatio abundabit, et consilium illius sicut fons vitæ permanet. Die Erkenntnis des Weisen wächst wie eine Wasserflut und seine Einsicht ist wie ein lebendiger Quell. Sirach Sir 28 21 17 Cor fatui quasi vas confractum, et omnem sapientiam non tenebit. Das Herz des Toren ist wie ein zerbrochenes Gefäß, es behält keine Weisheit. Sirach Sir 28 21 18 Verbum sapiens quodcumque audierit scius laudabit, et ad se adjiciet: audivit luxuriosus, et displicebit illi, et projiciet illud post dorsum suum. Hört ein Verständiger ein weises Wort, so lobt er es und tritt ihm bei; hört es ein Leichtfertiger, so missfällt es ihm und er wirft es hinter seinen Rücken. Sirach Sir 28 21 19 Narratio fatui quasi sarcina in via: nam in labiis sensati invenietur gratia. Das Gespräch eines Toren drückt wie eine Bürde auf dem Wege, aber auf den Lippen des Einsichtigen findet sich Anmut. Sirach Sir 28 21 2 Quasi a facie colubri fuge peccata: et si accesseris ad illa, suscipient te. Fliehe vor der Sünde wie vor einer Schlange; denn wenn du ihr zu nahe kommst, so ergreift sie dich. Sirach Sir 28 21 20 Os prudentis quæritur in ecclesia, et verba illius cogitabunt in cordibus suis. Der Mund des Weisen wird in der Gemeinde¹⁴ gesucht und sein Wort wird zu Herzen genommen. Sirach Sir 28 21 20 14 Bei Beratungen. Sirach Sir 28 21 21 Tamquam domus exterminata, sic fatuo sapientia: et scientia insensati inenarrabilia verba. Wie ein zerstörtes Haus, so ist die Weisheit dem Toren und die Einsicht des Unverständigen sind unverständliche Worte. Sirach Sir 28 21 22 Compedes in pedibus, stulto doctrina, et quasi vincula manuum super manum dextram. Wie eine Fußfessel an den Füßen ist dem Toren die Zucht und wie Handschellen an der rechten Hand.¹⁵ Sirach Sir 28 21 22 15 Sie hemmen die Freiheit seiner Leidenschaften. Sirach Sir 28 21 23 Fatuus in risu exaltat vocem suam: vir autem sapiens vix tacite ridebit. Der Tor lässt seine Stimme beim Lachen laut erschallen, der weise Mann aber lächelt kaum still.¹⁶ Sirach Sir 28 21 23 16 Ein besonderes Beispiel an Stelle der gesamten körperlichen Haltung. Sirach Sir 28 21 24 Ornamentum aureum prudenti doctrina, et quasi brachiale in brachio dextro. Wie ein goldener Schmuck ist für den Klugen die Belehrung und wie ein Geschmeide am rechten Arme. Sirach Sir 28 21 25 Pes fatui facilis in domum proximi: et homo peritus confundetur a persona potentis. Der Fuß des Toren geht schnell in des Nächsten Haus, der erfahrene Mann aber hat Ehrfurcht vor der Stellung des Mächtigen.¹⁷ Sirach Sir 28 21 25 17 Einfacher griech.: wird aus Ehrfurcht zurückgehalten (zu handeln wie der Tor). Sirach Sir 28 21 26 Stultus a fenestra respiciet in domum: vir autem eruditus foris stabit. Der Unverständige sieht durch das Fenster ins Haus,¹⁸ aber der wohlgesittete Mann bleibt draußen stehen.¹⁹ Sirach Sir 28 21 26 18 In frecher Neugierde. Sirach Sir 28 21 26 19 Bescheiden, bis man ihn einlässt. Sirach Sir 28 21 27 Stultitia hominis auscultare per ostium: et prudens gravabitur contumelia. Es ist Torheit von einem Menschen, an der Tür zu lauschen, und der Kluge würde sich mit Schmach beladen. Sirach Sir 28 21 28 Labia imprudentium stulta narrabunt: verba autem prudentium statera ponderabuntur. Die Lippen der Toren erzählen törichte Dinge; die Worte der Weisen aber sind auf der Waage abgewogen. Sirach Sir 28 21 29 In ore fatuorum cor illorum: et in corde sapientium os illorum. Die Toren haben ihr Herz im Munde, die Weisen aber den Mund im Herzen.²⁰ Sirach Sir 28 21 29 20 Der Tor kann keine Gemütsbewegung zurückhalten und besiegen, der Weise spricht nichts, was er nicht zuvor reiflich erwogen. Sirach Sir 28 21 3 Dentes leonis, dentes ejus, interficientes animas hominum. Ihre Zähne sind wie Zähne des Löwen und rauben dem Menschen das Leben.³ Sirach Sir 28 21 3 3 Keine Rettung ist mehr möglich. Sirach Sir 28 21 30 Dum maledicit impius diabolum, maledicit ipse animam suam. Wenn der Gottlose dem Teufel²¹ flucht, so flucht er sich selbst. Sirach Sir 28 21 30 21 Hebr.: den Widersacher. Denn wenn er wollte und nicht zustimmte, könnte ihn jener nicht zur Sünde verführen. Indem er jenen anklagt, klagt er sich an, indem er jenem flucht, flucht er sich, da er sich jenem überlassen. Sirach Sir 28 21 31 Susurro coinquinabit animam suam, et in omnibus odietur: et qui cum eo manserit, odiosus erit: tacitus et sensatus honorabitur. Der Ohrenbläser befleckt sich selbst und ist bei allen verhasst, und wer bei ihm weilt, wird gehasst, der Verschwiegene und Verständige wird geehrt.²² Sirach Sir 28 21 31 22 Glied 2, 3 Zusätze der Vulgata. Sirach Sir 28 21 4 Quasi romphæa bis acuta omnis iniquitas, plagæ illius non est sanitas. Jedes Unrecht ist wie ein zweischneidiges Schwert, seine Wunden sind unheilbar. Sirach Sir 28 21 5 Objurgatio et injuriæ annullabunt substantiam: et domus quæ nimis locuples est, annullabitur superbia: sic substantia superbi eradicabitur. Gewalttat und Frevel vernichten Reichtum und⁴ ein sehr reiches Haus richtet der Hochmut zu Grunde, so geht des Hochmütigen Vermögen verloren. Sirach Sir 28 21 5 4 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 21 6 Deprecatio pauperis ex ore usque ad aures ejus perveniet, et judicium festinato adveniet illi. Das Flehen des⁵ Armen dringt nur von dessen Munde bis zu seinen⁶ Ohren und schnell wird sein⁷ Gericht herbeikommen. Sirach Sir 28 21 6 5 Notleidenden. Sirach Sir 28 21 6 6 Gottes. Sirach Sir 28 21 6 7 Des Bösen. Sirach Sir 28 21 7 Qui odit correptionem, vestigium est peccatoris: et qui timet Deum, convertetur ad cor suum. Wer Zurechtweisung hasst, geht auf der Bahn des Sünders; wer aber Gott fürchtet, bekehrt sich im Herzen. Sirach Sir 28 21 8 Notus a longe potens lingua audaci: et sensatus scit labi se ab ipso. Von weitem ist kenntlich, wer eine kecke Zunge hat, doch der Verständige weiß, dass er an ihm zu Falle gebracht werden kann. Sirach Sir 28 21 9 Qui ædificat domum suam impendiis alienis, quasi qui colligit lapides suos in hieme. Wer sein Haus mit fremdem Gelde⁸ baut, gleicht dem, der seine Steine für den Winter sammelt.⁹ Sirach Sir 28 21 9 8 Erpresstem oder erlistetem Gelde. Sirach Sir 28 21 9 9 Ein im Winter aufgeführter Bau hat keine Festigkeit. Sirach Sir 28 0 1 Verhalten gegen den Toren. (V. 23) Bewahrung der Freundschaft. (V. 32) Gebet zu Gott. [Sir 23,6] Sirach Sir 28 22 1 In lapide luteo lapidatus est piger, et omnes loquentur super aspernationem illius. Der Faule ist wie mit einem beschmutzten Steine getroffen¹ und alle reden² über seine Schande. Sirach Sir 28 22 1 1 Griech.: Einem beschmutzten Stein gleicht der Faule. Vulg.: Er ist würdig, damit geworfen zu werden. Sirach Sir 28 22 1 2 Griech.: zischen ihn aus. Sirach Sir 28 22 10 Supra mortuum plora, defecit enim lux ejus: et supra fatuum plora, deficit enim sensus. Über einen Toten weine, denn sein Licht ist erloschen, und über einen Toren weine, denn ihm ist der Verstand ausgegangen. [Sir 38,16] Sirach Sir 28 22 11 Modicum plora supra mortuum, quoniam requievit. Weniger weine über einen Toten, denn er ist zur Ruhe eingegangen; Sirach Sir 28 22 12 Nequissimi enim nequissima vita super mortem fatui. aber viel schlimmer ist das Leben des Nichtswürdigen als der Tod des Toren. Sirach Sir 28 22 13 Luctus mortui septem dies: fatui autem et impii omnes dies vitæ illorum. Die Trauer über einen Toten währt sieben Tage,¹³ aber die Trauer über einen Toren und Gottlosen, so lange sie leben. [Gen 50,10] Sirach Sir 28 22 13 13 Vergl. [Jdt 16,29]. Sirach Sir 28 22 14 Cum stulto ne multum loquaris, et cum insensato ne abieris. Mit einem Toren rede nicht viel und mit einem Unverständigen habe keinen Umgang. Sirach Sir 28 22 15 Serva te ab illo, ut non molestiam habeas, et non coinquinaberis peccato illius. Hüte dich vor ihm, dass du keine Unannehmlichkeit von ihm habest und nicht mit seiner Sünde befleckt werdest. Sirach Sir 28 22 16 Deflecte ab illo, et invenies requiem, et non acediaberis in stultitia illius. Weiche ihm aus, so wirst du Ruhe haben und dich nicht über seine Torheit betrüben müssen. Sirach Sir 28 22 17 Super plumbum quid gravabitur? et quod illi aliud nomen quam fatuus? Was ist schwerer als Blei? Und welcher andere Name gebührt ihm als Tor?¹⁴ Sirach Sir 28 22 17 14 Nichts ist schwerer zu ertragen als ein Tor, und will jemand das Lästigste bezeichnen, wählt er diesen Namen. Sirach Sir 28 22 18 Arenam, et salem, et massam ferri facilius est ferre quam hominem imprudentem, et fatuum, et impium. Sand und Salz und Eisenklumpen sind leichter zu tragen als ein unverständiger und törichter und gottloser Mensch. [Spr 27,3] Sirach Sir 28 22 19 Loramentum ligneum colligatum in fundamento ædificii non dissolvetur: sic et cor confirmatum in cogitatione consilii. Wie das feste Spanngefüge im Grunde des Hauses nicht in Stücke zerteilt wird,¹⁵ so steht auch ein Herz fest, das sich auf einsichtsvollen Entschluss stützt.¹⁶ Sirach Sir 28 22 19 15 Griech.: beim Erdbeben. Sirach Sir 28 22 19 16 Vergl. [Ps 111,8]. Sirach Sir 28 22 2 De stercore boum lapidatus est piger: et omnis, qui tetigerit eum, excutiet manus. Der Faule ist wie mit Kot von Rindern getroffen³ und jeder, der ihn berührt, wischt sich die Hände ab.⁴ Sirach Sir 28 22 2 3 Griech.: Dem Mistkot gleicht der Faule. Jeder, der ihn aufhebt, schüttelt die Hand ab. Sirach Sir 28 22 2 4 So flieht und verabscheut jeder Weise die Gemeinschaft mit dem Faulen. Sirach Sir 28 22 20 Cogitatus sensati in omni tempore, metu non depravabitur. Der Sinn des Verständigen wird zu keiner Zeit durch Furcht verdorben.¹⁷ Sirach Sir 28 22 20 17 Griech.: Ein Herz, gegründet auf vernünftigen Sinn, ist wie sandige Tünche auf geglätteter Mauer. Sirach Sir 28 22 21 Sicut pali in excelsis, et cæmenta sine impensa posita contra faciem venti non permanebunt: Wie ein Pfahlwerk auf einer Anhöhe und eine ohne Mörtel aufgeführte Mauer dem Winde nicht standhalten können, Sirach Sir 28 22 22 Sic et cor timidum in cogitatione stulti contra impetum timoris non resistet. so leistet auch ein furchtsames Herz mit unverständiger Denkungsart dem Anfalle des Schreckens keinen Widerstand. Sirach Sir 28 22 23 Sicut cor trepidum in cogitatione fatui, omni tempore non metuet, sic et qui in præceptis Dei permanet semper. Wie das Herz des Toren, unstet in seinen Gedanken, allezeit unbesorgt ist, so auch, wer in den Geboten Gottes allezeit treu beharrt.¹⁸ Sirach Sir 28 22 23 18 Vers 23 ist Zusatz der Vulgata und wohl zu lesen: Et in omni tempore non metuet qui in præceptis usw. Eine Glosse. Sirach Sir 28 22 24 Pungens oculum deducit lacrimas: et qui pungit cor, profert sensum. Wer das Auge reibt, lockt Tränen hervor; und wer das Herz verletzt, regt seine Empfindlichkeit auf. Sirach Sir 28 22 25 Mittens lapidem in volatilia, dejiciet illa: sic et qui convitiatur amico, dissolvit amicitiam. Wer einen Stein unter Vögel wirft, scheucht sie auseinander; so löst auch die Freundschaft auf, wer seinen Freund schmäht. Sirach Sir 28 22 26 Ad amicum etsi produxeris gladium, non desperes: est enim regressus. Ad amicum. Solltest du auch das Schwert wider deinen Freund gezogen haben, so verzage nicht, es lässt sich ja noch wieder gut machen. Sirach Sir 28 22 27 Si aperueris os triste, non timeas; est enim concordatio: excepto convitio, et improperio, et superbia, et mysterii revelatione, et plaga dolosa: in his omnibus effugiet amicus. Hat dein Mund zu deinem Freunde betrübende Worte gesprochen, so fürchte dich nicht, denn noch ist Versöhnung möglich, wenn es nur nicht Beschimpfung, Vorwürfe, Überhebung, Offenbarung eines Geheimnisses und hinterlistige Tücke war; denn durch alle solche Dinge wird ein Freund verscheucht. Sirach Sir 28 22 28 Fidem posside cum amico in paupertate illius, ut et in bonis illius læteris. Erzeige deinem Freunde in seiner Armut Treue, damit du auch bei seinem Glücke Freude habest.¹⁹ Sirach Sir 28 22 28 19 Indem er dich an demselben teilnehmen lässt. Sirach Sir 28 22 29 In tempore tribulationis illius permane illi fidelis, ut et in hereditate illius coheres sis. Zur Zeit seiner Bedrängnis harre bei ihm aus, damit, wenn er zu Besitz kommt, du mit teilhabest. Sirach Sir 28 22 3 Confusio patris est de filio indisciplinato: filia autem in deminoratione fiet. Ein ungezogener Sohn ist des Vaters Schande, eine solche Tochter aber gereicht ihm zur Erniedrigung. Sirach Sir 28 22 30 Ante ignem camini vapor, et fumus ignis inaltatur: sic et ante sanguinem maledicta, et contumeliæ, et minæ. Ofendampf und Rauch kommen vor dem Feuer, so gehen auch Flüche, Schmähungen und Drohungen dem Blutvergießen voraus. Sirach Sir 28 22 31 Amicum salutare non confundar, a facie illius non me abscondam: et si mala mihi evenerint per illum, sustinebo. Meinen Freund zu grüßen, werde ich mich nicht schämen und mich nicht vor ihm verbergen; und wenn mir durch ihn etwas Schlimmes begegnet, will ich es ertragen. Sirach Sir 28 22 32 Omnis qui audiet, cavebit se ab eo. Jeder, der es hört, wird sich vor ihm hüten.²⁰ Sirach Sir 28 22 32 20 So wird, was er mir getan, ihn zum Schaden gereichen. Der Weise zeigt in den letzten Versen, was zu meiden und was zu tun ist dem Freunde gegenüber. Sirach Sir 28 22 33 Quis dabit ori meo custodiam, et super labia mea signaculum certum, ut non cadam ab ipsis, et lingua mea perdat me? O dass ich vor meinem Munde eine Wache hätte und auf meinen Lippen ein unverbrüchliches Siegel, dass ich durch dieselben nicht zu Falle komme und meine Zunge mich nicht ins Verderben stürze! [Ps 140,3] Sirach Sir 28 22 4 Filia prudens hereditas viro suo: nam quæ confundit, in contumeliam fit genitoris. Eine verständige Tochter ist ein Erbteil⁵ für ihren Mann; die aber, welche Schande bereitet,⁶ gereicht ihrem Vater zur Schmach. Sirach Sir 28 22 4 5 Vorzügliche Ausstattung. Sirach Sir 28 22 4 6 Schande würdiges tut. Sirach Sir 28 22 5 Patrem et virum confundit audax, et ab impiis non minorabitur: ab utrisque autem inhonorabitur. Die Freche macht ihrem Vater und ihrem Manne Schande und⁷ steht den Gottlosen gleich; sie wird aber von beiden verachtet. Sirach Sir 28 22 5 7 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 22 6 Musica in luctu importuna narratio: flagella et doctrina in omni tempore sapientia. Wie Musik⁸ zur Trauerzeit, ist ein Reden⁹ zur Unzeit; Zurechtweisung aber und Belehrung ist zu jeder Zeit Weisheit. Sirach Sir 28 22 6 8 Fröhliche Musik. Sirach Sir 28 22 6 9 Zur Belehrung. Sirach Sir 28 22 7 Qui docet fatuum, quasi qui conglutinat testam. Wer einen Toren belehrt, leimt Scherben zusammen.¹⁰ Sirach Sir 28 22 7 10 Sie halten nicht. Sirach Sir 28 22 8 Qui narrat verbum non audienti, quasi qui excitat dormientem de gravi somno. Wer einem etwas erzählt, der nicht zuhört, ist dem gleich, welcher einen in tiefem Schlafe Liegenden aufweckt.¹¹ Sirach Sir 28 22 8 11 Dieser lässt sich nicht gern stören und wird alsbald in denselben zurücksinken. Sirach Sir 28 22 9 Cum dormiente loquitur qui enarrat stulto sapientiam: et in fine narrationis dicit: Quis est hic? Wer einem Toren Weisheit mitteilt, redet mit einem Schlafenden und am Ende der Mitteilung sagt dieser: Wer ist das?¹² Sirach Sir 28 22 9 12 Griech.: Was ist das? Sirach Sir 28 0 1 Gebet zu Gott. (V. 6) Die Sünden der Zunge, der Ehebruch. Sirach Sir 28 23 1 Domine pater, et dominator vitæ meæ, ne derelinquas me in consilio eorum: nec sinas me cadere in illis. Herr, Vater und Gebieter meines Lebens! überlass mich nicht ihren¹ Anschlägen und lass mich nicht durch sie zu Falle kommen! Sirach Sir 28 23 1 1 Des Mundes und der Zunge. Sirach Sir 28 23 10 Nominatio vero Dei non sit assidua in ore tuo, et nominibus Sanctorum non admiscearis: quoniam non eris immunis ab eis. Den Namen Gottes führe nicht stets in deinem Munde und⁹ missbrauche die Namen der Heiligen nicht, denn sonst wirst du nicht frei von Schuld bleiben. Sirach Sir 28 23 10 9 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 23 11 Sicut enim servus interrogatus assidue, a livore non minuitur: sic omnis jurans, et nominans, in toto a peccato non purgabitur. Wie nämlich ein Knecht, der beständig gezüchtigt wird, nie der Striemen ledig wird, so kann keiner, der schwört und Gott nennt, rein sein von Sünden.¹⁰ Sirach Sir 28 23 11 10 Sondern die Flecken der Sünde an sich aufweisen. Sirach Sir 28 23 12 Vir multum jurans implebitur iniquitate, et non discedet a domo illius plaga. Ein Mann, der viel schwört, häuft Unrecht auf Unrecht und die Strafe wird nicht von seinem Hause weichen. Sirach Sir 28 23 13 Et si frustraverit, delictum illius super ipsum erit: et si dissimulaverit, delinquit dupliciter: Erfüllt er seinen Schwur nicht, so liegt die Versündigung auf ihm; und achtet er dies nicht,¹¹ so sündigt er doppelt.¹² Sirach Sir 28 23 13 11 Indem er seinen Eid nicht erfüllt. Sirach Sir 28 23 13 12 Zur Leichtfertigkeit die Untreue gesellend. Sirach Sir 28 23 14 Et si in vacuum juraverit, non justificabitur: replebitur enim retributione domus illius. Schwört er aber falsch, so wird er nicht gerechtfertigt; denn sein Haus wird mit Heimsuchungen zur Vergeltung belastet werden. Sirach Sir 28 23 15 Est et alia loquela contraria morti, non inveniatur in hereditate Jacob. Es gibt noch eine andere Rede, neben welcher der Tod steht;¹³ möge sie im Erbteile Jakobs¹⁴ nicht erfunden werden. Sirach Sir 28 23 15 13 Als Strafe. Vergl. [Lev 24,14-16]. Sirach Sir 28 23 15 14 Im Volke Israel. Sirach Sir 28 23 16 Etenim a misericordibus omnia hæc auferentur, et in delictis non volutabuntur. Denn fern bleibt dies alles von Frommen und sie lassen sich nicht in Sünden verwickeln. Sirach Sir 28 23 17 Indisciplinatæ loquelæ non assuescat os tuum: est enim in illa verbum peccati. Gewöhne deinen Mund nicht an ungebührliche Reden,¹⁵ denn in solchen liegt der Ausdruck der Sünde. Sirach Sir 28 23 17 15 Griech.: An schmutzige, rohe Redeweise. Sirach Sir 28 23 18 Memento patris et matris tuæ, in medio enim magnatorum consistis: Gedenke deines Vaters und deiner Mutter,¹⁶ wenn du inmitten von Vornehmen stehst,¹⁷ Sirach Sir 28 23 18 16 Die Erinnerung an die Eltern soll vor Zungensünden bewahren. Sirach Sir 28 23 18 17 Besonders dann erinnere dich, dass die Schmach, die dich trifft, auf die Eltern zurückfällt. Sirach Sir 28 23 19 Ne forte obliviscatur te Deus in conspectu illorum, et assiduitate tua infatuatus, improperium patiaris, et maluisses non nasci, et diem nativitatis tuæ maledicas. damit Gott deiner nicht vor ihnen vergesse¹⁸ und du dich daran gewöhnest, so ein Tor werdest und Schmach leidest und lieber nicht geboren sein möchtest und den Tag deiner Geburt verfluchest.¹⁹ Sirach Sir 28 23 19 18 Griech.: Damit du vor denselben (jener) nicht vergessest. Sirach Sir 28 23 19 19 Vergl. [Ijob 3,1; Jer 20,14]. Sirach Sir 28 23 2 Quis superponet in cogitatu meo flagella, et in corde meo doctrinam sapientiæ, ut ignorationibus eorum non parcant mihi, et non appareant delicta eorum, O dass doch Geißeln über meine Gedanken geschwungen würden und vor meinem Herzen die Lehre der Weisheit stände, auf dass meiner bei ihrer² Unwissenheit nicht geschont werde und ihre Sünden nicht offenbar werden;³ Sirach Sir 28 23 2 2 Bei dem, was Herz und Sinn aus Mangel an Überlegung tun. Den Gegensatz bilden überlegte Sünden und Hochmut. Sirach Sir 28 23 2 3 Da die Zucht die fehlerhafte Neigung nicht zum Werke fortschreiten lässt. Sirach Sir 28 23 20 Homo assuetus in verbis improperii, in omnibus diebus suis non erudietur. Ein Mensch, der sich an Schimpfreden gewöhnt, bleibt sein Leben lang ohne Zucht. [2Sam 16,7] Sirach Sir 28 23 21 Duo genera abundant in peccatis, et tertium adducit iram, et perditionem. Zwei Arten von Menschen begehen häufig Sünden und die dritte zieht sich Zorn und Verderben zu:²⁰ Sirach Sir 28 23 21 20 Die an letzter Stelle Genannten sind die schlimmsten. Sirach Sir 28 23 22 Anima calida quasi ignis ardens non exstinguetur donec aliquid glutiat: Eine Seele, die wie brennendes Feuer ist, kommt nicht eher zur Ruhe, als bis sie etwas verschlungen hat. Sirach Sir 28 23 23 Et homo nequam in ore carnis suæ non desinet donec incendat ignem. Ein Unzüchtiger lässt nicht von den Gelüsten seines Fleisches ab, bis er das Feuer entfacht hat.²¹ Sirach Sir 28 23 23 21 Griech.: als bis das Feuer ausgebrannt ist. Wie das Feuer brennt, so lange es Nahrung findet, so lässt der Unzüchtige nicht von seiner Selbstbefleckung, bis er seinen Leib vollkommen dem Verderben überliefert hat. (Nach dem Griech.: durch Sünden mit Blutsverwandten.) Sirach Sir 28 23 24 Homini fornicario omnis panis dulcis, non fatigabitur transgrediens usque ad finem. Einem hurerischen Menschen schmeckt jede Speise süß,²² er wird des Sündigens nicht müde bis ans Ende. Sirach Sir 28 23 24 22 Ist jede Gelegenheit willkommen. Sirach Sir 28 23 25 Omnis homo qui transgreditur lectum suum, contemnens in animam suam, et dicens: Quis me videt? Ein Mensch, der von seinem Ehebette weicht²³ und seine Seele nicht achtet²⁴ und spricht: Wer sieht mich? [Jes 29,15] Sirach Sir 28 23 25 23 Um ein fremdes aufzusuchen. Sirach Sir 28 23 25 24 Zusatz der Vulgata. Im Ehebruch ergriffen, wird er entweder von dem Ehemanne getötet oder muss nach dem Gesetze sterben. Doch von Leidenschaft verblendet, verspricht er sich Sicherheit vor den Menschen, Straflosigkeit von Gott, den er nicht fürchtet. Sirach Sir 28 23 26 Tenebræ circumdant me, et parietes cooperiunt me, et nemo circumspicit me: quem vereor? delictorum meorum non memorabitur Altissimus. Finsternis ist um mich her, die Wände verbergen mich, und niemand sieht mich. Wen sollte ich scheuen? Der Höchste wird meiner Sünden nicht achten. Sirach Sir 28 23 27 Et non intelligit quoniam omnia videt oculus illius, quoniam expellit a se timorem Dei hujusmodi hominis timor, et oculi hominum timentes illum: Er bedenkt nicht, dass das Auge Gottes alles sieht, dass eine solche Menschenfurcht und die Rücksicht der Menschen, welche ihn fürchten,²⁵ ihm die Furcht vor Gott raubt. Sirach Sir 28 23 27 25 Nur Menschen fürchten. Sirach Sir 28 23 28 Et non cognovit quoniam oculi Domini multo plus lucidiores sunt super solem, circumspicientes omnes vias hominum, et profundum abyssi, et hominum corda intuentes in absconditas partes. Er weiß nicht, dass die Augen Gottes viel heller sind als die Sonne, dass sie auf alle Wege der Menschen schauen und die tiefsten Abgründe und die verborgensten Winkel im Herzen der Menschen durchdringen.²⁶ Sirach Sir 28 23 28 26 Griechisch: Ja, er hat Furcht vor der Menschen Augen und weiß nicht, dass das Herrn Augen, tausendmal heller als die Sonne, auf alle Wege der Menschen blicken und in die verborgenen Winkel hineinschauen. Sirach Sir 28 23 29 Domino enim Deo antequam crearentur, omnia sunt agnita: sic et post perfectum respicit omnia. Denn Gott dem Herrn war alles bekannt, ehe er es schuf; und so schaut er alles, nachdem es vollbracht ist. Sirach Sir 28 23 3 Et ne adincrescant ignorantiæ meæ, et multiplicentur delicta mea, et peccata mea abundent, et incidam in conspectu adversariorum meorum, et gaudeat super me inimicus meus? dass meine Verirrungen sich nicht mehren und meine Sünden sich nicht häufen und⁴ meine Missetaten nicht überhandnehmen und ich so zu Falle komme vor meinen Widersachern und mein Feind sich über mich freue! Sirach Sir 28 23 3 4 Doppelübersetzung. Sirach Sir 28 23 30 Hic in plateis civitatis vindicabitur, et quasi pullus equinus fugabitur: et ubi non speravit, apprehendetur. Ein solcher wird auf den Straßen der Stadt gestraft²⁷ und wie ein Füllen verjagt²⁸ und, wo er es nicht vermutet, ergriffen werden. Sirach Sir 28 23 30 27 Der Anlage des A. B. entsprechend wird die auf Erden folgende Strafe geschildert. Er hat vermeint, heimlich zu sündigen, und wird öffentlich, unvermutet gestraft. Sirach Sir 28 23 30 28 Vergleich der Vulgata zur Kennzeichnung der Hässlichkeit des Ehebruches und der Flucht nach der Ertappung. Sirach Sir 28 23 31 Et erit dedecus omnibus, eo quod non intellexerit timorem Domini. Er wird vor allen zuschanden, weil er die Furcht des Herrn nicht kannte.²⁹ Sirach Sir 28 23 31 29 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 23 32 Sic et mulier omnis relinquens virum suum, et statuens hereditatem ex alieno matrimonio: Solches widerfährt auch jeder Frau, die ihren Mann verlässt und aus fremder Beiwohnung Erben zur Welt bringt; Sirach Sir 28 23 33 Primo enim in lege Altissimi incredibilis fuit: secundo in virum suum deliquit: tertio in adulterio fornicata est, et ex alio viro filios statuit sibi. denn einmal war sie gegen das Gesetz des Allerhöchsten ungehorsam, sodann hat sie sich gegen ihren Mann versündigt, drittens hat sie sich durch Ehebruch befleckt und von einem anderen Manne Kinder zur Welt gebracht. Sirach Sir 28 23 34 Hæc in ecclesiam adducetur, et in filios ejus respicietur. Eine solche wird vor die Versammlung der Gemeinde geführt³⁰ und über ihre Kinder wird Untersuchung angestellt werden.³¹ Sirach Sir 28 23 34 30 Zur Steinigung. Vergl. [Lev 20,10; Dtn 22,22]. Sirach Sir 28 23 34 31 Griech.: und auch über ihre Kinder ergeht Heimsuchung. Sirach Sir 28 23 35 Non tradent filii ejus radices, et rami ejus non dabunt fructum: Ihre Kinder werden nicht Wurzel schlagen und ihre Zweige nicht Früchte tragen;³² Sirach Sir 28 23 35 32 Vergl. [Weish 3,16ff; Weish 4,3ff]. Solche Kinder werden keine Nachkommenschaft haben. Sirach Sir 28 23 36 Derelinquet in maledictum memoriam ejus, et dedecus illius non delebitur. sie wird ein Andenken hinterlassen, dem man flucht, und ihre Schmach wird nie ausgetilgt werden. Sirach Sir 28 23 37 Et agnoscent qui derelicti sunt, quoniam nihil melius est quam timor Dei: et nihil dulcius, quam respicere in mandatis Domini. So werden die Zurückbleibenden dann erkennen, dass nichts besser ist als Gottesfurcht und nichts süßer als die Gebote des Herrn zu betrachten. Sirach Sir 28 23 38 Gloria magna est sequi Dominum: longitudo enim dierum assumetur ab eo. Großer Ruhm ist es, dem Herrn zu folgen; denn dadurch wird die Fülle der Tage³³ erlangt. Sirach Sir 28 23 38 33 Der Schutz Gottes und so die Fülle der Tage. Der Text der Vulgata ist wohl verderbt: assumi te ab eo, das ist die Fülle der Tage, dass du von ihm angenommen wirst. Sirach Sir 28 23 4 Domine pater, et Deus vitæ meæ, ne derelinquas me in cogitatu illorum. O Herr, Vater und Gott meines Lebens! überlass mich nicht ihren Anschlägen!⁵ Sirach Sir 28 23 4 5 Den Anschlägen der Feinde. Sirach Sir 28 23 5 Extollentiam oculorum meorum ne dederis mihi, et omne desiderium averte a me. Lass mich nicht meine Augen stolz erheben und wende alle bösen Gelüste von mir ab! Sirach Sir 28 23 6 Aufer a me ventris concupiscentias, et concubitus concupiscentiæ ne apprehendant me, et animæ irreverenti et infrunitæ ne tradas me. Nimm des Bauches Gier von mir, lass mich nicht von fleischlichen Lüsten ergriffen werden, gib mich nicht einem schamlosen und unbändigen Sinne preis! Sirach Sir 28 23 7 Doctrinam oris audite filii: et qui custodierit illam, non periet labiis, nec scandalizabitur in operibus nequissimis. Vernehmet, Kinder! die Zucht des Mundes; wer sie bewahrt, wird nicht durch seine Lippen zugrunde gehen und⁶ durch böse Werke nicht verführt werden. Sirach Sir 28 23 7 6 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 23 8 In vanitate sua apprehenditur peccator, et superbus et maledicus scandalizabitur in illis. In seiner eigenen Eitelkeit⁷ wird der Sünder gefangen und der Stolze und Lästerer straucheln durch sie. Sirach Sir 28 23 8 7 In der Torheit seiner Worte. Sirach Sir 28 23 9 Jurationi non assuescat os tuum, multi enim casus in illa. Gewöhne deinen Mund nicht an das Schwören, denn⁸ vielfach ist der Sturz durch dasselbe. [Ex 20,7, Mt 5,33] Sirach Sir 28 23 9 8 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 0 1 Lob der Weisheit. (Kap. 24) Sirach Sir 28 24 1 Sapientia laudabit animam suam, et in Deo honorabitur, et in medio populi sui gloriabitur, Die Weisheit lobt sich selbst¹ und findet Ehre durch Gott² und rühmt sich inmitten seines Volkes,³ Sirach Sir 28 24 1 1 Im Griech. finden sich V. 3, 4, 5b, 6a, 11 nicht. Vers 3, 4 der Vulgata ist Wiederholung der ersten beiden Verse. Sirach Sir 28 24 1 2 Sie preist sich zu Gottes Ehre. Im Griech. fehlt dieser Zusatz. Sirach Sir 28 24 1 3 Des Gott geheiligten. Sirach Sir 28 24 10 Et in omni gente primatum habui: und über alle Nationen übte ich die Herrschaft Sirach Sir 28 24 11 Et omnium excellentium et humilium corda virtute calcavi: et in his omnibus requiem quæsivi, et in hereditate Domini morabor. und bezwang die Herzen aller Großen und Niedrigen;¹⁰ und bei diesen allen sah ich mich um, wo ich eine Ruhestätte fände; in dem Erbe des Herrn will ich weilen.¹¹ Sirach Sir 28 24 11 10 Zusatz der Vulgata: Niemand kann sich ihrer Herrschaft entziehen; sie kann erheben und erniedrigen. Sirach Sir 28 24 11 11 Niemand entbehrt jene Wohltaten, welche Gottes alle umfassende Vorsehung und Leitung spendet, aber in wessen Erbteil soll ich weilen? (Griech.) Die Antwort folgt V. 12. Gott, der Urheber der Weisheit, hat ihr einen festen Wohnsitz zugewiesen (V. 12) und ihr befohlen, in Israel ihren Sitz zu nehmen. (V. 13) Die Beschreibung der Weisheit weist auf die zweite Person der Gottheit hin. Wenn auch das Neue Testament erst über das Verhältnis der Personen zueinander helles Licht verbreitet, so findet sich doch die erst später voll enthüllte Wahrheit bereits hier von dem Heiligen Geist angedeutet. Sirach Sir 28 24 12 Tunc præcepit, et dixit mihi Creator omnium: et qui creavit me, requievit in tabernaculo meo, Da gebot und sprach zu mir der Schöpfer aller Dinge und der mich geschaffen, ließ mich in meinem Zelte ruhen Sirach Sir 28 24 13 Et dixit mihi: In Jacob inhabita, et in Israel hereditare, et in electis meis mitte radices. und sprach zu mir: In Jakob sei deine Wohnung und in Israel habe dein Erbe und bei meinen Auserwählten schlage Wurzel. Sirach Sir 28 24 14 Ab initio, et ante sæcula creata sum, et usque ad futurum sæculum non desinam, et in habitatione sancta coram ipso ministravi. Im Anfange und vor aller Zeit bin ich erschaffen und werde in aller Ewigkeit nicht aufhören und in der heiligen Wohnung diente ich vor ihm. [Spr 8,22] Sirach Sir 28 24 15 Et sic in Sion firmata sum, et in civitate sanctificata similiter requievi, et in Jerusalem potestas mea. Und so ward mir eine feste Stätte auf Sion, in der heiligen Stadt verlieh er mir gleicherweise einen Ruheort und so herrschte ich in Jerusalem. Sirach Sir 28 24 16 Et radicavi in populo honorificato, et in parte Dei mei hereditas illius, et in plenitudine sanctorum detentio mea. Ich schlug Wurzel bei einem geehrten Volk und im Anteile meines Gottes, der sein¹² Erbe ist; und bei der Menge der Heiligen ist mein Aufenthalt. Sirach Sir 28 24 16 12 Des Volkes. Sirach Sir 28 24 17 Quasi cedrus exaltata sum in Libano, et quasi cypressus in monte Sion: Ich wuchs empor¹³ wie eine Zeder auf dem Libanon und wie eine Zypresse auf dem Berge Sion,¹⁴ Sirach Sir 28 24 17 13 Was die Bäume an Schönheit und Nutzen haben, besitzt die Weisheit. Die Zeder ist der Schmuck des Libanon, hoch erhebt sie sich, ihr Holz ist fest und dauerhaft und kostbar. Sirach Sir 28 24 17 14 Vielmehr bis zum Berge Sion, der auch ein Hermon ist. Vergl. [Dtn 4,48]. Die Zypresse ist ein hoher und vornehmer Baum, dessen Holz duftend und dauernd ist. Sirach Sir 28 24 18 Quasi palma exaltata sum in Cades, et quasi plantatio rosæ in Jericho: wie eine Palme¹⁵ in Kades¹⁶ wuchs ich empor und wie ein Rosenstock in Jericho, Sirach Sir 28 24 18 15 Auch die Palme ist hoch und schön. Sirach Sir 28 24 18 16 Griech.: in Engaddi. Sirach Sir 28 24 19 Quasi oliva speciosa in campis, et quasi platanus exaltata sum juxta aquam in plateis. wie ein lieblicher Ölbaum auf den Gefilden und wie ein Ahornbaum wuchs ich auf am Wasser auf den Plätzen,¹⁷ Sirach Sir 28 24 19 17 Griech.: Ja, ich wuchs empor wie ein Ahornbaum. Sirach Sir 28 24 2 Et in ecclesiis Altissimi aperiet os suum, et in conspectu virtutis illius gloriabitur, tut in der Versammlung des Allerhöchsten ihren Mund auf und rühmt sich angesichts seiner Heerscharen Sirach Sir 28 24 20 Sicut cinnamomum, et balsamum aromatizans odorem dedi: quasi myrrha electa dedi suavitatem odoris: wie Zimmet¹⁸ und wohlriechender Balsam¹⁹ gab ich Duft und verbreitete lieblichen Geruch wie die auserlesenste Myrrhe²⁰ Sirach Sir 28 24 20 18 Auf den Vergleich mit hohen Bäumen folgt ein solcher mit durch Geruch und angenehme Harze ausgezeichneten Sträuchern. Sirach Sir 28 24 20 19 Richtiger: Gewürzrohr. Sirach Sir 28 24 20 20 Die von selbst fließende. Sirach Sir 28 24 21 Et quasi storax, et galbanus, et ungula, et gutta, et quasi Libanus non incisus vaporavi habitationem meam, et quasi balsamum non mistum odor meus. und wie Storax²¹ und Galban²² und Onyx²³ und Stakte,²⁴ und wie Rauchwerk, das ohne Einschnitt hervorquillt, durchduftete ich meine Wohnung²⁵ und²⁶ wie ungemischter Balsam war mein Wohlgeruch. Sirach Sir 28 24 21 21 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 24 21 22 Saft einer Staude. Vergl. [Ex 30,34]. Sirach Sir 28 24 21 23 Decke der roten Meeresmuschel, die beim Verbrennen einen angenehmen Geruch verbreitet. Sirach Sir 28 24 21 24 Tropfenweise aus Bäumen hervorfließender Wohlgeruch. Sirach Sir 28 24 21 25 Der ohne Einschneiden der Bäume hervorquillt. Griech.: und wie Duft des Weihrauchs im (heiligen) Zelt. Im Griech. werden die vier Bestandteile des heiligen Weihrauchs genannt. [Ex 30,34]. Durch die Weisheit wird das wahre Weihrauchopfer Gott dargebracht, dessen Sinnbild auf dem goldenen Weihrauchopferaltar dargebracht ward. Sirach Sir 28 24 21 26 Das Folgende ist Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 24 22 Ego quasi terebinthus extendi ramos meos, et rami mei honoris et gratiæ. Wie eine Terebinthe breitete ich meine Zweige aus,²⁷ voll Pracht und Lieblichkeit waren meine Zweige. Sirach Sir 28 24 22 27 Die Weisheit erstreckt ihre Wirksamkeit über viele, und wie sie selbst erhaben ist, verleiht sie anderen Schmuck und Anmut. Sirach Sir 28 24 23 Ego quasi vitis fructificavi suavitatem odoris: et flores mei fructus honoris et honestatis. Einem Weinstock gleich sprosste ich mit lieblichem Dufte²⁸ und meine Blüten trugen herrliche und reiche Frucht. Sirach Sir 28 24 23 28 Griech.: Lieblichkeit. Sirach Sir 28 24 24 Ego mater pulchræ dilectionis, et timoris, et agnitionis, et sanctæ spei. Ich bin die Mutter²⁹ der schönen Liebe und der Furcht, der Erkenntnis und der heiligen Hoffnung.³⁰ Sirach Sir 28 24 24 29 Vergl. [Weish 7,12] und [Weish 8,7]. Sirach Sir 28 24 24 30 Der Vers fehlt im Griech. Sirach Sir 28 24 25 In me gratia omnis viæ et veritatis, in me omnis spes vitæ et virtutis. Bei mir ist alle Gnade des Wandels³¹ und der Wahrheit, bei mir alle Hoffnung des Lebens und der Tugend.³² Sirach Sir 28 24 25 31 Andere Handschriften: des Lebens. Sirach Sir 28 24 25 32 Durch mich erlangt man alle Gnade, die in einem guten Leben (Weg: weise zu handeln) und der Erkenntnis der Weisheit besteht, alles was notwendig ist zu einem glücklichen Leben und zur Tugend. Sirach Sir 28 24 26 Transite ad me omnes qui concupiscitis me, et a generationibus meis implemini: Kommet her zu mir alle, die ihr meiner begehrt, und sättiget euch an meinen Früchten! Sirach Sir 28 24 27 Spiritus enim meus super mel dulcis, et hereditas mea super mel et favum: Denn mein Geist³³ ist süßer als Honig und mein Besitz über Honig und Honigseim.³⁴ Sirach Sir 28 24 27 33 Griech.: Mein Andenken, wenn jemand sich meiner erinnert. Sirach Sir 28 24 27 34 Diesen begehrten die Hebräer überaus. Sirach Sir 28 24 28 Memoria mea in generationes sæculorum. Mein Andenken überdauert alle Geschlechter in Ewigkeit.³⁵ Sirach Sir 28 24 28 35 Fehlt im Griech. Sirach Sir 28 24 29 Qui edunt me, adhuc esurient: et qui bibunt me, adhuc sitient. Wer mich kostet, hungert noch; und wer von mir trinkt, dürstet noch. [Joh 6,35] Sirach Sir 28 24 3 Et in medio populi sui exaltabitur, et in plenitudine sancta admirabitur, und wird inmitten ihres Volkes erhoben und in der vollen Versammlung der Heiligen bewundert Sirach Sir 28 24 30 Qui audit me, non confundetur: et qui operantur in me, non peccabunt. Wer auf mich hört,³⁶ wird nicht zuschanden,³⁷ und wer sich um mich bemüht, wird nicht sündigen. Sirach Sir 28 24 30 36 Zwei weitere Segnungen der Weisheit. Sirach Sir 28 24 30 37 Wird nie Ursache haben sich zu schämen, denn wer der Weisheit folgt, handelt immer recht. Sirach Sir 28 24 31 Qui elucidant me, vitam æternam habebunt. Die über mich Licht verbreiten,³⁸ erhalten das ewige Leben.³⁹ Sirach Sir 28 24 31 38 Die anderen die Weisheit lehren. Sirach Sir 28 24 31 39 Der Vers fehlt im Griech. Sirach Sir 28 24 32 Hæc omnia liber vitæ, et testamentum Altissimi, et agnitio veritatis. Alles dies ist das Buch des Lebens, der Bund des Allerhöchsten und die Erkenntnis der Wahrheit.⁴⁰ Sirach Sir 28 24 32 40 Griech.: Dies alles ist das Bundesbuch Gottes, des Höchsten, das Gesetz, das Moses usw. Sirach Sir 28 24 33 Legem mandavit Moyses in præceptis justitiarum, et hereditatem domui Jacob, et Israel promissiones. Als Gesetz gab es Moses in den Geboten der Gerechtigkeit, als Erbteil dem Hause Jakob⁴¹ und als Verheißungen für Israel. Sirach Sir 28 24 33 41 Die folgenden Worte bis V. 35 ausschließlich Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 24 34 Posuit David puero suo excitare regem ex ipso fortissimum, et in throno honoris sedentem in sempiternum. Er verhieß seinem Diener David, aus ihm den mächtigsten König⁴² zu erwecken, der auf dem Throne der Herrlichkeit sitzen soll in Ewigkeit. Sirach Sir 28 24 34 42 Den Messias. Sirach Sir 28 24 35 Qui implet quasi Phison sapientiam, et sicut Tigris in diebus novorum. Er⁴³ strömt Weisheit aus wie der Phison⁴⁴ und wie der Tigris zur Zeit der Erstlinge,⁴⁵ [Gen 2,16] Sirach Sir 28 24 35 43 Gott. Nach dem Griech.: das Gesetz. Sirach Sir 28 24 35 44 Wie der Phison Wasser. Sirach Sir 28 24 35 45 Im Frühjahr, wo er anzuschwellen pflegt. Sirach Sir 28 24 36 Qui adimplet quasi Euphrates sensum: qui multiplicat quasi Jordanis in tempore messis. erfüllt mit Einsicht wie⁴⁶ der Euphrat und fließt reichlich wie der Jordan zur Zeit der Ernte.⁴⁷ [Joh 3,15] Sirach Sir 28 24 36 46 Reichlich wie der Euphrat. Sirach Sir 28 24 36 47 Zur Osterzeit (März, April). Sirach Sir 28 24 37 Qui mittit disciplinam sicut lucem, et assistens quasi Gehon in die vindemiæ. Er strömt Zucht aus wie Licht⁴⁸ und leistet Hilfe wie der Gehon⁴⁹ zur Zeit der Weinlese.⁵⁰ Sirach Sir 28 24 37 48 Vielmehr nach dem Syr.: wie der Nil. Sirach Sir 28 24 37 49 Wohl derselbe Fluss wie der Nil. Sirach Sir 28 24 37 50 Die vier Flüsse des Paradieses werden zum Vergleiche herangezogen, Phison, Gehon, Tigris, Euphrat. Sirach Sir 28 24 38 Qui perficit primus scire ipsam, et infirmior non investigabit eam. Er kannte sie als der erste vollkommen und ein Schwächerer ergründet sie nicht,⁵¹ Sirach Sir 28 24 38 51 Griech.: Es hat der erste sie nicht ausgelernt und ebenso der letzte sie nicht ergründet. Sirach Sir 28 24 39 A mari enim abundavit cogitatio ejus, et consilium illius ab abysso magna. denn voller⁵² als das Meer ist ihr Sinn und ihr Ratschluss tiefer als der große Abgrund. [Röm 11,33] Sirach Sir 28 24 39 52 Und so weniger zu erfassen. Sirach Sir 28 24 4 Et in multitudine electorum habebit laudem, et inter benedictos benedicetur, dicens: und unter der Schar der Auserwählten erhält sie Lob und wird unter den Gesegneten gesegnet, da sie spricht:⁴ Sirach Sir 28 24 4 4 Die Weisheit wird redend eingeführt wie [Spr 8,4-36]. Sirach Sir 28 24 40 Ego sapientia effudi flumina. Ich, die Weisheit,⁵³ goss die Ströme⁵⁴ aus. Sirach Sir 28 24 40 53 Nach der Vulgata redet im Folgenden wieder die Weisheit, im letzten Verse wieder der Weise. Nach dem griech. Texte erklärt der Weise vielmehr selbst, was er von der Weisheit gelernt und anderen mitteilt. Sirach Sir 28 24 40 54 Der Lehre. Sirach Sir 28 24 41 Ego quasi trames aquæ immensæ de fluvio, ego quasi fluvii dioryx, et sicut aquæductus exivi de paradiso: Ich bin wie ein Arm unendlicher Gewässer aus einem Strome,⁵⁵ ich bin wie der Kanal eines Flusses⁵⁶ und wie eine Wasserleitung ging ich aus einem Lustgarten⁵⁷ hervor. Sirach Sir 28 24 41 55 Vers 40 und 41a fehlen im Griech. In die Vulgata ist hier eine zweite Übersetzung eingedrungen. Sirach Sir 28 24 41 56 Griech.: Ich aber wie ein Kanal vom Strome (ausgeht): aus dem Fluss der Weisheit habe ich einen Kanal in den Garten geleitet. Mit anderen Worten: Aus der Fülle der Lehre der Weisheit habe ich einen Teil in diesem Buche gesammelt und lege ihn vor. Sirach Sir 28 24 41 57 Griech.: In einen Lustgarten. Sirach Sir 28 24 42 Dixi: Rigabo hortum meum plantationum, et inebriabo prati mei fructum. Ich sprach: Ich will meinen Pflanzgarten bewässern⁵⁸ und die Früchte meiner Auen tränken. Sirach Sir 28 24 42 58 Mein Buch aus der Weisheit bereichern. Sirach Sir 28 24 43 Et ecce factus est mihi trames abundans, et fluvius meus appropinquavit ad mare: Und siehe, der Kanal ward mir zum Strome und der Strom mir zum Meere;⁵⁹ Sirach Sir 28 24 43 59 Immer reichlichere Belehrung empfing ich. Sirach Sir 28 24 44 Quoniam doctrinam quasi antelucanum illumino omnibus, et enarrabo illam usque ad longinquum. denn⁶⁰ ich will meine Lehre ausstrahlen wie Morgenglanz für alle und sie kund machen bis in die Ferne. Sirach Sir 28 24 44 60 Griech.: Hinfort, nämlich im weiteren Verlaufe des Buches. Sirach Sir 28 24 45 Penetrabo omnes inferiores partes terræ, et inspiciam omnes dormientes, et illuminabo omnes sperantes in Domino. Ich will alle Tiefen der Erde durchdringen und alle heimsuchen, die entschlafen sind, und alle erleuchten, die auf den Herrn vertrauen.⁶¹ Sirach Sir 28 24 45 61 Weitere Ausführung der Vulgata zu den letzten Worten von V. 44. Die Worte können auf das Lob der Väter 46,1 50,23 bezogen werden. Sirach Sir 28 24 46 Adhuc doctrinam quasi prophetiam effundam, et relinquam illam quærentibus sapientiam, et non desinam in progenies illorum usque in ævum sanctum. Forthin will ich Belehrung wie Weissagung⁶² ausgießen und sie denen zurücklassen, welche die Weisheit suchen, und bei ihren Nachkommen bleiben bis in die heilige Ewigkeit.⁶³ Sirach Sir 28 24 46 62 Unter der Eingebung des Geistes Gottes. Sirach Sir 28 24 46 63 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 24 47 Videte quoniam non soli mihi laboravi, sed omnibus exquirentibus veritatem. Sehet, dass ich mich nicht für mich allein abmühe, sondern für alle, welche nach Wahrheit trachten. [Sir 33,18] Sirach Sir 28 24 5 Ego ex ore Altissimi prodivi primogenita ante omnem creaturam: Ich bin aus dem Munde des Allerhöchsten hervorgegangen, als die Erstgeborene vor aller Schöpfung.⁵ Sirach Sir 28 24 5 5 5b. Zusatz der Vulgata, mit Anspielung auf das erste Wort Gottes: Es werde Licht. (V. 6a) Sirach Sir 28 24 6 Ego feci in clis ut oriretur lumen indeficiens, et sicut nebula texi omnem terram: Ich bewirkte, dass das unversiegbare Licht am Himmel aufging,⁶ und wie ein Nebel bedeckte ich die ganze Erde.⁷ Sirach Sir 28 24 6 6 Durch Gottes weise Anordnung leuchtet das Licht allezeit. Sirach Sir 28 24 6 7 Dass aus der öden und wüsten Erde eine wohlgeordnete und geschmückte ward. Sirach Sir 28 24 7 Ego in altissimis habitavi, et thronus meus in columna nubis. Meine Wohnung war in den Höhen⁸ und mein Thron ruhte auf einer Wolkensäule.⁹ Sirach Sir 28 24 7 8 Im Himmel. Sirach Sir 28 24 7 9 Vergl. [Ijob 22,14; Ps 67,35; Ps 96,2; Ps 103,3]. Sirach Sir 28 24 8 Gyrum cli circuivi sola, et profundum abyssi penetravi, in fluctibus maris ambulavi, Den Umkreis des Himmels umwandelte ich allein, in die Tiefen des Abgrundes drang ich, wandelte auf den Fluten des Meeres Sirach Sir 28 24 9 Et in omni terra steti: et in omni populo, und auf der ganzen Erde stand ich und über alle Völker Sirach Sir 28 0 1 Was verdient Lob. (V. 16) Das böse und das gute Weib. [Sir 26,24] Sirach Sir 28 25 1 In tribus placitum est spiritui meo, quæ sunt probata coram Deo, et hominibus: An drei Dingen habe ich Wohlgefallen und diese werden von Gott und den Menschen gutgeheißen: Sirach Sir 28 25 10 Homo, qui jucundatur in filiis, vivens et videns subversionem inimicorum suorum. Den Mann, der Freude hat an seinen Kindern,⁸ der den Fall seiner Feinde⁹ erlebt und sieht. Sirach Sir 28 25 10 8 Die körperlich und geistig gedeihen. Sirach Sir 28 25 10 9 Ungerechter Feinde durch Gottes Hand, deren Feindschaft damit aufhört. Sirach Sir 28 25 11 Beatus, qui habitat cum muliere sensata, et qui lingua sua non est lapsus, et qui non servivit indignis se. Glückselig, wer ein verständiges Weib hat¹⁰ und wer sich mit seiner Zunge nie verfehlt hat und wer nicht Menschen dienen muss, die seiner nicht wert sind. [Sir 26,1, Sir 14,1, Sir 19, Sir 16, Jak 3,2] Sirach Sir 28 25 11 10 Hieran knüpft sich am besten das 12a gepriesene Glück. Sirach Sir 28 25 12 Beatus qui invenit amicum verum, et qui enarrat justitiam auri audienti. Glückselig, wer einen wahren Freund gefunden¹¹ und wer Gerechtigkeit aufmerksamen Ohren verkündet.¹² Sirach Sir 28 25 12 11 Griech.: Glückselig, wer Klugheit gefunden. Dies wäre als zehntes im Lateinischen zu ergänzen. Sirach Sir 28 25 12 12 Denn schmerzlich ist es zu lehren, wenn niemand die Belehrung beachtet. Die Vulgata nennt diese Gabe wohl in V. 13 Wissen, rechte Einsicht in Göttliches und Menschliches. Sirach Sir 28 25 13 Quam magnus, qui invenit sapientiam et scientiam! sed non est super timentem Dominum: Wie groß ist, wer Weisheit und Wissen gefunden hat! Und doch steht keiner höher als wer den Herrn fürchtet, Sirach Sir 28 25 14 Timor Dei super omnia se superposuit: denn Gottesfurcht geht über alles.¹³ Sirach Sir 28 25 14 13 Darum will der Verfasser dieses Glück mit lauter Stimme preisen. (V. 9) Sirach Sir 28 25 15 Beatus homo, cui donatum est habere timorem Dei: qui tenet illum, cui assimilabitur? Glückselig der Mensch, dem es gegeben ist, Gottesfurcht zu besitzen;¹⁴ wer diese besitzt, mit wem ist er zu vergleichen? Sirach Sir 28 25 15 14 Wohl Zusatz des Übersetzers. Sirach Sir 28 25 16 Timor Dei initium dilectionis ejus: fidei autem initium agglutinandum est ei. Die Furcht vor Gott ist der Anfang der Liebe zu ihm,¹⁵ doch ist damit der Anfang des Glaubens zu verbinden.¹⁶ Sirach Sir 28 25 16 15 Der innere Anfang, ohne den eine wahre Liebe Gottes weder erworben noch erhalten noch gemehrt wird. Sirach Sir 28 25 16 16 Syr.: und Beginn des Glaubens, Gott zu folgen. Sirach Sir 28 25 17 Omnis plaga tristitia cordis est: et omnis malitia, nequitia mulieris. Die größte Qual ist Herzenstraurigkeit, die größte Bosheit Weiberbosheit.¹⁷ Sirach Sir 28 25 17 17 Nicht im Griech. Wie die größte Qual Herzenstraurigkeit ist, so die größte Bosheit Weiberbosheit. Sirach Sir 28 25 18 Et omnem plagam, et non plagam videbit cordis: Jedes Leid ist erträglich, nur nicht Herzeleid; Sirach Sir 28 25 19 Et omnem nequitiam, et non nequitiam mulieris: und alle Bosheit, nur nicht Weiberbosheit; Sirach Sir 28 25 2 Concordia fratrum, et amor proximorum, et vir et mulier bene sibi consentientes. Eintracht unter Brüdern, Liebe gegen den Nächsten und gutes Einverständnis zwischen Mann und Frau. Sirach Sir 28 25 20 Et omnem obductum, et non obductum odientium: und alle Heimsuchung,¹⁸ nur nicht Heimsuchung von Hassern; Sirach Sir 28 25 20 18 Ergänze: ist erträglich. Sirach Sir 28 25 21 Et omnem vindictam, et non vindictam inimicorum. und jede Rache, nur nicht die Rache von Feinden.¹⁹ Sirach Sir 28 25 21 19 Denn diese kennt kein Erbarmen. Sirach Sir 28 25 22 Non est caput nequius super caput colubri: Kein Kopf²⁰ ist schlimmer als der Kopf²¹ einer Schlange Sirach Sir 28 25 22 20 Vielmehr: Gift. Sirach Sir 28 25 22 21 Gift. Sirach Sir 28 25 23 Et non est ira super iram mulieris. Commorari leoni et draconi placebit, quam habitare cum muliere nequam. und kein Grimm ärger als Weibergrimm. Besser ist es, mit Löwen und Drachen zusammenzuwohnen, als mit einem bösen Weibe.²² [Spr 21,19] Sirach Sir 28 25 23 22 Die scharfen Worte sollen zur Vorsicht in der Wahl einer Ehegattin auffordern und zur Klugheit im Verkehr mit Frauen anleiten. Endlich enthalten sie eine Mahnung, nicht allzu sehr, selbst in der Ehe, ihre Liebe zu suchen, wie viel weniger außerhalb des Ehebandes. Sirach Sir 28 25 24 Nequitia mulieris immutat faciem ejus: et obcæcat vultum suum tamquam ursus: et quasi saccum ostendit. In medio proximorum ejus. Die Bosheit einer Frau verstört ihr Aussehen und macht ihr Angesicht dunkel gleich dem des Bären, dass es aussieht wie ein Trauerkleid.²³ Mitten unter seinen Nachbarn Sirach Sir 28 25 24 23 Über die Schwärze eines solchen vergl. [Offb 6,12]. Sirach Sir 28 25 25 Ingemuit vir ejus, et audiens suspiravit modicum. seufzt ihr Mann, und hört er sie,²⁴ seufzt er in der Stille.²⁵ Sirach Sir 28 25 25 24 Wenn sie von Frauen reden. Sirach Sir 28 25 25 25 Griech.: bitter. Syr. und hebr.: unwillkürlich. Sirach Sir 28 25 26 Brevis omnis malitia super malitiam mulieris, sors peccatorum cadat super illam. Alle Bosheit ist gering gegen die Bosheit eines Weibes, das Los der Sünder werde ihr zuteil!²⁶ Sirach Sir 28 25 26 26 Gott strafe sie wie die Sünder. Sirach Sir 28 25 27 Sicut ascensus arenosus in pedibus veterani, sic mulier linguata homini quieto. Wie ein sandiger Steig für die Füße eines Greises, so ist eine geschwätzige²⁷ Frau für einen stillen²⁸ Mann. Sirach Sir 28 25 27 27 Zänkische. Sirach Sir 28 25 27 28 Friede und Stille liebenden. Sirach Sir 28 25 28 Ne respicias in mulieris speciem, et non concupiscas mulierem in specie. Schaue nicht²⁹ auf die Schönheit einer Frau und begehre keine Frau um ihrer Schönheit willen.³⁰ [Sir 42,6] Sirach Sir 28 25 28 29 Griech.: Lass dich nicht hinreißen, zu Falle bringen. Sirach Sir 28 25 28 30 Nur auf diese schauend. Sirach Sir 28 25 29 Mulieris ira, et irreverentia, et confusio magna. Einer Frau Zorn, freches Wesen und Schande sind groß. Sirach Sir 28 25 3 Tres species odivit anima mea, et aggravor valde animæ illorum: Drei Dinge hasst meine Seele und deren Leben ist mir sehr zuwider:¹ Sirach Sir 28 25 3 1 Diese drei Dinge entsprechen in keiner Weise die Lebenslage. Sirach Sir 28 25 30 Mulier si primatum habeat, contraria est viro suo. Wenn eine Frau die Herrschaft hat, so handelt sie ihrem Manne entgegen.³¹ Sirach Sir 28 25 30 31 Griech.: Zorn und freches Wesen und große Schande wirkt es, wenn ein Weib ihren Mann unterhält. Sirach Sir 28 25 31 Cor humile, et facies tristis, et plaga cordis, mulier nequam. Ein böses Weib verursacht ein gedrücktes Herz, ein finsteres Gesicht und Herzenspein. Sirach Sir 28 25 32 Manus debiles, et genua dissoluta, mulier quæ non beatificat virum suum. Schlaffe Hände und wankende Knie³² verursacht eine Frau, die ihren Mann nicht glücklich macht. Sirach Sir 28 25 32 32 Sie raubt ihm allen Lebensmut und bringt ihn zur Verzweiflung. Sirach Sir 28 25 33 A muliere initium factum est peccati, et per illam omnes morimur. Von dem Weibe nahm die Sünde ihren Ursprung und um ihretwillen müssen wir alle sterben. [Gen 3,6] Sirach Sir 28 25 34 Non des aquæ tuæ exitum, nec modicum: nec mulieri nequam veniam prodeundi. Lass deinem Wasser nicht den geringsten Durchbruch und einem bösen Weibe keine Freiheit auszugehen.³³ Sirach Sir 28 25 34 33 Da ein böses Weib ein so großes Übel ist, muss man ihrer Bosheit Schranken setzen. Lässt man dem Wasser nur den geringsten Durchbruch, so verläuft es sich gänzlich, so versucht man umsonst der Bosheit des Weibes Einhalt zu tun, hat man ihr einmal Freiheit gewährt. Sirach Sir 28 25 35 Si non ambulaverit ad manum tuam, confundet te in conspectu inimicorum. Wenn sie dir nicht zur Hand geht,³⁴ so wird sie dich vor deinen Feinden zuschanden machen. Sirach Sir 28 25 35 34 Deiner Leitung folgt, dir eine wirkliche Gehilfin ist. Sirach Sir 28 25 36 A carnibus tuis abscinde illam, ne semper te abutatur. Trenne sie von deinem Leibe,³⁵ damit sie dich nicht immer missbrauche.³⁶ Sirach Sir 28 25 36 35 Anspielung auf [Gen 2,24]. Entlasse sie mit dem Scheidebriefe. 35b und 36b fehlen im Griech. Sirach Sir 28 25 36 36 Eine Ursache zur Ehescheidung ist also nach Ekklesiastikus im Alten Testamente die hartnäckige Widersetzlichkeit der Frau gegen die Herrschaft des Mannes. Sirach Sir 28 25 4 Pauperem superbum: divitem mendacem: senem fatuum et insensatum. Ein hochmütiger Armer, ein lügenhafter Reicher² und ein törichter und unverständiger Greis.³ Sirach Sir 28 25 4 2 Dieser bedarf der Lüge nicht wie der Arme, den seine Not zum Lügen verführen kann. Dazu schadet der Reiche durch die Lüge seinem Ansehen. Sirach Sir 28 25 4 3 Griech.: ein ehebrecherischer Greis, der keine Einsicht hat. Die Begierlichkeit ist in einem Greise gering und deshalb leicht zu beherrschen, die Einsicht sollte langjährige Lebenserfahrung verschafft haben. Sirach Sir 28 25 5 Quæ in juventute tua non congregasti, quomodo in senectute tua invenies? Wie willst du in deinem Alter finden, was du in deiner Jugend nicht gesammelt hast?⁴ Sirach Sir 28 25 5 4 Ursache, weshalb manche Greise ohne Einsicht sind. (V. 4) Sirach Sir 28 25 6 Quam speciosum canitiei judicium, et presbyteris cognoscere consilium! Wie ziert ein graues Haupt richtiges Urteil und Greise einsichtsvoller Rat! Sirach Sir 28 25 7 Quam speciosa veteranis sapientia, et gloriosis intellectus, et consilium! Wie ziert die Bejahrten Weisheit, Einsicht und Überlegung die Angesehenen! Sirach Sir 28 25 8 Corona senum multa peritia, et gloria illorum timor Dei. Die Krone der Greise ist reiche Erfahrung und ihr Ruhm⁵ Gottesfurcht.⁶ Sirach Sir 28 25 8 5 Aber ihr wahrer und nachhaltiger Ruhm. Sirach Sir 28 25 8 6 Die aus der Beobachtung des Gesetzes hervorgeht. Sirach Sir 28 25 9 Novem insuspicabilia cordis magnificavi, et decimum dicam in lingua hominibus: Neun unverdächtige Dinge sind es, die ich im Herzen preise, und das zehnte rühme ich mit meiner Zunge den Menschen:⁷ Sirach Sir 28 25 9 7 Wie der Text überliefert ist, finden sich weder im Griechischen noch im Lateinischen zehn. Sirach Sir 28 0 1 Das böse und das gute Weib. (V. 24) Verschiedene Sünden und ihre Folgen. [Sir 28,30] Sirach Sir 28 26 1 Mulieris bonæ beatus vir: numerus enim annorum illius duplex. Glückselig der Mann, der ein gutes Weib hat, denn die Zahl seiner Jahre verdoppelt sich.¹ Sirach Sir 28 26 1 1 Ruhige und zufriedene Jahre werden gleichsam doppelt gerechnet. Sirach Sir 28 26 10 Sicut boum jugum, quod movetur, ita et mulier nequam: qui tenet illam, quasi qui apprehendit scorpionem. Ein böses Weib ist wie ein Ochsengespann, das hin und her getrieben wird;⁸ wer sie anfasst, ist dem gleich, der einen Skorpion angreift.⁹ Sirach Sir 28 26 10 8 So dass sie weder den Wagen ziehen noch pflügen können. Sirach Sir 28 26 10 9 Der Skorpion hat einen giftigen, oft todbringenden Stachel. Sirach Sir 28 26 11 Mulier ebriosa ira magna: et contumelia, et turpitudo illius non tegetur. Ein trunksüchtiges Weib erregt großen Unwillen, ihre Schmach und Schande kann nicht verborgen bleiben.¹⁰ Sirach Sir 28 26 11 10 Die Trunkenhaftigkeit verführt zur Unzucht. Sirach Sir 28 26 12 Fornicatio mulieris in extollentia oculorum, et in palpebris illius agnoscetur. Die Geilheit eines Weibes verrät sich an der Lüsternheit der Augen und an ihren Wimpern.¹¹ Sirach Sir 28 26 12 11 An der Bewegung und den Zeichen. Vergl. [Spr 6,25]. Sirach Sir 28 26 13 In filia non avertente se, firma custodiam: ne inventa occasione utatur se. Eine Tochter, die nicht eingezogen ist, halte in strenger Hut; sie möchte sich sonst eine Gelegenheit, die sich findet, zunutze machen. [Sir 42,11] Sirach Sir 28 26 14 Ab omni irreverentia oculorum ejus cave, et ne mireris si te neglexerit: Jeder Frechheit ihrer Augen beuge vor und wundere dich nicht, wenn sie deiner nicht achtet.¹² Sirach Sir 28 26 14 12 Auf deine Mahnung nicht achtet. Die sinnliche Begier hat eine große Gewalt. Sirach Sir 28 26 15 Sicut viator sitiens, ad fontem os aperiet, et ab omni aqua proxima bibet, et contra omnem palum sedebit, et contra omnem sagittam aperiet pharetram donec deficiat. Wie der durstige Wanderer den Mund nach der Quelle öffnet und von jedem Wasser,¹³ dem er naht, trinkt, so lässt sie sich vor jedem Zeltpfahl nieder und nimmt jeden Pfeil in ihren Köcher auf, bis sie müde ist. Sirach Sir 28 26 15 13 Ob es auch schmutzig ist. Sirach Sir 28 26 16 Gratia mulieris sedulæ delectabit virum suum, et ossa illius impinguabit. Die Anmut einer emsigen Frau gewährt ihrem Manne Freude und macht seine Gebeine stark.¹⁴ Sirach Sir 28 26 16 14 Macht sein Leben heiter. Vergl. [Spr 3,8, Spr 15,30]. Nach dem Griech. bewirkt dies ihre Klugheit. Sirach Sir 28 26 17 Disciplina illius datum Dei est. Ihre Züchtigkeit ist eine Gabe Gottes.¹⁵ Sirach Sir 28 26 17 15 Griech. Syr.: Eine Gabe vom Herrn ist eine schweigsame Frau. Sirach Sir 28 26 18 Mulier sensata et tacita, non est immutatio eruditæ animæ. Für eine verständige und schweigsame Frau, für eine wohlerzogene Seele gibt es keinen Kaufpreis. Sirach Sir 28 26 19 Gratia super gratiam mulier sancta, et pudorata. Die höchste Anmut ist eine heilige und züchtige Frau. Sirach Sir 28 26 2 Mulier fortis oblectat virum suum, et annos vitæ illius in pace implebit. Eine wackere Frau macht ihrem Manne Freude und er bringt die Jahre seines Lebens in Frieden zu. Sirach Sir 28 26 20 Omnis autem ponderatio non est digna continentis animæ. Kein Preis wiegt eine enthaltsame Seele auf. Sirach Sir 28 26 21 Sicut sol oriens mundo in altissimis Dei, sic mulieris bonæ species in ornamentum domus ejus: Wie die aufgehende Sonne an Gottes hohem Himmel der Welt, so ist die Schönheit einer guten Frau die Zierde ihres Hauses.¹⁶ Sirach Sir 28 26 21 16 Geringe Abweichung vom Griechischen. Sirach Sir 28 26 22 Lucerna splendens super candelabrum sanctum, et species faciei super ætatem stabilem. Wie die glänzende Lampe auf dem heiligen Leuchter,¹⁷ so glänzt die Schönheit ihres Gesichtes in blühendem Alter.¹⁸ Sirach Sir 28 26 22 17 Gleichsam die Sonne des Heiligtums, das schönste Licht desselben. Sirach Sir 28 26 22 18 Griech.: Auf hoher Gestalt. Sirach Sir 28 26 23 Columnæ aureæ super bases argenteas, et pedes firmi super plantas stabilis mulieris. Wie goldene Säulen auf silbernen Gestellen,¹⁹ so sind die Füße²⁰ einer standhaften Frau, die feststehen auf ihren Sohlen.²¹ Sirach Sir 28 26 23 19 Schönes muss mit Schönem gepaart sein. Sirach Sir 28 26 23 20 Die schönen Füße. Sirach Sir 28 26 23 21 Griech.: so anmutige Füße auf fester Ferse. Sirach Sir 28 26 24 Fundamenta æterna supra petram solidam, et mandata Dei in corde mulieris sanctæ. Wie Grundfesten der Ewigkeit auf festen Felsen, so sind die Gebote Gottes in dem Herzen einer heiligen Frau.²² Sirach Sir 28 26 24 22 Fehlt im Griech. Sirach Sir 28 26 25 In duobus contristatum est cor meum, et in tertio iracundia mihi advenit: Über zwei Dinge betrübt sich mein Herz²³ und über das dritte wallt mein Zorn auf: Sirach Sir 28 26 25 23 Wenn jemand nicht nach Verdienst geehrt wird. Hierfür werden zwei Beispiele angeführt. Sirach Sir 28 26 26 Vir bellator deficiens per inopiam: et vir sensatus contemptus: Ein Kriegsmann, der aus Not verkommt, ein einsichtsvoller Mann, der für nichts geachtet wird, Sirach Sir 28 26 27 Et qui transgreditur a justitia ad peccatum, Deus paravit eum ad romphæam. und einer, der sich von der Gerechtigkeit zur Sünde wendet, einen solchen wird Gott dem Schwerte preisgeben.²⁴ Sirach Sir 28 26 27 24 Vergl. [Ps 62,11]. Sirach Sir 28 26 28 Duæ species difficiles et periculosæ mihi apparuerunt, difficile exuitur negotians a negligentia: et non justificabitur caupo a peccatis labiorum. Zwei Dinge scheinen mir schwer und gefährlich zu sein:²⁵ Nur schwer wird ein Kaufmann von Vergehung freibleiben und ein Krämer erhält sich nicht von Zungensünden frei. Sirach Sir 28 26 28 25 Diese Einleitung findet sich nur in der Vulgata. Sirach Sir 28 26 3 Pars bona, mulier bona, in parte timentium Deum dabitur viro pro factis bonis: Eine gute Frau ist ein herrliches Los;² sie wird als Anteil solchen, die Gott fürchten, dem Manne für seine guten Werke³ gegeben. Sirach Sir 28 26 3 2 Vergl. [Spr 18,22]. Sirach Sir 28 26 3 3 So auch im Syr., aber nicht im Griech. Sirach Sir 28 26 4 Divitis autem, et pauperis cor bonum, in omni tempore vultus illorum, hilaris. Des Reichen wie des Armen Herz ist fröhlich und ihr Angesicht allezeit heiter. Sirach Sir 28 26 5 A tribus timuit cor meum, et in quarto facies mea metuit: Vor dreierlei fürchtet sich mein Herz⁴ und vor dem vierten zagt mein Angesicht:⁵ Sirach Sir 28 26 5 4 Nachdem der Weise gesagt, woher Fröhlichkeit kommt, weist er auf einige Dinge, die das Herz betrüben. Sirach Sir 28 26 5 5 Das vierte kann nicht mehr im Herzen verborgen werden, sondern offenbart sich notwendigerweise. Sirach Sir 28 26 6 Delaturam civitatis: et collectionem populi: Vor Stadtgeklatsch, vor Zusammenrottung des Volkes, Sirach Sir 28 26 7 Calumniam mendacem, super mortem, omnia gravia: vor lügenhafter Nachrede; dies alles ist ärger als der Tod. Sirach Sir 28 26 8 Dolor cordis et luctus mulier zelotypa: Eine eifersüchtige Frau bringt Herzeleid und Kummer. Sirach Sir 28 26 9 In muliere zelotypa flagellum linguæ, omnibus communicans. Bei einer eifersüchtigen Frau⁶ ist die Zunge eine Geißel, die alle trifft.⁷ Sirach Sir 28 26 9 6 Auf die Frau eines anderen eifersüchtig, da er sie jene von ihrem Manne geliebt glaubt. Sirach Sir 28 26 9 7 Sie redet über ihren Mann zu allen. Sirach Sir 28 0 1 Verschiedene Sünden und ihre Folgen. [Sir 28,30] Sirach Sir 28 27 1 Propter inopiam multi deliquerunt et qui quærit locupletari, avertit oculum suum. Aus Mangel¹ sündigen viele und wer reich zu werden sucht, wendet sein Auge² ab.³ Sirach Sir 28 27 1 1 Griech.: Wegen dessen, was gleichgültig ist: den Reichtum nannten die Stoiker so. Vergl. [Sir 7,20]. Sirach Sir 28 27 1 2 Vom Rechten und Guten, von Gott. Sirach Sir 28 27 1 3 Vergl. [1Tim 6,9]. Sirach Sir 28 27 10 Volatilia ad sibi similia conveniunt: et veritas ad eos, qui operantur illam, revertetur. Die Vögel halten sich zu ihresgleichen, so kommt auch die Wahrheit zu denen, welche sie üben.¹⁵ Sirach Sir 28 27 10 15 Vergl. [Joh 3,21]. Sirach Sir 28 27 11 Leo venationi insidiatur semper: sic peccata operantibus iniquitates. Der Löwe¹⁶ lauert immer auf Raub, so die Sünden auf die, welche Unrecht tun. Sirach Sir 28 27 11 16 Wie der Löwe den anderen Tieren auflauert und unter ihnen Verwüstung anrichtet, so die Sünde. Vergl. [Gen 4,7]. Sirach Sir 28 27 12 Homo sanctus in sapientia manet sicut sol: nam stultus sicut luna mutatur. Ein heiliger Mensch bleibt in der Weisheit, gleich der Sonne;¹⁷ aber der Tor ist veränderlich¹⁸ wie der Mond. Sirach Sir 28 27 12 17 Griech.: Das Gespräch eines Frommen ist allezeit Weisheit. Vulg.: Der Heilige bleibt beständig dabei, Weisheit vorzubringen, er bringt vor, was anderen Nutzen schafft, und lässt seine Meinung nicht nach der Verschiedenheit der Zeiten oder Personen im Stich, bald weise, bald töricht redend. Den Zusatz: wie die Sonne, hat der Übersetzer gemacht, um gegen den Mond ein Gegenbild zu schaffen. Der Weise ist beständig wie die Sonne. Sirach Sir 28 27 12 18 Auch im Reden bald lobend, bald tadelnd nach dem Ansehen anderer. Sirach Sir 28 27 13 In medio insensatorum serva verbum tempori: in medio autem cogitantium assiduus esto. Im Kreise der Unverständigen spare dein Wort, bis es Zeit ist;¹⁹ doch im Kreise der Verständigen weile gern. Sirach Sir 28 27 13 19 Griech.: Um zu den Unverständigen zu gehen, nimm die Zeit wahr. Sirach Sir 28 27 14 Narratio peccantium odiosa, et risus illorum in deliciis peccati. Die Rede der Sünder²⁰ ist abscheulich²¹ und ihr Lachen ertönt bei sündhafter Schwelgerei. Sirach Sir 28 27 14 20 Grund, warum man sich von der Gemeinschaft der Toren fernhalten soll (bis V. 16). Sirach Sir 28 27 14 21 Weil sie töricht reden. Vergl. auch [Spr 2,14]. Sirach Sir 28 27 15 Loquela multum jurans, horripilationem capiti statuet: et irreverentia ipsius obturatio aurium. Die Rede eines, der viel schwört,²² macht die Haare des Hauptes sich sträuben und seine Unverschämtheit macht, dass man sich die Ohren verstopft.²³ Sirach Sir 28 27 15 22 Weil Gottes Name gemissbraucht wird. Sirach Sir 28 27 15 23 Griech.: und ihr Gezänk, dass man sich die Ohren verstopft. Sirach Sir 28 27 16 Effusio sanguinis in rixa superborum: et maledictio illorum auditus gravis. Blutvergießen entsteht aus dem Gezänke der Übermütigen und ihr Lästern ist widrig anzuhören. Sirach Sir 28 27 17 Qui denudat arcana amici, fidem perdit, et non inveniet amicum ad animum suum. Wer des Freundes Geheimnisse verrät, verliert das Vertrauen und findet keinen Freund mehr nach seinem Wunsche. Sirach Sir 28 27 18 Dilige proximum, et conjungere fide cum illo. Liebe deinen Nächsten und bleibe ihm treu verbunden.²⁴ Sirach Sir 28 27 18 24 Dies ist das Mittel, Freundschaft zu bewahren. Sirach Sir 28 27 19 Quod si denudaveris absconsa illius, non persequeris post eum. Hast du aber seine Geheimnisse verraten, so wirst du ihn nicht wieder gewinnen. Sirach Sir 28 27 2 Sicut in medio compaginis lapidum palus figitur, sic et inter medium venditionis et emptionis angustiabitur peccatum. Wie zwischen den Spalten der Steine ein Pflock eingetrieben wird, so⁴ drängt sich zwischen Kauf und Verkauf die Sünde ein. Sirach Sir 28 27 2 4 Mit gleicher Gewalt und Festigkeit. Käufer und Verkäufer suchen sich zu übervorteilen. Sirach Sir 28 27 20 Sicut enim homo, qui perdit amicum suum, sic et qui perdit amicitiam proximi sui. Denn gleich einem Menschen, der seinen Freund²⁵ vernichtet, so ist der, welcher die Freundschaft seines Nächsten vernichtet.²⁶ Sirach Sir 28 27 20 25 Schreibfehler der Vulgata, vielmehr: seinen Feind. Sirach Sir 28 27 20 26 Wie jemand ohne Hoffnung den Feind zum Freunde machen zu können, seinen Feind vernichtet, so hast du die Freundschaft mit deinem Nächsten durch die Offenbarung des Geheimnisses vernichtet. Sirach Sir 28 27 21 Et sicut qui dimittit avem de manu sua, sic dereliquisti proximum tuum, et non eum capies: Und gleich dem, der einen Vogel aus seiner Hand lässt, so hast du deinen Nächsten verscherzt und wirst ihn nicht wieder fangen. Sirach Sir 28 27 22 Non illum sequaris, quoniam longe abest: effugit enim quasi caprea de laqueo: quoniam vulnerata est anima ejus. Folge ihm nicht nach, denn er hält sich von dir fern; er ist entflohen wie eine Gazelle aus der Schlinge, weil seine Seele verwundet ist. Sirach Sir 28 27 23 Ultra eum non poteris colligare: et maledicti est concordatio: Du wirst ihn nicht mehr verbinden können,²⁷ bei Schmähungen ist eine Wiederversöhnung möglich; Sirach Sir 28 27 23 27 Die Vulgata gibt den Grund an, warum man den Freund nicht zurückgewinnt: seine Wunde lässt sich nicht mehr verbinden. Griech.: denn eine Wunde lässt sich verbinden. Sirach Sir 28 27 24 Denudare autem amici mysteria, desperatio est animæ infelicis. aber wer des Freundes Geheimnisse verrät, macht eine Seele unglücklich und verzweifelt.²⁸ Sirach Sir 28 27 24 28 Griech.: dessen Hoffnung ist dahin. Die Vulgata nennt den unglücklich, der einen Freund verliert, denn ein Freund ist ein Schatz. [Sir 6,14] Sirach Sir 28 27 25 Annuens oculo fabricat iniqua, et nemo eum abjiciet. Wer mit den Augen winkt,²⁹ sinnt auf Böses; doch niemand macht sich von einem solchen frei.³⁰ Sirach Sir 28 27 25 29 Wer Freundschaft gegen jemand heuchelt, um ihm desto sicherer zu schaden. Sirach Sir 28 27 25 30 Eben weil derselbe heuchelt. Sirach Sir 28 27 26 In conspectu oculorum tuorum condulcabit os suum, et super sermones tuos admirabitur: novissime autem pervertet os suum, et in verbis tuis dabit scandalum. Vor deinen Augen macht er seine Rede süß und bewundert deine Worte, danach³¹ aber verkehrt er seine Sprache³² und macht, dass deine Worte anstößig erscheinen. Sirach Sir 28 27 26 31 In deiner Abwesenheit. Sirach Sir 28 27 26 32 Redet über dich böse (Gegensatz: macht Rede süß). Sirach Sir 28 27 27 Multa odivi, et non coæquavi ei, et Dominus odiet illum. Vielerlei hasse ich, aber nichts so sehr wie einen solchen, und³³ auch der Herr hasst ihn.³⁴ Sirach Sir 28 27 27 33 Ich nicht allein, sondern auch der Herr. Sirach Sir 28 27 27 34 Darum darf er sich nicht freuen, denn das Böse, das er anderen bereitet, fällt auf ihn zurück. Sirach Sir 28 27 28 Qui in altum mittit lapidem, super caput ejus cadet: et plaga dolosa dolosi dividet vulnera. Wer einen Stein in die Höhe wirft, dem fällt er auf den Kopf, und ein heimtückischer Streich schlägt dem Heimtückischen Wunden.³⁵ Sirach Sir 28 27 28 35 Vergl. [Ps 7,17]. Sirach Sir 28 27 29 Et qui foveam fodit, incidet in eam: et qui statuit lapidem proximo, offendet in eo: et qui laqueum alii ponit, peribit in illo. Wer eine Grube gräbt, fällt selbst in dieselbe;³⁶ wer seinem Nächsten einen Stein legt,³⁷ stößt selbst daran; und wer einem anderen eine Schlinge legt, geht selbst in ihr zugrunde. Sirach Sir 28 27 29 36 Vergl. [Spr 26,27]. Sirach Sir 28 27 29 37 Damit er über denselben falle. Sirach Sir 28 27 3 Conteretur cum delinquente delictum. Mit dem Sünder wird die Frucht der Sünde vertilgt.⁵ Sirach Sir 28 27 3 5 Aus einer anderen Übersetzung am Rand beigefügt und später in den Text gebracht. Sirach Sir 28 27 30 Facienti nequissimum consilium, super ipsum devolvetur, et non agnoscet unde adveniat illi. Wer mit einem bösen Anschlage umgeht, auf den fällt derselbe zurück, ohne dass er weiß, woher es ihm zustößt. Sirach Sir 28 27 31 Illusio, et improperium superborum, et vindicta sicut leo insidiabitur illi. Wohl treiben die Übermütigen Hohn und Spott, doch³⁸ die Rache lauert ihnen auf wie ein Löwe. Sirach Sir 28 27 31 38 Doch mögen sie nicht wähnen, dass ihre Anschläge gelingen werden. Sirach Sir 28 27 32 Laqueo peribunt qui oblectantur casu justorum: dolor autem consumet illos antequam moriantur. In der eigenen Schlinge kommen die um, welche sich über den Fall der Gerechten freuen; und Schmerz zehrt sie auf, noch bevor sie sterben. Sirach Sir 28 27 33 Ira et furor, utraque exsecrabilia sunt, et vir peccator continens erit illorum. Zorn³⁹ und Wut sind beide verabscheuungswürdig, aber der Sünder hegt sie. Sirach Sir 28 27 33 39 V. 33 gehört dem Sinne nach bereits zum nächsten Kapitel: Griech.: Groll und Zorn, auch das sind Greuel. Sirach Sir 28 27 4 Si non in timore Domini tenueris te instanter, cito subvertetur domus tua. Hältst du nicht mit Eifer fest an der Zucht des Herrn, so wird dein Haus bald den Untergang finden.⁶ Sirach Sir 28 27 4 6 Was sichert den Besitz? Wahre Frömmigkeit. Vergl. [Lev 26, Dtn 28]. Sirach Sir 28 27 5 Sicut in percussura cribri remanebit pulvis, sic aporia hominis in cogitatu illius. Wie⁷ beim Rütteln eines Siebes der Staub zurückbleibt, so das Unvermögen⁸ eines Menschen bei seinem Sinnen. Sirach Sir 28 27 5 7 Anzeichen, an denen ein Mensch erkannt wird. (V. 5-8) Sirach Sir 28 27 5 8 Was immer den Menschen verlegen und ängstlich macht: Nach allem Sinnen bleibt nur Ängstlichkeit. Griech.: Unrat, Fehlerhaftes. Sirach Sir 28 27 6 Vasa figuli probat fornax, et homines justos tentatio tribulationis. Die Gefäße des Töpfers bewährt der Ofen⁹ und gerechte Menschen die Prüfung der Trübsal.¹⁰ Sirach Sir 28 27 6 9 Wenn sie nicht zerspringen, sind sie gut gearbeitet. Sirach Sir 28 27 6 10 Die wahrhaft Gerechten werden durch dieselbe nicht gebrochen. Griech.: Eines Menschen Prüfung erfolgt durch seine Rede: Im Zwiegespräch offenbart sich der Charakter. Sirach Sir 28 27 7 Sicut rusticatio de ligno ostendit fructum illius, sic verbum ex cogitatu cordis hominis. Wie die Pflege¹¹ eines Baumes aus dessen Frucht kund wird, so¹² das Wort aus den Gedanken des Menschenherzens. Sirach Sir 28 27 7 11 Sorgsame oder nachlässige Pflege. Sirach Sir 28 27 7 12 So zeigt das aus den Gedanken des Herzens hervorgehende Wort den Charakter des Menschen. Griech.: so das Wort die Gedanken des menschlichen Herzens. Sirach Sir 28 27 8 Ante sermonem non laudes virum: hæc enim tentatio est hominum. Lobe keinen Menschen, ehe du seine Rede gehört,¹³ denn sie ist der Prüfstein der Menschen. Sirach Sir 28 27 8 13 Und ihn so als gerecht erfunden. Sirach Sir 28 27 9 Si sequaris justitiam, apprehendes illam: et indues quasi poderem honoris, et inhabitabis cum ea, et proteget te in sempiternum, et in die agnitionis invenies firmamentum. Wenn du der Gerechtigkeit nachstrebst, so wirst du sie erlangen und sie wie ein Ehrenkleid anlegen.¹⁴ Du wirst bei ihr wohnen und sie wird dich immerdar schützen und am Tage des Gerichtes wirst du Sicherheit finden. Sirach Sir 28 27 9 14 Das Folgende fehlt im Griech. Der erste Teil von V. 9 wird in V. 10 weiter erklärt. Sirach Sir 28 0 1 Verschiedene Sünden und ihre Folgen. Der Zorn und seine Folgen. (V. 14) Verleumdung und Nachrede. Sirach Sir 28 28 1 Qui vindicari vult, a Domino inveniet vindictam, et peccata illius servans servabit. Wer Rache sucht, an dem wird der Herr Rache üben und seine Sünden sicher aufbehalten. [Dtn 32,35, Mt 6,14, Mk 11,25, Röm 12,19] Sirach Sir 28 28 10 Abstine te a lite, et minues peccata: Halte dich ferne vom Streite,¹⁰ so wirst du weniger sündigen; Sirach Sir 28 28 10 10 Dieser entspringt der gleichen Quelle wie Groll und Zorn. Sirach Sir 28 28 11 Homo enim iracundus incendit litem, et vir peccator turbabit amicos, et in medio pacem habentium immittet inimicitiam. denn ein zornmütiger Mensch facht Streit an und ein Gottloser bringt Freunde gegeneinander auf und stiftet Feindschaft unter denen, die in Frieden leben.¹¹ Sirach Sir 28 28 11 11 Indem er Freunde durch Verdächtigungen und Lügen einander entfremdet. Sirach Sir 28 28 12 Secundum enim ligna silvæ sic ignis exardescit: et secundum virtutem hominis, sic iracundia illius erit, et secundum substantiam suam exaltabit iram suam. Je nachdem das Waldholz ist, brennt das Feuer,¹² so ist nach des Menschen Macht auch sein Grimm beschaffen und je reicher er ist, desto höher steigt sein Zorn. Sirach Sir 28 28 12 12 Das Griech. fügt noch bei: so entbrennt je nach der Stärke des Kampfes der Streit. Auch dadurch wächst der Streit, dass jemand mächtiger ist oder sich mächtiger glaubt, ebenso je reicher jemand ist. Sirach Sir 28 28 13 Certamen festinatum incendit ignem: et lis festinans effundit sanguinem: et lingua testificans adducit mortem. Ein vorschneller Streit entzündet Feuer, übereilter Zank verursacht Blutvergießen und eine Zunge, welche Zeugnis ablegt,¹³ führt den Tod herbei. Sirach Sir 28 28 13 13 Über eine zugefügte Unbill und zur Rache auffordert fehlt im Griech. Sirach Sir 28 28 14 Si sufflaveris in scintillam, quasi ignis exardebit: et si exspueris super illam, exstinguetur: utraque ex ore proficiscuntur. Bläsest du einen Funken an, so flammt er zu einem Feuer auf;¹⁴ speiest du aber auf denselben, so erlischt er; beides kommt aus dem Munde.¹⁵ Sirach Sir 28 28 14 14 Bei dir also steht es, ob der Streit alsbald beigelegt werden oder entflammen soll. Sirach Sir 28 28 14 15 Zornige Worte lassen den Hader ins unendliche wachsen, freundliche ersticken ihn, beide kommen aus dem Munde. Vergl. [Spr 18,21] und [Spr 15,1]. Sirach Sir 28 28 15 Susurro et bilinguis maledictus: multos enim turbabit pacem habentes. Fluch dem Ohrenbläser und Doppelzüngigen;¹⁶ denn viele, die in Frieden leben, entzweit er. Sirach Sir 28 28 15 16 Der Ohrenbläser redet heimlich Böses, der Doppelzüngige redet anders vor dir, anders hinter deinem Rücken. Sirach Sir 28 28 16 Lingua tertia multos commovit, et dispersit illos de gente in gentem: Eine dritte Zunge¹⁷ hat schon viele gestürzt und sie von Volk zu Volk getrieben, Sirach Sir 28 28 16 17 Die sich zwischen zwei Menschen eindrängt und Zwietracht sät. Sirach Sir 28 28 17 Civitates muratas divitum destruxit, et domos magnatorum effodit. hat feste Städte Wohlhabender zerstört und Häuser von Vornehmen zu Falle gebracht. Sirach Sir 28 28 18 Virtutes populorum concidit, et gentes fortes dissolvit. Sie hat die Kraft der Völker gebrochen und starke Völker zerstreut.¹⁸ Sirach Sir 28 28 18 18 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 28 19 Lingua tertia mulieres viratas ejecit, et privavit illas laboribus suis: Die dritte Zunge hat wackere Frauen vertrieben und sie des Ertrages ihrer Mühen¹⁹ beraubt. Sirach Sir 28 28 19 19 Vergl. [Spr 31,13ff]. Sirach Sir 28 28 2 Relinque proximo tuo nocenti te: et tunc deprecanti tibi peccata solventur. Vergib deinem Nächsten, wenn er dir Unrecht getan; so¹ werden auch dir, wenn du darum bittest, deine Sünden nachgelassen. Sirach Sir 28 28 2 1 Unter dieser Bedingung. Sirach Sir 28 28 20 Qui respicit illam, non habebit requiem, nec habebit amicum, in quo requiescat. Wer auf sie merkt, wird keine Ruhe finden noch einen Freund, mit dem er in Ruhe wohnen kann.²⁰ Sirach Sir 28 28 20 20 Griech. kürzer: Und kann nicht in Ruhe leben. Sirach Sir 28 28 21 Flagelli plaga livorem facit: plaga autem linguæ comminuet ossa. Der Streich der Geißel macht Striemen, aber der Schlag der Zunge zerschmettert die Gebeine. Sirach Sir 28 28 22 Multi ceciderunt in ore gladii, sed non sic quasi qui interierunt per linguam suam. Viele sind durch die Schärfe des Schwertes gefallen, aber nicht so viele, als schon durch ihre eigene Zunge²¹ ins Verderben geraten sind. Sirach Sir 28 28 22 21 Der Zusatz: eigene, den die Vulgata macht, ist sinnwidrig. Es ist die Rede von der Nachrede seitens anderer. Sirach Sir 28 28 23 Beatus qui tectus est a lingua nequam, qui in iracundiam illius non transivit, et qui non attraxit jugum illius, et in vinculis ejus non est ligatus: Glücklich, wer vor einer bösen Zunge gesichert bleibt, wer ihre Wut nicht auszustehen hat, ihr Joch²² nicht tragen muss, nicht in ihren Fesseln liegt!²³ Sirach Sir 28 28 23 22 Die von ihr verursachte harte Beschwerde. Sirach Sir 28 28 23 23 Als ihr Gefangener. Sirach Sir 28 28 24 Jugum enim illius, jugum ferreum est: et vinculum illius, vinculum æreum est. Denn ihr Joch ist ein eisernes Joch und ihre Fesseln eherne Fesseln.²⁴ Sirach Sir 28 28 24 24 Schwerer als Eisen und Erz ist nichts. Sirach Sir 28 28 25 Mors illius, mors nequissima: et utilis potius infernus quam illa. Der Tod, den sie bringt, ist ein schlimmer Tod²⁵ und die Unterwelt ist besser als sie.²⁶ Sirach Sir 28 28 25 25 Der Kummer, den üble Nachrede verursacht, führt zuletzt den Tod herbei, oder besser: Die üble Nachrede führt den bürgerlichen Tod herbei, beraubt der Freunde und der Ehre. Sirach Sir 28 28 25 26 Besser ist es, in die Unterwelt hinabzusteigen, als der bösen Nachrede ausgesetzt zu sein. Sirach Sir 28 28 26 Perseverantia illius non permanebit, sed obtinebit vias injustorum: et in flamma sua non comburet justos. Doch sie ist von keiner Dauer.²⁷ Sie wird über die Wege der Ungerechten herrschen, aber ihre Flamme wird die Gerechten nicht verzehren.²⁸ Sirach Sir 28 28 26 27 Gott wird nicht zulassen, dass sie bei allen verbleibe, zu allen dringe. Vergl. [Ps 124,3]. Sirach Sir 28 28 26 28 Wenn diese Flamme auch die Gerechten angreift, wird Gott diese schützen. Sirach Sir 28 28 27 Qui relinquunt Deum, incident in illam, et exardebit in illis, et non exstinguetur, et immittetur in illos quasi leo, et quasi pardus lædet illos. Die Gott verlassen, fallen ihr²⁹ zur Beute, sie entbrennt gegen diese und erlischt nicht. Sie³⁰ überfällt sie wie ein Löwe und zerreißt sie wie ein Panther. Sirach Sir 28 28 27 29 Der Flamme der verkehrten Zunge. Sirach Sir 28 28 27 30 Die böse Nachrede. Sirach Sir 28 28 28 Sepi aures tuas spinis, linguam nequam noli audire, et ori tuo facito ostia, et seras. Umhege deine Ohren mit Dornen,³¹ höre nicht auf eine gottlose Zunge und versieh deinen Mund mit Tor und Riegel.³² Sirach Sir 28 28 28 31 Wie Gärten mit Dornen umzäunt werden, so bewahre dein Ohr, dass es nicht auf böse Nachrede höre. Doch außerdem sei klug im Reden. Sirach Sir 28 28 28 32 Der Text der Vulg. V. 28-30 ist mit Erklärungen und Zusätzen vermehrt, der griech. Text ist gedrängter. Sirach Sir 28 28 29 Aurum tuum et argentum tuum confla, et verbis tuis facito stateram, et frenos ori tuo rectos: Schmelze³³ dein Gold und dein Silber ein und³⁴ mache eine Waage daraus für deine Worte und rechte Zügel für deinen Mund. Sirach Sir 28 28 29 33 Falsche Übersetzung, vielmehr: Bewahre mit aller Sorgfalt, dass es dir nicht gestohlen werde. Sirach Sir 28 28 29 34 Und mit derselben Sorgfalt habe acht auf deine Worte, mach dir eine Waage und Gewichte und erwäge alle Worte sorgfältig, ehe du redest. Sirach Sir 28 28 3 Homo homini reservat iram, et a Deo quærit medelam? Der Mensch² beharrt in Zorn gegen den Nächsten und sucht dennoch bei Gott Vergebung? Sirach Sir 28 28 3 2 Das schwache Geschöpf, der Sünder. Sirach Sir 28 28 30 Et attende ne forte labaris in lingua, et cadas in conspectu inimicorum insidiantium tibi, et sit casus tuus insanabilis in mortem. Hüte dich, dass du nicht durch deine Zunge strauchelst und vor den Feinden, die dir nachstellen, zu Falle kommest und dein Fall unheilbar sei zum Tode.³⁵ Sirach Sir 28 28 30 35 Diese Worte fehlen in den anderen Texten. Sirach Sir 28 28 4 In hominem similem sibi non habet misericordiam, et de peccatis suis deprecatur? Für einen Menschen, der doch seinesgleichen ist, hat er kein Erbarmen und fleht gleichwohl um Vergebung für seine Sünden?³ Sirach Sir 28 28 4 3 Die viel schwerer wiegen als die Verfehlungen des Nächsten gegen ihn, da sie gegen Gott verübt sind. Sirach Sir 28 28 5 Ipse cum caro sit, reservat iram, et propitiationem petit a Deo? quis exorabit pro delictis illius? Er, der doch selbst nur Fleisch ist, beharrt im Zorne und⁴ bittet Gott um Vergebung? Wer wird für seine Vergehungen Sühne darbringen?⁵ Sirach Sir 28 28 5 4 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 28 5 5 Er Selbst ist unwürdig, dass Gott sein Gebet für ihn selbst erhöre, und niemand will oder kann für ihn Fürbitte einlegen. Vergl. [Mt 6,15; Mt 18,32-35, Jak 2,13]. Sirach Sir 28 28 6 Memento novissimorum, et desine inimicari: Gedenke an das Ende⁶ und lass ab von Feindschaft, Sirach Sir 28 28 6 6 Die letzten Dinge. Sirach Sir 28 28 7 Tabitudo enim et mors imminent in mandatis ejus. denn⁷ Verwesung und Tod stehen nach seinem Gebote bevor.⁸ Sirach Sir 28 28 7 7 Griech.: (denke) an Verwesung und Tod und beharre bei den Geboten. Sirach Sir 28 28 7 8 Dem, der nicht vergeben will. Sirach Sir 28 28 8 Memorare timorem Dei, et non irascaris proximo. Gedenke der Furcht Gottes und zürne wider deinen Nächsten nicht. Sirach Sir 28 28 9 Memorare testamentum Altissimi, et despice ignorantiam proximi. Gedenke an den Bund des Allerhöchsten und übersieh deines Nächsten Verfehlung.⁹ Sirach Sir 28 28 9 9 Vers 8, 9 lauten im Griech.: Gedenke an die Gebote und grolle nicht dem Nächsten, an den Bund des Höchsten und sieh hinweg über die Vergehung. Das Gebot, dem Feinde zu verzeihen, findet sich [Ex 23,4.5, Lev 19,13.17.18]. Dem Bunde Gottes hat das Volk Gehorsam gelobt. [Ex 19,5] Sirach Sir 28 0 1 Verleihen und Bürgschaft leisten. Sirach Sir 28 29 1 Qui facit misericordiam, fneratur proximo suo: et qui prævalet manu, mandata servat. Wer Barmherzigkeit übt,¹ leiht seinem Nächsten,² und wer mit seiner Hand hilfreich ist, hält die Gebote.³ Sirach Sir 28 29 1 1 In der Vulgata sind V. 21, 23 beigefügt wie auch V. 6, 7, 9, 26, 31, 31 Zusätze enthalten. Sirach Sir 28 29 1 2 Wenn dieser es bedarf. Sirach Sir 28 29 1 3 Erfüllt die Pflicht eines Gottes wahrhaft Fürchtenden. Vergl. [Dtn 15,7; Lev 25,35; Mt 5,42]. Sirach Sir 28 29 10 Multi non causa nequitiæ non fnerati sunt, sed fraudari gratis timuerunt. Viele leihen nicht gerne, nicht aus Bosheit,¹³ sondern weil sie fürchten, unverschuldet um das Ihrige gebracht zu werden. Sirach Sir 28 29 10 13 Aus Härte des Herzens. Sirach Sir 28 29 11 Verumtamen super humilem animo fortior esto, et pro eleemosyna non trahas illum. Du jedoch¹⁴ sei gegen den Bedrängten großmütig¹⁵ und verziehe nicht mit deiner Spende.¹⁶ Sirach Sir 28 29 11 14 Trotzdem viele Schuldner nicht recht handeln. Sirach Sir 28 29 11 15 Gegen den Armen langmütig. Sirach Sir 28 29 11 16 Sondern erfülle alsbald sein Begehren. Sirach Sir 28 29 12 Propter mandatum assume pauperem: et propter inopiam ejus ne dimittas eum vacuum. Um des Gebotes willen¹⁷ nimm dich des Armen an und lass ihn um seiner Not willen¹⁸ nicht leer von dir gehen. Sirach Sir 28 29 12 17 [Lev 19,10; Lev 23,22; Dtn 15,8.11; Dtn 24,11ff] Sirach Sir 28 29 12 18 Zweiter Grund. Ein dritter folgt V. 13. Sirach Sir 28 29 13 Perde pecuniam propter fratrem et amicum tuum: et non abscondas illam sub lapide in perditionem. Verliere lieber dein Geld um deines Bruders und Freundes willen und verbirg es nicht unter dem Steine, wo es zugrunde geht.¹⁹ Sirach Sir 28 29 13 19 Ohne Nutzen. Sirach Sir 28 29 14 Pone thesaurum tuum in præceptis Altissimi, et proderit tibi magis quam aurum. Sammle dir einen Schatz nach den Geboten des Allerhöchsten, das wird dir mehr nützen als Gold. Sirach Sir 28 29 15 Conclude eleemosynam in corde pauperis, et hæc pro te exorabit ab omni malo. Hinterlege²⁰ Almosen im Herzen des Armen;²¹ es²² wird für dich erflehen, dass dir nichts Böses widerfährt. [Ijob 4,10, Sir 17,18] Sirach Sir 28 29 15 20 Weise einen Schatz zu sammeln. Sirach Sir 28 29 15 21 Dieses ist der sicherste Ort, an dem du dein Geld niederlegen kannst. Griech.: In deiner Vorratskammer damit du zur Zeit der Notwendigkeit hast. Sirach Sir 28 29 15 22 Dies gute Werk. Sirach Sir 28 29 16 17. 18. Super scutum potentis, et super lanceam adversus inimicum tuum pugnabit. 17. 18.²³ Besser als der Schild eines Helden und besser als eine Lanze wird es gegen deinen Feind streiten. Sirach Sir 28 29 16 23 Dieser Vers hat in der Vulg. drei Zahlen, weil mehrere lateinische Handschriften zwei Verse aus 17, 18, 19 hier wiederholen, die an dieser Stelle den Zusammenhang stören, weshalb sie in die Vulgata nicht aufgenommen, sondern als weggelassen bezeichnet sind. Sirach Sir 28 29 19 Vir bonus fidem facit pro proximo suo: et qui perdiderit confusionem, derelinquet sibi. Ein guter Mann²⁴ leistet für seinen Nächsten Bürgschaft²⁵ und nur wer das Schamgefühl verloren, überlässt ihn²⁶ sich selbst. Sirach Sir 28 29 19 24 Andere Art, andere mit seinem Vermögen zu unterstützen. Sirach Sir 28 29 19 25 Worauf er dabei achten muss, ist oben [Sir 8,16] gesagt. Sirach Sir 28 29 19 26 Den, welcher für ihn gutgesagt hat. Sirach Sir 28 29 2 Fnerare proximo tuo in tempore necessitatis illius, et iterum redde proximo in tempore suo. Leihe deinem Nächsten zur Zeit seiner Not und statte deinem Nächsten zur rechten Zeit zurück.⁴ Sirach Sir 28 29 2 4 Diese Mahnung wird in V. 3 fortgesetzt. Sirach Sir 28 29 20 Gratiam fidejussoris ne obliviscaris: dedit enim pro te animam suam. Vergiss der Wohltat des Bürgen nicht, denn er hat sich selbst für dich dahingegeben.²⁷ Sirach Sir 28 29 20 27 In Gefahr gebracht, alles zu verlieren um deinetwillen. Vergl. [Spr 11,15; Spr 17,18; Spr 22,26]. Sirach Sir 28 29 21 Repromissorem fugit peccator et immundus. Der Sünder und der Unreine fliehen vor ihrem Bürgen. Sirach Sir 28 29 22 Bona repromissoris sibi ascribit peccator: et ingratus sensu derelinquet liberantem se. Der Sünder eignet sich das Gut seines Bürgen zu²⁸ und der Undankbare²⁹ lässt den im Stiche, der ihm herausgeholfen hat.³⁰ Sirach Sir 28 29 22 28 Indem er sich durch seine Schuld und Verschwendung unfähig macht zu bezahlen und den Büren zwingt, für ihn einzutreten. Sirach Sir 28 29 22 29 Undankbar, indem er so handelt. Sirach Sir 28 29 22 30 Aus der Gefahr, in das Gefängnis zu treten. Sirach Sir 28 29 23 Vir repromittit de proximo suo: et cum perdiderit reverentiam, derelinquetur ab eo. Es leistet jemand für seinen Nächsten Bürgschaft; aber verliert dieser das Ehrgefühl, so wird er von ihm verlassen.³¹ Sirach Sir 28 29 23 31 Dieser Vers ist in die Vulgata eingeschoben und fehlt im Griech. Er entspricht V. 19. Wahrscheinlich ist er aus einer andern Übersetzung an den Rand unseres Textes gesetzt worden und von da in diesen selbst geraten. Sirach Sir 28 29 24 Repromissio nequissima multos perdidit dirigentes, et commovit illos quasi fluctus maris. Böse³² Bürgschaft hat schon viele Wohlhabende zugrunde gerichtet und wie die Meereswogen umhergeworfen. Sirach Sir 28 29 24 32 Charakterisierung der Bürgschaft durch die Vulgata. Sirach Sir 28 29 25 Viros potentes gyrans migrare fecit, et vagati sunt in gentibus alienis. Mächtige³³ Männer hat sie vom Hause weg vertrieben, dass sie unter fremden Völkern umherirren mussten. Sirach Sir 28 29 25 33 An Besitz mächtige. Sirach Sir 28 29 26 Peccator transgrediens mandatum Domini, incidet in promissionem nequam: et qui conatur multa agere, incidet in judicium. Ein Sünder, welcher das Gebot des Herrn übertritt, stürzt sich in böse³⁴ Bürgschaft, und wer zu geschäftig ist, wird dem Gerichte verfallen. Sirach Sir 28 29 26 34 Passender Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 29 27 Recupera proximum secundum virtutem tuam, et attende tibi ne incidas. Nimm dich des Nächsten an nach deinem Vermögen; aber habe acht, dass du nicht zu Schaden kommest. Sirach Sir 28 29 28 Initium vitæ hominis aqua et panis, et vestimentum, et domus protegens turpitudinem. Das erste im menschlichen Leben ist Wasser und Brot, Kleid und Haus, die Blöße zu decken.³⁵ [Sir 39,31] Sirach Sir 28 29 28 35 Mittel, damit man der Bürgschaft seitens anderer und geborgten Geldes nicht bedarf. Die ersten und notwendigsten Nahrungsmittel sind Wasser und Brot, vergl. [1Tim 6,8], Schutz in Kleidung und Haus. Die Deckung der Blöße gehört der Kleidung zu. Vielleicht ist auch das Haus, vergl. [Sir 39,31], ein späterer Zusatz. Sirach Sir 28 29 29 Melior est victus pauperis sub tegmine asserum, quam epulæ splendidæ in peregre sine domicilio. Besser die Nahrung des Armen unter einem Bretterdach als glänzende Gastmahle in der Fremde ohne Heimat.³⁶ Sirach Sir 28 29 29 36 Einem edlen Menschen ist es schwer, auf fremde Kosten zu leben. Sirach Sir 28 29 3 Confirma verbum, et fideliter age cum illo: et in omni tempore invenies quod tibi necessarium est. Halte Wort und handle treu gegen ihn, so wirst auch du zu jeder Zeit finden, was dir not tut.⁵ Sirach Sir 28 29 3 5 Die Notwendigkeit dieser Mahnung zeigt das Folgende. Sirach Sir 28 29 30 Minimum pro magno placeat tibi, et improperium peregrinationis non audies. Sei zufrieden mit wenigem, als wäre es viel,³⁷ so wirst du keine Schmähung hören, wie sie den Herumziehenden³⁸ trifft. Sirach Sir 28 29 30 37 Bleibe zu Hause, mit dem Deinen zufrieden, und suche nicht draußen bei Fremden Besseres. Sirach Sir 28 29 30 38 Welche die Gastfreundschaft anderer anrufen müssen. Sirach Sir 28 29 31 Vita nequam hospitandi de domo in domum: et ubi hospitabitur, non fiducialiter aget, nec aperiet os. Ein schlimmes³⁹ Leben ist es, von Haus zu Haus zu ziehen; denn wo jemand fremd ist, darf er nicht vertraulich sein⁴⁰ und den Mund nicht auftun.⁴¹ Sirach Sir 28 29 31 39 Voll der Beschwerde. Sirach Sir 28 29 31 40 Das Folgende ist Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 29 31 41 Mit Freiheit und Vertrauen. Ein Beispiel hierfür folgt V. 32. Sirach Sir 28 29 32 Hospitabitur, et pascet, et potabit ingratos, et ad hæc amara audiet. Er⁴² wird Undankbare bewirten und speisen und tränken und überdies noch Bitteres hören müssen. Sirach Sir 28 29 32 42 Griech.: du wirst. Wenn du auch, obwohl fremd, denen, die dich in ihr Haus aufnehmen, Speise und Trank bietest, wirst du keine Dankbarkeit finden und dazu noch bittere Reden hören müssen. Ein reicher Pilger, der die Gastfreundschaft nicht umsonst annimmt, muss solches leiden, wie viel mehr ein armer. Sirach Sir 28 29 33 Transi hospes, et orna mensam: et quæ in manu habes, ciba ceteros. Komm her, Fremdling,⁴³ decke den Tisch und speise mit dem, was du hast, die übrigen. Sirach Sir 28 29 33 43 Worte des Hausherrn. Sirach Sir 28 29 34 Exi a facie honoris amicorum meorum: necessitudine domus meæ hospitio mihi factus est frater. Gehe hinaus⁴⁴ und mache meinen angesehenen Freunden Platz, mein Bruder ist bei mir eingekehrt, ich brauche mein Haus. Sirach Sir 28 29 34 44 Nachdem er mit dem Seinen die Gäste des Hausherrn bewirtet hat, muss er selbst weichen unter dem Vorwande, es sei ein Würdiger oder dem Hausherrn näher Stehender gekommen. Sirach Sir 28 29 35 Gravia hæc homini habenti sensum: Correptio domus, et improperium fneratoris. Hart sind für einen Mann, der Gefühl hat, Vorwürfe wegen der Beherbergung und Beschimpfung von einem Gläubiger.⁴⁵ Sirach Sir 28 29 35 45 Zwei Dinge: Beschimpfung wegen Aufnahme in einem Hause und Vorwürfe seitens eines Gläubigers. Durch nüchternes und eingezogenes Leben entgeht man beidem. Sirach Sir 28 29 4 Multi quasi inventionem æstimaverunt fnus, et præstiterunt molestiam his, qui se adjuverunt. Viele sehen ein Darlehen als etwas Gefundenes an und bereiten jenen, die ihnen geholfen haben, Verdruss.⁶ Sirach Sir 28 29 4 6 Indem sie nicht zurückzahlen wollen. Sirach Sir 28 29 5 Donec accipiant, osculantur manus dantis, et in promissionibus humiliant vocem suam: Bis sie etwas erhalten, küssen sie dem Geber die Hand und machen mit demütiger Stimme Versprechungen;⁷ Sirach Sir 28 29 5 7 Sie würden dankbar sein und zur rechten Zeit zurückzahlen. Sirach Sir 28 29 6 Et in tempore redditionis postulabit tempus, et loquetur verba tædii et murmurationum, et tempus causabitur: aber kommt die Zeit der Zurückgabe, so verlangen sie Aufschub, führen verdrießliche Reden, murren und schützen schwere Zeiten vor. Sirach Sir 28 29 7 Si autem potuerit reddere, adversabitur, solidi vix reddet dimidium, et computabit illud quasi inventionem: Können sie auch zurückgeben, so weigern sie sich dennoch, bringen kaum die Hälfte vom Ganzen zurück und rechnen es jenem⁸ als Gefundenes an.⁹ Sirach Sir 28 29 7 8 Den Gläubiger. Sirach Sir 28 29 7 9 Er soll sich glücklich preisen, dass er wenigstens die Hälfte zurückerhalten hat. Sirach Sir 28 29 8 Sin autem fraudabit illum pecunia sua, et possidebit illum inimicum gratis: Können sie aber nicht zurückzahlen, so bringen sie ihn¹⁰ um sein Geld und er hat sich ohne Verschuldung einen Feind gemacht, Sirach Sir 28 29 8 10 Den Gläubiger. Sirach Sir 28 29 9 Et convitia et maledicta reddet illi, et pro honore et beneficio reddet illi contumeliam. der ihm Flüche und Scheltworte zurückzahlt und ihm für Ehre¹¹ und Wohltat¹² mit Schimpf vergilt. Sirach Sir 28 29 9 11 Welche der Schuldner dem Gläubiger erweisen sollte. Sirach Sir 28 29 9 12 Die er empfangen. Sirach Sir 28 0 1 Erziehung. (V. 13) Wahrung der Gesundheit. [Sir 31,2] Sirach Sir 28 30 1 Qui diligit filium suum, assiduat illi flagella, ut lætetur in novissimo suo, et non palpet proximorum ostia. Wer¹ seinen Sohn lieb² hat, hält ihn beständig unter der Rute,³ damit er am Ende Freude an ihm erlebe und⁴ nicht an der Nachbarn Türen klopfen müsse.⁵ [Spr 13,24; Spr 23,13] Sirach Sir 28 30 1 1 Warnung vor blinder Liebe der Eltern gegen die Kinder. Sirach Sir 28 30 1 2 Ihn wahrhaft lieb hat, ihm Gutes und Glück verschaffen will. Sirach Sir 28 30 1 3 Vergl. [Spr 14,24]. Sirach Sir 28 30 1 4 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 30 1 5 Betteln müsse, nachdem er sein eigenes Vermögen verschleudert. Sirach Sir 28 30 10 Non corrideas illi: ne doleas, et in novissimo obstupescent dentes tui. Lache nicht mit ihm,¹⁴ damit du nicht trauern¹⁵ und am Ende mit den Zähnen knirschen müssest.¹⁶ Sirach Sir 28 30 10 14 Wenn er dich frech verlacht. Sirach Sir 28 30 10 15 Wenn er sich in Unglück stürzt. Sirach Sir 28 30 10 16 Vor Entrüstung über seine Bosheit. Sirach Sir 28 30 11 Non des illi potestatem in juventute, et ne despicias cogitatus illius. Lass ihm seinen Willen nicht in der Jugend und lass seine Gesinnungen nicht außer acht.¹⁷ Sirach Sir 28 30 11 17 Griech.: Sieh ihm seine Verfehlungen nicht nach. Sirach Sir 28 30 12 Curva cervicem ejus in juventute, et tunde latera ejus dum infans est, ne forte induret, et non credat tibi, et erit tibi dolor animæ. Beuge seinen Nacken in der Jugend¹⁸ und schlage seinen Rücken, solange er jung ist, damit er nicht halsstarrig werde und dir nicht gehorche und dir herber Schmerz widerfahre. [Sir 7,25] Sirach Sir 28 30 12 18 Wo es noch leicht geschehen kann. Sirach Sir 28 30 13 Doce filium tuum, et operare in illo, ne in turpitudinem illius offendas. Lehre deinen Sohn wohl und arbeite mit ihm,¹⁹ dass du nicht den Kummer habest, Schande an ihm zu erleben. Sirach Sir 28 30 13 19 Lass ihn arbeiten. Sirach Sir 28 30 14 Melior est pauper sanus, et fortis viribus, quam dives imbecillis et flagellatus malitia. Glücklicher ist der Arme, der gesund und stark ist, als ein Reicher, der schwach ist und von Siechtum an seinem Leibe heimgesucht ist. Sirach Sir 28 30 15 Salus animæ in sanctitate justitiæ melior est omni auro et argento: et corpus validum quam census immensus. Gesundheit der Seele in Heiligkeit und Gerechtigkeit²⁰ ist besser als alles Gold und Silber und ein kräftiger Leib besser als unermesslicher Reichtum. Sirach Sir 28 30 15 20 Griech.: Gesundheit und Wohlbefinden. Die Vulgata bezieht die ersten Worte auf die Seele und setzt dann Gesundheit in Heiligkeit und Gerechtigkeit. Sirach Sir 28 30 16 Non est census super censum salutis corporis: et non est oblectamentum super cordis gaudium. Es gibt keinen größeren Reichtum als den Reichtum eines gesunden Leibes und keine Freude geht über die Freude des Herzens.²¹ Sirach Sir 28 30 16 21 Die innere Herzensfreude übertrifft alle anderen Freuden und Genüsse, wie die Gesundheit Reichtümer. Sirach Sir 28 30 17 Melior est mors quam vita amara: et requies æterna quam languor perseverans. Besser ist der Tod als ein Leben voll Bitterkeit²² und die ewige Ruhe als anhaltende Krankheit.²³ Sirach Sir 28 30 17 22 Als dass uns im Leben Zufriedenheit des Herzens und Gesundheit fehlen. Sirach Sir 28 30 17 23 Gesundheit ist nicht allein besser als Reichtum, sondern dieser ist für einen kranken Reichen eine Mehrung der Qual. Sirach Sir 28 30 18 Bona abscondita in ore clauso, quasi appositiones epularum circumpositæ sepulcro. Leckerbissen, unzugänglich bei verschlossenem Munde, sind wie köstliche Gerichte, die man um ein Grab setzt. Sirach Sir 28 30 19 Quid proderit libatio idolo? nec enim manducabit, nec odorabit: Was nützt das Opfer einem Götzen? Er kann ja doch weder essen noch riechen. [Dan 14,6] Sirach Sir 28 30 2 Qui docet filium suum, laudabitur in illo, et in medio domesticorum in illo gloriabitur. Wer seinen Sohn wohl lehrt, wird seinetwegen Lob erlangen⁶ und darf sich seiner vor den Hausgenossen rühmen. Sirach Sir 28 30 2 6 Vergl. [Spr 29,17]. Sirach Sir 28 30 20 Sic qui effugatur a Domino, portans mercedes iniquitatis: So der, welcher vom Herrn verfolgt wird,²⁴ er trägt den Lohn seiner Missetat. Sirach Sir 28 30 20 24 Das Folgende ist Zusatz der Vulgata, Angabe des Grundes, warum ihn Gott mit einer Krankheit heimgesucht. Sirach Sir 28 30 21 Videns oculis, et ingemiscens, sicut spado complectens virginem, et suspirans. Er sieht es vor Augen²⁵ und seufzt danach, wie ein Verschnittener, der eine Jungfrau umarmen will und seufzt. [Sir 20,2] Sirach Sir 28 30 21 25 Und seine Begier wächst. Vergl. [Sir 6,1ff]. Sirach Sir 28 30 22 Tristitiam non des animæ tuæ, et non affligas temetipsum in consilio tuo. Überlass deine Seele nicht dem Trübsinn und plage dich nicht selbst mit deinen Gedanken. [Spr 12,25, Spr 15,13, Spr 17,22] Sirach Sir 28 30 23 Jucunditas cordis hæc est vita hominis, et thesaurus sine defectione sanctitatis: et exsultatio viri est longævitas. Fröhlichkeit des Herzens²⁶ ist das Leben des Menschen²⁷ und ein unerschöpflicher Schatz der Heiligkeit,²⁸ Frohsinn gibt dem Menschen langes Leben. Sirach Sir 28 30 23 26 Grund zur Ermahnung V. 22. Sirach Sir 28 30 23 27 Macht, dass er das Leben genießt, bewahrt und verlängert. Sirach Sir 28 30 23 28 Zusatz der Vulgata: Die hier gemeinte Fröhlichkeit ist vorzüglich die geistige, welche aus der Tugend entspringt. Sirach Sir 28 30 24 Miserere animæ tuæ placens Deo, et contine: congrega cor tuum in sanctitate ejus, et tristitiam longe repelle a te. Erbarme dich deiner Seele, gefalle Gott und sei enthaltsam; sammle dein Herz zu seiner Heiligung²⁹ und halte den Trübsinn weit von dir.³⁰ Sirach Sir 28 30 24 29 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 30 24 30 Hebr.: und der Zorn hat keinen Nutzen. Sirach Sir 28 30 25 Multos enim occidit tristitia, et non est utilitas in illa. Denn Trübsinn hat schon viele getötet, und er bringt keinen Nutzen. [2Kor 7,10] Sirach Sir 28 30 26 Zelus et iracundia minuunt dies, et ante tempus senectam adducet cogitatus. Eifersucht und Zorn verkürzen die Lebenstage und die Sorge führt vor der Zeit das Alter herbei.³¹ Sirach Sir 28 30 26 31 Vergl. [Sir 11,10]. Sirach Sir 28 30 27 Splendidum cor, et bonum in epulis est: epulæ enim illius diligenter fiunt. Ein freigebiges und fröhliches Herz bewährt sich beim Mahle, denn es trägt für seine Speisen Sorge.³² Sirach Sir 28 30 27 32 Die Vulgata teilt das Griech. in zwei Sätze. Das Hebräische stimmt hiermit nicht ganz überein. Sirach Sir 28 30 3 Qui docet filium suum, in zelum mittit inimicum, et in medio amicorum gloriabitur in illo. Wer seinen Sohn wohl lehrt, erregt die Eifersucht seines Feindes⁷ und darf sich seiner vor seinen Freunden rühmen. [Dtn 6,7] Sirach Sir 28 30 3 7 Der Feind wird den Vater um der Ehre willen beneiden, welche ihm ein gut erzogener Sohn verschafft. Sirach Sir 28 30 4 Mortuus est pater ejus, et quasi non est mortuus: similem enim reliquit sibi post se. Stirbt sein Vater, so ist es, als sei er nicht gestorben, denn er hat sein Ebenbild hinterlassen.⁸ Sirach Sir 28 30 4 8 Der Sohn ist gleichsam eine Fortsetzung des Lebens und der Rechtschaffenheit, der Ehre usw. des Vaters. So ist der Sohn im Leben wie im Tode des Vaters dessen Trost. (V. 5) Sirach Sir 28 30 5 In vita sua vidit, et lætatus est in illo: in obitu suo non est contristatus, nec confusus est coram inimicis. Bei seinem Leben schaute er auf ihn zu seiner Freude, bei seinem Tode wird er nicht trauern und⁹ wird vor seinen Feinden nicht beschämt werden.¹⁰ Sirach Sir 28 30 5 9 Das Folgende ist Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 30 5 10 Da er sie besiegt oder wehrlos gemacht. Sirach Sir 28 30 6 Reliquit enim defensorem domus contra inimicos, et amicis reddentem gratiam. Denn er hinterlässt einen Verteidiger seines Hauses gegen seine Feinde und einen dankbaren Vergelter für seine Freunde. Sirach Sir 28 30 7 Pro animabus filiorum colligabit vulnera sua, et super omnem vocem turbabuntur viscera ejus. Um der Seelen der Söhne¹¹ willen verbindet er deren Wunden und bei jedem Laute bewegt sich sein Innerstes. Sirach Sir 28 30 7 11 Irrtümliche Übersetzung. Griech.: Wer seinen Sohn verzärtelt, verbindet seien Wunden. Wenn dem Sohne nur irgend etwas Widriges begegnet, ist er um ihn ängstlich besorgt und wagt, durch jedes Geschrei desselben ins Herz getroffen, nicht, ihn streng zu strafen. Oder: der Vater wird die Wunden verbinden müssen, die ihm der Sohn schlägt. Sirach Sir 28 30 8 Equus indomitus evadit durus, et filius remissus evadet præceps. Ein ungebändigtes Pferd wird störrisch und ein Sohn, den man gehen lässt, wird mutwillig.¹² Sirach Sir 28 30 8 12 Ein Pferd muss man mit Zügel und Sporn bändigen, einen Sohn durch Strenge und Strafe erziehen. Vergl. [Sir 29,15]. Sirach Sir 28 30 9 Lacta filium, et paventem te faciet: lude cum eo, et contristabit te. Verzärtle deinen Sohn, so musst du dich vor ihm fürchten; scherze mit ihm,¹³ so wird er dich betrüben. Sirach Sir 28 30 9 13 Vernachlässige es, seine bösen Streiche zu strafen, ja, lobe sie selbst. Sirach Sir 28 0 1 Der Reichtum. (V. 11) Gastmähler. [Sir 32,17] Sirach Sir 28 31 1 Vigilia honestatis tabefaciet carnes, et cogitatus illius auferet somnum. Wachen um Reichtums willen verzehrt den Leib und Sorge um denselben verscheucht den Schlaf.¹ Sirach Sir 28 31 1 1 Und macht so den Leib schwach. Sirach Sir 28 31 10 Qui probatus est in illo, et perfectus est, erit illi gloria æterna: qui potuit transgredi, et non est transgressus: facere mala, et non fecit: Wer¹⁴ ist darin erprobt¹⁵ und vollkommen erfunden? einem solchen wird ewiger Ruhm zuteil. Wer konnte sündigen und hat nicht gesündigt, Böses tun und hat es nicht getan? Sirach Sir 28 31 10 14 Im Griech. und Hebr. wird in Frageform fortgefahren. Sirach Sir 28 31 10 15 Wer in der Versuchung zum Bösen, welche das Gold zu verursachen pflegt, bewährt erfunden ist. Sirach Sir 28 31 11 Ideo stabilita sunt bona illius in Domino, et eleemosynas illius enarrabit omnis Ecclesia sanctorum. Darum bleibt sein Wohlstand gesichert durch den Herrn¹⁶ und seine Almosen¹⁷ wird die ganze Gemeinde der Heiligen¹⁸ verkünden. Sirach Sir 28 31 11 16 Durch den Herrn: Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 31 11 17 Er gebraucht seinen Reichtum gut. Sirach Sir 28 31 11 18 Griech.: die Gemeinde. Sirach Sir 28 31 12 Supra mensam magnam sedisti? non aperias super illam faucem tuam prior. Wenn du an reichem Tische sitzest, so öffne nicht als erster¹⁹ deinen Mund danach.²⁰ Sirach Sir 28 31 12 19 Nur in der Vulgata. Besser auch wegzulassen, da es keinem Tischgenossen ziemt, Gier zu zeigen. Sirach Sir 28 31 12 20 Nach dem Hebr. und Syr. geht die Mahnung an die Jünglinge. Sirach Sir 28 31 13 Non dicas sic: Multa sunt, quæ super illam sunt: Sprich nicht:²¹ Es ist viel aufgesetzt. Sirach Sir 28 31 13 21 Deine Gier zu entschuldigen. Mit der Gier ist Neid verbunden, dass andere die vorgelegten Speisen verzehren. Daher V. 14: Neidisches Auge. Sirach Sir 28 31 14 Memento quoniam malus est oculus nequam. Bedenke, dass ein neidisches Auge vom Übel ist. Sirach Sir 28 31 15 Nequius oculo quid creatum est? ideo ab omni facie sua lacrimabitur: cum viderit. Was ist Schlimmeres erschaffen als das Auge? Darum vergießt es Tränen über alles, was es sieht. Sirach Sir 28 31 16 Ne extendas manum tuam prior, et invidia contaminatus erubescas. Strecke deine Hand nicht zuerst²² aus, dass der Neid dich nicht beflecke und du erröten müssest.²³ Sirach Sir 28 31 16 22 Zuerst und: dass der Neid usw. sind Zusätze der Vulgata. Wenn ein anderer schon auf die Speise schaut und du die Hand ausstreckst, kann es leicht geschehen, dass eure Hände sich in der Schüssel stoßen, was ungehörig ist. Sirach Sir 28 31 16 23 Griech.: Dränge dich nicht zusammen mit ihm in der Schüssel. Sirach Sir 28 31 17 Ne comprimaris in convivio. Überlade dich nicht bei einem Gastmahle.²⁴ Sirach Sir 28 31 17 24 Fehlt im Griech. Sirach Sir 28 31 18 Intellige quæ sunt proximi tui ex teipso: Lerne an dir selbst, was deinem Nächsten gebührt.²⁵ Sirach Sir 28 31 18 25 Das Griech. und Hebr. fügt bei: und denke bei allem nach, was du tust. Sirach Sir 28 31 19 Utere quasi homo frugi his, quæ tibi apponuntur: ne, cum manducas multum, odio habearis. Genieße wie ein mäßiger Mensch²⁶ das, was dir vorgesetzt wird, damit man dich nicht ungern sehe, wenn du zu viel issest.²⁷ Sirach Sir 28 31 19 26 Griech.: wie ein Mensch, wie es einem Menschen geziemt. Sirach Sir 28 31 19 27 Griech.: und schmatze nicht, damit du nicht gehasst werdest. Sirach Sir 28 31 2 Cogitatus præscientiæ avertit sensum, et infirmitas gravis sobriam facit animam. Die Sorge um künftige Dinge verkehrt den Sinn und eine schwere Krankheit macht den Geist nüchtern.² Sirach Sir 28 31 2 2 Hebr.: Die Sorge um die Nahrung vertreibt den Schlaf und schwere Krankheit vertreibt denselben. Der griech. Text bietet nach [Sir 30,24] den Abschnitt, den die Vulgata 33,16 36,13 bietet, worauf im Griechischen der Text der Vulgata 30,25 33,16 folgen. Die Ordnung des lateinischen Textes, dem die des hebräischen zur Seite steht, entspricht allein dem Zusammenhange; der griechische Text ist durch eine Handschrift verstört, der alle Abschreiber gefolgt sind. Sirach Sir 28 31 20 Cessa prior causa disciplinæ: et noli nimius esse, ne forte offendas. Höre als erster auf, der guten Zucht wegen, und sei nicht unersättlich, damit du nicht Anstoß gebest. Sirach Sir 28 31 21 Et si in medio multorum sedisti, prior illis ne extendas manum tuam, nec prior poscas bibere. Wenn du im Kreise vieler zu Tische sitzest, so strecke deine Hand nicht eher aus als sie²⁸ und verlange nicht zuerst zu trinken. Sirach Sir 28 31 21 28 Das Folgende ist Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 31 22 Quam sufficiens est homini erudito vinum exiguum, et in dormiendo non laborabis ab illo, et non senties dolorem. Wie leicht begnügt sich der Gutgesittete mit wenigem Weine!²⁹ Dafür wirst du im Schlafe von demselben³⁰ nicht beschwert und keinen Schmerz empfinden. Sirach Sir 28 31 22 29 Die Beschränkung des Gebotes auf den Wein, den die Vulgata hier hat, passt nicht in den Zusammenhang. Vom Weine ist erst V. 30ff die Rede. Sirach Sir 28 31 22 30 Passt nicht. Griech.: Wie gern lässt der wohlerzogene Mensch sich an wenigem genügen und leidet (demgemäß) nicht Atemnot auf seinem Lager. Sirach Sir 28 31 23 Vigilia, cholera, et tortura viro infrunito: Schlaflosigkeit, Erbrechen und Leibschmerzen treffen den Unmäßigen. Sirach Sir 28 31 24 Somnus sanitatis in homine parco: dormiet usque mane, et anima illius cum ipso delectabitur. Eines gesunden Schlafes genießt der Mäßige, er schläft³¹ bis zum Morgen und seine Seele labt sich in ihm.³² Sirach Sir 28 31 24 31 Ruhig. Sirach Sir 28 31 24 32 Griech.: ist seiner Seele (Sinne, Fähigkeiten) Herr, bald bereit, seinen Geschäften nachzugehen. Sirach Sir 28 31 25 Et si coactus fueris in edendo multum surge e medio, evome: et refrigerabit te, et non adduces corpori tuo infirmitatem. Wenn du mit Speise überlastet bist, so stehe mitten während des Essens auf und brich es aus;³³ das wird dich erleichtern und du wirst deinem Körper keine Krankheit zuziehen. Sirach Sir 28 31 25 33 Besser nach dem Griech.: und du wirst Ruhe finden. Sirach Sir 28 31 26 Audi me fili, et ne spernas me: et in novissimo invenies verba mea. Höre auf mich, mein Sohn! und missachte mich nicht,³⁴ in der Folge wirst du meine Worte wahr finden.³⁵ Sirach Sir 28 31 26 34 Siehe meine Weisungen nicht als Kleinigkeiten an. Sirach Sir 28 31 26 35 Durch die Erfahrung belehrt. Sirach Sir 28 31 27 In omnibus operibus tuis esto velox, et omnis infirmitas non occurret tibi. Sei eifrig in allem, was du tust, so wird dich keine Schwachheit überraschen. Sirach Sir 28 31 28 Splendidum in panibus benedicent labia multorum, et testimonium veritatis illius fidele. Wer mit Speisen freigebig ist, den loben viele Lippen und das Zeugnis, das man seiner Trefflichkeit gibt, ist zuverlässig. Sirach Sir 28 31 29 Nequissimo in pane murmurabit civitas, et testimonium nequitiæ illius verum est. Wer aber kargt mit Speisen, über den murrt die Stadt und das Zeugnis von seiner Kargheit ist wahr.³⁶ Sirach Sir 28 31 29 36 Vorschriften, was bei der Einladung anderer zu tun, was zu meiden ist. Sirach Sir 28 31 3 Laboravit dives in congregatione substantiæ, et in requie sua replebitur bonis suis. Ein Reicher müht sich ab und sammelt Vermögen; und wenn er ruht, erfüllt er sich mit seinen Gütern. Sirach Sir 28 31 30 Diligentes in vino noli provocare: multos enim exterminavit vinum. Fordere die nicht zum Trinken auf,³⁷ welche den Wein lieben;³⁸ denn der Wein hat schon viele zugrunde gerichtet. [Jdt 13,4] Sirach Sir 28 31 30 37 Nunmehr redet der Weise von dem anderen Teile des Gastmahles, dem Weine. Sirach Sir 28 31 30 38 Griech.: Sei nicht ein Held im Weintrinken. Sirach Sir 28 31 31 Ignis probat ferrum durum: sic vinum corda superborum arguet in ebrietate potatum. Das Feuer erprobt die Härte des Eisens, so verrät der Wein, wenn er bis zur Trunkenheit genossen wird, die Herzen der Übermütigen.³⁹ Sirach Sir 28 31 31 39 Griech.: Der Ofen erprobt das Eisen beim Eintauchen (in das Wasser), ob es mehr oder weniger hart ist, so der Wein die Herzen beim Streite der Übermütigen. Wo Bosheit ist, bringt der Wein sie zu Tage. Sirach Sir 28 31 32 qua vita hominibus vinum in sobrietate: si bibas illud moderate, eris sobrius. Wird der Wein mäßig getrunken, so gibt er den Menschen ruhiges Leben; wenn du ihn mit Maß trinkst, bleibst du nüchtern.⁴⁰ Sirach Sir 28 31 32 40 Anders das Griech., nach dem der, welcher keinen Wein hat, einen Vorteil des Lebens entbehrt. Sirach Sir 28 31 33 Quæ vita est ei, qui minuitur vino? Was ist das Leben für den, dem der Wein fehlt? Sirach Sir 28 31 34 Quid defraudat vitam? Mors. Was beraubt des Lebens? Der Tod.⁴¹ Sirach Sir 28 31 34 41 Diesen Zusatz hat jemand in der Vulgata gemacht, um zu Vers 32 eine Steigerung beizufügen. Sirach Sir 28 31 35 Vinum in jucunditatem creatum est, et non in ebrietatem, ab initio. Der Wein ist vom Anfang an⁴² zur Freude geschaffen und nicht zur Berauschung. [Ps 103,15, Spr 31,4] Sirach Sir 28 31 35 42 So ist es Gottes Wille gewesen bei der Schöpfung. Sirach Sir 28 31 36 Exsultatio animæ et cordis vinum moderate potatum. Mäßig getrunken, erfreut der Wein Herz und Gemüt. Sirach Sir 28 31 37 Sanitas est animæ et corpori sobrius potus. Ein mäßiger Trank ist gesund für Seele und Leib.⁴³ Sirach Sir 28 31 37 43 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 31 38 Vinum multum potatum irritationem, et iram, et ruinas multas facit. Der Wein verursacht, unmäßig getrunken, Streit, Zorn und viele Unfälle. Sirach Sir 28 31 39 Amaritudo animæ vinum multum potatum. Unmäßig getrunken, bringt der Wein der Seele Bitterkeit. Sirach Sir 28 31 4 Laboravit pauper in diminutione victus, et in fine inops fit. Ein Armer müht sich ab bei geringem Unterhalt³ und wird zuletzt ein Bettler.⁴ Sirach Sir 28 31 4 3 Der geringe Unterhalt ist Ziel seiner Mühen. Sirach Sir 28 31 4 4 Griech.: und wenn er ruht, wird er dürftig. Vergl. [Mt 13,12]. Ist also das Los des Reichen zu preisen? Die Antwort hierauf folgt V. 5-7: die Gier nach Gold wird leicht zu mächtig und verführt zu Ungerechtigkeit usw. Sirach Sir 28 31 40 Ebrietatis animositas imprudentis offensio, minorans virtutem, et faciens vulnera. Kühnheit und Trunkenheit sind Ursache des Anstoßes für den Toren, der Wein vermindert seine Kraft und bringt ihm Wunden bei.⁴⁴ Sirach Sir 28 31 40 44 Griech.: Trunkenheit mehrt den Grimm des Toren bis zum Anstoß, schwächt seine Kraft und fügt ihm Wunden zu. Sirach Sir 28 31 41 In convivio vini non arguas proximum: et non despicias eum in jucunditate illius: Beim Weingelage mache deinem Nächsten keine Vorwürfe⁴⁵ und begegne ihm nicht verächtlich, wenn er heiter ist.⁴⁶ Sirach Sir 28 31 41 45 Ein Weingelage ist dazu keine passende Gelegenheit; sei auch kein grämlicher Richter, wenn jemand bei solchem fröhlich ist. Sirach Sir 28 31 41 46 Dies ist keine dazu geeignete Zeit. Der Wein ist zur Mehrung der Fröhlichkeit gegeben. Sirach Sir 28 31 42 Verba improperii non dicas illi: et non premas illum in repetendo. Stoße kein beschimpfendes Wort gegen ihn aus und bedränge ihn nicht mit Zurückforderungen. Sirach Sir 28 31 5 Qui aurum diligit, non justificabitur: et qui insequitur consumptionem, replebitur ex ea. Wer das Gold liebt, bleibt nicht ohne Verschuldung und wer dem Verderben⁵ nachstrebt, wird es in Fülle erlangen. Sirach Sir 28 31 5 5 Richtiger nach dem Hebr.: Wer dem Golde nachtrachtet (dem trügerischen Reichtum dieser Erde), wird durch dasselbe in die Irre geführt. Vergl. [Spr 28,20]. Sirach Sir 28 31 6 Multi dati sunt in auri casus, et facta est in specie ipsius perditio illorum. Schon viele sind des Goldes wegen zu Falle⁶ gekommen und sein Glanz ward ihr Verderben.⁷ [Sir 8,3] Sirach Sir 28 31 6 6 In Verderben. Sirach Sir 28 31 6 7 Griech.: und ihr Verderben war vor ihnen, erreichte sie alsbald. Sirach Sir 28 31 7 Lignum offensionis est aurum sacrificantium: væ illis,, qui sectantur illud, et omnis imprudens deperiet in illo. Ein Balken des Anstoßes ist das Gold für die, welche ihm opfern;⁸ wehe denen, welche ihm nachstreben,⁹ und jeder¹⁰ Unverständige geht dadurch zugrunde. Sirach Sir 28 31 7 8 Es gleichsam mit göttlicher Verehrung verfolgen. Vergl. [Kol 3,5]. Sirach Sir 28 31 7 9 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 31 7 10 Und nur Unverständige. Sirach Sir 28 31 8 Beatus dives, qui inventus est sine macula: et qui post aurum non abiit, nec speravit in pecunia, et thesauris. Glückselig der Reiche,¹¹ der unsträflich erfunden ward, der dem Golde nicht nachging und¹² seine Hoffnung nicht auf Geld und Schätze setzte. Sirach Sir 28 31 8 11 Da der Reichtum Ursache so vieler Sünden und des Verderbens ist, ist der Reiche glückselig zu preisen, der mitten im Überfluss und den Anreizungen zur Sünde unbefleckt erfunden wird, da er ohne Gier nach Reichtümern lebt. Sirach Sir 28 31 8 12 Zusatz der Vulgata, um zu erklären, was das ist: dem Gold nachgehen, - oder zur Bezeichnung des Lasters des Habgierigen: auf Reichtum seine Hoffnung setzen. Vergl. [1Tim 6,17]. Sirach Sir 28 31 9 Quis est hic, et laudabimus eum? fecit enim mirabilia in vita sua. Wer ist ein solcher, dass wir ihn preisen? denn Wunderbares hat er in seinem Leben getan.¹³ Sirach Sir 28 31 9 13 Dies ist bei den Menschen schwer, bei Gott möglich. Vergl. [Mt 19,26]. Hebr.: inmitten seines Volkes, inmitten solcher, die anders handeln. Sirach Sir 28 0 1 Gastmähler. (V. 17) Der Unterschied zwischen Frommen und Gottlosen. [Sir 33,6] Sirach Sir 28 32 1 Rectorem te posuerunt: noli extolli: esto in illis quasi unus ex ipsis. Hat man dich zum Vorstande¹ gewählt, so überhebe dich nicht, sondern sei unter ihnen wie einer aus ihrer Mitte. Sirach Sir 28 32 1 1 Der Verfasser, der in Ägypten lebt, redet nach der damals herrschenden griechischen Sitte. Man wählte bei größeren Mahlen einen Gastmeister, Mahlkönig. Vergl. [Joh 2,8]: Speisemeister. Sirach Sir 28 32 10 Adolescens loquere in tua causa vix. Jüngling! in deiner eigenen Sache rede kaum.⁸ Sirach Sir 28 32 10 8 V. 9, 10 Zusatz der Vulgata: Jünglinge sollen auf die Reden der Alten und auf Musik, ohne durch bäuerliche Geschwätzigkeit zu stören, hören. Sirach Sir 28 32 11 Si bis interrogatus fueris, habeat caput responsum tuum. Wenn du zweimal gefragt wirst, so nehme deine Antwort ihren Anfang.⁹ Sirach Sir 28 32 11 9 Griech.: Rede, Jüngling, wenn es Not tut, aber kaum, und nur kurz, wenn du zweimal gefragt bist. Jünglinge sind gern schnell bereit mit der Antwort. Bezieht man zweimal zu rede so ist der Sinn: Rede nur, wenn du gefragt wirst, und alsdann nur zweimal, d.i. sehr selten. Wie er reden soll, wird im Griech. gleichfalls beigefügt: In wenigen Worten sage viel; sei wie einer, der es weiß (zeige, dass du Verständnis hast) und als solcher, der zugleich zu schweigen weiß. Also: der Jüngling soll die Sache kennen, von der er redet, aber nicht mit Geschwätzigkeit prahlend sie offenbaren, sondern bescheiden schweigen. Sirach Sir 28 32 12 In multis esto quasi inscius, et audi tacens simul et quærens. In vielen Dingen sei wie ein Unwissender,¹⁰ höre schweigend und fragend zu. Sirach Sir 28 32 12 10 Bringe nicht alsbald über alles deine Ansicht vor, höre vielmehr auf die Älteren und frage sie. Sirach Sir 28 32 13 In medio magnatorum non præsumas: et ubi sunt senes, non multum loquaris. Bist du unter Vornehmen, so sei nicht vorlaut;¹¹ und wo Greise sind, rede nicht viel. Sirach Sir 28 32 13 11 Griech.: stelle dich ihnen nicht gleich, und wenn ein anderer redet, schwatze nicht viel. Das Hebr. erwähnt wie die Vulgata hier die Greise. Sirach Sir 28 32 14 Ante grandinem præibit coruscatio: et ante verecundiam præibit gratia, et pro reverentia accedet tibi bona gratia. Dem Hagel¹² geht der Blitz voraus, so geht vor dem Bescheidenen Anmut einher und¹³ durch Sittsamkeit erwirbst du dir viel Wohlgefallen. Sirach Sir 28 32 14 12 So auch das Hebr., Griech.: dem Donner. Wie vor dem Hagel oder dem Donner der Blitz sich zeigt, so erwirbt die Bescheidenheit und Sittsamkeit noch bevor jemand redet, ihm aller Gunst. Sirach Sir 28 32 14 13 Wiederholung aus V. 9, die in die Vulgata eingedrungen. Sirach Sir 28 32 15 Et hora surgendi non te trices: præcurre autem prior in domum tuam, et illic avocare, et illic lude, Ist die Stunde des Aufstehens da, so zögere nicht; eile aber als erster nach Haus, begib dich dorthin,¹⁴ dort magst du spielen Sirach Sir 28 32 15 14 Richtiger nach dem Griech.: eile nach Hause und sei nicht lässig. Sirach Sir 28 32 16 Et age conceptiones tuas, et non in delictis et verbo superbo. und tun, was dir beliebt; aber hüte dich vor Sünden und¹⁵ übermütigen Reden. Sirach Sir 28 32 16 15 Nämlich. Sirach Sir 28 32 17 Et super his omnibus benedicito Dominum, qui fecit te, et inebriantem te ab omnibus bonis suis. Und überdies preise den Herrn, der dich erschaffen hat und der dich so reichlich mit allen seinen Gütern labt. Sirach Sir 28 32 18 Qui timet Dominum, excipiet doctrinam ejus: et qui vigilaverint ad illum, invenient benedictionem. Wer den Herrn fürchtet, nimmt seine Zucht an¹⁶ und die sich zu ihm wenden, erlangen Segen.¹⁷ Sirach Sir 28 32 18 16 Richtet sich in seinem Tun nach Gottes Gesetzen. Sirach Sir 28 32 18 17 Finden sein Wohlgefallen. Sirach Sir 28 32 19 Qui quærit legem, replebitur ab ea: et qui insidiose agit, scandalizabitur in ea. Wer auf das Gesetz achtet,¹⁸ erhält die Fülle von demselben;¹⁹ aber wer mit Hinterlist handelt, dem wird es zum Anstoß gereichen. Sirach Sir 28 32 19 18 Als Richtschnur des Lebens befolgt. Sirach Sir 28 32 19 19 Der Güter. Sirach Sir 28 32 2 Curam illorum habe, et sic conside, et omni cura tua explicita recumbe: Trage für sie Sorge und dann erst setze dich nieder und nimm Platz, nachdem du alle Sorgfalt angewendet, Sirach Sir 28 32 20 Qui timent Dominum, invenient judicium justum, et justitias quasi lumen accendent. Die den Herrn fürchten, werden das Rechte²⁰ finden und die Gerechtigkeit wie ein Licht leuchten lassen. Sirach Sir 28 32 20 20 Was nach dem Gesetze recht ist. Sirach Sir 28 32 21 Peccator homo vitabit correptionem, et secundum voluntatem suam inveniet comparationem. Ein sündiger Mensch weicht der Zurechtweisung aus und findet Ausreden, wie er sie wünscht. Sirach Sir 28 32 22 Vir consilii non disperdet intelligentiam, alienus et superbus non pertimescet timorem: Ein Mann von Überlegung verwirft klugen Rat nicht; der, welcher fremd²¹ und übermütig ist, fürchtet auch das nicht, was zu fürchten ist. Sirach Sir 28 32 22 21 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 32 23 Etiam postquam fecit cum eo sine consilio, et suis insectationibus arguetur. Ein solcher erfährt, nachdem er ohne Rat eigenwillig gehandelt, ob seiner eigenen Anschläge Rüge.²² Sirach Sir 28 32 23 22 Wegen seiner Torheit niemanden um Rat zu fragen. Sirach Sir 28 32 24 Fili sine consilio nihil facias, et post factum non pnitebis. Mein Sohn! tue nichts ohne Rat,²³ so wirst du nach der Tat nichts zu bereuen haben.²⁴ Sirach Sir 28 32 24 23 Vergl. [Tob 4,19]. Sirach Sir 28 32 24 24 Was man nach bester Einsicht tut, hat man nicht zu bereuen. Sirach Sir 28 32 25 In via ruinæ non eas, et non offendes in lapides: nec credas te viæ laboriosæ, ne ponas animæ tuæ scandalum: Gehe nicht auf gefahrvollem Wege,²⁵ so wirst du an keinen Stein stoßen; auch dem beschwerlichen Wege vertraue dich nicht an,²⁶ damit du dein Leben nicht dem Anstoße preisgebest.²⁷ Sirach Sir 28 32 25 25 Begib dich nicht ohne Not in Gefahr. Sirach Sir 28 32 25 26 Dessen Schwierigkeiten deine Kräfte übersteigen. Sirach Sir 28 32 25 27 Griech.: Traue einem Wege, der ohne Anstoß ist (dennoch) nicht. Sirach Sir 28 32 26 Et a filiis tuis cave, et a domesticis tuis attende. Sei auf der Hut selbst vor deinen Kindern und²⁸ vor deinen Hausgenossen nimm dich in acht.²⁹ Sirach Sir 28 32 26 28 Fehlt im Griechischen. Sirach Sir 28 32 26 29 Wem man trauen soll, folgt in Vers 27. Sirach Sir 28 32 27 In omni opere tuo crede ex fide animæ tuæ: hoc est enim conservatio mandatorum. In allem deinem Tun vertraue gläubig deinem Gewissen, denn das heißt in Gottes Geboten wandeln. Sirach Sir 28 32 28 Qui credit Deo, attendit mandatis: et qui confidit in illo, non minorabitur. Wer Gott glaubt, achtet auf die Gebote, und wer auf ihn vertraut, wird an nichts Mangel haben. Sirach Sir 28 32 3 Ut læteris propter illos, et ornamentum gratiæ accipias coronam, et dignationem consequaris corrogationis. dass dir durch sie² Freude zuteil werde und du den Ehrenkranz erhaltest und³ Anerkennung von den Eingeladenen erlangest. Sirach Sir 28 32 3 2 Wenn sie sich freuen, dass alles in guter Ordnung. Sirach Sir 28 32 3 3 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 32 4 Loquere major natu: decet enim te. Nimm das Wort, wenn du der Ältere bist;⁴ denn dir kommt es zu, Sirach Sir 28 32 4 4 Was er sprechen soll, wird im Folgenden gesagt. Griech.: Rede du, Alter, denn dir ziemt es, mit besonnener Überlegung. Sirach Sir 28 32 5 Primum verbum diligenti scientia, et non impedias musicam. mit besonnener Überlegung zuerst zu reden, doch störe die Musik nicht.⁵ Sirach Sir 28 32 5 5 Rede nicht ohne Aufhören, wie Greise pflegen redselig zu sein, sondern lass auch Musik machen. [Jes 5,12] Hebr.: Gesang. Vergl. [2Sam 19,36]. Sirach Sir 28 32 6 Ubi auditus non est, non effundas sermonem, et importune noli extolli in sapientia tua. Wo man nicht zuhört, da rede nicht⁶ und prunke nicht zur Unzeit mit deiner Weisheit. Sirach Sir 28 32 6 6 Indem du andere in ihrem Genusse störst. Sirach Sir 28 32 7 Gemmula carbunculi in ornamento auri, et comparatio musicorum in convivio vini. Wie ein edler Rubin⁷ in goldenem Schmucke, so ist Musik beim Weingastmahle. Sirach Sir 28 32 7 7 Griech.: Siegelring von Karfunkel. Sirach Sir 28 32 8 Sicut in fabricatione auri signum est smaragdi, sic numerus musicorum in jucundo et moderato vino. Wie ein Siegel von Smaragd in goldener Einfassung, so ist ein Musikchor bei einem frohen und mäßigen Weingastmahle. Sirach Sir 28 32 9 Audi tacens, et pro reverentia accedet tibi bona gratia. Höre schweigend zu, so wirst du dir durch deine Bescheidenheit Gunst erwerben. Sirach Sir 28 0 1 Der Unterschied zwischen Frommen und Gottlosen. (V. 6) Gottes wunderbare Vorsehung. (V. 15) Mahnungen für den Familienvater. Sirach Sir 28 33 1 Timenti Dominum non occurrent mala, sed in tentatione Deus illum conservabit, et liberabit a malis. Dem, der den Herrn fürchtet, widerfährt nichts Böses,¹ sondern in der Anfechtung beschützt ihn Gott und befreit ihn vom Bösen. Sirach Sir 28 33 1 1 Denn Gott beschützt ihn in besonderer Weise und bewirkt, dass ihm alles zum Besten dient. Vergl. [Ps 90,10]. Sirach Sir 28 33 10 Ex ipsis exaltavit et magnificavit Deus, et ex ipsis posuit in numerum dierum. Et omnes homines de solo, et ex terra, unde creatus est Adam. Einige Tage erhob und verherrlichte Gott und andere unter ihnen setzte er unter die Zahl der gewöhnlichen Tage. So kommen auch alle Menschen aus der Erde, aus welcher Adam erschaffen ward; Sirach Sir 28 33 11 In multitudine disciplinæ Dominus separavit eos, et immutavit vias eorum. und doch hat der Herr mit vieler Weisheit einen Unterschied unter ihnen angeordnet und ihnen verschiedene Wege vorgezeichnet.¹³ Sirach Sir 28 33 11 13 Dies wird im Folgenden an Beispielen gezeigt. Sirach Sir 28 33 12 Ex ipsis benedixit, et exaltavit: et ex ipsis sanctificavit, et ad se applicavit: et ex ipsis maledixit, et humiliavit, et convertit illos a separatione ipsorum. Einige von ihnen hat er gesegnet¹⁴ und erhoben,¹⁵ andere geheiligt¹⁶ und ihnen näheren Zutritt zu sich verstattet,¹⁷ andere hat er verflucht¹⁸ und erniedrigt¹⁹ und von dem Orte ihrer Ausscheidung²⁰ vertrieben. Sirach Sir 28 33 12 14 Vergl. [Gen 9,1] Noe; [Gen 12,12ff] und [Gen 25,1] Abraham; Isaak [Gen 28,1]; Jakob u.a. Sirach Sir 28 33 12 15 Joseph in Ägypten, Saul, David, die Propheten. Sirach Sir 28 33 12 16 Wie die Söhne Levis. Sirach Sir 28 33 12 17 Wie die Söhne Aarons. Sirach Sir 28 33 12 18 Wie Kain, Cham, Pharao, Kore, Dathan, Abiron und die Kananäer. Sirach Sir 28 33 12 19 Ihrer Würde beraubt. Sirach Sir 28 33 12 20 Griech.: von ihrem Standorte. Sirach Sir 28 33 13 Quasi lutum figuli in manu ipsius, plasmare illud et disponere. Wie der Ton in der Hand des Töpfers,²¹ der²² ihn bildet und bearbeitet, Sirach Sir 28 33 13 21 Alles dies hat Gott mit der größten Leichtigkeit vollbracht. Sirach Sir 28 33 13 22 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 33 14 Omnes viæ ejus secundum dispositionem ejus: sic homo in manu illius, qui se fecit, et reddet illi secundum judicium suum. wie dieser ihn ganz nach seinem Gutdünken behandelt, so ist der Mensch in der Hand seines Schöpfers; er gibt ihm nach seinem Ermessen.²³ Sirach Sir 28 33 14 23 Das Gute aus Freigebigkeit, die Strafen nach Gerechtigkeit mit Milde. Sirach Sir 28 33 15 Contra malum bonum est, et contra mortem vita: sic et contra virum justum peccator. Et sic intuere in omnia opera Altissimi. Duo et duo, et unum contra unum. Dem Bösen steht das Gute, dem Tode das Leben entgegen; so dem Gerechten der Sünder. Betrachte so alle Werke des Allerhöchsten.²⁴ Zwei Dinge stehen sich immer gegenüber, eines ist der Gegensatz zum anderen. Sirach Sir 28 33 15 24 Da eine vollständige Aufzählung nicht möglich ist. Sirach Sir 28 33 16 Et ego novissimus evigilavi, et quasi qui colligit acinos post vindemiatores. Ich habe als letzter gewacht und wie einer, der hinter den Winzern Beeren sammelt.²⁵ Sirach Sir 28 33 16 25 Hier sagt der Verfasser selbst, was der Enkel in der Vorrede von ihm berichtet. Nach den Propheten und anderen Lehrern, die Gott gesegnet, ist auch er aufgetreten als letzter von denen, welche die Weisheit Gottes in ihren Schriften niederlegten. Sirach Sir 28 33 17 In benedictione Dei et ipse speravi: et quasi qui vindemiat, replevi torcular. Gleichwohl hoffte ich gleichfalls auf den Segen Gottes²⁶ und füllte wie einer, der Trauben sammelt, die Kelter.²⁷ Sirach Sir 28 33 17 26 Griech.: Mit dem Segen des Herrn bin ich dahin gelangt. Sirach Sir 28 33 17 27 Ich habe verschiedenartige Lehren und Weisheitssprüche gesammelt und überliefert. Sirach Sir 28 33 18 Respicite quoniam non mihi soli laboravi, sed omnibus exquirentibus disciplinam. Bedenket, dass ich nicht für mich allein gearbeitet habe, sondern für alle, welche Unterweisung suchen. [Sir 24,47] Sirach Sir 28 33 19 Audite me magnates, et omnes populi, et rectores Ecclesiæ auribus percipite. Höret auf mich, ihr Großen und alle Völker! und ihr Vorsteher²⁸ der Gemeinde, vernehmet es! Sirach Sir 28 33 19 28 Religiösen Vorsteher. Sirach Sir 28 33 2 Sapiens non odit mandata et justitias, et non illidetur quasi in procella navis. Der Weise hasst die Gebote und die Gerechtigkeit nicht² und wird nicht zerschellt wie das Schiff im Sturme.³ Sirach Sir 28 33 2 2 Lässt sich durch nichts von dem Gesetze Gottes entfernen. Sirach Sir 28 33 2 3 Griech.: Wer aber heuchlerisch sich zum Gesetze bekennt, ist wie ein Schiff im Sturme seine Begierden allein leiten ihn, im Glück handelt er recht, im Unglück verlässt er die Tugend. Wer das Gesetz wahrhaft liebt, bleibt allezeit fest, wie ein durch den Anker gehaltenes Schiff. Sirach Sir 28 33 20 Filio et mulieri, fratri et amico non des potestatem super te in vita tua: et non dederis alii possessionem tuam: ne forte pniteat te, et depreceris pro illis. Gib weder dem Sohne, noch dem Weibe noch dem Bruder oder Freunde Gewalt über dich, solange du lebst,²⁹ und überlasse dein Vermögen nicht einem anderen, damit es dich nicht etwa gereue und du wieder darum bitten müssest. Sirach Sir 28 33 20 29 Hüte dich davor, dass du je von anderen abhängen müssest. Sirach Sir 28 33 21 Dum adhuc superes et aspiras, non immutabit te omnis caro. Solange du lebst und noch atmest, soll kein Mensch dich verdrängen. Sirach Sir 28 33 22 Melius est enim ut filii tui te rogent, quam te respicere in manus filiorum tuorum. Denn es ist doch besser, dass deine Kinder dich bitten, als wenn du auf die Hände deiner Kinder schauen musst. Sirach Sir 28 33 23 In omnibus operibus tuis præcellens esto. In allem, was du tust, behalte die Leitung. Sirach Sir 28 33 24 Ne dederis maculam in gloria tua. In die consummationis dierum vitæ tuæ, et in tempore exitus tui distribue hereditatem tuam. Lass dein Ansehen nicht beflecken.³⁰ Erst an deinem Lebensende, zur Zeit deines Abscheidens verteile dein Erbe. Sirach Sir 28 33 24 30 Es wäre eine Schande für dich, wolltest du dich in Abhängigkeit bringen. Sirach Sir 28 33 25 Cibaria, et virga, et onus asino: panis, et disciplina, et opus servo. Futter, Stock und Bürde gebühren dem Esel; Brot, Zucht und Arbeit dem Knechte.³¹ Sirach Sir 28 33 25 31 Strenge und Milde werden gegen die Knechte empfohlen. Der Knecht ist zur Arbeit angenommen, der Esel gilt im Morgenlande nicht als verächtliches Tier, also ist auch der Vergleich nicht kränkend. Damit ein Zugtier nützlich sein kann, muss es gut genährt werden, erhält also der Esel Futter, so muss der Knecht um so mehr die zukömmliche Nahrung erhalten. Wie der Esel mit dem Stocke angetrieben wird, so der Knecht durch die Zucht, dem Tiere wird die Last, dem Knechte die Arbeit zugewiesen. Sirach Sir 28 33 26 Operatur in disciplina, et quærit requiescere: laxa manus illi, et quærit libertatem. Arbeitet er in Zucht, so sucht er auszuruhen; lässest du ihm die Hände müßig, so sucht er die Freiheit.³² Sirach Sir 28 33 26 32 Griech.: Halte den Knecht zur Arbeit an, so wirst du Ruhe haben (keine Beschwerlichkeit seinerseits erdulden, kannst dich mit deinen eigenen Angelegenheiten beschäftigen); lässt du ihm die Hände los, so wird er die Freiheit begehren (zu fliehen suchen). Vulg.: Wenn er auch in Zucht arbeiten muss, sucht er sich der Arbeit zu entziehen und zu ruhen; lässest du ihn aber müßig gehen, so wird ihm die Ruhe nicht genügen und er frei sein wollen. Sirach Sir 28 33 27 Jugum et lorum curvant collum durum, et servum inclinant operationes assiduæ. Joch und Riemen beugen den harten Hals, so³³ beugt den Knecht beständige Arbeit nieder. Sirach Sir 28 33 27 33 Bewahrt ihn vor Übermut. Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 33 28 Servo malevolo tortura et compedes, mitte illum in operationem, ne vacet: Einem böswilligen Knechte gebühren Folter und Fußeisen; treibe ihn zur Arbeit an, damit er nicht müßig gehe, Sirach Sir 28 33 29 Multam enim malitiam docuit otiositas. denn der Müßiggang lehrt viel Böses.³⁴ Sirach Sir 28 33 29 34 Deshalb muss jeder nach seinem Stande beschäftigt sein. Sirach Sir 28 33 3 Homo sensatus credit legi Dei, et lex illi fidelis. Ein Verständiger vertraut⁴ auf das Gesetz Gottes und das Gesetz ist ihm verlässig.⁵ Sirach Sir 28 33 3 4 Oder: ist ihm treu, wofür das Gesetz auch seinerseits das bietet, was er verspricht, Hilfe und Lohn. Sirach Sir 28 33 3 5 Er ist Gott treu, Gott ihm. Sirach Sir 28 33 30 In opera constitue eum: sic enim condecet illum. Quod si non obaudierit, curva illum compedibus, et non amplifices super omnem carnem: verum sine judicio nihil facias grave. Stelle ihn zur Arbeit an, denn das gebührt ihm. Gehorcht er nicht, so beuge ihn mit Fußeisen;³⁵ bürde aber niemanden zu viel auf und tue nichts Wichtiges ohne Überlegung.³⁶ Sirach Sir 28 33 30 35 Bei aller Strenge wahre die Gerechtigkeit. Sirach Sir 28 33 30 36 Griech.: Ohne Recht. Sirach Sir 28 33 31 Si est tibi servus fidelis, sit tibi quasi anima tua: quasi fratrem sic eum tracta: quoniam in sanguine animæ comparasti illum. Hast du einen treuen³⁷ Knecht, so sei er dir so wert wie deine eigene Seele; behandle ihn wie deinen Bruder,³⁸ denn du hast ihn mit einer Seele³⁹ erworben. [Sir 7,23] Sirach Sir 28 33 31 37 Unpassend in der Vulgata beigefügt. Es handelt sich nicht um andere als die vorerwähnten Knechte. Sirach Sir 28 33 31 38 Vergl. [Phlm 1,10.12]. Sirach Sir 28 33 31 39 Als Menschen, die dir gleich, da er dasselbe Leben hat. Im Griech. folgt noch: so wirst du wie deine Seele ihn an dich fesseln. Sirach Sir 28 33 32 Si læseris eum injuste, in fugam convertetur: Wenn du ihn aber ungerecht misshandelst, so wird er die Flucht ergreifen; Sirach Sir 28 33 33 Et si extollens discesserit; quem quæras, et in qua via quæras illum, nescis. und hat er sich aufgemacht und ist er davongegangen, so weißt du nicht, wen du fragen oder auf welchem Wege du ihn suchen sollst. Sirach Sir 28 33 4 Qui interrogationem manifestat, parabit verbum, et sic deprecatus exaudietur, et conservabit disciplinam, et tunc respondebit. Wer eine Frage klar beantworten will,⁶ bereite seine Rede vor; und so, nachdem er gebeten ist, wird man ihn hören; er sammle sein Wissen und dann antworte er. Sirach Sir 28 33 4 6 Das Griech. fügt V. 3 am Schlusse bei: wie ein Spruch der Offenbarung, wie eine Antwort des Urim. Die Vulgata hat, den Sinn der Worte missverstehend, sie zu V. 4 gezogen. Sirach Sir 28 33 5 Præcordia fatui quasi rota carri: et quasi axis versatilis cogitatus illius. Das Herz des Toren gleicht einem Rad am Wagen und seine Gedanken sind wie eine umlaufende Achse.⁷ Sirach Sir 28 33 5 7 Die Axe war bei den Wagen der Alten beweglich, so dass sie sich zugleich mit den Rädern drehte. Die Gedanken des Toren sind in beständiger Ruhelosigkeit, ohne bei einer Sache ausdauernd zu weilen. Sirach Sir 28 33 6 Equus emissarius, sic et amicus subsannator, sub omni suprasedente hinnit. Ein spöttischer Freund ist wie ein brünstiger Hengst, der unter jedem Reiter wiehert.⁸ Sirach Sir 28 33 6 8 Unter jedem Reiter, unbekümmert, wer dieser ist, wiehert er den Stuten nach, denen sein Sinnen gilt, so achtet ein falscher Freund nicht auf Nutzen oder Schaden anderer, sondern einzig darauf, wie er seiner Bosheit Genüge schaffen kann. Sirach Sir 28 33 7 Quare dies diem superat, et iterum lux lucem, et annus annum a sole? Warum⁹ hat ein Tag einen Vorzug vor dem anderen,¹⁰ warum ein Licht vor dem anderen, und ein Jahr¹¹ vor dem anderen, da doch alles von der Sonne kommt? Sirach Sir 28 33 7 9 Der folgende Abschnitt V. 7-9 ist im Griechischen viel kürzer und klarer. Sirach Sir 28 33 7 10 Dass der eine ein Festtag ist, der andere nicht. Sirach Sir 28 33 7 11 Kürzer griech.: Warum ist ein Tag besser als der andere und doch kommt alles Tageslicht im (ganzen) Jahre von der Sonne? Sirach Sir 28 33 8 A Domini scientia separati sunt, facto sole, et præceptum custodiente. Die Weisheit des Herrn hat diesen Unterschied gemacht, nachdem die Sonne erschaffen ward und ihre vorgeschriebene Ordnung innehält. Sirach Sir 28 33 9 Et immutavit tempora, et dies festos ipsorum, et in illis dies festos celebraverunt ad horam. Er machte einen Unterschied zwischen den Zeiten und ordnete Festtage an und man feiert an denselben Feste bis zur Stunde.¹² Sirach Sir 28 33 9 12 Dieser Vers findet sich nicht im Griechischen. Sirach Sir 28 0 1 Mittel, sicheren Schutz zu erwerben. (V. 20) Opfer und Gebet. [Sir 35,26] Sirach Sir 28 34 1 Vana spes, et mendacium viro insensato: et somnia extollunt imprudentes. Eitle und trügerische Hoffnung hegt der Unverständige und Träume machen die Toren stolz.¹ Sirach Sir 28 34 1 1 Was im Träume erscheint, ist nichts Solides, außer dem Menschen Bestehendes. Vergl. [Spr 27,19]. Sirach Sir 28 34 10 Qui non est expertus, pauca recognoscit: qui autem in multis factus est, multiplicat malitiam. Wer nichts erfahren hat, weiß auch wenig; wer aber viel durchgemacht hat,⁹ ist an Einsicht reich. Sirach Sir 28 34 10 9 Nach dem Griech. wird hier eine zweite Quelle der Erfahrung genannt: verschiedene Länder sehen. Sirach Sir 28 34 11 Qui tentatus non est, qualia scit? qui implanatus est, abundabit nequitia. Wer nicht geprüft ist, was weiß der? Wer irregeführt ward, wird List genug besitzen.¹⁰ Sirach Sir 28 34 11 10 Doppelübersetzung, die aber den Sinn nicht richtig wiedergibt, da vom Umherwandern (nicht: irregeführt werden) die Rede ist. Sirach Sir 28 34 12 Multa vidi errando, et plurimas verborum consuetudines. Vieles habe ich erfahren, während ich umherirrte, und mehr Sitte sah ich als ich zu sagen vermag. Sirach Sir 28 34 13 Aliquoties usque ad mortem periclitatus sum horum causa, et liberatus sum gratia Dei. Öfter war ich deshalb¹¹ in Todesgefahr, aber ich wurde¹² durch Gottes Gnade gerettet. Sirach Sir 28 34 13 11 Um jene vielen Dinge aufzusuchen. Sirach Sir 28 34 13 12 Deshalb steht im Griech. erst hier: um solche Kenntnis zu erwerben, ward ich den Gefahren entrissen. Durch Gottes Gnade ist ein sinngemäßer Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 34 14 Spiritus timentium Deum quæritur, et in respectu illius benedicetur. Der Geist der Gottesfürchtigen¹³ wird beschützt und, da Gott gnädig auf ihn sieht, gesegnet. Sirach Sir 28 34 14 13 Noch mehr Schutz als die Erfahrung gewährt die Furcht Gottes, wahre Frömmigkeit. Sirach Sir 28 34 15 Spes enim illorum in salvantem illos, et oculi Dei in diligentes se. Denn ihre Hoffnung steht auf den, der sie rettet,¹⁴ und Gottes Augen sehen auf die, welche ihn lieben. Sirach Sir 28 34 15 14 Als Lohn ihrer Hoffnung. Sirach Sir 28 34 16 Qui timet Dominum nihil trepidabit, et non pavebit: quoniam ipse est spes ejus. Wer den Herrn fürchtet, darf vor nichts erschrecken und nicht zagen; denn er ist seine Hoffnung. Sirach Sir 28 34 17 Timentis Dominum beata est anima ejus. Glückselig die Seele des Menschen, der den Herrn fürchtet! Sirach Sir 28 34 18 Ad quem respicit, et quis est fortitudo ejus? Auf wen schaut er? Und wer ist seine Stärke? Sirach Sir 28 34 19 Oculi Domini super timentes eum, protector potentiæ, firmamentum virtutis, tegimen ardoris, et umbraculum meridiani, Die Augen des Herrn ruhen auf denen, welche ihn fürchten. Er ist ein mächtiger Beschützer, eine kräftige Stütze, ein Schirm gegen die Hitze und ein Schattendach am Mittag,¹⁵ [Ps 33,16] Sirach Sir 28 34 19 15 Griech.: Eine gewaltige Wehr und eine starke Stütze ist er, ein Schirm gegen den Wüstenwind und ein Schutz gegen die Mittagshitze usw. Sirach Sir 28 34 2 Quasi qui apprehendit umbram, et persequitur ventum: sic et qui attendit ad visa mendacia. Wie einer, der nach dem Schatten greifen und den Wind haschen will, so ist, wer auf trügerische Träume hält. Sirach Sir 28 34 20 Deprecatio offensionis, et adjutorium casus, exaltans animam, et illuminans oculos, dans sanitatem, et vitam et benedictionem. ein Schutz vor dem Straucheln und eine Hilfe vor dem Falle. Er erhebt die Seele und erleuchtet die Augen, gibt Gesundheit, Leben und Segen.¹⁶ Sirach Sir 28 34 20 16 Zeitliche und geistige Güter. Sirach Sir 28 34 21 Immolantis ex iniquo oblatio est maculata, et non sunt beneplacitæ subsannationes injustorum. Wer von ungerechtem Gute opfert,¹⁷ dessen Gabe ist unrein¹⁸ und die Spöttereien der Ruchlosen können Gott nicht gefallen. [Spr 21,27] Sirach Sir 28 34 21 17 Im folgenden Abschnitt hat die Vulgata [Sir 34,22] und [Sir 35,3.19] Sätze, die im Griechischen fehlen, wie auch [Sir 34,23.26.27] und [Sir 35,2] Zusätze enthalten. Sirach Sir 28 34 21 18 Griech.: Opfer des Spottes. Weil Gott die Ungerechtigkeit hasst, ist ihm ebenso die Opfergabe wie der Opfernde verhasst. Das Opfer muss eine Anerkennung der höchsten Majestät und Herrschaft Gottes sein, die der Opfernde anerkannt und verehrt. Die Gottlosen aber bekennen mit Herz und Tat das Gegenteil von dem, was die Opfer sagen. Sirach Sir 28 34 22 Dominus solus sustinentibus se in via veritatis et justitiæ. Der Herr ist nur bei denen, die auf dem Wege der Wahrheit und Gerechtigkeit wandeln und auf ihn vertrauen.¹⁹ Sirach Sir 28 34 22 19 Dieser Vers findet sich im Griechischen nicht. Im Zusammenhange muss er den Sinn haben: Wenn sie auch viele Opfer darbringen, so wird ihnen Gott nicht gnädig sein, dass er ihre Sünden vergeben sollte; Buße ist es, die er zuvor fordert, da er nur denen nahe ist, die ihn in Geduld erwarten, Wahrheit und Gerechtigkeit übend. Sirach Sir 28 34 23 Dona iniquorum non probat Altissimus, nec respicit in oblationes iniquorum: nec in multitudine sacrificiorum eorum propitiabitur peccatis. An den Gaben der Gottlosen hat der Allerhöchste kein Wohlgefallen und²⁰ schaut nicht auf die Opfer der Ungerechten noch lässt er sich durch die Menge ihrer Opfer wegen ihrer Sünden versöhnen. [Spr 15,8] Sirach Sir 28 34 23 20 Doppelübersetzung. Sirach Sir 28 34 24 Qui offert sacrificium ex substantia pauperum, quasi qui victimat filium in conspectu patris sui. Wer ein Opfer von dem Gute eines Armen darbringt, gleicht dem, der den Sohn angesichts seines eigenen Vaters schlachtet.²¹ Sirach Sir 28 34 24 21 Gott ist der Vater der Armen, wer also aus einer den Armen weggenommenen Sache ein Opfer darbringt, betrübt Gott, weil er den des Unterhaltes und des Lebens beraubt, den Gott als seinen Sohn liebt. Ein wie schweres Vergehen dies ist, zeigt V. 25. Sirach Sir 28 34 25 Panis egentium vita pauperum est: qui defraudat illum, homo sanguinis est. Brot der Dürftigen ist das Leben²² der Armen; wer ihn um dasselbe bringt, ist ein Blutmensch. Sirach Sir 28 34 25 22 Unterhalt. Sirach Sir 28 34 26 Qui aufert in sudore panem, quasi qui occidit proximum suum. Wer das im Schweiße gewonnene²³ Brot raubt, ist dem gleich, der seinen Nächsten tötet. Sirach Sir 28 34 26 23 Vergl. [Gen 3,19]. Sirach Sir 28 34 27 Qui effundit sanguinem, et qui fraudem facit mercenario, fratres sunt. Wer Blut vergießt und wer einen Taglöhner betrügt, sind Brüder.²⁴ [Dtn 24,14, Sir 7,22] Sirach Sir 28 34 27 24 Griech.: Den Nächsten mordet, wer ihm den Lebensunterhalt raubt, und Blut vergießt, wer des Taglöhners Lohn zurückhält. Sirach Sir 28 34 28 Unus ædificans, et unus destruens: quid prodest illis nisi labor? Der eine baut auf und der andere reißt nieder, was gewinnen sie davon mehr als Mühe?²⁵ Sirach Sir 28 34 28 25 Wenn der eine aufbaut, der andere niederreißt usw. So ist der, welcher Gott äußerlich durch Opfer verehrt, aber sich nicht von Sünden enthält. Ebenso betet, wer aus dem Gute der Armen Opfer darbringt, durch dieses, aber der bedrückte und beraubte Arme schreit zum Herrn, dem Bösewichte fluchend. Dem Gebete stellt sich der Fluch des Armen und seine gerechte Klage entgegen, was wird Gott erhören? Nicht vielmehr die Klage des ungerecht Bedrückten? Sirach Sir 28 34 29 Unus orans, et unus maledicens: cujus vocem exaudiet Deus? Der eine betet und der andere flucht, auf wessen Stimme wird Gott hören? Sirach Sir 28 34 3 Hoc secundum hoc visio somniorum: ante faciem hominis similitudo hominis. Traumgesichte sind, wie wenn ein Ding nach einem andern abgebildet wird, wie das Bild eines Menschen vor einem Menschen. Sirach Sir 28 34 30 Qui baptizatur a mortuo, et iterum tangit eum, quid proficit lavatio illius? Wer sich wäscht,²⁶ wenn er einen Toten angerührt hat, und denselben doch wieder anrührt, was hilft dem seine Waschung? Sirach Sir 28 34 30 26 Nach der Vorschrift, [Num 19,11-19]. Sirach Sir 28 34 31 Sic homo qui jejunat in peccatis suis: et iterum eadem faciens, quid proficit humiliando se? orationem illius quis exaudiet? So ist der Mensch, welcher seiner Sünden wegen fastet und dieselben dennoch wiederum begeht; was hat er durch seine Verdemütigung gewonnen? Wer wird sein Gebet erhören? [2Petr 2,22] Sirach Sir 28 34 4 Ab immundo quid mundabitur? et a mendace quid verum dicetur? Was kann vom Unreinen Reines kommen? Und was kann der Lügner Wahres sagen?² Sirach Sir 28 34 4 2 So sind Träume ein Schatten, der nichts Sicheres bieten kann und nur Täuschung erzeugt. Sirach Sir 28 34 5 Divinatio erroris, et auguria mendacia, et somnia malefacientium, vanitas est. Irrige Wahrsagerei, trügerische Zeichendeuterei und Traumgesichte böser Menschen sind eitel. Sirach Sir 28 34 6 Et sicut parturientis, cor tuum phantasias patitur: nisi ab Altissimo fuerit emissa visitatio, ne dederis in illis cor tuum: Wie das Herz einer Gebärenden³ leidet dein Herz an Einbildungen! Wird nicht vom Allerhöchsten eine Heimsuchung gesendet,⁴ so nimm sie nicht zu Herzen.⁵ Sirach Sir 28 34 6 3 Leidet, so gebiert deine Einbildung törichte Trugbilder. Sirach Sir 28 34 6 4 Immerhin bezeugt die heilige Schrift, dass auch Gott Träume sendet. [Num 12,6] vergl. [Gen 20,3, Gen 37,5, Gen 41,1, 1Sam 28,6, Ijob 33,15, Joel 2,28] u.a. Sirach Sir 28 34 6 5 Schreibe ihnen keine Bedeutung zu. Sirach Sir 28 34 7 Multos enim errare fecerunt somnia et exciderunt sperantes in illis. Denn viele schon sind durch Träume irregeführt worden und die auf dieselben ihr Vertrauen setzten, kamen zu Falle.⁶ Sirach Sir 28 34 7 6 Auf das zu achten, was die Träume verheißen oder androhen, ist Torheit und Selbstbetrug. Sirach Sir 28 34 8 Sine mendacio consummabitur verbum legis, et sapientia in ore fidelis complanabitur. Aber ohne Trug wird die Vorschrift des Gesetzes⁷ vollkommen erfüllt und die Weisheit in glaubwürdigem Munde wird im Werke erfüllt. Sirach Sir 28 34 8 7 Was das Gesetz an Segen verspricht, an Fluch droht, bleibt fest. Sirach Sir 28 34 9 Qui non est tentatus, quid scit? Vir in multis expertus, cogitabit multa: et qui multa didicit, enarrabit intellectum. Wer nicht geprüft ist, was weiß der?⁸ Ein Mann, der viel erfahren hat, denkt auch viel; und wer viel gelernt hat, weiß mit Einsicht zu reden. Sirach Sir 28 34 9 8 Die Erfahrung ist die beste Quelle der Erkenntnis. Sirach Sir 28 0 1 Opfer und Gebet. Sirach Sir 28 35 1 Qui conservat legem, multiplicat oblationem. Wer das Gesetz hält, bringt reichliche Opfer dar.¹ Sirach Sir 28 35 1 1 Das Opfer ist eine Anerkennung der höchsten Herrschaft Gottes, eine solche ist ebenso die Beobachtung des Gesetzes. Sirach Sir 28 35 10 Bono animo gloriam redde Deo: et non minuas primitias manuum tuarum. Gib Gott die Ehre mit frohem Herzen⁸ und mindere die Zahl der Erstlinge deiner Hände nicht.⁹ Sirach Sir 28 35 10 8 Nicht allein aus Zwang des Gebotes. Sirach Sir 28 35 10 9 Entziehe nichts von dem Gebotenen. Sirach Sir 28 35 11 In omni dato hilarem fac vultum tuum, et in exsultatione sanctifica decimas tuas. Bei jeder Gabe zeige ein heiteres Angesicht und weihe¹⁰ deine Zehnten mit Frohsinn. [2Kor 9,7, Tob 4,9] Sirach Sir 28 35 11 10 Sondere ab. Sirach Sir 28 35 12 Da Altissimo secundum datum ejus, et in bono oculo ad inventionem facito manuum tuarum: Gib dem Allerhöchsten nach der Gabe, die er verliehen, und mit freundlichem Auge,¹¹ je nachdem deine Hände erworben; Sirach Sir 28 35 12 11 Reichlich. Sirach Sir 28 35 13 Quoniam Dominus retribuens est, et septies tantum reddet tibi. denn der Herr ist Vergelter und wird es dir siebenfach zurückgeben.¹² Sirach Sir 28 35 13 12 Fürchte also keinen Mangel deshalb. Sirach Sir 28 35 14 Noli offerre munera prava, non enim suscipiet illa. Bringe keine schlechte¹³ Opfergabe dar, denn er nimmt sie nicht an. Sirach Sir 28 35 14 13 Indem dein Herz dabei unbußfertig ist. Griech.: Suche den Herrn nicht durch Geschenke zu bestechen. Sirach Sir 28 35 15 Et noli inspicere sacrificium injustum, quoniam Dominus judex est, et non est apud illum gloria personæ. Erwarte auch nichts von einem ungerechten Opfer, denn der Herr ist Richter und bei ihm gilt kein Ansehen der äußeren Stellung. [Dtn 10,17, 2Chr 19,7, Ijob 34,19, Weish 6,8, Apg 10,34, Röm 2,11, Gal 2,6, Kol 3,25, 1Petr 1,17] Sirach Sir 28 35 16 Non accipiet Dominus personam in pauperem, et deprecationem læsi exaudiet. Der Herr nimmt auf keinen Stand des Menschen Rücksicht zum Schaden des Armen, sondern erhört das Gebet des Unterdrückten. Sirach Sir 28 35 17 Non despiciet preces pupilli: nec viduam, si effundat loquelam gemitus. Er missachtet das Flehen der Waise nicht noch auch die Witwe, wenn sie sich in Klagen ergießt.¹⁴ Sirach Sir 28 35 17 14 Vergl. [Ex 22,23]. Sirach Sir 28 35 18 Nonne lacrimæ viduæ ad maxillam descendunt, et exclamatio ejus super deducentem eas? Fließen nicht die Tränen der Witwe über ihre Wangen und ruft sie nicht wider den, der sie ihr auspresst? Sirach Sir 28 35 19 A maxilla enim ascendunt usque ad clum, et Dominus exauditor non delectabitur in illis. Von ihren Wangen aber steigen sie zum Himmel empor und der Herr, der erhört, hat kein Wohlgefallen an ihnen.¹⁵ Sirach Sir 28 35 19 15 Zusatz der Vulgata. Kein Wohlgefallen: ergrimmt über den Urheber derselben. Sirach Sir 28 35 2 Sacrificium salutare est attendere mandatis, et discedere ab omni iniquitate. Ein Heilsopfer ist es, auf die Gebote acht zu haben und² sich aller Sünden zu enthalten. [1Sam 15,22] Sirach Sir 28 35 2 2 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 35 20 Qui adorat Deum in oblectatione, suscipietur, et deprecatio illius usque ad nubes propinquabit. Wer Gott wohlgefällig anbetet,¹⁶ wird wohl aufgenommen und sein Flehen dringt bis zu den Wolken empor. Sirach Sir 28 35 20 16 So anbetet, dass er Gott wohlgefällt. Sirach Sir 28 35 21 Oratio humiliantis se, nubes penetrabit: et donec propinquet non consolabitur: et non discedet donec Altissimus aspiciat. Das Gebet dessen, der sich demütigt, dringt durch die Wolken; es hat keine Ruhe, bis es hinkommt, und lässt nicht ab, bis der Allerhöchste es ansieht.¹⁷ Sirach Sir 28 35 21 17 Zur Demut muss die Beharrlichkeit kommen. Sirach Sir 28 35 22 Et Dominus non elongabit, sed judicabit justos, et faciet judicium: et Fortissimus non habebit in illis patientiam, ut contribulet dorsum ipsorum: Und der Herr wird nicht säumen, sondern die Gerechten rächen und ihnen Recht verschaffen; der Allmächtige wird nicht Langmut gegen sie¹⁸ üben, bis er ihren Rücken zerschmettert. Sirach Sir 28 35 22 18 Nach dem Griech.: die Unbarmherzigen. Sirach Sir 28 35 23 Et gentibus reddet vindictam donec tollat plenitudinem superborum: et sceptra iniquorum contribulet. Er wird Rache an den Völkern nehmen,¹⁹ bis er die Menge der Stolzen hinwegrafft und die Zepter der Gottlosen zerbricht, Sirach Sir 28 35 23 19 Der Gott wohlgefällig anbetende ist das Abbild des Volkes Gottes selbst, das betet, bis die gottlosen Völker vernichtet sind. Sirach Sir 28 35 24 Donec reddat hominibus secundum actus suos, et secundum opera Adæ, et secundum præsumptionem illius, bis er den Menschen nach ihren Taten vergilt, nach den Werken des Menschen und nach seinen Anschlägen; Sirach Sir 28 35 25 Donec judicet judicium plebis suæ, et oblectabit justos misericordia sua. bis er Gericht hält und seinem Volke Recht verschafft und die Gerechten durch sein Erbarmen erfreut. Sirach Sir 28 35 26 Speciosa misericordia Dei, in tempore tribulationis, quasi nubes pluviæ in tempore siccitatis. Lieblich ist das Erbarmen Gottes zur Zeit der Not, wie Regenwolken zur Zeit der Trockenheit.²⁰ Sirach Sir 28 35 26 20 Was wird zur Zeit der Trockenheit mehr ersehnt als Regen? Sirach Sir 28 35 3 Et propitiationem litare sacrificii super injustitias, et deprecatio pro peccatis, recedere ab injustitia. Ein Versöhnungsopfer und ein Gebet für Sünden ist die Meidung des Unrechtes.³ Sirach Sir 28 35 3 3 V. 3 findet sich nur in der Vulgata. Sirach Sir 28 35 4 Retribuet gratiam qui offert similaginem: et qui facit misericordiam, offert sacrificium. Wer ein Speiseopfer darbringt, erzeigt sich dankbar⁴ und wer Barmherzigkeit übt, bringt ein Opfer⁵ dar. Sirach Sir 28 35 4 4 Richtiger umgekehrt: Wer sich dankbar zeigt, bringt ein Speiseopfer dar. Sirach Sir 28 35 4 5 Lobopfer. Sirach Sir 28 35 5 Beneplacitum est Domino recedere ab iniquitate: et deprecatio pro peccatis recedere ab injustitia. Es ist Gott wohlgefällig, wenn man das Böse meidet, und vom Unrecht sich fern halten ist eine Sühne für die Sünde. [Jer 7,3, Jer 26,13, Jes 66,2] Sirach Sir 28 35 6 Non apparebis ante conspectum Domini vacuus. Erscheine nicht leer vor dem Angesichte des Herrn,⁶ [Ex 23,15, Ex 34,20, Dtn 16,16] Sirach Sir 28 35 6 6 Dieselbe Mahnung wird V. 9 wiederholt. Sirach Sir 28 35 7 Hæc enim omnia propter mandatum Dei fiunt. denn alles dies muss um des Gesetzes Gottes willen geschehen. Sirach Sir 28 35 8 Oblatio justi impinguat altare, et odor suavitatis est in conspectu Altissimi. Die Opfergabe des Gerechten macht den Altar fett und ist ein lieblicher Geruch vor dem Allerhöchsten. Sirach Sir 28 35 9 Sacrificium justi acceptum est, et memoriam ejus non obliviscetur Dominus. Das Opfer des Gerechten ist angenehm, der Herr wird seiner Opfergabe⁷ nicht vergessen. Sirach Sir 28 35 9 7 Des Teiles des unblutigen Opfers, welcher das Gedenken hieß. Vergl. [Lev 2,9.16, Lev 5,12, Lev 6,8, Num 5,26]. Sirach Sir 28 0 1 Flehen um Gottes Erbarmen. (V. 19) Richtige Wahl. Sirach Sir 28 36 1 Miserere nostri Deus omnium, et respice nos, et ostende nobis lucem miserationum tuarum: Erbarme dich unser, du Gott über alles! und schau auf uns und¹ zeige uns das Licht deiner Erbarmungen Sirach Sir 28 36 1 1 Dieser Zusatz fehlt in den anderen Texten. Sirach Sir 28 36 10 Festina tempus, et memento finis, ut enarrent mirabilia tua. Beschleunige die Zeit und gedenke des Endes,¹⁰ damit sie deine Wundertaten verkünden. Sirach Sir 28 36 10 10 Der Bedrückung und des Anbruches der messianischen Zeit. Im Hebr. wird beigefügt, dass niemand dies Werk Gottes hindern kann. Sirach Sir 28 36 11 In ira flammæ devoretur qui salvatur: et qui pessimant plebem tuam, inveniant perditionem. Wer sich gerettet hat,¹¹ werde vom Feuer des Zornes verzehrt; und wer dein Volk bedrückt, möge zugrunde gehen. Sirach Sir 28 36 11 11 Aus einer deiner Rachezüchtigungen. Sirach Sir 28 36 12 Contere caput principum inimicorum, dicentium: Non est alius præter nos. Zerschmettere die Häupter der feindlichen Fürsten, die da sprechen: Außer uns ist niemand etwas! Sirach Sir 28 36 13 Congrega omnes tribus Jacob: ut cognoscant quia non est Deus nisi tu, et enarrent magnalia tua: et hereditabis eos, sicut ab initio. Sammle alle Stämme Jakobs,¹² damit¹³ sie erkennen, dass kein Gott ist außer dir, und sie deine Wunder verkünden, und nimm sie wieder als dein Eigentum an, wie vom Anfange her. Sirach Sir 28 36 13 12 Die Sammlung Israels ist auch immer die erste Voraussage der Propheten. [Jes 40,11; Jer 3,18; Ez 36,9; Am 9,14] u.a. Sirach Sir 28 36 13 13 Das Folgende hat die Vulgata schon V. 2 vorweggenommen. Griech.: Sammle alle Stämme Jakobs und sie werden dein Erbe sein wie von Anfang. Lass Israel wieder glücklich im Lande seiner Väter wohnen. Sirach Sir 28 36 14 Miserere plebi tuæ, super quam invocatum est nomen tuum: et Israel, quem coæquasti primogenito tuo. Erbarme dich deines Volkes, über das dein Name angerufen ist, und Israels, das du einem Erstgebornen gleichgehalten.¹⁴ Sirach Sir 28 36 14 14 Neuer Grund. Es handelt sich um Gottes Ehre, da Israel nach seinem Namen genannt und von dem Herrn sein Erstgeborener genannt ist. [Ex 4,22] Sirach Sir 28 36 15 Miserere civitati sanctificationis tuæ Jerusalem, civitati requiei tuæ. Erbarme dich der Stadt deines Heiligtums, Jerusalems, der Stadt deiner Ruhe.¹⁵ Sirach Sir 28 36 15 15 Die du dir auserwählt. [Ps 75,3; Ps 77,68; Ps 131,13] Sirach Sir 28 36 16 Reple Sion inenarrabilibus verbis tuis, et gloria tua populum tuum. Erfülle Sion mit deiner unaussprechlichen Verheißung und dein Volk¹⁶ mit deiner Herrlichkeit. Sirach Sir 28 36 16 16 Besser ist im Griech. mit Veränderung eines Buchstabens Tempel zu lesen, demgemäß auch im Lateinischen: deinen Tempel. Sirach Sir 28 36 17 Da testimonium his, qui ab initio creaturæ tuæ sunt, et suscita prædicationes, quas locuti sunt in nomine tuo prophetæ priores. Gib Zeugnis¹⁷ für die, welche von Anbeginn deine Geschöpfe sind, und erfülle die Weissagungen, welche die Propheten in deinem Namen verkündet haben. Sirach Sir 28 36 17 17 Erkenne öffentlich, dass sie dein sind, die du vor alten Zeiten als dein Volk auserwählt hast. Sirach Sir 28 36 18 Da mercedem sustinentibus te, ut prophetæ tui fideles inveniantur: et exaudi orationes servorum tuorum Belohne diejenigen,¹⁸ die auf dich harren, damit deine Propheten wahrhaftig erfunden werden, und erhöre das Gebet deiner Diener Sirach Sir 28 36 18 18 Belohne Glauben und Hoffnung derer, die diese Prophezeiungen angenommen haben, und zeige, dass deine Propheten wahrhaft sind. Sirach Sir 28 36 19 Secundum benedictionem Aaron de populo tuo, et dirige nos in viam justitiæ, et sciant omnes qui habitant terram, quia tu es Deus conspector sæculorum. nach dem Segen Aarons über dein Volk;¹⁹ leite uns auf den Weg der Gerechtigkeit²⁰ und lass alle Bewohner der Erde erkennen, dass du Gott bist, der die Ewigkeit durchschaut.²¹ [Num 6,24] Sirach Sir 28 36 19 19 Vergl. [Num 6,23-26]. Diese Stelle fehlt im Hebräischen. Sirach Sir 28 36 19 20 Im Griechischen fehlender Zusatz. Sirach Sir 28 36 19 21 Griechisch: der Gott der Ewigkeiten. Sirach Sir 28 36 2 Et immitte timorem tuum super gentes, quæ non exquisierunt te, ut cognoscant quia non est Deus nisi tu, et enarrent magnalia tua. und sende Furcht über die Völker, welche dich nicht suchen,² damit sie erkennen, dass kein anderer Gott ist außer dir, und deine großen Taten verkünden. Sirach Sir 28 36 2 2 Griech.: über alle Völker. Die folgenden Worte des V. 2 fehlen im Griech. und sind aus V. 13 vorwegzunehmen. Vergl. V. 5. Sirach Sir 28 36 20 Omnem escam manducabit venter, et est cibus cibo melior. Der Magen nimmt allerlei Speise zu sich, doch ist eine Speise besser als die andere.²² Sirach Sir 28 36 20 22 Eine nicht geringere Auswahl ist in dem, was man hört, zu treffen, als in dem, was man als Speise genießt. Sirach Sir 28 36 21 Fauces contingunt cibum feræ, et cor sensatum verba mendacia. Der Gaumen erkennt das Gericht vom Wildbret und ein verständiges Herz lügenhafte Reden.²³ Sirach Sir 28 36 21 23 Vergl. [Ijob 12,11]. Sirach Sir 28 36 22 Cor pravum dabit tristitiam, et homo peritus resistet illi. Ein böses Herz verursacht Traurigkeit,²⁴ aber ein erfahrener²⁵ Mann leistet ihm Widerstand.²⁶ Sirach Sir 28 36 22 24 Mit Wort und Tat. Sirach Sir 28 36 22 25 Viel erfahrener (geprüfter) Mann. Sirach Sir 28 36 22 26 Leistet seinen trüglichen Worten Widerstand, das Herz durchschauend. Griech.: weiß ihm zu vergelten. Er sorgt, dass der, welcher anderen Trauer bereiten wollte, selbst Trauer empfinde. Sirach Sir 28 36 23 Omnem masculum excipiet mulier: et est filia melior filia. Das Weib muss mit jedem Manne vorlieb nehmen,²⁷ aber²⁸ eine Tochter ist besser als die andere. Sirach Sir 28 36 23 27 Nach der Sitte der Alten wählte der Vater seiner Tochter selbst den Bräutigam. Sirach Sir 28 36 23 28 Aber anders ist es auf Seiten des Mannes, er kann wählen, wen er heiraten will. Sirach Sir 28 36 24 Species mulieris exhilarat faciem viri sui, et super omnem concupiscentiam hominis superducit desiderium. Die Schönheit des Weibes²⁹ erheitert das Angesicht ihres Mannes und über jedes Verlangen hinaus lässt sie des Mannes Wunsch nach ihr wachsen. Sirach Sir 28 36 24 29 Auf diese soll der Mann zuerst achten bei der Wahl, da die Schönheit leichter die Liebe erhält. Aber man darf bei der Wahl nicht unterlassen, auch auf den Charakter zu schauen. Sirach Sir 28 36 25 Si est lingua curationis, est et mitigationis et misericordiæ: non est vir illius secundum filios hominum. Ist ihre Zunge versöhnlich,³⁰ sanftmütig und gütig, so hat ihr Mann unter den Menschenkindern nicht seinesgleichen. Sirach Sir 28 36 25 30 Fehlt im Griech., aber weist auf den Ursprung der Übersetzung aus dem Hebr., wo es sich findet. Die Frauen zeigen ihre Anlagen in der Rede. Sirach Sir 28 36 26 Qui possidet mulierem bonam, inchoat possessionem: adjutorium secundum illum est, et columna ut requies. Wer ein gutes Weib hat, legt den Grund zu seinem Wohlstande; er hat eine Gehilfin, wie er sie braucht, und eine Stütze, auf der er ruht.³¹ Sirach Sir 28 36 26 31 Hebr.: Hilfe und Burg und Säule zur Stütze. Sirach Sir 28 36 27 Ubi non est sepes, diripietur possessio: et ubi non est mulier, ingemiscit egens. Wo kein Zaun ist, wird die Besitzung³² verwüstet; und wo kein Weib ist, seufzt der, der ihrer bedarf.³³ Sirach Sir 28 36 27 32 Hebr.: Weinberg. Sirach Sir 28 36 27 33 Ist der Mann umherschweifend und flüchtig. Wer allein ist und keine Familie hat, wandert leicht von Ort zu Ort. Ein solch unsteter Mensch genießt aber bei den Menschen nicht die nötige Achtung. Sirach Sir 28 36 28 Quis credit ei, qui non habet nidum, et deflectens ubicumque obscuraverit, quasi succinctus latro exsiliens de civitate in civitatem? Wer traut dem, der kein Nest³⁴ hat und überall einkehrt, wo es dunkel wird? Er ist wie ein gegürteter Räuber, der von einer Stadt zur anderen eilt. Sirach Sir 28 36 28 34 Festen Wohnsitz. Sirach Sir 28 36 3 Alleva manum tuam super gentes alienas, ut videant potentiam tuam. Erhebe deine Hand über die fremden Völker, dass sie deine Macht erfahren.³ Sirach Sir 28 36 3 3 Dies fordert deine Ehre, dass sie erfahren, dass du der Herr bist. Sirach Sir 28 36 4 Sicut enim in conspectu eorum sanctificatus es in nobis, sic in conspectu nostro magnificaberis in eis, Denn wie du vor ihren Augen dich an uns heilig erwiesen hast,⁴ so mögest du vor unsern Augen dich an ihnen verherrlichen,⁵ Sirach Sir 28 36 4 4 Indem du dein Volk wegen seiner Sünden verstießest und den Völkern preisgabst. Sirach Sir 28 36 4 5 Indem du die Völker strafst. Sirach Sir 28 36 5 Ut cognoscant te, sicut et nos cognovimus quoniam non est Deus præter te Domine. damit sie dich erkennen, wie auch wir erkannt haben, dass kein Gott ist außer dir, o Herr! Sirach Sir 28 36 6 Innova signa, et immuta mirabilia. Erneuere die Zeichen und wiederhole die Wunder.⁶ Sirach Sir 28 36 6 6 Welche wird im Folgenden gesagt. Sirach Sir 28 36 7 Glorifica manum, et brachium dextrum, Verherrliche deine Hand und deinen rechten Arm.⁷ Sirach Sir 28 36 7 7 Indem du die Völker niederwirfst und Israel erhöhst. Sirach Sir 28 36 8 Excita furorem, et effunde iram. Entfache deinen Grimm⁸ und gieße deinen Zorn aus.⁹ Sirach Sir 28 36 8 8 Wenn Gott das Elend der Seinen und die Sünden der Völker nicht zu sehen scheint, ruht sein Zorn. Er entflammt, wenn Gott den Seinen Hilfe bringt gegen ihre Feinde. Sirach Sir 28 36 8 9 Lass den Zorn in der Tat aus. Sirach Sir 28 36 9 Tolle adversarium, et afflige inimicum. Vertilge den Widersacher und züchtige den Feind. Sirach Sir 28 0 1 Wahl der Freunde (V. 6), der Ratgeber. (V. 19) Nichts ist ohne guten Rat zu beginnen. (V. 36) Sorge für die Gesundheit. [Sir 38,15] Sirach Sir 28 37 1 Omnis amicus dicet: Et ego amicitiam copulavi: sed est amicus solo nomine amicus. Nonne tristitia inest usque ad mortem? Jeder Freund spricht: Auch ich habe Freundschaft geschlossen! Aber mancher ist nur dem Namen nach Freund. Bringt es nicht Gram bis zum Tode, Sirach Sir 28 37 10 Ne forte mittat sudem in terram, et dicat tibi: Er möchte etwa einen Pfahl in die Erde schlagen⁷ und zu dir sagen: Sirach Sir 28 37 10 7 Er möchte dir einen Anstoß schaffen, der dich schädigt, wie ein (kleiner) Pfahl auf dem Wege, der den Fuß verletzt. Griech.: Dass er nicht das über dich werfe dein Schicksal dem Zufall anheimgebe, sich gleichgültig von dir zurückziehe. Sirach Sir 28 37 11 Bona est via tua; et stet a contrario videre quid tibi eveniat. Du bist auf gutem Wege.⁸ Indes bleibt er gegenüber stehen, um zu sehen, was dir begegnet.⁹ Sirach Sir 28 37 11 8 Dein Handeln ist recht, dein Vorsatz gut. Sirach Sir 28 37 11 9 Deines Unglücks lachend, wenn solches dich trifft, und für sich daraus Vorteil ziehend. Sirach Sir 28 37 12 Cum viro irreligioso tracta de sanctitate, et cum injusto de justitia, et cum muliere de ea, quæ æmulatur: cum timido de bello, cum negotiatore de trajectione, cum emptore de venditione, cum viro livido de gratiis agendis, Mit einem gottlosen Menschen¹⁰ verhandle über Heiligkeit,¹¹ mit einem Ungerechten über Gerechtigkeit,¹² mit einer Frau über ihre Nebenbuhlerin, mit einem Furchtsamen über Krieg,¹³ mit einem Kaufmann über Handelsgeschäfte,¹⁴ mit einem Käufer über Verkauf, mit einem Missgünstigen über Dankbarkeit, Sirach Sir 28 37 12 10 Hier folgen im Griech. neun Beispiele, wen man nicht als Ratgeber zuziehen soll, in der Vulgata zwölf (einschließlich V. 7). Sirach Sir 28 37 12 11 Ironisch, wie der Schluss V. 14 zeigt. Sirach Sir 28 37 12 12 Im Griech. fehlen die beiden ersten Glieder des Verses. Sirach Sir 28 37 12 13 Er wird, auch wenn derselbe notwendig, abraten. Sirach Sir 28 37 12 14 Er wird nur seinen Vorteil vor Augen haben. Sirach Sir 28 37 13 Cum impio de pietate, cum inhonesto de honestate, cum operario agrario de omni opere, mit einem Gottlosen über Frömmigkeit, mit einem Unehrbaren über Ehrbarkeit, mit einem Arbeiter auf dem Acker über allerlei Arbeiten,¹⁵ Sirach Sir 28 37 13 15 Griech.: Mit einem Lohndiener im Hause über Arbeitsabschluss. Sirach Sir 28 37 14 Cum operario annuali de consummatione anni, cum servo pigro de multa operatione: non attendas his in omni consilio. mit einem auf ein Jahr gedungenen Arbeiter über das Ende des Jahres, mit einem faulen Knechte über viele Arbeit. Nach allen diesen richte dich nie in einer Beratung. Sirach Sir 28 37 15 Sed cum viro sancto assiduus esto, quemcumque cognoveris observantem timorem Dei, Vielmehr halte dich beständig an einen heiligen Mann, von dem du weißt, dass er die Furcht Gottes übt,¹⁶ Sirach Sir 28 37 15 16 Ein solcher wird nur raten, was dem Gesetze gemäß ist. Sirach Sir 28 37 16 Cujus anima est secundum animam tuam: et qui, cum titubaveris in tenebris, condolebit tibi. der einerlei Gesinnung mit dir hat¹⁷ und der, wenn du im Finstern strauchelst, mit dir leidet.¹⁸ Sirach Sir 28 37 16 17 Außer der Frömmigkeit wird erfordert, dass er dir in Freundschaft verbunden sei. Sirach Sir 28 37 16 18 Und dir aufhilft. Sirach Sir 28 37 17 Cor boni consilii statue tecum: non est enim tibi aliud pluris illo. Bereite dir selbst ein Herz, das dir gut rät,¹⁹ denn nichts anderes hat solchen Wert für dich wie dies. Sirach Sir 28 37 17 19 So darf niemand von dem Rate anderer abhängen, dass er nicht sein eigenes Herz befrüge und selbst wohl überlegte. Niemand kennt besser deine Wünsche als du selbst. Sirach Sir 28 37 18 Anima viri sancti enuntiat aliquando vera, quam septem circumspectores sedentes in excelso ad speculandum. Die Seele eines heiligen²⁰ Mannes sagt oft mehr Wahres als sieben Wächter, die auf hoher Warte sitzen, um auszuspähen.²¹ Sirach Sir 28 37 18 20 Fehlt im Griech. Sirach Sir 28 37 18 21 Was gegen die eigene Meinung und Neigung geschieht, nimmt keinen guten Fortgang. Sirach Sir 28 37 19 Et in his omnibus deprecare Altissimum ut dirigat in veritate viam tuam. Zu dem allem aber rufe den Allerhöchsten an, dass er deine Schritte nach der Wahrheit²² leite.²³ Sirach Sir 28 37 19 22 Ohne Irrtum. Sirach Sir 28 37 19 23 Vergl. [Ps 24,5, Tob 4,19]. Sirach Sir 28 37 2 Sodalis autem et amicus ad inimicitiam convertentur. wenn ein Genosse und Freund zum Feinde wird? Sirach Sir 28 37 20 Ante omnia opera verbum verax præcedat te, et ante omnem actum consilium stabile. Bei allem Tun gehe dir ein Wort der Wahrheit²⁴ voraus und vor jeder Handlung sicherer Rat. Sirach Sir 28 37 20 24 Was darunter zu verstehen ist, sagt die zweite Hälfte des Verses. Sirach Sir 28 37 21 Verbum nequam immutabit cor: ex quo partes quatuor oriuntur, bonum et malum, vita et mors: et dominatrix illorum est assidua lingua. Est vir astutus multorum eruditor, et animæ suæ inutilis est. Ein böses Wort verführt das Herz, vier Dinge entspringen daraus:²⁵ Gutes und Böses, Leben und Tod,²⁶ und deren beständige Oberherrscherin ist die Zunge.²⁷ Mancher ist wohl geschickt, viele andere zu belehren, aber sich selbst vermag er nicht zu nützen. Sirach Sir 28 37 21 25 Aus dem Herzen. Sirach Sir 28 37 21 26 Lohn und Strafe. Sirach Sir 28 37 21 27 Durch die Zunge wird Gutes und Böses dem Herzen tiefer eingeprägt, durch dieselbe wird es verbreitet und auf andere übertragen. Vergl. [Spr 18,21]. Sirach Sir 28 37 22 Vir peritus multos erudivit, et animæ suæ suavis est. Mancher geschickte Mann unterweist viele andere und tut dabei seiner eigenen Seele wohl.²⁸ Sirach Sir 28 37 22 28 Wiederholung des zweiten Teiles von V. 21. Sirach Sir 28 37 23 Qui sophistice loquitur, odibilis est: in omni re defraudabitur. Mancher, der sich weise dünkt in Worten,²⁹ ist verhasst, er wird an allem Mangel haben.³⁰ Sirach Sir 28 37 23 29 Ein Sophist, der mit seinem scheinbaren Scharfsinn prahlt. Sirach Sir 28 37 23 30 Ist des Brotes unwürdig, das er fordert. Sirach Sir 28 37 24 Non est illi data a Domino gratia: omni enim sapientia defraudatus est. Der Herr hat ihm keine Anmut³¹ verliehen, denn es gebricht ihm an aller Weisheit.³² Sirach Sir 28 37 24 31 Der Rede. Sirach Sir 28 37 24 32 An wahrer Weisheit. Wahre Weisheit sucht nicht den Pomp der Worte, sondern ist klar und weiß sich mit einer gewissen Annehmlichkeit und Süßigkeit mitzuteilen. Sirach Sir 28 37 25 Est sapiens animæ suæ sapiens: et fructus sensus illius laudabilis. Mancher Weise ist für sich selbst weise³³ und die Früchte seiner Einsicht sind rühmlich. Sirach Sir 28 37 25 33 Er besitzt in sich Weisheit und die Frucht dieser Weisheit tut sich auch allezeit in seinen Worten kund. Nach anderen hat das Griech. den Sinn: Mancher ist nur für sich selbst weise und die Früchte seiner Einsicht sind nur dem Munde nach zuverlässig. Sirach Sir 28 37 26 Vir sapiens plebem suam erudit, et fructus sensus illius fideles sunt. Ein weiser Mann belehrt sein Volk³⁴ und die Früchte seiner Einsicht sind zuverlässig.³⁵ Sirach Sir 28 37 26 34 Ist nicht nur für sich weise. Sirach Sir 28 37 26 35 Und dauernd. Sirach Sir 28 37 27 Vir sapiens implebitur benedictionibus, et videntes illum laudabunt. Ein weiser Mann wird reich gesegnet, und die ihn sehen, preisen ihn. Sirach Sir 28 37 28 Vita viri in numero dierum: dies autem Israel innumerabiles sunt. Das Leben des Menschen hat eine bestimmte Zahl von Tagen, aber die Tage Israels³⁶ sind ohne Zahl. Sirach Sir 28 37 28 36 Des Volkes. So bleibt des wahren Weisen Andenken in Ewigkeit. Sirach Sir 28 37 29 Sapiens in populo hereditabit honorem, et nomen illius erit vivens in æternum. Der Weise erwirbt sich unter seinem Volke Ehre³⁷ und sein Name lebt ewig.³⁸ Sirach Sir 28 37 29 37 Alle setzen auf ihn ihr festes Vertrauen. Sirach Sir 28 37 29 38 Vergl. [Ps 110,10]. Sirach Sir 28 37 3 O præsumptio nequissima, unde creata es cooperire aridam malitia, et dolositate illius? O böse Vermessenheit, woher bist du hereingebrochen,¹ die Erde mit Bosheit und Falschheit zu bedecken? Sirach Sir 28 37 3 1 Die Vulgata sagt wörtlich geschaffen, genau entsprechend dem hebr. Texte. Sirach Sir 28 37 30 Fili in vita tua tenta animam tuam: et si fuerit nequam, non des illi potestatem: Mein Sohn! prüfe bei deiner Lebensart deine Seele,³⁹ und wenn ihr etwas schädlich ist, gewähre es ihr nicht, Sirach Sir 28 37 30 39 Was dir nützlich und was dir schädlich ist. Sirach Sir 28 37 31 Non enim omnia omnibus expediunt, et non omni animæ omne genus placet. denn alles ist nicht allen zuträglich und nicht jedem gefällt alles. Sirach Sir 28 37 32 Noli avidus esse in omni epulatione, et non te effundas super omnem escam: Sei nicht gierig nach einer Mahlzeit⁴⁰ und gib dich nicht maßlos hin bei allen Speisen, Sirach Sir 28 37 32 40 Sei nicht gierig nach irgend einem Genusse. Sirach Sir 28 37 33 In multis enim escis erit infirmitas, et aviditas appropinquabit usque ad choleram. denn auf den Genuss vieler Speisen entsteht Beschwerde und die Unmäßigkeit führt zum Erbrechen. Sirach Sir 28 37 34 Propter crapulam multi obierunt: qui autem abstinens est, adjiciet vitam. Durch Unmäßigkeit sind schon viele gestorben; wer aber enthaltsam ist, verlängert sein Leben. Sirach Sir 28 37 4 Sodalis amico conjucundatur in oblectationibus, et in tempore tribulationis adversarius erit. Ein Genosse freut sich mit dem Freunde, wenn es diesem wohl geht; aber zur Zeit der Trübsal wird er sein Feind. Sirach Sir 28 37 5 Sodalis amico condolet causa ventris, et contra hostem accipiet scutum. Ein Genosse hat Mitleiden mit seinem Freunde des Bauches wegen² und ergreift den Schild wider den Feind. Sirach Sir 28 37 5 2 Dieser ist ebenso unzuverlässig wie der in V. 4 geschilderte. Oder es ist ein Gegensatz da: Ein guter Freund kämpft mit dem Frechen und gegen den Fein ergreift er den Schild. wie am: Rande des hebr. Fragmentes steht. Sirach Sir 28 37 6 Non obliviscaris amici tui in animo tuo, et non immemor sis illius in opibus tuis. Vergiss deinen Freund nicht in deinem Herzen und sei seiner nicht uneingedenk bei deinen Schätzen.³ Sirach Sir 28 37 6 3 Wahre Freundschaft fordert Mitteilung der Güter. Nach dem Hebr. scheint der Sinn zu sein: Zeige dich als treuer Freund sowohl im Kampfe, indem du deinen Freund verteidigst, wie bei der Teilung der Beute. Sirach Sir 28 37 7 Noli consiliari cum eo, qui tibi insidiatur, et a zelantibus te absconde consilium. Berate dich mit dem nicht, der dir nachstellt, und verbirg deine Absichten vor denen, die gegen dich eifersüchtig sind.⁴ Sirach Sir 28 37 7 4 Im Griech. steht dieser Vers nach V. 11 der Vulgata. Sirach Sir 28 37 8 Omnis consiliarius prodit consilium, sed est consiliarius in semetipso Jeder Ratgeber erteilt zwar Rat, aber mancher ist Ratgeber sich selbst zum Nutzen. Sirach Sir 28 37 9 A consiliario serva animam tuam: prius scito quæ sit illius necessitas: et ipse enim animo suo cogitabit: Sei auf deiner Hut vor einem Ratgeber;⁵ erforsche zuerst, was ihm Not tut,⁶ denn er wird zuerst auf sich selbst bedacht sein. Sirach Sir 28 37 9 5 Traue nicht jedem Ratgeber alsbald. Sirach Sir 28 37 9 6 Damit er nicht einen Rat gebe, der nur seinen eigenen Nutzen im Auge hat. Sirach Sir 28 0 1 Sorge für die Gesundheit. (V. 15) Trauerfeier. (V. 24) Streben nach Weisheit. [Sir 39,15] Sirach Sir 28 38 1 Honora medicum propter necessitatem: etenim illum creavit Altissimus. Ehre den Arzt um des Bedürfnisses willen,¹ denn der Allerhöchste hat ihn geschaffen.² Sirach Sir 28 38 1 1 Nach dem Hebr. ist vielmehr zu lesen: bevor du seiner bedarfst. Die ärztliche Kunst scheint damals wenig angesehen gewesen zu sein, dass der Weise mahnen muss, man solle den Arzt ehren, noch bevor man seiner bedarf, nicht nur in der Not. Sirach Sir 28 38 1 2 Hebr.: Der Arzt wird weise von dem Herrn. Sirach Sir 28 38 10 Averte a delicto, et dirige manus, et ab omni delicto munda cor tuum. Wende dich ab von der Verfehlung, mache deine Handlungen recht und reinige dein Herz von aller Sünde. Sirach Sir 28 38 11 Da suavitatem et memoriam similaginis, et impingua oblationem, et da locum medico: Bringe Wohlgerüche¹³ und Gedenkopfer¹⁴ von Weizenmehl und fette Opfer dar¹⁵ und verstatte dem Arzte Zutritt,¹⁶ Sirach Sir 28 38 11 13 Ein Opfer zum Wohlgeruch für den Herrn. Vergl. [Gen 8,21; Lev 1,9.13.17; Lev 2,2] u.a. Sirach Sir 28 38 11 14 Vergl. [Lev 2,2.9.16]. Sirach Sir 28 38 11 15 Sei nicht geizig in der Darbringung. Das Griech. fügt bei: Als wäre alle Lebenshoffnung aufgegeben. Sirach Sir 28 38 11 16 Zweites Mittel. Sirach Sir 28 38 12 Etenim illum Dominus creavit: et non discedat a te, quia opera ejus sunt necessaria. denn der Herr hat ihn geschaffen;¹⁷ lass ihn nicht von dir, denn seine Dienste sind dir notwendig. Sirach Sir 28 38 12 17 Syr.: Denn er bringt dir Nutzen. Vergl. auch V. 1. Sirach Sir 28 38 13 Est enim tempus quando in manus illorum incurras: Es kommt eine Zeit, wo du in ihre Hände gerätst.¹⁸ Sirach Sir 28 38 13 18 Die Art der Behandlung und die Arzneien müssen damals recht hart gewesen sein. Griech.: Es gibt Zeiten, wo es ihren Händen glückt. Sirach Sir 28 38 14 Ipsi vero Dominum deprecabuntur, ut dirigat requiem eorum, et sanitatem, propter conversationem illorum. Sie aber werden den Herrn bitten,¹⁹ dass er ihnen Linderung und Heilung gelingen lässt für ein längeres Leben.²⁰ Sirach Sir 28 38 14 19 Auch die Ärzte selbst müssen beten. Sirach Sir 28 38 14 20 Hebr.: Für den Lebensunterhalt, für den Lohn, den der Arzt erwarten kann. Sirach Sir 28 38 15 Qui delinquit in conspectu ejus, qui fecit eum, incidet in manus medici. Wer vor den Augen seines Schöpfers sündigt, muss in die Hände des Arztes fallen.²¹ Sirach Sir 28 38 15 21 Die Krankheiten sind nicht selten Strafe für die Sünden. Unmäßigkeit, Sünden gegen das sechste Gebot, Tollkühnheit, andere Dinge bringen Schaden; zudem wird im Alten Testamente die Sünde oft mit zeitlichen Strafen belegt. [Lev 26; Dtn 28; Ijob 4,7] u.a. Eine doppelte Schwere der Sünde wird bezeichnet: in den Augen Gottes gegen den Schöpfer. Sirach Sir 28 38 16 Fili in mortuum produc lacrimas, et quasi dira passus incipe plorare, et secundum judicium contege corpus illius, et non despicias sepulturam illius. Mein Sohn! über einen Toten vergieße Tränen und beklage ihn, wie einer, dem großes Leid widerfahren ist.²² Verhülle seinen Leib, wie es sich gebührt, und versäume sein Begräbnis nicht.²³ Sirach Sir 28 38 16 22 Tue nicht gefühllos wie die Stoiker noch zeige Freude über die etwaige Erbschaft. Sirach Sir 28 38 16 23 Erweise ihm die gebührenden Ehren. Sirach Sir 28 38 17 Propter delaturam autem amare fer luctum illius uno die, et consolare propter tristitiam, Um der Nachrede willen halte bittere Trauer um ihn einen Tag, alsdann getröste dich in deiner Traurigkeit. Sirach Sir 28 38 18 Et fac luctum secundum meritum ejus uno die, vel duobus propter detractionem. Trage Leid, wie es ihm zukommt, einen oder zwei Tage, der üblen Nachrede wegen.²⁴ Sirach Sir 28 38 18 24 Die Vulgata bietet eine Doppelübersetzung des Griechischen: Lass deine Klage bitter sein und heiß dein Weinen und trage Leid, wie es ihm zukommt, einen Tag, auch zwei Tage, der üblen Nachrede wegen; dann lass dich trösten ob der Trauer. Also auch nach dem Begräbnisse soll die Trauer andauern, doch mit Maß, die Trauer soll nicht lange bitter sein. Die gewöhnliche Trauer dauerte sieben Tage. [Sir 22,13] Warum die bittere Trauer nicht länger festzuhalten ist, besagt V. 19. Sirach Sir 28 38 19 A tristitia enim festinat mors, et cooperit virtutem, et tristitia cordis flectit cervicem. Denn aus der Traurigkeit kommt schnell der Tod, sie lähmt die Kraft²⁵ und die Traurigkeit des Herzens beugt die Stärke.²⁶ [Spr 15,13, Spr 17,22] Sirach Sir 28 38 19 25 Dieser Versteil (lähmt die Kraft) fehlt im Griechischen. Sirach Sir 28 38 19 26 Des Leibes und der Seele. Sirach Sir 28 38 2 A Deo est enim omnis medela, et a rege accipiet donationem. Denn von Gott kommt alle Heilung und vom König empfängt er³ Geschenke. Sirach Sir 28 38 2 3 Ist er würdig zu empfangen. Sirach Sir 28 38 20 In abductione permanet tristitia: et substantia inopis secundum cor ejus. Die Traurigkeit bleibt bei der Wegführung des Toten²⁷ und das Leben des Armen ist wie sein Herz. Sirach Sir 28 38 20 27 Nach anderer griech. Lesart: Bei Heimsuchung dauert auch die Trauer an und des Armen Leben ist wider sein Herz wider das, was er wünscht, ist elend. Sirach Sir 28 38 21 Ne dederis in tristitia cor tuum, sed repelle eam a te: et memento novissimorum, Überlass dein Herz nicht der Betrübnis,²⁸ sondern treibe sie von dir und gedenke des Endes.²⁹ Sirach Sir 28 38 21 28 Erwägungen, welche allzu bittere Trauer vertreiben. Sirach Sir 28 38 21 29 Vergl. [Sir 30,22; Spr 17,22]. Unnütz ist es, sich zu grämen über das, was unvermeidlich ist, denke also, dass der Tod auf alle harrt. Sirach Sir 28 38 22 Noli oblivisci: neque enim est conversio, et huic nihil proderis, et te ipsum pessimabis. Vergiss es nicht,³⁰ denn von dort gibt es keine Wiederkehr;³¹ jenem nützest du nichts, dir selbst aber schadest du. Sirach Sir 28 38 22 30 Halte es fest im Gedächtnis. Sirach Sir 28 38 22 31 Wenn du dich auch noch so grämst. Vergl. [1Sam 12,22]. Sirach Sir 28 38 23 Memor esto judicii mei: sic enim erit et tuum: mihi heri, et tibi hodie. Gedenke an das Urteil über mich,³² denn ebenso wird das deinige sein;³³ gestern mir und heute dir! Sirach Sir 28 38 23 32 Der Tote selbst wird redend eingeführt. Sirach Sir 28 38 23 33 Auch an dir wird das Urteil des Todes vollzogen werden. Versprich dir nicht ein langes Leben, sondern denke daran, dass jeder Tag dein letzter sein kann. Vergl. [Jak 4,13-15]. Sirach Sir 28 38 24 In requie mortui requiescere fac memoriam ejus, et consolare illum in exitu spiritus sui. Wenn der Tote ruht, lass auch sein Andenken³⁴ ruhen und tröste dich über ihn, wenn sein Geist ihn verlässt.³⁵ [2Sam 12,21] Sirach Sir 28 38 24 34 Die peinigende und quälende Erinnerung, wie die zweite Hälfte des Verses im Griechischen zeigt. Sirach Sir 28 38 24 35 Dass er jetzt frei ist vom Elende dieses Lebens. Sirach Sir 28 38 25 Sapientia scribæ in tempore vacuitatis: et qui minoratur actu, sapientiam percipiet: qua sapientia replebitur, Die Weisheit des Schriftgelehrten gedeiht zur Zeit seiner Muße und wer wenige Geschäfte hat, kann zur Weisheit gelangen. Wie kann der Weisheit erlangen,³⁶ Sirach Sir 28 38 25 36 Da hierzu Muße gehört. Sirach Sir 28 38 26 Qui tenet aratrum, et qui gloriatur in jaculo, stimulo boves agitat, et conversatur in operibus eorum, et enarratio ejus in filiis taurorum. der den Pflug führt, sich seines Steckens rühmt, Rinder mit dem Stachel antreibt, mit solcher Arbeit umgeht und nur von jungen Stieren zu reden weiß? Sirach Sir 28 38 27 Cor suum dabit ad versandos sulcos, et vigilia ejus in sagina vaccarum. Sein Sinn ist darauf gerichtet, Furchen zu ziehen und seine Sorge geht³⁷ auf die Mästung der Kühe. Sirach Sir 28 38 27 37 Tag und Nacht. Sirach Sir 28 38 28 Sic omnis faber et architectus, qui noctem tamquam diem transigit, qui sculpit signacula sculptilia, et assiduitas ejus variat picturam: cor suum dabit in similitudinem picturæ, et vigilia sua perficiet opus. So ist auch jeder Künstler und Baumeister, welcher Tag und Nacht arbeitet, so der Siegelringstecher, dessen beharrlicher Fleiß mannigfaltige Gebilde hervorbringt; er richtet seinen Sinn darauf, die Zeichnung dem Bilde recht ähnlich zu machen und vollendet das Werk durch seinen Fleiß. Sirach Sir 28 38 29 Sic faber ferrarius sedens juxta incudem, et considerans opus ferri: vapor ignis uret carnes ejus, et in calore fornacis concertatur: So auch der Schmied, der an seinem Amboss sitzt und das Eisen bearbeitet. Der Qualm des Feuers zehrt an seinem Fleische und er kämpft mit der Hitze des Ofens, Sirach Sir 28 38 3 Disciplina medici exaltabit caput illius, et in conspectu magnatorum collaudabitur. Das Wissen erhebt den Arzt zu Ehren und angesichts der Großen wird er gerühmt. Sirach Sir 28 38 30 Vox mallei innovat aurem ejus, et contra similitudinem vasis oculus ejus: des Hammers Schall betäubt sein Ohr und sein Auge ist auf die Vorlage des Gerätes gerichtet. Sirach Sir 28 38 31 Cor suum dabit in consummationem operum, et vigilia sua ornabit in perfectionem. Er richtet den Sinn auf die Vollendung der Arbeit und seine Sorge ist es, sie bis zur Vollendung zierlich zu gestalten. Sirach Sir 28 38 32 Sic figulus sedens ad opus suum, convertens pedibus suis rotam, qui in sollicitudine positus est semper propter opus suum, et in numero est omnis operatio ejus. So der Töpfer, der bei seiner Arbeit sitzt und die Scheibe mit seinen Füßen dreht. Er schwebt immer in Besorgnis um seiner Arbeit willen und alle seine Verrichtungen sind ihm abgemessen.³⁸ Sirach Sir 28 38 32 38 Er muss eine bestimmte Zahl von Gefäßen oder von Gefäßen jeder Art eine vorgeschriebene Anzahl verfertigen. Sirach Sir 28 38 33 In brachio suo formabit lutum, et ante pedes suos curvabit virtutem suam. Mit seinem Arme bildet er den Ton und mit seinen Füßen bearbeitet er dessen Masse. Sirach Sir 28 38 34 Cor suum dabit ut consummet linitionem, et vigilia sua mundabit fornacem. Er wendet seine Aufmerksamkeit daran, die Glasur zu vollenden und mit Sorgfalt reinigt er den Ofen. Sirach Sir 28 38 35 Omnes hi in manibus suis speraverunt, et unusquisque in arte sua sapiens est. Diese alle vertrauen auf ihre Hände³⁹ und jeder ist geschickt in seiner Kunst, Sirach Sir 28 38 35 39 Nicht in anderen Dingen. Sirach Sir 28 38 36 Sine his omnibus non ædificatur civitas. ohne diese alle kann keine Stadt erbaut werden⁴⁰ Sirach Sir 28 38 36 40 Diese Handwerke sind notwendig, ohne sie kann die menschliche Gesellschaft nicht bestehen. Sirach Sir 28 38 37 Et non inhabitabunt, nec inambulabunt, et in ecclesiam non transilient. und man kann darin weder wohnen noch umherwandeln; aber in der Versammlung tun sie sich nicht hervor. Sirach Sir 28 38 38 Super sellam judicis non sedebunt, et testamentum judicii non intelligent, neque palam facient disciplinam et judicium, et in parabolis non invenientur: Sie sitzen nicht auf dem Richterstuhle, kennen das Gesetz nicht, nach dem Gericht gehalten wird, und was Recht und Richterspruch verlangt, sprechen sie nicht aus und beschäftigen sich nicht mit Weisheitssprüchen,⁴¹ Sirach Sir 28 38 38 41 Welche den Lehrern Ansehen verschaffen. Sirach Sir 28 38 39 Sed creaturam ævi confirmabunt, et deprecatio illorum in operatione artis, accomodantes animam suam, et conquirentes in lege Altissimi. sondern sie bleiben fest bei dem irdischen Schaffen⁴² und ihr Gebet geht⁴³ auf die Ausübung ihrer Kunst; ihr⁴⁴ weihen sie ihre Seele und forschen im Gesetze des Allerhöchsten. Sirach Sir 28 38 39 42 Das der Menschheit so großen Nutzen bringt. Sirach Sir 28 38 39 43 Auf nichts Höheres, sondern einzig auf Erfolg in ihrer Kunst. Sirach Sir 28 38 39 44 Diese Worte gehören bereits zum folgenden Kapitel. Griech.: dagegen wer seine Seele darauf richtet und nachsinnt über das Gesetz des Höchsten, der erforscht die Weisheit der Alten usw. Die gleiche Teilung zeigt der syrische Text. Sirach Sir 28 38 4 Altissimus creavit de terra medicamenta, et vir prudens non abhorrebit illa. Der Allerhöchste schuf Heilmittel aus der Erde⁴ und ein kluger Mann verschmäht dieselben nicht. Sirach Sir 28 38 4 4 So wenig wie der Arzt dürfen Heilmittel verachtet und vernachlässigt werden, denn Gott hat sie aus der Erde hervorgehen lassen zum Nutzen und Gebrauche der Menschen. Ein Beispiel dafür, wie Gott den erschaffenen Dingen heilsame Kräfte verliehen, bietet V. 5 mit Anspielung auf [Ex 15,23-25]. Sirach Sir 28 38 5 Nonne a ligno indulcata est aqua amara? Ward nicht durch Holz das bittere Wasser süß, [Ex 15,25] Sirach Sir 28 38 6 Ad agnitionem hominum virtus illorum, et dedit hominibus scientiam Altissimus, honorari in mirabilibus suis. damit die Menschen ihre Kraft⁵ erkannten? Ja, der Allerhöchste gab den Menschen Wissenschaft, dass er in seinen Wundern verherrlicht werde. Sirach Sir 28 38 6 5 Griech.: auf dass seine Kraft kund würde die dem Holze von Gott verliehene Wunderkraft. Sirach Sir 28 38 7 In his curans mitigabit dolorem, et unguentarius faciet pigmenta suavitatis, et unctiones conficiet sanitatis, et non consummabuntur opera ejus. Durch diese⁶ heilt er und lindert er den Schmerz; der Apotheker aber bereitet daraus lieblichen Balsam,⁷ setzt⁸ heilsame Salben zusammen und sein Tun findet kein Ende.⁹ Sirach Sir 28 38 7 6 Griech. Durch sie beseitigt (der Arzt) ihre Beschwerden. Sirach Sir 28 38 7 7 Die Arzneien. Sirach Sir 28 38 7 8 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 38 7 9 Wie der Arzt und der, welcher die Arzneien bereitet, nicht aufhören, ihr Amt zu üben, so wird auch durch sie beständig Friede, Heil, Stillung des Schmerzes und Heilung von Krankheiten bewirkt. (V. 8) Sirach Sir 28 38 8 Pax enim Dei super faciem terræ. Denn der Friede Gottes ruht auf dem Erdboden. Sirach Sir 28 38 9 Fili in tua infirmitate ne despicias te ipsum, sed ora Dominum, et ipse curabit te. Mein Sohn!¹⁰ versäume dich nicht selbst,¹¹ wenn du krank bist, sondern bete zum Herrn,¹² und er wird dich gesund machen. [Jes 38,2ff] Sirach Sir 28 38 9 10 Weisungen, wie man sich zur Zeit der Krankheit zu verhalten hat. Sirach Sir 28 38 9 11 Hebr.: säume nicht. Lass die Vorsorge für deine Gesundheit nicht außer acht, sei es, dass du an deiner Genesung verzweifelst oder dass du allzu sicher auf diese rechnest. Sirach Sir 28 38 9 12 Wie? sagt V. 30: Aus reinem und unbeflecktem Herzen. Sirach Sir 28 0 1 Streben nach Weisheit. (V. 15) Betrachtung der Werke Gottes in Rücksicht auf die Guten und die Bösen. [Sir 42,14] Sirach Sir 28 39 1 Sapientiam omnium antiquorum exquiret sapiens, et in prophetis vacabit. Der Weise erforscht die Weisheit aller Alten¹ und beschäftigt sich mit den Propheten. Sirach Sir 28 39 1 1 Diese soll ja al seine Art Erbschaft an die Späteren übergehen. Vergl. [Ijob 12,12]. Wer diese Alten sind, wird im Folgenden erklärt. An erster Stelle stehen die Propheten. Sirach Sir 28 39 10 Et ipse diriget consilium ejus, et disciplinam, et in absconditis suis consiliabitur. Dieser aber lenkt seine Einsicht und seinen Willen und er sinnt nach über Seine Geheimnisse.⁹ Sirach Sir 28 39 10 9 Denn Gott offenbart sie ihm. [Ps 50,8] Sirach Sir 28 39 11 Ipse palam faciet disciplinam doctrinæ suæ, et in lege testamenti Domini gloriabitur. Er macht die Zucht seiner Lehre kund und rühmt sich des Bundesgesetzes des Herrn.¹⁰ Sirach Sir 28 39 11 10 Eine weitere Frucht der Weisheit ist der Nutzen für den Nächsten. Der Weise hat Gottes Gesetz und Offenbarung schätzen gelernt und zeigt allen dessen Wohltat. Sirach Sir 28 39 12 Collaudabunt multi sapientiam ejus, et usque in sæculum non delebitur. Viele werden seine Weisheit preisen und in Ewigkeit wird er nicht vergessen werden. Sirach Sir 28 39 13 Non recedet memoria ejus, et nomen ejus requiretur a generatione in generationem. Sein Andenken erlischt nicht und sein Name wird leben von Geschlecht zu Geschlecht.¹¹ Sirach Sir 28 39 13 11 Früchte, welche auf den Weisen selbst zurückfließen. Sirach Sir 28 39 14 Sapientiam ejus enarrabunt gentes, et laudem ejus enuntiabit ecclesia. Seine Weisheit rühmen die Völker und sein Lob verkündet die Gemeinde.¹² Sirach Sir 28 39 14 12 Das auserwählte Volk. Sirach Sir 28 39 15 Si permanserit, nomen derelinquet plus quam mille: et si requieverit, proderit illi. Bleibt er am Leben, so hinterlässt er einen größeren Namen als Tausende, und geht er zur Ruhe, so wird ihm auch dies zum Gewinne¹³ gereichen. Sirach Sir 28 39 15 13 Wird er noch größeren Ruhm erlangen. Griech. wohl: so fließt ihm (noch reicheres) Lob zu. Sirach Sir 28 39 16 Adhuc consiliabor, ut enarrem: ut furore enim repletus sum. Nochmals will ich einsichtsvoll reden, denn der Begeisterung bin ich voll.¹⁴ Sirach Sir 28 39 16 14 Griech.: wie der Vollmond bin ich voll von Weisheitssprüchen und Lehren. Sirach Sir 28 39 17 In voce dicit: Obaudite me divini fructus, et quasi rosa plantata super rivos aquarum fructificate. Laut spricht er:¹⁵ Höret auf mich, ihr Kinder Gottes! und bringet Frucht¹⁶ gleich der Rose, die an Wasserbächen gepflanzt ist. Sirach Sir 28 39 17 15 Fehlt im Griech. Sirach Sir 28 39 17 16 Griech.: wachset auf. Sirach Sir 28 39 18 Quasi Libanus odorem suavitatis habete. Duftet Wohlgeruch wie der Weihrauch.¹⁷ Sirach Sir 28 39 18 17 Griech.: Und wie Weihrauch duftet Wohlgeruch. Vulg.: Wie der Weihrauch süßen Geruches vor dem Herrn. Sirach Sir 28 39 19 Florete flores, quasi lilium, et date odorem, et frondete in gratiam, et collaudate canticum, et benedicite Dominum in operibus suis. Treibet Blüten wie die Lilie, duftet Wohlgeruch und grünet zum Ergötzen,¹⁸ stimmet ein Loblied an¹⁹ und preiset den Herrn ob seiner Werke. Sirach Sir 28 39 19 18 Wie dies geschehen kann, sagt der Rest des Verses. Sirach Sir 28 39 19 19 Kein gewöhnliches, sondern das erhabenste Lob erschalle. Sirach Sir 28 39 2 Narrationem virorum nominatorum conservabit, et in versutias parabolarum simul introibit. Er behält die Erzählungen berühmter Männer und dringt zugleich in den Sinn ihrer Gleichnisreden ein. Sirach Sir 28 39 20 Date nomini ejus magnificentiam, et confitemini illi in voce labiorum vestrorum, et in canticis labiorum, et citharis, et sic dicetis in confessione: Verherrlichet seinen Namen und preiset ihn mit der Stimme eurer Lippen, mit Lobgesängen der Lippen und mit Zithern, und sprechet im Lobpreise also: Sirach Sir 28 39 21 Opera Domini universa bona valde. Alle Werke des Herrn sind sehr gut.²⁰ [Gen 1,31; Mk 7,37] Sirach Sir 28 39 21 20 Das Griechische fügt bei: Und alles, was er gebeut, zu seiner Zeit geschieht es. Sirach Sir 28 39 22 In verbo ejus stetit aqua sicut congeries: et in sermone oris illius sicut exceptoria aquarum. Auf sein Wort hin²¹ stand das Wasser wie ein Damm²² und durch das Wort seines Mundes wie Wasserbehältnisse. Sirach Sir 28 39 22 21 Zuerst sind die Werke seiner Allmacht zu bewundern. Sirach Sir 28 39 22 22 Wohl Anspielung an [Gen 1,6-10]. Sirach Sir 28 39 23 Quoniam in præcepto ipsius placor fit, et non est minoratio in salute ipsius. Er gebeut und es geschieht, was ihm gefällt, und nichts kann hindernd entgegenstehen, wenn er helfen will.²³ Sirach Sir 28 39 23 23 Allgemeine Schilderung der Allmacht Gottes. Sirach Sir 28 39 24 Opera omnis carnis coram illo, et non est quidquam absconditum ab oculis ejus. Das Tun aller Menschen liegt vor ihm offen da und vor seinen Augen ist nichts verborgen.²⁴ Sirach Sir 28 39 24 24 Was je in Zeit und Ewigkeit geschieht. Sirach Sir 28 39 25 A sæculo usque in sæculum respicit, et nihil est mirabile in conspectu ejus. Von Ewigkeit zu Ewigkeit reicht sein Blick und nichts ist wunderbar vor seinem Angesichte.²⁵ Sirach Sir 28 39 25 25 Weil nichts geschieht, als was er will und zulässt. Ihm ist nichts neu und unerwartet oder seinem Willen entgegen. Sirach Sir 28 39 26 Non est dicere: Quid est hoc, aut quid est istud? omnia enim in tempore suo quærentur. Man darf nicht sagen:²⁶ Was ist dies oder was ist jenes? denn alles wird zu seiner Zeit erforscht.²⁷ Sirach Sir 28 39 26 26 Alles ist gut (V. 21), aber nicht alles erkennen wir. Darum darf niemand verächtlich sprechen: Was ist das? Oder: wozu soll das nützlich sein? Sirach Sir 28 39 26 27 Und als zu irgend etwas dienend erkannt. Sirach Sir 28 39 27 Benedictio illius quasi fluvius inundavit. Sein Segen fließt reichlich wie ein Strom.²⁸ Sirach Sir 28 39 27 28 Hebr.: wie der Nil. Sirach Sir 28 39 28 Quomodo cataclysmus aridam inebriavit, sic ira ipsius gentes, quæ non exquisierunt eum, hereditabit. Wie die Flut²⁹ den dürren Erdboden tränkt, so wird sein Zorn über jene Völker kommen, die ihn nicht suchen.³⁰ [Gen 7,11] Sirach Sir 28 39 28 29 Hebr.: der Fluss, der Euphrat. Sirach Sir 28 39 28 30 Griech. Hebr.: Wie er wasserreiche Orte in Salzland verwandelt. (Sodoma und Gomorrha). Sirach Sir 28 39 29 Quomodo convertit aquas in siccitatem, et siccata est terra: et viæ illius viis illorum directæ sunt: sic peccatoribus offensiones in ira ejus. Wie er Wasser in Trockenheit wandelte und die Erde trocken ward, so dass ihre Pfade eben waren und für sie zum Wege dienten, so leiden die Sünder Anstoß durch seinen Zorn. [Ex 14,21] Sirach Sir 28 39 3 Occulta proverbiorum exquiret, et in absconditis parabolarum conversabitur. Er erforscht die Geheimnisse der Sprüche und dringt in die Verborgenheiten der Gleichnisreden ein. Sirach Sir 28 39 30 Bona bonis creata sunt ab initio, sic nequissimis bona et mala. Gutes ist für die Guten von Anfang an bestimmt,³¹ so auch für die Bösen Gutes und Böses.³² Sirach Sir 28 39 30 31 Durch Gottes Anordnung werden alle Güter zuteil, und wer Gott verehrt, dem wird (nach der Ökonomie des Alten Testamentes) es wohl gehen. Im Übrigen dient denen, die Gott lieben, alles zum Guten. Sirach Sir 28 39 30 32 So lautet der Satz auch im Hebr. Den Bösen wird der Gebrauch der geschaffenen Dinge, die an sich gut und nützlich sind, nicht entzogen. Eine andere Frage ist es, ob dieser Gebrauch ihnen zuletzt zum Guten dient. Die Antwort hierauf gibt V. 32. Sirach Sir 28 39 31 Initium necessariæ rei vitæ hominum, aqua, ignis, et ferrum, sal, lac et panis similagineus, et mel, et botrus uvæ, et oleum, et vestimentum. Die Hauptbedürfnisse im menschlichen Leben sind:³³ Wasser, Feuer, Eisen, Salz, Milch, Weizenbrot, Honig, Traubensaft, Öl und Kleidung. [Sir 29,28] Sirach Sir 28 39 31 33 Beispiele der Dinge, welche Gott Guten und Bösen in gleicher Weise gewährt, doch nicht mit gleichem Erfolge. Sirach Sir 28 39 32 Hæc omnia sanctis in bona, sic et impiis et peccatoribus in mala convertentur. Dies alles gereicht den Frommen zum Guten, den Gottlosen und Sündern aber zum Bösen. Sirach Sir 28 39 33 Sunt spiritus, qui ad vindictam creati sunt, et in furore suo confirmaverunt tormenta sua: Es gibt Sturmwinde,³⁴ die zur Rache geschaffen sind³⁵ und in ihrem Grimme verstärken sie ihre Geißeln.³⁶ Sirach Sir 28 39 33 34 Außer den Dingen, welchen Guten und Bösen gemeinsam sind, welche die Guten gut, die Schlechten schlecht gebrauchen, sind andere, deren sich Gott bedient, die Gottlosen zu strafen. Sirach Sir 28 39 33 35 Indem Gott sie sendet. Sirach Sir 28 39 33 36 Ihren Grimm. Sirach Sir 28 39 34 In tempore consummationis effundent virtutem: et furorem ejus, qui fecit illos, placabunt. Zur Zeit des Verderbens³⁷ lassen sie ihre Kraft aus und besänftigen den Grimm ihres Schöpfers.³⁸ Sirach Sir 28 39 34 37 Wenn der Böse untergehen soll. Sirach Sir 28 39 34 38 Durch Vollstreckung seiner Rache. Vergl. [Ez 5,13]. Sirach Sir 28 39 35 Ignis, grando, fames, et mors omnia hæc ad vindictam creata sunt: Feuer, Hagel,³⁹ Hungersnot⁴⁰ und Tod,⁴¹ dies alles ist zur Rache geschaffen;⁴² Sirach Sir 28 39 35 39 Vergl. [Ex 9,18.24; Jos 10,11; Ps 17,13; Ps 77,47; Weish 5,23; Weish 16,16] Sirach Sir 28 39 35 40 [Dtn 28,20; 2Sam 24,13; Spr 10,3] Sirach Sir 28 39 35 41 Hebr.: Pestilenz: [Lev 26,25; Num 14,12; Dtn 28,21; Jer 29,18; Ez 7,15] Sirach Sir 28 39 35 42 Von Gott gesendet, was nicht geschähe, wollte er nicht Gericht halten. Sirach Sir 28 39 36 Bestiarum dentes, et scorpii, et serpentes, et romphæa vindicans in exterminium impios. die Zähne der wilden Tiere,⁴³ Skorpione, Schlangen⁴⁴ und das Schwert, welches an den Gottlosen Rache übt, zum Untergange.⁴⁵ Sirach Sir 28 39 36 43 [1Kön 13,24; 1Kön 20,36; 2Kön 2,24] Sirach Sir 28 39 36 44 [Num 21,6; Jdt 8,25] Sirach Sir 28 39 36 45 [Ex 22,24; Lev 26,25.33; Dtn 32,25] Sirach Sir 28 39 37 In mandatis ejus epulabuntur, et super terram in necessitatem præparabuntur, et in temporibus suis non præterient verbum. Sie frohlocken über seine Befehle⁴⁶ und stehen, wo er auf Erden ihrer bedarf, bereit und übertreten, wenn ihre Zeit da ist, den Befehl nicht.⁴⁷ Sirach Sir 28 39 37 46 Um Rache zu nehmen. Sirach Sir 28 39 37 47 Erfüllen ihn genau. Sirach Sir 28 39 38 Propterea ab initio confirmatus sum, et consiliatus sum, et cogitavi, et scripta dimisi. Darum⁴⁸ war ich von Anfang an fest in meiner Überzeugung, ich erwog und dachte nach und legte es in Schrift nieder: Sirach Sir 28 39 38 48 Weil alle Werke Gottes seiner Macht und Güte gegen die Guten, seiner Gerechtigkeit gegen die Bösen dienen. Sirach Sir 28 39 39 Omnia opera Domini bona, et omne opus hora sua subministrabit. Alle Werke des Herrn sind gut und jedes Werk gibt Hilfe zur rechten Zeit. [Gen 1,31, Mk 7,37] Sirach Sir 28 39 4 In medio magnatorum ministrabit, et in conspectu præsidis apparebit. Inmitten von Großen verrichtet er Dienst² und erscheint vor des Herrschers Angesicht. Sirach Sir 28 39 4 2 Die Erfahrung bietet sich und wird gelernt an den Höfen der Fürsten, den diese haben viele Weise und Ratgeber, und in Gerichten. Sirach Sir 28 39 40 Non est dicere: Hoc illo nequius est: omnia enim in tempore suo comprobabuntur. Man kann nicht sagen: Dies ist schlechter als jenes,⁴⁹ denn alles bewährt sich wohl zu seiner Zeit.⁵⁰ Sirach Sir 28 39 40 49 Je nachdem man den Nutzen einer Sache kennt, einer anderen nicht. Sirach Sir 28 39 40 50 In seinem Nutzen. Sirach Sir 28 39 41 Et nunc in omni corde et ore collaudate, et benedicite nomen Domini. Lobet also nun⁵¹ mit ganzem Herzen und Munde und preiset den Namen des Herrn! Sirach Sir 28 39 41 51 Nach Erwägung alles dessen. Sirach Sir 28 39 5 In terram alienigenarum gentium pertransiet: bona enim et mala in hominibus tentabit. Er durchzieht die Länder fremder Völker, denn Gutes und Böses unter den Menschen sucht er zu erfahren.³ Sirach Sir 28 39 5 3 Jedes Volk hat etwas Gutes in Sinn und Sitten, dies sucht er zu erforschen, vor dem Bösen sich hütend. Sirach Sir 28 39 6 Cor suum tradet ad vigilandum diluculo ad Dominum, qui fecit illum, et in conspectu Altissimi deprecabitur. Er richtet sein Herz vom frühen Morgen an eifrig zu dem Herrn, seinem Schöpfer, und vor dem Allerhöchsten fleht er.⁴ Sirach Sir 28 39 6 4 Drittes Mittel, die Weisheit zu erwerben. Vergl. [Jak 1,5]. Sirach Sir 28 39 7 Aperiet os suum in oratione, et pro delictis suis deprecabitur. Er öffnet seinen Mund im Gebete und fleht für seine Sünden.⁵ Sirach Sir 28 39 7 5 Insofern diese ihn der Erhörung unwürdig machen könnten. Sirach Sir 28 39 8 Si enim Dominus magnus voluerit, spiritu intelligentiæ replebit illum: Denn wenn es dem Herrn, dem Höchsten, gefällt, erfüllt er ihn mit dem Geiste der Einsicht.⁶ Sirach Sir 28 39 8 6 Die Wiederholung zeigt, wie wichtig dies Mittel ist. Sirach Sir 28 39 9 Et ipse tamquam imbres mittet eloquia sapientiæ suæ, et in oratione confitebitur Domino: Dann⁷ sendet er die Aussprüche seiner Weisheit wie Regengüsse aus und preist im Gebete den Herrn.⁸ Sirach Sir 28 39 9 7 Wie reichlich gibt Gott dem Bittenden! Sirach Sir 28 39 9 8 Der erste Erfolg und Beweis der Weisheit ist, dass sie Gott preist für seine Wohltaten. Sirach Sir 28 0 1 Betrachtung der Werke Gottes in Rücksicht auf die Guten und die Bösen. Sirach Sir 28 40 1 Occupatio magna creata est omnibus hominibus, et jugum grave super filios Adam, a die exitus de ventre matris eorum, usque in diem sepulturæ, in matrem omnium. Große Mühseligkeit ist für alle Menschen geschaffen¹ und ein schweres Joch liegt auf den Kindern Adams von dem Tage an, wo sie aus dem Mutterleibe hervorgehen, bis auf den Tag, wo sie in der Erde, unser aller Mutter,² begraben werden.³ Sirach Sir 28 40 1 1 Vergl. [Ijob 7,1; Ijob 14,1; Koh 2,23]. Sirach Sir 28 40 1 2 Weil Adam dem Leibe nach von der Erde genommen ist. [Gen 2,7], vergl. [Sir 17,1]. Sirach Sir 28 40 1 3 Vergl. [Gen 3,19]. Im Folgenden wird einzelnes genannt, was dem Menschen schwer zu sein pflegt. Sirach Sir 28 40 10 Super iniquos creata sunt hæc omnia, et propter illos factus est cataclysmus. Dies alles ist für die Gottlosen bestimmt und ihretwegen ist die Sündflut gekommen. Sirach Sir 28 40 11 Omnia, quæ de terra sunt, in terram convertentur, et omnes aquæ in mare revertentur. Alles, was von der Erde ist, muss wieder zur Erde zurückkehren, wie alle Wasser wieder ins Meer zurückfließen.¹³ [Sir 41,13; Koh 1,7] Sirach Sir 28 40 11 13 Das Ende aller Dinge entspricht ihrem Ursprunge. Hebr.: Alles, was aus der Erde ist, kehrt zur Erde zurück und alles, was von oben, nach oben. Die Sünde ist aus dem Übel und führt größeres Übel herbei. Sirach Sir 28 40 12 Omne munus, et iniquitas delebitur, et fides in sæculum stabit. Alle Bestechung und Ungerechtigkeit muss vergehen,¹⁴ Treue aber besteht in Ewigkeit. Sirach Sir 28 40 12 14 Die Sünde ist die Verneinung des Rechten und Guten und so kann aus ihr nichts Beständiges, wahrhaft Gutes und Glückliches entstehen. Sirach Sir 28 40 13 Substantiæ injustorum sicut fluvius siccabuntur, et sicut tonitruum magnum in pluvia personabunt. Die Güter der Ungerechten versiegen wie ein Bach¹⁵ und wie ein heftiger Donnerschlag im Regen verhallt.¹⁶ Sirach Sir 28 40 13 15 Wie ein Bach im Sommer versiegt, vollkommen. Sirach Sir 28 40 13 16 So schnell. Die Vulgata sollte lesen: personabit. Sirach Sir 28 40 14 In aperiendo manus suas lætabitur: sic prævaricatores in consummatione tabescent. Solange er¹⁷ seine Hand auftut, freut er sich, aber die Sünder müssen zuletzt verschmachten. Sirach Sir 28 40 14 17 Der Fromme tut seine Hand auf zum Wohltun und wird sich freuen, hingegen die Sünder müssen umkommen. Sirach Sir 28 40 15 Nepotes impiorum non multiplicabunt ramos, et radices immundæ super cacumen petræ sonant. Die Nachkommen der Gottlosen treiben nicht viele Zweige¹⁸ und unlautere Wurzeln¹⁹ rascheln²⁰ auf schroffem Felsen. Sirach Sir 28 40 15 18 Vergl. [Weish 4,3-5]. Sirach Sir 28 40 15 19 Sie sind wie Wurzeln, welche nicht zu wachsen und zur Blüte zu gelangen vermögen, weil ihnen das Erdreich fehlt, sondern sie sind durchaus unfruchtbar und unnütz. Sirach Sir 28 40 15 20 Dies Wort findet sich in keinem Texte. Besser: stehen. Sirach Sir 28 40 16 Super omnem aquam viriditas, et ad oram fluminis ante omne fnum evelletur. Sumpfgras an jedem Wasser und am Ufer der Flüsse wird vor allem Grase ausgerauft.²¹ Sirach Sir 28 40 16 21 So haben auch die Bösen keine Beständigkeit. Sirach Sir 28 40 17 Gratia sicut paradisus in benedictionibus, et misericordia in sæculum permanet. Gütigkeit²² ist wie ein Paradies an Segnungen²³ und Barmherzigkeit währt in Ewigkeit.²⁴ Sirach Sir 28 40 17 22 Die Wohltätigkeit und Güte der Frommen. Sirach Sir 28 40 17 23 Bringt wahre Glückseligkeit. Sirach Sir 28 40 17 24 Gegensatz zu V. 12-16. Sirach Sir 28 40 18 Vita sibi sufficientis operarii condulcabitur, et in ea invenies thesaurum. Das Leben eines Genügsamen und Arbeitsamen ist süß und du wirst in demselben einen Schatz finden.²⁵ Sirach Sir 28 40 18 25 Hebr. folgen zehn Doppelglieder, in denen je drei Dinge so nebeneinander gestellt werden, dass das dritte als das vorzüglichere bezeichnet wird. Hebr. lautet V. 18: Das Leben des zur Genüge Habenden und des Gewinn Erwerbenden ist süß, aber über beide ist, wer einen Schatz findet (dieser wird mit einem Schlage reicher als beide). Sirach Sir 28 40 19 Filii, et ædificatio civitatis confirmabit nomen, et super hæc mulier immaculata computabitur. Kinder zeugen und Städte bauen schaffen einen bleibenden Namen, aber höher als beide ist ein untadeliges Weib zu schätzen. Sirach Sir 28 40 2 Cogitationes eorum, et timores cordis, adinventio exspectationis, et dies finitionis: Ihre Gedanken und Besorgnisse des Herzens gehen auf die Erforschung der Zukunft und auf den Todestag.⁴ Sirach Sir 28 40 2 4 Im Hebr. fehlt dieser Vers. Sirach Sir 28 40 20 Vinum et musica lætificant cor: et super utraque dilectio sapientiæ. Wein und Musik²⁶ erfreuen das Herz, aber höher als beides steht die Liebe zur Weisheit.²⁷ Sirach Sir 28 40 20 26 Hebr.: Berauschende Getränke, syr.: alter Wein. Sirach Sir 28 40 20 27 Hebr.: eines Freundes. Sirach Sir 28 40 21 Tibiæ, et psalterium suavem faciunt melodiam, et super utraque lingua suavis. Flöten und Harfen spielen liebliche Weisen, aber über beiden steht freundliche Rede.²⁸ Sirach Sir 28 40 21 28 Hebr.: reine Rede Rede frei von aller Verleumdung und Lüge. Sirach Sir 28 40 22 Gratiam, et speciem desiderabit oculus tuus, et super hæc virides sationes. Anmut und Schönheit begehrt dein Auge, aber mehr noch als diese das Grün der Saaten.²⁹ Sirach Sir 28 40 22 29 Denn dieses bringt so Annehmlichkeit wie Nutzen, während jene nur das erstere gewähren; ja, größere Annehmlichkeit gewährt die den Augen angenehme grüne Farbe. Vergl. auch [Mt 6,20]. Sirach Sir 28 40 23 Amicus, et sodalis in tempore convenientes, et super utrosque mulier cum viro. Ein Freund und Genosse ist hilfreich zur rechten Zeit, aber besser als beide ist eine Frau mit dem Manne.³⁰ Sirach Sir 28 40 23 30 Die Frau steht dem Manne beständig hilfreich zur Seite. Hebr.: eine weise Frau. Sirach Sir 28 40 24 Fratres in adjutorium in tempore tribulationis, et super eos misericordia liberabit. Brüder³¹ helfen einander zur Zeit der Bedrängnis, mehr aber als beide rettet die Barmherzigkeit.³² Sirach Sir 28 40 24 31 Griech.: Brüder und Helfer (Nahestehende). Sirach Sir 28 40 24 32 Diese erwirbt die Gnade Gottes, auf die man mehr seine Hoffnung setzen muss als auf menschliche Hilfe. Sirach Sir 28 40 25 Aurum et argentum est constitutio pedum: et super utrumque consilium beneplacitum. Gold und Silber gewähren festen Fuß,³³ aber höher als beide ist guter Rat zu schätzen. Sirach Sir 28 40 25 33 Sichere Lage und Stand. Sirach Sir 28 40 26 Facultates et virtutes exaltant cor, et super hæc timor Domini. Reichtum und Vermögen erheben das Herz,³⁴ aber über beide geht die Furcht des Herrn.³⁵ Sirach Sir 28 40 26 34 Wecken Selbstvertrauen und Mut. Sirach Sir 28 40 26 35 Diese gewährt die Hoffnung auf den Schutz Gottes. Sirach Sir 28 40 27 Non est in timore Domini minoratio, et non est in eo inquirere adjutorium. Bei der Furcht des Herrn leidet man keinen Mangel,³⁶ und wo sie ist, braucht man keine Hilfe zu suchen. Sirach Sir 28 40 27 36 Vergl. [Ps 33,10]. Sirach Sir 28 40 28 Timor Domini sicut paradisus benedictionis, et super omnem gloriam operuerunt illum. Die Furcht des Herrn ist wie ein gesegneter Lustgarten,³⁷ der Herr kleidet mit Herrlichkeit ohnegleichen. Sirach Sir 28 40 28 37 Eine Fülle göttlicher Segnungen. Sirach Sir 28 40 29 Fili in tempore vitæ tuæ ne indigeas: melius est enim mori, quam indigere. Mein Sohn! ergib dich, solange du lebst, nicht dem Bettelleben, denn besser ist sterben als ein Bettelleben führen.³⁸ Sirach Sir 28 40 29 38 Vergl. [Sir 30,17; Spr 30,8]. Nach dem ganzen Charakter des Alten Testamentes hat der Herr den Gottlosen Armut und Not angedroht [Lev 26; Dtn 28], den Beobachtern des Gesetzes verheißen, es werde kein Bettler unter ihnen sein. [Dtn 15,4] Warum es besser ist zu sterben, besagt V. 30. Sirach Sir 28 40 3 A residente super sedem gloriosam, usque ad humiliatum in terra et cinere: Von dem an, der auf herrlichem Throne sitzt,⁵ bis zu dem, der bis zu Staub und Asche erniedrigt ist;⁶ Sirach Sir 28 40 3 5 Erklärung des Ausspruches: alle Menschen. (V. 1) Sirach Sir 28 40 3 6 Den Niedrigsten und Betrübten. Sirach Sir 28 40 30 Vir respiciens in mensam alienam non est vita ejus in cogitatione victus: alit enim animam suam cibis alienis. Wer auf fremden Tisch hinschaut, dessen Leben ist nicht für ein Leben zu achten,³⁹ denn er erhält sein Leben mit fremden Speisen.⁴⁰ Sirach Sir 28 40 30 39 Ist kein menschenwürdiges Leben. Sirach Sir 28 40 30 40 Griech.: er verunreinigt sich mit fremden Speisen. Vulg.: mit unziemlichen Speisen. Sirach Sir 28 40 31 Vir autem disciplinatus, et eruditus custodiet se. Der verständige und einsichtsvolle Mann hütet sich davor. Sirach Sir 28 40 32 In ore imprudentis condulcabitur inopia, et in ventre ejus ignis ardebit. Dem Munde des Unverständigen⁴¹ schmeckt das Betteln süß, aber⁴² in seinem Leibe brennt es wie Feuer.⁴³ Sirach Sir 28 40 32 41 Es ist in der Vulgata vielmehr zu lesen impudentis: des Unverschämten. Einem andern kann solches Leben nicht gefallen. Sirach Sir 28 40 32 42 Er muss auch Strafe und Schaden der Bettelhaftigkeit empfinden. Sirach Sir 28 40 32 43 Er will nicht arbeiten und so Vorsorge treffen, dass er nie Hunger leide, er halt es für sich süßer zu betteln, darum muss er auch bisweilen hungern. Sirach Sir 28 40 4 Ab eo, qui utitur hyacintho, et portat coronam, usque ad eum, qui operitur lino crudo: furor, zelus, tumultus, fluctuatio, et timor mortis, iracundia perseverans, et contentio, von dem an, der sich in blauen Purpur kleidet und eine Krone trägt,⁷ bis zu dem, der in grobe Leinwand gehüllt ist, herrscht⁸ Wut, Eifersucht, Unruhe, Wankelmut, Todesfurcht, beständiger Zorn und Streit Sirach Sir 28 40 4 7 Bei fröhlichem Gastmahle. Sirach Sir 28 40 4 8 Was Schmerz und Mühen bereitet, wird aufgezählt. Sirach Sir 28 40 5 Et in tempore refectionis in cubili somnus noctis immutat scientiam ejus. und zur Zeit der Ruhe auf dem Lager verwirren nächtliche Träume seine Erkenntnis. Sirach Sir 28 40 6 Modicum tamquam nihil in requie, et ab eo in somnis, quasi in die respectus. Wenig oder gar keine Ruhe hat er und alsbald ist es ihm im Schlafe wie am Tage der Sorge.⁹ Sirach Sir 28 40 6 9 Wie ein ganzer Tag ängstlicher Sorge. Sirach Sir 28 40 7 Conturbatus est in visu cordis sui, tamquam qui evaserit in die belli. In tempore salutis suæ exsurrexit, et admirans ad nullum timorem: Er wird erschreckt durch innere Gesichte, als ob er aus der Schlacht entfliehe. Zur Zeit, wo es seine Rettung gilt,¹⁰ wacht er auf und wundert sich über seine grundlose Furcht. Sirach Sir 28 40 7 10 Wo er sich gerettet glaubt. Sirach Sir 28 40 8 Cum omni carne, ab homine usque ad pecus, et super peccatores septuplum. So ist es mit allem Fleisch, vom Menschen bis zum Tier;¹¹ doch die Sünder trifft es siebenfach. Sirach Sir 28 40 8 11 Die Tiere sind mit dem Menschen gestraft: [Gen 7,23; Ex 9,25]. Sirach Sir 28 40 9 Ad hæc mors, sanguis, contentio, et romphæa, oppressiones, fames, et contritio, et flagella: Dazu kommt noch Tod,¹² Blutvergießen, Streit, Schwert, Unterdrückungen, Hungersnot, Verderben und Plagen. [Sir 39,36.36] Sirach Sir 28 40 9 12 Hebr.: Pestilenz. Sirach Sir 28 0 1 Betrachtung der Werke Gottes in Rücksicht auf die Guten und auf die Bösen. [Sir 42,14] Sirach Sir 28 41 1 O mors quam amara est memoria tua homini pacem habenti in substantiis suis: O Tod! wie bitter ist die Erinnerung an dich für einen Menschen, der seinen Frieden in seinem Reichtume findet;¹ Sirach Sir 28 41 1 1 Hebr.: Der mit Reichtümern ausgestattet ist, die ihm gestatten, Vergnügen zu genießen. Griech.: für den ruhig in seinem Eigentum Lebenden. Sirach Sir 28 41 10 De patre impio queruntur filii, quoniam propter illum sunt in opprobrio. Über einen gottlosen Vater klagen die Kinder, denn um seinetwillen sind sie mit Schmach belastet. Sirach Sir 28 41 11 Væ vobis viri impii, qui dereliquistis legem Domini Altissimi. Wehe euch,¹¹ ihr gottlosen Menschen! die ihr das Gesetz des Herrn, des Allerhöchsten, verlassen habt. Sirach Sir 28 41 11 11 Dies Wehe wird in V. 12 erklärt. Sirach Sir 28 41 12 Et si nati fueritis, in maledictione nascemini: et si mortui fueritis, in maledictione erit pars vestra. Wie ihr geboren seid, geboren zum Fluche, so wird, wenn ihr gestorben seid, Fluch euer Anteil sein.¹² Sirach Sir 28 41 12 12 Hebr.: Wenn ihr erzeugt, so ist es zum Weinen; wenn ihr fallt, zu bleibender Freude; wenn ihr sterbt, zum Fluche. Sirach Sir 28 41 13 Omnia, quæ de terra sunt, in terram convertentur: sic impii a maledicto in perditionem. Alles, was aus Erde ist, kehrt wieder zur Erde zurück; so kommen auch die Gottlosen aus dem Fluche ins Verderben. [Sir 40,11] Sirach Sir 28 41 14 Luctus hominum in corpore ipsorum, nomen autem impiorum delebitur. Der Menschen Trauer gilt ihrem Leibe,¹³ doch der Name der Gottlosen wird ausgetilgt. Sirach Sir 28 41 14 13 Wenn selbst den verstorbenen Gottlosen Tränen nachgeweint werden, so vergeht die Erinnerung an sie doch alsbald. Hebr.: Die Gebrechlichkeit des Menschen beruht auf seinem Leibe, aber der Name der Tugend wird nicht vertilgt. Sirach Sir 28 41 15 Curam habe de bono nomine: hoc enim magis permanebit tibi, quam mille thesauri pretiosi et magni. Trage Sorge für deinen guten Namen, denn dieser verbleibt dir länger als tausend kostbare und große Schätze.¹⁴ Sirach Sir 28 41 15 14 Vergl. [Spr 22,1]. Sirach Sir 28 41 16 Bonæ vitæ numerus dierum: bonum autem nomen permanebit in ævum. Die Tage eines guten Lebens haben ihre Zahl, aber ein guter Name währt in Ewigkeit.¹⁵ Sirach Sir 28 41 16 15 Denn auch bei Gott erwirbt die Tugend einen guten Namen. Sirach Sir 28 41 17 Disciplinam in pace conservate filii: sapientia enim abscondita, et thesaurus invisus, quæ utilitas in utrisque? Kinder! bewahret die Zucht in Frieden,¹⁶ denn verborgene Weisheit und ein versteckter Schatz welchen Nutzen haben beide? [Sir 20,32] Sirach Sir 28 41 17 16 Fehlt im Hebr. und Syr. Sirach Sir 28 41 18 Melior est homo, qui abscondit stultitiam suam, quam homo, qui abscondit sapientiam suam. Besser ist ein Mensch, der seine Torheit verbirgt, als ein Mensch, der seine Weisheit geheimhält.¹⁷ Sirach Sir 28 41 18 17 Vergl. [Sir 20,32.33]. Der Weise will die Aufmerksamkeit hier auf das hinlenken, was er alsbald sagen will. Die Weisheit ist ein Schatz, aber nur dann, wenn sie offenbart wird im Worte wie im Werke. Sirach Sir 28 41 19 Verumtamen reveremini in his, quæ procedunt de ore meo. Darum schämet euch dessen,¹⁸ was jetzt mein Mund aussprechen wird.¹⁹ Sirach Sir 28 41 19 18 Aufzählung der Dinge, deren man sich schämen muss. Sirach Sir 28 41 19 19 Hebr.: Höret meine Unterweisung über das Sichschämen, Söhne, und schämet euch meiner Weisung gemäß. Sirach Sir 28 41 2 Viro quieto, et cujus viæ directæ sunt in omnibus, et adhuc valenti accipere cibum! für einen sorgenfreien Mann, dem es wohl geht in allen Dingen und der noch imstande ist, Speise zu sich zu nehmen!² Sirach Sir 28 41 2 2 Der gesund ist, so dass er aus seinem Reichtum Nutzen ziehen kann. Sirach Sir 28 41 20 Non est enim bonum omnem reverentiam observare: et non omnia omnibus bene placent in fide. Denn nicht ist es gut, über alles Scham zu haben und nicht alles gefällt allen wohl in Wahrheit.²⁰ Sirach Sir 28 41 20 20 Mit Recht. Sirach Sir 28 41 21 Erubescite a patre et a matre de fornicatione: et a præsidente et a potente de mendacio: Schämet euch vor Vater und Mutter²¹ der Unzucht und vor Fürsten und Mächtigen der Lüge, Sirach Sir 28 41 21 21 Aus Rücksicht auf die Eltern hütet euch vor Unzucht, aus Rücksicht auf usw. Sirach Sir 28 41 22 A principe et a judice de delicto: a synagoga et plebe de iniquitate: der Vergehung vor Herrschern und Richtern, vor der Volksversammlung und dem Volke der Gesetzesübertretung; Sirach Sir 28 41 23 A socio et amico de injustitia: et de loco, in quo habitas, vor dem Genossen und Freunde der Ungerechtigkeit; vor dem Orte, an dem du wohnst,²² Sirach Sir 28 41 23 22 Wo man dich nährt und pflegt. Sirach Sir 28 41 24 De furto, de veritate Dei, et testamento: de discubitu in panibus, et ab obfuscatione dati et accepti. des Diebstahls, um der Wahrhaftigkeit Gottes und seines Bundes willen;²³ des Stemmens des Armes auf das Brot,²⁴ des Verlustes deines guten Rufes bei Ausgaben und Einnahmen,²⁵ Sirach Sir 28 41 24 23 Dieser Zusatz passt nicht ganz in den Zusammenhang. Ob es hierher genommen ist aus dem Anfange der Aufzählung dessen, wessen man sich nicht zu schämen hat? [Sir 42,2] Im Syr. fehlt V. 16-25. Soll der Zusatz in den Zusammenhang eingefügt werden, so ist er zu erklären: Wegen der Wahrhaftigkeit, der Treue und des Bündnisses Gottes schäme dich der Sünde. Sirach Sir 28 41 24 24 Als ob du das Brot ganz für dich in Anspruch nähmest. Sirach Sir 28 41 24 25 Wenn man dir nachredet, dass du in dem, was dir anvertraut ist, über Erhaltenes und Ausgegebenes nicht Rechnung legen kannst. Sirach Sir 28 41 25 A salutantibus de silentio: a respectu mulieris fornicariæ: et ab aversione vultus cognati. auch stillzuschweigen, wenn man dich grüßt; nach einer Buhlerin zu schauen oder deinen Blick vom Verwandten wegzuwenden.²⁶ Sirach Sir 28 41 25 26 Sie mit stolzer Miene von dir zu weisen. Sirach Sir 28 41 26 Ne avertas faciem a proximo tuo, et ab auferendo partem et non restituendo. Wende dein Angesicht nicht von deinem Nächsten ab²⁷ und schäme dich, etwas zu nehmen, ohne es wieder zu erstatten.²⁸ Sirach Sir 28 41 26 27 Fehlt im Griech., ist wohl Doppelübersetzung von V. 25b. Sirach Sir 28 41 26 28 Griech.: schäme dich, Anteil oder Habe zu entwenden (vorzuenthalten). Sirach Sir 28 41 27 Ne respicias mulierem alieni viri, et ne scruteris ancillam ejus, neque steteris ad lectum ejus. Blicke nicht nach dem Weibe eines andern Mannes, sei nicht zu vertraulich mit seiner²⁹ Magd und nähere dich nicht ihrem Bette. [Mt 5,28] Sirach Sir 28 41 27 29 Besser griech.: deiner. Sirach Sir 28 41 28 Ab amicis de sermonibus improperii: et cum dederis, ne improperes. Schäme dich vor Freunden über Schmähreden.³⁰ Hast du etwas geschenkt, so rücke es nicht vor.³¹ Sirach Sir 28 41 28 30 Gegen dieselben. Sirach Sir 28 41 28 31 Sonst hört das Geschenkte auf, eine Wohltat zu sein. Sirach Sir 28 41 3 O mors, bonum est judicium tuum homini indigenti, et qui minoratur viribus, O Tod! gut ist dein Urteilsspruch für den Armen³ und für den, dessen Kräfte abnehmen; Sirach Sir 28 41 3 3 Anders als für den Reichen. Sirach Sir 28 41 4 Defecto ætate, et cui de omnibus cura est, et incredibili, qui perdit patientiam! für den Altersschwachen und für den, der überall in Sorgen verwickelt ist, für den Verzagten, der die Geduld verliert!⁴ Sirach Sir 28 41 4 4 Im Hebräischen begrüßt er den Tod freudig: Siehe da, Tod! Sirach Sir 28 41 5 Noli metuere judicium mortis. Memento quæ ante te fuerunt, et quæ superventura sunt tibi: hoc judicium a Domino omni carni: Fürchte nicht den Urteilsspruch des Todes!⁵ Denke an das, was vor dir gewesen und was nach dir kommen wird;⁶ dies ist der Urteilsspruch vom Herrn über alles Lebende. Sirach Sir 28 41 5 5 Mit unnützer Sorge. Sirach Sir 28 41 5 6 Die vor dir gewesen, sind gestorben, die nach dir kommen, werden gleichfalls sterben. Sirach Sir 28 41 6 Et quid superveniet tibi in beneplacito Altissimi? sive decem, sive centum, sive mille anni. Und was kann anders über dich kommen als was dem Allerhöchsten wohlgefällig ist?⁷ Seien es zehn oder hundert oder tausend Jahre: Sirach Sir 28 41 6 7 Griech. Hebr.: Und was weigerst du dich gegen den Beschluss des Höchsten? Sirach Sir 28 41 7 Non est enim in inferno accusatio vitæ. im Totenreich rechtet man ja nicht über die Lebensdauer. Sirach Sir 28 41 8 Filii abominationum fiunt filii peccatorum, et qui conversantur secus domos impiorum. Verabscheuungswert werden die Kinder der Sünder⁸ sowie auch die, welche mit den Familien der Gottlosen Umgang haben. Sirach Sir 28 41 8 8 Das Los der Bösen. Die Kinder der Sünder, die auch in der Gesinnung den Vätern gleich sind. Sirach Sir 28 41 9 Filiorum peccatorum periet hereditas, et cum semine illorum assiduitas opprobrii. Das Erbe der Kinder der Sünder geht zugrunde⁹ und ihren Nachkommen haftet ewige Schande an.¹⁰ Sirach Sir 28 41 9 9 Zweite Strafe: Armut. Sirach Sir 28 41 9 10 Dritte böse Folge. Sirach Sir 28 0 1 Betrachtung der Werke Gottes in Rücksicht auf die Guten und auf die Bösen. (V. 14) Lob Gottes aus den Geschöpfen. [Sir 43,37] Sirach Sir 28 42 1 Non duplices sermonem auditus, de revelatione sermonis absconditi, et eris vere sine confusione, et invenies gratiam in conspectu omnium hominum: ne pro his omnibus confundaris, et ne accipias personam ut delinquas. Erzähle nicht weiter, was du gehört hast, und offenbare nicht Geheimnisse;¹ so wirst du wahrlich nicht zuschanden werden, sondern bei allen Menschen Gunst finden.² Aller dieser Dinge schäme dich nicht und sündige nicht aus Rücksicht auf irgend jemand.³ [Lev 19,15; Dtn 1,17; Dtn 16,19; Spr 24,23; Jak 2,1] Sirach Sir 28 42 1 1 Die dir anvertraut sind. Sirach Sir 28 42 1 2 Griech.: so wirst du in Wahrheit schamhaft sein und bei allen usw. Dieser Satz ist besser noch zum vorigen Kapitel zu ziehen. Sirach Sir 28 42 1 3 Hüte dich vor falscher Furcht und schädlicher Scham. Sirach Sir 28 42 10 Nequando polluatur in virginitate sua, et in paternis suis gravida inveniatur: ne forte cum viro commorata transgrediatur, aut certe sterilis efficiatur. dass sie in ihrer Jungfrauschaft nicht entehrt und im Vaterhause schwanger erfunden werde; dass sie sich, wenn sie mit einem Manne verbunden ist, nicht vergehe oder doch unfruchtbar bleibe.¹⁶ Sirach Sir 28 42 10 16 Die Unfruchtbarkeit war für eine Frau eine Schande und galt als eine Strafe und ein Fluch vom Herrn. Vergl. [Ex 23,26; Dtn 7,14; Jer 22,30]. Sirach Sir 28 42 11 Super filiam luxuriosam confirma custodiam: ne quando faciat te in opprobrium venire inimicis, a detractione in civitate, et objectione plebis, et confundat te in multitudine populi. Über eine zuchtlose¹⁷ Tochter wache sorgfältig, dass sie dich nicht zum Gespötte deiner Feinde, zur Nachrede in der Stadt und zur Verlästerung bei dem Volke mache und dich vor der großen Menge des Volkes¹⁸ in Schanden bringe.¹⁹ Sirach Sir 28 42 11 17 Das Hebr. lässt diese Einschränkung fort. Sirach Sir 28 42 11 18 Nach dem Hebr. vielmehr: bei der Versammlung in den Toren. Sirach Sir 28 42 11 19 Man könnte es dem bösen Beispiele, zum mindesten der Nachlässigkeit des Vaters zuschreiben. Im Hebr. folgt: da, wo sie weilt, sei kein Fenster, und wo sie nachts schläft, sei kein Zugang ringsherum. Sirach Sir 28 42 12 Omni homini noli intendere in specie: et in medio mulierum noli commorari: Schau²⁰ auf keines Menschen Schönheit und weile nicht gern in der Gesellschaft von Frauen, Sirach Sir 28 42 12 20 Im Hebr. bezieht sich dies auf die Tochter: Sie soll keinem Manne ihre Schönheit zeigen und weile nicht in der Mitte der Weiber, denn von der Kleidung geht die Motte aus und von einer Frau die Bosheit des Weibes. Die Tochter soll nicht durch die Beispiele anderer verdorben werden. Im Griech. und Lat. richtet sich die Anrede an die Tochter. Sirach Sir 28 42 13 De vestimentis enim procedit tinea, et a muliere iniquitas viri. denn aus den Kleidern kommt die Motte und vom Weibe kommt die Sünde des Mannes.²¹ Sirach Sir 28 42 13 21 Vergl. [Sir 9,9]. Sirach Sir 28 42 14 Melior est enim iniquitas viri, quam mulier benefaciens, et mulier confundens in opprobrium. Besser ist die Strenge, die man von einem Manne²² erfährt, als ein liebkosendes Weib und²³ ein Weib, das Schmach und Schande bringt. Sirach Sir 28 42 14 22 Der schilt. Sirach Sir 28 42 14 23 Nämlich ein Weib, das durch seine Schmeicheleien den Mann zuletzt in Schande bringt. Sirach Sir 28 42 15 Memor ero igitur operum Domini, et quæ vidi annuntiabo. In sermonibus Domini opera ejus. Gedenken will ich nun der Werke des Herrn²⁴ und verkünden, was ich gesehen.²⁵ Durch das Wort des Herrn²⁶ sind seine Werke geworden.²⁷ Sirach Sir 28 42 15 24 Zuerst der Werke im Allgemeinen. Sirach Sir 28 42 15 25 Betrachtet und erkannt habe. Sirach Sir 28 42 15 26 Durch seinen Willen. Sirach Sir 28 42 15 27 Hebr.: und das Werk seines Wohlgefallens nach seiner Richtschnur. Sirach Sir 28 42 16 Sol illuminans per omnia respexit, et gloria Domini plenum est opus ejus. Die Sonne schaut leuchtend auf alles²⁸ und was der Herr geschaffen, ist voll seiner Herrlichkeit. Sirach Sir 28 42 16 28 Und wie die Sonne von niemanden nicht gesehen oder verdunkelt werden kann, so leuchtet Gottes Herrlichkeit am Werk seiner Schöpfung und kann niemanden, der Vernunft besitzt, unbekannt bleiben. Sirach Sir 28 42 17 Nonne Dominus fecit sanctos enarrare omnia mirabilia sua, quæ confirmavit Dominus omnipotens stabiliri in gloria sua? Hat nicht der Herr durch seine Heiligen alle seine Wunder verkünden lassen, die der allmächtige Herr mit Macht gewirkt,²⁹ damit sie beständen, um seine Herrlichkeit zu bewähren? Sirach Sir 28 42 17 29 Hebr. Griech.: Nicht hat es der Herr den Heiligen gegeben, auszuerzählen alle seine Wunderwerke usw. Wie das Licht der Sonne nicht erschöpft wird, obwohl alle es genießen, so vermögen selbst die Heiligen nicht, alle seine Wunder zu erzählen. Sirach Sir 28 42 18 Abyssum, et cor hominum investigavit: et in astutia eorum excogitavit. Den Abgrund und der Menschen Herz erforscht er³⁰ und durchdringt ihre Anschläge. Sirach Sir 28 42 18 30 Die Meeres tiefe und das menschliche Herz sind gleich unergründlich. Sirach Sir 28 42 19 Cognovit enim Dominus omnem scientiam, et inspexit in signum ævi, annuntians quæ præterierunt, et quæ superventura sunt, revelans vestigia occultorum. Denn der Herr kennt alles Wissen und durchschaut die Wahrzeichen der Zukunft. Das Vergangene und das Zukünftige macht er kund und enthüllt die Spuren der verborgensten Dinge.³¹ Sirach Sir 28 42 19 31 Der wahre Gott: [Jes 41, Jes 42ff, Jes 43,9] Sirach Sir 28 42 2 De lege Altissimi, et testamento, et de judicio justificare impium, Schäme dich nicht des Gesetzes des Allerhöchsten und seines Bundes,⁴ nicht des Urteils, durch das du dem Gottlosen Recht sprichst;⁵ Sirach Sir 28 42 2 4 Vergl. das Gegenteil [1Makk 1,16]. Diese Mahnung war für Juden, die inmitten von Heiden lebten, sehr notwendig. Sirach Sir 28 42 2 5 Ihn auch freisprechend, wenn er unschuldig angeklagt ist. Sirach Sir 28 42 20 Non præterit illum omnis cogitatus, et non abscondit se ab eo ullus sermo. Ihm entgeht kein Gedanke und nicht ein Wort bleibt ihm verborgen. Sirach Sir 28 42 21 Magnalia sapientiæ suæ decoravit: qui est ante sæculum et usque in sæculum, neque adjectum est, Die großen Werke³² seiner Weisheit hat er wohl geordnet,³³ er, der von Ewigkeit zu Ewigkeit ist und nicht zunimmt, Sirach Sir 28 42 21 32 Von dem Wissen Gottes geht der Weise zu seinen Werken über. Sirach Sir 28 42 21 33 So dass sie nicht, wie die Werke der Menschen, der Verbesserung bedürfen. Sirach Sir 28 42 22 Neque minuitur, et non eget alicujus consilio. nicht abnimmt und niemandes Rat bedarf. Sirach Sir 28 42 23 Quam desiderabilia omnia opera ejus, et tamquam scintilla, quæ est considerare! Wie herrlich sind alle seine Werke, obgleich nur ein Funken ist, was man davon erkennen kann! Sirach Sir 28 42 24 Omnia hæc vivunt, et manent in sæculum, et in omni necessitate omnia obaudiunt ei. All dies lebt und währt immerfort und alles gehorcht ihm nach der jedem bestimmten Ordnung. Sirach Sir 28 42 25 Omnia duplicia, unum contra unum, et non fecit quidquam deesse. Alles ist zweifach,³⁴ eines der Gegensatz des andern, und nichts lässt er untergehen, was er geschaffen. Sirach Sir 28 42 25 34 Verschieden voneinander (hebr.), so zwei Geschlechter, bei Tieren und Blüten. Sirach Sir 28 42 26 Uniuscujusque confirmavit bona. Et quis satiabitur videns gloriam ejus? Er erhält in jedem, was gut ist.³⁵ Und wer mag sich satt schauen an seiner Herrlichkeit?³⁶ Sirach Sir 28 42 26 35 Diese Verschiedenheit ist notwendig, wie sie schön ist, ein Wesen stützt das Wohlergehen des anderen. Sirach Sir 28 42 26 36 Wie sie sich in der Natur offenbart. Sirach Sir 28 42 3 De verbo sociorum et viatorum, et de datione hereditatis amicorum, nicht der Rede⁶ mit Genossen und Wanderern, nicht der Herausgabe des Erbes, das Freunden gehört;⁷ Sirach Sir 28 42 3 6 Du bist nicht verpflichtet, ihnen alles umsonst zu gewähren, sondern darfst gerechte Entschädigung fordern. Sirach Sir 28 42 3 7 Ohne Gunst, nach Recht. Sirach Sir 28 42 4 De æqualitate stateræ et ponderum, de acquisitione multorum et paucorum, nicht der Genauigkeit in Waage und Gewicht,⁸ nicht des Erwerbes von viel oder wenig, Sirach Sir 28 42 4 8 Hebr.: nicht die Waage vom Staube zu reinigen und Epha und Gewichtssteine abzuwischen (damit nicht Staub und Schmutz das Gewicht beeinträchtigte). Sirach Sir 28 42 5 De corruptione emptionis, et negotiatorum, et de multa disciplina filiorum, et servo pessimo latus sanguinare. nicht der Rücksicht bei Kauf und Verkauf,⁹ nicht strenger Kinderzucht und blutiger Züchtigung eines boshaften Knechtes. Sirach Sir 28 42 5 9 Der lateinische Text enthält sicher einen Schreibfehler. Vielleicht nach dem Griech.: des Gewinnes. Sirach Sir 28 42 6 Super mulierem nequam bonum est signum. Bei einem bösen Weibe ist ein Siegel¹⁰ gut. Sirach Sir 28 42 6 10 Sorgfältige Bewachung, so dass das Weib gleichsam versiegelt wird. Sirach Sir 28 42 7 Ubi manus multæ sunt, claude, et quodcumque trades, numera, et appende: datum vero, et acceptum omne describe. Wo viele Hände sind, da schließ zu. Was du herausgibst, zähle und wäge und schreibe alles auf, was du ausgibst und einnimmst.¹¹ Sirach Sir 28 42 7 11 Damit weder Irrtum noch Betrug statthabe. Sirach Sir 28 42 8 De disciplina insensati et fatui, et de senioribus, qui judicantur ab adolescentibus: et eris eruditus in omnibus, et probabilis in conspectu omnium vivorum. Schäme dich nicht der Zurechtweisung eines unverständigen und törichten Menschen und solcher Hochbetagten, welche sich mit Jünglingen in Streit einlassen,¹² so wirst du in allen Dingen wohlerzogen sein und bei allen Menschen Beifall finden. Sirach Sir 28 42 8 12 Törichterweise zu seinem eigenen Schaden. Im Hebr. ist von einem der Unzucht angeklagten Greise die Rede. Sirach Sir 28 42 9 Filia patris abscondita est vigilia, et sollicitudo ejus aufert somnum, ne forte in adolescentia sua adulta efficiatur, et cum viro commorata odibilis fiat: Eine Tochter verursacht dem Vater¹³ stille Sorge und die Kümmernis um sie raubt ihm den Schlaf, dass sie in ihrer Jugend nicht etwa verblühe,¹⁴ und wenn sie einem Manne gegeben ward, ihm nicht verhasst werde;¹⁵ Sirach Sir 28 42 9 13 Dinge, welche dem Familienvater am Herzen liegen müssen. Sirach Sir 28 42 9 14 Keinen Mann finde. Sirach Sir 28 42 9 15 So dass er sie, von seinem rechte Gebrauch machend, verstoße. So fällt der Vater aus einer Sorge in die andere. Sirach Sir 28 0 1 Lob Gottes aus den Geschöpfen. Sirach Sir 28 43 1 Altitudinis firmamentum pulchritudo ejus est, species cli in visione gloriæ. Das Himmelsgewölbe in der Höhe ist sein Prachtwerk, die Schönheit des Himmels eine Kundgebung seiner Herrlichkeit. Sirach Sir 28 43 10 Species cli gloria stellarum, mundum illuminans in excelsis Dominus. Die Schönheit des Himmels ist der Gestirne Pracht, der Herr¹⁰ erleuchtet die Welt in der Höhe. Sirach Sir 28 43 10 10 Richtiger Genit.: Ein Schmuck, leuchtend an den Höhen des Herrn. Sirach Sir 28 43 11 In verbis sancti stabunt ad judicium, et non deficient in vigiliis suis. Auf das Wort des Heiligen¹¹ stehen sie in gebührender Ordnung und werden nicht müde bei ihren Wachen.¹² Sirach Sir 28 43 11 11 Gottes. Sirach Sir 28 43 11 12 Das Bild ist von Kriegern hergenommen. Sirach Sir 28 43 12 Vide arcum, et benedic eum, qui fecit illum: valde speciosus est in splendore suo. Siehe den Regenbogen an und preise den, welcher ihn gemacht hat;¹³ gar prachtvoll ist er in seinem Glanze. [Gen 9,14] Sirach Sir 28 43 12 13 Denn er ist ein Bundeszeichen zwischen Gott und der Erde, ein Zeichen des Wohlwollens Gottes und der Erhaltung alles Geschaffenen. [Dtn 28,12; Ijob 38,22; Jer 51,16] Sirach Sir 28 43 13 Gyravit clum in circuitu gloriæ suæ, manus Excelsi aperuerunt illum. Er umzieht den Himmel in herrlichem Umkreise, die Hände des Allerhöchsten haben ihn ausgespannt. Sirach Sir 28 43 14 Imperio suo acceleravit nivem, et accelerat coruscationes emittere judicii sui. Auf seinen Befehl eilt schnell der Schnee herbei¹⁴ und schnell lässt er die Blitze seines Gerichtes kommen. Sirach Sir 28 43 14 14 Der Schnee wird in der Vulgata V. 14 und 19 erwähnt. Dies stört die Ordnung. Im Hebr. findet sich der Schnee in V. 14 nicht, sondern: Seine Majestät lässt den Blitz herabfahren und blendende Pfeile erglänzen. Griech.: Blitze seines Gerichtes. Vergl. [Ps 103,4]. Sirach Sir 28 43 15 Propterea aperti sunt thesauri, et evolaverunt nebulæ sicut aves. Darum öffnen sich¹⁵ die Vorratskammern und Wolken fliegen wie Vögel heraus. Sirach Sir 28 43 15 15 Hebr.: (Um zu haben, was er zur Offenbarung seiner Majestät herabsende) hat er sich eine Vorratskammer geschaffen. Vergl. [Sir 33,6]. Sirach Sir 28 43 16 In magnitudine sua posuit nubes, et confracti sunt lapides grandinis. Durch seine Kraft verdichtet er die Wolken und Hagelsteine fallen zermalmt herab.¹⁶ Sirach Sir 28 43 16 16 Aus dichter Wolke steigen die Hagelsteine, in kleine Teile zermalmt, herab. Sirach Sir 28 43 17 In conspectu ejus commovebuntur montes, et in voluntate ejus aspirabit Notus. Vor seinem Erscheinen beben die Berge und auf seinen Willen weht der Südwind.¹⁷ Sirach Sir 28 43 17 17 Griech.: Nach seinem Willen weht der Südwind, der Sturm von Norden und des Windes Wirbel. Sirach Sir 28 43 18 Vox tonitrui ejus verberabit terram, tempestas aquilonis, et congregatio spiritus: Der Schall seines Donners erschüttert die Erde, des Nordens Sturm und des Windes Wirbel.¹⁸ Sirach Sir 28 43 18 18 Griech.: Die Stimme seines Donners macht die Erde erbeben und bei seiner Erscheinung wanken die Berge. Sirach Sir 28 43 19 Et sicut avis deponens ad sedendum, aspergit nivem, et sicut locusta demergens descensus ejus. Wie die Vögel herabfliegen, sich niederzusetzen, so streut er Schnee; und wie die Heuschrecken sich niederlassen, so¹⁹ fällt dieser herab. Sirach Sir 28 43 19 19 Mit solcher Dichtigkeit fällt der Schnee. Sirach Sir 28 43 2 Sol in aspectu annuntians in exitu, vas admirabile opus excelsi. Die Sonne verkündet ihn bei ihrem Aufgange durch ihr Erscheinen als ein wunderbares Gebilde, ein Werk des Allerhöchsten. Sirach Sir 28 43 20 Pulchritudinem candoris ejus admirabitur oculus, et super imbrem ejus expavescet cor. Die Schönheit seines Glanzes bewundert das Auge²⁰ und über sein Niederkommen²¹ staunt das Herz. Sirach Sir 28 43 20 20 Vergl. [Ps 147,5]. Sirach Sir 28 43 20 21 Griech.: Nässe. Man erschrickt, wenn er sich plötzlich in eine Wassermenge verwandelt. Sirach Sir 28 43 21 Gelu sicut salem effundet super terram: et dum gelaverit, fiet tamquam cacumina tribuli. Er schüttet Reif über die Erde wie Salz,²² und wenn dieser gefriert, wird er wie Stacheln des Dornbusches. Sirach Sir 28 43 21 22 Vergl. [Ps 147,5]. Sirach Sir 28 43 22 Frigidus ventus aquilo flavit, et gelavit crystallus ab aqua, super omnem congregationem aquarum requiescet, et sicut lorica induet se aquis. Wenn der kalte Nordwind weht, friert das Wasser zu Kristall; er lässt sich auf alle Ansammlungen von Wassern nieder und die Wasser bedecken sich wie mit einem Harnisch. Sirach Sir 28 43 23 Et devorabit montes, et exuret desertum, et exstinguet viride, sicut igne. Er verzehrt die Berge, glüht die Wüste²³ aus und vertilgt das Grün wie mit Feuer. Sirach Sir 28 43 23 23 Weidegegenden. Sirach Sir 28 43 24 Medicina omnium in festinatione nebulæ: et ros obvians ab ardore venienti humilem efficiet eum. Alsbald kommt ein Nebel daher und heilt alles wieder und Tau kommt und erfrischt nach der Glut und²⁴ nimmt jenem die Gewalt. Sirach Sir 28 43 24 24 Fehlt im Griech. Sirach Sir 28 43 25 In sermone ejus siluit ventus, et cogitatione sua placavit abyssum, et plantavit in illa Dominus insulas. Auf Sein Wort schweigt der Sturm²⁵ und durch Seinen Willen stillt er die Meerestiefe²⁶ und der Herr pflanzte Inseln in dieselbe. Sirach Sir 28 43 25 25 Dieser Satzteil fehlt im Griech. und Hebr. und ist gegen die im Hebr. übliche Teilung. Sirach Sir 28 43 25 26 Vergl. [Ijob 38,10]. Sirach Sir 28 43 26 Qui navigant mare, enarrent pericula ejus: et audientes auribus nostris admirabimur. Die das Meer befahren, mögen von den Gefahren desselben erzählen, dass wir, wenn wir es vernehmen, uns verwundern.²⁷ Sirach Sir 28 43 26 27 Die Schifffahrt galt als großes Wagnis. Sirach Sir 28 43 27 Illic præclara opera, et mirabilia: varia bestiarum genera, et omnium pecorum, et creatura belluarum. Daselbst sind herrliche und wunderbare Geschöpfe, allerlei Gattungen von Tieren, von allerlei Getier, und ungeheuerliche Wesen. Sirach Sir 28 43 28 Propter ipsum confirmatus est itineris finis, et in sermone ejus composita sunt omnia. Durch Ihn wird das Ziel der Reise sicher festgestellt²⁸ und durch Sein Wort²⁹ ist alles geordnet. Sirach Sir 28 43 28 28 Nach besserer griech. Lesart, die mit dem Hebr. übereinstimmt: Durch ihn möge der Bote glücklichen Erfolg haben. Wege Gottes, und durch ihn wird auch der, der sich auf das Meer begibt, glücklichen Fortgang haben und nach Gottes Gebot tun, was dem Herrn wohlgefällig ist, denn Gott hat dem Menschen die ganze Schöpfung unterworfen. [Gen 1,28; Ps 8,8] Zu dieser Unterwerfung trägt auch die Schifffahrt bei. Sirach Sir 28 43 28 29 Seinen Willen. Sirach Sir 28 43 29 Multa dicemus, et deficiemus in verbis; consummatio autem sermonum, ipse est in omnibus. Mögen wir auch viel sagen, so mangeln uns doch die Worte; doch unserer Reden Schluss ist: Er ist in allen Dingen!³⁰ Sirach Sir 28 43 29 30 Griech.: Er ist alles er hat die Vollkommenheiten aller Dinge in sich, ihm verdanken sie Dasein und Erhaltung und auf ihn sind alle als auf ihren Ursprung und Mittelpunkt zurückzuführen. Sirach Sir 28 43 3 In meridiano exurit terram, et in conspectu ardoris ejus quis poterit sustinere? Fornacem custodiens in operibus ardoris: Am Mittage brennt sie auf die Erde hernieder und wer kann ihre Glut ertragen?¹ Man unterhält² den Ofen zur Arbeit in der Glut, Sirach Sir 28 43 3 1 Vergl. [Ps 18,7]. Sirach Sir 28 43 3 2 Griechisch: bläst auf (um Metall zu schmelzen). Sirach Sir 28 43 30 Gloriantes ad quid valebimus? ipse enim omnipotens super omnia opera sua. Wenn wir ihn rühmen, was vermögen wir? denn er ist der Allmächtige, erhaben über alle seine Werke.³¹ Sirach Sir 28 43 30 31 Griech.: er ist größer als alle seine Werke. Sirach Sir 28 43 31 Terribilis Dominus, et magnus vehementer, et mirabilis potentia ipsius. Der Herr ist furchtbar und überaus erhaben und wunderbar ist seine Macht. Sirach Sir 28 43 32 Glorificantes Dominum quantumcumque potueritis, supervalebit enim adhuc, et admirabilis magnificentia ejus. Erhebet den Herrn mit Lobpreis, soviel ihr vermöget, er ist doch noch höher und wunderbar ist seine Herrlichkeit. Sirach Sir 28 43 33 Benedicentes Dominum, exaltate illum, quantum potestis: major enim est omni laude. Preiset den Herrn, erhebet ihn, soviel ihr könnt, denn er ist erhaben über alles Lob.³² Sirach Sir 28 43 33 32 Vereinigung mehrerer Übersetzungen desselben Textes: Erhebet den Herrn mit Lobpreis, so hoch ihr könnt, doch er ist noch höher, Sirach Sir 28 43 34 Exaltantes eum replemini virtute: ne laboretis: non enim comprehendetis. Erhebet ihn und nehmet alle eure Kraft zusammen; bemühet euch nicht, denn ihr werdet ihn nicht erreichen. Sirach Sir 28 43 35 Quis videbit eum, et enarrabit? et quis magnificabit eum sicut est ab initio? Wer hat ihn gesehen, so dass er ihn beschreiben könnte? Und wer kann ihn so erhaben preisen, wie er von Anbeginn³³ ist? [Ps 105,2] Sirach Sir 28 43 35 33 Von Anbeginn fehlt im Griech. Sirach Sir 28 43 36 Multa abscondita sunt majora his: pauca enim vidimus operum ejus. Vieles, was verborgen ist, ist noch größer als dies;³⁴ denn nur weniges von seinen Werken sehen wir.³⁵ Sirach Sir 28 43 36 34 Als das wenige, was wir erkennen. Sirach Sir 28 43 36 35 Vergl. [Ijob 26,14]. Sirach Sir 28 43 37 Omnia autem Dominus fecit, et pie agentibus dedit sapientiam. Alles aber hat der Herr geschaffen und denen, die gottselig leben, hat er Weisheit verliehen.³⁶ Sirach Sir 28 43 37 36 Durch diese aber erlangen wir die wahre Erkenntnis der Dinge, durch welche wir uns zur Erkenntnis und Liebe Gottes erheben. Sirach Sir 28 43 4 Tripliciter sol exurens montes, radios igneos exsufflans, et refulgens radiis suis obcæcat oculos. aber dreimal³ stärker brennt die Sonne auf die Berge; sie sendet glühende Strahlen aus und blendet mit ihren leuchtenden Strahlen die Augen.⁴ Sirach Sir 28 43 4 3 Vielmal. Sirach Sir 28 43 4 4 Wie ihre Wärme, so ist ihr Licht unvergleichlich stärker. Sirach Sir 28 43 5 Magnus Dominus qui fecit illum, et in sermonibus ejus festinavit iter. Groß ist der Herr, der sie erschaffen, und nach seinem Geheiße durcheilt sie ihre Bahn. Sirach Sir 28 43 6 Et luna in omnibus in tempore suo, ostensio temporis, et signum ævi. Auch der Mond erscheint in allem zu seiner Zeit, bestimmt die Zeit⁵ und ist ein Zeichen in Zukunft. Sirach Sir 28 43 6 5 Die Juden rechneten nach Mondmonaten und Jahren. Sirach Sir 28 43 7 A luna signum diei festi, luminare quod minuitur in consummatione. Nach dem Monde bestimmt man die Festtage;⁶ er ist ein Licht, das abnimmt, wenn es voll war. Sirach Sir 28 43 7 6 Neumond: [Num 28,11; 1Sam 20,5.24; 2Kön 4,23; 2Chr 8,13; 2Chr 31,3; Jes 1,13; Hos 2,11; Am 8,5]. Im ersten Monate am vierzehnten Tage war das Osterfest, am siebzehnten des siebten Monats das Versöhnungsfest, vom fünfzehnten desselben Monats an das Laubhüttenfest. [Lev 23,5.27.34] Sirach Sir 28 43 8 Mensis secundum nomen ejus est, crescens mirabiliter in consummatione. Der Monat ist nach seinem Namen genannt, er wächst wunderbar, bis zur Fülle.⁷ Sirach Sir 28 43 8 7 Griech.: mit wunderbarem Wechsel. Sirach Sir 28 43 9 Vas castrorum in excelsis, in firmamento cli resplendens gloriose. Als Gezelt der Heerscharen ist er in der Höhe,⁸ am Himmelsgewölbe strahlt er herrlich.⁹ Sirach Sir 28 43 9 8 Er ist gleichsam der Herrscher der Nacht, ein Zeichen, das die Sterne an ihrer Stelle beharren heißt, da sie ihre Aufstellung nehmen, wenn er erscheint. Sirach Sir 28 43 9 9 Alle Sterne durch seinen Glanz besiegend. Sirach Sir 28 0 1 Gottes Lob in seinen Heiligen. [Sir 50,26] a. Die Väter. Sirach Sir 28 44 1 Laudemus viros gloriosos, et parentes nostros in generatione sua. Lasset uns loben¹ die ruhmvollen Männer, die Ahnen unseres Geschlechtes.² Sirach Sir 28 44 1 1 Im Hebr. lautet der Titel: Lob der Väter. Bis V. 15 wird das Lob im Allgemeinen verkündet, alsdann werden einzelne gepriesen. Sirach Sir 28 44 1 2 Die Vorfahren in den einzelnen Geschlechtern. Sirach Sir 28 44 10 Sed illi viri misericordiæ sunt, quorum pietates non defuerunt: Aber jene⁹ waren Männer der Begnadigung, deren Gottseligkeit nie vergessen ward.¹⁰ Sirach Sir 28 44 10 9 Die er nun nennen will. Sirach Sir 28 44 10 10 Ihre Taten sind ja in den heiligen Schriften niedergelegt. Sirach Sir 28 44 11 Cum semine eorum permanent bona, Was sie Gutes besaßen, verbleibt ihren Nachkommen. Sirach Sir 28 44 12 Hereditas sancta nepotes eorum, et in testamentis stetit semen eorum: Ein heiliges Erbe sind ihre Enkel¹¹ und ihre Nachkommen bleiben treu im Bunde.¹² Sirach Sir 28 44 12 11 Nach dem Hebr.: wird ihren Enkeln zuteil. Sirach Sir 28 44 12 12 Gottes, in der Beobachtung der Gebote. Sirach Sir 28 44 13 Et filii eorum propter illos usque in æternum manent: semen eorum et gloria eorum non derelinquetur. Ihre Kinder¹³ bleiben wegen jener ewig, ihre Nachkommenschaft und ihr Ruhm¹⁴ wird nie untergehen. Sirach Sir 28 44 13 13 Ihre Kinder bleiben ebenso treu wegen jener, wegen der Vorfahren, deren Tugenden sie kennen, und so wird es nie fehlen an frommen Israeliten. Sirach Sir 28 44 13 14 Der Väter, deren Lob in der heiligen Schrift gefeiert wird. Sirach Sir 28 44 14 Corpora ipsorum in pace sepulta sunt et nomen eorum vivit in generationem et generationem. Ihre Leiber sind in Frieden bestattet¹⁵ und ihr Name lebt von Geschlecht zu Geschlecht. Sirach Sir 28 44 14 15 Wie ihre Leiber ehrenvoll in Grabmälern friedlich bestattet sind, so lebt ihr Ruf durch alle Jahrhunderte bei allen fort. Sirach Sir 28 44 15 Sapientiam ipsorum narrent populi, et laudem eorum nuntiet ecclesia. Ihre Weisheit erzählen die Völker und ihr Lob verkündet die Gemeinde.¹⁶ Sirach Sir 28 44 15 16 Die Gemeinde der Heiligen. Im Folgenden werden nun einzelne aufgezählt. Sirach Sir 28 44 16 Henoch placuit Deo, et translatus est in paradisum, ut det gentibus pnitentiam. Henoch gefiel Gott und ward in das Paradies entrückt, dass er die Völker durch sein Beispiel zur Buße bewege.¹⁷ [Gen 5,24; Hebr 11,5] Sirach Sir 28 44 16 17 Dass er usw.: Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 44 17 Noe inventus est perfectus, justus, et in tempore iracundiæ factus est reconciliatio. Noe ward vollkommen und gerecht erfunden und zur Zeit des Zornes ward er zur Versöhnung.¹⁸ [Gen 7,1] Sirach Sir 28 44 17 18 Durch seine Unschuld erlangte er von Gott, dass er mit den Seinen gerettet und Gott so mit den Menschen zur Erhaltung des Menschengeschlechtes versöhnt ward. Hebr.: Zur Zeit der Vertilgung ward er der Stammvater des Menschengeschlechtes. Sirach Sir 28 44 18 Ideo dimissum est reliquum terræ, cum factum est diluvium. Darum¹⁹ ward er der Erde überlebend erhalten, als die Sündflut kam.²⁰ Sirach Sir 28 44 18 19 Seinetwegen. Sirach Sir 28 44 18 20 Hebr.: und wegen seines Bündnisses nahm die Sündflut ein Ende. Sirach Sir 28 44 19 Testamenta sæculi posita sunt apud illum, ne deleri possit diluvio omnis caro. Ein ewiger Bund ward mit ihm geschlossen, dass nicht mehr alles Fleisch durch eine Sündflut vertilgt werden sollte. [Gen 9,14; Hebr 11,7] Sirach Sir 28 44 2 Multam gloriam fecit Dominus magnificentia sua a sæculo. Viel Ruhmvolles hat der Herr von Anbeginn in seiner Herrlichkeit getan:³ Sirach Sir 28 44 2 3 Ihre ruhmvollen Taten sind Gaben des Herrn. Hebr.: Viel Ruhm hat der Herr ihnen gewährt und groß sind sie geworden von den Tagen der Vorzeit her. Sirach Sir 28 44 20 Abraham magnus pater multitudinis gentium, et non est inventus similis illi in gloria: qui conservavit legem Excelsi, et fuit in testamento cum illo. Abraham ward der erhabene Stammvater vieler Völker und ihm ward keiner an Herrlichkeit gleich erfunden; er bewahrte das Gesetz des Allerhöchsten und stand im Bunde mit Ihm. [Gen 12,2; Gen 15,7; Gen 17,4.10] Sirach Sir 28 44 21 In carne ejus stare fecit testamentum, et in tentatione inventus est fidelis. Er bestätigte den Bund an seinem Fleische und ward in der Prüfung treu erfunden. [Gen 22,1] Sirach Sir 28 44 22 Ideo jurejurando dedit illi gloriam in gente sua, crescere illum quasi terræ cumulum, Darum verherrlichte Er ihn unter seinem Volke und schwur ihm, dass²¹ er wachsen sollte wie ein Berg der Erde,²² Sirach Sir 28 44 22 21 Das Griech. und das Hebr. fügen mit recht bei: dass in seinem Namen die Völker gesegnet werden sollten. Sirach Sir 28 44 22 22 Griech.: wie der Staub der Erde. Sirach Sir 28 44 23 Et ut stellas exaltare semen ejus, et hereditare illos a mari usque ad mare, et a flumine usque ad terminos terræ. dass seine Nachkommen erhöht werden sollten wie die Sterne und das Land als Erbteil in Besitz nehmen von Meer zu Meer und vom Strome bis an die Grenzen des Landes.²³ Sirach Sir 28 44 23 23 [Gen 15,18; Ex 23,31; Dtn 11,24] Sirach Sir 28 44 24 Et in Isaac eodem modo fecit propter Abraham patrem ejus. Und an Isaak tat Er gleicherweise um seines Vaters Abraham willen.²⁴ Sirach Sir 28 44 24 24 [Gen 17,19; Gen 26,4.5] Sirach Sir 28 44 25 Benedictionem omnium gentium dedit illi Dominus, et testamentum confirmavit super caput Jacob. Den Segen für alle Völker gab ihm der Herr und bestätigte den Bund über Jakobs Haupt.²⁵ Sirach Sir 28 44 25 25 [Gen 27,28ff; Gen 28,3] Sirach Sir 28 44 26 Agnovit eum in benedictionibus suis, et dedit illi hereditatem, et divisit illi partem in tribubus duodecim. Er zeichnete ihn aus durch seine Segnungen²⁶ und gab ihm das Erbe²⁷ und verteilte dessen Gebiet unter die zwölf Stämme. Sirach Sir 28 44 26 26 Segen der Erstgeburt. Sirach Sir 28 44 26 27 Das dem Erstgeborenen zukam. Sirach Sir 28 44 27 Et conservavit illi homines misericordiæ, invenientes gratiam in oculis omnis carnis. Und er ließ aus ihm Männer²⁸ der Begnadigung hervorgehen, die in den Augen aller Menschen Gnade fanden. Sirach Sir 28 44 27 28 Griech. Hebr.: einen Mann (Moses). Demgemäß wird im Griech. [Sir 45,1] auf das engste an [Sir 44,27] angeschlossen. Sirach Sir 28 44 3 Dominantes in potestatibus suis, homines magni virtute, et prudentia sua præditi, nuntiantes in prophetis dignitatem prophetarum, Herrscher in ihren Reichen, Männer groß⁴ an Macht, mit Klugheit begabt, durch Weissagung von der Würde der Propheten Zeugnis gebende, Sirach Sir 28 44 3 4 Griech.: berühmt. Sirach Sir 28 44 4 Et imperantes in præsenti populo, et virtute prudentiæ populis sanctissima verba. über das gleichzeitige Volk herrschende, solche, die in Kraft ihrer Weisheit den Völkern die heiligsten Lehren gaben; Sirach Sir 28 44 5 In peritia sua requirentes modos musicos, et narrantes carmina scripturarum. solche, die in ihrer Kunstfertigkeit Musikweisen aussannen und Lieder⁵ durch Schrift kundmachten; Sirach Sir 28 44 5 5 Hebr.: Sprüche. Sirach Sir 28 44 6 Homines divites in virtute, pulchritudinis studium habentes: pacificantes in domibus suis. Männer reich an Macht, für das Schöne eifernd⁶ und friedlich in ihren Wohnsitzen lebend. Sirach Sir 28 44 6 6 Die Künste pflegend, Paläste bauend usw. Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 44 7 Omnes isti in generationibus gentis suæ gloriam adepti sunt, et in diebus suis habentur in laudibus. Diese alle⁷ haben bei den Geschlechtern ihres Volkes Ruhm erlangt und genossen Ehre schon in ihren Tagen. Sirach Sir 28 44 7 7 Könige, Propheten, Weise, Dichter und Musikverständige, Reiche. Sirach Sir 28 44 8 Qui de illis nati sunt, reliquerunt nomen narrandi laudes eorum: Ihre Nachkommen⁸ hinterließen einen Namen, ihr Lob zu verkünden. Sirach Sir 28 44 8 8 Griech.: manch von ihnen. Die Vulgata deutet an, dass ihre Söhne ihren Ruhm den Nachkommen übermittelten. Sirach Sir 28 44 9 Et sunt quorum non est memoria: perierunt quasi qui non fuerint: et nati sunt, quasi non nati, et filii ipsorum cum ipsis. Von anderen hinterblieb kein Andenken, sie gingen dahin, als wären sie nie gewesen; sie kamen ins Leben, als wären sie nie geboren worden, und ihre Kinder gleich ihnen. Sirach Sir 28 0 1 Gottes Lob in seinen Heiligen. [Sir 50,26] b. Moses, Aaron, Phinees. Sirach Sir 28 45 1 Dilectus Deo, et hominibus Moyses: cujus memoria in benedictione est. Moses war von Gott und Menschen geliebt, sein Gedächtnis ist im Segen. [Ex 11,3] Sirach Sir 28 45 10 Circumpedes, et femoralia, et humerale posuit ei, et cinxit illum tintinnabulis aureis plurimis in gyro, Er legte ihm das Oberkleid, das Hüftkleid und das Schulterkleid an und¹⁶ schmückte ihn ringsum mit zahlreichen goldenen Glöcklein, [Ex 28,35] Sirach Sir 28 45 10 16 In der Vulgata fehlt ein Stück des hebr. und griech. Textes: Er umgab ihn mit Granatäpfeln von Gold. Sirach Sir 28 45 11 Dare sonitum in incessu suo, auditum facere sonitum in templo in memoriam filiis gentis suæ. dass sie Klang gaben, wenn er einherschritt, und der Schall im Tempel gehört würde zur Erinnerung für die Söhne seines Volkes. Sirach Sir 28 45 12 Stolam sanctam, auro, et hyacintho, et purpura, opus textile, viri sapientis, judicio et veritate præditi: Er legte ihm auch das heilige Gewand an,¹⁷ von Gold, himmelblauem und rotem Purpur gewebt, das Werk eines¹⁸ weisen, mit Einsicht und Wahrheit begabten Mannes; Sirach Sir 28 45 12 17 [Ex 28,4] Sirach Sir 28 45 12 18 Statt dessen hat das Griech.: mit dem Brustschild des Gerichtes, dem Licht und Recht; ebenso das Hebr.: Den Richtschmuck für Aussprüche, das Ephod und den Gurt. Sirach Sir 28 45 13 Torto cocco opus artificis, gemmis pretiosis figuratis in ligatura auri, et opere lapidarii sculptis in memoriam secundum numerum tribuum Israel. mit scharlachenen Fäden künstlich gewirkt und mit kostbaren, in Gold gefassten Steinen besetzt,¹⁹ in die durch Steinschneidekunst eingegraben war: zur Erinnerung, nach der Zahl der Stämme Israels. Sirach Sir 28 45 13 19 [Ex 28,11ff] Sirach Sir 28 45 14 Corona aurea super mitram ejus expressa signo sanctitatis, et gloria honoris: opus virtutis, et desideria oculorum ornata. Eine goldene Krone war auf seinem Kopfbunde,²⁰ versehen mit dem Zeichen der Heiligkeit, ein herrlicher Schmuck, ein Werk der Pracht und eine Zierde zur Lust der Augen. Sirach Sir 28 45 14 20 Eine goldene Platte mit der Aufschrift: Heilig dem Herrn. [Ex 28,36.37] Sirach Sir 28 45 15 Sic pulchra ante ipsum non fuerunt talia usque ad originem. Von Anbeginn her gab es keinen solchen Schmuck vor ihm. Sirach Sir 28 45 16 Non est indutus illa alienigena aliquis, sed tantum filii ipsius soli, et nepotes ejus per omne tempus. Kein Fremdling²¹ ward je mit demselben angetan, sondern allein nur seine Söhne und seine Nachkommen zu allen Zeiten. Sirach Sir 28 45 16 21 Nur Aaron und seine Söhne hatten dies Recht. [Ex 28,43] Sirach Sir 28 45 17 Sacrificia ipsius consumpta sunt igne quotidie. Seine Opfer wurden täglich durch Feuer verzehrt.²² Sirach Sir 28 45 17 22 Griech.: täglich zweimal. Vergl. [Ex 29,38]. Sirach Sir 28 45 18 Complevit Moyses manus ejus, et unxit illum oleo sancto. Moses füllte ihm die Hände und salbte ihn mit heiligem Öle. [Ex 29,7; Lev 8,27] Sirach Sir 28 45 19 Factum est illi in testamentum æternum, et semini ejus sicut dies cli, fungi sacerdotio, et habere laudem, et glorificare populum suum in nomine ejus. Dies ward ihm und seinen Nachkommen als ewiger Bund zuteil,²³ dass sie, solange die Tage des Himmels währen,²⁴ Priester sein, Lobpreis singen und Sein Volk in Seinem Namen segnen sollten.²⁵ Sirach Sir 28 45 19 23 [Ex 40,13; Num 25,13] Sirach Sir 28 45 19 24 Ewig. Sirach Sir 28 45 19 25 [Num 6,23-27] Sirach Sir 28 45 2 Similem illum fecit in gloria sanctorum, et magnificavit eum in timore inimicorum, et in verbis suis monstra placavit. Ihn hat Gott den Heiligen¹ gleich verherrlicht, ihn erhöht zum Schrecken der Feinde² und auf sein Wort ließ Er die Wunderzeichen aufhören.³ Sirach Sir 28 45 2 1 Den heiligen Patriarchen, die zuvor genannt sind. Sirach Sir 28 45 2 2 Der Ägypter, Amalekiter, Amorrhäer. Sirach Sir 28 45 2 3 In Ägypten. [Ex 8,13] Sirach Sir 28 45 20 Ipsum elegit ab omni vivente, offerre sacrificium Deo, incensum et bonum odorem, in memoriam placare pro populo suo: Ihn erwählte Er aus allen Lebenden, Gott Opfer, Räucherwerk und Wohlgeruch darzubringen, zum Gedenkopfer, zur Versöhnung für Sein Volk.²⁶ Sirach Sir 28 45 20 26 [Lev 16,34] Sirach Sir 28 45 21 Et dedit illi in præceptis suis potestatem, in testamentis judiciorum, docere Jacob testimonia, et in lege sua lucem dare Israel. Er verlieh ihm Gewalt nach Seinen Geboten über den Bund Seiner Rechte,²⁷ um Jakob Seine Zeugnisse²⁸ zu lehren, Israel in Seinem Gesetze zu erleuchten. Sirach Sir 28 45 21 27 Hebr.: über sein Gesetz und Gericht, nämlich dass er in schwierigen und zweifelhaften Fällen zu entscheiden hatte, was das Gesetz forderte. Sirach Sir 28 45 21 28 Durch welche Gott seinen Willen kundgetan. Sirach Sir 28 45 22 Quia contra illum steterunt alieni, et propter invidiam circumdederunt illum homines in deserto, qui erant cum Dathan et Abiron, et congregatio Core in iracundia. Als aber Fremdlinge²⁹ gegen ihn aufstanden und ihn aus Neid in der Wüste umgaben, die Anhänger Dathans und Abirons und die zornmütige Rotte Kores, [Num 16,1] Sirach Sir 28 45 22 29 Laien, solche die nicht aus Aarons Familie waren. Vergl. [Num 17,5]. Sirach Sir 28 45 23 Vidit Dominus Deus, et non placuit illi, et consumpti sunt in impetu iracundiæ. da sah es Gott der Herr und es missfiel ihm und sie wurden plötzlich von seinem Zorngrimme verschlungen. Sirach Sir 28 45 24 Fecit illis monstra, et consumpsit illos in flamma ignis. Wunder tat er an ihnen und verzehrte sie durch flammendes Feuer.³⁰ Sirach Sir 28 45 24 30 [Num 16,35] Sirach Sir 28 45 25 Et addidit Aaron gloriam, et dedit illi hereditatem, et primitias frugum terræ divisit illi. Aaron aber verherrlichte er noch mehr und gab ihm sein Erbteil und teilte ihm die Erstlinge der Früchte des Landes zu. Sirach Sir 28 45 26 Panem ipsis in primis paravit in satietatem: nam et sacrificia Domini edent, quæ dedit illi, et semini ejus. Brot bereitete er ihnen zuvörderst zur Sättigung; denn sie sollten auch von den Opfern des Herrn essen, die Er ihm und seinen Nachkommen zugewiesen. Sirach Sir 28 45 27 Ceterum in terra gentes non hereditabit, et pars non est illi in gente: ipse est enim pars ejus, et hereditas. Allein im Lande sollte er von den Völkern kein Erbbesitz erhalten und kein Anteil ward ihm unter dem Volke, denn Er selbst ist sein Teil und sein Erbe. Sirach Sir 28 45 28 Phinees filius Eleazari tertius in gloria est, imitando eum in timore Domini: Phinees, der Sohn Eleazars, ward der dritte in der Verherrlichung; dafür, dass er jenem in der Furcht des Herrn nachfolgte. [Num 25,7; 1Makk 2,54] Sirach Sir 28 45 29 Et stare in reverentia gentis: in bonitate et alacritate animæ suæ placuit Deo pro Israel. Er blieb standhaft bei dem Abfalle des Volkes und leistete durch die Bereitwilligkeit und den Eifer seines Herzens für Israel Sühne bei Gott. Sirach Sir 28 45 3 Glorificavit illum in conspectu regum, et jussit illi coram populo suo, et ostendit illi gloriam suam. Er verherrlichte ihn vor der Könige⁴ Angesicht, gab ihm Befehle an sein Volk⁵ und ließ ihn Seine Herrlichkeit sehen. [Ex 6; Ex 7; Ex 8; Ex 33,19] Sirach Sir 28 45 3 4 Besonders Pharaos, Ogs, Sehons. Sirach Sir 28 45 3 5 [Ex 6,13] Sirach Sir 28 45 30 Ideo statuit illi testamentum pacis, principem sanctorum et gentis suæ, ut sit illi et semini ejus sacerdotii dignitas in æternum. Darum schloss Gott mit ihm einen Bund des Friedens, dass er der Vorsteher seines Volkes sein und dass bei ihm und seinen Nachkommen die Würde des Priestertums für immer verbleiben sollte. Sirach Sir 28 45 31 Et testamentum David regi filio Jessæ de tribu Juda, hereditas ipsi et semini ejus, ut daret sapientiam in cor nostrum judicare gentem suam in justitia, ne abolerentur bona ipsorum, et gloriam ipsorum in gentem eorum æternam fecit. Wie³¹ der Bund, den Er mit David, dem Könige, dem Sohne Jesses aus dem Stamme Juda, schloss, als Erbe für jenen und seine Nachkommen, dass Er unserem Herzen Weisheit verleihen wolle, um Sein Volk gerecht zu richten, damit ihre Wohlfahrt nicht schwinde, sondern ihre Herrlichkeit bei ihrem Volke ewig bleibe.³² Sirach Sir 28 45 31 31 Wie das Hohepriestertum auf ewig einer Familie und einem in derselben übertragen ist, so einer Familie die Königswürde, die einer innehaben soll. Sirach Sir 28 45 31 32 Das Hebr. und Griech. schließt mit einer Aufforderung an die Priester, Gott zu preisen. Im Griech. lautet V. 31: Wie die Bundesverheißung Davids, des Isai Sohn, aus dem Stamme Juda, war, dass das Königserbe nur von Sohn zu Sohn gehen sollte, so gehört das priesterliche Erbe Aaron und seiner Nachkommenschaft. Der Herr gebe euch Weisheit in euer Herz, sein Volk zu richten in Gerechtigkeit, dass ihr Heil nicht verschwinde und ihre Herrlichkeit ihren Geschlechtern. Sirach Sir 28 45 4 In fide et lenitate ipsius sanctum fecit illum, et elegit eum ex omni carne. Um seiner Treue und Sanftmut⁶ willen heiligte Er ihn⁷ und erkor ihn aus allen Menschen. Sirach Sir 28 45 4 6 Vergl. [Num 12,3]. Sirach Sir 28 45 4 7 Erwählte ihn vor allen Menschen zu einer so erhabenen Aufgabe. Sirach Sir 28 45 5 Audivit enim eum, et vocem ipsius, et induxit illum in nubem. Er ließ ihn Seine Stimme vernehmen und führte ihn in die Wolke⁸ Sirach Sir 28 45 5 8 [Ex 20,21] Sirach Sir 28 45 6 Et dedit illi coram præcepta, et legem vitæ et disciplinæ, docere Jacob testamentum suum, et judicia sua Israel. und gab ihm von Angesicht zu Angesicht⁹ die Gebote, das Gesetz des Lebens und der Erkenntnis,¹⁰ um Jakob Seinen Bund und Israel Seine Rechte zu lehren.¹¹ Sirach Sir 28 45 6 9 [Ex 33,11; Dtn 5,4; Ex 34,10] Sirach Sir 28 45 6 10 [Dtn 4,6]. Sirach Sir 28 45 6 11 [Dtn 4,1.45] Sirach Sir 28 45 7 Excelsum fecit Aaron fratrem ejus, et similem sibi de tribu Levi: Er erhöhte Aaron, seinen Bruder aus dem Stamme Levi, zu gleicher Würde.¹² Sirach Sir 28 45 7 12 Griech.: Aaron erhöhte er als Heiligen, gleich ihm. Sirach Sir 28 45 8 Statuit ei testamentum æternum, et dedit illi sacerdotium gentis: et beatificavit illum in gloria, Er schloss mit ihm einen ewigen Bund¹³ und gab ihm das Priestertum unter dem Volke und verherrlichte ihn mit Ehren.¹⁴ Sirach Sir 28 45 8 13 Betreffs des Priestertums: [Ex 29,9ff; Ex 40,15; Num 25,13]. Sirach Sir 28 45 8 14 Diese werden im Folgenden erklärt. Sirach Sir 28 45 9 Et circumcinxit eum zona gloriæ, et induit eum stolam gloriæ, et coronavit eum in vasis virtutis. Er umgürtete ihn mit dem herrlichen Gürtel und tat ihm das Prachtgewand an und krönte ihn mit dem Schmucke der Macht.¹⁵ Sirach Sir 28 45 9 15 Der hohenpriesterlichen Kleidung. Sirach Sir 28 0 1 Gottes Lob in seinen Heiligen. [Sir 50,26] c. Josue, Kaleb, Richter, Samuel. Sirach Sir 28 46 1 Fortis in bello Jesus Nave successor Moysi in prophetis, qui fuit magnus secundum nomen suum. Ein Held im Kriege war Josue, der Sohn Naves, der Nachfolger Moses im Prophetenamte,¹ groß seinem Namen gemäß;² Sirach Sir 28 46 1 1 [Num 27,16-23] Sirach Sir 28 46 1 2 Jahve ist Heil. Sirach Sir 28 46 10 Et ipsi duo constituti, a periculo liberati sunt a numero sexcentorum millium peditum, inducere illos in hereditatem, in terram, quæ manat lac et mel. Darum wurden diese beiden unter sechsmalhunderttausend Streitern allein in der Gefahr erhalten, dass sie das Volk in sein Erbe einführten, in das Land, das von Milch und Honig fließt. Sirach Sir 28 46 11 Et dedit Dominus ipsi Caleb fortitudinem, et usque in senectutem permansit illi virtus, ut ascenderet in excelsum terræ locum, et semen ipsius obtinuit hereditatem: Und der Herr gab dem Kaleb Stärke, dass er bis ins hohe Alter bei Kräften blieb und auf das Gebirgsland hinziehen konnte und seine Nachkommen das Erbe erhielten,⁶ Sirach Sir 28 46 11 6 [Jos 14,12ff] Sirach Sir 28 46 12 Ut viderent omnes filii Israel quia bonum est obsequi sancto Deo. damit alle Söhne Israels erkennen sollten, wie gut es sei, dem heiligen Gott zu gehorchen. Sirach Sir 28 46 13 Et judices singuli suo nomine, quorum non est corruptum cor: qui non aversi sunt a Domino, Dann die Richter, ein jeder nach seinem Namen. Ihr Herz war nicht untreu und sie wandten sich nicht von dem Herrn ab.⁷ Sirach Sir 28 46 13 7 Abimelech ausgenommen. Sirach Sir 28 46 14 Ut sit memoria illorum in benedictione, et ossa eorum pullulent de loco suo, Ihr Andenken bleibe gesegnet, ihre Gebeine mögen hervorsprossen an ihrer Stätte!⁸ Sirach Sir 28 46 14 8 Aus ihren Gebeinen, von ihnen möge eine stets aufs neue erblühende Nachkommenschaft hervorgehen, deren Bild die blühenden Gräber sind. Sirach Sir 28 46 15 Et nomen eorum permaneat in æternum, permanens ad filios illorum, sanctorum virorum gloria. Und ihr Name bleibe in Ewigkeit,⁹ der Ruhm der heiligen Männer bleibe auf ihren Kindern! Sirach Sir 28 46 15 9 Griech.: Ihr Name möge sich erneuern in ihren ruhmbedeckten Söhnen. Sirach Sir 28 46 16 Dilectus a Domino Deo suo Samuel propheta Domini, renovavit imperium, et unxit principes in gente sua. Geliebt von dem Herrn, seinem Gott,¹⁰ richtete Samuel, der Prophet des Herrn, eine neue Herrschaft auf¹¹ und salbte die Herrscher über sein Volk. Sirach Sir 28 46 16 10 Vergl. [1Sam 2,21]. Sirach Sir 28 46 16 11 Er errichtete das Königtum [1Sam 8,9ff] salbte Saul [1Sam 10,1] und David [1Sam 16,13] zu Königen. Sirach Sir 28 46 17 In lege Domini congregationem judicavit, et vidit Deus Jacob, et in fide sua probatus est propheta. Nach dem Gesetze des Herrn richtete er die Gemeinde und Gott sah auf Jakob und der Prophet ward in seiner Treue bewährt.¹² Sirach Sir 28 46 17 12 Vergl. die Voraussagung [1Sam 7,3]. Sirach Sir 28 46 18 Et cognitus est in verbis suis fidelis, quia vidit Deum lucis: Er ward als wahrhaftig erfunden in seinen Aussprüchen,¹³ denn er schaute den Gott des Lichtes. Sirach Sir 28 46 18 13 Vergl. [1Sam 3,20]. Im Hebr. wird noch mehr aus dem Leben Salomons erwähnt. Sirach Sir 28 46 19 Et invocavit Dominum omnipotentem, in oppugnando hostes circumstantes undique in oblatione agni inviolati. Er rief den allmächtigen Herrn an, als ihn die Feinde ringsum bedrängten, indem er das Opfer eines unbefleckten Lammes darbrachte.¹⁴ Sirach Sir 28 46 19 14 Vergl. [1Sam 7,9ff]. Sirach Sir 28 46 2 Maximus in salutem electorum Dei, expugnare insurgentes hostes, ut consequeretur hereditatem Israel. ein sehr großer Helfer der Auserwählten Gottes, die widerstrebenden Feinde niederzukämpfen, damit Israel sein Erbe erlangte. Sirach Sir 28 46 20 Et intonuit de clo Dominus, et in sonitu magno auditam fecit vocem suam, Und der Herr ließ vom Himmel herab Donner erschallen und ließ mit gewaltiger Kraft seine Stimme hören Sirach Sir 28 46 21 Et contrivit principes Tyriorum, et omnes duces Philisthiim: und vernichtete die Fürsten der Tyrier¹⁵ und alle Heerführer der Philister. Sirach Sir 28 46 21 15 Lesefehler des hebräischen Textes. Nach diesem muss es heißen: der Feinde. Sirach Sir 28 46 22 Et ante tempus finis vitæ suæ et sæculi, testimonium præbuit in conspectu Domini, et Christi, pecunias et usque ad calceamenta ab omni carne non accepit, et non accusavit illum homo. Und vor der Zeit, ehe sein Leben zu Ende war und er aus der Welt schied, legte er vor dem Herrn und seinem Gesalbten¹⁶ das Zeugnis ab, dass er kein Geld und nicht einmal einen Schuh von irgend jemand angenommen habe, und niemand konnte ihn beschuldigen.¹⁷ Sirach Sir 28 46 22 16 Dem König. Sirach Sir 28 46 22 17 [2Sam 12,3] Sirach Sir 28 46 23 Et post hoc dormivit, et notum fecit regi, et ostendit illi finem vitæ suæ, et exaltavit vocem suam de terra in prophetia delere impietatem gentis. Und darnach, als er schon entschlafen war, gab er dem Könige Kunde und zeigte ihm seines Lebens Ende an und erhob aus der Erde seine Stimme zur Weissagung, des Volkes gottloses Wesen zu vertilgen.¹⁸ Sirach Sir 28 46 23 18 [1Sam 28,11ff] Sirach Sir 28 46 3 Quam gloriam adeptus est in tollendo manus suas, et jactando contra civitates romphæas? Wie ward er verherrlicht, als er seine Hände erhob und als er wider die Städte sein Schwert zückte!³ Sirach Sir 28 46 3 3 [Jos 8,18ff] Sirach Sir 28 46 4 Quis ante illum sic restitit? Nam hostes ipse Dominus perduxit. Wer hat vor ihm sich so standhaft gezeigt? Denn der Herr selbst führte die Feinde in seine Hände.⁴ Sirach Sir 28 46 4 4 Besser nach einer griech. Lesart: er führte die Kriege des Herrn. Sirach Sir 28 46 5 An non in iracundia ejus impeditus est sol, et una dies facta est quasi duo? Ward nicht durch seinen Eifer die Sonne zurückgehalten, dass ein Tag ward wie zwei? [Jos 10,14] Sirach Sir 28 46 6 Invocavit Altissimum potentem in oppugnando inimicos undique, et audivit illum magnus et sanctus Deus in saxis grandinis virtutis valde fortis. Er rief den Allerhöchsten, den Allmächtigen, an, als er ringsum die Feinde bekämpfte, und der große und heilige Gott erhörte ihn und ließ Hagelsteine von gewaltiger Schwere niederfallen. [Jos 10,11] Sirach Sir 28 46 7 Impetum fecit contra gentem hostilem, et in descensu perdidit contrarios, Er machte einen Angriff auf das feindliche Volk und vernichtete die Gegner, als sie herabzogen,⁵ Sirach Sir 28 46 7 5 Von Bethoron. Sirach Sir 28 46 8 Ut cognoscant gentes potentiam ejus, quia contra Deum pugnare non est facile. Et secutus est a tergo potentis: damit die Völker seine Macht erkennen sollten, dass gegen Gott kämpfen nicht leicht ist. Er folgte der Leitung des Allmächtigen. Sirach Sir 28 46 9 Et in diebus Moysi misericordiam fecit ipse, et Caleb filius Jephone, stare contra hostem, et prohibere gentem a peccatis, et perfringere murmur malitiæ. Schon in den Tagen Moses tat er Gutes, zugleich mit Kaleb, dem Sohne Jephones, als sie dem Feinde Widerstand leisteten, das Volk von Sünden abhielten und das boshafte Murren zum Schweigen brachten. [Num 14,6] Sirach Sir 28 0 1 Gottes Lob in seinen Heiligen [Sir 50,26] d. Nathan, David, Salomon. Sirach Sir 28 47 1 Post hæc surrexit Nathan propheta in diebus David. Hierauf trat Nathan als Prophet auf in den Tagen Davids. [2Sam 12,1] Sirach Sir 28 47 10 De omni corde suo laudavit Dominum, et dilexit Deum, qui fecit illum: et dedit illi contra inimicos potentiam: Von ganzem Herzen lobte er den Herrn und liebte Gott, der ihn erschaffen und⁸ ihm solche Macht über seine Feinde verliehen. Sirach Sir 28 47 10 8 Nur in der Vulgata und weniger hier passend, da vorher von Davids Kriegen die Rede war. Sirach Sir 28 47 11 Et stare fecit cantores contra altare, et in sono eorum dulces fecit modos. Auch bestellte er Sänger vor dem Altare und ließ von ihrem Schalle allerlei süße Sangesweisen ertönen.⁹ Sirach Sir 28 47 11 9 [1Chr 16,4; 1Chr 25,1ff] u.a. Sirach Sir 28 47 12 Et dedit in celebrationibus decus, et ornavit tempora usque ad consummationem vitæ, ut laudarent nomen sanctum Domini, et amplificarent mane Dei sanctitatem. Er gab den Festen Glanz und schmückte die Festzeiten¹⁰ bis ans Ende seines Lebens,¹¹ damit man den heiligen Namen des Herrn pries und am frühen Morgen die Heiligkeit Gottes verherrlichte. Sirach Sir 28 47 12 10 Durch Lieder. Sirach Sir 28 47 12 11 Griech.: Indem jene seinen heiligen Namen lobten und vom frühen Morgen an das Heiligtum erfüllten. [1Chr 23,30] Sirach Sir 28 47 13 Dominus purgavit peccata ipsius, et exaltavit in æternum cornu ejus: et dedit illi testamentum regni, et sedem gloriæ in Israel. Der Herr tilgte seine Sünden¹² und erhöhte sein Horn¹³ auf immer und gab ihm Verheißung für das Königtum und den Thron der Herrlichkeit in Israel. [2Sam 12,13] Sirach Sir 28 47 13 12 [2Sam 12,13] Sirach Sir 28 47 13 13 Seine Macht, in seinem Nachkommen, dem Messias. Sirach Sir 28 47 14 Post ipsum surrexit filius sensatus, et propter illum dejecit omnem potentiam inimicorum. Nach ihm¹⁴ trat sein weiser Sohn auf¹⁵ und um dessentwillen warf Gott alle Gewalt der Feinde nieder.¹⁶ Sirach Sir 28 47 14 14 Hebr.: Seinetwegen, nämlich wegen der Verheißung [2Sam 7,12ff; 1Chr 17,11] Sirach Sir 28 47 14 15 So nennt ihn auch Hiram [2Sam 5,7]. Sirach Sir 28 47 14 16 [1Kön 4,24.25ff] Sirach Sir 28 47 15 Salomon imperavit in diebus pacis, cui subjecit Deus omnes hostes, ut conderet domum in nomine suo, et pararet sanctitatem in sempiternum: quemadmodum eruditus es in juventute tua, Salomon herrschte in Tagen des Friedens, denn Gott hatte ihm alle Feinde unterworfen, dass er Seinem Namen ein Haus baute und ein Heiligtum errichtete auf immer! Wie warst du weise in deiner Jugend [1Kön 3,12]. Sirach Sir 28 47 16 Et impletus es, quasi flumen, sapientia, et terram retexit anima tua. und voll der Weisheit verbreitete sich dein Geist gleich einem Strome über die Erde!¹⁷ [1Kön 4,31] Sirach Sir 28 47 16 17 Hebr.: Gleich dem Nile über das Land. Sirach Sir 28 47 17 Et replesti in comparationibus ænigmata: ad insulas longe divulgatum est nomen tuum, et dilectus es in pace tua. Du brachtest in Fülle tiefsinnige Gleichnisreden vor, bis zu den Inseln fernhin drang dein Name und um deiner Friedensliebe willen wurdest du geliebt. Sirach Sir 28 47 18 In cantilenis, et proverbiis, et comparationibus, et interpretationibus miratæ sunt terræ, Wegen deiner Lieder und Sprüche, Gleichnisse und Deutungen bewunderten dich die Länder Sirach Sir 28 47 19 Et in nomine Domini Dei, cui est cognomen, Deus Israel. und wegen des Namens des Herrn,¹⁸ des Gottes, der da Gott Israels heißt. Sirach Sir 28 47 19 18 Vergl. [2Sam 12,25]. Besser das Hebr.: und du warst mit einem ehrenvollen Namen genannt (Ididja). Sirach Sir 28 47 2 Et quasi adeps separatus a carne, sic David a filiis Israel. Wie das Fettstück, das vom Fleische ausgesondert wird,¹ so war David unter den Söhnen Israels. Sirach Sir 28 47 2 1 Das Fettstück allein wurde vom Friedopfer auf dem Altare verbrannt. So war David in ganz besonderer Weise Gott geweiht und genehm. Sirach Sir 28 47 20 Collegisti quasi aurichalcum aurum, et ut plumbum complesti argentum, Du sammeltest¹⁹ Gold wie Messing und häuftest Silber auf wie Blei. [1Kön 10,27] Sirach Sir 28 47 20 19 Es folgt nunmehr der Tadel. Sirach Sir 28 47 21 Et inclinasti femora tua mulieribus: potestatem habuisti in corpore tuo, Doch du neigtest deine Hüften den Weibern zu und maßtest dir allzusehr Gewalt über deinen Leib an.²⁰ Sirach Sir 28 47 21 20 Griech.: und gabst ihnen Gewalt über deinen Leib. Sirach Sir 28 47 22 Dedisti maculam in gloria tua, et profanasti semen tuum inducere iracundiam ad liberos tuos, et incitari stultitiam tuam, Du beflecktest deinen Ruhm, entweihtest deine Nachkommen,²¹ so dass du Zorn über deine Kinder heraufführtest²² und dich hinreißen ließest von deiner Torheit,²³ Sirach Sir 28 47 22 21 Die von abgöttischen Frauen stammten. Sirach Sir 28 47 22 22 Vergl. [1Kön 11,11]. Sirach Sir 28 47 22 23 Griech.: Und ich ward tief betrübt ob deiner Torheit. Sirach Sir 28 47 23 Ut faceres imperium bipartitum, et ex Ephraim imperare imperium durum. so dass du die Teilung des Reiches in zwei Teile herbeiführtest und aus Ephraim sich eine harte²⁴ Herrschaft erhob. [1Kön 12,16] Sirach Sir 28 47 23 24 Rebellische. Sirach Sir 28 47 24 Deus autem non derelinquet misericordiam suam, et non corrumpet, nec delebit opera sua, neque perdet a stirpe nepotes electi sui: et semen ejus, qui diligit Dominum, non corrumpet. Gott aber stand nicht ab von seiner Barmherzigkeit,²⁵ er zerstörte und vernichtete seine Werke nicht; er ließ die Nachkommen seines Auserwählten nicht zugrunde gehen und vertilgte die Nachkommen dessen nicht, der den Herrn geliebt, Sirach Sir 28 47 24 25 Seiner Verheißung, vergl. [2Sam 7,15], und vernichtete nicht, was er begonnen [Ps 88,34-38], er erhielt die Königswürde bei Salomons Nachkommen wegen David [1Kön 11,13] und verwarf Davids Nachkommen nicht. [Ps 88,20] Sirach Sir 28 47 25 Dedit autem reliquum Jacob, et David de ipsa stirpe. sondern ließ Jakob einen Überrest und David einen Sprossen. Sirach Sir 28 47 26 Et finem habuit Salomon cum patribus suis. Und Salomon ging ein zur Ruhe zu seinen Vätern.²⁶ Sirach Sir 28 47 26 26 [1Kön 11,43] Sirach Sir 28 47 27 Et dereliquit post se de semine suo, gentis stultitiam, Er hinterließ als seinen Nachfolger seinen Sohn, den Törichtsten unter dem Volke,²⁷ Sirach Sir 28 47 27 27 Griech.: Einen Toren und Unverständigen - [1Kön 12,6ff]. Sirach Sir 28 47 28 Et imminutum a prudentia, Roboam, qui avertit gentem consilio suo: Roboam, verlassen von Klugheit, der durch seinen Ratschluss das Volk zum Abfall brachte, [1Kön 12,28] Sirach Sir 28 47 29 Et Jeroboam filium Nabat, qui peccare fecit Israel, et dedit viam peccandi Ephraim, et plurima redundaverunt peccata ipsorum. und Jeroboam, den Sohn Nabats, der Israel zur Sünde²⁸ verleitete und Ephraim auf den Weg der Übertretung führte, so dass ihrer Sünden überaus viel wurden.²⁹ Sirach Sir 28 47 29 28 [1Kön 12,26-33] Sirach Sir 28 47 29 29 Vergl. [2Kön 17,7-18]. Sirach Sir 28 47 3 Cum leonibus lusit quasi cum agnis: et in ursis similiter fecit sicut in agnis ovium in juventute sua. Mit Löwen spielte er in seiner Jugend wie mit Lämmern und mit Bären wie mit jungen Schafen. [1Sam 17,34] Sirach Sir 28 47 30 Valde averterunt illos a terra sua. Durch diese wurden sie weit aus ihrem Lande weggeführt. Sirach Sir 28 47 31 Et quæsivit omnes nequitias usque dum perveniret ad illos defensio, et ab omnibus peccatis liberavit eos. Sie sannen auf jeglichen Frevel, bis die Rache über sie kam und allen ihren Sünden ein Ende machte.³⁰ Sirach Sir 28 47 31 30 Der letzte Teil dieses Verses fehlt in den anderen Texten. Sirach Sir 28 47 4 Numquid non occidit gigantem, et abstulit opprobrium de gente? Erschlug er nicht den Riesen und nahm die Schmach von seinem Volke? [1Sam 17,49] Sirach Sir 28 47 5 In tollendo manum, saxo fundæ dejecit exsultationem Goliæ: Indem er seine Hand erhob, warf er mit dem Schleuderstein den Übermut Goliaths zu Boden; Sirach Sir 28 47 6 Nam invocavit Dominum omnipotentem, et dedit in dextera ejus tollere hominem fortem in bello, et exaltare cornu gentis suæ. denn er rief den Herrn, den Allmächtigen, an und dieser gab seiner Rechte Kraft, den starken Krieger zu erlegen und das Horn² seines Volkes zu erhöhen. Sirach Sir 28 47 6 2 Die Macht. Sirach Sir 28 47 7 Sic in decem millibus glorificavit eum, et laudavit eum in benedictionibus Domini in offerendo illi coronam gloriæ: Darum verherrlichte man ihn für Zehntausende³ und pries ihn ob der Segnungen des Herrn⁴ und brachte ihm die Krone des Ruhmes dar, [1Sam 18,7] Sirach Sir 28 47 7 3 [1Sam 18,7] Sirach Sir 28 47 7 4 Vergl. [Ps 20,4]. Sirach Sir 28 47 8 Contrivit enim inimicos undique, et exstirpavit Philisthiim contrarios usque in hodiernum diem: contrivit cornu ipsorum usque in æternum. denn er rieb die Feinde ringsherum auf und vernichtete die feindlichen Philister⁵ bis auf den heutigen Tag, er zerschlug ihr Horn auf immer. Sirach Sir 28 47 8 5 [2Sam 8] Sirach Sir 28 47 9 In omni opere dedit confessionem Sancto, et Excelso in verbo gloriæ. Bei allem, was er tat, brachte er dem Heiligen seinen Dank dar⁶ und dem Allerhöchsten durch Lieder des Preises.⁷ Sirach Sir 28 47 9 6 Nach der Tapferkeit David wird seine Frömmigkeit gepriesen. Sirach Sir 28 47 9 7 Vergl. [Ps 17]. Sirach Sir 28 0 1 Gottes Lob in seinen Heiligen. [Sir 50,26] f. Elias, Eliseus, Ezechias, Isaias. Sirach Sir 28 48 1 Et surrexit Elias propheta, quasi ignis, et verbum ipsius quasi facula ardebat. Und¹ es erhob sich der Prophet Elias, dem Feuer gleich und sein Wort brannte gleich einer Fackel.² [1Kön 17,1] Sirach Sir 28 48 1 1 Hebr.: Bis. Auch wird der Name am Anfange nicht genannt. Sirach Sir 28 48 1 2 Vergl. [Mal 4,1]. Sirach Sir 28 48 10 Qui scriptus es in judiciis temporum lenire iracundiam Domini: conciliare cor patris ad filium, et restituere tribus Jacob. Du wurdest bestimmt in der Schrift, bei den Strafgerichten der Zeiten⁹ den Zorn des Herrn zu besänftigen, das Herz des Vaters mit dem Sohne zu versöhnen und die Stämme Jakobs wieder aufzurichten. [Mal 4,6] Sirach Sir 28 48 10 9 Der bestimmten Zeiten. Sirach Sir 28 48 11 Beati sunt, qui te viderunt, et in amicitia tua decorati sunt: Glückselig sind, die dich sahen und deiner Freundschaft gewürdigt wurden!¹⁰ Sirach Sir 28 48 11 10 In jener Zeit. Im Hebr. wird der Wunsch ausgesprochen, Elias zu sehen und dann zu sterben. Sirach Sir 28 48 12 Nam nos vita vivimus tantum, post mortem autem non erit tale nomen nostrum. Denn wir leben nur dies Leben, nach dem Tode aber werden wir keinen solchen Namen haben.¹¹ Sirach Sir 28 48 12 11 Griech.: Denn auch wir werden gewiss mit ihm leben nach diesem Leben jener Güter teilhaftig werden, welche Elias wiedergeben wird. Das Lateinische ist minder passend. Sirach Sir 28 48 13 Elias quidem in turbine tectus est, et in Eliseo completus est spiritus ejus: in diebus suis non pertimuit principem, et potentia nemo vicit illum: Elias ward zwar im Sturme entrückt, aber Eliseus ward die Fülle seines Geistes zuteil.¹² Solange er lebte, fürchtete er sich vor keinem Fürsten und keines Menschen Gewalt überwand ihn. [2Kön 2,12] Sirach Sir 28 48 13 12 Im Hebr. wird angedeutet, dass Eliseus mehr Wunder tat als Elias. Sirach Sir 28 48 14 Nec superavit illum verbum aliquod et mortuum prophetavit corpus ejus. Nichts vermochte ihn zu beugen und noch im Tode erwies ihn sein Leib als Propheten. [2Kön 13,21] Sirach Sir 28 48 15 In vita sua fecit monstra, et in morte mirabilia operatus est. In seinem Leben tat er Zeichen und auch im Tode¹³ wirkte er Wunder. Sirach Sir 28 48 15 13 Entweder wird wieder auf [2Kön 13,21] hingewiesen oder auf die Ereignisse vor seinem Tode [2Kön 13,14-20]. Sirach Sir 28 48 16 In omnibus istis non pnituit populus, et non recesserunt a peccatis suis usque dum ejecti sunt de terra sua, et dispersi sunt in omnem terram: Bei alledem tat das Volk doch nicht Buße und ließ nicht ab von seinen Sünden, bis sie aus ihrem Lande weggeführt und über die ganze Erde zerstreut wurden Sirach Sir 28 48 17 Et relicta est gens perpauca, et princeps in domo David. und nur ein kleiner Rest des Volkes¹⁴ mit einem Fürsten aus dem Hause Davids übrigblieb. Sirach Sir 28 48 17 14 Das Reich Juda, drei Stämme. Sirach Sir 28 48 18 Quidam ipsorum fecerunt quod placeret Deo: alii autem multa commiserunt peccata. Einige von diesen¹⁵ taten, was Gott wohlgefällig war, andere aber begingen viele Sünden. Sirach Sir 28 48 18 15 Von den Königen aus dem Hause Davids. Sirach Sir 28 48 19 Ezechias munivit civitatem suam, et induxit in medium ipsius aquam, et fodit ferro rupem, et ædificavit ad aquam puteum. Ezechias befestigte seine Stadt¹⁶ und leitete Wasser in dieselbe,¹⁷ er durchgrub mit Eisen den Felsen¹⁸ und gestaltete ihn zu einem Wasserbrunnen.¹⁹ Sirach Sir 28 48 19 16 [2Chr 32,5] Sirach Sir 28 48 19 17 [2Kön 20,20] und [2Chr 32,30]. Sirach Sir 28 48 19 18 Eine unterirdische Verbindung zwischen dem Gihon und der Quelle Siloath. Sirach Sir 28 48 19 19 Reservoirs zur Aufnahme von Wasser. Sirach Sir 28 48 2 Qui induxit in illos famem, et irritantes illum invidia sua pauci facti sunt: non enim poterant sustinere præcepta Domini. Er brachte eine Hungersnot über sie und die ihn durch ihre Missgunst reizten,³ verminderten sich;⁴ denn sie vermochten die Gebote des Herrn nicht zu ertragen.⁵ Sirach Sir 28 48 2 3 Zusatz der Vulgata. Entweder sind Israeliten gemeint, welche den Propheten zum Zorne reizten, oder die Baalpriester. [1Kön 18,40] Sirach Sir 28 48 2 4 Viele gingen in der Hungersnot zugrunde. Sirach Sir 28 48 2 5 Ebenfalls Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 48 20 In diebus ipsius ascendit Sennacherib, et misit Rabsacen, et sustulit manum suam contra illos, et extulit manum suam in Sion, et superbus factus est potentia sua. In seinen Tagen zog Sennacherib herauf und entsandte Rabsake und erhob seine Hand wider sie und streckte seine Hand gegen Sion aus²⁰ und überhob sich ob seiner Macht.²¹ [2Kön 18,13] Sirach Sir 28 48 20 20 Doppelübersetzung. Sirach Sir 28 48 20 21 [2Kön 18,19; Jes 36] Vergl. [Jes 22,11]. Sirach Sir 28 48 21 Tunc mota sunt corda, et manus ipsorum: et doluerunt quasi parturientes mulieres. Da erbebten ihre Herzen und Hände und sie litten Schmerzen wie gebärende Frauen.²² Sirach Sir 28 48 21 22 Vergl. [2Kön 19,1-4; Jes 37,1]. Sirach Sir 28 48 22 Et invocaverunt Dominum misericordem, et expandentes manus suas, extulerunt ad clum: et sanctus Dominus Deus audivit cito vocem ipsorum. Und sie riefen den Herrn, den Erbarmer, an und streckten ihre Hände aus und erhoben sie zum Himmel und der Heilige, der Herr, Gott, erhörte alsbald ihr Rufen. Sirach Sir 28 48 23 Non est commemoratus peccatorum illorum, neque dedit illos inimicis suis, sed purgavit eos in manu Isaiæ sancti prophetæ. Nicht gedachte er mehr ihrer Sünden²³ und gab sie nicht ihren Feinden preis, sondern errettete sie durch Isaias, den heiligen Propheten.²⁴ Sirach Sir 28 48 23 23 Zusatz der Vulgata. Sirach Sir 28 48 23 24 Griech.: den großen den glorreichsten unter den Propheten. Sirach Sir 28 48 24 Dejecit castra Assyriorum, et contrivit illos Angelus Domini: Der Engel des Herrn schlug das Lager der Assyrier und vernichtete sie. [2Kön 19,35; Tob 1,21; Jes 37,36; 1Makk 7,41; 2Makk 8,19] Sirach Sir 28 48 25 Nam fecit Ezechias quod placuit Deo, et fortiter ivit in via David patris sui, quam mandavit illis Isaias propheta magnus, et fidelis in conspectu Dei. Denn Ezechias tat, was Gott wohlgefiel, und blieb beharrlich auf dem Wege Davids, seines Vaters, wie ihm Isaias befohlen, der große und treue Prophet vor dem Angesicht Gottes. Sirach Sir 28 48 26 In diebus ipsius retro rediit sol, et addidit regi vitam. In seinen Tagen wich die Sonne zurück und er verlängerte dem Könige das Leben. [2Kön 20,11; Jes 38,8] Sirach Sir 28 48 27 Spiritu magno vidit ultima, et consolatus est lugentes in Sion. Usque in sempiternum. Mit erhabenem Geiste schaute er die ferne Zukunft und tröstete die Betrübten in Sion.²⁵ Bis zur Ewigkeit hin Sirach Sir 28 48 27 25 Der Weise hat hier den zweiten Teil der Prophezeiung Isaias im Auge. Sirach Sir 28 48 28 Ostendit futura et abscondita antequam evenirent. verkündigte er, was künftig geschehen wird, und das Verborgene, ehe es geschah. Sirach Sir 28 48 3 Verbo Domini continuit clum, et dejecit de clo ignem ter: Auf das Wort des Herrn verschloss er den Himmel und ließ dreimal Feuer vom Himmel fallen. [1Kön 18;2Kön 1] Sirach Sir 28 48 4 Sic amplificatus est Elias in mirabilibus suis. Et quis potest similiter sic gloriari tibi? So ward Elias durch seine Wunder verherrlicht. Wer kann sich dir vergleichen an Ruhm? Sirach Sir 28 48 5 Qui sustulisti mortuum ab inferis de sorte mortis in verbo Domini Dei. Du erwecktest einen Toten aus der Unterwelt vom Lose des Todes durch das Wort Gottes, des Herrn. [1Kön 17,22] Sirach Sir 28 48 6 Qui dejecisti reges ad perniciem, et confregisti facile potentiam ipsorum, et gloriosos de lecto suo. Du stürztest Könige ins Verderben,⁶ leicht brachest du ihre Macht und stürztest Hochangesehene von ihren Sitzen. Sirach Sir 28 48 6 6 Insofern er ihnen solches vorhersagte, Achab, Ochozias, Joram. Sirach Sir 28 48 7 Qui audis in Sina judicium, et in Horeb judicia defensionis. Du vernahmst⁷ auf Sinai das Strafgericht und auf Horeb das Urteil der Züchtigung. Sirach Sir 28 48 7 7 Oder: ließest vernehmen. Der Sinai ist der Horeb [1Kön 19,10ff] Sirach Sir 28 48 8 Qui ungis reges ad pnitentiam, et prophetas facis successores post te. Du salbtest Könige, um Vergeltung zu üben, und ordnetest Propheten zu deinen Nachfolgern.⁸ Sirach Sir 28 48 8 8 Vergl. [1Kön 19,16ff. 2Kön 2,9] Sirach Sir 28 48 9 Qui receptus es in turbine ignis, in curru equorum igneorum. Du wardst hinweggenommen in feuriger Windsbraut, auf Wagen mit feurigen Rossen. [2Kön 2,11] Sirach Sir 28 0 1 Gottes Lob in seinen Heiligen. [Sir 50,26] g. Josias, Jeremias, Ezechiel, die zwölf kleinen Propheten Josue (Sohn Josedeks), Nehemias, Henoch, Joseph, Seth, Sem, Adam. Sirach Sir 28 49 1 Memoria Josiæ in compositionem odoris facta opus pigmentarii. Das Andenken des Josias ist wie eine Mischung von Wohlgerüchen, bereitet vom Salbenmischer. [2Kön 22,1] Sirach Sir 28 49 10 Ezechiel qui vidit conspectum gloriæ, quam ostendit illi in curru Cherubim. Ezechiel schaute die Herrlichkeit im Gesichte, welche ihm über dem Wagen der Cherubim gezeigt ward. [Ez 1,4] Sirach Sir 28 49 11 Nam commemoratus est inimicorum in imbre, benefacere illis, qui ostenderunt rectas vias. Er gedachte der Feinde⁵ unter dem Bilde des Regens und sann darauf, Gutes denen zu tun, die auf geraden Wegen wandeln. Sirach Sir 28 49 11 5 Im Hebr. und Syr. wird beigefügt, dass Ezechiel auch von Job redete, und wird das Lob Jobs, der die Wege der Gerechtigkeit innehielt, beigefügt. Was der griech, Text und die Vulgata hat, ist ein Lesefehler des hebr. Textes von ihrer Seite. Sirach Sir 28 49 12 Et duodecim prophetarum ossa pullulent de loco suo: nam corroboraverunt Jacob, et redemerunt se in fide virtutis. Auch der zwölf Propheten Gebeine mögen aufsprossen an ihrer Stätte, denn sie haben Jakob ermutigt und ihn durch des Glaubens Kraft gerettet. Sirach Sir 28 49 13 Quomodo amplificemus Zorobabel? nam et ipse quasi signum in dextera manu. Wie sollen wir Zorobabel preisen?⁶ Ist er doch wie ein Siegelring an der rechten Hand! [Esra 3,2; Hag 1,12] Sirach Sir 28 49 13 6 Der Hohepriester Jesus stellte den Tempel her, doch Zorobabel ebenso die Ordnung im Lande. Sirach Sir 28 49 14 Sic et Jesum filium Josedec? qui in diebus suis ædificaverunt domum, et exaltaverunt templum sanctum Domino, paratum in gloriam sempiternam. Wie ingleichen Jesus, den Sohn Josedeks? Beide bauten in ihren Tagen das Gotteshaus und richteten den heiligen Tempel dem Herrn auf, bereitet zu ewiger Herrlichkeit. Sirach Sir 28 49 15 Et Nehemias in memoria multi temporis, qui erexit nobis muros eversos, et stare fecit portas et seras, qui erexit domos nostras. Auch Nehemias wird lange Zeit im Andenken sein. Er hat uns die zerstörten Mauern wieder aufgebaut, die Tore mit Riegeln befestigt und unsere Häuser wieder hergestellt. Sirach Sir 28 49 16 Nemo natus est in terra qualis Henoch: nam et ipse receptus est a terra. Nie ward jemand auf Erden geboren, der Henoch gleich war, darum ward er auch von der Erde entrückt. Sirach Sir 28 49 17 Neque ut Joseph, qui natus est homo, princeps fratrum, firmamentum gentis, rector fratrum, stabilimentum populi: Auch ward kein Mensch geboren, wie Joseph war, der Fürst seiner Brüder, die Stütze seines Volkes, der Herrscher über seine Brüder,⁷ der Gründer seines Volkes; [Gen 41,42-45] Sirach Sir 28 49 17 7 Doppelübersetzung. Sirach Sir 28 49 18 Et ossa ipsius visitata sunt, et post mortem prophetaverunt. auch seine Gebeine wurden aufbewahrt⁸ und⁹ weissagten nach seinem Tode. Sirach Sir 28 49 18 8 [Gen 50,26, Ex 13,19] Sirach Sir 28 49 18 9 Diesen Zusatz hat einzig die Vulgata. Gemeint ist wohl die Erfüllung der Voraussagung [Gen 50,25]. Sirach Sir 28 49 19 Seth, et Sem apud homines gloriam adepti sunt: et super omnem animam in origine Adam. Seth und Sem wurden unter den Menschen berühmt,¹⁰ doch über alle lebenden Wesen ist Adam durch seine Erschaffung erhaben. [Gen 4,25] Sirach Sir 28 49 19 10 Der syr. Text fügt als dritten Enos bei. Seth war der Vater der Frommen, der Söhne Gottes. [Gen 4,25; Gen 6,1] Enos begann den Namen des Herrn anzurufen. [Gen 4,26] Sem ist der Vater aller Söhne Hebers, der Semiten. [Gen 10,21] Sirach Sir 28 49 2 In omni ore quasi mel indulcabitur ejus memoria, et ut musica in convivio vini. In jedem Munde ist das Andenken an ihn süß wie Honig und wie Musik bei einem Weingelage. Sirach Sir 28 49 3 Ipse est directus divinitus in pnitentiam gentis, et tulit abominationes impietatis. Er war von Gott zur Bekehrung des Volkes bestimmt und schaffte die Greuel der Gottlosigkeit ab. Sirach Sir 28 49 4 Et gubernavit ad Dominum cor ipsius, et in diebus peccatorum corroboravit pietatem. Er richtete sein Herz zum Herrn und in den Tagen der Sündhaftigkeit hielt er an der Frömmigkeit fest. Sirach Sir 28 49 5 Præter David, et Ezechiam, et Josiam, omnes peccatum commiserunt: Außer David, Ezechias und Josias haben sich alle versündigt,¹ Sirach Sir 28 49 5 1 Zwar werden in den heiligen Büchern auch Asa, Josaphat und Joas gelobt, aber diese trugen die Höhen nicht ab und Josaphat wird zudem getadelt, weil er mit den gottlosen Königen von Israel Freundschaft pflegte. Von den übrigen heißt es allgemein: Er tat Böses im Angesicht des Herrn. [2Kön 8,18] u.a. Sirach Sir 28 49 6 Nam reliquerunt legem Altissimi reges Juda, et contempserunt timorem Dei. denn die Könige von Juda verließen das Gesetz des Allerhöchsten und verachteten die Furcht Gottes. Sirach Sir 28 49 7 Dederunt enim regnum suum aliis, et gloriam suam alienigenæ genti. Daher mussten sie² ihr Königreich an Fremdlinge und ihre Herrlichkeit an ein fremdes Volk hingeben. Sirach Sir 28 49 7 2 Hebr.: gab Jahve. Sirach Sir 28 49 8 Incenderunt electam sanctitatis civitatem, et desertas fecerunt vias ipsius in manu Jeremiæ. Diese³ brannten die auserwählte Stadt des Heiligtums nieder und verwüsteten ihre Straßen durch Jeremias.⁴ [2Kön 25,9] Sirach Sir 28 49 8 3 Die Könige, insofern sie Ursache waren, dass die heilige Stadt verbrannt ward. Sirach Sir 28 49 8 4 Da sie seinen Mahnungen und Warnungen keinen Gehorsam leisteten. Sirach Sir 28 49 9 Nam male tractaverunt illum, qui a ventre matris consecratus est propheta, evertere, et eruere, et perdere, et iterum ædificare, et renovare. Denn sie misshandelten ihn, der doch schon im Mutterleibe zum Propheten geweiht war, um umzustürzen, auszurotten, zu vertilgen, zu verderben, wieder aufzubauen und zu erneuern. [Jer 1,5] Sirach Sir 28 0 1 Gottes Lob in seinen Heiligen: Simon, Sohn des Onias. (V. 26) Drei verabscheute Völker. Sirach Sir 28 50 1 Simon Oniæ filius, sacerdos magnus, qui in vita sua suffulsit domum, et in diebus suis corroboravit templum. Simon, der Sohn des Onias, der Hohepriester, stützte bei seinen Lebzeiten das Haus des Herrn und festigte in seinen Tagen den Tempel. Sirach Sir 28 50 10 Quasi vas auri solidum, ornatum omni lapide pretioso. wie ein Gefäß von gediegenem Golde, geziert mit allerlei kostbaren Steinen, Sirach Sir 28 50 11 Quasi oliva pullulans, et cypressus in altitudinem se extollens, in accipiendo ipsum stolam gloriæ, et vestiri eum in consummationem virtutis. wie ein fruchtbarer Ölbaum, wie eine sich hoch erhebende Zypresse, so war er, wenn er das Gewand der Herrlichkeit angelegt hatte und mit dem vollen Schmucke bekleidet war. Sirach Sir 28 50 12 In ascensu altaris sancti, gloriam dedit sanctitatis amictum. Wenn er zum heiligen Altar hinanstieg, so verbreitete er Glanz im Schmucke der Heiligkeit.⁵ Sirach Sir 28 50 12 5 Griech.: So durchstrahlte er den Vorhof des Heiligtums. Sirach Sir 28 50 13 In accipiendo autem partes de manu sacerdotum, et ipse stans juxta aram. Et circa illum corona fratrum: quasi plantatio cedri in monte Libano, Wenn er aber die Opferstücke aus der Hand der Priester nahm und selber am Altar stand, umgeben vom Kranze seiner Brüder,⁶ so war er wie eine Zederpflanzung auf dem Berge Libanon; Sirach Sir 28 50 13 6 Hebr.: Söhne. Sirach Sir 28 50 14 Sic circa illum steterunt quasi rami palmæ, et omnes filii Aaron in gloria sua. so umgaben ihn alle Söhne Aarons in ihrer Herrlichkeit wie Palmenzweige. Sirach Sir 28 50 15 Oblatio autem Domini in manibus ipsorum, coram omni synagoga Israel: et consummatione fungens in ara, amplificare oblationem excelsi regis Sie trugen die Opfer des Herrn in ihren Händen angesichts der ganzen Gemeinde Israels; und wenn er auf dem Altare sein Amt verrichtete, streckte er, um das Opfer des höchsten Königs zu vollenden, Sirach Sir 28 50 16 Porrexit manum suam in libatione et libavit de sanguine uvæ. seine Hand aus nach dem Trankopfer und goss das Blut der Traube aus.⁷ Sirach Sir 28 50 16 7 Syr.: und er streckte seine Hand nach dem Becher aus und nahm den alten Wein und goss ihn aus zur Seite des Altars zu süßem Geruche. Vergl. [Num 15,5ff, Num 28,7]. Sirach Sir 28 50 17 Effundit in fundamento altaris odorem divinum excelso principi. Er goss es auf den Fuß des Altars zum lieblichen Geruche für den höchsten Herrn. Sirach Sir 28 50 18 Tunc exclamaverunt filii Aaron, in tubis productilibus sonuerunt, et auditam fecerunt vocem magnam in memoriam coram Deo. Dann erhoben die Söhne Aarons ihre Stimme und bliesen in die Posaunen von getriebener Arbeit und ließen ihre Stimme laut erschallen⁸ zum Gedächtnisse vor Gott.⁹ Sirach Sir 28 50 18 8 Vergl. [Num 10,10] und [2Kön 11,14; 1Chr 15,16, 2Chr 7,6]. Sirach Sir 28 50 18 9 Vergl. [Ex 28,29; Num 10,10]. Sirach Sir 28 50 19 Tunc omnis populus simul properaverunt, et ceciderunt in faciem super terram, adorare Dominum Deum suum, et dare preces omnipotenti Deo excelso. Dann fiel das ganze Volk zumal eilends zur Erde auf sein Angesicht, um den Herrn, seinen Gott, anzubeten und den allmächtigen und erhabenen Gott anzuflehen. Sirach Sir 28 50 2 Templi etiam altitudo ab ipso fundata est, duplex ædificatio et excelsi parietes templi. Durch ihn ward der Grund zum Hochbau des Tempels gelegt, der Doppelbau und die hohe Ummauerung des Tempels. Sirach Sir 28 50 20 Et amplificaverunt psallentes in vocibus suis, et in magna domo auctus est sonus suavitatis plenus. Und die Psalmensänger verherrlichten ihn mit ihren Stimmen und im weiten Tempel ertönte in vollen Lauten liebliches Lied. Sirach Sir 28 50 21 Et rogavit populus Dominum excelsum in prece, usquedum perfectus est honor Domini, et munus suum perfecerunt. Hierauf flehte das Volk mit Gebeten zum Herrn, dem Allerhöchsten, bis die Verehrung des Herrn vollbracht war und sie ihren Dienst vollendet hatten. Sirach Sir 28 50 22 Tunc descendens, manus suas extulit in omnem congregationem filiorum Israel dare gloriam Deo a labiis suis, et in nomine ipsius gloriari: Jetzt stieg er herab¹⁰ und erhob seine Hände über die ganze Versammlung der Söhne Israels, um Gott mit seinen Lippen Preis darzubringen und in seinem Namen zu frohlocken.¹¹ Sirach Sir 28 50 22 10 Vom Altare. Sirach Sir 28 50 22 11 [Num 6,23ff] In diesem Segen wurde der Name Jahves dreimal ausgesprochen, so frohlockte der Hohepriester in demselben. Sirach Sir 28 50 23 Et iteravit orationem suam, volens ostendere virtutem Dei. Und zum zweiten Male betete es,¹² dass die Kraft Gottes sich kundtun möge. Sirach Sir 28 50 23 12 Das Volk, indem es im Segen des Hohenpriesters die Kraft Gottes anerkannte. Nach dem Hebr. warf sich das Volk wiederum nieder, um den Segen zu empfangen. Sirach Sir 28 50 24 Et nunc orate Deum omnium, qui magna fecit in omni terra, qui auxit dies nostros a ventre matris nostræ, et fecit nobiscum secundum suam misericordiam: Und nun¹³ betet zu dem Gotte aller Dinge, der Großes getan auf der ganzen Erde, der unsere Tage vom Mutterleibe an beglückt und an uns nach seiner Barmherzigkeit getan hat:¹⁴ Sirach Sir 28 50 24 13 Epilog. Sirach Sir 28 50 24 14 Im Hebr. und Syr. wird V. 24 auch Simon erwähnt, der also noch lebte und dessen Zeitgenosse der Verfasser ist. Sirach Sir 28 50 25 Det nobis jucunditatem cordis, et fieri pacem in diebus nostris in Israel per dies sempiternos: Er verleihe uns Frohsinn des Herzens und lasse in unsern Tagen Friede in Israel sein auf ewig; Sirach Sir 28 50 26 Credere Israel nobiscum esse Dei misericordiam, ut liberet nos in diebus suis. damit Israel vertraue, dass Gottes Erbarmen mit uns ist, um uns zu seiner Zeit zu erlösen. Sirach Sir 28 50 27 Duas gentes odit anima mea: tertia autem non est gens, quam oderim: Zwei Völker hasst meine Seele¹⁵ und das dritte, das ich hasse, ist kein Volk:¹⁶ Sirach Sir 28 50 27 15 Die Edomiter und Philister waren seit alter Zeit Feinde des Volkes. Sirach Sir 28 50 27 16 Die Samaritaner befehdeten die Juden nach der Rückkehr. Sie waren kein eigenes Volk: [2Kön 17,24]. Sirach Sir 28 50 28 Qui sedent in monte Seir, et Philisthiim, et stultus populus, qui habitat in Sichimis. Die, welche ihren Sitz auf dem Berge Seir haben, die Philister, und das törichte Volk, welches zu Sichem wohnt. Sirach Sir 28 50 29 Doctrinam sapientiæ et disciplinæ scripsit in codice isto Jesus filius Sirach Jerosolymita, qui renovavit sapientiam de corde suo. Diese Lehre der Weisheit und Unterweisung hat in diesem Buche Jesus, der Sohn Sirachs,¹⁷ aus Jerusalem, niedergeschrieben, der Weisheit aus seinem Herzen quellen ließ. Sirach Sir 28 50 29 17 Hebr.: Simon, der Sohn Jesus, des Sohnes Eleazars, des Sohnes Sira. Sirach Sir 28 50 3 In diebus ipsius emanaverunt putei aquarum, et quasi mare adimpleti sunt supra modum. In seinen Tagen flossen die Wasserbrunnen über und füllten sich übervoll gleich dem Meere.¹ Sirach Sir 28 50 3 1 Griech.: In seinen Tagen war ein Wasserbecken ausgegraben von Erz, groß wie das Meer sein Umfang. Sirach Sir 28 50 30 Beatus, qui in istis versatur bonis: qui ponit illa in corde suo, sapiens erit semper. Glückselig ist, wer in diesem Guten wandelt; wer es zu Herzen nimmt, wird immer weise sein. Sirach Sir 28 50 31 Si enim hæc fecerit, ad omnia valebit: quia lux Dei, vestigium ejus est. Denn wenn er darnach handelt, wird er zu allem tüchtig sein, da das Licht Gottes sein Wegweiser ist. Sirach Sir 28 50 4 Qui curavit gentem suam, et liberavit eam a perditione. Er trug Sorge für sein Volk und befreite es vom Verderben. Sirach Sir 28 50 5 Qui prævaluit amplificare civitatem, qui adeptus est gloriam in conversatione gentis: et ingressum domus, et atrii amplificavit. Er vermochte es, die Stadt zu erweitern, und erlangte Ruhm durch den Wandel unter seinem Volke; den Eingang des Hauses und des Vorhofes erweiterte er.² Sirach Sir 28 50 5 2 Griech.: Wie herrlich war er, wenn ihn das Volk umgab, wenn er hinter dem Tempelvorhang hervortrat! Sirach Sir 28 50 6 Quasi stella matutina in medio nebulæ, et quasi luna plena in diebus suis lucet, Wie der Morgenstern inmitten von Gewölk und wie der Vollmond leuchtet zu seiner Zeit Sirach Sir 28 50 7 Et quasi sol refulgens, sic ille effulsit in templo Dei. und wie die Sonne in ihrem Glanze, so leuchtete er im Tempel Gottes.³ Sirach Sir 28 50 7 3 Griech.: wie die Sonne, wenn sie auf des Höchsten Tempel strahlt. Elf Vergleiche preisen den Hohenpriester. Sirach Sir 28 50 8 Quasi arcus refulgens inter nebulas gloriæ, et quasi flos rosarum in diebus vernis, et quasi lilia quæ sunt in transitu aquæ, et quasi thus redolens in diebus æstatis. Wie der Regenbogen strahlt in der Pracht des Gewölkes und wie blühende Rosen in den Tagen des Frühlings, wie Lilien an Wasserquellen, wie duftender Weihrauch zur Sommerszeit, Sirach Sir 28 50 9 Quasi ignis effulgens, et thus ardens in igne. wie ein leuchtendes Feuer⁴ und vom Feuer verzehrter Weihrauch, Sirach Sir 28 50 9 4 Vom Himmel kommen die Vergleiche auf die Erde. Sirach Sir 28 0 1 Gebet Jesus, des Sohnes Sirachs. Sirach Sir 28 51 1 Oratio Jesu filii Sirach: Confitebor tibi Domine rex, et collaudabo te Deum salvatorem meum. Gebet Jesus', des Sohnes Sirachs:¹ Ich preise dich, o Herr und König! und lobe dich, Gott, meinen Retter!² Sirach Sir 28 51 1 1 Der Weise redet in der Person des Volkes Gottes. (Rhaban) Sirach Sir 28 51 1 2 Mit solchem Preise beginnt auch David die Danksagung für seine Befreiung. [Ps 17; 2Sam 22] Sirach Sir 28 51 10 Circumdederunt me undique, et non erat qui adjuvaret. Respiciens eram ad adjutorium hominum, et non erat. Jene umgaben mich ringsum und niemand half mir, ich sah mich um nach Hilfe von Menschen und fand keine. Sirach Sir 28 51 11 Memoratus sum misericordiæ tuæ Domine, et operationis tuæ, quæ a sæculo sunt: Da gedachte ich, Herr! an dein Erbarmen und wie du von Ewigkeit her gehandelt hast, Sirach Sir 28 51 12 Quoniam eruis sustinentes te Domine, et liberas eos de manibus gentium. dass du die rettest, die auf dich harren, o Herr! und sie aus den Händen der Völker befreist. Sirach Sir 28 51 13 Exaltasti super terram habitationem meam, et pro morte defluente deprecatus sum. Du hast meine Stätte auf Erden erhöht,³ da ich um Errettung vom Tode betete. Sirach Sir 28 51 13 3 Griech. hebr. syr.: Und ich erhob von der Erde mein Flehen. Vulg.: du hast mein Haus und mein Land berühmt gemacht, ehe ich flehte usw. Sirach Sir 28 51 14 Invocavi Dominum patrem Domini mei, ut non derelinquat me in die tribulationis meæ, et in tempore superborum sine adjutorio. Ich rief den Herrn an, den Vater meines Herrn,⁴ dass er mich nicht ohne Hilfe lasse am Tage meiner Bedrängnis, zur Zeit der Übermütigen, da keine Hilfe war. Sirach Sir 28 51 14 4 Vergl. [Ps 109,1]. Anspielung auf den Messias. Sirach Sir 28 51 15 Laudabo nomen tuum assidue, et collaudabo illud in confessione, et exaudita est oratio mea. Ich will deinen Namen ohne Unterlass loben und ihn in Jubel preisen, denn mein Gebet ward erhört.⁵ Sirach Sir 28 51 15 5 Der Weise bietet dem Volke ein neues Lied. Im Hebr. folgen 14 Absätze, deren zweiter Teil immer gleichlautet, ähnlich wie in [Ps 117,1-4] und [Ps 135,1-26]. Das Gedicht ist von V. 18 an alphabetisch, nur ist ein Buchstabe ausgelassen. Der griechische Text weicht sehr stark vom Hebräischen ab. Sirach Sir 28 51 16 Et liberasti me de perditione, et eripuisti me de tempore iniquo. Du hast mich vom Verderben errettet und mich aus schlimmer Zeit befreit. Sirach Sir 28 51 17 Propterea confitebor, et laudem dicam tibi, et benedicam nomini Domini. Darum will ich dir danken und den Namen des Herrn preisen. Sirach Sir 28 51 18 Cum adhuc junior essem, priusquam oberrarem, quæsivi sapientiam palam in oratione mea. Da ich noch jung war, bevor ich umherirrte,⁶ suchte ich die Weisheit ohne Scheu in meinem Gebete. Sirach Sir 28 51 18 6 Dies findet sich weder im Hebräischen noch im Syrischen. Sirach Sir 28 51 19 Ante templum postulabam pro illa, et usque in novissimis inquiram eam. Et effloruit tamquam præcox uva, Ich bat um dieselbe vor dem Tempel und will sie suchen bis ans Ende. Sie blühte auf wie eine Frühtraube Sirach Sir 28 51 2 Confitebor nomini tuo: quoniam adjutor et protector factus es mihi, Ich preise deinen Namen, denn du warst mir Helfer und Beschützer. Sirach Sir 28 51 20 Lætatum est cor meum in ea. Ambulavit pes meus iter rectum, a juventute mea investigabam eam. und mein Herz freute sich an ihr. Mein Fuß wandelte auf rechter Bahn und von meiner Jugend an folgte ich ihrer Spur. Sirach Sir 28 51 21 Inclinavi modice aurem meam, et excepi illam. Ich neigte ihr kaum mein Ohr zu und schon empfing ich sie. Sirach Sir 28 51 22 Multam inveni in meipso sapientiam, et multum profeci in ea. Viele Unterweisung fand ich für mich und machte viele Fortschritte durch sie. Sirach Sir 28 51 23 Danti mihi sapientiam, dabo gloriam. Darum will ich den preisen, der mir Weisheit gab.⁷ Sirach Sir 28 51 23 7 Gott. Sirach Sir 28 51 24 Consiliatus sum enim ut facerem illam: zelatus sum bonum, et non confundar. Denn ich dachte darauf, sie in Ausübung zu bringen; ich strebte mit Eifer nach dem Guten und ward nicht zuschanden. Sirach Sir 28 51 25 Colluctata est anima mea in illa, et in faciendo eam confirmatus sum. Meine Seele kämpfte um sie, und da ich sie ausübte, erstarkte ich in ihr. Sirach Sir 28 51 26 Manus meas extendi in altum, et insipientiam ejus luxi. Ich erhob meine Hände zur Höhe⁸ und trauerte über die Nichtkenntnis derselben. Sirach Sir 28 51 26 8 Zeichen innigen Begehrens. Sirach Sir 28 51 27 Animam meam direxi ad illam, et in agnitione inveni eam. Ich wendete ihr meinen Sinn zu und fand sie durch Forschen. Sirach Sir 28 51 28 Possedi cum ipsa cor ab initio: propter hoc non derelinquar. Bei ihr erlangte ich Einsicht von Anfang an, darum ward ich auch nicht verlassen. Sirach Sir 28 51 29 Venter meus conturbatus est quærendo illam: propterea bonam possidebo possessionem. Mein Inneres ward bewegt,⁹ sie zu suchen, darum erwarb ich mir einen vortrefflichen Besitz.¹⁰ Sirach Sir 28 51 29 9 Hebr.: entbrannte wie ein Ofen von Sehnsucht. Sirach Sir 28 51 29 10 Die Weisheit. Er erwarb sie so, dass er sie anderen mitteilen kann. Sirach Sir 28 51 3 Et liberasti corpus meum a perditione, a laqueo linguæ iniquæ, et a labiis operantium mendacium, et in conspectu astantium factus es mihi adjutor. Du rettetest meinen Leib vom Verderben, aus den Schlingen boshafter Zungen, von den Lippen derer, die mit Lügen umgehen, und wurdest mir zum Helfer wider meine Widersacher. Sirach Sir 28 51 30 Dedit mihi Dominus linguam mercedem meam: et in ipsa laudabo eum. Der Herr gab mir zur Belohnung die Rede,¹¹ damit will ich ihn loben. Sirach Sir 28 51 30 11 Beredsamkeit, die andere zu lehren und Gottes Lob zu verkünden vermag. Sirach Sir 28 51 31 Appropiate ad me indocti, et congregate vos in domum disciplinæ: Kommet her zu mir, ihr Unkundigen! und versammelt euch im Hause der Belehrung. Sirach Sir 28 51 32 Quid adhuc retardatis? et quid dicitis in his? animæ vestræ sitiunt vehementer. Warum zaudert ihr noch? und was sagt ihr dagegen?¹² Eure Seelen dürsten heftig darnach. Sirach Sir 28 51 32 12 Die zweite Frage ist nach dem Hebräischen zu tilgen. Sirach Sir 28 51 33 Aperui os meum, et locutus sum: Comparate vobis sine argento, Ich tue meinen Mund auf und spreche: Erwerbet euch Weisheit ohne Geld, Sirach Sir 28 51 34 Et collum vestrum subjicite jugo, et suscipiat anima vestra disciplinam: in proximo est enim invenire eam. beuget euern Nacken unter ihr Joch¹³ und nehmet Belehrung für eure Seele, denn sie ist leicht zu finden.¹⁴ Sirach Sir 28 51 34 13 Vergl. [Mt 11,29]. Sirach Sir 28 51 34 14 Hebr. syr.: Und wer sich anstrengt, findet sie. Sirach Sir 28 51 35 Videte oculis vestris quia modicum laboravi, et inveni mihi multam requiem. Schauet mit eigenen Augen: Ich habe mich nur wenig gemüht und doch viele Ruhe für mich gefunden.¹⁵ Sirach Sir 28 51 35 15 Hebr.: Ich war ein Jüngling, ich habe mich bemüht um Weisheit. Sirach Sir 28 51 36 Assumite disciplinam in multo numero argenti, et copiosum aurum possidete in ea. Erwerbet euch Belehrung, wenn auch um eine große Summe Silbers, so werdet ihr durch dieselbe viel Gold erlangen. Sirach Sir 28 51 37 Lætetur anima vestra in misericordia ejus, et non confundemini in laude ipsius. Eure Seele freue sich seines Erbarmens und schämet euch nicht bei seinem Lobe. Sirach Sir 28 51 38 Operamini opus vestrum ante tempus, et dabit vobis mercedem vestram in tempore suo. Tuet euer Werk, bevor die Zeit euch fehlt,¹⁶ so wird er¹⁷ euch euern Lohn geben zu seiner Zeit.¹⁸ Sirach Sir 28 51 38 16 Im Lobe der Weisheit, das mein ganzes Buch enthält. Sirach Sir 28 51 38 17 Gott. Sirach Sir 28 51 38 18 Im Hebr. folgt noch eine Doxologie, der Name des Verfassers und eine zweite Lobpreisung Gottes. Sirach Sir 28 51 4 Et liberasti me secundum multitudinem misericordiæ nominis tui a rugientibus, præparatis ad escam, Du befreitest mich nach der Fülle des Erbarmens deines Namens von denen, welche brüllend bereit waren, mich zu verschlingen, Sirach Sir 28 51 5 De manibus quærentium animam meam, et de portis tribulationum quæ circumdederunt me: aus den Händen derer, die mir nach dem Leben trachteten, aus den Drangsalen, die mich umgaben, Sirach Sir 28 51 6 A pressura flammæ, quæ circumdedit me, et in medio ignis non sum æstuatus: aus der Gewalt der Flamme, die mich umgab, dass ich mitten im Feuer nicht verbrannte, Sirach Sir 28 51 7 De altitudine ventris inferi, et a lingua coinquinata, et a verbo mendacii, a rege iniquo, et a lingua injusta: aus dem tiefen Schlunde der Unterwelt, von unreiner Zunge und von dem Worte der Lüge, von dem ruchlosen Könige, von der ungerechten Zunge. Sirach Sir 28 51 8 Laudabit usque ad mortem anima mea Dominum, Darum soll meine Seele den Herrn loben bis zum Tode, Sirach Sir 28 51 9 Et vita mea appropinquans erat in inferno deorsum. denn mein Leben war schon nahe daran, in die Unterwelt hinabzusteigen. Jesaja Jes 29 0 1 I. Erster Teil. Kap. 1-37 Vorrede. (Kap. 1) A. Undank und Frevel des Volkes. (V. 9) B. Strafe: Verwerfung der Opfer. (Vers 20) C. Gottes Gerichte gereichen zur Auferstehung und zum Falle. Jesaja Jes 29 1 1 VISIO Isaiæ filii Amos, quam vidit super Judam et Jerusalem in diebus Oziæ, Joathan, Achaz, et Ezechiæ regum Juda. Gesicht¹ Isaias', des Sohnes des Amos, welches er über Juda² und Jerusalem³ geschaut, in den Tagen Ozias', Joathans, Achaz' und Ezechias', der Könige von Juda. Jesaja Jes 29 1 1 1 Die Propheten schauten mit dem Auge des Geistes die Zukunft. (Cyr., Al.) Der Name Seher deutet die Sicherheit und Gewissheit der Weissagung an. Jesaja Jes 29 1 1 2 Das auserwählte Volk bildet den von Gott gesetzten Mittelpunkt der Weltgeschichte. Jesaja Jes 29 1 1 3 Jerusalem umfasst in der prophetischen Sprache das Volk Gottes des Alten und des Neuen Bundes. Jesaja Jes 29 1 10 Audite verbum Domini principes Sodomorum, percipite auribus legem Dei nostri populus Gomorrhæ. Höret des Herrn Wort, ihr Fürsten von Sodoma!¹³ vernimm das Gesetz unsers Gottes, Volk von Gomorrha! Jesaja Jes 29 1 10 13 Vergl. [Dtn 32,32; Jer 23,14] u.a. Jesaja Jes 29 1 11 Quo mihi multitudinem victimarum vestrarum, dicit Dominus? plenus sum: holocausta arietum, et adipem pinguium, et sanguinem vitulorum, et agnorum, et hircorum nolui. Was soll mir die Menge eurer Schlachtopfer? spricht der Herr. Ich bin satt; Brandopfer von Widdern und das Fett vom Mastvieh, das Blut von Rindern und Lämmern und Böcken begehre ich nicht.¹⁴ [Jer 6,20; Am 5,21.22] Jesaja Jes 29 1 11 14 Die Aufzählung begreift die verschiedenen Opferarten und opferfähigen Tiere nebst dem Hauptritus beim Ganz-, Fried- und Schuldopfer. Der Prophet betont den Geist des Gesetzes und den Willen des Gesetzgebers, nach dem der äußere Gottesdienst ein Symbol des inneren sein soll. Jesaja Jes 29 1 12 Cum veniretis ante conspectum meum, quis quæsivit hæc de manibus vestris, ut ambularetis in atriis meis? Wenn ihr vor mein Angesicht kommt,¹⁵ wer forderte dies von euch, dass ihr in meinen Vorhöfen umhergehet?¹⁶ Jesaja Jes 29 1 12 15 Gebräuchliche Bezeichnung für den den männlichen Israeliten vorgeschriebenen Tempelbesuch an den drei hohen Festtagen. Der jetzige Tempelbesuch ist so geartet, dass ihn Gott nicht will. Jesaja Jes 29 1 12 16 Sie nützen gleichsam die Vorhöfe nur ab. Jesaja Jes 29 1 13 Ne offeratis ultra sacrificium frustra: incensum abominatio est mihi. Neomeniam, et sabbatum, et festivitates alias non feram, iniqui sunt ctus vestri: Bringet nicht ferner unnütze Opfer mehr; Räucherwerk ist mir ein Greuel, Neumond, Sabbat und andere Feste ertrage ich nicht mehr, eure Versammlungen sind gottlos. Jesaja Jes 29 1 14 Calendas vestras, et solemnitates vestras odivit anima mea: facta sunt mihi molesta, laboravi sustinens. Eure Neumonde und eure Festlichkeiten hasst meine Seele; sie sind mir lästig geworden, ich bin es müde, sie zu ertragen.¹⁷ Jesaja Jes 29 1 14 17 Vergl. [1Sam 15,22]. Jesaja Jes 29 1 15 Et cum extenderitis manus vestras, avertam oculos meos a vobis: et cum multiplicaveritis orationem, non exaudiam: manus enim vestræ sanguine plenæ sunt. Und wenn ihr eure Hände ausstreckt, werde ich mein Angesicht von euch abwenden; und wenn ihr noch so viel betet, werde ich euch doch nicht erhören, denn eure Hände sind voll Blutschuld. [Jes 59,3] Jesaja Jes 29 1 16 Lavamini, mundi estote, auferte malum cogitationum vestrarum ab oculis meis: quiescite agere perverse, Waschet euch, reiniget euch, schaffet die Bosheit eurer Anschläge aus meinen Augen; lasset ab, verkehrt zu handeln!¹⁸ [1Petr 3,11] Jesaja Jes 29 1 16 18 Die gehäuften Ausdrücke betonen die innere sittliche Läuterung und Reinigung. Hebr.: Reinigt euch, entfernt die Bosheit eurer Taten, bringet ins rechte Geleise die Gewalttätigen, führet der Witwe Sache. Jesaja Jes 29 1 17 Discite benefacere: quærite judicium, subvenite oppresso, judicate pupillo, defendite viduam. Lernet Gutes tun, trachtet nach dem, was recht ist, kommet dem Unterdrückten zu Hilfe, verschaffet der Waise ihr Recht, verteidiget die Witwe!¹⁹ Jesaja Jes 29 1 17 19 Das Gute wird nach der Seite der Gerechtigkeit hin vielfach näher bestimmt. Jesaja Jes 29 1 18 Et venite, et arguite me, dicit Dominus: si fuerint peccata vestra ut coccinum, quasi nix dealbabuntur: et si fuerint rubra quasi vermiculus, velut lana alba erunt. Alsdann kommet und rechtet mit mir!²⁰ spricht der Herr. Wenn eure Sünden wie Scharlach sind, sollen sie doch weiß werden wie Schnee; und wenn sie rot sind wie Purpur, sollen sie weiß werden wie Wolle.²¹ Jesaja Jes 29 1 18 20 Auf Grund der entwickelten Gottesnorm bietet ihnen Gott gleichsam einen neuen Vertrag an. Jesaja Jes 29 1 18 21 Die Vergleichung mit Scharlach und Purpur ist durch den Schluss von V. 15 veranlasst. Doch vergleiche auch [Offb 17,4; Offb 3,4.5; Offb 7,14]. Die Rechtfertigung wird als eine Tilgung des alten Zustandes und zugleich als Neugestaltung und Umschaffung in einen neuen glänzenden Stand versinnbildet. Jesaja Jes 29 1 19 Si volueritis, et audieritis me, bona terræ comedetis. Wenn ihr willig seid²² und auf mich hört, so werdet ihr die Güter des Landes genießen. Jesaja Jes 29 1 19 22 Vergl. [Dtn 30,15.19]. Jesaja Jes 29 1 2 Audite cli, et auribus percipe terra, quoniam Dominus locutus est. Filios enutrivi, et exaltavi: ipsi autem spreverunt me. Höret, ihr Himmel! und horche auf, Erde!⁴ denn der Herr redet. Söhne habe ich aufgezogen und erhöht,⁵ sie aber haben mich verschmäht.⁶ [Hos 11,3] Jesaja Jes 29 1 2 4 Vergl. [Dtn 32,1]. Auf jene Handlung Moses weist der Prophet hin und klagt den zeugen, dass Moses dem Volke das Gesetz eingeschärft, und dessen unentwegten Wächtern und Rächern den Abfall vom Gesetze. (Basil.) Himmel und Erde waren Werkzeuge der göttlichen Großtaten bei der Befreiung aus Ägypten, sie wirkten bei der Verkündigung des Gesetzes mit [Dtn 4,36] und sind auch [Ps 49; Weish 16] Werkzeuge der göttlichen Strafgerichte. (Thom.) Jesaja Jes 29 1 2 5 Der Ausdruck begreift alles in sich, was Gott für Israel getan seit dem Beginne seiner Geschichte. Jesaja Jes 29 1 2 6 Sind von mir abgefallen. Jesaja Jes 29 1 20 Quod si nolueritis, et me ad iracundiam provocaveritis: gladius devorabit vos, quia os Domini locutum est. Wenn ihr aber nicht wollt und mich zum Zorne reizt, so wird das Schwert euch vertilgen; denn der Mund des Herrn hat gesprochen. Jesaja Jes 29 1 21 Quomodo facta est meretrix civitas fidelis, plena judicii? justitia habitavit in ea, nunc autem homicidæ. Wie ist zur Buhlerin geworden die treue Stadt, die voll des Rechtes war?²³ Gerechtigkeit wohnte in ihr, jetzt aber Mörder! Jesaja Jes 29 1 21 23 Buhlen: fremden Göttern nachgehen. Das Volk Israel ist von Gott als Braut angenommen. Mit der Treue gegen Gott verfiel auch die Treue gegen die Menschen. Jesaja Jes 29 1 22 Argentum tuum versum est in scoriam: vinum tuum mistum est aqua. Dein Silber ist zu Schlacken geworden, dein Wein ist mit Wasser vermischt.²⁴ Jesaja Jes 29 1 22 24 Der Adel der Geburt soll sich im Adel der Gesinnung betätigen, daher der Vergleich mit edlen Produkten und edlen Metallen. Jesaja Jes 29 1 23 Principes tui infideles, socii furum: omnes diligunt munera, sequuntur retributiones. Pupillo non judicant: et causa viduæ non ingreditur ad illos. Deine Fürsten sind treulos und Diebesgenossen; alle lieben Geschenke, haschen nach Vergeltungen; der Waise sprechen sie nicht Recht und die Sache der Witwe kommt nicht vor sie. [Jer 5,28] Jesaja Jes 29 1 24 Propter hoc ait Dominus Deus exercituum fortis Israel: Heu, consolabor super hostibus meis, et vindicabor de inimicis meis. Darum spricht der Herr, der Gott der Heerscharen, der Starke Israels:²⁵ Wehe, ich will mich getrösten an meinen Feinden²⁶ und Rache nehmen an meinen Widersachern! Jesaja Jes 29 1 24 25 Die Häufung der Gottesnamen gibt der Rede Nachdruck und entfaltet die Strafmacht des Allgewaltigen, des verschmähten Bundesgottes. Jesaja Jes 29 1 24 26 Die hier gewählte Redeweise zeigt, wie sehr die göttliche Gerechtigkeit durch das Übermaß der Frevel zur strafrechtlichen Offenbarung gedrängt wird und stellt eine erschütternde Züchtigung in Aussicht. Jesaja Jes 29 1 25 Et convertam manum meam ad te, et excoquam ad purum scoriam tuam, et auferam omne stannum tuum. Und ich werde meine Hand gegen dich wenden und deine Schlacken rein ausschmelzen und all dein Blei wegschaffen²⁷ Jesaja Jes 29 1 25 27 Das Strafgericht ist eine Läuterung und Scheidung. Bleiteile finden sich im Silbererze. Jesaja Jes 29 1 26 Et restituam judices tuos ut fuerunt prius, et consiliarios tuos sicut antiquitus: post hæc vocaberis civitas justi, urbs fidelis. und ich werde dir wieder Richter geben, wie sie früher waren,²⁸ und Ratgeber, wie vor alters; alsdann wird man dich die Stadt der Gerechtigkeit nennen, die getreue Stadt.²⁹ Jesaja Jes 29 1 26 28 Die Richter der Vorzeit, des Anbeginnes (hebr.) sind die großen Helden der Geschichte Israels Moses, Josue, Gedeon, Samuel, David, die das Volk im rechten Geiste leiteten. Jesaja Jes 29 1 26 29 Diese Verheißung ist ein für die fernere Entwicklung Israels geltendes Grundgesetz, das in schwächeren Umrissen durch Zorobabel, Esdras, Nehemias, die Machabäer, voll und ganz aber durch den Messias verwirklicht ward. Jesaja Jes 29 1 27 Sion in judicio redimetur, et reducent eam in justitia: Sion wird durch Gericht erlöst und durch Gerechtigkeit wird es wiederhergestellt werden.³⁰ Jesaja Jes 29 1 27 30 Aus Gottes Strafgerichten ersprießt als Frucht die Gerechtigkeit, beides bedingt und vermittelt sich. Jesaja Jes 29 1 28 Et conteret scelestos, et peccatores simul: et qui dereliquerunt Dominum, consumentur. Aber die Frevler und Sünder wird er allzumal vertilgen und die, welche den Herrn verlassen haben, werden vernichtet werden. Jesaja Jes 29 1 29 Confundentur enim ab idolis, quibus sacrificaverunt: et erubescetis super hortis, quos elegeratis. Denn sie werden zuschanden werden der Götzenbilder wegen, denen sie geopfert; und ihr werdet erröten über die Gärten, die ihr erwählt,³¹ Jesaja Jes 29 1 29 31 Ihr, das Volk, das sich dereinst so feierlich Gott zum Herrn erwählt. [Dtn 7,6; Jos 24,15ff] Jesaja Jes 29 1 3 Cognovit bos possessorem suum, et asinus præsepe Domini sui: Israel autem me non cognovit, et populus meus non intellexit. Es kennt der Ochs seinen Eigentümer und der Esel die Krippe seines Herrn, Israel aber kennt mich nicht und mein Volk ist ohne Verständnis.⁷ Jesaja Jes 29 1 3 7 Sie stehen nicht Menschen, sondern selbst den stumpfsinnigsten Tieren nach. (Basil., Chrys.) Jesaja Jes 29 1 30 Cum fueritis velut quercus defluentibus foliis, et velut hortus absque aqua. wenn ihr wie Eichen sein werdet, deren Blätter abfallen, und wie ein Garten ohne Wasser.³² Jesaja Jes 29 1 30 32 Die Verödung der Kultusstätte findet ein Spiegelbild in der Vernichtung des blühenden Wohlstandes der Götzendiener. Vergl. auch [Jer 2,8]. Jesaja Jes 29 1 31 Et erit fortitudo vestra, ut favilla stuppæ, et opus vestrum quasi scintilla: et succendetur utrumque simul, et non erit qui exstinguat. Und eure Kraft³³ wird wie glimmende Wergasche sein und euer Tun wie ein Funke!³⁴ beide werden zumal entbrennen und niemand wird sein, der lösche. Jesaja Jes 29 1 31 33 Der Inbegriff alles dessen, worauf ihre eure Hoffnung setzt, soll sich als nichtig erweisen und euer Tun selbst das unabwendbare Unglück aus sich erzeugen. Jesaja Jes 29 1 31 34 Hebr.: Und es wird der Vermögende zum Werge und sein Werk zum Funken. Jesaja Jes 29 1 4 Væ genti peccatrici, populo gravi iniquitate, semini nequam, filiis sceleratis: dereliquerunt Dominum, blasphemaverunt sanctum Israel, abalienati sunt retrorsum. Wehe dem sündigen Volk, dem Volke mit Missetat belastet, dem Geschlechte von Bösewichtern, den lasterhaften Söhnen! sie haben den Herrn verlassen, den Heiligen Israels gelästert, sind nach rückwärts abgewendet. Jesaja Jes 29 1 5 Super quo percutiam vos ultra, addentes prævaricationem? omne caput languidum, et omne cor mrens. Wohin soll ich euch ferner noch schlagen, da ihr Sünde auf Sünde häuft?⁸ Das ganze Haupt ist krank, das ganze Herz siech.⁹ Jesaja Jes 29 1 5 8 Ist noch Hoffnung auf Besserung möglich? (Basil.) Jesaja Jes 29 1 5 9 Die Züchtigung hat bereits die edelsten Teile getroffen, welche den übrigen Leben, Bewegung und Kraft vermitteln sollen, Königtum und Priestertum. (Cyr. Alex., Hier., Thom.) Das Bild der Wunden ist auf die Strafheimsuchungen durch Verwüstungen von Seiten der Feinde und ähnliche Unglücksfälle zu beziehen. (Bas., Chrys., Cyr.) Jesaja Jes 29 1 6 A planta pedis usque ad verticem non est in eo sanitas: vulnus, et livor, et plaga tumens, non est circumligata, nec curata medicamine, neque fota oleo. Von der Fußsohle bis zum Scheitel ist nichts Heiles an ihm, Wunden und Quetschungen und schwellende Beulen, nicht verbunden, nicht mit Heilmitteln versorgt noch mit Öl gelindert. Jesaja Jes 29 1 7 Terra vestra deserta, civitates vestræ succensæ igni: regionem vestram coram vobis alieni devorant, et desolabitur sicut in vastitate hostili. Euer Land ist verödet, eure Städte sind niedergebrannt, eure Fluren verzehren Fremde vor euern Augen und sie sind verödet wie durch feindliche Verheerung.¹⁰ [Jes 5,6] Jesaja Jes 29 1 7 10 Wie [Lev 26,16.31.33; Dtn 28,23] gedacht ist. Jesaja Jes 29 1 8 Et derelinquetur filia Sion ut umbraculum in vinea, et sicut tugurium in cucumerario, et sicut civitas, quæ vastatur. Und die Tochter Sion¹¹ steht verlassen wie eine Hütte im Weinberg, wie eine Nachthütte im Gurkenfelde und wie eine Stadt, die verheert ist.¹² Jesaja Jes 29 1 8 11 Das Land wird als Mutter, die Einwohner als deren Söhne und Töchter angesehen. Durch einen leichten Übergang wird dann der Ausdruck Tochter, Jungfrau, Herrin auf die Stadt selbst übertragen. Jesaja Jes 29 1 8 12 Die beiden ersten Vergleiche schildern Jerusalem in Bezug auf seine Umgebung, das dritte Glied den Schaden in seinem Innern. Anders das Hebr. im letzten Gliede. Jesaja Jes 29 1 9 Nisi Dominus exercituum reliquisset nobis semen, quasi Sodoma fuissemus, et quasi Gomorrha similes essemus. Hätte der Herr der Heerscharen uns nicht einen Samen übriggelassen, so wären wir wie Sodoma geworden und Gomorrha würden wir gleichen. [Röm 9,29; Gen 19,24] Jesaja Jes 29 0 1 1. Erste Reihe von Weissagungen. (Kap. 2-5) A. Der Berg des Herrn. (V. 4) B. Das Haus Israel ist fern vom Gottesbunde. (V. 9) C. Der über alles erhabene Tag des Herrn. Jesaja Jes 29 2 1 Verbum, quod vidit Isaias, filius Amos, super Juda et Jerusalem. Das Wort,¹ welches Isaias schaute, der Sohn des Amos, über Juda und Jerusalem.² Jesaja Jes 29 2 1 1 Hebräismus: Gegenstand, Inhalt der Vision. Für die Vermittlung der Ideen mussten an dem Seher schon bekannte Dinge und Zustände angeknüpft werden, doch kann die Darstellung eines Gedankens von den Schranken der Zeit und des Raumes absehen. Jesaja Jes 29 2 1 2 Juda und Jerusalem sind hier in ihrer historischen und typischen Bedeutung gefasst. (Cyr. Alex.) Jesaja Jes 29 2 10 Ingredere in petram, et abscondere in fossa humo a facie timoris Domini, et a gloria majestatis ejus. Verbirg dich in Felsenhöhlen¹⁷ und verstecke dich in Erdhöhlen¹⁸ vor dem Schrecken des Herrn und vor der Herrlichkeit seiner Majestät!¹⁹ Jesaja Jes 29 2 10 17 Der Prophet schaut das hereinbrechende Gericht und sieht die feindlichen Heere, die gottgesendeten Rächer der Gottlosigkeit, heranstürmen. (Cyr. Alex.) Jesaja Jes 29 2 10 18 Nur schimpfliche Flucht, das nackte Leben zu retten, erübrigt. Jesaja Jes 29 2 10 19 Die Furchtbarkeit des Gerichtes ist zugleich eine Offenbarung der Herrlichkeit Gottes. Jesaja Jes 29 2 11 Oculi sublimes hominis humiliati sunt, et incurvabitur altitudo virorum: exaltabitur autem Dominus solus in die illa. Des Menschen stolze Augen werden gedemütigt und gebeugt wird werden der Männer Hochmut, der Herr allein wird erhaben sein an jenem Tage.²⁰ Jesaja Jes 29 2 11 20 Dieser Gedanke wird im Folgenden weiter entfaltet und in seine Teile zerlegt. Jesaja Jes 29 2 12 Quia dies Domini exercituum super omnem superbum, et excelsum, et super omnem arrogantem: et humiliabitur. Denn ein Tag des Herrn der Heerscharen²¹ bricht über jeden Stolzen und Hochmütigen²² herein und über jeden Anmaßenden und er wird gedemütigt werden, Jesaja Jes 29 2 12 21 Die Umgebung des Herrn sind die Engelheere, am äußeren Himmel die Heere der Gestirne. Jesaja Jes 29 2 12 22 Hebr.: über alles Emporragende und Hohe, und über alles Erhabene und es wird niedrig. Jesaja Jes 29 2 13 Et super omnes cedros Libani sublimes, et erectas, et super omnes quercus Basan. und über alle hohen und stolzragenden Zedern des Libanon und über alle Eichen Basans, Jesaja Jes 29 2 14 Et super omnes montes excelsos, et super omnes colles elevatos. über alle hohen Berge und über alle hochragenden Hügel,²³ Jesaja Jes 29 2 14 23 Alles Prunkvolle in Natur und menschlicher Tätigkeit ist dem Verderben geweiht, weil es dem Hochmute dient. Die Natur nimmt teil an dem Schicksale und der Züchtigung des Menschen. Jesaja Jes 29 2 15 Et super omnem turrim excelsam, et super omnem murum munitum. über jeden aufragenden Turm und über jede feste Mauer,²⁴ Jesaja Jes 29 2 15 24 Wohl Anspielung auf die Bauten von Ozias und Joatham. [2Chr 26,9; 2Chr 27,3.4] Jesaja Jes 29 2 16 Et super omnes naves Tharsis, et super omne, quod visu pulchrum est. über alle Tharsisschiffe²⁵ und über alles, was herrlich ist anzusehen. Jesaja Jes 29 2 16 25 Eigentlich Schiffe, die nach Tharsis, Tartessus, dem alten phönizischen Handelsplatz in Spanien, fahren, dann allgemein große Kauffahrtschiffe. Jesaja Jes 29 2 17 Et incurvabitur sublimitas hominum, et humiliabitur altitudo virorum, et elevabitur Dominus solus in die illa: Und es wird der Menschenstolz, der Hochmut der Männer gedemütigt und gebeugt und der Herr allein wird an jenem Tage erhaben sein Jesaja Jes 29 2 18 Et idola penitus conterentur: und die Götzen werden gänzlich vertilgt werden.²⁶ Jesaja Jes 29 2 18 26 Hebr.: kräftiger: Und die Nichtigen das ganze geht dahin. Jesaja Jes 29 2 19 Et introibunt in speluncas petrarum, et in voragines terræ a facie formidinis Domini, et a gloria majestatis ejus, cum surrexerit percutere terram. Da werden sie in Felshöhlen fliehen und in Erdklüfte,²⁷ vor dem Schrecken des Herrn und vor der Herrlichkeit seiner Majestät, wenn er sich erhebt, das Land zu schlagen. [Hos 10,8; Lk 23,30] Jesaja Jes 29 2 19 27 Wozu der Prophet V. 10 mahnte, sieht er jetzt in der Vision tatsächlich schon eingetreten. Jesaja Jes 29 2 2 Et erit in novissimis diebus præparatus mons domus Domini in vertice montium, et elevabitur super colles, et fluent ad eum omnes gentes. Und³ in den letzten Tagen⁴ wird der Berg des Hauses des Herrn festgegründet sein auf dem Gipfel der Berge und erhöht sein über die Hügel und alle Völker werden zu ihm strömen.⁵ Jesaja Jes 29 2 2 3 Hinweis auf Michäas 3-5. Jesaja Jes 29 2 2 4 Der Prophet unterscheidet zwei Zeitabschnitte, die Periode der Vorbereitung, des Harrens und Hoffens auf den Messias, und die Endzeit, die messianische Vollendung, die Fülle der Zeiten. Der messianischen Zeit folgt keine höhere Stufe der Entwicklung des Reiches Gottes, da die jenseitige Vollendung war die volle Entfaltung des hier Gegebenen ist. Jesaja Jes 29 2 2 5 Der Tempelberg wird so hoch erhoben sein, dass alle Bergkuppen dienend unter ihm sind und zum Schemel seiner Erhabenheit deinen. Daher ist er der überallhin sichtbare Mittelpunkt, zu dem die Völker aufschauen und wallfahren. Die Erhöhung ist eine ideelle, ein Bekanntwerden als Stätte geistiger Schätze, damit auch die Verehrung eine geistige. Der neue Bund soll aus dem alten entstehen, die Vollendung, Erhöhung und Ausdehnung des alten sein. Dieser neue Bund ist allen kenntlich und hat wie der alte ein Zentrum der Einigung. Jesaja Jes 29 2 20 In die illa projiciet homo idola argenti sui, et simulacra auri sui, quæ fecerat sibi ut adoraret, talpas et vespertiliones. An jenem Tage werden die Menschen ihre silbernen Götzen und goldenen Bilder, die sie sich gemacht, um sie anzubeten, die Maulwürfe und die Fledermäuse,²⁸ von sich werfen Jesaja Jes 29 2 20 28 Den Tierdienst. (Ephr., Theodor) Die gewählten Tiere zeigen besonders klar die Verächtlichkeit des Tierdienstes. Jesaja Jes 29 2 21 Et ingredietur scissuras petrarum, et in cavernas saxorum a facie formidinis Domini, et a gloria majestatis ejus, cum surrexerit percutere terram. und werden sich verbergen in die Steinklüfte und Felsenhöhlen vor dem Schrecken des Herrn und vor der Herrlichkeit seiner Majestät, wenn er sich erhebt, das Land zu schlagen. Jesaja Jes 29 2 22 Quiescite ergo ab homine, cujus spiritus in naribus ejus, est, quia excelsus reputatus est ipse. Darum lasset ab von dem Menschen, dessen Lebenshauch in seiner Nase ist,²⁹ denn er ist erhaben geachtet. Jesaja Jes 29 2 22 29 Der letzte Teil ist dem Hebr. wie dem Zusammenhange gemäß unbedingt als Frage zu fassen: O lasset doch fahren den Menschen, in dessen Nase ein Hauch ist, denn wofür ist er geachtet? (Hebr.) Hängt das Leben an einem schwachen Hauche, wie leicht kann man es ersticken! So höret denn auf, euch den Menschen sklavisch zu unterwerfen! (Chald.) Jesaja Jes 29 2 3 Et ibunt populi multi, et dicent: Venite et ascendamus ad montem Domini, et ad domum Dei Jacob, et docebit nos vias suas, et ambulabimus in semitis ejus: quia de Sion exibit lex, et verbum Domini de Jerusalem. Und viele Völker⁶ werden hinwallen und sprechen: Kommet, lasset uns hinaufziehen zum Berge des Herrn und zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns seine Wege lehre und dass wir auf seinen Pfaden wandeln;⁷ denn von Sion wird das Gesetz ausgehen und das Wort des Herrn von Jerusalem.⁸ Jesaja Jes 29 2 3 6 Nämlich alle. (V. 2) Jesaja Jes 29 2 3 7 Ein realer Verband muss die Völker mit jener Familie in Kontakt setzen, in deren Mitte Gott das neue Gottesreich errichtet, also wie ehemals die Beschneidung oder die Beobachtung der sogenannten noachitischen Gebote dem Volke Jakobs eingliederte, so muss im neuen Bunde ein analoges Mittel sein. Die Taufe, der Gehorsam gegen die Kirche und deren Apostolizität sowie ihre Heiligkeit (dass er uns seine Wege lehre usw.) wird hier dargestellt. Jesaja Jes 29 2 3 8 Vergl. [Joh 4,22]. Nicht: in Sion wird sein, sondern von Sion wird ausgehen. (Hieron.) Jesaja Jes 29 2 4 Et judicabit gentes, et arguet populos multos: et conflabunt gladios suos in vomeres, et lanceas suas in falces: non levabit gens contra gentem gladium, nec exercebuntur ultra ad prlium. Dann wird er die Völker richten und zwischen vielen Nationen entscheiden⁹ und sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Lanzen zu Sicheln, nicht mehr wird Volk gegen Volk das Schwert ziehen noch werden sie ferner sich zum Kampf üben. Jesaja Jes 29 2 4 9 Gott und sein Gesetz wird herrschen und Gottesfriede alle Völker vereinen. Jesaja Jes 29 2 5 Domus Jacob venite, et ambulemus in lumine Domini. Haus Jakob,¹⁰ kommet und lasset uns wandeln im Lichte des Herrn!¹¹ Jesaja Jes 29 2 5 10 Den Gott Jakobs suchen im Wetteifer die Heiden, wie viel mehr soll ihn jenes Geschlecht suchen, in dessen Mitte sich Gott eben offenbart als sein Gott! Jesaja Jes 29 2 5 11 Licht ist für den Orientalen Ausdruck für alles Herrliche und Beseligende. Jesaja Jes 29 2 6 Projecisti enim populum tuum, domum Jacob: quia repleti sunt ut olim, et augeres habuerunt ut Philisthiim, et pueris alienis adhæserunt. Denn du hast dein Volk, das Haus Jakob, verstoßen,¹² weil sie angefüllt sind wie ehedem¹³ und Wahrsager haben wie die Philister und den Söhnen der Fremde anhängen.¹⁴ Jesaja Jes 29 2 6 12 Indem der Prophet den Blick seiner Gegenwart zuwendet, gewahrt er den grellsten Gegensatz zu dem im Bilde erschauten Berufe Israels. Freilich ist die Verstoßung noch nicht eingetreten, aber die drohenden Zeichen sind im Anzuge. [2Kön 15,19.37] Jesaja Jes 29 2 6 13 Mit Greueln wie ehedem beim Abfalle in der Wüste wie bei allen schweren Heimsuchungen Gottes, besonders zur Zeit der Richter. Wie ehedem: oder: von Osten her, von ostländischen Sitten. Jesaja Jes 29 2 6 14 Sinn nach dem Hebr.: Sie verbinden sich mit den Söhnen der Fremde. Jesaja Jes 29 2 7 Repleta est terra argento et auro: et non est finis thesaurorum ejus: Angefüllt ist das Land mit Silber und Gold und seiner Schätze ist kein Ende, Jesaja Jes 29 2 8 Et repleta est terra ejus equis: et innumerabiles quadrigæ ejus. Et repleta est terra ejus idolis: opus manuum suarum adoraverunt, quod fecerunt digiti eorum. angefüllt ist ihr Land mit Rossen und zahllos sind ihre Kriegswagen. Angefüllt ist ihr Land mit Götzen; das Werk ihrer Hände beten sie an, welches ihre Finger gefertigt haben.¹⁵ Jesaja Jes 29 2 8 15 Dieses heidnische Unwesen tritt besonders zu Tage in übermäßigem Luxus, in Kriegslust und stolzem Vertrauen auf kriegerische Bereitschaft und zuletzt in Götzendienst. Jesaja Jes 29 2 9 Et incurvavit se homo, et humiliatus est vir: ne ergo dimittas eis. So beugt sich der Mensch, es demütigt sich der Mann;¹⁶ darum lass es ihnen nicht ungestraft hingehen! Jesaja Jes 29 2 9 16 Alle. Jesaja Jes 29 0 1 D. Das Gericht über Juda und Jerusalem. (V. 11) E. Das Gericht über die Fürsten und die Frauen. (3,12 4,1) Jesaja Jes 29 3 1 Ecce enim dominator Dominus exercituum auferet a Jerusalem, et a Juda validum et fortem, omne robur panis, et omne robur aquæ: Denn siehe, der Allherrscher, der Herr der Heerscharen, wird von Jerusalem und Juda Starke und Tapfere nehmen, jede Stütze an Brot und jede Stütze an Wasser, Jesaja Jes 29 3 10 Dicite justo quoniam bene, quoniam fructum adinventionum suarum comedet. Saget dem Gerechten, dass es wohl um ihn steht, dass er die Früchte seiner Unternehmungen genießen wird. Jesaja Jes 29 3 11 Væ impio in malum: retributio enim manuum ejus fiet ei. Wehe dem Gottlosen ob des Unheils! denn ihm wird Vergeltung werden nach seinen Taten.¹⁰ Jesaja Jes 29 3 11 10 Den Gerechten bleibt Friede und Glück gewahrt inmitten der Blitze von Gottes Heimsuchungen. Den Gottlosen wird ein Mittel angedeutet, den Folgen des Gerichtes zu entgehen. Jesaja Jes 29 3 12 Populum meum exactores sui spoliaverunt, et mulieres dominatæ sunt eis. Popule meus, qui te beatum dicunt, ipsi te decipiunt, et viam gressuum tuorum dissipant. Mein Volk haben seine Bedrücker geplündert und Weiber herrschten über dasselbe.¹¹ Mein Volk! die dich glücklich preisen, sie täuschen dich¹² und zerstören den Weg, den du wandeln sollst. Jesaja Jes 29 3 12 11 Vers 12 bezeichnet zwei Quellen des Unheils, welche V. 13-15 (Bedrücker) und V. 16 bis [Jes 4,1] (Weiber) weiter ausführen. Jesaja Jes 29 3 12 12 Wie sie den Sündern Glück verkünden, sie so in Sicherheit einwiegen und unrettbar dem Verderben überantworten. Jesaja Jes 29 3 13 Stat ad judicandum Dominus, et stat ad judicandos populos. Es erhebt sich der Herr zum Gerichte, ja, er erhebt sich, die Völker zu richten.¹³ Jesaja Jes 29 3 13 13 Der Seher sieht, wie der Herr, der allgemeine Völkerrichter, gerüstet dasteht. Das Einzelgericht ist nur ein Moment in der Gerichtstätigkeit Gottes, mit der er alle Völker und Zeiten umspannt. Jesaja Jes 29 3 14 Dominus ad judicium veniet cum senibus populi sui, et principibus ejus: vos enim depasti estis vineam, et rapina pauperis in domo vestra. Der Herr wird ins Gericht gehen mit den Ältesten seines Volkes und mit dessen Fürsten, denn ihr habt den Weinberg¹⁴ abgeweidet¹⁵ und das den Armen geraubte Gut ist in euern Häusern.¹⁶ Jesaja Jes 29 3 14 14 Häufiges Bild für das auserwählte Volk, die Pflanzung Gottes. Jesaja Jes 29 3 14 15 Wie wilde Tiere verwüstet. Jesaja Jes 29 3 14 16 14b sind Worte des Herrn. Jesaja Jes 29 3 15 Quare atteritis populum meum, et facies pauperum commolitis? dicit Dominus Deus exercituum. Warum¹⁷ tretet ihr mein Volk nieder und zerschlagt das Angesicht der Armen?¹⁸ spricht der Herr, der Gott der Heerscharen. Jesaja Jes 29 3 15 17 Hebr.: Was unterstandet ihr euch, dass Jesaja Jes 29 3 15 18 Sie bereicherten mit dem Raube wohl die Frauen. Jesaja Jes 29 3 16 Et dixit Dominus: Pro eo quod elevatæ sunt filiæ Sion, et ambulaverunt extento collo, et nutibus oculorum ibant, et plaudebant, ambulabant pedibus suis, et composito gradu incedebant: Und der Herr sprach: Dafür, dass die Töchter Sions stolz sind und mit emporgerecktem Halse einherschreiten und mit blinzelnden Augen einhergehen und in die Hände klatschend mit den Füßen trippeln¹⁹ und gezierten Schrittes daherwandeln, Jesaja Jes 29 3 16 19 Sie tragen kostbare Fußkettchen, welche nur kleine Schritte gestatten. Jesaja Jes 29 3 17 Decalvabit Dominus verticem filiarum Sion, et Dominus crinem earum nudabit. wird der Herr den Scheitel der Töchter Sions kahl machen²⁰ und der Herr wird ihr Haar bloßlegen.²¹ Jesaja Jes 29 3 17 20 Durch Grind. Jesaja Jes 29 3 17 21 Hebr.: Sie schmachvoll entblößen und entehren lassen. Jesaja Jes 29 3 18 In die illa auferet Dominus ornamentum calceamentorum, et lunulas, An jenem Tage wird der Herr hinwegnehmen den Schmuck der Schuhe und die kleinen Halbmonde Jesaja Jes 29 3 19 Et torques, et monilia, et armillas, et mitras, und die Halsketten und Halsbänder, die Armspangen und die Kopfbinden, Jesaja Jes 29 3 2 Fortem, et virum bellatorem, judicem, et prophetam, et ariolum, et senem: Helden und Krieger, Richter und Propheten, Wahrsager und Älteste,¹ Jesaja Jes 29 3 2 1 Krieg und Kampf soll Israel nicht retten, die Krieger fallen oder werden von den Feinden in Gefangenschaft fortgeführt und auch die Rechtspflege und das ganze Volkswesen löst sich auf. Weder Propheten noch Wahrsager werden helfen können, jene nicht, entweder weil Gott keine erweckt [Ps 73,9] oder zur Strafe des Volkes ihnen keine Antwort erteilt [Klgl 2,9], oder weil die warnende Stimme vergebens verhallt; [Jer 43,2ff] Zauberer und Wahrsager können nicht helfen, weil sie durch die Ereignisse Lügen gestraft und dem Verderben anheimgefallen sind. Jesaja Jes 29 3 20 Et discriminalia, et periscelidas, et murenulas, et olfactoriola, et inaures, die Haarnadeln und Kniebänder, die Schrittkettchen und Riechfläschchen und Ohrringe, Jesaja Jes 29 3 21 Et annulos, et gemmas in fronte pendentes, die Fingerringe und die Edelsteine, die an der Stirne hängen, Jesaja Jes 29 3 22 Et mutatoria, et palliola, et linteamina, et acus, die Feierkleider, die Mäntelchen, die Tücher und Nadeln, Jesaja Jes 29 3 23 Et specula, et sindones, et vittas, et theristra. die Spiegel, die feinen Zeuge, die Haarbänder und Florkleider.²² Jesaja Jes 29 3 23 22 Durch diese lange Aufzählung, welche die prophetische Drohrede schneidend und eindringlich macht (Chrys.), wird den Frauen drastisch bedeutet, wie sie schmachvoller Entstellung anheimfallen werden. Hebr.: Der Herr wird entfernen den Schmuck der Fußspangen und die kleinen Sonnen und die Möndchen und die Ohrgehänge und Armspangen und Schleier, die Diademe und die Schrittkettchen, die Obergürtel und Riechfläschchen, die Ohrenringe, die Siegelringe, die Nasenringe, die Feierkleider, die Mäntel, die Umwürfe, die Taschen, die Spiegel, die seinen Hüllen, die Turbane und die Schleierkleider. Jesaja Jes 29 3 24 Et erit pro suavi odore ftor, et pro zona funiculus, et pro crispanti crine calvitium, et pro fascia pectorali cilicium. Da wird statt der Wohlgerüche Gestank sein, statt des Gürtels ein Strick, statt der gekräuselten Haare eine Glatze und statt der Brustbinde ein härenes Kleid. Jesaja Jes 29 3 25 Pulcherrimi quoque viri tui gladio cadent, et fortes tui in prlio. Auch deine schönsten Männer werden durch das Schwert fallen und deine Tapferen im Kampfe. Jesaja Jes 29 3 26 Et mrebunt atque lugebunt portæ ejus, et desolata in terra sedebit. Und seine Tore werden trauern und klagen und es wird trostlos auf dem Boden sitzen.²³ Jesaja Jes 29 3 26 23 Die Trauer der Frauen zusammenfassend, erblickt der Seher in ihr in poetischer Weise die Trauer der gemeinsamen Mutter, der Hauptstadt Jerusalem. Daher V. 25: deine Männer. Jesaja Jes 29 3 3 Principem super quinquaginta, et honorabilem vultu, et consiliarium, et sapientem de architectis, et prudentem eloquii mystici. Befehlshaber und angesehene Ratsherrn, Kundige aus den Baumeistern und in geheimnisvoller Rede Erfahrene. Jesaja Jes 29 3 4 Et dabo pueros principes eorum, et effeminati dominabuntur eis. Ich werde² ihnen Knaben zu Herrschern geben³ und Weichlinge⁴ sollen über sie gebieten [Koh 10,16] Jesaja Jes 29 3 4 2 An die Stelle des Guten tritt das Böse. Jesaja Jes 29 3 4 3 Knaben an Sitten, wie Achaz. Jesaja Jes 29 3 4 4 Hebr.: Misshandlung, Willkür, Laune und Befriedigung der Leidenschaften sollen ihre Tyrannei über das Volk üben. Jesaja Jes 29 3 5 Et irruet populus, vir ad virum, et unusquisque ad proximum suum: tumultuabitur puer contra senem, et ignobilis contra nobilem. und man wird einander bedrängen im Volke, ein jeder seinen Nächsten; der Knabe wird sich gegen den Greis auflehnen und der Niedrige gegen den Vornehmen.⁵ Jesaja Jes 29 3 5 5 Das Beispiel der Willkür von oben wirkt auf das Volk und alle Banden lösen sich. Jesaja Jes 29 3 6 Apprehendet enim vir fratrem suum domesticum patris sui: Vestimentum tibi est, princeps esto noster, ruina autem hæc sub manu tua. Denn es wird einer seinen Bruder anfassen, den Hausgenossen seines Vaters,⁶ und sagen: Du hast ein Obergewand, sei unser Fürst und diese Trümmerhaufen seien dir untergeben. Jesaja Jes 29 3 6 6 Hebr.: Wenn einer anfasst im Hause seines Vaters. Jesaja Jes 29 3 7 Respondebit in die illa, dicens: Non sum medicus, et in domo mea non est panis, neque vestimentum: nolite constituere me principem populi. Dieser aber wird an jenem Tage so antworten und sprechen: Ich bin kein Arzt und in meinem Hause ist weder Brot noch Obergewand, setzet mich nicht zum Fürsten über das Volk!⁷ Jesaja Jes 29 3 7 7 Mit dieser Verschmähung der angebotenen Königswürde, die sonst im höchsten Ansehen stand, ist der tiefe Sturz und das unsägliche Elend der Verhältnisse des jüdischen Reiches am besten beschrieben. (Cyr. Alex.) Jesaja Jes 29 3 8 Ruit enim Jerusalem, et Judas concidit: quia lingua eorum et adinventiones eorum contra Dominum, ut provocarent oculos majestatis ejus. Denn Jerusalem stürzt hin und Judas bricht zusammen, weil ihre Reden und ihre Taten wider den Herrn gerichtet sind, um die Augen seiner Majestät herauszufordern.⁸ Jesaja Jes 29 3 8 8 Vor den Augen Gottes, der auf Sion thront, entfalten sie ohne Scheu ihre Wort- und Tatsünden, welche gegen die von Gott gesetzte theokratische Ordnung anstürmen. Jesaja Jes 29 3 9 Agnitio vultus eorum respondit eis: et peccatum suum quasi Sodoma prædicaverunt, nec absconderunt: væ animæ eorum, quoniam reddita sunt eis mala. Das Aussehen ihres Angesichts spricht gegen sie und sie machen ihre Sünden laut kund wie Sodoma und verbergen sie nicht.⁹ Wehe ihrer Seele! denn Schlimmes wird ihnen vergolten. Jesaja Jes 29 3 9 9 Aussehen und Sprache hat alle Sündenscheu abgestreift. Sie rühmen sich derselben, wie die Sodomiter ihre Laster laut kundgaben. [Gen 19,5] Jesaja Jes 29 0 1 F. Der Spross des Herrn in Herrlichkeit. Jesaja Jes 29 4 1 Et apprehendent septem mulieres virum unum in die illa, dicentes: Panem nostrum comedemus, et vestimentis nostris operiemur: tantummodo invocetur nomen tuum super nos, aufer opprobrium nostrum. Und sieben¹ Weiber werden in jener Zeit einen Mann festhalten² und sprechen:³ Wir wollen unser eigenes Brot essen und uns mit unsern eigenen Gewändern kleiden, nur lass uns nach deinem Namen heißen⁴ und nimm unsere Schmach hinweg!⁵ Jesaja Jes 29 4 1 1 Bestimmte Zahl für die unbestimmte. Jesaja Jes 29 4 1 2 Sie wollen dem Fluche [Dtn 7,14] entgehen. Jesaja Jes 29 4 1 3 Nach [Ex 21,10] ist es Pflicht des Mannes, den Frauen Nahrung und Kleidung zu verschaffen. Jesaja Jes 29 4 1 4 Sei unser Mann. Jesaja Jes 29 4 1 5 Wie demütig sind die stolzen Frauen jetzt! So sind alle gottwidrigen Verhältnisse der Ankündigung [Jes 2,12] gemäß dem Gerichte verfallen. Doch gerade dies ist der Weg zum Heile für Israel. Jesaja Jes 29 4 2 In die illa erit germen Domini in magnificentia, et gloria, et fructus terræ sublimis, et exsultatio his, qui salvati fuerint de Israel. An jenem Tage wird der Sprosse des Herrn⁶ herrlich und ruhmvoll sein und die Frucht des Landes⁷ hocherhaben und Frohlocken denen, die aus Israel gerettet sind. Jesaja Jes 29 4 2 6 Der Messias. Vergl. [Jes 11,1.10] und [Jes 53,2]. Ihm ist ja alles Gericht vom Vater übergeben. Jesaja Jes 29 4 2 7 Der Messias ist, weil er aus dem Boden des heiligen Landes, aus der Mitte des Volkes des Herrn aufsprieße soll, wirklich die Frucht des Landes. Göttliche und menschliche Natur (Sprosse des Herrn Frucht des Landes) sind hier angedeutet. Jesaja Jes 29 4 3 Et erit: Omnis qui relictus fuerit in Sion, et residuus in Jerusalem, sanctus vocabitur, omnis qui scriptus est in vita in Jerusalem. Und es wird geschehen: Jeder, der übriggelassen ist in Sion und übriggeblieben in Jerusalem, wird heilig genannt werden,⁸ jeder, der zum Leben in Jerusalem eingeschrieben ist. Jesaja Jes 29 4 3 8 Wird heilig sein. Doch damit dies der Fall sei, müssen sie als Kinder oder Bürger Jerusalems in das Buch des Lebens eingeschrieben sein. Jerusalem erscheint hier als die Mutterstadt der Völker, der Auserwählten. Jesaja Jes 29 4 4 Si abluerit Dominus sordes filiarum Sion, et sanguinem Jerusalem laverit de medio ejus in spiritu judicii, et spiritu ardoris. Wenn der Herr den Schmutz der Töchter Sions abgewaschen und die Blutschuld Jerusalems⁹ aus ihm weggetilgt hat durch den Geist des Gerichtes und durch den Geist der Feuerglut,¹⁰ Jesaja Jes 29 4 4 9 Vergl. [Jes 3,12]. Jesaja Jes 29 4 4 10 Das Gericht ist ein Läuterungsfeuer. Vergl. [Jes 1,25]. So taufte der Heiland in der Tat im Heiligen Geist und Feuer. (Hier., Theodor) Jesaja Jes 29 4 5 Et creabit Dominus super omnem locum montis Sion, et ubi invocatus est, nubem per diem, et fumum et splendorem ignis flammantis in nocte: super omnem enim gloriam protectio. dann wird der Herr über den ganzen Raum des Berges Sion¹¹ und wo er angerufen wird, eine Wolke bei Tage schaffen und Rauch und leuchtenden Feuerglanz bei Nacht;¹² denn allem Herrlichen wird Schutz zuteil werden.¹³ Jesaja Jes 29 4 5 11 Sion ist der Mittelpunkt der Völker, die es als heilige Gottesversammlung umlagern. Jesaja Jes 29 4 5 12 Während im Alten Bunde Gott nur bei der Bundeslade gegenwärtig war, ist jetzt die Scheidewand des Allerheiligsten gefallen, Sion und die ganze heilige Völkerversammlung ist durch das Symbol der Gegenwart Gottes zum Allerheiligsten geworden. Jesaja Jes 29 4 5 13 Dieser Schutz wird V. 6 näher beschrieben. Jesaja Jes 29 4 6 Et tabernaculum erit in umbraculum diei ab æstu, et in securitatem, et absconsionem a turbine, et a pluvia. Und ein Gezelt wird da sein zum Schatten bei Tage gegen die Hitze und zur Zuflucht und zum Verbergen vor Unwetter und Regen.¹⁴ Jesaja Jes 29 4 6 14 Auch dem neuen Gottesvolke werden schlimme Feinde auflauern, deren Angriffe der sengenden Gluthitze, dem Gewittersturme und dem überschwemmenden Regen verglichen werden. Doch machtlos prallen sie alle ab vom Gezelte Gottes. Vergl. [Mt 16,18]. So sind die fortdauernde Gnadengegenwart Gottes, die derselben entsprechende und der Kirche wesentlich bleibende Heiligkeit und die Unüberwindlichkeit als Kennzeichen der Kirche genannt. Jesaja Jes 29 0 1 G. Gleichnislied vom Weinberge. (V. 7) Anwendung des Gleichnisses: H. Wehe den Habsüchtigen und üppigen Lebemännern. (V. 17) J. Wehe den hochmütigen Verächtern Gottes und den ungerechten Richtern. (V. 23) K. Verwüstung des Weinberges. Jesaja Jes 29 5 1 Cantabo dilecto meo canticum patruelis mei vineæ suæ. Vinea facta est dilecto meo in cornu filio olei. Ich will meinem Geliebten singen, ein Lied meines Geliebten von seinem Weinberge.¹ Mein Geliebter hatte einen Weinberg auf einem fruchtbaren Hügel.² [Jer 2,21] Jesaja Jes 29 5 1 1 Der Prophet ist als vertrauter Freund Gottes Mitwisser seiner Gedanken. Er singt, was er von Gott gehört, und seine Rede gilt dem Preise des Geliebten, des Herrn der Heerscharen. Jesaja Jes 29 5 1 2 Eigentlich auf einem Horne, einem einzeln aufragenden Hügel. Jesaja Jes 29 5 10 Decem enim jugera vinearum facient lagunculam unam, et triginta modii sementis facient modios tres. Denn zehn Morgen Weinberg sollen nur ein Maß geben und dreißig Scheffel Aussaat nur drei Scheffel bringen.¹¹ Jesaja Jes 29 5 10 11 Entsprechend V. 8 ist die Strafe zweiteilig, über Häuser und Äcker. Die Drohworte V. 9, 10 klingen in den Ohren des Propheten deutlich. Ein Morgen ist ein Stück Land, das ein Paar Ochsen an einem Tage umpflügen kann, zehnmal soviel Land sollte ein Bath Wein einbringen. (Ein Bath hat etwa 39 Liter.) Die Ernte soll nur den zehnten Teil (Epha) der Aussaat (Chomer) eintragen. Jesaja Jes 29 5 11 Væ qui consurgitis mane ad ebrietatem sectandam, et potandum usque ad vesperam, ut vino æstuetis. Wehe euch, die ihr früh aufsteht,¹² um euch der Trunkenheit zu ergeben und zu zechen bis zum Abend, dass ihr vom Weine glühet! Jesaja Jes 29 5 11 12 Zeichen besonderer Schwelgerei. Vergl. [Sir 10,16; Apg 2,15]. Und wie lange halten sie bei der Ausschweifung aus! Jesaja Jes 29 5 12 Cithara, et lyra, et tympanum, et tibia, et vinum in conviviis vestris: et opus Domini non respicitis, nec opera manuum ejus consideratis. Zither und Laute, Pauke, Flöte und Wein sind bei euern Gelagen; aber auf des Herrn Tun achtet ihr nicht und auf die Werke seiner Hände seht ihr nicht.¹³ Jesaja Jes 29 5 12 13 Sie leben lustig in den Tag hinein; Gedanken an die Zeichen der Zeit, Gottes Walten in Israels Geschichte, seine Gebote, seine Mahnungen und Drohungen durch die Propheten lässt der Taumel ihres Lebens nicht zu. Jesaja Jes 29 5 13 Propterea captivus ductus est populus meus, quia non habuit scientiam, et nobiles ejus interierunt fame, et multitudo ejus siti exaruit. Deshalb wird mein Volk gefangen weggeführt, weil es keine Einsicht hatte, und seine Vornehmen sterben vor Hunger, seine Menge verschmachtet vor Durst.¹⁴ Jesaja Jes 29 5 13 14 Die frivole Lustigkeit wird durch die Trauer und das Elend der Gefangenschaft gestraft, die Gastereien durch bitteren Mangel. Hebr.: Seine Herrlichkeit wird zu Leuten des Hungers, seine Menge zu Durstdurchglühten. Doch entspricht die Vulgata mehr dem Sinne. Jesaja Jes 29 5 14 Propterea dilatavit infernus animam suam, et aperuit os suum absque ullo termino: et descendent fortes ejus, et populus ejus, et sublimes, gloriosique ejus ad eum. Daher dehnt die Unterwelt ihre Gier aus und sperrt ihren Schlund auf ohne Maß und hinunter zu ihr fahren seine Helden und sein Volk, seine Großen und seine Herrlichen.¹⁵ Jesaja Jes 29 5 14 15 Die Personifikation des Totenreiches, das unersättlich seine Opfer verschlingt, macht die Drohung nachdrücklich und das gewählte Bild ist geeignet, den Schwelgern Furcht einzuflößen. Hebr.: und hinunterfährt sein Prunk und sein Getümmel und sein Getöse und der Jubelnde in ihm. Seine Jerusalems und Judas. Jesaja Jes 29 5 15 Et incurvabitur homo, et humiliabitur vir, et oculi sublimium deprimentur. Und hinab zu ihr werden die Menschen gebeugt und erniedrigt die Männer und die Stolzen werden gedemütigt. Jesaja Jes 29 5 16 Et exaltabitur Dominus exercituum in judicio, et Deus sanctus sanctificabitur in justitia. Aber der Herr der Heerscharen wird im Gericht erhöht und Gott, der Heilige, erweist sich heilig in Gerechtigkeit.¹⁶ Jesaja Jes 29 5 16 16 Gott erweist sich als den Heiligen, indem er, Gerechtigkeit übend, die Sünder züchtigt und vertilgt, und die Zeugen seiner Gerechtigkeit preisen Gott. Jesaja Jes 29 5 17 Et pascentur agni juxta ordinem suum, et deserta in ubertatem versa advenæ comedent. Und die Lämmer weiden nach ihrer Weise und verödete Stätten, die wieder fruchtbar geworden, zehren Fremde auf.¹⁷ Jesaja Jes 29 5 17 17 Die schwelgerischen Bewohner sind hinweggerafft, die stolzen Städte zerstört. So ist das Land zur Öde und zum Weidland geworden, das Fremde von ihren Herden abweiden lassen. Jesaja Jes 29 5 18 Væ qui trahitis iniquitatem in funiculis vanitatis, et quasi vinculum plaustri peccatum. Wehe euch,¹⁸ die ihr an dem Unrecht zieht mit den Stricken des Truges, und wie ein Wagenseil ist die Sünde!¹⁹ Jesaja Jes 29 5 18 18 Das folgende Weh, das dritte in der Reihenfolge, trifft die frivolen Spötter, die sich über die Drohweissagungen lustig machten und selbst Worte des Propheten höhnisch nachsprachen. Jesaja Jes 29 5 18 19 Der ungläubige Spott bildet die Stricke des Truges, indem sie sich selbst belügen gegen bessere Einsicht; mit diesen Stricken sind sie an das Unrecht gebunden und unzerreißbar, wie das Wagenseil für das Zugtier, wird für sie die Sünde, weil ihre frevle Gesinnung des Spottes gegen das Heilige eine Besserung unmöglich macht. Das zweite Glied kann im Hebr. auch heißen: und mit Wagenseilen an die Sünde. Jesaja Jes 29 5 19 Qui dicitis: Festinet, et cito veniat opus ejus, ut videamus: et appropiet, et veniat consilium sancti Israel, et sciemus illud. Die ihr sprecht: Es eile und schnell komme sein Werk,²⁰ dass wir es sehen; es nahe sich und trete ein der Ratschluss des Heiligen Israels, dass wir ihn erfahren! Jesaja Jes 29 5 19 20 Der Tag des Herrn. Jesaja Jes 29 5 2 Et sepivit eam, et lapides elegit ex illa, et plantavit eam electam, et ædificavit turrim in medio ejus, et torcular exstruxit in ea: et exspectavit ut faceret uvas, et fecit labruscas. Und er umzäunte ihn, las die Steine aus demselben heraus und bepflanzte ihn mit edlen Reben, baute einen Turm mitten in ihm und richtete eine Kelter in ihm her³ und erwartete, dass er Trauben brächte; aber er brachte Herlinge. Jesaja Jes 29 5 2 3 Lage und Bodenbeschaffenheit waren günstig gewählt. Dazu kommt noch die besondere Sorgfalt und Mühe des Besitzers. Einen Turm baute er für den Wächter und hieb im Felsengrunde eine Kelter aus. Jesaja Jes 29 5 20 Væ qui dicitis malum bonum, et bonum malum: ponentes tenebras lucem, et lucem tenebras: ponentes amarum in dulce, et dulce in amarum. Wehe euch, die ihr das Böse gut und das Gute bös nennt, die ihr Finsternis zu Licht²¹ und Licht zu Finsternis, bitter zu süß und süß zu bitter macht!²² Jesaja Jes 29 5 20 21 Das sittlich Gute heißt Licht, weil es von Gott, dem Lichte, stammt, deshalb heilig wie beseligend ist, zu Gott führt und Licht ausbreitet über die dunkeln Lebensfragen. Jesaja Jes 29 5 20 22 Theorie und Wissenschaft soll der Praxis zu Ehren helfen. Jesaja Jes 29 5 21 Væ qui sapientes estis in oculis vestris, et coram vobismetipsis prudentes. Wehe euch, die ihr weise in euern eigenen Augen und vor euch selbst klug seid!²³ [Spr 3,7; Röm 12,16] Jesaja Jes 29 5 21 23 Gottvertrauen und Lebensbesserung als Mittel zum Siege erscheint ihnen töricht, sie vertrauen nur auf die Hilfe der Heiden. Jesaja Jes 29 5 22 Væ qui potentes estis ad bibendum vinum, et viri fortes ad miscendam ebrietatem. Wehe euch, die ihr Helden seid im Weintrinken und tapfere Männer, wenn es gilt, berauschendes Getränk zu mischen,²⁴ Jesaja Jes 29 5 22 24 Ihre Heldenkraft zeigen sie beim Zechen, ihre Tätigkeit in der Kunst, Wein genussreich zu machen. Jesaja Jes 29 5 23 Qui justificatis impium pro muneribus, et justitiam justi aufertis ab eo. die ihr den Bösewicht schuldlos erklärt für Geschenke und dem Gerechten sein Recht entzieht. Jesaja Jes 29 5 24 Propter hoc, sicut devorat stipulam lingua ignis, et calor flammæ exurit: sic radix eorum quasi favilla erit, et germen eorum ut pulvis ascendet. Abjecerunt enim legem Domini exercituum, et eloquium sancti Israel blasphemaverunt. Darum, wie des Feuers Zunge Stoppeln frisst und der Flamme Glut sie verzehrt, so soll ihre Wurzel zu Asche werden und ihr Spross wie Staub auffliegen;²⁵ denn sie haben das Gesetz des Herrn der Heerscharen verworfen und den Ausspruch des Heiligen Israels gelästert.²⁶ Jesaja Jes 29 5 24 25 Wenn Wurzel und Schössling zerstört sind, ist es aus mit allem. Das Feuer kennzeichnet wie die Gründlichkeit, so auch die Leichtigkeit und Schnelligkeit des Gerichtes. Jesaja Jes 29 5 24 26 Das vorausgehende sechsfache Weh bildet dazu eine Erläuterung. Der Hinweis auf die Verschuldung kehrt immer wieder, ob er vielleicht, wie der Tropfen den Stein höhlt, endlich auf die harten Herzen Eindruck macht. Jesaja Jes 29 5 25 Ideo iratus est furor Domini in populum suum, et extendit manum suam super eum, et percussit eum: et conturbati sunt montes, et facta sunt morticina eorum quasi stercus in medio platearum. In his omnibus non est aversus furor ejus, sed adhuc manus ejus extenta. Deshalb ist der Zorn des Herrn wider sein Volk ergrimmt; er streckt seine Hand über dasselbe aus und schlägt es, dass die Berge beben und ihre Leichen wie Kot inmitten der Straßen liegen.²⁷ Und bei alledem hat sich sein Grimm nicht abgewendet, sondern seine Hand bleibt noch ausgestreckt. Jesaja Jes 29 5 25 27 Symbol der mächtig waltenden und rächenden Gerechtigkeit ist die ausgestreckte Hand, mit der einst der Herr sein Volk den ägyptischen Bedrängern entrissen. Der Schlag der Hand besteht in einer gewaltigen Niederlage, wie sie der syrisch-ephraimitische Krieg [2Chr 28,6], die assyrischen und später die chaldäischen Feldzüge über Juda brachten. Jesaja Jes 29 5 26 Et elevabit signum in nationibus procul, et sibilabit ad eum de finibus terræ: et ecce festinus velociter veniet. Und er wird für die Völker in der Ferne ein Panier erheben²⁸ und wird ihn herbeirufen von den Enden der Erde, und siehe, eilends kommt er alsbald.²⁹ Jesaja Jes 29 5 26 28 Auf hohen Bergen wurden in Kriegen Fahnen aufgesteckt, um die Richtung des Heereszuges oder den Sammelort anzugeben. Jesaja Jes 29 5 26 29 Wie der Bienenwärter den Bienen nur zu zischen, sie zu locken braucht, und sie schwirren zahllos heran und in größter Eile. Vergl. [Dtn 28,49]. Die Spötter riefen: Er eile; der Prophet gibt ihnen das Wort zurück. Jesaja Jes 29 5 27 Non est deficiens, neque laborans in eo: non dormitabit, neque dormiet, neque solvetur cingulum renum ejus, nec rumpetur corrigia calceamenti ejus. Kein Schwacher oder Kranker ist unter ihnen; er schlummert und schläft nicht, der Gürtel seiner Lenden löst sich nicht noch zerreißt ein Riemen seines Schuhes.³⁰ Jesaja Jes 29 5 27 30 So sorgt Gott gleichsam jetzt für die Feinde. Vergl. [Dtn 29,5]. Selbst die Kleidung ist ein Abbild er Unverwüstlichkeit. Jesaja Jes 29 5 28 Sagittæ ejus acutæ, et omnes arcus ejus extenti. Ungulæ equorum ejus ut silex, et rotæ ejus quasi impetus tempestatis. Seine³¹ Pfeile sind geschärft und alle seine Bogen gespannt. Seiner Rosse Hufe sind wie Kiesel³² und seine Räder³³ wie Sturmesbrausen. Jesaja Jes 29 5 28 31 Des Feindes. Jesaja Jes 29 5 28 32 Da die Rosse der Alten nicht beschlagen waren, war ein harter Huf besonders notwendig. Jesaja Jes 29 5 28 33 Kriegswagen. Jesaja Jes 29 5 29 Rugitus ejus ut leonis, rugiet ut catuli leonum: et frendet, et tenebit prædam: et amplexabitur, et non erit qui eruat. Sein Gebrüll ist wie das Gebrüll des Löwen,³⁴ er brüllt wie junge Löwen; er knirscht und fasst die Beute, hält sie und niemand kann sie ihm entreißen. Jesaja Jes 29 5 29 34 Der Löwe ist das Bild der unwiderstehlichen Macht, die bei aller Wildheit noch eine gewisse erhabene Majestät des Schreckens um sich verbreitet. Das Unwiderstehliche und Allgemeine bringt noch insbesondere V. 30 zum Ausdruck. Jesaja Jes 29 5 3 Nunc ergo habitatores Jerusalem, et viri Juda, judicate inter me et vineam meam. Nun also, ihr Bewohner von Jerusalem, ihr Männer von Juda, richtet zwischen mir und meinem Weinberge!⁴ Jesaja Jes 29 5 3 4 Schon [Jes 3,14] spricht Isaias von dem Volke als einem Weinberge. Jerusalem und Juda werden zum Schiedsrichteramt berufen, sie sollen sich selbst das Urteil sprechen. Jesaja Jes 29 5 30 Et sonabit super eum in die illa sicut sonitus maris: aspiciemus in terram, et ecce tenebræ tribulationis, et lux obtenebrata est in caligine ejus. Es braust über selbes an jenem Tage, wie Meerestosen. Wir schauen auf das Land, siehe da Finsternis der Drangsal und das Licht ist erloschen in deren Dunkel.³⁵ Jesaja Jes 29 5 30 35 Die Gleichnisrede bringt symbolisch den ganzen Verlauf der Geschichte des auserwählten Volkes zur Darstellung: es ist die Verwerfung der treulosen Synagoge ausgedrückt. An der Herbeiführung dieses Ergebnisses beteiligen sich die Weltmächte nacheinander, Assyrier, Babylonier, Römer, die es endlich durch Zerstörung des Tempels zum Abschluss bringen. Jesaja Jes 29 5 4 Quid est quod debui ultra facere vineæ meæ, et non feci ei? an quod exspectavi ut faceret uvas, et fecit labruscas? Was ist es, was ich meinem Weinberge noch hätte tun sollen und nicht getan habe? Oder warum⁵ habe ich erwartet, dass er Trauben brächte, und er hat Herlinge gebracht? Jesaja Jes 29 5 4 5 Warum brachte er, da ich doch mit triftigem Grunde Trauben erwarten konnte und musste, Herlinge? Jesaja Jes 29 5 5 Et nunc ostendam vobis quid ego faciam vineæ meæ, auferam sepem ejus, et erit in direptionem: diruam maceriam ejus, et erit in conculcationem. So will ich euch nun verkünden, was ich meinem Weinberge tun werde: Wegnehmen werde ich seinen Zaun, dass er verwüstet werde, niederreißen seine Mauer, dass er zertreten werde. Jesaja Jes 29 5 6 Et ponam eam desertam: non putabitur, et non fodietur: et ascendent vepres et spinæ: et nubibus mandabo ne pluant super eam imbrem. Und ich will ihn wüste machen; nicht soll er beschnitten und nicht umgegraben werden, Disteln und Dornen sollen ihn überwuchern und den Wolken werde ich gebieten, dass sie keinen Regen auf ihn fallen lassen.⁶ Jesaja Jes 29 5 6 6 Ist das schützende Gehege und die Mauer entfernt, so verwüsten die wilden Tiere den Weinberg. Vergl. [Hld 2,15]. Wie den Schutz, so entzieht der Herr ihm auch jede sonstige Sorge, daher zuerst das Allgemeine: Ich will ihn wüste machen, dann das einzelne, was ihn in diesen Zustand bringt. Er nimmt der Rebe die Sorge und verschließt den Himmel. Das Zeichen des Fluches, Dornen und Disteln, überwuchert ihn. Jesaja Jes 29 5 7 Vinea enim Domini exercituum domus Israel est: et vir Juda germen ejus delectabile: et exspectavi ut faceret judicium, et ecce iniquitas: et justitiam, et ecce clamor. Denn⁷ der Weinberg des Herrn der Heerscharen ist das Haus Israel und die Männer Judas seine liebliche Pflanzung.⁸ Ich erwartete, dass er Recht übte, und siehe, er tat Unrecht; dass er Gerechtigkeit übte, und siehe, da war Jammergeschrei.⁹ Jesaja Jes 29 5 7 7 Der Gesamtheit der Parabel hat sich verwirklicht und soll sich noch verwirklichen, denn der Weinberg ist das gesamte Israel. Jesaja Jes 29 5 7 8 Neben Israel wird Juda noch insbesondere als Pflanzung seiner Ergötzung hervorgehoben. Jesaja Jes 29 5 7 9 Das Jammergeschrei der unterdrückten und misshandelten Armen, denen Gerechtigkeit vorenthalten ist. Jesaja Jes 29 5 8 Væ qui conjungitis domum ad domum, et agrum agro copulatis usque ad terminum loci: numquid habitabitis vos soli in medio terræ? Wehe euch, die ihr Haus an Haus reihet und Acker zu Acker fügt, bis kein Platz mehr bleibt! Wollt ihr denn allein wohnen inmitten des Landes?¹⁰ Jesaja Jes 29 5 8 10 Gegen [Lev 25,25ff]. Hebr.: bis kein Platz mehr da ist und bis ihr wohnen gemacht werdet allein im Lande. Jesaja Jes 29 5 9 In auribus meis sunt hæc, dicit Dominus exercituum. Nisi domus multæ desertæ fuerint grandes, et pulchræ absque habitatore. Dies kam zu meinen Ohren, spricht der Herr der Heerscharen. Wahrlich, die vielen Häuser sollen öde werden, die großen und schönen ohne Bewohner sein! Jesaja Jes 29 0 1 Die Berufungsvision. (Kap. 6) A. Beschreibung der Theophanie. (V. 4) B. Isaias Einführung ins Prophetenamt. (V. 7) C. Gegenstand und Erfolg der Sendung. Jesaja Jes 29 6 1 In anno, quo mortuus est rex Ozias, vidi Dominum sedentem super solium excelsum et elevatum: et ea, quæ sub ipso erant, replebant templum: Im Jahre, in dem der König Ozias starb,¹ sah ich den Herrn auf einem hohen und erhabenen Throne sitzen² und das, was unter ihm war,³ erfüllte den Tempel.⁴ Jesaja Jes 29 6 1 1 757 v. Chr. (nach anderen anders). Jesaja Jes 29 6 1 2 Als König des Weltalls. Jesaja Jes 29 6 1 3 Hebr.: Seine Schleppen. Das Prachtgewand Gottes wallte hernieder und bedeckte die Stufen des Thrones und, soweit der Prophet schaute, den Boden des Heiligtums. Jesaja Jes 29 6 1 4 Während Isaias im Tempel betet, schaut er den himmlischen Palast Gottes, dessen Abbild jener ist. Jesaja Jes 29 6 10 Excæca cor populi hujus, et aures ejus aggrava: et oculos ejus claude: ne forte videat oculis suis, et auribus suis audiat, et corde suo intelligat, et convertatur, et sanem eum. Verblende das Herz dieses Volkes, verhärte seine Ohren und schließ ihm die Augen, dass es nicht etwa mit seinen Augen sehe und mit seinen Ohren höre und mit seinem Herzen verstehe und sich bekehre, und ich es heile. Jesaja Jes 29 6 11 Et dixi: Usquequo Domine? Et dixit: Donec desolentur civitates absque habitatore, et domus sine homine, et terra relinquetur deserta. Da sprach ich: Bis wann, Herr?¹⁹ Er entgegnete: Bis die Städte verödet sind ohne Bewohner und die Häuser ohne Menschen und das Land verödet und verlassen. Jesaja Jes 29 6 11 19 Der Prophet weiß, dass dieses Gericht der Strafe und Verstockung nur ein vorübergehendes sein kann. Jesaja Jes 29 6 12 Et longe faciet Dominus homines, et multiplicabitur quæ derelicta fuerat in medio terræ. Und der Herr wird die Menschen wegführen in die Ferne und groß wird die Verlassenheit sein inmitten des Landes.²⁰ Jesaja Jes 29 6 12 20 Das Volk ist reif für das [Lev 26,31] angedrohte Gericht. Jesaja Jes 29 6 13 Et adhuc in ea decimatio, et convertetur, et erit in ostensionem sicut terebinthus, et sicut quercus, quæ expandit ramos suos: semen sanctum erit id, quod steterit in ea. Und ist daselbst noch ein Zehnteil, so wird es wiederkehren²¹ und zur Schau sein wie eine Terebinthe und wie eine Eiche, die ihre Äste²² ausbreitet; ein heiliger Same wird sein, was daselbst übrigbleibt. Jesaja Jes 29 6 13 21 Der lateinische Text ist hier aus der alten Übersetzung beibehalten. Den Sinn gibt die Übersetzung in Übereinstimmung mit dem Hebr. und Griech. wieder. Jesaja Jes 29 6 13 22 Ihre abgestorbenen Äste. Hebr.: Und ist darin noch ein Zehnteil, so fällt auch dieses der Vernichtung anheim, gleich der Terebinthe und gleich der Eiche, von welcher beim Fällen ein Wurzelstumpf bleibt ein heiliger Same ist sein Wurzelstock. Sion wird durch Gericht erlöst. [Jes 1,27] Jesaja Jes 29 6 2 Seraphim stabant super illud: sex alæ uni, et sex alæ alteri: duabus velabant faciem ejus, et duabus velabant pedes ejus, et duabus volabant. Seraphim standen oberhalb desselben; sechs Flügel hatte ein jeder; mit zweien verhüllten sie ihr Angesicht, mit zweien verhüllten sie ihre Füße und mit zweien flogen sie.⁵ Jesaja Jes 29 6 2 5 Dies ist die einzige Stelle der Heiligen Schrift, in welcher die Seraphim erwähnt werden. Die etymologische Bedeutung von Seraphim ist nicht sicher; wahrscheinlich: die Hohen, Erhabenen. Sie schweben über dem Gewande Gottes. Die Engel erscheinen in menschlicher Gestalt, da diese die würdigste ist für Geister. Die Flügel zeigen an, dass sie als Geister über die Gesetze der Materie erhaben sind. Ihre Haltung ist die der größten Ehrfurcht von der göttlichen Majestät. Zwei Flügel schwingen sie zum Zeichen ihres Geisteslebens, das sich auch durch den Preis Gottes kundgibt, und zum Ausdruck ihrer Bereitwilligkeit gegen Gottes Befehle. Jesaja Jes 29 6 3 Et clamabant alter ad alterum, et dicebant: Sanctus, sanctus, sanctus, Dominus Deus exercituum, plena est omnis terra gloria ejus. Und sie riefen einer dem andern zu⁶ und sprachen: Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der Gott der Heerscharen; die ganze Erde ist voll seiner Herrlichkeit!⁷ [Offb 4,8] Jesaja Jes 29 6 3 6 Nicht etwa nur zwei Seraphim, sondern viele, wohl in zwei Chören. Jesaja Jes 29 6 3 7 Der Lobgesang schildert Gott in sich und in seinem Verhältnisse zur Welt. Als heiliger Gott will er Gerechtigkeit üben. Das dreimalig Heilig ist ein Hinweis auf die göttliche Dreifaltigkeit (hl. Väter, griech. wie latein.); damit ist indes nicht gemeint, dass Isaias dies erkannte. Jesaja Jes 29 6 4 Et commota sunt superliminaria cardinum a voce clamantis, et domus repleta est fumo. Da erbebten die Oberschwellen der Türangeln⁸ vor ihrem lauten Rufen und der Tempel ward von Rauch⁹ erfüllt. Jesaja Jes 29 6 4 8 Hebr.: Die Grundfesten der Schwellen, d.i. der Tempel bis in seine Grundfesten. Jesaja Jes 29 6 4 9 Zeichen der Gotteserscheinung [Gen 15,17; Ex 19,9.16.18; Ex 20,18; Ex 24,16] und [1Kön 8,10]. Ebenso musste der Hohepriester, wenn er das Allerheiligste betrat, die Bundeslade mit einer Rauchwolke einhüllen. Jesaja Jes 29 6 5 Et dixi: Væ mihi, quia tacui, quia vir pollutus labiis ego sum, et in medio populi polluta labia habentis ego habito, et regem Dominum exercituum vidi oculis meis. Da sprach ich: Wehe mir,¹⁰ dass ich geschwiegen habe;¹¹ denn ich bin ein Mann unrein von Lippen¹² und wohne inmitten eines Volkes, das unreine Lippen hat,¹³ und ich habe den König, den Herrn der Heerscharen, mit meinen Augen geschaut! Jesaja Jes 29 6 5 10 Ähnlich [Dan 7,15; Dan 8,18; Dan 10,7] und Johannes [Offb 1,17]. Jesaja Jes 29 6 5 11 Hebr. besser: Ich bin ein Kind des Todes. Vergl. [Ex 33,20]. Das Lateinische hat den Sinn: Weil ich es geschehen ließ, d.i. meine Augen nicht abwandte. Jesaja Jes 29 6 5 12 Und vermag nicht in den Gesang der Seraphim einzustimmen. Jesaja Jes 29 6 5 13 Dem demütigen Bekenntnisse folgt die Erhöhung von Seiten Gottes; was Isaias beklagt hat, wird geheilt. Jesaja Jes 29 6 6 Et volavit ad me unus de Seraphim, et in manu ejus calculus, quem forcipe tulerat de altari. Da flog einer von den Seraphim zu mir, einen glühenden Stein in seiner Hand, den er mit der Zange vom Altare genommen hatte.¹⁴ Jesaja Jes 29 6 6 14 Auf dem Rauchopferaltare wurde das Räucherwerk durch Ausschütten auf Kohlen und erhitzte Steine verbrannt. Die Vision schließt sich auch hier an die gegebenen Verhältnisse an. Feuer ist das Element der Reinigung und Läuterung. Einen ähnlichen Akt wie hier der Seraph nimmt Gott selbst bei der Berufung des Jeremias vor. [Jer 1,19] Jesaja Jes 29 6 7 Et tetigit os meum, et dixit: Ecce tetigit hoc labia tua, et auferetur iniquitas tua, et peccatum tuum mundabitur. Und er berührte meinen Mund und sprach: Siehe, dies hat deine Lippen berührt, so wird deine Ungerechtigkeit hinweggenommen und deine Sünde gesühnt. Jesaja Jes 29 6 8 Et audivi vocem Domini dicentis: Quem mittam? et quis ibit nobis? Et dixi: Ecce ego, mitte me. Und ich hörte die Stimme des Herrn, welcher sprach: Wen soll ich senden?¹⁵ und wer wird für uns¹⁶ gehen? Da sprach ich: Siehe, hier bin ich, sende mich!¹⁷ Jesaja Jes 29 6 8 15 Die Frage des Herrn trägt der Freiheit des Menschen Rechnung. Jesaja Jes 29 6 8 16 Uns Andeutung der Mehrpersönlichkeit Gottes. Jesaja Jes 29 6 8 17 Der Seher ist bereit zu gehen, doch weiß er, dass er der Sendung bedarf, will er der unterstützenden Gnade Gottes sicher sein. Die Sendung macht den Propheten. Vergl. [Dtn 18,18]. Jesaja Jes 29 6 9 Et dixi: Vade, et dices populo huic: Audite audientes, et nolite intelligere: et videte visionem, et nolite cognoscere. Er sprach: Gehe hin und sage diesem Volke: Höret immerfort und verstehet nicht! Sehet immerfort und erkennet nicht!¹⁸ Jesaja Jes 29 6 9 18 Damit wird dem Propheten die Art seines Berufes gekennzeichnet. Seine Predigt wird bei dem weitgrößten Teil des Volkes Verstockung bewirken: Sie sollen hören, doch der Wirkung des Wortes schieben sie stets einen Riegel vor. Der Misserfolg soll den Propheten nicht in seinem Amte lässig machen. Gott will, dass der Mensch frei sei zum Guten und zum Bösen, und soweit liegt das Böse auch innerhalb der Absichten Gottes; dies ist es, was die Heilige Schrift sagen will, wenn sie den üblen Erfolg als gewollten und beabsichtigten hinstellt. Was für die Zeit des Isaias, gilt auch für die Predigt des Herrn: sie treibt die Ungläubigen noch tiefer in den Unglauben. Vergl. [Apg 28,25]. Jesaja Jes 29 0 1 2. Zweite Reihe der Prophezeiungen. (Kap. 7-12) A. Erster Abschnitt. (7,1-25) a. Der Plan der Feinde wird keinen Bestand haben. (V. 9) b. Das Gotteszeichen: Emanuel, der Sohn der Jungfrau. (V. 16) c. Die seitens der Assyrier bevorstehenden Heimsuchungen. Jesaja Jes 29 7 1 Et factum est in diebus Achaz filii Joathan, filii Oziæ regis Juda, ascendit Rasin rex Syriæ, et Phacee, filius Romeliæ rex Israel, in Jerusalem, ad prliandum contra eam: et non potuerunt debellare eam. Und¹ es geschah in den Tagen Achaz',² des Sohnes Joathans, des Sohnes des Ozias, des Königs von Juda, zogen Rasin, der König von Syrien, und Phakee, der Sohn Romelias, der König von Israel, heran gegen Jerusalem, um dasselbe anzugreifen; aber sie vermochten es nicht zu erobern.³ Jesaja Jes 29 7 1 1 Zwischen Ozias und Achaz liegen sechzehn Jahre. Isaias hat Während derselben den Befehl des Herrn erfüllt. Jesaja Jes 29 7 1 2 Rasin und Phakee haben es auf den Sturz der davidischen Dynastie abgesehen und rüsten sich nach den [2Kön 16,6] und [2Chr 28,5.6] berichteten Siegen zum letzten Entscheidungskampfe. Jesaja Jes 29 7 1 3 Vorgreifende Darlegung des Resultates. (Cyr., Al., Ephr.) Jesaja Jes 29 7 10 Et adjecit Dominus loqui ad Achaz, dicens: Und der Herr redete weiter¹⁷ zu Achaz und sprach: Jesaja Jes 29 7 10 17 Achaz hat des Propheten Wort mit kaltem Schweigen aufgenommen. Es hat seinen Unglauben nur zur Betätigung gereizt. Jetzt bietet ihm die zuvorkommende Gnade ein Mittel an, das seine äußeren Sinne treffen und so mit Macht auf seinen inneren Menschen wirken soll. Jesaja Jes 29 7 11 Pete tibi signum a Domino Deo tuo in profundum inferni, sive in excelsum supra. Erbitte dir ein Zeichen von dem Herrn, deinem Gotte, es sei in der Tiefe unten oder in der Höhe oben.¹⁸ Jesaja Jes 29 7 11 18 Gott will den um die Erforschung der Zukunft durch die Götzen sich so eifrig bemühenden Achaz an sich heranziehen. Gott versichert von neuem, dass er helfen will, und bietet dem Könige einen handgreiflichen Beweis seiner Macht, der ein reales Unterpfand für die Zukunft sein soll. Die Bedeutung des Anerbietens ist dem Könige aus Israels Geschichte (Moses [Ex 4,8] Saul, Gedeon [Ri 6,17]) klar. Es wird ihm die Wahl eines Wunders vom Erdinnern bis zum gestirnten Himmel hinauf anheimgegeben. Jesaja Jes 29 7 12 Et dixit Achaz: Non petam, et non tentabo Dominum. Achaz aber erwiderte: Ich werde um keines bitten und den Herrn nicht versuchen.¹⁹ Jesaja Jes 29 7 12 19 Das Maß des Vertrauens auf Gott sind seine Verheißungen. Wer zweifelt, ob Gott sich als treu erweisen wird, oder wer aus Vermessenheit mehr verlangt, als nach Gottes Gesetz und Offenbarung erwartet werden darf, versucht Gott. Jesaja Jes 29 7 13 Et dixit: Audite ergo domus David: Numquid parum vobis est, molestos esse hominibus, quia molesti estis et Deo meo? Da sprach er:²⁰ So höret denn, Haus Davids!²¹ Ist es euch zu wenig, Menschen lästig zu sein, dass ihr auch meinem Gott lästig seid?²² Jesaja Jes 29 7 13 20 Das Verhalten des Propheten weist auf vollen Unglauben auf Seiten Achaz hin. Jesaja Jes 29 7 13 21 Träger der Verheißungen. Jesaja Jes 29 7 13 22 Nicht nur den Propheten weist Achaz ab, sondern Gott selbst, der jenen gesandt. Dieser Unglaube ermüdet Gott, bricht seine Geduld und Langmut. Zudem hat ja Gott seine Treue dafür verpfändet, dass das Haus Davids gerettet werden soll, und diese Hilfe wird zurückgewiesen? Jesaja Jes 29 7 14 Propter hoc dabit Dominus ipse vobis signum. Ecce virgo concipiet, et pariet filium, et vocabitur nomen ejus Emmanuel. Deswegen wird der Herr selbst euch ein Zeichen geben:²³ Siehe, die Jungfrau²⁴ wird empfangen und einen Sohn gebären und man wird seinen Namen Emanuel nennen.²⁵ Jesaja Jes 29 7 14 23 Warum der Herr selbst ein Zeichen geben will, liegt im Hause David und in der versuchten Abweisung seiner Hilfe. Das Haus David darf den Anschlägen der Feinde nicht zum Opfer fallen und ausgerottet werden, zur Bezeugung dieses Ratschlusses will Gott das durchschlagende Zeugnis geben: es ist der Messias selbst, der aus dem Hause Davids stammen soll. Und da die Widerwilligen ihn mit seiner Hilfe abweisen, reizen sie ihn, ihnen recht augenfällig zu zeigen, dass er allein auf die Weise, die ihm gut scheint, retten werde. Daher gibt er ein Zeichen, das freilich die Verstockten noch mehr in die Verstockung hineintreiben mag. Jesaja Jes 29 7 14 24 Hebr.: Siehe, die Jungfrau ist schwanger und ist gebärend einen Sohn und nennt seinen Namen Emanuel. Der Name Emanuel kehrt [Jes 8,8.10] wieder: der Assyrier wird zugrunde gehen, weil er das Land des Emanuel angreift, ebenso wie alle gottesfeindlichen Mächte. Ebenso [Jes 9,6] wo er als Friedensfürst und Sieger über seine Feinde geschildert wird. Emanuel ist also der Messias. [Gen 16,11] spricht der Engel zu der bereits schwangeren Agar: Siehe, du schwanger und seinen Sohn gebärend. Ähnlich [Jes 38,24. Ri 13,7] aber werden dieselben Worte von dem zukünftigen Zustande gebraucht. Es ist ferner bei den Propheten Sitte, durch die Partikel Siehe Weissagungen der Zukunft einzuleiten und so der Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer zu empfehlen. Auf die Zukunft weist auch die Einleitung: der Herr wird ein Zeichen geben. Dass aber die Ankündigung des zukünftigen Zeichens und dessen von Gott gewollter Beziehung zur Rettung Judas jetzt gerade in diesem kritischen Moment vor sich geht und dass sie von einem beglaubigten und anerkannten Propheten gegeben wird, darin liegt das Bedeutungsvolle für die Gegenwart und dadurch wird das zukünftige Ereignis ein Unterpfand für die Gegenwart, das freilich, um erfasst zu werden, Glauben voraussetzt. Dass ein Zeichen, das in der Zukunft erst erfüllt werden soll, als Bekräftigung für die Wahrheit und Sicherheit einer Aussage dienen soll, geschieht hier nicht zum ersten Male, sondern ist bereits mehr denn einmal geschehen. [Ex 3,12; 1Sam 2,34; 1Sam 10,1; 2Kön 19,29] Das zukünftige Zeichen stellt Gottes energischen Willen einzugreifen in das hellste Licht, da es eine herrliche Offenbarung seiner Vorsehung, Weisheit und Allwissenheit ist. Der eigentliche technische Ausdruck für Jungfrau ist im Hebräischen Bethula, während hier Haalma (die Jungfrau) steht. Vergleicht man indes dieses Wort an den Stellen, wo es sich findet [Gen 24,43; Ex 2,8; Hld 6,7; Ps 67,26] so hat es überall in der Heiligen Schrift diese gleiche Bedeutung. (Über [Weish 30,19] siehe zu dieser Stelle.) Mit Recht übersetzt also Septuag. Parthenos, Syr. bethultho. Der Sinn ist: die Jungfrau als solche ist schwanger. a. Sicher konnte Gott ja auch nach der Aufforderung an Achaz sich aus dem ganzen Bereich der ober- und unterirdischen Dinge ein Wunder auswählen, nichts Alltägliches und Gewöhnliches bezeichnen, wollte er nun selbst ein Zeichen geben. Diese jungfräuliche Empfängnis und Geburt ist ferner ein für die gegenwärtige Lage des Hauses David und seine Errettung bedeutungsvolles Zeichen. Nicht allein, weil die Erhaltung des Hauses David dadurch verbürgt wird, sondern auch, weil es klar ausspricht, dass Gott das natürlich Unvereinbare zu bewerkstelligen weiß. Der Glaube jubelt, dass ein solches Wunder der Allmacht als Pfand gesetzt wird für die Rettung aus Feindesgefahr, aber Achaz beharrt im Unglauben, weil es kein Zeichen ist, das mit zwingender Gewalt die äußeren Sinne träfe und so selbst den widerspenstigen Geist vom Eingreifen des lebendigen Gottes überzeugte. B. Einzigartig heißt der Messias [Gen 3,15] der Weibessame, in [Ps 21] spricht der Dichter nur von seiner Mutter, Michäas kennt nur seine Mutter [Mi 5,3], ebenso Jeremias [Jer 31,22], Einzig Jahve spricht zu ihm: Mein Sohn bist du. [Ps 2,7] Wenn unter solchen Umständen dieses Weib und diese Mutter haalma genannt wird, so muss dies Jungfrau heißen. c. Endlich haben wir bei [Mt 1,23] die authentische Erklärung, ebenso wie [Lk 1,27]. Der Messias ist in der Tat ein Zeichen für Himmel, Erde und Unterwelt geworden. Jesaja Jes 29 7 14 25 Die Namengebung gewöhnlich Sache des Vaters, anders [Gen 4,1.25; Gen 19,37], ist hier nach dem hebräischen Text einzig und ausschließlich Sache der Mutter. Den Namen nennen, bedeutet nicht, dass er diesen Namen führen wird, sondern dass ihm die Eigenschaft eigen ist, welche durch den Namen bezeichnet wird: Gott mit uns. Er spricht die innigste Verbindung der menschlichen und göttlichen Natur, das Einwohnen Gottes unter uns und die Erhebung des Menschengeschlechtes zum Besitze Gottes aus. Jesaja Jes 29 7 15 Butyrum et mel comedet, ut sciat reprobare malum, et eligere bonum. Butter und Honig wird er essen, um die Zeit, da er weiß das Böse zu verwerfen und das Gute zu wählen.²⁶ Jesaja Jes 29 7 15 26 Butter und Honig essen, ist nach V. 21,22 eine Folge der Verödung und Verwüstung des Landes. Vergl. [Jes 5,17]. Dies wird der Knabe tun, wenn er zu reiferem Alter gelangt. Eine genauere Zeitbestimmung für die Zeit Achaz ist nicht geboten, wie die aufmerksame Erwägung der Worte zeigt, und gleichfalls nicht durch den Zusammenhang (Achaz hat jedes Zeichen zurückgewiesen) gefordert. Die Worte das Land wird verödet sein können nicht von Teglathpilesers Zerstörung des Reiches Israel verstanden werden, da jener nur einige Städte einnahm und deren vornehme Einwohner nach Assyrien übersiedelten. Die Voraussagung ist also aus der Weise des prophetischen Schauens zu erklären: was dem Propheten im Gesichte gegenwärtig vor Augen steht, nimmt er als Maß für die Zeit der jetzt bevorstehenden Befreiung. Zwei Bilder treten vor den Geist des Propheten: die Befreiung des Landes durch die Zerstörung von Ephraim und Syrien und zugleich das wunderbare Kind, der Emanuel, der sich von Dickmilch und Honig nährt. Nun stellt er beides zusammen: Noch sehe ich dieses Kind nicht zu den Jahren der Unterscheidung gekommen und sehe schon das Reich jener beiden Könige zerstört. Es ist also keine eigentliche Chronologie als vielmehr psychologische Zusammenstellung. Emanuel wird vom Seher im Lande Israel erschaut, denn er genießt die Speise, welche eine Folge der Verödung Israels ist; er wächst also fern von Juda, von der Königsstadt auf. Es ist dies ein Hinweis darauf, dass das Haus David vom königlichen Glanze zur Niedrigkeit herabsinken soll. Vergl. [Jes 6,13] und [Jes 11,1]. So wird das Zeichen für den Unglauben des Hauses David zugleich Drohung und Strafe. (V. 13) Jesaja Jes 29 7 16 Quia antequam sciat puer reprobare malum, et eligere bonum, derelinquetur terra, quam tu detestaris a facie duorum regum suorum. Denn ehe der Knabe das Böse zu verwerfen und das Gute zu erwählen weiß, wird das Land, das du um seiner zwei Könige willen verabscheust, verödet sein.²⁷ Jesaja Jes 29 7 16 27 Die Vers 9 aufgestellte Norm muss an Juda in Erfüllung gehen. Jesaja Jes 29 7 17 Adducet Dominus super te, et super populum tuum, et super domum patris tui dies, qui non venerunt a diebus separationis Ephraim a Juda cum rege Assyriorum. Aber²⁸ über dich und über dein Volk und über das Haus deines Vaters wird der Herr durch den König von Assyrien Tage herbeiführen, wie sie nicht gekommen sind seit der Zeit der Trennung Ephraims von Juda.²⁹ Jesaja Jes 29 7 17 28 Die Könige, vor denen Achaz sich fürchtet, werden ihm nicht schaden, doch woher er Hilfe erwartet und woher ihm solche durch Besiegung von Syrien und Israel auch teilweise wird, gerade daher soll arges Verhängnis kommen. Nur der Glaube kann dies Gericht aufhalten, wie es in der Tat unter Ezechias geschah. Jesaja Jes 29 7 17 29 Was V. 17 in allgemeinen Umrissen angedeutet, legt das Folgende in bestimmterer Form dar. Zweimal schildert der Seher den feindlichen Ansturm (V. 18, 20), zweimal auch die Folgen für das Land, die Verödung. (V. 21, 23) Jesaja Jes 29 7 18 Et erit in die illa: Sibilabit Dominus muscæ, quæ est in extremo fluminum gypti, et api, quæ est in terra Assur, Und an jenem Tage wird es geschehen: der Herr pfeift³⁰ die Fliege herbei, die am Ausfluss der Ströme Ägyptens ist, und die Biene,³¹ die im Lande Assur ist,³² Jesaja Jes 29 7 18 30 Kennzeichnung der unwiderstehlichen Macht Gottes, auf deren Wink hin alles geschieht. Die Fliege ist ein passendes Bild für Ägypten, das an solchen Tieren überreich ist und ähnlich tief steht in seinen Sitten. Jesaja Jes 29 7 18 31 Assyrien war reich an Bienen. Jesaja Jes 29 7 18 32 Assur (Chaldäa) und Ägypten ringen miteinander um die Weltherrschaft, Juda für beide seiner Lage nach gleich wichtig, wird ein Zankapfel für sie von jetzt an bis zum Falle Jerusalems durch Nabuchodonosor. Es ist der Beruf der Weltmächte, Juda für seinen Unglauben und sein Vertrauen auf Menschen zu züchtigen. Jesaja Jes 29 7 19 Et venient, et requiescent omnes in torrentibus vallium, et in cavernis petrarum, et in omnibus frutetis, et in universis foraminibus. und sie werden herbeikommen und sich alle in den Talschluchten und in den Felsenklüften und in allen Gebüschen und den gesamten Höhlen lagern.³³ Jesaja Jes 29 7 19 33 Hebr.: Sie lagern sich in den Tälern der Abhänge (in abschüssigen Tälern) auf allen Dornsträuchen und Triften. Im Folgenden geht der Prophet insbesondere auf das näherliegende Verhängnis durch die Assyrier ein; die feindliche Berührung mit Ägypten fand erst später statt. Z.B. [2Kön 23,29; 2Chr 35,20]. Jesaja Jes 29 7 2 Et nuntiaverunt domui David, dicentes: Requievit Syria super Ephraim, et commotum est cor ejus, et cor populi ejus, sicut moventur ligna silvarum a facie venti. Und man verkündete dem Hause Davids⁴ und sprach: Die Syrer haben sich niedergelassen auf Ephraim!⁵ Da erbebte sein Herz und das Herz seines Volkes,⁶ wie die Bäume des Waldes vor dem Winde erbeben. Jesaja Jes 29 7 2 4 Die Erwähnung des Hauses Davids stellt die Darstellung unter den höheren theokratischen Gesichtspunkt: Ganz Juda kennt die dem Hause Davids gegebenen Verheißungen; wenn sie zittern wie Espenlaub, wie steht es um ihren Glauben? Jesaja Jes 29 7 2 5 Ephraim bildete den Mittelpunkt des Reiches Israel und ist häufig für ganz Israel gesetzt. Jesaja Jes 29 7 2 6 Achaz Gottlosigkeit hat das Volk nach sich gezogen. Jesaja Jes 29 7 20 In die illa radet Dominus in novacula conducta in his, qui trans flumen sunt, in rege Assyriorum, caput et pilos pedum, et barbam universam. An jenem Tage wird der Herr mit dem gedungenen Schermesser,³⁴ mit denen,³⁵ welche jenseits des Stromes³⁶ sind, mit dem Könige von Assyrien, das Haupt und die Haare an den Füßen und den ganzen Bart abscheren.³⁷ Jesaja Jes 29 7 20 34 Sarkastisch: Achaz hat sich mit seinen reichen Geschenken seine eigenen Verderber gemietet und bezahlt. Vergl. [2Kön 16,7.8]. Jesaja Jes 29 7 20 35 Hebr.: an den Uferländern (Übergängen) des Stromes. Jesaja Jes 29 7 20 36 Des Euphrates. Jesaja Jes 29 7 20 37 Juda ist, wie [Jes 1,6] der Leib, der schmachvoll behandelt, seines Schmuckes der Haare und des Bartes beraubt werden soll. Jesaja Jes 29 7 21 Et erit in die illa: Nutriet homo vaccam boum, et duas oves, Und es wird an jenem Tage geschehen, dass ein Mann sich eine Kuh und zwei Schafe hält,³⁸ Jesaja Jes 29 7 21 38 Von den Rindviehherden erübrigt noch eine Kuh. Jesaja Jes 29 7 22 Et præ ubertate lactis comedet butyrum: butyrum enim et mel manducabit omnis qui relictus fuerit in medio terræ. und wegen des Überflusses an Milch wird er Butter genießen;³⁹ denn Butter und Honig wird jeder essen, der noch inmitten des Landes übriggeblieben ist. Jesaja Jes 29 7 22 39 Die reichlichen Weidestrecken verhelfen zu gutem Milchertrag, so dass der einsame Besitzer sich das Beste auswählen kann. Das Land ist entvölkert. Juda soll also das Los des Landes Israel teilen (V. 16); damit wird V. 9 erfüllt. Jesaja Jes 29 7 23 Et erit in die illa: Omnis locus ubi fuerint mille vites, mille argenteis, in spinas et in vepres erunt. Und es wird an jenem Tage geschehen, dass jeder Ort, wo tausend Weinstöcke im Werte von tausend Silberlingen standen,⁴⁰ den Disteln und Dornen verfällt. Jesaja Jes 29 7 23 40 Also überaus vorzügliche. Jesaja Jes 29 7 24 Cum sagittis et arcu ingredientur illuc: vepres enim et spinæ erunt in universa terra. Mit Pfeil und Bogen wird man ihn betreten,⁴¹ denn Disteln und Dornen werden im ganzen Lande sein. Jesaja Jes 29 7 24 41 Bei der Verödung nehmen wilde Tiere überhand, so dass man die Weinberge nur mit Waffen betreten, ja daselbst jagen kann. Da der geistige Weinberg Judas so verkommen ist, wird auch das Land die Spuren des Gerichtes zeigen. Jesaja Jes 29 7 25 Et omnes montes, qui in sarculo sarrientur, non veniet illuc terror spinarum et veprium, et erit in pascua bovis, et in conculcationem pecoris. Und um alle Berge, die man mit der Hacke umzuhacken pflegte, wird keine Sorge mehr sein vor Disteln und Dornen, zur Weide für Rinder wird es dienen und zertreten werden durch das Kleinvieh.⁴² Jesaja Jes 29 7 25 42 Früher schützte man die bebauten Stellen gegen Unkraut; in Zukunft wird keine solche ängstliche Sorge stattfinden. Jesaja Jes 29 7 3 Et dixit Dominus ad Isaiam: Egredere in occursum Achaz tu, et qui derelictus est Jasub filius tuus, ad extremum aquæductus piscinæ superioris in via Agri fullonis. Und der Herr sprach zu Isaias: Gehe hinaus Achaz entgegen, du und der zurückgelassen ist, dein Sohn Jasub,⁷ an das Ende der Wasserleitung des obern Teiches auf dem Wege zum Walkerfelde⁸ Jesaja Jes 29 7 3 7 Hebr.: Schear-Jaschub, der Rest bekehrt sich. Jesaja Jes 29 7 3 8 Der obere Teich, im Westen der Stadt, versah dieselbe mit dem nötigen Wasser. Dort war ein Haupteingang zur Stadt, weshalb Achaz gegen den bevorstehenden Angriff Vorsichtsmaßregeln ergreifen musste. Jesaja Jes 29 7 4 Et dices ad eum: Vide ut sileas: noli timere, et cor tuum ne formidet a duabus caudis titionum fumigantium istorum in ira furoris Rasin regis Syriæ, et filii Romeliæ: und sprich zu ihm: Habe acht, dass du ruhig bleibest;⁹ fürchte dich nicht und dein Herz zage nicht vor diesen beiden Enden rauchender Feuerbrände,¹⁰ bei der Zorneswut Rasins, des Königs von Syrien, und des Sohnes des Romelia!¹¹ Jesaja Jes 29 7 4 9 Hebr.: Hüte dich nämlich vor gottentfremdeten Verhalten. Um ihm dies zu erleichtern, schildert er, wie ohnmächtig die Wut der Gegner ist. Jesaja Jes 29 7 4 10 Sie vermögen höchstens noch, wie ein rauschendes Holzstück, das dem Verlöschen nahe ist, etwas lästig zu werden, ein eigentlicher Kriegsbrand ist von diesen beiden Stummeln nicht mehr zu fürchten. Jesaja Jes 29 7 4 11 Dies ist der einzige Rechtstitel des Königs von Israel und dadurch ist er, da Gott nur die Herrscher aus Davids Hause kennt, als einer der vielen Usurpatoren gekennzeichnet, die in Israel auftraten. Jesaja Jes 29 7 5 Eo quod consilium inierit contra te Syria in malum Ephraim, et filius Romeliæ, dicentes: Dass Syrien und Ephraim mit dem Sohne Romelias einen bösen Anschlag wider dich gefasst haben und sprechen: Jesaja Jes 29 7 6 Ascendamus ad Judam, et suscitemus eum, et avellamus eum ad nos, et ponamus regem in medio ejus filium Tabeel. Lasset uns gegen Juda hinaufziehen, ihm Schrecken einjagen und es an uns reißen¹² und lasset uns in seiner Mitte den Sohn Tabeels als König einsetzen;¹³ Jesaja Jes 29 7 6 12 Sie wollen das Erbe Gottes für sich erobern und statt der von Gott gesetzten Dynastie in Mitte Judas, das heißt, Gott und seinem heiligen Wohnort zum Hohne, dem Sohn Tabeels, einem unberechtigten Emporkömmling, zur Herrschaft verhelfen. Jesaja Jes 29 7 6 13 Durch die Aufzählung der Gegner und die volle Enthüllung ihres Planes gewinnt die Rede an Nachdruck und Kraft. Jesaja Jes 29 7 7 Hæc dicit Dominus Deus: Non stabit, et non erit istud: spricht also der Herr, Gott: Nicht soll es zustande kommen und solches soll nicht geschehen; Jesaja Jes 29 7 8 Sed caput Syriæ Damascus, et caput Damasci Rasin: et adhuc sexaginta et quinque anni, et desinet Ephraim esse populus: sondern das Haupt Syriens sei Damaskus, das Haupt von Damaskus sei Rasin;¹⁴ und noch fünfundsechzig Jahre, so wird Ephraim aufhören, ein Volk zu sein.¹⁵ Jesaja Jes 29 7 8 14 Syrien behalte Damaskus als Hauptstadt und reiße von Juda nichts an sich. So bleibe also Rasins Herrschaft im alten Gebiete. (Chrys., Thom.) Jesaja Jes 29 7 8 15 Dem Reiche Israel das zur Bekämpfung Judas ein Bündnis mit den Heiden eingegangen ist, wird die schließliche Auflösung angedroht. Diese war mit der Eroberung Samarias noch nicht gegeben. [2Kön 17,24; Esra 4,2] Eine zweite Katastrophe brachte die 65 Jahre zu Ende. Ob diese mit Manasses Wegführung nach Babylon zusammenfällt? Jesaja Jes 29 7 9 Et caput Ephraim Samaria, et caput Samariæ filius Romeliæ. Si non credideritis, non permanebitis. Und das Haupt Ephraims sei Samaria, und das Haupt Samarias der Sohn Romelias. Wenn ihr nicht glaubt, so werdet ihr nicht bleiben!¹⁶ Jesaja Jes 29 7 9 16 Juda ist in dieser bedrängten Lage vor eine Prüfung seines Glaubens gestellt. Glaubt es, so wird es siegreich sein und Heil genießen. Hebr.: Im lo taaminu, lo teamenu. Jesaja Jes 29 0 1 B. Zweiter Abschnitt. (8,1 9,7) a. Es wird ein Zeichen in dem Sohne des Isaias gegeben. (V. 4) b. Die Überflutung der Feinde und Emanuel. (V. 10) c. Darausfolgende Lehre für die Zeit des Unglücks. Jesaja Jes 29 8 1 Et dixit Dominus ad me: Sume tibi librum grandem, et scribe in eo stylo hominis: Velociter spolia detrahe, cito prædare. Und der Herr sprach zu mir:¹ Nimm dir eine große Tafel² und schreibe darauf mit Menschengriffel:³ Nimm eilends Beute, raube geschwind!⁴ Jesaja Jes 29 8 1 1 Gegensatz zu [Jes 7,14]. Dort wird die Empfängnis Emanuels, hier die Empfängnis und Geburt des Sohnes Isaias beschrieben. An beiden Stellen ist von der Empfängnis eines Sohnes die Rede, doch der Unterschied der Schilderung lässt das Göttliche in [Jes 7,14] desto besser hervortreten. Dort handelt es sich um ein dem Hause Davids um seiner selbst willen gegebenes Zeichen [Jes 7,13], hier um ein Zeichen für das Volk. Dort wird kein Vater erwähnt, nur die Jungfrau als Empfangende und Gebärende, hier der gewöhnliche Akt der Zeugung genannt und V. 3 der Vater nachdrucksvoll erwähnt. Auch der Name des Sohnes wie die Zeit (hier Gegenwart, dort Zukunft) werden unterschieden, so dass der Prophet nachdrucksvoll auf eine andere Ordnung der Dinge und andere Ereignisse hinweist. Jesaja Jes 29 8 1 2 Die Veranstaltung und Ankündigung soll auffällig und recht deutlich sein. Jesaja Jes 29 8 1 3 Mit gewöhnlicher, für jedermann lesbarer Schrift. Jesaja Jes 29 8 1 4 Hebr.: Eilend Beute, jagend Raub. Die Aufschrift soll zur Belehrung und zum Wahrzeichen dienen, dass Gott die Zukunft verkündet habe. Jesaja Jes 29 8 10 Inite consilium, et dissipabitur: loquimini verbum, et non fiet: quia nobiscum Deus. Fasset einen Ratschluss, er wird vereitelt werden; sprechet einen Beschluss aus, er wird nicht vollzogen werden; denn Gott ist mit uns!¹⁶ Jesaja Jes 29 8 10 16 In wenig Worten ein herrlicher Triumphgesang, der die ganze Weltgeschichte in ihrem tiefsten Grunde, in ihrer göttlichen Bedeutung und Lenkung enthält! Die beiden Verse 9, 10 in der erhabene Gedanke, den Isaias von Kap. 13-27 durchführt. In dreifacher Steigerung schildert er hier das Aufgebot aller physischen Macht: Scharet euch zusammen, rüstet euch in Kraft, gürtet euch und dreimal klingt der Siegesruf dazwischen: Werdet überwunden! Vereiniget mit der physischen Kraft alle Überlegung, Klugheit und Tatkraft des menschlichen Geistes, alle Erfindungsgabe, Intelligenz (Ratschluss) und Energie (Beschluss), alles soll zerschellen. Warum? Weil Emanuel. (Hebr.) Am Lande des Emanuel muss jede feindliche Macht scheitern. Der hebr. Text V. 9 lautet: Erbost euch Völker und brechet zusammen vor Entsetzen; rüstet euch und brechet zusammen. Welchen Trost bietet diese Stelle den Katholiken bei den Verfolgungen und Angriffen von Heiden und Irrgläubigen! Jesaja Jes 29 8 11 Hæc enim ait Dominus ad me: Sicut in manu forti erudivit me, ne irem in via populi hujus, dicens: Denn also sprach der Herr zu mir, da er mich mit kräftiger Hand¹⁷ warnte, nicht auf dem Wege dieses Volkes¹⁸ zu wandeln, indem er sprach: Jesaja Jes 29 8 11 17 Einfluss Gottes, durch den er den Propheten zu gewissen Handlungen und Reden bestimmt. Jesaja Jes 29 8 11 18 Dieser Weg ist durch die übermäßige Furcht vor den Heiden und das Bittgesuch Achaz an die Assyrier gekennzeichnet. Sie betrachten die Ereignisse nicht mit den Augen des Glaubens. Jesaja Jes 29 8 12 Non dicatis, conjuratio: omnia enim quæ loquitur populus iste, conjuratio est: et timorem ejus ne timeatis, neque paveatis. Saget nicht: Verschwörung! denn alles, was dieses Volk spricht, ist Verschwörung; fürchtet nicht, was es fürchtet, und bebet nicht davor!¹⁹ Jesaja Jes 29 8 12 19 Hebr.: Nennet nicht Verschwörung alles, was dieses Volk Verschwörung nennt. In den Vorfällen, in denen das Volk eine Verschwörung, einen von feindlichen Königen auf das Haus David geplanten Angriff sieht, erkennt die höhere Hand des Herrn, der die Feinde als Strafrute schickt, und erbebet nicht vor den drohenden Gefahren. Das richtige Urteil zeigen [2Kön 15,37; 2Chr 28,5]. Jesaja Jes 29 8 13 Dominum exercituum ipsum sanctificate: ipse pavor vester, et ipse terror vester. Den Herrn der Heerscharen, ihn haltet heilig;²⁰ er sei eure Furcht und er sei euer Schrecken! Jesaja Jes 29 8 13 20 Erkennet als heilig an und bekennet und nehmet daher die Züchtigungen im Geiste der Buße an, doch an den Verheißungen des Heiligen Israels mit vollem Vertrauen festhaltend. Jesaja Jes 29 8 14 Et erit vobis in sanctificationem. In lapidem autem offensionis, et in petram scandali duabus domibus Israel, in laqueum et in ruinam habitantibus Jerusalem. Dann wird er euch zur Heiligung gereichen,²¹ zum Stein des Anstoßes aber den beiden Häusern Israels²² und zum Fels des Ärgernisses und zum Fallstrick und zum Verderben den Bewohnern von Jerusalem. [Lk 2,34; Röm 9,32; 1Petr 2,6] Jesaja Jes 29 8 14 21 Gott tritt dem Menschen so gegenüber, wie der Mensch sich zu Gott stellt. Jesaja Jes 29 8 14 22 Die Reiche Juda und Samaria. Jesaja Jes 29 8 15 Et offendent ex eis plurimi, et cadent, et conterentur, et irretientur, et capientur. Und sehr viele von ihnen werden anstoßen und fallen und zerschmettert werden, sich verstricken und gefangen werden.²³ Jesaja Jes 29 8 15 23 Die drei ersten Verba gehören zu dem Bilde des Steines und Felsens, die beiden letzten zu dem anderen Bilde der Schlinge und des Netzes. (Hebr.) Jesaja Jes 29 8 16 Liga testimonium, signa legem in discipulis meis. Binde das Zeugnis zusammen, versiegle das Gesetz bei meinen Jüngern!²⁴ Jesaja Jes 29 8 16 24 In Gegenwart gläubiger Verehrer des Herrn soll er das göttliche Zeugnis über die Zukunft versiegeln, damit die Schar der Getreuen einen Leitstern habe bei den kommenden Trübsalen und den Schlüssel zum Verständnis der Zukunft. Ähnlich [Dan 12,4; Dan 8,26]. Jesaja Jes 29 8 17 Et exspectabo Dominum, qui abscondit faciem suam a domo Jacob, et præstolabor eum. Ich aber werde auf den Herrn vertrauen, der sein Angesicht vor dem Hause Jakobs verbirgt, und werde auf ihn harren.²⁵ Jesaja Jes 29 8 17 25 Die Frommen sollen den Glauben üben, die Erwartung und Sehnsucht, dass der Herr, der das Licht seines Angesichtes, seine Gnade, für eine Zeit dem sündigen Volke entzogen hat, sich getreu seinen Verheißungen dem Hause Jakob wieder zuwenden werde. Jesaja Jes 29 8 18 Ecce ego et pueri mei, quos dedit mihi Dominus in signum, et in portentum Israel a Domino exercituum, qui habitat in monte Sion. Siehe, ich und meine Söhne, die mir der Herr gegeben, sind zum Zeichen und zur Vorbedeutung für Israel vom Herrn der Heerscharen, der auf dem Berge Sion wohnt!²⁶ Jesaja Jes 29 8 18 26 Diese drei Personen, Isaias (das Heil Jahves) und seine Knaben der Rest bekehrt sich und Schnell Beute, bald Raub sind lebendige Zeugen der Pläne Gottes. Jesaja Jes 29 8 19 Et cum dixerint ad vos: Quærite a pythonibus, et a divinis, qui strident in incantationibus suis: Numquid non populus a Deo suo requiret pro vivis a mortuis? Und wenn sie zu euch sagen:²⁷ Fraget die Beschwörer und Wahrsager,²⁸ die bei ihren Zaubersprüchen murmeln; soll das Volk nicht seinen Gott,²⁹ soll es die Toten für die Lebendigen befragen?³⁰ Jesaja Jes 29 8 19 27 Anwendung, wie der lebendige Gott von den Seinen bekannt werden muss. Jesaja Jes 29 8 19 28 Die Wahrsagerei blüht besonders in trüben Zeiten. Jesaja Jes 29 8 19 29 Soll nicht das Volk bei seinem Gotte sich Rats erholen? Jesaja Jes 29 8 19 30 Soll man bei Toten für die Lebenden Rat und Hilfe suchen durch Totenbeschwörung? Hebr.: Befragt euch bei den Totenbeschwörern und Wahrsagern, den zirpenden und flüsternden. Jesaja Jes 29 8 2 Et adhibui mihi testes fideles, Uriam sacerdotem, et Zachariam filium Barachiæ: Und ich nahm mir zuverlässige Zeugen: Urias, den Priester,⁵ und Zacharias, den Sohn Barachias'. Jesaja Jes 29 8 2 5 Wohl den [2Kön 16,10] erwähnten, der sich später am Götzendienste des Achaz beteiligte. Der Prophet nimmt Männer, deren Aussage Geltung hat. Jesaja Jes 29 8 20 Ad legem magis, et ad testimonium. Quod si non dixerint juxta verbum hoc, non erit eis matutina lux. Zum Gesetz vielmehr und zum Zeugnis!³¹ Wenn sie nicht diesem Worte gemäß sprechen, wird ihnen kein Morgenlicht aufgehen. Jesaja Jes 29 8 20 31 Erkennet vielmehr die Unterweisung der Propheten und das Gesetz des Herrn als Richtschnur an. Das Folgende schildert (V. 21, 22) die aussichtslose Leidensnacht für die Ungläubigen, und im herrlichen Gegensatze dazu [Jes 9,1-7] das mitten in der Erniedrigung und Trübsal den Gläubigen aufstrahlende Licht. Jesaja Jes 29 8 21 Et transibit per eam, corruet, et esuriet: et cum esurierit, irascetur, et maledicet regi suo, et Deo suo, et suscipiet sursum. Man wird durch das Land umherirren, zu Boden stürzen und hungern; und da man schon hungert, wird man ergrimmen und seinem König und Gott fluchen.³² Und schaut man aufwärts Jesaja Jes 29 8 21 32 Ohnmächtig fluchen sie in ihrem Elende allem, was Menschen heilig, der göttlichen und menschlichen Ordnung. Jesaja Jes 29 8 22 Et ad terram intuebitur, et ecce tribulatio et tenebræ, dissolutio et angustia, et caligo persequens, et non poterit avolare de angustia sua. und blickt man zur Erde, siehe, da ist Bedrängnis und Finsternis, Zerrüttung, Drangsal und anhaltende Finsternis und man wird seiner Bedrängnis nicht entfliehen.³³ Jesaja Jes 29 8 22 33 Die Ausdrücke sind gehäuft, damit der Gegensatz sich desto schärfer abhebe. Jesaja Jes 29 8 3 Et accessi ad prophetissam, et concepit et peperit filium. Et dixit Dominus ad me: Voca nomen ejus, Accelera spolia detrahere: Festina prædari. Alsdann nahte ich der Prophetin⁶ und sie empfing und gebar einen Sohn.⁷ Und der Herr sprach zu mir: Nenne seinen Namen: Nimm eilends Beute, raube geschwind!⁸ Jesaja Jes 29 8 3 6 So heißt sie als Frau des Propheten. Jesaja Jes 29 8 3 7 Wie verschieden ist diese Stelle in der Bezeichnung der Bedingungen der Empfängnis von [Jes 7,14]! Jesaja Jes 29 8 3 8 Hebr.: Maherschalal, Chasbaz. Er soll wie der andere, Schnarjaschul, eine prophetische Verkündigung, ein lebendiges Unterpfand sein. Jesaja Jes 29 8 4 Quia antequam sciat puer vocare patrem suum et matrem suam, auferetur fortitudo Damasci, et spolia Samariæ coram rege Assyriorum. Denn bevor der Knabe seinen Vater und seine Mutter zu nennen weiß,⁹ wird man die Reichtümer von Damaskus und die Beute von Samaria vor dem Könige von Assyrien dahertragen.¹⁰ Jesaja Jes 29 8 4 9 Die Bedeutung des Namens wird in ähnlicher Weise wie [Jes 7,14] verkündet. Mit Nachdruck wird hier der Vater hervorgehoben, doch nicht [Jes 7,16]. In kurzer Frist, ehe das Kind noch Ab und Em wird rufen können (Hebr.), die ersten Worte, mit denen es zu reden beginnt. Jesaja Jes 29 8 4 10 Die geschichtliche Erfüllung für Israel [2Kön 15,29]; für Syrien [2Kön 16,9]. Jesaja Jes 29 8 5 Et adjecit Dominus loqui ad me adhuc, dicens: Und der Herr fuhr fort, abermals zu mir zu reden und sprach: Jesaja Jes 29 8 6 Pro eo quod abjecit populus iste aquas Siloe, quæ vadunt cum silentio, et assumpsit magis Rasin, et filium Romeliæ: Deshalb weil dies Volk¹¹ das stillfließende Wasser von Siloe verschmäht und sich lieber den Rasin und den Sohn Romelias erwählt hat,¹² Jesaja Jes 29 8 6 11 Die Zehnstämme. Jesaja Jes 29 8 6 12 Die Quelle Siloe ist nach Lage und Beschaffenheit ein liebliches Bild für den Charakter des theokratischen Königtums es Hauses David. Der Abfall von diesem ist auch der Abfall vom wahren Quell des ewigen Lebens, dem Messias. Der Herr tadelt die Grundsünde Israels, den Abfall von dem von ihm eingesetzten Königshause. Dafür haben sie sich an Ausländer, an den Sohn eines gewöhnlichen Mannes ohne göttlichen Beruf hingegeben. Jesaja Jes 29 8 7 Propter hoc ecce Dominus adducet super eos aquas fluminis fortes et multas, regem Assyriorum, et omnem gloriam ejus: et ascendet super omnes rivos ejus, et fluet super universas ripas ejus, darum, siehe, wird der Herr die starken und großen Wasser des Stromes über sie hereinbrechen lassen, den König von Assyrien und seine ganze Herrlichkeit;¹³ und er wird über alle Bäche desselben emporsteigen und sich über alle Ufer desselben ergießen Jesaja Jes 29 8 7 13 Der gewaltige Strom ist das Bild der vernichtenden, gottabgewandten und daher fluchbringenden Weltmacht, die hier durch Assur dargestellt ist. In dieser Überschwemmung wird Israel, das sich an die gottesfeindliche Weltmacht angelehnt hat, untergehen. Dies ist zugleich Einleitung und Vorbereitung für Juda, das sich gleichfalls, die stillen Wasser Siloes verschmähend, dem großen Strome, Assur, zugewendet hat. Jesaja Jes 29 8 8 Et ibit per Judam, inundans, et transiens usque ad collum veniet. Et erit extensio alarum ejus, implens latitudinem terræ tuæ o Emmanuel. und wird durch Juda hinströmen, es überschwemmend und durchflutend, so dass er bis an den Hals reicht,¹⁴ und die Ausspannung seiner Schwingen wird die Breite deines Landes überdecken, o Emanuel!¹⁵ Jesaja Jes 29 8 8 14 Die unheilvollen Fluten wälzen sich heran, aber reichen, im Gegensatz zu Ephraim, ihm nur bis zum Halse, bringen äußerste Bedrängnis, aber nicht den völligen Untergang. Jesaja Jes 29 8 8 15 Juda kann nicht untergehen. Feierlicher Appell an die Verheißung. Dein Land, o Emanuel! Juda ist das Land Jahves, also ist Emanuel Gott. Jesaja Jes 29 8 9 Congregamini populi, et vincimini, et audite universæ procul terræ: confortamini et vincimini, accingite vos et vincimini: Scharet euch zusammen, o Völker! und werdet doch überwunden! Höret es, all ihr Länder fernhin! Rüstet euch in Kraft und werdet doch überwunden; gürtet euch und werdet doch überwunden! Jesaja Jes 29 0 1 c. Das Licht des Messias. (V. 5) d. Der Emanuel und seine Herrschaft. C. Dritter Abschnitt. (9,8 12,6) a. Die Hand ist noch ausgestreckt (9,8 10,4): 1. Ephraims Übermut und Strafen. (V. 12) 2. Die allgemeine Verderbtheit und ihre Strafe. (V. 17) 3. Innere Zwistigkeiten. Jesaja Jes 29 9 1 Primo tempore alleviata est terra Zabulon, et terra Nephthali: et novissimo aggravata est via maris trans Jordanem Galilææ gentium. In der früheren Zeit¹ war das Land Zabulon und das Land Nephthali verachtet, in der letzten Zeit aber ist der Weg am Meere² jenseits des Jordans³ in Galiläa der Heiden hochgeehrt.⁴ [Mt 4,15] Jesaja Jes 29 9 1 1 Im Gegensatz zur letzten, der messianischen Zeit, die vormessianische Zeit, insbesondere hier die Zeit des Propheten. Jesaja Jes 29 9 1 2 An der Westseite des See Genesareth. Jesaja Jes 29 9 1 3 Das Land jenseits, im Osten des Jordans, der Bezirk der Heiden. Jesaja Jes 29 9 1 4 Das Hebr. lautet entsprechend der Mahnung [Jes 8,12]: Er (Jahve) hat in Schmach gebracht das Land Zabulon und in der letzten Zeit bringt er zu Ehren. Jesaja Jes 29 9 10 Lateres ceciderunt, sed quadris lapidibus ædificabimus: sycomoros succiderunt, sed cedros immutabimus. Ziegelbauten sind eingestürzt, aber mit Quadersteinen werden wir wieder aufbauen; wilde Feigenbäume haben sie umgehauen, aber Zedern werden wir an ihre Stelle setzen.²¹ Jesaja Jes 29 9 10 21 Die Assyrier haben Häuser aus Backsteinen zerstört, wir sind reich und mächtig genug, dafür mit Quadern zu bauen und sind dann jedem Angriff gewachsen. Ebenso wollen sie an die Stelle des Sykomorengebälkes Zederngebälk setzen. Das Hebräische kann noch nachdrucksvoller gefasst werden: Sykomoren sind umgehauen worden und Zedern lassen wir dafür wachsen. Diese trotzige Gesinnung mag sich wohl während der [2Kön 15,29] berichteten Ereignisse kundgetan haben. Jesaja Jes 29 9 11 Et elevabit Dominus hostes Rasin super eum, et inimicos ejus in tumultum vertet: Der Herr wird über dasselbe die Feinde Rasins erheben und ihre Feinde wird er aufreizen:²² Jesaja Jes 29 9 11 22 Die Assyrier werden als Feinde Rasins, des Königs von Damaskus, und Verbündeten Ephraims, bezeichnet, um damit Ephraim anzudeuten, dass diese Bundesgenossenschaft nicht zu seinem Heile dienen werde. Die Assyrier eroberten Damaskus, verwüsteten das Land und führten einen Teil der Bewohner in die Gefangenschaft. Diese Feinde und schließlichen Besieger Rasins wird der Herr erhöhen auch über Israel. Jesaja Jes 29 9 12 Syriam ab oriente, et Philisthiim ab occidente: et devorabunt Israel toto ore. In omnibus his non est aversus furor ejus, sed adhuc manus ejus extenta: die Syrer im Osten und die Philister im Westen, und sie werden Israel mit vollem Rachen verschlingen.²³ Bei alledem wendet sich sein Zorn nicht ab, sondern seine Hand bleibt noch ausgestreckt. Jesaja Jes 29 9 12 23 Gott stachelt Rasins Feinde, die Assyrier, auf, infolge dessen sie Aram, Philisthäa und zuletzt Israel schädigen. Jesaja Jes 29 9 13 Et populus non est reversus ad percutientem se, et Dominum exercituum non inquisierunt. Und das Volk bekehrte sich nicht zu dem, der es schlug, und fragte nicht nach dem Herrn der Heerscharen.²⁴ Jesaja Jes 29 9 13 24 In hilfesuchendem Gebete als dem Anfange er Bekehrung. Jesaja Jes 29 9 14 Et disperdet Dominus ab Israel caput et caudam, incurvantem et refrenantem die una. Darum wird der Herr von Israel Haupt und Schweif abhauen, den sich Beugenden und Gebietenden²⁵ an einem Tag. Jesaja Jes 29 9 14 25 Hebr.: Kopf und Zweig, Palmzweig und Binse, d.i. Vornehme und Geringe. Jesaja Jes 29 9 15 Longævus et honorabilis, ipse est caput: et propheta docens mendacium, ipse est cauda. Die Betagten und Angesehenen sind das Haupt und die Propheten, welche Lügen lehren, sind der Schweif. Jesaja Jes 29 9 16 Et erunt, qui beatificant populum istum, seducentes: et qui beatificantur, præcipitati. Und die, welche dieses Volk glücklich preisen, sind Verführer;²⁶ und die glücklich gepriesen werden, fallen dem Verderben anheim. Jesaja Jes 29 9 16 26 Hebr.: Die Leiter dieses Volkes sind zu Verführern geworden: Geistliche und weltliche Obrigkeit und Asterpropheten. Die Vulgata spricht nur von diesen. Jesaja Jes 29 9 17 Propter hoc super adolescentulis ejus non lætabitur Dominus: et pupillorum ejus, et viduarum non miserebitur: quia omnis hypocrita est et nequam, et universum os locutum est stultitiam. In omnibus his non est aversus furor ejus, sed adhuc manus ejus extenta. Darum²⁷ wird der Herr an des Volkes Jünglingen keine Freude haben²⁸ und seiner Waisen und Witwen²⁹ sich nicht erbarmen; denn alle sind Heuchler und Nichtswürdige und jeder Mund redet Torheit.³⁰ Bei alledem wendet sich sein Zorn nicht ab, sondern seine Hand bleibt noch ausgestreckt. Jesaja Jes 29 9 17 27 Hinweisend auf das folgende denn. Jesaja Jes 29 9 17 28 Wie sonst, wenn sie auszogen, die Schlachten des Herrn zu schlagen. Jesaja Jes 29 9 17 29 Die er sonst so nachdrücklich in Schutz nimmt. Jesaja Jes 29 9 17 30 So heißen in der heiligen Schrift Schandtaten und Laster, besonders die Unzucht. Jesaja Jes 29 9 18 Succensa est enim quasi ignis impietas, veprem et spinam vorabit: et succendetur in densitate saltus, et convolvetur superbia fumi. Denn wie Feuer lodert die Bosheit auf und verzehrt Dornen und Disteln,³¹ es lodert auf im Dickicht des Waldes und es wirbelt hoch empor die Säule des Rauches.³² Jesaja Jes 29 9 18 31 Die Sünde ist ein Feuer; in Israel macht sich die Sünde breit, daher müssen sie, die selbst dies ungestüme Element entfesselt haben, an der eigenen Bosheit zugrunde gehen. Wie das Eisen den Rost erzeugt und von ihm verzehrt wird, so bringt der gesetzwidrig Lebende die Sünde hervor, von der er aufgerieben wird. (Theod.) Jesaja Jes 29 9 18 32 Das Dorngestrüpp sind wohl (vergl. V. 14, 15) das gemeine Volk, das Dickicht die Führer. Hebr.: Das Feuer zündet in den Dickichten des Waldes und sie qualmen empor als eine Erhebung des Rauches (gehen in Rauch auf). Jesaja Jes 29 9 19 In ira Domini exercituum conturbata est terra, et erit populus quasi esca ignis: vir fratri suo non parcet. Durch den Zorn des Herrn der Heerscharen ist das Land verstört und das Volk ist die Speise des Feuers geworden,³³ keiner schont seines Bruders.³⁴ Jesaja Jes 29 9 19 33 Oben ist die Sünde, hier der Zorn des Herrn als Ursache des verzehrenden Brandes bezeichnet. Jesaja Jes 29 9 19 34 Bruders im eigentlichen Sinne. Jesaja Jes 29 9 2 Populus, qui ambulabat in tenebris, vidit lucem magnam: habitantibus in regione umbræ mortis, lux orta est eis. Das Volk, das in Finsternis wandelte, sah ein großes Licht; über den Bewohnern der Landschaft des Todesschattens strahlte ein Licht auf.⁵ Jesaja Jes 29 9 2 5 Wie Gott dereinst aus der Finsternis das Licht hervorstrahlen ließ, so soll in der dichten Finsternis des Elendes, zu dem sich der Todesschatten des geistigen und moralischen Jammers gesellt, das messianische Licht aufleuchten. Das große Licht ist die volle Entfaltung des Morgenlichtes, das der Seher [Jes 8,20] den Gläubigen als Hoffnung vorgehalten, der Zustand, den Emanuel herbeiführen wird. Emanuel selbst ist dieses Licht [Jes 42,6, Jes 49,6, Jes 60,1-3] die Sonne der Gerechtigkeit [Mal 4,2], das Licht der Welt [Joh 1,9, Joh 8,12]. Das gläubige Israel versteht diese Sprache, denn in lichter Wolke zog Gott einst seinem Volke voraus. Die folgenden Verse 3-7 entwickeln den Begriff dieses großen Lichtes und schildern seine Wirkungen. Das Licht strahlt auf in Galiläa: Parallelismus zu [Jes 7,15.16]. Vergl. [Mt 4,14-16]. Jesaja Jes 29 9 20 Et declinabit ad dexteram, et esuriet: et comedet ad sinistram, et non saturabitur: unusquisque carnem brachii sui vorabit: Manasses Ephraim, et Ephraim Manassen, simul ipsi contra Judam. Man wendet sich zur Rechten³⁵ und hungert, man isst zur Linken und wird doch nicht satt, ein jeder verschlingt das Fleisch seines Armes,³⁶ Manasses den Ephraim, Ephraim den Manasses,³⁷ beide zugleich wider Juda.³⁸ Jesaja Jes 29 9 20 35 Hebr.: Man beißt zur Rechten. Die unruhige, planlose Parteilandschaft wird charakterisiert. Jesaja Jes 29 9 20 36 Der Arm ist die natürliche Stütze, die Familiengenossen. Indem sie ihre Brüder schädigen, kämpfen sie gegen ihren eigenen Vorteil und nehmen sich selbst Kraft und Wehr. Jesaja Jes 29 9 20 37 Die Namen bezeichnen innige Verwandtschaft; es sind die beiden Söhne des Lieblingssohnes Jakobs, Joseph. Jesaja Jes 29 9 20 38 Die Feindschaft gegen Juda und das rechtmäßige Herrscherhaus ist die Grundsünde. Jesaja Jes 29 9 21 In omnibus his non est aversus furor ejus, sed adhuc manus ejus extenta. Bei alledem wendet sich sein Zorn nicht ab, sondern seine Hand bleibt noch ausgestreckt.³⁹ Jesaja Jes 29 9 21 39 Dieses Parteigetriebe im Reiche Israel war zweifelsohne in besonderer Weise tätig, als Osee auf dieselbe Weise den Phakee tötete und sich des Thrones bemächtigte, wie Phakee es seinem Vorgänger Phakeia getan hatte. [2Kön 15,30] Jesaja Jes 29 9 3 Multiplicasti gentem, et non magnificasti lætitiam. Lætabuntur coram te, sicut qui lætantur in messe, sicut exsultant victores capta præda, quando dividunt spolia. Du hast das Volk vermehrt und nicht⁶ die Freude erhöht, aber jetzt werden sie sich vor dir⁷ freuen, wie man sich in der Ernte freut, wie Sieger frohlocken über die gewonnene Beute, wenn sie die Beute austeilen.⁸ Jesaja Jes 29 9 3 6 Hebr.: Keri: und ihm, was besser in den Zusammenhang passt. In der Vulgata ist der Gegensatz zwischen der früheren und der messianischen Zeit betont, das Mangelhafte der ersteren dem vollen Jubel der messianischen Zeit entgegengestellt: Einst waren auch die herrlichsten Siege nicht frei von Trauer, anders das Reich, das Christus empfangen soll. Jesaja Jes 29 9 3 7 Die Freude wird als heilig charakterisiert. Jesaja Jes 29 9 3 8 Beide Bilder kennzeichnen die vorangegangene Not und Bedrängnis und den jetzigen Überfluss an Gütern. Wie wahr ist dies auch, wenn wir es weiter ausdenken! Wir ernten, was der Heiland in Tränen und Blut gesät; wir teilen Beute, nachdem er einen so schweren Kampf der Leiden gefochten und den Sieg errungen. Jesaja Jes 29 9 4 Jugum enim oneris ejus, et virgam humeri ejus, et sceptrum exactoris ejus superasti sicut in die Madian. Denn das Joch seiner Bürde und die Rute seines Rückens und den Herrscherstab seines Bedrängers zerbrichst du wie am Tage Madians.⁹ Jesaja Jes 29 9 4 9 Das Joch, das wie eine schwere Last auf dem Volke lag, die Rute und den Stab, mit denen fremde Dränger das Volk züchtigten, hat der Herr plötzlich zerbrochen, wie in Gedeons Zeit. [Ri 7] Da die Sünde dieses Joch über sie gebracht, sehen die heiligen Väter hier mit Recht die Herrschaft Satans über die sündige Welt abgebildet (Cyr. U., Hier., Theod.), bis Christus den Fürsten dieser Welt hinauswarf. Jesaja Jes 29 9 5 Quia omnis violenta prædatio cum tumultu, et vestimentum mistum sanguine, erit in combustionem, et cibus ignis. Denn jede gewaltsame und im Getümmel eroberte Beute und jedes blutgetränkte Gewand wird dann verbrannt und dem Feuer als Speise überliefert.¹⁰ Jesaja Jes 29 9 5 10 Das messianische Läuterungsfeuer wird die Feinde und ihre Trophäen und die Zeugen ihrer Tyrannei vertilgen. Hebr.: denn jegliche Rüstung des sich Rüstenden im Getümmel und das im Blut gewälzte Gewand Jesaja Jes 29 9 6 PARVULUS enim NATUS est nobis, et filius datus est nobis, et factus est principatus super humerum ejus: et vocabitur nomen ejus, Admirabilis, consiliarius, Deus, fortis, Pater futuri sæculi, princeps pacis. Denn¹¹ ein Kind ist uns geboren,¹² ein Sohn ist uns gegeben und die Herrschaft ist auf seine Schulter gelegt;¹³ sein Name wird genannt werden: Wunderbarer, Ratgeber, starker Gott, Vater der Zukunft, Friedensfürst.¹⁴ Jesaja Jes 29 9 6 11 Realparallelismus mit [Jes 8,9.10]. Jesaja Jes 29 9 6 12 Es herrscht Jubel, weil das Joch gebrochen, der Sieg ist herrlich, und all dies, weil Emanuel dem Volke geboren wird. Vers 6 gibt den tiefsten Grund und die Quelle aller geschilderten Güter. Jesaja Jes 29 9 6 13 [2Sam 7] ist die ewige Herrschaft verheißen. Vergl. [Ps 88,38]. Wem also diese Herrschaft zugesprochen wird, der ist als der große Nachkomme Davids bezeichnet. Die Herrschaft ruht auf seiner Schulter, entweder weil man die Herrschaft einer Bürde gleich trägt, oder weil die Insignien der Herrschaft, Königsmantel, Zepter, auf der Schulter ruhen. Tatsächlich gründete sich die Herrschaft des Herrn auf sein Kreuz, auf dieses also ist der Gedanke gleichfalls anzuwenden. (Basil., Cyr. U., Hier.) Jesaja Jes 29 9 6 14 Wie viele Namen sind? Fünf. Wunderbarer: (hebr.: Wunder) Emanuel ist der Sammelpunkt aller Großtaten Gottes, Wunder ganz und gar, besonders in seinem Eintritt in das Menschengeschlecht. Vergl. [Jes 7,14]. Ratgeber: der die besten Ratschläge erteilt, weil alle Schätze der Weisheit in ihm vereint sind. Starker Gott: So heißt Jahve [Dtn 10,17] und so nennt ihn Jeremia im Gebet [Jes 32,18]. Und Isaias selbst nennt [Jes 10,21] Jahve so. Vater der Zukunft: Er ist seinem Volke Vater und dies in Ewigkeit. Friedensfürst: Er breitet sein Reich in Frieden aus und bringt überallhin Frieden. Vergl. [Lk 2,14; Joh 14,27]. Jesaja Jes 29 9 7 Multiplicabitur ejus imperium, et pacis non erit finis: super solium David et super regnum ejus sedebit: ut confirmet illud, et corroboret in judicio et justitia, amodo et usque in sempiternum: zelus Domini exercituum faciet hoc. Seine Herrschaft wird sich mehren¹⁵ und Friede wird ohne Ende sein; auf dem Throne Davids und über dessen Reich wird er herrschen, dass er es festige und stütze durch Recht und Gerechtigkeit,¹⁶ von nun an bis in Ewigkeit!¹⁷ Der Eifer des Herrn der Heerscharen wird dies vollbringen.¹⁸ Jesaja Jes 29 9 7 15 Alle sonst zerstreuten messianischen Merkmale sind hier wie in einem Brennpunkte vereinigt. Hebr. zu Mehrung der Herrschaft und des Friedens ist kein Ende, auf Davids Thron und über sein Reich. Jesaja Jes 29 9 7 16 Recht und Gerechtigkeit sind die Grundpfeiler dieses Reiches. Das Recht, die Idee Gottes von der Menschheit in ihren vielfachen Beziehungen, soll und wird sich im Reiche des Messias verwirklichen und in der Gerechtigkeit konkrete Gestalt gewinnen, in den Mitgliedern des Reiches Wahrheit werden. Jesaja Jes 29 9 7 17 Das Volk des alten Gottesreiches ward seiner Sünden wegen in die Verbannung verstoßen und der Bund aufgehoben, für das Messiasreich ist solches nicht möglich. Daher wird von der Zeit an, wo der Messias in das Menschengeschlecht eintritt, bis in die Ewigkeit, wo die Krone und Vollendung hinterlegt ist, des Friedens kein Ende sein. Jesaja Jes 29 9 7 18 Dieser Zusatz weist auf die Machtfülle, die Gott zu Gebote steht und durch die er zur Verwirklichung durchdringt. Dieser Eifer ist deren Ursache, nicht das Verdienst des Volkes. Jesaja Jes 29 9 8 Verbum misit Dominus in Jacob, et cecidit in Israel. Der Herr hat ein Wort¹⁹ wider Jakob²⁰ ausgesandt und es fällt nieder auf Israel. Jesaja Jes 29 9 8 19 Eine Prophezeiung, eine Drohung, die sich verwirklichen wird. Jesaja Jes 29 9 8 20 Das Zehnstämmereich. Das Gleiche wird Juda, das sich der gleichen Sünde wie jenes schuldig gemacht, als Warnung und Tadel vorgeworfen. Jesaja Jes 29 9 9 Et sciet omnis populus Ephraim, et habitantes Samariam in superbia et magnitudine cordis dicentes: Das ganze Volk Ephraim wird es erfahren und die Bewohner von Samaria, welche in Stolz und Hochmut des Herzens sprachen: Jesaja Jes 29 0 1 4. Ungerechtigkeit und Bedrückung. (V. 4) b. Der Überfall der Assyrier gegen Juda und ihre Niederlage. (10,5-34) 1) Gottes Plan. Der Übermut der Assyrier. (V. 19) 2) Aus der Bedrängnis Heil. (V. 27) 3) Der Angriff und die Niederlage der Assyrier. Jesaja Jes 29 10 1 Væ qui condunt leges iniquas: et scribentes, injustitiam scripserunt: Wehe denen, die ungerechte Gesetze geben und, Beschlüsse fassend, Ungerechtigkeit niederschreiben, Jesaja Jes 29 10 10 Quomodo invenit manus mea regna idoli, sic et simulacra eorum de Jerusalem, et de Samaria. Gleichwie meine Hand die Königreiche der Götzen erreicht hat, so auch die Bilder derselben von Jerusalem und von Samaria. Jesaja Jes 29 10 11 Numquid non sicut feci Samariæ et idolis ejus, sic faciam Jerusalem, et simulacris ejus? Sollte ich nicht, was ich an Samaria und seinen Götzen getan, auch an Jerusalem und seinen Götzen tun können?⁹ Jesaja Jes 29 10 11 9 Der lateinische Text hat folgenden Sinn: Durch erneuten Hinweis auf seine bisherigen Erfolge kräftigt sich Assur in seiner Zuversicht, Gesamt-Israel zu zertreten. An Samaria will er noch eingehenderes Gericht üben; der über dasselbe bereits erzielte Vorteil ist ihm Bürgschaft, dass auch Jerusalem fallen werde. Aber indem er den Gott Israels auf eine Linie stellt mit den Götzen und sich verspricht, ihn wie jene zu vernichten, hat er sein eigenes Todesurteil ausgesprochen. Nach dem Hebr. ist der Sinn: Juda hat nur einen Nationalgott, die übrigen Götter, die man dort verehrt, sind den umliegenden Völkern entlehnt, wie sollte Assur nicht leichten Kaufes über den einen siegen, nachdem er Nationen mit vielen Schutzgöttern bezwungen? Jesaja Jes 29 10 12 Et erit: cum impleverit Dominus cuncta opera sua in monte Sion, et in Jerusalem, visitabo super fructum magnifici cordis regis Assur, et super gloriam altitudinis oculorum ejus. Und es wird geschehen, wenn der Herr alles, was er am Berge Sion und an Jerusalem tun will,¹⁰ vollbracht hat, werde ich die Frucht des Hochmutes des Königs von Assur und die Herrlichkeit seiner hoffärtigen Augen heimsuchen.¹¹ [2Kön 19,35; Jes 37,26] Jesaja Jes 29 10 12 10 Gott gebraucht Assur als Zuchtrute gegen sein Volk. Jesaja Jes 29 10 12 11 Der Stolz hat seine Wurzel im Herzen und tut sich durch ein Blick kund. Der Gedanke dieses Verses wird V. 13-19 weiter entwickelt. Jesaja Jes 29 10 13 Dixit enim: In fortitudine manus meæ feci, et in sapientia mea intellexi: et abstuli terminos populorum, et principes eorum deprædatus sum, et detraxi quasi potens in sublimi residentes. Denn er sprach: Durch die Kraft meiner Hand habe ich es vollbracht und durch meine Weisheit bin ich klug gewesen und ich habe die Grenzmarken der Völker verrückt, ihre Fürsten beraubt und wie ein Held die, welche in Erhabenheit thronten, gestürzt. Jesaja Jes 29 10 14 Et invenit quasi nidum manus mea fortitudinem populorum: et sicut colliguntur ova, quæ derelicta sunt, sic universam terram ego congregavi, et non fuit qui moveret pennam, et aperiret os, et ganniret. Und wie ein Nest ergriff meine Hand die Stärke der Völker und wie man Eier einsammelt, die verlassen sind, so raffte ich die ganze Erde zusammen, ohne dass einer eine Feder regte oder den Mund auftat und zirpte.¹² Jesaja Jes 29 10 14 12 Assurs Eindruck war ein so gewaltiger, dass niemand den leisesten Widerstand wagte. So stolz blickt Assur auf seine Siegeslaufbahn und so verächtlich auf die Völker. Jesaja Jes 29 10 15 Numquid gloriabitur securis contra eum, qui secat in ea? aut exaltabitur serra contra eum, a quo trahitur? quomodo si elevetur virga contra elevantem se, et exaltetur baculus, qui utique lignum est. Wird sich wohl die Axt gegen den rühmen, der mit ihr haut? oder die Säge sich wider den brüsten, von dem sie gezogen wird? Gerade als wenn der Stab sich erhöhe wider den, der ihn hebt, oder als wenn ein Stecken, der ja nur ein Stück Holz ist, Widerstand leistete.¹³ Jesaja Jes 29 10 15 13 Hebr.: als ob schwänge der Stab die ihn Emporhebenden, als höbe empor ein Stecken Richtholz. Jesaja Jes 29 10 16 Propter hoc mittet dominator Dominus exercituum in pinguibus ejus tenuitatem: et subtus gloriam ejus succensa ardebit quasi combustio ignis. Darum wird der Herrscher, der Herr der Heerscharen, gegen die Feisten desselben die Darre¹⁴ entsenden und unter dessen Herrlichkeit¹⁵ soll ein Brand auflodern wie Feuersbrand.¹⁶ Jesaja Jes 29 10 16 14 Schwindsucht. Jesaja Jes 29 10 16 15 Sein Heer. Jesaja Jes 29 10 16 16 Assur wird an dem gestraft, was Gegenstand und Veranlassung seiner frevlen Überhebung war. Jesaja Jes 29 10 17 Et erit lumen Israel in igne, et Sanctus ejus in flamma: et succendetur, et devorabitur spina ejus, et vepres in die una. Und das Licht Israels wird zum Feuer und sein Heiliger zur Flamme werden und seine Dornen und Disteln werden angezündet und verzehrt werden an einem Tage.¹⁷ Jesaja Jes 29 10 17 17 Assur hat sich an Gott versündigt, dies muss zu seinem Verderben ausschlagen. Gott ist das Licht Israels, der Inbegriff aller seiner Hoffnung, und der Heilige Israels, der als solcher die Norm seiner Heiligkeit aufrecht erhält und jedes frevle Lästern straft. Assur hat ihn gelästert und will Juda vernichten, so muss das göttliche Licht zum Feuer werden, dem gegenüber Assur wie Dorngestrüpp ist. Jesaja Jes 29 10 18 Et gloria saltus ejus, et carmeli ejus ab anima usque ad carnem consumetur, et erit terrore profugus. Und die Herrlichkeit seines Waldes und seines Karmels¹⁸ wird von der Seele bis aufs Fleisch vernichtet¹⁹ und er wird vor Schrecken flüchtig werden.²⁰ Jesaja Jes 29 10 18 18 Hier nicht Eigenname, sondern Appellativ. Jesaja Jes 29 10 18 19 Assur wird ins Lebendige getroffen, so dass sein ganzer Organismus dahinsiecht. Jesaja Jes 29 10 18 20 Hebr.: Und die Herrlichkeit seines Waldes und seines Gartengefildes wird er von der Seele bis zum Fleische vertilgen und es ist wie das Zerfließen des Kranken. Jesaja Jes 29 10 19 Et reliquiæ ligni saltus ejus præ paucitate numerabuntur, et puer scribet eos. Und die übriggebliebenen Bäume seines Waldes wird man wegen der geringen Anzahl zählen können, ein Knabe wird sie aufschreiben können.²¹ Jesaja Jes 29 10 19 21 Vorher ein Libanon an Pracht, nachher so wenige Bäume bewahrend, dass selbst ein ungeübter Knabe sich bei der Zählung nicht irren würde. Jesaja Jes 29 10 2 Ut opprimerent in judicio pauperes, et vim facerent causæ humilium populi mei: ut essent viduæ præda eorum, et pupillos diriperent. um die Armen im Gerichte zu unterdrücken und der Sache der Geringen in meinem Volke Gewalt anzutun,¹ auf dass die Witwen ihre Beute werden und sie die Waisen ausrauben können! Jesaja Jes 29 10 2 1 Schlimm ist bewusste Ungerechtigkeit, noch schlimmer ist sie, wenn sie sich in sogenannte Rechtssätze kleidet und das Gericht missbraucht. Das Ziel wird im Hebr. angegeben: Um wegzudrängen vom Gericht (von der Rechtsanrufung) die Geringen und zu rauben das Recht (Rechtsanspruch) den Bedrängten meines Volkes. In der Benennung meines Volkes bricht Gottes liebende Sorge durch. Jesaja Jes 29 10 20 Et erit in die illa: non adjiciet residuum Israel, et hi, qui fugerint de domo Jacob, inniti super eo, qui percutit eos: sed innitetur super Dominum sanctum Israel in veritate. Zu der Zeit wird es geschehen, dass die Überbleibsel Israels und die, welche von dem Hause Jakob entronnen sind, sich nicht mehr auf den stützen, der sie schlägt, sondern sie werden sich auf den Herrn, den Heiligen Israels, stützen in Wahrheit.²² Jesaja Jes 29 10 20 22 Das gewaltige Wunder der Vernichtung Assurs wird den Bundesgott in seiner Herrlichkeit und Treue glänzend offenbaren, daher wird der Rest Israels sich in aller Aufrichtigkeit und Innigkeit an den Heiligen Israels anschließen. Als solcher hat er ja Assurs Lästerungen und Frevel gegen sich und das Volk seines Erbes gerächt. Jesaja Jes 29 10 21 Reliquiæ convertentur, reliquiæ, inquam, Jacob ad Deum fortem. Der Rest wird sich bekehren, ja der Rest Jakobs zu Gott, dem Starken! Jesaja Jes 29 10 22 Si enim fuerit populus tuus Israel quasi arena maris, reliquiæ convertentur ex eo, consummatio abbreviata inundabit justitiam. Denn wäre auch dein Volk, Israel, wie der Sand des Meeres, nur ein Rest von ihm wird sich bekehren; das beschlossene Verderben wird Gerechtigkeit herbeiführen.²³ [Jes 11,11; Röm 9,27] Jesaja Jes 29 10 22 23 Es wird betont, dass es nur ein Rest ist. Ob auch die Volksmenge, der Verheißung an Abraham [Gen 22,17] gemäß, zahlreich wie der Sand am Meere sein sollte, nur ein Rest soll entrinnen und sich gläubig Gott hingeben. Jesaja Jes 29 10 23 Consummationem enim et abbreviationem Dominus Deus exercituum faciet in medio omnis terræ. Denn Gott, der Herr der Heerscharen, wird Vernichtung und Abschluss vollbringen inmitten des ganzen Landes.²⁴ Jesaja Jes 29 10 23 24 Mit dem Sturze Assurs, des Repräsentanten der feindlichen Weltmacht überhaupt, sieht der Prophet zugleich den Sturz aller gottfeindlichen Macht und den Sieg des Reiches Gottes. Jesaja Jes 29 10 24 Propter hoc, hæc dicit Dominus Deus exercituum: Noli timere populus meus habitator Sion, ab Assur: in virga percutiet te, et baculum suum levabit super te in via gypti. Darum spricht der Herr, der Gott der Heerscharen, also: Fürchte dich nicht, mein Volk, du Bewohner von Sion!²⁵ vor Assur, wenn er dich mit der Rute schlägt und seinen Stecken wider dich schwingt nach der Weise Ägyptens; Jesaja Jes 29 10 24 25 Dieser Anrede gibt die beiden Rechtstitel für Rettung: es ist das Volk Gottes und seit David ist das ewige Königtum an Sion geknüpft. Freilich wird die Bedrängnis durch Assur als eine harte in Aussicht gestellt: Nach der Weise Ägyptens. Doch auch verheißend klingt dieser Zusatz, denn durch welche Machtwunder fanden die Ägypter ihren Untergang! Jesaja Jes 29 10 25 Adhuc enim paululum modicumque, et consummabitur indignatio et furor meus super scelus eorum. denn nur noch eine geringe, kurze Zeit, so wird das Maß meines Zornes und Grimmes über ihre Frevel voll werden²⁶ Jesaja Jes 29 10 25 26 Gott wird bald aus seiner zuwartenden Stellung heraustreten und das vollenden, was er in gerechtem Ingrimm gegen Assur beschlossen. Hebr.: dann noch ein ganz klein wenig und der Groll (gegen Juda) ist vorüber und mein Zorn ist (wendet sich) auf ihre (der Assyrier) Vernichtung hin. Ähnlich kann man auch den lateinischen Text in antithetischem Parallelismus fassen. Jesaja Jes 29 10 26 Et suscitabit super eum Dominus exercituum flagellum juxta plagam Madian in Petra Oreb, et virgam suam super mare, et levabit eam in via gypti. und der Herr der Heerscharen wird über ihn die Geißel erwecken, wie er Madian am Felsen Oreb schlug und wie er seinen Stab über das Meer schwang, und wird ihn aufheben, wie er an Ägypten getan.²⁷ [Jes 37,36; Ri 7,25] Jesaja Jes 29 10 26 27 Die einst über Madian geschwungene Geißel [Ri 7,25] schlief gleichsam und der Stab, der Ägyptens Rosse und Wagen in die Fluten begraben, war untätig, wie machtlos geworden; jetzt erweckt der Herr beide zu gleichen Heldentaten. Assur schwingt den Stab nach der Weise Ägyptens (V. 24), ebenso der Herr. Jesaja Jes 29 10 27 Et erit in die illa: Auferetur onus ejus de humero tuo, et jugum ejus de collo tuo, et computrescet jugum a facie olei. Und zu der Zeit wird es geschehen, dass seine Last von deiner Schulter weggenommen wird, sein Joch von deinem Halse, und das Joch wird bersten vor Fett.²⁸ Jesaja Jes 29 10 27 28 Juda ist als Stier gedacht. Vergl. [Dtn 32,15; Hos 4,16] u.a. Früher matt und kraftlos unter das Joch gebracht, sprengt er es jetzt, da er so stark und fett geworden, dass es seiner Kraft nicht mehr widersteht. Jesaja Jes 29 10 28 Veniet in Aiath, transibit in Magron: apud Machmas commendabit vasa sua. Er kommt nach Ajath,²⁹ zieht durch Magron;³⁰ bei Machmas lässt er sein Gepäck.³¹ Jesaja Jes 29 10 28 29 Von V. 28 an fasst der Seher nochmals den Gedanken auf: Assur stürmt heran und wird gezüchtigt. Ajath war Grenzstadt von Juda. Jesaja Jes 29 10 28 30 Absturz. Das assyrische Heer zieht nicht auf der gewöhnlichen großen Nordstraße, um Jerusalem zu überraschen, einen anderen Weg, auf dem es drei tiefe, beschwerliche Täler durchkreuzen muss. Jesaja Jes 29 10 28 31 Sie lassen ihr Gepäck zurück, um bei ihrem Zuge durch den Engpass, eine etwa 40 Minuten breite und schroffe Schlucht zwischen Machmas im Norden und Gabaon im Süden, nicht behindert zu sein. Jesaja Jes 29 10 29 Transierunt cursim Gaba sedes nostra: obstupuit Rama, Gabaath Saulis fugit. In Eile ziehen sie daher: Gaba sei unser Quartier.³² Rama entsetzt sich, Gabaath Sauls³³ flieht. Jesaja Jes 29 10 29 32 Wohl ein Ruf der Ermunterung beim Durchzug durch den Engpass. Jesaja Jes 29 10 29 33 Südlich von Gaba, etwa 30 Stadien (etwa Stunde) von Jerusalem. Jesaja Jes 29 10 3 Quid facietis in die visitationis, et calamitatis de longe venientis? ad cujus confugietis auxilium? et ubi derelinquetis gloriam vestram, Was werdet ihr tun am Tage der Heimsuchung und des Unheils, das von fern her herankommt? zu wem wollt ihr fliehen um Hilfe? und wo wollt ihr eure Herrlichkeit lassen, Jesaja Jes 29 10 30 Hinni voce tua filia Gallim, attende Laisa, paupercula Anathoth. Kreische laut auf, Tochter von Gallim,³⁴ merke auf, Laisa, armes Anathoth! Jesaja Jes 29 10 30 34 Überallhin verbreitet sich das Entsetzen. Jesaja Jes 29 10 31 Migravit Medemena: habitatores Gabim confortamini. Medemena irrt umher; fasset Mut, ihr Bewohner von Gabim!³⁵ Jesaja Jes 29 10 31 35 Hebr.: Medemena ergreift die Flucht, die Bewohner von Gabim flüchten ihre Habe. Jesaja Jes 29 10 32 Adhuc dies est, ut in Nobe stetur: agitabit manum suam super montem filiæ Sion, collem Jerusalem. Noch einen Tag und man macht Halt in Nobe; er schwingt seine Hand über den Berg der Tochter Sion, den Hügel Jerusalems.³⁶ Jesaja Jes 29 10 32 36 Wohl eine Selbstaufmunterung des Heeres: Heute noch und wir stehen bei Nobe, von wo aus der Angriff auf Jerusalem beginnen soll! Von dort sah man Jerusalem wohl und konnte gleichsam drohen, mit der Hand zu Schlage ausholen. Jesaja Jes 29 10 33 Ecce dominator Dominus exercituum confringet lagunculam in terrore, et excelsi statura succidentur, et sublimes humiliabuntur. Da siehe, der Herrscher, der Herr der Heerscharen, wird das Gefäß mit Schreckensgewalt zerbrechen;³⁷ die Hochragenden werden umgehauen und die Hoffärtigen gedemütigt werden. Jesaja Jes 29 10 33 37 Die kurze Redeweise geht hier in eine feierliche über: Sion und Jerusalem, an welche sich so viele Verheißungen knüpfen. Es ist, als wollte der Prophet dem Feinde bedeuten, ob er auch wisse, gegen wen er die Hand ausstrecke. Das Lateinische: das Gefäß ist entweder Vergleich oder Anspielung auf Gedeons Sieg. Jesaja Jes 29 10 34 Et subvertentur condensa saltus ferro: et Libanus cum excelsis cadet. Das Dickicht des Waldes wird mit Eisen niedergeschlagen werden und der Libanon wird samt seinen Hochragenden fallen.³⁸ Jesaja Jes 29 10 34 38 Hebr.: Siehe der Herr, Jahve der Heerscharen, haut ab die Äste mit Schreckensgewalt und die vom emporragenden Wuchse sind umgehauen und die Hohen werden erniedrigt. Und er fällt die Dickichte des Waldes mit dem Eisen und der Libanon stürzt durch einen Mächtigen. In fünffacher Wendung schildert der Prophet die plötzliche und gewaltige Katastrophe, die über Assur hereinbricht in dem Augenblicke, da es ausholt zum Vernichtungsschlage. Jesaja Jes 29 10 4 Ne incurvemini sub vinculo, et cum interfectis cadatis? Super omnibus his non est aversus furor ejus, sed adhuc manus ejus extenta. dass ihr nicht unter die Fessel gebeugt werdet und mit den Erschlagenen zu Boden stürzet?² Bei alledem wendet sich sein Zorn nicht ab, sondern seine Hand bleibt noch ausgestreckt. Jesaja Jes 29 10 4 2 Die Fragen sollen ihnen die Unentrinnbarkeit recht deutlich zum Bewusstsein bringen. Die Strafheimsuchung als Unwetter, als Verwüstung von fern her kommend, sind die Assyrier. Nichts bleibt Juda übrig, als dass sie sich unter Gefesselte hinabducken und unter Erschlagene hinfallen (Hebr.), die einen sinken hin, sei es aus Müdigkeit, sei es um noch zu den Füßen der dicht im Kerker Zusammengedrängten Platz zu finden, andere fallen und werden von Leichnamen bedeckt. Jesaja Jes 29 10 5 Væ Assur, virga furoris mei et baculus ipse est, in manu eorum indignatio mea. Wehe Assur!³ er ist die Rute und der Stab meines Grimms, in ihrer Hand ist mein Zorn. Jesaja Jes 29 10 5 3 Trost für die Gläubigen in Juda. Doch zuvor ist Assur in der Hand Gottes die Zuchtrute seiner Gerechtigkeit. Jesaja Jes 29 10 6 Ad gentem fallacem mittam eum, et contra populum furoris mei mandabo illi, ut auferat spolia, et diripiat prædam, et ponat illum in conculcationem quasi lutum platearum. Zu einem treulosen Volke sende ich ihn und entbiete ihn gegen das Volk meines Zornes,⁴ damit er sich Beute nehme und Raub hole und es zertreten lasse wie Straßenkot.⁵ Jesaja Jes 29 10 6 4 Gegen ganz Israel, das der Abgötterei ergeben ist. Jesaja Jes 29 10 6 5 Die gewaltigsten Weltereignisse dienen Gottes Absichten, werden gegen Wissen und Willen der Handelnden, die nur ihre Zwecke zu verfolgen glauben, von ihm geleitet. Jesaja Jes 29 10 7 Ipse autem non sic arbitrabitur, et cor ejus non ita existimabit: sed ad conterendum erit cor ejus, et ad internecionem gentium non paucarum. Allein er denkt nicht so und sein Herz meint es nicht also, sondern auf Vernichtung geht sein Sinn und auf Ausrottung nicht weniger Völker.⁶ Jesaja Jes 29 10 7 6 Assurs Sünde ist sein Trachten, die Völker nicht nur zu unterjochen, sondern zu vernichten, indem es ihnen fremde Gebräuche aufzwang oder sie wegführte. Jesaja Jes 29 10 8 Dicet enim: Denn er spricht: Jesaja Jes 29 10 9 Numquid non principes mei simul reges sunt? numquid non ut Charcamis, sic Calano: et ut Arphad, sic Emath? numquid non ut Damascus, sic Samaria? Sind denn meine Fürsten nicht allzumal Könige?⁷ Ist nicht Kalano wie Charkamis, ist nicht Arphad wie Emath, nicht wie Damaskus, so Samaria?⁸ Jesaja Jes 29 10 9 7 Die Lust, kleinere Staatswesen zu vernichten, wächst, weil Assur so mächtig ist, dass seine Fürsten selbst Königen nicht nachstehen. Zum Teil sind es ja unterworfene Könige [2Kön 25,28], die Provinzen vorstehen, oder sie führen als Statthalter oder Vasallen den Königstitel, damit der chaldäische Herrscher den Titel Großer König [Jes 36,4] und König der Könige führen könne. Assur verhärtet sich ferner in seinem Übermut, indem er triumphierend auf die bisherigen Erfolge hinweist. Jesaja Jes 29 10 9 8 Charchamis, Karkemisch, am Euphrat, wohl das heutige Dschirbas Calano, - Chalne [Gen 10,10; Am 6,2], Stadt in Sinear, auf der Ostseite des Tigris, wahrscheinlich Ktesiphon. Arpad, Stadt in Syrien, erscheint auch sonst in Verbindung mit Emath, das am Fuße des Hermon und am Orontes lag. Diese sechs Städte haben wohl bereits die Macht Assyriens an sich erfahren. Bei Erwähnung von Damaskus und Samaria ist an die [2Kön 15,29; 2Kön 16,9] berichteten Ereignisse zu denken, die schon ganz oder zum Teile eingetreten waren. Doch Assur hat noch weitergehende Pläne gegen Samaria vor, die später unter Osee eingetretene Katastrophe. Nach der assyrischen Verwaltungsliste befand sich Teglathphalasar während der Jahre 742 741 in bezügl. vor der Stadt Arpad und zog 740 abermals gegen Arpad. Jesaja Jes 29 0 1 c. Der Emanuel und seine Herrschaft. (11,1 12,6) 1) Der König Messias. (V. 5) 2) Symbol des Messianischen Friedens. (V. 9) 3) Ausdehnung des Messianischen Reiches. Jesaja Jes 29 11 1 Et egredietur virga de radice Jesse, et flos de radice ejus ascendet. Und es wird ein Reis hervorgehen aus der Wurzel Jesses¹ und eine Blüte wird aufsteigen aus seinem Wurzelstock. [Apg 13,23] Jesaja Jes 29 11 1 1 Gegensatz: Die Weltmacht, ein Libanon an Pracht, wird durch einen Wink des Herrn gestürzt. Doch aus dem unscheinbaren, abgehauenen Stumpfe Jesses sprießt ein Reis empor und ein Schössling aus seiner Wurzel bringt Frucht und wird zum Panier für alle Völker. Hebr.: Ein Reis aus dem Stumpfe Isais (der unter der Erde in Verborgenheit noch kümmerlich fortlebt) und ein Schössling aus seinen Wurzeln bringt Frucht. Christus, ein zweiter David, geht aus der Niedrigkeit hervor, so bringt die Wurzel Jesse Frucht, den zweiten David, der ein ewiges Reich gründet. Die Wurzel Jesse erinnert an Bethlehem. Vergl. [Mi 5,2]. Jesaja Jes 29 11 10 In die illa radix Jesse, qui stat in signum populorum, ipsum gentes deprecabuntur, et erit sepulcrum ejus gloriosum. An jenem Tage steht die Wurzel Jesses zum Feldzeichen¹¹ für die Völker da, Heiden werden ihn anflehen und sein Grab¹² wird glorreich sein. [Röm 15,12] Jesaja Jes 29 11 10 11 Wie Krieger und Vasallen werden alle Völker sich um das erhobene Panier ihres Königs scharen. Jesaja Jes 29 11 10 12 Hebr.: Ort seiner Ruhe. Wie in Israel die Stätte, wo Gott sich niederließ, die Offenbarung seiner Herrlichkeit bekundete und diese Herrlichkeit unzertrennbar war von der Offenbarung Gottes, da Gott in Herrlichkeit wohnt und thront, so wird auch der Messias von Herrlichkeit umleuchtet sein und demnach diese seine wesenhafte Glorie auch die Stätte seiner Ruhe, wo er immer als Friedenskönig weilt, mit Glanz erfüllen. Der heilige Hieronymus hat dies in seiner Übersetzung speziell auf die Grabesruhe bezogen, um seine Erklärung dem Texte einzuflechten. Jesaja Jes 29 11 11 Et erit in die illa: Adjiciet Dominus secundo manum suam ad possidendum residuum populi sui, quod relinquetur ab Assyriis, et ab gypto, et a Phetros, et ab thiopia, et ab lam, et a Sennaar, et ab Emath, et ab insulis maris. Und zu jener Zeit¹³ wird es geschehen, dass der Herr zum zweiten Mal seine Hand ausstreckt,¹⁴ um den Rest seines Volkes in Besitz zu nehmen, der noch übrig sein wird von den Assyriern und von Ägypten und von Phetros und von Äthiopien und von Älam und von Sennaar und von Emath und von den Inseln des Meeres.¹⁵ Jesaja Jes 29 11 11 13 Zur Zeit des Messias, dessen Eintritt in die Welt V. 1 ankündet. Jesaja Jes 29 11 11 14 Die Messianische Erlösung wird mit der Befreiung aus Ägypten verglichen. Jesaja Jes 29 11 11 15 Nur ein Rest wird gerettet. Durch die Aufzählung der Länder schildert er die größte Zerstreuung. Jesaja Jes 29 11 12 Et levabit signum in nationes, et congregabit profugos Israel, et dispersos Juda colliget a quatuor plagis terræ. Und er wird ein Feldzeichen unter den Völkern aufrichten und die Flüchtigen aus Israel zusammenscharen und die Zerstreuten aus Juda von den vier Enden der Erde sammeln.¹⁶ Jesaja Jes 29 11 12 16 [Jes 5,26] errichtete der Herr den Nationen ein Feldzeichen, damit sie sich zusammenscharten zur Bestrafung seines Volkes; hier erhalten die Völker den Befehl mitzuwirken zur Wiederbringung Israels. Die Bekehrung der Heiden soll das Mittel sein, auch Israel zu seinem Bundesgotte und seinem Messias heimzuführen. Vergl. [Röm 11,13.14]. Jesaja Jes 29 11 13 Et auferetur zelus Ephraim, et hostes Juda peribunt: Ephraim non æmulabitur Judam, et Judas non pugnabit contra Ephraim. Dann wird die Eifersucht Ephraims hinweggenommen werden und die Feinde Judas werden umkommen, Ephraim wird nicht mehr auf Juda eifersüchtig sein und Juda nicht mehr gegen Ephraim kämpfen.¹⁷ Jesaja Jes 29 11 13 17 Juda ist bevorzugt, aber nun auch innerlich erneuert, Ephraim lässt den trotzigen Hochmut fahren. Der Prophet schildert das Reich des Messias als Friedensreich, indem er von den traurigen Verhältnissen seiner Zeit ausgeht. Jesaja Jes 29 11 14 Et volabunt in humeros Philisthiim per mare, simul prædabuntur filios orientis: Idumæa et Moab præceptum manus eorum, et filii Ammon obedientes erunt. Und sie werden auf die Schultern¹⁸ der Philister nach dem Meere hinfliegen,¹⁹ vereint die Söhne des Morgenlandes²⁰ ausplündern, nach Edom und Moab werden sie ihre Hände ausstrecken,²¹ die Söhne Ammons werden ihnen untertan sein.²² Jesaja Jes 29 11 14 18 Schulter heißt im Hebr. die Abdachung eines Landes. Jesaja Jes 29 11 14 19 Bild der Unwiderstehlichkeit in Angriff und Sieg. Jesaja Jes 29 11 14 20 Die im Osten von Israel weilenden Stämme. Jesaja Jes 29 11 14 21 Edom und Moab, welche durch so häufige Kriege nicht völlig unterworfen werden konnten, werden jetzt leicht ein Griff ihrer Hand. Es werden solche Völkerstämme genannt, die David einst besiegt, die sich aber später wieder gegen Juda empört hatten. Davids Siege sind Vorbilder der unblutigen Siege des zweiten David. Seine Waffen sind sein Wort, sein Hauch, also werden diese Völker in sein Reich aufgenommen. Jesaja Jes 29 11 14 22 Ammoniter und Moabiter sollten nie in den Alten Bund aufgenommen werden. [Dtn 23,3] Dieser Fluch wird durch den Messias aufgehoben. Wie viel Zeit dies alles braucht, berührt der Prophet nicht. Jesaja Jes 29 11 15 Et desolabit Dominus linguam maris gypti, et levabit manum suam super flumen in fortitudine spiritus sui: et percutiet eum in septem rivis, ita ut transeant per eum calceati. Und der Herr wird²³ die Meereszunge von Ägypten²⁴ austrocknen und seine Hand über den Strom²⁵ in der Kraft seines Geistes²⁶ erheben und er wird ihn zerschlagen in sieben Bäche,²⁷ so dass man beschuht durch denselben hindurchgehen kann. Jesaja Jes 29 11 15 23 Diese Heimführung wird die Wunder des ägyptischen Auszuges erreichen. (V. 15, V. 16) Jesaja Jes 29 11 15 24 Das Schilfmeer, den heroopolitanischen Meerbusen. Jesaja Jes 29 11 15 25 Euphrat. Jesaja Jes 29 11 15 26 Anspielung auf [Ex 14,21]. Die Aufnahme in das Messiasreich soll ein wunderbares Werk der erbarmenden Liebe Gottes sein, ein Sieg der Gottesmacht über die Feinde seines Heiles, also eine Gnade. Jesaja Jes 29 11 15 27 In viele Rinnsale. Jesaja Jes 29 11 16 Et erit via residuo populo meo, qui relinquetur ab Assyriis: sicut fuit Israeli in die illa, quæ ascendit de terra gypti. Und es wird ein Weg sein für den Rest meines Volkes, welcher übriggelassen ward von den Assyriern, wie für Israel ein solcher war an dem Tage, da es aus dem Lande Ägypten heraufzog.²⁸ Jesaja Jes 29 11 16 28 Der Herr will auf dem Wege Führer und Schützer sein, wie er es einst seinem Volke in der Wüste gewesen. Jesaja Jes 29 11 2 Et requiescet super eum spiritus Domini: spiritus sapientiæ, et intellectus, spiritus consilii, et fortitudinis, spiritus scientiæ, et pietatis, Und der Geist des Herrn wird sich auf ihn niederlassen,² der Geist der Weisheit und der Einsicht, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Wissenschaft und der Frömmigkeit, Jesaja Jes 29 11 2 2 Innere Ausrüstung des zweiten David: Der Geist Jahves ruht bleibend in ihm: Das göttliche Prinzip waltet und herrscht in seiner Menschheit. Jesaja Jes 29 11 3 Et replebit eum spiritus timoris Domini: non secundum visionem oculorum judicabit, neque secundum auditum aurium arguet: und der Geist der Furcht des Herrn wird ihn erfüllen.³ Er wird nicht nach dem Augenschein richten noch nach Hörensagen urteilen, Jesaja Jes 29 11 3 3 Weisheit ist die aus höherer Erleuchtung und Einstrahlung hervorgehende, alle Dinge in ihrem wahren Werte ermessende und in ihrer Beziehung zueinander und zum letzten Zweck auffassende Erkenntnis, die sich dann auch in der Wahl der geeignetsten Mittel und in lichtvoll verständiger Anordnung und Rede offenbart. Daher ist sie eine theoretische und praktische. Der Torheit entgegengesetzt, ist sie Ausdruck für Erkenntnis und Ausübung der religiösen und sittlichen Anforderungen. Einsicht scheint das Moment der einsichtsvollen Unterscheidung, der eindringenden und scharfblickenden Erkenntnis und Klugheit besonders hervorzuheben. Rat bekundet das Vermögen, überall das Rechte und Zweckentsprechende anzugeben, den Schatz der Weisheit für die einzelnen Verhältnisse flüssig zu machen und in gangbare Münze zum Heile für sich und andere umzusetzen. Stärke ist die Entschiedenheit und Ausdauer in der Ausführung des als recht und heilsam Erkannten. Daran schließt sich als Grundton und einigendes Band: die Erkenntnis Gottes und die in Frömmigkeit nach kindlicher Furcht sich vollziehende Hingabe an ihn, so dass Verstand und Wille schließlich in Gott ruhen und durch seine Erkenntnis und Liebe ihrer Vollkommenheit entgegengeführt werden. Jesaja Jes 29 11 4 Sed judicabit in justitia pauperes, et arguet in æquitate pro mansuetis terræ: et percutiet terram virga oris sui, et spiritu labiorum suorum interficiet impium. sondern über die Geringen mit Gerechtigkeit richten und mit Billigkeit über die Demütigen der Erde urteilen.⁴ Er wird die Erde mit dem Stabe seines Mundes schlagen und den Frevler mit dem Hauche seiner Lippen töten.⁵ [2Thess 2,8] Jesaja Jes 29 11 4 4 Er braucht keine Zeugen und ihn trügt kein Schein, bei ihm gilt kein Ansehen der Person, weil der Geist Gottes auf ihm ruht und ihm jede Erkenntnis vermittelt. Vergl. [Joh 2,24; Joh 4,18.19; Joh 6,64; Lk 7,39] u.a. Jesaja Jes 29 11 4 5 Liebevoll und mild gegen die Armen, drohend dem Frevler. Sein Urteilsspruch ist ein wirkungsvoller, wie eine Zuchtrute, mit der er die widerstrebende Macht schlägt. Der Frevler ist hier zunächst kollektiv die gegen das Messiasreich ankämpfende Gottlosigkeit, die der Messias durch die geistige Waffen, seinen Willen, seinen Richterspruch, überwinden wird. Da nun aber die gegen ihn ankämpfende satanische Macht schließlich in einem Individuum, im Antichrist, gipfelt, gilt die Stelle vorzüglich von diesem, vergl. [2Thess 2,8], ohne dass aber dessen Vorläufer und Helfershelfer auszuschließen sind. Jesaja Jes 29 11 5 Et erit justitia cingulum lumborum ejus: et fides cinctorium renum ejus. Gerechtigkeit wird der Gürtel seiner Lenden sein und Treue der Gurt seiner Hüften.⁶ Jesaja Jes 29 11 5 6 Ähnlich [Offb 19,16]. Das Kleid gibt dem Menschen die äußere Form und Erscheinung, daher werden sittliche Eigenschaften und Kräfte, durch deren Offenbarung sich Gott oder ein Mensch in besonderer Weise hervortut, mit Gewandstücken verglichen. Vergl. [Jes 59,17; Ijob 29,14; Ps 64,7]. Der Gürtel insbesondere gilt als Prachtstück, er hält die wallenden Gewänder zusammen und erleichtert die Beweglichkeit, er ist auch, da er sich eng an den Menschen anschmiegt, Symbol der innigen Vereinigung. [Jer 13,11] In dieser dreifachen Beziehung eignet dem Messias Gerechtigkeit und Treue. In welchem Gegensatze steht jene gegen Assurs Treiben, diese gegen Israels Untreue! Jesaja Jes 29 11 6 Habitabit lupus cum agno: et pardus cum hdo accubabit: vitulus et leo, et ovis simul morabuntur, et puer parvulus minabit eos. Dann⁷ wird der Wolf bei dem Lamme wohnen und der Pardel neben dem Böckchen lagern; Kalb, Löwe und Schaf⁸ werden beieinander weiden und ein kleiner Knabe wird sie leiten. Jesaja Jes 29 11 6 7 Jetzt schildert der Seher im Anschluss an den Messias und dessen Eigenschaften und Tätigkeiten das Reich des paradiesischen Friedens. Die Schilderung hebt die Idee desselben und die ihm innewohnende umgestaltende Kraft und Macht hervor. Dieser Friede soll freilich erst eintreten, nachdem er sein Gericht über alle Widersacher tatsächlich gehalten. Jesaja Jes 29 11 6 8 Hebr.: Mastochs. Jesaja Jes 29 11 7 Vitulus, et ursus pascentur: simul requiescent catuli eorum: et leo quasi bos comedet paleas. Kalb und Bär werden mitsammen weiden, ihre Jungen liegen ruhig beieinander und der Löwe wird Stroh fressen, wie das Rind. Jesaja Jes 29 11 8 Et delectabitur infans ab ubere super foramine aspidis: et in caverna reguli, qui ablactatus fuerit, manum suam mittet. Der Säugling wird sich ergötzen bei dem Schlupfloch der Natter und in die Höhle des Basilisken wird der kaum Entwöhnte seine Hand strecken.⁹ Jesaja Jes 29 11 8 9 Die gehäuften Bilder dienen zur nachdrücklichen Betonung und Veranschaulichung des sonst Unerhörten. Durch das Bild der früher raubgierigen und jetzt friedlichen Tiere wird die durch den Messias zu bewirkende innere Umwandlung der Menschen bezeichnet. (Ephr., Hier., Theodor., Cyrill U., Eus., Greg., Thom.) Es wird die Macht und der umgestaltende Einfluss des Messias wie durch eine neue Schöpfung des Friedens und der Harmonie zur Anschauung gebracht. Der Prophet wählt ein Naturbild, weil, wie der Fluch der Sünde sich vom Menschen aus über die Natur verbreitet hat, so vom erlösten und geheiligten Menschen Weihe und Verklärung auf die Natur überfließen muss. Buchstäblich indes ist das Gemälde nicht zu fassen, da die Natur der Wesen nicht durch die Sünde geändert wurde. Jesaja Jes 29 11 9 Non nocebunt, et non occident in universo monte sancto meo: quia repleta est terra scientia Domini, sicut aquæ maris operientes. Sie schaden nicht und töten nicht auf meinem ganzen heiligen Berge; denn die Erde ist erfüllt mit der Erkenntnis des Herrn, wie Gewässer den Meeresgrund bedecken.¹⁰ Jesaja Jes 29 11 9 10 Nach der Vulgata ist als Subjekt zu ergänzen: die früher giftigen Tiere, doch die meisten Erklärer beziehen die Worte unmittelbar auf Menschen, was mehr dem Sprachgebrauche entspricht. Hebr.: Nicht böse handeln und nicht Übles tun werden sie auf meinem ganzen heiligen Berge, denn voll geworden ist die Erde von Erkenntnis des Herrn gleich dem Gewässer, das Meer bedeckend. Die Erkenntnis Gottes wird oft als Kennzeichen und Segen der messianischen Zeit bezeichnet. [Joh 1,17; Joh 6,45; Jes 54,13] Jesaja Jes 29 0 1 4) Lob- und Dankgesang. Jesaja Jes 29 12 1 Et dices in die illa: Confitebor tibi Domine, quoniam iratus es mihi: conversus est furor tuus, et consolatus es me. Und du¹ wirst an demselben Tage sagen: Ich preise dich, Herr! denn du zürntest mir, aber dein Zorn hat sich gewendet und du hast mich getröstet. Jesaja Jes 29 12 1 1 Der Prophet betrachtet das Volk immer als ein moralisches Ganzes. Dieses wird in das Exil verstoßen, dieses auch zu Gnaden aufgenommen und begrüßt den Messias jubelnd. Jesaja Jes 29 12 2 Ecce Deus salvator meus, fiducialiter agam, et non timebo: quia fortitudo mea, et laus mea Dominus, et factus est mihi in salutem. Siehe, Gott ist mein Heiland, ich will vertrauensvoll handeln und mich nicht fürchten; denn meine Stärke und mein Preis ist der Herr und er ist mir zum Heil geworden.² [Ex 15,2; Ps 117,14] Jesaja Jes 29 12 2 2 Der erbarmenden und tröstenden Liebe Gottes bringt das Volk Hingabe und begeisterte Anerkennung entgegen. Jesaja Jes 29 12 3 Haurietis aquas in gaudio de fontibus salvatoris: Ihr werdet in Freuden Wasser schöpfen aus den Quellen³ des Heilands Jesaja Jes 29 12 3 3 Hat der Anfang des Liedes mehr die Befreiung vom Übel betont, so gilt das Folgende vorzugsweise der Größe und Fülle des Heiles, dessen Quellen und Wirkungen. Jesaja Jes 29 12 4 Et dicetis in die illa: Confitemini Domino, et invocate nomen ejus: notas facite in populis adinventiones ejus: mementote quoniam excelsum est nomen ejus. und ihr werdet an jenem Tage sprechen: Preiset den Herrn und rufet seinen Namen an; machet unter den Völkern seine Taten kund;⁴ verkündiget, dass sein Name erhaben ist!⁵ Jesaja Jes 29 12 4 4 Mehrzahl, um die Fülle und die mannigfachen Wege anzudeuten, in denen Gott sein Heil den Menschen zuströmen lässt. Das Bild erinnert an den Jubel [Ex 17,6; Num 20,11] und wird von den Propheten oft gebraucht. Der Heiland weist auf sich als den Spender dieser Heilsquellen, [Joh 4,13] namentlich aber bei der wohl aus dieser Stelle stammenden Zeremonie des Wasserschöpfens zum Schlusse des Laubhüttenfestes. [Joh 7,37] Jesaja Jes 29 12 4 5 Das Volk muss Gott lobsingen und seinen Namen (seine göttliche Wesenheit und Majestät) anbeten, den übrigen Nationen aber die Großtaten des Herrn kundtun. Jesaja Jes 29 12 5 Cantate Domino quoniam magnifice fecit: annuntiate hoc in universa terra. Lobsinget dem Herrn, denn er hat Herrliches getan; verkündiget es auf der ganzen Erde!⁶ Jesaja Jes 29 12 5 6 Die gleiche doppelte Forderung. Jesaja Jes 29 12 6 Exsulta, et lauda habitatio Sion: quia magnus in medio tui sanctus Israel. Frohlocket und jauchzet, ihr Bewohner Sions! denn groß ist in eurer Mitte der Heilige Israels.⁷ Jesaja Jes 29 12 6 7 Von dem Messias strahlt die Erhabenheit des Herrn aus, durch ihn und sein Reich also erfüllt sich jenes dreimalige Heilig usw. von [Jes 6,3]. Jesaja Jes 29 0 1 3. Dritte Reihe der Prophezeiungen. Prophezeiungen gegen die Heiden. (Kap. 13 27) A. Prophezeiung über Babel. (13,1 14,27) a. Gott ruft seine Streiter zusammen. (V. 5) b. Der Tag Gottes voll des Schreckens. (V. 13) c. Der Sturz Babylons. (V. 22) Jesaja Jes 29 13 1 Onus Babylonis, quod vidit Isaias filius Amos. Last über Babylon,¹ welche Isaias, der Sohn des Amos, schaute. Jesaja Jes 29 13 1 1 Achaz will sich an die Weltmacht anschließen. Dem gegenüber verkündet der Seher, dass alle gottwidrige Weltmacht vernichtet werden soll und Größe und Heil einzig bei Jahve und seinem Gesalbten ist. Vergl. [Dan 2,44]. Demnach ist Babel nicht so fast individuelle Weltmacht als weit mehr Inbegriff und Typus der gesamten gottwidrigen Macht mit ihrem diabolischen Untergrunde. Babylon ist gewählt, weil Nimrod es als gottfeindliches Weltreich gegründet [Gen 10,10] und es sich als solches gegen das Volk, besonders durch Zerstörung der Stadt und des Tempels gezeigt hat. Last: Gewöhnlich vom richterlichen Gottesspruch gebraucht. Jesaja Jes 29 13 10 Quoniam stellæ cli, et splendor earum non expandent lumen suum: obtenebratus est sol in ortu suo, et luna non splendebit in lumine suo. Denn die Sterne des Himmels und ihr Glanz¹¹ werden ihr Licht nicht ausstrahlen, die Sonne wird verdunkelt bei ihrem Aufgange und der Mond wird sein Licht nicht glänzen lassen.¹² [Ez 32,7; Joel 2,10; Joel 3,15; Mt 24,29; Mk 13,24; Lk 21,25] Jesaja Jes 29 13 10 11 Hebr.: Ihre Orione, Sternbilder. Jesaja Jes 29 13 10 12 Alle Himmelsleuchten sind ausgelöscht, daher umschattet tiefe Finsternis die Welt. Wie Licht das Bild des Glückes, so ist Dunkel das Bild des Unglückes. Wenn der Herr das Licht seiner Huld verbirgt, verschwindet billig auch das geschöpfliche Licht, der Abglanz des göttlichen. Jesaja Jes 29 13 11 Et visitabo super orbis mala, et contra impios iniquitatem eorum, et quiescere faciam superbiam infidelium, et arrogantiam fortium humiliabo. Und ich werde die Bosheit des Erdbodens heimsuchen und an den Frevlern ihre Gottlosigkeit und werde dem Stolze der Ungläubigen ein Ende machen und den Übermut der Gewaltigen niederwerfen.¹³ Jesaja Jes 29 13 11 13 Gegenstand des Gerichtes ist die Sünde und zwar in der besonderen Form der stolzen Erhebung gegen Gott und Menschen. Das Gericht bringt ja den Ausgleich, daher muss Stolz und Übermut, der Missbrauch der Macht, am schärfsten getroffen werden. Jesaja Jes 29 13 12 Pretiosior erit vir auro, et homo mundo obrizo. Kostbarer als Gold¹⁴ wird ein Mann sein und der Mensch mehr als das reinste Feingold. Jesaja Jes 29 13 12 14 Hebr.: Seltener als das seltenste Feingold aus Ophir. Jesaja Jes 29 13 13 Super hoc clum turbabo: et movebitur terra de loco suo propter indignationem Domini exercituum, et propter diem iræ furoris ejus. Dazu will ich den Himmel erschüttern¹⁵ und die Erde von ihrer Stätte verrücken, weil der Herr der Heerscharen grollt und der Tag seines grimmen Zornes gekommen ist. Jesaja Jes 29 13 13 15 Während Gott so Frevel und Übermut heimsucht, bekunden Himmel und Erde die Furchtbarkeit seines Gerichtes, indem der Zorn des Weltenrichters mit dem Menschen auch die Natur trifft. Jesaja Jes 29 13 14 Et erit quasi damula fugiens, et quasi ovis: et non erit qui congreget: unusquisque ad populum suum convertetur, et singuli ad terram suam fugient. Und es wird geschehen, gleich einem flüchtigen Reh und gleich einem Schafe; und es ist niemand, der sammelt, ein jeder wird zu seinem Volke sich wenden und alle werden in ihr Land fliehen.¹⁶ Jesaja Jes 29 13 14 16 Wie eine hirtenlose Herde werden alle Bewunderer Babylons auseinander stieben. Die Vergleiche geben das Eilige und Angstvolle in der Flucht. Jesaja Jes 29 13 15 Omnis, qui inventus fuerit, occidetur: et omnis, qui supervenerit, cadet in gladio. Jeder, auf den man trifft, wird getötet und jeder, der hinzukommt, wird durch das Schwert fallen. Jesaja Jes 29 13 16 Infantes eorum allidentur in oculis eorum: diripientur domus eorum, et uxores eorum violabuntur. Ihre Kinder werden vor ihren Augen zerschmettert, ihre Häuser geplündert und ihre Frauen entehrt.¹⁷ [Ps 136,9] Jesaja Jes 29 13 16 17 Kein Alter, kein Geschlecht wird verschont, überall Mord und zwar in seiner grässlichsten Form. Jesaja Jes 29 13 17 Ecce ego suscitabo super eos Medos, qui argentum non quærant, nec aurum velint: Siehe,¹⁸ ich werde über sie die Meder anreizen, die auf Silber nicht achten und nach Gold nicht begierig sind,¹⁹ Jesaja Jes 29 13 17 18 Die Verse 17-20 entwickeln das Bild des Mordens und der Verwüstung weiter. Jesaja Jes 29 13 17 19 So können also die Babylonier nicht hoffen, durch Hingabe ihrer Reichtümer sich und den Ihrigen das Leben zu retten. Jesaja Jes 29 13 18 Sed sagittis parvulos interficient, et lactantibus uteris non miserebuntur, et super filios non parcet oculus eorum. sondern mit Pfeilen die Kinder töten; die der säugenden Mütter sich nicht erbarmen und deren Auge der Kinder nicht schont.²⁰ Jesaja Jes 29 13 18 20 Hebr.: Und Bogen schmettern Jünglinge dahin und über Leibesfrucht haben sie kein Erbarmen. Meder stürzten mit den Persern vereint das Babylonische Reich. Jesaja Jes 29 13 19 Et erit Babylon illa gloriosa in regnis, inclyta superbia Chaldæorum: sicut subvertit Dominus Sodomam et Gomorrham. Und Babylon, das glorreiche unter den Königreichen, der Ruhmesstolz der Chaldäer,²¹ wird sein wie Sodoma und Gomorrha,²² die der Herr von Grund aus zerstört hat. [Gen 19,24] Jesaja Jes 29 13 19 21 Hebr.: Die Zierde von Königreichen, die Pracht des Stolzes der Chaldäer. Jesaja Jes 29 13 19 22 Sodoma und Gomorrha sind der Inbegriff der furchtbar zerstörenden Strafgerechtigkeit Gottes. Statt alles Prunkes ein stinkender Schwefelpfuhl. Jesaja Jes 29 13 2 Super montem caliginosum levate signum, exaltate vocem, levate manum, et ingrediantur portas duces. Auf dunkelm Berge pflanzet ein Zeichen auf, erhebet eure Stimmen, schwinget die Hand, und einziehen sollen durch die Tore die Fürsten!² Jesaja Jes 29 13 2 2 Nach der latein. Übersetzung ist an ein zur Nachtzeit weithin sichtbares Signalfeuer zu denken, das die Scharen zum Kampfe zusammenrufen soll. Alsdann soll ihnen mit lauthallendem Rufe und dringlichen Gesten der Angriff befohlen werden, und zwar, weil man des Erfolges sicher sein soll, gleich als ein Einziehen in die Tore. Hebr.: Auf kahlem (entwaldetem) Berge erhebet Panier. Es ist Zeit, an Babel Rache zu üben. Jesaja Jes 29 13 20 Non habitabitur usque in finem, et non fundabitur usque ad generationem et generationem: nec ponet ibi tentoria Arabs, nec pastores requiescent ibi. Nicht soll es hinfort bewohnt werden bis ans Ende und nicht mehr aufgebaut werden von Geschlecht zu Geschlecht, nicht wird der Araber dort seine Zelte aufschlagen noch werden die Hirten sich daselbst lagern,²³ Jesaja Jes 29 13 20 23 Der Fluch steigert sich dadurch, dass die Stadt niemals mehr, weder bleibend noch vorübergehend, bewohnt werden soll. Jesaja Jes 29 13 21 Sed requiescent ibi bestiæ, et replebuntur domus eorum draconibus: et habitabunt ibi struthiones, et pilosi saltabunt ibi: sondern wilde Tiere werden dort ihr Lager haben und ihre Häuser werden von Drachen²⁴ angefüllt sein, Strauße werden dort hausen und Zottige²⁵ dort hüpfen Jesaja Jes 29 13 21 24 Hebr.: Von Heulenden d.i. Eulen. Jesaja Jes 29 13 21 25 Hebr.: Böcke, griech.: Waldteufel. Jesaja Jes 29 13 22 Et respondebunt ibi ululæ in ædibus ejus, et sirenes in delubris voluptatis. und Eulen werden sich da antworten in ihren Palästen und Sirenen in den Hallen der Wollust.²⁶ Jesaja Jes 29 13 22 26 Hebr.: Und Schakale heulen in ihren Schlössern und Goldhunde in den Palästen der Wollust. Der Ort wird ein Tummelplatz der Teufel und verschiedener Spukgestalten. Jesaja Jes 29 13 3 Ego mandavi sanctificatis meis, et vocavi fortes meos in ira mea, exsultantes in gloria mea. Ich habe meine Geweihten³ entboten und meine Tapferen in meinem Zorne gerufen, die frohlocken durch meine Herrlichkeit. Jesaja Jes 29 13 3 3 Meinen hierzu besonders auserlesenen und berufenen und somit geweihten Kriegern. Die dreifache Charakteristik besagt: sie sind unwiderstehlich. Jesaja Jes 29 13 4 Vox multitudinis in montibus, quasi populorum frequentium: vox sonitus regum, gentium congregatarum: Dominus exercituum præcepit militiæ belli, Geschrei einer Menge auf den Bergen⁴ wie von vielen Völkern, Schall des Getümmels von Königen, von versammelten Völkern;⁵ der Herr der Heerscharen hat der Kriegsmacht Befehl erteilt, Jesaja Jes 29 13 4 4 Von den Gebirgen im Nordosten Babyloniens, besonders vom Zagrus her, dringt schon ein dumpfes, mehr und mehr anschwellendes Völkergebrause heran. Die Wiederholungen und Steigerungen sollen das Furchtbare und Erdrückende des feindlichen Anstürmens zeichnen. Jesaja Jes 29 13 4 5 Hebr.: Horch, Gedröhn von Königreichen versammelter Völker. Jesaja Jes 29 13 5 Venientibus de terra procul a summitate cli: Dominus, et vasa furoris ejus, ut disperdat omnem terram. denen, die aus fernen Landen kommen,⁶ vom äußersten Orte unter dem Himmel; der Herr ist es und die Werkzeuge seines Grimmes, um die ganze Erde zu verderben. Jesaja Jes 29 13 5 6 Das Ferne und Unbekannte steigert den Eindruck des Schreckens, daher noch von der Grenze des Himmels, den entlegensten und höchsten Bergen, auf denen die Himmelswölbung aufzuliegen scheint. Jesaja Jes 29 13 6 Ululate, quia prope est dies Domini: quasi vastitas a Domino veniet. Heulet, denn nahe ist der Tag des Herrn! als eine Verheerung von dem Herrn wird er kommen.⁷ Jesaja Jes 29 13 6 7 Ein Aufschrei der Angst und des Entsetzens. Dies ist das naturgemäße Echo jenes Getümmels. Der Gerichtstag naht als Zerstörungsgewalt vom Allgewaltigen. Jesaja Jes 29 13 7 Propter hoc, omnes manus dissolventur, et omne cor hominis contabescet, Darum werden alle Hände lass und jedes Menschenherz wird verzagt Jesaja Jes 29 13 8 Et conteretur. Torsiones et dolores tenebunt, quasi parturiens, dolebunt: unusquisque ad proximum suum stupebit, facies combustæ vultus eorum. und zermalmt werden. Krämpfe und Wehen ergreifen sie, wie eine Gebärende leiden sie Schmerz,⁸ mit Entsetzen starrt einer den andern an,⁹ angstglühend sind ihre Gesichter. Jesaja Jes 29 13 8 8 Die Schmerzen der Gebärerin brechen oft plötzlich herein und sind die schärfsten und durchdringendsten. Jesaja Jes 29 13 8 9 Ratlos. Jesaja Jes 29 13 9 Ecce dies Domini veniet, crudelis, et indignationis plenus, et iræ, furorisque ad ponendam terram in solitudinem, et peccatores ejus conterendos de ea. Siehe, der Tag des Herrn kommt, der schreckliche, voll von Unwillen und Zorn und Grimm, um die Erde in eine Wüste zu verwandeln und ihre Sünder von ihr hinwegzutilgen.¹⁰ Jesaja Jes 29 13 9 10 Diese Einleitung zu der V. 14 folgenden speziellen Schilderung bekundet durch die Allgemeinheit ihres Charakters und den Umfang der bezeichneten Wirkungen, dass der Seher das spezielle Gericht als einen Teil des allgemeinen Weltgerichtes auffasst und daher im Rahmen des letzteren das erstere einführt. Jesaja Jes 29 0 1 d. Die Wiederherstellung Israels. (V. 2) e. Triumphgesang über den Unterdrücker. (V. 21) f. Bestätigung des Sturzes Babylons. (V. 27) B. Weissagung über die benachbarten Völker (14,28 - 17,14) a. Weissagung über Philisthäa. (V. 28-32) Jesaja Jes 29 14 1 Prope est ut veniat tempus ejus, et dies ejus non elongabuntur. Miserebitur enim Dominus Jacob, et eliget adhuc de Israel, et requiescere eos faciet super humum suam: adjungetur advena ad eos, et adhærebit domui Jacob. Nahe ist die Ankunft seiner Zeit¹ und seine Tage sind nicht weit entfernt, denn der Herr wird sich über Jakob erbarmen² und Israel wieder erwählen und sie wieder wohnen lassen in ihrem Lande; die Fremdlinge werden sich ihnen anschließen und sich dem Hause Jakob verbinden.³ Jesaja Jes 29 14 1 1 Der Unglückstage Babylons. Nahe im Verglich zu sonst gewöhnlicher Dauer eines so blühenden Reiches. Babel wird über alle Erwartung rasch seiner Herrschaft verlustig gehen. Jesaja Jes 29 14 1 2 Das Gericht über die Weltmacht ist ein Akt der Erbarmung und Gnade für das Volk Gottes. Gott erwählt es von neuem und gibt ihm als Unterpfand der Erwählung, wie einst nach dem Bündnis auf Sinai, den Besitz des heiligen Landes. Jesaja Jes 29 14 1 3 Als Israel aus der Verbannung heimkehrte, erfüllte diese Weissagung sich in kleinen und vorbereitenden Anfängen, um dann voll und ganz in den Charakter der messianischen Zeit überzugehen. Die Prophetie schaut den inneren Zusammenhang der Ideen, und diese selbst in ihrer Vollendung. Darum knüpft sie an Babels Sturz die messianische Erfüllung. Jesaja Jes 29 14 10 Universi respondebunt, et dicent tibi: Et tu vulneratus es sicut et nos, nostri similis effectus es. Insgesamt heben sie an und rufen dir zu: Auch dich hat es getroffen wie uns, du bist uns gleich geworden!¹⁴ Jesaja Jes 29 14 10 14 Der König von Babel nannte sich König der Könige, Babel stürzte viele Herrscher. Jesaja Jes 29 14 11 Detracta est ad inferos superbia tua, concidit cadaver tuum: subter te sternetur tinea, et operimentum tuum erunt vermes. Hinabgeschleudert in die Unterwelt ist dein Stolz, dein Leib ist zusammengebrochen; unter dir hat die Motte ihr Bett und deine Decke sind Würmer.¹⁵ Jesaja Jes 29 14 11 15 Aus der Höhe in die Tiefe, und in welchem Zustande? Was der Mensch gesäet, das erntet er; und dazu gehört der gegenseitige Hass, mit dem die Verworfenen sich verfolgen. Die beatitudo accidentalis hat in der Hölle auch ihr Gegenbild. Hebr.: hinabgestürzt in den Scheol ist deine Pracht, das Rauschen deiner Harfen. Jesaja Jes 29 14 12 Quomodo cecidisti de clo lucifer, qui mane oriebaris? Corruisti in terram, qui vulnerabas gentes? Wie bist du vom Himmel niedergestürzt, du Glanzgestirn, das früh aufging!¹⁶ wie bist du zur Erde gestürzt, der du die Völker verwundetest! Jesaja Jes 29 14 12 16 Hebr.: Glanzgestirn, Sohn der Morgenröte. Die Chaldäer pflegten die Sternkunde sehr, daher der Vergleich umso passender. Jesaja Jes 29 14 13 Qui dicebas in corde tuo: In clum conscendam, super astra Dei exaltabo solium meum, sedebo in monte testamenti, in lateribus aquilonis. Du sprachest doch in deinem Herzen: Zum Himmel will ich emporsteigen, über die Sterne Gottes meinen Thron erhöhen, auf dem Berge des Zeugnisses mich niederlassen nach der Seite der Mitternacht zu.¹⁷ Jesaja Jes 29 14 13 17 In fünffacher Wiederholung sprudelt der ungemessene Dünkel und die eitle Hoffart hervor. Babels König verlangte in der Tat auch göttliche Verehrung. Vergl. [Dan 3,15]. Der Berg ist in der Anschauung des alten Orientes ein im äußersten Norden bis an den Himmel reichender Berg. So will der König also unter den Göttern seinen Sitz nehmen, und nicht wie einer aus der Menge, nein, dem Höchsten will er sich gleich machen. Buchstäblich und zunächst ist hier von der Babylonischen Weltmacht und ihrem Repräsentanten und Inbegriff, dem Könige Babels, die Rede (Hier., Cyr. U., Theodor.) Solches aber, wie hier ausgesprochen, hat nicht allein der König gedacht, sondern auch derjenige, der ihn das gelehrt. (Theod.) Babel ist Repräsentant der gottfeindlichen Weltmacht, deren tiefster Grund der Satan ist. Mit ihm beginnt der Kampf im Paradiese nach dem Sündenfalle [Gen 3,15], mit ihm besteht Christus den Kampf. [Joh 12,31] Jesaja Jes 29 14 14 Ascendam super altitudinem nubium, similis ero Altissimo. Ich will emporsteigen über der Wolken Höhen, gleich sein dem Allerhöchsten!¹⁸ Jesaja Jes 29 14 14 18 Dies ist eine Lästerung des wahren Gottes, denn der Höchste hieß der Gott der Juden. Vergl. [Dan 3,32.99; Dan 5,18.21]. Mit Recht steht diese Anmaßung als Gipfel und Sammelpunkt aller am Schlusse. In wirkungsvoller Kürze folgt die Verkündigung des Sturzes in die Tiefe. Jesaja Jes 29 14 15 Verumtamen ad infernum detraheris in profundum laci: Aber in die Unterwelt wirst du hinabgestürzt, in die Tiefe des Pfuhles.¹⁹ Jesaja Jes 29 14 15 19 Hebr.: Winkel der Grube, Gegensatz zu V. 13: Winkel des Nordens. Statt der obersten Seite des Götterberges, die hinterste, tiefste Seite des Abgrundes. Jesaja Jes 29 14 16 Qui te viderint, ad te inclinabuntur, teque prospicient: Numquid iste est vir, qui conturbavit terram,, qui concussit regna, Die dich sehen, neigen sich dir zu und schauen auf dich.²⁰ Ist das der Mann, der die Erde in Aufruhr brachte, der Königreiche erschütterte,²¹ Jesaja Jes 29 14 16 20 Man bückt sich, um die gefallene Größe zu sehen, und schaut sie aufmerksam an, ob es denn wirklich dieselbe sei. Jesaja Jes 29 14 16 21 Dem schmählichen Sturze folgt allgemeines Hohngelächter. Dies die Antwort auf die Herzensgedanken V. 13. Jesaja Jes 29 14 17 Qui posuit orbem desertum, et urbes ejus destruxit, vinctis ejus non aperuit carcerem? der den Erdkreis zur Wüste machte, dessen Städte verheerte und seinen Gefangenen den Kerker nicht öffnete?²² Jesaja Jes 29 14 17 22 Diese Lüge schildern die Macht und deren Missbrauch, die Zerstörungslust und Grausamkeit. Jesaja Jes 29 14 18 Omnes reges gentium universi dormierunt in gloria, vir in domo sua. Alle Könige der Völker schlafen allzumal in Ehren, ein jeder in seiner Gruft, Jesaja Jes 29 14 19 Tu autem projectus es de sepulcro tuo, quasi stirps inutilis pollutus, et obvolutus cum his, qui interfecti sunt gladio, et descenderunt ad fundamenta laci, quasi cadaver putridum. du aber bist hinausgeworfen aus deinem Grabe wie ein unnützer Klotz, besudelt und bedeckt von denen, die durch das Schwert gefallen, und solchen, die in die Tiefe des Abgrundes gefahren sind, wie ein faulendes Aas.²³ Jesaja Jes 29 14 19 23 Die den Gestürzten treffende Schmach wird noch an dessen Leiche symbolisiert. Jesaja Jes 29 14 2 Et tenebunt eos populi, et adducent eos in locum suum: et possidebit eos domus Israel super terram Domini in servos et ancillas: et erunt capientes eos, qui se ceperant, et subjicient exactores suos. Die Völker werden sie nehmen und an ihren Ort geleiten und das Haus Israel wird dieselben als Knechte und Mägde besitzen im Lande des Herrn und sie werden die gefangen halten, von denen sie gefangen gehalten wurden, und werden ihre Bedränger unterwerfen.⁴ Jesaja Jes 29 14 2 4 Der volle Sinn enthüllt sich auch hier erst im Messiasreiche. Das Volk Gottes, das zugleich das Volk des Messias ist, steht an der Spitze der Völker, berufen, gleich dem Messias, über sie zu herrschen. Welcher Art diese Herrschaft ist, hat bereits [Jes 11] gezeigt. Israel wurde von den Heiden unterjocht, dies soll nach Gottes Plan zur Läuterung des Volkes dienen, damit es dann seine früheren Bedrücker für die Erkenntnis Gottes und sein heiliges Gesetz Gefangennahme. Jesaja Jes 29 14 20 Non habebis consortium, neque cum eis in sepultura: tu enim terram tuam disperdidisti, tu populum tuum occidisti: non vocabitur in æternum semen pessimorum. Nicht sollst du teilhaben noch mit ihnen im Grabe ruhen, denn du hast dein Land zerrüttet, hast dein Volk erschlagen; nimmermehr wird man der Nachkommen der Bösewichter gedenken.²⁴ Jesaja Jes 29 14 20 24 Die übrigen Könige sind ehrenvoll in ihren Mausoleen beigesetzt, dort thronen sie noch wie in Palästen, die sie sich als Zeichen ihrer Macht über den Tod hinaus erbaut haben, doch Babels König liegt als ekle Leiche, ein Gegenstand des Abscheues, da, und ist, um das Widerwärtige noch zu steigern, überdies mit einem Haufen anderer Leichen bedeckt. Nicht einmal die Leichenruhe hat er, der so Herrliche, das Glanzgestirn, der Gottgleiche, - ein faulendes (hebr. ein zertretenes) Aas. Und diese Schmach soll eine dauernde sein. (V. 20) Jesaja Jes 29 14 21 Præparate filios ejus occisioni in iniquitate patrum suorum: non consurgent, nec hereditabunt terram, neque implebunt faciem orbis civitatum. Führet seine Kinder zum Tode um der Schuld ihrer Väter willen; sie sollen sich nicht erheben noch das Land wieder in Besitz nehmen noch die Fläche des Erdkreises mit Städten erfüllen. Jesaja Jes 29 14 22 Et consurgam super eos, dicit Dominus exercituum: et perdam Babylonis nomen, et reliquias, et germen, et progeniem, dicit Dominus. Und ich werde mich gegen sie erheben, spricht der Herr der Heerscharen,²⁵ und werde den Namen Babylons ausrotten und jede Spur, Schössling und Sprössling, spricht der Herr. Jesaja Jes 29 14 22 25 Wie er über alle Maßen hart war, soll ihm mit gleichem Maße gemessen werden, ja, der Fluch soll sein ganzes Geschlecht treffen und es ausrotten von der Erde. Jesaja Jes 29 14 23 Et ponam eam in possessionem ericii, et in paludes aquarum, et scopabo eam in scopa terens, dicit Dominus exercituum. Und ich werde sie zum Besitze des Igels und zu Wassersümpfen machen und mit dem Besen der Vernichtung hinwegkehren, spricht der Herr der Heerscharen.²⁶ Jesaja Jes 29 14 23 26 Der Herr der Heerscharen selbst tritt als Feind auf gegen Babels Dynastie und Land und beide fallen der vollsten Vernichtung anheim. Jesaja Jes 29 14 24 Juravit Dominus exercituum, dicens: Si non, ut putavi, ita erit: et quomodo mente tractavi, Der Herr der Heerscharen hat geschworen und gesprochen: Wahrlich, wie ich es gedacht habe, wird es sein, und wie ich es bei mir beschlossen, Jesaja Jes 29 14 25 Sic eveniet: Ut conteram Assyrium in terra mea, et in montibus meis conculcem eum: et auferetur ab eis jugum ejus, et onus illius ab humero eorum tolletur. so wird es geschehen:²⁷ Dass ich Assyrien in meinem Lande²⁸ zerschmettere und auf meinen Bergen zertrete, dann wird sein Joch von ihnen genommen und seine Last von ihren Schultern hinweggeschafft. Jesaja Jes 29 14 25 27 Dreimal kehrt emphatisch wieder: Spricht der Herr. Jesaja Jes 29 14 25 28 Durch die neue Weissagung gegen Babel ist an der früheren gegen Assur nichts geändert. Indem der Prophet auf dies hinweist, zeigt er zugleich wie [Jes 14,1] zu verstehen ist: nicht von der nächsten Zukunft: Zuerst stürzt Assur, dann gelangt Babel zur höchsten Macht. Die Weissagung über Assur dient endlich auch zur Bekräftigung der vorhergehenden. Eine auf die ferne Zukunft gehende Prophetie wird besiegelt durch eine Weissagung, die sich bald unter den Augen der Zeitgenossen erfüllen soll. Jesaja Jes 29 14 26 Hoc consilium, quod cogitavi super omnem terram, et hæc est manus extenta super universas gentes. Dies ist der Ratschluss, den ich gefasst über die ganze Erde,²⁹ und dies ist die Hand, welche über alle Völker ausgestreckt ist. Jesaja Jes 29 14 26 29 Vergl. [Jes 8,8]. Jesaja Jes 29 14 27 Dominus enim exercituum decrevit: et quis poterit infirmare? et manus ejus extenta: et quis avertet eam? Denn der Herr der Heerscharen hat es beschlossen, wer kann es hindern? Seine Hand ist ausgestreckt, wer will sie abwenden?³⁰ Jesaja Jes 29 14 27 30 Babel wird fallen, weil es handelt wie Assur, das bereits dem Verderben geweiht ist, denn das ist der Ratschluss des Herrn, dass jede Macht, die sich gegen ihn erhebt, fallen muss. Jesaja Jes 29 14 28 In anno, quo mortuus est rex Achaz, factum est onus istud: Im Jahre, in dem der König Achaz starb,³¹ erging diese Last. Jesaja Jes 29 14 28 31 Im Jahre 726. Jesaja Jes 29 14 29 Ne lætaris Philisthæa omnis tu, quoniam comminuta est virga percussoris tui: de radice enim colubri egredietur regulus, et semen ejus absorbens volucrem. Freue dich nicht, du gesamtes Philisterland! dass der Stab dessen zerbrochen, der dich schlug;³² denn aus der Schlangenwurzel wird ein Basilisk hervorgehen und ihr Same ein Vögelwürger sein.³³ Jesaja Jes 29 14 29 32 Die Macht des Hauses David, der Herrscherstab Davids. Der Ausdruck ist wohl mit Beziehung auf [Gen 49,17] gewählt. Jesaja Jes 29 14 29 33 Der Basilisk und der fliegende Drache (Hebr.: Aus Schlangenwurzel geht hervor ein Basilisk und ihre Frucht ist ein fliegender Drache) ist Ezechias. (Eus., Cyr., Hier.) Das Drohungsvolle liegt in der Volksanschauung, dass Basilisk und fliegender Drache schon durch Blick und Hauch töten. Ezechias trieb wirklich die Philister zu Paaren. [2Kön 18,8] Doch die Beziehung auf Ezechias ist nicht ausschließlich zu nehmen. Der Herrscherstab Davids wird sich aus seiner Niedrigkeit wieder erheben und an den Feinden Rache üben mit einer Ausdehnung und Unwiderstehlichkeit, wie früher nie. Jesaja Jes 29 14 3 Et erit in die illa: cum requiem dederit tibi Deus a labore tuo, et a concussione tua, et a servitute dura, qua ante servisti: Und es wird geschehen an jenem Tage, wenn Gott dir Ruhe verliehen von deiner Bedrängnis und deinem Schrecken und der harten Dienstbarkeit, der du zuvor unterworfen warst,⁵ Jesaja Jes 29 14 3 5 Jeder Bedränger des Volkes Gottes hat in der ägyptischen ihr Vorbild. Jesaja Jes 29 14 30 Et pascentur primogeniti pauperum, et pauperes fiducialiter requiescent: et interire faciam in fame radicem tuam, et reliquias tuas interficiam. Und die Ärmsten der Armen werden versorgt werden,³⁴ die Dürftigen werden in Sicherheit wohnen; dein Geschlecht aber werde ich durch Hunger zugrunde gehen lassen und, was übrigbleibt, werde ich töten.³⁵ Jesaja Jes 29 14 30 34 Anders ist Judas Los. Der Satz enthält wohl zugleich einen Hinweis, wem vor allem das messianische Heil gilt, ein Vorspiel zu dem: den Armen wird das Evangelium verkündet. Jesaja Jes 29 14 30 35 Hebr.: Und deinen Rest tötet er (nämlich der Basilisk, der aus Judas Herrscherstab und Wurzel hervorgehende Rächer). Jesaja Jes 29 14 31 Ulula porta, clama civitas: prostrata est Philisthæa omnis: ab aquilone enim fumus veniet, et non est qui effugiet agmen ejus. Heule, o Tor,³⁶ schreie auf, o Stadt! zu Boden liegt das gesamte Philisterland; denn vom Norden her wird Rauch³⁷ kommen und niemand kann seinem Zuge entfliehen.³⁸ Jesaja Jes 29 14 31 36 Der Prophet kehrt vom Enderfolge zur Katastrophe der nächsten Zukunft zurück, die ein Unterpfand für jenen, gleichsam der Weg dazu und die erste Verwirklichung des ausgesprochenen Urteils sein soll. Jesaja Jes 29 14 31 37 Assur, Sennacherib. (Ephr., Theodor., Cyr., Hier., Thom.) Assur wird segnen und brennen und so gleichsam als eine Rauchwolke sich heranwälzen. Jesaja Jes 29 14 31 38 Hebr.: Es ist kein Vereinzelter (kein sich Absondernder) in seinen Scharen: keiner bleibt zurück, alle rücken in geschlossenen Reihen heran. Das Lateinische kann gleichfalls in diesem Sinne verstanden werden. Jesaja Jes 29 14 32 Et quid respondebitur nuntiis gentis? Quia Dominus fundavit Sion, et in ipso sperabunt pauperes populi ejus. Und was wird man den Boten des Volkes antworten?³⁹ Der Herr hat Sion gegründet⁴⁰ und die Armen seines Volks⁴¹ hoffen auf ihn. Jesaja Jes 29 14 32 39 Assurs Boten oder Boten auswärtiger Völker, die sich nach dem Kriege erkundigen, oder: man wird den Überbringern er Nachricht von Gottes Allmacht und Schutz so antworten. Jesaja Jes 29 14 32 40 Die festen Tore der Philister unterliegen, anders Juda. Jesaja Jes 29 14 32 41 Wiederum erwähnt der Prophet nachdrucksvoll der Armen. Jesaja Jes 29 14 4 Sumes parabolam istam contra regem Babylonis, et dices: Quomodo cessavit exactor, quievit tributum? wirst du dieses Lied wider den König von Babylon anstimmen und sprechen:⁶ Wie ist es nun aus mit dem Bedrücker, wie hat es ein Ende mit der Zinspflicht! Jesaja Jes 29 14 4 6 Das Lied teilt sich durch den den Klageliedern eigentümlichen Anfang Wie in zwei Hälften 4b-11 und 12-21. Die erste Hälfte kann in drei Strophen zerlegt werden: Schilderung des grausamen Zwingherrn, den der Herr zermalmt hat (V. 4-6), Jubel auf der Erde über seinen Fall (V. 7, 8), Spott der Unterwelt (9-11). Jesaja Jes 29 14 5 Contrivit Dominus baculum impiorum, virgam dominantium. Zerbrochen hat der Herr den Stab der Gottlosen, die Rute der Herrscher,⁷ Jesaja Jes 29 14 5 7 Die Macht der gottlosen Herrscher hatte sich den Völkern im Übermaß und ohne Aufhören zu fühlen gegeben, doch jetzt ist das drückende Joch weggenommen. Jesaja Jes 29 14 6 Cædentem populos in indignatione, plaga insanabili, subjicientem in furore gentes, persequentem crudeliter. welche Völker im Ingrimm schlug mit unheilbarer Wunde,⁸ welche im Toben Völker unterjochte und grausam verfolgte. Jesaja Jes 29 14 6 8 Hebr.: Schlagend, Völker in Zorneswallen mit Schlägen ohne Aufhör, unterjochend im Grimme Nationen mit Verfolgung ohne Einhalt. Jesaja Jes 29 14 7 Conquievit et siluit omnis terra, gavisa est et exsultavit: Es ruht die ganze Erde und rastet schweigend, sie freut sich und bricht in Jubel aus. Jesaja Jes 29 14 8 Abietes quoque lætatæ sunt super te, et cedri Libani: ex quo dormisti, non ascendet qui succidat nos. Auch die Tannen⁹ freuen sich über dich und die Zedern des Libanon.¹⁰ Seitdem du entschlafen bist, kommt niemand mehr heraus, uns zu fällen.¹¹ Jesaja Jes 29 14 8 9 Hebr.: Zypressen. Jesaja Jes 29 14 8 10 Mit dem Menschen ward auch die Natur gedrückt und geknechtet, sie freut sich jetzt mit ihm. Jesaja Jes 29 14 8 11 Gerade unter den Zedern hat Babel besondere Verheerungen angerichtet, wie eine Inschrift Nabuchodonosors besagt. Fast klingt der Jubel auf der Erde in Spott aus. Jesaja Jes 29 14 9 Infernus subter conturbatus est in occursum adventus tui, suscitavit tibi gigantes. Omnes principes terræ surrexerunt de soliis suis, omnes principes nationum. Die Unterwelt in der Tiefe ist in Aufruhr geraten deiner Ankunft entgegen und weckt vor dir die Riesen¹² auf. Alle Fürsten der Erde erheben sich von ihren Thronen, alle Fürsten der Völker.¹³ Jesaja Jes 29 14 9 12 Die Raphaim. Diese werden in der Tat als Riesenvolk in Kanaan mehrmals erwähnt. [Gen 15,20; Gen 14,5; Dtn 3,11; Jos 12,4] u.a. So soll also der Begriff des Schreckens, der Furchtbarkeit ausgedrückt werden. Aber besser wird (wie dies die Vulg. [Spr 2,18] tut) übersetzt: die Stillen, wie die Unterwelt oft als Land der Vergessenheit, der Untätigkeit bezeichnet wird. Jesaja Jes 29 14 9 13 Hebr.: Der Scheol richtet auf ihren Thronfesseln alle Könige der Nationen. Die Darstellung ist großartig dichterisch. Bei der Nachricht, dass Babels gestürzter König im Anzug sei, gerät er in Aufregung; er stört alle seine Bewohner auf, besonders alle Fürsten, dass sie sich erheben von ihren Thronen. Das Staunen geht bald in Hohn über. Jesaja Jes 29 0 1 Weissagung gegen Moab. (15,1 16,14) 1. Fall Moabs. (V. 4) Trauer über Moab. Jesaja Jes 29 15 1 Onus Moab. Quia nocte vastata est Ar Moab, conticuit: quia nocte vastatus est murus Moab, conticuit. Last über Moab.¹ Ja, zur Nacht² ist Ar-Moab verwüstet, ist es verstummt; ja zur Nacht ist die Mauer Moabs vernichtet und es ist verstummt.³ Jesaja Jes 29 15 1 1 Von den Philistern wendet sich der Prophet nach dem Osten des toten Meeres und des Jordans, nach Moab. (Kap. 15) [Jes 16] Die Moabiter hatten wohl nach der Wegführung der Stämme Gad und Ruben deren Ländereien besetzt. Der Grundgedanke ist auch hier: Moab hat sich stolz erhöht, daher soll es ebenso tief gedemütigt werden. Jesaja Jes 29 15 1 2 Das Schreckensvolle steigert sich, weil die Verwüstung zur Nacht eintritt. Jesaja Jes 29 15 1 3 Ar Moab lag am Arnon. Kir Moab (so hebr.) lag etwa drei Stunden davon südlich. Zur Bezeichnung der Niederlage Moabs wird der Fall und die Verwüstung zweier der bedeutendsten Städte und Festungen des Landes genannt. Es folgt die Schilderung des Eindruckes der Schreckenskunde. Jesaja Jes 29 15 2 Ascendit domus, et Dibon ad excelsa in planctum super Nabo, et super Medaba, Moab ululavit: in cunctis capitibus ejus calvitium, et omnis barba radetur. Es steigen Haus⁴ und Dibon hinauf auf die Höhen,⁵ um zu weinen; über Nabo und Medaba heult Moab;⁶ auf allen seinen Häuptern ist Kahlheit, jeder Bart ist geschoren.⁷ [Jer 48,37; Ez 7,18] Jesaja Jes 29 15 2 4 Das königliche Haus. Jesaja Jes 29 15 2 5 Auf den Höhen sind die Götzenbilder. Jesaja Jes 29 15 2 6 Über Nabo und Medaba, zwei hervorragende Städte, heult das ganze Land. In Nabo (Stadt in Ruben) war eine Bildsäule des Chamos. Jesaja Jes 29 15 2 7 Hebr.: Es bestieg Baith und Dibon die Höhen gefeierte Heiligtümer. Die erste Kundgebung, um Hilfe von den Götzen zu erflehen. Dazu klagt man auf den Höhen von Nabo und Madaba über die Verwüstung. Das Wehegeheul Moabs wird alsdann geschildert, als zöge es von Höhe zu Höhe. Zu den Klagen gesellen sich die sonst bei den Orientalen üblichen leidenschaftlichen äußeren Zeichen der Trauer. Jesaja Jes 29 15 3 In triviis ejus accincti sunt sacco: super tecta ejus, et in plateis ejus omnis ululatus descendit in fletum. Auf seinen Straßen sind sie mit Trauerkleidern angetan, auf seinen Dächern und Straßen ist nur Geheul, das mit Weinen endet.⁸ Jesaja Jes 29 15 3 8 Hebr.: Alles jammert, herabfließend in Weinen: Alles zerfließt in Tränen, selbst die abgehärteten Krieger. Jesaja Jes 29 15 4 Clamabit Hesebon, et Eleale, usque Jasa audita est vox eorum: super hoc expediti Moab ululabunt, anima ejus ululabit sibi. Es schreit Hesebon⁹ und Eleale,¹⁰ dass man bis Jasa¹¹ ihre Klagerufe hört; darüber heulen die Krieger Moabs, Moabs Seele wehklagt über sich. Jesaja Jes 29 15 4 9 Die den Moabitern abgenommene amorrhitische Königsstadt Seon. Jesaja Jes 29 15 4 10 Eleale gehörte zu Ruben. Jesaja Jes 29 15 4 11 Jasa liegt bei dem Toten Meere. Von einem Ende des Landes zum andern tönt das Heulen. Wie die Krieger, so stimmt selbst der Seher mit ein, fortgerissen von der allgemeinen Trauer. Jesaja Jes 29 15 5 Cor meum ad Moab clamabit, vectes ejus usque ad Segor vitulam conternantem: per ascensum enim Luith flens ascendet, et in via Oronaim clamorem contritionis levabunt. Mein Herz klagt zu Moab hin, seine Riegel reichten bis Segor,¹² der dreijährigen Kuh.¹³ Auf die Anhöhe Luith steigt man weinend hinauf und auf dem Wege von Oronaim erhebt man ein Geschrei über Zerstörung.¹⁴ Jesaja Jes 29 15 5 12 Die Festungsriegel Moabs reichten bis Segor, d.i. ganz Moab war mit einem Gürtel von Festungen umgeben. Sie sind jetzt gebrochen und niedergeworfen, darum trauert der Seher. Segor lag auf der in das Tote Meer reichenden südwestlichen Landzunge, gleichsam der entgegengesetzte Pol des im Hochland gelegenen Gipfelpunktes Kir Moab. Das Hebräische wird indes gewöhnlich verstanden: dessen Flüchtlinge bis Segor fliehen, selbst die Stärksten, welche die Stadt zu sichern pflegten wie Riegel. Jesaja Jes 29 15 5 13 Ist Eigenname, die beigefügte Zahl unterscheidet nach der Sitte der Orientalen von gleichnamigen Ortschaften: drittens Eglath. Jesaja Jes 29 15 5 14 Die Fluchtszene nach Süden wird beschrieben. Die einen führt der Weg der Berglehne von Luith hinauf, die andere der Abhang von Oronaim herab. Jesaja Jes 29 15 6 Aquæ enim Nemrim desertæ erunt, quia aruit herba, defecit germen, viror omnis interiit. Denn¹⁵ die Wasser¹⁶ von Nemrim sind zu Wüsteneien geworden, denn das Gras ist verdorrt, verwelkt der Keim, alles Grüne vernichtet. Jesaja Jes 29 15 6 15 Die beiden denn sind koordiniert. Jesaja Jes 29 15 6 16 Das herrliche Fruchtgefild. Jesaja Jes 29 15 7 Secundum magnitudinem operis, et visitatio eorum: ad torrentem salicum ducent eos. Nach der Größe der Untaten werden sie heimgesucht, zum Weidenbache führt man sie.¹⁷ Jesaja Jes 29 15 7 17 Das Hebräische malt diese Fluchtszene genau aus. Darum bringen sie das Erübrigte, was sie erworben, und ihre Habe über den Weidenbach. - Die allgemeine Flucht wird durch das allgemeine Elend, das in Moab, herrscht, begründet. Jesaja Jes 29 15 8 Quoniam circuivit clamor terminum Moab: usque ad Gallim ululatus ejus, et usque ad puteum Elim clamor ejus. Denn Wehegeschrei geht rings um die Grenze von Moab, bis nach Gallim dringt sein Geheul, bis zum Brunnen Elim seine Klage.¹⁸ Jesaja Jes 29 15 8 18 Ganz Moab vom Norden (Elim) bis zum Süden (Gallim), durchströmt der Jammerruf. Jesaja Jes 29 15 9 Quia aquæ Dibon repletæ sunt sanguine: ponam enim super Dibon additamenta: his, qui fugerint de Moab leonem, et reliquiis terræ. Sind doch die Wasser von Dibon¹⁹ voll Blut, verhänge ich doch über Dibon noch ferneres Unheil, den Flüchtigen aus Moab einen Löwen und den Übriggebliebenen im Lande.²⁰ Jesaja Jes 29 15 9 19 Die Fluten des Arnon verkünden, vom Blute der Erschlagenen gerötet, Moabs Unglück. (Hebr.: Dimon) Jesaja Jes 29 15 9 20 Über den Rest wir der Herr noch fernere Übel verhängen, Tod und Verderben. Jesaja Jes 29 0 1 Die Moabiter sollen Israel um Errettung anrufen. (V. 5) 2. Schreckliche Heimsuchung Moabs (V. 12) 3. Zeit des Gerichtes über Moab. Jesaja Jes 29 16 1 Emitte agnum Domine dominatorem terræ, de Petra deserti ad montem filiæ Sion. Herr! sende das Lamm, den Beherrscher der Erde, aus Petra in der Wüste nach dem Berge der Tochter Sion.¹ Jesaja Jes 29 16 1 1 Hebr.: Sendet landesherrliche Lämmer von Petra wüstenwärts zum Berge der Tochter Sion. Sendet landesherrlichen Lämmertribut. Petra, die odomitische Hauptstadt, lag drei bis vier Tagereisen von Jericho; von dort bis nach Judäa erstreckte sich eine Wüste. Herr der Vulgata ist eine Glosse. Dereinst hatten die Moabiter dem König David Tribut [2Sam 8,2] und auch später reichen Lämmer- und Widdertribut an Israel entrichten müssen. [2Kön 3,4] An dieses Verhältnis erinnert sie der Prophet mit der Aufforderung, dem Hause Davids diese Unterwerfung entgegenzubringen. Nur im Anschluss an Sion ist Heil und Rettung. Emanuel ist keine Vernichtung der Völker, sondern Zerstörung des Bösen, Bringung des Heils. Die Worte der Vulgata kann man sensu accommodato auf den Messias anwenden. So geschieht es in der Liturgie, wo ja oft Worte der heiligen Schriften in freier Anwendung ohne alle Beziehung auf den Sinn und Zusammenhang der Grundstelle gebraucht werden. Jesaja Jes 29 16 10 Et auferetur lætitia et exsultatio de Carmelo, et in vineis non exsultabit neque jubilabit; vinum in torculari non calcabit qui calcare consueverat: vocem calcantium abstuli. Und es wird Freude und Jubel von dem Fruchtgefilde hinweggenommen, in den Weinbergen frohlockt und jauchzt man nimmer; der Keltertreter keltert keinen Wein mehr, wie gewöhnt, in der Kufe; den Freudenruf der Treter habe ich verstummen gemacht.¹⁵ Jesaja Jes 29 16 10 15 Moab ist in seiner Lebenswurzel, in Feld und Weinberg, tödlich getroffen. Jesaja Jes 29 16 11 Super hoc venter meus ad Moab quasi cithara sonabit, et viscera mea ad murum cocti lateris. Darum tönt mein Inneres zu Moab wie eine Zither und mein Herz zur Ziegelsteinmauer.¹⁶ Jesaja Jes 29 16 11 16 Hebr.: zu Kir-Cheres. Sein ganzes Inneres ist ob der Vision des Unglückes erregt und erschüttert, sein Herz stöhnt und klingt gleichsam vor Schmerz wie eine zitternde Saite. Jesaja Jes 29 16 12 Et erit: cum apparuerit quod laboravit Moab super excelsis suis, ingredietur ad sancta sua ut obsecret, et non valebit. Und es geschieht, wenn Moab erscheint und sich abmüht auf seinen Höhen, eintritt in sein Heiligtum, um zu beten, so wird es nichts erreichen. Jesaja Jes 29 16 13 Hoc verbum, quod locutus est Dominus ad Moab ex tunc: Das ist das Wort, welches der Herr dereinst zu Moab gesprochen;¹⁷ Jesaja Jes 29 16 13 17 Es ist nicht die, sondern nur eine Erfüllung, da Jeremias dieselbe Prophetie noch einmal aufnimmt. [Jes 48] Das Schlusswort wird zu der vorangehenden Prophezeiung als einer schon vordem gegebenen in Gegensatz gestellt. Isaias nimmt (ähnlich wie Jeremias) eine ältere Weissagung auf und reproduziert sie in ihren Grundlinien, aber so, dass er frei und selbständig auch seine Gedanken und Worte in das überlieferte Gewebe einflicht. Wer dieser ältere Prophet war, wissen wir nicht. Das Wort des Herrn. Jesaja Jes 29 16 14 Et nunc locutus est Dominus, dicens: In tribus annis quasi anni mercenarii auferetur gloria Moab super omni populo multo, et relinquetur parvus et modicus, nequaquam multus. jetzt aber hat der Herr also geredet und gesprochen:¹⁸ In drei Jahren, wie die Jahre eines Taglöhners,¹⁹ wird die Herrlichkeit Moabs von seinem ganzen zahlreichen Volke hinweggenommen und der Überrest wird klein und gering und durchaus nicht groß sein. Jesaja Jes 29 16 14 18 Das Wort des Herrn erfüllt sich, wenn auch nur in allmählicher Stufenfolge. Die ältere Prophezeiung gibt in zusammenfassender Weise Gottes Ratschluss. Isaias bestimmt den Zeitpunkt, an dem Moabs Demütigung beginnen soll. Jeremias hat nochmals Gelegenheit, den Moabitern die alte Prophetie ins Gedächtnis zurückzurufen; von Nabuchodonosor an verlieren sie alle Selbständigkeit. Sie dienen den jeweiligen Herrn der Welt, Babyloniern, Persern usw. Der Makkabäer Alexander Jannäus (90 v. Chr.) unterwarf sie den Juden; bald verschwindet ihr Name aus der Weltgeschichte. Über den Anfang dieser Jahre wissen wir nichts Genaueres, ebenso wenig über die Erfüllung. Jesaja Jes 29 16 14 19 Bestimmte, genau abgemessene Zeit, an der nichts fehlt noch etwas darüber ist. Jesaja Jes 29 16 2 Et erit: Sicut avis fugiens, et pulli de nido avolantes, sic erunt filiæ Moab in transcensu Arnon. Und es wird geschehen: Wie ein flüchtiger Vogel und eine aus dem Nest aufgescheuchte Brut, so werden die Töchter Moabs bei dem Übergang über den Arnon sein.² Jesaja Jes 29 16 2 2 Der Arnon war ehemals Grenzscheide zwischen dem moabitischen und dem amorrhitischen Gebiete. Auch hier geht die Flucht südwärts vor dem aus Norden drohenden Feinde. Jesaja Jes 29 16 3 Ini consilium, coge concilium: pone quasi noctem umbram tuam in meridie: absconde fugientes, et vagos ne prodas. Schaffe Rat, fasse Entschluss, mache deinen Schatten am Mittag der Nacht gleich; verbirg die Flüchtlinge und verrate die Versprengten nicht!³ Jesaja Jes 29 16 3 3 Sion soll den Bedrängten raten, ohne lange zu überlegen, ob es sich ihrer annehmen soll. Jetzt, wo Moab von der Gluthitze des Unglücks wie von brennender Mittagssonne heimgesucht ist, möge Sion Schutz und Schatten so dicht wie die Nacht gewähren. Schatten ist ein häufiges Bild für Schutz; nächtlicher Schatten ausgiebiger Schutz. Jesaja Jes 29 16 4 Habitabunt apud te profugi mei: Moab esto latibulum eorum a facie vastatoris: finitus est enim pulvis, consummatus est miser: defecit qui conculcabat terram. Lass meine Flüchtlinge bei dir wohnen, sei für Moab ein Versteck vor dem Verwüster; denn beendet ist die Zerstörung, vernichtet die Bedrückung, verschwunden, der das Land zertrat.⁴ Jesaja Jes 29 16 4 4 Hebr.: Denn ein Ende hat der Unterdrücker, geschwunden ist Verwüstung, weg sind Zertreter aus dem Lande. Jerusalem ist aus der Hand der Assyrier gerettet und diese sind untergegangen. Dies kann und soll den umliegenden Völkern ein Zeichen und Unterpfand sein, dass Gottes Schutz mit Sion ist. Jesaja Jes 29 16 5 Et præparabitur in misericordia solium, et sedebit super illud in veritate in tabernaculo David, judicans et quærens judicium, et velociter reddens quod justum est. Und aufgerichtet wird in Gnaden ein Thron⁵ und es wird darauf in Wahrheit⁶ in der Hütte Davids ein Richtender sitzen und einer, der das Recht erforscht und schnell vergilt, was recht ist.⁷ Jesaja Jes 29 16 5 5 Die Worte erinnern an [2Sam 7,12; 1Chr 17,12; Ps 88,5.30.38]. Im Throne Davids hat Sion die Gewähr seines Bestandes. Jesaja Jes 29 16 5 6 In der wahren, von Gott gewollten Weise. Jesaja Jes 29 16 5 7 Dieser König ist ein vollkommener Richter, indem er sowohl Recht spricht als sich die Herstellung des Rechtszustandes eifrig angelegen sein lässt, wie er rasch von Gerechtigkeit (hebr.) ist, d.i. Macht hat, diesen Zustand zu verwirklichen. Die Ausdrücke Gnade, Wahrheit, Gericht, Gerechtigkeit sind bei den Propheten ständige Attribute der messianischen Periode, also ist hier vom Messias die Rede. (Hier., Eus., Basil.) Jesaja Jes 29 16 6 Audivimus superbiam Moab, superbus est valde: superbia ejus et arrogantia ejus, et indignatio ejus plus quam fortitudo ejus. Wir haben von Moabs Stolze gehört, er ist sehr stolz; sein Stolz und seine Anmaßung und sein Ingrimm ist größer als seine Macht.⁸ [Jer 48,29] Jesaja Jes 29 16 6 8 Hebr.: Das Richtige seiner Prahlereien. So hat wir haben gehört vier Objekte. Der Prophet zeigt wohl, dass der Stolz Moabs empfindlich gebrochen werden müsse, Züchtigung sei für dasselbe der Weg zum Heile. Jesaja Jes 29 16 7 Idcirco ululabit Moab ad Moab, universus ululabit: his, qui lætantur super muros cocti lateris, loquimini plagas suas. Deswegen wird Moab zu Moab hinheulen,⁹ ganz Moab wird heulen; denen, die sich an Mauern von gebrannten Ziegelsteinen erfreuen, verkündet ihre Strafen! Jesaja Jes 29 16 7 9 Die Erwiderung auf Klagen soll in neuen Klagen bestehen. Hebr.: Darum wird jammern Moab um Moab, alles wir jammern: um die Traubenkuchen von Kir-Chareseth (wohl dasselbe wie Kir-Moab) werdet ihr seufzen, ganz niedergeschlagen. Moab wird aus seinem Wohlleben und seiner Genusssucht aufgestört werden. Jesaja Jes 29 16 8 Quoniam suburbana Hesebon deserta sunt, et vineam Sabama domini gentium exciderunt: flagella ejus usque ad Jazer pervenerunt: erraverunt in deserto, propagines ejus relicta sunt, transierunt mare. Denn die Umgebung von Hesebon ist verwüstet, den Weinberg von Sabama¹⁰ haben Völkergebieter zerstört; Moabs Ranken haben sich bis Jazer verbreitet, sich bis in die Wüste verirrt;¹¹ Moabs Sprösslinge waren verlassen von Hilfe und wanderten über das Meer.¹² Jesaja Jes 29 16 8 10 Der treffliche Wein von Sabama wurde überall in Moab angebaut. So reichten die Reden Sabamas bis Jazer im Norden. Jesaja Jes 29 16 8 11 Ostwärts: Sie dehnten sich weit aus und siegten selbst über die Wüste durch ihre Fruchtbarkeit. Jesaja Jes 29 16 8 12 Südwärts breiteten sich seine Zweige aus, überschritten das Meer (hebr.), wohl das Tote Meer. Sie gediehen so üppig, dass sie über dasselbe hinaus nach Westen ihre Sprösslinge sandten. So war Moab ein üppiger Weinstock, dessen Fruchtbarkeit nicht einmal Meer und Wüste Grenzen setzten. Jesaja Jes 29 16 9 Super hoc plorabo in fletu Jazer vineam Sabama: inebriabo te lacrima mea Hesebon, et Eleale: quoniam super vindemiam tuum, et super messem tuam vox calcantium irruit. Deswegen beweine ich, wie Jazer, den Weinberg Sabamas; ich überströme dich mit meinen Tränen, Hesebon und Eleale,¹³ denn auf deine Weinlese und deine Ernte ist der Ruf der Keltertreter hereingebrochen.¹⁴ Jesaja Jes 29 16 9 13 Wie die Bewohner von Jazer, so will auch er den Weinberg von Sabama beklagen, ebenso die Gefilde von Hesebon und Eleale. Jesaja Jes 29 16 9 14 Die feindliche Verwüstung soll an die Stelle der Erntefreude treten, das Halloh der Keltertreter einem anderen Halloh Platz machen. Öde und Totenstille herrscht, wo die neuen Keltertreter ihres Amtes gewaltet haben. (V. 10) Jesaja Jes 29 0 1 c. Weissagung gegen Damaskus und Israel. (Kap. 17) 1. Der Untergang beider Reiche. (V. 8) 2. Durch Vergessenheit Gottes ist das Verderben herbeigeführt. (V. 11) 3. Niederlage der Assyrier. Jesaja Jes 29 17 1 Onus Damasci. Ecce Damascus desinet esse civitas, et erit sicut acervus lapidum in ruina. Last über Damaskus.¹ Siehe,² Damaskus wird aufhören, eine Stadt zu sein und wie ein zerfallener Steinhaufen bei Trümmern werden.³ Jesaja Jes 29 17 1 1 Die Prophezeiung wendet sich jetzt nach Norden gegen Damaskus und das mit demselben verbündete Israel. Damaskus ist im Kampfe gegen Juda die treibende und anführende Macht, an die Israel sich nur anlehnt, um durch seinen Schutz seinen Hass gegen Juda ausüben zu können. Indem Damaskus vernichtet wird, wird auch Israel mitgetroffen. Jesaja Jes 29 17 1 2 Siehe soll auf das gewisse und staunenerregende hinweisen. Jesaja Jes 29 17 1 3 Die Stadt, welche das königliche Herrscherhaus Davids entthronen wollte. Jesaja Jes 29 17 10 Quia oblita es Dei salvatoris tui, et fortis adjutoris tui non es recordata: propterea plantabis plantationem fidelem, et germen alienum seminabis. Denn du hast Gottes, deines Retters, vergessen und warst nicht deines starken Helfers eingedenk; deshalb magst du eine dauerhafte Pflanzung setzen und fremdes Gewächs säen.¹⁵ Jesaja Jes 29 17 10 15 Des Bundesgottes, des einzigen Heiles Israels, vergessend vermeinten sie durch Anschluss an Fremde und fremden Götzendienst eine dauerhafte Pflanzung anzulegen. Hebr.: Daher pflanzest du liebliche Pflanzungen und mit fremder Rede besetzest du sie. Jesaja Jes 29 17 11 In die plantationis tuæ labrusca, et mane semen tuum florebit: ablata est, messis in die heredtatis, et dolebit graviter. Am Tage deiner Pflanzung wird es eine wilde Rebe sein und frühzeitig kommt das von dir Gesäte zur Blüte, aber am Tage des Einsammelns ist die Ernte verschwunden und bitter ist der Schmerz.¹⁶ Jesaja Jes 29 17 11 16 Das erborgte heidnische und fremde Wesen hat Israels Weinberg nicht veredelt, seine Hoffnungen werden bitter getäuscht, durch den Anschluss an heidnisches Wesen hat Israel notwendig seinen Untergang herbeigeführt. Hebr.: Am Tage deines Pflanzens zäumtest du ein und am Morgen brachtest du die Saat zur Blüte; entflohen ist die Ernte am Tage der Besitznahme und derber Schmerz. Woher die Vulgata wilde Rebe hat, ist nicht ersichtlich. Jesaja Jes 29 17 12 Væ multitudini populorum multorum, ut multitudo maris sonantis: et tumultus turbarum, sicut sonitus aquarum multarum. Wehe der Menge vieler Völker,¹⁷ wie ein gewaltiges, brausendes Meer; der Scharen Getümmel ist wie das Rauschen vieler Wasser. Jesaja Jes 29 17 12 17 Das Volk der Verheißung kann nicht untergehen. Der Sturmandrang der Assyrier wird scheitern. Jesaja Jes 29 17 13 Sonabunt populi sicut sonitus aquarum inundantium, et increpabit eum, et fugiet procul: et rapietur sicut pulvis montium a facie venti, et sicut turbo coram tempestate. Die Völker werden rauschen, wie überströmende Wasser tosen. Aber er bedräut sie und sie fliehen fernhin und werden hinweggerafft, wie der Staub auf den Bergen vor dem Winde und wie Staubwirbel vor dem Ungewitter.¹⁸ Jesaja Jes 29 17 13 18 Malerischer und tonvoller als jede Übersetzung ist das Hebräische. Die Leichtigkeit, mit Gott den brausenden Angriff vernichtet, wird durch zwei Vergleiche in schöner Steigerung veranschaulicht: Wie Staub, der auf den Bergen, wo die Winde heftiger toben, gejagt wird, wie Staubgewirbel, das ein Orkan vor sich herpeitscht. Jesaja Jes 29 17 14 In tempore vespere, et ecce turbatio: in matutino, et non subsistet: hæc est pars eorum, qui vastaverunt nos, et sors diripientium nos. Zur Abendzeit siehe da, Bestürzung! Am Morgen, und sie sind nicht mehr. Das ist der Anteil derer, die uns geplündert, und das Los derer, die uns beraubt haben.¹⁹ Jesaja Jes 29 17 14 19 Die Erfüllung kommt hier der sprichwörtlichen Ausdrucksweise [Ps 29,6; Ps 89,6] u.a. völlig gleich. Das einzelne Ereignis wird als ein Ring an der Kette der göttlichen Wohltaten angesehen. Jesaja Jes 29 17 2 Derelictæ civitates Aroer gregibus erunt, et requiescent ibi, et non erit qui exterreat. Die Städte von Aroer⁴ werden den Herden überlassen sein; diese werden dort lagern, ohne dass jemand sie aufschreckt.⁵ Jesaja Jes 29 17 2 4 Das ostjordanische Gebiet. Jesaja Jes 29 17 2 5 Bild der menschenleeren Öde, die an die Stelle belebter Städte treten soll: die Bewohner sind in Gefangenschaft geführt, die zerfallenen und zerstörten Städte mit Graswuchs bedeckt, das Land so ausgestorben, dass keines Menschen Nahen die behaglich ruhenden Tiere stört. Jesaja Jes 29 17 3 Et cessabit adjutorium ab Ephraim, et regnum a Damasco: et reliquiæ Syriæ sicut gloria filiorum Israel erunt: dicit Dominus exercituum. Und die Stütze wird von Ephraim weichen und das Königtum von Damaskus⁶ und den Überbleibseln Syriens wird es ergehen wie der Herrlichkeit der Söhne Israels, spricht der Herr der Heerscharen.⁷ Jesaja Jes 29 17 3 6 Syrien kommt hauptsächlich als Macht in Betracht, auf die Israel baute. Mit seinem Sturze bricht auch Ephraim zusammen. Die gemeinsam gegen Gottes Ordnung ankämpften [Jes 7,6], sollen sich auch in der Gemeinschaft gleicher Vernichtung treffen. Dieses Durcheinander malt der Dichter, indem er Ephraims Sturz als Folge des syrischen, den syrischen als Abbild des israelitischen hinstellt. Jesaja Jes 29 17 3 7 So erhält die Weissagung ihre Besiegelung. Jesaja Jes 29 17 4 Et erit in die illa: attenuabitur gloria Jacob, et pinguedo carnis ejus marcescet. Und es geschieht an jenem Tage:⁸ zusammenschrumpfen wird die Herrlichkeit Jakobs⁹ und das Fett seines Fleisches dahinschwinden.¹⁰ Jesaja Jes 29 17 4 8 Weiterhin beschäftigt der Seher nur Israels Sturz. Immerhin wird durch den Ausdruck an jenem Tage Israels Fall mit dem Syriens in innerem Zusammenhang gebracht. Jesaja Jes 29 17 4 9 Die Herrlichkeit eines Reiches ist das, was in den Augen der Menschen groß, begehrenswert, ruhmvoll erscheint, also zahlreiche Bevölkerung, Heere, Glanz und Luxus der Städte usw. Jesaja Jes 29 17 4 10 Das zweite Glied kennzeichnet den Staatskörper. Fett ist in der heiligen Schrift das Bild für stolzen, gottvergessenen Übermut. Jesaja Jes 29 17 5 Et erit sicut congregans in messe quod restiterit, et brachium ejus spicas leget: et erit sicut quærens spicas in valle Raphaim. Dann wird es sein, wie wenn man in der Ernte sammelt, was da steht, wie wenn der Arm des Schnitters Ähren liest, und es wird sein, wie wenn man Ähren sucht im Tale Raphaim.¹¹ Jesaja Jes 29 17 5 11 Die Erntearbeit wird freudig und gründlich getan, so wird Assur Gericht üben; so leichtes Spiel, wie der Arm des Schnitters, wenn er die Ähren für die Sichel zusammenfasst, wird Assur haben. Die Ebene Raphaim liegt im Süd-Westen von Jerusalem auf der Grenze zwischen Benjamin und Juda. Jesaja Jes 29 17 6 Et relinquetur in eo sicut racemus, et sicut excussio oleæ duarum vel trium olivarum in summitate rami, sive quatuor aut quinque in cacuminibus ejus fructus ejus: dicit Dominus Deus Israel. Es wird von ihm gleichsam nur eine Traube übrig sein, wie nach dem Schütteln des Ölbaums zwei oder drei Oliven an der Spitze des Zweiges oder vier oder fünf an den Enden als seine Frucht,¹² spricht der Herr, der Gott Israels. Jesaja Jes 29 17 6 12 Wie nach der Olivenernte nur da und dort eine Olive unter den Blättern versteckt zurückbleibt, so wird die Zahl der Entronnenen gering sein. Hebr.: Und es bleibt dabei eine Nachlese übrig, wie beim Abklopfen des Ölbaumes, zwei, drei Beeren in der Spitze des Wipfels, vier, fünf in seinen, des Fruchtbringenden, Zweigen. Jesaja Jes 29 17 7 In die illa inclinabitur homo ad Factorem suum, et oculi ejus ad sanctum Israel respicient: An jenem Tage werden sich die Menschen zu ihrem Schöpfer wenden und ihre Augen werden auf den Heiligen Israels schauen Jesaja Jes 29 17 8 Et non inclinabitur ad altaria, quæ fecerunt manus ejus; et quæ operati sunt digiti ejus non respiciet, lucos et delubra. und sie werden sich nicht zu den Altären hinwenden, die ihre Hände gemacht haben, und nicht auf das schauen, was ihre Finger gefertigt, auf die Haine und Tempel.¹³ Jesaja Jes 29 17 8 13 Was V. 7 positiv, spricht V. 8 negativ aus. Die Strafgerichte sind vorherverkündet, durch ihre Erfüllung bewies sich Gott als den Lebendigen und Allwaltenden. Statt Tempel und Haine sind im Hebräischen Astarten und Sonnensäulen genannt, Bilder der Astarte und die dem Sonnengott Baal geweihten Abzeichen. Jesaja Jes 29 17 9 In die illa erunt civitates fortitudinis ejus derelictæ sicut aratra, et segetes quæ derelictæ sunt a facie filiorum Israel, et eris deserta. An jenem Tage werden die Städte seiner Macht verlassen sein wie die Pflüge und die Saaten, welche vor den Söhnen Israels verlassen wurden,¹⁴ und du wirst zur Wüste werden. Jesaja Jes 29 17 9 14 Dasselbe Strafgericht, das einst die Kananiter wegen ihrer Greuel getroffen, steht ihnen bevor. Damals war Gottes Hand sichtbar, jetzt nicht minder. Das Hebr. wird verschieden übersetzt und erklärt. Jesaja Jes 29 0 1 C. Weissagungen über die entfernteren Völker (18,1 23,18) a. Weissagung gegen Äthiopien. (Kap. 18) 1. Siegesgesang des Herrn. (V. 3) 2. Die Verherrlichung des Herrn durch die Niederlage der Äthiopier. Jesaja Jes 29 18 1 Væ terræ cymbalo alarum, quæ est trans flumina thiopiæ, Wehe dem Land¹ mit schwirrendem Fittich,² welches jenseits der Ströme Äthiopiens ist,³ Jesaja Jes 29 18 1 1 Der Gegenstand des Kapitels ist Gottes Verherrlichung in weite Gegenden durch Assurs Sturz. Jesaja Jes 29 18 1 2 Dunkel und mannigfach gedeutet ist die Bezeichnung des Landes. Heeresflügel? Stromflügel? Oder ist das Wort von dem Geräusche zu verstehen: Flügelgeschwirr (der Insekten) oder: Zymbel der Stromesflügel? Am besten scheint es an den geflügelten Schwirrer zu denken als Emblem der die ganze Kraft aufbietenden äthiopischen Macht. Jesaja Jes 29 18 1 3 Jenseits der Krümmungen; Arme und Zuflüsse des Nil. Warum der Prophet hier Äthiopien besonders einführt und mit der Niederlage Assurs in Verbindung bringt, ist aus [Jes 37,9] und [2Kön 19,9] zu erschließen. Tharaka, König von Äthiopien war im Anzuge gegen Sennacherib, als dieser Lobna belagerte. Somit waren die Äthiopier wirklich gleichsam Zeugen des gegen Assur ergehenden Strafgerichtes. Sie hatten Juda Hilfe angeboten, auf dieses Anerbieten konnte man jetzt mit dem Hinweise auf Gottes wunderbares Eingreifen antworten. Jesaja Jes 29 18 2 Qui mittit in mare legatos, et in vasis papyri super aquas. Ite angeli veloces ad gentem convulsam, et dilaceratam: ad populum terribilem, post quem non est alius: ad gentem exspectantem et conculcatam, cujus diripuerunt flumina terram ejus: das Boten auf das Meer⁴ sendet und in Rohrschiffen über die Wasser!⁵ Gehet hin, ihr schnellen Boten, zum erregten und zerrissenen Volke, zum furchtbaren Volke, nach welchem kein anderes mehr, zu dem harrenden und zertretenen Volke, dessen Land die Flüsse durchschneiden.⁶ Jesaja Jes 29 18 2 4 Meer ist in der getragenen Ausdrucksweise auch Bezeichnung für größere Flüsse. Jesaja Jes 29 18 2 5 Die Boten sollen wohl in Juda rege Beteiligung am Kampfe gegen Assur im Interesse Tharakas hervorrufen. Die Wasser sind der Nil und seine Kanäle. Jesaja Jes 29 18 2 6 Die Worte schildern einerseits die Macht der Äthiopier, anderseits die jetzige Bestürzung und Angst. Furchtbar sind jene, weil sie aus fernen unbekannten Ländern herkommen, hinter denen kein anderes Volk mehr bekannt war, doch jetzt aufgeregt und unruhig, mit gespannter Erwartung den Boten entgegenstehend. Hebr.: Gehet, flinke zum Boten, zum Volke langgestreckten Wuchses, zum furchtbaren Volke jenseits, dem Volke der Doppelkraft und Zertretung. Jesaja Jes 29 18 3 Omnes habitatores orbis, qui moramini in terra, cum elevatum fuerit signum in montibus, videbitis, et clangorem tubæ audietis: Alle Bewohner des Erdkreises,⁷ die ihr auf Erden weilt, wenn das Panier auf den Bergen erhoben wird,⁸ sollt ihr schauen und auf den Klang der Posaunen hören. Jesaja Jes 29 18 3 7 Der Seher mahnt die Boten, abzulassen von ihrer Geschäftigkeit und heimzukehren mit einer Botschaft, die er nun angibt. Der Gesichtskreis erweitert sich auf die ganze Erde; Gottes Tat hat eine weltgeschichtliche Bedeutung. Jesaja Jes 29 18 3 8 Dies sei das Zeichen, bei dem ihr aufmerken sollt: Wenn die Assyrier sich unter aufgepflanztem Banner und durch Trompetenruf sammeln und Juda von der Übermacht überschwemmt schient. [Jes 8,8] Jesaja Jes 29 18 4 Quia hæc dicit Dominus ad me: Quiescam, et considerabo in loco meo sicut meridiana lux clara est, et sicut nubes roris in die messis. Denn also spricht der Herr zu mir: Ich will ruhig zuschauen an meiner Stätte, wie das Mittagslicht klar ist und wie die Tauwolke zur Erntezeit.⁹ Jesaja Jes 29 18 4 9 Über dem Völkergetümmmel und dem Kriegslärm thront Gott in erhaben ruhiger Majestät wie die Sonne; aber zugleich ist er es, der wie die Hitze der Sonne und reichlicher Tau, anfänglich bis zu einem gewissen Punkte das Unternehmen der Feinde, ihre Ernte heranreifen lässt. Jesaja Jes 29 18 5 Ante messem enim totus effloruit, et immatura perfectio germinabit, et præcidentur ramusculi ejus falcibus: et quæ derelicta fuerint, abscindentur, et excutientur. Denn vor der Ernte blühte er mächtig auf, eine unzeitige Vollendung, und man wird seine Ranken mit Sicheln abschneiden und was noch übriggeblieben ist, wird abgeschnitten und weggeworfen werden.¹⁰ Jesaja Jes 29 18 5 10 Die Reben der Feinde scheinen vollendet und vollkräftig, doch sind sie in Wahrheit hohl, nichtig, trügerisch; und gerade da es zur Frucht kommen soll, fällt der Weinstock zusammen; alle Reben werden abgehauen und er selbst ausgerottet, - Auch das Hebräische bietet denselben Gedanken. Jesaja Jes 29 18 6 Et relinquentur simul avibus montium, et bestiis terræ: et æstate perpetua erunt super eum volucres, et omnes bestiæ terræ super illum hiemabunt. Und sie werden allzumal den Vögeln auf den Bergen und den wilden Tieren auf der Erde preisgegeben,¹¹ die Vögel werden darauf den ganzen Sommer verweilen und alle Tiere des Landes darauf den Winter zubringen.¹² Jesaja Jes 29 18 6 11 Dies ist die größte Schmach für die Gefallenen. Jesaja Jes 29 18 6 12 Wie ungeheuer muss die Zahl der Hingestreckten da sein! Dieser plastische Zug ist nicht wörtlich zu nehmen. Nach [Jes 37,36] waren es 185000 Leichen. Jesaja Jes 29 18 7 In tempore illo deferetur munus Domino exercituum a populo divulso et dilacerato: a populo terribili, post quem non fuit alius, a gente exspectante, exspectante et conculcata, cujus diripuerunt flumina terram ejus, ad locum nominis Domini exercituum montem Sion. Zu jener Zeit werden dem Herrn der Heerscharen Gaben dargebracht werden von dem erregten und zerrissenen Volk, von dem furchtbaren Volk, hinter welchem kein anderes mehr ist, von dem harrenden, dem harrenden und zertretenen Volk, dessen Land die Flüsse durchschneiden, bis zur Stätte des Namens des Herrn der Heerscharen, dem Berge Sion.¹³ Jesaja Jes 29 18 7 13 Dem auf Sion thronenden Herrn der Heerscharen, der sich als solchen erwiesen und als allmächtigen Hort seines auserwählten Volkes, wird von dem fernen und gewaltigen Äthiopiervolke Huldigung dargebracht. Ähnlich ist das ja allgemein das Ziel aller Gerichtstaten Gottes. Jesaja Jes 29 0 1 b. Weissagung über Ägypten. (19,1 -20,6) 1. Strafe Ägyptens. (V. 11) 2. Strafe des Stolzes. (V. 17) 3. Endliche Beizählung der Ägypter zum Volke Gottes. Jesaja Jes 29 19 1 Onus gypti. Ecce Dominus ascendet super nubem levem, et ingredietur gyptum, et commovebuntur simulacra gypti a facie ejus, et cor gypti tabescet in medio ejus. Last über Ägypten.¹ Siehe, der Herr steigt auf eine leichte Wolke² und kommt nach Ägypten, da erbeben die Götzenbilder Ägyptens vor seinem Antlitz und der Ägypter Herz³ verzagt in ihrem Innern. Jesaja Jes 29 19 1 1 Wolken bilden den Thron des zur Erde niedersteigenden Richters. So [Ps 17,10; 2Sam 22,11; Ps 96,2]. Jesaja Jes 29 19 1 2 Die leichte Wolke ist ein Symbol seiner eilenden, unaufhaltbaren, richterlichen Ankunft. Sie gilt der Weltmacht Ägypten, wie dreimal hervorgehoben wird. Jesaja Jes 29 19 1 3 Das Herz ist der lebendige Quellpunkt alles Lebens. Zerschmilzt das Herz, so ist jede Kraft in ihrer Wurzel geknickt. Jesaja Jes 29 19 10 Et erunt irrigua ejus flaccentia: omnes qui faciebant lacunas ad capiendos pisces. Alle Bewässerungen werden dahinschwinden, alle, die Gruben zum Fischfange machten.¹¹ Jesaja Jes 29 19 10 11 Nach dem latein. Texte rekapituliert V. 10. Hebr.: Und die Säulen (die Großen und die Mächtigen) werden zermalmt, und die um Lohn Arbeitenden seelenbetrübt. Jesaja Jes 29 19 11 Stulti principes Taneos, sapientes consiliarii Pharaonis dederunt consilium insipiens: quomodo dicetis Pharaoni: Filius sapientium ego, filius regum antiquorum? Zu Toren werden die Fürsten¹² von Tanis,¹³ die weisen Ratgeber Pharaos geben törichten Rat. Wie könnt ihr zu Pharao sagen: Ein Sohn der Weisen bin ich, ein Sohn alter Könige?¹⁴ Jesaja Jes 29 19 11 12 Die Weisheit der Ägypter war sprichwörtlich. Vergl. [1Kön 4,30]. Jesaja Jes 29 19 11 13 Tanis, uralte Stadt in der Gegend der Nilmündungen am östlichen Ufer des tanitischen Nilarmes, war öfter Sitz einer eigenen Königsdynastie. Jesaja Jes 29 19 11 14 Uralte, ununterbrochen vererbte Weisheit galt als die vorzüglichste. Jesaja Jes 29 19 12 Ubi nunc sunt sapientes tui? Annuntient tibi, et indicent quid cogitaverit Dominus exercituum super gyptum. Wo sind jetzt deine Weisen? Sie mögen dir kundgeben und anzeigen, was der Herr der Heerscharen über Ägypten beschlossen hat!¹⁵ Jesaja Jes 29 19 12 15 Wen sie wirklich Weise sein wollen, so sollen sie eine Probe der wahren von Gott stammenden Weisheit geben und den Plan Gottes für Ägyptens nächste Geschichte und Zukunft darlegen! Doch die Ratgeber Pharaos kennen nicht Gottes, des obersten Kriegsherrn, Rat. Jesaja Jes 29 19 13 Stulti facti sunt principes Taneos, emarcuerunt principes Mempheos, deceperunt gyptum, angulum populorum ejus. Zu Toren sind die Fürsten von Tanis geworden, kraftlos die Fürsten von Memphis;¹⁶ sie haben Ägypten getäuscht, den Eckstein seiner Völker.¹⁷ Jesaja Jes 29 19 13 16 Berühmte Königsstadt in Unterägypten. Im Hebräischen ist Noph genannt. Jesaja Jes 29 19 13 17 Die Pfeiler und Stützen selbst haben das Land dem Untergange entgegengeführt. Jesaja Jes 29 19 14 Dominus miscuit in medio ejus spiritum vertiginis: et errare fecerunt gyptum in omni opere suo, sicut errat ebrius et vomens. Der Herr goss in sein Inneres den Geist des Schwindels¹⁸ und sie leiteten Ägypten in allem irre, was es tat, wie ein bis zum Erbrechen Betrunkener umherschwankt. Jesaja Jes 29 19 14 18 Diese Verwirrung und Tollheit, ähnlich dem widersinnigen Treiben eines Betrunkenen, ist Wirkung der göttlichen Strafheimsuchung. Jesaja Jes 29 19 15 Et non erit gypto opus, quod faciat caput et caudam incurvantem, et refrenantem. Kein Unternehmen wird es für Ägypten geben, das Haupt und Schweif, den Gebeugten und den Gebietenden förderte.¹⁹ Jesaja Jes 29 19 15 19 Einfacher und klarer das Hebr.: Und nicht geschieht von Ägypten ein Werk, welches verrichtete Haupt und Schweif, Palmzweig und Binse. (Weder Vornehme noch Niedrige können helfen.) Jesaja Jes 29 19 16 In die illa erit gyptus quasi mulieres, et stupebunt, et timebunt a facie commotionis manus Domini exercituum, quam ipse movebit super eam. An jenem Tage wird Ägypten Weibern gleich sein und sie werden erschrecken und sich fürchten vor dem Schwunge der Hand des Herrn der Heerscharen, die er über dasselbe erheben wird.²⁰ Jesaja Jes 29 19 16 20 Aber auch hier wird das Gericht zum Heile sein und der Zusammenbruch aller menschlichen Stützen zur Erkenntnis führen, dass es Gott ist, der so eingreift. Der Seher legt den Plan Gottes und den Weg des Gerichtes für Ägypten vor, doch fügt er spezielle Züge bei, welche die bevorstehende Zeit scharf charakterisieren. Jesaja Jes 29 19 17 Et erit terra Juda gypto in pavorem: omnis, qui illius fuerit recordatus, pavebit a facie consilii Domini exercituum, quod ipse cogitavit super eam. Und das Land Juda wird für Ägypten ein Gegenstand des Schreckens sein; ein jeder, der dessen gedenkt, wird in Furcht geraten vor dem Ratschlusse des Herrn der Heerscharen, den er über Ägypten gefasst hat. Jesaja Jes 29 19 18 In die illa erunt quinque civitates in terra gypti, loquentes lingua Chanaan, et jurantes per Dominum exercituum: Civitas solis vocabitur una. An jenem Tage²¹ werden fünf²² Städte im Lande Ägypten sein, welche die Sprache Kanaans reden²³ und bei dem Herrn der Heerscharen schwören;²⁴ Sonnenstadt wird die eine heißen.²⁵ Jesaja Jes 29 19 18 21 Der Prophet sieht das durch lange Zeiträume Getrennte zusammen, da er den inneren, ideellen Zusammenhang fasst. Er sieht die vorbereitenden Keime und die reiche Entfaltung in ihrer ursächlichen Zusammengehörigkeit, mögen auch in der äußeren geschichtlichen Wirklichkeit sich Jahrhunderte dazwischenschieben. Jesaja Jes 29 19 18 22 Sprichwörtlich für: einige. Jesaja Jes 29 19 18 23 Symbolischer Ausdruck für die Ablegung der früheren heidnischen Gesinnung und die Annahme der Denkungsart und des Glaubens des Volkes des Herrn. Die Patriarchen hatten die Sprache Kanaans angenommen und sie so zur Sprache des auserwählten Volkes gemacht. Jesaja Jes 29 19 18 24 Bei (hebr. zu) Jahve schwören heißt ihm Treue zusagen, sich ihm als Angehörigen verpflichten. Jesaja Jes 29 19 18 25 Das was, in diesem Namen liegt, wird ihr zukommen. Der Prophet knüpft an den aus Josephs Geschlechte bekannten Namen an, ohne dass speziell an Heliopolis zu denken wäre. Wenn auch die Anfänge des messianischen Reiches, angesehen den Umfang Ägyptens, bescheiden sind, soll doch der Glanz der Tugend und Heiligkeit in ganz vorzüglicher Weise gerade von Ägypten über den Erdkreis ausstrahlen. Die ersten Jahrhunderte mit der Thebais u.a. zeigen in der Tat eine solche Sonnenstadt in Ägypten. Jesaja Jes 29 19 19 In die illa erit altare Domini in medio terræ gypti, et titulus Domini juxta terminum ejus. An jenem Tage wird ein Altar des Herrn inmitten Ägyptens sein und eine Denksäule des Herrn²⁶ an dessen Grenze.²⁷ Jesaja Jes 29 19 19 26 Nach der allgemeinen Charakteristik der Religion in V. 18 werden V. 19 noch besondere Merkmale des Kultus und der Verbreitung der Religion in Ägypten beigefügt. Jesaja Jes 29 19 19 27 Die Mitte des Landes und die Grenze bezeichnen ganz Ägypten. Der Altar ist als Symbol des Opfers, des Mittelpunktes jedes Gottesdienstes, die Denksäule als Symbol der Erinnerung, des Ruhmes, der Weihe Symbol des Kultus und der öffentlichen Anerkennung. Der Altar bezeichnet die Aufhebung des einen Mittelpunktes des alttestamentlichen Kultes und zugleich den Charakter des neuen Kultes als Opferkult. Wie aber Ägypten sich zu dem Herrn bekennt, so wird auch Gott sich zu seinen Gläubigen bekennen, indem er ihre Bitten erhört und sie glorreich aus allen ihren Bedrängnissen retten wird. Jesaja Jes 29 19 2 Et concurrere faciam gyptios adversus gyptios: et pugnabit vir contra fratrem suum, et vir contra amicum suum, civitas adversus civitatem, regnum adversus regnum. Dann werde ich Ägypter gegen Ägypter in Aufruhr bringen,⁴ Bruder wird gegen Bruder kämpfen, Freund gegen Freund, Stadt gegen Stadt, Reich gegen Reich! Jesaja Jes 29 19 2 4 Der innere Zwiespalt kann umso leichter in Ägypten losbrechen, als das Land seit längerer Zeit zwischen die Dynastie von Theben und Sais geteilt ist und die äthiopischen Herrscher gleichfalls bestrebt waren, sich Ägypten ganz oder teilweise zu unterwerfen. Jesaja Jes 29 19 20 Erit in signum, et in testimonium Domino exercituum in terra gypti. Clamabunt enim ad Dominum a facie tribulantis, et mittet eis salvatorem et propugnatorem, qui liberet eos. Zum Zeichen und zum Zeugnis für den Herrn der Heerscharen soll es sein im Lande Ägypten. Denn sie werden zu dem Herrn rufen ihrer Bedränger wegen und er wird ihnen einen Retter und Beschirmer senden, der sie befreie.²⁸ Jesaja Jes 29 19 20 28 Auf diese Stelle berief sich Onias IV., als er unter Ptolemäus Philometor, 160 v. Chr., in dem Nomos von Heliopolis in Leontopolis einen Tempel baute. (Flav. Jos.) Jesaja Jes 29 19 21 Et cognoscetur Dominus ab gypto, et cognoscent gyptii Dominum in die illa, et colent eum in hostiis et in muneribus: et vota vovebunt Domino, et solvent. Und der Herr wird von Ägypten erkannt werden²⁹ und die Ägypter werden den Herrn an jenem Tage erkennen und ihn durch Opfer und Gaben verehren, sie werden dem Herrn Gelübde darbringen und sie erfüllen.³⁰ Jesaja Jes 29 19 21 29 Hebr.: Und der Herr tut sich Ägypten kund nämlich seine Offenbarung, Macht und Huld. Jesaja Jes 29 19 21 30 Alles dies kannte der Alte Bund, der Neue darf als Erfüllung nicht hinter dem Alten zurückstehen. Opfer und Gelübde werden nachdrücklich als Frucht der Erkenntnis Gottes, als Ausdruck der anbetenden Hingabe namhaft gemacht. Jesaja Jes 29 19 22 Et percutiet Dominus gyptum plaga, et sanabit eam, et revertentur ad Dominum, et placabitur eis, et sanabit eos. Und der Herr wird Ägypten mit Unglück schlagen und es heilen,³¹ sie werden sich zu dem Herrn bekehren und er wird sich mit ihnen versöhnen lassen und sie heilen.³² Jesaja Jes 29 19 22 31 Die Schläge des Gerichtes haben Ägypten geheilt. Schlag nennt der Prophet die Wegnahme des Reiches, Heilung die Gotteserkenntnis. Jesaja Jes 29 19 22 32 Diese zusammenfassende Wiederholung dient dem Seher als Ausgangspunkt einer neuen großartigen Weissagung. Die Regel, welche für Ägypten gilt, gilt auch für alle das Volk Gottes bekämpfenden Heiden. Neben Ägypten ragt Assur besonders hervor. Jesaja Jes 29 19 23 In die illa erit via de gypto in Assyrios, et intrabit Assyrius gyptum, et gyptius in Assyrios, et servient gyptii Assur. An jenem Tage wird eine Straße von Ägypten zu den Assyriern gehen;³³ der Assyrier wird nach Ägypten kommen und der Ägypter zu dem Assyrier, und die Ägypter werden Assur untertan sein.³⁴ Jesaja Jes 29 19 23 33 Wenn sich nun Ägypten bekehrt, was wir mit Assur geschehen, das ihm jetzt feindlich gegenübersteht? Jesaja Jes 29 19 23 34 Der Friede Christi, das Band der Liebe, wird beide umschlingen und die vorher Getrennten einigen. Das letzte Glied hebräisch: Und die Ägypter werden mit den Assyriern dienen. Beide beten Gott an. Jesaja Jes 29 19 24 In die illa erit Israel tertius gyptio et Assyrio: benedictio in medio terræ, An jenem Tage wird Israel der dritte sein mit den Ägyptern und Assyriern, ein Segen inmitten der Erde;³⁵ Jesaja Jes 29 19 24 35 Die Eigenschaft, Volk Gottes zu sein, ist über beide ausgedehnt, Israel hört auf, allein Gottes Volk zu sein, und wird ein Segen inmitten der Erde. Jesaja Jes 29 19 25 Cui benedixit Dominus exercituum, dicens: Benedictus populus meus gypti, et opus manuum mearum Assyrio: hereditas autem mea Israel. denn der Herr der Heerscharen segnet sie und spricht:³⁶ Gesegnet sei mein Volk Ägypten und meiner Hände Werk für den Assyrier, Israel aber mein Erbe!³⁷ Jesaja Jes 29 19 25 36 Der dreifache priesterliche Segen, der bisher von der Bundeslade aus und nach dem Opfer über Israel gesprochen wurde, wird nunmehr von Gott über die Erde gesprochen, und zwar so, dass die bisherigen Ehrentitel Israels sich über sie verbreiten. Jesaja Jes 29 19 25 37 Wenn Gott einen Namen gibt, verleiht er auch die in demselben liegende Eigenschaft. Wenn er also spricht: Gesegnet du, mein Volk Ägypten, so sind das wirksame Worte einer neuen Gnadenschöpfung. Ebenso bedeuten die Worte: Und du meiner Hände Werk Assur (Hebr.) die Umschaffung Assurs und seine Aufnahme in den Gottesbund ist seiner Hände Werk. Israel behält den Ehrentitel Erbe des Herrn, der ihm mit der Bundesschließung auf Sinai unverlierbar verliehen und in den Patriarchen bereits grundgelegt wurde. Jesaja Jes 29 19 3 Et dirumpetur spiritus gypti in visceribus ejus, et consilium ejus præcipitabo: et interrogabunt simulacra sua, et divinos suos, et pythones, et ariolos. Und der Geist Ägyptens wird in seinem Innern entschwinden und seine Überlegung werde ich vereiteln; sie werden ihre Götzen, ihre Wahrsager, Geister und Zauberer befragen.⁵ Jesaja Jes 29 19 3 5 Ägypten außer Fassung gebracht und der Verwirrung hingegeben, wird eine Beute des ausländischen Eroberers, Assyriens. Alle Staatsklugheit wird zuschanden, alle Magie ist umsonst; darin besteht Gottes Gericht über die Götzen. Jesaja Jes 29 19 4 Et tradam gyptum in manu dominorum crudelium, et rex fortis dominabitur eorum, ait Dominus Deus exercituum. Und ich werde Ägypten der Gewalt grausamer Herrscher überliefern und ein gewalttätiger König soll über sie herrschen, spricht der Herr, der Gott der Heerscharen.⁶ Jesaja Jes 29 19 4 6 Nach Samarias Fall war Sargon Sieger über die säumigen Bundesgenossen Osees, zu denen auch Schabaka von Ägypten gehörte. Ist so Ägyptens Machtstellung geknickt so sollen, um das Elend und die Niederlage der Götzen voll zu machen, auch seine natürlichen Hilfsquellen, die Bedingungen seines materiellen Wohlstandes versiegen, die Überschwemmungen des Nil ausbleiben. (V. 5) Jesaja Jes 29 19 5 Et arescet aqua de mari, et fluvius desolabitur, atque siccabitur. Und das Wasser aus dem Meere⁷ wird versiegen, der Strom wird veröden und austrocknen. Jesaja Jes 29 19 5 7 Aus dem Nile. Die Zeit der Überschwemmung ist von Mitte August bis Ende Oktober. Jesaja Jes 29 19 6 Et deficient flumina: attenuabuntur, et siccabuntur rivi aggerum. Calamus et juncus marcescet: Die Flüsse werden sich verlaufen, die Kanäle der Dämme werden seicht werden und austrocknen, Rohr und Schilf verdorren. Jesaja Jes 29 19 7 Nudabitur alveus rivi a fonte suo, et omnis sementis irrigua siccabitur, arescet, et non erit. Des Stromes Bett wird bloßgelegt sein von seiner Quelle an und alle der Bewässerung bedürftige Saat wird verdorren, vertrocknen und nicht mehr sein.⁸ Jesaja Jes 29 19 7 8 Hebr.: Und Gestank verbreiten die Stromarme (die wegen Wassermangel zu Sümpfen geworden sind), seicht und ausgedörrt werden die Kanäle von Ägypten, Rohr und Schilf schrumpfen zusammen. Die Wiesenplane am Nil, am Saume des Nil und jegliches Saatfeld des Nil vertrocknet, zerstiebt und verschwindet. Jesaja Jes 29 19 8 Et mrebunt piscatores, et lugebunt omnes mittentes in flumen hamum, et expandentes rete super faciem aquarum emarcescent. Da werden die Fischer trauern⁹ und alle wehklagen, welche die Angel in den Strom auswerfen; und die das Netz ausbreiten über die Wasserflächen, werden sich abhärmen. Jesaja Jes 29 19 8 9 Alle Quellen des Wohlstandes versiegen. Als erste klagen die Fischer; sodann leidet die Weberei und Spinnerei. Jesaja Jes 29 19 9 Confundentur qui operabantur linum, pectentes, et texentes subtilia. Bestürzt werden, die den Flachs bearbeiten, ihn kämmen und fein weben.¹⁰ Jesaja Jes 29 19 9 10 Hebr.: Es werden zuschanden die Bearbeiter feingekämmten (gehechelten) Flachses und die Weber von Weißzeug. Jesaja Jes 29 0 1 4. Bestätigung der Drohweissagungen durch die baldige Niederlage. Jesaja Jes 29 20 1 In anno, quo ingressus est Tharthan in Azotum, cum misisset eum Sargon rex Assyriorum, et pugnasset contra Azotum, et cepisset eam: In dem Jahre, in dem Tharthan¹ nach Azot² kam, als ihn Sargon, der König der Assyrier, gesandt hatte und er gegen Azot kämpfte und es einnahm, Jesaja Jes 29 20 1 1 Assyrischer Amtsname des Oberfeldherrn. Jesaja Jes 29 20 1 2 Der Kampf gegen Azot ist nur eine Episode aus den Anstrengungen, die Assyrien machte, um die vorderasiatischen Völker zu unterwerfen und deren von Ägypten aus geschürten Widerstand zu brechen. Jesaja Jes 29 20 2 In tempore illo locutus est Dominus in manu Isaiæ filii Amos, dicens: Vade, et solve saccum de lumbis tuis, et calceamenta tua tolle de pedibus tuis. Et fecit sic vadens nudus, et discalceatus. zu jener Zeit redete der Herr durch Isaias, den Sohn des Amos, und sprach: Gehe und löse das Bußgewand³ von deinen Lenden und lege deine Schuhe ab von deinen Füßen! Und er tat also und ging ohne Obergewand und barfuß einher. Jesaja Jes 29 20 2 3 Das als Überwurf über dem Unterkleide getragen und wegen seiner Formlosigkeit mittels eines Gurtes zusammengehalten wurde. Jesaja Jes 29 20 3 Et dixit Dominus: Sicut ambulavit servus meus Isaias nudus, et discalceatus, trium annorum signum et portentum erit super gyptum, et super thiopiam, Da sprach der Herr: Wie mein Knecht Isaias ohne Obergewand und barfuß einhergeht,⁴ wird er drei Jahre lang ein Zeichen und Wunder für Ägypten und für Äthiopien sein:⁵ Jesaja Jes 29 20 3 4 Der Seher zeigt sich wohl drei Jahre lang in diesem Aufzuge. Welch eine Erhabenheit des Gemütes, das alle irdische Ehre verachtet! Vergl. [Hebr 11,37]. Jesaja Jes 29 20 3 5 Daraus ergibt sich für Juda eine heilsame Beschämung, und dies ist der Hauptzweck der symbolischen Handlung. Jesaja Jes 29 20 4 Sic minabit rex Assyriorum captivitatem, gypti, et transmigrationem thiopiæ, juvenum et senum, nudam et discalceatam, discoopertis natibus ad ignominiam gypti. so wird der König von Assyrien die gefangenen Ägypter und die ausgewanderten Äthiopier forttreiben, sowohl Jünglinge wie Greise, nackt und barfuß, mit entblößtem Gesäß, zur Schande für Ägypten. Jesaja Jes 29 20 5 Et timebunt, et confundentur ab thiopia spe sua, et ab gypto gloria sua. Dann werden sie verzagen und wegen Äthiopiens beschämt werden, auf das sie hofften, und wegen Ägyptens, dessen sie sich rühmten. Jesaja Jes 29 20 6 Et dicet habitator insulæ hujus in die illa: Ecce hæc erat spes nostra, ad quos confugimus in auxilium, ut liberarent nos a facie regis Assyriorum: et quomodo effugere poterimus nos? Und die Bewohner dieses Küstenlandes⁶ werden an jenem Tage sprechen: Sehet, auf diese setzten wir unsere Hoffnung und zu ihnen flohen wir um Hilfe, dass sie uns vor dem Könige von Assyrien erretteten; wie sollten wir entrinnen können?⁷ Jesaja Jes 29 20 6 6 Das Küstenland ist wohl ganz Palästina, dessen verschiedene Völkerschaften von Ägypten aus die Vernichtung der assyrischen Herrschaft hofften. Der Seher hat Juda freilich insbesondere im Auge. Jesaja Jes 29 20 6 7 Ägyptens Niederlage lehrt sie ein Zweifaches: die Torheit der Hoffnung auf Menschen, und dass sie ein gleiches Los erwartet, wenn nicht Gottes Hand helfend eingreift. Jesaja Jes 29 0 1 c. Weissagung über Babylon. (V. 1-10) 1. Babylon wird hart bedrängt. (V. 5) 2. Babylon wird erobert. (V. 10) d. Weissagung gegen Edom. (V. 10-12) e. Weissagung gegen Arabien. Jesaja Jes 29 21 1 Onus deserti maris. Sicut turbines ab Africo veniunt, de deserto venit, de terra horribili. Last über die Meereswüste.¹ Wie Wirbelwinde aus dem Süden kommen, so kommt es aus der Wüste herauf,² aus grauenvollem Lande.³ Jesaja Jes 29 21 1 1 Gemeint ist Babel. Der Name Meer steht wohl für den Euphrat. Durch die Benennung soll Babels Prunk gerichtet und ihm gezeigt werden, welche Geltung es in Gottes Augen hat. Jesaja Jes 29 21 1 2 Ein Sturmgewitter, alles vor sich herfegend, braust heran, vernichtend und schrecklich. Die Wüstenwinde gelten als besonders gefährlich, ebenso die Südstürme. Jesaja Jes 29 21 1 3 Aus der Wüste. Der Seher berücksichtigt die Länder, aus denen der Kern der Eroberungstruppen des Cyrus stammt. Jesaja Jes 29 21 10 Tritura mea, et filii areæ meæ, quæ audivi a Domino exercituum Deo Israel, annuntiavi vobis. O ihr meine Zerdroschenen, Kinder meiner Tenne!¹⁶ Was ich von dem Herrn der Heerscharen, dem Gotte Israels, vernommen, habe ich euch kundgetan. Jesaja Jes 29 21 10 16 Das Gericht Gottes ist ein allgemeines. Wie die Weltreiche, werden auch kleinere Stämme getroffen. Jesaja Jes 29 21 11 Onus Duma ad me clamat ex Seir: Custos quid de nocte? custos quid de nocte? Last über Duma.¹⁷ Man ruft mir aus Seir zu: Wächter! wie weit in der Nacht? Wächter! wie weit in der Nacht?¹⁸ Jesaja Jes 29 21 11 17 Idumäa, Edom. Jesaja Jes 29 21 11 18 Dem Gebirgslande der Edomiter im Süden Palästinas. Die Macht des Unheils hat sich schwer über das Land gelagert. Inmitten dieser Bedrängnis wendet sich Edom an denjenigen, der sie vorhersagte, an den Gott Israel und dessen Propheten, mit der Frage: Wie weit ist die Nacht vorgerückt? Wird die Morgenröte einer Wendung aufschimmern und wann? Die Wiederholung malt das Dringliche der Frage, somit auch die Schwere der Heimsuchung. Jesaja Jes 29 21 12 Dixit custos: Venit mane et nox: si quæritis, quærite: convertimini, venite. Der Wächter sprach:¹⁹ Es kommt Morgen und Nacht; wenn ihr fragt, so fraget; kehret zurück,²⁰ kommet! Jesaja Jes 29 21 12 19 Es kommt ein Morgen, aber nicht für alle. Die rechte Herzensstimmung fehlt noch. Daher die Mahnung, mit allem Ernste und in rechter Weise Aufschluss zu suchen, d.i. mit demütigem und willfährigem Herzen. Jesaja Jes 29 21 12 20 Oder: bekehret euch. Jesaja Jes 29 21 13 Onus in Arabia. In saltu ad vesperam dormietis, in semitis Dedanim. Last gegen Arabien.²¹ Im Waldgebirge gegen Abend zu werdet ihr schlafen²² auf den Wegen der Dedaniten.²³ Jesaja Jes 29 21 13 21 Auch die durch keinen staatlichen Verband zusammenhaltenden Beduinen ereilt das allgemeine Gericht. Jesaja Jes 29 21 13 22 Ein infolge einer Niederlage versprengter und flüchtiger Stamm verbirgt sich im Waldgebirge und Dickicht, ihm sollen die Bewohner des Südens mit Lebensmitteln zu Hilfe kommen. Der Feind kommt vom Norden. Jesaja Jes 29 21 13 23 Dedan, handeltreibende Völkerschaft des nördlichen Arabiens in der Nachbarschaft von Idumäa. Im hebr. Text sind die Dedaniter die flüchtigen Besiegten: In der Wildnis müsst ihr übernachten, Karawanen der Dedaniten, und die Bewohner des Landes Thema kommen mit Brot dem Flüchtigen entgegen. Jesaja Jes 29 21 14 Occurrentes sitienti ferte aquam, qui habitatis terram austri, cum panibus occurrite fugienti. Bringet den Durstigen Wasser entgegen, ihr Bewohner des Südlandes, eilet den Flüchtlingen mit Brot entgegen! Jesaja Jes 29 21 15 A facie enim gladiorum fugerunt, a facie gladii imminentis, a facie arcus extenti, a facie gravis prlii: Denn vor Schwertern sind sie flüchtig geworden, vor drohenden Schwertern, vor gespannten Bogen, vor hartem Kampfe.²⁴ Jesaja Jes 29 21 15 24 Ursache der Flucht. Die vierfache Aneinanderreihung zeichnet den unaufhaltsam und siegreich vordringenden Feind, vor dem jeder Widerstand vergeblich ist. Jesaja Jes 29 21 16 Quoniam hæc dicit Dominus ad me: Adhuc in uno anno, quasi in anno mercenarii, et auferetur omnis gloria Cedar. Denn also spricht der Herr zu mir: Noch ein Jahr,²⁵ wie eines Lohnarbeiters Jahr, und alle Herrlichkeit Kedars wird hinweggenommen.²⁶ Jesaja Jes 29 21 16 25 Wie bei Moab und dann bei Ägypten [Jes 20] fügt der Seher einen bestimmten Termin bei für den nächsten Anfang der Gerichtsvollstreckung und weist nachdrücklich hin auf die von Gott verhängte Fügung. Jesaja Jes 29 21 16 26 Dies ist nur die erste Etappe der hereinbrechenden Gerichte. Nach Jahresfrist wird sich die Voraussagung erfüllen. Die Kedaraner, ein ismaelitischer Stamm [Gen 25,13], nomadisierten bis an den älamitischen Golf hin. Jesaja Jes 29 21 17 Et reliquiæ numeri sagittariorum fortium de filiis Cedar imminuentur: Dominus enim Deus Israel locutus est. Und die Überbleibsel von der Zahl der tapfern Bogenschützen aus den Söhnen Kedars werden gering sein, denn der Herr, der Gott Israels, hat gesprochen. Jesaja Jes 29 21 2 Visio dura nuntiata est mihi: qui incredulus est, infideliter agit: et qui depopulator est, vastat. Ascende lam, obside Mede: omnem gemitum ejus cessare feci. Ein hartes Gesicht ist mir kundgetan worden.⁴ Der Ungläubige handelt treulos⁵ und der Verwüster verwüstet! Ziehe herauf, Älam, belagere, Meder! All ihrem Seufzen will ich ein Ende machen!⁶ Jesaja Jes 29 21 2 4 Der Gegenstand der Vision ist leidvoll, daher ist ihm diese selbst eine harte. Ihr Inhalt ist Raub, Verwüstung, Belagerung. Jesaja Jes 29 21 2 5 Hebr.: Der Räuber raubt. Aus dem allgemeinen Bilde löst sich ein zweites bestimmteres ab. Jesaja Jes 29 21 2 6 Der Unterdrückung, mit der Babel die Völker aufseufzen macht, soll ein Ende gemacht werden. So erhält es verdienten Lohn. Jesaja Jes 29 21 3 Propterea repleti sunt lumbi mei dolore, angustia possedit me sicut angustia parturientis: corrui cum audirem, conturbatus sum cum viderem. Deswegen sind meine Lenden voll Schmerz, ergreift mich Angst, wie die Angst einer Gebärenden; ich brach zusammen, da ich es hörte, ich war bestürzt, da ich es sah.⁷ Jesaja Jes 29 21 3 7 In der Vision erscheint dem Propheten die Angst und Bestürzung der Babylonier als die eigene, die er fühlt, er teilt mit ihnen die Gleichheit des Eindruckes. Wie furchtbar muss das Gericht über das einst so stolze Babel sein! Jesaja Jes 29 21 4 Emarcuit cor meum, tenebræ stupefecerunt me: Babylon dilecta mea posita est mihi in miraculum. Mein Herz welkte dahin, Finsternis schreckte mich; Babylon, meine Geliebte, ist mir zum Entsetzen geworden.⁸ Jesaja Jes 29 21 4 8 Das Lateinische ist nicht nur Übersetzung, sondern zugleich Auslegung. Nach dem Hebr. ist der Schmerz so, dass ihm Hören und Sehen vergeht und sein Herz irrt, schwindlig wird. Vers 4: Das Nachtdunkel, das mir lieb (die Dämmerung und Nacht, sonst die Zeit stiller Betrachtung nach des Tages Arbeit), hat er mir (durch diese Offenbarung) in Beben verwandelt. Jesaja Jes 29 21 5 Pone mensam, contemplare in specula comedentes et bibentes: surgite principes, arripite clypeum. Bereite den Tisch, schaue aus auf der Warte!⁹ Essende und Trinkende sind sie. Auf, ihr Fürsten! ergreifet den Schild! Jesaja Jes 29 21 5 9 Schilderung des Treibens in Babel vor der Eroberung. Man denkt nur an die Tafelfreuden und hält es für mehr als genug, auf der Warte eine Wache aufzustellen. Da auf einmal sind die Feinde eingedrungen, und der Schreckensruf erschallt: Auf, ihr Fürsten. Hebr.: Salbet den Schild! Die Waffen sind nicht kampfbereit, der Lederüberzug der Schilde soll erst geölt werden, damit er nicht springe und besser gegen Pfeile und Stiche standhalte. Oder allgemeiner: Die Waffen sind nicht geputzt. Die Erfüllung bei [Dan 5,30]. Jesaja Jes 29 21 6 Hæc enim dixit mihi Dominus: Vade, et pone speculatorem: et quodcumque viderit, annuntiet. Denn also sprach der Herr zu mir: Gehe und stelle einen Späher auf und, was er immer schaut, verkünde er.¹⁰ Jesaja Jes 29 21 6 10 Die Persönlichkeit des Propheten tritt zurück und identifiziert sich mit den anderen einesteils, andernteils, wo eine solche Verschmelzung nicht möglich ist, setzt er sich eine zweite Person handelnd gegenüber und erschaut ihre eigenen Verrichtungen als von anderen getan. Der Späher ist der Prophet selbst in der Vision. Die Ewigkeit Gottes sind alle Zeiten gegenwärtig, der Seher wird zum Teil zu dieser Gott eigenen Anschauung durch Gottes Geist erhoben. Jesaja Jes 29 21 7 Et vidit currum duorum equitum, ascensorem asini, et ascensorem cameli: et contemplatus est diligenter multo intuitu. Und er sah ein Gespann zweier Reiter, einen Reiter auf einem Esel und einen Reiter auf einem Kamel,¹¹ und er schaute scharf hin mit beharrlichem Blicke.¹² Jesaja Jes 29 21 7 11 Das Symbol ist im latein. Text (und im Grundgedanken ebenso im Hebr.) ein Kriegswagen, der von Esel und Kamel gezogen wird und den ein Mann lenkt. Das medo-persische Heer wird charakterisiert. Jesaja Jes 29 21 7 12 Diesem Zuge folgt der Seher mit gespannter Aufmerksamkeit. Jesaja Jes 29 21 8 Et clamavit leo: Super speculam Domini ego sum, stans jugiter per diem: et super custodiam meam ego sum, stans totis noctibus. Und er rief, ein Löwe: Auf der Warte des Herrn stehe ich immerfort bei Tage und verharre auf meiner Wache ganze Nächte hindurch.¹³ [Hab 2,1] Jesaja Jes 29 21 8 13 Nachdem der Zug seinen Augen entschwunden, harrt er lange und sehnsuchtsvoll auf weiteren Aufschluss. Als gottbestellter Wächter hat er Anspruch darauf; darum ruft er mit mächtiger Löwenstimme und erinnert Gott mit Inständigkeit an die Treue seines Wächteramtes und an die Sehnsucht und Ausdauer, mit der er ausschaut nach dem Heile und der Gottesoffenbarung. Der folgende Vers enthält schon die Erhörung. Jesaja Jes 29 21 9 Ecce iste venit ascensor vir bigæ equitum, et respondit, et dixit: Cecidit, cecidit Babylon, et omnia sculptilia deorum ejus contrita sunt in terram. Siehe, er kommt, der Reiter, der Mann mit dem Zweigespann der Reiter;¹⁴ und er begann und sprach: Gefallen, gefallen ist Babylon, alle seine Götzenbilder liegen hingeschmettert auf der Erde!¹⁵ [Jer 51,8; Offb 14,8] Jesaja Jes 29 21 9 14 Hebr.: Und siehe da, es kam ein Zug von Männern, Paare von Reitern Der Zug kommt von Babel her und bringt die Nachricht vom Falle Babylons und der Vernichtung seiner Götzen. So ist Ziel und Bedeutung von V. 7 klargestellt. Jesaja Jes 29 21 9 15 Babylon war der Bedränger Israels, daher muss sich an dessen Fall für die Unterdrückten Heil knüpfen. Die Anrede geht also an Israel. Dreschen ist ein geläufiges Bild für die Heimsuchung mit allerlei Leiden. Jesaja Jes 29 0 1 f. Weissagung gegen Jerusalem. (Kap. 22) 1. Der Tag der Rache an Jerusalem. (V. 5) 2. Ursachen der Zerstörung. (V. 14) 3. Beispiel des frevelnden Trotzes. (V. 19) 4. Auserwählung des frommen Dieners des königlichen Hauses. Jesaja Jes 29 22 1 Onus vallis visionis. Quidnam quoque tibi est, quia ascendisti et tu omnis in tecta? Last über das Schautal.¹ Was ist denn auch dir, dass auch du insgesamt auf die Dächer gestiegen bist? Jesaja Jes 29 22 1 1 Zu den von Babylon Gezüchtigten gehört auch Juda und Jerusalem. Sie haben sich durch ihre Politik, den Götzendienst und dessen Laster, den Heiden zugesellt, so soll es inmitten der Heiden erscheinen und sein Gericht vernehmen. (Cyr. U., Hier.) Der Name Schautal ist symbolischer Name für Jerusalem, die Hauptstadt und Mutter der Propheten. Der Seher sieht die durch so viele Propheten und Weissagungen begnadigte Stadt als Gegenstand seines Schauens unter sich ausgebreitet. Alle Gesichte und Weissagungen waren vergebens, Jerusalem ist mit offenen Augen seinem Unheile entgegengeeilt. Ganz Jerusalem ist wegen der Annäherung der Feinde in Angst und Aufregung, alles ist auf die flachen Dächer gestiegen. Die Frage des Propheten ist verwundernd. Jesaja Jes 29 22 10 Et domos Jerusalem numerastis, et destruxistis domos ad muniendum murum. und zählt die Häuser Jerusalems und brecht die Häuser ab, um die Mauer zu befestigen.⁸ Jesaja Jes 29 22 10 8 Auf Gott setzt niemand die Hoffnung. Man sieht im Waffenmagazin nach, bessert die schadhaften Stellen der Mauer aus und sorgt für hinlänglichen Waffenvorrat. Über das Waldhaus vergl. [1Kön 7,2-7; 1Kön 10,17.21]. Auf den geistigen Mangel achtet niemand. Die Häuser werden gezählt, damit man sich über den Raum für die Unterbringung der Truppen und der Landbevölkerung vergewissern kann. Jesaja Jes 29 22 11 Et lacum fecistis inter duos muros ad aquam piscinæ veteris: et non suspexistis ad eum, qui fecerat eam, et operatorem ejus de longe non vidistis. Und ihr macht ein Sammelbecken zwischen den beiden Mauern für das Wasser des alten Teiches.⁹ Aber nach dem schaut ihr nicht, der dies bereitet hat, und auf den, der es von ferne her herbeiführte, sehet ihr nicht.¹⁰ [2Kön 20,20; 2Chr 32,30] Jesaja Jes 29 22 11 9 Das zwischen dem Sion im Westen und dem Ophel im Osten nach Südosten hinstreichende Tal Tyropöon war durch eine doppelte, den Sion mit Ophel verbindende Mauer gesperrt. Oberhalb der inneren Mauer befand sich ein Becken, in welchem sich das Wasser der unter dem Ophel hervorkommenden Quelle Siloe sammelte. Dies war der alte Teich. Zwischen der inneren und äußeren Mauer war ein zweites, noch größeres Becken, in welchem sich das Wasser jener Quelle abermals sammelte. Dies ist das Sammelbecken. Jesaja Jes 29 22 11 10 Juda sollte doch wissen, dass feindliche Bedrängungen stets eine wohlverdiente Züchtigung von Seiten Gottes sind. Aber dieser Geist des Glaubens ist erstorben. Von fernher hat er es herbeigeführt, weil wiederholte Mahnung und Drohung Gottes vorausgegangen sind. Jesaja Jes 29 22 12 Et vocabit Dominus Deus exercituum in die illa ad fletum, et ad planctum, ad calvitium, et ad cingulum sacci: Und der Herr, der Gott der Heerscharen, ruft an jenem Tage zum Weinen und zum Wehklagen, zum Abscheren des Hauptes und zum Anlegen des Bußkleides;¹¹ Jesaja Jes 29 22 12 11 Die innere Stimmung der Buße soll sich auch nach außen kundgeben. Jesaja Jes 29 22 13 Et ecce gaudium et lætitia, occidere vitulos, et jugulare arietes, comedere carnes, et bibere vinum: Comedamus, et bibamus: cras enim moriemur. aber siehe da, Freude herrscht und Lust! Kälberschlachten und Widderwürgen, Fleischessen und Weintrinken: Lasset uns essen und trinken, denn morgen müssen wir doch sterben!¹² [Weish 2,6; 1Kor 15,32] Jesaja Jes 29 22 13 12 Höhnische Antwort auf die prophetischen Drohungen. Scheinbar gläubig nehmen sie die Weissagung an, um dann daraus die entgegengesetzte Folgerung zu ziehen. Jesaja Jes 29 22 14 Et revelata est in auribus meis vox Domini exercituum: Si dimittetur iniquitas hæc vobis donec moriamini, dicit Dominus Deus exercituum. Und die Stimme des Herrn der Heerscharen ließ sich in meinen Ohren vernehmen: Wahrlich, nicht soll euch dieser Frevel vergeben werden, bis ihr sterbt, spricht der Herr, der Gott der Heerscharen.¹³ Jesaja Jes 29 22 14 13 Sie spotten über den Tod, durch den Tod sollen sie diese Verschuldung büßen. Mit diesen Schlussworten kehrt die Prophezeiung zum Anfange zurück. Jetzt ist der Grund angegeben für die Szene des Todes, mit der die Vision eröffnet wurde, und diejenigen sind gekennzeichnet, denen das Todeslos, das unrühmliche, durch Hunger und Pest zufiel. Es ist auf die Heimsuchung Nabuchodonosors hingewiesen. Jesaja Jes 29 22 15 Hæc dicit Dominus Deus exercituum: Vade, ingredere ad eum, qui habitat in tabernaculo, ad Sobnam præpositum templi, et dices ad eum: Also spricht der Herr, der Gott der Heerscharen: Gehe hin und tritt vor den, der im Zelte wohnt, vor Sobna, den Vorsteher des Tempels,¹⁴ und sprich zu ihm: Jesaja Jes 29 22 15 14 Hebr.: Gehe zu diesem Verwalter, zu Sobna, der über das Haus ist (Haushofmeister ist). Richtig die Vulgata [1Kön 4,6; 1Kön 18,3] præpositus, dispensator domus. Während Ozias am Aussatze krank ist, ist sein Sohn und Nachfolger mit diesem Amte betraut. Zelt (Heiligtum) richtiger: Haus, nicht Tempel, wie V. 22 zeigt. Jesaja Jes 29 22 16 Quid tu hic, aut quasi quis hic? quia excidisti tibi hic sepulcrum, excidisti in excelso memoriale diligenter, in petra tabernaculum tibi. Was willst du hier oder in welcher Eigenschaft bist du hier,¹⁵ dass du dir hier ein Grab hast aushauen lassen, hoch oben, ein Denkmal hast aushauen lassen, sorglich in dem Felsen, eine Wohnung für dich?¹⁶ Jesaja Jes 29 22 16 15 Sein Stolz soll durch die Überlegenheit des Gottgesandten empfindlich getroffen werden. Jesaja Jes 29 22 16 16 Sobna hat wohl über die [Jes 22,1] in Aussicht gestellte Gefangenschaft oder die Zerstreuung der Vornehmen in schimpflicher Flucht gespottet und als tatsächliche und öffentliche Bekundung seines Unglaubens sich ein prunkvolles Monument angelegt. Jesaja Jes 29 22 17 Ecce Dominus asportari te faciet, sicut asportatur gallus gallinaceus, et quasi amictum sic sublevabit te. Siehe, der Herr wird dich fortbringen lassen, wie man einen Hahn fortbringt, und wie ein Kleid wird er dich fortschaffen.¹⁷ Jesaja Jes 29 22 17 17 Der Vergleich ist an sich bezeichnend, die Übersetzung aber nicht genau. Hebr.: O Mann, du, der auf seine Kraft vertraut und vermeint groß zu sein; der Herr schleudert dich, armes Menschlein, in einem Wurfe, und Schmach wird dich bedecken. Jesaja Jes 29 22 18 Coronans coronabit te tribulatione, quasi pilam mittet te in terram latam et spatiosam: ibi morieris, et ibi erit currus gloriæ tuæ, ignominia domus Domini tui. Man wird dich mit Drangsal ringsum umgeben,¹⁸ dich wie einen Ball in ein weites und breites Land¹⁹ schleudern; dort wirst du sterben und dort soll dein Prunkwagen sein,²⁰ du Schmach des Hauses deines Herrn!²¹ Jesaja Jes 29 22 18 18 Hebr.: zu einem Knäuel wickelt er dich zusammen. Jesaja Jes 29 22 18 19 Mesopotamien. Jesaja Jes 29 22 18 20 Dort magst du deinen Pomp entfalten. Jesaja Jes 29 22 18 21 Durch seine Gesinnung. Jesaja Jes 29 22 19 Et expellam te de statione tua, et de ministerio tuo deponam te. Und ich werde dich von deinem Posten stoßen und dich deines Amtes entsetzen.²² Jesaja Jes 29 22 19 22 Die Rede geht rückwärts vom Endresultat zum Anfange des Sturzes. Der fromme König Ezechias entsetzte ihn wohl seines Amtes. Jesaja Jes 29 22 2 Clamoris plena, urbs frequens, civitas exsultans: interfecti tui, non interfecti gladio, nec mortui in bello. Du lärmerfüllte, volkesreiche, frohlockende Stadt! deine Erschlagenen sind nicht durch das Schwert gefallen, nicht im Kriege getötet. Jesaja Jes 29 22 20 Et erit in die illa: Vocabo servum meum Eliacim filium Helciæ, Und es wird an jenem Tage geschehen: Ich berufe meinen Diener²³ Eliakim, den Sohn Helkias, Jesaja Jes 29 22 20 23 Der mir ergeben ist. Grund seiner Wahl und seiner Befähigung. Jesaja Jes 29 22 21 Et induam illum tunica tua, et cingulo tuo confortabo eum, et potestatem tuam dabo in manu ejus: et erit quasi pater habitantibus Jerusalem, et domui Juda. und bekleide ihn mit deinem Gewande und kräftige ihn mit deinem Gürtel und lege deine Gewalt in seine Hand. Und er wird wie ein Vater für die Bewohner Jerusalems sein und für das Haus Juda. Jesaja Jes 29 22 22 Et dabo clavem domus David super humerum ejus: et aperiet, et non erit qui claudat: et claudet, et non erit qui aperiat. Und ich werde den Schlüssel des Hauses Davids auf seine Schulter legen;²⁴ wenn er öffnet, soll niemand verschließen; wenn er verschließt, soll niemand öffnen. [Ijob 12,14] Jesaja Jes 29 22 22 24 Es ist die theokratisch-messianische Bezeichnung; der Schlüssel dieses Hauses somit das Sinnbild der Verwaltung der diesem Hause anvertrauten Befugnisse und Gnaden. Dies ist zugleich eine Mahnung an Juda, auf die Abstammung nicht zu viel Gewicht zu legen; Gott kann aus den Steinen Kinder Abrahams erwecken. Auch das Königshaus wird gewarnt: folgt es Sobnas Gesinnung, so wird ihm die mit den messianischen Verheißungen nicht notwendig verbundene Königswürde genommen. Jesaja Jes 29 22 23 Et figam illum paxillum in loco fideli, et erit in solium gloriæ domui patris ejus. Und ich will ihn wie einen Pfahl an sicherer Stelle einschlagen²⁵ und er wird ein Ehrenthron in seines Vaters Hause sein. Jesaja Jes 29 22 23 25 Der Vergleich ist vom Zeltpflocke entlehnt, der, am festen Ort eingeschlagen, das ganze Zelt stützt und hält. Jesaja Jes 29 22 24 Et suspendent super eum omnem gloriam domus patris ejus, vasorum diversa genera, omne vas parvulum a vasis craterarum usque ad omne vas musicorum. An ihm wird man alle Herrlichkeit seines Vaterhauses befestigen, verschiedenes Gerät, jedes kleine Gefäß, vom Trinkgeschirre bis zu allen Musikinstrumenten.²⁶ Jesaja Jes 29 22 24 26 Hebr.: Und sie hängen an ihn alle Herrlichkeit des Hauses seines Vaters, die Sprösslinge und Schösslinge, alles kleine Geschirr vom Geräte der Becken bis zum Geräte der Krüge. Jesaja Jes 29 22 25 In die illa dicit Dominus exercituum: Auferetur paxillus, qui fixus fuerat in loco fideli: et frangetur, et cadet, et peribit quod pependerat in eo, quia Dominus locutus est. An jenem Tage,²⁷ spricht der Herr der Heerscharen, wird der Pfahl²⁸ hinweggenommen, der an sicherem Orte befestigt war, wird zerbrochen werden und fallen und, was an ihm hing, wird zugrunde gehen; denn der Herr hat gesprochen. Jesaja Jes 29 22 25 27 An die Zeit der Erhöhung des Eliakim wird nochmals der Sturz Sobnas angeknüpft. Jesaja Jes 29 22 25 28 Auch Sobna konnte ein Stütz- und Glanzpunkt sein, denn was konnte sicherer sein als einem Hause dienen, dem die göttliche Verheißung ewiger Herrschaft zuteil geworden? Allein dieser Pfahl erhält ein ganz anderes Los. (Cyr. U., Theodor.) Jesaja Jes 29 22 3 Cuncti principes tui fugerunt simul, dureque ligati sunt: omnes, qui inventi sunt, vincti sunt pariter, procul fugerunt. Alle deine Fürsten flohen zumal und wurden hart gefesselt; alle, die man fand, wurden gleicherweise gefesselt, flohen in die Ferne.² Jesaja Jes 29 22 3 2 Der Tod hat unter der Bevölkerung reiche Ernte gehalten, doch nicht ist mehr der Trost, dass sie auf dem Schlachtfelde den ehrenvollen Tod der Krieger gestorben sind, nein, Elend, Hunger und Pest hat sie weggerafft. Die Fürsten sind teils geflohen, teils in harte Gefangenschaft geraten, die Blüte der Bevölkerung ist zerstreut, der Feind verfolgt sie und zersprengt sie oder schlägt sie in Fesseln. Jesaja Jes 29 22 4 Propterea dixi: Recedite a me, amare flebo: nolite incumbere ut consolemini me super vastitate filiæ populi mei. Deswegen sprach ich: Ziehet euch zurück von mir, dass ich bitterlich weine; bemühet euch nicht, mich zu trösten wegen der Verheerung der Tochter meines Volkes!³ Jesaja Jes 29 22 4 3 Der Schmerz liebt die Einsamkeit. Hier wirkt zugleich die Besorgnis mit, sie möchten den Ausbrüchen des Schmerzes Schranken setzen wollen. Jesaja Jes 29 22 5 Dies enim interfectionis, et conculcationis, et fletuum Domino Deo exercituum in valle visionis scrutans murum, et magnificus super montem. Denn ein Tag des Mordens und der Zertretung und des Weinens ist vom Herrn, dem Gott der Heerscharen, gekommen, im Offenbarungstale, der die Mauer erforscht und hoch einherfährt über das Gebirge.⁴ Jesaja Jes 29 22 5 4 Vom Herrn ergeht über Jerusalem ein Tag des Todes und der Zerstörung, so dass die Überlebenden nur in reichen Tränenfluten den Ruin, die Angst und das Elend beweinen können. Dieser Tag stellt Jerusalems Festungsmauer auf die Probe und erhebt sich gewaltig drohend als zürnender und mit Majestät umkleideter Herrscher über den Berg der Königsburg Sion. Im Hebr. im zweiten Gliede: Tag der Entmauerung der Mauer. Jesaja Jes 29 22 6 Et lam sumpsit pharetram, currum hominis equitis, et parietem nudavit clypeus. Älam griff nach dem Köcher, Wagen mit Mannschaft und Reitern, und die Wand ist vom Schilde entblößt.⁵ Jesaja Jes 29 22 6 5 Der Schild wird von der Mauer, wo er sonst hängt, herabgenommen. Die Älamiten, Hilfstruppen der Babylonier, als Teil für das Ganze gesetzt. Die hier genannten Waffengattungen bezeichnen das leichte und das schwere Fußvolk und die Streitwagen nebst gerüsteten Reitern. (Hebr.) Jesaja Jes 29 22 7 Et erunt electæ valles tuæ plenæ quadrigarum, et equites ponent sedes suas in porta. Und deine auserlesenen Täler sind von Kriegswagen erfüllt und Reiter stellen sich auf gegen das Tor.⁶ Jesaja Jes 29 22 7 6 Jerusalem ist in weitem Umkreise bedrängt, auch an die Tore selbst pocht der Ungestüm der Feinde. Jesaja Jes 29 22 8 Et revelabitur operimentum Judæ, et videbis in die illa armamentarium domus saltus. Judas Hülle wird aufgedeckt⁷ und du schaust an jenem Tage auf den Waffenvorrat im Waldhause. Jesaja Jes 29 22 8 7 Die Wegnahme des Schleiers ist eine schmachvolle Entehrung für die Jungfrau. Jesaja Jes 29 22 9 Et scissuras civitatis David videbitis, quia multiplicatæ sunt: et congregastis aquas piscinæ inferioris, Und ihr seht, wie die Risse an der Davidsstadt zahlreich sind, und ihr sammelt die Wasser des untern Teiches Jesaja Jes 29 0 1 g. Weissagung gegen Tyrus. (Kap. 23) 1. Wehklage über den Untergang von Tyrus. (V. 7) 2. Gott wirft den Hochmut Tyrus in den Staub. (V. 14) 3. Tyrus wird das Heil angeboten. Jesaja Jes 29 23 1 Onus Tyri. Ululate naves maris: quia vastata est domus, unde venire consueverant: de terra Cethim revelatum est eis. Last über Tyrus.¹ Heulet, ihr Schiffe des Meeres,² denn das Haus ist verwüstet, aus dem sie zu kommen pflegten; vom Lande Kethim aus ist es ihnen kund geworden. Jesaja Jes 29 23 1 1 Es erübrigt noch die stolze Macht im Westen, die Beherrscherin der Meere, die Repräsentantin des Weltpompes und des Weltverderbens, Phönizien, der Feind des Reiches Gottes durch den Materialismus. Jesaja Jes 29 23 1 2 Das Endresultat ist hier des Affektes wegen an die Spitze gestellt. Die Schiffe: hebr.: Tharsisschiffe. Während diese aus dem fernen Westen hoffnungsfroh heransegeln, dringt ihnen bereits von Zypern (von den westlichen Küstenvölkern) die Unglücksbotschaft entgegen: Es ist verwüstet worden, so dass kein Eingang mehr. (Hebr.) Jesaja Jes 29 23 10 Transi terram tuam quasi flumen filia maris, non est cingulum ultra tibi. Durchziehe dein Land wie ein Strom, Tochter des Meeres!¹³ du hast keinen Gürtel mehr. Jesaja Jes 29 23 10 13 Das freie Durchziehen eines Landes ist Zeichen der Besitznahme und Herrschaft. [Gen 13,17] Hebr.: Überflute dein Land, wie der Nil, Tochter Tarsis. Die ferne Kolonie soll sich jetzt frei und ungehindert ausbreiten. Jesaja Jes 29 23 11 Manum suam extendit super mare, conturbavit regna: Dominus mandavit adversus Chanaan, ut contereret fortes ejus, Er hat seine Hand über das Meer ausgestreckt, die Reiche erschüttert; der Herr hat gegenüber Chanaan¹⁴ Befehl gegeben, seine Starken zu vernichten Jesaja Jes 29 23 11 14 Phönizien. Jesaja Jes 29 23 12 Et dixit: Non adjicies ultra ut glorieris, calumniam sustinens virgo filia Sidonis: in Cethim consurgens transfreta, ibi quoque non erit requies tibi. und gesprochen: Nicht sollst du dich ferner rühmen, du Gewalt erduldende Jungfrau, Tochter Sidon! Auf, segle zu den Kethitern hinüber, auch dort wird keine Ruhe für dich sein.¹⁵ Jesaja Jes 29 23 12 15 Der Stolz und Übermut hat das Strafmaß voll gemacht. Die bevorstehende Schmach wird den ruhmredigen Mund verstummen machen. Tochter Sidon ist Sidon selbst, hier als Mutterstadt für ganz Phönizien gesetzt, das in und mit Tyrus getroffen wird. Häufig wird die Unterwerfung und Unterdrückung von Völkern unter dem Bilde einer entehrten Jungfrau dargestellt. Flüchtig aus ihrem Lande, werden die Phönizier auch in den Kolonien, in denen sie gewaltig geherrscht, keine freundliche Aufnahme finden. Jesaja Jes 29 23 13 Ecce terra Chaldæorum talis populus non fuit, Assur fundavit eam: in captivitatem traduxerunt robustos ejus, suffoderunt domos ejus, posuerunt eam in ruinam. Siehe, das Land der Chaldäer, ein solches Volk ist vordem nicht aufgestanden, Assur hat es gegründet;¹⁶ in die Gefangenschaft führen sie deren Helden, ihre Häuser zerstören sie, machen sie zu Trümmerhaufen. Jesaja Jes 29 23 13 16 Besser: auf Assur gegründet, das sie sich einverleibt. Der hebr. Text ist schwer zu deuten. Jesaja Jes 29 23 14 Ululate naves maris, quia devastata est fortitudo vestra. Heulet, ihr Meeresschiffe! denn verwüstet ist eure Feste.¹⁷ Jesaja Jes 29 23 14 17 Durch Nabuchodonosor. Vergl. [Ez 26]. Jesaja Jes 29 23 15 Et erit in die illa: In oblivione eris o Tyre septuaginta annis, sicut dies regis unius: post septuaginta autem annos erit Tyro quasi canticum meretricis. An jenem Tage wird dies geschehen:¹⁸ Du wirst in Vergessenheit geraten, Tyrus! siebzig Jahre,¹⁹ wie die Tage eines Königs;²⁰ aber nach siebzig Jahren wird es für Tyrus sein wie das Lied einer Buhlerin:²¹ Jesaja Jes 29 23 15 18 Tröstliche Seite. Alle Reiche sinken, damit ein Messiasreich erstehe. Jesaja Jes 29 23 15 19 Durch die Zeit der chaldäischen Herrschaft. [Jer 25,11; 2Chr 36,21; Dan 9,2] Jesaja Jes 29 23 15 20 Regierungszeit eines Königs. Jesaja Jes 29 23 15 21 Ergänze: besagt. Unter persischer Herrschaft soll Tyrus wieder aufblühen. Jesaja Jes 29 23 16 Sume citharam, circui civitatem meretrix oblivioni tradita: bene cane, frequenta canticum, ut memoria tui sit. Nimm die Harfe, durchziehe die Stadt, du vergessene Buhlerin! singe schön, singe viel, auf dass man sich deiner erinnere. Jesaja Jes 29 23 17 Et erit post septuaginta annos: Visitabit Dominus Tyrum, et reducet eam ad mercedes suas: et rursum fornicabitur cum universis regnis terræ super faciem terræ. Und es wird geschehen: Nach siebzig Jahren wird der Herr Tyrus heimsuchen und es wieder seinem Gewinn nachgehen lassen²² und wieder wird es mit allen Königreichen der Welt buhlen, so weit die Erde reicht. Jesaja Jes 29 23 17 22 Hebr.: Und es kommt wieder zu seinem Lohne. Jesaja Jes 29 23 18 Et erunt negotiationes ejus, et mercedes ejus sanctificatæ Domino: non condentur, neque reponentur: quia his, qui habitaverint coram Domino, erit negotiatio ejus, ut manducent in saturitatem, et vestiantur usque ad vetustatem. Und sein Handel und seine Gewinste werden dem Herrn geheiligt sein, man wird sie nicht aufspeichern noch zurücklegen; denn denen, die vor dem Herrn wohnen, wird Gewinn zuteil, dass sie essen bis zur Sättigung und sich bis ins Greisenalter kleiden können.²³ Jesaja Jes 29 23 18 23 Dies ist der Plan Gottes auch für Tyrus. Keine menschliche Tätigkeit darf sich in sich selbst abschließen. Selbst die scheinbar ganz im Irdischen aufgehende dafür ist Tyrus das passende Urbild entbehrt nicht einer höheren Beziehung, vermöge deren sie den übernatürlichen Plänen Gottes dienstbar gemacht werden soll, sie soll Gott geheiligt sein. Diese Bestimmung, Gottes Heilungsplan zu fördern, zeichnet der Seher konkret durch das Sinnbild der Weihegeschenke und Spenden, die man den Priestern und den treuen Dienern des Herrn darbringt. Im Hebräischen lauten die letzten Worte: und sich kleiden in Pracht. Eine vorspielartige Erfüllung [Esra 3,7], auch die erste Christengemeinde in Tyrus ist eine Erfüllung. (Euseb.) Ob die volle? Jesaja Jes 29 23 2 Tacete qui habitatis in insula: negotiatores Sidonis transfretantes mare, repleverunt te. Verstummet, ihr Bewohner der Insel,³ Kaufleute aus Sidon, die Meerfahrer, erfüllten dich. Jesaja Jes 29 23 2 3 Die Tyrier rühmten sich ihrer Insellage als eines natürlichen Bollwerkes. Drei Züge schildern die frühere Macht. Jesaja Jes 29 23 3 In aquis multis semen Nili, messis fluminis fruges ejus: et facta est negotiatio gentium. Auf vielen Wassern ward die Saat des Nils, die Ernte des Flusses, ihre Frucht; zum Markte für die Völker ist sie geworden! Jesaja Jes 29 23 4 Erubesce Sidon: ait enim mare: fortitudo maris dicens: Non parturivi, et non peperi, et non enutrivi juvenes, nec ad incrementum perduxi virgines. Erröte, Sidon!⁴ denn es spricht das Meer,⁵ die Feste des Meeres spricht: Ich habe nicht gekreißt und ich habe nicht geboren, nicht Jünglinge erzogen noch Jungfrauen zur Reife gebracht.⁶ Jesaja Jes 29 23 4 4 Sidon, die alte Mutterstadt, soll sich schämen, denn ihre Tochter Neutyrus, die ihren Ruhm auf das Meer setzte und sich die unüberwindliche Meeresfeste nannte, muss jetzt ihre völlige Ohnmacht und Verlassenheit laut eingestehen. Tyrus Fall wirkt auf ganz Phönizien, daher die Anrede an Sidon. Jesaja Jes 29 23 4 5 Das Meer hatte gleichsam gemeinschaftliche Sache mit Tyrus gemacht; daher stellt sich die Klage von Tyrus als Klage des Meeres dar. Jesaja Jes 29 23 4 6 Kinder von Tyrus können auch die von da aus gestifteten Kolonien heißen. Jesaja Jes 29 23 5 Cum auditum fuerit in gypto, dolebunt cum audierint de Tyro: Wenn man dies in Ägypten hört, wird man Leid tragen bei der Kunde über Tyrus.⁷ Jesaja Jes 29 23 5 7 Ägypten konnte bei Tyrus vorteilhaft sein Getreide gegen andere wertvolle Dinge eintauschen, besonders war es nebst Phönizien in den Kämpfen zwischen Chaldäa und Ägypten eine wichtige Position. Jesaja Jes 29 23 6 Transite maria, ululate qui habitatis in insula: Wandert über die Meere, heulet, ihr Inselbewohner!⁸ Jesaja Jes 29 23 6 8 Es steht ihnen Abführung in die Gefangenschaft nach Chaldäa bevor, wohin sie zu Fuß wandern müssen. Jesaja Jes 29 23 7 Numquid non vestra hæc est, quæ gloriabatur a diebus pristinis in antiquitate sua? ducent eam pedes sui longe ad peregrinandum. Ist das nicht eure Stadt, die sich ihres Alters schon seit frühen Tagen rühmte? Ihre Füße werden sie nun fernhin in die Fremde tragen.⁹ Jesaja Jes 29 23 7 9 Wie ist dies Rühmen zuschanden geworden! Hebr.: Flüchtet nach Tharsis ist das euch die Frohlockende, deren Ursprung in der Urzeit Tagen? D.i.: Ist diese Ruine jene ihres üppigen Treibens wegen berüchtigte Stadt? Jesaja Jes 29 23 8 Quis cogitavit hoc super Tyrum quondam coronatam, cujus negotiatores principes, institores ejus inclyti terræ? Wer hat solches über Tyrus beschlossen, die ehedem Gekrönte,¹⁰ deren Kaufleute Fürsten, deren Händler die Vornehmen der Erde sind?¹¹ Jesaja Jes 29 23 8 10 Hebr.: die Kronenspenderin. Jesaja Jes 29 23 8 11 Von der Betrachtung des Sturzes wendet der Prophet sich zu den Ursachen in Gottes Plane. Der Hinweis auf die dereinstige Größe lässt Tiefe und Umfang des Gerichtes schärfer hervortreten. Jesaja Jes 29 23 9 Dominus exercituum cogitavit hoc, ut detraheret superbiam omnis gloriæ, et ad ignominiam deduceret universos inclytos terræ. Der Herr der Heerscharen hat solches beschlossen, um den Hochmut aller Herrlichkeit in den Staub zu stürzen und alle Vornehmen der Erde der Schmach anheimzugeben.¹² Jesaja Jes 29 23 9 12 Die [Jes 2,12] aufgestellte Norm. Jesaja Jes 29 0 1 D. Gottes allgemeines Weltgericht und die Herrschaft seiner Herrlichkeit. (24,1 27,13) a. Die Verheerung der Erde. (V. 16) b. Die Strafen der Sünder. Jesaja Jes 29 24 1 Ecce Dominus dissipabit terram, et nudabit eam, et affliget faciem ejus, et disperget habitatores ejus. Siehe,¹ der Herr wird die Erde leer machen und kahl, wird ihr Angesicht verstören² und ihre Bewohner zerstreuen. Jesaja Jes 29 24 1 1 In diesem Kapitel erweitert sich der Ausblick des Sehers vor den Einzelgerichten zum Gesamtgerichte (Hier., Eus., Thom.), von dem jene Vorbereitungen waren. Die gottesfeindliche Macht wird ein für allemal gerichtet und verworfen, Gottes Heilsplan, wie er sich in der Weltgeschichte offenbarte, wird vor der ganzen Welt dargelegt, und das Reich des Messias tritt in das Stadium ewiger Verklärung. Ines flicht der Seher in die Darstellung auch Züge ein, welche dem Stadium der werdenden Entwicklung, nicht dem alles für eine Ewigkeit vollendenden Abschluss eigen. Jesaja Jes 29 24 1 2 Die sichtbare Schöpfung und der Mensch sind in Lohn und Strafe eng miteinander verbunden, wie das Paradies, die Verfluchung der Erde nach der Sünde, die sündige Pentapolis, die Prophezeiungen gegen Ninive, Babel u.a. zeigen und auch [Röm 8,20.21] sowie [2Petr 3,13] vor Augen stellen. Jesaja Jes 29 24 10 Attrita est civitas vanitatis, clausa est omnis domus nullo introeunte. In Trümmern liegt die Stadt der Nichtigkeit,⁹ geschlossen ist jedes Haus, niemand tritt ein. Jesaja Jes 29 24 10 9 Dieser Zug ist den Einzelgerichten entlehnt, bei denen mit der Hauptstadt des Landes alle Macht und aller Glanz des Reiches dahinsinkt. Ines die Bezeichnung Stadt oder Öde (hebr.) weist auf eine allgemeine Auffassung hin: die gottesfeindliche Welt, deren Gipfelpunkt die Stadt der Verwirrung und Zerrüttung ist. Jesaja Jes 29 24 11 Clamor erit super vino in plateis: deserta est omnis lætitia: translatum est gaudium terræ. Wehklagen ertönt ob des Weines auf den Straßen, alle Freude ist entschwunden, weggenommen aller Frohsinn der Erde. Jesaja Jes 29 24 12 Relicta est in urbe solitudo, et calamitas opprimet portas. Öde ist in der Stadt zurückgeblieben und Unglück überwältigt die Tore.¹⁰ Jesaja Jes 29 24 12 10 Hebr.: Zu Trümmern ist das Tor (das Bild der Festigkeit und Macht) zerschmettert. Jesaja Jes 29 24 13 Quia hæc erunt in medio terræ, in medio populorum: quomodo si paucæ olivæ, quæ remanserunt, excutiantur ex olea: et racemi, cum fuerit finita vindemia. Denn so wird es ergehen, inmitten der Erde, inmitten der Völker; wie wenn die wenigen Oliven, welche am Ölbaum zurückgeblieben sind, abgeschüttelt werden, und die Trauben, wenn die Weinlese vollendet ist. Jesaja Jes 29 24 14 Hi levabunt vocem suam, atque laudabunt: cum glorificatus fuerit Dominus, hinnient de mari. Diese¹¹ werden ihre Stimme erheben und lobsingen; wenn sich der Herr verherrlicht, werden sie vom Meere her jubeln.¹² Jesaja Jes 29 24 14 11 Die Erwählten erkennen die Bedeutung des Gerichtes, die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes, und sprechen dies Endergebnis in Jubelliedern aus. Jesaja Jes 29 24 14 12 Der dreifach gewendete Ausdruck erheben, lobsingen, jubeln gibt die Intensität und Fülle des Preises wieder. Der Gesang der Seraphim [Jes 6,3] hat seine Erfüllung, sein irdisches Echo gefunden. Vom Meere her: von den entferntesten Orten her. Jesaja Jes 29 24 15 Propter hoc in doctrinis glorificate Dominum: in insulis maris nomen Domini Dei Israel. Deswegen verherrlichet den Herrn in den Offenbarungen, auf den Meeresinseln den Namen des Herrn, des Gottes Israels! Jesaja Jes 29 24 16 A finibus terræ laudes audivimus, gloriam justi. Et dixi: Secretum meum mihi, secretum meum mihi, væ mihi: prævaricantes prævaricati sunt, et prævaricatione transgressorum prævaricati sunt. Von den Enden der Erde hören wir Lobgesänge, die Herrlichkeit des Gerechten.¹³ Und ich sprach: Ich muss schweigen, ich muss schweigen, wehe mir! Die Frevler¹⁴ freveln, ja mit der Freveltat der Übertreter freveln sie! Jesaja Jes 29 24 16 13 Die Aufforderung der Erwählten findet ein vielfaches Echo. Der Gerechte ist Gott. Doch der Jubelruf der Wenigen, der Gerechten, erinnert den Propheten an die Unzahl der Sünder, denen das Gericht nur Verderben bringt. Jesaja Jes 29 24 16 14 Von der dem Seher gewordenen Kenntnis und Anschauung der Frevlermasse, die durch das Gericht dem Verderben anheimfällt. Hebr.: Der Seher möchte bei dem sich darbietenden Anblick vor Schmerz verschmachten und vergehen. Die Häufung des gleichen Ausdruckes schildert kräftig die sich antürmende Sündenwucht, zu der alle Frevler eifrig beitragen, bis das Gericht voll ist. Jesaja Jes 29 24 17 Formido, et fovea, et laqueus super te, qui habitator es terræ. Schrecken und Grube und Fallstrick über dich, du Bewohner der Erde!¹⁵ Jesaja Jes 29 24 17 15 Ausruf des Sehers, der das Gericht hereinbrechen sieht. Jesaja Jes 29 24 18 Et erit: Qui fugerit a voce formidinis, cadet in foveam: et qui se explicaverit de fovea, tenebitur laqueo: quia cataractæ de excelsis apertæ sunt, et concutientur fundamenta terræ. Und es wird geschehen: Wer vor dem Getöse des Schreckens flieht, wird in die Grube fallen, und wer sich aus der Grube herausarbeitet, wird von dem Fallstrick erfasst;¹⁶ denn die Schleusen aus der Höhe sind geöffnet, die Grundfesten der Erde erbeben.¹⁷ [Jer 48,44] Jesaja Jes 29 24 18 16 Man sucht zu entfliehen, doch umsonst, das Verderben weiß seine Leute zu erfassen, wie ein Jäger, der dem Wilde auf mehrfache Weise beikommt. Jesaja Jes 29 24 18 17 Es ist, als ob eine neue Sündflut hereinbreche, und die in ihrem innersten Bau erschütterte Erde wankt. Jesaja Jes 29 24 19 Confractione confringetur terra, contritione conteretur terra, commotione commovebitur terra, Zerrissen wird die Erde, zertrümmert wird die Erde, erschüttert wird die Erde. Jesaja Jes 29 24 2 Et erit sicut populus sic sacerdos: et sicut servus, sic dominus ejus: sicut ancilla, sic domina ejus: sicut emens, sic ille qui vendit: sicut fnerator, sic is qui mutuum accipit: sicut qui repetit, sic qui debet. Und es wird wie dem Volk, so dem Priester ergehen; wie dem Knechte, so dem Herrn; wie der Magd, so der Herrin; wie dem Käufer, so dem Verkäufer; wie dem Verleiher, so dem Entlehner; wie dem Gläubiger, so dem Schuldner.³ [Hos 4,9] Jesaja Jes 29 24 2 3 Die theokratischen und sozialen Verhältnisse mit ihren verschiedenen notwendigen, freigewählten und durch mannigfache Bedürfnisse hervorgerufenen Lagen unterstehen gleichmäßig dem Gerichte. Alle werden in sechs Paaren aufgezählt. Jesaja Jes 29 24 20 Agitatione agitabitur terra sicut ebrius, et auferetur quasi tabernaculum unius noctis: et gravabit eam iniquitas sua, et corruet, et non adjiciet ut resurgat. Es taumelt die Erde hin und her wie ein Trunkener und wird von ihrer Stätte weggerissen wie das Zelt einer Nacht;¹⁸ schwer lastet auf ihr ihr Frevel,¹⁹ sie fällt und sie vermag nicht sich wieder zu erheben. Jesaja Jes 29 24 20 18 Dieselben Züge im Neuen Testamente [2Petr 3,11; Mt 24,29] u.a. Die Stadien eines radikalen Erdbebens sind in ansteigender Schilderung gezeichnet. Jesaja Jes 29 24 20 19 Die Kraft, welche die Erde so auseinanderreißt und in wirbelndem Schwunge ins Chaos hinunterstürzt, ist die auf ihr lastende Freveltat. Dieser Untergang ist indes Befreiung von der Knechtschaft der Verderbnis und darum keine gänzliche Vernichtung, sondern eine Umwandlung. [2Petr 3,13] Jesaja Jes 29 24 21 Et erit: In die illa visitabit Dominus super militiam cli in excelso: et super reges terræ, qui sunt super terram. Und es wird geschehen: An jenem Tage wird der Herr des Himmels Heer²⁰ in der Höhe heimsuchen und die Könige der Erde auf Erden Jesaja Jes 29 24 21 20 Das Heer des Himmels sind die bösen Geister, von denen Paulus [Eph 6,12] redet (Hier., Cyr. U.). Die Frevellast also, unter der die Erde zusammenbricht, ist aus dämonischen Einflüssen und den sich an diese hingebenden irdischen Machthabern, die das Böse durch ihre Macht soweit fördern können, zusammengetragen. Betreffs der Strafe vergl. [Mt 13,30.40-42]. Kerker und Abgrund [Offb 20,7] u. a. Jesaja Jes 29 24 22 Et congregabuntur in congregatione unius fascis in lacum, et claudentur ibi in carcere: et post multos dies visitabuntur. und sie werden zusammengeworfen werden, wie zu einem Büschel gesammelt in eine Grube, und dort eingeschlossen in dem Kerker und nach langer Zeit werden sie heimgesucht werden.²¹ Jesaja Jes 29 24 22 21 Der Satz ist rückschauend und zusammenfassend: Nachdem jene lange Zeit ihr Unwesen getrieben, nachdem die Sündenmacht lange üppig gewuchert; nämlich seit Gründung der Welt. (Cyr., Theod.) Jesaja Jes 29 24 23 Et erubescet luna, et confundetur sol, cum regnaverit Dominus exercituum in monte Sion, et in Jerusalem, et in conspectu senum suorum fuerit glorificatus. Und der Mond wird erröten und die Sonne zuschanden werden, wenn der Herr der Heerscharen herrscht auf dem Berge Sion und zu Jerusalem und angesichts seiner Ältesten verherrlicht wird.²² Jesaja Jes 29 24 23 22 Selbst das Weltall wird in Mitleidenschaft gezogen. Vergl. die ähnliche Schilderung [Mt 24,29; Mk 13,24; Lk 21,25; Apg 2,20; Joel 2,31]. Durch das Gericht kommt Gottes Reich zur Vollendung: seine königliche Herrschaft hat jetzt ihren Gipfelpunkt erreicht und wird angesichts der Erwählten glorreich verherrlicht. Hebr.: Und angesichts seiner Ältesten ist seine Herrlichkeit: vor ihnen liegt die Herrlichkeit Gottes aufgeschlossen und diese überkleidet sie selbst mit Herrlichkeit. Die Einzelgerichte gründen Gottes Reich auf Sion und von Sion aus, die Vollendung wird in analoger Weise mit jenen zusammen, also auch als in Sion sich verwirklichend, geschaut. Jesaja Jes 29 24 3 Dissipatione dissipabitur terra, et direptione prædabitur. Dominus enim locutus est verbum hoc. Die Erde wird verheert und verwüstet, beraubt und ausgeplündert werden; denn der Herr hat dies Wort gesprochen. Jesaja Jes 29 24 4 Luxit, et defluxit terra, et infirmata est: defluxit orbis, infirmata est altitudo populi terræ. Die Erde ist traurig, dahingewelkt und verschmachtet; hingewelkt ist der Erdkreis, verschmachtet die Herrlichkeit des Volkes auf Erden. Jesaja Jes 29 24 5 Et terra infecta est ab habitatoribus suis: quia transgressi sunt leges, mutaverunt jus, dissipaverunt fdus sempiternum. Die Erde ist befleckt von ihren Bewohnern;⁴ denn sie haben die Gesetze übertreten, das Recht verkehrt, den ewigen Bund gebrochen.⁵ Jesaja Jes 29 24 5 4 Die Ursachen des Zornes werden angegeben. Jesaja Jes 29 24 5 5 Es ist wohl in Beziehung auf alle Völker gesagt, da alle das natürliche Gesetz haben. [Ez 16,45] Der Übertretung folgt der Fluch, der wie ein treffendes Feuer die Erde, den Schauplatz der Frevel, verzehrt. Jesaja Jes 29 24 6 Propter hoc maledictio vorabit terram, et peccabunt habitatores ejus: ideoque insanient cultores ejus, et relinquentur homines pauci. Darum wird Fluch die Erde verschlingen und ihre Bewohner werden die Schuld büßen, daher wird Wahnsinn seine Bebauer erfassen⁶ und nur wenige Menschen werden übrigbleiben. Jesaja Jes 29 24 6 6 Hebr.: Die Frevler büßen, werden versengt. Jesaja Jes 29 24 7 Luxit vindemia, infirmata est vitis, ingemuerunt omnes qui lætabantur corde. Es trauert die Weinlese,⁷ verschmachtet ist der Weinstock; es seufzen alle, die fröhlichen Herzens waren. Jesaja Jes 29 24 7 7 Anzeichen der Trauer und des Elendes, wie sie sich auch bei den sonstigen Heimsuchungen finden, werden gruppiert. Alle natürlichen Quellen, aus denen sonst Freude sprudelt, sind in ihr Gegenteil verkehrt. Jesaja Jes 29 24 8 Cessavit gaudium tympanorum, quievit sonitus lætantium, conticuit dulcedo citharæ. Verklungen ist die Freude der Pauken, es hat das Getümmel der Fröhlichen ein Ende, verstummt ist der Harfe süßer Klang. Jesaja Jes 29 24 9 Cum cantico non bibent vinum: amara erit potio bibentibus illam. Nicht trinken sie mehr Wein bei Gesang, bitter ist den Trinkenden der Trank.⁸ Jesaja Jes 29 24 9 8 Man lebt in Saus und Braus, da brechen die Wehen des Gerichtes herein. Jesaja Jes 29 0 1 c. Frucht der Gerichte Gottes. 1. Lobgesang der Erretteten. (V. 5) 2. Mitteilung der göttlichen Güter. (V. 9) 3. Demütigung der Gottlosen. Jesaja Jes 29 25 1 Domine Deus meus es tu, exaltabo te, et confitebor nomini tuo: quoniam fecisti mirabilia, cogitationes antiquas fideles, amen. Herr! du bist mein Gott, ich will dich erheben und deinen Namen preisen; denn du hast Wunderbares vollbracht, längst gefasste Beschlüsse, getreue.¹ Amen. Jesaja Jes 29 25 1 1 Durch das Gericht kommt Gottes Verherrlichung zur Offenbarung [Jes 6,3]; dies anerkennen die Erwählten; daher singen sie ähnlich wie die Verklärten [Offb 4,11; Offb 5,12]. Die Gerichte sind Wunder, weil sie die größten Reiche gestürzt, und dies zum Teil durch Wundertaten wie gegen Assur vor Jerusalem. Noch mehr gilt dies von der Niederwerfung der Feinde des Messias und der Ausrichtung seines Reiches in der Menschheit, auf welche alle Völkergerichte schließlich abzielten. Sie sind ferner Ratschlüsse von fern her, Wahrhaftigkeit, Wahrheit (hebr.), die von Gott von Ewigkeit gefasst, durch seine Propheten vorherverkündigt und die er, der wahrhaftige und getreue Gott, in vollem Umfang ausgeführt. Gottes Gedanken sind von fernher: ewig, sie sind in sich Wahrheit und drängen deshalb zur Verwirklichung. Jesaja Jes 29 25 10 Quia requiescet manus Domini in monte isto: et triturabitur Moab sub eo, sicuti teruntur paleæ in plaustro. Denn die Hand des Herrn wird auf diesem Berge ruhen¹¹ und Moab¹² wird unter ihn niedergetreten werden, wie Stroh unter dem Dreschwagen zerrieben wird. Jesaja Jes 29 25 10 11 In diesem Gastmahle ist zugleich die Bürgschaft für den immerwährenden, segensreichen Beistand des Herrn gegen alle feindlichen Angriffe gegeben. Jesaja Jes 29 25 10 12 Moab ist hier individualisierender Ausdruck für die Feinde des Messianischen Reiches. Jesaja Jes 29 25 11 Et extendet manus suas sub eo, sicut extendit natans ad natandum: et humiliabit gloriam ejus cum allisione manuum ejus. Und es wird seine Hand unter ihm ausbreiten, wie sie ein Schwimmer zum Schwimmen ausbreitet; aber Er wird seinen Stolz demütigen und seine Hände zerschmettern.¹³ Jesaja Jes 29 25 11 13 Die Hand, welche sich gegen das Reich Gottes erhebt, wird zerschmettert werden. Das Messianische Reich ist Kämpfen ausgesetzt, aber bewährt seine Unbesiegbarkeit. Jesaja Jes 29 25 12 Et munimenta sublimium murorum tuorum concident, et humiliabuntur, et detrahentur in terram usque ad pulverem. Die Festen deiner hochragenden Mauern werden zusammenstürzen und erniedrigt und zu Boden niedergeworfen werden bis in den Staub.¹⁴ Jesaja Jes 29 25 12 14 Je mehr die Weltmacht sich aufbläht gegen das Messiasreich, desto gewaltiger und vernichtender ist ihr Sturz. Die Anrede geht an den auf Sion thronenden Gott. [Jes 24,23] Jesaja Jes 29 25 2 Quia posuisti civitatem in tumulum, urbem fortem in ruinam, domum alienorum: ut non sit civitas, et in sempiternum non ædificetur. Denn du hast die Stadt² zu einem Steinhaufen gemacht, die starke Stadt, zu Trümmern das Haus der Fremden, so dass sie keine Stadt mehr ist und nimmermehr erbaut wird.³ Jesaja Jes 29 25 2 2 Die Gegnerin der Stadt Gottes, die Stadt der Bösen. Jesaja Jes 29 25 2 3 Die früher übermütig auf ihre Stärke pochenden und daher gewalttätigen Heiden werden durch den Sturz der Weltmacht zum Herrn bekehrt und bringen ihm Ehrfurcht und Lob dar, dass er ihre wilde Kraft gebrochen und gedemütigt. Jesaja Jes 29 25 3 Super hoc laudabit te populus fortis, civitas gentium robustarum timebit te. Darum⁴ wird dich ein starkes Volk preisen, die Stadt trotziger Völker dich fürchten. Jesaja Jes 29 25 3 4 Die Begründungspartikel entspricht der in V. 2 und V. 1 und scheint also auf den Anfang: ich will dich erheben zurückzugehen. Doch kann man auch V. 4 eng an V. 3 anschließen. Das Lob der bekehrten Heiden fließt dann aus zwei Quellen: dass Gott die Weltmacht niedergeworfen, das Kleine und Unscheinbare aber so wunderbar erhöht hat. Mit Nachdruck hebt der Prophet hervor, dass das Heil den Armen, Bedrängten zuteil wird. Vergl. [Jes 14,32]. Jesaja Jes 29 25 4 Quia factus es fortitudo pauperi, fortitudo egeno in tribulatione sua: spes a turbine, umbraculum ab æstu: spiritus enim robustorum quasi turbo impellens parietem. Denn du bist die Stärke des Armen geworden, die Stärke des Dürftigen in seiner Bedrängnis, eine Zuflucht vor dem Ungewitter, ein Schatten vor der Glut; denn der Zornhauch der Gewalttätigen war wie Sturmestoben, das gegen eine Mauer anstürmt. Jesaja Jes 29 25 5 Sicut æstus in siti, tumultum alienorum humiliabis: et quasi calore sub nube torrente propaginem fortium marcescere facies. Wie Hitze in der Trockenheit wirst du das Toben der Fremden niederwerfen⁵ und wie bei der Hitze einer glühenden Wolke die Schösslinge der Gewaltigen verdorren lassen.⁶ Jesaja Jes 29 25 5 5 Die Hitze, noch verbunden mit Dürre und Mangel an Wasser, um den Durst zu löschen, lässt alle Tätigkeit erlahmen; so kann der Herr das Toben seiner Feinde wirkungslos machen und ertöten. Jesaja Jes 29 25 5 6 Hebr.: Wie Hitze durch Wolkenschatten, so wird der Tyrannen Siegesgesang gebeugt. Jesaja Jes 29 25 6 Et faciet Dominus exercituum omnibus populis in monte hoc convivium pinguium, convivium vindemiæ, pinguium medullatorum, vindemiæ defæcatæ. Und der Herr der Heerscharen wird für alle Völker auf diesem Berge⁷ ein Mahl von Fettstücken bereiten, ein Mahl mit Wein, von markigen Fettstücken, mit abgeklärtem Wein.⁸ Jesaja Jes 29 25 6 7 Anschließend an [Jes 24,22] nennt der Seher den Berg Sion. Warum, besagt [Jes 2]. Die Einladung an die Völker geht auf das Messianische Reich. Jesaja Jes 29 25 6 8 Das Mahl begreift Speis und Trank, beides hier von ausgesuchter Güte. Der Wein ist nach dem Hebr. ein nach der Gärung auf Hefen abgelagerter und dann filtrierter. Vergl. für die ganze Stelle [Mt 22,4; Lk 14]. Das reiche Gastmahl ist ein Symbol der Herablassung und Freundschaft Gottes. Lehre und Gnade werden unter dem Bilde von Speise und Trank bezeichnet. Wohl sind bei jedem Opfer die Opfernden Gäste Gottes, doch hier ist das, was sonst beim Friedopfer Gott allein zufiel, die Fettteile und der Wein, von ihm seinen Gästen und Freunden gegeben. Die heilige Eucharistie ist angedeutet. (Cyr. U., Euseb., Thom.) Jesaja Jes 29 25 7 Et præcipitabit in monte isto faciem vinculi colligati super omnes populos, et telam quam orditus est super omnes nationes. Und er wird auf diesem Berge alle Hülle des Bandes zerreißen, mit dem alle Völker gefesselt waren, und das Netz, das er über alle Nationen ausgebreitet hat.⁹ Jesaja Jes 29 25 7 9 Hebr.: Er schafft weg die Oberfläche der Hülle, die alle Völker überschleiert, und die Decke, die über alle gedeckt ist. Gemeint ist die geistige Stumpfheit und Blindheit, die Unempfindlichkeit und Herzenshärtigkeit, von der auch Paulus spricht. [2Kor 3,15] Diese Schleierhülle ist von Gott in demselben Sinne ausgebreitet, in dem [Apg 14,15; Röm 11,32]: Gott ließ der gefallenen Menschheit ihren freien Willen, aber er weiß die natürlichen Folgen der Sünde in den Rahmen seiner Vorsehung so aufzunehmen, dass sie seiner Weisheit dienen. Jesaja Jes 29 25 8 Præcipitabit mortem in sempiternum: et auferet Dominus Deus lacrimam ab omni facie, et opprobrium populi sui auferet de universa terra: quia Dominus locutus est. Er wird den Tod auf ewig vernichten und der Herr, Gott, wird die Tränen von jedem Antlitz wegnehmen und wird die Schmach seines Volkes von der ganzen Erde verschwinden lassen, denn der Herr hat es geredet.¹⁰ Jesaja Jes 29 25 8 10 Die Schmach bestand in der Sünde und der als Strafe ihr folgenden Zertretung durch die Heiden. Beides ist glorreich gehoben; das Gastmahl selbst ist das Lebensbrot, die Wurzel und Kraft der Heiligkeit. Jesaja Jes 29 25 9 Et dicet in die illa: Ecce Deus noster iste, exspectavimus eum, et salvabit nos: iste Dominus, sustinuimus eum, exsultabimus, et lætabimur in salutari ejus. Und man wird an jenem Tage sagen: Sehet, das ist unser Gott! wir hofften auf ihn und er hilft uns; das ist der Herr! wir harrten auf ihn und wir frohlocken und freuen uns seines Heiles. Jesaja Jes 29 0 1 d. Jubel der Gerechten über die Erhöhung. (V. 11) Jubel der Gerechten über Gottes Machterweisung. (V. 19) e. Praktischer Schluss: Der Weg zum Heile. (26,20 27,6) Jesaja Jes 29 26 1 In die illa cantabitur canticum istud in terra Juda: Urbs fortitudinis nostræ Sion salvator, ponetur in ea murus et antemurale. An jenem Tage wird man im Lande Juda¹ dies Lied singen: Die Stadt unserer Stärke ist Sion, der Heiland steht in ihr da als Mauer und Vormauer.² Jesaja Jes 29 26 1 1 Hier in messianischer, ideeller, nicht geographischer Bedeutung. Die ganze Erde soll ja ein Land des Herrn, also nach alttestamentlicher Anschauung ein Land Juda werden. Jesaja Jes 29 26 1 2 Der Ausruf ist die Antwort auf die Siegesverheißung Gottes [Jes 25,10] der Ausdruck des Bewusstseins der Rettung und des über die Gottesstadt waltenden Schutzes. Der Beisatz Sion ist eine Glosse, die im Hebräischen, Griechischen, Syrischen und im Kommentar des heiligen Hieronymus fehlt. Hebr.: Eine feste Stadt ist uns, Heil setzt er als Mauer und Bollwerk. Jesaja Jes 29 26 10 Misereamur impio, et non discet justitiam: in terra sanctorum iniqua gessit, et non videbit gloriam Domini. Erweist man dem Gottlosen Nachsicht, so lernt er nicht Gerechtigkeit; im Lande der Heiligen tut er Böses und achtet nicht auf die Herrlichkeit des Herrn.¹⁵ Jesaja Jes 29 26 10 15 Mit Recht sehne ich mich nach deinem Gerichte und der Bestrafung der Gottlosen, denn so lange du ihrer schonest, werden sie schlimmer. Jesaja Jes 29 26 11 Domine exaltetur manus tua, et non videant: videant, et confundantur zelantes populi: et ignis hostes tuos devoret. Herr! deine Hand werde erhöht¹⁶ und sie mögen es nicht achten;¹⁷ achten sollen sie es und zuschanden werden die Eiferer gegen dein Volk und Feuer möge deine Feinde verzehren!¹⁸ Jesaja Jes 29 26 11 16 Das Treiben der Gottlosen fordert Gottes Strafgerichte heraus, deshalb wünschen die Betenden, dass Gottes Gerichte jene ereile. Jesaja Jes 29 26 11 17 Sie mögen in ihrer Blindheit die Anfänge des Gerichtes nicht erkennen. Dadurch werden sie der ganzen Strenge desselben verfallen. Jesaja Jes 29 26 11 18 Ist das Gericht gekommen, so sollen ihnen die Augen aufgehen, um den Abgrund des Elendes und der Schande zu sehen, in den sie aus Missgunst und Hass gegen das Volk Gottes, die Gerechten, gefallen sind. Es spricht sich in dieser Anwünschung die tiefe Entrüstung der Gerechten aus beim Anblick der Frevel und schnöden Gottesverachtung. Weil diese auf Gottes Majestät nicht achtet, möge sie auch auf den heranziehenden Richter nicht achten, dafür aber die eigene Züchtigung umso mehr fühlen. Hebr.: Hocherhaben ist deine Hand gewesen, aber sie schauten nicht; schauen werden sie, mit Schande übergossen, den Eifer um das Volk. Das ist: Gottes Hand war immer sichtbar in der Geschichte, aber die Frevler kümmerten sich nicht darum, jetzt werden sie erfahren, wie sehr der Herr für sein Volk eifert. Jesaja Jes 29 26 12 Domine dabis pacem nobis: omnia enim opera nostra operatus es nobis. Herr! du wirst uns Frieden gewähren, denn all unser Tun hast du für uns vollbracht.¹⁹ Jesaja Jes 29 26 12 19 Gesinnung und Los der Feinde erinnert die Betenden, wie sie selbst im Gegensatze zu jenen den Ereignissen entgegensahen. Sie hofften auf das schließliche Geschenk ungetrübten Friedens, denn sie kannten die Verheißungen Gottes und sahen mit dem Auge des Glaubens, wie sich deren Verwirklichung durch Gottes Eingreifen anbahnt. Bitte und Begründung weist auf die eben gemachte Erfahrung. Jesaja Jes 29 26 13 Domine Deus noster, possederunt nos domini absque te, tantum in te recordemur nominis tui. Herr, unser Gott! es hatten uns zu eigen Herren außer dir, nur durch dich gedenken wir deines Namens.²⁰ Jesaja Jes 29 26 13 20 Es ist Gottes eigenstes Werk, dass das Volk jetzt jubelnd und frei des Namens Gottes gedenken kann. Jesaja Jes 29 26 14 Morientes non vivant, gigantes non resurgant: propterea visitasti et contrivisti eos, et perdidisti omnem memoriam eorum. Die Toten leben nicht, die Riesen erstehen nicht;²¹ so hast du sie denn heimgesucht und zermalmt und jedes Andenken an sie vertilgt. Jesaja Jes 29 26 14 21 Echo der V. 12 ausgesprochenen Bitte. Die Bedränger sind ins Totenreich hinabgestiegen, so sind die Feinde Gottes vergessen. Vergl. [Ez 32,18-32]. Jesaja Jes 29 26 15 Indulsisti genti Domine, indulsisti genti: numquid glorificatus es? elongasti omnes terminos terræ. Du hast, o Herr, Gnade, ja Gnade dem Volke erwiesen, hast du dich nicht verherrlicht? du hast alle Grenzen des Landes hinausgerückt. Jesaja Jes 29 26 16 Domine in angustia requisierunt te, in tribulatione murmuris doctrina tua eis. Herr! in der Bedrängnis suchten sie dich²² und in der Angst dumpfen Stöhnens wurde ihnen deine Belehrung.²³ Jesaja Jes 29 26 16 22 Die überstandene Mühsal war eine Schule des Leidens, die Gott suchen und seine unverdiente Heilsgnade schätzen lehrte. Jesaja Jes 29 26 16 23 Hebr.: Sie ergossen Flehen, leises Flehen, da du sie züchtigtest. Jesaja Jes 29 26 17 Sicut quæ concipit, cum appropinquaverit ad partum, dolens clamat in doloribus suis: sic facti sumus a facie tua Domine. Wie eine Schwangere, wenn sie dem Gebären nahe kommt, schmerzlich aufschreit in ihren Wehen, so waren wir vor deinem Angesichte, o Herr!²⁴ Jesaja Jes 29 26 17 24 Aus dem Zustande der Not und Bedrückung sollte eine neue Geburt, ein heiliges Volk, erstehen. Aber gerade zu dieser Neugeburt des Heiles konnten sie es aus sich heraus nicht bringen. Jesaja Jes 29 26 18 Concepimus, et quasi parturivimus, et peperimus spiritum: salutes non fecimus in terra, ideo non ceciderunt habitatores terræ. Wir waren schwanger und wie in den Wehen, aber gebaren Nichtigkeit; denn wir taten nichts Heilsames im Lande, darum stürzten die Bewohner der Erde²⁵ nicht. Jesaja Jes 29 26 18 25 Die Gewalthaber des Landes. Jesaja Jes 29 26 19 Vivent mortui tui, interfecti mei resurgent: expergiscimini, et laudate qui habitatis in pulvere: quia ros lucis ros tuus, et terram gigantum detrahes in ruinam. Aufleben werden deine Toten wieder, meine Erschlagenen²⁶ auferstehen.²⁷ Wachet auf und lobsinget, die ihr im Staube wohnt! denn ein Tau des Lichtes ist dein Tau und das Land der Riesen wirst du der Zerstörung anheimgeben.²⁸ Jesaja Jes 29 26 19 26 Was sie selbst nicht vermochten, kann Gott bewirken; er ist mächtig genug, Tote zu erwecken; er ruft auch das unterdrückte Volk zu neuem Leben. Jesaja Jes 29 26 19 27 Die in der Leidensperiode dahingeraffte Gerechten sind nicht für die Herrlichkeit des Reiches verloren. Auch in das Totenreich wird der Glanz des Messianischen Reiches hineinstrahlen und dem Tode die Beute entreißen. Jesaja Jes 29 26 19 28 Nach dem Hebr.: Gott ist Licht und Inbegriff alles Lichtes, der Tod ist Finsternis. Wegen der Lichtfülle Gottes, die selbst das Dunkel des Todes erhellt, werden die Toten zum Lichte erwachen, sobald sich Gottes Lichtstrahlen, gleich dem Tau, zu den Gräbern herabsenken Nach der Vulg.: Während die Heiligen am Lichte und Leben Gottes teilnehmen, wird die Macht und das Gebiet der gegen Gott sich aufbäumenden Gottlosen der Vernichtung anheimgegeben. [Mt 25,46] Jesaja Jes 29 26 2 Aperite portas, et ingrediatur gens justa, custodiens veritatem. Öffnet die Tore, dass ein gerechtes Volk einziehe, das an der Treue festhält!³ Jesaja Jes 29 26 2 3 Zum Berge des Herrn sollen ja alle Völker wallen [Jes 2] und die getreuen des Herrn verlangen sehnlichst nach dieser Erfüllung. Im neuen (messianischen) Sion wohnt Gerechtigkeit und Treue (hebr.: Treue bewahrendes Volk), und so strahlt Sion endlich als wahres Abbild des Bundesgottes, der deshalb auch mit unwandelbarer Liebe das neue Sion umfängt. Jesaja Jes 29 26 20 Vade populus meus, intra in cubicula tua, claude ostia tua super te, abscondere modicum ad momentum, donec pertranseat indignatio. Gehe, mein Volk! tritt in deine Kammern, schließe deine Türen hinter dir zu, verbirg dich eine kleine Weile, auf einen Augenblick, bis das Zorngericht vorübergeht.²⁹ Jesaja Jes 29 26 20 29 Praktischer Rat für die Zeit der Bedrängnisse. Das Bild ist vom Sturme entlehnt, in dem man sich in das schützende Haus zurückzieht. In stiller Gebetseinsamkeit [Mt 6,6] sollen sie mit Demut und Vertrauen auf den Herrn harren. Die Redeweise erinnert an Noe, hinter dem der Herr die Türe der Arche schloss, oder an das Verweilen der Israeliten im Hause, während der Zornengel Ägypten durchschritt. [Ex 12,12] Die Zeit des Zorngerichtes wird als ein Augenblick bezeichnet, freilich bemessen mit dem Maßstabe der Ewigkeit oder mit Hinsicht auf die gesamte Entwicklung des Reiches Gottes in der Weltgeschichte. Jesaja Jes 29 26 21 Ecce enim Dominus egredietur de loco suo, ut visitet iniquitatem habitatoris terræ contra eum et revelabit terra sanguinem suum, et non operiet ultra interfectos suos. Denn siehe, der Herr wird ausziehen von seiner Stätte, um die Bosheit der Erdenbewohner gegen ihn zu strafen; und die Erde wird ihr Blut aufdecken und nicht fernerhin ihre Getöteten bergen.³⁰ Jesaja Jes 29 26 21 30 Das richterliche Einschreiten Gottes wird oft als das Sicherheben, ein Herabsteigen usw. bezeichnet. Gegenstand des Gerichtes ist die Bosheit der Erdenbewohner, zunächst wie V. 18 (nach der Vulg.) aber auch mit Hinweis auf das sündige Volk Israel, an dem freilich die Weltmacht als Strafrute Gottes zuerst Gericht zu üben hat. Gegen ihn: Hebr. an ihnen. Sünde und Unrecht schlagen den eigenen Herrn. Die Erde selbst, der Schauplatz der Verbrechen, stellt an den Herrn diese Forderung, indem sie das Blut, das sie trinken musste, offen darlegt und Strafe heischt. Vergl. [Gen 4,10.11]. Das zweite Glied besagt, dass die Erde die schuldlos Gemordeten gleichsam aus ihrem Schoße entsendet als Zeugen und Ankläger der Mörder. (Hier.) Jesaja Jes 29 26 3 Vetus error abiit: servabis pacem: pacem, quia in te speravimus. Der alte Irrtum⁴ ist geschwunden; du wirst Frieden wahren, Frieden, weil wir auf dich gehofft.⁵ Jesaja Jes 29 26 3 4 Der alte Irrwahn, nicht auf den Bundesgott, sondern auf die Weltmacht zu hoffen und dieser zu folgen. Jesaja Jes 29 26 3 5 Hebr.: Festgegründeten Sinn erhältst du in Frieden. Jesaja Jes 29 26 4 Sperastis in Domino in sæculis æternis, in Domino Deo forti in perpetuum. Ihr hofftet⁶ auf den Herrn ewiglich, auf den Herrn, den starken Gott,⁷ zu aller Zeit. Jesaja Jes 29 26 4 6 Hebr.: Selbstermunterung: vertrauet. Jesaja Jes 29 26 4 7 Hebr.: Auf Jahve, den Fels. Diese Namen bezeichnen die Grundlage der Hoffnung. Jesaja Jes 29 26 5 Quia incurvabit habitantes in excelso, civitatem sublimem humiliabit. Humiliabit eam usque ad terram, detrahet eam usque ad pulverem. Denn er hat niedergebeugt, die in der Höhe wohnen, und die hochragende Stadt⁸ erniedrigt er. Er erniedrigt sie bis zum Boden, stößt sie herab bis in den Staub.⁹ Jesaja Jes 29 26 5 8 Die feindliche Weltmacht. Vergl. [Jes 24; Jes 25]. Jesaja Jes 29 26 5 9 Vergl. [Lk 1,52] und [1Kor 1,27]. Jesaja Jes 29 26 6 Conculcabit eam pes, pedes pauperis, gressus egenorum. Es zertritt sie der Fuß, die Füße des Armen, die Tritte der Dürftigen. Jesaja Jes 29 26 7 Semita justi recta est, rectus callis justi ad ambulandum. Der Pfad des Gerechten ist gerade,¹⁰ gerade zum Wandeln der Pfad des Gerechten. Jesaja Jes 29 26 7 10 Den Gerechten leitet der Herr auf ebenem Pfade. Hebr.: Zu einem ebenen (Wege) ebnest du den Pfad des Gerechten. Jesaja Jes 29 26 8 Et in semita judiciorum tuorum Domine sustinuimus te: nomen tuum, et memoriale tuum in desiderio animæ. Und auf dem Wege deiner Gerichte, Herr! haben wir auf dich geharrt;¹¹ nach deinem Namen und deinem Andenken verlangte die Seele. Jesaja Jes 29 26 8 11 Sie wussten, dass durch das Gericht Heil kommen werde, und so harrten sie in dieser bestimmten Richtung. Jesaja Jes 29 26 9 Anima mea desideravit te in nocte: sed et spiritu meo in præcordiis meis de mane vigilabo ad te. Cum feceris judicia tua in terra, justitiam discent habitatores orbis. Meine Seele¹² sehnte sich nach dir in der Nacht, ja auch mit meinem Geiste wache ich in meinem Innern am frühen Morgen¹³ zu dir. Wenn du auf Erden Gericht hältst, werden die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit lernen.¹⁴ Jesaja Jes 29 26 9 12 Individualisierend im Namen der Gerechten des Alten Bundes. Jesaja Jes 29 26 9 13 Die bestimmten Zeiten veranschaulichen das Beständige und Intensive der Sehnsucht. Die Nacht ist die Zeit des stillen Nachdenkens, der Sehnsucht, des Gebetes, der frühe Morgen, ohnehin ein Bild des Eifers und der lebhaftigen Tätigkeit, findet den Gerechten schon wachend in der gleichen, die ganze Seele ergreifenden Sehnsucht. Jesaja Jes 29 26 9 14 Der Beweggrund der Sehnsucht ist das herrliche Ziel, das die Gerichte Gottes herbeiführen. Jesaja Jes 29 0 1 Der Weg zum Heile. (V. 6) f. Gottes wohlwollende Absichten gegen sein Volk. Jesaja Jes 29 27 1 In die illa visitabit Dominus in gladio suo duro, et grandi, et forti, super Leviathan serpentem vectem, et super Leviathan serpentem tortuosum, et occidet cetum, qui in mari est. An jenem Tage wird der Herr mit seinem harten, großen und starken Schwerte¹ den Leviathan heimsuchen, die Ringelschlange² und den Leviathan,³ die gekrümmte Schlange,⁴ und wird das Ungetüm, das im Meere ist, töten.⁵ Jesaja Jes 29 27 1 1 Das Schwert ist hart und stark, dass es dem Schuppenpanzer des Leviathan gewachsen ist; dazu groß. Das Schwert ist Sinnbild der Strafmacht Gottes. Jesaja Jes 29 27 1 2 Hebr.: die flüchtige Schlange. Jesaja Jes 29 27 1 3 Leviathan, eigentlich: in Windungen sich schlängelnd, ist das Krokodil [Ijob 40,20] und [Ps 73,14] symbolische Bezeichnung für Ägypten. Neben diesem sind wohl Assur und das Euphratsland gemeint, wie [Jes 19,23] anzeigt. Jesaja Jes 29 27 1 4 Ninive lag am Tigris, der wegen seines raschen Laufes und seiner Stromschnellen Hiddakel heißt, Babel am in Schlangenlinien sich krümmenden Euphrat. Jesaja Jes 29 27 1 5 Der Zusatz zu Leviathan: die flüchtige Schlange, die gewundene Schlange führt ein neues Element ein. Die Bezeichnung lehnt sich wohl an [Gen 3] und zielt somit auf den Satan, den Hauptfeind des Gottesreiches. Jesaja Jes 29 27 10 Civitas enim munita desolata erit, speciosa relinquetur, et dimittetur quasi desertum: ibi pascetur vitulus, et ibi accubabit, et consumet summitates ejus. Denn die feste Stadt²⁰ wird wüste stehen, die prunkvolle wird verlassen und aufgegeben werden wie die Wüste; daselbst wird das Kalb weiden, sich lagern und deren Höhen abweiden.²¹ Jesaja Jes 29 27 10 20 Bevor dieser Erfolg erzielt wird und damit er erreicht werde, muss Jerusalem fallen. Das Volk ist von Gott abgefallen und hat den Bund gebrochen, der Mittelpunkt der Theokratie soll zum sichtbaren Zeichen des verletzten Bundes zerstört werden. Die getäuschten Götzendiener selbst legen Hand an sie. Hebr.: Die feste Stadt ist einsam, eine Trift. Jesaja Jes 29 27 10 21 Jerusalem soll wie eine Steppe ein jedem Beliebigen preisgegebener Weideplatz werden. Den Grund gibt V. 11. Jesaja Jes 29 27 11 In siccitate messes illius conterentur, mulieres venientes, et docentes eam: non est enim populus sapiens, propterea non miserebitur ejus, qui fecit eum: et qui formavit eum, non parcet ei. In der Dürre sollen ihre Ernten zertreten werden,²² Weiber werden kommen, sie zu lehren,²³ denn es ist ein unverständiges Volk; deswegen wird sich seiner sein Schöpfer nicht erbarmen, und der es gebildet, seiner nicht schonen. Jesaja Jes 29 27 11 22 Werden die Ernten der verschiedenen Getreidearten und Lebensmittel durch anhaltende Dürre vernichtet, so besagt das für die Stadt Hungersnot. Jesaja Jes 29 27 11 23 Nach [Jer 9,20] von den Klageweibern zu fassen, die man bei der Größe des Unglückes dingen wird, selbst Klagelieder zu singen und solche zu lehren: Alles ruht, nur Klage wird geübt und gelehrt. Hebr.: Ist ihr Gestrüpp dürr geworden, so wird es abgebrochen, Weiber kommen und heizen damit. Jerusalem ist zur armen Waldgegend geworden, wo arme Weiber sich ihren Holzbedarf holen. Jesaja Jes 29 27 12 Et erit: In die illa percutiet Dominus ab alveo fluminis usque ad torrentem gypti, et vos congregabimini unus et unus filii Israel. Und es wird geschehen: An jenem Tage wird der Herr ein Ernteklopfen halten vom Rinnsal des Stromes bis an den Bach Ägyptens²⁴ und ihr werdet versammelt werden, Söhne Israels! einer zum andern. Jesaja Jes 29 27 12 24 Der Strom ist der Euphrat; der Bach Ägyptens, der heutige Wady-el-Arisch, fließt auf der Südgrenze Palästinas bei Rhinokorua ins Mittelmeer. Innerhalb dieser Grenzen bestand das Reich zur Zeit seiner größten Blüte. [Gen 15,18; 1Kön 8,65] Das Ernteklopfen deutet auf Einsammlung der Früchte oder auf Ausscheiden der Körner von der Spreu. Vom Euphrat an bis nach Ägypten nimmt Gott eine Auslesung und Sammlung der Israeliten vor. Jesaja Jes 29 27 13 Et erit: In die illa clangetur in tuba magna, et venient qui perditi fuerant de terra Assyriorum, et qui ejecti erant in terra gypti, et adorabunt Dominum in monte sancto in Jerusalem. Und es wird geschehen: An jenem Tage wird mit der großen Posaune geblasen werden,²⁵ dann werden die Verlorenen aus dem Lande der Assyrier und die Verstoßenen im Lande Ägypten²⁶ kommen und werden den Herrn anbeten auf dem heiligen Berge in Jerusalem.²⁷ Jesaja Jes 29 27 13 25 Gott selbst wird das Signal zur Heimkehr geben, hier mit der Posaune, sonst wird ein Panier aufgerichtet. Jesaja Jes 29 27 13 26 Assur und Ägypten waren auch die beiden Mächte, zwischen denen das untheokratische Judäa hin und her schwankte, und die es daher züchtigten. Jesaja Jes 29 27 13 27 Sion ist auch hier der Einigungspunkt wie [Jes 24,23]. Jesaja Jes 29 27 2 In die illa vinea meri cantabit ei. An jenem Tage: ein Weinberg edlen Weines, man singt ihm zu:⁶ Jesaja Jes 29 27 2 6 Durch die Besiegung der feindlichen Weltmacht und ihres Fürsten wird das Volk Gottes geläutert und dem Herrn als heilig dargestellt. Hebr. lautet V. 2: Ein Weinberg edlen Weines (oder: der Lust Sept.) besinget ihn. Judas Pflanzung ist jetzt eine herrliche geworden, die nicht mehr Herlinge, sondern edlen Wein liefert. Jesaja Jes 29 27 3 Ego Dominus, qui servo eam, repente propinabo ei: ne forte visitetur contra eam, nocte et die servo eam. Ich, der Herr,⁷ bin sein Hüter, ich bewässere ihn unerwartet,⁸ damit kein Ungemach ihn treffe, ich behüte ihn Tag und Nacht.⁹ Jesaja Jes 29 27 3 7 Das Lied führt Gott selbst reden ein, um so die neue heilige Gottesgemeinde durch die innigste Liebe Gottes zu ihr besser in ihrer Würde zu schildern. Jesaja Jes 29 27 3 8 Über alle rein menschliche Hoffnung hinaus. Hebr.: allaugenblicklich. Jesaja Jes 29 27 3 9 Also wird auch das Messiasreich noch angefeindet. Jesaja Jes 29 27 4 Indignatio non est mihi: quis dabit me spinam et veprem in prlio: gradiar super eam, succendam eam pariter? Ich zürne nicht mehr,¹⁰ wer wird mich zu Dornen und Disteln machen im Kampfe, ich werde über ihn dahinschreiten und ihn in Brand setzen zumal? Jesaja Jes 29 27 4 10 Mein Unwille ist gewichen und ein Strafgericht wie [Jes 5] ist nicht mehr nötig. Daher die Frage: Wer? D.i. niemand, wird bewirken, dass ich für meinen Weinberg werde, was Disteln und Dornen für einen solchen sind, dass ich ihn der Verwüstung überantworten und so einen Kampf gegen ihn führen sollte. Nachdrucksvoll wiederholt das zweite Glied denselben Gedanken in doppelter Weise. Jesaja Jes 29 27 5 An potius tenebit fortitudinem meam, faciet pacem mihi, pacem faciet mihi? Oder wird man nicht vielmehr an meiner Kraft halten,¹¹ mit mir Frieden schließen, ja Frieden mit mir schließen? Jesaja Jes 29 27 5 11 Grund, warum Gott nie gegen seinen Weinberg einzuschreiten braucht: Keine Macht wird imstande sein, das neue Gottesvolk von ihm loszureißen. Unterpfand dieser Treue ist Gottes Stärke, diese ist unerschütterlich, also auch jene. Jesaja Jes 29 27 6 Qui ingrediuntur impetu ad Jacob, florebit et germinabit Israel, et implebunt faciem orbis semine. Die sich mit Eifer an Jakob anschließen,¹² werden blühen und sprossen als Israel und die Fläche des Erdkreises mit Samen erfüllen.¹³ Jesaja Jes 29 27 6 12 Rückschreitende Betrachtung: Er lädt seine Leser ein, sich gleichfalls Israels Bedeutung und seine geschichtliche Entwicklung nach Gottes Normen klarzumachen. Hebr.: In Zukunft wird Jakob Wurzel schlagen, blühen und knospen, Israel die Fläche der Erde mit Früchten füllen. Jesaja Jes 29 27 6 13 Auch hier Hinweis auf Israels schließlichen Beruf, ein Segen der Völker zu sein. Jesaja Jes 29 27 7 Numquid juxta plagam percutientis se percussit eum? aut sicut occidit interfectos ejus, sic occisus est? Schlug er es wohl so, wie er seinen Bedränger geschlagen? oder ward es getötet, wie er die Getöteten jenes tötete?¹⁴ Jesaja Jes 29 27 7 14 In dieser Führung bewundert der Prophet Gottes besondere Huld und Nachsicht mit Israel: er hat es nicht so geschlagen, wie die Feinde, welche Israel schlugen. Jesaja Jes 29 27 8 In mensura contra mensuram, cum adjecta fuerit, judicabis eam: meditatus est in spiritu suo duro per diem æstus. Mit Maß gegen Maß¹⁵ wirst du es richten, nachdem es verstoßen; er hat es bemessen in seinem erbitterten Gemüte am Tage der Zornesglut.¹⁶ Jesaja Jes 29 27 8 15 Das Maß der Strafe und das Maß der Kräfte sorgfältig gegeneinander abwägend, mit Milde und Schonung verfahrend. Jesaja Jes 29 27 8 16 Obwohl gereizt und erbittert durch die Bosheit des Volkes, hat er doch nur eine mäßige Züchtigung bestimmt. Hebräisch lautet das letzte Glied: Er sichtete (entfernte) es durch heftigen Sturm wie am Tage des Ostwindes. Jesaja Jes 29 27 9 Idcirco super hoc dimittetur iniquitas domui Jacob: et iste omnis fructus ut auferatur peccatum ejus, cum posuerit omnes lapides altaris sicut lapides cineris allisos, non stabunt luci et delubra. Deshalb¹⁷ wird dadurch¹⁸ dem Hause Jakob die Verschuldung nachgelassen und dies ist die volle Frucht,¹⁹ dass seine Versündigung weggenommen wird, indem es alle Altarsteine wie zu seinem Staube zerstößt und Haine und Götzenheiligtümer nicht mehr stehen bleiben. Jesaja Jes 29 27 9 17 Weil Gott in Milde straft, sein Volk nicht wie dessen Feinde vertilgen will. Jesaja Jes 29 27 9 18 Weist auf die folgende Bedingung hin. Jesaja Jes 29 27 9 19 Darauf zielt alle Frucht, aller Nutzen der Strafheimsuchungen, die Israel treffen, dass das Brandmal der Sünde und des Götzendienstes aus Israel entfernt werde. Hebr.: Die ganze Frucht und Beseitigung seiner Sünde, d.i. die Frucht der Veranstaltungen, die Gott trifft, um durch Züchtigung die Sünde aus Israel wegzuschaffen. Jesaja Jes 29 0 1 4. Vierte Reihe von Weissagungen. (Kap. 28 37) A. Erster Abschnitt: Sechs Wehe. (Kap. 28 33) a. Erstes Weh. (Kap. 28) 1) Samarias Sturz wird verkündet. (V. 6) 2) Entrüstung gegen die Verächter. (V. 13) 3) Der in Sion zu legende kostbare Eckstein. 4) Gleichnisrede über Gottes weise und wohlwollende Absicht in der Lenkung der Völkergeschicke. Jesaja Jes 29 28 1 Væ coronæ superbiæ, ebriis Ephraim, et flori decidenti, gloriæ exsultationis ejus, qui erant in vertice vallis pinguissimæ, errantes a vino. Wehe¹ der Krone des Hochmutes, den Trunkenen Ephraims,² der welkenden Blume³ seines Rühmens, denen, die auf dem Gipfel des üppigsten Tales waren,⁴ taumelnd von Wein. Jesaja Jes 29 28 1 1 Die niedergeschriebenen Reden bieten gleichsam nur den Rahmen, innerhalb dessen seine Wirksamkeit sich bewegte. Jesaja Jes 29 28 1 2 Hebr.: Wehe der Krone des Hochmutes (der stolzen Krone) der Trunkenen Ephraims übermannt vom Wein. Das Weh gilt der Hauptstadt Samaria, die reich war an Weingärten und Ölpflanzungen. Sie ist der Stolz der den schwelgerischen Genüssen und dem Übermute dahingegebenen israelitischen Großen. Jesaja Jes 29 28 1 3 Sie trägt den Todeskeim in sich. Jesaja Jes 29 28 1 4 Ephraims Rühmen stützt sich einzig auf Samarias stolze Lage. Hebr.: Auf dem Haupte des Tales der Fettigkeiten, d.i. des von Fruchtbarkeit strotzenden Tales. Jesaja Jes 29 28 10 Quia manda remanda, manda remanda, exspecta reexspecta, exspecta reexspecta, modicum ibi, modicum ibi. Denn: Befehl und wieder Befehl, Befehl und wieder Befehl, Harren und wieder Harren, Harren und wieder Harren, bald hier ein wenig, bald dort ein wenig.¹³ Jesaja Jes 29 28 10 13 Dieser Vers steigert noch die Insolenz. Lallend spotten sie über die Mahnungen und Verheißungen, finden jene gesetzlich kleinlich, diese lächerlich, weil es immer nur Vertröstungen seien auf eine Zukunft, die nicht kommen wolle. Hebr. Tzav latzav, tzav, latzav, quv laqav. Wie Isaias bereits V. 7 in den Wiederholungen Schagu, taghu, paqu das Stolpern der Trunkenbolde kenntlich darstellte, so hier ihr freches Höhnen gegen Gott und sein Wort. Ähnliche Verspottungen [Am 5,13; Jer 23,33]. Jesaja Jes 29 28 11 In loquela enim labii, et lingua altera loquetur ad populum istum. Denn mit Lippengemurmel und in einer fremden Sprache wird er zu diesem Volk reden!¹⁴ Jesaja Jes 29 28 11 14 Hebr.: Durch Stammelnde der Lippe: fremde, unverständliche Sprache, die dem Hörer wie unartikuliertes Lautgetön vorkommt. Es sind die Assyrier unter Sennacherib. Jesaja Jes 29 28 12 Cui dixit: Hæc est requies mea, reficite lassum, et hoc est meum refrigerium: et noluerunt audire. Er sprach zu ihm: Dies¹⁵ ist meine Ruhe, erquicket die Müden, dies ist meine Erquickung; aber sie wollten nicht hören.¹⁶ Jesaja Jes 29 28 12 15 Den unverständlich lallenden Spöttern wird gedroht, dass Gott ihnen den Spott auch in einer unverständlichen Sprache zurückgeben werde. Jesaja Jes 29 28 12 16 Der Herr hatte als Bedingung der Ruhe vorgelegt, dass sie abfallen sollten vor widerrechtlicher Bedrückung anderer und Werke der Nächstenliebe üben. Sie sollen dem durch Achaz Kriege und Tributleistungen ohnehin erschöpften Volke nicht durch falsche Vorspiegelungen neue Lasten bereiten, nicht einen neuen Krieg mit Assyriern heraufbeschwören. Jesaja Jes 29 28 13 Et erit eis verbum Domini: Manda remanda, manda remanda, exspecta reexspecta, exspecta, reexspecta ;modicum ibi, modicum ibi: ut vadant, et cadant retrorsum, et conterantur, et illaqueentur, et capiantur. Und es wird ihnen das Wort vom Herrn zuteil: Immer Befehl und wieder Befehl, immer Befehl und wieder Befehl, Harren und wieder Harren, Harren und wieder Harren, bald hier ein wenig, bald dort ein wenig, dass sie hingehen, und rücklings fallen, zerschmettert, verstrickt und gefangen werden.¹⁷ Jesaja Jes 29 28 13 17 Der strafende Gott gibt ihnen die Worte mit Sarkasmus zurück. Weil sie seine Gebote und Mahnungen verachteten, sollen sie von einer Reihe von Unglücksfällen heimgesucht werden. Ihre Strafe wird unter vier Bildern als mannigfaltig und unentrinnbar dargestellt; entgehen sie einer Art, erfasst sie eine andere umso sicherer. Und so will es der Herr. Also auch trotz der Reform unter Ezechias [2Kön 18,1-6; 2Chr 2931,12] war noch Verkehrtheit genug geblieben. Jesaja Jes 29 28 14 Propter hoc audite verbum Domini viri illusores, qui dominamini super populum meum, qui est in Jerusalem. Daher¹⁸ höret das Wort des Herrn, ihr Männer des Spottes! die ihr über mein Volk¹⁹ zu Jerusalem herrscht. Jesaja Jes 29 28 14 18 Ob dieser Verkehrtheiten muss sie Gottes Gericht treffen, das sollen sie hören. Jesaja Jes 29 28 14 19 Da es sein Volk ist, muss er die Anschläge der Spötter vernichten. Jesaja Jes 29 28 15 Dixistis enim: Percussimus fdus cum morte, et cum inferno fecimus pactum. Flagellum inundans cum transierit, non veniet super nos: quia posuimus mendacium spem nostram, et mendacio protecti sumus. Denn ihr habt gesagt: Wir haben einen Bund mit dem Tode geschlossen und einen Vertrag mit der Unterwelt gemacht.²⁰ Wenn die Geißel überflutend²¹ daherfährt, wird sie uns nicht treffen; denn wir haben die Lüge²² zu unserer Hoffnung gemacht und sind durch die Lüge geschützt. Jesaja Jes 29 28 15 20 Sie sind infolge ihres Anschlusses an Ägypten ihrer Meinung nach so vor dem Verderben geborgen, als hätten sie mit Tod und Unterwelt ein Abkommen getroffen. Jesaja Jes 29 28 15 21 Die assyrische Geißel ist zugleich als ein alles überflutendes Wasser gedacht. Jesaja Jes 29 28 15 22 So reden sie nachdrucksvoll und trotzig, des Propheten spottend, dessen Ansicht sie wiedergeben. Jesaja Jes 29 28 16 Idcirco hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego mittam in fundamentis Sion lapidem, lapidem probatum, angularem, pretiosum in fundamento fundatum: qui crediderit, non festinet. Darum spricht der Herr, Gott, also: Sehet, ich lege in Sions Grundfesten einen Stein,²³ einen bewährten Stein, einen kostbaren Eckstein,²⁴ der auf festem Grunde liegt; wer glaubt, soll nicht eilen!²⁵ [Mt 21,42] Jesaja Jes 29 28 16 23 Dem Sturze Samarias gegenüber wird Sion in sich das unentwegte Fundament des Bestandes haben, das ebenso fest als kostbar ist. Dieser Grundstein wird dann vierfach näher bestimmt in Bezug auf seinen eigenen Wert und die ihm zukommenden Funktionen. Jesaja Jes 29 28 16 24 Einen auserlesenen, auf seine Tüchtigkeit geprüften, also echten Grundstein. Diese Tauglichkeit ist näher die des Ecksteins, d.i. des Hauptsteines, der nicht nur die feste Grundlage des Baues bildet, sondern auch Lage und Richtung desselben bestimmt. Kostbar ist er und hiermit wertvoller und höherer Ordnung entstammend als der ganze Bau, der sich auf ihn stützen soll. Auf festem Grund gegründet: Diese göttliche Grundsteinlegung ist unwiderruflich und unerschütterlich wie das damit verbundene Heil. Die Festigkeit wird im Gegensatz zur Lüge und trügerischen Hoffnung des Unglaubens so ausgiebig betont. Dieser Eckstein ist der Messias, wie das ganze Altertum (schon der Chaldäer) erkennt, Der Gedanke ist ja: Sion wir bestehen, weil der Herr daselbst unwiderruflich einen überaus kostbaren Grund gelegt hat, auf dem ein ewiger Bau Gottes sich würdig erheben soll. Dieser also ist Ursache des ewigen Bestandes und der unvergänglichen Herrlichkeit Sions. Doch Sion ist nur ewig und herrlich wegen der messianischen Verheißung. Fels ist eine häufige Bezeichnung des Herrn als festen Hortes und Schützers der Seinigen. Jesaja Jes 29 28 16 25 Wege dieser ewigen Gründung Sions ist Heil nur im Glauben an sie. Deswegen wird der Gläubige sich nicht der unruhigen Hast und Erregung derer überlassen, die keine solche Hoffnung als sicheren Grund und Boden haben. Er wird im ruhigen Vertrauen dem Herrn entgegenharren, auch wenn er in der Erfüllung seiner Zusagen zu zögern scheinen wird. Jesaja Jes 29 28 17 Et ponam in pondere judicium, et justitiam in mensura: et subvertet grando spem mendacii: et protectionem aquæ inundabunt. Und ich werde zum Gewicht das Recht und die Gerechtigkeit zum Maße machen²⁶ und der Hagel wird die Hoffnung auf die Lüge vernichten und das Wehr werden Wasser hinwegschwemmen.²⁷ Jesaja Jes 29 28 17 26 Messschnur und Setzwaage handhabt der Baumeister, um den Bau regelrecht auszuführen. Recht und Gerechtigkeit sollen für Sion und dessen Bewohner als Norm ihres Schicksals obwalten; jeder Baustein, der dieser nicht angepasst ist, wird weggeworfen. Jesaja Jes 29 28 17 27 Das Folgende enthält die spezielle Anwendung auf die Spötter und deren untheokratische Politik. Jesaja Jes 29 28 18 Et delebitur fdus vestrum cum morte, et pactum vestrum cum inferno non stabit: flagellum inundans cum transierit, eritis ei in conculcationem. Und euer Bund mit dem Tode soll vernichtet werden und euer Vertrag mit der Unterwelt keine Geltung haben; wenn die Geißel flutend daherfährt, wird sie euch niederschlagen.²⁸ Jesaja Jes 29 28 18 28 Wiederholung der Worte von V. 15. Der assyrische Feldzug wird dies genügend bewiesen haben. Jesaja Jes 29 28 19 Quandocumque pertransierit, tollet vos: quoniam mane diluculo pertransibit in die et in nocte, et tantummodo sola vexatio intellectum dabit auditui. Wann immer sie daherfährt, wird sie euch hinwegraffen; denn früh morgens wird sie kommen, bei Tag und bei Nacht,²⁹ und nur Drangsal allein wird euch lehren, die Ankündigung zu verstehen. Jesaja Jes 29 28 19 29 Hebr.: An jedem Morgen ergeht sie dann den Tag und die Nacht hindurch. Also ununterbrochen und lange sollen sie unter der Geißel seufzen. Sie werden praktisch einsehen, dass alle menschlichen Machtmittel unvermögend sind und nur der Herr helfen kann und will. Jesaja Jes 29 28 2 Ecce validus et fortis Dominus sicut impetus grandinis: turbo confringens, sicut impetus aquarum multarum inundantium, et emissarum super terram spatiosam. Sehet, stark und gewaltig kommt der Herr, wie ein Hagelsturm, wie ein zerschmetternder Wirbelwind, wie der Anprall vieler reißender Gewässer, die weithin die Erde überströmen.⁵ Jesaja Jes 29 28 2 5 Der Vulgatatext weist drohend auf Gottes Macht hin, der in einem Augenblicke die ganze Herrlichkeit Samarias ins Gegenteil verkehren kann, und schildert diese Vernichtung durch das Bild der drei gründlich verheerenden und alle Naturschönheiten vertilgenden Ereignisse des Hagels, des Orkans, der unwiderstehlichen Überschwemmung. Hebr.: Dem Herrn ist ein Starker, er hat einen mächtigen Feind in Bereitschaft, den er über Israel sende, Assur. Und am Ende hebr.: mit der bloßen Hand (leicht) wird er es zu Boden werfen. Jesaja Jes 29 28 20 Coangustatum est enim stratum, ita ut alter decidat: et pallium breve utrumque operire non potest. Denn zu eng wird das Bett dann sein, so dass einer herabfällt; und das Oberkleid so kurz, dass es beide nicht bedecken kann.³⁰ Jesaja Jes 29 28 20 30 Der Ausdruck war wohl ein gangbares Sprichwort für die Unzulänglichkeit. Jesaja Jes 29 28 21 Sicut enim in monte divisionum stabit Dominus: sicut in valle, quæ est in Gabaon, irascetur: ut faciat opus suum, alienum opus ejus: ut operetur opus suum, peregrinum est opus ejus ab eo. Denn wie auf dem Berge der Teilungen³¹ wird der Herr sich erheben und wie im Tale zu Gabaon³² zürnen, dass er sein Werk vollbringe, sein befremdliches Werk;³³ dass er sein Werk wirke, ungewöhnlich ist sein Werk vor ihm.³⁴ [2Sam 5,20; 1Chr 14,11; Jos 10,10] Jesaja Jes 29 28 21 31 Siehe [2Sam 5,18ff] und [1Chr 14,9]. Jesaja Jes 29 28 21 32 [Jos 10,10] Jesaja Jes 29 28 21 33 Dass er gegen sein eigenes Volk auftritt. Jesaja Jes 29 28 21 34 Isaias entlehnt von den Ereignissen der Vorzeit sozusagen das Bild und den Typus der Hilfe, die den Israeliten von Gott zuteil werden soll, falls sie nur den Worten des Heilspenders folgen (Cyr. U.) Ungewöhnlich für die Feinde, die Spötter und die Gläubigen; auch deshalb, weil er das dem größten Teil nach lange ungläubige Volk aus der äußersten Not rettet. Jesaja Jes 29 28 22 Et nunc nolite illudere, ne forte constringantur vincula vestra: consummationem enim et abbreviationem audivi a Domino Deo exercituum super universam terram. Und jetzt treibet nicht Gespött, dass eure Bande nicht noch fester geschlungen werden;³⁵ denn ich habe von einer Vertilgung und Vernichtung gehört, die der Herr, der Gott der Heerscharen, über die ganze Erde beschlossen hat. Jesaja Jes 29 28 22 35 Die Spötter sind schon in Bande geschlagen, d.i. die assyrische Bedrängnis wird sie recht empfindlich treffen. Wohl ihnen, wenn das Leid sie belehrt, wenn nicht, soll es sie noch härter treffen, sie sollen in die von Gott beschlossene Vertilgung seiner Feinde unerbittlich verwickelt werden. Von diesem allgemeinen Gerichte ist Assurs Niederlage nur ein Teil. Jesaja Jes 29 28 23 Auribus percipite, et audite vocem meam, attendite, et audite eloquium meum. Vernehmet und höret meine Stimme, merket auf und höret auf meine Rede!³⁶ Jesaja Jes 29 28 23 36 Aufmerksamkeit und Nachdenken der Zuhörer werden herausgefordert. Es liegt dem Seher viel an der richtigen Erfassung. Jesaja Jes 29 28 24 Numquid tota die arabit arans ut serat, proscindet et sarriet humum suam? Pflügt etwa der Pflüger den ganzen Tag, um zu säen, durchfurcht und eggt er seinen Acker immerfort?³⁷ Jesaja Jes 29 28 24 37 Die genannten Tätigkeiten sind eine schmerzliche Behandlung des Bodens, die aber zum Gedeihen der Frucht notwendig ist. Doch dieses Zerreißen und Umbrechen hat seine Zeit, es dauert nicht immer, es ist nur Vorbereitung. Jesaja Jes 29 28 25 Nonne cum adæquaverit faciem ejus, seret gith, et cyminum sparget, et ponet triticum per ordinem, et hordeum, et milium, et viciam in finibus suis? Wird er nicht, wenn er dessen Fläche geebnet, Dill ausstreuen, Kümmel auswerfen und Weizen reihenweis legen; und Gerste, Hirse und Spelt an seinen Rand?³⁸ Jesaja Jes 29 28 25 38 Die Aussaat selbst ist verschieden und findet, je nach dem Samen, in verschiedener Weise statt. Die Kümmelarten werden einfach hingestreut, der Weizen aber sorgfältig in die Saatfurchen gebettet, nicht zu dicht, damit die aufgehende Saat sich nicht selbst ersticke. Jesaja Jes 29 28 26 Et erudiet illum in judicio: deus suus docebit illum. Und er unterweist ihn zum Rechten, und sein Gott belehrt ihn.³⁹ Jesaja Jes 29 28 26 39 Dieses zweckentsprechende Verfahren ist ein Abbild und Beweis einer höheren, alles leitenden und belehrenden Einsicht und soll uns anleiten, Gottes Walten als ein höchst weises anzuerkennen. Jesaja Jes 29 28 27 Non enim in serris triturabitur gith, nec rota plaustri super cyminum circuibit: sed in virga excutietur gith et cyminum in baculo. Denn Dill wird nicht mit den Dreschschlitten ausgedroschen, noch geht das Dreschrad über den Kümmel, sondern mit einem Stabe klopft man den Dill aus und den Kümmel mit einem Stecken. Jesaja Jes 29 28 28 Panis autem comminuetur: verum non in perpetuum triturans triturabit illum, neque vexabit eum rota plaustri, nec ungulis suis comminuet eum. Brotkorn aber wird zermalmt; jedoch drischt der Drescher es nicht immerfort, noch lässt er über dasselbe beständig das Wagenrad rollen oder es durch seiner Tiere Hufe zertreten. Jesaja Jes 29 28 29 Et hoc a Domino Deo exercituum exivit, ut mirabile faceret consilium, et magnificaret justitiam. Und dies ging von dem Herrn, dem Gott der Heerscharen, aus,⁴⁰ dass er seine Ratschlüsse wunderbar mache und seine Gerechtigkeit verherrliche!⁴¹ Jesaja Jes 29 28 29 40 Schlussfolgerung wie V. 26. Natur und natürliche Vernunft sollen als Spiegel dienen, in dem wir das Höhere ahnend schauen. Jesaja Jes 29 28 29 41 Hebr.: Er macht wunderbar den Rat, macht groß die Weisheit offenbart dies in der Leitung der Geschicke. Jesaja Jes 29 28 3 Pedibus conculcabitur corona superbiæ ebriorum Ephraim. Mit Füßen wird zertreten die Hochmutskrone der Trunkenen Ephraims. Jesaja Jes 29 28 4 Et erit flos decidens gloriæ exsultationis ejus, qui est super verticem vallis pinguium, quasi temporaneum ante maturitatem autumni: quod cum aspexerit videns, statim ut manu tenuerit devorabit illud. Und der abwelkenden Blume, der Herrlichkeit seines Rühmens, die auf dem Gipfel des üppigen Tales ist, wird es ergehen wie einer Frühfeige, bevor die Herbstreife kommt: hat sie jemand erblickt, so ergreift er sie sogleich und verzehrt sie.⁶ Jesaja Jes 29 28 4 6 Ein anderes Gleichnis, um wie V. 2 das Rasche und Gründliche der Zerstörung zu versinnbilden, dazu die Beutelust des Eroberers zu zeichnen, dem Samaria nur ein Leckerbissen ist. Schon Ende Juni reiften die Frühfeigen, die eine besonders gesuchte Speise waren. Wird Juda sich ein warnendes Beispiel nehmen? Freilich kann es nicht untergehen, denn es hat den ewigen Thron Davids. [2Sam 7] Jesaja Jes 29 28 5 In die illa erit Dominus exercituum corona gloriæ, et sertum exsultationis residuo populi sui: An jenem Tage wird der Herr der Heerscharen die Krone der Herrlichkeit und der Jubelkranz für die Übriggebliebenen seines Volkes sein⁷ Jesaja Jes 29 28 5 7 Was Ephraim in sich selber suchte, wird der Herr seinem Volke überschwenglich sein. Daher wird auch in Juda der Geist des Rechtes walten bei dem Herrscher und wahre Stärke beim Volke, das sich des Friedens erfreut. So ist der Gegensatz gegen Israel ein vollständiger; doch ist Juda nur ideell, seinem Berufe nach gefasst. Jesaja Jes 29 28 6 Et spiritus judicii sedenti super judicium, et fortitudo revertentibus de bello ad portam. und Geist des Rechtes dem, der zu Gericht sitzt, und Stärke denen, die aus dem Kriege zum Tore heimkehren.⁸ Jesaja Jes 29 28 6 8 Eine Erfüllung von V. 5, 6 ist im glorreichen Ausgang der assyrischen Bedrängnis, in der theokratischen Gesinnung des Ezechias, dem Gehorsam des Volkes, vergl. [Jes 36,21]; aber alles dies ist nur ein Vorspiel zur vollen Ausgestaltung im Messianischen reiche. Hebr.: Er wird Stärke sein, um jeden Angriff siegreich abzuschlagen und die Feinde bis in ihre eigenen Festungen hinein zu verfolgen. Jesaja Jes 29 28 7 Verum hi quoque præ vino nescierunt, et præ ebrietate erraverunt: sacerdos et propheta nescierunt præ ebrietate, absorpti sunt a vino, erraverunt in ebrietate, nescierunt videntem, ignoraverunt judicium. Doch auch diese⁹ sind sinnlos vor Wein und taumeln vor Trunkenheit;¹⁰ Priester und Prophet sind sinnlos vor Trunkenheit, übermannt vom Weine, taumeln in Trunkenheit, verstehen den Seher nicht, wissen um kein Recht. Jesaja Jes 29 28 7 9 Die Leiter des Volkes, geborene (die Priester) wie solche, die sich selbst an die Spitze stellen, falsche Propheten. Jesaja Jes 29 28 7 10 Hebr.: Sie tummeln beim Sehen (wenn sie ein vorgebliches Gesicht vortragen wollen), schwanken beim Rechtsprechen (wenn sie eine richterliche Entscheidung treffen wolle, was teilweise den Priestern oblag). Den Priestern war der Genuss von Wein vor priesterlichen Verrichtungen ausdrücklich untersagt. [Lev 10,9] Jesaja Jes 29 28 8 Omnes enim mensæ repletæ sunt vomitu sordiumque, ita ut non esset ultra locus. Denn alle Tische sind voll von Gespei und Unrat, so dass kein Platz mehr ist.¹¹ Jesaja Jes 29 28 8 11 Der frei wäre. Jesaja Jes 29 28 9 Quem docebit scientiam? et quem intelligere faciet auditum? ablactatos a lacte, avulsos ab uberibus. Wen will er Erkenntnis lehren? und wem seine Lehre vernehmlich machen? Den von der Milch Entwöhnten, den von der Mutterbrust Genommenen?¹² Jesaja Jes 29 28 9 12 Sie, die Weisen, die Männer der Tat und Freiheit, ärgern sich in Entrüstung, dass der Prophet sie belehren und mahnen will. Sind wir denn, meinen sie, noch Kinder für ein solches Gängelband? Sind wir nicht groß, erfahren? Wie sollen Männer, die sich respektieren, sich eine so kleinliche prophetische Strafrede gefallen lassen? Jesaja Jes 29 0 1 B. Das zweite Wehe. (V. 14) a. Ängste und Befreiung der Stadt. (V. 8) b. Beschämung der Spötter. (V. 14) Das dritte Weh. (V. 15 24) Jesaja Jes 29 29 1 Væ Ariel, Ariel civitas, quam expugnavit David: additus est annus ad annum: solemnitates evolutæ sunt. Wehe¹ Ariel, Ariel, Stadt, die David eroberte!² Ist ein Jahr zum Jahr gefügt und haben die Feste ihren Umlauf vollendet,³ Jesaja Jes 29 29 1 1 Das zweite Wehe gilt Jerusalem. Es führt die in [Jes 28] angedeutete Bedrängnis (V. 15, 17-20) konkreter aus, damit menschliche Rat- und Hilflosigkeit und göttliches Eingreifen umso besser erkannt werde. Jesaja Jes 29 29 1 2 Hebr.: Ariel Burg, wo David sich niederließ, füget ein Jahr zum Jahre, die Feste mögen kreisen. Löwe, Gotteslöwe heißt die Stadt als unbesiegliche durch Gottes Gnade, als Königin und Herrscherin über die Völker der Verheißung nach. Was Löwe besagt, ist noch bestimmter gefasst in dem Zusatze, der auf David, den Träger des ewigen Königtums, geht: seinetwegen hat Gott schon oft Strafe und Vernichtung abgewendet. Vergl. [1Kön 11,11-13-13 usw.; 1Kön 15,4.5; 2Kön 8,19] u.a.. Wie diese erhabenen Benennungen das Unnatürliche des Verhältnisses zeigen, dass Jerusalem unter feindlichem Drucke stöhnt (hierdurch aber auch die Tiefe der Schuld des Abfalls), so geben sie auch zugleich Bürgschaft und Unterpfand der Rettung. Mit Rücksicht auf [Jes 31,9] ist indes hier wohl Herd Gottes zu erklären, gottgeweihte Kultstätte. Und dieser Herd Gottes ist mit Davids Hause und Reich unlöslich verbunden. Jesaja Jes 29 29 1 3 Also nach Ablauf eines Jahres, wenn der Festkreis sich noch einmal erfüllt hat, soll Ariels Bedrängnis von Gott beginnen. Jesaja Jes 29 29 10 Quoniam miscuit vobis Dominus spiritum soporis, claudet oculos vestros, prophetas et principes vestros, qui vident visiones, operiet. Denn der Herr hat über euch den Geist tiefen Schlafes ausgegossen,⁸ verschließt eure Augen, umschleiert die Propheten und eure Fürsten, die Gesichte schauen.⁹ Jesaja Jes 29 29 10 8 Zu diesem Höhepunkt wird es kommen, weil der Herr sie der selbstgewollten Verblendung überlässt. Jesaja Jes 29 29 10 9 Stumpf, unempfindlich ist das innere Wahrnehmungsgefühl, nicht minder das äußere, so dass sie für die Zeichen der Zeit unempfänglich sind. Selbst die Mahner, die geborenen Führer und Leiter und die sich dazu aufwerfen, sind in Finsternis befangen. Wie? zeigt [1Kön 22,19ff; Ez 14,9]. Jesaja Jes 29 29 11 Et erit vobis visio omnium sicut verba libri signati, quem cum dederint scienti litteras dicent: lege istum: et respondebit: Non possum, signatus est enim. Und die Offenbarung von dem allem ist euch wie die Worte eines versiegelten Buches; man gibt es einem, der des Lesens kundig ist und sagt: Lies es! er aber antwortet: Ich kann nicht, denn es ist versiegelt.¹⁰ Jesaja Jes 29 29 11 10 Praktisch und faktisch schlagen sie die Weissagung in den Wind, gerade als wäre sie unverständlich, weil sie ein Bündnis mit Ägypten als Hoffnung und Stütze suchen. Darin gleichen sich Gebildete und Ungebildete, was nützt jenen Einsicht und Können, wenn die Buchrolle zugesiegelt ist? Bild und Ausdruck erinnern an [Jes 8,16.20]. Jesaja Jes 29 29 12 Et dabitur liber nescienti litteras, diceturque ei: Lege: et respondebit: Nescio litteras. Und gibt man das Buch einem, der des Lesens unkundig ist und sagt ihm: Lies! so antwortet er: Ich kenne die Buchstaben nicht. Jesaja Jes 29 29 13 Et dixit Dominus: Eo quod appropinquat populus iste ore suo, et labiis suis glorificat me, cor autem ejus longe est a me, et timuerunt me mandato hominum et doctrinis: Und der Herr sprach:¹¹ Weil dies Volk mir mit seinem Munde naht und mit seinen Lippen mich ehrt, sein Herz aber fern von mir ist und sie mich verehren nach Menschensatzung und Menschenlehren,¹² Jesaja Jes 29 29 13 11 Woher dieser Mangel? Jesaja Jes 29 29 13 12 Hebr.: Ihre Gottesverehrung ist angelernte Menschensatzung geworden, daher siehe mich, der fortfährt, Wunder zu tun an diesem Volke, Wunderbares und Wundersames. Es fehlt an der Anbetung im Geiste und in der Wahrheit. Ezechias hatte [2Kön 18,3-6; 2Chr 2931] den wahren Kult wiederhergestellt, doch wie viel taten wohl nur äußerlich mit! Jesaja Jes 29 29 14 Ideo ecce ego addam ut admirationem faciam populo huic miraculo grandi et stupendo: peribit enim sapientia a sapientibus ejus, et intellectus prudentium ejus abscondetur. darum siehe, werde ich ferner dies Volk in Erstarren versetzen durch ein großes und erstaunliches Wunder; denn die Weisheit soll von seinen Weisen verschwinden und die Einsicht seiner Verständigen soll vergehen. [1Kor 1,19, Obd 8]. Jesaja Jes 29 29 15 Væ qui profundi estis corde, ut a Domino abscondatis consilium: quorum sunt in tenebris opera, et dicunt: Quis videt nos, et quis novit nos? Wehe euch,¹³ die ihr verschlossenen Herzens seid, um euern Anschlag vor dem Herrn zu verbergen;¹⁴ ihr Tun ist im Finstern und sie sprechen: Wer sieht uns und wer weiß um uns? Jesaja Jes 29 29 15 13 Es folgen drei Wehrufe über die vermeintliche weltkluge Weisheit. Jesaja Jes 29 29 15 14 Hebr.: die tief machen zu verbergen nämlich vor dem Propheten, um seiner Rüge zu entgehen. Jesaja Jes 29 29 16 Perversa est hæc vestra cogitatio: quasi si lutum contra figulum cogitet, et dicat opus factori suo: Non fecisti me: et figmentum dicat fictori suo: Non intelligis. Verkehrt ist dieses euer Denken! Gleich als ob der Ton wider den Töpfer plante und das Werk zu seinem Meister sagte: Du hast mich nicht gemacht! und das Bildwerk zu seinem Bildner spräche: Du hast keine Einsicht!¹⁵ Jesaja Jes 29 29 16 15 Wie wollten sie Gottes Plan aufhalten oder rückgängig machen? Sie, die Ohnmacht, der Unverstand gegen die ewige Macht und Weisheit! Oder können sie ihre allseitige Abhängigkeit in Abrede stellen? Hebr.: O über eure Verstocktheit! wird der Töpfer dem Ton gleichgeachtet werden, dass das Werk sagen sollte Jesaja Jes 29 29 17 Nonne adhuc in modico et in brevi convertetur Libanus in charmel, et charmel in saltum reputabitur? Wird nicht bald noch und in kurzer Frist der Libanon sich zum Karmel¹⁶ wandeln und der Karmel für eine Waldhöhe geachtet werden? Jesaja Jes 29 29 17 16 Fruchtgefilde. Eine doppelseitige Umwandlung: der Wald zum Fruchtgefilde: Gott wird sein Volk erhöhen und fördern und das Fruchtgefilde zum Walde: Was sich prächtig und mächtig, blühend und glorreich dünkte, soll dieses Glanzes beraubt werden. (V. 20, 21) Dieser Umschwung vollzieht sich auch in der Gesinnung und Anschauung. Jesaja Jes 29 29 18 Et audient in die illa surdi verba libri, et de tenebris et caligine oculi cæcorum videbunt. An jenem Tage¹⁷ werden die Tauben die Worte des Buches hören und aus Finsternis und Dunkel werden die Augen der Blinden hervorschauen. Jesaja Jes 29 29 18 17 Welches wird die Wirkung der Gottestat sein? Der Allegorie entsprechend, eine doppelte. Zuerst für 17a (V. 18) Jesaja Jes 29 29 19 Et addent mites in Domino lætitiam, et pauperes homines in sancto Israel exsultabunt: Und die Sanftmütigen werden sich aufs neue des Herrn freuen und die Armen in dem Heiligen Israels frohlocken.¹⁸ Jesaja Jes 29 29 19 18 Im Volke Gottes selbst sind zwei Klassen unterschieden: die bisher bei der Ankündigung taub und blind waren, denen also erst die Bedrängnis Ohren und Augen öffnet und die durch Assurs Katastrophe den vollen Glauben und die rechte Einsicht wiederfinden, sodann die Gläubigen und Frommen in Sion, die treu der prophetischen Mahnung alle Zeitereignisse im Lichte des Glaubens betrachtet haben. In Vers 18 ist erklärt, zu welchem Ende nach Gottes Absicht die Demütigung menschlicher Klugheit (V. 14) führen soll: er will die Verblendung heben. (V. 11, 12) Jesaja Jes 29 29 2 Et circumvallabo Ariel, et erit tristis et mrens, et erit mihi quasi Ariel. so werde ich Ariel ringsum mit einem Walle einschließen und es wird trauern und jammern und wird mir sein wie Ariel. Jesaja Jes 29 29 20 Quoniam defecit qui prævalebat, consummatus est illusor, et succisi sunt omnes qui vigilabant super iniquitatem: Denn dahin ist der Vergewaltiger, vertilgt ist der Spötter und ausgerottet sind alle, die für das Unrecht Wache hielten,¹⁹ Jesaja Jes 29 29 20 19 Die zweite Wirkung zum Falle, wie die erste zur Auferstehung, entspricht 17b. Die Unverbesserlichen in Juda werden irgendwie mit Assur auch den Sturz teilen, wie sie dessen heidnische Gesinnung in sich abprägen. Hebr. V. 20, 21.: Die Wächter der Schlechtigkeit, sündigen machend Leute in der Rechtssache d.i. andere zur Sünde gegen Recht und Gesetz verleitend. Und zuletzt: und beugen durch das Nichtige den Gerechten nämlich durch falsches Zeugnis und Gericht. Jesaja Jes 29 29 21 Qui peccare faciebant homines in verbo, et arguentem in porta supplantabant, et declinaverunt frustra a justo. welche die Menschen zur Sünde im Worte verleiteten, dem Kläger im Tore Hinterlist bereiteten und straflos abwichen vom Rechte. Jesaja Jes 29 29 22 Propter hoc, hæc dicit Dominus ad domum Jacob, qui redemit Abraham: Non modo confundetur Jacob, nec modo vultus ejus erubescet: Darum²⁰ spricht der Herr, er, welcher Abraham erlöst hat,²¹ zum Hause Jakob: Also nun wird Jakob nicht zuschanden, noch sein Angesicht jetzt schamrot werden, Jesaja Jes 29 29 22 20 Weil es in Gottes Plane (V. 17 21) liegt, so mit seinem Volke zu verfahren. Jesaja Jes 29 29 22 21 Der Seher stellt jene Gottestat in den Vordergrund, welche die erste Wurzel bildet für Judas Stellung und Bedeutung. So tritt klar die Idee von der treue Gottes hervor, er seine Heilspläne seit Jahrhunderten vorbereitet und stets weiter entfaltet. Dieser Zwischensatz ist ein Vorspiel zu [Jes 41,8; Jes 51,2]. In Abraham aber ist wie ein Unterpfand, so ein Beispiel des Glaubens gegeben; beides will der Seher seinen Zeitgenossen vorhalten. Jesaja Jes 29 29 23 Sed cum viderit filios suos, opera manuum mearum in medio sui sanctificantes nomen meum, et sanctificabunt sanctum Jacob, et Deum Israel prædicabunt, sondern wenn es seine Kinder, das Werk meiner Hände, in seiner Mitte meinen Namen heiligen sieht, so werden sie den Heiligen Jakobs heilig halten und den Gott Israels verkünden.²² Jesaja Jes 29 29 23 22 Das Haus Jakob wird nicht beschämt, es wird keine Kinder, die als Söhne der Verheißung und als Volk der Auserwählung und Gnadenführung Gottes (wegen Isaak, wegen der Befreiung aus Ägypten usw.) mit Recht Werke er Hände heißen, noch erblicken als solche, die Gott heiligen und seinen Namen durch Wort und Tat verherrlichen in ihrer Mitte. Geschieht dies, so werden sie selbst und somit das Haus Jakob verherrlicht werden. Dann wird also das Gegenteil der Schmach eintreten: sie werden Gott heiligen und verkündigen und darum kann Jakob nicht zuschanden werden. Etwas anderes das Hebräische: Denn wenn es sieht seine Kinder, das Werk meiner Hände in seiner Mitte, werden sie meinen Namen heiligen und den Heiligen Jakobs heiligen sie und den Gott Jakobs fürchten sie. Jesaja Jes 29 29 24 Et scient errantes spiritu intellectum, et mussitatores discent legem. Dann werden die, welche verwirrten Geistes waren, Einsicht erlangen und die Widerspenstigen das Gesetz lernen.²³ Jesaja Jes 29 29 24 23 Die abirren im Verlangen ihres Geistes von der Theokratischen Norm, die jetzt noch den prophetischen Warnungen und Mahnungen widerstreiten. Jesaja Jes 29 29 3 Et circumdabo quasi sphæram in circuitu tuo, et jaciam contra te aggerem, et munimenta ponam in obsidionem tuam. Da werde ich dich umlagern rings im Kreise und einen Wall wider dich aufwerfen⁴ und Bollwerke zur Belagerung gegen dich aufrichten. Jesaja Jes 29 29 3 4 Die feindliche Umzingelung und Einschließung ist wie ein Kreis betrachtet, den der Herr um die Stadt zieht. Hebr.: Ich umlagere dich im Kreise und umzingele dich mit Kriegerposten. Jesaja Jes 29 29 4 Humiliaberis, de terra loqueris, et de humo audietur eloquium tuum: et erit quasi pythonis de terra vox tua, et de humo eloquium tuum mussitabit. Du wirst niedergebeugt werden, von dem Boden her reden und von der Erde her wird man deine Rede hören; deine Stimme wird der eines Gespenstes von dem Boden her gleichen und aus dem Staube wird deine Rede flüstern.⁵ Jesaja Jes 29 29 4 5 Einst schallendes Gelächter der Spötter und lallender Hohn, jetzt ängstlich zitterndes Wispern und halbunterdrücktes Stöhnen. Jesaja Jes 29 29 5 Et erit sicut pulvis tenuis multitudo ventilantium te: et sicut favilla pertransiens multitudo eorum, qui contra te prævaluerunt: Die Menge derer, die dich bedrücken, soll wie dünner Staub sein; die Menge derer, die gegen dich Gewalt gebrauchen, wie verwehende Asche; Jesaja Jes 29 29 6 Eritque repente confestim. A Domino exercituum visitabitur in tonitruo, et commotione terræ, et voce magna turbinis et tempestatis, et flammæ ignis devorantis. und dies wird plötzlich, eilends geschehen. Von dem Herrn der Heerscharen wird die Heimsuchung erfolgen mit Donner, Erdbeben und großem Gedröhn, mit Wirbelwind und Sturm und der Glut verzehrenden Feuers. Jesaja Jes 29 29 7 Et erit sicut somnium visionis nocturnæ multitudo omnium gentium, quæ dimicaverunt contra Ariel, et omnes qui militaverunt, et obsederunt, et prævaluerunt adversus eam. Und wie das Bild eines nächtlichen Traumgesichtes wird die Menge aller Völker sein, welche wider Ariel kämpften und alle, die wider dasselbe stritten, es belagerten und Gewalt wider dasselbe gebrauchten. Jesaja Jes 29 29 8 Et sicut somniat esuriens, et comedit, cum autem fuerit expergefactus, vacua est anima ejus: et sicut somniat sitiens, et bibit, et postquam fuerit expergefactus, lassus adhuc sitit, et anima ejus vacua est: sic erit multitudo omnium gentium, quæ dimicaverunt contra montem Sion. Und wie der Hungrige träumt, er esse, dann aber, wenn er aufwacht, sich leer fühlt; und wie der Durstige träumt, er trinke, aber wenn er aufwacht, noch matt und durstig ist und sich leer fühlt: so wird es der Menge aller Völker ergehen, die wider den Berg Sion gekämpft haben.⁶ Jesaja Jes 29 29 8 6 Viermal kehrt V. 5-8 die Menge der Bedränger wieder. Die Feinde sind wie ein Traumgesicht (V. 7), wie Träumende. (V. 8) V. 8 hebr.: Und wie der Hungrige träumt und siehe, er isst usw. Jesaja Jes 29 29 9 Obstupescite, et admiramini, fluctuate, et vacillate: inebriamini, et non a vino: movemini, et non ab ebrietate. Starret und staunet, wanket und schwanket; werdet betäubt und nicht von Wein, taumelt und nicht von Trunkenheit.⁷ Jesaja Jes 29 29 9 7 Die Wirkung eines großen, betäubenden Unglücks wird oft mit einer Trunkenheit nicht vom Weine verglichen. Was eintreten wird, sagt der Seher voraus, es wünschend, weil er die dem Unglücke entsprießende Frucht wünscht. Jesaja Jes 29 0 1 D. Das vierte Wehe. (Kap. 30) 1) Das Vertrauen auf Ägypten wird zuschanden werden. (V. 7) 2) Sie werden sich durch ihre eigenen Anschläge ins Verderben bringen. (V. 17) 3) Gott aber wird die Seinigen mit der Fülle der Güter bereichern. (V. 26) 4) Gott für seine Feinde schrecklich, für die Seinigen gütig. Jesaja Jes 29 30 1 Væ filii desertores, dicit Dominus, ut faceretis consilium, et non ex me: et ordiremini telam, et non per spiritum meum, ut adderetis peccatum super peccatum: Wehe euch, ihr abtrünnigen Söhne,¹ spricht der Herr, die ihr einen Plan betreibt, aber nicht auf mein Geheiß, und ein Gewebe anzettelt, aber nicht durch meinen Geist, damit ihr Sünde auf Sünde häuft!² Jesaja Jes 29 30 1 1 Sie sind das auserwählte Volk. Dieser Ehrentitel lässt das Unwürdige ihres Gebahrens umso schärfer hervortreten. Jesaja Jes 29 30 1 2 Sie handeln gegen das Grundgesetz der Theokratie auf eigene Faust und setzen den Gottkönig geflissentlich beiseite in der Absicht, zu den früheren Sünden neue hinzuzufügen. Jesaja Jes 29 30 10 Qui dicunt videntibus: Nolite videre: et aspicientibus: Nolite aspicere nobis ea, quæ recta sunt: loquimini nobis placentia, videte nobis errores. die zu den Sehern sprechen: Sehet nicht! und zu den Schauenden: Erschauet uns nicht das, was recht ist; saget uns, was uns gefällt, erschauet uns Täuschung!¹⁵ Jesaja Jes 29 30 10 15 Die Fassung der Rede ist wie [Jes 28,15]. Der Prophet substituiert die rechten Worte und Namen. Sie wollen nur Trug, daher noch einen Schritt weiter: Gottes Norm und Name soll nicht mehr genannt werden. Jesaja Jes 29 30 11 Auferte a me viam, declinate a me semitam, cesset a facie nostra sanctus Israel. Schaffet weg von mir den Weg, entfernet von mir den Pfad, es weiche von unserm Angesichte der Heilige Israels!¹⁶ Jesaja Jes 29 30 11 16 Sie, die Selbstklugen, sind es müde, immer an Gottes Plan und Führung gemahnt zu werden. Man soll sie nicht mehr mit dem Heiligen Israels behelligen. Dieser Name mahnt sie zu sehr, dass gerade dieser Gott in Kraft seiner Heiligkeit rächend und vernichtend eingreifen muss. Hebr.: Weichet vom Wege, bieget ab vom Pfade, schaffet uns aus dem Gesichte fort den Heiligen Israels. Jesaja Jes 29 30 12 Propterea hæc dicit sanctus Israel: Pro eo quod reprobastis verbum hoc, et sperastis in calumnia et in tumultu, et innixi estis super eo: Deshalb spricht der Heilige Israels also:¹⁷ Weil ihr dieses Wort verworfen und auf Gewalt¹⁸ und Empörung vertraut und euch darauf gestützt habt, Jesaja Jes 29 30 12 17 Gott lässt sich und seine Propheten nicht ungestraft beiseite setzen. Jesaja Jes 29 30 12 18 Hebr.: Schleichweg, treffliche Bezeichnung für ihre verkehrte, heimlich tuende untheokratische Politik. Jesaja Jes 29 30 13 Propterea erit vobis iniquitas hæc sicut interruptio cadens, et requisita in muro excelso, quoniam subito, dum non speratur, veniet contritio ejus. deswegen wird euch diese Verschuldung wie ein Riss werden,¹⁹ der den Einsturz droht, und wie eine baufällige Stelle an einer hohen Mauer; denn plötzlich erfolgt, während man es nicht erwartet, ihr Zusammensturz.²⁰ Jesaja Jes 29 30 13 19 Diese Sünde wird für sie, d.i. für ihr Gebäude erträumter Wohlfahrt und Größe wie ein Riss sein in hoher Mauer. Hebr.: wie ein verfallender und hervorgebogener Riss d.i. ein mehr und mehr sich vergrößernder, anschwellender Riss. Jesaja Jes 29 30 13 20 Der Plan der Gottlosen, das Bündnis mit Ägypten, wird den Ruin nur befördern. Vergl. [2Kön 19,9ff]. Jesaja Jes 29 30 14 Et comminuetur sicut conteritur lagena figuli contritione pervalida: et non invenietur de fragmentis ejus testa, in qua portetur igniculus de incendio, aut hauriatur parum aquæ de fovea. Und sie bricht in Trümmer, wie wenn ein Töpfergeschirr durch gewaltsamen Stoß zerschmettert wird,²¹ und man wird von seinen Stücken nicht eine Scherbe finden, in der man ein Feuerchen vom Herde holen oder ein wenig Wasser aus der Zisterne schöpfen könnte. Jesaja Jes 29 30 14 21 Hebr.: Und er (Gott oder: der Feind) schlägt sie in Trümmer gleich der Zerstörung eines Töpferkruges, ein Zertrümmern ohne Schonung. Während eine Mauer, wenn sie stürzt, noch Steine übrig lässt, mit denen sie wieder aufgebaut werden kann, sollen die Juden so zerschlagen werden, dass eine Wiederherstellung nicht möglich, so wenig Scherben eines zerschlagenen Gefäßes wieder zu einem solchen zusammengefügt werden können. Jesaja Jes 29 30 15 Quia hæc dicit Dominus Deus sanctus Israel: Si revertamini et quiescatis, salvi eritis: in silentio et in spe erit fortitudo vestra. Et noluistis: Denn so spricht Gott, der Herr, der Heilige Israels: Wenn ihr umkehrt und ruhig bleibt, so werdet ihr gerettet werden; in Stille und Vertrauen besteht eure Stärke.²² Aber ihr habt nicht gewollt. Jesaja Jes 29 30 15 22 Die schon an Achaz [Jes 7,4] gestellte Forderung, die auch [Jes 28,16] als der von Gott bezeichnete Weg erscheint, wird wiederholt. Nur in der vertrauensvollen Hingabe an den Herrn, der das lärmende Getriebe menschlicher Machtmittel fremd ist, besteht Judas Größe und Unüberwindlichkeit. Jesaja Jes 29 30 16 Et dixistis: nequaquam, sed ad equos fugiemus: ideo fugietis. Et super veloces ascendemus: ideo velociores erunt, qui persequentur vos. Ihr sprachet: Nein, sondern zu den Rossen wollen wir flüchten, darum sollt ihr euch auch flüchten; auf schnelle Läufer wollen wir steigen!²³ darum sollen eure Verfolger schneller laufen.²⁴ Jesaja Jes 29 30 16 23 Hebr.: auf Rossen wollen wir dahinfliegen (d.i. voll Lust und Freude in den Kampf). Jesaja Jes 29 30 16 24 Gott wird sie in ihren eigenen Plänen fangen. Jesaja Jes 29 30 17 Mille homines a facie terroris unius: et a facie terroris quinque fugietis, donec relinquamini quasi malus navis in vertice montis, et quasi signum super collem. Tausend werden vor eines einzigen Dräuen fliehen und vor dem Dräuen von fünf werdet ihr fliehen, bis ihr²⁵ verlassen dasteht wie ein Mastbaum auf Bergesgipfel und wie ein Feldzeichen auf dem Hügel. Jesaja Jes 29 30 17 25 Der Unglaube soll durch den Tod vieler gebüßt werden. Durch den Vergleich wird der übrigbleibende Rest bezeichnet. Manche erklären den Vergleich auch von der Sichtbarkeit und allgemeinen Berühmtheit des jüdischen Nationalunglückes, andere verbinden beides. Jesaja Jes 29 30 18 Propterea exspectat Dominus ut misereatur vestri: et ideo exaltabitur parcens vobis: quia Deus judicii Dominus: beati omnes qui exspectant eum. Deswegen harrt²⁶ der Herr, dass er sich eurer erbarme, und deshalb erhebt er sich, euch schonend;²⁷ denn der Herr ist ein Gott des Rechtes; glückselig alle, die auf ihn harren. Jesaja Jes 29 30 18 26 Hebr.: sehnt sich. Jesaja Jes 29 30 18 27 Der Herr erhebt sich, d.i. er hört auf, die Feinde gewähren zu lassen, und rüstet sich, durch tätiges Eingreifen Gnadenerweise zu spenden. Jesaja Jes 29 30 19 Populus enim Sion habitabit in Jerusalem: plorans nequaquam plorabis, miserans miserebitur tui: ad vocem clamoris tui statim ut audierit, respondebit tibi. Denn in Sion wird das Volk wohnen, zu Jerusalem; du wirst nicht ferner weinen, gewiss, er wird sich deiner erbarmen; wenn du um Hilfe rufst, wird er dir antworten, sobald er es vernommen.²⁸ Jesaja Jes 29 30 19 28 Dreifache innig herzliche Versicherung der göttlichen Huld. Sie soll die Herzen der Hörer umso leichter zur vertrauensvollen Hingabe an den Herrn führen. Jesaja Jes 29 30 2 Qui ambulatis ut descendatis in gyptum, et os meum non interrogastis, sperantes auxilium in fortitudine Pharaonis, et habentes fiduciam in umbra gypti. Die ihr nach Ägypten hinabziehen wollt, ohne meinen Mund zu befragen, Hilfe hoffend von der Stärke Pharaos, Vertrauen setzend auf Ägyptens Schatten.³ Jesaja Jes 29 30 2 3 Ihr unternehmet eine weite Reise, menschliche Hilfe zu suchen, und doch könntet ihr die göttliche zu Hause haben. Die geschichtliche Beziehung siehe [Jes 36,6]. Jesaja Jes 29 30 20 Et dabit vobis Dominus panem arctum, et aquam brevem: et non faciet avolare a te ultra doctorem tuum: et erunt oculi tui videntes præceptorem tuum. Und der Herr wird euch wohl schmales Brot und kärgliches Wasser geben;²⁹ aber er wird nicht mehr zulassen, dass dein Lehrer sich von dir entferne, und deine Augen werden deinen Unterweiser³⁰ sehen. Jesaja Jes 29 30 20 29 Hebr.: Brot der Bedrängten und Wasser zur Not: Andeutung der bevorstehenden Trübsal, aber auch des Versprechens, dass Gott auch in derselben für sein Volk Sorge tragen werde. Jesaja Jes 29 30 20 30 Isaias, der das Volk vorbereitet und es auch in der Katastrophe lehrt und zum glücklichen Erfolge führt. Jesaja Jes 29 30 21 Et aures tuæ audient verbum post tergum monentis: Hæc est via, ambulate in ea: et non declinetis neque ad dexteram, neque ad sinistram. Deine Ohren werden das Wort hören, mit dem er hinter dir her mahnen wird:³¹ Dies ist der Weg, wandelt darauf und weichet weder zur Rechten noch zur Linken ab! Jesaja Jes 29 30 21 31 Bild des hinter der Herde hergehenden Hirten. Jesaja Jes 29 30 22 Et contaminabis laminas sculptilium argenti tui, et vestimentum conflatilis auri tui, et disperges ea sicut immunditiam menstruatæ. Egredere, dices ei: Dann wirst du den silbernen Überzug deiner geschnitzten Götzen und die goldene Bekleidung deines Gussbildes entweihen und wirst sie wegwerfen wie den Unflat einer Blutflüssigen und dazu sagen: Hinaus!³² Jesaja Jes 29 30 22 32 Jetzt findet auch die Warnung Gehör. Die Abscheu und die gründliche Abkehr ist ausgedrückt, weil sie selbst das zur Götzenehre aufgewandte Gold und Silber missachten, unrein machen und es als befleckt mit Ekel von sich schleudern. Neben dem eigentlichen Götzendienst ist an den feineren zu denken, das Vertrauen auf heidnische Hilfe. Jesaja Jes 29 30 23 Et dabitur pluvia semini tuo, ubicumque seminaveris in terra: et panis frugum terræ erit uberrimus, et pinguis: pascetur in possessione tua in die illo agnus spatiose: Dann wird deiner Aussaat Regen zuteil werden, wo du immer das Land besäest, das Brot deiner Feldfrüchte wird sehr reichlich und fett sein und auf deinem Besitztum wird an jenem Tage das Lamm weithin weiden.³³ Jesaja Jes 29 30 23 33 Der Segen ist in alttestamentlicher Form und Fassung gegeben, den Verheißungen [Lev 26,3ff; Dtn 28,1] entsprechend. Jesaja Jes 29 30 24 Et tauri tui, et pulli asinorum, qui operantur terram, commistum migma comedent sicut in area ventilatum est. Und deine Stiere und Eselsfüllen, die das Land bearbeiten, werden wohlgemischtes Mengfutter³⁴ fressen, so wie es auf der Tenne geworfelt wird.³⁵ Jesaja Jes 29 30 24 34 Körner. Jesaja Jes 29 30 24 35 Hebr.: Gesalzenes Mengselfutter, welches geworfelt ist mit Wurfschaufel und Wurfgabel. Jesaja Jes 29 30 25 Et erunt super omnem montem excelsum, et super omnem collem elevatum rivi currentium aquarum in die interfectionis multorum cum ceciderint turres. Und auf jedem hohen Berge und auf jedem erhabenen Hügel werden Bäche strömender Wasser sein³⁶ am Tage des Hinmordens vieler, wenn die Türme hinstürzen.³⁷ Jesaja Jes 29 30 25 36 Wo Wasser ist, ist im Orient blühende Landschaft. Also sonst dürre, unbewachsene Berge und Hügel werden mit herrlichen Triften prangen. Jesaja Jes 29 30 25 37 Hebr.: Am Tage des großen Würgens beim Falle der Tore, nämlich der Festungen Judas. Der Seher hat die assyrische Katastrophe im Auge. Das große Würgen ist nach [Jes 29,20] zu erklären. Der Prophet zeigt hier, was Gott täte, wenn das Volk sich ganz an den Herrn hingäbe. Voll nun vollzieht sich diese Hingabe im Messianischen Reiche. Darum eignet der Segen dieser Hingabe so recht erst dem Messianischen Reiche, freilich in einer dem Wesen dieses Reiches entsprechenden Weise. Jesaja Jes 29 30 26 Et erit lux lunæ sicut lux solis, et lux solis erit septempliciter sicut lux septem dierum in die, qua alligaverit Dominus vulnus populi sui, et percussuram plagæ ejus sanaverit. Und das Licht des Mondes wird gleich dem Sonnenlicht sein und das Sonnenlicht siebenfach scheinen wie das Licht von sieben Tagen,³⁸ zur Zeit, wo der Herr die Wunde seines Volkes verbindet und die Schäden seiner Schläge heilt. Jesaja Jes 29 30 26 38 So gesteigert, als ob der sonst auf sieben Tage verteilte Glanz sich auf einen vereinigte. Es ist die vom heiligen Paulus angedeutete [Röm 8,21; 2Petr 3,13] Verklärung der Natur nach der Auferstehung. (Hier., Prokop.) Der Prophet erfasst die einzelnen Wohltaten in ihrer ideellen Tendenz, den gesamten Heilungsprozess als eine ideelle Einheit. Jesaja Jes 29 30 27 Ecce nomen Domini venit de longinquo, ardens furor ejus, et gravis ad portandum: labia ejus repleta sunt indignatione, et lingua ejus quasi ignis devorans. Siehe,³⁹ der Name des Herrn⁴⁰ kommt von fern, brennend⁴¹ ist sein Zorn und schwer zu tragen, seine Lippen sind voll Grimm und seine Zunge wie verzehrendes Feuer; Jesaja Jes 29 30 27 39 Gegenbild: Was ist Gott seinen Feinden? Jesaja Jes 29 30 27 40 Jahve, soweit er sich als Seienden, als mächtig eingreifenden Gott betätigen und allen kundgeben will. Jesaja Jes 29 30 27 41 Sein Gericht kommt wie ein von fernher aufsteigendes drohendes Gewitter. Jesaja Jes 29 30 28 Spiritus ejus velut torrens inundans usque ad medium colli ad perdendas gentes in nihilum, et frenum erroris, quod erat in maxillis populorum. sein Odem ist wie ein Waldstrom, der bis zur Mitte des Halses hinaufflutet, die Völker zu vernichten,⁴² und wie ein Zaum der Irreführung,⁴³ welcher im Gebiss der Völker liegt. Jesaja Jes 29 30 28 42 Gottes richterliches Symbol ist das Feuer und überflutende Wogenmasse. (V. 28) Die Macht und Zerstörungswucht seines Wortes ist unwiderstehlich. Jesaja Jes 29 30 28 43 Dieser Zaum, den er den Völkern anlegt, ist ein weiteres Sinnbild der Unwiderstehlichkeit seiner Gerichte. Zaum der Irreführung: weil sie dorthin müssen, wohin sie nicht wollen, zum Orte des Gerichtes und Verderbens. Die Feinde des Herrn sind wie wilde Tiere in ihrer Wut, daher behandelt er sie als solche. Jesaja Jes 29 30 29 Canticum erit vobis sicut nox sanctificatæ solemnitatis, et lætitia cordis sicut qui pergit cum tibia, ut intret in montem Domini ad fortem Israel. Da werdet ihr singen wie in der geheiligten Festesnacht und euer Herz wird sich freuen, wie wenn man mit Flötenspiel hinzieht, auf den Berg des Herrn zu gehen, zum Starken⁴⁴ Israels.⁴⁵ Jesaja Jes 29 30 29 44 Hebr.: Felsen. Jesaja Jes 29 30 29 45 Die beiden Vergleiche bezeichnen den größten Freudenjubel, den ein Herz kannte, die Freude der Paschanacht und die freudige Stimmung dessen, der zum Tempel hinaufzieht, im Bewusstsein, dass er dort zu dem Horte Israels eintritt. Jesaja Jes 29 30 3 Et erit vobis fortitudo Pharaonis in confusionem, et fiducia umbræ gypti in ignominiam. Es wird euch die Stärke Pharaos zur Beschämung gereichen und das Vertrauen auf Ägyptens Schatten zur Schmach!⁴ Jesaja Jes 29 30 3 4 Das sollen sie aus Gottes Munde hören, auf dessen Rat sie es so geflissentlich nicht wollten ankommen lassen. Hebr. hier und V. 2: sich bergen in Ägyptens Schatten. Der Schatten ist Bild des Schutzes, der kühle vor Hitze, der Ruhe und Sicherheit, aber auch der Vergänglichkeit. Der Lohn des Rabsakes [Jes 36,6] zeigt, wie dieses Vertrauen ihnen auch von Assur Schande eintrug. Jesaja Jes 29 30 30 Et auditam faciet Dominus gloriam vocis suæ, et terrorem brachii sui ostendet in comminatione furoris, et flamma ignis devorantis: allidet in turbine, et in lapide grandinis. Und der Herr⁴⁶ wird seine majestätische Stimme⁴⁷ hören lassen und die Schrecken⁴⁸ seines Armes zeigen unter zornigem Dräuen und aufloderndem, verzehrendem Feuer, wird zerschmettern unter Sturm und Hagelwetter.⁴⁹ Jesaja Jes 29 30 30 46 Was in den Himmelserscheinungen und den Elementen furchtbar ist, erscheint hier in lebendigen Visionen bildlich auch als Waffe und Emblem des Herrn, der als Richter und Rächer auftritt. Jesaja Jes 29 30 30 47 Die Stimme des Herrn ist der Donner. Jesaja Jes 29 30 30 48 Hebr.: Er lässt sehen die Niedersenkung seines Armes. Jesaja Jes 29 30 30 49 Hebr.: Unter Sturm, Regenschauer und Hagelsteinen. So zeigt sich die Niedersenkung seines Armes mit aller Heftigkeit und Stärke. Jesaja Jes 29 30 31 A voce enim Domini pavebit Assur virga percussus. Denn⁵⁰ vor der Stimme des Herrn wird Assur erbeben, wenn ihn die Rute trifft.⁵¹ Jesaja Jes 29 30 31 50 Besser: Ja, erbeben wird Assur. Jesaja Jes 29 30 31 51 Hebr.: Mit dem Stocke schlägt er (der Herr) Assur. Jesaja Jes 29 30 32 Et erit transitus virgæ fundatus, quam requiescere faciet Dominus super eum in tympanis et citharis: et in bellis præcipuis expugnabit eos. Und das Niederfahren der Rute auf ihn wird fest beschlossen sein und der Herr wird sie auf ihn niederfallen lassen unter Paukenschall und Harfenspiel,⁵² in auserlesenen Kämpfen wird er sie niederwerfen.⁵³ Jesaja Jes 29 30 32 52 Hebr.: Jedes Einherfahren des verhängten Stocks, den Jahve niederfallen lässt auf ihn, ist mit Pauken und Zithern, d.i.: jeder Schlag auf die Feinde wir vom Volke des Herrn unter Jubelergüssen gefeiert. Jesaja Jes 29 30 32 53 Hebr.: In Kämpfen des Schwingens bekämpft er sie; - nämlich bei denen der Herr zu mächtigen Streichen ausholt und Hand und Stock schwingt. Vulg.: In Kämpfen, die zu seinem Ruhme gereichen und die Größe seiner Macht bekunden. Jesaja Jes 29 30 33 Præparata est enim ab heri Topheth, a rege præparata, profunda, et dilatata. Nutrimenta ejus, ignis et ligna multa: flatus Domini sicut torrens sulphuris succendens eam. Denn von ehegestern her ist ein Topheth⁵⁴ bereitet, von dem Könige⁵⁵ zubereitet, tief und weit. Seine Nahrung ist Feuer und Holz in Fülle, der Odem des Herrn setzt es in Brand wie ein Schwefelstrom. Jesaja Jes 29 30 33 54 Tophet ist die Stätte im Tale Hinnom (der Gehenna) an der Südseite der Stadt, wo die jüdischen Abgötter ihre Kinder dem Moloch im Feuer opferten, vergl. [2Kön 23,10, Jer 7,31, Jer 19,6], ein Verbrechen, dessen sich auch Achaz schuldig gemacht hatte. [2Chr 28,3] Der Name besagt Greuelstätte. Die Brandstätte des Molochfeuers ward Bezeichnung des ewigen Feuers, in dem die Dämone und Götzenanbeter brennen; ähnlich wie im Neues Testamente das Wort Gehenna. Jesaja Jes 29 30 33 55 Eine solche Stätte des Greuels und der Verfluchung und des Brandes ist von Gott auch für den Großkönig der Assyrier, den König der Könige [Jes 36,4] bereitet. Im Hebräischen wird Tophet zuerst allgemein als Ort für Gottes Gegner bezeichnet, sodann für den Großkönig, der sich so übermütig gebärdet, zugerichtet ist. Jesaja Jes 29 30 4 Erant enim in Tani principes tui, et nuntii tui usque ad Hanes pervenerunt. Denn sind deine Fürsten auch in Tanis⁵ und dringen deine Boten bis nach Hanes, Jesaja Jes 29 30 4 5 Tanis, Zoan in Niederägypten, große Stadt in der Nähe der Nilmündungen. Jesaja Jes 29 30 5 Omnes confusi sunt super populo, qui eis prodesse non potuit: non fuerunt in auxilium et in aliquam utilitatem, sed in confusionem et in opprobrium. so werden doch alle zuschanden wegen des Volkes, das ihnen nicht nützen kann; jene bringen ihnen keine Hilfe und keinen Nutzen, sondern Beschämung und Beschimpfung.⁶ Jesaja Jes 29 30 5 6 Sie holen sich indes nur Beschämung und Schande. Nachdrückliche Wiederholung von V. 3. Jesaja Jes 29 30 6 Onus jumentorum austri. In terra tribulationis et angustiæ leæna, et leo ex eis, vipera et regulus volans portantes super humeros jumentorum divitias suas, et super gibbum camelorum thesauros suos ad populum, qui eis prodesse non poterit. Last über die Lasttiere des Südens.⁷ In einem Lande der Trübsal und Angst,⁸ wo Löwen und Löwinnen weilen, Nattern und fliegende Basilisken, führen sie auf dem Rücken der Lasttiere ihre Reichtümer und auf den Höckern der Kamele ihre Schätze zu einem Volke, das ihnen nichts wird nützen können. Jesaja Jes 29 30 6 7 Dieser Titel soll zur Aufmerksamkeit anregen: Unheilvolles Gericht über die, welche die Lasttiere mit ihren Gütern bepackt nach Süden ziehen. Doch vielleicht ist die Prophezeiung gegen Ägypten gerichtet, wenn Behemoth (Lasttiere) als Einzahl gefasst wird. Das Nilpferd ist ein passendes Emblem Ägyptens. Jesaja Jes 29 30 6 8 Die Wüste. Jesaja Jes 29 30 7 gyptus enim frustra et vane auxiliabitur: ideo clamavi super hoc: Superbia tantum est, quiesce. Denn eitel und nichtig wird die Hilfe Ägyptens sein; darum rief ich über dasselbe aus: Es ist nur Aufgeblasenheit,⁹ bleibe in Ruhe!¹⁰ Jesaja Jes 29 30 7 9 Hebr.: Rahab, auch sonst Bezeichnung für das Pharaonenreich: Toben, Ungestüm. Es gebärdet sich wie eine weltumgestaltende Macht, doch im Augenblick der Not bringt es nichts zustande. Jesaja Jes 29 30 7 10 Am besten auf Ägypten zu beziehen. Hebr.: Ungestüm, sie sind Sitzen. Wenn es darauf ankommt zu handeln, bleiben sie sitzen. Jesaja Jes 29 30 8 Nunc ergo ingressus scribe ei super buxum, et in libro diligenter exara illud, et erit in die novissimo in testimonium usque in æternum: Nun also gehe hin und schreibe es ihm auf eine Tafel¹¹ und trage es sorgfältig in ein Buch ein,¹² dass es für die Folgezeit zum Zeugnisse bleibe bis in Ewigkeit! Jesaja Jes 29 30 8 11 Um aller Entschuldigung der Unkenntnis die Spitze abzubrechen und so das Eintreten des Ereignisses selbst in seiner Wirkung auf den inneren Geistesumschwung kräftiger zu machen. Jesaja Jes 29 30 8 12 Parallelismus des größeren Nachdruckes halber. Hebr. bei ihnen: - so dass sie es vor Augen haben und behalten. Jesaja Jes 29 30 9 Populus enim ad iracundiam provocans est, et filii mendaces, filii nolentes audire legem Dei. Denn¹³ es ist ein Volk, das zum Zorne reizt, lügnerische Söhne,¹⁴ Söhne, die das Gesetz Gottes nicht hören wollen, Jesaja Jes 29 30 9 13 Diese monumentale Art der Ermahnung ist bei dem widerspenstigen Charakter des Volkes notwendig. Jesaja Jes 29 30 9 14 Sie machen Lüge zu ihrer Hoffnung [Jes 28,15], lieben die Lüge und möchten solche auch von den Propheten hören. Hebr.: Ein widerspenstig Volk ist es, treulose Söhne (die Gottes Erwartung täuschen). Jesaja Jes 29 0 1 E. Fünftes Wehe. (Kap. 31,1 Kap. 32,20) 1) Nicht Ägypten wird Hilfe bringen, sondern Gott. Jesaja Jes 29 31 1 Væ qui descendunt in gyptum ad auxilium, in equis sperantes, et habentes fiduciam super quadrigis, quia multæ sunt: et super equitibus, quia prævalidi nimis: et non sunt confisi super sanctum Israel, et Dominum non requisierunt. Wehe denen, die nach Ägypten um Hilfe hinabziehen, die auf Rosse ihre Hoffnung setzen¹ und auf Wagen ihr Vertrauen, dass ihrer viele sind, auf Reiter, dass sie sehr stark sind;² und die nicht auf den Heiligen Israels ihr Vertrauen setzen und den Herrn nicht suchen.³ Jesaja Jes 29 31 1 1 Siehe [Jes 30,16]. Jesaja Jes 29 31 1 2 Juda hatte keine Wagen und Reiter, vergl. [Jes 36,8], anders Ägypten. Jesaja Jes 29 31 1 3 Zwei Namen Gottes, die besagen, warum er helfen will und sein Volk auf ihn hoffen muss. Er ist der Bundesgott, durch heiliges Versprechen sind sie ihm verpflichtet. [Ex 24,3] Jesaja Jes 29 31 2 Ipse autem sapiens adduxit malum, et verba sua non abstulit: et consurget contra domum pessimorum, et contra auxilium operantium iniquitatem. Und doch ist er weise,⁴ er lässt Unglück herbeikommen und lässt seine Worte nicht unwirksam bleiben; er wird sich wider das Haus der Frevler erheben und wider die Hilfe der Übeltäter.⁵ Jesaja Jes 29 31 2 4 Klug genug, um auch seine Worte auszuführen. Jesaja Jes 29 31 2 5 Gegen die, welche bei dem abgöttischen und lasterhaften Ägypten Schutz suchen. Der Name des Heiligen Israels ließ an Juda und Israel das Merkmal der Sünde hervortreten, Vers 3 betont die Macht und den tätigen Machtwillen des Bundesgottes. Jesaja Jes 29 31 3 gyptus, homo, et non Deus: et equi eorum, caro, et non spiritus: et Dominus inclinabit manum suam, et corruet auxiliator, et cadet cui præstatur auxilium, simulque omnes consumentur. Ägypten ist ein Mensch und nicht Gott und ihre Rosse sind Fleisch und nicht Geist; der Herr wird mit seiner Hand winken und zusammen stürzt der Helfer und der, dem Hilfe geleistet wird, fällt und alle kommen zumal um.⁶ Jesaja Jes 29 31 3 6 So leicht es dem Menschen ist, seine Hand auszustrecken (Hebr.), so leicht ist es dem Herrn, Ägypten und Juda zu vernichten. Jesaja Jes 29 31 4 Quia hæc dicit Dominus ad me: Quomodo si rugiat leo, et catulus leonis super prædam suam, et cum occurrerit ei multitudo pastorum, a voce eorum non formidabit, et a multitudine eorum non pavebit: sic descendet Dominus exercituum ut prlietur super montem Sion, et super collem ejus. Denn so spricht der Herr zu mir: Wie wenn der Löwe, der junge Löwe, brüllt über seiner Beute und es kommt eine Schar von Hirten gegen ihn, so fürchtet er sich nicht vor ihrem Geschrei und bebt nicht vor ihrer Menge:⁷ so wird der Herr der Heerscharen niedersteigen, um auf dem Berge Sion und auf dessen Hügel zu kämpfen. Jesaja Jes 29 31 4 7 Wehe allen, welche den Plänen Gottes entgegentreten; wie der Löwe eifersüchtig auf seiner Beute stehend, sie verteidigt, so will er über Sion und Jerusalem niedersteigend, seine Stadt und sein Volk in seiner Weise retten, und deshalb kämpft er gegen alle, die ihm selbe entreißen wollen (also auch gegen die Freunde Ägyptens). Jesaja Jes 29 31 5 Sicut aves volantes, sic proteget Dominus exercituum Jerusalem, protegens et liberans, transiens et salvans. Wie flatternde Vögel, so wird der Herr der Heerscharen Jerusalem schützen, schirmend, befreiend, schonend und rettend.⁸ Jesaja Jes 29 31 5 8 Hiermit ist auch den Abtrünnigen die einladende Hoffnung eröffnet. Bedeutsam heißt es, er werde schützen, mit Anspielung auf [Ex 12,23]. Jesaja Jes 29 31 6 Convertimini sicut in profundum recesseratis filii Israel. Kehret um, wie ihr tief abgewichen seid, Söhne Israels.⁹ Jesaja Jes 29 31 6 9 Erinnerung an Jakobs Glaube und Ausdauer, für welche er den Ehrenname Israel erhielt. Jesaja Jes 29 31 7 In die enim illa abjiciet vir idola argenti sui, et idola auri sui, quæ fecerunt vobis manus vestræ in peccatum. Denn¹⁰ an jenem Tage wird jedermann seine silbernen Götzen und seine goldenen Götzen wegwerfen, die euch eure Hände zur Sünde gemacht haben,¹¹ Jesaja Jes 29 31 7 10 Die Ermahnung wird durch V. 8 und V. 9, 10 doppelt begründet. Jesaja Jes 29 31 7 11 Aus seinem Material macht der Mensch seinen Gott zurecht, aber was kommt dabei heraus? Sünde. Jesaja Jes 29 31 8 Et cadet Assur in gladio non viri, et gladius non hominis vorabit eum, et fugiet non a facie gladii: et juvenes ejus vectigales erunt: und Assur wird fallen, aber nicht durch Mannesschwert, nicht das Schwert von Menschen wird ihn verschlingen, nicht vor der Schärfe des Schwertes¹² wird er fliehen; und seine Jünglinge werden dienstbar werden. [Jes 37,36; 2Kön 19,35; 2Chr 32,21] Jesaja Jes 29 31 8 12 Auf dreifache Weise wird zuerst Assur im Allgemeinen der Untergang angekündigt, dann in dreifacher Spezialisierung. Jesaja Jes 29 31 9 Et fortitudo ejus a terrore transibit, et pavebunt fugientes principes ejus: dixit Dominus: cujus ignis est in Sion, et caminus ejus in Jerusalem. seine Stärke wird vor Schrecken vergehen¹³ und seine flüchtigen Fürsten werden beben,¹⁴ spricht der Herr, dessen Feuer in Sion ist, dessen Glutofen in Jerusalem. Jesaja Jes 29 31 9 13 Der Kern des assyrischen Heeres, der Pomp Assurs. Jesaja Jes 29 31 9 14 Der Grund ist, weil Sion (das davidische Königtum) und Jerusalem, die Hauptstadt des auserwählten Volkes ist, die Stätte seiner Offenbarung und Verheißungen. So ist sein eiferndes Zornesfeuer gleichsam in der auserwählten Stadt konzentriert. Jesaja Jes 29 0 1 2) Verheißung reichen Glückes. (V. 8) 3. Durch schmerzliche Trübsal führt der Weg zur Glückseligkeit. Jesaja Jes 29 32 1 Ecce in justitia regnabit rex, et principes in judicio præerunt. Siehe, in Gerechtigkeit wird der König herrschen und die Fürsten werden nach dem Rechten gebieten.¹ Jesaja Jes 29 32 1 1 Gottes Norm und Gesetz kommen in den leitenden Kreisen zur Geltung. Auch in dieser Schilderung der Herrschaft des Ezechias ist der messianische Abglanz zu erkennen. Jesaja Jes 29 32 10 Post dies enim, et annum vos conturbamini confidentes: consummata est enim vindemia, collectio ultra non veniet. Denn nach Jahr und Tag⁸ werdet ihr, sorglos Vertrauende, geängstigt werden, weil die Weinlese vernichtet ist, keine Lese mehr kommen wird.⁹ Jesaja Jes 29 32 10 8 Hebr.: Tage zum Jahre, d.i. nach Ablauf des gegenwärtigen Jahres noch eine unbestimmte Reihe von Tagen. Jesaja Jes 29 32 10 9 Der Abgang der Ernte ist für die Vorsteherinnen des Hauswesens besonders betrübend. Der fühlbare Mangel ruft zur Trauer. Jesaja Jes 29 32 11 Obstupescite opulentæ, conturbamini confidentes: exuite vos, et confundimini, accingite lumbos vestros. Erschrecket, ihr vornehmen Frauen, werdet besorgt, ihr Sorglosen; leget den Schmuck ab und werdet schamrot, umgürtet eure Lenden! Jesaja Jes 29 32 12 Super ubera plangite, super regione desiderabili, super vinea fertili. Schlaget an eure Brust ob der lieblichen Landschaft, ob des fruchtbaren Weinberges!¹⁰ Jesaja Jes 29 32 12 10 Die Trauer soll von innen nach außen dringen und sich den Trauersitten des Orients gemäß aussprechen. Jesaja Jes 29 32 13 Super humum populi mei spinæ et vepres ascendent: quanto magis super omnes domos gaudii civitatis exsultantis? Auf dem Boden meines Volkes werden Dornen und Disteln aufgehen, wie viel mehr noch auf allen Häusern der aufjauchzenden Stadt.¹¹ Jesaja Jes 29 32 13 11 Das Ackerland wird zur Strafe für die Sünden der Bewohner verwüstet werden und durch seine Verödung und sein Unkraut den Fluch der Sünde zur Schau tragen. In noch höherem Grade muss dann dieser Fluch zum Ausdruck kommen an den Stätten, wo auch mehr gesündigt wurde, an den Stätten der Üppigkeit, den Lusthäusern außerhalb der Stadt (denn Jerusalem soll bei dem assyrischen Einfall nicht zerstört werden). Jesaja Jes 29 32 14 Domus enim dimissa est, multitudo urbis relicta est, tenebræ et palpatio factæ sunt super speluncas usque in æternum. Gaudium onagrorum pascua gregum. Denn die Paläste werden verlassen sein, die volkreichen Städte öde; dichteste Finsternis lagert sich über die Höhlen¹² auf immer,¹³ eine Freude für die Waldesel, eine Weide der Herden, Jesaja Jes 29 32 14 12 Die Städte werden zu Höhlen, die verwüstete Gegend ein Tummelplatz für wilde Tiere und Herden. Im Hebr. wird der Südabhang des befestigten Tempelberges Ophel und Bachan (Turm) gesetzt: Ophel und Turm dienen als Höhlen für Tiere und sind unbewohnt, eine Lust für Waldesel, ein Weideplatz für Herden. Jesaja Jes 29 32 14 13 Für immer: Der Prophet schaut bei Gelegenheit der assyrischen Verwüstung auch schon jene, welche infolge der gleichen Versündigungen von Seiten Judas später durch die Chaldäer (und Römer) verhängt wurde und auch die Stadt selbst traf. Jesaja Jes 29 32 15 Donec effundatur super nos spiritus de excelso: et erit desertum in charmel, et charmel in saltum reputabitur. bis¹⁴ der Geist aus der Höhe über uns ausgegossen wird.¹⁵ Dann wird die Wüste zum Karmel¹⁶ und der Karmel wird dem Walde gleich geachtet.¹⁷ Jesaja Jes 29 32 15 14 Ausdeutung und Beschränkung des vorausgehenden: für immer. Jene Verödung ist an sich eine ewig dauernde, Juda hat sie durch die Sünde herbeigeführt, aber den Folgen der Sünde gegenüber steht der Mensch ohnmächtig da. Jesaja Jes 29 32 15 15 Der Ausdruck weist auf die Messianische Zeit. Jesaja Jes 29 32 15 16 Wie oben der Fluch der Sünde sich in Verödung des Landes darstellte, so wird hier die durch Gottes Geist zu bewirkende Umgestaltung der religiös-sittlichen Verhältnisse und das neue Geistesleben gleichfalls durch das Sinnbild der durch Schönheit und Fruchtbarkeit erhöhten Natur gegeben. Der neue Geist der Heiligkeit soll sich gleichsam auch im Natursegen abspiegeln. Jesaja Jes 29 32 15 17 Aber diese Erneuerung ist zugleich eine Erhöhung. Das neue Geistesleben muss eine höhere Stufe einnehmen, so dass, was zuvor als Karmel galt, in der neuen Ordnung nur mehr als Wald gelten kann. Die Situation ist eine andere als [Jes 29,17], wie V. 16 18 zeigen. Jesaja Jes 29 32 16 Et habitabit in solitudine judicium, et justitia in charmel sedebit. Und in der Wüste wird das Recht wohnen und die Gerechtigkeit wird auf dem Karmel thronen. Jesaja Jes 29 32 17 Et erit opus justitiæ pax, et cultus justitiæ silentium, et securitas usque in sempiternum. Und das Werk der Gerechtigkeit wird Friede sein, die Frucht der Gerechtigkeit Ruhe und Sicherheit immerdar.¹⁸ Jesaja Jes 29 32 17 18 Darin besteht die Wirkung der Geistes Ausgießung, dass Gottes Normen allseitig und voll zur Geltung kommen in dem durch die Sünde und deren Folgen verwüsteten Lande sowohl als auch bei den gläubigen Anhängern des Bundesgottes. Geschieht dies, so ist Friede, Ruhe, Sicherheit, Segen die Folge. Die Farben sind messianisch. Jesaja Jes 29 32 18 Et sedebit populus meus in pulchritudine pacis, et in tabernaculis fiduciæ, et in requie opulenta. Dann wird mein Volk in der Lieblichkeit des Friedens, in sicheren Wohnstätten, in reichgesegneter Ruhe wohnen. Jesaja Jes 29 32 19 Grando autem in descensione saltus, et humilitate humiliabitur civitas. Aber Hagel beim Niederstürzen des Waldes und in Niedrigkeit wird die Stadt dahinsinken.¹⁹ Jesaja Jes 29 32 19 19 Ehe es zu der herrlichen Entfaltung kommen kann, muss das Gericht eintreten über Assur und die jüdischen Feinde Gottes. Das Bild des Hagels findet sich [Jes 28,17; Jes 30,30], des Waldes, der in seiner Herrlichkeit gefällt wird, als Sinnbild für Assurs Untergang bereits [Jes 10,34] Die Stadt, deren stolzes, untheokratisches Vertrauen gebrochen wird und die in hilfloser. Tiefster Erniedrigung gedemütigt werden soll, ist Jerusalem. [Jes 29,1-4] Jesaja Jes 29 32 2 Et erit vir sicut qui absconditur a vento, et celat se a tempestate, sicut rivi aquarum in siti, et umbra petræ prominentis in terra deserta. Ein jeder wird sein wie ein vor dem Winde Geborgener, wie ein vor dem Sturme Geschützter, wie Wasserbäche bei der Dürre, wie der Schatten eines überhängenden Felsens in der Wüste.² Jesaja Jes 29 32 2 2 Sobald Gottes Gesetz die leitende Norm der Regierenden und Regierten ist, herrscht Ruhe, Sicherheit, Wohlfahrt (V. 2) und wahre Erkenntnis. (V. 3ff) Hebr.: Und es wird ein jeder sein wie ein Obdach vor dem Winde und wie ein Schirm vor dem Unwetter wie Schatten mächtigen Felsens in lechzendem Lande. Im Anschluss an V. 1 bezieht sich dies insbesondere auf die Vornehmen. Jesaja Jes 29 32 20 Beati, qui seminatis super omnes aquas, immittentes pedem bovis et asini. Glückselig ihr, die ihr an allen Gewässern säet und die Füße der Rinder und Esel frei dahingehen lasset!²⁰ Jesaja Jes 29 32 20 20 Wiederholung des Bildes [Jes 30,23.24]. Jesaja Jes 29 32 3 Non caligabunt oculi videntium, et aures audientium diligenter auscultabunt. Nicht werden die Augen der Sehenden im Dunkel sein und das Ohr der Hörenden wird sorgfältig aufhorchen. Jesaja Jes 29 32 4 Et cor stultorum intelliget scientiam, et lingua balborum velociter loquetur et plane. Der Toren Herz wird Einsicht erkennen und der Stammler Zunge hurtig und deutlich reden.³ Jesaja Jes 29 32 4 3 Vergl. [Jes 6,10]. Man sieht Gottes Taten, hört das erklärende prophetische Wort, und so bahnt sich die Gnade und das Verständnis den Weg ins Innere, zum Herzen, nach hebr. Anschauung dem Mittelpunkte des ganzen geistigen (intellektuellen wie affektuellen) Lebens; und was so das Innerste durchdringt, weiß man gut mitzuteilen. Die Ausdrucksweise erinnert an die Zeit der Verblendung. Vergl. [Jes 28,10]. Jesaja Jes 29 32 5 Non vocabitur ultra is, qui insipiens est, princeps: neque fraudulentus appellabitur major: Nicht mehr wird der Tor Fürst genannt⁴ noch der Arglistige mehr ein Vornehmer genannt werden; Jesaja Jes 29 32 5 4 Der Ungläubige, dann überhaupt der Sünder, weil nach der tiefen Auffassung der Heiligen Schrift die Sünde als Torheit gilt ihrem innersten Wesen nach und Gottes Gerechtigkeit gegenüber. Jesaja Jes 29 32 6 Stultus enim fatua loquetur, et cor ejus faciet iniquitatem, ut perficiat simulationem, et loquatur ad Dominum fraudulenter, et vacuam faciat animam esurientis, et potum sitienti auferat. denn ein Tor redet Törichtes und sein Herz verübt Frevel, Heuchelei zu vollführen und gegen den Herrn trüglich zu reden, die Seele des Hungernden darben zu lassen und dem Durstigen den Trank zu rauben. Jesaja Jes 29 32 7 Fraudulenti vasa pessima sunt: ipse enim cogitationes concinnavit ad perdendos mites in sermone mendaci, cum loqueretur pauper judicium. Des Arglistigen Listen sind sehr böse, denn sein Sinnen geht darauf, die Sanftmütigen durch Lügenreden zugrunde zu richten, auch wenn der Arme sein Recht darlegt.⁵ Jesaja Jes 29 32 7 5 Unglaube, Frevel gegen Gott, und Härte, Ungerechtigkeit und heimlicher wie gewalttätiger Betrug gegen den Nächsten reichen sich die Hand, so wie Gottes- und Nächstenliebe untrennbar verbunden, eine göttliche Tugend der Liebe bilden. Jesaja Jes 29 32 8 Princeps vero ea, quæ digna sunt principe, cogitabit, et ipse super duces stabit. Aber der Fürst wird auf das denken, was eines Fürsten würdig ist, und er wird über den Führern stehen.⁶ Jesaja Jes 29 32 8 6 Das Missverhältnis zwischen Amt, Einfluss und moralischem Charakter wird beseitigt sein; was der Name besagt, wird Tat und Wirklichkeit sein. Die Vulg. betont den alles überragenden und leitenden Einfluss, dem die Führer, die Vornehmen im Volke, unterstehen. Hebr.: Ein Fürst (Edler) beschließt Fürstliches (Edles) und auf Fürstlichem beharrt er. Jesaja Jes 29 32 9 Mulieres opulentæ surgite, et audite vocem meam: filiæ confidentes percipite auribus eloquium meum. Ihr vornehmen Frauen, auf und höret meine Stimme!⁷ Ihr sorglosen Töchter, vernehmet meine Rede! Jesaja Jes 29 32 9 7 Vom Ideal kehrt der Prophet zur rauhen Gegenwart zurück: es bedarf gründlicher Läuterung. Jesaja Jes 29 0 1 F. Sechstes Wehe. (Kap. 33) 1) Die Niederlage der Assyrier und Gottes Verherrlichung. (V. 6) 2) Aus der Trübsal Heil. (V. 17) 3) Nach der Drangsal ist die Erinnerung süß und fröhlich die Hoffnung. Jesaja Jes 29 33 1 Væ qui prædaris, nonne et ipse prædaberis? et qui spernis, nonne et ipse sperneris? cum consummaveris deprædationem, deprædaberis: cum fatigatus desieris contemnere, contemneris. Wehe dir, du Räuber! wirst nicht auch du beraubt werden? Du Verächter! wirst du nicht auch selbst verachtet werden? Wenn du deinen Raub vollendet, so wirst du beraubt werden; wenn du, müde geworden, vom Verhöhnen ablassen wirst, wirst du verhöhnt werden.¹ Jesaja Jes 29 33 1 1 Aufruf an Gottes Gerechtigkeit: Trotz des begangenen Frevels hat Assur noch keine Strafe gefunden. Hebr.: Wehe Verwüster und selbst nicht verwüstet, und Bedrücker, und sie bedrücken dich nicht Wenn du vollendet hast verwüstend, wirst du verwüstet; wenn du erreicht hast zu bedrücken, wirst du bedrückt. Jesaja Jes 29 33 10 Nunc consurgam, dicit Dominus: nunc exaltabor, nunc sublevabor. Nun werde ich aufstehen, spricht der Herr, nun mich erheben, nun mich aufrichten!¹⁷ Jesaja Jes 29 33 10 17 Dreimalige Emphase, um den festen Entschluss Gottes, die Zuversicht des Sieges auszusprechen und so im entscheidenden Augenblicke das Vertrauen zu stählen. Jesaja Jes 29 33 11 Concipietis ardorem, parietis stipulam: spiritus vester ut ignis vorabit vos. Glut werdet ihr empfangen und Stoppeln gebären, euer Grimm wird euch wie Feuer vertilgen.¹⁸ Jesaja Jes 29 33 11 18 Der Seher hat Gottes Wort verstanden und ruft siegesbewusst den Feinden zu: Freilich stürmen sie auf Juda los, schwanger mit Glut und Zorn und Rachelust, aber der Erfolg ist nichtig, sie gehen im eigenen Zornesschnauben unter. Im Hebr.: Ihr geht schwanger mit Heu. Jesaja Jes 29 33 12 Et erunt populi quasi de incendio cinis, spinæ congregatæ igni comburentur. Und die Völker werden der Asche nach dem Brande gleich sein, wie Dornen für das Feuer zusammengeschichtet, verbrannt werden.¹⁹ Jesaja Jes 29 33 12 19 Die stolze Machtentfaltung Assurs ein Aschenhäufchen; sein Untergang so rasch, so unwiderstehlich und gründlich wie das Feuer mit den Dornen aufräumt. Hebr.: Die Völker werden zu Kalk, Staub und Asche verbrannt werden. Jesaja Jes 29 33 13 Audite qui longe estis, quæ fecerim, et cognoscite vicini fortitudinem meam. Höret ihr, die ihr fern seid,²⁰ was ich getan habe; erkennet, ihr Nahen, meine Stärke! Jesaja Jes 29 33 13 20 Von der Wirkung auf die Ferne berichtet [2Chr 32,23]. Jesaja Jes 29 33 14 Conterriti sunt in Sion peccatores, possedit tremor hypocritas: quis poterit habitare de vobis cum igne devorante? quis habitabit ex vobis cum ardoribus sempiternis? Bestürzt sind die Sünder in Sion, Zittern erfasst die Heuchler: Wer wird von euch mit dem verzehrenden Feuer zusammenwohnen können, wer von euch zusammenwohnen mit ewigen Gluten?²¹ Jesaja Jes 29 33 14 21 Gott hat sich im Gerichte an Assur als verzehrendes Feuer gezeigt, seine Strafgerechtigkeit erschreckt die Sünder; daher weist sie der Prophet hin auf jenes für Assur bereitete Tophet mit der ernsten Frage, ob sie dieses Los teilen oder sich zum Herrn wenden wollen. Während die Sünder angesichts der Gerichte Gottes erzittern und beben (Hebr. fragen sie selbst in solcher Stimmung der Angst: Wer wird von uns weilen bei verzehrendem Feuer?) sind die Gerechten voller Zuversicht, des Schutzes Gottes und seines Segens gewiss. Jesaja Jes 29 33 15 Qui ambulat in justitiis, et loquitur veritatem, qui projicit avaritiam, ex calumnia, et excutit manus suas ab omni munere, qui obturat aures suas ne audiat sanguinem, et claudit oculos suos ne videat malum. Wer in Gerechtigkeit wandelt²² und Wahrheit redet, wer Gewinn aus Bedrückung verschmäht und wessen Hand alle Bestechung fernhält, wer sein Ohr verstopft, um von Bluttat nicht zu hören, und seine Augen schließt, um nichts Böses zu sehen, [Ps 14,2] Jesaja Jes 29 33 15 22 Seine ganze Lebensführung nach den Anforderungen der Gerechtigkeit einrichtet. Das Folgende bringt hiervon einzelne Seiten. Jesaja Jes 29 33 16 Iste in excelsis habitabit,munimenta saxorum sublimitas ejus: panis ei datus est, aquæ ejus fideles sunt. der wird auf Höhen wohnen,²³ Felsenfesten werden seine Hochburg sein; Brot ist ihm gegeben und seine Wasser sind unversieglich.²⁴ Jesaja Jes 29 33 16 23 Wird sicher sein. Bild davon ist Wohnen in unzugänglichen Höhen. Jesaja Jes 29 33 16 24 Gottes Segen wird ihm zuteil werden. Jesaja Jes 29 33 17 Regem in decore suo videbunt oculi ejus, cernent terram de longe. Den König in seiner Herrlichkeit werden seine Augen sehen²⁵ und das Land weithin schauen.²⁶ Jesaja Jes 29 33 17 25 Das erste Glied nimmt [Jes 32,1] wieder auf. Jesaja Jes 29 33 17 26 Das Land ist wieder frei; die Drangsal ist wie ein schwerer Traum vorüber. Jesaja Jes 29 33 18 Cor tuum meditabitur timorem: ubi est litteratus? ubi legis verba ponderans? ubi doctor parvulorum? Dein Herz wird die Schreckenszeit erwägen. Wo ist nun der Weise, wo der Ausleger der Worte des Gesetzes, wo der Lehrer der Kleinen?²⁷ [1Kor 1,20] Jesaja Jes 29 33 18 27 Hebr.: Wo ist der Schreiber? Wo der Wägende (der das Vollgewicht der geforderten Gold- und Silberleistungen prüft), wo der Zähler der Türme (der bei der Tributerhebung die Kontrolle führt, wobei auf die Befestigungen Rücksicht genommen wird)? Vergl. [2Kön 18,14]. Als solche Ausrufe der erregten Stimmung ist auch der Vulgatatext zu fassen. Weise ironisch. Der Zusatz Worte des Gesetzes ist eine erklärende Glosse. Der Ausdruck ist von den falschen lehren zu verstehen, welche das Volk mit eitlen Worten hinhielten und diese wohl auch durch falsche Anwendung wahrer Gottesworte nährten. Lehrer der Kleinen: Jetzt ist der Spott, mit dem diese Hochweisen früher den Propheten begeisterten [Jes 28,9], verstummt, jetzt wäre ihnen selbst ein Ratgeber nötig. Jesaja Jes 29 33 19 Populum impudentem non videbis, populum alti sermonis, ita ut non possis intelligere disertitudinem linguæ ejus, in quo nulla est sapientia. Das schamlose Volk siehst du nicht mehr, das Volk von dunkler Rede,²⁸ so dass du dessen wortreiche Zunge nicht verstehen kannst, das keine Weisheit besitzt.²⁹ Jesaja Jes 29 33 19 28 Der Feind, den man nicht einmal versteht, erscheint noch fürchterlicher. Jesaja Jes 29 33 19 29 Hebr.: Ein Volk von Tiefen der Lippe (unergründlicher Sprache) stammelnd von Zunge ohne Verständnis. Eine fremde Sprache scheint den Unkundigen ein dunkler, verworrener Klang. Jesaja Jes 29 33 2 Domine miserere nostri: te enim exspectavimus: esto brachium nostrum in mane, et salus nostra in tempore tribulationis. Herr! erbarme dich unser, denn auf dich harren wir; sei unser Arm² früh morgens³ und unser Heil zur Zeit der Drangsal.⁴ Jesaja Jes 29 33 2 2 Beistand, der mit mächtigem Arme Hilfe schafft. Jesaja Jes 29 33 2 3 Hebr.: An den einzelnen Morgen, jeden Tag, wie sich auch die Gefahr täglich erneuert. Jesaja Jes 29 33 2 4 Hat der Prophet die Hoffnung auf Ägypten verworfen, so zeigt er jetzt, auf wen die Hoffnung zu richten ist, und dringt alsbald den triftigsten Beweggrund bei. Jesaja Jes 29 33 20 Respice Sion civitatem solemnitatis nostræ: oculi tui videbunt Jerusalem, habitationem opulentam, tabernaculum, quod nequaquam transferri poterit: nec auferentur clavi ejus in sempiternum, et omnes funiculi ejus non rumpentur: Blicke auf Sion, die Stadt unserer Festfeier! Deine Augen werden Jerusalem schauen als eine reiche Wohnung,³⁰ als ein Zelt, das nimmermehr abgebrochen werden kann,³¹ dessen Pflöcke in Ewigkeit nicht herausgenommen werden, von dessen Seilen keines reißt.³² Jesaja Jes 29 33 20 30 Beziehung auf [Jes 32,9]. Jesaja Jes 29 33 20 31 Es ist das Zelt Gottes, in dem er seine Wohnung aufgeschlagen. Jesaja Jes 29 33 20 32 Die hier betonte Unzerstörbarkeit ist nach [Jes 2] und [Jes 4] zu erklären. Die materielle Sionsburg mag zum Zeichen des Bundesbruches in Trümmer fallen [Mi 3,12], die an Sion geknüpfte Idee ist unvergänglich. Grund V. 21. Jesaja Jes 29 33 21 Quia solummodo ibi magnificus est Dominus noster, locus fluviorum rivi latissimi et patentes: non transibit per eum navis remigum, neque trieris magna transgredietur eum. Denn dort allein verherrlicht sich unser Herr, eine Stätte der Flüsse, da sind sehr breite und weite Ströme,³³ kein Ruderschiff durchschneidet sie und kein großes Kriegsschiff fährt durch dieselben hin. Jesaja Jes 29 33 21 33 Gott umgibt die Stadt wie mächtige Ströme und breite Flüsse schützend und sie unzugänglich machend. So erweist der Herr sich als Herrlicher. Jesaja Jes 29 33 22 Dominus enim judex noster, Dominus legifer noster, Dominus rex noster: ipse salvabit nos. Denn der Herr ist unser Richter, der Herr unser Gesetzgeber, der Herr unser König, er wird uns erretten.³⁴ Jesaja Jes 29 33 22 34 Der Herr ist seinem Volke alles, was je in der Periode der Richter und Gesetzgeber und Könige durch diese geleistet worden ist zur Rettung und Erhöhung des Volkes. Als Richter nimmt er die Sache seines Volkes wahr, als Gesetzgeber tritt er für die Verwirklichung seines Ideals ein, als König kann ihm sein Volk und dessen Glanz nur teuer sein. Jesaja Jes 29 33 23 Laxati sunt funiculi tui, et non prævalebunt: sic erit malus tuus ut dilatare signum non queas. Tunc dividentur spolia prædarum multarum: claudi diripient rapinam. Schlaff hängen deine³⁵ Taue und halten nicht stand, so dass du an deinem Mastbaume die Flagge nicht ausbreiten kannst; dann teilt man Beute in Menge, selbst Lahme machen Beute.³⁶ Jesaja Jes 29 33 23 35 Jerusalems. (Cyr., Theod., Eus., Hieron.) Der Prophet rekapituliert wie [Jes 33,19] durch einen wirkungsvollen Gegensatz. Jesaja Jes 29 33 23 36 Jetzt ist Jerusalem schwach und ohnmächtig weit entfernt von dem betrachteten Ideal, aber trotz dieser Ohnmacht wird man reiche Beute teilen. Eine Gottestat, denn der Herr gibt den Sieg, sie tragen so wenig dazu bei, dass selbst Lahme Beute machen. Jesaja Jes 29 33 24 Nec dicet vicinus: Elangui: populus qui habitat in ea, auferetur ab eo iniquitas. Und kein Nachbar³⁷ sagt: Ich bin schwach!³⁸ Von dem Volke, das darin wohnt, wird die Schuld hinweggenommen.³⁹ Jesaja Jes 29 33 24 37 Bewohner. Jesaja Jes 29 33 24 38 Die Katastrophe hat die Sünde teils hinweggenommen, teils gebessert. Das Volk ist seinem Gotte treu, so wird es nie sprechen müssen: Ich bin schwach. Jesaja Jes 29 33 24 39 Alle Veranstaltungen Gottes laufen darauf hinaus, dass ein Wechsel der Zeiten und Ereignisse der eine unverlierbare Mittelpunkt die geistige Erlösung ist. Jesaja Jes 29 33 3 A voce Angeli fugerunt populi, et ab exaltatione tua dispersæ sunt gentes. Vor der Stimme des Engels⁵ fliehen die Völker; wenn du dich erhebst, zerstreuen sich die Nationen. Jesaja Jes 29 33 3 5 Diese Übersetzung ist neue Auslegung, die aus [Jes 37,36] hergenommen ist. Hebr.: Vor dem Schall des Getöses fliehen Völker. Jesaja Jes 29 33 4 Et congregabuntur spolia vestra sicut colligitur bruchus, velut cum fossæ plenæ fuerint de eo. Und eure Beute wird gesammelt werden,⁶ wie man Heuschrecken sammelt, wie wenn die Gräben mit ihnen angefüllt wären.⁷ Jesaja Jes 29 33 4 6 In lebhafter prophetischer Anschauung ruft er dies den fliehenden Feinden zu. Jesaja Jes 29 33 4 7 So reichliche Beute und so leicht sammelt man sie. Jesaja Jes 29 33 5 Magnificatus est Dominus, quoniam habitavit in excelso: implevit Sion judicio et justitia. Erhöht ist der Herr, denn er wohnt in der Höhe,⁸ er hat Sion mit Recht und Gerechtigkeit erfüllt.⁹ Jesaja Jes 29 33 5 8 Entsprechend seinem Thronen in der Höhe hat er sich auch als großen Gott gezeigt. Sein Ruhm ist es, dass in Sion wieder Recht und Gerechtigkeit, Gottes Norm und Wille als Richtschnur des Lebens gilt. Jesaja Jes 29 33 5 9 Durch diese Tat hat sich der Herr verherrlicht und seiner Stadt geistige Güter zugewendet. Jesaja Jes 29 33 6 Et erit fides in temporibus tuis: divitiæ salutis sapientia et scientia: timor Domini ipse est thesaurus ejus. Und es wird Treue¹⁰ herrschen zu deiner Zeit, Schätze des Heils, der Weisheit und Erkenntnis; die Furcht des Herrn, dies ist sein Schatz.¹¹ Jesaja Jes 29 33 6 10 Beständigkeit, treues Festhalten an der Gottesnorm. Jesaja Jes 29 33 6 11 Fülle des Heils: Wachstum und Überschwenglichkeit des göttlichen Segens, der sich besonders in Weisheit und Erkenntnis (der früheren Verblendung gegenüber) zeigen wird. Die Grundlage von allem ist, dass die untheokratische Gesinnung geheilt ist, nicht mehr Vertrauen auf die Geschöpfe der Schatz ist, aus dem das Volk seine Mittel bezieht, sondern die Furcht und die Verehrung des Herrn. Diese Furcht ist Anfang und Vollendung der Weisheit, daher der wertvollste Schatz, die Quelle unerschöpflichen Segens. Jesaja Jes 29 33 7 Ecce videntes clamabunt foris, angeli pacis amare flebunt. Siehe,¹² die Sehenden¹³ jammern draußen, die Friedensboten weinen bitterlich.¹⁴ Jesaja Jes 29 33 7 12 Im Anschlusse an [Jes 33,1] und [Jes 29,2]. Jesaja Jes 29 33 7 13 Diejenigen, welche Augenzeugen der außerhalb Jerusalems angerichteten Verwüstung sind, erheben Klagegeschrei. Jesaja Jes 29 33 7 14 Die an Sennacherib abgesandten Boten bringen nicht Frieden, sondern die Forderung, die Stadt solle sich übergeben. [2Kön 18,14ff26] Jesaja Jes 29 33 8 Dissipatæ sunt viæ, cessavit transiens per semitam, irritum factum est pactum, projecit civitates, non reputavit homines. Öde liegen die Straßen, der Wanderer zieht nicht mehr des Weges; man bricht den Bund, er hat die Städte niedergeworfen, der Menschen nicht geachtet.¹⁵ Jesaja Jes 29 33 8 15 Vergeblich war es, den Assyriern Geschenke zu bringen und ungeheure Summen zu bezahlen. [2Kön 18,14] Die Assyrier hielten sich an kein Übereinkommen. Jesaja Jes 29 33 9 Luxit, et elanguit terra: confusus est Libanus, et obsorduit, et factus est Saron sicut desertum: et concussa est Basan, et Carmelus. Es trauert und schmachtet das Land dahin, beschämt steht der Libanon da und ist befleckt, der Saron ist wie eine Wüste geworden und Basan und Karmel sind entlaubt.¹⁶ Jesaja Jes 29 33 9 16 Besonders hart sind die Gegenden im Norden und der flache Küstenstrich zwischen Cäsarea und Joppe mitgenommen, die sonstigen Glanzpunkte sind zertreten und erniedrigt. Dieser Zustand der Trauer ist ein beredtes Zeugnis der menschlichen Hilflosigkeit, aber auch ein mächtiger Ruf zum Herrn, er möchte sein Land und Erbe nicht schutzlos dem Feinde preisgeben. Jesaja Jes 29 0 1 B. Zweiter Abschnitt: Ungleiches Los der Gottlosen und der Frommen. (Kap. 34, [Jes 35]) a. Gericht über die Heiden und den Erdkreis. (V. 4) b. Vorbild des Gerichtes an Edom gezeigt. Jesaja Jes 29 34 1 Accedite gentes, et audite, et populi attendite: audiat terra, et plenitudo ejus, orbis, et omne germen ejus. Kommet herzu, ihr Völker,¹ und höret, und ihr Nationen, merket auf; es höre die Erde² und ihre Fülle, der Erdkreis und all sein Sprossen! Jesaja Jes 29 34 1 1 Ein Gesetz, ein unentfliehbares, gilt für alle Völker. Jesaja Jes 29 34 1 2 Auch die Natur wird beim Gerichte in Mitleidenschaft gezogen. Jesaja Jes 29 34 10 Nocte et die non exstinguetur, in sempiternum ascendet fumus ejus: a generatione in generationem desolabitur, in sæcula sæculorum non erit transiens per eam. Tag und Nacht wird es nicht erlöschen, ewig wird sein Rauch emporsteigen; von Geschlecht zu Geschlecht wird es wüste bleiben, von Ewigkeit zu Ewigkeit wird niemand es durchwandern.¹⁸ Jesaja Jes 29 34 10 18 Vierfach wird der bleibende Fluch markiert: ewiger Brand, wie [Jes 30,33; Jes 23,14] und ewige Wüstenei. Was von dem Brande nicht ergriffen wird, fällt der ödesten Wüstenei anheim. Jesaja Jes 29 34 11 Et possidebunt illam onocrotalus, et ericius: ibis, et corvus habitabunt in ea: et extendetur super eam mensura, ut redigatur ad nihilum, et perpendiculum in desolationem. Pelikan und Igel nehmen es in Besitz, Ibis und Rabe hausen daselbst;¹⁹ man spannt darüber die Messschnur aus, um es zu vernichten, das Richtblei, um es zu veröden.²⁰ Jesaja Jes 29 34 11 19 Tiere, die auch sonst als Bewohner der Einsamkeit und sumpfiger Wüsteneien vorkommen, sind genannt, um zu zeigen, wie trostlos verlassen das Land der Gottlosen werden wird. Jesaja Jes 29 34 11 20 Hebr.: Er (der Herr) spannt aus der Messschnur der Öde (des Tohu) und das Senkblei der Leere (Bohu). Anwendung dieser Instrumente, die zum rechten Bau erfordert werden, bei dem Zerstören ist eigentlich ein Paradoxon, das aber dem Boden gleichmachen besagen soll. Jesaja Jes 29 34 12 Nobiles ejus non erunt ibi: regem potius invocabunt, et omnes principes ejus erunt in nihilum. Seine Edeln sind nicht mehr daselbst; sie rufen sehr nach einem Könige, alle seine Fürsten sind dahin!²¹ Jesaja Jes 29 34 12 21 Die Vornehmen Edoms sind aus dem Lande vertrieben, sie entbehren eines kräftigenden Haltepunktes, eines Königs, der die Zerstreuten sammelte und so dem Reiche und dem Volke eine neue Existenz gäbe. Sie sehnen sich nach einem solchen Könige, aber vergebens. Hebr.: Seine Edlen, da sind keine, die ein Königtum ausriefen, da gibt's kein Königtum mehr, das sie ausriefen. Grund: Weil alle Großen untergehen. Jesaja Jes 29 34 13 Et orientur in domibus ejus spinæ, et urticæ, et paliurus in munitionibus ejus: et erit cubile draconum, et pascua struthionum. In seinen Häusern schießen Dornen und Nesseln auf und Hagedornen in seinen Festen, es wird zum Lager für Drachen und zur Weide für Strauße.²² Jesaja Jes 29 34 13 22 Ein anderes Bild der Wüstenei. Jesaja Jes 29 34 14 Et occurrent dæmonia onocentauris, et pilosus clamabit alter ad alterum: ibi cubavit lamia, et invenit sibi requiem. Böse Geister und Ungetüme begegnen sich da, Zottige heulen einander zu, dort herbergt das Nachtgespenst und findet seine Ruhe.²³ Jesaja Jes 29 34 14 23 Der heil. Hieronymus hat hier die Tiernamen sehr frei übersetzt. Hebr.: Steppentiere stoßen auf Schakale (V. 15) Dorthin nistet die Pfeilschlange und legt und brütet aus und hegt in ihrem Schatten, da versammeln sich Geier, einer zum anderen. Jesaja Jes 29 34 15 Ibi habuit foveam ericius, et enutrivit catulos, et circumfodit, et fovit in umbra ejus: illuc congregati sunt milvi, alter ad alterum, Dort hat der Igel seine Höhle, nährt seine Jungen, wühlt umher und hegt sie in ihrem Schatten; dort versammeln sich die Geier zueinander.²⁴ Jesaja Jes 29 34 15 24 Die Verwüstung Edoms soll ein warnendes Beispiel sein, wohin das widergöttliche Streben notwendig ausläuft. Jesaja Jes 29 34 16 Requirite diligenter in libro Domini, et legite: unum ex eis non defuit, alter alterum non quæsivit: quia quod ex ore meo procedit, ille mandavit, et spiritus ejus ipse congregavit ea. Forschet emsig im Buche des Herrn und leset!²⁵ keines von diesen Dingen bleibt aus, keines vermisst das andere; denn was aus meinem Munde kommt, hat er befohlen, und sein Geist selber ist es, der es zusammengebracht hat. Jesaja Jes 29 34 16 25 Was er mündlich verkündet, legt er zum bleibenden Zeugnis auch in sein Weissagungsbuch nieder, das eben, weil er Gottes Aussprüche und Aufträge enthält, das Buch des Herrn ist. Die schriftliche Abfassung dient den Zeitgenossen als Zeichen der Zuversicht und zweifellosen Gewissheit seitens des Propheten, den Späteren als augenscheinlicher Beweis der gottverkündeten, weil pünktlich eingetretenen Ereignisse, beiden zugleich als Maßstab und Richtschnur zum richtigen Urteil über ihre Gegenwart und über Gottes Normen. Jesaja Jes 29 34 17 Et ipse misit eis sortem, et manus ejus divisit eam illis in mensuram: usque in æternum possidebunt eam, in generationem et generationem habitabunt in ea. Er selbst hat ihnen das Los geworfen und seine Hand es ihnen zum Maßteil gegeben, auf ewig werden sie es innehaben und von Geschlecht zu Geschlecht darin hausen. Jesaja Jes 29 34 2 Quia indignatio Domini super omnes gentes, et furor super universam militiam eorum: interfecit eos, et dedit eos in occisionem. Denn der Grimm des Herrn ergeht über alle Völker, sein Zorn über alle ihre Kriegsmacht,³ er tötet sie⁴ und gibt sie zur Tötung hin. Jesaja Jes 29 34 2 3 Alle gottwidrige Macht, und wenn sie sich noch so prunkvoll spreizt, wird von Gott mit Leichtigkeit über den Haufen geworfen. Jesaja Jes 29 34 2 4 Hebr.: Er hat sie gebannt. Jesaja Jes 29 34 3 Interfecti eorum projicientur, et de cadaveribus eorum ascendet ftor: tabescent montes a sanguine eorum. Ihre Erschlagenen werden hingeworfen und von ihren Leichnamen steigt Gestank auf,⁵ die Berge zergehen von ihrem Blute.⁶ Jesaja Jes 29 34 3 5 Was erübrigt von dem Weltpompe? Ekelhafte Leichen und Verwesungsgeruch, das ist das Ende des gottwidrigen Prunkes. Jesaja Jes 29 34 3 6 Der Umfang der Hinschlachtung ist so groß, dass die Berge gewissermaßen von diesen Blutströmen aufgelöst und weggespült werden. Jesaja Jes 29 34 4 Et tabescet omnis militia clorum, et complicabuntur sicut liber cli: et omnis militia eorum defluet sicut defluit folium de vinea et de ficu. Und das ganze Himmelsheer zergeht und wie ein Buch werden die Himmel zusammengerollt,⁷ all ihr Heer fällt dahin, wie ein Blatt vom Weinstock und vom Feigenbaum abfällt.⁸ Jesaja Jes 29 34 4 7 Selbst die Himmel schwinden dahin. Ähnlich tritt uns das Weltgericht im Neuen Testamente entgegen. [Mt 24,29; 2Petr 3,10] Jesaja Jes 29 34 4 8 Die Väter (z.B. Cyr., Eus., Theod., Hier.) und die meisten Erklärer sehen hier das allgemeine Weltgericht als den Abschluss und die Summe der einzelnen Gottesgerichte in der Geschichte geschildert. Jesaja Jes 29 34 5 Quoniam inebriatus est in clo gladius meus: ecce super Idumæam descendet, et super populum interfectionis meæ ad judicium. Denn mein Schwert⁹ ist trunken geworden im Himmel;¹⁰ siehe, es fährt hernieder auf Idumäa¹¹ und auf das Volk meiner Schlachtung¹² zum Strafgerichte. Jesaja Jes 29 34 5 9 Symbol der göttlichen Strafgerechtigkeit. Jesaja Jes 29 34 5 10 Gottes Gerechtigkeit, die von den Greueln so oft schon zur Rache herausgefordert wurde, fühlt sich, menschlich gesprochen, mächtig gedrängt, Strafvergeltung zu üben. Jesaja Jes 29 34 5 11 Die allgemeine Idee des Gerichtes wird hier konkret gegeben und an Edoms Beispiel gezeigt, wohin das Widerstreben gegen Gott führt. Jesaja Jes 29 34 5 12 Hebr.: Volk meines Bannes. Jesaja Jes 29 34 6 Gladius Domini repletus est sanguine, incrassatus est adipe, de sanguine agnorum, et hircorum, de sanguine medullatorum arietum: victima enim Domini in Bosra, et interfectio magna in terra Edom. Das Schwert des Herrn ist voll Blut, gesättigt von Fett, vom Blute der Lämmer und Böcke, vom Blute der feistesten Widder;¹³ denn ein Opfer hält der Herr in Bosra, ein großes Schlachten im Lande Edom. Jesaja Jes 29 34 6 13 Edoms gebanntes Volk ist als Opferherde des göttlichen Zornes gedacht. Jesaja Jes 29 34 7 Et descendent unicornes cum eis, et tauri cum potentibus: inebriabitur terra eorum sanguine, et humus eorum adipe pinguium: Es stürzen Einhörner¹⁴ mit ihnen und Stiere mit den Mächtigen,¹⁵ trunken wird ihr Land von Blut und ihr Boden vom Fett der Feisten. Jesaja Jes 29 34 7 14 Gewöhnlich vom Büffel verstanden. Jesaja Jes 29 34 7 15 Hebr.: Es stürzen Büffel mit jenen hin und Farren samt Stieren. Der Gedanke des allgemeinen und alle, auch die Edlen und Vornehmen erfassenden Gerichtes soll versinnbildet werden. Jesaja Jes 29 34 8 Quia dies ultionis Domini, annus retributionum judicii Sion. Denn es ist der Tag der Rache des Herrn, das Jahr der Vergeltungen, um Sion Recht zu schaffen.¹⁶ Jesaja Jes 29 34 8 16 Hinweis auf den religiösen Gesichtspunkt, auf den es dem Seher vor allem ankommt. Jesaja Jes 29 34 9 Et convertentur torrentes ejus in picem, et humus ejus in sulphur: et erit terra ejus in picem ardentem. Da wandeln sich seine Ströme in Pech und sein Boden in Schwefel, sein Land wird zu brennendem Pech.¹⁷ Jesaja Jes 29 34 9 17 Anstatt der Segenspende des befruchtenden Wassers und des erträgnisreichen Bodens ein Bild grauenvoller Verfluchung nach dem Beispiele Sodomas und Gomorrhas. Jesaja Jes 29 0 1 c. Heil der Frommen. (Kap. 35) Jesaja Jes 29 35 1 Lætabitur deserta et invia, et exsultabit solitudo, et florebit quasi lilium. Es wird sich die Öde und Wüste freuen und aufjubeln die Einöde und blühen wie eine Lilie.¹ Jesaja Jes 29 35 1 1 Gottes Herrlichkeit verklärt und erleuchtet das Geschöpf, so dass dieses selbst mit Gottes Glanz und Schimmer wie umkleidet erstrahlt. Der Seher schreitet von der innern Heilserfahrung der seligen Freude zu deren äußeren Betätigung, dem Jubel und dann zu der vom Heile zu erwartenden Herrlichkeit vor. Jesaja Jes 29 35 10 Et redempti a Domino convertentur, et venient in Sion cum laude: et lætitia sempiterna super caput eorum: gaudium et lætitiam obtinebunt, et fugiet dolor et gemitus. Und die vom Herrn Erlösten werden heimkehren und nach Sion ziehen unter Lobgesang; ewige Freude krönt ihr Haupt, Wonne und Freude erlangen sie, es fliehen Schmerz und Jammer!⁶ Jesaja Jes 29 35 10 6 Der krönende Abschluss der Heilsschilderung zeigt die Schar der Erlösten in ewiger Freude und Wonne. Sion glänzt auch hier als der gottgewollte Mittelpunkt, an den Gottes Verheißung geknüpft erscheint, wie in Edom sich das gottwidrige Streben konzentrierte. Also entweder Edom und sein Fluch, oder Sion und sein wonnereicher Segen. Soll die Wahl für Juda schwer sein? Aber sie muss sich in der Gesinnung betätigen. Welche Wahl hat Juda tatsächlich getroffen und welches war die Frucht der prophetischen Bemühungen seit [Jes 28]? Darauf antwortet der geschichtliche Bericht in [Jes 36] und [Jes 37]. Jesaja Jes 29 35 2 Germinans germinabit, et exsultabit lætabunda et laudans: gloria Libani data est ei: decor Carmeli, et Saron, ipsi videbunt gloriam Domini, et decorem Dei nostri. Üppig wird sie sprossen und jauchzend und frohlockend aufjubeln; des Libanons Herrlichkeit ist ihr verliehen, die Pracht des Karmel und Saron;² sie werden die Herrlichkeit des Herrn schauen und den Glanz unseres Gottes. Jesaja Jes 29 35 2 2 Die drei durch großartige und liebliche Pracht ausgezeichneten Punkte Palästinas bilden hier ein beredtes Emblem für die durch das Heil gewirkte Verklärung. So herrlich ist alles geschmückt weil es gilt, der Offenbarung Gottes und seiner Herrlichkeit gewärtig zu sein. Jesaja Jes 29 35 3 Confortate manus dissolutas et genua debilia roborate. Stärket die schlaffen Hände und kräftiget die wankenden Kniee! Jesaja Jes 29 35 4 Dicite pusillanimis: Confortamini, et nolite timere: ecce Deus vester ultionem adducet retributionis: Deus ipse veniet, et salvabit vos. Saget den Kleinmütigen: Seid getrost und fürchtet nicht; sehet, euer Gott wird Rache und Vergeltung üben, Gott selber wird kommen und euch erretten.³ Jesaja Jes 29 35 4 3 Dieser Zuruf weist auf den Zweck der hier gegebenen Heilsschilderung, der kein anderer ist, als dass man mit vollem Vertrauen sich der Leitung Gottes hingebe. Gott wird Rache und Vergeltung üben, also Sion nicht unterliegen lassen, ja selbst das Heil bringen. Um die Größe des Vertrauens zu zeigen, dass er beleben will, schildert der Prophet die Machterweise des zur Rettung kommenden Gottes und damit auch andeutungsweise die durch das messianische Heil zu bewirkende Umgestaltung. Jesaja Jes 29 35 5 Tunc aperientur oculi cæcorum, et aures surdorum patebunt. Dann werden die Augen der Blinden geöffnet und die Ohren der Tauben aufgetan werden, Jesaja Jes 29 35 6 Tunc saliet sicut cervus claudus, et aperta erit lingua mutorum: quia scissæ sunt in deserto aquæ, et torrentes in solitudine. dann wird der Lahme wie ein Hirsch springen und die Zunge der Stummen wird gelöst werden; denn aufgebrochen sind in der Wüste Wasser und Ströme in der Öde. Jesaja Jes 29 35 7 Et quæ erat arida, erit in stagnum, et sitiens in fontes aquarum. In cubilibus, in quibus prius dracones habitabant, orietur viror calami et junci. Und das dürre Land wird zum See und der lechzende Boden zu Wasserquellen; in den Höhlen, in denen zuvor Drachen lagerten, sprossen grünes Rohr und Schilf.⁴ Jesaja Jes 29 35 7 4 Durch diese Bilder wird der reiche Segen des Heiles geschildert. Dieser Segen wird nun als Grund angegeben, warum auch die physischen Übel Blinder, Tauber usw. gehoben werden. Wie [Jes 34] der Fluch Gottes sich auch physisch darstellt, so betätigt sich nun das Heil auch in der Wegnahme physischer Übel. So wird die Stelle zugleich zur Prophetie auf den Messias Jesus Christus, der sich durch diese Wunder als den Heilbringer bewährt und die Fragenden auf diese Wundertaten als redende Zeugen des erschienen Heiles hinweist. [Mt 11,4] Wie die Sünde sich als Fluch über die Natur legte und wie sie physische Übel im Gefolge hat, so ist es auch billig, dass das Heil auch die Natur verkläre und die physischen Mängel beseitige. Hebr.: Aufjauchzen wird die Zunge des Stummen (V. 7) und es wird die Kimmung zur See: Im messianischen Heile ist kein trügender Schein, sondern volle und beseligende Wirklichkeit. Jesaja Jes 29 35 8 Et erit ibi semita et via, et via sancta vocabitur: non transibit per eam pollutus et hæc erit vobis directa via, ita ut stulti non errent per eam. Und ein Weg wird daselbst sein und eine Straße, heilige Straße wird sie heißen;⁵ kein Unreiner wird auf ihr wandeln, sie wird euch ein gerader Weg sein, so dass selbst Törichte auf ihm nicht irregehen. Jesaja Jes 29 35 8 5 Die Öde und Wildnis ist gangbar geworden: eine heilige Straße, auf der nur Heilige wandeln, und die so sichtbar und kenntlich ist, dass nicht einmal Unverständige sie verfehlen oder sich verirren können, und die überdies die größte Sicherheit vor den Raubtieren gewährt, zieht sich durch die Wüste hindurch. Auf ihr erblickt der Seher den Zug der Erlösten, Befreiten. Das Heil erscheint hier demnach als Erlösung aus der Gefangenschaft, als Heimkehr aus der Verbannung. Als Merkmale der Heilszeit werden also Heiligkeit und unzerstörbare Sicherheit hervorgehoben. Eine Wüste lag zwischen Ägypten und Palästina, ebenso wie zwischen Babylon und Palästina. So bildet denn die Wüste gleichsam die Vorhalle, die Vorstufe zu Palästina, der Aufenthalt in ihr und der Durchzug aber die Vorbereitung für den Besitz. Also einmal ist das Heil ein blühender Garten, zu dem die Wüste sich verklärt, ein anderes Mal gelangt man aus der Wüste zu jenem. Jesaja Jes 29 35 9 Non erit ibi leo, et mala bestia non ascendet per eam, nec invenietur ibi: et ambulabunt qui liberati fuerint. Nicht wird ein Löwe dort sein und kein wildes Tier dorthin kommen noch daselbst angetroffen werden, sondern die Erlösten werden darauf wallen. Jesaja Jes 29 0 1 Dritter Abschnitt: Die Niederlage der Assyrier. (Historische Darstellung) (Kap. 36 37) a. Rede des Rabsakes an die Gesandten Ezechias. (V. 10) b. Rede an das Volk. (V. 20) c. Gesandtschaft an Isaias. (36,21 37,7) Jesaja Jes 29 36 1 Et factum est in quarto decimo anno regis Ezechiæ, ascendit Sennacherib rex Assyriorum super omnes civitates Juda munitas, et cepit eas. Und es geschah¹ im vierzehnten Jahre² des Königs Ezechias, dass Sennacherib, der König von Assyrien, heraufzog gegen alle befestigten Städte Judas und sie einnahm.³ Jesaja Jes 29 36 1 1 Derselbe Stoff mit Ausnahme des Dankesliedes des Ezechias. [2Kön 18,13; 2Kön 20,19] Jesaja Jes 29 36 1 2 Diese Zeitbestimmung verursacht nicht leicht zu lösende Schwierigkeiten. Ist es ein Schreibfehler? Hat es im Königsbuche ursprünglich bei der Erzählung über die Krankheit gestanden? Jesaja Jes 29 36 1 3 Der Prophet geht sofort zu dem Kerne des Ereignisses über, die Gefahr für Jerusalem und der an König und Volk herantretenden Glaubensprobe. Die Beziehung auf [Jes 7,3] ist klar. Jesaja Jes 29 36 10 Et nunc numquid sine Domino ascendi ad terram istam ut disperderem eam? Dominus dixit ad me: Ascende super terram istam, et disperde eam. bin ich denn etwa ohne den Herrn wider dieses Land herangezogen, es zu verheeren? Der Herr hat zu mir gesprochen: Ziehe hinauf gegen dieses Land und verheere es!¹⁵ Jesaja Jes 29 36 10 15 Rabsakes behauptet, in Jahves Auftrage werde Juda mit Krieg überzogen. Objektiv ist es ja so, vergl. [Jes 10,5]. Aber er selbst setzt wohl den bisherigen Erfolg als einen Beweis für Gottes Geheiß. Jesaja Jes 29 36 11 Et dixit Eliacim, et Sobna, et Joahe ad Rabsacen: Loquere ad servos tuos Syra lingua: intelligimus enim: ne loquaris ad nos Judaice in auribus populi, qui est super murum. Da sprachen Eliakim und Sobna und Joahe zu Rabsakes: Rede doch zu deinen Knechten¹⁶ in syrischer¹⁷ Sprache, denn wir verstehen dieselbe; und rede nicht zu uns auf jüdisch vor den Ohren des Volkes, das auf der Mauer ist. Jesaja Jes 29 36 11 16 Konventionelle Höflichkeitsformel. Jesaja Jes 29 36 11 17 Der jetzt aramäisch genannten Sprache. Jesaja Jes 29 36 12 Et dixit ad eos Rabsaces: Numquid ad dominum tuum et ad te misit me dominus meus, ut loquerer omnia verba ista; et non potius ad viros, qui sedent in muro, ut comedant stercora sua, et bibant urinam pedum suorum vobiscum? Rabsakes aber antwortete ihnen:¹⁸ Hat mich etwa mein Herr an deinen Herrn und an dich gesandt, alle diese Worte zu reden,¹⁹ und nicht vielmehr an die Männer, welche auf der Mauer sitzen, um ihren Kot zu essen und ihren Harn mit euch zu trinken?²⁰ Jesaja Jes 29 36 12 18 Rabsakes will den großen Haufen einschüchtern und unzufrieden machen und so Ezechias Schwierigkeiten bereiten. Jesaja Jes 29 36 12 19 Wegwerfende Verachtung: Ihr seid für Sennacherib bedeutungslos, nicht zu euch hat er mich gesendet. Jesaja Jes 29 36 12 20 Er droht mit dem äußersten bei einer Belagerung möglichen oder denkbaren Elend in widerlich derber Übertreibung. Jesaja Jes 29 36 13 Et stetit Rabsaces, et clamavit voce magna Judaice, et dixit: Audite verba regis magni, regis Assyriorum. Und Rabsakes trat hin und rief mit lauter Stimme auf jüdisch und sprach: Höret die Worte des Großkönigs, des Königs von Assyrien! Jesaja Jes 29 36 14 Hæc dicit rex: Non seducat vos Ezechias, quia non poterit eruere vos. So spricht der König: Lasset euch nicht von Ezechias täuschen, denn er wird euch nicht retten können. Jesaja Jes 29 36 15 Et non vobis tribuat fiduciam Ezechias super Domino, dicens: Eruens liberabit nos Dominus, non dabitur civitas ista in manu regis Assyriorum. Und lasset euch durch Ezechias nicht auf den Herrn vertrösten, wenn er spricht: Der Herr wird uns sicherlich retten und diese Stadt wird nicht in die Hand des Königs von Assyrien gegeben werden. Jesaja Jes 29 36 16 Nolite audire Ezechiam: hæc enim dicit rex Assyriorum: Facite mecum benedictionem, et egredimini ad me, et comedite unusquisque vineam suam, et unusquisque ficum suam: et bibite unusquisque aquam cisternæ suæ, Höret nicht auf Ezechias! denn so spricht der König von Assyrien: Machet mit mir Frieden und Freundschaft²¹ und begebet euch heraus zu mir, so sollt ihr ein jeder von seinem Weinstock genießen und von seinem Feigenbaum und ein jeder das Wasser aus seinem Brunnen trinken,²² Jesaja Jes 29 36 16 21 Eigentlich: machet Segen. Man schließt Friede und Freundschaft unter gegenseitigen Glücks- und Segenswünschen. Jesaja Jes 29 36 16 22 Er schildert die Unterwerfung unter Assyrien nach dem israelitischen Ideal eines friedlichen, glückreichen Lebens. Vergl. [1Kön 4,25]. Jesaja Jes 29 36 17 Donec veniam, et tollam vos ad terram, quæ est ut terra vestra, terram frumenti et vini, terram panum et vinearum. bis ich komme²³ und euch in ein Land führe, das euerm Lande gleich ist, ein Land von Getreide und Wein, ein Land von Brotkorn und Weinbergen.²⁴ Jesaja Jes 29 36 17 23 Nach Beendigung des Feldzuges gegen Ägypten. Jesaja Jes 29 36 17 24 Vergl. [2Kön 18,32]. Jesaja Jes 29 36 18 Nec conturbet vos Ezechias, dicens: Dominus liberabit nos. Numquid liberaverunt dii gentium unusquisque terram suam de manu regis Assyriorum? Lasset euch durch Ezechias nicht irre machen, wenn er sagt: Der Herr wird uns retten! Haben denn die Götter der Völker, auch nur einer von ihnen, sein Land vor der Hand des Königs von Assyrien gerettet?²⁵ Jesaja Jes 29 36 18 25 Nach der Ansicht der Orientalen ist Sieg und Niederlage eines Volkes Sieg und Niederlage des Nationalgottes, der dadurch seine Macht oder Ohnmacht bekundet. Jesaja Jes 29 36 19 Ubi est deus Emath, et Arphad? ubi est deus Sepharvaim? numquid liberaverunt Samariam de manu mea? Wo ist der Gott von Emath und Arphad? wo ist der Gott von Sepharvaim? Haben sie Samaria aus meiner Hand errettet?²⁶ Jesaja Jes 29 36 19 26 Die Erschütterung des Gottvertrauens soll den Erfolg seiner Rede sichern. Jesaja Jes 29 36 2 Et misit rex Assyriorum Rabsacen de Lachis in Jerusalem, ad regem Ezechiam in manu gravi, et stetit in aquæductu piscinæ superioris in via Agri fullonis. Und der König von Assyrien sandte Rabsakes⁴ von Lachis aus nach Jerusalem wider den König Ezechias mit starker Heeresmacht⁵ und dieser hielt an bei der Wasserleitung des oberen Teiches an dem Wege zum Walkerfelde. Jesaja Jes 29 36 2 4 Rabsakes ist nicht Personen-, sondern Amtsname: Obermundschenk. Jesaja Jes 29 36 2 5 Sennacherib, der im Südwesten Judas stand und mit der Belagerung von Lachis beschäftigt war [2Chr 32,9], konnte eine so befestigte Stadt wie Jerusalem nicht unerobert in seinem Rücken fallen, wenn sein Vorrücken gegen Ägypten nicht gefährdet werden sollte. Um diesem Reiche nicht Zeit zu lassen, seine Streitkräfte zu sammeln, will er eine mühsame und langwierige Belagerung vermeiden. Jesaja Jes 29 36 20 Quis est ex omnibus diis terrarum istarum, qui eruerit terram suam de manu mea, ut eruat Dominus Jerusalem de manu mea? Welcher ist unter allen Göttern dieser Länder, der sein Land aus meiner Hand errettet hätte, dass der Herr Jerusalem aus meiner Hand retten sollte?²⁷ Jesaja Jes 29 36 20 27 Dem Heiden ist Jahve ein Nationalgott, den er zu überwinden hofft, wie die anderen. Im Eifer der Rede geht er weit über V. 10 hinaus, so dass er sich vermisst, auch gegen des Judengottes Willen Jerusalem einzunehmen. Jesaja Jes 29 36 21 Et siluerunt, et non responderunt ei verbum. Mandaverat enim rex, dicens: Non respondeatis ei. Jene²⁸ aber schwiegen still und entgegneten ihm kein Wort,²⁹ denn der König hatte ihnen befohlen und gesagt: Antwortet ihm nicht. Jesaja Jes 29 36 21 28 Das Volk. Vergl. [2Kön 18,36]. Jesaja Jes 29 36 21 29 Der Glaube des Volkes, das dem erhabenen Beispiele und Gebote seines Gottes folgt, bewährt sich herrlich. Jesaja Jes 29 36 22 Et ingressus est Eliacim filius Helciæ, qui erat super domum, et Sobna scriba, et Joahe filius Asaph a commentariis ad Ezechiam scissis vestibus, et nuntiaverunt ei verba Rabsacis. Da kehrten Eliakim, der Sohn des Helkias, der über das königliche Haus gesetzt war, und Sobna, der Schreiber, und Joahe, der Sohn Asaphs, der Schreiber der Jahrbücher, zu Ezechias mit zerrissenen Kleidern³⁰ zurück und meldeten ihm die Worte Rabsakes. Jesaja Jes 29 36 22 30 Das Zerreißen der Kleider hatte wegen der Gotteslästerung des Rabsakes stattgefunden oder war Zeichen des Unmutes, des Schmerzes und der Betrübnis bei der übermütigen Forderung und dem Hohne. Jesaja Jes 29 36 3 Et egressus est ad eum Eliacim filius Helciæ, qui erat super domum, et Sobna scriba, et Joahe filius Asaph a commentariis. Da ging Eliakim zu ihm hinaus,⁶ der Sohn des Helkias, der über das königliche Haus gesetzt war, und Sobna, der Schreiber,⁷ und Joahe, der Sohn Asaphs, der Schreiber der Jahrbücher.⁸ Jesaja Jes 29 36 3 6 Rabsakes kommt zuerst als Gesandter. Jesaja Jes 29 36 3 7 Staatsschreiber, der die amtlichen Ausschreiben ausfertigte und wohl auch bei Auflegung von Steuern usw. tätig war. Jesaja Jes 29 36 3 8 Auf diese wird von [1Kön 11,41] und [1Chr 27,24] an häufig verwiesen. Jesaja Jes 29 36 4 Et dixit ad eos Rabsaces: Dicite Ezechiæ: Hæc dicit rex magnus, rex Assyriorum: Quæ est ista fiducia, qua confidis? Und Rabsakes sprach zu ihnen:⁹ Meldet dem Ezechias: So spricht der Großkönig, der König von Assyrien:¹⁰ Was ist das für ein Vertrauen, mit dem du dich trägst? Jesaja Jes 29 36 4 9 Er sucht, sie einzuschüchtern. Jesaja Jes 29 36 4 10 Der Diener sonnt sich im Glanze seines Herrn. Mit Verachtung redet er dagegen von Ezechias, den er mit bloßem Namen, ohne allen gebührenden Titel nennt. Jesaja Jes 29 36 5 Aut quo consilio vel fortitudine rebellare disponis? super quem habes fiduciam, quia recessisti a me? Oder auf welchen Plan und auf welche Macht hin schickst du dich zur Empörung an? Auf wen setzest du deine Zuversicht, dass du von mir abtrünnig geworden bist?¹¹ Jesaja Jes 29 36 5 11 Hebr.: Ich sage, nur Wort der Lippen, Rat und Kraft zum Kriege; nun auf wen bauest du, dass du abgefallen bist von mir? Die Macht des Ezechias an sich ist dem Rabsakes ein leeres Lippenwort, d.i. nichtig und ein unsinniges, lügnerisches Vorgeben. Jetzt beweist er, dass auch von anderer Seite her, von irdischen (V. 6) und himmlischen (V. 7) Bundesgenossen nichts an Rat und Kraft für Ezechias zu gewärtigen sei. Jesaja Jes 29 36 6 Ecce confidis super baculum arundineum confractum istum, super gyptum: cui si innixus fuerit homo, intrabit in manum ejus, et perforabit eam: sic Pharao rex gypti omnibus, qui confidunt in eo. Siehe, du vertraust auf jenen zerknickten Rohrstab, auf Ägypten, der dem, welcher sich auf ihn lehnt, in die Hand fährt und sie durchbohrt; so ist Pharao, der König von Ägypten, für alle, die auf ihn vertrauen.¹² Jesaja Jes 29 36 6 12 Zum Bilde vergleiche [Jes 30,5-7; Jes 31,1.2; Ez 29,6]. Jesaja Jes 29 36 7 Quod si responderis mihi: In Domino Deo nostro confidimus: nonne ipse est, cujus abstulit Ezechias excelsa et altaria, et dixit Judæ et Jerusalem: Coram altari isto adorabitis? Und wenn du mir antwortest: Auf den Herrn, unsern Gott, vertrauen wir; ist dies nicht gerade der, dessen Höhen und Altäre Ezechias abgeschafft hat, während er Juda und Jerusalem befahl: Vor diesem Altare sollt ihr anbeten?¹³ Jesaja Jes 29 36 7 13 Die Anbetung hat durch Opfer statt. Rabsakes urteilt von seinem heidnischen Gesichtspunkte aus, denn Ezechias hatte dies nicht gegen, sondern für Gott getan. Jedenfalls wusste Rabsakes, dass nicht das ganze Volk dabei auf Ezechias Seite gestanden. Jesaja Jes 29 36 8 Et nunc trade te domino meo regi Assyriorum, et dabo tibi duo millia equorum, nec poteris ex te præbere ascensores eorum. Und nun ergib dich meinem Herrn, dem König von Assyrien! so werde ich dir zweitausend Rosse geben¹⁴ und du wirst deinerseits keine Reiter dazu aufbringen können. Jesaja Jes 29 36 8 14 Ironie und Hohn. Assyrien war ausgezeichnet durch seine Reiterei, die Judäer hatten wenig [Jes 31,1] und sollten wenig haben. Hebr.: Gehe eine Wette ein mit meinem Herrn und wie könntest du zurückschlagen den Angriff eines einzigen Befehlshabers unter den kleinsten Knechten meines Herrn? Jesaja Jes 29 36 9 Et quomodo sustinebis faciem judicis unius loci ex servis domini mei minoribus? Quodsi confidis in gypto, in quadrigis, et in equitibus: Und wie wirst du den Anblick eines Vorstehers auch nur eines einzigen Orts, eines von den geringsten Knechten meines Herrn aushalten können? Vertraust du aber auf Ägypten, auf dessen Wagen und Reiter, Jesaja Jes 29 0 1 c. Gesandtschaft an Isaias. (V. 7) d. Zweite Gesandtschaft Sennacheribs an Ezechias. (V. 20) e. Isaias antwortet im Namen Gottes. (V. 35) f. Niederlage der Assyrier. Jesaja Jes 29 37 1 Et factum est, cum audisset rex Ezechias, scidit vestimenta sua, et obvolutus est sacco, et intravit in domum Domini. Und es begab sich, als der König Ezechias dies gehört hatte, zerriss er seine Kleider, hüllte sich in ein Bußgewand und ging in das Haus des Herrn.¹ [2Kön 19,1] Jesaja Jes 29 37 1 1 Die Verheißung Gottes, dass er retten werde, machte das demütige Flehen und die Bußgesinnung des Königs so wenig überflüssig (erheischte sie vielmehr nach dem Willen Gottes) als im Neuen Bunde die Zusage des Sieges der Kirche das Gebet um denselben ausschließt. Gott fordert, dass der Mensch sich für den Empfang der verheißenen Gnade disponiere und seinerseits auch dem Herrn entgegenkomme. Jesaja Jes 29 37 10 Hæc dicetis Ezechiæ regi Judæ, loquentes: Non te decipiat Deus tuus, in quo tu confidis, dicens: Non dabitur Jerusalem in manu regis Assyriorum. Also sprechet zu Ezechias, dem König von Juda: Lass dich nicht täuschen von deinem Gott, auf den du vertraust, durch die Zusicherung: Jerusalem wird nicht in die Hand des Königs von Assyrien gegeben werden! Jesaja Jes 29 37 11 Ecce tu audisti omnia, quæ fecerunt reges Assyriorum omnibus terris, quas subverterunt, et tu poteris liberari? Siehe, du hast alles vernommen, was die Könige von Assyrien allen Ländern getan haben, die sie verwüstet haben, und du solltest gerettet werden können? Jesaja Jes 29 37 12 Numquid eruerunt eos dii gentium quos subverterunt patres mei Gozam, et Haram, et Reseph, et filios Eden, qui erant in Thalassar? Haben etwa die Götter der Völker jene gerettet, denen meine Väter den Untergang bereitet haben, Gozam und Haram¹¹ und Reseph und die Söhne von Eden in Thalassar? Jesaja Jes 29 37 12 11 Stadt im nordwestlichen Teile Mesopotamiens. Jesaja Jes 29 37 13 Ubi est rex Emath, et rex Arphad, et rex urbis Sepharvaim, Ana, et Ava? Wo ist der König von Emath und der König von Arphad und der König der Stadt Sepharvaim, von Ana und Ava?¹² [2Kön 18,34; 2Kön 19,13] Jesaja Jes 29 37 13 12 Ana und Ava sind Namen babylonischer Orte und Landschaften am persischen Meerbusen. Jesaja Jes 29 37 14 Et tulit Ezechias libros de manu nuntiorum, et legit eos, et ascendit in domum Domini, et expandit eos Ezechias coram Domino. Und Ezechias nahm das Schreiben aus der Hand der Boten und las es und ging in das Haus des Herrn hinauf und breitete es vor dem Herrn aus.¹³ Jesaja Jes 29 37 14 13 Das Ausbreiten vor dem Herrn ist ein kräftiger Appell an Gott. Jesaja Jes 29 37 15 Et oravit Ezechias ad Dominum, dicens: Und Ezechias betete zu dem Herrn und sprach: Jesaja Jes 29 37 16 Domine exercituum Deus Israel, qui sedes super Cherubim: tu es Deus solus omnium regnorum terræ, tu fecisti clum et terram. Herr der Heerscharen, Gott Israels der du über den Cherubim thronst,¹⁴ du allein bist der Gott über alle Reiche der Erde, du hast Himmel und Erde erschaffen. Jesaja Jes 29 37 16 14 Wenn die Glanzwolke, das Zeichen der besonderen Gnadengegenwart Gottes, erschien, ruhte sie auf den ausgebreiteten Flügeln der Cherube, zum Symbol der Wahrheit, dass Gott, von Engeln umgeben, die Dienste derselben zu seinen Heil- und Gerichtszwecken gebraucht. Jesaja Jes 29 37 17 Inclina Domine aurem tuam, et audi: aperi Domine oculos tuos, et vide, et audi omnia verba Sennacherib, quæ misit ad blasphemandum Deum viventem. Neige dein Ohr, o Herr! und höre; öffne, Herr! deine Augen und siehe; merke auf alle Worte Sennacheribs, die er überbringen ließ, um den lebendigen Gott zu lästern. Jesaja Jes 29 37 18 Vere enim Domine desertas fecerunt reges Assyriorum terras, et regiones earum. Freilich, o Herr!¹⁵ haben die Könige von Assyrien die Länder und deren Gebiete¹⁶ wüste gemacht Jesaja Jes 29 37 18 15 Die Namen Gottes, die Ezechias anruft, sind ebensoviele Titel, um deretwillen er Erhörung hoffen darf. Jesaja Jes 29 37 18 16 [2Kön 19,17]: Die Völker und alle ihre Länder. Jesaja Jes 29 37 19 Et dederunt deos earum igni: non enim erant dii, sed opera manuum hominum, lignum et lapis: et comminuerunt eos. und deren Götter ins Feuer geworfen;¹⁷ denn es waren keine Götter, sondern Werke von Menschenhand, Holz und Stein, und diese haben sie vertilgt. Jesaja Jes 29 37 19 17 Die Vernichtung der Götter hängt mit der Vorstellung zusammen, dass Dasein und Wirken einer Nation Werk des Nationalgottes sei, deshalb zerstörten die Assyrier die nationalen Kulte. Jesaja Jes 29 37 2 Et misit Eliacim, qui erat super domum, et Sobnam scribam, et seniores de sacerdotibus opertos saccis ad Isaiam filium Amos prophetam, Und er sandte Eliakim, der über das königliche Haus gesetzt war, und Sobna, den Schreiber, und die Ältesten aus den Priestern in Bußgewändern zu Isaias, dem Sohne des Amos, dem Propheten² Jesaja Jes 29 37 2 2 Die von diesem so oft angedrohte Bedrängnis ist da, offenkundig auch die menschliche Ohnmacht. Jesaja Jes 29 37 20 Et nunc Domine Deus noster salva nos de manu ejus: et cognoscant omnia regna terræ, quia tu es Dominus solus. Jetzt aber, Herr, unser Gott! rette uns aus seiner Hand, und alle Reiche der Erde mögen erkennen, dass du allein der Herr bist! Jesaja Jes 29 37 21 Et misit Isaias filius Amos ad Ezechiam, dicens: Hæc dicit Dominus Deus Israel: Pro quibus rogasti me de Sennacherib rege Assyriorum: Und Isaias, der Sohn des Amos, sandte zu Ezechias und ließ ihm sagen: Also spricht der Herr, der Gott Israels: Um was du mich gebeten hast gegen Sennacherib, den König von Assyrien, Jesaja Jes 29 37 22 Hoc est verbum, quod locutus est Dominus super eum: Despexit te, et subsannavit te virgo filia Sion: post te caput movit filia Jerusalem. ist dies der Ausspruch, welchen der Herr über ihn getan hat: Es verachtet dich und spottet deiner die Jungfrau, die Tochter Sion; hinter dir her schüttelt das Haupt die Tochter Jerusalem.¹⁸ Jesaja Jes 29 37 22 18 Das Hauptschütteln ist gebärde des Hohnes, der Verachtung und der Schadenfreude. Der erste Satz der Weissagung eröffnet alsbald die froheste Siegesgewissheit. Die Antwort Gottes aus Sennacheribs Prahlen ist, dass die heilige Stadt seiner Machtentfaltung spottet, ja sie verhöhnt. So vertauscht der Herr die Rollen. Jesaja Jes 29 37 23 Cui exprobrasti, et quem blasphemasti, et super quem exaltasti vocem, et levasti altitudinem oculorum tuorum? Ad sanctum Israel. Wen hast du gehöhnt und wen hast du gelästert, gegen wen deine Stimme erhoben und deiner Augen Stolz emporgerichtet? Gegen den Heiligen Israels! Jesaja Jes 29 37 24 In manu servorum tuorum exprobrasti Domino: et dixisti: In multitudine quadrigarum mearum ego ascendi altitudinem montium, juga Libani: et succidam excelsa cedrorum ejus, et electas abietes illius, et introibo altitudinem summitatis ejus, saltum Carmeli ejus. Durch deine Diener¹⁹ hast du den Herrn gehöhnt und gesprochen: Mit der Menge meiner Wagen habe ich die Höhen der Berge erstiegen, des Libanon Gipfel,²⁰ und ich will seine höchsten Zedern und seine erlesenen Tannen umhauen und bis zu seinem höchsten Gipfel vordringen, bis zu der Waldung seines Karmel.²¹ Jesaja Jes 29 37 24 19 Durch Rabsakes, Thartan, Rabsaris. Jesaja Jes 29 37 24 20 Der Feldzug gegen Palästina ist bildlich als ein Ersteigen des Libanon gedacht. Der Grund des Vergleiches liegt ebenso in der Lage des Libanon selbst als in seiner Pracht. Jesaja Jes 29 37 24 21 Hinweisungen auf die hochragende Königsburg, vielleicht auch auf seinen Tempel. Der Hohn gegen den Herrn besteht darin, dass er Jerusalem aus der Hand des Herrn reißen will. Um sich in dem Gedanken, dass er dies vermöge, zu befestigen, wirft Sennacherib Seitenblick auf das bereits Vollbrachte. Jesaja Jes 29 37 25 Ego fodi, et bibi aquam, et exsiccavi vestigio pedis mei omnes rivos aggerum. Ich habe nach Wasser gegraben und es getrunken und ausgetrocknet mit meiner Füße Spur alle Bäche der Dämme.²² Jesaja Jes 29 37 25 22 Hebr.: und ich werde austrocknen mit der Sohle meiner Füße alle Ströme (Nilarme) von Mazor (Ägypten). Vulg.: das Bewässerungssystem, die künstlichen Dämme und Kanäle. Entsprechend der Rede Rabsakes [Jes 36,6] wird die leichte und sofortige Bezwingung Ägyptens ausgesprochen. Die Natur selbst war mir zu Diensten, keine wasserlose Wüste vermochte meinen Siegeslauf aufzuhalten, ich grub und die Öde selbst spendete Wasser. Also werde ich auch Ägyptens Lebensadern unterbinden können, seine Kanäle verschwinden machen. Jesaja Jes 29 37 26 Numquid non audisti, quæ olim fecerim ei? ex diebus antiquis ego plasmavi illud: et nunc adduxi: et factum est in eradicationem collium compugnantium, et civitatum munitarum. Hast du nicht gehört, was ich von ferne her hierin getan?²³ Von alters her habe ich es bereitet und jetzt herbeigeführt, indem die kampfesgerüsteten Hügel und die befestigten Städte vernichtet wurden. Jesaja Jes 29 37 26 23 Gott hat seinen Plan betreffs Assurs, den er zur Völkergeißel bestimmt hat, von jeher gefasst, ihn auch schon verkündet und jetzt ihn ausgeführt. Er hat dem Assyrier die Macht gegeben und so sind die Dinge gekommen, wie sie jetzt liegen. Jesaja Jes 29 37 27 Habitatores earum breviata manu contremuerunt, et confusi sunt: facti sunt sicut fnum agri, et gramen pascuæ, et herba tectorum, quæ exaruit antequam maturesceret. Ihre Bewohner zagten mit gelähmter Hand, erschraken und wurden zuschanden; sie wurden wie Heu auf dem Felde, wie Gras auf der Weide, wie Gewächs auf dem Dache, das verdorrt, ehe es zur Reife kommt.²⁴ Jesaja Jes 29 37 27 24 Ihre Widerstandsunfähigkeit und das Hinschwinden nationaler Selbständigkeit und Bedeutung wird durch dreifachen Vergleich hervorgehoben. Hebr. eigentlich: Wie ein Feld vor dem Halm (eine zarte Saat, die noch nicht zu Halmen geworden) wie Brandkorn vor dem Halm (das schon brandig ist und zugrunde geht, ehe es zu Halmen aufgeschossen ist). Jesaja Jes 29 37 28 Habitationem tuam, et egressum tuum, et introitum tuum cognovi, et insaniam tuam contra me. Dein Wohnen, dein Ausgehen und Eingehen²⁵ kenne ich und auch dein Rasen wider mich!²⁶ Jesaja Jes 29 37 28 25 Sprichwörtlich: deine ganze Denk- und Handlungsweise. Jesaja Jes 29 37 28 26 Wie der Herr die Völker vor Assur demütigte, so hat er auch auf ihn selbst sein Auge gerichtet und kennt und straft seinen frevlen Übermut. Jesaja Jes 29 37 29 Cum fureres adversum me, superbia tua ascendit in aures meas: ponam ergo circulum in naribus tuis, et frenum in labiis tuis, et reducam te in viam, per quam venisti. Weil du wider mich tobtest, stieg dein Übermut empor zu meinen Ohren, darum werde ich einen Ring in deine Nase legen und ein Gebiss in deine Lippen²⁷ und dich zurückführen auf dem Wege, auf dem du gekommen. Jesaja Jes 29 37 29 27 Der stolze Assyrier soll wie eine wütende Bestie durch Nasenring und Gebiss gebändigt und unverrichteter Dinge heimgeführt werden. Eine gebührende Strafe für den ungemessenen Stolz und zugleich ein die Gottesmacht eindringlich versinnbildender Verglich. So ist auch Vers 22 erklärt. Jesaja Jes 29 37 3 Et dixerunt ad eum: Hæc dicit Ezechias: Dies tribulationis, et correptionis, et blasphemiæ dies hæc: quia venerunt filii usque ad partum, et virtus non est pariendi. und sie sprachen zu ihm: Also spricht Ezechias: Ein Tag der Bedrängnis und Züchtigung und Lästerung ist dieser Tag, denn die Kinder sind bis zur Geburt gekommen und es ist keine Kraft da, zu gebären! Jesaja Jes 29 37 30 Tibi autem hoc erit signum: Comede hoc anno quæ sponte nascuntur, et in anno secundo pomis vescere: in anno autem tertio seminate, et metite, et plantate vineas, et comedite fructum earum. Dir aber sei dies zum Wahrzeichen:²⁸ In diesem Jahre iss, was von selber wächst, und im zweiten Jahre genieße Baumfrüchte; im dritten Jahre aber säet und erntet, pflanzet Weinberge und verzehret deren Frucht.²⁹ Jesaja Jes 29 37 30 28 Das Wahrzeichen, das dem Könige als Unterpfand der Rettung gegeben wird, besteht in der bestimmten Vorhersagung dessen, was ihm die nächste Zukunft bis zur vollen Säuberung des Landes von dem Assyrier bringen werde. Es liegt zugleich darin, dass es zu einer Belagerung von Jerusalem nicht kommen wird. Jesaja Jes 29 37 30 29 Im letzten Herbes konnte des Krieges wegen keine Aussaat geschehen, in der nun folgenden Erntezeit aber soll das flache Land insoweit von den Assyriern frei sein als nötig ist, um diese Ernte einzubringen. Die Rede ist im Frühjahr gehalten. Warum in den nun folgenden Spätherbst keine Aussaat möglich war, ist nicht gesagt; in jedem Falle soll erst im dritten Jahre Aussaat und Vollernte wieder frei und ungestört sein. Jesaja Jes 29 37 31 Et mittet id, quod salvatum fuerit de domo Juda, et quod reliquum est, radicem deorsum, et faciet fructum sursum: Und was gerettet und übrig ist aus dem Hause Juda, wird Wurzel treiben nach unten und Frucht tragen nach oben.³⁰ Jesaja Jes 29 37 31 30 Rekapitulation des schon öfter über den nach der Katastrophe eintretenden Aufschwung Gesagten, z.B. [Jes 29,19; Jes 30,23; Jes 32,1; Jes 33,16] Jesaja Jes 29 37 32 Quia de Jerusalem exibunt reliquiæ, et salvatio de monte Sion: zelus Domini exercituum faciet istud. Denn von Jerusalem wird ein Überrest ausgehen und Erlösung vom Berge Sion, der Eifer des Herrn der Heerscharen wird dies vollbringen.³¹ Jesaja Jes 29 37 32 31 Durch Assyrien ist also wirklich ein großes Scheidungs- und Vernichtungsgericht über Juda herbeigeführt und die Drohungen [Jes 28,17; Jes 29,30; Jes 30,13] sind in Erfüllung gegangen. Jesaja Jes 29 37 33 Propterea hæc dicit Dominus de rege Assyriorum: Non intrabit civitatem hanc, et non jaciet ibi sagittam, et non occupabit eam clypeus, et non mittet in circuitu ejus aggerem. Darum spricht der Herr also von dem Könige von Assyrien: Er wird nicht in diese Stadt hineinkommen und keinen Pfeil hineinschießen und kein Schild wird davor kommen und keinen Wall wird er in ihrem Umkreise aufwerfen. Jesaja Jes 29 37 34 In via, qua venit, per eam revertetur, et civitatem hanc non ingredietur, dicit Dominus: Auf dem Wege, auf dem er gekommen ist, wird er zurückkehren und in diese Stadt nicht kommen, spricht der Herr. Jesaja Jes 29 37 35 Et protegam civitatem istam, ut salvem eam propter me, et propter David servum meum. Ich werde diese Stadt beschützen und sie retten um meinetwillen und um Davids, meines Dieners, willen.³² Jesaja Jes 29 37 35 32 David ist ewiges Königtum verheißen, d.h. aus seinen Nachkommen soll der Messias erstehen, daher wird Stadt und Haus Davids vor dem Untergang gerettet. Jesaja Jes 29 37 36 Egressus est autem Angelus Domini, et percussit in castris Assyriorum centum octoginta quinque millia. Et surrexerunt mane, et ecce omnes, cadavera mortuorum. Ein Engel des Herrn³³ aber ging aus und erschlug im Lager der Assyrier hundertfünfundachtzigtausend Mann. Und als man des Morgens aufstand, siehe, da waren diese alle entseelte Leichen. [Jes 31,8; 2Kön 19,35; Tob 1,21; Sir 48,24; 1Makk 7,41; 2Makk 8,19] Jesaja Jes 29 37 36 33 Ein Engel des Herrn erschlug Ägyptens Erstgeburt [Ex 12,33], ein Engel streckte seien Hand über Jerusalem aus und es sterben von Dan bis Bersabee 70000 Mann an der Pest. [2Kön 24,15.16] So raffte auch in jener Nacht, als Sennacherib nahe bei Jerusalem stand, eine plötzliche Seuche seien Krieger dahin. Jedenfalls war die Katastrophe derart, dass selbst die Äthiopier deutlich die Hand des in Sion herrschenden Gottes erkannten. Vergl. [Jes 18] und [2Chr 32,23]. Jesaja Jes 29 37 37 Et egressus est, et abiit, et reversus est Sennacherib rex Assyriorum, et habitavit in Ninive. Da brach Sennacherib,³⁴ der König von Assyrien, auf und zog ab und kehrte zurück und wohnte in Ninive. Jesaja Jes 29 37 37 34 Unternahm keinen weiteren Feldzug gegen Juda. Jesaja Jes 29 37 38 Et factum est, cum adoraret in templo Nesroch deum suum, Adramelech, et Sarasar filii ejus percusserunt eum gladio: fugeruntque in terram Ararat, et regnavit Asarhaddon filius ejus pro eo. Und es begab sich, als er im Tempel Nesroch, seinen Gott, anbetete, erschlugen ihn Adramelech und Sarasar, seine Söhne, mit dem Schwerte, und sie flohen in das Land Ararat. Sein Sohn Asarhaddon aber herrschte an seiner Statt.³⁵ Jesaja Jes 29 37 38 35 Geschichtlich weit auseinanderliegende Ereignisse werden, je nach dem Zwecke des Schriftstellers, unmittelbar aneinander gereiht. Nach den assyrischen Berichten herrschte Sennacherib bis 680, lebte also noch lange nach seiner Niederlage. Diese abschließende Notiz kann an dieser Stelle leicht aus [2Kön 19] eingeschaltet sein, um so mehr, da sie die vorhergehende Prophezeiung passend bestätigt und die Geschichte selbst abrundet. Jesaja Jes 29 37 4 Si quo modo audiat Dominus Deus tuus verba Rabsacis, quem misit rex Assyriorum dominus suus ad blasphemandum Deum viventem, et exprobrandum sermonibus, quos audivit Dominus Deus tuus: leva ergo orationem pro reliquiis, quæ repertæ sunt. Dass doch der Herr, dein Gott,³ auf die Worte Rabsakes hörte,⁴ welchen der König von Assyrien, sein Herr, gesandt, um den lebendigen Gott zu lästern und mit den Reden zu schmähen, die der Herr, dein Gott, vernommen hat; lass also dein Gebet aufsteigen für den Rest, der noch vorhanden. Jesaja Jes 29 37 4 3 Die Stellung des Propheten als Fürbitters bei Gott und sein bevorzugtes Verhältnis zu Gott ist hier, wo Königtum und Priestertum sich flehend zu ihm hinwenden, besonders kenntlich. Jesaja Jes 29 37 4 4 Als Richter und Rächer. Jesaja Jes 29 37 5 Et venerunt servi regis Ezechiæ ad Isaiam. Und die Diener des Königs Ezechias kamen zu Isaias. Jesaja Jes 29 37 6 Et dixit ad eos Isaias: Hæc dicetis domino vestro: Hæc dicit Dominus: Ne timeas a facie verborum, quæ audisti, quibus blasphemaverunt pueri regis Assyriorum me. Isaias aber antwortete ihnen: Saget eurem Herrn dies: So spricht der Herr: Fürchte dich nicht vor den Worten, welche du gehört, mit denen mich die Diener des Königs von Assyrien gelästert haben.⁵ Jesaja Jes 29 37 6 5 Die Worte des Sehers erhalten die volle Zusage auf Erhörung und Gewährung der Bitten des Königs. Jesaja Jes 29 37 7 Ecce ego dabo ei spiritum, et audiet nuntium, et revertetur ad terram suam, et corruere eum faciam gladio in terra sua. Siehe, ich werde ihm einen Geist einflößen⁶ und er soll eine Kunde⁷ vernehmen und in sein Land zurückkehren und ich werde ihn in seinem Lande durch das Schwert fallen lassen. Jesaja Jes 29 37 7 6 Der Ausdruck bezeichnet einen in besonderer Weise das menschliche Denken und Handeln beeinflussenden inneren Drang von Gott, hier also Frucht und Verwirrung. Jesaja Jes 29 37 7 7 Von dem Tode der 185000 Mann. (V. 36) Jesaja Jes 29 37 8 Reversus est autem Rabsaces, et invenit regem Assyriorum prliantem adversus Lobnam. Audierat enim quia profectus esset de Lachis. Rabsakes aber kehrte zurück und traf den König von Assyrien im Kampfe gegen Lobna;⁸ denn er hatte vernommen, dass er von Lachis abgezogen sei.⁹ Jesaja Jes 29 37 8 8 Früher kanaanitische Königsstadt, dann Priester- und Freistadt. Jesaja Jes 29 37 8 9 Dieses war wohl unterlegen. Jesaja Jes 29 37 9 Et audivit de Tharaca rege thiopiæ, dicentes: Egressus est ut pugnet contra te. Quod cum audisset, misit nuntios ad Ezechiam, dicens: Und er hörte über Tharaka, den König von Äthiopien,¹⁰ dass man sagte: Er ist ausgezogen, um wider dich zu kämpfen! Als er dies vernahm, sandte er Boten zu Ezechias mit der Weisung: Jesaja Jes 29 37 9 10 Damals hatte Tharaka seine Herrschaft noch nicht unbestritten über Ägypten ausgedehnt. Jesaja Jes 29 0 1 II. Teil. (Kap. 38 66) 1. Umstände der Verkündigung des Babylonischen Exils (Kap. 38, 39) A. Ezechias Krankheit und Genesung. (V. 8) B. Ezechias Klage in seiner Krankheit. (V. 17) C. Ezechias Danksagung nach seiner Genesung. Jesaja Jes 29 38 1 In diebus illis ægrotavit Ezechias usque ad mortem: et introivit ad eum Isaias filius Amos propheta, et dixit ei: Hæc dicit Dominus: Dispone domui tuæ, quia morieris tu, et non vives. In jenen Tagen¹ erkrankte Ezechias bis zum Tode. Da kam Isaias, der Sohn des Amos, der Prophet, zu ihm und sprach zu ihm: So spricht der Herr: Bestelle dein Haus,² denn du wirst sterben und nicht leben! [2Kön 20; 2Chr 32,24] Jesaja Jes 29 38 1 1 Vergl. Vers 6 und [Jes 39,1]. Der Ausdruck ist unbestimmt genug, um eine dem assyrischen Einfall vorhergehende kürzere oder längere Zeit bezeichnen zu können. Jesaja Jes 29 38 1 2 Hebr.: Befiehl deinem Hause. Jesaja Jes 29 38 10 Ego dixi: In dimidio dierum meorum vadam ad portas inferi. Quæsivi residuum annorum meorum. Ich sprach: In der Mitte meiner Tage¹¹ soll ich zu des Totenreiches Pforten¹² gehen. Ich misse den Rest meiner Jahre. Jesaja Jes 29 38 10 11 Der König war etwa 39 Jahre alt, also beraubt der Verheißungen Gottes, die ihn noch auf viele Jahre rechnen ließen. Hebr.: Ich bin gestraft um den Rest meiner Jahre. Jesaja Jes 29 38 10 12 Die Unterwelt ist als große Behausung der Toten gedacht, daher die Pforten. Jesaja Jes 29 38 11 Dixi: Non videbo Dominum Deum in terra viventium. Non aspiciam hominem ultra, et habitatorem quietis. Ich sprach: Nicht schauen soll ich den Herrn, Gott, im Lande der Lebendigen, nicht ferner erblicken Menschen und Bewohner der Ruhe.¹³ Jesaja Jes 29 38 11 13 Auf der Erde, im Lande der Lebenden; während des Lebens erfährt man Gottes Huld und Gnade. Hebr.: Ich werde nicht erblicken Menschen fürder bei den Bewohnern der Unterwelt für mich hört in der Unterwelt das fröhliche Treiben der Menschen auf. Jesaja Jes 29 38 12 Generatio mea ablata est; et convoluta est a me, quasi tabernaculum pastorum: Præcisa est velut a texente, vita mea: dum adhuc ordirer, succidit me: de mane usque ad vesperam finies me. Meine Lebenszeit wird hinweggenommen und zusammengerollt vor mir wie ein Hirtenzelt,¹⁴ abgeschnitten wie vom Weber wird mein Leben; da ich noch am Weben bin, schneidet er mich ab,¹⁵ vom Morgen bis zum Abend bringst du mich zu Ende.¹⁶ Jesaja Jes 29 38 12 14 Die Hirten wandern von Ort zu Ort; rasch und leicht ist das Zelt abgebrochen und zusammengerollt. Der Tod macht mit dem Leben des Königs, das diesem so teuer, keine Umstände. Jesaja Jes 29 38 12 15 Im plötzlichen Wechsel des Bildes ist er nun selbst der Weber, der am Gewebe seiner Taten usw. webt, sich selbst, den Inhalt seines Denkens und Wollens auswebt, und der in dieser seiner Auswirkung (Entfaltung) plötzlich unversehens abgeschnitten wird. Jesaja Jes 29 38 12 16 Am Abend angelangt, sieht er sehnsuchtsvoll dem Morgen entgegen, ob dieser vielleicht Hilfe bringt; aber die Krankheit wütet unablässig fort, so dass er neuerdings den Tod nächster Nähe erwartet. (V. 13) Jesaja Jes 29 38 13 Sperabam usque ad mane, quasi leo sic contrivit omnia ossa mea: De mane usque ad vesperam finies me: Ich hoffte¹⁷ bis zum Morgen, aber wie ein Löwe, so zermalmt er alle meine Gebeine;¹⁸ vom Morgen bis zum Abend bringst du mich zu Ende. Jesaja Jes 29 38 13 17 Hebr.: Ich geduldete mich. Jesaja Jes 29 38 13 18 Der Vergleich mit dem Löwen drückt die heftig an- und eindringende, wühlende und den ganzen Menschen wie zermalmende Kraft der Krankheit aus. Er oder Gott: die Krankheit. Jesaja Jes 29 38 14 Sicut pullus hirundinis sic clamabo, meditabor ut columba: Attenuati sunt oculi mei, suspicientes in excelsum: Domine vim patior, responde pro me. Wie eine junge Schwalbe seufze ich, girre wie eine Taube;¹⁹ meine Augen sind ermattet, aufblickend zur Höhe.²⁰ Herr! ich leide Gewalt, tritt für mich ein!²¹ Jesaja Jes 29 38 14 19 Sein schmerzliches Seufzen isst ein sanftes. Jesaja Jes 29 38 14 20 Während der wimmernden Klage blickt sein Auge zu Gott empor. Jesaja Jes 29 38 14 21 Tritt bürgend für mich ein. Nur Gott kann sich als Helfer zwischen ihn und die Krankheit stellen, ihn schützen. Jesaja Jes 29 38 15 Quid dicam, aut quid respondebit mihi, cum ipse fecerit? Recogitabo tibi omnes annos meos in amaritudine animæ meæ. Was soll ich sagen?²² oder was wird er mir entgegnen, hat er es doch selbst getan?²³ Ich will vor dir alle meine Jahre überdenken in der Bitterkeit meiner Seele.²⁴ Jesaja Jes 29 38 15 22 Bei dem Stoßgebete selbst stellt sich das Bewusstsein ein, dass gerade der Herr dieses Leid über ihn verhängt. Jesaja Jes 29 38 15 23 Ist nicht also mein Seufzen vergebens, da Gott selbst dieses Leid gesendet? Jesaja Jes 29 38 15 24 Dem Gotte, der ihn mit Leiden überhäuft, will und kann er nur entgegentreten mit dem bitteren Schmerze seiner Seele, mit dem er auf die rasch entschwundenen Jahre zurückschaut. Dieser Schmerz ist die Bitte, die er vorträgt, der Anspruch auf Erhörung, den er geltend macht, die Waffe, mit der er Gottes Heimsuchung abzuwenden sucht. Jesaja Jes 29 38 16 Domine si sic vivitur, et in talibus vita spiritus mei, corripies me, et vivificabis me. Herr! lebt man so und ist darin meines Geistes Leben? du mögest mich züchtigen und mich neu beleben. Jesaja Jes 29 38 17 Ecce in pace amaritudo mea amarissima: Tu autem eruisti animam meam ut non periret, projecisti post tergum tuum omnia peccata mea. Siehe, im Frieden ward mir meine bitterste Bitterkeit;²⁵ du aber hast meine Seele errettet, dass sie nicht umkomme, hast alle meine Sünden hinter dich geworfen.²⁶ Jesaja Jes 29 38 17 25 Das Unglück kam unerwartet in sein schönstes Lebensglück, ist also doppelt herb und schmerzvoll. Er ist sich bewusst, als treuer Diener des Herrn gelebt und gewirkt zu haben, jetzt soll er plötzlich, wie ein schuldbeladener Frevler, vom Gottesgericht des zu frühen Todes ereilt werden? Jetzt leuchtet die göttliche Gnadenzusage in seine Schmerzensnacht hinein. Jesaja Jes 29 38 17 26 Hierzu gehörte wohl auch das Bündnis mit Ägypten, gegen das der Prophet so geeifert. Jesaja Jes 29 38 18 Quia non infernus confitebitur tibi, neque mors laudabit te: non exspectabunt qui descendunt in lacum, veritatem tuam. Denn nicht die Unterwelt preist dich noch lobsingt dir der Tod; und die in die Grube hinabsteigen, harren nicht auf deine Treue.²⁷ Jesaja Jes 29 38 18 27 Hat der Mensch die Schwelle des Todes überschritten, so ist er am Ziele, die verdienstvolle und Gottes Ehre unter den Menschen fördernde Arbeit hört auf. Für ihn ist die Nacht hereingebrochen, in der niemand mehr wirken kann. Den Gerechten des Alten Testamentes stand nur die Vorhölle bevor; die Lehre über die Seligkeit aber, die erst der Messias vermitteln sollte, war im Alten Testamente noch unentwickelt. Sie fehlt aber keineswegs, wie selbst rationalistische Ausleger zugeben. Vergl. [Ps 15,10; Ps 48,16; Ps 72,23; Dan 12,2.3; Ez 33,9; Jes 24,23; Jes 26,19; Jes 57,1.2] u.a. Auch [Hebr 11,13-16] gibt über den Glauben der Patriarchen Aufschluss. Jesaja Jes 29 38 19 Vivens vivens ipse confitebitur tibi, sicut et ego hodie: pater filiis notam faciet veritatem tuam. Wer lebt, wer lebt, der preist dich, wie ich heute; der Vater tut den Kindern deine Treue kund. Jesaja Jes 29 38 2 Et convertit Ezechias faciem suam ad parietem, et oravit ad Dominum, Ezechias aber wandte sein Angesicht zur Wand³ und betete zu dem Herrn Jesaja Jes 29 38 2 3 Nicht wie Achaz aus Unmut [1Kön 21,4], sondern um ungestörter zu beten. Jesaja Jes 29 38 20 Domine salvum me fac, et psalmos nostros cantabimus cunctis diebus vitæ nostræ in domo Domini. Herr! schaffe mir Heil, so wollen wir unsere Danklieder singen alle Tage unseres Lebens im Hause des Herrn.²⁸ Jesaja Jes 29 38 20 28 Der König spricht in seinem und seines Volkes Namen. Jesaja Jes 29 38 21 Et jussit Isaias ut tollerent massam de ficis, et cataplasmarent super vulnus, et sanaretur. Und Isaias befahl, einen Feigenkuchen zu bringen und auf die Wunde zu legen, damit er gesund würde. Jesaja Jes 29 38 22 Et dixit Ezechias: Quod erit signum quia ascendam in domum Domini? Ezechias aber sprach: Was wird das Zeichen sein, dass ich hinaufgehen werde in das Haus des Herrn?²⁹ Jesaja Jes 29 38 22 29 Diese beiden Verse 21, 22 sind an eine falsche Stelle geraten, da sie vor dem Wunderzeichen stehen mussten, wie [2Kön 20] zeigt. (Hier.) Wie Abraham und Gedeon bittet er um ein Zeichen, was umso mehr zur Festigung des Glaubens dienlich war, als der Prophet binnen kurzer Zeit zwei so entgegengesetzte Bescheide gegeben, und beide im Namen des Herrn. Jesaja Jes 29 38 3 Et dixit: Obsecro Domine, memento quæso quomodo ambulaverim coram te in veritate, et in corde perfecto, et quod bonum est in oculis tuis fecerim. Et flevit Ezechias fletu magno. und sprach: Ich flehe dich an, Herr! gedenke doch, wie ich vor dir in Wahrheit und mit ganzem Herzen wandelte und tat, was in deinen Augen gut ist.⁴ Und Ezechias brach in lautes Weinen aus. Jesaja Jes 29 38 3 4 Er bittet den Herrn wohl, die im Bunde niedergelegten Verheißungen eines langen und segensvolle Lebens an ihm zu verwirklichen. Sein Schmerz ist umso größer, als er ohne Thronerben sterben soll. Jesaja Jes 29 38 4 Et factum est verbum Domini ad Isaiam, dicens: Da erging das Wort des Herrn an Isaias, also: Jesaja Jes 29 38 5 Vade, et dic Ezechiæ: Hæc dicit Dominus Deus David patris tui: Audivi orationem tuam, et vidi lacrimas tuas: ecce ego adjiciam super dies tuos quindecim annos: Gehe hin und sage zu Ezechias: Also spricht der Herr, der Gott Davids, deines Vaters:⁵ Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen; siehe, ich will zu deinen Tagen noch fünfzehn Jahre hinzufügen⁶ Jesaja Jes 29 38 5 5 Vergl. [Jes 37,35]. Jesaja Jes 29 38 5 6 Ausführlicher ist die Erzählung [2Kön 20,4.8]. Jesaja Jes 29 38 6 Et de manu regis Assyriorum eruam te, et civitatem istam, et protegam eam. und dich samt dieser Stadt aus der Hand des Königs von Assyrien erretten und sie beschirmen.⁷ Jesaja Jes 29 38 6 7 Also war die Stadt bedrängt. Mithin liegt Krankheit und Genesung des Ezechias vor der in [Jes 37,36] erzählten Katastrophe. Jesaja Jes 29 38 7 Hoc autem tibi erit signum a Domino, quia faciet Dominus verbum hoc, quod locutus est: Das aber soll dir zum Zeichen sein von dem Herrn, dass der Herr das Wort tun wird, welches er geredet: Jesaja Jes 29 38 8 Ecce ego reverti faciam umbram linearum, per quas descenderat in horologio Achaz in sole, retrorsum decem lineis. Et reversus est sol decem lineis per gradus, quos descenderat. Siehe, ich werde den Schatten um zehn Linien, welche er an der Uhr des Achaz durch die Sonne hinabgegangen ist, zurückgehen lassen. Und die Sonne kehrte zehn Linien an den Graden⁸ zurück, die sie heruntergegangen war.⁹ Jesaja Jes 29 38 8 8 Hebr.: Siehe, ich lasse zurückkehren den Schatten der Grade (Stufen?), welche er herabgegangen ist an den Graden (Stufen) des Achaz durch die Sonne, zurück zehn Grade (Stufen), und es kehrte die Sonne zurück an den Graden zehn Grade (Stufen), welche sie herabgegangen war. Grade (Stufen) sind wohl die einzelnen Einschnitte, gleichsam Stufen, welche der Schatten auf dem Zifferblatte einer Sonnenuhr zu durchlaufe hat. Die Uhr selbst heißt darnach Grade. Aus der Erzählung [2Kön 20,10] erhellt, dass die einzelnen Linien weniger als eine Stunde bezeichneten, da es mehr als zwanzig waren. Jesaja Jes 29 38 8 9 Gott gewährt ein Wunderzeichen zur Bekräftigung des Glaubens, zur Erhöhung der Freudigkeit und Gewissheit der Hoffnung und um seinen Getreuen die Überschwenglichkeit seiner Liebe und Gnade zu zeigen. Zugleich diente es dazu, dem Amte des Propheten und seiner Person das Siegel göttlicher Bestätigung zu verleihen. Das Wunder besteht darin, dass auf das Geheiß des Sehers der Schatten allen sichtbar an der Sonnenuhr zurückging. Natürlicherweise war die Lebensuhr des Königs abgelaufen, Gott schenkte ihm fünfzehn Jahre, dies wird passend durch das Zeichen des rückkehrenden Schattens an der Sonnenuhr bestätigt. Jesaja Jes 29 38 9 Scriptura Ezechiæ regis Juda cum ægrotasset, et convaluisset de infirmitate sua. Schrift des Ezechias, des Königs von Juda, als er krank geworden und von seiner Krankheit wieder genesen war.¹⁰ Jesaja Jes 29 38 9 10 Das folgende Lied schildert die Gedanken und den Schmerz des Königs in seiner Krankheit und den Dank für die erlangte Rettung. Dadurch tritt die Größe der Wohltat in das rechte Licht und ebenso die Größe der späteren Verschuldung. [Jes 39] Jesaja Jes 29 0 1 D. Die Gesandtschaft aus Babylon. Jesaja Jes 29 39 1 In tempore illo misit Merodach Baladan filius Baladan rex Babylonis, libros et munera ad Ezechiam: audierat enim quod ægrotasset, et convaluisset. In jener Zeit¹ sandte Merodach Baladan, der Sohn Baladans, König von Babylon, Briefe und Geschenke an Ezechias; denn er hatte gehört, dass er erkrankt und wieder genesen sei.² [2Kön 20,12] Jesaja Jes 29 39 1 1 712 v. Chr. Zur Zeit der Regierung Sargons von Assyrien, gegen den Merodach Baladan ein Bündnis zustande bringen möchte. Jesaja Jes 29 39 1 2 Durch [Jes 38] ist die äußere Veranlassung mitgeteilt, welche der Babylonier als Deckmantel seiner Gesandtschaft benützte, und Ezechias ist durch die erfahrene Wohltat und die Gesinnung, mit der er sie aufnimmt, als Liebling des Herrn ausgezeichnet. Doch leider vergisst er nun auf des Herrn Ehre und Willen. Jesaja Jes 29 39 2 Lætatus est autem super eis Ezechias, et ostendit eis cellam aromatum, et argenti, et auri, et odoramentorum, et unguenti optimi, et omnes apothecas supellectilis suæ, et universa quæ inventa sunt in thesauris ejus. Non fuit verbum, quod non ostenderet eis Ezechias in domo sua, et in omni potestate sua. Da freute sich Ezechias darüber³ und zeigte ihnen die Schatzkammer der Gewürze, des Silbers und Goldes,⁴ der Spezereien und köstlichsten Salben, alle Behältnisse seines Hausrates und alles, was sich in seinen Schatzkammern fand. Es gab nichts in seinem Hause und in seinem ganzen Vermögen, was Ezechias ihnen nicht gezeigt hätte. Jesaja Jes 29 39 2 3 Worin die Freude bestand, zeigt [2Chr 32,25]: Sein Herz erhob sich. Er will durch menschliche Mittel sein, was die übrigen Könige sind, reich und mächtig. Jesaja Jes 29 39 2 4 Hebr.: kein Vorratshaus, das Silber usw. und sein ganzes Zeughaus. Jesaja Jes 29 39 3 Introivit autem Isaias propheta ad Ezechiam regem, et dixit ei: Quid dixerunt viri isti, et unde venerunt ad te? Et dixit Ezechias: De terra longinqua venerunt ad me, de Babylone. Es kam aber Isaias, der Prophet, zu dem Könige Ezechias und sprach zu ihm:⁵ Was haben diese Männer gesagt und woher sind sie zu dir gekommen? Ezechias antwortete: Aus fernem Lande⁶ kamen sie zu mir, von Babylon. Jesaja Jes 29 39 3 5 Der Prophet kommt als Wächter der Theokratie und als Rächer ihrer verletzten Ordnung. Jesaja Jes 29 39 3 6 Je ferner das Land, desto mehr Ruhm für den, der besucht wird. Jesaja Jes 29 39 4 Et dixit: Quid viderunt in domo tua? Et dixit Ezechias: Omnia, quæ in domo mea sunt, viderunt: non fuit res, quam non ostenderim eis in thesauris meis. Er sprach: Was haben sie in deinem Hause gesehen?⁷ Ezechias entgegnete: Alles, was in meinem Hause ist, haben sie gesehen; nichts war da von meinen Schätzen, was ich ihnen nicht gezeigt hätte. Jesaja Jes 29 39 4 7 Die Fragen des Propheten sollen den König zum Nachdenken anregen und ihm das Ungeziemende seines Benehmens vorhalten. Er will zum Geständnis zwingen, um dann das Urteil zu sprechen. Jesaja Jes 29 39 5 Et dixit Isaias ad Ezechiam: Audi verbum Domini exercituum. Da sprach Isaias zu Ezechias: Höre das Wort des Herrn der Heerscharen: Jesaja Jes 29 39 6 Ecce dies venient, et auferentur omnia, quæ in domo tua sunt, et quæ thesaurizaverunt patres tui usque ad diem hanc, in Babylonem: non relinquetur quidquam, dicit Dominus. Siehe, es werden Tage kommen, dass alles, was in deinem Hause ist und was deine Väter an Schätzen aufgehäuft haben bis auf diesen Tag, nach Babylon hinweggeführt werden wird; nichts wird zurückgelassen werden, spricht der Herr.⁸ Jesaja Jes 29 39 6 8 Dass Babylon an Jerusalem das Gericht vollstrecken werde, das Assur an Israel ausführte, konnte zur Zeit des Isaias keine menschliche Voraussicht berechnen. Die untheokratische Politik, das Vertrauen auf mächtige Bundesgenossen, der Wunsch, zu sein wie andere Könige, vergl. [Ez 19], war das Grundübel des jüdischen Königshauses. Dies hatte sich bei dieser verlockenden Gelegenheit auch bei dem sonst so frommen Ezechias gezeigt. Vergl. [2Chr 32,31]. Die entsprechende Strafe ist der Verlust aller dieser Güter und die Erniedrigung des königlichen Hauses. Jesaja Jes 29 39 7 Et de filiis tuis, qui exibunt de te, quos genueris, tollent, et erunt eunuchi in palatio regis Babylonis. Und von deinen Söhnen, die aus dir hervorgehen werden, die du zeugen wirst, werden sie nehmen und diese werden Kämmerlinge sein im Palaste des Königs von Babylon.⁹ Jesaja Jes 29 39 7 9 Vergl. [2Kön 24, 2Kön 25, Dan 1,3.4.6]. Jesaja Jes 29 39 8 Et dixit Ezechias ad Isaiam: Bonum verbum Domini quod locutus est. Et dixit: Fiat tantum pax, et veritas in diebus meis. Ezechias sprach zu Isaias: Gut ist das Wort des Herrn, das er gesprochen hat!¹⁰ Und er setzte hinzu:¹¹ Wenigstens sei Friede und Treue in meinen Tagen!¹² Jesaja Jes 29 39 8 10 Der König erkennt seine Schuld an und unterwirft sich mit Demut und Ergebung dem Drohworte des Herrn. Jesaja Jes 29 39 8 11 Bei anderer Gelegenheit. Jesaja Jes 29 39 8 12 Vergl. [2Chr 32,26]. Es ist, als ob er sagte: Die Strafe ist gnädig, geringer als meine Versündigungen. Friede und Treue: der von Gottes Wahrhaftigkeit und Treue zugesicherte friedliche und feste Bestand. Jesaja Jes 29 0 1 2. Erste Reihe von Reden. Zu Ende ist die Mühsal. (Kap. 40 -48) 1) Erste Rede (Kap. 40,3-31): a. Die Befreiung des Volkes. (V. 11) b. Gottes Macht und Weisheit. (V. 17) c. Drohungen gegen die Götzendiener und Zweifelnden. Jesaja Jes 29 40 1 Consolamini, consolamini popule meus, dicit Deus vester. Tröstet euch, tröstet euch, mein Volk!¹ spricht euer Gott. Jesaja Jes 29 40 1 1 Da die Darstellung der letzten Unterwerfung des jüdischen Landes und der Einnahme von Jerusalem selbst Erwähnung tat, bringt der Prophet jetzt passend und notwendig den nach dem Unglück von Gott gespendeten Trost: Israels Erlösung. (Cyr. U.) Nach dem Hebräischen ergeht die Anrede an die Propheten: Tröstet, tröstet mein Volk, spricht der Herr. Jesaja Jes 29 40 10 Ecce Dominus Deus in fortitudine veniet, et brachium ejus dominabitur: ecce merces ejus cum eo, et opus illius coram illo. Sehet, der Herr, Gott, kommt mit Macht, sein Arm übt Herrschaft;¹⁸ sehet, sein Lohn¹⁹ ist mit ihm und sein Werk geht vor ihm her. Jesaja Jes 29 40 10 18 Der Herr wird seine Macht zeigen und die Heilstat vollbringen. Der Arm Gottes ist Symbol seiner Macht. Jesaja Jes 29 40 10 19 Gnadenlohn Jesaja Jes 29 40 11 Sicut pastor gregem suum pascet: in brachio suo congregabit agnos, et in sinu suo levabit, ftas ipse portabit. Wie ein Hirt wird er seine Herde weiden, in seinen Arm die Lämmer sammeln und sie auf seinen Schoß heben und die säugenden Mütter selber tragen.²⁰ [Ez 34,23; Ez 37,24] Jesaja Jes 29 40 11 20 Bild der liebevollsten und zärtlichsten Hirtensorgfalt. Der theokratische König ist wie David [2Sam 5,2; 2Sam 7,7] als Hirte seines Volkes gedacht. Jesaja Jes 29 40 12 Quis mensus est pugillo aquas, et clos palmo ponderavit? quis appendit tribus digitis molem terræ, et libravit in pondere montes, et colles in statera? Wer²¹ maß in hohler Hand die Wasser und schätzte die Himmel ab mit seiner Spanne?²² Wer fasste mit drei Fingern der Erde Last und wog nach dem Gewichte die Berge und die Hügel auf der Waage?²³ Jesaja Jes 29 40 12 21 Gottes Macht und Weisheit wird der Ohnmacht der Götzen gegenübergestellt. Jesaja Jes 29 40 12 22 Die Fragen sind so gestellt, dass die Macht Gottes anschaulich wird, die mit den größten Körpern und Entfernungen spielt, aber auch zugleich die Weisheit in der gegenseitigen Anordnung und bedachten Abwägung. Jesaja Jes 29 40 12 23 Hebr.: Wer fasste in das Drittelmaß den Staub der Erde und wog mit der Waage die Berge und die Hügel mit Waagschalen? Die kleinen Maße besagen, wie gering und nichtig Gott gegenüber die ungeheuren Verhältnisse des Meeres, des Firmamentes und der Gebirgsmassen sind, aber auch wie ins Kleinste hinein er alles geregelt und abgemessen hat. Ferner hat Gott die Idee der Dinge und den Plan des All aus sich und in sich, so dass ihm von keiner Seite ein Zuwachs, ein Wissen irgend welcher Art zuteil werden kann. Jesaja Jes 29 40 13 Quis adjuvit spiritum Domini? aut quis consiliarius ejus fuit, et ostendit illi? Wer hat dem Geiste des Herrn geholfen oder wer war sein Ratgeber und unterwies ihn? [Weish 9,13; Röm 11,34; 1Kor 2,16] Jesaja Jes 29 40 14 Cum quo iniit consilium, et instruxit eum, et docuit eum semitam justitiæ: et erudivit eum scientiam, et viam prudentiæ ostendit illi? Mit wem beriet er sich, dass dieser ihn unterwies, ihn den Weg des Rechtes lehrte, ihm Einsicht mitteilte und ihm den Weg der Klugheit zeigte?²⁴ Jesaja Jes 29 40 14 24 Die eindringlichen und gehäuften Fragen sollen den Menschen auffordern, sich die ganze Macht und Weisheit Gottes nach besten Kräften vorzuführen, hebr.: 13a: Wer hat den Geist Gottes gelenkt (nach anderen: durchforscht)? Jesaja Jes 29 40 15 Ecce gentes quasi stilla situlæ, et quasi momentum stateræ reputatæ sunt: ecce insulæ quasi pulvis exiguus. Siehe, Völker sind wie ein Tropfen am Eimer und wie ein Stäubchen an der Waage geachtet, siehe, Inseln sind wie winziger Staub!²⁵ Jesaja Jes 29 40 15 25 Wie fällt Gott gegenüber das Menschengeschlecht und ihr Wohnsitz in die Waagschale? Antwort: Was liegt daran, ob draußen am Eimer ein Tropfen mehr oder weniger hängt? Ändert ein Stäubchen an dem Gewicht? Und die Länder und Völkermassen? Wie ein Stäubchen, das emporschwebt. (Hebr.) Wie könnte nun für einen solchen Gott ein würdiges Opfer gefunden werden? (V. 16) Jesaja Jes 29 40 16 Et Libanus non sufficiet ad succendendum, et animalia ejus non sufficient ad holocaustum. Der Libanon reicht nicht zum Feuer hin, seine Tiere reichen nicht hin zum Brandopfer.²⁶ Jesaja Jes 29 40 16 26 Allgemeiner: Mit nichts können wir ihn gebührend ehren. Jesaja Jes 29 40 17 Omnes gentes quasi non sint, sic sunt coram eo, et quasi nihilum, et inane reputatæ sunt ei. Alle Völker sind vor ihm, wie wenn sie nicht wären, wie ein Nichts und eine Leere gelten sie bei ihm.²⁷ Jesaja Jes 29 40 17 27 Vor der Seinsfülle in Gott ist alles Sein zusammengenommen wie ein Nichts. Jesaja Jes 29 40 18 Cui ergo similem fecistis Deum? aut quam imaginem ponetis ei? Wem also²⁸ vergleicht ihr Gott?²⁹ oder was stellt ihr als sein Bildnis auf? [Apg 17,29] Jesaja Jes 29 40 18 28 Aus der Lehre von Gottes Erhabenheit werden zwei Folgerungen gezogen. Jesaja Jes 29 40 18 29 Frage, nicht so an den Verstand wie an das Gewissen gerichtet. Wie tief ziehen sie die Majestät Gottes herab! Dies soll das Folgende recht drastisch vor Augen stellen. Jesaja Jes 29 40 19 Numquid sculptile conflavit faber? aut aurifex auro figuravit illud, et laminis argenteis argentarius? Gießt nicht der Künstler das Gebilde oder überzieht es nicht mit Gold der Goldschmied und mit Silberplatten der Silberschmied?³⁰ Jesaja Jes 29 40 19 30 Sinn der Frage: Ist es nicht sinnlos, ein gemachtes Bild anzubeten? Hebr.: Das Bildwerk gießt der Schmied, der Schmelzer beschlägt es mit Gold, silberne Ketten schmelzt er daran (damit es befestigt werden könne). Der Arme macht es einfacher: V. 20. Jesaja Jes 29 40 2 Loquimini ad cor Jerusalem, et advocate eam: quoniam completa est malitia ejus, dimissa est iniquitas illius: suscepit de manu Domini duplicia pro omnibus peccatis suis. Sprechet Jerusalem zum Herzen und rufet ihm zu, dass seine Mühsal vollendet,² seine Verschuldung vergeben ist,³ dass es Doppeltes⁴ aus der Hand des Herrn empfangen hat für alle seine Sünden.⁵ Jesaja Jes 29 40 2 2 Malitia: So aus der alten lateinischen Übersetzung. Es ist in dem Sinne von Mühsal, Trübsal, Leidenszeit zu nehmen. Jesaja Jes 29 40 2 3 Der Zorn der göttlichen Gerechtigkeit ist gesühnt. Jesaja Jes 29 40 2 4 Überreichliche Gnade. Vor Gott, denn er ist der Sprechende, steht bereits das ideelle Jerusalem in all den Schmuck gekleidet, den der dritte Abschnitt zeigt. Und da er dieses Strahlenbild dem geistigen Auge des Sehers bereits gezeigt hat, so kann er ihm zurufen, dass er sein bedrängtes Volk tröste, weil ja das Heil schon als ein überreichliches von Gott bestimmt ist. Jesaja Jes 29 40 2 5 Die Häufung soll den Boten Gottes die Mahnung einschärfen, eindringlich, oft und mächtig den Heilsplan des Herrn zur Stärkung der Gläubigen zu verkünden. Der Inhalt der Trostbotschaft wird in drei Satzgliedern gegeben, die gleichsam das Thema der drei Abschnitte des zweiten Teiles bezeichnen. Jesaja Jes 29 40 20 Forte lignum, et imputribile elegit: artifex sapiens quærit quomodo statuat simulacrum, quod non moveatur. Ein kräftiges Stück Holz, das nicht fault, wählt er³¹ aus; der weise Meister ist darauf bedacht, wie er das Bildnis aufstelle, dass es nicht wanke. Jesaja Jes 29 40 20 31 Hebr.: der Arme. Jesaja Jes 29 40 21 Numquid non scitis? numquid non audistis? numquid non annuntiatum est vobis ab initio? numquid non intellexistis fundamenta terræ? Wisset ihr es denn nicht?³² Habt ihr es nicht gehört? Ward es euch nicht kundgetan von Anbeginn an? Habt ihr nicht die Grundlagen der Erde erkannt?³³ Jesaja Jes 29 40 21 32 Und so handeln Menschen, die gesunden Verstand und den positiven Unterricht haben? Der Verstand zeigt ihnen aus der sichtbaren Schöpfung das Dasein Gottes und dass der Weltenbau nicht das Werk eines toten Götzen ist. Israel hat zudem seit Anfang seines Daseins die positive Verkündigung der Wahrheit. Das Hebr. hat denselben Sinn. Jesaja Jes 29 40 21 33 D.i. erkannt, wie es sich mit ihnen verhält, wer sie gelegt? Jesaja Jes 29 40 22 Qui sedet super gyrum terræ, et habitatores ejus sunt quasi locustæ: qui extendit velut nihilum clos, et expandit eos sicut tabernaculum ad inhabitandum. Er ist es,³⁴ der über dem Erdkreis thront und die Bewohner desselben sind wie Heuschrecken, der die Himmel ausspannt wie ein Nichts und sie wie ein Zelt zum Wohnen ausbreitet.³⁵ Jesaja Jes 29 40 22 34 Nun wird den Götzen gegenüber Gottes Erhabenheit, Macht und Weisheit geschildert. Jesaja Jes 29 40 22 35 Die Erde ist der Schemel seines Thrones, und wie erscheint ihm auf seinem erhabenen Thron das Getriebe der stolzen, eingebildeten Menschen? Dem erhabenen Thronsitze entspricht die Macht, er spannt das unermessliche Himmelszelt wie ein Nichts aus, wie ein Mensch sein Wanderzelt. Und die Wissensfülle? (V. 23) Jesaja Jes 29 40 23 Qui dat secretorum scrutatores quasi non sint, judices terræ velut inane fecit: Der die Erspäher der Geheimnisse³⁶ hinstellt, als wären sie nichts, der die Richter der Erde wie zunichte macht. Jesaja Jes 29 40 23 36 Fürsten. Jesaja Jes 29 40 24 Et quidem neque plantatus, neque satus, neque radicatus in terra truncus eorum: repente flavit in eos, et aruerunt, et turbo quasi stipulam auferet eos. Und zwar ist weder gepflanzt noch gesät noch in der Erde festgewurzelt ihr Stamm.³⁷ Plötzlich haucht er sie an und sie sind verdorrt und ein Sturmwind rafft sie wie Spreu hinweg. Jesaja Jes 29 40 24 37 Gott lässt die Fürsten derart zu nichts werden, dass sie weder gepflanzt noch gesät noch überhaupt dagewesen zu sein scheinen und kein Rest oder Wurzel von ihnen bleibt. Nach dem Hebr.: Bevor die Pflanzung eigentlich angelegt ist und gedeihen kann, hat sie der Herr schon vernichtet. Jesaja Jes 29 40 25 Et cui assimilastis me, et adæquastis? dicit sanctus. Wem nun habt ihr mich verglichen und gleichgeachtet?³⁸ spricht der Heilige. Jesaja Jes 29 40 25 38 Hebr.: Wem wollt ihr mich vergleichen und wem soll ich gleichen? Jesaja Jes 29 40 26 Levate in excelsum oculos vestros, et videte quis creavit hæc: qui educit in numero militiam eorum, et omnes ex nomine vocat: præ multitudine fortitudinis et roboris, virtutisque ejus, neque unum reliquum fuit. Hebet zur Höhe eure Augen empor und schauet, wer hat dies geschaffen?³⁹ Er, der ihr Heer nach der Zahl herausführt und sie alle mit Namen ruft; ob seiner Macht und Stärke und Kraft bleibt auch nicht eines zurück.⁴⁰ Jesaja Jes 29 40 26 39 Neuer Hinweis auf Gottes Macht, der zur Tröstung der Kleinmütigen überleitet. Der Heilige ist ja Israels Retter. Jesaja Jes 29 40 26 40 Wie sein Kriegsheer oder glänzendes Gefolge führt der Herr allmählich das unermessliche für Menschen unzählbare Sternenheer heraus, jeden einzelnen kennend. Freudig gehorchen sie, nicht einer wird vermisst, da er sie aufruft. Jesaja Jes 29 40 27 Quare dicis Jacob, et loqueris Israel: Abscondita est via mea a Domino, et a Deo meo judicium meum transivit? Warum⁴¹ sprichst du,⁴² Jakob, und redest du, Israel:⁴³ Verborgen ist mein Weg vor dem Herrn und vor meinem Gott ging mein Recht vorüber? Jesaja Jes 29 40 27 41 Da dein Gott so groß, so mächtig und so weise ist. Jesaja Jes 29 40 27 42 Gedanken der Verzagten. Jesaja Jes 29 40 27 43 Die doppelte Anrede besagt, dass sie mit Unrecht zagen, die Namen selbst sollen von dem Ungebührlichem ihrer Klagen Zeugnis geben und die Kleinmütigen zur Nacheiferung des Vertrauens Israels [Gen 32,28] anspornen. Jesaja Jes 29 40 28 Numquid nescis, aut non audisti? Deus sempiternus Dominus, qui creavit terminos terræ: non deficiet, neque laborabit, nec est investigatio sapientiæ ejus. Weißt du es denn nicht? oder hast du es nicht gehört? Ein ewiger Gott ist der Herr, der die Enden der Erde erschaffen; er ermattet nicht und ermüdet nicht und seine Weisheit ist unerforschlich.⁴⁴ Jesaja Jes 29 40 28 44 Dreierlei: Der Herr ist ewig, dem Schöpfer des Alls gebricht es nicht an Kraft und er wird seines Werkes nicht überdrüssig, sein Weisheitsplan ist nicht mit menschlichem Maße zu messen, seine Weisheit ist unerforschlich. Schmachtet also Israel noch im Elend, ist der Zeitpunkt der Rettung noch nicht erschienen, so ist auch dies in das Programm der unendlichen Weisheit aufgenommen. Jesaja Jes 29 40 29 Qui dat lasso virtutem: et his, qui non sunt, fortitudinem et robur multiplicat. Er ist es, der dem Müden Kraft verleiht und denen, die nicht sind, Stärke und Macht in Fülle.⁴⁵ Jesaja Jes 29 40 29 45 Gott ist die einzige Quelle der Kraft, wer also könnte eher dem zagenden Volke (V. 27) Mut und Kraft einflößen? Jesaja Jes 29 40 3 Vox clamantis in deserto: Parate viam Domini, rectas facite in solitudine semitas Dei nostri. Stimme eines Rufenden in der Wüste:⁶ Bereitet den Weg des Herrn,⁷ machet eben in der Öde die Pfade unseres Gottes!⁸ Jesaja Jes 29 40 3 6 Es ist, als ob der Prophet auf die stillschweigende Frage antwortet: Woher weißt du, dass die Zeit der Vergebung da ist? Jesaja Jes 29 40 3 7 Nach orientalischer Herrschersitte sollen die Wege für den königlichen Zug vorbereitet werden. Jesaja Jes 29 40 3 8 Die erste Erlösung aus Ägypten war eine Führung durch die Wüste und eine Einführung in das verheißene Land; die Erlösung aus Babel wird mit jener in Vergleich gebracht. Der Ruf ergeht an das zu erlösende Volk. Es muss sich selbst für den Empfang der ihm zugedachten Erlösung vorbereiten, muss selbst arbeiten, um die Hindernisse für den Befreiungszug wegzunehmen, das Unwegsame beschreitbar zu machen. Jesaja Jes 29 40 30 Deficient pueri, et laborabunt, et juvenes in infirmitate cadent. Es ermatten Jünglinge⁴⁶ und ermüden und junge Männer sinken vor Schwäche nieder;⁴⁷ Jesaja Jes 29 40 30 46 Die natürliche Kraft, die in ihnen dargestellt wird. Jesaja Jes 29 40 30 47 Ehe das Ziel erreicht ist. Anders, die auf den Herrn vertrauen! Jesaja Jes 29 40 31 Qui autem sperant in Domino, mutabunt fortitudinem, assument pennas sicut aquilæ, current et non laborabunt, ambulabunt et non deficient. die aber auf den Herrn hoffen, erneuern ihre Kraft, heben ihre Schwingen gleich Adlern,⁴⁸ laufen und werden nicht müde, schreiten voran und werden nicht matt. Jesaja Jes 29 40 31 48 Im Texte ist von der Hebung der Schwingen die Rede (doch denken einige Ausleger auch an die Verjüngung, weil der Adler seine Federn jährlich wechselt.) Jesaja Jes 29 40 4 Omnis vallis exaltabitur, et omnis mons et collis humiliabitur, et erunt prava in directa, et aspera in vias planas. Jedes Tal werde erhöht und jeder Berg und Hügel erniedrigt; was holperig ist, werde gerade, was rauh ist, zu ebenen Pfaden.⁹ Jesaja Jes 29 40 4 9 Das letzte Glied nach dem Hebr.: die Felsenrisse sollen zur Fläche werden. Höhen und Taleinschnitte sind dem Reisenden hinderlich. Jesaja Jes 29 40 5 Et revelabitur gloria Domini, et videbit omnis caro pariter quod os Domini locutum est. Und die Herrlichkeit des Herrn wird geoffenbart werden und alles Fleisch wird sie zumal schauen,¹⁰ weil der Mund des Herrn geredet hat. Jesaja Jes 29 40 5 10 Der Ausdruck lehnt sich an den Auszug aus Ägypten an, in dem Gottes Herrlichkeit von der wunderbaren Führung an bis zum Besitze der verheißenen Ruhe sich erwies. Doch der Zusatz: und alles Fleisch usw. zeigt, dass der Seher eine Offenbarung vor Augen hat, deren beseligende Wirkungen allen Menschen zufließen werden, und zwar nach einem längst gefassten göttlichen Gnadenratschluss. Im Folgenden wird eine doppelte Befreiung vor Augen gestellt, die erste eine Vorstufe zu der allereigentlichsten im Messias. Jesaja Jes 29 40 6 Vox dicentis: Clama. Et dixi: Quid clamabo? Omnis caro fnum, et omnis gloria ejus quasi flos agri. Stimme eines Sprechenden: Rufe!¹¹ Da sprach ich: Was soll ich rufen? Alles Fleisch ist Gras und alle seine Herrlichkeit wie eine Blume des Feldes.¹² [Sir 14,18; Jak 1,10; 1Petr 1,24] Jesaja Jes 29 40 6 11 Während der Seher der Verheißung jener Stimme lauscht (V. 3-5) und vor ihrer Größe fast zagen möchte, ertönt plötzlich für ihn selbst eines Sprechenden, eines, der in der Seele des Propheten den aufsteigenden Zweifel gelesen hat, Wort: Stimme ein in den Verheißungsruf und beteilige dich an dessen Verkündigung. Damit er es aber wage und könne ungeachtet des fast unermesslichen Abstandes zwischen Wirklichkeit und Verheißung, wird ihm für ihn selbst und für die zu Beehrenden der Menschen Ohnmacht. Jesaja Jes 29 40 6 12 Hinfälligste Vergänglichkeit des Menschen ewig feste Dauer des Gotteswortes; wie also zweifeln ob der Größe der Verheißungen? Jesaja Jes 29 40 7 Exsiccatum est fnum, et cecidit flos, quia spiritus Domini sufflavit in eo. Vere fnum est populus: Verdorrt ist das Gras, hingesunken die Blume, denn der Hauch des Herrn¹³ hat daran geweht. Wahrlich, Gras ist das Volk!¹⁴ Jesaja Jes 29 40 7 13 Wind, speziell der Ostwind. Jesaja Jes 29 40 7 14 Die Menschen. Jesaja Jes 29 40 8 Exsiccatum est fnum, et cecidit flos: Verbum autem Domini nostri manet in æternum. Verdorrt ist das Gras, hingesunken die Blume, aber das Wort unsers Herrn bleibt in Ewigkeit.¹⁵ Jesaja Jes 29 40 8 15 Die gegebene Verheißung, der festgesetzte Heilsplan Gottes, hier speziell die in V. 2 gegebene Zusage. Mit dem Hinweis auf Gottes Wesen ist sein Heilsbeschluss aller irdischen Anfechtbarkeit oder Wandelbarkeit entrückt und damit dem Verkündiger desselben das freudigste Vertrauen eingeflößt. Jesaja Jes 29 40 9 Super montem excelsum ascende tu, qui evangelizas Sion: exalta in fortitudine vocem tuam, qui evangelizas Jerusalem: exalta, noli timere. Dic civitatibus Juda: Ecce Deus vester: Auf hohen Berg steige hinauf du, der du die Freudenbotschaft für Sion bringst;¹⁶ erhebe mit Kraft deine Stimme, der du die Freudenbotschaft für Jerusalem bringst; erhebe sie, fürchte nichts! Sage den Städten Judas: Sehet, euer Gott!¹⁷ Jesaja Jes 29 40 9 16 Die Gesamtheit der Propheten. Jesaja Jes 29 40 9 17 Sion und Jerusalem trauerte und seufzte über den Zusammenbruch der Theokratie, über die Verlassenheit seitens des Herrn. [Jes 49,14] Diesen Klagen kommt nun der Trost entgegen. Der zeitlichen Erlösung folgt eine zeitliche Wiederherstellung, die messianische Erlösung bringt den verkündeten messianischen Glanz. Von hohem Berge aus soll die beseligende Botschaft ergehen, damit sie weit und breit vernommen werde. Jesaja Jes 29 0 1 2) Zweite Rede. (Kap. 41) a. Der von Osten kommende Held. (V. 5) b. Schrecken der Völker, Vertrauen der Israeliten. (V. 13) c. Erhöhung des Volkes Gottes. (V. 20) d. Rechtsstreit über Gottes Machterweise. Jesaja Jes 29 41 1 Taceant ad me insulæ, et gentes mutent fortitudinem: accedant, et tunc loquantur, simul ad judicium propinquemus. Es mögen schweigend auf mich achten die Inseln und Kräfte sammeln die Völker,¹ sie mögen herantreten und dann reden, wir wollen zusammen in den Rechtsstreit eintreten!² Jesaja Jes 29 41 1 1 Die gesamte Heidenwelt: Küstenstriche und fernste Inseln mit den großen weltbeherrschenden Völkern und den Bewohnern der weiten Länderstriche. Jesaja Jes 29 41 1 2 Vergl. [Jes 8,9]. Jesaja Jes 29 41 10 Ne timeas, quia ego tecum sum: ne declines, quia ego Deus tuus: confortavi te, et auxiliatus sum tibi, et suscepit te dextera justi mei. Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; wanke nicht, denn ich bin dein Gott; ich habe dich gestärkt und dir Hilfe gebracht und die Hand meines Gerechten hat dich aufgenommen.¹¹ Jesaja Jes 29 41 10 11 Folgerungen: Israel soll nicht beben, nicht ängstlich scheu um sich blicken. Nach der Vulgata wird die Zusage näher bestimmt durch den Hinweis, dass Cyrus sich des Volkes freundlich annehmen werde. Nach dem Hebr. hält der mächtige Arm Gottes auch Israel, dass es nicht strauchle, sondern seinem Gnadenziele zugeführt werde. Jesaja Jes 29 41 11 Ecce confundentur et erubescent omnes, qui pugnant adversum te: erunt quasi non sint, et peribunt viri, qui contradicunt tibi. Siehe, es werden beschämt und zuschanden werden alle, die wider dich kämpfen; sie werden sein wie ein Nichts und zugrunde gehen werden die Männer, die wider dich ankämpfen.¹² Jesaja Jes 29 41 11 12 Die Zusicherung des Schutzes wird noch durch das Versprechen bestätigt und die Zusage gesteigert. Die Begründung für die partielle und politische Rettung wird dem messianischen Berufe Israels entnommen und Israel selbst auf diesen seinen ewigen Bestand hingewiesen, damit es lerne, im Lichte seiner messianischen Bestimmung die Ereignisse zu betrachten. Jesaja Jes 29 41 12 Quæres eos, et non invenies, viros rebelles tuos: erunt quasi non sint: et veluti consumptio homines bellantes adversum te. Du wirst sie suchen und nicht finden, die Männer, die sich wider dich erheben; sie werden sein wie ein Nichts und wie Vernichtung die Menschen, die wider dich Krieg führen.¹³ Jesaja Jes 29 41 12 13 Das Hebr. nennt zuerst den Feind Israels: die gegen dich (von Hass und Wut) Entbrannten, dann die Männer deines Streites deiner Fehden deines Kampfes (die mit dir Streitenden). Jesaja Jes 29 41 13 Quia ego Dominus Deus tuus apprehendens manum tuam, dicensque tibi: Ne timeas, ego adjuvi te. Denn ich, der Herr, dein Gott, bin es, der deine Hand erfasst und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir! Jesaja Jes 29 41 14 Noli timere vermis Jacob, qui mortui estis ex Israel: ego auxiliatus sum tibi, dicit Dominus: et redemptor tuus sanctus Israel. So fürchte dich nicht, du Würmlein Jakob, ihr Gestorbenen¹⁴ aus Israel! ich helfe dir, spricht der Herr, und dein Erlöser¹⁵ ist der Heilige Israels.¹⁶ Jesaja Jes 29 41 14 14 Das unterdrückte und vom Hochmut der Heiden zertretene, in seiner politischen Existenz vernichtete Volk heißt Wurm. In demselben Sinne: Gestorbene. Hebr. nach den Masorethen: Häuflein Israel. Jesaja Jes 29 41 14 15 Als dem Goel (nächsten Verwandten, der einzutreten hat) teilt er sich die Pflicht des Loskaufens zu und die Obliegenheit, Rache zu nehmen für die Israel zugefügten Unbilden. Jesaja Jes 29 41 14 16 Als Heiliger Israels eifert er für seien Ehre und für den Bestand und Glanz seines ihm geheiligten Volkes. Jesaja Jes 29 41 15 Ego posui te quasi plaustrum triturans novum, habens rostra serrantia: triturabis montes, et comminues: et colles quasi pulverem pones. Ich mache dich zu einem neuen Dreschwagen, der scharfe Zacken hat;¹⁷ du wirst Berge dreschen und zermalmen und Hügel dem Staub gleichmachen. Jesaja Jes 29 41 15 17 Hebr.: Ich habe dich zur Dreschwalze gemacht, einer scharfen, neuen, mit Doppelschneiden. Mächtigere und kleinere Reiche, Könige und Fürsten wird Israel leicht und gründlich überwinden, Israel ist so gekräftigt, als wenn ein Dreschwagen statt Getreide Berge und Hügel zermalmte. Der folgende Vers gibt die Fortsetzung des Bildes. Die zu Spreu und Staub zerriebenen Berge, die unterworfenen Völker, wird Israel worfeln, ihre letzte Macht brechen, und sie werden wie Spreu zerstreut. Jesaja Jes 29 41 16 Ventilabis eos, et ventus tollet, et turbo disperget eos: et tu exsultabis in Domino, in sancto Israel lætaberis. Du wirst sie worfeln und der Wind wird sie wegführen und der Wirbelsturm sie zerstreuen, du aber wirst frohlocken im Herrn, dich erfreuen in dem Heiligen Israels. Jesaja Jes 29 41 17 Egeni, et pauperes quærunt aquas, et non sunt: lingua eorum siti aruit. Ego Dominus exaudiam eos, Deus Israel non derelinquam eos. Die Dürftigen und Armen suchen Wasser¹⁸ und es ist keines da, ihre Zunge ist vor Durst verdorrt; ich, der Herr, werde sie erhören, ich, der Gott Israels, werde sie nicht verlassen. Jesaja Jes 29 41 17 18 Das Elend des Volkes ist unter dem Bilde eines vor Durst Hinschmachtenden dargestellt, der vergebens Wasser sucht. Jesaja Jes 29 41 18 Aperiam in supinis collibus flumina, et in medio camporum fontes: ponam desertum in stagna aquarum, et terram inviam in rivos aquarum. Ich will Ströme öffnen auf den Senkungen der Hügel und Quellen mitten in der Ebene, will die Wüste zu Wassertiefen wandeln und das unwegsame Land zu Wasserbächen.¹⁹ Jesaja Jes 29 41 18 19 Wo im Orient Wasser ist, da ist auch üppige Fruchtbarkeit. Das Bild in V. 18 enthält auch eine Anspielung auf [Ex 17,7]. Jesaja Jes 29 41 19 Dabo in solitudinem cedrum, et spinam, et myrtum, et lignum olivæ: ponam in deserto abietem, ulmum, et buxum simul: Ich will Zedern in der Einöde sprossen lassen, Akazien und Myrten und Ölbäume, Tannen will ich pflanzen in der Wüste, Ulmen und Buchsbaum allzumal;²⁰ Jesaja Jes 29 41 19 20 Die Umschaffung der Wüste in einen prangenden Baumgarten sinnbildet die glorreiche Wendung des Geschickes von Israel, gibt also die Gedanken von V. 10, 13, 16 bildlich wieder. Die Zusage ist so allgemein und großartig, dass sie durch die Befreiung aus Babylon nicht erfüllt erscheint, sondern die messianische Bestimmung Israels kommt auch hier zur Entfaltung: Israel hat sich vor Cyrus nicht zu fürchten, weil es nach Gottes Gnadenwahl einer siegreichen messianischen Zukunft und Beseligung entgegengehen muss. Die Namen der Bäume werden verschiedenartig wiedergegeben. Jesaja Jes 29 41 2 Quis suscitavit ab oriente justum, vocavit eum ut sequeretur se? dabit in conspectu ejus gentes, et reges obtinebit: dabit quasi pulverem gladio ejus, sicut stipulam vento raptam arcui ejus. Wer erweckte vom Aufgange her den Gerechten,³ rief ihn, dass er ihm folge? Er gibt vor seinem Antlitze die Völker hin und Könige unterwirft er; er gibt sie wie Staub hin seinem Schwerte, wie Spreu, die der Wind fortweht, seinem Bogen. Jesaja Jes 29 41 2 3 Die Sache des Herrn ist der Machterweis, den er in der Leitung der Völkergeschichte kundgibt. Er hat Cyrus gesendet, ihm den Sieg verliehen und das alles schon lange, ehe es geschah, vorherverkündet. Er heißt der Gerechte, weil er der Vollstrecker der Gerechtigkeit Gottes gegen die Heiden und zugleich das Werkzeug der Güte Gottes gegen sein Volk war. Gerechtigkeit Gottes ist das vom Herrn ausgehende Schicksal, das die Völker je nach Verdienst oder Verheißung straft oder belohnt. Das Werkzeug der göttlichen Weltregierung heißt analog der Gerechte. Jesaja Jes 29 41 20 Ut videant, et sciant, et recogitent, et intelligant pariter quia manus Domini fecit hoc, et sanctus Israel creavit illud. damit sie sehen und erkennen und beherzigen und verstehen allzumal, dass die Hand des Herrn dies vollbrachte und der Heilige Israels es gewirkt hat.²¹ Jesaja Jes 29 41 20 21 Diese Wandlung des Schicksals von Israel, wie sie zur Zeit des Cyrus vorspielsweise gegeben wird, hat den Zweck, allen die Hand des Herrn in der Leitung der Weltgeschichte kundzutun und den Herrn als den heiligen Eiferer für seine Ehre und sein Volk aller Welt zu erweisen. Jesaja Jes 29 41 21 Prope facite judicium vestrum, dicit Dominus: afferte, si quid forte habetis, dixit rex Jacob. Bringet eure Rechtssache herbei!²² spricht der Herr; leget vor, was ihr etwa Beweiskräftiges²³ habt! spricht der König Jakobs. Jesaja Jes 29 41 21 22 Ihr versammelten Völker der Heiden. Was habt ihr diesen Machterweisen Gottes gegenüber vorzubringen? Jesaja Jes 29 41 21 23 Als etwas Derartiges erachtet der Herr die Verkündigung der Zukunft. Jesaja Jes 29 41 22 Accedant, et nuntient nobis quæcumque ventura sunt: priora quæ fuerunt nuntiate: et ponemus cor nostrum, et sciemus novissima eorum, et quæ ventura sunt indicate nobis. Sie mögen herantreten und uns verkünden, was geschehen wird; das Frühere, was war es? saget an, und wir wollen darauf merken und dessen Ausgang sehen; und was eintreten wird, zeiget uns an!²⁴ Jesaja Jes 29 41 22 24 Das Vorauswissen freier künftiger Handlungen ist nur Gott eigen und wem Gott dies Wissen mitteilt. Die Prophetie ist also an sich ein durchschlagender Beweis für Gottes Eingreifen und deswegen auch das Kriterium eines gottgesandten Boten. Jesaja Jes 29 41 23 Annuntiate quæ ventura sunt in futurum, et sciemus quia dii estis vos: bene quoque aut male, si potestis, facite: et loquamur, et videamus simul. Verkündet, was in der Zukunft eintreten wird, so werden wir erkennen, dass ihr Götter seid! Gutes oder Böses vollbringet, wenn ihr könnt, so wollen wir verhandeln und sehen zumal!²⁵ Jesaja Jes 29 41 23 25 Nach Vers 21, 22 ist eine Pause zu denken, in der sie beschämt schweigen. Deshalb wird die Aufforderung wiederholt. Die Form derselben ist bereits triumphierend und mit Hohn gegen die Götzen gemischt. Die gestellte Forderung, eine Weissagung für die Zukunft zu geben, ist vielleicht für die Götzen zuviel, daher heißt es sarkastisch weiter, sie sollten etwas wenigstens zur Betätigung ihres Daseins und Lebens tun, irgend ein Lebenszeichen geben, Gutes, oder wenn dazu die Kraft nicht reicht, etwas Böses. Jesaja Jes 29 41 24 Ecce, vos estis ex nihilo, et opus vestrum ex eo, quod non est: abominatio est qui elegit vos. Sehet, ihr seid vom Nichts und euer Tun ist vom Nichts; ein Greuel ist, wer euch erwählte!²⁶ Jesaja Jes 29 41 24 26 Die Götzendiener müssen also im Rechtsstreite mit Schande verstummen. Jesaja Jes 29 41 25 Suscitavi ab aquilone, et veniet ab ortu solis: vocabit nomen meum, et adducet magistratus quasi lutum, et velut plastes conculcans humum. Ich erweckte ihn von Mitternacht her und er kam herbei von Sonnenaufgang, er wird meinen Namen anrufen und Machthaber niedertreten wie Lehm und wie der Töpfer den Ton zerknetet.²⁷ Jesaja Jes 29 41 25 27 Aus Norden (Medien) und Osten (Persien) kommt Cyrus heran; er wird sich in Ehrfurcht vor dem Gotte Israels beugen und dessen Namen bekennen. Vergl. [Esra 1,2]. Jesaja Jes 29 41 26 Quis annuntiavit ab exordio ut sciamus: et a principio ut dicamus: Justus es? non est neque annuntians, neque prædicens, neque audiens sermones vestros. Wer hat es von Anfang her²⁸ verkündet, dass wir wissen, und von ehedem, dass wir sagen: Du bist im Rechte? Da ist keiner, der verkündete oder vorhersagte noch der eure Worte hörte.²⁹ Jesaja Jes 29 41 26 28 Lange vor dem Beginne, vor dem Eintritte des Ereignisses. Von den Göttern hat man nie dergleichen gehört. Jesaja Jes 29 41 26 29 Hebr.: Ich als der erste (habe gesagt) zu Sion. Bei der Vulgata kann man an [Jes 41,4] denken. Gott verkündet für Israel die Rückkehr des Volkes, eine Freudenbotschaft. Jesaja Jes 29 41 27 Primus ad Sion dicet: Ecce adsunt, et Jerusalem evangelistam dabo. Der Erste spricht zu Sion: Siehe, da sind sie und für Jerusalem gebe ich Heilverkünder. Jesaja Jes 29 41 28 Et vidi, et non erat neque ex istis quisquam qui iniret consilium, et interrogatus responderet verbum. Und ich sah zu und es war niemand unter ihnen, der einen Rat gewusst und, wenn man ihn fragte, eine Antwort gegeben hätte. Jesaja Jes 29 41 29 Ecce omnes injusti, et vana opera eorum: ventus et inane simulacra eorum. Siehe, alle sind im Unrecht³⁰ und eitel sind ihre Werke, ein Hauch und ein Nichts sind ihre Bilder! Jesaja Jes 29 41 29 30 Gegensatz V. 26. Das Wort ist also im Sinne er gerichtlichen Aburteilung zu nehmen; diese Gerichtsszene ist die poetische Einkleidung der auch im Edikte des Cyrus ausgesprochenen Wahrheit, dass durch die Siege des Cyrus und sein Verhalten gegen die Juden der wahre Gott seine lebendig eingreifende Macht der Heidenwelt in klar erkennbarer Weise kundgibt, da er diese Ereignisse vorherverkündet. Jesaja Jes 29 41 3 Persequetur eos, transibit in pace, semita in pedibus ejus non apparebit. Er verfolgt sie und schreitet hin in Sicherheit, man merkt seinen Füßen den weiten Weg nicht an.⁴ Jesaja Jes 29 41 3 4 Keine Spur der Ermüdung ist sichtbar; rüstig, in stets neuer Kraft vollbringt der Held sein großes Werk. Oder: Er betrat ungebahnte Wege, die ihm aber keine Gefahr brachten. Jesaja Jes 29 41 4 Quis hæc operatus est, et fecit, vocans generationes ab exordio? Ego Dominus, primus et novissimus ego sum. Wer hat dies gewirkt und vollführt, die Geschlechter von Anfang her rufend? Ich, der Herr, der Erste und Letzte bin ich!⁵ [Jes 44,6; Jes 48,12; Offb 1,8.17; Offb 22,13] Jesaja Jes 29 41 4 5 Hebr.: und ich bin mit dem letzten wie ich vor aller Zeit und Geschichte war, so umspanne und durchdringe ich alle Zeit und Geschichte und leite sie bis zu ihrem Abschluss und bleibe über allen Zeitenschluss hinaus. Es ist dies eine Realerklärung des Wortes Jahve. Jesaja Jes 29 41 5 Viderunt insulæ, et timuerunt, extrema terræ obstupuerunt, appropinquaverunt, et accesserunt. Die Inseln sahen es und fürchteten sich, die Enden der Erde erschraken; sie traten heran und kamen herzu.⁶ Jesaja Jes 29 41 5 6 Schilderung des Eindruckes, den der Gottesheld hervorbringt. Die Schläge, die auf Babylon fielen, waren wegen dessen weltbeherrschender Stellung fühlbar in der ganzen Welt. Jesaja Jes 29 41 6 Unusquisque proximo suo auxiliabitur, et fratri suo dicet: Confortare. Einer leistet dem andern Beistand und sagt zu seinem Nächsten: Habe Mut!⁷ Jesaja Jes 29 41 6 7 Man ermutigt sich gegenseitig und sucht Hilfe durch die Götzen. Jesaja Jes 29 41 7 Confortavit faber ærarius percutiens malleo eum, qui cudebat tunc temporis, dicens: Glutino bonum est: et confortavit eum clavis, ut non moveretur. Es ermutigt der Erzarbeiter mit dem Hammer schlagend den, der gleichzeitig glättet, und spricht: An Lötung ist es trefflich! und er befestigt es mit Nägeln, dass es nicht wanke.⁸ Jesaja Jes 29 41 7 8 Sarkastisch wird die Blindheit der Heiden geschildert, welche in den Weltschicksalen die Hand des Herrn nicht erkennen. Wie sollen diese Machwerke etwas gegen den lebendigen Gott vermögen? Jesaja Jes 29 41 8 Et tu Israel serve meus, Jacob quem elegi, semen Abraham amici mei: Und du⁹ Israel, mein Knecht, Jakob, den ich erkoren, Nachkommenschaft Abrahams, meines Freundes, Jesaja Jes 29 41 8 9 Während die Heidenwelt erbebt, ergeht eine Botschaft des Friedens in den zärtlichsten Ausdrücken an Israel. Jesaja Jes 29 41 9 In quo apprehendi te ab extremis terræ, et a longinquis ejus vocavi te, et dixi tibi: Servus meus es tu, elegi te, et non abjeci te. in welchem ich dich von den Enden der Erde her ergriffen und von deren Ferne her dich berufen und dir gesagt habe: Mein Knecht bist du, ich habe dich erwählt und dich nicht verschmäht!¹⁰ Jesaja Jes 29 41 9 10 Die Verse 8,9 enthalten die Titel, welche Israels Ansprüche auf Rettung begründen. Dass der Herr sie selbst aufzählt, ist Ausdruck der innigsten Liebe und liebevoll beruhigende Anrede. Die Namen der Patriarchen, welche das Volk trägt, sind ein beständiger Appell an den treuen Gott. Die von Gott dem Volke gegebene Bestimmung als Knecht Gottes beruft es, dessen Werk, Dienst und Ehre zu befördern. Die besondere Wahl Gottes, mit der er es aus der Masse der übrigen Völker ausgeschieden und zu seinem Erbteile gemacht hat. Zuletzt geht die Rede zurück auf Abraham, als dessen Söhne die Erben der an den Freund Gottes (noch jetzt im Orient übliche Bezeichnung Abrahams) ergangenen Verheißungen sind. Die Liebe und Treue Abrahams gegen Gott ist für den Herrn in seiner Huld noch ein Grund, die fernen Enkel desselben mit Erbarmung zu umfangen. Jesaja Jes 29 0 1 3) Dritte Rede. (Kap. 42,1-12) a. Der Knecht Gottes sanft und mild. (V. 4) b. Die Handlungsweise des Knechtes Gottes. (V. 9) c. Lobpreisung Gottes. (V. 12) 4) Vierte Rede. (Kap 42,13 Kap. 44,23) a. Gott kämpft für sein Volk. (V. 17) b. Gott straft die Störrigen. Jesaja Jes 29 42 1 Ecce servus meus, suscipiam eum: electus meus complacuit sibi in illo anima mea: dedi spiritum meum super eum, judicium gentibus proferet. Siehe,¹ mein Knecht, ich halte ihn aufrecht; mein Auserwählter, an ihm hat meine Seele Wohlgefallen; ich legte meinen Geist auf ihn, Recht wird er den Völkern bringen.² Jesaja Jes 29 42 1 1 Dies Wort weist nachdrucksvoll die Aufmerksamkeit erregend auf das Folgende hin. Jesaja Jes 29 42 1 2 Der Knecht des Herrn, von Gottes Macht getragen, von Gottes Liebe umfangen, ein Gegenstand des einzigen göttlichen Wohlgefallens, und von Gottes Geist ganz und gar durchdringen, wird den Völkern das Rechte, die von Gott eingesetzte Norm des Rechtes, also die von Gott gegebene Religion bringen, die alle Verhältnisse nach den ewigen Rechtsnormen regelt. Dieses Recht wird Vers 3,4 durch Wahrheit und Gesetz näher bestimmt, V. 6 als Licht der Heiden, V. 10, 12 als dessen Folgen Lob und Ehre für Gott bezeichnet. Es ist also hier direkt vom Messias die Rede. (Chld., Paraphr., Griech. vergl. [Mt 3,17; Joh 3,34; 2Petr 1,17]). Jesaja Jes 29 42 10 Cantate Domino canticum novum, laus ejus ab extremis terræ: qui descenditis in mare, et plenitudo ejus, insulæ, et habitatores earum. Singet dem Herrn ein neues Lied,¹⁶ sein Lob von den Enden der Erde her;¹⁷ die ihr das Meer befahrt und dessen Fülle, ihr Inseln und deren Bewohner! Jesaja Jes 29 42 10 16 Gegenbild zu [Jes 41,5ff]. Jesaja Jes 29 42 10 17 Wie V. 1, 4, 6 die Allgemeinheit des Heiles, V. 5 die Allgemeinheit der Macht des Herrn zu dessen Auswirkung betont wurde, so hier die von allen Seiten her darzubringende Danksagung. Jesaja Jes 29 42 11 Sublevetur desertum, et civitates ejus: in domibus habitabit Cedar: laudate habitatores Petræ, de vertice montium clamabunt. Es hüpfe die Wüste auf¹⁸ und ihre Städte, Kedar in seinen Wohnungen; lobsinget, ihr Bewohner der Felsenstadt, von dem Gipfel der Berge mögen sie jauchzen! Jesaja Jes 29 42 11 18 Von den weitesten geographischen Umrissen geht die Aufforderung mehr spezialisierend an die dem Seher näher liegenden Orte. Die Wüste ist wohl die arabische und das im Osten von Palästina gelegene Gebiet. Jesaja Jes 29 42 12 Ponent Domino gloriam, et laudem ejus in insulis nuntiabunt. Dem Herrn gebe man die Ehre und verkünde sein Lob auf den Inseln! Jesaja Jes 29 42 13 Dominus sicut fortis egredietur, sicut vir prliator suscitabit zelum: vociferabitur, et clamabit: super inimicos suos confortabitur. Der Herr wird ausziehen wie ein Held, wie ein Krieger seinen Eifer anfachen; er wird Schlachtruf und Schlachtgeschrei erheben und sich über seine Feinde mächtig erweisen.¹⁹ Jesaja Jes 29 42 13 19 Das anthropomorphistische Kriegsbild bot sich umso passender dar, weil die erste Befreiung als Siegeslauf des Cyrus geschildert wurde. [Jes 41,3] Jesaja Jes 29 42 14 Tacui semper, silui, patiens fui, sicut parturiens loquar: dissipabo, et absorbebo simul. Geschwiegen habe ich seither, war still und gelassen;²⁰ nun aber will ich laut schreien wie eine Gebärende, will zerstreuen und vernichten zumal. Jesaja Jes 29 42 14 20 Er hat seinen Namen lästern lassen, als sei er ein ohnmächtiger Gott, hat seine Liebe und sein Mitleid, die ihn zur Hilfe drängten, zurückgehalten. Jesaja Jes 29 42 15 Desertos faciam montes, et colles, et omne gramen eorum exsiccabo: et ponam flumina in insulas, et stagna arefaciam. Verödet mache ich Berge und Hügel und all ihr Gras lasse ich verdorren, Ströme wandle ich zu Inseln und Seen trockne ich aus.²¹ Jesaja Jes 29 42 15 21 Jetzt ist die Zeit der Rache und daher ergießt sich der Zorn des Herrn als Glutwind über seine Feinde. Er entfernt in Macht die Hindernisse der Befreiung. Jesaja Jes 29 42 16 Et ducam cæcos in viam, quam nesciunt, et in semitis, quas ignoraverunt, ambulare eos faciam: ponam tenebras coram eis in lucem, et prava in recta: hæc verba feci eis, et non dereliqui eos. Und ich führe die Blinden auf einen Weg, den sie nicht kennen, und auf Pfaden, die ihnen unbekannt sind, lasse ich sie einherwandeln;²² ich wandle die Finsternis vor ihnen in Licht und das Holperige in Ebenes. Diese Taten vollbringe ich für sie und verlasse sie nicht. Jesaja Jes 29 42 16 22 Der Herr ist Wegweiser, er selbst geleitet die bisher Blinde auf Wege, von denen diese nichts wissen. Die Veranstaltungen Gottes gehen über menschliche Ansprüche und Hoffnungen hinaus. Der Blinde kann den Weg nicht finden, so ist Israel unvermögend, sich zu retten; es ist auch blind, weil es durch eigenen Unverstand und Sünde in das Elend geraten ist. Jesaja Jes 29 42 17 Conversi sunt retrorsum: confundantur confusione qui confidunt in sculptili, qui dicunt conflatili: Vos dii nostri. Es weichen zurück, beschämt werden mögen mit Schanden, die auf ein Schnitzbild vertrauen, die zu dem gegossenen Bilde sagen: Ihr seid unsere Götter!²³ Jesaja Jes 29 42 17 23 Während der Herr solches für Israel wirkt, stehen die Götzendiener beschämt da. Jesaja Jes 29 42 18 Surdi audite, et cæci intuemini ad videndum. Ihr Tauben, höret, ihr Blinden, blicket auf, zu sehen!²⁴ Jesaja Jes 29 42 18 24 Die Masse des Volkes ist innerlich und äußerlich mit den Götzendienern verwandt. Sie soll das Unglück als das auffassen lernen, was es ist, als Strafe für die Sünden. Jesaja Jes 29 42 19 Quis cæcus, nisi servus meus? et surdus, nisi ad quem nuntios meos misi? quis cæcus, nisi qui venundatus est? et quis cæcus, nisi servus Domini? Wer ist blind, wenn nicht mein Knecht?²⁵ und taub, wenn nicht der, an den ich meine Boten sandte? Wer ist blind, wenn nicht der Verkaufte?²⁶ Und wer blind, wenn nicht der Knecht des Herrn? Jesaja Jes 29 42 19 25 Israel ist dem Berufe nach der Knecht Gottes, das Eigentum des Herrn, das Volk, das sich zum Dienste Gottes eidlich und bundesgemäß verpflichtet hat. Wenn dieses Israel nicht auf die Gesandten Gottes hörte und ihnen nicht gehorchte, wenn es daher jetzt an fremde Zwingherren verkauft, als störriger Knecht blind und taub ist. Jesaja Jes 29 42 19 26 Dem vergolten worden ist, der seiner Sünden wegen in Gefangenschaft verkauft ist. Jesaja Jes 29 42 2 Non clamabit, neque accipiet personam, nec audietur vox ejus foris. Er wird nicht lärmen noch Ansehen der Person kennen³ noch wird man draußen seine Stimme vernehmen.⁴ Jesaja Jes 29 42 2 3 Das Siegel der Werke Gottes ist eine majestätische Ruhe. Jesaja Jes 29 42 2 4 Sein Urteil ist ohne Parteinahme. Hebr.: Er wird seine Stimme nicht erheben. [Mt 12,19] Jesaja Jes 29 42 20 Qui vides multa, nonne custodies? qui apertas habes aures, nonne audies? Der du vieles siehest,²⁷ wirst du es nicht behalten? der du offene Ohren hast, wirst du nicht hören? Jesaja Jes 29 42 20 27 Hebr.: Du hast vieles gesehen und du beachtest es nicht, die Ohren öffnend hört er doch nicht. Hören ist auf etwas hören, es befolgen. Jesaja Jes 29 42 21 Et Dominus voluit ut sanctificaret eum, et magnificaret legem, et extolleret. Und dem Herrn gefiel es, ihn zu heiligen²⁸ und das Gesetz groß und herrlich zu machen.²⁹ Jesaja Jes 29 42 21 28 Von den übrigen Völkern auszuscheiden und zum Erbe und Heiligtum Gottes zu machen. Jesaja Jes 29 42 21 29 Diesem so ausgezeichneten Volke gab der Herr noch ein Gesetz, einen Unterricht, so dass Israel gewiss sehend und verständig sein konnte. Hebr.: Jahve gefiel es um seiner Gerechtigkeit willen, er machte das Gesetz groß und herrlich. Es ist von dem messianischen Gesetze wie von dem weiteren Unterrichte der Propheten die Rede. Jesaja Jes 29 42 22 Ipse autem populus direptus, et vastatus: laqueus juvenum omnes, et in domibus carcerum absconditi sunt: facti sunt in rapinam, nec est qui eruat: in direptionem, nec est qui dicat: Redde. Das Volk selbst aber ist beraubt und geplündert, alle ihre Jünglinge liegen in Fesseln, in Kerker sind sie eingeschlossen, sind zum Raube geworden und es ist kein Retter da; zur Plünderung und ist niemand da, der sage: Gib heraus!³⁰ Jesaja Jes 29 42 22 30 Der Vers ist treffende und kräftige Schilderung des in das Exil hingegebenen Volkes. Jesaja Jes 29 42 23 Quis est in vobis qui audiat hoc, attendat et auscultet futura? Wer unter euch hört darauf, merkt und gibt acht auf das, was kommt?³¹ Jesaja Jes 29 42 23 31 Auf die Gegenwart. Sie geben sich keine Rechenschaft, warum sie fern vom Mittelpunkt der Verheißungen weilen müssen. Ebenso wenig achten sie auf die Weissagungen betreffs der Zukunft. Jesaja Jes 29 42 24 Quis dedit in direptionem Jacob, et Israel vastantibus? nonne Dominus ipse, cui peccavimus? Et noluerunt in viis ejus ambulare, et non audierunt legem ejus. Wer hat Jakob der Plünderung hingegeben und Israel den Verwüstern? Nicht der Herr selbst, gegen den wir gesündigt? Sie wollten nicht wandeln auf seinen Wegen, nicht auf sein Gesetz hören. Jesaja Jes 29 42 25 Et effudit super eum indignationem furoris sui, et forte bellum, et combussit eum in circuitu, et non cognovit: et succendit eum, et non intellexit. So ergoss er über dasselbe den Grimm seines Zornes³² und gewaltigen Krieg und dieser versengte es ringsum, aber es kam nicht zur Einsicht; er steckte es in Brand,³³ aber es kam nicht zum Verständnisse. Jesaja Jes 29 42 25 32 Das Exil ist Strafe der Sünden. Weil sie Gott nicht gehorchten, hat er die Schale seines Zorngerichtes ausgegossen. Jesaja Jes 29 42 25 33 Der im Exil noch fortdauert. Jesaja Jes 29 42 3 Calamum quassatum non conteret, et linum fumigans non exstinguet: in veritate educet judicium. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht und den glimmenden Docht löscht er nicht aus,⁵ der Wahrheit gemäß bringt er das Recht. Jesaja Jes 29 42 3 5 Wie in seinem Äußeren, so zeigt sich auch in seinem Handeln Milde und Sanftmut. Helfende und lebenspendende Sorge ist das Bild des Heilandes in er Tat im Evangelium. Gegensatz zur Schilderung des Cyrus und seines Auftretens [Jes 41,2.3.25]. Jesaja Jes 29 42 4 Non erit tristis, neque turbulentus donec ponat in terra judicium: et legem ejus insulæ exspectabunt. Er wird nicht kleinmütig noch entmutigt, bis er auf Erden das Recht gründet,⁶ und die Inseln harren auf sein Gesetz.⁷ Jesaja Jes 29 42 4 6 Vorspiel zu [Jes 49]. Das Reich der Wahrheit zu gründen und zu verbreiten, kostet Arbeit und Zeit. Jesaja Jes 29 42 4 7 Auch in der Heidenwelt ist eine Ahnung des vom Himmel kommenden Gesetzes der Wahrheit und Erlösung und eine Sehnsucht darnach nicht erstorben. Auch hier ist der Messias ein Gegenbild zu Cyrus [Jes 41,5] Jesaja Jes 29 42 5 Hæc dicit Dominus Deus creans clos, et extendens eos: firmans terram, et quæ germinant ex ea: dans flatum populo, qui est super eam, et spiritum calcantibus eam. So spricht der Herr, Gott, der die Himmel schuf und sie ausspannte; der die Erde festigte und was auf ihr hervorsprosst; der dem Volke, das darauf ist, Lebenshauch gibt, und Odem denen, die auf ihr wandeln:⁸ Jesaja Jes 29 42 5 8 Als Unterpfand des Werkes der Befreiung setzt der Herr seine in der Schöpfung und Erhaltung des Alls bekundete Macht ein. Wie [Jes 41,4] nach der Charakteristik des Cyrus der Hinweis auf den Schöpfer folgte, der diese Machterweise ins Leben ruft, so hier in gleicher Weise. Beide behütet und schirmt der Herr auch in der ihnen aufgetragenen Arbeit. Jesaja Jes 29 42 6 Ego Dominus vocavi te in justitia, et apprehendi manum tuam, et servavi te. Et dedi te in fdus populi, in lucem gentium: Ich, der Herr, habe dich gerufen in Gerechtigkeit, deine Hand erfasst und dich gerettet. Ich habe dich bestellt zum Bunde für das Volk,⁹ zum Lichte für die Heiden,¹⁰ Jesaja Jes 29 42 6 9 Als den, der den Bund für das Volk vermittelt, als Bundesmittler, somit als den Engel des Bundes. [Mal 3,1] Der alte Bund ist mithin zerrissen, ein neuer ist geschlossen worden, dessen Vermittler der Knecht des Herrn ist. Jesaja Jes 29 42 6 10 Deutlicher Hinweis auf die messianische Zeit, deren ständiges Merkmal die allgemeine Gotteserkenntnis ist. Jesaja Jes 29 42 7 Ut aperires oculos cæcorum, et educeres de conclusione vinctum, de domo carceris sedentes in tenebris. dass du die Augen der Blinden öffnest und die Gefangenen aus dem Verschlusse führest, aus dem Kerker die in Finsternis Sitzenden.¹¹ Jesaja Jes 29 42 7 11 Eine Befreiung höherer Art als aus dem Exil. Jesaja Jes 29 42 8 Ego Dominus, hoc est nomen meum: gloriam meam alteri non dabo, et laudem meam sculptilibus. Ich, der Herr, das ist mein Name,¹² meine Ehre gebe ich einem andern nicht noch meinen Ruhm den Götzenbildern.¹³ Jesaja Jes 29 42 8 12 Ich, Jahve, der Seiende, setze meinen Namen als Unterpfand ein für die Vollendung des Bundes. Jesaja Jes 29 42 8 13 Durch das Werk des Messias soll der Seraphsgesang [Jes 6,3] volle Wahrheit werden. Jesaja Jes 29 42 9 Quæ prima fuerunt, ecce venerunt: nova quoque ego annuntio: antequam oriantur, audita vobis faciam. Das Erste,¹⁴ siehe, es ist eingetroffen, Neues¹⁵ auch verkündige ich; ehe es noch entsteht, lasse ich es euch hören. Jesaja Jes 29 42 9 14 Die [Jes 41,2ff] verkündeten Ereignisse. Jesaja Jes 29 42 9 15 Den Inhalt dieses Kapitels. Das Eintreten der ersten ist die Bürgschaft für die zweite. Jesaja Jes 29 0 1 e. Herrliche Verheißungen für die Frommen. (V. 13) d. Die Befreiung des Volkes ist reine Gnade. Jesaja Jes 29 43 1 Et nunc hæc dicit Dominus creans te Jacob, et formans te Israel: Noli timere, quia redemi te, et vocavi te nomine tuo: meus es tu. Und nun, also spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, der dich gebildet hat, Israel:¹ Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst und dich bei deinem Namen gerufen, mein bist du! Jesaja Jes 29 43 1 1 Gott wird zur Bekundung seiner unwandelbaren Treue, die er auch dem abgefallenen Volke wahrt, der Schöpfer und Bildner Israels, der Erwecker der Nachkommenschaft in Abraham, [Jes 51,1] der Erwähler und Heranbilder des Volkes Gottes genannt. Israels Vergangenheit trägt in sich die Bürgschaft der Zukunft. Jesaja Jes 29 43 10 Vos testes mei, dicit Dominus, et servus meus, quem elegi: ut sciatis, et credatis mihi, et intelligatis quia ego ipse sum. Ante me non est formatus Deus, et post me non erit. Ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr, und mein Knecht, den ich erkoren, auf dass ihr erkennet und mir glaubet und einsehet, dass ich es bin.¹¹ Vor mir ward kein Gott gebildet und nach mir wird keiner sein. Jesaja Jes 29 43 10 11 Israel empfing die Weissagungen, bewahrte sie auf und Israels Geschichte bewahrheitete sie. Der Knecht Gottes ist, weil vorausverkündet und schließlich in Wirklichkeit erschienen, ebenfalls ein tatsächlicher Beleg für den in Israel waltenden Gott. Was ist daher billiger als dass Israel selbst diese Anerkennung seines Gottes durch die völlige Hingabe an ihn vollziehe, dessen Großtaten verstehe, den Glauben an ihn bekenne und so allen Völkern das Beispiel der wahren Einsicht vorhalte? Den ich erkoren: den Messias. Jesaja Jes 29 43 11 Ego sum, ego sum Dominus, et non est absque me salvator. Ich, ich bin der Herr¹² und außer mir ist kein Retter. [Hos 13,4] Jesaja Jes 29 43 11 12 Hebr.: Jahve. Jesaja Jes 29 43 12 Ego annuntiavi, et salvavi: auditum feci, et non fuit in vobis alienus: vos testes mei, dicit Dominus, et ego Deus. Ich habe verkündet und errettet, ich habe es kundgetan und es war unter euch kein fremder Gott; ihr seid meine Zeugen, spricht der Herr, und ich bin Gott.¹³ Jesaja Jes 29 43 12 13 Er hat sich als den Seienden, Lebendigen erwiesen durch Verkündigung und Erfüllung. Er hat sich fort und fort hören lassen, und zwar so, dass kein fremder Gott sich also unter ihnen bestätigte; das müssen sie ihm bezeugen. Jesaja Jes 29 43 13 Et ab initio ego ipse, et non est qui de manu mea eruat: operabor, et quis avertet illud? Von Anbeginn an bin ich es und es gibt keinen, der aus meiner Hand errette; ich handle und wer wird es hindern?¹⁴ Jesaja Jes 29 43 13 14 In der Ewigkeit und Unveränderlichkeit Gottes liegt die Bürgschaft für die Verwirklichung seiner Verheißungen. Jesaja Jes 29 43 14 Hæc dicit Dominus redemptor vester, sanctus Israel: Propter vos misi in Babylonem, et detraxi vectes universos, et Chaldæos in navibus suis gloriantes. So spricht der Herr, euer Erlöser, der Heilige Israels:¹⁵ Euretwillen sende ich nach Babylon und reiße alle Riegel nieder und die auf ihre Schiffe stolzen Chaldäer.¹⁶ Jesaja Jes 29 43 14 15 Wie [Jes 42,13]. Jesaja Jes 29 43 14 16 Die Chaldäer befuhren nicht nur den Euphrat, sondern auch den persischen Golf; auch wurden von Phöniziern erbaute Schiffe zum Kriege benutzt. Jesaja Jes 29 43 15 Ego Dominus sanctus vester, creans Israel rex vester. Ich bin der Herr, euer Heiliger, der Schöpfer Israels, euer König. Jesaja Jes 29 43 16 Hæc dicit Dominus, qui dedit in mari viam, et in aquis torrentibus semitam. So spricht der Herr, der durch das Meer einen Weg bahnt und durch reißende Wasser einen Pfad; Jesaja Jes 29 43 17 Qui eduxit quadrigam et equum: agmen et robustum, simul obdormierunt, nec resurgent: contriti sunt quasi linum, et exstincti sunt. der Wagen und Ross ausziehen lässt, Heer und einen Starken;¹⁷ zusammen entschliefen sie und werden nicht aufstehen, zerrieben sind sie wie ein Docht und ausgelöscht.¹⁸ Jesaja Jes 29 43 17 17 Entweder kollektiv oder von Pharao gesagt. Jesaja Jes 29 43 17 18 Plötzlicher Untergang der Ägypter, rasch und gründlich und doch überaus leicht bewerkstelligt. Jesaja Jes 29 43 18 Ne memineritis priorum, et antiqua ne intueamini. Gedenket nicht des Früheren und schauet nicht auf das Alte.¹⁹ Jesaja Jes 29 43 18 19 Diese alten großen Wunder sollen vor dem Glanze der neuen erbleichen und verschwinden. Jesaja Jes 29 43 19 Ecce ego facio nova, et nunc orientur, utique cognoscetis ea: ponam in deserto viam, et in invio flumina. Sehet, ich schaffe Neues²⁰ und jetzt wird es aufsprießen,²¹ ja, ihr werdet es erfahren; ich mache in der Wüste einen Weg und in der Öde Ströme.²² Jesaja Jes 29 43 19 20 Das Neue ist Heimführung und Errettung aus allen Weltgegenden, während das Frühere nur die Befreiung aus einem Lande zum Gegenstand hatte. Jesaja Jes 29 43 19 21 Dieses Neue sprießt jetzt auf, d.h. die Verwirklichung ist gewiss, sie ist gleichsam schon in der Ausgestaltung begriffen. Jesaja Jes 29 43 19 22 Dies Neue wird mit teilweiser Anlehnung an das Gegenbild der Führung nach der Befreiung aus Ägypten und in einer der obigen Ankündigung [Jes 42,15] entsprechenden Weise weiter entwickelt. Die Naturbilder sind wie Symbole, so geschichtliche Erinnerungen und daher Bürgschaft, dass der Herr das natürlich Unmögliche vollbringen wird. Die Ströme sind so zahlreich und reichlich, dass auch die Tierwelt über die ungeahnte Wohltat jubelt. Jesaja Jes 29 43 2 Cum transieris per aquas, tecum ero, et flumina non operient te: cum ambulaveris in igne, non combureris, et flamma non ardebit in te: Wenn du Gewässer durchschreitest, will ich bei dir sein und die Ströme werden dich nicht überfluten; wenn du durch Feuer gehst, wirst du nicht verbrennen und die Flamme wird dich nicht sengen.² Jesaja Jes 29 43 2 2 Wasser und Feuer sind Bild der größten Gefahren, denen der Mensch ohnmächtig gegenübersteht. Damit wird Israel eine unzerstörbare Dauer zugesagt. Grund V. 3. Jesaja Jes 29 43 20 Glorificabit me bestia agri, dracones et struthiones: quia dedi in deserto aquas, flumina in invio, ut darem potum populo meo, electo meo. Verherrlichen wird mich das Getier des Feldes, Drachen und Strauße; denn ich gab in der Wüste Wasser, Ströme in der Öde, um mein Volk zu tränken, mein auserwähltes.²³ Jesaja Jes 29 43 20 23 Diese Freude der Tierwelt zeigt einerseits, dass die Wasserspende eine über das nächste Bedürfnis des Volkes hinausgehende, also reichliche sei, anderseits dass auch die Natur in ihrer Weise an dem über das Gottesvolk ausgegossenen Segen teilhaben werde. Jesaja Jes 29 43 21 Populum istum formavi mihi, laudem meam narrabit. Dieses Volk habe ich mir gebildet, es wird mein Lob verkünden. Jesaja Jes 29 43 22 Non me invocasti Jacob, nec laborasti in me Israel. Du hast mich nicht angerufen, Jakob, noch dich um mich abgemüht, Israel!²⁴ Jesaja Jes 29 43 22 24 War oben das Exil als Strafe bezeichnet, so hier die Erlösung als reine Gnade. Israel hat dieselbe nicht verdient durch seinen Kult der Anbetung und Opfer. Jesaja Jes 29 43 23 Non obtulisti mihi arietem holocausti tui, et victimis tuis non glorificasti me: non te servire feci in oblatione, nec laborem tibi præbui in thure. Du hast mir nicht Widder deiner Brandopfer dargebracht und mich nicht mit deinen Schlachtopfern verherrlicht, ich legte dir keine harte Dienstbarkeit auf mit Speiseopfern noch war ich dir lästig um Weihrauch.²⁵ Jesaja Jes 29 43 23 25 Der Opferkult wird summarisch aufgezählt, um die Idee durchzuführen, dass kein Opfer jene Gnade erwerben konnte. Jesaja Jes 29 43 24 Non emisti mihi argento calamum, et adipe victimarum tuarum non inebriasti me. Verumtamen servire me fecisti in peccatis tuis, præbuisti mihi laborem in iniquitatibus tuis. Du hast mir nicht um Silber Gewürzrohr gekauft noch mich mit dem Fette deiner Schlachtopfer gelabt, wohl aber warst du mir lästig durch deine Sünden, warst mir zur Plage durch deine Missetaten.²⁶ Jesaja Jes 29 43 24 26 Israel tat selbst vielmehr alles, um sich seinen Gott zu entfremden und ihm Ekel und Überdruss an seinem Volke einzuflößen. Jesaja Jes 29 43 25 Ego sum, ego sum ipse qui deleo iniquitates tuas propter me, et peccatorum tuorum non recordabor. Ich bin es, nur ich, der deine Missetaten tilgt um meinetwillen²⁷ und deiner Sünden nicht mehr gedenkt. Jesaja Jes 29 43 25 27 Aus reiner Barmherzigkeit, aber auch um meiner Ehre willen. Das Exil und die Befreiung sollen unter dem moralischen Gesichtspunkte betrachtet werden; so soll das Haus von der Erwartung zeitlicher Wohltaten zur Sehnsucht und zum Verständnis der geistigen übergeleitet werden, die Sünde als die eigentliche Knechtschaft verstehen lernen und deren gnädige Verzeihung als Befreiung. Jesaja Jes 29 43 26 Reduc me in memoriam, et judicemur simul: narra si quid habes ut justificeris. Rufe es mir ins Gedächtnis²⁸ und lass uns miteinander rechten; zähle auf, wenn du etwas hast, damit du Recht erhaltest.²⁹ Jesaja Jes 29 43 26 28 Ich erinnere mich an keine Verdienste. Jesaja Jes 29 43 26 29 Wie der Herr sich bisher vor den Heiden gerechtfertigt, so hier vor Israel: Er allein ist Ursache und Quelle des Heiles; alles ist reine Gnade. Die Sünden Israels sind der dunkle Untergrund, von dem sich Gottes Güte abhebt. Jesaja Jes 29 43 27 Pater tuus primus peccavit, et interpretes tui prævaricati sunt in me. Dein erster Vater hat gesündigt und deine Verkündiger haben gegen mich gefrevelt. Jesaja Jes 29 43 28 Et contaminavi principes sanctos, dedi ad internecionem Jacob, et Israel in blasphemiam. Und ich entweihte heilige Fürsten und gab Jakob zum Untergange hin und Israel zur Lästerung.³⁰ Jesaja Jes 29 43 28 30 Die Sünde herrschte von Anfang an in Israel, die leiblichen wie die geistlichen Väter des Volkes (die erste Generation der aus Ägypten Geführten und die Priester und Fürsten) waren davon infiziert; ja die Sünde wucherte so üppig fort, dass Gott sich genötigt sah, die ihm heiligen, ihm geweihten Fürsten seines Volkes der profanierenden Behandlung durch die Heiden preiszugeben und das gesamte Volk dem Hohne und der Lästerung der Feinde zu überlassen. Jesaja Jes 29 43 3 Quia ego Dominus Deus tuus sanctus Israel salvator tuus, dedi propitiationem tuam gyptum, thiopiam, et Saba pro te. Denn ich, der Herr, dein Gott, der Heilige Israels, bin dein Erlöser; ich gab als Sühnpreis Ägypten, Äthiopien und Saba an deiner Statt hin;³ Jesaja Jes 29 43 3 3 Der Seiende ist der Schutz Israels, der Heilige Israels, der sich nach Israel nennt und für dasselbe eifert, ist sein Retter und Heiland. Jesaja Jes 29 43 4 Ex quo honorabilis factus es in oculis meis, et gloriosus: ego dilexi te, et dabo homines pro te, et populos pro anima tua. deswegen, weil du in meinen Augen wertgeachtet bist und herrlich und ich dich liebgewonnen habe, gebe ich Menschen für dich hin und Völker für dein Leben.⁴ Jesaja Jes 29 43 4 4 Den Preis der Erlösung zahlt der Herr gewissermaßen mit Ägypten usw. d.h. dafür dass Cyrus sie frei gibt, soll er als Lohn und Entschädigung andere Länder erhalten, die bisher nicht zur babylonischen, jetzt also medisch-persischen Monarchie gehörten. Jesaja Jes 29 43 5 Noli timere, quia ego tecum sum: ab oriente adducam semen tuum, et ab occidente congregabo te. So fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir;⁵ vom Aufgang her will ich deine Nachkommenschaft herbeiführen und vom Niedergang her dich sammeln. Jesaja Jes 29 43 5 5 Nicht Israel hat sich solche Gunst und Liebe verdient, sie ist ein reines Gnadengeschenk der gütigen Liebe Gottes, wie der Messias Mittelpunkt der Weltgeschichte ist, so ist es sein Volk mit ihm und durch ihn. Alle Veranstaltungen Gottes bezwecken die Anbahnung, Ausbreitung und den Glanz dieses Reiches. Jesaja Jes 29 43 6 Dicam aquiloni: Da: et austro: Noli prohibere: affer filios meos de longinquo, et filias meas ab extremis terræ. Zur Mitternacht werde ich sprechen: Gib her! und zum Mittag: Halte nicht zurück! Bringe meine Söhne herbei aus der Ferne und meine Töchter von den Enden der Erde!⁶ Jesaja Jes 29 43 6 6 Die Rede geht hier von der babylonischen Errettung zu der allgemeinen messianischen Befreiung über. Jesaja Jes 29 43 7 Et omnem, qui invocat nomen meum, in gloriam meam creavi eum, formavi eum, et feci eum. Und jeden, der meinen Namen anruft,⁷ zu meiner Ehre habe ich ihn geschaffen, ihn gebildet und gemacht! Jesaja Jes 29 43 7 7 Hebr.: Jeder, der nach meinem Namen genannt ist. d.i. der Gottes Namen als Angehöriger des Gottesvolkes trägt. Jesaja Jes 29 43 8 Educ foras populum cæcum, et oculos habentem: surdum, et aures ei sunt. Führe heraus ein blindes Volk, das doch Augen hat, ein taubes, das doch Ohren hat!⁸ Jesaja Jes 29 43 8 8 Ein Volk, das einsichtslos und ungehorsam war, obgleich es die Wunderwerke Gottes sah und Ohren hatte, seinen fortwährenden Unterricht zu vernehmen. Jesaja Jes 29 43 9 Omnes gentes congregatæ sunt simul, et collectæ sunt tribus: quis in vobis annuntiet istud, et quæ prima sunt audire nos faciet? dent testes eorum, justificentur, et audiant, et dicant: Vere. Alle Völker allzumal sind zusammengekommen und versammelt haben sich die Stämme.⁹ Wer von euch kann solches verkünden und uns Früheres hören lassen? Sie mögen doch ihre Zeugen bringen und Recht erlangen, sie mögen hören und sagen: Es ist wahr!¹⁰ Jesaja Jes 29 43 9 9 Indem der Herr ein solches Volk befreit, setzt er sich ein Denkmal seiner Güte und Macht und kann daher die Völker zusammenrufen, damit sie Zeugen seiner Taten seien und aus denselben ihn selbst erkannten. Jesaja Jes 29 43 9 10 Die ganze Völkerversammlung möge den Spruch hören und billigend zustimmen. Das Christentum, das alle Völker der Reihe nach zur Anerkennung Gottes führt, sich als die Erfüllung der Weissagungen und als Gottes Macht ausweisend, hat in der Tat diesen hier geschilderten Zustimmungsakt der Nationen verwirklicht. Jesaja Jes 29 0 1 e. Gottes Bild der Herrlichkeit. (V. 8) f. Drohungen gegen die Götzendiener. (V. 23) 5) Fünfte Rede. (Kap. 44,24 Kap. 45,26) a. Der Beruf des Cyrus. Jesaja Jes 29 44 1 Et nunc audi Jacob serve meus, et Israel quem elegi: Und jetzt¹ höre, Jakob, mein Knecht, und Israel, den ich erkoren! [Jer 50,10; Jer 46,27] Jesaja Jes 29 44 1 1 Trotz dieser Sündhaftigkeit, die Israel über und über bedeckt, in seiner Wurzel gründet und seine Spitze vergiftet, bewahrt ihm der Herr die Treue und tröstet es. Jesaja Jes 29 44 10 Quis formavit deum, et sculptile conflavit ad nihil utile? Wer hat den Gott gebildet und das zu nichts nütze Bild gegossen?¹⁵ Jesaja Jes 29 44 10 15 Hebr.: Wer hat das Bild gegossen, damit es nichts nütze? Jesaja Jes 29 44 11 Ecce omnes participes ejus confundentur: fabri enim sunt ex hominibus: convenient omnes, stabunt et pavebunt et confundentur simul. Sehet, alle seine Anhänger werden zuschanden, denn die Werkmeister sind aus den Menschen. Sie versammeln sich alle, stehen da, erbeben und werden allzumal beschämt. Jesaja Jes 29 44 12 Faber ferrarius lima operatus est: in prunis, et in malleis formavit illud, et operatus est in brachio fortitudinis suæ: esuriet et deficiet, non bibet aquam, et lassescet. Der Schmied arbeitet mit der Feile, er formt sein Werk in der Kohlenglut und unter Hämmern und arbeitet mit kräftigem Arme; er hungert und ermattet; trinkt er nicht Wasser, so ermüdet er.¹⁶ [Weish 13,11] Jesaja Jes 29 44 12 16 Es kostet Mühe, ehe ein solcher unnützer Götze fertig wird. Der Künstler muss sich mit Nahrung stärken, sonst verschmachtet er über der langwierigen Arbeit. Jesaja Jes 29 44 13 Artifex lignarius extendit normam, formavit illud in runcina: fecit illud in angularibus, et in circino tornavit illud: et fecit imaginem viri quasi speciosum hominem habitantem in domo. Der Holzschnitzer spannt die Schnur, gestaltet sein Werk mit dem Hobel, fertigt es nach dem Winkelmaß, rundet es ab mit dem Zirkel und macht es zum Bildnis eines Mannes, wie einen schönen Menschen, der in einem Hause wohnt. Jesaja Jes 29 44 14 Succidit cedros, tulit ilicem, et quercum, quæ steterat inter ligna saltus: plantavit pinum, quam pluvia nutrivit. Er fällt Zedern, nimmt Steineiche und Eiche, die unter den Bäumen des Waldes gestanden, er hat eine Fichte gepflanzt, die der Regen nährte Jesaja Jes 29 44 15 Et facta est hominibus in focum: sumpsit ex eis, et calefactus est: et succendit, et coxit panes: de reliquo autem operatus est deum, et adoravit: fecit sculptile, et curvatus est ante illud. und die den Menschen zur Feuerung dient; er nimmt davon und wärmt sich, er heizt ein und bäckt Brot; von dem Reste aber macht er einen Gott und betet an, macht ein Bild und fällt vor ihm nieder. Jesaja Jes 29 44 16 Medium ejus combussit igni, et de medio ejus carnes comedit: coxit pulmentum, et saturatus est, et calefactus est, et dixit: Vah, calefactus sum, vidi focum. Die Hälfte davon hat er im Feuer verbrannt¹⁷ und durch diese Hälfte isst er Fleisch,¹⁸ kocht sich ein Gericht, wird satt, wärmt sich und spricht: Ei, es wird mir warm, ich fühle das Feuer!¹⁹ Jesaja Jes 29 44 16 17 Zuerst misst der Zimmermann mit er Schnur die Länge und Breite des Götzenbildes ab, dass er sich aus einem Baume haut. Dann hobelt er das Stück zu und bildet es nach dem Winkelmaß und Zirkel ein Götzenbild, in einem Hause aufgestellt zu werden. Hebr.: Er spannt die Schnur, zeichnet ihn ab mit dem Rötel, führt ihn aus mit hobeln und mit dem Zirkel zeichnet er ihn. Jesaja Jes 29 44 16 18 Die eine Hälfte ist Brennholz und Holz zum Kochen. Jesaja Jes 29 44 16 19 Entweder am Feuer oder die am Feuer gekochten Stücke. Jesaja Jes 29 44 17 Reliquum autem ejus deum fecit et sculptile sibi: curvatur ante illud, et adorat illud, et obsecrat, dicens: Libera me, quia deus meus es tu. Den Rest aber macht er sich zu einem Gotte und zu einem Götzenbilde; er fällt davor nieder, betet es an und fleht, indem er spricht: Errette mich, denn du bist mein Gott! Jesaja Jes 29 44 18 Nescierunt, neque intellexerunt: obliti enim sunt ne videant oculi eorum, et ne intelligant corde suo. Sie wissen es nicht und verstehen es nicht; denn verklebt sind ihre Augen, dass sie nicht sehen²⁰ und damit sie nicht begreifen in ihrem Herzen. Jesaja Jes 29 44 18 20 Wie unentschuldbar ist Torheit und Sünde des Götzendienstes! Jesaja Jes 29 44 19 Non recogitant in mente sua, neque cognoscunt, neque sentiunt, ut dicant: Medietatem ejus combussi igni, et coxi super carbones ejus panes: coxi carnes et comedi, et de reliquo ejus idolum faciam? ante truncum ligni procidam? Sie bedenken es nicht in ihrem Sinne und haben nicht so viel Gefühl und Verstand, dass sie sagten: Eine Hälfte davon habe ich im Feuer verbrannt,²¹ habe Brot über seinen Kohlen gebacken, Fleisch gekocht und gegessen und von dem Überreste sollte ich einen Götzen machen? vor einem Stück Holz niederfallen? Jesaja Jes 29 44 19 21 Sie haben sich freiwillig der besseren Einsicht verschlossen und der geistige Stumpfsinn ist Folge jener Vernachlässigung V. 19, 20. Jesaja Jes 29 44 2 Hæc dicit Dominus faciens et formans, ab utero auxiliator tuus: noli timere serve meus Jacob, et rectissime, quem elegi. So spricht der Herr, der dich erschaffen und gebildet,² dein Hort vom Mutterleibe³ an: Fürchte dich nicht, mein Knecht, Jakob, du Bevorzugter,⁴ den ich erkoren! Jesaja Jes 29 44 2 2 Die Titel Gottes zeigen, dass der Herr die erste Ursache der Rettung ist. Jesaja Jes 29 44 2 3 Der Mutterschoß ist der Anfang der Bildung des Volkes in der außergewöhnlichen Empfängnis Saras. Jesaja Jes 29 44 2 4 Jeschurun. Dieser Name findet sich auch [Dtn 32,15; Dtn 33,5.26]: Trautes Volk. Jesaja Jes 29 44 20 Pars ejus cinis est: cor insipiens adoravit illud, et non liberabit animam suam, neque dicet: Forte mendacium est in dextera mea. Ein Teil von ihm ist Asche,²² ein törichtes Herz betet es an und keiner rettet seine Seele und sagt: Vielleicht ist Lüge in meiner Rechten?²³ Jesaja Jes 29 44 20 22 Ein Teil des Götzen ist Asche, weil ein Teil desselben Holzstückes, aus dem jener geformt ward, zu Asche verbrannt wurde. Asche ist zugleich ein Bild des Inhaltsleeren, Zerstiebenden. Jesaja Jes 29 44 20 23 Wer so handelt, stürzt seine Seele ins Verderben, da er nicht bedenkt, dass ein von Menschenhand geformter Götze in sich ein Unding und der Glaube an ihn Lüge und plumpe Selbsttäuschung ist. Jesaja Jes 29 44 21 Memento horum Jacob, et Israel, quoniam servus meus es tu: formavi te, servus meus es tu Israel, ne obliviscaris mei. Gedenke daran, Jakob und Israel, denn du bist mein Knecht; ich habe dich gebildet, mein Knecht bist du, Israel,²⁴ vergiss meiner nicht!²⁵ Jesaja Jes 29 44 21 24 Israel soll sich, dessen eingedenk, vor dem Götzenbilde hüten, treu und fest an Gott halten, da er das Volk erschaffen und erwählt hat. Jesaja Jes 29 44 21 25 Hebr.: Du bleibst mir unvergessen. Jesaja Jes 29 44 22 Delevi ut nubem iniquitates tuas, et quasi nebulam peccata tua: revertere ad me, quoniam redemi te. Ich tilgte deine Vergehen wie eine Wolke, wie Nebel deine Sünden;²⁶ kehre zurück zu mir, denn ich erlöse dich! Jesaja Jes 29 44 22 26 Der Vergleichungspunkt ist das gänzliche Verschwinden, die völlige Wegtilgung. Jesaja Jes 29 44 23 Laudate cli, quoniam misericordiam fecit Dominus: jubilate extrema terræ, resonate montes laudationem, saltus et omne lignum ejus: quoniam redemit Dominus Jacob, et Israel gloriabitur. Lobpreiset, ihr Himmel! denn der Herr wirkt Barmherzigkeit; jubelt, ihr Enden²⁷ der Erde, erschallet von Lob, ihr Berge, du Wald und jeder Baum darin! denn der Herr erlöst Jakob und Israel wird herrlich.²⁸ Jesaja Jes 29 44 23 27 Hebr.: Tiefen der Erde, die Unterwelt. So streift der Ausblick auf die Erlösung bis an die äußerste Grenze, die Auferstehung der Toten. Jesaja Jes 29 44 23 28 Da das Geschöpf selbst an der Erlösung teilhaben soll, wird es auch zum Danke für dieselbe aufgefordert. Wie Grund, so Gegenstand des Preises ist Gottes erbarmende Gnade, die Erlösung und Gott wie er sich an Israel verherrlicht. Vergl. [Jes 12,6]. Jesaja Jes 29 44 24 Hæc dicit Dominus redemptor tuus, et formator tuus ex utero: Ego sum Dominus, faciens omnia, extendens clos solus, stabiliens terram, et nullus mecum. So spricht der Herr, dein Erlöser und dein Bildner vom Mutterleibe her: Ich bin der Herr, der alles vollbringt,²⁹ der allein die Himmel ausspannt und die Erde festigt, und niemand hilft mir; Jesaja Jes 29 44 24 29 Der allgemeinen Aussage folgt die spezielle Durchführung in der physischen Welt, dem Himmel und der Erde, sodann in der intellektuellen Welt. In dieser werden diejenigen namhaft gemacht, die sich einer besonderen göttlichen oder sonstigen menschlichen Weisheit rühmen; deren Weisheit, mag sie welcher Quelle immer entstammen, vereitelt der Herr. Jesaja Jes 29 44 25 Irrita faciens signa divinorum, et ariolos in furorem vertens. Convertens sapientes retrorsum: et scientiam eorum stultam faciens. der die Zeichen der Wahrsager vereitelt und die Lügenpropheten verwirrt; der die Weisen rückwärts drängt und ihre Weisheit zur Torheit macht; Jesaja Jes 29 44 26 Suscitans verbum servi sui, et consilium nuntiorum suorum complens. Qui dico Jerusalem: Habitaberis, et civitatibus Juda: dificabimini, et deserta ejus suscitabo. der das Wort seines Dieners³⁰ bestätigt und den Bescheid seiner Boten erfüllt; der zu Jerusalem spricht: Werde bewohnt! und zu den Städten Judas: Werdet erbaut! und der ihre Trümmer wieder herstellt; Jesaja Jes 29 44 26 30 Das an seinen Knecht, an Israel ergangene Wort. Jesaja Jes 29 44 27 Qui dico profundo: Desolare, et flumina tua arefaciam. Der ich zur Tiefe spreche: Versiege! und deine Ströme trockne ich aus;³¹ Jesaja Jes 29 44 27 31 Hier ist unverkennbar eine Beziehung auf Babylon und dessen Eroberung durch Cyrus gegeben. Die Eroberung Babylons bahnte den Weggefährten den Weg in die Heimat. Jesaja Jes 29 44 28 Qui dico Cyro: Pastor meus es, et omnem voluntatem meam complebis. Qui dico Jerusalem: dificaberis, et templo: Fundaberis. der ich zu Cyrus³² spreche: Du bist mein Hirt!³³ und du wirst all mein Wohlgefallen vollbringen;³⁴ der ich zu Jerusalem sage: Werde erbaut! und zu dem Tempel: Werde gegründet!³⁵ Jesaja Jes 29 44 28 32 Der erste Befreier wird hier mit seinem Namen eingeführt. Nach Flav. Josephus (Antiqu. 11,1.2) bewog diese Stelle den Cyrus, den Weggeführten die Heimkehr zu gestatten. Vergl. [Esra 1,2; 2Chr 36,23]. Jesaja Jes 29 44 28 33 Cyrus soll Hirte des Volkes Gottes sein, d.h. das seiner eigenen Weide entrissene und im fremden Lande wie in der Wüste schmachtende Volk in seine Heimatgefilde zurückführen. Das Bild des Hirten ist in der heiligen Schrift ein sehr häufiges. Jesaja Jes 29 44 28 34 Von Gott zum Hirten bestellt, wird Cyrus den Willen Gottes erfüllen, d.h.: Gottes Plan betreffs seines Volkes ausführen. Jesaja Jes 29 44 28 35 Dies wird der Herr durch Cyrus tun lassen. Jesaja Jes 29 44 3 Effundam enim aquas super sitientem, et fluenta super aridam: effundam spiritum meum super semen tuum, et benedictionem meam super stirpem tuam. Denn ich werde Wasser ausgießen auf das Durstige und Ströme auf das Trockene,⁵ ich werde meinen Geist auf deine Nachkommenschaft ausgießen und meinen Segen auf deinen Stamm⁶ Jesaja Jes 29 44 3 5 Wohl vom Natursegen zu verstehen, der im Alten Testamente ein Beweis der Liebe Gottes und eine Belohnung der Tugendübung war. Jesaja Jes 29 44 3 6 Der reichlichen Geistesausgießung folgt der Segen: Gottes Auge weilt mit Liebe auf den Begnadigten, ihnen stets neue Huld, neues Wohlwollen, neue Segnungen und Gnadenspenden mitteilend. Folge Davon ist V. 4 das segensreiche Gedeihen des Volkes. Jesaja Jes 29 44 4 Et germinabunt inter herbas quasi salices juxta præterfluentes aquas. und sie werden sprossen inmitten des Grünen, wie Weiden an fließendem Wasser. Jesaja Jes 29 44 5 Iste dicet: Domini ego sum: et ille vocabit in nomine Jacob, et hic scribet manu sua: Domino: et in nomine Israel assimilabitur. Der wird sprechen: Ich bin des Herrn, jener den Namen Jakobs rufen,⁷ dieser mit seiner Hand schreiben:⁸ Dem Herrn! und Israels Namen einverleibt werden.⁹ Jesaja Jes 29 44 5 7 Hebr.: Mit dem Namen Jakobs rufen, ihn preisend ausrufen und so bekunden, welchem Volke man angehören wolle. Jesaja Jes 29 44 5 8 Schriftlich erklären, kräftiger Weise als das bloße Sprechen. Man wird sich mit Eifer herandrängen. Jesaja Jes 29 44 5 9 Lebt Gottes Geist im Volke, so zieht es zum wirksamen Anschlusse an sich und zur Kenntnis Gottes die Heidenvölker an, seinen Beruf erfüllend, Gott zur Ehre und zum Lobpreis, den Nationen zum Segen zu sein. Im Hebr. lautet das letzte Glied: Und ehrend den Namen Israels nennen. Jesaja Jes 29 44 6 Hæc dicit Dominus rex Israel, et redemptor ejus Dominus exercituum: Ego primus, et ego novissimus, et absque me non est Deus. So spricht der Herr, der König Israels und dessen Erlöser, der Herr der Heerscharen: Ich bin der Erste und ich der Letzte und außer mir ist kein Gott. [Jes 41,4; Jes 48,12; Apg 1,8.17; Apg 22,13] Jesaja Jes 29 44 7 Quis similis mei? vocet, et annuntiet: et ordinem exponat mihi, ex quo constitui populum antiquum: ventura et quæ futura sunt annuntient eis. Wer ist mir ähnlich? Er rufe und zeige es mir an; er lege mir das Verfahren vor, seitdem ich dies Volk von alters her gegründet habe; das Kommende und das Zukünftige mögen sie ihnen verkündigen.¹⁰ Jesaja Jes 29 44 7 10 Der Beweis ist ein zweifacher: Gott hat, seitdem er das alte Volk gegründet, sich als lebendigen Gott durch Geschichte und Prophetie erwiesen, die Götter vermögen weder diesem Ähnliches aus ihrer Vergangenheit an die Seite zu setzen noch auch von jetzt an für die Zukunft etwas vorauszusagen; beides aber vollbringt der Herr. Hebr.: Wer verkündigt gleich mir, und er zeige es an und lege mir dar, seit ich gegründet das ewige Volk (das Menschengeschlecht). Jesaja Jes 29 44 8 Nolite timere, neque conturbemini: ex tunc audire te feci, et annuntiavi: vos estis testes mei: numquid est Deus absque me, et formator, quem ego non noverim? Fürchtet euch nicht und werdet nicht verwirrt!¹¹ Vorlängst habe ich es dir zu wissen getan und angekündigt, ihr seid meine Zeugen!¹² Ist denn ein Gott außer mir, ein Bildner, den ich nicht kännte? Jesaja Jes 29 44 8 11 Auf diesen Gott gestützt, kann Israel sich einer vollen Zuversicht hingeben. Jesaja Jes 29 44 8 12 Die vertrauensvolle Zuversicht ruht auf der Wahrheit, dass der Herr der einzige Gott und außer ihm keine Macht ist, die nicht ganz in seiner Gewalt wäre. In demselben Sinne das Hebr.: Es ist kein Fels, ich weiß keinen. Fels ist Gott als sicherer Hort seines Volkes. Jesaja Jes 29 44 9 Plastæ idoli omnes nihil sunt, et amantissima eorum non proderunt eis, ipsi sunt testes eorum, quia non vident, neque intelligunt, ut confundantur. Die Götzenbilder sind alle nichtig und ihre Lieblinge nützen ihnen nichts; sie selbst sind Zeugen gegen jene, dass sie nicht sehen und nicht verstehen,¹³ auf dass sie zuschanden werden.¹⁴ Jesaja Jes 29 44 9 13 Die Götzenanbeter müssen selbst eingestehen, dass ihre Götter leblose Klötze sind. Jesaja Jes 29 44 9 14 Die Götzenanbeter. Jesaja Jes 29 0 1 b. Die Verherrlichung Gottes durch Cyrus. (V. 10) c. Gottes Absicht bei der Befreiung des Volkes. (V. 47) d. Vor der Erfüllung ergangene Weissagungen sind der Erweis göttlicher Macht und Herrlichkeit. Jesaja Jes 29 45 1 Hæc dicit Dominus christo meo Cyro, cujus apprehendi dexteram, ut subjiciam ante faciem ejus gentes, et dorsa regum vertam, et aperiam coram eo januas, et portæ non claudentur. So spricht der Herr zu meinem Gesalbten,¹ Cyrus, dessen Rechte ich erfasse,² um Völker vor ihm niederzuwerfen und die Rücken der Könige zu beugen³ und Pforten vor ihm zu öffnen, und die Tore sollen nicht geschlossen werden.⁴ Jesaja Jes 29 45 1 1 Cyrus ist der einzige Heidenkönig, der den theokratischen Namen Christus, Gesalbter, trägt. Er heißt so, weil sein Beruf und seine Aufgabe theokratischen Charakter hat: er ist berufen und von Gottes wegen eingesetzt zum König, um Gottes Willen an den Heiden und an Israel zu vollbringen, Israel zu befreien. Wie also in der Befreiung aus Babylon Vorspiel und Vorbild des Messiaswerkes ist, so wird auch im Namen selbst die typische Bedeutung und die gottgewollte Stellung des Cyrus zu Israel kundgegeben. Jesaja Jes 29 45 1 2 Die Hand erfassen ist stärken, wirksam befähigen. Jesaja Jes 29 45 1 3 Sie ohnmächtig und wehrlos zu machen. Jesaja Jes 29 45 1 4 Türen und Tore der Festungen öffnet der Herr vor ihm, und was er öffnet, soll und kann niemand schließen: Cyrus wird unwiderstehlich sein. Jesaja Jes 29 45 10 Væ qui dicit patri: Quid generas? et mulieri: Quid parturis? Wehe dem, der zu seinem Vater spricht: Was zeugst du? Und zum Weibe: Was gebärest du?¹⁸ Jesaja Jes 29 45 10 18 Der Sohn kann und darf die ehelichen Rechte der Eltern nicht einschränken wollen, ebenso wenig kann und darf der schwache Mensch den Plänen und der Erbarmung eine nach menschlichem Gutdünken gezogene Grenze setzen. Jene, welche in einseitigem Nationalismus befangen, die Ausdehnung der erbarmenden und erhebenden Liebe Gottes auf die Heiden hemmen wollen, werden getadelt. Gottes Macht soll, wie seine freie, an keine Nationalität gebundene Güte anerkannt werden. Es ist also in V. 10 einschlussweise die Verdammung jener Juden als Gottes Widersacher grundgelegt, die zwar eine Erlösung wollen, aber nur eine nach jüdischen nationalen Gesichtspunkten, Vorurteilen und Voreingenommenheiten beschränkte oder eingerichtete. Jesaja Jes 29 45 11 Hæc dicit Dominus sanctus Israel plastes ejus: Ventura interrogate me, super filios meos, et super opus manuum mearum mandate mihi. So spricht der Herr, der Heilige Israels, sein Bildner: Fraget mich um das Zukünftige, wegen meiner Söhne und des Werkes meiner Hände lasset es mir befohlen sein!¹⁹ Jesaja Jes 29 45 11 19 Die Titel, welche der Herr sich gibt, und die, mit denen er sein Volk nennt, enthalten zugleich die vollgültige Begründung, warum er helfend eingreifen werde, die Seinen ihm also alles im Vertrauen anheimstellen sollen. Israel soll und wird das vorgesteckte Ziel erreichen. So lautete die Mahnung und der Trost für die Stunde der Bedrängnis, und der so spricht, hat auch die Macht, mithin also alles Recht, Vertrauen und Hingabe zu fordern. Beweis dafür V. 12. Jesaja Jes 29 45 12 Ego feci terram, et hominem super eam creavi ego: manus meæ tetenderunt clos, et omni militiæ eorum mandavi. Ich habe die Erde gebildet und den Menschen auf ihr geschaffen, meine Hände haben die Himmel ausgedehnt und all ihr Heer habe ich entboten.²⁰ Jesaja Jes 29 45 12 20 Die Erde und ihre Bewohner, die Himmel und alle Sternheere kann Gott als Beweise und Zeugen seiner Macht anführen. Dieser Gott ruft und leitet den Cyrus, daher mg Israel auch bei der Heimsuchung anderer Völker voll Zuversicht bleiben. Jesaja Jes 29 45 13 Ego suscitavi eum ad justitiam, et omnes vias ejus dirigam: ipse ædificabit civitatem meam, et captivitatem meam dimittet, non in pretio, neque in muneribus, dicit Dominus Deus exercituum. Ich habe ihn zur Gerechtigkeit erweckt²¹ und alle seine Wege lenke ich; er wird meine Stadt erbauen und meine Gefangenen freigeben, nicht um Geld und nicht um Geschenke,²² spricht der Herr, der Gott der Heerscharen. Jesaja Jes 29 45 13 21 Zum Diener der Gerechtigkeit, jenes Zustandes, der Gottes Gnadenabsichten und Verheißungen und der Bestimmung des Volkes entspricht. Derselbe Gedanke [Jes 44,28] und [Jes 45,1]. Jesaja Jes 29 45 13 22 In der Unentgeltlichkeit der Loslassung liegt ein steigerndes Moment für die Erkennbarkeit des göttlichen Waltens. Jesaja Jes 29 45 14 Hæc dicit Dominus: Labor gypti, et negotiatio thiopiæ, et Sabaim viri sublimes ad te transibunt, et tui erunt: Post te ambulabunt, vincti manicis pergent: et te adorabunt, teque deprecabuntur: Tantum in te est Deus, et non est absque te Deus. So spricht der Herr:²³ Der Erwerb Ägyptens, der Handelsgewinn Äthiopiens und die Sabäer, Männer hohen Wuchses, werden zu dir²⁴ übergehen und dir gehören. Hinter dir werden sie einhergehen, in Fesseln daherschreiten, vor dir sich beugen und dich anflehen:²⁵ Nur in dir ist Gott und außer dir ist kein Gott! Jesaja Jes 29 45 14 23 An die grundlegende Tatsache reiht sich, wie oben, das große herrliche Ziel, zu dem jene Tatsache ideell hinstrebt, für die sie ein erster Schritt, eine erste Stufe ist. Die Völker erkennen und bekennen den in Israel waltenden Gott und schließen sich in demütiger Unterwerfung an das Gottesvolk an. Jesaja Jes 29 45 14 24 Angeredet ist die Gemeinde Israel. Saba ist nach Josephus der alte Name für das berühmte Maro, das von alters her der Stapelplatz des afrikanischen Karawanenhandels war. Die hier genannten drei Länder werden auch sonst genannt zur Bezeichnung des Messianischen Weltreiches. Jesaja Jes 29 45 14 25 Die Häufung der Ausdrücke besagt die Innigkeit des Anschlusses. Die Fesseln symbolisieren das Dienstverhältnis, dem sie sich voll und ganz hingeben: in den an Israel kundgewordenen Wirkungen und Großtaten erkennen sie den Herrn und ersehen aus denselben erstlich, dass er sich als Sphäre seiner Betätigung Israel erwählt, zweitens, dass außer Israel eine derartige Gottesoffenbarung nicht stattfindet (Hebr.: dass der Gott Israels der einzige ist). Jesaja Jes 29 45 15 Vere tu es Deus absconditus, Deus Israel salvator. Wahrlich, du bist ein verborgener Gott, du Gott Israels, Heiland!²⁶ Jesaja Jes 29 45 15 26 Still, unscheinbar, dem Blicke des Menschen verborgen sind Gottes Wege, aber erscheinen dann umso wunderbarer, wenn man ihr stilles Walten und ihre allmähliche Anbahnung von fernher betrachtet. Weil in den Völkern diese Überzeugung Leben gewonnen, hängen sie mit der V. 14 geschilderten Verehrung am Volke Gottes. Jesaja Jes 29 45 16 Confusi sunt, et erubuerunt omnes: simul abierunt in confusionem fabricatores errorum. Beschämt werden alle und stehen schamrot da; mit Schanden weichen die Schmiede der Irrtümer allzumal zurück. Jesaja Jes 29 45 17 Israel salvatus est in Domino salute æterna: non confundemini, et non erubescetis usque in sæculum sæculi. Israel ist gerettet in dem Herrn durch ewiges Heil; ihr werdet nicht zuschanden noch schamrot werden in alle Ewigkeit.²⁷ Jesaja Jes 29 45 17 27 V. 16, 17 zeigen zusammenfassend den durch Gottes Taten erreichten Erfolg: die Vernichtung der Götzen und Götzendiener und die Herrlichkeit Israels. Ewiges Heil ist im Herrn, weil er allein der allmächtige Gott ist. Jesaja Jes 29 45 18 Quia hæc dicit Dominus creans clos, ipse Deus formans terram, et faciens eam, ipse plastes ejus: non in vanum creavit eam: ut habitaretur, formavit eam: ego Dominus, et non est alius. Denn also spricht der Herr, der die Himmel schuf, der Gott, der die Erde bildete und formte, ihr Bildner; nicht zur Einöde schuf er sie, sondern damit sie bewohnt würde, bildete er sie:²⁸ Ich bin der Herr und es ist keiner sonst!²⁹ Jesaja Jes 29 45 18 28 In der Schöpfertätigkeit Gottes ist die Zusage gegeben, dass Gott die Dinge zu der ihrem Wesen entsprechenden Bestimmung führen will. Dieser allgemeine Satz wird hier speziell auf das Land, Palästina, angewendet. Es war nicht zur Wüste vom Herrn gebildet, es hatte seine besondere Bedeutung für die gedeihliche Entwicklung des israelitischen Volkes, und diese soll ihm wieder zurückgestellt werden. Dies ist in neuer Weise die Zusage der Rückkehr aus Babylon und des Wiederaufbaues der Theokratie als der Vorbereitung für Israels Weltaufgabe. Jesaja Jes 29 45 18 29 Hat sich Gottes Absicht schon im Schöpferwillen kundgegeben und ist dieser in sich schon eine Bürgschaft für die Verwirklichung, weil dessen Herrn Wille Allmacht ist, so kommt noch eine fernere, glänzendere Bestätigung aus der ausdrücklichen und klaren Zusage, die von Gott an Israel erging. Jesaja Jes 29 45 19 Non in abscondito locutus sum in loco terræ tenebroso: non dixi semini Jacob: Frustra quærite me: ego Dominus loquens justitiam, annuntians recta. Nicht im Verborgenen habe ich geredet, an dunkler Stätte der Erde;³⁰ nicht sprach ich zur Nachkommenschaft Jakobs: Ohne Erfolg suchet mich! Ich bin der Herr, der Gerechtigkeit redet und verkündet, was recht ist.³¹ Jesaja Jes 29 45 19 30 Anspielung auf das Unwesen heidnischer Mantik, besonders der Nekromantie. Jesaja Jes 29 45 19 31 Suchet man den Herrn aufrichtigen Herzens, so sind große Verheißungen daran geknüpft, denn sein Wesen ist Gerechtigkeit und Recht, und seine Offenbarung und sein Wille zielt auf deren Verwirklichung. Jesaja Jes 29 45 2 Ego ante te ibo: et gloriosos terræ humiliabo: portas æreas conteram, et vectes ferreos confringam. Ich werde vor dir hergehen⁵ und die Ruhmreichen der Erde demütigen, eherne Pforten werde ich sprengen und eiserne Riegel brechen.⁶ Jesaja Jes 29 45 2 5 Wie einst vor den Israeliten in der Wüste. Jesaja Jes 29 45 2 6 Der Herr wird selbst die Schwierigkeiten entfernen, welche die Natur und die Kunst oder List der Menschen ihm entgegenstellt. Die ehernen Tore und eisernen Riegel erinnern an Babylon mit seinen hundert Toren aus Erz. Jesaja Jes 29 45 20 Congregamini, et venite, et accedite simul qui salvati estis ex gentibus: nescierunt qui levant lignum sculpturæ suæ: et rogant Deum non salvantem. Versammelt euch und kommet und tretet herzu insgesamt, die ihr gerettet seid aus den Heiden! töricht sind, die das Holz ihres Schnitzbildes schleppen und einen Gott anflehen, der nicht helfen kann.³² Jesaja Jes 29 45 20 32 Die Götzendiener, weit entfernt von den toten Götzen Hilfe zu erlangen, müssen sich selbst mit diesen, mit dem Fortbringen und Schützen ihrer Bilder, müde schleppen. Jesaja Jes 29 45 21 Annuntiate, et venite, et consiliamini simul: quis auditum fecit hoc ab initio, ex tunc prædixit illud? numquid non ego Dominus, et non est ultra Deus absque me? Deus justus, et salvans non est præter me. Verkündiget und kommet und beratet euch zumal! Wer hat dies von Anbeginn an kundgetan, vorlängst es vorhergesagt? Nicht ich, der Herr, und ist etwa ein Gott außer mir? Ein gerechter und ein helfender Gott ist nicht außer mir!³³ Jesaja Jes 29 45 21 33 Die Tatsache der Prophetie, die längst bekannt war und sich jetzt erfüllt, ist wiederum der siegreiche Gottesbeweis. Durch diesen ist zugleich erhärtet, was V. 17 besagte, dass allein in Gott Heil ist. Jesaja Jes 29 45 22 Convertimini ad me, et salvi eritis omnes fines terræ: quia ego Deus, et non est alius. Bekehret euch zu mir, so werdet ihr gerettet werden, alle Enden der Erde! denn ich bin Gott und es ist sonst keiner.³⁴ Jesaja Jes 29 45 22 34 Gnadenruf, der die Gerichtsszenen [Jes 41,1] begleitet und in neuer Weise das Ziel des Völkergerichtes und der bisher geschilderten Veranstaltungen Gottes ausspricht. Jesaja Jes 29 45 23 In memetipso juravi, egredietur de ore meo justitiæ verbum, et non revertetur: Ich habe bei mir selbst geschworen, das Wort der Gerechtigkeit geht aus meinem Munde aus und wird nicht rückgängig: Jesaja Jes 29 45 24 Quia mihi curvabitur omne genu, et jurabit omnis lingua. dass sich mir jedes Knie beugen soll und jede Zunge mir schwören!³⁵ [Röm 14,11; Phil 2,10] Jesaja Jes 29 45 24 35 Hierin besteht diese Gerechtigkeitssatzung, dieses unfehlbar wirksame Wort: äußere Huldigung der Anbetung, mit der sich das Bekenntnis der Zunge als das Zeugnis der innersten Herzensgesinnung verbindet. Jesaja Jes 29 45 25 Ergo in Domino, dicet, meæ sunt justitiæ et imperium: ad eum venient, et confundentur omnes qui repugnant ei. Also bei dem Herrn, wird man sprechen, ist Gerechtigkeit für mich und Macht; zu ihm kommt man und beschämt werden alle, die sich ihm widersetzen. Jesaja Jes 29 45 26 In Domino justificabitur, et laudabitur omne semen Israel. Im Herrn wird gerechtfertigt und verherrlicht werden alle Nachkommenschaft Israels.³⁶ Jesaja Jes 29 45 26 36 Der Herr ist lebendig anerkannt als Quelle und Born der Gerechtigkeiten, die dem einzelnen nur durch ihn zukommen, als Hort und Inbegriff aller Macht und Stärke, bei dem also ewiges, unverlierbares Heil zu finden ist. Wem diese Erkenntnis aufgeht, der kommt zum Herrn, schließt sich ihm an; die Widerstrebenden ereilt Beschämung und Untergang. Gott ist wie die Quelle des Heiles, so allein der wahre und einzige Ruhm Israels. Jesaja Jes 29 45 3 Et dabo tibi thesauros absconditos et arcana secretorum: ut scias quia ego Dominus, qui voco nomen tuum, Deus Israel. Ich werde dir verborgene Schätze geben und die Geheimnisse der Verstecke,⁷ auf dass du wissest, dass ich der Herr bin, der dich beim Namen gerufen, der Gott Israels. Jesaja Jes 29 45 3 7 Schätze, die im Dunkel unterirdischer Gewölbe du in ganz geheimen Verstecken aufbewahrt werden. Jesaja Jes 29 45 4 Propter servum meum Jacob, et Israel electum meum, et vocavi te nomine tuo: assimilavi te, et non cognovisti me. Um meines Dieners Jakob und Israels, meines Auserwählten, willen habe ich dich bei deinem Namen gerufen; ich gab dir einen vorbedeutungsvollen Namen,⁸ ehe du mich noch kanntest.⁹ Jesaja Jes 29 45 4 8 Den Namen des Messias und das Amt des Befreiers. Diese Züge der Ähnlichkeit mit dem Erlöser hat der Herr ihm von vornherein aufgeprägt. Hebr.: Ich benenne dich, d.i. ich habe deinen Namen vorherverkündet. Jesaja Jes 29 45 4 9 Die Wahl Gottes war ein reiner Gnadenakt. Jesaja Jes 29 45 5 Ego Dominus, et non est amplius: extra me non est Deus: accinxi te, et non cognovisti me: Ich bin der Herr¹⁰ und es ist kein anderer, außer mir ist kein Gott. Ich habe dich ausgerüstet, ehe du mich noch kanntest, Jesaja Jes 29 45 5 10 Ein erneuter und kräftiger Hinweis auf Gottes Walten in der Weltgeschichte, das gerade durch die Prophetie über Cyrus und Israels Geschicke so klar aufgezeigt wird. Jesaja Jes 29 45 6 Ut sciant hi, qui ab ortu solis, et qui ab occidente, quoniam absque me non est: Ego Dominus, et non est alter, damit die vom Sonnenaufgang und die vom Niedergang erkennen, dass außer mir keiner ist.¹¹ Ich bin der Herr und es ist kein anderer; Jesaja Jes 29 45 6 11 Die Erkenntnis Gottes soll eine allgemeine werden, die Anbahnung derselben gehört mit zu den Zwecken der durch Cyrus zu vollbringenden Taten. Dem bunten Gewirre des Heidentumes und dem Dualismus der zoroastrischen Lehre tritt hier der Herr als der eine entgegen, der in der natürlichen Ordnung Licht und Finsternis, den Wechsel der Zeit, Entstehen und Vergehen, Leben und Tod beherrscht, und in der moralischen Ordnung, Belohnung und Strafe, Segen und Fluch, Glück und Unglück mit gleicher Weisheit und Gerechtigkeit austeilt, der somit in Wahrheit als der ausschließlich eine Herrscher über Natur- und Menschenwelt thront. Es gibt also, das lehrt der Absichtssatz V. 6, Momente in der Weltgeschichte, in denen die Erkenntnis des allwaltenden Gottes sichtbarer und mächtiger als sonst sich den Völkern aufdrängt; eine solche Stunde der Gnade schlug mit dem Auftreten des Cyrus als Befreier Israels. Jesaja Jes 29 45 7 Formans lucem, et creans tenebras, faciens pacem, et creans malum: ego Dominus faciens omnia hæc. der Licht bildet und Finsternis schafft, Frieden bringt und Übles wirkt; ich bin der Herr, der all dies vollbringt! Jesaja Jes 29 45 8 Rorate cli desuper, et nubes pluant justum: aperiatur terra, et germinet salvatorem: et justitia oriatur simul: ego Dominus creavi eum. Tauet hernieder, ihr Himmel, und die Wolken mögen den Gerechten¹² regnen; es öffne sich die Erde und sprosse¹³ den Heiland hervor und Gerechtigkeit erstehe zumal! Ich, der Herr, schaffe ihn!¹⁴ Jesaja Jes 29 45 8 12 Hebr. abstrakt: Gerechtigkeit, Heil. Der Prophet fleht um die Verwirklichung des göttlichen Planes, nach welchem Gerechtigkeit, Heil, d.i. der von Gott gewollte, segenbringende Zustand, allen zuteil werden soll. Die Innigkeit der Bitte spricht sich ebenso tief als ergreifend aus in der flehentlichen Hinwendung zum Himmel und zu den Wolken, die, wie sie sonst erquickenden Tau und befruchtenden Regen spenden, nun endlich auch den Tau und Segen für die geistige Natur und möchten zukommen lassen, und an die Bitte an die Erde, neben anderen Früchten diese kostbarste Frucht des Heils uns zu tragen. Möchte der Himmel bald seine Gabe spenden und die Erde sie bereitwillig aufnehmen und zu reichen Früchten zeitigen! Obgleich also dem Zusammenhange und dem hebr. Wortlaute nach die Stelle nicht direkt und geradezu die Person des Messias erfleht, ist sie doch der unmittelbare Ausdruck der Sehnsucht nach dem Werke und dem Heile des Messias, und zwar der vollgültige. Denn obgleich der Wunsch durch die Schilderung der Bedeutung und ideellen Tragweite des Werkes des Cyrus angeregt wird, so ist es doch ebenso klar, dass nicht das Werk der Cyrus an sich, sondern der durch dasselbe anzubahnende Zweck (V. 4, 6) nicht in seinen Anfängen, sondern in seiner großartigen Vollendung, Inhalt und Gegenstand der Bitte ausmacht. In seiner Vollendung: denn Tau und Regen des Himmels, Öffnen und Sprossen der Erde, also das Zusammenwirken der reichlichen Tätigkeit von Himmel und Erde besagen die Fülle des Heiles, die Fülle der Gerechtigkeit. Diese Bitte um das Messiasheil, die auch das Auftreten des Cyrus insofern miterfleht, als die Bitte um die Vollendung naturnotwendig die Anfänge und allmähliche Anbahnung miteinbegreift, zeigt, wie oben der Name Maschiach, dass dem Seher das Werk des Cyrus als Typus und Symbol vorschwebt, dass in seiner Anschauung ein ideeller Grund beide eint, dass ihm beide als auf ein Ziel gerichtet erscheinen. So ist auch klar, dass die Vulgata mit ihrer konkreten Fassung von dem Sinne des Originals tatsächlich nicht abweicht. Jesaja Jes 29 45 8 13 Hebr.: mögen sprossen lassen nämlich die Himmel, die Erde befruchtend. Jesaja Jes 29 45 8 14 Antwort Gottes auf den Sehnsuchtsruf des Sehers. Diese Antwort wird im Folgenden fortgeführt: Wer könnte denn Gott hindern? Wehe dem, der solches versuchte! Jesaja Jes 29 45 9 Væ qui contradicit fictori suo, testa de samiis terræ: numquid dicet lutum figulo suo: Quid facis, et opus tuum absque manibus est? Wehe dem, der seinem Bildner widerspricht, eine Scherbe von den Scherben der Erde!¹⁵ Spricht etwa der Ton zu seinem Bildner: Was tust du? Und dein¹⁶ Werk: Er hat keine Hände?¹⁷ [Jer 18,6; Röm 9,20] Jesaja Jes 29 45 9 15 Bild der Winzigkeit und Bedeutungslosigkeit und Machtlosigkeit des einzelnen, der seinem Schöpfer gegenüber nur ist wie ein Scherbe vor den Tausenden und Millionen von Scherben oder Erdgefäßen. Jesaja Jes 29 45 9 16 Die Rede wird durch den Übergang in die zweite Person belebter: Dein Werk, o Mensch. Jesaja Jes 29 45 9 17 Ähnlich wäre es, wollte jemand glauben, es stehe Gott keine Macht zu Gebote, sein herrliches Versprechen einzulösen. Jesaja Jes 29 0 1 6) Sechste Rede. (Kap. 46) a. Was vermögen die Götzenbilder? Was Gott? (V. 4) b. Gott allein also muss man anhängen. Jesaja Jes 29 46 1 Confractus est Bel, contritus est Nabo: facta sunt simulacra eorum bestiis et jumentis, onera vestra gravi pondere usque ad lassitudinem. Zerbrochen ist Bel, zertrümmert ist Nabo, ihre Götzenbilder lud man auf Tiere und Saumtiere; eure Lasten sind schwer an Bürde bis zur Ermüdung.¹ Jesaja Jes 29 46 1 1 Hebr.: Es sinkt zusammen Bel, es fällt (krümmt sich) Nebo eure Getragenen werden aufgeladen, eine Last den Müden. D.i.: Die Bildsäulen der Götter werden Lasttieren, Kamelen und Eseln zum Transport aufgeladen, die unter der verächtlichen Bürde seufzen, wurden von den Persern als Siegestrophäen weggeführt. Bel ist in den altbabylonischen Inschriften häufig erwähnt. Er führt die Titel: der Erhabene, der Vater des Gottes, der Schöpfer, Leuchte der Götter, Vater der Götter, Herr der Länder, Fürst des Alls u.a. Nebo, Nabo, der Verkündiger wird als erhabener Geist des Bel in Zauberformeln angerufen. Er galt wohl als besonderer Schutzgott des späteren chaldäischen Reiches und Königshauses. So symbolisieren die beiden Götter die Macht und die Weisheit und Kunde der Zukunft. Das Hinsinken dieser beiden und ihre Verspottung ist ein passendes Bild des Falles Babylons. Jesaja Jes 29 46 10 Annuntians ab exordio novissimum, et ab initio quæ necdum facta sunt, dicens: Consilium meum stabit, et omnis voluntas mea fiet: Der ich von Anfang an das Späteste verkünde und von Anbeginn, was noch nicht geschehen, und spreche: Mein Ratschluss wird bestehen und all mein Wille wird geschehen!¹⁰ Jesaja Jes 29 46 10 10 Einen naheliegenden Beweis haben sie im Auftreten des Cyrus, einer Tatsache, die lange, bevor sie eintrat, geweissagt war. Jesaja Jes 29 46 11 Vocans ab oriente avem, et de terra longinqua virum voluntatis meæ: et locutus sum, et adducam illud: creavi, et faciam illud. Der ich von Aufgang her den Aar¹¹ rufe und aus fernem Lande den Mann meines Ratschlusses.¹² Ich habe es gesprochen und werde es herbeiführen, ich habe es entworfen und werde es ausführen!¹³ Jesaja Jes 29 46 11 11 Der Aar ist das Bild eines schnellen, rüstigen Kriegers, der weite Länderstrecken im Siegesfluge durcheilt. Ähnlich wird Nabuchodonosor, [Jer 49,22; Ez 17,13] bezeichnet. Jesaja Jes 29 46 11 12 Cyrus wird Gottes Ratschluss ins Werk setzen. Jesaja Jes 29 46 11 13 Indem der Prophet in V. 11 die Weissagung über Cyrus in Parallele setzt mit V. 10 und sie in unmittelbarem Anschluss bringt an die von Anfang an und von alters her ergangenen, bekundet er wieder auf das deutlichste, dass die Weissagung über Cyrus dasselbe Merkmal des lang vorher Prophezeiten an sich trägt. Die Weissagung hat, auch wenn sie ihre volle Wirkung erst äußert, wenn Cyrus wirklich das Edikt der Rückkehr erlässt, auch für die Zeitgenossen des Propheten ihre Bedeutung. Jesaja Jes 29 46 12 Audite me duro corde, qui longe estis a justitia. Höret mich, ihr Hartherzigen! die ihr fern seid von der Gerechtigkeit:¹⁴ Jesaja Jes 29 46 12 14 Fern von dem durch Gott zu verwirklichenden Zustande sind sie in dem Maße, als sie an heidnischem Wesen Gefallen finden und gegen die Theokratie und ihre Herstellung sich gleichgültig verhalten. Jesaja Jes 29 46 13 Prope feci justitiam meam, non elongabitur, et salus mea non morabitur. Dabo in Sion salutem, et in Israel gloriam meam. Ich habe meine Gerechtigkeit nahe gebracht, sie wird nicht zurückweichen und mein Heil wird nicht säumen. In Sion gebe ich Heil und in Israel meine Herrlichkeit. Jesaja Jes 29 46 2 Contabuerunt, et contrita sunt simul: non potuerunt salvare portantem, et anima eorum in captivitatem ibit. Sie sind hingeschwunden und zusammengesunken allzumal, sie vermochten nicht ihren Träger² zu retten und sie selbst³ wandern in die Gefangenschaft. Jesaja Jes 29 46 2 2 Hebr.: Die Last. Die Götter vermochten ihre Standbilder nicht dem Lose des schimpflichen Transportes zu entziehen. Jesaja Jes 29 46 2 3 Ihr ganzes Sein und Wesen besteht eben nur im Metalle und dieses wird von den Siegern als Beute weggeführt. Jesaja Jes 29 46 3 Audite me domus Jacob, et omne residuum domus Israel, qui portamini a meo utero, qui gestamini a mea vulva. Höret mich, Haus Jakob und du, ganzer Überrest des Hauses Israel!⁴ die ihr getragen werdet von meinem Schoße, getragen von meinem Mutterleibe. Jesaja Jes 29 46 3 4 Zeigt V. 1, 2 was die Götter nicht vermögen, wie töricht ihre Verehrung ist, so wird nun im Gegensatze vor Augen gestellt, was Gott für sein Volk tut und willens ist zu tun mit unwiderstehlicher Macht. Jesaja Jes 29 46 4 Usque ad senectam ego ipse, et usque ad canos ego portabo: ego feci, et ego feram: ego portabo, et salvabo. Bis ins Alter bin ich derselbe und bis ins graue Alter werde ich tragen, ich habe es getan und ich werde tragen und hegen und retten.⁵ Jesaja Jes 29 46 4 5 Israel wird an seine Geschichte erinnert. Sein Anfang entstammt dem besonderen Wirken des Herrn, sein Fortbestand bis zur Zeit der Rede ist ein ununterbrochener Beweis der göttlichen Huld, Liebe und Macht, und die gleiche tragende und stützende Macht verspricht der Herr für die unabsehbare Zukunft. Die Form der Rede wird teilweise durch den Gegensatz zu V. 1, 2 bestimmt. Babels Götter müssen von ihren Verehrern getragen werden, doch der Herr trägt sein Volk, und zwar so, dass er ihm sein Dasein gibt und dieses mit aller Zärtlichkeit einer Mutter schützt und umgibt, bis das Volk seine Aufgabe erfüllt und so an seinem Lebensende angekommen ist. Während die Vulgata V. 4 auch die Mutterliebe des Herrn betont, heißt es hebr.: vom Mutterleibe an, seit den ersten Anfängen des Volkes seit Abraham. Jesaja Jes 29 46 5 Cui assimilastis me, et adæquastis, et comparastis me, et fecistis similem? Wem vergleicht ihr mich und wem stellt ihr mich gleich, wem setzt ihr mich gegenüber und macht mich ähnlich?⁶ Jesaja Jes 29 46 5 6 Die Häufung der Fragen soll die Aufmerksamkeit auf den Inhalt wecken. Jesaja Jes 29 46 6 Qui confertis aurum de sacculo, et argentum statera ponderatis: conducentes aurificem, ut faciat deum: et procidunt, et adorant. Ihr, die ihr Gold aus dem Beutel zusammensammelt und Silber auf der Waage darwägt und einen Goldschmied dingt, dass er einen Gott mache! Und sie fallen nieder und beten ihn an. Jesaja Jes 29 46 7 Portant illum in humeris gestantes, et ponentes in loco suo: et stabit, ac de loco suo non movebitur: sed et cum clamaverint ad eum, non audiet: de tribulatione non salvabit eos. Sie tragen ihn, auf die Schultern nehmend und an seinen Ort stellend; da steht er nun und weicht nicht von seiner Stelle, und wenn sie auch zu ihm schreien, so hört er nicht und aus der Bedrängnis errettet er sie nicht.⁷ [Bar 6,25] Jesaja Jes 29 46 7 7 Der wirksamen Sorge Gottes wird das Tote, Ohnmächtige, Nichtige der Götzen in drastischen Zügen entgegengestellt. V. 6: Seine Entstehung. Ohne den guten Willen der Beisteuernden und die Kunst des Schmelzers gäbe es keinen Götzen. V. 7 zeigt die Ohnmacht und Hilflosigkeit des Götzen auch nach seiner Einweihung, und zwar in doppelter Hinsicht: Er ist ohne Bewegung, ein toter Klotz., und ohne alle geistige Wahrnehmung und Betätigung einer helfenden Macht. Jesaja Jes 29 46 8 Mementote istud, et confundamini: redite prævaricatores ad cor. Gedenket dessen und schämet euch,⁸ ihr Abtrünnigen, nehmet es zu Herzen. Jesaja Jes 29 46 8 8 Confundamini. Unglückliche Verbesserung der Übersetzung des heiligen Hieronymus Fundamini. Also: Ermannt euch, werdet fest; holt euch an den vorgelegten Grundsatze der Wahrheit Entschiedenheit und Festigkeit. Jesaja Jes 29 46 9 Recordamini prioris sæculi, quoniam ego sum Deus, et non est ultra Deus, nec est similis mei: Gedenket der vergangenen Zeit,⁹ dass ich Gott bin und sonst kein Gott ist und keiner mir gleich! Jesaja Jes 29 46 9 9 Hebr.: Der vergangenen Dinge von der Vorzeit an. Gemeint sind wohl insbesondere die Abraham gegebenen Zusagen über den Besitz des Landes, die unermessliche Zahl der Nachkommen, über die Könige, die von ihm herstammen sollten usw. Jesaja Jes 29 0 1 7) Siebente Rede. (Kap. 47) a. Schmach Babels. (V. 7) b. Nichtigkeit der Götzen Babels. Jesaja Jes 29 47 1 Descende, sede in pulvere virgo filia Babylon, sede in terra: non est solium filiæ Chaldæorum, quia ultra non vocaberis mollis et tenera. Steige herunter, setze dich in den Staub, Jungfrau, Tochter Babylon!¹ setze dich hin auf die Erde; kein Thron ist mehr für die Tochter der Chaldäer, denn fernerhin wird man dich nicht mehr Weichliche und Zarte heißen. Jesaja Jes 29 47 1 1 Jungfrau heißt Babylon als bisher unbezwungene siegreiche Herrscherin. Tochter: Personifikation der Bewohnerschaft. Der stolzen Gebieterin ist die Herrschaft entwunden, sie soll sich wie ein verächtliches, der Dienstbarkeit überantwortetes Weib in den Staub setzen. Statt des weichlichen Müßigganges steht ihr jetzt beschwerliche Sklavenarbeit bevor, statt der bewundernden Huldigung Entehrung und Schmach der empfindlichsten Art. Jesaja Jes 29 47 10 Et fiduciam habuisti in malitia tua, et dixisti: Non est qui videat me: sapientia tua et scientia tua hæc decepit te. Et dixisti in corde tuo: Ego sum, et præter me non est altera. Du hattest Vertrauen bei deiner Bosheit¹⁴ und sprachest: Niemand sieht mich! Deine Weisheit und dein Wissen haben dich betrogen, die du in deinem Herzen sprachest: Ich bin und niemand ist außer mir! Jesaja Jes 29 47 10 14 Warum, besagt der Zusatz: weil keine strafende Gerechtigkeit auf dein Treiben herabsehe. Jesaja Jes 29 47 11 Veniet super te malum, et nescies ortum ejus: et irruet super te calamitas, quam non poteris expiare: veniet super te repente miseria, quam nescies. Es wird über dich Unglück kommen¹⁵ und du weißt nichts von seinem Herannahen, hereinbrechen wird Unheil über dich, das du nicht sühnen kannst, es wird plötzlich Verderben über dich kommen, das du nicht ahnst. Jesaja Jes 29 47 11 15 Die Strafe ist dem Prunken mit Zauberei und Wahrsagung angemessen: in dreifacher Wendung wird eingeschärft, dass ein Unheil kommt, das kein Zauber hebt, keine Sühne büßt und kein Wahrsager ahnt, an dem also ihre Kunst gründlich und allseitig zuschanden wird. Jesaja Jes 29 47 12 Sta cum incantatoribus tuis, et cum multitudine maleficiorum tuorum, in quibus laborasti ab adolescentia tua, si forte quid prosit tibi, aut si possis fieri fortior. Stelle dich denn auf mit deinen Beschwörern und mit der Menge deiner Zaubereien, mit denen du dich abmühtest von Jugend an,¹⁶ ob es dir etwa Nutzen bringt oder ob du stärker werden kannst.¹⁷ Jesaja Jes 29 47 12 16 Das alte chaldäische Reich übte bereits die ausgebreitetste Schwarzkunst, wie die meist in akkadischer Sprache vorhandenen Beschwörungsformeln zeigen. Jesaja Jes 29 47 12 17 Hebr.: Vielleicht wirst du schrecken (ironisch gesagt), dem nahenden Verderben Schrecken einflößen, dass es sich nicht an dich wagt. Jesaja Jes 29 47 13 Defecisti in multitudine consiliorum tuorum: stent, et salvent te augures cli, qui contemplabantur sidera, et supputabant menses, ut ex eis annuntiarent ventura tibi. Du bist müde geworden trotz der Menge deiner Beratungen.¹⁸ Es mögen doch auftreten und dir helfen die Himmelsdeuter, welche nach den Sternen schauen und die Monde berechnen, um dir aus ihnen die Zukunft zu verkünden.¹⁹ Jesaja Jes 29 47 13 18 Trotz der Menge von Ratschlägen und Auskunftsmitteln, die dir durch Zauberkunst und dergl. zu Gebote standen, bist du erschöpft, krank, hinfällig geworden. Jesaja Jes 29 47 13 19 Die Astrologen verkündigten an jedem Neumond wohl auch die Wetterregeln, die glücklichen und unglücklichen Tage, die aus den Konstellationen sich ergebenden Wahrsagungen u. d. m. Doch alle diese buntscheckige Weisheit wird gründlich zuschanden. Jesaja Jes 29 47 14 Ecce facti sunt quasi stipula, ignis combussit eos: non liberabunt animam suam de manu flammæ: non sunt prunæ, quibus calefiant, nec focus, ut sedeant ad eum. Siehe, sie sind wie Stoppeln geworden, Feuer verzehrt sie;²⁰ sie retten ihr Leben nicht aus der Gewalt der Flammen; das sind nicht Kohlen, an denen man sich wärmt, noch ein Herdfeuer, an dem man sitzt.²¹ Jesaja Jes 29 47 14 20 Mit derselben Leichtigkeit, wie Feuer Stoppeln verzehrt. Und dieses Feuer ist eigens zur Vernichtung gesandt. Jesaja Jes 29 47 14 21 Wie die Weisheit Babylons vernichtet ist, vermag auch der Handel und die ihm entstammende Menge der Kaufleute nicht Hilfe zu bringen. Jesaja Jes 29 47 15 Sic facta sunt tibi in quibuscumque laboraveras: negotiatores tui ab adolescentia tua, unusquisque in via sua erraverunt: non est qui salvet te. So geht es dir mit allem, womit du dich abgemüht hast; deine Handelsgenossen von deiner Jugend an zerstreuen sich, ein jeder nach seiner Richtung hin,²² und es gibt keinen, der dich rettete.²³ Jesaja Jes 29 47 15 22 Weisheit und Handel waren Babylons Stolz seit dem Bestande des Reiches (V. 12), dies ist der Gegenstand des Abmühens. Und die Frucht dieser Mühe? Alles wird zunichte werden. Die Fremden, welche sich in Babylon Handels halber aufhalten, fliehen bei der Annäherung der Gefahr und lassen Babylon im Stich. Vergl. [Jes 13,14]. Jesaja Jes 29 47 15 23 Rekapitulation des Grundgedankens des ganzen Kapitels. Wohl trat die volle Erniedrigung Babels nicht plötzlich ein, auch nicht durch Cyrus, aber Babylon geht mit seinen Götzen dem Sturze entgegen und wird schließlich ganz verschwinden, das ist es, was der Seher betont. Jesaja Jes 29 47 2 Tolle molam, et mole farinam: denuda turpitudinem tuam, discooperi humerum, revela crura, transi flumina. Nimm die Mühle und mahle Mehl;² entblöße deine Schande, decke auf deine Schultern, mache bloß die Füße, durchwate die Ströme!³ Jesaja Jes 29 47 2 2 Die Arbeit an der Mühle war ebenso beschwerlich als entehrend. Jesaja Jes 29 47 2 3 Der schmählichsten Behandlung ausgesetzt, der Willkür aller preisgegeben, Gegenstand ihrer rohesten Lust, muss sie beim Gefangenentransport halbnackt die Ströme durchwaten usw. Hebr.: Schlage zurück deinen Schleier, hebe auf die Schleppe, entblöße den Schenkel, durchwate Ströme. Der Schleier, das Abzeichen der freien und ehrbaren Frau, wird ihr genommen, anstatt der langen Schleppkleider hat sie jetzt einen kurzen Sklavenrock. Jesaja Jes 29 47 3 Revelabitur ignominia tua, et videbitur opprobrium tuum: ultionem capiam, et non resistet mihi homo. Aufgedeckt werden wird deine Schmach und gesehen deine Schande, ich will Rache nehmen und niemand soll mir Widerstand leisten. Jesaja Jes 29 47 4 Redemptor noster, Dominus exercituum nomen illius, sanctus Israel. Unser Erlöser, Herr der Heerscharen ist sein Name, Heiliger Israels.⁴ [Nah 3,5] Jesaja Jes 29 47 4 4 Die an Babylon geübte Strafe steht im innersten Zusammenhange mit der an Israel erwiesenen Gnade, daher die Einschaltung des freudigen Ergusses des Gefühls über Babels Sturz. Jesaja Jes 29 47 5 Sede tacens, et intra in tenebras filia Chaldæorum: quia non vocaberis ultra domina regnorum. Sitze schweigend und verkrieche dich in Finsternis, Tochter der Chaldäer!⁵ denn nicht wirst du fernerhin Herrin der Reiche⁶ genannt werden. Jesaja Jes 29 47 5 5 Fortsetzung der richterlichen Sentenz Gottes: V. 5 Strafe V. 6ff deren Begründung. Jesaja Jes 29 47 5 6 Zu diesem Namen vergl. [Ez 26,7] den Titel der Könige Babylons König der Könige und [Jes 10,8; Jes 13,9]. Jesaja Jes 29 47 6 Iratus sum super populum meum, contaminavi hereditatem meam, et dedi eos in manu tua: non posuisti eis misericordias: super senem aggravasti jugum tuum valde. Ich war erzürnt über mein Volk, hatte mein Erbe entweiht und sie in deine Hand gegeben, aber du ließest ihnen kein Erbarmen widerfahren, auf den Greis legtest du ein überschweres Joch.⁷ Jesaja Jes 29 47 6 7 Babylon war allerdings Zuchtrute in Gottes Hand und der Herr hat ihm sein Volk, sein Erbe zur Züchtigung übergeben und es so durch Preisgebung an die Heiden entweiht, seines heiligen Charakters zeitweilig für verlustig erklärt, aber Babel überschritt aus Bosheit und grimmiger Lust die gehörigen Schranken. Es folgt ein Beispiel statt vieler: Selbst altersschwache Greise, die von selbst zum Mitleid stimmen, wurden unbarmherzig mit überschwerer Sklaverei und hartem Frondienst bedrückt. Jesaja Jes 29 47 7 Et dixisti: In sempiternum ero domina: non posuisti hæc super cor tuum, neque recordata es novissimi tui. Und du sprachest: In Ewigkeit werde ich Herrin sein!⁸ Du nahmst solches nicht zu Herzen und gedachtest nicht deines Endes.⁹ Jesaja Jes 29 47 7 8 Zu dem ersten Vergehen kommt die heidnische Selbstüberhebung und Selbstvergötterung. Jesaja Jes 29 47 7 9 Hebr.: Auf ewig werde ich Herrin sein, so dass du solches dir nicht zu Herzen nahmest. Jesaja Jes 29 47 8 Et nunc audi hæc delicata, et habitans confidenter, quæ dicis in corde tuo: Ego sum, et non est præter me amplius: non sedebo vidua, et ignorabo sterilitatem. Nun aber höre dieses, du Weichliche, die du in Zuversicht wohnst, die du in deinem Herzen sprichst:¹⁰ Ich bin und niemand ist außer mir!¹¹ Ich werde nicht als Witwe dasitzen und Kinderlosigkeit nicht kennen lernen!¹² [Offb 18,7] Jesaja Jes 29 47 8 10 Die Titel der Anrede begründen neuerdings die Strafgerichte. Jesaja Jes 29 47 8 11 Gottes Einzigkeit und unendliche Gottesherrlichkeit wird gegenüber der heidnischen Selbstvergötterung Babels betont. Jesaja Jes 29 47 8 12 Babel, bisher von allen Völkern aufgesucht, soll einsam liegen, selbst von ihren Göttern verlassen. Plötzlich und unerwartet soll dies Unglück die Stadt treffen. Jesaja Jes 29 47 9 Venient tibi duo hæc subito in die una, sterilitas et viduitas: universa venerunt super te, propter multitudinem maleficiorum tuorum, et propter duritiam incantatorum tuorum vehementem. Plötzlich an einem Tage sollen diese zwei über dich kommen, Kinderlosigkeit und Witwenschaft. Dies insgesamt bricht über dich herein wegen der Menge deiner Zaubereien und wegen der hartnäckigen Verstockung deiner Wahrsager.¹³ [Jes 51,19] Jesaja Jes 29 47 9 13 Hebr.: In vollem Maße kommt es über dich, ungeachtet der Menge deiner Zaubereien, trotz der gewaltigen Stärke deiner Bannsprüche. Jesaja Jes 29 0 1 8) Achte Rede. (Kap. 48) a. Warum hat Gott Weissagungen gegeben und gibt solche? (V. 11) b. Der Herr ist gütig und erlöst. Jesaja Jes 29 48 1 Audite hæc domus Jacob, qui vocamini nomine Israel, et de aquis Juda existis, qui juratis in nomine Domini, et Dei Israel recordamini non in veritate, neque in justitia. Höret dies, Haus Jakobs!¹ die ihr genannt werdet nach dem Namen Israels und aus den Quellen Judas² geflossen seid, die ihr schwöret bei dem Namen des Herrn und den des Gottes Israels bekennt,³ aber nicht in Wahrheit und Gerechtigkeit. Jesaja Jes 29 48 1 1 Die Titel und Namen sind zugleich die Begründung der Aufforderung. Als Söhne des glaubensstarken Jakob, des Gotteskämpfers, als Nachkommen Judas, dem das Herrscherzepter zugesagt ist [Gen 49,10] als ein königliches Geschlecht, das sich der Herr auserwählt hat, sollen sie wohl mit Fug und Recht auf die Stimme der Prophetie hören und den Inhalt und Gehalt des Vorgelegten, das alleinige Heil im Herrn, sich zu eigen machen. Dies umso mehr, da sie ja den Herrn anerkennen, seiner preisend gedenken, ob auch nur mit den Lippen, nicht in wahrer Herzensgesinnung, nicht in gerechter, dem Bekenntnisse entsprechender und das Leben normierender Handlungsweise. Jesaja Jes 29 48 1 2 Der Stammvater wird mit einer Quelle verglichen, die Rede geht also besonders an den herrschenden Stamm Juda und in ihm an das Reich Juda. Jesaja Jes 29 48 1 3 Um daraus eine Stütze falschen Vertrauens zu gewinnen, als könnte Gott sein Volk nicht den Heiden preisgeben. Jesaja Jes 29 48 10 Ecce excoxi te, sed non quasi argentum, elegi te in camino paupertatis. Siehe, ich habe dich geläutert, aber nicht als Silber,¹⁶ dich ausgeschieden¹⁷ im Schmelzofen des Elendes. Jesaja Jes 29 48 10 16 Israel ist Gottes Volk, daher ist dessen Heil und Glanz ein Ruhm für den Herrn. Damit aber das Volk zu diesem Ziele herangebildet werde, muss es den Weg der Läuterung und Bedrängnis durchmachen. Reines Silber wurde beim Läuterungsprozesse noch nicht erzielt, obgleich der Herr das Volk im Schmelzofen des Elendes schon mehrmals prüfte. (Hebr.) Jesaja Jes 29 48 10 17 Das Lateinische betont mehr den Entschluss des Herrn, sich durch den Schmelzofen des Elends ein reines und heiliges Volk darzustellen. (hebr.) Jesaja Jes 29 48 11 Propter me, propter me faciam, ut non blasphemer: et gloriam meam alteri non dabo. Um meinetwillen, um meinetwillen vollbringe ich es, dass ich nicht gelästert werde,¹⁸ und meine Ehre gebe ich keinem andern! [Jes 42,8] Jesaja Jes 29 48 11 18 Im hebr. Zwischensatz: denn wie soll er entweiht werden? (wie sollte ich dies zulassen?) Gäbe der Herr sein Volk dem Drängen der Feinde für immer preis, so gewänne es den Anschein, als ob die Götzen mächtiger wären als er. Jesaja Jes 29 48 12 Audi me Jacob, et Israel quem ego voco: ego ipse, ego primus, et ego novissimus. Höre mich, Jakob und Israel, den ich rufe!¹⁹ Ich bin es, ich der Erste und ich der Letzte.²⁰ [Jes 41,4; Jes 44,6; Offb 1,8.17; Offb 22,18] Jesaja Jes 29 48 12 19 Hebr.: Israel, mein Berufener, das heißt zum Volke Gottes berufen und erwählt, an das ein neuer Ruf jetzt ergeht. Darin liegt die Pflicht, auf Gott zu hören. Jesaja Jes 29 48 12 20 Dieser Gott ist zugleich Anfang und Ziel aller Dinge, der eine, in sich unveränderliche, der seine Macht und Gottheit in der sichtbaren Schöpfung offenbart; Erde und Himmel, die er trägt und genau kennt, bekunden seine Majestät, sie gehorchen seinem Rufe unweigerlich alsbald. Sind Gottes Wesen, Macht und Werke nicht Gründe genug, auf ihn zu hören? Das Folgende gibt speziellere Gründe. Jesaja Jes 29 48 13 Manus quoque mea fundavit terram, et dextera mea mensa est clos: ego vocabo eos, et stabunt simul. Auch hat meine Hand die Erde gegründet und meine Rechte die Himmel gemessen, ich rufe sie und sie stehen zumal da. Jesaja Jes 29 48 14 Congregamini omnes vos, et audite: quis de eis annuntiavit hæc? Dominus dilexit eum, faciet voluntatem suam in Babylone, et brachium suum in Chaldæeis. Versammelt euch ihr alle und höret: Wer von ihnen hat dies verkündet?²¹ Der Herr liebt ihn,²² er wird seinen Willen vollbringen an Babylon und seine Macht zeigen an den Chaldäern.²³ Jesaja Jes 29 48 14 21 In der Tatsache der Weissagung, betreffs derer kein Götze und kein Zauberer aufkommen kann, haben sie einen weiteren Grund, auf den lebendigen Gott zu hören. Jesaja Jes 29 48 14 22 Cyrus ist, weil erwählt, auch von Gott bevorzugt, geliebt; er wird Gottes Machterweis an Babel vollbringen. Jesaja Jes 29 48 14 23 Auf dieses Ereignis sollen sie besonders achten. Jesaja Jes 29 48 15 Ego ego locutus sum, et vocavi eum: adduxi eum, et directa est via ejus. Ich, ich habe geredet und ihn gerufen und habe ihn herbeigeführt und sein Weg ist geebnet.²⁴ Jesaja Jes 29 48 15 24 Hebr.: Es glückt sein Weg, sein Unternehmen hat glücklichen Erfolg. Darin soll man das besondere Walten Gottes anerkennen. Jesaja Jes 29 48 16 Accedite ad me, et audite hoc: non a principio in abscondito locutus sum: ex tempore antequam fieret, ibi eram: et nunc Dominus Deus misit me, et spiritus ejus. Tretet her zu mir²⁵ und höret dies: Nicht habe ich von Anfang her²⁶ im Verborgenen geredet; von der Zeit an, noch ehe es geschah, war ich dabei²⁷ und jetzt hat der Herr, Gott, mich gesendet und sein Geist. Jesaja Jes 29 48 16 25 Zu Gott. Jesaja Jes 29 48 16 26 Seit dem Bestande Israels. [Jes 46,9.10] Jesaja Jes 29 48 16 27 Hebr.: Von der Zeit seines Seins her bin ich dort. Der Herr hat sich bei der jedesmaligen Verwirklichung der früheren Weissagungen tätig und eingreifend gezeigt, d.i. sobald die Zeit kam, dass das Verkündete geschehen sollte, war im Eintreffen selbst die Hand und Macht des Herrn wieder erkennbar. Die Vulgata stimmt damit überein, nur hebt sie die Tätigkeit Gottes vor dem Geschehen hervor, da vor der Wirkung stets die bewegende Ursache da ist und wirkt. Jesaja Jes 29 48 17 Hæc dicit Dominus redemptor tuus sanctus Israel: Ego Dominus Deus tuus docens te utilia, gubernans te in via, qua ambulas. So spricht der Herr, dein Erlöser,²⁸ der Heilige Israels: Ich, der Herr, dein Gott, bin es, der dich Heilsames lehrt und dich leitet auf dem Wege, den du wandelst. Jesaja Jes 29 48 17 28 Das Exil ist eine Läuterung, ein Schmelzofen. Der Heilige Israels muss die Sünden züchtigen, aber züchtigt als Erlöser. Das ist das Grundgesetz für Israels Geschichte und gilt auch für das Exil. Jesaja Jes 29 48 18 Utinam attendisses mandata mea: facta fuisset sicut flumen pax tua, et justitia tua sicut gurgites maris. O dass du doch meine Gebote wahrgenommen hättest! wie ein Strom wäre dein Friede geworden und deine Gerechtigkeit wie Meereswogen Jesaja Jes 29 48 19 Et fuisset quasi arena semen tuum, et stirps uteri tui ut lapilli ejus: non interisset, et non fuisset attritum nomen ejus a facie mea. und wie Sand deine Nachkommenschaft und die Kinder deines Leibes wie dessen Körner,²⁹ nicht wäre dein Name untergegangen und nicht zertreten worden vor meinem Angesichte.³⁰ Jesaja Jes 29 48 19 29 Die Vergleiche schildern die Fülle des Segens und den Anfang der Gottwohlgefälligkeit, d.i. die Mannigfaltigkeit und Ausdehnung wahrer Tugenden, des wahren, von Gott gewollten Zustandes, sodann den Segen zahlreicher Nachkommenschaft und das Glück ungestörter Sicherheit, Vorzüge, die dem Volke als herrliches Los zugefallen wären. Jesaja Jes 29 48 19 30 Passender Hinweis für jene, die das Leid des Exils fühlen, und wirksame Vorbereitung für das Gebot von V. 20, Babylon zu verlassen. Die Rede geht direkt an die Exulanten. Jesaja Jes 29 48 2 De civitate enim sancta vocati sunt, et super Deum Israel constabiliti sunt: Dominus exercituum nomen ejus. Denn⁴ von der heiligen Stadt nennen sie sich und auf den Gott Israels sind sie gegründet, Herr der Heerscharen ist sein Name. Jesaja Jes 29 48 2 4 Weitere Begründung zu: Höret dies. Jesaja Jes 29 48 20 Egredimini de Babylone, fugite a Chaldæis, in voce exsultationis annuntiate: auditum facite hoc, et efferte illud usque ad extrema terræ. Dicite: Redemit Dominus servum suum Jacob. Ziehet aus von Babylon,³¹ fliehet von den Chaldäern, verkündet es mit Jubelschalle, machet es kund und bringt es aus bis an die Enden der Erde! Sprechet: Der Herr hat seinen Knecht Jakob erlöst. [Jer 51,6] Jesaja Jes 29 48 20 31 Wenn die Weissagung durch Cyrus sich erfüllt, sollen sie, die Zeichen der Zeit verstehend und Gottes Einladung folgend, heimziehen aus der Verbannung freudigen Herzens, voll Sehnsucht nach dem heiligen Lande. Die Aufforderung kehrt zum Anfange des Abschnittes zurück. [Jes 40,3] Jesaja Jes 29 48 21 Non sitierunt in deserto, cum educeret eos: aquam de petra produxit eis, et scidit petram, et fluxerunt aquæ. Sie haben nicht Durst gelitten in der Wüste, da er sie herausführte;³² Wasser aus dem Felsen ließ er ihnen hervorströmen, er spaltete den Felsen und Wasser flossen hervor! [Ex 17,6; Num 20,11] Jesaja Jes 29 48 21 32 Wie ihnen damals nichts mangelte und Gottes Macht und Liebe sie leitete, so soll es auch jetzt bei dem Auszuge aus Babel sein. Jesaja Jes 29 48 22 Non est pax impiis, dicit Dominus. Aber die Frevler haben keinen Frieden,³³ spricht der Herr.³⁴ [Jes 57,21] Jesaja Jes 29 48 22 33 Friede ist ein anderer Ausdruck für das Heil, insbesondere das messianische. Jesaja Jes 29 48 22 34 Es gibt keinen Mittelweg: entweder unermessliches Heil auf dem Wege des Herrn oder ungemessenes Unglück und Verderben. Blicken wir zurück, so stellt sich uns der letzte Abschnitt 43,3 49,22 in drei Gruppen dar: 1. Gott kann die Befreiung herbeiführen, er hat die Macht dazu. [Jes 40] 2. Zwei Befreier, zwei Arten von Befreiung werden mit den entsprechenden Folgen geschildert. (41 44,23) 3. Der Befreier und sein im Auftrage Gottes zu vollziehendes Werk und dessen Folgen für die Ungläubigen und Gläubigen. (44,24 48,22) Jesaja Jes 29 48 3 Priora ex tunc annuntiavi, et ex ore meo exierunt, et audita feci ea: repente operatus sum, et venerunt. Das Frühere⁵ habe ich vorlängst verkündet und aus meinem Munde ist es ergangen und ich gab es kund, plötzlich habe ich es vollzogen und es ist eingetroffen.⁶ Jesaja Jes 29 48 3 5 Das Folgende erörtert, was zu beachten ist und welchen Nutzen die Angeredeten aus den Verkündigungen schöpfen sollen. Jesaja Jes 29 48 3 6 Die dreifache Wendung bezeichnet die längst gegebenen Weissagungen als klar und deutlich und zu aller Kenntnisnahme ergangene, die Erfüllung fand statt ohne Zögerung und vollständig. Es ist wohl insbesondere an die Ereignisse der Befreiung aus Ägypten und der Besitznahme des heiligen Landes zu denken. Der immerwährenden lebendigen Bezeugung Gottes ging aber auch des Volkes Widerspenstigkeit und Hartnäckigkeit zur Seite; diese durch jene zu überwinden, war Gottes Gnadenwille. Jesaja Jes 29 48 4 Scivi enim quia durus es tu, et nervus ferreus cervix tua, et frons tua ærea. Denn ich wusste,⁷ dass du hart bist und dein Nacken eine Eisenstange und deine Stirne von Erz ist.⁸ Jesaja Jes 29 48 4 7 Nach dem Hebräischen gibt V. 4 den Grund an für V. 5: Weil ich wusste, so verkündigte ich. Jesaja Jes 29 48 4 8 Sie wollen ihren Nacken nicht unter das Joch beugen, wie steifhalsige und unlenkbare Tiere. Seine eherne Stirne ist das Zeichen unbesiegbarer Ausdauer, hier im schlimmen Sinne. Jesaja Jes 29 48 5 Prædixi tibi ex tunc: antequam venirent indicavi tibi, ne forte diceres: Idola mea fecerunt hæc, et sculptilia mea, et conflatilia mandaverunt ista. Darum sagte ich es dir vorlängst vorher; ehe es eintrat, machte ich es dir kund, dass du nicht etwa sagtest: Meine Götzen haben dies getan und meine Schnitz- und Gussbilder es angeordnet. Jesaja Jes 29 48 6 Quæ audisti, vide omnia: vos autem num annuntiastis? Audita feci tibi nova ex tunc, et conservata sunt quæ nescis: Schaue nun alles, was du gehört hast! Ihr aber, habt ihr es angekündigt?⁹ Ich gebe dir Neues¹⁰ von nun an¹¹ kund und verborgene Dinge sind es, die du nicht weißt.¹² Jesaja Jes 29 48 6 9 Die eingestreute Frage soll die Aufmerksamkeit auf die Tatsache der Prophezeiung lebhaft hinlenken. Hebr.: Und ihr sollt und wollt es nicht anerkennen und so dem Zeugnisse Gottes bestimmen? Jesaja Jes 29 48 6 10 Das Neue ist, wie [Jes 42,9; Jes 43,19] die jetzt gegebene Weissagung der Befreiung und der Großtaten des Befreiers. Jesaja Jes 29 48 6 11 Der Satz betont die jetzt ergehende Weissagung, deren Inhalt vordem unbekannt war. Darauf soll man achten, damit die Weissagung nicht als ein Ergebnis menschlichen Nachdenkens erscheine. Jesaja Jes 29 48 6 12 Großes, überraschendes lässt der Herr ihnen verkünden, ob er etwa ihre Treulosigkeit besiege. Jesaja Jes 29 48 7 Nunc creata sunt, et non ex tunc: et ante diem, et non audisti ea, ne forte dicas: Ecce ego cognovi ea. Nun wird es hervorgebracht und nicht vorlängst; und vor dem heutigen Tage hörtest du nichts davon,¹³ damit du nicht etwa sagest: Siehe, ich habe es gewusst! Jesaja Jes 29 48 7 13 Der Vers ist in seiner ersten Hälfte eine Erläuterung des vorhergehenden: vor dem heutigen Tage hörtest du nichts davon. Damit ist die Prophezeiung als eine überraschende bezeichnet. Jesaja Jes 29 48 8 Neque audisti, neque cognovisti, neque ex tunc aperta est auris tua: scio enim quia prævaricans prævaricaberis, et transgressorem ex utero vocavi te. Du hörtest es nicht und wusstest es nicht, auch vorlängst war es nicht zu deinen Ohren gekommen; denn ich weiß, dass du treulos abtrünnig bist, und Übertreter nannte ich dich vom Mutterleibe an.¹⁴ Jesaja Jes 29 48 8 14 Wegen der Frevel der Söhne der Patriarchen, in Ägypten usw. Jesaja Jes 29 48 9 Propter nomen meum longe faciam furorem meum: et laude mea infrenabo te, ne intereas. Wegen meines Namens werde ich meinen Grimm entfernen und um meines Ruhmes willen dich am Zügel leiten, dass du nicht zugrunde gehest.¹⁵ Jesaja Jes 29 48 9 15 Die Sünden des Volkes hätten den Untergang desselben verdient. Der Herr aber erweist sich langmütig (hebr.), er zähmt seinen Grimm, hält ihn zurück (hebr.), dass Israel nicht zugrunde gehe. Er ist es, der das Volk zurückhält vom Verderben (Vulg.), weil er seinen Namen Jahve (der Seiende) für die Verwirklichung der Bundesverheißungen verpfändet hat. Jesaja Jes 29 0 1 3. Zweite Reihe von Reden: Die Bosheit ist gesühnt. (Kap. 49 57) A. Erste Rede. (Kap. 49) a. Klage des Knechtes Gottes. (V. 4) b. Frucht der Mühen des Knechtes Gottes. (V. 7) c. Erneuerung und Wiederherstellung durch den Knecht Gottes. (V. 14) d. Gott tröstet Sion. (V. 21) e. Sion von den Völkern geehrt und von Gott beschützt. Jesaja Jes 29 49 1 Audite insulæ, et attendite populi de longe: Dominus ab utero vocavit me, de ventre matris meæ recordatus est nominis mei. Höret, ihr Inseln,¹ und merket auf, ihr Völker der Ferne! Der Herr hat mich berufen vom Mutterleibe an, von meiner Mutter Schoße an meines Namens gedacht. [Jer 1,5; Gal 1,15] Jesaja Jes 29 49 1 1 Die ganze Erde, das Erbe des Messias, wird aufgefordert, Zeuge seiner Klage zu sein, die er, als von den Seinen verschmähter Lehrer, auszuschütten hat. Er ist der Messias, der hier redet. Es folgen die Gründe, weshalb er Gehör und Gehorsam zu heischen hat: Sein ihm von Gott gegebener Beruf und seine Ausrüstung. (V. 2) Sein Beruf allein ist Grund seiner menschlichen Existenz; vergl. [Lk 1,31; Mt 1,21]. (Eus., Cyr., Hier.) Die Existenz des Messias ist im vorzüglichen Sinne eine Gottestat, und zwar eine längst und deutlich verkündete (Theod.), also hat der Messias umso mehr Recht und Anspruch auf Gehorsam. Jesaja Jes 29 49 10 Non esurient, neque sitient, et non percutiet eos æstus et sol: quia miserator eorum reget eos, et ad fontes aquarum potabit eos. Sie werden nicht Hunger noch Durst leiden noch wird Hitze und Sonne sie treffen, denn ihr Erbarmer leitet sie und tränkt sie an Wasserquellen.¹⁷ [Offb 7,16] Jesaja Jes 29 49 10 17 Unter der Führung des guten Hirten vergl. [Jes 40,11] kehren sie heim. Jesaja Jes 29 49 11 Et ponam omnes montes meos in viam, et semitæ meæ exaltabuntur. Und ich werde alle meine¹⁸ Berge zum Wege machen und meine Straßen werden erhöht werden. Jesaja Jes 29 49 11 18 Sie sind seine Berge, weil er mit ihnen schaltet nach Belieben. Jesaja Jes 29 49 12 Ecce isti de longe venient, et ecce illi ab aquilone et mari, et isti de terra australi. Sehet, diese kommen von ferne her,¹⁹ und sehet, jene von Mitternacht und vom Meere her und diese aus dem Lande gegen Mittag.²⁰ Jesaja Jes 29 49 12 19 Von den Enden der Erde kommen die Zerstreuten herbei zur Aufrichtung des Bundes und als glänzende Gefolgschaft des erlösenden Messias. Jesaja Jes 29 49 12 20 Hebr.: Vom Lande der Siniter. Nach vielen Auslegern ist dies China. Jesaja Jes 29 49 13 Laudate cli, et exsulta terra, jubilate montes laudem: quia consolatus est Dominus populum suum, et pauperum suorum miserebitur. Lobsinget, ihr Himmel, und frohlocke, Erde, und jubelt, ihr Berge, im Lobe!²¹ denn der Herr hat sein Volk getröstet und seiner Armen sich erbarmt. Jesaja Jes 29 49 13 21 Dieser Jubel von Himmel und Erde verkündet auch das Werk und somit die Glorie des Wiederherstellers, des Messias, der den anfänglichen Fluch gelöst hat. Jesaja Jes 29 49 14 Et dixit Sion: Dereliquit me Dominus, et Dominus oblitus est mei. Und Sion sprach:²² Verlassen hat mich der Herr, und der Herr hat meiner vergessen! Jesaja Jes 29 49 14 22 Gegensatz: das von Gott gestrafte, den Heiden preisgegebene, gleichsam vergessene Volk. Sion ist Repräsentant des Volkes. Die unnatürliche Lage des Volkes inmitten der Heiden nach Auflösung der theokratischen Herrschaft charakterisiert sich am treffendsten als ein Verlassensein vom Herrn, der seine Hand zurückgezogen und für eine Zeit wenigstens, wie es schien, die den Vätern gegebenen Verheißungen vergessen hatte. Doch solche Klage, die wohl selbst im Herzen manches Frommen sich erhob, macht die Liebe und Treue des Bundesgottes ein Ende. Jesaja Jes 29 49 15 Numquid oblivisci potest mulier infantem suum, ut non misereatur filio uteri sui? et si illa oblita fuerit, ego tamen non obliviscar tui. Kann etwa ein Weib ihres Kindes vergessen, dass sie kein Mitleid trage mit dem Sohne ihres Schoßes? Und wenn sie dessen vergäße, so werde ich doch deiner nicht vergessen!²³ Jesaja Jes 29 49 15 23 Gottes Liebe ist treuer und standhafter als die größte natürliche Liebe, mit der sich ein Mutterherz zu dem Teile ihres eigenen Wesens, ihrem Kinde, hingezogen fühlt. Der Gedanke von Israel, als dem Erstgeborenen Gottes, liegt zugrunde. Jesaja Jes 29 49 16 Ecce in manibus meis descripsi te: muri tui coram oculis meis semper. Siehe, in meine Hände habe ich dich gezeichnet, deine Mauern sind vor meinen Augen immerdar.²⁴ Jesaja Jes 29 49 16 24 Gewähr und Unterpfand, dass er Sion nie und nimmer vergessen wird. Was man den Händen eingezeichnet und eingeschrieben hat, kommt immer wieder unter die Augen und kann dem Gedächtnisse nicht entschwinden. Der heilige Cyrill wendet die Worte: In meine Hände habe ich dich gezeichnet in frommer und rührender Weise auf die Wundmale Christi an. Jesaja Jes 29 49 17 Venerunt structores tui: destruentes te, et dissipantes a te exibunt. Es nahen sich²⁵ deine Aufbauer, deine Zerstörer und Zertrümmerer ziehen von dir hinweg.²⁶ Jesaja Jes 29 49 17 25 Was in Gottes Idee lebt von Sion wird sich zur Wirklichkeit gestalten. Jesaja Jes 29 49 17 26 Das erste Glied wird V. 18-23, das zweite V. 24-26 weiter entfaltet: Sions Aufbau und der Sturz seiner Feinde. Jesaja Jes 29 49 18 Leva in circuitu oculos tuos, et vide, omnes isti congregati sunt, venerunt tibi: vivo ego, dicit Dominus, quia omnibus his velut ornamento vestieris, et circumdabis tibi eos quasi sponsa. Erhebe deine Augen ringsum und siehe: Alle diese versammeln sich, kommen zu dir. So wahr ich lebe, spricht der Herr,²⁷ mit allen diesen wirst du wie mit einem Schmuck umkleidet werden, du wirst sie dir umgürten wie eine Braut!²⁸ [Jes 60,4] Jesaja Jes 29 49 18 27 Diese Redeweise erregt die Aufmerksamkeit und Erwartung und leitet eine bedeutsame Zusage ein. Jesaja Jes 29 49 18 28 Die Stadt ist als Braut gedacht, die reiche Bevölkerung, die den Glanz der Stadt bedingt, als ein Schmuck und ein Prachtgürtel, den die herrliche Braut sich anlegt. Jesaja Jes 29 49 19 Quia deserta tua, et solitudines tuæ, et terra ruinæ tuæ nunc angusta erunt præ habitatoribus, et longe fugabuntur qui absorbebant te. Denn deine Wüsteneien und Öden und dein zerstörtes Land werden jetzt zu eng sein vor der Menge der Bewohner²⁹ und weithin werden weggescheucht werden, die dich verheert haben. Jesaja Jes 29 49 19 29 Grundriss und Umfang der neuen Stadt muss viel großartiger werden, da die anbrechende Periode nicht bloße Wiederherstellung, sondern einen alle Völker umfassenden Neubau sehen soll. Jesaja Jes 29 49 2 Et posuit os meum quasi gladium acutum: in umbra manus suæ protexit me, et posuit me sicut sagittam electam: in pharetra sua abscondit me. Er machte meinen Mund wie ein scharfes Schwert, im Schatten seiner Hand beschützte er mich und machte mich zu einem auserlesenen Pfeile, in seinem Köcher verbarg er mich.² Jesaja Jes 29 49 2 2 Die Ausrüstung klingt kriegerisch, aber da der Mund, d.i. das Wort, die Lehre, als scharfes Schwert bezeichnet wird, tritt der Gegensatz zu Cyrus [Jes 45,1ff] nur umso deutlicher hervor. Der Ausdruck weist auf [Jes 11,4] zurück. Dem messianischen Worte wohnt göttliche Eindringlichkeit inne. Das Gleiche besagt das Bild es glatten (hebr.) Pfeils, der leicht und tief die Herzen durchbohrt, die Feinde der Wahrheit tötend, doch auch zum Nutzen und Heile verwundend. (Cyr.) Mit Schwert und Pfeil tritt der Messiaskönig auch in [Ps 44] auf, jenes zum Kampfe in der Nähe, dieser für die ferne bestimmt, so beide zusammen die Allgemeinheit des messianischen Sieges symbolisierend. Diese doppelte Waffe ist, wie der zweifache Zusatz besagt, unter der besonderen Obhut Gottes, geborgen unter ihr und zugleich gewärtig auf seinen Wink, die innewohnende Wirksamkeit zu betätigen. Der doppelte Vergleich malt trefflich das Bild des Messias, für dessen Wirksamkeit der Wille des Vaters Norm und Maß ist. Jesaja Jes 29 49 20 Adhuc dicent in auribus tuis filii sterilitatis tuæ: Angustus est mihi locus, fac spatium mihi ut habitem. Noch werden in deinen Ohren die Söhne deiner Unfruchtbarkeit³⁰ sagen: Zu eng ist mir der Platz, schaffe mir Raum, dass ich wohnen kann!³¹ Jesaja Jes 29 49 20 30 Die neuen Sionskinder und Sionsbürger, weil sie der früher unfruchtbaren Stadt trotz des Standes ihrer Witwenschaft, ihrer zeitweiligen Trennung und Verlassenheit von Gott, vom Herrn über alles Verdienst hinaus geschenkt wurden. Diese neue Geburt ist wie die Isaaks. In dieser Bezeichnung liegt das übernatürliche Moment und das reine Gnadengeschenk angedeutet. Jesaja Jes 29 49 20 31 Sind selbst die früher wüsten und öden Gegenden um Sion angebaut, wird der große Raum noch nicht ausreichen. Jesaja Jes 29 49 21 Et dices in corde tuo: Quis genuit mihi istos? ego sterilis, et non pariens, transmigrata, et captiva: et istos quis enutrivit? ego destituta et sola: et isti ubi erant? Und du wirst in deinem Herzen sprechen: Wer hat mir diese geboren? Ich war doch unfruchtbar und nicht gebärend, hinweggeführt und gefangen; und diese da, wer hat sie auferzogen?³² Ich war doch verlassen und allein, und diese, wo waren sie? Jesaja Jes 29 49 21 32 Die gehäuften Fragen und hervorgehobenen Gegensätze sind der Ausdruck der staunenden Bewunderung, der unerwartet plötzlichen und daher kaum fassbaren Freude. Die zugrunde liegende Anschauung ist, dass die Stadt Sion vereinsamt, öde, wie vom Herrn verbannt und in der Abgeschlossenheit der Gefangenschaft gehalten zurückblieb, während ihre Kinder unter die Heiden zerstreut wurden. Da kehren nun plötzlich viel zahlreichere und kräftigere Scharen zurück, die sich Sionskinder nennen und sind. Wer hat sie auferzogen? D.i. das neue Gottesreich tritt mit Männern auf, die in geistlicher Beziehung die Vollkraft erlangt haben. Vergl. auch [Apg 10,45]. Jesaja Jes 29 49 22 Hæc dicit Dominus Deus: Ecce levabo ad gentes manum meam, et ad populos exaltabo signum meum. Et afferent filios tuos in ulnis, et filias tuas super humeros portabunt. So spricht der Herr, Gott: Siehe, ich erhebe meine Hand zu den Völkern und richte mein Panier auf für die Nationen, und sie bringen deine Söhne in den Armen und deine Töchter tragen sie auf den Schultern.³³ Jesaja Jes 29 49 22 33 Die Wiederherstellung ist Gottes Tat. Er befiehlt den Völkern (das Erheben seiner Hand genügt), er lässt ihnen sein Panier, den Sammel- und Einigungspunkt seines Reiches, das Ziel der Völkerwanderung, erkennen, und dienstwillig und mit liebevoller Sorgfalt bringen sie Sions Kinder herbei. Der Herr erweckt durch eine neue Zeugung aus den Heiden Kinder Abrahams. (Euseb., Hier.) Jesaja Jes 29 49 23 Et erunt reges nutricii tui, et reginæ nutrices tuæ: vultu in terram demisso adorabunt te, et pulverem pedum tuorum lingent. Et scies quia ego Dominus, super quo non confundentur qui exspectant eum. Und Könige werden deine Wärter und Königinnen deine Ammen sein, mit zur Erde gesenktem Antlitz werden sie dir huldigen und den Staub deiner Füße lecken.³⁴ Und du wirst erfahren, dass ich der Herr bin, bei dem jene nicht zuschanden werden, die auf ihn harren.³⁵ Jesaja Jes 29 49 23 34 Wie die Völker, so werden auch ihre Herrscher dem in Sion verkörperten Gottesreiche dienstbar und dienstwillig sein. Jesaja Jes 29 49 23 35 Wenn sich die Verheißungen Gottes so an Sion bewahrheiten und Sion Mutter aller Völker ist, dann erfährt es tatsächlich, dass der Herr Jahve, der Seiende, ist, der, wie er selbst Leben und Wirklichkeit ist, so auch seinen Bund und seine Verheißungen in Tat und Leben umsetzt, so dass also er allein die untrügliche Hoffnung der auf ihn Harrenden ist. Das Glanzbild der fernen Zukunft soll die Hoffnung und das Vertrauen in der trüben Gegenwart beleben. Jesaja Jes 29 49 24 Numquid tolletur a forti præda? aut quod captum fuerit a robusto, salvum esse poterit? Wird wohl dem Starken die Beute abgenommen oder, was der Gewaltige geraubt hat, gerettet werden können?³⁶ Jesaja Jes 29 49 24 36 Besteht eine Möglichkeit, das jetzt so erniedrigte und von Feinden bedrängte Sion aufzurichten? Menschliche Mittel gewähren solche nicht. Der Gewaltige ist das Babylonische Weltreich, das Juda zertritt. (Thom.) Weil aber Juda und Israel der Sünden und des Abfalles von Gott wegen dem Weltreich das dem von Gott gesandten Züchtiger preisgegeben wurde und das Weltreich als Repräsentant der gottesfeindlichen Macht auch vermöge der ihm eigenen Bosheit das Volk des Herrn bedrängte, so ist hier auch der dämonische Untergrund, der Fürst dieser Welt, ins Auge zu fassen, der in Babel gegen das alttestamentliche Gottesreich ankämpfte. Die Auslegung dieser Stelle seitens der heiligen Väter vom Satan ist daher voll berechtigt. Vergl. [Mt 12,29; Mk 3,27; Lk 11,22]. Jesaja Jes 29 49 25 Quia hæc dicit Dominus: Equidem, et captivitas a forti tolletur: et quod ablatum fuerit a robusto, salvabitur. Eos vero, qui judicaverunt te, ego judicabo, et filios tuos ego salvabo. Ja, so spricht der Herr: Sicherlich, auch das Gefangene wird dem Starken abgenommen und was der Gewaltige geraubt, wird gerettet.³⁷ Diejenigen aber, welche dich richteten, werde ich richten und deine Söhne werde ich erretten. Jesaja Jes 29 49 25 37 Über den Gewaltigen kommt ein noch Gewaltigerer. Bei Gott ist kein Ding unmöglich. Jesaja Jes 29 49 26 Et cibabo hostes tuos carnibus suis: et quasi musto, sanguine suo inebriabuntur: et sciet omnis caro, quia ego Dominus salvans te, et redemptor tuus fortis Jacob. Ich werde deine Feinde ihr eigenes Fleisch verzehren lassen³⁸ und wie vom Weine sollen sie vom eigenen Blute trunken werden und alles Fleisch wird erfahren, dass ich der Herr bin, dein Heiland, und dass dein Erretter der Starke Jakobs ist. Jesaja Jes 29 49 26 38 Die Feinde Israels sollen sich durch innere Zwistigkeiten aufreiben. Es folgt ein für das Volk müheloser, ohne sein Zutun kommender Sieg. Jesaja Jes 29 49 3 Et dixit mihi: Servus meus es tu Israel, quia in te gloriabor. Und er sprach zu mir: Mein Knecht bist du,³ Israel!⁴ denn an dir will ich mich verherrlichen. Jesaja Jes 29 49 3 3 Aufgabe des Messias ist es, Gottes Willen zu verwirklichen, das Endziel und der Erfolg seines Wirkens ist Gottes Verherrlichung. So bildet Wesen und Ziel des Messias zugleich einen weiteren Grund, warum man auf ihn hören soll. Jesaja Jes 29 49 3 4 Aus Israel geboren. (Cyr., Hier.) Israels König und Haupt. Der Messias macht den Jakob verliehenen Namen eines Gottesstreiters zur Tat und Wahrheit. [Hebr 5,7] Der Name soll hier noch betonen, wie sehr das Volk Israel verpflichtet ist, auf ihn zu hören. Jesaja Jes 29 49 4 Et ego dixi: In vacuum laboravi, sine causa, et vane fortitudinem meam consumpsi: ergo judicium meum cum Domino, et opus meum cum Deo meo. Und ich sprach: Umsonst habe ich mich abgemüht, umsonst und ins Leere meine Kraft vergeudet; daher sei mein Recht bei dem Herrn und mein Werk bei meinem Gott.⁵ Jesaja Jes 29 49 4 5 Dies ist in der Person des Messias gesprochen, der sich über den Unglauben der Juden ereifert. (Cyr., Euseb., Hier.) Die große Menge seines Volkes verwirft ihn, aber im Bewusstsein seines Berufes und der ihm innewohnenden Heilswirksamkeit, die nicht vergeblich sein kann, stellt er sein Recht, seine Rechtssache, d.i. den Anspruch auf Erfolg, und sein Werk, d.i. die Frucht und den Lohn der von ihm übernommenen Arbeit, seinem Gott anheim. Vergl. [Joh 17,1]. Eben weil seine Arbeit und Mühe mit der Demütigung und Schmach der scheinbaren Erfolglosigkeit verbunden war, hat er Anspruch auf desto größere Verherrlichung. Jesaja Jes 29 49 5 Et nunc dicit Dominus, formans me ex utero servum sibi, ut reducam Jacob ad eum, et Israel non congregabitur: et glorificatus sum in oculis Domini, et Deus meus factus est fortitudo mea. Und nun spricht der Herr,⁶ der mich vom Mutterleibe an zu seinem Knechte bildet, auf dass ich Jakob zu ihm zurückführe, und Israel wird nicht gesammelt werden:⁷ und ich bin verherrlicht in den Augen des Herrn und mein Gott ist meine Stärke geworden;⁸ Jesaja Jes 29 49 5 6 Das Folgende gibt Antwort auf die zuversichtliche Sprache von V. 4 und bestimmt den Inhalt von Recht und Werk. Jesaja Jes 29 49 5 7 Israel will sich angesichts eines solchen Messias nicht sammeln lassen. Ausruf der Verwunderung. Der griechische Text ist indes vorzuziehen, da er die Negation auslässt. In der Tat ist Israels schließliche Sammlung auch durch den heiligen Paulus verbürgt. [Röm 11,25.26] Jesaja Jes 29 49 5 8 Statt der anfänglichen erfolglosen Mühewaltung soll er nun nicht bloß Jakob und Israel wiederherstellen, sondern die Erleuchtung der Heiden und Gottes Heil sein bis an die Enden der Erde. Jesaja Jes 29 49 6 Et dixit: Parum est ut sis mihi servus ad suscitandas tribus Jacob, et fæces Israel convertendas. Ecce dedi te in lucem gentium, ut sis salus mea usque ad extremum terræ. und er sprach: Zu gering ist es, dass du nur mein Knecht seiest, um die Stämme Jakobs aufzurichten und die Überbleibsel Israels zurückzuführen; siehe, ich habe dich eingesetzt zum Lichte der Völker, dass du mein Heil seiest bis an die Enden der Erde.⁹ [Jes 42,6; Apg 13,47] Jesaja Jes 29 49 6 9 Der Parallelismus Licht der Heiden, d.i. der, welcher Erleuchtung der im Todesschatten Sitzenden bringt [Lk 1,79; Lk 2,32], und mein Heil lehrt, dass auch die Aufrichtung der Stämme Jakobs usw. im geistigen Sinne zu verstehen ist, was besonders für V. 8 zu beachten ist. Jesaja Jes 29 49 7 Hæc dicit Dominus redemptor Israel, sanctus ejus, ad contemptibilem animam, ad abominatam gentem, ad servum dominorum: Reges videbunt, et consurgent principes, et adorabunt propter Dominum, quia fidelis est, et sanctum Israel qui elegit te. So spricht der Herr, der Erlöser Israels, sein Heiliger,¹⁰ zu der verachteten Seele, zu dem verabscheuten Sprössling,¹¹ zu dem Knechte der Herrscher:¹² Könige werden sehen und Fürsten sich erheben und anbeten um des Herrn willen,¹³ denn er ist treu und um des Heiligen Israels willen, der dich erkoren hat. Jesaja Jes 29 49 7 10 Diese feierlichen Gottesnamen enthalten zugleich die Begründung, warum der Messias aus der Tiefe der Schmach zum Gegenstande staunender Bewunderung und Anbetung für Könige erhoben werden soll. In dieser Verherrlichung wird alsdann Gottes Treue und die Tat des Heiligen Israels erkannt und so V. 3 An dir will ich mich verherrlichen erfüllt. Jesaja Jes 29 49 7 11 Die Anrede geht an den Messias. Hebr.: Zu dem Abscheu des Volkes. Jesaja Jes 29 49 7 12 Der Messias trat in sein Volk ein, als dieses unter Fremdherrschaft war, er stand vor Annas und Kaiphas und ward zu Pilatus und Herodes gesendet. Jesaja Jes 29 49 7 13 Die an Pomp und Pracht gewöhnten und selbst Anbetung heischenden Könige erstaunen, erheben sich von ihren Thronen und werfen sich anbetend in den Staub nieder. Das ist Gottes Tat, der im Messias seine Treue betreffs der Verheißungen und seine Heiligkeit bekundet, indem er sein Volk heiligt und die Sünde tilgt und durch die Größe des Messias auch die Größe seiner Heiligkeit darstellt. Jesaja Jes 29 49 8 Hæc dicit Dominus: In tempore placito exaudivi te, et in die salutis auxiliatus sum tui: et servavi te, et dedi te in fdus populi, ut suscitares terram, et possideres hereditates dissipatas: So spricht der Herr: Zur Zeit der Huld erhörte ich dich und am Tage des Heiles half ich dir¹⁴ und rettete dich und setzte dich ein zum Bunde des Volkes,¹⁵ um aufzurichten das Land, in Besitz zu nehmen die verödeten Erbteile¹⁶ Jesaja Jes 29 49 8 14 Der Messias ging glorreich aus seinen Leiden hervor. Im Einklange mit der Redeweise des Propheten schreibt das Neue Testament durchgängig die Auferweckung Christi von den Toten und seine Verherrlichung dem Vater zu. Jesaja Jes 29 49 8 15 Zum Bundesmittler, der den Gottesbund mit dem Volke in neuer und höherer Weise darstellt. Vergl. [Jes 42,6]. Jesaja Jes 29 49 8 16 Infolge des Bundesbruches lag das Heilige Land öde und verlassen, das theokratische Reich lag in Trümmern, das Volk selbst war gefangen in fremden Lande. Die neue Bundesstiftung gestaltet sich also zu einer Wiederherstellung, zu einer Erlösung aus Gefangenschaft und Kerkerdunkel, zu einer freudigen und gottbegnadeten Heimkehr ins Vaterland. Letztere wird noch als besonders gesegnet beschrieben, weil ja ihr Segen nach ihren Glanz auf den Mittler, den Messias, den Befreier wirft. Jesaja Jes 29 49 9 Ut diceres his, qui vincti sunt: Exite: et his, qui in tenebris: revelamini. Super vias pascentur, et in omnibus planis pascua eorum. und den Gefangenen zu sagen: Gehet heraus! und zu denen in der Finsternis: Kommet ans Licht! Sie werden weiden an den Wegen, auf allen Ebenen werden ihre Triften sein. Jesaja Jes 29 0 1 B. Zweite Rede. (Kap. 50) a. Der Ungehorsam des Volkes. (V. 3) b. Der Gehorsam des Knechtes Gottes. (V. 7) c. Der Sieg des Knechtes Gottes. Jesaja Jes 29 50 1 Hæc dicit Dominus: Quis est hic liber repudii matris vestræ, quo dimisi eam? aut quis est creditor meus, cui vendidi vos? ecce in iniquitatibus vestris venditi estis, et in sceleribus vestris dimisi matrem vestram. So spricht der Herr:¹ Welches ist dieser Scheidebrief eurer Mutter, mit dem ich sie entlassen habe? Oder wer ist mein Gläubiger, dem ich euch verkauft habe?² Sehet,³ um eurer Missetaten willen seid ihr verkauft worden und um eurer Frevel willen habe ich eure Mutter verstoßen.⁴ Jesaja Jes 29 50 1 1 Die Rede beginnt, wie [Jes 49,14] geschah, mit der über Israel verhängten Strafe. Diese trat ein wegen Israels Ungehorsam und Halsstarrigkeit. Im Gegensatze zu diesem Volke tritt nun der Messias auf, seinen Gehorsam und seine vertrauensvolle Hingabe an Gott schildernd. Er sühnt jene Schuld durch seine Willfährigkeit und seinen Gehorsam, mit dem er sich dem Leiden unterzieht. (V. 1-6) In diesem Bewusstsein ist er stark und siegesgewiss. (V. 7-9) Wohl denen, die ihn hören und ihm folgen, aber Wehe seinen Widersachern. (V. 10, 11) Jesaja Jes 29 50 1 2 Das Volk klagt, als hätte der Herr es verstoßen. Der Herr aber antwortet: Nicht ich habe euch und eure Mutter, die Synagoge, verstoßen, durch eure Sünden seid ihr selbst ins Elend gekommen. Ein Mann konnte sich von der Frau durch einen Scheidebrief trennen oder sie aus Not dem Gläubiger zum Ersatze überlassen. Die Juden können keinen Scheidebrief aufweisen, und wo wäre der Gläubiger, dem Gott etwas schuldete? (Cyr., Hieron.) Jesaja Jes 29 50 1 3 Nachdrücklicher Hinweis darauf, dass sie sich selbst in Sklaverei verkauft haben durch ihre Vergehen und dass die Verstoßung der Mutter nicht Schuld der Laune Gottes ist, sondern Folge ihrer Frevel; also haben sie selbst eigenwillig das Verhältnis mit Gott abgebrochen. Jesaja Jes 29 50 1 4 Ich habe sie gehen lassen, da sie es wollte. Jesaja Jes 29 50 10 Quis ex vobis timens Dominum, audiens vocem servi sui? qui ambulavit in tenebris, et non est lumen ei, speret in nomine Domini, et innitatur super Deum suum. Wer von euch fürchtet den Herrn und hört auf die Stimme seines Knechtes? Wer im Finstern wandelt und kein Licht hat, der hoffe auf den Namen des Herrn und stütze sich auf seinen Gott.¹⁷ Jesaja Jes 29 50 10 17 Lehre und Beispiel des Messias soll ihnen in der Nacht der Bedrängnis Leuchte sein; wie er, sollen auch sie auf den Namen Jahves und auf das in diesem Namen gegebene Unterpfand der unwandelbaren Treue Gottes und der Verwirklichung seiner Verheißungen bauen und so sich mit dem Messias ganz und gar auf Gott verlassen. Hiermit macht der Prophet das eben entrollte Zukunftsbild nutzreich und fruchtbar für die Zeitgenossen und zeigt ihnen die aus der mitgeteilten Offenbarung zu ziehende praktische Anwendung. Jesaja Jes 29 50 11 Ecce vos omnes accendentes ignem accincti flammis, ambulate in lumine ignis vestri, et in flammis, quas succendistis: de manu mea factum est hoc vobis, in doloribus dormietis. Sehet, ihr alle, die ihr Feuer anzündet und euch mit Flammen umgürtet,¹⁸ wandelt nur in der Glut eures Feuers und in den Flammen, die ihr entfacht habt!¹⁹ Von meiner Hand widerfährt euch dieses, in Qualen sollt ihr gebettet sein. Jesaja Jes 29 50 11 18 Hebr.: Mit Brandpfeilen umgürtet. Jesaja Jes 29 50 11 19 Die Widersacher trifft eine ihrer Bosheit und ihren schmählichen Angriffen auf den Messias entsprechende Strafe. Feuerbrandpfeile dienen zur Bezeichnung der Verfolgungen, Lästerungen, mit denen sie dem Messias zusetzen (ebenso wie seinen Angehörigen). Sie müssen die Folgen des eigenen Gebahrens tragen: Fort in die Glut eures Feuers! Die Hand des Herrn trifft sie, das Zornesfeuer, mit welchem sie den Knecht des Herrn verfolgten, kehrt sich wider sie als Feuer göttlicher Rache und bettet sie in Qualen. Eine Weissagung für die Feinde des Messias: wie hat sie sich schon hier auf Erden am Volke und der Stadt Jerusalem verwirklicht! Jesaja Jes 29 50 2 Quia veni, et non erat vir: vocavi, et non erat qui audiret: numquid abbreviata et parvula facta est manus mea, ut non possim redimere? aut non est in me virtus ad liberandum? Ecce in increpatione mea desertum faciam mare, ponam flumina in siccum: computrescent pisces sine aqua, et morientur in siti. Denn ich kam und da war kein Mann, ich rief und niemand war, der hörte!⁵ Ist etwa meine Hand verkürzt und zu klein geworden, dass ich nicht erlösen könnte? Oder habe ich keine Kraft zum befreien? Sehet, durch mein Dräuen trockne ich das Meer aus, wandle Flüsse in trockenes Land und es faulen die Fische aus Mangel an Wasser und sterben vor Durst. [Jes 59,1] Jesaja Jes 29 50 2 5 Die Grundsünde war Ungehorsam, halsstarrige Widerspenstigkeit. Der Herr kam zu seinem Volke in der Gesetzgebung, in ununterbrochenen Lehramte der Propheten, er kommt auch [Jes 49,4] im Messias; doch das Volk lässt sich in seinen verkehrten Wegen nicht aufhalten. Daher kann er sie trotz aller Macht nicht befreien. Dass ihre Sünde das einzige Hindernis war, wird durch die Fragen in V. 2 und durch die Hinweise auf die ehedem in Ägypten gewirkten Machttaten des Herrn nachdrücklich eingeschärft. Jesaja Jes 29 50 3 Induam clos tenebris, et saccum ponam operimentum eorum. Ich kleide die Himmel in Finsternis und mache ein Trauerkleid zu ihrer Hülle!⁶ Jesaja Jes 29 50 3 6 Bei der Befreiung aus Ägypten folgte Israel gehorsam dem Rufe des Herrn, aber diese Willfährigkeit behielt es nicht lange bei und so wuchs ihre Sünde zu einem Hindernisse heran, das der Macht Gottes selbst gewissermaßen wehrt. Wer soll dieses Hindernis beseitigen, diese Sünde sühnen? Darauf gibt im Folgenden der Messias durch seinen Leidensgehorsam die sachliche Antwort. Die Befreiung aus Ägypten war möglich durch Gottes Macht; um die geistige Befreiung von der Sünde zu bewirken, muss der leidende und sühnende Messias als Mittler eintreten. Jesaja Jes 29 50 4 Dominus dedit mihi linguam eruditam ut sciam sustentare eum, qui lassus est verbo: erigit mane, mane erigit mihi aurem, ut audiam quasi magistrum. Der Herr gab mir⁷ eine beredte Zunge, dass ich den, der müde ist, durch das Wort zu stärken wisse;⁸ er weckt morgens, morgens weckt er mein Ohr,⁹ dass ich auf ihn aufmerke wie auf einen Lehrer. Jesaja Jes 29 50 4 7 Der Messias selbst ergreift das Wort und antwortet auf Gottes Klage V. 2. Der Widerspenstigkeit des Volkes setzt er seinen Gehorsam entgegen, er heilt jene Grundsünde durch Lehre und Beispiel. Jesaja Jes 29 50 4 8 Des Messias Wort, seine Lehre, stärkt, tröstet, richtet den Matten auf, der die Wege Gottes nicht mehr geht und in Mutlosigkeit oder Verzweiflung darniederliegt. Sein Beruf ist heilen, retten, und mit Hingebung waltet er desselben. Jesaja Jes 29 50 4 9 Die Wiederholung drückt das Fortwährende aus. Das Ohr wecken heißt innerlich belehren, aufmerksam machen, dass man die Ansprache Gottes aufnehme. Jesaja Jes 29 50 5 Dominus Deus aperuit mihi aurem, ego autem non contradico: retrorsum non abii. Der Herr, Gott, erschloss mir das Ohr, ich aber widerstrebte nicht und wich nicht rückwärts.¹⁰ Jesaja Jes 29 50 5 10 Christus setzt seinen gehorsam der Widerspenstigkeit der Juden entgegen. (Cyr.) Wie weit dieser Gehorsam ging, zeigt V. 6. Jesaja Jes 29 50 6 Corpus meum dedi percutientibus, et genas meas vellentibus: faciem meam non averti ab increpantibus, et conspuentibus in me. Meinen Leib gab¹¹ ich den Schlagenden hin und meine Wangen den Raufenden, mein Angesicht wandte ich nicht ab von denen, die mich beschimpften und anspien.¹² Jesaja Jes 29 50 6 11 In dem gab spiegelt sich die willige Übernahme des Leidens schön und bezeichnend ab. Jesaja Jes 29 50 6 12 Der Herr weicht vor den gegen ihn sich erhebenden Schmähungen nicht zurück (V. 5), er bewährt in heroischem Grade Gehorsam und Ausdauer. Jesaja Jes 29 50 7 Dominus Deus auxiliator meus, ideo non sum confusus: ideo posui faciem meam ut petram durissimam, et scio quoniam non confundar. Der Herr, Gott, ist mein Helfer, darum wurde ich nicht zuschanden; darum machte ich mein Angesicht wie zum härtesten Felsen und ich weiß, dass ich nicht zuschanden werde.¹³ Jesaja Jes 29 50 7 13 Inmitten des bittersten Leidens wankt er nicht, sinkt sein Mut nicht; unerschrocken, unbeugsam mit unbesieglicher Festigkeit und Ausdauer, wie ein Fels, stellt er sich dem Andrange und Wüten seiner Feinde entgegen, des herrlichen Sieges gewiss. Jesaja Jes 29 50 8 Juxta est qui justificat me, quis contradicet mihi? stemus simul, quis est adversarius meus? accedat ad me. Nahe ist, der mir Recht verschafft,¹⁴ wer will mir widersprechen? Lasset uns zusammen auftreten, wer ist mein Gegner? Er trete heran zu mir!¹⁵ [Röm 8,33] Jesaja Jes 29 50 8 14 Der ihn, den schuldlos Angeklagten und Verurteilten, als seinen Heiligen vor der ganzen Welt darstellt. Jesaja Jes 29 50 8 15 Gott steht ihm zur Seite und wird ihn in Bälde verherrlichen. Darum fordert der Messias seine Gegner auf, nur ihre Macht und Wut zu gebrauchen, um gegen ihn auszutoben. Jesaja Jes 29 50 9 Ecce Dominus Deus auxiliator meus: quis est qui condemnet me? Ecce omnes quasi vestimentum conterentur, tinea comedet eos. Sehet, der Herr, Gott, ist mein Helfer! Wer ist, der mich verurteilt? Sehet, alle werden aufgerieben wie ein Kleid, die Motte verzehrt sie.¹⁶ Jesaja Jes 29 50 9 16 Der messianische Sieg ist sicher; wenn auch die Überwindung der Feinde nur allmählich und geräuschlos vor sich geht, sie wird eine gründliche und unabwendbare sein. Gottes Pläne wirken ruhig, allmählich, aber sicher; mit den kleinsten Mitteln (Motte) erreicht und vollbringt er das Größte. Jesaja Jes 29 0 1 C. Dritte Rede. (Kap. 51,1 52,12) a. Wiederherstellung und ewiges Heil. (V. 6) b. Aus dieser Botschaft entsteht Sehnsucht und Vertrauen. (V. 16) c. Die Schmach wird von Jerusalem genommen werden. Jesaja Jes 29 51 1 Audite me qui sequimini quod justum est, et quæritis Dominum: attendite ad petram unde excisi estis, et ad cavernam laci, de qua præcisi estis. Höret auf mich, die ihr dem nachgehet, was recht ist, und den Herrn sucht; achtet auf den Felsen, aus dem ihr gehauen seid,¹ und auf die gehöhlte Grube, aus der ihr gegraben seid. Jesaja Jes 29 51 1 1 Der Hinweis auf den Stammvater Abraham soll den Frommen zeigen, dass sie im Glauben und Geiste Abrahams die Verheißungen Gottes aufnehmen müssen, für die ja Abrahams Geschichte selbst und dessen zahllose Nachkommen Bürgschaft ablegen. Die Abstammung von Abraham soll es ihnen auch ins Gedächtnis zurückrufen, dass sie jenem gegebenen Verheißungen eben ihr Eigentum sind und dass sie in Abrahams Segen und der zahlreichen Nachkommenschaft ihre erste Bekräftigung haben. Abraham heißt Felsen wohl in Erinnerung an die bereits erstorbene Zeugungskraft Abrahams. (Cyrill, Thom.) Das gleiche Bild bei Sara, die einer Steingrube verglichen wird, aus der Steine herausgegraben werden. Abraham musste lange auf die Anfänge der Erfüllung warten, so mögen den auch seine Kinder sich gläubig hoffend gedulden, wenn der Herr zu zögern scheint. Jesaja Jes 29 51 10 Numquid non tu siccasti mare, aquam abyssi vehementis: qui posuisti profundum maris viam, ut transirent liberati? Hast nicht du das Meer ausgetrocknet, das Wasser der gewaltigen Tiefe? der du des Meeres Grund zum Pfade machtest, damit die Befreiten hindurchzögen? [Ex 14,21] Jesaja Jes 29 51 11 Et nunc qui redempti sunt a Domino, revertentur, et venient in Sion laudantes, et lætitia sempiterna super capita eorum, gaudium et lætitiam tenebunt, fugiet dolor et gemitus. Und nun kehren sie zurück, die vom Herrn Erlösten, und kommen mit Lobgesang nach Sion, ewige Freude über ihren Häuptern; Frohlocken und Wonne haben sie umfangen, es flieht Schmerz und Seufzen von ihnen.¹⁵ Jesaja Jes 29 51 11 15 Dies ist der schließliche Sieg des Messias [Jes 50,7] und die Vollendung des Heils, welches die Wandlung des Himmels und der Erde überdauert. Jesaja Jes 29 51 12 Ego, ego ipse consolabor vos: quis tu ut timeres ab homine mortali, et a filio hominis, qui quasi fnum ita arescet? Ich, ich selbst will euch trösten!¹⁶ Wer bist du, dass du dich fürchtest vor einem sterblichen Menschen und vor einem Menschenkinde, das wie Heu dahinwelkt?¹⁷ Jesaja Jes 29 51 12 16 Gott selbst will trösten, also ist es um das Volk nicht so bestellt, dass es zu fürchten hätte. Jesaja Jes 29 51 12 17 Dem ewigen, unveränderlichen, mächtigen Gott wird der Mensch, der stirbt, der, ein Grashalm, dahingegeben wird (hebr.) wie Gras der Zerstörung, der dem baldigen Verwelken anheimfällt, gegenübergestellt. Das Volk steht gewissermaßen zwischen beiden. Daher: Wer bist du? in welcher Lage bist du, ist es so um dich beschaffen? Jesaja Jes 29 51 13 Et oblitus es Domini factoris tui, qui tetendit clos, et fundavit terram: et formidasti jugiter tota die a facie furoris ejus, qui te tribulabat, et paraverat ad perdendum: ubi nunc est furor tribulantis? Und du hast des Herrn, deines Schöpfers, vergessen, der die Himmel ausspannte und die Erde gründete, und hast gezittert immerfort den ganzen Tag vor dem Grimme dessen, der dich bedrängte und darauf ausging, dich zu verderben! Wo ist nun der Grimm deines Bedrängers?¹⁸ Jesaja Jes 29 51 13 18 Hebr.: Und wo bleibt der Grimm des Drängers? Die feindlichen Bestrebungen sind erfolglos. Das nunc der Vulg. ist nicht ganz passend, da die Feinde nicht als schon überwunden betrachtet werden. Jesaja Jes 29 51 14 Cito veniet gradiens ad aperiendum, et non interficiet usque ad internecionem, nec deficiet panis ejus. Eilends kommt der zur Befreiung Heranschreitende¹⁹ und nicht tötet er²⁰ bis zur gänzlichen Vertilgung und seines Brotes wird kein Mangel sein. Jesaja Jes 29 51 14 19 Der Messias, der seit [Jes 49] allein Gegenstand der Prophetie ist. Jesaja Jes 29 51 14 20 Der Dränger V. 13. Der Retter stellt sich ja ein, dessen Hilfe, Unterstützung und Erquickung (Brot) unerschöpflich ist. Hebr.: Eilends wird der Niedergebeugte (von der Leidenslast) trösten und stirbt nicht hin zur Grube und nicht mangelt ihm sein Brot. Jesaja Jes 29 51 15 Ego autem sum Dominus Deus tuus, qui conturbo mare, et intumescunt fluctus ejus: Dominus exercituum nomen meum. Ich aber bin der Herr, dein Gott, der das Meer aufschreckt, dass seine Wellen sich auftürmen, Herr der Heerscharen ist mein Name!²¹ Jesaja Jes 29 51 15 21 Gottes Macht, die den Menschen im brausenden Meere und in dessen tobenden Stürmen so fühlbar entgegentritt und sich bekundet in den Engelscharen und dem hehren Schmuck des Himmels, verbürgt die Errettung. Jesaja Jes 29 51 16 Posui verba mea in ore tuo, et in umbra manus meæ protexi te, ut plantes clos, et fundes terram: et dicas ad Sion: Populus meus es tu. Ich habe meine Worte in deinen Mund gelegt und mit dem Schatten meiner Hand dich geschützt, damit du²² die Himmel pflanzest und die Erde gründest und zu Sion sprechest: Mein Volk bist du! [Jes 49,2] Jesaja Jes 29 51 16 22 Besser wohl wird dies nach dem Hebr. auf den Sprechenden bezogen: damit ich die Himmel pflanze usw. Der Herr hat dem Volke seine Offenbarungen anvertraut und es so wunderbar in den mannigfachen Geschicken beschützt, weil er eine neue Erde und einen neuen Himmel gründen wollte, und dies dadurch, dass er Sion zu seinem Eigentum erwählte, es durch sein mächtiges Schöpferwort für seine Zwecke zu seinem Volke umschuf. Was [Jes 49,2] vom Messias gesagt ist, wird hier vom Volke ausgesagt, die innige Gemeinschaft und Wechselbeziehung zwischen dem Messias und seinen erlösten anzudeuten: der Messias zieht als Haupt und König sein Volk zu sich empor, eine Gemeinschaft, die sich schon durch den gemeinschaftlichen beiderseitigen Namen Knecht Gottes symbolisiert. Jesaja Jes 29 51 17 Elevare, elevare, consurge Jerusalem, quæ bibisti de manu Domini calicem iræ ejus: usque ad fundum calicis soporis bibisti, et potasti usque ad fæces. Erhebe dich, erhebe dich, stehe auf, Jerusalem! das du aus der Hand des Herrn den Kelch seines Zornes²³ getrunken, getrunken hast den Taumelkelch bis auf den Grund und ihn ausgeschlürft bis auf die Hefe. Jesaja Jes 29 51 17 23 Das jemanden zuteil werdende Los heißt sein Kelch, sein Becheranteil. Der Ausdruck geht auf die Sitte zurück, dass der Hausvater dem einzelnen Gaste den Becher füllt, ihm so den betreffenden Teil zumisst. Die Strafe ist daher ein Kelch des Zornes, den der Herr reicht; die heftige, gleichsam Sinn und Verstand betäubende Strafe ist der Taumelkelch, der die Trinkenden wanken macht und zu Boden schlägt. Das Hebr. bezeichnet einen gewölbten, geräumigen Becher als den gewaltigen Umfang der Leiden. Jesaja Jes 29 51 18 Non est qui sustentet eam ex omnibus filiis, quos genuit: et non est qui apprehendat manum ejus ex omnibus filiis, quos enutrivit. Niemand ist, der es aufrecht hielte von allen Söhnen, die es geboren; keiner ist, der seine Hand ergriffe,²⁴ von allen Söhnen, die es großgezogen. Jesaja Jes 29 51 18 24 Niemand kann das schließliche Unglück der Stadt und des jüdischen Reiches abwenden; hilflos streckt die Mutterstadt die Hand aus, kein König, kein Priester, kein Stand vermag zu helfen, wie eine kinderlose Witwe ist sie verlassen. Jesaja Jes 29 51 19 Duo sunt quæ occurrerunt tibi: quis contristabitur super te? vastitas, et contritio, et fames, et gladius, quis consolabitur te? Zwei Dinge sind dir begegnet, wer sollte mit dir Mitleid tragen? Verwüstung und Zertrümmerung, Hunger und Schwert; wer sollte dich trösten? [Jes 47,9] Jesaja Jes 29 51 2 Attendite ad Abraham patrem vestrum, et ad Saram, quæ peperit vos: quia unum vocavi eum, et benedixi ei, et multiplicavi eum. Achtet auf Abraham, euern Vater, und auf Sara, die euch geboren; denn als Einzelnen habe ich ihn berufen und ihn gesegnet und ihn gemehrt. Jesaja Jes 29 51 20 Filii tui projecti sunt, dormierunt in capite omnium viarum, sicut oryx illaqueatus: pleni indignatione Domini, increpatione Dei tui. Deine Kinder wurden hinausgeworfen, lagen an den Ecken aller Straßen, wie eine in Stricken gefangene Gazelle, hart getroffen vom Grimme des Herrn,²⁵ von den Drohungen deines Gottes. Jesaja Jes 29 51 20 25 Gottes Züchtigung hat sie getroffen. Aber gerade, weil der Herr es war, der so schrecklich strafte, wird er, der nur straft, um zu läutern, sein zerschlagenes Volk wieder trösten du aufrichten. Jesaja Jes 29 51 21 Idcirco audi hoc paupercula, et ebria non a vino. Darum höre dies, du Arme und Trunkene, nicht vom Weine!²⁶ Jesaja Jes 29 51 21 26 Sondern vom Taumelkelch des Zornes Gottes, von der Größe des Unglücks betäubt und daher vor Entsetzen taumelnd, wie außer Bewusstsein. Jesaja Jes 29 51 22 Hæc dicit dominator tuus Dominus, et Deus tuus, qui pugnabit pro populo suo: Ecce tuli de manu tua calicem soporis, fundum calicis indignationis meæ, non adjicies ut bibas illum ultra. So spricht der Herrscher, dein Herr und dein Gott, der für sein Volk streitet:²⁷ Siehe, ich nehme aus deiner Hand den Taumelkelch, den tiefen Kelch meines Grimmes, nicht sollst du ihn ferner trinken.²⁸ Jesaja Jes 29 51 22 27 Der Herr nimmt sich seines Volkes an, verschafft ihm Recht vor den Bedrückungen der Feinde. Jesaja Jes 29 51 22 28 Das neue Sion soll heilig und seinem Gott treu, ein Strafgericht wird nicht mehr notwendig sein. Jesaja Jes 29 51 23 Et ponam illum in manu eorum, qui te humiliaverunt, et dixerunt animæ tuæ: Incurvare, ut transeamus: et posuisti ut terram corpus tuum, et quasi viam transeuntibus. Und ich werde ihn in die Hand derer geben, die dich erniedrigten und zu deiner Seele²⁹ sprachen: Beuge dich, dass wir über dich dahinschreiten! und du machtest wie zum Boden deinen Leib und wie zum Wege für die darüber Schreitenden. Jesaja Jes 29 51 23 29 Deines innersten Wesens, deines Heiligtums nicht schonten, sondern Jerusalem in die tiefste Seele hinein verdemütigten. Jesaja Jes 29 51 3 Consolabitur ergo Dominus Sion, et consolabitur omnes ruinas ejus: et ponet desertum ejus quasi delicias, et solitudinem ejus quasi hortum Domini. Gaudium et lætitia invenietur in ea, gratiarum actio, et vox laudis. Darum wird der Herr Sion trösten und alle seine Trümmer trösten, seine Wüste wird er umschaffen zur Wonne und seine Öde wie zu einem Paradiese des Herrn; Freude und Frohlocken wird darin herrschen, Danksagung und Lobgesang.² Jesaja Jes 29 51 3 2 Die erste Hälfte des Verses schildert das Werk der Erlösung objektiv als Wiederbringung des paradiesischen Heiles; die zweite subjektiv in seiner Wirkung auf die Gemüter der Erlösten: Freude und Dank. Jesaja Jes 29 51 4 Attendite ad me popule meus, et tribus mea me audite: quia lex a me exiet, et judicium meum in lucem populorum requiescet. Merket auf mich,³ mein Volk, und höret mich, meine Stämme! denn Gesetz wird von mir ausgehen und mein Recht⁴ wird als Licht auf die Völker sich niedersenken. Jesaja Jes 29 51 4 3 Die Gewissheit dieses Heiles sollen sie sich recht einprägen, es ist, wie schon der Segen an Abraham lautet, ein Heil für alle Völker. Jesaja Jes 29 51 4 4 Die so häufige Betonung der Lehre hebt im Gegensatz zu der Befreiung des Cyrus den Charakter der messianischen Erlösung hervor und ist geeignet, die Wiederherstellung Sions usw. im wahren, geistigen Sinn verstehen zu lassen. Jesaja Jes 29 51 5 Prope est justus meus, egressus est salvator meus, et brachia mea populos judicabunt: me insulæ exspectabunt, et brachium meum sustinebunt. Nahe ist mein Gerechter, ausgezogen ist mein Erretter,⁵ meine Arme werden die Völker richten,⁶ auf mich harren die Inseln und warten auf meinen Arm.⁷ Jesaja Jes 29 51 5 5 Im Hebr. stehen hier die Abstrakta: Nahe ist meine Gerechtigkeit, ausgezogen mein Heil. Das Nahe ist ein prophetisches. Indes schaut der Seher die messianische Befreiung oft mit ihrem Vorbilde zusammen, so auch hier, wo er sie mit dem Gerichte über die Völker zusammenbringt. Jesaja Jes 29 51 5 6 Dieses Gericht ist zunächst die Besiegung der Völker durch Cyrus, dessen Großtaten sodann die Ahnung eines außerordentlichen Eingreifers Gottes wachrufen. Jesaja Jes 29 51 5 7 Arm ist die Machttat Gottes, das Völkergericht einerseits, das durch Gottes Macht gebrachte Heil anderseits. Jesaja Jes 29 51 6 Levate in clum oculos vestros, et videte sub terra deorsum: quia cli sicut fumus liquescent, et terra sicut vestimentum atteretur, et habitatores ejus sicut hæc interibunt: Salus autem mea in sempiternum erit, et justitia mea non deficiet. Erhebet zum Himmel eure Augen und schauet auf die Erde drunten;⁸ denn die Himmel werden wie Rauch zergehen und die Erde wie ein Kleid zerfallen und ihre Bewohner dahinschwinden wie diese,⁹ mein Heil aber wird in Ewigkeit bestehen und meine Gerechtigkeit nicht dahinschwinden!¹⁰ [Ps 36,39] Jesaja Jes 29 51 6 8 Schaut auf die Pracht des Himmels mit seiner unveränderten Regelmäßigkeit und auf die Erde mit ihrer unentwegten Festigkeit: das Heil des Herrn ist dauernder. Jesaja Jes 29 51 6 9 Die Ausdrücke gehen auf die Schlusskatastrophe dieser Zeitlichkeit. Vergl. [2Petr 3,10]. Wie diese: Die Menschen vergehen samt den Werken ihrer Tätigkeit wie Himmel und Erde. Jesaja Jes 29 51 6 10 Vergl. [Mt 24,35]. Jesaja Jes 29 51 7 Audite me qui scitis justum: populus meus lex mea in corde eorum: nolite timere opprobrium hominum, et blasphemias eorum ne metuatis. Höret auf mich, die ihr erkennt, was recht ist,¹¹ mein Volk, in dessen Herzen mein Gesetz ist! Fürchtet nicht den Schimpf der Menschen und vor ihren Lästerungen zaget nicht! Jesaja Jes 29 51 7 11 Die Frommen, welche, wie der Messias, Anfeindungen ausgesetzt sind. (Cyr., Euseb., Hieron.) Wie das Heil des Herrn die physische Schöpfung an unvergänglicher Dauer übertrifft, so kann ihm auch das Drohen und die feindseligen Anstrengungen der Menschen nichts anhaben, auch diese zerrinnen und zerstieben wie nichts. Jesaja Jes 29 51 8 Sicut enim vestimentum, sic comedet eos vermis: et sicut lanam, sic devorabit eos tinea: Salus autem mea in sempiternum erit, et justitia mea in generationes generationum. Denn wie ein Kleid wird die Motte sie verzehren und wie Wolle die Schabe sie zernagen, mein Heil aber wird in Ewigkeit bestehen und meine Gerechtigkeit von Geschlecht zu Geschlecht.¹² Jesaja Jes 29 51 8 12 Durch die Gleichheit des Gedankens mit [Jes 50,9] ist ausgedrückt, dass die Frommen zur Teilnahme am Heile, wie teilweise in das Los, so insbesondere in die Gesinnung des Messias einzugehen haben. Sie sollen sich aufrichten und den Gedanken des Messias, seine Gesinnungen müssen die ihrigen werden, dann haben sie auch einen Sieg zu gewärtigen. Und wie leicht zernichtet der Herr die gewaltigsten Anstrengungen der Menschen! Jesaja Jes 29 51 9 Consurge, consurge, induere fortitudinem brachium Domini: consurge sicut in diebus antiquis in generationibus sæculorum. Numquid non tu percussisti superbum, vulnerasti draconem? Erhebe dich, erhebe dich, umkleide dich mit Macht, Arm des Herrn!¹³ Erhebe dich, wie in den früheren Tagen, in den Geschlechtern der Vorzeit! Hast du nicht den Stolzen geschlagen, den Drachen¹⁴ durchbohrt? Jesaja Jes 29 51 9 13 Der Arm, die Machtbestätigung Gottes, ruht gleichsam, weil und so lange das heilige Volk seiner Dränger preisgegeben ist. Da das Heil ganz übernatürlich ist, bedarf es eines besonderen Eingreifens Gottes. Jesaja Jes 29 51 9 14 Der Stolze, das Ungetüm (hebr.: Rahab) und der Drache bezeichnen die Macht oder den König von Ägypten, dessen Volk durch den Würgeengel und die Fluten des Roten Meeres hingerafft wurde. Die Worte sind zunächst als Flehgebet des Sehers zu verstehen; da er aber nicht für sich allein prophezeit, so betet er auch im Namen des Volkes oder lehrt vielmehr durch sein Gebet, wie die wahren Israeliten hoffen und beten sollen. Jesaja Jes 29 0 1 d. Herrlichkeit Jerusalems. (V. 6) e. Jubel über die Nähe des Heiles. (V. 12) D. Vierte Rede (Kap. 52,13 Kap. 53,12): a. Inhaltsangabe der Rede. Jesaja Jes 29 52 1 Consurge, consurge, induere fortitudine tua Sion, induere vestimentis gloriæ tuæ Jerusalem civitas sancti: quia non adjiciet ultra ut pertranseat per te incircumcisus et immundus. Erhebe dich, erhebe dich, kleide dich in deine Macht, Sion! Kleide dich in die Gewänder deiner Herrlichkeit, Jerusalem, du Stadt des Heiligtums!¹ denn hinfort soll kein Unbeschnittener und Unreiner² dich betreten.³ Jesaja Jes 29 52 1 1 Hebr.: Heilige Stadt, als die Stadt des Heiligen, in der er seinen Bund verwirklicht. Dieser Titel ist die Grundlage der Erlösung Sions, ihm entspricht es, dass Sion sich in heiligen Schmuck kleide, in Macht, teilnehmend an Gottes Stärke und Unüberwindlichkeit, in Herrlichkeit, in Gottes Lichtglanz. Diese Teilnahme gebührt ihr ihres Berufes wegen, ist ihr von Gott zugedacht und vorherbestimmt, daher deine. Jesaja Jes 29 52 1 2 Die Beschneidung war das Zeichen des Bundes, des Gottesvolkes, zugleich Symbol der Hingabe an Gott. Der levitisch Unreine war ausgeschlossen vom Nahen zu Gott, der Teilnahme am Opfer usw. Jesaja Jes 29 52 1 3 Die Zeit unentweihter Heiligkeit ist durch den Messias für Sion angebrochen, die Feinde Sions haben keine Gewalt mehr. Jesaja Jes 29 52 10 Paravit Dominus brachium sanctum suum in oculis omnium gentium: et videbunt omnes fines terræ salutare Dei nostri. Der Herr hat seinen heiligen Arm gerüstet¹² vor den Augen aller Völker und schauen werden alle Enden der Erde das Heil unseres Gottes!¹³ [Ps 97,3] Jesaja Jes 29 52 10 12 Hebr.: entblößt; bildlicher Ausdruck für das tatsächliche, kräftige Handeln. Jesaja Jes 29 52 10 13 So ist Sion der Mittelpunkt der Welt, das, selbst vom Herrn erleuchtet, das empfangene Licht ausstrahlt in alle Welt. Der Seher schaut die zweite messianische Befreiung. Jesaja Jes 29 52 11 Recedite, recedite, exite inde, pollutum nolite tangere; exite de medio ejus, mundamini qui fertis vasa Domini. Fort, fort, ziehet weg von dort,¹⁴ rühret nichts Unreines an, ziehet aus dessen Mitte fort, reinigt euch, die ihr die Gefäße des Herrn traget!¹⁵ [2Kor 6,17] Jesaja Jes 29 52 11 14 Was bleibt nun übrig, als dass alle mit ungebrochener Glaubenssehnsucht der messianischen Herrlichkeit Sions entgegenstreben, aus dem Lande der Verbannung wegziehen, um dem Herrn, dem Führer nach Sion, zu folgen? Der Abschluss der Rede ist analog [Jes 48,20] und [Jes 57,14; Jes 62,10] Die Rückkehr aus Babel (beide Befreiungen gehören ideell zusammen) ist in der Tat ein Glaubensbekenntnis und ein Werk der Hoffnung auf den einen Gott und sein Heil. Der körperliche Auszug aus Chaldäa ist sodann nur das äußere Zeichen, dass die innere geistige Scheidung von der Heidenwelt sich vollzogen hat, vergl. [Esra 1,5]. Jesaja Jes 29 52 11 15 Die Einkleidung der Mahnung erklärt sich aus den geschichtlichen Verhältnissen. Isaias hatte schon den Transport der Schätze aus Jerusalem nach Babel vorausgesagt. [Jes 39,6] Nabuchodonosor hat die Vorhersagung vollständig erfüllt. [2Kön 24,13; 2Kön 25,13] Eine Rückkehr ohne die heiligen Gefäße war undenkbar. Zu ihrem Transporte war levitische Reinheit erforderlich. Diese Vorbereitung aber kann getroffen werden, weil der Auszug in feierlicher Ruhe und Sicherheit stattfindet. Jesaja Jes 29 52 12 Quoniam non in tumultu exibitis, nec in fuga properabitis: præcedet enim vos Dominus, et congregabit vos Deus Israel. Denn nicht in eilender Hast¹⁶ werdet ihr ausziehen noch in Flucht dahineilen, denn der Herr zieht vor euch her und der Gott Israels sammelt euch.¹⁷ Jesaja Jes 29 52 12 16 Diese Worte spielen auf den Auszug aus Ägypten an. [Dtn 16,3; Ex 12,11.39] Jesaja Jes 29 52 12 17 Der Herr selbst zieht vor ihnen her, also findet alles mit Ruhe statt, und er beschließt den Zug, bildet die Nachhut (hebr.) (oder: er ordnet den Zug). Die Worte sind mit Rücksicht auf die erste Befreiung als Vorbild und Vorbereitung der zweiten gewählt. Jesaja Jes 29 52 13 Ecce intelliget servus meus, exaltabitur, et elevabitur, et sublimis erit valde. Sehet,¹⁸ mein Knecht wird weise sein,¹⁹ erhöht werden und hoch emporsteigen und sehr erhaben sein.²⁰ Jesaja Jes 29 52 13 18 Dieser Vers bildet die Einleitung zum folgenden Kapitel und soll das Ärgernis am Kreuze fernhalten. Jesaja Jes 29 52 13 19 Der Messias ist im Besitze der Weisheit und wie er alles mit göttlicher Einsicht und Weisheit sprach und vollführte, so soll auch das Erlösungswerk als ein Werk der Weisheit Gottes begriffen werden. Jesaja Jes 29 52 13 20 Der dreifache Ausdruck schildert nachdrücklich die Größe, Erhabenheit und Fülle seiner Verherrlichung, die ihm auf Erden und im Himmel zuteil wird. Jesaja Jes 29 52 14 Sicut obstupuerunt super te multi, sic inglorius erit inter viros aspectus ejus, et forma ejus inter filios hominum. So wie viele sich über dich entsetzten, so ist sein Anblick entstellt unter den Menschen und seine Gestalt unter den Menschenkindern.²¹ Jesaja Jes 29 52 14 21 Gegensatz zur Erhöhung. Gleichwie die Erniedrigung und schmachvolle Gefangenschaft des Volkes so groß war, dass sie ein Gegenstand des Entsetzens für viele wurde, so wird auch der Messias in die Niedrigkeit eingehen und, wie die Sünden, so auch die Schmach seines Volkes tragen. Das letzte Glied hebr.: so dass sein Aussehen nicht mehr das eines Menschen ist, nämlich besonders in der Lebenszeit. Jesaja Jes 29 52 15 Iste asperget gentes multas, super ipsum continebunt reges os suum: quia quibus non est narratum de eo, viderunt: et qui non audierunt, contemplati sunt. Er wird²² viele Völker besprengen,²³ über ihn werden Könige ihren Mund schließen;²⁴ denn²⁵ sie, welchen nichts von ihm verkündigt worden, sie sehen, und die nichts gehört haben, sie schauen. [Röm 15,21] Jesaja Jes 29 52 15 22 Schilderung der aus der Leidensschmach entstehenden Erlösungsfrucht und Erhöhung. Jesaja Jes 29 52 15 23 Besprengen ist ein dem Opferritual entlehntes Wort, dessen Sinn demgemäß entsühnen, heiligen, weihen ist und zwar durch die Besprengung mit Opferblut und als Folge einer priesterlichen Opferdarbringung. Die Blutbesprengung war der Zentralakt des Opfers und eine Handlung, welche nur der Priester verrichten konnte. Die Blutbesprengung vollendete das Opfer und ordnete es an den Altar hin. Da an dieser Stelle von einer Besprengung der Völker die Rede ist, da ferner der Messias schon als Bund des Volkes dargestellt ist, auch sonst im Alten Bunde als Stifter eines neuen Bundes erwartet wurde, so ist wohl an die bei der mosaischen Bundesstiftung stattgehabte Besprengung des Volkes als das dieser Stelle zugrunde liegende hauptsächliche Vorbild zu denken. Vergl. [Ex 24,6-8]. Der Messias ist hier also als Priester und Opferer durch die Sache selbst bezeichnet, es ist ihm eine Handlung zugeschrieben, die nur ein Priester in Kraft des eben dargebrachten Opfers vollziehen konnte. Darin liegt die Bedeutung dieser Stelle. Wie der Messias [Jes 49,2] als Lehrer und Prophet geschildert ist, so hier als Priester und priesterlicher Bundesvermittler, der aber, hinausragend über Moses, nicht ein Volk, sondern alle Völker mit dem Bundesblute besprengt. Und mit welchem Bundesblute? Hier ist noch nicht ausdrücklich gesagt, dass es sein eigenes ist. Man mag es an der Schilderung V. 14 ahnen, deutlich wird es im folgenden Kapitel geweissagt. Jesaja Jes 29 52 15 24 Ausdruck hohen Grades der Bewunderung und des Staunens, der Ehrfurcht und der demütigen Unterwerfung derart, dass Worte versagen. Hiermit wird das zweite, die Erhöhung des Messias, angedeutet. Jesaja Jes 29 52 15 25 Das Folgende gibt nach der Vulgata einen weiteren Grund der staunenden Ehrfurcht an: selbst jene, die bisher nichts vom Messias wussten, erkennen ihn an, seien Kenntnis verbreitet sich unter alle Völker. Jesaja Jes 29 52 2 Excutere de pulvere, consurge, sede Jerusalem: solve vincula colli tui captiva filia Sion. Schüttle den Staub ab, erhebe dich, throne, Jerusalem! löse die Bande deines Halses, gefangene Tochter Sion!⁴ Jesaja Jes 29 52 2 4 Die Gefangenen sitzen im Staube, auf der Erde; das Bild ist für die in Ruinen zerfallende Stadt umso passender. Der frühere Herrschersitz soll ihr wieder zuteil werden, das Joch der Knechtschaft ist gesprengt. Jesaja Jes 29 52 3 Quia hæc dicit Dominus: Gratis venundati estis, et sine argento redimemini. Denn so spricht der Herr: Umsonst⁵ seid ihr verkauft worden und ohne Geld sollt ihr wieder erkauft werden!⁶ Jesaja Jes 29 52 3 5 Nicht für Geld seid ihr von mir verkauft worden, sondern eurer Sünden wegen. Vergl. [Jes 50,1]. Jesaja Jes 29 52 3 6 Die Befreiung wird ein Werk göttlicher Macht und Gnade sein. Jesaja Jes 29 52 4 Quia hæc dicit Dominus Deus: In gyptum descendit populus meus in principio ut colonus esset ibi: et Assur absque ulla causa calumniatus est eum. Denn so spricht der Herr, Gott: Nach Ägypten ist mein Volk in der Vorzeit hinabgezogen, um dort als Ansiedler zu wohnen, und Assur bedrückte es ohne Ursache! [Gen 46,6] Jesaja Jes 29 52 5 Et nunc quid mihi est hic, dicit Dominus, quoniam ablatus est populus meus gratis? Dominatores ejus inique agunt, dicit Dominus, et jugiter tota die nomen meum blasphematur. Und was soll ich wohl hier tun, spricht der Herr, da mein Volk ohne Grund weggeführt ward?⁷ Seine Zwingherrn handeln freventlich,⁸ spricht der Herr, und mein Name wird immerfort den ganzen Tag gelästert. [Röm 2,24] Jesaja Jes 29 52 5 7 Die Erlösung muss stattfinden ohne Geld, d.i. nicht durch natürliche Mittel, sondern durch einen deutlichen Erweis der Macht und Gnade Gottes, weil es sich dabei um Gottes Ehre handelt, die von den Heiden verkannt wird. Dies wird bewiesen zuerst durch den ähnlichen Fall in Ägypten. Das Volk Gottes wanderte in den gotterwählten Patriarchen nach Ägypten, um dort Unterhalt zu finden (hebräisch), dann wurde es bedrückt und Gott war es seiner Ehre schuldig, sein Volk wunderbar zu retten. Ähnliches findet nun statt. Assur bedrängt es, ohne von seiner Seite ein Recht dazu zu haben. Assur ist hier wohl im weiteren Sinne für die assyrischen und chaldäischen Angriffe, Bedrückungen und Fortführungen zu verstehen. Was ist also, fragt Gott, bei dieser gleichen Sachlage zu tun? Hier: In Jerusalem, wo der Herr als in seinem Heiligtume wohnt, aber jetzt wie verlassen auf die Rückkehr seines Volkes wartet. Die getroffene Wahl also, die Gottes Verbleiben in Sion einschließt, erheischt die Rettung des Volkes. Doch ebenso fordert die Ehre des Herrn, dass er sein Volk befreie. Indem man das Volk des Herrn bedrückt und knechtet, höhnt man auch ihn, als wäre er machtlos, denn nach heidnischer Anschauung ist eines Volkes Ruhm und Größe Maßstab für die Macht des Nationalgottes. Jesaja Jes 29 52 5 8 Hebr.: Heulen, erheben ein höhnisches Triumphgeschrei. Jesaja Jes 29 52 6 Propter hoc sciet populus meus nomen meum in die illa: quia ego ipse qui loquebar, ecce adsum. Darum soll mein Volk an jenem Tage meinen Namen kennen lernen; denn siehe, ich selbst, der da redete, bin gegenwärtig! Jesaja Jes 29 52 7 Quam pulchri super montes pedes annuntiantis et prædicantis pacem: annuntiantis bonum, prædicantis salutem, dicentis Sion: Regnabit Deus tuus! Wie schön sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten, des Friedenverkünders, dessen, der Gutes meldet, Heil verkündet,⁹ der zu Sion spricht: Dein Gott ist König! Jesaja Jes 29 52 7 9 Die Boten sind gedacht als freudig dahereilend über die nördlichen Berge. Sie kommen, um die vollbrachte Befreiung des Volkes der Mutter anzukündigen, also aus Babel. Wie schön: Kennzeichnung des raschen, freudigen Schrittes. Die Segensfülle der Botschaft ist durch die Häufung der inhaltreichen Worte: Friede, Gutes, Heil ausgedrückt und zuletzt in dem einen Worte: Der Herr ist König zusammengefasst. Diese Worte sind der bündigste Ausdruck der wiederhergestellten Theokratie; alles Heil ist für das Volk darin beschlossen, dass der Herr König ist und seine königliche Herrschaft in voller Ausdehnung zur Geltung bringt. Jesaja Jes 29 52 8 Vox speculatorum tuorum: levaverunt vocem, simul laudabunt: quia oculo ad oculum videbunt cum converterit Dominus Sion. Stimme deiner Wächter:¹⁰ sie erheben ihre Stimme, sie frohlocken allzumal; denn Auge in Auge sehen sie, wie der Herr Sion wiederherstellt.¹¹ Jesaja Jes 29 52 8 10 Die freudig heraneilenden Boten werden von den Wächtern Sions, die lange schon nach dem erwarteten Heile ausschauen, erspäht. Da erheben auch diese freudig ihre Stimme und jubeln der Rettung entgegen. Jesaja Jes 29 52 8 11 Sie gewahren gleichsam hinter den Boten schon den festlichen Zug, wie der Herr an der Spitze seines befreiten Volkes herankommt und so Sion, die Bewohner Sions, zurückführt. Jesaja Jes 29 52 9 Gaudete, et laudate simul deserta Jerusalem: quia consolatus est Dominus populum suum, redemit Jerusalem. Freuet euch und lobsinget zumal, ihr Trümmer Jerusalems! denn der Herr hat sein Volk getröstet, Jerusalem erlöst. Jesaja Jes 29 0 1 b. Der leidende und verachtete Knecht Gottes. (V. 3) c. Der Knecht Gottes leistet durch seine Leiden für uns Genugtuung. (V. 6) d. Er leidet aus freiem Entschlusse, stirbt, wird begraben. (V. 9) e. Lohn, der dem Knechte Gottes zuteil wird. Jesaja Jes 29 53 1 Quis credidit auditui nostro: et brachium Domini cui revelatum est? Wer glaubte¹ unserer Verkündigung?² Und der Arm des Herrn,³ wem ist er offenbar geworden? Jesaja Jes 29 53 1 1 Wenige sind es unter Juden und Heiden, die sich nicht an dieser Kunde des leidenden Messias ärgern, die ihr Glauben schenken. Den Grund bringt das folgende Glied: Man kann und will im Leiden des Messias nicht den Arm, die Macht und Größe Gottes erkennen. Freilich, um imstande zu sein, hierin Gottes Machterweis [1Kor 1,24] anzuerkennen, bedarf es einer besonderen Gnade Gottes. Jesaja Jes 29 53 1 2 Botschaft, Verkündigung, das man gehört wird. Wer aber sind die Sprechenden? Isaias zugleich mit seinem Volke Unsere Verkündigung ist also die an uns ergangene Kunde. Jesaja Jes 29 53 1 3 Wie [Jes 52,13] die Weisheit, so wird hier die Macht betont, welche sich im Leiden des Messias offenbart. Dasselbe ist ein Geheimnis der Weisheit und Macht. Jesaja Jes 29 53 10 Et Dominus voluit conterere eum in infirmitate: si posuerit pro peccato animam suam, videbit semen longævum, et voluntas Domini in manu ejus dirigetur. Und dem Herrn gefiel es,²⁰ ihn durch Leiden zu zermalmen; wenn er sein Leben zum Schuldopfer²¹ hingegeben, wird er langdauernde Nachkommenschaft schauen²² und der Plan des Herrn wird durch seine Hand ausgeführt werden.²³ Jesaja Jes 29 53 10 20 Also muss das im Vorstehenden gezeichnete Lebensbild seinen Stachel verlieren und das Leiden des Messias, an und für sich zur Erlösung nicht notwendig, ist ein Ausfluss des allweisen Wohlgefallens, des freien übernatürlichen Gnadenratschlusses Gottes. Er hatte viele Wege zur Erlösung, seiner Weisheit gefiel dieser. Warum? Eine Andeutung gibt [Hebr 2,10-15]. Jesaja Jes 29 53 10 21 Der Charakter des Leidens wird näher als eine Opfersühne, eine Hingabe zum Opfer bezeichnet. Die Schuldopfer wurden im Unterschiede von den Sündopfern für solche Sünden dargebracht, die eine Veruntreuung, eine Eigentums- und Rechtsverletzung, sei es gegen Jahve, sei es gegen einen Mitmenschen involvierten. Der Herr setzt also sein Leben ein und gibt es hin für eine solche Schuld. Hebr.: Wenn einsetzen wird ein Schuldopfer seine Seele. Der Opferbegriff, der in dem Wortlaute der Vulgata V. 7: Er ward geopfert liegen kann, ist hier formell ausgedrückt. Jesaja Jes 29 53 10 22 Als Frucht und Lohnerwerb seines Opfers wird dem Messias Nachkommenschaft in Aussicht gestellt, d.i. ein zahlreiches Geschlecht wird ihm, dem Messiaskönige, geboren, alle, die er durch sein Opferblut abgewaschen und geheiligt hat. Durch ihn geht die Abraham gewordene Verheißung in Erfüllung. [Gen 15,5; Gen 22,17] Die ganze Schar der heiligen in der streitenden, leidenden und triumphierenden Kirche ist diese Nachkommenschaft, der Preis und Erwerb seines Opferblutes. Im Hebr. ist als zweite Frucht angegeben: er wird lange Tage zählen, also die eigene, ewige Herrlichkeit und das selige Leben des Messias. Vergl. [Lk 24,26; Phil 2,9] Jesaja Jes 29 53 10 23 Dies ist die dritte Frucht. In Kraft des Opfersegens soll der Plan, das Wohlgefallen Gottes, d.i. die Erlösung und Neuschöpfung mit ihren Zeit und Ewigkeit verklärenden und Himmel und Erde durchdringenden Wirkungen gedeihen und in Erfüllung gehen. Dieser Plan Gottes ist im Vorhergehenden genügend gezeichnet. Er soll durch den Messias und seine fortdauernde Tätigkeit verwirklicht werden. Wie aber der Tod, so ist hier ebenso klar das Leben des Messias nach dem Tode geweissagt, und zwar ein Leben voll Segen und Wirksamkeit. Jesaja Jes 29 53 11 Pro eo quod laboravit anima ejus, videbit et saturabitur: in scientia sua justificabit ipse justus servus meus multos, et iniquitates eorum ipse portabit. Dafür dass seine Seele Mühsal litt, wird er schauen²⁴ und sich erlaben; durch seine Kenntnis wird mein gerechter Knecht viele gerecht machen und ihre Missetaten wird er tragen.²⁵ Jesaja Jes 29 53 11 24 Der Messias sieht die Frucht seine Leidens und genießt eine unaussprechliche Seligkeit, hat die volle Sättigung und Labung seiner menschlichen Natur, die er in so herbes Leid gegeben. Wie nun diese Frucht zustande kommt, erläutern die folgenden Angaben. Jesaja Jes 29 53 11 25 Der Gerechte wird viele gerecht machen, d.i. er, der Heilige, wird viele heiligen; wie er selbst innerlich gerecht und heilig ist, so wird er auch die Menschen innerlich zu solchen umschaffen, sie sich ähnlich machen. So wendet er dem einzelnen die objektiv vollbrachte Sühne zu. Viele besagt die große Anzahl. Vergl. [Offb 7,9]. Diese Rechtfertigung wird vermittelt: a. Indem der Messias die Sühne vollbringt in stellvertretender Genugtuung. b. Indem er die einzelnen subjektiv durch seine Erkenntnis zu ihr führt. Die Erkenntnis des Messias ist nach [Jes 11,2; Jes 49,2; Jes 50,4] zu erklären. In ihm ruht der Geist des Wissens; niemand kennt den Vater, außer der Sohn und wem der Sohn es mitteilt. [Mt 11,25] Da es nun das ewige Leben ist, dass sie dich erkennen und den du gesandt hast [Joh 17,3], so wird die Rechtfertigung angebahnt, indem der Messias von seinem Geiste und seiner Erkenntnis mitteilt. Der Glaube ist Licht und dieses Licht muss der Heiland hineinstrahlen in die Seele; ohne dasselbe ist das Leben der Seele, d.i. Gerechtigkeit, unmöglich. Die Sünde wird in der Heiligen Schrift oft als Torheit bezeichnet. Daher beginnt die Rechtfertigung mit der Einsicht. Indirekt ist in V. 10, 11 auch die Auferstehung des Messias von den Toten ausgesprochen. Denn V. 8, 9 wird sein Tod und sein Begräbnis dargestellt, V. 10, 11 schildern seine Tätigkeit so, dass wohl auch an eine leibliche Wiedererweckung zu denken ist. Der zweimal gebrauchte Ausdruck wird sehen weist wie von selbst auf das Leben im Körper hin, ebenso deutet das Wort durch seine Hand vielmehr auf die Tätigkeit eines lebenden Menschen als einer bloßen Seele. Endlich wird im Hebr. noch ausdrücklich sein ewiges Leben hervorgehoben und zwar in dem für das menschliche Leben im Körper gebräuchlichen Ausdruck: Er wird viele Tage zählen. Jesaja Jes 29 53 12 Ideo dispertiam ei plurimos: et fortium dividet spolia, pro eo quod tradidit in mortem animam suam, et cum sceleratis reputatus est: et ipse peccata multorum tulit, et pro transgressoribus rogavit. Darum teile ich ihm sehr viele zu und die Beute der Starken wird er teilen,²⁶ dafür dass er seine Seele in den Tod hingab und sich unter die Übeltäter rechnen ließ und²⁷ die Sünden vieler trug und für die Übertreter Fürbitte einlegte.²⁸ [Mk 15,28; Lk 22,37; Lk 23,34] Jesaja Jes 29 53 12 26 Dieses Glied erklärt die Nachkommen in V. 10. Vergl. [Ps 2,8]. Wie Gott ihm seinerseits die vielen zuteilt, so unterwirft er sich auch vermöge eigener Kraft die Mächtigen der Erde, die Weltmächte und deren diabolischen Untergrund, den Satan. Hebr.: Er teilt mit Gewaltigen Beute, hat Genossen seines Kampfes und seiner messianischen Arbeit, mit denen er die Errungenschaften des Sieges teilt. Jesaja Jes 29 53 12 27 Gegensätzlich: aber er trug, während er doch die Sünden vieler trug. Jesaja Jes 29 53 12 28 Der Grund der messianischen Beuteteilung: Der Tod des Messias, die Schmach, die er auf sich nahm, die Sühne und stellvertretende Genugtuung, die er leistete, endlich die Kraft und der Segen seines Gebetes für die Sünder. Zur Erfüllung vergl. [Mk 15,28; Lk 22,37; Lk 23,34; Joh 18,30]. Wenn man [Jes 42,1-12] mit dem vorliegenden Abschnitt vergleicht, ergibt sich ein vollständiger Parallelismus. Nun ist aber der Knecht des Herrn [Jes 42,1-12] so beschrieben, dass genau die gleiche Charakteristik mit dem in [Jes 11] Geschilderten gegeben wird; ist also in diesem der Messias Gegenstand der Darstellung, so auch in [Jes 42, Jes 49] und folgenden. Jesaja Jes 29 53 2 Et ascendet sicut virgultum coram eo, et sicut radix de terra sitienti: non est species ei, neque decor: et vidimus eum, et non erat aspectus, et desideravimus eum: Er steigt empor wie ein Reis vor ihm⁴ und wie eine Wurzel aus dürstendem Lande, nicht ist ihm Gestalt und nicht Schmuck; wir sahen ihn und es war kein Anblick, so dass wir Wohlgefallen an ihm fänden, Jesaja Jes 29 53 2 4 Als Reis ist der Messias bereits angekündigt [Jes 4,2; Jes 11,1]; hier aber mit der Wendung, dass er aus dürrem, magerem Boden, also als ein schmächtiges, unansehnliches Reis vor dem Herrn emporwachsen werde. Das dürre Land ist die verblichene Herrlichkeit des Hauses David. Vergl. [Jes 11,1]. Die Niedrigkeit und Demut seiner irdischen Abkunft und Erscheinung wird so treffend bezeichnet, wie sonst Stolz und Hochmut der Menschen mit Zedern, Eichen und dergleichen verglichen wird. Jesaja Jes 29 53 3 Despectum, et novissimum virorum, virum dolorum, et scientem infirmitatem: et quasi absconditus vultus ejus et despectus, unde nec reputavimus eum. dem Verachteten und Mindesten der Menschen, dem Manne der Schmerzen, der Krankheit erfahren; und sein Antlitz war wie verhüllt⁵ und verachtet, weshalb wir sein nicht achteten. [Mk 9,11] Jesaja Jes 29 53 3 5 Nach dem Hebr.: vielmehr: Er ist wie einer, vor dem man aus Abscheu das Antlitz verhüllt oder wegwendet, um ihn nicht sehen zu müssen. Jesaja Jes 29 53 4 Vere languores nostros ipse tulit, et dolores nostros ipse portavit: et nos putavimus eum quasi leprosum, et percussum a Deo et humiliatum. Wahrlich, er hat unsere⁶ Leiden getragen und unsere Schmerzen hat er auf sich genommen. Und wir hielten ihn für einen Aussätzigen, einen von Gott Geschlagenen und Gebeugten.⁷ Jesaja Jes 29 53 4 6 Hier tritt klar die Idee der Stellvertretung in der Sühne entgegen. Die Leiden, die uns als Folge uns Strafe der Sünde treffen mussten, hat er duldend und büßend sich aufgeladen, unsere Schmerzen schleppt er. Der griechische Text: Er trug unsere Sünden und litt Schmerzen für uns wie noch in der Liturgie in der Fassung der Itala beibehalten ist, bezeichnet direkt die für die Sünden übernommene Buße und Strafleiden. Vergl. [Mt 8,17] Da Christus die Macht hat, die Krankheiten (Folgen der Sünde) zu heilen, bekundet er, dass er in der Tat jener ist, der für die Sünden und die Sündenstrafen Genugtuung leistet; weil er die Sünde sühnt, hat er auch Gewalt über die Krankheiten. Diese Gewalt ist die (antizipierte) Frucht seines Leidens und ein Beweis, dass er der bei Isaias verheißene Sühnemittler ist. Heilung der Sündenfolge und Sühne für sie hängen also innerlich zusammen, wie die Wirkung mit ihrer Ursache. Jesaja Jes 29 53 4 7 Im zweiten Teile des Verses schildert der Prophet weiter noch die Leidens- und Jammergestalt des büßenden Messias. Der Eindruck und das Urteil, das sein Anblick an und für sich hervorruft, ist: der Fluch Gottes lastet auf ihm. Die Form wir hielten ihn ist also nur Einkleidung in dem Sinne: jeder, der ihn sah, hätte ihn dafür halten mögen. Der Aussatz gilt vorzugsweise als in Schlag von Gott [Lev 13,3.25] (Hebr.) Jesaja Jes 29 53 5 Ipse autem vulneratus est propter iniquitates nostras, attritus est propter scelera nostra: disciplina pacis nostræ super eum, et livore ejus sanati sumus. Er aber ist verwundet⁸ worden um unserer Frevel willen, zerschlagen um unserer Missetaten willen; die Züchtigung liegt unseres Friedens⁹ wegen auf ihm und durch seine Wunden sind wir geheilt worden.¹⁰ [1Kor 15,3] Jesaja Jes 29 53 5 8 Hebr. eigentlich: er ist durchbohrt worden ob unserer Frevel. Jesaja Jes 29 53 5 9 Friede ist Inbegriff des messianischen Heils. Jesaja Jes 29 53 5 10 Die Ausdrücke besagen Verwunderung, Durchbohrung, Zermalmung, letzteres soviel als Zertretung, gröbste Misshandlung. Er übernahm die Sündenstrafen und uns ward dafür Friede; er ertrug Striemen, Verwundungen, Schläge, und dadurch ward uns Heilung von den durch die Sünde uns geschlagenen Wunden. In vierfacher Wendung ist die stellvertretende Genugtuung ausgesprochen, die sich durch den Gegensatz zu 4b und Wir hielten ihn besonders klar abhebt. Jesaja Jes 29 53 6 Omnes nos quasi oves erravimus, unusquisque in viam suam declinavit: et posuit Dominus in eo iniquitatem omnium nostrum. Wir alle gingen in die Irre wie Schafe, ein jeder wich ab auf seinen Weg,¹¹ und der Herr hat auf ihn unser aller Missetat gelegt.¹² Jesaja Jes 29 53 6 11 Ein jeder ging den Gelüsten seines bösen Sinnes du Herzens nach. Jesaja Jes 29 53 6 12 Hebr.: Und der Herr ließ ihn treffen die Vergehung unser aller: wir sündigten, und Gott züchtigte ihn dafür. Jesaja Jes 29 53 7 Oblatus est quia ipse voluit, et non aperuit os suum: sicut ovis ad occisionem ducetur, et quasi agnus coram tondente se obmutescet, et non aperiet os suum. Er ward geopfert, weil er selbst wollte,¹³ und er öffnete seinen Mund nicht; wie ein Schaf zur Schlachtung geführt wird und wie ein Lamm vor seinem Scherer verstummt,¹⁴ und er öffnet seinen Mund nicht. [Apg 8,32] Jesaja Jes 29 53 7 13 Das hebr. entsprechende Wort kann in dem Sinne von willig leiden genommen werden. Die meisten Erklärer indes erklären es: bedrängt sein. Dem Inhalte nach weicht die Fassung der Vulgata nicht vom hebräischen Texte ab in Bezug auf das wollte, wohl aber in den Worten: er ward geopfert. Jesaja Jes 29 53 7 14 Ausmalung der willigen Hingabe, der Ergebenheit und Sanftmut im Leiden, seiner willigen Folgsamkeit selbst den Henkern gegenüber, mit einem Worte alles das, was die Vulgata durch: weil er selbst wollte bezeichnet. Jesaja Jes 29 53 8 De angustia, et de judicio sublatus est: generationem ejus quis enarrabit? quia abscissus est de terra viventium: propter scelus populi mei percussi eum. Aus der Bedrängnis und aus dem Gerichte ward er weggerafft,¹⁵ wer wird sein Geschlecht begreifen?¹⁶ denn er ward hinweggerissen aus dem Lande der Lebenden, um der Sünde meines Volkes willen habe ich ihn geschlagen!¹⁷ Jesaja Jes 29 53 8 15 Vom Bilde des Leidens schreitet der Seher zu den Umständen des Todes und dem Tode selbst fort: Die schmerzliche Drangsal, welche andauert bis zum Augenblicke des Todes, das Gerichtsverfahren und das richterliche Erkenntnis, infolgedessen jene Drangsal und der Tod über ihn kommt. Der sterbende Messias wird aus Drangsal (innerem und äußerem Leid) und aus gerichtlicher und ungerechter Verfolgung durch den Tod hinweggenommen. Jesaja Jes 29 53 8 16 Die Erwähnung des Gerichtes führt den Seher zu dem Ausrufe des Staunens und Entsetzens über die Zeitgenossen des Messias und ihre unbegreifliche Handlung. Eine andere Erklärung ist: Wer kann sein Geschlecht, d.i. die Zahl seiner Nachkommenschaft aussprechen? Diese scheint indes die Gedankenreihe unvermittelt zu durchbrechen. Einige Erklärer fassen Geschlecht von der ewigen Erzeugung des Messias im Schoße des Vaters. Mit Unrecht, da erstlich das hebräische Wort (dor) niemals Erzeugung bedeutet, sodann ein solcher Sinn dem Zusammenhang fernliegt. Jesaja Jes 29 53 8 17 Der menschlichen Veranstaltung gegenüber (aus dem Gerichte) wird nochmals die göttliche Veranstaltung und der gottgewollte Zweck betont: Wegen des Frevels des Volkes ward der Schlag ihm. (Hebr.) Gott redet. Jesaja Jes 29 53 9 Et dabit impios pro sepultura, et divitem pro morte sua: eo quod iniquitatem non fecerit, neque dolus fuerit in ore ejus. Er wird Gottlose für sein Grab und den Reichen für seinen Tod geben,¹⁸ weil er kein Unrecht getan noch in seinem Munde Trug war.¹⁹ [1Petr 2,22; 1Joh 3,5] Jesaja Jes 29 53 9 18 Hebr.: Man bestimmt bei Frevlern sein Grab und (adversativ: in Wirklichkeit wird es ihm) bei einem Reichen in (d.i. nach) seinem Tode. Vulg. und Septuag.: Der Herr wird dem Messias für sein Grab, d.i. für den erlittenen Tod die Gottlosen, die Heiden und die bereits durch den Besitz der Propheten und des Gesetzes Reichen, die Juden, zum Erbteil geben. Oder: Gott wird des Todes des Messias halber die gottlosen und üppigen Juden an ihre Feinde hingeben. Die Erklärung nach dem hebräischen Texte verdient indes den Vorzug. Jesaja Jes 29 53 9 19 Bereits die Worte: Bei einem Reichen nach seinem Tode deuten auf den bei Christi Tod hervorleuchtenden Schimmer der Verherrlichung hin, eng schließt sich daran der Grund des tatsächlich ehrenvollen Begräbnisses an. Jesaja Jes 29 0 1 E. Fünfte Rede. (Kap. 54) a. Die Menge der Söhne des neuen Sion. (V. 3) b. Der Gegensatz zwischen dem alten und dem neuen Gottesreiche. (V. 10) c. Die Herrlichkeit und Sicherheit des neuen Gottesreiches. Jesaja Jes 29 54 1 Lauda sterilis quæ non paris: decanta laudem, et hinni quæ non pariebas: quoniam multi filii desertæ magis quam ejus, quæ habet virum, dicit Dominus. Lobsinge,¹ Unfruchtbare,² die du nicht gebarst; juble in Lobliedern und jauchze,³ die du nicht gebarst! denn die Verlassene⁴ hat mehr Söhne als die, welche einen Mann hat,⁵ spricht der Herr. [Lk 23,29; Gal 4,27] Jesaja Jes 29 54 1 1 Kap. 54 führt das Thema [Jes 53,10.11] durch: Er wird langdauernde Nachkommenschaft schauen... er wird viele gerecht machen. Jesaja Jes 29 54 1 2 Unfruchtbare, weil der Alte Bund aus sich die neuschaffende und Kinder Gottes erzeugende Gnade nicht hatte, und zudem überhaupt ganz der sakramentalen Gnadenmittel entbehrte, mithin mit jener ex opere operato wirkenden Kraft der Neuschaffung nicht ausgestattet war, d.i. mit der Taufe, vermöge derer das messianische Sion dem Herrn zahllose Kinder gebiert. Jesaja Jes 29 54 1 3 Das Heil erblüht aus der Niedrigkeit, der theokratische Staat ist zerschlagen, das Volk nach dem Bundesbruch wie von Gott verstoßen in fremden Lande. Aber aus tiefstem Elend soll das messianische Heil aufleuchten. Jesaja Jes 29 54 1 4 Verlassen vom Herrn heißt Sion, weil das theokratische Königreich durch den Bundesbruch zerstört wurde. Vergl. [Jer 3,4; Ez 16,15; Jes 1,21]. Jesaja Jes 29 54 1 5 Das verlassene und arme Jerusalem soll auf beiden, Juden und Heiden, aufgebaut werden. Jesaja Jes 29 54 10 Montes enim commovebuntur, et colles contremiscent: misericordia autem mea non recedet a te, et fdus pacis meæ non movebitur: dixit miserator tuus Dominus. Denn die Berge werden erschüttert werden und die Hügel wanken, meine Barmherzigkeit aber wird nicht von dir weichen und mein Friedensbund nicht wanken, spricht dein Erbarmer, der Herr.¹⁶ Jesaja Jes 29 54 10 16 Aus Geschichte und Natur wählt der liebevoll tröstende Herr die großartigsten Bilder, um unverbrüchliche Gewissheit auszudrücken. Doch wie und warum dieser ewige, ungetrübte Liebesbund? Darauf antwortet das Folgende mit dem Hinweis auf den neuen und herrlichen Gottesbau, zu dem der Herr Sion machen will. Jesaja Jes 29 54 11 Paupercula tempestate convulsa, absque ulla consolatione. Ecce ego sternam per ordinem lapides tuos, et fundabo te in sapphiris, Du Arme, vom Wettersturme Verstörte, ganz Trostlose!¹⁷ Siehe, ich werde deine Steine kunstgerecht legen und dich auf Saphire gründen, Jesaja Jes 29 54 11 17 Die Anrede geht an das bedrängte theokratische Sion, das zum messianischen umgebaut werden soll. Jesaja Jes 29 54 12 Et ponam jaspidem propugnacula tua: et portas tuas in lapides sculptos, et omnes terminos tuos in lapides desiderabiles: Jaspis will ich als deine Vorwerke setzen und als deine Tore geschnittene Steine und als alle deine Grenzen kostbare Steine.¹⁸ Jesaja Jes 29 54 12 18 Das Material des neuen Gottesbaues sind teilweise Edelsteine, Unerschütterlich fest, wie der Himmel (dessen Farbe Saphire wiedergeben), soll die Grundlage des Baues sein. Die Grenzen sind die Randeinfassung, das Gebiet der Stadt also ist mit einer Markscheide aus Edelsteinen eingefasst die Marksteine sind Juwelen. Vergl. [Tob 13,21; Offb 21,18]. Dieses Sion lebt in der Idee vor Gott. Die messianische Wiederherstellung soll durch diesen Bau in seiner bunten Pracht als ein Werk Gottes über alles bisher Bestehende hinausgehend gekennzeichnet werden. Jesaja Jes 29 54 13 Universos filios tuos doctos a Domino: et multitudinem pacis filiis tuis. Alle deine Söhne mache ich zu Belehrten vom Herrn und gebe deinen Söhnen Fülle des Friedens.¹⁹ Jesaja Jes 29 54 13 19 Gotteserkenntnis ist Kennzeichen der messianischen Zeit, Frucht derselben in Fülle des Friedens. Auch der alte Bund hatte seine von Gott selbst belehrten Heiligen, demnach liegt die Auszeichnung des Neuen Bundes in der Fülle der Belehrung und ihrer Ausdehnung über alle Völker; nicht aber wird dem äußeren Lehramte des Alten Bundes ein bloß inneres, nur vom Heiligen Geist auszuübendes des Neuen Bundes entgegengestellt. Übrigens wurde auch im Alten Bunde die innere Gnade nur im Hinblick auf den Neuen Bund und die Verdienste Christi gespendet. Vergl. [Joh 1,17]. Jesaja Jes 29 54 14 Et in justitia fundaberis: recede procul a calumnia, quia non timebis: et a pavore, quia non appropinquabit tibi. Und auf Gerechtigkeit wirst du gegründet werden, von Beängstigung sollst du fern sein,²⁰ denn du hast nichts zu fürchten, und fern von Schrecken, denn er wird dir nicht nahen. Jesaja Jes 29 54 14 20 Dem theokratischen Sion wurden die Feinde nur deshalb verhängnisvoll, weil es sündigte. Das heilige Sion hat nichts zu fürchten, denn seine unentwegte Grundlage ist Gerechtigkeit, d.i. Heiligkeit. Jesaja Jes 29 54 15 Ecce accola veniet, qui non erat mecum, advena quondam tuus adjungetur tibi. Siehe, als Anwohner kommt der, welcher nicht mit mir war; der einst dir fremd war, schließt sich dir an.²¹ Jesaja Jes 29 54 15 21 Bild und Ausdruck ist entlehnt von den Proselyten des Tores, von dem Fremdling, der in deinen Toren ist und der seine bestimmten Rechte und Pflichten hatte und der Wohltaten der Theokratie teilhaftig war. Wer schon in diesem Verbande mit Israel stand, schließt sich noch enger an, wird, wie die Proselyten der Gerechtigkeit, ganz dem Volke einverleibt. Jesaja Jes 29 54 16 Ecce ego creavi fabrum sufflantem in igne prunas, et proferentem vas in opus suum, et ego creavi interfectorem ad disperdendum. Siehe, ich schaffe den Schmied, der die Kohlen zur Feuersglut anfacht und die Waffe anfertigt zu seinem Werk, und ich schaffe den Verderber zum Vertilgen.²² Jesaja Jes 29 54 16 22 Da der Herr sowohl den Verfertiger der Waffen als den, der sie zum Zerstören gebraucht, geschaffen hat, deren ganzes Sein somit von ihm abhängt, sind jene umso mehr in der Äußerung ihrer Tätigkeit von ihm abhängig. Jesaja Jes 29 54 17 Omne vas quod fictum est contra te, non dirigetur: et omnem linguam resistentem tibi in judicio, judicabis. Hæc est hereditas servorum Domini: et justitia eorum apud me, dicit Dominus. Keine Waffe, die gegen dich geschmiedet ist, wird Erfolg haben und jede Zunge, die dir im Gerichte widersteht, wirst du richten.²³ Das ist das Erbe der Knechte des Herrn und ihr Rechtsbestand bei mir, spricht der Herr.²⁴ Jesaja Jes 29 54 17 23 Dem neuen Sion, dem messianischen Reiche, der Kirche Christi, wird Indefektibilität und Unfehlbarkeit verheißen. Nur das letztere bedarf eines Nachweises. Die Zunge erhebt sich in Unbotmäßigkeit, Auflehnung, Widerreden gegen die lehren und Einrichtungen des messianischen Reiches; in diesem Streite wird Sion richten (hebr. schärfer: verurteilen). Soll nun Sion jede Zunge mit Erfolg verurteilen, so muss sein Urteil ein gerechtes, wahres, die Kirche unfehlbar sein. Jeder materielle und jeder geistige Angriff gegen Sion zerschellt, das ist die Verheißung, welche der Heilige Geist hier gibt. Im Gerichte: Die Tätigkeit des Messias wird oft als eine richterliche gefasst. In der Tat ist die Überführung der Welt von der Sünde und dem Irrtum ein Gericht, das gehalten wird, um wer diesem widerstreitet, soll als Frevler gelten. Jesaja Jes 29 54 17 24 Beide Prärogative der Kirche, die Indefektibilität und die Unfehlbarkeit, werden als der Kirche dauernd und wesentlich innewohnend zugesagt auf Grund ihrer engen Zugehörigkeit zum Messias. Der hier geschilderte Glanz des messianischen Sion ist der Glanz und der Siegespreis des Messias. Das vorstehende Kapitel hat die Schilderung der Allgemeinheit (V. 2, 3) der Heiligkeit (V. 4-14), der Unzerstörbarkeit (V. 9, 10, 16, 17) und der Unfehlbarkeit der Kirche (V. 17), des mystischen Leibes Christi, geboten. Jesaja Jes 29 54 2 Dilata locum tentorii tui, et pelles tabernaculorum tuorum extende, ne parcas: longos fac funiculos tuos, et clavos tuos consolida. Erweitere den Raum deines Zeltes und die Decken deiner Zelte breite aus, spare nicht,⁶ mache deine Zeltseile lang und deine Pflöcke fest! Jesaja Jes 29 54 2 6 Hebr.: Die Decken deiner Wohnstätte spanne aus, hindere nicht. Erweitere deine Wohnung recht freigebig: das neue Reich wird sich weit und breit über Judäas Grenzen erstrecken. Das weithin ausgespannte Zelt braucht lange Seile und fest eingerammte Pflöcke, die Wohnung soll groß und fest sein. Jesaja Jes 29 54 3 Ad dexteram enim, et ad lævam penetrabis: et semen tuum gentes hereditabit, et civitates desertas inhabitabit. Denn nach rechts und nach links wirst du vordringen⁷ und deine Nachkommenschaft⁸ wird die Völker erben und verwüstete Städte bewohnen.⁹ Jesaja Jes 29 54 3 7 Rechts und links ist zunächst süd- und nordwärts, hier synekdochisch für nach allen Seiten hin. Jesaja Jes 29 54 3 8 Vergl. [Jes 53,10] die Kinder des messianischen Sion. Der Ausdruck erinnert an [Gen 22,18; Gen 24,60; Gen 26,3.4; Gen 28,13.14] und an die Bergpredigt: Selig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land besitzen (griech.: erben). Jesaja Jes 29 54 3 9 Diese Besitzergreifung ist eine friedliche, segenbringende, welche die Schäden und Verwüstungen roher Kriegszeiten ausbessert und beglückend wird. Jesaja Jes 29 54 4 Noli timere quia non confunderis, neque erubesces: non enim te pudebit, quia confusionis adolescentiæ tuæ oblivisceris, et opprobrii viduitatis tuæ non recordaberis amplius. Fürchte dich nicht, denn du wirst nicht beschämt werden noch erröten müssen;¹⁰ denn nicht wirst du Scham auszustehen haben, weil du der Schmach deiner Jugend¹¹ vergessen und der Schande deiner Witwenschaft nicht mehr gedenken wirst! Jesaja Jes 29 54 4 10 Hebr.: Fürchte nicht, denn du wirst nicht beschämt werden, und sei nicht beschämt, denn du wirst nicht zuschanden werden. Die Besorgnis eines Schimpfes könnte entstehen wegen der Vergangenheit. Jesaja Jes 29 54 4 11 Die Schmach der Jugend ist Israels Untreue am Anfange des Bundesschlusses in der Wüste und in den folgenden Perioden. Jesaja Jes 29 54 5 Quia dominabitur tui qui fecit te, Dominus exercituum nomen ejus: et redemptor tuus sanctus Israel, Deus omnis terræ vocabitur. Denn dein Schöpfer wird über dich herrschen,¹² Herr der Heerscharen ist sein Name und dein Erlöser ist der Heilige Israels, Gott der ganzen Erde wird er heißen.¹³ [Lk 1,32] Jesaja Jes 29 54 5 12 Hebr.: denn dein Ehegemahl ist dein Erschaffer. Jesaja Jes 29 54 5 13 Unterpfand ist der Bund, den Gott geschlossen, welcher als Schöpfer und Herr die Macht hat (Cyrill) und als Erlöser, heiliger Israels und als Gott, der die ganze Erde zu seiner Anerkennung bringen will, ebenso viele Beweise seines wirklichen Willens gibt. Die Namen und Titel Gottes sind gleichsam das bestätigende Siegel der Zusage. Jesaja Jes 29 54 6 Quia ut mulierem derelictam et mrentem spiritu vocavit te Dominus, et uxorem ab adolescentia abjectam, dixit Deus tuus. Denn wie ein verlassenes und tiefbetrübtes Weib ruft dich der Herr und wie eine nach ihrer Jugend verstoßene Gattin, spricht dein Gott. Jesaja Jes 29 54 7 Ad punctum in modico dereliqui te, et in miserationibus magnis congregabo te. Auf einen Augenblick, auf kurze Zeit¹⁴ habe ich dich verlassen und mit großen Erweisen von Erbarmung sammle ich dich ein. Jesaja Jes 29 54 7 14 Sehr kurz ist die Zeit der Strafe im Vergleich zu der endlosen und unveränderlichen Liebe, die ihr zugesagt wird. (Cyr., Hier.) Wenn der Herr nicht mehr zürnt und straft, ist diese Zusage eine Einkleidung für die Prophezeiung, dass das messianische Sion zu wahrer Heiligkeit dauernd verbleiben werde. Jesaja Jes 29 54 8 In momento indignationis abscondi faciem meam parumper a te, et in misericordia sempiterna misertus sum tui: dixit redemptor tuus Dominus. Im Augenblicke meines Zornes habe ich mein Angesicht auf kurze Zeit vor dir verborgen und in ewiger Barmherzigkeit erbarme ich mich deiner, spricht dein Erlöser, der Herr! Jesaja Jes 29 54 9 Sicut in diebus Noe istud mihi est, cui juravi ne inducerem aquas Noe ultra supra terram: sic juravi ut non irascar tibi, et non increpem te. Wie in Noes Tagen gilt mir dies, dem ich schwur, dass ich Noes Wasser nicht mehr über die Erde kommen lassen werde, so schwöre ich, dir nicht zu zürnen und dich nicht zu züchtigen.¹⁵ [Gen 9,15] Jesaja Jes 29 54 9 15 Ein neuer Bund, wie der Friedensbund mit Noe, wird verheißen, es soll kein Zerstörungsgericht mehr hereinbrechen. Da ein solches der Sünde als Strafe folgt und nur die Heiligkeit Gottes Wohlgefallen findet, ist also die innere und bleibende Heiligkeit gewährleistet. Jesaja Jes 29 0 1 F. Sechste Rede. (Kap. 55) a. Das Heil ist bei dem Herrn zu suchen. (V. 5) b. Wie und warum ist der Herr zu suchen? Jesaja Jes 29 55 1 Omnes sitientes venite ad aquas: et qui non habetis argentum, properate, emite, et comedite: venite, emite absque argento, et absque ulla commutatione vinum et lac. Alle, die ihr dürstet, kommet zu den Wassern,¹ und die ihr kein Silber habt, eilet, kaufet und esset; kommet, kaufet ohne Silber und ohne allen Entgelt Wein und Milch!² [Sir 51,33; Offb 22,17] Jesaja Jes 29 55 1 1 Es sind darunter die messianischen Heilsgüter zu verstehen. Diese sind reine Gnaden und übernatürlicher Ordnung, daher werden sie ohne einen Kaufpreis verabreicht und können durch keinen Tausch erhoben werden. Diese Stelle findet [Joh 4,13.14; Joh 7,31] ihre volle Erklärung, wo der Messias sich selbst als das Wasser des Heiles bezeichnet (Cyr., Hier.); ebenso [Offb 7,17; Offb 22,1], und hat ihr Abbild in dem Hungern und Dürsten nach der Gerechtigkeit. [Mt 5,6] Jesaja Jes 29 55 1 2 Der Aufruf gilt auch den Exulanten und so ist er eine Aufforderung, dem Rufe Gottes zur Rückkehr Folge zu leisten, weil dieser Gehorsam ein Anschluss war an dem Bundesgott, die Rückkehr selbst eine Vorbereitung des messianischen Heils. Jesaja Jes 29 55 10 Et quomodo descendit imber, et nix de clo, et illuc ultra non revertitur, sed inebriat terram, et infundit eam, et germinare eam facit, et dat semen serenti, et panem comedenti: Und wie Regen und Schnee vom Himmel niedersteigt und nicht mehr dorthin zurückkehrt, sondern die Erde tränkt und bewässert und fruchtbar macht und Samen dem Säenden gibt und Brot dem Essenden, Jesaja Jes 29 55 11 Sic erit verbum meum, quod egredietur de ore meo: non revertetur ad me vacuum, sed faciet quæcumque volui, et prosperabitur in his, ad quæ misi illud. so wird mein Wort sein, das aus meinem Munde ausgeht. Es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern alles vollbringen, was ich will, und Gelingen haben in allem, wozu ich es sende.¹¹ Jesaja Jes 29 55 11 11 Der Vergleich beleuchtet passend die belebende, weckende, fruchtbringende Eigenschaft des Worte Gottes, dessen allmähliche, langsam fortschreitende, sanfte, den Erfordernissen und Bedürfnissen der freien Geschöpfe sich anschmiegsame Wirksamkeit. Solche und ähnliche Vergleiche lassen auch das allmähliche und friedliche Heranwachsen des messianischen Senfkornes ahnen. Auch die Notwendigkeit und Art der Wirksamkeit er Gnade wird durch den Vergleich betont, ebenso wie die Reichlichkeit des Heiles. Das Wort (Verheißung, Machtbefehl Gottes) ist wie ein Bote, der nicht unverrichteter Sache heimkehrt. Jesaja Jes 29 55 12 Quia in lætitia egrediemini, et in pace deducemini: montes et colles cantabunt coram vobis laudem, et omnia ligna regionis plaudent manu. Denn mit Frohlocken werdet ihr ausziehen und in Frieden geleitet werden, Berge und Hügel werden vor euch lobsingen und alle Bäume der Landschaft Beifall klatschen. Jesaja Jes 29 55 13 Pro saliunca ascendet abies, et pro urtica crescet myrtus: et erit Dominus nominatus in signum æternum, quod non auferetur. Statt Gestrüpp werden Tannen¹² aufwachsen, statt der Brennesseln wird Myrte wachsen und der Herr wird genannt werden¹³ zum ewigen Zeichen, das nicht weggenommen wird. Jesaja Jes 29 55 13 12 Hebräisch und griechisch: Zypressen. Jesaja Jes 29 55 13 13 Hebr.: und es wird dem Herrn zum Namen sein. Der neugeschaffene Zustand des Heiles, der (in seiner Vollendung) über die Menschheit und die Geschöpfe seinen Verklärungsglanz ergießt, gereicht zum ewigen Ruhm und zum unvergänglichen Denkmal für den Herrn. So ist [Jes 49,3] erfüllt und hat [Jes 53,11]: er wird viele gerecht machen eine neue Erläuterung und Bestätigung erhalten. Jesaja Jes 29 55 2 Quare appenditis argentum non in panibus, et laborem vestrum non in saturitate? Audite audientes me, et comedite bonum, et delectabitur in crassitudine anima vestra. Warum wägt ihr das Silber dar für Nichtbrot und eure Mühe für Nichtsättigung?³ Höret, höret mich und genießet das Gute, so wird eure Seele sich an der Fülle der Güter erfreuen. Jesaja Jes 29 55 2 3 Man sehnt bessere Zustände herbei, ist auch dafür tätig, aber alle Arbeit ist verschwendet, der Erfolg ist Nicht-Brot, das Heil, Glück, die wahre Sättigung bleibt aus. Der Satz ist auch allgemein wahr von jeder Bemühung durch eigene Kraft allein und bei Menschen das Heil zu finden. Jesaja Jes 29 55 3 Inclinate aurem vestram, et venite ad me: audite, et vivet anima vestra, et feriam vobiscum pactum sempiternum, misericordias David fideles. Neiget euer Ohr und kommet zu mir; höret und eure Seele wird leben und ich will mit euch einen ewigen Bund schließen, die treuen Gnadenerweise Davids.⁴ Jesaja Jes 29 55 3 4 Appell an den edlen Nationalgeist, an die warme Begeisterung, der jeder Israelit für das glänzende, ideale Königtum Davids fühlt, dem eine ewige Herrschaft zugesichert ist [2Sam 7,16, 1Chr 17,14] und zwar eidlich [Ps 88,29.30.36-38]. Diesen ewigen Bund will Gott schließen, d.i. verwirklichen. Als Inhalt des Bundes sind die unwandelbaren, weil auf göttlicher Treue beruhenden Erbarmungen Davids, die ihm huldreich zugesagten Gnadenerweise bezeichnet. Das Folgende gibt an, worin dieser Bund sich konzentriert. Jesaja Jes 29 55 4 Ecce testem populis dedi eum, ducem ac præceptorem gentibus. Sehet, zum Zeugen gebe ich ihn⁵ den Völkern, zum Führer und Lehrer den Nationen. Jesaja Jes 29 55 4 5 Den Messias. (Cyr., Hier., Eus., Theod.) Er ist zeuge, indem er den versprochenen Bund nicht bloß bezeugt, sondern erfüllt und den Willen Gottes allen bezeugt und durch sein Zeugnis allen die Wahrheit erschließt. Jesaja Jes 29 55 5 Ecce gentem, quam nesciebas, vocabis: et gentes, quæ te non cognoverunt, ad te current propter Dominum Deum tuum, et sanctum Israel, quia glorificavit te. Sehet, ein Volk, das du nicht kennst, wirst du herbeirufen und Nationen, die dich nicht kannten, werden zu dir eilen um des Herrn, deines Gottes und des Heiligen in Israel willen; denn er hat dich verherrlicht.⁶ Jesaja Jes 29 55 5 6 Durch den Messias ist Israel verherrlicht. Vergl. [Röm 9,4.5]. Das Heil ist ferner aus Juda [Joh 4,22], und, indem die Heiden dem wahren Israel eingepflanzt werden, erben sie den Namen Israel. So gelangt Israel im messianischen Reiche zu dauerndem Ruhme. Jesaja Jes 29 55 6 Quærite Dominum, dum inveniri potest: invocate eum, dum prope est. Suchet den Herrn, während⁷ er zu finden ist; rufet ihn an, während er nahe ist! Jesaja Jes 29 55 6 7 Der Ausdruck mahnt dringlich, die dargebotene Gnade nicht zu verschmähen, und weist darauf hin, dass sie entzogen werden könnte. Vergl. [Joh 12,35]. Jesaja Jes 29 55 7 Derelinquat impius viam suam, et vir iniquus cogitationes suas, et revertatur ad Dominum, et miserebitur ejus, et ad Deum nostrum: quoniam multus est ad ignoscendum. Der Gottlose verlasse seinen Weg und der Frevler seine Gedanken und er kehre zu dem Herrn zurück,⁸ so wird er sich seiner erbarmen und zu unserm Gott; denn er ist vielbereit zum Verzeihen. Jesaja Jes 29 55 7 8 Der Prophet dringt auf innere Umwandlung, Neuschaffung des Herzens, der Quelle aller Gedanken und Pläne. Dementsprechend ist auch der einleitende Ruf zum messianischen Reiche: Tuet Buße! [Mt 3,2] Grundlage und Motiv der Buße ist die Hoffnung auf den barmherzigen Gott. Die Sünde ist Abkehr von Gott und Hinwendung zu sich selbst und den Geschöpfen, daher muss die Buße Abkehr sein von der verdorbenen Natur und Zurückwendung zu Gott. Jesaja Jes 29 55 8 Non enim cogitationes meæ, cogitationes vestræ: neque viæ vestræ, viæ meæ, dicit Dominus. Denn⁹ meine Gedanken sind nicht eure Gedanken noch meine Wege eure Wege, spricht der Herr. Jesaja Jes 29 55 8 9 Warum sollen sie sich zum Herrn zurückwenden? Jesaja Jes 29 55 9 Quia sicut exaltantur cli a terra, sic exaltatæ sunt viæ meæ a viis vestris, et cogitationes meæ a cogitationibus vestris. Denn wie der Himmel erhaben ist über die Erde, so sind meine Wege erhaben über eure Wege und meine Gedanken über eure Gedanken.¹⁰ Jesaja Jes 29 55 9 10 Gottes Erhabenheit und die Größe seiner Gedanken und Heilspläne. Er hat auch die Macht und den Willen, sie ins Leben zu rufen, dies ist ein neues Motiv zum Anschluss an ihn. Jesaja Jes 29 0 1 G. Siebte Rede. (Kap. 56, V. 1 Kap. 57, V. 21) a. Die Grenzen, welche das mosaische Gesetz gehabt, werden aufgehoben. (V. 8) b. Strafrede gegen die untreuen Führer. (56,9 57,2) Jesaja Jes 29 56 1 Hæc dicit Dominus: Custodite judicium, et facite justitiam: quia juxta est salus mea ut veniat, et justitia mea ut reveletur. So spricht der Herr:¹ Beobachtet das Recht und übet Gerechtigkeit; denn nahe ist mein Heil,² dass es komme, und meine Gerechtigkeit,³ dass sie enthüllt werde. [Weish 1,1] Jesaja Jes 29 56 1 1 Der Seher erschaut in der ersten Befreiung die zweite und will durch die Verkündigung der zweiten Sein Volk auch für die Annahme der ersten vorbereiten. Das Exil ist eine Zeit der Sichtung und sein Ende wieder ein wichtiger Moment in der Geschichte Israels. Jesaja Jes 29 56 1 2 Heil, Gerechtigkeit des Herrn sind Ausdrücke für die messianischen Verheißungen, die einen Zustand, wie er vor dem Herrn Recht ist, allseitig herbeiführen werden. Jesaja Jes 29 56 1 3 Der Seher legt einen besonderen Nachdruck auf den geistigen Charakter des Heils, die innere Vorbereitung durch die den Geboten Gottes entsprechende Denk- und Handlungsweise. Von allen Geboten und Vorschriften wird besonders das Sabbatsgesetz namhaft gemacht. (V. 2) Die Verehrung und Anbetung Gottes, d.i. die Religion, ist die Grundlage aller Tugenden (Recht und Gerechtigkeit); mit ihr stehen und fallen sie. Jesaja Jes 29 56 10 Speculatores ejus cæci omnes, nescierunt universi: canes muti non valentes latrare, videntes vana, dormientes, et amantes somnia. Seine Späher¹⁶ sind blind, einsichtslos insgesamt, stumme Hunde, die nicht vermögen zu bellen; sie schauen Eitles, schlafen und lieben Träume. Jesaja Jes 29 56 10 16 Israel ist seiner großen Masse nach in einen solchen Zustand geraten, dass es die Beute der Völker werden soll. Späher sind die Propheten, hier die falschen. Diese sind blind, weil sie die wahren Gefahren nicht sehen wollen; einsichtslos, weil sie nur aus eigenem Herzen weissagen, stumme Hunde, die nicht, wie der dienstbeflissene Wach- oder Schafhund, die Gefahr melden; sie sind träumend, daliegend, es liebend zu schlafen (hebr.) oder: eitle Hirngespinste in Träumen schauend. Statt der Wachsamkeit also lieben sie Ruhe und geben ihre eitlen Einbildungen als prophetische Visionen aus. Da im Hebräischen die Worte: Sie schauen Eitles fehlen, könnten die Späher auch die Häupter und Führer des Volkes überhaupt sein. Jesaja Jes 29 56 11 Et canes impudentissimi nescierunt saturitatem: ipsi pastores ignoraverunt intelligentiam: omnes in viam suam declinaverunt, unusquisque ad avaritiam suam a summo usque ad novissimum. Und ganz unverschämte Hunde sind sie, die nicht satt werden; die Hirten selbst kennen kein Verständnis, alle sind auf ihren Weg abgewichen, ein jeder hin zu seiner Habsucht, vom Höchsten bis zum Niedrigsten.¹⁷ [Jer 6,13; Jer 8,10] Jesaja Jes 29 56 11 17 In unersättlicher Gier trachten sie nach Gewinn. Auf diesen ihren Weg sind sie erpicht, dahin lenken sie ab, weg von Gottes Pfaden, das allgemeine Beste kümmert sie nicht. Die Bedrückung und Aussaugung des Volkes muss ihnen die Mittel liefern zum Schlemmerleben, das V. 12 schildert. Jesaja Jes 29 56 12 Venite, sumamus vinum, et impleamur ebrietate: et erit sicut hodie, sic et cras, et multo amplius. Kommet,¹⁸ lasst uns Wein holen und vollauf trunken werden; und wie heute, so sei es auch morgen und noch viel mehr! Jesaja Jes 29 56 12 18 Hebr.: Kommt, ich will Wein holen, und lasset uns Rauschtrank zechen, und es soll sein wie dieser der morgige Tag, groß ist der Überfluss sehr! Bei solcher Gesinnung ist es begreiflich, dass erhabene sittliche Erscheinungen auf sie keinen Eindruck machen und dass sie bei Ereignissen, welche das Nachdenken anregen sollten, leichtfertig in ihrem gewissenlosen Treiben verharren. Jesaja Jes 29 56 2 Beatus vir, qui facit hoc, et filius hominis, qui apprehendet istud: custodiens sabbatum ne polluat illud, custodiens manus suas ne faciat omne malum. Selig der Mann, der dies tut, und der Menschensohn, der daran festhält; den Sabbat bewahrend, dass er ihn nicht entheilige, und seine Hände bewahrend, auf dass er nichts Böses tue! Jesaja Jes 29 56 3 Et non dicat filius advenæ, qui adhæret Domino, dicens: Separatione dividet me Dominus a populo suo: Et non dicat eunuchus: Ecce ego lignum aridum. Und nicht sage der Sohn des Fremdlings, der dem Herrn anhängt:⁴ Der Herr wird mich scheiden und trennen von seinem Volke, und nicht spreche der Verschnittene: Siehe, ich bin ein dürrer Baum! Jesaja Jes 29 56 3 4 Alle sollen Zutritt haben, also auch die Ammoniter und Moabiter, die auf ewig von der Synagoge ausgeschlossen waren. Durch diese Form der ausnahmslosen Zusage wird auch der Inhalt von [Jes 54,15; Jes 55,4.5] u.a. erläutert. Jesaja Jes 29 56 4 Quia hæc dicit Dominus eunuchis: Qui custodierint sabbata mea, et elegerint quæ ego volui, et tenuerint fdus meum: Denn so spricht der Herr zu den Verschnittenen:⁵ Die meine Sabbate halten und erwählen, was mir wohlgefällt, und an meinem Bunde festhalten,⁶ Jesaja Jes 29 56 4 5 Auf die Eunuchen schien außer [Dtn 23,1] noch die Verheißung [Ex 23,26; Dtn 7,14], dass kein Unfruchtbarer in Israel sein werde, einen besonderen Fluch zu legen. Daher will der Herr ihnen für die Neugestaltung einen besonderen Trost zuteilen. Jesaja Jes 29 56 4 6 Die innere Heiligkeit gilt als alleinige Norm, die Äußerlichkeiten des Alten Bundes sind im neuen Sion beseitigt. Jesaja Jes 29 56 5 Dabo eis in domo mea, et in muris meis locum, et nomen melius a filiis et filiabus: nomen sempiternum dabo eis, quod non peribit. denen gebe ich in meinem Hause und in meinen Mauern einen Platz und einen Namen, besser als den von Söhnen und Töchtern,⁷ einen ewigen Namen gebe ich ihnen, der nicht entschwinden wird.⁸ Jesaja Jes 29 56 5 7 Andeutung, dass im neuen Sion die Ehelosigkeit, die Jungfräulichkeit höheren Ruhm und größere Ehre erlangt, als der Ehestand. Jesaja Jes 29 56 5 8 Sie werden beim Herrn, vor dem Herrn einen ewigen Namen haben, ewig bei ihm in besonderer Ehre stehen. Diese Zusage bildet das Vorspiel zu [Mt 19,11.12; Offb 14,1-5]. (Cyr., Hier.) Jesaja Jes 29 56 6 Et filios advenæ, qui adhærent Domino, ut colant eum, et diligant nomen ejus, ut sint ei in servos: omnem custodientem sabbatum ne polluat illud, et tenentem fdus meum: Und die Söhne der Fremdlinge, die dem Herrn anhängen, um ihm zu dienen und seinen Namen zu lieben und seine Knechte zu sein, alle, die den Sabbat halten, dass sie ihn nicht entweihen und an meinem Bunde festhalten,⁹ Jesaja Jes 29 56 6 9 Hier wird die Gleichberechtigung der Ausländer mit den Israeliten ausgesprochen; diese soll im messianischen Sinne eintreten, ist aber nach gewöhnlicher Weise in den Bildern und Anschauungen des Alten Bundes gegeben. Jesaja Jes 29 56 7 Adducam eos in montem sanctum meum, et lætificabo eos in domo orationis meæ: holocausta eorum, et victimæ eorum placebunt mihi super altari meo: quia domus mea domus orationis vocabitur cunctis populis. diese werde ich auf meinen heiligen Berg führen¹⁰ und sie in meinem Gebetshause erfreuen;¹¹ ihre Brandopfer und ihre Schlachtopfer¹² sind mir wohlgefällig auf meinem Altare, denn mein Haus wird ein Haus des Gebetes genannt werden für alle Völker. Jesaja Jes 29 56 7 10 Sie dürfen in die Nähe Gottes kommen, werden der Segnungen des Tempels teilhaftig und können Gott angenehme Opfer darbringen. Die Bestimmung des Tempels im neuen Sion ist eine universale. Jesaja Jes 29 56 7 11 Gott erfreut sie, indem er sie mit seinen Gnadengaben bereichert und mit der Hoffnung der Heiligen. (Cyrill) Die im Tempel Opfer darbrachten, freuten sich vor dem Herrn. Jesaja Jes 29 56 7 12 Gebet und Opfer sind nicht identisch. Die alttestamentlichen Opfer müssen in einer entsprechenden Kulthandlung des messianischen Sion ihre Erfüllung und ihr vollkommenes Gegenbild finden. Dazu kommt [Jes 66,21] die Erwähnung von Priestern des neuen Sion. Jesaja Jes 29 56 8 Ait Dominus Deus, qui congregat dispersos Israel: Adhuc congregabo ad eum congregatos ejus. Gott, der Herr, der die Zerstreuten Israels sammelt, spricht: Weiterhin werde ich zu ihm sammeln, zu seinen Gesammelten.¹³ Jesaja Jes 29 56 8 13 Hebr.: Ich werde noch sammeln über selbes hinaus zu seinen Gesammelten d.i. über Israel hinaus. Jesaja Jes 29 56 9 Omnes bestiæ agri venite ad devorandum, universæ bestiæ saltus. Alle Tiere des Feldes, kommet,¹⁴ um zu verschlingen, alle Tiere des Waldes!¹⁵ Jesaja Jes 29 56 9 14 Plötzlich und unvermittelt tritt hier die Strafrede gegen die Abtrünnigen ein. Das Auftreten des Befreiers wirkt doppelseitig auf Freund und Feind; es bringt Heil, aber den Widerstrebenden Untergang. Jesaja Jes 29 56 9 15 Diese Aufforderung erinnert an das Drohwort [Lev 26,22; Dtn 32,24]. Unter diesem Bilde sind die Völker als Strafwerkzeuge Gottes aufgefordert, das sündige und ungläubige Israel zu vernichten. (Theod.) Jesaja Jes 29 0 1 b. Strafrede gegen die untreuen Führer. (V. 2) c. Strafrede gegen die gottlose Menge. (V. 11) d. Den Bösen wird Strafe, den Guten Gnade verkündet. Jesaja Jes 29 57 1 Justus perit, et non est qui recogitet in corde suo: et viri misericordiæ colliguntur, quia non est qui intelligat, a facie enim malitiæ collectus est justus. Der Gerechte kommt um und niemand ist, der es im Herzen bedächte,¹ und Männer der Barmherzigkeit werden dahingerafft, weil niemand Einsicht hat; denn angesichts des Verderbens² wird der Gerechte dahingerafft.³ Jesaja Jes 29 57 1 1 Gott ruft die Gerechten aus dem Leben ab, um sie dem hereinbrechenden Unglück zu entziehen. Vergl. [2Kön 22,20], aber niemand bedenkt dies. Jesaja Jes 29 57 1 2 Bevor es eintritt. Jesaja Jes 29 57 1 3 Die Zeichen der Zeit, wie sie Gott erkennbar hinstellt, verstehen sie aus Stumpfsinn nicht, Leben und Tod der Gerechten ist in gleicher Weise für sie eine Warnung und Anklage, aber niemand nimmt dies zu Herzen, obwohl doch das nahe bevorstehende Strafgericht Halt gebieten sollte. Die Anwendung dieser Stelle auf den Messias liegt nahe, zumal da sein Tod wieder ein Moment der Entscheidung für das Volk war. Die geschilderte Entartung (V. 10 12) passt auch auf die Volkshäupter zur Zeit Christi. Der Seher scheint demnach die ganze durch die Reihe der Jahrhunderte hindurch sich sittlich gleichbleibende Nation, als wäre sie eine moralische Person, zu zeichnen, so dass wir zu Christi Zeitgenossen das Gleiche sagen können, was Paulus betreffs des 6. Kapitels zu den römischen Juden: Gut hat der Heilige Geist durch den Propheten Isaias zu euern Vätern zu euch gesprochen [Apg 28,25]; und das umso eher, als im Vorhergehenden von dem messianischen Heile und dessen Erfolgen die Rede war. Jesaja Jes 29 57 10 In multitudine viæ tuæ laborasti: non dixisti: Quiescam: vitam manus tuæ invenisti, propterea non rogasti. Du hast dich abgemüdet auf deinen vielen Wegen und doch nicht gesprochen: Ich will aufhören. Belebung für deine Kraft fandest du, deshalb wendetest du dich nicht an mich.²¹ Jesaja Jes 29 57 10 21 Die untheokratische Politik glaubte am Anschluss an die Weltmacht neues Leben für die Hand, für die Tatkraft, zu gewinnen. Diese Hoffnung hinderte den Anschluss an den Herrn. Das Hebr. in der jetzigen Punktation: Deshalb bist du nicht müde geworden. Man fand eine Art Befriedigung und darum wurde man der Sache nicht leid und müde. Jesaja Jes 29 57 11 Pro quo sollicita timuisti, quia mentita es, et mei non es recordata, neque cogitasti in corde tuo? quia ego tacens, et quasi non videns, et mei oblita es. Vor wem bist du in banger Furcht gewesen,²² weil du lügnerisch wurdest und meiner nicht gedachtest und es nicht zu Herzen nahmst?²³ Weil ich schwieg und tat, als sähe ich es nicht, hast du meiner vergessen.²⁴ Jesaja Jes 29 57 11 22 Waren es nicht ohnmächtige Menschen, vor denen Juda erbebte, und zwar in solchem Maße, dass es darüber zum Lügner, zum Bundesbrüchigen an Gott wurde, auf seinen allmächtigen Bundesgott vergaß? Jesaja Jes 29 57 11 23 Gott hat langmütig und zuwartend dem sündigen Treiben eine Zeitlang zugesehen, diese Langmut missbrauchte man zur Mehrung des Abfalles. Aber war es der Mühe wert, der nichtigen Menschen wegen an Gott treulos zu werden? Jesaja Jes 29 57 11 24 Hebr.: Ist's nicht so, ich schweige und zwar seit langem und du fürchtest mich nicht? Doch die Langmut des Herrn wird sich erschöpfen, die Katastrophe hereinbrechen über das sündige Volk. Jesaja Jes 29 57 12 Ego annuntiabo justitiam tuam, et opera tua non proderunt tibi. Ich werde deine Gerechtigkeit kundmachen²⁵ und deine Werke²⁶ werden dir nichts nützen!²⁷ Jesaja Jes 29 57 12 25 Die Rede wird zur Drohung, um der Mahnung Nachdruck zu geben. Ironisch und sarkastisch heißt des Volkes Zustand Gerechtigkeit. Jesaja Jes 29 57 12 26 Alle von V. 4 an aufgezählten Sünden, insbesondere die Bemühungen um Bündnisse. Jesaja Jes 29 57 12 27 Im Gegenteil, das Strafgericht heraufführen. Doch noch wird auf den einzigen Heilsweg hingewiesen. Jesaja Jes 29 57 13 Cum clamaveris, liberent te congregati tui, et omnes eos auferet ventus, tollet aura: qui autem fiduciam habet mei, hereditabit terram, et possidebit montem sanctum meum. Wenn du schreist, mögen dich deine Scharen²⁸ retten! Alle diese wird der Wind dahinraffen, ein Hauch hinwegnehmen. Wer aber auf mich vertraut, wird das Land erben und meinen heiligen Berg in Besitz nehmen.²⁹ Jesaja Jes 29 57 13 28 Die Scharen, welche sich Juda durch Bündnisse zu erwerben trachten. (Thom.) Da indes mit den Völkern auch ihre Götzen besiegt werden, können letztere eingeschlossen gedacht werden. Jesaja Jes 29 57 13 29 Das Trachten der Völker wird zunichte, ruhiger Besitz und Genuss des Heiles ist nur im Vertrauen auf den Herrn. So mündet die Strafrede in Ermahnung, Ermunterung und Einladung aus. Der Besitz des verheißenen Landes ist das Unterpfand der Huld Gottes und das Vorspiel des messianischen Heils, sowie die Vorbereitung; das Land erben ist soviel als in das Volk Gottes, in die Theokratie, eintreten und daselbst bleiben. Vergl. [Mt 5,4]. Den geistigen Inhalt dieses Erbes betont besonders der letzte Ausdruck: meinen heiligen Berg. Mit diesem Hinweise hat der Seher jenen Zustand berührt, der durch die Gerichtskatastrophe angebahnt werden wird und jenseits derselben liegt. Israels erste Befreiung findet statt durch den Sturz der Chaldäer, die der Herr wie Spreu dem Schwerte des Cyrus hingibt. [Jes 41,2; Jes 45,1] Diese Befreiung ist Vorbereitung und Abbild der messianischen, mithin schließt sich an die Worte: Wer auf mich vertraut, die Aufforderung zur Flucht aus Babel an. Diese Mahnung ist Bedingung und Anbietung der Rettung. Jesaja Jes 29 57 14 Et dicam: Viam facite, præbete iter, declinate de semita, auferte offendicula de via populi mei. Dann werde ich sagen:³⁰ Bereitet den Weg, bahnet die Straße, fort aus dem Wege, räumet die Hindernisse hinweg aus dem Wege meines Volkes!³¹ [Jes 62,10] Jesaja Jes 29 57 14 30 Das Wort des Herrn, das Tat und leben ist, wird ergehen. Jesaja Jes 29 57 14 31 Entfernet alle Hindernisse der Rückkehr. Der Herr selbst wird die Heiden bewegen, dass sie seinem Volke zu Heimkehr behilflich seien. Darin liegt aber für Israel die Aufforderung, sich die dargebotene Rettung anzueignen, d.i. sich körperlich und geistig von Babel loszumachen. Die in diesen Worten liegende Verheißung wird im Folgenden bekräftigt durch die Schilderung von Gottes Macht und Heilswillen. Jesaja Jes 29 57 15 Quia hæc dicit Excelsus, et sublimis habitans æternitatem: et sanctum nomen ejus in excelso et in sancto habitans, et cum contrito et humili spiritu: ut vivificet spiritum humilium, et vivificet cor contritorum. Denn so spricht der Hohe³² und Erhabene, der die Ewigkeit bewohnt, dessen Name heilig ist, der in der Höhe wohnt und im Heiligtume und bei dem Zerknirschten und im Geiste Niedergebeugten, um den Geist der Niedergebeugten zu beleben, um das Herz der Zerknirschten zu beleben.³³ Jesaja Jes 29 57 15 32 Hebr.: Ich wohne in der Höhe. Jesaja Jes 29 57 15 33 Gottes Macht ist dargelegt in seiner Erhabenheit und Ewigkeit. (Hebr.: Der ewig Thronende.) Seine Heiligkeit schließt den Heilswillen in sich, der in der Rede Gottes näher entfaltet wird. Gott, der im hohen, unnahbaren Heiligtume des Himmels thront, wohnt auch bei dem Bedrängten, lässt sich huldvoll zu ihm herab, um ihm von der göttlichen Lebensfülle mitzuteilen. Denn in Gottes Wesen liegt ja die mitteilende Liebe, und als Schöpfer der Wesen will er auch deren Leben, d.i. deren Heil und Seligkeit. Wie nun das Erscheinen des Heils den Niedergang der Weltmacht und des Weltpompes erfordert, so muss ein gleicher Prozess im Geiste und Herzen des einzelnen vor sich gehen; daher der wiederholte Hinweis, dass die Armen und Bedrängten das Heil sehen werden. Dieses selbst erscheint hier als Leben, Belebung, Erfrischung und Stärkung des ganzen inneren Menschen. Daher wird auch der Heilswille auf Gott, den Schöpfer des Lebens, zurückgeführt. Jesaja Jes 29 57 16 Non enim in sempiternum litigabo, neque usque ad finem irascar: quia spiritus a facie mea egredietur, et flatus ego faciam. Denn nicht auf ewig hadere ich und nicht auf immerdar zürne ich, weil der Lebensgeist von meinem Angesicht ausgeht und ich den Lebensatem schaffe.³⁴ Jesaja Jes 29 57 16 34 Hebr.: Denn der Geist würde vor mir verschmachten und die Seelen, die ich geschaffen d.i. wenn der Herr nicht Huld verliehe, würden unter der Last des Elendes alle erliegen. Jesaja Jes 29 57 17 Propter iniquitatem avaritiæ ejus iratus sum, et percussi eum: abscondi a te faciem meam, et indignatus sum: et abiit vagus in via cordis sui. Wegen des Frevels seiner Habgier zürnte ich und schlug es, verbarg mein Antlitz³⁵ vor dir³⁶ und zürnte und es ging in der Irre auf dem Wege seines eigenen Herzens.³⁷ Jesaja Jes 29 57 17 35 Die Strafe wir nur der Sünde wegen verhängt, die Gott nicht ungeahndet lassen kann. Jesaja Jes 29 57 17 36 Glosse, störend durch den Wechsel der Person. Jesaja Jes 29 57 17 37 Dem Wege irdischen Genusses und der Gelüste des Fleisches. Jesaja Jes 29 57 18 Vias ejus vidi, et sanavi eum, et reduxi eum, et reddidi consolationes ipsi, et lugentibus ejus. Ich habe seine Wege gesehen³⁸ und heile es und führe es zurück³⁹ und spende ihm und den trauernden Seinigen⁴⁰ Tröstungen.⁴¹ Jesaja Jes 29 57 18 38 Mitleidigen Auges folgte der Herr seinem irrenden Volke. Jesaja Jes 29 57 18 39 An seinem verkehrten Herzensneigungen führe es auf den rechten, göttlichen Weg zurück und beglücke es durch meine Tröstungen und Gnadenerweise. Jesaja Jes 29 57 18 40 Ihm, und zwar denen, welche das gegenwärtige Elend einsehen und die Wiederkehr der Gnadentage des Herrn ersehnen. Unter dem Bilde der Heimführung aus Babel ist auch hier die Gewährung des messianischen Heiles dargestellt. Jesaja Jes 29 57 18 41 Der Schluss dieser Rede begründet nochmals die in V. 14 indirekt gegebene Aufforderung, Babel zu verlassen und das Heil zu ergreifen durch die Gegenüberstellung des Heiles für die Gläubigen (V. 19) und des Unheiles für die Ungläubigen. (V. 20, 21) Jesaja Jes 29 57 19 Creavi fructum labiorum pacem, pacem ei, qui longe est, et qui prope, dixit Dominus, et sanavi eum. Ich schaffe der Lippen Frucht,⁴² Frieden, Frieden dem Fernen und dem Nahen,⁴³ spricht der Herr, und heile ihn. Jesaja Jes 29 57 19 42 Erzeugnis der Lippen, Worte, Gebete, Dank- und Loblieder der Menschen. Jesaja Jes 29 57 19 43 Dies allgemein ertönende Lob ist das sichere Anzeichen, dass der Herr seinen Frieden, den Inbegriff des messianischen Heiles gespendet hat denen, die ihm vermöge des Alten Bundes, seiner Einrichtungen und seiner Anwartschaft auf das Heil schon nahe waren, und denen, die außerhalb des Bundes, in der Ferne, weit von dem Glauben an den einen Gott, herumirrten. Jesaja Jes 29 57 2 Veniat pax, requiescat in cubili suo qui ambulavit in directione sua. Es komme Friede, es ruhe auf seinem Lager, wer in Rechtschaffenheit gewandelt!⁴ Jesaja Jes 29 57 2 4 Während die Frevler dem verdienten Gerichte entgegengehen, sind die dahingeschiedenen Gerechten im Frieden der Ewigkeit. Für sie ist also der Tod eine doppelte Wohltat: er erlöst sie, dass sie das Unheil und die Verwerfung des Volkes nicht sehen, und er führt sie zu den ewigen Friedenswohnungen. Hebr.: Er geht ein in Frieden, sie ruhen auf ihren Lagern. Es muss ein jenseitiges Leben in Frieden und Ruhe gemeint sein, soll nicht der Gegensatz zu den Frevlern matt werden. Jesaja Jes 29 57 20 Impii autem quasi mare fervens, quod quiescere non potest, et redundant fluctus ejus in conculcationem et lutum. Aber die Gottlosen sind gleich dem tobenden Meere, das nicht ruhen kann, dessen Fluten als Zerstörung und Schlamm sich ergießen.⁴⁴ Jesaja Jes 29 57 20 44 Hebr.: Denn ruhen kann es nicht und seine Wasser treiben Schlamm und Kot. Jesaja Jes 29 57 21 Non est pax impiis, dicit Dominus Deus. Es gibt keinen Frieden für die Gottlosen,⁴⁵ spricht der Herr, Gott. [Jes 48,22] Jesaja Jes 29 57 21 45 Ähnlich der Heiland. [Mt 7,27] Es wohnt der Gottlosigkeit in der Tat eine unheimliche und drängende Hast inne, ein Trieb zur Zerstörung und Begeisterung alles Idealen, eine tiefe Unruhe und widergöttliche Tätigkeit. Jesaja Jes 29 57 3 Vos autem accedite huc filii auguratricis: semen adulteri, et fornicariæ. Ihr aber⁵ tretet hierher,⁶ ihr Söhne der Zauberin,⁷ Same des Ehebrechers und der Buhlerin!⁸ Jesaja Jes 29 57 3 5 Erschreckender Gegensatz zu den Gerechten. Jesaja Jes 29 57 3 6 Um zu hören, was der Seher ihnen vorzuhalten hat. Jesaja Jes 29 57 3 7 Heidnischen Zauberwesen anhängend. Der Vorwurf bezieht sich offenbar auf den Anschluss an Ägypten, wie er zu Isaias Zeit statthatte, denn die Ägypter waren der Zauberei sehr ergeben. Der gleiche Vorwurf trifft jene, welche es mit den Chaldäern hielten. Jesaja Jes 29 57 3 8 Götzendiener. Das tief eingerostete Übel wird durch die Hervorhebung der Laster von Vater und Mutter gekennzeichnet. Jesaja Jes 29 57 4 Super quem lusistis? super quem dilatastis os, et ejecistis linguam? numquid non vos filii scelesti, semen mendax? Über wen spottet ihr? gegen wen sperrt ihr den Mund auf und streckt die Zunge heraus?⁹ Seid ihr nicht Frevelskinder, eine Lügenbrut?¹⁰ Jesaja Jes 29 57 4 9 Über die Gerechten und die Propheten. Jesaja Jes 29 57 4 10 Wie vom Abfall geboren und von der Lüge erzeugt, also durch und durch verkehrt. Jesaja Jes 29 57 5 Qui consolamini in diis subter omne lignum frondosum, immolantes parvulos in torrentibus, subter eminentes petras? Die ihr euch ergötzt an den Götzen unter jedem laubigen Baume und Kinder schlachtet in den Talgründen unter hochragenden Felsen!¹¹ Jesaja Jes 29 57 5 11 Kinderopfer fanden in Juda unter den Königen, besonders im Tale Hinnom, südlich vom Berge Sion, statt. Vergl. [2Kön 23,10; Jer 32,35]. Jesaja Jes 29 57 6 In partibus torrentis pars tua, hæc est sors tua: et ipsis effudisti libamen, obtulisti sacrificium: numquid super his non indignabor? An des Tales Anteilen ist dein Teil, das ist dein Erbe;¹² ihnen gießest du Trankopfer aus, bringst du Opfer dar! Soll ich mich darüber nicht ereifern? Jesaja Jes 29 57 6 12 Den in den Tälern getriebenen scheußlichen Götzen- und Opferdienst hat sich Israel als Anteil, Los und Erbe erwählt. Hebr.: In Glätten des Tales ist dein teil. Der Ausdruck kann auch vom Gegenstande des Kultes, dem Steinkulte verstanden werden; statt des lebendigen Gottes haben sie siech glatte Steine zum Anteil gewählt. Im phönizisch-syrischen Götzendienste wurden Steine und Bäume als Symbole der Götter verehrt. Jesaja Jes 29 57 7 Super montem excelsum et sublimem posuisti cubile tuum, et illuc ascendisti ut immolares hostias. Auf hohen und weithin ragenden Bergen schlugst du dein Lager auf,¹³ dorthin stiegst du hinauf, um Schlachtopfer darzubringen. Jesaja Jes 29 57 7 13 Das Volk ist als untreue Braut des Herrn gedacht. Israel macht sich ganz heimisch an den Götzenstätten, um dort offen dem abgöttischen Kulte zu huldigen. Das Lager ist der Altar. Jesaja Jes 29 57 8 Et post ostium, et retro postem posuisti memoriale tuum: quia juxta me discooperuisti, et suscepisti adulterum: dilatasti cubile tuum, et pepigisti cum eis fdus: dilexisti stratum eorum manu aperta. Und hinter der Tür und hinter der Schwelle stelltest du dein Denkzeichen¹⁴ auf; denn neben mir¹⁵ entblößtest du dich und nahmst den Ehebrecher auf, breit machtest du dein Lager¹⁶ und gingst einen Bund mit ihnen ein, du liebtest ihr Beilager¹⁷ mit offener Hand.¹⁸ Jesaja Jes 29 57 8 14 Abbilder des Götzendienstes, die hinter Türe und Schwelle, also im Innern der Häuser, zur fortwährenden Verehrung aufgestellt wurden. Man höhnt die Sendboten des Herrn (V. 4), treibt Abgötterei in den Ebenen, Tälern, auf den Bergen. (V. 5-8) Also öffentlich und zu bestimmten Zeiten, noch mehr, auch zu Hause, also fortdauernd. Jesaja Jes 29 57 8 15 Die höchste Steigerung: Selbst im Tempel, also neben dem Herrn, neben dem Allerheiligsten, der Wohnung Gottes, wird Götzendienst getrieben. Hebr. statt neben mir: dich von der Verbindung mit mir wegwendend. Jesaja Jes 29 57 8 16 Verehrtest viele Götzen. Jesaja Jes 29 57 8 17 Dies alles geschah mit großer Gier und Wollust. Jesaja Jes 29 57 8 18 Offen und frech oder: Geld und Schätze den Götzen hingebend. Andere anders. Jesaja Jes 29 57 9 Et ornasti te regi unguento, et multiplicasti pigmenta tua. Misisti legatos tuos procul, et humiliata es usque ad inferos. Und du schmücktest dich mit Salbe, dem Könige zu Gefallen¹⁹ und mehrtest deine Schminkereien,²⁰ weithin sandtest du deine Boten und erniedrigtest dich bis zur Unterwelt. Jesaja Jes 29 57 9 19 Mit diesem vielgestaltigen Götzendienste ist ferner der Anschluss an die heidnische Weltmacht verbunden, den sich Israel mit Geschenken und Gesandtschaften und demütigen Bitten erbettelt. So vollendet sich der allseitige Abfall von Gott und der Theokratie. Jesaja Jes 29 57 9 20 Die Buhlerin schminkt sich, um ihre Reize zu erhöhen. Israel stellt seine Schätze zur Schau und sucht sich dadurch wichtig zu machen, um ja Bündnisse mit der Weltmacht eingehen zu können. Vergl. Achaz Verhalten [2Kön 16,8], das des Ezechias und die an die Assyrier und an Pharao abgeordneten Gesandtschaften. [2Kön 16,7] Jesaja Jes 29 0 1 4. Dritte Reihe von Reden: (Kap. 58 66) A. Erste Rede. (Kap. 58) a. Welches Fasten ist Gott wohlgefällig? (V. 7) b. Güter, welche der Frömmigkeit zuteil werden. Jesaja Jes 29 58 1 Clama, ne cesses, quasi tuba exalta vocem tuam, et annuntia populo meo scelera eorum, et domui Jacob peccata eorum. Rufe, lasse nicht ab,¹ wie eine Posaune erhebe deine Stimme und verkündige meinem Volke ihre Frevel und dem Hause Jakobs ihre Sünden! Jesaja Jes 29 58 1 1 Im Hebr. Rufe aus voller Kehle. Jesaja Jes 29 58 10 Cum effuderis esurienti animam tuam, et animam afflictam repleveris, orietur in tenebris lux tua, et tenebræ tuæ erunt sicut meridies. Wenn du dem Hungernden dein Mitleid erschließest und die Seele des Bekümmerten sättigst, wird in der Finsternis dein Licht erglänzen und dein Dunkel zum hellen Mittage werden.¹⁶ Jesaja Jes 29 58 10 16 Unter dieser Voraussetzung wird der Herr die Trübsalsnacht in hellen Sonnenschein des Glückes, ja zum Mittag, in den Höhepunkt des Heiles und der Beseligung, umwandeln. Die Reihenfolge in 9b 10 ist wie oben, zuerst das negative, dann das positive Moment. Jesaja Jes 29 58 11 Et requiem tibi dabit Dominus semper, et implebit splendoribus animam tuam, et ossa tua liberabit, et eris quasi hortus irriguus, et sicut fons aquarum, cujus non deficient aquæ. Und der Herr wird dir Ruhe geben immerdar und mit Lichtglanz deine Seele erfüllen und deine Gebeine kräftigen und du wirst sein wie ein bewässerter Garten, wie eine Wasserquelle, deren Wasser nicht versiegt.¹⁷ Jesaja Jes 29 58 11 17 Das Glück wird als allseitiges versprochen, auch der Körper soll daran teilhaben, Krankheit, Siechtum, früher Tod werden nach dem Gesetze des Alten Bundes oft als Strafe für begangene Sünden verhängt, demnach ist die gegenteilige Lieblichkeit und Fruchtbarkeit an guten Werken, d.h. Glück und Segen schildern noch die zwei letzten Vergleiche. Wasser ist im Oriente besondere Bedingung für Leben und Gedeihen. Jesaja Jes 29 58 12 Et ædificabuntur in te deserta sæculorum: fundamenta generationis et generationis suscitabis: et vocaberis ædificator sepium, avertens semitas in quietem. Und aufgebaut wird in dir werden, was von alters her wüste gelegen, und die Grundfesten für Geschlecht und Geschlecht wirst du legen;¹⁸ du wirst ein Erbauer der Umhegungen genannt werden, ein Wegebahner zum Frieden.¹⁹ [Jes 61,4] Jesaja Jes 29 58 12 18 Sion wird dauernd wiederhergestellt. Jesaja Jes 29 58 12 19 Infolge der inneren Heiligkeit wird das neue Volk in Sicherheit und Frieden wohnen, also in Wahrheit ein Erbauer sein von Schutz und Bollwerken (Hebr. Mauer des Risses), da es ein festes und dauerndes Gebäude aufrichtet, und ein Wiederhersteller der Pfade zum Wohnen d.i. die früher betretenen, dann aber verlassenen Gegenden werden wieder bewohnt werden. Jesaja Jes 29 58 13 Si averteris a sabbato pedem tuum, facere voluntatem tuam in die sancto meo, et vocaveris sabbatum delicatum, et sanctum Domini gloriosum, et glorificaveris eum dum non facis vias tuas, et non invenitur voluntas tua, ut loquaris sermonem: Wenn du vom Sabbate deinen Fuß zurückhältst,²⁰ dass du an meinem heiligen Tage nicht tust, was dir gefällt, und wenn du den Sabbat Wonne nennst und ihn, der dem Herrn geheiligt ist, glorreich und ihn in Ehren hältst,²¹ indem du nicht deine Wege vollbringst und deinem Eigenwillen nicht frönst, dass du eitles Geschwätz führst, Jesaja Jes 29 58 13 20 Gleichsam das dem Herrn geweihte Gebiet nicht mit profanem Fuße betreten, sich nicht vergreifen am Sabbat, sich abwenden vom eigenen Willen. Jesaja Jes 29 58 13 21 Der Sabbat soll nicht durch Geschäfte und profane Unternehmungen, die dem eigenen Willen behagen, auch nicht durch Hader und Streit entweiht werden. Er ist positiv zu heiligen. Der Sabbat steht auch hier als der Mittelpunkt der öffentlichen Gottesverehrung. Jesaja Jes 29 58 14 Tunc delectaberis super Domino, et sustollam te super altitudines terræ, et cibabo te hereditate Jacob patris tui: os enim Domini locutum est. dann wirst du Freude haben am Herrn und ich will dich über die Höhen der Erde erheben und dich nähren mit dem Erbe Jakobs, deines Vaters.²² Denn der Mund des Herrn hat gesprochen. Jesaja Jes 29 58 14 22 Die Verheißung weist auf die vom Herrn zu erwartende Wonne, mit der er es lohnt, wenn man seinen Tag als einen Wonnetag liebt und ehrt, sowie auf die siegreiche Erhebung und Erhöhung, mit der er sein Volk ehren will, falls dieses seinen Tag ehrt. Der Ausdruck spielt auf [Dtn 32,13] an. Das Volk soll das Land siegreich behaupten, über seine Feinde triumphierend, und die den Patriarchen gegebenen Zusagen will Gott erfüllen. Jesaja Jes 29 58 2 Me etenim de die in diem quærunt, et scire vias meas volunt: quasi gens, quæ justitiam fecerit, et judicium Dei sui non dereliquerit: rogant me judicia justitiæ: appropinquare Deo volunt. Denn Tag für Tag fragen sie mich und wollen meine Wege wissen, wie ein Volk, das Gerechtigkeit geübt und das Recht seines Gottes nicht verlassen hat; sie fordern von mir Gerichte der Gerechtigkeit, sie wollen Gott nahen.² Jesaja Jes 29 58 2 2 Das Volk ist bei dem Scheine äußerer Werke mit sich recht zufrieden. Sie glauben, alles getan zu haben, wenn sie Gott nahen, d.i. den Tempel besuchen, oder besser: sie wünschen einen Rechtsstreit mit Gott und wollen, dass er ihnen Rede und Antwort stehe. Hebr.: Sie wollen das Nahen Gottes (zum Gerichte nämlich über die Feinde). Jesaja Jes 29 58 3 Quare jejunavimus, et non aspexisti: humiliavimus animas nostras, et nescisti? Ecce in die jejunii vestri invenitur voluntas vestra, et omnes debitores vestros repetitis. Warum haben wir gefastet,³ und du hast nicht darauf gesehen, warum haben wir unsere Seelen gebeugt und du hast uns verschmäht? Sehet, am Tage eures Fastens findet sich euer eigener Wille, und alle eure Schuldner⁴ drängt ihr. Jesaja Jes 29 58 3 3 Der Prophet greift ein äußeres Werk heraus, um ihnen daran den Mangel der wahren inneren Gesinnung nachzuweisen. Im mosaischen Gesetz war nur der Versöhnungstag als Fasttag vorgeschrieben. Außergewöhnliche Fasttage wurden abgehalten wegen Landplagen [Joel 1,14], aus Trauer über erlittene Schmach [Ri 20,26], für den glücklichen Ausgang einer Angelegenheit und für Abwendung von Gefahren. [Jdt 4,9; 2Chr 20,3; Jer 36] u.a. Der Herr sah ihr Fasten nicht gnädig an, weil der verkehrte Wille und das sündige Gelüste trotz desselben blieb, ebenso wie die Härte und Ungerechtigkeit gegen den Nächsten. Jesaja Jes 29 58 3 4 Hebr.: Untergebene, Arbeiter. Jesaja Jes 29 58 4 Ecce ad lites et contentiones jejunatis, et percutitis pugno impie. Nolite jejunare sicut usque ad hanc diem, ut audiatur in excelso clamor vester. Sehet, bei Streitigkeiten und Zänkereien fastet ihr⁵ und schlagt zu mit gottloser Faust! Fastet nicht wie bisher, damit euer Rufen in der Höhe⁶ gehört werde! Jesaja Jes 29 58 4 5 Das Fasten scheint bei ihnen nur Zank und Hader zu befördern, so weit sind sie vom wahren Bußgeiste entfernt. Jesaja Jes 29 58 4 6 Hebr.: Wie jetzt, fastet ihr nicht, um vernehmbar zu machen euere Stimme in der Höhe d.h. wenn ihr bei Gott Erhörung finden wollt, müsst ihr in anderer Gesinnung fasten als bisher. In diesem Sinne ist auch die Vulgata zu verstehen. Jesaja Jes 29 58 5 Numquid tale est jejunium, quod elegi, per diem affligere hominem animam suam? numquid contorquere quasi circulum caput suum, et saccum et cinerem sternere? numquid istud vocabis jejunium, et diem acceptabilem Domino? Ist dies ein solches Fasten, wie ich es erwählt habe, wenn der Mensch sich zeitweise kasteit, etwa dass er wie im Wirbel seinen Kopf niedersenkt⁷ und sich in Sack und Asche hinstreckt? Wirst du das etwa Fasten nennen und einen Tag dem Herrn wohlgefällig? Jesaja Jes 29 58 5 7 Damit Gott nicht das Fasten selbst zu verwerfen scheint, fügt er bei, wie zu fasten ist. Das bloß äußere Werk ist nicht das, was der Herr will. Es ist nicht genug, wenn man wie Schilf sein Haupt beugt (hebr.), d.i. zum Ausdruck des Fastens den Kopf tief hängen lässt und sich so in Staub und Asche setzt. Der Herr verlangt die innere Umwandlung. Jesaja Jes 29 58 6 Nonne hoc est magis jejunium, quod elegi? dissolve colligationes impietatis, solve fasciculos deprimentes, dimitte eos, qui confracti sunt, liberos, et omne onus rumpe. Ist nicht vielmehr dies das Fasten, das ich erwählt habe: Löse die Knäuel der Bosheit auf, löse die Fesseln der Bedrückung, gib die Unterdrückten frei, brich jedes Joch!⁸ Jesaja Jes 29 58 6 8 Die erste Forderung ist: Lass das Böse! Wie V. 4 werden die Sünden der Ungerechtigkeit und herzlosen Härte gerügt. Die Fesseln und Bande, mit denen die Bosheit, das Unrecht, den einzelnen vielfach umstrickt hat, sind zu sprengen, insbesondere durch Aufhebung jeglicher Unterdrückung und durch die gesetzmäßige Freigebung der widerrechtlich in Sklaverei gehaltenen Brüder. Dazu kommt V. 7 die zweite Seite: Tue Gutes. Jesaja Jes 29 58 7 Frange esurienti panem tuum, et egenos, vagosque induc in domum tuam: cum videris nudum, operi eum, et carnem tuam ne despexeris. Brich dem Hungrigen dein Brot, führe Arme und Herberglose in dein Haus; wenn du einen Nackten siehst, bekleide ihn und verachte dein Fleisch⁹ nicht!¹⁰ [Ez 18,7.16; Mt 25,35] Jesaja Jes 29 58 7 9 Selbst der ärmste und verlassenste Mensch hat Anrecht auf tatkräftige Liebe kraft des in der gemeinsamen Abstammung gründenden Bruderverhältnisses. Jesaja Jes 29 58 7 10 Hiernach muss Fasten und Almosen Hand in Hand gehen. (Hier.) Wie hier diese Erweise der Nächstenliebe als Vorbereitung zum messianischen Heile (V. 8, 10) empfohlen werden, so wird derselbe Herr und Gott beim messianischen Weltgerichte sie als Maßstab anlegen. [Mt 25,34] Jesaja Jes 29 58 8 Tunc erumpet quasi mane lumen tuum, et sanitas tua citius orietur, et anteibit faciem tuam justitia tua, et gloria Domini colliget te. Dann wird gleich dem Morgen dein Licht hervorbrechen und dein Genesen gar eilends aufblühen, deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen und die Herrlichkeit des Herrn wird dich sammeln.¹¹ Jesaja Jes 29 58 8 11 Drei Vergleiche schildern das bevorstehende Heil. Jetzt lagert die Nacht des Unglückes, der göttlichen Strafe über dem Volke, dann wird Licht, Heil siegreich wie die Morgenröte das Dunkel verscheuchen. Jetzt ist das Volk krank, dann soll rasch Genesung und neue Lebenskraft und Lebenslust aufblühen. Jetzt ist der Pfad des Volkes durch Missgeschick und Feinde bedroht, dann aber weist die Gerechtigkeit den sicheren Pfad des Glückes und die Herrlichkeit Gottes schließt schützend den Zug. Das Licht der Herrlichkeit verscheucht und hält die Umnachtung fern, wehrt alle Feinde ab; wie dereinst beim Auszug aus Ägypten. Gerechtigkeit: vielleicht konkret: dein gerechter und dich zur Gerechtigkeit führender Heiland. Jesaja Jes 29 58 9 Tunc invocabis, et Dominus exaudiet: clamabis, et dicet: Ecce adsum: si abstuleris de medio tui catenam, et desieris extendere digitum, et loqui quod non prodest. Dann wirst du rufen und der Herr wird erhören, du wirst flehen und er wird antworten: Siehe, hier bin ich!¹² Wenn du aus deiner Mitte die Fesseln¹³ entfernst und aufhörst den Finger auszustrecken¹⁴ und zu reden, was nichts nützt.¹⁵ Jesaja Jes 29 58 9 12 Jetzt beklagt sich das Volk, dass der Herr nicht auf sein Rufen und Fragen höre. (V. 2, 3) Ist aber die Abkehr vom Bösen und die Hinwendung zum Guten eingetreten, dann ist der Herr gleichsam des Wunsches seiner Getreuen gewärtig. Jesaja Jes 29 58 9 13 Die Fesseln sind Bild für Unterdrückung. Jesaja Jes 29 58 9 14 Die Finger ausstrecken ist Geste der Verhöhnung, bezieht sich hier also wohl auf die dem Armen und Unterdrückten noch obendrein zugefügte Schmach, auf beißenden Spott. Jesaja Jes 29 58 9 15 Hebr. Reden der Schlechtigkeit: alle Zungensünden, besonders die gegen den Nächsten. Jesaja Jes 29 0 1 B. Zweite Rede. (Kap. 59) a. Die Sünden sind ein Hindernis des Heiles. (V. 8) b. Demütiges Bekenntnis der Vergehen. (V. 15) c. Der Herr wird sich als Retter zeigen. Jesaja Jes 29 59 1 Ecce non est abbreviata manus Domini ut salvare nequeat, neque aggravata est auris ejus ut non exaudiat: Sehet,¹ die Hand des Herrn ist nicht verkürzt, dass er nicht zu retten vermöchte, und nicht taub sein Ohr, dass er nicht hörte;² Jesaja Jes 29 59 1 1 Diese Antwort setzt noch die [Jes 58,3] beschriebene Stimmung im Volke voraus. Man sucht sich durch bloß äußeren Kult mit dem Herrn und seinen Anforderungen abzufinden und wundert sich dabei, dass die Verhältnisse sich immer drohender gestalten. Jesaja Jes 29 59 1 2 Gott hat keine Einbuße an seiner früher oft bewiesenen Macht erlitten und weiß um die Nöte seines Volkes, auch hat sein Gnadenwille sich nicht verloren; er ist der alte Gott, unveränderlich in Macht und Liebe. Jesaja Jes 29 59 10 Palpavimus sicut cæci parietem, et quasi absque oculis attrectavimus: impegimus meridie quasi in tenebris, in caliginosis quasi mortui. Wir tappen wie Blinde an der Wand und wie solche, die keine Augen haben, tasten wir umher;¹² wir straucheln am Mittage wie in der Finsternis und sind an düsteren Orten wie Tote.¹³ Jesaja Jes 29 59 10 12 So fern vom Lichte sind sie, d.i. vom Glücke. Jesaja Jes 29 59 10 13 Sie sind wie Tote, d.i. so sehr in der Nacht des Unglücks und des heiteren Lebens verlustig, dass ihr humorvolles leben eher ein Tod zu nennen ist. Jesaja Jes 29 59 11 Rugiemus quasi ursi omnes, et quasi columbæ meditantes gememus: exspectavimus judicium, et non est: salutem, et elongata est a nobis. Wir brüllen wie Bären alle und stöhnen hinbrütend gleich Tauben,¹⁴ wir warten auf Recht und es erscheint nicht, auf Heil und es bleibt fern von uns.¹⁵ Jesaja Jes 29 59 11 14 Der erste Vergleich bezeichnet die Bitterkeit des Herzens und den sich daraus entwickelnden Unmut. Vergl. [2Sam 17,8]. Der zweite stellt die verzehrende Sehnsucht und die niederdrückende Schwermut dar. Jesaja Jes 29 59 11 15 Recht und Heil entsprechen einander. Die Erkenntnis wird zum reuigen Bekenntnis. Der Seher betet im Namen des Volkes reuig zum Herrn und weist so praktisch seinem Volke den Weg des Heils. Jesaja Jes 29 59 12 Multiplicatæ sunt enim iniquitates nostræ coram te, et peccata nostra responderunt nobis: quia scelera nostra nobiscum, et iniquitates nostras cognovimus, Denn vielfach sind unsere Missetaten vor dir und unsere Sünden zeugen wider uns, denn unsere Frevel sind vor uns und unsere Missetaten kennen wir.¹⁶ Jesaja Jes 29 59 12 16 Antwort auf die Frage der Verblendung. [Jes 58,3] Jene verkehrte Gesinnung will er gänzlich beseitigen, daher die wiederholte Erwähnung der Sünden gegen Gott und gegen den Nächsten, der Sünden in Taten, Worten, Gedanken, und diese eingehende Darlegung und Spezialisierung. Jesaja Jes 29 59 13 Peccare et mentiri contra Dominum: et aversi sumus ne iremus post tergum Dei nostri, ut loqueremur calumniam et transgressionem: concepimus, et locuti sumus de corde verba mendacii. Oft sündigten wir und logen wider den Herrn und wandten uns ab, um nicht unserm Gott zu folgen, sondern Unterdrückung und Übertretung zu reden; wir hegten im Herzen Worte der Lüge und redeten sie.¹⁷ Jesaja Jes 29 59 13 17 Grund und Heimat aller Sünden ist das böse Herz, das Worte der Sünde (die Sünde wird oft als Unwahrheit, als Widersprechende bezeichnet) in sich aufnimmt, damit schwanger geht (hebr.) und sie dann ausstößt. Vom Einzelnen ging die Sünde dann auch auf die gesellschaftliche Ordnung über, deren Grundpfeiler stürzend. Jesaja Jes 29 59 14 Et conversum est retrorsum judicium, et justitia longe stetit: quia corruit in platea veritas, et æquitas non potuit ingredi. Und das Recht wurde zurückgedrängt und die Gerechtigkeit stand fern,¹⁸ denn zusammengestürzt ist auf der Straße die Wahrheit und die Billigkeit konnte nicht einherschreiten.¹⁹ Jesaja Jes 29 59 14 18 Schilderung des sozialen Zustandes des Volkes. Das Recht ist aus der Stellung, die es einnehmen sollte, fortgedrängt, und die Gerechtigkeit steht abseits vom Volke, hat keine Stätte mehr in demselben. Der Grund davon ist, weil Wahrheit im öffentlichen Leben und in den Gerichtsverhandlungen keine Geltung und keinen Stand mehr hat. Jesaja Jes 29 59 14 19 Wahrheit und Redlichkeit sind zur Vermissten geworden (hebr.), wie sich besonders darin zeigt, dass der rechtschaffene sich ausplündern lassen muss (hebr.), dass er sozusagen vogelfrei ist, falls er sich nicht auf die Seite der Frevler schlägt. Jesaja Jes 29 59 15 Et facta est veritas in oblivionem: et qui recessit a malo, prædæ patuit: et vidit Dominus, et malum apparuit in oculis ejus, quia non est judicium. Und die Wahrheit geriet in Vergessenheit und wer das Böse mied, stand dem Raube offen.²⁰ Und der Herr sah es und es war missfällig in seinen Augen, dass kein Recht sei.²¹ Jesaja Jes 29 59 15 20 Und der Herr? Sion kann nicht für immer zerfallen, darum greift er selbst ein. Jesaja Jes 29 59 15 21 Kein menschlicher Retter war da und keiner vermochte zu helfen. Die wahren Propheten stellten sich zwar in die Mauerrisse, doch vergebens, sie brachten nicht durchgreifende Heilung. Die wahre Erlösung und Heilung konnte nur Gott vollbringen in der Macht seines Armes. Jesaja Jes 29 59 16 Et vidit quia non est vir: et aporiatus est, quia non est qui occurrat: et salvavit sibi brachium suum, et justitia ejus ipsa confirmavit eum. Und er sah,²² dass niemand da sei, und war unwillig, dass niemand entgegenträte; und sein Arm leistete ihm Hilfe und seine Gerechtigkeit selbst half ihm.²³ Jesaja Jes 29 59 16 22 Hebr.: war erstaunt. Jesaja Jes 29 59 16 23 Der Herr greift als Kriegsheld ein, als solcher, der den starken Fürsten dieser Welt überwindet. Doch seine Rüstung ist geistiger Natur, ein Hinweis auf die Art der Rettung. Jesaja Jes 29 59 17 Indutus est justitia ut lorica, et galea salutis in capite ejus: indutus est vestimentis ultionis, et opertus est quasi pallio zeli. Er ist mit Gerechtigkeit²⁴ bekleidet wie mit einem Panzer und der Helm des Heiles ist auf seinem Haupte, er ist angetan mit den Gewändern der Rache²⁵ und eingehüllt in Eifer wie in einen Mantel, [Eph 6,17; 1Thess 5,8] Jesaja Jes 29 59 17 24 Ernste Drohung für das sündige Israel. (Cyr., Hier.) Jesaja Jes 29 59 17 25 Das Auftreten des Herrn ist nach seiner zweifachen Seite geschildert: er bringt Heil, übte aber zugleich Rache an den Widerspenstigen, beides mit göttlicher Energie (Eifer). Jesaja Jes 29 59 18 Sicut ad vindictam quasi ad retributionem indignationis hostibus suis, et vicissitudinem inimicis suis: insulis vicem reddet. wie zur Rache, wie zur Zornesvergeltung an seinen Feinden und zur Rückerstattung an seine Widersacher; den Inseln wird er vergelten.²⁶ Jesaja Jes 29 59 18 26 Hebr.: Wie die Vergeltungen (Zufügungen), so wird er vergelten, Zornglut seinen Drängern. Zur Beschreibung vergl. [Offb 19,11-27; Eph 6,14-18]. Jesaja Jes 29 59 19 Et timebunt qui ab occidente, nomen Domini: et qui ab ortu solis, gloriam ejus: cum venerit quasi fluvius violentus, quem spiritus Domini cogit: Dann werden die vom Niedergange den Namen des Herrn fürchten und die vom Aufgange der Sonne seine Herrlichkeit, wenn er kommt wie ein reißender Strom, den der Hauch des Herrn daherjagt.²⁷ Jesaja Jes 29 59 19 27 So wird Gerechtigkeit und Heil, mit dem der Herr bekleidet ist, sich der Menschheit mitteilen. Dies vollzieht sich in der Furcht, Ehrfurcht vor ihm und seiner Herrlichkeit; hiermit als dem Anfange und der Grundlage aller Tugend ist alles übrige, Anbetung, Beobachtung seiner Gebote usw. gegeben. Den Gedanken des messianischen Gerichtes, vergl. [Jes 24], und der unwiderstehlichen Vertilgung der Feinde spricht hier der Vergleich mit dem angeschwellten Strome aus, der als Werkzeug göttlicher Strafe vom Hauche Gottes zur Überflutung und Zerstörung herangetrieben wird. Jesaja Jes 29 59 2 Sed iniquitates vestræ diviserunt inter vos et Deum vestrum, et peccata vestra absconderunt faciem ejus a vobis ne exaudiret. aber eure Missetaten sind zur Scheidewand geworden zwischen euch und eurem Gott und eure Sünden haben sein Antlitz vor euch verhüllt, dass er nicht erhört.³ Jesaja Jes 29 59 2 3 Sie selbst haben eine Scheidewand errichtet, dass die Hand des Herrn nicht helfend an sie heranreiche, sie haben durch Frevel das Gnadenantlitz Gottes gleichsam verhüllt, dass ihnen sein Licht und seine Gnaden nicht leuchten. Jesaja Jes 29 59 20 Et venerit Sion redemptor, et eis, qui redeunt ab iniquitate in Jacob, dicit Dominus. Und er kommt für Sion als Erlöser und für die, welche umkehren von ihrer Bosheit in Jakob,²⁸ spricht der Herr. [Röm 11,26] Jesaja Jes 29 59 20 28 Wirkung des Auftretens Gottes für sein Volk. Nach der allgemeinen in V.17, V.19 liegenden Zusage erfolgt noch eine spezielle für Israel, kraft welcher der heilige Paulus die schließliche Bekehrung Israels, nachdem die Fülle der Heiden eingegangen ist, folgert. [Röm 11,26] Das Wort des Herrn bleibt stets für die in Kraft, die zurückkehren von der Bosheit. Die Zusage muss aber auch eine reichlichere Bekehrung erwirken als beim Eintritt des Messiasreiches, wo die große Masse Israels sich feindlich von ihm abwandte. Als Erlöser geht er einen neuen Bund ein mit seinem Volke, ähnlich wie nach der Errettung aus Ägypten. Jesaja Jes 29 59 21 Hoc fdus meum cum eis, dicit Dominus: Spiritus meus, qui est in te, et verba mea, quæ posui in ore tuo, non recedent de ore tuo, et de ore seminis tui, et de ore seminis seminis tui, dicit Dominus, amodo et usque in sempiternum. Dies ist mein Bund mit ihnen, spricht der Herr: Mein Geist, der in dir ist, und meine Worte, die ich in deinen Mund gelegt habe, werden nicht weichen aus deinem Munde und aus dem Munde deiner Nachkommen und aus dem Munde der Nachkommen deiner Nachkommen, spricht der Herr, von nun an bis in Ewigkeit.²⁹ Jesaja Jes 29 59 21 29 Das neue Gottesvolk hat den Geist und die Worte Gottes unverlierbar auf ewige Zeiten in sich. Der Geist Gottes ist aber Heiligkeit, seine Worte sind seine Offenbarungen, daher ist im Messiasreiche, in der Kirche, die Heiligkeit und die Verkündigung der Wahrheit bleibend, unverlierbar. Die Form der Verheißung drückt zugleich die innigste Lebensgemeinschaft aus, die zwischen dem Messias und seiner Kirche herrscht. Vergl. [Joh 1,16]. Der Geist Gottes, der einst alles Geschaffene in Harmonie, Ordnung und Schönheit ins Dasein rief, bewirkt auch jetzt die Neuschöpfung aus der Sünde, sich dem erkorenen Geschlechte belebend und kräftigend einsenkend. Durch diese Einwohnung des Geistes ist die Unüberwindlichkeit der Kirche (ihre Indefektibilität und Unfehlbarkeit [Jes 54,17]) bedingt. Jesaja Jes 29 59 3 Manus enim vestræ pollutæ sunt sanguine, et digiti vestri iniquitate: labia vestra locuta sunt mendacium, et lingua vestra iniquitatem fatur. Denn eure Hände sind mit Blut befleckt und eure Finger mit Missetat, eure Lippen reden Lügen und eure Zunge spricht Frevel aus.⁴ [Jes 1,15] Jesaja Jes 29 59 3 4 Die Bande der Ordnung und Sittlichkeit sind gelöst, da Ungerechtigkeit, Lüge und Frevel in Wort und Tat sich breit macht. Der Prophet beginnt mit dem Morde, so dass niemand eine Einwendung gegen V. 2 machen kann. Jesaja Jes 29 59 4 Non est qui invocet justitiam, neque est qui judicet vere: sed confidunt in nihilo, et loquuntur vanitates: conceperunt laborem, et pepererunt iniquitatem. Da ist keiner, der für Gerechtigkeit spräche,⁵ keiner, der nach Wahrheit urteilte; sondern sie vertrauen auf Nichtigkeit und reden Täuschungen, sie gehen schwanger mit Unheil und bringen Missetat zur Welt. [Ijob 15,35] Jesaja Jes 29 59 4 5 Sich an Gerechtigkeit hielte, sich zu ihr bekännte. Der Vers geht nach der Vulgata auf feile Richter. Im Hebr.: ist von den Parteien die Rede, die einen Rechtsstreit eingehen und dabei, Treue und Wahrheit beiseite setzend, alles nur auf Lug und Trug, Schein und Täuschung aufbauen. Jesaja Jes 29 59 5 Ova aspidum ruperunt, et telas araneæ texuerunt: qui comederit de ovis eorum, morietur: et quod confotum est, erumpet in regulum. Schlangeneier brüten sie aus und Spinnengewebe weben sie.⁶ Wer von ihren Eiern isst, wird sterben; und was ausgebrütet wird, bricht als Basilisk hervor.⁷ Jesaja Jes 29 59 5 6 Dieser Vergleich wird V. 6 erläutert. Jesaja Jes 29 59 5 7 Hebr.: Das Zertretene wir gespalten zu einer Otter. Die verderblichen Pläne sind Basiliskeneier, wer von denselben genießt, ist zugrunde gerichtet, wie vom Giftgenusse. Wer sie aber (nach dem Hebr.) zu hintertreiben oder zu ersticken sucht, den trifft gleicherweise das Verderben. Vulgata: Lässt man sich nicht auf ihre Pläne ein und hält man sich von den ränkesüchtigen Menschen fern, so brüten sie ihre Pläne erst recht aus, und es kommt dann der giftige Basilisk zum Vorschein und tötet. Mit anderen Worten: Niemand kann sich vor ihnen schützen. Jesaja Jes 29 59 6 Telæ eorum non erunt in vestimentum, neque operientur operibus suis: opera eorum opera inutilia, et opus iniquitatis in manibus eorum. Ihr Gewebe taugt nicht zur Kleidung noch kann man sich mit dem, was sie gewoben, bedecken; ihre Arbeiten sind unnütz und die Arbeit des Frevels ist in ihren Händen.⁸ Jesaja Jes 29 59 6 8 Ihre Werke sind nutzlos, nichtig und voll Frevel. Ein Spinnengewebe kann nicht zur Bekleidung dienen, aber doch dient es den Spinnen zum Mordwerkzeug für kleinere Insekten. So sind ihre Werke nicht nur für sie selbst und das allgemeine Wohl wertlos, sondern zudem noch Verderben bringend. Hinterlist und versteckte Mordgier ist der Vergleichungspunkt. Jesaja Jes 29 59 7 Pedes eorum ad malum currunt, et festinant ut effundant sanguinem innocentem: cogitationes eorum cogitationes inutiles: vastitas et contritio in viis eorum. Ihre Füße laufen zum Bösen und eilen, unschuldiges Blut zu vergießen; ihre Gedanken sind heillose Gedanken, Verwüstung und Zerstörung ist auf ihren Wegen. [Spr 1,16; Röm 3,15] Jesaja Jes 29 59 8 Viam pacis nescierunt, et non est judicium in gressibus eorum: semitæ eorum incurvatæ sunt eis: omnis qui calcat in eis, ignorat pacem. Den Weg des Friedens kennen sie nicht, es ist kein Recht auf ihren Schritten, ihre Pfade sind krumm; jeder, der sie betritt, ist fern vom Frieden.⁹ Jesaja Jes 29 59 8 9 Der äußere und innere Mensch ist angefüllt mit Bosheit und alles, was er um sich herum wirkt, ist Frucht und Wirkung des Frevels, also Öde, Verderben, Unruhe, Verkehrtheit. Ein solcher Mensch ist zerfallen mit sich, durch innere Unruhe zerrissen, sobald er diese krummen Pfade des hinterlistigen Unrechtes einschlägt. Jesaja Jes 29 59 9 Propter hoc elongatum est judicium a nobis, et non apprehendet nos justitia: exspectavimus lucem, et ecce tenebræ: splendorem, et in tenebris ambulavimus. Deswegen ist von uns das Recht fern,¹⁰ und die Gerechtigkeit¹¹ erreicht uns nicht, wir haben auf Licht geharrt und siehe da Finsternis, auf Glanz und wir wandeln im Dunkeln. Jesaja Jes 29 59 9 10 Der dem Volke Gottes zugesagte und verheißene Zustand des Heiles, der durch das Gericht über die Feinde angebahnt wird und wegen der Verheißung gewissermaßen den Rechtsanspruch, das Recht Israels bildet. Jesaja Jes 29 59 9 11 Der neue von Gott herbeizuführende Stand der Gerechtigkeit und des Heiles. Jesaja Jes 29 0 1 C. Dritte Rede. (Kap. 60) a. Die Völker eilen zur Herrlichkeit Gottes in Sion. (V. 9) b. Der Glanz Jerusalems. (V. 17) c. Die Heiligkeit Jerusalems. Jesaja Jes 29 60 1 Surge illuminare Jerusalem: quia venit lumen tuum, et gloria Domini super te orta est. Stehe auf, werde licht, Jerusalem, denn es kommt dein Licht und die Herrlichkeit des Herrn geht über dir auf.¹ Jesaja Jes 29 60 1 1 Jerusalem sitzt noch trauernd auf dem Boden, ihre Verlassenheit und frühere Untreue beweinend und die Strafe dafür tragend, da ergeht das Wort des Trostes. Wie ein neues Werde ergeht der Ruf an die Niedergeworfenen von Jerusalem, sich zu erheben, um nie wieder zu sinken, um groß und mächtig zu bleiben, dazustehen, als ein Zeichen unter den Völkern für alle Zeiten, der Ruf, zu leuchten und zu strahlen, um nie zu erlöschen, sondern die unversiegliche Lichtquelle, die glänzende Sonne zu bleiben in der erlösten Schöpfung. Der Grund ist, weil wie die Glanzwolke einst über dem Zelte Gottes ruhte, so die Herrlichkeit des Herrn aufglänzt über Jerusalem und diese sein Licht ist. Jesaja Jes 29 60 10 Et ædificabunt filii peregrinorum muros tuos, et reges eorum ministrabunt tibi: in indignatione enim mea percussi te: et in reconciliatione mea misertus sum tui. Und¹⁵ die Söhne der Fremden werden deine Mauern erbauen¹⁶ und ihre Könige dir dienen; denn da ich zürnte, habe ich dich geschlagen, und da ich versöhnt ward, mich deiner erbarmt. Jesaja Jes 29 60 10 15 Nähere Darlegung des Aufbaus und des inneren Charakters des neuen Sion. Jesaja Jes 29 60 10 16 Dies fand, wie so manches im zweiten Teile des Isaias, ein Vorspiel seiner Erfüllung in der ersten Befreiung (Theod., Procop.), indes wurde es voll und ganz erst in der messianischen Wiederherstellung vollendet, von der die erste Befreiung nur ein Schattenriss ist. Die prophetische Hervorhebung der Fremden als Erbauer hat sich buchstäblich bewahrheitet und deutet indirekt schon Israels Unglauben an. (Cyr., Eus., Hier.) Jesaja Jes 29 60 11 Et aperientur portæ tuæ jugiter: die ac nocte non claudentur, ut afferatur ad te fortitudo gentium, et reges earum adducantur. Und deine Tore werden immerdar offen stehen, Tag und Nacht werden sie nicht geschlossen werden,¹⁷ dass man die Stärke der Nationen zu dir bringe und ihre Könige dir zuführe. [Offb 21,25] Jesaja Jes 29 60 11 17 Das neue Sion ersteht, nachdem das theokratische Sion gezüchtigt, so, dass es in sich die Bestimmung trägt, alle Völker aufzunehmen. Das Gottesreich steht da inmitten der Völker, sichtbar und erkennbar, alle zu sich einladend und bereit, Volk um Volk, Geschlecht um Geschlecht in seinen Schoß aufzunehmen. Hat es aber diese Bestimmung, so muss es auch die Kraft haben, die Völker anzuziehen und sie dem Gottesreiche einzuverleiben. Diesem Rechte entspricht auf Seiten der Völker die Pflicht sich anzuschließen, eine Rechtspflicht, der Gott durch feierliche Sanktion ein moralisch zwingendes Element beifügt. Jesaja Jes 29 60 12 Gens enim et regnum, quod non servierit tibi, peribit: et gentes solitudine vastabuntur. Denn das Volk und das Reich, das dir nicht dient, wird zugrunde gehen und die Nationen werden in Verödung umkommen.¹⁸ Jesaja Jes 29 60 12 18 Die Unbesieglichkeit der Kirche einerseits und anderseits die Abhängigkeit des wahren Völkerglückes von ihrer Treue gegen das Gottesreich soll zum Gesetz werden für die Weltgeschichte. Verödung ist nicht erst in der Vernichtung, sondern auch schon in der inneren Zersetzung und in der Untergrabung des wahren sozialen Wohles gegeben. Jesaja Jes 29 60 13 Gloria Libani ad te veniet, abies et buxus, et pinus simul ad ornandum locum sanctificationis meæ, et locum pedum meorum glorificabo. Die Herrlichkeit des Libanon wird zu dir kommen, Tannen und Buxbäume und Fichten¹⁹ zumal, um den Ort meines Heiligtums zu zieren, und die Stätte meiner Füße²⁰ will ich verherrlichen. Jesaja Jes 29 60 13 19 Hebr.: Zypresse, Platane und Scherbin (Zeder?) Jesaja Jes 29 60 13 20 Sonst von der Bundeslade gesagt, hier allgemein von der Stätte der besonderen Gnadengegenwart Gottes, vom neuen Sion überhaupt, das ja seiner ganzen Ausdehnung nach Heiligtum des Herrn wird. Sion selbst soll mit der Naturschönheit und dem Schmuck des Libanon prangen, der Glanz des Messiasreiches wird durch die der blühenden Natur entlehnten Farben geschildert, zugleich zum Erweise, dass auch die Natur in den beseligenden Kreis des Gottesreiches hineingezogen werden soll, wie es denn in den Sakramenten und Sakramentalien wirklich geschieht und bei der Offenbarung der Kinder Gottes sich vollenden wird. Jesaja Jes 29 60 14 Et venient ad te curvi filii eorum, qui humiliaverunt te, et adorabunt vestigia pedum tuorum omnes, qui detrahebant tibi, et vocabunt te Civitatem Domini, Sion sancti Israel. Und die Söhne deiner Bedränger werden gebeugt zu dir kommen und die Spuren deiner Füße alle küssen,²¹ die dich verhöhnten, und werden dich die Stadt des Herrn, Sion des Heiligen Israels nennen.²² Jesaja Jes 29 60 14 21 Hebr.: Sie werfen sich nieder zu deinen Fußsohlen. Jesaja Jes 29 60 14 22 Wie die Natur dem Sionreiche ihren Tribut zollt, so auch die Menschenwelt. Anstatt der früheren Schmach erntet Sion jetzt in Tat und Wort Ehre und Anerkennung. Das Werk Gottes und die Tat des Heiligen Israels hat sich in Sion verwirklicht: Sion ist heilig, und darum beugen sich alle, wie vorher Sions Untreue Ursache der Schmach war. Jesaja Jes 29 60 15 Pro eo quod fuisti derelicta, et odio habita, et non erat qui per te transiret, ponam te in superbiam sæculorum, gaudium in generationem, et generationem: Dafür dass du verlassen warst und verhasst und niemand bei dir weilte, will ich dich zum Stolze der Jahrhunderte machen, zur Freude von Geschlecht zu Geschlecht. Jesaja Jes 29 60 16 Et suges lac gentium, et mamilla regum lactaberis: et scies quia ego Dominus salvans te, et redemptor tuus fortis Jacob. Du wirst die Milch der Völker saugen und an den Brüsten der Könige genährt werden und du wirst erfahren, dass ich der Herr, dein Heiland, bin und dein Erlöser, der Starke Jakobs.²³ Jesaja Jes 29 60 16 23 Vergl. [Jes 40,2]. Sion hat Doppeltes empfangen. So weit ist auch der Neue Bund über den Alten erhaben an Herrlichkeit, innerer Schönheit und Gnade, an Ausdehnung und Anerkennung von Seiten der Nationen, deren Schätze dem neuen Sion zuteil werden. So erfährt es die Treue und Macht des Bundesgottes an sich. Jesaja Jes 29 60 17 Pro ære afferam aurum, et pro ferro afferam argentum: et pro lignis æs, et pro lapidibus ferrum: et ponam visitationem tuam pacem, et præpositos tuos justitiam. Statt des Erzes bringe ich Gold und statt des Eisens Silber, statt des Holzes Erz und statt der Steine Eisen²⁴ und mache Frieden zu deiner Wache und Gerechtigkeit zu deinen Vorstehern. Jesaja Jes 29 60 17 24 Zum Aufbau des neuen Sion werden nur Metalle, kostbare und dauerhafte, verwendet, statt gewöhnlicher und gemeiner Bausteine Eisen; ähnlich wie [Jes 54,11.12] die Fundamente, Vorwerke, Tore als aus Edelsteinen bestehend geschildert werden. Alles dies ist ein Symbol des inneren Wertes und der Unzerstörbarkeit des Baues. Über der neuen Stadt walten, wachen und regieren Friede und Gerechtigkeit, die Embleme des Messias. Jesaja Jes 29 60 18 Non audietur ultra iniquitas in terra tua, vastitas et contritio in terminis tuis, et occupabit salus muros tuos, et portas tuas laudatio. Nicht hört man ferner in deinem Lande von Frevel, von Verwüstung und Zertretung in deinen Grenzen,²⁵ sondern Heil wohnt auf deinen Mauern²⁶ und Jubel an deinen Toren.²⁷ Jesaja Jes 29 60 18 25 Da die Heiligkeit herrscht, bleiben die Folgen und Strafen der Sünde, Verwüstung und feindliche Überflutung des Stadtgebietes, fern (der Verheißung [Dtn 28] u.a. entsprechend). Hebr.: Du nennst Heil deine Mauern. Jesaja Jes 29 60 18 26 Was Jerusalem schützt, ist das messianische Heil, und zwar das freudig und mit ganzem Herzen erfasste, festgehaltene und wertgeschätzte. Jesaja Jes 29 60 18 27 Das objektiv gegebene Heil und die subjektive Aneignung bilden die Festungswerke, durch welche die Gottesstadt unbesieglich wird. Wie klar tritt hier der geistige Charakter Sions hervor! Jesaja Jes 29 60 19 Non erit tibi amplius sol ad lucendum per diem, nec splendor lunæ illuminabit te: sed erit tibi Dominus in lucem sempiternam, et Deus tuus in gloriam tuam. Nicht wird dir fernerhin die Sonne zum Lichte bei Tage sein noch der Glanz des Mondes dir scheinen, sondern der Herr wird dein ewiges Licht sein und dein Gott deine Herrlichkeit.²⁸ [Offb 21,23; Offb 22,5] Jesaja Jes 29 60 19 28 Der tiefste Grund dieses heiligen, geschützten und beseligenden Zustandes ist, weil das Licht Gottes einzig in Jerusalem herrscht und leuchtet. Das Licht, die Erkenntnis Gottes durchleuchtet und beherrscht alle Verhältnisse, so braucht Jerusalem keine menschliche Hilfe mehr, strebt nicht mehr nach dem Lichtschimmer vergänglichen Glückes. Der Satz klingt so umfassend, dass dem Seher Zeit und Ewigkeit, Anfang und Vollendung ineinander zu fließen scheinen. Der Ausspruch hat Wahrheit für das irdische Leben, erschöpft sich aber hier nicht, sondern findet in vollem Maße erst in der jenseitigen Vollendung seine Erfüllung. Jesaja Jes 29 60 2 Quia ecce tenebræ operient terram, et caligo populos: super te autem orietur Dominus, et gloria ejus in te videbitur. Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde² und Dunkel die Völker, über dir aber geht der Herr auf und seine Herrlichkeit erscheint in dir. Jesaja Jes 29 60 2 2 Finsternis ist Abwesenheit des Lichtes; hier also, wo der Herr und sein Heil das Licht ist, der Zustand der Heiden ohne Gott und ohne Christus [Eph 2,12], der Zustand der Unseligkeit. Vergl. [Joh 1,9.14; Joh 3,19; Joh 4,12] u.a., wo Christus und seine Lehre Erleuchtung genannt wird, und [Ex 10,22.23]: in Ägypten ist Finsternis, während Israel im Lichte wohnte. Die Rede fasst den Anfangspunkt des erlösenden Eingreifens Gottes auf und schildert dies prophetisch in seinen Wirkungen. Jesaja Jes 29 60 20 Non occidet ultra sol tuus, et luna tua non minuetur: quia erit tibi Dominus in lucem sempiternam, et complebuntur dies luctus tui. Nicht wird ferner deine Sonne²⁹ untergehen noch dein Mond abnehmen, denn der Herr wird dein ewiges Licht sein und die Tage deiner Trauer haben ein Ende. Jesaja Jes 29 60 20 29 In übertragener Bedeutung, in der sonst Licht und ähnliches gebraucht wird: unwandelbares Glück, andauerndes Heil. Sion hat und braucht kein anderes Glück, keine andere Huld (Sonne) als den Herrn. (V. 19) Jesaja Jes 29 60 21 Populus autem tuus omnes justi, in perpetuum hereditabunt terram, germen plantationis meæ, opus manus meæ ad glorificandum. Dein Volk aber, sie alle sind Gerechte, auf ewig erben sie das Land, als ein Spross meiner Pflanzung, das Werk meiner Hand, zur Verherrlichung.³⁰ Jesaja Jes 29 60 21 30 Das im Verlauf der Weissagung öfter angedeutete Ideal Jerusalems verwirklicht sich jetzt im neuen Sion. Gerechtigkeit ist wiedergekehrt, vergl. [Jes 1,26], ungestört ist das neue Volk im Erbe des Herrn, vergl. [Jes 51,22; Jes 54,8.9], jetzt ist Sion kein entarteter Weinberg mehr [Jes 5], sondern eine liebliche Pflanzung des Herrn, ihm Früchte bringend. Vergl. [Jes 27,3]. Diese Früchte bestehen darin, dass Sion, offenbar geworden als Gottes Werk und als solches sich laut bekennend, zum Preise und zur Verherrlichung des Herrn gereicht. Somit ist auch erfüllt, was der Gesang der Seraphim verkündete [Jes 6], erfüllt, was der Herr zum Messias spricht: An dir verherrliche ich mich [Jes 49,3], was er zu seinem Volke gesprochen: Er hat dich verherrlicht. Jesaja Jes 29 60 22 Minimus erit in mille, et parvulus in gentem fortissimam: ego Dominus in tempore ejus subito faciam istud. Der Kleinste wird zu tausend und der Geringste zum mächtigsten Volke werden;³¹ ich, der Herr, vollbringe dies zu seiner Zeit schnell.³² Jesaja Jes 29 60 22 31 Aus kleinen Anfängen wächst rasch ein zahlreiches Gottesvolk zusammen, das neue Sion ist die stets fruchtbare Braut Gottes. Vergl. [Jes 54,5]: Dein Schöpfer ist dein Gemahl. (Hebr.) Jesaja Jes 29 60 22 32 Es ist Gottes Werk, ist Gnade; kein Mensch kann zu dessen Erfüllung oder Beschleunigung von sich aus wirksam beitragen. Die Hervorhebung. ich, der Herr, ist zugleich Unterpfand der sicheren Erfüllung. Zu seiner Zeit: Niemand weiß ja die Zeiten und Augenblicke, die der Vater in seiner Macht festgesetzt, und auch die Propheten forschten, auf welche oder wie gestaltete Zeiten der Geist Christi in ihnen hinweise. [1Petr 1,11] Der Herr wird es beschleunigen (hebr.): Wann einmal die festgesetzte Zeit, die Fülle der Zeit gekommen ist, wird der Herr sein Werk mit göttlicher Tatkraft, also in überraschend schneller und durchgreifender Wirksamkeit, ins Leben rufen. Jesaja Jes 29 60 3 Et ambulabunt gentes in lumine tuo, et reges in splendore ortus tui. Und es wandeln Völker in deinem Lichte und Könige im Glanze, der dir aufgegangen.³ Jesaja Jes 29 60 3 3 Ist Sion umgewandelt in die messianische Herrlichkeit, so hat es einen universellen (katholischen) Beruf. Hebr.: wallen zu deinem Lichte. Sion ist wie ein Leuchtturm inmitten der Nacht am Ufer des tosenden Meeres. Wie das Antlitz Moses den empfangenen Gottesglanz widerstrahlte, wie die Apostel die in sich aufgenommene Erleuchtung anderen mitteilten [2Kor 3,18; Eph 5,14], so strömt von Sion Licht, d.i. Segen, Heil, Belehrung aus über die Erde und so wird Sion ein unwiderstehlicher Anziehungspunkt für die Nationen. Da diese Universalität neben der Heilsfülle der unterscheidende Schmuck des neuen Sion vor dem alten ist, wird er im Folgenden noch eingehender betont. Jesaja Jes 29 60 4 Leva in circuitu oculos tuos, et vide: omnes isti congregati sunt, venerunt tibi: filii tui de longe venient, et filiæ tuæ de latere surgent. Erhebe ringsum deine Augen⁴ und siehe: alle diese scharen sich zusammen, sie kommen zu dir, deine Söhne kommen von fern und deine Töchter erstehen von den Enden der Erde.⁵ [Jes 49,18] Jesaja Jes 29 60 4 4 Freudig, so unglaublich auch die Kunde klingen mag: sie kommen zu dir; ja, dir gilt die große Völkerbewegung. Jesaja Jes 29 60 4 5 Mit den Heidennationen kommen die Zerstreuten aus Israel von allen Seiten. Die Übersetzung erstehen ist ein Fehler. Statt surgent muss es heißen sugent, hebr.: an der Seite (auf den Armen?) werden sie getragen. Der Ausdruck bezeichnet die liebevolle, zuvorkommende Sorge für die Schwächeren in Anbetracht der Reise. Jesaja Jes 29 60 5 Tunc videbis, et afflues, mirabitur et dilatabitur cor tuum quando conversa fuerit ad te multitudo maris, fortitudo gentium venerit tibi: Du wirst dann sehen und überfließen,⁶ dein Herz wird staunen und sich erweitern, wenn die Fülle des Meeres⁷ sich zu dir hinwendet und die Stärke der Nationen⁸ zu dir kommt.⁹ Jesaja Jes 29 60 5 6 Hebr.: Strahlen. Jesaja Jes 29 60 5 7 Hebr.: Das Getümmel des Meeres, also die Menge der auf den Inseln und jenseits der Meere wohnenden Völker. Jesaja Jes 29 60 5 8 Die Masse der Völker. Jesaja Jes 29 60 5 9 Die ganze Erde wird Sions Eigentum. Chiastisch wird nun die Stärke der Nationen V. 6, V. 7 dann V. 8, V. 9 die Fülle des Meeres näher dargelegt. Jesaja Jes 29 60 6 Inundatio camelorum operiet te, dromedarii Madian et Epha: omnes de Saba venient, aurum et thus deferentes, et laudem Domino annuntiantes. Eine Flut von Kamelen wird dich bedecken, Dromedare von Madian und Epha;¹⁰ allzusammen kommen sie aus Saba, Gold und Weihrauch bringend und das Lob des Herrn verkündend. Jesaja Jes 29 60 6 10 Die Madianiter, zu denen Epha als ein Stamm gehörte, wohnte an der Ostseite des älanitischen Golfes bis nach Moabitis hinauf. Aus dem glücklichen Arabien bringt man Gold und köstliche Spezereien zum Preise des Herrn. Jesaja Jes 29 60 7 Omne pecus Cedar congregabitur tibi, arietes Nabaioth ministrabunt tibi: offerentur super placabili altari meo, et domum majestatis meæ glorificabo. Alle Herden Kedars sammeln sich zu dir, die Widder von Nabajoth dienen dir;¹¹ sie werden dargebracht auf meinem Sühnaltare¹² und ich werde das Haus meiner Herrlichkeit verherrlichen. Jesaja Jes 29 60 7 11 Wie die Handelsvölker, so spenden auch die einfacheren Nomaden ihren Tribut. Die Kedarener und die Nabathäer, beide ismaelitische Stämme im peträischen Arabien, bringen ihren Herdenreichtum. Jesaja Jes 29 60 7 12 Hebr.: Die Widder. Werden besteigen zu meinem Wohlgefallen meinen Altar. In dem gewohnten Ausdruck des Opfers stellt sich der Gedanke, dass diese Völker für Gottes Sache auch mit ihrem Vermögen eintreten, am besten dar. Die Anbetung und Huldigung der fernen Stämme ist in alttestamentlichen Farben beschrieben. Doch so wenig das mosaische Zeremoniell selbst fortdauern soll [Jer 3,16], so wenig ist hier der jerusalemische Tempel gemeint, sondern der Tempel, den der Messias, als Salomons Antitypus, erbauen wird. Vergl. [Sach 6,12.13]. Jesaja Jes 29 60 8 Qui sunt isti, qui ut nubes volant, et quasi columbæ ad fenestras suas? Wer sind diese, welche wie Wolken herbeifliegen und wie Tauben zu ihren Taubenschlägen?¹³ Jesaja Jes 29 60 8 13 Im Geiste sich zum Meere wendend, erblickt der Seher die heraneilenden Schiffe, allen voran die Tharsisschiffe. (Hebr.) Die windgeschwellten Segel gleichen den Wolken, rasch wie Tauben, eilen die weißbeschwingten Schiffe heran. Der Prophet staunt, dass auch die fernen Küsten schon den Glanz des neuen Sion erkannt haben. Jesaja Jes 29 60 9 Me enim insulæ exspectant, et naves maris in principio ut adducam filios tuos de longe: argentum eorum, et aurum eorum cum eis nomini Domini Dei tui, et sancto Israel, quia glorificavit te. Denn auf mich harren die Inseln, und die Meeresschiffe sind in erster Reihe, damit ich deine Söhne von der Ferne herbeiführe; ihr Gold und ihr Silber mit ihnen für den Namen des Herrn, deines Gottes, und den Heiligen Israels, weil er dich verherrlicht hat.¹⁴ Jesaja Jes 29 60 9 14 Die Antwort Gottes betont das Harren der Heidenwelt. Durch Israels Zerstreuung war wohl die Hoffnung des Messias in die Heidenwelt eingesenkt oder mächtig belebt. Die Heiden erscheinen auch hier als den Israeliten dienend; mit der Berufung der fernsten Völker ist zugleich Israels Heimkehr zu dem Gott der Väter zusammengefasst. Das Evangelium war in der Tat zuerst für die Juden, dann für die Heiden; und auch als jene es von sich stießen, hat Gott sein Volk nicht verworfen und schließlich wird nach der Fülle der Heiden auch Israel sich zum Herrn zurückwenden. [Röm 11,25ff] Jesaja Jes 29 0 1 D. Vierte Rede. (Kap. 61) a. Das Wort der Erlösung durch den Messias. (V. 3) b. Die Wiederherstellung und die Herrlichkeit des Gottesreiches. (V. 4) c. Jubel des theokratischen Volkes. Jesaja Jes 29 61 1 Spiritus Domini super me, eo quod unxerit Dominus me: ad annuntiandum mansuetis misit me, ut mederer contritis corde, et prædicarem captivis indulgentiam, et clausis apertionem: Der Geist des Herrn¹ ist über mir,² weil der Herr mich gesalbt hat;³ um Botschaft den Sanftmütigen⁴ zu bringen, sandte er mich, um zu heilen, die zerknirschten Herzens⁵ sind, und den Gefangenen Nachlass, den Eingeschlossenen Befreiung zu verkünden; Jesaja Jes 29 61 1 1 Zur Vollbringung des Werkes ist dem redenden die Ausrüstung mit dem Geiste Gottes gegeben. Es liegt in den Worten eine Hinweisung auf [Jes 11,2; Jes 42,2]. Jesaja Jes 29 61 1 2 Diese Rede ist eine Vervollständigung der vorhergehenden und schließt sich eng an dieselbe an. Der redende ist der Messias. Auf ihn allein weisen alle Aussagen hin, ebenso wie [Jes 49,1]. (Cyr., Theod., Hier.) Jesaja Jes 29 61 1 3 Die Ausrüstung wird als eine vom Herrn geschehene Salbung bezeichnet. Die Salbung fand bei der Einsetzung des aaronitischen Priestertums, bei dem Hohenpriester, bei den einfachen Priestern, bei den Königen statt. Sie wird auch bei den Propheten erwähnt [1Kön 19,16]. Sie bezeichnet die Mitteilung des Geistes Gottes. Vergl. [1Sam 10,10] und [1Sam 16,13; Sach 4,6]. Die Salbung hat diese symbolische Bedeutung, weil das Öl, welches Licht verbreitet, den Körper belebt und kräftigt du selbst die Toten vor Verwesung bewahrt, den Geist Jahves, das Prinzip alles Lichtes und Lebens, und das salben selbst die Mitteilung des göttlichen Geistes passend versinnbildet. Die Idee der Mitteilung einer heiligen Weihe spricht sich auch in der Salbung heiliger Gefäße und dergl. aus und erscheint gleicherweise im Neuen Testamente. Ganz eigenartig ist die Menschheit Christi gesalbt durch die Gottheit, durch die hypostatische Vereinigung. Christus als die Vollendung der gesalbten des Alten Bundes, des Königtums, des Priester- und Prophetentums ist, der Gesalbte ausschließlich. Jesaja Jes 29 61 1 4 Den Gebeugten und demütig Duldenden. Jesaja Jes 29 61 1 5 Hebr.: Die Gebrochenen des Herzens, die Betrübten, Mutlosen, Verzagten zu trösten und aufzurichten. Er soll also so handeln, wie es [Jes 40,11; Jes 41,10.14; Jes 42,3; Jes 43,1; Jes 44,2ff] teils von Gott, teils vom Messias ausgesagt wird. Ganz besonders aber weist auf den Messias hin die Befreiung der Gefangenen, vergl. [Jes 42,7; Jes 49,9; Jes 51,14], die er durch sein Werk vollbringt. Jesaja Jes 29 61 10 Gaudens gaudebo in Domino, et exsultabit anima mea in Deo meo: quia induit me vestimentis salutis: et indumento justitiæ circumdedit me, quasi sponsum decoratum corona, et quasi sponsam ornatam monilibus suis. Ich freue mich und bin fröhlich in dem Herrn und meine Seele frohlockt in meinem Gott,²⁴ denn er hat mich mit den Gewändern des Heiles bekleidet und mich angetan mit dem Gewande der Gerechtigkeit,²⁵ wie einen Bräutigam mit der Krone geziert,²⁶ wie eine Braut mit Geschmeide geschmückt. Jesaja Jes 29 61 10 24 Worte Jerusalems. Das Gottesvolk ist angesichts des großen Werkes des Messias und der Herrlichkeit und Gnade nicht teilnahmslos. Jesaja Jes 29 61 10 25 Für das heilige Volk des Messias ist Grund der Freude und des Ruhmes nicht irdischer Glanz und Erdenglück, sondern die Heilsgüter. Jesaja Jes 29 61 10 26 Hebräisch: Wie der Bräutigam, der priesterlich macht den Kopfbund d.i. diesen so formt und anlegt, wie der Priester sich mit priesterlichem Schmuck ziert. Die von Gott verliehenen Gnaden sind das Brautgeschmeide, mit dem er seine auserkorene Braut schmückt. So ist denn der einsame Witwenstand Sions, [Jes 50,1] u.a., glänzend gehoben. Jesaja Jes 29 61 11 Sicut enim terra profert germen suum, et sicut hortus semen suum germinat, sic Dominus Deus germinabit justitiam, et laudem coram universis gentibus. Denn wie die Erde ihre Keime hervorbringt und der Garten seinen Samen aufgehen lässt, so wird Gott, der Herr, Gerechtigkeit und Lobpreisung vor allen Völkern hervorsprossen lassen.²⁷ Jesaja Jes 29 61 11 27 Folge und Frucht des neuen Bundes ist, dass Gerechtigkeit und Lobpreis überall aufsprosst. Israel ist kein undankbares Erdreich, kein unfruchtbarer Weinberg mehr, er nimmt in sich die Gerechtigkeit auf und bringt entsprechende Früchte derselben, zu denen auch der Lobpreis, die dankbar freudige Anerkennung des Heiles, zählt. Damit ist die fortdauernde Heiligkeit der Kirche von neuem. Vergl. den Schluss der vorigen Rede [Jes 60,3]. Jesaja Jes 29 61 2 Ut prædicarem annum placabilem Domino, et diem ultionis Deo nostro: ut consolarer omnes lugentes: anzukünden ein dem Herrn genehmes Jahr⁶ und den Tag der Rache für unsern Gott⁷ und zu trösten alle Trauernden;⁸ [Mt 5,5] Jesaja Jes 29 61 2 6 Der hebr. Ausdruck und der ganze Begriff weist auf den Inhalt des zweiten Abschnittes: Gesühnt ist ihre Missetat, besonders auf [Jes 53] und die daselbst geleistete Sühne. Jesaja Jes 29 61 2 7 Schon oft hat der Prophet betont, dass der Messias zum Falle und zum Aufstehen vieler erscheinen wird. Jesaja Jes 29 61 2 8 Er kommt, um die Trauernden Sions zu trösten und Sion selbst aus dem Stande der Erniedrigung, aus Leiden und Betrübnis zu Ehre, Freude und Jubel zu erhöhen. Jesaja Jes 29 61 3 Ut ponerem lugentibus Sion: et darem eis coronam pro cinere, oleum gaudii pro luctu, pallium laudis pro spiritu mroris: et vocabuntur in ea fortes justitiæ, plantatio Domini ad glorificandum. um zu geben den Trauernden Sions und ihnen darzureichen eine Krone⁹ statt der Asche,¹⁰ Freudenöl¹¹ statt der Trauer, ein Festgewand statt der Trübsal des Geistes;¹² und sie werden daselbst¹³ heißen Starke¹⁴ in der Gerechtigkeit, eine Pflanzung des Herrn zur Verherrlichung.¹⁵ Jesaja Jes 29 61 3 9 Vergl. [Jes 28,5]. Jesaja Jes 29 61 3 10 Asche ist Zeichen der Trauer. Hinweis auf die Erniedrigung: das Sitzen am Boden. Jesaja Jes 29 61 3 11 Die Salbung mit Öl ist Zeichen der Freude. [Ps 44,8] Diese gibt sich auch im geistigen Jubelkleid oder Prachtgewand kund, das Sion jetzt statt des verzagten, dem Erlöschen nahen Geistes anzieht. Jesaja Jes 29 61 3 12 Bedeutungsvoll ist, dass dieses Heil den Trauernden versprochen ist, d.i. denen, welchen das geistige Elend des Volkes, die Strafe des Bundesbruches usw. zu Herzen geht, denen es deshalb in der heidnischen Umgebung nicht heimisch ist. Jesaja Jes 29 61 3 13 In Sion. Jesaja Jes 29 61 3 14 Hebr.: Terebinthen der Gerechtigkeit. Jesaja Jes 29 61 3 15 Sie werden blühen und gedeihen als Gerechte und mit dem Schmucke und der Fruchtbarkeit wahrer Gerechtigkeit begabt sein. Sie sind sodann keine entartete, unfruchtbare Pflanzung mehr (Kap. 5 17,10), sondern eine Pflanzung des Herrn, die ihm zur Verherrlichung gereicht. [Jes 27,2-6] Jesaja Jes 29 61 4 Et ædificabunt deserta a sæculo, et ruinas antiquas erigent, et instaurabunt civitates desertas, dissipatas in generationem, et generationem. Und sie werden das, was von alters her wüste gelegen, aufbauen und aufrichten, was vor Zeiten in Trümmer zerfallen; und die verlassenen Städte wiederherstellen, die von Geschlecht zu Geschlecht wüste gelegen.¹⁶ [Jes 58,12] Jesaja Jes 29 61 4 16 Der Seher sieht die chaldäische Katastrophe und das Elend des Exils sowie die mit demselben unvermeidliche Verödung des Landes voraus. Aber die äußere Zerstörung ist nur ein Abbild und eine Folge des inneren Abfalles. Dieses Doppelverhältnis ist auch bei der Wiederherstellung zu beachten. Das geistige Element, der Anschluss an Gott wird in das Bild der wiederhergestellten Stadt gekleidet wegen der tatsächlichen Vorbereitung wie wegen des Symbols. Jene trat bei der Befreiung aus Babel ein und konzentrierte sich in dem wirklichen Aufbau, das Symbol greift auf die Idee und die messianische Bestimmung Sions zurück, und so ist Sions Aufbau der Bau des Messiasreiches. In den Öden und materiellen Trümmerhaufen Sions ist also auch zugleich der sittliche Zustand des alten Sion geschildert. Jesaja Jes 29 61 5 Et stabunt alieni, et pascent pecora vestra: et filii peregrinorum agricolæ et vinitores vestri erunt. Fremde werden dastehen und eure Herden weiden und die Söhne der Fremden werden eure Ackerleute und Winzer sein.¹⁷ Jesaja Jes 29 61 5 17 Israel hat einen Gnadenvorzug. Vergl. [Röm 11]. Jesaja Jes 29 61 6 Vos autem Sacerdotes Domini vocabimini: Ministri Dei nostri, dicetur vobis: Fortitudinem gentium comedetis, et in gloria earum superbietis. Ihr aber werdet Priester des Herrn heißen, und man wird euch Diener unseres Gottes nennen; den Reichtum der Heiden werdet ihr genießen und in ihrer Herrlichkeit prangen.¹⁸ Jesaja Jes 29 61 6 18 Insofern Israel Lehrer der Heiden und deren Vermittler zu Gott hin ist. Vergl. [Joh 4,22]. Diesen Beruf übt Israel tatsächlich aus durch die Apostel. Um diese und ähnliche Prophezeiungen recht zu verstehen, sind auch die anderen zu berücksichtigen, in denen Israel auf gleiche Stufe mit den Heiden gesetzt wird oder nur von einem Rest, der sich bekehrt, die Rede ist und Priester und Leviten auch aus den Heiden berufen werden. [Jes 66,21] Jesaja Jes 29 61 7 Pro confusione vestra duplici, et rubore, laudabunt partem suam: propter hoc in terra sua duplicia possidebunt, lætitia sempiterna erit eis. Für eure zweifache Schande und Schmach¹⁹ preisen sie ihren Anteil. Daher²⁰ sollen sie in ihrem Lande Doppeltes besitzen und ewige Freude soll ihr Teil werden. Jesaja Jes 29 61 7 19 Die zweifache Schmach ist die von den Feinden dem Volke Gottes wiederholt und in großem Maße zugefügte Unbill. Das Hebräische kann auch gefasst werden: Für eure Schmach (werdet ihr einen) doppelten (Lohn erlangen). Jesaja Jes 29 61 7 20 Wegen der ausgestandenen Schmach, gleichsam zum Ersatz dafür. Oder ist die im Jubel über den Segensanteil liegende Dankbarkeit der Grund, weshalb ihnen noch größere Güter und dauernde Freude gespendet werden? Jesaja Jes 29 61 8 Quia ego Dominus diligens judicium, et odio habens rapinam in holocausto: et dabo opus eorum in veritate, et fdus perpetuum feriam eis. Denn ich, der Herr, liebe das Recht, und hasse den Raub am Brandopfer²¹ und ich gründe ihr Werk in der Wahrheit und schließe einen ewigen Bund mit ihnen.²² Jesaja Jes 29 61 8 21 Gott will nicht, dass irgendein Teil jenes Israel zugesagten Rechtes oder Heiles unerfüllt bleibe, weil er überhaupt jede Schädigung, jede Verminderung und Entziehung einer heiligen Sache hasst. Jesaja Jes 29 61 8 22 Ihr Werk ist das ihnen zugesagte und daher gebührende. Oder Werk wird als Lohn, Vergeltung für ausgestandene Schmach gefasst, doch ist alsdann [Jes 53,11; Jes 49,6-8; Jes 49,9.11; Jes 43,23.24; Jes 64,8-12] vor Augen zu haben, damit der richtige Sinn gefunden werde. Die Erhöhung ist eine Tröstung für die ausgestandene Schmach, verdient durch die stellvertretende Erniedrigung des Messias, also ein Lohn für ihn und dann durch Mitteilung und Anteilnahme für sein Volk. Für letzteres ist sie reine Gnade, freilich verbürgt und gesichert durch Gottes Treue, und nur so hat Israel einen Rechtsanspruch. Jesaja Jes 29 61 9 Et scient in gentibus semen eorum, et germen eorum in medio populorum: omnes, qui viderint eos, cognoscent illos, quia isti sunt semen, cui benedixit Dominus. Man wird unter den Völkern ihr Geschlecht erkennen und ihre Sprossen in der Mitte der Nationen; alle, die sie sehen, werden sie kennen, denn sie sind das Geschlecht, das der Herr gesegnet hat.²³ Jesaja Jes 29 61 9 23 Das neue Israel ist kennbar unter den Nationen; es ist also ein fruchtbarer, blühender Spross unter den Völkern, und der an ihm sichtbar gewordene Segen ist wirksame Einladung für die Heiden. Wie Gottes Fluch am alten Israel sichtbar wurde, vergl. [Jer 22,8; Dtn 29,23; 1Kön 9,8], so sein Segen am neuen, am messianischen Israel, dem Israel Gottes. [Gal 6,16] Jesaja Jes 29 0 1 E. Fünfte Rede. (Kap. 62) a. Erneute Verheißung herrlichen Heiles. (V. 5) b. Dieses Heil ist mit Sehnsucht zu erflehen. Jesaja Jes 29 62 1 Propter Sion non tacebo, et propter Jerusalem non quiescam, donec egrediatur ut splendor justus ejus, et salvator ejus ut lampas accendatur. Um Sions willen¹ will ich nicht schweigen² und um Jerusalems willen nicht rasten, bis wie Sonnenglanz sein Gerechter aufgeht, und sein Heiland³ wie eine Fackel leuchtet. Jesaja Jes 29 62 1 1 Zeugnis des warmen Interesses, das der Prophet an seinem Volke nimmt. Jesaja Jes 29 62 1 2 Ich wie [Jes 59,9ff]. Der Seher zeigt durch sein eigenes Beispiel am Volke den Weg. Jesaja Jes 29 62 1 3 Hebr. Griech. abstrakter: Gerechtigkeit, Heil. Doch die konkrete Fassung der Vulgata ist berechtigt, weil der Bringer und Vermittler des Heiles schon oft noch besonders [Jes 61] genannt ist; ebenso tritt er persönlich in [Jes 63] auf. Jesaja Jes 29 62 10 Transite, transite per portas, præparate viam populo, planum facite iter, eligite lapides, et elevate signum ad populos. Ziehet fort, ziehet fort durch die Tore, bereitet dem Volke den Weg, machet den Pfad eben, entfernet die Steine und richtet ein Panier auf den Völkern zu!¹⁹ [Jes 57,14] Jesaja Jes 29 62 10 19 In dramatischer Lebhaftigkeit ergeht der Zuruf an Israel, dann im raschen Wechsel an die Heiden, die dem Volke die Pfade ebnen sollen, schließlich an beide, weithin zu allen Nationen ein Zeichen zu geben, dass die Stunde der Rettung geschlagen. Zunächst ist vom Fortziehen aus Babylon und seinen Städten die Rede. Sonst errichtet der Herr das Panier, hier sollen alle, die von der eingetretenen Heilstat Kunde haben, diese weiterbefördern bis zu den Enden der Erde. Diese Schlusswendung zeigt zugleich, dass der Seher auch hier die erste und zweite Befreiung eng zusammenschaut, oder vielmehr, dass die erste Befreiung sich ihm zu ihrer typischen Bedeutung vertieft und dass er die damals beginnende Bewegung alsbald im Zusammenhange mit ihrem schließlichen Ziele erfasst. So wird das Panier den Ruf für die Völker zum Wallen nach dem Berge Sion und die Heilskunde für Israel ist auch die Friedensbotschaft für die Heiden. Jesaja Jes 29 62 11 Ecce Dominus auditum fecit in extremis terræ, dicite filiæ Sion: Ecce salvator tuus venit: ecce merces ejus cum eo, et opus ejus coram illo. Sehet, der Herr lässt es kund werden an den Grenzen der Erde.²⁰ Saget der Tochter Sion: Siehe, dein Heiland kommt;²¹ siehe, sein Lohn ist mit ihm und sein Werk vor ihm! [Sach 9,9; Mt 21,5] Jesaja Jes 29 62 11 20 Hier liegt der Übergang von der ersten Befreiung zu ihrer Vollendung, der zweiten, offen da: der Blick des Sehers beschränkt sich nicht auf die Diaspora in Babylon, er dringt vor bis an die Grenzen der Erde. Jesaja Jes 29 62 11 21 Ermahnung an Juden und Heiden, sich von den heidnischen Hemmnissen loszumachen und an Sion anzuschließen. Jesaja Jes 29 62 12 Et vocabunt eos, Populus sanctus, redempti a Domino. Tu autem vocaberis: Quæsita civitas, et non Derelicta. Und man wird sie²² heiliges Volk, Erlöste des Herrn nennen;²³ du aber wirst die gesuchte Stadt und die Nichtverlassene heißen.²⁴ Jesaja Jes 29 62 12 22 Heilig als Heiligtum des Herrn, das er sich ausgeschieden aus den Völkern, damit er, der Heilige Israels, sich in ihm verherrliche. Wie er einst die Erlösten aus Ägypten zu seinem Erbteile auserwählte und sie ein heiliges Volk wurden, so führt er jetzt eine zweite und dritte Befreiung herbei, infolge deren sie wieder Eigentum des Herrn werden und heilig, wenngleich in höherem Sinne. Jesaja Jes 29 62 12 23 Zum Zeichen der ihm innewohnenden Heiligkeit als Unterpfand der unverlierbaren Huld Gottes. Das innere Wesen tut sich im Namen kund. Jesaja Jes 29 62 12 24 Weil der Herr seine Gunst Sion zuwendet, ist die Stadt auch von den Völkern gesucht; alle strömen dorthin, um des Heiles und Segens teilhaftig zu werden. Jesaja Jes 29 62 2 Et videbunt gentes justum tuum, et cuncti reges inclytum tuum: et vocabitur tibi nomen novum, quod os Domini nominabit. Dann werden die Völker deinen Gerechten sehen und alle Könige deinen Herrlichen⁴ und man wird dich mit einem neuen Namen⁵ nennen, welchen des Herrn Mund aussprechen wird. Jesaja Jes 29 62 2 4 Im Hebr. und Griech. Abstrakte. Jesaja Jes 29 62 2 5 Der Name dient als Bezeichnung des Wesens; Sion wird neugeschaffen, denn wenn Gott einen Namen gibt, macht er zu dem, was der Name besagt. Und dieser Name? Siehe V. 4. Die Namengebung ist wie [Jes 7,14; Jes 9,6] u.a. zu verstehen. Jesaja Jes 29 62 3 Et eris corona gloriæ in manu Domini, et diadema regni in manu Dei tui. Und du wirst eine Ehrenkrone in der Hand des Herrn⁶ sein und ein Diadem des Königtums in der Hand deines Gottes.⁷ Jesaja Jes 29 62 3 6 Der Inhalt des neuen Namens wird nun dargelegt und zugleich, warum Sions Herrlichkeit weltbekannt werden und warum diese Offenbarung sehnsüchtig zu erflehen ist. Jesaja Jes 29 62 3 7 Durch Gottes Huld und Macht wird Sion ein königliches Priestertum sein. Daher sind die Insignien beider Würden, Krone der Zier, Priestertiara der Königswürde (hebr.) hier vereint. Sion wird also in dieser Würde strahlend und herrlich sein, wie ein mit Edelsteinen geschmücktes Diadem. So ist erfüllt, was der Messias [Jes 61,3] ankündigte. Die Zusage [Jes 28,5] ist erfüllt, Sion soll das Strahlenbild Gottes in sich widerspiegeln. Als Diadem ist Sion auch kostbar in den Augen des Herrn. Dieses Diadem ist wohl die Ehrenkrone für den Messias, der Ehrenschmuck zu seiner Verherrlichung, der durch Gottes Schutz und Machtwillen gefertigt ward. Diese Benennung wird auch in jeder heiligen Seele Wahrheit (Hier.), denn Sion ist die Kirche, die der Kirche gegebenen Zusagen aber verwirklichen sich je nach ihrer Natur in den einzelnen Gliedern oder in den integrierenden Teilen ihres Organismus. Jesaja Jes 29 62 4 Non vocaberis ultra Derelicta: et terra tua non vocabitur amplius Desolata: sed vocaberis Voluntas mea in ea, et terra tua inhabitata: quia complacuit Domino in te: et terra tua inhabitabitur. Und fernerhin wirst du nicht mehr Verlassene heißen und dein Land nicht mehr Verwüstetes, sondern man wird dich nennen: Meine Wonne an ihr⁸ und dein Land: Das bewohnte,⁹ denn der Herr hat sein Wohlgefallen an dir und dein Land wird bewohnt sein. Jesaja Jes 29 62 4 8 Ein wirklicher Frauenname, vergl. [2Kön 21,1] Haphsiba. Jesaja Jes 29 62 4 9 Hebr.: Deine Heimat heißt Vermählte. Nach alttestamentlicher Anschauung drückt sich die Liebe Gottes zum Volke auch im Segen und ungestörten Besitze des Landes aus. Darum erscheint auch das Land selbst als dem Herrn angetraut, über das er sorglich eine schützende Hand ausbreiten wird. Der lateinische Wortlaut weist auf die ununterbrochene Fruchtbarkeit der neuen Braut des Herrn hin. Jesaja Jes 29 62 5 Habitabit enim juvenis cum virgine, et habitabunt in te filii tui. Et gaudebit sponsus super sponsam, et gaudebit super te Deus tuus. Denn wie der Jüngling mit der Jungfrau wohnt, so werden deine Kinder in dir wohnen;¹⁰ und wie sich der Bräutigam freut über die Braut, so wird sich dein Gott über dich freuen.¹¹ Jesaja Jes 29 62 5 10 Hebr.: Denn der Jüngling vermählt sich der Jungfrau, es vermählen sich dir deine Kinder: Versinnbildlichung der innigen Liebe der Kinder der Kirche zu ihr und des trautesten Glückes wie der süßesten Freude, die sie an ihr finden. Auch im Hebräischen ist ein Vergleich, doch ohne Vergleichungspartikel. Jesaja Jes 29 62 5 11 Der Schlussvergleich schildert die zärtlichste Liebe, mit der der Herr seine Kirche umfängt. Jesaja Jes 29 62 6 Super muros tuos Jerusalem constitui custodes, tota die, et tota nocte in perpetuum non tacebunt. Qui reminiscimini Domini, ne taceatis, Über deine Mauern, Jerusalem! habe ich¹² Wächter bestellt; den ganzen Tag, die ganze Nacht, nimmer werden sie schweigen! Die ihr des Herrn gedenket,¹³ schweiget nicht Jesaja Jes 29 62 6 12 Der Herr redet jetzt. Er wünscht gleichfalls die Verwirklichung herbei und zum Beweise dessen will er Wächter aufstellen in Jerusalem, die an der Erfüllung der notwendigen Vorbedingungen des Heiles beständig arbeiten, die Sehnsucht darnach und das Gebet beständig wach und lebendig erhalten und den Herrn um die Verwirklichung bestürmen. Jesaja Jes 29 62 6 13 Hebr.: die ihr den Herrn erinnert. Die Propheten und Priester oder die Männer, die Gott zu diesem Berufe in Juda erwecken wird. Da gesagt ist: über deine Mauern, deutet der Prophet an, dass zwischen der ersten Befreiung durch Cyrus und der damit verbundenen Wiederherstellung der Stadt und zwischen der messianischen Wiederherstellung ein längerer Zwischenraum ist, obwohl er sonst oft beide Taten Gottes zusammen schaut. Jesaja Jes 29 62 7 Et ne detis silentium ei, donec stabiliat, et donec ponat Jerusalem laudem in terra. und lasset ihm keine Ruhe, bis¹⁴ er Jerusalem festgründe und zum Lobpreise mache auf Erden!¹⁵ Jesaja Jes 29 62 7 14 Gegenstand der Sehnsucht und deren Ziel. Jesaja Jes 29 62 7 15 Da an der Verwirklichung zu arbeiten ist bis an das Ende der Weltzeit, bleibt auch die Bestellung der Wächter und die Mahnung an sie für die ganze Erdenzeit in Kraft. Jesaja Jes 29 62 8 Juravit Dominus in dextera sua, et in brachio fortitudinis suæ: Si dedero triticum tuum ultra cibum inimicis tuis: et si biberint filii alieni vinum tuum, in quo laborasti. Der Herr hat geschworen bei seiner Rechten und bei dem Arme seiner Macht:¹⁶ Nicht will ich fernerhin deinen Weizen deinen Feinden zur Speise geben und nicht sollen Fremdlinge den Wein trinken, um den du gearbeitet hast.¹⁷ Jesaja Jes 29 62 8 16 Gott hat keinen Höheren, bei dem er schwören könnte; er schwört bei sich selbst, hier bei seiner Allmacht, die alles ins Werk setzen kann, bei seiner rechten, die schon so viele Wunder für das Volk gewirkt. Der Eid Gottes stärkt die Zuversicht und Gottesfreudigkeit. Jesaja Jes 29 62 8 17 Kein Feind soll imstande sein, dem neuen Sion den Genuss der vom Herrn bescherten Güter zu rauben. In alttestamentlicher Weise sind Weizen und Wein als die hervorragendsten Erzeugnisse Palästinas und die Hauptnahrungsmittel genannt. Dass gerade Weizen und Wein die (entfernte) Materie der Eucharistie und so die geistige Lebensnahrung bilden, ist sicher nicht zufällig, wenn auch in dieser Stelle keine prophetische Andeutung der Eucharistie zu finden ist. Jesaja Jes 29 62 9 Quia qui congregant illud, comedent, et laudabunt Dominum: et qui comportant illud, bibent in atriis sanctis meis. Denn die ihn einernten, sollen ihn auch essen und den Herrn loben; und die den Wein einlesen, sollen ihn auch in meinen heiligen Vorhöfen¹⁸ trinken. Jesaja Jes 29 62 9 18 Dieser Zusatz gibt der irdisch lautenden Aussage die höhere geistige Form. Er enthält eine Anspielung auf [Dtn 14,23] und auf die Opfermahlzeiten [Lev 6,16] u.a.: Alles im neuen Sion ist dem Herrn geweiht, ganz Israel ist ein königliches Priestertum, stets verweilend im Heiligtum des Herrn. Und da das ganze Land das Vermählte heißt (V. 4), ist es auch das Heiligtum, der Vorhof des Herrn. Jesaja Jes 29 0 1 F. Sechste Rede. (Kap. 63,1 64,12) a. Der messianische Sieger kommt aus Edom. (V. 6) b. Danksagung für die erwiesenen Wohltaten. (V. 14) c. Inniges Flehen um Gottes Erbarmen. Jesaja Jes 29 63 1 Quis est iste, qui venit de Edom, tinctis vestibus de Bosra? iste formosus in stola sua, gradiens in multitudine fortitudinis suæ. Ego, qui loquor justitiam, et propugnator sum ad salvandum. Wer ist dieser,¹ der von Edom kommt,² in geröteten Kleidern von Bosra?³ Dieser, prangend⁴ in seinem Gewande, einherschreitend in der Fülle seiner Kraft? Ich bin es,⁵ der ich Gerechtigkeit rede und Vorkämpfer bin zum Heile. Jesaja Jes 29 63 1 1 Die Frage regt die Aufmerksamkeit an und gibt zugleich der Bewunderung und dem entzückenden Staunen Ausdruck, von denen der Seher beim geistigen Schauen der erhabenen Gestalt des Messias erfüllt ist. Jesaja Jes 29 63 1 2 Der messianische Sieger kommt von Edom; hier wie [Jes 34] ist Edom als Repräsentant aller feindlichen Völker, aller Gottesfeinde gesetzt. (Vergl. V. 3, V. 6) Jesaja Jes 29 63 1 3 Bosra liegt zwischen Petra und dem Roten Meere. Jesaja Jes 29 63 1 4 Dieser Herrliche, Ausdruck der wonnevollen Freude, mit der des Sehers Auge und Herz bei dem Anblick der Majestät des nahenden Triumphators erfüllt ist. Jesaja Jes 29 63 1 5 Antwort des Siegers selbst. Hebr.: Ich bin es, der redet in Gerechtigkeit, mächtig zu helfen; d.i. er ist mächtig und heilig in Wort und Tat, sein Wort ist Gerechtigkeit und sein Wille Allmacht; beides aber ist er, um zu helfen, um Heiland zu sein. Die [Jes 11,3.4; Jes 42,3.6] gegebene Charakteristik wird wieder aufgenommen. Gerechtigkeit ist jener Zustand, den Gott unter den Menschen will hergestellt wissen, diesem gilt Wort und Macht des Messias, er ist aber nichts anderes als das Heil. Jesaja Jes 29 63 10 Ipsi autem ad iracundiam provocaverunt, et afflixerunt spiritum sancti ejus: et conversus est eis in inimicum, et ipse debellavit eos. Sie aber¹⁷ reizten den Geist seines Heiligen zum Zorne und betrübten ihn und er ward ihnen zum Feind und kämpfte selbst wider sie.¹⁸ Jesaja Jes 29 63 10 17 Leider entsprach Israel nicht der Gnade des Herrn. Das Dankgebet der Anerkennung für Gottes Wohltaten geht in demütige Selbstanklage über. Jesaja Jes 29 63 10 18 Die Sünde fordert Gottes Zorn und Strafgerechtigkeit heraus, verwundert und betrübt seinen Geist der Heiligkeit, der als solcher nur Heiligkeit will und zur Erreichung derselben den Menschen alle Hilfe und Gnade gewährt. Dieser Schmerz des Heiligen wird verhängnisvoll, er verwandelt sich in einen Gegner, führt Krieg gegen sie, und wer kann ihm widerstehen? Wie er sich zuvor freute, Huld zu erweisen, so muss er jetzt zur Züchtigung schreiten. Jesaja Jes 29 63 11 Et recordatus est dierum sæculi Moysi, et populi sui: Ubi est qui eduxit eos de mari cum pastoribus gregis sui? ubi est qui posuit in medio ejus Spiritum Sancti sui? Und¹⁹ man²⁰ gedachte der Tage der Vorzeit, des Moses und seines Volkes. Wo ist der, der sie herausführte aus dem Meere mit den Hirten seiner Herde?²¹ Wo ist, der in ihrer Mitte seinen heiligen Geist gab? [Ex 14,29] Jesaja Jes 29 63 11 19 Kann Israel bei seiner Bestimmung unter feindlichem Joche bleiben? Wozu waren da die Großtaten der Vergangenheit? Jesaja Jes 29 63 11 20 Das Volk, welches auch die folgenden Fragen stellt. Jesaja Jes 29 63 11 21 Soll dies umsonst geschehen sein? Jesaja Jes 29 63 12 Qui eduxit ad dexteram Moysen brachio majestatis suæ, qui scidit aquas ante eos, ut faceret sibi nomen sempiternum: Der Moses bei der Rechten mit dem Arme seiner Herrlichkeit herausführte,²² der die Gewässer vor ihnen zerteilte, um sich einen ewigen Namen zu machen?²³ Jesaja Jes 29 63 12 22 Hebr.: Der Moses zur Rechten des Armes seiner Herrlichkeit wandeln ließ er begleitete Moses mit seiner Macht und stand ihm wunderkräftig bei. Jesaja Jes 29 63 12 23 Vor den Bewohnern des Landes. Jesaja Jes 29 63 13 Qui eduxit eos per abyssos, quasi equum in deserto non impingentem: Der sie hindurchführte durch Abgründe wie ein Ross in der Wüste,²⁴ das nicht strauchelt?²⁵ Jesaja Jes 29 63 13 24 In der Ebene. Jesaja Jes 29 63 13 25 Hebr.: Wie das Vieh ins Tal hinabsteigt, brachte sie der Herr zur Ruhe, d.i. wie die Herde, die ins fruchtbare Tal hinabsteigt, um da reichlich zu weiden, führte sie der Herr aus der Wüste in die Ruhe und den Überfluss des gelobten Landes ein. Jesaja Jes 29 63 14 Quasi animal in campo descendens, spiritus Domini ductor ejus fuit: sic adduxisti populum tuum ut faceres tibi nomen gloriæ. Wie ein Tier, das im Felde einhergeht, leitete sie der Geist des Herrn. So hast du dein Volk geleitet, um dir einen herrlichen Namen zu machen.²⁶ Jesaja Jes 29 63 14 26 Diese Erwähnung bereitet die Bitte vor, der Herr wolle um seiner Verherrlichung willen gnädig sein. Jesaja Jes 29 63 15 Attende de clo, et vide de habitaculo sancto tuo, et gloriæ tuæ: ubi est zelus tuus, et fortitudo tua, multitudo viscerum tuorum, et miserationum tuarum? super me continuerunt se. Blicke herab vom Himmel und schau hernieder von der Wohnung deiner Heiligkeit und deiner Herrlichkeit! Wo ist dein Eifer und deine Kraft?²⁷ die Menge deiner Barmherzigkeit und deiner Erbarmungen? Sie haben sich gegen mich verschlossen.²⁸ [Dtn 26,15; Bar 2,16] Jesaja Jes 29 63 15 27 Hebr.: deine Machterweise. Jesaja Jes 29 63 15 28 Innige Bitte und wehmutsvolle Klage sind vereint. Früher zeigte Gott einen heiligen Liebeseifer für sein Volk, setzte seine Macht für dasselbe ein und erwies sich barmherzig; jetzt hat es den Anschein, als ob sein mitleidsvolles Herz verschlossen, erstarrt wäre. Jesaja Jes 29 63 16 Tu enim pater noster, et Abraham nescivit nos, et Israel ignoravit nos: tu Domine pater noster, redemptor noster, a sæculo nomen tuum. Du bist ja²⁹ unser³⁰ Vater und Abraham kannte uns nicht und Israel wusste nichts um uns,³¹ du, Herr! bist unser Vater, unser Erlöser ist von alters her dein Name.³² Jesaja Jes 29 63 16 29 Empfangene Wohltaten erhöhen die Zuversicht einer neuen Bitte. Jesaja Jes 29 63 16 30 Der Seher betet im Namen aller und für alle. Jesaja Jes 29 63 16 31 Abraham und Jakob sind nicht unsere Väter, sondern du allein. Wenn wir dich um Hilfe anflehen, berufen wir uns nicht darauf, dass wir Kinder Abrahams, sondern dass wir deine Kinder sind. Die Form der Vergangenheit fordert indes wohl den Sinn der Vergangenheit, also: Weder Abraham hat uns geholfen noch Israel und Rettung geschafft. Jesaja Jes 29 63 16 32 Weil Gottes Name ewig, unveränderlich ist, wird er das Verheißene, dessen Unterpfand der Gottesname der Seiende ist, auch verwirklichen. Jesaja Jes 29 63 17 Quare errare nos fecisti Domine de viis tuis: indurasti cor nostrum ne timeremus te? convertere propter servos tuos, tribus hereditatis tuæ. Warum, o Herr! hast du uns abirren lassen von deinen Wegen, hast unser Herz sich verhärten lassen, dass wir dich nicht fürchteten?³³ Wende dich uns zu um deiner Knechte willen, der Stämme deines Erbes!³⁴ Jesaja Jes 29 63 17 33 Die Zulassung Gottes und der Spielraum, den er der menschlichen Freiheit und Bosheit gestattet, hat oft etwas dem Menschen schwer Begreifliches. Es gehört in Gottes Pläne, dem Bösen manchmal längere Zeit Entwicklung und Fortwuchern zu gestatten. Jesaja Jes 29 63 17 34 Da das Verderben so tief ist, ist auch Hoffnung da, der Herr wird sein Erbe nicht auf immer preisgeben. Jesaja Jes 29 63 18 Quasi nihilum possederunt populum sanctum tuum: hostes nostri conculcaverunt sanctificationem tuam. Wie ein Nichts nahmen sie dein heiliges Volk in Besitz,³⁵ unsere Feinde zertraten dein Heiligtum.³⁶ Jesaja Jes 29 63 18 35 Als wären wir ein wertloses Nichts in deinen Augen, so haben die Feinde uns unterjocht. Hebr.: Nur kurze Zeit besaß dein heiliges Volk (das Erbe, das du ihm gegeben). Jesaja Jes 29 63 18 36 Das Land und die Stätte der Wohnung des Herrn. Jesaja Jes 29 63 19 Facti sumus quasi in principio, cum non dominareris nostri, neque invocaretur nomen tuum super nos. Wir sind geworden wie im Anfange, da du nicht unser Herr warst³⁷ noch dein Name über uns angerufen ward. Jesaja Jes 29 63 19 37 Wie einst in Ägypten vor dem Bundesschlusse. Jesaja Jes 29 63 2 Quare ergo rubrum est indumentum tuum, et vestimenta tua sicut calcantium in torculari? Warum aber ist dein Gewand rot⁶ und sind deine Kleider wie die der Keltertreter?⁷ Jesaja Jes 29 63 2 6 Zusammenklang: Edom adom (rot). Vielleicht sind um des Zusammenhanges der Bedeutung gerade Edom und Bosra als Stätten des Keltertretens und des Völkergerichtes genannt. Hebr.: Warum ist Rot an deinem Gewand? Ist dein Gewand bespritzt wie das Kleid des Keltertreters mit Traubenblut. Jesaja Jes 29 63 2 7 Wie vereint sich mit deinem Berufe und deiner Macht als Heilsbringer die Spur der Mühe und der Arbeit, die Spur der stattgefundenen Zerstampfung, Vernichtung? Völkergericht und Erlösung sind so unmittelbar als möglich miteinander verbunden, der Messias hat, indem er Rache übte, Heil gebracht. Jesaja Jes 29 63 3 Torcular calcavi solus, et de gentibus non est vir mecum: calcavi eos in furore meo, et conculcavi eos in ira mea: et aspersus est sanguis eorum super vestimenta mea, et omnia indumenta mea inquinavi. Die Kelter habe ich allein getreten und von den Völkern war niemand bei mir.⁸ Ich trat sie⁹ in meinem Grimm und zerstampfte sie in meinem Zorne und ihr Blut spritzte über meine Kleider und ich befleckte alle meine Gewänder. Jesaja Jes 29 63 3 8 Er hat diese mühsame Arbeit allein, ohne Hilfe, verlassen von allen, auf sich genommen. Jesaja Jes 29 63 3 9 Die Völker, die Feinde Gottes, also die Verkörperung der gottfeindlichen Macht. Wie aber bereits [Jes 13; Jes 14] die Weltmacht mit dem dämonischen Untergrunde gemeint ist, so auch hier die in den Gottesfeinden sich offenbarende Satansmacht. Diese wurde im Tode Christi bezwungen. Durch das Leiden erwarb sich Christus seine Verherrlichung und somit auch das Recht, Richter der Welt zu sein. Die Einzelsiege der Kirche und endlich der Abschluss aller, das Weltgericht am jüngsten Tage, sind nur Folgen und Entfaltungen des einen großen Sieges und Gerichtes in der Passion. Der Messias hat die Kelter allein getreten, weil alle Sünder waren, er war auch allein, da niemand ihm helfend und tröstend zur Seite stand. Ist dies die Bedeutung des Keltertretens, so ist das Nahen des Messias V. 1 sein Triumphzug; vielleicht die Himmelfahrt, der Abschluss und die Krönung seiner erlösenden Tätigkeit. Vergl. [Hebr 1,3; Hebr 7,17]. Die heiligen Wundmale sind die Spuren des Kampfes, die er mit sich bringt. Im Bilde ist freilich das Blut seiner Feinde an seinen Kleidern sichtbar, doch ist dies nur zur Darstellung des Gedankens gesagt, dass die Zeichen des Sieges an ihm sichtbar sind. Diese sind hier im Einklang mit dem gebrauchten Bilde gewählt. Ohne Bild ist Kampf und Sieg des Messias [Jes 53] beschrieben, ebenso [Sach 9,11; Sach 12,10] dort aber ist auch von seinem Blute und seiner Durchbohrung die Rede. Jesaja Jes 29 63 4 Dies enim ultionis in corde meo, annus redemptionis meæ venit. Denn¹⁰ ein Tag der Rache ist von mir beschlossen und das Jahr der Erlösung durch mich ist gekommen. [Jes 34,8] Jesaja Jes 29 63 4 10 Die folgenden Verse schildern noch eingehender die Anstrengung des Messias und deren Erfolg in der Vernichtung der Feinde. Jesaja Jes 29 63 5 Circumspexi, et non erat auxiliator: quæsivi, et non fuit qui adjuvaret: et salvavit mihi brachium meum, et indignatio mea ipsa auxiliata est mihi. Ich blickte umher und da war kein Helfer; ich suchte und da war niemand, der mir beistand; da brachte mein Arm mir Heil zuwege und meine Eifersglut, diese ward mir Stütze. Jesaja Jes 29 63 6 Et conculcavi populos in furore meo, et inebriavi eos in indignatione mea, et detraxi in terram virtutem eorum. Und ich zertrat die Völker in meinem Grimme und machte sie trunken in meiner Eifersglut und warf ihre Kraft zu Boden.¹¹ Jesaja Jes 29 63 6 11 Hebr.: Ich machte niederrinnen zur Erde ihren Lebenssaft, ihr Blut. Der Schlussvers bringt in dreifacher Wendung den vollen Sieg des Messias zum Ausdruck, gleichsam ein Jubellied, dass die Macht des Bösen gebrochen. Die wiederholte Erwähnung der Völker zeigt, dass Edom nur Emblem ist. Jesaja Jes 29 63 7 Miserationum Domini recordabor, laudem Domini super omnibus, quæ reddidit nobis Dominus, et super multitudinem bonorum domui Israel, quæ largitus est eis secundum indulgentiam suam, et secundum multitudinem misericordiarum suarum. Der Erbarmungen des Herrn will ich gedenken, den Herrn preisen wegen alles dessen, was der Herr uns gespendet, und wegen der Fülle der Güter für das Haus Israel, die er ihnen verliehen hat seiner Herablassung und der Menge seiner Erbarmungen gemäß.¹² Jesaja Jes 29 63 7 12 Wie steht diesem als Richter kommenden Messias Israel gegenüber? Muss es auch das Gericht der Zertretung befürchten? Wie muss es sich für den Messias vorbereiten? Dies drängt sich dem Seher wie von selbst auf und er kleidet seine Belehrung in ein inniges Gebet. Jesaja Jes 29 63 8 Et dixit: verumtamen populus meus est, filii non negantes: et factus est eis salvator. Und er sprach: Sie sind ja mein Volk, Kinder, die nicht treulos sein werden;¹³ und er ward ihr Heiland. Jesaja Jes 29 63 8 13 Er gedachte der den Patriarchen gegebenen Verheißungen, des mit dem Volke auf Sinai geschlossenen Bundes, der Bereitwilligkeit und Freudigkeit, wie es dort seinem Gott den Eid der Treue schwor, [Ex 19,8] vergl. [Jer 2,2], und hoffte, menschlich gesprochen, dass sie in der angeboten Liebe und Treue beharren würden. Diese ursprüngliche Liebe bewog ihn, sich als deren Retter zu erweisen. Jesaja Jes 29 63 9 In omni tribulatione eorum non est tribulatus, et Angelus faciei ejus salvavit eos: in dilectione sua et in indulgentia sua ipse redemit eos, et portavit eos, et elevavit eos cunctis diebus sæculi. Bei all ihren Bedrängnissen wurde er nicht müde¹⁴ und der Engel seines Antlitzes¹⁵ rettete sie, in seiner Liebe und seiner Erbarmung erlöste er sie und trug sie¹⁶ und erhöhte sie alle Tage der Vorzeit. Jesaja Jes 29 63 9 14 Erbarmend und helfend einzugreifen. Jesaja Jes 29 63 9 15 Das Antlitz Gottes heißt öfter die Bundeslade, das Heiligtum, in dem der Herr wohnt, die Glanzwolke, das Symbol der gnadenreichen Gegenwart Gottes unter seinem Volke, aber auch das Wesen Gottes selbst, Gott in klarer, unverhüllter Majestät. Demnach ist hier entweder der bei der Bundeslade und in der Glanzwolke gegenwärtige und Gottes Stelle vertretende Engel gemeint, oder der Engel, der vor Gottes Angesicht steht, d.i. Gott zum Dienste bereitsteht und Gottes Antlitz und Herrlichkeit schaut. Jesaja Jes 29 63 9 16 Hebr.: Er hob sie empor (auf seine Arme) und trug sie: Der Herr hatte Mitleid mit ihrer Bedrängnis und trug Sorge um sie. Jesaja Jes 29 0 1 d. Wie glühend das Verlangen nach der Hilfe Gottes sein muss. (V. 5) e. Wie demütig und reuevoll Vergebung erbeten werden muss. Jesaja Jes 29 64 1 Utinam dirumperes clos, et descenderes: a facie tua montes defluerent. O dass du die Himmel zerrissest und herabstiegest! Vor deinem Antlitze würden die Berge zergehen, Jesaja Jes 29 64 10 Civitas sancti tui facta est deserta, Sion deserta facta est, Jerusalem desolata est. Die Stadt deines Heiligtums ist verödet,¹⁴ Sion ist verödet, Jerusalem verwüstet. Jesaja Jes 29 64 10 14 Hebr.: Deine heiligen Städte sind zur Wüste geworden, d.i. die Städte des theokratischen Reiches, das für ihn ausgesondert (heilig) ist aus allen Reichen, sodann steigernd Sion selbst, die theokratische Königsburg, an welche sich so herrliche Zusagen knüpfen, und Jerusalem der Mittelpunkt, des Reiches, an dem der Herr seine Wohnung aufschlug. Schließlich auch das Juwel von Jerusalem, der Tempel. (V. 11) Jesaja Jes 29 64 11 Domus sanctificationis nostræ, et gloriæ nostræ, ubi laudaverunt te patres nostri, facta est in exustionem ignis, et omnia desiderabilia nostra versa sunt in ruinas. Das Haus unserer Heiligung¹⁵ und unserer Verherrlichung,¹⁶ in dem dir unsere Väter lobsangen, ist mit Feuer verbrannt und alles, was unsere Lust war, liegt in Trümmern. Jesaja Jes 29 64 11 15 Die Stätte der Sühne. Jesaja Jes 29 64 11 16 Der Ort, zu dem auch fremde Könige Weihegaben brachten [2Chr 32,23], der geheiligt ist durch so viele Erinnerungen, ist durch Feuer zerstört. Jesaja Jes 29 64 12 Numquid super his continebis te Domine, tacebis, et affliges nos vehementer? Wirst du bei solchem dich zurückhalten, Herr!¹⁷ wirst du ruhig bleiben und uns gewaltig niederdrücken? Jesaja Jes 29 64 12 17 Du kannst dich nicht teilnahmslos zurückhalten! So endet das Gebet mit dem Ausdrucke sichersten Vertrauens, nachdem es den kräftigsten Appell an Gottes Vaterherz erhoben hat. Jesaja Jes 29 64 2 Sicut exustio ignis tabescerent, aquæ arderent igni, ut notum fieret nomen tuum inimicis tuis: a facie tua gentes turbarentur. wie vom Feuer verzehrt schwänden sie dahin, die Wasser wallten auf in der Glut, damit dein Name deinen Feinden kund würde, vor deinem Antlitze erbebten die Völker!¹ Jesaja Jes 29 64 2 1 Wenn Gott zum Gerichte zur Erde herniedersteigt, erbebt die gesamte Kreatur: die Berge zittern, zerfließen, die Meere wallen auf vor dem Zornesfeuer des Herrn, die Nationen erbeben. Die unvernünftige und die vernunftbegabte Schöpfung fühlt in ihrer Weise Gottes Majestät und gibt ihr Zeugnis. Die Schilderung ist teils der Geschichte der Offenbarungen Gottes entlehnt, teils einzelnen Strafgerichten, teils werden diese Ereignisse nach Christi Vorhersagung bei Jüngsten Gerichte in die Wirklichkeit treten. Aus diesem dreifachen Grunde kann jede Gerichtsoffenbarung Gottes in diesen Farben und mit diesen Emblemen gezeichnet werden. Die partiellen Gerichte Gottes ergehen ja al seine Folge des sinaitischen Bundes über die Bedränger Israels; sie sind als partielle Gerichte Vorläufer und Anbahnungen der allgemeinen Weltabrechnung und bilden mit dieser das eine große Gottesgericht, deshalb kann der Seher sie in der Beleuchtung des jüngsten Tages vorführen. Jesaja Jes 29 64 3 Cum feceris mirabilia, non sustinebimus: descendisti, et a facie tua montes defluxerunt. Wenn du Wunderbares wirkst, ertragen wir es nicht;² du bist herabgestiegen und vor deinem Antlitze zerflossen die Berge! Jesaja Jes 29 64 3 2 Anspielung auf [Ex 20,19]. Das Hebräische kann als Fortsetzung des Wunsches gefasst werden: Möchtest du, vollbringend furchtbare Taten, die wir nicht erwarteten, herniedersteigen. In der Vulgata ist V. 3 als Zwischenbemerkung zu fassen, so dass V. 4 die Begründung des Wunsches folgt. Jesaja Jes 29 64 4 A sæculo non audierunt, neque auribus perceperunt: oculus non vidit, Deus absque te, quæ præparasti exspectantibus te. Von alters her hörte man nicht und vernahm nicht mit den Ohren; das Auge sah es nicht, o Gott! außer dir, was du denen bereitest, die auf dich harren.³ Jesaja Jes 29 64 4 3 Gott allein kennt dessen Umfang, Tiefe und Höhe. Augen und Ohren bringen dem Menschen Kunde von den natürlichen Dingen, das Heil ist Gegenstand übernatürlicher Offenbarung. Vergl. [1Kor 2,9]. Jesaja Jes 29 64 5 Occurristi lætanti, et facienti justitiam: in viis tuis recordabuntur tui: ecce tu iratus es, et peccavimus: in ipsis fuimus semper, et salvabimur. Du kamst dem, der freudig Gerechtigkeit übt, entgegen, auf deinen Wegen gedenken sie deiner.⁴ Siehe, du zürntest, weil wir gesündigt haben, und darin⁵ verharren wir seit langem;⁶ werden wir wohl gerettet werden?⁷ Jesaja Jes 29 64 5 4 Solchen, die auf den Wegen des Herrn wandeln und seiner in Liebe und Gehorsam eingedenk bleiben, pflegt Gott Erhörung und Hilfe zu gewähren. Diese Erwähnung ruft in dem Betenden die schmerzliche Erinnerung an das Sündenelend wach. Jesaja Jes 29 64 5 5 In den Sünden. Jesaja Jes 29 64 5 6 Darum kommst du uns nicht entgegen und antwortest uns nicht. Jesaja Jes 29 64 5 7 Wenn der Herr sich seiner Getreuen annimmt, dürfen dann wir, die Sünder, denen er zürnt und die noch den Zustand der Sünde an sich tragen, auf Heil hoffen? Demütige Selbstanklage, die sich der Gnade in banger Furcht für unwürdig erklärt, dennoch aber auf dieselbe hofft. Jesaja Jes 29 64 6 Et facti sumus ut immundus omnes nos, et quasi pannus menstruatæ universæ justitiæ nostræ: et cecidimus quasi folium universi, et iniquitates nostræ quasi ventus abstulerunt nos. Wir alle sind gleich dem Unreinen geworden und wie das Tuch einer Blutflüssigen ist all unsere Gerechtigkeit; wir fielen dem Laube gleich allesamt und unsere Vergehungen rafften uns dahin wie ein Sturm.⁸ Jesaja Jes 29 64 6 8 Durch die Sünde welkten wir dahin, verloren allen Lebenssaft und alles Lebensglück; es kam der Sturm und die Nacht der Verstörung. Die Feinde hatten leichtes Spiel mit uns, wie der Wind mit den abgefallenen Blättern. Jesaja Jes 29 64 7 Non est qui invocet nomen tuum: qui consurgat, et teneat te: abscondisti faciem tuam a nobis, et allisisti nos in manu iniquitatis nostræ. Niemand ist, der deinen Namen anriefe, der aufstünde und an dir festhielte;⁹ du hast dein Angesicht vor uns verborgen und uns zermalmt durch die Wucht unseres Frevels. Jesaja Jes 29 64 7 9 Hebr.: Keiner, der sich erweckte (sich beeiferte), an dir festzuhalten, d.i. der imstande wäre, sich aufzuraffen, sich den Banden der Sünde zu entziehen. Jesaja Jes 29 64 8 Et nunc Domine, pater noster es tu, nos vero lutum: et fictor noster tu, et opera manuum tuarum omnes nos. Und nun,¹⁰ Herr! bist du unser Vater, wir aber sind Ton; du bist unser Bildner¹¹ und Werke deiner Hände sind wir alle. Jesaja Jes 29 64 8 10 Die wahre Reue verzweifelt nicht. Jesaja Jes 29 64 8 11 Gott liebt als Schöpfer alles, was er geschaffen, insbesondere den Menschen, den er durch die Art seiner Erschaffung so ausgezeichnet hat. Noch mehr, Gott ist Vater, hat also ein fühlendes Herz, wir sind Ton, arme, gebrechliche Menschen, deren Elend eher Mitleid als Zorn einflößt. Jesaja Jes 29 64 9 Ne irascaris Domine satis, et ne ultra memineris iniquitatis nostræ: ecce respice, populus tuus omnes nos. Zürne, o Herr! nicht so sehr¹² und gedenke nicht ferner mehr unserer Missetat; siehe, blicke her, dein Volk sind wir alle.¹³ [Ps 78,8] Jesaja Jes 29 64 9 12 Auch dies ist ein Motiv des Mitleids, dass der arme Mensch bei der Züchtigung der Hand Gottes alsogleich das so gewaltig, das so sehr fühlt. Jesaja Jes 29 64 9 13 Das Elend und die Schmach deines Volkes wirft einen Schatten auch auf deine Ehre. Jesaja Jes 29 0 1 G. Siebte Rede. (Kap. 65) a. Die Bekehrung der Völker, Israels Empörung. (V. 7) b. Verschiedenes Schicksal der Guten und der Bösen. (V. 16) c. Reiches Maß des neuen Glückes. Jesaja Jes 29 65 1 Quæsierunt me qui ante non interrogabant, invenerunt qui non quæsierunt me; dixi: Ecce ego, ecce ego ad gentem, quæ non invocabat nomen meum. Mich suchen,¹ die vorher nicht nach mir fragten, es finden mich, die mich nicht suchten. Ich spreche: Hier bin ich, hier bin ich, zu einem Volke, das meinen Namen nicht anrief. [Röm 10,20] Jesaja Jes 29 65 1 1 Antwort des Herrn auf das Gebet des Propheten. Jesaja Jes 29 65 10 Et erunt campestria in caulas gregum, et vallis Achor in cubile armentorum populo meo qui requisierunt me. Das flache Land¹³ wird zu Schafhürden und das Tal Achor¹⁴ zu einer Lagerstätte der Rinder werden für mein Volk, das mich gesucht hat. Jesaja Jes 29 65 10 13 Hebr.: Die Ebene Saron. Diese erstreckt sich von Joppe längs der Mittelmeerküste bis in die Nähe des Karmel. Jesaja Jes 29 65 10 14 Das Tal Achor, bekannt durch Achans Steinigung [Jos 7,24.26], lag an der nördlichen Grenze des Stammes Juda in einer der die Ebenen von Jericho durchziehenden Hügelreihen. Das Land wird also im Westen und Osten, d.i. seiner ganzen Ausdehnung nach, von Herden überdeckt sein. Das Hirtenleben ist Symbol des Friedens, und demnach für das Reich des Messias, des guten Hirten [Ez 24,23], dessen Vorbild der Hirte David ist, besonders geeignet. Insofern die Besitznahme Palästinas nach dem Exil darauf vorbereitete, kann V. 9 als jene Anbahnung einbegreifend gefasst werden. Jesaja Jes 29 65 11 Et vos, qui dereliquistis Dominum, qui obliti estis montem sanctum meum, qui ponitis Fortunæ mensam, et libatis super eam. Und ihr, die ihr den Herrn verließet, die ihr meinen heiligen Berg vergaßet,¹⁵ die ihr dem Glück einen Tisch herrichtet und über ihn Trankopfer ausgießt,¹⁶ Jesaja Jes 29 65 11 15 Diejenigen, welche aus dem Exil nicht heimkehren wollten und vorher schon alle, die, uneingedenk der großen, an den Berg Gottes geknüpften Verheißungen, von Gott abfielen. Der Vers gibt die immer geltende Norm des göttlichen Handelns an. Jesaja Jes 29 65 11 16 Im Hebräischen werden zwei Namen genannt, dem Gad wird der Tisch bereitet, Meni erhält Mischtrank. Gad heißt Glück, in dem Ortsnamen Baal-Gad ist das Wort Beiname des Baal. Dieser ist also wohl gemeint. Meni ist eine Göttin: des Planeten Venus? Des Mondes? Jesaja Jes 29 65 12 Numerabo vos in gladio, et omnes in cæde corruetis: pro eo quod vocavi, et non respondistis: locutus sum, et non audistis: et faciebatis malum in oculis meis, et quæ nolui, elegistis. Jesaja Jes 29 65 13 Propter hoc hæc dicit Dominus Deus: Ecce servi mei comedent, et vos esurietis: ecce servi mei bibent, et vos sitietis: Deswegen spricht der Herr, Gott, also: Sehet, meine Knechte werden essen und ihr werdet hungern; sehet, meine Knechte werden trinken und ihr werdet dürsten. Jesaja Jes 29 65 14 Ecce servi mei lætabuntur, et vos confundemini: ecce servi mei laudabunt præ exsultatione cordis, et vos clamabitis præ dolore cordis, et præ contritione spiritus ululabitis. Sehet, meine Knechte werden sich freuen und ihr werdet zuschanden werden; sehet, meine Knechte werden aufjubeln vor Herzenswonne und ihr werdet schreien vor Schmerz des Herzens und heulen vor Herzensbetrübnis!¹⁹ Jesaja Jes 29 65 14 19 Die Gegensätze machen die Wahrheit klar, dass für die Gottlosen kein Friede ist, d.i. keine Sättigung, keine Freude, sondern Qual, Schande und entsetzlicher Jammer, Unglück und Leid für Körper und Seele, weil der Fluch des Herrn den ganzen Menschen mit seiner Wucht trifft. Vergl. [Röm 2,7-10]. Jesaja Jes 29 65 15 Et dimittetis nomen vestrum in juramentum electis meis: et interficiet te Dominus Deus, et servos suos vocabit nomine alio. Und ihr werdet euren Namen meinen Auserwählten zum Schwure hinterlassen;²⁰ der Herr, Gott, wird dich töten und seine Diener wird er mit einem andern Namen nennen.²¹ Jesaja Jes 29 65 15 20 So sollen denn die Abtrünnigen ein Denkmal des Fluches sein. Ihr Schicksal wird so schrecklich und offenkundig sein, dass es als Schwur- und Fluchformel dienen kann. Will man etwas beteuern, so sagt man: Es treffe mich ihr Los, wenn ich nicht die Wahrheit sage. Will man eine Drohung aussprechen, weist man in gleicher Weise auf ihre Strafe hin. So erfüllt sich auch hier [Num 5,21]. Jesaja Jes 29 65 15 21 Ankündigung des für die Zukunft Eintretenden. Betreffend den neuen Namen der Erkorenen vergl. [Jes 62,2] und V.23. Die Namengebung soll den Eintritt in ein ganz anderes, von der früheren Lage verschiedenes Stadium kennzeichnen. Cyrill., Theod., Hier., denken speziell an den Namen Christen, andere weisen auf [Jes 62,12] zurück. Jesaja Jes 29 65 16 In quo qui benedictus est super terram, benedicetur in Deo amen: et qui jurat in terra, jurabit in Deo amen: quia oblivioni traditæ sunt angustiæ priores, et quia absconditæ sunt ab oculis meis. Daher wird, wer auf Erden sich segnet, sich segnen bei dem wahrhaftigen Gott;²² und wer auf Erden schwört, wird bei dem wahrhaftigen Gott schwören; denn die früheren Drangsale sind vergessen und sind verborgen vor meinen Augen. Jesaja Jes 29 65 16 22 Folge des an den Dienern Gottes offenbar werdenden Heiles ist, dass, wer sich Heil und Glück wünscht, sich eben zu diesem Gott der Treue und Wahrhaftigkeit hinwendet und sich von ihm allein Segen verspricht. So wird auch die Verehrung des wahren Gottes allgemein. Jesaja Jes 29 65 17 Ecce enim ego creo clos novos, et terram novam: et non erunt in memoria priora, et non ascendent super cor. Denn²³ siehe, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde²⁴ und dessen, was vorher war, wird man nicht mehr gedenken²⁵ noch wird es mehr in den Sinn kommen. [Jes 66,22; Offb 21,1] Jesaja Jes 29 65 17 23 Warum erkennen alle den Herrn als Quelle allen Segens? Weil sein Volk frei von den früheren Anfechtungen in der Huld des Herrn ein heiliges und glückliches Leben führt. Jesaja Jes 29 65 17 24 Wahrer und voller Inbegriff der Vollendung und Vollkommenheit des messianischen Heils. Er tritt ja in seinem vollen Segen und in all seiner Herrlichkeit ein, wenn wirklich ein neuer Himmel und eine neue Erde der Verklärung die Herrlichkeit der verklärten Kinder Gottes verkünden. Der in der verklärten Natur widerstrahlende Glanz der Verklärung ist der sprechendste Ausdruck für die im Heile beschlossene Seligkeit. Was [Jes 51,16] angedeutet ward, ist hier ausgesprochen. Die Vorstufe zu diesem Höhepunkte der neuen Ordnung, dem neuen Himmel und der neuen Erde, und die Anbahnung dazu ist das Messiasreich in seiner irdischen Gestalt. Bei Schilderungen der Größe des Heiles fließen die Linien von Zeit und Ewigkeit oft ineinander, da das Heil beiden angehört und hier keimartig da ist, was dort zur vollen Blüte gelangt. Jesaja Jes 29 65 17 25 Vor Größe der Freude gedenkt man der früheren Zeit und ihrer Drangsale nicht mehr. Jesaja Jes 29 65 18 Sed gaudebitis et exsultabitis usque in sempiternum in his, quæ ego creo: quia ecce ego creo Jerusalem exsultationem, et populum ejus gaudium. Vielmehr werdet ihr euch freuen und frohlocken²⁶ auf ewig über das, was ich schaffe; denn siehe, ich schaffe Jerusalem um zu Jubel und sein Volk zu Freude.²⁷ Jesaja Jes 29 65 18 26 Hebr. emphatischer: Freuet euch und frohlocket. Jesaja Jes 29 65 18 27 Gott schafft Jerusalem um zu Jubel, so dass es gleichsam ganz Jubel ist und ein Gegenstand des Jubels und nur Jubel birgt. Jesaja Jes 29 65 19 Et exsultabo in Jerusalem, et gaudebo in populo meo: et non audietur in eo ultra vox fletus et vox clamoris. Und ich will frohlocken über Jerusalem und mich freuen an meinem Volke und nicht wird ferner unter ihnen die Stimme des Weinens und die Stimme des Klageschreies gehört werden.²⁸ Jesaja Jes 29 65 19 28 Auch das Volk soll ganz Freude sein, ganz Glück und Segen; dann ist erfüllt, was der Messias verkündet [Jes 61,3]. Auch der Herr selbst freut sich an seinem Volke; das Messiasreich bringt das göttliche Ideal in den Gerechten zustande, diese tragen alle das Bild des Sohnes, in dem sich der Vater wohlgefällt. Jesaja Jes 29 65 2 Expandi manus meas tota die ad populum incredulum, qui graditur in via non bona post cogitationes suas. Ich breite meine Hände den ganzen Tag aus nach einem ungläubigen Volke, das auf einem Wege wandelt, der nicht gut ist, nach seinen Gelüsten.² Jesaja Jes 29 65 2 2 V. 1 und 2 bilden einen Gegensatz. V. 1 kennzeichnet ein Volk, das den Herrn sucht und findet, obwohl es vorher weder nach ihm fragte noch ihn suchte, ein Volk, dem sich der Herr wirksam zu erkennen gibt und bei dem er seine Gegenwart wirksam bekundet, obwohl es früher seinen Namen nicht anrief, d.i. nicht zu ihm betete. (Hebr.: Obwohl mein Name nicht angerufen ward.) In V. 2 ist ein ungläubiges (hebr. widerspenstiges, störrisches) Volk geschildert, das der Herr immerfort, ohne Unterbrechung an sich ziehen will und zu seiner Vereinigung einladet, dem er immerfort seine Liebe und seinen Schutz anbietet, das aber nach eigenen Gelüsten auf schlimmen Wegen wandelt. Der heilige Paulus erklärt diesen Gegensatz von zwei verschiedenen Völkern, den Heiden und Israel. [Röm 10,20] In der Tat kann Israel nicht ein Volk heißen, in dem mein Name nicht angerufen ward, vergl. [Jes 58,2], sodann war nicht das ganze Volk abgefallen und selbst die abgöttischen Israeliten verehrten neben den Götzen auch Jahve. Alle die im V. 2 gebotenen Bezeichnungen passen nur auf die Heiden, deren Berufung und Willfährigkeit Isaias im vorhergehenden oft bereits angedeutet hat und noch [Jes 66,20] betont. Jesaja Jes 29 65 20 Non erit ibi amplius infans dierum, et senex qui non impleat dies suos: quoniam puer centum annorum morietur, et peccator centum annorum maledictus erit. Fernerhin²⁹ wird dort nicht mehr ein Kind sein, das nur Tage lebt, kein Greis, der seine Tage nicht vollendet;³⁰ denn der Knabe wird hundert Jahre alt sterben und der Sünder hundert Jahre alt dem Fluche anheimfallen.³¹ Jesaja Jes 29 65 20 29 In der neuen Ordnung der Dinge treten nicht mehr die alttestamentlichen Strafgerichte und Übel ein. Der Reichtum an geistigen Gütern wird durch das Symbol irdischen Glückes abgeschattet. Jesaja Jes 29 65 20 30 Alle sollen ihre Tage vollmachen. Jesaja Jes 29 65 20 31 Wer als Hundertjähriger stirbt, gilt noch als Knabe oder Jüngling; auch der Sünder wird nicht mehr durch Tod dahingerafft. Oder: ein Tod im Alter von hundert Jahren gilt noch als frühzeitiger, als von Gottes Fluch über den Sünder verhängt. Zeitliche Strafen, Tod vor der Zeit war im Alten Bunde Strafe für die Sünde, langes und glückliches Leben als Belohnung der Tugend angekündigt, weil das Alte Testament zeitlich angelegt war. Die neue Ordnung bringt kraft ihres Wesens solche zeitliche Belohnungen und Strafen nicht mehr mit sich. Das glückliche Leben ist ein Abglanz der göttlichen Huld und ein Bild der im neuen Bunde aufgehäuften Gnadenschätze, zu einem glücklichen Leben gehört aber auch Länge desselben. So wird das zeitliche Glück zum Symbol des ewigen. Die Menschen lebten länger, als sie dem Paradiese und ihrem himmlische Endziele nähern. Jesaja Jes 29 65 21 Et ædificabunt domos, et habitabunt: et plantabunt vineas, et comedent fructus earum. Und sie werden Häuser bauen und bewohnen, Weinberge pflanzen und deren Früchte genießen. Jesaja Jes 29 65 22 Non ædificabunt, et alius habitabit: non plantabunt, et alius comedet: secundum enim dies ligni, erunt dies populi mei, et opera manuum eorum inveterabunt: Sie werden nicht bauen und ein anderer wird bewohnen, nicht pflanzen und ein anderer wird genießen, denn die Tage meines Volkes werden wie die Tage des Baumes und die Werke ihrer Hände werden dauernd sein. Jesaja Jes 29 65 23 Electi mei non laborabunt frustra, neque generabunt in conturbatione: quia semen benedictorum Domini est, et nepotes eorum cum eis. Meine Auserwählten arbeiten nicht vergebens noch zeugen sie Kinder in Bedrängnis,³² denn sie sind die Nachkommenschaft der Gesegneten des Herrn und ihre Enkel mit ihnen. Jesaja Jes 29 65 23 32 Hebr.: Sie werden nicht zeugen für jähen Unfall, Schrecken oder unzeitigen Tod. Jesaja Jes 29 65 24 Eritque antequam clament, ego exaudiam: adhuc illis loquentibus, ego audiam. Und es geschieht, bevor sie rufen, werde ich sie erhören; und während sie noch reden, bin ich willfährig.³³ [Ps 31,5] Jesaja Jes 29 65 24 33 Diesem Geschlechte der Gesegneten des Herrn kommt auch Gott mit bereitwilligster Huld zuvor. Jesaja Jes 29 65 25 Lupus et agnus pascentur simul, leo et bos comedent paleas: et serpenti pulvis panis ejus: non nocebunt, neque occident in omni monte sancto meo, dicit Dominus. Wolf und Lamm werden miteinander weiden, Löwe und Rind werden Stroh fressen und der Schlange Nahrung wird Staub sein; sie werden nicht schaden noch töten auf meinem ganzen heiligen Berge, spricht der Herr.³⁴ Jesaja Jes 29 65 25 34 Das messianische Heil wird seinen verklärenden Schimmer auch über die Natur ausgießen, Christus stellt, den über die Natur ausgesprochenen Fluch aufhebend, die gesamte Schöpfung wieder her und führt sie dem Ziele der Verklärung zu. Was hier gesagt wird, ist plastischer Ausdruck für die Idee des Friedensreiches durch Bilder. Es wird selbst der Schlange Erwähnung getan mit deutlicher Beziehung auf [Gen 3,14]. Satan brauchte die Naturkräfte zu seinem Dienste, Christus gießt als Sieger seinen Frieden auch auf die Natur aus. Im Bereiche des Reiches Christi wird durch die Sakramentalien und Weihungen der Kirche auch die leblose Natur den Einwirkungen des Satans entzogen und zu einem Werkzeuge des Segens umgeschaffen. Wolf und Löwe weiden friedlich und die Schlange ist unschädlich; d.i. ohne Symbol: Die Macht des Bösen ist gebrochen, die Natur ist seinem Einflusse entzogen; im messianischen Reiche ist die objektive Kraft vorhanden, das Friede sei mit euch allseitig zur Wahrheit zu machen. Jesaja Jes 29 65 3 Populus qui ad iracundiam provocat me ante faciem meam semper: qui immolant in hortis, et sacrificant super lateres: Ein Volk ist es, das mich vor meinem Antlitze³ fort und fort zum Zorne reizt, sie schlachten in den Gärten und opfern auf den Ziegelsteinen, Jesaja Jes 29 65 3 3 In Gegenwart des allsehenden und allwissenden Gottes, also frech und offen, ohne alle Scheu, mit bewusstem Trotze gegen den Heiligen Israels. Hebr.: mir ins Angesicht. Jesaja Jes 29 65 4 Qui habitant in sepulcris, et in delubris idolorum dormiunt: qui comedunt carnem suillam, et jus profanum in vasis eorum. sitzen in Grabesgrüften und schlafen in Götzentempeln, essen Schweinefleisch und haben unreine Brühe in ihren Schüsseln⁴ Jesaja Jes 29 65 4 4 Auf die allgemeine Angabe der Sünden und die freche Art ihrer Begehung folgen nun die einzelnen Arten: Sie begehen Götzendienst, sie bringen Schlachtopfer dar in den Gärten und Räucheropfer auf den aus Ziegelsteinen errichteten Altären, die gegen [Ex 20,24] waren. Mit dem Götzenkult hing die Mantik zusammen: sie sitzen in den Gräbern, um von den Verstorbenen Antworten zu verlangen, sie übernachten an verborgenen Orten, um von den Göttern belehrende Träume zu erhalten. Schweineopfer waren bei den Alten gewöhnlich, die Teilnahme an solchen Opfern aber war eine gänzliche Verleugnung des mosaischen Gesetzes. Die unreine Brühe bezieht sich gleichfalls auf Missachtung der Speisegesetze und ist im Zusammenhange mit den Göttern und deren Opfer zu denken. Jesaja Jes 29 65 5 Qui dicunt: Recede a me, non appropinques mihi, quia immundus es: isti fumus erunt in furore meo, ignis ardens tota die. und sie sagen: Weg von mir und komm mir nicht nahe, denn du bist unrein!⁵ Diese sind ein Rauch in meiner Zornesglut, ein loderndes Feuer, das fort und fort brennt.⁶ Jesaja Jes 29 65 5 5 Hebr.: Bleib für dich, denn ich bin heilig für dich, unnahbar; ich bin geweiht, du bist unrein. Es sind solche, die in die Götzenmysterien eingeweiht sind, die so sprechen. So groß ist ihre Verkehrtheit, dass das, was nach dem Gesetze die ärgste Befleckung ist, ihnen etwas besonders Heiliges gilt. Der Zuruf gilt den Heiden [Röm 2,17.21], aber wohl weiter auch den treugebliebenen Gottesverehrern Israels. Jesaja Jes 29 65 5 6 Zur Strafe wird die Zornesglut Gottes sie erfassen und sie, wie es dem Holze geschieht, in Rauch und Feuer umwandeln, so dass sie gleichsam ein großer von Gottes Gerechtigkeit angefachter Brand sind, allen zur Warnung. Jesaja Jes 29 65 6 Ecce scriptum est coram me: non tacebo, sed reddam et retribuam in sinum eorum. Sehet, es steht geschrieben vor mir:⁷ Ich werde nicht schweigen, sondern ich werde zurückgeben und vergelten in ihren Schoß⁸ Jesaja Jes 29 65 6 7 Ihr sündiges Treiben ist in den Büchern Gottes, vergl. [Dan 7,10], zum Gerichte eingeschrieben, so dass sie bei Gott nicht in Vergessenheit geraten. Jesaja Jes 29 65 6 8 Die Redeweise ist von der Sitte hergenommen, jemanden in die Bauschen und Falten des Kleides das ihm bestimmte Maß an Getreide und dergl. zu schütten. Vergl. [Rut 3,15; Lk 6,38]. Jesaja Jes 29 65 7 Iniquitates vestras, et iniquitates patrum vestrorum simul, dicit Dominus, qui sacrificaverunt super montes, et super colles exprobraverunt mihi, et remetiar opus eorum primum in sinu eorum. eure Vergehungen und die Vergehungen eurer Väter zumal,⁹ spricht der Herr; die auf den Bergen opferten und auf den Hügeln mich lästerten, und ich werde ihr voriges Tun in ihren Schoß zurückmessen. Jesaja Jes 29 65 7 9 Die Sünden der Väter werden insofern an den Söhnen gestraft als alle Sünden Israels zusammen die große Nationalschuld bilden, welche schließlich infolge der von Geschlecht zu Geschlecht sich forterbenden Gottlosigkeit und des untheokratischen Anklammerns an heidnische Weltmächte den Zusammensturz des Reiches herbeiführte. Dieser Ruin ist eine Strafe für die Nation als solche, zu dem alle einander nachfolgenden Geschlechter beitragen. Zudem trifft das von den Vorfahren herbeigeführte politische und soziale Elend oft in gesteigertem Maße die Enkel, wenn diese auf der falschen Bahn der Väter fortwandeln. Jesaja Jes 29 65 8 Hæc dicit Dominus: Quomodo si inveniatur granum in botro, et dicatur: Ne dissipes illud, quoniam benedictio est: sic faciam propter servos meos, ut non disperdam totum. Also spricht der Herr: Wie wenn eine Beere sich an einer Traube findet und man sagt:¹⁰ Verdirb sie nicht, denn es ist ein Segen, so will ich handeln um meiner Knechte willen,¹¹ so dass ich nicht das Ganze vernichte! Jesaja Jes 29 65 8 10 Die Vulgata gibt den Vergleich dem Sinne nach wieder. Die Guten werden gerettet, aber sie sind so sehr in der Minderzahl wie eine gute Beere an einer sonst unbrauchbaren Traube. Hebr.: So wie sich Most in der Traube findet und man spricht. Jesaja Jes 29 65 8 11 So hat Gott öfter in der Vergangenheit den Thron Judas gestürzt um seines Knechtes David willen. Vergl. [1Kön 11,11-13; 32-39; 1Kön 15,4.5; 2Kön 8,19; 2Kön 19,34; 2Chr 21,7]. Jesaja Jes 29 65 9 Et educam de Jacob semen, et de Juda possidentem montes meos: et heridatabunt eam electi mei, et servi mei habitabunt ibi. Und ich werde aus Jakob einen Samen hervorführen und aus Juda einen Erben meiner Berge¹² und meine Auserwählten sollen das Land ererben und meine Knechte daselbst wohnen. Jesaja Jes 29 65 9 12 Das verheißene Land (das Bergland Chanaan) soll seiner Erben und Besitzer nicht ermangeln, d.i. der Herr wir Sorge tragen, dass aus Israel und Juda manche in sein Reich, in das Messiasreich, eingehen, dessen Typus der Besitz Palästinas war. Jesaja Jes 29 0 1 H. Achte Rede. (Kap. 66) a. Gott schaut auf die Frommen und verabscheut die Greuel der Gottlosen. (V. 4) b. Gott wird Vergeltung üben und sein Reich errichten. (V. 9) c. Ungleiches Schicksal der Frommen und der Gottlosen. (V. 18) d. Die ganze Erde ist voll der Herrlichkeit des Herrn. Jesaja Jes 29 66 1 Hæc dicit Dominus: Clum sedes mea, terra autem scabellum pedum meorum: quæ est ista domus, quam ædificabitis mihi? et quis est iste locus quietis meæ? So spricht der Herr: Der Himmel ist mein Thron, die Erde aber der Schemel meiner Füße; was ist das für ein Haus, welches ihr mir bauen wollt,¹ und welches der Ort meiner Ruhestätte?² [Apg 7,49; Apg 17,24] Jesaja Jes 29 66 1 1 Entweder allgemein: Wo wäre denn ein Haus, das ihr mir bautet, das meiner völlig würdig wäre und auf das ich wegen seiner Pracht wohlgefällig blicken müsste? Oder: Wie könntet ihr den Tempel so herstellen? Jesaja Jes 29 66 1 2 Sie sollen nicht stolz sein auf den Tempel und ihre Bemühungen, ihn würdig auszustatten, nicht einseitig hoch anschlagen, oder gar in heidnischer Anschauung besangen, wähnen, ihm ein Haus einzurichten, das ihn einschlösse! Der hohe unausmessbare Himmel ist sein Thronsitz, die Erde sein Fußschemel; was ist diesen gegenüber das Tempelhaus? Jesaja Jes 29 66 10 Lætamini cum Jerusalem, et exsultate in ea omnes qui diligitis eam: gaudete cum ea gaudio universi, qui lugetis super eam. Freuet euch mit Jerusalem und jubelt in ihm alle, die ihr es liebt; frohlocket mit ihm in Freuden alle, die ihr über dasselbe trauert, Jesaja Jes 29 66 11 Ut sugatis, et repleamini ab ubere consolationis ejus: ut mulgeatis, et deliciis affluatis ab omnimoda gloria ejus. auf dass ihr sauget und gesättigt werdet an der Brust seiner Tröstung, auf dass ihr trinket und in Wonne überfließet von dem Übermaße seiner Herrlichkeit!¹⁸ Jesaja Jes 29 66 11 18 Der Ausblick auf die kommende Herrlichkeit soll alle, die an Sions Geschicken Anteil nehmen, trösten. Sion ist auch hier als Mutter gedacht, die von der Fülle ihrer Güte und Herrlichkeit ihren Kindern reichlich mitteilt, wenn diese sich nur mit hingebendem Interesse an sie anschließen. Und dazu hat man allen Grund, denn der Herr selbst bietet alle Macht und Liebe auf, um zu trösten und zu beseligen. Jesaja Jes 29 66 12 Quia hæc dicit Dominus: Ecce ego declinabo super eam quasi fluvium pacis, et quasi torrentem inundantem gloriam gentium, quam sugetis: ad ubera portabimini, et super genua blandientur vobis. Denn so spricht der Herr:¹⁹ Siehe, ich lenke zu ihr einem Strome gleich den Frieden hin und wie einen überflutenden Gießbach die Herrlichkeit der Völker, die ihr genießen sollt; an der Brust wird man euch tragen und auf den Knien euch liebkosen. Jesaja Jes 29 66 12 19 Die Embleme der messianischen Zeit sind hier in vollem Glanze dargestellt. Die Schilderung der Seligkeit ist derartig, dass ein Widerschein der jenseitigen himmlischen unverkennbar ist. Jesaja Jes 29 66 13 Quomodo si cui mater blandiatur, ita ego consolabor vos, et in Jerusalem consolabimini. Wie wenn eine Mutter liebkost, so will ich euch trösten und in Jerusalem werdet ihr getröstet werden.²⁰ Jesaja Jes 29 66 13 20 Friedensfülle, Pracht und Herrlichkeit aller Völker, die dem Messiasreiche dienstbar wird, die den Kindern Sions von den Völkern bewiesene Liebe und Sorge, endlich als Gipfelpunkt die dem Herrn selbst wie von der zärtlichsten Mutter gespendeten Liebkosungen. Dies Inhalt und Wesen jener Tröstung, die der Herr ankündigen lässt. Jesaja Jes 29 66 14 Videbitis, et gaudebit cor vestrum, et ossa vestra quasi herba germinabunt, et cognoscetur manus Domini servis ejus, et indignabitur inimicis suis. Ihr werdet es sehen und euer Herz wird sich freuen und eure Gebeine werden gleich dem Grün erblühen;²¹ erkannt werden wird die Hand des Herrn an seinen Dienern, aber seinen Feinden wird er zürnen. Jesaja Jes 29 66 14 21 Dieser Freudenfülle wird sich das Herz erschließen, sie wird auch belebend und erfrischend auf ihre Leiber wirken, vergl. [Jes 58,11; Jes 65,20-23], und in der Ewigkeit wird Leib und Seele sich einer das ganze Wesen durchdringenden Seligkeit erfreuen. Jesaja Jes 29 66 15 Quia ecce Dominus in igne veniet, et quasi turbo quadrigæ ejus: reddere in indignatione furorem suum, et increpationem suam in flamma ignis: Denn sehet, der Herr wird im Feuer kommen, wie der Sturmwind sind seine Wagen,²² um im Grimm seinen Zorn auszuführen und seine Drohung in Feuerflamme. Jesaja Jes 29 66 15 22 Feuer und Sturmwind sind Symbole des Gerichtes; das Gericht ist unwiderstehlich und rafft hinweg wie Feuer und Windsbraut. Die Erwähnung der Wagen zeigt den Herrn zugleich unter dem Bilde eines Feldherrn, der mit gewaltiger Streitmacht heranzieht. Jesaja Jes 29 66 16 Quia in igne Dominus dijudicabit, et in gladio suo ad omnem carnem, et multiplicabuntur interfecti a Domino. Denn mit Feuer wird der Herr richten und mit seinem Schwerte alles Fleisch, groß wird die Zahl sein der vom Herrn Getöteten. Jesaja Jes 29 66 17 Qui sanctificabantur, et mundos se putabant in hortis post januam intrinsecus, qui comedebant carnem suillam, et abominationem et murem: simul consumentur, dicit Dominus. Die sich weihten und sich für rein hielten in den Hainen hinter der Türe im Innern,²³ die Schweinefleisch aßen und Greuel²⁴ und Mäuse,²⁵ sollen zugleich hinweggerafft werden, spricht der Herr. Jesaja Jes 29 66 17 23 Welches sind die Feinde Gottes? In erster Reihe die Abgöttischen aus Israel selbst, deren Abgötterei wie [Jes 57,5; Jes 65,4.5] und [Jes 66,3] beschrieben wird. Sie trieben öffentlich und insgeheim Götzendienst und sahen darin eine gewisse Heiligung. Das Hebr. nach der Neueren: Die sich weihen hinter einem her, in der Mitte, d.i. hinter dem Hierophanten her, der in ihrer Mitte steht und ihnen die Riten vormacht oder allgemein: Sie gehen einem aus ihrer Mitte in gläubiger Verehrung nach. Jesaja Jes 29 66 17 24 Als Teilnehmer an Götzenopfern und um ihren Abfall zu dokumentieren, stürmen sie sich nicht um die mosaischen Speisegesetze. Jesaja Jes 29 66 17 25 Nattern. Jesaja Jes 29 66 18 Ego autem opera eorum, et cogitationes eorum: venio ut congregem cum omnibus gentibus et linguis: et venient et videbunt gloriam meam. Ich aber komme, um ihre Werke und ihre Gedanken zugleich mit allen Völkern und Zungen zu versammeln,²⁶ und sie werden kommen und meine Herrlichkeit schauen. Jesaja Jes 29 66 18 26 Hebr.: Und ich ihre Taten und Anschläge es kommt zu sammeln, d.i.: Es tritt ein, dass alle Nationen und Zungen zum Gerichte versammelt werden, und dabei wird Gottes Herrlichkeit offenbar werden. Mit dem Gerichte über Israel verbindet sich das Gericht über die Heidenwelt. (Euseb., Hier.) Jesaja Jes 29 66 19 Et ponam in eis signum, et mittam ex eis, qui salvati fuerint, ad gentes in mare, in Africam, et Lydiam tendentes sagittam: in Italiam et Græciam, ad insulas longe, ad eos, qui non audierunt de me, et non viderunt gloriam meam. Et annuntiabunt gloriam meam gentibus, Und ich stelle in ihnen Zeichen auf²⁷ und entsende aus denen, welche gerettet sind,²⁸ zu den Völkern über das Meer hin, nach Afrika und Lydien, zu den Bogenspannern, nach Italien und Griechenland und den Inseln in der Ferne,²⁹ zu denen, die nicht von mir gehört und meine Herrlichkeit nicht gesehen haben. Und sie werden den Völkern meine Herrlichkeit verkünden Jesaja Jes 29 66 19 27 Wie über die jüdische Nation ein Gericht der Entscheidung erging, infolge der Ankunft und der Predigt des Messias, so richtet derselbe Messias auch bei seiner ersten Ankunft die Heiden. Was sich bei Israel auf einmal und abschließend in der Katastrophe durch Titus vollzog, das ereignet sich im Nacheinander der Zeit bei den Nationen, denen das Heil verkündet wird: die Sichtung und Niederwerfung der Gottesfeinde. Und hat das Christentum ein neues Gebiet erobert, so ziehen wieder Boten aus, die noch rückständigen Völker vor dasselbe Gericht der Entscheidung zu stellen, ihnen Gottes Herrlichkeit zu verkünden. Durch Gericht zum Heil! Die Geretteten werden Boten der Rettung. Jesaja Jes 29 66 19 28 Etwas nach dem Gerichte Eintretendes, der Entsendung aber Vorgehendes, was diese wirksam macht. Nach [Ex 10,2] ein Wunderzeichen, eine Großtat, die Israel und den Heiden Gottes Macht und Herrlichkeit bekundet. Es ist der Messias und sein Werk, genauer die an ihnen und in ihnen sichtbar werdenden Wirkungen des Messias, also alle Erscheinungen der messianischen Periode. Diese Stelle ist sachlich parallel der anderen [Jes 11,10.11]. Das Zeichen sind also die Geistesgaben, da diese beim Eintritt des Christentums die deutlichsten und wirksamsten Zeichen waren, durch welche der Messias sich und sein Werk bezeugte. (Cyr.) Jesaja Jes 29 66 19 29 Hebr.: Ich sende aus ihnen Gerettete zu den Völkern, nach Tharschisch, Phul und Lud, den Bogenspannern, nach Thubal, Javan und den fernen Inseln. Zunächst geht der Blick nach Westen. Tharsis ist wohl die phönizische Kolonie Tartessus in Spanien. Phul: Libyen, Afrika. Lud ist gleichfalls von einer afrikanischen Völkerschaft zu verstehen. Thubal sind wohl die Tibarener an der Südostküste des schwarzen Meeres, die als Repräsentanten der asiatischen Völker genannt werden. Die Aussendung geschieht nach Westen, dann nach Süden, hierauf nach Norden oder Nordosten und schließt mit dem Westen: Javan (Griechenland) und den ins Unbestimmte sich verlierenden Inseln und Küstenländern der weiten Ferne ab. So ist der großartigste Weltapostolat gezeichnet, an dessen Verwirklichung seit neunzehnhundert Jahren gearbeitet wird und der seiner vollen Erfüllung noch immer fernsteht. Doch dieser Apostolat ist seiner inneren Wirksamkeit nach nie unfruchtbar, wenn auch die geschichtliche Entfaltung erst in Jahrhunderten oder Jahrtausenden zur vollen Wahrheit macht, was das Auge des Sehers von Gottes Warte aus mit einem Blicke umspannt. Jesaja Jes 29 66 2 Omnia hæc manus mea fecit, et facta sunt universa ista, dicit Dominus; ad quem autem respiciam, nisi ad pauperculum, et contritum spiritu, et trementem sermones meos? Alles dies hat meine Hand gemacht und dies alles ward geschaffen, spricht der Herr;³ auf wen anders aber blicke ich, als auf den Armen und den, der zerknirschten Herzens ist, und den, der zittert bei meinen Worten?⁴ Jesaja Jes 29 66 2 3 Alles ist von ihm, dem Schöpfer, erschaffen, wie könnte es also groß sein in seinen Augen? Jesaja Jes 29 66 2 4 Sein Auge ruht mit Huld und Wohlgefallen auf den Demütigen, die Gottes Gebote in heiliger Furcht beobachten, ihm also das Opfer ihres Herzens und nicht die leblose Materie darbringen. Zum Gedanken vergl. [1Kön 8,27; Apg 7,48; Apg 17,24]. Jesaja Jes 29 66 20 Et adducent omnes fratres vestros de cunctis gentibus donum Domino in equis, et in quadrigis, et in lecticis, et in mulis, et in carrucis, ad montem sanctum meum Jerusalem, dicit Dominus, quomodo si inferant filii Israel munus in vase mundo in domum Domini. und werden alle eure Brüder herbeiführen aus allen Völkern als Weihegeschenk für den Herrn,³⁰ auf Rossen und auf Wagen, in Sänften und auf Maultieren und in Prachtwagen,³¹ zu meinem heiligen Berge Jerusalem,³² spricht der Herr, gleichwie die Kinder Israels das Opfer im reinen Gefäße zum Hause des Herrn bringen.³³ Jesaja Jes 29 66 20 30 Die Ausgesandten führen als heilige Gabe und als Weihegeschenk für den Herrn aller Herren alle herbei, welche aus den Heiden berufen und erwählt sind und die durch diesen Beruf und die Annahme der wahren Gottesverehrung als Brüder der Israeliten dem Volke Gottes einverleibt werden. (Cyr., Theod., Prokop.) Jesaja Jes 29 66 20 31 Die Neueren übersetzen Dromedare. Die verschiedenen Beförderungsmittel versinnbildlichen plastisch, wie die Heiden rasch und durch reichliche Hilfe von oben unterstützt (Hieron.), leicht und bequem (Cyr.) zum neuen Sion, zum Messiasreiche, sich bekehren. Die Verschiedenheit und reiche Auswahl der Transportmittel spricht für die Menge der Bekehrungen und die mannigfaltigen Wege, auf denen der Herr die einzelnen zu sich führt. Jesaja Jes 29 66 20 32 Der heilige Berg ist auch hier als das allen erkennbare Zentrum gedacht. Jesaja Jes 29 66 20 33 Die Bekehrten sind als ein dem Herrn von den Glaubensverkündigern dargestelltes reines Opfer aufgefasst, eine erhabene Idee des Apostolates als eines Priestertums, das dem Herrn ein heiliges Opfer in den zu Bekehrenden zubereitet. Vergl. [Röm 15,16]. Der Vergleich besagt: Wie bisher die Israeliten aus ganz Palästina mit Opfergaben, mit Speiseopfer (Weizenmehl, Öl, Weihrauch) nach Jerusalem Jahr aus für Jahr ein zum Tempel zu wallen pflegten, so werden im Messiasreiche die in alle Länder ausgesandten Glaubensboten als Tribut ihrer Anbetung die Bekehrten aus den Heiden dem Herrn zum lieblichen Opfer zuführen. Jesaja Jes 29 66 21 Et assumam ex eis in sacerdotes, et levitas, dicit Dominus: Und aus ihnen³⁴ werde ich zu Priestern und Leviten nehmen, spricht der Herr. Jesaja Jes 29 66 21 34 Hebr.: Und auch aus ihnen, den Herangebrachten. So wird Gott das mosaische von Gott selbst durch Wunder sanktionierte Grundgesetz über das Priestertum in bestimmter und feierlicher Weise aufheben. Dieser Vers ist eine Ergänzung zu [Jes 19,24; Jes 56,3-7]. Ein dem vorbildlichen aaronitischen Priestertume entsprechendes, höheres aber wahres Priestertum im neuen Bunde wird vorausgesagt. Jesaja Jes 29 66 22 Quia sicut cli novi, et terra nova, quæ ego facio stare coram me, dicit Dominus: sic stabit semen vestrum, et nomen vestrum. Denn wie der neue Himmel und die neue Erde, die ich vor mir stehen mache, spricht der Herr, so wird eure Nachkommenschaft und euer Name bestehen.³⁵ [Offb 21,1] Jesaja Jes 29 66 22 35 Die Heiligkeit der Kirche ist ausgedrückt, da die vordem unreinen, jetzt bekehrten Heiden ein Weihegeschenk dem Herrn heißen; diese Heiligkeit soll durch Erhebung zur priesterlichen Würde zugleich mit dem Mittleramte zwischen Gott und der Menschheit ausgestattet werden. So aufgebaut soll die Kirche, Gott verherrlichend, die Menschen heiligend, in unverwelklicher Schönheit und unverwelklich vor dem Herrn dastehen. Das wahre geistige Israel ist aus dem Gerichte gerettet und geläutert hervorgegangen, es hat in sich die Kraft, die Heiden in Brüder umzuschaffen, und so steht Israel im Messiasreiche ewig vor dem Herrn. Der neue Himmel und die neue Erde stehen am Schlusse dieser Weltzeit als die schließliche Verklärung und allseitige Vollendung des Messiaswerkes; die Kirche trägt in ihrer irdischen Ausgestaltung schon deren Abbild in sich, indem sie in Schönheit, Heiligkeit, Unvergänglichkeit, Unzerstörbarkeit vor dem Herrn dasteht und von Gottes Geist durchweht und die Unterpfänder und Keime der Glorie in sich tragend, mit unaussprechlicher Sehnsucht der vollen Entfaltung des messianischen Segens, der Verklärung, entgegenharrt. Durch den Vergleich der Kirche mit dem neuen Himmel und der neuen Erde werden wir angewiesen, auf den Endpunkt hinzublicken, über die Zeit hinaus., die Ewigkeit ins Auge zu fassen, die Kirche nicht nur als die auf Erden pilgernde, sondern auch als die vor Gottes Thron in Verklärung stehende zu betrachten. Jesaja Jes 29 66 23 Et erit mensis ex mense, et sabbatum ex sabbato: veniet omnis caro ut adoret coram facie mea, dicit Dominus. Und es wird Monat um Monat und Sabbat um Sabbat sein, alles Fleisch wird kommen, um vor meinem Angesicht anzubeten, spricht der Herr. Jesaja Jes 29 66 24 Et egredientur, et videbunt cadavera virorum, qui prævaricati sunt in me: vermis eorum non morietur, et ignis eorum non exstinguetur: et erunt usque ad satietatem visionis omni carni. Und man wird hinausgehen und die Leichname der Männer schauen, die gegen mich gefrevelt haben; ihr Wurm wird nicht sterben und ihr Feuer nicht erlöschen und sie werden ein Abscheu sein allen Menschen.³⁶ Jesaja Jes 29 66 24 36 Die Grundlage der Darstellung von V. 23, V. 24 ist der heilige Berg Jerusalems V. 20 und der Tempel des Herrn. Dort wird ununterbrochen Fest auf Fest gefeiert, wie Monde auf Monde, Wochen auf Wochen unaufhaltsam und unabänderlich voranrollen, und alles Fleisch, die erlöste Menschheit aus allen Ländern, betet an im heiligen Tempel vor Gottes Antlitz. Außerhalb der heiligen Stadt aber ist das Tophet, die Brandstätte der Gehenna; da liegen die Leichen der Feinde des Herrn. Aber es sind keine entseelten Leichname, denn ihr Wurm stirbt nicht, und da brennen sie im Feuer, ein Abscheu allem Fleische. Es ist V. 23 vom messianischen Jerusalem die Rede. Wenn der neue Himmel und die neue Erde eintritt, ist die gesamte Menschheit in zwei Klassen geteilt: die Bürger des Gottesreiches, die vor Gottes Angesicht beten, und diejenigen, welche, ausgestoßen aus Gottes Reiche, dem ewigen Wurm und unauslöschlichen Feuer überantwortet werden. So findet der Abschluss der einzelnen Abschnitte: Es ist kein Friede für die Gottlosen hier am Schlusse seine für die Ewigkeit geltende schauerliche Erfüllung, falls der Gottlose die Gnadenzeit verstreichen lässt und als Gottloser von der Ewigkeit erfasst wird. Jesaja Jes 29 66 3 Qui immolat bovem, quasi qui interficiat virum: qui mactat pecus, quasi qui excerebret canem: qui offert oblationem, quasi qui sanguinem suillum offerat: qui recordatur thuris, quasi qui benedicat idolo. Hæc omnia elegerunt in viis suis, et in abominationibus suis anima eorum delectata est. Wer einen Stier schlachtet,⁵ ist wie⁶ einer, der einen Menschen erschlägt; wer ein Schaf opfert, wie einer, der einen Hund erwürgt;⁷ wer eine Gabe darbringt, wie einer, der Schweineblut opfert;⁸ wer zum Gedenkopfer räuchert,⁹ ist wie einer, der einen Götzen preist. Dies alles haben sie erwählt auf ihren Wegen und ihre Seele hat sich an ihren Greueln ergötzt. Jesaja Jes 29 66 3 5 Israel liegt äußerlich den vorgeschriebenen Kulthandlungen ob, innerlich aber ist ein großer Teil des Volkes voll von Gedanken des Mordes und Götzendienstes und lässt sich trotz der äußeren Opfer schwere Greuel und Tatsünden zuschulden kommen. Jesaja Jes 29 66 3 6 Diese Partikel fehlt im Hebräischen mit Recht, denn Gott selbst hat ja die Opfer angeordnet. Nach dem Hebr. heißt es: Man opfert zwar, begeht aber trotzdem Mordtaten und Abgötterei. Also Vulgata: Wer einen Stier opfert, ist seiner inneren Gesinnung nach trotzdem und zugleich wie ein Mörder; er vereinigt äußeren Kult und größte Sündhaftigkeit. Jesaja Jes 29 66 3 7 Hundeopfer finden sich im phönizischen und babylonischen Kult, bei den Kariern, Römern u.a. Jesaja Jes 29 66 3 8 Schweineopfer kamen zu bestimmten Zeiten und bei gewissen Veranlassungen vor, auch bei den Phöniziern, Syrern, Cypriern und Ägyptern, obwohl diese sonst das Schwein als unrein verabscheuten. Jesaja Jes 29 66 3 9 Der Ausdruck ist vom Gedächtnisopfer, d.i. dem Teil des unblutigen Opfers hergenommen, der auf dem Altare mit dem Weihrauch verbrannt wurde. Jesaja Jes 29 66 4 Unde et ego eligam illusiones eorum: et quæ timebant, adducam eis: quia vocavi, et non erat qui responderet: locutus sum, et non audierunt: feceruntque malum in oculis meis, et quæ nolui elegerunt. Daher will auch ich für sie Beschimpfung erwählen¹⁰ und, was sie fürchten, über sie kommen lassen; denn ich rief und niemand antwortete, ich redete und sie hörten nicht und taten das Böse vor meinen Augen und erwählten, was ich nicht wollte. [Spr 1,24; Jes 65,12; Jer 7,13] Jesaja Jes 29 66 4 10 Kräftig und einschneidend ist der Gleichklang: Sie haben erwählt ich will erwählen. Jesaja Jes 29 66 5 Audite verbum Domini, qui tremitis ad verbum ejus: dixerunt fratres vestri odientes vos, et abjicientes propter nomen meum: glorificetur Dominus, et videbimus in lætitia vestra: ipsi autem confundentur. Höret das Wort des Herrn, die ihr bei seinem Worte zittert!¹¹ Es sprachen eure Brüder, die euch hassen und um meines Namens willen von sich stoßen:¹² Es möge sich doch der Herr verherrlichen und wir wollen Zeuge sein bei eurer Freude!¹³ Diese aber werden zuschanden werden. Jesaja Jes 29 66 5 11 Wie jene eifrig sind im Aufsuchen der Götzen, so will der Herr erfinderisch sein, ihnen Drangsale und Mühsale zustoßen zu lassen. Was sie nur immer fürchten und am meisten scheuen, das soll sie treffen. So die Drohung für die abtrünnigen. Hierin liegt schon ein Trost und Hoffnungsgrund für die Getreuen. Jesaja Jes 29 66 5 12 Die Abtrünnigen sind Hasser und Verfolger der treuen Gottesverehrer. Jesaja Jes 29 66 5 13 In ähnlicher Spottrede, wie den Propheten [Jes 5,19; Jes 28,10], greifen sie die Frommen an. Sie greifen das prophetische Wort von dem Gerichte, bei dem sich Gott verherrlichen und die Seinigen beglücken werde, auf, wiederholen es höhnisch und lachen des Glaubens und der Hoffnung der Getreuen, mit denen sie keine Gemeinschaft mehr haben wollen. Es ist hier das Vorspiel zu [Lk 6,22]. Es dauert den Spöttern zu lange mit der Erfüllung; da ihnen das Sündenleben einige Zeit ungestraft hingeht, wiegen sie sich in Sicherheit ein. Der Prophet antwortet auf ihren Spott mit dem Hinweise auf die sichere Vorherverkündigung und zeigt sogleich den Ausgang seiner Drohungen, indem er im Folgenden das Auftreten des Herrn zum Gerichte und zum Heile schildert. Jesaja Jes 29 66 6 Vox populi de civitate, vox de templo, vox Domini reddentis retributionem inimicis suis. Stimme eines Volkshaufens von der Stadt her, Stimme vom Tempel her, Stimme¹⁴ des Herrn, der an seinen Feinden Vergeltung übt. Jesaja Jes 29 66 6 14 Der Seher hört im Geiste schon die Donner des herannahenden Gerichtes (hebr. dreimal Qol). Sie dröhnen aus Jerusalem von der Wohnstätte des Herrn her; mit ihnen leitet er sein Gericht ein. Stadt und Tempel sind ja Mittelpunkte der Theokratie, ihretwegen findet das richterliche Eingreifen Gottes statt, wie ihnen auch die Lichtseite des Gerichtes, Umschwung und Neuschaffung gelten. Der Seher bricht die Gerichtsdrohung kurz ab, um sie später V. 15 wieder aufzunehmen. Hier galt es ja, die Getreuen zu trösten. Jesaja Jes 29 66 7 Antequam parturiret, peperit: antequam veniret partus ejus, peperit masculum. Ehe sie kreißte, hat sie geboren; ehe ihre Geburtswehen kamen, hat sie ein Knäblein geboren.¹⁵ Jesaja Jes 29 66 7 15 Das Heil erscheint, indem Sion plötzlich als die Mutter eines zahlreichen Volkes dasteht. Vergl. [Jes 54,1-10; Jes 49,18-24; Jes 60,3-16]. Die Geburt ist schmerzlos und erfreulich. Das Pfingstwunder mit den darauffolgenden Bekehrungen ist diese Geburt Sions. (Hier., Cyr., Theod.) Diese Geburt ist das Neue, was der Herr bewirken will. [Jes 42,9; Jes 43,19] Der Erweis seines mächtigen Armes [Jes 51,9; Jes 52,10; Jes 59,16; Jes 64,1] der glänzende Aufbau, die Wiederherstellung Sions [Jes 52,8; Jes 54,11; Jes 61,4; Jes 62,6.7]. Jesaja Jes 29 66 8 Quis audivit unquam tale? et quis vidit huic simile? numquid parturiet terra in die una? aut parietur gens simul, quia parturivit, et peperit Sion filios suos? Wer hat jemals dergleichen gehört? Wer hat je dem Ähnliches gesehen? Gebiert denn ein Land an einem Tage?¹⁶ Oder wird ein Volk auf einmal geboren? Denn Sion kreißte und gebar ihre Söhne. Jesaja Jes 29 66 8 16 Hebr.: Wird ein Land (die Bevölkerung eines Landes) geboren an einem Tage? Darauf antwortet der Herr mit dem Hinweise auf seine Macht und Tat. Jesaja Jes 29 66 9 Numquid ego, qui alios parere facio, ipse non pariam? dicit Dominus; si ego, qui generationem ceteris tribuo, sterilis ero, ait Dominus Deus tuus? Soll ich, der ich andere gebären mache, selbst nicht gebären? spricht der Herr; ich, der ich anderen Nachkommenschaft verleihe, unfruchtbar sein? spricht der Herr, dein Gott.¹⁷ Jesaja Jes 29 66 9 17 Gott hat die Keime der natürlichen Hervorbringung in seine Geschöpfe eingesenkt und bewahrt ihnen diese Kräfte und führt sie ihrer Betätigung zu; um wie viel mehr wird er vollbringen, was er durch seine Verheißung in der übernatürlichen Ordnung niedergelegt und wie im Keime gepflanzt hat? Diese Neuschaffung, diese Umwandlung der Menschen in Söhne Sions ist hier als Geburt aus Gott bezeichnet, nicht nur weil Gott das, was er als Vorsatz und Idee im Geiste trug, durch seine Macht verwirklichte, sondern weil dadurch das Wesen dieser Umschaffung als eine Geburt, eine Wiedergeburt aus Gottes Geiste und durch Gottes Kraft gekennzeichnet wird. Vergl. [Jes 44,3] und [Ez 36,25] mit Joh Jeremia Jer 30 0 1 Die Berufung des Jeremias. (Kap. 1) 1. Jeremias wird zum Prophetenamte berufen. (V. 10) 2. Dem Propheten wird seine Aufgabe durch Symbole kundgegeben. (V. 16) 3. Der Seher wird belehrt, was er verkünden soll, wem und wie. Jeremia Jer 30 1 1 VERBA Jeremiæ filii Helciæ, de sacerdotibus, qui fuerunt in Anathoth, in terra Benjamin. Worte des Jeremias, des Sohnes Helkias', eines der Priester, welche zu Anathoth, im Lande Benjamin, waren.¹ Jeremia Jer 30 1 1 1 Das Buch der Prophezeiungen wird mit denselben Worten bezeichnet wie [Jer 36,10]. Jeremia Jer 30 1 10 Ecce constitui te hodie super gentes, et super regna ut evellas, et destruas, et disperdas, et dissipes, et ædifices, et plantes. siehe, ich bestelle dich heute über die Völker und über die Reiche,¹³ um auszureißen und zu zerstören, zu verderben und niederzureißen, aufzubauen und zu pflanzen.¹⁴ [Jer 18,7] Jeremia Jer 30 1 10 13 Als meinen Gesandten, damit du in meinem Namen ihnen befiehlst. Jeremia Jer 30 1 10 14 Dein Amt sei zum Falle und zur Auferstehung. Freilich überwiegt nach den Zeitumständen das Zerstören, weshalb für dieses vier Ausdrücke gesetzt werden. Der Prophet soll unermüdet das Böse ausreißen, das Gute festigen in der Pflanzung, dem Hause Gottes, in Israel. Jeremia Jer 30 1 11 Et factum est verbum Domini ad me, dicens: Quid tu vides Jeremia? Et dixi: Virgam vigilantem ego video. Und das Wort des Herrn erging an mich also: Was siehst du, Jeremias? Ich sprach: Einen Wachestab sehe ich.¹⁵ Jeremia Jer 30 1 11 15 Hebr.: Einen Mandelstab. Im Hebräischen ist das Wort Schaked verwandt mit wachen, weil der Mandelbaum zuerst unter allen Bäumen aus dem Winterschlaf erwacht. Gott will andeuten, dass er seine Sorge darauf richtet, sein Wort im Werk zu erfüllen, jenes Wort, das er durch die vorhergehenden Propheten verkündet. Bezeichnet das wachen die Sicherheit der Erfüllung, so ist die Eile, mit welcher der Mandelbaum den übrigen in der Mitte zuvorkommt, ein Sinnbild der Eile, mit der der Herr seine Voraussagungen erfüllen will. Vielleicht deutet der Mandelstab auch auf das Priesteramt des Jeremias in Erinnerung an den Stab Aarons [Num 17,8] und verheißt, dass Gott durch seine Fürsorge bewirken wird, was die frevelhafte Nachlässigkeit der Priester verabsäumt. Jeremia Jer 30 1 12 Et dixit Dominus ad me: Bene vidisti, quia vigilabo ego super verbo meo ut faciam illud. Da sprach der Herr zu mir: Du hast recht gesehen; ja, ich werde über mein Wort wachen, um es auszuführen. Jeremia Jer 30 1 13 Et factum est verbum Domini secundo ad me, dicens: Quid tu vides? Et dixi: Ollam succensam ego video, et faciem ejus a facie aquilonis. Und das Wort des Herrn erging an mich zum zweiten Mal also:¹⁶ Was siehst du? Ich erwiderte: Einen im Feuer stehenden Topf¹⁷ sehe ich, er kehrt seine Vorderseite von Norden her zu.¹⁸ Jeremia Jer 30 1 13 16 Das zweite Sinnbild deutet den Weg an, auf dem Gott das priesterliche Königtum, das Heil des Volkes herbeiführen will. Jeremia Jer 30 1 13 17 Eigentlich: Einen angefachten Topf. Jeremia Jer 30 1 13 18 Sein Inhalt droht, bald überzulaufen. Der Prophet soll die Zerstörung Jerusalems und die Gefangenschaft des Volkes durch die Chaldäer (Norden) verkünden. Jeremia Jer 30 1 14 Et dixit Dominus ad me: Ab aquilone pandetur malum super omnes habitatores terræ: Da sprach der Herr zu mir: Von Norden her wird sich das Unheil über alle Bewohner des Landes ergießen; [Jer 4,6] Jeremia Jer 30 1 15 Quia ecce ego convocabo omnes cognationes regnorum aquilonis, ait Dominus: et venient et ponent unusquisque solium suum in introitu portarum Jerusalem, et super omnes muros ejus in circuitu, et super universas urbes Juda. denn siehe, ich werde alle Völker der Reiche des Nordens berufen,¹⁹ spricht der Herr, dass sie kommen und ein jeder seinen Stuhl an dem Eingange der Tore Jerusalems aufstelle²⁰ und gegen alle seine Mauern ringsum und gegen alle Städte Judas.²¹ Jeremia Jer 30 1 15 19 Gott ruft und jene folgen. Jeremia Jer 30 1 15 20 Gericht zu halten über die Stadt und die Beute zu verzeichnen. Dass die Eroberer an allen Toren und gegen die Mauern ringsum sitzen, zeigt die Unmöglichkeit der Flucht. Jeremia Jer 30 1 15 21 So übt Gott selbst sein Gericht. Jeremia Jer 30 1 16 Et loquar judicia mea cum eis super omnem malitiam eorum, qui dereliquerunt me, et libaverunt diis alienis, et adoraverunt opus manuum suarum. Und ich werde mein Strafurteil über sie aussprechen wegen all ihrer Bosheit, dass sie mich verlassen und fremden Göttern geopfert und das Werk ihrer Hände angebetet haben.²² Jeremia Jer 30 1 16 22 Den Gott, der mit ihnen einen Bund geschlossen und sie mit Wohltaten überhäuft hat, haben sie verlassen fremden Göttern haben sie geräuchert und die Machwerke ihrer Hände angebetet. Jeremia Jer 30 1 17 Tu ergo accinge lumbos tuos, et surge, et loquere ad eos omnia quæ ego præcipio tibi. Ne formides a facie eorum: nec enim timere te faciam vultum eorum. So gürte denn deine Lenden²³ und mach dich auf und rede zu ihnen alles, was ich dir auftrage! Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich will machen, dass du vor ihnen nicht zu zagen habest.²⁴ Jeremia Jer 30 1 17 23 Um frei und ungehindert handeln zu können. Jeremia Jer 30 1 17 24 Gott selbst wird für seine Worte eintreten. Hebr.: Damit ich dich nicht vor ihnen verzagt mache. Misstraue nicht meiner Hilfe, sonst verlasse ich dich mitten in der Gefahr. (Hier.) Jeremia Jer 30 1 18 Ego quippe dedi te hodie in civitatem munitam, et in columnam ferream, et in murum æreum, super omnem terram, regibus Juda, principibus ejus, et sacerdotibus, et populo terræ. Mache ich dich doch heute zu einer festen Stadt, zu einer eisernen Säule und zu einer ehernen Mauer²⁵ gegenüber dem ganzen Lande, wider die Könige von Juda und seine Fürsten, die Priester und das Volk des Landes.²⁶ [Jer 6,27] Jeremia Jer 30 1 18 25 Hauptsächlichster Grund, weshalb er nicht fürchten darf. (Hier.) Jeremia Jer 30 1 18 26 Dein Auftrag ist gefahrvoll, alle Stände werden dir feindlich gesinnt sein, allen musst du allein Widerstand leisten. Doch deine Kraft vermögen sie nicht zu überwinden, diese feste Stadt nicht zu erobern; diese eiserne Säule trägt jede Last, an dieser ehernen Mauer brechen sich alle Kriegsstürme. Jeremia Jer 30 1 19 Et bellabunt adversum te, et non prævalebunt: quia ego tecum sum, ait Dominus, ut liberem te. Wenn sie wider dich kämpfen werden, so werden sie doch nichts über dich vermögen, denn ich bin mit dir, spricht der Herr, dich zu erretten.²⁷ Jeremia Jer 30 1 19 27 Zugleich mit dem Kampfe zeigt Gott dem Propheten den sicheren Sieg. Vergl. V. 8. Jeremia Jer 30 1 2 Quod factum est verbum Domini ad eum in diebus Josiæ filii Amon regis Juda, in tertio decimo anno regni ejus. Wort des Herrn,² das an ihn³ in den Tagen Josias', des Sohnes Amons, des Königs von Juda, im dreizehnten Jahre seiner Regierung ergangen ist Jeremia Jer 30 1 2 2 Hier wird die höhere Quelle beigefügt, aus der jene Worte ihren Ursprung haben. Jeremia Jer 30 1 2 3 Nach dem Hebr. besser: an den das Wort des Herrn ergangen ist. Jeremia Jer 30 1 3 Et factum est in diebus Joakim filii Josiæ regis Juda, usque ad consummationem undecimi anni Sedeciæ filii Josiæ regis Juda, usque ad transmigrationem Jerusalem, in mense quinto. und in den Tagen Joakims ergangen ist, des Sohnes Josias', des Königs von Juda, bis zum Ende des elften Jahres⁴ des Sedekias, des Sohnes Josias', des Königs von Juda, bis zur Wegführung Jerusalems im fünften Monat.⁵ Jeremia Jer 30 1 3 4 Mit dem fünften Monate des elften Jahres, in dem Naburzadan Stadt und Tempel anzündete, hörte die Herrschaft des Sedekias auf und schloss so für ihn das elfte Jahr, wenngleich es noch nicht voll war. Jeremia Jer 30 1 3 5 Jeremias prophezeite von seiner Berufung an bis zur Einnahme Jerusalems einundvierzig Jahre: Unter Josias neunzehn Jahre, unter Joakim elf Jahre, unter Sedekias bis zum fünften Monate des elften Jahres, in dem Jerusalem fiel. Joachaz und Jechonias sind in der Aufzählung nicht besonders genannt, da jeder von ihnen nur drei Monate regierte. Die Aufschrift scheint nicht alles, was jetzt in dem prophetischen Buche enthalten ist, zu umfassen, denn der Prophet übte sein Amt noch weiter nach Eroberung der Stadt. (Kap. 40 44) Es ist also anzunehmen, dass Jeremias später eine zweite Sammlung seiner Reden veranstaltete, welche er oder sein Jünger Baruch der ersten beifügte, ohne deren Aufschrift zu ändern, da mit dem Falle der Theokratie und der Stadt auch seine Sendung in der Hauptsache vollendet war. Jeremia Jer 30 1 4 Et factum est verbum Domini ad me dicens: Und das Wort des Herrn erging an mich also:⁶ Jeremia Jer 30 1 4 6 Was Paulus von der Priesterwürde sagt (Hebr.), gilt auch von dem Propheten amte. Der Prophet strebt nicht nach der Würde, sondern nimmt sie nur gezwungen an. Wie das Wort des Herrn an ihn erging, gibt er nicht an. Jeremia Jer 30 1 5 Priusquam te formarem in utero, novi te: et antequam exires de vulva, sanctificavi te, et prophetam in gentibus dedi te. Ehe ich dich im Mutterleibe bildete, habe ich dich gekannt; und ehe du hervorgingst aus dem Mutterschoße, habe ich dich geheiligt⁷ und dich zum Propheten für die Völker bestellt.⁸ Jeremia Jer 30 1 5 7 Die Auserwählung wird ihm durch die Vorherbestimmung vor seiner Erschaffung, der in der Zeit erfolgten Heiligung und der Übertragung des Amtes offenbart. Die Heiligung ist eine wahre innere (Thom.), denn als Aussonderung gefasst, bietet das Wort keinen Fortschritt. Die Heiligung aber ist ihm umso notwendiger, als harte Verfolgungen auf ihn warten und er gegen die Gewohnheit des Alten Testamentes ehelos bleiben [Jer 16,2] und zurückgezogen von den Menschen leben soll. [Jer 16,5] Jeremia Jer 30 1 5 8 Es ist die Zeit da, deines Amtes bei den Völkern zu walten. (Vergl. V. 10.) Jeremia Jer 30 1 6 Et dixi, A a a, Domine Deus: ecce nescio loqui, quia puer ego sum. Da sprach ich: Ach, ach, ach! Herr und Gott! siehe, ich weiß nicht zu reden, denn ich bin ein Kind!⁹ Jeremia Jer 30 1 6 9 Der Prophet nennt eine ähnliche Ursache wie Moses, doch fürchtet er wohl auch die Beschwerden und Gefahren des Amtes, welche ihm die Geschichte des Elias, des Amos [Am 2,12, Am 7,12] und die Grausamkeiten Manasses [2Kön 21,16; 2Kön 24,4] vor Augen stellten. Vergl. [Jer 20,7] Jeremia Jer 30 1 7 Et dixit Dominus ad me: Noli dicere: Puer sum: quoniam ad omnia, quæ mittam te, ibis: et universa, quæcumque mandavero tibi, loqueris. Der Herr aber sprach zu mir: Sage nicht: Ich bin ein Kind; denn zu allem, wozu ich dich sende,¹⁰ sollst du gehen und alles, was ich dir befehlen werde, sollst du sprechen. Jeremia Jer 30 1 7 10 Besser mit Septuag: Zu allen, zu denen ich dich sende. Jeremia Jer 30 1 8 Ne timeas a facie eorum: quia tecum ego sum ut eruam te, dicit Dominus. Fürchte dich nicht vor ihnen, denn ich bin mit dir, dich zu erretten,¹¹ spricht der Herr. Jeremia Jer 30 1 8 11 Gott verheißt ihm Standhaftigkeit, Beredsamkeit, Mut. Jeremia Jer 30 1 9 Et misit Dominus manum suam, et tetigit os meum: et dixit Dominus ad me: Ecce dedi verba mea in ore tuo; Alsdann streckte der Herr seine Hand aus und berührte meinen Mund,¹² und der Herr sprach zu mir: Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund; Jeremia Jer 30 1 9 12 In der Vision. Die Handlung entspricht den Worten. Vergl. [Dtn 18,18]. Jeremias wird nicht geheiligt wie Isaias, weil er bereits im Mutterleibe geheiligt ist. Jeremia Jer 30 0 1 I. Mahnung zur Buße und Androhung des Unterganges. (Kap. 2-10) 1. Erste Rede. (2,1 3,5) A. Gottes Wohltaten, die Bosheit des Volkes. (V. 8) B. Übel ist es, den Herrn verlassen zu haben. (V. 19) C. Unsinnige Abgötterei der Israeliten. (V. 28) D. Erneuerte Mahnung an die Verstockten. Jeremia Jer 30 2 1 Et factum est verbum Domini ad me, dicens: Und es erging das Wort des Herrn an mich also: Jeremia Jer 30 2 10 Transite ad insulas Cethim, et videte: et in Cedar mittite, et considerate vehementer: et videte si factum est hujuscemodi. Gehet hinüber zu den Inseln der Kethiter¹⁶ und schauet euch um, sendet hin nach Kedar¹⁷ und gebt wohl acht und sehet, ob je dergleichen geschehen ist. Jeremia Jer 30 2 10 16 Wie sehr sie Strafe verdienen, zeigt ein Vergleich mit den Heiden. Hebr.: denn gehet hinüber. Die Kethiter sind die Bewohner der westlichen Inseln und Küsten, insbesondere von Cypern. Jeremia Jer 30 2 10 17 Ein im Osten arabischer Stamm, nach dem Sohne Ismaels [Gen 25,11] genannt, allgemein für die Araber der Wüste gesetzt. Jeremia Jer 30 2 11 Si mutavit gens deos suos, et certe ipsi non sunt dii: populus vero meus mutavit gloriam suam in idolum. Hat etwa ein Volk seine Götter vertauscht? und jene sind nicht einmal Götter! Mein Volk aber hat seine Herrlichkeit¹⁸ gegen einen Götzen¹⁹ vertauscht. Jeremia Jer 30 2 11 18 Den Gott, der sich so herrlich offenbart und sein Volk mit Gütern aller Art ausgestattet hat, der selbst ganz Herrlichkeit und Lichtglanz, auch der Ruhm und die Seligkeit aller sein will, die ihn anbeten. Jeremia Jer 30 2 11 19 Hebr.: um das, was nicht nützt. Jeremia Jer 30 2 12 Obstupescite cli super hoc, et portæ ejus desolamini vehementer, dicit Dominus. Entsetzet euch darüber, ihr Himmel,²⁰ und ihr Pforten der Himmel, betrübet euch gar sehr!²¹ spricht der Herr. Jeremia Jer 30 2 12 20 Der Vergleich zwischen den Völkern und zwischen den Gegenständen ihrer Verehrung hat das Herz des Propheten mit Staunen ob der Freveltat erfüllt. Jeremia Jer 30 2 12 21 Hebr.: Entsetzet euch, ihr Himmel, darüber und schaudert und starret mächtig, spricht Jahve. Jeremia Jer 30 2 13 Duo enim mala fecit populus meus: Me dereliquerunt fontem aquæ vivæ, et foderunt sibi cisternas, cisternas dissipatas, quæ continere non valent aquas. Denn zweifaches Übel hat mein Volk getan: Mich haben sie verlassen, den Quell lebendigen Wassers, und haben sich Brunnen gegraben, Brunnen, die durchlöchert sind und kein Wasser zu halten vermögen.²² Jeremia Jer 30 2 13 22 Ein solches Bild ist den Orientalen geläufig. Gott, den ersten Urquell alles Guten, den unerschöpflichen Schatz alles Guten, den Quell allen Lebens, haben sie verlassen, um schmutziges Wasser in Zisternen zu suchen, deren Steinlage auseinandergeworfen und deren Wasser ausgeflossen ist. Was sie für Gott eingetauscht haben, wird in V. 14 gezeigt. Jeremia Jer 30 2 14 Numquid servus est Israel, aut vernaculus? quare ergo factus est in prædam? Ist denn Israel ein Knecht oder der Sohn einer Magd?²³ Warum ist er also zur Beute geworden?²⁴ Jeremia Jer 30 2 14 23 Der Name Israel verbürgt ihm Gottes steten Segen, wie also wird es jetzt von anderen Völkern wie ein Sklave behandelt? Ist es als solcher verkauft oder nach dem Rechte der Geburt ein Sklave? Jeremia Jer 30 2 14 24 Hat er die Würde eines Erstgeborenen Gottes eingebüßt? Gottes milden Ruf haben sie verachtet, so haben sie denn den Schrecken und die Grausamkeit der Feinde erfahren. Jeremia Jer 30 2 15 Super eum rugierunt leones, et dederunt vocem suam, posuerunt terram ejus in solitudinem: civitates ejus exustæ sunt, et non est qui habitet in eis. Die Löwen²⁵ brüllten wider ihn und ließen ihre Stimme erschallen, sie machten sein Land zur Wüste; seine Städte sind niedergebrannt und niemand wohnt darin. Jeremia Jer 30 2 15 25 Die feindlichen Könige, insbesondere die Assyrier, welche den Löwen als Sinnbild führten. Jeremia Jer 30 2 16 Filii quoque Mempheos et Taphnes constupraverunt te usque ad verticem. Auch die Söhne von Memphis und Taphnes²⁶ haben dich geschändet bis zum Scheitel. Jeremia Jer 30 2 16 26 Hebr.: Noph und Thachpanes werden dir den Scheitel abweiden dich alles Schmuckes berauben und mit Schmach bedecken. Der Ausdruck vereinigt zwei Bilder miteinander. Noph ägyptisch Men-Nofer (die gute Stätte) Thachpanes (auch Tbachpanches genannt) ist Daphne, unweit von Pelusium, aber westlich vom heutigen Suezkanal, heut Tell Defenne, einst Grenzfestung Ägyptens nach N. Q. Jeremia Jer 30 2 17 Numquid non istud factum est tibi, quia dereliquisti Dominum Deum tuum eo tempore, quo ducebat te per viam? Ist dir dies nicht deshalb geschehen, weil du den Herrn, deinen Gott, verließest zu der Zeit, als er dein Führer war auf dem Wege?²⁷ Jeremia Jer 30 2 17 27 Dein Weg: der dir vorgeschriebene und zu deinem Ziele dienende. Gott zeigte dir den rechten Weg, du aber wandeltest denselben nicht. Die Septuag. liest: Hat dies alles dir nicht zugefügt, dass du mich verlassen? Die übrigen Worte des hebr. Textes sind wohl eine Glosse aus [Jer 2,6.18] Jeremia Jer 30 2 18 Et nunc quid tibi vis in via gypti, ut bibas aquam turbidam? et quid tibi cum via Assyriorum, ut bibas aquam fluminis? Und nun, was willst du auf dem Wege nach Ägypten, um trübes Wasser zu trinken?²⁸ und was soll dir der Weg zu den Assyriern, um das Wasser des Stromes²⁹ zu trinken? Jeremia Jer 30 2 18 28 Gott verlassend, suchen sie bei Ägypten Hilfe trotz der vielfachen Abmahnung der Propheten. Jeremias redet von Vergangenheit, z.B. [2Kön 24,1.7], und Gegenwart. Hebr.: Wasser des Schichor, des Rhinokorura? Nach einigen des pelusischen Nil. Jeremia Jer 30 2 18 29 Das Euphrat, assyrisch Puratu, Strom. Jeremia Jer 30 2 19 Arguet te malitia tua, et aversio tua increpabit te. Scito, et vide quia malum et amarum est reliquisse te Dominum Deum tuum, et non esse timorem mei apud te, dicit Dominus Deus exercituum. Deine Bosheit wird dir Züchtigung und dein Abfall von mir dir Strafe bringen.³⁰ So werde denn inne und siehe, dass es böse und bitter ist,³¹ dass du den Herrn, deinen Gott, verlassen und dass keine Furcht vor mir bei dir ist, spricht der Herr, der Gott der Heerscharen. Jeremia Jer 30 2 19 30 Hebr.: Züchtigen wird dich deine Schlechtigkeit und deine Abtrünnigkeiten werden dich strafen. Jeremia Jer 30 2 19 31 Böse in sich ist die Sünde, weil sie der höchsten Richtschnur er Heiligkeit und Ordnung entgegengesetzt ist; bitter, weil sie von Gott trennt und so alle Bitterkeit im Gefolge haben muss. So mögen sie also aus trauriger Erfahrung lernen (V. 14, V. 15) und die Drohungen des Propheten (V. 16) zu Herzen nehmen. Jeremia Jer 30 2 2 Vade, et clama in auribus Jerusalem, dicens: Hæc dicit Dominus: Recordatus sum tui, miserans adolescentiam tuam, et caritatem desponsationis tuæ, quando secuta es me in deserto, in terra, quæ non seminatur. Gehe hin und rufe vor den Ohren Jerusalems und sprich: So spricht der Herr: Ich habe deiner gedacht, mich deiner Jugend erbarmend¹ und der Liebe deines Brautstandes, da du mir durch die Wüste folgtest, durch unbesätes Land. Jeremia Jer 30 2 2 1 Hebr.: Ich habe dir gedacht der Liebe deiner Jugend. Das Volk in Ägypten war gleichsam die Braut des Herrn, die er einlud, jenes Land zu verlassen und ihm durch die Wüste an den Berg Sinai zu folgen, wo der heilige Ehebund geschlossen ward. Gott lobt die Bereitwilligkeit, mit welcher er seinem Boten Moses gefolgt ist. Jeremia Jer 30 2 20 A sæculo confregisti jugum meum, rupisti vincula mea, et dixisti: Non serviam. In omni enim colle sublimi, et sub omni ligno frondoso tu prosternebaris meretrix. Vorlängst³² hast du mein Joch zerbrochen, meine Bande zerrissen und gesagt: Ich will nicht dienen! Denn auf jedem hohen Hügel und unter jedem grünen Baume hast du dich als Buhlerin preisgegeben.³³ [Jer 3,6] Jeremia Jer 30 2 20 32 In der Wüste zuerst, sodann zur Zeit der Richter. Jeremia Jer 30 2 20 33 Unter den Königen. Das Volk ist eine Buhlerin, weil der Bund Gottes als ein heiliger Ehebund betrachtet wird, zudem war der chananitische Götzendienst mit Unsittlichkeit verbunden. Nach den Massoreten ist das Hebräische zu übersetzen: Vor alters habe ich dein Joch gebrochen, deine Fesseln zerrissen (dich aus Ägypten befreit, zur Zeit der Richter geschützt). Indes kann die hebr. Form auch als eine alte, für die zweite Person weiblichen Geschlechtes aufgefasst werden. Jeremia Jer 30 2 21 Ego autem plantavi te vineam electam, omne semen verum: quomodo ergo conversa es mihi in pravum vinea aliena? Ich dagegen hatte dich als auserlesenen Weinstock gepflanzt, als durchaus echten Sprössling;³⁴ wie bist du mir denn verwandelt und entartet, du fremder Weinstock?³⁵ Jeremia Jer 30 2 21 34 So dass die besten Früchte zu erwarten waren. Jeremia Jer 30 2 21 35 Hebr.: Wie hast du doch dich mir verwandelt in Bastarde fremden Weinstocks? Die unbelebten Dinge wahren ihre Ordnung Gott gegenüber stets, die Menschen weichen schimpflich von derselben und von ihrer Bestimmung ab. Wie sehr das Volk sich befleckt hat, zeigen zwei Vergleiche. Jeremia Jer 30 2 22 Si laveris te nitro, et multiplicaveris tibi herbam borith, maculata es in iniquitate tua coram me, dicit Dominus Deus. Wenn du dich gleich mit Laugensalz³⁶ wüschest und viel Seife brauchtest, so bleibst du doch befleckt von deiner Schuld vor mir, spricht Gott, der Herr. Jeremia Jer 30 2 22 36 Mineralisches Alkali, während Borith vegetabilisches ist. Was nur menschliche Kunst erfinden kann, ist nicht imstande, diese Flecken zu tilgen. Jeremia Jer 30 2 23 Quomodo dicis: Non sum polluta post Baalim non ambulavi? vide vias tuas in convalle, scito quid feceris: cursor levis explicans vias suas. Wie kannst du sagen: Ich bin nicht befleckt, ich bin nicht den Baalen nachgewandelt?³⁷ Schaue auf deinen Wandel im Tale,³⁸ erkenne, was du getan! du warst wie ein leichtfertiger Renner,³⁹ der auf seinen Wegen hin und her läuft. Jeremia Jer 30 2 23 37 Derart ist ihr Herz gegen alles rechte abgestumpft, dass sie mit frecher Stirn leugnen, Böses getan zu haben. Den Baalskult pflegte Athalia [2Chr 24,7], Achaz [2Chr 28,21], Manasse [2Chr 33,3], ja selbst die Söhne des Josias. Baal, die Hauptgottheit der Phönizier, wurde unter verschiedenen Namen verehrt, weshalb er oft in der Mehrzahl gesetzt wird, häufig in Verbindung mit der Göttin Astarte (Mehrzahl Astaroth). Jeremia Jer 30 2 23 38 Im Tale Hinnom, in welchem man dem Moloch Kinder verbrannte. Jeremia Jer 30 2 23 39 Hebräisch: Eine junge, leichtfüßige Kamelin. Eine Kamelstute in Brunst läuft hin und her, sie zu stillen. Jeremia Jer 30 2 24 Onager assuetus in solitudine, in desiderio animæ suæ attraxit ventum amoris sui: nullus avertet eam: omnes, qui quærunt eam, non deficient: in menstruis ejus invenient eam. Eine Wildeselin, an die Wüste gewöhnt, in ihrer Lustbegier zieht sie den Atem ihrer Wollust ein;⁴⁰ niemand vermag sie davon abzubringen, alle, die sie suchen, dürfen sich nicht abmüden, in ihrer Monatszeit finden sie dieselbe. Jeremia Jer 30 2 24 40 Hebr.: Eine Wildeselin, gewöhnt an die Wüste, die in ihrer Seele Gier nach Luft schnappt, wer kann ihre Brunst zurückhalten? Alle, die sie suchen, werden sich nicht abmühen, in ihrem Monat (ihrer Paarungszeit) werden sie sie finden. Mit ähnlichem, unbesiegbarem Ungestüm fühlt sich das Volk zum Götzendienst hingerissen. Jeremia Jer 30 2 25 Prohibe pedem tuum a nuditate, et guttur tuum a siti. Et dixisti: Desperavi, nequaquam faciam: adamavi quippe alienos, et post eos ambulabo. Wahre deinen Fuß vor Entblößung und deine Kehle vor Durst!⁴¹ Doch du sprichst: Ich kann es nicht lassen, ich kann nimmermehr folgen, denn ich liebe fremde Buhler und will ihnen nachgehen. Jeremia Jer 30 2 25 41 Laufe nicht mit solchem Ungestüm den Götzen nach, dass deine Schuhe abgebraucht werden und dir die Zunge vor Durst am Gaumen schmachtet. Lasse den Weg nach Ägypten und Assyrien! Jeremia Jer 30 2 26 Quomodo confunditur fur quando deprehenditur, sic confusi sunt domus Israel, ipsi et reges eorum, principes, et sacerdotes, et prophetæ eorum. Wie ein Dieb beschämt ist, wenn er ergriffen wird, so ist das Haus Israel beschämt,⁴² das Volk samt seinen Königen, Fürsten, Priestern und Propheten; Jeremia Jer 30 2 26 42 Ein Dieb, der ergriffen wird, verliert, was er sich aneignen wollte, steht beschämt da und fällt der Strafe anheim. Jeremia Jer 30 2 27 Dicentes ligno: Pater meus es tu: et lapidi: Tu me genuisti: verterunt ad me tergum, et non faciem, et in tempore afflictionis suæ dicent: Surge, et libera nos. sie, die zum Holze⁴³ sprechen: Mein Vater bist du! und zum Steine: Du hast mich geboren! Denn den Rücken haben sie mir zugewendet und nicht das Angesicht. Aber wenn sie in Drangsal sind, sprechen sie: Auf und errette uns!⁴⁴ [Jer 32,33] Jeremia Jer 30 2 27 43 Zum Götzenbilde, diesem den nicht mittelbaren Namen gebend. Und dies tut das Haus Israel. Jeremia Jer 30 2 27 44 Wenn das Unglück ihnen zeigt, dass die Götzenbilder nichts vermögen, rufen sie zu Gott, nicht um ihn zu ehren, sondern damit es ihnen wieder besser gehe. Jeremia Jer 30 2 28 Ubi sunt dii tui, quos fecisti tibi? surgant et liberent te in tempore afflictionis tuæ: secundum numerum quippe civitatum tuarum erant dii tui Juda. Wo sind denn deine Götter, die du dir gemacht hast? Mögen sie aufstehen und dich retten zur Zeit deiner Drangsal;⁴⁵ denn so zahlreich deine Städte sind, so viele Götter hattest du, o Juda! [Jer 11,13] Jeremia Jer 30 2 28 45 Der Gesang Moses, den er dem Volke gleichsam als Erbschaft hinterlassen [Dtn 32,37], wird diesem ins Gedächtnis zurückgerufen. Jeremia Jer 30 2 29 Quid vultis mecum judicio contendere? omnes dereliquistis me, dicit Dominus. Was wollt ihr noch mit mir rechten?⁴⁶ Ihr alle habt mich verlassen, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 2 29 46 Ihr habt kein Recht, noch mit mir wegen eures Unglückes zu rechten. Ich wollte euch durch Heimsuchungen zu mir zurückführen, doch umsonst. Jeremia Jer 30 2 3 Sanctus Israel Domino, primitiæ frugum ejus: omnes, qui devorant eum, delinquunt: mala venient super eos, dicit Dominus. Israel war dem Herrn geheiligt, der Erstlingsertrag seiner Früchte;² alle, die es verzehren, laden Verschuldung auf sich; Unglück wird über sie kommen, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 2 3 2 Israel ist gleichsam die Erstlingsfrucht, welche Gott sich aus dem gefallenen Menschengeschlecht erwählt hat, auf dieses Volk will er das Reich begründen, das sich auf alle Völker ausdehnen soll. Wie aber der Genuss der Erstlinge niemanden gestattet war, der nicht priesterlichen Geschlechtes war, so soll auch Strafe leiden, wer Israel, das Gott geheiligte Volk, freventlich angreift, der Verheißung Gottes [Gen 12,3] gemäß. Jeremia Jer 30 2 30 Frustra percussi filios vestros, disciplinam non receperunt: devoravit gladius vester prophetas vestros, quasi leo vastator. Vergeblich habe ich eure Söhne geschlagen, sie nahmen nicht Zucht an; euer Schwert fraß eure Propheten, einem reißenden Löwen gleich Jeremia Jer 30 2 31 Generatio vestra: Videte verbum Domini: Numquid solitudo factus sum Israeli, aut terra serotina? quare ergo dixit populus meus: Recessimus, non veniemus ultra ad te? ist euer Geschlecht. Achtet auf das Wort des Herrn: War ich wohl für Israel eine Wüste oder ein Land, das seine Früchte verzögert?⁴⁷ Warum spricht denn mein Volk: Wir haben uns entfernt, wir wollen nicht mehr zu dir kommen? Jeremia Jer 30 2 31 47 Habe ich dem Volke nichts Gutes erwiesen? Oder nur spät und langsam? Hebr.: oder ein Land der Finsternis? Jeremia Jer 30 2 32 Numquid obliviscetur virgo ornamenti sui, aut sponsa fasciæ pectoralis suæ? populus vero meus oblitus est mei diebus innumeris. Vergisst wohl eine Jungfrau ihres Geschmeides oder eine Braut ihres Gürtels?⁴⁸ doch mein Volk hat meiner vergessen unzählige Tage! Jeremia Jer 30 2 32 48 Gott hat das Volk Israel von allen Völkern als seine Braut erwählt und herrlich geschmückt und doch hat es, was sonst nicht geschieht, dessen vergessen, nicht an einem Tage, sondern an unzähligen Tagen. Jeremia Jer 30 2 33 Quid niteris bonam ostendere viam tuam ad quærendam dilectionem, quæ insuper et malitias tuas docuisti vias tuas, Was bemühst du dich, deinen Wandel zu beschönigen,⁴⁹ um Liebe zu suchen, du, welche ihre boshaften Wege noch andere lehrte?⁵⁰ Jeremia Jer 30 2 33 49 Hebr.: Wie trefflich richtest du deinen Weg ein, um nach Liebe zu haschen den Götzenbildern nachzugehen. Jeremia Jer 30 2 33 50 Hebr.: Deshalb hast du auch an die bösen Dinge gewöhnt deine Seele. Aus dem Götzendienste ist alles Böse hervorgegangen. Ein Beispiel für die Größe der Bosheit folgt. Jeremia Jer 30 2 34 Et in alis tuis inventus est sanguis animarum pauperum et innocentum? non in fossis inveni eos, sed in omnibus, quæ supra memoravi. Selbst an den Säumen⁵¹ deiner Gewande findet sich das Herzblut der Armen und Unschuldigen; nicht in Gruben⁵² habe ich sie gefunden, sondern an allen Orten, die ich soeben genannt habe.⁵³ Jeremia Jer 30 2 34 51 Besser Septuag.: An deinen Händen. Jeremia Jer 30 2 34 52 Hebr.: Einbruch. Ohne Ursache habt ihr sie zum Tode verurteilt, sie taten niemand Gewalt an noch fügten sie Israel Schaden zu. Wegen des Götzendienstes hast du sie getötet. Jeremia Jer 30 2 34 53 Besser werden die Worte zum folgenden Gezogen: Bei alledem aber sagst du: Ich bin unschuldig. Jeremia Jer 30 2 35 Et dixisti: Absque peccato et innocens ego sum: et propterea avertatur furor tuus a me. Ecce ego judicio contendam tecum, eo quod dixeris: Non peccavi. Und doch sprichst du: Ich bin ohne Sünde und unschuldig, möge sich deshalb dein Zorn von mir wenden!⁵⁴ Siehe, ich werde mit dir ins Gericht gehen, dass du sagst: Ich habe nicht gesündigt! Jeremia Jer 30 2 35 54 Hebr.: Gewisslich hat sich dein Zorn abgewendet von mir. Wenn ich einmal aufatmen konnte von den Heimsuchungen, so war es, weil ich unschuldig bin. Ob der Prophet auf [2Kön 23,25.26] anspielt? Jeremia Jer 30 2 36 Quam vilis facta es nimis, iterans vias tuas: et ab gypto confunderis, sicut confusa es ab Assur. Wie sehr bist du nichtswürdig geworden, indem du deine alten Wege wieder einschlugst!⁵⁵ Auch an Ägypten wirst du zuschanden werden, wie du an Assur zuschanden geworden bist. Jeremia Jer 30 2 36 55 Hebr.: Was läufst du so eifrig, deinen Weg zu wechseln? Warum wendest du dich bald an die Assyrier, bald an die Ägypter um Hilfe? Jeremia Jer 30 2 37 Nam et ab ista egredieris, et manus tuæ erunt super caput tuum: quoniam obtrivit Dominus confidentiam tuam, et nihil habebis prosperum in ea. Denn auch von jenem wirst du weggehen, die Hände über den Kopf zusammenschlagend;⁵⁶ denn der Herr zerbricht die Stütze, auf die du dein Vertrauen setzest, und es wird dir mit derselben nichts gelingen. Jeremia Jer 30 2 37 56 Zeichen der Trauer. [2Sam 13,19] Assur ließ Israel zuschanden werden u.a. unter Achaz. [2Chr 28,21] Sennacherib bedrückte das Reich, bis es endlich zerstört ward. Welches Bündnis mit Ägypten der Prophet vor Augen hat, ist nicht klar. Jeremia Jer 30 2 4 Audite verbum Domini domus Jacob, et omnes cognationes domus Israel: Höret das Wort des Herrn, Haus Jakob und ihr, alle Geschlechter des Hauses Israel!³ Jeremia Jer 30 2 4 3 Die Namen Jakob und Israel weisen auf die Auserwählung des Volkes hin, erhalten aber zugleich eine Mahnung an dasselbe, der Frömmigkeit und dem Gehorsam des Stammvaters nachzufolgen und des ihm verheißenen Segens [Gen 32,24ff] teilhaftig zu werden. Jeremia Jer 30 2 5 Hæc dicit Dominus: Quid invenerunt patres vestri in me iniquitatis, quia elongaverunt a me, et ambulaverunt post vanitatem, et vani facti sunt? So spricht der Herr: Was haben eure Väter Unrechtes an mir gefunden, dass sie sich von mir entfernt haben⁴ und der Nichtigkeit⁵ nachgegangen und nichtig geworden sind?⁶ [Mi 6,3] Jeremia Jer 30 2 5 4 Gott fordert die Israeliten auf zu erwägen, ob er seinen Verheißungen untreu geworden ist. Und da die Menschen leichter anderer Vergehen als ihre eigenen verdammen, legt er ihnen zuerst betreffs der früheren Geschlechter diese Frage vor. Finden sie diese schuldig, so vermögen sie auch sich selbst nicht als unschuldig hinzustellen. Dass Gott sich gleichsam zuerst verteidigt, ist ein Zeichen seiner Güte. (Theod.) Jeremia Jer 30 2 5 5 Götzen. Jeremia Jer 30 2 5 6 Sie sind verabscheuungswürdig geworden und in alle Art von Elend versunken. Jeremia Jer 30 2 6 Et non dixerunt: Ubi est Dominus, qui ascendere nos fecit de terra gypti: qui traduxit nos per desertum, per terram inhabitabilem et inviam, per terram sitis, et imaginem mortis, per terram, in qua non ambulavit vir, neque habitavit homo? Sie sagten nicht: Wo ist der Herr,⁷ der uns aus dem Lande Ägypten hergeführt hat; der uns durch die Wüste geleitet, durch ein unbewohntes und ungebahntes Land, durch ein Land der Dürre,⁸ das Bild⁹ des Todes, durch ein Land, das niemand durchzieht noch ein Mensch bewohnt? Jeremia Jer 30 2 6 7 Die Schrecken der Wüste werden möglichst grausig dargestellt, um Gottes Wohlwollen und Macht in hellerem Lichte zu zeigen. Jeremia Jer 30 2 6 8 Vergl. [Dtn 8,15]. Jeremia Jer 30 2 6 9 Hebr.: Schatten des Todes, Todesnacht. Jeremia Jer 30 2 7 Et induxi vos in terram Carmeli, ut comederetis fructum ejus, et optima illius: et ingressi contaminastis terram meam, et hereditatem meam posuistis in abominationem. Und ich brachte euch in ein Land des Fruchtgefildes, dass ihr seine Früchte und seine besten Güter genosset; aber als ihr in dasselbe gekommen waret, beflecktet ihr mein Land und machtet mein Erbe zu einem Greuel.¹⁰ Jeremia Jer 30 2 7 10 Alle Stände haben um die Wette geeifert, das Land zu beflecken. Indem Gott das Land als das seine bezeichnet, wächst die Schwere des Frevels. Jeremia Jer 30 2 8 Sacerdotes non dixerunt: Ubi est Dominus? et tenentes legem nescierunt me, et pastores prævaricati sunt in me: Et prophetæ prophetaverunt in Baal, et idola secuti sunt. Die Priester sagten nicht: Wo ist der Herr? Und die mit dem Gesetz umgehen, wollten mich nicht kennen,¹¹ die Hirten¹² waren untreu gegen mich und die Propheten weissagten im Namen Baals¹³ und gingen den Götzenbildern nach.¹⁴ Jeremia Jer 30 2 8 11 Die Gesetzeslehrer und Richter, welche das Gesetz zur Richtschnur nehmen sollten, fragten nicht nach Gottes Willen, sondern verachteten denselben. Jeremia Jer 30 2 8 12 Die Könige und Fürsten (Theod.), welche der Herde des Herrn vorstehen und das Abbild des Herrn, des besten Hirten, sein sollten, fielen von Gott ab. Jeremia Jer 30 2 8 13 Falsche Propheten maßten sich das Ansehen der wahren Gesandten Gottes an. Baal war der Hauptgötze der Phönizier. Jeremia Jer 30 2 8 14 Und die Zeitgenossen Jeremias sind in allem in euren Fußstapfen getreten. Hebr.: Gingen denen nach, die nichts frommen. Jeremia Jer 30 2 9 Propterea adhuc judicio contendam vobiscum, ait Dominus, et cum filiis vestris disceptabo. Darum werde ich fernerhin mit euch¹⁵ ins Gericht gehen, spricht der Herr, und ich werde mit euren Kindern Streit führen. Jeremia Jer 30 2 9 15 Jene Verbrechen sind nicht gesühnt, sondern von euch fortgesetzt und gemehrt, darum werde ich wie mit euren Vätern, so mit euch ins Gericht gehen. Jeremia Jer 30 0 1 E. Der Herr fordert Buße, auch wenn dieselbe spät erfolgt. (V. 5) 2. Zweite Rede. (3,6-4,31) A. Der Prophet zeigt den Sündern ihre Schuld und den Weg der Buße. (V. 13) B. Aufforderung zur Buße durch Verheißungen. (V. 18) C. Art der geforderten Buße. Jeremia Jer 30 3 1 Vulgo dicitur: Si dimiserit vir uxorem suam, et recedens ab eo, duxerit virum alterum: numquid revertetur ad eam ultra? numquid non polluta, et contaminata erit mulier illa? tu autem fornicata es cum amatoribus multis: tamen revertere ad me, dicit Dominus, et ego suscipiam te. Allgemein heißt es:¹ Wenn ein Mann sein Weib entlässt und sie geht weg von ihm und nimmt einen andern Mann, darf er dann wohl wieder zu ihr zurückkehren? Wird eine solche Frau² nicht befleckt und entweiht sein? Auch du hast mit vielen Liebhabern gebuhlt; aber kehre zu mir zurück,³ spricht der Herr, so will ich dich aufnehmen.⁴ Jeremia Jer 30 3 1 1 In der Vulgata fordert Gott V. 1 und 4 das Volk zur Rückkehr auf, im Hebräischen verwundert er sich vielmehr, dass das Volk meint, es könne so leicht umkehren, und dass es mit Worten zum Herrn ruft, in der Tat aber in seiner Bosheit verharrt. Beide Texte drücken dieselbe Wahrheit, aber auf verschiedene Weise, aus. Während der lateinische Text mehr Gottes Milde und Gnade empfiehlt, mit welcher er das rebellische Volk einladet, zu ihm zurückzukehren, ist im Hebräischen diese Aufforderung eine mehr indirekte: das Volk wird von Gott ermahnt, der so zeigt, dass er dessen Bekehrung wünscht. Jeremia Jer 30 3 1 2 Hebr.: wurde nicht dieses Land diese Wendung gibt das Gesetz [Dtn 24,4] treuer wieder. Jeremia Jer 30 3 1 3 Nach dem Hebr. besser: Und du wolltest zu mir zurückkehren? da dieses Gesetz Geltung hat, und du mit mehreren gebuhlt hast, wie wolltest du es wagen und wie könntest du zu mir zurückkehren? Einzig ein ganz besonderes, außergewöhnliches Erbarmen Gottes könnte dir die Rückkehr gestatten. Jeremia Jer 30 3 1 4 Dieser Zusatz fehlt im Hebr. und bei dem heiligen Hieronymus und ist von den römischen Korrektoren gemacht. Jeremia Jer 30 3 10 Et in omnibus his non est reversa ad me prævaricatrix soror ejus Juda in toto corde suo, sed in mendacio, ait Dominus. Und auch bei alledem kehrte die Treulose, Juda, ihre Schwester, nicht um zu mir von ganzem Herzen, sondern mit Lügen,¹⁹ spricht der Herr. Jeremia Jer 30 3 10 19 Trotz aller Mahnungen der Propheten und der besseren Erkenntnis Gottes durch die über Israel verhängten Strafen (Theod., Thom.). Jeremia Jer 30 3 11 Et dixit Dominus ad me: Justificavit animam suam aversatrix Israel, comparatione prævaricatricis Judæ. Und der Herr sprach zu mir: Die Abtrünnige, Israel, ist unschuldig im Vergleiche mit der Treulosen, Juda. Jeremia Jer 30 3 12 Vade, et clama sermones istos contra aquilonem, et dices: Revertere aversatrix Israel, ait Dominus, et non avertam faciem meam a vobis: quia sanctus ego sum, dicit Dominus, et non irascar in perpetuum. Gehe hin und rufe diese Worte gegen Mitternacht²⁰ und sprich: Kehre zurück, du Abtrünnige, Israel! spricht der Herr, und ich werde mein Angesicht nicht mehr von euch abwenden; denn ich bin heilig, spricht der Herr, und werde nicht ewig zürnen. Jeremia Jer 30 3 12 20 Nach Babylon zu, wo die Weggeführten weilen. Der Ruf soll Gottes unendliche Barmherzigkeit zeigen, welche nach so vielen Freveln noch Verzeihung gewähren will, den Stamm Juda zur Einkehr mahnen, damit der Herr ihn nicht verlassen und Israel allein annehmen müsse, endlich den Weg zur wahren Buße weisen. Dieser will Gott sich erbarmen, weil seine Heiligkeit, die höchste Richtschnur alles rechten, auf der Erde wiederleuchten und an seinem auserwählten Volke erscheinen soll. Nur dazu hat er sie ja gestraft, damit sie Buße tun und er sie wieder annehmen kann. Jeremia Jer 30 3 13 Verumtamen scito iniquitatem tuam, quia in Dominum Deum tuum prævaricata es: et dispersisti vias tuas alienis sub omni ligno frondoso, et vocem meam non audisti, ait Dominus. Doch erkenne deine Verschuldung, dass du wider den Herrn, deinen Gott, treulos gewesen und hin und wieder geschweift bist zu Fremden²¹ unter alle belaubten Bäume und auf meine Stimme nicht gehört hast, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 3 13 21 Götzen. Jeremia Jer 30 3 14 Convertimini filii revertentes, dicit Dominus: quia ego vir vester: et assumam vos unum de civitate, et duos de cognatione, et introducam vos in Sion. Kehret um,²² ihr abtrünnigen Söhne! spricht der Herr; denn ich bin euer Gebieter²³ und ich will euch aufnehmen, je einen aus jeder Stadt und je zwei aus einem Geschlecht,²⁴ und euch heimführen nach Sion.²⁵ Jeremia Jer 30 3 14 22 Hebr.: Kehret wieder. Die Rede geht an Israel. Da aber Juda dieselbe vernehmen soll, hat sie dessen Besserung vor allem zum Ziele. Jeremia Jer 30 3 14 23 Erster Grund: Gott hat ein unzerstörbares Anrecht auf euch als euer Ehegemahl und Herr. Kehren sie zu ihm zurück, so wird er ihnen auch alles gewähren, was sie von einem solchen mit Recht erwarten dürfen. Er wird dem Bunde treu bleiben. Jeremia Jer 30 3 14 24 Wenn auch nur einer oder zwei in einer Stadt oder Landschaft sind. Nach anderen: Auch wenn aus einer Stadt oder Landschaft Israels nur sehr wenige übrig sind. Jeremia Jer 30 3 14 25 Dem Mittelpunkte des Gottesreiches, wo der ewige Thron Davids ist und Gott in besonderer Weise gegenwärtig ist. Jeremia Jer 30 3 15 Et dabo vobis pastores juxta cor meum, et pascent vos scientia et doctrina. Und ich will euch Hirten geben nach meinem Herzen,²⁶ die euch mit Weisheit und Lehre²⁷ weiden sollen. Jeremia Jer 30 3 15 26 Wie David war [1Sam 13,14], nach dem Vorbilde Gottes, es ersten guten Hirten. [Jes 40,11] Jeremia Jer 30 3 15 27 Hebr.: Erkenntnis und Weisheit, wie Salomo solche erflehte. [2Chr 1,10] Der Prophet bietet diese Wiederherstellung in der umfassendsten Ausdehnung, sie begann nach der Gefangenschaft mit Zorobabel, dem Hohenpriester Jesus, Esdras, Nehemias und fand ihre Vollendung in Christus im messianischen Reiche (Ephr., Hier., Thom.) Jeremia Jer 30 3 16 Cumque multiplicati fueritis, et creveritis in terra in diebus illis, ait Dominus: non dicent ultra: Arca testamenti Domini: neque ascendet super cor, neque recordabuntur illius: nec visitabitur, nec fiet ultra. Und wenn euer viele geworden und ihr euch im Lande gemehrt habt in jener Zeit, spricht der Herr, wird man nicht mehr sagen: Die Bundeslade des Herrn! und sie wird niemand in den Sinn kommen noch wird man sich ihrer erinnern noch sie vermissen noch fortan eine fertigen,²⁸ Jeremia Jer 30 3 16 28 Eine weitere Entwicklung, dass das Volk Gottes zur Zeit des Messias heilig sein wird, bezeugen alle Propheten, sollen doch alle Völker durch den Erlöser gesegnet werden. Wo also eine solche Mehrung beschrieben wird, ist von der Zeit des Messias die Rede. Zu seiner Zeit wird die Bundeslade, der Ruhm Israels, gänzlich in Vergessenheit kommen, keiner mehr von ihr reden, niemand mehr an sie denken, keiner nach ihr fragen. Es wird also eine von dem mosaischen Kulte verschiedene Gottesverehrung herrschen. Nicht wird mehr Gott durch das Blut der Opfertiere versöhnt, indem der Hohepriester jährlich einmal zur Bundeslade hinzutritt oder an anderen Tagen das Opferblut gegen den Vorhang des Allerheiligsten gesprengt wird [Lev 4,6.17], weggenommen ist das Aaronische Priestertum [Hebr 7,12]. Hieraus erhellt, wie jene Stellen zu erklären sind, nach welchen auch in der messianischen Zeit die alten Opfer zu bestehen scheinen [Jes 60,7; Jer 33,18]; ein vollkommeneres Opfer, von dem die alten nur Abbilder und Sinnbilder waren, wird Gott dargebracht. Jeremia Jer 30 3 17 In tempore illo vocabunt Jerusalem Solium Domini: et congregabuntur ad eam omnes gentes in nomine Domini in Jerusalem, et non ambulabunt post pravitatem cordis sui pessimi. vielmehr wird man in jener Zeit Jerusalem Thron des Herrn nennen und es werden sich alle Völker im Namen des Herrn zu Jerusalem zu diesem sammeln und werden nicht mehr der Verderbtheit ihres bösen Herzens folgen.²⁹ Jeremia Jer 30 3 17 29 Früher war die Bundeslade der Thron des Herrn, fortan soll ganz Jerusalem das Allerheiligste und der Thron der Herrlichkeit Gottes sein. Der Vorhang ist entfernt, der Zutritt zu Gott steht allen offen. Vergl. [Jes 4,5.6]. Wie [Jes 2,2ff] und [Mi 4,1ff] alle Völker zum Berge Gottes wallen, so kommen sie hier zum Namen Gottes nach Jerusalem, zur herrlichen Offenbarung der göttlichen Majestät, durch welche Gott sich als Bundesgott erweist und Heil anbietet. Jeremia Jer 30 3 18 In diebus illis ibit domus Juda ad domum Israel, et venient simul de terra aquilonis ad terram, quam dedi patribus vestris. In jener Zeit wird das Haus Juda zu dem Hause Israel gehen³⁰ und sie werden zusammen³¹ aus dem Lande gegen Mitternacht in das Land kommen, welches ich euren Vätern gegeben habe. Jeremia Jer 30 3 18 30 Auch Juda wird die Wegführung verkündet. Jeremia Jer 30 3 18 31 So beginnt die Wiederherstellung mit der Aufhebung der Trennung. Jeremia Jer 30 3 19 Ego autem dixi: Quomodo ponam te in filios, et tribuam tibi terram desiderabilem, hereditatem præclaram exercituum gentium? Et dixi: Patrem vocabis me, et post me ingredi non cessabis. Ich sprach zwar: Wie will ich dich bei meinen Söhnen³² stellen und dir ein begehrenswertes Land, ein herrliches Erbe unter den Scharen der Völker³³ verleihen? Und ich sprach:³⁴ Du wirst mich Vater nennen und nicht aufhören mir zu folgen! Jeremia Jer 30 3 19 32 Hebr.: Als Erstgeborenen. Jeremia Jer 30 3 19 33 Ein Kleinodserbe unter den Kleinodien der Völker. Jeremia Jer 30 3 19 34 Ich erwartete mit Recht. Jeremia Jer 30 3 2 Leva oculos tuos in directum, et vide ubi non prostrata sis: in viis sedebas, exspectans eos quasi latro in solitudine: et polluisti terram in fornicationibus tuis, et malitiis tuis. Erhebe deine Augen⁵ dort geradehin⁶ und siehe, wo du nicht geschändet bist. An den Wegen saßest du⁷ und lauertest auf sie wie ein Räuber⁸ in der Wüste und beflecktest das Land durch deine Buhlerei und deine Bosheit.⁹ Jeremia Jer 30 3 2 5 Wie notwendig aufrichtige Buße für das Volk ist, zeigen die schweren Vergehen des Götzendienstes und der Unsittlichkeit. Der erste Schritt zur Bekehrung ist die Erkenntnis. Jeremia Jer 30 3 2 6 Hebr.: über die Feldhügel an denen der verbotene Götzendienst getrieben. Jeremia Jer 30 3 2 7 Hebr.: ihnen. Jeremia Jer 30 3 2 8 Hebr.: Ein Araber. Jeremia Jer 30 3 2 9 Zwischen dem Menschen und den Geschöpfen ist ein enges Band in Sünde und Erlösung [Gen 3,17; Röm 8,19ff] Jeremia Jer 30 3 20 Sed quomodo si contemnat mulier amatorem suum, sic contempsit me domus Israel, dicit Dominus. Aber wie ein Weib sich von ihrem Buhlen wendet, so hat sich das Haus Israel von mir gewendet,³⁵ spricht der Herr. Jeremia Jer 30 3 20 35 Den Götzen zu. Jeremia Jer 30 3 21 Vox in viis audita est, ploratus et ululatus filiorum Israel: quoniam iniquam fecerunt viam suam, obliti sunt Domini Dei sui. Geschrei lässt sich auf den Wegen³⁶ vernehmen, Weinen und Klagen der Kinder Israels, weil sie ihren Weg verkehrt und des Herrn, ihres Gottes, vergessen haben! Jeremia Jer 30 3 21 36 Hebr.: Feldhöhen. Wo sie gesündigt, tun sie Buße. Das Weinen und Klagen zeigt die Härte der Strafe, welche die Zisterne zuletzt gebracht. [Jer 2,13] Doch dieser Schmerz kann zum Heile dienen. (V. 22) Jeremia Jer 30 3 22 Convertimini filii revertentes, et sanabo aversiones vestras. Ecce nos venimus ad te: tu enim es Dominus Deus noster. Kehret um, ihr abtrünnigen Söhne! so will ich eure Abtrünnigkeit heilen. Siehe,³⁷ wir kommen zu dir, denn du bist der Herr, unser Gott. Jeremia Jer 30 3 22 37 Der Prophet lehrt sie, durch welche Anmutungen und Gesinnungen die Umkehr bewirkt wird. Jeremia Jer 30 3 23 Vere mendaces erant colles, et multitudo montium: vere in Domino Deo nostro salus Israel. Fürwahr, trügerisch waren die Hügel und die Menge der Berge;³⁸ fürwahr, bei dem Herrn, unserm Gott, ist Israels Heil! Jeremia Jer 30 3 23 38 Bitter war die Frucht der Sünde. So sprach einst schon Eva: Die Schlange täuschte mich. Mit Recht heißt deshalb die Sünde in der Heiligen Schrift Lüge. Fürwahr: wir haben es erfahren. Das Bekenntnis ist der erste Schritt zur vollen Bekehrung. Der hebr. Text ist wohl nicht ganz unversehrt. Jeremia Jer 30 3 24 Confusio comedit laborem patrum nostrorum ab adolescentia nostra, greges eorum, et armenta eorum, filios eorum, et filias eorum. Die Schmach³⁹ hat den Erwerb unserer Väter von unserer Jugend an verzehrt, ihre Herden und ihre Rinder, ihre Söhne und ihre Töchter.⁴⁰ Jeremia Jer 30 3 24 39 Vergl. [Röm 6,21]. Das Götzenbild Baal. Jeremia Jer 30 3 24 40 Durch von Gott Gesandte Heimsuchungen, Strafen und Kriege. Die Ursache alles Unglücks ist der Götzendienst. Jeremia Jer 30 3 25 Dormiemus in confusione nostra, et operiet nos ignominia nostra: quoniam Domino Deo nostro peccavimus nos, et patres nostri ab adolescentia nostra usque ad diem hanc: et non audivimus vocem Domini Dei nostri. Wir wollen uns niederlegen in unserer Schmach und unsere Schande soll uns einhüllen;⁴¹ denn wir haben gegen den Herrn, unsern Gott, gesündigt, wie unsere Väter, von unserer Jugend an bis auf den heutigen Tag, und haben nicht auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, gehört.⁴² Jeremia Jer 30 3 25 41 Wir wollen Strafe leiden, solange es Gott gefällt. So sollen sie beten. Vergl. [Mi 7,9]. Das Sichniederwerfen zur Erde ist Zeichen des Schmerzes, der Ruf: Unsere Schande soll und einhüllen! die Erklärung, dass sie auch die härteste Strafe zu ertragen bereit sind. Jeremia Jer 30 3 25 42 In V. 22 stellt der Prophet die einladende und auffordernde Gnade Gottes vor Augen, von welcher allein die Bekehrung ihren Ausgang nehmen kann; V. 23 weist auf seine höchste Herrschaft als auf den Grund, der veranlasst zu Gehorsam zurückzukehren. Weiter wird die Torheit und das Verderben der Sünde erkannt und beweint und anerkannt, dass die Verirrten reuig und in Gott ihr Heil finden können. Endlich nehmen sie, um für ihre Sünden genugzutun, die von Gott verhängten Strafen voller Schmerz über ihre Sünden mit vollen Herzen an. So beschreibt der Prophet Weg und Wesen wahrer Buße. Dass seine Belehrung nicht umsonst gegeben ist, zeigen Stellen, wie [Dan 9,5; Bar 1,15; Bar 2,6.18; Bar 3,4] da das Volk in der Verbannung in dieser Weise Gott um Erbarmen anfleht. Jeremia Jer 30 3 3 Quam ob rem prohibitæ sunt stillæ pluviarum, et serotinus imber non fuit: frons mulieris meretricis facta est tibi, noluisti erubescere. Darum ward auch das Fallen des Regens zurückgehalten und kein Spätregen fiel,¹⁰ aber du zeigtest die Stirn einer Buhlerin und wolltest dich nicht schämen. Jeremia Jer 30 3 3 10 Diese Strafe war im Gesetze vorausgesagt [Dtn 11,17; Dtn 28,23] und oftmals verhängt. Der Spätregen fällt vor der Ernte im Frühling. Jeremia Jer 30 3 4 Ergo saltem amodo voca me: Pater meus, dux virginitatis meæ tu es: So rufe doch wenigstens von nun an zu mir: Mein Vater, der Führer meiner Jungfrauschaft bist du.¹¹ Jeremia Jer 30 3 4 11 Hebr.: Hast du nicht erst jetzt (seit kurzer Zeit) mich gerufen: Mein Vater! Der Vertraute meiner Jugend bist du! Während sie so fromm zu Gott beten, fahren sie fort zu sündigen. V. 4ff weisen deutlich auf den Anlauf zur Besserung unter Josia. Jeremia Jer 30 3 5 Numquid irasceris in perpetuum, aut perseverabis in finem? Ecce locuta es, et fecisti mala, et potuisti. Solltest du¹² denn immerdar zürnen oder ewig nachtragen? Siehe, so sprachst du, tatest Böses und setztest es durch!¹³ Jeremia Jer 30 3 5 12 Hebr.: Er. Jeremia Jer 30 3 5 13 Die Vulgata bietet eine ernstliche Aufforderung, zu Gott zurückzukehren. Die Worte: Solltest du denn sind Worte Gottes an das Volk, mit denen er es beten lehrt. (Hier., Thom.) Jeremia Jer 30 3 6 Et dixit Dominus ad me in diebus Josiæ regis: Numquid vidisti quæ fecerit aversatrix Israel? abiit sibimet super omnem montem excelsum, et sub omni ligno frondoso, et fornicata est ibi. Und der Herr sprach zu mir in den Tagen des Königs Josias:¹⁴ Hast du gesehen, was Israel, die Abtrünnige, getan hat? Sie ging in ihrer Lust hin auf alle hohen Berge und unter alle belaubten Bäume und buhlte daselbst. Jeremia Jer 30 3 6 14 Als Jeremias sein Amt antrat, war das Reich Israel schon 94 Jahre zerstört und der größere Teil des auserwählten Volkes schmachtete in der assyrischen Gefangenschaft. So hatte Juda denn eine mächtige Warnung, wohin der Abfall vom Bundesgott führt. Jeremia Jer 30 3 7 Et dixi, cum fecisset hæc omnia: Ad me revertere: et non est reversa. Et vidit prævaricatrix soror ejus Juda, Da sprach ich, nachdem sie alles das getan hatte:¹⁵ Kehre um zu mir! Aber sie kehrte nicht um. Und Juda, ihre Schwester, die Treulose, sah es,¹⁶ Jeremia Jer 30 3 7 15 Wie groß ist Gottes Langmut! Jeremia Jer 30 3 7 16 Hebr.: Obwohl ich Israel zur Strafe für seine Buhlereien in die Verbannung getrieben, sah ich, dass ihre treulose Schwester dennoch keine Frucht hegte, sondern mit größerer Kühnheit Böses tat. Jeremia Jer 30 3 8 Quia pro eo, quod mchata esset aversatrix Israel, dimisissem eam, et dedissem ei libellum repudii: et non timuit prævaricatrix Juda soror ejus, sed abiit, et fornicata est etiam ipsa. dass ich Israel, die Abtrünnige, weil sie die Ehe gebrochen, entlassen und ihr einen Scheidebrief gegeben hatte; aber Juda, ihre Schwester, die Treulose, fürchtete sich nicht, sondern ging hin und trieb auch selbst Buhlerei.¹⁷ Jeremia Jer 30 3 8 17 Juda heißt treulos, weil es, obgleich es Tempel, Gesetz und Sitz des Reiches und der Religion besaß, dennoch nur einen äußeren Schein der Treue wahrte, während Israel durch Lossagung vom Hause Davids Abfall begangen und aus dem Erbe des Herrn, Palästina, verwiesen war. Insofern Gott aber das Volk nicht gänzlich verworfen, sondern es zurückführen will, sagt er beim Propheten Isaias [Jes 50,1], er habe ihm nicht den Scheidebrief gegeben. Jeremia Jer 30 3 9 Et facilitate fornicationis suæ contaminavit terram, et mchata est cum lapide et ligno. Sie befleckte das Land durch die Leichtfertigkeit ihrer Buhlerei¹⁸ und beging Ehebruch mit Stein und Holz. Jeremia Jer 30 3 9 18 Hebr.: Und es geschah, vom Geschrei ihrer Buhlerei ward das Land entweiht. Jeremia Jer 30 0 1 D. Welche Besserung wird gefordert? (V. 4) E. Die bevorstehende Züchtigung. (V. 9) F. Klage über den bevorstehenden Untergang und Schilderung desselben. Jeremia Jer 30 4 1 Si reverteris Israel, ait Dominus ad me convertere: si abstuleris offendicula tua a facie mea, non commoveberis. Wenn du umkehrst, Israel! spricht der Herr, so kehre dich zu mir;¹ wenn du deine Greuel mir aus den Augen schaffst, so wirst du nicht wanken Jeremia Jer 30 4 1 1 Mit Nachdruck von ganzem Herzen. Als ersten Beweis davon entferne die Greuel (die Götzen) von meinem Angesichte. Alsdann sollst du beständig in deinem Vaterlande bleiben. Jeremia Jer 30 4 10 Et dixi: Heu, heu, heu Domine Deus, ergone decepisti populum istum et Jerusalem, dicens: Pax erit vobis: et ecce pervenit gladius usque ad animam? Da sprach ich: Ach, ach, ach, Herr und Gott! Also hast du dieses Volk und Jerusalem getäuscht,¹⁹ als du sprachest: Ihr werdet Frieden haben,²⁰ denn siehe, das Schwert dringt bis an die Seele!²¹ Jeremia Jer 30 4 10 19 Was Gott zugelassen hat, wird ihm im Affekt der Rede als Urheber zugeschrieben, damit er desto leichter die Strafe nachlassen und mildern kann Vergl. [Jes 63,17]. Jeremia Jer 30 4 10 20 Vergl. z.B. [1Kön 22,20-23]. In der Tat schrieb das Volk ja Gott zu, was die falschen Propheten verkündeten. Jeremia Jer 30 4 10 21 Das Leben ist bedroht. Jeremia Jer 30 4 11 In tempore illo dicetur populo huic et Jerusalem: Ventus urens in viis, quæ sunt in deserto viæ filiæ populi mei, non ad ventilandum, et ad purgandum. Zu jener Zeit wird man zu diesem Volke und zu Jerusalem sagen: Ein Glutwind weht von den Wegen der Wüste zum Wege der Tochter meines Volkes²² hin, aber nicht zum Worfeln und zum Reinigen.²³ Jeremia Jer 30 4 11 22 Hebr.: Ein versengender Höhenwind in der Wüste ist auf dem Wege zur Tochter meines Volkes. Der Ostwind ist besonders verderblich. Tochter meines Volkes: siehe [Jes 22,4]. Der Wind ist das Bild eines strengen Gerichtes. Jeremia Jer 30 4 11 23 Des Getreides. Jeremia Jer 30 4 12 Spiritus plenus ex his veniet mihi: et nunc ego loquar judicia mea cum eis. Ein gewaltiger Wind trifft mich von dorther, nun werde ich mein Urteil über sie sprechen.²⁴ Jeremia Jer 30 4 12 24 Ein heftiger Wind erhebt sich von dort auf mein Geheiß, um Sturm zu bringen und Verwüstung als Strafe. Jeremia Jer 30 4 13 Ecce quasi nubes ascendet, et quasi tempestas currus ejus: velociores aquilis equi illius: væ nobis quoniam vastati sumus. Siehe, wie eine Wolke steigt er²⁵ herauf²⁶ und dem Sturmwinde gleichen seine Wagen, schneller als Adler sind seine Rosse. Wehe uns, denn wir sind verwüstet! Jeremia Jer 30 4 13 25 Der Feind. Jeremia Jer 30 4 13 26 Da die Wolke Hagel und Überflutung droht, ist sie das Vorzeichen von Unglück. Die Drohung erinnert an [Dtn 28,49]. Jeremia Jer 30 4 14 Lava a malitia cor tuum Jerusalem, ut salva fias: usquequo morabuntur in te cogitationes noxiæ? Wasche dein Herz rein von Bosheit, Jerusalem! dass dir Hilfe werde.²⁷ Wie lange noch sollen frevelhafte Gedanken in deinem Innern bleiben? Jeremia Jer 30 4 14 27 Buße kann das Unheil aufheben oder wenigstens hinausschieben, noch bleibt ein Weg der Rettung. Jeremia Jer 30 4 15 Vox enim annuntiantis a Dan, et notum facientis idolum de monte Ephraim. Denn eine Stimme verkündet von Dan her, vom Berge Ephraim²⁸ tut man den Abgott²⁹ kund.³⁰ Jeremia Jer 30 4 15 28 Das Unglück ist bereits nahe dem Norden des Landes. Jeremia Jer 30 4 15 29 Hebr.: Unheil. Insofern die Götter das wirken, was ihr Volk vollbringt, sagt der lateinische Text dasselbe: Dort steht der Feind und schickt sich an, Jerusalem anzugreifen. Jeremia Jer 30 4 15 30 In ganz kurzer Zeit hat die Kunde Palästina vom Norden bis zum äußersten Süden durcheilt. Jeremia Jer 30 4 16 Dicite gentibus: Ecce auditum est in Jerusalem custodes venire de terra longinqua, et dare super civitates Juda vocem suam. Entbietet es den Völkern: Sehet, zu Jerusalem ist es vernommen,³¹ dass Wächter³² aus fernem Lande kommen, ihren Ruf³³ zu erheben gegen die Städte Judas. Jeremia Jer 30 4 16 31 Hebr.: Sehet, machet kund zu Jerusalem. Jeremia Jer 30 4 16 32 Die Belagerer der Stadt, welche sie wie Wächter bewachen, dass sie nicht entweichen kann. Jeremia Jer 30 4 16 33 Feldgeschrei. Jeremia Jer 30 4 17 Quasi custodes agrorum facti sunt super eam in gyro: quia me ad iracundiam provocavit, dicit Dominus. Wie Hüter auf dem Felde umlagern sie es ringsum;³⁴ denn es hat mich zum Zorne gereizt,³⁵ spricht der Herr. Jeremia Jer 30 4 17 34 So kann niemand entfliehen. Jeremia Jer 30 4 17 35 Erneuerte Angabe der Ursache. Hebr.: Weil es sich wider mich empört hat. Jeremia Jer 30 4 18 Viæ tuæ, et cogitationes tuæ fecerunt hæc tibi: ista malitia tua, quia amara, quia tetigit cor tuum. Dein Wandel und dein Sinnen haben dir solches zugezogen; das ist deine Bosheit, ja, sie ist bitter, ja, sie dringt dir bis ans Herz. [Weish 1,3.5] Jeremia Jer 30 4 19 Ventrem meum, ventrem meum doleo, sensus cordis mei turbati sunt in me: non tacebo, quoniam vocem buccinæ audivit anima, mea, clamorem prlii. In meinem Innersten ergreift mich Weh, meines Herzens Gefühle toben in mir;³⁶ ich kann nicht schweigen, denn meine Seele hört den Posaunenschall, den Ruf des Kampfes.³⁷ Jeremia Jer 30 4 19 36 Hebr.: Meine Eingeweide! Meine Eingeweide! Ich kreiße vor Schmerz. Die Wände meines Herzens! Es tobt mir mein Herz. Jeremia Jer 30 4 19 37 Der Prophet zeigt sein Mitgefühl mit dem Volke wegen des drohenden Unglückes, ob er sie so vielleicht aus ihrem Sündenschlafe zur Buße weckt. Jeremia Jer 30 4 2 Et jurabis: Vivit Dominus in veritate, et in judicio, et in justitia: et benedicent eum gentes, ipsumque laudabunt. und du wirst alsdann in Wahrheit mit Recht und Gerechtigkeit schwören:² So wahr der Herr lebt! und die Völker werden ihn segnen und ihn preisen.³ Jeremia Jer 30 4 2 2 Bedingungen eines rechten Eides, damit er eine Verehrung und Bekenntnis Gottes sei: Wichtige Ursache, mit Überlegung, der Gerechtigkeit gemäß. Jeremia Jer 30 4 2 3 Hebr.: und die Völker werden sich durch ihn (Jahve) segnen und in ihm sich rühmen. Sie werden in Gott die Quelle alles Glückes suchen und seiner allein sich rühmen. So werden dann in Israel alle Völker gesegnet werden. Jeremia Jer 30 4 20 Contritio super contritionem vocata est, et vastata est omnis terra: repente vastata sunt tabernacula mea, subito pelles meæ. Zerstörung über Zerstörung wird verkündet, ja, das ganze Land ist verwüstet; plötzlich sind meine Hütten verwüstet, in einem Augenblicke meine Zelte!³⁸ Jeremia Jer 30 4 20 38 Verschiedene aufeinander folgende Unglücksfälle werden angekündigt. Jeremia Jer 30 4 21 Usquequo videbo fugientem, audiam vocem buccinæ? Wie lange soll ich die Flucht sehen,³⁹ den Schall der Posaune hören? Jeremia Jer 30 4 21 39 Hebr.: Wie lange noch soll ich das Panier schauen, muss ich hören Drommetenhall? Jeremia Jer 30 4 22 Quia stultus populus meus me non cognovit: filii insipientes sunt, et vecordes: sapientes sunt ut faciant mala, bene autem facere nescierunt. Ja,⁴⁰ töricht⁴¹ ist mein Volk, mich kennt es nicht; törichte, unverständige Kinder sind sie, weise, um Böses zu tun, aber Gutes zu tun verstehen sie nicht. Jeremia Jer 30 4 22 40 Gott gibt dem Propheten auf dessen Klage die Ursache der sich stets folgenden Strafgerichte an. Jeremia Jer 30 4 22 41 Wer Gott und seine Gebote verachtet, heißt in der Heiligen Schrift töricht, die Sünde Torheit, weil sie vom wahren Glücke abführt und in das Elend stürzt. Der Anfang der Weisheit ist Gott fürchten, denn da Gott die Weisheit ist, wird man umso weiser, je besser man ihn kennt. Jeremia Jer 30 4 23 Aspexi terram, et ecce vacua erat, et nihili: et clos, et non erat lux in eis. Ich schaute die Erde an und siehe, sie war wüste und öde;⁴² ich schaute zum Himmel hinauf, es war kein Licht an ihm.⁴³ Jeremia Jer 30 4 23 42 Hebr.: wüste und leer so verwüstet, dass sie der Welt am Beginn der Schöpfung ähnlich war. Jeremia Jer 30 4 23 43 Weitere Anspielung auf [Gen 1,2]. Jeremia Jer 30 4 24 Vidi montes, et ecce movebantur: et omnes colles conturbati sunt. Ich blickte auf die Berge und siehe, sie erbebten und alle Hügel wurden erschüttert.⁴⁴ Jeremia Jer 30 4 24 44 Selbst das, was unbeweglich fest schien, schwankte. Jeremia Jer 30 4 25 Intuitus sum, et non erat homo: et omne volatile cli recessit. Ich schaute aus, kein Mensch war da und alle Vögel des Himmels waren davongeflogen. Jeremia Jer 30 4 26 Aspexi, et ecce Carmelus desertus: et omnes urbes ejus destructæ sunt a facie Domini, et a facie iræ furoris ejus. Ich schaute und siehe, der Karmel⁴⁵ war wüste und alle seine Städte zerstört von dem Herrn her, von seinem grimmigen Zorne.⁴⁶ Jeremia Jer 30 4 26 45 Das Fruchtgefilde war nun eine Wüste geworden. Jeremia Jer 30 4 26 46 Weil sie die V. 4 gegebene Mahnung vernachlässigt. Jeremia Jer 30 4 27 Hæc enim dicit Dominus: Deserta erit omnis terra, sed tamen consummationem non faciam. Denn so spricht der Herr: Wüste soll das ganze Land werden, doch will ich es nicht ganz verderben.⁴⁷ Jeremia Jer 30 4 27 47 Ein Rest soll erhalten bleiben. Aus dem Sturze, den Gottes gerechtes Gericht herbeiführt, soll Heil hervorgehen. Jeremia Jer 30 4 28 Lugebit terra, et mrebunt cli desuper: eo quod locutus sum, cogitavi, et non pnituit me, nec aversus sum ab eo. Die Erde soll trauern, der Himmel oben betrübt sein;⁴⁸ denn ich habe es gesagt, beschlossen, und es reuet mich nicht noch stehe ich davon ab. Jeremia Jer 30 4 28 48 Hebr.: sich in schwarz hüllen. Jeremia Jer 30 4 29 A voce equitis, et mittentis sagittam fugit omnis civitas: ingressi sunt ardua, et ascenderunt rupes: universæ urbes derelictæ sunt, et non habitat in eis homo. Vor dem Getümmel der Reiter und der Bogenschützen flüchtet alles Volk der Stadt, sie ziehen an steile Orte,⁴⁹ erklimmen die Felsen; alle Städte sind verlassen und kein Mensch wohnt in ihnen! Jeremia Jer 30 4 29 49 Schlupfwinkel. Jeremia Jer 30 4 3 Hæc enim dicit Dominus viro Juda, et Jerusalem: Novate vobis novale, et nolite serere super spinas: Denn so spricht der Herr zu den Männern von Juda und Jerusalem:⁴ Brechet euch einen neuen Bruch um und säet nicht unter die Dornen!⁵ [Hos 10,12] Jeremia Jer 30 4 3 4 Von [Jer 3,20] an ist die Rede zunächst an Israel gerichtet. Durch seine Strafe und Buße und Umkehr soll auch Juda lernen, wird es doch der gleichen Strafe anheimfallen, wenn es nicht gleichfalls den Weg der Buße betritt. Deshalb geht der Prophet nun auf Juda über. Jeremia Jer 30 4 3 5 Diese Mahnung hatte Osee vergeblich an Israel gerichtet. Zuerst muss der Boden von dem üppig wuchernden Dorngesträuch freigemacht werden, ehe der gute Same ausgestreut werden kann. So müssen die Leidenschaften durch Schmerz und Reue ausgerottet werden, ehe das Wort Gottes mit Nutzen aufgenommen wird. Aus [Jer 3,1.4.5] (Hebr.) geht hervor, dass viele in fremdem Lande einen äußeren Schein von Frömmigkeit angenommen hatten und daraufhin ein Recht auf Friede und Glück zu haben glaubten. Jeremia Jer 30 4 30 Tu autem vastata quid facies? cum vestieris te coccino, cum ornata fueris monili aureo, et pinxeris stibio oculos tuos, frustra componeris: contempserunt te amatores tui, animam tuam quærent. Und du, Verwüstete!⁵⁰ was wirst du tun? Magst du dich auch mit Purpur kleiden, dich mit goldenen Spangen schmücken und deine Augen mit Schminke⁵¹ bemalen, so zierst du dich doch umsonst; deine Buhlen verschmähen dich und trachten dir nach dem Leben.⁵² Jeremia Jer 30 4 30 50 Das Elend des ganzen Landes wird an der Tochter Sion, der Hauptstadt, insbesondere gezeigt. Jeremia Jer 30 4 30 51 Vergl. [2Kön 9,30]. Jeremia Jer 30 4 30 52 Die auswärtigen Völker, mit denen du Bündnisse zu schließen strebtest. Jeremia Jer 30 4 31 Vocem enim quasi parturientis audivi, angustias ut puerperæ: Vox filiæ Sion intermorientis, expandentisque manus suas: væ mihi, quia deficit anima mea propter interfectos. Denn ich höre eine Stimme wie die einer Gebärenden, Angstgeschrei wie das einer Kindbetterin;⁵³ es ist das Geschrei der Tochter Sions, die in Sterbensnöten⁵⁴ ihre Hände ausbreitet: O wehe mir! denn meine Seele vergeht wegen der Erschlagenen.⁵⁵ Jeremia Jer 30 4 31 53 Hebr.: Erstgebärenden. Die Schmerzen einer solchen pflegen heftiger zu sein. Jeremia Jer 30 4 31 54 Hebr.: Die aufstöhnt. Jeremia Jer 30 4 31 55 So wird es kommen, der Drohung [Jer 4,4] gemäß, wenn sie sich nicht bekehre. Der Prophet weist auf Nabuchodonosor hin, wie er [Jer 25,9] selbst sagt. Dies entspricht auch den Prophezeiungen des Isaias [Jes 36,6] und Michäas [Mi 4,10]. Jeremia Jer 30 4 4 Circumcidimini Domino, et auferte præputia cordium vestrorum viri Juda, et habitatores Jerusalem: ne forte egrediatur ut ignis indignatio mea, et succendatur, et non sit qui extinguat, propter malitiam cogitationum vestrarum. Beschneidet euch für den Herrn und entfernet die Vorhaut eures Herzens,⁶ ihr Männer von Juda und ihr Bewohner von Jerusalem! dass nicht mein Grimm wie Feuer ausbreche und unauslöschlich brenne⁷ ob der Bosheit eurer Gesinnung.⁸ Jeremia Jer 30 4 4 6 Dieselbe Mahnung in anderem Bilde. Die Vorhaut ist ein Bild der Unreinheit, die von Gott trennt, wie die Beschneidung das Wahrzeichen des Glaubens, die Zeremonie, durch welche jemand in den Gottesbund eintritt und Gott Treue und Gehorsam verspricht. Jeremia Jer 30 4 4 7 Wenn sie nicht umkehren, kommt sein Strafgericht und der Untergang über sie. Jeremia Jer 30 4 4 8 Hebr.: Wegen der Schlechtigkeit eurer Untaten. Vergl. [Dtn 28,20]. Jeremia Jer 30 4 5 Annuntiate in Juda, et in Jerusalem auditum facite: loquimini, et canite tuba in terra: clamate fortiter, et dicite: Congregamini, et ingrediamur civitates munitas. Verkündet in Juda und lasset es in Jerusalem hören; sprechet und⁹ stoßet in die Posaune im Lande, rufet mit lauter Stimme und saget: Sammelt euch und lasset uns in die befestigten Städte ziehen!¹⁰ Jeremia Jer 30 4 5 9 Richtiger ohne und: Sprechet: Stoßet in die Posaunen. Dreimal wird dem Boten ein Auftrag gegeben, dreimal auch die Weise angegeben, ihn zu erfüllen, ein deutliches Zeichen, wie große Gefahr droht und wie plötzlich diese hereinbrechen wird. Jeremia Jer 30 4 5 10 Das Landvolk soll in schneller Flucht sein Heil suchen. Jeremia Jer 30 4 6 Levate signum in Sion. Confortamini, nolite stare, quia malum ego adduco ab aquilone, et contritionem magnam. Richtet ein Panier auf gegen Sion hin! Fasset Mut¹¹ und bleibet nicht stille stehen! Denn ich bringe Unheil herbei von Norden her und gewaltiges Verderben.¹² Jeremia Jer 30 4 6 11 Richtiger: Flüchtet, ohne stille zu stehen! (Erinnerung an Loths Frau [Gen 19,17].) Jeremia Jer 30 4 6 12 Wenngleich das Unheil von Gott gesendet wird, bedient er sich doch des Feindes als Werkzeug. Jeremia Jer 30 4 7 Ascendit leo de cubili suo, et prædo gentium se levavit: egressus est de loco suo ut ponat terram tuam in solitudinem: civitates tuæ vastabuntur, remanentes absque habitatore. Es ist ein Löwe¹³ aus seinem Lager heraufgestiegen,¹⁴ ein Völkerwürger ist aufgebrochen, er ist von seiner Stätte ausgezogen, dein Land zur Einöde zu machen;¹⁵ deine Städte werden verwüstet und ohne Bewohner bleiben. Jeremia Jer 30 4 7 13 Hebr.: Dickicht. Jeremia Jer 30 4 7 14 Der Löwe ist ein geeignetes Bild für den Schrecken des Krieges, welche dem Fliehenden folgen. Jeremia Jer 30 4 7 15 Mit den Bewohnern leidet das Land. Vergl. [Gen 3,17]. Jeremia Jer 30 4 8 Super hoc accingite vos ciliciis, plangite et ululate: quia non est aversa ira furoris Domini a nobis. Darum gürtet euch mit härenen Kleidern, wehklaget und heulet! denn nicht hat sich der grimmige Zorn des Herrn von uns abgewendet. Jeremia Jer 30 4 9 Et erit in die illa, dicit Dominus: Peribit cor regis, et cor principum: et obstupescent sacerdotes, et prophetæ consternabuntur. An jenem Tage, spricht der Herr, wird das Herz des Königs und der Fürsten verzagen,¹⁶ die Priester werden entsetzt,¹⁷ die Propheten bestürzt sein.¹⁸ Jeremia Jer 30 4 9 16 Wie furchtbar das Unglück sein wird, zeigt die Verzweiflung der Könige und der Fürsten. Herz: Klugheit. Jeremia Jer 30 4 9 17 Endlich werden sie erkennen, welchen Schaden der Götzendienst dem Lande gebracht hat, doch vom Schrecken überwältigt, sind sie außerstande, Hilfe zu bringen. Jeremia Jer 30 4 9 18 Die falschen Propheten werden ratlos sein, weil alles anders gekommen ist als sie vorausgesagt. Wenn so die Führer verzagen, was wird das Volk tun? Jeremia Jer 30 0 1 3. Dritte Rede. (5,1 6,30) A. Die vielfache Bosheit des Volkes und der Angesehensten (V. 9) B. Die vielfache Bosheit wird ihrer Strafe nicht entgehen. (V. 25) C. Die Ruchlosigkeit der Vornehmen und die Strafe für dieselben. Jeremia Jer 30 5 1 Circuite vias Jerusalem, et aspicite, et considerate, et quærite in plateis ejus, an inveniatis virum facientem judicium, et quærentem fidem: et propitius ero ei. Durchstreifet die Straßen Jerusalems, schauet und spähet, forschet auf ihren Plätzen,¹ ob ihr jemand findet, der Recht übe und nach Treue frage,² so will ich Jerusalem gnädig sein!³ Jeremia Jer 30 5 1 1 Gott will sich erbarmen, wenn auch nur ein Gerechter sich findet, doch umsonst wird ein solcher gesucht. Die Häufung der Ausdrücke macht die Rede eindrucksvoller. Jeremia Jer 30 5 1 2 Hebr.: Und um Treue sich mühe. Ein Mann, der die Richtschnur des Rechts und des Rechten mit unerschütterlicher Standhaftigkeit und vollkommener Treue wahrt. Jeremia Jer 30 5 1 3 Gott fordert für Jerusalem weniger als einst für das jüdische Sodoma. Wie beschämend, dass die Einwohner der auserwählten Stadt schlimmer sind als jenes Sündenpfuhls, und dass Gott ihnen umsonst ein reicheres Maß des Erbarmens anbietet! Die Einzahl ist gewählt, um zu bezeichnen, dass die Zahl der Gerechten in Jerusalem verschwindend klein ist, nicht um zu verneinen, dass Jeremias, Baruch, Josias und andere gerecht sind. Jeremia Jer 30 5 10 Ascendite muros ejus, et dissipate, consummationem autem nolite facere: auferte propagines ejus, quia non sunt Domini. Erstürmet seine Mauern und reißet ein, nur vernichtet nicht vollends; reißet seine Sprossen hinweg, denn sie gehören nicht dem Herrn an.¹³ Jeremia Jer 30 5 10 13 Israel sollte der Weinberg des Herrn sein, doch es hat fremden Samen aufgenommen: Was im Volke Gottes dem Herrn entgegengesetzt ist, soll durch das Gericht hinweggenommen werden. Ob die Bewohner als Weinstock gedacht sind, der sich an die Stadtmauern hält als an eine schirmende Wand? Jeremia Jer 30 5 11 Prævaricatione enim prævaricata est in me domus Israel, et domus Juda, ait Dominus. Denn treulos hat das Haus Israel und das Haus Juda gegen mich gehandelt, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 5 12 Negaverunt Dominum, et dixerunt: Non est ipse: neque veniet super nos malum: gladium et famem non videbimus. Sie haben den Herrn verleugnet und gesagt: Er ist es nicht¹⁴ und über uns kommt kein Unglück, Schwert und Hunger werden wir nicht sehen! Jeremia Jer 30 5 12 14 Der in ihnen redet, der uns so strafen sollte, wie die Propheten sagen. Es sind Worte des lästernden Volkes, das die Gesandten Gottes und damit ihn selbst [Dtn 18,15] zurückweist. Jeremia Jer 30 5 13 Prophetæ fuerunt in ventum locuti, et responsum non fuit in eis: hæc ergo evenient illis. Die Propheten haben in den Wind geredet und Gottes Ausspruch war nicht bei ihnen. Darum wird ihnen dies widerfahren.¹⁵ Jeremia Jer 30 5 13 15 Sie mögen zu Wind werden, oder: Schwert und Hunger, das Strafgericht, das sie uns verkünden, soll über sie kommen. Jeremia Jer 30 5 14 Hæc dicit Dominus Deus exercituum: Quia locuti estis verbum istud: ecce ego do verba mea in ore tuo in ignem, et populum istum in ligna, et vorabit eos. So spricht der Herr, der Gott der Heerscharen: Weil ihr solche Rede geführt habt, sehet, so will ich meine Worte in deinem Munde¹⁶ zu Feuer machen und dies Volk zu Holz und das Feuer soll sie verzehren.¹⁷ Jeremia Jer 30 5 14 16 O Prophet! Jeremia Jer 30 5 14 17 Wirksamkeit des göttlichen Wortes, den Drohungen [Dtn 18,19] entsprechend. Jeremia Jer 30 5 15 Ecce ego adducam super vos gentem de longinquo domus Israel, ait Dominus: gentem robustam, gentem antiquam, gentem, cujus ignorabis linguam, nec intelliges quid loquatur. Siehe, Haus Israel!¹⁸ ich lasse über euch ein Volk von der Ferne¹⁹ herkommen, spricht der Herr, ein gewaltiges Volk, ein altes Volk, ein Volk, dessen Sprache du nicht kennest, das du nicht verstehst, was es spricht.²⁰ Jeremia Jer 30 5 15 18 Das Folgende ist [Dtn 28,49] bereits angedroht. Jeremia Jer 30 5 15 19 Was von weitem kommt, ist unbekannt und darum umso schreckenvoller. Jeremia Jer 30 5 15 20 Wie man vergeblich zu einem Tauben redet, weil er nicht hört, so auch zu einem, der die Sprache nicht versteht. Kein Flehen kann jenes Volk erweichen, kein Erbarmen sein Herz berühren. Jeremia Jer 30 5 16 Pharetra ejus quasi sepulcrum patens, universi fortes. Seine Köcher sind wie ein offenes Grab,²¹ aus Helden besteht es allzumal. Jeremia Jer 30 5 16 21 Bereit, alle zu verschlingen. Jeremia Jer 30 5 17 Et comedet segetes tuas, et panem tuum: devorabit filios tuos, et filias tuas: comedet gregem tuum, et armenta tua: comedet vineam tuam et ficum tuam: et conteret urbes munitas tuas, in quibus tu habes fiduciam, gladio. Aufzehren wird es deine Saaten und dein Brot, verschlingen²² deine Söhne und deine Töchter, aufzehren deine Schafe und deine Rinder, aufzehren deine Weinberge und deine Feigenbäume und deine festen Städte, auf welche du dich verlässest, mit dem Schwerte verwüsten.²³ Jeremia Jer 30 5 17 22 Töten. Jeremia Jer 30 5 17 23 Vergl. [Dtn 28,32ff]. Jeremia Jer 30 5 18 Verumtamen in diebus illis, ait Dominus, non faciam vos in consummationem. Doch auch in jenen Tagen, spricht der Herr, werde ich euch nicht vollends der Vertilgung anheimfallen lassen.²⁴ Jeremia Jer 30 5 18 24 Gemäß der Verheißung [Dtn 30,2ff]. Jeremia Jer 30 5 19 Quod si dixeritis: Quare fecit nobis Dominus Deus noster hæc omnia? dices ad eos: Sicut dereliquistis me, et servistis Deo alieno in terra vestra, sic servietis alienis in terra non vestra. Und wenn ihr dann sagt:²⁵ Warum hat der Herr, unser Gott, uns alles dies getan? so sprich zu ihnen:²⁶ So wie ihr mich verlassen und einem fremden Gott in euerm Lande gedient habt, so sollt ihr in einem Lande, das nicht euer ist, Fremden dienstbar sein. [Jer 16,10] Jeremia Jer 30 5 19 25 Sie wähnen sich unschuldig und können sich nicht genug verwundern, dass ihr Gott ihnen solches zusendet, der falschen Zuversicht gemäß, welche der Prophet [Jer 7,4] eingehender rügt. Jeremia Jer 30 5 19 26 Der Sünde entspricht die Strafe. Jeremia Jer 30 5 2 Quod si etiam Vivit Dominus, dixerint: et hoc falso jurabunt. Denn wenn sie auch sagen: So wahr der Herr lebt! so schwören sie darum doch falsch.⁴ Jeremia Jer 30 5 2 4 Selbst die sich noch zu Jahve bekennen, sind ohne Wahrhaftigkeit, rufen den Herrn zum Zeugen an, ohne doch den Eid zu halten. Den Lebendigen anrufend, stellen sie ihn den nichtigen Götzen gleich, als könne er die ihm angetane Unbill nicht rächen. Jeremia Jer 30 5 20 Annuntiate hoc domui Jacob, et auditum facite in Juda, dicentes: Verkündet dies dem Hause Jakob, machet es kund in Juda und sprechet: Jeremia Jer 30 5 21 Audi popule stulte, qui non habes cor: qui habentes oculos non videtis: et aures, et non auditis. Höre, törichtes Volk, das ohne Verstand ist, die ihr Augen habt und nicht seht, Ohren und nicht hört!²⁷ Jeremia Jer 30 5 21 27 Sie haben alles, was ihnen die Erkenntnis des wahren Gottes vermitteln kann: Das Gesicht, um aus den erschaffenen Dingen und aus den Schicksalen und Einrichtungen ihres Volkes den wahren Gott zu erkennen, ein Herz, aus den Mahnungen und Belehrungen der Gesandten Gottes ihre Kenntnis zu vertiefen. Jeremia Jer 30 5 22 Me ergo non timebitis, ait Dominus: et a facie mea non dolebitis? Qui posui arenam terminum mari, præceptum sempiternum, quod non præteribit: et commovebuntur, et non poterunt: et intumescent fluctus ejus, et non transibunt illud: Mich also wollt ihr nicht fürchten, spricht der Herr, nicht Leid tragen²⁸ vor mir? Der ich dem Meere den Sand zur Grenze gesetzt, zur ewigen Schranke, welche es nicht überschreiten darf; denn ob auch seine Fluten dagegen andrängen, vermögen sie doch nichts, und ob seine Wogen auch toben, können sie es doch nicht überschreiten.²⁹ Jeremia Jer 30 5 22 28 Hebr.: Beben. Jeremia Jer 30 5 22 29 Das gewaltig brausende Meer hält Gott durch bloßen Sand in Schranken, welches Wunder der Allmacht des Herrn! Jeremia Jer 30 5 23 Populo autem huic factum est cor incredulum et exasperans, recesserunt et abierunt. Doch dieses Volk hat ein ungläubiges³⁰ und aufrührerisches Herz, sie haben sich abgewendet und mich verlassen Jeremia Jer 30 5 23 30 Hebr.: Widerspenstiges. Jeremia Jer 30 5 24 Et non dixerunt in corde suo: Metuamus Dominum Deum nostrum, qui dat nobis pluviam temporaneam et serotinam in tempore suo: plenitudinem annuæ messis custodientem nobis. und sprachen nicht in ihrem Herzen:³¹ Lasset uns den Herrn, unsern Gott, fürchten, der uns den Frühregen und Spätregen gibt zu seiner Zeit und uns die Fülle der jährlichen Ernte sichert.³² Jeremia Jer 30 5 24 31 Wenigstens des Nutzens halber sollten sie Gott verehren. Jeremia Jer 30 5 24 32 Der Frühregen ist zur Bestellung, der Spätregen zur Ernte notwendig. Hebr.: Die festbestimmten Wochen der Ernte wird er uns einhalten. Gemeint sind die Wochen zwischen Osterfest und Pfingsten, während welcher nach dem Gesetze die Ernte vor sich gehen sollte. Was aber war dazu notwendiger als dass Gott selbst diese Termine einhielt? Jeremia Jer 30 5 25 Iniquitates vestræ declinaverunt hæc: et peccata vestra prohibuerunt bonum a vobis: Eure Frevel haben dies weggewendet³³ und eure Sünden haben euch das Gute ferngehalten. Jeremia Jer 30 5 25 33 Eure Verschuldungen haben die Ordnung Gottes ins Wanken gebracht. In letzter Zeit war die Ernte durch das Ausbleiben von Regen mehrfach verspätet und stark beeinträchtigt. Jeremia Jer 30 5 26 Quia inventi sunt in populo meo impii insidiantes quasi aucupes, laqueos ponentes, et pedicas ad capiendos viros. Denn es finden sich in meinem Volke Gottlose, die wie Vogelsteller auf der Lauer liegen, die Schlingen und Fallen legen, um Menschen zu fangen.³⁴ Jeremia Jer 30 5 26 34 Wie die Vogelsteller ihre Fallen aufstellen, so fangen sie Menschen wie rechtlose Vögel. Jeremia Jer 30 5 27 Sicut decipula plena avibus, sic domus eorum plenæ dolo: ideo magnificati sunt et ditati. Wie ein Fanggarn mit Vögeln angefüllt ist, so sind ihre Häuser mit Erlistetem erfüllt;³⁵ daher sind sie groß und reich geworden, Jeremia Jer 30 5 27 35 Das Bild lehnt sich an V. 26 an, ist aber ein neues. Ihre Häuser sind wie ein Vogelkäfig, voller Güter, die sie mit Trug erworben haben. Jeremia Jer 30 5 28 Incrassati sunt et impinguati: et præterierunt sermones meos pessime. Causam viduæ non judicaverunt, causam pupilli non direxerunt, et judicium pauperum non judicaverunt. dick und fett, und übertreten meine Gebote auf das ärgste. Die Rechtssache der Witwe entscheiden sie nicht, die Sache der Waisen ordnen sie nicht und verhelfen den Armen nicht zum Rechte.³⁶ [Jes 1,23; Sach 7,10] Jeremia Jer 30 5 28 36 Hebr.: Recht schaffen sie nie, das Recht der Waisen, dass sie glücklich seien, und die Sache der Armen schlichten sie nicht. Und doch ist Schutz der Armen und Waisen Bedingung des Glückes und der Wohlfahrt. Jeremia Jer 30 5 29 Numquid super his non visitabo? dicit Dominus, aut super gentem hujuscemodi non ulciscetur anima mea? Sollte ich solches nicht ahnden, spricht der Herr, oder sollte an einem Volke wie dieses meine Seele nicht Rache nehmen?³⁷ Jeremia Jer 30 5 29 37 Da sie so boshaft mich verachten (V. 22), von mir abgefallen sind und widerspenstig sind gegen mich (V. 23) mit List und Trug (V. 26, V. 27), durch Hochmut und Anmaßung und durch Verachtung jeglichen Rechtes (V. 28) alles Maß überschritten haben. Die von Gott gesetzten Schranken, welche selbst das Meer anerkennt, achten sie nicht. Jeremia Jer 30 5 3 Domine oculi tui respiciunt fidem: percussisti eos, et non doluerunt: attrivisti eos, et renuerunt accipere disciplinam: induraverunt facies suas supra petram, et noluerunt reverti. Herr! deine Augen sehen auf Treue;⁵ du hast sie geschlagen, aber sie haben es nicht gefühlt; du hast sie zermalmt, aber sie wollten nicht Zucht annehmen; sie machten ihr Angesicht härter als Felsen und wollten sich nicht bekehren!⁶ Jeremia Jer 30 5 3 5 Hebr.: Jahve, deine Augen sind sie nicht auf Treue aus? Sept.: Deine Augen verlangen Treue zu schauen. Jeremia Jer 30 5 3 6 Wohl hat Gott sein Missfallen zu erkennen gegeben durch Züchtigungen, doch diese haben nichts gefruchtet, die Schuldigen ließen keine Spur von Scham und Reue erkennen. Jeremia Jer 30 5 30 Stupor et mirabilia facta sunt in terra: Entsetzliches und Schreckliches ist im Lande geschehen:³⁸ Jeremia Jer 30 5 30 38 Kurzes Schlusswort der ganzen Rede. Jeremia Jer 30 5 31 Prophetæ prophetabant mendacium, et sacerdotes applaudebant manibus suis: et populus meus dilexit talia: quid igitur fiet in novissimo ejus? Die Propheten weissagen Lügen und die Priester klatschen dazu in die Hände und mein Volk liebt es so.³⁹ Was wird denn mit ihm am Ende geschehen? Jeremia Jer 30 5 31 39 Das Volk wendet sich von den Propheten ab, welche Gott sendet und schenkt den falschen Propheten Glauben, welche ihm Gutes verheißen und seine Laster nicht rügen. Die Priester stehen mit den falschen Propheten im Bunde. So freut man sich daran, sich gegenseitig zu täuschen. Vergl. [Mi 2,11]. Jeremia Jer 30 5 4 Ego autem dixi: Forsitan pauperes sunt et stulti, ignorantes viam Domini, judicium Dei sui. Da sprach ich:⁷ Vielleicht sind es nur Arme und Betörte,⁸ welche den Weg des Herrn, das Recht ihres Gottes, nicht kennen; Jeremia Jer 30 5 4 7 Sie handeln nicht aus Unwissenheit, sondern aus Bosheit. Der Prophet hebt dies wirkungsvoll durch die Äußerung seiner Hoffnung hervor. Jeremia Jer 30 5 4 8 Hebr.: Ich dachte wohl: Nur die Geringen sind es, diese betragen sich töricht, weil sie den Weg usw. Jeremia Jer 30 5 5 Ibo igitur ad optimates, et loquar eis: ipsi enim cognoverunt viam Domini, judicium Dei sui: et ecce magis hi simul confregerunt jugum, ruperunt vincula. so will ich denn zu den Vornehmen gehen und mit ihnen reden; denn diese kennen den Weg des Herrn, das Recht ihres Gottes; doch siehe, gerade sie haben das Joch allzumal zerbrochen, die Bande zerrissen. Jeremia Jer 30 5 6 Idcirco percussit eos leo de silva, lupus ad vesperam vastavit eos, pardus vigilans super civitates eorum: omnis, qui egressus fuerit ex eis, capietur: quia multiplicatæ sunt prævaricationes eorum, confortatæ sunt aversiones eorum. Deshalb wird der Löwe aus dem Walde sie töten und der Wolf des Abends sie umbringen, der Panther lauert an ihren Städten; jeder, der aus denselben herausgeht, wird zerrissen;⁹ denn ihre Übertretungen sind vielfältig und ihre Treulosigkeiten haben überhandgenommen. Jeremia Jer 30 5 6 9 Schon haben sie von den Feinden vieles leiden müssen, doch noch steht ihnen vieles Harte bevor. Der Wolf am Abend ist der Wolf, der, den Tag über hungernd, zu Abend auf beute ausgeht. Hebr. besser: Der Steppenwolf. Jeremia Jer 30 5 7 Super quo propitius tibi esse potero? filii tui dereliquerunt me, et jurant in his, qui non sunt dii: saturavi eos, et mchati sunt, et in domo meretricis luxuriabantur. Weshalb sollte ich dir verzeihen können? Deine Söhne haben mich verlassen und schwören bei solchen, die keine Götter sind. Obwohl ich sie sättigte, brachen sie den Ehebund und trieben Unzucht im Hause der Buhlerin.¹⁰ Jeremia Jer 30 5 7 10 Götzendienst und Unzucht treiben deine Söhne. Auch die Heiden verbanden beide Laster miteinander. [Röm 1,24ff] Obgleich ich sie sättigte: Vergl. [Dtn 32,15]. Jeremia Jer 30 5 8 Equi amatores, et emissarii facti sunt: Unusquisque ad uxorem proximi sui hinniebat. Sie waren gleich geilen Pferden und Springhengsten,¹¹ ein jeder wieherte nach dem Weibe seines Nächsten. [Ez 22,11] Jeremia Jer 30 5 8 11 Hebr.: Wie wohlgenährte Hengste schweiften sie umher. Jeremia Jer 30 5 9 Numquid super his non visitabo? dicit Dominus, et in gente tali non ulciscetur anima mea? Sollte ich solches nicht ahnden, spricht der Herr, und sollte meine Seele an einem solchen Volke keine Rache nehmen?¹² Jeremia Jer 30 5 9 12 Dies wäre gegen meine Heiligkeit. Jeremia Jer 30 0 1 D. Erneute Verkündigung der Strafe wegen der immer schlimmeren Verhärtung des Volkes. (V. 19) E. Die aufzuerlegende Strafe. Jeremia Jer 30 6 1 Confortamini filii Benjamin in medio Jerusalem, et in Thecua clangite buccina, et super Bethacarem levate vexillum: quia malum visum est ab aquilone, et contritio magna. Raffet euch auf,¹ ihr Söhne Benjamins! mitten aus Jerusalem und stoßet in die Posaune zu Thekua² und über Bethakarem³ richtet ein Panier auf,⁴ denn Unglück zeigt sich von Norden her und gewaltige Zerstörung. Jeremia Jer 30 6 1 1 Zur Flucht. Jeremia Jer 30 6 1 2 Da der Feind von Norden naht, sollen sie nach Süden fliehen. Die Benjamiter werden besonders erwähnt, weil die Grenze zwischen Juda und Benjamin durch das Tal Hinnom im Süden der Stadt ging. Zudem waren sie aufgefordert worden, nach Sion zu fliehen, jetzt ist selbst in der heiligen Stadt keine Sicherheit mehr. Jeremia Jer 30 6 1 3 Bethakarem (Weinbergshaufen) kannte der heilige Hieronymus noch als eine zwischen Jerusalem und Thekua wie diese letztere selbst auf einem Berge gelegene Stadt. Jeremia Jer 30 6 1 4 Vielleicht nicht eine bloße Fahne, sondern ein Rauch- und Feuersignal. Jeremia Jer 30 6 10 Cui loquar? et quem contestabor ut audiat? ecce incircumcisæ aures eorum, et audire non possunt: ecce verbum Domini factum est eis in opprobrium: et non suscipient illud. Zu wem soll ich reden?¹⁶ Wen soll ich beschwören, dass er höre? Siehe, ihre Ohren sind unbeschnitten und sie vermögen nicht zu hören; siehe, das Wort des Herrn ist ihnen zum Spott geworden und sie nehmen es nicht an.¹⁷ Jeremia Jer 30 6 10 16 Die Juden weisen die Mahnung mit Spott zurück. Es sind Worte des Propheten. Jeremia Jer 30 6 10 17 Hebr.: Sie haben keinen Gefallen daran. Zwei Vorwürfe werden steigernd gemacht: Sie wollen nicht gehorchen, ja sie verschmähen und schmähen selbst die Worte Gottes, welche er ihnen durch den Propheten verkünden lässt. Jeremia Jer 30 6 11 Idcirco furore Domini plenus sum, laboravi sustinens: effunde super parvulum foris, et super consilium juvenum simul: vir enim cum muliere capietur, senex cum pleno dierum. Darum bin ich vom Grimme des Herrn erfüllt und vermag ihn nicht mehr zurückzuhalten.¹⁸ Gieße ihn aus¹⁹ über die Kinder auf der Gasse und über den Kreis der Jünglinge allzumal; denn beide, Mann und Weib, sollen ergriffen werden, Greise und Hochbetagte! Jeremia Jer 30 6 11 18 Er sieht die Herrlichkeit des Herrn verachtet. Jeremia Jer 30 6 11 19 Die Worte sind an Gott gerichtet, von dem das Strafgericht kommt. Jeremia Jer 30 6 12 Et transibunt domus eorum ad alteros, agri et uxores pariter: quia extendam manum meam super habitantes terram, dicit Dominus. Ihre Häuser sollen andern zuteil werden, ihre Äcker und Frauen zumal; denn ich will meine Hand über die Bewohner des Landes ausstrecken, spricht der Herr.²⁰ Jeremia Jer 30 6 12 20 Vergl. [Dtn 28,30] entsprechend. Einst hat Gott seine Hand ausgestreckt über die Feinde des auserwählten Volkes, jetzt über dieses. Einst war im Gesetze bestimmt, dass jede Besitzung bei dem Stamm bleiben sollte, dem sie einst zugefallen, jetzt führt Habsucht, Ungehorsam (V. 16) und Missbrauch des Heiligen (V. 20) den Untergang herbei. Jeremia Jer 30 6 13 A minore quippe usque ad majorem omnes avaritiæ student: et a propheta usque ad sacerdotem cuncti faciunt dolum. Denn vom Geringsten bis zum Größten sind alle der Habsucht ergeben²¹ und vom Propheten bis zum Priester üben alle Trug. [Jes 56,11; Jer 8,10] Jeremia Jer 30 6 13 21 Hebr.: Übervorteilen sie alle. Jeremia Jer 30 6 14 Et curabant contritionem filiæ populi mei cum ignominia, dicentes: Pax, pax: et non erat pax. Sie wollten den Schaden der Tochter meines Volkes schandvoll heilen,²² indem sie sprachen: Friede, Friede! wo doch kein Friede war. Jeremia Jer 30 6 14 22 Hebr.: Sie flicken den Riss meines Volkes leicht obenhin. Anstatt mit wirksamen und scharfen Mitteln einzugreifen, verheißen sie ihm schmachvollerweise und lügenhaft Frieden. Jeremia Jer 30 6 15 Confusi sunt, quia abominationem fecerunt: quin potius confusione non sunt confusi, et erubescere nescierunt: quam ob rem cadent inter ruentes: in tempore visitationis suæ corruent, dicit Dominus. Sie sind beschämt worden, weil sie Abscheuliches verübt, vielmehr wurden sie nicht schamrot und verstanden nicht, sich zu schämen;²³ darum werden sie unter den Fallenden fallen und zur Zeit ihrer Heimsuchung werden sie zu Boden stürzen, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 6 15 23 Wie freche, auf der Lüge ertappte Lügner, so schämen sich die falschen Propheten nicht. Doch Gott wird sie vor allem als Lügner erweisen. Jeremia Jer 30 6 16 Hæc dicit Dominus: State super vias, et videte, et interrogate de semitis antiquis, quæ sit via bona, et ambulate in ea: et invenietis refrigerium animabus vestris. Et dixerunt. Non ambulabimus. Also sprach der Herr:²⁴ Tretet hin auf die Wege und schauet und fraget nach den Pfaden der Vorzeit,²⁵ welches der Weg zum Guten sei, und wandelt auf diesem, so werdet ihr Erquickung²⁶ finden für eure Seelen. Sie aber sprachen: Wir wollen nicht darauf wandeln! [Mt 11,29] Jeremia Jer 30 6 16 24 Ihre Schuld wird dadurch gemehrt, dass sie der Mahnung Gottes hartnäckigen Widerstand entgegensetzen. Jeremia Jer 30 6 16 25 Wiederholung des Wortes Moses [Dtn 32,7] (Ephr.): Alle Beispiele, welche die Geschichte des auserwählten Volkes ihnen bietet. Sie sollen alle Wege, auf denen das Volk bis dahin gewandelt, anschauen und prüfen und, wenn sie selbst nicht genugsam das rechte erkennen können, die Gesandten Gottes fragen, welche dem Volke nie gefehlt haben. Jeremia Jer 30 6 16 26 Hebr.: Ruhe. Jeremia Jer 30 6 17 Et constitui super vos speculatores: Audite vocem tubæ. Et dixerunt: Non audiemus. Da stellte ich Wächter gegen euch auf: Merket auf den Schall der Posaune!²⁷ Sie aber sprachen: Wir wollen nicht darauf merken! Jeremia Jer 30 6 17 27 Die Propheten, welche ihre Stimme erhoben wie eine Posaune [Jes 58,1], so dass das Gesetz Gottes nicht in Vergessenheit kommen konnte. Die Posaune weist auf Krieg und Feinde, deren Heimsuchungen die Propheten dem Volke androhten und die schon [Dtn 29,24] und [1Kön 9,8] in gleicher Weise vorausgesagt sind. Jeremia Jer 30 6 18 Ideo audite gentes, et cognosce congregatio, quanta ego faciam eis. Darum höret, ihr Völker, und erkenne, du Versammlung,²⁸ wie Furchtbares ich an ihnen tun werde! Jeremia Jer 30 6 18 28 Israel. (Ephr.) Jeremia Jer 30 6 19 Audi terra: Ecce ego adducam mala super populum istum, fructum cogitationum ejus: quia verba mea non audierunt, et legem meam projecerunt. Höre es, Erde!²⁹ Siehe ich will Unglück über dieses Volk bringen, die Frucht ihrer Anschläge; denn sie haben nicht auf meine Worte gehört und mein Gesetz verworfen. Jeremia Jer 30 6 19 29 Ihr Völker alle, die vorher genannt sind, und du, Erde, sei Zeuge des Gerichtes, da du durch die Sünden der Menschen befleckt und unterjocht bist. Jeremia Jer 30 6 2 Speciosæ et delicatæ assimilavi filiam Sion. Einer Schönen und Verzärtelten halte ich die Tochter Sion gleich.⁵ Jeremia Jer 30 6 2 5 Hebr.: Die Reizende dort, die Verzärtelte, ich tilge weg die Tochter Sion. Vulg. gleichhalten: Leicht ist die Stadt zu erobern. Die Vernichtung Jerusalems wird im Folgenden weiter beschrieben. Jeremia Jer 30 6 20 Ut quid mihi thus de Saba affertis, et calamum suave olentem de terra longinqua? holocautomata vestra non sunt accepta, et victimæ vestræ non placuerunt mihi. Was bringt ihr mir Weihrauch von Saba und süßduftendes Zimmetrohr aus fernem Lande?³⁰ Eure Brandopfer sind mir nicht angenehm und eure Schlachtopfer gefallen mir nicht.³¹ [Jes 1,11] Jeremia Jer 30 6 20 30 Weihrauch wurde zum heiligen Weihrauch- und zum Speiseopfer erfordert. Kostbares (hebr.) Gewürzrohr wird zur heiligen Salbe erfordert. [Ex 30,23] Am meisten geschätzt war das arabische aus Saba, dem heutigen Jemen. Jeremia Jer 30 6 20 31 Der Grund ist im Vorhergehenden angegeben und wird [Jer 7,21-23] wiederholt. Besser ist Gehorsam als das fetteste Opfer. [1Sam 15,22] Jeremia Jer 30 6 21 Propterea hæc dicit Dominus: Ecce ego dabo in populum istum ruinas, et ruent in eis patres et filii simul, vicinus, et proximus peribunt. Darum spricht der Herr also: Siehe, ich will diesem Volk Anstoß schaffen, dass Väter und Kinder miteinander darüber stürzen, ein Nachbar mit dem andern zugrunde gehe. Jeremia Jer 30 6 22 Hæc dicit Dominus: Ecce populus venit de terra aquilonis, et gens magna consurget a finibus terræ. So spricht der Herr: Siehe, ein Volk kommt von dem Lande gegen Mitternacht her und ein großes Volk macht sich auf von den Enden der Erde her.³² Jeremia Jer 30 6 22 32 Die weite Ferne und das Unbekannte mehrt den Schrecken. Jeremia Jer 30 6 23 Sagittam et scutum arripiet: crudelis est, et non miserebitur; vox ejus quasi mare sonabit: et super equos ascendent, præparati quasi vir ad prlium, adversum te filia Sion. Es führt Pfeil und Schild, ist grausam und kennt kein Erbarmen, ihr Lärmen braust wie das Meer und sie reiten auf Rossen, gerüstet wie ein Mann zum Kampfe wider dich, Tochter Sion! Jeremia Jer 30 6 24 Audivimus famam ejus, dissolutæ sunt manus nostræ: tribulatio apprehendit nos, dolores ut parturientem. Wir haben die Kunde von ihm vernommen und unsere Hände erlahmen; Angst erfasst uns, Wehen wie eine Gebärende. Jeremia Jer 30 6 25 Nolite exire ad agros, et in via ne ambuletis: quoniam gladius inimici pavor in circuitu. Gehet³³ nicht hinaus auf die Felder und wandelt nicht auf den Wegen! denn des Feindes Schwert verbreitet ringsumher Schrecken. Jeremia Jer 30 6 25 33 Hebr.: Gehe. Die Anrede ist an die Tochter Sion gerichtet. Jeremia Jer 30 6 26 Filia populi mei accingere cilicio, et conspergere cinere: luctum unigeniti fac tibi, planctum amarum, quia repente veniet vastator super nos. Tochter meines Volkes! lege ein Trauergewand an und bestreue dich³⁴ mit Asche, trage Leid wie um einen eingeborenen Sohn,³⁵ erhebe bittere Klage, denn plötzlich wird der Verwüster über uns kommen.³⁶ Jeremia Jer 30 6 26 34 Hebr.: Wälze dich in der Asche. Jeremia Jer 30 6 26 35 Mit dem die Familie ausstirbt. Jeremia Jer 30 6 26 36 Im Folgenden wird der Grund angegeben, warum das Unheil sicher herankommt. Jeremia Jer 30 6 27 Probatorem dedi te in populo meo robustum: et scies, et probabis viam eorum. Dich habe ich zu einem starken Prüfer über mein Volk bestellt,³⁷ dass du ihren Weg erkennest und prüfest. Jeremia Jer 30 6 27 37 Hebr.: Zum Prüfer habe ich dich aufgestellt an meinem Volke, als eine Festung. Mit Änderung der Punktation ist wohl zu übersetzen Metallstufe: Du sollst die Schlacken von dem reinen Metalle scheiden. Jeremia Jer 30 6 28 Omnes isti principes declinantes, ambulantes fraudulenter, æs et ferrum: universi corrupti sunt. Alle jene Fürsten sind abtrünnig,³⁸ wandeln voll Trug, sind Eisen und Erz,³⁹ alle sind verderbt. Jeremia Jer 30 6 28 38 Hebr.: Erzempörer. Jeremia Jer 30 6 28 39 Gemeines Kupfer und Eisen, kein Silber oder Gold. Jeremia Jer 30 6 29 Defecit sufflatorium, in igne consumptum est plumbum, frustra conflavit conflator: malitiæ enim eorum non sunt consumptæ. Das Gebläse ist ausgegangen, das Blei ward vom Feuer verzehrt, doch umsonst schmolz der Schmelzer, denn ihre Bosheit wurde nicht vernichtet.⁴⁰ Jeremia Jer 30 6 29 40 Hebr.: Hat geschnauft (angestrengt gearbeitet), aus ihrer Feuerung (der Schmelzung, welche der Prophet vornehmen sollte) gab es Blei (statt des gehofften Edelmetalls). Vergeblich hat man geläutert und geläutert, da die Schlechten sich nicht ausscheiden ließen. Jeremia Jer 30 6 3 Ad eam venient pastores, et greges eorum: fixerunt in ea tentoria in circuitu: pascet unusquisque eos, qui sub manu sua sunt. Es werden Hirten zu ihr kommen mit ihren Herden, rings um sie her ihre Zelte aufschlagen, ein jeder wird abweiden, was vor ihm liegt. Jeremia Jer 30 6 30 Argentum reprobum vocate eos, quia Dominus projecit illos. Nennet sie verworfenes Silber, denn der Herr hat sie verworfen.⁴¹ Jeremia Jer 30 6 30 41 Die Rede fällt also nicht an den Anfang der Tätigkeit des Propheten. Außer dem Götzendienst hat der Prophet den Ehebruch gerügt [Jer 5,7], die Verachtung der Gesandten Gottes [Jer 5,11.12] und damit Gottes [Jer 5,22-25], die Bosheit voller Ungerechtigkeit. [Jer 5,27ff] Es werden die Sünden der Vornehmen, der Priester, der falschen Propheten gerügt [Jer 5,30.31; Jer 6,13-15] des Volkes täglich sich erneuernde Schlechtigkeit [Jer 6], die alle Mahnungen zurückweist, ja nicht einmal hören will [Jer 6,10] Absichtlich verhärten sie sich, Gottes Gesetz und die Stimme des Propheten macht keinen Eindruck auf ihr Herz. So sind alle Bemühungen Gottes umsonst [Jer 6,27-30] Die Strafen werden im Einzelnen angegeben. Hebr.: Die Verwüstung [Jer 5,6] in ihrer Ausdehnung und Wirkung [Jer 5,15-18], Jerusalem selbst wird der Wut der Feinde überliefert [Jer 6,1-6], das ganze Reich wiederholt heimgesucht [Jer 6,9]. Alles dies wird mit besonderem Nachdrucke [Jer 6,21-26] vereint dargestellt. Jeremia Jer 30 6 4 Sanctificate super eam bellum: consurgite, et ascendamus in meridie: væ nobis, quia declinavit dies, quia longiores factæ sunt umbræ vesperi. Heiliget euch wider sie zum Kampfe!⁶ Auf! Lasset uns noch am Mittage⁷ heranziehen! Wehe uns! Es neigt sich der Tag, es strecken sich die Abendschatten!⁸ Jeremia Jer 30 6 4 6 Ihr führt Gottes Sache und habt seine Rache zu vollstrecken. Gott oder seine Gesandten entbieten den Feinden dieses Gebot des Herrn. Die Feinde entsprechen dem Befehle bereitwilligst. Jeremia Jer 30 6 4 7 Am hellen Tage. Sie hoffen die Eroberung an dem Tage zu vollbringen, wo sie die Belagerung eröffnen. Jeremia Jer 30 6 4 8 Eher wollen sie auch in der Nacht kämpfen als dass sie die Zerstörung verschieben. Diese Bilder zeichnen die Begier und die Furchtbarkeit der Feinde. Jeremia Jer 30 6 5 Surgite, et ascendamus in nocte, et dissipemus domus ejus. Auf! Lasset uns hinziehen bei Nacht und ihre Häuser zerstören! Jeremia Jer 30 6 6 Quia hæc dicit Dominus exercituum: Cædite lignum ejus, et fundite circa Jerusalem aggerem: hæc est civitas visitationis, omnis calumnia in medio ejus. Denn so spricht der Herr der Heerscharen: Fället ihre Bäume⁹ und werfet einen Wall um Jerusalem auf! denn das ist die Stadt, über die Heimsuchung¹⁰ kommt, allenthalben ist Gewalttat in ihrem Innern. Jeremia Jer 30 6 6 9 Die Bäume sollen zur Befestigung des Walles dienen, der aufgeschüttet wird, um auf die Höhe der Stadtmauer zu gelangen und so stürmen zu können. Vergl. [2Sam 20,15]. Die assyrischen und babylonischen Heere waren berüchtigt als Verwüster der Wälder. Jeremia Jer 30 6 6 10 Strafe. Jeremia Jer 30 6 7 Sicut frigidam fecit cisterna aquam suam, sic frigidam fecit malitiam suam: iniquitas et vastitas audietur in ea, coram me semper infirmitas et plaga. Wie eine Zisterne ihr Wasser frisch erhält, so hat sie ihre Bosheit frisch bewahrt;¹¹ nur von Unrecht und Verwüstung hört man in ihr, Schwäche und Wunden sind stetig vor meinem Angesichte.¹² Jeremia Jer 30 6 7 11 Wie eine ummauerte Zisterne das Wasser stets frisch erhält, so bewahren sie stets das Böse frisch, ist es ihr Bestreben, Bosheit zu üben und nicht geringe. Jeremia Jer 30 6 7 12 Vor meinem Angesichte: Während Gott in seinem Tempel in besonderer Weise bei ihnen gegenwärtig ist. Jeremia Jer 30 6 8 Erudire Jerusalem, ne forte recedat anima mea a te, ne forte ponam te desertam terram inhabitabilem. Lass dich warnen, Jerusalem! dass sich mein Herz nicht von dir abwende, dass ich dich nicht zur Wüstenei, zum Lande mache, das nicht bewohnbar ist.¹³ Jeremia Jer 30 6 8 13 Die Strafe ist also durch Buße noch abzuwenden. Dass meine Seele sich nicht von dir losreiße (Hebr.) mit welcher Liebe umfängt er noch immer die rebellische Stadt und welchen Schmerz verursacht es ihm, muss er sie strafen! Jeremia Jer 30 6 9 Hæc dicit Dominus exercituum: Usque ad racemum colligent quasi in vinea reliquias Israel: converte manum tuam quasi vindemiator ad cartallum. So spricht der Herr der Heerscharen: Wie in einem Weinberge wird man bis auf die letzte Beere Nachlese halten an dem Überreste Israels.¹⁴ Führe immer wieder deine Hand wie der Winzer zum Korbe!¹⁵ Jeremia Jer 30 6 9 14 Niemand wird von der Strafe frei bleiben. Gott selbst spricht diese Worte. (Hier., Thom.) Da das Reich Israel bereits zerstört ist, bildet Juda den Überrest Israels. Jeremia Jer 30 6 9 15 Der Befehl geht an die Feinde. Jeremia Jer 30 0 1 4. Vierte Rede. (7,1 8,22) A. Das Vertrauen auf das Tempelgebäude ist eitel. (V. 15) B. Erneuerter Vorwurf wegen des Götzendienstes und der Bosheit Judas. (V. 28) C. Trauer ist zu halten über Untergang und Schmach. [Jer 8,3] Jeremia Jer 30 7 1 Verbum, quod factum est ad Jeremiam a Domino, dicens: Wort, welches an Jeremias von dem Herrn erging, also lautend:¹ Jeremia Jer 30 7 1 1 Da Jeremias seine Mahnung öfters ergehen ließ, ist hier wohl von einer solchen unter Josias die Rede. Jeremia Jer 30 7 10 Et venistis, et stetistis coram me in domo hac, in qua invocatum est nomen meum, et dixistis: Liberati sumus eo quod fecerimus omnes abominationes istas. und darnach kommt ihr und tretet vor mich hin in diesem Hause, über das mein Name angerufen ist, und sprecht: Wir sind gerettet,⁷ weil⁸ wir alle diese Greuel verübt haben! Jeremia Jer 30 7 10 7 Wir sind geborgen vor dem wohlverdienten Gerichte. Ein Gang in den Tempel sühnt alles. Jeremia Jer 30 7 10 8 Die Übersetzung ist nicht richtig; vielmehr und damit ihr alle jene Greuel verübet (zu solchen zurückkehret). Jeremia Jer 30 7 11 Numquid ergo spelunca latronum facta est domus ista, in qua invocatum est nomen meum in oculis vestris? ego, ego sum: ego vidi, dicit Dominus. Ist denn dieses Haus, über welches mein Name angerufen ist, in euern Augen eine Räuberhöhle geworden?⁹ Ich, ich bin, ich habe dreingesehen,¹⁰ spricht der Herr. [Mt 21,13] Jeremia Jer 30 7 11 9 Kommt ihr, euch in demselben zu verbergen, wie die Räuber in ihrer Höhle? Jeremia Jer 30 7 11 10 Hebr.: Auch ich, siehe ich habe dreingesehen. Ich werde sicher und bestimmt Strafe verhängen. Jeremia Jer 30 7 12 Ite ad locum meum in Silo, ubi habitavit nomen meum a principio: et videte quæ fecerim ei propter malitiam populi mei Israel: Gehet doch hin zu meiner Stätte nach Silo, woselbst anfangs¹¹ die Wohnung meines Namens war, und sehet, was ich ihm getan habe um der Bosheit meines Volkes Israel willen. Jeremia Jer 30 7 12 11 Hebr. vormals. [Jos 18,1] und [1Sam 1,3; 1Sam 4,3] u.a. Durch die Bundeslade offenbarte sich Gott als Gott des Bundes, deshalb war Silo ebenso heilig wie der Tempel. Gehet nach Silo, überzeugt euch mit eigenen Augen, dass die Heiligkeit des Ortes, vergl. [Ri 18,31; Ri 19,18], nichts vermag. Jeremia Jer 30 7 13 Et nunc, quia fecistis omnia opera hæc, dicit Dominus: et locutus sum ad vos mane consurgens, et loquens, et non audistis: et vocavi vos, et non respondistis: Nun aber, weil ihr alle diese Taten verübt habt, spricht der Herr, und ich zu euch redete vom frühen Morgen¹² an immerfort, ihr aber nicht gehört habt, weil ich euch rief, ihr aber nicht Antwort gabet: [Spr 1,24; Jes 65,12] Jeremia Jer 30 7 13 12 Bild eines Menschen, der schon früh aufsteht, seine Angelegenheiten zu besorgen. Jeremia Jer 30 7 14 Faciam domui huic, in qua invocatum est nomen meum, et in qua vos habetis fiduciam: et loco, quem dedi vobis et patribus vestris, sicut feci Silo. so will ich diesem Hause, über welches mein Name angerufen ist und auf das ihr euer Vertrauen setzt, und der Stätte, die ich euch und euern Vätern gegeben, so tun, wie ich Silo getan, [1Sam 4,2.10] Jeremia Jer 30 7 15 Et projiciam vos a facie mea, sicut projeci omnes fratres vestros, universum semen Ephraim. und ich werde euch von meinem Angesichte verwerfen, wie ich alle eure Brüder verworfen, die gesamte Nachkommenschaft Ephraims.¹³ Jeremia Jer 30 7 15 13 Das Reich Israel übertraf euer Reich bei weitem an Zahl der Stämme, so schmeichelt euch nicht, dass ihr das auserwählte Volk, das Erbe Gottes seid. Ephraim war der mächtigste Stamm Israels, der lange die Herrschaft innegehabt und in dessen Gebiet einst das Heiligtum Gottes gewesen. Dennoch ist auch er von Gott verworfen und unter die Heiden zerstreut. Jeremia Jer 30 7 16 Tu ergo noli orare pro populo hoc, nec assumas pro eis laudem et orationem, et non obsistas mihi: quia non exaudiam te. Darum bete nicht für dieses Volk¹⁴ und bringe für sie nicht Lobgesang und flehentliche Bitte vor und tritt mir nicht entgegen, denn ich will dich nicht erhören. [Jer 11,14; Jer 14,11] Jeremia Jer 30 7 16 14 Hebr.: Du aber tritt nur nicht entgegen mit flehender Bitte. Indem Gott den Propheten auffordert, er solle nicht für das Volk bitten, das keine Buße tue, will er verhüten, dass jener nicht zu erlangen scheint, was er fordert. So zeigt der Herr, dass er dem Gebete der Heiligen nichts zu versagen vermag. Vergl. [Ex 32,10] und [Ps 105,30]. Wie groß muss auch Gottes Zorn über das Volk gewesen sein, da er an anderen Orten selbst einen Fürbitter für dasselbe sucht! [Ez 22,30] Jeremia Jer 30 7 17 Nonne vides quid isti faciunt in civitatibus Juda, et in plateis Jerusalem? Siehst du nicht, was sie in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems tun? Jeremia Jer 30 7 18 Filii colligunt ligna, et patres succendunt ignem, et mulieres conspergunt adipem, ut faciant placentas reginæ cli, et libent diis alienis, et me ad iracundiam provocent. Die Kinder lesen Holz und die Väter zünden das Feuer an, die Weiber aber schmoren das Fett,¹⁵ um der Himmelskönigin¹⁶ Kuchen zu backen,¹⁷ fremden Göttern Trankopfer zu spenden und mich zum Zorne zu reizen. Jeremia Jer 30 7 18 15 Alle Alter sind dem Götzendienste ergeben, jedes will etwas zu demselben beitragen. Hebr.: Die Weiber kneten Teig. Jeremia Jer 30 7 18 16 Der Astarte, dem Venusstern. Jeremia Jer 30 7 18 17 Mit ihren Sinnbildern. Jeremia Jer 30 7 19 Numquid me ad iracundiam provocant? dicit Dominus, nonne semetipsos in confusionem vultus sui? Indes reizen sie mich denn zum Zorne? spricht der Herr, nicht vielmehr sich selbst zur Schmach ihres Angesichtes? Jeremia Jer 30 7 2 Sta in porta domus Domini, et prædica ibi verbum istud, et dic: Audite verbum Domini omnis Juda, qui ingredimini per portas has, ut adoretis Dominum. Tritt in das Tor des Hauses des Herrn² und verkünde daselbst diesen Ausspruch und sage: Höret das Wort des Herrn, ganz Juda, die ihr durch diese Tore eintretet, um den Herrn anzubeten! Jeremia Jer 30 7 2 2 In das Tor, welches in den äußeren Vorhof führt. Der Prophet tat es am Sabbat oder wahrscheinlicher noch an einem Feste, wo ganz Juda dort zusammenströmte. Jeremia Jer 30 7 20 Ideo hæc dicit Dominus Deus: Ecce furor meus, et indignatio mea conflatur super locum istum, super viros, et super jumenta, et super lignum regionis, et super fruges terræ, et succendetur, et non exstinguetur. Darum spricht der Herr, Gott, also: Sehet, mein Zorn und mein Grimm sind über diesen Ort angefacht, über Menschen und Vieh, über die Bäume im Felde und über die Früchte des Bodens¹⁸ und er wird brennen und sich nicht löschen lassen. Jeremia Jer 30 7 20 18 Wie im A. T. für die Übung der Tugend Fruchtbarkeit der Familie und der Erde verheißen wird, so werden für die Sünden oft Strafen angedroht wie an dieser Stelle. Gott zürnt zwar seiner Natur nach nicht, indes tun jene alles, ihn zum Zorne zu reizen; so sollen sie also fühlen und empfinden, was sie von ihrer Seite hervorrufen. (Hier.) Jeremia Jer 30 7 21 Hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel: Holocautomata vestra addite victimis vestris, et comedite carnes. So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Füget nur eure Brandopfer zu euren Schlachtopfern und esset ihr Fleisch!¹⁹ Jeremia Jer 30 7 21 19 Damit sie nicht entgegnen, sie bringen Gott Opfer dar und er könne so eifrige Verehrer nicht verwerfen, antwortet Gott ähnlich wie bei [Jes 1,10; Jes 66,3]. Ihr sucht nicht mich bei euern Opfern, sondern lediglich euch selbst. Bringet Opfer dar, soviel ihr wollt, sie sind ja doch nur Fleisch, ein äußerer Ritus, dem das fehlt, was zu bedeuten er eingesetzt ist, ein lügnerisches Zeichen. Was soll Gott Fleisch? Gehorsam und Frömmigkeit waren Bedingung des Bundes. (V. 22) Jeremia Jer 30 7 22 Quia non sum locutus cum patribus vestris, et non præcepi eis in die, qua eduxi eos de terra gypti, de verbo holocautomatum, et victimarum. Denn ich habe zu euren Vätern zur Zeit, da ich sie aus dem Lande Ägypten führte, nichts gesagt noch geboten von Brandopfern und Schlachtopfern; Jeremia Jer 30 7 23 Sed hoc verbum præcepi eis, dicens: Audite vocem meam, et ero vobis Deus, et vos eritis mihi populus: et ambulate in omni via, quam mandavi vobis, ut bene sit vobis. sondern dies habe ich ihnen anbefohlen und gesprochen: Höret auf meine Stimme, so will ich euer Gott sein und ihr sollt mein Volk sein; und wandelt in allem auf dem Wege, den ich euch geboten, auf dass es euch wohl gehe!²⁰ Jeremia Jer 30 7 23 20 [Ex 19,5-8] Mit leeren äußeren toten Zeremonien hofften sie sich Straflosigkeit zu erkaufen. Jeremia Jer 30 7 24 Et non audierunt, nec inclinaverunt aurem suam: sed abierunt in voluntatibus, et in pravitate cordis sui mali: factique sunt retrorsum et non in ante, Sie aber hörten nicht darauf²¹ und neigten mir ihr Ohr nicht zu, sondern gingen ihren Gelüsten nach in der Verkehrtheit ihres bösen Herzens und sie kehrten mir den Rücken zu und nicht das Angesicht Jeremia Jer 30 7 24 21 Trotz ihres Versprechens. [Ex 19,7.8] Jeremia Jer 30 7 25 A die qua egressi sunt patres eorum de terra gypti, usque ad diem hanc. Et misi ad vos omnes servos meos prophetas per diem, consurgens diluculo, et mittens. von dem Tage an, da ihre Väter aus dem Lande Ägypten ausgezogen,²² bis auf diesen Tag. Und ich habe zu euch ohne Unterlass alle meine Diener, die Propheten, vom frühen Morgen beginnend, immerfort gesendet; Jeremia Jer 30 7 25 22 [Ex 14,11ff; Ex 15,24; Ex 16,2ff] u.a. Jeremia Jer 30 7 26 Et non audierunt me, nec inclinaverunt aurem suam: sed induraverunt cervicem suam: et pejus operati sunt, quam patres eorum. doch sie hörten nicht auf mich und neigten mir ihr Ohr nicht zu, sondern waren halsstarrig und trieben es ärger als ihre Väter. [Jer 16,12] Jeremia Jer 30 7 27 Et loqueris ad eos omnia verba hæc, et non audient te: et vocabis eos, et non respondebunt tibi. Wenn du nun zu ihnen alle diese Worte redest, so werden sie doch nicht auf dich hören; und rufest du ihnen zu, so werden sie dir keine Antwort geben. Jeremia Jer 30 7 28 Et dices ad eos: Hæc est gens, quæ non audivit vocem Domini Dei sui, nec recepit disciplinam: periit fides, et ablata est de ore eorum. So sprich denn zu ihnen: Dies ist das Volk, welches auf die Stimme des Herrn, seines Gottes, nicht gehört und keine Zucht angenommen hat; die Treue ist geschwunden und von ihrem Munde weggetilgt. Jeremia Jer 30 7 29 Tonde capillum tuum, et projice, et sume in directum planctum: quia projecit Dominus, et reliquit generationem furoris sui, Scheere deinen Haarschmuck ab²³ und wirf ihn von dir und erhebe ein Klagelied über die Höhen hin;²⁴ denn der Herr hat das Geschlecht, das seinem Zorne verfallen ist, verworfen und verstoßen. Jeremia Jer 30 7 29 23 Zum Zeichen der Trauer, aber auch zum Zeichen, dass die Tochter Sion bald eine Gefangene und Sklavin der Chaldäer sein wird. Jeremia Jer 30 7 29 24 Die Stätte deiner Sünden gewesen. Jeremia Jer 30 7 3 Hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel: Bonas facite vias vestras, et studia vestra: et habitabo vobiscum in loco isto. So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Machet euren Wandel und eure Bestrebungen gut, so will ich bei euch an dieser Stätte wohnen.³ [Jer 26,13] Jeremia Jer 30 7 3 3 Hebr. (Nur unter dieser Bedingung) will ich euch wohnen lassen an dieser Stätte. Indes empfiehlt der Text [Mi 3,11] mehr die Fassung der Vulgata. Jeremia Jer 30 7 30 Quia fecerunt filii Juda malum in oculis meis, dicit Dominus. Posuerunt offendicula sua in domo, in qua invocatum est nomen meum, ut polluerent eam: Denn die Kinder Judas haben getan, was in meinen Augen böse ist, spricht der Herr.²⁵ Sie haben in das Haus, über welches mein Name angerufen ist, ihre Greuel gesetzt, um es zu verunreinigen,²⁶ Jeremia Jer 30 7 30 25 Zwei Übel werden alsbald genannt. Jeremia Jer 30 7 30 26 Z.B. unter Manasse [2Kön 21,4; 2Chr 33,4-5] Dies haben sie mit vollem Wissen und Willen getan. Jeremia Jer 30 7 31 Et ædificaverunt excelsa Topheth, quæ est in valle filii Ennom: ut incenderent filios suos, et filias suas igni: quæ non præcepi, nec cogitavi in corde meo. und haben die Höhen des Topheth im Tale der Kinder Ennoms errichtet, um ihre Söhne und ihre Töchter im Feuer zu verbrennen,²⁷ was ich nicht geboten habe und was mir nicht in den Sinn gekommen ist.²⁸ Jeremia Jer 30 7 31 27 Auch hierin zeichnete Manasses sich aus. Vergl. [2Kön 21,6; 2Chr 33,6]. Jeremia Jer 30 7 31 28 Den Götzen opfern sie das Teuerste, Gottes leichtes Joch weisen sie von sich. Jeremia Jer 30 7 32 Ideo ecce dies venient, dicit Dominus, et non dicetur amplius, Topheth, et Vallis filii Ennom: sed Vallis interfectionis: et sepelient in Topheth, eo quod non sit locus. Darum siehe, es sollen Tage kommen, spricht der Herr, da man nicht mehr sagen wird, Topheth²⁹ und Tal des Sohnes Ennoms, sondern Tal des Mordens; und man wird in Topheth begraben, weil sonst kein Raum mehr ist.³⁰ Jeremia Jer 30 7 32 29 Siehe [Jes 30,33]. Der Ort lag im Süden der Stadt. Derselbe Frevel wird ihnen [Jer 19,5] und [Jer 32,35] vorgeworfen. Jeremia Jer 30 7 32 30 Hebr.: so dass kein Raum mehr übrig ist so viele werden dort beerdigt werden, eine so entsetzliche Niederlage wird ihnen von den Feinden beigebracht werden. Jeremia Jer 30 7 33 Et erit morticinum populi hujus in cibos volucribus cli, et bestiis terræ, et non erit qui abigat. Und³¹ die Leichen dieses Volkes werden den Vögeln des Himmels und den Tieren der Erde zum Fraße dienen, ohne dass jemand sie wegscheucht.³² Jeremia Jer 30 7 33 31 Ob der Furchtbarkeit dieses Ereignisses wird alles Frühere in Vergessenheit geraten. Jeremia Jer 30 7 33 32 Der Drohung Moses gemäß [Dtn 28,26]. Dass der Leichnam den Vögeln des Himmels preisgegeben ward, war der höchste Schimpf. Vergl. [1Sam 17,44.46]. Jeremia Jer 30 7 34 Et quiescere faciam de urbibus Juda, et de plateis Jerusalem vocem gaudii, et vocem lætitiæ, vocem sponsi, et vocem sponsæ: in desolationem enim erit terra. Und ich werde in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems den Laut der Freude und den Laut des Jubels, die Stimme des Bräutigams und die Stimme der Braut verstummen lassen,³³ denn das Land wird zur Wüstenei werden. [Ez 26,13] Jeremia Jer 30 7 34 33 Nicht wird mehr eine Hochzeit gehalten. Kaum ist noch ein armer Bewohner im Lande übrig. Doch damit ist die Rache Gottes noch nicht vollendet, selbst gegen die Toten soll Krieg geführt werden. [Jer 8,1] Jeremia Jer 30 7 4 Nolite confidere in verbis mendacii, dicentes: Templum Domini, templum Domini, templum Domini est. Setzet euer Vertrauen nicht auf Lügenworte und saget nicht: Der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn, der Tempel des Herrn ist dies.⁴ Jeremia Jer 30 7 4 4 Diese Räumlichkeiten. Also kann dem Ort nichts Schlimmes widerfahren. Doch wie ist die Verheißung Gottes, sein Bund werde ewig dauern, zu verstehen? Und welches ist der rechte Wandel? Darauf weist der Prophet im Folgenden hin. Jeremia Jer 30 7 5 Quoniam si bene direxeritis vias vestras, et studia vestra: si feceritis judicium inter virum et proximum ejus, Denn wenn ihr euch bemüht, einen guten Wandel zu führen und recht zu handeln, wenn ihr Gerecht übt untereinander. Jeremia Jer 30 7 6 Advenæ, et pupillo, et viduæ non feceritis calumniam, nec sanguinem innocentem effuderitis in loco hoc, et post deos alienos non ambulaveritis in malum vobismetipsis: Fremdlinge, Waisen und Witwen nicht bedrückt noch unschuldiges Blut an dieser Stätte vergießt noch fremden Göttern nachwandelt zu euerm eigenen Schaden,⁵ Jeremia Jer 30 7 6 5 Die Pflichten gegen den Nächsten und gegen Gott sind treu zu erfüllen. Fremdling, Witwen und Waisen sind durch das Gesetz besonders in Schutz genommen. [Ex 22,20ff] u.a. Zum Vergießen unschuldigen Blutes vergl. [Dtn 27,25]. Jeremia Jer 30 7 7 Habitabo vobiscum in loco isto: in terra, quam dedi patribus vestris a sæculo et usque in sæculum. so will ich bei euch wohnen an dieser Stätte, im Lande, welches ich euern Vätern gegeben, für und für. Jeremia Jer 30 7 8 Ecce vos confiditis vobis in sermonibus mendacii, qui non proderunt vobis: Sehet, ihr setzt euer Vertrauen auf lügnerische Reden, welche euch nichts nützen werden. Jeremia Jer 30 7 9 Furari, occidere, adulterari, jurare mendaciter, libare Baalim, et ire post deos alienos, quos ignoratis. Stehlen,⁶ morden, die Ehe brechen, falsch schwören, den Baalen opfern, fremden Göttern nachwandeln, die ihr nicht kennt; Jeremia Jer 30 7 9 6 Hebr.: Wie? stehlen usw. Jeremia Jer 30 0 1 D. Umsonst rühmen sie sich des Gesetzes. (V. 13) E. Unvermeidliches Verderben droht. Jeremia Jer 30 8 1 In illo tempore, ait Dominus: Ejicient ossa regum Juda, et ossa principum ejus, et ossa sacerdotum, et ossa prophetarum, et ossa eorum, qui habitaverunt Jerusalem, de sepulcris suis: Zu jener Zeit, spricht der Herr, wird man die Gebeine der Könige von Juda und die Gebeine seiner Fürsten, die Gebeine der Priester und die Gebeine der Propheten und die Gebeine der Bewohner von Jerusalem aus ihren Gräbern herauswerfen Jeremia Jer 30 8 10 Propterea dabo mulieres eorum exteris, agros eorum heredibus: quia a minimo usque ad maximum omnes avaritiam sequuntur: a propheta usque ad sacerdotem cuncti faciunt mendacium. Darum werde ich ihre Frauen den Fremden geben und ihre Äcker andern nach ihnen, denn vom Geringsten bis zum Größten sind alle der Habsucht ergeben, vom Propheten bis zum Priester üben alle Lüge. [Jes 56,11; Jer 6,13] Jeremia Jer 30 8 11 Et sanabant contritionem filiæ populi mei ad ignominiam, dicentes: Pax, pax: cum non esset pax. Sie wollten den Schaden der Tochter meines Volkes schandvoll heilen, indem sie sprachen: Friede, Friede! wo doch kein Friede war. Jeremia Jer 30 8 12 Confusi sunt quia abominationem fecerunt: quinimo confusione non sunt confusi, et erubescere nescierunt: idcirco cadent inter corruentes, in tempore visitationis suæ corruent, dicit Dominus. Sie wurden zuschanden, weil sie Greuel verübt, doch sie wurden nicht schamrot, vielmehr verstanden sie nicht sich zu schämen; darum werden sie unter den Fallenden fallen und zur Zeit ihrer Heimsuchung werden sie zu Boden stürzen,¹³ spricht der Herr. Jeremia Jer 30 8 12 13 Wohl damit niemand dem Untergange entrinne. Jeremia Jer 30 8 13 Congregans congregabo eos, ait Dominus: non est uva in vitibus, et non sunt ficus in ficulnea, folium defluxit: et dedi eis quæ prætergressa sunt. Alle will ich zusammen wegraffen, spricht der Herr, keine Traube soll an dem Weinstocke und keine Feige an dem Feigenbaume bleiben, ja, auch die Blätter sollen abfallen¹⁴ und ich gebe ihnen, was eingedrungen ist.¹⁵ Jeremia Jer 30 8 13 14 Ein doppelter Grund: Weil die Pflanzung Gottes, sein Feigenbaum und Weinstock, nicht nur keine Frucht trägt, sondern selbst die Blätter abfallen (schlimmer als bei dem Feigenbaum [Mt 21,19]), also unnütz den Platz einnimmt, soll sie verworfen werden, weil sie den Herrn verworfen hat. Jeremia Jer 30 8 13 15 Hebr.: Ich sende ihnen solche, die über sie kommen. Jeremia Jer 30 8 14 Quare sedemus? convenite, et ingrediamur civitatem munitam, et sileamus ibi: quia Dominus Deus noster silere nos fecit, et potum dedit nobis aquam fellis: peccavimus enim Domino. Warum sitzen wir denn noch still?¹⁶ Sammelt euch und lasset uns in die feste Stadt ziehen und dort in Stille weilen!¹⁷ Denn der Herr, unser Gott, hat uns verstummen lassen und hat uns Gallentrank zu trinken gegeben, weil wir wider den Herrn gesündigt haben. [Jer 9,15] Jeremia Jer 30 8 14 16 Geschrei der Verzweifelnden: Warten wir nicht erst die Ankunft der Feinde ab, fliehen wir in die festen Städte. Vergl. [Jer 4,5]. Jeremia Jer 30 8 14 17 Hebr.: Dort untergehen. Jeremia Jer 30 8 15 Exspectavimus pacem, et non erat bonum: tempus medelæ, et ecce formido. Wir hofften auf Frieden¹⁸ und es kam nichts Gutes, auf die Zeit der Heilung und siehe, Schrecken kam. [Jer 14,19] Jeremia Jer 30 8 15 18 Getäuscht durch die Verheißungen der falschen Propheten. Jeremia Jer 30 8 16 A Dan auditus est fremitus equorum ejus, a voce hinnituum pugnatorum ejus commota est omnis terra: et venerunt, et devoraverunt terram, et plenitudinem ejus: urbem et habitatores ejus. Von Dan her¹⁹ wird das Schnauben seiner²⁰ Rosse vernommen, von dem lauten Wiehern seiner Streitrosse erbebt das ganze Land; sie kommen und verschlingen das Land und dessen Fülle, die Stadt und ihre Bewohner.²¹ Jeremia Jer 30 8 16 19 Vom Norden her. Jeremia Jer 30 8 16 20 Des Feindes. Jeremia Jer 30 8 16 21 Es gibt kein Mittel, den Angriff und die Wut der Feinde abzuwenden. Jeremia Jer 30 8 17 Quia ecce ego mittam vobis serpentes regulos, quibus non est incantatio: et mordebunt vos, ait Dominus. Denn siehe, ich werde Schlangen, Basilisken unter euch senden, gegen welche es keine Beschwörung gibt,²² und diese werden euch beißen, spricht der Herr.²³ Jeremia Jer 30 8 17 22 Wie der Basilisk, eine spannenlange Schlange, sich nicht beschwören lässt, so sind die Feinde unversöhnlich. Jeremia Jer 30 8 17 23 Von Dan kommt dieses Verderben, weil dieser Stamm zur Abgötterei der Kälber verführte. (Ephr.) Jeremia Jer 30 8 18 Dolor meus super dolorem, in me cor meum mrens. Ein Schmerz kommt mir über den andern,²⁴ mein Herz trauert in mir! Jeremia Jer 30 8 18 24 Hebr.: O hätte ich Linderung für meinen Schmerz! Worte des Propheten. (Ephr., Thom.) Jeremia Jer 30 8 19 Ecce vox clamoris filiæ populi mei de terra longinqua: Numquid Dominus non est in Sion, aut rex ejus non est in ea? Quare ergo me ad iracundiam concitaverunt in sculptilibus suis, et in vanitatibus alienis? Siehe, laut ertönt das Klagegeschrei der Tochter meines Volkes aus fernem Lande: Ist denn der Herr nicht in Sion oder ist sein König nicht in ihm?²⁵ Warum haben sie mich denn durch ihre geschnitzten Bilder und durch fremde Nichtigkeiten zum Zorne gereizt?²⁶ Jeremia Jer 30 8 19 25 Schon sieht der Prophet das Volk in der Verbannung, von Gott verworfen und den Feinden überliefert, als ob Jahve nicht sein König wäre und nie einen Sitz und Thron auf Sion errichtet hätte. Wie konnte solches dem auserwählten Volke Gottes zustoßen fragt es selbst. Vergl. [Jer 7,4]. Jeremia Jer 30 8 19 26 Gott weist ihre Verwunderung zurück und zeigt die Grundlosigkeit ihrer Klage. Jeremia Jer 30 8 2 Et expandent ea ad solem, et lunam, et omnem militiam cli, quæ dilexerunt, et quibus servierunt, et post quæ ambulaverunt, et quæ quæsierunt, et adoraverunt: non colligentur, et non sepelientur: in sterquilinium super faciem terræ erunt. und sie hinstreuen vor der Sonne und dem Monde und dem ganzen Himmelsheere, welche sie geliebt und denen sie gedient, denen sie nachgewandelt sind und die sie aufgesucht und angebetet haben;¹ nicht sollen sie wieder aufgesammelt und nicht begraben werden, sondern sollen zu Dünger auf der Oberfläche der Erde werden. Jeremia Jer 30 8 2 1 Die Strafe ist beschämend ebenso für die Götter, welche ihre Verehrer nicht vor dieser Schmach zu bewahren vermochten, wie für ihre Anhänger. Jetzt senden sie nicht mehr Wohlgerüche, sondern Gestank zum Heere des Himmels empor, und Sonne, Mond und Sterne zeigen gleichsam mit ihrem Lichte, wieviel Unreinheit mit elenden Leichnamen innewohnt. Vergl. [Bar 2,24]. Jeremia Jer 30 8 20 Transiit messis, finita est æstas, et nos salvati non sumus. Vorüber ist die Ernte, zu Ende ist der Sommer und uns ist keine Hilfe geworden!²⁷ Jeremia Jer 30 8 20 27 Zweite Klage des Volkes aus dem Lande der Wegführung. Die Ernte ist die Zeit des Getreides, von Ostern an der Sommer, die Zeit der Weinlese; also Frühling und Herbst, das ganze Jahr. Sie warten von Jahr zu Jahr, doch vergeblich, die Verbannung dauert fort. Jeremia Jer 30 8 21 Super contritione filiæ populi mei contritus sum, et contristatus, stupor obtinuit me. Tief bin ich betrübt über das große Elend der Tochter meines Volkes,²⁸ ich gehe voll Trauer einher, Entsetzen hat mich ergriffen. Jeremia Jer 30 8 21 28 Der Prophet wird über das Schicksal seines Volkes von Schmerz ergriffen. Hebr.: Um des Bruches der Tochter meines Volkes willen bin ich gebrochen. Jeremia Jer 30 8 22 Numquid resina non est in Galaad? aut medicus non est ibi? quare igitur non est obducta cicatrix filiæ populi mei? Ist denn kein Balsam mehr in Galaad?²⁹ oder ist kein Arzt mehr dort? Warum ward die Wunde der Tochter meines Volkes nicht verbunden?³⁰ Jeremia Jer 30 8 22 29 Sprichwort. Als Ort ist statt Galaad hier Sion einzusetzen. Jeremia Jer 30 8 22 30 Gott hat nichts unterlassen, Sion zu heilen, er gab Heilmittel und sandte solche, welche dieselben anwenden sollten, doch die Judäer verschlossen ihr Ohr der Predigt. (Ephr.) Die Worte beziehen sich auf die Zeit und die Stadt des Exils, welches das Volk nicht hat abwenden wollen. (V. 19) Jeremia Jer 30 8 3 Et eligent magis mortem quam vitam omnes qui residui fuerint de cognatione hac pessima in universis locis, quæ derelicta sunt, ad quæ ejeci eos, dicit Dominus exercituum. Und alle, welche noch übrig bleiben werden² von diesem ganz bösen Geschlecht an allen Orten³ der Verlassenheit, an die ich sie verstoße, werden lieber sterben wollen als am Leben bleiben, spricht der Herr der Heerscharen. Jeremia Jer 30 8 3 2 Mit dem Lose der Überlebenden verglichen ist das Schicksal der Toten fast selig zu preisen. Jeremia Jer 30 8 3 3 Hebr.: An allen Orten, an welche ich die Übrigbleibenden verstoßen habe. Jeremia Jer 30 8 4 Et dices ad eos: Hæc dicit Dominus: Numquid qui cadit, non resurget? et qui aversus est, non revertetur? So sprich denn zu ihnen: So spricht der Herr: Wird der, welcher fällt, nicht wieder aufstehen? oder der, welcher sich abwendet, sich nicht wieder umwenden?⁴ Jeremia Jer 30 8 4 4 Hebr.: Wer sich abwendet, mit ewiger Abkehr? Wer in eine Grube fällt, bemüht sich herauszukommen, und wer vom rechten Wege abgekommen ist, auf denselben zurückzukommen, warum also wollen sie sich abzuwenden suchen? Jeremia Jer 30 8 5 Quare ergo aversus est populus iste in Jerusalem aversione contentiosa? Apprehenderunt mendacium, et noluerunt reverti. Warum hat sich denn dies Volk zu Jerusalem abgewendet und verharrt in der Abkehr?⁵ Sie halten fest an der Lüge⁶ und wollen nicht umkehren. Jeremia Jer 30 8 5 5 Hebr.: abwendig in ewiger Abspenstigkeit. Jeremia Jer 30 8 5 6 Trug. Jeremia Jer 30 8 6 Attendi, et auscultavi: nemo quod bonum est loquitur, nullus est qui agat pnitentiam super peccato suo, dicens: Quid feci? Omnes conversi sunt ad cursum suum, quasi equus impetu vadens ad prlium. Ich habe aufgemerkt und gelauscht; niemand redet,⁷ was gut ist, keiner tut Buße über seine Sünde, dass er spräche: Was habe ich getan? Alle wenden sich ihrem Laufe zu, einem Rosse gleich, das ungestüm in den Kampf stürzt. Jeremia Jer 30 8 6 7 Gott hat gleichsam gelauscht, ob jemand auch nur mit leiser und furchtsamer Stimme etwas sagt, doch umsonst. Sie eilen im Gegenteil im ungestümen Laufe allem Bösen nach. Jeremia Jer 30 8 7 Milvus in clo cognovit tempus suum: turtur, et hirundo, et ciconia custodierunt tempus adventus sui: populus autem meus non cognovit judicium Domini. Der Reiher am Himmel kennt seine Zeit, die Turteltaube, die Schwalbe und der Storch⁸ halten die Zeit ihres Kommens ein, aber mein Volk kennt das Recht des Herrn nicht. Jeremia Jer 30 8 7 8 Hebr. Auch der Storch am Himmel kennt seine Fristen und Turteltaube, Schwalbe und Kranich halten die Zeit ihrer Ankunft ein. Die Tiere folgen ihrem natürlichen Instinkte und handeln deshalb ihrer Natur gemäß, doch mein Volk erkennt das ihm gegebene und verkündete Gesetz nicht an. Die vernunftlosen Wesen folgen dem Triebe, die vernunftbegabten weisen Gottes Anregung zurück und verachten sein Gesetz. Jeremia Jer 30 8 8 Quomodo dicitis: Sapientes nos sumus, et lex Domini nobiscum est? vere mendacium operatus est stylus mendax Scribarum. Wie könnt ihr sagen:⁹ Wir sind weise und haben das Gesetz des Herrn?¹⁰ Wahrlich, zur Lüge¹¹ hat es der Lügengriffel der Schriftgelehrten gemacht.¹² Jeremia Jer 30 8 8 9 Sie beobachten das Gesetz nicht und scheinen es fast nicht zu kennen, und dennoch preisen sie dessen Weisheit und rühmen sich, dass sie das Gesetz von Gott erhalten und Gegenstand seiner besonderen Vorsehung geworden sind. Jeremia Jer 30 8 8 10 Sie halten sich für sicher durch den Schutz des Gesetzes, als ob Gott nicht in demselben den Widerspenstigen die schlimmsten Strafen angedroht hätte. So töricht wie ihr Vertrauen auf den Tempel, ebenso verkehrt ist die Zuversicht, die sie auf das Gesetz gründen. Jeremia Jer 30 8 8 11 Sie haben Grundsätze aufgestellt, welche mit dem Gesetze des Herrn nichts gemein haben, und haben dieses verkehrt. (V. 9) Es treten uns hier die ersten Spuren jener menschlichen Überlieferungen entgegen, mit denen Pharisäer und Schriftgelehrte zur Zeit Christi das Gesetz verkehrten. [Mk 7,8-13] Wie die falschen Propheten und Lehrer ihre Lehren schriftlich überlieferten, so war auch das Gesetz Gottes niedergeschrieben. Jeremia Jer 30 8 8 12 Hebr.: Betrüglich arbeitet der Schriftgriffel der Schriftgelehrten. Jeremia Jer 30 8 9 Confusi sunt sapientes, perterriti et capti sunt: verbum enim Domini projecerunt, et sapientia nulla est in eis. Die Weisen werden beschämt, erschreckt und gefangen werden, denn sie haben das Wort des Herrn verworfen und es ist keine Weisheit in ihnen. Jeremia Jer 30 0 1 5. Trauerklage. (Kap. 9) A. Schmerz des Propheten über Bosheit und Unglück des Volkes. (V. 9) Jeremia Jer 30 9 1 Quis dabit capiti meo aquam, et oculis meis fontem lacrimarum? et plorabo die ac nocte interfectos filiæ populi mei. Wer gibt meinem Haupte Wasser und meinen Augen eine Tränenquelle?¹ so wollte ich Tag und Nacht die Erschlagenen der Tochter meines Volkes beweinen! Jeremia Jer 30 9 1 1 Hebr.: Dass doch mein Haupt Wasser wäre und meine Augen ein Brunnquell von Tränen! dass ich gleichsam in Tränen zerflöße. Doch indem er den Blick auf die Ursachen des Unglücks wendet, geht er auf einen andern Affekt über. Jeremia Jer 30 9 10 Super montes assumam fletum ac lamentum, et super speciosa deserti planctum: quoniam incensa sunt, eo quod non sit vir pertransiens: et non audierunt vocem possidentis: a volucre cli usque ad pecora transmigraverunt et recesserunt. Über die Berge will ich Weinen und Wehklage erheben und über die Auen der Wüste¹¹ Klagelieder anstimmen, denn sie sind vom Feuer verzehrt;¹² niemand wandelt mehr über sie dahin und das Blöken der Herde hört man nicht;¹³ alles ist weggezogen und fortgegangen, von den Vögeln des Himmels bis zum Vieh. Jeremia Jer 30 9 10 11 Des Weidelandes. Jeremia Jer 30 9 10 12 Hebr.: so dass niemand mehr vorübergeht. Jeremia Jer 30 9 10 13 Zweites Anzeichen der Verödung. Jeremia Jer 30 9 11 Et dabo Jerusalem in acervos arenæ, et cubilia draconum: et civitates Juda dabo in desolationem, eo quod non sit habitator. Und ich werde Jerusalem zu einem Schutthaufen und zur Wohnung der Drachen¹⁴ machen und werde die Städte Judas in eine Wüste verwandeln, in der niemand wohnt. Jeremia Jer 30 9 11 14 Schakale. Jeremia Jer 30 9 12 Quis est vir sapiens, qui intelligat hoc, et ad quem verbum oris Domini fiat ut annuntiet istud, quare perierit terra, et exusta sit quasi desertum, eo quod non sit qui pertranseat? Wer ist der weise Mann,¹⁵ der dies einsieht und zu dem das Wort aus dem Munde des Herrn gelangen soll, dass er es verkünde, warum das Land zugrunde gegangen und ausgebrannt ist, wie die Wüste, so dass niemand es durchzieht? Jeremia Jer 30 9 12 15 Zu der einen Trauer kommt weiterer Grund zur Betrübnis. Das Volk will die Ursachen seines Unglückes so wenig einsehen, dass der Prophet den weise nennt, der diese fasst und einzugestehen wagt, anstatt wie die anderen in der Menge der Feinde und in zufälligen Umständen die letzte Ursache zu suchen. Wie gefährlich es war, von dem bevorstehenden Untergange zu reden, musste Jeremias selbst erfahren [Jer 26,18]. Jeremia Jer 30 9 13 Et dixit Dominus: Quia dereliquerunt legem meam, quam dedi eis, et non audierunt vocem meam, et non ambulaverunt in ea: Und der Herr sprach: Weil sie mein Gesetz, das ich ihnen gegeben,¹⁶ verlassen und nicht auf meine Stimme gehört haben und nicht darnach gewandelt sind, Jeremia Jer 30 9 13 16 Hebr.: vor Augen gestellt so dass sie sich mit der Unkenntnis desselben nicht entschuldigen können. Gott ruft ihnen das feierliche Versprechen [Ex 19,5-8] ins Gedächtnis, das sie so schmachvoll verletzt haben. Der Gipfel ihrer Abkehr von Gott ist der Götzendienst, den sie von Geschlecht zu Geschlecht übten. Jeremia Jer 30 9 14 Et abierunt post pravitatem cordis sui, et post Baalim: quod didicerunt a patribus suis. sondern ihres Herzens Bosheit und den Baalen nachgewandelt sind, wie sie es von ihren Vätern gelernt haben, Jeremia Jer 30 9 15 Idcirco hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel: Ecce ego cibabo populum istum absinthio, et potum dabo eis aquam fellis. darum spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, also: Siehe, ich werde dies Volk mit Wermut speisen und ihnen Gallentrank zu trinken geben.¹⁷ [Jer 23,15] Jeremia Jer 30 9 15 17 Wermut ist symbolische Bezeichnung von bitterem Herzeleid. Jeremia Jer 30 9 16 Et dispergam eos in gentibus, quas non noverunt ipsi et patres eorum: et mittam post eos gladium, donec consumantur. Und ich werde sie unter Völker zerstreuen, welche sie und ihre Väter nicht gekannt haben, und werde das Schwert hinter ihnen hersenden, bis sie vertilgt sind.¹⁸ Jeremia Jer 30 9 16 18 Immerhin gelten auch diese Drohungen bedingungsweise; siehe [Jer 18,8]. Wenn von einer großen Zahl fast niemand übrig ist, wird im Sprachgebrauch der Heiligen Schrift gesagt: niemand ist übrig. Jeremia Jer 30 9 17 Hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel: Contemplamini, et vocate lamentatrices et veniant: et ad eas, quæ sapientes sunt, mittite, et properent. So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Merket auf und berufet die Klageweiber,¹⁹ dass sie herbeikommen, und sendet nach den weisen Frauen, dass sie hereilen; Jeremia Jer 30 9 17 19 Was ich verkünden will, ist der Trauerklage kundiger Klagefrauen würdig. Jeremia Jer 30 9 18 Festinent, et assumant super nos lamentum: deducant oculi nostri lacrimas, et palpebræ nostræ defluant aquis. dass sie eilends kommen und über uns²⁰ Wehklagen anstimmen; dass unsere Augen Tränen vergießen und unsere Wimpern von Wasser fließen. Jeremia Jer 30 9 18 20 Das ganze Volk. Jeremia Jer 30 9 19 Quia vox lamentationis audita est de Sion: Quomodo vastati sumus et confusi vehementer? quia dereliquimus terram, quoniam dejecta sunt tabernacula nostra. Denn lautes Wehklagen lässt sich von Sion her vernehmen: Wie sind wir verwüstet und gar sehr mit Schmach bedeckt, denn wir haben das Land verlassen müssen und unsere Wohnungen sind niedergeworfen! Jeremia Jer 30 9 2 Quis dabit me in solitudine diversorium viatorum, et derelinquam populum meum, et recedam ab eis? quia omnes adulteri sunt, ctus prævaricatorum. O hätte ich in der Wüste eine Herberge, wie die der Wanderer, so wollte ich mein Volk verlassen und von ihnen hinweggehen!² Denn alle sind Ehebrecher,³ eine Rotte von Treulosen.⁴ Jeremia Jer 30 9 2 2 Lieber will ich in der Wüste wohnen als die Frevel des Volkes schauen, lieber fliehen von meinem Volke, um auch seine Greuel aus meinen Augen zu rücken. Jeremia Jer 30 9 2 3 Siehe [Jer 5,7.8]. Jeremia Jer 30 9 2 4 Diesen zweiten Vorwurf führt der Prophet im Folgenden weiter aus. Jeremia Jer 30 9 20 Audite ergo mulieres verbum Domini: et assumant aures vestræ sermonem oris ejus: et docete filias vestras lamentum: et unaquæque proximam suam planctum. Höret also, ihr Frauen!²¹ das Wort des Herrn und euer Ohr vernehme das Wort seines Mundes, lehret eure Töchter Klagelieder und eine lehre die andere Trauergesang! Jeremia Jer 30 9 20 21 Das Unglück ist so groß, dass sie es nicht selbst genügend beweinen können, sondern recht viele Klageweiber berufen müssen. Doch auch damit nicht genug, sondern von Geschlecht zu Geschlecht soll die Klage fortgepflanzt werden, das Echo der Klage soll durch viele Geschlechter gehört werden. Jeremia Jer 30 9 21 Quia ascendit mors per fenestras nostras, ingressa est domos nostras, disperdere parvulos deforis, juvenes de plateis. Denn der Tod²² ist durch unsere Fenster²³ emporgestiegen, in unsere Häuser eingedrungen, die Kinder von der Straße wegzuraffen, die Jünglinge von den Plätzen.²⁴ Jeremia Jer 30 9 21 22 Vergl. [Joel 2,9]. Jeremia Jer 30 9 21 23 Da, wo wir es am wenigsten erwarteten, ist der Feind eingedrungen. Jeremia Jer 30 9 21 24 Drinnen und draußen wütet der Tod, niemand kann ihm entgehen. Jeremia Jer 30 9 22 Loquere: Hæc dicit Dominus: Et cadet morticinum hominis quasi stercus super faciem regionis, et quasi fnum post tergum metentis, et non est qui colligat. Sage: So spricht der Herr: Leichen der Menschen werden wie der Dünger auf dem Felde liegen²⁵ und wie Gras hinter dem, der es mäht, ohne dass jemand es aufsammelt.²⁶ Jeremia Jer 30 9 22 25 Eine so schnelle Ernte wird der Tod halten. Jeremia Jer 30 9 22 26 Die Schmach des Todes wird gemehrt durch die Versagung des Begräbnisses. Jeremia Jer 30 9 23 Hæc dicit Dominus: Non glorietur sapiens in sapientia sua, et non glorietur fortis in fortitudine sua, et non glorietur dives in divitiis suis: Also spricht der Herr:²⁷ Der Weise rühme sich nicht seiner Weisheit und der Starke rühme sich nicht seiner Stärke und der Reiche rühme sich nicht seines Reichtums; [1Kor 1,31; 2Kor 10,17] Jeremia Jer 30 9 23 27 Wenn alle menschliche Größe zusammenbricht, zeigt es sich umso deutlicher, dass nur im Herrn Heil und Ruhm ist. Das Folgende ist gleichsam die Grabschrift auf den Trümmern des Reiches und den Leichen der Besiegten. Drei Arten von Gütern kann der Mensch besitzen, Güter der Seele, wie die Weisheit, die Führerin und das Licht aller anderen; Güter des Leibes, Stärke: endlich aus den erschaffenen Dingen erworbene Güter, Reichtum. Aller dieser darf der Mensch sich nicht rühmen, denn der Leichnam des auserwählten Volkes, das Gott mit jenen Gütern ausgestattet, liegt wie Dünger weithin zerstreut, wie ist die Weisheit, deren sie sich [Jer 8,8] gerühmt, dahin geschwunden? Nichts ist auf Erden fest, nichts beständig, nichts würdig, dass man sich dessen rühme, als Gott kennen. Was dies besonders ist, wird im V. 24 weiter erklärt. Jeremia Jer 30 9 24 Sed in hoc glorietur, qui gloriatur, scire et nosse me, quia ego sum Dominus, qui facio misericordiam, et judicium, et justitiam in terra: hæc enim placent mihi, ait Dominus. sondern dessen rühme sich, wer sich rühmt, dass er Einsicht hat und mich kennt, dass ich der Herr bin, der Erbarmen, Recht und Gerechtigkeit auf Erden übt; denn daran²⁸ habe ich Wohlgefallen, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 9 24 28 An dem, was nach der Richtschnur der Wahrheit und des Rechtes geschieht. Nur Taten, die dieser entsprechen, bringen Glück und Ruhm; nicht andere menschliche Mittel. Dies werden sie durch ihr Unglück selbst erkennen, wenn sie nicht rechtzeitig umkehren. Vergl. [Jes 2,11-17]. Jeremia Jer 30 9 25 Ecce dies veniunt, dicit Dominus: et visitabo super omnem, qui circumcisum habet præputium, Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, wo ich alle heimsuchen werde, deren Vorhaut beschnitten ist,²⁹ Jeremia Jer 30 9 25 29 Das Hebräische ist entweder zu übersetzen: An alle Beschneidung in Unbeschnittenheit. Dies scheint indes zu künstlich. Mit Änderung eines Buchstabens ist also vielleicht zu erklären: Aber voller Beschneidung und Unbeschnittenheit. Jeremia Jer 30 9 26 Super gyptum, et super Juda, et super Edom, et super filios Ammon, et super Moab, et super omnes qui attonsi sunt in comam, habitantes in deserto: quia omnes gentes habent præputium, omnis autem domus Israel incircumcisi sunt corde. Ägypten, Juda, Edom, die Kinder Ammons, Moab und alle, deren Haar gestutzt ist,³⁰ die Bewohner der Wüste; denn alle Völker haben die Vorhaut, das ganze Haus Israel aber ist unbeschnittenen Herzens.³¹ Jeremia Jer 30 9 26 30 Mit gestutzter Schläfe. Gemeint sind die Kedarener. Jeremia Jer 30 9 26 31 Heiden und Israeliten sind unrein vor Gott und ihm ungehorsam, deshalb wird Gottes Strafe über alle kommen. Jeremia Jer 30 9 3 Et extenderunt linguam suam quasi arcum mendacii et non veritatis: confortati sunt in terra, quia de malo ad malum egressi sunt, et me non cognoverunt, dicit Dominus. Sie spannen ihre Zunge wie einen Bogen, um Lüge und nicht Wahrheit zu entsenden; sie haben Macht erlangt im Lande,⁵ denn sie schreiten von einer Bosheit zur anderen, mich aber achten sie nicht, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 9 3 5 Hebr.: Sie spannen ihre Zunge, Lüge (mit Verleumdungen und Lügen durchbohren sie andere wie mit Pfeilen) und nicht ehrlicherweise brauchen sie ihre Macht im Lande. Jeremia Jer 30 9 4 Unusquisque se a proximo suo custodiat, et in omni fratre suo non habeat fiduciam: quia omnis frater supplantans supplantabit, et omnis amicus fraudulenter incedet. Ein jeder hüte sich vor seinem Nächsten und traue keinem seiner Brüder, denn jeder Bruder übt Hinterlist⁶ und jeder Freund geht mit Betrug um. Jeremia Jer 30 9 4 6 Hebr.: ist ein rechter Fersensteller. (Jakob.) Der Wortklang erinnert an den Stammvater. [Gen 27,36] Jeremia Jer 30 9 5 Et vir fratrem suum deridebit, et veritatem non loquentur: docuerunt enim linguam suam loqui mendacium: ut inique agerent, laboraverunt. Ein jeder spottet seines Nächsten und Wahrheit reden sie nicht, Lüge reden lehren sie ihre Zunge und mühen sich ab, Unrecht zu begehen. Jeremia Jer 30 9 6 Habitatio tua in medio doli: in dolo renuerunt scire me, dicit Dominus. Du weilst mitten unter Trug;⁷ aus Arglist wollen sie mich nicht kennen, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 9 6 7 Von neuem bezeichnet Gott die Vernachlässigung der Verehrung Gottes als Ursache der Übel. Die Anrede ist an Jeremias gerichtet. Jeremia Jer 30 9 7 Propterea hæc dicit Dominus exercituum: Ecce ego conflabo, et probabo eos: quid enim aliud faciam a facie filiæ populi mei? Darum spricht der Herr der Heerscharen also: Siehe, ich will sie schmelzen und prüfen,⁸ denn was soll ich anderes tun an der Tochter meines Volkes? Jeremia Jer 30 9 7 8 Vergl. [Jes 1,25] und [Jer 6,25]. Dies Feuer sind alle Heimsuchungen, welche über sie kommen. Jeremia Jer 30 9 8 Sagitta vulnerans lingua eorum, dolum locuta est: in ore suo pacem cum amico suo loquitur, et occulte ponit ei insidias. Verwundende⁹ Pfeile sind ihre Zungen, die Trug reden; mit ihrem Munde reden sie friedlich zu ihrem Nächsten, im geheimen¹⁰ aber stellen sie ihm nach. [Ps 27,3] Jeremia Jer 30 9 8 9 Hebr.: Tödliche. Jeremia Jer 30 9 8 10 Hebr.: In ihrem Herzen. Jeremia Jer 30 9 9 Numquid super his non visitabo, dicit Dominus? aut in gente hujusmodi non ulciscetur anima mea? Sollte ich solches nicht ahnden, spricht der Herr, und sollte meine Seele an einem solchen Volke nicht Rache nehmen? Jeremia Jer 30 0 1 6. Mahnungen an die Weggeführten. (Kap. 10) a. Was sind die Götzenbilder, was Gott? (V. 10) b. Was sollen die Israeliten die Heiden lehren? (V. 16) c. Mit welcher Gesinnung sollen die Frommen die Wegführung ertragen? Jeremia Jer 30 10 1 Audite verbum, quod locutus est Dominus super vos domus Israel. Höret das Wort, welches der Herr über euch geredet hat, Haus Israel!¹ Jeremia Jer 30 10 1 1 Der ehrenvolle Name Israel ruft Glaube, Gehorsam und Sehnsucht nach dem Segen des Patriarchen ins Gedächtnis zurück. Jeremia Jer 30 10 10 Dominus autem Deus verus est: ipse Deus vivens, et rex sempiternus: ab indignatione ejus commovebitur terra: et non sustinebunt gentes comminationem ejus. Aber der Herr ist der wahre²⁴ Gott, er ist der lebendige Gott,²⁵ der ewige König;²⁶ vor seinem Zorne erbebt die Erde und sein Dräuen vermögen die Völker nicht zu ertragen. Jeremia Jer 30 10 10 24 Oder: wahrhaft Gott. Jeremia Jer 30 10 10 25 Nicht tot, wie die Götzenbilder. (V. 5, V. 8) Jeremia Jer 30 10 10 26 Dem niemand in Ewigkeit auch nur das geringste Teilchen seiner Herrschaft rauben kann. Jeremia Jer 30 10 11 Sic ergo dicetis eis: Dii, qui clos et terram non fecerunt, pereant de terra, et de his, quæ sub clo sunt. Darum saget also zu ihnen: Die Götter, welche Himmel und Erde nicht gemacht haben, mögen²⁷ vertilgt werden von der Erde und unter dem Himmel.²⁸ Jeremia Jer 30 10 11 27 Besser: werden. Jeremia Jer 30 10 11 28 So sollen die Israeliten die Heiden mahnen, nachdem sie auf die Ohnmacht der Götzen hingewiesen. Schon vor Jeremias sind Tausende weggeführt, er hat eine erneute Wegführung vorausgesagt und die Gottesverehrer gemahnt, sich von den religiösen Übungen der Heiden fernzuhalten, jetzt zeigt er jenen, was sie antworten sollen, wenn die Heiden sie zur Verehrung der Götzen auffordern. Der Satz ist in aramäischer Sprache eingefügt, deren sich die Assyrier in ihrem Handelsverkehr mit den westlichen Völkerschaften bedienten. Jeremia Jer 30 10 12 Qui facit terram in fortitudine sua, præparat orbem in sapientia sua, et prudentia sua extendit clos. Der die Erde erschaffen durch seine Kraft, den Erdkreis durch seine Weisheit gegründet und die Himmel durch seine Einsicht ausgespannt hat,²⁹ [Gen 1,1; Jer 51,15] Jeremia Jer 30 10 12 29 Diese drei Glieder des Verses bilden einen Gegensatz zu V. 11. Gottes Weisheit und Macht bei dem Werke der Schöpfung und der Gründung der Welt wird gepriesen. Doch wie Gott der Schöpfer, so ist er auch der Erhalter aller Dinge. (V. 13) Jeremia Jer 30 10 13 Ad vocem suam dat multitudinem aquarum in clo, et elevat nebulas ab extremitatibus terræ: fulgura in pluviam facit, et educit ventum de thesauris suis. er lässt seine Stimme³⁰ erschallen und es sammelt sich des Wassers Menge unter dem Himmel: er lässt Wolken aufsteigen vom Ende der Erde her, schafft Blitze zum Regen³¹ und führt den Wind aus seinen Vorratskammern hervor. [Jer 51,16] Jeremia Jer 30 10 13 30 Den Donner. Jeremia Jer 30 10 13 31 Die Blitze zerreißen die Wolken und lassen so den Regen herabströmen. Vorratskammern hat Gott für den Wind wie [Ijob 38,22] für Schnee und Hagel: Sie stehen ihm reichlich zu Gebote. Jeremia Jer 30 10 14 Stultus factus est omnis homo a scientia, confusus est artifex omnis in sculptili: quoniam falsum est quod conflavit, et non est spiritus in eis. Toren ohne Einsicht³² sind alle Menschen und alle Künstler werden zuschanden werden an ihren Bildern; denn Trug ist, was sie gießen,³³ und es ist kein Odem darin. Jeremia Jer 30 10 14 32 Verdummt, dem Tiere ähnlich. Jeremia Jer 30 10 14 33 Einen solchen Gott bilden sie sich, der ganz aus Trug und Lüge besteht, da er nur durch den Irrtum der Menschen und ihre Sünde Dasein hat und Ursache der Sünden ist. Er ist eine Lüge, weil er seiner Gestalt nach eine Gottheit darstellen soll und doch keine Kraft und kein Leben in sich hat, also nichtig und verächtlich und des Unterganges würdig ist. Jeremia Jer 30 10 15 Vana sunt, et opus risu dignum: in tempore visitationis suæ peribunt. Eitel sind sie und Werke, des Verlachens würdig; zur Zeit ihrer Heimsuchung werden sie untergehen. Jeremia Jer 30 10 16 Non est his similis pars Jacob: qui enim formavit omnia, ipse est: et Israel virga hereditatis ejus: Dominus exercituum nomen illi. Nicht wie diese ist der, welcher Jakobs Anteil ist; denn er ist es, der alles geschaffen hat, und Israel ist der Stamm seines Erbes;³⁴ Herr der Heerscharen ist sein Name.³⁵ Jeremia Jer 30 10 16 34 Der lebendige Gott, der Schöpfer aller Dinge ist der Anteil Israels. Israel ist das Volk, das er sich als sein besonders Erbe erwählt hat. Stamm hebr.: Volk. Dieser Gott ist der Herr Himmels und der Erde. Jeremia Jer 30 10 16 35 Mit diesem Namen schließt dieser Teil passend wie mit einem Bestätigungssiegel der göttlichen Majestät und dem Unterpfande der Würde und Hoffnung des Volkes. Jeremia Jer 30 10 17 Congrega de terra confusionem tuam, quæ habitas in obsidione. Raffe von der Erde deinen Kram zusammen,³⁶ du, die du von Belagerung umgeben wirst! Jeremia Jer 30 10 17 36 Angeredet ist die Bevölkerung von Juda: Jerusalem. Jeremia Jer 30 10 18 Quia hæc dicit Dominus: Ecce ego longe projiciam habitatores terræ in hac vice: et tribulabo eos ita ut inveniantur. Denn so spricht der Herr: Siehe, ich werde die Einwohner des Landes dieses Mal³⁷ weit fortschleudern und sie so bedrängen, dass keiner entrinnen kann. Jeremia Jer 30 10 18 37 Nicht allein die gewöhnlichen Heimsuchungen des Krieges werden dich treffen, sondern du wirst selbst fortgeführt werden. So tröste dich denn nicht mit dem Sprichworte: Es wird noch lange währen. [Ez 12,22] Jeremia Jer 30 10 19 Væ mihi super contritione mea, pessima plaga mea. Ego autem dixi: Plane hæc infirmitas mea est, et portabo illam. Wehe mir ob meiner Verwundung, unheilbar ist die Wunde, die mir geschlagen ward. Doch ich sprach: Das ist ja mein Leiden,³⁸ so will ich es denn tragen! Jeremia Jer 30 10 19 38 Das mir für meine Sünden gebührte. So werden die Israeliten durch die Wegführung gebessert sprechen. Jeremia Jer 30 10 2 Hæc dicit Dominus: Juxta vias gentium nolite discere: et a signis cli nolite metuere, quæ timent gentes: So spricht der Herr: Gewöhnet euch nicht an die Weise² der Völker und erschrecket nicht vor den Zeichen des Himmels, vor denen die Völker sich fürchten!³ Jeremia Jer 30 10 2 2 Die Religion und Gottesverehrung. Jeremia Jer 30 10 2 3 Dies passt insbesondere auf die Babylonier. Hebr.: Vor den Zeichen des Himmels erschrecket nicht, weil die Heiden vor jenen erschrecken. Die Furcht ist die Grundstimmung alles Aberglaubens. Die Israeliten aber wissen, dass Gott, wie er alles geschaffen, so auch alles leitet. Jeremia Jer 30 10 20 Tabernaculum meum vastatum est, omnes funiculi mei dirupti sunt, filii mei exierunt a me, et non subsistunt: non est qui extendat ultra tentorium meum, et erigat pelles meas. Mein Gezelt³⁹ ist zerstört, alle meine Seile⁴⁰ sind zerrissen; meine Söhne sind von mir weggezogen und sind nicht mehr; niemand ist, der mein Gezelt wieder aufschlage und meine Decken aufspanne.⁴¹ Jeremia Jer 30 10 20 39 Die Staatsordnung. Jeremia Jer 30 10 20 40 Die Seile, welche das Zelt festhalten: alle meine Stützen. Jeremia Jer 30 10 20 41 Nur Gott vermag das Gottesreich, das er einst gestiftet, wieder aufzurichten. Jeremia Jer 30 10 21 Quia stulte egerunt pastores, et Dominum non quæsierunt: propterea non intellexerunt, et omnis grex eorum dispersus est. Denn die Hirten⁴² handelten töricht und suchten den Herrn nicht, darum hatten sie keine Einsicht⁴³ und ihre ganze Herde wurde zerstreut. Jeremia Jer 30 10 21 42 Die Fürsten. Jeremia Jer 30 10 21 43 Und folgten nicht den Vorschriften, welche er im Gesetze gegeben. Diese zu verstehen und zu schätzen, wird Glaube und Frömmigkeit gefordert, doch sie haben wie Tiere dahingelebt. Jeremia Jer 30 10 22 Vox auditionis ecce venit, et commotio magna de terra aquilonis: ut ponat civitates Juda solitudinem, et habitaculum draconum. Horch! ein Ruf erschallt und ein Sturmesbrausen naht aus dem Lande gegen Norden, um die Städte Judas zur Einöde zu machen, zur Wohnung der Drachen.⁴⁴ Jeremia Jer 30 10 22 44 Hebr.: Horch, was man hört: Siehe, da kommt es! und großes Getöse vom Lande gegen Norden her die Städte Judas wüste zu machen, zur Behausung der Schakale. Jeremia Jer 30 10 23 Scio Domine quia non est hominis via ejus: nec viri est ut ambulet, et dirigat gressus suos. Ich weiß, Herr! dass des Menschen Weg nicht in seiner Gewalt steht und dass es in niemandes Macht ist, wie er wandle und seine Schritte lenke.⁴⁵ Jeremia Jer 30 10 23 45 Wie ist diese Vernichtung zu tragen? Die Frommen mögen sich gänzlich Gott überlassen, in dessen Hand ihr Schicksal ruht. Nicht dem Manne, der da wandelt, steht es zu, dass er geradrichte seinen Schritt (hebr.), d.i., dass er nie schwanke, nie abweiche vom rechten Wege. Ohne Gottes Willen und Hilfe vermag der Mensch nichts zum glücklichen Ausgang zu führen, wenn er auch noch so sehr seine Einsicht anwendet und von seinen Kräften Gebrauch macht. Die Anwendung dieses Satzes auf die Israeliten gilt für Vergangenheit und Zukunft. Vergeblich haben sie versucht, den Untergang von ihrem Reiche abzuwenden, vergeblich versuchen sie dies wiederherzustellen; Gott allein kann helfen. Jeremia Jer 30 10 24 Corripe me Domine, verumtamen in judicio: et non in furore tuo, ne forte ad nihilum redigas me. Züchtige mich also, o Herr!⁴⁶ nur nach Recht und nicht nach deinem Grimme,⁴⁷ auf dass du mich nicht etwa vernichtest.⁴⁸ [Ps 6,2] Jeremia Jer 30 10 24 46 Da die Frommen es der göttlichen Vorsehung überlassen, wann und wie das Heil ihnen kommen soll, an dasselbe nach den Verheißungen der Propheten fest glauben, bitten sie den Herrn nur um eines: dass er nach seiner Barmherzigkeit Zorngericht und Strafe mildere. Jeremia Jer 30 10 24 47 Nach der Richtschnur des Wahren und Rechten, so dass du unsere Besserung bewirkst, nicht so strafest, wie unsere Sünden es verdienen und nur, um gerechte Rache zu nehmen. Jeremia Jer 30 10 24 48 Als Volk. Hebr.: gering machest. Jeremia Jer 30 10 25 Effunde indignationem tuam super gentes, quæ non cognoverunt te, et super provincias, quæ nomen tuum non invocaverunt: quia comederunt Jacob, et devoraverunt eum, et consumpserunt illum, et decus ejus dissipaverunt. Gieße deinen Zorn über die Völker aus, welche dich nicht kennen, und über die Länder, welche deinen Namen nicht anrufen; denn sie haben Jakob verzehrt und ihn verschlungen, sie haben ihn vernichtet und seine Herrlichkeit verwüstet.⁴⁹ [Ps 78,6] Jeremia Jer 30 10 25 49 Gott wird sein Volk wiederherstellen. Doch dazu wird gefordert, dass er zugleich über die Völker Gericht halte: Sie verehren Gott nicht und suchen das Volk Gottes, dessen Land sie verwüstet haben, zu vernichten. Jeremia Jer 30 10 3 Quia leges populorum vanæ sunt: quia lignum de saltu præcidit opus manus artificis in ascia. Denn die Satzungen der Völker⁴ sind nichtig,⁵ man behaut einen Baum aus dem Walde und des Künstlers Hand richtet ein Werk daraus her mit der Axt.⁶ Jeremia Jer 30 10 3 4 Der Sterndienst fußte auf Rechnungen und Gesetzen. Mit dem Worte Nichtigkeit bezeichnet der Prophet gewöhnlich die Götzen, die er also hierbei insbesondere im Auge hat. Jeremia Jer 30 10 3 5 Es ist also lächerlich, sie zu fürchten. Jeremia Jer 30 10 3 6 Siehe da Ursprung, Material, Gestalt der vermeintlichen Götter! Axt: vielleicht besser: ein minderes Schneidwerkzeug. Jeremia Jer 30 10 4 Argento, et auro decoravit illud: clavis et malleis compegit, ut non dissolvatur. Mit Silber und Gold verziert⁷ er es und festigt es mit Nagel und Hammer, damit es nicht aus den Fugen gehe.⁸ Jeremia Jer 30 10 4 7 Das Holz, aus dem die Götzen gefertigt waren, wurde mit Gold- und Silberplatten überzogen. Jeremia Jer 30 10 4 8 Hebr.: wackle. Damit der arme Götze nicht hinfällt, muss er mit Nagel und Hammer festgenagelt werden. Jeremia Jer 30 10 5 In similitudinem palmæ fabricata sunt, et non loquentur: portata tollentur, quia incedere non valent: nolite ergo timere ea, quia nec male possunt facere, nec bene. Gedrechselt steht es da wie ein Palmenstamm⁹ und kann nicht reden; es muss getragen werden, denn es kann nicht gehen.¹⁰ Darum fürchtet euch nicht vor ihnen, denn sie vermögen weder zu schaden noch zu nützen.¹¹ Jeremia Jer 30 10 5 9 Hebr.: wie eine gedrechselte Säule sind jene Götzen unbeweglich und jeder Möglichkeit entbehrend, sich zu bewegen und zu handeln. Jeremia Jer 30 10 5 10 Hebr.: sogar getragen müssen sie werden, denn sie können nicht gehen. Jeremia Jer 30 10 5 11 Hebr.: Fürchtet euch nicht vor ihnen, denn sie tun kein Leides; auch wohlzutun steht nicht bei ihnen. Jeremia Jer 30 10 6 Non est similis tui Domine: magnus es tu, et magnum nomen tuum in fortitudine. Herr!¹² deinesgleichen ist nicht,¹³ du bist groß¹⁴ und groß ist dein Name¹⁵ in Macht!¹⁶ [Mi 7,18] Jeremia Jer 30 10 6 12 Den eitlen Götzen wird die Majestät, Macht, Stärke und Weisheit Gottes gegenübergestellt, die der Herr von sich offenbart. (Name) Jeremia Jer 30 10 6 13 Hebr.: Gar niemand ist wie du, Jahve. Wo wäre ein Mensch, ein Engel zu finden, die dir vollkommen ähnlich wären? Alles, was der Mensch kennt oder denken kann, übertriffst du, unaussprechlich und unbegreiflich. Jeremia Jer 30 10 6 14 Was Gott in sich ist. (Thom.) Jeremia Jer 30 10 6 15 Das, was du von dir offenbarst, ist groß in Stärke und Macht. Jeremia Jer 30 10 6 16 Höchster Gegensatz gegen die Götzen. Jeremia Jer 30 10 7 Quis non timebit te o rex gentium? tuum est enim decus: inter cunctos sapientes gentium, et in universis regnis eorum nullus est similis tui. Wer sollte dich nicht fürchten, du König der Völker?¹⁷ Denn dein ist die Herrlichkeit,¹⁸ unter allen Weisen der Völker und in allen ihren Reichen ist nicht deinesgleichen. [Offb 15,4] Jeremia Jer 30 10 7 17 Schon die Natur leitet alle dazu an. Jeremia Jer 30 10 7 18 Hebr.: denn dir gebührt es. Jeremia Jer 30 10 8 Pariter insipientes et fatui probabuntur: doctrina vanitatis eorum lignum est. Sie erweisen sich allzumal¹⁹ als einfältig und töricht, denn die Unterweisung ihrer Nichtigkeit ist Holz.²⁰ Jeremia Jer 30 10 8 19 Indem sie einen solchen Gott nicht verehren. Jeremia Jer 30 10 8 20 Hebr.: Lehre der Eitelkeiten, Holz ist dies! alles, was von der Hilfe der Götzen gesagt oder erhofft wird, ist zu nichts nütze; da die Götzen nur Holzblöcke sind, ist auch ihre Lehre nichts. Vielleicht hat der Prophet hier [Dtn 11,2] vor Augen. Im Folgenden beschreibt der Prophet die einzelnen Bestandteile der Götzenbilder. Jeremia Jer 30 10 9 Argentum involutum de Tharsis affertur, et aurum de Ophaz: opus artificis, et manus ærarii: hyacinthus et purpura indumentum eorum: opus artificum universa hæc. Man bringt Silberblech aus Tharsis²¹ und Gold aus Ophaz,²² von den Künstlern gefertigt, von der Hand des Goldschmieds bereitet;²³ blauer und roter Purpur ist ihr Gewand und all das ist der Kunstverständigen Werk. Jeremia Jer 30 10 9 21 Siehe [Jona 1,3]. Jeremia Jer 30 10 9 22 Vielleicht: Ophir. (Syr. Chald.) Jeremia Jer 30 10 9 23 Hebr.: Erzeugnis des Werkmeisters ist es und der Hände des Schmelzers. Jeremia Jer 30 0 1 II. Teil. Besondere Ereignisse und deren Bedeutung. (Kap. 11-20) 1. Erste Rede. (Kap. 11) A. Mahnung, den Mund zu wahren. (V. 10) B. Strafen derjenigen, welche zur Bosheit zurückkehren. (V. 17) C. Die Bosheit der Bewohner von Anathoth. Jeremia Jer 30 11 1 Verbum, quod factum est a Domino ad Jeremiam, dicens: Wort, das an Jeremias von dem Herrn erging, also lautend:¹ Jeremia Jer 30 11 1 1 Nachdem das Buch des Gesetzes gefunden, rief Josias die Ältesten von Juda und Jerusalem zusammen und schloss einen Bund vor dem Herrn, dem sie alle mit einem Eidschwur beitraten. [2Chr 34,29ff] Zum Abschlusse dieses Bundes trug Jeremias sicher viel bei (V. 6), ebenso wie die Fürsten und Leviten zur Zeit Josaphats. [2Chr 17,7-9] Jeremia Jer 30 11 10 Reversi sunt ad iniquitates patrum suorum priores, qui noluerunt audire verba mea: et hi ergo abierunt post deos alienos, ut servirent eis: irritum fecerunt domus Israel, et domus Juda pactum meum, quod pepigi cum patribus eorum. Sie sind zurückgekehrt¹³ zu den alten Sünden ihrer Väter,¹⁴ welche auf meine Worte nicht hören wollten, auch sie gehen fremden Göttern nach, diesen zu dienen;¹⁵ gebrochen hat das Haus Israel und das Haus Juda meinen Bund, den ich mit ihren Vätern geschlossen habe. Jeremia Jer 30 11 10 13 Eine kurze Besserung war auf die Mahnungen des Propheten gefolgt. Vergl. [2Chr 34,33]. Jeremia Jer 30 11 10 14 Hebr.: ihre Väter von vormals. Jeremia Jer 30 11 10 15 Ihren eigenen Gott verlassend. Der Prophet redet vom Hause Israel. Vergl. [2Kön 13,15-20]. Jeremia Jer 30 11 11 Quam ob rem hæc dicit Dominus: Ecce ego inducam super eos mala, de quibus exire non potuerunt: et clamabunt ad me, et non exaudiam eos. Darum spricht der Herr also: Siehe, ich werde Unglück über sie bringen, aus dem sie nicht zu entrinnen vermögen;¹⁶ wenn sie dann zu mir rufen, werde ich sie nicht erhören. Jeremia Jer 30 11 11 16 Die Zeit der Barmherzigkeit geht vorüber und es kommt die Zeit, wo kein Flehen mehr die Strafe abzuwenden vermag. Jeremia Jer 30 11 12 Et ibunt civitates Juda, et habitatores Jerusalem, et clamabunt ad deos, quibus libant, et non salvabunt eos in tempore afflictionis eorum. Und wenn die Städte Judas und die Bewohner Jerusalems hingehen und zu den Göttern rufen, denen sie opfern,¹⁷ so werden diese ihnen nicht helfen zur Zeit ihrer Bedrängnis. Jeremia Jer 30 11 12 17 Hebr.: Räucheropfer darzubringen pflegten. Jeremia Jer 30 11 13 Secundum numerum enim civitatum tuarum erant dii tui Juda: et secundum numerum viarum Jerusalem posuisti aras confusionis, aras ad libandum Baalim. Denn so zahlreich deine Städte sind, so zahlreich waren deine Götter, o Juda! und so viel du Straßen hast, Jerusalem! so viele Schandaltäre hast du aufgestellt, den Baalen zu opfern.¹⁸ [Jer 2,28] Jeremia Jer 30 11 13 18 Wie viel Städte, so viel Götter, doch alle übertrifft jene Stadt, in welcher der Tempel Gottes und der Mittelpunkt der Theokratie ist. Hebr.: Habt ihr Altäre dem Schandgötzen gesetzt, Altäre, dem Baal Räucheropfer darzubringen. Die Israeliten wollten keinen Kult unbeachtet lassen, den sie ein Nachbarvolk üben sahen. Jeremia Jer 30 11 14 Tu ergo noli orare pro populo hoc, et ne assumas pro eis laudem et orationem: quia non exaudiam in tempore clamoris eorum ad me, in tempore afflictionis eorum. So bete du denn nicht für dieses Volk und bringe für sie nicht Lobgesang und Flehen dar;¹⁹ denn ich werde durchaus nicht hören zur Zeit, wo sie zu mir rufen, zur Zeit ihrer Bedrängnis. [Jer 7,16; Jer 14,11] Jeremia Jer 30 11 14 19 Es handelt sich um ein zeitliches Übel, das Gott nicht abwenden will, weil die Bosheit ihren höchsten Grad erreicht. An anderer Stelle [Ez 13,5] befiehlt Gott einen Propheten, für das Volk zu beten. Die Art des Verbotes zeigt, dass Gott dasselbe als Ausnahme ansieht und will, dass man füreinander bete. Jeremia Jer 30 11 15 Quid est, quod dilectus meus in domo mea fecit scelera multa? numquid carnes sanctæ auferent a te malitias tuas, in quibus gloriata es? Warum hat mein Geliebter²⁰ so viele Freveltaten in meinem Hause verübt? Wird etwa das geheiligte Opferfleisch deine Bosheit von dir nehmen, deren du dich rühmtest?²¹ Jeremia Jer 30 11 15 20 Im Schmerz der Liebe gesprochen, wie jenes Freund [Mt 26,50]. Jeremia Jer 30 11 15 21 Das Opferfleisch ist geheiligt, weil es durch die Gott gemachte Darbringung von dem profanen ausgeschieden und Gott zugewiesen war. Hebr.: Was will mein Geliebter in meinem Hause? Verruchten Anschlag ausführen? Werden etwa Flehgebete und geheiligtes Fleisch deine Übeltat von dir nehmen? Dann freilich magst du jubeln. Jeremia Jer 30 11 16 Olivam uberem, pulchram, fructiferam, speciosam vocavit Dominus nomen tuum: ad vocem loquelæ, grandis exarsit ignis in ea, et combusta sunt fruteta ejus. Einen prangenden, schönen, fruchttragenden, stattlichen Ölbaum nannte dich der Herr;²² aber nun loderte unter heftigem Prasseln gewaltiges Feuer an ihm auf und verbrannt sind seine Zweige.²³ Jeremia Jer 30 11 16 22 Der Name Geliebter hat auf die hohe Würde hingewiesen, zu welcher Gott das Volk erhoben, doch zugleich erinnert, wie sehr sie von jener Höhe herabgesunken sind. Vergl. [Jes 5,1]. Nannte dich: er machte dich dazu, so dass du mit Recht so heißen konntest. Der Ölbaum war in Palästina der nützlichste Baum. Jeremia Jer 30 11 16 23 Von Norden kommt der Feind und vernichtet dich. Jeremia Jer 30 11 17 Et Dominus exercituum qui plantavit te, locutus est super te malum: pro malis domus Israel et domus Juda, quæ fecerunt sibi ad irritandum me, libantes Baalim. Denn der Herr der Heerscharen, der dich gepflanzt hat, hat dir Schlimmes angedroht um der Bosheit des Hauses Israel und des Hauses Juda willen, die sie sich²⁴ verübt, mich zum Zorne zu reizen, indem sie den Baalen opferten. Jeremia Jer 30 11 17 24 Zu ihrem Verderben; sie forderten dadurch Gottes Strafe heraus, wie sie wissen konnten und mussten; daher: um mich zum Zorne zu reizen. Jeremia Jer 30 11 18 Tu autem Domine demonstrasti mihi, et cognovi: tunc ostendisti mihi studia eorum. Du aber, o Herr! hast es mir kundgetan und ich erfuhr es, damals zeigtest du mir ihr Treiben.²⁵ Jeremia Jer 30 11 18 25 Ihre Nachstellungen gegen mein Leben. Jeremia Jer 30 11 19 Et ego quasi agnus mansuetus, qui portatur ad victimam: et non cognovi quia cogitaverunt super me consilia, dicentes: Mittamus lignum in panem ejus, et eradamus eum de terra viventium, et nomen ejus non memoretur amplius. Ich aber war wie ein sanftes Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wusste nicht, dass sie wider mich Anschläge planten und sprachen: Lasset uns Holz an sein Brot legen und ihn austilgen aus dem Lande der Lebendigen,²⁶ dass seines Namens nicht ferner mehr gedacht werde!²⁷ Jeremia Jer 30 11 19 26 Hebr.: Lasset uns den Baum verderben samt seiner Frucht und lasset uns ihn ausrotten aus dem Lande der lebendigen. Der erste Teil des Satzes ist wohl Sprichwort und enthält einen Hinweis auf V. 16. Die Frucht des Baumes, die Speise, welche er gewährt, sind die Drohungen des Jeremias, welche sie zum Verstummen bringen wollen. Jeremia Jer 30 11 19 27 So verhasst ist ihnen der Prophet, dass sie nicht einmal seinen Namen im Gedächtnis der Menschen fortleben lassen möchten. Der heilige Hieronymus bietet eine dem griechischen Texte entsprechende Übersetzung, da die letztere in einem großen Teile der Kirche in Gebrauch war. Demgemäß erklären viele Ausleger Holz als vergiftetes Holz, Holz des Taxus. (Thom.) Eine andere Erklärung gibt der heilige Ephrem nach der syrischen Übersetzung: Geben wir ihm Holz als Speise, das ist schlagen wir ihn mit dem Holze, hängen wir ihn am Kreuze auf. Dementsprechend wenden viele heilige Väter die Stelle auf Christus an. Lasset und Holz auf sein Brot legen, d.i. auf den Leib des Heilandes, den er selbst ein Brot genannt hat. (Justin, Tertull., Laktant., Ambros., Rufin., Hieron., Theod., Gregor) Der Text selbst handelt nur von Jeremias. (Hier.) Da aber die Reihe der Propheten im Messias ihren Abschluss finden sollte, dem höchsten Propheten, so musste das Prophetenamt ähnlich wie das priesterliche und königliche in Christus seine höchste Vollendung finden, mit anderen Worten dies Amt eine vorbildliche Bedeutung haben. Auf diese weist der Heiland selbst einige Male hin, da er seinen Tod eng mit dem der Propheten vereinigt [Mt 23,31; Lk 13,33.34] da er sich als Propheten bezeichnet [Mt 13,57] und die Jünger in das Erbe der Propheten, die Verfolgungen, eintreten lässt. [Mt 5,12] Aus Hass gegen die Wahrheit und voller Erbitterung über die Mahnungen des Propheten wollen sie ihn und sein Werk (Frucht) verderben, so wird Jeremias also auch in diesem besonderen Zuge ein Vorbild des Heilandes. Jeremia Jer 30 11 2 Audite verba pacti hujus, et loquimini ad viros Juda, et habitatores Jerusalem. Höret die Worte dieses Bundes und redet² sie zu den Männern von Juda und zu den Bewohnern von Jerusalem Jeremia Jer 30 11 2 2 Jeremias und seiner Genossen. Einfacher: rede. (Sept., Syr.) Eine besondere Weisung folgt V. 3. Jeremia Jer 30 11 20 Tu autem Domine Sabaoth, qui judicas juste, et probas renes et corda, videam ultionem tuam ex eis: tibi enim revelavi causam meam. Du aber, Herr Sabaoth!²⁸ der du gerecht richtest und Nieren²⁹ und Herzen prüfst, lass mich deine Rache³⁰ an ihnen schauen;³¹ denn dir habe ich meine Sache anvertraut.³² [Jer 17,10; Jer 20,12] Jeremia Jer 30 11 20 28 Ein solches Verbrechen kann Gott nicht ungestraft lassen, handelt es sich doch um seine Ehre, die in seinem Gesandten verletzt wird. Jeremia Jer 30 11 20 29 Sitz der Begierden. Jeremia Jer 30 11 20 30 Vergl. [Dtn 33,35]. Jeremia Jer 30 11 20 31 Es ist ein Zug der Güte, nicht der Bosheit, wenn der Gerechte wünscht, dass die Sünder bestraft werden, denn er wünscht nicht ihr Verderben, sondern ihre Besserung und die Offenbarung der göttlichen Strafgerechtigkeit, durch welche viele bekehrt werden. (Aug.) Jeremia Jer 30 11 20 32 Hebr.: Denn auf dich habe ich meinen Handel abgewälzt. Jeremia Jer 30 11 21 Propterea hæc dicit Dominus ad viros Anathoth, qui quærunt animam tuam, et dicunt: Non prophetabis in nomine Domini, et non morieris in manibus nostris. Darum spricht der Herr also über die Männer von Anathoth, welche dir nach dem Leben trachten und sagen: Weissage nicht im Namen des Herrn, dass du nicht durch unsere Hände sterbest! Jeremia Jer 30 11 22 Propterea hæc dicit Dominus exercituum: Ecce ego visitabo super eos: juvenes morientur in gladio, filii eorum, et filiæ eorum morientur in fame. Darum spricht der Herr der Heerscharen also: Siehe, ich will es an ihnen ahnden: Ihre Jünglinge sollen durch das Schwert umkommen, ihre Söhne und Töchter sollen Hungers sterben. Jeremia Jer 30 11 23 Et reliquiæ non erunt ex eis: inducam enim malum super viros Anathoth, annum visitationis eorum. Und niemand von ihnen soll übrigbleiben, denn ich werde Unglück über die Männer von Anathoth bringen, ein Jahr der Heimsuchung für sie.³³ Jeremia Jer 30 11 23 33 Drei Dinge planten sie gegen den Propheten: Ihn zu verderben, die von ihm überlieferte Lehre (Frucht) zu vernichten, sein Gedächtnis auszutilgen. Alles dies wird ihnen nun zuteil. Sie selbst kommen um, ihre Kinder rafft der Hunger weg, ihr Name und Andenken wird vernichtet. Jeremia Jer 30 11 3 Et dices ad eos: Hæc dicit Dominus Deus Israel: Maledictus vir, qui non audierit verba pacti hujus. und sage zu ihnen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Verflucht ist der Mann, der nicht auf die Worte dieses Bundes³ hört, Jeremia Jer 30 11 3 3 [Dtn 29,1.9] Jeremia Jer 30 11 4 Quod præcepi patribus vestris in die, qua eduxi eos de terra gypti, de fornace ferrea, dicens: Audite vocem meam, et facite omnia, quæ præcipio vobis, et eritis mihi in populum, et ego ero vobis in Deum: welchen ich euern Vätern geboten am Tage, da ich sie aus dem Lande Ägypten, aus dem eisernen Ofen herausführte, indem ich sprach: Höret auf meine Stimme und tuet alles, was ich euch gebiete! so sollt ihr mein Volk sein und ich will euer Gott sein;⁴ Jeremia Jer 30 11 4 4 Jeremias spricht von dem Bunde, der nach dem Auszuge aus Ägypten geschlossen ward, in gleicher Weise wie das 2. 3. und 5. Buch Moses. [Ex 19,5; Lev 26,12; Dtn 4,20; Dtn 27,9.26; Dtn 28,15ff] Das Ziel des Bundes war nicht, dass Israel Opfer darbrachte, sondern dass es Gehorsam leistete. Ebenso [Jer 7,22.23]. Das Bild des eisernen Ofens [Dtn 4,20]. Jeremia Jer 30 11 5 Ut suscitem juramentum, quod juravi patribus vestris daturum me eis terram fluentem lacte, et melle, sicut est dies hæc. Et respondi, et dixi: Amen Domine. auf dass ich den Eidschwur aufrecht erhalte,⁵ welchen ich euern Vätern geschworen, dass ich ihnen ein Land verleihen wolle, das von Milch und Honig fließt, wie es heute ist.⁶ Da antwortete ich und sprach: So ist es, Herr!⁷ Jeremia Jer 30 11 5 5 Ausführe, erfülle. Jeremia Jer 30 11 5 6 Wie es der heutige Tag zeigt. Jeremia Jer 30 11 5 7 Ja, du hast gehalten, was du versprochen. (Hier.) Nach anderen: so sei es, Herr: Wer deine Gebote nicht beobachtet, falle dem Fluche anheim. (V. 3) Jeremia Jer 30 11 6 Et dixit Dominus ad me: Vociferare omnia verba hæc in civitatibus Juda, et foris Jerusalem, dicens: Audite verba pacti hujus, et facite illa: Der Herr aber sprach zu mir: Verkünde alle diese Worte in den Städten von Juda und auf den Plätzen Jerusalems⁸ und sprich:⁹ Höret die Worte dieses Bundes und tuet nach denselben!¹⁰ Jeremia Jer 30 11 6 8 Oder: außerhalb Jerusalems, wie die Sept. hat. Dann ist Jerusalem in den Städten Judas einbegriffen. Jeremia Jer 30 11 6 9 Sept.: lies vor. Lies die Worte des Bundes und mahne zur Beobachtung in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems. Jeremia Jer 30 11 6 10 Damit ihr nicht ebenso Strafe leidet wie zuvor. Jeremia Jer 30 11 7 Quia contestans contestatus sum patres vestros in die, qua eduxi eos de terra gypti usque ad diem hanc: mane consurgens contestatus sum, et dixi: Audite vocem meam: Denn ernstlich verwarnte ich eure Väter an dem Tage, da ich sie aus dem Lande Ägypten herausführte, bis auf diesen Tag; vom frühen Morgen an warnte ich sie und sprach: Höret auf meine Stimme!¹¹ Jeremia Jer 30 11 7 11 Was hier kurz zusammengefasst wird, verkündete Jeremias nachdrücklich in ganz Juda. Jeremia Jer 30 11 8 Et non audierunt, nec inclinaverunt aurem suam: sed abierunt unusquisque in pravitate cordis sui mali: et induxi super eos omnia verba pacti hujus, quod præcepi ut facerent, et non fecerunt. Aber sie hörten nicht und neigten ihr Ohr nicht, sondern gingen dahin, ein jeder nach der Bosheit seines verkehrten Herzens, und so ließ ich denn alle Worte dieses Bundes, den ich geboten zu halten, den sie aber nicht gehalten haben, über sie kommen. Jeremia Jer 30 11 9 Et dixit Dominus ad me: Inventa est conjuratio in viris Juda, et in habitatoribus Jerusalem. Und der Herr sprach zu mir: Es besteht eine Verschwörung¹² unter den Männern von Juda und den Bewohnern von Jerusalem. Jeremia Jer 30 11 9 12 Alle sündigen, als hätten sie sich dazu verschworen. (Thom.) Jeremia Jer 30 0 1 2. Zweite Rede. (Kap. 12) A. Dem klagenden Propheten werden größere Heimsuchungen offenbart. (V. 6) B. Die Gottlosen werden der Strafe nicht entgehen. (V. 13) C. Wozu kommt das Unglück? Jeremia Jer 30 12 1 Justus quidem tu es Domine, si disputem tecum: verumtamen justa loquar ad te: Quare via impiorum prosperatur: bene est omnibus, qui prævaricantur, et inique agunt? Gerecht bist du, Herr! wenn ich mit dir rechten wollte; gleichwohl aber möchte ich vom richterlichen Walten mit dir reden. Warum geht es den Gottlosen wohl, wohl allen, die treulos sind und Unrecht tun?¹ Jeremia Jer 30 12 1 1 Obwohl ich weiß, dass du dich gerecht erweisest, wenn ich mit dir streite, vermag ich dennoch nicht zu begreifen, wie das Wohlergehen der Bösen sich mit deiner Gerechtigkeit vereinigen lässt. Jeremia Jer 30 12 10 Pastores multi demoliti sunt vineam meam, conculcaverunt partem meam: dederunt portionem meam desiderabilem in desertum solitudinis. Viele Hirten haben¹⁷ meinen Weinberg verheert, mein Erbteil zertreten,¹⁸ haben mein anmutiges Erbe zur öden Wüstenei gemacht. Jeremia Jer 30 12 10 17 Und werden es tun. Jeremia Jer 30 12 10 18 Jeder Ausdruck zeigt den Schmerz Gottes, aber auch die Würde des auserwählten Volkes. Das gleiche Bild kann auf die Seele des Gerechten angewendet werden. Jeremia Jer 30 12 11 Posuerunt eam in dissipationem, luxitque super me: desolatione desolata est omnis terra: quia nullus est qui recogitet corde. Sie haben es in Öde gewandelt, dass es um mich trauert;¹⁹ öde und wüste ist das ganze Land, weil niemand es zu Herzen nimmt.²⁰ Jeremia Jer 30 12 11 19 Das Land seufzt wegen der Bosheit der Menschen gleichfalls in Knechtschaft der Verderbnis [Röm 8,22] und klagt Gott das ihm angetane Unrecht. Jeremia Jer 30 12 11 20 Was Gott durch die mannigfachen Ereignisse zu erkennen gegeben und durch seine Gesandten fordert. Vergl. [Jer 5,3] und [Jes 5,12]. Sie erwägen nicht, warum diese Übel sie getroffen, wie dieselben zu heben sind, welches Gewicht die Prophezeiungen der Propheten haben; Stumpfsinn macht sie blind und taub. Jeremia Jer 30 12 12 Super omnes vias deserti venerunt vastatores, quia gladius Domini devorabit ab extremo terræ usque ad extremum ejus: non est pax universæ carni. Auf allen Wegen der Wüste²¹ kommen Plünderer heran, denn das Schwert des Herrn²² frisst von einem Ende des Landes bis zum andern; nichts Lebendes wird Friede haben. Jeremia Jer 30 12 12 21 Hebr.: Über alle Höhen des Weidelandes. Hügel und Berge sind Zeugen des Götzendienstes. Jeremia Jer 30 12 12 22 Der Herr lässt die Feinde kommen. Kein Ort ist vor dem Feinde sicher, niemand wird von ihm verschont. Jeremia Jer 30 12 13 Seminaverunt triticum, et spinas messuerunt: hereditatem acceperunt, et non eis proderit: confundemini a fructibus vestris propter iram furoris Domini. Sie haben Weizen gesät und Dornen geerntet,²³ sie haben eine Erbschaft erhalten, aber es half ihnen nichts;²⁴ so werdet ihr zuschanden werden an euren Fruchternten durch den grimmigen Zorn des Herrn.²⁵ Jeremia Jer 30 12 13 23 Sprichwort. Jeremia Jer 30 12 13 24 Alle Mühe ist umsonst, die angewandten Heilmittel haben nichts gefruchtet, alles ist schlimmer geworden. Hebr.: Sie matten sich ab, aber es bringt ihnen keinen Nutzen. Jeremia Jer 30 12 13 25 So lernt der Prophet Gottes Gerechtigkeit erkennen durch den Ausgang und das Ende der Sünder. Jeremia Jer 30 12 14 Hæc dicit Dominus adversum omnes vicinos meos pessimos, qui tangunt hereditatem, quam distribui populo meo Israel: Ecce ego evellam eos de terra sua, et domum Juda evellam de medio eorum. So spricht der Herr wider alle meine²⁶ bösen Nachbarn, welche das Erbe antasten,²⁷ das ich meinem Volke Israel zugeteilt habe: Siehe, ich will sie aus ihrem Lande hinwegreißen und das Haus Juda aus ihrer Mitte herausreißen! Jeremia Jer 30 12 14 26 Gott redet von sich. Die Edomiter, Moabiter, Ammoniter, Philister und Syrier sind Nachbaren des Sitzes Gottes, welche das Land Israel und Juda nicht einmal nur angegriffen haben. Jeremia Jer 30 12 14 27 Der Grund ist so allgemein, dass er auf alle Feinde des Gottesreiches ausgedehnt werden kann, auch auf die Chaldäer. Immerhin sollen die Genannten zuerst gestraft werden, Nabuchodonosor und andere Eroberer vertrieben sie aus ihrem Gebiet; auch die Judäer trifft es, welche den Bund gebrochen haben und deshalb aus dem Bundeslande ausgetrieben werden. Jeremia Jer 30 12 15 Et cum evulsero eos, convertar, et miserebor eorum: et reducam eos, virum ad hereditatem suam, et virum in terram suam. Aber nachdem ich sie herausgerissen habe, werde ich mich ihrer wieder erbarmen²⁸ und sie zurückführen, einen jeden zu seinem Erbteil, einen jeden in sein Land. Jeremia Jer 30 12 15 28 Durch Züchtigung und Erneuerung. Dies ist die ständige Verkündigung der Propheten. Jeremia Jer 30 12 16 Et erit: si eruditi didicerint vias populi mei, ut jurent in nomine meo: Vivit Dominus, sicut docuerunt populum meum jurare in Baal: ædificabuntur in medio populi mei. Und es soll geschehen: wenn sie sorgfältig meines Volkes Wege lernen, so dass sie bei meinem Namen schwören: So wahr der Herr lebt! so wie sie mein Volk beim Baal schwören lehrten, so sollen sie inmitten meines Volkes auferbaut werden.²⁹ Jeremia Jer 30 12 16 29 Wenn jene Völker die Verehrung Gottes annehmen und ihn frei bekennen, werden sie glücklich sein, reich an Gut und Nachkommenschaft, dem Volke Israel gleichgehalten, so wie dieses ein wahrhaft theokratisches Volk. Auch jene werden im Reiche Gottes ihren Anteil erhalten, welche wie die Moabiter und Ammoniter von der mosaischen Gemeinschaft ausgeschlossen waren. [Dtn 23,3] Das Schwören bei Gottes Namen ist Bekenntnis zu ihm, den sie als allmächtig und Rächer anerkennen. Da von so vielen Völkern die Rede ist, können diese nicht als in Palästina angesiedelt gefasst werden, sondern inmitten meines Volkes ist von dem über die ganze Erde zu verbreitenden Gottesreiche zu verstehen, dem sich alle Völker anschließen sollen, an welchem Orte sie sich auch finden. Die Worte des heiligen Paulus [Röm 11,17ff] beleuchten diesen Ausspruch durch einen passenden Vergleich. Jeremia Jer 30 12 17 Quod si non audierint, evellam gentem illam evulsione et perditione, ait Dominus. Wenn sie aber nicht hören, so werde ich dieses Volk gänzlich ausreißen und vernichten,³⁰ spricht der Herr. Jeremia Jer 30 12 17 30 Nur im Gottesreiche ist Heil. Jeremia Jer 30 12 2 Plantasti eos, et radicem miserunt: proficiunt et faciunt fructum: prope es tu ori eorum, et longe a renibus eorum. Du hast sie gepflanzt und sie schlugen Wurzeln, sie wachsen und tragen Frucht; nahe bist du ihrem Munde, aber fern von ihrem Innern.² Jeremia Jer 30 12 2 2 Du hast sie in dieses Wohlergehen versetzt, fest wurzeln sie in demselben wie starke Bäume, wachsen und tragen Frucht (sammeln sich Reichtümer). Und doch, was für Menschen sind sie! Wohl führen sie Gott eifrig im Munde, aber ihr Herz und ihre innerste Gesinnung ist fern von ihm. Es sind die [Jer 7,4] Beschriebenen. Jeremia Jer 30 12 3 Et tu Domine nosti me, vidisti me, et probasti cor meum tecum: congrega eos quasi gregem ad victimam, et sanctifica eos in die occisionis. Mich aber, Herr! kennst du und durchschaust mich und hast mein Herz gegen dich erprobt. Sammle sie wie eine Herde zum Schlachtopfer und weihe sie dem Tage des Mordens!³ Jeremia Jer 30 12 3 3 Da seine Treue und Frömmigkeit bereits vielen Prüfungen unterworfen ist, fordert der Prophet von Gott, endlich seine unerschütterliche Gerechtigkeit walten zu lassen, die Bösen durch Strafen zu zügeln. Hebr.: Rotte sie aus wie Schafe zur Schlachtung und weihe sie auf den Tag des Gemetzels. Weihe: weil sie gleichsam als gebannt erklärt werden, wie ein Opfer, durch da der göttlichen Gerechtigkeit Genüge geschieht. Jeremia Jer 30 12 4 Usquequo lugebit terra, et herba omnis regionis siccabitur propter malitiam habitantium in ea? consumptum est animal, et volucre, quoniam dixerunt: Non videbit novissima nostra. Wie lange noch soll das Land trauern und alles Grün der Flur verdorren?⁴ Tier und Vogel sind dahingerafft um der Bosheit ihrer Bewohner willen, da jene sprachen: Er⁵ wird unser Ende nicht sehen! Jeremia Jer 30 12 4 4 Wie lange willst du es ertragen, o Herr, dass wegen der Frevel der Gottlosen auch wir unter der Dürre des Landes leiden müssen? Die wohlhabenden Gottlosen können sich auch in dieser Not helfen. Jeremia Jer 30 12 4 5 Der Prophet. Versteht man Gott darunter, so ist sehen im Sinne von strafen zu nehmen. Jeremia Jer 30 12 5 Si cum peditibus currens laborasti: quomodo contendere poteris cum equis? cum autem in terra pacis securus fueris, quid facies in superbia Jordanis? Wenn du schon Mühe hast, mit Fußgängern zu laufen, wie wirst du es mit Rossen aufnehmen können?⁶ Wenn du im Lande, wo Friede ist, sicher bist, was wirst du tun bei dem Trutz des Jordans?⁷ Jeremia Jer 30 12 5 6 Sprichwörtlich. Gering ist, was dich bisher betroffen; statt zu verzagen, mache dich auf schlimmere Anfeindungen gefasst. Jeremia Jer 30 12 5 7 Zweites Bild: Gegenwärtig wohnst du noch in friedlichem Lande, was willst du aber tun (da du jetzt schon so kleinmütig bist), wenn du in den Dickichten des Jordans verweilen musst, wo die Löwen hausen? [Jer 49,19; Jer 50,44] Den Sinn beider Vergleiche gibt der folgende Vers an. Jeremia Jer 30 12 6 Nam et fratres tui, et domus patris tui, etiam ipsi pugnaverunt adversum te, et clamaverunt post te plena voce: ne credas eis cum locuti fuerint tibi bona. Denn auch deine Brüder und das Haus deines Vaters, auch sie werden wider dich kämpfen⁸ und dir mit lauter Stimme nachrufen. Traue ihnen nicht, wenn sie freundlich zu dir reden!⁹ Jeremia Jer 30 12 6 8 Hebr.: werden an dir untreu. Jeremia Jer 30 12 6 9 Hinter deinem Rücken (sie schreien hinter deinem Rücken her, so laut sie können; hebr.) sie verleumden dich und fordern deinen Tod. Jeremia Jer 30 12 7 Reliqui domum meam, dimisi hereditatem meam: dedi dilectam animam meam in manu inimicorum ejus. Ich habe¹⁰ mein Haus¹¹ verlassen, habe meinem Erbe entsagt, meine geliebte Seele¹² in die Hand ihrer Feinde hingegeben. Jeremia Jer 30 12 7 10 Gott tröstet den Propheten damit, dass auch Er von seinem Volke zurückgesetzt wird, und nimmt durch die Verheißung des Gerichtes allen Grund zur Klage (V. 1) weg. Jeremia Jer 30 12 7 11 Meinen Tempel. (Thom.) Dies sah Ezechiel [Ez 10,18]. Die Neueren erklären: mein Volk wegen des folgenden Erbes. Indes, hält man an der Übersetzung Haus fest, so ist eine wirksame Steigerung da: Ich habe mein Haus verlassen, mein Erbe (mit Schmerz) von mir geworfen. Jeremia Jer 30 12 7 12 Hebr.: Das Liebste meiner Seele. Jeremia Jer 30 12 8 Facta est mihi hereditas mea quasi leo in silva: dedit contra me vocem, ideo odivi eam. Mein Erbe ward für mich wie ein Löwe im Walde,¹³ es erhob wider mich seine Stimme, darum bin ich ihm gram geworden.¹⁴ Jeremia Jer 30 12 8 13 Wie ein wildes und reißendes Tier hat sich das Volk gegen Gott erhoben. Jeremia Jer 30 12 8 14 Kann also der Prophet sich beklagen, wenn er als Gesandter Gottes gleichfalls den Hass erfahren muss, den jene gegen Gott hegen? Jeremia Jer 30 12 9 Numquid avis discolor hereditas mea mihi? numquid avis tincta per totum? venite, congregamini omnes bestiæ terræ, properate ad devorandum. Ist denn mein Erbe für mich wie ein bunter Vogel, wie ein ganz und gar gefärbter Vogel?¹⁵ Kommet, sammelt euch, alle ihr Tiere des Feldes, eilet zum Fraß!¹⁶ Jeremia Jer 30 12 9 15 Hebr.: Ist denn ein bunter Raubvogel mein Erbe nur? Sind Raubvögel rings darüber her? Die Frage ist Gott in den Mund gelegt. Hat denn mein Volk seine Würde so ganz verloren, dass es allem Spott und der Verfolgung ausgesetzt ist, wie ein Vogel, den alle anderen verfolgen oder ein gefangener Vogel, um den andere sich sammeln? Jeremia Jer 30 12 9 16 Hebräisch.: Auf, sammelt alle Tiere des Feldes, führt sie herbei zum Fraße. Jeremia Jer 30 0 1 3. Dritte Rede. (Kap. 13) A. Der faulende Gürtel. (V. 11) B. Das Volk wird vernichtet werden, wenn es nicht von seinem Stolze lässt. (V. 17) C. Gericht über die Unverbesserlichen. Jeremia Jer 30 13 1 Hæc dicit Dominus ad me: Vade, et posside tibi lumbare lineum, et pones illud super lumbos tuos, et in aquam non inferes illud. So spricht der Herr zu mir: Gehe hin und kaufe dir einen leinenen Gürtel¹ und lege ihn um deine Hüften, aber bringe ihn nicht ins Wasser! Jeremia Jer 30 13 1 1 Das Folgende führte der Prophet wirklich aus (Ephr., Theod., Thom.), wie schon daraus hervorgeht, dass der Prophet feierlich Gott als Urheber seines Verhaltens und Tuns angibt. Was der Gürtel bedeutet, wird V. 11 gesagt. Er ist das Sinnbild des Volkes und der Prophet stellt das dar, was Gott dem Volke gegeben oder bald geben wird. Der Gürtel schließt sich an ihn an, so hat Gott sich das Volk zuerst mit verschiedenen Wundern erkauft, dann durch den Bund sich in innigster Liebe vereint. Der Gürtel ist ein Schmuck, so hat Gott gewollt, dass das Volk ihm zum Ruhme und zur Ehre gereichte. Linnen ist der Gürtel, weil die Priesterkleider linnen waren; so bezeichnet er also das Volk als priesterliches Reich. [Ex 19,6] Wie der Prophet den Gürtel nie ablegen soll, nicht einmal beim Baden, so hat Gott sein Volk nie verlassen. Beim Baden soll er den Gürtel nicht ablegen, wenn derselbe auch schmutzig geworden, sondern derselbe soll schmutzig bleiben und noch schmutziger werden, ein Bild der Sünden, welche dem auserwählten Volke anhaften. Wohl hat Gott Propheten gesendet und durch Strafen gemahnt, aber eine bleibende Besserung ist nicht erfolgt, im Gegenteil hat die Bosheit des Volkes stets zugenommen. Jeremia Jer 30 13 10 Populum istum pessimum, qui nolunt audire verba mea, et ambulant in pravitate cordis sui: abieruntque post deos alienos ut servirent eis, et adorarent eos: et erunt sicut lumbare istud, quod nulli usui aptum est. Dies ruchlose Volk, das auf meine Worte nicht hören will und nach der Bosheit seines Herzens dahinwandelt und fremden Göttern nachgeht,⁶ um diesen zu dienen und sie anzubeten, sie sollen diesem Gürtel gleich werden, der zu nichts mehr taugt. Jeremia Jer 30 13 10 6 Dies ist's, was durch die Wegführung gestraft werden soll. Jeremia Jer 30 13 11 Sicut enim adhæret lumbare ad lumbos viri, sic agglutinavi mihi omnem domum Israel, et omnem domum Juda, dicit Dominus: ut essent mihi in populum, et in nomen, et in laudem, et in gloriam: et non audierunt. Denn wie sich der Gürtel an die Hüften eines Mannes anschließt, so habe ich das ganze Haus Israel und das ganze Haus Juda an mich anschmiegen lassen, spricht der Herr, dass sie mein Volk und mein Ruhm, mein Lob und Preis seien,⁷ aber sie haben nicht auf mich gehört. Jeremia Jer 30 13 11 7 Als Volk Jahves sollten sie kein Ruhm sein, wie er der ihre. So ist jeder Gerechte ein Gürtel Gottes. (Hier.) Jeremia Jer 30 13 12 Dices ergo ad eos sermonem istum: Hæc dicit Dominus Deus Israel: Omnis laguncula implebitur vino. Et dicent ad te: Numquid ignoramus quia omnis laguncula implebitur vino? So sprich denn dieses Wort zu ihnen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Alle Krüge werden mit Wein gefüllt.⁸ Sagen sie dann zu dir: Wissen wir denn nicht, dass alle Krüge mit Wein gefüllt werden?⁹ Jeremia Jer 30 13 12 8 Dieser so gewöhnliche Ausspruch soll die Aufmerksamkeit erregen. Jeremia Jer 30 13 12 9 Sprichst du dazu zu uns, um uns eine so gewichtige Sache zu lehren? Jeremia Jer 30 13 13 Et dices ad eos: Hæc dicit Dominus: Ecce ego implebo omnes habitatores terræ hujus, et reges, qui sedent de stirpe David super thronum ejus, et sacerdotes, et prophetas, et omnes habitatores Jerusalem, ebrietate: so sprich zu ihnen: So spricht der Herr: Siehe,¹⁰ ich werde alle Bewohner dieses Landes, die Könige, die aus dem Geschlechte Davids auf seinem Throne sitzen,¹¹ die Priester, die Propheten und alle Bewohner von Jerusalem mit Trunkenheit erfüllen¹² Jeremia Jer 30 13 13 10 Wie ihr sagt, dass die Krüge dazu bestimmt sind, mit Wein gefüllt zu werden, so seid auch ihr nur zu einem geeignet: dass ihr mit dem göttlichen Zorn und der Rache des Herrn erfüllt werdet. Jeremia Jer 30 13 13 11 Hebr.: die Könige, die dem David sitzen auf seinem Throne: die Davids wegen zur Herrschaft erhobenen und in derselben bewahrten Könige, die doch so weit entfernt sind, seinem Vorbilde zu folgen. Die Mehrzahl Könige bezeichnet die ganze königliche Familie und die in kurzen Zeiträumen aufeinander folgenden Könige. Jeremia Jer 30 13 13 12 Das Bild des Zornweines Gottes, den alle trinken sollen, ist bei den Propheten ein häufiges. Vergl. [Jer 25,15]. Jeremia Jer 30 13 14 Et dispergam eos virum a fratre suo, et patres et filios pariter, ait Dominus: non parcam, et non concedam: neque miserebor ut non disperdam eos. und ich werde sie zerstreuen, einen jeden von seinem Bruder weg,¹³ Väter und Söhne zumal, spricht der Herr; ich will nicht schonen und keine Nachsicht noch Erbarmen üben, dass ich sie nicht verderben sollte.¹⁴ Jeremia Jer 30 13 14 13 Hebr.: und ich werde sie zerschmettern, einen am anderen, Väter usw. Was einst auf Gottes Anordnung den Madianitern geschehen, soll jetzt in anderer Weise dem auserwählten Volke widerfahren. Jeremia Jer 30 13 14 14 Stets ist die Bedingung zu ergänzen: Wenn sie die zur Buße und Umkehr gewährte Zeit unbenutzt vorüberlassen; wie die folgende Mahnung zeigt. Jeremia Jer 30 13 15 Audite, et auribus percipite. Nolite elevari, quia Dominus locutus est. So höret nun und vernehmet es! überhebet euch nicht,¹⁵ denn der Herr hat gesprochen. Jeremia Jer 30 13 15 15 Alsdann braucht Gott nicht mehr ihren Hochmut zu brechen. Jeremia Jer 30 13 16 Date Domino Deo vestro gloriam antequam contenebrescat, et antequam offendant pedes vestri ad montes caliginosos: exspectabitis lucem, et ponet eam in umbram mortis, et in caliginem. Gebet dem Herrn, euerm Gott, die Ehre,¹⁶ ehe es finster wird¹⁷ und ehe¹⁸ eure Füße sich an finsteren Bergen stoßen; ihr werdet auf Licht warten, er aber wird es in Todesschatten¹⁹ und in Finsternis wandeln. Jeremia Jer 30 13 16 16 Indem ihr ihn preist und auf ihn eure Hoffnung setzt. Jeremia Jer 30 13 16 17 Hebr.: Ehe der Herr es finster werden lässt. Die Finsternis wird so groß sein, dass ihre Füße nicht nur an Steine stoßen, sondern an Berge der Finsternis (hebr.), die sie nicht vermeiden können. Sie werden in einem von hohen Bergen umschlossenen Tale umherirren, ohne zu wissen, wohin sie sich wenden und welchen Entschluss sie fassen sollen. Das Bild des Berges wird auch [Sach 4,7] für ein großes Unglück und Hindernis in der Ausführung einer Sache gebraucht. Jeremia Jer 30 13 16 18 Die Zeit der Gnade und der Erbarmung, in der ihr noch dem Unglück entgehen könnt, nimmt ein Ende. Jeremia Jer 30 13 16 19 Dichte Finsternis, welche gleichsam das Abbild des Todes ist. Neuere lesen: Düsternis. Jeremia Jer 30 13 17 Quod si hoc non audieritis, in abscondito plorabit anima mea a facie superbiæ: plorans plorabit, et deducet oculus meus lacrimam, quia captus est grex Domini. Wenn ihr nicht darauf hört, wird meine Seele im verborgenen²⁰ weinen über solchen Hochmut; mein Auge wird weinen, ja in Tränen zerfließen, weil die Herde des Herrn weggeführt wird. [Klgl 1,2] Jeremia Jer 30 13 17 20 Wo er freier sich seinem Schmerze hingeben kann über die Bosheit des Volkes, das seinen Hochmut nicht ablegen will. Jeremia Jer 30 13 18 Dic regi, et dominatrici: Humiliamini, sedete: quoniam descendit de capite vestro corona gloriæ vestræ. Sage dem Könige und der Herrscherin:²¹ Demütigt euch, setzt euch nieder zur Erde! denn die Krone eurer Herrlichkeit ist von eurem Haupte gesunken.²² Jeremia Jer 30 13 18 21 In den Büchern der Könige wird die Königin-Mutter oft mit diesem Titel bezeichnet, indes auch die Gattin des Königs [1Sam 11, 1Sam 19] mit demselben benannt. Hier ist allgemein das Herrschergeschlecht, nicht ein bestimmter König oder eine bestimmte Königin, gemeint. Jeremia Jer 30 13 18 22 Wie? wird im Folgenden dargelegt. Jeremia Jer 30 13 19 Civitates austri clausæ sunt, et non est qui aperiat: translata est omnis Juda transmigratione perfecta. Die Städte gegen Mittag sind verschlossen und niemand öffnet sie mehr,²³ weggeführt ist ganz Juda, völlig weggeführt. Jeremia Jer 30 13 19 23 Verlassen und unbewohnt. Die Städte gegen Mittag sind erwähnt, weil deren Zerstörung das Zeichen ist, dass das ganze Land von dem von Norden kommenden Feinde verwüstet ist. Jeremia Jer 30 13 2 Et possedi lumbare juxta verbum Domini, et posui circa lumbos meos. Da kaufte ich mir einen Gürtel, wie der Herr befohlen, und legte ihn um meine Hüften. Jeremia Jer 30 13 20 Levate oculos vestros, et videte qui venitis ab aquilone: ubi est grex, qui datus est tibi, pecus inclytum tuum? Erhebet eure Augen und schauet, die ihr von Mitternacht her kommt!²⁴ wo ist die Herde, die dir gegeben war, deine prächtigen Schafe?²⁵ Jeremia Jer 30 13 20 24 Hebr.: Hebe deine Augen auf (Tochter Sion) und siehe die von Norden kommen! Jeremia Jer 30 13 20 25 Die dir ergebenen Städte oder die Bewohner Judas. Jeremia Jer 30 13 21 Quid dices cum visitaverit te? tu enim docuisti eos adversum te, et erudisti in caput tuum: numquid non dolores apprehendent te, quasi mulierem parturientem? Was wirst du sagen, wenn er dich so heimsucht?²⁶ Du selbst hast sie ja gelehrt dir zum Schaden und unterwiesen, über dich zu herrschen;²⁷ werden dich da nicht Schmerzen ergreifen wie ein Weib in Geburtswehen?²⁸ Jeremia Jer 30 13 21 26 Du hast dich an Fremde angeschlossen, womit du gesündigt, damit sollst du gestraft werden. Jeremia Jer 30 13 21 27 Du hast sie einst zu Hilfe gerufen und ihnen den Weg gezeigt, auf dem sie in dein Land einbrechen können. (Hier.) Hebr.: Was wirst du sagen, wenn er zum Oberhaupt über dich bestellt, die du dir vertraut gemacht um dich her als Genossen (Geliebte)? Jeremia Jer 30 13 21 28 Die härtesten Schmerzen. Jeremia Jer 30 13 22 Quod si dixeris in corde tuo: Quare venerunt mihi hæc? Propter multitudinem iniquitatis tuæ revelata sunt verecundiora tua, pollutæ sunt plantæ tuæ. Wenn du nun in deinem Herzen sagen wolltest: Warum hat mich solches betroffen? Wegen der Menge deiner Missetaten ist deine Schande aufgedeckt, sind deine Fußsohlen befleckt.²⁹ [Jer 30,14] Jeremia Jer 30 13 22 29 Hebr.: wurde aufgedeckt deine Schleppe. Die Tochter Sion wird gefangen fortgeführt, dem Hohne und den Misshandlungen der Feinde ausgesetzt. Nicht wird ihre Schamhaftigkeit geschont, wie Sklavinnen muss sie mit nackten Füßen einhergehen, wohl selbst mit Schlägen vorwärts getrieben. Jeremia Jer 30 13 23 Si mutare potest thiops pellem suam, aut pardus varietates suas: et vos poteritis benefacere, cum didiceritis malum. Kann wohl ein Mohr seine Haut verändern oder ein Pardel seine Flecken? So wenig könnt ihr gut handeln, nachdem ihr an das Böse gewöhnt seid.³⁰ Jeremia Jer 30 13 23 30 Es ist euch gleichsam zur Natur geworden. Doch während bei dem Äthiopier die schwarze Farbe wirklich Natur ist, ist die Sünde freiwillig gewollt. Was bei den Menschen unmöglich ist, ist bei Gott indes möglich. Die Redewendung ist sprichwörtlich. Jeremia Jer 30 13 24 Et disseminabo eos quasi stipulam, quæ vento raptatur in deserto. So will ich sie wie Stoppeln zerstreuen, die der Wind der Wüste³¹ hinwegrafft. Jeremia Jer 30 13 24 31 Der heftigste Wind. So leicht und mit solcher Wucht wird Gott dem Reiche ein Ende machen. Nicht Menschen zerstören dasselbe, sondern Gott überliefert es dem Verderben nach gerechtem Gerichte. Jeremia Jer 30 13 25 Hæc sors tua, parsque mensuræ tuæ a me, dicit Dominus, quia oblita es mei, et confisa es in mendacio. Das ist dein Los und dein Anteil, den ich dir zugemessen,³² spricht der Herr, weil du meiner vergessen und dein Vertrauen auf Lügen³³ gesetzt hast. Jeremia Jer 30 13 25 32 Etwas ironisch. Gott hatte den Seinen ein anderes Los, einen anderen Anteil und Erbschaft zugemessen, doch diese hatte das Volk verschmäht. Da sie Gott nicht als Anteil gewollt, sollen sie es empfinden, wie bitter es ist, die Quelle des Lebens und der Seligkeit verlassen zu haben. Jeremia Jer 30 13 25 33 Auf die nichtigen Verheißungen der falschen Propheten, auf die Götzen und die mit den Götzendienern abgeschlossenen Bündnisse. Jeremia Jer 30 13 26 Unde et ego nudavi femora tua contra faciem tuam, et apparuit ignominia tua, Darum will auch ich deine Hüften vor deinen Augen entblößen, dass deine Schande sichtbar werde;³⁴ Jeremia Jer 30 13 26 34 Hebr.: Darum werde ich deine Schleppe aufdecken über dein Angesicht, dass man deine Schande sehe. Jeremia Jer 30 13 27 Adulteria tua, et hinnitus tuus scelus fornicationis tuæ: super colles in agro vidi abominationes tuas. Væ tibi Jerusalem, non mundaberis post me: usquequo adhuc? denn ich habe deine Ehebrüche, dein Wiehern³⁵ und den Frevel deiner Buhlerei, deine Greuel auf den Hügeln im Felde gesehen. Wehe dir, Jerusalem! wie lange wird es noch währen, bis du rein wirst und mir anhängst, wie lange noch?³⁶ Jeremia Jer 30 13 27 35 Geiles Buhlen, dieses war mit den Götzendiensten verbunden. Jeremia Jer 30 13 27 36 Hebr.: Nicht wirst du rein werden, nach wie langer Zeit noch? Jeremia Jer 30 13 3 Et factus est sermo Domini ad me, secundo, dicens: Alsdann erging das Wort des Herrn an mich zum zweiten Male, also: Jeremia Jer 30 13 4 Tolle lumbare, quod possedisti, quod est circa lumbos tuos, et surgens vade ad Euphraten, et absconde ibi illud in foramine petræ. Nimm den Gürtel, den du gekauft hast, der um deine Hüften geschlungen ist, und mache dich auf und begib dich an den Euphrat und verbirg ihn daselbst in einer Felsenspalte!² Jeremia Jer 30 13 4 2 Der Gürtel, dessen Schmutz nie entfernt ist, ist das Bild des sündigen Volkes, das der Herr an den Euphrat, nach Assyrien und Babylonien in die Gefangenschaft wegführen lässt. Vergl. [Jes 42,22]. Jeremia Jer 30 13 5 Et abii, et abscondi illud in Euphrate, sicut præceperat mihi Dominus. Da ging ich hin und verbarg ihn am Euphrat, wie mir der Herr geboten hatte. Jeremia Jer 30 13 6 Et factum est post dies plurimos, dixit Dominus ad me: Surge, vade ad Euphraten: et tolle inde lumbare, quod præcepi tibi ut absconderes illud ibi. Nach vielen Tagen³ aber geschah es, dass der Herr zu mir sprach: Mache dich auf und gehe an den Euphrat und hole von da den Gürtel, den ich dir befohlen habe daselbst zu verbergen! Jeremia Jer 30 13 6 3 Die Wegführung wird eine langdauernde sein. Jeremia Jer 30 13 7 Et abii ad Euphraten, et fodi, et tuli lumbare de loco, ubi absconderam illud: et ecce computruerat lumbare, ita ut nulli usui aptum esset. Da ging ich hin an den Euphrat und grub nach und nahm den Gürtel von dem Orte, wo ich ihn verborgen hatte; und siehe, der Gürtel war verdorben, so dass er zu nichts mehr taugte.⁴ Jeremia Jer 30 13 7 4 Die selbst durch diese Strafe nicht zur Besinnung kommen, werden verloren gehen. Was mit den übrigen geschieht, haben Ezechiel [Ez 37,1] und Amos [Am 9,9] verkündet. Jeremia Jer 30 13 8 Et factum est verbum Domini ad me, dicens: Und es erging das Wort des Herrn an mich, also: Jeremia Jer 30 13 9 Hæc dicit Dominus: Sic putrescere faciam superbiam Juda, et superbiam Jerusalem multam. So spricht der Herr: Ebenso will ich den Stolz Judas und den gewaltigen Hochmut Jerusalems vermodern lassen.⁵ Jeremia Jer 30 13 9 5 Nicht also das Volk, sondern der Hochmut Jerusalems soll untergehen. Jeremia Jer 30 0 1 4. Vierte Rede. (Kap. 14 [Jer 15]) A. Umsonst legt der Prophet für das Volk Fürbitte ein. (V. 12) B. Gott lässt keine Entschuldigung zu. (V. 18) C. Von neuem bittet der Prophet vergeblich für das Volk. [Jer 15,9] Jeremia Jer 30 14 1 Quod factum est verbum Domini ad Jeremiam de sermonibus siccitatis. Wort des Herrn, das an Jeremias erging aus Anlass der Dürre.¹ Jeremia Jer 30 14 1 1 Diese Rede fällt in die letzte Zeit, in welcher Gott den Untergang des Volkes und der Stadt bereits unbedingt beschlossen hat. Jeremia Jer 30 14 10 Hæc dicit Dominus populo huic, qui dilexit movere pedes suos, et non quievit, et Domino non placuit: Nunc recordabitur iniquitatum eorum, et visitabit peccata eorum. So spricht der Herr zu diesem Volke,¹⁶ das¹⁷ gern hin und her schweift und nicht ruht,¹⁸ weshalb auch der Herr kein Wohlgefallen an ihm hat: Nun wird er ihrer Freveltaten gedenken und ihre Sünden ahnden. Jeremia Jer 30 14 10 16 Das Maß der Sünden ist voll. Wohl bekennt der Prophet im Namen des Volkes dessen Sünden, doch dieses selbst ist fern von solcher Gesinnung. Jeremia Jer 30 14 10 17 Hier.: quia, denn. Im Hebr.: Also haben sie geliebt umherzuschweifen, haben ihren Füßen nicht Zwang auferlegt, so hat Jahve kein Gefallen an ihnen. Also bezieht sich auf die Worte des Propheten V. 7, mit denen er die Schuld des Volkes bekannt hat. Fürwahr, so ist es, bestätigt der Herr, ihr ganzes Streben ist, den Götzen zu dienen, und diesem ihrem Wahnsinn legen sie keinen Zügel an. Jeremia Jer 30 14 10 18 Unstandhaft und unruhig schreiten sie vom Schlimmen zum Schlimmeren, insbesondere zu den Fremden, mit ihnen Bündnisse zu schließen. Jeremia Jer 30 14 11 Et dixit Dominus ad me: Noli orare pro populo isto in bonum. Und der Herr sprach zu mir: Bitte nicht für dieses Volk zum Heile!¹⁹ [Jer 7,16; Jer 11,14] Jeremia Jer 30 14 11 19 Eine Ausnahme, also ist sonst die Fürbitte für andere nützlich und Gott genehm. Vergl. [Ex 32,10]. Zum Heile: so dass du für die Befreiung von Übel und Unglück forderst, ich will die zeitlichen Strafen nicht erlassen. Jeremia Jer 30 14 12 Cum jejunaverint, non exaudiam preces eorum: et si obtulerint holocautomata, et victimas, non suscipiam ea: quoniam gladio, et fame, et peste consumam eos. Wenn sie fasten, werde ich nicht auf ihr Flehen hören; und wenn sie Brandopfer und Schlachtopfer darbringen, werde ich diese nicht annehmen; vielmehr will ich sie durch Schwert, Hunger und Pest aufreiben. Jeremia Jer 30 14 13 Et dixi, A a a, Domine Deus: prophetæ dicunt eis: Non videbitis gladium, et fames non erit in vobis, sed pacem veram dabit vobis in loco isto. Da sprach ich: Ach, ach, ach! Herr, Gott! Die Propheten²⁰ sagen ihnen: Ihr werdet das Schwert nicht sehen und Hunger wird euch nicht heimsuchen, sondern wahren Frieden wird der Herr euch an dieser Stätte geben.²¹ [Jer 5,12] Jeremia Jer 30 14 13 20 Z.B. Hananias [Jer 28,2]. Jeremia Jer 30 14 13 21 Gott lässt die Anschuldigung nicht zu, denn nach dem Gesetze [Dtn 18,15ff] hatte Gott Vorsorge getroffen, dass, wer nur wollte, die wahren von Gott gesandten Propheten von den falschen unterscheiden konnte. Vergl. [Jer 28,8ff]. Jeremia Jer 30 14 14 Et dixit Dominus ad me: Falso prophetæ vaticinantur in nomine meo: non misi eos, et non præcepi eis, neque locutus sum ad eos: visionem mendacem, et divinationem, et fraudulentiam, et seductionem cordis sui, prophetant vobis. Der Herr aber sprach zu mir: Lügen weissagen die Propheten in meinem Namen, ich habe sie nicht gesandt und ihnen nicht geboten und nicht zu ihnen geredet; erlogene Gesichte, Wahrsagerei, Betrug und ihres eigenen Herzens Wahn weissagen sie euch.²² Jeremia Jer 30 14 14 22 Auf alle Weise erklärt Gott, dass die falschen Propheten mit ihm nichts gemeinsam haben, und kennzeichnet das, was sie vorbringen, in vier verwerfenden Namen. Jeremia Jer 30 14 15 Idcirco hæc dicit Dominus de prophetis, qui prophetant in nomine meo, quos ego non misi, dicentes: Gladius, et fames non erit in terra hac: In gladio et fame consumentur prophetæ illi. Darum spricht der Herr also über die Propheten, die in meinem Namen weissagen, ohne von mir gesandt zu sein, indem sie sagen: Schwert und Hunger wird nicht in dies Land kommen: Durch Schwert und Hunger werden diese Propheten umkommen. Jeremia Jer 30 14 16 Et populi, quibus prophetant, erunt projecti in viis Jerusalem præ fame et gladio, et non erit qui sepeliat eos: ipsi et uxores eorum, filii et filiæ eorum, et effundam super eos malum suum. Das Volk aber, welchem sie weissagen, wird auf den Straßen Jerusalems durch Hunger und Schwert²³ hingestreckt liegen, samt seinen Frauen, Söhnen und Töchtern, und niemand wird sie begraben, denn ich will ihre Bosheit über sie ausschütten.²⁴ Jeremia Jer 30 14 16 23 Beide, meinten sie, sollten nicht kommen. An die Stelle des Friedens, den die falschen Propheten versprochen, soll ihnen nicht einmal die Ruhe des Grabes zuteil werden. Jeremia Jer 30 14 16 24 Ihr eigenes böses Tun soll ihnen zur Strafe werden. Sie werden von den falschen Propheten getäuscht, weil sie getäuscht werden wollen. [Jer 5,29] Deshalb trifft die Verführten gleiche Strafe wie die Verführer. Jeremia Jer 30 14 17 Et dices ad eos verbum istud: Deducant oculi mei lacrimam per noctem et diem, et non taceant: quoniam contritione magna contrita est virgo filia populi mei, plaga pessima vehementer. Auch dies Wort sollst du zu ihnen sagen: Meine Augen strömen von Tränen Tag und Nacht und hören nicht auf;²⁵ denn mit furchtbarer Verwüstung wird die Tochter²⁶ meines Volkes geschlagen werden, mit unheilbaren Schlägen schwer verwundet werden. [Klgl 1,16; Klgl 2,18] Jeremia Jer 30 14 17 25 Wenn sie den Worten es Propheten nicht glauben, mögen wenigstens seine Tränen sie überzeugen, dass er von Gott über den zukünftigen Untergang belehrt ist. Jeremia Jer 30 14 17 26 Hebr.: die jungfräuliche Tochter meines Volkes; die noch nicht dem Feine unterworfene Schar meines Volkes. Jeremias soll über das zukünftige Unglück Judas ohne Unterlass weinen, um zu zeigen, dass seine Drohungen wahr und sicher und zuverlässig sind. Jeremia Jer 30 14 18 Si egressus fuero ad agros, ecce occisi gladio: et si introiero in civitatem, ecce attenuati fame. Propheta quoque et sacerdos abierunt in terram, quam ignorabant. Wenn ich auf das Feld hinausgehe,²⁷ siehe da vom Schwerte Erschlagene! wenn ich in die Stadt komme, siehe da vor Hunger Verschmachtete! Auch Propheten und Priester werden in ein Land ziehen, das sie nicht kennen.²⁸ Jeremia Jer 30 14 18 27 Die Stadt ist nach längerer Belagerung eingenommen. Innerhalb der Stadt sind viele erschlagen, außerhalb derselben durch das Schwert der Feinde viele gefallen, die Vornehmen sind in fremde Länder weggeführt. Über die Hungersnot vergl. [2Kön 25,9], über die zurückgelassenen Armen ebenda [Jer 25,12]. Jeremia Jer 30 14 18 28 Das letzte Glied des Verses bezieht sich auf die Verheißung der falschen Propheten V. 15. Doch eben diese Verkündigung erschüttert den Propheten auf das heftigste, so dass er Gott zum dritten Male um Erbarmen anfleht. Jeremia Jer 30 14 19 Numquid projiciens abjecisti Judam? aut Sion abominata est anima tua? quare ergo percussisti nos, ita ut nulla sit sanitas? exspectavimus pacem, et non est bonum: et tempus curationis, et ecce turbatio. Hast du denn Juda gänzlich verworfen,²⁹ oder ist Sion deiner Seele zum Abscheu geworden?³⁰ Warum hast du uns denn so geschlagen, dass es keine Heilung mehr gibt?³¹ Wir harrten auf Frieden, aber es kommt nichts Gutes; auf eine Zeit der Heilung und siehe, es kommt Schrecknis!³² [Jer 8,15] Jeremia Jer 30 14 19 29 Das wird das letzte Ergebnis der Strafe sein, dass es scheint, als ob du deinen Verheißungen nicht treu bist. Jeremia Jer 30 14 19 30 Die Stätte, an der dein Herz auf ewig weilen sollte. [1Kön 9,3]. Jeremia Jer 30 14 19 31 Wenn dem aber nicht so ist, wenn du deine Verheißungen erfüllen willst, warum schlägst du uns da so, dass Reich und Stadt niedersinken ohne Hoffnung auf Erhebung? Jeremia Jer 30 14 19 32 Du hast einen ewigen Bund geschlossen und einen ewigen Thron verheißen, so dürfen wir, wenn ja einmal ein Schaden uns trifft, wenigstens Heilung desselben erhoffen? Ist alles dahin? Jeremia Jer 30 14 2 Luxit Judæa, et portæ ejus corruerunt, et obscuratæ sunt in terra, et clamor Jerusalem ascendit. Es trauert das Land von Juda,² seine Tore liegen in düsterer Trauer zu Boden³ und das Klagegeschrei Jerusalems steigt empor. Jeremia Jer 30 14 2 2 Vergl. [Klgl 1,4]. Das Land wird von Trockenheit heimgesucht und trägt keine Frucht. Jeremia Jer 30 14 2 3 Bei den Toren fanden die Versammlungen statt, das Ausfallen derselben versetzt die Tore in Trauer, in der sie sich am Boden niederlassen. Jeremia Jer 30 14 20 Cognovimus Domine impietates nostras, iniquitates patrum nostrorum, quia peccavimus tibi. Herr! wir erkennen unsere Freveltaten,³³ das Unrecht unserer Väter, dass wir wider dich gesündigt haben. Jeremia Jer 30 14 20 33 Es sind noch einige Fromme da, welche die Schuld des Volkes beweinen; diese also wolle Gott berücksichtigen, um ihretwillen schonen. Vergl. [Bar 1,15; Dan 9,2]. Jeremia Jer 30 14 21 Ne des nos in opprobrium propter nomen tuum, neque facias nobis contumeliam solii gloriæ tuæ: recordare, ne irritum facias fdus tuum nobiscum. Überliefere uns nicht der Beschimpfung,³⁴ um deines Namens willen,³⁵ und entehre uns nicht, den Thron deiner Herrlichkeit;³⁶ gedenke doch und hebe deinen Bund mit uns nicht auf!³⁷ Jeremia Jer 30 14 21 34 Hebr.: verwirf doch nicht (dein Volk). Jeremia Jer 30 14 21 35 Der du treu und mächtig bist. (Vergl. V. 8, 9) Jeremia Jer 30 14 21 36 Vergl. [1Sam 4,4; Ex 25,22] Wenn das Reich untergeht, fallen auch diese in die Hand der Feinde, die wähnen werden, du habest dich nicht verteidigen können. Jeremia Jer 30 14 21 37 Gottes Treue und Wahrhaftigkeit stellt er dem rächenden Herrn entgegen. Jeremia Jer 30 14 22 Numquid sunt in sculptilibus gentium qui pluant? aut cli possunt dare imbres? nonne tu es Dominus Deus noster, quem exspectavimus? tu enim fecisti omnia hæc. Gibt es etwa unter den Götzen der Heiden solche, die Regen spenden, oder können die Himmel von selbst Regen geben? Bist nicht du es, Herr, unser Gott, auf den wir hoffen?³⁸ Denn du hast alles dies gemacht.³⁹ Jeremia Jer 30 14 22 38 Letzter Grund: Zu wem sollen wir fliehen? Du allein kannst helfen, also musst du dich endlich erbarmen. Hebr. Jeremia Jer 30 14 22 39 Du allein hast erschaffen, also liebst du auch alles, sonst hättest du es nicht erschaffen. Zwei Gründe (V. 38, V. 39) Jeremia Jer 30 14 3 Majores miserunt minores suos ad aquam: venerunt ad hauriendum, non invenerunt aquam, reportaverunt vasa sua vacua: confusi sunt et afflicti, et operuerunt capita sua. Die Vornehmen schicken ihre Untergebenen nach Wasser aus; sie kommen, um zu schöpfen,⁴ und finden kein Wasser; sie bringen ihre Gefäße leer zurück, beschämt und betrübt, und verhüllen ihr Haupt.⁵ [2Sam 15,30] Jeremia Jer 30 14 3 4 Hebr.: Sie kommen zu den Zisternen. Jeremia Jer 30 14 3 5 Weil sie das von ihrem Herrn so ersehnte Wasser nicht bringen. Das Haupt verhüllen ist Zeichen höchster Betrübnis, weshalb auch den zum Tode Verurteilten das Haupt verhüllt ward. Jeremia Jer 30 14 4 Propter terræ vastitatem, quia non venit pluvia in terram, confusi sunt agricolæ, operuerunt capita sua. Weil das Land brach liegt,⁶ da kein Regen darauf fällt, stehen die Ackerer beschämt und verhüllen ihr Haupt. Jeremia Jer 30 14 4 6 Hebr.: Wegen des Erdbodens, der entmutigt ist, weil es keinen Regen gibt im Lande. Jeremia Jer 30 14 5 Nam et cerva in agro peperit, et reliquit: quia non erat herba. Denn auch die Hirschkuh verlässt ihr Junges,⁷ das sie auf dem Felde geboren, weil kein Grün da ist.⁸ Jeremia Jer 30 14 5 7 Die Hirschkuh liebt nach der Meinung der Alten ihre Jungen ganz besonders, mehr als die anderen Tiere die ihrigen. Jeremia Jer 30 14 5 8 So muss sie die Jungen sterben lassen. Jeremia Jer 30 14 6 Et onagri steterunt in rupibus, traxerunt ventum quasi dracones, defecerunt oculi eorum, quia non erat herba. Die Wildesel stehen auf den Felsenhöhen und schnappen nach Luft wie die Drachen;⁹ ihre Augen verschmachten, denn es ist kein Grün da. Jeremia Jer 30 14 6 9 Hebr.: auf den Felshöhen wie Schakale. Jeremia Jer 30 14 7 Si iniquitates nostræ responderint nobis: Domine fac propter nomen tuum, quoniam multæ sunt aversiones nostræ, tibi peccavimus. Wenn unsere Vergehungen wider uns Zeugnis ablegen,¹⁰ so handle du, Herr, um deines Namens willen;¹¹ denn unsere Abtrünnigkeiten sind zahlreich, wider dich haben wir gesündigt. Jeremia Jer 30 14 7 10 Der Prophet bekennt im Namen des Volkes, dass die Strafe eine wegen seiner mannigfachen Auflehnungen verdiente ist. Jeremia Jer 30 14 7 11 Um deiner Offenbarung willen, durch die du dich als treuen Gott des Bundes kundgetan hast, mildere durch Barmherzigkeit die Züchtigung und gewähre von deiner Treue willen die Bundesgüter, auf dass sich so zeige, dass dein Name noch dieselbe Gewalt hat, wie sie einst [Ex 34,6], da Moses deine Barmherzigkeit, Langmut und Milde pries. Jeremia Jer 30 14 8 Exspectatio Israel, salvator ejus in tempore tribulationis: quare quasi colonus futurus es in terra, et quasi viator declinans ad manendum? Du Erwartung Israels,¹² du sein Retter und Heiland zur Zeit der Not, warum willst du wie ein Fremdling im Lande sein und wie ein Wanderer, der nur einkehrt, um zu übernachten?¹³ Jeremia Jer 30 14 8 12 Auf Gott beruht alle Hoffnung Israels und Gottes Ehre trifft die elende Lage des Volkes, das ihm gehört. Jeremia Jer 30 14 8 13 Dem Wanderer liegt wenig an dem Schicksale der Einwohner. So kann Gott nicht gleichgültig sein gegen das Volk, würden die Heiden doch über seine Unbeständigkeit spotten, wollte er seinen Weinberg im Stich lassen, wie ein Landmann seinen fremden Acker. Jeremia Jer 30 14 9 Quare futurus es velut vir vagus, ut fortis qui non potest salvare? Tu autem in nobis es Domine, et nomen tuum invocatum est super nos, ne derelinquas nos. Warum willst du wie ein unsteter¹⁴ Mann sein, wie ein Kriegsmann, der nicht zu helfen vermag? Du bist ja doch in unserer Mitte,¹⁵ Herr! und über uns wird dein Name angerufen, verlass uns nicht! Jeremia Jer 30 14 9 14 Hebr.: vor Schrecken unschlüssiger, der nicht weiß, wohin er sich wenden soll und kann. Jeremia Jer 30 14 9 15 Du hast deinen Tempel unter uns, in dem du wohnst, wir heißen dein Volk und alle kennen uns als solches. Jeremia Jer 30 0 1 D. Von neuem legt Jeremias vergeblich Fürbitte für das Volk ein. (V. 9) E. Gott tröstet den betrübten Propheten. Jeremia Jer 30 15 1 Et dixit Dominus ad me: Si steterit Moyses, et Samuel coram me, non est anima mea ad populum istum: ejice illos a facie mea, et egrediantur. Da sprach der Herr zu mir: Wenn auch Moses und Samuel vor mich hinträten,¹ so würde mein Herz sich doch nicht diesem Volke zuneigen;² treib sie hinweg von meinem Angesichte, dass sie von dannen gehen! Jeremia Jer 30 15 1 1 Beide haben sich dem göttlichen Zorne entgegengestellt und den Untergang von dem Volke abgewendet. Vor Gott hintreten, ist also für das Volk beten. Wenn Gott nicht einmal die Fürbitte dieser beiden zulässt, kann der Prophet sich nicht gekränkt fühlen, wenn der Herr auch die seine nicht annimmt. Jeremia Jer 30 15 1 2 Nicht einmal jene würden imstande sein, Gott zur Güte für das Volk zu bestimmen, denn wenn sie einst den Herrn dazu gebracht, das Volk zu verschonen, so war damals die gemeinsame Schuld des Volkes noch keine so große, die Verhärtung in der Sünde keine so furchtbare, nicht so viele Mittel endlich vergeblich angewendet. Vergl. [Ez 14,14]. Nur die Verhärtung des Volkes im Bösen ist Ursache, dass die Fürbitte der gottgefälligen Männer nichts vermag. Aus dieser Stelle geht hervor, dass Moses und Samuels und damit aller Heiligen Fürbitte bei Gott viel vermag, wenngleich Gott die Hartnäckigkeit des Volkes durchaus durch eine zeitliche Strafe brechen und so heilen will. Jeremia Jer 30 15 10 Væ mihi mater mea: quare genuisti me virum rixæ, virum discordiæ in universa terra? non fneravi, nec fneravit mihi quisquam: omnes maledicunt mihi. Wehe mir, meine Mutter! warum hast du mich geboren, einen Mann des Haders, einen Mann des Streites für die ganze Welt?²² Ich habe nicht auf Wucher ausgeliehen noch hat jemand mir geliehen²³ und doch fluchen mir alle. Jeremia Jer 30 15 10 22 So wünscht selbst Elias zu sterben. [1Kön 19,4] Jeremia Jer 30 15 10 23 Habe jeden Anlass zu Streit ferngehalten. Ein solcher Anlass wird für alle beispielsweise eingesetzt. Jeremia Jer 30 15 11 Dicit Dominus: Si non reliquiæ tuæ in bonum, si non occurri tibi in tempore afflictionis, et in tempore tribulationis adversus inimicum. Der Herr spricht: Wahrlich!²⁴ was dir noch übrig ist, führe ich zu gutem Ende;²⁵ ich will dir zu Hilfe kommen in der Zeit der Bedrängnis und der Trübsal wider den Feind. Jeremia Jer 30 15 11 24 Ich schwöre. Jeremia Jer 30 15 11 25 Hebr.: Fürwahr, ich festige dich zum Guten; fürwahr, ich lasse bittend den Feind dich angehen am Tage des Unglücks und zur Zeit der Not. Ich will bewirken, dass der Feind um deine Fürbitte fleht. Zwei Dinge verheißt Gott: Er will Jeremias so beistehen, dass dieser sich alles zum Heile ausschlagen sieht, und die Feinde, die (feindlichen Juden), welche ihn jetzt mit Schmähreden heimsuchen, werden um seinen Rat und seine Hilfe bitten. Dass dies geschah, zeigt [Jer 21,2] und [Jer 42,2]. Jeremia Jer 30 15 12 Numquid fderabitur ferrum ferro ab aquilone, et æs? Kann wohl Eisen und Erz sich zu dem Eisen von Norden gesellen?²⁶ Jeremia Jer 30 15 12 26 Hebr.: Wird etwa jemand Eisen, nordisches Eisen und Erz brechen? Ich will dich zu einer eisernen Säule und zu einer ehernen Mauer machen, also fürchte nicht, man könnte dich brechen! Das nordische Eisen galt als das beste und härteste. Der heilige Hieronymus gibt drei Erklärungen zu seiner Übersetzung, die nicht einmal ganz zu derselben passen. Nur der Text, wie er nach dem Hebräischen soeben gegeben, entspricht dem Zusammenhange. Jeremia Jer 30 15 13 Divitias tuas et thesauros tuos in direptionem dabo gratis in omnibus peccatis tuis, et in omnibus terminis tuis. Deine²⁷ Schätze und deine Reichtümer werde ich dem Raube preisgeben ohne Zahlung,²⁸ für alle deine Sünden, und dies in allen deinen Marken. Jeremia Jer 30 15 13 27 Die Rede Gottes wendet sich dem Volke zu. Jeremia Jer 30 15 13 28 Ohne dass Gott von den Eroberern Entschädigung für sich verlangt, d.i. ohne dass es die Feinde Mühe und Gefahr kostet. Jeremia Jer 30 15 14 Et adducam inimicos tuos de terra quam nescis: quia ignis succensus est in furore meo, super vos ardebit. Und ich werde deine Feinde aus einem Lande herbeiführen, das du nicht kennst,²⁹ denn ein Feuer ist in meinem Grimm entbrannt und wird über euch emporflammen. Jeremia Jer 30 15 14 29 Hebr.: Und ich werde sie (die Schätze, oder dich?) in ein Land übergehen lassen, das du nicht kennst. Der Text ist indes nicht unversehrt. Siehe [Jer 17,4]. Sept. Chald.: Und ich will dich deinen Feinden dienen lassen. Jeremia Jer 30 15 15 Tu scis Domine, recordare mei, et visita me, et tuere me ab his, qui persequuntur me, noli in potentia tua suscipere me: scito quoniam sustinui propter te opprobrium. Du weißt es, Herr! gedenke mein³⁰ und behüte mich und schütze mich³¹ vor meinen Verfolgern; schirme mich nicht nach deiner Langmut,³² bedenke, dass ich deinetwillen Schmach ausstehe! Jeremia Jer 30 15 15 30 Da der Prophet nach V. 13, V. 14 Unglück verkünden soll, muss er die Feindseligkeit des Volkes fürchten, deshalb fährt er fort, Gott um Hilfe zu bitten. Du weißt, welcher Hass und welche Gefahren mir drohen, wenn ich den Untergang verkünde. Gedenke mein: Wem Gott beisteht, dessen gedenkt er gleichsam. Jeremia Jer 30 15 15 31 Hebr.: Räche mich an. Jeremia Jer 30 15 15 32 Strafe meine Feinde schnell, verschiebe es nicht, befreie mich alsbald. Jeremia Jer 30 15 16 Inventi sunt sermones tui, et comedi eos, et factum est mihi verbum tuum in gaudium et in lætitiam cordis mei: quoniam invocatum est nomen tuum super me Domine Deus exercituum. Fanden sich Worte von dir, so verschlang ich sie³³ und dein Wort gereichte mir zur Freude und zur Wonne meines Herzens; denn dein Name ist über mich angerufen,³⁴ Herr, Gott der Heerscharen! Jeremia Jer 30 15 16 33 Um seiner Bitte Nachdruck zu verleihen, weist Jeremias auf seinen Gehorsam und seinen Eifer. Wie an süßester Speise erfreute ich mich an ihnen. Jeremia Jer 30 15 16 34 Ich wusste, dass ich dir in besonderer Weise angehörte. Vergl. [Jes 4,1] und [Jer 14,9]. Jeremia Jer 30 15 17 Non sedi in concilio ludentium, et gloriatus sum a facie manus tuæ: solus sedebam, quoniam comminatione replesti me. Nicht saß ich in der Gesellschaft der Fröhlichen,³⁵ sondern rühmte mich dessen, was deine Hand an mir getan; ich saß einsam, denn du erfülltest mich mit deinem Dräuen. [Ps 1,1; Ps 25,4] Jeremia Jer 30 15 17 35 Hebr.: Nicht lass ich im Kreise der Scherzenden und belustige mich, wegen deiner Hand habe ich einsam gesessen, von Grimm hattest du mich erfüllt. Wer Hartes und Schlimmes verkünden soll, muss schon in seinem ganzen Verhalten harte Buße zur Schau tragen. Jeremia Jer 30 15 18 Quare factus est dolor meus perpetuus, et plaga mea desperabilis renuit curari? facta est mihi quasi mendacium aquarum infidelium. Warum ist mein Schmerz beständig geworden, und ist meine Wunde hoffnungslos und will sich nicht heilen lassen?³⁶ Sie ward mir wie trügerische Wasser, auf die kein Verlass ist.³⁷ [Jer 30,15] Jeremia Jer 30 15 18 36 Über den Schmerz und die Wunde siehe [Jer 11,18ff; Jer 12,1]. Dazu kommen gewiss verschiedene Verfolgungen, welche der Prophet erduldet hat. Jeremia Jer 30 15 18 37 Nach dem Hebr.: Wirst du mir etwa wie ein Trugbach sein, (wie) Wasser, die nicht beständig sind? Die gerade dann versiegen, wenn man ihrer am meisten bedarf, im Sommer? Vergl. [Ijob 6,15ff]. Es ist ein inständig flehendes Bittgebet: Wirst du mich ohne Hilfe lassen, gerade dann, wenn ich derselben am meisten bedarf? Jeremia Jer 30 15 19 Propter hoc hæc dicit Dominus: Si converteris, convertam te, et ante faciem meam stabis: et si separaveris pretiosum a vili, quasi os meum eris: convertentur ipsi ad te, et tu non converteris ad eos. Darum³⁸ spricht der Herr also: Wenn du umkehrst, werde ich dich zurückbringen und vor mich treten lassen;³⁹ und wenn du das Kostbare von dem Schlechten sonderst, so wirst du wie mein Mund sein;⁴⁰ jene werden sich alsdann zu dir umwenden und nicht du wirst dich zu ihnen wenden. Jeremia Jer 30 15 19 38 Der Herr mahnt ihn, die Hilfe müsse nicht durchaus alsbald ihm zuteil werden. Jeremia Jer 30 15 19 39 Wenn du dich von deinem Kleinmut und deiner Ungeduld zu fester Hoffnung auf mich bekehrst, will ich dich wiederkehren lassen, dass du vor meinem Angesichte stehest, und du sollst wieder mein standhafter Prophet und mein Freund sein. Jeremia Jer 30 15 19 40 Hebr.: Und wenn du Echtes hervorbringst ohne Unedles, so wirst du wie mein Mund sein ein wahrer Prophet, wie ich ihn will, vergl. [Ex 7,1], der Misstrauen und Murren von sich fernhält. Dann wird der Prophet wahrhaft über seine Feinde triumphieren und jene ihn bittend nahen, er aber niemandes Gunst zu suchen haben. Es wird geschehen, was in V. 11 (hebr.) verheißen ist. Jeremia Jer 30 15 2 Quod si dixerint ad te: Quo egrediemur? Dices ad eos: Hæc dicit Dominus: Qui ad mortem, ad mortem: et qui ad gladium, ad gladium: et qui ad famem, ad famem: et qui ad captivitatem, ad captivitatem. Und wenn sie dann³ zu dir sprechen: Wohin sollen wir fortgehen? so sage ihnen: Also spricht der Herr: Wer für den Tod⁴ bestimmt ist, in den Tod; wer für das Schwert, zum Schwerte; wer für den Hunger, zum Hunger; wer für die Gefangenschaft, zur Gefangenschaft.⁵ [Sach 11,9] Jeremia Jer 30 15 2 3 Höhnend. Jeremia Jer 30 15 2 4 Die Pest. Jeremia Jer 30 15 2 5 Die Größe des Zornes Gottes offenbart sich darin, dass viele Mittel des Unterganges bezeichnet werden, kein Weg zur Rettung. Jeremia Jer 30 15 20 Et dabo te populo huic in murum æreum, fortem: et bellabunt adversum te, et non prævalebunt: quia ego tecum sum ut salvem te, et eruam te, dicit Dominus. Ich will dich diesem Volke gegenüber zu einer ehernen, festen Mauer machen; kämpfen sie wider dich, so werden sie nichts über dich vermögen; denn ich bin mit dir, um dir zu helfen und dich zu erretten, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 15 21 Et liberabo te de manu pessimorum, et redimam te de manu fortium. Und ich will dich aus der Hand der Bösen befreien und dich aus der Hand der Gewalttätigen erlösen.⁴¹ Jeremia Jer 30 15 21 41 Zu einer Zeit, welche Gott selbst erwählt. Der Prophet soll in Geduld und Hoffnung harren. Jeremia Jer 30 15 3 Et visitabo super eos quatuor species, dicit Dominus: Gladium ad occisionem, et canes ad lacerandum, et volatilia cli et bestias terræ ad devorandum et dissipandum. Und ich will sie mit viererlei Plagen heimsuchen,⁶ spricht der Herr: Mit dem Schwerte, dass sie getötet werden, mit Hunden, dass sie zerrissen werden, mit den Vögeln des Himmels und den wilden Tieren der Erde, dass sie verschlungen und vertilgt werden. Jeremia Jer 30 15 3 6 Hebr.: Ich werde über euch vier Völker bestimmen um euch zu vernichten und Schmach anzutun. Wie hart solche Schmach ihnen fiel, zeigt die Geschichte Davids und Goliaths. [1Sam 17,44.46] Jeremia Jer 30 15 4 Et dabo eos in fervorem universis regnis terræ: propter Manassem filium Ezechiæ regis Juda, super omnibus quæ fecit in Jerusalem. Und ich will sie zum Grauen für alle Reiche der Erde machen,⁷ um Manasses, des Sohnes Ezechias, des Königs von Juda, willen, wegen alles dessen, was er in Jerusalem getan hat.⁸ [2Kön 21,10-16; 2Kön 23,26] Jeremia Jer 30 15 4 7 Wegen ihres unsteten Umherirrens und ihrer Zerstreuung unter alle Völker. [Dtn 28,25] Jeremia Jer 30 15 4 8 Zur Zeit des Ezechias hat Gott ähnliche Drohungen nicht ausgeführt. [Jer 26,19] Jeremia Jer 30 15 5 Quis enim miserebitur tui Jerusalem? aut quis contristabitur pro te? aut quis ibit ad rogandum pro pace tua? Denn wer wird Erbarmen gegen dich üben, Jerusalem? oder wer wird dir Teilnahme zeigen?⁹ oder wer wird hintreten, um Frieden für dich zu erbitten? Jeremia Jer 30 15 5 9 Hebr.: Oder wer wird dir Mitleid bezeigen und wer einkehren, nach deinem Wohlergehen zu fragen? Mit Recht, wie V. 6 zeigte. Jeremia Jer 30 15 6 Tu reliquisti me, dicit Dominus, retrorsum abiisti: et extendam manum meam super te, et interficiam te: laboravi rogans. Du hast mich verlassen, spricht der Herr, du hast dich rückwärts abgewandt; so will ich meine Hand über dich ausstrecken und dich töten,¹⁰ ich bin des Mahnens¹¹ müde. Jeremia Jer 30 15 6 10 Das Volk hat Gott verlassen, darum wird auch er es verlassen. Jeremia Jer 30 15 6 11 Ich habe so oft noch einmal deiner geschont, doch nun bin ich es müde, dich noch weiter zur Buße aufzufordern. (Vulg.) Hebr.: Des Bedauerns. Jeremia Jer 30 15 7 Et dispergam eos ventilabro in portis terræ: interfeci et disperdidi populum meum, et tamen a viis suis non sunt reversi. Ich will sie mit der Wurfschaufel in den Toren des Landes¹² niederworfeln. Ich habe mein Volk getötet und vernichtet,¹³ aber dennoch¹⁴ kehrten sie von ihren Wegen nicht um.¹⁵ Jeremia Jer 30 15 7 12 Die Tore sind die Zugänge des Landes, in diesen will der Herr sein Volk worfeln, dass der Wind sie wie Spreu in fremde Länder trage. Jeremia Jer 30 15 7 13 Ich habe mein Volk verwaist gemacht indem ich seine Jugend im Kampfe fallen ließ. Der Sinn ist indes: Ich werde verwaist machen. Jeremia Jer 30 15 7 14 Zusatz der Vulgata. Jeremia Jer 30 15 7 15 Wiederholung des Grundes, weshalb Gott sein Volk verwerfen muss. Jeremia Jer 30 15 8 Multiplicatæ sunt mihi viduæ ejus super arenam maris: induxi eis super matrem adolescentis vastatorem meridie: misi super civitates repente terrorem. Ihre Witwen sind mir zahlreicher geworden als der Sand am Meere, ich ließ über die Mutter der jungen Mannschaft den Verwüster am Mittage¹⁶ kommen und sandte plötzlich Schrecken über die Städte.¹⁷ Jeremia Jer 30 15 8 16 Mit offener Gewalt. Er braucht nicht nächtlichen Überfall zu suchen. Jeremia Jer 30 15 8 17 Nach dem Hebr.: Will über sie (die junge Mannschaft) plötzlich Angst und Schrecken fallen lassen. Jeremia Jer 30 15 9 Infirmata est quæ peperit septem, defecit anima ejus: occidit ei sol, cum adhuc esset dies: confusa est, et erubuit: et residuos ejus in gladium dabo in conspectu inimicorum eorum, ait Dominus. Hingesiecht ist die, welche sieben Kinder¹⁸ geboren, dahingeschwunden ist ihr Leben;¹⁹ untergegangen ist die Sonne für sie, während es noch Tag war, sie ist zuschanden und schamrot geworden.²⁰ Was von ihr noch übrig geblieben ist,²¹ will ich dem Schwerte preisgeben vor ihren Feinden, spricht der Herr. [1Sam 2,5; Am 8,9] Jeremia Jer 30 15 9 18 Die Zahl sieben ist eine heilige: Die Mutter, welche mit zahlreicher Nachkommenschaft gesegnet und Gott insbesondere lieb scheinen konnte, hat keinen Nutzen von so vielen Söhnen. Jeremia Jer 30 15 9 19 Mit den Söhnen hat die Mutter gleichsam ihr Leben verloren, ihr Sonnenlicht, das unerwartet am hellen Tage unterging. Sie ist innerlich vernichtet; die Schmach der Kinderlosigkeit hat sie unerwartet getroffen. Zu dem Bilde vergl. [1Sam 2,5; Rut 4,15]. Jeremia Jer 30 15 9 20 Was haben da andere zu erwarten? Jeremia Jer 30 15 9 21 Ihre noch übrigen Kinder. Freilich wird ein heiliger Same bewahrt und das Gottesreich einst wieder hergestellt, wie andere Weissagungen bezeugen. Jeremia Jer 30 0 1 5. Fünfte Rede. (Kap. 16 [Jer 17]) A. Weissagung durch das Vorbild der Lebensschicksale des Propheten. (V. 18) B. Wehe den Gottlosen, Heil denen, die auf Gott vertrauen! [Jer 17,18] Jeremia Jer 30 16 1 Et factum est verbum Domini ad me, dicens: Und es erging das Wort des Herrn an mich, also: Jeremia Jer 30 16 10 Et cum annuntiaveris populo huic omnia verba hæc, et dixerint tibi: Quare locutus est Dominus super nos omne malum grande istud? quæ iniquitas nostra? et quod peccatum nostrum, quod peccavimus Domino Deo nostro? Wenn du nun diesem Volke alle diese Worte verkündest und sie dich fragen:¹¹ Warum hat uns der Herr all dieses große Unheil angedroht? welches ist unser Vergehen und welches unsere Sünde, die wir wider den Herrn, unsern Gott, begangen haben? [Jer 5,19] Jeremia Jer 30 16 10 11 Die Verstockung des Volkes wird mit einer dreifachen Frage geschildert. Nach so vielen Mahnungen und Strafreden sind sie nicht einmal zum Anfang der Bekehrung, zu einiger Anerkennung ihrer Schuld gekommen. Jeremia Jer 30 16 11 Dices ad eos: Quia dereliquerunt me patres vestri, ait Dominus: et abierunt post deos alienos, et servierunt eis, et adoraverunt eos: et me dereliquerunt, et legem meam non custodierunt. so sprich zu ihnen: Weil eure Väter mich verlassen haben,¹² spricht der Herr, und fremden Göttern angehangen und diesen gedient und sie angebetet, mich aber verlassen und mein Gesetz nicht beobachtet haben. Jeremia Jer 30 16 11 12 Die Väter werden erwähnt, um zu zeigen, wie tief eingefressen das Übel ist und wie wenig Eindruck die über die Väter verhängten Strafen auf die Söhne gemacht haben. Jeremia Jer 30 16 12 Sed et vos pejus operati estis, quam patres vestri: ecce enim ambulat unusquisque post pravitatem cordis sui mali, ut me non audiat. Ihr aber habt noch schlimmer gehandelt als eure Väter; denn sehet, ein jeder geht der Verkehrtheit seines bösen Herzens nach, ohne auf mich zu hören. Jeremia Jer 30 16 13 Et ejiciam vos de terra hac in terram, quam ignoratis vos, et patres vestri: et servietis ibi diis alienis die ac nocte, qui non dabunt vobis requiem. So will ich euch denn hinausschleudern aus diesem Lande in jenes Land, das ihr nicht kennt¹³ und das eure Väter nicht kannten; dort möget ihr Tag und Nacht fremden Göttern dienen,¹⁴ die euch keine Ruhe gewähren.¹⁵ Jeremia Jer 30 16 13 13 Dass es Babylon sein werde, hat schon der Prophet Michäas vorausgesagt [Mi 4,10]; ebenso hatte Isaias [Jes 39,9] und selbst Jeremias auf das nordische Reih hingewiesen [Jer 3,18]; durch die Erfahrung kannten die Juden es noch nicht. Jeremia Jer 30 16 13 14 Insofern dienen sie fremden Gottheiten als sie unter der Herrschaft eines Volkes sind, das fremde Götter verehrt. Jeremia Jer 30 16 13 15 Hebr.: weil ich euch keine Gunst (Barmherzigkeit) erweisen werde. Jeremia Jer 30 16 14 Propterea ecce dies veniunt, dicit Dominus, et non dicetur ultra: Vivit Dominus, qui eduxit filios Israel de terra gypti, Darum sehet, es werden Tage kommen, spricht der Herr, da man nicht mehr sagt: So wahr der Herr lebt, welcher die Kinder Israels aus dem Lande Ägypten geführt hat! Jeremia Jer 30 16 15 Sed, Vivit Dominus, qui eduxit filios Israel de terra aquilonis, et de universis terris, ad quas ejeci eos: et reducam eos in terram suam, quam dedi patribus eorum. sondern: So wahr der Herr lebt, der die Kinder Israels aus dem Lande gegen Norden und aus allen Landen, in die ich sie verstoßen hatte, hergeführt hat! denn ich werde sie wieder in ihr Land bringen, welches ich ihren Vätern gegeben hatte.¹⁶ Jeremia Jer 30 16 15 16 Die nachfolgende Verheißung der Befreiung lässt die Schwere des Gerichtes fühlen: Es wird eine so mächtige Gottestat zu Erlösung notwendig sein wie einst in Ägypten, ja eine noch weit mächtigere. Die Schwurformel wird eingefügt, weil bei diesem Schwure die Verehrung Gottes auf mannigfache Weise geübt wird und die Erinnerung an die empfangene Wohltat das Herz des Schwörenden mit Ehrfurcht vor Gottes Macht und mit Liebe gegen seine Güte erfüllt. Jeremia Jer 30 16 16 Ecce ego mittam piscatores multos, dicit Dominus, et piscabuntur eos: et post hæc mittam eis multos venatores, et venabuntur eos de omni monte, et de omni colle, et de cavernis petrarum. Sehet, ich will viele Fischer aussenden, spricht der Herr, diese sollen sie herausfischen; und darnach will ich viele Jäger zu ihnen senden, diese sollen sie erjagen auf allen Bergen und allen Hügeln und in den Felsenhöhlen.¹⁷ Jeremia Jer 30 16 16 17 Sicher und unabwendbar kommt das Unglück. Die Feinde werden alle mit ihren Netzen umspannen und selbst die, welche sich in den Klüften zu verbergen suchen, in ihre Gewalt bringen. Zu dem Bilde vergl. [Am 4,2; Hab 1,15] Wie Fischer fingen die Chaldäer die Juden in Jerusalem, wie Jäger verfolgten sie Sedekias und die Fürsten, welche bei Nacht in die Berge fliehen wollten. Jeremia Jer 30 16 17 Quia oculi mei super omnes vias eorum: non sunt absconditæ a facie mea, et non fuit occultata iniquitas eorum ab oculis meis. Denn meine Augen sind auf alle ihre Wege gerichtet, nicht sind diese verborgen vor meinem Angesicht und ihre Verschuldung ist nicht versteckt vor meinen Augen. Jeremia Jer 30 16 18 Et reddam primum duplices iniquitates, et peccata eorum: quia contaminaverunt terram meam in morticinis idolorum suorum, et abominationibus suis impleverunt hereditatem meam. Zuvor¹⁸ aber will ich ihre Verschuldungen und Versündigungen doppelt vergelten,¹⁹ denn sie haben mein Land²⁰ mit dem Ase ihrer Götzen²¹ verunreinigt und mein Erbe mit ihren Greueln erfüllt. Jeremia Jer 30 16 18 18 Ehe die V. 15 verheißene große Erlösungstat erfolgt. Jeremia Jer 30 16 18 19 Streng und andauernd. Jeremia Jer 30 16 18 20 Dass es sich in besonderer Weise als seinen Sitz erkoren und den Israeliten als Anwohnern gegeben hat. Jeremia Jer 30 16 18 21 Hebr.: Mit den Leichnamen ihrer Scheusale (den Götzen). Jeremia Jer 30 16 19 Domine fortitudo mea, et robur meum, et refugium meum in die tribulationis: ad te gentes venient ab extremis terræ, et dicent: Vere mendacium possederunt patres nostri, vanitatem, quæ eis non profuit. Herr, meine Stärke und meine Kraft,²² meine Zuflucht am Tage der Drangsal!²³ Zu dir werden die Völker von den Enden der Erde kommen und sagen: Wahrlich, unsere Väter haben nur Lüge zu eigen gehabt, Nichtigkeit, die ihnen zu nichts nützte!²⁴ Jeremia Jer 30 16 19 22 Der aus der Gefangenschaft zu erwartende Nutzen soll der Trost des Propheten sein. Er bittet, die Gefangenschaft möchte denselben wirklich herbeiführen. Jeremia Jer 30 16 19 23 Hebr.: Meine Wehr und meine Schutzwehr. Jeremia Jer 30 16 19 24 Was oben die Israeliten, durch die Strafe belehrt, [Jer 3,23] sagen, wiederholen jetzt die Völker, auch sie sind von Gott belehrt. Dass dies ein Erfolg der Wegführung sein werde, hat insbesondere Isaias öfter [Jes 2,2] vorausgesagt. Hebr.: Eitel Trug haben unsere Väter zu eigen gehabt, eitles Wesen, worunter keiner keiner, der Nutzen hat. Jeremia Jer 30 16 2 Non accipies uxorem, et non erunt tibi filii, et filiæ in loco isto. Nimm dir an diesem Orte kein Weib und zeuge weder Söhne noch Töchter,¹ Jeremia Jer 30 16 2 1 Im Alten Testamente, zu dessen vorzüglichsten Segnungen zahlreiche Nachkommenschaft gehörte, ja Unfruchtbarkeit als Fluch galt, vergl. [Dtn 17,14], war diese Vorschrift eine harte. Der Prophet soll ein Vorbild derer werden, welche nach dem Rate des Herrn um des Evangeliums willen unbeweibt bleiben. Die Einzelaufzählung zeigt dem Propheten, wessen allen er entbehren soll. Ähnlich wird Abraham das Opfer vor Augen gestellt, das Gott von ihm fordert. [Gen 12,1] Jeremia Jer 30 16 20 Numquid faciet sibi homo deos, et ipsi non sunt dii? Kann wohl ein Mensch sich Götter machen? denn solche sind doch keine Götter! Jeremia Jer 30 16 21 Idcirco ecce ego ostendam eis per vicem hanc, ostendam eis manum meam, et virtutem meam: et scient quia nomen mihi Dominus. Darum sehet, tue ich ihnen diesmal kund, tue ihnen meine Hand und meine Macht kund, damit sie erfahren, dass mein Name Herr ist!²⁵ Jeremia Jer 30 16 21 25 Sie sollen erfahren, dass mein Name Jahve von Stein abgeleitet ist, dass ich alles, was ich androhe oder verheiße, zur Wirklichkeit werden lasse. Der Götzendienst hat bei dem auserwählten Volke alles überwuchert, darum ist ein solches Strafgericht notwendig. [Jer 17,1] Jeremia Jer 30 16 3 Quia hæc dicit Dominus super filios et filias qui generantur in loco isto, et super matres eorum, quæ genuerunt eos: et super patres eorum, de quorum stirpe sunt nati in terra hac: denn so spricht der Herr von den Söhnen und Töchtern, die an diesem Orte geboren werden, von ihren Müttern, die sie gebären, und von ihren Vätern, von denen sie in diesem Lande gezeugt werden: Jeremia Jer 30 16 4 Mortibus ægrotationum morientur: non plangentur, et non sepelientur, in sterquilinium super faciem terræ erunt: et gladio, et fame consumentur: et erit cadaver eorum in escam volatilibus cli, et bestiis terræ. An schlimmen Seuchen² sollen sie dahinsterben und es wird ihnen keine Totenfeier gehalten noch ein Grab zuteil werden, sondern zu Dünger sollen sie auf der Oberfläche der Erde werden, durch Schwert und Hunger sollen sie dahingerafft werden und ihre Leichname den Vögeln des Himmels und den Tieren der Erde zum Fraße dienen! [Jer 14,16] Jeremia Jer 30 16 4 2 Besser: An qualvollen Todesarten. Solche sind [Jer 15,2ff] genannt und werden in der zweiten Hälfte des Verses genannt. Vorzeitiger, elender Tod soll sie dahinraffen und Bestattung ihnen nicht zuteil werden. Dieses Los stellt ihnen Jeremias, ohne Weib und Kinder unter ihnen lebend, gleichsam an sich vor Augen. Aus gleichem Grunde soll er sich vor allem vertrauten Verkehr fernhalten. (V. 5) Jeremia Jer 30 16 5 Hæc enim dicit Dominus: Ne ingrediaris domum convivii, neque vadas ad plangendum, neque consoleris eos: quia abstuli pacem meam a populo isto, dicit Dominus, misericordiam et miserationes. Denn so spricht der Herr: Gehe in kein Haus zu einem Trauermahle³ und tritt nicht ein zum Klagen noch tröste sie,⁴ denn ich habe meinen Frieden,⁵ Gnade und Erbarmungen von diesem Volke weggenommen, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 16 5 3 Hebr.: Gehe in kein Trauerhaus. Trauernden brachte man Speise und bereitete man ein Mahl. Jeremia Jer 30 16 5 4 Hebr.: Bezeige ihnen kein Beileid. Jeremia Jer 30 16 5 5 Den glücklichen Stand, der die Fülle aller Güter spendet. Jeremia Jer 30 16 6 Et morientur grandes, et parvi in terra ista: non sepelientur neque plangentur, et non se incident, neque calvitium fiet pro eis. Und Große wie Kleine⁶ sollen in diesem Lande sterben, man wird sie weder begraben noch ihnen die Totenklage halten,⁷ niemand soll sich ihretwegen ritzen oder kahl scheren.⁸ Jeremia Jer 30 16 6 6 Vornehme, wie Geringe. Jeremia Jer 30 16 6 7 Sie werden allzu zahlreich sein als dass man dies könnte. Jeremia Jer 30 16 6 8 Beides war freilich verboten. [Lev 19,28; Dtn 14,1] Die hier genannte Sitte war bei Babyloniern, Armeniern, Scythen, Römern und anderen Völkern allgemein. Jeremia Jer 30 16 7 Et non frangent inter eos lugenti panem ad consolandum super mortuo: et non dabunt eis potum calicis ad consolandum super patre suo et matre. Und man soll um sie kein Brot dem Leidtragenden brechen, ihn zu trösten ob des Toten,⁹ noch wird man sie den Becher des Trostes trinken lassen wegen ihres Vaters oder wegen ihrer Mutter. Jeremia Jer 30 16 7 9 Trauernde fasteten [1Sam 20,34] u.a., deshalb zwang man sie durch Zusendung von Speisen die Trauer zu unterbrechen. Jeremia Jer 30 16 8 Et domum convivii non ingrediaris, ut sedeas cum eis, et comedas et bibas: Gehe auch in kein Haus, wo ein Festmahl gehalten wird, dass du dich zu ihnen setzest, um zu essen und zu trinken. Jeremia Jer 30 16 9 Quia hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel: Ecce ego auferam de loco isto in oculis vestris, et in diebus vestris vocem gaudii, et vocem lætitiæ, vocem sponsi, et vocem sponsæ. Denn also spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Siehe, ich will von diesem Orte vor euern Augen und in euern Tagen den Schall der Freude und den Schall des Frohlockens, die Stimme des Bräutigams und die Stimme der Braut verschwinden lassen.¹⁰ Jeremia Jer 30 16 9 10 Alle Festfreude soll aufhören. Die Lebenden sollen dessen noch Zeugen sein. Vergl. [Jer 7,34]. Die Erfüllung: [Klgl 5,15]. Jeremia Jer 30 0 1 Wehe den Gottlosen, Heil denen, die auf Gott vertrauen! (V. 18) C. Weg zur Rettung. Jeremia Jer 30 17 1 Peccatum Juda scriptum est stylo ferreo in ungue adamantino, exaratum super latitudinem cordis eorum, et in cornibus ararum eorum. Die Sünde Judas ist aufgezeichnet mit eisernem Griffel und mit diamantener Spitze, eingegraben auf die Tafel ihres Herzens und auf die Hörner¹ ihrer² Altäre. Jeremia Jer 30 17 1 1 Die durch die Götzenopfer befleckten Altäre geben von der Sünde Zeugnis. Beim Götzendienst wurde wohl ein ähnlicher Brauch beobachtet wie bei den dem Herrn dargebrachten Opfern, dass das Blut an die Hörner des Brandopfer- und Rauchopfer-Altars gestrichen ward. Jeremia Jer 30 17 1 2 Hebr.: Eurer, der Götzen allein. Jeremia Jer 30 17 10 Ego Dominus scrutans cor, et probans renes: qui do unicuique juxta viam suam, et juxta fructum adinventionum suarum. Ich, der Herr, bin es, der das Herz erforscht und die Nieren prüft;¹⁴ ich vergelte einem jeden nach seinem Wandel und nach der Frucht seiner Bestrebungen. [Offb 2,23] Jeremia Jer 30 17 10 14 Herz und Nieren sind der Sitz aller Gedanken und Begierden. Dem gerechten Richter ist das Verborgenste offenbar, er wird den Richterspruch V. 5-8 bei jedem zur Ausführung bringen. Ein Beispiel davon folgt V. 11 in der Form eines Sprichwortes. Jeremia Jer 30 17 11 Perdix fovit quæ non peperit: fecit divitias, et non in judicio: in dimidio dierum suorum derelinquet eas, et in novissimo suo erit insipiens. Wie das Rebhuhn brütet, was es nicht gelegt, so ist der, welcher Reichtum erwirbt, aber nicht auf rechtlichem Wege;¹⁵ in der Hälfte seiner Tage muss er ihn im Stich lassen und bei seinem Ende wird er als Tor dastehen. Jeremia Jer 30 17 11 15 Schlecht Erworbenes zerrinnt ohne Nutzen, wie das Rebhuhn keinen Gewinn hat von der Mühe, mit der es die Eier eines anderen Rebhuhns stiehlt und bebrütet, denn kaum hat es Junge ausgebrütet, da fliegen sie davon. (Hieron. Volksglaube) Jeremia Jer 30 17 12 Solium gloriæ altitudinis a principio, locus sanctificationis nostræ: O Thron der Herrlichkeit, vom Anbeginn erhaben, Stätte unseres Heiligtums, Jeremia Jer 30 17 13 Exspectatio Israel Domine: omnes, qui te derelinquunt, confundentur: recedentes a te, in terra scribentur: quoniam dereliquerunt venam aquarum viventium Dominum: o du Hoffnung Israels, o Herr!¹⁶ alle, welche dich verlassen, müssen zuschanden werden; die von dir abfallen, werden in den Staub geschrieben,¹⁷ weil sie den Herrn, die Quelle lebendigen Wassers, verlassen haben.¹⁸ Jeremia Jer 30 17 13 16 O du Thron der Herrlichkeit: Erhabenheit Gottes und Herrschaft über alles, die du von Ewigkeit her bestehend auf Erden unter deinem Volke aufgerichtet hast, diesem in besonderer Weise nahe, du, der allein unsere Hoffnung, der alles umfasst, was uns Glück und Seligkeit gewähren kann: Jahve! Wenn der Herr ein solcher ist, was erwartet da alle, die ihn verlassen? Jeremia Jer 30 17 13 17 Gegensatz: Im Buche des Lebens. Im Staube zertritt der Fuß der darüber Hinschreitenden die Namen, verweht sie der Wind. Das Bild bedeutet einen Untergang voll Schmach, Verwerfung vor Gott. Jeremia Jer 30 17 13 18 Ob Christus [Joh 8,6.8] auf der Erde schreibend andeuten will, was die erwartet, welche den Messias versuchen, damit sie ihn anklagen können? Jeremia Jer 30 17 14 Sana me Domine, et sanabor: salvum me fac, et salvus ero: quoniam laus mea tu es. Heile mich, Herr!¹⁹ so werde ich geheilt werden; hilf mir, so wird mir geholfen sein; denn du bist mein Lobpreis.²⁰ Jeremia Jer 30 17 14 19 Da gesegnet ist, wer auf Gott vertraut (V. 7), richtet auch der Prophet sein Gebet an den, der die Erwartung Israels ist: Lass auch mir die dem Vertrauenden verheißene Gnade zuteil werden! Jeremia Jer 30 17 14 20 Gott muss helfen, soll das Rühmen des Propheten in Gott nicht nichtig erscheinen. Jeremia Jer 30 17 15 Ecce ipsi dicunt ad me: Ubi est verbum Domini? veniat. Siehe, jene sprechen zu mir: Wo ist des Herrn Wort? es möge doch kommen!²¹ Jeremia Jer 30 17 15 21 Vergl. [Jes 5,19]. Seit langem schon verkünden die Propheten den Untergang des Reiches, warum erfüllen sich die Drohungen nicht? Jeremia Jer 30 17 16 Et ego non sum turbatus, te pastorem sequens: et diem hominis non desideravi, tu scis. Quod egressum est de labiis meis, rectum in conspectu tuo fuit. Ich aber ward nicht eingeschüchtert,²² dir, meinem Hirten, zu folgen, und habe nicht einen Menschentag²³ ersehnt, du weißt es. Was aus meinen Lippen hervorging, war recht in deinen Augen. Jeremia Jer 30 17 16 22 Sept.: Nicht müde. Hebr.: Aber ich habe mich nicht dem entzogen, ein Hirte zu sein hinter dir her. Hirt sein ist weiden, führen. Während dies sonst von den Königen und Fürsten gesagt wird, wird an dieser Stelle dem Propheten das Gleiche zugeeignet, insofern er der Mund Gottes ist, welcher das Volk lehrt und es so leitet. Obwohl Jeremias wusste, wieviel Leiden das Amt ihm schaffen werde, hat er Gottes Rufe Folge geleistet. Er erwähnt sein Verdienst, wie 15, 16, 17, um mit desto größerer Zuversicht Gott um Hilfe zu bitten. Auch die Feinde finden nichts, was an ihm zu tadeln wäre. Jeremia Jer 30 17 16 23 Hebr.: Ich habe den unheilvollen Tag nicht herbeigesehnt, ich habe die traurigen Weissagungen nicht mit Freude über das Unglück des Volkes verkündet; ich habe nur verkündet, was ich als Gesandter Gottes auf seinen Auftrag musste. Jeremia Jer 30 17 17 Non sis tu mihi formidini, spes mea tu in die afflictionis. Werde nur du mir nicht zum Schrecken,²⁴ du meine Hoffnung am Tage der Drangsal! Jeremia Jer 30 17 17 24 Den du mir angedroht, wenn ich deinem Rufe entziehen wollte [Jer 1,17], überlass mich nicht meinen Feinden, sondern führe aus, was du durch mich hast verkünden lassen, damit ich als wahrer Prophet [Dtn 18,21; Jer 28,9] erfunden werde. Jeremia Jer 30 17 18 Confundantur qui me persequuntur, et non confundar ego: paveant illi, et non paveam ego: induc super eos diem afflictionis, et duplici contritione contere eos. Lass meine Verfolger zuschanden werden, aber lass mich nicht zuschanden werden; lass sie erschrecken, doch nicht mich; lass den Tag des Unheils über sie kommen und mit zweifachem Schlage zerschmettere sie!²⁵ Jeremia Jer 30 17 18 25 Alles dieses wird den Feinden durch die Erfüllung der Prophezeiungen widerfahren: Beschämung darüber, dass sie ihn verspottet und auf falsche Weissagungen ihr Vertrauen gesetzt haben; Schrecken, wenn die vom Propheten angekündigten Übel hereinbrechen. Der Prophet bittet, Gott möge sich als gerecht und wahrhaft erweisen, denn nachdem Gott den hartnäckigen Übeltätern jene Strafen angedroht, mussten diese sich entweder bekehren, indem sie aufhören, den Propheten zu verfolgen, oder die Strafen über sich kommen sehen. Mit dieser Bitte tritt der Prophet also für Gottes Sache ein, sucht nicht etwa Rache an jenen Feinden. Der zweifache Schlag sind wohl Hungersnot und Schwert. (Hier.) Jeremia Jer 30 17 19 Hæc dicit Dominus ad me: Vade, et sta in porta filiorum populi, per quam ingrediuntur reges Juda, et egrediuntur, et in cunctis portis Jerusalem: So spricht der Herr zu mir: Gehe hin und tritt unter das Tor der Söhne des Volkes,²⁶ durch welches die Könige von Juda aus- und eingehen, und unter alle Tore Jerusalems Jeremia Jer 30 17 19 26 Jedenfalls im Tempel. Jeremia Jer 30 17 2 Cum recordati fuerint filii eorum ararum suarum, et lucorum suorum, lignorumque frondentium in montibus excelsis, Ihre Söhne gedenken wieder ihrer Altäre und ihrer Haine und ihrer grünen Bäume auf den hohen Bergen, Jeremia Jer 30 17 20 Et dices ad eos: Audite verbum Domini reges Juda, et omnis Juda, cunctique habitatores Jerusalem, qui ingredimini per portas istas. und sprich zu ihnen: Höret das Wort des Herrn, ihr Könige von Juda²⁷ und ganz Juda, und alle Bewohner von Jerusalem, die ihr durch diese Tore eingeht! Jeremia Jer 30 17 20 27 Die Mehrzahl steht entweder für das gesamte Haus David oder wohl besser, weil die gleiche Mahnung an verschiedene Könige ergangen ist. Auf Joakim folgte Joachin, der nur drei Monate herrschte, auf diesen Sedekias. Ward die Prophezeiung in der letzten Zeit Joakims gegeben, so richtete der Prophet die Mahnung an die drei Könige. Jeremia Jer 30 17 21 Hæc dicit Dominus: Custodite animas vestras, et nolite portare pondera in die Sabbati: nec inferatis per portas Jerusalem. So spricht der Herr: Hütet eure Seelen²⁸ und traget am Sabbattage keine Lasten und bringet sie nicht durch die Tore Jerusalems herein!²⁹ Jeremia Jer 30 17 21 28 Für die Verletzung des Sabbats war die Todesstrafe festgesetzt. [Ex 31,14.15] Jeremia Jer 30 17 21 29 Vergl. [Ex 20,10; Dtn 5,14]. Wenn der Sabbat beobachtet wurde, war dies ein öffentlicher Beweis der Verehrung und des Gehorsams gegen Gott, dessen Willen der Mensch seinen Vorteil nachsetzt. Jeremia Jer 30 17 22 Et nolite ejicere onera de domibus vestris in die sabbati, et omne opus non facietis: sanctificate diem sabbati: sicut præcepi patribus vestris. Traget auch keine Last am Sabbattage aus euern Häusern heraus und nehmet keine Arbeit vor, sondern heiliget den Tag des Sabbats, wie ich euern Vätern geboten habe! Jeremia Jer 30 17 23 Et non audierunt, nec inclinaverunt aurem suam: sed induraverunt cervicem suam ne audirent me, et ne acciperent disciplinam. Aber sie hörten nicht darauf und neigten ihr Ohr nicht, sondern waren halsstarrig, dass sie mir nicht gehorchten noch Zucht annahmen.³⁰ Jeremia Jer 30 17 23 30 Die Schuld der Vorfahren zeigt, dass der Frevel ein solcher des ganzen Volkes war, ihre Erwähnung aber empfiehlt Gottes Barmherzigkeit, welche stets zuwartet. Jeremia Jer 30 17 24 Et erit: Si audieritis me, dicit Dominus, ut non inferatis onera per portas civitatis hujus in die sabbati: et si sanctificaveritis diem sabbati, ne faciatis in eo omne opus: Wenn ihr nun wirklich auf mich hören wollt, spricht der Herr, so dass ihr am Sabbattage keine Lasten durch die Tore dieser Stadt hereinbringt und den Sabbattag heiligt, so dass ihr keine Arbeit an demselben verrichtet, Jeremia Jer 30 17 25 Ingredientur per portas civitatis hujus reges et principes, sedentes super solium David, et ascendentes in curribus et equis, ipsi et principes eorum, viri Juda, et habitatores Jerusalem: et habitabitur civitas hæc in sempiternum. so werden durch die Tore dieser Stadt Könige und Fürsten einziehen, die auf dem Throne Davids sitzen, auf Wagen fahrend und zu Ross, samt ihren Fürsten, die Männer von Juda und die Bewohner von Jerusalem, und diese Stadt soll immerdar bewohnt werden.³¹ Jeremia Jer 30 17 25 31 Wird dem Tage Gottes keine Ehre wieder zuteil, so verheißt Gott den einzelnen Ständen und der Stadt Davids Unversehrtheit. Warum der Prophet die auf dem Throne Davids Sitzenden (die Könige) erwähnt, siehe [Jer 13,13]. Wohl ist David ewige Herrschaft versprochen, aber nur unter der Bedingung, dass seine Nachkommen die Gebote Gottes beobachten. Jeremia Jer 30 17 26 Et venient de civitatibus Juda, et de circuitu Jerusalem, et de terra Benjamin, et de campestribus, et de montuosis, et ab austro, portantes holocaustum, et victimam, et sacrificium, et thus, et inferent oblationem in domum Domini. Und es werden aus den Städten Judas und aus der Umgebung Jerusalems und aus dem Lande Benjamin, aus den Niederungen,³² vom Gebirge und aus dem Südland solche kommen, die Brandopfer, Schlachtopfer, Speiseopfer und Weihrauch darbringen und Gaben³³ in das Haus des Herrn bringen. Jeremia Jer 30 17 26 32 Die Gegend am Mittelmeere von Joppe bis Gaza. Die Beifügung des Gebirges und des Südlandes ergänzt die Umschreibung von ganz Juda. Jeremia Jer 30 17 26 33 Hebr.: Lobopfer. Diese blutigen und unblutigen Opfer sollen als Danksagung in den Tempel gebracht werden. Jeremia Jer 30 17 27 Si autem non audieritis me ut sanctificetis diem sabbati, et ne portetis onus, et ne inferatis per portas Jerusalem in die sabbati: succendam ignem in portis ejus, et devorabit domos Jerusalem, et non exstinguetur. Wenn ihr aber nicht auf mich hört, dass ihr den Sabbattag heiligen und keine Last tragen und am Sabbattage durch die Tore Jerusalems hereinbringen sollt, so will ich ein Feuer an seinen Toren anzünden, das die Häuser Jerusalems verzehren soll und nicht erlöschen wird.³⁴ Jeremia Jer 30 17 27 34 Gehorchen die Juden, so verheißt er ihnen drei Dinge, welche ihre Königsstadt schmücken sollen, die Königswürde, zahlreiche Bewohner, Verehrung des Tempels; doch wenn die Verehrung Gottes gleichsam von Amts wegen vernachlässigt, ja selbst verachtet wird, fällt das Reich selbst mit Recht dem Feuer anheim und noch vielmehr geht die Theokratie unter. Diesen Untergang vermag menschliche Klugheit und Hilfe weder abzuwenden noch wieder gutzumachen. Auf diese Drohung und ihre Erfüllung weist [Neh 13,17.18] hin. Jeremia Jer 30 17 3 Sacrificantes in agro: fortitudinem tuam, et omnes thesauros tuos in direptionem dabo, excelsa tua propter peccata in universis finibus tuis. wenn sie auf dem Felde opfern. Darum will ich deine Stärke,³ alle deine Schätze und deine Höhen dem Raube preisgeben um deiner Sünden willen in allen deinen Grenzen.⁴ Jeremia Jer 30 17 3 3 Hebr.: Wie sie ihrer Kinder gedenken, (mit so süßem Gefühl gedenken sie) ihrer Altäre und ihrer Bildsäulen, (die) bei jedem grünen Baum auf allen hohen Bergen (sind). Jeremia Jer 30 17 3 4 Da alles befleckt ist, soll auch zur Sühne alles, auch die Reichtümer, den Feinden überlassen werden. Hebr.: Meinen Berg im Gefilde, dein Vermögen und all deine Schätze gebe ich dem Raube hin, deine Höhen, wegen der Sünde in allen deinen Marken. Anders das Lateinische: Da die Söhne der gottlosen Altäre eingedenk blieben und nach dem Vorbilde ihrer Väter an den gleichen Stätten gottlose Götzenopfer darbrachten, will ich sie als Beute hingeben usw. Jeremia Jer 30 17 4 Et relinqueris sola ab hereditate tua, quam dedi tibi: et servire te faciam inimicis tuis in terra, quam ignoras: quoniam ignem succendisti in furore meo, usque in æternum ardebit. Und du wirst einsam bleiben, von deinem Erbe losgerissen,⁵ das ich dir gegeben; und ich will dich deinen Feinden in jenem Lande dienen lassen, das du nicht kennst; denn ein Feuer hast du entzündet in meinem Grimm, ewig wird es brennen.⁶ Jeremia Jer 30 17 4 5 Hebr.: und du sollst deine Hand lassen müssen von dem Erbe. Jeremia Jer 30 17 4 6 Vergl. [Dtn 32,22]. Ewig: Lange Zeit und zwar so lange, bis die Gottlosen vernichtet sind. Jeremia Jer 30 17 5 Hæc dicit Dominus: Maledictus homo, qui confidit in homine, et ponit carnem brachium suum, et a Domino recedit cor ejus. So spricht der Herr:⁷ Verflucht ist der Mensch, der sein Vertrauen auf Menschen setzt und Fleisch⁸ zu seinem Arme macht und dessen Herz vom Herrn abtrünnig ist.⁹ [Jes 30,2; Jes 31,1; Jer 48,7] Jeremia Jer 30 17 5 7 Gott wird, damit sie den Namen Jahve kennen [Jer 16,21], ihnen seine Macht zeigen, indem er ihren Götzendienst straft. [Jer 17,1-4] Da mit diesem eine falsche Zuversicht verbunden war, rügt er auch diese, die dem Wesen der Theokratie schnurstracks entgegengesetzt ist. [Dtn 28,7.25] Die erste Ursache der Vernichtung ist der Götzendienst, die zweite das Vertrauen auf die Menschen, mit dem sie, Gottes Hilfe ablehnend, zu fremden Völkern eilten. Jeremia Jer 30 17 5 8 Bild der Ohnmacht und Gebrechlichkeit des Menschen. Jeremia Jer 30 17 5 9 Ein solcher wird zur Strafe für sein Verbrechen blind. Jeremia Jer 30 17 6 Erit enim quasi myricæ in deserto, et non videbit cum venerit bonum: sed habitabit in siccitate, in deserto, in terra salsuginis, et inhabitabili. Denn er wird wie ein Tamarisk¹⁰ in der Wüste sein und das Gute nicht schauen, wenn es kommt; sondern wird in der Dürre, in der Wüste, in salzreichem unbewohnten Lande¹¹ seine Wohnung haben. Jeremia Jer 30 17 6 10 Carduus. Jeremia Jer 30 17 6 11 Wie das Land um Sodoma ist. Bild und durch das Bild Bezeichnetes werden miteinander verbunden. Jeremia Jer 30 17 7 Benedictus vir, qui confidit in Domino, et erit Dominus fiducia ejus. Gesegnet der Mann, der sein Vertrauen auf den Herrn setzt und dessen Zuversicht der Herr ist! Jeremia Jer 30 17 8 Et erit quasi lignum quod transplantatur super aquas, quod ad humorem mittit radices suas: et non timebit cum venerit æstus. Et erit folium ejus viride, et in tempore siccitatis non erit sollicitum, nec aliquando desinet facere fructum. Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist, der nach dem Bache hin seine Wurzeln ausstreckt; nicht darf er fürchten, wenn die Hitze kommt; sein Laub bleibt grün und zur Zeit der Dürre hat er keine Sorge und nimmer lässt er ab, Frucht zu tragen.¹² [Ps 1,3] Jeremia Jer 30 17 8 12 Der Gerechte hat seine Kraft aus Gott, wie die Pflanze aus dem Flusse Wasser saugt, das ihr Leben gibt und Früchte reifen lässt. Jeremia Jer 30 17 9 Pravum est cor omnium, et inscrutabile: quis cognoscet illud? Böse ist der Menschen Herz, mehr als alles, und unerforschlich, wer mag es kennen?¹³ Jeremia Jer 30 17 9 13 Wenn die Menschen doch so aufrichtig Gott suchten und nicht nur ihre bösen Begierden mit dem Schein der Religion schmückten! Aber Gott kann nichts verborgen bleiben, er schaut in das Herz. Hebr.: Ränkevoll ist das Herz über alles und verderbt, wer kann es ergründen? Die Antwort gibt Gott V. 10. Jeremia Jer 30 0 1 6. Sechste Rede. (Kap. 18-20) A. Gottes Weise, die Prophezeiungen zu erfüllen. (V. 10) B. Den Hartnäckigen wird die Strafe verkündet. (V. 17) C. Der Prophet wünscht den Tag der Rache Gottes herbei. Jeremia Jer 30 18 1 Verbum, quod factum est ad Jeremiam a Domino, dicens: Wort, welches an Jeremias von dem Herrn erging, also lautend: Jeremia Jer 30 18 10 Si fecerit malum in oculis meis, ut non audiat vocem meam: pnitentiam agam super bono, quod locutus sum ut facerem ei. tut es aber, was böse ist in meinen Augen, so dass es auf meine Stimme nicht hört, so wird mich auch das Gute gereuen, das ich verheißen, ihm zu tun.⁵ Jeremia Jer 30 18 10 5 Die gleiche Norm wird für die einzelnen Menschen [Ez 33,13ff] aufgestellt. Jeremia Jer 30 18 11 Nunc ergo dic viro Juda, et habitatoribus Jerusalem, dicens: Hæc dicit Dominus: Ecce ego fingo contra vos malum, et cogito contra vos cogitationem: revertatur unusquisque a via sua mala, et dirigite vias vestras et studia vestra. So sprich denn zu den Männern von Juda und zu den Bewohnern von Jerusalem also: So spricht der Herr: Sehet, ich bereite⁶ Unheil wider euch und hege wider euch Gedanken; kehret doch um ein jeder von seinem bösen Wege und bessert euern Wandel und eure Gesinnung!⁷ [2Kön 17,13; Jer 25,5; Jer 35,15; Jona 3,8] Jeremia Jer 30 18 11 6 Wie der Töpfer. Jeremia Jer 30 18 11 7 Noch ist der Ton auf der Scheibe, noch ist er weich und ohne bestimmte Gestalt; was eben noch ein niedriges Gefäß werden soll, kann leicht noch eine vollkommenere Gestalt erhalten, wenn sie eueren bisherigen bösen Wandel bereut. Doch vergeblich mahnt Gott, diese Herzen sind härter als Stein. Jeremia Jer 30 18 12 Qui dixerunt: Desperavimus: post cogitationes enim nostras ibimus, et unusquisque pravitatem cordis sui mali faciemus. Allein sie sprechen: Umsonst!⁸ denn wir wollen nach unserm Sinne wandeln und ein jeder nach der Bosheit seines verkehrten Herzens tun. Jeremia Jer 30 18 12 8 Vergl. [Jer 2,25]. Sie bleiben verhärtet. Diese Worte sprechen die Gottlosen zwar nicht, aber sie stellen ausgesprochen deren innere Gesinnung dar. In Wahrheit wollen jene ja nicht einsehen, dass sie irgendwie Gottes Zorn verdient haben. Jeremia Jer 30 18 13 Ideo hæc dicit Dominus: Interrogate gentes: Quis audivit talia horribilia, quæ fecit nimis virgo Israel? Darum spricht der Herr also: Fraget die Völker, wer hat so Schreckliches gehört, wie⁹ die Jungfrau Israel maßlos verübt hat? Jeremia Jer 30 18 13 9 Hebr.: Gar Grauenhaftes hat verübt die Jungfrau Israel. Jeremia Jer 30 18 14 Numquid deficiet de petra agri nix Libani? aut evelli possunt aquæ erumpentes frigidæ, et defluentes? Schwindet denn jeder Schnee des Libanon vom Felsengrunde oder können je die kühlen, hervorbrechenden, herabfließenden Wasser zum Versiegen gebracht werden?¹⁰ Jeremia Jer 30 18 14 10 Wie der Prophet die Schuld Israels im Vergleich zu den Heiden als groß bezeichnet hat, so zeigt er nun deren Größe durch einen Vergleich mit leblosen Dingen, welche stets die ihnen von Gott vorgeschriebene Ordnung wahren. (Thom.) Stets brechen die Quellen hervor, immer trägt der Libanon Schnee, fließt das Wasser mit Ungestüm seinen gewohnten Weg herb, doch jene von Gott mit Vernunft begabt und mit Gnaden ausgerüstet, haben den Weg des Gesetzes verlassen. Jeremia Jer 30 18 15 Quia oblitus est mei populus meus, frustra libantes, et impingentes in viis suis, in semitis sæculi, ut ambularent per eas in itinere non trito: Doch mein Volk hat meiner vergessen; der Nichtigkeit opfern sie¹¹ und straucheln auf ihren Wegen, dem Pfade von alters her, um auf ungebahnten Wegen dahinzuwandeln, Jeremia Jer 30 18 15 11 Hebr.: Räuchert ihnen mein Volk, das ich mit so vielen Wohltaten überhäuft habe. Weiter im Hebr.: Diese (die Götzen) haben sie zum Falle gebracht auf ihren Wegen, auf ewigen Bahnen, zu wandeln auf Steigen, auf ungebahnten Wegen. Die Götzen haben sie vom rechten Wege, dem unveränderlichen Wege der Wahrheit und Gerechtigkeit, abgewendet und auf unzugängliche Steige geführt, auf denen sie dem Verderben zuwandeln. So machen sie ihr Land zur Einöde und zu ewigem Spotte für die benachbarten Völker. Jeremia Jer 30 18 16 Ut fieret terra eorum in desolationem, et in sibilum sempiternum: omnis qui præterierit per eam, obstupescet, et movebit caput suum. auf dass¹² ihr Land zur Wüste werde, zum ewigen Spotte; jeder, der bei demselben vorüberzieht, wird sich entsetzen und das Haupt schütteln. [Jer 19,8; Jer 49,13; Jer 50,13] Jeremia Jer 30 18 16 12 Der unzerreißbare Zusammenhang zwischen Sünde und Strafe soll angedeutet werden. Die Sünder kennen die notwendige Folge der Sünde, wollen sie diese, so wollen sie also auch folgerecht die erstere. Jeremia Jer 30 18 17 Sicut ventus urens dispergam eos coram inimico: dorsum, et non faciem ostendam eis in die perditionis eorum. Wie der Glutwind¹³ werde ich sie vor dem Feinde zerstreuen, den Rücken und nicht das Angesicht werde ich ihnen zeigen¹⁴ am Tage ihres Untergangs.¹⁵ Jeremia Jer 30 18 17 13 Da sie Gott verlassen haben, so wird auch er sie mit großer Gewalt in fremde Länder wegführen. Glutwind, Ostwind. Vergl. [Ijob 27,21]. Jeremia Jer 30 18 17 14 Zeichen der Verachtung und des Zornes. Gott will ihnen nicht helfen, sondern sie dem Verderben überliefern. Jeremia Jer 30 18 17 15 In der Versammlung werden sie umsonst zu Gott flehen, die Zeit der Erbarmung ist vorüber. Jeremia Jer 30 18 18 Et dixerunt: Venite, et cogitemus contra Jeremiam cogitationes: non enim peribit lex a sacerdote, neque consilium a sapiente, nec sermo a propheta: venite, et percutiamus eum lingua, et non attendamus ad universos sermones ejus. Da sprachen sie: Kommet und lasset uns Anschläge wider Jeremias ersinnen,¹⁶ denn nicht kann das Gesetz den Priestern abhanden kommen noch der Rat den Weisen noch das Wort den Propheten; wohlan, lasset uns ihn mit der Zunge schlagen und nicht auf alle seine Reden merken!¹⁷ Jeremia Jer 30 18 18 16 Beweis ihrer Halsstarrigkeit ist, dass sie die wahren Propheten Gottes verfolgen, ja zu töten suchen, die doch nur ihr Bestes wollen. Schon [Jer 11,18] hat Gott dem Propheten ihre geheimen Anschläge kundgetan. Jetzt sind sie im Bösen kühner geworden und haben sich offen gegen ihn verschworen. Jeremia Jer 30 18 18 17 Ihre böse Absicht wissen sie unter einem scheinbaren Vorwande zu verbergen. Jeremias hat ihnen den Tag des Verderbens vorausgesagt, an dem Gott dem Volke den Rücken wenden wird; dass solches geschehen könne, halten sie für unmöglich und schuldigen Jeremias an, er habe die Ewigkeit des Bundes geleugnet. Nach Gottes Verheißung werde dem Volke nie Lehre und Gesetz, welche den Priestern anvertraut seien, fehlen, werde es ihm nie an weisen Männern mangeln, welche in Schwierigkeiten heilsamen Rat erteilen, noch werde endlich Gott je seinem Versprechen untreu werden, stets dem Volke Propheten zu erwecken und seinem Reiche beizustehen. Da Jeremias dies alles leugnete, beschließen sie, ihn mit der Zunge zu schlagen, d.i. ein solches Zeugnis anklagend gegen ihn vorzubringen, dass er der Todesstrafe anheimfällt, vergl. [Jer 26,8ff], inzwischen aber wollen sie seinen Reden keine Beachtung schenken. Jeremia Jer 30 18 19 Attende Domine ad me, et audi vocem adversariorum meorum. Habe acht auf mich, o Herr, und höre die Rede meiner Widersacher! Jeremia Jer 30 18 2 Surge, et descende in domum figuli, et ibi audies verba mea. Mache dich auf und gehe hinab in das Haus des Töpfers;¹ daselbst will ich dich meine Worte vernehmen lassen. Jeremia Jer 30 18 2 1 In eines der Täler der Stadt. Jeremia Jer 30 18 20 Numquid redditur pro bono malum, quia foderunt foveam animæ meæ? Recordare quod steterim in conspectu tuo, ut loquerer pro eis bonum, et averterem indignationem tuam ab eis. Soll denn Gutes mit Bösem vergolten werden, dass sie meiner Seele eine Grube gegraben haben?¹⁸ Gedenke, dass ich vor deinem Angesichte stand, um zu ihrem Besten zu reden und deinen Grimm von ihnen abzuwenden.¹⁹ Jeremia Jer 30 18 20 18 Kann deine Gerechtigkeit, o Herr, es mit ansehen, dass sie für das Gute, das ich ihnen getan, meinem Leben nachstellen und mich wie ein wildes Tier zu fangen und zu töten suchen? Jeremia Jer 30 18 20 19 Dem Amte des Propheten entsprechend. So zeigte er sich ja noch nach dem Tode. [2Makk 15,14] Gott gedenkt eines Menschen, wenn er durch Erbarmung oder Strafe ein Zeichen gibt, dass er ihm gnädig oder gegen ihn erzürnt ist. Jeremias erfährt an sich selbst von neuem, dass die Juden unheilbar verblendet sind. Deshalb bemüht er sich nicht mehr, Gottes strafende Hand aufzuhalten, sondern bittet Gott, seine Gerechtigkeit zu offenbaren, indem er die angedrohten Strafen verhängt. Jeremia Jer 30 18 21 Propterea da filios eorum in famem, et deduc eos in manus gladii: fiant uxores eorum absque liberis, et viduæ: et viri earum interficiantur morte: juvenes eorum confodiantur gladio in prlio. Darum gib ihre Söhne dem Hunger preis und überliefere sie der Gewalt des Schwertes; ihre Frauen mögen kinderlos und Witwen, ihre Männer vom Tode²⁰ getroffen und ihre Jünglinge vom Schwerte im Kampfe erschlagen werden! Jeremia Jer 30 18 21 20 Der Pest. Vergl. [Jer 15,2]. Jeremia Jer 30 18 22 Audiatur clamor de domibus eorum: adduces enim super eos latronem repente: quia foderunt foveam ut caperent me, et laqueos absconderunt pedibus meis. Wehegeschrei ertöne aus ihren Häusern,²¹ wenn du plötzlich über sie die Mordschar bringst, weil sie eine Grube gegraben haben, mich zu fangen, und meinen Füßen heimlich Schlingen gelegt haben.²² Jeremia Jer 30 18 22 21 Verwirklichung der Drohungen. [Jer 15,8] Jeremia Jer 30 18 22 22 Zeige durch deine Strafen, dass deine Drohungen Wahrheit waren und dir die Macht nicht fehlt sie zu verwirklichen. Jeremia Jer 30 18 23 Tu autem Domine scis omne consilium eorum adversum me in mortem: ne propitieris iniquitati eorum, et peccatum eorum a facie tua non deleatur: fiant corruentes in conspectu tuo, in tempore furoris tui abutere eis. Du aber, o Herr! kennst alle ihre Mordanschläge, lass ihre Missetat nicht ungestraft und ihre Sünde werde vor deinem Angesichte nicht getilgt;²³ lass sie vor deinen Augen zu Falle kommen und strafe sie zur Zeit deines Zornes!²⁴ Jeremia Jer 30 18 23 23 Indem du ihnen etwa die gerechte Strafe schenkst, welche du ihnen angedroht. Jeremia Jer 30 18 23 24 Hebr.: Zur Zeit deines Zornes richte es an ihnen aus; vergilt ihnen nach Verdienst, ihren Werken und deinen Voraussetzungen entsprechend. Wenn jene die Zeit der Barmherzigkeit ungenützt vorübergehen lassen, so zeige deine Gerechtigkeit! ist der Wunsch des Propheten. Er wünschte ihnen die Strafe wahrhaft an (Thom.), aber in dem Sinne, in welchem Ähnliches auch im Neuen Testamente [Apg 8,20; Apg 23,3; Gal 1,9; Gal 5,12; 2Tim 4,14] geschieht. (Hier.) Jeremia Jer 30 18 3 Et descendi in domum figuli, et ecce ipse faciebat opus super rotam. Da ich nun in das Haus des Töpfers hinabging, siehe, da war er eben bei der Arbeit auf der Scheibe.² Jeremia Jer 30 18 3 2 Zwei Töpferscheiben, deren untere gedreht wird, so dass dadurch die obere mit derselben durch ein Holz verbunden, auf welche der Tonklumpen zu liegen kommt, in Bewegung gesetzt wird. Die rechte Hand rundet die Außenwand des Gefäßes ab, während die linke, von oben in den Klumpen eindringend, allmählich den Hohlraum ausweitet. Jeremia Jer 30 18 4 Et dissipatum est vas, quod ipse faciebat e luto manibus suis: conversusque fecit illud vas alterum, sicut placuerat in oculis ejus ut faceret. Und das Gefäß, welches er aus dem Tone mit seinen Händen fertigte, zerbrach; so machte er dann wieder ein anderes Gefäß daraus, wie er eben wollte. Jeremia Jer 30 18 5 Et factum est verbum Domini ad me, dicens: Da erging das Wort des Herrn an mich, also: Jeremia Jer 30 18 6 Numquid sicut figulus iste, non potero vobis facere, domus Israel, ait Dominus? Ecce sicut lutum in manu figuli, sic vos in manu mea, domus Israel. Sollte ich nicht wie dieser Töpfer auch mit euch zu tun vermögen, Haus Israel?³ spricht der Herr. Siehe, wie der Ton in des Töpfers Hand, so seid auch ihr in meiner Hand, Haus Israel! [Jes 45,9; Röm 9,20] Jeremia Jer 30 18 6 3 Wie der Töpfer den Ton nach Belieben gestalten kann, ebenso leicht kann ich dem Verderben überliefern und Rettung senden. Jeremia Jer 30 18 7 Repente loquar adversum gentem et adversus regnum, ut eradicem, et destruam, et disperdam illud. Bald richte ich wider ein Volk und ein Reich meine Drohung, in der Absicht, dass ich es ausrotte, zerstöre und verderbe; [Jer 1,10] Jeremia Jer 30 18 8 Si pnitentiam egerit gens illa a malo suo, quod locutus sum adversus eam: agam et ego pnitentiam super malo, quod cogitavi ut facerem ei. wenn ein solches Volk sich aber bekehrt von seiner Bosheit, um derentwillen ich dasselbe bedroht habe, so wird auch mich das Übel gereuen, das ich ihm zu tun gedachte.⁴ Jeremia Jer 30 18 8 4 Die Worte Gottes sind also auf die Prophezeiungen und Drohungen beschränkt, welche Gott einem Volke über sein zeitliches Glück oder Unglück zuteil werden lässt. Gereuen: Menschliche Weise zu reden, von Gott also: Ich widerrufe meinen Ausspruch (Thom.), insofern mein Verhalten gegen die Geschöpfe sich nach demjenigen der Geschöpfe zu mir verschiedenartig in seinen Wirkungen zeigt, ohne dass in Gott selbst eine Veränderlichkeit möglich wäre. Ein Beispiel für die hier ausgesprochene Wahrheit bietet die Geschichte Ninives. Jeremia Jer 30 18 9 Et subito loquar de gente et de regno, ut ædificem et plantem illud. Und bald verheiße ich einem Volke und einem Reiche, es aufzubauen und zu pflanzen; Jeremia Jer 30 0 1 D. Ankündigung der Strafe durch eine symbolische Handlung. (Kap. 19) Jeremia Jer 30 19 1 Hæc dicit Dominus: Vade, et accipe lagunculam figuli testeam a senioribus populi, et a senioribus sacerdotum: So spricht der Herr:¹ Gehe hin und kaufe dir einen irdenen Krug vom Töpfer und nimm etliche von den Ältesten des Volkes und von den Ältesten der Priester mit dir Jeremia Jer 30 19 1 1 Was man nicht nur hört, sondern auch sieht, dringt tiefer in die Seele ein. Die Führer des Volkes aus beiden Ständen, dem Laien- und dem Priesterstande, sollen Zeugen der Verkündigung des Unterganges sein. Jeremia Jer 30 19 10 Et conteres lagunculam in oculis virorum, qui ibunt tecum: Hierauf zerbrich den Krug vor den Augen der Männer, die mit dir gehen werden,¹⁵ Jeremia Jer 30 19 10 15 Damit die Verkündigung desto mehr zu Herzen dringe, ist sie von einer symbolischen Handlung begleitet. Jeremia Jer 30 19 11 Et dices ad eos: Hæc dicit Dominus exercituum: Sic conteram populum istum et civitatem istam, sicut conteritur vas figuli, quod non potest ultra instaurari: et in Topheth sepelientur, eo quod non sit alius locus ad sepeliendum. und sprich zu ihnen: So spricht der Herr der Heerscharen: Wie man ein Töpfergefäß zerbricht, dass es nicht wiederhergestellt werden kann, so will ich dieses Volk und diese Stadt zerbrechen;¹⁶ und in Topheth wird man begraben, weil kein anderer Platz zum Begraben mehr da ist.¹⁷ Jeremia Jer 30 19 11 16 So dass sein Unglück mit menschlichen Mitteln nicht zu heilen ist. Sie haben den Bund mit Gott gebrochen, so vermögen sie nicht aus eigener Kraft seine Gnade wieder zu erlangen. (Dasselbe besagen die Bilder [Jer 15,14] und [Jer 17,4.27]). Ähnliches gilt von dem Menschen, der eine Todsünde begeht. Jeremia Jer 30 19 11 17 Siehe [Jer 7,32]. In der Septuag. fehlt der letzte Teil von V. 11, der im Hebr. hierher von [Jer 7,32] eingefügt ist, ohne dass er in den Zusammenhang passt. Jeremia Jer 30 19 12 Sic faciam loco huic, ait Dominus, et habitatoribus ejus: et ponam civitatem istam sicut Topheth. So werde ich diesem Orte tun, spricht der Herr, und seinen Bewohnern und werde diese Stadt dem Topheth gleichmachen.¹⁸ Jeremia Jer 30 19 12 18 Einen unreinen Ort voll Schrecken und Abscheu. Vergl. [2Kön 23,10; Jes 30,33] Jeremia Jer 30 19 13 Et erunt domus Jerusalem, et domus regum Juda sicut locus Topheth, immundæ: omnes domus, in quarum domatibus sacrificaverunt omni militiæ cli, et libaverunt libamina diis alienis. Die Häuser von Jerusalem aber und die Häuser der Könige von Juda¹⁹ sollen gleich der Stätte des Topheth unrein werden, alle Häuser, auf deren Dächern sie dem ganzen Heere des Himmels geopfert und den fremden Göttern Trankopfer dargebracht haben. Jeremia Jer 30 19 13 19 Besonderer Hinweis auf Manasses. [2Kön 21,3.5] Jeremia Jer 30 19 14 Venit autem Jeremias de Topheth, quo miserat eum Dominus ad prophetandum, et stetit in atrio domus Domini, et dixit ad omnem populum: Als nun Jeremias von Topheth kam, wohin ihn der Herr gesandt hatte zu weissagen, trat er in den Vorhof des Hauses des Herrn und sprach zu dem ganzen Volke:²⁰ Jeremia Jer 30 19 14 20 Allen Ständen eröffnet der Prophet das Gericht Gottes. Dass er im Vorhofe des Tempels redet, zeigt, dass das Volk äußerlich dem Dienste Gottes noch anhing, indes auf die [Jer 7,10.21] getadelte Weise. Jeremia Jer 30 19 15 Hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel: Ecce ego inducam super civitatem hanc, et super omnes urbes ejus universa mala, quæ locutus sum adversum eam: quoniam induraverunt cervicem suam ut non audirent sermones meos. So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Siehe, ich will über diese Stadt und über alle ihre Städte all das Unglück kommen lassen, das ich ihr angedroht habe, denn sie waren halsstarrig²¹ und wollten nicht auf meine Worte hören. Jeremia Jer 30 19 15 21 Nach vielen Freveltaten gemahnt, wollten sie sich dennoch nicht bekehren. Jeremia Jer 30 19 2 Et egredere ad vallem filii Ennom quæ est juxta introitum portæ fictilis: et prædicabis ibi verba, quæ ego loquar ad te. und gehe hinaus in das Tal des Sohnes Ennoms,² das am Eingange des Scherbentors³ liegt, und verkündige dort die Worte, welche ich zu dir reden werde. Jeremia Jer 30 19 2 2 Siehe [Jer 7,31]. Der Ort der Molochopfer wird gewählt, damit der Schauplatz der symbolischen Handlung zugleich die Hauptursache des angedrohten Unterganges vor Augen stellte. Jeremia Jer 30 19 2 3 Auch der Name des Tores passt zu der symbolischen Handlung, zumal wenn man dorthin die Scherben zu werfen pflegte. Jeremia Jer 30 19 3 Et dices: Audite verbum Domini reges Juda, et habitatores Jerusalem: hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel: Ecce ego inducam afflictionem super locum istum, ita ut omnis, qui audierit illam, tinniant aures ejus: Und sprich: Höret das Wort des Herrn, ihr Könige von Juda,⁴ ihr Bewohner von Jerusalem! So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Siehe, ich will solches Unheil über diesen Ort bringen, dass jedem, der davon hört, die Ohren gellen werden;⁵ Jeremia Jer 30 19 3 4 Über die Mehrzahl siehe [Jer 17,Anm.27]. Jeremia Jer 30 19 3 5 Mit solchem Entsetzen wird die Kunde davon erfüllen. Jeremia Jer 30 19 4 Eo quod dereliquerint me, et alienum fecerint locum istum: et libaverunt in eo diis alienis, quos nescierunt ipsi, et patres eorum, et reges Juda: et repleverunt locum istum sanguine innocentum. dafür dass sie mich verlassen und diesen Ort mir entfremdet und daselbst andern Göttern geopfert haben, die sie nicht kannten noch ihre Väter⁶ noch die Könige von Juda, und dass sie diesen Ort mit dem Blute der Unschuldigen erfüllt,⁷ [Ps 105,36.37] Jeremia Jer 30 19 4 6 Es werden besonders die Frevel Manasses aufgezählt; siehe [2Kön 21,2.7.16]. Den Grund siehe [Jer 15,4]. Sie haben den Tempel seiner Würde entkleidet, Götzen geopfert, von denen sie nie eine Wohltat empfangen, die nie ein Zeichen ihrer Macht gegeben (kennen: jemanden im Werke als etwas kennen lernen). Jeremia Jer 30 19 4 7 Das unschuldige Blut: [Jer 2,30.34; Jer 7,6; Jer 22,3.17]. Recht und Gerechtigkeit wurden zurückgedrängt; mit Sünden gegen Gott und den Nächsten ist die Stadt erfüllt. Jeremia Jer 30 19 5 Et ædificaverunt excelsa Baalim ad comburendos filios suos igni in holocaustum Baalim: quæ non præcepi, nec locutus sum, nec ascenderunt in cor meum. auch den Baalen Höhen gebaut haben, um ihre Söhne für die Baale als Brandopfer zu verbrennen, was ich nicht befohlen noch geredet habe noch mir in den Sinn gekommen ist.⁸ Jeremia Jer 30 19 5 8 Gipfel der Frevel. So Furchtbares haben sie für den Moloch freiwillig getan, wie Gott nie von ihnen gefordert hat. Gott, der für die höchsten Wohltaten nur Geringes fordert, haben sie verlassen; dem Moloch, von dem sie nichts empfangen, bringen sie selbst ihre Kinder zum grausamen Opfer. Jeremia Jer 30 19 6 Propterea ecce dies veniunt, dicit Dominus: et non vocabitur amplius locus iste, Topheth, et Vallis filii Ennom: sed Vallis occisionis. Darum siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da dieser Ort nicht mehr Topheth und Tal des Sohnes Ennoms, sondern Mordtal heißen wird.⁹ Jeremia Jer 30 19 6 9 Vergl. [Jer 7,32]. Jeremia Jer 30 19 7 Et dissipabo consilium Juda et Jerusalem in loco isto: et subvertam eos gladio in conspectu inimicorum suorum, et in manu quærentium animas eorum: et dabo cadavera eorum escam volatilibus cli, et bestiis terræ. Alsdann werde ich den Ratschluss Judas und Jerusalems an diesem Ort vereiteln¹⁰ und werde sie durch das Schwert fallen lassen vor den Augen ihrer Feinde und durch die Hand derer, die ihnen nach dem Leben trachten; und ich will ihre Leichname den Vögeln des Himmels zum Fraß hingeben und den Tieren des Feldes.¹¹ Jeremia Jer 30 19 7 10 Hebr. Ausleeren mit Anspielung auf den Krug, den Jeremias in der Hand trug und wohl bei diesen Worten ausgoss. Jeremia Jer 30 19 7 11 Die wenigen Überlebenden werden nicht leicht imstande sein, die Toten zu begraben. Jeremia Jer 30 19 8 Et ponam civitatem hanc in stuporem, et in sibilum: omnis, qui præterierit per eam, obstupescet, et sibilabit super universa plaga ejus. Diese Stadt aber will ich zum Gegenstand des Entsetzens und des Gespöttes machen;¹² jeder, der an ihr vorüberzieht, soll sich entsetzen und zischen über alle ihre Schläge.¹³ [Jer 18,16; Jer 49,17; Jer 50,13] Jeremia Jer 30 19 8 12 Der Voraussagung Moses gemäß [Dtn 29,22; 1Kön 9,8]. Jeremia Jer 30 19 8 13 Als ob Gottes Zorn an dem Tode und Untergange noch nicht genug hat, fügt er bei, durch welche Angst und Schrecken das Ende herbeigeführt werden soll. Jeremia Jer 30 19 9 Et cibabo eos carnibus filiorum suorum, et carnibus filiarum suarum: et unusquisque carnem amici sui comedet in obsidione, et in angustia, in qua concludent eos inimici eorum, et qui quærunt animas eorum. Und ich werde sie das Fleisch ihrer Söhne und das Fleisch ihrer Töchter essen lassen;¹⁴ ein jeder soll das Fleisch seines Nächsten essen während der Belagerung und der Bedrängnis, mit der ihre Feinde und die, welche ihnen nach dem Leben trachten, sie bedrängen werden. Jeremia Jer 30 19 9 14 Wie sie sonst jene den Götzen geopfert. Vergl. [Lev 26,29; Dtn 28,53] und [Bar 2,3; Klgl 4,10]. Zuerst werden sie gegen ihre Kinder wüten, dann sich gegenseitig verzehren. Ähnliches wird von der Belagerung Samarias erzählt. [2Kön 6,28-29] Jeremia Jer 30 0 1 E. Der Prophet wird geschlagen und in den Block geworfen. (V. 6) F. Jeremias Klage. Jeremia Jer 30 20 1 Et audivit Phassur filius Emmer sacerdos, qui constitutus erat princeps in domo Domini, Jeremiam prophetantem sermones istos. Als nun Phassur, der Sohn Emmers, der Priester, der zum Obersten im Hause des Herrn bestellt war,¹ den Jeremias diese Worte weissagen hörte, Jeremia Jer 30 20 1 1 Er hatte die Oberaufsicht über den Tempel, ähnlich wie der [Apg 4,1] und [Jer 5,24] erwähnte Beamte. Der Sohn Emmers: etwa ein Abkömmling der Familie Immers, der 16. Priesterordnung [1Chr 24,14]? Doch nach [Jer 21,1] war er wohl in der Tat der Sohn Immers. Jeremia Jer 30 20 10 Audivi enim contumelias multorum, et terrorem in circuitu: Persequimini, et persequamur eum: ab omnibus viris, qui erant pacifici mei, et custodientes latus meum: si quo modo decipiatur, et prævalemus adversus eum, et consequamur ultionem ex eo. Denn ich hörte die Schmähungen vieler¹³ und Schrecknis ringsum: Verfolget ihn, lasset uns ihn verfolgen! So hörte ich von allen, die sonst mit mir in Frieden lebten, und sie lauerten meiner Seite auf: Vielleicht lässt er sich hintergehen, dass wir ihn überwältigen und Rache an ihm nehmen können! Jeremia Jer 30 20 10 13 Hebr. Ich habe viele gehört, - Schrecken (umgab mich) ringsum. Zeiget an, so wollen wir ihn anzeigen (den Behörden als Aufrührer). Alle, die mir befreundet, lauern mir auf: Vielleicht usw. Jeremia Jer 30 20 11 Dominus autem mecum est quasi bellator fortis: idcirco qui persequuntur me, cadent, et infirmi erunt: confundentur vehementer, quia non intellexerunt opprobrium sempiternum, quod nunquam delebitur. Aber der Herr ist mit mir wie ein starker Held, darum werden meine Verfolger zu Falle kommen und machtlos sein; sie werden schmachvoll zuschanden werden, weil sie die ewige Schande nicht erwogen haben, die niemals getilgt werden wird.¹⁴ [Jer 23,40] Jeremia Jer 30 20 11 14 Denn sie waren nicht weise, mit ewiger Schmach (werden sie beschämt werden), die nicht vergessen wird. Welche Zuversicht mitten in der Verfolgung! Ja, wenn Gott für uns, wer mag wider uns sein? Die Feinde sind von wahrer Weisheit verlassen, sonst würden sie den wahren Propheten und seine Verkündigungen anerkennen und den Untergang auf dem vom Propheten angegebenen Wege entgehen. Nun aber steht ihnen Schmach und Verwirrung bevor, wenn das in Erfüllung geht, was Jeremias vorausgesagt. Und dass diese Beschämung sie treffen wird, wenn sie halsstarrig bleiben, weiß der Prophet aus der Wahrhaftigkeit Gottes. Jeremia Jer 30 20 12 Et tu Domine exercituum probator justi, qui vides renes et cor: videam quæso ultionem tuam ex eis: tibi enim revelavi causam meam. Nun, Herr der Heerscharen! du Prüfer des Gerechten, der du Nieren und Herz siehst, lass mich doch deine Rache an ihnen schauen,¹⁵ denn dir habe ich meine Sache befohlen. [Jer 11,20; Jer 17,10] Jeremia Jer 30 20 12 15 Gott kennt das Herz des Propheten und weiß, wie treu und gewissenhaft derselbe das ihm aufgegebene Wort verkündet. Gottes Sache, nicht die seine vertretend, kann er mit Recht erwarten, dass er Herr sich erheben wird, seine eigene Sache zu rächen. Jeremia Jer 30 20 13 Cantate Domino, laudate Dominum: quia liberavit animam pauperis de manu malorum. Singet dem Herrn, preiset den Herrn, denn er rettet das Leben des Armen aus der Gewalt der Bösen!¹⁶ Jeremia Jer 30 20 13 16 Da er die göttliche Hilfe schon öfter erfahren hat, vergl. [Jer 11,18], führt er an, wie er den Herrn gepriesen. Jeremia Jer 30 20 14 Maledicta dies, in qua natus sum: dies, in qua peperit me mater mea, non sit benedicta. Verflucht sei der Tag, an dem ich geboren ward; der Tag, an dem mich meine Mutter geboren, bleibe ungesegnet!¹⁷ Jeremia Jer 30 20 14 17 Nicht stärker als Elias in ähnlicher Lage [1Kön 19,4] offenbart er seine Betrübnis fast mit gleichen Worten wie Job, in hyperbolischer Rede die Gewalt seines Schmerzes offenbarend. (Ephrem.) Der folgende Vers enthält eine weitere Ausführung des gleichen Gedankens: Wäre ich doch nie geboren! Jeremia Jer 30 20 15 Maledictus vir, qui annuntiavit patri meo, dicens: Natus est tibi puer masculus: et quasi gaudio lætificavit eum. Verflucht sei der Mann, der meinem Vater die Botschaft brachte und sprach: Ein Kind, ein Knäblein ist dir geboren! als verursachte er ihm damit eine große Freude. Jeremia Jer 30 20 16 Sit homo ille ut sunt civitates, quas subvertit Dominus, et non pnituit eum: audiat clamorem mane, et ululatum in tempore meridiano: Jener Mann werde wie die Städte, die der Herr von Grund aus umgekehrt hat, ohne dass es ihn reute!¹⁸ Er höre Geschrei am Morgen und Kriegsruf zur Mittagszeit, Jeremia Jer 30 20 16 18 Sodoma und Gomorrha. Jeremia Jer 30 20 17 Qui non me interfecit a vulva, ut fieret mihi mater mea sepulcrum, et vulva ejus conceptus æternus. weil er mich nicht tötete im Mutterleibe, dass meine Mutter mir zum Grabe geworden und ihr Leib ewig schwanger geblieben wäre! Jeremia Jer 30 20 18 Quare de vulva egressus sum, ut viderem laborem et dolorem, et consumerentur in confusione dies mei? Warum bin ich doch aus dem Mutterleibe hervorgegangen, dass ich Mühsal und Schmerz schaue und sich meine Tage in Schmach verzehren?¹⁹ Jeremia Jer 30 20 18 19 Sein Schmerz wird durch das Unglück seines Volkes gemehrt. Vergl. [1Makk 2,7]. Ohne Zweifel darf man bei den Männer des Alten Bundes nicht die Vollkommenheit des Neuen suchen, die nur das Vorbild Christi und seine Gnade den Aposteln verleihen konnte. Dass der Schmerz in heftigeren Worten seinen Ausdruck findet, ist die Sitte des Orients (Ephr.), wie auch das Zerreißen der Kleider, das sich mit Staub Bestreuen und Ähnliches der größeren Lebhaftigkeit der Morgenländer entspricht. Jeremia Jer 30 20 2 Et percussit Phassur Jeremiam prophetam, et misit eum in nervum, quod erat in porta Benjamin superiori, in domo Domini. schlug Phassur den Propheten Jeremias und legte ihn in den Block,² der am oberen Benjaminstore,³ am Hause des Herrn war. Jeremia Jer 30 20 2 2 Er nahm an, Jeremias habe die dem Tempel schuldige Ehre verletzt und das Volk aufgeregt. Und doch hatte Jeremias sich bereits vor allen als Prophet erwiesen und war von ihnen nach [Dtn 18,15ff] zu hören und zu verehren. Vielleicht ließ Phassur ihm der Bestimmung [Dtn 18,15ff] gemäß vierzig Rutenstreiche geben. Block: eigentlich Verdrehung, weil die Gefangenen in dieses Marterwerkzeug mit verschränkten Gliedern gelegt wurden. Jeremia Jer 30 20 2 3 Dies war ein Stadttor. Die Septuaginta bietet diesen Namen nicht, was auf ein Verderbnis des jetzigen hebräischen Textes hinweist. Jeremia Jer 30 20 3 Cumque illuxisset in crastinum, eduxit Phassur Jeremiam de nervo: et dixit ad eum Jeremias: Non Phassur vocavit Dominus nomen tuum, sed pavorem undique. Doch als der andere Morgen angebrochen war, nahm Phassur den Jeremias aus dem Blocke.⁴ Da⁵ sprach Jeremias zu ihm: Nicht mehr Phassur nennt dich der Herr, sondern Schrecken ringsum.⁶ Jeremia Jer 30 20 3 4 Entweder seine Tat bereuend oder hoffend, der Prophet werde nun eingeschüchtert sein. Ähnlich handelte der Hohepriester gegen die Apostel [Apg 5,40]. Jeremia Jer 30 20 3 5 In das Gefängnis geworfen, schweigt Jeremias und besiegt das Unrecht durch Stillschweigen; freigelassen verhehlt er dennoch nicht, was kommen wird, damit der falsche Prophet wenigstens ferner nicht sündige und Gottes Erbarmen anflehe. Jeremia Jer 30 20 3 6 Der Name bedeutet zugleich das Eintreten der durch denselben bezeichneten Sache. Diese wird V. 4 dargelegt. Jeremia Jer 30 20 4 Quia hæc dicit Dominus: Ecce ego dabo te in pavorem, te et omnes amicos tuos: et corruent gladio inimicorum suorum, et oculi tui videbunt: et omnem Judam dabo in manum regis Babylonis: et traducet eos in Babylonem, et percutiet eos gladio. Denn also spricht der Herr: Siehe, ich werde dich dem Schrecken preisgeben, dich und alle deine Freunde;⁷ vor deinen Augen sollen sie durch das Schwert ihrer Feinde fallen; ganz Juda aber will ich in die Hand des Königs von Babylon⁸ überliefern, dass er sie nach Babylon wegführe und mit dem Schwerte töte. Jeremia Jer 30 20 4 7 Hebr.: Ich werde dich zum Schrecken machen dir selbst und allen deinen Freunden. Jeremia Jer 30 20 4 8 So bezeichnet der Prophet den von Norden kommenden Feind mit Namen. Jeremia Jer 30 20 5 Et dabo universam substantiam civitatis hujus, et omnem laborem ejus, omneque pretium, et cunctos thesauros regum Juda dabo in manu inimicorum eorum: et diripient eos, et tollent, et ducent in Babylonem. Und alle Habe dieser Stadt und all ihren Erwerb und alle Kostbarkeiten und alle Schätze der Könige von Juda will ich in die Hand ihrer Feinde überliefern und diese sollen sie plündern und fortschleppen und nach Babylon fortführen. Jeremia Jer 30 20 6 Tu autem Phassur, et omnes habitatores domus tuæ ibitis in captivitatem: et in Babylonem venies, et ibi morieris, ibique sepelieris tu, et omnes amici tui, quibus prophetasti mendacium. Du aber, Phassur! und alle Bewohner deines Hauses, ihr werdet in die Gefangenschaft gehen und du wirst nach Babylon kommen und dort sterben und begraben werden, samt allen deinen Freunden, denen du Lügen geweissagt hast.⁹ Jeremia Jer 30 20 6 9 Da Phassur hier den Lügenpropheten beigezählt wird, ist leicht erklärlich, warum er den Propheten ergriffen, aber auch, warum er, von seinem bösen Gewissen gepeinigt, ihn alsbald wieder freigelassen. Wann dies alles geschehen ist, lässt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Da aber Sophonias dieses Amt unter König Sedekias bekleidete, vergl. [Jer 29,25.26] ist es wahrscheinlich, dass diese Weissagung in Erfüllung ging, als Jechonias und andere Vornehme in die Gefangenschaft weggeführt wurden. Vergl. [Jer 29,25.26; 2Kön 24,14-16]. Jeremia Jer 30 20 7 Seduxisti me Domine, et seductus sum: fortior me fuisti, et invaluisti: factus sum in derisum tota die, omnes subsannant me. Du, Herr! hast mich dahingezogen und ich ward hingezogen, du bist stärker gewesen denn ich und hast übermocht, aber ich bin zum Spott geworden den ganzen Tag, alle verlachen mich.¹⁰ Jeremia Jer 30 20 7 10 Der Prophet hat Gottes Berufung zum Prophetenamte zuerst Widerstand geleistet [Jer 1,6], aber Gottes Mahnung und Verheißung nachgegeben, da der Herr ihn gleichsam zur Annahme zwang. Nachdem er nun im Vertrauen auf Gottes Schutz das Amt übernommen, ist er nicht allein nicht sicher vor seinen Feinden, sondern muss sogar deren Spottreden ohne Aufhören über sich ergehen lassen. Ein wenig Kleinmut und Ängstlichkeit ist seinen Worten sicher beigemischt. Jeremia Jer 30 20 8 Quia jam olim loquor, vociferans iniquitatem, et vastitatem clamito: et factus est mihi sermo Domini in opprobrium, et in derisum tota die. Denn schon seit langer Zeit rede ich, rufe: Unrecht! und schreie: Verwüstung!¹¹ aber das Wort des Herrn ist mir zur Beschimpfung und zum Spott geworden den ganzen Tag. Jeremia Jer 30 20 8 11 Hebr.: Denn so oft ich rede, muss ich schreien, Frevel und Gewalttat! muss ich rufen. Das Volk verhöhnt ihn, weil es meint, was nicht sofort kommt, werde überhaupt nicht eintreten. Jeremia Jer 30 20 9 Et dixi: Non recordabor ejus, neque loquar ultra in nomine illius: et factus est in corde meo quasi ignis exæstuans, claususque in ossibus meis: et defeci, ferre non sustinens. Sprach ich: Ich will seiner nicht mehr gedenken noch ferner in seinem Namen reden, so ward es in meinem Herzen wie ein brennendes Feuer, eingeschlossen in meine Gebeine; ich ward kraftlos und unvermögend, es zu ertragen.¹² Jeremia Jer 30 20 9 12 Das Wort Gottes ist Feuer, Jeremias kann dies nicht in seinem Herzen bewahren, notwendig bricht das Feuer hervor und sucht zu entflammen; so muss er, von Gott angetrieben, immer von neuem üble Verkündigungen aussprechen. Auch diese Worte zeigen ein gewisses Zögern und Kleinmut des Propheten. Jeremia Jer 30 0 1 III. Strafen der einzelnen Stände. (Kap. 21 Kap. 29) 1. Erste Rede. (Kap. 21) Verkündigung des Unterganges des Reiches. Jeremia Jer 30 21 1 Verbum, quod factum est ad Jeremiam a Domino, quando misit ad eum rex Sedecias Phassur filium Melchiæ, et Sophoniam filium Maasiæ sacerdotem, dicens: Wort, welches an Jeremias von dem Herrn erging, als der König Sedekias Phassur, den Sohn Melchias, und Sophonias, den Sohn Maasias, den Priester, zu ihm sandte¹ und sagen ließ: Jeremia Jer 30 21 1 1 Eine ähnliche Sendung [Jer 37,3]. Diese Phassur ist ein anderer als der [Jer 20,1] genannte, jedenfalls ein vornehmer Mann. Jeremia Jer 30 21 10 Posui enim faciem meam super civitatem hanc in malum, et non in bonum, ait Dominus: in manu regis Babylonis dabitur, et exuret eam igni. Denn ich habe mein Angesicht wider diese Stadt gerichtet¹¹ zum Unheil und nicht zum Guten, spricht der Herr; in die Hand des Königs von Babylon wird sie überliefert werden, dass er sie mit Feuer niederbrenne.¹² Jeremia Jer 30 21 10 11 Mit besonderem Eifer will ich dies tun. Jeremia Jer 30 21 10 12 Wie sie selbst einst die dem Banne überlieferten Städte niederbrennen sollten. [Dtn 13,16] Jeremia Jer 30 21 11 Et domui regis Juda: Audite verbum Domini, Zum Hause des Königs von Juda sage:¹³ Höret das Wort des Herrn, Jeremia Jer 30 21 11 13 Wie das Volk, so soll auch das Königshaus einen Weg kennen lernen, auf dem der Ausspruch Gottes zwar nicht aufgehoben, aber doch gemildert werden kann. Jeremia Jer 30 21 12 Domus David, hæc dicit Dominus: Judicate mane judicium, et eruite vi oppressum de manu calumniantis: ne forte egrediatur ut ignis indignatio mea, et succendatur, et non sit qui exstinguat propter malitiam studiorum vestrorum. Haus Davids!¹⁴ So spricht der Herr: Haltet Gericht am Morgen¹⁵ und rettet den Unterdrückten aus der Gewalt des Unterdrückers, dass mein Grimm nicht etwa¹⁶ wie Feuer ausbreche und entbrenne, ohne dass jemand zu löschen vermag, um der Bosheit eurer Bestrebungen willen. [Jer 22,3] Jeremia Jer 30 21 12 14 Um Davids willen bietet Gott dem Königshause Milderung an. Er fordert nur leichtes. Jeremia Jer 30 21 12 15 An jedem Morgen. Jeremia Jer 30 21 12 16 So soll der Untergang nicht durch die Unkenntnis der Zukunft, sondern durch den eigenen Willen herbeigeführt erscheinen. (Hier.) Wie furchtbar das Strafgericht über Sedekias kam, zeigt [2Kön 25,7]. Jeremia Jer 30 21 13 Ecce ego ad te habitatricem vallis solidæ atque campestris, ait Dominus: qui dicitis: Quis percutiet nos? Et quis ingredietur domos nostras? Siehe, spricht der Herr, ich will an dich kommen, Bewohnerin des festen ebenen Tales,¹⁷ an euch, die ihr sprecht: Wer will uns schlagen?¹⁸ wer sollte in unsere Häuser eindringen? Jeremia Jer 30 21 13 17 Jerusalem, von Bergen rings umgebene Stadt. Hebr.: Fels der Ebene; sie sollen nicht auf ihre feste Lage vertrauen. Jeremia Jer 30 21 13 18 Hebr.: Wer sollte über uns herabsteigen? Diesem Trotze stellt Gott seine Allmacht entgegen. Jeremia Jer 30 21 14 Et visitabo super vos juxta fructum studiorum vestrorum, dicit Dominus: et succendam ignem in saltu ejus: et devorabit omnia in circuitu ejus. Und ich will euch, spricht der Herr, der Frucht eurer Bestrebungen gemäß heimsuchen und werde ein Feuer an ihren Wald¹⁹ legen, das alles ringsherum verzehren wird. Jeremia Jer 30 21 14 19 Die Häuser, insbesondere die von David, Salomo und anderen Königen aus Zedern des Libanon erbauten. Ich nicht der König der Chaldäer. Die Erfüllung der Weissagung siehe [2Kön 25,9; 2Chr 39,19; Jer 52,13]. Jeremia Jer 30 21 2 Interroga pro nobis Dominum, quia Nabuchodonosor rex Babylonis prliatur adversum nos: si forte faciat Dominus nobiscum secundum omnia mirabilia sua, et recedat a nobis. Befrage² den Herrn für uns, denn Nabuchodonosor, der König von Babylon, kämpft wider uns; vielleicht handelt der Herr gegen uns allen seinen Wundertaten gemäß und macht, dass jener von uns abziehen muss.³ Jeremia Jer 30 21 2 2 Und Bitte. Jeremia Jer 30 21 2 3 Ob die Worte aufrichtig gemeint sind, zeigt [Jer 37,3]. Die Antwort des Propheten zeigt, dass die Zeit der Erbarmung bereits vorübergegangen ist und die Strafe höchstens eine Milderung erfahren kann, wenn jene aufrichtig Buße tun wollen. (V. 12). Jeremia Jer 30 21 3 Et dixit Jeremias ad eos: Sic dicetis Sedeciæ: Jeremias aber sprach zu ihnen: So saget zu Sedekias: Jeremia Jer 30 21 4 Hæc dicit Dominus Deus Israel: Ecce ego convertam vasa belli, quæ in manibus vestris sunt, et quibus vos pugnatis adversum regem Babylonis, et Chaldæos, qui obsident vos in circuitu murorum: et congregabo ea in medio civitatis hujus. Also spricht der Herr, der Gott Israels: Siehe, ich werde die Kriegswaffen in euern Händen,⁴ mit denen ihr wider den König von Babylon und die Chaldäer kämpft, die euch rings um die Mauern her⁵ belagern, umwenden und werde sie in die Mitte dieser Stadt zusammendrängen. Jeremia Jer 30 21 4 4 Eure bewaffnete Mannschaft. Jeremia Jer 30 21 4 5 Hebr.: Außerhalb der Mauern. Noch war also die Belagerung nicht begonnen, indes steht sie bevor. Jeremia Jer 30 21 5 Et debellabo ego vos in manu extenta, et in brachio forti, et in furore, et in indignatione, et in ira grandi. Und ich selbst werde wider euch mit ausgestreckter Hand und starkem Arme kämpfen,⁶ mit Grimm, Entrüstung und großem Zorne.⁷ Jeremia Jer 30 21 5 6 So hat Gott einst die Befreiung des Volkes aus Ägypten vollbracht. [Ex 6,6; Dtn 4,34; Dtn 5,15] u.a.. Jeremia Jer 30 21 5 7 Vergl. [Dtn 29,28]. Die Streiter sollen durch das Schwert, die Einwohner der Stadt durch die Pest umkommen. Jeremia Jer 30 21 6 Et percutiam habitatores civitatis hujus, homines et bestiæ pestilentia magna morientur. Und ich werde die Bewohner dieser Stadt schlagen, Menschen und Vieh sollen durch eine große Pest umkommen.⁸ Jeremia Jer 30 21 6 8 Wörtlich: dem Munde des Schwertes, weil die Schneide desselben wie ein Mund verschlingt. Jeremia Jer 30 21 7 Et post hæc, ait Dominus, dabo Sedeciam regem Juda, et servos ejus, et populum ejus, et qui derelicti sunt in civitate hac a peste et gladio, et fame, in manu Nabuchodonosor regis Babylonis, et in manu inimicorum eorum, et in manu quærentium animam eorum : et percutiet eos in ore gladii, et non flectetur, neque parcet, nec miserebitur. Darnach aber, spricht der Herr, will ich Sedekias, den König von Juda, und seine Diener, sein Volk und die, welche in dieser Stadt von der Pest, vom Schwerte und vom Hunger übriggeblieben sind, in die Hand Nabuchodonosors, des Königs von Babylon, und in die Hand ihrer Feinde und in die Hand derer überliefern, welche ihnen nach dem Leben trachten, und er wird sie mit der Schärfe des Schwertes schlagen, unerbittlich, ohne Schonung und ohne Erbarmen. Jeremia Jer 30 21 8 Et ad populum hunc dices: Hæc dicit Dominus: Ecce ego do coram vobis viam vitæ, et viam mortis. Zu diesem Volke aber sollst du sagen: So spricht der Herr: Sehet,⁹ ich lege euch den Weg zum Leben und den Weg zum Tode vor. Jeremia Jer 30 21 8 9 Erinnerung an [Dtn 11,26; Dtn 30,15]. Jeremia Jer 30 21 9 Qui habitaverit in urbe hac, morietur gladio, et fame, et peste: Qui autem egressus fuerit, et transfugerit ad Chaldæos, qui obsident vos, vivet, et erit ei anima sua, quasi spolium. Wer in dieser Stadt bleibt, wird durch Schwert, Hunger und Pest sterben; wer aber hinausgeht und sich zu den Chaldäern flüchtet, die euch belagern, wird leben bleiben und sein Leben als Beute davontragen.¹⁰ [Jer 38,2] Jeremia Jer 30 21 9 10 Insofern er sein vom Sieger gleichfalls bereits erobertes Leben wiedergewinnt, trägt er es als Beute davon. Eure Lage ist eine so schlimme, dass nur die Feinde euch daraus befreien können. Jeremia Jer 30 0 1 2. Zweite Rede. (22,1-23,8) A. Mahnung an das Königshaus. (V. 12) B. Verkündigung über Joakim. (V. 19) C. Verkündigung des Strafgerichtes über die Stadt und Jechonias. Jeremia Jer 30 22 1 Hæc dicit Dominus: Descende in domum regis Juda, et loqueris ibi verbum hoc, So spricht der Herr:¹ Gehe hinab² zum Hause des Königs von Juda und sprich daselbst dieses Wort Jeremia Jer 30 22 1 1 Da die erste Mahnung allgemein an den König gerichtet ist, wurde sie wohl von dem Propheten zu verschiedenen Zeiten wiederholt. Jeremia Jer 30 22 1 2 Vom Tempel. Jeremia Jer 30 22 10 Nolite flere mortuum, neque lugeatis super eum fletu: plangite eum, qui egreditur, quia non revertetur ultra, nec videbit terram nativitatis suæ. Weinet nicht um einen Toten und klaget nicht um ihn mit Tränen; weinet um den, der dahinzieht, denn er wird nicht mehr zurückkehren und das Land seiner Geburt nicht wieder sehen!¹³ Jeremia Jer 30 22 10 13 Das Schicksal Joachaz ist mehr zu beklagen als der Tod des Königs Josias, der in der Schlacht bei Mageddo fiel. [2Kön 23,29ff] Nach Josias herrschte dessen Sohn Joachaz, der damals dreiundzwanzig Jahre alt war. Doch er tat, was übel war vor dem Herrn. Drei Monate nach seiner Thronbesteigung bereits wird er von Nechao, dem Könige Ägyptens, bei Rebla besiegt und nach Ägypten fortgeführt. Die Weissagung ist bald nach diesem Ereignisse erfolgt, da der Schmerz um König Josias noch frisch ist. Wie sehr man seinen Tod betrauerte, siehe [2Chr 35,24.25; Sach 12,11]. Jeremia Jer 30 22 11 Quia hæc dicit Dominus ad Sellum filium Josiæ regem Juda, qui regnavit pro Josia patre suo, qui egressus est de loco isto: Non revertetur huc amplius: Denn so spricht der Herr über Sellum,¹⁴ den Sohn Josias, den König von Juda, der an Josias, seines Vaters, statt König geworden, aber fortgezogen ist von diesem Orte: Nicht mehr wird er hierher zurückkehren, Jeremia Jer 30 22 11 14 Es ist von Joachaz die Rede, denn dieser wurde an Josias Statt als König eingesetzt, nach Ägypten weggeführt und ist dort gestorben. Dass er doppelnamig ist, ist nicht wunderbar, mag er nun die Namen gleichzeitig geführt oder (wie Joakim, der zuvor Eliakim, und Sedekias, der vorher Matthanias hieß) bei der Thronbesteigung einen anderen Namen angenommen haben. - Das Schicksal dieses Königs mahnt alle, Gerechtigkeit zu üben. Doch umsonst, wie [2Kön 23,37] und [2Chr 36,5] zeigen. Jeremia Jer 30 22 12 Sed in loco, ad quem transtuli eum, ibi morietur, et terram istam non videbit amplius. sondern an dem Orte, an den ich ihn habe wegführen lassen, wird er sterben und dieses Land wird er nicht mehr sehen. Jeremia Jer 30 22 13 Væ qui ædificat domum suam in injustitia, et cnacula sua non in judicio: amicum suum opprimet frustra, et mercedem ejus non reddet ei. Wehe dem, der sein Haus mit Ungerechtigkeit baut und seine Gemächer¹⁵ mit Unrecht, der seinen Nächsten ohne Bezahlung belastet¹⁶ und ihm seinen Lohn vorenthält, Jeremia Jer 30 22 13 15 Hebr.: Obergemächer. Jeremia Jer 30 22 13 16 Hebr.: Dienstbar macht ohne Entgelt: Er zieht das Volk zur Fronarbeit heran, ohne für diese Entgelt zu leisten. Jeremia Jer 30 22 14 Qui dicit: dificabo mihi domum latam, et cnacula spatiosa: qui aperit sibi fenestras, et facit laquearia cedrina, pingitque sinopide. der da spricht: Ich will mir ein geräumiges Haus bauen und weite Gemächer;¹⁷ der sich Fenster darin ausbricht, es mit Zedern täfelt und mit Hochrot ausmalt!¹⁸ Jeremia Jer 30 22 14 17 Obergemächer. Jeremia Jer 30 22 14 18 Beweise großen Pompes: Große Fenster, Zederngetäfel, roter Anstrich. Jeremia Jer 30 22 15 Numquid regnabis, quoniam confers te cedro? pater tuus numquid non comedit et bibit, et fecit judicium et justitiam tunc cum bene erat ei? Bist du etwa dazu König, dass du mit Zedern wetteiferst?¹⁹ Hat dein Vater nicht auch gegessen und getrunken, aber ging es ihm nicht wohl, als er Recht und Gerechtigkeit übte?²⁰ Jeremia Jer 30 22 15 19 Dass du andere nicht durch Tugenden, sondern durch Zederngebäude übertriffst? Jeremia Jer 30 22 15 20 Hebr.: Hat dein Vater denn nicht gegessen und getrunken und Recht und Gerechtigkeit geübt? Damals ging es ihm wohl. Dein Vater hat sich nicht in solche unnötige und das Land drückende Unternehmungen eingelassen, sondern hat ruhig und zufrieden genossen, was Gott ihm beschied, und Recht und Gerechtigkeit geübt: Da ging es ihm wohl. Jeremia Jer 30 22 16 Judicavit causam pauperis et egeni in bonum suum: numquid non ideo quia cognovit me? Dicit Dominus. Er schaffte dem Armen und Elenden Recht, zu seinem eigenen Glücke. Geschah dies nicht darum, weil er mich kannte?²¹ spricht der Herr. Jeremia Jer 30 22 16 21 Hebr.: Heißt nicht das mich erkennen? Durch die wahre Erkenntnis Gottes wird der Mensch veranlasst, Gerechtigkeit zu üben, und wer die Tugend pflegt, erkennt und verehrt Gott durch die Tat. Das Beispiel Josias ist somit eine Wiederholung der V. 3 ausgesprochenen Mahnung. Jeremia Jer 30 22 17 Tui vero oculi et cor ad avaritiam, et ad sanguinem innocentem fundendum, et ad calumniam, et ad cursum mali operis. Aber deine Augen und dein Herz gehen auf Habsucht aus und auf Vergießung unschuldigen Blutes, auf Bedrückung und auf Verübung böser Werke.²² Jeremia Jer 30 22 17 22 Hebr.: Und auf Belastung und Bedrückung, sie zu vollführen: Dein Streben und Tun ist es, die Rechte anderer mit Füßen zu treten. Er vergießt unschuldiges Blut wie Achab [1Kön 21], um fremdes Gut an sich zu reißen. Wie er dies getan, zeigt V. 13. Jeremia Jer 30 22 18 Propterea hæc dicit Dominus ad Joakim filium Josiæ regem Juda: Non plangent eum: Væ frater et væ soror: non concrepabunt ei: Væ domine, et væ inclyte. Darum spricht der Herr also über Joakim, den Sohn des Josias, den König von Juda:²³ Man wird nicht um ihn klagen: Wehe, Bruder, und: Wehe, Schwester!²⁴ Man wird ihn nicht betrauern: Wehe, Gebieter, wehe, Erlauchter! Jeremia Jer 30 22 18 23 Josias Tod ist mit großer Trauerfeier begangen worden, doch seinem unwürdigen Sohne wird solche nicht zuteil werden; nicht werden die Fürsten des Königshauses rufen: Wehe, Bruder! Nicht die Untertanen: Wehe, Gebieter, wehe, Erlauchter! Jeremia Jer 30 22 18 24 Diese Worte: Wehe, Schwester! Lässt die Septuag weg. Entweder sind sie auch in unserem Text wegzulassen, da sie auf den vorliegenden Fall nicht passen, oder die Worte: Wehe, Bruder! Wehe, Schwester! Sind die Eingangsworte der gewöhnlichen Totenklage. Jeremia Jer 30 22 19 Sepultura asini sepelietur, putrefactus et projectus extra portas Jerusalem. Wie man einen Esel begräbt, so wird er begraben werden,²⁵ verwesen und hinausgeworfen vor die Tore Jerusalems.²⁶ [Jer 36,30] Jeremia Jer 30 22 19 25 Unbeerdigt soll er den wilden Tieren zum Fraße hinausgeworfen werden. Vergl. [Jer 36,30]. Jeremia Jer 30 22 19 26 Hebr.: Herumgeschleift und hingeworfen werden fernab von den Toren Jerusalems. Er fiel wohl in einer Schlacht gegen die Chaldäer, obwohl davon nichts in den Geschichtsbüchern erzählt wird. Wenn es [2Kön 24,5] heißt, dass Joakim zu seinen Vätern entschlief, so bedeutet dies Wort nicht notwendig einen friedlichen Tod, wie [1Kön 22,40] zeigt; auch wird von einem Begräbnis dort nichts berichtet, während sonst von dem Begräbnisse der Könige ausdrücklich Erwähnung geschieht. Jeremia Jer 30 22 2 Et dices: Audi verbum Domini rex Juda, qui sedes super solium David: tu et servi tui, et populus tuus, qui ingredimini per portas istas. und sage: Höre das Wort des Herrn, König von Juda, der du auf dem Throne Davids sitzest,³ du und deine Diener und dein Volk, die ihr durch dieses Tor⁴ eingehet. Jeremia Jer 30 22 2 3 Diese Anrede soll ihn an die David gegebenen Verheißungen, aber auch an dieselben geknüpften Bedingungen erinnern. [2Sam 7,14] Jeremia Jer 30 22 2 4 Der Königsburg. Jeremia Jer 30 22 20 Ascende Libanum, et clama: et in Basan da vocem tuam, et clama ad transeuntes, quia contriti sunt omnes amatores tui. Steige auf den Libanon und schreie, in Basan lass deine Stimme erschallen und rufe den Vorübergehenden zu!²⁷ denn alle deine Buhlen²⁸ sind vernichtet.²⁹ Jeremia Jer 30 22 20 27 Hebr.: Und rufe von Abarim aus. Das Abarim-Gebirge liegt südöstlich von Palästina in Moab. Von dort aus (zu dem Gebirge gehört der weitschauende Berg Nebo [Dtn 32,49]) lässt sich das Land und die Nachbarländer weit überschauen. Den Syriern, Ammonitern und Moabitern soll er es zurufen. Jeremia Jer 30 22 20 28 Die Völker, deren Bundesgenossenschaft du gesucht. Jeremia Jer 30 22 20 29 Weithin soll die Wehklage gehört werden und die Völker lernen, wie verderblich es für das Volk Gottes war, seinen Gott zu verlassen und Fleisch zu seiner Stütze zu machen. Die Züchtigung der Bewohner Judas ist eine Warnung für die Völker. Jeremia Jer 30 22 21 Locutus sum ad te in abundantia tua: et dixisti: Non audiam: hæc est via tua ab adolescentia tua, quia non audisti vocem meam: Ich redete zu dir, als du noch im Wohlstande warst; du aber sprachst: Ich will nicht hören! Dies war dein Wandel von deiner Jugend an,³⁰ dass du nicht auf meine Stimme hörtest. Jeremia Jer 30 22 21 30 Zur Zeit deines Auszuges aus Ägypten und deines Zuges durch die Wüste. Jeremia Jer 30 22 22 Omnes pastores tuos pascet ventus, et amatores tui in captivitatem ibunt: et tunc confunderis, et erubesces ab omni malitia tua. Alle deine Hirten³¹ wird der Wind wegweiden³² und deine Liebhaber³³ werden in die Gefangenschaft wandern; ja, alsdann wirst du beschämt und zuschanden werden ob all deiner Bosheit.³⁴ Jeremia Jer 30 22 22 31 Die Könige und Fürsten. Jeremia Jer 30 22 22 32 Entführen. Jeremia Jer 30 22 22 33 Verbündeten. Jeremia Jer 30 22 22 34 Doch zur Zeit predigt Jeremias noch tauben Ohren. Jeremia Jer 30 22 23 Quæ sedes in Libano, et nidificas in cedris, quomodo congemuisti cum venissent tibi dolores, quasi dolores parturientis? Die du auf dem Libanon thronst³⁵ und auf Zedern nistest,³⁶ wie³⁷ wirst du seufzen, wenn Schmerzen über dich kommen wie die Schmerzen einer Gebärenden.³⁸ Jeremia Jer 30 22 23 35 Herrlich und sicher. Jeremia Jer 30 22 23 36 Weil der Palast aus Zedern erbaut ist. Jeremia Jer 30 22 23 37 Eingang der Klagelieder. Jeremia Jer 30 22 23 38 Diese pflegen als die schlimmsten angesehen zu werden. Jeremia Jer 30 22 24 Vivo ego, dicit Dominus: quia si fuerit Jechonias filius Joakim regis Juda, annulus in manu dextera mea, inde evellam eum. So wahr ich lebe,³⁹ spricht der Herr, wäre auch Jechonias,⁴⁰ der Sohn Joakims, des Königs von Juda, ein Siegelring an meiner Rechten,⁴¹ so würde ich ihn von dort wegreißen! Jeremia Jer 30 22 24 39 Geht Jerusalem unter und der Königspalast, so ist es auch um den König selbst geschehen, so wird Gott die [2Sam 7,14] ausgesprochenen Drohungen zur Erfüllung bringen. Der Schwur bedeutet, dass Gottes Ausspruch unfehlbar seine Ausführung findet. Jeremia Jer 30 22 24 40 Der Siegelring ist ein kostbarer Schmuck und auf das innigste mit seinem Besitzer verbunden. Doch zugleich deutet er, da sein Abdruck die Erlasse der Könige rechtskräftig macht, Würde und hohes Ansehen an, die hohe Stellung, welche der theokratische König bei Gott hat. Dennoch wird Gott sich von ihm trennen und ihn von sich werfen. Jeremia Jer 30 22 24 41 Hebr.: Chonjahu; wohl ein Schreibfehler für Jechonjahu. Jeremia Jer 30 22 25 Et dabo te in manu quærentium animam tuam, et in manu quorum tu formidas faciem, et in manu Nabuchodonosor regis Babylonis, et in manu Chaldæorum. Und ich werde dich in die Hand derer geben, die dir nach dem Leben trachten, in die Hand derer, vor denen du dich fürchtest und in die Hand Nabuchodonosors, des Königs von Babylon, und in die Hand der Chaldäer. Jeremia Jer 30 22 26 Et mittam te, et matrem tuam, quæ genuit te, in terram alienam, in qua nati non estis, ibique moriemini: Und ich werde dich und deine Mutter, welche dich geboren, in ein fremdes Land schleudern,⁴² in dem ihr nicht geboren seid, und daselbst werdet ihr sterben! [2Kön 24,12] Jeremia Jer 30 22 26 42 In Zorn und Unwillen. Seine Mutter Nohesta [2Kön 24,8] wird [Jer 29,2] Gebieterin genannt, ihrer hervorragenden Stellung als Königin-Mutter gemäß. Jeremia Jer 30 22 27 Et in terram, ad quam ipsi levant animam suam ut revertantur illuc: non revertentur. In das Land aber, wohin zurückzukehren ihr Verlangen geht, sollen sie nicht zurückkehren.⁴³ Jeremia Jer 30 22 27 43 Die Erfüllung davon siehe [2Kön 24,9-16; 2Chr 36,10]. Jeremia Jer 30 22 28 Numquid vas fictile atque contritum vir iste Jechonias? Numquid vas absque omni voluptate? Quare abjecti sunt ipse et semen ejus, et projecti in terram, quam ignoraverunt? Ist denn dieser Mann Jechonias ein irdenes und zerbrochenes Gefäß? ein Gefäß ohne alle Anmut?⁴⁴ Warum ward er mit seiner Nachkommenschaft verworfen und hingeschleudert in jenes Land, das sie nicht kannten? Jeremia Jer 30 22 28 44 Hebr.: Ist denn ein verächtliches, zerschlagenes Gefäß dieser Mann Chonjahu, oder ein Gefäß, an dem man kein Gefallen hat? Wie nämlich ein solches Gefäß weggeworfen wird, so ist er aus dem Hause und Lande des Herrn in ein fremdes Land weggeschleudert, weil er Böses getan und das Volk auf giftige Weiden geführt hat, er, der im Hause Gottes in Gottes Hand ein Werkzeug zum Heil und ein Schmuck des theokratischen Reiches sein sollte. Er ist zerbrochen, insofern keiner von seinen Nachkommen König werden soll. (Hier., Theod.) Jeremia Jer 30 22 29 Terra, terra, terra, audi sermonem Domini. O Land, Land, Land! höre den Ausspruch des Herrn!⁴⁵ Jeremia Jer 30 22 29 45 V. 28 enthielt gleichzeitig mit der Bezeigung des Schmerzes die Bitte, Gott möchte solches nicht zulassen. Hier ist die Antwort darauf: Alle Hoffnung ist zu lassen. Die dreifache Anrede an das Land weckt die Aufmerksamkeit und zeigt die Wichtigkeit der Sache, welche dem ganzen Volke zu verkünden ist. Jeremia Jer 30 22 3 Hæc dicit Dominus: Facite judicium et justitiam, et liberate vi oppressum de manu calumniatoris: et advenam, et pupillum, et viduam nolite contristare, neque opprimatis inique: et sanguinem innocentem ne effundatis in loco isto. So spricht der Herr: Übet Recht und Gerechtigkeit, rettet den Unterdrückten aus der Hand des Bedrängers, betrübet Fremdlinge, Waisen und Witwen nicht,⁵ verübet nicht Gewalt und Unrecht an ihnen und vergießet nicht unschuldiges Blut an diesem Orte!⁶ [Jer 21,12] Jeremia Jer 30 22 3 5 Diese bedürfen am meisten des Schutzes und solchem hat Gottes Gesetz sie besonders empfohlen. [Ex 22,21ff] u.a. Jeremia Jer 30 22 3 6 Nahe bei dem Tempel des Herrn, vom Throne des theokratischen Königs aus. Für die treue Beobachtung seiner Gebote verheißt Gott Belohnung. Jeremia Jer 30 22 30 Hæc dicit Dominus: Scribe virum istum sterilem, virum, qui in diebus suis non prosperabitur: nec enim erit de semine ejus vir, qui sedeat super solium David et potestatem habeat ultra in Juda. So spricht der Herr: Schreibe⁴⁶ diesen Mann ein als kinderlos, als einen Mann, der kein Glück haben wird zeit seines Lebens; denn keinem seiner Nachkommen wird es zuteil werden, auf dem Throne Davids zu sitzen und fernerhin die Herrschaft inne zu haben über Juda.⁴⁷ Jeremia Jer 30 22 30 46 Hebr.: Schreibet. Die Erinnerung daran soll eine beständige sein, zugleich der Beschluss Gottes als unwiderruflich bezeichnet werden. Jeremia Jer 30 22 30 47 In der Tat erlangte nach ihm sein Oheim Sedekias die Herrschaft. Zorobabel wird zwar [1Chr 3,19] der Sohn Phadaias genannt, indes stammt er nicht unmittelbar von Salathiel, dem Sohne Jechonias [1Chr 3,17], sondern ist nur nach dem Gesetze der Leviratsehe Sohn Salathiels. Zwar wurde dieselbe auch diesem genommen, aber mit der Hoffnung, siehe [Jer 23,5.6], dass sie von Gott dem wieder zurückzustellen sei, der allein ein Recht auf dieselbe hat, der messianische König. [Ez 21,27] So soll die Barmherzigkeit Gottes dem Herrscherstamme erhalten bleiben. [2Sam 7,15] Jeremia Jer 30 22 4 Si enim facientes feceritis verbum istud: ingredientur per portas domus hujus reges sedentes de genere David super thronum ejus, et ascendentes currus et equos, ipsi et servi, et populus eorum. Denn wenn ihr dies wirklich tun werdet, so werden Könige, welche aus Davids Geschlecht auf dessen Thron sitzen,⁷ durch die Tore dieses Hauses⁸ einziehen auf Wagen und Rossen, mit ihren Dienern und ihrem Volke. [Jer 17,25] Jeremia Jer 30 22 4 7 Hebr.: Die dem David sitzen auf seinem Thron. Das Reich wird alsdann in seiner Pracht bestehen, ist diese doch nicht unbedingt verheißen [2Sam 7,12ff], sondern von der beigefügten Bedingung abhängig. Jeremia Jer 30 22 4 8 Des Königspalastes. Die Zerstörung des Palastes bedeutet den Untergang des Königtums. Jeremia Jer 30 22 5 Quod si non audieritis verba hæc: in memetipso juravi, dicit Dominus, quia in solitudinem erit domus hæc. Wenn ihr aber nicht auf diese Worte hört, so schwöre ich bei mir selbst, spricht der Herr, dass dieses Haus zur Wüstenei werden soll. Jeremia Jer 30 22 6 Quia hæc dicit Dominus super domum regis Juda: Galaad tu mihi caput Libani: si non posuero te solitudinem, urbes inhabitabiles. Denn so spricht der Herr über das Haus des Königs von Juda: Du giltst mir Galaad gleich, der Höhe des Libanon,⁹ aber fürwahr! ich will dich zur Einöde machen, zu unbewohnbaren Städten. Jeremia Jer 30 22 6 9 Erhaben wie die Wälder des Libanon, aus deren Zedern dieses Gebäude errichtet war. Doch die Erhabenheit des Palastes soll Gott nichts gelten, wenn der König nicht seiner Berufung würdig das theokratische Reich verwaltet. Jeremia Jer 30 22 7 Et sanctificabo super te interficientem virum, et arma ejus: et succident electas cedros tuas, et præcipitabunt in ignem. Ich will wider dich einen Verderber¹⁰ mit seinen Waffen weihen,¹¹ sie werden deine erlesenen Zedern umhauen und ins Feuer werfen. Jeremia Jer 30 22 7 10 Hebr. in der Mehrzahl: Zerstörer, einen jeden mit seinen Waffen. Jeremia Jer 30 22 7 11 Und zu einem mir zu leistenden Dienste bestimmen. Jeremia Jer 30 22 8 Et pertransibunt gentes multæ per civitatem hanc: et dicet unusquisque proximo suo: Quare fecit Dominus sic civitati huic grandi? Und viele Völker sollen an dieser Stadt vorüberziehen und ein jeder wird zu dem andern sprechen: Warum hat der Herr dieser großen Stadt also getan? [Dtn 29,24; 1Kön 9,8] Jeremia Jer 30 22 9 Et respondebunt: Eo quod dereliquerint pactum Domini Dei sui, et adoraverint deos alienos, et servierint eis. Dann wird man antworten: Weil sie den Bund des Herrn, ihres Gottes, verlassen und fremde Götter angebetet und diesen gedient haben.¹² Jeremia Jer 30 22 9 12 Die Worte sind aus [Dtn 29,24] entlehnt, welche auch [1Kön 9,8.9] Salomon von Gott wiederholt sind. Jeremia Jer 30 0 1 D. Gott wird den Messias König erwecken. (V. 8) 3. Dritte Rede. (Kap. 23,9-40) A. Drohungen gegen die falschen Propheten. (V. 15) B. Warnung vor den falschen Propheten. (V. 22) C. Charakteristik der falschen Propheten. (V. 32) D. Die Last des Herrn. Jeremia Jer 30 23 1 Væ pastoribus, qui disperdunt et dilacerant gregem pascuæ meæ, dicit Dominus. Wehe¹ den Hirten,² welche die Herde meiner Weide zugrunde richten und zerfleischen!³ spricht der Herr. [Ez 13,3; Ez 34,2] Jeremia Jer 30 23 1 1 Nach einzelnen Strafreden an die Könige Sedekias, Joachaz, Joakim, Jechonias, folgt eine solche über alle zugleich. (Der Drohung Gottes [2Sam 7,14] gemäß). Jeremia Jer 30 23 1 2 Den Königen. Jeremia Jer 30 23 1 3 Hebr.: Verderben und zerstreuen. Sie verderben das Volk, indem sie dessen Sitten nicht bessern und den Götzendienst fördern, so Gottes Gerichte über jenes heraufführend und die Wegführung des Volkes veranlassend. So handeln sie gegen die Schafe der Herde Gottes, für welche Gott in besonderer Weise Sorge trägt, denen er Gesetze gegeben und deren König er selbst sein will. Jeremia Jer 30 23 10 Quia adulteris repleta est terra, quia a facie maledictionis luxit terra, arefacta sunt arva deserti: factus est cursus eorum malus, et fortitudo eorum dissimilis. Denn voll von Ehebrechern ist das Land, ja, wegen des Fluches¹⁷ trauert das Land und verdorrt sind die Gefilde der Trift; ihr Laufen¹⁸ zielt auf das Böse und ihre Kraft¹⁹ wenden sie übel an.²⁰ Jeremia Jer 30 23 10 17 Den Gott wegen der Frevel verhängt hat. Vergl. [Dtn 28,22ff]. Jeremia Jer 30 23 10 18 Sie jagen förmlich allem Bösen in eiligem Laufe nach. Jeremia Jer 30 23 10 19 Das, worin sie stark sind, ist das Nichtrechte. Sie sind Helden im Bösestun. Jeremia Jer 30 23 10 20 Anders als die Patriarchen, von denen (von deren Vorbild) sie sich weit entfernen. Jeremia Jer 30 23 11 Propheta namque et sacerdos polluti sunt: et in domo mea inveni malum eorum, ait Dominus. Denn Prophet wie Priester haben sich befleckt,²¹ sogar in meinem Hause stieß ich auf ihre Bosheit,²² spricht der Herr. Jeremia Jer 30 23 11 21 Hebr.: Sind Frevler. Jeremia Jer 30 23 11 22 Da sie in demselben Götzendienst treiben oder in den Nebengebäuden Unzucht üben. (V. 14) Jeremia Jer 30 23 12 Idcirco via eorum erit quasi lubricum in tenebris: impellentur enim, et corruent in ea: afferam enim super eos mala, annum visitationis eorum, ait Dominus. Darum soll ihr Weg wie ein schlüpfriger Ort in der Finsternis werden,²³ sie sollen fortgestoßen werden, dass sie auf ihm zu Falle kommen; denn ich werde Unglück über sie bringen im Jahre ihrer Strafe, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 23 12 23 Sprichwörtlich: Sie sollen ganz sicher zu Falle kommen, ohne dass jemand sie vor der göttlichen Strafe zu bewahren vermag. Jeremia Jer 30 23 13 Et in prophetis Samariæ vidi fatuitatem: prophetabant in Baal, et decipiebant populum meum Israel. Auch an den Propheten von Samaria sah ich Torheit, sie weissagten im Namen Baals²⁴ und täuschten mein Volk Israel. Jeremia Jer 30 23 13 24 Eines Götzen, der nichts ist. Anders handelten die falschen Propheten in Jerusalem, welche Jahves Namen missbrauchten, der von den Propheten Gottes verkündeten Wahrheit zu widersprechen und dem Laster Unsträflichkeit zu verheißen. Jeremia Jer 30 23 14 Et in prophetis Jerusalem vidi similitudinem adulterantium, et iter mendacii: et confortaverunt manus pessimorum, ut non converteretur unusquisque a malitia sua: facti sunt mihi omnes ut Sodoma, et habitatores ejus quasi Gomorrha. Aber an den Propheten zu Jerusalem sah ich Nachahmung der Ehebrecher und Wandel der Lüge;²⁵ sie bestärkten die Ruchlosen in ihrem Tun, so dass sich niemand von seiner Bosheit bekehrte, sie sind mir alle wie Sodoma geworden und ihre Bewohner wie Gomorrha. Jeremia Jer 30 23 14 25 Hebr.: aber an den Propheten Jerusalems sah ich Schauerliches: beständigen Ehebruch und Wandel in der Lüge. Jeremia Jer 30 23 15 Propterea hæc dicit Dominus exercituum ad prophetas: Ecce ego cibabo eos absinthio, et potabo eos felle: a prophetis enim Jerusalem egressa est pollutio super omnem terram. Darum spricht der Herr der Heerscharen also über die Propheten: Sehet, ich will sie mit Wermut speisen und mit Galle tränken,²⁶ denn von den Propheten Jerusalems ist die Befleckung ausgegangen über das ganze Land. [Jer 9,15] Jeremia Jer 30 23 15 26 Sie sollen glauben, nichts mehr zu essen oder zu trinken als Wermut und Galle. Jeremia Jer 30 23 16 Hæc dicit Dominus exercituum: Nolite audire verba prophetarum, qui prophetant vobis, et decipiunt vos: visionem cordis sui loquuntur, non de ore Domini. So spricht der Herr der Heerscharen: Höret nicht auf die Worte der Propheten, die euch weissagen und euch täuschen;²⁷ sie verkünden Gesichte, die ihr eigenes Herz, nicht der Mund des Herrn eingegeben! [Jer 27,9; Jer 29,8] Jeremia Jer 30 23 16 27 Eigentlich: mit windigen Einbildungen erfüllen. Jeremia Jer 30 23 17 Dicunt his, qui blasphemant me: Locutus est Dominus: Pax erit vobis, et omni, qui ambulat in pravitate cordis sui, dixerunt: Non veniet super vos malum. Sie sagen zu denen, die mich lästern:²⁸ Der Herr hat gesagt: Es wird euch Friede zuteil werden, und zu jedem, der in der Verkehrtheit seines Herzens dahinwandelt, sagen sie: Kein Unglück wird über euch kommen! [Jer 5,12; Jer 14,13] Jeremia Jer 30 23 17 28 Hebr.: zu meinen Verächtern. Jeremia Jer 30 23 18 Quis enim affuit in consilio Domini, et vidit et audivit sermonem ejus? Quis consideravit verbum illius et audivit? Denn wer hat am Rate des Herrn teilgenommen, dass er sein Wort gesehen und gehört hätte? wer hat auf sein Wort gelauscht und es gehört?²⁹ Jeremia Jer 30 23 18 29 Gott hat durch das Gesetz und durch viele Propheten, sowie durch seine Prüfungen das Gegenteil als seine Willensmeinung offenbart. Mögen sie also beweisen, dass sie an Gottes Rat teilgenommen und durch unzweifelhafte Zeichen beweisen, dass Gott plötzlich seine Ratschlüsse geändert? Seinen wahren Propheten dagegen teilt Gott seine Absichten mit. [Am 3,7] Jeremia Jer 30 23 19 Ecce turbo Dominicæ indignationis egredietur, et tempestas erumpens: super caput impiorum veniet. Sehet, der Sturm des Grimmes des Herrn wird losbrechen und ein Wetter wird einherbrausen³⁰ und über das Haupt der Frevler kommen. [Jer 30,14] Jeremia Jer 30 23 19 30 Hebr.: Sehet, die Windsbraut Jahves, Zornglut fährt aus und ein wirbelnder Sturmwind. Der Sturmwind ist ein Sinnbild schrecklichen Strafgerichtes Gottes. Wie das Wort Gottes nicht umsonst ausgeht, sondern wirkt, was Gott will, so wird der Zorn des Herrn nicht ruhen, bis geschehen, was Gott erreichen will. Jeremia Jer 30 23 2 Ideo hæc dicit Dominus Deus Israel ad pastores, qui pascunt populum meum: Vos dispersistis gregem meum, et ejecistis eos, et non visitastis eos: ecce ego visitabo super vos malitiam studiorum vestrorum, ait Dominus. Darum spricht der Herr, der Gott Israels, also über die Hirten, die mein Volk weiden: Ihr habt meine Herde zerstreut und versprengt und sie nicht beaufsichtigt; sehet, so will ich an euch die Bosheit eures Treibens heimsuchen,⁴ spricht der Herr. Jeremia Jer 30 23 2 4 Ihr habt mein Volk nicht heimgesucht (in Sorge), so will ich euch heimsuchen (in Strafe). Was sie versäumt, wird [Ez 34,4] gesagt. Jeremia Jer 30 23 20 Non revertetur furor Domini usque dum faciat, et usque dum compleat cogitationem cordis sui: in novissimis diebus intelligetis consilium ejus. Nicht wird der Grimm des Herrn ablassen, bis er seines Herzens Gedanken vollbracht und ausgeführt hat; in der letzten Zeit³¹ werdet ihr seinen Ratschluss begreifen. Jeremia Jer 30 23 20 31 In der messianischen Zeit. Seines Herzens Gedanke ist die Errichtung eines neuen und alles umfassenden Gottesreiches. Erst wenn dieses begründet, wird man voll begreifen, wie Gott durch seine weise Leitung alles so eingerichtet, dass es zur Gründung seines Reiches unter den Menschen beitrug und wie seine Güte seiner Weisheit würdig über die Bösen Strafen und Untergang verhängt hat. Jeremia Jer 30 23 21 Non mittebam prophetas, et ipsi currebant: non loquebar ad eos, et ipsi prophetabant. Ich habe diese Propheten nicht gesendet und doch liefen sie, ich habe nicht zu ihnen geredet und doch weissagten sie.³² Jeremia Jer 30 23 21 32 Zwei Dinge werden für einen Propheten gefordert: Er muss von Gott gesendet werden und nur reden, was Gott ihm eingibt. [Dtn 18,18] Den falschen Propheten geht trotz ihrer Geschäftigkeit (sie liefen) beides ab. Jeremia Jer 30 23 22 Si stetissent in consilio meo, et nota fecissent verba mea populo meo, avertissem utique eos a via sua mala, et a cogitationibus suis pessimis. Hätten sie in meinem Rate gestanden und³³ meine Worte meinem Volke kundgetan, so würde ich sie gewiss von ihrem bösen Wege und ihren boshaften Gesinnungen zurückgebracht haben. Jeremia Jer 30 23 22 33 Hebr.: so hätten sie meinem Volke meine Worte verkündet und sie zurückgebracht von ihrem bösen Wege und von der Schlechtigkeit ihrer taten. Dies also zeigt, nach [Dtn 13,2], dass sie falsche Propheten waren. Jeremia Jer 30 23 23 Putasne Deus e vicino ego sum, dicit Dominus? Et non Deus de longe? Bin ich denn ein Gott nur in der Nähe, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott aus der Ferne?³⁴ Jeremia Jer 30 23 23 34 Bin ich etwa ein Gott, der in den Himmel verschlossen nur sieht, was dort ist, und nicht der, welcher alles mit seiner Gegenwart erfüllt und deshalb alles weiß? Sollte ich mich um menschliche Dinge nicht kümmern? Jeremia Jer 30 23 24 Si occultabitur vir in absconditis: et ego non videbo eum, dicit Dominus? Numquid non clum et terram ego impleo, dicit Dominus? Kann jemand sich so geheim verbergen, dass ich ihn nicht sehen sollte? spricht der Herr. Erfülle ich nicht Himmel und Erde? spricht der Herr.³⁵ Jeremia Jer 30 23 24 35 Diese Beifügung soll den Worten die rechte Kraft verleihen. Jeremia Jer 30 23 25 Audivi quæ dixerunt prophetæ, prophetantes in nomine meo mendacium, atque dicentes: Somniavi, somniavi. Ich habe gehört, was die Propheten sagen, welche in meinem Namen Lüge weissagen und sprechen: Ich habe ein Traumgesicht gehabt, ich habe ein Traumgesicht gehabt!³⁶ Jeremia Jer 30 23 25 36 Angeblich von Gott: In meinem Namen. Sie bürden der höchsten Wahrheit die Lüge auf. Jeremia Jer 30 23 26 Usquequo istud est in corde prophetarum vaticinantium mendacium, et prophetantium seductiones cordis sui? Wie lange haben die Propheten solches³⁷ im Sinn, sie, die Lüge weissagen und ihres Herzens Trug prophezeien? Jeremia Jer 30 23 26 37 Meinen Namen mit der Lüge und der Verkehrtheit ihres Herzens zu verknüpfen? Jeremia Jer 30 23 27 Qui volunt facere ut obliviscatur populus meus nominis mei propter somnia eorum, quæ narrat unusquisque ad proximum suum: sicut obliti sunt patres eorum nominis mei propter Baal. Sie wollen machen, dass mein Volk um ihrer Träume willen, die sie einer dem andern erzählen, meines Namens vergesse, so wie ihre Väter um des Baals willen meines Namens vergaßen. Jeremia Jer 30 23 28 Propheta, qui habet somnium, narret somnium: et qui habet sermonem meum, loquatur sermonem meum vere: quid paleis ad triticum, dicit Dominus? Der Prophet, der ein Traumgesicht hat, mag ein Traumgesicht erzählen, und der mein Wort hat, rede mein Wort unverfälscht!³⁸ Was hat die Spreu mit dem Weizen³⁹ gemein? spricht der Herr. Jeremia Jer 30 23 28 38 Ein wahrer Prophet soll das Wort Gottes, wie immer der Herr es ihm mitteilt, verkünden. Jede Art der Offenbarung verdient Glauben. Jeremia Jer 30 23 28 39 Gottes Wort ist gleichsam Weizen, Speise für die Seele. Doch Spreu vermag nicht als Nahrung das Leben zu erhalten und den Hunger zu stillen. Jeremia Jer 30 23 29 Numquid non verba mea sunt quasi ignis, dicit Dominus: et quasi malleus conterens petram? Sind meine Worte nicht wie Feuer, spricht der Herr, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert?⁴⁰ Jeremia Jer 30 23 29 40 Die drei Vergleiche zeigen die Kraft und Erhabenheit des Wortes Gottes: der Weizen ist die Nahrung der Menschen, das Feuer verzehrt alles, das Eisen besiegt alles. Außerdem enthalten dieselben eine Drohung: Wenn die falschen Propheten ihre Spreu daherbringen, droht ihnen das Feuer Gottes; wenn sie im Namen Jahves prophezeien, droht ihnen der Felsen zerschmetternde Hammer. Auch die Wirkungen des Wortes Gottes werden dargestellt: es ist feurig und entflammt die Herzen, es brennt, wenn es Drohungen verkündet; es ist hart und stark, dass es wie ein Hammer die Steine, so die Herzen zerschmettert. So zeigt es auch in seinen Wirkungen seinen göttlichen Ursprung. Jeremia Jer 30 23 3 Et ego congregabo reliquias gregis mei de omnibus terris, ad quas ejecero eos illuc: et convertam eos ad rura sua: et crescent et multiplicabuntur. Aber⁵ die Überbleibsel meiner Herde will ich aus allen Landen, in die ich sie verstoßen habe, sammeln und will sie auf ihre Triften zurückführen und sie sollen fruchtbar sein und sich mehren.⁶ Jeremia Jer 30 23 3 5 Wird Gott des Bündnisses mit Abraham, des Bundes am Sinai und so vieler Verheißungen endgültig vergessen? Nein, Gott selbst wird erneuern, was seine Stellvertreter, die Könige, verdorben. Jeremia Jer 30 23 3 6 Die Wiederherstellung besteht erstlich darin, dass die Israeliten nach Palästina zurückkehren, da dies Land gleichsam das Unterpfand des Bundes mit Gott ist, und ihr Reich wieder aufrichten. Doch dies ist nur der Anfang der Wiederherstellung, von dem die Propheten häufig auf die Vollendung derselben im Messias übergehen, durch den jene Erneuerung nicht wenigen, nicht einem Volke, sondern dem ganzen Erdkreise zuteil werden soll. Jeremia Jer 30 23 30 Propterea ecce ego ad prophetas, ait Dominus: qui furantur verba mea unusquisque a proximo suo. Darum sehet, ich will wider die Propheten aufstehen, spricht der Herr, die meine Worte stehlen, einer dem andern.⁴¹ Jeremia Jer 30 23 30 41 Ein falscher dem wahren. Um sich Ansehen zu verschaffen, geben jene die wahren Prophezeiungen anderer Propheten als ihre eigenen aus, um so für ihre Lügen Glauben zu finden. Jeremia Jer 30 23 31 Ecce ego ad prophetas, ait Dominus: qui assumunt linguas suas, et ajunt: Dicit Dominus. Sehet, ich will mich wider die Propheten erheben, spricht der Herr, die ihr eigenes Wort vorbringen⁴² und sagen: So spricht der Herr! Jeremia Jer 30 23 31 42 Die Worte der wahren Propheten werden von Gott eingegeben, der ihre Zunge lenkt, jene aber lassen ihre Zunge ihrem Belieben dienstbar sein. Jeremia Jer 30 23 32 Ecce ego ad prophetas somniantes mendacium, ait Dominus: qui narraverunt ea, et seduxerunt populum meum in mendacio suo, et in miraculis suis: cum ego non misissem eos, nec mandassem eis, qui nihil profuerunt populo huic, dicit Dominus. Sehet, spricht der Herr, ich will mich wider die Propheten erheben, die lügenhafte Traumgesichte haben und solche erzählen und mein Volk mit ihren Lügen und ihren Gaukeleien⁴³ irreführen, da ich sie doch nicht gesandt noch beauftragt habe, sie, die diesem Volke nichts nützen, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 23 32 43 Prahlereien. Jeremia Jer 30 23 33 Si igitur interrogaverit te populus iste, vel propheta, aut sacerdos, dicens: Quod est onus Domini? dices ad eos: Vos estis onus: projiciam quippe vos, dicit Dominus. Wenn dich nun dieses Volk oder ein Prophet oder ein Priester fragt und spricht: Was ist die Last des Herrn? so sprich zu ihnen: Ihr seid die Last, doch ich werde euch abwerfen, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 23 34 Et propheta, et sacerdos, et populus qui dicit: Onus Domini: visitabo super virum illum, et super domum ejus. Und der Prophet und der Priester, und die Leute, welche sprechen werden: Last des Herrn! an einem solchen und an seinem Hause will ich es heimsuchen und strafen.⁴⁴ Jeremia Jer 30 23 34 44 Weder dem Propheten noch anderen gegenüber sollen sie dieses Wort gebrauchen, denn ist es einmal lächerlich gemacht, so wird es bei denen, die es hören, die Ehrfurcht gegen Gott mindern. Spricht aber jemand dieses Wort, so soll es ihm zur Last und zur Bedrückung werden. Jeremia Jer 30 23 35 Hæc dicetis unusquisque ad proximum, et ad fratrem suum: Quid respondit Dominus? Et quid locutus est Dominus? So sollt ihr ein jeder zueinander und zu seinem Nächsten sprechen: Was hat der Herr geantwortet? und was hat der Herr geredet? Jeremia Jer 30 23 36 Et onus Domini ultra non memorabitur: quia onus erit unicuique sermo suus: et pervertistis verba Dei viventis, Domini exercituum Dei nostri. Aber eine Last des Herrn sollt ihr nicht mehr vorbringen, denn die Last wird für einen jeden sein eigenes Wort sein, weil ihr die Worte des lebendigen Gottes, des Herrn der Heerscharen, unsers Gottes, verdreht habt. Jeremia Jer 30 23 37 Hæc dices ad prophetam: Quid respondit tibi Dominus? Et quid locutus est Dominus? So sollst du nun zu dem Propheten sagen: Was hat dir der Herr geantwortet? und was hat der Herr geredet? Jeremia Jer 30 23 38 Si autem onus Domini dixeritis: propter hoc hæc dicit Dominus: Quia dixistis sermonem istum: Onus Domini: et misi ad vos, dicens: Nolite dicere: Onus Domini: Wenn ihr aber Last des Herrn sagt, so spricht der Herr also: Weil ihr dies Wort aussprecht: Last des Herrn! während ich euch doch sagen ließ: Saget nicht: Last des Herrn! Jeremia Jer 30 23 39 Propterea ecce ego tollam vos portans, et derelinquam vos, et civitatem, quam dedi vobis, et patribus vestris a facie mea. darum will ich euch aufheben und aus meinen Augen schaffen, samt der Stadt, die ich euch und euern Vätern gegeben habe.⁴⁵ Jeremia Jer 30 23 39 45 Wollen sie nicht einmal darin Gott gehorchen, so geben sie einen offenkundigen Beweis, dass ihr Herz gänzlich gottentfremdet ist, und zur Strafe für ihren Abfall und ihre Verachtung Gottes soll die Wegführung über sie kommen. Da das Wort Last bei den Propheten Ezechiel, Malachias, Zacharias dennoch wiederholt wiederkehrt, ist das von Gott hier gegebene Verbot wohl aus besonderer Ursache und für eine bestimmte Gelegenheit erlassen, so lange es noch zum Spotte gebraucht wurde. Jeremia Jer 30 23 4 Et suscitabo super eos pastores, et pascent eos: non formidabunt ultra, et non pavebunt: et nullus quæretur ex numero, dicit Dominus. Und ich will Hirten über sie bestellen, welche sie weiden sollen,⁷ und sie sollen sich nicht mehr fürchten noch zagen und keiner soll vermisst werden aus ihrer Zahl, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 23 4 7 Gott wird die Hirten, die er bestellt, mit seinem Geiste erfüllen, und so werden sie Gottes Herde recht weiden und ihr heilsame Weide gewähren. Das Kennzeichen des rechten Hirten ist die Sicherheit und der Friede, welche der Herde zuteil werden, denn diese gewährt Gott nur dem Volke, das ihn treu verehrt und seine Gebote hält. Wann diese Worte in Erfüllung gehen sollen, sagt V. 5. Jeremia Jer 30 23 40 Et dabo vos in opprobrium sempiternum, et in ignominiam æternam, quæ nunquam oblivione delebitur. Und ich werde ewige Schmach und immerwährende Schande über euch bringen, die nimmer in Vergessenheit kommen soll. [Jer 20,11] Jeremia Jer 30 23 5 Ecce dies veniunt, dicit Dominus: et suscitabo David germen justum: et regnabit rex, et sapiens erit: et faciet judicium et justitiam in terra. Sehet, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich David einen gerechten Spross⁸ erwecke; er wird als König herrschen und weise sein⁹ und Recht und Gerechtigkeit auf Erden üben.¹⁰ [Jer 33,14; Ez 34,23; Dan 9,24; Joh 1,45] Jeremia Jer 30 23 5 8 Ein solcher König ist jener, den Gott David verheißen hat [2Sam 23,3-5] und durch den der Thron Davids auf ewig besteht. [2Sam 7,14ff] Das Wort Spross wird bereits [Jes 4,2] auf den Messias angewendet, [Sach 3,8] und [Sach 6,12] als dem Messias eigen gebraucht. Der hier Spross heißt, wird [Jer 30,9] König David [Ez 34,23] Hirt, mein Diener David genannt, ebenso [Ez 37,24]. Da der Messias als König herrschen soll, ist die Theokratie wiederhergestellt, aber auf erhabenere Weise, wie sie solchem Könige geziemt, der in Ewigkeit herrscht. Jeremia Jer 30 23 5 9 Und demgemäß in allem Erfolg haben. Jeremia Jer 30 23 5 10 Vergl. [2Sam 8,15]. Jeremia Jer 30 23 6 In diebus illis salvabitur Juda, et Israel habitabit confidenter: et hoc est nomen, quod vocabunt eum, Dominus justus noster. In jenen Tagen¹¹ wird Juda Hilfe erlangen und Israel in Zuversicht wohnen¹² und dies ist der Name, mit dem man ihn nennen wird: Der Herr, unser Gerechter!¹³ Jeremia Jer 30 23 6 11 Hebr.: In seinen Tagen. Jeremia Jer 30 23 6 12 Gegensatz zu den gottlosen Königen, durch welche die Herde des Herrn unterging. Da Gottlosigkeit und Götzendienst den Untergang herbeigeführt haben, muss durch Frömmigkeit und Gottesfurcht das Heil kommen. Juda wird sicher sein vor Feinden, sicher auch vor gottlosen Verführern. Jeremia Jer 30 23 6 13 Durch den Messias werden alle Güter kommen. Wessen Name wird so genannt werden? Des Messias. Genannt werden fordert im Sinne der hebr. Sprache nicht, dass ihm dieser Name in der Tat von anderen gegeben werde, vergl. [Jes 7,14], sondern der Name gibt sein innerstes Wesen an: es muss da sein und im Werke ausgeprägt werden, was der Name besagt. So erhält Jerusalem [Jer 33,16] (hebr.) diesen Namen: so hat Jakob den von ihm errichteten Altar El elohe Iisrael genannt [Gen 33,20], Moses einen anderen Jahve mein Feldzeichen [Ex 17,15]. Also: In den Tagen des Messias und durch den Messias wird es uns zuteil werden, dass Jahve unsere Gerechtigkeit ist. Der gute Hirt wird uns weise leiten, Sicherheit und Frieden gewährend und Gerechtigkeit und Heiligkeit wirkend. Jeremia Jer 30 23 7 Propter hoc ecce dies veniunt, dicit Dominus, et non dicent ultra: Vivit Dominus, qui eduxit filios Israel de terra gypti: Darum sehet, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da man nicht mehr sagen wird: So wahr der Herr lebt, der die Söhne Israels aus dem Lande Ägypten geführt hat!¹⁴ Jeremia Jer 30 23 7 14 So groß wird selbst im Vergleich zu jener Wohltat die neue erscheinen. Vergl. [Jes 43,18.19]. Jeremia Jer 30 23 8 Sed: Vivit Dominus, qui eduxit et adduxit semen domus Israel, de terra aquilonis, et de cunctis terris, ad quas ejeceram eos illuc: et habitabunt in terra sua. sondern: So wahr der Herr lebt, der die Angehörigen des Hauses Israel aus dem Lande gegen Mitternacht und aus allen Ländern, in die ich sie verstoßen hatte, herausgeführt und herbeigebracht hat, dass sie wieder in ihrem Lande wohnen! [Dtn 33,28; Jer 16,14] Jeremia Jer 30 23 9 Ad prophetas: Contritum est cor meum in medio mei, contremuerunt omnia ossa mea: factus sum quasi vir ebrius, et quasi homo madidus a vino a facie Domini, et a facie verborum sanctorum ejus. Über die Propheten:¹⁵ Mein Herz ist in meinem Innern gebrochen, alle meine Gebeine zittern; ich bin wie ein trunkener Mann, wie ein Mensch, den der Wein völlig überwältigt hat, vor dem Herrn und seinem heiligen Worte.¹⁶ Jeremia Jer 30 23 9 15 Ähnliche Überschriften vergl. [Jer 21,11; Jer 46,2; Jer 48,1; Jer 49,1.7.23.28] Jeremia Jer 30 23 9 16 Gott hat dem Propheten seinen höchsten Zorn durch Worte, Zeichen und Dinge offenbart. Warum Gott sich ihm in dem Gesichte in so schreckenvoller Gestalt gezeigt, besagt V. 10. Jeremia Jer 30 0 1 4. Vierte Rede. Das Symbol der Feigenkörbe. (Kap. 24) Jeremia Jer 30 24 1 Ostendit mihi Dominus: et ecce duo calathi pleni ficis, positi ante templum Domini, postquam transtulit Nabuchodonosor rex Babylonis Jechoniam filium Joakim regem Juda, et principes ejus, Et fabrum, et inclusorem de Jerusalem, et adduxit eos in Babylonem. Der Herr ließ mich schauen;¹ und siehe, da waren zwei Körbe voll Feigen vor dem Tempel des Herrn aufgestellt, nachdem Nabuchodonosor, der König von Babylon, Jechonias, den Sohn Joakims, den König von Juda, seine Fürsten und die Werkleute und Schlosser von Jerusalem weggeführt und nach Babylon gebracht hatte.² Jeremia Jer 30 24 1 1 Trost für die bereits Weggeführten und Belehrung der übrigen, dass Gott bei der Strafe eine gütige Absicht hat. Jeremia Jer 30 24 1 2 Diese geschichtlichen Tatsachen werden [2Kön 24,14-17; 2Chr 36,10; Est 2,6; Est 11,4] berichtet. Jeremia Jer 30 24 10 Et mittam in eis gladium, et famem, et pestem: donec consumantur de terra, quam dedi eis, et patribus eorum. Ich will Schwert, Hunger und Pest gegen sie aussenden, bis sie aus dem Lande ausgerottet sind, das ich ihnen und ihren Vätern gegeben habe.¹¹ Jeremia Jer 30 24 10 11 Wiederholung der [Dtn 28,37] angedrohten Strafen. Jeremia Jer 30 24 2 Calathus unus ficus bonas habebat nimis, ut solent ficus esse primi temporis: et calathus unus ficus habebat malas nimis, quæ comedi non poterant, eo quod essent malæ. Der eine Korb enthielt sehr gute Feigen, wie die Frühfeigen zu sein pflegen;³ in dem andern Korbe aber waren sehr schlechte Feigen, die man nicht essen konnte, so schlecht waren sie. Jeremia Jer 30 24 2 3 Wie jemand solche Freuden zu pflücken pflegt, hat Gott das auserwählte Volk angenommen und die Früchte guter Werke erwartet. Jeremia Jer 30 24 3 Et dixit Dominus ad me: Quid tu vides Jeremiam? Et dixi: Ficus, ficus bonas, bonas valde: et malas, malas valde: quæ comedi non possunt, eo quod sint malæ. Da sprach der Herr zu mir: Was siehst du, Jeremias?⁴ Ich antwortete: Feigen, gute Feigen, sehr gute Feigen, und schlechte, sehr schlechte Feigen, die man nicht essen kann, so schlecht sind sie. Jeremia Jer 30 24 3 4 Der Prophet soll wünschen zu erfahren, was die Feigen bedeuten. Jeremia Jer 30 24 4 Et factum est verbum Domini ad me, dicens: Da erging das Wort des Herrn an mich, also: Jeremia Jer 30 24 5 Hæc dicit Dominus Deus Israel: Sicut ficus hæ bonæ: sic cognoscam transmigrationem Juda, quam emisi de loco isto in terram Chaldæorum, in bonum. So spricht der Herr, der Gott Israels: Wie diese Feigen gut sind,⁵ so werde ich die Gefangenen Judas, welche ich aus diesem Orte in das Land der Chaldäer geschickt habe, zum Heile ansehen. Jeremia Jer 30 24 5 5 Wie jemand sich an guten Feigen erfreut, so wird Gott auch die nach Babylon Weggeführten bewahren und mit seiner Huld begleiten. Jeremia Jer 30 24 6 Et ponam oculos meos super eos ad placandum, et reducam eos in terram hanc: et ædificabo eos, et non destruam: et plantabo eos, et non evellam. Und ich will meine Augen in Gnaden⁶ auf sie richten und sie in dies Land zurückführen und ich will sie aufbauen und nicht zerstören, sie pflanzen und nicht ausreißen.⁷ Jeremia Jer 30 24 6 6 Hebr.: Zum Guten will sie mit besonderer Sorgfalt behüten, dass ihnen kein Schaden zustößt, und sie zurückführen. Jeremia Jer 30 24 6 7 Den Grund hierfür gibt Vers 7 an, weil das Volk heilig ist. Jeremia Jer 30 24 7 Et dabo eis cor ut sciant me, quia ego sum Dominus: et erunt mihi in populum, et ego ero eis in Deum: quia revertentur ad me in toto corde suo. Und ich will ihnen Einsicht geben, mich zu erkennen, dass ich der Herr bin, und sie sollen mein Volk sein und ich werde ihr Gott sein, denn sie werden sich zu mir bekehren von ganzem Herzen.⁸ Jeremia Jer 30 24 7 8 Wegen der Sünden des Volkes ist das Reich zerstört, also muss die Quelle des Unheils verstopft werden, soll die wiederhergestellte Theokratie ungestört bestehen bleiben. Die Erkenntnis ist eine praktische: Sie sollen erfahren, wie Gott, in sich vollkommen, auch den Geschöpfen ein treuer Spender alles Guten ist, Jahve wird ihr Beschützer und ihr übergroßer Lohn sein. In der Tat waren die Angehörigen Judas nach ihrer Rückkehr, fern von allem Götzendienst, eifriger denn zuvor bestrebt, das Gesetz zu beobachten, ja auch zu Zeiten, wie in der Periode der Machabäer, außerordentlich fromm. Die Prophezeiung gilt nicht den einzelnen, sondern dem Volke insgesamt. Jeremia Jer 30 24 8 Et sicut ficus pessimæ, quæ comedi non possunt, eo quod sint malæ: hæc dicit Dominus, sic dabo Sedeciam regem Juda, et principes ejus, et reliquos de Jerusalem, qui remanserunt in urbe hac, et qui habitant in terra gypti. Aber wie die anderen Feigen sehr schlecht und so schlecht sind, dass man sie nicht essen kann, spricht der Herr, so will ich es mit Sedekias, dem Könige von Juda, und mit seinen Fürsten und mit den Überresten von Jerusalem machen, sowohl mit denen, die in dieser Stadt zurückgeblieben sind,⁹ wie mit denen, die im Lande Ägypten wohnen.¹⁰ [Jer 29,17] Jeremia Jer 30 24 8 9 Gott will, dass sie sich den Chaldäern unterwerfen; folgen sie seinen Befehlen nicht, so sollen sie wie schlechte Feigen sein, die man fortwirft. Jeremia Jer 30 24 8 10 Mit den Erstgenannten will Gott die verwerfen, welche auf die Mahnung, nicht nach Ägypten zu ziehen, nicht gehört haben. Jeremia Jer 30 24 9 Et dabo eos in vexationem, afflictionemque omnibus regnis terræ: in opprobrium, et in parabolam, et in proverbium, et in maledictionem in universis locis, ad quæ ejeci eos. Ich will sie zur Misshandlung und Heimsuchung allen Reichen der Erde hingeben, zur Schmach, zum Spott, zum Sprichwort und zum Fluche an allen Orten, wohin ich sie verstoßen werde. Jeremia Jer 30 0 1 5. Fünfte Rede. (Kap. 25) A. Verkündigung der Unterjochung. (V. 14) B. Der Zornkelch des Herrn. (V. 26) C. Das Gericht ist unausweichlich. Jeremia Jer 30 25 1 Verbum, quod factum est ad Jeremiam de omni populo Juda in anno quarto Joakim filii Josiæ regis Juda, (ipse est annus primus Nabuchodonosor regis Babylonis). Wort, welches an Jeremias erging über das ganze Volk Juda im vierten Jahre Joakims, des Sohnes Josias', des Königs von Juda (das ist das erste Jahr Nabuchodonosors, des Königs von Babylon,)¹ Jeremia Jer 30 25 1 1 In diesem Jahre hatte die Schlacht bei Charkamis statt, in der König Nechao von Nabuchodonosor besiegt, die babylonische Herrschaft in Asien gefestigt, die Unterwerfung Ägyptens selbst vorbereitet ward. Schon stand Nabuchodonosor an den Grenzen Ägyptens, als er die Nachricht erhielt, dass Nabopolassar gestorben und er selbst König geworden sei. Das Jahr dieses Kampfes gilt als das erste Nabuchodonosors, es war das vierte Joakims. [Jer 46,2] Jeremia Jer 30 25 10 Perdamque ex eis vocem gaudii et vocem lætitiæ, vocem sponsi, et vocem sponsæ, vocem molæ, et lumen lucernæ. Ich will unter ihnen den Ruf der Freude und den Laut des Frohlockens, die Stimme des Bräutigams und die Stimme der Braut, das Geräusch der Mühle und das Licht der Lampe aufhören lassen.¹⁵ Jeremia Jer 30 25 10 15 Die beiden letztgenannten Mittel sind Zeichen des häuslichen Lebens, die man aus allen bewohnten Häusern hört und sieht. Ihre Abwesenheit ist ein Zeichen, dass das Land unbewohnt ist. Jeremia Jer 30 25 11 Et erit universa terra hæc in solitudinem, et in stuporem: et servient omnes gentes istæ regi Babylonis septuaginta annis. Und dies ganze Land¹⁶ soll zur Wüstenei und zum Gegenstand des Entsetzens werden und alle diese Völker sollen dem Könige von Babylon dienstbar werden siebzig Jahre lang.¹⁷ [2Chr 36,22; Esra 1,1; Jer 26,6; Dan 9,2]. Jeremia Jer 30 25 11 16 Juda (wie V. 9). Jeremia Jer 30 25 11 17 Von diesem Zeitpunkt an gerechnet soll das Babylonische Reich noch siebzig Jahre bestehen. Jeremia Jer 30 25 12 Cumque impleti fuerint septuaginta anni, visitabo super regem Babylonis, et super gentem illam, dicit Dominus, iniquitatem eorum, et super terram Chaldæorum: et ponam illam in solitudines sempiternas. Und wenn siebzig Jahre vollendet sind, werde ich an dem Könige von Babylon und seinem Volke und dem Lande der Chaldäer deren Schuld ahnden,¹⁸ spricht der Herr, und werde dies Land auf ewig zur Wüstenei machen.¹⁹ Jeremia Jer 30 25 12 18 Vergl. [Jes 10,5]. Jeremia Jer 30 25 12 19 Durch die Eroberung der Stadt begann der Verfall. Der Prophet sieht das endliche Ergebnis vor Augen, ohne die Zeitfolge der Jahre, welche für die Herbeiführung desselben erfordert sind, zu bestimmen. Jeremia Jer 30 25 13 Et adducam super terram illam, omnia verba mea, quæ locutus sum contra eam, omne quod scriptum est in libro isto, quæcumque prophetavit Jeremias adversum omnes gentes: Und ich werde an diesem Lande alle meine Worte, die ich wider dasselbe geredet habe, in Erfüllung gehen lassen, alles, was in diesem Buche geschrieben ist, alles, was Jeremias wider alle Völker geweissagt hat.²⁰ Jeremia Jer 30 25 13 20 Diese Wort schrieb der Prophet, nachdem er seine Weissagungen in ein Buch gesammelt und bereits den Entschluss gefasst, auch die in [Jer 50; Jer 51] wiedergegebenen beizufügen. Die Erfüllung der Weissagung über Babylon soll eine Bekräftigung aller übrigen Weissagungen sein. Jeremia Jer 30 25 14 Quia servierunt eis cum essent gentes multæ, et reges magni: et reddam eis secundum opera eorum, et secundum facta manuum suarum. Denn sie werden ihnen dienstbar werden, da ihrer viele Völker und große Könige sind,²¹ und ich werde ihnen vergelten nach ihren Werken und nach ihrem eigenen Tun. Jeremia Jer 30 25 14 21 Der Bekräftigung wird die Weise beigefügt, wie die Weissagungen erfüllt werden sollen. Die Bedrücker sollen durch gerechte Wiedervergeltung auch selbst von anderen bedrückt werden. Hebr.: Denn auch ihnen werden Knechtschaft auflegen zahlreiche Nationen mit großen Königen. Jeremia Jer 30 25 15 Quia sic dicit Dominus exercituum Deus Israel: Sume calicem vini furoris hujus de manu mea: et propinabis de illo cunctis gentibus, ad quas ego mittam te. Denn also spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Nimm den Becher dieses Zornweines aus meiner Hand und lasse aus ihm alle meine Völker trinken,²² zu welchen ich dich senden werde. Jeremia Jer 30 25 15 22 Großes Unglück wird oft mit Trunkenheit verglichen, da die Sinne durch großen Schrecken starr werden und der Fuß wankt. Nicht menschliche Ursache, Gott selbst bringt über die Babylonier Strafe und Rache. Jeremia Jer 30 25 16 Et bibent, et turbabuntur, et insanient a facie gladii, quem ego mittam inter eos. Sie sollen trinken und taumeln und toll werden vor dem Schwerte, welches ich unter sie senden werde. Jeremia Jer 30 25 17 Et accepi calicem de manu Domini, et propinavi cunctis gentibus, ad quas misit me Dominus: Da nahm ich den Becher aus der Hand des Herrn und ließ ihn alle Völker trinken, zu welchen der Herr mich sandte: Jeremia Jer 30 25 18 Jerusalem, et civitatibus Juda, et regibus ejus, et principibus ejus: ut darem eos in solitudinem, et in stuporem, et in sibilum, et in maledictionem, sicut est dies ista: Jerusalem²³ und die Städte Judas, ihre Könige und ihre Fürsten, um sie zur Wüstenei, zum Gegenstand des Entsetzens, des Spottes und des Fluches zu machen, wie es an diesem Tage der Fall ist;²⁴ Jeremia Jer 30 25 18 23 An erster Stelle wird das Volk Gottes genannt. Der Becher ist die Vorherverkündigung des Unglücks selbst. Jeremia Jer 30 25 18 24 Dieser Zusatz fehlt in der Septuag, da er das Eintreten des Ereignisses bereits besagt, mithin nicht damals beigefügt werden konnte, als die Weissagung selbst gegeben ward. Jeremia Jer 30 25 19 Pharaoni regi gypti, et servis ejus, et principibus ejus, et omni populo ejus, Pharao, den König von Ägypten, und seine Diener, seine Fürsten samt seinem ganzen Volke,²⁵ Jeremia Jer 30 25 19 25 Die so oft Gegenstand der Hoffnung für das auserwählte Volk gewesen. Jeremia Jer 30 25 2 Quod locutus est Jeremias propheta ad omnem populum Juda, et ad universos habitatores Jerusalem, dicens: welches Jeremias, der Prophet, zu dem ganzen Volke² Juda redete und zu allen Bewohnern Jerusalems, also lautend:³ Jeremia Jer 30 25 2 2 Zum Unterschied der an die Könige insbesondere gerichteten Weissagungen. Jeremia Jer 30 25 2 3 Jeremias hat oft, an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Gelegenheiten das Folgende dem Volke verkündet. Jeremia Jer 30 25 20 Et universis generaliter: cunctis regibus terræ Ausitidis, et cunctis regibus terræ Philisthiim, et Ascaloni, et Gazæ, et Accaron, et reliquiis Azoti, und alle insgesamt,²⁶ alle Könige im Lande Ausis,²⁷ alle Könige im Lande der Philister,²⁸ in Askalon, Gaza, Akkaron und den Überresten von Azot; Jeremia Jer 30 25 20 26 Die gesamte Menge der in Unter-Ägypten weilenden Fremdlinge und Ausländer. Jeremia Jer 30 25 20 27 Hus in Arabien. Jeremia Jer 30 25 20 28 Deren Städte alsdann genannt werden. Jeremia Jer 30 25 21 Et Idumææ, et Moab, et filiis Ammon: Idumäa, Moab und die Söhne Ammons;²⁹ Jeremia Jer 30 25 21 29 Von der Westseite geht der Seher durch das südliche Gebiet von Palästina auf den Osten über, Moab und Ammon, um von da zum Norden emporzusteigen, den weithin herrschenden Phöniziern. Jeremia Jer 30 25 22 Et cunctis regibus Tyri, et universis regibus Sidonis: et regibus terræ insularum, qui sunt trans mare. alle Könige³⁰ von Tyrus, alle Könige von Sidon und die Könige des Insellandes, welche³¹ jenseits des Meeres sind; Jeremia Jer 30 25 22 30 Die angekündigten Strafgerichte beschränken sich nicht auf die Zeit eines Königs. Jeremia Jer 30 25 22 31 Hebr.: welches. Das hebräische Wort für Inselland bezeichnet auch Küstenland, so dass die Kolonien der Phönizier in Spanien verstanden werden können. Jeremia Jer 30 25 23 Et Dedan, et Thema, et Buz, et universis qui attonsi sunt in comam. Dedan,³² Thema³³ und Buz³⁴ und alle, die geschorenes Haar tragen,³⁵ Jeremia Jer 30 25 23 32 Siehe [Jes 21,13]. Keturäische Araber, welche den nordwestlichen Strich des Landes bewohnten. Jeremia Jer 30 25 23 33 Die Landschaft Thema auf dem Wege von Damaskus nach Mekka, zwischen Tabuk und Wadi el Kora (ein anderes liegt auf der Ostseite des Hauran). Jeremia Jer 30 25 23 34 Ein arabischer Stamm. Jeremia Jer 30 25 23 35 Vergl. [Jer 9,26]. Jeremia Jer 30 25 24 Et cunctis regibus Arabiæ, et cunctis regibus occidentis, qui habitant in deserto. und alle Könige Arabiens und alle Könige des Westens,³⁶ welche in der Wüste wohnen; Jeremia Jer 30 25 24 36 Die verschiedenen Stämme, welche die arabische Wüste und die Wüste zwischen Syrien und Babylonien bewohnen. Es scheint im Hebräischen eine Dittographie eingedrungen zu sein (Arabien Westen). Nach anderen bedeutet das zweite (Westen), den Keilinschriften entsprechend, vielmehr die in der Wüste umherschweifenden arabischen Stämme. Jeremia Jer 30 25 25 Et cunctis regibus Zambri, et cunctis regibus Elam, et cunctis regibus Medorum: dazu alle Könige von Zambri,³⁷ alle Könige von Elam³⁸ und alle Könige der Meder; Jeremia Jer 30 25 25 37 Über diesen Namen ist nichts Sicheres bekannt. Vielleicht Elam, ein Gebirgsland im Osten des Tigris, jenseits von Babylonien und im Norden an Medien und Assyrien angrenzend, im Süden an den persischen Meerbusen stoßend. Jeremia Jer 30 25 25 38 Medien grenzt im Westen an das Zagrosgebirge, im Norden an das Kaspische Meer, im Osten an Parthien und Hyrkanien. Jeremia Jer 30 25 26 Cunctis quoque regibus aquilonis de prope et de longe, unicuique contra fratrem suum: et omnibus regnis terræ, quæ super faciem ejus sunt: et rex Sesach bibet post eos. auch alle Könige des Nordens, nahe wie ferne, den einen wie den andern und alle Königreiche der Erde, die auf derselben sind; und nach diesen³⁹ soll der König von Sesach⁴⁰ trinken. Jeremia Jer 30 25 26 39 Abschluss der besonderen Gerichte (V. 9, V. 11) und des allgemeinen. (V. 15 26) Jeremia Jer 30 25 26 40 Babylon. Von dem allgemeinen Weltgericht bleibt Babylon nicht ausgeschlossen. Auf den ersten Akt, in dem es als Rächer auftritt, folgt ein zweiter, in dem es selbst dem göttlichen Gerichte erliegt, wie jetzt die anderen. Wie es einst der Schauplatz der ersten allgemeinen Empörung gegen Gott war [Gen 11,9], so soll es auch als letzter Feind Gottes fallen. Indem es an das Ende gestellt wird, erhellt daraus die symbolische Verwendung des Namens bei Isaias und in der Offenbarung des heiligen Johannes. Jeremia Jer 30 25 27 Et dices ad eos: Hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel: Bibite, et inebriamini, et vomite: et cadite, neque surgatis a facie gladii, quem ego mittam inter vos. Sage zu ihnen: So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Trinket, dass ihr trunken werdet und speiet; und fallet nieder und stehet nicht wieder auf⁴¹ vor dem Schwerte, das ich unter euch senden werde! Jeremia Jer 30 25 27 41 Gott und sein Reich siegt über euch. Gott wird seine Feinde so lange verfolgen, bis der Sieg ein vollständiger ist. Wie Gott sie lange und auf vielfache Weise heimsuchen wird, ist in einer vierfachen Stufenreihe von Worten gesagt. Wie unvermeidlich dies Gericht ist, besagt der folgende Vers. Jeremia Jer 30 25 28 Cumque noluerint accipere calicem de manu tua ut bibant, dices ad eos: Hæc dicit Dominus exercituum: Bibentes bibetis: Wenn sie sich aber weigern, den Kelch aus deiner Hand zu nehmen, um zu trinken, so sage zu ihnen: So spricht der Herr der Heerscharen: Ihr müsst trinken!⁴² Jeremia Jer 30 25 28 42 Ihr müsst trinken und reichlich trinken. Wie gerecht dieser Urteilsspruch ist, besagt V. 29. Jeremia Jer 30 25 29 Quia ecce in civitate, in qua invocatum est nomen meum, ego incipiam affligere, et vos quasi innocentes et immunes eritis? non eritis immunes: gladium enim ego voco super omnes habitatores terræ, dicit Dominus exercituum. Denn sehet, bei der Stadt, über die mein Name angerufen ist,⁴³ fange ich an zu strafen, und ihr solltet, als ob ihr unschuldig wäret, ungestraft bleiben? Ihr sollt nicht ungestraft bleiben, denn ich rufe das Schwert wider alle Bewohner der Erde auf, spricht der Herr der Heerscharen. Jeremia Jer 30 25 29 43 Die Stadt Jahves. Wenn ich selbst diese strafe, obwohl nach der Meinung der Heiden das Glück einer Stadt die Ehre ihres Gottes ist, so werde ich noch viel weniger anderer schonen. Jeremia Jer 30 25 3 A tertio decimo anno Josiæ filii Ammon regis Juda usque ad diem hanc; iste tertius et vigesimus annus, factum est verbum Domini ad me, et locutus sum ad vos de nocte consurgens et loquens: et non audistis. Vom dreizehnten Jahre Josias', des Sohnes Ammons, des Königs von Juda, bis auf diesen Tag, diese dreiundzwanzig Jahre hindurch⁴ ist das Wort des Herrn an mich ergangen und ich habe zu euch vom frühen Morgen an geredet, doch ihr habt nicht gehört. Jeremia Jer 30 25 3 4 Josias herrschte einunddreißig Jahre; zu den neunzehn letzten Jahren desselben kommen drei Monate Joachaz hinzu und vier Jahre Joakims. Jeremia Jer 30 25 30 Et tu prophetabis ad eos omnia verba hæc, et dices ad illos: Dominus de excelso rugiet, et de habitaculo sancto suo dabit vocem suam: rugiens rugiet super decorem suum: celeuma quasi calcantium concinetur adversus omnes habitatores terræ. Du aber sollst ihnen alle diese Worte weissagen und so zu ihnen sagen: Der Herr wird von der Höhe her Gebrüll erschallen lassen⁴⁴ und seine Stimme aus seiner heiligen Wohnung erheben, laut wird er über den Ort seiner Herrlichkeit brüllen;⁴⁵ ein lautes Rufen⁴⁶ wie das der Keltertreter wird ertönen⁴⁷ wider alle Bewohner der Erde. [Joel 3,16; Am 1,2]. Jeremia Jer 30 25 30 44 Gott wohnt gleichsam im Himmel und steigt im Donner herab. Da hier von dem Gerichte über die Stadt Jerusalem die Rede ist, wendet der Prophet die Worte Joels [Joel 3,16] und Amos [Am 1,2] mit einer Veränderung so an, dass Gott aus dem Tempel seine drohende und schreckende Stimme hören lässt. Jeremia Jer 30 25 30 45 Hebr.: Ja, brüllen fürwahr wird er über seine Flur (über seine Herde). Jeremia Jer 30 25 30 46 Jubelrufen. Jeremia Jer 30 25 30 47 Hebr.: wird er ertönen lassen (immer von neuem). Jeremia Jer 30 25 31 Pervenit sonitus usque ad extrema terræ: quia judicium Domino cum gentibus: judicatur ipse cum omni carne, impios tradidi gladio, dicit Dominus. Der Schall⁴⁸ wird bis an das Ende der Erde dringen, denn der Herr hält Gericht über die Völker und rechtet mit allen Menschen; die Gottlosen gebe ich dem Schwerte preis, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 25 31 48 Das Kriegsgetöse. Jeremia Jer 30 25 32 Hæc dicit Dominus exercituum: Ecce afflictio egredietur de gente in gentem: et turbo magnus egredietur a summitatibus terræ. So spricht der Herr der Heerscharen: Siehe, Unglück wird von einem Volk zum andern Volk ausgehen und ein großes Ungewitter sich erheben von den Enden der Erde. Jeremia Jer 30 25 33 Et erunt interfecti Domini in die illa a summo terræ usque ad summum ejus: non plangentur, et non colligentur, neque sepelientur: in sterquilinium super faciem terræ jacebunt. Und die vom Herrn Erschlagenen werden an jenem Tage von einem Ende der Erde bis zum andern hingestreckt liegen, nicht wird man ihnen Totenklage halten und sie nicht aufsammeln noch begraben; als Dünger werden sie auf dem Erdboden liegen bleiben. Jeremia Jer 30 25 34 Ululate pastores, et clamate: et aspergite vos cinere optimates gregis: quia completi sunt dies vestri, ut interficiamini: et dissipationes vestræ, et cadetis quasi vasa pretiosa. Heulet, ihr Hirten!⁴⁹ und wehklaget, bestreuet euch mit Asche, ihr ersten der Herde! denn eure Zeit ist da, dass ihr geschlachtet werdet; die Zeit eurer Zertrümmerung, ihr sollt zu Boden fallen, wie kostbare Gefäße.⁵⁰ Jeremia Jer 30 25 34 49 Zum Zeichen, dass niemand dem Unglücke entgehen wird, wendet der Prophet sich in besonderer Weise an die Könige und Vornehmen, sie sollen sich selbst den Klagegesang anstimmen, denn nach ihrem Tode wird niemand da sein, es zu tun. Jeremia Jer 30 25 34 50 Die nicht getötet werden, sollen zerstreut werden und wie schöne Gefäße (deren Untergang anderen Schrecken verursacht) zerschlagen werden. Jeremia Jer 30 25 35 Et peribit fuga a pastoribus, et salvatio ab optimatibus gregis. Für die Hirten gibt es keine Flucht mehr und keine Rettung für die Vornehmsten der Herde.⁵¹ Jeremia Jer 30 25 35 51 Die Wiederholung weist auf das sichere Eintreten des Verderbens. Jeremia Jer 30 25 36 Vox clamoris pastorum, et ululatus optimatum gregis: quia vastavit Dominus pascua eorum. Horch! Angstruf der Hirten und Wehegeschrei der Ersten der Herde, denn der Herr hat ihre Triften verwüstet. Jeremia Jer 30 25 37 Et conticuerunt arva pacis a facie iræ furoris Domini. Die Gefilde des Friedens⁵² liegen verödet vor dem grimmigen Zorne des Herrn.⁵³ Jeremia Jer 30 25 37 52 Die Auen, auf denen zuvor die Herde friedlich weidete. Jeremia Jer 30 25 37 53 Keine Frucht tragend und von Mensch und Tier verlassen. Jeremia Jer 30 25 38 Dereliquit quasi leo umbraculum suum, quia facta est terra eorum in desolationem a facie iræ columbæ, et a facie iræ furoris Domini. Er⁵⁴ hat gleich einem Löwen sein Dickicht verlassen, denn ihr Land ist zur Wüstenei geworden vor dem Zorne der Taube⁵⁵ und vor dem grimmigen Dräuen des Herrn. Jeremia Jer 30 25 38 54 Gott. (Hier., Thom.) Jeremia Jer 30 25 38 55 Wer das Unheil bringen will, beschreibt der Prophet in zweifacher Weise: Menschen und Gott. Hebr.: Vor dem gewalttätigen Schwerte und vor der Glut des Zornes des Herrn. Jeremia Jer 30 25 4 Et misit Dominus ad vos omnes servos suos prophetas, consurgens diluculo, mittensque: et non audistis, neque inclinastis aures vestras ut audiretis Auch sandte der Herr alle seine Diener, die Propheten, zu euch, vom frühen Morgen an⁵ sendend; aber ihr habt nicht gehört und eure Ohren nicht geneigt, um zu hören,⁶ Jeremia Jer 30 25 4 5 Fleißig, unaufhörlich. Nicht Jeremias allein waltete dieses Amtes. Jeremia Jer 30 25 4 6 Zur Zeit des Josias weissagte Sophonias, Baruch war gleichfalls ein Prophet, Holda war eine Prophetin [2Kön 22,14] und [2Kön 23,2] werden Propheten aus dieser Zeit erwähnt. Jeremias weist indes wohl auf die lange Reihe von Propheten hin, welche Gott an die aufeinander folgenden Geschlechter gesendet. Jeremia Jer 30 25 5 Cum diceret: Revertimini unusquisque a via sua mala, et a pessimis cogitationibus vestris: et habitabitis in terra, quam dedit Dominus vobis, et patribus vestris a sæculo et usque in sæculum. da er sprach: Kehret um, ein jeder von seinem bösen Wege und von euern schlimmen Bestrebungen,⁷ so sollt ihr in dem Lande wohnen bleiben, das der Herr euch und euern Vätern gegeben hat von Ewigkeit zu Ewigkeit. [2Kön 17,13; Jer 18,11] Jeremia Jer 30 25 5 7 Hebr.: Taten. Jeremia Jer 30 25 6 Et nolite ire post deos alienos ut serviatis eis, adoretisque eos: neque me ad iracundiam provocetis in operibus manuum vestrarum, et non affligam vos. Gehet nicht fremden Göttern nach, um ihnen zu dienen und sie anzubeten, und reizet mich nicht zum Zorne durch die Werke eurer Hände, so will ich euch nicht strafen. Jeremia Jer 30 25 7 Et non audistis me, dicit Dominus, ut me ad iracundiam provocaretis in operibus manuum vestrarum in malum vestrum. Aber ihr habt nicht auf mich gehört,⁸ spricht der Herr, auf dass⁹ ihr mich zum Zorn reiztet durch die Werke eurer Hände, euch selbst zum Unheil. Jeremia Jer 30 25 7 8 Der größere Teil von euch war widerspenstig. Jeremia Jer 30 25 7 9 Wer die Ursache will, will die notwendig damit verbundene ihm wohlbekannte Folge: ihr wolltet Sünde und Abfall, so wolltet ihr mich zum Zorne reizen. Jeremia Jer 30 25 8 Propterea hæc dicit Dominus exercituum: Pro eo quod non audistis verba mea: Darum spricht der Herr der Heerscharen also: Weil ihr auf meine Worte nicht gehört habt, Jeremia Jer 30 25 9 Ecce ego mittam, et assumam universas cognationes aquilonis, ait Dominus, et Nabuchodonosor regem Babylonis servum meum: et adducam eos super terram istam, et super habitatores ejus, et super omnes nationes, quæ in circuitu illius sunt: et interficiam eos, et ponam eos in stuporem et in sibilum, et in solitudines sempiternas. sehet, so will ich hinsenden und alle Geschlechter von Mitternacht her¹⁰ herbeiholen, spricht der Herr, und Nabuchodonosor, den König von Babylon, meinen Knecht,¹¹ und will sie über dieses Land und über seine Bewohner und über alle Völker ringsum bringen¹² und ich will sie töten¹³ und zum Gegenstande des Entsetzens und des Gespöttes und zur Wüstenei auf ewig¹⁴ machen. Jeremia Jer 30 25 9 10 Auf dieses Wort hat der Prophet schon mehrfach hingewiesen. Doch dass nun Volk und König mit Namen genannt werden, muss er allen klar machen, dass die Katastrophe nahe bevorsteht. Jeremia Jer 30 25 9 11 Er ist Gottes Knecht, insofern er auserwählt und abgesandt ist, Gottes Werk auszuführen. (Ähnlich werden die Meder [Jes 13,3] geheiligt genannt, Babylon zu strafen.) Jeremia Jer 30 25 9 12 Diese hatten die Juden um Hilfe und Bündnis gebeten. Indem sie in das Unglück verwickelt werden, schwindet jede Hoffnung auf Rettung. Jeremia Jer 30 25 9 13 Eigentlich: deren Bannfluch, das Ausrottungsgericht an ihnen vollziehen. Jeremia Jer 30 25 9 14 Auf lange, unbegrenzte Zeit, so dass zudem ihre Wiederherstellung durch menschliche Mittel unmöglich ist. Jeremia Jer 30 0 1 6. Sechste Rede. (Kap. 26) A. Jeremias wird des Todes schuldig erklärt. (V. 11) B. Jeremias Verteidigung. C. Die Tötung des Propheten Urias. Jeremia Jer 30 26 1 In principio regni Joakim filii Josiæ regis Juda, factum est verbum istud a Domino, dicens: Im Anfange der Herrschaft Joakims,¹ des Sohnes Josias, des Königs von Juda, erging dies Wort vom Herrn, also lautend: Jeremia Jer 30 26 1 1 Die Zeitumstände mussten selbst zu den Herzen der Bewohner von Juda sprechen. Nechao, der König von Ägypten, hatte den König Joachaz, der vor dem Herrn Böses getan, in Ketten nach Ägypten weggeführt und dem Volke eine Brandschätzung auferlegt. [2Kön 23,32ff] Sollte nicht Juda nun alles tun, weitere Strafe von sich abzuwenden? Jeremia Jer 30 26 10 Et audierunt principes Juda verba hæc: et ascenderunt de domo regis in domum Domini, et sederunt in introitu portæ domus Domini novæ. Als aber die Fürsten Judas von diesen Ereignissen hörten, kamen sie hinauf aus dem Hause des Königs in das Haus des Herrn und setzten sich an dem Eingange des neuen Tores¹¹ am Hause des Herrn nieder. Jeremia Jer 30 26 10 11 Nach [Jer 36,10] war dies am inneren Vorhofe. Joatham hatte es geschaffen. [2Kön 15,35] Jeremia Jer 30 26 11 Et locuti sunt sacerdotes et prophetæ ad principes, et ad omnem populum, dicentes: Judicium mortis est viro huic: quia prophetavit adversus civitatem istam, sicut audistis auribus vestris. Und die Priester und die Propheten sprachen zu den Fürsten und zum ganzen Volke also: Dieser Mann ist des Todes schuldig, denn er hat wider diese Stadt geweissagt,¹² so wie ihr mit eigenen Ohren gehört habt. Jeremia Jer 30 26 11 12 Gott hat verheißen, in diesem Hause auf ewig zu wohnen. [1Kön 9,3] Dem widerspricht Jeremias, also ist er als falscher Prophet mit dem Tode zu bestrafen, nach [Dtn 18,20]. Entweder lassen sie die Bedingung absichtlich aus oder ihr Hochmut ist so groß, dass sie jede Andeutung einer Möglichkeit, dass der Ruhm Judas hinsinkt, mit dem Tode bestrafen wollen. Jeremia Jer 30 26 12 Et ait Jeremias ad omnes principes, et ad universum populum, dicens: Dominus misit me ut prophetarem ad domum istam, et ad civitatem hanc omnia verba quæ audistis. Da sprach Jeremias zu allen Fürsten und zu dem ganzen Volke¹³ also: Der Herr hat mich gesandt, um wider dieses Haus und wider diese Stadt alle die Worte, die ihr gehört habt, zu weissagen.¹⁴ Jeremia Jer 30 26 12 13 Zu den Fürsten als Richtern, zu dem Volke, das verführt ist. Die Ankläger würdigt Jeremias keines Wortes und fügt bei, was jene ausgelassen: Bei euch steht es, ob jener Ausspruch in Erfüllung gehen soll oder nicht. Jeremia Jer 30 26 12 14 Mit großer Klugheit weist er darauf hin, dass der Herr ihn gesendet und seinen Entschluss ändern werde, wenn sie Buße tun. Durchaus also hat ihn kein Hass oder Verachtung angetrieben, sondern die Sorge um ihr Heil erfüllt ihn. Jeremia Jer 30 26 13 Nunc ergo bonas facite vias vestras, et studia vestra, et audite vocem Domini Dei vestri: et pnitebit Dominum mali, quod locutus est adversum vos. So bessert denn nun euern Wandel und eure Taten und höret auf die Stimme des Herrn, eures Gottes, so wird er sich des Übels, das er wider euch ausgesprochen hat, gereuen lassen. [Jer 7,3] Jeremia Jer 30 26 14 Ego autem ecce in manibus vestris sum: facite mihi quod bonum et rectum est in oculis vestris: Ich aber, sehet, bin in eurer Gewalt, tuet mir, wie es in euern Augen gut und recht ist.¹⁵ Jeremia Jer 30 26 14 15 Seine Bescheidenheit muss die Fürsten für ihn gewinnen, der Hinweis auf die Gerechtigkeit sie warnen. Jeremia Jer 30 26 15 Verumtamen scitote et cognoscite quod si occideritis me, sanguinem innocentem tradetis contra vosmetipsos, et contra civitatem istam, et habitatores ejus: in veritate enim misit me Dominus ad vos, ut loquerer in auribus vestris omnia verba hæc. Nur sollt ihr wissen und bedenken, dass, wenn ihr mich tötet, ihr unschuldig Blut auf euch und auf diese Stadt und ihre Bewohner bringet; denn der Herr hat mich in Wahrheit zu euch gesandt, alle diese Worte vor euern Ohren zu verkünden.¹⁶ Jeremia Jer 30 26 15 16 Nicht ich, ihr selbst bringt euch den Untergang. Liebt ihr Stadt und Tempel wahrhaft, so vermehrt eure Sünden nicht und macht euch nicht meines Blutes schuldig. Jeremias Standhaftigkeit und bewährte Unschuld führt in der längeren Beratung seine Befreiung herbei. Jeremia Jer 30 26 16 Et dixerunt principes, et omnis populus ad sacerdotes et ad prophetas: Non est viro huic judicium mortis: quia in nomine Domini Dei nostri locutus est ad nos. Da sprachen die Fürsten und alles Volk zu den Priestern und zu den Propheten: Dieser Mann ist nicht des Todes schuldig, denn im Namen des Herrn, unseres Gottes, hat er zu uns geredet. Jeremia Jer 30 26 17 Surrexerunt ergo viri de senioribus terræ: et dixerunt ad omnem ctum populi, loquentes: Alsdann traten einige Männer von den Ältesten¹⁷ des Landes auf und sprachen zu allem versammelten Volk und sagten: Jeremia Jer 30 26 17 17 Unter ihnen nahm Ahikam eine besondere Stellung ein, wie V. 24 zeigt. Jeremia Jer 30 26 18 Michæas de Morasthi fuit propheta in diebus Ezechiæ regis Juda, et ait ad omnem populum Juda, dicens: Hæc dicit Dominus exercituum: Sion quasi ager arabitur: et Jerusalem in acervum lapidum erit: et mons domus in excelsa silvarum. Michäas von Morasthi trat als Prophet in den Tagen des Ezechias,¹⁸ des Königs von Juda, auf, und redete zu allem Volke Juda also: So spricht der Herr der Heerscharen: Sion wird wie ein Feld gepflügt und Jerusalem zum Trümmerhaufen werden und der Tempelberg eine bewaldete Höhe. [Mi 3,12] Jeremia Jer 30 26 18 18 Auch zur Zeit des Ezechias, doch damals nicht zum ersten Male. Jeremia Jer 30 26 19 Numquid morte condemnavit eum Ezechias rex Juda, et omnis Juda? Numquid non timuerunt Dominum, et deprecati sunt faciem Domini: et pnituit Dominum mali, quod locutus fuerat adversum eos? Itaque nos facimus malum grande contra animas nostras. Hat ihn etwa Ezechias, der König von Juda, und ganz Juda zum Tode verurteilt? Haben sie¹⁹ nicht vielmehr den Herrn gefürchtet und zu seinem Angesichte gefleht? Und hat nicht den Herrn des Übels gereut, das er ihnen angedroht hatte? So bringen wir also²⁰ großes Unheil über unsere Seelen. Jeremia Jer 30 26 19 19 Im Hebräischen steht die Einzahl. Hat er nicht den Herrn gefürchtet? Usw. Die Worte scheinen sich auf [Jes 37,14ff] zu beziehen. Was die Ältesten sagen, ist auch sicher geschehen. Jeremia Jer 30 26 19 20 Hebr.: so sollten wir also. Jeremia Jer 30 26 2 Hæc dicit Dominus: Sta in atrio domus Domini, et loqueris ad omnes civitates Juda, de quibus veniunt ut adorent in domo Domini universos sermones, quos ego mandavi tibi ut loquaris ad eos: noli subtrahere verbum. So spricht der Herr: Tritt in den Vorhof des Hauses des Herrn und sprich zu allen Städten Judas, aus denen man kommt, um im Hause des Herrn anzubeten,² alle Worte, die ich dir befohlen habe, zu ihnen zu reden. Nimm kein Wort davon hinweg!³ Jeremia Jer 30 26 2 2 Also an einem der großen Jahresfeste. Die vorstehende Stelle zeigt, dass man den äußeren Kult nicht vernachlässigte. Der Vorhof ist der äußere Vorhof des Volkes, wie [Jer 19,14]. Dort soll Jeremias als Gesandter des Herrn zu dem Volke reden. Jeremia Jer 30 26 2 3 Aus Furcht vor Verfolgungen. Jeremia Jer 30 26 20 Fuit quoque vir prophetans in nomine Domini, Urias filius Semei de Cariathiarim: et prophetavit adversus civitatem istam, et adversus terram hanc juxta omnia verba Jeremiæ. Nun übte damals auch ein Mann, Urias, der Sohn Semeis von Kariathiarim,²¹ das Prophetenamt im Namen des Herrn und weissagte wider diese Stadt und wider dieses Land, ganz in Übereinstimmung mit dem, was Jeremias gesprochen. Jeremia Jer 30 26 20 21 Der Prophet fügt dieses Beispiel ein, um noch nachdrücklicher zu zeigen, wie schweren Gefahren er selbst unter Joakim ausgesetzt war. Kariathiarim lag an der Grenze von Juda und Benjamin. Jeremia Jer 30 26 21 Et audivit rex Joakim, et omnes potentes, et principes ejus verba hæc: et quæsivit rex interficere eum. Et audivit Urias, et timuit, fugitque et ingressus est gyptum. Als aber der König Joakim und alle seine Machthaber und Fürsten diese seine Worte hörten, suchte der König ihn zu töten. Das erfuhr Urias und fürchtete sich und entfloh und kam nach Ägypten.²² Jeremia Jer 30 26 21 22 Nicht aus Misstrauen gegen Gott, sondern aus Klugheit. Vergl. [Mt 10,23]. Jeremia Jer 30 26 22 Et misit rex Joakim viros in gyptum, Elnathan filium Achobor, et viros cum eo in gyptum. Doch der König Joakim sandte Leute nach Ägypten, Elnathan,²³ den Sohn Achobors,²⁴ und andere mit ihm nach Ägypten. Jeremia Jer 30 26 22 23 Joakims Rachsucht ist so groß, dass er den Propheten, dessen Strafreden er nicht mehr zu fürchten hat, selbst in fremden Lande noch zu töten sucht. Siehe [Jer 36,12.25]. Jeremia Jer 30 26 22 24 Der gleiche Name kommt [2Kön 22,12.14] vor, ob auch dieselbe Person? Jeremia Jer 30 26 23 Et eduxerunt Uriam de gypto: et adduxerunt eum ad regem Joakim, et percussit eum gladio: et projecit cadaver ejus in sepulcris vulgi ignobilis. Diese führten Urias aus Ägypten fort und brachten ihn zum Könige Joakim, der ihn mit dem Schwerte erschlug und seinen Leichnam auf die Grabstätten des gemeinen Volkes werfen ließ.²⁵ Jeremia Jer 30 26 23 25 So beschimpft er noch den Toten. Jeremia Jer 30 26 24 Igitur manus Ahicam filii Saphan fuit cum Jeremia, ut non traderetur in manus populi, et interficerent eum. Jedoch²⁶ Ahikams, des Sohnes Saphans Hand²⁷ war mit Jeremias, dass er nicht in die Hände des Volkes überliefert ward, um ihn zu töten.²⁸ Jeremia Jer 30 26 24 26 Da Joakim so rachsüchtig war, musste es als eine besondere Tat Gottes erscheinen, wenn Jeremias ihm entging. Jeremia Jer 30 26 24 27 Schutz, Einfluss. Ahikam wird [2Kön 22,12] erwähnt. Jeremia Jer 30 26 24 28 Ahikam beruhigte wohl einen Aufstand des Volkes. Jeremia Jer 30 26 3 Si forte audiant et convertantur unusquisque a via sua mala: et pniteat me mali quod cogito facere eis propter malitiam studiorum eorum. Vielleicht hören sie und bekehren sich ein jeder von seinem bösen Wege, dass ich mich des Übels gereuen lasse, welches ich ihnen ihrer bösen Taten willen zuzufügen gedenke.⁴ Jeremia Jer 30 26 3 4 Auch jetzt noch ist Gott bereit zu vergeben. Vielleicht deutet nicht eine Ungewissheit der göttlichen Erkenntnis, sondern die Freiheit des menschlichen Willens an, dem Gottes Voraussehen keine Notwendigkeit auferlegt. Jeremia Jer 30 26 4 Et dices ad eos: Hæc dicit Dominus: Si non audieritis me ut ambuletis in lege mea, quam dedi vobis Sprich zu ihnen also: So spricht der Herr: Wenn ihr nicht auf mich hört, dass ihr in meinem Gesetze wandelt, welches ich euch gegeben habe, Jeremia Jer 30 26 5 Ut audiatis sermones servorum meorum prophetarum, quos ego misi ad vos de nocte consurgens, et dirigens, et non audistis: dass ihr auf die Worte meiner Diener, der Propheten, hört, welche ich zu euch sende, vom frühen Morgen an aussendend, ohne dass ihr hörtet: Jeremia Jer 30 26 6 Dabo domum istam sicut Silo, et urbem hanc dabo in maledictionem cunctis gentibus terræ. so werde ich dieses Haus wie Silo machen und diese Stadt dem Fluche preisgeben bei allen Völkern der Erde.⁵ [1Sam 4,2.10; Jer 7,12] Jeremia Jer 30 26 6 5 Tempel und Stadt zerstören. Jeremia Jer 30 26 7 Et audierunt sacerdotes, et prophetæ, et omnis populus Jeremiam loquentem verba hæc in domo Domini. Die Priester und Propheten und das ganze Volk hörten Jeremias diese Worte reden im Hause des Herrn. Jeremia Jer 30 26 8 Cumque complesset Jeremias loquens omnia, quæ præceperat ei Dominus ut loqueretur ad universum populum, apprehenderunt eum sacerdotes, et prophetæ, et omnis populus, dicens: Morte moriatur. Als nun Jeremias alles ausgeredet, was ihm der Herr dem ganzen Volke zu sagen befohlen,⁶ ergriffen ihn die Priester⁷ und die Propheten⁸ und das ganze Volk und sprachen: Er soll des Todes sterben!⁹ Jeremia Jer 30 26 8 6 Jeremias hat, wie diese Worte andeuten, also mehr gesagt als V. 4-6 enthalten. Jeremia Jer 30 26 8 7 Sie, die das Gesetz lehren und als die ersten beobachten und heilig vor dem Herrn sein sollten, stehen an der Spitze der Feinde des Propheten. Jeremia Jer 30 26 8 8 Die falschen Propheten. Jeremia Jer 30 26 8 9 Hebr.: Du musst sterben. Weshalb hast du im Namen Jahves geweissagt? Jeremia Jer 30 26 9 Quare prophetavit in nomine Domini, dicens: Sicut Silo erit domus hæc: et urbs ista desolabitur, eo quod non sit habitator? Et congregatus est omnis populus adversus Jeremiam in domo Domini. Warum hat er im Namen des Herrn geweissagt und gesprochen: Wie Silo wird dieses Haus werden und diese Stadt verwüstet werden, dass niemand darin wohnt?¹⁰ Und das ganze Volk versammelte sich gegen Jeremias im Hause des Herrn. Jeremia Jer 30 26 9 10 Sie achten nicht darauf, dass der Untergang ihnen nur unter der Voraussetzung angedroht ist, dass sie in ihren Sünden beharren. Die wahnsinnige Vorstellung von der Erhabenheit ihres Volkes sieht bereits in einer bedingten Androhung der Strafe einen Frevel. Jeremia Jer 30 0 1 7. Siebte Rede. (Kap. 27) A. Die Herrschaft der Chaldäer. (V. 11) B. Mahnung an Juda, sich den Babyloniern zu unterwerfen. Jeremia Jer 30 27 1 In principio regni Joakim filii Josiæ regis Juda, factum est verbum istud ad Jeremiam a Domino, dicens: Im Anfange der Regierung Joakims,¹ des Sohnes Josias', des Königs von Juda, erging dieses Wort an Jeremias vom Herrn also: Jeremia Jer 30 27 1 1 Irrtum der Abschreiber. Besser ist zu lesen: des Sedekias, wie V. 3 und [Jer 28,1] zeigen. Jeremia Jer 30 27 10 Quia mendacium prophetant vobis: ut longe vos faciant de terra vestra, et ejiciant vos, et pereatis. denn sie weissagen euch Lüge, um euch aus euerm Lande zu entfernen und euch hinauszustoßen, dass ihr umkommet. Jeremia Jer 30 27 11 Porro gens, quæ subjecerit cervicem suam sub jugo regis Babylonis, et servierit ei: dimittam eam in terra sua, dicit Dominus: et colet eam,, et habitabit in ea. Das Volk aber, das seinen Nacken unter das Joch des Königs von Babylon beugt und ihm dienstbar wird, will ich in seinem Lande lassen, spricht der Herr, und es soll dasselbe bewohnen und es bebauen.¹¹ Jeremia Jer 30 27 11 11 Gott offenbart sich als allmächtiger Herr, indem er die Babylonier als seine Werkzeuge gebraucht. Jeremia Jer 30 27 12 Et ad Sedeciam regem Juda locutus sum secundum omnia verba hæc, dicens: Subjicite colla vestra sub jugo regis Babylonis, et servite ei, et populo ejus, et vivetis. Auch zu Sedekias, dem Könige von Juda, habe ich ganz auf dieselbe Weise gesprochen:¹² Beuget euern Hals unter das Joch des Königs von Babylon und werdet ihm und seinem Volke dienstbar, so werdet ihr am Leben bleiben. Jeremia Jer 30 27 12 12 Sedekias erhält die gleichen Aufträge wie die fremden Völker. Warum willst du dich und dein Volk verderben? Dies geschieht aber, wenn du widerspenstig bist. Jeremia Jer 30 27 13 Quare moriemini tu et populus tuus gladio, et fame, et peste, sicut locutus est Dominus ad gentem, quæ servire noluerit regi Babylonis? Warum wollt ihr sterben, du und dein Volk, durch Schwert, Hunger und Pest, so wie der Herr über das Volk gesprochen, welches dem Könige von Babylon nicht dienstbar sein will? Jeremia Jer 30 27 14 Nolite audire verba prophetarum dicentium vobis: Non servietis regi Babylonis: quia mendacium ipsi loquuntur vobis. Höret nicht auf die Worte der Propheten, welche zu euch sprechen: Ihr werdet dem Könige von Babylon nicht dienstbar werden, denn sie weissagen euch Lüge. Jeremia Jer 30 27 15 Quia non misi eos, ait Dominus: et ipsi prophetant in nomine meo mendaciter: ut ejiciant vos, et pereatis tam vos, quam prophetæ, qui vaticinantur vobis. Denn ich habe sie nicht gesandt, spricht der Herr, sondern sie weissagen trügerisch in meinem Namen, damit sie¹³ euch forttreiben und ihr zugrunde gehet, samt den Propheten, welche euch weissagen. [Jer 14,14; Jer 23,21; Jer 29,9] Jeremia Jer 30 27 15 13 Hebr.: Ich. Jeremia Jer 30 27 16 Et ad sacerdotes, et ad populum istum locutus sum, dicens: Hæc dicit Dominus: Nolite audire verba prophetarum vestrorum, qui prophetant vobis, dicentes: Ecce vasa Domini revertentur de Babylone nunc cito, mendacium enim prophetant vobis. Auch zu den Priestern und zu diesem Volke redete ich also: So spricht der Herr: Höret nicht auf die Worte eurer¹⁴ Propheten,¹⁵ die euch weissagen und sprechen: Sehet, die Geräte des Herrn werden nun bald¹⁶ aus Babylon zurückkehren,¹⁷ denn sie weissagen euch Lüge. Jeremia Jer 30 27 16 14 Eurer, nicht Gottes, da sie reden, was euch gefällt, und Gott ihnen nichts offenbart. Jeremia Jer 30 27 16 15 Einer der falschen Propheten ist Hananias. [Jer 28,3] Jeremia Jer 30 27 16 16 Jetzt nicht mehr nach siebzig Jahren, wie Jeremias im ersten Jahre der Herrschaft Nabuchodonosors gesagt. [Jer 25,11] Jeremia Jer 30 27 16 17 Nabuchodonosor hatte im achten Jahre seiner Regierung die Tempelschätze nach Besiegung Joachins weggenommen. [2Kön 24,13] Jeremia Jer 30 27 17 Nolite ergo audire eos, sed servite regi Babylonis, ut vivatis: quare datur hæc civitas in solitudinem? Höret also nicht auf sie, sondern werdet dem Könige von Babylon dienstbar, damit ihr am Leben bleibet. Warum sollte diese Stadt zur Wüstenei werden?¹⁸ Jeremia Jer 30 27 17 18 Vergl. Vers 13. Jeremia Jer 30 27 18 Et si prophetæ sunt, et est verbum Domini in eis: occurrant Domino exercituum, ut non veniant vasa, quæ derelicta fuerant in domo Domini, et in domo regis Juda, et in Jerusalem, in Babylonem. Sind sie aber Propheten und ist das Wort des Herrn mit ihnen, so mögen sie hintreten vor das Angesicht des Herrn der Heerscharen,¹⁹ dass die Geräte, die im Hause des Herrn und im Hause des Königs von Juda und zu Jerusalem noch übriggeblieben sind, nicht nach Babylon kommen. Jeremia Jer 30 27 18 19 Das ist das Amt der Propheten, mögen sie Gottes Zorn vom Volke abwenden, die geraubten Tempelschätze so wiedergewinnen und die noch übrigen erhalten. Jeremia Jer 30 27 19 Quia hæc dicit Dominus exercituum ad columnas, et ad mare, et ad bases, et ad reliqua vasorum, quæ remanserunt in civitate hac: Denn so spricht der Herr der Heerscharen über die Säulen²⁰ und über das Meer²¹ und die Gestelle²² und über die übrigen Geräte, welche in dieser Stadt zurückgeblieben sind Jeremia Jer 30 27 19 20 V. 20, V. 21 sind zur Erklärung eingefügt. Die beiden Säulen sind Jachin und Boaz. [1Kön 7,15-22] Jeremia Jer 30 27 19 21 [1Kön 7,23ff] Jeremia Jer 30 27 19 22 Ebenda V. 27. Jeremia Jer 30 27 2 Hæc dicit Dominus ad me: Fac tibi vincula, et catenas: et pones eas in collo tuo. So spricht der Herr zu mir: Mache dir Bande und Ketten² und lege sie um deinen Nacken.³ Jeremia Jer 30 27 2 2 Hebr.: Joche. Zum hölzernen Joche gehörte ein Geschirr aus Stricken, mit denen dasselbe am Leibe befestigt wurde. Jeremia Jer 30 27 2 3 Er soll das Aussehen eines Gefangenen und Sklaven annehmen. Jeremia Jer 30 27 20 Quæ non tulit Nabuchodonosor rex Babylonis, cum transferret Jechoniam filium Joakim regem Juda de Jerusalem in Babylonem, et omnes optimates Juda et Jerusalem. und welche Nabuchodonosor, der König von Babylon, nicht weggenommen hat, als er Jechonias, den Sohn Joakims, den König von Juda und alle Vornehmen von Juda und Jerusalem von Jerusalem nach Babylon wegführte;²³ Jeremia Jer 30 27 20 23 Die Erfüllung siehe [Jer 52,17; 2Kön 25,13; 2Chr 36,18]. Doch wird die Wiederherstellung nur verheißen, deren Geschichte siehe [Esra 1,7; Esra 6,5]. Jeremia Jer 30 27 21 Quia hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel ad vasa, quæ derelicta sunt in domo Domini, et in domo regis Juda et Jerusalem: ja, so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, über die Geräte, welche im Hause des Herrn und im Hause des Königs von Juda und Jerusalem übriggeblieben sind: Jeremia Jer 30 27 22 In Babylonem transferentur, et ibi erunt usque ad diem visitationis suæ, dicit Dominus, et afferri faciam ea, et restitui in loco isto. Nach Babylon sollen sie gebracht werden und daselbst bleiben bis auf den Tag, da ich wieder nach ihnen sehe, spricht der Herr, und sie herbringe und wieder an diesen Ort zurückführen lasse. Jeremia Jer 30 27 3 Et mittes eas ad regem Edom, et ad regem Moab, et ad regem filiorum Ammon, et ad regem Tyri, et ad regem Sidonis: in manu nuntiorum, qui venerunt Jerusalem ad Sedeciam regem Juda. Und sende dieselben⁴ an den König von Edom und an den König von Moab und an den König der Söhne Ammons und an den König von Tyrus und an den König von Sidon, durch die Boten, welche nach Jerusalem zu Sedekias, dem Könige von Juda, gekommen sind. Jeremia Jer 30 27 3 4 Jeremias bot dieselben den Gesandten, damit durch die Joche die Babylonische Sklaverei bedeutet wurde. Ob diese sie annahmen und ihren Herrn überbrachten, steht dahin. Der König Sedekias hatte sich von dem Könige von Babylon losgesagt und wollte sich mit anderen Völkern gegen die Chaldäer verbinden. Der Prophet zeigt ihnen durch Worte und Sinnbilder den bevorstehenden Ausgang an und offenbart feierlich den Willen des Herrn. Jeremia Jer 30 27 4 Et præcipies eis ut ad dominos suos loquantur: Hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel: Hæc dicetis ad dominos vestros: Und trage ihnen auf, ihren Gebietern zu sagen: So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Also saget zu euern Gebietern: Jeremia Jer 30 27 5 Ego feci terram, et homines, et jumenta, quæ sunt super faciem terræ, in fortitudine mea magna, et in brachio meo extento: et dedi eam ei, qui placuit in oculis meis. Ich habe die Erde, die Menschen und die Tiere, welche auf dem Erdboden leben, durch meine große Kraft und meinen ausgestreckten Arm erschaffen und ich gebe die Erde, wem es wohlgefällig ist in meinen Augen.⁵ Jeremia Jer 30 27 5 5 Auch den fremden Völkern soll die Majestät und Erhabenheit Jahves verkündigt werden, so dass es ihnen offenbar wird, dass der Herr nicht der Nationalgott eines Volkes, sondern der Gott und Schöpfer des Weltalls ist, der alles nach seinem Belieben leitet und lenkt. Wohl hatte die alte Synagoge nicht den Auftrag, den Heiden die wahre Religion zu verkünden, doch wurde diesen bisweilen durch die Propheten Licht und Wahrheit angeboten. Jeremia Jer 30 27 6 Et nunc itaque ego dedi omnes terras istas in manu Nabuchodonosor regis Babylonis servi mei: insuper et bestias agri dedi ei ut serviant illi. Nunmehr aber gebe ich alle diese Länder in die Hand Nabuchodonosors, des Königs von Babylon, meines Knechtes;⁶ selbst die Tiere des Feldes gebe ich ihm,⁷ dass sie ihm dienstbar seien. Jeremia Jer 30 27 6 6 Siehe [Jer 25,9]. Jeremia Jer 30 27 6 7 Mit den Menschen übergibt Gott, was dem Menschen unterworfen ist, und mit dem Landesgebiete das Eigentumsrecht über die Tiere. Jeremia Jer 30 27 7 Et servient ei omnes gentes, et filio ejus, et filio filii ejus: donec veniat tempus terræ ejus et ipsius: et servient ei gentes multæ, et reges magni. Und alle Völker sollen ihm und seinem Sohne und seinem Sohnessohne⁸ dienstbar sein, bis auch seine und seines Landes Zeit kommt, und viele Völker und große Könige sollen ihm dienstbar sein. Jeremia Jer 30 27 7 8 Noch etwa sechzig Jahre soll das Babylonische Reich bestehen. Für ein Geschlecht werden etwa zwanzig Regierungsjahre gerechnet. Da nun nach Nabuchodonosor dessen Sohn Evilmerodach nur zwei Jahre herrschte, dessen Nachfolger Neriglassar vier Jahre, der diesem folgende jugendliche Laborosoarchod nach neun Monaten den Tod fand, sein Nachfolger Nabonidus nach siebzehnjähriger Herrschaft von Cyrus des Thrones beraubt ward, ist das Wort Sohn und Sohnessohn im Sinne von Nachfolger zu nehmen, wie dies in den Keilinschriften häufig vorkommt. Jeremia Jer 30 27 8 Gens autem et regnum, quod non servierit Nabuchodonosor regi Babylonis, et quicumque non curvaverit collum suum sub jugo regis Babylonis: in gladio, et in fame, et in peste visitabo super gentem illam, ait Dominus: donec consumam eos in manu ejus. Dasjenige Volk und Reich aber, das Nabuchodonosor, dem Könige von Babylon, nicht dienen will und wer immer seinen Hals nicht unter das Joch des Königs von Babylon beugt, mit Schwert und Hunger und Pest werde ich ein solches Volk heimsuchen, spricht der Herr, bis ich sie durch seine Hand vertilgt habe.⁹ Jeremia Jer 30 27 8 9 Damit verwirft Gott die Empörung gegen den König von Babylon. Jeremia Jer 30 27 9 Vos ergo nolite audire prophetas vestros, et divinos, et somniatores, et augures, et maleficos, qui dicunt vobis: Non servietis regi Babylonis. Höret also nicht auf eure Propheten und Wahrsager und Träumer und Zeichendeuter und Zauberer,¹⁰ welche zu euch sagen: Ihr werdet dem Könige von Babylon nicht dienstbar werden, [Jer 23,16; Jer 29,8] Jeremia Jer 30 27 9 10 Propheten werden die genannt, welche vorgeben, von der Gottheit unmittelbar Wahrsagung zu erlangen, so dass diese durch sie redet. Die zweite Klasse braucht gewisse Hilfsmittel, die Zukunft zu erforschen. Drei solcher Mittel werden [Ez 21,16] genannt, ein viertes [1Sam 28,8]. [Jos 13,22] wird Balaam solchen zugerechnet. Die dritte Klasse stützt sich auf Träume, die Bedeutung des vierten Namens ist nicht klar, die fünften bedienen sich magischer Künste. Alle aber sind Lügner, deren Trug nur Unheil stiften kann. Jeremia Jer 30 0 1 8. Achte Rede. (Kap. 28) A. Anmaßung des Hananias. (V. 11) B. Strafe des Hananias. Jeremia Jer 30 28 1 Et factum est in anno illo, in principio regni Sedeciæ regis Juda in anno quarto, in mense quinto, dixit ad me Hananias filius Azur propheta de Gabaon, in domo Domini coram sacerdotibus et omni populo, dicens: Und es geschah in jenem Jahre, im Anfange der Herrschaft Sedekias', des Königs von Juda, im vierten Jahre,¹ im fünften Monate, da sprach Hananias, der Sohn Azurs, der Prophet aus Gabaon,² zu mir, im Hause des Herrn, in Gegenwart der Priester und des ganzen Volkes, also:³ Jeremia Jer 30 28 1 1 Der griechische Text der Septuag. lautet kurz: Und es geschah im vierten Jahre des Sedekias. Damit ist jede Schwierigkeit und Dunkelheit, welche die doppelte Zeitangabe schafft, beseitigt. Jeremia Jer 30 28 1 2 Gabaon war eine Priesterstadt. [Jos 21,17] Jeremia Jer 30 28 1 3 Der Gegensatz gegen die Weissagung eines wahren Propheten machte den Ausspruch des Hananias noch nicht allein hinfällig, da jene bedingt sein konnte. War Hananias zudem Priester, so verschaffte dies seinen Worten neues Ansehen. Seine Kühnheit wächst, da er die Gesandten so vieler Könige in Jerusalem gegen den König von Babylon vereinigt sieht. Jeremia Jer 30 28 10 Et tulit Hananias propheta catenam de collo Jeremiæ prophetæ, et confregit eam. Da nahm Hananias, der Prophet, die Kette¹¹ vom Halse des Propheten Jeremias und zerbrach sie.¹² Jeremia Jer 30 28 10 11 Das Joch. Jeremia Jer 30 28 10 12 Seine Tat soll die Worte Jeremias wirkungslos machen. Jeremia Jer 30 28 11 Et ait Hananias in conspectu omnis populi, dicens: Hæc dicit Dominus: Sic confringam jugum Nabuchodonosor regis Babylonis post duos annos dierum de collo omnium gentium. Und Hananias redete vor dem ganzen Volke also: So spricht der Herr: Ebenso werde ich das Joch Nabuchodonosors, des Königs von Babylon, binnen zwei Jahren zerbrechen und vom Halse aller Völker nehmen.¹³ Jeremia Jer 30 28 11 13 Nach zwei Jahren sollen nicht allein die Gefäße zurückkehren, sondern wir und alle übrigen werden auch das Joch der Chaldäer abschütteln. So wurde Jeremias vor Volk und Priestern gedemütigt, Gott wollte ihn eine Zeitlang die Schmach tragen lassen. Jeremia Jer 30 28 12 Et abiit Jeremias propheta in viam suam. Et factum est verbum Domini ad Jeremiam, postquam confregit Hananias propheta catenam de collo Jeremiæ prophetæ, dicens: Der Prophet Jeremias aber ging fort seines Weges.¹⁴ Da erging das Wort des Herrn an Jeremias, nachdem der Prophet Hananias die Kette, welche am Halse des Propheten Jeremias war, zerbrochen hatte, also: Jeremia Jer 30 28 12 14 In Gottes Willen ergeben und auf Erleuchtung harrend. Es war eine schwere Prüfung für Jeremias, der schon öfter über die Beschwerden seines Amtes geklagt hat. Gewiss betet der Prophet um Erleuchtung, ähnlich wie [Jer 33,3] und [Jer 42,4]. Jeremia Jer 30 28 13 Vade, et dices Hananiæ: Hæc dicit Dominus: Catenas ligneas contrivisti: et facies pro eis catenas ferreas. Gehe hin und sage zu Hananias: So spricht der Herr: Ketten aus Holz hast du zerbrochen, aber du bereitest an deren Stelle solche aus Eisen.¹⁵ Jeremia Jer 30 28 13 15 Ein Joch aus Eisen kann nicht zerbrochen werden, wie Hananias das hölzerne Joch zerbrochen hat. Jeremias antwortet mit derselben feierlichen Formel, welche Hananias V. 2 missbräuchlich angewendet hat. Jeremia Jer 30 28 14 Quia hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel: Jugum ferreum posui super collum cunctarum gentium istarum, ut serviant Nabuchodonosor regi Babylonis, et servient ei: insuper et bestias terræ dedi ei. Denn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Ein Joch von Eisen lege ich auf den Hals aller dieser Völker, dass sie Nabuchodonosor, dem Könige von Babylon, dienstbar werden; sie werden ihm dienstbar sein, ja, selbst die Tiere des Feldes übergebe ich ihm. Jeremia Jer 30 28 15 Et dixit Jeremias propheta ad Hananiam prophetam: Audi Hanania: non misit te Dominus, et tu confidere fecisti populum istum in mendacio. Da sprach der Prophet Jeremias zu dem Propheten Hananias: Höre, Hananias! der Herr hat dich nicht gesandt und du hast dieses Volk verleitet, auf Lügen zu vertrauen.¹⁶ Jeremia Jer 30 28 15 16 Du hast durch deine Lüge das Volk in der Bosheit bestärken und so Gottes Werk hindern wollen. Da nun aber die Fürsten und das Volk die vom Gesetze festgesetzte Strafe nicht vollziehen, wird Gott selbst dich züchtigen. Jeremia Jer 30 28 16 Idcirco hæc dicit Dominus: Ecce ego mittam te a facie terræ: hoc anno morieris: adversum enim Dominum locutus es. Darum spricht der Herr also: Siehe, ich will dich vom Erdboden wegraffen, in diesem Jahre noch sollst du sterben, denn du hast wider den Herrn geredet.¹⁷ Jeremia Jer 30 28 16 17 Hebr.: Denn Abfall hast du gepredigt wider Jahve. Du hast das Volk durch deine Voraussagung in der Sünde gefestigt, das hauptsächlichste Kennzeichen des falschen Propheten offenbart [Dtn 13,5] die Strafe [Dtn 18,20] Jeremia Jer 30 28 17 Et mortuus est Hananias propheta in anno illo, mense septimo. Und der Prophet Hananias starb in demselben Jahre, im siebenten Monate.¹⁸ Jeremia Jer 30 28 17 18 So hat Gott seine Verheißung [Jer 1,19] erfüllt. Für jedes fälschlich verheißene Jahr wird ihm ein Monat zur Buße gewährt. Doch das traurige Ende des Hananias dient den anderen nicht zur Warnung. Jeremia Jer 30 28 2 Hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel: Contrivi jugum regis Babylonis. So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels:⁴ Ich zerbreche das Joch des Königs von Babylon. Jeremia Jer 30 28 2 4 Was er sagt, ist geeignet, die Herzen zum Kampfe zu entflammen. Jeremia Jer 30 28 3 Adhuc duo anni dierum, et ego referri faciam ad locum istum omnia vasa domus Domini, quæ tulit Nabuchodonosor rex Babylonis de loco isto, et transtulit ea in Babylonem. Noch zweier Jahre Frist⁵ und ich lasse alle Geräte des Hauses des Herrn, die Nabuchodonosor, der König von Babylon, von diesem Ort weggenommen und nach Babylon fortgeführt hat, an diesen Ort zurückbringen. Jeremia Jer 30 28 3 5 Von dieser Zeit an gerechnet. Jeremia Jer 30 28 4 Et Jechoniam filium Joakim regem Juda, et omnem transmigrationem Juda, qui ingressi sunt in Babylonem, ego convertam ad locum istum, ait Dominus: conteram enim jugum regis Babylonis. Auch Jechonias,⁶ den Sohn Joakims, den König von Juda und alle Gefangenen von Juda, die nach Babylon gekommen sind, will ich an diesen Ort zurückführen, spricht der Herr, denn ich werde das Joch des Königs von Babylon zerbrechen. Jeremia Jer 30 28 4 6 Siehe über ihn [2Kön 24,12]. Jeremias hatte vorausgesagt, er werde in fremden Lande sterben. Jeremia Jer 30 28 5 Et dixit Jeremias propheta ad Hananiam prophetam in oculis sacerdotum, et in oculis omnis populi, qui stabat in domo Domini. Da sprach der Prophet Jeremias zu Hananias, dem Propheten, in Gegenwart der Priester und des ganzen Volkes, das im Hause des Herrn stand, Jeremia Jer 30 28 6 Et ait Jeremias propheta: Amen, sic faciat Dominus: suscitet Dominus verba tua, quæ prophetasti: ut referantur vasa in domum Domini, et omnis transmigratio de Babylone ad locum istum. und es sprach der Prophet Jeremias:⁷ Es geschehe! Also tue der Herr! Der Herr lasse deine Worte, die du geweissagt hast, in Erfüllung gehen, dass die Geräte in das Haus des Herrn zurückkommen und alle Weggeführten von Babylon an diesen Ort!⁸ Jeremia Jer 30 28 6 7 Mit großer Demut und Milde. Jeremia Jer 30 28 6 8 Jeremias zeigt, dass er aufrichtig das Glück des Volkes wünscht. Damit aber nicht allzu schnelles Vertrauen das Volk täusche, fügt er bei, dass es ihm noch nicht fest stehe, ob Hananias ein Prophet sei, ja, dass ihm das Gegenteil wahrscheinlich sei. Jeremia Jer 30 28 7 Verumtamen audi verbum hoc, quod ego loquor in auribus tuis, et in auribus universi populi: Doch höre dieses Wort, das ich vor deinen Ohren und vor den Ohren des ganzen Volkes rede: Jeremia Jer 30 28 8 Prophetæ, qui fuerunt ante me et ante te ab initio, et prophetaverunt super terras multas, et super regna magna de prlio, et de afflictione, et de fame. Die Propheten, welche vor mir und vor dir von alten Zeiten her aufgetreten sind, auch sie weissagten über viele Länder und über große Reiche von Krieg, Drangsal und Hunger.⁹ Jeremia Jer 30 28 8 9 Hebr.: Pest. Jeremia Jer 30 28 9 Propheta, qui vaticinatus est pacem: cum venerit verbum ejus, scietur propheta, quem misit Dominus in veritate. Der Prophet nun, welcher Frieden weissagt, wird als Prophet, den der Herr in Wahrheit gesandt hat, erkannt werden, wenn sein Wort eintrifft.¹⁰ Jeremia Jer 30 28 9 10 Die Prophetengabe ist keine Erleuchtung (wie auch Nathans Beispiel [2Sam 7,3ff] zeigt), daher weist Jeremias nur auf die Verdachtsgründe hin, welche die Klugheit ihm eingibt. Jeremia Jer 30 0 1 9. Neunte Rede. (Kap. 29) A. Die Wegführung wird eine langdauernde sein. (V. 14) B. Strafgericht über die Lügenpropheten. Jeremia Jer 30 29 1 Et hæc sunt verba libri, quem misit Jeremias propheta de Jerusalem ad reliquias seniorum transmigrationis, et ad sacerdotes, et ad prophetas, et ad omnem populum, quem traduxerat Nabuchodonosor de Jerusalem in Babylonem: Dies sind die Worte des Schreibens, welches der Prophet Jeremias von Jerusalem sandte an die unter den Weggeführten übriggebliebenen Ältesten,¹ an die Priester und an die Propheten² und an das gesamte Volk, welches Nabuchodonosor von Jerusalem nach Babylon weggeführt hatte, Jeremia Jer 30 29 1 1 Welche die Entbehrungen der Reise und der Gefangenschaft nicht getötet. Die Weissagung [Jer 23,3] ist in Erfüllung gegangen. Dass Juda auch in der Gefangenschaft eigene Älteste hatte, erhellt aus [Dan 13,5]. Jeremia Jer 30 29 1 2 Nach dem Griech.: Die falschen Propheten. Jeremia Jer 30 29 10 Quia hæc dicit Dominus: Cum cperint impleri in Babylone septuaginta anni, visitabo vos: et suscitabo super vos verbum meum bonum, et reducam vos ad locum istum. Denn so spricht der Herr: Wenn die siebzig Jahre in¹² Babylon beginnen voll zu werden, so werde ich euch heimsuchen und werde das Gute, das ich über euch gesprochen habe, erfüllen und euch an diesen Ort zurückführen. Jeremia Jer 30 29 10 12 Hebr.: Für Babylon. Den Sinn zeigt [Jer 25,11.12]. Die Zählung der Jahre beginnt mit der Schlacht bei Charkamis. Jeremia Jer 30 29 11 Ego enim scio cogitationes, quas ego cogito super vos, ait Dominus, cogitationes pacis, et non afflictionis, ut dem vobis finem et patientiam. Denn ich kenne die Gedanken, welche ich über euch hege,¹³ spricht der Herr, Gedanken des Friedens und nicht des Unglücks, um euch eine Zukunft und Hoffnung zu gewähren. Jeremia Jer 30 29 11 13 Ich werde nie meine wohlwollenden Absichten gegen euch vergessen und alles dem Ziele zuführen, das ich für euch erwählt habe. Jeremia Jer 30 29 12 Et invocabitis me, et ibitis: et orabitis me, et ego exaudiam vos. Dann werdet ihr mich anrufen und hingehen¹⁴ und werdet zu mir beten und ich werde euch erhören. Jeremia Jer 30 29 12 14 An den Ort der Anbetung. Jeremia Jer 30 29 13 Quæretis me, et invenietis: cum quæsieritis me in toto corde vestro. Ihr werdet mich suchen und finden, wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet.¹⁵ Jeremia Jer 30 29 13 15 Vergl. [Dtn 4,29.30]. Jeremia Jer 30 29 14 Et inveniar a vobis, ait Dominus: et reducam captivitatem vestram, et congregabo vos de universis gentibus, et de cunctis locis, ad quæ expuli vos, dicit Dominus: et reverti vos faciam de loco, ad quem transmigrare vos feci. Und ich werde mich von euch finden lassen, spricht der Herr, und werde eure Gefangenen zurückführen und euch aus allen Völkern und von allen Orten sammeln, wohin ich euch verstoßen, spricht der Herr, und will euch zurückholen von dem Orte, an den ich euch habe wegführen lassen.¹⁶ Jeremia Jer 30 29 14 16 Dies sind die Gedanken des Friedens, dies hat Ziel, die Hoffnung. (V. 11) Die Rückkehr nach Palästina ist der Beginn der Wiederherstellung der Theokratie. Jeremia Jer 30 29 15 Quia dixistis: Suscitavit nobis Dominus prophetas in Babylone. Ihr sprecht zwar: Der Herr hat uns in Babylon Propheten erweckt,¹⁷ Jeremia Jer 30 29 15 17 Was Hananias in Jerusalem verkündet, verbreiteten jene in Babylon. Deshalb zeichnet Jeremias das künftige Los des Sedekias und des in Judäa zurückgelassenen Volkes auf. Und damit die Weggeführten nicht meinen, Gott habe sein Vorhaben geändert [Jer 18,8], zerstört er alsbald die Meinung, jene Propheten redeten die Wahrheit. Jeremia Jer 30 29 16 Quia hæc dicit Dominus ad regem, qui sedet super solium David, et ad omnem populum habitatorem urbis hujus, ad fratres vestros, qui non sunt egressi vobiscum in transmigrationem: doch so spricht der Herr von dem Könige, der auf dem Throne Davids sitzt, und von dem ganzen Volke, welches diese Stadt bewohnt, von euern Brüdern, die nicht mit euch in die Gefangenschaft weggezogen sind.¹⁸ Jeremia Jer 30 29 16 18 Die falschen Propheten haben wohl auf die David gegebene Verheißung eines ewigen Thrones hingewiesen, um ihre Voraussagungen mit denselben zu stützen; trotz derselben soll König und Reich untergehen. Jeremia Jer 30 29 17 Hæc dicit Dominus exercituum: Ecce mittam in eos gladium, et famem, et pestem: et ponam eos quasi ficus malas, quæ comedi non possunt, eo quod pessimæ sint. So spricht der Herr der Heerscharen: Siehe, ich will wider sie Schwert, Hunger und Pest senden; ich will sie schlechten Feigen gleichmachen, die man nicht essen kann, weil sie schlecht sind, [Jer 24,8.10] Jeremia Jer 30 29 18 Et persequar eos in gladio, et in fame, et in pestilentia: et dabo eos in vexationem universis regnis terræ: in maledictionem, et in stuporem, et in sibilum, et in opprobrium cunctis gentibus, ad quas ego ejeci eos: und ich will sie mit Schwert, mit Hunger und mit Pest verfolgen und will sie allen Reichen der Erde zur Misshandlung hingeben und will sie zum Gegenstande des Fluches, des Entsetzens, des Spottes und der Schmähung bei allen Völkern machen, unter die ich sie verstoße; [Jer 24,9] Jeremia Jer 30 29 19 Eo quod non audierint verba mea, dicit Dominus: quæ misi ad eos per servos meos prophetas de nocte consurgens, et mittens: et non audistis, dicit Dominus. dafür, dass sie nicht auf meine Worte gehört haben, spricht der Herr, die ich durch meine Diener, die Propheten, an sie ergehen ließ, sie vom frühen Morgen an¹⁹ sendend, und ihr habt nicht gehört, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 29 19 19 Die Mahnung gilt an erster Stelle den Weggeführten, damit sie die eitle Hoffnung aufgeben. Jeremia Jer 30 29 2 Postquam egressus est Jechonias rex et domina, et eunuchi, et principes Juda, et Jerusalem, et faber, et inclusor de Jerusalem: nachdem der König Jechonias, die Königin,³ die Kämmerer und die Fürsten von Juda und Jerusalem und die Werkleute und die Schlosser von Jerusalem weggezogen waren,⁴ Jeremia Jer 30 29 2 3 Die Königin-Mutter, die Mutter des Jechonias. Jeremia Jer 30 29 2 4 Nabuchodonosor hatte bereits im dritten Jahre Joakims Gefangene aus Jerusalem weggeführt. [Dan 1,1ff] Jeremia Jer 30 29 20 Vos ergo audite verbum Domini omnis transmigratio, quam emisi de Jerusalem in Babylonem. So höret denn das Wort des Herrn, ihr Weggeführten alle, die ich von Jerusalem nach Babylon fortgesendet habe! Jeremia Jer 30 29 21 Hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel ad Achab filium Coliæ, et ad Sedeciam filium Maasiæ, qui prophetant vobis in nomine meo mendaciter: Ecce ego tradam eos in manus Nabuchodonosor regis Babylonis: et percutiet eos in oculis vestris. So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, zu Achab, dem Sohne Kolias', und zu Sedekias, dem Sohne Maasias', die euch in meinem Namen Lügen weissagen: Sehet, ich werde sie in die Hände Nabuchodonosors, des Königs von Babylon, überliefern und er wird sie vor euern Augen töten. Jeremia Jer 30 29 22 Et assumetur ex eis maledictio omni transmigrationi Juda, quæ est in Babylone, dicentium: Ponat te Dominus sicut Sedeciam, et sicut Achab, quos frixit rex Babylonis in igne: Und alle Weggeführten Judas, die in Babylon sind, sollen ihnen als Bild des Fluches dienen,²⁰ so dass sie sagen: Der Herr mache dich Sedekias und Achab gleich, die der König von Babylon am Feuer rösten ließ, Jeremia Jer 30 29 22 20 Die sich gerühmt, von Gott gesendet zu sein, werden ihren Namen wie einen Fluch gebraucht sehen. Jeremia Jer 30 29 23 Pro eo quod fecerint stultitiam in Israel, et mchati sunt in uxores amicorum suorum, et locuti sunt verbum in nomine meo mendaciter, quod non mandavi eis: ego sum judex et testis, dicit Dominus. deshalb weil sie Ruchlosigkeit²¹ in Israel begangen und Ehebruch mit den Frauen ihrer Nächsten getrieben und trügerisch in meinem Namen ein Wort geredet, das ich ihnen nicht aufgetragen hatte;²² ich bin Richter und Zeuge, spricht der Herr.²³ Jeremia Jer 30 29 23 21 Die schlimmsten Fleischessünden. Sie wollten Gott nicht gehorchen, darum überließ er sie den schlimmsten Leidenschaften. Jeremia Jer 30 29 23 22 Indem sie gegen den König von Babylon redeten, was Gott wegen ihrer Sünden offenbar werden ließ. Jeremia Jer 30 29 23 23 So mögen andere sich schämen, dass sie sich von jenen Menschen haben täuschen lassen. Jeremia Jer 30 29 24 Et ad Semeiam Nehelamiten dices: Und zu Semejas, dem Nehelamiter, sprich also:²⁴ Jeremia Jer 30 29 24 24 In deinem Schreiben. Jeremia Jer 30 29 25 Hæc dicit Dominus exercituum, Deus Israel: Pro eo quod misisti in nomine tuo libros ad omnem populum, qui est in Jerusalem, et ad Sophoniam filium Maasiæ sacerdotem, et ad universos sacerdotes, dicens: So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Weil du in deinem eigenen Namen²⁵ Zuschriften an das ganze Volk zu Jerusalem und an Sophonias, den Sohn Maasias, den Priester, und an alle Priester gesandt hast, des Inhalts: Jeremia Jer 30 29 25 25 Hingegen Jeremias sendet sein Schreiben im Namen und Auftrage Gottes. Jeremia Jer 30 29 26 Dominus dedit te sacerdotem pro Joiade sacerdote, ut sis dux in domo Domini super omnem virum arreptitium et prophetantem, ut mittas eum in nervum et in carcerem. Der Herr hat dich zum Priester an Stelle des Priesters Jojadas²⁶ eingesetzt, dass du der Vorsteher seiest im Hause des Herrn über jeden, der wahnbefangen ist und weissagt,²⁷ ihn in Block und Kerker zu legen. Jeremia Jer 30 29 26 26 Jojadas hat nach Phassur das Amt eines Tempelvorstehers innegehabt. Jeremia Jer 30 29 26 27 Der tut, als ob er von Gottes Geist ergriffen sei. Jeremia Jer 30 29 27 Et nunc quare non increpasti Jeremiam Anathothiten, qui prophetat vobis? Nun denn, warum hast du Jeremias von Anathoth, der euch weissagt, nicht gestraft?²⁸ Jeremia Jer 30 29 27 28 In Block und Kerker gelegt? Jeremia Jer 30 29 28 Quia super hoc misit in Babylonem ad nos, dicens: Longum est: ædificate domos, et habitate: et plantate hortos, et comedite fructus eorum. Denn er hat überdies²⁹ eine Botschaft an uns nach Babylon gesendet, des Inhalts: Es währt noch lange. Bauet Häuser und wohnet darin, pflanzet Gärten und genießet den Ertrag derselben!³⁰ Jeremia Jer 30 29 28 29 Hebr.: Darum: weil man ihm zu Haus keinen Widerstand leistet, wagt er, an uns solches zu schreiben. Jeremia Jer 30 29 28 30 Anfang des Briefes. Jeremia Jer 30 29 29 Legit ergo Sophonias sacerdos librum istum in auribus Jeremiæ prophetæ. Und der Priester Sophonias las diese Zuschrift vor den Ohren des Propheten Jeremias. Jeremia Jer 30 29 3 In manu Elasa filii Saphan, et Gamariæ filii Helciæ, quos misit Sedecias rex Juda ad Nabuchodonosor regem Babylonis in Babylonem, dicens: durch Elasa, den Sohn Saphans, und Gamarias, den Sohn Helkias,⁵ welche Sedekias, der König von Juda, zu Nabuchodonosor, dem Könige von Babylon, nach Babylon sandte,⁶ des Inhalts: Jeremia Jer 30 29 3 5 Über diese Männer ist nichts Genaueres bekannt. Jeremia Jer 30 29 3 6 Es ist nicht die gleiche, wie die [Jer 51,59] erwähnte Gesandtschaft, wie die Umstände zeigen. Jeremia Jer 30 29 30 Et factum est verbum Domini ad Jeremiam, dicens: Da erging das Wort des Herrn an Jeremias, also:³¹ Jeremia Jer 30 29 30 31 Dieser Vers knüpft an V. 25 an. Jeremia Jer 30 29 31 Mitte ad omnem transmigrationem, dicens: Hæc dicit Dominus ad Semeiam Nehelamiten: Pro eo quod prophetavit vobis Semeias, et ego non misi eum: et fecit vos confidere in mendacio: Sende zu allen Weggeführten und lass sagen: So spricht der Herr zu Semejas, dem Nehelamiter: Weil euch Semejas geweissagt hat, ohne dass ich ihn gesandt und er euch verleitet hat, auf Lügen zu vertrauen, Jeremia Jer 30 29 32 Idcirco hæc dicit Dominus: Ecce ego visitabo super Semeiam Nehelamiten, et super semen ejus: non erit ei vir sedens in medio populi hujus, et non videbit bonum, quod ego faciam populo meo, ait Dominus: quia prævaricationem locutus est adversus Dominum. darum sagt der Herr also: Sehet, ich will es an Semejas, dem Nehelamiter, und seinen Nachkommen ahnden; nicht soll ein Nachkomme von ihm unter diesem Volke wohnen und nicht soll er das Gute schauen, das ich meinem Volke verleihen werde,³² spricht der Herr; denn er hat Abfall wider den Herrn geredet.³³ Jeremia Jer 30 29 32 32 Die Zurückführung und Wiederherstellung. Jeremia Jer 30 29 32 33 Indem er durch seine Lügen das Volk von der Verehrung Gottes entfernte und in ihren Sünden bestärkte. Jeremia Jer 30 29 4 Hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel omni transmigrationi, quam transtuli de Jerusalem in Babylonem: So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, zu allen Gefangenen, die ich von Jerusalem nach Babylon weggeführt habe: Jeremia Jer 30 29 5 dificate domos, et habitate: et plantate hortos, et comedite fructum eorum. Bauet Häuser und wohnet darin und pflanzet Gärten und genießet den Ertrag derselben!⁷ Jeremia Jer 30 29 5 7 Ihr werdet lange in jenem Lande bleiben. Jeremia Jer 30 29 6 Accipite uxores, et generate filios et filias: et date filiis vestris uxores, et filias vestras date viris, et pariant filios et filias: et multiplicamini ibi, et nolite esse pauci numero. Nehmet Frauen und zeuget Söhne und Töchter; gebet euern Söhnen Frauen und gebet eure Töchter Männern, dass sie Söhne und Töchter gebären; und mehret euch daselbst und bleibet nicht gering an Zahl!⁸ Jeremia Jer 30 29 6 8 Auch im fremden Lande wird euch der Segen Abrahams zuteil werden und ihr zu einem großen Volke heranwachsen. Jeremia Jer 30 29 7 Et quærite pacem civitatis, ad quam transmigrare vos feci: et orate pro ea ad Dominum: quia in pace illius erit pax vobis. Und suchet den Frieden der Stadt, in die ich euch habe wegführen lassen,⁹ und betet für sie zu dem Herrn, denn ihr Friede wird euer Friede sein!¹⁰ Jeremia Jer 30 29 7 9 Nicht die Macht des Königs hat eure Wegführung verursacht, sondern mein Wille. Jeremia Jer 30 29 7 10 Der Prophet gibt die gleiche Vorschrift wie Baruch [Bar 1,11] und der Apostel [2Tim 2,1.2]. Unterdrückte dürfen das Joch nicht gewaltsam abwerfen, sondern müssen selbst für den feindlichen Staat beten, bis Gott sie ihrer Lage entreißt. Jeremia Jer 30 29 8 Hæc enim dicit Dominus exercituum Deus Israel: Non vos seducant prophetæ vestri, qui sunt in medio vestrum, et divini vestri: et ne attendatis ad somnia vestra, quæ somniatis: Denn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Lasset euch nicht täuschen von euern Propheten, die unter euch sind, und von euern Wahrsagern und merket nicht auf eure Träume, welche ihr träumet;¹¹ [Jer 14,14; Jer 23,16] Jeremia Jer 30 29 8 11 Hebr.: ihr euch träumen lasst. Ihr lasst euch das durch jene verkünden, was ihr wünscht. Jeremia Jer 30 29 9 Quia falso ipsi prophetant vobis in nomine meo: et non misi eos, dicit Dominus. denn trügerisch weissagen sie euch in meinem Namen und ich habe sie nicht gesandt, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 0 1 IV. Vierter Teil. Strafe, Bekehrung, Zurückführung des Volkes. (Kap. 30 33) 1. Die Wiederherstellung. (Kap. 30 [Jer 31]) A. Strafe und Vergeltung. (V. 11) B. Wunde und Heilung. (V. 22) C. Sturm und Heiterkeit. [Jer 31,14] Jeremia Jer 30 30 1 Hoc verbum, quod factum est ad Jeremiam a Domino, dicens: Dies das Wort, welches an Jeremias von dem Herrn erging, also lautend: Jeremia Jer 30 30 10 Tu ergo ne timeas serve meus Jacob, ait Dominus, neque paveas Israel: quia ecce ego salvabo te de terra longinqua, et semen tuum de terra captivitatis eorum: et revertetur Jacob: et quiescet, et cunctis affluet bonis, et non erit quem formidet: Darum fürchte dich nicht, mein Knecht Jakob! spricht der Herr, und zage nicht, Israel! denn siehe, ich will dich aus dem fernen Lande erretten und deine Nachkommenschaft aus dem Lande ihrer Gefangenschaft; Jakob soll zurückkehren und Ruhe haben und an allen Gütern Überfluss und er wird niemand fürchten dürfen. [Jes 43,1; Lk 1,70] Jeremia Jer 30 30 11 Quoniam tecum ego sum, ait Dominus, ut salvem te: faciam enim consummationem in cunctis gentibus, in quibus dispersi te: te autem non faciam in consummationem: sed castigabo te in judicio, ut non videaris tibi innoxius. Denn ich bin mit dir, spricht der Herr, dich zu retten; mit allen Völkern, unter die ich dich zerstreut habe, will ich ein Ende machen, aber mit dir will ich kein Ende machen; sondern vielmehr will ich dich nach Recht züchtigen, auf dass du dich nicht für schuldlos haltest.⁸ Jeremia Jer 30 30 11 8 Der Prophet zeigt, wie das Volk sich in der Zeit der Heimsuchung die Belehrung über die Messianische Erneuerung nützlich und heilbringend machen kann: sie sollen Gottes Heilsabsichten zu verstehen suchen, der sein Volk durch die Prüfung reinigt, es nicht ganz ungestraft lassend (Hebr.: Das letzte Glied), sondern durch die Heimsuchung einem glückseligen Lose entgegenführend. Die Worte der Tröstung sind aus [Jes 43,1] und [Jes 44,2], sowie aus den oben gegebenen Weissagungen genommen. Jeremia Jer 30 30 12 Quia hæc dicit Dominus: Insanabilis fractura tua, pessima plaga tua. Denn also spricht der Herr: Unheilbar ist dein Gebrechen,⁹ bösartig dein Schaden. Jeremia Jer 30 30 12 9 Hebr.: Verzweifelt steht es mit deinem Bruche. Aus eigenen Kräften kannst du keine Erneuerung finden und den Bund wiederherstellen, den du gebrochen, so wenig der Sünder sich aus dem Abgrunde der Sünde selbst zu erheben vermag. Die Worte erinnern an das Sinnbild [Jer 19,11]. Jeremia Jer 30 30 13 Non est qui judicet judicium tuum ad alligandum: curationum utilitas non est tibi. Niemand nimmt sich deiner an,¹⁰ dich zu verbinden, kein Heilmittel will dir helfen. Jeremia Jer 30 30 13 10 Dir Recht zu verschaffen. Jeremia Jer 30 30 14 Omnes amatores tui obliti sunt tui, teque non quærent: plaga enim inimici percussi te castigatione crudeli: propter multitudinem iniquitatis tuæ dura facta sunt peccata tua. Alle deine Buhlen haben deiner vergessen und fragen nicht nach dir,¹¹ weil ich dich mit feindlichen Schlägen geschlagen habe, mit grausamer Züchtigung ob der Menge deiner Verschuldungen; denn deine Sünden sind arg geworden.¹² [Jer 23,19] Jeremia Jer 30 30 14 11 Wer soll dem armen Volke Hilfe bringen? Die benachbarten Völker, mit denen es ein Bündnis geschlossen, kümmern sich um dasselbe nicht, und täten sie es, was vermöchten sie gegen Gott, wenn dieser straft? Er allein kann heilen, und er alleine ist beleidigt. (Hier.) Jeremia Jer 30 30 14 12 Menge und Schwere der Sünden werden erwähnt. Darum habe ich dich geschlagen. Jeremia Jer 30 30 15 Quid clamas super contritione tua? Insanabilis est dolor tuus: propter multitudinem iniquitatis tuæ, et propter dura peccata tua feci hæc tibi. Was schreist du über deine Zerschmetterung? Unheilbar ist dein Schmerz!¹³ Ob der Menge deiner Verschuldungen und ob deiner argen Sünden habe ich dir solches getan.¹⁴ Jeremia Jer 30 30 15 13 Als Frage zu lesen. Jeremia Jer 30 30 15 14 Anders kannst du von deinen Sünden nicht geheilt werden. Jeremia Jer 30 30 16 Propterea omnes, qui comedunt te, devorabuntur: et universi hostes tui in captivitatem ducentur: et qui te vastant, vastabuntur, cunctosque prædatores tuos dabo in prædam. Darum¹⁵ werden alle, die dich verschlingen, verschlungen werden und alle deine Feinde in die Gefangenschaft geführt werden; und die dich plündern, geplündert werden und alle, die dich ausgeraubt haben, gebe ich dem Raube preis. Jeremia Jer 30 30 16 15 Wenn das Volk Gottes Strafe erdulde, kommt die Erlösung, denn nicht das Volk soll untergehen, sondern vielmehr seine Verfolger. Darum: damit du erkennest, dass ich dies tue, dich zu reinigen, und deine Feinde vernichte, die anderes im Sinne haben. Jeremia Jer 30 30 17 Obducam enim cicatricem tibi, et a vulneribus tuis sanabo te, dicit Dominus. Quia ejectam vocaverunt te Sion: Hæc est, quæ non habebit requirentem. Denn ich will deine Wunde verbinden lassen und dich von deinen Schäden heilen,¹⁶ spricht der Herr; weil sie dich, Sion! die Verstoßene¹⁷ nennen. Sie ist es, nach der niemand fragt. Jeremia Jer 30 30 17 16 Das äußerste Elend seines Volkes rührt Gott zum Erbarmen und der Spott, mit dem die Heiden sein Volk überhäufen, wecken seinen Eifer für sein Erbe. [Ex 19,5] Jeremia Jer 30 30 17 17 Sie vergleichen das Volk mit einem aus dem Hause verstoßenen Weibe, Gott habe das Volk verlassen und halte seine Verheißungen nicht. So verletzen sie Gottes Ehre. Jeremia Jer 30 30 18 Hæc dicit Dominus: Ecce ego convertam conversionem tabernaculorum Jacob, et tectis ejus miserebor, et ædificabitur civitas in excelso suo, et templum juxta ordinem suum fundabitur. So spricht der Herr: Siehe, ich will die Weggeführten der Gezelte Jakobs zurückführen und mich seiner Wohnungen erbarmen, es soll die Stadt auf ihren Höhen wieder gebaut und der Tempel nach seiner Ordnung wieder gegründet werden.¹⁸ Jeremia Jer 30 30 18 18 Die einzelnen Familien. So wie zuvor die Zerstörung, so wird hier die Wiederherstellung der Häuser, der Stadt, welche wiederum auf ihrer Höhe erbaut werden soll (die Städte sollen an gleicher Stelle wieder aufgebaut werden), und die Paläste (Vulg. Tempel), in ihrer alten Pracht wiederhergestellt werden. Jeremia Jer 30 30 19 Et egredietur de eis laus, voxque ludentium: et multiplicabo eos, et non minuentur: et glorificabo eos, et non attenuabuntur. Und aus ihnen¹⁹ soll Lobpreis und der Schall der Spielenden ertönen,²⁰ ich will sie sich mehren und nicht mindern lassen, ich will sie verherrlichen²¹ und nicht gering werden lassen. Jeremia Jer 30 30 19 19 Die wiederhergestellt sind. Jeremia Jer 30 30 19 20 Das Glück der Einwohner offenbart sich in Lobpreisung und Danksagung, in Musik und Gesang, im Gegensatz zu den Drohungen [Jer 7,34; Jer 18,22] u.a. Jeremia Jer 30 30 19 21 Gegensatz [Jer 4,25; Jer 5,10ff; Jer 7,32] Da sie Gott loben, lieben sie Gott und dienen ihm; Gott verherrlicht sie, indem er ihnen die Fülle seines Segens verleiht. Jeremia Jer 30 30 2 Hæc dicit Dominus Deus Israel, dicens: Scribe tibi omnia verba, quæ locutus sum ad te, in libro. So spricht der Herr, der Gott Israels: Schreibe dir alle Worte, welche ich zu dir geredet habe, in ein Buch!¹ Jeremia Jer 30 30 2 1 Was überaus wichtig oder durch mehrere Geschlechter im Gedächtnisse zu bewahren ist, wird aufgehoben. Das Folgende soll den Weggeführten ein Trost, späteren Geschlechtern eine Erinnerung sein. Jeremia Jer 30 30 20 Et erunt filii ejus sicut a principio, et ctus ejus coram me permanebit: et visitabo adversum omnes qui tribulant eum. Seine Söhne werden sein wie ehedem²² und seine Gemeinde soll vor mir bestehen²³ und ich will alle strafen, die ihn bedrücken.²⁴ Jeremia Jer 30 30 20 22 Von Gott geliebt, blühen wie zur Zeit Davids und Salomons. Vergl. [Mi 4,4] und [Mi 7,14]. Jeremia Jer 30 30 20 23 Nie verworfen werden, da sie stets heilig sein wird. Jeremia Jer 30 30 20 24 Sie wird angefochten werden, doch wird Gott ihr Verteidiger und Rächer sein. Die Heiligkeit und Beständigkeit der Kirche wird angedeutet, das Wort: Die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen in alttestamentlicher Weise ausgesprochen. Jeremia Jer 30 30 21 Et erit dux ejus ex eo: et princeps de medio ejus producetur: et applicabo eum, et accedet ad me: quis enim iste est, qui applicet cor suum ut appropinquet mihi, ait Dominus? Und sein Führer soll aus ihm selbst erstehen²⁵ und sein Herrscher aus seiner Mitte hervorgehen; ich will ihn an mich ziehen und er wird mir nahen, denn wer könnte sich erkühnen, mir zu nahen?²⁶ spricht der Herr.²⁷ Jeremia Jer 30 30 21 25 Hebr.: und sein Würdenträger soll aus ihm stammen. Wer dieser Herrscher ist, kann nach [Jer 23,5] und [Jer 30,5] kaum zweifelhaft sein. Dieser Herrscher wird zugleich als von Gott geweihter und erwählter Priester beschrieben, denn hinzutreten lassen (Vulg.: an mich ziehen) bedeutet die göttliche Auserwählung zum Priestertum [Num 16,5] wie auch [Ps 109,4] und [Sach 6,13] dem Messias das Priesteramt zugeschrieben wird. Jeremia Jer 30 30 21 26 Hebr.: denn wer ist's, der da sein Herz verpfänden wollte, mir zu nahen? Wer kann es wagen oder sich selbst die Kraft zuschreiben, mir als Priester und Mittler zu nahen? Da dies niemand kann, hat Gott selbst seinem Volke einen solchen König und Priester gegeben. Jeremia Jer 30 30 21 27 Da einst auf dem Sinai die gleiche Verheißung gegeben ward, vergl. [Jer 7,23], wird hier von neuem und auf vorzüglichere Weise dargestellt, dass durch jenen König und Priester der Alte Bund und die Verheißung zur Vollkommenheit gebracht oder vielmehr wegen der Erhabenheit der Sache ein neuen und viel herrlicherer Bund geschlossen wird. Dieser Bund mit Gott bringt dem Volke alles Gute und zwar durch jenen König und Priester. Da V. 14, V. 15 der Sünde Erwähnung geschehen, wird passend bei der Darstellung der Erneuerung jener Priester als der bezeichnet, der allein Gott nahen und Versöhner und Mittler sein kann. Zu beachten ist auch, wie der Prophet [Jer 23,5; Jer 30,9.21] nachdem er den Untergang vorausgesagt, auf den Messias hinweisend zeigt, wie die Verheißung, dass der Thron Davids ewig bestehen soll, in Kraft bleibt, auch wenn das Davidische Königtum wegen der Sünde der Könige und des Volkes dahinsinkt. Es stürzt der zeitliche Thron, doch (der Verheißung [2Sam 7,14.15] entsprechend, vergl. [Ps 88,4.30-38]) wird nun der ewige Thron gewiesen. Jeremia Jer 30 30 22 Et eritis mihi in populum, et ego ero vobis in Deum. Und ihr sollt mein Volk sein und ich werde euer Gott sein.²⁸ Jeremia Jer 30 30 22 28 Gott will dem Volke alle seine Güter mitteilen, denn das ist das Ziel des Waltens der Vorsehung, dass die Mitteilung der übernatürlichen Güter zu Gottes Ehre gereiche. Jeremia Jer 30 30 23 Ecce turbo Domini, furor egrediens, procella ruens, in capite impiorum conquiescet. Sehet, ein Sturmwind des Herrn,²⁹ Grimm bricht los, ein Wetter fährt daher und stürzt auf das Haupt der Gottlosen nieder. Jeremia Jer 30 30 23 29 Das gottlose Reich Juda soll durch einen Sturmwind vernichtet werden. Indes auch hierbei hat Gott Gedanken des Heils. (V. 24) Jeremia Jer 30 30 24 Non avertet iram indignationis Dominus, donec faciat et compleat cogitationem cordis sui: in novissimo dierum intelligetis ea. Nicht wird der Herr seinem grimmen Zorne wehren, bis er seines Herzens Gedanken ausgeführt und erfüllt; am Ende der Tage werdet ihr dessen inne werden.³⁰ Jeremia Jer 30 30 24 30 Die ihr bisher nicht einsichtig sein wolltet. Jeremia Jer 30 30 3 Ecce enim dies veniunt, dicit Dominus: et convertam conversionem populi mei Israel et Juda, ait Dominus: et convertam eos ad terram, quam dedi patribus eorum: et possidebunt eam. Denn siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da ich die Weggeführten meines Volkes Israel und Juda² zurückführe, spricht der Herr, ja, sie zurückführe in das Land, welches ich ihren Vätern gegeben, und sie sollen es besitzen. Jeremia Jer 30 30 3 2 Kein Teil des Volkes ist ausgeschlossen. Jeremia Jer 30 30 4 Et hæc verba, quæ locutus est Dominus ad Israel et ad Judam: Und dies sind die Worte, welche der Herr zu Israel und zu Juda gesprochen, Jeremia Jer 30 30 5 Quoniam hæc dicit Dominus: Vocem terroris audivimus: formido, et non est pax. so also spricht der Herr: Schreckensruf wird gehört, Furcht und nicht Friede!³ Jeremia Jer 30 30 5 3 Beschreibung der früheren Bedingung. Jeremia Jer 30 30 6 Interrogate, et videte si generat masculus: quare ergo vidi omnis viri manum super lumbum suum, quasi parturientis, et conversæ sunt universæ facies in auruginem? Fraget und sehet, ob ein Mann gebärt? warum sehe ich jeden Mann seine Hände auf seinen Lenden halten, Gebärenden gleich, sind alle Angesichter in Blässe gewandelt?⁴ Jeremia Jer 30 30 6 4 Ein Bild soll das ganze Elend vor Augen stellen, in welches das Volk sich gestürzt hat. Die Schmerzen einer Gebärenden sind die heftigsten. Dass Männer, deren Beruf es ist, gegen die Feinde zu kämpfen, voll Schmerz und Furcht sind, zeigt die Größe des Unglücks. Jeremia Jer 30 30 7 Væ, quia magna dies illa, nec est similis ejus: tempusque tribulationis est Jacob, et ex ipso salvabitur. Wehe! denn groß ist jener Tag und keiner ist ihm gleich; eine Zeit der Drangsal ist es für Jakob, doch wird er aus ihr errettet werden!⁵ [Joel 2,11; Am 5,18; Zef 1,15] Jeremia Jer 30 30 7 5 Jenes Unglück ist ein Tag des Gerichtes, an dem die Bösen gestraft, alles strenger Prüfung unterworfen wird, die Guten von den Bösen geschieden, die Gottlosen verworfen werden. Es ist die von den Babyloniern zu verhängende Bedrückung. (Ephr., Theod., Thom.) Jeremia Jer 30 30 8 Et erit in die illa, ait Dominus exercituum: conteram jugum ejus de collo tuo, et vincula ejus dirumpam, et non dominabuntur ei amplius alieni: Und an jenem Tage, spricht der Herr der Heerscharen,⁶ werde ich sein Joch, das an deinem Halse ist, nehmen und zerbrechen und seine Bande zerreißen und nicht mehr sollen Fremde über ihn herrschen; Jeremia Jer 30 30 8 6 Das letzte Glied von V. 7 wird weiter ausgeführt. Zuerst wir das Volk frei. Die Wiederherstellung wird eine solche sein, dass das Gottesreich nicht mehr eine Beute von Fremden wird, sondern das neue Volk wird seinem Gott und dem Messias dienen, weshalb es keiner Knechtschaft weiter unterworfen werden kann. Jeremia Jer 30 30 9 Sed servient Domino Deo suo, et David regi suo, quem suscitabo. sondern sie werden dem Herrn, ihrem Gott, dienen und ihrem Könige David, den ich ihnen erwecken werde.⁷ Jeremia Jer 30 30 9 7 Der David, den der Herr ihnen erwecken wird, ist jener Sohn Davids, der Davids Thron in vollem Sinne zu einem ewigen machen wird [2Sam 7,14], ist jener Spross, der [Jer 23,5] beschrieben ist, ist der Messias [Hos 3,5], der aus der Wurzel Jesse hervorgehend auf Davids Thron sitzen wird. [Jes 11,1; Jes 9,7] Wohl sind Wiederherstellung und Messianisches Reich länger voneinander getrennt, aber jene ist der Anfang und die Vorbereitung von diesem und wird gewährt, weil die Verheißungen im Messias erfüllt werden sollen. So schaut der Prophet den Zusammenhang der Dinge, wie Gottes Vorsehung dieselbe miteinander verbindet, und geht vom Vorbilde zu dem Vorbedeuteten selbst über. Jeremia Jer 30 0 1 C. Sturm und Heiterkeit. (V. 14) D. Schmerz und Trost. (V. 26) E. Weitere Schilderung des Heils. Jeremia Jer 30 31 1 In tempore illo, dicit Dominus: Ero Deus universis cognationibus Israel, et ipsi erunt mihi in populum. Zu derselben Zeit, spricht der Herr, werde ich der Gott für alle Geschlechter Israels¹ sein und sie werden mein Volk sein. Jeremia Jer 30 31 1 1 Wie [Jer 30,18] Jakob. Der Mittelpunkt des ganzen Volkes ist Sion. [Jer 30,17] und [Jer 31,6] Jeremia Jer 30 31 10 Audite verbum Domini gentes, et annuntiate in insulis, quæ procul sunt, et dicite: Qui dispersit Israel, congregabit eum: et custodiet eum sicut pastor gregem suum. Höret das Wort des Herrn, ihr Völker! und verkündet es den Inseln in der Ferne¹⁸ und saget: Der, welcher Israel zerstreut hat, wird es sammeln und es hüten wie ein Hirt seine Herde.¹⁹ Jeremia Jer 30 31 10 18 Rückkehr und Erneuerung gelten nicht allein für Israel, auch den entferntesten Völkern ist diese Erlösung zu verkünden. Jeremia Jer 30 31 10 19 Sie sollen nicht meinen, das Volk Gottes werde bedrückt, weil Gott ohnmächtig sei und es nicht schützen könne, und sollen erfahren, dass die Erhebung des Volkes alle angeht. Vergl. [Jes 41,1ff]. Jeremia Jer 30 31 11 Redemit enim Dominus Jacob, et liberavit eum de manu potentioris. Denn der Herr hat Jakob erlöst und ihn befreit aus der Gewalt des Stärkeren. Jeremia Jer 30 31 12 Et venient, et laudabunt in monte Sion: et confluent ad bona Domini super frumento, et vino, et oleo, et ftu pecorum et armentorum: eritque anima eorum quasi hortus irriguus, et ultra non esurient. Dann werden sie kommen und lobsingen auf dem Berge Sion und zusammenströmen zu den Gütern des Herrn, zu Getreide, Wein und Öl, zu den jungen Schafen und Rindern, und ihre Seele wird einem wasserreichen Garten gleichen und sie werden nicht mehr Hunger leiden.²⁰ Jeremia Jer 30 31 12 20 Wie der Sturz Verwüstung und Not mit sich brachte, so die Wiederherstellung Überfluss. Die Güter, welche Gott ihm gewährt, werden dem Charakter des Gesetzes entsprechend bezeichnet. [Lev 26; Dtn 28] Da diese aber dem Volke nur unter der Voraussetzung verheißen sind, dass es Gottes Gebote treu beobachtet, sind dieselben ein Zeichen, dass Frömmigkeit und Heiligkeit demselben eigen sind. Jeremia Jer 30 31 13 Tunc lætabitur virgo in choro, juvenes et senes simul: et convertam luctum eorum in gaudium, et consolabor eos, et lætificabo a dolore suo. Alsdann wird sich die Jungfrau am Reigen erfreuen, Jünglinge und Greise zumal, und ich werde ihre Trauer in Freude wandeln und sie trösten und erfreuen nach ihren Leiden. Jeremia Jer 30 31 14 Et inebriabo animam sacerdotum pinguedine: et populus meus bonis meis adimplebitur, ait Dominus. Und ich werde die Seele der Priester mit Fett laben²¹ und mein Volk wird sich an meinen Gütern sättigen, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 31 14 21 Die Fettteile sind das Beste vom Opfer, sonst Gott vorbehalten, gleichsam das Mark des Guten. Die Priester werden ihrer Würde als Mittler zwischen Gott und den Menschen gemäß das Beste erhalten, da sie mit Gott auf das innigste vereint sind. Vergl. [Jes 25,6]. Wie am Ende des ersten Teiles [Jer 30,21] der Messias erwähnt ist, so hier die Priester, und wie von dem Priestertum des Messias alles Gute des Bundes dem Volke zuteil wird [Jer 30,22], so auch hier. Doch werden auch den Priestern des Neuen Bundes fettere Opfer verheißen als der Alte hatte. Jeremia Jer 30 31 15 Hæc dicit Dominus: Vox in excelso audita est lamentationis, luctus, et fletus Rachel plorantis filios suos, et nolentis consolari super eis, quia non sunt. So spricht der Herr:²² Eine Stimme wird auf der Höhe vernommen, Wehklagen, Trauern und Weinen;²³ Rachel weint über ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen über sie, denn sie sind nicht mehr. [Mt 2,18] Jeremia Jer 30 31 15 22 Zum vierten Male, vergl. [Jer 30,5.12.23], wird Trauer und Trost erwähnt, hier in einer der Poesie und dem Affekte überaus entsprechenden Weise. Die Trauer der Mutter des Volkes ist das Bild der Trauer des ganzen Volkes. Jeremia Jer 30 31 15 23 Hebr.: Eine Stimme wird zu Rama vernommen, Wehklagen und bitterliches Weinen. Nach Rama (etwa 6 römische Meilen nördlich von Jerusalem im Stamme Benjamin gelegen) wurden die Bewohner Judas zusammengeführt, um von dort in die Verbannung weggeschleppt zu werden. Dort wird das Reih, dessen Vernichtung durch den Untergang Israels seitens der Assyrier begonnen, gänzlich zu Grabe getragen. So ist das Land seiner theokratischen Würde beraubt und die Wegführung scheint anzudeuten, dass das Volk nicht mehr Gottes Volk, sondern von ihm verworfen ist. So lässt denn Rachels Schmerz keinen Trost zu: Ihr Volk ist nicht mehr da, es ist nicht mehr das Volk Gottes. Warum Rachel, die Mutter Benjamins, in Rama weint, zeigt [Jer 40,1]. Rachel gehört zu beiden Reichen; da sie auch Mutter Josephs ist, so gehört beiden ihr Herz, und mit Schmerz sieht sie durch die Wegführung der Bewohner Judas die Vernichtung des gesamten Volkes vollendet. Die Verwerfung des Volkes seitens Gottes ist Grund ihrer Tränen, so weiht sich im Neuen Testamente das jüdische Volk durch die Verwerfung des Messias dem Untergange, von dem der Kindermord zu Bethlehem und das Weinen der Mütter ein Vorspiel ist. Jeremia Jer 30 31 16 Hæc dicit Dominus: Quiescat vox tua a ploratu, et oculi tui a lacrimis: quia est merces operi tuo, ait Dominus: et revertentur de terra inimici. So spricht der Herr: Lass dein lautes Weinen und deine Augen mögen nicht mehr Tränen vergießen; denn deine Mühsal wird ihren Lohn finden,²⁴ spricht der Herr, und sie werden aus Feindesland zurückkehren. Jeremia Jer 30 31 16 24 Die Mühsal wird bei dem Gebären und der Erziehung übernommen. Der Lohn wird erlangt, wenn die Kinder an das Ziel kommen, für welches jene Mühsal übernommen wird. Die Bemühung um die Kinder ist die Mühsal, zu der bei Rachel auch das laute Weinen gehört. Für diese Mühsal wird als Lohn die Rückkehr verheißen; das Volk, das Rachel geboren, soll in das Land seines Eigentums zurückkehren, in das Land, welches das Unterpfand des Bundes ist, also zu seiner Würde als Gottesvolk. Jeremia Jer 30 31 17 Et est spes novissimis tuis, ait Dominus: et revertentur filii ad terminos suos. Es gibt noch eine Hoffnung für deine Zukunft, spricht der Herr,²⁵ und deine Kinder werden in ihre Gemarkungen zurückkehren. Jeremia Jer 30 31 17 25 Grund der Hoffnung. Jeremia Jer 30 31 18 Audiens audivi Ephraim transmigrantem: Castigasti me, et eruditus sum, quasi juvenculus indomitus: converte me, et convertar: quia tu Dominus Deus meus. Wohl hörte ich Ephraim klagen, als er fortzog: Du hast mich gezüchtigt und ich ward gezüchtigt wie ein ungezähmtes junges Rind;²⁶ führe mich zurück, so werde ich umkehren;²⁷ denn du bist der Herr, mein Gott. Jeremia Jer 30 31 18 26 Hebr.: Ich hörte Ephraim klagen: du hast mich gezüchtigt und ich bin gezüchtigt. Es ist der Schmerz der Buße, der Ephraim erfüllt. Er bekennt, dass er sich Gottes Joch hat entziehen wollen und mit Recht gestraft sei. Ein noch nicht abgerichtetes Rind wird erst durch Züchtigung willig zur Arbeit. Jeremia Jer 30 31 18 27 Zu dir und zu meinem Lande, dessen Besitz das Unterpfand des Bundes mit dir ist. Jeremia Jer 30 31 19 Postquam enim convertisti me, egi pnitentiam: et postquam ostendisti mihi, percussi femur meum. Confusus sum, et erubui, quoniam sustinui opprobrium adolescentiæ meæ. Denn nachdem du meinen Sinn gewendet hast, fühle ich Reue; und nachdem du mich überführt hast, schlage ich an meine Hüfte.²⁸ Ich bin beschämt und erröte, denn ich trage die Schmach meiner Jugend.²⁹ Jeremia Jer 30 31 19 28 Das Hebräische kann auch heißen: Denn nachdem ich mich (zuvor) abgewendet, hat es mich gereut; und nachdem ich zur Erkenntnis gekommen, schlug ich mich auf den Schenkel. Sich auf den Schenkel schlagen ist Zeichen tiefster Beschämung und Trauer. Jeremia Jer 30 31 19 29 Doch zugleich erklären sie sich bereit, die verdiente Strafe zu erdulden und die Schande, die sie durch ihr früheres Leben verdient, zu tragen. Dies ist jene Herzensbeschaffenheit, welche Jeremias [Jer 3,25] gefordert und Michäas für die Wegführung erwecken will [Mi 7,9]. Jeremia Jer 30 31 2 Hæc dicit Dominus: Invenit gratiam in deserto populus, qui remanserat a gladio: vadet ad requiem suam Israel. So spricht der Herr: Gnade hat in der Wüste das Volk gefunden, das dem Schwert entrann, Israel wird in seine Ruhe eingehen.² Jeremia Jer 30 31 2 2 Hebr.: Auf denn, ihn zur Ruhe zu bringen, Israel! Gott muntert selbst auf und offenbart seine Heilsabsicht für Israel. Das Volk ist in der Wüste, nämlich in der Verbannung, in fremdem Lande, denn Wüste oder Einsamkeit nennt Osee die Wegführung, ebenso [Ez 20,35]. Die Bezeichnung ist eine Anspielung auf die Wüste, durch welche das Volk aus Ägypten nach Palästina kam. Wie es in dieser auf den Einzug in das gelobte Land vorbereitet ward, so auch in der Wegführung, um dann das verheißene Land wieder in Besitz zu nehmen und ein Gottesvolk zu werden. Gott stellt fest, dass das Volk in der Wegführung sich gebessert, und mahnt sich gleichsam, es nun in das verheißene Land zurückzuführen. Das Volk antwortet auf diese Selbstmahnung Gottes mit Jubel. (V. 3) Jeremia Jer 30 31 20 Si filius honorabilis mihi Ephraim, si puer delicatus: quia ex quo locutus sum de eo, adhuc recordabor ejus. Idcirco conturbata sunt viscera mea super eum: miserans miserebor ejus, ait Dominus. Ist nicht Ephraim mir ein Sohn, den ich ehren will, ist er nicht ein Kind der Wonne; dass ich, seitdem ich wider ihn geredet habe, doch immer sein gedenke?³⁰ Darum ist mein Inneres um ihn erregt,³¹ ja, ich will mich seiner erbarmen, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 31 20 30 Gott wundert sich gleichsam selbst, dass er Ephraim so innig liebt, dass die Erinnerung an denselben nie aus seinem Herzen weicht und er unaufhörlich Gefühle der Liebe und des Erbarmens gegen ihn hegt. Hebr.: Ist Ephraim mir ein Lieblingssohn, ist er ein Kind, an dem ich meine Freude habe? Denn so oft ich auch wider ihn rede, muss ich seiner immerfort gedenken. Jeremia Jer 30 31 20 31 In Mitleid. Jeremia Jer 30 31 21 Statue tibi speculam, pone tibi amaritudines: dirige cor tuum in viam rectam, in qua ambulasti: revertere virgo Israel, revertere ad civitates tuas istas. Errichte dir eine Warte,³² setze dir Bitterkeiten; richte deinen Sinn auf den rechten Weg, auf dem du gewandelt bist; kehre um, Jungfrau Israel! kehre um in diese deine Städte. Jeremia Jer 30 31 21 32 Hebr.: Stelle dir Marksteine auf (Wegweiser), setze dir Wegsäulen. Jeremia Jer 30 31 22 Usquequo deliciis dissolveris filia vaga? quia creavit Dominus novum super terram: FEMINA CIRCUMDABIT VIRUM. Wie lange willst du dich in Begierlichkeiten verlieren, unstet umherschweifende Tochter?³³ Schafft³⁴ ja der Herr Neues³⁵ auf Erden: Das Weib wird den Mann umschließen.³⁶ Jeremia Jer 30 31 22 33 Säume nicht länger! Hebr.: Wie lange willst du hierhin und dorthin schweifen, rebellische Tochter? Damit sie endlich umkehre, stellt Gott ihr die höchste Wohltat, das erhabene Wunder vor, dass er im Lande Juda schaffen will. Jeremia Jer 30 31 22 34 Dies Wort gehört in ganz ausnehmender Weise Gott zu. Jeremia Jer 30 31 22 35 Etwas bis dahin noch nicht Bestehendes, was gleichzeitig ein mächtiger Antrieb zur Rückkehr sein muss, zum Eintritt in die neu zu errichtende Theokratie. Jeremia Jer 30 31 22 36 Die Worte sind an sich dunkel. Indes zweierlei ist klar: Es handelt sich um die messianische Zeit (wie [Jer 30,9.21; Jer 31,11ff] zeigen), und der Ausspruch ist nach schon gegebenen Prophezeiungen zu erklären, da Jeremias öfter auf solche zurückkommt. Nun ist [Jer 30,9] und V. 21 verheißen, dass sie nach ihrer Rückkehr dem König David dienen werden und ein Fürst und Priester kommen wird. Ist nun im gleichen Zusammenhange von einem Helden (starken Mann) die Rede, so kann man nur an diesen denken, um so mehr als Isaias denselben mit einem ähnlichen Namen bereits genannt hat [Jer 9,6]. Der Satz: Das Weib wird den Mann umschließen entspricht dann dem andern: Siehe eine Jungfrau empfangend und den Emanuel gebärend, denn die den Messias in ihrem Leibe tragende Jungfrau ist im vollsten Sinne das den Mann umschließende Weib. Dass dieses Geheimnis, die herrlichste Wohltat Gottes, ein mächtiger Antrieb zur Vereinigung im Bündnisse mit Gott sein muss, ist klar. Vergl. auch [Mi 5,3ff], wo das Erscheinen des Messias als Herrscher in Israel als Ende des Elendes bezeichnet wird. Auch bei Jeremias werden die, welche das Heil erlangen wollen, aufgefordert, mit ganzem Herzen zu diesem Herrscher hinzuzutreten und zu seiner Mutter zu fliehen. Ist bei Michäas das Ende des Elends die Zeit, in der die Gebärende gebiert, so sagt Jeremias offenbar jene Zeit voraus und mahnt die Weggeführten, in das Land zurückzukehren, in dem Gott jene Wohltat der Menschwerdung Christi (Athanas., Hieron., Thomas) spenden will. Wie innig wird bei Isaias, Jeremias und Michäas die heilige Mutter des Erlösers mit diesem vereinigt und als Trösterin der Betrübten bezeichnet! Jeremia Jer 30 31 23 Hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel: Adhuc dicent verbum istud in terra Juda, et in urbibus ejus, cum convertero captivitatem eorum: Benedicat tibi Dominus pulchritudo justitiæ, mons sanctus: So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Noch wird man dieses Wort im Lande Juda³⁷ und in dessen Städten sagen, wenn ich ihre Gefangenen zurückgeführt habe: Es segne dich der Herr, du Zierde³⁸ der Gerechtigkeit, du heiliger Berg!³⁹ Jeremia Jer 30 31 23 37 In diesem soll der Messias erscheinen, der aus dem Hause Davids hervorgeht. Jeremia Jer 30 31 23 38 Hebr.: Du Wohnung. Jeremia Jer 30 31 23 39 Wie in Jerusalem einst Gerechtigkeit gewohnt [Jes 1,21], so soll auch Heiligkeit die Stadt schmücken. Der geistige Charakter der Erneuerung wird hervorgehoben. Der heilige Berg ist Sion, von dem aus der Messias herrschend gedacht wird. Vergl. [Jer 2,6]. Da Jerusalem und Sion der Mittelpunkt des alten Gottesreiches und die meisten Weissagungen eng mit beiden verknüpft sind, ist es klar, warum sie hier genannt und als Sitz der höchsten Güter bezeichnet werden. Jeremia Jer 30 31 24 Et habitabunt in eo Judas, et omnes civitates ejus simul: agricolæ et minantes greges. Und darauf⁴⁰ soll Juda wohnen und alle seine Städte zumal, die Ackerleute und die Hirten der Herden. Jeremia Jer 30 31 24 40 Besser: Darin, in dem Lande. Jeremia Jer 30 31 25 Quia inebriavi animam lassam, et omnem animam esurientem saturavi. Denn ich will die erschöpften Seelen laben und jede darbende Seele will ich sättigen.⁴¹ Jeremia Jer 30 31 25 41 Vergl. [Lk 1,53]. Man kann in V. 23 25 die Wirkungen der Menschwerdung geschildert finden. Jeremia Jer 30 31 26 Ideo quasi de somno suscitatus sum: et vidi, et somnus meus dulcis mihi. Hierbei erwachte ich wie vom Schlafe und schaute und mein Schlaf war mir süß gewesen.⁴² Jeremia Jer 30 31 26 42 Nachdem ich dieses Gesicht in Entzückung (Schlaf) gehabt, kehrte ich zu dem gewöhnlichen Zustande zurück. Er fühlt noch einmal die ganze Süßigkeit nach, mit der ihn das Geschaute erfüllt hat. Jeremia Jer 30 31 27 Ecce dies veniunt, dicit Dominus: et seminabo domum Israel et domum Juda semine hominum, et semine jumentorum. Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da ich das Haus Israel und das Haus Juda mit Samen von Menschen und mit Samen von Vieh besäen werde.⁴³ Jeremia Jer 30 31 27 43 Juda und Israel werden mit einem Acker verglichen. Der Hauptreichtum bestand damals in Viehbesitz. Doch bildet die Erwähnung auch einen Gegensatz zu [Jer 27,5.6]. Jeremia Jer 30 31 28 Et sicut vigilavi super eos ut evellerem, et demolirer, et dissiparem, et disperderem, et affligerem: sic vigilabo super eos ut ædificem, et plantem, ait Dominus. Und wie ich über sie gewacht habe, sie auszureißen, auszurotten, zu zerstreuen, zu verderben und zu züchtigen, so will ich über sie wachen, um sie zu bauen und zu pflanzen, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 31 29 In diebus illis non dicent ultra: Patres comederunt uvam acerbam, et dentes filiorum obstupuerunt. In jenen Tagen sollen sie nicht mehr sagen: Die Väter haben herbe Trauben gegessen und den Kindern sind die Zähne davon stumpf geworden, Jeremia Jer 30 31 3 Longe Dominus apparuit mihi. Et in caritate perpetua dilexi te, ideo attraxi te, miserans. Von fernher ist mir der Herr erschienen. Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, darum habe ich dich in Erbarmung zu mir herangezogen.³ Jeremia Jer 30 31 3 3 Von Sion lädt Gott das Volk ein, zu ihm zurückzukehren, und gewährt ihm von dort aus Hilfe. Sion ist entweder das irdische Sion, auf dem Gott zurückblieb, vergl. [Jes 52,2; Jes 66,6], oder das Himmelsheiligtum. Der Ausruf enthält zugleich ein flehendes Gebet an Gott, er wolle das Volk zu sich zurückführen. Auf dieses erwidert Gott: Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, deshalb ließ ich die Huld dir lange währen (Hebr.), habe ich dir mein Erbarmen nie entzogen. Von der Zeit der Patriarchen an (von alters her), von der Wegführung aus Ägypten an habe ich dich geliebt. Diese Tatsachen werden oft als vor alters geschehen erwähnt. Jeremia Jer 30 31 30 Sed unusquisque in iniquitate sua morietur: omnis homo, qui comederit uvam acerbam, obstupescent dentes ejus. sondern ein jeder soll sterben für seine eigene Verschuldung; jeder Mensch, der herbe Trauben isst, dem sollen die Zähne stumpf werden.⁴⁴ Jeremia Jer 30 31 30 44 Das neue Gottesreich soll nicht mehr durch eine nationale Schuld und Sünde seinen Untergang finden, wie das alte Reich wegen seiner von den Vätern auf die Söhne forterbenden und sich stetig mehrenden Vergehen. Vergl. [Jer 15,4]. Jeremia Jer 30 31 31 Ecce dies venient, dicit Dominus: et feriam domui Israel et domui Juda fdus novum: Siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da schließe ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund; [Hebr 8,8] Jeremia Jer 30 31 32 Non secundum pactum, quod pepigi cum patribus eorum in die, qua apprehendi manum eorum, ut educerem eos de terra gypti: pactum,, quod irritum fecerunt, et ego dominatus sum eorum, dicit Dominus. nicht wie der Bund war, welchen ich mit ihren Vätern geschlossen habe am Tage, da ich ihre Hand erfasste, um sie aus dem Lande Ägypten zu führen, einen Bund, den sie gebrochen haben, da ich doch ihr Gebieter war,⁴⁵ spricht der Herr; Jeremia Jer 30 31 32 45 Nach dem Hebr.: wie ein Ehegatte. Der Neue Bund soll seiner innersten Natur nach unverletzlich sein, die Braut des Herrn, die Kirche Christi, wird stets heilig, stets Gott treu sein. Jeremia Jer 30 31 33 Sed hoc erit pactum, quod feriam cum domo Israel: post dies illos dicit Dominus: Dabo legem meam in visceribus eorum, et in corde eorum scribam eam: et ero eis in Deum, et ipsi erunt mihi in populum. sondern dies ist der Bund, den ich mit dem Hause Israel nach jener Zeit schließen werde, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Inneres legen und es in ihr Herz schreiben und ich will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein.⁴⁶ [Hebr 10,16] Jeremia Jer 30 31 33 46 Wie der am Sinai geschlossene Bund ein auf Steine geschriebenes Gesetz gab, so soll der Neue Bund das Gesetz Gottes in die Herzen schreiben. Da nun das Gesetz die Natur des Bundes bestimmt, wird so der Alte Bund als unvollkommen, an sich unzureichend erklärt, wahre innerliche Heiligkeit zu bewirken, da er aus äußerlichen Dingen und Riten besteht. Der Neue Bund hingegen wendet sich vor allem an die Herzen und erfüllt sie mit dem göttlichen Gesetze, schreibt ihnen die Richtschnur der göttlichen Heiligkeit tief ein, wandelt den inneren Menschen um und erhebt ihn. Darum führt er erst das rechte Verhältnis zwischen Gott und dem Volke herbei: Ich will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein. Vergl. [Jer 30,22]. Doch da auch im Alten Bunde das Verhältnis zwischen Gott und Menschen mit den gleichen Worten dargestellt wird, folgt weiter, dass das, was zuvor zum Teil da war, im Neuen Bunde auf bessere und vollkommenere Weise gewährt wird, dass also zwischen dem Alten und dem Neuen Bunde das Verhältnis geringerer und größerer Vollkommenheit herrscht. Das Gleiche gilt von dem Gesetze. Auch um die zehn Gebote beobachten zu können, war die Gnade erfordert, die Gott durch Erleuchtung und Anregung gewähren musste, eine größere Fülle derselben aber wird im Neuen Bunde zuteil. Jeremia Jer 30 31 34 Et non docebit ultra vir proximum suum, et vir fratrem suum, dicens: Cognosce Dominum: omnes enim cognoscent me a minimo eorum usque ad maximum, ait Dominus: quia propitiabor iniquitati eorum, et peccati eorum non memorabor amplius. Und nicht wird fortan mehr jemand seinen Nächsten oder einer seinen Bruder lehren, indem er spricht: Erkenne den Herrn! denn alle werden mich kennen, vom Kleinsten bis zum Größten, spricht der Herr; denn ich will ihre Vergehungen vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedenken.⁴⁷ [Apg 10,43] Jeremia Jer 30 31 34 47 Der Alte und der Neue Bund werden wieder nach dem Grade ihrer Vollkommenheit einander entgegengestellt. Auch im Alten Bunde war eine wahrhafte Erkenntnis Gottes vorhanden, welche der Seele durch die Gnade Gottes gewährt wird, auch im Alten Bude ward die Vergebung der Sünden gewährt und Gott mit dem Reuigen versöhnt. Wenn diese Güter dem Neuen Bunde als eigen bezeichnet werden, so bedeutet dies, dass jene Wohltaten aus sich und vorzüglich der Natur des Neuen Bundes entsprechen und in diesem in viel reicherem Maße zuteil werden. Die innerste Erkenntnis Gottes kann nicht von Menschen gelehrt werden, sondern wird von Gott selbst eingegeben. Diese Erkenntnis gewährt Gott reichlicher, weil der neue Bund vor allem ein Bund der Gnade und Liebe Gottes ist (propitiabor). Will aber Gott alles selbst so lehren, dass einer dem andern keine Unterweisung mehr erteilt über Gott und göttliche Dinge? Eine solche Verheißung wäre gegen alle sonstige Weise Gottes. Trug nicht alles, was Gott dem Volke Großes getan, seine Prophezeiungen und selbst seine Schöpfertaten zu seiner Erkenntnis bei? Also kann nicht verheißen werden, Gott werde alle äußeren Hilfsmittel wegnehmen und alles, was seine Erkenntnis zu gewähren vermag, selbst der Seele eingießen. Wie der Mensch sonst im Leben nicht alles erfindet, sondern einer vom anderen vieles annimmt, so muss es auch dem Wesen des Menschen entsprechend in der Religion sein. Dazu kommt, dass V. 33, V. 34 der Alte und der Neue Bund nicht so einander gegenübergestellt werden, dass einer den andern ausschließt, sondern nur der Stufe der Vollkommenheit nach, demnach wird, wenn im Alten ein Lehramt bestand, ein solches für den Neuen nicht geleugnet, sondern vielmehr für diesen ein vollkommeneres verheißen. Wie ferner V. 33 nicht die Einprägung eines Gesetzes geleugnet wird, sondern eine vollkommenere Aufnahme desselben und eine bessere Erkenntnis Gottes verheißen wird, so ist V. 34 die Erkenntnis Gottes eben dies in die Herzen eingeschriebene Gesetz oder dessen Folge. In V. 34 wird also nichts anderes gesagt, als dass Gott, nicht Menschen, dies Gesetz einschreiben, dass die von außen stammende Belehrung allein nicht ausreicht, sondern eine innere Gnadengabe jene innigste Erkenntnis und Freundschaft vermitteln muss, welche dem Neuen vor dem Alten Bunde verheißen ist. Jeremia Jer 30 31 35 Hæc dicit Dominus, qui dat solem in lumine diei, ordinem lunæ et stellarum in lumine noctis: qui turbat mare, et sonant fluctus ejus, Dominus exercituum nomen illi. So spricht der Herr, der die Sonne zum Lichte bei Tage, die Ordnungen des Mondes und der Sterne zum Lichte bei Nacht setzt, der das Meer in Aufregung bringt, dass seine Wogen brausen; Herr der Heerscharen ist sein Name! Jeremia Jer 30 31 36 Si defecerint leges istæ coram me, dicit Dominus: tunc et semen Israel deficiet, ut non sit gens coram me cunctis diebus. Wenn diese Gesetze je vor mir aufhören, spricht der Herr, so wird auch die Nachkommenschaft Israels aufhören, ein Volk vor meinem Angesichte zu sein allezeit.⁴⁸ Jeremia Jer 30 31 36 48 Gott setzt seine Macht und Unveränderlichkeit, welche in der Natur in ihrer Ordnung und Beständigkeit sich widerspiegelt, als Pfand und Beweis ein, dass er mit gleicher Macht und Unveränderlichkeit die einmal gegebenen Verheißungen ausführen will. Er führt an, was am Himmel und auf Erden am meisten erhaben ist. Solange diese Welt und diese Ordnung der Dinge bestehen wird, ebenso lange wird das Volk Gottes vor dem Herrn bleiben, Gott dienend, heilig, ihm wohlgefällig. Jeremia Jer 30 31 37 Hæc dicit Dominus: Si mensurari potuerint cli sursum, et investigari fundamenta terræ deorsum: et ego abjiciam universum semen Israel propter omnia, quæ fecerunt, dicit Dominus. So spricht der Herr: Wenn die Himmel oben gemessen werden können und die Grundfesten der Erde unten erforscht, so will ich auch die gesamte Nachkommenschaft Israels verstoßen, wegen alles dessen, was sie getan, spricht der Herr.⁴⁹ Jeremia Jer 30 31 37 49 Der Mensch ist sich dessen im tiefsten Innern bewusst, dass er weder der Himmel unendliche Räume messen noch die tieferen Abgründe der Erde und ihre Fundamente erforschen kann. Mit gleicher Sicherheit soll Israel glauben, dass es nicht seiner früheren Sünden wegen verworfen ist. Jeremia Jer 30 31 38 Ecce dies veniunt, dicit Dominus: et ædificabitur civitas Domino a turre Hananeel usque ad portam anguli. Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da die Stadt für den Herrn gebaut werden wird,⁵⁰ vom Turme Hananeel bis zum Ecktore;⁵¹ Jeremia Jer 30 31 38 50 Die wiederhergestellte Stadt wird dem Herrn geheiligt sein. Jeremia Jer 30 31 38 51 Ausdehnung der Nordseite. Jeremia Jer 30 31 39 Et exibit ultra norma mensuræ in conspectu ejus super collem Gareb: et circuibit Goatha, alsdann wird sich die Messschnur hinüberziehen über den Hügel Gareb und Goatha umspannen⁵² Jeremia Jer 30 31 39 52 Hebr.: wird wiederum geradeaus gehen über den Hügel Gareb und sie sich nach Goah wenden. Beide sind westlich zu suchen. Jeremia Jer 30 31 4 Rursumque ædificabo te, et ædificaberis virgo Israel: adhuc ornaberis tympanis tuis, et egredieris in choro ludentium. Wiederum werde ich dich aufbauen, dass du aufgebaut werdest, Jungfrau Israel! Noch wirst du dich mit deinen Pauken zieren und im Reigen der Spielenden ausziehen.⁴ Jeremia Jer 30 31 4 4 Welche Gnade und Erneuerung gewährt werden soll, wird nun ausführlicher dargelegt. Gott selbst wird sie gewähren, sicher, schnell, herrlich. Deshalb wird Freude herrschen und Lobgesang erschallen, wie einst nach dem Durchgang durch das rote Meer. [Ex 15,1.20] Jeremia Jer 30 31 40 Et omnem vallem cadaverum, et cineris, et universam regionem mortis, usque ad torrentem Cedron, et usque ad angulum portæ equorum orientalis, Sanctum Domini: non evelletur, et non destruetur ultra in perpetuum. und das ganze Leichen- und Aschental⁵³ und das ganze Totengefilde bis zum Bache Kedron und bis an die Ecke des Rosstors gegen Sonnenaufgang soll dem Herrn heilig sein; nicht mehr soll es zerstört noch verwüstet werden auf ewig. Jeremia Jer 30 31 40 53 Das Tal der Leichen und Asche ist das Tal Hinnom. Es wird mit jenem Namen bezeichnet, weil seit Josias dasselbe durch Götzendienst befleckt [2Kön 23,10], aller Auskehricht der Stadt dorthin geworfen ward. Die Stadt ist nach der Beschreibung gegen Osten und Süden ausgedehnt, insofern sie die zuvor gesetzlich (wie den Hügel der Aussätzigen) oder wegen Götzendienst unreinen Orte (wie das Tal Hinnom) als rein und Gott geweiht miteinbegreift. Der geistige Charakter der Wiederherstellung wird dargestellt und die zuvor unreinen und mit Gottes Fluch belasteten Orte sind nun ihm geweiht und entsühnt. So weist auch die Stadt die Erfüllung der Verheißung V. 34 auf. Jerusalem ist hier als Sitz und Mittelpunkt des Gottesreiches hingestellt, also nicht sowohl die aus Steinen erbaute Stadt als vielmehr der Sitz des Gottesreiches. Jeremia Jer 30 31 5 Adhuc plantabis vineas in montibus Samariæ: plantabunt plantantes, et donec tempus veniat, non vindemiabunt: Noch wirst du Weinberge auf den Bergen Samarias pflanzen: pflanzen, ja pflanzen werden sie, doch nicht lesen, bis die Zeit kommt.⁵ Jeremia Jer 30 31 5 5 Nach dem Charakter des Alten Testamentes wird die Zeit des Friedens, der Sicherheit und der Heiligkeit so dargestellt, dass sie auch essen werden, was sie pflanzen. Also sind sie vor Feinden sicher und die Fruchtbarkeit des Landes ist ein Beweis, dass das Volk heilig ist. Hebr.: Pflanzen werden, die pflanzen, und auch genießen eigentlich zu profanem Gebrauche, für sich verwenden. [Dtn 28,30] Nach [Lev 19,25] waren die Früchte der ersten vier Jahre Gott geweiht. Samaria wird genannt, das an Weinbergen reich war, um anzudeuten, dass auch die zehn Stämme hoffen dürfen zurückzukehren, wenn sie nur das ihnen angebotene Heil annehmen wollen; alsdann soll kein Feind ihnen die Frucht ihrer Mühen entreißen. Jeremia Jer 30 31 6 Quia erit dies, in qua clamabunt custodes in monte Ephraim: Surgite, et ascendamus in Sion ad Dominum Deum nostrum. Ja, es wird der Tag kommen, da die Wächter auf dem Berge Ephraim rufen: Auf, lasset uns nach Sion zu dem Herrn, unserm Gott, hinaufziehen!⁶ [Jes 2,3; Mi 4,2] Jeremia Jer 30 31 6 6 Die Trennung zwischen Juda und Israel wird aufhören, die Ursache so vielen Unheils. Auch [Jer 3,18] und [Mi 5,3; Ez 37,16.17] wird diese Vereinigung erwähnt. Die Weise derselben wird dem Gesetze entsprechend dargestellt: Bereitwillig werden sie zu dem Orte hinaufpilgern, an dem Gott seinen Sitz aufgeschlagen hat. Zuvor meldeten die Wächter auf dem Berge Ephraim die Ankunft der Feinde [Jer 4,15], jetzt die feierlichen Festtage. Das Bild ist von den ausgestellten Wachen hergenommen, welche auf den Eintritt des Neumondes achteten. Jeremia Jer 30 31 7 Quia hæc dicit Dominus: Exsultate in lætitia Jacob, et hinnite contra caput gentium: personate, et canite, et dicite: Salva Domine populum tuum reliquias Israel. Denn so spricht der Herr:⁷ Jubelt Jakob zu⁸ in Freuden und jauchzet an der Spitze der Völker,⁹ rufet laut und singet und sprechet: Rette,¹⁰ Herr, dein Volk, den Überrest Israels! Jeremia Jer 30 31 7 7 Dass eine solche Erneuerung statthaben werde, bestätigt der Herr. Jeremia Jer 30 31 7 8 Oder: wegen Jakob. Jeremia Jer 30 31 7 9 Hebr.: Über das Haupt der Völker. Israel ist das erste Volk wegen seiner theokratischen Würde; an das Volk, dem Gottes Weissagungen und Verheißungen zugehören, werden sich die übrigen Völker anschließen, um des messianischen Heiles teilhaftig zu werden. Jeremia Jer 30 31 7 10 Du hast Heil geschafft, schaffe weiter Heil! Freudiger Zuruf und Glückwunsch. Jeremia Jer 30 31 8 Ecce ego adducam eos de terra aquilonis, et congregabo eos ab extremis terræ: inter quos erunt cæcus et claudus, prægnans et pariens simul, ctus magnus revertentium huc. Sehet, ich führe sie herbei aus dem Lande gegen Norden¹¹ und sammle sie von den äußersten Enden der Erde; unter ihnen sind Blinde und Lahme, Schwangere und Gebärende zumal,¹² eine große Schar soll hierher zurückkehren.¹³ Jeremia Jer 30 31 8 11 Dem Lande, wo die (meisten) Wegführten sich befinden. Jeremia Jer 30 31 8 12 Für alle will Gott mit zarter Sorge die Rückkehr sichern und alle Hindernisse beseitigen. Jeremia Jer 30 31 8 13 Über die Weise vergl. [Jes 40,11; Jes 49,22.23] und [Jes 66,20]. Jeremia Jer 30 31 9 In fletu venient: et in misericordia reducam eos: et adducam eos per torrentes aquarum in via recta, et non impingent in ea: quia factus sum Israeli pater, et Ephraim primogenitus meus est. Mit Weinen werden sie kommen¹⁴ und in Erbarmung¹⁵ werde ich sie zurückgeleiten; ich werde sie durch Wasserbäche auf ebenem Wege führen, dass sie nicht darauf straucheln;¹⁶ denn ich bin Israel zum Vater geworden und Ephraim ist mein Erstgeborner.¹⁷ Jeremia Jer 30 31 9 14 Andeutung, in welcher Herzensstimmung sie zurückkehren werden, wie also das Volk sich jetzt vorbereiten muss, um der beseligenden Zurückführung würdig zu sein: Mit Tränen der Buße [Jer 3,21] wie der Freude. Jeremia Jer 30 31 9 15 Hebr.: Unter flehentlichen Gebeten. Jeremia Jer 30 31 9 16 So Gearteten gegenüber ist Gott bereit, die Wunder zu erneuern, mit denen er einst sein Volk durch die Wüste führte. Ähnlich beschreibt Jesaja [Jes 43,2.20] Michäas [Mi 7,15] Zacharias [Sach 10,11] die Rückkehr. Jeremia Jer 30 31 9 17 Wie das Volk Israel der Erstgeborene Gottes unter den Völkern ist, so wird Ephraim unter den zwölf Stämmen als das mächtigste genannt. Vielleicht liegt eine Anspielung auf den Segen Jakobs vor [Gen 48,14ff; 1Chr 5,1] oder aber Ephraim steht als Hauptstamm für das ganze Volk. Die Namen, welche dem ersten Bündnisse angehören, zeigen, dass auch die Erneuerung in Kraft jenes Bündnisses und der Auserwählung Israels und seiner Adoption in der Wüste statthat. Jeremia Jer 30 0 1 2. Erzählung von dem Kaufe eines Ackers. (Kap. 32) A. Der Kauf des Ackers. (V. 14) B. Gebet des Propheten. (V. 25) C. Antwort Gottes. Jeremia Jer 30 32 1 Verbum, quod factum est ad Jeremiam a Domino in anno decimo Sedeciæ regis Juda: ipse est annus decimus octavus Nabuchodonosor. Wort, welches an Jeremias von dem Herrn erging im zehnten Jahre Sedekias', des Königs von Juda, welches das achtzehnte Jahr Nabuchodonosors ist.¹ Jeremia Jer 30 32 1 1 Nicht lange vor der Eroberung der Stadt. Sedekias soll elf Jahre regiert haben; am zehnten Tage des neunten Monats im neunten Jahre seiner Herrschaft begannen die Chaldäer um Jerusalem Befestigungen aufzuwerfen. [2Kön 25,1] Das Jahr des Königs von Babylon wird beigefügt, den Grund siehe [Jer 25,1]. Jeremia Jer 30 32 10 Et scripsi in libro, et signavi, et adhibui testes: et appendi argentum in statera. Alsdann schrieb ich den Vertrag und versiegelte ihn und zog Zeugen dazu und wog das Silber auf der Waage dar. Jeremia Jer 30 32 11 Et accepi librum possessionis signatum, et stipulationes, et rata, et signa forinsecus. Und ich nahm den gesiegelten Kaufbrief mit der Übereinkunft und der Zustimmung, sowie der offenen Bescheinigung⁸ Jeremia Jer 30 32 11 8 Hebr.: Und ich nahm den Kaufbrief, den versiegelten, den Erlass und die Abmachungen, sowie den offenen. Zwei Dokumente werden also aufgesetzt, von denen eines versiegelt wird, das andere offenbleibt. Der versiegelte sollte wohl gegen Abänderungen des Käufers, der den Brief behielt, sicher stellen, während der andere zu jeweiliger Einsicht offen blieb. In beide trugen wohl die Zeugen ihre Namen ein. (V. 14) Nach dem Griech. ist nur ein Schriftstück vorhanden. Jeremia Jer 30 32 12 Et dedi librum possessionis Baruch filio Neri filii Maasiæ in oculis Hanameel patruelis mei, in oculis testium, qui scripti erant in libro emptionis, et in oculis omnium Judæorum, qui sedebant in atrio carceris. und übergab den Kaufbrief dem Baruch, dem Sohne Neris, des Sohnes Maasias, in Gegenwart Hanameels, meines Vetters, und in Gegenwart der Zeugen, deren Namen im Kaufbrief standen, und in Gegenwart aller Juden, welche sich im Hofe des Kerkers aufhielten.⁹ Jeremia Jer 30 32 12 9 Der Prophet umgibt alles mit einer gewissen Feierlichkeit, um auf die symbolische Bedeutung die Aufmerksamkeit zu lenken. Jeremia Jer 30 32 13 Et præcepi Baruch coram eis, dicens: Und ich trug dem Baruch in ihrer Gegenwart auf: Jeremia Jer 30 32 14 Hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel: Sume libros istos, librum emptionis hunc signatum, et librum hunc, qui apertus est: et pone illos in vase fictili, ut permanere possint diebus multis. So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Nimm diese Schriftstücke, diesen gesiegelten Kaufbrief und dieses offene Schreiben, und lege sie in ein irdenes Gefäß, dass sie lange Zeit erhalten bleiben können.¹⁰ Jeremia Jer 30 32 14 10 So sind die Schriftstücke vor Verderbnis geschützt, sollen sie doch noch nach lange Zeit dienen. Diese symbolische Handlung deutet an, dass die Besitzergreifung sobald nicht statthaben wird, sondern später erst das Besitzrecht nachzuweisen sein wird. So ist es ein Unterpfand, dass dieses Land den Bewohnern Judas wieder zuteil werden wird. Jeremia Jer 30 32 15 Hæc enim dicit Dominus exercituum Deus Israel: Adhuc possidebuntur domus, et agri, et vineæ in terra ista. Denn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Wieder sollen Häuser und Äcker und Weinberge in diesem Lande in Besitz genommen werden.¹¹ Jeremia Jer 30 32 15 11 Inzwischen aber überlässt Gott das Land Fremden nicht als Eigentum. Da in V. 25 der Prophet Gott um Aufschluss bittet, warum er den Acker kaufen soll, ist in der Erzählung die Zeitfolge nicht gewahrt. Jeremias betete zu Gott, bevor er vor Baruch und anderen die Bedeutung der Handlung erklärte, alsbald nach dem in V. 12 Erzählten, worauf er von Gott erleuchtet (V. 13) allen Aufschluss erhält. Die Worte nachdem ich übergeben hatte nicht: nachdem ich dem Baruch aufgetragen hatte (V. 13) weisen auf V. 12 zurück. Jeremia Jer 30 32 16 Et oravi ad Dominum, postquam tradidi librum possessionis Baruch filio Neri, dicens: Und nachdem ich dem Baruch, dem Sohne Neris, den Kaufbrief übergeben hatte, betete ich zum Herrn und sprach:¹² Jeremia Jer 30 32 16 12 Was er durch das Gebet erreichen will, erklärt V. 25. Warum soll ich den Acker vor Zeugen kaufen, wen die Feinde doch bald alles in Besitz nehmen? Dies Gebet gehört also zeitlich vor V. 15, wie die Bitte ja auch ausdrücklich mit V. 12 in Verbindung gesetzt wird. Jeremia Jer 30 32 17 Heu, heu, heu, Domine Deus: ecce tu fecisti clum et terram in fortitudine tua magna, et in brachio tuo extento: non erit tibi difficile omne verbum: Ach, ach, ach!¹³ Herr, Gott! Siehe, du hast Himmel und Erde durch deine große Macht und deinen ausgestreckten Arm erschaffen¹⁴ und für dich kann kein Ding schwer sein; Jeremia Jer 30 32 17 13 Im Hebr. steht nur einmal Ach, Ausruf der Bitte und der Verwunderung. Jeremia Jer 30 32 17 14 Vergl. [Jer 27,5]. Jeremia Jer 30 32 18 Qui facis misericordiam in millibus, et reddis iniquitatem patrum in sinum filiorum eorum post eos: Fortissime, magne, et potens, Dominus exercituum nomen tibi. der du Erbarmen übst gegen Tausende¹⁵ und die Verschuldungen der Väter in den Schoß ihrer Kinder¹⁶ nach ihnen vergiltst,¹⁷ du Mächtigster, Großer und Gewaltiger! Herr der Heerscharen ist dein Name. [Ex 34,7] Jeremia Jer 30 32 18 15 Weder Zeit noch Zahl der Bedürftigen setzt der Fülle deiner Erbarmungen eine Grenze. Jeremia Jer 30 32 18 16 In die Falten des Gewandes. Vergl. [Rut 3,15]. Jeremia Jer 30 32 18 17 Der aus dem Pentateuch entlehnte Satz mahnt Gott zugleich um der Patriarchen willen den Söhnen gnädig zu sein. Jeremia Jer 30 32 19 Magnus consilio, et incomprehensibilis cogitatu: cujus oculi aperti sunt super omnes vias filiorum Adam ut reddas unicuique secundum vias suas, et secundum fructum adinventionum ejus. Groß an Einsicht und unerfasslich für unsere Gedanken;¹⁸ du, dessen Augen über alle Wege der Kinder Adams offen stehen, um jedem nach seinem Wandel und nach den Früchten seiner Taten zu vergelten; Jeremia Jer 30 32 19 18 Hebr.: Groß an Rat und mächtig an Tat. Ohne diese Eigenschaften vermöchte Gott nicht vollkommen Gerechtigkeit zu üben. (Thom.) Jeremia Jer 30 32 2 Tunc exercitus regis Babylonis obsidebat Jerusalem: et Jeremias propheta erat clausus in atrio carceris, qui erat in domo regis Juda. Damals belagerte das Heer des Königs von Babylon Jerusalem und der Prophet Jeremias war eingeschlossen im Hofe des Kerkers,² der sich im Hause des Königs von Juda befand. Jeremia Jer 30 32 2 2 Hebr.: Im Wachthof. Jeremia Jer 30 32 20 Qui posuisti signa et portenta in terra gypti usque ad diem hanc, et in Israel, et in hominibus, et fecisti tibi nomen sicut est dies hæc. der du Zeichen und Wunder im Lande Ägypten gewirkt hast bis auf diesen Tag,¹⁹ sowohl an Israel wie an andern Menschen, und dir einen Namen gemacht hast, wie es dieser Tag erweist, Jeremia Jer 30 32 20 19 Der du in Ägypten Wunder gewirkt hast und nicht aufhörst, solche zu wirken in Israel und bei allen Menschen. Jeremia Jer 30 32 21 Et eduxisti populum tuum Israel de terra gypti, in signis, et in portentis, et in manu robusta, et in brachio extento, et in terrore magno. der du dein Volk Israel aus dem Lande Ägypten unter Zeichen und Wundern geführt mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arm und mit großem Schrecknis²⁰ Jeremia Jer 30 32 21 20 Vergl. [Dtn 26,8]. Jeremia Jer 30 32 22 Et dedisti eis terram hanc, quam jurasti patribus eorum ut dares eis terram fluentem lacte et melle. und ihnen dies Land gegeben hast, welches du ihren Vätern zu geben geschworen hattest, ein Land, das von Milch und Honig fließt. Jeremia Jer 30 32 23 Et ingressi sunt, et possederunt eam: et non obedierunt voci tuæ, et in lege tua non ambulaverunt: omnia quæ mandasti eis ut facerent, non fecerunt: et evenerunt eis omnia mala hæc. Als sie aber in dasselbe gekommen waren und es in Besitz genommen hatten, hörten sie nicht auf deine Stimme und wandelten nicht nach deinem Gesetze; denn nichts von dem, was du ihnen zu tun geboten, taten sie; da kam all dies Unglück über sie.²¹ Jeremia Jer 30 32 23 21 Hebr.: Da ließest du ihnen all dieses Übel zustoßen. Der folgende Vers gibt dieses an. Jeremia Jer 30 32 24 Ecce munitiones exstructæ sunt adversum civitatem ut capiatur: et urbs data est in manus Chaldæorum, qui prliantur adversus eam a facie gladii, et famis, et pestilentiæ: et quæcumque locutus es acciderunt, ut tu ipse cernis. Siehe, Wälle sind aufgeworfen gegen die Stadt,²² sie einzunehmen, und schon ist durch Schwert, Hunger und Seuche die Stadt in die Hand der Chaldäer dahingegeben, welche wider sie kämpfen; und was du gesprochen, ist geschehen, wie du selbst siehst!²³ Jeremia Jer 30 32 24 22 Hebr.: Siehe, die Wälle sind bis an die Stadt gekommen. Jeremia Jer 30 32 24 23 Wie forderst du nun solches von mir bei der allgemeinen Niederlage? Jeremia Jer 30 32 25 Et tu dicis mihi Domine Deus Eme agrum argento, et adhibe testes: cum urbs data sit in manus Chaldæorum? Und doch sprichst du, Herr, Gott! zu mir: Kaufe den Acker um Geld und nimm Zeugen dazu, während doch die Stadt in die Hände der Chaldäer hingegeben ist!²⁴ Jeremia Jer 30 32 25 24 Diese Frage konnte er nicht zeitlich nach V. 15 an Gott richten. Jeremia Jer 30 32 26 Et factum est verbum Domini ad Jeremiam, dicens: Da erging das Wort des Herrn an Jeremias also: Jeremia Jer 30 32 27 Ecce ego Dominus Deus universæ carnis: numquid mihi difficile erit omne verbum? Siehe, ich bin der Herr, der Gott alles Fleisches, sollte mir wohl irgend etwas schwer sein? Jeremia Jer 30 32 28 Propterea hæc dicit Dominus: Ecce ego tradam civitatem istam in manus Chaldæorum, et in manus regis Babylonis, et capient eam. Darum²⁵ spricht der Herr also: Siehe, ich will diese Stadt in die Hände der Chaldäer und in die Hand des Königs von Babylon überliefern und diese werden sie einnehmen. Jeremia Jer 30 32 28 25 Wer Gottes Macht recht erwägt, wird auch seine Weltregierung mit größerer Ehrfurcht betrachten. Jeremia Jer 30 32 29 Et venient Chaldæi prliantes adversum urbem hanc, et succendent eam igni, et comburent eam, et domos, in quarum domatibus sacrificabant Baal, et libabant diis alienis libamina ad irritandum me. Und die Chaldäer, welche wider diese Stadt kämpfen, werden eindringen und sie in Brand stecken und sie samt den Häusern niederbrennen, auf deren Dächern sie dem Baal geopfert und andern Göttern Trankopfer dargebracht haben, so dass sie mich zum Zorne reizten.²⁶ Jeremia Jer 30 32 29 26 Gott wiederholt mit Hinweis auf seine Macht die oftmals schon verkündeten Drohungen, um zu zeigen, dass sie bald in Erfüllung gehen sollen. Jeremia Jer 30 32 3 Clauserat enim eum Sedecias rex Juda, dicens: Quare vaticinaris, dicens: Hæc dicit Dominus: Ecce ego dabo civitatem istam in manus regis Babylonis, et capiet eam? Denn Sedekias, der König von Juda, hatte ihn gefangen setzen lassen, indem er sprach: Warum weissagst du also: So spricht der Herr: Siehe, ich will diese Stadt in die Hände des Königs von Babylon überliefern und er wird sie erobern Jeremia Jer 30 32 30 Erant enim filii Israel, et filii Juda jugiter facientes malum in oculis meis ab adolescentia sua: filii Israel qui usque nunc exacerbant me in opere manuum suarum, dicit Dominus. Denn die Kinder Israel und die Kinder Juda²⁷ haben von ihrer Jugend an stets²⁸ nur getan, was in meinen Augen böse war, die Söhne Israel, welche mich bis jetzt durch die Werke ihrer Hände²⁹ zum Zorne reizten, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 32 30 27 Beide Reiche haben gesündigt. Jeremia Jer 30 32 30 28 In der Wüste und zur Zeit der Richter. Jeremia Jer 30 32 30 29 Die Götzenbilder. Jeremia Jer 30 32 31 Quia in furore et in indignatione mea facta est mihi civitas hæc, a die qua ædificaverunt eam, usque ad diem istam, qua auferetur de conspectu meo. Ja, zum Zorn und Grimm ward mir diese Stadt von dem Tage an, da man sie gebaut, bis auf diesen Tag, an dem sie mir aus den Augen weggeschafft werden soll³⁰ Jeremia Jer 30 32 31 30 Hebr.: Sie wegzuschaffen von meinem Angesichte. Alles Gute, das unter David, Salomon, Josaphat, Joas, Ezechias, Josias geschehen, wird von dem Berg der Frevel gleichsam verschüttet; im Übrigen geschah auch unter den guten Königen viel Böses. Jeremia Jer 30 32 32 Propter malitiam filiorum Israel, et filiorum Juda, quam fecerunt ad iracundiam me provocantes, ipsi et reges eorum, principes eorum, et sacerdotes eorum, et prophetæ eorum, viri Juda et habitatores Jerusalem. wegen all des Bösen der Söhne Israel und der Söhne Juda, das sie verübt und durch das sie mich zum Zorne gereizt haben, mit ihren Königen, ihren Fürsten, ihren Priestern und ihren Propheten, die Männer von Juda und die Bewohner von Jerusalem. Jeremia Jer 30 32 33 Et verterunt ad me terga et non facies: cum docerem eos diluculo, et erudirem, et nollent audire ut acciperent disciplinam. Sie kehrten mir den Rücken zu und nicht das Angesicht, mochte ich sie auch belehren und weisen vom frühen Morgen an, sie wollten nicht hören, dass sie Zucht angenommen hätten.³¹ Jeremia Jer 30 32 33 31 Da sie beständig gemahnt und sorgfältig belehrt wurden, erscheint ihre bewusste Sündhaftigkeit und Hartnäckigkeit umso frevelhafter. Wer betet, neigt sich zur Erde; wer den Rücken wendet, zeigt dadurch dem Drohenden seine Verachtung. (Hier.) Jeremia Jer 30 32 34 Et posuerunt idola sua in domo, in qua invocatum est nomen meum, ut polluerent eam. Und sie stellten ihre Götzen in dem Hause auf, über welches mein Name angerufen ist, so dass sie es entheiligten. [2Kön 21,4-8] Jeremia Jer 30 32 35 Et ædificaverunt excelsa Baal, quæ sunt in valle filii Ennom ut initiarent filios suos et filias suas Moloch: quod non mandavi eis, nec ascendit in cor meum ut facerent abominationem hanc, et in peccatum deducerent Judam. Und sie bauten dem Baal Höhen im Tale des Sohnes Ennom, um ihre Söhne und ihre Töchter dem Moloch zu weihen,³² was ich ihnen nicht geboten habe und was mir nicht in den Sinn gekommen ist, dass sie solche Greuel verüben und Juda zur Sünde verleiten sollten. Jeremia Jer 30 32 35 32 So geschah es unter Achaz und Manasse. [2Kön 16,3; 2Kön 21,6] Jeremia Jer 30 32 36 Et nunc propter ista, hæc dicit Dominus Deus Israel ad civitatem hanc, de qua vos dicitis quod tradetur in manus regis Babylonis in gladio, et in fame, et in peste. Und nun spricht der Herr, der Gott Israels, deshalb³³ also zu dieser Stadt, von welcher ihr sagt, sie werde in die Hand des Königs von Babylon durch Schwert, Hunger und Pest überliefert werden:³⁴ Jeremia Jer 30 32 36 33 Deshalb wird mit der Septuag. besser ausgelassen. Jeremia Jer 30 32 36 34 Nicht ist es mehr notwendig, auf die Prophezeiungen hinzuweisen, die Sache selbst redet und zwingt die, welche den Propheten nicht Glauben schenken wollten, nun das Unglück zu schauen. Jeremia Jer 30 32 37 Ecce ego congregabo eos de universis terris, ad quas ejeci eos in furore meo, et in ira mea, et in indignatione grandi: et reducam eos ad locum istum, et habitare eos faciam confidenter. Siehe, ich will sie aus allen Ländern, in die ich sie in meinem Zorn, in meinem Grimm, in großer Entrüstung verstoßen habe, wieder sammeln und ich will sie an diesen Ort zurückführen und sie sicher wohnen lassen. Jeremia Jer 30 32 38 Et erunt mihi in populum, et ego ero eis in Deum. Und sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein.³⁵ Jeremia Jer 30 32 38 35 In so trauriger Lage ist es bereits ein Trost, wenn die Verheißungen wiederholt werden. Jeremia Jer 30 32 39 Et dabo eis cor unum, et viam unam, ut timeant me universis diebus: et bene sit eis, et filiis eorum post eos. Und ich will ihnen ein Herz geben und einerlei Wandel, dass sie mich allezeit fürchten und es ihnen wohl gehe und ihren Kindern nach ihnen.³⁶ Jeremia Jer 30 32 39 36 Die Spaltung zwischen Israel und Juda war Ursache zu vielem Unheil. Wenn die Wiederherstellung erfolgt, werden alle dem Könige David dienen [Hos 3,5; Jer 23,5], Juda wie Israel. Beiden wird Gott sein Gesetz in das Herz schreiben, dessen Zusammenfassung es ist, dass sie den Herrn verehren; dies ist der einzige Weg zur Seligkeit. Jeremia Jer 30 32 4 Et Sedecias rex Juda non effugiet de manu Chaldæorum: sed tradetur in manus regis Babylonis: et loquetur os ejus cum ore illius, et oculi ejus oculos illius videbunt. und Sedekias, der König von Juda, wird der Hand der Chaldäer nicht entrinnen, sondern wird in die Hand des Königs von Babylon überliefert werden und wird mit ihm von Mund zu Mund reden und ihn schauen Auge in Auge. Jeremia Jer 30 32 40 Et feriam eis pactum sempiternum, et non desinam eis benefacere: et timorem meum dabo in corde eorum ut non recedant a me. Und ich will einen ewigen Bund mit ihnen schließen und nicht aufhören, ihnen Gutes zu tun; und will die Furcht vor mir in ihr Herz legen, dass sie nicht von mir weichen.³⁷ Jeremia Jer 30 32 40 37 Auf diesem Fundamente ruhend wird das Gottesreich ewig währen, freilich ein geistiges Gottesreich. Hebr.: Und ich werde mit ihnen einen ewigen Bund schließen, so dass ich mich von ihnen nie abwende, ihnen wohlzutun. Auch sie selbst werden Gott nicht mehr verlassen. Jeremia Jer 30 32 41 Et lætabor super eis, cum bene eis fecero; et plantabo eos in terra ista in veritate in toto corde meo et in tota anima mea. Und ich will meine Freude an ihnen haben,³⁸ ihnen Gutes zu tun; und will sie in dieses Land in Wahrheit³⁹ pflanzen, von ganzem Herzen und von ganzer Seele. Jeremia Jer 30 32 41 38 Über das gegenwärtige Geschlecht zürnt Gott, weil es sündhaft ist; freut er sich über jenes zukünftige, so ist dies ein Zeichen von dessen erhabener Heiligkeit. Jeremia Jer 30 32 41 39 Hebr.: In Treue. Ein fester Wohnsitz gewährt ihnen Beständigkeit, auf welche auch das Wort pflanzen hinweist. Jeremia Jer 30 32 42 Quia hæc dicit Dominus: Sicut adduxi super populum istum omne malum hoc grande: sic adducam super eos omne bonum, quod ego loquor ad eos. Denn also spricht der Herr: Wie ich all dies große Unheil über dieses Volk habe kommen lassen, so werde ich über sie all das Gute kommen lassen, das ich ihnen verheißen habe.⁴⁰ Jeremia Jer 30 32 42 40 Inzwischen sollen sie sich mit der sicheren Hoffnung trösten, deren Unterpfand das gegenwärtig sie bedrängende Unglück bietet. Jeremia Jer 30 32 43 Et possidebuntur agri in terra ista: de qua vos dicitis quod deserta sit, eo quod non remanserit homo et jumentum, et data sit in manus Chaldæorum. Und man wird Äcker in diesem Lande erwerben, von dem ihr sagt, es sei verwüstet, weil weder Mensch noch Vieh darin übriggeblieben und es in die Hand der Chaldäer überliefert sei. Jeremia Jer 30 32 44 Agri ementur pecunia, et scribentur in libro, et imprimetur signum, et testis adhibebitur: in terra Benjamin, et in circuitu Jerusalem, in civitatibus Juda, et in civitatibus montanis, et in civitatibus campestribus, et in civitatibus, quæ ad austrum sunt: quia convertam captivitatem eorum, ait Dominus. Man wird Äcker um Geld kaufen⁴¹ und Kaufbriefe darüber schreiben und sie versiegeln und Zeugen dazu beiziehen, im Lande Benjamin und in den Umgebungen Jerusalems, in den Städten von Juda und in den Städten der Niederung und in den Städten gegen Mittag; denn ich will ihre Gefangenen zurückführen, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 32 44 41 Ausdrücklich wird nun beigefügt, womit die Wiederherstellung beginnen wird, und so kehrt Gottes Rede, nachdem der Charakter des Gottesreiches in allgemeinen Umrissen V. 37ff dargestellt ist, zu dem zurück, was der Prophet V. 25 zunächst erbeten, und erklärt ihm die Bedeutung des gekauften Ackers. Wenngleich jetzt alles der Gewalt der Fremden preisgegeben ist, wird dennoch das jüdische Volk zu seinen Sitzen und seinem Eigentume wieder zurückkehren und hier ein Leben nach seinen Gesetzen und Rechten führen. Was [Jer 31,24] allgemein gesagt ist, wird durch die Aufzählung der Einzelheiten wirksamer eingeprägt. V. 43, V. 44 besagen dasselbe, was V. 15. Jeremia Jer 30 32 5 Et in Babylonem ducet Sedeciam: et ibi erit donec visitem eum, ait Dominus: si autem dimicaveritis adversum Chaldæos, nihil prosperum habebitis. Und er wird Sedekias nach Babylon führen, wo er bleiben soll, bis ich ihn heimsuche, spricht der Herr. Wenn ihr aber gegen die Chaldäer kämpft, werdet ihr kein Glück haben.³ Jeremia Jer 30 32 5 3 Ähnliches hatte der Prophet bereits [Jer 21,3ff] dem Sedekias vorausgesagt. Bis ich ihn heimsuche fehlt in der Septuaginta. Heimsuchen kann sowohl Trost wie Strafe bedeuten. Sedekias starb im Kerker. Vergl. [Jer 52,11]. Jeremia Jer 30 32 6 Et dixit Jeremias: Factum est verbum Domini ad me, dicens: Da sprach Jeremias:⁴ Das Wort des Herrn ist an mich ergangen, also lautend: Jeremia Jer 30 32 6 4 Diese Worte werden besser mit der Septuaginta weggelassen. Jeremias redet ja nicht zum Volk, sondern berichtet, was Gott ihm befahl. Jeremia Jer 30 32 7 Ecce Hanameel filius Sellum patruelis tuus veniet ad te, dicens: Eme tibi agrum meum, qui est in Anathoth: tibi enim competit ex propinquitate ut emas. Siehe, Hanameel, der Sohn Sellums, dein Vetter,⁵ wird zu dir kommen und sagen: Kaufe dir meinen Acker, welcher in Anathoth liegt; denn dir als meinem nächsten Verwandten steht das Recht zu, ihn zu kaufen. Jeremia Jer 30 32 7 5 Sellum war der Bruder des Vaters Jeremias. Jeremia Jer 30 32 8 Et venit ad me Hanameel filius patrui mei secundum verbum Domini ad vestibulum carceris, et ait ad me: Posside agrum meum, qui est in Anathoth in terra Benjamin: quia tibi competit hereditas, et tu propinquus es ut possideas. Intellexi autem quod verbum Domini esset. Und Hanameel, meines Oheims Sohn, kam zu mir, wie der Herr gesprochen, in den Hof des Kerkers und sprach zu mir: Kaufe meinen Acker, welcher in Anathoth im Lande Benjamin liegt; denn dir als dem nächsten Verwandten steht das Erbrecht zu und du hast das nächste Recht, ihn zu besitzen.⁶ Da erkannte ich, dass es des Herrn Wort war. Jeremia Jer 30 32 8 6 Nach [Lev 25,25.49]. Dem Rechte entspricht die Pflicht, damit der Acker (Weidegrund in der Nähe der Stadt) nicht an eine fremde Familie kommt. Hebr.: Denn dir kommt das Erbrecht zu und die Einlösung dir; kaufe dir's. Jeremia Jer 30 32 9 Et emi agrum ab Hanameel filio patrui mei, qui est in Anathoth: et appendi ei argentum septem stateres, et decem argenteos. Und ich kaufte den Acker, der in Anathoth liegt, von Hanameel, dem Sohne meines Oheims, und wog ihm das Silber dar, sieben Stater und zehn in Silber.⁷ Jeremia Jer 30 32 9 7 Hebr.: Sieben Sekel und zehn. Rechnet man auf einen Sekel etwa 2,1 Mk., so war dies ein ziemlich niedriger Preis. Jeremia Jer 30 0 1 3. Bekräftigung der Verheißungen. (Kap. 33) A. Verheißung der Wiederherstellung. (V. 13) B. Ewiges Reich und Priestertum. Jeremia Jer 30 33 1 Et factum est verbum Domini ad Jeremiam secundo, cum adhuc clausus esset in atrio carceris, dicens: Und das Wort des Herrn erging an Jeremias zum zweiten Male, während er noch im Hofe des Gefängnisses eingeschlossen war, also: Jeremia Jer 30 33 10 Hæc dicit Dominus: Adhuc audietur in loco isto (quem vos dicitis esse desertum, eo quod non sit homo nec jumentum: in civitatibus Juda, et foris Jerusalem, quæ desolatæ sunt absque homine, et absque habitatore, et absque pecore) So spricht der Herr: Wieder soll an diesem Orte (von dem ihr sagt, er sei wüste, weil weder Mensch noch Vieh daselbst ist, in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems, welche öde und menschenleer und ohne Bewohner und Vieh sind) vernommen werden Jeremia Jer 30 33 11 Vox gaudii et vox lætitiæ, vox sponsi et vox sponsæ, vox dicentium: Confitemini Domino exercituum, quoniam bonus Dominus, quoniam in æternum misericordia ejus: et portantium vota in domum Domini: reducam enim conversionem terræ sicut a principio, dicit Dominus. die Stimme der Freude und die Stimme des Frohlockens, die Stimme des Bräutigams und die Stimme der Braut, die Stimme derer, die rufen: Lobet den Herrn der Heerscharen, denn der Herr ist gütig, denn seine Barmherzigkeit währt ewig!¹⁰ und derer, die ihre Gelübde¹¹ in das Haus des Herrn bringen; denn ich werde die Gefangenen des Landes zurückführen, dass sie seien wie am Anbeginn, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 33 11 10 Jene Freude dient Gott zum Ruhme, da seine Güte und Barmherzigkeit anerkannt wird, und ihre Kundgebung ist eine öffentliche und feierliche. Jeremia Jer 30 33 11 11 Hebr.: Lobopfer, Opfer der Danksagung. Da diese allein genannt werden, weisen sie auf hohe Beglückung und die Fülle aller Güter hin. Jeremia Jer 30 33 12 Hæc dicit Dominus exercituum: Adhuc erit in loco isto deserto absque homine, et absque jumento, et in cunctis civitatibus ejus, habitaculum pastorum accubantium gregum. So spricht der Herr der Heerscharen: Wieder wird an diesem Orte, der verödet und leer von Menschen und Vieh ist und in allen seinen Städten eine Wohnung¹² sein für die Hirten, welche die Herden sich lagern lassen. Jeremia Jer 30 33 12 12 Richtiger: Eine Flur, eine Weide. Das Bild des Hirtenlebens ruft jene guten Hirten ins Gedächtnis zurück, die Gott verheißen [Jer 23,4]. Jeremia Jer 30 33 13 In civitatibus montuosis, et in civitatibus campestribus, et in civitatibus, quæ ad austrum sunt: et in terra Benjamin, et in circuitu Jerusalem, et in civitatibus Juda adhuc transibunt greges ad manum numerantis, ait Dominus. In den Städten des Gebirges und in den Städten der Niederung und in den Städten, die nach Mittag zu liegen, im Lande Benjamin, in der Umgebung Jerusalems und in den Städten von Juda werden wieder die Herden unter der Hand des Zählenden vorüberziehen,¹³ spricht der Herr. Jeremia Jer 30 33 13 13 Unter sorgsamen Hirten, die um jedes Schaf besorgt sind. Jeremia Jer 30 33 14 Ecce dies veniunt, dicit Dominus: et suscitabo verbum bonum, quod locutus sum ad domum Israel et ad domum Juda. Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich die gute Verheißung in Erfüllung gehen lasse, welche ich über das Haus Israel und über das Haus Juda gegeben.¹⁴ [Jer 23,5] Jeremia Jer 30 33 14 14 Israel wird an erster Stelle erwähnt, weil es schon vor längerer Zeit weggeführt ist. Gott, der treu seinen Bund mit dem ganzen Volk wahrt, lädt das ganze Volk ein, ohne jemanden auszuschließen, und vereinigt Israel und Juda wiederum zu einem Reiche. Jeremia Jer 30 33 15 In diebus illis, et in tempore illo germinare faciam David germen justitiæ: et faciet judicium et justitiam in terra. In jenen Tagen und zu jener Zeit will ich dem David einen Spross der Gerechtigkeit aufgehen lassen und er wird Recht und Gerechtigkeit schaffen im Lande. Jeremia Jer 30 33 16 In diebus illis salvabitur Juda, et Jerusalem habitabit confidenter: et hoc est nomen, quod vocabunt eum, Dominus justus noster. In jenen Tagen soll Juda Hilfe werden und Jerusalem sicher wohnen und so wird man ihn¹⁵ nennen: Der Herr, unser Gerechter! Jeremia Jer 30 33 16 15 Nach dem Hebr. und einigen Handschriften der Vulgata ist nicht vom Namen des Messias, sondern Jerusalems die Rede: Und dies der Name, wie man es heißen wird: Jahve unsere Gerechtigkeit. Gott verleiht seinem Volke die Fülle seiner Güter und Heiligkeit. Jeremia Jer 30 33 17 Quia hæc dicit Dominus: Non interibit de David vir, qui sedeat super thronum domus Israel. Denn also spricht der Herr: Nicht soll dem David ein Mann fehlen, der auf dem Throne des Hauses Israel sitze.¹⁶ Jeremia Jer 30 33 17 16 Ergänzung zu der [Jer 22,30] gegebenen Prophezeiung, die Weise der Erfüllung der Verheißung [2Sam 7,14] zeigend. Der Messias ist als König über Sion gesetzt, der Sohn Davids, und wird ewig auf dem Throne Davids sitzen. [Lk 1,32] Jeremia Jer 30 33 18 Et de sacerdotibus et de Levitis non interibit vir a facie mea, qui offerat holocautomata, et incendat sacrificium, et cædat victimas omnibus diebus. Und den Priestern und Leviten¹⁷ soll es nicht vor mir an solchen mangeln, welche Brandopfer darbringen und Speiseopfer verbrennen und Schlachtopfer bereiten alle Zeit.¹⁸ Jeremia Jer 30 33 18 17 Hebr.: den levitischen Priestern, den Priestern, die aus der Familie Levi herstammen. Sind indes die Opfer, wie in der nächsten Anmerkung nachgewiesen wird, nicht nach mosaischem Ritus darzubringen, so sind auch hier nicht Priester gemeint, die der leiblichen Abstammung nach dem Stamme Levi angehören. Jeremia Jer 30 33 18 18 Mit dem Messiaskönig sollen auch Priester da sein, welche beständig vor dem Herrn Opfer darbringen. Die Art derselben ist zwar nach den blutigen und unblutigen Opfern des Alten Bundes beschrieben, aber daraus folgt nicht, dass der Prophet das Fortbestehen dieser Opfer andeutet, hat er doch [Jer 3,16] bereits dargelegt, dass die Gottesverehrung im Reiche des Messias eine von dem mosaischem Ritus gänzlich abweichende sein werde. Im Alten Bunde war die Bundeslade der Mittelpunkt des Opferdienstes, wie insbesondere der Tag der großen Versöhnung zeigt, im Neuen soll niemand mehr jene suchen. Wenn also der Prophet jetzt von den Opfern der messianischen Zeit redet, kann er nur sagen wollen, dass ihnen das eigen ist, was jedem Opfer wesentlich ist, ohne dass er ihnen die besondere Eigenart des mosaischen Kultes zueignet. Aus beiden Stellen, [Jer 3,16] und dieser, folgt also, dass in der Zeit des Messias ein wahres Priestertum bestehen und diesem das Hauptamt des Priestertums nicht ermangeln werde, nämlich Gott durch Opfer zu dienen, dass diese selbst aber von dem mosaischen Ritus gänzlich verschieden sein werden. Welcher Art sie sein werden, bestimmt Jeremias nicht; anders Malachias [Mal 1,10ff]. Selbst akatholische Ausleger geben zu, dass für den neuen Bund ein wahres Priestertum und ein wahres Opfer an dieser Stelle vorausverkündet wird, beides in höherer Würde als im Alten Testamente, wie der König Messias über David erhaben ist. Jeremia Jer 30 33 19 Et factum est verbum Domini ad Jeremiam, dicens: Und es erging das Wort des Herrn an Jeremias, also: Jeremia Jer 30 33 2 Hæc dicit Dominus qui facturus est, et formaturus illud, et paraturus, Dominus nomen ejus. So spricht der Herr, der solches tun, schaffen und zubereiten wird,¹ Herr ist sein Name!² Jeremia Jer 30 33 2 1 Hebr.: Jahve, der es auch vollführt, Jahve, der es ausdenkt, dass er es auch zuwege bringe nämlich das Heil, die Wiederherstellung. Jerusalems Untergang war [Jer 32,29] ausdrücklich vorherverkündet, seine Wiederherstellung nur in der allgemeinen Verheißung eingeschlossen. Jeremia Jer 30 33 2 2 Der Quell allen Seins ist treu in seinen Verheißungen und mächtig in ihrer Erfüllung. Doch wenn er auch an sich bereit ist, Güter zu spenden, will er doch gebeten werden, damit die Herzen sich so desto besser bereiten, sie recht zu empfangen. Jeremia Jer 30 33 20 Hæc dicit Dominus: Si irritum potest fieri pactum meum cum die, et pactum meum cum nocte, ut non sit dies et nox in tempore suo: So spricht der Herr: Wenn mein Bund mit dem Tage und mein Bund mit der Nacht vernichtet werden kann,¹⁹ so dass Tag und Nacht nicht eintreten zu ihrer Zeit, Jeremia Jer 30 33 20 19 Hebr.: Wenn ihr meinen Bund vernichten könnt. Jeremia Jer 30 33 21 Et pactum meum irritum esse poterit cum David servo meo, ut non sit ex eo filius qui regnet in throno ejus, et Levitæ et sacerdotes ministri mei. so kann auch mein Bund mit David, meinem Diener, aufgehoben werden, so dass er keinen Nachkommen hat, der auf seinem Throne als König sitze, und dass die Leviten und Priester²⁰ nicht meine Diener seien. Jeremia Jer 30 33 21 20 Hebr.: levitische Priester. Jeremia Jer 30 33 22 Sicuti enumerari non possunt stellæ cli, et metiri arena maris: sic multiplicabo semen David servi mei, et Levitas ministros meos. Wie die Sterne des Himmels nicht zu zählen sind und der Sand des Meeres nicht zu messen, so werde ich die Nachkommenschaft Davids, meines Dieners, mehren und die Leviten, die mir dienen.²¹ Jeremia Jer 30 33 22 21 Wie allumfassend das künftige Gottesreich sein soll, ist aus der Zahl der Fürsten und Priester zu schließen, welche der Herr in ihm erwecken will. Außer dem, der mit höherem Rechte der Sprosse David heißt, werden andere Hirten verheißen, welche Gottes Volk weiden sollen. [Jer 23,4] Vergl. [Mi 5,5.6] und [Ps 44,17], wie auch [Jer 3,15]. So wenig die Priester des Neuen Bundes, der nicht nach Art des Alten geschlossen ist [Jer 31,32] und nicht mehr die Bundeslade als Mittelpunkt hat [Jer 3,16], aus dem Stamme Levi herrühren, so wenig heißen jene Hirten und Fürsten Nachkommen Davids, weil sie etwa der Familie Davids entstammen, sondern weil sie an der dem Sohne Davids verheißenen Herrschaft teilhaben. Dem Messiaskönig werden auch sonst Genossen in Kampf und Mühen beigegeben [Ps 44,8] und wie er als Hirt David, König, ein Hirt über alle, ihr Fürst in Ewigkeit bezeichnet wird, [Ez 34,23; Ez 37,22.24.25], so werden auch die, welche er als Genossen seiner Herrschaft und seines Hirtenamtes annimmt, mit Recht Nachkommen Davids genannt, wie [Ps 44,8; Jes 53,10] zeigen. Das hebräische Wort für Nachkommenschaft wird oft gesetzt, um Menschen gleicher Gesinnungsart, die gleichsam Brüder sind, zu bezeichnen. Jeremia Jer 30 33 23 Et factum est verbum Domini ad Jeremiam, dicens: Und es erging das Wort des Herrn an Jeremias, also: Jeremia Jer 30 33 24 Numquid non vidisti quid populus hic locutus sit, dicens: Duæ cognationes, quas elegerat Dominus, abjectæ sunt: et populum meum despexerunt, eo quod non sit ultra gens coram eis? Hast du nicht gesehen, was dieses Volk redet, indem es spricht: Die beiden Geschlechter,²² welche der Herr erwählt hatte, sind verworfen; und so verachten sie mein Volk, weil es in ihren Augen kein Volk mehr ist?²³ Jeremia Jer 30 33 24 22 Israel und Juda. Jeremia Jer 30 33 24 23 So sprechen verzogene Glieder von Juda. Jeremia Jer 30 33 25 Hæc dicit Dominus: Si pactum meum inter diem et noctem, et leges clo et terræ non posui: So spricht der Herr: Wenn ich meinen Bund mit Tag und Nacht²⁴ und die Ordnung für Himmel und Erde nicht festgesetzt habe, Jeremia Jer 30 33 25 24 Vergl. V. 20 und [Gen 8,22]. Jeremia Jer 30 33 26 Equidem et semen Jacob et David servi mei projiciam, ut non assumam de semine ejus principes seminis Abraham, Isaac, et Jacob: reducam enim conversionem eorum, et miserebor eis. so werde ich auch die Nachkommenschaft Jakobs und meines Dieners David verwerfen, so dass ich nicht mehr aus seiner Nachkommenschaft Herrscher entnehme über die Nachkommenschaft Abrahams, Isaaks und Jakobs;²⁵ denn ich werde ihre Weggeführten zurückführen und mich ihrer erbarmen. Jeremia Jer 30 33 26 25 Das Volk wird nicht verworfen werden, sonst würden die David und den Patriarchen gemachten Verheißungen nichtig, was gegen [Ex 3,15] ist. Die Herrscher aus dem Stamme Davids sind die [Jer 23,4] erwähnten Hirten; vergl. auch Anmerkung 21. In der Septuag. fehlt der Text V. 14 26, weil derselbe entweder in ihrer Vorlage mangelte oder in der Übersetzung ausfiel. Theodotion bietet denselben in seiner Übersetzung. In der Tat ist dieser Abschnitt unentbehrlich. Wenn irgendwo, musste hier das Vers 3 Verheißene stehen. [Jer 30,21] wird der König und Priester bereits erwähnt, wie könnte er hier bei der Schilderung des Gottesreiches unerwähnt bleiben? Jeremia Jer 30 33 3 Clama ad me, et exaudiam te: et annuntiabo tibi grandia, et firma quæ nescis. Rufe zu mir, so will ich dich erhören und dir Großes und Festbeschlossenes³ kundtun, das du nicht kennst. Jeremia Jer 30 33 3 3 Hebr.: Große und unerfindliche Dinge deren Anfänge und Ursachen nicht im gewöhnlichen Laufe der Dinge liegen, sondern durch Gottes besondere Vorsehung ins Leben gerufen werden und die deshalb nur durch Offenbarung bekannt werden können. Solches sind die Art der Wiederherstellung, das ewige Davidische Königtum und das im Gottesreiche bestehende ewige Priestertum. Jeremia Jer 30 33 4 Quia hæc dicit Dominus Deus Israel ad domus urbis hujus, et ad domus regis Juda, quæ destructæ sunt, et ad munitiones, et ad gladium Denn so spricht der Herr, der Gott Israels, über die Häuser dieser Stadt und über die Häuser des Königs von Juda, welche zerstört sind, über die Bollwerke⁴ und das Schwert derer, Jeremia Jer 30 33 4 4 Hebr.: die niedergerissen werden wegen (gegen) Wälle und Schwert. Die Häuser der Stadt, ja selbst des Königs werden niedergerissen, um die durch die Kriegsmaschinen und Belagerungswerkzeuge zerstörten oder durchbrochenen Mauern wiederherzustellen. Der lateinische Text handelt von den Häusern, den Wällen und dem Schwerte derjenigen, welche mit den Chaldäern kämpfen. Jeremia Jer 30 33 5 Venientium ut dimicent cum Chaldæis, et impleant eas cadaveribus hominum, quos percussi in furore meo et in indignatione mea, abscondens faciem meam a civitate hac propter omnem malitiam eorum. die kommen, mit den Chaldäern zu kämpfen und jene mit den Leichen der Menschen anzufüllen, die ich in meinem Grimm und in meinem Zorne erschlage, mein Angesicht vor dieser Stadt um all ihrer Bosheit willen verhüllend: Jeremia Jer 30 33 6 Ecce ego obducam eis cicatricem et sanitatem, et curabo eos: et revelabo illis deprecationem pacis et veritatis. Siehe, ich gewähre ihnen Vernarbung und Heilung und heile sie und ich eröffne ihnen den Frieden und die Wahrheit, um welche sie bitten.⁵ Jeremia Jer 30 33 6 5 Hebr.: Siehe, ich lasse ihr (der Stadt) Genesung und Heilung erwachsen und heile dieselben und eröffne ihnen einen Reichtum von Frieden und Wahrheit. Er will die zerstörte Stadt wiederherstellen, den Einwohnern die Fülle des Friedens eröffnen und sie in der Wahrheit, in dem Gesetze, das in ihre Herzen geschrieben ist, festigen und mit aller Treue die Verheißungen erfüllen. Die Heilung und die Fülle der göttlichen Güter werden in V. 7 weiter beschrieben. Jeremia Jer 30 33 7 Et convertam conversionem Juda, et conversionem Jerusalem: et ædificabo eos sicut a principio. Und ich werde die Gefangenen Judas und die Gefangenen Jerusalems zurückführen und sie erbauen, wie im Anfange.⁶ Jeremia Jer 30 33 7 6 Ihnen ständiges Glück verleihen. Jeremia Jer 30 33 8 Et emundabo illos ab omni iniquitate sua, in qua peccaverunt mihi: et propitius ero cunctis iniquitatibus eorum, in quibus deliquerunt mihi, et spreverunt me. Und ich will sie von all ihrer Verschuldung reinigen, die sie wider mich begangen haben, und will alle ihre Vergehungen verzeihen, durch die sie sich wider mich verfehlt und mich verachtet haben.⁷ Jeremia Jer 30 33 8 7 Jene Wiederherstellung wird geistige Güter bringen, wie bereite V. 6b angedeutet ist: die Sünde wird hinweggenommen und wahre Heiligkeit gewährt, welche der unerschütterliche Grund von Frieden und Glück ist. Dann wird Jerusalem, der Mittelpunkt des Gottesreiches, den Ruhm Gottes über alle Völker verbreiten. Jeremia Jer 30 33 9 Et erit mihi in nomen, et in gaudium, et in laudem, et in exsultationem cunctis gentibus terræ, quæ audierint omnia bona, quæ ego facturus sum eis: et pavebunt, et turbabuntur in universis bonis, et in omni pace, quam ego faciam eis. Und sie soll mir zum Ruhme, zur Freude, zum Lobpreise und zum Frohlocken gereichen⁸ bei allen Völkern der Erde, die von all dem Guten hören werden, das ich ihnen tun werde; und jene werden zittern und beben⁹ ob all des Guten und ob all des Friedens, den ich ihnen verleihen werde. Jeremia Jer 30 33 9 8 Hebr.: Und sie wird mir werden zu einem Namen der Wonne, zum Lobpreis und zum Stolze vor allen Völkern der Erde. D.i. zum Ruhme, durch den Freude gebracht wird, wie Schmach durch den Untergang. Durch die Wiederherstellung soll Gottes Erhabenheit allen in herrlicher Weise bekannt werden. Jeremia Jer 30 33 9 9 Vor Freude in heiliger Furcht. Jeremia Jer 30 0 1 5. Fünfter Teil. (Kap. 34 Kap. 45) 1. Erster Bericht. (Kap. 34. 35). Das Schicksal Sedekias wir vorausgesagt. (V. 7) B. Die Vorschriften über die Leibeigenen sind nicht beobachtet. Jeremia Jer 30 34 1 Verbum, quod factum est ad Jeremiam a Domino, quando Nabuchodonosor rex Babylonis, et omnis exercitus ejus, universaque regna terræ, quæ erant sub potestate manus ejus, et omnes populi bellabant contra Jerusalem, et contra omnes urbes ejus, dicens: Wort, welches an Jeremias von dem Herrn erging, als Nabuchodonosor, der König von Babylon, und dessen ganzes Heer und alle Reiche der Erde, die seiner Herrschaft unterworfen waren, und alle Völker gegen Jerusalem und gegen alle dazu gehörigen Städte¹ kämpften, also lautend:² Jeremia Jer 30 34 1 1 Besonders gegen Lachis und Azecha. (V. 7) Jeremia Jer 30 34 1 2 Die [Jer 1,15] und [Jer 4,7ff] vorausgesagten Ereignisse nahen. Jeremia Jer 30 34 10 Audierunt ergo omnes principes et universus populus, qui inierant pactum ut dimitteret unusquisque servum suum, et unusquisque ancillam suam liberos, et ultra non dominarentur eis: audierunt igitur, et dimiserunt. Da gehorchten alle Fürsten und das gesamte Volk, welche das Versprechen eingegangen waren, dass jeder seinen Knecht und jeder seine Magd freiließ und ferner nicht mehr dienstbar machte; sie gehorchten und entließen sie.⁸ Jeremia Jer 30 34 10 8 Um Gott zum Erbarmen zu bewegen, dass sie nicht selbst in die Knechtschaft der Chaldäer kamen, entließen sie ihre in Leibeigenschaft dienstbaren Mitbrüder, soweit diese über das sechste Jahr hinaus festgehalten waren. (V. 14ff) Jeremia Jer 30 34 11 Et conversi sunt deinceps: et retraxerunt servos et ancillas suas, quos dimiserant liberos, et subjugaverunt in famulos et famulas. Darnach aber wurden sie anderen Sinnes und holten ihre Knechte und Mägde, die sie freigelassen hatten, wieder zurück und zwangen sie mit Gewalt, als Knechte und Mägde zu dienen.⁹ Jeremia Jer 30 34 11 9 Als die Gefahr dem Anscheine nach gewichen ist, bereuen sie ihre Reue, und fern von der Furcht Gottes, führen sie ihre Mitbrüder mit Zwang in die Sklaverei zurück. Jeremia Jer 30 34 12 Et factum est verbum Domini ad Jeremiam a Domino, dicens: Da erging das Wort des Herrn an Jeremias von dem Herrn also: Jeremia Jer 30 34 13 Hæc dicit Dominus Deus Israel: Ego percussi fdus cum patribus vestris in die, qua eduxi eos de terra gypti de domo servitutis, dicens: So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe mit euern Vätern einen Bund geschlossen am Tage, da ich sie aus dem Lande Ägypten, aus dem Hause der Dienstbarkeit herausführte,¹⁰ indem ich sprach: Jeremia Jer 30 34 13 10 Auf diese Befreiung weist Gott [Dtn 15,15] hin. Das Gesetz, welches Jeremias hier anführt, findet sich [Jer 15,12]. Diese Vorschrift war also als nach dem Auszug aus Ägypten erlassen allgemein bekannt. Jeremia Jer 30 34 14 Cum completi fuerint septem anni, dimittat unusquisque fratrem suum Hebræum, qui venditus est ei, et serviet tibi sex annis: et dimittes eum a te liberum: et non audierunt patres vestri me: nec inclinaverunt aurem suam. Nach Ablauf von sieben Jahren¹¹ soll ein jeder seinen Bruder, der ein Hebräer ist und sich ihm verkauft hat, freigeben; hat er dir sechs Jahre gedient, so sollst du ihn freilassen; aber eure Väter hörten nicht auf mich und neigten nicht ihr Ohr. [Ex 21,2; Dtn 15,12] Jeremia Jer 30 34 14 11 Richtiger: Im begonnenen siebenten Jahre. Die hebr. Redeweise ist der deutschen ähnlich, die gleichfalls nicht genau zählt: nach acht Tagen. Jeremia Jer 30 34 15 Et conversi estis vos hodie, et fecistis quod rectum est in oculis meis, ut prædicaretis libertatem unusquisque ad amicum suum: et inistis pactum in conspectu meo in domo, in qua invocatum est nomen meum super eam. Da bekehrtet ihr euch¹² jetzt¹³ und tatet, was recht in meinen Augen, indem ein jeder von euch für seinen Nächsten Freiheit ausrief¹⁴ und vor meinem Angesicht im Hause, über welches mein Name angerufen ist, eine Übereinkunft schloss.¹⁵ Jeremia Jer 30 34 15 12 Dasselbe Wort wird hier in gutem, V. 16 in schlechtem Sinne gebraucht. Jeremia Jer 30 34 15 13 In dieser Zeit. Jeremia Jer 30 34 15 14 Die [Lev 25,10] gebotene Entlassung. Jeremia Jer 30 34 15 15 Also mit feierlichem Eidschwur; doch sie haben denselben gebrochen. Jeremia Jer 30 34 16 Et reversi estis, et commaculastis nomen meum: et reduxistis unusquisque servum suum, et unusquisque ancillam suam, quos dimiseratis ut essent liberi et suæ potestatis: et subjugastis eos ut sint vobis servi et ancillæ. Jedoch ihr seid wieder abwendig geworden und habt meinen Namen entweiht und holtet ein jeder seinen Knecht zurück und ein jeder seine Magd, die ihr entlassen, dass sie frei und ihre eigenen Herren seien, und zwanget sie mit Gewalt, eure Knechte und Mägde zu sein. Jeremia Jer 30 34 17 Propterea hæc dicit Dominus: Vos non audistis me, ut prædicaretis libertatem unusquisque fratri suo, et unusquisque amico suo: ecce ego prædico vobis libertatem, ait Dominus, ad gladium, ad pestem, et ad famem: et dabo vos in commotionem cunctis regnis terræ. Darum spricht der Herr also: Ihr habt nicht auf mich gehört, dass ihr Freiheit ausgerufen hättet ein jeder für seinen Bruder und ein jeder für seinen Nächsten; sehet, so rufe ich nun für euch Freiheit aus,¹⁶ spricht der Herr, Freiheit für das Schwert, für die Seuche und für den Hunger und gebe euch zur Misshandlung allen Reichen der Erde hin. Jeremia Jer 30 34 17 16 Gott erklärt sie von seinem Schutze gelöst und überlässt sie der Freiheit der Vernichtung durch Schwert, Seuche und Hunger. Jeremia Jer 30 34 18 Et dabo viros, qui prævaricantur fdus meum, et non observaverunt verba fderis, quibus assensi sunt in conspectu meo, vitulum quem conciderunt in duas partes, et transierunt inter divisiones ejus: Und¹⁷ die Männer, welche meinen Bund übertreten und die Bestimmung der Übereinkunft, die sie vor meinem Angesichte geschlossen, nicht gehalten haben, will ich wie das Kalb machen, welches sie in zwei Stücke gehauen und zwischen dessen Teilen sie hindurchgegangen sind;¹⁸ Jeremia Jer 30 34 18 17 Eine Strafe, die Freiheit für das Schwert, wird weiter erklärt. Jeremia Jer 30 34 18 18 Alte Weise der Bundesschließung. Siehe [Gen 15,10.17]. Jeremia Jer 30 34 19 Principes Juda et principes Jerusalem, eunuchi et sacerdotes, et omnis populus terræ, qui transierunt inter divisiones vituli: die Fürsten von Juda und die Fürsten von Jerusalem, die Kämmerer und die Priester und das ganze Volk des Landes, welche zwischen den Teilen des Kalbes hindurchgegangen sind; Jeremia Jer 30 34 2 Hæc dicit Dominus Deus Israel: Vade, et loquere ad Sedeciam regem Juda: et dices ad eum: Hæc dicit Dominus: Ecce ego tradam civitatem hanc in manus regis Babylonis, et succendet eam igni. So spricht der Herr, der Gott Israels: Gehe hin und sprich zu Sedekias, dem Könige von Juda, und sage zu ihm: So spricht der Herr: Siehe, ich will diese Stadt in die Hand des Königs von Babylon überliefern, dass er sie mit Feuer niederbrenne. Jeremia Jer 30 34 20 Et dabo eos in manus inimicorum suorum, et in manus quærentium animam eorum: et erit morticinum eorum in escam volatilibus cli, et bestiis terræ. ja, ich will sie in die Hand ihrer Feinde und in die Hand derer überliefern, welche ihnen nach dem Leben trachten, und ihre Leichname sollen den Vögeln des Himmels und den Tieren auf Erden zum Fraße werden. Jeremia Jer 30 34 21 Et Sedeciam regem Juda, et principes ejus dabo in manus inimicorum suorum, et in manus quærentium animas eorum et in manus exercituum regis Babylonis, qui recesserunt a vobis. Auch Sedekias,¹⁹ den König von Juda, und seine Fürsten will ich in die Hand ihrer Feinde überliefern und in die Hand derer, die ihnen nach ihrem Leben trachten, und in die Hand der Heeresmacht des Königs von Babylon, die von euch abgezogen ist. Jeremia Jer 30 34 21 19 Auch Sedekias soll der Strafe nicht entgehen, da er zwar gut begonnen, doch bald die Verletzung des Bundes zugelassen hat. Jeremia Jer 30 34 22 Ecce ego præcipio, dicit Dominus, et reducam eos in civitatem hanc, et prliabuntur adversus eam, et capient eam, et incendent igni: et civitates Juda dabo in solitudinem, eo quod non sit habitator. Sehet, ich befehle, spricht der Herr, und werde sie vor diese Stadt zurückbringen, dass sie wider dieselbe kämpfen und sie einnehmen und in Brand stecken; und ich werde die Städte von Juda zur Wüstenei machen, dass niemand darin wohnen soll.²⁰ Jeremia Jer 30 34 22 20 Als die Ägypter nahten, unterbrachen die Chaldäer die Belagerung der Stadt und zogen gegen jene [Jer 37,5-8], indes hatten die Bewohner von Juda keinen Nutzen von Ägypten, die Chaldäer kamen wieder und eroberten die Stadt. Wie töricht also handelten die Einwohner von Jerusalem, dass sie, den Bund brechend, Gottes Strafgericht herausforderten, töricht wähnend, mit dem zeitweiligen Abzuge der Chaldäer habe alle Gefahr aufgehört und sie dürften ungestraft zu ihren Sünden zurückkehren. Jeremia Jer 30 34 3 Et tu non effugies de manu ejus: sed comprehensione capieris, et in manu ejus traderis: et oculi tui oculos regis Babylonis videbunt, et os ejus cum ore tuo loquetur, et Babylonem introibis. Auch du sollst seiner Hand nicht entrinnen, sondern wirst ergriffen und in seine Hand überliefert werden und wirst den König von Babylon sehen Auge in Auge und von Mund zu Mund mit ihm reden und wirst nach Babylon kommen.³ Jeremia Jer 30 34 3 3 Ähnliche Worte [Jer 32,3-5]. Aus V. 8 erhellt, dass der Prophet die gleichen Drohungen mehrfach ausgesprochen. (Vergl. V. 21, V. 22) Demnach ist hier nicht dasselbe Ereignis zu verstehen wie [Jer 32], zumal Jeremias nach [Jer 37,4.12] nicht in das Gefängnis geworfen ward. An dieser Stelle wird also berichtet, was geschah, als Jeremias zum ersten Male das Strafgericht verkündete, dessen wiederholte Ankündigung ihm die erwähnte Verfolgung zuzog. Jeremia Jer 30 34 4 Attamen audi verbum Domini Sedecia rex Juda: Hæc dicit Dominus ad te: Non morieris in gladio, Doch höre das Wort des Herrn, Sedekias, König von Juda! So spricht der Herr zu dir: Du sollst nicht durch das Schwert sterben, Jeremia Jer 30 34 5 Sed in pace morieris, et secundum combustiones patrum tuorum regum priorum qui fuerunt ante te, sic comburent te: et væ domine, plangent te: quia verbum ego locutus sum, dicit Dominus. sondern in Frieden wirst du sterben und so wie für deine Väter, die früheren Könige, die vor dir herrschten, Verbrennungen stattfanden, so werden sie auch für dich anzünden⁴ und werden um dich klagen Ach Gebieter! denn ich habe dies Wort geredet, spricht der Herr! Jeremia Jer 30 34 5 4 Verbrennungen von Räucherwerk. Vergl. [2Chr 16,14] und [2Chr 21,19]. Jeremia Jer 30 34 6 Et locutus est Jeremias propheta ad Sedeciam regem Juda universa verba hæc in Jerusalem. Und Jeremias, der Prophet, redete zu Sedekias, dem Könige von Juda, alle diese Worte in Jerusalem. Jeremia Jer 30 34 7 Et exercitus regis Babylonis pugnabat contra Jerusalem, et contra omnes civitates Juda, quæ reliquæ erant contra Lachis, et contra Azecha: hæ enim supererant de civitatibus Juda, urbes munitæ. Während das Heer des Königs von Babylon aber Jerusalem und alle Städte von Juda, die noch übrig waren, belagerte, Lachis und Azecha,⁵ denn diese waren unter den festen Städten Judas noch übrig,⁶ Jeremia Jer 30 34 7 5 Lachis und Azecha lagen südwestlich in der Ebene von Juda und waren von Roboam befestigt. [2Chr 11,9] Jeremia Jer 30 34 7 6 Im Norden konnte Jerusalem nicht gut angegriffen werden, diese Städte konnten den Ägyptern als Stützpunkt dienen, wie sie Jerusalem noch schützten. Jeremia Jer 30 34 8 Verbum, quod factum est ad Jeremiam a Domino, postquam percussit rex Sedecias fdus cum omni populo in Jerusalem, prædicans: erging das Wort an Jeremias von dem Herrn, als Sedekias mit allem Volke zu Jerusalem eine Übereinkunft geschlossen und hatte ausrufen lassen, also lautend: Jeremia Jer 30 34 9 Ut dimitteret unusquisque servum suum, et unusquisque ancillam suam, Hebræum et Hebræam liberos: et nequaquam dominarentur eis, id est in Judæo et fratre suo. dass ein jeder seinen Knecht und ein jeder seine Magd, Hebräer und Hebräerin, freilassen und dass keiner sie mehr, als Juden und seine Brüder, dienstbar machen dürfe.⁷ Jeremia Jer 30 34 9 7 Die gesetzlichen Vorschriften finden sich [Ex 21,1-4; Lev 25,39-43; Dtn 15,12-15] waren aber wohl arg vernachlässigt. Sedekias geht mit gutem Beispiele voran, indes schwach, vergl. [Jer 38,5], hindert er nachher nicht die Verletzung dieser mit dem Volke geschlossenen Übereinkunft. Jeremia Jer 30 0 1 C. Treue Beobachtung der väterlichen Sitte seitens der Rechabiten. (V. 11) D. Heftiger Tadel der Treulosigkeit der Judäer. Jeremia Jer 30 35 1 Verbum, quod factum est ad Jeremiam a Domino in diebus Joakim filii Josiæ regis Juda, dicens: Wort, welches an Jeremias von dem Herrn in den Tagen Joakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda, erging, also lautend:¹ Jeremia Jer 30 35 1 1 Dass der Prophet nicht so die Zeitfolge beobachtet als die innere Ordnung, zeigt das nachfolgende Beispiel. Der Prophet fügt die Erzählung, deren Inhalt den Tagen König Joakims angehört, zur Zeit des Einfalls Nabuchodonosors in Palästina, also nicht vor der Schlacht bei Charkamis im vierten Jahre Joakims, deshalb hier ein, um den Bewohnern von Juda ein beschämendes Gegenbild vor Augen zu stellen. Jeremia Jer 30 35 10 Sed habitavimus in tabernaculis, et obedientes fuimus juxta omnia, quæ præcepit nobis Jonadab pater noster. sondern wir wohnen in Zelten und sind gehorsam in allem, was uns Jonadab, unser Vater, geboten hat.¹² Jeremia Jer 30 35 10 12 Von der Zeit des Königs Jehu an (847, nach anderen 883) haben sie bis zum Jahre 604 der Vorschrift der Voreltern treu Gehorsam geleistet. Jeremia Jer 30 35 11 Cum autem ascendisset Nabuchodonosor rex Babylonis ad terram nostram diximus: Venite, et ingrediamur Jerusalem a facie exercitus Chaldæorum, et a facie exercitus Syriæ: et mansimus in Jerusalem. Als aber Nabuchodonosor, der König von Babylon, heraufzog wider unser Land, sprachen wir: Kommet und lasset uns nach Jerusalem flüchten vor dem Heere der Chaldäer und vor dem Heere Syriens, und so wohnten wir in Jerusalem.¹³ Jeremia Jer 30 35 11 13 Nur durch die Notwendigkeit gezwungen, weilen sie jetzt in der Stadt. Jeremia Jer 30 35 12 Et factum est verbum Domini ad Jeremiam, dicens: Da erging des Herrn Wort an Jeremias, also: Jeremia Jer 30 35 13 Hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel: Vade, et dic viris Juda, et habitatoribus Jerusalem: Numquid non recipietis disciplinam ut obediatis verbis meis, dicit Dominus? So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels:¹⁴ Gehe hin und sprich zu den Männern von Juda und zu den Bewohnern von Jerusalem: Wollt ihr denn keine Weisung annehmen, dass ihr auf meine Worte hört? spricht der Herr. Jeremia Jer 30 35 13 14 Ein solcher Gott steht ihnen bei, einen solchen verachten sie und fordern seinen Zorn heraus! Jeremia Jer 30 35 14 Prævaluerunt sermones Jonadab filii Rechab, quos præcepit filiis suis ut non biberent vinum: et non biberunt usque ad diem hanc, quia obedierunt præcepto patris sui: ego autem locutus sum ad vos, de mane consurgens et loquens, et non obedistis mihi. Die Befehle Jonadabs, des Sohnes Rechabs, die er seinen Söhnen gegeben, keinen Wein zu trinken, werden aufrecht erhalten und jene haben bis auf diesen Tag keinen Wein getrunken, denn sie sind dem Gebote ihres Vaters gehorsam gewesen; ich aber habe zu euch geredet vom frühen Morgen an und zu euch gesprochen,¹⁵ aber ihr habt nicht auf mich gehört. Jeremia Jer 30 35 14 15 Jener Mann hat einmal gesprochen und seine Nachkommen sind ihm durch Jahrhunderte gehorsam, Gott spricht ohne Aufhören zu seinem Volke und mahnt sie unaufhörlich und befiehlt, aber das Volk lässt sich nicht zum Gehorsam bestimmen. Jeremia Jer 30 35 15 Misique ad vos omnes servos meos prophetas, consurgens diluculo, mittensque et dicens: Convertimini unusquisque a via sua pessima, et bona facite studia vestra: et nolite sequi deos alienos, neque colatis eos: et habitabitis in terra, quam dedi vobis et patribus vestris: et non inclinastis aurem vestram, neque audistis me. Ich sandte an euch alle meine Diener, die Propheten, vom Morgen an, euch zu sagen: Kehret doch um ein jeder von seinem bösen Wege und befleißiget euch guter Taten und wandelt nicht fremden Göttern nach und dienet diesen nicht, so werdet ihr in dem Lande wohnen, welches ich euch und euern Vätern gegeben habe; aber ihr neigtet euer Ohr nicht und hörtet nicht auf mich.¹⁶ [Jer 18,11; Jer 25,5] Jeremia Jer 30 35 15 16 Seine Vorschriften und Mahnungen unterstützte der Herr durch Verheißungen, doch umsonst. Jeremia Jer 30 35 16 Firmaverunt igitur filii Jonadab filii Rechab præceptum patris sui, quod præceperat eis: populus autem iste non obedivit mihi. Ja, die Kinder Jonadabs, des Sohnes Rechabs, hielten an dem Gebote ihres Vaters fest, das er ihnen gegeben; dieses Volk aber war mir nicht gehorsam. Jeremia Jer 30 35 17 Idcirco hæc dicit Dominus exercituum, Deus Israel: Ecce ego adducam super Juda, et super omnes habitatores Jerusalem universam afflictionem, quam locutus sum adversum illos, eo quod locutus sum ad illos, et non audierunt: vocavi illos, et non responderunt mihi. Darum spricht der Herr der Heerscharen, Israels Gott, also: Sehet, ich will über Juda und über alle Bewohner Jerusalems¹⁷ all das Unheil kommen lassen, welches ich wider sie geredet, deshalb weil ich zu ihnen redete, ohne dass sie mich hörten, ich ihnen zurief, ohne dass sie mir antworteten. Jeremia Jer 30 35 17 17 Die Bewohner Jerusalems werden besonders erwähnt, weil im Mittelpunkte des Gottesreiches und nahe dem Tempel des Herrn und in der Stadt, an die so viele Messianische Verheißungen geknüpft sind, auch die Untreue hässlicher erscheint. Jeremia Jer 30 35 18 Domui autem Rechabitarum dixit Jeremias: Hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel: Pro eo quod obedistis præcepto Jonadab patris vestri, et custodistis omnia mandata ejus, et fecistis universa, quæ præcepit vobis: Aber zum Hause der Rechabiten sprach Jeremias: So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Weil ihr dem Gebote Jonadabs, eures Vaters, gehorsam gewesen seid und alle seine Gebote gehalten und alles getan habt, was er euch geboten hat, Jeremia Jer 30 35 19 Propterea hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel: Non deficiet vir de stirpe Jonadab filii Rechab, stans in conspectu meo cunctis diebus. darum spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, also: Es soll dem Stamme Jonadabs, des Sohnes Rechabs, nicht ein Mann fehlen, der vor meinem Antlitze allezeit stehe.¹⁸ Jeremia Jer 30 35 19 18 Vor dem Angesichte jemandes stehen bedeutet entweder als Diener für jeden Wink bereit stehen oder vor Gott im Tempel ein frommes Leben führen, oder endlich wird das Wort für den Dienst der Priester und Leviten im Heiligtum gesetzt. Das letzte ist hier ausgeschlossen. Es wird den Rechabiten also verheißen, dass ihr Stamm stets (die Zeit wird nicht umgrenzt) bestehen und dessen Angehörige allezeit Gott ergeben und angenehm sein werden. Wie sich ihr Vater Jonadab unter Jehu gegen die Götzendiener ausgezeichnet, so werden die Nachkommen diesem Vorbilde treu sein. Jeremia Jer 30 35 2 Vade ad domum Rechabitarum: et loquere eis, et introduces eos in domum Domini in unam exedram thesaurorum, et dabis eis bibere vinum. Gehe hin zu dem Hause der Rechabiten² und rede mit ihnen und führe sie in das Haus des Herrn, in eine der Schatzkammern, und gib ihnen Wein zu trinken! Jeremia Jer 30 35 2 2 Die Rechabiten stammen von Jonadab, dem Sohne Rechab, der Jehu zur Seite stand, als dieser die Baals-Priester tötete. [2Kön 10,15-23] Sie gehörten zu den Kinitern [1Chr 2,55] und hatten ihre Sitze im Süden von Arad im Stamme Juda. Es ist wohl von einer Familie die Rede, nicht von dem ganzen Hause. Jeremia Jer 30 35 3 Et assumpsi Jezoniam filium Jeremiæ filii Habsaniæ, et fratres ejus, et omnes filios ejus, et universam domum Rechabitarum: Da holte ich Jezonias, den Sohn Jeremias, des Sohnes Habsanias und seine Brüder und alle seine Söhne und das ganze Haus der Rechabiten³ Jeremia Jer 30 35 3 3 Jeremias vollführt den Befehl Gottes so, dass die Menschen aufmerksam werden. Jeremia Jer 30 35 4 Et introduxi eos in domum Domini ad gazophylacium filiorum Hanan, filii Jegedeliæ hominis Dei, quod erat juxta gazophylacium principum, super thesaurum Maasiæ filii Sellum, qui erat custos vestibuli. und führte sie in das Haus des Herrn in die Schatzkammer⁴ der Söhne Hanans, des Sohnes Jegedelias, des Mannes Gottes,⁵ welche neben der Fürstenkammer ist, oberhalb der Kammer Maasias, des Sohnes Sellums, des Türhüters.⁶ Jeremia Jer 30 35 4 4 Oder: Kammer, Gemach. Jeremia Jer 30 35 4 5 Ehrenvolle Bezeichnung für Prophet. Die Söhne sind wohl seine Jünger, die er als Prophet erzog und in Gottes Furcht unterwies. Das Gemach war also etwa der Ort ihrer Zusammenkünfte. Jeremia Jer 30 35 4 6 Diese Beschreibung war für die Zeitgenossen Jeremias klar, für uns bietet sie keine deutlichere Erklärung. Jeremia Jer 30 35 5 Et posui coram filiis domus Rechabitarum scyphos plenos vino, et calices: et dixi ad eos: Bibite vinum. Dort setzte ich den Söhnen des Hauses der Rechabiten weingefüllte Becher und Kelche⁷ vor und sprach zu ihnen: Trinket Wein!⁸ Jeremia Jer 30 35 5 7 Kleinere Kelche. Jeremia Jer 30 35 5 8 Die Prüfung war eine schwere. Ein Prophet ist es, der Wein vorsetzt, alles vorbereitet, ausdrücklich befiehlt, befiehlt an heiliger Stätte nahe bei dem Hause des Herrn. Sollte er eine Gott nicht genehme Sache befehlen können? Diese war zudem leicht, angenehm und den übrigen Menschen erwünscht. Jeremia Jer 30 35 6 Qui responderunt: Non bibemus vinum: quia Jonadab filius Rechab, pater noster, præcepit nobis, dicens: Non bibetis vinum vos, et filii vestri usque in sempiternum: Sie aber antworteten: Wir trinken keinen Wein; denn Jonadab, der Sohn Rechabs, unser Vater,⁹ hat uns geboten und gesagt: Nimmermehr sollt ihr Wein trinken noch eure Söhne Jeremia Jer 30 35 6 9 Vergl. [2Kön 10,15.23]. Jeremia Jer 30 35 7 Et domum non ædificabitis, et sementem non seretis, et vineas non plantabitis, nec habebitis: sed in tabernaculis habitabitis cunctis diebus vestris, ut vivatis diebus multis super faciem terræ, in qua vos peregrinamini. und sollt kein Haus bauen, keine Saat ansäen und keinen Weinberg pflanzen, noch besitzen; sondern sollt euer ganzes Leben lang in Zelten wohnen, auf dass ihr lange lebet in dem Lande, in dem ihr als Fremdlinge weilt.¹⁰ Jeremia Jer 30 35 7 10 Sie sollen die Sitte ihrer Vorfahren, der Kiniter, treu bewahren, fern von aller Verweichlichung, Unterwerfung und Sittenverderbnis. Jeremia Jer 30 35 8 Obedivimus ergo voci Jonadab filii Rechab, patris nostri, in omnibus, quæ præcepit nobis, ita ut non biberemus vinum cunctis diebus nostris nos, et mulieres nostræ, filii, et filiæ nostræ: Wir haben also dem Befehle Jonadabs, des Sohnes Rechabs, unsers Vaters, in allem Gehorsam geleistet, was er uns geboten hat, so dass wir unser ganzes Leben hindurch keinen Wein trinken, weder wir noch unsere Frauen noch unsere Söhne noch unsere Töchter,¹¹ Jeremia Jer 30 35 8 11 Welch beschämendes Beispiel für gewisse Katholiken, denen Fasten und Abstinenz, von höherer Autorität geboten, allzu lästig erscheint! Jeremia Jer 30 35 9 Et non ædificaremus domos ad habitandum: et vineam, et agrum, et sementem non habuimus: auch keine Häuser bauen, um in diesen zu wohnen; auch Weinberge, Äcker und Samen haben wir nicht, Jeremia Jer 30 0 1 2. Zweite Erzählung. (Kap. 36) A. Die aufgezeichneten Prophezeiungen werden Volk und Fürsten vorgelesen. (V. 19) B. Dieselben werden dem Könige vorgelesen. Jeremia Jer 30 36 1 Et factum est in anno quarto Joakim filii Josiæ regis Juda: factum est verbum hoc ad Jeremiam a Domino, dicens: Und es begab sich im vierten Jahre Joakims,¹ des Sohnes Josias, des Königs von Juda, dass dieses Wort an Jeremias von dem Herrn erging: Jeremia Jer 30 36 1 1 Schon [Jer 25,1.3ff] hat Jeremias im vierten Jahre Joakims erwähnt, wie er durch 23 Jahre seine Mahnungen an das Volk gerichtet. Hier berichtet er uns einen um die gleiche Zeit gemachten anderen Versuch, die Hartnäckigkeit des Volkes zu brechen. Jeremia Jer 30 36 10 Legitque Baruch ex volumine sermones Jeremiæ in domo Domini in gazophylacio Gamariæ filii Saphan scribæ, in vestibulo superiori, in introitu portæ novæ domus Domini audiente omni populo. Da las Baruch aus der Rolle die Worte Jeremias' im Hause des Herrn, in der Kammer Gamarias',¹⁴ des Sohnes Saphans, des Schreibers, im oberen Hofe am Eingange des neuen Tores des Hauses des Herrn, dass alles Volk es hörte.¹⁵ Jeremia Jer 30 36 10 14 Gamarias der königliche Kanzler, der die königlichen Botschaften und Befehle herausgab und Ratgeber des Königs war. Er scheint als Bruder des Achikam [Jer 26,24] bezeichnet zu werden. Jeremia Jer 30 36 10 15 Von dem oberen Hofe, dem Hofe der Priester aus, von dem man in den äußeren Vorhof, den Vorhof des Volkes, schaute, las Baruch. Wie Joakim gesinnt war, ist aus [Jer 26,20ff] zu ersehen. Nach der Niederlage dachte er daran, heimlich von den Chaldäern abzufallen: da nun die Prophezeiungen vielmehr die Unterwerfung unter dieselben forderten, war es gefährlich, dieselben vorauszulesen. Jeremia Jer 30 36 11 Cumque audisset Michæas filius Gamariæ filii Saphan omnes sermones Domini ex libro: Als nun Michäas, der Sohn Gamarias', des Sohnes Saphans, alle Worte des Herrn aus dem Buche gehört hatte, Jeremia Jer 30 36 12 Descendit in domum regis ad gazophylacium scribæ: et ecce ibi omnes principes sedebant: Elisama scriba, et Dalaias filius Semeiæ, et Elnathan filius Achobor, et Gamarias filius Saphan, et Sedecias filius Hananiæ, et universi principes. ging er hinab in das Haus des Königs zu der Halle des Schreibers und siehe, dort saßen gerade alle Fürsten: Elisama, der Kanzler, und Dalajas, der Sohn Semejas, und Elnathan,¹⁶ der Sohn Achobors, und Gamarias, der Sohn Saphans, und Sedekias, der Sohn Hananias, und sämtliche Fürsten. Jeremia Jer 30 36 12 16 Elnathan ist [Jer 26,22] als treuer Helfer des gottlosen Königs bezeichnet. Jeremia Jer 30 36 13 Et nuntiavit eis Michæas omnia verba, quæ audivit legente Baruch ex volumine in auribus populi. Und Michäas berichtete ihnen alle Worte,¹⁷ die er gehört hatte, als Baruch aus der Rolle vor den Ohren des Volkes vorlas. Jeremia Jer 30 36 13 17 Was [Jer 20,1ff] und [Jer 26,8ff] erzählt wird, zeigt, wie wenig ihnen die Weissagungen gefielen. Ob Michäas durch das Hinterbringen von sich und seinem Vater allen Verdacht des Königs abwenden will? Jeremia Jer 30 36 14 Miserunt itaque omnes principes ad Baruch, Judi filium Nathaniæ filii Selemiæ, filii Chusi, dicentes: Volumen, ex quo legisti audiente populo, sume in manu tua, et veni. Tulit ergo Baruch filius Neriæ volumen in manu sua, et venit ad eos. Da sandten alle Fürsten den Judi,¹⁸ den Sohn Nathanias, des Sohnes Selemias, des Sohnes Chusis, zu Baruch und ließen sagen: Nimm die Rolle, aus welcher du vor dem Volke gelesen hast, mit dir und komm! Da nahm Baruch, der Sohn Nerias', die Rolle mit sich und kam zu ihnen.¹⁹ Jeremia Jer 30 36 14 18 Judi, ein untergeordneter Beamter, hat wohl seinen Namen daher, dass er als erstes Glied seiner Familie legalisierter Judäer wurde, nach [Dtn 23,9], da sein Großvater Kuschite gewesen war. Jeremia Jer 30 36 14 19 Da die Fürsten [Jer 26,16] sich dem Propheten günstig gezeigt, folgt Baruch der Aufforderung, wenngleich Jeremias die Vorlesung nur für den Tempel angeordnet hatte. Ihre Gesinnung zeigt V. 19. Jeremia Jer 30 36 15 Et dixerunt ad eum: Sede, et lege hæc in auribus nostris. Et legit Baruch in auribus eorum. Sie sprachen zu ihm: Setze dich nieder und lies sie vor unseren Ohren vor. Und Baruch las sie vor ihren Ohren vor. Jeremia Jer 30 36 16 Igitur cum audissent omnia verba, obstupuerunt unusquisque ad proximum suum, et dixerunt ad Baruch: Nuntiare debemus regi omnes sermones istos. Als sie nun alle die Worte hörten, sahen sie sich untereinander erschrocken an und sprachen zu Baruch: Wir müssen alle diese Worte dem Könige berichten.²⁰ Jeremia Jer 30 36 16 20 Es kann ihm ja doch nicht lange verborgen bleiben. Sie fürchten seinen Zorn. Jeremia Jer 30 36 17 Et interrogaverunt eum, dicentes: Indica nobis quomodo scripsisti omnes sermones istos ex ore ejus. Und sie fragten ihn weiter und sagten: Sage uns, wie hast du alle diese Reden nach seinem Ausspruche²¹ niedergeschrieben? Jeremia Jer 30 36 17 21 Dieser Zusatz fehlt im Griechischen, und mit Recht, denn wenn sie dies schon wussten, brauchten sie nicht erst zu fragen. Oder man muss erklären: Wie hast du diese Reden, welche aus dem Munde des Propheten hervorgingen, niedergeschrieben, ohne Wissen und Willen Jeremias oder auf seine Anweisung? Jeremia Jer 30 36 18 Dixit autem eis Baruch: Ex ore suo loquebatur quasi legens ad me omnes sermones istos: et ego scribebam in volumine atramento. Baruch antwortete ihnen: Er sprach, als ob er läse,²² so redete er alle diese Worte zu mir, und ich schrieb sie mit Tinte in die Rolle. Jeremia Jer 30 36 18 22 Also diktierte er wirklich nach Aufzeichnungen. Jeremia Jer 30 36 19 Et dixerunt principes ad Baruch: Vade, et abscondere tu et Jeremias, et nemo sciat ubi sitis. Da beschieden die Fürsten Baruch: Geh und verbirg dich mit Jeremias, dass niemand wisse, wo ihr seid.²³ Jeremia Jer 30 36 19 23 Sie fürchten den Zorn des Königs gegen beide, vergl. [Jer 26,21], und wollen ihm die Gelegenheit zu neuen Freveln entziehen. Indes wagen sie auch nicht ihre eigenen Ansichten dem Könige frei zu eröffnen. Jeremia Jer 30 36 2 Tolle volumen libri, et scribes in eo omnia verba, quæ locutus sum tibi adversum Israel et Judam, et adversum omnes gentes: a die, qua locutus sum ad te ex diebus Josiæ usque ad diem hanc: Nimm eine Buchrolle² und schreib alle Worte in dieselbe, die ich zu dir wider Israel und Juda³ und wider alle Völker⁴ gesprochen habe von dem Tage an, da ich zu dir geredet habe, von den Tagen Josias⁵ an bis auf diesen Tag. Jeremia Jer 30 36 2 2 Eine Rolle aus Pergamentblättern. Jeremia Jer 30 36 2 3 Septuag besser: Gegen Jerusalem und Juda. Beide werden häufig in den Weissagungen vereinigt, doch keine der Prophezeiungen ist gegen Israel gerichtet. Von allem, was Jeremias durch zweiundzwanzig Jahre gesprochen, soll er die Hauptsache in das Buch schreiben. Jeremia Jer 30 36 2 4 Auch die jetzt an das Ende des Buches gesetzten Weissagungen gegen die Heiden. Jeremia Jer 30 36 2 5 Vom dreizehnten Jahre Josias an. Jeremia Jer 30 36 20 Et ingressi sunt ad regem in atrium: porro volumen commendaverunt in gazophylacio Elisamæ scribæ: et nuntiaverunt audiente rege omnes sermones. Sie aber gingen zum Könige in den Hof,²⁴ die Rolle indes verwahrten sie in der Kammer Elisamas, des Kanzlers, und meldeten dem Könige persönlich alle diese Dinge.²⁵ Jeremia Jer 30 36 20 24 In den inneren Hof des Königspalastes. Jeremia Jer 30 36 20 25 Sie fürchten sich, ihn die Gewalt der Prophezeiungen kennen lernen zu lassen, und hoffen, er werde der Sache nicht viel Gewicht beilegen. Aber dem Könige genügt der bloße Bericht nicht. Jeremia Jer 30 36 21 Misitque rex Judi ut sumeret volumen: qui tollens illud de gazophylacio Elisamæ scribæ, legit audiente rege, et universis principibus, qui stabant circa regem. Da sandte der König den Judi, die Rolle zu holen. Derselbe holte sie aus der Halle Elisamas, des Kanzlers, und las sie vor dem Könige und allen Fürsten, welche den König umstanden. Jeremia Jer 30 36 22 Rex autem sedebat in domo hiemali in mense nono: et posita erat arula coram eo plena prunis. Der König aber saß im Winterhaus im neunten Monat;²⁶ und vor ihm stand ein Becken voll glühender Kohlen. Jeremia Jer 30 36 22 26 Dem Dezember, in dem kalter Regen, ja selbst Schnee in Palästina fällt. Jeremia Jer 30 36 23 Cumque legisset Judi tres pagellas vel quatuor, scidit illud scalpello scribæ, et projecit in ignem, qui erat super arulam donec consumeretur omne volumen igni, qui erat in arula. Als nun Judi drei oder vier Blätter²⁷ gelesen hatte, schnitt er²⁸ sie mit dem Schreibmesser ab und warf sie in das Feuer, das auf dem Herde war, bis die Rolle im Feuer, das auf dem Herde war, vernichtet war.²⁹ Jeremia Jer 30 36 23 27 Eigentlich: Türflügel, viereckige Felder, in welche die Rolle abgeteilt war. Ein solches Feld nahm die ganze Höhe der Rolle ein, so dass es mit einem Schnitte von derselben getrennt werden konnte. Ebenso ließen sich drei oder vier Felder zusammen wegschneiden. Jeremia Jer 30 36 23 28 Der König oder auf sein Geheiß Judi. Jeremia Jer 30 36 23 29 Das Stillschweigen des Königs ist ein Zeichen seiner Verachtung. Anders hatte der Vater Joakims, Josias, gehandelt. [2Kön 22,11] Jeremia Jer 30 36 24 Et non timuerunt, neque sciderunt vestimenta sua rex, et omnes servi ejus, qui audierunt universos sermones istos. Doch gerieten sie nicht in Furcht und zerrissen ihre Kleider nicht,³⁰ weder der König noch alle seine Diener, welche alle diese Reden hörten. Jeremia Jer 30 36 24 30 Zum Zeichen des Schreckens und der Trauer. (Wie selbst Achab einst tat [1Kön 21,27].) Jeremia Jer 30 36 25 Verumtamen Elnathan, et Dalaias, et Gamarias contradixerunt regi ne combureret librum: et non audivit eos. Und auch als Elnathan, Dalajas und Gamarias bei dem König Einsprache taten,³¹ er möge das Buch nicht verbrennen, hörte er nicht auf sie. Jeremia Jer 30 36 25 31 Hebr.: baten. Jeremia Jer 30 36 26 Et præcepit rex Jeremiel filio Amelech, et Saraiæ filio Ezriel, et Selemiæ filio Abdeel ut comprehenderent Baruch scribam, et Jeremiam prophetam: abscondit autem eos Dominus. Vielmehr³² befahl der König Jeremiel, dem Sohne Amelechs,³³ und Saraja, dem Sohne Ezriels, und Selemia, dem Sohne Abdeels, Baruch, den Schreiber, und Jeremias, den Propheten, zu ergreifen, aber der Herr hielt sie verborgen.³⁴ Jeremia Jer 30 36 26 32 Nicht zufrieden damit, so gegen Gottes Wort gefrevelt und Gott beleidigt zu haben, versucht der König auch seine gottesschänderische Hand in die Boten Gottes zu legen. Jeremia Jer 30 36 26 33 Hebr.: Jerachmel, dem Königssohne, d.i. aus königlichem Geschlechte. Jeremia Jer 30 36 26 34 Schützte sie, dass ihr Aufenthaltsort nicht entdeckt ward und niemand sie verriet. Jeremia Jer 30 36 27 Et factum est verbum Domini ad Jeremiam prophetam, postquam combusserat rex volumen et sermones, quos scripserat Baruch ex ore Jeremiæ, dicens: Da erging das Wort des Herrn an den Propheten Jeremias, nachdem der König die Rolle verbrannt hatte mit den Aussprüchen, welche Baruch aus dem Munde Jeremias geschrieben, also: Jeremia Jer 30 36 28 Rursum tolle volumen aliud: et scribe in eo omnes sermones priores, qui erant in primo volumine, quod combussit Joakim rex Juda. Nimm nochmals eine andere Rolle und schreibe in dieselbe alle früheren Aussprüche, welche in der ersten Rolle standen, die Joakim, der König von Juda, verbrannt hat. Jeremia Jer 30 36 29 Et ad Joakim regem Juda, dices: Hæc dicit Dominus: Tu combussisti volumen illud, dicens: Quare scripsisti in eo annuntians: Festinus veniet rex Babylonis, et vastabit terram hanc, et cessare faciet ex illa hominem, et jumentum? Und über Joakim, den König von Juda, sollst du also sprechen: So spricht der Herr: Du hast jene Rolle verbrannt, indem du sagtest: Warum hast du in dieselbe die Botschaft geschrieben: Eilends³⁵ wird der König von Babylon kommen und dies Land verwüsten und aus ihm Menschen und Vieh vertilgen?³⁶ Jeremia Jer 30 36 29 35 Hebr.: Gewisslich. Jeremia Jer 30 36 29 36 Die allgemein gehaltene Verkündigung deutet nicht darauf hin, dass sie sich auf die erste Besetzung der Stadt [2Kön 24,1; Dan 1,1] bezieht. Zwar hat Joakim solche Worte nicht offen ausgesprochen, doch pflegen die Propheten, wenn sie Sünde und Strafe verkünden, auch die Gedanken und Gesinnung der Frevler zu rügen. Jeremia Jer 30 36 3 Si forte audiente domo Juda universa mala, quæ ego cogito facere eis, revertatur unusquisque a via sua pessima: et propitius ero iniquitati, et peccato eorum. Vielleicht⁶ dass, wenn das Haus Juda all das Unheil hört, welches ich ihnen zu tun gedenke, sich ein jeder von ihnen bekehrt von seinem bösen Wege, dass ich alsdann ihre Missetat und Sünde verzeihen möge. Jeremia Jer 30 36 3 6 Gott wünscht diesen Erfolg, doch kann die menschliche Willensfreiheit denselben vereiteln. Die Redeweise betont, dass trotz des Vorauswissens Gottes der Wille frei bleibt, und weist darauf hin, dass jenen die Hilfe Gottes zur Umkehr nicht fehlte. Jeremia Jer 30 36 30 Propterea hæc dicit Dominus contra Joakim regem Juda: Non erit ex eo qui sedeat super solium David: et cadaver ejus projicietur ad æstum per diem, et ad gelu per noctem. Darum spricht der Herr wider Joakim, den König von Juda, also: Nicht soll ein Nachkomme von ihm auf dem Throne Davids sitzen³⁷ und sein Leichnam soll der Hitze preisgegeben liegen bei Tage und der Kälte bei Nacht. Jeremia Jer 30 36 30 37 Die früheren Drohungen [Jer 22,18.19] werden wiederholt und gemehrt. Wohl bestieg nach ihm Joachin den Thron [2Kön 24,6], aber er ward nach drei Monaten bereits gefangen weggeführt, während dieser kurzen Zeit nicht ein König auf dem Throne Davids, ein Herrscher voll Glanz und Würde von Gott gesetzt, sondern eine Beute der Furcht und des Schreckens vor den Chaldäern. Jeremia Jer 30 36 31 Et visitabo contra eum, et contra semen ejus, et contra servos ejus iniquitates suas, et adducam super eos et super habitatores Jerusalem, et super viros Juda omne malum, quod locutus sum ad eos, et non audierunt. Und ich will an ihm und seiner Nachkommenschaft und seinen Dienern ihre Frevel ahnden und will über sie und über die Bewohner Jerusalems und über die Männer von Juda all das Unheil kommen lassen, welches ich ihnen angedroht habe, ohne dass sie darauf hörten. Jeremia Jer 30 36 32 Jeremias autem tulit volumen aliud, et dedit illud Baruch filio Neriæ scribæ: qui scripsit in eo ex ore Jeremiæ omnes sermones libri, quem combusserat Joakim rex Juda igni: et insuper additi sunt sermones multo plures, quam antea fuerant. Jeremias aber nahm eine andere Rolle und gab sie Baruch, dem Sohne Nerias', dem Schreiber. Dieser schrieb in dieselbe nach dem Ausspruche Jeremias alle Worte des Buches, welches Joakim, der König von Juda, im Feuer verbrannt hatte, und noch viel mehr Worte als zuvor gewesen, wurden hinzugefügt.³⁸ Jeremia Jer 30 36 32 38 Hebr.: Und es wurden noch viele Worte gleicher Art hinzugetan. Vergeblich hat der König versucht, Gottes Aussprüche zu vernichten, der sie eingegeben, trug auch für ihre Erhaltung Sorge, während der König sich nur schwerere Strafen zuzog. Jeremia Jer 30 36 4 Vocavit ergo Jeremias Baruch filium Neriæ: et scripsit Baruch ex ore Jeremiæ omnes sermones Domini, quos locutus est ad eum in volumine libri: Sofort rief Jeremias Baruch, den Sohn des Nerias,⁷ und Baruch schrieb nach dem Ausspruche Jeremias alle Worte des Herrn, die er zu ihm geredet hatte, in eine Buchrolle auf.⁸ Jeremia Jer 30 36 4 7 Siehe [Jer 32,12]. Jeremia Jer 30 36 4 8 Jeremias diktierte, jedenfalls nach Aufzeichnungen, die er sich selbst durch die Reihe der Jahre gemacht. Der gegen den Schaden des Lügengriffels aufgetreten [Jer 8,8], wird diesem sicher die gute Schrift entgegengesetzt haben. Jeremia Jer 30 36 5 Et præcepit Jeremias Baruch, dicens: Ego clausus sum, nec valeo ingredi domum Domini. Alsdann gebot Jeremias dem Baruch also: Ich bin gefangen⁹ und kann nicht in das Haus des Herrn gehen, Jeremia Jer 30 36 5 9 Hebr.: Zurückgehalten. Wodurch? erklärt er nicht. Jeremia Jer 30 36 6 Ingredere ergo tu, et lege de volumine, in quo scripsisti ex ore meo verba Domini audiente populo in domo Domini in die jejunii: insuper et audiente universo Juda, qui veniunt de civitatibus suis, leges eis: so gehe du also hin und lies aus der Rolle, in welche du die Worte des Herrn aus meinem Munde geschrieben hast, vor den Ohren des Volkes im Hause des Herrn¹⁰ am Fasttage¹¹ und auch vor den Ohren aller von Juda, die aus ihren Städten kommen, und lies ihnen vor; Jeremia Jer 30 36 6 10 Wo er so oft das Volk ermahnt hat, ebenda sollen auch seine Weissagungen vorgelesen werden. Jeremia Jer 30 36 6 11 Fasten war am zehnten Tage des siebten Monats vorgeschrieben [Lev 23,27ff], an dem die gesamte Volksmenge in den Tempel kam. Indes konnte auch etwa ein Fasten vorgeschrieben sein wegen der bevorstehenden Gefahr. Jeremia Jer 30 36 7 Si forte cadat oratio eorum in conspectu Domini, et revertatur unusquisque a via sua pessima: quoniam magnus furor et indignatio est, quam locutus est Dominus adversus populum hunc. vielleicht fallen sie mit Flehen vor dem Herrn nieder und kehren um, ein jeder von seinem bösen Wege; denn gewaltig ist der Grimm und der Unwille, mit dem der Herr dieses Volk bedroht hat. Jeremia Jer 30 36 8 Et fecit Baruch filius Neriæ juxta omnia, quæ præceperat ei Jeremias propheta, legens ex volumine sermones Domini in domo Domini. Da tat Baruch, der Sohn Nerias', alles, was ihm der Prophet Jeremias geboten hatte, und las im Hause des Herrn die Worte des Herrn aus der Rolle vor.¹² Jeremia Jer 30 36 8 12 Nach der Schlacht bei Charkamis nahm Nabuchodonosor Land und Stadt ein, so dass das, was [2Kön 24,1] und [Dan 1,1ff; 2Chr 36,6] erzählt wird, in diese Zeit und in das vierte Jahr Joakims fällt. Es ist nicht die in V. 9 erwähnte Lesung. Wie V. 3 und 7 zeigen, musste die Lesung eine an allen Festen wiederholte sein. Jeremia Jer 30 36 9 Factum est autem in anno quinto Joakim filii Josiæ regis Juda, in mense nono: prædicaverunt jejunium in conspectu Domini omni populo in Jerusalem, et universæ multitudini, quæ confluxerat de civitatibus Juda in Jerusalem. Und es begab sich im fünften Jahre Joakims, des Sohnes Josias', des Königs von Juda, im neunten Monate, dass man ein Fasten¹³ vor dem Herrn ausrief für das ganze Volk zu Jerusalem und für die gesamte Menge, welche aus den Städten Judas nach Jerusalem zusammengekommen war. Jeremia Jer 30 36 9 13 Das Fasten ist wohl zum Andenken an die Niederlage der Juden eingeführt, um die Erinnerung an die Schmach zu erhalten und das Gefühl der Rache zu wecken. Hebr.: Im neunten Monat riefen sie ein Fasten aus vor Jahve, das ganze Volk zu Jerusalem und alles Volk, das aus den Städten Judas nach Jerusalem gekommen war. Jeremia Jer 30 0 1 3. Dritter Bericht. (Kap. 37. 38) A. Antwort an die Abgesandten Sedekias. (V. 9) B. Jeremias wird ins Gefängnis geworfen. Jeremia Jer 30 37 1 Et regnavit rex Sedecias filius Josiæ pro Jechonia filio Joakim: quem constituit regem Nabuchodonosor rex Babylonis in terra Juda: Und Sedekias, der Sohn Josias, ward König¹ an Jechonias, des Sohnes Joakims, Statt, welchen Nabuchodonosor, der König von Babylon, zum Könige im Lande Juda eingesetzt hatte. [2Kön 24,17; Jer 52,1; 2Chr 36,15] Jeremia Jer 30 37 1 1 Siehe [2Kön 24,17]. Schon die Redeweise zeigt, dass es wahr ist, was er bereits im vierten Jahre Joakims verkündet, dass man dem Könige von Babylon dienstbar sein muss [Jer 25,9-11]. Der König von Babylon beraubt nach Belieben den einen König des Thrones und setzt einen anderen ein, indem er dessen Namen zum Zeichen seiner Unterwerfung ändert. Und dies geschieht im Lande Juda, in dem theokratischen Reiche! Jeremia Jer 30 37 10 Ergo cum recessisset exercitus Chaldæorum ab Jerusalem propter exercitum Pharaonis, Als nun das Heer der Chaldäer wegen des Heeres Pharaos von Jerusalem weggezogen war,¹⁰ Jeremia Jer 30 37 10 10 Das Heer der Chaldäer vertrieb indes die Ägypter in einer Schlacht völlig aus dem Lande. Jeremia Jer 30 37 11 Egressus est Jeremias de Jerusalem ut iret in terram Benjamin, et divideret ibi possessionem in conspectu civium. ging Jeremias aus Jerusalem hinaus, um sich in das Land Benjamin zu begeben und sein Eigentum vor den Bürgern¹¹ teilen zu lassen.¹² Jeremia Jer 30 37 11 11 Hebr.: Inmitten des Volkes. Jeremia Jer 30 37 11 12 Septuag.: Um dort zu kaufen. Wohl Lebensmittel (Theodos.), mit denen er dann in die Stadt zurückkehren wollte, die Frauen zu trösten, die Bösen zur Umkehr zu mahnen. Jeremia Jer 30 37 12 Cumque pervenisset ad portam Benjamin, erat ibi custos portæ per vices, nomine Jerias, filius Selemiæ filii Hananiæ, et apprehendit Jeremiam prophetam, dicens: Ad Chaldæos profugis. Als er aber zum Benjamin-Tore¹³ kam, hatte gerade die Wache am Tore einen Mann namens Jerias¹⁴ getroffen, den Sohn Selemias', des Sohnes Hananias'.¹⁵ Dieser ergriff den Propheten Jeremias, indem er sprach: Du willst zu den Chaldäern übergehen!¹⁶ Jeremia Jer 30 37 12 13 Im Norden der Stadt. Jeremia Jer 30 37 12 14 Dieser war Befehlshaber der Wache. (Hebr.) Jeremia Jer 30 37 12 15 Dieser Name kommt häufig vor. Jeremia Jer 30 37 12 16 Diese Anschuldigung entbehrte nicht allen Scheines, hatte doch Jeremias vor kurzem verkündet, nur die würden ihr Leben bewahren, welche zu den Chaldäern übergingen. [Jer 21,8-9] Jeremia Jer 30 37 13 Et respondit Jeremias: Falsum est, non fugio ad Chaldæos. Et non audivit eum: sed comprehendit Jerias Jeremiam, et adduxit eum ad principes. Jeremias antwortete: Das ist nicht wahr, ich will nicht zu den Chaldäern übergehen. Doch Jerias hörte nicht auf ihn, sondern ergriff Jeremias und brachte ihn vor die Fürsten.¹⁷ Jeremia Jer 30 37 13 17 Diese waren dem Bündnisse mit Ägypten günstig, deshalb musste die Anklage von ihnen günstig aufgenommen werden. Zur Zeit Joakims waren die Fürsten Jeremias freundlich gesinnt [Jer 26,16; Jer 36,19.25] aber diese waren mit Joachin in die Gefangenschaft weggeführt. [2Kön 24,14] Jeremia Jer 30 37 14 Quam ob rem irati principes contra Jeremiam, cæsum eum miserunt in carcerem, qui erat in domo Jonathan scribæ: ipse enim præpositus erat super carcerem. Da gerieten die Fürsten in Zorn über Jeremias und schlugen ihn und warfen ihn in das Gefängnis, das im Hause Jonathans, des Kanzlers, war; denn dieser war über den Kerker gesetzt.¹⁸ Jeremia Jer 30 37 14 18 Hebr.: Denn dieses (das Haus) hatten sie zum Gefängnis gemacht. Es hatte unterirdische Gewölbe. Jeremia Jer 30 37 15 Itaque ingressus est Jeremias in domum laci et in ergastulum, et sedit ibi Jeremias diebus multis. Also kam Jeremias in den Grubenkerker und dort blieb Jeremias lange Zeit. Jeremia Jer 30 37 16 Mittens autem Sedecias rex tulit eum: et interrogavit eum in domo sua abscondite, et dixit: Putasne est sermo a Domino? Et dixit Jeremias: Est. Et ait: In manus regis Babylonis traderis. Da sandte der König Sedekias hin und ließ ihn holen¹⁹ und fragte ihn in seinem Hause insgeheim also: Ist wohl ein Ausspruch²⁰ vom Herrn da? Jeremias antwortete: Ja! und fuhr fort: In die Hand des Königs von Babylon wirst du überliefert werden. Jeremia Jer 30 37 16 19 Der König hatte die Gefangennahme gestattet oder wenigstens nicht verhindert, doch reute es ihn wohl nachmals. Jeremia Jer 30 37 16 20 Nämlich ein neuer Ausspruch. Der König fürchtet sich vor den Fürsten, den Feinden Jeremias. Vergl. [Jer 38,35]. Ein schwacher Charakter hofft der König einerseits, Gott werde sich erbarmen, fürchtet ihn aber dennoch nicht genug, um Buße zu tun und zu gehorchen. Jeremia Jer 30 37 17 Et dixit Jeremias ad regem Sedeciam: Quid peccavi tibi in servis tuis, et populo tuo, quia misisti me in domum carceris? Und weiter sprach Jeremias zum Könige Sedekias: Was habe ich gegen dich und deine Diener und dein Volk gefehlt, dass du²¹ mich in das Kerkerhaus gesetzt hast? Jeremia Jer 30 37 17 21 Hebr.: ihr. Jeremia Jer 30 37 18 Ubi sunt prophetæ vestri, qui prophetabant vobis, et dicebant: Non veniet rex Babylonis super vos, et super terram hanc? Wo sind eure Propheten, welche euch geweissagt und gesprochen haben: Der König von Babylon wird nicht über euch und über dies Land kommen?²² Jeremia Jer 30 37 18 22 Da in V. 20 bereits eine Teuerung angedeutet wird, fanden diese Ereignisse statt, als Jerusalem von neuem von den Chaldäern eingeschlossen war, nachdem also schon in Erfüllung gegangen war, was der Prophet vorausgesagt, die Chaldäer würden wiederkommen, während die Ägypter in ihr Land abzögen. Der König weiß nichts zu antworten, schon reden die Tatsachen. Jeremia Jer 30 37 19 Nunc ergo audi obsecro domine mi rex: Valeat deprecatio mea in conspectu tuo: et ne me remittas in domum Jonathan scribæ, ne moriar ibi. Und nun höre doch, mein Herr und König! Lass mein Flehen nicht vor dir vergeblich sein und schicke mich nicht zurück in das Haus Jonathans, des Kanzlers, dass ich nicht daselbst sterbe!²³ Jeremia Jer 30 37 19 23 Wie furchtbar muss dieser Kerker gewesen sein! Wie schwach muss der König gewesen sein, da Jeremias inständig bitten muss, er wolle das ihm zugefügte Unrecht wenigstens mildern: Es falle doch (vermöge etwas) mein Flehen vor dein Angesicht. Jeremia Jer 30 37 2 Et non obedivit ipse, et servi ejus, et populus terræ verbis Domini, quæ locutus est in manu Jeremiæ prophetæ. Aber weder er noch seine Diener noch das Volk im Lande hörten auf die Worte des Herrn, welche er durch den Propheten Jeremias redete.² Jeremia Jer 30 37 2 2 Dieser Ungehorsam zeigt sich besonders darin, dass sie sich dem Joche der Chaldäer nicht unterwerfen wollen. Jeremia Jer 30 37 20 Præcepit ergo rex Sedecias ut traderetur Jeremias in vestibulo carceris: et daretur ei torta panis quotidie, excepto pulmento, donec consumerentur omnes panes de civitate: et mansit Jeremias in vestibulo carceris. Da gebot der König Sedekias, Jeremias in den Hof des Gefängnisses²⁴ zu bringen und ihm täglich einen Laib²⁵ Brot zu geben nebst Gemüse,²⁶ bis alles Brot in der Stadt aufgezehrt wäre.²⁷ Und Jeremias blieb im Hofe des Gefängnisses.²⁸ Jeremia Jer 30 37 20 24 Hebr.: Zu dem Wachthofe. [Jer 32,2] In diese Zeit nun fällt also der symbolische Kauf des Ackers. Wie wahr der Prophet V. 17 gesprochen, zeigte der Vergleich mit [Jer 32,3-5]. Jeremia Jer 30 37 20 25 Nach dem Hebr. eine Scheibe. Jeremia Jer 30 37 20 26 Hebr.: Aus der Bäckergasse. Jeremia Jer 30 37 20 27 Siehe [Jer 38,9; Jer 52,6]. Jeremia Jer 30 37 20 28 Ohne bittere Worte gegen seine Verfolger erzählt Jeremias nur die Tatsachen. Weil er den Menschen nicht geschmeichelt und treu Gottes Aufträge verkündet, musste er vieles leiden, ein Beispiel für das Wort des heiligen Stephanus: Welchen Propheten haben sie nicht verfolgt? [Apg 7,52] Jeremia Jer 30 37 3 Et misit rex Sedecias Juchal filium Selemiæ, et Sophoniam filium Maasiæ sacerdotem ad Jeremiam prophetam, dicens: Ora pro nobis Dominum Deum nostrum. Da³ sandte der König Sedekias Juchal, den Sohn Selemias', und Sophonias, den Sohn Maasias', den Priester, zu Jeremias, dem Propheten, und ließ ihm sagen: Bete zu dem Herrn, unserm Gott, für uns! Jeremia Jer 30 37 3 3 Als ein ägyptisches Heer unter dem Könige Hophra (oder Apries) nahte und die Chaldäer diesem entgegenzogen, die Belagerung Jerusalems zeitweilig aufgebend, glaubte Sedekias die günstige Gelegenheit gekommen, sich gänzlich von ihnen zu befreien. Deshalb bittet er den Propheten um sein Dazwischentreten bei Gott in gleichem Sinne. Dass Sedekias um die Fürbitte des Propheten bei Gott fleht, ist Gott nicht missfällig. Es ist auch also keine Beleidigung Gottes oder unseres Mittlers Christus, wenn wir die mit Gott unauflöslich verbundenen Heiligen um ihre Fürbitte anrufen, zumal Paulus oft um die Gebete der Gläubigen für sich und seine Mithelfer wie für den Fortgang seiner Werke bittet. Jeremia Jer 30 37 4 Jeremias autem libere ambulabat in medio populi: non enim miserant eum in custodiam carceris. Igitur exercitus Pharaonis egressus est de gypto: et audientes Chaldæi qui obsidebant Jerusalem, hujuscemodi nuntium, recesserunt ab Jerusalem. Jeremias aber bewegte sich noch frei unter dem Volke, denn noch hatte man ihn nicht in das Gefängnis gesetzt.⁴ Inzwischen war das Heer Pharaos⁵ aus Ägypten ausgezogen, und als die Chaldäer, welche Jerusalem belagerten, die Kunde davon vernahmen, waren sie von Jerusalem abgezogen.⁶ Jeremia Jer 30 37 4 4 Dies wird wegen [Jer 32,2] bemerkt. Diese Gesandtschaft ging also den dort erzählten Ereignissen voraus. Jeremia Jer 30 37 4 5 Der damalige König von Ägypten hieß Chophra (hebräisch [Jer 44,30]), Ephren (Vulg.), Uaphre (griech.), auf ägyptischen Denkmälern Uachabra. Jeremia Jer 30 37 4 6 Als ob sie nunmehr der Hilfe Gottes entraten konnten, brachen sie den Bund und machten die freigelassenen Leibeigenen [Jer 34,11ff] wieder zu Sklaven. Doch Jeremias erklärt ihre Hoffnung für eitel. Jeremia Jer 30 37 5 Et factum est verbum Domini ad Jeremiam prophetam, dicens: Da erging das Wort des Herrn an den Propheten Jeremias also: Jeremia Jer 30 37 6 Hæc dicit Dominus Deus Israel: Sic dicetis regi Juda, qui misit vos ad me interrogandum: Ecce exercitus Pharaonis, qui egressus est vobis in auxilium, revertetur in terram suam in gyptum: So spricht der Herr, der Gott Israels: Also saget dem Könige von Juda, der euch zu mir gesandt hat, mich zu befragen: Siehe, das Heer Pharaos, welches ausgezogen ist euch zur Hilfe, wird in sein Land nach Ägypten umkehren⁷ Jeremia Jer 30 37 6 7 Hebr.: Ist wieder umkehrend in sein Land. Das Ausziehen und Zurückkehren schließt sich unmittelbar aneinander an. Die Chaldäer hingegen kehren wieder. Jeremia Jer 30 37 7 Et redient Chaldæi, et bellabunt contra civitatem hanc: et capient eam, et succendent eam igni. und die Chaldäer werden zurückkommen und wider diese Stadt kämpfen und sie einnehmen und in Brand stecken. Jeremia Jer 30 37 8 Hæc dicit Dominus: Nolite decipere animas vestras, dicentes: Euntes abibunt, et recedent a nobis Chaldæi, quia non abibunt. So spricht der Herr: Täuschet euch nicht selbst, indem ihr denkt: Die Chaldäer werden⁸ abziehen und von uns ablassen, denn sie werden nicht abziehen. Jeremia Jer 30 37 8 8 Hebr.: gänzlich. Jeremia Jer 30 37 9 Sed et si percusseritis omnem exercitum Chaldæorum, qui prliantur adversum vos, et derelicti fuerint ex eis aliqui vulnerati: singuli de tentorio suo consurgent, et incendent civitatem hanc igni. Selbst wenn ihr auch das ganze Heer der Chaldäer, welches wider euch kämpft, schlagen würdet und es blieben von ihnen nur einige Verwundete übrig, so würden diese, ein jeder aus seinem Zelte, sich erheben und diese Stadt niederbrennen.⁹ Jeremia Jer 30 37 9 9 Die [Dtn 28,25] ausgesprochenen Drohungen werden gesteigert. Jeremia Jer 30 0 1 C. Jeremias wird aus Todesgefahr befreit. (V. 13) D. Letztes Gespräch des Propheten mit dem Könige. Jeremia Jer 30 38 1 Audivit autem Saphatias filius Mathan, et Gedelias filius Phassur, et Juchal filius Selemiæ, et Phassur filius Melchiæ, sermones, quos Jeremias loquebatur ad omnem populum, dicens: Es vernahmen aber Saphatias, der Sohn Mathans, und Gedelias, der Sohn Phassurs,¹ und Juchal,² der Sohn Selemias und Phassur, der Sohn Melchias', die Worte, welche Jeremias zu dem gesamten Volke redete, indem er sprach: Jeremia Jer 30 38 1 1 Vergl. [Jer 21,1]. Jeremia Jer 30 38 1 2 Vergl. [Jer 37,3]. Die Feindschaft gegen den Propheten entstand wohl erst, als er nach der Erneuerung der Belagerung durch die Chaldäer fortwährend wiederholte, die Verteidigung der Stadt werde ihr Verderben sein. Jeremia Jer 30 38 10 Præcepit itaque rex Abdemelech thiopi, dicens: Tolle tecum hinc triginta viros, et leva Jeremiam prophetam de lacu antequam moriatur. Da gebot der König⁸ Abdemelech, dem Äthiopier, und sprach: Nimm dreißig Männer von hier mit dir⁹ und ziehe den Propheten Jeremias aus der Zisterne, ehe er stirbt. Jeremia Jer 30 38 10 8 Selbst zu feige, dem Bösen zu widerstehen, freut er sich, dass ein anderer mutig genug ist, das Gute zu wollen. Jeremia Jer 30 38 10 9 Damit du etwaigen Feindseligkeiten seitens der Fürsten widerstehen kannst. Jeremia Jer 30 38 11 Assumptis ergo Abdemelech secum viris, ingressus est domum regis, quæ erat sub cellario: et tulit inde veteres pannos et antiqua, quæ computruerant, et submisit ea ad Jeremiam in lacum per funiculos. Abdemelech nahm die Männer mit sich und ging in das Haus des Königs in den Raum unter der Gerätekammer und holte von da alte abgebrauchte Lappen und mürbe gewordenes Zeug und ließ sie zu Jeremias in die Zisterne an Seilen hinab. Jeremia Jer 30 38 12 Dixitque Abdemelech thiops ad Jeremiam: Pone veteres pannos, et hæc scissa et putrida sub cubito manuum tuarum: et super funes: fecit ergo Jeremias sic: Dabei sprach Abdemelech, der Äthiopier, zu Jeremias: Lege diese verbrauchten Lappen und diese Fetzen und mürbe gewordenen Stücke unter deine Achseln und um¹⁰ die Seile. Da tat Jeremias also. Jeremia Jer 30 38 12 10 Hebr.: unterhalb. Es war eine gewisse Gewalt notwendig, um Jeremias herauszuziehen, deshalb konnten die Stricke ihm sonst schaden. Jeremia Jer 30 38 13 Et extraxerunt Jeremiam funibus, et eduxerunt eum de lacu: mansit autem Jeremias in vestibulo carceris. So zogen sie denn Jeremias an den Seilen herauf und brachten ihn aus dem Verließe und Jeremias blieb im Hofe des Gefängnisses.¹¹ Jeremia Jer 30 38 13 11 Wo er vorher war, vergl. [Jer 37,20]. Jeremia Jer 30 38 14 Et misit rex Sedecias, et tulit ad se Jeremiam prophetam ad ostium tertium, quod erat in domo Domini: et dixit rex ad Jeremiam: Interrogo ego te sermonem, ne abscondas a me aliquid. Hiernach sandte der König Sedekias und ließ den Propheten Jeremias zu sich holen an den dritten Eingang¹² am Hause des Herrn. Und der König sprach zu Jeremias: Ich will dich etwas fragen, verhehle mir nichts!¹³ Jeremia Jer 30 38 14 12 Was für ein Eingang dies war, ist unbekannt. Sept.: In das Haus des Aseleisel. Vielleicht ist zu lesen: In den Eingang des Schalischi, eines militärischen Würdenträgers. Jeremia Jer 30 38 14 13 Sedekias will wissen, was der Herr sagt, aber ist geneigt, in Zorn zu entflammen, wenn es seinen Wünschen nicht entspricht. (Ähnlich erging es dem Propheten Michäas [1Kön 22,8]). Jeremia Jer 30 38 15 Dixit autem Jeremias ad Sedeciam: Si annuntiavero tibi, numquid non interficies me? Et si consilium dedero tibi, non me audies. Jeremias aber sprach zu Sedekias: Wenn ich es dir kundtue, wirst du mich dann nicht töten? Und wenn ich dir einen Rat erteile, wirst du nicht auf mich hören. Jeremia Jer 30 38 16 Juravit ergo rex Sedecias Jeremiæ clam, dicens: Vivit Dominus, qui fecit nobis animam hanc, si occidero te, et si tradidero te in manus virorum istorum, qui quærunt animam tuam. Da schwor der König Sedekias dem Jeremias insgeheim also: So wahr der Herr lebt, der uns diese Seele erschaffen hat, ich werde dich nicht töten noch dich in die Hand jener Männer überliefern, die dir nach dem Leben trachten. Jeremia Jer 30 38 17 Et dixit Jeremias ad Sedeciam: Hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel: Si profectus exieris ad principes regis Babylonis, vivet anima tua, et civitas hæc non succendetur igni: et salvus eris tu, et domus tua. Jeremias sprach zu Sedekias: So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Wenn du zu den Fürsten des Königs von Babylon hinausgehst, so wirst du dein Leben erhalten und diese Stadt wird nicht niedergebrannt werden und du wirst samt deinem Hause am Leben bleiben. Jeremia Jer 30 38 18 Si autem non exieris ad principes regis Babylonis, tradetur civitas hæc in manus Chaldæorum, et succendent eam igni: et tu non effugies de manu eorum. Wenn du aber nicht zu den Fürsten des Königs von Babylon hinausgehst, so wird diese Stadt in die Hände der Chaldäer überliefert werden und diese werden sie niederbrennen und du wirst ihrer Hand nicht entrinnen. Jeremia Jer 30 38 19 Et dixit rex Sedecias ad Jeremiam: Sollicitus sum propter Judæos, qui transfugerunt ad Chaldæos: ne forte tradar in manus eorum, et illudant mihi. Da sprach der König Sedekias zu Jeremias: Ich scheue mich vor den Juden, welche zu den Chaldäern übergegangen sind, dass ich deren Händen überliefert werde und sie mich verhöhnen möchten! Jeremia Jer 30 38 2 Hæc dicit Dominus: Quicumque manserit in civitate hac, morietur gladio, et fame, et peste: qui autem profugerit ad Chaldæos, vivet, et erit anima ejus sospes et vivens. So spricht der Herr: Wer in dieser Stadt bleibt, wird durch Schwert, Hunger und Seuche sterben; wer aber zu den Chaldäern hinausgeht, wird sein Leben erhalten und retten.³ Jeremia Jer 30 38 2 3 Hebr.: Wird seine Seele zur Beute haben und leben. Wie standhaft ist Jeremias! Aus dieser Ursache geschlagen und in das Gefängnis geworfen [Jer 20], fürchtet er sich, kaum aus jenem befreit, in dem ihm der Tod drohte [Jer 37,19], dennoch nicht, Gottes Botschaft dem Volke zu verkünden und sich von neuem der höchsten Lebensgefahr auszusetzen. Jeremia Jer 30 38 20 Respondit autem Jeremias: Non te tradent: audi quæso vocem Domini, quam ego loquor ad te, et bene tibi erit, et vivet anima tua. Jeremias aber sprach: Man wird dich nicht überliefern. Höre doch auf das Wort des Herrn, das ich dir verkündet habe, so wird es dir wohl ergehen und du wirst am Leben bleiben!¹⁴ Jeremia Jer 30 38 20 14 Gott steigert seine Verheißungen, den König zum Gehorsam zu bewegen. Was ihm aber im Falle der Hartnäckigkeit droht, besagt V. 18. Noch in letzter Stunde, da bereits die Lebensmittel zu fehlen beginnen [Jer 38,9], bietet Gott sein Erbarmen an. Der Prophet weiß, von Gott belehrt, was unter einer nicht wirklich in Erfüllung gehenden Bedingung geschehen würde. Jeremia Jer 30 38 21 Quod si nolueris egredi: iste est sermo, quem ostendit mihi Dominus: Wenn du dich aber weigerst, hinauszugehen,¹⁵ so ist dies das Wort, das der Herr mich schauen ließ: Jeremia Jer 30 38 21 15 Alle ihm angetane Unbill vergessend, fleht Jeremias, in Sorge für den König, ihn an, Gott zu gehorchen. Jeremia Jer 30 38 22 Ecce omnes mulieres, quæ remanserunt in domo regis Juda, educentur ad principes regis Babylonis: et ipsæ dicent: Seduxerunt te, et prævaluerunt adversum te viri pacifici tui, demerserunt in cno, et in lubrico pedes tuos, et recesserunt a te. Siehe, alle Frauen, welche übriggeblieben sind im Hause des Königs von Juda,¹⁶ werden zu den Fürsten des Königs von Babylon hinausgeführt und werden sagen: Deine Friedensmänner haben dich verführt und überwältigt, sie haben deine Füße in Kot und Schlamm versenkt und sich dann von dir zurückgezogen.¹⁷ Jeremia Jer 30 38 22 16 Die von Hunger und Seuche noch verschonten Nebenweiber der früheren Könige von Juda. Jeremia Jer 30 38 22 17 Ein herrlicher König, der sich von unzuverlässigen Freunden in den Sumpf locken ließ und darin versank, während sie treulos zurückwichen, statt ihm zu helfen. Der Prophet will den von Furcht Geleiteten durch Furcht zu Besserem bewegen. Jeremia Jer 30 38 23 Et omnes uxores tuæ, et filii tui educentur ad Chaldæos: et non effugies manus eorum, sed in manu regis Babylonis capieris: et civitatem hanc comburet igni. Und alle deine Frauen und deine Söhne werden zu den Chaldäern hinausgebracht werden und du selbst wirst ihrer Hand nicht entrinnen, sondern wirst in die Gewalt des Königs von Babylon kommen und er wird diese Stadt in Brand stecken.¹⁸ Jeremia Jer 30 38 23 18 Hebr.: wirst du in Brand stecken, durch deine Schuld wird sie in Flammen aufgehen, du bereitest ihr dies Schicksal. Jeremia Jer 30 38 24 Dixit ergo Sedecias ad Jeremiam: Nullus sciat verba hæc, et non morieris. Da sprach Sedekias¹⁹ zu Jeremias: Niemand soll diese Worte erfahren,²⁰ dass du nicht des Todes seiest. Jeremia Jer 30 38 24 19 Aus Furcht vor den Fürsten wagt er nicht, der Mahnung des Propheten zu folgen, und wendet die Rede auf einen anderen Gegenstand. Jeremia Jer 30 38 24 20 Gegen den Propheten mutig, fürchtet er dennoch, es möchte bekannt werden, dass die Stadt seiner Hartnäckigkeit halber untergehen muss. Jeremia Jer 30 38 25 Si autem audierint principes quia locutus sum tecum, et venerint ad te, et dixerint tibi: Indica nobis quid locutus sis cum rege, ne celes nos, et non te interficiemus: et quid locutus est tecum rex: Wenn aber die Fürsten hören, dass ich mit dir gesprochen habe, und zu dir kommen²¹ und zu dir sagen: Teile uns mit, was du mit dem Könige gesprochen hast, verhehle es uns nicht, wir wollen dich ja nicht töten; was hat also der König mit dir gesprochen? Jeremia Jer 30 38 25 21 Die Fürsten fürchten also, der unbeständige König möchte dennoch den Ratschlägen des Propheten nachgeben und sich den Chaldäern ergeben. Jeremia Jer 30 38 26 Dices ad eos: Prostravi ego preces meas coram rege, ne me reduci juberet in domum Jonathan, et ibi morerer. so sprich zu ihnen:²² Ich trug dem König die flehentliche Bitte vor, er solle mich nicht in das Haus Jonathans zurückbringen lassen, da ich dort sterben müsste. Jeremia Jer 30 38 26 22 Teile ihnen ein Bruchstück unseres Gespräches mit. Jeremia Jer 30 38 27 Venerunt ergo omnes principes ad Jeremiam, et interrogaverunt eum: et locutus est eis juxta omnia verba, quæ præceperat ei rex, et cessaverunt ab eo: nihil enim fuerat auditum. Es kamen nun in der Tat alle Fürsten zu Jeremias und fragten ihn und er redete zu ihnen ganz so wie der König es ihm geboten hatte. Da gaben sie sich zufrieden, denn es war nichts ruchbar geworden.²³ Jeremia Jer 30 38 27 23 Sie gehen schweigend von dannen, da die Bitte V. 26 ihre Ungerechtigkeit und Grausamkeit brandmarkte. Jeremia Jer 30 38 28 Mansit vero Jeremias in vestibulo carceris usque ad diem, quo capta est Jerusalem: et factum est ut caperetur Jerusalem. Jeremias aber blieb im Vorhofe des Gefängnisses bis zu dem Tage, wo Jerusalem eingenommen ward. Und es geschah, dass Jerusalem eingenommen ward.²⁴ Jeremia Jer 30 38 28 24 Diese Worte gehören zu [Jer 39], so dass V. 1, V. 2 eine Parenthese bilden, V. 3 den Nachsatz. Jeremia Jer 30 38 3 Hæc dicit Dominus: Tradendo tradetur civitas hæc in manu exercitus regis Babylonis, et capiet eam. So spricht der Herr: Diese Stadt wird unwiderruflich dem Heere des Königs von Babylon überliefert werden und er wird sie einnehmen. Jeremia Jer 30 38 4 Et dixerunt principes regi: Rogamus ut occidatur homo iste: de industria enim dissolvit manus virorum bellantium, qui remanserunt in civitate hac, et manus universi populi, loquens ad eos juxta verba hæc: siquidem homo iste non quærit pacem populo huic, sed malum. Da sprachen die Fürsten zum Könige: Wir bitten, lass doch diesen Menschen töten! denn geflissentlich⁴ macht er die Hände der Kriegsleute, die noch in dieser Stadt übrig sind, und die Hände des ganzen Volkes schlaff, indem er solche Worte redet; dieser Mann sucht nicht, was diesem Volke zum Frieden, sondern was ihm zum Unglücke dient. Jeremia Jer 30 38 4 4 Hebr.: deshalb. Sie denken nicht daran, dass gerade der Widerstand gegen die Chaldäer das Los der Einwohner verschlimmert und die Klugheit freiwillige Übergabe fordert. Jeremia Jer 30 38 5 Et dixit rex Sedecias: Ecce ipse in manibus vestris est: nec enim fas est regem vobis quidquam negare. Der König Sedekias antwortete: Sehet, er ist in eurer Hand; denn es geziemt sich nicht, dass der König euch etwas versage.⁵ Jeremia Jer 30 38 5 5 Hebr.: denn der König vermag nichts gegen euch. Jeremia Jer 30 38 6 Tulerunt ergo Jeremiam, et projecerunt eum in lacum Melchiæ filii Amelech, qui erat in vestibulo carceris: et submiserunt Jeremiam funibus in lacum, in quo non erat aqua, sed lutum: descendit itaque Jeremias in cnum. Da nahmen sie Jeremias und warfen ihn⁶ in die Zisterne des Melchias,⁷ des Sohnes Amelechs, die im Hofe des Gefängnisses war, und sie ließen ihn an Seilen in die Zisterne hinab, in der kein Wasser, sondern Schlamm war, so dass Jeremias in den Schlamm sank. Jeremia Jer 30 38 6 6 Sie wagen nicht, den Propheten zu töten, richten aber alles so ein, dass er untergehen muss, dass nur von ihnen der Schein fernbleibe, als hätten sie ihn getötet. Jeremia Jer 30 38 6 7 Vergl. [Jer 36,26]. Jeremia Jer 30 38 7 Audivit autem Abdemelech thiops vir eunuchus,qui erat in domo regis, quod misissent Jeremiam in lacum: porro rex sedebat in porta Benjamin. Abdemelech aber, der Äthiopier, ein Höfling, der im Hause des Königs war, hörte, dass man Jeremias in die Zisterne geworfen hatte. Da nun der König im Tore Benjamin saß, Jeremia Jer 30 38 8 Et egressus est Abdemelech de domo regis, et locutus est ad regem, dicens: ging Abdemelech aus dem Hause des Königs und redete also zum König: Jeremia Jer 30 38 9 Domine mi rex, malefecerunt viri isti omnia quæcumque perpetrarunt contra Jeremiam prophetam, mittentes eum in lacum ut moriatur ibi fame, non sunt enim panes ultra in civitate. Mein Herr und König! übel haben diese Männer in allem gehandelt, was sie wider den Propheten Jeremias getan haben, dass sie ihn in die Grube geworfen haben, so dass er daselbst Hungers sterben muss, denn es ist kein Brot mehr in der Stadt. Jeremia Jer 30 0 1 4. Vierter Bericht. (Kap. 39) A. Los des Sedekias und des Volkes. (V. 10) B. Jeremias wird in Freiheit gesetzt. Jeremia Jer 30 39 1 Anno nono Sedeciæ regis Juda, mense decimo, venit Nabuchodonosor rex Babylonis, et omnis exercitus ejus ad Jerusalem, et obsidebant eam. Im neunten Jahre Sedekias', des Königs von Juda, im zehnten Monate, kam Nabuchodonosor, der König von Babylon, mit seiner ganzen Heeresmacht vor Jerusalem und sie belagerten es.¹ Jeremia Jer 30 39 1 1 Ausführlicher [Jer 52,4] und [2Kön 25,1]. Jeremia Jer 30 39 10 Et de plebe pauperum, qui nihil penitus habebant, dimisit Nabuzardan magister militum in terra Juda: et dedit eis vineas, et cisternas in die illa. Von den armen Leuten jedoch, welche gar nichts besaßen,¹⁰ ließ Nabuzardan, der Oberste der Leibwache, einige im Lande Juda zurück und gab ihnen an jenem Tage Weinberge und Brunnen. Jeremia Jer 30 39 10 10 Diese waren des Aufstandes nicht verdächtig. Jeremia Jer 30 39 11 Præceperat autem Nabuchodonosor rex Babylonis de Jeremia Nabuzardan magistro militum, dicens: Und Nabuchodonosor, der König von Babylon, hatte Nabuzardan, dem Obersten der Leibwache, betreffs Jeremias also geboten:¹¹ Jeremia Jer 30 39 11 11 Von Überläufern, von Sedekias und im Gerichte V. 5 hatte der König wohl erfahren, welchen Rat Jeremias beständig gegeben. Jeremia Jer 30 39 12 Tolle illum, et pone super eum oculos tuos, nihilque ei mali facias: sed, ut voluerit, sic facias ei. Hole ihn und trage Sorge für ihn und tue ihm nichts zu leide, sondern tue ihm, was er wünscht.¹² Jeremia Jer 30 39 12 12 Wörtlich: sondern wie er zu dir sprechen wird, so sollst du mit ihm verfahren. Wenn er im Lande bleiben will, soll dies geschehen; will er nach Babylon ziehen, lass ihn dorthin geleiten. Jeremia Jer 30 39 13 Misit ergo Nabuzardan princeps militiæ, et Nabusezban, et Rabsares, et Neregel, et Sereser, et Rebmag, et omnes optimates regis Babylonis, Da sandten Nabuzardan, der Anführer der Leibwache, und Nabusezban und Rabsares und Neregel-Sereser und Rebmag¹³ und alle Großen des Königs von Babylon, Jeremia Jer 30 39 13 13 Die Namen der Fürsten sind im Hebräischen: Nebuschazban Vorsteher (Rabsaris) der Kämmerer, Nergal scharezer Vorsteher der Magier. Der Vorsteher der Kämmerer heißt hier anders als V. 3: Nebuschazban, babylonisch Nabu suzibanni (Nabu, errette mich). Es waren wohl mehrere Vorsteher. Jeremia Jer 30 39 14 Miserunt, et tulerunt Jeremiam de vestibulo carceris, et tradiderunt eum Godoliæ filio Ahicam filii Saphan ut intraret in domum, et habitaret in populo. sie sandten hin und ließen Jeremias aus dem Hofe des Gefängnisses holen¹⁴ und übergaben ihn dem Godolias,¹⁵ dem Sohne Ahikams, des Sohnes Saphans, dass er in sein¹⁶ Haus ginge und unter dem Volke wohnte. Jeremia Jer 30 39 14 14 Dort war er bis zur Eroberung der Stadt geblieben und bis zu derselben festgehalten. Ob er nach derselben alsbald freikam oder nicht, wird nicht gesagt. Nabuzardan kam erst einen Monat nach der Eroberung in die Stadt am siebten Tage [2Kön 25,8] des zehnten Monats [Jer 52,12]. Jeremia Jer 30 39 14 15 Godolias war über die Zurückgebliebenen gesetzt [Jer 40,5], er war der Sohn des Mannes, der den Propheten bereits früher vor der Wut des Volkes geschützt hatte. Zunächst war Jeremias, wie [Jer 40,1] zeigt, unter den übrigen Gefangenen in Ketten nach Rama geführt und wurde erst von Nabuzardan in Freiheit gesetzt. Jeremia Jer 30 39 14 16 Godolias. Jeremia Jer 30 39 15 Ad Jeremiam autem factus fuerat sermo Domini cum clausus esset in vestibulo carceris, dicens: An Jeremias aber war das Wort des Herrn ergangen, als er im Hofe des Gefängnisses in Haft war, also lautend: Jeremia Jer 30 39 16 Vade, et dic Abdemelech thiopi, dicens: Hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel: Ecce ego inducam sermones meos super civitatem hanc in malum, et non in bonum: et erunt in conspectu tuo in die illa. Gehe hin und sprich zu Abdemelech, dem Äthiopier, also: So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Siehe, ich lasse meine Worte über diese Stadt kommen zum Unheil und nicht zum Glücke und sie sollen sich vor deinen Augen an jenem Tage erfüllen.¹⁷ Jeremia Jer 30 39 16 17 Doch während die anderen umkommen, soll er gerettet werden. Jeremia Jer 30 39 17 Et liberabo te in die illa, ait Dominus: et non traderis in manus virorum, quos tu formidas: Dich aber will ich an jenem Tage erretten, spricht der Herr, und du sollst nicht in die Hand der Männer überliefert werden, die du fürchtest; Jeremia Jer 30 39 18 Sed eruens liberabo te, et gladio non cades: sed erit tibi anima tua in salutem, quia in me habuisti fiduciam, ait Dominus. denn ich will dich erretten und befreien und du sollst nicht durch das Schwert fallen, sondern dein Leben soll erhalten bleiben, weil du auf mich dein Vertrauen gesetzt hast, spricht der Herr.¹⁸ Jeremia Jer 30 39 18 18 Hebr.: Du wirst deine Seele (dein Leben) zur Beute haben. Vergl. [Jer 21,9; Jer 38,2]. Der Fremde glaubte und vertraute Gott, so dass er sich dem Zorne des Königs aussetzte. Gott schaut nicht auf die Person und die Abstammung, sondern auf das Herz. [Apg 10,34.35] Jeremia Jer 30 39 2 Undecimo autem anno Sedeciæ, mense quarto, quinta mensis aperta est civitas. Im elften Jahre Sedekias aber, im vierten Monat, am fünften des Monats, ward die Stadt geöffnet.² Jeremia Jer 30 39 2 2 Hebr.: erbrochen. Jeremia Jer 30 39 3 Et ingressi sunt omnes principes regis Babylonis, et sederunt in porta media: Neregel, Sereser, Semegarnabu, Sarsachim, Rabsares, Neregel, Sereser, Rebmag, et omnes reliqui principes regis Babylonis. Da drangen alle Fürsten des Königs von Babylon ein und hielten am Mitteltore:³ Neregel-Sereser, Semegarnabu, Sarsachim, Rabsares, Neregel-Sereser, Rebmag⁴ und alle übrigen Fürsten des Königs von Babylon. Jeremia Jer 30 39 3 3 Richtend und Beute verteilend. Jeremia Jer 30 39 3 4 Nergal scharezer. Diesem wird wahrscheinlich, wie den beiden an der letzten Stelle Genannten der Amtsname beigefügt, also Nergal scharezer, der das Amt Samgar (Schatzmeister?) hat. Nabusarsekim (Septuag. Nabusachar) Vorsteher der Kämmerer. Rabsaris ist Amtsname: Vorsteher der Kämmerer. Rabmag ist Amtsname (Vorsteher der Mager?) Jeremia Jer 30 39 4 Cumque vidisset eos Sedecias rex Juda, et omnes viri bellatores, fugerunt: et egressi sunt nocte de civitate per viam horti regis, et per portam, quæ erat inter duos muros, et egressi sunt ad viam deserti. Als aber Sedekias, der König von Juda, und alle Krieger sie sahen, flohen sie des Nachts aus der Stadt auf dem Wege nach dem Königsgarten durch das Tor, das zwischen den zwei Mauern war, und zogen hinaus auf den Weg in die Wüste.⁵ Jeremia Jer 30 39 4 5 Vergl.: [Jer 52,7] und [2Kön 25,4]. Der königliche Garten lag am Berührungspunkte des Tales Ben-Hinnom und des Käsemachertals und des Tales Kedron. Das Tor zwischen den beiden Mauern war zwischen der Mauer auf dem östlichen Abhange von Sion und der Mauer am Westrande Ophel und ging auf das Tal Ben Hinnom. Die Richtung der Flucht ging auf den Jordan zu. Jeremia Jer 30 39 5 Persecutus est autem eos exercitus Chaldæorum: et comprehenderunt Sedeciam in campo solitudinis Jerichontinæ, et captum adduxerunt ad Nabuchodonosor regem Babylonis in Reblatha, quæ est in terra Emath: et locutus est ad eum judicia. Allein eine Abteilung der Chaldäer verfolgte sie und sie ergriffen Sedekias in der Ebene der Wüste von Jericho und führten ihn gefangen zu Nabuchodonosor, dem Könige von Babylon, nach Reblatha,⁶ im Lande Emath, und er sprach über ihn das Urteil. Jeremia Jer 30 39 5 6 Er wird ergriffen, ehe er den Jordan überschreiten und nach Galaad fliehen kann. Reblatha lag am Orontes an der großen Heerstraße, welche aus Palästina durch Damaskus und andere Städte nach Thapfakus und Charkamis führte. Es wird erfüllt, was Jeremias [Jer 32,4] vorausgesagt. Jeremia Jer 30 39 6 Et occidit rex Babylonis filios Sedeciæ in Reblatha, in oculis ejus: et omnes nobiles Juda occidit rex Babylonis. Und der König von Babylon ließ die Söhne Sedekias' in Reblatha vor seinen Augen töten, ebenso ließ der König von Babylon alle Edlen von Juda töten. Jeremia Jer 30 39 7 Oculos quoque Sedeciæ eruit: et vinxit eum compedibus ut duceretur in Babylonem. Dem Sedekias aber ließ er die Augen blenden und ihn in Ketten werfen, um ihn nach Babylon zu führen.⁷ Jeremia Jer 30 39 7 7 Jetzt dachte er gewiss reuevoll an die Verheißung des Propheten [Jer 38,17]. Das Letzte, was seine Augen sahen, war die Strafe, welche seine Söhne und Ratgeber traf, dass sie Jeremias Rat nicht befolgt. Der König war wohl weniger schuldig befunden. Jeremia Jer 30 39 8 Domum quoque regis, et domum vulgi succenderunt Chaldæi igni, et murum Jerusalem subverterunt. Und das Haus des Königs samt den Häusern des Volkes brannten die Chaldäer nieder⁸ und zerstörten die Mauer von Jerusalem. Jeremia Jer 30 39 8 8 Einen Monat nach der Eroberung. [Jer 52,12ff; 2Kön 25,8ff] Hier wird auch dies beigefügt, um zu zeigen, dass alle Voraussagungen Jeremias eintrafen. Jeremia Jer 30 39 9 Et reliquias populi, qui remanserant in civitate, et perfugas, qui transfugerant ad eum, et superfluos vulgi, qui remanserant, transtulit Nabuzardan magister militum in Babylonem. Den Rest des Volkes aber, der in der Stadt übriggeblieben war, und die Überläufer, die zu ihm übergegangen waren, sowie das gemeine Volk, das übriggeblieben war, führte Nabuzardan,⁹ der Oberste der Leibwache, nach Babylon. Jeremia Jer 30 39 9 9 Nabu-zir-iddina. Nabu gibt Nachkommenschaft, der Anführer der Trabanten. Jeremia Jer 30 0 1 5. Fünfter erzählender Bericht. (Kap. 40 43) A. Godolias Statthalterschaft. (V. 12) B. Ismahels Schandtaten. [Jer 41,16] Jeremia Jer 30 40 1 Sermo, qui factus est ad Jeremiam a Domino, postquam dimissus est a Nabuzardan magistro militiæ de Rama, quando tulit eum vinctum catenis in medio omnium, qui migrabant de Jerusalem et Juda, et ducebantur in Babylonem. Wort, welches an Jeremias von dem Herrn erging, nachdem ihn Nabuzardan, der Oberste der Leibwache, von Rama freigelassen, als er ihn mit Ketten gebunden aus der Mitte aller hatte holen lassen, die von Jerusalem und Juda auszogen und nach Babylon geführt wurden.¹ Jeremia Jer 30 40 1 1 Überschrift zu dem nun folgenden zweiten Teile der Weissagungen. [Jer 42ff] Vorausgeschickt wird der Bericht der Ereignisse, welche zu denselben Anlass gegeben. Jeremia Jer 30 40 10 Ecce ego habito in Masphath ut respondeam præcepto Chaldæorum, qui mittuntur ad nos: vos autem colligite vindemiam, et messem, et oleum, et condite in vasis vestris, et manete in urbibus vestris, quas tenetis. Sehet, ich bleibe in Masphath, um der Befehle der Chaldäer, die zu uns gesandt werden, gewärtig zu sein;¹² ihr aber erntet Wein und Früchte und Öl und verwahret alles in euern Gefäßen und bleibet in euern Städten, welche ihr in Besitz nehmt.¹³ Jeremia Jer 30 40 10 12 Ich selbst werde bei den Chaldäern eure Sache vertreten. Jeremia Jer 30 40 10 13 D.i. wo ihr wollt. Jeremia Jer 30 40 11 Sed et omnes Judæi, qui erant in Moab, et in filiis Ammon, et in Idumæa, et in universis regionibus, audito quod dedisset rex Babylonis reliquias in Judæa, et quod præposuisset super eos Godoliam filium Ahicam filii Saphan: Aber auch alle Juden, welche in Moab und unter den Söhnen Ammons und in Edom und in allen Landschaften waren,¹⁴ hörten, dass der König von Babylon in Judäa einen Rest übriggelassen und über sie Godolias, den Sohn Ahikams, des Sohnes Saphans, als Statthalter gesetzt habe; Jeremia Jer 30 40 11 14 Diese hatten das babylonische Heer also nicht angegriffen. Jeremia Jer 30 40 12 Reversi sunt, inquam, omnes Judæi de universis locis, ad quæ profugerant, et venerunt in terram Juda ad Godoliam in Masphath: et collegerunt vinum, et messem multam nimis. da kehrten denn alle Juden aus allen Orten, an die sie geflüchtet waren, zurück und kamen in das Land Juda zu Godolias nach Masphath und hielten Weinlese und ernteten überaus reichlich.¹⁵ Jeremia Jer 30 40 12 15 Die Babylonier hatten also Judäa nicht verwüstet, denn solange sie Jerusalem belagerten, musste es ihnen daran liegen, sich leicht mit Lebensmitteln versehen zu können. Jeremia Jer 30 40 13 Johanan autem filius Caree, et omnes principes exercitus, qui dispersi fuerant in regionibus, venerunt ad Godoliam in Masphath. Johanan aber, der Sohn Karees, und alle Anführer des Heeres, die im Lande zerstreut waren, kamen zu Godolias nach Masphath Jeremia Jer 30 40 14 Et dixerunt ei: Scito quod Baalis rex filiorum Ammon misit Ismahel filium Nathaniæ percutere animam tuam. Et non credidit eis Godolias filius Ahicam. und sprachen zu ihm: Wisse, dass Baalis, der König der Söhne Ammons, Ismahel, den Sohn Nathanias,¹⁶ ausgesandt hat, dich zu erschlagen. Godolias aber, der Sohn Ahikams, glaubte ihnen nicht. Jeremia Jer 30 40 14 16 Dieser, aus königlichem Geschlechte stammend, ist wohl eifersüchtig, dass Godolias die Würde innehat, die er kraft seiner Herkunft beanspruchen zu dürfen glaubt. Jeremia Jer 30 40 15 Johanan autem filius Caree dixit ad Godoliam seorsum in Masphath, loquens: Ibo, et percutiam Ismahel filium Nathaniæ nullo sciente, ne interficiat animam tuam, et dissipentur omnes Judæi, qui congregati sunt ad te, et peribunt reliquiæ Juda. Da sprach Johanan, der Sohn Karees, insgeheim in Masphath zu Godolias, also: Ich will hingehen und Ismahel, den Sohn Nathanias, erschlagen, ohne dass jemand es weiß, dass er dich nicht töte und dass nicht alle Juden, die sich um dich gesammelt haben, sich zerstreuen und was von Juda übriggeblieben ist, zugrunde gehe. Jeremia Jer 30 40 16 Et ait Godolias filius Ahicam ad Johanan filium Caree: Noli facere verbum hoc: falsum enim tu loqueris de Ismahel. Godolias aber, der Sohn Ahikams, sprach zu Johanan, dem Sohne Karees: Tue dies nicht! denn du redest Lügen über Ismahel.¹⁷ Jeremia Jer 30 40 16 17 Johanan sieht die Folgen der Ermordung Godolias wohl voraus, darum will er, um die Juden vor der Rache der Babylonier zu bewahren, den Ruhestörer beseitigen, indes nur mit Gutheißung des Statthalters. Leider vernachlässigt dieser jede Untersuchung und trifft keine Vorsichtsmaßregeln, ein Mangel an aller Klugheit, der sich bitter rächen sollte. Jeremia Jer 30 40 2 Tollens ergo princeps militiæ Jeremiam, dixit ad eum: Dominus Deus tuus locutus est malum hoc super locum istum, Es ließ nämlich der Anführer der Leibwache den Jeremias holen² und sprach zu ihm: Der Herr, dein Gott, hat über diesen Ort dies Unheil angedroht Jeremia Jer 30 40 2 2 Eingedenk des Befehles seines Königs [Jer 39,11.12]. Jeremia Jer 30 40 3 Et adduxit: et fecit Dominus sicut locutus est, quia peccastis Domino, et non audistis vocem ejus, et factus est vobis sermo hic. und hat es über ihn kommen lassen; der Herr hat getan, wie er geredet hat, denn ihr habt wider den Herrn gesündigt und auf seine Stimme nicht gehört und so ist euch solches widerfahren.³ Jeremia Jer 30 40 3 3 Der heidnische Führer erklärt sich leicht, warum der Gott der Juden auf sie zürnt, weil sein Volk sich anderen Göttern zugewendet und die ihm durch die Propheten gegebenen Befehle nicht erfüllt, vergl. [Jer 18,16], und den mit einem Eide bekräftigten Treubund verletzt hat. Jeremia Jer 30 40 4 Nunc ergo ecce solvi te hodie de catenis, quæ sunt in manibus tuis: si placet tibi ut venias mecum in Babylonem, veni: et ponam oculos meos super te: si autem displicet tibi venire mecum in Babylonem, reside: ecce omnis terra in conspectu tuo est: quod elegeris, et quo placuerit tibi ut vadas, illuc perge. Und nun siehe, ich löse dir heute die Fesseln, die an deinen Händen sind;⁴ gefällt es dir, mit mir nach Babylon zu kommen, so komm und ich will für dich Sorge tragen, gefällt es dir aber nicht, mit mir nach Babylon zu kommen, so bleibe; siehe, das ganze Land liegt vor dir offen; was du auch wählst und wohin es dir gefällt zu ziehen, dahin gehe!⁵ Jeremia Jer 30 40 4 4 Weil du die Wahrheit vorausverkündet. Jeremia Jer 30 40 4 5 Da der Gott der Juden gleichsam sein Kampfgenosse ist, hält der babylonische Anführer den Propheten desselben wert. Jeremia Jer 30 40 5 Et mecum noli venire: sed habita apud Godoliam filium Ahicam filii Saphan, quem præposuit rex Babylonis civitatibus Juda: habita ergo cum eo in medio populi: vel quocumque placuerit tibi ut vadas, vade. Dedit quoque ei magister militiæ cibaria, et munuscula, et dimisit eum. Magst du nicht mit mir kommen, so bleibe⁶ bei Godolias, dem Sohne Ahikams, des Sohnes Saphans, den der König von Babylon als Statthalter über die Städte von Juda gesetzt hat; bleibe also bei ihm inmitten des Volkes oder wohin es dir gefällt, zu gehen, dahin gehe! Dann gab ihm der Oberste der Leibwache Lebensmittel und Geschenke und entließ ihn. Jeremia Jer 30 40 5 6 Hebr.: Und da er noch nicht umkehrte (?), sprach er: Kehre zurück zu Godolias. Syr.: Wenn du zurückbleiben willst. Jeremia Jer 30 40 6 Venit autem Jeremias ad Godoliam filium Ahicam in Masphath, et habitavit cum eo in medio populi, qui relictus fuerat in terra. So kam Jeremias zu Godolias, dem Sohne Ahikams, nach Masphath⁷ und wohnte mit ihm inmitten des Volkes, das im Lande zurückgelassen war. Jeremia Jer 30 40 6 7 Masphath lag im Stamme Benjamin, nicht weit von Rama. Vergl. [1Sam 7,16]. Jeremia Jer 30 40 7 Cumque audissent omnes principes exercitus, qui dispersi fuerant per regiones, ipsi et socii eorum, quod præfecisset rex Babylonis Godoliam filium Ahicam terræ, et quod commendasset ei viros, et mulieres, parvulos, et de pauperibus terræ, qui non fuerant translati in Babylonem: Da nun alle Heeresobersten, welche im Lande zerstreut waren, mit ihren Leuten vernahmen, dass der König von Babylon Godolias, den Sohn Ahikams, als Statthalter über das Land gesetzt und ihm die Männer und Frauen, die Kinder und Armen des Landes anvertraut hatte, die nicht nach Babylon weggeführt waren, Jeremia Jer 30 40 8 Venerunt ad Godoliam in Masphath: et Ismahel filius Nathaniæ, et Johanan, et Jonathan filii Caree, et Sareas filius Thanehumeth, et filii Ophi, qui erant de Netophathi, et Jezonias filius Maachathi, ipsi et viri eorum. kamen sie zu Godolias in Masphath, nämlich Ismahel, der Sohn Nathanias, und Johanan und Jonathan,⁸ die Söhne Karees, und Sareas, der Sohn Thanehumeths, und die Söhne Ophis, die von Netophathi⁹ waren, und Jezonias, der Sohn des Maachathiters,¹⁰ mit ihren Leuten. Jeremia Jer 30 40 8 8 Wohl durch Versehen in den hebräischen Text gelangt. Jeremia Jer 30 40 8 9 Natopha lag nicht weit von Jerusalem und Bethlehem. Im Hebräischen wird Ophi als Natophatiter bezeichnet. Jeremia Jer 30 40 8 10 Der Sohn eines Mannes aus Maacha, der nördlichen Landschaft jenseits des Jordans am Fuße des Hermon. Jeremia Jer 30 40 9 Et juravit eis Godolias filius Ahicam filii Saphan, et comitibus eorum, dicens: Nolite timere servire Chaldæis, habitate in terra, et servite regi Babylonis, et bene erit vobis. Und Godolias, der Sohn Ahikams, des Sohnes Saphans, schwor ihnen und ihren Begleitern, indem er sprach: Fürchtet euch nicht, den Chaldäern dienstbar zu werden; bleibet im Lande und seid dem Könige von Babylon untergeben, so wird es euch wohlergehen.¹¹ [2Kön 25,24] Jeremia Jer 30 40 9 11 Sie hatten gegen den König von Babylon gekämpft, daher ihre Furcht. Jeremia Jer 30 0 1 B. Ismahels Schandtaten. (V. 16) C. Die Juden befragen den Propheten, ob sie nach Ägypten auswandern sollen. [Jer 42,22] Jeremia Jer 30 41 1 Et factum est in mense septimo, venit Ismahel filius Nathaniæ, filii Elisama de semine regali, et optimates regis, et decem viri cum eo, ad Godoliam filium Ahicam in Masphath: et comederunt ibi panes simul in Masphath. Und es geschah im siebenten Monate,¹ dass Ismahel, der Sohn Nathanias, des Sohnes Elisamas² vom königlichen Geschlechte, mit einigen Großen des Königs³ und zehn Männern zu Godolias, dem Sohne Ahikams, nach Masphath kam, und sie hielten daselbst mit ihm ein Mahl in Masphath. Jeremia Jer 30 41 1 1 Also drei Monate nach Eroberung der Stadt. [Jer 39,2] Jeremia Jer 30 41 1 2 Unbekannt. Jeremia Jer 30 41 1 3 Des Königs von Ammon und dessen Gefolge, zu dem die weiter genannten zehn Männer hinzukommen. Jeremia Jer 30 41 10 Et captivas duxit Ismahel omnes reliquias populi, qui erant in Masphath: filias regis, et universum populum, qui remanserat in Masphath: quos commendaverat Nabuzardan princeps militiæ Godoliæ filio Ahicam. Et cepit eos Ismahel filius Nathaniæ, et abiit ut transiret ad filios Ammon. Alsdann führte Ismahel den ganzen Rest des Volkes, der in Masphat war, gefangen hinweg, die Töchter des Königs¹⁴ und das gesamte Volk, das in Masphath übriggeblieben war, welches Nabuzardan, der Anführer der Leibwache, Godolias, dem Sohne Ahikams, untergeben hatte; diese nahm Ismahel, der Sohn Nathanias, gefangen und zog hin, um zu den Kindern Ammons zu gelangen.¹⁵ Jeremia Jer 30 41 10 14 Sedekias. Jeremia Jer 30 41 10 15 Er hatte also weit mehr Mannschaften bei sich als die oben besonders genannten zehn Krieger. Jeremia Jer 30 41 11 Audivit autem Johanan filius Caree, et omnes principes bellatorum, qui erant cum eo, omne malum, quod fecerat Ismahel filius Nathaniæ. Als aber Johanan, der Sohn Karees, und alle Anführer der Krieger, welche bei ihm waren, von all dem Unheil, das Ismahel, der Sohn Nathanias, angerichtet hatte, Kunde erhielten, Jeremia Jer 30 41 12 Et assumptis universis viris, profecti sunt ut bellarent adversum Ismahel filium Nathaniæ, et invenerunt eum ad aquas multas, quæ sunt in Gabaon. nahmen sie alle ihre Leute zu sich und zogen hin, um gegen Ismahel, den Sohn Nathanias, zu kämpfen, und sie trafen ihn an dem großen Wasser bei Gabaon.¹⁶ Jeremia Jer 30 41 12 16 Mit der Menge seiner Gefangenen, den Frauen und Mädchen konnte Ismahel nicht so schnell vorrücken und musste öfter Halt machen. Über den Teich bei Gabaon siehe [2Sam 2,13]. Jeremia Jer 30 41 13 Cumque vidisset omnis populus, qui erat cum Ismahel, Johanan filium Caree, et universos principes bellatorum, qui erant cum eo, lætati sunt. Da nun alles Volk, welches bei Ismahel war, Johanan, den Sohn Karees, und alle Heerführer, die bei ihm waren, erblickte, freuten sie sich. Jeremia Jer 30 41 14 et reversus est omnis populus, quem ceperat Ismahel, in Masphath: reversusque abiit ad Johanan filium Caree. Und alles Volk, welches Ismahel aus Masphath gefangen weggeführt hatte, wandte sich um und ging zu Johanan, dem Sohne Karees, über. Jeremia Jer 30 41 15 Ismahel autem filius Nathaniæ fugit cum octo viris a facie Johanan, et abiit ad filios Ammon. Ismahel aber, der Sohn Nathanias, entrann dem Johanan mit acht Männern und ging zu den Kindern Ammons.¹⁷ Jeremia Jer 30 41 15 17 Diese Flucht war für Johanan verhängnisvoll. Vermochten die Zurückgebliebenen den Chaldäern nicht den Urheber des Mordes Godolias auszuliefern, so waren sie selbst verdächtig und setzten sich selbst der Rache der Chaldäer aus. Jeremia Jer 30 41 16 Tulit ergo Johanan filius Caree, et omnes principes bellatorum, qui erant cum eo, universas reliquias vulgi, quas reduxerat ab Ismahel filio Nathaniæ de Masphath, postquam percussit Godoliam filium Ahicam: fortes viros ad prlium, et mulieres, et pueros, et eunuchos, quos reduxerat de Gabaon. Da nahmen Johanan, der Sohn Karees und alle Heeresführer, welche bei ihm waren, den ganzen Rest des Volkes von Masphath,¹⁸ den er von Ismahel, dem Sohne Nathanias, zurückgebracht hatte, nachdem dieser den Godolias, den Sohn Ahikams, erschlagen, streitbare Männer, Frauen und Kinder und Höflinge, welche er von Gabaon zurückgebracht hatte. Jeremia Jer 30 41 16 18 Die Septuag. lässt diesen Zusatz: von Masphath besser weg und berichtet nur: Und Johanan nahm die Überreste des Volkes, welche er von Ismahel zurückgeführt hatte, tapfere Kriegsleute und Frauen und das übrige Volk und die Höflinge, welche er von Gabaon zurückgeführt hatte. Jeremia Jer 30 41 17 Et abierunt, et sederunt peregrinantes in Chamaam, quæ est juxta Bethlehem, ut pergerent, et introirent gyptum Und sie zogen ab¹⁹ und hielten in Chamaam, das bei Bethlehem liegt, Rast,²⁰ um weiter nach Ägypten hinzuziehen Jeremia Jer 30 41 17 19 Da die Juden durch wiederholte Aufstände die Chaldäer gegen sich erbittert hatten, mussten sie eine harte Strafe für die neueste Freveltat fürchten. Deshalb wagt Johanan nicht, nach Masphath zurückzukehren, sondern will in Ägypten eine Zuflucht suchen. Jeremia Jer 30 41 17 20 Jamaam, der Sohn des Berzellai [2Sam 19,37], hatte eine öffentliche Herberge, vielleicht zu unentgeltlicher Benutzung errichtet. Jeremia Jer 30 41 18 A facie Chaldæorum: timebant enim eos, quia percusserat Ismahel filius Nathaniæ Godoliam filium Ahicam, quem præposuerat rex Babylonis in terra Juda. aus dem Bereiche der Chaldäer fort; denn sie fürchteten sich vor diesen, weil Ismahel, der Sohn Nathanias, Godolias, den Sohn Ahikams, erschlagen hatte, welcher von dem Könige von Babylon als Statthalter über das Land Juda gesetzt worden war. Jeremia Jer 30 41 2 Surrexit autem Ismahel filius Nathaniæ, et decem viri, qui cum eo erant, et percusserunt Godoliam filium Ahicam filii Saphan gladio, et interfecerunt eum, quem præfecerat rex Babylonis terræ. Da erhob sich Ismahel, der Sohn Nathanias und die zehn Männer, welche bei ihm waren,⁴ und erschlugen Godolias, den Sohn Ahikams, des Sohnes Saphans, mit dem Schwerte und töteten den, welchen der König von Babylon als Statthalter über das Land gesetzt hatte. Jeremia Jer 30 41 2 4 Der Anschlag ist gegen die Chaldäer und deren Anhang gerichtet. Jeremia Jer 30 41 3 Omnes quoque Judæos, qui erant cum Godolia in Masphath, et Chaldæos, qui reperti sunt ibi, et viros bellatores percussit Ismahel. Auch alle Juden, welche bei Godolias in Masphat waren, und die Chaldäer, welche sich dort befanden, und die Kriegsleute⁵ erschlug Ismahel. Jeremia Jer 30 41 3 5 Hebr.: Und die Chaldäer, die sich dort fanden, die Kriegsleute. Nach dem Exil wurde der Jahrestag der Ermordung Godolias, alljährlich mit Fasten am dritten Tage des siebten Monats begangen. Jeremia Jer 30 41 4 Secundo autem die postquam occiderat Godoliam, nullo adhuc sciente, Am zweiten Tage aber, nachdem er Godolias ermordet und noch niemand⁶ etwas davon wusste, Jeremia Jer 30 41 4 6 Von den außerhalb der Stadt Befindlichen. Jeremia Jer 30 41 5 Venerunt viri de Sichem, et de Silo, et de Samaria octoginta viri: rasi barba, et scissis vestibus, et squallentes: et munera, et thus habebant in manu, ut offerrent in domo Domini. kamen Männer von Sichem, Silo und Samaria,⁷ achtzig an der Zahl, mit abgeschorenem Barte, zerrissenen Kleidern und entstelltem Antlitz, Speiseopfer und Weihrauch mit sich führend, um sie im Hause des Herrn darzubringen.⁸ Jeremia Jer 30 41 5 7 Aus dem Bereiche des zerstörten Reiches Israel, in das der König der Assyrier aus Babylon und anderen Gegenden Kolonisten gesendet. [2Kön 17,24] Diese Vermischung verschiedener Völker erklärt es, warum die hier erwähnten Männer unter anderen Zeichen der Trauer sich Einschnitte gemacht hatten. Jeremia Jer 30 41 5 8 Im siebten Monate wurde ehemals das Laubhüttenfest gefeiert, darum hatten sie diesen wohl zu ihrer Pilgerfahrt gewählt. Sie trauern, weil Stadt und Tempel zerstört, das Gottesreich vernichtet und der größere Teil des Volkes gefangen weggeführt ist. Sie wollen Speiseopfer und Weihrauch jetzt wenigstens an der Stätte, wo das Haus des Herrn gestanden, Gott darbringen. Jeremia Jer 30 41 6 Egressus ergo Ismahel filius Nathaniæ in occursum eorum de Masphath, incedens et plorans ibat: cum autem occurrisset eis, dixit ad eos: Venite ad Godoliam filium Ahicam. Da ging Ismahel, der Sohn Nathanias, ihnen von Masphat entgegen,⁹ im Gehen beständig weinend. Und als er auf sie traf, sprach er zu ihnen: Kommet zu Godolias, dem Sohne Ahikams! Jeremia Jer 30 41 6 9 Von den Wächtern der Stadt über das Nahen eines solchen Zuges unterrichtet. Um allen Verdacht zu vermeiden, stellt er sich, als ob er mit den frommen Israeliten den Untergang der Stadt und das gemeinsame Unglück beweine. Jeremia Jer 30 41 7 Qui cum venissent ad medium civitatis, interfecit eos Ismahel filius Nathaniæ circa medium laci, ipse et viri, qui erant cum eo. Als sie aber in die Mitte der Stadt gekommen waren, ermordete Ismahel, der Sohn Nathanias, sie bei einer Zisterne¹⁰ mit den Männern, welche mit ihm waren. Jeremia Jer 30 41 7 10 Nach dem Hebr.: tötete sie und warf sie in eine Zisterne. Ismahel ist es in erster Linie um den Raub zu tun, wie das Folgende zeigt. Er tötet die Männer, damit sie seine Tat nicht verraten und die Reihen der verfolgenden Juden verstärken. Jeremia Jer 30 41 8 Decem autem viri reperti sunt inter eos, qui dixerunt ad Ismahel: Noli occidere nos: quia habemus thesauros in agro, frumenti, et hordei, et olei, et mellis. Et cessavit: et non interfecit eos cum fratribus suis. Doch zehn Männer fanden sich unter ihnen, welche zu Ismahel sprachen: Töte uns nicht, denn wir haben im Felde Vorräte von Weizen und Gerste, Öl und Honig verborgen.¹¹ Da ließ er ab und tötete sie nicht zugleich mit ihren Brüdern. Jeremia Jer 30 41 8 11 Die Bewohner von Palästina legen sich von anderen nicht bemerkbare, unterirdische Vorratskammern an. Jeremia Jer 30 41 9 Lacus autem, in quem projecerat Ismahel omnia cadavera virorum, quos percussit propter Godoliam, ipse est, quem fecit rex Asa propter Baasa regem Israel: ipsum replevit Ismahel filius Nathaniæ occisis. Die Grube aber, in welche Ismahel alle Leichname der Männer warf, die er um Godolias' willen¹² erschlagen, ist dieselbe, welche der König Asa um Baasas, des Königs von Israel, willen gemacht;¹³ diese füllte Ismahel, der Sohn Nathanias, mit Erschlagenen. Jeremia Jer 30 41 9 12 Mit einer geringen Änderung der Buchstaben wird der Text der Septuag hergestellt: Es ist der große Brunnen, den Asa usw. Jeremia Jer 30 41 9 13 [1Kön 15,22; 2Chr 16,6] Diese Zisterne war wohl inmitten der Stadt und war gegen den König von Israel Baasa gebaut. Jeremia Jer 30 0 1 C. Die Juden befragen den Propheten, ob sie nach Ägypten auswandern sollen. (Kap. 42) Jeremia Jer 30 42 1 Et accesserunt omnes principes bellatorum, et Johanan filius Caree, et Jezonias filius Osaiæ, et reliquum vulgus a parvo usque ad magnum: Da traten alle Führer der Scharen herzu, Johanan, der Sohn Karees, und Jezonias,¹ der Sohn Osaias, und das ganze übrige Volk, klein und groß,² Jeremia Jer 30 42 1 1 Siehe [Jer 40,8]. Da [Jer 43,2] Azarias erwähnt wird und die Septuag denselben bereits hier liest, ist dieser wohl an beiden Stellen mit Johanan genannt. Jeremia Jer 30 42 1 2 Das ganze Volk fordert demütig eine Entscheidung Gottes. Damit tritt ihre nachmalige Halsstarrigkeit desto schroffer hervor. Jeremia Jer 30 42 10 Si quiescentes manseritis in terra hac, ædificabo vos, et non destruam; plantabo, et non evellam: jam enim placatus sum super malo quod feci vobis. Wenn ihr in diesem Lande ruhig wohnen bleibt, so will ich euch erbauen und nicht zerstören, pflanzen und nicht ausreißen; denn schon bin ich versöhnt durch das Leid, welches ich euch angetan habe.⁹ Jeremia Jer 30 42 10 9 Hebr.: Denn es reut mich des Unglücks, das ich über euch gebracht. Mit anderen Worten: Ich will mich wieder eurer erbarmen und die Schäden, welche ihr erlitten, wieder gutmachen. Gott gibt ihnen die gleiche Verheißung wie den Weggeführten [Jer 24,6]. Jeremia Jer 30 42 11 Nolite timere a facie regis Babylonis, quem vos pavidi formidatis: nolite metuere eum, dicit Dominus: quia vobiscum sum ego, ut salvos vos faciam, et eruam de manu ejus. Fürchtet euch nicht vor dem Könige von Babylon, vor dem ihr jetzt zagt und bebt; fürchtet euch nicht vor ihm, spricht der Herr; denn ich bin mit euch, um euch zu helfen und aus seiner Hand zu erretten.¹⁰ Jeremia Jer 30 42 11 10 Vorher hatte er ihnen gedroht, sie in die Hand des Königs zu überliefern, und er hat seine Drohung verwirklicht, wie sie selbst Zeuge sind, so werden und sollen sie denn Gott, wenn er ihnen Glück verheißt, desto leichter glauben. Jeremia Jer 30 42 12 Et dabo vobis misericordias, et miserebor vestri, et habitare vos faciam in terra vestra: Und ich werde euch Erbarmen finden lassen und werde mich eurer erbarmen und euch in euerm Lande wohnen lassen.¹¹ Jeremia Jer 30 42 12 11 Hebr.: so dass er sich euer erbarmt und euch nach eurem Lande zurückführt. Besser die Septuaginta, deren Text der heilige Hieronymus wiedergibt, nach der Gott sich erbarmt und zurückführt. Jeremia Jer 30 42 13 Si autem dixeritis vos: Non habitabimus in terra ista, nec audiemus vocem Domini Dei nostri, Wenn ihr aber sagt: Wir wollen nicht in diesem Lande bleiben und¹² nicht auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, hören, Jeremia Jer 30 42 13 12 Hebr.: so dass ihr der Stimme Jahves, eures Gottes, nicht gehorcht. Jeremia Jer 30 42 14 Dicentes: Nequaquam, sed ad terram gypti pergemus: ubi non videbimus bellum, et clangorem tubæ non audiemus, et famem non sustinebimus: et ibi habitabimus: und vielmehr sprechet: Nein, sondern in das Land Ägypten wollen wir ziehen, wo wir keinen Krieg sehen noch den Schall der Trompete hören noch Hunger zu leiden haben und dort wollen wir uns niederlassen, Jeremia Jer 30 42 15 Propter hoc nunc audite verbum Domini reliquiæ Juda: Hæc dicit Dominus exercituum, Deus Israel: Si posueritis faciem vestram ut ingrediamini gyptum, et intraveritis ut ibi habitetis: so höret denn hierüber des Herrn Wort, ihr Überreste von Juda! Also spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Wenn ihr dabei beharrt, nach Ägypten ziehen zu wollen, und hingelangt, um dort zu wohnen, Jeremia Jer 30 42 16 Gladius, quem vos formidatis, ibi comprehendet vos in terra gypti: et fames, pro qua estis solliciti, adhærebit vobis in gypto, et ibi moriemini. so wird das Schwert, vor dem ihr euch fürchtet, euch dort im Lande Ägypten¹³ erreichen, und der Hunger, vor dem ihr bangt, wird euch nach Ägypten folgen und ihr werdet daselbst sterben. Jeremia Jer 30 42 16 13 Nachdrücklich wiederholt der Prophet mehrfach: in Ägypten, damit der Ton der Worte schon ihnen andeute, dass der Untergang ihrer da wartet, wo sie das Heil erhoffen. Jeremia Jer 30 42 17 Omnesque viri, qui posuerunt faciem suam ut ingrediantur gyptum, ut habitent ibi, morientur gladio, et fame, et peste: nullus de eis remanebit, nec effugiet a facie mali, quod ego afferam super eos. Und alle die Männer, welche darauf bestanden haben, nach Ägypten zu ziehen und sich daselbst niederzulassen, werden durch Schwert, Hunger und Pest umkommen; keiner von ihnen wird übrigbleiben noch dem Unheil entrinnen, das ich über sie bringen werde. Jeremia Jer 30 42 18 Quia hæc dicit Dominus exercituum, Deus Israel: Sicut conflatus est furor meus, et indignatio mea super habitatores Jerusalem: sic conflabitur indignatio mea super vos, cum ingressi fueritis gyptum, et eritis in jusjurandum, et in stuporem, et in maledictum, et in opprobrium: et nequaquam ultra videbitis locum istum. Denn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Wie mein Zorn und mein Grimm sich über die Bewohner von Jerusalem ergossen hat, so soll sich mein Grimm über euch ergießen, wenn ihr nach Ägypten zieht, und ihr sollt zum Gegenstande des Fluches, des Entsetzens, der Verwünschung und der Schmach werden und nimmer sollt ihr diesen Ort wieder sehen!¹⁴ Jeremia Jer 30 42 18 14 Die [Jer 7,20] und [Jer 24,9] sowie [Jer 25,18] und [Jer 29,18] ausgesprochenen Drohungen werden wiederholt. Schon sehen sie dieselben an der Stadt und dem weggeführten Volke erfüllt, deshalb soll deren Los sie warnen. Jeremia Jer 30 42 19 Verbum Domini super vos reliquiæ Juda: Nolite intrare gyptum: scientes scietis quia obtestatus sum vos hodie, Das ist des Herrn Wort über euch, ihr Überreste von Juda:¹⁵ Ziehet nicht nach Ägypten! Wisset es wohl, dass ich euch heute gewarnt habe. Jeremia Jer 30 42 19 15 Der Prophet hat aus Haltung und Miene der Zuhörer erkannt, dass sie auf ihrem Entschlusse, nach Ägypten zu ziehen, beharren. Deshalb erinnert er sie an ihren feierlichen Schwur, sich dem Ausspruche Gottes, wie er auch sein werde, zu fügen, und schließt mit der Verkündigung harter Strafen über die Hartnäckigen. Jeremia Jer 30 42 2 Dixeruntque ad Jeremiam prophetam: Cadat oratio nostra in conspectu tuo: et ora pro nobis ad Dominum Deum tuum pro universis reliquiis istis, quia derelicti sumus pauci de pluribus, sicut oculi tui nos intuentur: und sprachen zu dem Propheten Jeremias: Lass unser Flehen vor dich kommen und bete für uns zum Herrn, deinem Gott,³ für diesen ganzen Überrest; denn wenige sind wir von vielen übriggeblieben, so wie deine Augen uns hier schauen; Jeremia Jer 30 42 2 3 Mit dieser Bezeichnung bekennen sie, dass der Prophet zu Gott in besonderer Beziehung steht, dessen Mund ist. Ihr Bitten ist aber nicht ganz aufrichtig, denn aus V. 3 scheint hervorzugehen, dass sie nicht sowohl Gott befragen, ob sie nach Ägypten ziehen, sondern welchen Weg sie einschlagen sollen. Jeremia Jer 30 42 20 Quia decepistis animas vestras: vos enim misistis me ad Dominum Deum nostrum dicentes: Ora pro nobis ad Dominum Deum nostrum, et juxta omnia quæcumque dixerit tibi Dominus Deus noster, sic annuntia nobis, et faciemus. Ihr betrügt euch selbst;¹⁶ habt ihr mich doch an den Herrn, unseren Gott, gesandt, indem ihr sprachet: Bete für uns zu dem Herrn, unserm Gott, und alles, was der Herr, unser Gott, dir sagen wird, verkünde uns, so wollen wir es tun. Jeremia Jer 30 42 20 16 Der Sinn des Hebräischen ist: Ihr irrt euch, euer Ungehorsam wird euch in das Verderben stürzen. Jeremia Jer 30 42 21 Et annuntiavi vobis hodie, et non audistis vocem Domini Dei vestri super universis, pro quibus misit me ad vos. Nun habe ich es euch heute verkündet; aber ihr habt nicht auf die Stimme des Herrn, eures Gottes, in allem, womit er mich an euch beauftragt hat, gehört. Jeremia Jer 30 42 22 Nunc ergo scientes scietis quia gladio, et fame, et peste moriemini in loco, ad quem voluistis intrare ut habitaretis ibi. Darum wisset nun wohl,¹⁷ dass ihr durch Schwert,¹⁸ Hunger und Seuche an dem Orte umkommen werdet, an den zu ziehen es euch gelüstet, um daselbst zu wohnen. Jeremia Jer 30 42 22 17 Dritte Ankündigung. Jeremia Jer 30 42 22 18 Über dieses eingehender [Jer 43,10; Jer 44,12.27]. Die Septuag gibt nur trocken und kurz den Sinn der Rede wieder, was den tief mit dem Volke mitfühlenden und gewaltig redenden Propheten nicht in seiner erhabenen Gestalt erscheinen lässt. Jeremia Jer 30 42 3 Et annuntiet nobis Dominus Deus tuus viam, per quam pergamus, et verbum, quod faciamus. dass der Herr, dein Gott, uns den Weg kundtun wolle, auf dem wir weiter ziehen, und die Weisung, nach der wir handeln sollen. Jeremia Jer 30 42 4 Dixit autem ad eos Jeremias propheta: Audivi: ecce ego oro ad Dominum Deum vestrum secundum verba vestra: omne verbum, quodcumque responderit mihi, indicabo vobis: nec celabo vos quidquam. Jeremias, der Prophet, antwortete ihnen: Ich höre!⁴ Sehet, ich werde zu dem Herrn, euerm Gott,⁵ beten, euerm Wunsche gemäß; alles, was er mir antworten wird,⁶ will ich euch kundtun und euch nichts vorenthalten. Jeremia Jer 30 42 4 4 Es ist gut, ich werde also tun. Jeremia Jer 30 42 4 5 Die Bezeichnung: euer Gott soll sie mahnen, dass der Herr die Sorge für sein treues Volk noch nicht von sich gewiesen und dass, wenn auch die Theokratie äußerlich vernichtet erscheine, Jahve dennoch dem Volke durch den besonderen Bund als dessen Gott verbunden bleibe. Jeremia Jer 30 42 4 6 Damit deutet er an, dass Gottes Antwort anders lauten kann, als sie ausdrücklich fordern. Doch das Volk antwortet mit einem Schwure, es sei bereit, jeden Befehl des Herrn zu erfüllen. Jeremia Jer 30 42 5 Et illi dixerunt ad Jeremiam: Sit Dominus inter nos testis veritatis et fidei, si non juxta omne verbum, in quo miserit te Dominus Deus tuus ad nos, sic faciemus. Sie aber sprachen zu Jeremias: Der Herr sei zwischen⁷ uns ein wahrhaftiger und zuverlässiger Zeuge; alles, womit dich der Herr, dein Gott, an uns beauftragt, das wollen wir tun! Jeremia Jer 30 42 5 7 Hebr.: gegen. Jeremia Jer 30 42 6 Sive bonum est, sive malum, voci Domini Dei nostri, ad quem mittimus te, obediemus, ut bene sit nobis cum audierimus vocem Domini Dei nostri. Es sei Glück oder Unglück, dem Ausspruche des Herrn, unsers Gottes, an den wir dich senden, wollen wir gehorchen, damit es uns wohl ergehe, wenn wir auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, hören. Jeremia Jer 30 42 7 Cum autem completi essent decem dies, factum est verbum Domini ad Jeremiam. Nach Verlauf von zehn Tagen⁸ aber erging das Wort des Herrn an Jeremias. Jeremia Jer 30 42 7 8 Gott lässt auf die Antwort warten, damit das Volk erkenne, dass er die Bitte des Propheten kaum annehme. (Theod.) Sie sollen in sich gehen und sich fragen, ob sie denn Gottes Weisungen stets gefolgt und nicht vielmehr verachtet haben und sich als unwürdig einer Antwort bekennen. Jeremias betete jedenfalls diese Tage hindurch inständig. Jeremia Jer 30 42 8 Vocavitque Johanan filium Caree, et omnes principes bellatorum, qui erant cum eo, et universum populum a minimo usque ad magnum. Und er berief Johanan, den Sohn Karees, und alle Hauptleute, die bei ihm waren und das ganze Volk, klein und groß, Jeremia Jer 30 42 9 Et dixit ad eos: Hæc dicit Dominus Deus Israel, ad quem misistis me, ut prosternerem preces vestras in conspectu ejus: und sprach zu ihnen: So spricht der Herr, der Gott Israels, an den ihr mich gesandt habt, um euer Flehen vor ihn zu bringen: Jeremia Jer 30 0 1 Das Volk zieht gegen den Willen des Propheten nach Ägypten. (Kap. 43) Jeremia Jer 30 43 1 Factum est autem, cum complesset Jeremias loquens ad populum universos sermones Domini Dei eorum, pro quibus miserat eum Dominus Deus eorum ad illos, omnia verba hæc: Es geschah aber, nachdem Jeremias zum Volke alle Worte des Herrn, ihres Gottes, gesprochen, welche ihm der Herr, ihr Gott, an sie entboten, alle diese Worte, Jeremia Jer 30 43 10 Et dices ad eos: Hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel: Ecce ego mittam, et assumam Nabuchodonosor regem Babylonis servum meum: et ponam thronum ejus super lapides istos, quos abscondi, et statuet solium suum super eos. und sprich zu ihnen: So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Sehet, ich sende hin und hole Nabuchodonosor, den König von Babylon, meinen Knecht,¹¹ und setze seinen Thron auf diese Steine,¹² welche ich verborgen habe, und er wird seinen Thron darüber aufrichten. Jeremia Jer 30 43 10 11 So wird er genannt, weil er Gottes Auftrag ausführen und Rache nehmen soll. Jeremia Jer 30 43 10 12 Der auf die großen Steine gesetzte Thron ist ein Bild für die Festigkeit, welche Gott Nabuchodonosor gegen die Ägypter verleihen will. Der weiche Boden, in dem der Prophet sie verbirgt, ist das Abbild des schwachen und ohnmächtigen Ägypten und eine Mahnung, dass die wie auf Sand bauen, die auf Ägypten ihre Zuversicht setzen. Vergl. [Jer 38,22]. Schon Isaias hatte auf Ägyptens Schwäche hingewiesen [Jer 31,3] vergleiche [Jer 36,6]. Indem der König von Babylon auf der weiten Fläche vor dem Königspalast von Taphnis seinen Thron aufrichtet, erscheint er als Sieger, der die Beute in Empfang nimmt, und als Richter über die Überwundenen. Jeremia Jer 30 43 11 Veniensque percutiet terram gypti: quos in mortem, in mortem: et quos in captivitatem, in captivitatem: et quos in gladium, in gladium. Und wenn er kommt, wird er das Land Ägypten schlagen; dann wird sterben, was dem Tode geweiht ist; in die Gefangenschaft gehen, was zur Gefangenschaft bestimmt ist; durch das Schwert umkommen, was dem Schwerte gehört.¹³ Jeremia Jer 30 43 11 13 Alle werden Schweres leiden und viele in verschiedener Todesart umkommen. Jeremia Jer 30 43 12 Et succendet ignem in delubris deorum gypti, et comburet ea, et captivos ducet illos: et amicietur terra gypti, sicut amicitur pastor pallio suo: et egredietur inde in pace. Und er wird die Tempel der Götter Ägyptens in Brand stecken und sie in Asche legen¹⁴ und jene gefangen wegführen; er wird sich in das Land Ägypten hüllen, wie sich ein Hirt in sein Gewand hüllt;¹⁵ und er wird unangefochten¹⁶ von da wieder wegziehen. Jeremia Jer 30 43 12 14 Hebr.: Und ich zünde Feuer an in den Häusern der Götter Ägyptens und er soll sie in Asche legen. Die Götzenbilder der Ägypter sollen teils als Beute weggeführt, teils verbrannt werden, damit sie so besiegt erscheinen. Vergl. [Jes 46,1]. Wie töricht also ist es, bei Ägypten Hilfe zu suchen! Jeremia Jer 30 43 12 15 So leicht und so schnell. Jeremia Jer 30 43 12 16 Obwohl die Beute seinen Zug durch die Behinderung desselben größerer Gefahr aussetzt, wird er in Frieden abziehen, ein Beweis, dass die Götzen der Ägypter nichts sind. Jeremia Jer 30 43 13 Et conteret statuas domus Solis, quæ sunt in terra gypti: et delubra deorum gypti comburet igni. Und er wird die Säulen des Sonnenhauses¹⁷ im Lande Ägypten zerbrechen und die Tempel der Götter Ägyptens in Flammen aufgehen lassen. Jeremia Jer 30 43 13 17 Septuag: von Heliopolis in On. In vielen Städten war ein Sonnenhaus Pi Ra und in den Tempeln ein dem Ra, dem Sonnengott, gewidmetes Heiligtum. Die Statuen sind also solche, welche in diesen Tempeln aufgestellt sind. Eine babylonische Urkunde berichtet, dass Nabuchodonosor im siebenunddreißigsten Jahre seiner Herrschaft nach Ägypten gekommen, den König besiegt und reiche Beute gemacht habe. Auf diesem Zuge (im Jahre 568) kam er bis nach Syene. Jeremia Jer 30 43 2 Dixit Azarias filius Osaiæ, et Johanan filius Caree, et omnes viri superbi, dicentes ad Jeremiam: Mendacium tu loqueris: non misit te Dominus Deus noster, dicens: Ne ingrediamini gyptum ut habitetis illic. sprach Azarias, der Sohn Osajas und Johanan, der Sohn Karees, samt allen frechen Männern¹ also zu Jeremias:² Du redest Lügen; denn der Herr, unser Gott, hat dich nicht gesandt, uns zu sagen: Ziehet nicht nach Ägypten, um daselbst zu wohnen; Jeremia Jer 30 43 2 1 Die Führer des Volkes scheinen die zehn Tage [Jer 42,7] dazu benützt zu haben, das Volk auf ihre Seite zu ziehen. Sie fürchteten sich vor der Rache der Chaldäer und hatten nicht genügenden Glauben, um den von ihnen verheißenen Schutz Gottes höher zu stellen als die Macht jener. Vergl. [Jes 7] und [Jes 2837]. Die mehrtägige Erwartung trug wohl gleichfalls dazu bei, sie in Unruhe zu versetzen. Jeremia Jer 30 43 2 2 Sie gleichen ihren Vätern, die am Sinai Gott Treue gelobten und dann zum Götzendienste sich wendeten. Jeremia Jer 30 43 3 Sed Baruch filius Neriæ incitat te adversum nos, ut tradat nos in manus Chaldæorum, ut interficiat nos, et traduci faciat in Babylonem. sondern Baruch, der Sohn Nerias', reizt dich gegen uns auf,³ um uns in die Hand der Chaldäer zu überliefern und⁴ uns töten und nach Babylon wegführen zu lassen. Jeremia Jer 30 43 3 3 Baruch war mit dem Propheten von den Chaldäern in Freiheit gesetzt und pflegte von Nabuchodonosor freundlicher zu sprechen. Vielleicht forderte er die Juden auf, den Worten Jeremias Folge zu leisten, weshalb sie ihn für den eigentlichen Urheber der Abmahnung hielten. Jeremia Jer 30 43 3 4 Hebr.: damit sie uns töten und nach Babylon fortführen. Jeremia Jer 30 43 4 Et non audivit Johanan filius Caree, et omnes principes bellatorum, et universus populus vocem Domini ut manerent in terra Juda. Und Johanan, der Sohn Karees, und alle Führer der Krieger und das ganze Volk hörten nicht auf die Stimme des Herrn, dass sie im Lande Juda blieben; Jeremia Jer 30 43 5 Sed tollens Johanan filius Caree, et universi principes bellatorum universos reliquiarum Juda, qui reversi fuerant de cunctis gentibus, ad quas fuerant ante dispersi, ut habitarent in terra Juda: sondern Johanan, der Sohn Karees, und alle Führer der Krieger nahmen den gesamten Überrest Judas, der von allen Völkern, unter die sie ehedem zerstreut gewesen, zurückgekehrt war, um im Lande Juda zu wohnen,⁵ Jeremia Jer 30 43 5 5 Siehe über diese [Jer 40,11]. Jeremia Jer 30 43 6 Viros, et mulieres, et parvulos, et filias regis, et omnem animam, quam reliquerat Nabuzardan princeps militiæ cum Godolia filio Ahicam, filii Saphan, et jeremiam prophetam, et Baruch filium Neriæ. Männer, Frauen und Kinder, die Königstöchter⁶ und alle Leute, welche Nabuzardan, der Anführer der Leibwache, bei Godolias, dem Sohne Ahikams, des Sohnes Saphans, zurückgelassen hatte,⁷ dazu Jeremias, den Propheten, und Baruch, den Sohn Nerias', [Jer 41,10] Jeremia Jer 30 43 6 6 Siehe [Jer 41,10]. Jeremia Jer 30 43 6 7 Vergl. [Jer 39,10; Jer 40,5]. Jeremia Jer 30 43 7 Et ingressi sunt terram gypti, quia non obedierunt voci Domini: et venerunt usque ad Taphnis. und zogen in das Land Ägypten, denn sie gehorchten der Stimme des Herrn nicht, und kamen bis Taphnis.⁸ Jeremia Jer 30 43 7 8 Taphnis, hebräisch: Tachpanches, griech: Daphnä, lag an der Grenze Ägyptens am pelusischen Busen des Nil. Jeremia Jer 30 43 8 Et factus est sermo Domini ad Jeremiam in Taphnis, dicens: Da erging das Wort des Herrn an Jeremias in Taphnis⁹ also: Jeremia Jer 30 43 8 9 Am Eingange Ägyptens. Jeremia Jer 30 43 9 Sume lapides grandes in manu tua, et abscondes eos in crypta, quæ est sub muro latericio in porta domus Pharaonis in Taphnis, cernentibus viris Judæis: Hole große Steine herbei und verbirg sie im Gewölbe, das unter der Ziegelmauer beim Tore des Hauses Pharaos in Taphnis ist, vor den Augen der jüdischen Männer¹⁰ Jeremia Jer 30 43 9 10 Das Folgende lautet im Hebräischen: In dem Lehm, in dem Steinpflaster, das am Eingange des Hauses Pharaos ist zu Tachpanches usw. Man hat diesen Palast in neuester Zeit entdeckt. Jeremia Jer 30 0 1 6. Sechste Erzählung. (Kap. 44. 45) A. Das Unglück kommt wegen des Götzendienstes. (V. 14) B. Vergeblich werden die Widerspenstigen gemahnt. Jeremia Jer 30 44 1 Verbum, quod factum est per Jeremiam ad omnes Judæos, qui habitabant in terra gypti, habitantes in Magdalo, et in Taphnis, et in Memphis, et in terra Phatures, dicens: Wort, welches durch Jeremias über alle Juden erging, welche im Lande Ägypten,¹ die in Magdalum,² in Taphnis, in Memphis und im Lande Phatures³ wohnten, also lautend: Jeremia Jer 30 44 1 1 Schon im eigenen Vaterlande haben die Juden, ob auch von den anderen Völkern mehr geschieden, dennoch den Götzendienst der benachbarten Völkerschaften angenommen, wie viel größer war die Gefahr, dass sie in Ägypten den dortigen Götzendienst pflegten. Vor diesem will der Prophet sie um jeden Preis bewahren. Seine Anstrengungen schildert dieses Kapitel. Jeremia Jer 30 44 1 2 Hebr.: Migdal (Turm) eine Grenzstadt im Nordosten Ägyptens. Jeremia Jer 30 44 1 3 Die in Magdalum und Taphnis wohnten, waren nicht weit von der Grenze zurückgeblieben, andere waren weiter in das Innere gezogen und wohnten in Memphis (Noph siehe [Jes 19,13]) und in der Landschaft Phatures, also im oberen und südlichen Teile von Ägypten. So waren die Juden über ganz Ägypten verstreut. Jeremia Jer 30 44 10 Non sunt mundati usque ad diem hanc: et non timuerunt, et non ambulaverunt in lege Domini, et in præceptis meis, quæ dedi coram vobis et coram patribus vestris. Noch sind sie davon bis auf den heutigen Tag nicht rein¹⁴ und haben keine Furcht und wandeln nicht nach dem Gesetze des Herrn und nach meinen Geboten, die ich euch und euern Vätern vorgelegt habe.¹⁵ Jeremia Jer 30 44 10 14 Hebr.: Zerknirscht. Die Frucht der Zerknirschung ist die Furcht des Herrn, seine Verehrung und der Gehorsam gegen ihn in Haltung des Gesetzes und der Gebote. Jeremia Jer 30 44 10 15 Eine weitgreifende Gesetzgebung ist ihnen also (anders als neuere protestantische Kritiker wollen) schon von den Vätern überkommen und von den Propheten eingeschärft. Vergl. [Jer 11,2]. Jeremia Jer 30 44 11 Ideo hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel: Ecce ego ponam faciem meam in vobis in malum: et disperdam omnem Judam. Darum spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, also: Sehet, ich richte mein Angesicht gegen euch zum Unheil und werde ganz Juda vertilgen.¹⁶ Jeremia Jer 30 44 11 16 Alle, die gegen meinen Willen nach Ägypten geflohen sind. Jeremia Jer 30 44 12 Et assumam reliquias Judæ, qui posuerunt facies suas ut ingrederentur terram gypti, et habitarent ibi: et consumentur omnes in terra gypti: cadent in gladio et in fame: et consumentur a minimo usque ad maximum in gladio, et in fame morientur: et erunt in jusjurandum, et in miraculum, et in maledictionem, et in opprobrium. Und ich werde die Überbleibsel Judas hinwegraffen, welche darauf bestanden, nach Ägypten zu ziehen und sich daselbst niederzulassen; alle sollen im Lande Ägypten umkommen, durch Schwert und Hunger fallen, vom Kleinsten bis zum Größten aufgerieben werden, sterben durch Schwert und Hunger, und sie sollen ein Gegenstand des Fluches, des Entsetzens, der Verwünschung und der Schmach werden. [Jes 42,18] Jeremia Jer 30 44 13 Et visitabo super habitatores terræ gypti, sicut visitavi super Jerusalem in gladio, et fame, et peste. Und ich werde die, welche in Ägypten wohnen, heimsuchen, wie ich Jerusalem durch Schwert, Hunger und Seuche heimgesucht habe. Jeremia Jer 30 44 14 Et non erit qui effugiat, et sit residuus de reliquiis Judæorum, qui vadunt ut peregrinentur in terra gypti: et revertantur in terram Juda, ad quam ipsi elevant animas suas ut revertantur, et habitent ibi: non revertentur nisi qui fugerint. Niemand wird entrinnen und übrigbleiben von den Überresten der Juden, welche in das Land Ägypten gezogen sind, um daselbst zu weilen und wieder zurückzukehren in das Land Juda, wohin eure Seelen sich sehnen, heimzukehren und euch daselbst niederzulassen; niemand wird heimkehren außer einigen Entronnenen.¹⁷ Jeremia Jer 30 44 14 17 Die sich rechtzeitig von den Rebellen gegen Gottes Willen trennen. Niemand: im moralischen Sinne: die meisten nicht. Jeremia Jer 30 44 15 Responderunt autem Jeremiæ omnes viri scientes quod sacrificarent uxores eorum diis alienis: et universæ mulieres, quarum stabat multitudo grandis, et omnis populus habitantium in terra gypti in Phatures, dicentes: Da antworteten dem Jeremias alle Männer, welche wussten, dass ihre Frauen fremden Göttern opferten, und alle Frauen, welche in großer Menge dastanden, und alles Volk, das im Lande Ägypten in Phatures wohnte, also: Jeremia Jer 30 44 16 Sermonem, quem locutus es ad nos in nomine Domini, non audiemus ex te: Das Wort, welches du zu uns im Namen des Herrn geredet, wollen wir nicht von dir hören; Jeremia Jer 30 44 17 Sed facientes faciemus omne verbum, quod egredietur de ore nostro ut sacrificemus reginæ cli, et libemus ei libamina, sicut fecimus nos, et patres nostri, reges nostri, et principes nostri in urbibus Juda, et in plateis Jerusalem: et saturati sumus panibus, et bene nobis erat, malumque non vidimus. sondern wir werden nun einmal alles tun, was unser Mund ausspricht, so dass wir der Königin des Himmels¹⁸ opfern und ihr Trankopfer darbringen,¹⁹ so wie wir es getan, unsere Väter, unsere Könige und unsere Fürsten in den Städten Judas und in den Straßen Jerusalems; denn damals hatten wir Brot in Fülle, es ging uns gut und wir sahen kein Unglück.²⁰ Jeremia Jer 30 44 17 18 Eine Göttin, an die man sich gern mit bestimmten Anliegen wendete, indem man ihr für die Erfüllung der Wünsche Opfer gelobte, wohl die Mondgöttin. Vergl. [Jer 7,18]. Jeremia Jer 30 44 17 19 Gott brechen sie halsstarrig die Treue, obwohl sie ihm solche feierlich gelobt, doch dem Götzendienst wollen sie treu bleiben, begünstigt dieser doch ihre Leidenschaften. Jeremia Jer 30 44 17 20 Unter den Königen vor Josias, besonders unter Manasse. Nach der Wiederherstellung des alten Gottesdienstes ist das Unglück von Ägypten und dann von Babylonien gekommen, meinen sie, also wegen desselben. Jeremia Jer 30 44 18 Ex eo autem tempore, quo cessavimus sacrificare reginæ cli, et libare ei libamina, indigemus omnibus, et gladio, et fame consumpti sumus. Seitdem wir aber aufgehört haben, der Königin des Himmels zu opfern²¹ und ihr Trankopfer darzubringen, leiden wir Mangel an allem und werden durch Schwert und Hunger aufgerieben. Jeremia Jer 30 44 18 21 Hebr.: Weihrauch zu opfern. Jeremia Jer 30 44 19 Quod si nos sacrificamus reginæ cli, et libamus ei libamina: numquid sine viris nostris fecimus ei placentas ad colendum eam, et libandum ei libamina? Und wenn wir der Königin des Himmels opfern und ihr Trankopfer darbringen, haben wir denn etwa ohne Wissen unserer Männer ihr Kuchen bereitet, um sie zu verehren²² und ihr Trankopfer darzubringen? Jeremia Jer 30 44 19 22 Hebr.: sie abzubilden. Die Kuchen wurden in bestimmter symbolischer Form gebacken. Unsere Männer wussten und billigten es, wie kannst du dich also in unsere häuslichen Angelegenheiten einmischen? Jeremia Jer 30 44 2 Hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel: Vos vidistis omne malum istud quod adduxi super Jerusalem, et super omnes urbes Juda: et ecce desertæ sunt hodie, et non est in eis habitator. So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Ihr habt all das Unheil gesehen, das ich über Jerusalem und über alle Städte Judas habe kommen lassen; sehet, sie liegen jetzt wüste und niemand wohnt in ihnen⁴ Jeremia Jer 30 44 2 4 Er erinnert an die Weissagungen [Jer 4,7; Jer 6,19; Jer 9,11; Jer 25,13; Jer 35,17]. Jeremia Jer 30 44 20 Et dixit Jeremias ad omnem populum adversum viros, et adversum mulieres, et adversum universam plebem, qui responderant ei verbum, dicens: Da sprach Jeremias zu dem ganzen Volke, zu den Männern und Frauen und zu dem gesamten Volke, die ihm solches geantwortet hatten, also: Jeremia Jer 30 44 21 Numquid non sacrificium, quod sacrificastis in civitatibus Juda, et in plateis Jerusalem vos et patres vestri, reges vestri, et principes vestri, et populus terræ, horum recordatus est Dominus, et ascendit super cor ejus? Habt ihr nicht Opfer in den Städten von Juda und auf den Straßen von Jerusalem dargebracht,²³ ihr wie eure Väter, eure Könige und eure Fürsten und das Volk des Landes? Hat nicht der Herr dieser gedacht und sind sie nicht in seinen Sinn gekommen?²⁴ Jeremia Jer 30 44 21 23 Räucheropfer. Jeremia Jer 30 44 21 24 Gott hat lange eure Verkehrtheit getragen, euch durch seine Gesandten mahnend und warnend, nun ist das Maß der Sünden, die nach dem Vater der Sohn fortsetzte, voll. Jeremia Jer 30 44 22 Et non poterat Dominus ultra portare propter malitiam studiorum vestrorum, et propter abominationes, quas fecistis, et facta est terra vestra in desolationem, et in stuporem, et in maledictum, eo quod non sit habitator, sicut est dies hæc. So konnte der Herr es nicht länger ertragen ob der Bosheit eurer Handlungen und ob der Greuel, die ihr verübtet; und darum ward euer Land zur Wüstenei und zum Gegenstand des Entsetzens und des Fluches, leer von Bewohnern, wie es jetzt ist. Jeremia Jer 30 44 23 Propterea quod sacrificaveritis idolis, et peccaveritis Domino: et non audieritis vocem Domini, et in lege, et in præceptis, et in testimoniis ejus non ambulaveritis: idcirco evenerunt vobis mala hæc, sicut est dies hæc. Deswegen, weil ihr den Götzen geopfert und gegen den Herrn gesündigt und nicht auf die Stimme des Herrn gehört habt und nach seinem Gesetz und den Geboten und seinen Satzungen nicht gewandelt seid, darum hat euch solches Unglück betroffen, wie es jetzt der Fall ist. Jeremia Jer 30 44 24 Dixit autem Jeremias ad omnem populum, et ad universas mulieres: Audite verbum Domini omnis Juda, qui estis in terra gypti: Alsdann sprach Jeremias zu dem gesamten Volke und zu allen Frauen: Höret das Wort des Herrn, ganz Juda, die ihr im Lande Ägypten weilt! Jeremia Jer 30 44 25 Hæc inquit Dominus exercituum Deus Israel, dicens: Vos et uxores vestræ locuti estis ore vestro, et manibus vestris implestis, dicentes: Faciamus vota nostra, quæ vovimus, ut sacrificemus reginæ cli, et libemus ei libamina: implestis vota vestra, et opere perpetrastis ea. So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Ihr und eure Frauen habt mit eurem Munde geredet und es mit euren Händen vollbracht, indem ihr sprachet: Wir wollen unsere Gelübde erfüllen, die wir gemacht haben, der Königin des Himmels zu opfern und ihr Trankopfer darzubringen; erfüllet denn eure Gelübde und vollbringet sie!²⁵ Jeremia Jer 30 44 25 25 Ironisch. Jeremia Jer 30 44 26 Ideo audite verbum Domini omnis Juda, qui habitatis in terra gypti: Ecce ego juravi in nomine meo magno, ait Dominus: quia nequaquam ultra vocabitur nomen meum ex ore omnis viri Judæi, dicentis: Vivit Dominus Deus in omni terra gypti. Darum höret das Wort des Herrn, ganz Juda, die ihr im Lande Ägypten wohnt: Sehet, ich schwöre bei meinem großen Namen,²⁶ spricht der Herr: Nicht mehr soll im ganzen Lande Ägypten mein Name durch den Mund eines Mannes von Juda genannt werden, dass einer sage: So wahr der Herr, Gott, lebt!²⁷ Jeremia Jer 30 44 26 26 Bei mir, wie ich meine Erhabenheit und Macht dem Volke in Wunderwerken offenbart habe, als ich meinen Namen Jahve als Unterpfand meines Bundes einsetzte. Jeremia Jer 30 44 26 27 Keiner von den nach Ägypten Ausgewanderten soll mehr bei dem Namen Gottes schwören. Da dies eine Art der Verehrung ist, liegt hierin die Drohung, Gott werde sie verlassen und sie in den Götzendienst dahinsterben lassen. Jeremia Jer 30 44 27 Ecce ego vigilabo super eos in malum, et non in bonum: et consumentur omnes viri Juda, qui sunt in terra gypti, gladio, et fame donec penitus consumantur. Sehet, ich will über sie wachen zum Unheile und nicht zum Glücke und alle Männer von Juda, die im Lande Ägypten sind, sollen durch Schwert und Hunger weggetilgt werden, bis sie völlig vernichtet sind. Jeremia Jer 30 44 28 Et qui fugerint gladium, revertentur de terra gypti in terram Juda viri pauci: et scient omnes reliquiæ Juda ingredientium terram gypti, ut habitent ibi, cujus sermo compleatur, meus, an illorum. Indes die dem Schwert entronnenen Männer werden aus dem Lande Ägypten in das Land Juda in geringer Zahl heimkehren und der ganze Überrest von Juda, der in das Land Ägypten gezogen ist, um sich daselbst niederzulassen, soll erfahren, wessen Wort in Erfüllung geht, das meinige oder das ihrige.²⁸ Jeremia Jer 30 44 28 28 In verschiedenen Kriegen Ägyptens mit Persien waren Juden nach Ägypten geschleppt worden (525, 484, 460, 458, 373), auch waren solche mit feindlichen Heeren gegen dies Land gezogen z.B. mit Ochus und Alexander, wie auch zur Zeit des Ptolemäus 320 viele Juden gefangen nach Ägypten geführt wurden. Diese alle werden durch die Weissagung nicht getroffen, sondern nur die, welche gegen Gottes Gebot dorthin gezogen sind. Jeremia Jer 30 44 29 Et hoc vobis signum, ait Dominus, quod visitem ego super vos in loco isto: ut sciatis quia vere complebuntur sermones mei contra vos in malum. Und dies sei euch zum Zeichen, spricht der Herr, dass ich euch an diesem Orte strafen werde, damit ihr erkennet, dass meine Worte gegen euch sich zu eurem Unglücke erfüllen. Jeremia Jer 30 44 3 Propter malitiam, quam fecerunt ut me ad iracundiam provocarent, et irent ut sacrificarent, et colerent deos alienos, quos nesciebant et illi, et vos, et patres vestri. wegen der Bosheit, welche sie verübt haben, so dass sie mich zum Zorne reizten, indem sie hingingen, zu opfern⁵ und fremden Göttern zu dienen, die sie nicht kannten,⁶ weder sie noch ihr noch eure Väter. Jeremia Jer 30 44 3 5 Räucheropfer darzubringen. Jeremia Jer 30 44 3 6 Von denen sie nie Wohltaten erfahren. Jeremia Jer 30 44 30 Hæc dicit Dominus: Ecce ego tradam Pharaonem Ephree regem gypti in manu inimicorum ejus, et in manu quærentium animam illius: sicut tradidi Sedeciam regem Juda in manu Nabuchodonosor regis Babylonis inimici sui, et quærentis animam ejus. So spricht der Herr: Sehet, ich will Pharao Ephree,²⁹ den König von Ägypten, in die Hand seiner Feinde und in die Hand derer überliefern, die ihm nach dem Leben trachten, so wie ich Sedekias, den König von Juda, in die Hand Nabuchodonosors, des Königs von Babylon, seines Feindes, überliefert habe, der ihm nach dem Leben trachtete. Jeremia Jer 30 44 30 29 Hebr.: Hophra. Vergl. [Jer 37,4]. Die Prophezeiung Jeremias konnte in der vollständigen Niederlage bei dem Flecken Irasa in Cyrene ihre Erfüllung erlangt haben und den Juden ein Zeichen und Unterpfand ihres Schicksals sein. Wie ein erst in der Zukunft zu erfüllendes Zeichen schon durch seine Verkündigung ein Unterpfand und Zeichen sein kann, siehe [Jes 7,14]. Jeremia Jer 30 44 4 Et misi ad vos omnes servos meos prophetas de nocte consurgens, mittensque et dicens: Nolite facere verbum abominationis hujuscemodi, quam odivi. Wohl sandte ich zu euch alle meine Diener, die Propheten, vom frühen Morgen an sendend,⁷ und sprach: Treibet doch solch Greuelwesen nicht, das ich hasse! Jeremia Jer 30 44 4 7 Fleißig, allezeit. Jeremia Jer 30 44 5 Et non audierunt, nec inclinaverunt aurem suam ut converterentur a malis suis, et non sacrificarent diis alienis. Aber sie hörten nicht und neigten ihr Ohr nicht, dass sie umkehrten von ihrer Bosheit und nicht fremden Göttern opferten.⁸ Jeremia Jer 30 44 5 8 Vergl. [Jer 7,26; Jer 11,18; Jer 25,4; Jer 34,14; Jer 35,15] Jeremia Jer 30 44 6 Et conflata est indignatio mea et furor meus, et succensa est in civitatibus Juda, et in plateis Jerusalem: et versæ sunt in solitudinem et vastitatem secundum diem hanc. Da ergoss sich mein Unwille und mein Grimm und loderte auf in den Städten Judas und auf den Straßen Jerusalems und sie wurden zur Einöde und Wüstenei umgewandelt, wie es jetzt der Fall ist.⁹ Jeremia Jer 30 44 6 9 So geschah denn, was Gott seit langer Zeit angedroht. Jeremia Jer 30 44 7 Et nunc hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel: Quare vos facitis malum grande hoc contra animas vestras, ut intereat ex vobis vir et mulier, parvulus et lactens de medio Judæ, nec relinquatur vobis quidquam residuum: Und nun spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, also: Warum fügt ihr euch selbst dies große Unheil zu,¹⁰ dass Mann und Weib, Kind und Säugling unter euch aus der Mitte Judas umkommen müssen und von euch nicht ein kleiner Rest übrigbleibt? Jeremia Jer 30 44 7 10 Ihr begeht Sünden, auf welche der Tod steht. Jeremia Jer 30 44 8 Provocantes me in operibus manuum vestrarum, sacrificando diis alienis in terra gypti, in quam ingressi estis ut habitetis ibi: et dispereatis, et sitis in maledictionem, et in opprobrium cunctis gentibus terræ? Denn ihr reizt mich durch die Werke eurer Hände, indem ihr andern Göttern im Lande Ägypten opfert,¹¹ wohin ihr gekommen seid, euch daselbst aufzuhalten, auf dass¹² ihr zugrunde gehet und zum Gegenstande des Fluches und der Schmach werdet unter allen Völkern der Erde. Jeremia Jer 30 44 8 11 Im Hebräischen wird eine bestimmte Art des Opfers gesetzt: Räucheropfer darbringt. Jeremia Jer 30 44 8 12 Wie wenn sie dies selbst herbeizuführen bemüht wären: Mit vollem Wissen und Willen stürzt ihr euch in das Verderben. Jeremia Jer 30 44 9 Numquid obliti estis mala patrum vestrorum, et mala regum Juda, et mala uxorum ejus, et mala vestra, et mala uxorum vestrarum, quæ fecerunt in terra Juda, et in regionibus Jerusalem? Habt ihr etwa die Übeltaten eurer Väter und die Übeltaten der Könige von Juda und die Übeltaten seiner Frauen¹³ und eure Übeltaten und die Übeltaten eurer Frauen vergessen, welche sie im Lande Juda und auf den Straßen Jerusalems verübt haben? Jeremia Jer 30 44 9 13 Besser mit Septuag.: der Frauen eurer Fürsten. Jeremia Jer 30 0 1 C. Wort des Herrn an Baruch. (Kap. 45) Jeremia Jer 30 45 1 Verbum, quod locutus est Jeremias propheta ad Baruch filium Neriæ, cum scripsisset verba hæc in libro ex ore Jeremiæ, anno quarto Joakim filii Josiæ regis Juda, dicens: Wort, welches der Prophet Jeremias zu Baruch, dem Sohne Nerias', redete, als derselbe die Worte, wie Jeremias sie aussprach, in ein Buch schrieb,¹ im vierten Jahre Joakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda, also lautend: Jeremia Jer 30 45 1 1 Wohl während er sie schrieb. Der Ausdruck diese Worte macht es wahrscheinlich, dass diese Weissagung einst sich an die Reden gegen Juda anschloss, die er im vierten Jahre Joakims aufschrieb. Jeremia Jer 30 45 2 Hæc dicit Dominus Deus Israel ad te Baruch: So spricht der Herr, der Gott Israels, über dich, Baruch: Jeremia Jer 30 45 3 Dixisti: Væ misero mihi, quoniam addidit Dominus dolorem dolori meo: laboravi in gemitu meo, et requiem non inveni. Du hast gesagt: Wehe mir Elenden, denn der Herr häuft mir Schmerz auf Schmerz,² ich bin matt vom Seufzen und finde keine Ruhe! Jeremia Jer 30 45 3 2 Da ich immer neue Drohungen schreiben muss. Auch die Furcht vor eigener Gefahr kommt hinzu. Jeremia Jer 30 45 4 Hæc dicit Dominus: Sic dices ad eum: Ecce quos ædificavi, ego destruo: et quos plantavi, ego evello, et universam terram hanc. So spricht der Herr: Also sprich zu ihm: Siehe, die, welche ich aufgebaut habe, reiße ich nieder und die, welche ich gepflanzt habe, reiße ich aus und zwar dieses ganze Land! Jeremia Jer 30 45 5 Et tu quæris tibi grandia? Noli quærere: quia ecce ego adducam malum super omnem carnem, ait Dominus: et dabo tibi animam tuam in salutem in omnibus locis, ad quæcumque perrexeris. Und du verlangst für dich so Großes? Verlange dies nicht! Denn siehe, ich bringe Unglück über alles Fleisch, spricht der Herr; deinem Leben aber gewähre ich Sicherheit an allen Orten, an die du dich begibst.³ Jeremia Jer 30 45 5 3 Vergl. [Jer 12,7ff]. Auch der Herr eröffnet Baruch seinen Schmerz, dass er sein Werk, das er mit solcher Sorgfalt gegründet und so weit fortgeführt hat, genötigt ist, zu zerstören; so darf sein Diener also nicht ein Leben suchen, das von aller Heimsuchung frei ist. Ist zudem das Übel ein gemeinsames, so muss auch jeder am Ertragen seinen Anteil haben. Das Große, das Baruch für sich verlangt, sind Friede, Sicherheit, Glück. Doch wenn Baruch auch nicht vor dem Unglück bewahrt und von demselben ausgenommen wird, soll er wenigstens nicht sein Leben durch gewaltsamen Tod verlieren. Hebr.: Ich gebe dir deine Seele zur Beute. Jeremia Jer 30 0 1 VI. Sechster Teil. (Kap. 46 51) 1. Weissagung über Ägypten. (Kap. 46) A. Das ägyptische Heer wird in die Flucht geschlagen werden. (V. 12) B. Ägypten wird von den Babyloniern verwüstet werden. Jeremia Jer 30 46 1 Quod factum est verbum Domini ad Jeremiam prophetam contra gentes Wort des Herrn, welches an den Propheten Jeremias über alle Völker erging,¹ Jeremia Jer 30 46 1 1 Schon [Jer 25,17-26] hat der Prophet den neun oder zehn Völkern allgemein das Gleiche vorausgesagt. In gleicher Ordnung werden die Völker hier aufgeführt. An der Spitze steht das Südreich, Ägypten, am Schlusse Babylonien. Auf Ägypten folgen wie [Jer 25,20] die Philister, denen Idumäa, die den Juden verwandten Völker, ihre Aussprüche; es folgt Damaskus, dann, wie [Jer 25,24], die arabischen Stämme und, wie [Jer 25,25], Älam. Diese Weissagungen zeigen, dass Gott der Schöpfer und Herrscher aller Völker ist. Sie wehren auf das wirksamste der Meinung, als ob Jahve der Gott der Juden allein sei, und zeigen im Gegenteil, dass er der Gott aller, der allgemeine Richter und Herr ist, von dessen Vorsehung und Urteil der gesamte Erdkreis abhängt und der die Schicksale aller Völker nach seinen weisen Absichten lenkt und leitet. Jeremia Jer 30 46 10 Dies autem ille Domini Dei exercituum dies ultionis, ut sumat vindictam de inimicis suis: devorabit gladius, et saturabitur, et inebriabitur sanguine eorum: victima enim Domini Dei exercituum in terra aquilonis juxta flumen Euphraten. Ja, jener Tag kommt von dem Herrn,¹³ dem Gott der Heerscharen, ein Tag der Rache, dass er sich an seinen Feinden räche;¹⁴ da wird das Schwert fressen und sich sättigen und wird von ihrem Blute trunken werden; denn ein Opferschlachten hält der Herr, der Gott der Heerscharen im Lande des Nordens am Euphratstrom. Jeremia Jer 30 46 10 13 Hebr.: ist dem Herrn usw. Jeremia Jer 30 46 10 14 Seine Drohungen zur Ausführung bringen. Vergl. [Jes 34,6]. Jeremia Jer 30 46 11 Ascende in Galaad, et tolle resinam virgo filia gypti: frustra multiplicas medicamina, sanitas non erit tibi. Ziehe hinauf nach Galaad und hole dir Balsam,¹⁵ o Jungfrau, Tochter Ägypten! Umsonst wendest du Heilmittel über Heilmittel an, Genesung wird dir nicht zuteil werden!¹⁶ Jeremia Jer 30 46 11 15 Siehe [Jer 8,22]. Die Aufforderung ist ironisch: umsonst versuchst du alles. Jeremia Jer 30 46 11 16 Bisher weich und zart sollst du bald so verwundet werden, dass kein Heilmittel dir Hilfe bringen kann. Jeremia Jer 30 46 12 Audierunt gentes ignominiam tuam, et ululatus tuus replevit terram: quia fortis impegit in fortem, et ambo pariter conciderunt. Die Völker vernehmen deine Schmach und dein Heulen erfüllt die Erde, denn Held an Held straucheln sie und beide stürzen miteinander.¹⁷ Jeremia Jer 30 46 12 17 Ein Held stürzt in ungeregelter Flucht auf den anderen, und so bringen sie sich zu Falle. Jeremia Jer 30 46 13 Verbum quod locutus est Dominus ad Jeremiam prophetam, super eo quod venturus est Nabuchodonosor rex Babylonis et percussurus terram gypti: Wort, welches der Herr zu dem Propheten Jeremias gesprochen, als Nabuchodonosor, der König von Babylon, in Ägypten einfallen sollte, um es zu schlagen:¹⁸ Jeremia Jer 30 46 13 18 Der [Jer 43,10] erwähnte Einfall. Wann Jeremias diese Weissagung empfing, wird nicht angegeben. Nur eines steht fest, dass es nach der Schlacht bei Charkamis geschah. Da ferner in V. 14 dieselben Städte genannt werden, welche [Jer 44,1] und in V. 27, 28 und das jüdische Reich schon zerstört vorausgesetzt ist, ist die Weissagung in die Zeit des Aufenthaltes in Ägypten zu versetzen. Sie verkündigt dasselbe, was kürzer [Jer 43,10-13], weshalb sie vielleicht in dieselbe Zeit fällt. Jeremia Jer 30 46 14 Annuntiate gypto, et auditum facite in Magdalo, et resonet in Memphis, et in Taphnis, dicite: Sta, et præpara te: quia devorabit gladius ea, quæ per circuitum tuum sunt. Verkündet in Ägypten und tuet kund in Magdalum und lasset es vernehmen zu Memphis und Taphnis;¹⁹ sprechet: Auf und rüste dich! denn das Schwert hat alles gefressen, was rings um dich ist. Jeremia Jer 30 46 14 19 Magdalum und Taphnis sind befestigte Städte, welche den Zugang nach Ägypten verteidigen. Doch das Unglück hat bereits ganz Ägypten ergriffen. Jeremia Jer 30 46 15 Quare computruit fortis tuus? Non stetit: quoniam Dominus subvertit eum. Warum sind deine Helden zusammengebrochen?²⁰ sie hielten nicht stand, denn der Herr hat sie niedergeworfen. Jeremia Jer 30 46 15 20 Hebr.: niedergeworfen. Jeremia Jer 30 46 16 multiplicavit ruentes ceciditque vir ad proximum suum: et dicent: Surge, et revertamur ad populum nostrum, et ad terram nativitatis nostræ, a facie gladii columbæ. Viele brachte er zu Falle, ja es fällt einer auf den andern und sie²¹ sprechen: Auf! lasset uns zu unserm Volk und in das Land unserer Geburt zurückkehren vor dem Schwerte der Taube.²² Jeremia Jer 30 46 16 21 Die Hilfsvölker der Ägypter. Jeremia Jer 30 46 16 22 Hebr.: vor dem gewalttätigen Schwert. (Über die Übersetzung Taube siehe zu [Jer 25,38].) Jeremia Jer 30 46 17 Vocate nomen Pharaonis regis gypti, tumultum adduxit tempus. Nennet Pharao, den König von Ägypten: Getümmel bringt die Zeit.²³ Jeremia Jer 30 46 17 23 Der Name bezeichnet die Lage des Landes. Pharao vermag den Seinen nicht zu helfen, wenngleich er selbst nicht der Herrschaft beraubt wird. Nabuchodonosor verwüstete Ägypten nur. Hebr. (mit Änderung aus der Septuag): Nennet Pharao, den König von Ägypten, Untergang, er ließ vorübergehen die Frist. Es ist der Prophet, der so ruft. Gottes Langmut ist zu Ende. Jeremia Jer 30 46 18 Vivo ego (inquit rex, Dominus exercituum nomen ejus) quoniam sicut Thabor in montibus, et sicut Carmelus in mari, veniet. So wahr ich lebe (spricht der König, Herr der Heerscharen ist sein Name), ja, dem Thabor gleich unter den Bergen und dem Karmel am Meere gleich wird er kommen.²⁴ Jeremia Jer 30 46 18 24 Mit Erhabenheit und Majestät wird er kommen und niemand ihm widerstehen können. Wie der Thabor über die benachbarten Berge emporragt, wie der Karmel in unerschütterlicher Festigkeit sich am Meere erhebt, so wird der babylonische König in gewaltiger Macht daherkommen, so dass für die Ägypter nichts übrig bleibt als die Flucht zu ergreifen. Jeremia Jer 30 46 19 Vasa transmigrationis fac tibi habitatrix filia gypti: quia Memphis in solitudinem erit, et deseretur, et inhabitabilis erit. Rüste dir Gerät zur Auswanderung, Bewohnerin, Tochter Ägypten! denn Memphis wird zur Wüstenei, wird verlassen werden²⁵ und ohne Bewohner sein. Jeremia Jer 30 46 19 25 Hebr.: Mit Flammen verheert werden. Nabuchodonosor rückte siegreich bis Syene vor, erst dort stellte sich ihm ein ägyptisches Heer entgegen. Jeremia Jer 30 46 2 Ad gyptum adversum exercitum Pharaonis Nechao regis gypti, qui erat juxta fluvium Euphraten in Charcamis, quem percussit Nabuchodonosor rex Babylonis, in quarto anno Joakim filii Josiæ regis Juda. über Ägypten, wider das Heer Pharao Nechaos, des Königs von Ägypten,² das am Strome Euphrat bei Charkamis³ stand, das Nabuchodonosor, der König von Babylon, im vierten Jahre Joakims,⁴ des Sohnes Josias, des Königs von Juda, schlug.⁵ Jeremia Jer 30 46 2 2 Vergl. [2Kön 23,29ff]. Nechao (ägyptisch Nekau) hatte Joakim zum König eingesetzt. Er war der Sohn Psammetichs I. und regierte von 610 bis 594. Jeremia Jer 30 46 2 3 Siehe [Jes 10,9]. Charkamis war die Hauptstadt der Hethiter am rechten Ufer des Euphrat. Jeremia Jer 30 46 2 4 Siehe [Jer 25,1]. Jeremia Jer 30 46 2 5 Die Schlacht bei Charkamis war von der höchsten Bedeutung, handelte es sich doch um die Herrschaft in Asien und Afrika; Ägyptens Kraft wurde in derselben gebrochen. Jeremia Jer 30 46 20 Vitula elegans atque formosa gyptus: stimulator ab aquilone veniet ei. Ein hübsches und schönes junges Kalb ist Ägypten, aber von Norden her kommt ein Treiber über dasselbe.²⁶ Jeremia Jer 30 46 20 26 Hebr.: Eine Bremse kommt von Mitternacht, ja kommt. Das schöne junge Kalb ist das Bild des Reichtums Ägyptens, der die Habsucht der Chaldäer reizt. Jeremia Jer 30 46 21 Mercenarii quoque ejus, qui versabantur in medio ejus, quasi vituli saginati versi sunt, et fugerunt simul, nec stare poterunt: quia dies interfectionis eorum venit super eos, tempus visitationis eorum. Auch seine Söldlinge, die es in seiner Mitte hatte, sind wie gemästete Kälber, ja, auch sie wenden sich und fliehen zumal und können nicht standhalten;²⁷ denn der Tag ihres Untergangs ist über sie gekommen, die Zeit ihrer Heimsuchung. Jeremia Jer 30 46 21 27 Hebr.: Auch ihre Söldlinge in ihrer Mitte sind gemästeten Kälbern gleich, gewiss auch sie haben sich zur Flucht gewandt insgesamt, sie halten nicht stand. Jeremia Jer 30 46 22 Vox ejus quasi æris sonabit: quoniam cum exercitu properabunt, et cum securibus venient ei, quasi cædentes ligna. Seine Stimme erklingt wie Erz,²⁸ denn sie stürmen mit Heeresmacht heran und kommen mit Äxten über dasselbe wie Holzhauer. Jeremia Jer 30 46 22 28 Hebr.: Wie die Schlange, die enteilt (flieht und fliehend zischt). Jeremia Jer 30 46 23 Succiderunt saltum ejus, ait Dominus, qui supputari non potest: multiplicati sunt super locustas, et non est eis numerus. Sie hauen seinen Wald nieder, dessen Stämme nicht zu zählen sind, spricht der Herr; mehr sind ihrer denn Heuschrecken und ihre Zahl ist nicht zu ermessen. Jeremia Jer 30 46 24 Confusa est filia gypti, et tradita in manus populi aquilonis. Zuschanden ward die Tochter Ägyptens und der Gewalt eines Volkes von Mitternacht her überliefert.²⁹ Jeremia Jer 30 46 24 29 Der Schluss entspricht V. 20. Jeremia Jer 30 46 25 Dixit Dominus exercituum Deus Israel: Ecce ego visitabo super tumultum Alexandriæ, et super Pharaonem, et super gyptum, et super deos ejus, et super reges ejus, et super Pharaonem, et super eos, qui confidunt in eo. Es spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Siehe, ich werde das Getümmel Alexandrias heimsuchen³⁰ und Pharao und Ägypten und seine Götter und seine Könige, ja, Pharao, samt denen, die sich auf ihn verlassen. Jeremia Jer 30 46 25 30 Hebr.: Siehe, ich halte Abrechnung mit dem Amon aus No mit dem Götzen Amon, der in No-Amon (ägypt. Nai Amun, der Sonnengott) seinen Sitz hat, in Theben. Die Niederlage der Götzen ist Niederlage des Volkes, das ihm verehrt, und umgekehrt; ebenso des Königs, der ihn darstellt. Zur Zeit des babylonischen Einfalles waren zwei Könige, Hophra und Amasis. Jeremia Jer 30 46 26 Et dabo eos in manus quærentium animam eorum, et in manus Nabuchodonosor regis Babylonis, et in manus servorum ejus: et post hæc habitabitur sicut diebus pristinis, ait Dominus. Und ich werde sie in die Hand derer überliefern, die ihnen nach dem Leben trachten, in die Hand Nabuchodonosors, des Königs von Babylon, und in die Hand seiner Knechte;³¹ doch darnach soll Ägypten bewohnt werden wie in der Vorzeit, spricht der Herr.³² Jeremia Jer 30 46 26 31 Vergl. [Jer 43,11]. In die Hand jemandes überliefert werden bedeutet von ihm heimgesucht und gezüchtigt werden. Jeremia Jer 30 46 26 32 Vergl. V. 11. Das Unglück kann auf keine Weise abgewendet werden, sondern wird Ägypten eine schwere Wunde beibringen. Jeremia Jer 30 46 27 Et tu ne Timeas serve meus Jacob, et ne paveas Israel: quia ecce ego salvum te faciam de longinquo, et semen tuum de terra captivitatis tuæ: et revertetur Jacob, et requiescet, et prosperabitur: et non erit qui exterreat eum. Du aber fürchte dich nicht, mein Knecht Jakob! und du, Israel! zage nicht; denn siehe, ich erlöse dich aus der Ferne und deine Nachkommenschaft aus dem Lande deiner Gefangenschaft; Jakob soll zurückkehren und ruhig wohnen und glücklich sein, ohne dass jemand ihn aufschreckt.³³ [Jes 43,1; Jes 44,2] Jeremia Jer 30 46 27 33 Wenn Gott sein Volk auch straft, verwirft er es doch nicht, sondern will durch die Züchtigung es der Rettung würdig machen. Der Prophet gebraucht schon bekannte Worte [Jer 30,10], weil er nur schon gegebene Weissagungen ins Gedächtnis zurückrufen will, damit das Volk Gottes nicht minder von Gott geliebt erscheint, wenn Ägypten eine bessere Zukunft vorausgesagt ist. Es ist indes nur die Rede von dem Volke, das aus der Gefangenschaft zurückkehrt, so dass die, welche in Ägypten zurückbleiben, jenes Glück nicht erhoffen dürfen, da nicht Ägypten, sondern Babylon Land der Gefangenschaft ist. Das Volk soll nicht untergehen, hat der Prophet [Jer 31,37; Jer 32,40; Jer 33,20] verheißen, doch mögen die einzelnen zusehen, dass sie nicht durch ihre Schuld des Heiles verlustig gehen. Doch auch den in Ägypten Weilenden steht der Zugang zum Heile offen. V. 28 Jeremia Jer 30 46 28 Et tu noli timere serve meus Jacob, ait Dominus: quia tecum ego sum, quia ego consumam cunctas gentes, ad quas ejeci te: te vero non consumam, sed castigabo te in judicio, nec quasi innocenti parcam tibi. Ja, fürchte dich nicht, mein Knecht Jakob! spricht der Herr; denn ich bin mit dir und will alle Völker vernichten, unter welche ich dich verstoßen habe; dich aber werde ich nicht vernichten, sondern dich nach Recht züchtigen, wenn ich dich auch nicht ungestraft lasse.³⁴ Jeremia Jer 30 46 28 34 Hebr.: nicht ganz ungestraft lassen. Eher würde ich alle Völker vernichten, alle verwerfen als dich. Jeremia Jer 30 46 3 Præparate scutum, et clypeum, et procedite ad bellum. Rüstet Tartsche und Schild⁶ und ziehet in den Kampf! Jeremia Jer 30 46 3 6 Die Tartsche ist ein kleinerer Schild, der Schild ist Schutzwaffe der Schwerbewaffneten. Das Rüsten beider besteht in den Einschmieren des Leders und dem Herstellen des Glanzes. Hierauf wendet der Prophet sich den Wagenkämpfen zu. Jeremia Jer 30 46 4 Jungite equos, et ascendite equites: state in galeis, polite lanceas, induite vos loricis. Spannet die Rosse an und steiget auf, ihr Reiter! Stellet euch auf in Helmen, putzet die Speere, leget eure Panzer an!⁷ Jeremia Jer 30 46 4 7 Die Mahnung, sich Schutzwehr anzulegen und weittragende Waffen zu ergreifen, richtet sich an das ganze Heer. Jeremia Jer 30 46 5 Quid igitur? Vidi ipsos pavidos, et terga vertentes, fortes eorum cæsos: fugerunt conciti, nec respexerunt: terror undique, ait Dominus. Aber wie? Ich sehe sie verzagt und zur Flucht gewendet, ihre Helden erschlagen; sie fliehen verzagt⁸ und ohne sich umzublicken, Schrecken ringsum! spricht der Herr. Jeremia Jer 30 46 5 8 Hebr.: Ihre Helden sind erschlagen, (die übrigen) fliehen in wilder Flucht, ohne sich umzublicken. Jeremia Jer 30 46 6 Non fugiat velox, nec salvari se putet fortis: Ad aquilonem juxta flumen Euphraten victi sunt, et ruerunt. Nicht soll der Schnelle entfliehen noch glaube der Starke, sich retten zu können, am Strome Euphrat werden sie überwunden und kommen zu Falle.⁹ Jeremia Jer 30 46 6 9 Wunsch und Voraussagung. Auch die der Niederlage entfliehen, sind nicht geborgen, es ist von Gott bestimmt, dass sie straucheln und zu Falle kommen. (Hebr.) Jeremia Jer 30 46 7 Quis est iste, qui quasi flumen ascendit: et veluti fluviorum, intumescunt gurgites ejus? Wer ist der, der dem Strome gleich heranzieht? gleich Flüssen wogen seine Fluten daher?¹⁰ Jeremia Jer 30 46 7 10 Anderes Bild für Ägyptens Macht. Das hier gebrauchte hebräische Wort für Fluss steht sonst für den Nil. Jeremia Jer 30 46 8 gyptus, fluminis instar ascendit, et velut flumina movebuntur fluctus ejus, et dicet: Ascendens operiam terram: perdam civitatem, et habitatores ejus. Ägypten zieht heran dem Strome gleich¹¹ und wie Flüsse wogen seine Fluten daher und es spricht: Ich will hinaufziehen und das Land bedecken, will die Stadt und ihre Bewohner vertilgen. Jeremia Jer 30 46 8 11 Hebr.: Ägypten steigt herauf gleich dem Nile mit gleichem Vertrauen und gleichem Ungestüm. Jeremia Jer 30 46 9 Ascendite equos, et exsultate in curribus, et procedant fortes, thiopia, et Libyes tenentes scutum, et Lydii arripientes, et jacientes sagittas. Steiget zu Rosse und jauchzet auf den Wagen¹² und lasset die Helden vorrücken, die Äthiopier, die schildführenden Libyer und die Lydier, die Pfeile handhaben und absenden. Jeremia Jer 30 46 9 12 Hebr.: Steiget, ihr Rosse, raset, ihr Gespanne, und ausrücken sollen die Kämpfer, Äthiopier und Libyer, schildbewehrt, und Lydier, die den Bogen führen und spannen. Aus Äthiopien, Arabien und Asien haben die Ägypter ihre Streiter gesammelt. Jeremia Jer 30 0 1 2. Weissagung über die Philister. (Kap. 47) Jeremia Jer 30 47 1 Quod factum est verbum Domini ad Jeremiam prophetam contra Palæsthinos, antequam percuteret Pharao Gazam: Wort des Herrn, das an den Propheten Jeremias wider die Philister erging, bevor Pharao Gaza schlug.¹ Jeremia Jer 30 47 1 1 Wann diese Weissagung gegeben war, lässt sich nicht genau feststellen. Nur eines ist sicher: sie ist vor der Schlacht des Charkamis gegeben, da Pharao nach derselben Gaza nicht mehr einnehmen konnte. Jeremia Jer 30 47 2 Hæc dicit Dominus: Ecce aquæ ascendunt ab aquilone, et erunt quasi torrens inundans, et operient terram, et plenitudinem ejus, urbem et habitatores ejus: clamabunt homines, et ululabunt omnes habitatores terræ So spricht der Herr: Siehe, Wasser steigen herauf von Norden² und werden zum überströmenden Fluss und bedecken das Land und was darin ist, die Städte und deren Bewohner; es schreien die Menschen und alle Bewohner des Landes heulen³ Jeremia Jer 30 47 2 2 Von Babylon. Jeremia Jer 30 47 2 3 Stadt und Land werden vernichtet. Das Bild des überströmenden Flusses stellt die Überschwemmung und Verwüstung seitens der Feinde lebhaft vor Augen. Jeremia Jer 30 47 3 A strepitu pompæ armorum, et bellatorum ejus, a commotione quadrigarum ejus, et multitudine rotarum illius. Non respexerunt patres filios manibus dissolutis. vor dem Getöse seiner blinkenden Waffen und seiner Krieger,⁴ vor dem Gerassel seiner Wagen und dem Getümmel seiner Räder. Nicht mehr⁵ blicken die Väter auf ihre Kinder, ihre Hände sind kraftlos dahingesunken;⁶ Jeremia Jer 30 47 3 4 Hebr.: Vor dem dröhnenden Stampfen der Hufe seiner starken (Pferde) und vor dem Gerassel seiner Gespanne usw. Jeremia Jer 30 47 3 5 So groß ist das Entsetzen. Jeremia Jer 30 47 3 6 Hebr.: so kraftlos sind ihre Hände dahingesunken. Jeremia Jer 30 47 4 Pro adventu diei, in quo vastabuntur omnes Philisthiim, et dissipabitur Tyrus, et Sidon cum omnibus reliquis auxiliis suis: depopulatus est enim Dominus Palæstinos, reliquias insulæ Cappadociæ. denn der Tag ist angebrochen, an dem alle Philister Verheerung trifft und Tyrus und Sidon ausgerottet werden samt allen noch übriggebliebenen Helfern; denn der Herr rottet die Philister aus, die Überbleibsel der Insel Kappadociens.⁷ Jeremia Jer 30 47 4 7 Hebr.: Den Überrest der Insel (oder: Meeresküste) Kaphtor. Anspielung auf [Dtn 2,23] und [Am 9,7]. Ein Teil der Philister oder alle sind wohl von Kreta eingewandert. Jeremia Jer 30 47 5 Venit calvitium super Gazam: conticuit Ascalon, et reliquiæ vallis earum, usquequo concideris. Kahlheit⁸ ist über Gaza gekommen, Askalon ist verstummt,⁹ samt¹⁰ den Überresten ihrer Talgründe; wie lange willst du dich ritzen?¹¹ Jeremia Jer 30 47 5 8 Zeichen der allerhöchsten Trauer. Jeremia Jer 30 47 5 9 Von Schmerz überwältigt. Das Hebräische kann indes auch bedeuten: ist vernichtet. Das Land der Philister zerfiel in fünf Landschaften. Jeremia Jer 30 47 5 10 Hebr.: Der Überrest. Die Gegenden um jene Städte herum, Schephela. Jeremia Jer 30 47 5 11 Wie ein Weib vor übergroßem Schmerze. Jeremia Jer 30 47 6 O mucro Domini usquequo non quiesces? Ingredere in vaginam tuam, refrigerare, et sile. O Schwert des Herrn! wie lange noch wirst du rastlos bleiben? Gehe in deine Scheide, kühl dich ab¹² und bleibe stille! Jeremia Jer 30 47 6 12 Wenn das Schwert wütet, glüht es. Der Herr wird als Urheber des Unglücks bezeichnet, ähnlich wie [2Sam 24,16.17] und [Ez 21,9]. Jeremia Jer 30 47 7 Quomodo quiescet cum Dominus præceperit ei adversus Ascalonem, et adversus maritimas ejus regiones, ibique condixerit illi? Wie sollte es¹³ rasten, da doch der Herr es entboten hat wider Askalon und wider dessen Gestade am Meere? Dorthin hat er es beschieden!¹⁴ Jeremia Jer 30 47 7 13 Hebr.: Du. Jeremia Jer 30 47 7 14 Das Unheil ist unwiderruflich beschlossen, keine Fürbitte wird mehr zugelassen. Nabuchodonosor ist nicht das Schwert, als etwa insofern er den Anfang des Gerichtes bildet. Jeremia Jer 30 0 1 3. Weissagung über Moab. (Kap. 48) A. Verwüstung und Flucht steht bevor. (V. 15) B. Der Untergang und seine Ursache. C. Mitleidige Klage des Propheten über Moabs Los. Jeremia Jer 30 48 1 Ad Moab hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel: Væ super Nabo, quoniam vastata est, et confusa: capta est Cariathaim: confusa est fortis, et tremuit. So spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels,¹ zu Moab: Wehe über Nabo!² denn es ist verwüstet und zuschanden geworden; eingenommen ist Kariathaim,³ zuschanden geworden ist die Feste⁴ und bestürzt.⁵ Jeremia Jer 30 48 1 1 Der mächtige Gott, der Gott, der in besonderer Weise der Gott Israels ist. Seine Macht tritt dem Übermut Moabs entgegen (V. 27) und alle Völker sollen wissen, dass der Gott, den Israel verehrt, der Gott aller ist. Jeremia Jer 30 48 1 2 Siehe [Jes 15,2]. Jeremia Jer 30 48 1 3 Kirjath lag nicht weit von Nabo. Jeremia Jer 30 48 1 4 Eine bestimmte oder alle, auf welche die Moabiter vertrauten. Jeremia Jer 30 48 1 5 Oder: gebrochen. Jeremia Jer 30 48 10 Maledictus, qui facit opus Domini fraudulenter: et maledictus, qui prohibet gladium suum a sanguine. Verflucht sei, wer des Herrn Werk trüglich¹⁸ vollzieht, und verflucht, wer sein Schwert vom Blute zurückhält! Jeremia Jer 30 48 10 18 D.i. so dass er einen Teil seines Eifers und seiner Kräfte dem Werke Gottes entzieht. Durch diese Strafbestimmung zeigt Gott, wie furchtbar die durch die Feinde anzurichtende Verwüstung sein wird, da er selbst zu derselben aneifert und spornt. Diese Strafe des Fluches überträgt man mit Recht auf jedes Werk, dessen Vollendung Gott befiehlt. Wenn schon die, welche nachlässig töten, dem Fluche Gottes verfallen sollen, wie viel mehr wer ein geistiges Amt gering schätzt! (Theod.) Jeremia Jer 30 48 11 Fertilis fuit Moab ab adolescentia sua, et requievit in fæcibus suis: nec transfusus est de vase in vas, et in transmigrationem non abiit: idcirco permansit gustus ejus in eo, et odor ejus non est immutatus. Von seiner Jugend an war Moab üppig¹⁹ und ruhte auf seinen Hefen, es ward nicht aus einem Gefäße in das andere gegossen und wanderte nie in die Gefangenschaft;²⁰ deshalb blieb ihm sein Geschmack erhalten und sein Geruch ward nicht verändert.²¹ Jeremia Jer 30 48 11 19 Hebr.: ungestört. Jeremia Jer 30 48 11 20 Vergleich mit dem Weine, der lange im Fasse bewahrt wird auf seinen Hefen: Ein kräftiger Wein wird so immer besser, ein nicht guter Wein immer herber. So bewirkt auch die Ruhe, dass die Menschen durch dieselbe im Guten oder im Bösen fortschreiten. Die Moabiter sind bisher noch von keinem Feinde weggeführt worden, Frieden genießend, sind sie übermütig geworden und noch hat die Heimsuchung ihnen nicht Einsicht verschafft. Jeremia Jer 30 48 11 21 Geruch und Geschmack sind ihre Feindschaft gegen das Volk Gottes, ihr Hochmut und andere Laster. So wird Gott sie denn nun aus dieser Ruhe, dem Nährboden der Laster, wegreißen. Jeremia Jer 30 48 12 Propterea ecce dies veniunt, dicit Dominus: et mittam ei ordinatores, et stratores laguncularum, et sternent eum, et vasa ejus exhaurient, et lagunculas eorum collident. Daher siehe, es kommen Tage, spricht der Herr, da ich ihm Abzapfer sende, Umfüller der Krüge; diese werden es umfüllen und seine Gefäße leeren und die Krüge zerschlagen.²² Jeremia Jer 30 48 12 22 Die Einwohner werden weggeführt, die Städte zerstört werden. Jeremia Jer 30 48 13 Et confundetur Moab a Chamos, sicut confusa est domus Israel a Bethel, in qua habebat fiduciam. Zuschanden wird Moab an Chamos, wie das Haus Israel zuschanden ward an Bethel, auf das es vertraute.²³ Jeremia Jer 30 48 13 23 Wie die Israeliten wegen des in Bethel geübten Götzendienstes in die Gefangenschaft geführt sind. Vergl. [Hos 4,15; 1Kön 12,29; 2Kön 17,8]. Da nur das Haus Israel und Bethel erwähnt werden, wurde diese Prophezeiung vor der Zerstörung des Reiches Juda gegeben. Anders redet der Prophet [Jer 46,27.28]. So werden sie von ihrem eitlen Rühmen ablassen. Jeremia Jer 30 48 14 Quomodo dicitis: Fortes sumus, et viri robusti ad prliandum? Wie möget ihr sagen: Wir sind Helden und tapfere Männer zum Kampfe? [Jes 16,6] Jeremia Jer 30 48 15 Vastata est Moab, et civitates illius succiderunt: et electi juvenes ejus descenderunt in occisionem: ait rex, Dominus exercituum nomen ejus. Verwüstet ist Moab und seine Städte niedergeworfen, seiner Jünglinge Kern zieht hinab zur Schlachtbank, spricht der König; Herr der Heerscharen ist sein Name.²⁴ Jeremia Jer 30 48 15 24 So wird Jahves Erhabenheit gegen Chamos bewiesen. Hebr.: Die Auslese seiner Jünglinge ziehen herab zur Schlachtung. Jeremia Jer 30 48 16 Prope est interitus Moab ut veniat: et malum ejus velociter accurret nimis. Nahe dem Eintreten ist das Verderben Moabs, und sein Unglück bricht eilends herein. Jeremia Jer 30 48 17 Consolamini eum omnes, qui estis in circuitu ejus, et universi, qui scitis nomen ejus, dicite: Quomodo confracta est virga fortis, baculus gloriosus? Tröstet es doch,²⁵ ihr alle, die ihr es umgebt; alle, die ihr seinen Namen kennt, sprechet: Wie ist das starke Zepter zerbrochen, der herrliche Stab!²⁶ Jeremia Jer 30 48 17 25 Die Niederlage wird eine sehr schwere sein, wie der Seher jetzt andeutet, alle Nachbaren zum Trauergesange auffordernd. Hebr.: Beklaget ihn, alle seine Nachbarn. Alsdann spricht er ihnen das Klagelied vor. Jeremia Jer 30 48 17 26 Hebr.: Wie ward zerbrochen das Machtzepter, der Hoheitsstab! Jeremia Jer 30 48 18 Descende de gloria, et sede in siti habitatio filiæ Dibon: quoniam vastator Moab ascendet ad te, dissipabit munitiones tuas. Steige herab von der Herrlichkeit und setze dich in die Dürre, Bewohnerin der Tochter Dibon!²⁷ denn der Verwüster Moabs zieht gegen dich heran, zerstört deine Festen. Jeremia Jer 30 48 18 27 Hebr.: Einwohnerin, Tochter Dibon: Einwohner Dibons, der Königsstadt. Dibon war wohl an Wasser reich. Jeremia Jer 30 48 19 In via sta, et prospice habitatio Aroer: interroga fugientem: et ei, qui evasit, dic: Quid accidit? Tritt auf den Weg und schaue aus, Bewohnerschaft von Aroer!²⁸ frage den Flüchtling und zu dem Entronnenen sprich: Was ist geschehen? Jeremia Jer 30 48 19 28 Am Nordufer des Arnon, südlich von Dibon. Jeremia Jer 30 48 2 Non est ultra exsultatio in Moab contra Hesebon: cogitaverunt malum. Venite et disperdamus eam de gente; ergo silens conticesces, sequeturque te gladius. Nicht mehr rühmt man sich in Moab, wider Hesebon wird auf Böses gesonnen.⁶ Kommet, lasset uns es ausrotten, dass es kein Volk mehr sei. Darum wirst du gänzlich verstummen,⁷ hinter dir her zieht das Schwert! Jeremia Jer 30 48 2 6 Hebr.: Zu Hesebon wird Arges wider sie gesponnen gegen Moab, das die Feinde als Volk vernichten wollen. Jeremia Jer 30 48 2 7 Hebr.: Auch du, Madmen, wirst verstummen. Jeremia Jer 30 48 20 Confusus est Moab, quoniam victus est, ululate, et clamate, annuntiate in Arnon: quoniam vastata est Moab. Zuschanden ist Moab geworden,²⁹ denn es ist überwunden; heulet und schreiet, verkündet es am Arnon,³⁰ dass Moab verwüstet ist! Jeremia Jer 30 48 20 29 Antwort der Flüchtlinge. Jeremia Jer 30 48 20 30 Im Folgenden werden die Städte im Morden vom Arnon aufgezählt. Jeremia Jer 30 48 21 Et judicium venit ad terram campestrem: super Helon, et super Jasa, et super Mephaath, Ja, das Gericht ist über das Land der Ebene gekommen, über Helon und über Jasa und über Mephaath Jeremia Jer 30 48 22 Et super Dibon, et super Nabo, et super domum Deblathaim, und über Dibon und über Nabo und über das Haus Deblathaim Jeremia Jer 30 48 23 Et super Cariathaim, et super Bethgamul, et super Bethmaon, und über Kariathaim und über Bethgamul und über Bethmaon Jeremia Jer 30 48 24 Et super Carioth, et super Bosra: et super omnes civitates terræ Moab, quæ longe, et quæ prope sunt. und über Karioth³¹ und über Bosra und über alle Städte des Landes Moab, die fernen wie die nahen.³² Jeremia Jer 30 48 24 31 Hebr.: Karijoth. V. 41 und [Am 2,2]. Jeremia Jer 30 48 24 32 Das Unglück ergreift alles. Jeremia Jer 30 48 25 Abscissum est cornu Moab, et brachium ejus contritum est, ait Dominus. Abgeschlagen ist das Horn³³ Moabs und sein Arm zerschmettert, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 48 25 33 Das Horn ist Bild der Kraft, des Reichtums, der Herrschaft. Jeremia Jer 30 48 26 Inebriate eum, quoniam contra Dominum erectus est: et allidet manum Moab in vomitu suo, et erit in derisum etiam ipse: Machet es trunken,³⁴ denn wider den Herrn hat es sich erhoben; Moab tappt anstoßend in sein Gespei und wird gleichfalls zum Gespötte. Jeremia Jer 30 48 26 34 Gebet ihm den Kelch des göttlichen Zornes, den Taumelkelch des Verderbens. Dass es wie berauscht dahinsinke. Jeremia Jer 30 48 27 Fuit enim in derisum tibi Israel: quasi inter fures reperisses eum: propter verba ergo tua, quæ adversum illum locutus es, captivus duceris. Denn Israel war dir ein Gegenstand des Gespöttes, als hättest du es unter Dieben ertappt; deshalb, deiner Reden willen also, die du wider dasselbe geführt, wirst du gefangen fortgeführt.³⁵ Jeremia Jer 30 48 27 35 Hebräisch fragend: Oder war dir denn nicht Israel zum Gelächter, oder ward es unter Dieben ertappt, dass du, so oft du von ihm redetest, das Haupt (höhnend) schütteltest? Moab darf sich nicht beklagen, dass es zu Hartes erdulden müsse. Hat es nicht das Volk Gottes verhöhnt? Und aus welcher gerechten Ursache? Es hatte keine. Moab hat die Ruben und Gad zuerteilten Landstriche geraubt, hat Israel ähnliches getan und ist es unter Dieben ertappt der Verspottung würdig? Ein ertappter Dieb nämlich wir von allen verhöhnt, wie der Prophet [Jer 2,26] sagt. Die latein. Übersetzung handelt von der Wegführung. Jeremia Jer 30 48 28 Relinquite civitates, et habitate in petra habitatores Moab: et estote quasi columba nidificans in summo ore foraminis. Verlasset die Städte und hauset in Felsen, Bewohner Moabs! und seid der Taube gleich, die in den höchsten Felsenritzen nistet!³⁶ Jeremia Jer 30 48 28 36 Die fremde Städte geraubt, sollen jetzt die eigenen verlassen. Hebr.: Die da nistet über gähnenden Schlund. Für euch ist keine Hoffnung mehr, wenn ihr euch nicht in unzugängliche Berge und Höhlen verbergt. Jeremia Jer 30 48 29 Audivimus superbiam Moab, superbus est valde: sublimitatem ejus, et arrogantiam, et superbiam, et altitudinem cordis ejus. Wir haben den Hochmut Moabs vernommen, denn es ist sehr stolz, seinen Stolz, seine Anmaßung, seine Hoffart und Herzensüberhebung.³⁷ [Jes 16,6] Jeremia Jer 30 48 29 37 Die Häufung der Worte stellt seinen großen Stolz vor Augen. Jeremia Jer 30 48 3 Vox clamoris de Oronaim: vastitas et contritio magna. Horch, Klagegeschrei ertönt von Oronaim, Verwüstung und große Niederlage. Jeremia Jer 30 48 30 Ego scio, ait Dominus, jactantiam ejus: et quod non sit juxta eam virtus ejus, nec juxta quod poterat conata sit facere. Ich kenne, spricht der Herr, sein Prahlen, dass seine Kraft nicht demselben entspricht, und es will mehr zu tun versuchen als es vermag.³⁸ Jeremia Jer 30 48 30 38 Hebr.: Ich kenne, spricht der Herr, seinen Ingrimm und das Unziemliche seines Prahlens; Eitles haben sie getan. Lat.: Sie konnten nicht leisten, was ihr Zorn prahlte. Jeremia Jer 30 48 31 Ideo super Moab ejulabo, et ad Moab universam clamabo, ad viros muri fictilis lamentantes. Darum will ich über Moab wehklagen und über ganz Moab jammern, über die trauernden Männer der Ziegelmauer.³⁹ Jeremia Jer 30 48 31 39 Hebr.: über die Männer von Kir Ceres seufzt man. Jeremia Jer 30 48 32 De planctu Jazer plorabo tibi vinea Sabama: propagines tuæ transierunt mare, usque ad mare Jazer pervenerunt: super messem tuam, et vindemiam tuam prædo irruit. Wie ich um Jazer⁴⁰ geweint, will ich um dich weinen, Weinberg von Sabama! deine Ranken gingen über das Meer,⁴¹ reichten an das Meer von Jazer;⁴² aber über deine Ernte und deine Weinlese ist der Verwüster hereingebrochen. Jeremia Jer 30 48 32 40 Mit den Einwohnern von Jazer. [Jes 16,9] Jeremia Jer 30 48 32 41 Das tote Meer. Jeremia Jer 30 48 32 42 Mit Septuag ist das Wort Meer wegzulassen. Jeremia Jer 30 48 33 Ablata est lætitia et exsultatio de Carmelo, et de terra Moab, et vinum de torcularibus sustuli: nequaquam calcator uvæ solitum celeuma cantabit. Weggenommen ist Freude und Frohlocken vom Fruchtlande und vom Lande Moab, den Wein ließ ich verschwinden von der Kelter, nicht stimmt mehr der Traubentreter sein gewohntes Jubellied an.⁴³ Jeremia Jer 30 48 33 43 Die Worte klingen im Hebr. an [Jes 16,9] an. Hebr.: Nicht wir man keltern mit Jauchzen, das Jauchzen ist kein Jauchzen (sondern das Geschrei der beutegierigen Feinde). Jeremia Jer 30 48 34 De clamore Hesebon usque Eleale, et Jasa, dederunt vocem suam: a Segor usque ad Oronaim vitula conternante: aquæ quoque Nemrim pessimæ erunt. Vom Klagegeschrei Hesebons an bis Eleale und Jasa lassen sie ihre Stimme erschallen, von Segor bis Oronaim, der dreijährigen Kuh,⁴⁴ und die Wasser von Nemrin werden verödet sein. Jeremia Jer 30 48 34 44 Siehe [Jes 15,5]. Die Beifügung bezeichnet die Stadt als blühend und mächtig. Jeremia Jer 30 48 35 Et auferam de Moab, ait Dominus, offerentem in excelsis, et sacrificantem diis ejus. Ich vertilge aus Moab, spricht der Herr, die da auf den Höhen opfern und die, welche ihren Göttern räuchern.⁴⁵ Jeremia Jer 30 48 35 45 Damit wird angegeben, warum die Strafe kommt, nämlich um die Götzendiener zu züchtigen und den Götzendienst und seine Stätte zu zerstören. Jeremia Jer 30 48 36 Propterea cor meum ad Moab quasi tibiæ resonabit: et cor meum ad viros muri fictilis dabit sonitum tibiarum: quia plus fecit quam potuit, idcirco perierunt. Darum ertönt mein Herz um Moab gleich Trauerflöten, mein Herz ertönt um die Männer der Ziegelmauer⁴⁶ gleich Flötengetön; denn mehr unternahm es als es vermochte und darum gingen sie zugrunde.⁴⁷ Jeremia Jer 30 48 36 46 Von Kir Cheres. Jeremia Jer 30 48 36 47 Hebr.: Darum weil die Reichtümer, die (sich Moab) erworben, verloren sind. Jeremia Jer 30 48 37 Omne enim caput calvitium, et omnis barba rasa erit: in cunctis manibus colligatio, et super omne dorsum cilicium. Denn alle Häupter sind kahl geworden und alle Bärte sind geschoren,⁴⁸ alle Hände sind gebunden⁴⁹ und auf jedem Rücken ist ein Trauergewand. [Jes 15,2; Ez 7,18] Jeremia Jer 30 48 37 48 Sich die Haare ausraufen und den Bart, den Schmuck des Mannes, stutzen sind höchste Zeichen der Trauer. Jeremia Jer 30 48 37 49 Hebr.: Auf allen Händen sind Einschnitte (zum Zeichen der Trauer) und auf allen Hüften Trauergewand. Jeremia Jer 30 48 38 Super omnia tecta Moab, et in plateis ejus omnis planctus: quoniam contrivi Moab sicut vas inutile, ait Dominus. Auf allen Dächern Moabs und in seinen Straßen ist nichts als Klage, denn ich habe Moab zertrümmert gleich einem unnützen Gefäße,⁵⁰ spricht der Herr. Jeremia Jer 30 48 38 50 Hebr.: Wie ein Gefäß, an dem kein Wohlgefallen, d.i. gegen das Gottes Zorn sich wendet. Jeremia Jer 30 48 39 Quomodo victa est, et ululaverunt? Quomodo dejecit cervicem Moab, et confusus est? Eritque Moab in derisum, et in exemplum omnibus in circuitu suo. Wie ist es überwunden und wie wehklagen sie! Wie wendet Moab den Rücken und steht beschämt! Ein Gegenstand des Gelächters und zum Beispiele⁵¹ soll Moab allen seinen Nachbarn ringsum werden. Jeremia Jer 30 48 39 51 Hebr.: Entsetzen, Beispiel des Schreckens. Jeremia Jer 30 48 4 Contrita est Moab: annuntiate clamorem parvulis ejus. Zerschmettert ist Moab, verkündet dessen Kindern: Erhebet ein Jammergeschrei!⁸ Jeremia Jer 30 48 4 8 Hebr.: Geschrei lassen vernehmen ihre Kleinen. Besser: Septuag: Sie erheben Geschrei bis nach Zogora (Segor oder Zoar), also bis in den äußersten Süden. Über die hier genannten Städte vergl. [Jes 15,5]. Jeremia Jer 30 48 40 Hæc dicit Dominus: Ecce quasi aquila volabit, et extendet alas suas ad Moab. So spricht der Herr: Siehe, wie ein Adler fliegt er daher⁵² und breitet seine Flügel aus über Moab hin!⁵³ Jeremia Jer 30 48 40 52 Wie ein Adler, der sich in schnellem Fluge auf seine Beute herabstürzt. Jeremia Jer 30 48 40 53 Wie ein Adler ohne Anstrengung seinen Flügel ausbreitet, mit gleicher Leichtigkeit wird er Moab in Besitz nehmen. Jeremia Jer 30 48 41 Capta est Carioth, et munitiones comprehensæ sunt: et erit cor fortium Moab in die illa, sicut cor mulieris parturientis. Genommen ist Karioth und seine Festen sind erobert und das Herz der Helden von Moab wird an jenem Tage dem Herzen eines Weibes in Kindesnöten gleichen.⁵⁴ Jeremia Jer 30 48 41 54 Moab vertraute auf seine festen Städte und auf seine Kriegskunst, beide sind zuschanden geworden. Jeremia Jer 30 48 42 Et cessabit Moab esse populus: quoniam contra Dominum gloriatus est. Und Moab wird aufhören ein Volk zu sein,⁵⁵ denn es hat wider den Herrn getrotzt. Jeremia Jer 30 48 42 55 Hebr.: Und weggetilgt ist Moab, dass es kein Volk mehr. Jeremia Jer 30 48 43 Pavor, et fovea, et laqueus super te o habitator Moab, dicit Dominus. Grauen, Grube und Schlinge⁵⁶ kommen über dich, o Bewohner Moabs! spricht der Herr! Jeremia Jer 30 48 43 56 Hebr.: Pachad, Pachath, Pach. Jeremia Jer 30 48 44 Qui fugerit a facie pavoris, cadet in foveam: et qui conscenderit de fovea, capietur laqueo: adducam enim super Moab annum visitationis eorum, ait Dominus. Wer dem Grauen entkommt, wird in die Grube fallen, und wer der Grube entsteigt, wird sich in der Schlinge fangen;⁵⁷ denn ich bringe über Moab das Jahr ihrer Heimsuchung, spricht der Herr. [Jes 24,18] Jeremia Jer 30 48 44 57 Grauen wegen der Ankunft der Feinde, wer aber diesem entgeht, dem droht Grube und Strick, mannigfaltige Gefahren auf der Flucht. Jeremia Jer 30 48 45 In umbra Hesebon steterunt de laqueo fugientes: quia ignis egressus est de Hesebon, et flamma de medio Seon, et devorabit partem Moab, et verticem filiorum tumultus. Im Schatten von Hesebon machen Halt,⁵⁸ die der Schlinge entronnen sind;⁵⁹ denn Feuer geht aus von Hesebon⁶⁰ und eine Flamme aus Seons Mitte⁶¹ und verzehrt die Seite Moabs und den Scheitel der Söhne des Aufruhrs.⁶² Jeremia Jer 30 48 45 58 In Hesebon suchen Schutz, machen Halt. Jeremia Jer 30 48 45 59 Hebr.: entkräftete Flüchtlinge. Doch umsonst, wie bereits V. 34 gesagt ist. Jeremia Jer 30 48 45 60 Wie? sagt V. 2. Die Worte spielen auf [Num 21,28] an; die Vergangenheit ist das Bild der Zukunft. Wie Sehon, der König von Hesebon, das Reih Moab einst wie Feuer verzehrte, so werden die Chaldäer von Hesebon hervorbrechen und das ganze Reich einnehmen. Jeremia Jer 30 48 45 61 Theodotion: Aus der Stadt Seon, ähnlich die syrische Übersetzung. Jeremia Jer 30 48 45 62 Die Worte lehnen sich an [Num 21,28] an. Die Landschaft Moab und seinen Scheitel, d.i. seine befestigten Höhen, wird feindliches Feuer von Hesebon ausgehend zerstören. Söhne des Aufruhrs sind die Moabiter wegen ihres Stolzes und ihrer Anmaßung. Jeremia Jer 30 48 46 Væ tibi Moab, periisti popule Chamos: quia comprehensi sunt filii tui, et filiæ tuæ in captivitatem. Wehe dir, Moab, verloren bist du,⁶³ Volk des Chamos! denn deine Söhne werden fortgeführt und deine Töchter in die Gefangenschaft. Jeremia Jer 30 48 46 63 Hebr.: untergegangen ist das Volk des Chamos, denn weggeführt sind deine Söhne in die Gefangenschaft und deine Töchter usw. Jeremia Jer 30 48 47 Et convertam captivitatem Moab in novissimis diebus, ait Dominus. Hucusque judicia Moab. Doch am Ende der Tage werde ich die Gefangenschaft Moabs wenden,⁶⁴ spricht der Herr. Bis hierher das Strafgericht⁶⁵ über Moab. Jeremia Jer 30 48 47 64 Auch ihnen soll die Hoffnung auf Befreiung bleiben, wenn sie sich derselben würdig machen. Der Herr ist der Gott aller Menschen, sich aller erbarmend, die ihn anrufen. (Theod.) Jeremia Jer 30 48 47 65 Das von Gott verhängte Strafgericht. Fünf Jahre nach der Zerstörung Jerusalems unterwarf Nabuchodonosor Moab und Ammon. (Flav. Jos.) Jeremia Jer 30 48 5 Per ascensum enim Luith plorans ascendet in fletu: quoniam in descensu Oronaim hostes ululatum contritionis audierunt: Weinend und schluchzend steigt es⁹ den Aufstieg von Luith hinauf, denn am Abhang von Oronaim hören die Feinde¹⁰ Angstgeschrei über Zerschmetterung: Jeremia Jer 30 48 5 9 Die Bewohner kommen von Norden, deshalb geht die Flucht nach Süden bis zum Aufstieg von Luith hin. Jeremia Jer 30 48 5 10 Dies Wort wird besser mit Septuag weggelassen: Am Abhang von Oronaim hört man Wehegeschrei über die beigebrachte Niederlage. Jeremia Jer 30 48 6 Fugite, salvate animas vestras: et eritis quasi myricæ in deserto. Fliehet,¹¹ rettet euer Leben und werdet den Tamarisken in der Wüste gleich!¹² [Jer 17,6] Jeremia Jer 30 48 6 11 Zuruf des Propheten. Jeremia Jer 30 48 6 12 Verberget euch an unzugänglichen Orten. Über die Tamarisken vergl. [Jer 17,6]. Jeremia Jer 30 48 7 Pro eo enim quod habuisti fiduciam in munitionibus tuis, et in thesauris tuis, tu quoque capieris: et ibit Chamos in transmigrationem, sacerdotes ejus, et principes ejus simul. Darum, weil du dich auf deine Festen¹³ und auf deine Schätze verließest, wirst auch du eingenommen werden und Chamos¹⁴ muss in die Gefangenschaft wandern, seine Priester und seine Fürsten zumal. Jeremia Jer 30 48 7 13 Hebr.: Machwerke. Ihr Hochmut wird angeklagt, mit dem sie sich auf ihre Klugheit und auf ihre Schätze verließen. Jeremia Jer 30 48 7 14 Götze der Moabiter, vergl. [Num 21,29], und der Ammoniter, [Ri 11,24], wohl der Sonnengott. Die Moabiter nannten sich das Volk Chamos. Indem das Götzenbild in die Gefangenschaft fortgeführt wird, wird angezeigt, dass das Gericht Gottes sich gegen die Götzenanbeter richtet. Jeremia Jer 30 48 8 Et veniet prædo ad omnem urbem, et urbs nulla salvabitur: et peribunt valles, et dissipabuntur campestria: quoniam dixit Dominus: Und der Verwüster wird über jede Stadt kommen¹⁵ und keine Stadt wird entrinnen, verloren sind die Täler¹⁶ und verheert werden die Fluren; denn der Herr hat gesprochen: Jeremia Jer 30 48 8 15 Mit dem Volke wird Land und Flur heimgesucht. Jeremia Jer 30 48 8 16 Vom Arnon südlich. Jeremia Jer 30 48 9 Date florem Moab, quia florens egredietur: et civitates ejus desertæ erunt, et inhabitabiles. Lasset Moab seine Blüte, denn wiewohl es jetzt blüht, wird es fortziehen müssen¹⁷ und seine Städte werden wüste und ohne Bewohner sein. Jeremia Jer 30 48 9 17 Hebr.: Reihet Moab Schwingen, denn mit Schwung wird es hinausfahren gar: Wenn Moab dem Unglück entgehen wollte, müsste es Flügel haben und davonfliegen, anders kann es der Gefangenschaft nicht entgehen. Oder es ist eine ironische Aufforderung zur Flucht. Jeremia Jer 30 0 1 4. Weissagung über Ammon. (V. 1-6) 5. Weissagung über Edom. (V. 22) 6. Weissagung über Damaskus. (V. 22) 7. Weissagung über Kedar und Asor. (V. 33) 8. Weissagung über Älam. Jeremia Jer 30 49 1 Ad filios Ammon. Hæc dicit Dominus: Numquid non filii sunt Israel? aut heres non est ei? Cur igitur hereditate possedit Melchom, Gad: et populus ejus in urbibus ejus habitavit? Über die Söhne Ammons.¹ So spricht der Herr: Hat denn Israel keine Söhne, oder hat es keine Erben?² Warum hat denn Melchom³ Gad in Besitz genommen und sein Volk sich in dessen Städten niedergelassen? Jeremia Jer 30 49 1 1 Theglathphalasar übersiedelte die Stämme Ruben, Gad und halb Manasse und die Ammoniter nahmen deren Land in Besitz, als ob es mit Israel aus wäre. Jeremia Jer 30 49 1 2 Nicht alle Israeliten sind fortgeführt. Jeremia Jer 30 49 1 3 Der Nationalgott wird für das Volk gesetzt. Ein Götzenbild hat das Erbe Gottes in Besitz genommen. Jeremia Jer 30 49 10 Ego vero discooperui Esau, revelavi abscondita ejus, et celari non poterit: vastatum est semen ejus, et fratres ejus, et vicini ejus, et non erit. ich aber²² will Esau entblößen, seine Verstecke aufdecken,²³ dass er nicht verborgen bleiben kann; verwüstet wird seine Nachkommenschaft samt seinen Brüdern²⁴ und seinen Nachbarn und niemand bleibt übrig. Jeremia Jer 30 49 10 22 Hebr.: Denn ich. Jeremia Jer 30 49 10 23 An Verstecken ist Edom überreich. Jeremia Jer 30 49 10 24 Den ihm durch Heiraten und Bündnisse vereinten Völkern. Vergl. [Gen 36,12.20ff; 1Chr 4,42.43]. Jeremia Jer 30 49 11 Relinque pupillos tuos: ego faciam eos vivere: et viduæ tuæ in me sperabunt. Lass deine Waisen,²⁵ ich will sie am Leben erhalten, und deine Witwen mögen auf mich vertrauen! Jeremia Jer 30 49 11 25 Derart werden die Edomiter gedemütigt, dass sie nicht einmal für ihre Waisen selbst Sorge tragen können, sondern diese dem Herrn überlassen müssen, den sie in seinem auserwählten Volke oft verachtet haben. Dass die Waisen verlassen werden, bedeutet, dass kein Mann am Leben bleibt und alle menschliche Hilfe versagt. Jeremia Jer 30 49 12 Quia hæc dicit Dominus: Ecce quibus non erat judicium ut biberent calicem, bibentes bibent: et tu quasi innocens relinqueris? Non eris innocens, sed bibens bibes. Denn also spricht der Herr: Siehe, denen es nicht zukam, den Kelch zu trinken, diese müssen ihn trinken, und du solltest ungestraft bleiben? Nicht wirst du ungestraft bleiben, sondern du musst trinken!²⁶ Jeremia Jer 30 49 12 26 Hebr.: Und du sollst ungestraft bleiben? Gott hat seinem auserwählten Volke den bitteren Kelch zu trinken gegeben, vom doch kraft des Bundes so hartes fern bleiben sollte, wie sollte er nun solche, die nur Frevel aufweisen können, verschonen? Jeremia Jer 30 49 13 Quia per memetipsum juravi, dicit Dominus, quod in solitudinem, et in opprobrium, et in desertum, et in maledictionem erit Bosra: et omnes civitates ejus erunt in solitudines sempiternas. Denn ich habe bei mir geschworen, spricht der Herr: Zur Einöde, zur Schmach, zur Verödung und zum Fluche soll Bosra²⁷ werden und alle seine Städte zu ewigen Wüsteneien. Jeremia Jer 30 49 13 27 Vergl. [Jes 34,6; Am 1,12]. Jeremia Jer 30 49 14 Auditum audivi a Domino, et legatus ad gentes missus est: Congregamini, et venite contra eam, et consurgamus in prlium: Eine Kunde habe ich von dem Herrn vernommen und eine Botschaft ist an die Völker gesandt worden:²⁸ Versammelt euch und ziehet wider dasselbe heran, erheben wir uns²⁹ zum Kampfe! [Obd 1] Jeremia Jer 30 49 14 28 Mit Recht werden die Edomiter gestraft, denn die früheren Mahnungen und Strafen haben keine Wirkung gehabt. Jeremia Jer 30 49 14 29 Hebr.: erhebet euch. Die Vulgata gibt die Form der Prophezeiung bei Abdias wieder: Der Bote selbst will am Kampfe teilnehmen; als Zeichen, dass Gott selbst diesen will. Jeremia Jer 30 49 15 Ecce enim parvulum dedi te in gentibus, contemptibilem inter homines. Denn siehe, ich will dich klein machen unter den Völkern, verächtlich unter den Menschen.³⁰ Jeremia Jer 30 49 15 30 Die meisten werden im Kampfe fallen, so dass das Volk gering wird an Zahl. Aller Güter verlustig, werden sie von den Menschen verachtet sein. Jeremia Jer 30 49 16 Arrogantia tua decepit te, et superbia cordis tui: qui habitas in cavernis petræ, et apprehendere niteris altitudinem collis: cum exaltaveris quasi aquila nidum tuum, inde detraham te, dicit Dominus. Deine³¹ Anmaßung und³² die Hoffart deines Herzens haben dich verführt, der du im Geklüft der Felsen wohnst und nach der Berghöhen Besitz strebst.³³ Aber bautest du auch dein Nest so hoch wie ein Adler, selbst von da stürze ich dich herab, spricht der Herr. [Obd 1,4] Jeremia Jer 30 49 16 31 Derselbe Grund, den er V. 3 aus Abdias angeführt: Sie haben die Zeit zur Buße nicht benutzt. Jeremia Jer 30 49 16 32 Hebr.: Schauder über dich! Die Hoffart deines Herzens hat dich bedrückt usw. Nach anderen: Schrecken vor dir (hat die Nachbarn erfüllt). Jeremia Jer 30 49 16 33 Wo man sich am leichtesten vor Feinden sichert. Jeremia Jer 30 49 17 Et erit Idumæa deserta: omnis qui transibit per eam, stupebit, et sibilabit super omnes plagas ejus. Und Idumäa wird eine Wüstenei werden; alle, welche vorüberziehen, werden sich entsetzen und über alle seine Strafen zischen. Jeremia Jer 30 49 18 Sicut subversa est Sodoma, et Gomorrha, et vicinæ ejus, ait Dominus: non habitabit ibi vir, et non incolet eam filius hominis. Wie Sodoma und Gomorrha und ihre Nachbarstädte³⁴ von Grund aus zerstört worden sind, spricht der Herr, so wird dort niemand wohnen noch ein Menschenkind sich aufhalten. [Gen 19,25] Jeremia Jer 30 49 18 34 Adama und Seboim. [Dtn 29,23] Der Vergleich hat die auf die Zerstörung folgende trostlose Verwüstung zum Ziel: Edom wird verlassen sein wie jene Städte, die jetzt innerhalb seines Besitzes liegen. Jeremia Jer 30 49 19 Ecce quasi leo ascendet de superbia Jordanis ad pulchritudinem robustam: quia subito currere faciam eum ad illam: et quis erit electus, quem præponam ei? Quis enim similis mei? Et quis sustinebit me? Et quis est iste pastor, qui resistat vultui meo? Siehe, einem Löwen gleich stürzt er³⁵ herauf von des Jordans Pracht zur schönen Feste;³⁶ denn urplötzlich lasse ich ihn wider dieselbe heranstürmen und wer wird der Auserlesene sein, den ich über sie setze?³⁷ Denn wer ist mir gleich und wer will mich herausfordern und wer ist der Hirt, der vor mir standhalten könnte?³⁸ [Ijob 41,1] Jeremia Jer 30 49 19 35 Wer der Diener und Vollstrecker der göttlichen Strafgerechtigkeit sein soll, beschreibt der Prophet auf gleiche Weise wie er den Feind geschildert, der Israel strafen soll. Jeremia Jer 30 49 19 36 Hebr.: Aus dem Hochwuchs des Jordans zur festen Landschaft dem durch Berge und Burgen gesicherten Idumäa. Jeremia Jer 30 49 19 37 Hebr.: Denn in einem Nu werde ich ihn (Edom) von ihr (der festen Landschaft) verjagen und wer auserwählt ist, ihn werde ich über sie einsetzen. Jeremia Jer 30 49 19 38 Wer ist der Hirt (Feldherr oder Fürst der Edomiter), der stark genug wäre, den ich heranführe und reize, Widerstand zu leisten? Jeremia Jer 30 49 2 Ideo ecce dies veniunt, dicit Dominus: et auditum faciam super Rabbath filiorum Ammon fremitum prlii, et erit in tumulum dissipata, filiæque ejus igni succendentur, et possidebit Israel possessores suos, ait Dominus. Darum⁴ siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da ich wider Rabbath der Söhne Ammons⁵ Kriegsgeschrei vernehmen lasse, und es soll zu einem Trümmerhaufen zerfallen und seine Töchterstädte sollen niedergebrannt werden und dann wird Israel besitzen, die es besaßen,⁶ spricht der Herr. Jeremia Jer 30 49 2 4 Sie haben fremdes Eigentum begehrt, das eigene sollen sie verlieren. Jeremia Jer 30 49 2 5 Die Hauptstadt. Jeremia Jer 30 49 2 6 Israel wird also wieder hergestellt werden. Wie Israel die Herrschaft über Ammon geltend macht, siehe [Jes 14,2; Jes 54,3.15; Obd 1,17] Jeremia Jer 30 49 20 Propterea audite consilium Domini, quod iniit de Edom: et cogitationes ejus, quas cogitavit de habitatoribus Theman: Si non dejecerint eos parvuli gregis, nisi dissipaverint cum eis habitaculum eorum. Darum höret den Ratschluss des Herrn, den er über Edom gefasst, und seine Gedanken, die er über die Bewohner von Theman hegt: Wahrlich, die Geringsten der Herde werden sie zu Boden werfen, ja, es sollen über ihnen ihre Wohnungen zusammenstürzen.³⁹ Jeremia Jer 30 49 20 39 Vulg.: Auch die Geringsten aus dem Heere des Herrn genügen, die Edomiter niederzuwerfen, seien es die geringsten unter den Chaldäern, sei es allgemein im Heere des Herrn. Hebr.: Fürwahr, man schleppt sie fort, die Geringen der Herde, fürwahr, entsetzen wird sich über sie ihre Flur. Den Grund dieses Entsetzens gibt der folgende Vers an. Jeremia Jer 30 49 21 A voce ruinæ eorum commota est terra: clamor in Mari rubro auditus est vocis ejus. Vom Krachen ihres Sturzes zittert die Erde, ihrer Stimme Widerhall vernimmt man am roten Meere!⁴⁰ Jeremia Jer 30 49 21 40 Hebr.: Schilfmeer. Jeremia Jer 30 49 22 Ecce quasi aquila ascendet, et avolabit: et expandet alas suas super Bosran: et erit cor fortium Idumææ in die illa, quasi cor mulieris parturientis. Siehe, einem Adler gleich⁴¹ zieht er herauf und fliegt herbei und breitet seine Schwingen über Bosra und es wird das Herz der Helden Idumäas an jenem Tage dem Herzen eines Weibes in Kindesnöten gleichen.⁴² Jeremia Jer 30 49 22 41 Der in schnellem Fluge auf seine Beute herabsteigt. Jeremia Jer 30 49 22 42 Die Erfüllung vergl. [Mal 1,3]. Jeremia Jer 30 49 23 Ad Damascum: Confusa est Emath, et Arphad: quia auditum pessimum audierunt, turbati sunt in mari: præ sollicitudine quiescere non potuit. Über Damaskus.⁴³ Zuschanden sind Emath⁴⁴ und Arphad⁴⁵ geworden, denn unheilvolle Kunde haben sie vernommen; am Meere ist Kümmernis, vor Sorgen kann es nicht ruhen.⁴⁶ Jeremia Jer 30 49 23 43 Bestätigung der schon verkündeten Weissagungen. Jeremia Jer 30 49 23 44 Am Orontes. Jeremia Jer 30 49 23 45 Vergl. [Jes 10,9]. Jeremia Jer 30 49 23 46 Hebr.: Sind aufgelöst (außer Fassung), auf dem Meere (gleich dem Meere im Bangen, wie das Meer, das keine Ruhe findet). Jeremia Jer 30 49 24 Dissoluta est Damascus, versa est in fugam, tremor apprehendit eam: angustia et dolores tenuerunt eam quasi parturientem. Mutlos ist Damaskus geworden und hat sich zur Flucht gewandt; Schrecken hat es erfasst, Angst und Schmerzen haben es ergriffen wie eine Gebärende. Jeremia Jer 30 49 25 Quomodo dereliquerunt civitatem laudabilem, urbem lætitiæ! Wie hat man die preiswürdige Stadt verlassen, die Stadt der Wonne!⁴⁷ Jeremia Jer 30 49 25 47 Hebr.: Wie ist nicht verlassen die Stadt des Ruhmes, aller Kraft beraubt wenden sich die Einwohner in die Flucht, doch Schrecken und Schmerzen halten sie fest, so dass sie nicht wirklich zu fliehen vermögen. Wie ist es also geschehen, dass die Einwohner die Stadt nicht verlassen haben? Die Flucht hätte ihnen noch Rettung gebracht, warum haben sie dies Mittel nicht gebraucht? Jeremia Jer 30 49 26 Ideo cadent juvenes ejus in plateis ejus: et omnes viri prlii conticescent in die illa, ait Dominus exercituum. Dann werden ihre Jünglinge auf ihren Straßen fallen⁴⁸ und alle Kriegsleute werden an jenem Tage verstummen,⁴⁹ spricht der Herr der Heerscharen. Jeremia Jer 30 49 26 48 Weil sie nicht mehr versucht haben zu fliehen. Jeremia Jer 30 49 26 49 Hebr.: Vertilgt werden. Jeremia Jer 30 49 27 Et succendam ignem in muro Damasci, et devorabit mnia Benadad. Und ich werde Feuer an die Mauern von Damaskus legen, dass es die Paläste Benadads verzehre. Jeremia Jer 30 49 28 Ad Cedar, et ad regna Asor, quæ percussit Nabuchodonosor rex Babylonis. Hæc dicit Dominus: Surgite, et ascendite ad Cedar, et vastate filios orientis. Über Kedar⁵⁰ und die Reiche von Asor,⁵¹ welche Nabuchodonosor, der König von Babylon, schlug. So spricht der Herr: Auf und zieht heran gegen Kedar und verwüstet die Söhne des Aufganges!⁵² Jeremia Jer 30 49 28 50 Siehe [Jer 2,10]. - Jeremia Jer 30 49 28 51 Vielleicht Name eines Ortes, an dem ein Stamm seinen dauernden Wohnsitz hatte. Jeremia Jer 30 49 28 52 So heißen alle in der Wüste wohnenden Stämme im Osten von Palästina, also in Arabien und den Gegenden bis zum Euphrat. Jeremia Jer 30 49 29 Tabernacula eorum, et greges eorum capient: pelles eorum, et omnia vasa eorum, et camelos eorum tollent sibi: et vocabunt super eos formidinem in circuitu. Ihre Zelte und ihre Herden sollen sie wegnehmen, ihre Decken, all ihr Geräte und ihre Kamele sich holen und über sie rufen: Schrecken ringsumher. Jeremia Jer 30 49 3 Ulula Hesebon, quoniam vastata est Hai: clamate filiæ Rabbath, accingite vos ciliciis: plangite et circuite per sepes: quoniam Melchom in transmigrationem ducetur, sacerdotes ejus, et principes ejus simul. Erhebe Klagegeschrei, Hesebon, denn verwüstet ist Hai!⁷ Wehklaget, ihr Töchter⁸ Rabbaths, umgürtet euch mit Trauergewand, klaget und laufet hin und her in der Einfriedigung!⁹ denn Melchom wird¹⁰ gefangen weggeführt, seine Priester und seine Fürsten zumal.¹¹ Jeremia Jer 30 49 3 7 Stadt der Ammoniter, sonst unbekannt. Jeremia Jer 30 49 3 8 Kleinere Städte; hier sind die Einwohner derselben gemeint. Jeremia Jer 30 49 3 9 An den Einzäunungen herumirren (hebr.) ist: ein Versteck in den Weinbergen suchen. Jeremia Jer 30 49 3 10 Das Götzenbild selbst, wie einst die Bundeslade von den Philistern. Jeremia Jer 30 49 3 11 Vergl. [2Kön 24,14; 2Kön 25,19-23]. Die Sieger wollten Verschwörungen vorbeugen. Jeremia Jer 30 49 30 Fugite, abite vehementer, in voraginibus sedete, qui habitatis Asor, ait Dominus; iniit enim contra vos Nabuchodonosor rex Babylonis consilium, et cogitavit adversum vos cogitationes. Fliehet, eilet von dannen, berget euch in den Schluchten, ihr Bewohner von Asor! spricht der Herr, denn Nabuchodonosor, der König von Babylon, hat einen Ratschluss wider euch gefasst und wider euch Anschläge ersonnen. Jeremia Jer 30 49 31 Consurgite, et ascendite ad gentem quietam, et habitantem confidenter, ait Dominus, non ostia, nec vectes eis: soli habitant. Auf,⁵³ ziehet heran gegen ein sich der Ruhe erfreuendes Volk, das in Sicherheit wohnt,⁵⁴ spricht der Herr; weder Tür noch Riegel haben sie, abgesondert wohnen sie!⁵⁵ Jeremia Jer 30 49 31 53 Die Babylonier werden durch die Leichtigkeit des Sieges zur Eroberung eingeladen. Jeremia Jer 30 49 31 54 Das also unvorbereitet ist. Jeremia Jer 30 49 31 55 Sie sind nicht durch Mauern und Tore geschützt, auch Bundesgenossen fehlen ihnen. Jeremia Jer 30 49 32 Et erunt cameli eorum in direptionem, et multitudo jumentorum in prædam: et dispergam eos in omnem ventum, qui sunt attonsi in comam: et ex omni confinio eorum adducam interitum super eos, ait Dominus. Ihre Kamele sollen ein Raub werden und die Menge ihres Viehes eine Beute und ich will sie in alle Winde zerstreuen, die geschorenes Haar haben,⁵⁶ und von allen Seiten her will ich Verderben über sie bringen, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 49 32 56 Siehe [Jer 9,26]. Jeremia Jer 30 49 33 Et erit Asor in habitaculum draconum, deserta usque in æternum: non manebit ibi vir, nec incolet eam filius hominis. Und Asor soll zur Wohnung der Drachen⁵⁷ werden, eine Wüstenei auf immer;⁵⁸ nicht soll daselbst ein Mensch weilen noch ein Menschenkind darin wohnen. Jeremia Jer 30 49 33 57 Schakale. Jeremia Jer 30 49 33 58 Eine sich lang hin erstreckende Zeit wird oft in der heiligen Schrift Ewigkeit genannt. Jeremia Jer 30 49 34 Quod facum est verbum Domini ad Jeremiam prophetam adversus lam in principio regni Sedeciæ regis Juda, dicens: Wort des Herrn, das an den Propheten Jeremias erging wider Älam,⁵⁹ im Anfange der Herrschaft Sedekias', des Königs von Juda, also lautend: Jeremia Jer 30 49 34 59 Das heutige Chusistan. In den Keilschriften erscheinen die Älamiter als Bundesgenossen der Babylonier, so waren sie also wohl ein Teil von deren Heer, als Joachin und die Fürsten weggeführt wurden. [2Kön 24,10-16] Jeremia Jer 30 49 35 Hæc dicit Dominus exercituum: Ecce ego confringam arcum lam, et summam fortitudinem eorum. So spricht der Herr der Heerscharen: Siehe, ich will den Bogen Älams zerbrechen und⁶⁰ seine höchste Stärke Jeremia Jer 30 49 35 60 Im Hebr. Septuag. u.a. fehlt diese Partikel; der zweite Zusatz ist Erklärung. Jeremia Jer 30 49 36 Et inducam super lam quatuor ventos a quatuor plagis cli: et ventilabo eos in omnes ventos istos: et non erit gens, ad quam non perveniant profugi lam. und ich will über Älam die vier Winde hereinbrechen lassen von den vier Enden des Himmels⁶¹ und sie in alle diese Winde zerstreuen, und es soll kein Volk sein, wohin die Flüchtlinge Älams nicht kommen. Jeremia Jer 30 49 36 61 Wie die vier Winde von den vier Himmelsgegenden her alles durchwehen, so sollen von den vier Himmelsgegenden Feinde über die Älamiter kommen. Der Wind ist Sinnbild der Heftigkeit wie der Schnelligkeit. Jeremia Jer 30 49 37 Et pavere faciam lam coram inimicis suis, et in conspectu quærentium animam eorum: et adducam super eos malum, iram furoris mei, dicit Dominus: et mittam post eos gladium donec consumam eos. Ich will Älam erbeben machen vor seinen Feinden und vor denen, die ihm nach dem Leben trachten, und ich will Unglück über sie bringen, meinen grimmigen Zorn, spricht der Herr, und hinter ihnen⁶² das Schwert hersenden, bis ich sie vernichtet. Jeremia Jer 30 49 37 62 Hinter denen, welchen es gelingt zu fliehen. Jeremia Jer 30 49 38 Et ponam solium meum in lam, et perdam inde reges, et principes, ait Dominus. Ich will meinen Thron in Älam aufrichten und daraus Könige und Fürsten vertilgen, spricht der Herr.⁶³ Jeremia Jer 30 49 38 63 Wieder bezeichnet Gott selbst sich als Urheber der Heimsuchung. Je weiter Älam entfernt lag, desto weniger erschien es den Älamitern glaubwürdig, dass der Gott, dessen Macht sie auf Palästina beschränkt wähnten, etwas wider sie vermöge. Jeremia Jer 30 49 39 In novissimis autem diebus reverti faciam captivos lam, dicit Dominus. Doch in der Folge der Tage⁶⁴ werde ich die Gefangenen Älams wieder zurückführen, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 49 39 64 Die Niederwerfung des menschlichen Hochmutes soll Gottes Ehre fördern. Die Folge der Tage ist die Zeit des Messias. Älamiter werden [Apg 2,9] erwähnt. Persien war reich an christlichen Märtyrern. Jeremia Jer 30 49 4 Quid gloriaris in vallibus? Defluxit vallis tua filia delicata, quæ confidebas in thesauris tuis, et dicebas: Quis veniet ad me? Was rühmst du dich der Täler?¹² Dein Tal ist dahin, du verwöhnte¹³ Tochter! die du auf deine Schätze vertrautest und sprachst: Wer sollte an mich kommen?¹⁴ Jeremia Jer 30 49 4 12 Die Fruchtbarkeit ihres Landes begründete den Reichtum der Ammoniter und ihren Stolz. Jeremia Jer 30 49 4 13 Hebr.: aufrührerische. Wenngleich mit dem Volke Gottes durch seine Abstammung von Loth verwandt, verließen die Ammoniter nicht nur den Herrn, sondern zeigten sich auch seinem Volke feindlich und treulos. Jeremia Jer 30 49 4 14 Die Antwort gibt der Herr V. 13. Von Göttern und Menschen verlassen, werden sie unter Gottes Führung von allen bekämpft. Jeremia Jer 30 49 5 Ecce ego inducam super te terrorem, ait Dominus Deus exercituum, ab omnibus qui sunt in circuitu tuo: et dispergemini singuli a conspectu vestro, nec erit qui congreget fugientes. Siehe, ich lasse über dich Schrecken hereinbrechen, spricht der Herr, der Gott der Heerscharen, von allen her, die ringsum dich sind; ihr sollt zerstreut werden, ein jeder aus des andern Augen und niemand soll die Flüchtigen sammeln. Jeremia Jer 30 49 6 Et post hæc reverti faciam captivos filiorum Ammon, ait Dominus. Hernach aber¹⁵ will ich die gefangenen Kinder Ammons wieder zurückkehren lassen, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 49 6 15 Doch gänzlich will Gott sie nicht verwerfen. Die Redewendung ist im Hebräischen die gleiche wie [Jer 48,47]. Selbst jenen, welche das alte Gesetz von der Synagoge ausschloss, wird Gnade und Heil angeboten. Wie Josephus berichtet, nahm Nabuchodonosor das Land der Ammoniter ein. Jeremia Jer 30 49 7 Ad Idumæam. Hæc dicit Dominus exercituum: Numquid non ultra est sapientia in Theman? Periit consilium a filiis, inutilis facta est sapientia eorum. Über Idumäa.¹⁶ So spricht der Herr der Heerscharen: Ist denn keine Weisheit mehr in Theman?¹⁷ Ist die Klugheit dessen Kindern entschwunden, ist ihre Weisheit schal geworden?¹⁸ Jeremia Jer 30 49 7 16 Auch Idumäa zeigte sich feindlich gegen das Volk Gottes, insbesondere als über Jerusalem von den Feinden das Verderben kam. Vergl. [Klgl 4,21; Ps 136,7]. Jeremia Jer 30 49 7 17 Theman war als Sitz der Weisheit berühmt. [Ijob 2,11; Obd 1,8; Bar 3,22.23] Trotz derselben müssen sie elend untergehen. Jeremia Jer 30 49 7 18 Hebr.: ausgegossen, verloren gegangen. Jeremia Jer 30 49 8 Fugite et terga vertite, descendite in voraginem habitatores Dedan: quoniam perditionem Esau adduxi super eum, tempus visitationis ejus. Fliehet, wendet euch zur Flucht, steiget in die Schluchten hinab, Bewohner von Dedan!¹⁹ denn ich lasse über Esau Verderben hereinbrechen, die Zeit seiner Heimsuchung. Jeremia Jer 30 49 8 19 Über Dedan vergl. [Jer 25,23]. Jeremia Jer 30 49 9 Si vindemiatores venissent super te, non reliquissent racemum: si fures in nocte, rapuissent quod sufficeret sibi. Wenn Weinleser über dich kämen, würden sie keine Nachlese übriglassen;²⁰ wenn Diebe in der Nacht kämen, raubten sie, bis es ihnen genügte;²¹ Jeremia Jer 30 49 9 20 In Frageform zu lesen: würden sie nicht eine Nachlese übriggelassen haben? Trotz aller Sorgfalt der Winzer entgeht ihnen eine Traube, nicht so dem etwas, der Edom berauben wird. Jeremia Jer 30 49 9 21 Auch dies Glied ist in Frageform zu lesen: Die Diebe nehmen doch nicht alles hinweg? Jeremia Jer 30 0 1 9. Weissagung über Babel. (Kap. 50. 51) A. Babel kommt zu Falle, Israel wird frei. (V. 13) B. Babel muss Strafe erdulden, Israel erlangt Verzeihung. (V. 32) C. Schwert, Verwüstung, Schrecken über Babel. Jeremia Jer 30 50 1 Verbum, quod locutus est Dominus de Babylone, et de terra Chaldæorum in manu Jeremiæ prophetæ. Wort, welches der Herr über Babylon und über das Land der Chaldäer durch den Propheten Jeremias gesprochen. Jeremia Jer 30 50 10 Et erit Chaldæa in prædam: omnes vastantes eam replebuntur, ait Dominus. Chaldäa wird zur Beute werden; alle, die es plündern, werden vollauf haben,²² spricht der Herr. Jeremia Jer 30 50 10 22 Babylonien war reich und trieb einen weithingehenden Handel. Jeremia Jer 30 50 11 Quoniam exsultatis, et magna loquimini, diripientes hereditatem meam: quoniam effusi estis sicut vituli super herbam, et mugistis sicut tauri. Ja, ihr frohlocket und prahlet, ihr Räuber meines Erbes; ja, ihr seid ausgelassen wie Kälber im Grase und brüllt wie Stiere.²³ Jeremia Jer 30 50 11 23 Hebr.: ja, freue dich nur, ja frohlocke nur, Plünderer meines Erbes, ja, mache nur Sprünge gleich einem im Grase herumspringenden Kühlein, und wiehere wie die starken Hengste (dennoch) wird eure Mutter gar sehr zuschanden. Babylon wird als Hauptstadt die Mutter des Reiches und des Volkes genannt. Jeremia Jer 30 50 12 Confusa est mater vestra nimis, et adæquata pulveri, quæ genuit vos: ecce novissima erit in gentibus, deserta, invia, et arens. Eure Mutter wird gänzlich zuschanden, in den Staub getreten ist eure Gebärerin; sehet, sie wird die mindeste unter den Völkern sein, verlassen, unzugänglich und verdorrt.²⁴ Jeremia Jer 30 50 12 24 Hebr.: Wüste, Trocknis und Steppe (vollständige Vernichtung). Jeremia Jer 30 50 13 Ab ira Domini non habitabitur, sed redigetur tota in solitudinem: omnis, qui transibit per Babylonem, stupebit, et sibilabit super universis plagis ejus. Ob des Zornes des Herrn wird sie nicht bewohnt werden, sondern völlig wüste sein; jeder, der an Babylon vorüberzieht, wird sich entsetzen und über alle ihre Wunden zischen. Jeremia Jer 30 50 14 Præparamini contra Babylonem per circuitum omnes qui tenditis arcum; debellate eam, non parcatis jaculis: quia Domino peccavit. Stellet euch wider Babylon ringsum auf, alle ihr Bogenschützen!²⁵ greifet es an, sparet die Geschosse nicht, denn es hat wider den Herrn gesündigt.²⁶ Jeremia Jer 30 50 14 25 Durch diese Waffe zeichnet sich jenes Volk besonders aus. (V. 9) Jeremia Jer 30 50 14 26 Tötet, soviel ihr vermögt. So sehr es gesündigt, so sehr soll es gestraft werden. Jeremia Jer 30 50 15 Clamate adversus eam, ubique dedit manum, ceciderunt fundamenta ejus, destructi sunt muri ejus, quoniam ultio Domini est: ultionem accipite de ea, sicut fecit, facite ei. Erhebet wider dasselbe Feldgeschrei! Überall²⁷ hat es sich ergeben. Gefallen sind seine Grundfesten, niedergebrochen seine Mauern, denn es ist des Herrn Rache. Rächet euch an ihm; wie es getan, so tuet ihm! Jeremia Jer 30 50 15 27 Nach dem Hebräischen gehört dies Wort zu dem vorhergehenden. Jeremia Jer 30 50 16 Disperdite satorem de Babylone, et tenentem falcem in tempore messis: a facie gladii columbæ unusquisque ad populum suum convertetur, et singuli ad terram suam fugient. Rottet aus den Sämann aus Babylon²⁸ und den, der die Sichel zur Zeit der Ernte führt! Vor dem Schwerte der Taube²⁹ wird sich ein jeder zu seinem Volke wenden und werden alle in ihr Land fliehen.³⁰ Jeremia Jer 30 50 16 28 Also nicht nur die Krieger. Das ganze Volk soll vernichtet werden. Jeremia Jer 30 50 16 29 Hebr.: vor dem gewalttätigen Schwerte. Jeremia Jer 30 50 16 30 Vergl. [Jes 13,14]. Jeremia Jer 30 50 17 Grex dispersus Israel, leones ejecerunt eum: primus comedit eum rex Assur: iste novissimus exossavit eum Nabuchodonosor rex Babylonis. Eine zerstreute Herde ist Israel, Löwen³¹ verscheuchten es. Zuerst hat es der König von Assur verschlungen und nun zuletzt hat Nabuchodonosor, der König von Babylon, seine Knochen zernagt.³² Jeremia Jer 30 50 17 31 Hebr.: Ein versprengtes Schaf ist Israel, das Löwen verjagt haben nämlich die Könige von Assur und Babel. Jeremia Jer 30 50 17 32 Wenn selbst die Knochen verzehrt sind, ist nichts mehr von dem Leibe übrig. Jeremia Jer 30 50 18 Propterea hæc dicit Dominus exercituum Deus Israel: Ecce ego visitabo regem Babylonis, et terram ejus, sicut visitavi regem Assur: Darum spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels, also: Siehe, ich will den König von Babylon und sein Land heimsuchen, wie ich den König von Assur heimgesucht habe. Jeremia Jer 30 50 19 Et reducam Israel ad habitaculum suum: et pascetur Carmelum, et Basan, et in monte Ephraim, et Galaad saturabitur anima ejus. Und ich will Israel in seine Heimat³³ zurückführen, dass es auf dem Karmel³⁴ und in Basan weide und sich auf dem Gebirge Ephraim und Galaad sättige. Jeremia Jer 30 50 19 33 Hebr.: zu seiner Flur. Jeremia Jer 30 50 19 34 Wie [Jer 2,7]. Es werden die Landschaften diesseits und jenseits des Jordans bezeichnet. Jeremia Jer 30 50 2 Annuntiate in gentibus, et auditum facite: levate signum, prædicate, et nolite celare: dicite: Capta est Babylon, confusus est Bel, victus est Merodach, confusa sunt sculptilia ejus, superata sunt idola eorum. Verkündet es unter den Völkern und lasset es hören,¹ richtet ein Panier auf, machet es kund,² verhehlet es nicht, sprechet:³ Erobert ist Babylon, zuschanden geworden Bel, besiegt Merodach,⁴ zuschanden geworden sind seine Bildsäulen, überwunden seine Götzen! Jeremia Jer 30 50 2 1 Zuerst wird das Strafgericht selbst als schön geschehen verkündet, dann die Weise, wie dasselbe zur Vollstreckung kommt, beschrieben. Jeremia Jer 30 50 2 2 Mit Zeichen und Worten sollen sie es verkünden. Jeremia Jer 30 50 2 3 Wie wichtig die Botschaft ist, geht daraus hervor, dass die Verkündigung sechsmal befohlen, der Gegenstand derselben auf fünf Weisen genannt wird. Jeremia Jer 30 50 2 4 Babylonisch Marduk, der erhabene Herr, der Gott der Götter. Wie über die Götter Ägyptens [Jer 46,25], über Chamos, den Gott von Moab [Jer 48,7.13.46], über Melchom, den Gott Ammons [Jer 49,1], so kommt das Gericht beim Sturze Babylons auch über dessen Gott. Jeremia Jer 30 50 20 In diebus illis et in tempore illo, ait Dominus: quæretur iniquitas Israel, et non erit: et peccatum Juda, et non invenietur: quoniam propitius ero eis, quos reliquero. In jenen Tagen und zu jener Zeit, spricht der Herr, wird man die Verschuldungen Israels suchen und es wird keine mehr da sein, und die Sünden Judas und es wird sich keine finden;³⁵ denn ich werde sie denen, die ich übrig lasse, vergeben. Jeremia Jer 30 50 20 35 Damit das Volk von Gott Verzeihung erlange, muss es Buße tun und mit Gottes Gnade mitwirken. Findet Gott also nicht die hier beschriebene Beschaffenheit der Herzen in Juda und Israel, so sind die freudenreichen Verheißungen umsonst gegeben. Jeremia Jer 30 50 21 Super terram dominantium ascende, et super habitatores ejus visita, dissipa, et interfice quæ post eos sunt, ait Dominus: et fac juxta omnia quæ præcepi tibi. Ziehe heran³⁶ wider das Land der Zwingherrn³⁷ und suche seine Bewohner heim, vertilge und töte hinter ihnen her, spricht der Herr, und tue alles, was ich dir geboten habe. Jeremia Jer 30 50 21 36 Wie der Prophet V. 9 nach Darlegung des Loses des Volkes auf die Strafe überging, welche seine Feinde erwartete, so auch V. 21ff. Jeremia Jer 30 50 21 37 Hebr.: Über das Land Merathajim (Doppelrebellion) ziehe herauf über dasselbe und gegen die Bewohner von Pekod (Ahndung). Marratim ist das südliche Babylonien, Pukuda der kriegerische Aramäerstamm, der dort seine Wohnsitze hatte. Warum die Südlandschaft genannt wird, zeigt [Jes 43,14]. Hebr.: Da der Feind von Norden kommt, zeigt sein Wüten im Süden, dass das ganze Land in seiner Gewalt ist. Jeremia Jer 30 50 22 Vox belli in terra, et contritio magna. Kriegsgetümmel im Lande und große Verheerung! Jeremia Jer 30 50 23 Quomodo confractus est, et contritus malleus universæ terræ? Quomodo versa est in desertum Babylon in gentibus? Wie ist der Hammer³⁸ der ganzen Erde zerbrochen und zerschlagen, wie ist Babylon unter den Völkern in eine Wüstenei³⁹ verwandelt! Jeremia Jer 30 50 23 38 Mit Recht heißt Babylon so. Siehe [Jer 25,9]. Jeremia Jer 30 50 23 39 Hebr.: Schaueröde. Jeremia Jer 30 50 24 Illaqueavi te, et capta es Babylon, et nesciebas: inventa es et apprehensa: quoniam Dominum provocasti. Ich habe dir Schlingen gelegt und du hast dich in ihnen gefangen,⁴⁰ Babylon! ohne dass du es dich versahest, wurdest du ertappt und ergriffen; denn du hattest den Herrn herausgefordert.⁴¹ Jeremia Jer 30 50 24 40 Hebr.: Ich habe dir ein Garn gestellt, und du bist auch gefangen worden also unvorhergesehen. Jeremia Jer 30 50 24 41 Hebr.: Mit Jahve den Kampf aufgenommen. Jeremia Jer 30 50 25 Aperuit Dominus thesaurum suum et protulit vasa iræ suæ: quoniam opus est Domino Deo exercituum in terra Chaldæorum. Der Herr hat seine Rüstkammer geöffnet und die Werkzeuge seines Zornes hervorgeholt, denn der Herr, der Gott der Heerscharen, hat ein Werk vor im Lande der Chaldäer.⁴² Jeremia Jer 30 50 25 42 Hebr.: Denn ein Werk ist es, dass der Herr, Jahve der Heerscharen, hat im Lande der Chaldäer. Jeremia Jer 30 50 26 venite ad eam ab extremis finibus, aperite ut exeant qui conculcent eam: tollite de via lapides, et redigite in acervos, et interficite eam: nec sit quidquam reliquum. Kommet heran über das Land, ihr von den äußersten Grenzen, gebet Raum, auf dass sie ausziehen, die es zertreten sollen; räumet die Steine aus dem Wege und sammelt sie in Haufen, mordet es und lasset nichts darin übrig!⁴³ Jeremia Jer 30 50 26 43 Hebr.: kommet über sie von allen Enden, öffnet ihre Speicher, schüttet es hin wie Garben und bannet es. Bringet alle Schätze aus ihren Vorratskammern herbei und schüttet sie wie Garben auf einen Haufen, damit sie dann als gebanntes Gut verbrannt werden. Jeremia Jer 30 50 27 Dissipate universos fortes ejus, descendant in occisionem: væ eis, quia venit dies eorum, tempus visitationis eorum. Werfet alle seine Helden nieder, sie müssen hinuntersteigen zur Schlachtbank.⁴⁴ Wehe ihnen! denn ihr Tag ist gekommen, die Zeit ihrer Heimsuchung. Jeremia Jer 30 50 27 44 Hebr.: Mordet alle ihre Farren; zur Schlachtbank müssen sie herabsteigen Farren werden auch [Jes 34,7] die Vornehmen genannt. Wenn diesen selbst Tod droht, so steht das Verderben dem ganzen Volke bevor. Nur wenige werden demselben durch die Flucht entgehen. Jeremia Jer 30 50 28 Vox fugientium, et eorum, qui evaserunt de terra Babylonis, ut annuntient in Sion ultionem Domini Dei nostri, ultionem templi ejus. Horch! Flüchtige und Entronnene aus dem Lande Babylon,⁴⁵ um in Sion die Rache des Herrn, unseres Gottes, zu verkünden, die Rache für seinen Tempel. Jeremia Jer 30 50 28 45 Juden, welche jener Vernichtung entgangen sind. Jeremia Jer 30 50 29 Annuntiate in Babylonem plurimis omnibus, qui tendunt arcum: consistite adversus eam per gyrum, et nullus evadat: reddite ei secundum opus suum: juxta omnia quæ fecit, facite illi: quia contra Dominum erecta est, adversum sanctum Israel. Rufet gar viele⁴⁶ wider Babylon herbei, alle, die den Bogen spannen; stellet euch ringsum dasselbe auf, dass niemand entrinne;⁴⁷ vergeltet ihm nach seinen Werken, nach allem, was es getan, tuet ihm; denn es hat sich wider den Herrn erhoben, wider den Heiligen Israels! Jeremia Jer 30 50 29 46 Hebr.: Bogenschützen. Jeremia Jer 30 50 29 47 Aus der belagerten Stadt Babylon. Den Chaldäern soll Gleiches mit Gleichem vergolten werden. Jeremia Jer 30 50 3 Quoniam ascendit contra eam gens ab aquilone, quæ ponet terram ejus in solitudinem: et non erit qui habitet in ea ab homine usque ad pecus: et moti sunt, et abierunt. Denn es ist ein Volk wider sie heraufgezogen von Mitternacht her,⁵ ihr Land zur Wüstenei zu machen und niemand wird mehr darin wohnen, weder Mensch noch Vieh; sie sind geflohen und fortgezogen. Jeremia Jer 30 50 3 5 Erst [Jer 51,11] werden die Meder ausdrücklich genannt. Auch Isaias hatte verkündet, dass der Sieger von Norden kommen werde. [Jer 41,25] Freilich führte die Eroberung durch die Perser und Meder nicht jene Verwüstung herbei, welche der Prophet hier beschreibt, doch ist die Eroberung nach Gottes Ratschluss der Beginn der letzten Katastrophe. Jeremia Jer 30 50 30 Idcirco cadent juvenes ejus in plateis ejus: et omnes viri bellatores ejus conticescent in die illa, ait Dominus. Darum sollen seine Jünglinge auf seinen Straßen fallen und alle seine Kriegsleute sollen an jenem Tage verstummen, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 50 31 Ecce ego ad te superbe, dicit Dominus Deus exercituum: quia venit dies tuus, tempus visitationis tuæ. Siehe, ich will an dich, du Übermütiger!⁴⁸ spricht der Herr, der Gott der Heerscharen, denn dein Tag ist gekommen, die Zeit deiner Heimsuchung. Jeremia Jer 30 50 31 48 Hebr.: du Frechheit (Überhebung). Jeremia Jer 30 50 32 Et cadet superbus, et corruet, et non erit qui suscitet eum: et succendam ignem in urbibus ejus, et devorabit omnia in circuitu ejus. Nun soll der Hochmütige⁴⁹ zu Falle kommen und stürzen und niemand wird ihn aufrichten und ich will Feuer in seinen Städten anzünden, das alles in der Runde verzehren soll. Jeremia Jer 30 50 32 49 Hebr.: die Frechheit (der Hochmut). Babylon ist die Frechheit selber. Jeremia Jer 30 50 33 Hæc dicit Dominus exercituum: Calumniam sustinent filii Israel, et filii Juda simul: omnes, qui ceperunt eos, tenent, nolunt dimittere eos. So spricht der Herr der Heerscharen:⁵⁰ Gewalt leiden die Söhne Israel und die Söhne Juda zumal; alle, die sie gefangen weggeführt, halten sie fest und wollen sie nicht loslassen. Jeremia Jer 30 50 33 50 Ursache der Heimsuchung Babylons. - Jeremia Jer 30 50 34 Redemptor eorum fortis, Dominus exercituum nomen ejus, judicio defendet causam eorum, ut exterreat terram, et commoveat habitatores Babylonis. Doch ihr Erlöser⁵¹ ist stark, Herr der Heerscharen ist sein Name; er wird ihre Sache führen, um das Land in Schrecken zu setzen,⁵² zittern zu machen die Bewohner von Babylon. Jeremia Jer 30 50 34 51 Goel. Jeremia Jer 30 50 34 52 Hebr.: Um der Erde Ruhe zu verschaffen. Jeremia Jer 30 50 35 Gladius ad Chaldæos, ait Dominus, et ad habitatores Babylonis, et ad principes, et ad sapientes ejus. Auf, Schwert, über die Chaldäer,⁵³ spricht der Herr, und über die Bewohner von Babylon und über seine Fürsten und seine Weisen! Jeremia Jer 30 50 35 53 Von dem Gesamtnamen des Volkes ausgehend, zählt er dann dessen einzelne Teile auf. Jeremia Jer 30 50 36 Gladius ad divinos ejus, qui stulti erunt: gladius ad fortes illius, qui timebunt. Auf, Schwert, über seine Wahrsager,⁵⁴ dass sie zu Toren werden;⁵⁵ auf, Schwert,⁵⁶ über seine Helden, dass sie verzagen! Jeremia Jer 30 50 36 54 Hebr.: Schwätzer oder Lügner. Jeremia Jer 30 50 36 55 Als solche erscheinen, weil sie das Unglück nicht vorausgesehen. Jeremia Jer 30 50 36 56 Gericht Gottes. Jeremia Jer 30 50 37 Gladius ad equos ejus, et ad currus ejus, et ad omne vulgus, quod est in medio ejus: et erunt quasi mulieres: gladius ad thesauros ejus, qui diripientur. Auf, Schwert,⁵⁷ über seine Rosse und über seine Wagen und über alles Volk, das in seiner Mitte ist, dass sie wie Weiber werden; auf, Schwert, über ihre Schätze, dass sie geplündert werden! Jeremia Jer 30 50 37 57 Nach der Septuag: Schwert. Dies Wort ist wohl auch im Hebr. zu lesen. Das Schwert ist Bild des Gerichtes und der Züchtigung. Jeremia Jer 30 50 38 Siccitas super aquas ejus erit, et arescent:quia terra sculptilium est, et in portentis gloriantur. Auf, Trockenheit, über ihre Wasser, dass sie versiegen! denn ein Land der Götzenbilder ist es und in den Scheusalen suchen sie ihren Ruhm.⁵⁸ Jeremia Jer 30 50 38 58 Hebr.: Mit den Schreckgestalten treiben sie Wahnsinn den Götzenbildern, vor denen sie sich fürchten, sind sie so ergeben, dass sie wahnsinnig zu sein scheinen. Jeremia Jer 30 50 39 Propterea habitabunt dracones cum faunis ficariis: et habitabunt in ea struthiones: et non inhabitabitur ultra usque in sempiternum, nec exstruetur usque ad generationem, et generationem. Darum sollen Drachen⁵⁹ und Waldteufel⁶⁰ darin hausen, Strauße sollen darin wohnen und nimmermehr soll es wieder bewohnt noch wieder aufgebaut werden von Geschlecht zu Geschlecht. Jeremia Jer 30 50 39 59 Schakalen. Jeremia Jer 30 50 39 60 Vergl. [Jes 13,21]. Zeichen der Zerstörung und Einsamkeit. Wie Babylon so schnell in diesen Zustand geriet, siehe Isaias. Jeremia Jer 30 50 4 In diebus illis, et in tempore illo, ait Dominus: venient filii Israel, ipsi et filii Juda simul: ambulantes et flentes properabunt, et Dominum Deum suum quærent. In jenen Tagen und in jener Zeit, spricht der Herr, werden die Kinder Israel kommen, zusammen mit den Kindern Juda;⁶ weinend werden sie eilends daherkommen und den Herrn, ihren Gott, suchen.⁷ Jeremia Jer 30 50 4 6 Auch Isaias verbindet mit der Voraussagung des Falles Babylons die Verheißung der Rückkehr Israels. Jeremia Jer 30 50 4 7 Vergl. [Hos 3,5]. Mit Schmerz über ihre früheren Verfehlungen, mit Sehnsucht, Gott in Sion zu verehren, kehren sie zurück. Nach dem Hebr. ermuntern sie sich gegenseitig: Kommet und lasset uns Jahve anhängen zu einem ewigen Bunde, der unvergesslich! Jeremia Jer 30 50 40 Sicut subvertit Dominus Sodomam et Gomorrham, et vicinas ejus, ait Dominus: non habitabit ibi vir, et non incolet eam filius hominis. Wie der Herr Sodoma und Gomorrha und deren Nachbarstädte zerstört hat, spricht der Herr, so wird daselbst niemand wohnen und kein Menschenkind sich aufhalten. Jeremia Jer 30 50 41 Ecce populus venit ab aquilone, et gens magna, et reges multi consurgent a finibus terræ. Siehe, ein Volk kommt von Mitternacht her und ein großes Geschlecht und viele Könige werden sich von den Enden der Erde erheben. Jeremia Jer 30 50 42 Arcum et scutum apprehendent: crudeles sunt et immisericordes: vox eorum quasi mare sonabit, et super equos ascendent: sicut vir paratus ad prlium contra te filia Babylon. Bogen und Schild führen sie, sie sind grausam und ohne Erbarmen, ihre Stimme ist wie Meeresbrausen und sie reiten auf Rossen, wie Helden gerüstet zum Kampfe wider dich, Tochter Babylon!⁶¹ Jeremia Jer 30 50 42 61 Verzärteltes, in Üppigkeit lebendes Weib. Jeremia Jer 30 50 43 Audivit rex Babylonis famam eorum, et dissolutæ sunt manus ejus: angustia apprehendit eum, dolor quasi parturientem. Es hört der König von Babylon die Kunde von ihnen und es erlahmen ihm die Hände vor Angst, Bangen ergreift ihn, Schmerz, gleich einer Gebärenden. Jeremia Jer 30 50 44 Ecce quasi leo ascendet de superbia Jordanis ad pulchritudinem robustam: quia subito currere faciam eum ad illam: et quis erit electus, quem præponam ei? Quis est enim similis mei? Et quis sustinebit me? Et quis est iste pastor, qui resistat vultui meo? Siehe, einem Löwen gleich kommt er herauf aus der Pracht des Jordans zur schönen Feste; denn eilends will ich ihn gegen dieselbe heranziehen lassen, und wer ist der Auserlesene, den ich über dieselbe setzen werde? Denn wer ist mir gleich und wer will mich herausfordern? Und wer ist der Hirt, der vor mir standhielte?⁶² Jeremia Jer 30 50 44 62 Vergl. [Jer 49,19]. Wie Gott der Führer der Chaldäer war bei der Niederwerfung und Züchtigung der Edomiter, so wird es auch sein bei der Vernichtung der Chaldäer. Die Weissagung wird an [Jer 25,11-12] angepasst, wo Gott den Chaldäern die Herrschaft verleiht und ihnen die Knechtschaft voraussagt. Jeremia Jer 30 50 45 Propterea audite consilium Domini, quod mente concepit adversum Babylonem: et cogitationes ejus, quas cogitavit super terram Chaldæorum: Nisi detraxerint eos parvuli gregum, nisi dissipatum fuerit cum ipsis habitaculum eorum. Darum vernehmet den Ratschluss des Herrn, den er wider Babylon gefasst, und seine Gedanken, die er über das Land der Chaldäer beschlossen: Wahrlich, die Knaben der Herde sollen sie zu Boden werfen, wahrlich, ihre Wohnung soll verwüstet werden mit ihnen! Jeremia Jer 30 50 46 A voce captivitatis Babylonis commota est terra, et clamor inter gentes auditus est. Von dem Rufe, dass⁶³ Babylon eingenommen ist, erzittert die Erde und Wehegeschrei wird unter den Völkern vernommen. Jeremia Jer 30 50 46 63 Hebr.: Babylon ist eingenommen! Babylon war der Sammelplatz vieler Völker, die nun nach allen Richtungen hin fliehen. Jeremia Jer 30 50 5 In Sion interrogabunt viam, huc facies eorum. Venient, et apponentur ad Dominum fdere sempiterno, quod nulla oblivione delebitur. Um den Weg nach Sion werden sie fragen, dorthin ist ihr Angesicht gewendet; sie kommen und schließen sich an den Herrn an zum ewigen Bunde, der durch kein Vergessen schwinden wird.⁸ Jeremia Jer 30 50 5 8 Die Rückkehr bahnt einem neuen Gottesreiche den Weg. Jeremia Jer 30 50 6 Grex perditus factus est populus meus: pastores eorum seduxerunt eos, feceruntque vagare in montibus: de monte in collem transierunt, obliti sunt cubilis sui. Eine verirrte Herde ist mein Volk geworden,⁹ ihre Hirten¹⁰ führten sie irre und ließen sie umherschweifen in den Bergen; von Berg zu Hügel liefen sie,¹¹ vergaßen ihres Lagerplatzes.¹² Jeremia Jer 30 50 6 9 Zur Zeit der Wegführung. Jeremia Jer 30 50 6 10 Könige und Fürsten. [Jer 2,8; Jer 23,1.2] Jeremia Jer 30 50 6 11 Anspielung auf den Götzendienst der benachbarten Völker, dem sie sich zuwandten, in dem sie gleichsam ihre Ruhe und Befriedigung suchten. Jeremia Jer 30 50 6 12 Des Tempels des Herrn, der ihnen wahre Ruhe gewähren konnte. Jeremia Jer 30 50 7 Omnes, qui invenerunt, comederunt eos: et hostes eorum dixerunt: Non peccavimus: pro eo quod peccaverunt Domino decori justitiæ, et exspectationi patrum eorum Domino. Alle, die auf sie trafen, verschlangen sie und ihre Feinde sprachen: Wir tun nicht unrecht,¹³ dafür, dass sie wider den Herrn, die Zierde der Gerechtigkeit,¹⁴ gesündigt, wider den Herrn, die Hoffnung ihrer Väter.¹⁵ Jeremia Jer 30 50 7 13 Indem wir die irrenden Schafe verschlangen. Jeremia Jer 30 50 7 14 Hebr.: Wohnung der Gerechtigkeit (den Tempel). Jeremia Jer 30 50 7 15 Sie haben das Vorbild ihrer Vorfahren nicht beachtet und die Verheißungen Gottes geringgeschätzt. Jeremia Jer 30 50 8 Recedite de medio Babylonis, et de terra Chaldæorum egredimini: et estote quasi hdi ante gregem. Eilet hinweg¹⁶ aus der Mitte von Babylon, verlasset das Land der Chaldäer und seid wie Böcke vor der Herde her!¹⁷ Jeremia Jer 30 50 8 16 Da Gott durch die Wegführung seine Absicht erreicht hat, wie V. 4 zeigt. Jeremia Jer 30 50 8 17 Wie Böcke sich bei der Öffnung des Schafstalles vorandrängen, so sollen die gefangenen Judäer die ersten sein, welche fliehen, den anderen zum Vorbild. Jeremia Jer 30 50 9 Quoniam ecce ego suscito, et adducam in Babylonem congregationem gentium magnarum de terra aquilonis: et præparabuntur adversus eam, et inde capietur: sagitta ejus quasi viri fortis interfectoris, non revertetur vacua. Denn sehet, ich lasse wider Babylon eine Schar gewaltiger Völker¹⁸ aus dem Lande von Mitternacht her aufstehen und heranziehen,¹⁹ diese werden sich wider dasselbe aufstellen und es alsbald einnehmen; ihre Pfeile²⁰ sind wie die eines mordlustigen²¹ Helden, von denen keiner, ohne zu treffen, zurückkehrt. Jeremia Jer 30 50 9 18 Weitere Erklärung von V. 8. Jeremia Jer 30 50 9 19 Hebr.: Diese stellen sich wider sie auf. Jeremia Jer 30 50 9 20 Sie kämpfen von weitem und senden den Flüchtlingen den Tod. Jeremia Jer 30 50 9 21 Hebr.: erfahrenen: der nicht umsonst seine Pfeile versendet und nicht ohne Beute heimkehrt. Jeremia Jer 30 0 1 D. Unheilbarer Sturz. (V. 10) E. Die Meder werden als Rächer gesendet. (V. 26) F. Gott rächt sein Volk an den Babyloniern. (V. 40) G. Mahnungen an Israel. (V. 57) H. Bekräftigung der Weissagung. Jeremia Jer 30 51 1 Hæc dicit Dominus: Ecce ego suscitabo super Babylonem et super habitatores ejus, qui cor suum levaverunt contra me, quasi ventum pestilentem. So spricht der Herr: Siehe, ich erwecke wider Babylon und wider dessen Bewohner, die ihr Herz gegen mich erhoben,¹ gleichsam todbringenden Wind. Jeremia Jer 30 51 1 1 Der jetzige Text hebr.: Und über die Bewohner von Leb Kamai. (Sept.: Chaldäer): Meiner Gegner, dies ich im Herzen gegen mich erheben. Jeremia Jer 30 51 10 Protulit Dominus justitias nostras: venite, et narremus in Sion opus Domini Dei nostri. Der Herr hat unsere Gerechtigkeit ans Licht gebracht; kommet, lasset uns in Sion das Werk des Herrn, unsers Gottes, verkünden!¹³ Jeremia Jer 30 51 10 13 Wenngleich vorzugsweise die Israeliten so sprechen, sind doch die anderen Völker nicht auszuschließen, wie V. 9 zeigt. Sie wollen Gottes Tat da verkünden, wo das Gottesreich seinen eigentlichen Sitz hat. Jeremia Jer 30 51 11 Acuite sagittas, implete pharetras: suscitavit Dominus spiritum regum Medorum: et contra Babylonem mens ejus est ut perdat eam, quoniam ultio Domini est, ultio templi sui. Schärfet die Pfeile,¹⁴ füllet die Köcher!¹⁵ der Herr hat den Geist der Könige der Meder erweckt¹⁶ und wider Babylon steht sein Sinn, es zu verderben; denn Rache des Herrn ist es, Rache für seinen Tempel. Jeremia Jer 30 51 11 14 Vom Ausgange des Strafgerichtes kehrt der Prophet zu dem Beginne zurück, zum Kampfe gegen Babylon. Jeremia Jer 30 51 11 15 Hebr.: die Schilde. Decket euch mit den Schilden! Jeremia Jer 30 51 11 16 Anspielung auf V. 1 hebr. und Bezeichnung der Vernichter. Jeremia Jer 30 51 12 Super muros Babylonis levate signum, augete custodiam: levate custodes, præparate insidias: quia cogitavit Dominus, et fecit quæcumque locutus est contra habitatores Babylonis. Gegen Babylons Mauern richtet ein Panier auf,¹⁷ verstärket die Bewachung, stellet Wächter auf, bereitet Hinterhalt!¹⁸ denn der Herr hat es beschlossen und führt aus, was er wider die Bewohner von Babylon geredet hat. Jeremia Jer 30 51 12 17 Zum Kampfe. Schließet die Stadt enger ein. Jeremia Jer 30 51 12 18 Etwa in der [Jos 8,14; Ri 20,33] geschilderten Weise. Jeremia Jer 30 51 13 Quæ habitas super aquas multas, locuples in thesauris: venit finis tuus pedalis præcisionis tuæ. Die du an großen Wassern wohnst,¹⁹ reich an Schätzen, es ist dein Ende gekommen, das Maß deiner Vernichtung ist voll.²⁰ Jeremia Jer 30 51 13 19 Babylon lag an beiden Ufern des Euphrat und war rings von einem breiten und tiefen Graben umgeben, während Kanäle die Umgebung durchzogen und Dämme gegen Überschwemmungen schützten. Jeremia Jer 30 51 13 20 Das Maß deiner Vernichtung ist erfüllt und du der Verwüstung geweiht. Hebr.: das Maß (die Elle der Zeit in der du) abzuschneiden (bist), ist gekommen. Jeremia Jer 30 51 14 Juravit Dominus exercituum per animam suam: Quoniam replebo te hominibus quasi brucho, et super te celeuma cantabitur. Der Herr der Heerscharen hat bei sich geschworen:²¹ Da²² ich dich mit Menschen fülle wie mit Heuschrecken, soll man das Kelterlied über dich anstimmen.²³ [Am 6,8] Jeremia Jer 30 51 14 21 Vergl. [Am 6,8]. Die Drohung wird unbedingt in Erfüllung gehen. Jeremia Jer 30 51 14 22 Hebr.: wenn ich dich gleich Jeremia Jer 30 51 14 23 Vergl. [Jer 25,30] u.a. Jeremia Jer 30 51 15 Qui fecit terram in fortitudine sua, præparavit orbem in sapientia sua, et prudentia sua extendit clos. Der die Erde geschaffen durch seine Macht, den Erdkreis gegründet hat durch seine Weisheit und den Himmel ausgespannt in seiner Einsicht.²⁴ [Gen 1,1] Jeremia Jer 30 51 15 24 Auch in den Gerichten über die Heiden zeigt sich Gottes Weisheit; ja, diese noch mehr als seine Macht. Jeremia Jer 30 51 16 Dante eo vocem, multiplicantur aquæ in clo: qui levat nubes ab extremo terræ, fulgura in pluviam fecit: et produxit ventum de thesauris suis. Wenn er seinen Donner erschallen lässt, sammeln sich die Wasser unter dem Himmel; er lässt die Wolken vom Ende der Erde aufsteigen, schafft Blitze zum Regen und führt den Wind hervor aus seinen Schatzkammern. Jeremia Jer 30 51 17 Stultus factus est omnis homo a scientia: confusus est omnis conflator in sculptili: quia mendax est conflatio eorum nec est spiritus in eis. Alle Menschen sind Toren ohne Weisheit und alle Künstler werden beschämt in ihren geschnitzten Bildern; denn Trug ist, was sie gießen, und es ist kein Atem darin. Jeremia Jer 30 51 18 Vana sunt opera, et risu digna, in tempore visitationis suæ peribunt. Nichtig sind sie und Werke der Verspottung würdig, zur Zeit ihrer Heimsuchung gehen sie zugrunde.²⁵ Jeremia Jer 30 51 18 25 Die Götzenbilder werden selbst vernichtet, die aber den Herrn verehren, werden errettet. Jeremia Jer 30 51 19 Non sicut hæc pars Jacob: quia qui fecit omnia ipse est, et Israel sceptrum hereditatis ejus: Dominus exercituum nomen ejus. Aber nicht gleicht diesen der, welcher Jakobs Anteil ist; denn der Schöpfer des Alls ist er und Israel ist das Zepter seines Erbes, Herr der Heerscharen ist sein Name. Jeremia Jer 30 51 2 Et mittam in Babylonem ventilatores, et ventilabunt eam et demolientur terram ejus: quoniam venerunt super eam undique in die afflictionis ejus. Und ich will Worfler über Babylon senden, dass sie es worfeln und sein Land verwüsten;² ja, sie kommen über dasselbe von allen Seiten am Tage seines Unheils. Jeremia Jer 30 51 2 2 Hebr.: und so das Land leer machen. Wie der Wind die Spreu verweht. Jeremia Jer 30 51 20 Collidis tu mihi vasa belli, et ego collidam in te gentes, et disperdam in te regna. Ein Zerschmetterer bist du mir von Kriegswaffen²⁶ und ich werde durch dich Völker zermalmen und durch dich Reiche vernichten; Jeremia Jer 30 51 20 26 Ein Zerschmetterer (Hammer) bist du mir, ein Werkzeug des Streites. Durch Babylon zerschmettert er die übrigen Völker und vernichtet ihre Kriegsrüstung. Jeremia Jer 30 51 21 Et collidam in te equum, et equitem ejus: et collidam in te currum, et ascensorem ejus: ich zermalme durch dich Ross und Reiter, zermalme durch dich den Wagen und seinen Lenker; Jeremia Jer 30 51 22 Et collidam in te virum et mulierem: et collidam in te senem et puerum: et collidam in te juvenem et virginem: ich zermalme durch dich Mann und Weib, ich zermalme durch dich alt und jung, ich zermalme durch dich Jüngling und Jungfrau; Jeremia Jer 30 51 23 Et collidam in te pastorem et gregem ejus: et collidam in te agricolam et jugales ejus: et collidam in te duces et magistratus. ich zermalme durch dich Hirt und Herde, ich zermalme durch dich Ackersmann und Gespann, ich zermalme durch dich Fürsten und Statthalter.²⁷ Jeremia Jer 30 51 23 27 Die Aufzählung zeigt das Gericht über alle Völker, das er [Jer 25,15ff] angedroht. Das eine Volk führt ein Nomadenleben, das andere bebaut das Land, andere werden durch Fürsten und Statthalter geleitet, sind also mächtiger. V. 22 zeigt, dass die Vernichtung eine allgemeine ist, weder Alter noch Geschlecht schonend. Jeremia Jer 30 51 24 Et reddam Babyloni, et cunctis habitatoribus Chaldææ omne malum suum, quod fecerunt in Sion, in oculis vestris, ait Dominus. Und ich will Babylon und allen Bewohnern Chaldäas all das Böse vergelten,²⁸ das sie vor euern Augen an Sion geübt haben,²⁹ spricht der Herr. Jeremia Jer 30 51 24 28 Nachdem Gott Babylon gegen die Völker verwendet, kommt das Gericht über dasselbe selbst. Jeremia Jer 30 51 24 29 Zuerst wird die größte Verschuldung gegen Sion genannt, dann die gegen die übrigen Völker aufgezählt. Jeremia Jer 30 51 25 Ecce ego ad te mons pestifer, ait Dominus, qui corrumpis universam terram: et extendam manum meam super te, et evolvam te de petris, et dabo te in montem combustionis. Siehe, ich will an dich, du Berg des Verderbens!³⁰ spricht der Herr, der du Verderben bringst über die ganze Erde; ich will meine Hand über dich ausstrecken und dich hinabwälzen von den Felsen und dich zu einem Berge der Verbrennung machen. Jeremia Jer 30 51 25 30 Des [Jer 51,1] Genannten. Babylon, das Verderber war, soll durch den Verderber umkommen. Berg heißt entweder die Stadt selbst wegen ihrer ungeheuren Befestigungen oder die Burg. Die Stadt ist von Frevel und Bosheit erfüllt und hat auch andere Völker mit solchen erfüllt, wie die Buhlerin [Offb 19,2]. Darum streckt Gott seine Hand aus und bringt die, welche feststand wie ein Berg, zu Falle. Jeremia Jer 30 51 26 Et non tollent de te lapidem in angulum, et lapidem in fundamento, sed perditus in æternum eris, ait Dominus. Und nimmer wird man von dir Steine nehmen als Ecksteine und Grundsteine, sondern auf ewig sollst du zerstört sein, spricht der Herr.³¹ Jeremia Jer 30 51 26 31 Wenn sonst ein Gebäude zerstört wird, benutzt man die Steine zu anderen Bauten, nicht also in Babylon. Seine Steine werden keine Verwendung mehr finden können, sie werden zerbrochen; der Untergang ist ein vollständiger. Was in der Reihe langer Jahre auseinanderliegt, schaut der Prophet in einem Bilde. Vergl. [Jes 13]. Jeremia Jer 30 51 27 Levate signum in terra: clangite buccina in gentibus, sanctificate super eam gentes: annuntiate contra illam regibus Ararat, Menni, et Ascenez: numerate contra eam Thaphsar, adducite equum quasi bruchum aculeatum. Richtet ein Panier auf auf Erden,³² stoßet in die Posaune unter den Völkern,³³ weihet die Völker gegen Babylon, rufet wider dasselbe die Könige von Ararat, Menni und Askenez auf,³⁴ stellet dawider Taphsar³⁵ auf, lasset Rosse heranziehen wie borstige Heuschrecken!³⁶ Jeremia Jer 30 51 27 32 Die Völker zusammenzurufen. Jeremia Jer 30 51 27 33 Alle Völker sollen sich rüsten zu einem heiligen Feldzuge, der für Gott und auf sein Geheiß zu unternehmen ist. Jeremia Jer 30 51 27 34 In besonderer Weise werden die Könige von Groß- (Ost) Armenien aufgerufen, sowie der von Westarmenien (Askenez) Jeremia Jer 30 51 27 35 Schreiber, eine bestimmte Art Beamter, die sich auch auf den Denkmälern abgebildet finden. Jeremia Jer 30 51 27 36 Mit zahlreicher (schrecklicher?) Reiterei. Jeremia Jer 30 51 28 Sanctificate contra eam gentes, reges Mediæ, duces ejus, et universos magistratus ejus, cunctamque terram potestatis ejus. Weihet gegen Babylon die Völker, die Könige Mediens, dessen Fürsten und alle seine Statthalter und das ganze Land seiner Herrschaft!³⁷ Jeremia Jer 30 51 28 37 Die Aufzählung stellt die Menge vor Augen. Jeremia Jer 30 51 29 Et commovebitur terra, et conturbabitur: quia evigilabit contra Babylonem cogitatio Domini ut ponat terram Babylonis desertam et inhabitabilem. Da erbebt die Erde und zittert,³⁸ denn es erfüllen sich wider Babylon die Ratschlüsse des Herrn, das Land Babylons wüste und unbewohnt zu machen. Jeremia Jer 30 51 29 38 Vor der Menge der Streiter, die in eiligem Laufe herbeikommen. Jeremia Jer 30 51 3 Non tendat qui tendit arcum suum, et non ascendat loricatus, nolite parcere juvenibus ejus, interficite omnem militiam ejus. Nicht spanne der Schütze seinen Bogen und der Gepanzerte erhebe sich nicht! Schonet seiner Jünglinge nicht, tötet seine ganze Heeresmacht!³ Jeremia Jer 30 51 3 3 Daher die Mahnung in der ersten Hälfte des Verses. Hebr.: Wider den, der da spannt, spanne der Bogenschütze seinen Bogen, und wider den, der sich in seinen Panzer birgt. Jeremia Jer 30 51 30 Cessaverunt fortes Babylonis a prlio, habitaverunt in præsidiis: devoratum est robur eorum, et facti sunt quasi mulieres: incensa sunt tabernacula ejus, contriti sunt vectes ejus: Abgelassen haben die Helden Babylons zu kämpfen³⁹ und halten sich still in ihren Schutzwehren, dahin ist ihre Stärke und sie sind zu Weibern geworden, ihre Häuser sind verbrannt, ihre Riegel zerbrochen. Jeremia Jer 30 51 30 39 In offener Feldschlacht. Jeremia Jer 30 51 31 Currens obviam currenti veniet: et nuntius obvius nuntianti: ut annuntiet regi Babylonis quia capta est civitas ejus a summo usque ad summum: Ein Läufer begegnet dem andern, ein Bote dem andern, um dem König von Babylon zu verkünden, dass seine Stadt von einem Ende zum andern erobert ist,⁴⁰ Jeremia Jer 30 51 31 40 Aus allen Teilen der Stadt eilen Läufer zum Könige, ihm mitzuteilen, dass die Stadt vom äußersten Ende an eingenommen ist, also an allen Enden. Zugleich melden sie, dass alle Hoffnung auf Rettung dahin ist. Jeremia Jer 30 51 32 Et vada præoccupata sunt, et paludes incensæ sunt igni, et viri bellatores conturbati sunt. dass die Furten⁴¹ besetzt sind, das Moor mit Feuer ausgebrannt ist und die Kriegsleute in Verwirrung gebracht sind. Jeremia Jer 30 51 32 41 Die Übergänge. Alles, was uns schützte, ist zerstört. Jeremia Jer 30 51 33 Quia hæc dicit Dominus exercituum, Deus Israel: Filia Babylonis quasi area, tempus trituræ ejus: adhuc modicum, et veniet tempus messionis ejus. Denn so spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Die Tochter Babylon ist wie eine Tenne zur Zeit, wo darauf gedroschen wird;⁴² noch kurze Zeit, so kommt die Zeit ihrer Ernte. Jeremia Jer 30 51 33 42 Hebr.: wo man sie treten lässt. Die Tenne wird getreten, um sie für das spätere Dreschen zuzubereiten. Babel ist reif zum Gerichte und dieses wird alsbald hereinbrechen. Jeremia Jer 30 51 34 Comedit me, devoravit me Nabuchodonosor rex Babylonis: reddidit me quasi vas inane, absorbuit me quasi draco, replevit ventrem suum teneritudine mea, et ejecit me. Gefressen, verschlungen hat mich⁴³ Nabuchodonosor, der König von Babylon, hat aus mir ein leeres Gefäß gemacht, mich verschlungen wie ein Drache, seinen Bauch mit meinen Leckerbissen gefüllt und mich fortgestoßen. Jeremia Jer 30 51 34 43 Hebr.: uns. Jeremia Jer 30 51 35 Iniquitas adversum me, et caro mea super Babylonem, dicit habitatio Sion: et sanguis meus super habitatores Chaldææ, dicit Jerusalem. Dies wider mich begangene Unrecht und mein Fleisch komme über Babylon!⁴⁴ spricht die Bewohnerschaft Sions, und mein Blut komme über die Bewohner Chaldäas! spricht Jerusalem. Jeremia Jer 30 51 35 44 Die mir angetane Gewalt, die Tötung meiner Kinder, der Raub meiner Güter, alle diese Frevel schreien um Rache an Babylon. Die Redeweise ist die der Verwünschung. Jeremia Jer 30 51 36 Propterea hæc dicit Dominus: Ecce ego judicabo causam tuam, et ulciscar ultionem tuam, et desertum faciam mare ejus, et siccabo venam ejus. Darum spricht der Herr also:⁴⁵ Siehe, ich will deine Sache führen und deine Rache übernehmen⁴⁶ und will ihr Meer⁴⁷ zur Wüste machen⁴⁸ und ihre Wasserquellen versiegen lassen. Jeremia Jer 30 51 36 45 Auf die Klage des Volkes antwortet Gott. Jeremia Jer 30 51 36 46 Der Bund mit dem Volke und die Verheißungen fordern, dass Gott es nicht in der Gewalt seiner Feinde lässt. Jeremia Jer 30 51 36 47 Vergl. [Jes 21,1]. Jeremia Jer 30 51 36 48 Wenn Flüsse und Kanäle weichen, wird Babylon zur Wüste. Jeremia Jer 30 51 37 Et erit Babylon in tumulos, habitatio draconum, stupor, et sibilus, eo quod non sit habitator. Und Babylon soll zu einem Trümmerhaufen werden, zur Wohnung der Drachen, zum Gegenstande des Entsetzens und des Zischens, weil es keine Bewohner hat.⁴⁹ Jeremia Jer 30 51 37 49 Hebr.: bewohnerlos. Jeremia Jer 30 51 38 Simul ut leones rugient, excutient comas veluti catuli leonum. Wie die Löwen brüllen sie allesamt,⁵⁰ schütteln die Mähnen⁵¹ wie junge Leuen. Jeremia Jer 30 51 38 50 Sie freuen sich über die reiche, Babylon abgenommene Beute und ihre Stärke. Vergl. [Jer 48,14]. - Jeremia Jer 30 51 38 51 Hebr.: knurren. Jeremia Jer 30 51 39 In calore eorum ponam potus eorum, et inebriabo eos, ut sopiantur, et dormiant somnum sempiternum, et non consurgant, dicit Dominus. Wenn sie erhitzt sind,⁵² will ich ihnen zu trinken geben und sie berauschen, dass sie betäubt werden und in ewigen Schlaf sinken und nicht mehr wieder aufstehen,⁵³ spricht der Herr. Jeremia Jer 30 51 39 52 Während sie sich am meisten erheben über die gemachte Beute, will Gott ihnen einen Trunk geben, der sei trunken macht und dem Schlafe überliefert. Hebr.: Ich will sie trunken machen, dass sie lustig seien und einschlafen usw. Durch Gottes Fügung braucht der Prophet solche Worte und wählt solche Beispiele, dass auf das genaueste die später wirklich eingetretenen Ereignisse vorgebildet werden. Jeremia Jer 30 51 39 53 Sie vermögen nicht zu widerstehen. Jeremia Jer 30 51 4 Et cadent interfecti in terra Chaldæorum, et vulnerati in regionibus ejus. Da fallen sie erschlagen im Lande der Chaldäer und zum Tode verwundet auf dessen Fluren.⁴ Jeremia Jer 30 51 4 4 Und durchbohrt auf dessen Gassen. Jeremia Jer 30 51 40 Deducam eos quasi agnos ad victimam, et quasi arietes cum hdis. Wie Lämmer werde ich sie zur Schlachtbank führen, wie die Widder samt den Böcken. Jeremia Jer 30 51 41 Quomodo capta est Sesach, et comprehensa est inclyta universæ terræ? Quomodo facta est in stuporem Babylon inter gentes? Wie ist doch Sesach⁵⁴ erobert und eingenommen der Ruhm der ganzen Erde! wie ist doch Babylon zum Gegenstand des Entsetzens geworden unter den Völkern! Jeremia Jer 30 51 41 54 Vergl. [Jer 25,26]. Es ist Babylon. Jeremia Jer 30 51 42 Ascendit super Babylonem mare, multitudine fluctuum ejus operta est. Über Babylon ist das Meer heraufgestiegen, von der Menge seiner Fluten ward es bedeckt.⁵⁵ Jeremia Jer 30 51 42 55 Der König ist mit zahlreichen Streitern wie Wasserwogen heraufgezogen. Jeremia Jer 30 51 43 Factæ sunt civitates ejus in stuporem, terra inhabitabilis et deserta, terra in qua nullus habitet, nec transeat per eam filius hominis. Seine Städte sind zum Gegenstande des Entsetzens geworden, zum unbewohnten wüsten Lande, zum Lande, in dem niemand wohnt und durch das kein Menschenkind zieht. Jeremia Jer 30 51 44 Et visitabo super Bel in Babylone, et ejiciam quod absorbuerat de ore ejus, et non confluent ad eum ultra gentes, siquidem et murus Babylonis corruet. Auch den Bel⁵⁶ zu Babylon werde ich heimsuchen und aus seinem Rachen reißen, was er verschlungen hat, und die Völker sollen nicht mehr zu ihm hinströmen und auch die Mauer Babylons wird fallen! Jeremia Jer 30 51 44 56 Siehe [Jer 50,1; Jes 46,1]. Jeremia Jer 30 51 45 Egredimini de medio ejus populus meus: ut salvet unusquisque animam suam ab ira furoris Domini. Ziehet fort aus seiner Mitte, mein Volk! dass ein jeder sein Leben rette vor dem grimmen Zorne des Herrn.⁵⁷ Jeremia Jer 30 51 45 57 Wenn sie nicht wegziehen, haben sie Gottes Zorn zu fürchten. Jeremia Jer 30 51 46 Et ne forte mollescat cor vestrum, et timeatis auditum, qui audietur in terra: et veniet in anno auditio, et post hunc annum auditio: et iniquitas in terra, et dominator super dominatorem. Und euer Herz werde ja nicht zaghaft, dass ihr euch fürchten solltet vor der Kunde, die sich im Lande verbreitet, wenn in einem Jahre eine Kunde kommt und im andern Jahre eine andere und die Gewalttat im Lande herrscht und ein Herrscher sich gegen den andern erhebt.⁵⁸ Jeremia Jer 30 51 46 58 Sie sollen nicht meinen, dass in einem Augenblicke gleichsam alles vollendet wird, und nicht den Mut sinken lassen, wenn von Jahr zu Jahr noch Nachrichten kommen, dass hier Krieg oder dort, dass im babylonischen Reiche Aufstände herrschen, welche Heimsuchungen und Bedrückung (hebr.) herbeiführen, und dass sich ein Feldherr gegen den andern erhebt. Außer von den äußeren Feinden kann Babylon auch von inneren Feinden erschüttert werden; was aber auch geschehen mag, sie mögen Vertrauen und Glauben bewahren. Jeremia Jer 30 51 47 Propterea ecce dies veniunt, et visitabo super sculptilia Babylonis: et omnis terra ejus confundetur, et universi interfecti ejus cadent in medio ejus. Darum sehet, es kommt die Zeit, da werde ich die Götzen Babylons heimsuchen und sein ganzes Land wird zuschanden werden und alle seine Erschlagenen werden in seiner Mitte fallen.⁵⁹ Jeremia Jer 30 51 47 59 Jene Verwirrungen sind gleichsam Vorboten des Sturzes von Babylon und seiner Götzenbilder. Darum dürfen sie nicht den Mut sinken lassen, sondern sich umso mehr erheben, als Himmel und Erde über den Fall Babylons sich freuen wird. Jeremia Jer 30 51 48 Et laudabunt super Babylonem cli et terra, et omnia quæ in eis sunt: quia ab aquilone venient ei prædones, ait Dominus. Dann werden über Babylon Himmel und Erde und alles, was darin ist, frohlocken; denn von Mitternacht her brechen über sie Verwüster herein,⁶⁰ spricht der Herr. Jeremia Jer 30 51 48 60 Was Babylon gegen Israel gefehlt, muss es jetzt büßen. Jeremia Jer 30 51 49 Et quomodo fecit Babylon ut caderent occisi in Israel: sic de Babylone cadent occisi in universa terra. Und wie Babylon Ursache war, dass in Israel Erschlagene fielen, so sollen auch Erschlagene von Babylon im ganzen Lande⁶¹ fallen. Jeremia Jer 30 51 49 61 Hebr.: Erschlagene der ganzen Erde. Alle, die von der ganzen Erde nach Babylon gekommen sind und sich seiner Frevel mitschuldig gemacht haben, werden mit ihm getötet werden. Den Erschlagenen Israels wird zugerufen, dass Babel fallen muss, weil sie vor allem gerächt werden sollen. Jeremia Jer 30 51 5 Quoniam non fuit viduatus Israel et Juda a Deo suo Domino exercituum: Terra autem eorum repleta est delicto a sancto Israel. Denn nicht ward Israel und Juda von seinem Gott, dem Herrn der Heerscharen, als Witwe verlassen,⁵ ihr Land aber ist voll von Verschuldung wider den Heiligen Israels.⁶ Jeremia Jer 30 51 5 5 Gott, der Ehegemahl Israels [Jer 2,2], bleibt seinem Bunde treu und lässt sein Volk nicht ohne Schutz. Jeremia Jer 30 51 5 6 Das Land der Chaldäer ist voller Verschuldung, die abgebüßt werden muss vom Heiligen Israels her, so dass dieser das Land der Chaldäer mit dem Banne belegt. Jeremia Jer 30 51 50 Qui fugistis gladium, venite, nolite stare: recordamini procul Domini, et Jerusalem ascendat super cor vestrum. Ihr dem Schwerte Entronnenen,⁶² ziehet hin, bleibet nicht stehen! Gedenket aus der Ferne des Herrn und Jerusalem⁶³ sei eures Herzens Anliegen! Jeremia Jer 30 51 50 62 Gegensatz zu V. 49. Jeremia Jer 30 51 50 63 Der Mittelpunkt des Gottesreiches. Auch in fremdem Lande sollen sie des Herrn gedenken. Jeremia Jer 30 51 51 Confusi sumus, quoniam audivimus opprobrium: operuit ignominia facies nostras: quia venerunt alieni super sanctificationem domus Domini. Wir wurden beschämt, denn wir vernahmen Schimpf, Schmach bedeckte unser Angesicht, denn Fremde sind über das Heiligtum des Hauses des Herrn gekommen.⁶⁴ Jeremia Jer 30 51 51 64 Diese schmerzlichen Worte sind zugleich eine Bitte an Gott, er wolle ihre Schmach rächen und wegnehmen. Die Antwort auf diese Bitte gibt V. 52. Jeremia Jer 30 51 52 Propterea ecce dies veniunt, ait Dominus: et visitabo super sculptilia ejus, et in omni terra ejus mugiet vulneratus. Darum siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da ich seine Götzenbilder⁶⁵ heimsuchen werde und in seinem ganzen Lande sollen Verwundete stöhnen. Jeremia Jer 30 51 52 65 Gegensatz V. 51: Heiligtum des Hauses des Herrn. Jeremia Jer 30 51 53 Si ascenderit Babylon in clum, et firmaverit in excelso robur suum: a me venient vastatores ejus, ait Dominus. Wenn auch Babylon gen Himmel emporstiege und seine Macht hoch oben befestigte,⁶⁶ so kämen doch von mir Verwüster über dasselbe, spricht der Herr. Jeremia Jer 30 51 53 66 Hebr.: und unnahbar machte seine feste Höhe (seine Burg und seine Befestigung an unzugängliche Orte verlegte). Vergl. [Jer 49,16; Jes 14,12]. Jeremia Jer 30 51 54 Vox clamoris de Babylone, et contritio magna de terra Chaldæorum: Horch, Klagegeschrei von Babylon her und große Zerschmetterung aus dem Lande der Chaldäer,⁶⁷ Jeremia Jer 30 51 54 67 Vergl. [Jer 50,22.40]. Ähnlich über Moab [Jer 48,3]. Jeremia Jer 30 51 55 Quoniam vastavit Dominus Babylonem, et perdidit ex ea vocem magnam: et sonabunt fluctus eorum quasi aquæ multæ: dedit sonitum vox eorum: denn der Herr verwüstet Babylon und tilgt aus ihm das laute Getöse;⁶⁸ es brausen seine Fluten großen Wassern gleich, laut hallt das Getöse ihres Rufens; Jeremia Jer 30 51 55 68 Das Kriegsgetöse und die Überhebung Babylons gegen andere Völker. Statt dieses Getöses führt Gott ein anderes herbei: das der feindlichen Heerscharen. Jeremia Jer 30 51 56 Quia venit super eam, id est super Babylonem prædo, et apprehensi sunt fortes ejus, et emarcuit arcus eorum, quia fortis ultor Dominus reddens retribuet. denn es kommt über dasselbe, das ist über Babylon, der Verwüster und gefangen werden seine Helden und deren Bogen werden kraftlos; denn ein mächtiger Rächer ist der Herr, der sicherlich Vergeltung üben wird.⁶⁹ Jeremia Jer 30 51 56 69 Hebr.: denn ein Gott der Vergeltungen ist Jahve, heimzahlen wird er sicherlich. Jeremia Jer 30 51 57 Et inebriabo principes ejus, et sapientes ejus, et duces ejus, et magistratus ejus, et fortes ejus: et dormient somnum sempiternum, et non expergiscentur, ait rex, Dominus exercituum nomen ejus. Und ich werde ihre Fürsten trunken machen und ihre Weisen und ihre Statthalter und ihre Vornehmen und ihre Helden, dass sie in ewigen Schlaf sinken und nicht mehr wiedererwachen, spricht der König, Herr der Heerscharen ist sein Name. Jeremia Jer 30 51 58 Hæc dicit Dominus exercituum: Murus Babylonis ille latissimus suffossione suffodietur, et portæ ejus excelsæ igni comburentur, et labores populorum ad nihilum, et gentium in ignem erunt, et disperibunt. So spricht der Herr der Heerscharen: Die Mauer Babylons, die sehr weite,⁷⁰ soll geschleift werden, ihre hohen Tore sollen in Brand gesteckt werden; Völker haben sich für nichts gemüht, die Mühe von Nationen geht in Feuer auf.⁷¹ Jeremia Jer 30 51 58 70 Das ganze Altertum preist dieselbe als Weltwunder. Die erste Mauer soll über 47 Meter hoch und 26 Meter breit gewesen sein, die zweite nach Strabo 15,75 Meter, nach Quintus Curcius 9,86 Meter. Jeremia Jer 30 51 58 71 Hebr.: Völker haben sich abgemüht um Leeres und Vergebliches, und Völkerschaften für das Feuer und müssen ermatten. Jeremia Jer 30 51 59 Verbum, quod præcepit Jeremias propheta, Saraiæ filio Neriæ filii Maasiæ cum pergeret cum Sedecia rege in Babylonem, in anno quarto regni ejus: Saraias autem erat princeps prophetiæ. Wort, welches der Prophet Jeremias dem Sarajas, dem Sohne Nerias', des Sohnes Maasias', gebot, als er mit dem Könige Sedekias nach Babylon zog im vierten Jahre der Herrschaft desselben; Sarajas aber war das Haupt der Gesandtschaft.⁷² Jeremia Jer 30 51 59 72 Hebr.: Meister der Ruhe, Reisequartiermeister. Nach der Septuaginta wird Sarajas von Sedekias abgesendet und ist der Vorsteher der Geschenke. Jeremia Jer 30 51 6 Fugite de medio Babylonis, et salvet unusquisque animam suam: nolite tacere super iniquitatem ejus: quoniam tempus ultionis est a Domino, vicissitudinem ipse retribuet ei. Fliehet aus Babylons Mitte und ein jeder rette sein Leben; schweiget nicht zu ihrer Bosheit!⁷ denn eine Zeit der Rache ist es für den Herrn, er übt Vergeltung an ihm. Jeremia Jer 30 51 6 7 Hebr.: Gehet nicht unter durch ihre Schuld ziehet euch zurück. Jeremia Jer 30 51 60 Et scripsit Jeremias omne malum, quod venturum erat super Babylonem in libro uno: omnia verba hæc, quæ scripta sunt contra Babylonem. Jeremias schrieb alles Unheil, das über Babylon kommen sollte, in ein Buch, alle diese Worte, welche gegen Babylon geschrieben sind. Jeremia Jer 30 51 61 Et dixit Jeremias ad Saraiam: Cum veneris in Babylonem, et videris, et legeris omnia verba hæc. Und Jeremias sprach zu Sarajas: Wenn du nach Babylon kommst, so habe acht und lies alle diese Worte⁷³ Jeremia Jer 30 51 61 73 Hebr.: Wenn du nach Babylon kommst, so sieh zu, dass du alle diese Worte laut liesest. Diese Lesung ist die Verkündigung des zukünftigen göttlichen Strafgerichtes. Jeremia Jer 30 51 62 Dices: Domine tu locutus es contra locum istum ut disperderes eum: ne sit qui in eo habitet ab homine usque ad pecus, et ut sit perpetua solitudo. und sprich: Herr! du hast wider diesen Ort gedroht, ihn zu vertilgen, so dass kein Bewohner mehr darin sein soll, weder Mensch noch Vieh, und dass er auf ewig eine Wüstenei werde. Jeremia Jer 30 51 63 Cumque compleveris legere librum istum, ligabis ad eum lapidem, et projicies illum in medium Euphraten: Und wenn du dieses Buch zu Ende gelesen, so binde einen Stein daran und wirf es mitten in den Euphrat Jeremia Jer 30 51 64 Et dices: Sic submergetur Babylon, et non consurget a facie afflictionis, quam ego adduco super eam, et dissolvetur. Hucusque verba Jeremiæ. und sprich: So wird Babylon versinken und nicht wieder emporkommen aus dem Unheil, das ich über dasselbe bringe, und es soll untergehen!⁷⁴ Bis hierher die Worte Jeremias.⁷⁵ Jeremia Jer 30 51 64 74 Hebr.: sie sollen ermatten. Der Stein wird an das Buch gebunden, damit dieses versinkend ein Sinnbild des Unterganges Babylons sei. Jeremia Jer 30 51 64 75 Die Prophezeiungen Jeremias Zusatz der Sammler, der im Griechischen fehlt. Durch denselben soll angedeutet werden, dass das folgende Kapitel aus dem vierten Buche der Könige herübergenommen ist zum Beweise, dass Jeremias Weissagungen gegen Jerusalem und seinen König genau in Erfüllung gegangen sind. Jeremia Jer 30 51 7 Calix aureus Babylon in manu Domini, inebrians omnem terram: de vino ejus biberunt gentes, et ideo commotæ sunt. Ein goldener Becher war Babylon in der Hand des Herrn, der die ganze Erde berauschte; von seinem Weine tranken die Völker und darum rasten sie.⁸ Jeremia Jer 30 51 7 8 Vergl. [Jer 50,38]. Ein goldener Becher heißt Babylon (wie Daniel das goldene Haupt der Statue als Babylon bezeichnet), wegen des Glanzes seiner Macht. Jeremia Jer 30 51 8 Subito cecidit Babylon, et contrita est: ululate super eam, tollite resinam ad dolorem ejus, si forte sanetur. Plötzlich ist Babylon gefallen und zerschmettert; heulet⁹ über dasselbe, holet Balsam für seinen Schmerz, ob es etwa möchte geheilt werden.¹⁰ [Jes 21,9; Offb 14,8] Jeremia Jer 30 51 8 9 Ihr Zeugen seines Falles. Jeremia Jer 30 51 8 10 Alles ist umsonst. Jeremia Jer 30 51 9 Curavimus Babylonem, et non est sanata: derelinquamus eam, et eamus unusquisque in terram suam: quoniam pervenit usque ad clos judicium ejus, et elevatum est usque ad nubes. Wir wollten Babylon heilen,¹¹ aber es ist nicht heil geworden; so lasset uns es verlassen und ein jeder in sein Land gehen! denn bis zum Himmel reicht sein Strafgericht¹² und ragt bis zu den Wolken. Jeremia Jer 30 51 9 11 Die unter Babylons Herrschaft gesammelten Völker treten auf und bezeugen so, dass Babylon nie wieder zu seinem alten Glanze zurückkehren wird, bis es endlich gänzlich untergeht. Jeremia Jer 30 51 9 12 Seine Freveltaten haben sich bis zu Gottes Thron erhoben und rufen den Herrn um Rache an. Jeremia Jer 30 0 1 10. Erfüllung der Weissagungen über die Stadt. (Kap. 52) A. Los des Königs Sedekias und der Fürsten. (V. 11) B. Los des Tempels, der Stadt, des Volkes. C. Vorbedeutung besserer Zeit. Jeremia Jer 30 52 1 Filius viginti et unius anni erat Sedecias cum regnare cpisset: et undecim annis regnavit in Jerusalem, et nomen matris ejus Amital, filia Jeremiæ, de Lobna. Einundzwanzig Jahre war Sedekias alt, als er König ward, und elf Jahre herrschte er in Jerusalem; der Name seiner Mutter war Amital, eine Tochter Jeremias von Lobna.¹ Jeremia Jer 30 52 1 1 Vergl. [Jes 37,8]. Sedekias war also der Bruder des Joachaz, der die gleiche Mutter hatte [2Kön 23,31], aber er hatte nur den gleichen Vater wie Joakim. [2Kön 23,36] Jeremia Jer 30 52 10 Et jugulavit rex Babylonis filios Sedeciæ in oculis ejus: sed et omnes principes Juda occidit in Reblatha. So ließ der König von Babylon denn die Söhne Sedekias vor dessen Augen töten und ebenso ließ er alle Fürsten von Juda in Reblatha töten.⁶ Jeremia Jer 30 52 10 6 Vergl. [Jer 39,5.6; 2Kön 25,6.7]. Die Fürsten hatten den schwachen König wohl zur Empörung verführt. Jeremia Jer 30 52 11 Et oculos Sedeciæ eruit, et vinxit eum compedibus, et adduxit eum rex Babylonis in Babylonem, et posuit eum in domo carceris usque ad diem mortis ejus. Alsdann ließ der König von Babylon Sedekias blenden und in Ketten werfen und führte ihn nach Babylon und setzte ihn ins Gefängnis bis zum Tage seines Todes.⁷ Jeremia Jer 30 52 11 7 So wurde die Voraussetzung [Jer 34,4] erfüllt. Die Gefängnishaft war eine milde. Die Übersetzung der Septuag, nach welcher der König in der Mühle tätig war, beruht auf Verwechslung, wie die andern griechischen Übersetzungen zeigen. Jeremia Jer 30 52 12 In mense autem quinto, decima mensis, ipse est annus nonus decimus Nabuchodonosor regis Babylonis: venit Nabuzardan princeps militiæ, qui stabat coram rege Babylonis in Jerusalem. Im fünften Monat aber, am zehnten des Monats,⁸ es war das neunzehnte Jahr Nabuchodonosors, des Königs von Babylon, kam Nabuzardan,⁹ der Anführer der Leibwache, der des Königs von Babylon vertrautester Diener war, nach Jerusalem Jeremia Jer 30 52 12 8 [2Kön 27,8] wird als der Tag der Ankunft der siebente des Monats angegeben. Entweder dort oder an dieser Stelle liegt ein Irrtum der Abschreiber vor. Jeremia Jer 30 52 12 9 Vergl. [Jer 39,9]. Jeremia Jer 30 52 13 Et incendit domum Domini, et domum regis, et omnes domos Jerusalem, et omnem domum magnam igni combussit. und brannte das Haus des Herrn und das Haus des Königs und alle Häuser von Jerusalem nieder und legte Feuer an alle großen Häuser.¹⁰ Jeremia Jer 30 52 13 10 Nur die kleineren verschonend. Jeremia Jer 30 52 14 Et totum murum Jerusalem per circuitum destruxit cunctus exercitus Chaldæorum, qui erat cum magistro militiæ. Die ganze Mauer rings um Jerusalem riss das gesamte Heer der Chaldäer nieder, das bei dem Anführer der Leibwache war. Jeremia Jer 30 52 15 De pauperibus autem populi, et de reliquo vulgo, quod remanserat in civitate, et de perfugis, qui transfugerant ad regem Babylonis, et ceteros de multitudine, transtulit Nabuzardan princeps militiæ. Einige von den Armen des Volkes¹¹ aber und von dem übrigen Volke, das in der Stadt zurückgeblieben war, und von den Flüchtlingen, die zum Könige von Babylon übergegangen waren, und den Rest der Volksmenge¹² führte Nabuzardan, der Anführer der Leibwache, gefangen hinweg. Jeremia Jer 30 52 15 11 Diese Erwähnung fehlt [2Kön 25,11], und wohl mit Recht, da nicht zu verstehen ist, wer diese im Unterschiede von dem übrigen Volke sein sollen. Jeremia Jer 30 52 15 12 Vergl. [Jer 25,11]. Jeremia Jer 30 52 16 De pauperibus vero terræ reliquit Nabuzardan princeps militiæ vinitores, et agricolas. Doch von den Ärmsten des Landes ließ Nabuzardan, der Anführer der Leibwache, einige als Winzer und Ackerleute zurück.¹³ Jeremia Jer 30 52 16 13 Damit das Land nicht unbebaut blieb und die Chaldäer Tribut erhielten. Jeremia Jer 30 52 17 Columnas quoque æreas, quæ erant in domo Domini, et bases, et mare æneum, quod erat in domo Domini, confregerunt Chaldæi, et tulerunt omne æs eorum in Babylonem. Auch zerbrachen die Chaldäer die ehernen Säulen, welche am Hause des Herrn waren, und die Gestelle und das eherne Meer, das im Hause des Herrn war, und führten alles Erz davon weg nach Babylon.¹⁴ Jeremia Jer 30 52 17 14 So geht in Erfüllung, was Jeremias von dem falschen Vertrauen auf den Tempel und der Rache des Herrn gesagt [Jer 7,4.14] und [Jer 27,19-22]. Über die Säulen vergl. [1Kön 7,15], über die Gestelle [1Kön 7,27ff], über das eherne Meer [1Kön 7,23]. Jeremia Jer 30 52 18 Et lebetes, et creagras, et psalteria, et phialas, et mortariola, et omnia vasa ærea, quæ in ministerio fuerant, tulerunt: Die Töpfe und die Schaufeln, die Musikinstrumente,¹⁵ die Schalen und Mörser¹⁶ und alle ehernen Gefäße, die im Gottesdienste gebraucht wurden, nahmen sie; Jeremia Jer 30 52 18 15 Besser: Messer. Jeremia Jer 30 52 18 16 Schalen. Jeremia Jer 30 52 19 Et hydrias, et thymiamateria, et urceos, et pelves, et candelabra, et mortaria, et cyathos: quotquot aurea, aurea: et quotquot argentea, argentea tulit magister militiæ: dazu die Krüge,¹⁷ Weihrauchfässer, Kannen und Becken¹⁸ und Leuchter und Mörser und Becher, alles, was nur von Gold und Silber war, nahm der Anführer der Leibwache weg; Jeremia Jer 30 52 19 17 Hebr.: Becken. Jeremia Jer 30 52 19 18 Die an dritter und vierter Stelle genannten Dinge sind eine Wiederholung aus V. 18. (Töpfe, Mörser) Ist die Wiederholung eine ursprüngliche, so sind hier goldene oder silberne Gefäße zu verstehen. Jeremia Jer 30 52 2 Et fecit malum in oculis Domini, juxta omnia quæ fecerat Joakim. Er tat, was böse war in den Augen des Herrn, ganz wie es Joakim getan hatte. Jeremia Jer 30 52 20 Et columnas duas, et mare unum, et vitulos duodecim æreos, qui erant sub basibus, quas fecerat rex Salomon in domo Domini: non erat pondus æris omnium horum vasorum. auch¹⁹ die zwei Säulen, das eine Meer und die zwölf ehernen Rinder, welche darunter waren, samt den Gestellen, welche der König Salomon für das Haus des Herrn gemacht; das Erz aller dieser Gefäße war nicht zu wägen. Jeremia Jer 30 52 20 19 Hebr.: Was die zwei Säulen angeht, überstieg die Masse alles Gewicht. Jeremia Jer 30 52 21 De columnis autem, decem et octo cubiti altitudinis erant in columna una, et funiculus duodecim cubitorum circuibat eam: porro grossitudo ejus quatuor digitorum, et intrinsecus cava erat. Jede der Säulen aber war achtzehn Ellen hoch,²⁰ ein Faden von zwölf Ellen umspannte sie und ihre Dicke war vier Finger, inwendig aber war sie hohl. Jeremia Jer 30 52 21 20 Vergl. [1Kön 7,15]. Aber [2Chr 3,15] wird ihre Höhe auf fünfunddreißig Ellen angegeben, eine Zahl, welche die Septuag auch hier bietet. Es liegt also in einer der beiden Angaben ein Schreibfehler vor. Jeremia Jer 30 52 22 Et capitella super utramque ærea: altitudo capitelli unius quinque cubitorum: et retiacula, et malogranata super coronam in circuitu, omnia ærea. Similiter columnæ secundæ, et malogranata. Ein Knauf von Erz war auf jeder, fünf Ellen²¹ hoch, und Netzwerk und Granatäpfel waren am Kranze ringsum, alles war von Erz; und ebenso war es an der anderen Säule und ihren Granatäpfeln. Jeremia Jer 30 52 22 21 Ebenso [1Kön 7,16], nach [2Kön 25,17], nur drei. Jeremia Jer 30 52 23 Et fuerunt malogranata nonaginta sex dependentia: et omnia malogranata centum, retiaculis circumdabantur. Der Granatäpfel, die herabhingen, waren sechsundneunzig, aller Granatäpfel waren hundert an dem Netzwerk ringsum.²² Jeremia Jer 30 52 23 22 Also sechsundneunzig waren sichtbar. Jede Reihe hatte hundert, denn nach [1Kön 7,18ff] waren an jeder Säule zwei Reihen von je hundert Granatäpfeln. Jeremia Jer 30 52 24 Et tulit magister militiæ Sarajam sacerdotem primum, et Sophoniam sacerdotem secundum, et tres custodes vestibuli . Und der Anführer der Leibwache nahm Sarajas, den obersten Priester,²³ und Sophonias, den zweiten Priester, und die drei Türhüter. Jeremia Jer 30 52 24 23 Den Enkel des Helkias, Sohn des Azarias [1Chr 5,40] eines der Vorfahren Esdras. Jeremia Jer 30 52 25 Et de civitate tulit eunuchum unum, qui erat præpositus super viros bellatores: et septem viros de his, qui videbant faciem regis, qui inventi sunt in civitate: et scribam principem militum, qui probabat tyrones: et sexaginta viros de populo terræ, qui inventi sunt in medio civitatis. Dazu nahm er aus der Stadt einen Kämmerer, der über die Kriegsleute gesetzt war, und sieben²⁴ Männer von denen, welche des Königs nächste Diener waren und in der Stadt betroffen wurden, und den obersten Schreiber des Heeres, der die jungen Krieger prüfte, und sechzig Männer von der Landesbevölkerung, die in der Stadt betroffen wurden; Jeremia Jer 30 52 25 24 [2Kön 25,19] werden fünf genannt. Jeremia Jer 30 52 26 Tulit autem eos Nabuzardan magister militiæ, et duxit eos ad regem Babylonis in Reblatha. diese nahm Nabuzardan, der Anführer der Leibwache, und führte sie zu dem Könige von Babylon nach Reblatha.²⁵ Jeremia Jer 30 52 26 25 Vergl. [Jer 39,5]. Jeremia Jer 30 52 27 Et percussit eos rex Babylonis, et interfecit eos in Reblatha in terra Emath: et translatus est Juda de terra sua. Der König von Babylon aber erschlug sie und tötete sie zu Reblatha im Lande Emath und Juda ward aus seinem Lande weggeführt. Jeremia Jer 30 52 28 Iste est populus, quem transtulit Nabuchodonosor: In anno septimo Judæos tria millia et viginti tres. Dies ist das Volk, welches Nabuchodonosor weggeführt: Im siebenten Jahre dreitausend und dreiundzwanzig Juden, Jeremia Jer 30 52 29 In anno octavo decimo Nabuchodonosor de Jerusalem animas octingentas triginta duas: im achtzehnten Jahre Nabuchodonosors aus Jerusalem achthundert zweiunddreißig Seelen; Jeremia Jer 30 52 3 Quoniam furor Domini erat in Jerusalem et in Juda usquequo projiceret eos a facie sua: et recessit Sedecias a rege Babylonis. Denn der Herr war wider Jerusalem und wider Juda erzürnt, bis er sie von seinem Angesichte verwarf, und Sedekias fiel von dem Könige von Babylon ab.² Jeremia Jer 30 52 3 2 Vergl. [2Kön 24,19.20; 2Chr 36,12]. Sedekias hatte in feierlichem Eide Nabuchodonosor Unterwerfung zugeschworen. Jeremia Jer 30 52 30 In anno vigesimo tertio Nabuchodonosor, transtulit Nabuzardan magister militiæ animas Judæorum septingentas quadraginta quinque: omnes ergo animæ, quatuor millia sexcentæ. im dreiundzwanzigsten Jahre Nabuchodonosors führte Nabuzardan, der Anführer der Leibwache, siebenhundert fünfundvierzig Juden hinweg; in allem also viertausend sechshundert Seelen.²⁶ Jeremia Jer 30 52 30 26 Vers 28 30 fehlen in der Septuag., ebenso [2Kön 25]; zudem wird in V. 29 eine andere Berechnung der Jahre Nabuchodonosors geboten als in V. 12. Die Angaben sind also wohl einer anderen Quelle entlehnt. Das siebte Jahr des Königs Nabuchodonosors (nach anderer Zählung das achte) fällt in die Herrschaft Joachins. Zu seiner Zeit wurden zehntausend weggeführt [2Kön 24,14], zu diesen sind also die hier Genannten hinzuzufügen. Erst im fünften Jahre nach der Eroberung der Stadt wurden wieder viele weggeführt, die wohl nach dem Vorbilde Ismahels einen neuen Aufstand versucht hatten. Vergl. [Jer 41,1; 2Kön 25,25ff] Jeremia Jer 30 52 31 Et factum est in trigesimo septimo anno transmigrationis Joachin regis Juda duodecimo mense, vigesima quinta mensis, elevavit Evilmerodach rex Babylonis ipso anno regni sui, caput Joachin regis Juda, et eduxit eum de domo carceris. Und es geschah im siebenunddreißigsten Jahre nach der Wegführung Joachins, des Königs von Juda, im zwölften Monate, am fünfundzwanzigsten des Monats,²⁷ erhob Evilmerodach, der König von Babylon, im ersten Jahre seiner Herrschaft das Haupt Joachins,²⁸ des Königs von Juda, führte ihn aus dem Gefängnis heraus, Jeremia Jer 30 52 31 27 Nach [2Kön 25,27] am siebenundzwanzigsten Tage des Monats, nach Septuag. am vierundzwanzigsten. Jeremia Jer 30 52 31 28 Erhob ihn zu großen Ehren. Jeremia Jer 30 52 32 Et locutus est cum eo bona, et posuit thronum ejus super thronos regum, qui erant post se in Babylone. redete freundlich mit ihm und setzte seinen Stuhl über die Stühle der Könige, welche bei ihm in Babylon waren.²⁹ Jeremia Jer 30 52 32 29 Wegen der Anwesenheit zahlreicher Könige hieß der König von Babylon König der Könige. Unter diesen erhielt Joachin den ersten Platz. Jeremia Jer 30 52 33 Et mutavit vestimenta carceris ejus, et comedebat panem coram eo semper cunctis diebus vitæ suæ: Und er ließ ihn seine Gefängniskleider ablegen und jener aß vor ihm beständig alle Tage seines Lebens. Jeremia Jer 30 52 34 Et cibaria ejus, cibaria perpetua dabantur ei a rege Babylonis statuta per singulos dies, usque ad diem mortis suæ cunctis diebus vitæ ejus. Und sein Unterhalt, der beständige Lebensunterhalt, ward ihm vom König von Babylon gegeben, für jeden Tag festgesetzt, bis zum Tage seines Todes, alle Tage seines Lebens.³⁰ Jeremia Jer 30 52 34 30 Joachin kehrte wohl in dieser langen Gefangenschaft (etwa 597 560) von seiner Missetat [2Kön 24,9] von ganzem Herzen um und wendete sich wieder dem Gotte seines Vaters David zu, weshalb auch dieser ihm nach [2Sam 7,14.15] Barmherzigkeit erwies, insbesondere durch die Wiederherstellung der Theokratie und die Aufrichtung des ewigen Thrones im Hause David, vergl. [Jer 3033; Jer 33,17] von der die Erhebung seines Hauptes ein Vorbild und Unterpfand war. Jeremia Jer 30 52 4 Factum est autem in anno nono regni ejus, in mense decimo, decima mensis: Venit Nabuchodonosor rex Babylonis, ipse et omnis exercitus ejus adversus Jerusalem, et obsederunt eam, et ædificaverunt contra eam munitiones in circuitu. Da begab es sich im neunten Jahre seiner Herrschaft, im zehnten Monat, am zehnten des Monats, dass Nabuchodonosor, der König von Babylon, mit seinem ganzen Heere wider Jerusalem heranrückte und die Stadt belagerte und einen Wall gegen sie ringsum baute.³ [Jer 39,1] Jeremia Jer 30 52 4 3 Dass alle Städte Judas bereits erobert waren, ist [Jer 34,7] gesagt. An dem Tage, an welchem die Belagerung Jerusalems begann, empfing Ezechiel über dieselbe eine Erleuchtung vom Herrn. [Ez 24,1] Die lange Zeit der Belagerung war für die Juden eine Zeit der Anbietung der göttlichen Gnade, wenn sie sich den Chaldäern unterwarfen. Jeremia Jer 30 52 5 Et fuit civitas obsessa usque ad undecimum annum regis Sedeciæ. So wurde die Stadt bis in das elfte Jahr des Königs Sedekias belagert. Jeremia Jer 30 52 6 Mense autem quarto, nona mensis obtinuit fames civitatem: et non erant alimenta populo terræ. Im vierten Monat aber, am neunten des Monats, nahm die Hungersnot überhand in der Stadt und das Volk des Landes fand kein Brot mehr.⁴ Jeremia Jer 30 52 6 4 Besser wird die Schilderung der Hungersnot als Paranthese gefasst: hatte überhand genommen usw. und die Zeitbestimmung zum folgenden Verse gezogen, da nach [Jer 39,2] hebr. die Stadt am neunten Tage des vierten Monats erobert ward. Jeremia Jer 30 52 7 Et dirupta est civitas, et omnes viri bellatores ejus fugerunt, exieruntque de civitate nocte per viam portæ, quæ est inter duos muros, et ducit ad hortum regis (Chaldæis obsidentibus urbem in gyro) et abierunt per viam, quæ ducit in eremum. Da ward die Stadt erbrochen und alle ihre Kriegsleute flohen und zogen des Nachts aus der Stadt durch den Torweg, der zwischen den beiden Mauern zum Garten des Königs führt (während die Chaldäer rings um die Stadt lagen), und zogen weiter in der Richtung zur Wüste hin.⁵ Jeremia Jer 30 52 7 5 Sie versuchten an den Jordan zu gelangen. Vergl. [Jer 39,4] und [2Kön 25,4]. Jeremia Jer 30 52 8 Persecutus est autem Chaldæorum exercitus regem: et apprehenderunt Sedeciam in deserto, quod est juxta Jericho: et omnis comitatus ejus diffugit ab eo. Doch eine Heeresabteilung der Chaldäer setzte dem Könige nach; diese erreichten Sedekias in der Wüste, die bei Jericho liegt, und alle seine Begleiter zerstreuten sich und verließen ihn. Jeremia Jer 30 52 9 Cumque comprehendissent regem, adduxerunt eum ad regem Babylonis in Reblatha, quæ est in terra Emath: et locutus est ad eum judicia. Als sie nun den König gefangen genommen hatten, führten sie ihn vor den König von Babylon nach Reblatha, in der Landschaft Emath, und dieser sprach das Urteil über ihn. Klagelieder Klgl 31 0 -1000 1. Erstes Klagelied. (Kap. 1) A. Der Prophet beweint die Verwüstung Jerusalems. (V. 11) B. Sion beweint sein Elend. Klagelieder Klgl 31 1 ALEPH. Aleph.¹ Klagelieder Klgl 31 1 1 QUOMODO sedet sola civitas plena populo: facta est quasi vidua domina gentium: princeps provinciarum facta est sub tributo. BETH. Wie sitzt² so einsam die Stadt, einst an Volk so reich; wie eine Witwe³ ist die Gebieterin der Völker geworden, die Fürstin unter den Ländern ist dienstbar geworden!⁴ Beth. Klagelieder Klgl 31 1 1 2 Nach Weise der Trauernden. Klagelieder Klgl 31 1 1 3 Vom Herrn verworfen und seiner Fürsorge beraubt. Klagelieder Klgl 31 1 1 4 Muss Frondienste leisten. Drei Dinge machen den Glanz eines Reiches aus: die Menge der Bewohner, der Ruhm des Reiches, der Vorzug des Landes. Dieser dreifache herrliche Ruhm ist in sein Gegenteil gewandelt. Klagelieder Klgl 31 1 10 Manum suam misit hostis ad omnia desiderabilia ejus: quia vidit gentes ingressas sanctuarium suum, de quibus præceperas ne intrarent in ecclesiam tuam. CAPH. Der Feind streckte seine Hand aus nach allem, was ihre Lust war;³³ ja, sie sieht die Heiden in ihr Heiligtum eingedrungen, von denen du geboten, sie sollten nicht in deine Gemeinde kommen.³⁴ Kaph. Klagelieder Klgl 31 1 10 33 Nach allem, was kostbar war, auch den Gefäßen und Schätzen des Tempels. Vergl. [Jer 26,6]. Der Prophet begründet die Klage über den Übermut der Feinde. Klagelieder Klgl 31 1 10 34 Sie sollten nicht in die Gemeinde aufgenommen werden. Es sind die [Dtn 23,1ff] Erwähnten. Vergl. [Ez 44,7-9]. Viele von denselben halfen wohl den Chaldäern bei der Einnahme der Stadt. [Neh 13,3] wird das angeführte Gesetz auf alle Fremden ausgedehnt. Klagelieder Klgl 31 1 11 Omnis populus ejus gemens, et quærens panem: dederunt pretiosa quæque pro cibo ad refocillandam animam: Vide Domine et considera, quoniam facta sum vilis. LAMED. All ihr Volk seufzt nach Brot suchend;³⁵ sie geben alle ihre Kleinodien um Speise, ihre Seele zu laben. O siehe, Herr! und schaue, wie missachtet ich geworden bin!³⁶ Lamed. Klagelieder Klgl 31 1 11 35 Das ganze Volk ist durch die Eroberung und Plünderung in die höchste Not gestürzt. Klagelieder Klgl 31 1 11 36 Sion fleht, Gott wolle den Jammer seiner auserwählten Stadt nur ansehen, dann werde er ja helfen. Doch zugleich bekennt Sion im Folgenden, dass er von Gott gezüchtigt ist. Origen. Olymp. Hugo a. St. Viktore, andere wenden die Klage Jerusalems auf die menschliche Seele an. Wenn sie Gott verloren hat, ist sie gleichsam verwaist, sie, die als Fürstin einst über ihre geistigen und körperlichen Fähigkeiten geherrscht, ist jetzt eine Sklavin es Satans geworden, so vielen an Zeptern dienstbar, als sie Lastern ergeben ist. (Hier.) Klagelieder Klgl 31 1 12 O vos omnes, qui transitis per viam, attendite, et videte si est dolor sicut dolor meus: quoniam vindemiavit me ut locutus est Dominus in die iræ furoris sui. MEM. O ihr alle,³⁷ die ihr des Weges vorüberzieht, schauet und sehet, ob ein Schmerz dem meinen gleich ist; denn der Herr hat Weinlese an mir gehalten,³⁸ wie er gesprochen am Tage seines grimmigen Zornes. Mem. Klagelieder Klgl 31 1 12 37 Von Gott wendet sich Sion an andere. Die ersten Worte sind im Hebr. unverständlich. Klagelieder Klgl 31 1 12 38 Hebr.: Wie meinen Schmerz, der mir angetan wird, mir, die Jahve betrübt hat am Tage seiner Zornesglut. Am Tage nach der Zerstörung Jerusalems hat sich das Gericht Gottes über Israel offenbart. Klagelieder Klgl 31 1 13 De excelso misit ignem in ossibus meis, et erudivit me: expandit rete pedibus meis, convertit me retrorsum: posuit me desolatam, tota die mrore confectam. NUN. Nieder aus der Höhe entsandte er Feuer in mein Gebein und züchtigte mich;³⁹ er breitete ein Netz aus vor meinen Füßen⁴⁰ und stieß mich zurück,⁴¹ machte mich alles Trostes bar und immerdar vor Gram dahinsiechend. Nun. Klagelieder Klgl 31 1 13 39 Dieser Schmerz ist besonders deshalb so hart, weil der Zorn Gottes fortdauert, was in V. 13 15 in vier Bildern geschildert wird: Feuer, Netz, Joch und Ketten. Hebr. statt züchtige mich: dass es sie beherrschte, durchströmte. Klagelieder Klgl 31 1 13 40 Während von oben herabgesandtes Feuer die Gebeine durchströmte, legte Gott von unten den Füßen Netze, in welchen sie gefangen wurden, so dass sie dem göttlichen Gerichte nicht entgehen konnten. Das Feuer verzehrt alle Kraft, das Netz hindert sie, der Gefangenschaft zu entgehen. Klagelieder Klgl 31 1 13 41 So dass ich nicht weiter gehen konnte, sondern gefangen zurückgehalten wurde. Klagelieder Klgl 31 1 14 Vigilavit jugum iniquitatum mearum: in manu ejus convolutæ sunt, et impositæ collo meo: infirmata est virtus mea: dedit me Dominus in manu, de qua non potero surgere. SAMECH. Ohne abzulassen drückt mich meiner Sünden Joch nieder,⁴² durch seine Hand sind sie⁴³ ineinander geflochten und auf meinen Hals gelegt; meine Kraft ist gebrochen,⁴⁴ der Herr hat mich einer Hand preisgegeben, gegen die ich nicht standhalten kann. Samech. Klagelieder Klgl 31 1 14 42 Wörtlich nach der Vulg.: Es ist gleichsam die Zeit des Zornes, welche so lange zu schlafen schien, erwacht. Besser hebr.: Geschirrt ist das Joch meiner Sünden durch seine Hand; es drückt mich so nieder, dass ich ohne Gottes Hilfe mich nicht zu erheben vermag. Klagelieder Klgl 31 1 14 43 Nur er allein kann helfen. Klagelieder Klgl 31 1 14 44 Hebr.: Es (das Joch) hat meine Kraft gebrochen. Klagelieder Klgl 31 1 15 Abstulit omnes magnificos meos Dominus de medio mei: vocavit adversum me tempus, ut contereret electos meos: Torcular calcavit Dominus virgini filiæ Juda. AIN. Hinweggenommen hat der Herr alle meine Helden aus meiner Mitte, hat ein Fest wider mich ausgerufen,⁴⁵ meine Auserlesenen⁴⁶ zu vertilgen; die Kelter hat der Herr getreten über der Jungfrau, der Tochter Juda.⁴⁷ Ain. Klagelieder Klgl 31 1 15 45 Gott hat gleichsam ein fest verkündet zum Untergange Jerusalems und die Völker dazu eingeladen, welche er zu Verderbern Jerusalems [Jer 22,7] geweiht hat. Klagelieder Klgl 31 1 15 46 Hebr.: Jünglinge. Klagelieder Klgl 31 1 15 47 Wie das Fest der Weinlese ein Freudenfest war für Israel, so soll dieser Tag ein Jubelfest für die Feinde sein. Jerusalems Jünglinge, die kampfestüchtigen Männer, wurden wie Trauben abgeschnitten und in die Kelter des Vernichtungsgerichtes geworfen, die Gott selbst tritt. Das gleiche Bild des Keltertretens. [Jes 63,3]. Klagelieder Klgl 31 1 16 Idcirco ego plorans, et oculus meus deducens aquas: quia longe factus est a me consolator, convertens animam meam: facti sunt filii mei perditi, quoniam invaluit inimicus. PHE. Darum weine ich und mein Auge⁴⁸ zerfließt in Tränen, denn fern von mir ist der Tröster, der mein Herz erquicke; verloren⁴⁹ sind meine Kinder, denn der Feind hat obgesiegt. [Jer 14,17] Phe. Klagelieder Klgl 31 1 16 48 Hebr.: mein Auge, mein Auge. Klagelieder Klgl 31 1 16 49 Hebr.: Meine Kinder sind starr vor Entsetzen, so unglücklich, dass sie die weinende Mutter nicht trösten können. Klagelieder Klgl 31 1 17 Expandit Sion manus suas, non est qui consoletur eam: mandavit Dominus adversum Jacob in circuitu ejus hostes ejus: facta est Jerusalem quasi polluta menstruis inter eos. SADE. Sion breitet ihre Hände aus,⁵⁰ aber niemand ist, der sie tröste; entboten hat der Herr wider Jakob dessen Feinde rings um ihn her, Jerusalem ist unter ihnen einer vom Blutgang Befleckten gleich geworden.⁵¹ Sade. Klagelieder Klgl 31 1 17 50 Weil zuvor der Herr umsonst seine Hände ausgebreitet hat, zur Umkehr rufend [Jes 65,2; Jer 25,2], breitet Sion vergeblich seine Arme aus, Hilfe und Erbarmen erflehend. Klagelieder Klgl 31 1 17 51 Weit entfernt, Sion Trost zu bringen, meiden sie es wie ein zum Abscheu gewordenes Weib, dessen Berührung man fliehen muss. Klagelieder Klgl 31 1 18 Justus est Dominus, quia os ejus ad iracundiam provocavi: audite obsecro universi populi, et videte dolorem meum: virgines meæ, et juvenes mei abierunt in captivitatem. COPH. Gerecht ist der Herr,⁵² denn ich reizte seinen Mund zum Zorne;⁵³ höret es doch, all ihr Völker!⁵⁴ und schauet meinen Schmerz;⁵⁵ meine Jungfrauen und meine Jünglinge sind in die Gefangenschaft fortgezogen. Koph. Klagelieder Klgl 31 1 18 52 Nur die Heimsuchung gibt Einsicht. [Jes 28,19] Klagelieder Klgl 31 1 18 53 Denn seinem Munde (Ausspruch) trotzte ich. Klagelieder Klgl 31 1 18 54 Aller Orten und Länder. Klagelieder Klgl 31 1 18 55 Es folgt, wie V. 13ff, die Aufzählung der Hauptursache dieses Schmerzes: Ihre Freude und Stolz, die Hoffnung der Zukunft, ist der Stadt geraubt (V. 18, vergl. 4. 5. 15), ihre Bundesgenossen haben ihre Erwartung getäuscht (V. 19, vergl. V. 2), die Priester, die Vertreter des Volkes vor Gott und die Vermittler seiner Gnade, die Ältesten, die Leiter der bürgerlichen Angelegenheiten, sind verschmachtet. Klagelieder Klgl 31 1 19 Vocavi amicos meos, et ipsi deceperunt me: sacerdotes mei, et senes mei in urbe consumpti sunt: quia quæsierunt cibum sibi ut refocillarent animam suam. RES. Ich rief nach meinen Freunden,⁵⁶ doch sie täuschten mich;⁵⁷ meine Priester und meine Ältesten sind verschmachtet in der Stadt, als sie sich Speise suchten, ihre Seelen zu erquicken.⁵⁸ Resch. Klagelieder Klgl 31 1 19 56 Hebr.: Buhlen. Die Völker, mit denen Israel zuvor Bündnisse geschlossen und zu deren Götzen sie so gleichsam geflohen. Klagelieder Klgl 31 1 19 57 Wie die Ägypter. [Jer 37,6] Klagelieder Klgl 31 1 19 58 Der Erfolg der Heimsuchungen soll sein, dass Sion von aller menschlichen Hilfe verlassen zu Gott seine Zuflucht nimmt. Klagelieder Klgl 31 1 2 Plorans ploravit in nocte, et lacrimæ ejus in maxillis ejus: non est qui consoletur eam ex omnibus caris ejus: omnes amici ejus spreverunt eam, et facti sunt ei inimici. GHIMEL. Sie weint des Nachts⁵ ohne Aufhören und ihre Tränen fließen über ihre Wangen;⁶ keiner von allen ihren Lieben⁷ tröstet sie, alle ihre Freunde haben sie verschmäht⁸ und sind ihr zu Feinden geworden. [Jer 13,17] Ghimel. Klagelieder Klgl 31 1 2 5 In der Zeit, welcher sonst die Menschen ein wenig von Bedrängnis und Betrübnis befreit zu werden pflegen. In der Nacht leiden müssen ist besonders hart, vergl. [Ijob 7,13.14]. Klagelieder Klgl 31 1 2 6 Was Jeremia [Jer 9,1] als Wunsch ausgesprochen ist, ist hie Tat geworden. Klagelieder Klgl 31 1 2 7 Die Völker, die einst ihre Freundschaft und das Bündnis mit ihr gesucht, verachten sie jetzt und verspotten sie. Klagelieder Klgl 31 1 2 8 Hebr.: Haben ihr die Treue gebrochen. Klagelieder Klgl 31 1 20 Vide Domine quoniam tribulor, conturbatus est venter meus: subversum est cor meum in memetipsa, quoniam amaritudine plena sum: foris interficit gladius, et domi mors similis est. SIN. Siehe, o Herr! wie ich geängstet bin, mein Innerstes ist verstört,⁵⁹ mein Herz kehrt sich um in mir, denn ich bin voll von Bitterkeit;⁶⁰ draußen mordet das Schwert, wie drinnen der Tod. Sin. Klagelieder Klgl 31 1 20 59 Hebr.: Meine Eingeweide glühen. Klagelieder Klgl 31 1 20 60 Hebr.: Weil ich widerspenstig war. Draußen würgt das Schwert meine Kinder, drinnen die Seuche. (Verschiedene Arten des Todes.) Klagelieder Klgl 31 1 21 Audierunt quia ingemisco ego, et non est qui consoletur me: omnes inimici mei audierunt malum meum, lætati sunt, quoniam tu fecisti: adduxisti diem consolationis, et fient similes mei. THAU. Sie hören, wie ich seufze, doch niemand wird mein Tröster; alle meine Feinde hören von meinem Unglück, sie freuen sich, dass du es getan;⁶¹ doch du bringst den Tag des Trostes herbei⁶² und sie sollen werden wie ich. Thau. Klagelieder Klgl 31 1 21 61 Den höchsten Schmerz bereitet es Sion, dass seine Feinde es verhöhnen. Klagelieder Klgl 31 1 21 62 Hebr.: Doch du bringst sicher den Tag herbei, den du vorhergesagt nämlich der Strafe für die Feinde. Dann werden diese die gleiche Strafe erdulden, die sie mir jetzt antun. Vergl. [Jer 50,27]. Klagelieder Klgl 31 1 22 Ingrediatur omne malum eorum coram te: et vindemia eos sicut vindemiasti me propter omnes iniquitates meas: multi enim gemitus mei, et cor meum mrens. Möge all ihre Bosheit vor dein Angesicht gelangen und halte du Weinlese an ihnen, wie du an mir Lese gehalten⁶³ ob aller meiner Verschuldungen, denn meine Seufzer sind viel und mein Herz ist siech.⁶⁴ Klagelieder Klgl 31 1 22 63 Hebr.: und tue ihnen, gleichwie du mir getan. Klagelieder Klgl 31 1 22 64 Grund für die Bitte, dass Gott das Elend ansehen und Sion das Mitleid schenken wolle, das die Menschen ihr versagen. Klagelieder Klgl 31 1 3 Migravit Judas propter afflictionem, et multitudinem servitutis: habitavit inter gentes, nec invenit requiem: omnes persecutores ejus apprehenderunt eam inter angustias. DALETH. Fortgezogen ist Juda vor dem Drucke und der harten Dienstbarkeit;⁹ er weilt unter den Völkern und findet keine Ruhestatt; alle ihre Verfolger ergriffen sie mitten in ihren Ängsten.¹⁰ Daleth. Klagelieder Klgl 31 1 3 9 Aus Furcht vor den Chaldäern wollen auch die übriggebliebenen Juden nach Ägypten fliehen, und gewiss flüchteten auch einige, wie ehedem, [Jer 40,11] zu den benachbarten Völkern. Doch nirgends finden sie Sicherheit und Glück, der Drohung Moses gemäß [Dtn 28,65]. Klagelieder Klgl 31 1 3 10 An Orten, wo kein Ausweg möglich war. Über die Heimsuchungen in Ägypten siehe [Jer 44,27]. Das Schicksal des Volkes ist der Schmerz der Hauptstadt. Klagelieder Klgl 31 1 4 Viæ Sion lugent eo quod non sint qui veniant ad solemnitatem: omnes portæ ejus destructæ: sacerdotes ejus gementes: virgines ejus squalidæ, et ipsa oppressa amaritudine. HE. Die Wege nach Sion trauern, weil niemand zu dem Feste wallt;¹¹ alle ihre Tore¹² sind zerstört; ihre Priester seufzen, ihre Jungfrauen härmen sich ab¹³ und sie selbst ist von Gram überwältigt.¹⁴ He. Klagelieder Klgl 31 1 4 11 Sie bieten einen freudigen Anblick, wenn Festescharen auf den Wegen wallen, verlassen trauern sie. Sion ist eigentlich der höchste Berg Jerusalems, die Stadt Davids, doch wird bei den Propheten damit Jerusalem überhaupt bezeichnet. Klagelieder Klgl 31 1 4 12 Ihr Schmuck und ihr Schutz, der Ort der Versammlung. Klagelieder Klgl 31 1 4 13 Priester und Jungfrauen pflegen mit Gesang und Musik die Festesfeier zu erhöhen. Klagelieder Klgl 31 1 4 14 Betrübnis und Bitterkeit ist ihr Anteil. Klagelieder Klgl 31 1 5 Facti sunt hostes ejus in capite, inimici ejus locupletati sunt: quia Dominus locutus est super eam propter multitudinem iniquitatum ejus: parvuli ejus ducti sunt in captivitatem ante faciem tribulantis. VAU. Ihre Feinde sind ihre Beherrscher¹⁵ und ihre Widersacher sind reich geworden,¹⁶ denn der Herr hat wider sie gesprochen¹⁷ ob der Menge ihrer Verschuldungen; ihre Kindlein¹⁸ wurden in die Gefangenschaft weggeführt vor dem Dränger her. Vau. Klagelieder Klgl 31 1 5 15 Sind obenauf gekommen, sind im Glücke. Es ist in Erfüllung gegangen, was Moses angedroht. [Dtn 28,43ff] Wie Jeremias die Israeliten vor dem kommenden Strafgerichte gewarnt, so weist er jetzt auf Gottes Hand hin, die es verhängt hat. Klagelieder Klgl 31 1 5 16 Hebr.: Ruhig, unangefochten, in voller Sicherheit. Klagelieder Klgl 31 1 5 17 Besser: hat sie mit Gram erfüllt. Klagelieder Klgl 31 1 5 18 Nicht einmal diese werden verschont. Klagelieder Klgl 31 1 6 Et egressus est a filia Sion omnis decor ejus: facti sunt principes ejus velut arietes non invenientes pascua: et abierunt absque fortitudine ante faciem subsequentis. ZAIN. Gewichen ist von der Tochter Sion all ihre Herrlichkeit;¹⁹ ihre Fürsten sind Widdern²⁰ gleich geworden, die keine Weide finden, und gehen kraftlos vor dem Verfolger her.²¹ Zain. Klagelieder Klgl 31 1 6 19 Alles, was die Tochter Sion einst auszeichnete und sie bewundernswert machte, ist dahingeschwunden, nichts ist übrig als Verwüstung und Verachtung. Klagelieder Klgl 31 1 6 20 Besser: Hirschen. Diese sind das Bild der Flüchtigkeit. Klagelieder Klgl 31 1 6 21 Wenn selbst die Fürsten von Hunger so abgemattet sind, dass sie nicht festen Fußes vor dem Verfolger zu fliehen vermögen, welches ist da die Lage des übrigen Volkes! Der Prophet weist wohl auf die [2Kön 25,5; Jer 39,5; Jer 52,8] erwähnten Schicksale des Sedekias hin. Klagelieder Klgl 31 1 7 Recordata est Jerusalem dierum afflictionis suæ, et prævaricationis omnium desiderabilium suorum, quæ habuerat a diebus antiquis, cum caderet populus ejus in manu hostili, et non esset auxiliator: viderunt eam hostes, et deriserunt sabbata ejus. HETH. Jerusalem gedenkt der Tage ihres Elendes und des Dahinschwindens²² aller ihrer Lust,²³ die sie in den Tagen der Vorzeit²⁴ gehabt, als ihr Volk durch Feindes Hand fiel und kein Helfer kam; es sehen sie ihre Feinde und spotten ihrer Sabbate.²⁵ Heth. Klagelieder Klgl 31 1 7 22 Hebr.: in den Tagen ihres Elends und ihrer Irrsal. Klagelieder Klgl 31 1 7 23 Alles dessen, womit sie einst geziert war und was ihr Glück ausmachte. Klagelieder Klgl 31 1 7 24 Unter David und Salomo. Klagelieder Klgl 31 1 7 25 Dass jetzt ein allgemeiner Sabbat im schlimmen Sinne für das Volk eingetreten nach der Drohung [Lev 26,34.43; 2Chr 36,21]. Hebr.: Aufhören, Feiern im angegebenen Sinne. Klagelieder Klgl 31 1 8 Peccatum peccavit Jerusalem, propterea instabilis facta est: omnes, qui glorificabant eum, spreverunt illam, quia viderunt ignominiam ejus: ipsa autem gemens conversa est retrorsum. TETH. In schwere Sünde ist Jerusalem gestürzt,²⁶ darum ist sie unstet geworden;²⁷ alle, die sie hochehrten, achteten sie gering, da sie ihre Schmach schauten,²⁸ und sie selbst wendet sich seufzend ab.²⁹ Teth. Klagelieder Klgl 31 1 8 26 Der Seher beweint das Unglück mit allen. Aber es ist nicht genug zu trauern, Buße wird gefordert, deren erste Stufe die Erkenntnis und das Bekenntnis der Schuld ist. Klagelieder Klgl 31 1 8 27 Nach dem Hebr. vielmehr: Wie eine Frau, die von der ekelhaftesten Unreinheit (Monatsfluss) befleckt ist. Klagelieder Klgl 31 1 8 28 Die Völker, welche sich um ein Bündnis mit Jerusalem bemüht [Jer 27,3], verachten es jetzt. Klagelieder Klgl 31 1 8 29 Vor Scham ihr Antlitz verbergend. Klagelieder Klgl 31 1 9 Sordes ejus in pedibus ejus, nec recordata est finis sui: deposita est vehementer, non habens consolatorem: vide Domine afflictionem meam, quoniam erectus est inimicus. JOD. Ihr Schmutz klebt an ihren Füßen,³⁰ sie bedachte ihr Ende nicht, gewaltsam ist sie gestürzt³¹ und hat keinen Tröster. Schaue, Herr!³² meine Drangsal, denn der Feind erhebt sich stolz. Jod. Klagelieder Klgl 31 1 9 30 Hebr.: Ihr Unflat klebt an den Säumen ihres Gewandes. Die Schmach ihrer Sünde ist offenbar geworden. Sie hatte nicht an den Ausgang der Sünde gedacht. Vergl. [Dtn 32,29]. Klagelieder Klgl 31 1 9 31 Hebr.: So fiel sie wunderbar tief alle staunen über ihren Fall. So hatte Moses bereits gedroht. [Dtn 28,59] Klagelieder Klgl 31 1 9 32 Jahve, Gott des Bundes (des Volkes Sache ist Gottes Sache). Dieser Name und die Überhebung der Feinde geben ihm Hoffnung, dass der Herr helfen werde. Klagelieder Klgl 31 0 -1000 2. Zweites Klagelied. (Kap. 2) A. Das furchtbare Gottesgericht. (V. 10) B. Wehklagen über das Elend. (V. 17) C. Aufforderung zum Gebet. Flehen zu Gott. Klagelieder Klgl 31 2 ALEPH. Aleph. Klagelieder Klgl 31 2 1 Quomodo obtexit caligine in furore suo Dominus filiam Sion: projecit de clo in terram inclytam Israel, et non est recordatus scabelli pedum suorum in die furoris sui. BETH. Wie hat der Herr in seinem Grimme¹ die Tochter Sion mit Finsternis² umhüllt! vom Himmel warf er zur Erde nieder die Zier Israels³ und gedachte des Schemels seiner Füße nicht am Tage seines Zornes.⁴ Beth. Klagelieder Klgl 31 2 1 1 Die Umstände kennzeichnen das furchtbare Strafgericht Gottes: die dichte Finsternis, das Niederwerfen vom Himmel zur Erde, der Untergang der Bundeslade. Klagelieder Klgl 31 2 1 2 Die Finsternis ist das Bild des Unglückes. Einst bedeckte Gottes Herrlichkeit die Bundeslade in leuchtender Wolke, jetzt hat er die Stadt in Finsternis gehüllt und sie in seinem Zorne mit Sturm heimgesucht. Klagelieder Klgl 31 2 1 3 Die Stadt Jerusalem ist vom strahlenden Gipfel ihrer alle Städte des Reiches übertreffenden Schönheit herabgestürzt in das äußerste Elend und die schlimmste Verachtung. Die Redeweise erinnert an [Jes 14,12]. Klagelieder Klgl 31 2 1 4 Ohne Rücksicht darauf, dass er zwischen den Cherubim der Bundeslade gegenwärtig war, hat Gott Stadt und Tempel der Verwüstung des Feindes preisgegeben. Der Schemel der Füße Gottes ist die Bundeslade, im weiteren Sinne das Heiligtum. Klagelieder Klgl 31 2 10 Sederunt in terra, conticuerunt senes filiæ Sion: consperserunt cinere capita sua, accincti sunt ciliciis, abjecerunt in terram capita sua virgines Jerusalem. CAPH. Es sitzen am Boden schweigend die Ältesten der Tochter Sion, sie haben Asche auf ihre Häupter gestreut, sich mit Trauergewändern umgürtet, zur Erde senken ihr Haupt die Jungfrauen Jerusalems.²⁶ Kaph. Klagelieder Klgl 31 2 10 26 Zwei Stände werden besonders hervorgehoben, deren Betrübnis vor anderen zum Mitleide stimmt, der durch ihr Alter ehrwürdigen Greise und der Blüte der Jugend. Einst wurden die Töchter Sions vergeblich getadelt, dass sie stolz einherschritten und mit eitlem Prunke prahlten, jetzt geht an ihnen in Erfüllung, was Gott ihnen gedroht. [Jes 3,164,1] Klagelieder Klgl 31 2 11 Defecerunt præ lacrimis oculi mei, conturbata sunt viscera mea: effusum est in terra jecur meum super contritione filiæ populi mei, cum deficeret parvulus, et lactens in plateis oppidi. LAMED. Dahin schwinden meine Augen vor Tränen, mein Inneres ist erschüttert, meine Leber²⁷ ergießt sich auf die Erde über die Vernichtung der Tochter meines Volkes, da Kind und Säugling verschmachtet in den Straßen der Stadt.²⁸ Lamed. Klagelieder Klgl 31 2 11 27 Die Leber galt als Sitz der Lebenskraft. Schon verliert er sein Leben vor Trauer. Klagelieder Klgl 31 2 11 28 Wen sollte das Leiden der unschuldigen Kinder nicht rühren? Das Bild ist der letzten Zeit der Belagerung entnommen. [2Kön 25,3; Jer 52,6] Klagelieder Klgl 31 2 12 Matribus suis dixerunt: Ubi est triticum et vinum? Cum deficerent quasi vulnerati in plateis civitatis: cum exhalarent animas suas in sinu matrum suarum. MEM. Zu ihren Müttern sprachen sie: Wo ist Brot und Wein? da sie verschmachteten, tödlich Verwundeten gleich, in den Straßen der Stadt, ihr Leben aushauchend in ihrer Mütter Schoß. Mem. Klagelieder Klgl 31 2 13 Cui comparabo te? Vel cui assimilabo te filia Jerusalem? cui exæquabo te, et consolabor te virgo filia Sion? Magna est enim velut mare contritio tua: quis medebitur tui? NUN. Womit soll ich dich vergleichen?²⁹ Oder was soll ich dir ähnlich finden, Tochter Jerusalem? Was soll ich dir gleichstellen, dass ich dich tröste, Jungfrau, Tochter Sion? Denn groß wie das Meer ist dein Elend, wer kann dich heilen?³⁰ Nun. Klagelieder Klgl 31 2 13 29 Hebr.: Was für ein Zeugnis soll ich von dir geben? Nämlich, dass es deinem Elende entspricht. Klagelieder Klgl 31 2 13 30 Die Heftigkeit seiner Trostlosigkeit begründen zwei Umstände, will sie nicht zu fassen ist und weil sie kein Heilmittel zulässt. Das erstere ist der Fall, da kein anderer Schmerz diesem an Schärfe und an Stärke verglichen werden kann, so wenig wie irgend ein Wasser mit dem Meere, ja, wie alle Flüsse sich in das Meer ergießen, so hat Juda alle Übel zugleich erdulden müssen. Klagelieder Klgl 31 2 14 Prophetæ tui viderunt tibi falsa, et stulta, nec aperiebant iniquitatem tuam, ut te ad pnitentiam provocarent: viderunt autem tibi assumptiones falsas, et ejectiones. SAMECH. Deine³¹ Propheten erschauten dir Trug und Torheit³² und deckten deine Verschuldung nicht auf, um dich zur Buße zu bewegen,³³ sondern erschauten dir Sprüche³⁴ des Truges und der Verstoßung. Samech. Klagelieder Klgl 31 2 14 31 Die Propheten, welche das Volk, obwohl sie nicht von Gott gesandt waren, durch sein Lob, seinen Beifall und Belohnungen dazu brachte, zu weissagen. Klagelieder Klgl 31 2 14 32 Hebr.: Ungesalzenes, Verderbliches, das nicht mit dem Salze der Wahrheit gewürzt war, sondern das vielmehr Überdruss weckt. Warum? sie rügten die Sünden des Volkes nicht. Vergl. [Jer 23,14.17.18] Wären sie wahre Propheten gewesen, so hätten sie das Volk von seiner Bosheit abzuwenden gesucht, [Jer 23,22] hebr., und es vor der Gefangenschaft bewahrt. Klagelieder Klgl 31 2 14 33 Um deine Gefangenschaft zu wenden. Klagelieder Klgl 31 2 14 34 Hebr.: Lasten: Sprüche voll Trug, indem sie den Feinden, welche wagen würden die Stadt anzugreifen, Unglück voraussagten, Weissagungen, welche zuletzt nur das herbeiführten, dass das Volk in die Verbannung geschleppt wurde. Sprüche des Truges: [Jer 27,10-15] und [Jer 28,2.11]. Der Verstoßung: [Jer 37,18]. Klagelieder Klgl 31 2 15 Plauserunt super te manibus omnes transeuntes per viam: sibilaverunt, et moverunt caput suum super filiam Jerusalem: Hæccine est urbs, dicentes, perfecti decoris, gaudium universæ terræ? PHE. Es schlagen über dir die Hände zusammen alle, die des Weges vorüberziehen, sie zischen und schütteln ihr Haupt über die Tochter Jerusalem:³⁵ Ist das die Stadt, sprechen sie, der Schönheit Vollkommenheit, die Wonne der ganzen Erde? Phe. Klagelieder Klgl 31 2 15 35 Zum Ausdrucke des Spottes und Hohnes. Wie die Völker zuvor Jerusalem um sein ihm von Gott verliehenes Glück beneideten, so jubeln sie nun über dessen Untergang. Klagelieder Klgl 31 2 16 Aperuerunt super te os suum omnes inimici tui: sibilaverunt, et fremuerunt dentibus, et dixerunt: Devorabimus: en ista est dies, quam exspectabamus: invenimus, vidimus. AIN. Es reißen über dich ihren Mund auf³⁶ alle deine Feinde, sie zischen und knirschen mit den Zähnen³⁷ und sprechen: Lasset uns verschlingen!³⁸ sehet, dies ist der Tag, auf den wir gewartet, wir haben ihn erlebt, wir haben ihn geschaut. Ain. Klagelieder Klgl 31 2 16 36 Dich verhöhnend und verwünschend. Klagelieder Klgl 31 2 16 37 Wütend und höhnend. Klagelieder Klgl 31 2 16 38 Hebr.: Wir haben verschlungen. Sie rühmen sich, dass sie bei der Zerstörung der Stadt mitgeholfen. Vergl. [2Kön 24,2] Klagelieder Klgl 31 2 17 Fecit Dominus quæ cogitavit, complevit sermonem suum, quem præceperat a diebus antiquis: destruxit, et non pepercit, et lætificavit super te inimicum, et exaltavit cornu hostium tuorum. SADE. So hat der Herr ausgeführt, was er beschlossen, er hat sein Wort erfüllt, das er von den Tagen der Vorzeit her entboten;³⁹ er hat zerstört ohne Schonung, hat den Feind über dich frohlocken lassen und das Horn deiner Bedränger erhöht. [Lev 26,14; Dtn 28,15] Sade. Klagelieder Klgl 31 2 17 39 [Lev 26,29ff; Dtn 28,36ff; Dtn 32,24ff]. Ebenso kündeten die Propheten Osee, Amos, Isaias und Michäas die Wegführung voraus. Doch da es der Herr ist, der Untergang und Züchtigung gesendet, ist auch Hoffnung auf Vergebung da, wie die Weissagungen verheißen. Klagelieder Klgl 31 2 18 Clamavit cor eorum ad Dominum super muros filiæ Sion: Deduc quasi torrentem lacrimas per diem, et noctem: non des requiem tibi neque taceat pupilla oculi tui. COPH. Ihr Herz ruft zum Herrn ob der Mauern der Tochter Sion:⁴⁰ Lass einem Strome gleich Tränen fließen Tag und Nacht, gönne dir nicht Ruhe und dein Augapfel raste nicht! [Jer 14,17; Klgl 1,16] Koph. Klagelieder Klgl 31 2 18 40 Der Schmerz, als dessen Urheber sie den Herrn kennen, mahnt sie beständig, dem Herrn ihr Leid zu klagen. Hebr.: Mauer der Tochter Sion, lass dem Bache gleich rinnen Tränen Tag und Nacht! Klagelieder Klgl 31 2 19 Consurge, lauda in nocte in principio vigiliarum: effunde sicut aquam cor tuum ante conspectum Domini: leva ad eum manus tuas pro anima parvulorum tuorum, qui defecerunt in fame in capite omnium compitorum. RES. Auf, rufe laut durch die Nacht⁴¹ beim Anfange der Nachtwachen, schütte wie Wasser dein Herz vor dem Antlitze des Herrn aus,⁴² hebe zu ihm deine Hände empor⁴³ für⁴⁴ das Leben deiner Kindlein, die vor Hunger verschmachten an den Ecken aller Straßen! Resch. Klagelieder Klgl 31 2 19 41 In der sonst die Menschen zu ruhen pflegen. Klagelieder Klgl 31 2 19 42 Voll und ganz, nichts darin bewahrend. Klagelieder Klgl 31 2 19 43 Rufe ihn innigst um Hilfe an. Klagelieder Klgl 31 2 19 44 So dass Gott mit Rücksicht auf die grausamen Schmerzen, welche die Herzen der Eltern bereits zerreißen, sich erbarmt. Klagelieder Klgl 31 2 2 Præcipitavit Dominus, nec pepercit, omnia speciosa Jacob: destruxit in furore suo munitiones virginis Juda, et dejecit in terram: polluit regnum, et principes ejus. GHIMEL. Ohne Schonung hat der Herr Verderben bereitet aller Anmut Jakobs;⁵ er brach in seinem Grimme die Festen der Jungfrau Juda und warf sie zu Boden, entweihte das Reich und dessen Fürsten.⁶ Ghimel. Klagelieder Klgl 31 2 2 5 Hebr.: allen Auen Jakobs. Alle Wohnstätten sind der Drohung Jeremias [Jer 5,17] gemäß verwüstet. Klagelieder Klgl 31 2 2 6 Da der Thron Judas der Thron des Reiches Jahves war, war das Reich Gottes in besonderer Weise geweiht und seine Könige gleichsam mit heiliger Würde ausgezeichnet, die Gesalbten des Herrn. Indem Gott sie den Heiden preisgab, beraubte er sie der theokratischen Würde. [Jes 43,28] Wie in V. 1 wird die Größe des Zorngerichtes daran gezeigt, dass Gott nicht einmal verschont hat, was ihm geweiht war. Klagelieder Klgl 31 2 20 Vide Domine, et considera quem vindemiaveris ita: ergone comedent mulieres fructum suum, parvulos ad mensuram palmæ? Si occiditur in sanctuario Domini sacerdos, et propheta? SIN. Siehe, o Herr! und schaue,⁴⁵ an wem du also Weinlese gehalten!⁴⁶ Sollen denn die Weiber ihre Leibesfrucht essen, Kindlein eine Spanne lang?⁴⁷ Soll im Heiligtume des Herrn gemordet werden Priester und Prophet?⁴⁸ Sin. Klagelieder Klgl 31 2 20 45 Der Aufforderung V. 19 entsprechend, schüttet Sion sein Herz vor dem Herrn aus. Klagelieder Klgl 31 2 20 46 Vergl. [Klgl 1,22]. Hebr.: Wem hast du so übel getan? Nicht Fremden, sondern deinem auserwählten Volke, deinem Erbe, das du mit so herrlichen Verheißungen begnadigt. Klagelieder Klgl 31 2 20 47 Hebr.: Kindlein ihrer Pflege. Klagelieder Klgl 31 2 20 48 Was in der Tat geschehen, wird so erwähnt, dass sie schmerzerfüllt Gott fragen, ob er nicht das Maß der Strenge überschritten, da er sie von solchem Unglücke heimsuchen ließ. Dass sie ihre Leibesfrucht essen werden, war ihnen von Moses bereits als höchste Strafe vorausgesagt [Dtn 28,53ff]; dass dies bei der Belagerung Jerusalems durch die Chaldäer eingetreten, zeigte [Klgl 4,10; Bar 2,3]. Klagelieder Klgl 31 2 21 Jacuerunt in terra foris puer, et senex: virgines meæ, et juvenes mei ceciderunt in gladio: interfecisti in die furoris tui: percussisti, nec misertus es. THAU. Es liegen zu Boden in den Straßen Knabe und Greis, meine Jungfrauen und meine Jünglinge sind durch das Schwert gefallen, du hast gewürgt am Tage deines Grimmes, hast erschlagen ohne Erbarmen!⁴⁹ Thau. Klagelieder Klgl 31 2 21 49 Ohne Schonung für Alter und Geschlecht sind die Einwohner dem Blutbade anheimgefallen. Klagelieder Klgl 31 2 22 Vocasti quasi ad diem solemnem, qui terrerent me de circuitu, et non fuit in die furoris Domini qui effugeret, et relinqueretur: quos educavi, et enutrivi, inimicus meus consumpsit eos. Du beriefst, wie zu einem Festtage, die, welche mich schrecken sollten ringsum und niemand war am Tage des Grimmes des Herrn, der entrann und übrigblieb; die ich gepflegt und großgezogen, mein Feind hat sie vernichtet.⁵⁰ Klagelieder Klgl 31 2 22 50 Dieser Anblick wird Gott, so hofft Sion, zum Mitleid bewegen. Klagelieder Klgl 31 2 3 Confregit in ira furoris sui omne cornu Israel: avertit retrorsum dexteram suam a facie inimici: et succendit in Jacob quasi ignem flammæ devorantis in gyro: DALETH. Zerschlagen hat er in seinem grimmigen Zorne jedes Horn Israels,⁷ zurückgezogen seine Rechte vor dem Angesichte des Feindes und ein Feuer in Jakob entzündet, dessen Flamme ringsum frisst. Daleth. Klagelieder Klgl 31 2 3 7 Alle Kraft hat der Herr vernichtet, seine Rechte, welche bis dahin das wankende Volk hielt und beschirmte, zurückgezogen, ja er selbst ist ein zornentbrannter Feind geworden, um mit seiner sichern Hand die tötenden Pfeile abzuschießen oder das mordende Schwert zu schwingen. V. 4 vergl. [Jer 21,5]. Klagelieder Klgl 31 2 4 Tetendit arcum suum quasi inimicus, firmavit dexteram suam quasi hostis: et occidit omne, quod pulchrum erat visu in tabernaculo filiæ Sion, effudit quasi ignem indignationem suam. HE. Er spannte seinen Bogen wie ein Feind und machte seine Rechte stark wie ein Gegner,⁸ tötete⁹ alles, was der Augen Weide war in dem Gezelte der Tochter Sion, goss gleich Feuer seinen Grimm aus.¹⁰ He. Klagelieder Klgl 31 2 4 8 Hebr.: er stand da mit seiner Rechten wie ein Gegner. Klagelieder Klgl 31 2 4 9 Hebr. allgemeiner: vernichtete. Klagelieder Klgl 31 2 4 10 Das Ausgießen ist Bild der Menge, das Feuer der Härte der Strafgerichte. Klagelieder Klgl 31 2 5 Factus est Dominus velut inimicus: præcipitavit Israel, præcipitavit omnia mnia ejus: dissipavit munitiones ejus, et replevit in filia Juda humiliatum et humiliatam. VAU. Der Herr ist dem Feinde gleich geworden, hat Israel gestürzt, gestürzt alle seine Mauern, zerstört seine Burgen und die Tochter Juda, Mann und Weib, mit Erniedrigung erfüllt.¹¹ Vau. Klagelieder Klgl 31 2 5 11 Hebr.: Vernichtete Israel, vernichtete alle seine Paläste, und häufte in der Tochter Juda Jammer über Jammer. Klagelieder Klgl 31 2 6 Et dissipavit quasi hortum tentorium suum, demolitus est tabernaculum suum: oblivioni tradidit Dominus in Sion festivitatem, et sabbatum: et in opprobrium, et in indignationem furoris sui regem, et sacerdotem. ZAIN. Und wie einen Garten hat er sein Gezelt¹² wüste gemacht,¹³ seine Wohnung¹⁴ verheert, der Vergessenheit hat der Herr in Sion Fest und Sabbat anheimgegeben,¹⁵ der Schmach und seinem grimmigen Zorne hat er König und Priester preisgegeben.¹⁶ Zain. Klagelieder Klgl 31 2 6 12 Doch noch beklagenswerter ist, dass nicht einmal das Heiligtum verschont ist, auf das sie ihre Zuversicht setzten. [Jer 7,4] Klagelieder Klgl 31 2 6 13 Hebr.: Grausam behandelte er wie einen Garten seine Hütte d.i. wie ein unnützer und unfruchtbarer Garten zerstört wird. Klagelieder Klgl 31 2 6 14 Während das Hebräische im ersten Gliede den Tempel als Wohnung Gottes bezeichnet, wird derselbe im zweiten Ort der Versammlung genannt. Dort teilte Gott seine Güter mit, verkehrte das Volk mit ihm. Klagelieder Klgl 31 2 6 15 Nachdem der Tempel zerstört ist, hat der vertraute Verkehr mit Gott aufgehört. Klagelieder Klgl 31 2 6 16 Hebr.: Er verwarf in seinem grimmigen Zorne König und Priester. Wie David Schätze für den Bau des Tempels gesammelt und Salomon den Tempel gebaut, so lag wohl auch späteren Königen die Sorge ob, den Tempel zu erhalten und zu erneuern. Klagelieder Klgl 31 2 7 Repulit Dominus altare suum, maledixit sanctificationi suæ: tradidit in manu inimici muros turrium ejus: vocem dederunt in domo Domini, sicut in die solemni. HETH. Verworfen hat der Herr seinen Altar, verflucht¹⁷ sein Heiligtum, in Feindes Hand die Mauern seiner Türme¹⁸ überliefert; lautes Geschrei erscholl im Hause des Herrn, als wäre es ein Festtag.¹⁹ Heth. Klagelieder Klgl 31 2 7 17 Hebr.: Verschmäht. Klagelieder Klgl 31 2 7 18 Hebr.: seiner Paläste, der mit dem Tempel verbundenen Gebäude. Klagelieder Klgl 31 2 7 19 Durch das Jubelgeschrei der feindlichen Streiter im eigentlichen Heiligtume, dem Heiligen und Allerheiligsten, wird es offenbar, dass Gott den Tempel verworfen hat, wie einst das Heiligtum zu Silo. Klagelieder Klgl 31 2 8 Cogitavit Dominus dissipare murum filiæ Sion: tetendit funiculum suum, et non avertit manum suam a perditione: luxitque antemurale, et murus pariter dissipatus est. TETH. Der Herr hat beschlossen, die Mauer der Tochter Sion zu zerstören;²⁰ er spannte seine Messschnur²¹ und zog seine Hand nicht ab vom Vertilgen,²² in Trauer ist das Vorwerk versetzt und die Mauer ist zumal eingestürzt.²³ Teth. Klagelieder Klgl 31 2 8 20 Zugleich mit dem Heiligtum ist auch die heilige Stadt zerstört und verbrannt. [2Kön 25,9; Jer 52,13] Klagelieder Klgl 31 2 8 21 Damit die Zerstörung auf das vollkommenste vollbracht werde, hat er die Messschnur der Verwüstung ausgespannt. Klagelieder Klgl 31 2 8 22 Die einst den Niniviten erwiesene Gunst, dass er die Stadt nicht zerstörte, erwies er Sion nicht. Klagelieder Klgl 31 2 8 23 Hebr.: Er versetzte in Trauer Wall und Mauer, miteinander liegen sie kläglich da. Klagelieder Klgl 31 2 9 Defixæ sunt in terra portæ ejus: perdidit, et contrivit vectes ejus: regem ejus et principes ejus in gentibus: non est lex, et prophetæ ejus non invenerunt visionem a Domino. JOD. In den Boden gesunken sind ihre Tore,²⁴ verdorben und zerbrochen hat er ihre Riegel, ihr König und ihre Fürsten sind unter den Völkern, nicht ist das Gesetz mehr da und ihre Propheten erlangen kein Gesicht mehr von dem Herrn.²⁵ Jod. Klagelieder Klgl 31 2 9 24 D.i.: unter dem Schutt. An den Toren wurden Gericht und Versammlungen gehalten. Die Stärke der Tore bedingt die Sicherheit der Stadt; darum wird ihnen eine besondere Trauer zugeschrieben. Klagelieder Klgl 31 2 9 25 Wie Gott die äußeren Mauern des Reiches zerstört hat, so hat er auch den König und die Fürsten zu fremden Völkern vertrieben. Aufgehoben ist die Königswürde, die bürgerliche und priesterliche Ordnung aufgelöst, das ganze Reich der Vernichtung anheimgegeben. Zum Zeichen dessen und zum Zeugnis des Zornes Gottes empfangen auch die Propheten kein Gesicht mehr von Gott, mit dem sie das elende Volk der Weggeführten trösten könnten. Da diese zuvor den Mahnungen der Propheten nicht haben gehorchen wollen, werden ihnen jetzt die Weissagungen derselben entzogen. Dass diese Entziehung freilich nicht allzulange dauert, ist aus [Jer 42,4] zu schließen, abgesehen davon, dass Ezechiel und Daniel gleichfalls in Babylon waren; doch gerade in der trostlosen Zeit der Zerstörung gewährte Gott dem Volke keine Weisung durch die Propheten. Klagelieder Klgl 31 0 -1000 3. Drittes Klagelied. (Kap. 3) A. Die vielfachen Heimsuchungen. (V. 18) B. Grund der Hoffnung. (V. 39) C. Gottes Erbarmen ist anzurufen. Klagelieder Klgl 31 3 ALEPH. Aleph. Klagelieder Klgl 31 3 1 Ego vir videns paupertatem meam in virga indignationis ejus. ALEPH. Ich bin der Mann, der sein Elend sah unter Seines Grimmes Rute. Aleph. Klagelieder Klgl 31 3 10 Ursus insidians factus est mihi: leo in absconditis. DALETH. Ein lauernder Bär ist er mir geworden, ein Löwe im Hinterhalt.⁷ Daleth. Klagelieder Klgl 31 3 10 7 Wunde fügt Gott auf Wunde und gibt ihn dem Hohne der Feinde preis. Der Bär ist das Bild der Grausamkeit, der Löwe der Kraft, des Schreckens. Klagelieder Klgl 31 3 11 Semitas meas subvertit, et confregit me: posuit me desolatam. DALETH. Er hat meine Pfade in die Irre geleitet und mich zermalmt, hat mich trostlos gemacht.⁸ Daleth. Klagelieder Klgl 31 3 11 8 Hebr.: er machte Wege irre (trieb euch vom rechten Wege herunter) und zerzauste und machte mich zunichte. Klagelieder Klgl 31 3 12 Tetendit arcum suum, et posuit me quasi signum ad sagittam. HE. Er hat seinen Bogen gespannt und mich als Ziel für den Pfeil ausgestellt.⁹ He. Klagelieder Klgl 31 3 12 9 Mit dieser Verwundung nicht zufrieden, spannt Gott seinen Bogen und durchbohrt ihn immer von neuem. Wie furchtbar er durchbohrt ist, sagt V. 13. Klagelieder Klgl 31 3 13 Misit in renibus meis filias pharetræ suæ. HE. Er ließ in meine Nieren seines Köchers Töchter¹⁰ dringen. He. Klagelieder Klgl 31 3 13 10 Vergl. [Ijob 41,20]. Klagelieder Klgl 31 3 14 Factus sum in derisum omni populo meo, canticum eorum tota die. HE. Ich ward zum Gespött für mein ganzes Volk, ihr Spottlied den ganzen Tag.¹¹ He. Klagelieder Klgl 31 3 14 11 So zerfleischt und zerrissen, fand er kein Mitleid. Vergl. [Jer 20,7]. Jeremias schildert die Strafe seines Volkes. Deshalb passt die hebr. Lesart: für mein Volk nicht recht. Vielleicht kann verbessert werden: allen Völkern, wie die syr. Übersetzung liest. Klagelieder Klgl 31 3 15 Replevit me amaritudinibus, inebriavit me absynthio. VAU. Er sättigte mich mit Bitterkeiten und tränkte mich mit Wermut.¹² Vau. Klagelieder Klgl 31 3 15 12 Vergl. [Jer 9,15]. Klagelieder Klgl 31 3 16 Et fregit ad numerum dentes meos, cibavit me cinere. VAU. Er zerbrach mir die Zähne der Reihe nach, speiste mich mit Asche.¹³ Vau. Klagelieder Klgl 31 3 16 13 Hebr.: Er zermalmte mit Kieselsteinen meine Zähne, überschüttete mich mit Asche. Er gab mir steinhartes Brot zu essen, das wie Kieselstein war. Vergl. [Ps 101,10]. Zum Zeichen der höchsten Trauer ist er gleichsam in Asche vergraben. Klagelieder Klgl 31 3 17 Et repulsa est a pace anima mea, oblitus sum bonorum. VAU. Verstoßen ist aus dem Frieden meine Seele,¹⁴ vergessen habe ich des Glückes.¹⁵ Vau. Klagelieder Klgl 31 3 17 14 Hebr.: Alle Lebenskraft. Klagelieder Klgl 31 3 17 15 Keine Hoffnung auf Besserung ist mir geblieben. Klagelieder Klgl 31 3 18 Et dixi: Periit finis meus, et spes mea a Domino. ZAIN. Da sprach ich: Verloren ist mein Ziel, dahin meine Hoffnung auf den Herrn!¹⁶ Zain. Klagelieder Klgl 31 3 18 16 Nachdem der Prophet hier den Höhepunkt der Schilderung des Elendes erreicht, lenkt sein Klagelied in folgende Verse mit wunderbarer Schönheit ein in das Gebet der Demut und des kindlichen Vertrauens. Vergl. [Ps 72,13]. Klagelieder Klgl 31 3 19 Recordare paupertatis, et transgressionis meæ, absynthii, et fellis. ZAIN. Gedenke meines Elends und meiner Verlassenheit, des Wermuts und der Galle!¹⁷ Zain. Klagelieder Klgl 31 3 19 17 Die ihm gleichsam Speise und Trank sind. (V. 15) Klagelieder Klgl 31 3 2 Me minavit, et adduxit in tenebras, et non in lucem. ALEPH. Mich¹ drängte er und führte mich in Finsternis und nicht zum Lichte. Aleph. Klagelieder Klgl 31 3 2 1 Er hat das Unglück nicht allein vorhergesagt, sondern auch geschaut und erfahren. Deshalb steht mich mit Nachdruck voran. Ja, ihn allein züchtigt der Herr. (V. 3) Klagelieder Klgl 31 3 20 Memoria memor ero, et tabescet in me anima mea. ZAIN. Immer denke ich daran und meine Seele schmachtet in mir hin.¹⁸ Zain. Klagelieder Klgl 31 3 20 18 Aber gerade die Überfülle des Leidens gewährt ihm die Hoffnung, dass Gott sich erbarmen wird, da seine Verheißungen nicht zulassen, dass das Volk auf immer verworfen werde. Klagelieder Klgl 31 3 21 Hæc recolens in corde meo, ideo sperabo. HETH. Dies¹⁹ will ich in meinem Herzen überdenken und daraufhin will ich hoffen. Heth. Klagelieder Klgl 31 3 21 19 Dies: die in Anm. 18 bezeichnete Hoffnung. Klagelieder Klgl 31 3 22 Misericordiæ Domini quia non sumus consumpti: quia non defecerunt miserationes ejus. HETH. Gnadenerweisungen des Herrn sind es, dass wir nicht ganz vernichtet sind,²⁰ denn seine Erbarmungen bleiben nicht aus. Heth. Klagelieder Klgl 31 3 22 20 Die Barmherzigkeit des Herrn hat es bewirkt, dass wir noch nicht gänzlich untergegangen sind, und dass wir noch leben, ist ein Unterpfand seiner Erbarmungen, das uns zeigt, dass er sie uns nie gänzlich entziehen wird. (Der Verheißung [Jer 4,27] entsprechend.) Klagelieder Klgl 31 3 23 Novi diluculo, multa est fides tua. HETH. Neu sind sie an jedem Morgen, groß ist deine Treue.²¹ Heth. Klagelieder Klgl 31 3 23 21 Wie das Licht des Tages uns täglich gebracht wird, so erscheinen die Erbarmungen Gottes an jedem Tage neu und unerschöpflich, weil Gottes Treue groß und reich ist, sie, die gleichsam die Quelle und der unendlich große Schatz ist, aus dem uns immer neue Gnaden zuteil werden. Klagelieder Klgl 31 3 24 Pars mea Dominus, dixit anima mea: propterea exspectabo eum. TETH. Der Herr ist mein Anteil, spricht meine Seele, darum will ich auf ihn hoffen. Teth. Klagelieder Klgl 31 3 25 Bonus est Dominus sperantibus in eum, animæ quærenti illum. TETH. Gütig ist der Herr gegen die, die auf ihn hoffen, gegen die Seele, welche ihn sucht.²² Teth. Klagelieder Klgl 31 3 25 22 Wer auf den Herrn seine Hoffnung setzt, ihn um Hilfe anfleht, wird seiner Erbarmung teilhaftig. Diese Erwägung nährt die Hoffnung des Propheten, wie die andere (V. 26): Wer seine Hoffnung auf Gott setzt, erwartet ohne Ungeduld und Murren die Rettung aus der Heimsuchung und unterwirft sich voll Gottes Willen, damit dieser ihm helfe zu der ihm wohlgefälligen Zeit. Klagelieder Klgl 31 3 26 Bonum est præstolari cum silentio salutare Dei. TETH. Gut ist es, schweigend auf die Hilfe Gottes zu harren.²³ Teth. Klagelieder Klgl 31 3 26 23 Den besten Weg zu dieser Geduld gibt V. 27 an: Wer das Joch des Herrn (der Furcht des Herrn, des Gehorsams gegen sein Gesetz und seine Gebote, das Joch der Widerwärtigkeiten) von Jugend auf gewöhnt ist zu tragen und alle Anmutungen des Herzens zu beherrschen, die bösen Begierden erstickend, die Tugenden pflegend und zur Vollkommenheit führend, der wird auch jetzt den Züchtigungen Gottes sich mit Geduld unterwerfen. Klagelieder Klgl 31 3 27 Bonum est viro, cum portaverit jugum ab adolescentia sua. JOD. Gut ist es einem Manne, wenn er das Joch von seiner Jugend an trägt. Jod. Klagelieder Klgl 31 3 28 Sedebit solitarius, et tacebit: quia levavit super se. JOD. Er wird einsam sitzen und schweigen, denn es ist ihm auferlegt.²⁴ Jod. Klagelieder Klgl 31 3 28 24 Ein solcher wahrt die Ruhe des Herzens in Kümmernissen, er flieht die Menge und erwartet ohne Ungeduld, dass Gott zu seiner Zeit das Joch, welches er ihm auferlegt, wegnehme. Hebr.: Wenn er ihm Lasten auferlegt. Klagelieder Klgl 31 3 29 Ponet in pulvere os suum, si forte sit spes. JOD. Er berühre mit seinem Munde den Staub, vielleicht ist noch Hoffnung! Jod. Klagelieder Klgl 31 3 3 Tantum in me vertit, et convertit manum suam tota die. BETH. Nur wider mich wendet er immer aufs neue seine Hand den ganzen Tag. Beth. Klagelieder Klgl 31 3 30 Dabit percutienti se maxillam, saturabitur opprobriis. CAPH. Er biete seine Wange dem dar, der ihn schlägt, werde ersättigt mit Schmach.²⁵ Kaph. Klagelieder Klgl 31 3 30 25 Seine Hoffnung ist eine außerordentliche und erhabene, denn er trägt mit Geduld Beschimpfungen. So also soll das Volk Beschimpfungen und Bedrückungen ertragen, welche Gottes gerechtes Gericht ihm für seine Sünden auferlegt. Eine solche Geduld wird ihm hohe Güter bringen, wie V. 26 28 zeigt und das Folgende darlegt. Klagelieder Klgl 31 3 31 Quia non repellet in sempiternum Dominus. CAPH. Denn nicht auf ewig verstößt der Herr.²⁶ Kaph. Klagelieder Klgl 31 3 31 26 Wie soll man aus dem Glauben leben inmitten der Heimsuchungen? Erstlich ist es ganz gewiss, dass Gott das Volk, das er auserwählt hat, nicht auf ewig verstößt; sodann, sucht er es heim, so ist es unzweifelhaft, dass er sich wieder erbarmt und zwar so, dass seine Erbarmung die Heimsuchung weit übertrifft, straft und züchtigt doch Gott nicht aus Lust, sondern nur gleichsam gezwungen und gegen seinen Willen, dem es ureigen ist, sich zu erbarmen und Gutes zu erweisen. Vergl. [Weish 11,24-27]. Wenn also jemand von Herzen bereut, ist Gott stets bereit, zu schonen. Klagelieder Klgl 31 3 32 Quia si abjecit, et miserebitur secundum multitudinem misericordiarum suarum. CAPH. Denn wenn er auch verstieß,²⁷ so erbarmt er sich doch nach der Fülle seiner Gnaden. Kaph. Klagelieder Klgl 31 3 32 27 Hebr.: Fügt er auch Schläge zu, betrübt er auch. Klagelieder Klgl 31 3 33 Non enim humiliavit ex corde suo, et abjecit filios hominum, LAMED. Denn nicht aus Lust beugt er nieder und verstößt²⁸ er die Menschenkinder, Lamed. Klagelieder Klgl 31 3 33 28 Hebr.: betrübt er. Klagelieder Klgl 31 3 34 Ut contereret sub pedibus suis omnes vinctos terræ, LAMED. wie man unter seine Füße alle Gefangenen der Erde tritt,²⁹ Lamed. Klagelieder Klgl 31 3 34 29 Auch das ist ein Trost im Unglück, dass nichts geschehen kann als mit Gottes Zulassung. Klagelieder Klgl 31 3 35 Ut declinaret judicium viri in conspectu vultus Altissimi. LAMED. wie man das Recht eines Mannes beugt vor dem Angesichte des Allerhöchsten Lamed. Klagelieder Klgl 31 3 36 Ut perverteret hominem in judicio suo, Dominus ignoravit. MEM. und eines Menschen Sache verkehrt, solches kennt der Herr nicht.³⁰ Mem. Klagelieder Klgl 31 3 36 30 Hebr.: Sieht wohl der Herr nicht darauf? Weiß Gott es etwa nicht, wenn die Gefangenen mit Füßen getreten werden, wenn vor seinen Augen das Recht gebeugt wird, wenn die Menschen im Gerichte betrogen und unterdrückt werden? Ja, also lässt er die Unbill zu. Klagelieder Klgl 31 3 37 Quis est iste, qui dixit ut fieret Domino non jubente? MEM. Wer ist es, der je sprach, dass etwas geschehen solle, ohne dass der Herr es geboten? [Am 3,6] Mem. Klagelieder Klgl 31 3 38 Ex ore Altissimi non egredientur nec mala nec bona? MEM. Geht nicht aus dem Munde des Allerhöchsten das Üble und das Gute hervor?³¹ Mem. Klagelieder Klgl 31 3 38 31 Gott, der gerechte Rächer des Unrechtes, sendet Strafen zur Züchtigung für die Sünden. Er hat die Zerstörung der Stadt zugelassen, aber gerade darin, dass Gott es ist, der den Feinden die Macht verliehen, ist ein Grund zum Troste, denn er lenkt alles, was uns trifft, uns zum Heile. Klagelieder Klgl 31 3 39 Quid murmuravit homo vivens, vir pro peccatis suis? NUN. Was klagt also ein Mensch, so lange er lebt, ein jeder über seine Sünden?³² Nun. Klagelieder Klgl 31 3 39 32 So lange er noch der Gnade und des Wohlwollens, die der Herr den lebenden gewährt, teilhaftig werden kann, darf er nicht klagen, es sei denn über seine Sünden, die wahre Ursache aller Übel und das einzige Übel, das nichts als Übel ist. Hebr.: was seufzt der Mensch im Leben? (Es seufze) ein jeder über seine Sünden. Klagelieder Klgl 31 3 4 Vetustam fecit pellem meam, et carnem meam, contrivit ossa mea. BETH. Er machte meine Haut und mein Fleisch altern,² zermalmte mein Gebein. Beth. Klagelieder Klgl 31 3 4 2 Hebr.: Er schädigte (vernichtete) mir Fleisch und Haut. Ja, noch mehr peinigte Gott ihn, er zerbrach dem Propheten die Gebeine. Klagelieder Klgl 31 3 40 Scrutemur vias nostras, et quæramus, et revertamur ad Dominum. NUN. Lasset uns unsern Wandel prüfen und erforschen und zu dem Herrn umkehren! Nun. Klagelieder Klgl 31 3 41 Levemus corda nostra cum manibus ad Dominum in clos. NUN. Lasset uns unsere Herzen und unsere Hände erheben zu dem Herrn im Himmel! Nun. Klagelieder Klgl 31 3 42 Nos inique egimus, et ad iracundiam provocavimus: idcirco tu inexorabilis es. SAMECH. Wir haben gesündigt und zum Zorne gereizt, darum bist du unerbittlich.³³ Samech. Klagelieder Klgl 31 3 42 33 Hebr.: O wir sündigten und waren empörerisch, und du hast nicht verziehen. Was Jeremias vor dem Eintritt des Unglückes so oft ans Herz gelegt, mahnt er auch jetzt, nachdem sie erfahren, wie böse und bitter es ist, den Herrn zu verlassen: Kehret zu Gott zurück! Klagelieder Klgl 31 3 43 Operuisti in furore, et percussisti nos: occidisti, nec pepercisti. SAMECH. Du hast dich in Grimm verhüllt und uns geschlagen,³⁴ getötet ohne Schonung. Samech. Klagelieder Klgl 31 3 43 34 Nachdem sie ihre Sünden bekannt, sollen sie die Heimsuchungen Gottes aufzählen, wie Gott nicht verziehen, um ihn so zur Milde zu bewegen. Klagelieder Klgl 31 3 44 Opposuisti nubem tibi, ne transeat oratio. SAMECH. Du hast dich mit einer Wolke umhüllt, damit kein Gebet hindurchdringe.³⁵ Samech. Klagelieder Klgl 31 3 44 35 Hebr.: Du hast dich in Zorn gehüllt und uns verfolgt. Zur Zeit, wo Gott Verzeihung gewähren wollte, wollten sie ihn nicht suchen, darum will er sie auch nachher nicht erhören. Vergl [Jer 2,27.28]. Klagelieder Klgl 31 3 45 Eradicationem, et abjectionem posuisti me in medio populorum. PHE. Zu Kehricht und Auswurf hast du mich gemacht in Mitte der Völker.³⁶ Phe. Klagelieder Klgl 31 3 45 36 Einst geschah dies den Feinden [Ps 17,43], jetzt widerfährt es dem Volke Gottes. Klagelieder Klgl 31 3 46 Aperuerunt super nos os suum omnes inimici. PHE. Es sperren gegen uns ihren Mund auf alle Feinde.³⁷ Phe. Klagelieder Klgl 31 3 46 37 Vergl. [Klgl 2,16]. Klagelieder Klgl 31 3 47 Formido, et laqueus facta est nobis vaticinatio, et contritio. PHE. Schrecken und Schlinge ward uns Weissagung³⁸ und Verderben. Phe. Klagelieder Klgl 31 3 47 38 Hebr.: Verwüstung. Das Lateinische lässt sich erklären: Falsche Weissagung, die uns Verderben brachte. Klagelieder Klgl 31 3 48 Divisiones aquarum deduxit oculus meus, in contritione filiæ populi mei. AIN. Wasserbäche vergießen meine Augen über das Verderben der Tochter meines Volkes. Ain. Klagelieder Klgl 31 3 49 Oculus meus afflictus est, nec tacuit, eo quod non esset requies, AIN. Mein Auge ist betrübt und hört nicht auf zu weinen, weil keine Linderung eintritt,³⁹ Ain. Klagelieder Klgl 31 3 49 39 Solange will er weinen, bis dies geschieht. Klagelieder Klgl 31 3 5 dificavit in gyro meo, et circumdedit me felle, et labore. BETH. Ringsum umbaute er mich und umgab mich mit Galle und Mühsal.³ Beth. Klagelieder Klgl 31 3 5 3 Aus Gift und Mühsal hat Gott gleichsam ein Gefängnis um ihn erbaut. Zu diesen Peinen kommt so dichte Finsternis hinzu, dass diese aus der Unterwelt heraufgeholt scheint. Klagelieder Klgl 31 3 50 Donec respiceret et videret Dominus de clis. AIN. Bis der Herr vom Himmel herabschaut und dareinsieht. Ain. Klagelieder Klgl 31 3 51 Oculus meus deprædatus est animam meam in cunctis filiabus urbis meæ. SADE. Mein Auge hat mir die Seele genommen⁴⁰ ob aller Töchter meiner Stadt.⁴¹ Sade. Klagelieder Klgl 31 3 51 40 Auch in V. 51 erklärt er, wie reichlich seine Tränen flossen. Hebr.: Mein Auge tut meiner Seele weh. Anstatt den Schmerz zu mildern, wie es sonst geschieht, haben die Tränen ihn gemehrt und gesteigert. Vulgata: Der Schmerz hat wie ein Räuber meine Seele, mein Leben, alle Lebenskraft geraubt. Klagelieder Klgl 31 3 51 41 Werden nicht einmal die Jungfrauen geschont, so ist dies der Gipfelpunkt aller Übel. Klagelieder Klgl 31 3 52 Venatione ceperunt me quasi avem inimici mei gratis. SADE. Es machten Jagd auf mich und fingen mich wie einen Vogel die, welche meine Feinde ohne Ursache waren.⁴² Sade. Klagelieder Klgl 31 3 52 42 Der Untergang ist über die Juden von Gott verhängt für ihre Sünden, nicht von den Chaldäern für diesen angetanes Unrecht herbeigeführt. So haben die Feinde denn alles Maß der Rache überschritten. Klagelieder Klgl 31 3 53 Lapsa est in lacum vita mea, et posuerunt lapidem super me. SADE. In die Grube ward mein Leben versenkt, sie wälzten einen Stein über mich.⁴³ Sade. Klagelieder Klgl 31 3 53 43 Damit ich nicht entkommen könne. So sank ich tiefer und tiefer, bis die Wasser mein Haupt überstiegen und ich schon erstickt zu werden glaubte. Anspielung auf [Jer 38,6]. Das Volk befindet sich in einer Lage, aus der keine menschliche Hilfe es reißen kann. Deshalb ist zu Gott zu fliehen. Klagelieder Klgl 31 3 54 Inundaverunt aquæ super caput meum: dixi: Perii. COPH. Es strömten die Wasser über mein Haupt zusammen, ich sprach: Ich bin verloren! Koph. Klagelieder Klgl 31 3 55 Invocavi nomen tuum Domine de lacu novissimo. COPH. Ich rief deinen Namen an, o Herr! aus tiefster Grube. Koph. Klagelieder Klgl 31 3 56 Vocem meam audisti: ne avertas aurem tuam a singultu meo, et clamoribus. COPH. Du hörtest mein Rufen: O wende dein Ohr nicht ab von meinem Seufzen und von meinen Klagen! Koph. Klagelieder Klgl 31 3 57 Appropinquasti in die, quando invocavi te: dixisti: Ne timeas. RES. Du warst mir nahe am Tage, da ich dich anrief; du sprachst: Fürchte dich nicht!⁴⁴ Resch. Klagelieder Klgl 31 3 57 44 [Jer 30,11; Jer 46,27.28]. Ebenso [Jes 41,10] u.a. Klagelieder Klgl 31 3 58 Judicasti Domine causam animæ meæ, redemptor vitæ meæ. RES. Du führtest, Herr! die Sache meiner Seele, Erlöser meines Lebens!⁴⁵ Resch. Klagelieder Klgl 31 3 58 45 Hebr.: Verteidigt hast du, o Herr, die Sache meiner Seele, hast erlöst mein Leben. Klagelieder Klgl 31 3 59 Vidisti Domine iniquitatem illorum adversum me: judica judicium meum. RES. Du hast gesehen, Herr! wie sie mir Unrecht taten; schaffe mir Recht! Resch. Klagelieder Klgl 31 3 6 In tenebrosis collocavit me, quasi mortuos sempiternos. GHIMEL. Er versetzte mich in Finsternis, gleich den auf ewig Toten. Ghimel. Klagelieder Klgl 31 3 60 Vidisti omnem furorem, universas cogitationes eorum adversum me: SIN. Du hast all ihren Grimm⁴⁶ gesehen, alle ihre Anschläge wider mich, Sin. Klagelieder Klgl 31 3 60 46 Hebr.: Rachgier. Klagelieder Klgl 31 3 61 Audisti opprobrium eorum Domine, omnes cogitationes eorum adversum me: SIN. Du hast ihr Schmähen gehört, o Herr, alle ihre Anschläge wider mich, Sin. Klagelieder Klgl 31 3 62 Labia insurgentium mihi, et meditationes eorum adversum me tota die. SIN. die Reden meiner Widersacher und ihr Trachten wider mich den ganzen Tag. Sin. Klagelieder Klgl 31 3 63 Sessionem eorum, et resurrectionem eorum vide, ego sum psalmus eorum. THAU. Sie mögen sitzen oder aufstehen,⁴⁷ siehe,⁴⁸ so bin ich ihr Spottlied. Thau. Klagelieder Klgl 31 3 63 47 Bezeichnung aller Lebenstätigkeit: Ruhen und Handeln. Klagelieder Klgl 31 3 63 48 Wende deinen Anblick darauf. Klagelieder Klgl 31 3 64 Reddes eis vicem Domine juxta opera manuum suarum. THAU. Vergilt ihnen, Herr! nach den Werken ihrer Hände. Thau. Klagelieder Klgl 31 3 65 Dabis eis scutum cordis laborem tuum. THAU. Gib wie einen Schild⁴⁹ um ihr Herz Bedrängnis von dir.⁵⁰ Thau. Klagelieder Klgl 31 3 65 49 Hebr.: Gib ihnen (wie es ihre Werke verdienen) eine Decke über ihr Herz nämlich dass sie blind in ihr Verderben stürzen. Klagelieder Klgl 31 3 65 50 Hebr.: Dein Fluch über sie! Klagelieder Klgl 31 3 66 Persequeris in furore, et conteres eos sub clis Domine. Verfolge sie mit Grimm und tilge sie hinweg unter dem Himmel, o Herr!⁵¹ Klagelieder Klgl 31 3 66 51 Hebr.: unter des Herrn Himmel weg: so dass sie, die nun unter dem Himmel des Herrn sind, von diesem Orte weggerissen werden. Dieser Wunsch ist von demselben Sinne zu fassen, wie wir jetzt beten: dass du die Feinde deiner Kirche demütigen wollest! Vergl. auch [Jer 18,21ff]. Klagelieder Klgl 31 3 7 Circumædificavit adversum me, ut non egrediar: aggravavit compedem meum. GHIMEL. Ringsum hat er mich ummauert, dass ich nicht entkommen kann; er hat meine Fesseln schwer gemacht.⁴ Ghimel. Klagelieder Klgl 31 3 7 4 Mit schweren Fesseln belastet. Klagelieder Klgl 31 3 8 Sed et cum clamavero, et rogavero, exclusit orationem meam. GHIMEL. Wenn ich auch rufe und bitte, er weist mein Gebet ab.⁵ Ghimel. Klagelieder Klgl 31 3 8 5 In den tiefen Kerker gebannt, hat er keine Hoffnung, aus demselben je frei zu werden; ja Gott hat selbst seinem Flehen einen Riegel vorgeschoben, dass dasselbe nicht bis zu ihm dringe. Er soll die Heimsuchung eine Zeit hindurch ohne Milderung tragen. Klagelieder Klgl 31 3 9 Conclusit vias meas lapidibus quadris, semitas meas subvertit. DALETH. Er hat meine Wege mit Quadersteinen versperrt, meine Pfade verstört.⁶ Daleth. Klagelieder Klgl 31 3 9 6 Ungangbar gemacht, daher die Hindernisse unbezwinglich, so dass er dem vollen Angriffe des Unglückes ausgesetzt ist. Klagelieder Klgl 31 0 -1000 4. Viertes Klagelied. (Kap. 4) A. Größe des Unglückes im Vergleich zu dem früheren Glücke. (V. 10) B. Ursachen der Strafen. Klagelieder Klgl 31 4 ALEPH. Aleph. Klagelieder Klgl 31 4 1 Quomodo obscuratum est aurum, mutatus est color optimus, dispersi sunt lapides sanctuarii in capite omnium platearum? BETH. O wie ist das Gold verdunkelt,¹ verändert der schönste Glanz!² Zerstreut liegen die Steine des Heiligtums an der Ecke aller Straßen. Beth. Klagelieder Klgl 31 4 1 1 Einst war das Volk das Erbe Gottes und ein priesterliches Reich. [Ex 19,5.6] Gott hatte es erhöht. [Jer 3,19; Jer 13,11] Doch wie anders ist jetzt sein Zustand durch die Belagerung und Eroberung seitens der Chaldäer! (Ephr., Theod., Thom.) Klagelieder Klgl 31 4 1 2 Synonymum von Gold. Die Erklärung des Bildes folgt in V. 2. Klagelieder Klgl 31 4 10 Manus mulierum misericordium coxerunt filios suos: facti sunt cibus earum in contritione filiæ populi mei. CAPH. Sonst weichherzige Frauen kochten mit eigenen Händen ihre Kinder, sie wurden ihre Nahrung bei der Zerstörung der Tochter meines Volkes! Kaph. Klagelieder Klgl 31 4 11 Complevit Dominus furorem suum, effudit iram indignationis suæ: et succendit ignem in Sion, et devoravit fundamenta ejus. LAMED. Vollendet hat der Herr seinen Grimm, ausgeschüttet die Glut seines Zornes¹⁸ und hat ein Feuer in Sion entzündet, das dessen Grundfesten verzehrte.¹⁹ Lamed. Klagelieder Klgl 31 4 11 18 Die Ursache ist V. 6 angegeben. Das Unheil hatte Jeremias mehrfach vorhergesagt, z.B. [Jer 4,4] Klagelieder Klgl 31 4 11 19 Wie Gottes Zorn die Stadt in Flammen gesetzt, wird in dem Gesichte Ezechiels [Ez 10,6] erklärt. Die hier eintretende Strafe hatte Gott [Dtn 32,22] angedroht. Klagelieder Klgl 31 4 12 Non crediderunt reges terræ, et universi habitatores orbis, quoniam ingrederetur hostis et inimicus per portas Jerusalem: MEM. Nicht hätten die Könige der Erde und alle Bewohner des Erdkreises geglaubt, dass Widersacher und Feind in die Tore Jerusalems eindringen werde:²⁰ Mem. Klagelieder Klgl 31 4 12 20 Auf Jerusalem hatte Gott sein Herz und seine Augen auf ewig richten wollen. [1Kön 9,3] Klagelieder Klgl 31 4 13 Propter peccata prophetarum ejus, et iniquitates sacerdotum ejus, qui effuderunt in medio ejus sanguinem justorum. NUN. Um der Sünden ihrer Propheten²¹ willen, ob der Missetaten ihrer Priester, die das Blut der Gerechten in seiner Mitte vergossen.²² Nun. Klagelieder Klgl 31 4 13 21 Der falschen. Über die falsche Zuversicht der Juden siehe [Jer 7,4ff; Jer 26,8] und [Jer 21,13]. Die Stadt war ihrer Lage nach fest [2Sam 5,6], dazu von Ozias, Joatham, Manasses noch befestigt. [2Chr 26,9; 2Chr 27,3; 2Chr 33,14] Die Heiden wussten, dass Gott den Tempel oft wunderbar eingreifen geschützt und die Feinde gestraft. [2Kön 19,35; 2Chr 20,22ff; Ps 45,47] Klagelieder Klgl 31 4 13 22 Falsche Propheten und Priester waren wohl auch Mitschuldige der Morde unter Manasses und seiner Bosheit. Klagelieder Klgl 31 4 14 Erraverunt cæci in plateis,polluti sunt in sanguine: cumque non possent, tenuerunt lacinias suas. SAMECH. Blind²³ irrten sie auf den Straßen umher, mit Blut befleckt; und da sie es nicht vermochten, hielten sie ihre Säume fest.²⁴ Samech. Klagelieder Klgl 31 4 14 23 Es ist von denselben Personen die Rede wie in V. 13. Sie sind blind vor Leidenschaft und Wut gegen die Frommen. Klagelieder Klgl 31 4 14 24 Hebr.: so dass man ihre Kleider nicht anzurühren vermochte derart waren sie von Blut befleckt. Vulg.: Die Kleider der Propheten und Priester wurden überall von Blut besudelt, und da sie nicht zu gehen vermochten, ohne jene in Blut zu tauchen, hielten sie die Säume zusammen. Klagelieder Klgl 31 4 15 Recedite polluti, clamaverunt eis: recedite, abite,nolite tangere: jurgati quippe sunt, et commoti: dixerunt inter gentes: Non addet ultra ut habitet in eis. PHE. Zurück, Befleckte! rief man ihnen zu; zurück, hinweg, streifet nicht an!²⁵ So bedrohte und verstieß man sie und sprach unter den Völkern: Nicht ferner mehr soll jemand unter ihnen weilen!²⁶ Phe. Klagelieder Klgl 31 4 15 25 Dem den Aussätzigen vorgeschriebenen Rufe entsprechend. [Lev 13,45] Klagelieder Klgl 31 4 15 26 Hebr.: Wenn sie flüchteten, wankten sie umher Man sagt unter den Völkern: Sie dürfen nicht länger weilen. In Furcht und Schrecken schweifen sie unstet bald hierhin, bald dorthin, der Drohung [Dtn 28,65] gemäß. Klagelieder Klgl 31 4 16 Facies Domini divisit eos, non addet ut respiciat eos: facies sacerdotum non erubuerunt, neque senum miserti sunt. AIN. Des Herrn Blick hat sie zerteilt, nicht schaut er ferner auf sie; denn sie haben das Angesicht der Priester nicht geachtet und kein Erbarmen gehabt mit Greisen.²⁷ Ain. Klagelieder Klgl 31 4 16 27 Nicht mehr sieht der Herr sie gnädig an, sondern verlässt sie und überliefert sie der Wut ihrer Feinde, die weder für die Priesterwürde Ehrfurcht, noch für das Alter Achtung kennen. Klagelieder Klgl 31 4 17 Cum adhuc subsisteremus, defecerunt oculi nostri ad auxilium nostrum vanum, cum respiceremus attenti ad gentem, quæ salvare non poterat. SADE. So lange wir noch bestanden, schauten unsere Augen nach eitler Hilfe für uns aus; wir blickten sehnsüchtig aus nach einem Volke, das nicht helfen konnte.²⁸ Sade. Klagelieder Klgl 31 4 17 28 Wie der Prophet in V. 6 die Bosheit des Volkes, in V. 13 die Sünden der Priester und falschen Propheten angeklagt hat, so tadelt er jetzt jenes verhängnisvolle Vertrauen, das sie auf menschliche Hilfe gesetzt. So zeigt er die wahre Ursache des Unglückes, ist doch diese Erkenntnis der erste Schritt zum Heile. Wie oft hat er das Volk vergeblich vor den Bündnissen mit auswärtigen Völkern, insbesondere mit den Ägyptern, gewarnt (solange wir noch bestanden: solange Sion noch nicht erobert war). Wenigstens jetzt mögen sie, durch die Erfahrung belehrt, ihre Torheit bekennen! Klagelieder Klgl 31 4 18 Lubricaverunt vestigia nostra in itinere platearum nostrarum, appropinquavit finis noster: completi sunt dies nostri, quia venit finis noster. COPH. Unsere Schritte glitten aus, da wir in unsern Straßen wandelten,²⁹ nahe ist unser Ende; unsere Tage sind um, denn unser Ende ist gekommen! Koph. Klagelieder Klgl 31 4 18 29 Hebr.: Sie stellten unseren Schritten nach, dass wir nicht gingen auf unseren Straßen. Die Chaldäer, welche die Stadt umschlossen hielten, machten wie Jäger, dass der König und die Fürsten nicht etwa entflohen. Nun erkannten die Juden, dass ihr Reich ein Ende habe. Klagelieder Klgl 31 4 19 Velociores fuerunt persecutores nostri aquilis cli: super montes persecuti sunt nos, in deserto insidiati sunt nobis. RES. Schneller waren unsere Verfolger als die Adler unter dem Himmel, über die Berge hin setzten sie uns nach, in der Wüste lauerten sie uns auf.³⁰ Resch. Klagelieder Klgl 31 4 19 30 Erinnerung daran, wie vergeblich es war, dass Sedekias und die Fürsten zu fliehen versuchten. Die Schnelligkeit der Chaldäer ereilte sie. Die Worte rufen die Drohung [Dtn 28,49; Jer 4,13] ins Gedächtnis zurück. Sedekias floh nach Jericho zu, auf diesem Wege waren Hügel und Täler. In der Wüste bei Jericho wurde Sedekias ergriffen. Klagelieder Klgl 31 4 2 Filii Sion inclyti, et amicti auro primo: quomodo reputati sunt in vasa testea, opus manuum figuli? GHIMEL. Sions Söhne, die gefeierten, die mit dem feinsten Golde bekleidet waren,³ wie sind sie irdenen Gefäßen gleichgeachtet, dem Gebilde von des Töpfers Hand!⁴ Ghimel. Klagelieder Klgl 31 4 2 3 Hebr.: die teuren (kostbaren), dem Golde gleich geschätzten. Kostbar bezieht sich auf die heiligen Steine im Brustschilde des Hohenpriesters, gleichgeschätzt auf das Gold. (V. 1) Klagelieder Klgl 31 4 2 4 Wie verächtliche Gefäße weggeworfen. Erinnerung an die Weissagungen [Jer 18,4.6ff; Jer 19,10, Jer 22,28] Klagelieder Klgl 31 4 20 Spiritus oris nostri Christus Dominus captus est in peccatis nostris: cui diximus: In umbra tua vivemus in gentibus. SIN. Der Odem unseres Mundes, der Gesalbte, der Herr, ist ob unserer Sünden Gefangener,³¹ er, zu dem wir sprachen: In deinem Schatten werden wir leben unter den Völkern. Sin. Klagelieder Klgl 31 4 20 31 Hebr.: Der gesalbte Jahves ward in ihren Gruben gefangen. Er war gleichsam ihr Lebenshauch. Sie hofften, er werde zu fremden Völkern entkommen und sie dann dort unter seinem Schutze (Schatten) ein ruhiges Leben führen können. Klagelieder Klgl 31 4 21 Gaude, et lætare filia Edom, quæ habitas in terra Hus: ad te quoque perveniet calix, inebriaberis, atque nudaberis. THAU. Freue dich und frohlocke, Tochter Edom,³² die du im Lande Hus wohnst! auch an dich wird der Kelch kommen, du wirst trunken werden und entblößt.³³ Thau. Klagelieder Klgl 31 4 21 32 Ironisch. Klagelieder Klgl 31 4 21 33 Auch an dich wird die Reihe kommen, den Zornkelch Gottes zu trinken, er wird dich berauschen, vergl. [Jer 25,27], gefangen und beraubt wirst du trauern. Über das Land Hus siehe [Jer 25,20; Ijob 1,1]. Edom stellt dar, was alle Feinde Gottes und seines Reiches treffen soll. Doch während diese dahinsinken, geht für das Volk Gottes die Hoffnung auf. Klagelieder Klgl 31 4 22 Completa est iniquitas tua filia Sion, non addet ultra ut transmigret te: visitavit iniquitatem tuam filia Edom, discooperuit peccata tua. Zu Ende ist deine Verschuldung,³⁴ Tochter Sion! nicht wird er dich ferner wegführen lassen; deine Verschuldung, Tochter Edom! wird er heimsuchen, deine Sünden aufdecken. Klagelieder Klgl 31 4 22 34 Für dich ist von Gott ein Ende für Schuld und Strafe gesetzt. Vergl. [Jer 30,3Jer 31]. Doch Edoms Strafe wird zeigen, wie furchtbar es gesündigt. So schließt auch dies Lied mit der Niederlage der Feinde Gottes und dem Triumphe seines Volkes. Klagelieder Klgl 31 4 3 Sed et lamiæ nudaverunt mammam, lactaverunt catulos suos: filia populi mei crudelis, quasi struthio in deserto. DALETH. Selbst die Ungeheuer⁵ reichen ihre Brüste und säugen ihre Jungen;⁶ die Tochter meines Volkes ist grausam⁷ wie der Strauß in der Wüste.⁸ Daleth. Klagelieder Klgl 31 4 3 5 Hebr.: die Schakale. Klagelieder Klgl 31 4 3 6 An die Stelle des früheren Überflusses ist die bitterste Not getreten, Sion kann ihre Söhne nicht mehr ernähren, ist gezwungen, grausamer gegen sie zu sein als die wilden Tiere, welche doch ihre Jungen nähren. Klagelieder Klgl 31 4 3 7 Der Stimme der Natur vergessend und nicht vermögend, ihr zu gehorchen. Klagelieder Klgl 31 4 3 8 Der Strauß lässt die Eier, die er gelegt, im Sande der Wüste liegen. Vergl. [Ijob 39,15]. Klagelieder Klgl 31 4 4 Adhæsit lingua lactentis ad palatum ejus in siti: parvuli petierunt panem, et non erat qui frangeret eis. HE. Es klebt des Säuglings⁹ Zunge vor Durst am Gaumen, die Kindlein heischen Brot und niemand ist, der es ihnen breche.¹⁰ He. Klagelieder Klgl 31 4 4 9 Er beginnt mit denen, deren Elend am ehesten Mitleid erregt, den unschuldigen Kindern. Klagelieder Klgl 31 4 4 10 Das Brot wurde in runden Scheiben gebacken. Klagelieder Klgl 31 4 5 Qui vescebantur voluptuose, interierunt in viis: qui nutriebantur in croceis, amplexati sunt stercora. VAU. Die sonst Leckerbissen aßen, verschmachten auf den Gassen; die man in Scharlach hegte,¹¹ umklammern den Schmutz.¹² Vau. Klagelieder Klgl 31 4 5 11 Hebr.: trug. Klagelieder Klgl 31 4 5 12 Greifen gierig nach dem Schlechtesten und finden im Schmutze ihre Ruhestatt. Woher dieser Umschwung? Die Antwort gibt V. 6. Die Größe des Unglückes ist ein Spiegelbild der Größe ihrer Schuld. Klagelieder Klgl 31 4 6 Et major effecta est iniquitas filiæ populi mei peccato Sodomorum, quæ subversa est in momento, et non ceperunt in ea manus. ZAIN. Höher ist die Schuld der Tochter meines Volkes gewachsen als Sodoms Sünde, das in einem Augenblick umgekehrt ward, ohne dass eine Hand darüber kam.¹³ [Ex 19,24] Zain. Klagelieder Klgl 31 4 6 13 Besser war das Schicksal Sodomas, weil dessen Sünde auch geringer war. Ein plötzlicher Untergang ist wie ein plötzlicher Tod mit weniger Leiden verbunden; besonders aber sind jene schrecklichen Dinge fern, die hier genannt werden. Vergl. [Mt 10,15; Mt 11,24; Lk 10,12]. Die Juden hatten das Gesetz und Propheten mahnten sie unaufhörlich, Gott treu zu bleiben oder zu ihm zurückzukehren. Klagelieder Klgl 31 4 7 Candidiores Nazaræi ejus nive, nitidiores lacte, rubicundiores ebore antiquo, sapphiro pulchriores. HETH. Heller als Schnee strahlten ihre Nazaräer,¹⁴ weißer als Milch, rötlicher schimmernd als altes Elfenbein,¹⁵ schöner als Saphir. Heth. Klagelieder Klgl 31 4 7 14 Ihre Auserwählten, besonderer Ehre Würdigen, die Fürsten und Priester. Klagelieder Klgl 31 4 7 15 Hebr.: Rötlicher am Leibe als Korallen, Saphir war ihre Gestalt (eigentlich. Ihre Ausschneidung, als ob sie aus Saphir ausgeschnitten wären). Klagelieder Klgl 31 4 8 Denigrata est super carbones facies eorum, et non sunt cogniti in plateis: adhæsit cutis eorum ossibus: aruit, et facta est quasi lignum. TETH. Nun ist ihr Aussehen schwärzer geworden als Kohlen¹⁶ und man erkennt sie nicht auf den Straßen, ihre Haut klebt an ihrem Gebein, sie ist ausgedörrt und wie Holz geworden. Teth. Klagelieder Klgl 31 4 8 16 Hebr.: Als Schwärze. Klagelieder Klgl 31 4 9 Melius fuit occisis gladio, quam interfectis fame: quoniam isti extabuerunt consumpti a sterilitate terræ. JOD. Besser erging es denen, welche durch das Schwert fielen, als denen, welche der Hunger tötete; denn diese starben langsam dahin, dahinschmachtend ob der Unfruchtbarkeit des Feldes.¹⁷ Jod. Klagelieder Klgl 31 4 9 17 Hebr.: die dahinschmachten (gleichsam vor Hunger und Abzehrung), durchbohrt vom Mangel an des Feldes Früchten. Klagelieder Klgl 31 0 1 5. Gebet des Propheten Jeremias. (Kap. 5) Klagelieder Klgl 31 5 1 RECORDARE Domine quid acciderit nobis: intuere, et respice opprobrium nostrum. Gedenke,² o Herr! was uns widerfahren, schau und siehe unsere Schmach!³ Klagelieder Klgl 31 5 1 1 Diese Überschrift fehlt im Hebr. und in der Septuag. Klagelieder Klgl 31 5 1 2 Der Herr soll gedenken, um schnell zu helfen. Klagelieder Klgl 31 5 1 3 Derselbe wird im Folgenden erklärt. Das erste ist, dass ihr Eigentum von Fremden in Besitz genommen ist. Klagelieder Klgl 31 5 10 Pellis nostra, quasi clibanus exusta est a facie tempestatum famis. Unsere Haut ist verbrannt wie ein Ofen vor dem Glutwinde des Hungers.¹³ Klagelieder Klgl 31 5 10 13 Hebr.: Unsere Hut ist durchglüht wie ein Ofen von den Gluten des Hungers. Klagelieder Klgl 31 5 11 Mulieres in Sion humiliaverunt, et virgines in civitatibus Juda. Frauen schänden sie in Sion,¹⁴ Jungfrauen in den Städten von Juda. Klagelieder Klgl 31 5 11 14 So geht [Dtn 28,30.32] in Erfüllung. Klagelieder Klgl 31 5 12 Principes manu suspensi sunt: facies senum non erubuerunt. Fürsten werden an der Hand¹⁵ aufgehängt, das Antlitz der Ältesten¹⁶ wird nicht geachtet. Klagelieder Klgl 31 5 12 15 Hebr.: Durch ihre Hand, durch die Hand der Feinde. (Ephr.) Da nach [Dtn 21,23] verflucht ist von Gott, wer am Holze hängt, beklagt der Prophet diese Todesweise ganz insbesondere. Klagelieder Klgl 31 5 12 16 Der Fürsten und Beamten. Klagelieder Klgl 31 5 13 Adolescentibus impudice abusi sunt: et pueri in ligno corruerunt. Jünglinge werden schändlich missbraucht¹⁷ und Knaben sinken zusammen unter der Last des Holzes.¹⁸ Klagelieder Klgl 31 5 13 17 Hebr.: tragen Mühlsteine: werden zu harten Diensten angehalten. In der Mühle arbeiten war der Dienst der niedrigsten Sklaven. Klagelieder Klgl 31 5 13 18 Das sie tragen müssen. Klagelieder Klgl 31 5 14 Senes defecerunt de portis: juvenes de choro psallentium. Die Ältesten sitzen nicht mehr in der Torhalle, die Jünglinge nicht mehr bei dem Chor der Saitenspielenden.¹⁹ Klagelieder Klgl 31 5 14 19 So ist erfüllt, was Jeremias [Jer 16,9; Jer 25,10] vorhergesagt und [Dtn 28,20]. Klagelieder Klgl 31 5 15 Defecit gaudium cordis nostri: versus est in luctum chorus noster. Geschwunden ist die Freude unseres Herzens, in Trauer verwandelt unser Reigen.²⁰ Klagelieder Klgl 31 5 15 20 Der Voraussagung [Am 8,10] gemäß. Klagelieder Klgl 31 5 16 Cecidit corona capitis nostri: væ nobis, quia peccavimus. Entfallen ist die Krone unserm Haupte;²¹ wehe uns, dass wir gesündigt!²² Klagelieder Klgl 31 5 16 21 Alle unsere Herrlichkeit, unser Ruhm, unser Glück, unsere Freude. Klagelieder Klgl 31 5 16 22 Auf dies Bekenntnis zielt die Aufzählung ab. Klagelieder Klgl 31 5 17 Propterea mstum factum est cor nostrum, ideo contenebrati sunt oculi nostri. Darüber ist unser Herz gramvoll geworden, darum sind unsere Augen verdunkelt,²³ Klagelieder Klgl 31 5 17 23 Vergl. [Klgl 2,11]. Klagelieder Klgl 31 5 18 Propter montem Sion quia disperiit, vulpes ambulaverunt in eo. ob des Berges Sion, der wüste liegt;²⁴ Füchse streifen auf ihm umher.²⁵ Klagelieder Klgl 31 5 18 24 Der Mittelpunkt des Gottesreiches ist verwüstet und zerstört. Vergl. [Mi 3,12]. Klagelieder Klgl 31 5 18 25 Offen umher wie in einem Gebiete. So groß ist der Greuel der Verwüstung. Die Erwähnung Sions bietet den Übergang zum Gebete. Klagelieder Klgl 31 5 19 Tu autem Domine in æternum permanebis, solium tuum in generationem et generationem. Du aber, o Herr! bleibst in Ewigkeit, dein Thron von Geschlecht zu Geschlecht.²⁶ Klagelieder Klgl 31 5 19 26 Ist auch das Schattenbild des Thrones Gottes dahingesunken, Gottes wahrer Thron ist ewig und seine Treue unveränderlich, so wird er also zu seiner Zeit seinen Thron auf Sion wiederherstellen und auf ewig begründen, wie er David verheißen. [2Sam 7,14ff] Klagelieder Klgl 31 5 2 Hereditas nostra versa est ad alienos: domus nostræ ad extraneos. Unser Erbe ist Fremden zuteil geworden, unsere Häuser Ausländern.⁴ Klagelieder Klgl 31 5 2 4 Vergl. [2Kön 25,9; Jer 52,13]. Einen Teil des Landes hatten die Edomiter besetzt, wie [Ez 35,10ff] zeigt. Klagelieder Klgl 31 5 20 Quare in perpetuum oblivisceris nostri? Derelinques nos in longitudine dierum? Warum willst du unser auf ewig vergessen, uns verlassen die Länge der Tage?²⁷ Klagelieder Klgl 31 5 20 27 Da Gottes Reich ewig ist, fügt der Prophet die Bitte bei, Gott wolle seines Reiches hier auf Erden unter seinem Volke nicht vergessen, damit es nicht scheine, er habe es auf die Länge der Tage verlassen und gänzlich der Macht der Feinde preisgegeben. Gott vergisst, wenn er nicht hilft. Klagelieder Klgl 31 5 21 Converte nos Domine ad te, et convertemur: innova dies nostros, sicut a principio. Bekehre uns zu dir, o Herr! so werden wir uns bekehren,²⁸ erneuere unsere Tage wie vor alters.²⁹ Klagelieder Klgl 31 5 21 28 Wohl konnte das Volk aus eigener Kraft Gott verlassen, doch nicht ebenso kann es aus eigener Kraft zu ihm zurückkehren. Gott muss mit seiner zuvorkommenden Gnade den Menschen einladen und zu sich ziehen, soll dieser sich bekehren. Klagelieder Klgl 31 5 21 29 Wie du vor alters bewirkt, dass die ersten Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob dir in Glaube, Hoffnung und Liebe ergeben waren, so gewähre auch uns, dass wir dir treu und ergeben seien. Erneuere deinen Bund, wie du ihn in der Vorzeit geschlossen. Dies wird bestätigt durch den Zusatz: Bei Gott ist es beschlossen, sein Volk nicht auf ewig zu verwerfen. Aus V. 21 und [Sach 1,3] folgt die Lehre von der zuvorkommenden Gnade. (Trid. Konz. Sitz 6 Kap. 5) Klagelieder Klgl 31 5 22 Sed projiciens repulisti nos, iratus es contra nos vehementer. Doch du hast uns verstoßen und verworfen, bist überaus auf uns erzürnt.³⁰ Klagelieder Klgl 31 5 22 30 Hebr.: Oder solltest du etwa uns ganz verwerfen, auf uns zürnen allzusehr? Vergl. [Jer 14,19]. Nein, du kannst es nicht, also bleibt uns sichere Hoffnung. Klagelieder Klgl 31 5 3 Pupilli facti sumus absque patre, matres nostræ quasi viduæ. Wir sind Waisen geworden ohne Vater, unsere Mütter Witwen gleich.⁵ Klagelieder Klgl 31 5 3 5 Zu der Beraubung kommt hinzu, dass sie alles Schutzes und aller Verteidigung entbehren. Wir sind wie Waisen geworden, die keinen Beschützer haben. Unsere Mütter sind Witwen gleich, denn wenn auch die Männer am Leben sind, können sie dennoch keinen Schutz und Schirm gewähren. Klagelieder Klgl 31 5 4 Aquam nostram pecunia bibimus: ligna nostra pretio comparavimus. Unser Wasser tranken wir um Geld,⁶ unser Holz müssen wir um Zahlung erwerben.⁷ Klagelieder Klgl 31 5 4 6 Selbst den allen sonst zugänglichen und notwendigsten Dinge müssen sie sich um Geld verschaffen. Klagelieder Klgl 31 5 4 7 Ein hartes Joch lastet auf dem Nacken derer, welchen die Chaldäer zu bleiben gestattet. Klagelieder Klgl 31 5 5 Cervicibus nostris minabamur, lassis non dabatur requies. Mit Ketten auf unsern Nacken werden wir dahingetrieben; sind wir müde, so gönnt man uns keine Ruhe.⁸ Klagelieder Klgl 31 5 5 8 Hebr.: Auf unsern Nacken werden wir verfolgt Gewalt wird uns angetan, der Feind zwingt uns zu harter Arbeit, ein hartes Joch wird uns auferlegt. Klagelieder Klgl 31 5 6 gypto dedimus manum, et Assyriis ut saturaremur pane. Ägypten reichen wir die Hand und den Assyriern, uns mit Brot zu sättigen.⁹ Klagelieder Klgl 31 5 6 9 Nichts bleibt ihnen übrig als Knechtschaft: entweder müssen sie sich den Ägyptern unterwerfen, wenn sie Palästina verlassen, oder den Chaldäern, wenn sie bleiben, wollen sie anders Unterhalt finden. Hebr.: Nach Ägypten strecken sie die Hand aus, nach Assyrien usw. Assur wird oft allgemeiner gesetzt für Assyrien und das Babylonische Reich, das gleichsam sein Erbe ward. Die Septuag. hat: Ägypten legt die Hand auf (gewalttätig). Klagelieder Klgl 31 5 7 Patres nostri peccaverunt, et non sunt: et nos iniquitates eorum portavimus. Unsere Väter haben gesündigt und sind nicht mehr und wir tragen ihre Verschuldungen.¹⁰ Klagelieder Klgl 31 5 7 10 Alles Unglück stammt aus der Sünde und diese ist eine Verschuldung des ganzen Volkes. Für zeitliche Strafen und Heimsuchungen gelten die Worte [Ex 20,5; Dtn 5,9]. Klagelieder Klgl 31 5 8 Servi dominati sunt nostri: non fuit qui redimeret de manu eorum. Knechte¹¹ haben Gewalt über uns erlangt, niemand rettet uns aus ihrer Hand. Klagelieder Klgl 31 5 8 11 Die Unwürdigkeit der Verfolger wird geschildert: die uns bedrücken sind Knechte. So heißen auch die Statthalter der Heiden. Klagelieder Klgl 31 5 9 In animabus nostris afferebamus panem nobis, a facie gladii in deserto. Mit Gefahr unseres Lebens holen wir unser Brot angesichts des Schwertes der Wüste.¹² Klagelieder Klgl 31 5 9 12 Die umherschweifenden Chaldäer verfolgen und töten die zurückgebliebenen armen Juden ungestraft. Das Schwert der Wüste sind bewaffnete Räuber. Vergl. die Drohungen [Dtn 28,48]. Und doch reicht das so mühsam errungene Brot nicht zur Stillung des Hungers. Baruch Bar 32 0 1 Einleitung. I. Flehen des Volkes. (1,15 3,8) 1. Sündenbekenntnis. (1,15 2,10) Baruch Bar 32 1 1 Et hæc verba libri, quæ scripsit Baruch filius Neriæ, filii Maasiæ, filii Sedeciæ, filii Sedei, filii Helciæ in Babylonia, Dies sind die Worte des Buches,¹ welche Baruch, der Sohn Nerias', des Sohnes Maasias', des Sohnes Sedekias', des Sohnes Sedeis,² des Sohnes Helkias', in Babylon³ geschrieben hat, Baruch Bar 32 1 1 1 Wie [Jer 36,32]. Baruch Bar 32 1 1 2 Septuag.: Asadias. Baruch Bar 32 1 1 3 In Babylon findet besser seinen Platz in Vers 2 als Bezeichnung des Ortes und der Zeit, zu der das Buch des Weggeführten vorgelesen ward. Baruch Bar 32 1 10 Et dixerunt: Ecce misimus ad vos pecunias, de quibus emite holocautomata, et thus, et facite manna, et offerte pro peccato ad aram Domini Dei nostri: Und sie sprachen:¹⁵ Sehet, wir senden euch Geld; kaufet dafür Brandopfer und Weihrauch¹⁶ und bereitet Speiseopfer und bringet Sündopfer auf dem Altare des Herrn, unseres Gottes, dar.¹⁷ Baruch Bar 32 1 10 15 Schrieben dazu. Baruch Bar 32 1 10 16 Griechisch: Kaufet Opfertiere zu Brand- und Sündopfern. Baruch Bar 32 1 10 17 Nur in Jerusalem durften Opfer dargebracht werden. Baruch Bar 32 1 11 Et orate pro vita Nabuchodonosor regis Babylonis, et pro vita Balthasar filii ejus ut sint dies eorum sicut dies cli super terram: und betet für das Leben Nabuchodonosors, des Königs von Babylon,¹⁸ und für das Leben Balthasars, seines Sohnes,¹⁹ dass ihre Tage den Tagen des Himmels gleich seien auf Erden²⁰ Baruch Bar 32 1 11 18 Sie folgen jetzt der Mahnung [Jer 29,7]. Baruch Bar 32 1 11 19 Nicht der [Dan 5,1] genannte Baltassar. Baruch Bar 32 1 11 20 Sprichwörtliche Redensart. Vergl. [1Kön 1,31; Neh 2,3; Dan 3,9; Dan 5,10; Dan 6,6.21]. Möge der König lange und glücklich leben! Baruch Bar 32 1 12 Et ut det Dominus virtutem nobis, et illuminet oculos nostros ut vivamus sub umbra Nabuchodonosor regis Babylonis, et sub umbra Balthasar filii ejus, et serviamus eis multis diebus, et inveniamus gratiam in conspectu eorum. und dass der Herr uns Stärke verleihe und unsere Augen erleuchte, damit wir unter dem Schatten Nabuchodonosors, des Königs von Babylon, und unter dem Schatten Balthasars, seines Sohnes, leben mögen und wir denselben dienen viele Tage und Gnade finden vor ihnen.²¹ Baruch Bar 32 1 12 21 Verschwunden sind die falschen Hoffnungen und was Jeremias ihnen so oft eingeprägt [Jer 28,2; Jer 29,16.21], hat bei ihnen Glauben gefunden. So bitten sie denn Gott, er wolle ihnen Kraft geben, die Strafe zu ertragen, und ihre Augen erleuchten, d.i. sie in ihrer Trübsal stärken und aufrichten, vergl. [1Sam 14,29], endlich, der König möchte ihnen, so lange sie dienstbar sein müssen, gnädig sein und er vielmehr über sie herrschen als andere härtere Tyrannen. Baruch Bar 32 1 13 Et pro nobis ipsis orate ad Dominum Deum nostrum: quia peccavimus Domino Deo nostro, et non est aversus furor ejus a nobis usque in hunc diem. Auch betet für uns selbst zu dem Herrn, unserm Gotte; denn wir haben wider den Herrn, unsern Gott, gesündigt und sein Grimm hat sich von uns nicht abgewendet bis auf diesen Tag.²² Baruch Bar 32 1 13 22 Diese Gesinnung hatte Jeremias ihnen gewünscht [Jer 3,25], diese schon Michäas sie gelehrt. [Jer 7,9] Baruch Bar 32 1 14 Et legite librum istum, quem misimus ad vos recitari in templo Domini, in die solemni, et in die opportuno: Und leset die Schrift, welche wir euch senden, dass sie im Tempel des Herrn an den Festtagen²³ an geeigneten Tagen²⁴ vorgetragen werde,²⁵ Baruch Bar 32 1 14 23 Am Laubhüttenfeste, das im siebten Monate vom fünfzehnten des Monats an durch acht Tage gefeiert wurde. Der erste und der achte Tag ward mit heiliger Versammlung gefeiert. An diesem Feste sollte das Gesetz vorgelesen werden. [Dtn 31,10-13] Baruch Bar 32 1 14 24 An Festtagen. Baruch Bar 32 1 14 25 Das griech. Wort weist auf ein reuiges Bekenntnis hin. Baruch Bar 32 1 15 Et dicetis: Domino Deo nostro justitia, nobis autem confusio faciei nostræ: sicut est dies hæc omni Juda, et habitantibus in Jerusalem, und sprechet:²⁶ Des Herrn, unsers Gottes ist die Gerechtigkeit, uns aber gebührt Beschämung unseres Angesichtes, wie es heute der Fall ist²⁷ an ganz Juda und den Bewohnern von Jerusalem, [Bar 2,6] Baruch Bar 32 1 15 26 Mit diesen Worten fügen die Weggeführten das Buch Baruch ihrem Briefe bei. Nach anderem Texte war das Folgende der Anfang des Buches. Baruch Bar 32 1 15 27 Vergl. [Mi 7,9; Jer 3,25]. Baruch Bar 32 1 16 Regibus nostris, et principibus nostris, et sacerdotibus nostris, et prophetis nostris, et patribus nostris. an unsern Königen und unsern Fürsten, unsern Priestern und unsern Propheten und unsern Vätern.²⁸ Baruch Bar 32 1 16 28 Die Schuld ist eine nationale, eine Versündigung des ganzen Volkes. Baruch Bar 32 1 17 Peccavimus ante Dominum Deum nostrum, et non credidimus, diffidentes in eum: Wir haben gesündigt vor dem Herrn, unserm Gott, und haben nicht geglaubt²⁹ und nicht auf ihn vertraut³⁰ Baruch Bar 32 1 17 29 Richtiger der andere Text: wir waren ungehorsam, rebellisch. Baruch Bar 32 1 17 30 Wir haben, den Ungehorsam leichtfertig für etwas Geringes ansehend, es verachtet, auf Gottes Stimme zu hören. Baruch Bar 32 1 18 Et non fuimus subjectibiles illi, et non audivimus vocem Domini Dei nostri ut ambularemus in mandatis ejus, quæ dedit nobis. und wir sind ihm nicht untertänig gewesen und haben nicht auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, gehört, dass wir nach seinen Geboten gewandelt wären, welche er uns gegeben. Baruch Bar 32 1 19 A die, qua eduxit patres nostros de terra gypti usque ad diem hanc, eramus incredibiles ad Dominum Deum nostrum: et dissipati recessimus, ne audiremus vocem ipsius. Von dem Tage an, da er unsere Väter aus dem Lande Ägypten führte, bis auf diesen Tag waren wir ungelehrig gegen den Herrn, unsern Gott, und säumig und hielten uns fern, um seine Stimme nicht zu hören. Baruch Bar 32 1 2 In anno quinto, in septimo die mensis, in tempore quo ceperunt Chaldæi Jerusalem, et succenderunt eam igni. im fünften Jahr, am siebenten Tage des Monats, zur Zeit, als die Chaldäer Jerusalem erobert und niedergebrannt hatten.⁴ Baruch Bar 32 1 2 4 Vergl. [2Kön 25,8]. Nach [Jer 52,12] war es der zehnte Tag des fünften Monats. Baruch Bar 32 1 20 Et adhæserunt nobis multa mala, et maledictiones, quæ constituit Dominus Moysi servo suo: qui eduxit patres nostros de terra gypti, dare nobis terram fluentem lac et mel, sicut hodierna die. So heftete sich denn viel Unglück und Fluch an unsere Füße, wie der Herr es durch Moses, seinen Diener, bestimmt, der unsere Väter aus dem Lande Ägypten führte, um uns ein Land zu geben, das von Milch und Honig fließt, wie es heutigestags der Fall ist.³¹ Baruch Bar 32 1 20 31 [Lev 26; Dtn 28,29.32] Zurzeit fühlen wir die angedrohten Übel. Baruch Bar 32 1 21 Et non audivimus vocem Domini Dei nostri secundum omnia verba prophetarum, quos misit ad nos: Und wir haben nicht auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, gehört, auf alles, was die Propheten, die er zu uns gesandt hat, gesprochen haben;³² Baruch Bar 32 1 21 32 Wie der Ausdruck: heftete sich V. 20 auf mehrfaches Unglück hinweist, so die Erwähnung der Propheten auf mehrere Geschlechter. Baruch Bar 32 1 22 Et abivimus unusquisque in sensum cordis nostri maligni, operari diis alienis, facientes mala ante oculos Domini Dei nostri. sondern sind hingegangen, ein jeder nach dem Sinne seines bösen Herzens, um fremden Göttern zu dienen und zu tun, was böse ist in den Augen des Herrn, unsers Gottes.³³ Baruch Bar 32 1 22 33 Der selbst unter uns wohnte. Baruch Bar 32 1 3 Et legit Baruch verba libri hujus ad aures Jechoniæ filii Joakim regis Juda, et ad aures universi populi venientis ad librum, Und Baruch las⁵ die Worte dieses Buches vor den Ohren Jechonias', des Sohnes Joakims, des Königs von Juda, und vor den Ohren des ganzen Volkes, welches gekommen war, das Buch zu hören, Baruch Bar 32 1 3 5 Baruch las in Babylon im fünften Jahre usw. Das elfte des Sedekias war das Jahr, in dem Jerusalem zerstört ward. Das fünfte Jahr darauf ist es, in dem Baruch auftritt. Dass die fortgeführten Juden sich einer großen Freiheit erfreuten, zeigte auch [Bar 2,2] und [Jer 29,5; Dan 13,5]. Jechonias hatte sich freiwillig dem Könige Nabuchodonosor übergeben. Sedekias hingegen wird hier nicht erwähnt; er wurde entweder in strengerem Gewahrsam gehalten oder war bereits tot. Baruch Bar 32 1 4 Et ad aures potentium filiorum regum, et ad aures presbyterorum, et ad aures populi, a minimo usque ad maximum eorum omnium habitantium in Babylonia, ad flumen Sodi. und vor den Ohren der Mächtigen,⁶ der Königssöhne,⁷ und vor den Ohren der Ältesten und vor den Ohren des Volkes,⁸ vom Kleinsten bis zum Größten, vor allen, die in Babylon, am Flusse Sodi,⁹ wohnten. Baruch Bar 32 1 4 6 Der Kriegsanführer. Baruch Bar 32 1 4 7 Der Angehörigen der königlichen Familie. Baruch Bar 32 1 4 8 Im Griech. und in der Vulg. wird das Volk zweimal erwähnt. Anderer Text: Er las vor den Ohren Sedekias (?), des Sohnes Joachims, des Königs von Juda und vor den Ohren der Mächtigen und der Söhne des Königs und der Ältesten und des ganzen Volkes die in Babylon am Flusse Suth wohnen. Baruch Bar 32 1 4 9 Über den Namen Sodi werden verschiedene Konjekturen aufgestellt. Baruch Bar 32 1 5 Qui audientes plorabant, et jejunabant, et orabant in conspectu Domini. Und da sie es hörten, weinten sie und fasteten und beteten vor dem Herrn. Baruch Bar 32 1 6 Et collegerunt pecuniam secundum quod potuit uniuscujusque manus. Und sie legten Geld zusammen, wie die Hand eines jeden zu geben vermochte, Baruch Bar 32 1 7 Et miserunt in Jerusalem ad Joakim filium Helciæ filii Salom sacerdotem, et ad sacerdotes, et ad omnem populum, qui inventi sunt cum eo in Jerusalem: und sandten es nach Jerusalem an Joakim, den Sohn des Helkias, des Sohnes Saloms, den Priester,¹⁰ und an die Priester und das ganze Volk, das sich bei ihm zu Jerusalem befand,¹¹ Baruch Bar 32 1 7 10 Joakim stand wohl an der Spitze der übrigen Priester und vertrat den in die Gefangenschaft weggeführten Hohenpriester, aus dessen Familie er wohl war. Baruch Bar 32 1 7 11 Viele von den Zurückgebliebenen siedelten sich um den Tempel herum an, vergl. [Jer 40,7], an dessen Stätte auch jetzt noch Opfer dargebracht wurden. [Jer 41,5] Baruch Bar 32 1 8 Cum acciperet vasa templi Domini, quæ ablata fuerant de templo, revocare in terram Juda decima die mensis Sivan, vasa argentea, quæ fecit Sedecias filius Josiæ rex Juda, damals, als Baruch die Gefäße des Tempels des Herrn, die aus dem Tempel weggeschleppt waren, erhalten hatte,¹² am zehnten Tage des Monats Sivan,¹³ um sie in das Land Juda zurückzubringen, nämlich die silbernen Gefäße, welche Sedekias, der Sohn Josias', der König von Juda, hatte machen lassen, Baruch Bar 32 1 8 12 Der andere Text liest: Um die Gefäße des Hauses des Herrn zu empfangen, welche weggenommen waren aus dem Tempel des Landes Juda in Babylonien d.i. welche Sedekias hatte anfertigen lassen, nachdem Nabuchodonosor den Tempel geplündert und Jechonias und die Fürsten weggeführt hatte. Diese Gefäße waren bei der letzten Einnahme Jerusalems gleichfalls nach Babylonien weggeführt, doch hatten die Juden dieselben, da sie weniger kostbar waren, wohl loskaufen können oder dieselben waren ihnen, wie V. 11. 12 nahelegen, vom Könige zurückgegeben. Die Vulgata bietet zwar inhaltlich das Gleiche, aber in weniger durchsichtiger Form. Baruch Bar 32 1 8 13 An diesem Tage erhielt er sie. Da dieser Tag dort fehlt, ist es in der Vulg. vielleicht irrtümlich eingesetzt. Baruch Bar 32 1 9 Posteaquam cepisset Nabuchodonosor rex Babylonis Jechoniam, et principes, et cunctos potentes, et populum terræ ab Jerusalem, et duxit eos vinctos in Babylonem. nachdem Nabuchodonosor, der König von Babylon, den Jechonias und die Fürsten und alle Mächtigen¹⁴ und das Volk des Landes von Jerusalem weggeführt und sie gefangen nach Babylon gebracht hatte. Baruch Bar 32 1 9 14 Der andere Text vinctos, nicht cunctos, Septuag. und Hebr.: die Mächtigen gebunden. Baruch Bar 32 0 1 Bekenntnis der Sünden. (V. 10) 2. Flehen um Erbarmung. Baruch Bar 32 2 1 Propter quod statuit Dominus Deus noster verbum suum, quod locutus est ad nos, et ad judices nostros, qui judicaverunt Israel, et ad reges nostros, et ad principes nostros, et ad omnem Israel, et Juda: Darum hat der Herr, unser Gott, sein Wort in Erfüllung gehen lassen, das er wider uns und wider unsere Richter, welche Israel richteten, und wider unsere Könige und wider unsere Fürsten und wider ganz Israel und Juda gesprochen,¹ Baruch Bar 32 2 1 1 Die Aufzählung der einzelnen Stände erinnert daran, dass ein jeder derselben von den Propheten gemahnt war. Baruch Bar 32 2 10 Et non audivimus vocem ipsius ut iremus in præceptis Domini, quæ dedit ante faciem nostram. und wir hörten nicht auf seine Stimme, dass wir nach den Geboten des Herrn gewandelt wären, die er uns vor Augen gestellt. Baruch Bar 32 2 11 Et nunc Domine Deus Israel, qui eduxisti populum tuum de terra gypti in manu valida, et in signis, et in prodigiis, et in virtute tua magna, et in brachio excelso, et fecisti tibi nomen sicut est dies iste: Und nun, o Herr, Gott Israels!⁶ der du dein Volk aus dem Lande Ägypten mit starker Hand geführt hast, mit Zeichen und Wundern, in deiner großen Kraft und mit erhobenem Arme, und dir einen Namen gemacht hast, wie es an diesem Tage der Fall ist;⁷ [Dan 9,15] Baruch Bar 32 2 11 6 Gott hat Israel, wenn es Buße tut, Verzeihung verheißen. [Dtn 30,1ff; Jer 3,14ff; Jer 4,4; Jer 30,7; Jer 31,18] u.a. Baruch Bar 32 2 11 7 Lass dies nicht alles umsonst geschehen sein! Und doch ist es fast umsonst geschehen, da wir nur noch so wenige und verachtet und unter die Heiden verstreut sind. O Jahve, dessen Name Unterpfand seiner Treue in der Erfüllung seiner Verheißungen ist, Gott Israels, der du verheißen, diesen Namen zu ewiger Erinnerung anzunehmen, der du das Volk durch viele Wunder dir erworben hast, du wirst dein so ruhmvolles Werk zu Ende führen! Baruch Bar 32 2 12 Peccavimus, impie egimus, inique gessimus Domine Deus noster, in omnibus justitiis tuis. wir haben gesündigt, haben gottlos gehandelt, haben Unrecht getan, o Herr, unser Gott! wider alle deine Gebote.⁸ Baruch Bar 32 2 12 8 Noch [Dan 9,16] ist an dieser Stelle vielleicht zu verbinden: Nach all deinen Gerechtigkeiten wende sich dein Zorn von uns ab. Der du nach deiner Heiligkeit willst, dass wahre Gerechtigkeit auf Erden herrsche, erbarme dich deines Volkes und führe es zu dem Stande zurück, der deiner Herrlichkeit und Gerechtigkeit entspricht. Die Versabteilung hat für die Bestimmung des rechten Sinnes keinerlei Bedeutung. Baruch Bar 32 2 13 Avertatur ira tua a nobis: quia derelicti sumus pauci inter gentes, ubi dispersisti nos. Es wende sich dein Zorn von uns ab, denn wenige sind wir übriggelassen unter den Völkern, unter die du uns zerstreut hast. Baruch Bar 32 2 14 Exaudi Domine preces nostras, et orationes nostras, et educ nos propter te: et da nobis invenire gratiam ante faciem eorum, qui nos abduxerunt: Erhöre, Herr! unser Flehen und unser Gebet und rette uns um deinetwillen;⁹ lass uns Gnade finden vor dem Angesichte derer, die uns weggeführt haben,¹⁰ Baruch Bar 32 2 14 9 Wie du durch Isaias verheißen. [Jes 48,11] Ähnlich fleht Jeremias [Jer 14,7]. Baruch Bar 32 2 14 10 Schon unterwerfen sie sich dem Joche und bitten nur, Gott wolle es milder gestalten um seiner Barmherzigkeit willen. Baruch Bar 32 2 15 Ut sciat omnis terra quia tu es Dominus Deus noster, et quia nomen tuum invocatum est super Israel, et super genus ipsius. auf dass die ganze Erde inne werde, dass du der Herr, unser Gott, bist, und dass dein Name über Israel und dessen Geschlecht angerufen ist.¹¹ Baruch Bar 32 2 15 11 Zeige offenbar, dass du der Beschützer deines Volkes bist, der auch feindliche Gesinnung anderer gegen dasselbe in Wohlwollen umzuwandeln vermag. So wird allen offenbar werden, dass Israel das Volk Jahves mit Recht heißt. Baruch Bar 32 2 16 Respice Domine de domo sancta tua in nos, et inclina aurem tuam, et exaudi nos. Blicke auf uns, o Herr! von deinem heiligen Hause her und neige dein Ohr und erhöre uns.¹² [Dtn 26,15; Jes 63,15] Baruch Bar 32 2 16 12 Auch dass Gott in Jerusalem seine Wohnung hat (wenngleich das Volk fortgeführt ist, betet auch Daniel dorthin gewendet [Dan 6,10]), ist ein neuer Grund zum Erbarmen. Dort sind ja seine Augen geöffnet und sein Name wohnt daselbst, Gebete zu erhören. [1Kön 8,29] Baruch Bar 32 2 17 Aperi oculos tuos, et vide: quia non mortui, qui sunt in inferno, quorum spiritus acceptus est a visceribus suis, dabunt honorem, et justificationem Domino: Tue deine Augen auf und siehe; denn nicht die Toten in der Unterwelt, deren Geist aus ihrem Leibe genommen, werden der Gerechtigkeit des Herrn Preis und Ehre darbringen;¹³ [Jes 37,17] Baruch Bar 32 2 17 13 Jene können Gott nicht als gerecht und herrlich preisen und anderen seine Ehre und Gerechtigkeit verkünden. Deshalb gehört es den Lebenden zu, Gott zu loben, was jedes Mal gilt, so oft Lebende und Tote verglichen werden. Vergl. [Jes 38,18.19; Ps 6,6; Ps 87,11; Ps 113,17] und insbesondere [Ps 29,10] hebr. Baruch Bar 32 2 18 Sed anima, quæ tristis est super magnitudine mali, et incedit curva, et infirma, et oculi deficientes, et anima esuriens dat tibi gloriam et justitiam Domino. sondern die Seele, welche über die Größe des Unglücks betrübt ist und gebeugt und kraftlos einhergeht, und die ermatteten Augen und die Mangel leidende Seele, sie werden dir, dem Herrn, Ehre und Rechtfertigung darbringen.¹⁴ Baruch Bar 32 2 18 14 Die Seele, welche Gott erkennt, hat diese Erde verlassen und nur ihr Leib ist zurückgeblieben. Wohl aber verkünden die Büßenden Gottes Lob und preisen seine Gerechtigkeit. Baruch Bar 32 2 19 Quia non secundum justitias patrum nostrorum nos fundimus preces, et petimus misericordiam ante conspectum tuum Domine Deus noster: Denn nicht ob der Gerechtigkeit unserer Väter bringen wir unser Flehen dar und bitten um Barmherzigkeit vor deinem Angesichte, Herr, unser Gott! Baruch Bar 32 2 2 Ut adduceret Dominus super nos mala magna, quæ non sunt facta sub clo, quemadmodum facta sunt in Jerusalem, secundum quæ scripta sunt in lege Moysi, so dass er ein großes Unheil über uns kommen ließ, wie es unter dem Himmel noch nicht geschehen, nun aber Jerusalem betroffen hat, so wie es im Gesetze Moses geschrieben ist, [Dtn 28,53] Baruch Bar 32 2 20 Sed quia misisti iram tuam, et furorem tuum super nos, sicut locutus es in manu puerorum tuorum prophetarum, dicens: sondern weil du deinen Zorn und deinen Grimm über uns gesandt hast,¹⁵ wie du durch deine Diener, die Propheten, gesprochen und gesagt hast:¹⁶ Baruch Bar 32 2 20 15 Gottes Lob und Ehre wird um so größer sein, weil er denen Gnade erweist, welche weder ein eigenes Verdienst, noch ein Verdienst ihrer Väter aufweisen können, wohl aber viel Verschuldung und Sünde. Sondern fehlt im Griech, anderer latein. Text, Syr. Der Sinn ist also: Nicht im Vertrauen auf unser oder unserer Väter Verdienst flehen wir, wir verdienen kein Glück, denn gerecht sucht uns das Unglück heim, wir dulden, was bei uns durch deine Diener, die Propheten, angedroht. Baruch Bar 32 2 20 16 Das Folgende ist aus [Jer 27,12] und [Jer 7,34] und [Jer 25,10] zusammengestellt. Baruch Bar 32 2 21 Sic dicit Dominus: Inclinate humerum vestrum, et cervicem vestram, et opera facite regi Babylonis: et sedebitis in terra, quam dedi patribus vestris. So spricht der Herr: Beuget eure Schulter und euern Nacken¹⁷ und seid dem Könige von Babylon untertan, so werdet ihr in dem Lande wohnen bleiben, welches ich euern Vätern gegeben habe. Baruch Bar 32 2 21 17 Und euren Nacken ist Doppelübersetzung. Baruch Bar 32 2 22 Quod si non audieritis vocem Domini Dei vestri operari regi Babyloniæ: defectionem vestram faciam de civitatibus Juda, et a foris Jerusalem, Wenn ihr aber nicht auf die Stimme des Herrn, eures Gottes, hört und dem Könige von Babylon nicht dienstbar sein wollt, so werde ich euch aus den Städten von Juda und aus Jerusalem verstoßen Baruch Bar 32 2 23 Et auferam a vobis vocem jucunditatis, et vocem gaudii, et vocem sponsi, et vocem sponsæ, et erit omnis terra sine vestigio ab inhabitantibus eam. und werde den Ruf des Jubels und den Schall der Freude, die Stimme des Bräutigams und die Stimme der Braut bei euch verstummen machen und das ganze Land soll unwegsam werden ohne Bewohner! Baruch Bar 32 2 24 Et non audierunt vocem tuam, ut operarentur regi Babylonis: et statuisti verba tua, quæ locutus es in manibus puerorum tuorum prophetarum, ut transferrentur ossa regum nostrorum, et ossa patrum nostrorum de loco suo: Doch sie hörten nicht auf deine Stimme, dass sie dem Könige von Babylon dienstbar geworden wären, und so hast du deine Worte erfüllt, die du durch deine Diener, die Propheten, gesprochen, dass die Gebeine unserer Könige und die Gebeine unserer Väter von ihrer Stätte weggenommen werden sollten:¹⁸ Baruch Bar 32 2 24 18 [Jer 8,1.2] Baruch Bar 32 2 25 Et ecce projecta sunt in calore solis, et in gelu noctis: et mortui sunt in doloribus pessimis, in fame et in gladio, et in emissione. und siehe, sie liegen der Glut der Sonne und der Kälte der Nacht preisgegeben, nachdem jene unter peinigenden Schmerzen durch Hunger und Schwert und Vertreibung gestorben sind.¹⁹ Baruch Bar 32 2 25 19 Vergl. [Jer 4,14; Jer 10,19; Jer 14,12.17; Jer 15,18; Jer 24,10; Jer 30,12; Jer 34,17; Jer 38,2] u.a. Vertreibung: richtiger Pest. Baruch Bar 32 2 26 Et posuisti templum, in quo invocatum est nomen tuum in ipso, sicut hæc dies, propter iniquitatem domus Israel, et domus Juda. Und den Tempel, in dem dein Name angerufen ward, hast du in den Stand versetzt, in dem er heute ist,²⁰ ob der Verschuldung des Hauses Israel und des Hauses Juda. Baruch Bar 32 2 26 20 Zerstört und verbrannt. [Jer 7,14] und [Jer 26,6.9] Baruch Bar 32 2 27 Et fecisti in nobis Domine Deus noster secundum omnem bonitatem tuam, et secundum omnem miserationem tuam illam magnam: Gegen uns aber, Herr, unser Gott! hast du nach all deiner Güte und nach all deiner so großen Barmherzigkeit gehandelt,²¹ Baruch Bar 32 2 27 21 Wir haben verdient, gänzlich ausgetilgt zu werden, doch du hast deine Gerechtigkeit durch Güte gemildert und so sind noch Überlebende da, die Chaldäer lassen nach in ihrem Grimme und dem Volke geht die Hoffnung auf Rückkehr auf. Sie preisen, dass Gott erfüllt, was er durch Jeremias verheißen. [Jer 4,27; Jer 5,10]. Vergl. [Klgl 3,22]. Baruch Bar 32 2 28 Sicut locutus es in manu pueri tui Moysi in die, qua præcepisti ei scribere legem tuam coram filiis Israel, wie du durch deinen Diener Moses gesprochen²² an dem Tage, da du ihm befahlst, dein Gesetz vor den Söhnen Israels aufzuschreiben, Baruch Bar 32 2 28 22 Wie sie in ihrer Zerstreuung die durch Moses gegebenen Weissagungen erfüllt sehen, so dürfen sie vertrauen, dass auch in Erfüllung gehen wird, was der Herr betreffs ihrer Rückkehr zugesagt. Baruch Bar 32 2 29 Dicens: Si non audieritis vocem meam, multitudo hæc magna convertetur in minimam inter gentes, quo ego eos dispergam: indem du sprachst: Wenn ihr nicht auf meine Stimme hört, so soll diese große Menge zu einer winzigen Schar werden unter den Völkern, unter die ich sie zerstreuen werde;²³ Baruch Bar 32 2 29 23 Vergl. [Lev 26,32ff; Dtn 28,62-64]. Baruch Bar 32 2 3 Ut manducaret homo carnes filii sui, et carnes filiæ suæ. dass man das Fleisch seines Sohnes und das Fleisch seiner Tochter essen würde.² Baruch Bar 32 2 3 2 Nur ein Beispiel der dort ausgesprochenen Drohungen wird angeführt. Vergl. [Jer 19,9; Ez 5,9.10] Dass dies in der Tat geschehen, bezeugt Jeremias [Klgl 2,20] und [Klgl 4,10]. Ähnliches geschah bei der Belagerung Samarias [2Kön 6,28.29]. Baruch Bar 32 2 30 Quia scio quod me non audiet populus: populus est enim dura cervice: et convertetur ad cor suum in terra captivitatis suæ: denn ich weiß, dass dies Volk nicht auf mich hört, da es ein halsstarriges Volk ist; dort im Lande seiner Gefangenschaft wird es in sich gehen²⁴ Baruch Bar 32 2 30 24 Vergl. [Ex 32,9; Ex 33,3.5; Ex 34,9; Dtn 9,6.13; Dtn 31,27.29] und [Jer 7,26; Jer 17,23; Jer 19,15]. Die Bekehrung wird vorausgesagt [Lev 26,40.41; Dtn 4,30; Dtn 31,1]. Baruch Bar 32 2 31 Et scient quia ego sum Dominus Deus eorum, et dabo eis cor, et intelligent: aures, et audient. und sie werden erkennen, dass ich der Herr, ihr Gott bin, und ich werde ihnen ein Herz geben, dass sie einsehen,²⁵ und Ohren, dass sie hören,²⁶ Baruch Bar 32 2 31 25 Vergl. [Lev 26,44; Dtn 4,39; Dtn 30,6]. Baruch Bar 32 2 31 26 Vergl. [Dtn 29,4; Jer 5,21; Jer 24,7]. Baruch Bar 32 2 32 Et laudabunt me in terra captivitatis suæ, et memores erunt nominis mei. und sie werden mich preisen im Lande ihrer Gefangenschaft und meines Namens eingedenk sein. Baruch Bar 32 2 33 Et avertent se a dorso suo duro, et a malignitatibus suis: quia reminiscentur viam patrum suorum qui peccaverunt in me. Und sie werden sich von ihrer Störrigkeit und ihren bösen Taten abwenden; weil sie sich erinnern werden, wie es ihren Vätern ergangen ist, die gegen mich gesündigt haben. Baruch Bar 32 2 34 Et revocabo illos in terram, quam juravi patribus eorum Abraham, Isaac, et Jacob, et dominabuntur eis: et multiplicabo eos, et non minorabuntur. Dann will ich sie zurückrufen in das Land, das ich ihren Vätern Abraham, Isaak und Jakob zugeschworen habe, und sie sollen darin herrschen und ich will sie mehren und sie sollen nicht gering werden an Zahl.²⁷ Baruch Bar 32 2 34 27 Rückkehr, ruhiger Besitz des Landes, Vermehrung des Volkes Gottes werden verheißen. Vergl. [Dtn 30,3.5; Jer 30,3]. Baruch Bar 32 2 35 Et statuam illis testamentum alterum sempiternum, ut sim illis in Deum, et ipsi erunt mihi in populum: et non movebo amplius populum meum, filios Israel a terra, quam dedi illis. Und ich will mit ihnen einen anderen, ewigen Bund schließen, so dass ich ihr Gott und sie mein Volk sein werden, und nicht mehr will ich mein Volk, die Kinder Israels, aus dem Lande vertreiben, welches ich ihnen gegeben habe.²⁸ Baruch Bar 32 2 35 28 Beschreibung des Messianischen Reiches, zu dem die Rückkehr nach Palästina gleichsam der erste Schritt und die Vorbereitung war. Baruch Bar 32 2 4 Et dedit eos sub manu regum omnium, qui sunt in circuitu nostro in improperium, et in desolationem in omnibus populis, in quibus nos dispersit Dominus. Und er unterwarf sie der Macht aller Könige ringsum uns her, zur Schmach und zur Misshandlung unter allen Völkern, unter welche uns der Herr zerstreut hat.³ Baruch Bar 32 2 4 3 Schon zur Zeit der Richter anderen Völkern unterworfen, waren sie zur Zeit der Könige zuletzt von Assyriern, Ägyptern und Chaldäern, zeitweise von Syriern, Moabitern und Ammonitern bekämpft. Es geschah, was Jeremias öfter vorhergesagt [Jer 18,16; Jer 19,8]. Baruch Bar 32 2 5 Et facti sumus subtus, et non supra: quia peccavimus Domino Deo nostro, non obaudiendo voci ipsius. Wir sind unterdrückt und nicht Herren,⁴ denn wir haben wider den Herrn, unsern Gott, gesündigt und seiner Stimme nicht gehorcht. Baruch Bar 32 2 5 4 Anspielung auf [Dtn 28,30]. Vergl. [Jer 7,24]. Baruch Bar 32 2 6 Domino Deo nostro justitia: nobis autem, et patribus nostris confusio faciei, sicut est dies hæc. Des Herrn, unseres Gottes, ist die Gerechtigkeit; uns aber und unseren Vätern gebührt Beschämung des Antlitzes, wie es denn jetzt der Fall ist. [Bar 1,15] Baruch Bar 32 2 7 Quia locutus est Dominus super nos omnia mala hæc, quæ venerunt super nos: Der Herr hat all dieses Übel, das über uns gekommen, über uns ausgesprochen Baruch Bar 32 2 8 Et non sumus deprecati faciem Domini Dei nostri, ut reverteremur unusquisque nostrum a viis nostris pessimis. und wir flehten nicht zu dem Herrn, unserm Gott, dass sich ein jeder von uns von seinen schlimmen Wegen bekehrt hätte. Baruch Bar 32 2 9 Et vigilavit Dominus in malis, et adduxit ea super nos: quia justus est Dominus in omnibus operibus suis, quæ mandavit nobis: Darum wachte der Herr über unser Unheil⁵ und ließ es über uns kommen, denn der Herr ist gerecht in all seinem Tun, auf das hin er uns Gebote gegeben; Baruch Bar 32 2 9 5 Vergl. [Jer 1,12]. Die Übel, die er angedroht, ließ er bis auf das letzte über uns kommen. Baruch Bar 32 0 1 3. Beschluss des Gebetes mit innigem Flehen. (V. 8) II. Lob der Weisheit und Weg des Heiles. (3,9 5,9) A. Aus sich kann der Mensch die Weisheit nicht erlangen. (V. 28) B. Wo ist die wahre Weisheit? Baruch Bar 32 3 1 Et nunc Domine omnipotens, Deus Israel, anima in angustiis, et spiritus anxius clamat ad te: Und nun, allmächtiger Herr,¹ Gott Israels! eine geängstete Seele und ein bekümmerter Geist ruft zu dir.² Baruch Bar 32 3 1 1 Jahve Sabaoth, Herr der Heerscharen. Er, der Mächtige, kann seinem betrübten Volke die Hilfe nicht versagen. Baruch Bar 32 3 1 2 Sie bringen zwei Gründe dar, weshalb sie Barmherzigkeit erlangen müssen: Gottes Erbarmen und ihr Bekenntnis. Baruch Bar 32 3 10 Quid est Israel quod in terra inimicorum es? Wie kommt es, Israel! dass du in dem Lande der Feinde bist?¹⁰ Baruch Bar 32 3 10 10 Wie sehr Israel solcher Unterweisung bedarf, zeigt das Unglück selbst, in dem es sich befindet. Baruch Bar 32 3 11 Inveterasti in terra aliena, coinquinatus es cum mortuis: deputatus es cum descendentibus in infernum. Du bist abgezehrt in fremdem Lande, verunreinigt bist du mit den Toten,¹¹ wurdest zu denen gezählt, die in die Unterwelt hinabsteigen.¹² Baruch Bar 32 3 11 11 Unrein wie Tote, welche sie verunreinigen, die sie berühren. Baruch Bar 32 3 11 12 Überaus Betrübte werden öfter mit Toten verglichen, so hier, wie [Ez 37,3ff], die Weggeführten. Baruch Bar 32 3 12 Dereliquisti fontem sapientiæ: Du hast die Quelle der Weisheit verlassen; Baruch Bar 32 3 13 Nam si in via Dei ambulasses, habitasses utique in pace sempiterna. denn wärest du Gottes Wege gewandelt,¹³ so würdest du in Frieden¹⁴ wohnen auf ewig. Baruch Bar 32 3 13 13 Auf dem Wege Gottes wandeln ist: der Weisheit anhängen. Der Weg Gottes ist der Weg, die Art, das Leben einzurichten, welche Gott von uns beobachtet sehen will, also seine Gebote. Diese Weisheit, welche wie eine nie versiegende Quelle durch Gesetz und Propheten stets dem Volke nahe war, haben sie verlassen. Zu dem Bilde vergl. [Jer 2,13]. Vergl. auch [Jes 48,18]. Baruch Bar 32 3 13 14 Friede ist Fülle der Güter und alles, was der Mensch begehren kann. Baruch Bar 32 3 14 Disce ubi sit prudentia, ubi sit virtus, ubi sit intellectus: ut scias simul ubi sit longiturnitas vitæ et victus, ubi sit lumen oculorum, et pax. Lerne, wo Klugheit ist, wo Stärke, wo Einsicht,¹⁵ auf dass du zugleich erkennest, wo langes Leben und Bestand, wo Licht der Augen und Friede.¹⁶ Baruch Bar 32 3 14 15 Die Weisheit wird durch drei Ausdrücke erklärt: Kenntnis dessen, was zu tun oder zu meiden ist, Kraft und Stärke, das Erkannte mit Überwindung aller Schwierigkeiten ins Werk zu setzen, rechte Einsicht, welche Gottes Gesetz als Richtschnur nehmend, den von ihr gewiesenen Weg einschlägt. Baruch Bar 32 3 14 16 Wo diese Weisheit ist, da finden sich auch die von dem Gesetze verheißenen Güter: langes Leben, vergl. [Ex 20,12; Spr 3,1; Spr 2,16; Ps 20,5; Ps 90,16; Sir 1,12], glückliches Leben bei dauernder Gesundheit. (Vergl. [Dtn 5,16] u.a.) Bestand: So nach dem Griech. Vulg.: das, was zum Leben notwendig. Licht der Augen: Siehe [Bar 1,12]. Der Glanz und die Freude der Augen spiegelt Glück und Kraft ab. Friede: Zusammenfassung aller Güter. Baruch Bar 32 3 15 Quis invenit locum ejus? Et quis intravit in thesauros ejus? Wer hat ihre Stätte gefunden und wer ist eingedrungen in ihre Schatzkammern?¹⁷ Baruch Bar 32 3 15 17 Wenn die Weisheit solchen Wert hat, wo ist sie also zu finden? Die Antwort gibt der Prophet, indem er zugleich ihren Wert zeigt, da sie durch keine Anstrengung der Menschen, für keine Schätze zu erwerben ist, erhaben über alles Menschliche. Übernatürlich ihrer Natur nach, kommt sie uns nur durch Gottes freie und unverdiente Offenbarung zu. Vergl. [Ijob 28,12]. Baruch Bar 32 3 16 Ubi sunt principes gentium, et qui dominantur super bestias, quæ sunt super terram? Wo sind die Herrscher der Völker und die, welche über die Tiere auf Erden gebieten,¹⁸ Baruch Bar 32 3 16 18 Vergl. [Jer 27,6; Jer 28,14]. Zugleich mit dem Lande ist den Königen untertan, was im Lande ist. Auf den assyrischen Denkmälern finden sich viele Darstellungen von Königen auf der Jagd. Baruch Bar 32 3 17 Qui in avibus cli ludunt, die sich an den Vögeln des Himmels spielend ergötzen, Baruch Bar 32 3 18 Qui argentum thesaurizant, et aurum, in quo confidunt homines, et non est finis acquisitionis eorum? Qui argentum fabricant et solliciti sunt, nec est inventio operum illorum? die Silber und Gold aufhäufen, auf welches die Menschen ihr Vertrauen setzen und das sie ruhelos zu erwerben trachten; die Silber verarbeiten¹⁹ und darum besorgt sind und deren Bemühungen unergründlich sind? Baruch Bar 32 3 18 19 Wo sind die Künstler? Baruch Bar 32 3 19 Exterminati sunt, et ad inferos descenderunt, et alii loco eorum surrexerunt. Sie sind vertilgt, in die Unterwelt hinabgestiegen und andere sind an ihre Statt getreten!²⁰ Baruch Bar 32 3 19 20 Der Mensch kann sich andern Menschen unterwerfen und über sie herrschen, er kann die Tiere dienstbar machen und durch seine Geschicklichkeit fangen und zähmen, er kann das, was in der Erde und in ihrem tiefsten Innern verborgen ist, zu seinem Nutzen und seiner Ergötzung verwenden, er kann das, was die Natur ihm bietet, mit mannigfacher Kunst vollenden und so viele kunstreiche Werke schaffen, dass nicht einmal alle erforscht und gezählt zu werden vermögen, aber mit alle dem erringt er sich noch nicht wahres Glück. Vergl. [Ijob 28,13-22]. Baruch Bar 32 3 2 Audi Domine, et miserere, quia Deus es misericors, et miserere nostri: quia peccavimus ante te. Höre, o Herr! und erbarme dich, du bist ja ein barmherziger Gott, erbarme dich unser, denn wir haben gesündigt vor dir. Baruch Bar 32 3 20 Juvenes viderunt lumen, et habitaverunt super terram: viam autem disciplinæ ignoraverunt, Jüngere schauten das Licht und wohnten auf Erden,²¹ aber den Weg der Zucht erkannten sie nicht Baruch Bar 32 3 20 21 Umsonst haben jene Schätze gesammelt, anderen fallen dieselben zu und von allem entblößt fahren jene in die Grube. Doch auch die Geschlechter, die nach ihnen gekommen sind, haben durch die vielen Erfahrungen der früheren Geschlechter nichts gelernt, vermögen nicht die Weisheit zu finden; diese bleibt so fern von ihnen wie von jenen. Baruch Bar 32 3 21 Neque intellexerunt semitas ejus, neque filii eorum susceperunt eam, a facie ipsorum longe facta est: und verstanden deren Pfade nicht;²² auch deren Söhne erfassten sie nicht, sondern sie blieb fern von ihnen.²³ Baruch Bar 32 3 21 22 Faden nicht, wo oder welches die Wege sind, aus denen die Menschen zur Weisheit gelangen möchten. Zucht ist Synonym für Weisheit. Baruch Bar 32 3 21 23 Griech.: sondern sie blieben fern von ihrem Wege, der zur Weisheit führt. Baruch Bar 32 3 22 Non est audita in terra Chanaan, neque visa est in Theman. Nicht ward sie im Lande Chanaan gehört noch in Theman gesehen.²⁴ Baruch Bar 32 3 22 24 Auch andere Mittel vermochten nicht den Menschen die Weisheit zu verschaffen. Von der wahren Weisheit hörte man nichts unter den Phöniziern, die durch ihre Schiffskunst weithin berühmt sind. Die Themaniter, im Südosten von Idumäa, waren wegen ihrer Weisheit berühmt. Baruch Bar 32 3 23 Filii quoque Agar, qui exquirunt prudentiam, quæ de terra est, negotiatores Merrhæ, et Theman, et fabulatores, et exquisitores prudentiæ et intelligentiæ: viam autem sapientiæ nescierunt, neque commemorati sunt semitas ejus. Auch die Söhne der Agar,²⁵ welche zwar die irdische Klugheit suchen, die Kaufleute von Merrha²⁶ und Theman²⁷ und die Erdichter von Fabeln²⁸ und die Forscher nach Klugheit und Einsicht²⁹ erkannten den Weg der Weisheit nicht noch gedachten sie an ihre Pfade. Baruch Bar 32 3 23 25 Die Ismaeliter, die arabischen Stämme der Nabathäer, Kedarener, Ituräer. Die Ismaeliter trieben Handel und besaßen Gold. Baruch Bar 32 3 23 26 Unbekannt. Baruch Bar 32 3 23 27 Wohl Thema, handeltreibender Stamm in Nordarabien. Baruch Bar 32 3 23 28 Weise, die in Sprichwörtern und Gleichnissen lehrten. Vergl. [Sir 20,19.20]. Baruch Bar 32 3 23 29 Nach jeder Art natürlicher und menschlicher Weisheit. Baruch Bar 32 3 24 O Israel quam magna est domus Dei, et ingens locus possessionis ejus! O Israel,³⁰ wie groß ist das Haus Gottes,³¹ wie ungeheuer die Stätte seines Besitztums!³² Baruch Bar 32 3 24 30 Das du allein die Weisheit besitzest, da Gott sie dir gewährt. Baruch Bar 32 3 24 31 Die ganze Welt, in welcher Gott als Leiter und Familienvater wohnt. Baruch Bar 32 3 24 32 Für den Menschen erscheint es endlos. Die Größe der Welt zeigt Gottes Güte, der unter allen Völkern Israel erwählt, ihm die Weisheit zu gewähren. Vergl. [Dtn 7,6-9] und [Dtn 10,14.15]. Baruch Bar 32 3 25 Magnus est, et non habet finem: excelsus et immensus. Groß ist sie und endlos! Hoch und unermesslich! Baruch Bar 32 3 26 Ibi fuerunt gigantes nominati illi, qui ab initio fuerunt, statura magna, scientes bellum. Dort waren die Riesen, jene vielgenannten, die in der Vorzeit lebten, gewaltigen Wuchses, kundig des Krieges.³³ Baruch Bar 32 3 26 33 Vergl. [Gen 6,4]. Doch sind die Worte des Propheten nicht auf die dort Genannten zu beschränken, da auch [Num 13,34; Dtn 2,10.11; Dtn 2,20] ebenso [Dtn 3,11; Jos 12,4; Jos 13,12] jener Riesen Erwähnung geschieht, welche hoch und des Krieges kundig waren und denen Israel das Land abnahm. Es gilt das [1Kor 1,27-29] genannte Gesetz Gottes schon hier. Baruch Bar 32 3 27 Non hos elegit Dominus, neque viam disciplinæ invenerunt: propterea perierunt. Nicht diese erwählte der Herr und sie fanden den Weg zur Erkenntnis nicht,³⁴ deshalb kamen sie auch um. Baruch Bar 32 3 27 34 Griech.: Und ihnen gab er den Weg der Erkenntnis nicht, den Weg, auf dem man zur wahren Weisheit gelangt, er gewährte ihnen nicht die Offenbarung, die er den Israeliten zuteil werden ließ. Baruch Bar 32 3 28 Et quoniam non habuerunt sapientiam, interierunt propter suam insipientiam. Weil sie die Weisheit nicht hatten, gingen sie durch ihre Torheit zugrunde. Baruch Bar 32 3 29 Quis ascendit in clum, et accepit eam, et eduxit eam de nubibus? Wer ist in den Himmel aufgefahren und hat sie geholt und herabgebracht aus den Wolken? Baruch Bar 32 3 3 Quia tu sedes in sempiternum, et nos peribimus in ævum? Denn du thronst in Ewigkeit und wir sollten auf immer verloren gehen?³ Baruch Bar 32 3 3 3 Ein anderer Grund: deine ewige Herrschaft und Macht kann nicht zulassen, dass wir ewig zugrunde gehen. Du musst den ewigen Bund wahren, den du mit den Patriarchen geschlossen, und kannst das Volk, welches du dir zum Eigentum und zum priesterlichen Königtum gewählt [Ex 19,5.6], nicht untergehen lassen. Vergl. [Bar 2,11.27.35]. Verloren gehen ist zu erklären nach [Bar 2,2.4.5.9.13.17] und nach dem folgenden V. 4. Baruch Bar 32 3 30 Quis transfretavit mare, et invenit illam? Et attulit illam super aurum electum? Wer hat das Meer durchschifft und sie gefunden? Wer hat sie herbeigebracht für auserlesenes Gold?³⁵ Baruch Bar 32 3 30 35 Ohne die Offenbarung Gottes kann diese Weisheit nicht erlangt werden, auch wenn der Mensch Himmel und Erde durchforscht und das Meer und lauteres Gold als Preis dafür anbietet. Baruch Bar 32 3 31 Non est qui possit scire vias ejus, neque qui exquirat semitas ejus: Niemand vermag die Wege zu ihr zu erkennen noch die Pfade zu ihr zu erkunden, Baruch Bar 32 3 32 Sed qui scit universa, novit eam, et adinvenit eam prudentia sua: qui præparavit terram in æterno tempore, et replevit eam pecudibus, et quadrupedibus: doch der Allwissende kennt sie und durch seine Einsicht hat er sie gefunden,³⁶ der die Erde für ewige Zeit gegründet³⁷ und sie mit allerlei Getier erfüllt hat, Baruch Bar 32 3 32 36 Der allwissende Gott, der Schöpfer und höchste Herrscher aller Dinge, dem alles auf den Wink gehorcht, besitzt jene wahre Weisheit, die alle menschliche Kraft überragt, da Gott sie besitzt vermöge seiner Einsicht, seiner Macht und Herrschaft über die Welt. Vergl. [Ijob 28,23-27]. Die Antwort entspricht der Frage V. 15. Darum heißt es von Gott, dass er sie gefunden hat. Baruch Bar 32 3 32 37 Dass sie beständig dauere. Baruch Bar 32 3 33 Qui emittit lumen, et vadit: et vocavit illud, et obedit illi in tremore. der das Licht³⁸ entsendet und es wandelt, der es ruft³⁹ und es gehorcht ihm mit Zittern.⁴⁰ Baruch Bar 32 3 33 38 Die Sonne und andere Sterne, oder den Blitz. Baruch Bar 32 3 33 39 Ihm Befehle gibt. Baruch Bar 32 3 33 40 Gleichsam zitternd, so eilig und pünktlich. Baruch Bar 32 3 34 Stellæ autem dederunt lumen in custodiis suis, et lætatæ sunt: Die Sterne aber leuchteten auf ihren Warten⁴¹ und jauchzten, Baruch Bar 32 3 34 41 An den ihnen vom höchsten Herrn zugewiesenen Stellen. Die Sterne erscheinen im Süden plötzlich und ihr leuchtendes Erscheinen offenbart ihren freudigen Gehorsam. Baruch Bar 32 3 35 Vocatæ sunt, et dixerunt: Adsumus:: et luxerunt ei cum jucunditate, qui fecit illas. sie wurden gerufen und sprachen: Da sind wir! Und sie leuchteten mit Freuden vor ihrem Schöpfer! Baruch Bar 32 3 36 Hic est deus noster, et non æstimabitur alius adversus eum. Dieser⁴² ist unser Gott, ein anderer ist ihm nicht zu vergleichen! Baruch Bar 32 3 36 42 Ein solcher. Baruch Bar 32 3 37 Hic adinvenit omnem viam disciplinæ, et tradidit illam Jacob puero suo, et Israel dilecto suo. Er erkundete alle Wege zur Weisheit und lehrte sie Jakob, seinen Diener, und Israel, seinen Geliebten.⁴³ Baruch Bar 32 3 37 43 Dieses Volk hat er sich in besonderer Weise zu seinem Dienste ausgeschieden und mit vorzüglicherer Liebe seiner angenommen, ihm das Gesetz und die Offenbarung anvertrauend jene wahre Weisheit, welche keine menschliche Klugheit zu finden vermag. Vergl. [Bar 4,1-4]. Baruch Bar 32 3 38 Post hæc in terris visus est, et cum hominibus conversatus est. Darnach ward er auf Erden gesehen⁴⁴ und ist unter den Menschen gewandelt.⁴⁵ Baruch Bar 32 3 38 44 Griech.: Hiernach (nachdem Gott seinem Volk Gesetz und Offenbarung gegeben) war sie auf Erden gesehen und verkehrte unter den Menschen. Israel überliefert, ward sie von dessen gesamter Nachkommenschaft gesehen und gekannt. Und da die göttliche Offenbarung in der Sendung des Sohnes Gottes ihren Höhepunkt erreichte und das ganze Alte Bund eine Vorbereitung auf diese erhabene Selbstoffenbarung Gottes war, zudem jene Weisheit, von der [Spr 8,12; Weish 7,22; Sir 24,5ff] handeln, wahrhaft der Sohn Gottes ist, wird in der lateinischen Übersetzung mit recht die höchste und vollkommenste Offenbarung bezeichnet, durch welche der, welcher das Gesetz auf dem Sinai durch die Engel gegeben und der durch den Engel das Volk begleitet hat in der Wüste, zuletzt selbst erschien in Person. Baruch Bar 32 3 38 45 Die Form des Satzes zielt auf Gott selbst, den Quell und den Spender der Weisheit. Wohl wurde das im Texte Gesagte in gewisser Weise gewährt auf dem Berge Sinai, in der Wüste, wo Gott dem Volke vierzig Jahre nahe war, im Tempel, wo er über dem Cherubim thronte [1Sam 4,4; 2Sam 6,2] aber alles dies war nur ein Vorspiel auf die höchste Offenbarung Gottes in der Menschwerdung. (Cypr., Laktant., Hilar., August., Orig., Cyrill v. Jerus., Epiph., Chrysost.) Baruch Bar 32 3 4 Domine omnipotens, Deus Israel, audi nunc orationem mortuorum Israel, et filiorum ipsorum, qui peccaverunt ante te, et non audierunt vocem Domini Dei sui, et agglutinata sunt nobis mala. Allmächtiger Herr, Gott Israels! erhöre nun das Gebet der Gestorbenen Israels⁴ und ihrer Kinder, die vor dir gesündigt und nicht auf die Stimme des Herrn, ihres Gottes, gehört haben, weshalb auch Unglück über Unglück über uns gekommen ist. Baruch Bar 32 3 4 4 Derer, die durch das Elend Toten gleich geworden sind. (Vergl. V. 11 und [Klgl 3,6].) Griech.: das Gebet der Söhne der Gestorbenen, das Gebet der Söhne derer, welche gesündigt. Baruch Bar 32 3 5 Noli meminisse iniquitatum patrum nostrorum, sed memento manus tuæ, et nominis tui in tempore isto: Gedenke nicht der Missetaten unserer Väter, sondern gedenke deiner Hand und deines Namens zu dieser Zeit;⁵ Baruch Bar 32 3 5 5 Gedenke, wie mächtig du bist und für wie machtlos dich die Heiden halten, wenn sie sehen, dass das deinem Schutze anvertraute Volk von jedem Feinde hart und schmachvoll behandelt wird. Gedenke auch deines Namens, dessen Ruhm dir am Herzen liegt und der von den fremden Völkern vermehrt wird. Baruch Bar 32 3 6 Quia tu es Dominus Deus noster, et laudabimus te Domine: denn du bist der Herr, unser Gott, und wir wollen dich preisen, Herr!⁶ Baruch Bar 32 3 6 6 Jahve. Du bist der treue Bundesgott. Baruch Bar 32 3 7 Quia propter hoc dedisti timorem tuum in cordibus nostris, et ut invocemus nomen tuum, et laudemus te in captivitate nostra, quia convertimur ab iniquitate patrum nostrorum, qui peccaverunt ante te. Denn darum⁷ hast du uns die Furcht vor dir in das Herz gegeben, dass wir deinen Namen anrufen und dich preisen in unserer Gefangenschaft, weil wir uns von dem Unrecht unserer Väter abwenden, die vor dir gesündigt haben. Baruch Bar 32 3 7 7 Darum wollen wir dich preisen im Lande der Verbannung. Diesen Preis fordert Gott. Doch nicht allein die Lippen sollen ihn preisen, auch dass wir von unseren Herzen alle Ungerechtigkeit unserer Väter abgewendet haben (griech.), ist dein Preis durch die Tat. Baruch Bar 32 3 8 Et ecce nos in captivitate nostra sumus hodie, qua nos dispersisti in improperium, et in maledictum, et in peccatum, secundum omnes iniquitates patrum nostrorum, qui recesserunt a te Domine Deus noster. Siehe, wir sind jetzt in unserer Gefangenschaft, in die du uns zerstreut hast zur Schmach, zum Fluch und zur Strafe für die Sünden,⁸ ob aller Missetaten unserer Väter, welche von dir abgefallen sind, Herr, unser Gott! Baruch Bar 32 3 8 8 Im Hebr. stand wohl: Verwüstung. Vergl. [Jer 18,16; Jer 19,8; Jer 24,9]. Baruch Bar 32 3 9 Audi Israel mandata vitæ: auribus percipe, ut scias prudentiam. Vernimm, Israel! die Gebote des Lebens, merke auf, damit du Einsicht lernest.⁹ Baruch Bar 32 3 9 9 Damit jemand in Gottes Erkenntnis Fortschritte mache, bedarf es gleichsam eines heiligen Hungers. Diesen will der Prophet wecken, indem er Gebote verheißt, welche Leben bringen, ein glückliches Leben verursachen und wahre Weisheit gewähren. Wie sehr sie diese Weisheit begehren müssen, zeigt er zuerst aus dem Elend der Weggeführten, dann aus dem hohen Werte und der Würde der Weisheit. Baruch Bar 32 0 1 B. Wo ist die wahre Weisheit? (V. 4) C. Ansprache Jerusalems an die Weggeführten. (V. 29) D. Die Herrlichkeit der Wiederherstellung. [Bar 5,9] Baruch Bar 32 4 1 Hic liber mandatorum Dei, et lex, quæ est in æternum: omnes, qui tenent eam, pervenient ad vitam: qui autem dereliquerunt eam, in mortem. Diese¹ ist das Buch der Gebote Gottes und das Gesetz, das in Ewigkeit gilt;² alle, die an ihr festhalten, gelangen zum Leben, die sie³ aber verlassen, fallen dem Tode anheim. Baruch Bar 32 4 1 1 Diese Weisheit ist das Buch, ist enthalten in dem Buche der Gebote Gottes und im Gesetze. [Dtn 4,6] Baruch Bar 32 4 1 2 Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit, und wie im Gesetze die Offenbarung der Weisheit enthalten ist, so bleibt und gilt dieses auf ewig. Baruch Bar 32 4 1 3 Die Weisheit, von der von [Bar 3,12] an die Rede ist. Wer das Gesetz Gottes beobachtet, besitzt sie und mit ihr Leben und Seligkeit, wie die, welche sie verachten, Tod und Untergang trifft. Will das Volk aus dem Elende emporkommen, muss es diese Weisheit erwerben. Baruch Bar 32 4 10 Vidi enim captivitatem populi mei, filiorum meorum, et filiarum, quam superduxit illis æternus. Denn ich sah die Gefangenschaft meines Volkes, meiner Söhne und Töchter, die der Ewige über sie verhängt hat.¹¹ Baruch Bar 32 4 10 11 Je mehr Gottes Segen im Alten Testamente in einer zahlreichen Kinderschar sich offenbarte, desto größer ist der Schmerz der Mutter, werden diese ihr entrissen. Baruch Bar 32 4 11 Nutrivi enim illos cum jucunditate: dimisi autem illos cum fletu et luctu. Ich zog sie auf mit Freude, aber ich ließ sie ziehen mit Trauern und Weinen. Baruch Bar 32 4 12 Nemo gaudeat super me viduam, et desolatam: a multis derelicta sum propter peccata filiorum meorum, quia declinaverunt a lege Dei. Niemand freue sich über mich, die Verwitwete¹² und die Trostlose; ich bin verlassen von vielen wegen der Sünden meiner Kinder, denn sie haben sich von Gottes Gesetz abgewendet Baruch Bar 32 4 12 12 Vergl. [Klgl 1,1]. Wie sehr solche Worte die Herzen der Frommen unter den Weggeführten rührten, zeigt [Ps 136]. Baruch Bar 32 4 13 Justitias autem ipsius nescierunt, nec ambulaverunt per vias mandatorum Dei, neque per semitas veritatis ejus cum justitia ingressi sunt. und haben seine Gesetze nicht geachtet und sind nicht auf den Wegen der Gebote Gottes gewandelt noch haben sie in Gerechtigkeit auf den Pfaden seiner Wahrheit beharrt.¹³ Baruch Bar 32 4 13 13 In vierfacher Wendung werden die Sünden ins Gedächtnis zurückgerufen. Baruch Bar 32 4 14 Veniant confines Sion, et memorentur captivitatem filiorum, et filiarum mearum, quam superduxit illis æternus. Kommet, ihr, die ihr um Sion wohnt,¹⁴ und betrachtet die Gefangenschaft meiner Söhne und Töchter, die der Ewige¹⁵ über sie gebracht hat. Baruch Bar 32 4 14 14 Wie trauernde pflegen, klagt Sion den Umwohnern seinen Schmerz und fordert sie auf, mit ihm das Elend seiner Kinder zu beklagen. Baruch Bar 32 4 14 15 Jahve. Baruch Bar 32 4 15 Adduxit enim super illos gentem de longinquo, gentem improbam, et alterius linguæ: Denn er hat über sie ein Volk von fern herbeigeführt,¹⁶ ein freches Volk¹⁷ und fremder Sprache,¹⁸ Baruch Bar 32 4 15 16 [Dtn 28,49.50; Jer 5,15] Baruch Bar 32 4 15 17 Das ohne Scheu jede Schandtat begeht. Baruch Bar 32 4 15 18 Das jeder Bitte unzugänglich ist, da es selbst die Sprache nicht versteht. Baruch Bar 32 4 16 Qui non sunt reveriti senem: neque puerorum miserti sunt, et abduxerunt dilectos viduæ, et a filiis unicam desolaverunt. das den Greis nicht achtet und mit den Kindern kein Erbarmen hat, die Lieblinge der Witwe wegschleppt und die Vereinsamte ihrer Kinder beraubt. Baruch Bar 32 4 17 Ego autem quid possum adjuvare vos? Ich aber, wie vermag ich euch zu helfen? Baruch Bar 32 4 18 Qui enim adduxit super vos mala, ipse vos eripiet de manibus inimicorum vestrorum. Denn nur er, der über euch Unglück gebracht hat, er wird euch aus der Hand eurer Feinde erretten.¹⁹ Baruch Bar 32 4 18 19 Der einzige, der Hilfe bringen kann und will, ist Gott; mein Unglück ist so groß, dass nur der, der es gesendet, es wieder wegnehmen kann. Damit sie sich aber dieser Hilfe würdig machen, müssen sie die Züchtigung in Demut annehmen (wie [Mi 7,9; Jer 3,22-25; Jer 31,18.19] gleichfalls mahnen), wovon Sion selbst ihnen ein Beispiel gibt. (V. 19) Baruch Bar 32 4 19 Ambulate filii, ambulate: ego enim derelicta sum sola. Ziehet hin, meine Kinder! ziehet hin, denn ich bleibe verlassen allein zurück. Baruch Bar 32 4 2 Convertere Jacob, et apprehende eam, ambula per viam ad splendorem ejus contra lumen ejus. Bekehre dich, Jakob! und erfasse es;⁴ wandle den Weg dem Glanze zu, der von seinem Lichte strahlt. Baruch Bar 32 4 2 4 Wiederum. Vergl. [Spr 6,23; Ps 118,105]. Das Bild des Lichtes verheißt zugleich Glückseligkeit. Baruch Bar 32 4 20 Exui me stola pacis, indui autem me sacco obsecrationis, et clamabo ad Altissimum in diebus meis. Ich habe das Gewand des Friedens²⁰ ausgezogen und dagegen das Trauerkleid des Flehens angelegt²¹ und werde zu dem Höchsten rufen alle Tage meines Lebens. Baruch Bar 32 4 20 20 Und der Freude, des Glückes, dessen Bild der Friede ist. Baruch Bar 32 4 20 21 Vergl. [2Sam 12,16-20; Jdt 9,1; Est 14,2; Jona 3,6] u.a. Baruch Bar 32 4 21 Animæquiores estote filii, clamate ad Dominum, et eripiet vos de manu principum inimicorum. Seid getrost, meine Kinder! rufet zu dem Herrn, so wird er euch erretten aus der Hand der feindlichen Gebieter.²² Baruch Bar 32 4 21 22 Siehe [Bar 4,5]. Baruch Bar 32 4 22 Ego enim speravi in æternum salutem vestram: et venit mihi gaudium a sancto super misericordia, quæ veniet vobis ab æterno salutari nostro. Denn ich hoffe auf den Ewigen, dass er euch errette, und Freude wird mir von dem Heiligen²³ zuteil ob der Erbarmung, welche der Ewige, unser Retter, euch²⁴ widerfahren lassen wird. Baruch Bar 32 4 22 23 Vergl. [Ijob 6,10; Jes 40,25; Hab 3,3]. Baruch Bar 32 4 22 24 Griech.: in Kürze, die Zeit der Wegführung ist kurz im Vergleich zu der Wiederherstellung, die stets fortdauern soll. Baruch Bar 32 4 23 Emisi enim vos cum luctu et ploratu: reducet autem vos mihi Dominus cum gaudio et jucunditate in sempiternum. Denn mit Trauern und Wehklagen ließ ich euch ziehen, doch der Herr wird euch mir mit Freude und Wonne auf ewig zurückführen.²⁵ Baruch Bar 32 4 23 25 Vergl. [Jes 54,1; Jes 60,1ff; Jes 61,10]. Der Prophet sieht das Gottesreich in seiner Vollendung durch den Messias. Baruch Bar 32 4 24 Sicut enim viderunt vicinæ Sion captivitatem vestram a Deo, sic videbunt et in celeritate salutem vestram a Deo, quæ superveniet vobis cum honore magno, et splendore æterno. Denn wie die Nachbarstädte Sions²⁶ eure Gefangenschaft durch Gott²⁷ gesehen, so werden sie auch bald das Heil von Gott schauen, das euch zuteil wird, das euch mit großer Ehre und ewigem Glanz²⁸ beschieden werden wird. Baruch Bar 32 4 24 26 Vergl. V. 9. Baruch Bar 32 4 24 27 Durch Gott fehlt im Griechischen. Baruch Bar 32 4 24 28 Der dem Gottesreich eigen sein wird. Wie der Fall des Volkes die anderen Völker zum Spotte reizte, so wird die Wiederherstellung allen Ursache zur Freude und zum Segen sein. Deshalb ist die Wiederherstellung allen zu verkünden, da sie der Beginn des Heiles für alle ist. Baruch Bar 32 4 25 Filii patienter sustinete iram, quæ supervenit vobis: persecutus est enim te inimicus tuus, sed cito videbis perditionem ipsius: et super cervices ipsius ascendes. Kinder! ertraget geduldig den Zorn, welcher über euch gekommen ist; denn wohl verfolgt dich dein Feind, aber bald²⁹ wirst du seine Vernichtung schauen³⁰ und ihm auf den Nacken treten.³¹ Baruch Bar 32 4 25 29 Vergl. V. 22 griech. Baruch Bar 32 4 25 30 Der Fall der Feinde ist in vielen Prophezeiungen vorausgesagt. [Jes 13,1-14.27; Jes 22,1-10; Jes 45,1; Jes 46,1; Jes 47,1; Jer 25,12; Jer 50,1ff]. Baruch Bar 32 4 25 31 Dies tat man den Besiegten. Vergl. [Jos 10,24]. Ein vollständiger Sieg über die Feinde wird verheißen, denn diese werden nicht nur die Wiederherstellung des Reiches Gottes nicht hindern können, sondern sich auch selbst seiner Herrschaft unterwerfen. Je schmachvoller die Erniedrigung des Volkes Gottes war, desto mehr litt Gottes Ehre selbst unter derselben. Wie grausam die dem Volke angetane Schmach war, zeigt V. 26a, wie unwürdig seinem erhabenen Berufe V. 26b. Baruch Bar 32 4 26 Delicati mei ambulaverunt vias asperas: ducti sunt enim ut grex direptus ab inimicis. Meine zarten Kindlein³² wandelten rauhe Wege, denn sie wurden weggeschleppt wie eine von Feinden geraubte Herde. Baruch Bar 32 4 26 32 Vergl. [Jer 6,2]. Baruch Bar 32 4 27 Animæquiores estote filii, et proclamate ad Dominum: erit enim memoria vestra ab eo, qui duxit vos. Seid getrost, Kinder! und rufet³³ zum Herrn; denn der euch wegführen ließ, wird euer gedenken.³⁴ Baruch Bar 32 4 27 33 Inständig. Baruch Bar 32 4 27 34 Er gedenkt euer allezeit. Ist schon das ein Trost, dass nicht die Gewalt der Feinde, sondern der Herr, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs [Ex 3,15] euch in die Gefangenschaft überliefert hat, so ist dies auch zugleich das Unterpfand des Heiles für euch. Nur sucht mit zehnfachem Eifer jetzt Gott, es sporne euch dazu die Erinnerung daran, dass ihr zuvor ihn verlassen. Baruch Bar 32 4 28 Sicut enim fuit sensus vester ut erraretis a Deo: decies tantum iterum convertentes requiretis eum. Denn³⁵ wie euer Sinn darauf gerichtet war, von Gott abzuirren, so sollt ihr ihn zehnmal so oft suchen, euch zu ihm wieder bekehrend. Baruch Bar 32 4 28 35 Fürwahr! Baruch Bar 32 4 29 Qui enim induxit vobis mala, ipse rursum adducet vobis sempiternam jucunditatem cum salute vestra. Denn er, der das Unglück über euch gebracht hat, wird euch wiederum durch eure Rettung immerwährende Freude schaffen. Baruch Bar 32 4 3 Ne tradas alteri gloriam tuam, et dignitatem tuam genti alienæ. Überlass deine Ehre keinem andern und deine Würde⁵ keinem fremden Volke. Baruch Bar 32 4 3 5 Syr. Griech.: das dir Nützliche. Das [Bar 3,374,2] Beschriebene. Weisest du diese Gnade Gottes von dir, so nimmt Gott sie dir. Vergl. [Mt 21,43]. Baruch Bar 32 4 30 Animæquior esto Jerusalem, exhortatur enim te, qui te nominavit. Sei getrost, Jerusalem! denn der dir den Namen gegeben, ermuntert dich.³⁶ Baruch Bar 32 4 30 36 Der dich seine Stadt, die Stadt Jahves, genannt, der seinen Namen in dir wohnen lassen wollte, hat dir darin das sicherste Unterpfand gegeben, dass er dich wieder erheben wird. Er wird seinen Ruhm nicht einem anderen geben. [Jes 48,11] Baruch Bar 32 4 31 Nocentes peribunt, qui te vexaverunt: et qui gratulati sunt in tua ruina, punientur: Die dir Schaden zugefügt und dich gepeinigt haben, werden untergehen;³⁷ und die über deinen Fall sich freuten, werden gezüchtigt werden;³⁸ Baruch Bar 32 4 31 37 Vergl. [Jes 2,12ff]. Baruch Bar 32 4 31 38 Die Edomiter. Baruch Bar 32 4 32 Civitates, quibus servierunt filii tui, punientur: et quæ accepit filios tuos. die Städte, denen deine Kinder dienstbar waren, werden Strafe erdulden und auch sie,³⁹ welche deine Kinder fortnahm. Baruch Bar 32 4 32 39 Babylon. Frühere Prophezeiungen im gleichen Sinne siehe [Jes 13,1ff; Jes 21,1-9; Jer 25,12.26; Jer 50; Jer 51] Diese Drohung gilt für das Ende der siebzig Jahre, während welcher die Mahnung [Bar 1,11.12] ihre Geltung behält. Baruch Bar 32 4 33 Sicut enim gavisa est in tua ruina, et lætata est in casu tuo, sic contristabitur in sua desolatione. Denn wie sie sich über deinen Sturz freute und über deinen Fall frohlockte, so wird sie trauern über ihre eigene Verödung.⁴⁰ Baruch Bar 32 4 33 40 Vergl. [Jer 50,11.13.23]. Baruch Bar 32 4 34 Et amputabitur exsultatio multitudinis ejus, et gaudimonium ejus erit in luctum. Dann wird der Jubel ihres Volkes weggenommen und seine Freude in Trauer verwandelt werden.⁴¹ Baruch Bar 32 4 34 41 Vergl. [Jer 50,35-39; Jes 13,14] Baruch Bar 32 4 35 Ignis enim superveniet ei ab æterno in longiturnis diebus, et habitabitur a dæmoniis in multitudine temporis. Denn Feuer wird über sie kommen von dem Ewigen auf viele Tage hin und sie wird von bösen Geistern bewohnt werden auf lange Zeit.⁴² Baruch Bar 32 4 35 42 Weitere Voraussagung der Verwüstung und Vereinsamung. Nach dem, dem Griech. entsprechend vorauszusetzenden hebräischen Texte sind keine Dämonen hier gemeint. Baruch Bar 32 4 36 Circumspice Jerusalem ad orientem, et vide jucunditatem a Deo tibi venientem. Schau um dich, Jerusalem!⁴³ gegen Aufgang und siehe die Freude, welche dir von Gott kommt. Baruch Bar 32 4 36 43 Auf den Sturz Babylons folgt die Wiederherstellung Israels. Baruch Bar 32 4 37 Ecce enim veniunt filii tui, quos dimisisti dispersos, veniunt collecti ab oriente usque ad occidentem, in verbo sancti gaudentes in honorem Dei. Denn siehe, es kommen deine Söhne, die du in die Zerstreuung ziehen ließest; sie kommen geschart vom Sonnenaufgang bis zum Niedergange auf das Wort des Heiligen,⁴⁴ sich freuend ob der Herrlichkeit Gottes. Baruch Bar 32 4 37 44 Nach seinen Verheißungen und in Kraft seines Wortes, der heilige Gott will sich ein heiliges Volk schaffen. Baruch Bar 32 4 4 Beati sumus Israel: quia quæ Deo placent, manifesta sunt nobis. Selig sind wir, Israel! denn was Gott wohlgefällt, ist uns geoffenbart.⁶ Baruch Bar 32 4 4 6 Vergl. [Dtn 4,8; Dtn 33,29]. Baruch Bar 32 4 5 Animæquior esto populus Dei, memorabilis Israel: Sei getrost, Volk Gottes, du denkwürdiges⁷ Israel! Baruch Bar 32 4 5 7 Denkwürdig: die ihr Israel heißt. Vergl. [Ex 3,15]. Vergl. [Dtn 32,15-18]. Nicht um euch und euer Gedächtnis zu vernichten, sondern um euch durch Züchtigung zu bessern, hat der Herr euch den Heiden überliefert. Baruch Bar 32 4 6 Venundati estis gentibus non in perditionem: sed propter quod in ira ad iracundiam provocastis Deum, traditi estis adversariis. Ihr seid den Heiden verkauft, doch nicht zum Untergange; sondern weil ihr Gott zu gewaltigem Zorne reiztet, wurdet ihr euern Feinden preisgegeben. Baruch Bar 32 4 7 Exacerbastis enim eum, qui fecit vos, Deum æternum, immolantes dæmoniis, et non Deo. Denn ihr habt euern Schöpfer erbittert, den ewigen Gott, indem ihr den bösen Geistern Opfer brachtet und nicht Gott. Baruch Bar 32 4 8 Obliti enim estis Deum, qui nutrivit vos, et contristastis nutricem vestram Jerusalem. Denn ihr habt Gottes vergessen, der euch auferzogen hat,⁸ und habt Jerusalem, eure Ernährerin,⁹ betrübt. Baruch Bar 32 4 8 8 Die Worte: Ihr habt euren Schöpfer erbittert usw. (bis V. 8) weisen auf die Größe ihrer Schuld. Baruch Bar 32 4 8 9 Deshalb heißen die Bewohner Tochter der Stadt. Ähnlich trauert Jerusalem [Jes 3,26] u.a. Hier wird es besonders als heilige Stadt betrachtet, da von dem Mittelpunkte des Gottesreiches aus Belehrung und Erleuchtung, besonders durch die Weissagungen über den Messias, auf das Volk überströmt, und da die Verachtung Jerusalems die Verachtung der Theokratie einschloss. Baruch Bar 32 4 9 Vidit enim iracundiam a Deo venientem vobis, et dixit: Audite confines Sion, adduxit enim mihi Deus luctum magnum: Denn es sah den Zorn, der von Gott über euch herabkam, und sprach: Horchet auf, die ihr um Sion wohnt;¹⁰ denn Gott hat großes Leid über mich gebracht! Baruch Bar 32 4 9 10 Oder: ihr benachbarten Städte! Vergl. [Jer 22,20]. Baruch Bar 32 0 1 5. Gebet des Propheten Jeremias. (Kap. 5) Baruch Bar 32 5 1 Exue te Jerusalem stola luctus, et vexationis tuæ: et indue te decore, et honore ejus quæ a Deo tibi est sempiternæ gloriæ. Lege ab, Jerusalem! das Kleid deiner Trauer und Pein und ziehe an die Zier und die Ehre der ewigen Herrlichkeit,¹ welche dir von Gott verliehen wird. Baruch Bar 32 5 1 1 Dieser Schmuck und diese Herrlichkeit wird dir auf ewig gegeben. Die Stadt wird als Mittelpunkt des ewigen, heiligen und herrlichen Gottesreiches aufgefasst. Baruch Bar 32 5 2 Circumdabit te Deus diploide justitiæ, et imponet mitram capiti honoris æterni. Gott wird dich mit dem Gewande der Gerechtigkeit umgeben² und wird auf dein Haupt die Krone der ewigen Herrlichkeit setzen. Baruch Bar 32 5 2 2 Griech.: Lege das Kleid der Gerechtigkeit an, das von Gott ist, d.i. der wahren Heiligkeit, welche Gott in den Menschen wünscht und ihnen verleiht. Lege den Schmuck an, der sich für das neue Gottesreich geziemt. Zu diesem Kleide der Gerechtigkeit kommt die Krone der Herrlichkeit, welche der Ewige gibt und die deshalb in Ewigkeit ihren Glanz bewahrt. Vergl. [Jes 61,3.11]. Baruch Bar 32 5 3 Deus enim ostendet splendorem suum in te omni, qui sub clo est. Denn Gott wird seinen Glanz³ an dir allen offenbar machen, die unter dem Himmel⁴ sind. Baruch Bar 32 5 3 3 Griech.: deinen Glanz. Baruch Bar 32 5 3 4 Auf Erden. Vergl. [Jes 60,1]. Baruch Bar 32 5 4 Nominabitur enim tibi nomen tuum a Deo in sempiternum: Pax justitiæ, et honor pietatis. Denn als dein Name wird von Gott auf ewig genannt werden: Friede der Gerechtigkeit und Herrlichkeit der Gottesfurcht.⁵ Baruch Bar 32 5 4 5 In dir wird der Friede herrschen, den die Gerechtigkeit gibt, und die aus der Frömmigkeit hervorsprossende Herrlichkeit. Der Wechsel des Namens pflegt in der heiligen Schrift den Wechsel des Standes zu kennzeichnen. Die Zurückführung des Volkes war der Beginn der Erfüllung dieser Prophezeiung, die Vollendung derselben bietet die Kirche Christi. Baruch Bar 32 5 5 Exsurge Jerusalem, et sta in excelso: et circumspice ad orientem, et vide collectos filios tuos ab oriente sole usque ad occidentem, in verbo sancti gaudentes Dei memoria. Stehe auf, Jerusalem!⁶ und tritt auf die Höhe,⁷ schau dich um gegen Morgen und sieh deine Kinder versammelt vom Aufgang der Sonne bis zum Niedergang, durch das Wort des Heiligen,⁸ sich freuend, dass Gott ihrer gedacht. [Bar 4,36] Baruch Bar 32 5 5 6 Sie hat vorher in Trauer gesessen. Die Größe der Verheißung und der auf dem ganzen Erdkreise widerstrahlende Glanz zeigt, dass es sich um die Zeit des Messias handelt, also die Wiederherstellung des Gottesreiches geschildert wird, das in seinem ganzen Wesen heilig ist. Baruch Bar 32 5 5 7 Von wo du eine weite Umschau hast. Baruch Bar 32 5 5 8 Gemäß der Verheißung des Heiligen Gottes, der das Reih seiner Heiligkeit begründen will. Sie freuen sich, dass Gott ihrer in Vaterliebe eingedenk ihnen wohlgetan, ihnen die Rückkehr zu dem Lande ihrer Väter verstattet hat. Baruch Bar 32 5 6 Exierunt enim abs te pedibus ducti ab inimicis: adducet autem illos Dominus ad te portatos in honore sicut filios regni. Wohl gingen sie zu Fuß von dir, von den Feinden geschleppt; aber der Herr führt sie zu dir in Ehren zurück, getragen wie Kinder eines Königshauses.⁹ Baruch Bar 32 5 6 9 Griech.: wie der Thron eines Königs, wohl: wie auf dem Throne des Königs. Baruch Bar 32 5 7 Constituit enim Deus humiliare omnem montem excelsum, et rupes perennes, et convalles replere in æqualitatem terræ: ut ambulet Israel diligenter in honorem Dei. Denn Gott hat beschlossen, alle hohen Berge und die ewigen¹⁰ Hügel zu erniedrigen und die Abgründe auszufüllen und dem Erdboden gleichzumachen,¹¹ dass Israel in Eifer wandle zu Gottes Herrlichkeit.¹² Baruch Bar 32 5 7 10 Die von uralter Zeit her unbeweglich stehenden, deren Beseitigung eine staunenswerte, machtvolle Tat ist. Baruch Bar 32 5 7 11 Zuerst werden alle Hindernisse beseitigt. Baruch Bar 32 5 7 12 Zu Gott selbst. Griech.: dass Israel sicher durch Gottes Majestät geschützt. Gott geht vor ihnen her, wie einst in der Wolkensäule bei dem Auszuge aus Ägypten. Baruch Bar 32 5 8 Obumbraverunt autem et silvæ, et omne lignum suavitatis Israel ex mandato Dei. Und die Wälder und alle duftenden Bäume werden Israel auf Gottes Befehl Schatten spenden.¹³ Baruch Bar 32 5 8 13 Ihr Grün und ihre Anmut wird die Israeliten erfreuen, ihr Schatten sie erfrischen. Alles dies bezeichnet die Rückkehr als eine freudenvolle. Durch Gottes Schutz wird dieselbe angenehm und vor allen Angriffen der Feinde gesichert sein. Vergl. die Erfüllung [Esra 1,7]. Gott ist bereit, den Zurückkehrenden alle Wohltaten zu spenden. Vergl. [Mi 2,12.13; Jes 52,12]. Baruch Bar 32 5 9 Adducet enim Deus Israel cum jucunditate in lumine majestatis suæ, cum misericordia, et justitia, quæ est ex ipso. Denn Gott wird Israel geleiten mit Freuden im Lichte seiner Herrlichkeit, mit Barmherzigkeit und Gerechtigkeit, die er verleiht.¹⁴ Baruch Bar 32 5 9 14 Der Würde des Gottesvolkes gemäß wird Gott ihm einen Stand verleihen, der mit seiner Heiligkeit im Einklang ist. Die Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft ist das Bild der Freiheit, die Christus bringt. In geistiger Weise kommt all das hier beschriebene Gute der Seele zu, welche aus der Knechtschaft der Sünde oder aus der Finsternis des Unglaubens zu Gott zurückkehrt, wie der Seele, die aus diesem Jammertale in den Himmel eingeht. Baruch Bar 32 0 -1000 III. Brief Jeremias. (Kap. 6) A. Die Götzen sind ohnmächtig. (V. 15) B. Die Götzen sind bewegungslose Klötze. (V. 26) C. Die Götzen werden von ihren eigenen Verehrern verachtet. (V. 44) D. Von Menschen werden die Götzenbilder gemacht und erhalten. (V. 58) E. Nichts ist verächtlicher als ein Götzenbild. Baruch Bar 32 6 Exemplar epistolæ, quam misit Jeremias ad abducendos captivos in Babyloniam a rege Babyloniorum, ut annuntiaret illis secundum quod præceptum est illi a Deo. Abschrift des Briefes, welchen Jeremias an jene gesandt hat, welche vom Könige von Babylon gefangen nach Babylon weggeführt werden sollten, ihnen zu verkündigen, was ihm von Gott war aufgetragen worden.¹ [Jer 25,9] Baruch Bar 32 6 1 PROPTER peccata, quæ peccastis ante Deum, abducemini in Babyloniam captivi a Nabuchodonosor rege Babyloniorum. Um der Sünden willen, die ihr vor Gott begangen habt, werdet ihr von Nabuchodonosor, dem Könige von Babylon, gefangen nach Babylon weggeführt. Baruch Bar 32 6 10 Dant autem et ex ipso prostitutis, et meretrices ornant: et iterum cum receperint illud a meretricibus, ornant deos suos. Auch geben sie davon den Schanddirnen und zieren damit die Buhlerinnen und umgekehrt, wenn sie solches von den Buhlerinnen erhalten, schmücken sie ihre Götter damit.⁷ Baruch Bar 32 6 10 7 Die Verehrer der Götzenbilder selbst zeigen, dass man diese verachten muss, denn einmal schmücken sie dieselben wie begehrliche Buhlerinnen, ein anderes Mal nehmen sie jenen, wenn es ihnen so beliebt, den Schmuck weg und verwenden ihn für sich oder schmücken ihre Götzen mit Dingen, welche sie durch schimpfliche Buhlerei erworben haben. Sie behandeln ihre Götter wie Buhlerinnen, die mit ihrem Putze die Menschen anzulocken suchen, so ihre niedrige Meinung von denselben zur Genüge offenbarend, die gleiche Verachtung zeigen sie auch auf andere Weise V. 9, V. 10. Im Griech. lautet V. 10: Sie geben davon den Schanddirnen, die im Buhlhause wohnen, und zieren mit Kleidern die Götzen von Gold, Silber und Holz, als wären es Menschen. Die Vulgata stellt eine noch unwürdigere Handlungsweise an den Pranger. Baruch Bar 32 6 11 Hi autem non liberantur ab ærugine, et tinea. Diese aber können nicht frei erhalten werden von Rost und Motten.⁸ Baruch Bar 32 6 11 8 Die Götzen, die so geschmückt werden, könne sich nicht einmal vor den kleinsten Tierchen oder vor dem Schmutze schützen, und man sollte sie achten? Baruch Bar 32 6 12 Opertis autem illis veste purpurea, extergunt faciem ipsorum propter pulverem domus, qui est plurimus inter eos. Sind sie auch mit einem Purpurkleide umhüllt, so muss man doch ihr Gesicht abwischen wegen des Staubes im Hause, der in Menge auf ihnen liegt.⁹ Baruch Bar 32 6 12 9 So ohnmächtig sind sie, trotzdem sie wie Könige in Purpur gekleidet sind. Baruch Bar 32 6 13 Sceptrum autem habet ut homo, sicut judex regionis, qui in se peccantem non interficit. Hat einer¹⁰ auch ein Zepter wie ein Mensch, wie der Richter eines Landes, so kann er doch den nicht töten, der sich wider ihn vergeht. Baruch Bar 32 6 13 10 Ein Götze. Baruch Bar 32 6 14 Habet etiam in manu gladium, et securim, se autem de bello, et a latronibus non liberat. Unde vobis notum sit quia non sunt dii. Oder hält er ein Schwert oder eine Streitaxt in der Hand, so kann er sich doch des Krieges und der Räuber nicht erwehren.¹¹ Daraus möget ihr erkennen, dass sie keine Götter sind. Baruch Bar 32 6 14 11 Zwar haben sie das Zeichen der Macht und des Kampfes in Händen, aber sie vermögen keinen zu strafen, der sich wider sie vergeht. Man stellt sie dar, als wären sie Richter über Leben und Tod, und doch sind sie schwächer und erbärmlicher als irgendein Mensch. Baruch Bar 32 6 15 Non ergo timueritis eos. Sicut enim vas hominis confractum inutile efficitur, tales sunt et dii illorum: So fürchtet euch denn nicht vor ihnen! Denn wie ein Gefäß dem Menschen unnütz ist, wenn es zerbrochen wird, so sind auch ihre Götter. Baruch Bar 32 6 16 Constitutis illis in domo, oculi eorum pleni sunt pulvere a pedibus introeuntium. Hat man sie in einem Hause¹² aufgestellt, so sind ihre Augen voll Staub von den Füßen derer, die eintreten.¹³ Baruch Bar 32 6 16 12 Tempel Baruch Bar 32 6 16 13 Also dies allein bringen die Verehrer der Götzen ihnen dar, Beschmutzung. Baruch Bar 32 6 17 Et sicut alicui, qui regem offendit, circumseptæ sunt januæ: aut sicut ad sepulcrum adductum mortuum, ita tutantur sacerdotes ostia clausuris, et seris, ne a latronibus exspolientur. Und wie für jemanden, der den König beleidigt, die Türen verschlossen sind,¹⁴ oder wie für einen zum Grabe getragenen Toten,¹⁵ so verwahren die Priester ihre Türen mit Schlössern und Riegeln, damit jene nicht von Räubern beraubt werden. Baruch Bar 32 6 17 14 Alle Ausgänge aus dem Kerker. Baruch Bar 32 6 17 15 Im Griech. ist nur ein Vergleich: Wie dem, der sich gegen den König verfehlt hat, als einem dem Tode Verfallenen, jeder Ausgang verschlossen ist usw. Baruch Bar 32 6 18 Lucernas accendunt illis, et quidem multas, ex quibus nullam videre possunt: sunt autem sicut trabes in domo. Sie zünden vor ihnen Lichter an¹⁶ und zwar viele,¹⁷ während jene doch davon keines zu sehen vermögen; vermodern sie doch wie das Gebälk im Hause.¹⁸ Baruch Bar 32 6 18 16 Welchen Nutzen bringt es ferner, die Götzen zu verehren? Baruch Bar 32 6 18 17 Griech.: und mehr für sich selbst. Baruch Bar 32 6 18 18 Wie begründet dieser Vergleich ist, besagt das Folgende. Baruch Bar 32 6 19 Corda vero eorum dicunt elingere serpentes, qui de terra sunt, dum comedunt eos, et vestimentum ipsorum, et non sentiunt. Ihr Inneres, sagt man, zernagt das Gewürm, das aus der Erde kriecht, und sie gewahren es nicht, da es sie und ihre Gewänder zerfrisst.¹⁹ Baruch Bar 32 6 19 19 Griech.: Ihr Herz wird zerfressen, sagt man; wenn Würmer aus der Erde sie und ihre Kleider zerfressen, merken sie es nicht. Das Herz ist das Innere der Bildsäule, das Mark des Holzes. Baruch Bar 32 6 2 Ingressi itaque in Babylonem, eritis ibi annis plurimis, et temporibus longis usque ad generationes septem: post hoc autem educam vos inde cum pace. Wenn ihr nun angekommen seid in Babylon, werdet ihr daselbst viele Jahre und lange Zeit bleiben, bis in das siebente Geschlecht,² darnach aber werde ich euch von dort herausführen im Frieden. Baruch Bar 32 6 2 2 Vergl. [Jer 25,11]. Geschlecht entspricht in spezieller Ausdrucksweise dem aller Wahrscheinlichkeit nach im Hebräischen gesetzten Worte, das Zeitabschnitt bedeutet, so dass das Maß desselben aus dem Zusammenhang erschlossen werden muss. So wird das Wort [Gen 15,16] in V. 13 als Jahrhundert erklärt, ähnlich [Ijob 42,16]. Die Schwierigkeit der Stelle hat verschiedene Erklärungen gefunden. Soviel ist klar, dass Jeremias den ohnehin schon bestimmten und bekannten Zeitraum von siebzig Jahren bezeichnet. Baruch Bar 32 6 20 Nigræ fiunt facies eorum a fumo, qui in domo fit. Ihr Angesicht wird schwarz vom Rauche, der im Hause²⁰ entsteht. Baruch Bar 32 6 20 20 Tempel Baruch Bar 32 6 21 Supra corpus eorum, et supra ca put eorum volant noctuæ, et hirundines, et aves etiam, similiter et cattæ. Auf ihren Leib und ihr Haupt fliegen die Nachteulen, Schwalben und andere Vögel und die Katzen laufen darüber hin. Baruch Bar 32 6 22 Unde sciatis quia non sunt dii. Ne ergo timueritis eos. Daraus möget ihr erkennen, dass sie keine Götter sind. Fürchtet euch also nicht vor ihnen! Baruch Bar 32 6 23 Aurum etiam, quod habent, ad speciem est. Nisi aliquis exterserit æruginem, non fulgebunt: neque enim dum conflarentur, sentiebant. Wenn man ferner von dem Golde, das sie zu ihrem Schmucke an sich haben, nicht den Rost entfernt, so glänzen sie nicht; sie spürten es ja auch nicht, als sie gegossen wurden.²¹ Baruch Bar 32 6 23 21 Es ist nicht wunderbar, dass sie sich ihren Goldglanz nicht bewahren können, denn als sie gemacht wurden, spürten sie es nicht und wussten nicht, dass sie aus Metall gebildet werden. Baruch Bar 32 6 24 Ex omni pretio empta sunt, in quibus spiritus non inest ipsis. Um teuern Preis hat man sie gekauft, obwohl kein Leben in ihnen ist. Baruch Bar 32 6 25 Sine pedibus in humeris portantur, ostentantes ignobilitatem suam hominibus. Confundantur etiam qui colunt ea. Da sie keine Füße haben, werden sie auf den Schultern getragen und zeigen darin den Menschen ihren Unwert; zuschanden mögen auch jene werden, die sie verehren.²² Baruch Bar 32 6 25 22 Die sie verehren, müssen sich auch ihrer schämen über ihre Jämmerlichkeit. Baruch Bar 32 6 26 Propterea si ceciderint in terram, a semetipsis non consurgunt: neque si quis eum statuerit rectum, per semetipsum stabit, sed sicut mortuis munera eorum illis apponentur. Denn wenn sie auf die Erde fallen, so können sie nicht von selbst aufstehen;²³ und wenn sie jemand aufrichtet, stehen sie nicht von selbst, und legt man ihnen Gaben vor, so bleiben sie wie Tote. Baruch Bar 32 6 26 23 Vergl. [Jes 40,20] und [Jes 41,7; Jer 10,4]. Baruch Bar 32 6 27 Hostias illorum vendunt sacerdotes ipsorum, et abutuntur: similiter et mulieres eorum decerpentes, neque infirmo, neque mendicanti aliquid impertiunt, Ihre Priester verkaufen und verbrauchen das, was man ihnen opfert; desgleichen nehmen auch ihre Weiber davon,²⁴ doch den Kranken und Armen teilen sie nichts davon mit.²⁵ Baruch Bar 32 6 27 24 Griech.: desgleichen salzen auch ihre Weiber Stücke davon ein. Baruch Bar 32 6 27 25 Nach dem Mosaischen Gesetze hatten Fremdlinge, Waisen und Witwen, Knecht und Magd ihren Anteil bei Festlichkeiten [Dtn 14,29; Dtn 16,11.14] und den Armen sollte auf besondere Weise geholfen werden. [Ex 23,11; Lev 19,10; Lev 23,22; Dtn 15,11; Dtn 24,19.20; Dtn 26,12] u.a. Deshalb erschien diese Handlungsweise der heidnischen Priester den Juden tadelnswert und unmenschlich. Baruch Bar 32 6 28 De sacrificiis eorum ftæ, et menstruatæ contingunt. Scientes itaque ex his quia non sunt dii, ne timeatis eos. Kindbetterinnen und blutflüssige Weiber berühren ihre Opfer.²⁶ Daraus erkennet denn, dass sie keine Götter sind, und fürchtet euch nicht vor ihnen! Baruch Bar 32 6 28 26 Nach dem Gesetze der Juden galten solche Personen als unrein. [Lev 12,4] und [Lev 15,19]. Der Mangel an Ehrfurcht seitens der Götzendiener, der sich auch hierdurch kundgibt, zeigt, dass jene Götzen keine Götter sind. Baruch Bar 32 6 29 Unde enim vocantur dii? Quia mulieres apponunt diis argenteis, et aureis, et ligneis: Denn mit welchem Rechte sollten sie Götter heißen?²⁷ weil die Weiber vor die silbernen, goldenen und hölzernen Götzen Gaben hinstellen Baruch Bar 32 6 29 27 Vielleicht sollen wir ihre Gottheit daraus erkennen, dass Frauen ihnen Opfer darbringen? Dies war den Juden ein Abscheu. Oder daraus, dass die Priester im Tempel tun, was dem mosaischen Priestern daselbst untersagt war, so dass Haltung und Handlungen die Verachtung gegen die Götzen seitens ihrer Verehrer selbst zeigen. Baruch Bar 32 6 3 Nunc autem videbitis in Babylonia deos aureos, et argenteos, et lapideos, et ligneos in humeris portari, ostentantes metum gentibus. Nun werdet ihr aber in Babylon Götzen von Gold, Silber, Stein und Holz sehen, die auf den Schultern getragen werden und doch den Heiden Schrecken verursachen.³ [Jes 44,10] Baruch Bar 32 6 3 3 Das Beispiel des Königs, der Vornehmen und aller Klassen der Bevölkerung musste die, welche bereits in der Heimat geneigt waren, Götzendienst zu treiben, zur Verehrung der Götzen anreizen, umso mehr als die Heiden den Sieg über die Juden und ihr eigenes Wohlergehen ihren Göttern zuschrieben. Die Götzenbilder waren von Holz, indes mit goldenen oder silbernen Platten belegt, bisweilen bis vierzig und sechzig Ellen hoch. Baruch Bar 32 6 30 Et in domibus eorum sacerdotes sedent, habentes tunicas scissas, et capita, et barbam rasam, quorum capita nuda sunt. und die Priester in ihren Tempeln mit zerrissenen Röcken sitzen, Kopf und Bart geschoren und die Häupter entblößt.²⁸ Baruch Bar 32 6 30 28 Den Priestern war es im Gesetze Moses verboten, das Haupt zu scheren, den Bart abzuschneiden [Lev 19,27; Lev 21,5], ihre Kleider zu zerreißen. Baruch Bar 32 6 31 Rugiunt autem clamantes contra deos suos, sicut in cna mortui. Auch heulen sie und schreien vor ihren Göttern, wie man bei Totenmahlen zu tun pflegt. Baruch Bar 32 6 32 Vestimenta eorum auferunt sacerdotes, et vestiunt uxores suas, et filios suos. Die Priester entwenden ihre Kleider und kleiden damit ihre Frauen und ihre Kinder. Baruch Bar 32 6 33 Neque si quid mali patiuntur ab aliquo, neque si quid boni, poterunt retribuere: neque regem constituere possunt, neque auferre. Mögen sie Böses von jemand erfahren oder Gutes, sie können es nicht vergelten und nicht vermögen sie, einen König einzusetzen oder abzusetzen.²⁹ Baruch Bar 32 6 33 29 Anders der wahre Gott [1Kön 2,6-8; Ijob 12,18; Jer 27,5; Dtn 32,35] Baruch Bar 32 6 34 Similiter neque dare divitias possunt, neque malum retribuere. Si quis illis votum voverit, et non reddiderit, neque hoc requirunt. Desgleichen können sie weder Reichtum verleihen noch für das angetane Böse Vergeltung üben.³⁰ Gelobt jemand ihnen etwas und hält es nicht, so strafen sie nicht.³¹ Baruch Bar 32 6 34 30 Griech.: Weder Reichtümer, noch die kleinste Münze geben. Baruch Bar 32 6 34 31 Anders Gott [Dtn 23,21]. Baruch Bar 32 6 35 Hominem a morte non liberant, neque infirmum a potentiori eripiunt. Sie retten den Menschen nicht vom Tode und befreien den Schwachen nicht aus der Gewalt des Mächtigeren. Baruch Bar 32 6 36 Hominem cæcum ad visum non restituunt, de necessitate hominem non liberabunt. Einem Blinden geben sie das Augenlicht nicht wieder und befreien niemand aus Drangsal. Baruch Bar 32 6 37 Viduæ non miserebuntur, neque orphanis benefacient. Der Witwen erbarmen sie sich nicht und tun den Waisen nicht wohl. Baruch Bar 32 6 38 Lapidibus de monte similes sunt dii illorum, lignei, et lapidei, et aurei, et argentei. Qui autem colunt ea, confundentur. Den Steinen aus dem Gebirge gleichen ihre hölzernen, steinernen, goldenen und silbernen Götter; die ihnen dienen, werden zuschanden werden. Baruch Bar 32 6 39 Quomodo ergo æstimandum est, aut dicendum, illos esse deos? Wie kann man also dafür halten oder sagen, sie seien Götter? Baruch Bar 32 6 4 Videte ergo ne et vos similes efficiamini factis alienis, et metuatis, et metus vos capiat in ipsis. Sehet also zu, dass nicht auch ihr den Fremden in solchem Tun ähnlich werdet, euch fürchtet und durch sie euch schrecken lasset.⁴ Baruch Bar 32 6 4 4 Wenn ihr dies bei allen Heiden geschehen seht. V. 5a gehört nach dem Griech. zu V. 4. Baruch Bar 32 6 40 Adhuc enim ipsis Chaldæis non honorantibus ea: qui cum audierint mutum non posse loqui, offerunt illud ad Bel, postulantes ab eo loqui: Dazu ehren die Chaldäer sie selbst nicht.³² Hören sie von einem Stummen, der nicht reden kann, so bringen sie³³ dies³⁴ vor Bel und begehren von ihm, dass er ihm die Sprache verleihe; Baruch Bar 32 6 40 32 Dies gehört nach dem Griechischen besser zum Vorhergehenden. Baruch Bar 32 6 40 33 Griech.: Bringen sie Bel herbei und bitten ihn, der Stumme möchte die Gabe der Rede haben, als könnte jener (Bel) fühlen. Baruch Bar 32 6 40 34 Es ist zu lesen: ihn, den Stummen. Über Bel siehe [Jes 46,1]. Baruch Bar 32 6 41 Quasi possint sentire qui non habent motum, et ipsi cum intellexerint, relinquent ea: sensum enim non habent ipsi dii illorum. als ob die etwas wahrnehmen könnten, die sich nicht zu bewegen vermögen! Wenn sie es einsähen, müssten sie dieselben lassen, denn ihre Götter haben keine Wahrnehmungskraft!³⁵ Baruch Bar 32 6 41 35 Griech.: Und sie können sich, obwohl sie dies einsehen (dass die Götzen ohne Empfindung sind), nicht entschließen, sie zu verlassen, denn sie haben keinen Verstand. Sie sind durch ihre verkehrte Gewöhnung so verblendet, dass sie sich jeder Einsicht verschließen. Baruch Bar 32 6 42 Mulieres autem circumdatæ funibus in viis sedent, succendentes ossa olivarum. Die Frauen aber sitzen, mit Stricken umgeben, an den Wegen und bringen Rauchopfer von Olivenkernen³⁶ dar. Baruch Bar 32 6 42 36 Griech.: Kleie. Baruch Bar 32 6 43 Cum autem aliqua ex ipsis attracta ab aliquo transeunte dormierit cum eo, proximæ suæ exprobrat quod ea non sit digna habita, sicut ipsa, neque funis ejus diruptus sit. Wenn nun eine von ihnen von einem Vorübergehenden fortgenommen und bei ihm gelegen ist, so hält sie es ihrer Nachbarin vor, weil dieselbe nicht gleich ihr wert erachtet worden und dass deren Strick unzerrissen geblieben ist.³⁷ Baruch Bar 32 6 43 37 Die Heiden machen ihren Götzen Bel verächtlich, indem sie ihn um Dinge bitten, die er nicht zu leisten vermag. Die Göttin Bilit, seine Gemahlin, verehren die Frauen mit unsittlichem Dienste. Herodot erzählt, indem er sich gleichfalls über diese Sitte entrüstet, dass jede Frau sich einmal im Leben zu Ehren der Göttin preisgeben müsse, und jene, die dies wollen, mit Kränzen von Stricken auf dem Haupte an einem der Göttin geweihten Plätze sitzen, bis jemand sie fordert. Baruch Bar 32 6 44 Omnia autem quæ illis fiunt, falsa sunt. Quomodo æstimandum, aut dicendum est, illos esse deos? Alles, was bei ihnen geschieht,³⁸ ist Trug. Wie soll man meinen oder sagen, dass sie Götter seien? Baruch Bar 32 6 44 38 Die Götzen und was zu deren Verehrung geschieht. Baruch Bar 32 6 45 A fabris autem, et ab aurificibus facta sunt. Nihil aliud erunt, nisi id quod volunt esse sacerdotes. Von Künstlern und Goldschmieden sind sie gemacht; sie können nichts anderes werden, als was die Priester³⁹ wollen, dass sie seien. Baruch Bar 32 6 45 39 Griech.: die Künstler. Die Gestalt des Gottes wird wie er Künstler sie will. Und wer sind diese selbst? Baruch Bar 32 6 46 Artifices etiam ipsi, qui ea faciunt, non sunt multi temporis. Numquid ergo possunt ea, quæ fabricata sunt ab ipsis, esse dii? Auch die Künstler selbst, die sie verfertigen, leben nicht lange; wie können also die von ihnen verfertigten Dinge Götter sein?⁴⁰ Baruch Bar 32 6 46 40 Ähnliches [Jes 44,14-20; Jer 10,9] Baruch Bar 32 6 47 Reliquerunt autem falsa, et opprobrium postea futuris. Trug und Schande hinterlassen sie ihren Nachkommen. Baruch Bar 32 6 48 Nam cum supervenerit illis prlium, et mala: cogitant sacerdotes apud se, ubi se abscondant cum illis. Denn kommt Krieg und Unglück über sie, so beratschlagen die Priester unter sich, wo sie sich mit jenen verbergen sollen. Baruch Bar 32 6 49 Quomodo ergo sentiri debeant quoniam dii sunt, qui nec de bello se liberant, neque de malis se eripiunt? Wie möchte man also meinen, dass sie Götter seien,⁴¹ sie, die weder aus dem Kriege sich retten noch sich von anderm Unheile befreien können? Baruch Bar 32 6 49 41 Griech.: Wie ist es also nicht offenbar und klar und handgreiflich, dass jene keine Götter sind? Wie ist es möglich, dass nicht jeder alsbald die Nichtigkeit der Götzen erkennt? Vergl. [Jes 44,18]. Baruch Bar 32 6 5 Visa itaque turba de retro, et ab ante, adorantes, dicite in cordibus vestris: Te oportet adorari Domine. Wenn ihr sehet, wie die Menge hinter ihnen und vor ihnen sie anbetet, so sprechet in euern Herzen:⁵ Dich muss man anbeten, o Herr! Baruch Bar 32 6 5 5 Wenn ihr es mit dem Munde nicht wagt. Baruch Bar 32 6 50 Nam cum sint lignea, inaurata, et inargentata, scietur postea quia falsa sunt ab universis gentibus, et regibus: quæ manifesta sunt quia non sunt dii, sed opera manuum hominum, et nullum Dei opus cum illis. Denn da sie hölzerne, vergoldete oder versilberte Bilder sind, so werden nachmals alle Völker und Könige erkennen, dass sie Lügengebilde sind;⁴² und es ist offenbar, dass sie keine Götter sind, sondern Werke von Menschenhänden und dass keine göttliche Kraft ihnen innewohnt. Baruch Bar 32 6 50 42 Schon [Jer 10,11] wird den Heiden verkündet, dass die Götzen stürzen, die Wahrheit siegen, die Lüge verschwinden wird. Baruch Bar 32 6 51 Unde ergo notum est, quia non sunt dii, sed opera manuum hominum, et nullum Dei opus in ipsis est? Woraus also ist es offenbar,⁴³ dass sie keine Götter sind, sondern Werke von Menschenhänden, denen keine göttliche Kraft innewohnt?⁴⁴ Baruch Bar 32 6 51 43 Nach dem Cod. Alex. u.a. ist zu lesen: Wem kann es also unbekannt sein, dass sie keine Götter sind? Baruch Bar 32 6 51 44 Dies zeigen die nachfolgenden Beispiele, deren Gegenspiel die Heilige Schrift oft von Gott erwähnt, Gott stellt die Könige auf [Gen 17,6.16; Gen 49,10; 1Sam 2,10; 1Sam 15,23.26; 1Sam 16,1; 2Sam 7,14; 1Kön 14,14; Spr 8,5; Ijob 36,7] er gibt Regen [Lev 26,3; Dtn 11,14; Dtn 28,12; 1Sam 12,17; 1Kön 8,36; Jer 5,24; Jer 10,13] usw. Baruch Bar 32 6 52 Regem regioni non suscitant, neque pluviam hominibus dabunt. Sie setzen keinen König über ein Land noch geben sie den Menschen Regen. Baruch Bar 32 6 53 Judicium quoque non discernent, neque regiones liberabunt ab injuria: quia nihil possunt, sicut corniculæ inter medium cli, et terræ. Sie sprechen auch nicht Recht im Gericht und retten die Länder vor keiner Gewalttat, denn sie sind machtlos wie die Krähen zwischen Himmel und Erde.⁴⁵ Baruch Bar 32 6 53 45 Diese können zwar schreien, aber nichts weiter. Baruch Bar 32 6 54 Etenim cum inciderit ignis in domum deorum ligneorum, argenteorum, et aureorum, sacerdotes quidem ipsorum fugient, et liberabuntur: ipsi vero sicut trabes in medio comburentur. Denn wenn Feuer den Tempel der hölzernen, silbernen und goldenen Götter ergreift, so fliehen zwar ihre Priester und retten sich, sie selbst aber verbrennen darin gleich den Balken. Baruch Bar 32 6 55 Regi autem, et bello non resistent. Quomodo ergo æstimandum est, aut recipiendum quia dii sunt? Einem Könige aber und dem Feinde können sie keinen Widerstand leisten; wie sollte man also meinen oder annehmen, sie seien Götter? Baruch Bar 32 6 56 Non a furibus, neque a latronibus se liberabunt dii lignei, et lapidei, et inaurati, et inargentati, quibus hi, qui fortiores sunt, Die hölzernen, steinernen,⁴⁶ vergoldeten und versilberten Götzen vermögen sich nicht vor Dieben noch vor Räubern zu schützen; jene sind stärker als sie, Baruch Bar 32 6 56 46 Steinernen fehlt im Griechischen. Baruch Bar 32 6 57 Aurum, et argentum, et vestimentum, quo operti sunt, auferent illis, et abibunt, nec sibi auxilium ferent. nehmen ihnen das Gold und Silber und die Kleider, mit denen sie bedeckt sind, weg und gehen dann fort, ohne dass jene sich helfen können. Baruch Bar 32 6 58 Itaque melius est esse regem ostentantem virtutem suam: aut vas in domo utile, in quo gloriabitur qui possidet illud: vel ostium in domo, quod custodit quæ in ipsa sunt, quam falsi dii. Daher ist es besser, ein König zu sein, der seine Macht zur Geltung bringen kann, oder ein nützliches Gefäß im Hause, dessen der Besitzer sich rühmen kann, oder eine Tür im Hause, welche das darin Befindliche verwahrt,⁴⁷ als solche Lügengötzen. Baruch Bar 32 6 58 47 Das Griechische fügt bei: oder eine hölzerne Säule in einem Königspalaste als solche falsche Götter. Indes ist auch dieser Text nicht unversehrt. Vielleicht: sie können sich nicht helfen, wie es Königen ziemt. Die Götter heißen auch Könige; wie töricht also ist es, sie so zu nennen. Baruch Bar 32 6 59 Sol quidem, et luna, ac sidera cum sint splendida, et emissa ad utilitates, obaudiunt. Sonne, Mond und Sterne leuchten und schaffen Nutzen und tun, was ihnen befohlen ist; Baruch Bar 32 6 6 Angelus enim meus vobiscum est: ipse autem exquiram animas vestras. Denn⁶ mein Engel ist mit euch und ich selbst will der Rächer an euren Seelen sein. Baruch Bar 32 6 6 6 Zwei Gründe, weshalb das Volk Gott stets anhängen soll: der Engel des Herrn (Michael, vergl. [Dan 10,13.21] und [Dan 12,1]) ist den Weggeführten nahe, wie er einst Israel nahe war beim Auszuge aus Ägypten, und wenn sie ihn verlassen, wird Gott sie strafen, ihnen den Tod sendend. Baruch Bar 32 6 60 Similiter et fulgur cum apparuerit, perspicuum est: idipsum autem et spiritus in omni regione spirat. so ist auch der Blitz, wenn er aufleuchtet, schön anzuschauen⁴⁸ und ebenso weht der Wind in jedem Lande. Baruch Bar 32 6 60 48 Weckt Bewunderung und zeigt Gottes Macht. Baruch Bar 32 6 61 Et nubes, quibus cum imperatum fuerit a Deo perambulare universum orbem, perficiunt quod imperatum est eis. Und wird den Wolken von Gott geheißen, über den ganzen Erdkreis hinzuziehen, so vollziehen sie, was ihnen befohlen ist. Baruch Bar 32 6 62 Ignis etiam missus desuper ut consumat montes, et silvas, facit quod præceptum est ei. Hæc autem neque speciebus, neque virtutibus uni eorum similia sunt. Wird Feuer von oben gesandt, Berge und Wälder zu verzehren, so vollbringt es, was ihm befohlen ward.⁴⁹ Die Götzen aber gleichen keinem von diesen weder an Schönheit, noch an Kräften. Baruch Bar 32 6 62 49 Die Winde wehen Gott gehorchend, überall und das Feuer führt seine Rache willig aus. Baruch Bar 32 6 63 Unde neque existimandum est, neque dicendum, illos esse deos, quando non possunt neque judicium judicare, neque quidquam facere hominibus. Daher kann man sie nicht für Götter halten noch so heißen, da sie weder Gericht halten noch den Menschen irgend etwas zu tun vermögen. Baruch Bar 32 6 64 Scientes itaque quia non sunt dii, ne ergo timueritis eos. Da ihr also wisst, dass sie keine Götter sind, so fürchtet euch nicht vor ihnen! Baruch Bar 32 6 65 Neque enim regibus maledicent, neque benedicent. Denn über Könige können sie weder Fluch noch Segen bringen. Baruch Bar 32 6 66 Signa etiam in clo gentibus non ostendunt, neque ut sol lucebunt, neque illuminabunt ut luna. Auch lassen sie kein Zeichen am Himmel für die Völker erscheinen⁵⁰ noch leuchten sie wie die Sonne oder scheinen wie der Mond. Baruch Bar 32 6 66 50 Vergl. [Jer 10,2]. Baruch Bar 32 6 67 Bestiæ meliores sunt illis, quæ possunt fugere sub tectum, ac prodesse sibi. Die wilden Tiere sind besser als sie, können diese sich doch unter ein Obdach flüchten und sich sichern. Baruch Bar 32 6 68 Nullo itaque modo nobis est manifestum quia sunt dii: propter quod ne timeatis eos. Auf keine Weise also ist es uns offenbar, dass sie Götter seien, und darum fürchtet euch nicht vor ihnen! Baruch Bar 32 6 69 Nam sicut in cucumerario formido nihil custodit: ita sunt dii illorum lignei, et argentei, et inaurati. Denn wie eine Vogelscheuche auf einem Gurkenacker Nichts schützt, so sind deren hölzerne, silberne und vergoldete Götzen.⁵¹ Baruch Bar 32 6 69 51 Die Götzen sind gleichfalls unnütze und lächerliche Schreckmittel. Höchstens flößen sie den Menschen eine Zeitlang einen gewissen Schrecken ein, doch nicht sie, sondern vielmehr der törichte Aberglaube, den die Menschen hegen. Baruch Bar 32 6 7 Nam lingua ipsorum polita a fabro, ipsa etiam inaurata, et inargentata falsa sunt, et non possunt loqui. Denn wohl ist die Zunge jener geglättet von dem Künstler und sie selbst vergoldet und versilbert, doch sind sie Lügengebilde und können nicht reden. Baruch Bar 32 6 70 Eodem modo et in horto spina alba, supra quam omnis avis sedet. Similiter et mortuo projecto in tenebris similes sunt dii illorum lignei, et inaurati, et inargentati: Und wie die Weißdornhecke⁵² in einem Garten, auf die sich alle Vögel setzen, und ähnlich wie ein Toter, der in die Finsternis hingeworfen wird, so sind ihre hölzernen, vergoldeten und versilberten Götter. Baruch Bar 32 6 70 52 Griech.: Dornstrauch. Wie eine Dornhecke, die nichts fühlt und die auf ihr sitzenden und die beschmutzenden Vögel nicht vertreiben kann. Baruch Bar 32 6 71 A purpura quoque et murice, quæ supra illos tineant, scietis itaque quia non sunt dii. Ipsi etiam postremo comeduntur, et erunt opprobrium in regione. Auch an ihren Purpur- und Scharlachkleidern, welche von den Motten verzehrt werden, könnt ihr erkennen, dass sie keine Götter sind. Sogar sie selbst werden zuletzt zerfressen und werden zum Spotte im Lande.⁵³ Baruch Bar 32 6 71 53 Wenn man ein Götzenbild sieht, dem Nase oder Ohr weggefressen ist. Baruch Bar 32 6 72 Melior est homo justus, qui non habet simulacra: nam erit longe ab opprobriis. Besser ist der Gerechte, der keine Götzen hat, denn er wird fernbleiben von Schmach.⁵⁴ Baruch Bar 32 6 72 54 Ja, sogar Gott, das höchste und unendliche Gut besitzen. Baruch Bar 32 6 8 Et sicut virgini amanti ornamenta: ita accepto auro fabricati sunt. Und wie für eine Jungfrau, die den Putz liebt, nimmt man Gold, um sie herzustellen. Baruch Bar 32 6 9 Coronas certe aureas habent super capita sua dii illorum: unde subtrahunt sacerdotes ab eis aurum, et argentum, et erogant illud in semetipsos. Ihre Götter haben zwar goldene Kronen auf ihren Häuptern, aber die Priester nehmen den Götzen das Gold und Silber weg und verwenden es für sich selbst. Ezechiel Ez 33 0 1 I. Der Prophet wird über seine Berufung und sein Amt belehrt. (Kap. 1 Kap. 3,21) A. Die Zeit der Berufung. (V. 3) B. Beschreibung der Theophanie. Ezechiel Ez 33 1 1 ET factum est in trigesimo anno, in quarto, in quinta mensis, cum essem in medio captivorum juxta fluvium Chobar, aperti sunt cli, et vidi visiones Dei. Und es geschah¹ im dreißigsten Jahre,² am fünften des vierten Monats, während ich mich unter den Gefangenen am Flusse Chobar³ befand, öffnete sich der Himmel⁴ und ich sah Gesichte von Gott.⁵ [Ez 10,20; Ez 43,3] Ezechiel Ez 33 1 1 1 Fünfmal werden die Zeitumstände berichtet, weil der Prophet nicht ohne Staunen erkennt, dass Gott in unreinem Lande und in der Verbannung des Volkes so erscheint, wie er sich in seinem Tempel zu offenbaren pflegt; ein besonderer Gnadenerweis Gottes. Den Propheten will Gott durch die Erscheinung über seine Berufung und sein Amt gewiss machen. Eine solche Gewissheit war erforderlich, damit er inmitten aller Schwierigkeiten seines Amtes unerschüttert und standhaft walten konnte, vom Herrn getröstet und gestärkt. Ezechiel Ez 33 1 1 2 In welchem dreißigsten Jahre? Und V. 2 in welchem Monate? Wohl am fünften Tage des vierten Monats des fünften Jahres der Wegführung Joachins, 594 oder 592 vor Chr. Ezechiel Ez 33 1 1 3 In Babylon, wohin Nabuchodonosor die Juden geführt. [2Kön 24,15.16] Ezechiel Ez 33 1 1 4 Entweder kam die Vision gleichsam vom Himmel herab oder der leuchtende Äther bot ein Bild, als ob der Himmel sich öffnete. Ezechiel Ez 33 1 1 5 Gesichte von Gott gewährt, welche göttliche Dinge darstellen. Der Ausdruck ist hier umso besser gewählt, als Gott sich in einem für die menschliche Natur verständlichen Bilde offenbart. Ezechiel Ez 33 1 10 Similitudo autem vultus eorum: facies hominis, et facies leonis a dextris ipsorum quatuor: facies autem bovis, a sinistris ipsorum quatuor, et facies aquilæ desuper ipsorum quatuor. Ihre Gesichter aber waren so gestaltet: Vorn ein Menschenangesicht, auf der Rechten bei allen vieren ein Löwenangesicht, auf der Linken ein Stierangesicht bei allen vieren und nach oben¹⁶ ein Adlerangesicht bei allen vieren. Ezechiel Ez 33 1 10 16 Dies Wort ist, da es im Hebr. wie im Griech. fehlt, auszulassen. Von verschiedenen Seiten gesehen, boten die Wesen einen verschiedenen Anblick. Ezechiel Ez 33 1 11 Facies eorum, et pennæ eorum extentæ desuper: duæ pennæ singulorum jungebantur, et duæ tegebant corpora eorum: Ihre Gesichter¹⁷ waren nach oben gewendet und ihre Flügel ebendahin ausgebreitet, je zwei ihrer Flügel berührten einander und zwei Flügel bedeckten ihre Leiber. Ezechiel Ez 33 1 11 17 Diese Worte fehlen in der Septuag. und sind überflüssig. Zwei Flügel gingen nach oben und berührten die Flügel der anderen; zwei andere deckten den Körper. Ezechiel Ez 33 1 12 Et unumquodque eorum coram facie sua ambulabat: ubi erat impetus spiritus illuc gradiebantur, nec revertebantur cum ambularent. Ein jedes von ihnen ging gerade vor sich hin; wohin sie der Geist¹⁸ zu gehen trieb, dahin gingen sie und sie wendeten sich nicht um im Gehen. Ezechiel Ez 33 1 12 18 Der Antrieb, Einfluss dessen, der sie leitete, Gottes. Ezechiel Ez 33 1 13 Et similitudo animalium, aspectus eorum quasi carbonum ignis ardentium, et quasi aspectus lampadarum. Hæc erat visio discurrensin medio animalium, splendor ignis, et de igne fulgur egrediens. Die Gestalt der Wesen war anzusehen wie die Glut feuriger Kohlen und es war, wie wenn Fackeln glühten. Zwischen den Wesen sah man glänzendes Feuer hin- und herfahren und aus dem Feuer Blitze zucken.¹⁹ Ezechiel Ez 33 1 13 19 Das Feuer, das aus der Ferne gesehen wirbelndes Feuer schien und in der Mitte wie Glanzerz leuchtete, offenbart sich in der Nähe als Glanz, der zwischen den Wesen strahlt und aus dem Blitze hervorgehen, wodurch die Bewegung der Wesen den Anschein von glühenden Fackeln annahm. Ezechiel Ez 33 1 14 Et animalia ibant, et revertebantur in similitudinem fulguris coruscantis. Und die Wesen gingen hin und zurück²⁰ wie das Leuchten des Blitzes. Ezechiel Ez 33 1 14 20 Hierhin und dorthin. Ezechiel Ez 33 1 15 Cumque aspicerem animalia, apparuit rota una super terram juxta animalia, habens quatuor facies. Als ich so die Wesen anschaute, erschien auch ein Rad auf dem Boden neben den Wesen an allen vier Vorderseiten.²¹ Ezechiel Ez 33 1 15 21 Bei jedem Wesen erschien ein Rad, ein wenig unter demselben. Ezechiel Ez 33 1 16 Et aspectus rotarum, et opus earum, quasi visio maris: et una similitudo ipsarum quatuor: et aspectus earum et opera, quasi sit rota in medio rotæ. Die Räder und ihre Gebilde waren anzusehen wie das Meer,²² alle vier hatten eine Gestalt und ihr Aussehen und ihre Bildung war, als wäre ein Rad innerhalb des anderen. Ezechiel Ez 33 1 16 22 Bläulich. Ezechiel Ez 33 1 17 Per quatuor partes earum euntes ibant: et non revertebantur cum ambularent. Nach ihren vier Seiten gingen sie, wenn sie sich bewegten, ohne sich beim Gehen zu wenden.²³ Ezechiel Ez 33 1 17 23 Sie konnten sich nach jeder Richtung bewegen, ohne sich wenden zu müssen. Ezechiel Ez 33 1 18 Statura quoque erat rotis, et altitudo, et horribilis aspectus: et totum corpus oculis plenum in circuitu ipsarum quatuor. Die Größe und Höhe der Räder war schrecklich anzusehen²⁴ und ihr ganzer Umfang²⁵ war voll Augen um und um bei allen vieren.²⁶ Ezechiel Ez 33 1 18 24 Hebr.: Ihre Rundung. Man konnte sie nicht betrachten, ohne dass sie einen gewissen Schrecken einflößten. Ezechiel Ez 33 1 18 25 Der Räder. Ezechiel Ez 33 1 18 26 Nach einigen Erklärern waren dies Menschenaugen, nach anderen solche wie auf den Pfauenschwänzen sind. Das letztere passt insofern besser, als die Räder nicht als belebt geschildert werden sollen. Ezechiel Ez 33 1 19 Cumque ambularent animalia, ambulabant pariter et rotæ juxta ea: et cum elevarentur animalia de terra, elevabantur simul et rotæ. Wenn die Wesen gingen, gingen auch die Räder neben ihnen, und wenn die Wesen sich vom Boden erhoben, erhoben sich auch die Räder. Ezechiel Ez 33 1 2 In quinta mensis, ipse est annus quintus transmigrationis regis Joachin, Am fünften des Monats, es war das fünfte Jahr nach der Wegführung des Königs Joachin, Ezechiel Ez 33 1 20 Quocumque ibat spiritus, illuc eunte spiritu, et rotæ pariter elevabantur, sequentes eum. Spiritus enim vitæ erat in rotis. Wohin immer der Geist ging, dahin erhoben sich auch die Räder, dem Geist im Gehen folgend; denn Geist des Lebens²⁷ war in den Rädern. Ezechiel Ez 33 1 20 27 Hebr.: Der Geist des Wesens (der Wesen). Jedes Rad ward von dem Wesen, dem es am nächsten war, geleitet, so dass Rad und Wesen von demselben göttlichen Geiste bewegt schienen. Die genaue Beschreibung zeigt, dass die Erscheinung längere Zeit andauerte. In V. 21 gilt dasselbe. Ezechiel Ez 33 1 21 Cum euntibus ibant, et cum stantibus stabant: et cum elevatis a terra, pariter elevabantur et rotæ, sequentes ea: quia spiritus vitæ erat in rotis. Wenn jene Wesen gingen, so gingen sie auch mit, und wenn jene standen, so standen sie auch; und wenn jene sich vom Boden erhoben, erhoben sich auch die Räder und folgten ihnen; denn Geist des Lebens war in den Rädern. Ezechiel Ez 33 1 22 Et similitudo super capita animalium firmamenti, quasi aspectus crystalli horribilis, et extenti super capita eorum desuper. Über den Häuptern der Wesen war ein Gebilde wie das Firmament, das wie furchtgebietender²⁸ Kristall aussah und über ihren Häuptern ausgebreitet war. Ezechiel Ez 33 1 22 28 Verwunderung und Schrecken verursachend. Ezechiel Ez 33 1 23 Sub firmamento autem pennæ eorum rectæ alterius ad alterum: unumquodque duabus alis velabat corpus suum, et alterum similiter velabatur. Unter dem Firmamente aber waren ihre Flügel ausgebreitet, von einem gegen den anderen, und ein jedes Wesen verhüllte mit zwei Flügeln seinen Leib und das andere verhüllte sich ebenso. Ezechiel Ez 33 1 24 Et audiebam sonum alarum, quasi sonum aquarum multarum, quasi sonum sublimis Dei: cum ambularent quasi sonus erat multitudinis ut sonus castrorum: cumque starent, demittebantur pennæ eorum. Und ich vernahm das Rauschen ihrer Flügel wie das Rauschen gewaltiger Wasser, gleich dem Hall des höchsten²⁹ Gottes; wenn sie gingen, war es wie das Getöse eines Heeres, wie das Getöse eines Heerlagers; und wenn sie standen, ließen sie ihre Flügel sinken.³⁰ Ezechiel Ez 33 1 24 29 Des allmächtigen. Ezechiel Ez 33 1 24 30 Besser: Bewegten sie nicht, hielten sie aber zum Liegen bereit. Ezechiel Ez 33 1 25 Nam cum fieret vox super firmamentum, quod erat super caput eorum, stabant, et submittebant alas suas. Denn wenn eine Stimme über dem Firmamente, das über ihren Häuptern war, erschallte,³¹ standen sie still und ließen ihre Flügel herabsinken. Ezechiel Ez 33 1 25 31 Zuerst wohl plötzlich. Ezechiel Ez 33 1 26 Et super firmamentum, quod erat imminens capiti eorum, quasi aspectus lapidis sapphiri similitudo throni: et super similitudinem throni, similitudo quasi aspectus hominis desuper. Und oberhalb des Firmamentes, das sich über ihren Häuptern ausbreitete, erschien wie Saphirstein³² das Gebilde eines Thrones und oben auf diesem Throngebilde eine Gestalt wie ein Mensch, Ezechiel Ez 33 1 26 32 Der Saphir ist als bläulicher Stein mit goldenen Punkten das Symbol der göttlichen Herrlichkeit. Vergl. [Ex 34,10]. Ähnlich erscheint Gott in menschlicher Gestalt. [Dan 7,9] Ezechiel Ez 33 1 27 Et vidi quasi speciem electri, velut aspectum ignis, intrinsecus ejus per circuitum: a lumbis ejus et desuper, et a lumbis ejus usque deorsum, vidi quasi speciem ignis splendentis in circuitu: Und ich sah etwas leuchten wie Glanzerz, wie der Schein eines Feuers, innerhalb desselben ringsum, von seinen Lenden aufwärts und von seinen Lenden abwärts sah ich etwas wie Feuer, das ringsum leuchtete,³³ Ezechiel Ez 33 1 27 33 Besser Hieronym.: Der obere Teil glänzte wie Glanzerz, unten erschien er wie Feuer. Das Glanzerz hat innen und außen das Ansehen von Feuer. Damit stimmt [Ez 8,2] überein. Der Glanz deutet die verborgene göttliche Natur an. Wenn das Auge nicht vermag in das Licht der Sonne am Himmelsgewölbe zu sehen, wie viel weniger vermag der Mensch das unzugängliche Licht Gottes zu schauen! (Theod.) Ezechiel Ez 33 1 28 Velut aspectum arcus cum fuerit in nube in die pluviæ: hic erat aspectus splendoris per gyrum. wie der Regenbogen anzusehen, wenn er sich in den Wolken zur Zeit des Regens zeigt,³⁴ so war der Glanz ringsum anzuschauen! Ezechiel Ez 33 1 28 34 Vergl. [Offb 4,3]. Ezechiel Ez 33 1 3 Factum est verbum Domini ad Ezechielem filium Buzi sacerdotem in terra Chaldæorum, secus flumen Chobar: et facta est super eum ibi manus Domini. erging das Wort des Herrn an Ezechiel, den Sohn Buzis, den Priester, im Lande der Chaldäer, am Flusse Chobar, und die Hand⁶ des Herrn kam daselbst über ihn. Ezechiel Ez 33 1 3 6 Die Hand ist Symbol der Kraft. Gott erhebt und stärkt den Propheten, dass er die göttlichen Geheimnisse zu schauen vermag. Ezechiel Ez 33 1 4 Et vidi, et ecce ventus turbinis veniebat ab aquilone: et nubes magna, et ignis involvens, et splendor in circuitu ejus: et de medio ejus quasi species electri, id est de medio ignis: Und ich schaute:⁷ siehe, da kam ein Sturmwind von Mitternacht her, eine mächtige Wolke und wirbelndes Feuer und Lichtglanz um dieselbe her⁸ und aus seiner Mitte, das ist aus dem Feuer heraus, leuchtete es wie Glanzerz.⁹ Ezechiel Ez 33 1 4 7 Allgemeine Beschreibung. Ezechiel Ez 33 1 4 8 Eine dichte Flammenmasse, welche ihren Glanz der Wolke mitteilte. Ezechiel Ez 33 1 4 9 Inmitten des Feuers war die Erscheinung eines aus Gold und Silber gemischten Metalls, so dass das Feuer dort noch mehr leuchtete. Ezechiel Ez 33 1 5 Et in medio ejus similitudo quatuor animalium: et hic aspectus eorum, similitudo hominis in eis. Und mitten darin¹⁰ war die Erscheinung von vier Wesen und dies war ihr Aussehen: Sie hatten Menschenähnlichkeit. Ezechiel Ez 33 1 5 10 Je mehr das Gesicht ihm nahe kommt, desto besser erkennt er es. Ezechiel Ez 33 1 6 Quatuor facies uni, et quatuor pennæ uni. Ein jedes hat vier Angesichter¹¹ und ein jedes vier Flügel.¹² Ezechiel Ez 33 1 6 11 Richtiger: Gestalten. In dem Lande, in welchem die Verbannten weilten, fanden sich solche Figuren dargestellt. Die Vision knüpft also an bekannte Dinge an. Ezechiel Ez 33 1 6 12 Die weitere Beschreibung knüpft durchaus an assyrische Bildwerke an. Ezechiel Ez 33 1 7 Pedes eorum pedes recti, et planta pedis eorum quasi planta pedis vituli, et scintillæ quasi aspectus æris candentis. Ihre Füße waren gerade und ihre Fußsohle wie eines Rindes und sie funkelten, wie glühendes Erz leuchtet. Ezechiel Ez 33 1 8 Et manus hominis sub pennis eorum in quatuor partibus: et facies, et pennas per quatuor partes habebant. Und Menschenhände¹³ waren unter ihren Flügeln an den vier Seiten, auch hatten sie Gesichter und Flügel an den vier Seiten.¹⁴ Ezechiel Ez 33 1 8 13 An der ganzen Erscheinung vier. Hebr.: Die Hände des Wesens waren Menschenhände. An jeder Seite erschien eine. Ezechiel Ez 33 1 8 14 Hebr.: Und ihre Gesichter und Flügel an jenen vier. Es ist gleichsam die Überschrift zu der folgenden Beschreibung der Flügel und Gestalten. V. 9-13. Besser lässt man übrigens mit der Septuag diese Worte fort. Ezechiel Ez 33 1 9 Junctæque erant pennæ eorum alterius ad alterum: non revertebantur cum incederent: sed unumquodque ante faciem suam gradiebatur. Ihre Flügel waren gegeneinander ausgestreckt, sich berührend.¹⁵ Sie wendeten sich nicht um, wenn sie gingen, sondern ein jedes ging gerade vor sich hin. Ezechiel Ez 33 1 9 15 Im Hebr. wie in der Vulg. ist die Ordnung der folgenden Verse gestört, da der ersten Hälfte V. 9 ein Stück von V. 12 beigefügt wird. In der Septuag wird zuerst eine Beschreibung der Gestalt, dann der Flügel geboten. Ezechiel Ez 33 0 1 C. Erklärung der Theophanie. (V. 1) D. Der Prophet wird über seinen Beruf und sein Amt belehrt. (V. 2,1 3,7) Ezechiel Ez 33 2 1 Hæc visio similitudinis gloriæ Domini: et vidi, et cecidi in faciem meam, et audivi vocem loquentis. Et dixit ad me: Fili hominis sta super pedes tuos, et loquar tecum. Dies war die Erscheinung des Bildes der Herrlichkeit des Herrn.¹ Und da ich es erblickte, fiel ich auf mein Angesicht² und hörte die Stimme eines Redenden. Er sprach zu mir: Menschensohn!³ stelle dich auf deine Füße, so will ich mit dir reden. Ezechiel Ez 33 2 1 1 Herrlichkeit hieß die Offenbarung der göttlichen Majestät zwischen den Cherubim der Bundeslade. Jene Offenbarung ist ein Vorbild der hier erfolgenden. Indem Gott in fremdem Lande erscheint, zeigt er, dass er sein Volk nicht gänzlich verworfen hat, sondern auch die Verbannten noch als sein Volk anerkennt und bereit ist, ihnen die Bundesgüter zu spenden. Die Erscheinung dient also als Erweis, dass Gott seinen Bund treu hält. Indes erscheint Gott hier doch anders als im Tempel. Die Symbole, mit denen er sich umgeben, sind nach ähnlichen Einrichtungen des Gottesdienstes oder nach Ereignissen der Geschichte des auserwählten Volkes zu erklären. Alle Wohltaten Gottes flossen aus der Herrlichkeit Gottes her, der sich als treuen Bundesgott zeigte, so in Ägypten, am Sinai, in der Wüste. Dieses alles rief die Erscheinung also ins Gedächtnis zurück, indem sie zugleich andeutete, dass Gott seinen früheren Beweisen der Huld eine neue Gunst hinzufügen wolle. Die Symbole, von denen Gott hier umgeben ist, erscheinen sonst wohl einzeln, hier aber vereinigt und vermehrt. Wind: [Ez 1,4]. Zeichen der Ankunft des göttlichen Richters und der Strafe. (So häufig in den Psalmen und bei den Propheten.) Von Norden [Ez 1,4; Jer 4,6; Jer 6,1; Jer 10,22] wie [Jer 1,13.14]. Feuer und Glanz sind Kennzeichnung der göttlichen Majestät, welche in unzugänglichem Lichte wohnt und gegen die Gottlosen wie ein verzehrendes Feuer ist. [Dtn 4,24] Oft ist auch Gott im Feuer erschienen und in den Psalmen, bei Isaias und Jeremias wird das Feuer oft als das Symbol des Gerichtes genannt. Das Firmament [Ez 1,22] hatten Moses, Aaron und die Ältesten gesehen. [Ex 24,10] Der Thron bezeichnet die erhabene Gewalt. Vergl. [Jes 6,1]. Dass die Cherubim denselben tragen, ist aus dem, was die geschichtlichen Bücher über die Herrlichkeit des Herrn sagen, genugsam bekannt. Der Regenbogen bezeichnet nach [Gen 9,9ff] die göttliche Barmherzigkeit und Gnade. Die Cherubim sind wirkliche Wesen, wie [Gen 3,22.24] u.a. (Vergl. [Ez 28,14ff]) zeigen, Engel [Offb 4,6], das Wort Cherub bedeutet im Assyrischen Erhaben, Gesegnet. Sie heißen im Hebr. lebende Wesen, ein Name, durch den wohl ihre besondere Teilnahme am Leben, das Gott ist, bezeichnet wird. Sie stehen an Gottes Thron, der Leben spendet, und haben, wie ihre Stellung vor dem Paradiese und an der Versöhnungsstätte zeigt, eine gewisse Beziehung zu dem Leben der Gnade, der Unsterblichkeit und der Verherrlichung des Menschen. Diese Fülle des Lebens, welche den Wesen innewohnt, wird durch jene Gestalt ausgedrückt, welche alles, was die sichtbaren, erschaffenen Wesen in sich Vorzügliches besitzen, vereinigt. Die gewählten Wesen sind gleichsam Könige: der Mensch der König der ganzen sichtbaren Schöpfung, der Löwe unter den wilden Tieren, der Stier unter den Herdentieren, der Adler unter den Vögeln. So besitzen die Cherubim die höchste Einsicht, die höchste Macht und Kraft und eine wunderbare Schnelligkeit. Auch an den Gefäßen des Tempels finden sich die Bilder des Stieres und der Löwen. Im Tempel wurden die Cherubim mit zwei Flügeln dargestellt, hier mit vier, wohl um auch dadurch die Fülle des Lebens anzudeuten. Vier Räder zeigen sich, weil die Cherubim gleichsam den Wagen Gottes bilden, der Gottes Herrlichkeit, die sonst in Sion wohnt, gleichsam in ein fremdes Land bringt. So heißt auch die Bundeslade [Ps 67,18] Wagen Gottes, ebenso [1Chr 28,18]. Die vier Räder sind den vier Himmelsrichtungen zugekehrt, um die Größe von Gottes Herrschaft und Macht anzudeuten, welche alles gleichmäßig umfasst. Die Pracht der Räder entspricht der Majestät Gottes. Die Augen bedeuten seine geistige Schönheit. Vier an Zahl sind die Cherubim, weil vier die Zahl der Allgemeinheit ist: der Bundesgott ist zugleich der Gott des Alls und der Bund Gottes ist zuletzt für die ganze Welt bestimmt. Vergl. [Ez 7,2; Jes 11,12; Sach 6,1-5; Offb 7,1]. Dass Gott in menschlicher Gestalt erscheint, ist gleichsam ein Vorspiel der Menschwerdung. Mit einem Worte: Gott offenbart sich dem Propheten als der Gott des Bundes, voll der Majestät, bereit diesen Bund des Lebens und der Gnade zu schützen und auszuführen. In diesem Gesichte ist gleichsam der ganze Inhalt des Buches gegeben. Es ist für den Propheten eine Belehrung, aber zugleich das Unterpfand seiner Berufung und Auserwählung zum Propheten amte. Die Bilder der Cherubim werden vielfach auf die Evangelisten angewendet, durch welche Christus gleichsam der Welt gebracht ward. Ezechiel Ez 33 2 1 2 Aus Furcht, wie Abraham [Gen 17,3], vergl. [Jes 6,5; Dan 10,8] und [Dan 7,15]; ebenso aus Ehrfurcht. Ezechiel Ez 33 2 1 3 Gebrechlicher Mensch. Die Erinnerung an seine Schwäche soll ihn zugleich ermuntern, alle Zuversicht in seiner höheren Berufung auf Gott zu setzen. Ezechiel Ez 33 2 2 Et ingressus est in me spiritus postquam locutus est mihi, et statuit me supra pedes meos: et audivi loquentem ad me, Da kam der Geist⁴ in mich, nachdem er zu mir gesprochen, und stellte mich aufrecht auf meine Füße und ich hörte den, der zu mir redete, Ezechiel Ez 33 2 2 4 Von Gott gesandt. Durch die Tat selbst wird dem Propheten gezeigt, dass alle seine Stärke von Gott ist. Ezechiel Ez 33 2 3 Et dicentem: Fili hominis, mitto ego te ad filios Israel, ad gentes apostatrices, quæ recesserunt a me: ipsi et patres eorum prævaricati sunt pactum meum usque ad diem hanc. sagen: Menschensohn! ich sende dich⁵ zu den Söhnen Israels,⁶ zu den abtrünnigen Völkern,⁷ welche von mir abgefallen sind; sie und ihre Väter haben meinen Bund gebrochen bis zu diesem Tage. Ezechiel Ez 33 2 3 5 Solche Sendung gehört Gott allein zu. [Dtn 18,15] Ezechiel Ez 33 2 3 6 Durch diesen Namen werden sie an den Patriarchen Jakob erinnert. Ezechiel Ez 33 2 3 7 Hebr.: Zu den rebellischen Völkern, die sich gegen mich empört haben. Ezechiel Ez 33 2 4 Et filii dura facie, et indomabili corde sunt, ad quos ego mitto te: et dices ad eos: Hæc dicit Dominus Deus: Die Söhne,⁸ zu denen ich dich sende, sind verhärteten Angesichts und unbeugsamen Herzens und du sollst zu ihnen sagen: So spricht der Herr, Gott: Ezechiel Ez 33 2 4 8 Der Auserwählung und dem Bündnisse nach sind sie Söhne, doch was für welche! Ezechiel Ez 33 2 5 Si forte vel ipsi audiant, et si forte quiescant, quoniam domus exasperans est: et scient quia propheta fuerit in medio eorum. Ob sie nun hören oder ob sie es bewenden lassen, denn es ist ein widerspenstiges Haus,⁹ so sollen sie wissen,¹⁰ dass ein Prophet in ihrer Mitte gewesen ist. Ezechiel Ez 33 2 5 9 Wenn sie auch nicht hören wollen, sollst du doch zu ihnen gehen, damit sie ohne Entschuldigung seien, wenn ich alles getan, was an mir gelegen. Ezechiel Ez 33 2 5 10 Durch unzweifelhafte Erfahrung. Ezechiel Ez 33 2 6 Tu ergo fili hominis ne timeas eos, neque sermones eorum metuas: quoniam increduli, et subversores sunt tecum, et cum scorpionibus habitas: verba eorum ne timeas, et vultus eorum ne formides: quia domus exasperans est. Du aber, o Menschensohn! fürchte dich nicht vor ihnen und lass dich nicht schrecken¹¹ von ihren Worten,¹² denn Ungläubige und Verderbenschaffende sind dir zur Seite und unter Skorpionen wohnst du. Fürchte dich nicht vor ihren Worten und bebe nicht vor ihrem Angesichte,¹³ denn es ist ein widerspenstiges Haus. Ezechiel Ez 33 2 6 11 Fürchte nicht, wenn sie gegen dich halsstarrig sind. Vulg.: Solche Mahnung ist notwendig, weil du zu solchen Menschen reden sollst, die ungläubig sind usw. Ezechiel Ez 33 2 6 12 Weiter können sie nichts. Ezechiel Ez 33 2 6 13 Wenn sie drohen. Ihre Versuche gegen den Propheten werden vergebliche sein. Ezechiel Ez 33 2 7 Loqueris ergo verba mea ad eos, si forte audiant, et quiescant: quoniam irritatores sunt. Rede also meine Worte zu ihnen, ob sie hören oder es bewenden lassen; denn es sind Menschen, die zum Zorne reizen. Ezechiel Ez 33 2 8 Tu autem fili hominis audi quæcumque loquor ad te: et noli esse exasperans sicut domus exasperatrix est: aperi os tuum, et comede quæcumque ego do tibi. Du aber, o Menschensohn! höre auf das, was ich dir sage, und sei nicht widerspenstig, wie das widerspenstige Haus ist; tue auf deinen Mund und iss, was ich immer dir darreiche. Ezechiel Ez 33 2 9 Et vidi, et ecce manus missa ad me, in qua erat involutus liber: et expandit illum coram me, qui erat scriptus intus, et foris: et scriptæ erant in eo lamentationes, et carmen, et væ. Da schaute ich und siehe, eine Hand war gegen mich ausgestreckt, in der eine Buchrolle lag; und er breitete sie vor mir aus: sie war innen und außen beschrieben¹⁴ und Klagen, Trauerlieder und Weh waren darin geschrieben.¹⁵ [Offb 5,1] Ezechiel Ez 33 2 9 14 Auf beiden Seiten beschrieben, also waren die Weissagungen zahlreich. Ezechiel Ez 33 2 9 15 So wird die schwarze Wolke, der Sturmwind und das Feuer in dem Gesichte erklärt. Ezechiel Ez 33 0 1 D. Der Prophet wird über seinen Beruf und sein Amt belehrt. (2,1 3,7) E. Belehrung über die Weise, wie der Prophet sein Amt üben soll. (V. 21) II. Die Gerichte Gottes. (Kap. 3,22 Kap. 32,32) 1. Erste Reihe der Gerichte. (3,22 7,27) A. Prophezeiung durch Handlungen. (3,22 5,4) a. Die symbolische Handlung bedeutet jede Art von Unglück voraus. (V. 22 27) Ezechiel Ez 33 3 1 Et dixit ad me: Fili hominis quodcumque inveneris comede: comede volumen istud, et vadens loquere ad filios Israel. Und er sprach zu mir: Menschensohn! alles, was du vorfindest, iss! Iss diese Rolle und alsdann gehe hin und rede zu den Söhnen Israels.¹ Ezechiel Ez 33 3 1 1 Vergl. [Offb 10,9]. Was der Prophet in sein Herz aufnimmt, soll er auch aus dem Herzen und mit Innigkeit reden. Ezechiel Ez 33 3 10 Et dixit ad me: Fili hominis omnes sermones meos, quos ego loquor ad te, assume in corde tuo, et auribus tuis audi: Weiter sprach er zu mir: Menschensohn! alle meine Worte, die ich zu dir rede, nimm dir zu Herzen⁶ und höre sie mit deinen Ohren! Ezechiel Ez 33 3 10 6 Zuerst soll er Gottes Worte in sein Herz aufnehmen und erwägen. Ezechiel Ez 33 3 11 Et vade ingredere ad transmigrationem, ad filios populi tui, et loqueris ad eos, et dices eis: Hæc dicit Dominus Deus: si forte audiant, et quiescant. Und gehe hin, begib dich zu den Weggeführten, zu den Söhnen deines⁷ Volkes, und rede mit ihnen und sprich zu ihnen: So spricht der Herr, Gott: Ob sie hören oder es lassen! Ezechiel Ez 33 3 11 7 Nicht mehr meines. Ähnlich sprach Gott einst zu Moses. Ezechiel Ez 33 3 12 Et assumpsit me spiritus, et audivi post me vocem commotionis magnæ: Benedicta gloria Domini de loco suo, Da hob der Geist⁸ mich empor und ich vernahm hinter mir das Geräusch eines starken Getöses:⁹ Gepriesen sei die Herrlichkeit des Herrn von ihrer Stätte aus! Ezechiel Ez 33 3 12 8 Die Macht Gottes oder ein Engel (Hieron., Theodor.) oder aber: Wind. Ezechiel Ez 33 3 12 9 Als Zeichen der göttlichen Kraft. Ezechiel Ez 33 3 13 Et vocem alarum animalium percutientium alteram ad alteram, et vocem rotarum sequentium animalia, et vocem commotionis magnæ. und das Rauschen des Flügelschlages der lebenden Wesen, deren Flügel aneinander schlugen und das Getöse der Räder bei den lebenden Wesen und das Geräusch eines starken Getöses.¹⁰ Ezechiel Ez 33 3 13 10 Wo sich Gottes Herrlichkeit offenbart, dort wird sein Lob gesungen und verbreitet. Die Cherubim freuen sich über die Auserwählung des Propheten und darüber, dass aus derselben Gott neuer Ruhm zuteil werden wird. Ezechiel Ez 33 3 14 Spiritus quoque levavit me, et assumpsit me: et abii amarus in indignatione spiritus mei: manus enim Domini erat mecum, confortans me. Der Geist also hob mich empor und führte mich fort und ich ging im Unmute meines Geistes¹¹ dahin, aber die Hand des Herrn war mit mir und stärkte mich. Ezechiel Ez 33 3 14 11 Voller Eifer gegen die Verstockung des Volkes. Ezechiel Ez 33 3 15 Et veni ad transmigrationem, ad acervum novarum frugum, ad eos, qui habitabant juxta flumen Chobar, et sedi ubi illi sedebant: et mansi ibi septem diebus mrens in medio eorum. Und ich kam¹² zu den Fortgeführten, zu dem Haufen der neuen Früchte,¹³ zu denen, welche am Flusse Chobar wohnten, und setzte mich dorthin, wo sie saßen, und blieb daselbst sieben Tage trauernd¹⁴ in ihrer Mitte. Ezechiel Ez 33 3 15 12 Leiblich. Ezechiel Ez 33 3 15 13 Telabib. Ezechiel Ez 33 3 15 14 Hebr. staunend: ganz ergriffen von dem Worte Gottes. So wird er gleichsam für sein Amt geweiht. Ezechiel Ez 33 3 16 Cum autem pertransissent septem dies, factum est verbum Domini ad me, dicens: Als aber sieben Tage um waren, erging das Wort des Herrn an mich also: Ezechiel Ez 33 3 17 Fili hominis speculatorem dedi te domui Israel: et audies de ore meo verbum, et annuntiabis eis ex me. Menschensohn! ich habe dich zum Wächter bestellt über das Haus Israel;¹⁵ wenn du aus meinem Munde ein Wort hörst, so verkünde es ihnen in meinem Namen. [Ez 33,7] Ezechiel Ez 33 3 17 15 Also muss der Prophet wachen und soll über die Menschen erhoben Gottes Worte vernehmen und verkünden. Ezechiel Ez 33 3 18 Si dicente me ad impium: Morte morieris: non annuntiaveris ei, neque locutus fueris ut avertatur a via sua impia, et vivat: ipse impius in iniquitate sua morietur, sanguinem autem ejus de manu tua requiram. Wenn ich zum Gottlosen spreche: Du wirst des Todes sterben! und du verkündest es ihm nicht und sagst es ihm nicht, damit er sich von seinem bösen Wege bekehre und lebe, so soll er, der Gottlose, wegen seiner Verschuldung dahinsterben, sein Blut jedoch werde ich von deiner Hand fordern.¹⁶ Ezechiel Ez 33 3 18 16 Vergleiche die Strafe für Mörder [Gen 9,5]. Wie heilig ist die Pflicht der Hirten zu wachen und zu arbeiten! Wie groß ist Gottes Barmherzigkeit gegen die Sünder, deren Tod er so rächen will, als würde unschuldiges Blut vergossen! Ezechiel Ez 33 3 19 Si autem tu annuntiaveris impio, et ille non fuerit conversus ab impietate sua, et a via sua impia: ipse quidem in iniquitate sua morietur, tu autem animam tuam liberasti. Wenn du es aber dem Gottlosen verkündet hast und er sich nicht bekehrt von seinem Frevel und seinem gottlosen Wege, so wird er zwar durch seine Verschuldung dahinsterben, du aber hast deine Seele gerettet. Ezechiel Ez 33 3 2 Et aperui os meum, et cibavit me volumine illo: Da öffnete ich meinen Mund und er gab mir jene Rolle zu essen Ezechiel Ez 33 3 20 Sed et si conversus justus a justitia sua fuerit, et fecerit iniquitatem: ponam offendiculum coram eo, ipse morietur, quia non annuntiasti ei: in peccato suo morietur, et non erunt in memoria justitiæ ejus, quas fecit: sanguinem vero ejus de manu tua requiram. Aber auch wenn der Gerechte sich von seiner Gerechtigkeit abwendet und Böses tut, so will ich ihm einen Anstoß vor ihm bereiten;¹⁷ er selbst soll sterben, weil du es ihm nicht verkündet hast; er wird in seiner Sünde dahinsterben und seiner Gerechtigkeit, die er geübt, soll nicht mehr gedacht werden, aber sein Blut werde ich von deiner Hand fordern. Ezechiel Ez 33 3 20 17 Wenn er den guten Weg verlässt und den bösen einschlägt. (Theodor.) Er geht alsdann nicht den Weg, den Gottes Vorsehung bestimmt hat, und setzt sich den größten Gefahren aus. Ezechiel Ez 33 3 21 Si autem tu annuntiaveris justo ut non peccet justus, et ille non peccaverit: vivens vivet, quia annuntiasti ei, et tu animam tuam liberasti. Wenn du es aber dem Gerechten verkündet hast, dass der Gerechte nicht sündigen soll, und dieser sündigt nicht, so wird er wahrlich leben; denn du hast es ihm verkündet und du hast deine Seele gerettet. Ezechiel Ez 33 3 22 Et facta est super me manus Domini, et dixit ad me: Surgens egredere in campum, et ibi loquar tecum. Und es kam über mich die Hand des Herrn und er sprach zu mir: Stehe auf und gehe hinaus in die Ebene,¹⁸ dort will ich mit dir reden. Ezechiel Ez 33 3 22 18 Hebr.: In das Tal. Tel abib lag also auf einem Hügel. In der Einsamkeit soll dem Propheten wieder eine göttliche Offenbarung zuteil werden. Ezechiel Ez 33 3 23 Et surgens egressus sum in campum: et ecce ibi gloria Domini stabat quasi gloria, quam vidi juxta fluvium Chobar: et cecidi in faciem meam. Da machte ich mich auf und ging hinaus in die Ebene und siehe, dort stand die Herrlichkeit des Herrn, gleich jener Herrlichkeit, welche ich am Flusse Chobar gesehen, und ich fiel auf mein Angesicht nieder. Ezechiel Ez 33 3 24 Et ingressus est in me spiritus, et statuit me super pedes meos: et locutus est mihi, et dixit ad me: Ingredere, et includere in medio domus tuæ. Doch der Geist kam über mich und stellte mich auf meine Füße und redete mit mir und sprach zu mir: Gehe in dein Haus und schließe dich darin ein! Ezechiel Ez 33 3 25 Et tu fili hominis, ecce data sunt super te vincula, et ligabunt te in eis: et non egredieris de medio eorum. Und du, Menschensohn! siehe, Bande sind für dich bestimmt und man wird dich mit denselben binden und du sollst nicht aus¹⁹ ihrer Mitte frei hinweggehen.²⁰ Ezechiel Ez 33 3 25 19 Hebr.: unter sie, unter deine Mitgefangenen. Ezechiel Ez 33 3 25 20 Nachdem der Prophet durch sieben Tage (V. 15) ihre Aufmerksamkeit erregt, wird ihre Verwunderung größer sein, wenn jener plötzlich in seinem Hause bleibt (von Gott) mit fesseln gebunden. Dies soll nach [Ez 4,3] ein Zeichen sein für Israel: die Belagerung Jerusalems (Ephr., Hieron., Theodor.) Ezechiel Ez 33 3 26 Et linguam tuam adhærere faciam palato tuo, et eris mutus, nec quasi vir objurgans: quia domus exasperans est. Und ich werde dir die Zunge an deinem Gaumen kleben lassen, dass du verstummest und nicht mehr zum Strafprediger werdest, denn es ist ein widerspenstiges Haus.²¹ Ezechiel Ez 33 3 26 21 Sie sind so halsstarrig, dass ihre Aufmerksamkeit nur durch symbolische Handlungen geweckt werden kann. Am Anfange soll der Prophet sie noch nicht schelten. Ezechiel Ez 33 3 27 Cum autem locutus fuero tibi, aperiam os tuum, et dices ad eos: Hæc dicit Dominus Deus: Qui audit, audiat: et qui quiescit, quiescat: quia domus exasperans est. Wenn ich aber zu dir reden werde, will ich deinen Mund öffnen und du sollst zu ihnen sprechen: So spricht der Herr, Gott: Wer hört, der höre: und wer es unterlässt, unterlasse es! denn es ist ein widerspenstiges Haus.²² Ezechiel Ez 33 3 27 22 Wie [Ez 2,5.7]. Ezechiel Ez 33 3 3 Et dixit ad me: Fili hominis venter tuus comedet, et viscera tua complebuntur volumine isto, quod ego do tibi. Et comedi illud: et factum est in ore meo sicut mel dulce. und sprach zu mir: Menschensohn! dein Bauch esse und dein Inneres fülle sich mit dieser Rolle, die ich dir darreiche. Und ich aß sie und sie war in meinem Munde so süß wie Honig.² [Offb 10,9] Ezechiel Ez 33 3 3 2 Er soll die Worte Gottes nicht allein hören und im Gedächtnis bewahren. Da er die schwierige Sendung annimmt, fühlt er die göttliche Tröstung. Vergl. [Jer 15,16]. Ezechiel Ez 33 3 4 Et dixit ad me: Fili hominis vade ad domum Israel, et loqueris verba mea ad eos. Hierauf sprach er zu mir: Menschensohn! gehe hin zum Hause Israel und rede meine Worte zu ihnen. Ezechiel Ez 33 3 5 Non enim ad populum profundi sermonis, et ignotæ linguæ tu mitteris, ad domum Israel: Denn nicht zu einem Volke von unverständlicher Rede und unbekannter Sprache wirst du gesandt, sondern zum Hause Israel;³ Ezechiel Ez 33 3 5 3 Dies wird ihm vorausgesagt, damit er seine Bemühungen nicht für fruchtlos halte. Die Israeliten sind imstande Gottes Botschaft zu verstehen, denn sie kennen Gott und ihre Würde, ihren Beruf und ihre Hoffnung; doch sie sind schlimmer als andere Völker. Ezechiel Ez 33 3 6 Neque ad populos multos profundi sermonis, et ignotæ linguæ, quorum non possis audire sermones: et si ad illos mittereris, ipsi audirent te. und nicht zu vielen Völkern von unverständlicher Rede und unbekannter Sprache, deren Worte du nicht verstehen könntest; ja, wenn du zu solchen gesendet würdest, so würden sie auf dich hören. Ezechiel Ez 33 3 7 Domus autem Israel nolunt audire te: quia nolunt audire me: omnis quippe domus Israel attrita fronte est, et duro corde. Aber das Haus Israel will nicht auf dich hören, weil sie auch auf mich nicht hören wollen, denn das ganze Haus Israel hat eine eherne Stirn und ein verstocktes Herz.⁴ Ezechiel Ez 33 3 7 4 Sie weigern Gott den Gehorsam, darum werden sie auch den Propheten nicht hören. Ezechiel Ez 33 3 8 Ecce dedi faciem tuam valentiorem faciebus eorum, et frontem tuam duriorem frontibus eorum. Doch siehe, ich will dein Angesicht stärker machen als ihr Angesicht und deine Stirne härter als ihre Stirn. Ezechiel Ez 33 3 9 Ut adamantem, et ut silicem dedi faciem tuam: ne timeas eos, neque metuas a facie eorum: quia domus exasperans est. Wie Diamant und wie Kiesel⁵ mache ich dein Angesicht, fürchte dich nicht vor ihnen und erschrick nicht vor ihrem Angesichte; denn sie sind ein widerspenstiges Haus. Ezechiel Ez 33 3 9 5 Hebr.: Härter als Stein. Die Härte des Diamanten gilt als unüberwindlich. So kann also der Prophet sein Amt mit Mut antreten. Ezechiel Ez 33 0 1 Symbolische Darstellung der Belagerung Jerusalems. (Kap. 4) Ezechiel Ez 33 4 1 Et tu fili hominis sume tibi laterem, et pones eum coram te: et describes in eo civitatem Jerusalem. Und du, o Menschensohn! nimm dir einen Ziegelstein und lege ihn vor dich hin und zeichne auf denselben die Stadt Jerusalem.¹ Ezechiel Ez 33 4 1 1 Sedekias war vom Könige von Babel als Herrscher eingesetzt. Deshalb schien es wenig wahrscheinlich, dass Babylon die Stadt Jerusalem zerstören sollte. Ezechiel Ez 33 4 10 Cibus autem tuus, quo vesceris, erit in pondere viginti stateres in die: a tempore usque ad tempus comedes illud. Und zwar soll deine Speise,⁹ mit der du dich nährst, jeden Tag zwanzig Sekel Gewicht¹⁰ haben; von einer Zeit zur andern¹¹ iss dieselbe. Ezechiel Ez 33 4 10 9 Sicher keine wohlschmeckende. Ezechiel Ez 33 4 10 10 Etwa 327,4 Gramm, so viel als einem gesunden Menschen zur Not das Leben fristen kann. Ezechiel Ez 33 4 10 11 Von einem Tag zum anderen. Ezechiel Ez 33 4 11 Et aquam in mensura bibes, sextam partem hin: a tempore usque ad tempus bibes illud. Auch trinke Wasser nach bestimmtem Maß, den sechsten Teil eines Hin,¹² von einer Zeit zur andern sollst du es trinken. Ezechiel Ez 33 4 11 12 Ein Bath oder Epha = 39,39 Liter; 1 Hin = Bath = 6,49 Liter. Von diesem Quantum soll der Prophet täglich den sechsten Teil trinken dürfen. Ezechiel Ez 33 4 12 Et quasi subcinericium hordeaceum comedes illud: et stercore, quod egreditur de homine, operies illud in oculis eorum. Und zwar sollst du es als einen Aschkuchen von Gerste essen und vor ihren Augen mit Menschenkot bedecken.¹³ Ezechiel Ez 33 4 12 13 Hebr.: Backen wie Aschenbrot. Vor ihren Augen: damit sie ihre eitlen Hoffnungen endlich lassen. Ezechiel Ez 33 4 13 Et dixit Dominus: Sic comedent filii Israel panem suum pollutum inter gentes, ad quas ejiciam eos. Und der Herr sprach: So werden die Söhne Israels ihre Speise verunreinigt essen unter den Völkern, unter welche ich sie verstoßen werde.¹⁴ [Hos 9,4] Ezechiel Ez 33 4 13 14 Das so zubereitete, wohl übelriechende Brot ist das Bild ihres Weilens unter den heidnischen Völkern. Ezechiel Ez 33 4 14 Et dixi: A a a, Domine Deus, ecce anima mea non est polluta, et morticinum, et laceratum a bestiis non comedi ab infantia mea usque nunc, et non est ingressa in os meum omnis caro immunda. Da sprach ich: Ach, ach, ach,¹⁵ Herr, Gott! siehe, meine Seele ward nie verunreinigt, Gefallenes oder von wilden Tieren Zerrissenes habe ich nie gegessen von meiner Jugend an bis jetzt und nie kam in meinen Mund unreines Fleisch. Ezechiel Ez 33 4 14 15 Ausruf schmerzlicher Verwunderung und Weigerung. Vergl. [Jer 1,6]. Ezechiel Ez 33 4 15 Et dixit ad me: Ecce dedi tibi fimum boum pro stercoribus humanis: et facies panem tuum in eo. Er aber sprach zu mir: Siehe, ich gestatte dir Rindermist¹⁶ statt des Menschenkotes, darauf magst du dein Brot bereiten. Ezechiel Ez 33 4 15 16 Getrockneter Rindermist wird im Orient häufig als Nahrung des Feuers gebraucht. Ezechiel Ez 33 4 16 Et dixit ad me: Fili hominis: Ecce ego conteram baculum panis in Jerusalem: et comedent panem in pondere, et in sollicitudine: et aquam in mensura, et in angustia bibent: Alsdann sprach er zu mir: Menschensohn! siehe, ich will die Stütze des Brotes¹⁷ in Jerusalem zerbrechen und sie sollen das Brot nach dem Gewicht und in Ängsten essen und das Wasser nach bestimmtem Maß und in Bangen trinken, [Ez 5,16; Ez 14,13] Ezechiel Ez 33 4 16 17 Das die Kräfte erhaltende Brot. Ezechiel Ez 33 4 17 Ut deficientibus pane et aqua, corruat unusquisque ad fratrem suum: et contabescant in iniquitatibus suis. dass sie aus Mangel an Brot und Wasser einer an des andern Seite hinstürzen und ob ihrer Verschuldungen verschmachten. Ezechiel Ez 33 4 2 Et ordinabis adversus eam obsidionem, et ædificabis munitiones, et comportabis aggerem, et dabis contra eam castra, et pones arietes in gyro. Und stelle² eine Belagerung um dieselbe an und baue Bollwerke und wirf einen Damm auf und lass ein Heer sich wider sie lagern und stelle ringsum Sturmböcke auf! Ezechiel Ez 33 4 2 2 Wie die Assyrier und Babylonier auf Ziegelsteinen zu schreiben pflegten, so soll der Prophet auf einem solchen die Stadt Jerusalem im Zustande der Belagerung aufzeichnen. Ezechiel Ez 33 4 3 Et tu sume tibi sartaginem ferream, et pones eam in murum ferreum inter te, et inter civitatem: et obfirmabis faciem tuam ad eam, et erit in obsidionem, et circumdabis eam: signum est domui Israel. Nimm dann eine eiserne Pfanne und stelle sie als eiserne Mauer zwischen dich³ und zwischen diese Stadt und richte dein Angesicht auf diese und sie sei im Belagerungszustande und du belagere sie. Dies ist ein Zeichen für das Haus Israel. Ezechiel Ez 33 4 3 3 So sollst du Gottes Stelle vertreten. Die eiserne Mauer bedeutet Gottes harten, jedem Mitleid unzugänglichen Zorn. Ezechiel Ez 33 4 4 Et tu dormies super latus tuum sinistrum, et pones iniquitates domus Israel super eo numero dierum, quibus dormies super illud, et assumes iniquitatem eorum. Hierauf lege dich auf deine linke Seite⁴ und lade die Verschuldungen des Hauses Israel auf dieselbe; so viele Tage, als du auf derselben liegst, sollst du ihre Verschuldung tragen. Ezechiel Ez 33 4 4 4 Die linke Seite bedeutet Norden, weil Israel nördlich von Juda lag. Ezechiel Ez 33 4 5 Ego autem dedi tibi annos iniquitatis eorum, numero dierum trecentos et nonaginta dies: et portabis iniquitatem domus Israel. Ich gebe dir aber so viele Tage, als ihre Verschuldung Jahre zählt, dreihundert und neunzig Tage, dass du die Verschuldung Israels tragest.⁵ Ezechiel Ez 33 4 5 5 Der Prophet soll die Strafe des Hauses Juda tragen. Er soll Gottes Person in der Belagerung der Stadt und die des Volkes in einer langwierigen schwierigen Lage, die er einnimmt, darstellen. Das erste erklärt Vers 7 weiter. Ezechiel Ez 33 4 6 Et cum compleveris hæc, dormies super latus tuum dexterum secundo: et assumes iniquitatem domus Juda quadraginta diebus: diem pro anno, diem, inquam, pro anno dedi tibi. Und wenn du dies vollendet hast, so lege dich noch einmal auf deine rechte Seite und nimm die Verschuldung des Hauses Juda auf dich vierzig Tage lang; einen Tag für ein Jahr, einen Tag, sage ich, bestimme ich dir für ein Jahr.⁶ [Num 14,34] Ezechiel Ez 33 4 6 6 390 + 40 = 430. Diese Zahl kommt der Zeit gleich, durch welche die Israeliten nach [Ex 12,40] in Ägypten waren: Sie haben gleichsam eine zweite ägyptische Gefangenschaft verdient. Vergl. [Dtn 28,68; Hos 8,13] und [Hos 9,3.6]. Der heilige Hieronymus rechnet die 390 Jahre von der Zerstörung des Reiches Israel unter Phakee bis zum vierzigsten Jahre des Artaxerxes Mnemon (Assuerus), die vierzig Jahre vom ersten Jahre des Jechonias bis zum ersten Jahre des Cyrus. Die letztere Annahme ist indes nicht gut zufällig, da das erste Jahr des Cyrus dann in das Jahr 557 oder 556 fallen müsste. Vielleicht empfiehlt sich die Zahl 190 mehr, welche die Septuaginta bietet. Ezechiel Ez 33 4 7 Et ad obsidionem Jerusalem convertes faciem tuam, et brachium tuum erit extentum: et prophetabis adversus eam. Auch richte dein Angesicht auf die Belagerung Jerusalems und dein Arm sei ausgestreckt und weissage wider dasselbe. Ezechiel Ez 33 4 8 Ecce circumdedi te vinculis: et non te convertes a latere tuo in latus aliud, donec compleas dies obsidionis tuæ. Siehe, ich werde dir Fesseln anlegen, dass du dich nicht von einer Seite auf die andere wenden kannst, bis die Tage deiner Belagerung zu Ende sind. Ezechiel Ez 33 4 9 Et tu sume tibi frumentum, et hordeum, et fabam, et lentem, et milium, et viciam: et mittes ea in vas unum, et facies tibi panes numero dierum, quibus dormies super latus tuum: trecentis et nonaginta diebus comedes illud. Nimm dir auch⁷ Weizen, Gerste, Bohnen, Linsen, Hirse und Spelt, und tue sie in ein Gefäß und bereite dir Brote daraus, der Zahl der Tage entsprechend, durch welche du auf deiner Seite liegst; dreihundert und neunzig Tage⁸ sollst du davon essen. Ezechiel Ez 33 4 9 7 Nach der sinnbildlichen Weissagung über die Belagerung folgt eine andere über den während der Belagerung in der Stadt herrschenden Mangel. Die Vermischung der verschiedenen Getreidearten, die sonst zum Brotbacken nicht gebraucht werden, ist ein Bild der Hungersnot, in welcher man nimmt, was man bekommt. Während der vierzig Tage, da Ezechiel auf der rechten Seite, die Sünden Judas vorzustellen, lag, sollte er nicht mit dem schlechten, sondern dem gewöhnlichen Brote sich nähren, wahrscheinlich, wie der heilige Hieronymus bemerkt, um anzuzeigen, dass die Strafe derer, die ganz von Gott abfallen, wie dies bei Israel der Fall war, schwerer sei als die jener, welche doch die Kenntnis Gottes und seiner Gesetze bewahren, wie das Reich Juda getan. Ezechiel Ez 33 4 9 8 Die Septuag hat auch hier 190. Ezechiel Ez 33 0 1 c. Ein geringer Rest wird gerettet werden. (V. 4) B. Durch Worte ausgedrückte Prophezeiungen (5,5 7,27) a. Gott wird an denen, welche ihn verachtet, Rache nehmen. Ezechiel Ez 33 5 1 Et tu fili hominis sume tibi gladium acutum, radentem pilos: et assumes eum, et duces per caput tuum, et per barbam tuam: et assumes tibi stateram ponderis, et divides eos. Und du, Menschensohn!¹ nimm dir ein scharfes Schwert als Schermesser, dasselbe nimm und fahre damit über dein Haupt und über deinen Bart;² sodann nimm eine Waagschale³ und teile die Haare ab. Ezechiel Ez 33 5 1 1 Wie [Ez 4] wird die Belagerung und Eroberung der Stadt mit dem Elende der Verbannung innig vereinigt. Ezechiel Ez 33 5 1 2 Haupthaar und Bart sind Schmuck des Mannes, jenes als Zeichen der Freiheit und des Adels (Absalom), dieser als Zeichen der Mannhaftigkeit. Ezechiel Ez 33 5 1 3 Gott hält gerechtes Gericht. Ezechiel Ez 33 5 10 Ideo patres comedent filios in medio tui, et filii comedent patres suos, et faciam in te judicia, et ventilabo universas reliquias tuas in omnem ventum. Darum sollen die Väter in deiner Mitte ihre Söhne, und die Söhne ihre Väter verzehren und ich will an dir Gericht halten und alle deine Überreste in alle Winde zerstreuen.¹¹ Ezechiel Ez 33 5 10 11 Erklärung zu [Ez 4,9ff]. Vergl. [Lev 26,29] und [Dtn 28,53]. Ezechiel Ez 33 5 11 Idcirco vivo ego, dicit Dominus Deus: Nisi pro eo quod sanctum meum violasti in omnibus offensionibus tuis, et in cunctis abominationibus tuis: ego quoque confringam, et non parcet oculus meus, et non miserebor. Darum, so wahr ich lebe! spricht der Herr, Gott, fürwahr, weil du mein Heiligtum durch alle deine Sünden und alle deine Greuel befleckt hast, will auch ich verheeren, mein Auge wird nicht schonen und ich werde kein Erbarmen zeigen. Ezechiel Ez 33 5 12 Tertia pars tui peste morietur, et fame consumetur in medio tui: et tertia pars tui in gladio cadet in circuitu tuo: tertiam vero partem tuam in omnem ventum dispergam, et gladium evaginabo post eos. Ein Dritteil von dir soll durch die Seuche sterben und in deiner Mitte durch Hunger aufgerieben werden, ein Dritteil von dir soll durch das Schwert ringsum dich her fallen und ein Dritteil von dir will ich in alle Winde zerstreuen und das Schwert hinter ihnen her zücken.¹² Ezechiel Ez 33 5 12 12 Vergl. [Jer 14,12] u.a. Ezechiel Ez 33 5 13 Et complebo furorem meum, et requiescere faciam indignationem meam in eis, et consolabor: et scient quia ego Dominus locutus sum in zelo meo, cum implevero indignationem meam in eis. So will ich meinen Grimm vollstrecken und meinen Zorn an ihnen stillen und daran¹³ Freude finden; sie sollen erfahren, dass ich, der Herr, es in meinem Eifer gesprochen habe, wenn ich meinen Zorn an ihnen vollziehe. Ezechiel Ez 33 5 13 13 An der Rache. Ezechiel Ez 33 5 14 Et dabo te in desertum, et in opprobrium gentibus, quæ in circuitu tuo sunt, in conspectu omnis prætereuntis. Und ich will dich¹⁴ zur Wüstenei und zum Gespötte machen unter den Völkern, die ringsum dich her sind, vor den Augen eines jeden, der vorüberzieht. Ezechiel Ez 33 5 14 14 Jerusalem Ezechiel Ez 33 5 15 Et eris opprobrium, et blasphemia, exemplum, et stupor in gentibus, quæ in circuitu tuo sunt, cum fecero in te judicia in furore, et in indignatione, et in increpationibus iræ. Du wirst ein Gegenstand der Schmach, des Fluches, der Warnung und des Entsetzens unter den Völkern werden, die dich umgeben, wenn ich an dir Gericht übe im Grimme, im Zorne und in grimmiger Züchtigung.¹⁵ Ezechiel Ez 33 5 15 15 Die Völker sollen lernen, dass Gott das Böse nicht ungestraft lässt. Ezechiel Ez 33 5 16 Ego Dominus locutus sum: Quando misero sagittas famis pessimas in eos: quæ erunt mortiferæ, et quas mittam ut disperdam vos: et famem congregabo super vos, et conteram in vobis baculum panis. Ich, der Herr, habe es gesprochen. Wenn ich die schlimmen todbringenden Pfeile des Hungers auf sie entsende, die ich senden werde, um euch zu verderben, so will ich den Hunger über euch häufen und die Stütze des Brotes bei euch zerbrechen. Ezechiel Ez 33 5 17 Et immittam in vos famem, et bestias pessimas usque ad internecionem: et pestilentia, et sanguis transibunt per te, et gladium inducam super te: ego Dominus locutus sum. Ja, den Hunger und schlimme wilde Tiere werde ich wider euch senden, bis ihr vernichtet seid; und Seuche und Blut sollen bei dir hindurchziehen und ich will das Schwert über dich kommen lassen.¹⁶ Ich, der Herr, habe es geredet. Ezechiel Ez 33 5 17 16 Vier Mittel des Gerichtes: Zahl der Allgemeinheit. Ezechiel Ez 33 5 2 Tertiam partem igni combures in medio civitatis, juxta completionem dierum obsidionis: et assumes tertiam partem, et concides gladio in circuitu ejus: tertiam vero aliam disperges in ventum, et gladium nudabo post eos. Ein Drittel davon verbrenne im Feuer inmitten der Stadt, wenn die Tage der Belagerung um sind; ein Drittel nimm und zerhaue es mit dem Schwerte ringsum sie her, das letzte Drittel aber streue in den Wind und ich will das Schwert hinter ihnen zücken.⁴ Ezechiel Ez 33 5 2 4 Ein Drittel des Volkes geht bei der Belagerung unter, ein Drittel fällt bei der Eroberung der Stadt durch die Feinde, ein Drittel wird in die Fremde zerstreut. Vergl. [Lev 26,33]. Ezechiel Ez 33 5 3 Et sumes inde parvum numerum: et ligabis eos in summitate pallii tui. Sodann nimm eine kleine Anzahl davon⁵ und binde sie in den Zipfel deines Mantels, Ezechiel Ez 33 5 3 5 Von den Zerstreuten will Gott einige in Güte und Erbarmen bewahren und unter seinen Schutz nehmen. Doch auch unter den Zurückgekehrten wird ein Teil das strafende Zornfeuer Gottes herausfordern. Ezechiel Ez 33 5 4 Et ex eis rursum tolles, et projicies eos in medio ignis, et combures eos igni: et ex eo egredietur ignis in omnem domum Israel. und von diesen nimm wiederum einige und wirf sie in das Feuer und verbrenne sie im Feuer, davon wird Feuer ausgehen über das ganze Haus Israel.⁶ Ezechiel Ez 33 5 4 6 Die meisten Erklärer verstehen dies Gericht von der Strafe, die Titus über ganz Israel wegen der Empörung der Priester und Pharisäer verhängte. Ezechiel Ez 33 5 5 Hæc dicit Dominus Deus: Ista est Jerusalem, in medio gentium posui eam, et in circuitu ejus terras. So spricht der Herr, Gott:⁷ Dies ist Jerusalem, inmitten unter die Völker⁸ habe ich es gesetzt und ringsum dasselbe her die Länder. Ezechiel Ez 33 5 5 7 Ist das Vorhergehende alles im Gesichte geschehen oder in Wirklichkeit? Das letztere meinen Ephr., Theodor., Basil., Greg. Gr. Diese Annahme macht die Absicht und der Wortlaut (z.B. [Ez 4,12]: vor ihren Augen) wahrscheinlich. Ezechiel Ez 33 5 5 8 Damit die Völker wahre Frömmigkeit und rechte Gottesverehrung lernen. Vergl. [Ez 38,12]. Ezechiel Ez 33 5 6 Et contempsit judicia mea, ut plus esset impia quam gentes: et præcepta mea ultra quam terræ, quæ in circuitu ejus sunt: judicia enim mea projecerunt, et in præceptis meis non ambulaverunt. Aber es hat meine Rechte verachtet, so dass es noch gottloser war als die Völker; und hat meine Gebote verachtet, schlimmer als die Länder ringsum es her; denn meine Rechte haben sie verworfen und sind nicht nach meinen Geboten gewandelt.⁹ Ezechiel Ez 33 5 6 9 Die Ausdrücke klingen an den Pentateuch an. Ezechiel Ez 33 5 7 Idcirco hæc dicit Dominus Deus: Quia superastis gentes, quæ in circuitu vestro sunt, et in præceptis meis non ambulastis, et judicia mea non fecistis, et juxta judicia gentium, quæ in circuitu vestro sunt, non estis operati: Darum spricht der Herr, Gott, also: Weil ihr schlimmer geworden seid als die Völker, welche um euch her sind, und nicht nach meinen Geboten gewandelt seid und meine Rechte nicht erfüllt habt, ja selbst nicht nach den Rechten der Völker, welche um euch her sind, gehandelt habt, Ezechiel Ez 33 5 8 Ideo hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego ad te, et ipse ego faciam in medio tui judicia in oculis gentium: deshalb spricht der Herr, Gott, also: Siehe, ich will über dich kommen, ich selbst will in deiner Mitte Gericht halten vor den Augen der Völker Ezechiel Ez 33 5 9 Et faciam in te quod non feci, et quibus similia ultra non faciam propter omnes abominationes tuas. und ich werde an dir tun, was ich noch nie getan und wie ich auch nie wieder tun werde, wegen aller deiner Greuel.¹⁰ Ezechiel Ez 33 5 9 10 Wie die Bosheit, da sie nicht einmal das natürliche Gesetz beobachteten wie die Heiden doch taten (Hieron.), alles Maß überstiegen, soll auch die Strafe eine gleiche sein. Ezechiel Ez 33 0 1 b. Das Gericht über den Götzendienst. Ezechiel Ez 33 6 1 Et factus est sermo Domini ad me, dicens: Und es erging an mich das Wort des Herrn also: Ezechiel Ez 33 6 10 Et scient quia ego Dominus non frustra locutus sum ut facerem eis malum hoc. Dann werden sie erkennen, dass ich, der Herr,⁶ nicht umsonst gedroht habe, ihnen solches Unheil zuzufügen. Ezechiel Ez 33 6 10 6 Vielleicht: und dass ich nicht umsonst gedroht habe. (Hier.) Ezechiel Ez 33 6 11 Hæc dicit Dominus Deus: Percute manum tuam, et allide pedem tuum, et dic: Heu, ad omnes abominationes malorum domus Israel: quia gladio, fame, et peste ruituri sunt. So spricht der Herr, Gott: Schlage in deine Hand und stampfe mit deinem Fuße⁷ und sprich: Wehe über alle Greuel der Frevel des Hauses Israel! denn durch Schwert, Hunger und Seuche sollen sie fallen! Ezechiel Ez 33 6 11 7 Zeige durch diese Zeichen der Verwunderung, wie groß die Sünde ist. (Hier.) Ezechiel Ez 33 6 12 Qui longe est, peste morietur: qui autem prope, gladio corruet: et qui relictus fuerit, et obsessus, fame morietur: et complebo indignationem meam in eis. Wer fern ist, wird durch die Seuche sterben; wer nahe ist, wird durch das Schwert fallen; und wer übrigbleibt und belagert wird, soll durch Hunger umkommen, denn ich werde meinen ganzen Grimm an ihnen vollstrecken. Ezechiel Ez 33 6 13 Et scietis quia ego Dominus, cum fuerint interfecti vestri in medio idolorum vestrorum in circuitu ararum vestrarum, in omni colle excelso, et in cunctis summitatibus montium, et subtus omne lignum nemorosum, et subtus universam quercum frondosam, locum ubi accenderunt thura redolentia universis idolis suis. Und ihr sollt erkennen, dass ich der Herr bin, wenn eure Erschlagenen inmitten eurer Götzen daliegen rings um eure Altäre her, auf allen hohen Hügeln, auf allen Gipfeln der Berge, auf jedem grünen Baume und unter jeder dichtbelaubten Eiche, an dem Orte, wo sie allen ihren Götzen wohlriechenden Weihrauch darbrachten. Ezechiel Ez 33 6 14 Et extendam manum meam super eos: et faciam terram desolatam, et destitutam a deserto Deblatha in omnibus habitationibus eorum: et scient quia ego Dominus. Und ich werde meine Hand wider sie ausstrecken⁸ und werde ihr Land zur Wüstenei und verlassen machen von der Wüste Deblatha an⁹ in allen ihren Wohnsitzen und sie sollen erkennen, dass ich der Herr bin. Ezechiel Ez 33 6 14 8 Wie einst gegen die Feinde des Volkes. [Ex 3,20] u.a. Gott wird seine strafende Macht auf besondere Weise zeigen. Ezechiel Ez 33 6 14 9 Hebr.: Von der Wüste bis nach Ribla: von Süden bis nach Norden. (Hieron.) Ezechiel Ez 33 6 2 Fili hominis pone faciem tuam ad montes Israel, et prophetabis ad eos, Menschensohn! richte dein Angesicht¹ gegen die Berge Israels² und weissage wider sie Ezechiel Ez 33 6 2 1 Erzürnt. Ezechiel Ez 33 6 2 2 Israel hat Berge im Gegensatze zu Babylon. Ezechiel Ez 33 6 3 Et dices: Montes Israel audite verbum Domini Dei: Hæc dicit Dominus Deus montibus, et collibus, rupibus, et vallibus: Ecce ego inducam super vos gladium, et disperdam excelsa vestra, und sprich: Ihr Berge Israels, höret das Wort des Herrn, Gottes! So spricht der Herr, Gott, zu den Bergen und zu den Hügeln, zu den Felsen und zu den Tälern: Sehet, ich werde das Schwert über euch hinführen und werde eure Höhen zerstören [Ez 36,2] Ezechiel Ez 33 6 4 Et demoliar aras vestras, et confringentur simulacra vestra: et dejiciam interfectos vestros ante idola vestra. und werde eure Altäre verwüsten und eure Bilder sollen zertrümmert werden³ und eure Erschlagenen werde ich vor eure Götzen hinsinken lassen. Ezechiel Ez 33 6 4 3 So soll sich deren Kraftlosigkeit zeigen. Ezechiel Ez 33 6 5 Et dabo cadavera filiorum Israel ante faciem simulacrorum vestrorum: et dispergam ossa vestra circum aras vestras. Ja, ich werde die Leichname der Söhne Israels vor eure Götzenbilder hinwerfen und eure Gebeine ringsum eure Altäre herstreuen, Ezechiel Ez 33 6 6 In omnibus habitationibus vestris. Urbes desertæ erunt, et excelsa demolientur, et dissipabuntur: et interibunt aræ vestræ, et confringentur: et cessabunt idola vestra, et conterentur delubra vestra, et delebuntur opera vestra. allenthalben, wo ihr wohnet. Die Städte sollen verödet, die Höhen verwüstet und zerstört werden,⁴ eure Altäre werden vernichtet und zerbrochen werden, eure Götzen zerschlagen, eure Tempel abgebrochen und eure Gebilde vertilgt werden. Ezechiel Ez 33 6 6 4 Mit den Menschen wird die Natur gestraft. Ezechiel Ez 33 6 7 Et cadet interfectus in medio vestri: et scietis quia ego sum Dominus. Und es sollen Erschlagene in eurer Mitte fallen und ihr sollt erfahren, dass ich der Herr bin. Ezechiel Ez 33 6 8 Et relinquam in vobis eos, qui fugerint gladium in gentibus, cum dispersero vos in terris. Doch will ich einige von euch unter den Völkern übriglassen, die dem Schwert entrinnen, wenn ich euch in die Länder zerstreue. Ezechiel Ez 33 6 9 Et recordabuntur mei liberati vestri in gentibus, ad quas captivi ducti sunt: quia contrivi cor eorum fornicans, et recedens a me; et oculos eorum fornicantes post idola sua: et displicebunt sibimet super malis quæ fecerunt in universis abominationibus suis. Alsdann werden die von euch Geretteten meiner gedenken unter den Völkern, zu denen sie gefangen weggeführt sind; denn ich werde ihr Herz, das der Buhlerei ergeben und von mir fern war, brechen⁵ und ihre Augen, die buhlerisch an ihren Götzen hingen, und sie werden an sich selbst Missfallen haben wegen des Bösen, das sie mit allen ihren Greueln verübt haben. Ezechiel Ez 33 6 9 5 Dies ist die Frucht der Heimsuchungen Gottes. Ein sprechendes Bild davon ist der verlorene Sohn. Ezechiel Ez 33 0 1 c. Das Gericht wird furchtbar und schrecklich sein. Ezechiel Ez 33 7 1 Et factus est sermo Domini ad me, dicens: Und es erging an mich das Wort des Herrn also: Ezechiel Ez 33 7 10 Ecce dies, ecce venit: egressa est contritio, floruit virga, germinavit superbia: Siehe, der Tag, siehe, er kommt! die Vernichtung ist hervorgebrochen, aufgeblüht ist die Rute,⁵ aufgesprosst der Übermut.⁶ Ezechiel Ez 33 7 10 5 Die Strafe und Rache ist bereit und kommt schnell. Ezechiel Ez 33 7 10 6 Vom Feinde her, der mit Übermut das Reich zerstören wird. [Jer 50,31] Ezechiel Ez 33 7 11 Iniquitas surrexit in virga impietatis: non ex eis, et non ex populo, neque ex sonitu eorum: et non erit requies in eis. Die Gewalttätigkeit ist zur Rute⁷ für die Gottlosigkeit emporgewachsen; niemand von ihnen bleibt übrig, keiner aus dem Volke, keiner von ihrem Getümmel,⁸ und sie haben keine Ruhe.⁹ Ezechiel Ez 33 7 11 7 Gemeint ist der König von Babylon. Ezechiel Ez 33 7 11 8 Keiner von ihnen bleibt ohne Strafe, nichts bleibt von der Menge und dem Pompe der Juden zurück. Ezechiel Ez 33 7 11 9 Sondern ewige Gefangenschaft wird ihnen zuteil. Hebr.: Kein Glanz, nichts Glanzvolles wird unter ihnen bleiben. Ezechiel Ez 33 7 12 Venit tempus, appropinquavit dies: qui emit, non lætetur: et qui vendit, non lugeat: quia ira super omnem populum ejus. Gekommen ist die Zeit, genaht der Tag; wer kauft, freue sich nicht; und wer verkauft, traure nicht;¹⁰ denn Zorn kommt über all ihr Volk. Ezechiel Ez 33 7 12 10 Der Kaufende freut sich gewöhnlich und der Verkaufende ist betrübt. Da die Gefangenschaft bevorsteht, ist beides eitel. (Hier.) Der Kauf ist hier der [Lev 25,25] erwähnte. Ezechiel Ez 33 7 13 Quia qui vendit, ad id, quod vendidit, non revertetur, et adhuc in viventibus vita eorum: visio enim ad omnem multitudinem ejus non regredietur: et vir in iniquitate vitæ suæ non confortabitur. Denn wer verkauft, wird nicht zu dem, was er verkauft hat, zurückgelangen,¹¹ wenn er auch unter den Lebenden fortlebte; denn auch die Weissagung, welche gegen sein ganzes Volk ergangen, wird nicht zurückgenommen werden,¹² und keiner wird im Frevel seines Lebens sicher sein. Ezechiel Ez 33 7 13 11 In fünfzig Jahren nach [Lev 25,14ff.27.28]. Ezechiel Ez 33 7 13 12 Sondern wird in Erfüllung gehen. Ezechiel Ez 33 7 14 Canite tuba, præparentur omnes, et non est qui vadat ad prlium: ira enim mea super universum populum ejus. Blaset die Posaune, alles rüste sich!¹³ Aber niemand zieht in den Kampf, denn mein Zorn ist entbrannt über all ihr Volk. Ezechiel Ez 33 7 14 13 Ironisch. Ezechiel Ez 33 7 15 Gladius foris: et pestis, et fames intrinsecus: qui in agro est, gladio morietur: et qui in civitate, pestilentia, et fame devorabuntur. Draußen das Schwert, drinnen die Seuche und der Hunger; wer auf dem Felde ist, wird durch das Schwert sterben, und wer in der Stadt ist, wird von Seuche und Hunger aufgezehrt werden.¹⁴ Ezechiel Ez 33 7 15 14 Wie [Ez 5,12]. Ezechiel Ez 33 7 16 Et salvabuntur qui fugerint ex eis: et erunt in montibus quasi columbæ convallium omnes trepidi, unusquisque in iniquitate sua. Wenn einige aus ihnen entrinnen und sich retten, so werden sie auf den Bergen gleich den Tauben der Täler sein, insgesamt zitternd, ein jeder um seiner Verschuldung willen. Ezechiel Ez 33 7 17 Omnes manus dissolventur, et omnia genua fluent aquis. Alle Hände werden kraftlos werden und alle Knie von Wasser fließen.¹⁵ Ezechiel Ez 33 7 17 15 Die Kraft und die Schwäche wird den Knien zugeschrieben. Jene wird schwinden wie Wasser zerfließt. Ezechiel Ez 33 7 18 Et accingent se ciliciis, et operiet eos formido, et in omni facie confusio, et in universis capitibus eorum calvitium. Sie werden Trauerkleider anlegen und Entsetzen wird sie umhüllen, auf allen Angesichtern wird Beschämung sein und auf allen ihren Häuptern Kahlheit. Ezechiel Ez 33 7 19 Argentum eorum foras projicietur, et aurum eorum in sterquilinium erit. Argentum eorum, et aurum eorum non valebit liberare eos in die furoris Domini. Animam suam non saturabunt, et ventres eorum non implebuntur: quia scandalum iniquitatis eorum factum est. Ihr Silber wird hinausgeworfen werden,¹⁶ Gold wie Kot gelten; ihr Silber und ihr Gold wird sie nicht zu befreien vermögen am Tage des Grimmes des Herrn, ihre Seele werden sie nicht damit sättigen und ihren Bauch nicht damit füllen können, denn es ward ihnen ein Anstoß¹⁷ zur Verschuldung. [Spr 11,4; Sir 5,10; Zef 1,18] Ezechiel Ez 33 7 19 16 Nach dem Hebr. von ihnen selbst. Ezechiel Ez 33 7 19 17 Ursache zum Fall. Ezechiel Ez 33 7 2 Et tu fili hominis, hæc dicit Dominus Deus terræ Israel: Finis venit, venit finis super quatuor plagas terræ. Menschensohn! so spricht der Herr, Gott, zu dem Lande Israel:¹ Das Ende kommt, es kommt das Ende über die vier Seiten des Landes. Ezechiel Ez 33 7 2 1 So wird das Land allgemeiner genannt, obwohl die Rede an Juda geht. Ezechiel Ez 33 7 20 Et ornamentum monilium suorum in superbiam posuerunt, et imagines abominationum suarum, et simulacrorum fecerunt ex eo: propter hoc dedi eis illud in immunditiam: Und den Schmuck ihrer Kleinode gebrauchten sie zu stolzem Prunken und machten daraus die Bilder ihrer greuelhaften Götzen, darum habe ich es¹⁸ für sie zur Unreinigkeit gewandelt. Ezechiel Ez 33 7 20 18 Das, was das auserwählte Volk besitzt, ist eigentlich Gott geweiht und Eigentum des Herrn. Dieses den Götzen hinzugeben muss den höchsten Zorn Gottes herausfordern. Ezechiel Ez 33 7 21 Et dabo illud in manus alienorum ad diripiendum, et impiis terræ in prædam, et contaminabunt illud. und werde es in die Hände der Fremden zur Plünderung überliefern und den Ruchlosen der Erde¹⁹ zur Beute, dass sie es entweihen. Ezechiel Ez 33 7 21 19 Den Götzendienern. Ezechiel Ez 33 7 22 Et avertam faciem meam ab eis, et violabunt arcanum meum: et introibunt in illud emissarii, et contaminabunt illud. Und ich werde mein Angesicht von ihnen abwenden,²⁰ dass sie mein innerstes Heiligtum entweihen, und Räuber werden in dasselbe eindringen und es schänden! Ezechiel Ez 33 7 22 20 Sie sind nicht würdig, dass ich sie anschaue. Ezechiel Ez 33 7 23 Fac conclusionem: quoniam terra plena est judicio sanguinum, et civitas plena iniquitate. Mache den Schluss,²¹ denn das Land ist voll von Blutschuld und die Stadt voll von Gewalttat. Ezechiel Ez 33 7 23 21 Hebr.: eine Kette, zum Zeichen, dass sie gefangen und gefesselt werden sollen, da die Stadt voll der Ungerechtigkeit ist. Ezechiel Ez 33 7 24 Et adducam pessimos de gentibus, et possidebunt domos eorum; et quiescere faciam superbiam potentium, et possidebunt sanctuaria eorum. Und ich werde die Schlimmsten unter den Völkern herbeiführen, dass diese ihre Häuser in Besitz nehmen; ich werde dem Hochmute der Mächtigen ein Ende machen²² und ihre Feinde sollen ihre Heiligtümer²³ in Besitz nehmen. Ezechiel Ez 33 7 24 22 Vergl. [Dtn 28,50]. Ezechiel Ez 33 7 24 23 Auf die sie vergeblich ihre Hoffnung setzten. Ezechiel Ez 33 7 25 Angustia superveniente, requirent pacem, et non erit. Wenn die Bedrängnis hereinbricht, werden sie Frieden suchen, aber er wird nicht gewährt werden. Ezechiel Ez 33 7 26 Conturbatio super conturbationem veniet, et auditus super auditum: et quærent visionem de propheta, et lex peribit a sacerdote, et consilium a senioribus. Bedrängnis über Bedrängnis wird kommen und Kunde über Kunde, da werden sie Gesichte begehren von den Propheten, doch das Gesetz wird dem Priester abhanden kommen und der Rat den Ältesten. Ezechiel Ez 33 7 27 Rex lugebit, et princeps induetur mrore, et manus populi terræ conturbabuntur. Secundum viam eorum faciam eis, et secundum judicia eorum judicabo eos: et scient quia ego Dominus. Der König wird trauern, der Fürst sich in Gram kleiden und die Hände des Volkes im Lande werden vor Schrecken verzagen.²⁴ Ihrem Wandel gemäß will ich ihnen tun und sie ihren Rechten gemäß²⁵ richten und sie sollen erkennen, dass ich der Herr bin. Ezechiel Ez 33 7 27 24 Alle Stände sind ratlos. Ezechiel Ez 33 7 27 25 Nach ihrem Verdienste. Ezechiel Ez 33 7 3 Nunc finis super te, et immittam furorem meum in te: et judicabo te juxta vias tuas: et ponam contra te omnes abominationes tuas. Nunmehr kommt das Ende über dich und ich will meinen Zorn wider dich entsenden und ich will dich nach deinem Wandel richten und dir alle deine Greuel gegenüberstellen. Ezechiel Ez 33 7 4 Et non parcet oculus meus super te, et non miserebor: sed vias tuas ponam super te, et abominationes tuæ in medio tui erunt: et scietis quia ego Dominus. Mein Auge soll deiner nicht schonen und ich will mich nicht erbarmen, sondern werde dir Strafe für deinen Wandel auferlegen und deine Greuel werden in deiner Mitte sein, und ihr sollt erkennen, dass ich der Herr bin. Ezechiel Ez 33 7 5 Hæc dicit Dominus Deus: Afflictio una, afflictio ecce venit: So spricht der Herr, Gott: Eine² Züchtigung, siehe, eine Züchtigung kommt! Ezechiel Ez 33 7 5 2 Diese eine Züchtigung ist so groß, dass eine zweite nicht notwendig ist, um das Reich zu vernichten. Vergl. [1Sam 26,8]. Ezechiel Ez 33 7 6 Finis venit, venit finis, evigilavit adversum te: ecce venit. Das Ende kommt, es kommt das Ende, es ist gegen dich aufgestanden, siehe, es kommt! Ezechiel Ez 33 7 7 Venit contritio super te, qui habitas in terra: venit tempus, prope est dies occisionis, et non gloriæ montium. Es kommt die Vernichtung über dich, Bewohner des Landes, es kommt die Zeit, nahe ist der Tag des Mordens und nicht des Jauchzens auf den Bergen.³ Ezechiel Ez 33 7 7 3 Vergl. [Jer 3,23]. Ezechiel Ez 33 7 8 Nunc de propinquo effundam iram meam super te, et complebo furorem meum in te: et judicabo te juxta vias tuas, et imponam tibi omnia scelera tua: Nun werde ich bald⁴ meinen Zorn über dich ausschütten und meinen ganzen Grimm an dir ausüben und ich werde dich richten nach deinem Wandel und dir alle deine Missetaten auflegen. Ezechiel Ez 33 7 8 4 Wenn vom fünften Jahre der Überführung des Jechonias zu rechnen ist bis zum neunten Jahre der Herrschaft des Sedekias, in dem Nabuchodonosor Jerusalem belagerte, so liegen dazwischen drei Jahre. Ezechiel Ez 33 7 9 Et non parcet oculus meus, nec miserebor, sed vias tuas imponam tibi, et abominationes tuæ in medio tui erunt: et scietis quia ego sum Dominus percutiens. Mein Auge wird nicht schonen und ich werde mich nicht erbarmen, sondern ich werde deinen Wandel auf dich legen und deine Greuel sollen in deiner Mitte sein und ihr sollt erkennen, dass ich der Herr bin, der schlägt. Ezechiel Ez 33 0 1 2. Zweite Reihe von Strafgerichten. (8,1 11,25) A. Die Verbrechen des Götzendienstes. (Kap. 8) Ezechiel Ez 33 8 1 Et factum est in anno sexto, in sexto mense, in quinta mensis: ego sedebam in domo mea, et senes Juda sedebant coram me, et cecidit ibi super me manus Domini Dei. Und es geschah im sechsten Jahre, im sechsten Monat, am fünften des Monats,¹ als ich in meinem Hause saß und die Ältesten Judas vor mir saßen, kam daselbst die Hand Gottes, des Herrn, über mich. Ezechiel Ez 33 8 1 1 Ein Jahr und sechs Monate nach der Berufung zum Prophetenamte. Ezechiel Ez 33 8 10 Et ingressus vidi, et ecce omnis similitudo reptilium, et animalium, abominatio, et universa idola domus Israel depicta erant in pariete in circuitu per totum. Da trat ich ein und schaute und siehe, da waren allerlei Gebilde von Gewürm und anderen Tieren,⁹ Greuel und allerlei Götzenbilder des Hauses Israel waren da an der Wand allenthalben ringsum abgemalt. Ezechiel Ez 33 8 10 9 Es sind also besonders ägyptische Götzenbilder, denen die huldigen, welche von Ägypten Hilfe erwarteten. Ezechiel Ez 33 8 11 Et septuaginta viri de senioribus domus Israel, et Jezonias filius Saphan stabat in medio eorum, stantium ante picturas: et unusquisque habebat thuribulum in manu sua: et vapor nebulæ de thure consurgebat. Und siebzig Männer von den Ältesten des Hauses Israel¹⁰ und Jezonias,¹¹ der Sohn Saphans, in ihrer Mitte, standen vor den Bildnissen und ein jeder hatte ein Rauchfass in seiner Hand und der Duft einer Wolke von Weihrauch stieg empor. Ezechiel Ez 33 8 11 10 Als Vertreter des ganzen Volkes. Ezechiel Ez 33 8 11 11 Unbekannt. Ezechiel Ez 33 8 12 Et dixit ad me: certe vides fili hominis quæ seniores domus Israel faciunt in tenebris, unusquisque in abscondito cubiculi sui: dicunt enim: Non videt Dominus nos, dereliquit Dominus terram. Da sprach er zu mir: Du siehst doch, Menschensohn! was die Ältesten des Hauses Israel im Finstern begehen, ein jeder im Dunkel seiner Kammer;¹² denn sie sagen: Der Herr sieht uns nicht, der Herr hat das Land verlassen.¹³ Ezechiel Ez 33 8 12 12 Hebr.: In den Kammern ihres Bildes. Öffentlich den Götzendienst zu treiben war wegen Josias nicht möglich. Ezechiel Ez 33 8 12 13 Jahve schützt dies Land nicht mehr, also müssen wir bei anderen Göttern Hilfe suchen. Vergl. [2Chr 28,23]. Ezechiel Ez 33 8 13 Et dixit ad me: Adhuc conversus videbis abominationes majores, quas isti faciunt. Alsdann sprach er zu mir: Du wirst noch größere Greuel sehen, welche jene verüben. Ezechiel Ez 33 8 14 Et introduxit me per ostium portæ domus Domini, quod respiciebat ad aquilonem: et ecce ibi mulieres sedebant plangentes Adonidem. Und er führte mich zum Eingang des Tores am Hause des Herrn, welches gegen Mitternacht¹⁴ lag; siehe, da saßen Frauen, welche den Adonis¹⁵ beweinten. Ezechiel Ez 33 8 14 14 Das äußere Nordtor, das von der Stadt in den äußeren Teil des Tempels führte. Ezechiel Ez 33 8 14 15 Hebr. und syrisch: Tammuz. Ezechiel Ez 33 8 15 Et dixit ad me: Certe vidisti fili hominis: adhuc conversus videbis abominationes majores his. Da sprach er zu mir: Du hast es doch gesehen, Menschensohn? du wirst noch größere Greuel sehen als diese. Ezechiel Ez 33 8 16 Et introduxit me in atrium domus Domini interius: et ecce in ostio templi Domini inter vestibulum et altare, quasi viginti quinque viri dorsa habentes contra templum Domini, et facies ad orientem: et adorabant ad ortum solis. Und er führte mich in den inneren Vorhof¹⁶ des Hauses des Herrn; siehe, da waren am Eingange zum Tempel des Herrn,¹⁷ zwischen der Vorhalle und dem Altare,¹⁸ etwa fünfundzwanzig Männer,¹⁹ die mit dem Rücken gegen den Tempel des Herrn, mit dem Gesicht aber gegen Aufgang gewendet waren; diese beteten gegen Aufgang der Sonne zu an.²⁰ Ezechiel Ez 33 8 16 16 Der Priestervorhof vor dem Heiligtume. [1Kön 6,3] Ezechiel Ez 33 8 16 17 Des Teiles, der Heiliges und Allerheiligstes enthielt. Ezechiel Ez 33 8 16 18 Das Gegenteil von [Joel 2,17]. Die Verbrechen der Priester werden beschrieben. Ezechiel Ez 33 8 16 19 Es waren vierundzwanzig Ordnungen, zu denen der Hohepriester hinzukam. Ezechiel Ez 33 8 16 20 Sie beteten Baal an. Ezechiel Ez 33 8 17 Et dixit ad me: Certe vidisti fili hominis: numquid leve est hoc domui Juda ut facerent abominationes istas, quas fecerunt hic: quia replentes terram iniquitate conversi sunt ad irritandum me? Et ecce applicant ramum ad nares suas. Da sprach er zu mir: Du hast es doch gesehen, Menschensohn? Ist es dem Hause Juda zu wenig, diese Greuel zu verüben, die sie hier begehen, dass sie auch das Land mit Gewalttat erfüllten und mich immer wieder zum Zorne reizten? Siehe nur, wie sie den Zweig an ihre Nase halten.²¹ Ezechiel Ez 33 8 17 21 Welche abgöttische Sitte der Prophet hier meint, ist nicht leicht zu bestimmen. Ezechiel Ez 33 8 18 Ergo et ego faciam in furore: non parcet oculus meus, nec miserebor: et cum clamaverint ad aures meas voce magna, non exaudiam eos. So will auch ich denn im Grimme handeln; mein Auge soll nicht schonen und ich werde kein Erbarmen haben, und wenn sie noch so laut zu meinen Ohren rufen, werde ich sie nicht erhören.²² Ezechiel Ez 33 8 18 22 Damit sie erst durch die Übel gezwungen werden einzusehen, was sie getan. Ezechiel Ez 33 8 2 Et vidi, et ecce similitudo quasi aspectus ignis: ab aspectu lumborum ejus, et deorsum, ignis: et a lumbis ejus, et sursum, quasi aspectus splendoris, ut visio electri. Und ich schaute und siehe da! eine Gestalt,² wie Feuer anzusehen; von seinen Lenden an abwärts war es wie Feuer anzusehen und von seinen Lenden aufwärts wie Schimmer von Glanzerz. Ezechiel Ez 33 8 2 2 Eine menschliche Gestalt. Ezechiel Ez 33 8 3 Et emissa similitudo manus apprehendit me in cincinno capitis mei: et elevavit me Spiritus inter terram, et clum: et adduxit me in Jerusalem in visione Dei, juxta ostium interius, quod respiciebat ad aquilonem, ubi erat statutum idolum zeli ad provocandam æmulationem. Da streckte sich am Gebilde etwas wie eine Hand aus und ergriff mich³ bei den Haaren meines Hauptes und der Geist hob mich empor zwischen Himmel und Erde und brachte mich nach Jerusalem in einem Gottes-Gesichte an das innere Tor, das gegen Mitternacht zu liegt, wo der Götze der Eifersucht war, der zur Eifersucht reizte.⁴ [Dan 14,35] Ezechiel Ez 33 8 3 3 Im Gesicht. (Ephr., Hier., Theodor.) Ezechiel Ez 33 8 3 4 Die meisten Ausleger nehmen mit dem heiligen Hieronymus an, dass dies Bild das des Baal war, den Manasses [2Kön 21,7; 2Chr 33,7] in den Tempel stellen, dann Josias zwar zerstören [2Chr 34,4], aber dessen Nachfolger wieder aufrichten ließen. Ezechiel Ez 33 8 4 Et ecce ibi gloria Dei Israel secundum visionem, quam videram in campo. Und siehe, daselbst war die Herrlichkeit des Gottes Israels, ganz wie das Gesicht, welches ich in der Ebene gesehen.⁵ Ezechiel Ez 33 8 4 5 Durch die Erscheinung der Herrlichkeit Gottes im Tempel soll der Prophet erkennen, wie sehr diese Stätte heilig und nun entweiht ist. Ezechiel Ez 33 8 5 Et dixit ad me: Fili hominis, leva oculos tuos ad viam aquilonis: et levavi oculos meos ad viam aquilonis, et ecce ab aquilone portæ altaris idolum zeli in ipso introitu. Und er sprach zu mir: Menschensohn! erhebe deine Augen in der Richtung nach Mitternacht. Als ich nun meine Augen gegen Mitternacht erhob, siehe, da stand gegen Mitternacht bei dem Tore des Altares⁶ der Götze der Eifersucht gleich am Eingange. Ezechiel Ez 33 8 5 6 Der inneren Nordtür. Das Götzenbild stand im äußeren Vorhofe, wo Priester und Volk es leicht sehen konnten. Ezechiel Ez 33 8 6 Et dixit ad me: Fili hominis, putasne, vides tu quid isti faciunt, abominationes magnas, quas domus Israel facit hic, ut procul recedam a sanctuario meo? et adhuc conversus videbis abominationes majores. Und er sprach zu mir: Menschensohn! siehst du wohl, was sie da tun, die großen Greuel, welche das Haus Israel hier verübt, dass ich mich weit entfernen muss⁷ von meinem Heiligtume? aber du wirst noch größere Greuel sehen. Ezechiel Ez 33 8 6 7 Oder ironisch: damit ich mich entferne. Ezechiel Ez 33 8 7 Et introduxit me ad ostium atrii: et vidi, et ecce foramen unum in pariete. Alsdann führte er mich zu dem Tore des Vorhofes, da schaute ich und siehe: eine Spalte war in der Wand. Ezechiel Ez 33 8 8 Et dixit ad me: Fili hominis fode parietem. Et cum fodissem parietem, apparuit ostium unum. Und er sprach zu mir: Menschensohn! durchbrich die Wand.⁸ Als ich nun die Wand durchbrach, zeigte sich eine Tür. Ezechiel Ez 33 8 8 8 Der Prophet steht am Tore des äußeren Vorhofes, dort, wo er das Götzenbild gesehen. Die Götzenbilder erscheinen im Tempel, weil die Israeliten die Verehrung Gottes mit dem Götzendienste mischten. Dass die Türe erst nach dem Durchbruch der Mauer erscheint, zeigt, wie geheim man den Götzendienst übte. Ezechiel Ez 33 8 9 Et dixit ad me: Ingredere, et vide abominationes pessimas, quas isti faciunt hic. Er sprach zu mir: Tritt ein und sieh die schlimmen Greuel, welche sie hier verüben! Ezechiel Ez 33 0 1 B. Darstellung der Strafe, welche das Volk treffen soll. Ezechiel Ez 33 9 1 Et clamavit in auribus meis voce magna, dicens: Appropinquaverunt visitationes urbis, et unusquisque vas interfectionis habet in manu sua. Dann rief er vor meinen Ohren mit lauter Stimme¹ also: Es nahen die Heimsuchungen der Stadt und ein jeder² hat eine Mordwaffe in seiner Hand. Ezechiel Ez 33 9 1 1 Zeichen der Erregung und des Unwillens. Ezechiel Ez 33 9 1 2 Ein jeder Engel. Ezechiel Ez 33 9 10 Igitur et meus non parcet oculus, neque miserebor: viam eorum super caput eorum reddam. So soll denn auch mein Auge nicht schonen und ich will kein Erbarmen üben, ihren Wandel will ich auf ihr Haupt zurückbringen. Ezechiel Ez 33 9 11 Et ecce vir, qui erat indutus lineis, qui habebat atramentarium in dorso suo, respondit verbum, dicens: Feci sicut præcepisti mihi. Und siehe, der Mann, der in Linnen gekleidet war und das Schreibzeug an seiner Seite hatte, brachte Bescheid, indem er sprach: Ich habe getan, wie du mir befohlen hast!¹⁷ Ezechiel Ez 33 9 11 17 Während der Seher Gott seine Klage vorlegt und der Herr auf dieselbe antwortet, haben die Engel das Strafurteil ausgeführt. Ezechiel Ez 33 9 2 Et ecce sex viri veniebant de via portæ superioris, quæ respicit ad aquilonem: et uniuscujusque vas interitus in manu ejus: vir quoque unus in medio eorum vestitus erat lineis, et atramentarium scriptoris ad renes ejus: et ingressi sunt, et steterunt juxta altare æreum: Siehe, da kamen sechs Männer³ den Weg vom oberen Tore herab, das nach Mitternacht zu liegt,⁴ und jeder hatte eine Waffe des Verderbens in seiner Hand; ein Mann aber war in ihrer Mitte, in Linnen gekleidet⁵ und ein Schreibzeug an seiner Seite; diese traten ein und stellten sich neben den ehernen Altar.⁶ Ezechiel Ez 33 9 2 3 Sechs, weil nach V. 6 sechs Ordnungen von Menschen geschlagen werden sollen. Ezechiel Ez 33 9 2 4 Das Nordtor aus dem äußeren Vorhof in den inneren. Von Norden kommt alles Übel. Ezechiel Ez 33 9 2 5 Kleidung der Engel [Offb 16,5]. Alle sieben sind Engel. Warum der siebente ein Schreibzeug hat, wird V. 2 gesagt. Ezechiel Ez 33 9 2 6 Neben den Brandopferaltar. Von da, wo das Mittel geboten war, Gott zu versöhnen, soll die Rache ausgehen. Ezechiel Ez 33 9 3 Et gloria Domini Israel assumpta est de cherub, quæ erat super eum ad limen domus: et vocavit virum, qui indutus erat lineis, et atramentarium scriptoris habebat in lumbis suis. Und die Herrlichkeit des Herrn Israels erhob sich von dem Cherub, auf dem sie gewesen,⁷ nach der Schwelle des Hauses hin und rief den Mann, der in Linnen gekleidet war und das Schreibzeug an der Seite hatte. Ezechiel Ez 33 9 3 7 Als wollte sie von da weichen. Ezechiel Ez 33 9 4 Et dixit Dominus ad eum: Transi per mediam civitatem in medio Jerusalem: et signa thau super frontes virorum gementium, et dolentium super cunctis abominationibus, quæ fiunt in medio ejus. Und der Herr sprach zu ihm: Gehe mitten durch die Stadt, mitten durch Jerusalem hindurch und zeichne⁸ ein Tau⁹ auf die Stirne der Männer, welche über alle Greuel seufzen und wehklagen, die in ihrer Mitte begangen werden. [Ex 12,7; Offb 7,3] Ezechiel Ez 33 9 4 8 Der Engel, welcher in Linnen gekleidet ist wie ein Priester, erhält den Auftrag. (Hier.) Die Kleidung ist passend gewählt, gehört er doch nicht zu denjenigen, die verderben sollen, sondern zu denen, die berufen sind, jene zu retten, welche dessen würdig sind: die, welche über die Bosheit der anderen in der heiligen Stadt seufzen und Schmerz tragen. Vergl. [Zef 3,18]. Ezechiel Ez 33 9 4 9 Diese Buchstaben wurden bei den alten Phöniziern, Aramäern und Samaritern wie ein Kreuz gebildet. Das Kreuzeszeichen hat also Gott mit weiser Absicht gewählt und es passt umso besser, als diese Zerstörung der Stadt ein Vorbild der anderen durch Titus ist, in der nur die mit dem Kreuze Bezeichneten gerettet wurden. Ezechiel Ez 33 9 5 Et illis dixit, audiente me: Transite per civitatem sequentes eum, et percutite: non parcat oculus vester, neque misereamini. Zu jenen aber sprach er, so dass ich es hörte: Gehet durch die Städte hinter ihm her und erschlaget, euer Auge schone nicht und habet kein Erbarmen! Ezechiel Ez 33 9 6 Senem, adolescentulum, et virginem, parvulum, et mulieres interficite usque ad internecionem: omnem autem, super quem videritis thau, ne occidatis, et a sanctuario meo incipite. Cperunt ergo a viris senioribus, qui erant ante faciem domus. Greise, Jünglinge, Jungfrauen, Kinder und Weiber tötet, bis sie vernichtet sind; aber niemand, an dem ihr das Tau sehet, tötet und bei meinem Heiligtum machet den Anfang! So begannen sie bei den Ältesten,¹⁰ welche vor dem Hause waren.¹¹ Ezechiel Ez 33 9 6 10 Die Priester, welche die ersten in der Verfehlung gewahren, [Ez 8,16] sollen auch die ersten in der Strafe sein. Deshalb werden sie hier mit dem profanen Namen Älteste bezeichnet, da sie, ihrer theokratischen Würde verlustig, nicht einmal an heiliger Stätte mehr eine Zuflucht finden sollen. Ezechiel Ez 33 9 6 11 Vergl. [Ez 8,16]. Das Gericht beginnt bei dem Hause Gottes. Je näher jemand Gott steht, desto größere Strafe verdient er, wenn er sich von ihm ab- und der Bosheit zuwendet. Durch dieses Gesicht wird auch die falsche Zuversicht zerstört, welche man auf den Tempel zu setzen pflegte. Ezechiel Ez 33 9 7 Et dixit ad eos: Contaminate domum, et implete atria interfectis: egredimini. Et egressi sunt, et percutiebant eos, qui erant in civitate. Und er sprach zu ihnen: Verunreiniget das Haus¹² und füllet die Vorhöfe mit Erschlagenen an,¹³ dann ziehet fort! Da zogen sie aus und erschlugen die, welche in der Stadt waren. Ezechiel Ez 33 9 7 12 Dies Haus gilt mir nicht mehr als heilig, da es durch den Unflat so vieler Götzenbilder befleckt ist. Ezechiel Ez 33 9 7 13 Durch die Berührung von Leichnamen werden Menschen, Geräte und Häuser befleckt. Ezechiel Ez 33 9 8 Et cæde completa, remansi ego: ruique super faciem meam, et clamans aio: Heu, heu, heu Domine Deus: ergone disperdes omnes reliquias Israel, effundens furorem tuum super Jerusalem? Als nun das Morden zu Ende war und ich allein zurückblieb,¹⁴ fiel ich auf mein Angesicht nieder und rief mit lauter Stimme: Wehe, wehe, wehe, Herr, Gott! willst du denn den ganzen Überrest Israels vertilgen, indem du deinen Grimm vollends über Jerusalem ausgießest?¹⁵ Ezechiel Ez 33 9 8 14 Da im Tempel nur Götzendiener gewesen waren [Ez 8,7-17], diese aber nun sämtlich ihren Tod gefunden hatten (V. 6), so ist der Seher unter den Leichen der getöteten Frevler allein. Ezechiel Ez 33 9 8 15 Der Prophet fleht Gott an, sein Strafgericht durch Erbarmen zu mildern. So stellt sich der Prophet als eine Mauer für Israel entgegen und kämpft im Streite am Tage des Herrn. [Ez 13,5] Ezechiel Ez 33 9 9 Et dixit ad me: Iniquitas domus Israel, et Juda, magna est nimis valde, et repleta est terra sanguinibus, et civitas repleta est aversione: dixerunt enim: Dereliquit Dominus terram, et Dominus non videt. Da sprach er zu mir:¹⁶ Die Verschuldung des Hauses Israel und Juda ist überaus groß, das Land ist voll von Blutschuld und die Stadt voll von Abtrünnigkeit, denn sie sagen: Der Herr hat das Land verlassen und der Herr sieht nicht! Ezechiel Ez 33 9 9 16 Da Gott den Propheten für sein Volk weinen und über die Größe seines Zornes verwundert sieht, teilt er demselben die Gründe seines verdienten und gerechten Ausspruches mit. Ezechiel Ez 33 0 1 C. Darstellung der Strafe, welche Stadt und Tempel treffen soll. (Kap. 10) Ezechiel Ez 33 10 1 Et vidi, et ecce in firmamento, quod erat super caput cherubim, quasi lapis sapphirus, quasi species similitudinis solii, apparuit super ea. Und ich schaute,¹ siehe, auf der Wölbung, welche über dem Haupte der Cherube war, erschien etwas, das wie ein Saphirstein aussah² und die Gestalt eines Thrones hatte. Ezechiel Ez 33 10 1 1 Die Herrlichkeit des Herrn, welche von der Schwelle des Tempels aus das Strafurteil der Zerstörung gesprochen, war hierauf auf ihren Thron zurückgekehrt. Dort nimmt sie die Nachricht von der Ausführung des Urteils entgegen. Ezechiel Ez 33 10 1 2 Die menschliche Sprache vermag die Erscheinung Gottes nur unvollkommen zu schildern. Wenn eine den Sinnen wahrnehmbare symbolische Erscheinung bereits so erhaben ist, was muss erst das Schauen Gottes selbst sein! Ezechiel Ez 33 10 10 Et aspectus earum similitudo una quatuor: quasi sit rota in medio rotæ. Das Aussehen derselben war an allen vieren ein ganz gleiches, wie wenn ein Rad inmitten eines anderen wäre. Ezechiel Ez 33 10 11 Cumque ambularent in quatuor partes gradiebantur: et non revertebantur ambulantes, sed ad locum, ad quem ire declinabat quæ prima erat, sequebantur et ceteræ, nec convertebantur. Und wenn sie gingen, bewegten sie sich nach vier Seiten, ohne sich im Gehen umzuwenden; sondern an den Ort, nach dem das erste sich wendete, folgten auch die übrigen, ohne sich zu wenden. Ezechiel Ez 33 10 12 Et omne corpus earum, et colla, et manus, et pennæ, et circuli plena erant oculis, in circuitu quatuor rotarum. Ihr⁹ ganzer Leib, sowohl Hals als Hände und Flügel, sowie die Felgen waren voll Augen¹⁰ an den vier Rädern ringsum. Ezechiel Ez 33 10 12 9 Der Cherubim. Ezechiel Ez 33 10 12 10 Zu verstehen wie [Ez 1,18]. Ezechiel Ez 33 10 13 Et rotas istas vocavit volubiles, audiente me. Und er gab den Rädern den Namen Wirbel vor meinen Ohren.¹¹ Ezechiel Ez 33 10 13 11 Damit sie ihren Namen durch die Tat beweisen. Ezechiel Ez 33 10 14 Quatuor autem facies habebat unum: facies una, facies cherub: et facies secunda, facies hominis: et in tertio facies leonis: et in quarto facies aquilæ. Jedes Wesen aber hatte vier Gesichter: das erste Gesicht war das Gesicht eines Cherubs,¹² das andere das Gesicht eines Menschen, das dritte war das Gesicht eines Löwen und das vierte das Gesicht eines Adlers.¹³ Ezechiel Ez 33 10 14 12 Haben nicht alle vier die Gestalt eines Cherub? Es fehlt ferner die Gestalt eines Stieres. Es liegt also an dieser Stelle ein Schreibfehler vor. Ebenso störend ist es, wenn gesagt wird: Das Gesicht des ersten, des zweiten, da doch jeder der vier solche Gesichter hatte. Der ganze Vers ist wohl als Glosse zu streichen. Ezechiel Ez 33 10 14 13 Hebr.: das dritte Gesicht das eines Löwen, und das vierte Gesicht das eines Adlers. Ezechiel Ez 33 10 15 Et elevata sunt cherubim: ipsum est animal, quod videram juxta fluvium Chobar. Und die Cherube erhoben sich; dies ist das Wesen, welches ich am Flusse Chobar gesehen hatte. Ezechiel Ez 33 10 16 Cumque ambularent cherubim, ibant pariter et rotæ juxta ea: et cum elevarent cherubim alas suas ut exaltarentur de terra, non residebant rotæ, sed et ipsæ juxta erant. Wenn die Cherube gingen, so liefen auch die Räder neben ihnen mit, und wenn die Cherube ihre Flügel schwangen, um sich von der Erde zu erheben, so blieben die Räder nicht zurück, sondern hielten sich neben ihnen.¹⁴ Ezechiel Ez 33 10 16 14 Nochmalige Wiederholung der Erscheinung, die ihm bereits einmal zuteil geworden. [Ez 1,19-21] Ezechiel Ez 33 10 17 Stantibus illis, stabant: et cum elevatis elevabantur; spiritus enim vitæ erat in eis. Wenn jene stehen blieben, so standen auch sie still; erhoben sich jene, so erhoben auch diese sich, denn der Geist des Lebens war in ihnen. Ezechiel Ez 33 10 18 Et egressa est gloria Domini a limine templi: et stetit super cherubim. Da verließ die Herrlichkeit des Herrn die Schwelle des Tempels und nahm ihren Stand über den Cheruben. Ezechiel Ez 33 10 19 Et elevantia cherubim alas suas, exaltata sunt a terra coram me: et illis egredientibus, rotæ quoque subsecutæ sunt: et stetit in introitu portæ domus Domini orientalis: et gloria Dei Israel erat super ea. Und die Cherube schwangen ihre Flügel und erhoben sich vor meinen Augen von der Erde, und da sie fortzogen, folgten ihnen auch die Räder. Und sie stellten sich an den Eingang des östlichen Tores am Hause des Herrn, die Herrlichkeit des Gottes Israels aber war oben über ihnen.¹⁵ Ezechiel Ez 33 10 19 15 Während das Gericht geübt ward, hatte die Herrlichkeit Gottes auf der Schwelle des Heiligtums ihren Platz eingenommen. (V. 4) Von dort zieht sie sich immer mehr von dem befleckten Heiligtume zum äußeren Osttore zurück und bleibt bei dessen Eingang stehen, damit, bevor sie den Tempel gänzlich verlässt, noch ein anderes Gericht geübt werde. [Ez 11,1ff] Da das Allerheiligste im westlichen Teile des Tempels lag, war das äußere Osttor dem Heiligtum gegenüber. Ezechiel Ez 33 10 2 Et dixit ad virum, qui indutus erat lineis, et ait: Ingredere in medio rotarum, quæ sunt subtus cherubim, et imple manum tuam prunis ignis, quæ sunt inter cherubim, et effunde super civitatem. Ingressusque est in conspectu meo: Da sprach er zu dem Manne, der in Linnen gekleidet war, also: Tritt in die Mitte der Räder, welche unterhalb der Cherube sind, und fülle deine Hand mit glühenden Kohlen, welche zwischen den Cheruben sind, und streue sie über die Stadt!³ Da trat er vor meinen Augen hinein. Ezechiel Ez 33 10 2 3 Durch diese Darstellung wird die höchste Ursache angedeutet, welche das Verderben der Stadt herbeiführt. Jerusalem hatte wohl innerhalb seiner Mauern die Herrlichkeit des Herrn im Tempel, da aber diese Offenbarung Gottes von den Einwohnern verachtet ward, wird der Thron der Herrlichkeit zum Sitze des Richters, und der Glanz, von dem die göttliche Majestät umgeben ist, gibt das Feuer her zur Vernichtung der Stadt. Der Gott, der in unzugänglichem Lichte wohnt, ist auch verzehrendes Feuer. In sich gleich, wird er doch den Menschen je nach dem Verhältnisse zu ihm Erleuchtung seiner Herrlichkeit oder Verbrennung. Ezechiel Ez 33 10 20 Ipsum est animal, quod vidi subter Deum Israel juxta fluvium Chobar: et intellexi quia cherubim essent. Dies war das Wesen, welches ich am Flusse Chobar unter dem Gotte Israels sah,¹⁶ und ich erkannte, dass es Cherube seien. [Ez 1,1.3] Ezechiel Ez 33 10 20 16 Die gleiche Erscheinung hat er an dem Orte der Verbannung geschaut: Gott bleibt seinem Bündnisse treu und verwirft das einmal auserwählte Volk nicht, sondern spendet den Weggeführten Gnade und Wohlwollen. Ezechiel Ez 33 10 21 Quatuor vultus uni, et quatuor alæ uni: et similitudo manus hominis sub alis eorum. Ein jeder hatte vier Gesichter und ein jeder vier Flügel und etwas wie eine Menschenhand war unter ihren Flügeln. Ezechiel Ez 33 10 22 Et similitudo vultuum eorum, ipsi vultus quos videram juxta fluvium Chobar, et intuitus eorum, et impetus singulorum ante faciem suam ingredi. Und die Gestalt ihrer Gesichter war ganz wie die Gesichter, welche ich am Flusse Chobar gesehen hatte;¹⁷ so auch ihre Erscheinung und die Bewegung eines jeden gerade vor sich hin. Ezechiel Ez 33 10 22 17 Die Gestalt der Gesichter war die gleiche wie die, welche er zuvor gesehen, die ganze Erscheinung zeigte, dass es die gleichen Wesen waren. Ezechiel Ez 33 10 3 Cherubim autem stabant a dextris domus cum ingrederetur vir, et nubes implevit atrium interius. Die Cherube aber standen auf der rechten Seite des Hauses,⁴ als der Mann eintrat, während die Wolke den inneren Vorhof erfüllte, Ezechiel Ez 33 10 3 4 Südlich vom Heiligtume. Die Herrlichkeit des Herrn hat also das Allerheiligste bereits verlassen. Ezechiel Ez 33 10 4 Et elevata est gloria Domini desuper cherub ad limen domus: et repleta est domus nube, et atrium repletum est splendore gloriæ Domini. denn die Herrlichkeit des Herrn hatte sich von dem Cherub erhoben gegen die Schwelle des Hauses hin und das Haus ward von der Wolke erfüllt⁵ und der Vorhof ward voll des Glanzes der Herrlichkeit des Herrn. Ezechiel Ez 33 10 4 5 Die Wolke, welche den Ort der Offenbarung der Herrlichkeit Gottes erfüllt, dient ebenso dazu, die Majestät der Erscheinung zu erhöhen, wie dazu, Ehrfurcht einzuflößen. Ezechiel Ez 33 10 5 Et sonitus alarum cherubim audiebatur usque ad atrium exterius, quasi vox Dei omnipotentis loquentis. Und das Rauschen der Flügel der Cherube ward bis in den äußeren Vorhof gehört, gleich der Stimme des allmächtigen Gottes, wenn er redet. Ezechiel Ez 33 10 6 Cumque præcepisset viro, qui indutus erat lineis, dicens: Sume ignem de medio rotarum, quæ sunt inter cherubim: ingressus ille stetit juxta rotam. Als er nun dem Manne, der in Linnen gekleidet war, geboten, indem er sprach: Nimm Feuer aus der Mitte zwischen den Rädern, welche zwischen den Cheruben sind,⁶ trat dieser hin und stellte sich neben das Rad. Ezechiel Ez 33 10 6 6 Während die Cherubim sonst ihrer Stellung bei der Sühnstätte entsprechend Vermittler der Gnade sind, tragen sie hier wie einst nach der Vertreibung der Stammeltern aus dem Paradiese zur Bestrafung bei. Alle den Juden gewährten Gnaden werden ihnen durch ihre Bosheit zum Verderben. Ezechiel Ez 33 10 7 Et extendit cherub manum de medio cherubim ad ignem, qui erat inter cherubim: et sumpsit, et dedit in manus ejus, qui indutus erat lineis: qui accipiens egressus est. Dann streckte der Cherub seine Hand zwischen die Cherube nach dem Feuer aus, das zwischen den Cheruben war, nahm davon und gab es dem in Leinen Gekleideten in die Hand und dieser nahm es und ging hinaus. Ezechiel Ez 33 10 8 Et apparuit in cherubim similitudo manus hominis subtus pennas eorum. Und es erschien an den Cheruben etwas wie eine Menschenhand unter ihren Flügeln.⁷ Ezechiel Ez 33 10 8 7 Weder das Firmament noch der Thron noch die Hand sind anders als in gewisser Ähnlichkeit zu verstehen (Hier.), denn der Prophet sieht Gottes Herrlichkeit nicht von Angesicht zu Angesicht, sondern nur im Bilde und Gleichnisse. Ezechiel Ez 33 10 9 Et vidi, et ecce quatuor rotæ juxta cherubim: rota una juxta cherub unum, et rota alia juxta cherub unum species autem rotarum erat quasi visio lapidis chrysolithi: Und ich schaute hin,⁸ siehe, da waren vier Räder neben den Cheruben, je ein Rad neben einem Cherub und wieder ein Rad zur Seite eines anderen Cherub, und die Räder erschienen wie der Anblick von Chrysolith. Ezechiel Ez 33 10 9 8 Nach [2Kön 25,1ff; 2Chr 36,12; Jer 39,1ff; Jer 52,1] hat Sedekias durch seine Empörung und seinen Abfall Nabuchodonosor veranlasst, Jerusalem zu belagern. Bereits dauert die Einschließung der Stadt längere Zeit und vergeblich suchen die Ägypter Hilfe zu bringen. Da endlich brechen die Chaldäer in die ausgehungerte Stadt ein und zerstören sie. Der König und die Fürsten fliehen bei Nacht, aber werden ergriffen, während ihre Streiter sich zerstreuen. Sedekias wird vor den König der Chaldäer geführt, seine Söhne werden in seiner Gegenwart getötet, ihm selbst die Augen ausgebohrt und er mit Ketten belastet nach Babylon geführt. Einen Monat später kommt Nabuzardan und verbrennt Jerusalem, einschließlich des Tempels. [2Kön 25,9.10] In verschiedenen Zeiträumen werden 4600 Gefangene nach Babylon fortgeführt [Jer 52,30], nur die Armen bleiben zurück und erhalten das Land zugewiesen, während viele Fürsten und streitbare Männer in die benachbarten Landschaften fliehen. Was in der geschichtlichen Erzählung als von Menschen gewirkt geschildert wird, erscheint in der Vision nach seinen höchsten Ursachen: Die Engel weisen der Frömmigkeit ihren Lohn, dem Verbrechen den Tod als Strafe zu. Aber sind bei der Zerstörung der Stadt nur Gottlose getötet worden, alle Frommen vor Gefährdung ihres Lebens bewahrt geblieben? Sicher nein. Tod und Leben sind hier also von einer anderen Ordnung der Dinge zu verstehen. Bei der Erfüllung der Drohungen stellt der Prophet Gott als den einzigen Urheber des Unheils hin, da ein Engel auf seinen Befehl die Stadt anzündet; dem Propheten kommt es einzig auf die Verursachung der Strafe aus dem Himmel an, ohne Rücksichtnahme auf Zeit und Ort, während die geschichtliche Erzählung die sekundären, menschlichen Ursachen und den geschichtlichen Verlauf vor Augen stellt. Ezechiel Ez 33 0 1 D. Das Gericht über die Führer. (V. 12) E. Gott tröstet den Propheten in dessen Betrübnis. Ezechiel Ez 33 11 1 Et elevavit me spiritus, et introduxit me ad portam domus Domini orientalem, quæ respicit ad solis ortum: et ecce in introitu portæ viginti quinque viri: et vidi in medio eorum Jezoniam filium Azur, et Pheltiam filium Banajæ, principes populi. Da hob mich der Geist empor und führte mich zum Osttor am Hause des Herrn, das gegen Sonnenaufgang liegt;¹ siehe, da waren am Eingange des Tores fünfundzwanzig Männer; in ihrer Mitte sah ich Jezonias, den Sohn Azurs und Pheltias, den Sohn Banajas, die Fürsten des Volkes.² Ezechiel Ez 33 11 1 1 Die Vision lässt die zeitliche Ordnung und Aufeinanderfolge zurücktreten. Was in [Ez 10] in einem gemeinsamen Emblem und Symbol dargestellt war, wird jetzt in besonderer Weise beleuchtet. Aus dem allgemeinen Bilde werden einzelne Züge losgelöst und eingehender gewiesen. Ezechiel Ez 33 11 1 2 Es sind nicht dieselben wie [Ez 8,16]. Warum fünfundzwanzig (oder griechisch: etwa fünfundzwanzig), ist nicht klar. Jezonias und Pheltias waren als Haupturheber der Pläne bekannt, welche Gott verwarf. Ezechiel Ez 33 11 10 Gladio cadetis: in finibus Israel judicabo vos, et scietis quia ego Dominus. Durch das Schwert sollt ihr fallen, an den Grenzen Israels werde ich euch richten und ihr sollt erkennen, dass ich der Herr bin. Ezechiel Ez 33 11 11 Hæc non erit vobis in lebetem, et vos non eritis in medio ejus in carnes: in finibus Israel judicabo vos. Sie soll euch nicht zum Topf werden und ihr sollt nicht in ihrer Mitte das Fleisch sein, an den Grenzen Israels will ich Gericht über euch halten.⁹ Ezechiel Ez 33 11 11 9 Zuerst sollen sie aus dem Erbe des Herrn vertrieben werden, damit es so offenbar werde, dass sie den Bund gebrochen. Doch diese Strafe reicht nicht aus, auch unter den Heiden wird Gott sie verfolgen. Ezechiel Ez 33 11 12 Et scietis quia ego Dominus: quia in præceptis meis non ambulastis, et judicia mea non fecistis, sed juxta judicia gentium, quæ in circuitu vestro sunt, estis operati: Da sollt ihr erkennen, dass ich der Herr bin, weil ihr nicht nach meinen Geboten gewandelt seid und meine Rechte nicht geübt habt, sondern nach den Rechten der Völker, die rings um euch her sind, gehandelt habt.¹⁰ Ezechiel Ez 33 11 12 10 Vergl. [Ez 5,7]. Israel hat insbesondere den Götzendienst der Heiden angenommen. Die sich den Heiden zugesellt, sollen in dem Lande der Heiden Strafe leiden. Ezechiel Ez 33 11 13 Et factum est, cum prophetarem, Pheltias filius Banajæ mortuus est: et cecidi in faciem meam clamans voce magna, et dixi: Heu, heu, heu Domine Deus: consummationem tu facis reliquiarum Israel? Und es geschah, als ich so weissagte, ward Pheltias, der Sohn Banajas, vom Tode ereilt;¹¹ da fiel ich auf mein Angesicht und rief mit lauter Stimme und sprach: Wehe, wehe, wehe, Herr, Gott! willst du denn ganz ein Ende machen mit dem Überreste Israels?¹² Ezechiel Ez 33 11 13 11 Der Tod des einen ist Symbol und Unterpfand des Unterganges der übrigen. Da derselbe zunächst in der Vision statthat, ist die Verkündigung desselben ein Siegel der Prophezeiung, eine Voraussagung, dass sie bei der Vergewaltigung durch die Chaldäer seinen Tod finden werden. Ezechiel Ez 33 11 13 12 Gegen deine so oft gegebenen und mehrfach wiederholten Verheißungen. [Jer 4,27; Jer 5,18; Jer 30,11] Ezechiel Ez 33 11 14 Et factum est verbum Domini ad me, dicens: Und das Wort des Herrn erging an mich also:¹³ Ezechiel Ez 33 11 14 13 Gott tröstet den Propheten, indem er ihn belehrt, wo und welches der Überrest ist, den er erhalten will: die in der Stadt sind und sich den Chaldäern nicht unterwerfen wollen, werden verworfen werden. [Jer 24,8] Hingegen den Fortgeführten wird die Verbannung zum Guten gereichen. Ezechiel Ez 33 11 15 Fili hominis, fratres tui, fratres tui, viri propinqui tui, et omnis domus Israel, universi, quibus dixerunt habitatores Jerusalem: Longe recedite a Domino, nobis data est terra in possessionem. Menschensohn! deine Brüder, deine Brüder, deine Verwandten und das ganze Haus Israel, alle, zu welchen die Bewohner Jerusalems sagten: Entfernet euch weit von dem Herrn, uns ist das Land zum Besitze gegeben!¹⁴ Ezechiel Ez 33 11 15 14 Uns hat der Herr das Land seiner Verheißung gegeben, euch hat er weit von sich entfernt, sprechen die Bewohner Jerusalems. Doch es soll umgekehrt kommen: sie sollen dem Tode anheimfallen, jener aber will Gott sich annehmen. Nicht für die Bürger Jerusalems, sondern für deine Brüder, die mit dir nach Babylon gekommen sind, übe dein Amt des Vermittlers und Erlösers. (Joel) Das ganze Haus Israel wird genannt, weil Gott niemand von dem Heile, das er anbietet, ausschließt. Ezechiel Ez 33 11 16 Propterea hæc dicit Dominus Deus, quia longe feci eos in gentibus, et quia dispersi eos in terris: ero eis in sanctificationem modicam in terris, ad quas venerunt. Darum spricht der Herr, Gott, also: Ja, ich habe sie fernhin unter die Völker gebracht und habe sie in die Länder zerstreut und werde ihnen ein wenig¹⁵ zur Heilung dienen in den Ländern, in die sie gekommen sind.¹⁶ Ezechiel Ez 33 11 16 15 Kurze Zeit dauert das Exil im Vergleiche zu der gesamten Periode der Theokratie und des Besitzes von Palästina. Ezechiel Ez 33 11 16 16 Sie sollen nicht dem Götzendienste anheimfallen. Ezechiel Ez 33 11 17 Propterea loquere: Hæc dicit Dominus Deus: Congregabo vos de populis, et adunabo de terris, in quibus dispersi estis, daboque vobis humum Israel. Deshalb sprich: So spricht der Herr, Gott: Ich will euch aus den Völkern sammeln und euch zusammenbringen aus den Ländern, in die ihr zerstreut seid, und will euch das Land Israel verleihen. Ezechiel Ez 33 11 18 Et ingredientur illuc, et auferent omnes offensiones, cunctasque abominationes ejus de illa. Und sie werden in dasselbe gelangen und alles Anstößige und alle seine Greuel daraus hinwegschaffen.¹⁷ Ezechiel Ez 33 11 18 17 Das Volk wird zurückkehren aus der Zerstreuung V. 17 aber so, dass sie ihre früheren Verfehlungen und selbst die Spuren derselben mit Entrüstung aus dem Lande schaffen werden. Die große von Gotte einst schon durch Moses gegebene Verheißung [Dtn 30,3], welche die früheren Propheten zugleich mit der Ankündigung des Exils erklärt haben [Hos 2,14; Hos 3,5; Am 9,9; Jes 40,1; Jer 3,14], wird wiederholt. Ezechiel Ez 33 11 19 Et dabo eis cor unum, et spiritum novum tribuam in visceribus eorum: et auferam cor lapideum de carne eorum, et dabo eis cor carneum: Und ich werde ihnen ein einträchtiges Herz geben und werde einen neuen Geist in ihr Inneres legen, ich werde aus ihrem Leibe das Herz von Stein wegnehmen und ihnen ein Herz von Fleisch geben,¹⁸ [Jer 31,33; Ez 36,26] Ezechiel Ez 33 11 19 18 Gott ist Urheber der Erneuerung und Wiederherstellung, indem er seinen Geist in die Herzen ergießt, der sie gleichsam neu schafft und ihre Lage in das Gegenteil umwandelt. Der Geist ist neu, insofern er dem neuen Bündnisse, das Jeremias bereits verkündet [Jer 31,31], gleichförmig ist. Ein Herz von Stein ist nach Theodoret ein Herz, das nicht gehorchen und sich nicht erweichen lassen will, nach Hieronymus ein hartes Herz. Diese Härte und diese Auflehnung nimmt Gott weg und durch die Ergießung seines Geistes, dass das Herz weich und fromm, Gott unterworfen wird. So ist denn das, was im Neuen Testamente von der Wiedergeburt aus dem Geiste gelehrt wird, hier angedeutet und vorbereitet. Ezechiel Ez 33 11 2 Dixitque ad me: Fili hominis, hi sunt viri, qui cogitant iniquitatem, et tractant consilium pessimum in urbe ista, Und er sprach zu mir: Menschensohn! das sind die Männer, welche auf Unheil sinnen und bösen Ratschlag in dieser Stadt ausdenken, Ezechiel Ez 33 11 20 Ut in præceptis meis ambulent, et judicia mea custodiant, faciantque ea: et sint mihi in populum, et ego sim eis in Deum. damit sie nach meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und üben, dass sie mein Volk seien und ich ihr Gott.¹⁹ Ezechiel Ez 33 11 20 19 Die Worte sind aus [Ex 6,7; Lev 25,18; Lev 26,12; Dtn 4,5.6] entnommen. Die im Gesetze vorgezeichnete, aber im Alten Testamente nicht befolgte Richtschnur soll nun treu befolgt werden. Vergl. [Röm 8,3.4]. Ezechiel Ez 33 11 21 Quorum cor post offendicula et abominationes suas ambulat, horum viam in capite suo ponam, dicit Dominus Deus. Denen aber, die nach den Ärgernissen und Greueln ihres Herzens²⁰ wandeln, diesen werde ich ihr Tun auf ihr Haupt bringen,²¹ spricht der Herr, Gott.²² Ezechiel Ez 33 11 21 20 Dem Götzendienst und den damit verbundenen Greueln. Ezechiel Ez 33 11 21 21 Auch in jener Zeit wird der Herr zur Auferstehung und zum Falle vieler in Israel sein. Ezechiel Ez 33 11 21 22 Wie oft bei den Propheten wird die Erneuerung in einem Bilde geboten. Diese Verheißungen betreffen in unvollkommener Weise die aus dem Exile Zurückkehrenden, mit denen die Erneuerung der Theokratie tatsächlich begann, voll und ganz aber das Messianische Reich, in dem die Erneuerung der Theokratie eine absolute und allgemeine ist. Ezechiel Ez 33 11 22 Et elevaverunt cherubim alas suas, et rotæ cum eis: et gloria Dei Israel erat super ea. Da erhoben die Cherube ihre Flügel und die Räder bewegten sich mit ihnen und die Herrlichkeit des Gottes Israel war oben über ihnen. Ezechiel Ez 33 11 23 Et ascendit gloria Domini de medio civitatis, stetitque super montem, qui est ad orientem urbis. Und aus der Mitte der Stadt erhob sich die Herrlichkeit des Herrn und ließ sich auf dem Berge nieder, der gegen Aufgang der Stadt ist.²³ Ezechiel Ez 33 11 23 23 Nach diesem Troste zeigt Gott dem Seher den letzten Teil des Gerichtes: die Herrlichkeit des Herrn verlässt Tempel und Stadt und so werden beide auf eine Zeit dem Untergange geweiht. Bevor die Herrlichkeit des Herrn den äußeren Vorhof des Tempels und die Stadt verließ, ward noch V. 15-19 die feierliche Versicherung gegeben, dass der Herr dem Volke seine Gnade und seinen Bund nicht entziehen werde. Auf dem Ölberge im Osten der Stadt lässt die Herrlichkeit des Herrn sich nieder, vergl. [Sach 14,4]; von dort schaut sie auf den Untergang der Stadt und des Tempels, um endlich [Ez 43,3.4] in den neuen Tempel einzuziehen. Von eben diesem Berge kündete Christus später den Untergang der Stadt und des Volkes an [Mt 24,3; Mk 13,3] und von demselben stieg er in den Himmel auf, Gericht über jene zu üben. [Lk 24,50; Apg 1,17] Ezechiel Ez 33 11 24 Et spiritus levavit me, adduxitque in Chaldæam et transmigrationem, in visione in spiritu Dei: et sublata est a me visio, quam videram. Der Geist aber hob mich empor und führte mich im Gesicht, durch den Geist Gottes, nach Chaldäa zu den Weggeführten; das Gesicht aber, das ich geschaut, verschwand.²⁴ Ezechiel Ez 33 11 24 24 Auf dieselbe Weise, wie er entrückt war, wird der Prophet dem gewöhnlichen Stande seines Geistes zurückgegeben. Ezechiel Ez 33 11 25 Et locutus sum ad transmigrationem omnia verba Domini, quæ ostenderat mihi. Und ich sprach zu den Weggeführten alle Worte²⁵ des Herrn, die er mir kundgegeben hatte. Ezechiel Ez 33 11 25 25 Werke. Ezechiel Ez 33 11 3 Dicentes: Nonne dudum ædificatæ sunt domus? Hæc est lebes, nos autem carnes. indem sie sprechen: Sind nicht seit langer Zeit unsere Häuser gebaut?³ Sie⁴ ist der Topf und wir sind das Fleisch.⁵ Ezechiel Ez 33 11 3 3 Der frühere von den Chaldäern unter Jechonias verursachte Schaden [2Kön 24,11] ist bereits ausgebessert und so haben wir keinen Grund, uns vor Babylon zu fürchten. Ezechiel Ez 33 11 3 4 Die Stadt. Ezechiel Ez 33 11 3 5 Das Fleisch bleibt im Topfe, bis es gekocht ist, ohne Besorgnis, dass es verbrenne, so werden wir auch aus der Stadt erst weggeführt, wenn der natürliche Tod uns abberuft. Der Fleischtopf ist gleichsam das Bild der Befestigung, da er das Fleisch sichert. Solche Überhebung ist jener schlimme Plan V. 2. Ezechiel Ez 33 11 4 Idcirco vaticinare de eis, vaticinare fili hominis. Darum weissage über sie, weissage, Menschensohn! Ezechiel Ez 33 11 5 Et irruit in me spiritus Domini, et dixit ad me: Loquere: Hæc dicit Dominus: Sic locuti estis domus Israel, et cogitationes cordis vestri ego novi. Alsbald kam auf mich der Geist des Herrn und sprach zu mir: Verkünde: So spricht der Herr: So habt ihr geredet, Haus Israel! und die Gedanken eures Herzens kenne ich. Ezechiel Ez 33 11 6 Plurimos occidistis in urbe hac, et implestis vias ejus interfectis. Ihr habt sehr viele in dieser Stadt getötet und deren Straßen mit Erschlagenen angefüllt.⁶ Ezechiel Ez 33 11 6 6 Eine Sünde wird als Beispiel für alle erwähnt, ungerechter Mord, eine Anklage, welche die Propheten häufig gegen das Volk vorbringen. Vergl. [Jes 1,15; Jes 59,3; Jer 2,30; Mi 3,3.10] u.a. Ezechiel Ez 33 11 7 Propterea hæc dicit Dominus Deus: Interfecti vestri, quos posuistis in medio ejus, hi sunt carnes, et hæc est lebes: et educam vos de medio ejus. Darum spricht der Herr, Gott, also: Die von euch Erschlagenen, die ihr in ihrer Mitte hingestreckt habt, diese sind das Fleisch und sie ist der Topf; euch aber werde ich aus derselben fortführen.⁷ Ezechiel Ez 33 11 7 7 In bitterer Ironie gibt er ihnen das Sprichwort zurück, aber in völlig verschiedener Auslegung: Nur die, welche ihr bereits getötet habt, werden in der Stadt bleiben, in ihren Gräber sicher ruhend, ihr aber werdet aus eurer vermeintlichen Burg und Zufluchtsstätte herausgerissen werden. Ezechiel Ez 33 11 8 Gladium metuistis, et gladium inducam super vos, ait Dominus Deus. Das Schwert fürchtet ihr und das Schwert will ich über euch bringen, spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 11 9 Et ejiciam vos de medio ejus, daboque vos in manu hostium, et faciam in vobis judicia. Ich will euch aus ihrer Mitte hinauswerfen und euch in die Hand der Feinde überliefern und an euch Gericht vollziehen.⁸ Ezechiel Ez 33 11 9 8 Blut haben sie vergossen, mit ihrem eigenen Blute sollen sie für das vergossene Blut Genugtuung leisten. Ezechiel Ez 33 0 1 3. Dritte Reihe von Strafgerichten Gottes. (Kap. 12,1 19,14) A. Das künftige Schicksal des Königs und des Volkes wird vor Augen gestellt. (Kap. 12) Ezechiel Ez 33 12 1 Et factus est sermo Domini ad me, dicens: Und das Wort des Herrn erging an mich also:¹ Ezechiel Ez 33 12 1 1 Die [Ez 4] beschriebene Lage, welche die Belagerung und Eroberung der Stadt darstellte, hat ihr Ende gefunden. Passend folgt, was nach der Eroberung eintritt, zuerst das Los des Königs, das der Herzenshärtigkeit der Zuhörer wegen durch eine Handlung sinnbildlich dargestellt wird. Ezechiel Ez 33 12 10 Dic ad eos: Hæc dicit Dominus Deus: Super ducem onus istud, qui est in Jerusalem, et super omnem domum Israel, quæ est in medio eorum. Sprich zu ihnen: So spricht der Herr, Gott: Diese Last⁶ gilt dem Fürsten zu Jerusalem und dem ganzen Hause Israel in dessen⁷ Mitte. Ezechiel Ez 33 12 10 6 Unglücksprophezeiung, die mit Drohungen verbunden ist. [Nah 1,1] Ezechiel Ez 33 12 10 7 Der Stadt. Der Prophet stellt das Schicksal der in Palästina Weilenden, nicht der Fortgeführten dar. Ezechiel Ez 33 12 11 Dic: Ego portentum vestrum: quomodo feci, sic fiet illis: in transmigrationem, et in captivitatem ibunt. Sprich: Ich bin ein Wahrzeichen⁸ für euch; wie ich getan, so wird ihnen geschehen, in die Verbannung und in die Gefangenschaft werden sie ziehen. Ezechiel Ez 33 12 11 8 Es ist für die Fortgeführten ein Wahrzeichen, da sie durch diese Handlung und Belehrung dazu geführt werden sollen, ihre falsche Hoffnung und Zuversicht aufzugeben. Ezechiel Ez 33 12 12 Et dux, qui est in medio eorum, in humeris portabitur, in caligine egredietur: parietem perfodient ut educant eum: facies ejus operietur ut non videat oculo terram. Der Fürst aber in ihrer Mitte wird auf den Schultern tragen⁹ und wird im Dunkeln fortziehen; man wird die Mauer durchbrechen, um ihn hinauszuschaffen; sein Gesicht wird er verhüllen,¹⁰ dass er das Land nicht mit Augen sehe.¹¹ Ezechiel Ez 33 12 12 9 Der König muss nicht notwendigerweise selbst auf seinen eigenen Schultern das tragen, was er auf der Flucht mit sich nimmt, sondern es genügt, wenn seine Begleitung dies tut. Sedekias floh, nachdem die Stadt erobert war, nachts durch die Pforte, welche zwischen den beiden Mauern war [Jer 39,4; Jer 52,7; 2Kön 25,4] oder die Torstraße. Ezechiel Ez 33 12 12 10 Um zu verhüten, dass er als König erkannt werde. Ezechiel Ez 33 12 12 11 Andeutung, dass der König des Augenlichtes beraubt werden wird. Ezechiel Ez 33 12 13 Et extendam rete meum super eum, et capietur in sagena mea: et adducam eum in Babylonem in terram Chaldæorum: et ipsam non videbit, ibique morietur. Und ich werde mein Netz über ihn breiten und er wird in meinem Garn gefangen werden,¹² ich werde ihn nach Babylon in das Land der Chaldäer bringen, doch soll er es nicht sehen, und daselbst wird er sterben.¹³ Ezechiel Ez 33 12 13 12 Vergeblich wird er auf diesem Wege zu fliehen versuchen, in der Hoffnung, auf denselben den Nachstellungen der Chaldäer zu entgehen. Ezechiel Ez 33 12 13 13 Er wird, gefangen nach Babylon geführt und der Augen beraubt, es nicht sehen noch von da zurückkehren. Alles dies ist geschehen. Vergl. [Jer 52,11]. Ezechiel Ez 33 12 14 Et omnes, qui circa eum sunt, præsidium ejus, et agmina ejus dispergam in omnem ventum: et gladium evaginabo post eos. Und alle, die um ihn her sind, seinen Beistand und seine Kriegsscharen werde ich in alle Winde zerstreuen und hinter ihnen her das Schwert zücken. Ezechiel Ez 33 12 15 Et scient quia ego Dominus, quando dispersero illos in gentibus, et disseminavero eos in terris. So sollen sie erkennen, dass ich der Herr bin,¹⁴ wenn ich sie unter die Völker versprenge und in die Länder zerstreue. Ezechiel Ez 33 12 15 14 Erst wenn sie die Weissagungen erfüllt sehen, werden sie erkennen, dass ich der Herr bin und alles durch meine Anordnung geschehen ist. (Hieron.) Ezechiel Ez 33 12 16 Et relinquam ex eis viros paucos a gladio, et fame, et pestilentia: ut enarrent omnia scelera eorum in gentibus, ad quas ingredientur: et scient quia ego Dominus. Doch werde ich etliche wenige von ihnen vom Schwerte, vom Hunger und von der Seuche übrigbleiben lassen, damit sie alle Abscheulichkeiten jener unter den Völkern, wohin sie kommen, erzählen können, und sie sollen erkennen, dass ich der Herr bin.¹⁵ Ezechiel Ez 33 12 16 15 Einige wenige werden übriggelassen und zerstreut werden als Zeugen der göttlichen Gerechtigkeit, d.i. als Zeugen, dass Gott sein Volk nicht aus Schwäche oder Grausamkeit dessen Feinden überliefert, sondern damit sie Ankläger ihrer eigenen Gottlosigkeit und Bosheit seien, die Zeugnis ablegen, dass sie für ihre Sünden gegen mich solches leiden. (Theod.) Ezechiel Ez 33 12 17 Et factus est sermo Domini ad me, dicens: Und es erging an mich das Wort des Herrn also: Ezechiel Ez 33 12 18 Fili hominis, panem tuum in conturbatione comede: sed et aquam tuam in festinatione, et mrore bibe. Menschensohn! iss dein Brot in Schrecken und trink dein Wasser in Eile und Trauer!¹⁶ Ezechiel Ez 33 12 18 16 Durch eine andere symbolische Handlung soll der Prophet das Unglück darstellen, welches die Bürger von Jerusalem zur Zeit der Belagerung und Eroberung heimsuchen wird: seine ganze Haltung soll Furchtbares verkünden. Ezechiel Ez 33 12 19 Et dices ad populum terræ: Hæc dicit Dominus Deus ad eos, qui habitant in Jerusalem in terra Israel: Panem suum in sollicitudine comedent, et aquam suam in desolatione bibent: ut desoletur terra a multitudine sua, propter iniquitatem omnium, qui habitant in ea. Und sprich zu dem Volke des Landes: So spricht der Herr, Gott, zu den Bewohnern von Jerusalem im Lande Israel: Sie werden ihr Brot in Sorgen essen und ihr Wasser in Gram trinken, auf dass ihr Land wüste liege, seiner Fülle beraubt, um der Verschuldung aller seiner Bewohner willen.¹⁷ Ezechiel Ez 33 12 19 17 Es ist den Weggeführten die falsche Hoffnung zu nehmen, das jüdische Reich werde nicht untergehen. Und damit sie nicht glauben, dass dies ohne Ursache geschehe, soll der Prophet ihnen verkünden, dass wegen ihrer Frevel alle Städte Judas einsam werden und alle Äcker verwüstet werden sollen, damit sie Gottes strafende Hand erkennen, die seine erbarmende nicht kennen wollten. (Hier.) Ezechiel Ez 33 12 2 Fili hominis in medio domus exasperantis tu habitas: qui oculos habent ad videndum, et non vident: et aures ad audiendum, et non audiunt: quia domus exasperans est. Menschensohn! du wohnst inmitten des widerspenstigen Hauses, die Augen haben, um zu sehen, und nicht sehen, Ohren, um zu hören, und nicht hören; denn sie sind ein widerspenstiges Haus.² Ezechiel Ez 33 12 2 2 Alle Mittel sind anzuwenden, um sie zu überzeugen. Die Verbannten hegten die Hoffnung, in welcher auch falsche Propheten zu bestärken suchten, bald wieder in ihr Vaterland zurückzukehren. [Jer 29,20ff] Mehr Eindruck als Worte, die man hört, machen Dinge, die man sieht. Ezechiel Ez 33 12 20 Et civitates, quæ nunc habitantur, desolatæ erunt, terraque deserta: et scietis quia ego Dominus. Und die Städte, welche jetzt bewohnt sind, sollen vereinsamt werden, das Land wird öde werden und ihr sollt erkennen, dass ich der Herr bin. Ezechiel Ez 33 12 21 Et factus est sermo Domini ad me, dicens: Und es erging an mich das Wort des Herrn also:¹⁸ Ezechiel Ez 33 12 21 18 Die Kraft und Wahrheit der Weissagungen gegen den Spott der Ungläubigen zu sichern, von denen die einen dieselben schlechthin für unbegründet halten, die anderen die Erfüllung in weite Ferne rückten, antwortet der Prophet. Ezechiel Ez 33 12 22 Fili hominis, quod est proverbium istud vobis in terra Israel? dicentium: In longum differentur dies, et peribit omnis visio. Menschensohn! was habt ihr für eine Redeweise im Lande Israel, dass man sagt: Die Tage ziehen sich in die Länge hin und jegliches Gesicht ist nichtig?¹⁹ Ezechiel Ez 33 12 22 19 Die Zeit geht dahin und die Prophezeiung löst sich in ein Nichts auf. Ähnlich reden die Gottlosen bei [Jes 5,19], bei [Jer 17,15]. Vergl. auch [2Petr 3,4]. Ezechiel Ez 33 12 23 Ideo dic ad eos: Hæc dicit Dominus Deus: Quiescere faciam proverbium istud, neque vulgo dicetur ultra in Israel: et loquere ad eos quod appropinquaverint dies, et sermo omnis visionis. Darum sprich zu ihnen: So spricht der Herr, Gott: Ich will dieser Redeweise ein Ende machen und das Volk soll sie nicht mehr im Munde führen in Israel, vielmehr sage ihnen, dass die Tage nahe sind und der Ausspruch jeglichen Schauens. Ezechiel Ez 33 12 24 Non enim erit ultra omnis visio cassa, neque divinatio ambigua in medio filiorum Israel. Denn fortan soll kein Gesicht mehr eitel und keine Weissagung mehr zweifelhaft sein inmitten der Söhne Israels. Ezechiel Ez 33 12 25 Quia ego Dominus loquar: et quodcumque locutus fuero verbum, fiet, et non prolongabitur amplius: sed in diebus vestris domus exasperans loquar verbum, et faciam illud, dicit Dominus Deus. Denn ich, der Herr, werde reden und jedes Wort, das ich spreche, soll in Erfüllung gehen und nicht weiter hinausgeschoben werden; sondern in euren Tagen, widerspenstiges Haus! will ich ein Wort reden und will es auch ausführen, spricht der Herr, Gott.²⁰ Ezechiel Ez 33 12 25 20 Die Tage sind nahe, in denen alle prophetische Voraussagung erfüllt werden wird. Zwei Dinge sind bei Gott festgesetzt: Alle falsche Prophezeiung, mit der die Propheten den Menschen schmeicheln, soll aufhören; sodann: Was Gott gesprochen, soll in so kurzer Frist in Erfüllung gehen, dass sie selbst dessen Zeugen werden. Was die Erfahrung aller Zeiten bezeugt, findet sich auch hier beigefügt: Eben jene, welche Gott und seinen Gesandten nicht glauben wollen, haben ein für Betrügereien, Täuschungen und Aberglauben zugängliches Ohr. Ezechiel Ez 33 12 26 Et factus est sermo Domini ad me, dicens: Und es erging an mich das Wort des Herrn also: Ezechiel Ez 33 12 27 Fili hominis, ecce domus Israel dicentium: Visio, quam hic videt, in dies multos: et in tempora longa iste prophetat. Menschensohn! siehe, die vom Hause Israel sagen: Das Gesicht, welches er schaut, geht auf eine ferne Zukunft und er weissagt auf ferne Zeiten. Ezechiel Ez 33 12 28 Propterea dic ad eos: Hæc dicit Dominus Deus: Non prolongabitur ultra omnis sermo meus: verbum quod locutus fuero, complebitur, dicit Dominus Deus. Darum sprich zu ihnen: So spricht der Herr, Gott: Nicht werden sich alle meine Worte weit hinausziehen; das Wort, welches ich spreche, soll in Erfüllung gehen,²¹ spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 12 28 21 Während du noch lebst, der zu ihnen redest, und jene, die dein Wort hören. Ezechiel Ez 33 12 3 Tu ergo fili hominis, fac tibi vasa transmigrationis, et transmigrabis per diem coram eis: transmigrabis autem de loco tuo ad locum alterum in conspectu eorum, si forte aspiciant: quia domus exasperans est. Deshalb, o Menschensohn! bereite dir Reisegerät und wandere fort bei hellem Tage vor ihren Augen und wandere vor ihren Augen von deiner Stätte an einen anderen Ort, vielleicht dass sie darauf achten; denn sie sind ein widerspenstiges Haus.³ Ezechiel Ez 33 12 3 3 [Ez 4,12], eine wirklich zu vollbringende Handlung, die auch die hier erwähnte, anders [Ez 8,3] und [Ez 11,24]. Da die Auswanderung nach V. 4 abends stattfinden soll, ist mit der Septuag wegzulassen: und wandere. Ezechiel Ez 33 12 4 Et efferes foras vasa tua quasi vasa transmigrantis per diem in conspectu eorum: tu autem egredieris vespere coram eis, sicut egreditur migrans. Und schaffe dein Gerät, wie Gerät zur Auswanderung, bei hellem Tage vor ihren Augen hinaus; du selbst aber ziehe am Abend vor ihren Augen fort, wie ein Wanderer auszuziehen pflegt. Ezechiel Ez 33 12 5 Ante oculos eorum perfode tibi parietem: et egredieris per eum. Vor ihren Augen durchbrich die Wand und gehe durch dieselbe hinaus. Ezechiel Ez 33 12 6 In conspectu eorum in humeris portaberis, in caligine effereris: faciem tuam velabis, et non videbis terram: quia portentum dedi te domui Israel. Vor ihren Augen hebe es auf⁴ die Schultern und im Dunkeln schaffe es hinaus, verhülle dein Angesicht und siehe das Land nicht; denn ich habe dich zum Wahrzeichen für das Haus Israel gemacht. Ezechiel Ez 33 12 6 4 So nach dem Hebräischen. Die Vulgata hielt sich mehr an die Übersetzung der Septuag. Draußen soll der Prophet das Wandergerät, das er bereits hinausgeschafft, auf seine Schultern nehmen. Alles, was er tut, soll ein Zeichen zukünftiger Dinge sein. Ezechiel Ez 33 12 7 Feci ergo sicut præceperat mihi Dominus: vasa mea protuli quasi vasa transmigrantis per diem: et vespere perfodi mihi parietem manu: et in caligine egressus sum, in humeris portatus in conspectu eorum. Da tat ich also, wie der Herr mir befohlen hatte; ich brachte mein Gerät hinaus wie Wandergerät bei Tag und am Abend durchbrach ich mit der Hand die Wand und ich zog aus im Dunkeln, auf den Schultern tragend vor ihren Augen. Ezechiel Ez 33 12 8 Et factus est sermo Domini mane ad me, dicens: Da erging am Morgen an mich das Wort des Herrn also: Ezechiel Ez 33 12 9 Fili hominis, numquid non dixerunt ad te domus Israel, domus exasperans: Quid tu facis? Menschensohn! hat nicht das Haus Israel, das widerspenstige Haus, zu dir gesagt: Was tust du da?⁵ Ezechiel Ez 33 12 9 5 Die ungewöhnliche Art zu handeln erregt die Aufmerksamkeit und die Nachfrage. Ezechiel Ez 33 0 1 B. Weissagungen gegen die falschen Propheten. (V. 16) C. Weissagungen gegen die falschen Wahrsagerinnen. Ezechiel Ez 33 13 1 Et factus est sermo Domini ad me, dicens: Und es erging an mich das Wort des Herrn also: Ezechiel Ez 33 13 10 Eo quod deceperint populum meum, dicentes: Pax, et non est pax: et ipse ædificabat parietem, illi autem liniebant eum luto absque paleis. deshalb, weil sie mein Volk⁹ betrogen haben, indem sie sprachen: Friede, während doch kein Friede ist, und wenn es eine Wand baute, tünchten sie mit Lehm ohne Stroh.¹⁰ Ezechiel Ez 33 13 10 9 Diese Bezeichnung zeigt Gottes erbarmende Liebe gegen das Volk und seinen Zorn über dessen Verführer, die es durch solche Versprechungen von aller Besserung fernhielten. Vergl. [Jer 6,14; Jer 8,11; Mi 3,11]. Ezechiel Ez 33 13 10 10 Hebr.: Wenn das Volk eine Wand baute, bewarfen jene sie mit Mörtel. Was das Volk tat, billigten und lobten jene. Der heil. Hieronymus wollte durch seine Übersetzung die Schwäche und Vergeblichkeit des Baues bezeichnen, da Lehm ohne Stroh keine Festigkeit gewährt. Ezechiel Ez 33 13 11 Dic ad eos, qui liniunt absque temperatura, quod casurus sit: erit enim imber inundans, et dabo lapides prægrandes desuper irruentes, et ventum procellæ dissipantem. Sprich zu denen, die mit Lehm ohne Beimischung tünchen,¹¹ dass es abfallen wird; denn es wird ein starker Platzregen kommen und ich werde sehr große Hagelsteine darauf fallen lassen und einen Sturmwind senden, der es niederreißt.¹² Ezechiel Ez 33 13 11 11 Hebr.: die mit Mörtel bewerfen; die Wand (Mauer) wird fallen. Ezechiel Ez 33 13 11 12 Die Vergleiche weisen auf schlimme Feinde hin (Hieron.) und auf mannigfache Unglücksfälle, welche das Reich von Grund auf erschüttern. Ezechiel Ez 33 13 12 Siquidem ecce cecidit paries: numquid non dicetur vobis: Ubi est litura, quam linistis? Sehet, wenn nun die Wand eingefallen, wird man dann nicht zu euch sagen: Wo ist denn der Anwurf, mit dem ihr getüncht habt?¹³ Ezechiel Ez 33 13 12 13 Hebr.: Und siehe, es fällt die Mauer d.i.: wenn die Mauer gefallen ist, wird man nicht sagen: Wo ist die Hilfe, die ihr versprochen habt? Was hat es genützt, dass ihr das, was dem Volke gefiel, guthießet und lobtet? Ezechiel Ez 33 13 13 Propterea hæc dicit Dominus Deus: Et erumpere faciam spiritum tempestatum in indignatione mea, et imber inundans in furore meo erit: et lapides grandes in ira in consumptionem. Darum spricht der Herr, Gott, also: Ich werde in meinem Unwillen einen Sturmwind losbrechen lassen und ein wegschwemmender Regen soll kommen durch meinen Grimm und Hagelsteine infolge meines Zornes zur Vernichtung.¹⁴ Ezechiel Ez 33 13 13 14 In ähnlichem Bilde erklärt der Heiland den Untergang des törichten Mannes, der seine Worte zwar hört, aber nicht tut. [Mt 7,26.27] Dreimal weist Gott auf seinen Zorn und seinen Unwillen hin, so sehr ist ihm der Trug der falschen Propheten missfällig. Ezechiel Ez 33 13 14 Et destruam parietem, quem linistis absque temperamento: et adæquabo eum terræ, et revelabitur fundamentum ejus: et cadet, et consumetur in medio ejus: et scietis quia ego sum Dominus. Und ich werde die Wand niederreißen, die ihr ohne Beimischung getüncht habt, und sie der Erde gleich machen, dass ihr Grund bloßgelegt werde; sie wird einfallen und er wird von ihr vernichtet werden¹⁵ und ihr werdet erkennen, dass ich der Herr bin. Ezechiel Ez 33 13 14 15 Hebr.: Und ihr werdet in ihrer Mitte umkommen inmitten der Stadt unter den Ruinen begraben werden. Ezechiel Ez 33 13 15 Et complebo indignationem meam in pariete, et in his, qui liniunt eum absque temperamento, dicamque vobis: Non est paries, et non sunt qui liniunt eum. Ich will meinen Unwillen bis zur Vollendung an der Wand und an denen ausüben, die sie ohne Beimischung tünchen, und will zu euch sagen: Es ist keine Wand mehr, es sind keine Tüncher mehr da,¹⁶ Ezechiel Ez 33 13 15 16 Vorüber ist es mit der Wand, erschlagen sind, die sie bewarfen! Ezechiel Ez 33 13 16 Prophetæ Israel, qui prophetant ad Jerusalem, et vident ei visionem pacis: et non est pax, ait Dominus Deus. die Propheten Israels, welche über Jerusalem weissagen und Gesichte des Friedens für dasselbe schauen,¹⁷ während doch kein Friede ist, spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 13 16 17 Auch im Exile konnten falsche Propheten über Jerusalem eigenmächtig prophezeien, sowie andere in der Stadt selbst. Alle diese Vorwürfe passen auch auf die Irrlehrer, die nicht von Gott gesendet, das reden, was ihr Herz ihnen eingibt, und doch ihre eigenen Erfindungen als Gottes Wort bezeichnen: auch ihre Werke werden durch Gottes Rache untergehen. Ezechiel Ez 33 13 17 Et tu fili hominis, pone faciem tuam contra filias populi tui, quæ prophetant de corde suo: et vaticinare super eas, Und du, Menschensohn! richte dein Angesicht wider¹⁸ die Töchter deines Volkes, die aus ihrem eigenen Herzen als Propheten auftreten,¹⁹ und weissage über sie Ezechiel Ez 33 13 17 18 Mit fester und drohender Miene. Ezechiel Ez 33 13 17 19 Da es wahre, von Gott gesandte Prophetinnen gegeben, wollt auch Frauen das abergläubische Volk durch falsche Prophezeiungen betören. Ezechiel Ez 33 13 18 Et dic: Hæc dicit Dominus Deus: Væ quæ consuunt pulvillos sub omni cubito manus: et faciunt cervicalia sub capite universæ ætatis ad capiendas animas: et cum caperent animas populi mei, vivificabant animas eorum. und sprich: So spricht der Herr, Gott: Wehe denen, die Polster zusammennähen unter jedes Handgelenk und Kissen unter das Haupt des Menschen jeden Alters fertigen,²⁰ um Seelen zu fangen, und die den Seelen meines Volkes, wenn sie sie gefangen, das Leben verheißen!²¹ Ezechiel Ez 33 13 18 20 Die Prophetinnen fertigten für die Häupter Großer und Kleiner, nach der Statur eines jeden, Polster und Kissen, in demselben Sinne, in welchem zuvor die Propheten eine Mauer übertünchen: sie reden so, dass es jedem gefällt, an den ihre Worte sich richten, Angenehmes, worauf jeder gleichsam sicher und ohne Sorge ruhen kann. (Hieron., Orig.) Ezechiel Ez 33 13 18 21 Hebr.: Werdet ihr etwa Seelen von meinem Volke fangen und eure Seelen dem Leben erhalten? meint ihr, ich werde es ungestraft lassen, wenn ihr die Seelen meines Volkes wie Vögel fangt, und euch am Leben lassen? Ezechiel Ez 33 13 19 Et violabant me ad populum meum propter pugillum hordei, et fragmen panis, ut interficerent animas, quæ non moriuntur, et vivificarent animas, quæ non vivunt, mentientes populo meo credenti mendaciis. Sie entweihen mich bei meinem Volk²² für eine Hand voll Gerste und für ein Stück Brot, um Seelen zu töten, welche nicht sterben sollen, und Seelen am Leben zu erhalten, welche nicht leben sollen,²³ indem sie meinem Volke vorlügen, das Lügen glaubt. Ezechiel Ez 33 13 19 22 Sie machen meinen Namen bei dem Volke verächtlich, da sie für eine geringfügige Sache Weissagungen Gottes zu verkaufen, Gottes Namen nennend, den Frevlern zu schmeicheln, den Lasterhaften Glück zu verheißen wagen. Welch schlimmeres Verbrechen könnte in der Tat sein als dass sie Gott als Genossen und Helfer ihrer Frevel hinstellen? Ezechiel Ez 33 13 19 23 Sie sagen: Wer sich dem Könige von Babel unterwirft, wird sterben, wer ihm widersteht, leben. Da sie so das Gegenteil von dem verkünden, was Gott will, töten sie die Seelen, die nach Gottes Beschluss leben sollen, verheißen denen hingegen das Leben, welche wegen ihrer Auflehnung gegen Gott den Tod finden sollen. Vergl. [Jer 29,7ff]. Ezechiel Ez 33 13 2 Fili hominis, vaticinare ad prophetas Israel, qui prophetant: et dices prophetantibus de corde suo: Audite verbum Domini: Menschensohn! weissage wider die Propheten Israels, die da weissagen, und sprich zu denen, welche aus ihrem eigenen Herzen weissagen: Höret das Wort des Herrn! Ezechiel Ez 33 13 20 Propter hoc hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego ad pulvillos vestros, quibus vos capitis animas volantes: et dirumpam eos de brachiis vestris: et dimittam animas, quas vos capitis, animas ad volandum. Darum spricht der Herr, Gott, also:²⁴ Sehet, ich komme über eure Polster, mit denen²⁵ ihr die Seelen wie Vögel fangt, und ich werde euch dieselben von den Armen reißen und die Seelen freilassen, welche ihr gefangen habt, die Seelen, dass sie davonfliegen.²⁶ Ezechiel Ez 33 13 20 24 Gott wacht über die Seinen und wendet das Verderben ab, das jene bemüht sind über sein Volk zu bringen. Ezechiel Ez 33 13 20 25 Wie mit Netzen. Ezechiel Ez 33 13 20 26 Bildliche Redeweise: Gott wird ihren Trug zerstören und die Getäuschten von ihren Nachstellungen befreien. Dies geschah zum Teil dadurch schon, dass Gott wahre Propheten sandte, welche jene des Truges und der Lüge überführten und dass er selbst die falschen Propheten mit Strafen heimsuchte, z.B. [Jer 28,16; Jer 29,21]. Ezechiel Ez 33 13 21 Et dirumpam cervicalia vestra, et liberabo populum meum de manu vestra, neque erunt ultra in manibus vestris ad prædandum: et scietis quia ego Dominus. Auch werde ich eure Kopfkissen zerreißen und werde mein Volk aus eurer Hand befreien und es wird nicht mehr in euren Händen zur Beute preisgegeben sein;²⁷ dann sollt ihr erkennen, dass ich der Herr bin. Ezechiel Ez 33 13 21 27 Sie sollen nicht ferner eure Beute werden. Durch die Zerstörung des Reiches und der Stadt werden auch ihre Weissagungen vernichtet werden. Ezechiel Ez 33 13 22 Pro eo quod mrere fecistis cor justi mendaciter, quem ego non contristavi: et confortastis manus impii, ut non reverteretur a via sua mala, et viveret: Weil ihr das Herz des Gerechten, dem ich nicht weh tue,²⁸ betrüglich bekümmert und den Gottlosen in seinem Tun bestärkt, so dass er nicht von seinem bösen Wege umkehrt, um zu leben; Ezechiel Ez 33 13 22 28 Nicht allein der Tod, sondern auch Tränen, Seufzen und Betrübnis der heiligen werden von Gott hochgeachtet; nicht allein für das Leben, selbst für die Betrübnis, welche der Gottlose dem Gerechten ohne Ursache zugefügt, fordert Gott Rechenschaft von jenem. Ezechiel Ez 33 13 23 Propterea vana non videbitis, et divinationes non divinabitis amplius, et eruam populum meum de manu vestra: et scietis quia ego Dominus. darum sollt ihr nicht ferner Nichtiges schauen und eure Wahrsagerei soll ein Ende haben; denn ich will mein Volk aus eurer Hand retten²⁹ und ihr sollt erkennen, dass ich der Herr bin. Ezechiel Ez 33 13 23 29 Indem ich euch mit dem Tode strafe. Ezechiel Ez 33 13 3 Hæc dicit Dominus Deus: Væ prophetis insipientibus, qui sequuntur spiritum suum, et nihil vident. So spricht der Herr, Gott: Wehe über die törichten Propheten, welche ihrem eigenen Geiste folgen¹ und nichts schauen! [Jer 23,1; Ez 14,9] Ezechiel Ez 33 13 3 1 Das erste Erfordernis eines Propheten ist es, dass Gott ihn sendet und seine Worte in seinen Mund legt [Dtn 18,18], sodann dass der Prophet nur das redet, was Gott ihm vorschreibt. Das Gegenteil hiervon ist aus eigenem Herzen weissagen, ohne von Gott auserwählt und gesendet zu sein, im Namen Gottes das verkünden, was jeder in seinem eigenen Herzen ersinnt. Sie sind töricht, insofern ihnen alle wahre Gottesfurcht abgeht. Vergl. [Ps 13,1]. Ezechiel Ez 33 13 4 Quasi vulpes in desertis, prophetæ tui Israel erant. Gleich Füchsen in der Wüste² sind deine Propheten, o Israel! Ezechiel Ez 33 13 4 2 Wie Füchse in Ruinen, so untergraben sie listig und heimlich Haus und Mauer, bis diese einstürzen. Ezechiel Ez 33 13 5 Non ascendistis ex adverso, neque opposuistis murum pro domo Israel, ut staretis in prlio in die Domini. Ihr habt euch nicht zum Widerstand³ erhoben und euch nicht zur Mauer⁴ für das Haus Israel entgegengestellt, um standzuhalten im Kampfe am Tage des Herrn. Ezechiel Ez 33 13 5 3 Hebr.: Auf die Breschen, nämlich zum Widerstande. Ezechiel Ez 33 13 5 4 Hebr.: und nicht mit einer Hecke (das Haus Israel) schützend umgeben. Wenn die Mauer durch die Kriegsgeräte durchbrochen ist und bereits ein Einfall bevorsteht und nicht mehr die Zeit gewährt ist, durch einen Wall die Lücke zu schließen, beruht das ganze Heil der Stadt auf der Stärke seiner Führer, welche in der Bresche dem Feinde Widerstand leisten. So müssen auch die Propheten allen Schaden, der dem einzelnen oder dem ganzen Reiche zugefügt wurde, dort wieder bessern, also die Sitten reformieren, die Gottlosigkeit rügen, die Frömmigkeit befördern. Durch Tugenden wird ja die Stadt wie durch eine feste Mauer umgeben und verteidigt. Als Mauer hatte sich auch einst Aaron dem Feuer entgegengestellt, tritt Jeremias dem Zorne Gottes entgegen, sucht Moses das Volk zu retten. [Ex 32,11; Num 16,48; Jer 7,16] Ezechiel Ez 33 13 6 Vident vana, et divinant mendacium, dicentes: Ait Dominus: cum Dominus non miserit eos: et perseveraverunt confirmare sermonem. Sie schauen Nichtiges und weissagen Lüge, sie, die da sagen: Es spricht der Herr! während doch der Herr sie nicht gesandt hat; und sie beharren darauf, dass die Rede in Erfüllung gehe. Ezechiel Ez 33 13 7 Numquid non visionem cassam vidistis, et divinationem mendacem locuti estis? Et dicitis, ait Dominus: cum ego non sim locutus. Sind es nicht nichtige Gesichte, die ihr geschaut habt, nicht lügenhafte Weissagungen, die ihr ausgesprochen habt?⁵ Ihr sagt: Es spricht der Herr! während ich doch nicht geredet habe.⁶ Ezechiel Ez 33 13 7 5 Er ruft sie selbst zu zeugen an, dass er die Wahrheit sage, dass sie wirklich nur Lügen vorbringen Ezechiel Ez 33 13 7 6 Der Prophet hingegen redet im göttlichen Auftrage. Ezechiel Ez 33 13 8 Propterea hæc dicit Dominus Deus: Qui locuti estis vana, et vidistis mendacium: ideo ecce ego ad vos, dicit Dominus Deus: Deshalb spricht der Herr, Gott, also: Weil ihr Nichtiges gesprochen und Lüge geschaut habt, darum sehet, stehe ich wider euch, spricht der Herr, Gott, Ezechiel Ez 33 13 9 Et erit manus mea super prophetas, qui vident vana, et divinant mendacium: in consilio populi mei non erunt, et in scriptura domus Israel non scribentur, nec in terram Israel ingredientur: et scietis quia ego Dominus Deus: und meine Hand soll über die Propheten kommen, welche Nichtiges schauen und Lüge weissagen;⁷ im Rate meines Volkes sollen sie sich nicht finden und in das Verzeichnis des Hauses Israel nicht eingeschrieben werden und in das Land Israel nicht gelangen,⁸ und ihr sollt erkennen, dass ich, der Herr, Gott bin: Ezechiel Ez 33 13 9 7 Eine schwere Strafe soll über die falschen Propheten kommen. In anderer Weise waltete die Hand des Herrn über die wahren Propheten. Ezechiel Ez 33 13 9 8 Eine besondere Strafe für die falschen Propheten soll darin bestehen, dass das Volk sich von ihnen nicht weiter täuschen lässt und sie selbst nicht mehr in seine Versammlung zulässt; ja noch mehr, sie sollen selbst nicht mehr zum Volke Gottes gehören. Zum Zeichen dessen sollen sie nicht zurückkehren, wenngleich sie baldige Rückkehr eifrig in Aussicht stellten. Vergl. [Jer 29,32]. Ezechiel Ez 33 0 1 D. Weissagungen gegen die Götzendiener. (V. 11) E. Keine Fürsprache wird ferner zugelassen. Ezechiel Ez 33 14 1 Et venerunt ad me viri seniorum Israel, et sederunt coram me. Es kamen aber Männer von den Ältesten Israels¹ zu mir und setzten sich vor mir nieder. Ezechiel Ez 33 14 1 1 Unter den Weggeführten. Ezechiel Ez 33 14 10 Et portabunt iniquitatem suam: juxta iniquitatem interrogantis, sic iniquitas prophetæ erit: Sie werden ihre Verschuldung tragen; wie die Verschuldung des Fragenden, so wird die Verschuldung des Propheten sein, Ezechiel Ez 33 14 11 Ut non erret ultra domus Israel a me, neque polluatur in universis prævaricationibus suis: sed sint mihi in populum, et ego sim eis in Deum, ait Dominus exercituum. damit das Haus Israel nicht ferner von mir abirre und sich nicht mehr durch alle seine Übertretungen beflecke; sondern sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein, spricht der Herr der Heerscharen.¹⁶ Ezechiel Ez 33 14 11 16 Diese Gerichte werden zu dem Ziele von Gott geleitet, da das Ziel der gesamten Theokratie und der ganzen übernatürlichen Vorsehung ist, dass nämlich das Volk Gottes endlich vollkommen werde, das Bündnis voll zum Ausdruck komme und jene Seligkeit herbeigeführt werde, welche darin besteht, dass das Volk sich voll und ganz Gott hingibt und Gottes Güter wiederum Eigentum des Volkes werden. Ezechiel Ez 33 14 12 Et factus est sermo Domini ad me, dicens: Und es erging das Wort des Herrn an mich also: Ezechiel Ez 33 14 13 Fili hominis, terra cum peccaverit mihi, ut prævaricetur prævaricans, extendam manum meam super eam, et conteram virgam panis ejus: et immittam in eam famem, et interficiam de ea hominem, et jumentum. Menschensohn! wenn ein Land sich wider mich versündigt und Treubruch begeht, so strecke ich meine Hand über dasselbe aus und zerbreche ihm die Stütze des Brotes und schicke Hunger über dasselbe und vertilge darin Menschen und Vieh.¹⁷ [Ez 4,16; Ez 5,16] Ezechiel Ez 33 14 13 17 Da das Brot das Herz des Menschen stärkt, die Knie vom Fasten schwach werden [Ps 103,15; Ps 108,24] so ist klar, warum von der Stütze des Brotes geredet wird. Vergl. [Lev 26,26]. Mit dem Menschen wird auch das Geschöpf heimgesucht, wie anderseits bei der messianischen Wiederherstellung mit dem Menschen, der ein Freund Gottes wird, oft auch die Geschöpfe als der Herrlichkeit teilhaftig dargestellt werden. Ezechiel Ez 33 14 14 Et si fuerint tres viri isti in medio ejus, Noe, Daniel. Et Job: ipsi justitia sua liberabunt animas suas, ait Dominus exercituum. Und wenn diese drei Männer sich in seiner Mitte befänden, Noe, Daniel und Job, so würden sie durch ihre Gerechtigkeit nur ihre eigenen Seelen retten, spricht der Herr der Heerscharen.¹⁸ Ezechiel Ez 33 14 14 18 Selbst jene drei, deren Tugend und Rechtschaffenheit so überaus groß war unter verkehrten und verderbten Menschen, könnten das Unglück nicht von ihren Mitbürgern, ja nicht einmal von den eigenen Söhnen und Töchtern abwenden. Noe war durch Gerechtigkeit, Job durch Reinheit von Sünde, Daniel durch Gesetzestreue am babylonischen Königshof ausgezeichnet, Zwei aus alter Zeit, einer aus neuerer werden genannt, um zu zeigen, dass, wenn auch Gerechtigkeit seit unvordenklicher Zeit geübt, mit gegenwärtiger sich vereine, Gottes Zorn dennoch nicht abgewendet werde. Während Noe ferner seine Familie vor der Sündflut rettete [Gen 7,1], Job für seine Freunde Fürbitte tat [Ijob 42,8.9], Daniel durch sein Gebet erlangte, dass er mit seinen Genossen und den übrigen Weisen Babylons nicht unterging [Dan 2,18], ist dieses Volkes Bosheit so groß und Gottes Beschluss so fest, dass selbst diese drei jenen nicht das Heil erlangen würden. Die gewöhnliche Regel Gottes ist also, dass die Gegenwart und Fürbitte der Gerechten den Mitbürgern reichen Segen schafft und das Gebet der Gerechten für andere viel vermag bei Gott. Ezechiel Ez 33 14 15 Quod si et bestias pessimas induxero super terram ut vastem eam: et fuerit invia, eo quod non sit pertransiens propter bestias: Wenn ich wilde Tiere in das Land kommen ließe, um es zu verwüsten, und es würde verödet, so dass niemand es mehr durchzöge wegen der Tiere, Ezechiel Ez 33 14 16 Tres viri isti si fuerint in ea, vivo ego, dicit Dominus Deus, quia nec filios, nec filias liberabunt: sed ipsi soli liberabuntur, terra autem desolabitur. so würden, so wahr ich lebe! spricht der Herr, Gott, jene drei Männer, wenn sie darin wären, weder Söhne noch Töchter retten; sondern sie allein würden gerettet, das Land aber zur Wüstenei werden. Ezechiel Ez 33 14 17 Vel si gladium induxero super terram illam, et dixero gladio: Transi per terram: et interfecero de ea hominem, et jumentum: Oder wenn ich das Schwert über dieses Land kommen ließe und zum Schwerte spräche: Fahre hin über das Land und ich Menschen und Vieh darin tötete, Ezechiel Ez 33 14 18 Et tres viri isti fuerint in medio ejus: vivo ego, dicit Dominus Deus, non liberabunt filios, neque filias: sed ipsi soli liberabuntur. so würden, so wahr ich lebe, spricht der Herr, Gott, jene drei Männer, wenn sie darin wären, weder Söhne noch Töchter retten; sondern sie würden allein gerettet werden.¹⁹ Ezechiel Ez 33 14 18 19 Das gewöhnliche Gesetz also ist es, dass die Gegenwart und Fürsprache heiliger Männer den Mitbürgern großen Nutzen bringt. Von dieser allgemeinen Norm wird hier eine Ausnahme aufgestellt und insofern das gewöhnliche Verfahren Gottes bestätigt und die Anrufung der Heiligen empfohlen. Eine ähnliche die Regel festigende Ausnahme [Jer 7,16; Jer 11,14; Jer 14,11; Jer 15,1]. Dass Gott in der Tat die Fürsprache der Propheten für das Volk wünscht, zeigt auch der Tadel der Pseudopropheten. [Ez 13,5] Warum hier gerade diese drei Männer genannt werden, darüber gehen die Meinungen auseinander. Am wahrscheinlichsten ist es, dass sie wegen ihres eifrigen Gebetes genannt werden (Chrys.) und Noe in der Tat Kinder und Schwiegertöchter am Leben bewahrte, Job seine Freunde vor dem Zorne Gottes rettete, Daniel die Weisen und seine Genossen in Babel befreite. (Ephr.) Ezechiel Ez 33 14 19 Si autem et pestilentiam immisero super terram illam, et effudero indignationem meam super eam in sanguine, ut auferam ex ea hominem, et jumentum: Oder wenn ich eine Seuche über dieses Land schickte und in Blut²⁰ meinen Grimm über dasselbe ausschüttete, um Menschen und Vieh daraus zu vertilgen, Ezechiel Ez 33 14 19 20 So dass Mord und Niederlagen folgen, in denen Blut vergossen wird. Ezechiel Ez 33 14 2 Et factus est sermo Domini ad me, dicens: Da erging das Wort des Herrn an mich also:² Ezechiel Ez 33 14 2 2 Der Prophet will zeigen, wie weit die Gottlosigkeit um sich gegriffen hat. Ezechiel Ez 33 14 20 Et Noe, et Daniel, et Job fuerint in medio ejus: vivo ego, dicit Dominus Deus, quia filium, et filiam non liberabunt: sed ipsi justitia sua liberabunt animas suas. Noe aber, Daniel und Job wären darin, so würden sie, so wahr ich lebe! spricht der Herr, Gott, weder Sohn noch Tochter retten; sondern nur ihre eigenen Seelen würden sie durch ihre Gerechtigkeit erretten.²¹ Ezechiel Ez 33 14 20 21 Der Affekt wird heftiger. V. 14: Sie werden ihr Leben retten. V. 16 wird mit einem Eidschwur versichert, ihre Söhne und Töchter werden dem Verderben nicht entgehen. V. 20: nicht ein Sohn oder nur eine Tochter können sie dem Untergange entreißen. Ezechiel Ez 33 14 21 Quoniam hæc dicit Dominus Deus: Quod et si quatuor judicia mea pessima, gladium, et famem, ac bestias malas, et pestilentiam immisero in Jerusalem ut interficiam de ea hominem, et pecus: Denn also spricht der Herr, Gott: Wenn ich meine vier schlimmen Gerichte, Schwert, Hunger, wilde Tiere und Seuche über Jerusalem entsende, um Menschen und Vieh aus demselben zu vertilgen,²² Ezechiel Ez 33 14 21 22 V. 21 erklärt, wohin jene von V. 13 an vorgestellte Norm zielt. Ezechiel Ez 33 14 22 Tamen relinquetur in ea salvatio educentium filios, et filias: ecce ipsi ingredientur ad vos, et videbitis viam eorum, et adinventiones eorum, et consolabimini super malo, quod induxi in Jerusalem in omnibus, quæ importavi super eam. so soll dennoch etlichen darin Rettung werden, dass sie ihre Söhne und Töchter herausführen; sehet, diese werden dann zu euch kommen und ihr werdet ihren Wandel und ihr Tun sehen und werdet getröstet werden²³ über das Unheil, welches ich über Jerusalem gebracht habe, über alles, was ich über dasselbe habe kommen lassen. Ezechiel Ez 33 14 22 23 Jene aus dem Lande Gottes Vertriebenen werden überall Zeugen sein von der Zerstörung des Reiches. Die Erkenntnis indes, dass jene durch ihr schlimmes Verhalten Gottes Strafe auf sich gezogen, wird einen Trost gewähren. Ezechiel Ez 33 14 23 Et consolabuntur vos, cum videritis viam eorum, et adinventiones eorum: et cognoscetis quod non frustra fecerim omnia, quæ feci in ea, ait Dominus Deus. Und sie werden euer Trost sein, wenn ihr ihren Wandel und ihr Tun seht; und ihr werdet erkennen, dass ich alles, was ich an ihr getan, nicht ohne Ursache getan habe, spricht der Herr, Gott.²⁴ Ezechiel Ez 33 14 23 24 Wenn ihr deren Gottlosigkeit schaut, werdet ihr die Strafe nicht mehr zu hart befinden. Aus diesem Grunde aber werde ich nicht alle vernichten, sondern einige übriglassen, an denen alle erkennen mögen, wie gerecht das Verderben verhängt ward. (Hier., Theod.) Ezechiel Ez 33 14 3 Fili hominis, viri isti posuerunt immunditias suas in cordibus suis, et scandalum iniquitatis suæ statuerunt contra faciem suam: numquid interrogatus respondebo eis? Menschensohn! diese Männer haben ihre Greuel in ihren Herzen³ und haben den Anstoß zu ihrer Verschuldung vor ihrem Angesicht aufgestellt, sollte ich ihnen auf ihre Fragen antworten?⁴ Ezechiel Ez 33 14 3 3 Die Götzen. Ezechiel Ez 33 14 3 4 Unwürdig und unzulässig ist es, solchen zu antworten. Ezechiel Ez 33 14 4 Propter hoc loquere eis, et dices ad eos: Hæc dicit Dominus Deus: Homo homo de domo Israel, qui posuerit immunditias suas in corde suo, et scandalum iniquitatis suæ statuerit contra faciem suam, et venerit ad prophetam interrogans per eum me: ego Dominus respondebo ei in multitudine immunditiarum suarum: Darum rede mit ihnen und sprich zu ihnen: So spricht der Herr, Gott: Jeder vom Hause Israel, der sein Scheusal in sein Herz aufnimmt und den Anstoß zu seiner Versündigung vor seinem Angesichte aufstellt⁵ und trotzdem zu einem Propheten kommt und mich durch ihn befragt, dem werde ich, der Herr, antworten nach der Menge seiner Greuel;⁶ Ezechiel Ez 33 14 4 5 Also auch unter den Weggeführten war der Götzendienst ziemlich verbreitet, da selbst den Ältesten solche Vorwürfe gemacht werden. Ezechiel Ez 33 14 4 6 Ich werde ihm seinem Herzen und seinem Götzendienste gemäß antworten, er soll das hören, was er will und glaubt. Ezechiel Ez 33 14 5 Ut capiatur domus Israel in corde suo, quo recesserunt a me in cunctis idolis suis. damit das Haus Israel in seinem Herzen ergriffen werde, mit dem sie von mir durch alle ihre Götzen abtrünnig geworden sind.⁷ Ezechiel Ez 33 14 5 7 Durch die verhängte Strafe soll ihr rebellisches Herz gezügelt werden, nicht allein wegen der allen bekannten Sünden, sondern selbst für ihre bösen Herzensneigungen sollen sie gestraft werden. Ezechiel Ez 33 14 6 Propterea dic ad domum Israel: Hæc dicit Dominus Deus: Convertimini, et recedite ab idolis vestris, et ab universis contaminationibus vestris avertite facies vestras. Darum sprich zu dem Hause Israel:⁸ So spricht der Herr, Gott: Bekehret euch und verlasset eure Götzen und wendet euer Antlitz ab von allen euren Greueln.⁹ Ezechiel Ez 33 14 6 8 Doch Gott droht, um nicht strafen zu müssen, sondern damit die Sünder sich fürchten und in sich gehen. Der Herr wünscht das Heil aller. Ezechiel Ez 33 14 6 9 Wendet euch nicht allein dem Götzendienste ab, sondern werdet ihm so fremd, dass ihr die Götzen nicht einmal anschauen möget. Ezechiel Ez 33 14 7 Quia homo homo de domo Israel, et de proselytis quicumque advena fuerit in Israel, si alienatus fuerit a me, et posuerit idola sua in corde suo, et scandalum iniquitatis suæ statuerit contra faciem suam, et venerit ad prophetam ut interroget per eum me: ego Dominus respondebo ei per me. Denn jeder vom Hause Israel oder von den Fremdlingen, die unter Israel weilen, der sich von mir abwendet und seine Götzen in sein Herz aufnimmt und den Anstoß zu seiner Verschuldung vor seinem Angesicht aufstellt¹⁰ und dennoch zum Propheten kommt, um mich durch diesen zu befragen, dem will ich, der Herr, selbst Antwort geben.¹¹ Ezechiel Ez 33 14 7 10 Wenn Gott dies schon von Fremden fordert, wie viel mehr von den Seinigen? Der Prophet führt fast wörtlich die Bestimmungen für Fremdlinge [Lev 17,8.10.13] an, wenngleich solche wohl in Babylon sich unter den Israeliten kaum zahlreich fanden. Ezechiel Ez 33 14 7 11 Was diese Worte bedeuten, erklärt Vers 8: Anstatt der Antwort soll mein Zorn und meine Strafe ihn treffen, derart, dass er ein Beispiel und ein Beweis der göttlichen Rache und sein Los sprichwörtlich wird; endlich soll er aus dem Verzeichnisse des Volkes Gottes und somit aus dem Buche des Lebens gestrichen werden. Ezechiel Ez 33 14 8 Et ponam faciem meam super hominem illum, et faciam eum in exemplum, et in proverbium, et disperdam eum de medio populi mei: et scietis quia ego Dominus. Ich will mein Angesicht wider einen solchen richten und will ihn zum Beispiel und zum Sprichworte machen und ihn aus der Mitte meines Volkes ausrotten¹² und ihr sollt erkennen,¹³ dass ich der Herr bin.¹⁴ Ezechiel Ez 33 14 8 12 Schon im Gesetze werden den Gottlosen diese Strafen angedroht, vergl. [Lev 20,3.5.6; Dtn 28,37] Ezechiel Ez 33 14 8 13 Dass diese Drohungen nicht umsonst verkündet werden, werden sie zu ihrem Schaden erfahren. Ezechiel Ez 33 14 8 14 Versprechet euch kein Heil: wenn auch Propheten euch glückverheißende Sprüche verkünden, Betrüger sind es, die solche aussprechen, und Gott lässt dies zur gerechten Strafe für eure Gottlosigkeit zu. Ezechiel Ez 33 14 9 Et propheta cum erraverit, et locutus fuerit verbum: ego Dominus decepi prophetam illum: et extendam manum meam super illum, et delebo eum de medio populi mei Israel. Wenn aber ein Prophet sich verleiten lässt, ein Wort zu reden, so habe ich, der Herr, einen solchen Propheten betört¹⁵ und ich will meine Hand über ihn ausstrecken und ihn wegtilgen aus der Mitte meines Volkes Israel. [Ez 13,3] Ezechiel Ez 33 14 9 15 Hebr.: Und wenn ein Prophet getäuscht ein Wort redet. Inwiefern Gott ihn täuscht, erklärt [1Kön 22,19-23]: Gott erlaubt durch gerechten Ratschluss, dass das verkehrte und ungläubige Volk mehr auf die falschen als auf die wahren Propheten höre, bietet selbst den falschen Propheten die Gelegenheit, Irrtümliches zu verkünden, und hindert ihren freien Willen nicht verkehrt zu handeln. Die Täuschung des Volkes ist also nicht der Tüchtigkeit der falschen Propheten zuzuschreiben, sondern als gerechter Zorn und Strafe Gottes anzusehen. Ezechiel Ez 33 0 1 F. Die Verderbnis des Volkes. (Kap. 15) Ezechiel Ez 33 15 1 Et factus est sermo Domini ad me, dicens: Und es erging an mich das Wort des Herrn also: Ezechiel Ez 33 15 2 Fili hominis, quid fiet de ligno vitis ex omnibus lignis nemorum, quæ sunt inter ligna silvarum? Menschensohn! was soll aus dem Rebholz werden unter allem anderen Holze, das unter den Bäumen des Waldes ist?¹ Ezechiel Ez 33 15 2 1 Hebr.: Worin wird das Rebholz einen Vorzug haben vor allen Bäumen des Waldes? Es wird nicht nur keinen Vorzug haben, sondern minderwertiger und schlechter sein. Das auserwählte Volk wird im Alten Testamente oft mit einem Weinstock oder mit einem Weinberge verglichen. Ezechiel Ez 33 15 3 Numquid tolletur de ea lignum, ut fiat opus, aut fabricabitur de ea paxillus, ut dependeat in eo quodcumque vas? Soll man etwa davon Holz nehmen, um etwas daraus zu machen? oder kann man einen Pflock davon fertigen, um irgend ein Geräte daran aufzuhängen?² Ezechiel Ez 33 15 3 2 Wenn die anderen Bäume unfruchtbar sind und deshalb gefällt werden, gewähren sie noch mannigfachen Nutzen, doch trägt der Weinstock einmal keine Trauben mehr, ist er derart unnütz, dass man nicht einmal einen Pflock daraus verfertigen kann. (Hier.) Ezechiel Ez 33 15 4 Ecce igni datum est in escam: utramque partem ejus consumpsit ignis, et medietas ejus redacta est in favillam: numquid utile erit ad opus? Siehe, dem Feuer wird es zur Speise gegeben. Hat aber das Feuer seine beiden Enden verzehrt und ist auch sein mittlerer Teil zu Asche verwandelt, sollte es dann wohl noch zu etwas taugen? Ezechiel Ez 33 15 5 Etiam cum esset integrum, non erat aptum ad opus: quanto magis cum illud ignis devoraverit, et combusserit, nihil ex eo fiet operis? Selbst als es noch unversehrt war, konnte man es zu nichts brauchen;³ wieviel weniger wird man nun, da das Feuer es verzehrt und verbrannt hat, etwas daraus machen können! Ezechiel Ez 33 15 5 3 Obgleich das Volk von Gott auserwählt ist, ist es doch verwerflicher als alle anderen Völker, sobald es aufhört, seiner Auserwählung würdige Früchte zu tragen. Ezechiel Ez 33 15 6 Propterea hæc dicit Dominus Deus: Quomodo lignum vitis inter ligna silvarum, quod dedi igni ad devorandum, sic tradam habitatores Jerusalem. Darum spricht der Herr, Gott, also: Wie das Holz des Weinstockes unter den Bäumen des Waldes, das ich dem Feuer zum Verzehren bestimmt habe, so werde ich die Bewohner Jerusalems dahingeben.⁴ Ezechiel Ez 33 15 6 4 Da Stadt und Tempel in Wahrheit dem Feuer anheimfielen, wird umso augenfälliger das zukünftige Schicksal in der Parabel dargestellt. Ezechiel Ez 33 15 7 Et ponam faciem meam in eos: de igne egredientur, et ignis consumet eos: et scietis quia ego Dominus, cum posuero faciem meam in eos, Und ich werde mein Angesicht wider sie richten,⁵ so dass, wenn sie einem Feuer entkommen, sie ein anderes verzehren soll,⁶ und ihr sollt erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich mein Angesicht wider sie kehre Ezechiel Ez 33 15 7 5 Auch diejenigen, welche in die Verbannung abgeführt werden, wird Gott mit seinem Zorne verfolgen, nämlich wenn sie in ihrer Bosheit verharren. Ezechiel Ez 33 15 7 6 Sie sind bereits von einem Brande ergriffen gewesen und durch jenes Gericht bestraft worden, nämlich durch die Zerstörung der Stadt und des Reiches. Ezechiel Ez 33 15 8 Et dedero terram inviam, et desolatam: eo quod prævaricatores exstiterint, dicit Dominus Deus. und das Land unzugänglich und öde mache, weil sie Treubruch begangen haben,⁷ spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 15 8 7 Indem Gott sie treulose Sünder nennt, werden sie als unnützes Holz des Weinstockes bezeichnet. Ezechiel Ez 33 0 1 G. Gleichnis von der Auserwählung des Volkes. (V. 14) H. Gleichnis von der Treulosigkeit des Volkes. (V. 34) J. Die den Verbrechen gebührende Strafe. (V. 52) K. Verheißung der Wiederherstellung. Ezechiel Ez 33 16 1 Et factus est sermo Domini ad me, dicens: Und es erging an mich das Wort des Herrn also:¹ Ezechiel Ez 33 16 1 1 Damit durch diese Gerichte jene Frucht der Besserung, die Gott wünscht, erlangt werde, ist es vor allem notwendig, dass das Volk erkenne und anerkenne, wie sehr es sich versündigt und warum Gott jene Züchtigungen über dasselbe hat kommen lassen. Ezechiel Ez 33 16 10 Et vestivi te discoloribus, et calceavi te ianthino: et cinxi te bysso, et indui te subtilibus. Und ich kleidete dich mit buntgewirkten Gewändern¹² und zog dir purpurne Schuhe an, ich umwand dich mit feiner Leinwand¹³ und hüllte dich in Florkleider.¹⁴ Ezechiel Ez 33 16 10 12 Der Frau Kleidung und Nahrung zu verschaffen gehört dem Manne zu. Ezechiel Ez 33 16 10 13 Diese stand allezeit hoch im Werte. Ezechiel Ez 33 16 10 14 Oder: seidene Kleider. Ezechiel Ez 33 16 11 Et ornavi te ornamento, et dedi armillas in manibus tuis, et torquem circa collum tuum. Ich zierte dich mit Schmuck und legte Geschmeide an deine Arme und eine Kette um deinen Hals. Ezechiel Ez 33 16 12 Et dedi inaurem super os tuum, et circulos auribus tuis, et coronam decoris in capite tuo. Und ich hing einen Ring über deinem Munde auf und Ringe an deine Ohren und setzte dir eine herrliche Krone auf dein Haupt.¹⁵ Ezechiel Ez 33 16 12 15 Als vornehme Königsbraut wird sie mit einer Kette und einer Krone, dem Zeichen königlicher Würde, geschmückt. Ezechiel Ez 33 16 13 Et ornata es auro, et argento, et vestita es bysso, et polymito, et multicoloribus: similam, et mel, et oleum comedisti, et decora facta es vehementer nimis: et profecisti in regnum. So warst du mit Gold und Silber geziert, mit feiner Leinwand gekleidet, mit gestickten und buntgewirkten Gewändern; du aßest Weizenmehl, Honig und Öl, wardst überaus schön und gelangtest zur Königswürde.¹⁶ Ezechiel Ez 33 16 13 16 Wie für Kleider, so trug Gott für Speisen Sorge, und so wird die Braut schön, wie es einer Königin ziemt. Ezechiel Ez 33 16 14 Et egressum est nomen tuum in gentes propter speciem tuam: quia perfecta eras in decore meo, quem posueram super te, dicit Dominus Deus. Und dein Name breitete sich aus unter den Völkern ob deiner Schönheit, denn du warst vollkommen, dank meinem Schmucke, welchen ich dir angelegt hatte, spricht der Herr, Gott.¹⁷ Ezechiel Ez 33 16 14 17 Durch meine Wohltaten und unendliche Freigebigkeit erlangtest du den Namen einer Königin, so dass aller Völker Zungen von dir sprachen und du vollkommen warst, nicht durch deine Kraft, sondern durch meine Güte. (Hier.) Es sind die [Röm 9,4] erwähnten Güter gemeint. Diese waren nicht nur dem ganzen Volke, sondern in gleicher Weise den einzelnen zuteil geworden, wie im Neuen Testamente ebenso die Kirche wie die gerechte Seele Braut Christi heißt, da beide mit Christus auf das innigste verbunden sind. Ezechiel Ez 33 16 15 Et habens fiduciam in pulchritudine tua fornicata es in nomine tuo: et exposuisti fornicationem tuam omni transeunti ut ejus fieres. Aber du verließest dich auf deine Schönheit und buhltest auf deinen Ruhm hin¹⁸ und du gabst dich einem jeden, der vorüberging, zur Buhlerei preis, um sein zu werden.¹⁹ Ezechiel Ez 33 16 15 18 Vergl. [Dtn 8,11-15; Dtn 31,20] u.a. Ezechiel Ez 33 16 15 19 Du triebest Götzendienst und schlossest Bündnisse mit Auswärtigen: Um sein zu werden: Gegensatz zu V. 8. Ezechiel Ez 33 16 16 Et sumens de vestimentis tuis fecisti tibi excelsa hinc inde consuta: et fornicata es super eis, sicut non est factum, neque futurum est. Und²⁰ du nahmest von deinen Gewändern und machtest dir Höhen²¹ aus zusammengenähten Stücken²² und triebst Buhlerei auf ihnen, wie es nie gewesen noch je sein wird. Ezechiel Ez 33 16 16 20 Nach der allgemeinen Anklage geht der Prophet zu besonderen Vorwürfen über. Ezechiel Ez 33 16 16 21 So heißen nicht nur Hügel, auf denen götzendienerischer Kult geübt ward, sondern auch die auf denselben errichteten Heiligtümer, die gewöhnlich nur zeltartig waren. Ezechiel Ez 33 16 16 22 Besonderer Ausdruck der Verachtung. Ezechiel Ez 33 16 17 Et tulisti vasa decoris tui de auro meo, atque argento meo, quæ dedi tibi: et fecisti tibi imagines masculinas, et fornicata es in eis. Und du nahmst deine Schmucksachen von meinem Gold und Silber, welche ich dir gegeben, und machtest dir Bilder von Männern²³ und triebst mit diesen Unzucht. Ezechiel Ez 33 16 17 23 Von Männern wird dies gesagt, weil das Volk im Bilde der ungetreue Braut dargestellt wird. Die Worte sind also nicht buchstäblich zu fassen. Ezechiel Ez 33 16 18 Et sumpsisti vestimenta tua multicoloria, et operuisti illas: et oleum meum, et thymiama meum posuisti coram eis. Und du nahmst deine buntgewirkten Gewänder und hülltest sie in dieselben, mein Öl und Räucherwerk setztest du ihnen vor. Ezechiel Ez 33 16 19 Et panem meum, quem dedi tibi, similam, et oleum, et mel, quibus enutrivi te, posuisti in conspectu eorum in odorem suavitatis, et factum est, ait Dominus Deus. Und meine Speise, die ich dir gegeben, Weizenmehl, Öl und Honig, womit ich dich genährt hatte, legtest du ihnen vor zum lieblichen Geruche; so geschah es, spricht der Herr, Gott.²⁴ Ezechiel Ez 33 16 19 24 Du kannst es nicht leugnen, denn ich, der Herr, weiß es. Ezechiel Ez 33 16 2 Fili hominis notas fac Jerusalem abominationes suas: Menschensohn! tue der Stadt Jerusalem² ihre Greuel kund Ezechiel Ez 33 16 2 2 Die Gott durch seine Gegenwart auszeichnete. Ezechiel Ez 33 16 20 Et tulisti filios tuos, et filias tuas, quas generasti mihi: et immolasti eis ad devorandum. Numquid parva est fornicatio tua? Und du nahmst deine Söhne und Töchter, die du mir geboren hattest, und schlachtetest sie ihnen hin zum Verzehren.²⁵ Ist denn deine Buhlerei etwas Geringes? Ezechiel Ez 33 16 20 25 Die Söhne sind ihr von Gott gegeben und sollen zu Gottes Dienst erzogen werden und doch bringt man sie den Götzen dar. Und wozu noch? Zum verzehren! Anspielung auf die Molochopfer. Ezechiel Ez 33 16 21 Immolasti filios meos, et dedisti, illos consecrans, eis. Meine Kinder schlachtetest du und gabst sie jenen zum Opfer hin.²⁶ Ezechiel Ez 33 16 21 26 Hebr.: Schien es dir zu wenig, Buhlerei zu treiben, wenn du nicht auch meine Söhne tötetest? Ezechiel Ez 33 16 22 Et post omnes abominationes tuas, et fornicationes, non es recordata dierum adolescentiæ tuæ, quando eras nuda, et confusione plena, conculcata in sanguine tuo. Und bei allen deinen Greueln und Buhlereien gedachtest du nicht der Tage der Jugend, als du nackt und voll der Beschämung warst und in deinem Blute zertreten lagst.²⁷ Ezechiel Ez 33 16 22 27 Dieser doppelten Vergessenheit wird einigermaßen die Ursache jener Frevel zugeschrieben: wie nämlich die Erinnerung an das eigene Elend und die Erbarmung Gottes und seine Wohltaten die Frömmigkeit schützt und mehrt, so lässt das Vergessen den Hochmut die Zügel schießen und macht die Seele stolz. Ezechiel Ez 33 16 23 Et accidit post omnem malitiam tuam (væ, væ tibi, ait Dominus Deus) Da geschah es noch nach allen deinen Übeltaten, - wehe, wehe dir! Spricht der Herr, Gott, - Ezechiel Ez 33 16 24 Et ædificasti tibi lupanar, et fecisti tibi prostibulum in cunctis plateis. dass du dir Buhlhäuser bautest und dir Unzuchtstätten errichtetest auf allen Plätzen. Ezechiel Ez 33 16 25 Ad omne caput viæ ædificasti signum prostitutionis tuæ: et abominabilem fecisti decorem tuum: et divisisti pedes tuos omni transeunti, et multiplicasti fornicationes tuas. An jeder Straßenecke bautest du die Zeichen deiner Buhlerei auf, machtest deine Schönheit zum Greuel, spreiztest deine Beine jedem Vorübergehenden und begingst Buhlereien ohne Zahl.²⁸ Ezechiel Ez 33 16 25 28 Zahlreiche Götzenaltäre richtetest du auf Hügeln, an den Toren, ja im Tempel selbst auf. Vergl. [Jer 2,28; Jer 11,13]. Ezechiel Ez 33 16 26 Et fornicata es cum filiis gypti vicinis tuis magnarum carnium: et multiplicasti fornicationem tuam ad irritandum me. Du buhltest²⁹ mit den Söhnen Ägyptens, deinen Nachbaren mit großen Gliedern,³⁰ und begingst noch viele Unzucht, um mich zum Zorne zu reizen. Ezechiel Ez 33 16 26 29 In übertragenem Sinne vom Götzendienste zu verstehen (Hier., Theod.), der freilich zudem durch vielfache Unsittlichkeiten befleckt war. Ezechiel Ez 33 16 26 30 Bildlich für den schimpflicheren Götzendienst. Ezechiel Ez 33 16 27 Ecce ego extendam manum meam super te, et auferam justificationem tuam: et dabo te in animas odientium te filiarum Palæstinarum, quæ erubescunt in via tua scelerata. Siehe, da streckte ich meine Hand über dich aus, nahm dir deine Rechtfertigung³¹ und gab dich denen preis, die dich hassen, den Töchtern der Philister,³² die sich deines lasterhaften Wandels schämten.³³ Ezechiel Ez 33 16 27 31 Hebr.: und minderte das dir Bestimmte, nämlich den dir als Gattin gebührenden Unterhalt. Ich strafte dich mit Trockenheit, Teuerung, Not. Ezechiel Ez 33 16 27 32 Den Städten der Philister, also den Philistern. Vergl. [Ri 13; 2Sam 14,2]. Ezechiel Ez 33 16 27 33 Die Philister hielten treu an ihren Göttern fest und sahen deshalb mit Beschämung, wie die Israeliten ihren eigenen Gott verließen, um fremden anzuhängen. Vergl. [Jer 2,10-12]. Ezechiel Ez 33 16 28 Et fornicata es in filiis Assyriorum, eo quod necdum fueris expleta: et postquam fornicata es, nec sic es satiata. Auch³⁴ buhltest du mit den Söhnen der Assyrier,³⁵ weil du noch nicht befriedigt warst; und als du mit ihnen gebuhlt hattest, warst du auch dann noch nicht satt. Ezechiel Ez 33 16 28 34 Keine Strafe vermochte es, dich zur Umkehr zu bewegen. Ezechiel Ez 33 16 28 35 Vergl. [2Kön 16,7; Jer 2,36]. Ezechiel Ez 33 16 29 Et multiplicasti fornicationem tuam in terra Chanaan cum Chaldæis: et nec sic satiata es. Du triebst noch mehr Buhlerei im Lande Chanaan³⁶ mit den Chaldäern und auch damit wurdest du noch nicht satt. Ezechiel Ez 33 16 29 36 Appellativ wie [Ez 17,4] (Hier.) d.i. Land des Handels. Babylon war der Haupthandelsplatz Asiens. Von dort wurden besonders gestickte und bunte Kleider ausgeführt. Schon Ezechias wird gestraft wegen seiner Freundschaft mit den Babyloniern. [Jes 39,1-8; 2Kön 20,12] Ezechiel Ez 33 16 3 Et dices: Hæc dicit Dominus Deus Jerusalem: Radix tua, et generatio tua de terra Chanaan: pater tuus Amorrhæus, et mater tua Cethæa. und sprich: So spricht der Herr, Gott, zu Jerusalem:³ Dein Ursprung und dein Geschlecht sind von dem Lande Chanaan, dein Vater ist ein Amorrhiter und deine Mutter eine Kethitin.⁴ Ezechiel Ez 33 16 3 3 Die Erwähnung der Wohltaten Gottes soll den Undank des Volkes umso schwärzer erscheinen lassen. Ezechiel Ez 33 16 3 4 Durch nichts den elenden Völkern der Herkunft nach überlegen, sind sie von Gott aus reinster Güte und ohne alles Verdienst zur höchsten Würde erhoben. (V. 3-14) Bevor ich dich erwählte, warst du so ohne allen Schmuck und Wert, wie wenn du unter Chananäern und Amorrhäern geboren wärest, standest also tief unter den andern Völkern. Als ob die Niedrigkeit eines Stammes in Chanaan nicht ausreichte, wird als Vater der Amorrhäer erklärt, der nach [Gen 15,16] alle anderen Stämme an Verworfenheit übertraf, und als Mutter eine Kethitin, da die Frauen dieses Stammes ganz besonders durch ihre Schamlosigkeit berüchtigt waren. [Gen 27,46] Abraham war in der Tat aus einem götzendienerischen Volk auserwählt. [Jos 24,2] Man kann die Geburt des Volkes indes auch von der Zeit verstehen, wo es in Ägyptens Knechtschaft schmachtete. Vergl. [Hos 2,15; Jer 2,2]. Ezechiel Ez 33 16 30 In quo mundabo cor tuum, ait Dominus Deus; cum facias omnia hæc opera mulieris meretricis, et procacis? Womit soll ich doch dein Herz reinigen, spricht der Herr, Gott, da du alles das verübtest, was ein unverschämtes Buhlweib zu tun pflegt?³⁷ Ezechiel Ez 33 16 30 37 Was kann Gott tun, Jerusalem zu reinigen? Vergl. [Jes 5,4]. Ezechiel Ez 33 16 31 Quia fabricasti lupanar tuum in capite omnis viæ, et excelsum tuum fecisti in omni platea: nec facta es quasi meretrix fastidio augens pretium, Denn du bautest dein Buhlhaus an jede Ecke der Straße und errichtetest deine Anhöhe auf allen Plätzen und doch warst du nicht einer Buhldirne gleich, die, wenn sie gesättigt ist, den Lohn steigert,³⁸ Ezechiel Ez 33 16 31 38 Jene Buhlerinnen verachten kleinen Gewinn, um größeren zu fordern, du hast deine Schönheit für den geringsten Preis, ja umsonst, angeboten. Ezechiel Ez 33 16 32 Sed quasi mulier adultera, quæ super virum suum inducit alienos. sondern einer Ehebrecherin, die neben ihrem Manne Fremde einführt.³⁹ Ezechiel Ez 33 16 32 39 Jene Buhlerinnen zeigen, indem sie höheren Lohn fordern, wie hoch sie sich selbst schätzen, du aber wirst dich, zur Schande deines Gatten, selbst anderen in die Arme; jene suchen ihren Nutzen, du einzig die Befriedigung deiner bösen Lust; dich treibt nicht Not zur Unzucht, sondern du missbrauchst die Fülle der Güter, die Gott dir gespendet. Ezechiel Ez 33 16 33 Omnibus meretricibus dantur mercedes: tu autem dedisti mercedes cunctis amatoribus tuis, et dona donabas eis ut intrarent ad te undique ad fornicandum tecum. Allen Buhldirnen gibt man Lohn, du aber gabst allen deinen Liebhabern Lohn und machtest ihnen Geschenke, dass sie von überall her zu dir kämen, um mit dir Unzucht zu treiben.⁴⁰ Ezechiel Ez 33 16 33 40 Vergl. das Beispiel des Achaz [2Chr 28,23]. Ezechiel Ez 33 16 34 Factumque est in te contra consuetudinem mulierum in fornicationibus tuis, et post te non erit fornicatio: in eo enim quod dedisti mercedes, et mercedes non accepisti, factum est in te contrarium. So war es bei dir, in deiner Buhlerei, umgekehrt wie sonst bei den Weibern, und eine solche Buhlerei wird nach dir nicht mehr sein;⁴¹ denn indem du Lohn gabst und nicht Lohn empfingst, geschah an dir das Widerspiel. Ezechiel Ez 33 16 34 41 Hebr.: Nach dir war nicht Buhlerei. Während du eifrig suchtest, verschmähten andere deine Gemeinschaft. Ezechiel Ez 33 16 35 Propterea meretrix audi verbum Domini. Darum, Buhldirne, höre das Wort des Herrn. Ezechiel Ez 33 16 36 Hæc dicit Dominus Deus: Quia effusum est æs tuum, et revelata est ignominia tua in fornicationibus tuis super amatores tuos, et super idola abominationum tuarum in sanguine filiorum tuorum quos dedisti eis: So spricht der Herr, Gott: Weil dein Geld⁴² verschwendet ist und deine Scham bei deiner Hurerei vor deinen Buhlen und vor deinen greuelhaften Götzen entblößt ward und wegen des Blutes deiner Kinder, die du ihnen preisgegeben hast, Ezechiel Ez 33 16 36 42 Besser: Beschämung, Schande. Ezechiel Ez 33 16 37 Ecce ego congregabo omnes amatores tuos, quibus commista es, et omnes, quos dilexisti cum universis, quos oderas: et congregabo eos super te undique, et nudabo ignominiam tuam coram eis, et videbunt omnem turpitudinem tuam. siehe, will ich alle deine Liebhaber, mit denen du Unzucht getrieben hast, zusammenbringen, alle, die du geliebt, samt allen denen, die du verschmäht hast;⁴³ ich will sie wider dich sammeln von allen Seiten und will deine Scham vor ihnen aufdecken, damit sie deine ganze Schande sehen. Ezechiel Ez 33 16 37 43 Deiner Verbrechen wegen wird Gott gegen dich die Völker versammeln, sowohl die, mit denen du Bündnis und Freundschaft geschlossen, wie jene, welche du hassest; vor allen sollst du mit Schmach überhäuft werden und alle sollen dich verspotten. Ezechiel Ez 33 16 38 Et judicabo te judiciis adulterarum, et effundentium sanguinem: et dabo te in sanguinem furoris et zeli. Und ich will dich nach dem Rechte der Ehebrecherinnen und der Mörderinnen richten⁴⁴ und will das Blut des Grimmes und der Eifersucht über dich bringen.⁴⁵ [Ez 23,10] Ezechiel Ez 33 16 38 44 Die Strafen werden mit solchen Worten ausgedrückt, dass sie den [Num 5,21] über Ehebrecherinnen ausgesprochenen Flüchen nahe kommen. Die Ehebrecherinnen wurden gesteinigt, (V. 40 und [Dtn 22,42]) Blut wurde für Mord vergossen. [Gen 9,6; Ex 21,12; Lev 24,17] Ezechiel Ez 33 16 38 45 Hebr.: Und ich will dich zum Blute hingeben, d.i. ganz mit Wunden so überdecken, wie Wut und Eifersucht eines schwer gekränkten Mannes beizubringen pflegt. Ezechiel Ez 33 16 39 Et dabo te in manus eorum, et destruent lupanar tuum: et demolientur prostibulum tuum: et denudabunt te vestimentis tuis, et auferent vasa decoris tui: et derelinquent te nudam, plenamque ignominia: Und ich will dich in ihre Hand hingeben und sie sollen dein Buhlhaus niederreißen und deine Unzuchtsstätte zerstören, sie werden dich deiner Kleider berauben und deine Schmucksachen nehmen und dich nackt und voll der Schande lassen.⁴⁶ Ezechiel Ez 33 16 39 46 Die Feinde werden das zerstören, was dem Götzendienste geweiht war, Stadt und Land verwüsten und plündern, so dass diese ein Gegenstand des Entsetzens und des Hohnes werden für die benachbarten Völker. Ezechiel Ez 33 16 4 Et quando nata es in die ortus tui non est præcisus umbilicus tuus, et aqua non es lota in salutem, nec sale salita, nec involuta pannis. Und als du geboren wardst am Tage deiner Geburt, wurde deine Nabelschnur nicht abgeschnitten und du wurdest nicht mit Wasser gewaschen zur Erfrischung, und nicht mit Salz abgerieben⁵ und nicht in Windeln gewickelt. Ezechiel Ez 33 16 4 5 Die Alten meinten, dass die Abreibung mit Salz zum Gedeihen des Kindes diente und die Haut fester zu machen zu machen geeignet war. Ezechiel Ez 33 16 40 Et adducent super te multitudinem, et lapidabunt te lapidibus, et trucidabunt te gladiis suis. Und sie werden eine Versammlung wider dich herbeirufen, dich mit Steinen niederwerfen und mit ihren Schwertern niedermetzeln. Ezechiel Ez 33 16 41 Et comburent domos tuas igni, et facient in te judicia in oculis mulierum plurimarum: et desines fornicari, et mercedes ultra non dabis. Und sie werden deine Häuser mit Feuer verbrennen und vor den Augen sehr vieler Frauen Gericht an dir vollziehen, dann wirst du aufhören, Unzucht zu treiben⁴⁷ und wirst hinfort keinen Buhllohn mehr geben. [2Kön 25,9] Ezechiel Ez 33 16 41 47 Da es sich um Sünden der untreuen Braut handelt, werden ihr vor den Augen zahlreicher Weber, d.i. vieler Völker, Züchtigungen zuteil, weil Jerusalem durch seinen Fall den Hohn der Heiden herausfordern soll. In der Tat war das Heer Nabuchodonosors aus verschiedenen Völkerschaften zusammengesetzt. Vergl. [Jer 25,9]. Doch die Strafe soll bewirken: Ich will dich dazu führen, dass du ablässest von deinen Buhlereien (hebr.). So wird der göttlichen Gerechtigkeit Genüge getan, doch zugleich ist der Herr voller Erbarmen. Ezechiel Ez 33 16 42 Et requiescet indignatio mea in te: et auferetur zelus meus a te, et quiescam, nec irascar amplius. Ich will meinen Zorn gegen dich aufhören lassen, mein Zorneifer soll von dir weichen, ich will ablassen und nicht mehr zürnen. Ezechiel Ez 33 16 43 Eo quod non fueris recordata dierum adolescentiæ tuæ, et provocasti me in omnibus his: quapropter et ego vias tuas in capite tuo dedi, ait Dominus Deus, et non feci juxta scelera tua in omnibus abominationibus tuis. Weil du der Tage deiner Jugend nicht gedacht und mich durch all dies zum Zorne gereizt hast, darum will auch ich deinen Wandel auf dein Haupt zurückfallen lassen, spricht der Herr, Gott, obwohl ich nicht nach dem Maß deiner Freveltaten bei allen deinen Greueln verfahren werde.⁴⁸ Ezechiel Ez 33 16 43 48 Sie hat sich nicht erinnert, aus welchem Elend Gott sie gezogen durch seine Güte und wie hoch er sie erhoben und welchen Gehorsam sie Gott gelobt. [Ex 19,8] Nach dem Hebr. lauten die letzten Worte: Ich will den Frevel nicht zulassen, dass ich dich ungestraft ließe in allen deinen Greueln. Ezechiel Ez 33 16 44 Ecce omnis, qui dicit vulgo proverbium, in te assumet illud, dicens: Sicut mater, ita et filia ejus. Siehe, jeder, der ein Sprichwort braucht, wird es auf dich anwenden und sagen: Wie die Mutter, so auch ihre Tochter!⁴⁹ Ezechiel Ez 33 16 44 49 Wer in Sprichwörtern zu reden pflegt oder über sie ein Sprichwort bilden will, wird sagen: Wie die Mutter, die Kethiterin (V. 3, 45) so die Tochter, Jerusalem. Ezechiel Ez 33 16 45 Filia matris tuæ es tu, quæ projecit virum suum, et filios suos: et soror sororum tuarum es tu, quæ projecerunt viros suos, et filios suos: mater vestra Cethæa, et pater vester Amorrhæus. Du bist die Tochter deiner Mutter, die ihren Mann⁵⁰ und ihre Kinder verstoßen;⁵¹ du bist die Schwester deiner Schwestern, welche ihre Männer und ihre Kinder verstoßen;⁵² eure Mutter ist eine Kethitin und euer Vater ein Amorrhiter. Ezechiel Ez 33 16 45 50 Gott, den alle Völker einst gekannt und verehrt. Jeder Götzendienst ist Abfall von Gott und von dem Bündnisse, das Gott im ersten Stammvater mit dem ganzen Menschengeschlechte geschlossen. Ezechiel Ez 33 16 45 51 Diese den Götzen opfernd. Ezechiel Ez 33 16 45 52 Wie jene Frauen ihren Männern untreu wurden, so hat Jerusalem Gott von sich gewiesen. Ezechiel Ez 33 16 46 Et soror tua major, Samaria, ipsa et filiæ ejus, quæ habitant ad sinistram tuam: soror autem tua minor te, quæ habitat a dextris tuis, Sodoma, et filiæ ejus. Und deine ältere Schwester⁵³ ist Samaria mit ihren Töchtern, die zu deiner Linken⁵⁴ wohnen; deine jüngere Schwester aber, welche dir zur Rechten wohnt, ist Sodoma mit ihren Töchtern. Ezechiel Ez 33 16 46 53 Samaria mit seinen Städten gehört zu dem größeren Reiche. Ezechiel Ez 33 16 46 54 Im Norden. Ezechiel Ez 33 16 47 Sed nec in viis earum ambulasti, neque secundum scelera earum fecisti pauxillum minus: pene sceleratiora fecisti illis in omnibus viis tuis. Doch nicht einmal auf ihren Wegen bist du gewandelt und hast Greuel verübt wie sie, ein geringes Weilchen nur,⁵⁵ sondern bist lasterhafter gewesen als sie auf allen deinen Wegen. Ezechiel Ez 33 16 47 55 Klarer im Hebräischen: Das wäre wenig gewesen, Schlimmeres hast du vollbracht. Ezechiel Ez 33 16 48 Vivo ego, dicit Dominus Deus, quia non fecit Sodoma soror tua ipsa, et filiæ ejus, sicut fecisti tu, et filiæ tuæ. So wahr ich lebe! spricht der Herr, Gott, Sodoma, deine Schwester, und ihre Töchter haben nicht getan, was du samt deinen Töchtern begangen hast. Ezechiel Ez 33 16 49 Ecce hæc fuit iniquitas Sodomæ sororis tuæ, superbia, saturitas panis et abundantia, et otium ipsius, et filiarum ejus: et manum egeno, et pauperi non porrigebant. Siehe, dies war die Schuld Sodomas, deiner Schwester: Hoffart, Genüge an Nahrung und Überfluss und Müßiggang war ihr und ihrer Töchter Teil;⁵⁶ aber dem Dürftigen und Armen boten sie ihre Hand nicht.⁵⁷ Ezechiel Ez 33 16 49 56 Und Ursache der Verhärtung ihres Herzens. Ezechiel Ez 33 16 49 57 Dies sind jene Herlinge, von denen [Jes 5,7-23] spricht. Ezechiel Ez 33 16 5 Non pepercit super te oculus ut faceret tibi unum de his, misertus tui: sed projecta es super faciem terræ in abjectione animæ tuæ, in die qua nata es. Kein Auge hatte Mitleid mit dir, dass es, Erbarmen gegen dich übend, dir eines von diesen Dingen erwies; sondern du wurdest auf den Boden hingeworfen, so verachtet war deine Seele am Tage deiner Geburt.⁶ Ezechiel Ez 33 16 5 6 Niemand hat das Kind freundlich aufgenommen, sondern die Eltern setzten es aus. Anspielung auf den Befehl Pharaos, alle männlichen Kinder in den Fluss zu werfen [Ex 1,22], ein weiterer Hinweis auf die Verachtung und Bedrückung, welche dem Volke widerfuhr. Ezechiel Ez 33 16 50 Et elevatæ sunt, et fecerunt abominationes coram me: et abstuli eas sicut vidisti. Sie wurden hochmütig und verübten Greuel vor mir, da raffte ich sie hinweg, wie du gesehen.⁵⁸ [Gen 19,24] Ezechiel Ez 33 16 50 58 Sept. und Hebr.: wie ich gesehen. Ähnlich [Gen 18,21]. Ezechiel Ez 33 16 51 Et Samaria dimidium peccatorum tuorum non peccavit: sed vicisti eas sceleribus tuis, et justificasti sorores tuas in omnibus abominationibus tuis, quas operata es. Auch Samaria hat nicht die Hälfte deiner Sünden begangen, sondern du hast sie übertroffen mit deinen Freveln⁵⁹ und hast so deine Schwestern gerechtfertigt durch alle Greuel, die du begangen hast.⁶⁰ Ezechiel Ez 33 16 51 59 Vergl. [Jer 3,11]. Juda hatte eine größere Zahl von Propheten, bei ihm war der Tempel Gottes, das rechtmäßige Priestertum, der theokratische König; so waren ihre Verbrechen denn viel größer, wenn sie z.B. im Tempel Götzenbilder aufstellten. [2Kön 21,4] Ezechiel Ez 33 16 51 60 Sodoma und Samaria sind nicht schlechthin gerechtfertigt, sondern im Vergleich zu dem noch schlimmeren Juda. (Hier.) Wenn also jene das Gericht Gottes sich nahen sehen, was ist geziemender als dass dies auch Jerusalem ereilt? Ezechiel Ez 33 16 52 Ergo et tu porta confusionem tuam, quæ vicisti sorores tuas peccatis tuis, sceleratius agens ab eis: justificatæ sunt enim a te: ergo et tu confundere, et porta ignominiam tuam, quæ justificasti sorores tuas. So trage denn nun auch du deine Schmach, die du deine Schwestern durch deine Sünden übertroffen,⁶¹ da du freventlicher handeltest als sie; ja, sie wurden gerechtfertigt vor dir, darum werde auch du schamrot und trage deine Schmach,⁶² da du deine Schwestern gerechtfertigt hast. Ezechiel Ez 33 16 52 61 Besser zu übersetzen: Die du für seine Schwestern Fürbitte eingelegt hast durch deine Sünden. Gott muss sich auch jener Städte erbarmen, da er Jerusalem wiederherstellen will, das mehr als jene gesündigt; in diesem Sinne tritt Jerusalem für jene ein. Ezechiel Ez 33 16 52 62 Trage die Schmach deiner Zerstörung, wie jene Städte, die ihre tragen mussten, und dies umso mehr als du lasterhafter bist denn jene, denn sie sind gerechter denn du. (Hebr.) Ezechiel Ez 33 16 53 Et convertam restituens eas conversione Sodomorum cum filiabus suis, et conversione Samariæ, et filiarum ejus: et convertam reversionem tuam in medio earum, Ich werde die Gefangenschaft Sodomas und ihrer Töchter wenden⁶³ und sie wieder heimführen und die Gefangenschaft Samarias und ihrer Töchter und ich will auch deine Gefangenen mitten unter ihnen⁶⁴ heimführen, Ezechiel Ez 33 16 53 63 Hebr.: Ich werde die Gefangenschaft derselben wenden, die Gefangenschaft Sodomas und die Gefangenschaft Samarias. Welcher Art die Wiederheimführung sein soll, erhellt aus der Jerusalem versprochenen Wiederherstellung, die [Ez 11,19.20] beschrieben ist. Ezechiel Ez 33 16 53 64 Die Genossen deiner Frevel gewesen, sollen genossen der Wiederherstellung sein. Vergl. [Jer 3,21-25]. Israel, einst Gottes Erstgeborener und das heilige Volk, das er sich vor allen anderen erwählt, erscheint bei der Wiederherstellung inmitten der Völker, wie eines von diesen. Hierin liegt die Beschämung. V. 54 Ezechiel Ez 33 16 54 Ut portes ignominiam tuam, et confundaris in omnibus, quæ fecisti consolans eas. damit du deine Schande tragest und beschämt werdest wegen alles dessen, was du verübtest, indem du sie dadurch tröstetest.⁶⁵ Ezechiel Ez 33 16 54 65 Die Wiederherstellung ist ein reines Werk der Erbarmung und Gnade Gottes, weshalb Jerusalem sich bei derselben mit Schmerz und Beschämung seiner Schuld erinnern soll. Indem es die unendliche Güte, die ihm Gott erwiesen, aufzeigt, tröstet es seine Schwestern, die anderen Völker, die nun gleichfalls sein Erbarmen erfahren werden. Ezechiel Ez 33 16 55 Et soror tua Sodoma, et filiæ ejus revertentur ad antiquitatem suam: et Samaria, et filiæ ejus revertentur ad antiquitatem suam: et tu, et filiæ tuæ revertemini ad antiquitatem vestram. Und deine Schwester Sodoma soll mit ihren Töchtern zu ihrem vormaligen Stande zurückkehren und Samaria und ihre Töchter sollen zu ihrem vormaligen Stande zurückkehren und auch du wirst mit deinen Töchtern zu euerem vormaligen Stand⁶⁶ zurückkehren. Ezechiel Ez 33 16 55 66 Dem Stand der Verehrung Gottes und der Treue. Jerusalem, das andere Völker zu verachten pflegte, wird nach den anderen Völkern genannt, nicht ohne Ursache, wie [Röm 11,25.26] zeigt. Ezechiel Ez 33 16 56 Non fuit autem Sodoma soror tua audita in ore tuo, in die superbiæ tuæ, Aber von Sodoma, deiner Schwester, war aus deinem Munde am Tage deiner Hoffart nichts zu hören,⁶⁷ Ezechiel Ez 33 16 56 67 Vor Hochmut wolltest du Sodoma ehemals nicht einmal nennen. Ezechiel Ez 33 16 57 Antequam revelaretur malitia tua: sicut hoc tempore in opprobrium filiarum Syriæ, et cunctarum in circuitu tuo filiarum Palæstinarum, quæ ambiunt te per gyrum. bevor deine Bosheit aufgedeckt wurde, wie du zu dieser Zeit die Schmach der Töchter Syriens bist, und aller Töchter der Philister ringsum, die dich in die Runde umgeben.⁶⁸ Ezechiel Ez 33 16 57 68 Hebr.: Wie zur Zeit der Schmach der Töchter Arams und der Töchter der Philister, welche dich von allen Seiten verachteten. - Die Schmach, ist die von den Königen von Syrien und Philistäa angetane, z.B. unter Achaz [2Kön 15,37; 2Kön 16,6; 2Chr 28,18ff] unter Joakim [2Kön 24,2], wie auch die Chaldäer ihr solche antun sollten. Ezechiel Ez 33 16 58 Scelus tuum, et ignominiam tuam tu portasti, ait Dominus Deus. Deinen Frevel und deine Schande musst du nun tragen, spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 16 59 Quia hæc dicit Dominus Deus: Et faciam tibi sicut despexisti juramentum, ut irritum faceres pactum: Denn also spricht der Herr, Gott: Ich will dir tun, wie du getan, indem du den Eid hintansetztest, dass du den Bund brachst;⁶⁹ Ezechiel Ez 33 16 59 69 Von neuem wird betont, dass Jerusalem durch seinen Bundesbruch sich den anderen Städten gleichgestellt, ja, sie selbst übertroffen hat. So soll es denn mit Ergebung die Strafe über sich ergehen lassen und in Demut Gottes Gnade erwarten und annehmen. Hebr.: Ich will mit dir tun, wie du getan, die du meinen Eidschwur verachtet. Anspielung auf [Dtn 27,6ff]. Da du nicht einmal vor den Flüchen Furcht hattest, sondern ohne Scheu meinen Bund verletztest, so empfange die Früchte deiner Aussaat. Ezechiel Ez 33 16 6 Transiens autem per te, vidi te conculcari in sanguine tuo: et dixi tibi cum esses in sanguine tuo: Vive: dixi, inquam, tibi: In sanguine tuo vive. Da ging ich an dir vorüber und sah, wie du in deinem Blute zertreten lagst, und sprach zu dir, da du so in deinem Blute lagest: Lebe! Ja, ich sprach zu dir: In deinem Blute lebe!⁷ Ezechiel Ez 33 16 6 7 Da kein menschliches Auge auf es schauen wollte, blickte Gott es gnädig an, wie es dalag in Schmutz und den Nabel nicht verbunden, ja den wilden Tieren preisgegeben. Wie Gott einst durch das Wort: Es werde! Alles ins Dasein gerufen, so entreißt er es hier durch den Ruf: Lebe dem Tode. In deinem Blute: Aus diesem Zustande gerettet. Ezechiel Ez 33 16 60 Et recordabor ego pacti mei tecum in diebus adolescentiæ tuæ: et suscitabo tibi pactum sempiternum. doch will ich meines Bundes mit dir in den Tagen deiner Jugend wieder gedenken und will mit dir einen ewigen Bund schließen.⁷⁰ Ezechiel Ez 33 16 60 70 Gottes Gaben reuen ihn nicht (V. 8), deshalb verwirft er das Volk, das er erwählt, nicht, sondern hält, was er [Lev 26,42.45] verheißen. Um jenes alten Bundes willen will er den neuen schließen, der keinen Bruch kennt. [Ez 11,19.20; Hos 2,19-24; Jer 31,33] Ezechiel Ez 33 16 61 Et recordaberis viarum tuarum, et confunderis: cum receperis sorores tuas te majores cum minoribus tuis: et dabo eas tibi in filias, sed non ex pacto tuo. Da wirst du deines Wandels gedenken und beschämt werden,⁷¹ wenn du deine älteren samt den jüngeren Schwestern⁷² zu dir nimmst, und ich werde sie dir zu Töchtern geben,⁷³ ob auch nicht kraft deines Bundes.⁷⁴ Ezechiel Ez 33 16 61 71 Die Reue über die Sünde und die Beschämung bleiben und sind so ein Beweis, dass Gott ohne Verdienst seine neue Wohltat gespendet hat. Ezechiel Ez 33 16 61 72 Die anderen Völker. Ezechiel Ez 33 16 61 73 Sion ist ja die Mutter der Völker [Ps 86,4-6], der Mittelpunkt, zu dem sie eilen. [Jes 2,3; Mi 4,2] Vergl. [Jes 51,1ff; Jes 60,3ff] u.a. Ezechiel Ez 33 16 61 74 Nicht um Sions Verdienst, nicht kraft des Bundes, sondern aus Erbarmung Gottes. Vergl. [Röm 1,16] und [Röm 11,17] Ezechiel Ez 33 16 62 Et suscitabo ego pactum meum tecum: et scies quia ego Dominus, Und ich werde meinen Bund mit dir schließen und du sollst erkennen, dass ich der Herr bin, Ezechiel Ez 33 16 63 Ut recorderis, et confundaris, et non sit tibi ultra aperire os præ confusione tua, cum placatus tibi fuero in omnibus, quæ fecisti, ait Dominus Deus. damit du dich erinnerst und schamrot werdest und vor Beschämung hinfort deinen Mund nicht mehr auftun mögest,⁷⁵ wenn ich dir alles das verzeihe, was du getan hast, spricht der Herr, Gott.⁷⁶ Ezechiel Ez 33 16 63 75 Nichts bleibt für Jerusalem übrig, als dass es in Demut bekennt, dass jene großen Gunsterweisungen Gottes ihm nur aus freier Gnade Gottes unverdient zukommen. Ezechiel Ez 33 16 63 76 Wie Israel zu dem ersten Bunde nur durch das Erbarmen Gottes auserwählt war, so wird es auch zur zweiten Bundesschließung mir durch Gottes Gnade zugelassen, nachdem es den ersten Bund gebrochen. So verwirft der Prophet schon jene pharisäische Anmaßung [Mt 3,9] u.a.: Wir sind Kinder Abrahams und bereitet die Predigt des hl. Johannes vor: Tuet Buße. [Mt 3,17; Mk 1,15] Welch herrlichen Ausblick aber gewährt zugleich der Schluss dieses Kapitels: die Braut des Herrn als Mutter der Völker, alle Völker in eine Familie Gottes vereint. Ezechiel Ez 33 16 7 Multiplicatam quasi germen agri dedi te: et multiplicata es, et grandis effecta, et ingressa es, et pervenisti ad mundum muliebrem: ubera tua intumuerunt, et pilus tuus germinavit: et eras nuda, et confusione plena. Zahlreich wie die Gewächse des Feldes machte ich dich,⁸ da nahmst du zu und wurdest groß und tratest in die Reife und gelangtest zu weiblichem Reize;⁹ deine Brüste schwollen an und dein Haar sprosste, doch du warst nackt und voll der Beschämung. Ezechiel Ez 33 16 7 8 In Ägypten wuchs das Volk zu einer ungeheueren Menge heran. Vergl. [Ex 1,7]. Ezechiel Ez 33 16 7 9 Ich verlieh dir große Schönheit. Ezechiel Ez 33 16 8 Et transivi per te, et vidi te: et ecce tempus tuum, tempus amantium: et expandi amictum meum super te, et operui ignominiam tuam. Et juravi tibi, et ingressus sum pactum tecum: ait Dominus Deus: et facta es mihi. Da ging ich bei dir vorüber und sah dich und siehe, es war deine Zeit, die Zeit der Liebe, und ich breitete meinen Mantel über dich und bedeckte deine Blöße.¹⁰ Und ich schwur dir und ging mit dir einen Bund ein, spricht der Herr, Gott, und du wurdest mein.¹¹ Ezechiel Ez 33 16 8 10 Gott nimmt diese Jungfrau zu seiner Braut an, indem er den Saum seines Mantels über sie deckt. Vergl. [Rut 3,9]. Ezechiel Ez 33 16 8 11 Der Bund Gottes mit dem Volke wird oft als Ehebund bezeichnet, wie auch im Neuen Testamente die Hochzeit des Lammes mit der Kirche im himmlischen Jerusalem gefeiert wird. Gott bekräftigt den Bund von seiner Seite durch die erhabensten Verheißungen, das Volk beschwört seine Treue. [Ex 19,8] Ezechiel Ez 33 16 9 Et lavi te aqua, et emundavi sanguinem tuum ex te: et unxi te oleo. Und ich wusch dich mit Wasser, reinigte dich von deinem Blute und salbte dich mit Öl. Ezechiel Ez 33 0 1 Gleichnis von der Treulosigkeit gegen den König von Babylon. (V. 10) M. Erklärung des Gleichnisses. Ezechiel Ez 33 17 1 Et factum est verbum Domini ad me, dicens: Und es erging an mich das Wort des Herrn also:¹ Ezechiel Ez 33 17 1 1 Gott hatte bereits durch den Propheten Jeremias den Befehl gegeben, dass das Reich Juda sich Nabuchodonosor unterwerfen sollte. So im vierten Jahre des Königs Joakim. [Jer 25,11] Nur unter dieser Bedingung sollte die Stadt vor der Zerstörung bewahrt bleiben. [Jer 21,8; Jer 38,2.17.18] Umsonst mahnte Jeremias, Sedekias setzte sein Vertrauen auf Ägypten. Doch die Empörung und die Untreue gegen den König von Babylon war zugleich ein Ungehorsam gegen den Herrn, den sie dadurch zum Zorne reizten. Ezechiel Ez 33 17 10 Ecce plantata est: ergone prosperabitur? Nonne cum tetigerit eam ventus urens siccabitur, et in areis germinis sui arescet? Siehe, er ist gepflanzt, wird er aber darum gedeihen? wird er nicht, wenn der Glutwind¹⁵ ihn berührt, verdorren? wird er nicht verdorren auf den Beeten, auf denen er emporgesprossen?¹⁶ Ezechiel Ez 33 17 10 15 Der Ostwind. Ezechiel Ez 33 17 10 16 Der König wird mit seinem Volke in seinem eigenen Lande gefangen genommen werden von den Chaldäern, die von Osten heranziehen. Ezechiel Ez 33 17 11 Et factum est verbum Domini ad me, dicens: Und es erging an mich das Wort des Herrn also: Ezechiel Ez 33 17 12 Dic ad domum exasperantem: Nescitis quid ista significent? Dic: Ecce venit rex Babylonis in Jerusalem: et assumet regem, et principes ejus, et adducet eos ad semetipsum in Babylonem. Sprich zu dem widerspenstigen Hause: Wisst ihr nicht, was dies bedeutet? Sprich: Sehet, der König von Babylon ist nach Jerusalem gekommen und hat den König samt seinen Fürsten genommen und sie zu sich nach Babylon geführt.¹⁷ Ezechiel Ez 33 17 12 17 Diese Ereignisse werden [2Kön 24,11ff; Jer 24,1; Jer 29,2] berichtet. Joachin (Jechonias), der Sohn des Königs Joakim, ward, nachdem er drei Monate geherrscht, mit seiner Mutter, seinen Frauen und vielen Fürsten im achten Jahre der Herrschaft des Nabuchodonosor nach Babylon weggeführt. Der König von Babylon setzte an seine Stelle seinen Oheim Matthanias, den Sohn des Josias, dem er den Namen Sedekias gab. Ezechiel Ez 33 17 13 Et tollet de semine regni, ferietque cum eo fdus: et ab eo accipiet jusjurandum: sed et fortes terræ tollet, Und er nahm einen vom königlichen Samen und schloss einen Bund mit ihm und nahm ihm einen Eid ab, aber auch die Mächtigen des Landes führte er hinweg,¹⁸ Ezechiel Ez 33 17 13 18 Um das Reich zu schwächen. Ezechiel Ez 33 17 14 Ut sit regnum humile, et non elevetur, sed custodiat pactum ejus, et servet illud. damit das Reich erniedrigt bliebe und sich nicht erhöhe, sondern er den von ihm geschlossenen Bund hielte und bewahrte. Ezechiel Ez 33 17 15 Qui recedens ab eo misit nuntios ad gyptum ut daret sibi equos, et populum multum. Numquid prosperabitur, vel consequetur salutem qui fecit hæc? Et qui dissolvit pactum numquid effugiet? Jener aber fiel von ihm ab¹⁹ und sandte Boten nach Ägypten, dass es ihm Rosse und viel Kriegsvolk gebe. Wird wohl der, der solches getan, Glück haben, oder Heil erlangen? Wird der, der den Bund gebrochen, entrinnen? Ezechiel Ez 33 17 15 19 Gegen die Mahnung des Propheten Jeremias. [Jer 2,18.36.37] Vergl. [2Kön 24,20]. Ezechiel Ez 33 17 16 Vivo ego, dicit Dominus Deus: quoniam in loco regis, qui constituit eum regem, cujus fecit irritum juramentum, et solvit pactum, quod habebat cum eo, in medio Babylonis morietur. So wahr ich lebe! spricht der Herr, Gott, an der Stätte des Königs, der ihn zum Könige eingesetzt hat und dem er den geleisteten Eid gebrochen und den Bund gelöst hat, welchen er mit ihm eingegangen: inmitten Babylons wird er sterben. Ezechiel Ez 33 17 17 Et non in exercitu grandi, neque in populo multo faciet contra eum Pharao prlium: in jactu aggeris, et in exstructione vallorum ut interficiat animas multas. Aber nicht wird Pharao mit einem großen Heere noch mit zahlreichem Kriegsvolke wider ihn²⁰ Krieg führen, wenn ein Wall aufgeworfen wird und die Bollwerke gebaut werden, um viele zu töten. Ezechiel Ez 33 17 17 20 Gegen den König von Babylon. Nach dem Hebräischen kommt Pharao aber den Sedekias zu Hilfe, doch nicht wirksam genug: Nicht mit einem großen Heere wird er ihn beistehen zu der Zeit, wo Jerusalem belagert wird. Alles dies geschah: vergl. [Jer 37,5]. Der Name des Pharao war Apries. Ezechiel Ez 33 17 18 Spreverat enim juramentum ut solveret fdus, et ecce dedit manum suam: et cum omnia hæc fecerit, non effugiet. Denn er hat den Eid missachtet, den Bund gebrochen und siehe, er hatte doch seine Hand darauf gegeben;²¹ weil er alles das getan, so wird er nicht entrinnen. Ezechiel Ez 33 17 18 21 Er hatte die Hand darauf gegeben, dass er das Bündnis wahren werde, und es mit einem Eide beschworen und dennoch die Treue gebrochen. Ezechiel Ez 33 17 19 Propterea hæc dicit Dominus Deus: Vivo ego, quoniam juramentum, quod sprevit, et fdus, quod prævaricatus est, ponam in caput ejus. Darum spricht der Herr, Gott, also: So wahr ich lebe! den Eid,²² den er missachtet und den Bund, den er gebrochen hat, werde ich auf sein Haupt bringen. Ezechiel Ez 33 17 19 22 Hebr.: meinen Eid, meinen Bund. Sedekias hatte Gott zum Zeugen angerufen, dass er dem Könige von Babylon treu sein werde, und Gott hatte durch den Propheten Jeremias befohlen, das Bündnis zu wahren. Ezechiel Ez 33 17 2 Fili hominis propone ænigma, et narra parabolam ad domum Israel, Menschensohn! lege dem Hause Israel einen Rätselspruch vor, rede in einem Gleichnisse Ezechiel Ez 33 17 20 Et expandam super eum rete meum, et comprehendetur in sagena mea: et adducam eum in Babylonem, et judicabo eum ibi in prævaricatione, qua despexit me. Und ich werde mein Netz nach ihm ausspannen, dass er sich in meinem Garn fangen soll, und ich werde ihn nach Babylon führen und dort mit ihm wegen des Treubruches, mit dem er mich verachtet hat, ins Gericht gehen. [Ez 12,13; Ez 32,3] Ezechiel Ez 33 17 21 Et omnes profugi ejus cum universo agmine suo, gladio cadent: residui autem in omnem ventum dispergentur: et scietis quia ego Dominus locutus sum. Alle seine Flüchtlinge sollen samt seinem ganzen Heere durch das Schwert fallen, die Übriggebliebenen aber sollen in alle Winde zerstreut werden und ihr sollt erkennen, dass ich, der Herr, es gesprochen.²³ Ezechiel Ez 33 17 21 23 Wie beiden aber Gottes Verheißungen gewahrt [Gen 49,10; 2Sam 7,13.16; Ps 88,4.38] u.a., wenn die Stadt zerstört, der König weggeführt, das Volk teils getötet, teils zerstreut wird? Gott hatte nicht versprochen, untreue Könige nicht zu strafen [2Sam 7,14.15], sondern nur, seine Erbarmung werde nicht weichen, d.i. jene aus Gnaden gemachte Verheißung es ewigen Thrones und der ewigen Herrschaft, die im Hause Davids zu begründen sind. Ezechiel Ez 33 17 22 Hæc dicit Dominus Deus: Et sumam ego de medulla cedri sublimis, et ponam: de vertice ramorum ejus tenerum distringam, et plantabo super montem excelsum et eminentem. So spricht der Herr, Gott: Ich werde etwas von dem Marke der hohen Zeder nehmen und einsetzen, aus dem Wipfel ihrer Sprösslinge will ich ein zartes Reis abbrechen und es auf einen hohen und erhabenen Berg pflanzen. Ezechiel Ez 33 17 23 In monte sublimi Israel plantabo illud, et erumpet in germen, et faciet fructum et erit in cedrum magnam, et habitabunt sub ea omnes volucres, et universum volatile sub umbra frondium ejus nidificabit. Auf die Bergeshöhe Israel werde ich es pflanzen und es soll Zweige treiben und Frucht bringen und zu einer mächtigen Zeder werden und alle Vögel werden unter ihr wohnen und alle beschwingten Tiere werden nisten unter dem Schatten ihrer Zweige.²⁴ Ezechiel Ez 33 17 23 24 Die Metapher schließt sich an V. 3, V. 4 an. Wenn der König von Babylon auch den König wegführt und das Reich zerstört, wird Gott dennoch von dem höchsten seiner Zweige ein zartes Reis wegnehmen und auf seinem erhabenen Berge pflanzen. Das Haus David wird nicht untergehen, Gott erhält ihm Nachkommen, aber in demütiger und niedriger Lage, bis er aus dieser Nachkommenschaft den hervorgehen lässt, der ein allumfassendes Reich begründen und unter seinem Zepter alle Völker vereinigen wird. Die Erniedrigung des Hauses David ist die Strafe für die gottlosen Könige, die Wahrung eines Reises, das zur erhabenen Zeder wird, die Erbarmung, welche Gott dem Hause David nicht entzieht. [2Sam 7,14.15] Vergl. [Lk 1,22.23]. Das Zepter wird nicht von Juda genommen werden, bis der es annimmt, der da kommen soll und es in Ewigkeit festhält. Das Bild von dem Reise entspricht der Weissagung [Am 9,11; Jes 4,2; Jes 11,1; Jes 53,2]. Die Niedrigkeit des Messias und seine Erhöhung wird angedeutet. Der Heiland wendet das Gleichnis [Mt 13,31] u.a. auf sein Reich an. Ezechiel Ez 33 17 24 Et scient omnia ligna regionis, quia ego Dominus humiliavi lignum sublime, et exaltavi lignum humile: et siccavi lignum viride, et frondere feci lignum aridum. Ego Dominus locutus sum, et feci. Und alle Bäume des Gefildes werden erkennen, dass ich, der Herr, den hohen Baum erniedrigt und den niedrigen Baum erhöht habe und dass ich den grünenden Baum saftlos werden ließ und den dürren Baum sprossend gemacht habe.²⁵ Ich, der Herr, habe es gesprochen und vollbracht. Ezechiel Ez 33 17 24 25 Allgemeine Norm des Messianischen Reiches. Ezechiel Ez 33 17 3 Et dices: Hæc dicit Dominus Deus: Aquila grandis magnarum alarum, longo membrorum ductu, plena plumis, et varietate, venit ad Libanum, et tulit medullam cedri. und sage: So spricht der Herr, Gott: Der große Adler mit großen Flügeln,² langgestreckten Gliedern, bedeckt mit buntem Gefieder,³ kam auf den Libanon⁴ und holte das Mark der Zedern⁵ weg. Ezechiel Ez 33 17 3 2 Hebr.: Federn. Ezechiel Ez 33 17 3 3 So wird nach V. 12 Nabuchodonosor beschrieben: ein König, der auf Raub ausgeht, überaus mächtig, der, nachdem er viele Völker unterjocht hat, seinen Flug nach Jerusalem und dem Wipfel (hebr.) der Zeder richtet. Ezechiel Ez 33 17 3 4 Warum Jerusalem mit dem Namen Libanon bezeichnet wird, ist aus [Jer 22,23] zu erklären. Viele Paläste waren aus Zedernholz aufgeführt. Ezechiel Ez 33 17 3 5 Die königliche Zeder ist das Haus David, ihr Wipfel oder erhabener Ast ist der Davidische König Joachin, den Nabuchodonosor nach Babylonien wegführte. [2Kön 24,15; 2Chr 30,10] Zu dem Bilde des Adlers vergl. [Jes 46,11; Jer 48,40; Jer 49,22; Klgl 4,19] Ezechiel Ez 33 17 4 Summitatem frondium ejus avulsit: et transportavit eam in terram Chanaan, in urbe negotiatorum posuit illam. Die Wipfel ihrer Sprossen riss er ab und brachte dieselben in das Land Kanaan,⁶ in der Stadt der Kaufleute⁷ legte er sie nieder. Ezechiel Ez 33 17 4 6 Das Land, welches Handel treibt, wie [Ez 16,29]. Ezechiel Ez 33 17 4 7 Dass Babylon mit Recht so genannt wird, zeigt [Ez 16,29]. Ezechiel Ez 33 17 5 Et tulit de semine terræ, et posuit illud in terra pro semine, ut firmaret radicem super aquas multas: in superficie posuit illud. Alsdann nahm er eines von den Samen des Landes⁸ und legte ihn als Samen in die Erde,⁹ dass er Wurzel schlage an reichlichem Wasser, auf die Oberfläche legte er denselben.¹⁰ Ezechiel Ez 33 17 5 8 An Stelle des Königs Joachin setzte Nabuchodonosor Sedekias ein. Ezechiel Ez 33 17 5 9 Hebr.: In fruchtbare Erde Ezechiel Ez 33 17 5 10 Ohne seine Herrschaft tief zu gründen. Nach anderen Hebr.: Als eine Weide pflanzte er ihn. Die Weide liebt feuchte Orte und schlägt dort alsbald Wurzel. Dieser Übersetzung steht aber entgegen, dass er V. 6 Weinstock heißt und hier die Vergleichungspartikel fehlt. Ezechiel Ez 33 17 6 Cumque germinasset, crevit in vineam latiorem humili statura, respicientibus ramis ejus ad eam: et radices ejus sub illa erant: facta est ergo vinea, et fructificavit in palmites, et emisit propagines. Da sprosste er auf und wuchs zu einem weitgestreckten Weinstock mit niedrigem Stamme heran, dessen Reben sich wieder nach ihm zurückbogen und dessen Wurzeln unter ihm blieben;¹¹ es ward also ein Weinstock daraus, der Reben trug und Ableger aussandte. Ezechiel Ez 33 17 6 11 Dass der Weinstock sich weit ausdehnt, bedeutet das Reich des Sedekias, da nach Nabuchodonosors Willen unter ihm blühen sollte, so indes, dass es schwach und ohne Glanz blieb (niedrig) und ganz von den Chaldäern abhing. (Hieron.) Der Adler hat den Weinstock gepflanzt, damit dessen Reben sich ihm zuwenden und seine Wurzel unter ihm seien, das ganze Reich von ihm abhänge. So bestand das Reich in der Tat eine Zeitlang. Ezechiel Ez 33 17 7 Et facta est aquila altera grandis magnis alis, multisque plumis: et ecce vinea ista quasi mittens radices suas ad eam, palmites suos extendit ad illam, ut irrigaret eam de areolis germinis sui. Es war aber ein anderer großer Adler mit großen Flügeln und reichem Gefieder¹² und siehe, jener Weinstock streckte seine Wurzeln nach ihm aus und breitete seine Zweige nach ihm hin, dass er ihn wässern möchte aus den Beeten, in die er gepflanzt war. Ezechiel Ez 33 17 7 12 Ägypten. Ezechiel Ez 33 17 8 In terra bona super aquas multas plantata est: ut faciat frondes, et portet fructum, ut sit in vineam grandem. Auf guten Boden, an reichliches Wasser war er gepflanzt, um Zweige zu treiben, Frucht zu tragen und ein herrlicher Weinstock zu werden.¹³ Ezechiel Ez 33 17 8 13 Es war kein Grund vorhanden, weshalb Sedekias vom Könige Nabuchodonosor gegen Gottes Willen abfiel, da unter diesem sein Reich genügendes Gedeihen fand. Ezechiel Ez 33 17 9 Dic: Hæc dicit Dominus Deus: Ergone prosperabitur? Nonne radices ejus evellet, et fructus ejus distringet, et siccabit omnes palmites germinis ejus, et arescet: et non in brachio grandi, neque in populo multo, ut evelleret eam radicitus? Sage: So spricht der Herr, Gott: Wird er also gedeihen? Wird jener nicht die Wurzeln desselben ausreißen, seine Früchte abbrechen und alle Reben, die ihm entsprossen sind, des Saftes berauben,¹⁴ so dass er verdorrt? und zwar wird es nicht eines gewaltigen Armes und zahlreichen Volkes bedürfen, um ihn mit den Wurzeln herauszureißen. Ezechiel Ez 33 17 9 14 Die Kraft seiner Herrschaft brechen, die Söhne des Königs durch vorzeitigen Tod hinwegraffen, seine Fürsten und Verwandten töten. Ezechiel Ez 33 0 1 N. Ein jeder wird die Strafe für seine Verschuldung leiden. (Kap. 18) Ezechiel Ez 33 18 1 Et factus est sermo Domini ad me, dicens: Und es erging an mich das Wort des Herrn also: Ezechiel Ez 33 18 10 Quod si genuerit filium latronem effundentem sanguinem, et fecerit unum de istis: Wenn er aber einen Sohn zeugt, der gewalttätig ist und Blut vergießt oder eines von diesen Dingen begeht, Ezechiel Ez 33 18 11 Et hæc quidem omnia non facientem, sed in montibus comedentem, et uxorem proximi sui polluentem: wenn er sie auch nicht alle begeht, aber auf den Bergen Mahl hält, das Weib seines Nächsten schändet, Ezechiel Ez 33 18 12 Egenum, et pauperem contristantem, rapientem rapinas, pignus non reddentem, et ad idola levantem oculos suos, abominationem facientem: Dürftige und Arme bedrückt, Raub an sich rafft, das Pfand nicht zurückgibt, seine Augen zu den Götzen erhebt, Greuel verübt, Ezechiel Ez 33 18 13 Ad usuram dantem, et amplius accipientem: numquid vivet? Non vivet: cum universa hæc detestanda fecerit, morte morietur, sanguis ejus in ipso erit. auf Wucher ausleiht und Zuschlag nimmt,⁵ sollte er leben? Nein, er soll nicht leben; da er alle diese Greuel verübt hat, soll er des Todes sterben, sein Blut wird über ihn selbst kommen!⁶ Ezechiel Ez 33 18 13 5 Dies war den Volksgenossen gegenüber verboten. [Dtn 23,20] wurde indes zur Zeit des Nehemias [Neh 5,7] nicht beobachtet. Ezechiel Ez 33 18 13 6 Er wird sich selbst die Ursache des Todes sein und hat diesen nur sich zuzuschreiben. Ezechiel Ez 33 18 14 Quod si genuerit filium, qui videns omnia peccata patris sui, quæ fecit, timuerit, et non fecerit simile eis: Zeugt er aber einen Sohn, der zwar alle Sünden sieht, welche sein Vater beging, aber sich fürchtet und nichts dergleichen tut, Ezechiel Ez 33 18 15 Super montes non comederit, et oculos suos non levaverit ad idola domus Israel, et uxorem proximi sui non violaverit: auf den Bergen nicht Mahl hält, seine Augen nicht zu den Götzen des Hauses Israel erhebt, das Weib seines Nächsten nicht schändet, Ezechiel Ez 33 18 16 Et virum non contristaverit, pignus non retinuerit, et rapinam non rapuerit, panem suum esurienti dederit, et nudum operuerit vestimento: niemanden bedrückt, kein Pfand behält, nicht Raub an sich rafft, sein Brot dem Hungrigen darreicht, den Nackten mit einem Gewande bekleidet, Ezechiel Ez 33 18 17 A pauperis injuria averterit manum suam, usuram et superabundantiam non acceperit, judicia mea fecerit, in præceptis meis ambulaverit: hic non morietur in iniquitate patris sui, sed vita vivet. seine Hand von dem Unrecht gegen den Armen zurückhält, Wucher und Zuschlag nicht nimmt,⁷ meine Rechte hält und nach meinen Geboten wandelt: ein solcher soll nicht sterben wegen der Verschuldung seines Vaters, sondern leben! Ezechiel Ez 33 18 17 7 Sei es im Gelde, sei es bei anderen Dingen. Ezechiel Ez 33 18 18 Pater ejus quia calumniatus est, et vim fecit fratri, et malum operatus est in medio populi sui, ecce mortuus est in iniquitate sua. Sein Vater, der Bedrückung geübt, seinen Brüdern Gewalt angetan und in der Mitte seines Volkes Böses verübt hat, sehet, er⁸ wird um seiner Verschuldung willen sterben. Ezechiel Ez 33 18 18 8 Der, welcher Böses getan. Ezechiel Ez 33 18 19 Et dicitis: Quare non portavit filius iniquitatem patris? Videlicet, quia filius judicium, et justitiam operatus est, omnia præcepta mea custodivit, et fecit illa, vivet vita. Ihr sprecht: Warum trägt denn der Sohn nicht die Verschuldung des Vaters? Darum, weil der Sohn Recht und Gerechtigkeit geübt, alle meine Gebote beobachtet und sie erfüllt hat, soll er leben! Ezechiel Ez 33 18 2 Quid est quod inter vos parabolam vertitis in proverbium istud in terra Israel, dicentes: Patres comederunt uvam acerbam, et dentes filiorum obstupescunt? Was soll dies, dass ihr gleichnisweise das Sprichwort unter euch im Lande Israel brauchet und sprechet: Die Väter haben sauere Trauben gegessen und den Kindern sind die Zähne stumpf geworden?¹ Ezechiel Ez 33 18 2 1 Die Zeitgenossen sollen die Heimsuchungen Gottes nicht allein den Verschuldungen der Väter zuschreiben, sondern sich selbst als Sünder und Strafwürdige anerkennen. Hebr.: essen: ein allgemeines, stets geltendes Gesetz. [Ex 20,5; Dtn 5,9] sagt Gott nicht, er werde allgemein die Sünden der Väter an den Kindern heimsuchen, sondern beschränkt diese Drohung auf die, welche ihn hassen, und [Lev 26,39.40] will er die Sünder strafen wegen der Vergehungen ihrer Väter und ihrer eigenen, bis sie ihre eigenen und die Missetaten ihrer Vorfahren bekennen. Ezechiel Ez 33 18 20 Anima, quæ peccaverit, ipsa morietur: filius non portabit iniquitatem patris, et pater non portabit iniquitatem filii: justitia justi super eum erit, et impietas impii erit super eum. Die Seele, welche sündigt, diese soll des Todes sterben! der Sohn soll die Schuld des Vaters nicht tragen und der Vater die Schuld des Sohnes nicht tragen; die Gerechtigkeit des Gerechten soll auf dem Gerechten bleiben und die Schuld des Gottlosen über diesen kommen.⁹ [Dtn 24,16; 2Kön 14,6; 2Chr 25,4] Ezechiel Ez 33 18 20 9 Erklärung, warum der Sohn nicht für die Sünden des Vaters Strafe leiden soll: weil er nicht in die Fußstapfen des Vaters getreten ist. So wird jedem Einwurfe, der aus [Ex 20,5] und [Ex 34,7; Num 14,6] und [2Chr 25,4] genommen werden könnte, begegnet. Bei den Menschen galt freilich das Umgekehrte. Vergl. [Est 9,13; Dan 6,24]. Desto notwendiger war es, dass die Sünder darauf hingewiesen wurden, dass sie nicht einzig für die Verschuldungen ihrer Väter litten. Ezechiel Ez 33 18 21 Si autem impius egerit pnitentiam ab omnibus peccatis suis, quæ operatus est, et custodierit omnia præcepta mea, et fecerit judicium, et justitiam: vita vivet, et non morietur. Wenn aber der Gottlose Buße tut für alle seine Sünden, die er begangen, und alle meine Gebote bewahrt und Recht und Gerechtigkeit übt, so soll er leben und nicht sterben. Ezechiel Ez 33 18 22 Omnium iniquitatum ejus, quas operatus est, non recordabor: in justitia sua, quam operatus est, vivet. Ich will all seiner Sünden, die er begangen, nicht mehr gedenken; um seiner Gerechtigkeit willen, die er geübt, soll er leben.¹⁰ Ezechiel Ez 33 18 22 10 Derart bleibt die Zurechnung der Sünde der Väter den Söhnen fern, dass selbst der, der zuvor ein gottloser Sünder gewesen, wenn er Böses tut, nicht mehr nach seiner alten Vergehung gerichtet wird. Vollkommene Verzeihung wird gewährt. Tod und Leben sind zunächst, wie immer im Pentateuch, wenn von Strafe und Lohn die Rede ist, von dieser Erdenzeit zu verstehen. Indes gilt das gleiche Gesetz auch über dies Leben hinaus. Bei der Zerstörung Jerusalems sollen ja nicht allein die Bösen sterben, im Gegenteile nach [Ez 14,22.23] werden viele Frevler den Untergang der Stadt überleben. Die vorstehende Regel gilt also auch von jener Vergeltung, welche nicht mit diesem Leben abschließt. Ezechiel Ez 33 18 23 Numquid voluntatis meæ est mors impii, dicit Dominus Deus, et non ut convertatur a viis suis, et vivat? Sollte ich etwa am Tode des Gottlosen Wohlgefallen haben, spricht der Herr, Gott, und nicht vielmehr daran, dass er sich von seinen Wegen bekehre und lebe? [Ez 33,8-19; 2Petr 3,9] Ezechiel Ez 33 18 24 Si autem averterit se justus a justitia sua, et fecerit iniquitatem secundum omnes abominationes, quas operari solet impius, numquid vivet? Omnes justitiæ ejus, quas fecerat, non recordabuntur: in prævaricatione qua prævaricatus est, et in peccato suo quod peccavit, in ipsis morietur. Wenn sich aber der Gerechte von seiner Gerechtigkeit abwendet und Böses tut, gleich all den Greueln, welche der Gottlose zu verüben pflegt, sollte er da leben? All seiner Gerechtigkeit, die er geübt, soll nicht mehr gedacht werden; ob seiner Übertretung, die er begangen, und um seiner Sünden willen, die er verübt, um dieser willen soll er sterben.¹¹ Ezechiel Ez 33 18 24 11 Wie den Gerechten, der zuvor ein Sünder gewesen ist, die alten Sünden nicht mehr belasten, so hilft einem Sünder, der zuvor gerecht gewesen, nicht mehr die frühere Übung der Gerechtigkeit. Ein jeder wird nach dem Stande geurteilt werden, in dem er erfunden wird. (Hier.) Doch auch wenn der Gerechte fällt, bleibt die V. 23 ausgesprochene Wahrheit bestehen, dass Gott will, dass alle selig werden. Dieser Wille ist allerdings ein vorhergehender, wie die Theologen sagen, denn wenn der Böse in seiner Bosheit verharrt, will Gott hiernach dessen Tod als Folge der Verhärtung im Bösen. Ezechiel Ez 33 18 25 Et dixistis: Non est æqua via Domini. Audite ergo domus Israel: Numquid via mea non est æqua, et non magis viæ vestræ pravæ sunt? Wenn ihr aber sprechet: Der Weg des Herrn ist nicht recht! Höret doch, Haus Israel: Ist mein Weg nicht recht und sind nicht vielmehr eure Wege verkehrt? Ezechiel Ez 33 18 26 Cum enim averterit se justus a justitia sua, et fecerit iniquitatem, morietur in eis: in injustitia, quam operatus est, morietur. Denn wenn der Gerechte sich abwendet von seiner Gerechtigkeit und Sünde begeht, so wird er deshalb sterben; um des Schlechten willen, das er begangen hat, wird er sterben! Ezechiel Ez 33 18 27 Et cum averterit se impius ab impietate sua, quam operatus est, et fecerit judicium, et justitiam: ipse animam suam vivificabit. Aber wenn der Gottlose sich von seiner Gottlosigkeit, die er verübt hat, abwendet und Recht und Gerechtigkeit übt, so wird er seiner Seele das Leben gewinnen. Ezechiel Ez 33 18 28 Considerans enim, et avertens se ab omnibus iniquitatibus suis, quas operatus est, vita vivet, et non morietur. Denn geht er in sich und wendet er sich ab von allen seinen Sünden, die er begangen hat, so wird er gewiss leben und nicht sterben!¹² Ezechiel Ez 33 18 28 12 Da diese Norm mit solcher Bestimmtheit zu einer Zeit aufgestellt wird, wo Jerusalems Fall bereits fest beschlossen ist, ist es klar, dass die Heimsuchungen, welche Gott über das Volk kommen lässt, Schwert, Hungersnot, Pest nicht die eigentliche Strafe für die Gottlosen sind. Diesen Plagen unterliegen ja alle in gleicher Weise, demnach will Gott sagen, dass er noch eine höhere Ordnung von Belohnungen und Strafen hat, die jedem nach Verdienst zuteil werden sollen. Wir werden also auf die übernatürliche Ordnung, auf ein anderes Leben nach diesem Tode verwiesen. Ezechiel Ez 33 18 29 Et dicunt filii Israel: Non est æqua via Domini. Numquid viæ meæ non sunt æquæ, domus Israel, et non magis viæ vestræ pravæ? Doch die Söhne Israels sprechen: Der Weg des Herrn ist nicht recht! Sind wirklich meine Wege nicht recht, Haus Israel, und nicht vielmehr eure Wege verkehrt? Ezechiel Ez 33 18 3 Vivo ego, dicit Dominus Deus, si erit ultra vobis parabola hæc in proverbium in Israel. So wahr ich lebe! spricht der Herr, Gott, diese Gleichnisrede sollt ihr fortan nicht mehr als Sprichwort in Israel gebrauchen. Ezechiel Ez 33 18 30 Idcirco unumquemque juxta vias suas judicabo domus Israel, ait Dominus Deus. Convertimini, et agite pnitentiam ab omnibus iniquitatibus vestris: et non erit vobis in ruinam iniquitas. Deshalb, Haus Israel! werde ich einen jeden nach seinen Wegen richten, spricht der Herr, Gott. Bekehret euch und tuet Buße für alle eure Sünden, so wird die Schuld euch nicht zum Verderben gereichen.¹³ [Mt 3,2; Lk 3,3] Ezechiel Ez 33 18 30 13 Eine wahrhaft väterliche Mahnung. Gottes Zorn richtet sich also nicht gegen die Menschen, sondern gegen die Sünden, da er die, die er als Sünder zu strafen beschlossen, freundlich einlädt, ihre Sünden zu verabscheuen, damit sie nicht untergehen. Ezechiel Ez 33 18 31 Projicite a vobis omnes prævaricationes vestras, in quibus prævaricati estis, et facite vobis cor novum, et spiritum novum: et quare moriemini domus Israel? Werfet von euch all eure Untreue, durch die ihr euch vergangen habt, und machet euch ein neues Herz und einen neuen Geist; denn warum wollt ihr sterben, Haus Israel?¹⁴ Ezechiel Ez 33 18 31 14 Gott zeigt ihnen den Weg zur Rettung und drängt sie, denselben zu beschreiten. Warum wollt ihr durchaus sterben? Warum nehmt ihr das Heil nicht an, das ich euch darbiete? Nur eines macht euch schuldig des Todes: wenn ihr euch nicht bekehren wollt. Ezechiel Ez 33 18 32 Quia nolo mortem morientis, dicit Dominus Deus, revertimini, et vivite. Ich will ja nicht den Tod dessen, der stirbt, spricht der Herr, Gott, bekehret euch und lebet! [V. 23] [Ez 33,11; 2Petr 3,9] Ezechiel Ez 33 18 4 Ecce omnes animæ, meæ sunt: ut anima patris, ita et anima filii mea est: anima, quæ peccaverit, ipsa morietur. Sehet, mein sind alle Seelen; wie die Seele des Vaters, so ist auch die Seele des Sohnes mein;² die Seele, welche sündigt, diese soll sterben!³ Ezechiel Ez 33 18 4 2 Gott ist Schöpfer und Herr, Herr und Vater aller, er weist also keinen von sich und ist gerecht gegen alle, ohne Parteinahme. Ähnlich sprach Abraham zu Gott selbst [Gen 18,25], durch den gleichen Grund beweist Eliu, dass Gott gerecht ist [Ijob 34,13], ähnlich argumentiert der heilige Paulus. [Röm 3,5.6] Ezechiel Ez 33 18 4 3 Der Tod ist gleichsam die Summe aller Strafen, welche im Gesetze gegen die Übertreter aufgestellt werden, wie dem Beobachter desselben das Leben verheißen wird. Es handelt sich um den zeitlichen Tod und das zeitliche Leben, denn die Juden klagen, dass sie für die Sünden ihrer Väter mit Unglück und Tod heimgesucht werden. Ezechiel Ez 33 18 5 Et vir si fuerit justus, et fecerit judicium, et justitiam, Und wenn jemand gerecht ist, Recht und Gerechtigkeit übt, Ezechiel Ez 33 18 6 In montibus non comederit, et oculos suos non levaverit ad idola domus Israel: et uxorem proximi sui non violaverit, et ad mulierem menstruatam non accesserit: auf den Bergen nicht Mahl hält, seine Augen nicht zu den Götzen des Hauses Israel erhebt, das Weib seines Nächsten nicht schändet und einem Weibe zur Zeit ihres Blutganges nicht naht, Ezechiel Ez 33 18 7 Et hominem non contristaverit: pignus debitori reddiderit, per vim nihil rapuerit: panem suum esurienti dederit, et nudum operuerit vestimento: niemanden bedrückt, das Pfand dem Schuldner wieder zurückgibt, nichts mit Gewalt raubt, sein Brot dem Hungrigen darreicht und den Nackten mit einem Gewande bekleidet, [Jes 58,7; Mt 25,35] Ezechiel Ez 33 18 8 Ad usuram non commodaverit, et amplius non acceperit: ab iniquitate averterit manum suam, et judicium verum fecerit inter virum et virum: nicht auf Wucher ausleiht und keine Zinsen nimmt, seine Hand vom Unrechte zurückhält und recht richtet zwischen Mann und Mann, Ezechiel Ez 33 18 9 In præceptis meis ambulaverit, et judicia mea custodierit ut faciat veritatem: hic justus est, vita vivet, ait Dominus Deus. nach meinen Geboten wandelt und meine Rechte beobachtet, um nach der Wahrheit zu handeln: der ist gerecht, er soll leben!⁴ spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 18 9 4 Ein solcher wahrt das Gesetz treu und soll alle Güter genießen, welche im Gesetze für die Beobachtung aller Vorschriften verheißen werden. Wie der Tod die Summe aller Strafen, so enthält das Leben die Zusammenfassung aller Verheißungen und Belohnungen. Ezechiel Ez 33 0 1 O. Klagelied über den Untergang des jüdischen Reiches. (Kap. 19) Ezechiel Ez 33 19 1 Et tu assume planctum super principes Israel, Du aber stimme ein Klagelied an über die Fürsten Israels¹ Ezechiel Ez 33 19 1 1 Zuerst beweint er den Schaden, der schon zugefügt ist, und die den davidischen Königen angetane Schmach, um dann zu zeigen, dass dies nicht mehr zu bessern, und zu schließen, dass das ganze Reich dem Untergange geweiht sei. Ezechiel Ez 33 19 10 Mater tua quasi vinea in sanguine tuo super aquam plantata est: fructus ejus, et frondes ejus creverunt ex aquis multis. Deine Mutter war einem Weinstocke gleich, an Wasser gepflanzt durch dein Blut;¹¹ seine Früchte und seine dichten Zweige wuchsen wegen des vielen Wassers. Ezechiel Ez 33 19 10 11 Besser: in deiner Ruhe: als ihm Ruhe gegönnt ward, blühte der Weinstock; er war wohl bewässert, darum sandte er zahlreiche Sprösslinge aus. Ja, der Weinstock trug so starke Rebzweige, dass diese als königliche Zepter dienten. (V. 11) Ezechiel Ez 33 19 11 Et factæ sunt ei virgæ solidæ in sceptra dominantium, et exaltata est statura ejus inter frondes: et vidit altitudinem suam in multitudine palmitum suorum. Und seine Reben wurden stark, zu Herrscherstäben, und sein Stamm wuchs hoch empor zwischen dichten Zweigen und er zeigte seine Höhe bei der Menge seiner Zweige. Ezechiel Ez 33 19 12 Et evulsa est in ira in terramque projecta, et ventus urens siccavit fructum ejus: marcuerunt, et arefactæ sunt virgæ roboris ejus: ignis comedit eam. Da ward er ausgerissen im Zorne, auf die Erde geworfen und der Glutwind dörrte seine Frucht aus, seiner Reben Kraft ward saftlos und dürr, Feuer verzehrte ihn.¹² [Hos 13,15] Ezechiel Ez 33 19 12 12 Vergl. [Ez 15,4]. Doch was das Feuer nicht zerstört, wird fortgeführt. Ezechiel Ez 33 19 13 Et nunc transplantata est in desertum, in terra invia, et sitienti. Und jetzt ist er in eine Wüste¹³ verpflanzt, in ungebahntes und wasserloses Land. Ezechiel Ez 33 19 13 13 Als solche erschien Babylon dem frommen Israeliten, dessen Herz die Sehnsucht nach dem Tempel und dem Vaterlande erfüllte und der die Verbannung als von Gott verhängte Strafe gleichsam als eine Scheidung von ihm und als eine Verstoßung ansah. [Ez 20,35] heißt Babylon eine Wüste mit Anspielung auf das Weilen des Volkes in der Wüste, welches den Einzug in das verheißene Land vorbereitete. Ezechiel Ez 33 19 14 Et egressus est ignis de virga ramorum ejus, qui fructum ejus comedit: et non fuit in ea virga fortis, sceptrum dominantium. Planctus est, et erit in planctum. Und Feuer brach hervor aus einem Zweige seiner Reben¹⁴ und verzehrte seine Früchte und es blieb an ihm keine starke Rebe, kein Stab mehr für Herrscher.¹⁵ Ein Klagelied ist dies und wird es sein!¹⁶ Ezechiel Ez 33 19 14 14 Von dem, der das Zepter hält, wird dies letzte Verderben ausgehen: Von Sedekias, der durch seine Treulosigkeit gegen Nabuchodonosor der Stadt und des Reiches verschuldete. Ezechiel Ez 33 19 14 15 Kein davidischer König bleibt mehr, der das Zepter führte. Mehr darüber unter [Ez 21,26.27]. Wie trotzdem das Zepter nicht von Juda weicht, hat der Seher bereits [Ez 17,22] berührt und erklärt er [Ez 21,27]. Vergl. [Jer 23,5]. Ezechiel Ez 33 19 14 16 Siegel und Bekräftigung des Klageliedes: das ganze Lied ist Klage und Weh und wird in seiner Erfüllung als Jammer allen kund werden. Ezechiel Ez 33 19 2 Et dices: Quare mater tua leæna inter leones cubavit, in medio leunculorum enutrivit catulos suos? und sprich: Warum lag deine Mutter, die Löwin, unter den Löwen und zog ihre Jungen auf in der Mitte junger Löwen?² Ezechiel Ez 33 19 2 2 Das Hebr. kann auch übersetzt werden: Was war deine Mutter? Sie ruhte eine Löwin unter Löwen. D.i.: das Volk wollte im Pomp seines Reiches und im Kriegsruhm wie die übrigen Nationen sein. [1Sam 8,20] Die Löwen also sind die Völker und Reiche, deren Sitten, Stolz, Habsucht das Volk Gottes nachzuahmen bestrebt war. Mutter ist das jüdische Volk, die Kinder sind die Juden. Vergl. [Hos 2,2; Jes 50,1]. Auch die Hauptstadt und der Mittelpunkt des Reiches, Jerusalem, wird Mutter genannt, insofern die anderen Städte als ihre Töchter gelten. An anderem Orte wird Juda aber allgemein das Volk Israel als Ehrenbezeigung ein Löwe genannt [Gen 49,9; Num 23,24; Num 24,9], hier aber wird der stolze und wilde Charakter der heidnischen Reiche durch das Bild zum Ausdruck gebracht. Nach Art dieser Reiche hat auch die Mutter Israel ihre königliche Nachkommenschaft erzogen und sie mit Stolz und Herrschbegierde erfüllt. Auf diese Nachkommenschaft blickt die Mutter mit Stolz und treibt sie an, sich zu verhalten wie die Könige der Heiden. Ezechiel Ez 33 19 3 Et eduxit unum de leunculis suis, et leo factus est: et didicit capere prædam, hominemque comedere. Sie zog einen ihrer jungen Löwen auf und er ward ein Löwe, da lernte er Beute rauben und Menschen fressen.³ Ezechiel Ez 33 19 3 3 Umschreibung des [2Kön 23,30] Berichteten. Dass Joachaz wirklich wie ein wildes Tier wütete, zeigt V. 32 daselbst. Ezechiel Ez 33 19 4 Et audierunt de eo gentes, et non absque vulneribus suis ceperunt eum: et adduxerunt eum in catenis in terram gypti. Als aber die Völker von ihm hörten, fingen sie ihn, doch nicht ohne Wunden für sie,⁴ und führten ihn in Ketten⁵ in das Land Ägypten.⁶ Ezechiel Ez 33 19 4 4 Da der davidische König nicht ein König im Sinne von [Gen 49,9] und [Num 23,24] und [Num 24,9] ist, sondern vielmehr ein wildes Tier, so begegnet ihm, was diesem zu widerfahren pflegt: er wird in einer Grube gefangen. (Hebr.) Ezechiel Ez 33 19 4 5 Hebr.: Im Nasenringe. Ezechiel Ez 33 19 4 6 Joachaz wurde von Pharao Nechao in Rebla gefangen genommen und nach Ägypten geführt [2Kön 23,33], wo er starb. Vergl. [Jer 22,10.11]. Ezechiel Ez 33 19 5 Quæ cum vidisset quoniam infirmata est, et periit exspectatio ejus: tulit unum de leunculis suis, leonem constituit eum. Als nun die Löwin sah, dass sie machtlos geworden und ihr Hoffen vereitelt sei, nahm sie einen von ihren jungen Löwen und machte ihn zum Löwen.⁷ Ezechiel Ez 33 19 5 7 Die Mutter Juda ist durch den ersten Unfall noch nicht belehrt. Sie wollte, dass ihr Reich dem der Heiden glich; um also ihrer Ohnmacht ein Ende zu machen, erzog sie einen anderen Löwen, der wie die übrigen Löwen sich seiner Wildheit überließ, der Weise der Heiden, die so sehr von der Norm des theokratischen Reiches abwich. Ezechiel Ez 33 19 6 Qui incedebat inter leones, et factus est leo: et didicit prædam capere, et homines devorare: Dieser wandelte unter den Löwen und ward ein Löwe und lernte Beute rauben und Menschen verschlingen, Ezechiel Ez 33 19 7 Didicit viduas facere, et civitates eorum in desertum adducere: et desolata est terra, et plenitudo ejus a voce rugitus illius. er lernte Witwen machen und ihre Städte zu Wüsteneien wandeln, so dass das Land und was es erfüllte verödete vor dem Schalle seines Gebrülles. Ezechiel Ez 33 19 8 Et convenerunt adversus eum gentes undique de provinciis, et expanderunt super eum rete suum, in vulneribus earum captus est. Da versammelten sich wider ihn die Völker aus den Ländern ringsum und breiteten ihr Netz gegen ihn aus und er ward gefangen, doch nicht ohne Wunden für sie.⁸ Ezechiel Ez 33 19 8 8 Hebr.: wie V. 4. Er ward in ihrer Grube gefangen. Ezechiel Ez 33 19 9 Et miserunt eum in caveam, in catenis adduxerunt eum ad regem Babylonis: miseruntque eum in carcerem, ne audiretur vox ejus ultra super montes Israel. Dann sperrten sie ihn in einen Käfig und führten ihn in Ketten⁹ zu dem Könige von Babylon und brachten ihn in das Gefängnis, damit seine Stimme nicht ferner mehr über die Berge Israels hin gehört würde.¹⁰ Ezechiel Ez 33 19 9 9 Nasenring. Ezechiel Ez 33 19 9 10 Weder von Sedekias noch von Joakim kann hier die Rede sein, also ist die Stelle von Joachin zu verstehen. (Hier.) Vergl. [2Kön 25,27; Jer 52,31] Sein Vater Joakim war gottlos gewesen, in dessen Fußstapfen war Joachin getreten. [2Kön 24,9] Diese beiden wählt der Prophet, weil ihr Beispiel am besten die bitteren Demütigungen zeigt, denen das Volk von Ägyptern und Chaldäern unterworfen ward, ihr Schicksal also am besten die Erfüllung der [Ez 16,37] ausgesprochenen Drohung zeigt. Die Braut des Herrn hat mit Ägyptern und Chaldäern gesündigt [Ez 16,26.29], von beiden wird sie mit Schmach überhäuft. Ezechiel Ez 33 0 1 4. Vierte Reihe von Strafgerichten. (Kap. 20,1 24,27) A. Wie hat das Volk sich gezeigt? (V. 31) B. Gott wird das Volk durch seine Züchtigung bessern. (V. 44) C. Gleichnisse über die hereinbrechende Verwüstung. (20,45 21,17) Ezechiel Ez 33 20 1 Et factum est in anno septimo, in quinto, in decima mensis: venerunt viri de senioribus Israel ut interrogarent Dominum, et sederunt coram me. Und es geschah¹ im siebten Jahr, im fünften Monat, am zehnten des Monats,² dass Männer von den Ältesten Israels kamen, um den Herrn zu befragen, und sie setzten sich vor mir nieder. Ezechiel Ez 33 20 1 1 Kap. 20 24 enthalten eine Erweiterung der Strafreden. Kap. 14 19 Ezechiel Ez 33 20 1 2 Diese Weissagung wurde dem Propheten zuteil zwei Jahre, einen Monat, fünf Tage nach der Berufung zum Prophetenamt [Ez 1,2] und zwei Jahre fünf Monate vor dem Beginne der Belagerung Jerusalems [Ez 24,1], nämlich im siebten Jahre nach der Wegführung des Königs Joachin. [2Kön 24,15] Die Vornehmen und die Amtspersonen bitten um einen Spruch des Herrn, der Prophet musste also bereits hohes Ansehen genießen. Doch Gottes Antwort ist die gleiche wie [Ez 14,3]. Ezechiel Ez 33 20 10 Ejeci ergo eos de terra gypti, et eduxi eos in desertum. So führte ich sie denn eilig aus dem Lande Ägypten heraus und geleitete sie in die Wüste. Ezechiel Ez 33 20 11 Et dedi eis præcepta mea, et judicia mea ostendi eis, quæ faciens homo, vivet in eis. Und ich gab ihnen meine Gebote und tat ihnen meine Rechte kund, durch welche der Mensch lebt,¹² wenn er sie übt. [Lev 18,5; Röm 10,5] Ezechiel Ez 33 20 11 12 Leben ist die Zusammenfassung aller Verheißungen und alles Guten, wie der Tod die Summe der Drohungen und Strafen ist. Ezechiel Ez 33 20 12 Insuper et sabbata mea dedi eis, ut essent signum inter me et eos: et scirent quia ego Dominus sanctificans eos. Überdies gab ich ihnen meine Sabbate,¹³ damit sie zum Zeichen seien zwischen mir und ihnen und damit sie erkennen sollten, dass ich der Herr es bin, der sie heiligt.¹⁴ [Ex 20,8; Ex 31,13; Dtn 5,12] Ezechiel Ez 33 20 12 13 Der Tag der Ruhe, den Gott gewährt, ist ein besonderer Beweis seiner Güte, ist er doch das Abbild der himmlischen Ruhe, zu der er sie beruft, vergl. [Hebr 4,4-9], und seine Beobachtung Beweis des Gehorsams gegen Gott und der Verehrung des Höchsten. Ezechiel Ez 33 20 12 14 Durch die Beobachtung des Sabbats heiligt Gott sie, weiht sie sich und erklärt sie als ihm geweiht, verbindet mit der Beobachtung desselben viele Güter, damit sie endlich gleichfalls, nach Vollendung ihres Tagewerkes, in den ewigen Sabbat eintreten, wie Gott in seine Ruhe nach Erschaffung der Welt. Vergl. [Ex 20,11]. Ezechiel Ez 33 20 13 Et irritaverunt me domus Israel in deserto, in præceptis meis non ambulaverunt, et judicia mea projecerunt, quæ faciens homo vivet in eis: et sabbata mea violaverunt vehementer: dixi ergo ut effunderem furorem meum super eos in deserto, et consumerem eos. Aber das Haus Israel reizte mich zum Zorne in der Wüste, wandelte nicht nach meinen Geboten und verwarf meine Rechte, durch welche der Mensch lebt, der sie beobachtet, und sie entweihten meine Sabbate sehr; darum dachte ich, meinen Grimm über sie auszugießen in der Wüste und sie zu vertilgen.¹⁵ Ezechiel Ez 33 20 13 15 Beispiele [Ex 32,1ff; Num 14,1ff; Num 16,2; Num 21,5; Num 25,2] usw. der Verletzung des Sabbats: [Ex 16,27] und [Num 15,32]. Gott wollte sie vernichten: [Ex 32,10; Ex 33,3; Num 14,12; Dtn 9,14]. Doch er verschonte Israel, damit die Völker nicht spottend sagten, er habe es nicht in das Land der Verheißung einführen können. [Num 14,16] Ezechiel Ez 33 20 14 Et feci propter nomen meum, ne violaretur coram gentibus, de quibus ejeci eos in conspectu earum. Doch ich handelte um meines Namens willen, dass er nicht entweiht würde vor den Völkern, vor deren Augen ich sie in Eile herausgeführt. Ezechiel Ez 33 20 15 Ego igitur levavi manum meam super eos in deserto, ne inducerem eos in terram, quam dedi eis fluentem lacte, et melle, præcipuam terrarum omnium: So erhob ich denn meine Hand über sie in der Wüste, dass ich sie nicht in das Land führen würde, welches ich ihnen zugeteilt, das von Milch und Honig fließt, ein Land, herrlich unter allen Ländern, Ezechiel Ez 33 20 16 Quia judicia mea projecerunt, et in præceptis meis non ambulaverunt, et sabbata mea violaverunt: post idola enim cor eorum gradiebatur. weil sie meine Rechte verwarfen und nach meinen Geboten nicht wandelten und meine Sabbate entweihten; denn ihr Herz ging den Götzen nach. Ezechiel Ez 33 20 17 Et pepercit oculus meus super eos ut non interficerem eos: nec consumpsi eos in deserto. Doch mein Auge schonte ihrer, so dass ich sie nicht tötete und sie nicht vernichtete in der Wüste. Ezechiel Ez 33 20 18 Dixi autem ad filios eorum in solitudine: In præceptis patrum vestrorum nolite incedere, nec judicia eorum custodiatis, nec in idolis eorum polluamini: Und ich sprach zu ihren Söhnen in der Wüste: Wandelt nicht nach den Satzungen euerer Väter und beobachtet deren Rechte nicht und beflecket euch nicht durch ihre Götzen! Ezechiel Ez 33 20 19 Ego Dominus Deus vester: in præceptis meis ambulate, judicia mea custodite, et facite ea: Ich, der Herr, bin euer Gott, nach meinen Satzungen wandelt und meine Rechte haltet und tuet sie Ezechiel Ez 33 20 2 Et factus est sermo Domini ad me, dicens: Da erging an mich das Wort des Herrn also: Ezechiel Ez 33 20 20 Et sabbata mea sanctificate ut sint signum inter me et vos, et sciatis quia ego sum Dominus Deus vester. und meine Sabbate heiliget, damit sie ein Zeichen seien zwischen mir und euch und ihr erkennet, dass ich der Herr, euer Gott¹⁶ bin! Ezechiel Ez 33 20 20 16 Diese Worte dienen öfter als Bekräftigung und Bestätigung der Gesetzgebung zur Kundgebung der Majestät Gottes, der den Bund geschlossen und mit Drohungen und Verheißungen umgeben hat. Ezechiel Ez 33 20 21 Et exacerbaverunt me filii, in præceptis meis non ambulaverunt: et judicia mea non custodierunt ut facerent ea: quæ cum fecerit homo, vivet in eis: et sabbata mea violaverunt: et comminatus sum ut effunderem furorem meum super eos, et implerem iram meam in eis in deserto. Aber auch die Söhne reizten mich zum Zorn; sie wandelten nicht nach meinen Geboten und achteten meiner Rechte nicht,¹⁷ dass sie sie taten, da doch der Mensch lebt, der sie übt, und entweihten meine Sabbate; da drohte ich, meinen Grimm über sie auszugießen und meinen Zorn an ihnen auszulassen in der Wüste. Ezechiel Ez 33 20 21 17 Siehe [Num 14,41; Num 15,32; Num 16,1] insbesondere aber [Num 16,21.41-48] Ezechiel Ez 33 20 22 Averti autem manum meam, et feci propter nomen meum, ut non violaretur coram gentibus, de quibus ejeci eos in oculis earum. Doch ich zog meine Hand wieder zurück und handelte um meines Namens willen, dass er nicht entweiht würde vor den Völkern, vor deren Augen ich sie eilig ausführte. Ezechiel Ez 33 20 23 Iterum levavi manum meam in eos in solitudine, ut dispergerem illos in nationes, et ventilarem in terras: Nochmals erhob ich meine Hand wider sie in der Wüste, dass ich sie zerstreuen wollte unter die Völker und sie über die Länder worfeln,¹⁸ Ezechiel Ez 33 20 23 18 Mit einem Eidschwur hat er gedroht, dass sie unter die Völker zerstreut werden sollen: [Lev 26,33; Dtn 28,33.64]. Ezechiel Ez 33 20 24 Eo quod judicia mea non fecissent, et præcepta mea reprobassent, et sabbata mea violassent, et post idola patrum suorum fuissent oculi eorum. weil sie meine Rechte nicht beobachtet, meine Gebote verschmäht, meine Sabbate entweiht und ihre Augen auf die Götzen ihrer Väter gerichtet hatten.¹⁹ Ezechiel Ez 33 20 24 19 Von jenem einem Geschlechte, dem sie zuteil geworden, überträgt der Prophet die Drohungen auf das gesamte Volk durch seine verschiedenen Geschlechter und Jahrhunderte. Die gleiche Bemerkung gilt für das Folgende. Ezechiel Ez 33 20 25 Ergo et ego dedi eis præcepta non bona, et judicia, in quibus non vivent. So habe denn auch ich ihnen Satzungen gegeben, die ihnen nicht frommten, und Rechte, durch die sie nicht lebten. Ezechiel Ez 33 20 26 Et pollui eos in muneribus suis cum offerrent omne, quod aperit vulvam, propter delicta sua: et scient quia ego Dominus. Und um ihrer Missetaten²⁰ willen ließ ich zu, dass sie sich in ihren Opfergaben befleckten, indem sie alle Erstgeburt weihten, damit sie erkannten, dass ich der Herr bin.²¹ Ezechiel Ez 33 20 26 20 Diese Worte fehlen im Hebr. Statt dessen: damit ich ihnen Schrecken einflößte. Es ist wohl an dieser Stelle nicht von göttlichen, sondern von menschlichen Gesetzen die Rede, nicht also von Vorschriften Moses, sondern der Tyrannen, denen die Hebräer wegen der Übertretung des göttlichen Gesetzes überliefert sind, sodann von Opfern, welche sie den falschen Götzen der Heiden darbrachten, damit zwei entsprechende Strafen den beiden Wohltaten gegenübergestellt werden: die harten Gesetze der Tyrannen dem süßen Gesetze Gottes, das sie verworfen, und die verabscheuungswürdigen Opfer den heiligsten Opfern, die sie verachtet. Ezechiel Ez 33 20 26 21 Durch die Furchtbarkeit ihres Frevels sollen sie entsetzt werden und aus dem Greuel die Abscheulichkeit desselben erkennen. Vergl. [Ez 16,20]. Das pollui eos ist zu erklären wie [Röm 1,24; 2Thess 2,11; Apg 7,42]. Vergl. auch [Jes 6,10]. Ezechiel Ez 33 20 27 Quamobrem loquere ad domum Israel, fili hominis: et dices ad eos: Hæc dicit Dominus Deus: Adhuc et in hoc blasphemaverunt me patres vestri, cum sprevissent me contemnentes: Deshalb sprich zum Hause Israel, o Menschensohn! und sage zu ihnen: So spricht der Herr, Gott: Auch dadurch haben mich eure Väter beschimpft, dass sie mich verachteten und verschmähten. Ezechiel Ez 33 20 28 Et induxissem eos in terram, super quam levavi manum meam ut darem eis: viderunt omnem collem excelsum, et omne lignum nemorosum, et immolaverunt ibi victimas suas: et dederunt ibi irritationem oblationis suæ, et posuerunt ibi odorem suavitatis suæ, et libaverunt libationes suas. Als ich sie in das Land gebracht, über das ich meine Hand erhoben, es ihnen zu geben, blickten sie²² nach jedem hohen Hügel und nach jedem belaubten Baume, um daselbst ihre Opfer zu schlachten, und brachten daselbst ihre Gaben dar, mich zum Zorne zu reizen, weihten daselbst ihren lieblichen Opferduft und spendeten ihre Trankopfer.²³ Ezechiel Ez 33 20 28 22 Vergl. [Dtn 12,13]. Ezechiel Ez 33 20 28 23 Die vier von den von Gott vorgeschriebenen Opfern hergenommenen Ausdrücke zeigen, wie schimpflich sie alle heiligen Riten verunehrt. Ezechiel Ez 33 20 29 Et dixi ad eos: Quid est excelsum, ad quod vos ingredimini? Et vocatum est nomen ejus Excelsum usque ad hanc diem. Da sprach ich zu ihnen: Was ist das für eine Höhe, zu der ihr geht?²⁴ und daher heißt sie Höhe bis auf diesen Tag.²⁵ Ezechiel Ez 33 20 29 24 Warum geht ihr auf die Höhe? Oft seid ihr von Gott ermahnt, dies Verbrechen nicht zu begehen. [Dtn 12,2] Ezechiel Ez 33 20 29 25 Ist da und dient zum Opfer und der alte Irrtum besteht fort. (Hieron.) Ezechiel Ez 33 20 3 Fili hominis loquere senioribus Israel, et dices ad eos: Hæc dicit Dominus Deus: Numquid ad interrogandum me vos venistis? Vivo ego quia non respondebo vobis, ait Dominus Deus. Menschensohn! sprich zu den Ältesten Israels und sage zu ihnen: Also spricht der Herr, Gott: Um mich zu befragen, seid ihr³ gekommen? So wahr ich lebe! ich werde euch nicht antworten, spricht der Herr, Gott.⁴ Ezechiel Ez 33 20 3 3 Ihr mit Sünden belastete Bösewichter. Ezechiel Ez 33 20 3 4 Bitten Fromme, so antwortet der Herr alsbald: Siehe, da bin ich, Bösen aber wird keine Antwort zuteil, sondern Zurechtweisung für ihre Sünden. Und damit seine Zurückweisung noch fester sei, fügt Gott hinzu: So wahr ich lebe. (Hier.) Ezechiel Ez 33 20 30 Propterea dic ad domum Israel: Hæc dicit Dominus Deus: Certe in via patrum vestrorum vos polluimini, et post offendicula eorum vos fornicamini: Darum sprich zum Hause Israel:²⁶ So spricht der Herr, Gott: Wahrlich! ihr verunreinigt euch, den Wandel eurer Väter nachahmend, und buhlt den Ursachen ihres Anstoßes nach; Ezechiel Ez 33 20 30 26 Wie könnt ihr, die ihr solche Greuel begeht, Gott um eine Antwort bitten, dass er verheißen, die Übel und Strafen, die euch bedrohen, hinwegzunehmen oder nicht über euch kommen zu lassen? Durch wie lange Reihen von Geschlechtern hat nicht Gott euer Verbrechen in Langmut ertragen! Was hat er nicht getan, euch zur Besserung zu bewegen? Da er nun mit Strafen gedroht (V. 21), wie könnt ihr frechen Sinnes Straflosigkeit fordern, entschlossen, euch nicht zu bessern? Ezechiel Ez 33 20 31 Et in oblatione donorum vestrorum, cum traducitis filios vestros per ignem, vos polluimini in omnibus idolis vestris usque hodie: et ego respondebo vobis domus Israel? Vivo ego, dicit Dominus Deus, quia non respondebo vobis. ihr befleckt euch mit dem Darbringen eurer Opfergaben, indem ihr eure Kinder durch das Feuer gehen lasset, mit allen euren Götzen bis auf den heutigen Tag, und ich sollte euch Antwort geben, Haus Israel?²⁷ So wahr ich lebe! spricht der Herr, Gott, ich werde euch nicht Antwort geben. Ezechiel Ez 33 20 31 27 Da es sich um den Untergang des Reiches handelt, wird die Schuld des ganzen Volkes dargelegt. Ezechiel Ez 33 20 32 Neque cogitatio mentis vestræ fiet, dicentium: Erimus sicut gentes, et sicut cognationes terræ ut colamus ligna, et lapides. Auch das, was euer Herz sinnt, wird nicht geschehen, dass ihr sagt: Wir wollen anderen Nationen gleich sein, wie die Heiden und wie andere Völker auf Erden sein, indem wir Holz und Stein anbeten.²⁸ Ezechiel Ez 33 20 32 28 Ihr sagt: Wir wollen nicht dem Herrn unterworfen sein, nicht sein Volk heißen, doch wähnet nicht, euer Wunsch könne in Erfüllung gehen! (Hieron.) Ezechiel Ez 33 20 33 Vivo ego, dicit Dominus Deus, quoniam in manu forti, et in brachio extento, et in furore effuso regnabo super vos. So wahr ich lebe! spricht der Herr, Gott, ich will über euch mit starker Hand, mit ausgestrecktem Arm und in Zornerguss herrschen.²⁹ Ezechiel Ez 33 20 33 29 Mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arme hat Gott einst das Volk aus der Knechtschaft Ägyptens durch Wunder befreit. Ich will euch nicht aus dem Auge lassen, wie nachlässige Herren ihre flüchtigen Knechte, sondern werde euch machtvoll in eure frühere Dienstbarkeit zurückführen und über euch herrschen, und da ihr meine Güte verachtet habt, sollt ihr meine Strenge erfahren. (Hieron.) Sion soll Erlösung finden durch das Gericht, diese Regel der Vorsehung Gottes, welche bei allen Propheten zum Ausdruck kommt, vergl. Ezechiel Ez 33 20 34 Et educam vos de populis: et congregabo vos de terris, in quibus dispersi estis, in manu valida, et in brachio extento, et in furore effuso regnabo super vos. Und ich werde euch aus den Völkern herausführen³⁰ und aus den Ländern sammeln, in die ihr zerstreut wurdet, und mit starker Hand und mit ausgestrecktem Arm und mit Zornerguss werde ich über euch herrschen. Ezechiel Ez 33 20 34 30 [Jes 1,27], wird auch hier aufgestellt. Ezechiel Ez 33 20 35 Et adducam vos in desertum populorum, et judicabor vobiscum ibi facie ad faciem. Und ich werde euch in die Wüste der Völker³¹ führen und daselbst mit euch rechten von Angesicht zu Angesicht. Ezechiel Ez 33 20 35 31 Wüste: Anspielung auf die Wüste, in der das Volk vorbereitet ward auf die Erlangung des verheißenen Landes. Wüste der Völker: die Israeliten sind unter den Völkern in der Verbannung. Ezechiel Ez 33 20 36 Sicut judicio contendi adversum patres vestros in deserto terræ gypti, sic judicabo vos, dicit Dominus Deus. Gleichwie ich über eure Väter in der Wüste des Landes Ägypten Gericht gehalten habe, so will ich euch richten,³² spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 20 36 32 Euch durch Züchtigung bessern, wie einst in der Wüste, und zwar so, dass ihr nicht umhin könnt, die Hand des Herrn und seine Vorsehung anzuerkennen. Ezechiel Ez 33 20 37 Et subjiciam vos sceptro meo, et inducam vos in vinculis fderis. Und ich werde euch unter mein Zepter zwingen und euch in die Fesseln des Bundes bringen.³³ Ezechiel Ez 33 20 37 33 Hebr.: und ich werde sie unter dem (Hirten-) Stabe hindurchgehen lassen, wie ein Hirt, der seine Schafe zählt und für sie Sorge trägt. Vergl. [Lev 27,32]. Indem Gott aber seine Herde sammelt, schließt er mit ihnen von neuem einen Bund und geht ein Bündnis ein, das sie treu und standhaft wahren werden. Vergl. [Hos 2,18-20; Jer 31,32]. Ezechiel Ez 33 20 38 Et eligam de vobis transgressores, et impios, et de terra incolatus eorum educam eos, et in terram Israel non ingredientur: et scietis quia ego Dominus. Und ich werde von euch die Übertreter³⁴ und die Gottlosen aussondern und sie aus dem Lande, wo sie wohnen, herausführen; aber in das Land Israel sollen sie nicht kommen, damit ihr erkennet, dass ich der Herr bin.³⁵ Ezechiel Ez 33 20 38 34 Rebellen. (Hebr.) Doch wie einst in der Wüste die Aufrührer ihren Tod fanden, so werden auch jetzt nicht alle an dieser Erneuerung teilhaben, sondern nur diejenigen, welche sich durch die Prüfung der Verbannung bessern lassen. Ezechiel Ez 33 20 38 35 Die Rebellen sollen in verschiedenen Ländern umkommen, so werdet ihr durch das verschiedenartige Los der Guten und der Bösen erkennen, dass ich der Herr bin, der Gericht hält. (Hier.) Ezechiel Ez 33 20 39 Et vos domus Israel, Hæc dicit Dominus Deus: Singuli post idola vestra ambulate, et servite eis. Quod si et in hoc non audieritis me, et nomen meum sanctum pollueritis ultra in muneribus vestris, et in idolis vestris: Ihr aber vom Hause Israel! so spricht der Herr, Gott: Gehet nur ein jeder seinen Götzen nach und dienet ihnen!³⁶ Wenn ihr aber auch hierin nicht auf mich hört und meinen heiligen Namen noch ferner durch eure Opfergaben und durch eure Götzen entweiht, Ezechiel Ez 33 20 39 36 Ironische Konzession. Hebr., Syr., Chald., Hier.: Wenn ihr auch jetzt den Götzen dient, so sollt ihr fürwahr darnach auf mich hören und meinen heiligen Namen nicht länger entweihen durch eure Opfergaben und eure Götzen. So wird im Hebräischen alsbald nach dem ersten Gliede der herrliche Umschwung bezeichnet, der eintreten soll. Ezechiel Ez 33 20 4 Si judicas eos, si judicas fili hominis, abominationes patrum eorum ostende eis. Willst du sie richten, willst du richten,⁵ Menschensohn? so zeige ihnen die Greuel ihrer Väter Ezechiel Ez 33 20 4 5 Hebräisch mit dem Ausdrucke heftigen Affektes: Willst du sie nicht richten? Richte sie, damit nicht die Antwort des Propheten ihnen werde, sondern der Urteilsspruch des Richters. Zeige ihnen, dass sie das gleiche tun, wie ihre Väter, und dass die Sünde wie eine Erbschaft auf sie übergegangen ist. (Hier.) Ezechiel Ez 33 20 40 In monte sancto meo, in monte excelso Israel, ait Dominus Deus, ibi serviet mihi omnis domus Israel; omnes, inquam, in terra, in qua placebunt mihi, et ibi quæram primitias vestras, et initium decimarum vestrarum in omnibus sanctificationibus vestris. so soll auf meinem heiligen Berg, auf dem erhabenen Berge Israels, spricht der Herr, Gott, dort soll mir das ganze Haus Israel dienen, alle, sage ich, die in dem Lande sind, in dem sie mir wohlgefallen; daselbst werde ich eure Erstlinge³⁷ begehren und die Erstlinge eurer Zehnten samt allem, was ihr mir heiligt. Ezechiel Ez 33 20 40 37 Das Beste, was ihr habt, mit allem, was ihr Gott weihen oder heiligen werdet. (Hebr.) Ezechiel Ez 33 20 41 In odorem suavitatis suscipiam vos, cum eduxero vos de populis, et congregavero vos de terris, in quas dispersi estis, et sanctificabor in vobis in oculis nationum. Zu süßem Opferdufte werde ich euch aufnehmen,³⁸ wenn ich euch aus den Völkern herausführe und euch aus den Landen sammle, in welche ihr zerstreut seid, und ich werde mich an euch vor den Augen der Völker heilig erweisen.³⁹ Ezechiel Ez 33 20 41 38 Als überaus angenehmes Opfer will Gott das zurückkehrende Volk annehmen; also mit größter Freundlichkeit und Güte, derart dass alle umwohnenden Nationen Gott preisen, wenn sie sein Volk gerettet sehen. (Hier.) Ezechiel Ez 33 20 41 39 Ich werde als mächtig, wunderbar gepriesen werden. Ezechiel Ez 33 20 42 Et scietis quia ego Dominus, cum induxero vos ad terram Israel, in terram, pro qua levavi manum meam, ut darem eam patribus vestris. Da werdet ihr erkennen,⁴⁰ dass ich der Herr bin, wenn ich euch in das Land Israel führe, in das Land, über das ich meine Hand erhoben,⁴¹ es euren Vätern zu geben. Ezechiel Ez 33 20 42 40 Die Geretteten werden ihr Unvermögen erkennen und anerkennen. Ezechiel Ez 33 20 42 41 Geschworen. Ezechiel Ez 33 20 43 Et recordabimini ibi viarum vestrarum, et omnium scelerum vestrorum, quibus polluti estis in eis: et displicebitis vobis in conspectu vestro in omnibus malitiis vestris, quas fecistis. Da werdet ihr dann zurückdenken an euren Wandel und an alle eure Schandtaten, mit denen ihr euch befleckt habt, und werdet Missfallen an euch selbst haben ob all des Bösen, das ihr begangen habt.⁴² Ezechiel Ez 33 20 43 42 Frucht der Verbannung. Die Erkenntnis ist der Anfang der Scham. Ezechiel Ez 33 20 44 Et scietis quia ego Dominus, cum benefecero vobis propter nomen meum, et non secundum vias vestras malas, neque secundum scelera vestra pessima, domus Israel, ait Dominus Deus. Und ihr werdet erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich euch Gutes erweise um meines Namens willen und nicht gemäß eurem bösen Wandel, noch gemäß euern schlimmen Freveln, Haus Israel! spricht der Herr, Gott.⁴³ Ezechiel Ez 33 20 44 43 Wie wahrhaft Gott Jahve ist, zeigt sich insbesondere daran, dass er die Sünder zu Gnaden annimmt, denn seine Treue und seine Gnade strahlen umso heller, je unwürdiger diejenigen der Hilfe sind, denen er sich zuwendet. Ezechiel Ez 33 20 45 Et factus est sermo Domini ad me, dicens: Und es erging an mich das Wort des Herrn also: Ezechiel Ez 33 20 46 Fili hominis, pone faciem tuam contra viam austri, et stilla ad africum, et propheta ad saltum agri meridiani. Menschensohn! richte dein Angesicht⁴⁴ auf den Weg gegen Mittag zu⁴⁵ und ergieße deine Rede gegen Mittag und weissage über den Wald des Landes gegen Mittag.⁴⁶ Ezechiel Ez 33 20 46 44 Rede mutvoll, an das ganze Volk sollst du dich wenden und traurige Botschaft verkünden. (Hier.) Ezechiel Ez 33 20 46 45 Da der Seher in Babylon ist, liegt Jerusalem und das Reich Juda im Süden. Ezechiel Ez 33 20 46 46 Die Macht und das Heer des Königs von Assyrien wird einem Waldgebirge [Jes 10,18.33] verglichen, mit dem Brande eines Waldgebirges vergleichen auch [Jes 9,17] und [Jer 21,14] den Fall. Ezechiel Ez 33 20 47 Et dices saltui meridiano: Audi verbum Domini: hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego succendam in te ignem, et comburam in te omne lignum viride, et omne lignum aridum: non exstinguetur flamma succensionis: et comburetur in ea omnis facies ab austro usque ad aquilonem. Und sprich zu dem Walde gegen Mittag:⁴⁷ Höre das Wort des Herrn: So spricht der Herr, Gott: Siehe, ich werde in dir ein Feuer entzünden und in dir alle grünen Bäume und alle dürren Bäume⁴⁸ verbrennen lassen, die Flamme des Brandes soll nicht erlöschen⁴⁹ und alle Angesichter⁵⁰ sollen durch sie versengt werden von Mittag bis nach Mitternacht. Ezechiel Ez 33 20 47 47 Hebr.: Negeb. Ezechiel Ez 33 20 47 48 Also alle Bäume schlechthin; die Guten und die Bösen. Ezechiel Ez 33 20 47 49 Menschenmacht soll nichts vermögen gegen den Brand. Ezechiel Ez 33 20 47 50 Alle Menschen. - Ezechiel Ez 33 20 48 Et videbit universa caro quia ego Dominus succendi eam, nec exstinguetur. Und alles Fleisch soll sehen, dass ich, der Herr, es entzündet habe und dass es nicht erlöschen wird. Ezechiel Ez 33 20 49 Et dixi: A a a, Dominus Deus: ipsi dicunt de me: Numquid non per parabolas loquitur iste? Da sprach ich: Ach, ach, ach,⁵¹ Herr, Gott! Sie sagen von mir: Redet dieser nicht in lauter Gleichnissen? Ezechiel Ez 33 20 49 51 Hebr.: Ach, Herr. Ezechiel Ez 33 20 5 Et dices ad eos: Hæc dicit Dominus Deus: In die qua elegi Israel, et levavi manum meam pro stirpe domus Jacob, et apparui eis in terra gypti, et levavi manum meam pro eis, dicens: Ego Dominus Deus vester: und sprich zu ihnen: Also spricht der Herr, Gott: An dem Tage, da ich Israel erwählte und meine Hand erhob für das Geschlecht des Hauses Jakob⁶ und da ich ihnen im Lande Ägypten erschien⁷ und meine Hand für sie erhob⁸ und sprach: Ich bin der Herr, euer Gott; Ezechiel Ez 33 20 5 6 Dem Stamme Jakobs schwor, ich werde ihnen Jahve, ihr Gott sein, der alle Verheißungen treu erfüllt. Ezechiel Ez 33 20 5 7 Hebr.: Offenbarte mich ihnen. Wort und Sache sind [Ex 6,2] entnommen. Ezechiel Ez 33 20 5 8 Einen Eid schwor. Ezechiel Ez 33 20 6 In die illa levavi manum meam pro eis, ut educerem eos de terra gypti, in terram, quam provideram eis fluentem lacte, et melle: quæ est egregia inter omnes terras. an jenem Tage erhob ich meine Hand für sie, dass ich sie aus dem Lande Ägypten in ein Land führen würde, das ich für sie ausersehen hatte, das von Milch und Honig fließt und welches das herrlichste ist unter allen Ländern. Ezechiel Ez 33 20 7 Et dixi ad eos: Unusquisque offensiones oculorum suorum abjiciat, et in idolis gypti nolite pollui: ego Dominus Deus vester. Und ich sprach zu ihnen: Ein jeder schaffe weg, was ein Anstoß ist für seine Augen,⁹ und beflecket euch nicht an den Götzen Ägyptens; ich, der Herr, bin euer Gott! Ezechiel Ez 33 20 7 9 Die Götzenbilder. Ezechiel Ez 33 20 8 Et irritaverunt me, nolueruntque me audire unusquisque abominationes oculorum suorum non projecit, nec idola gypti reliquerunt: et dixi ut effunderem indignationem meam super eos, et implerem iram meam in eis, in medio terræ gypti. Sie aber reizten mich zum Zorne¹⁰ und wollten nicht auf mich hören, keiner schaffte die Greuel seiner Augen weg und sie ließen die Götzen Ägyptens nicht. Da gedachte ich meinen Grimm über sie auszugießen und meinen Zorn voll an ihnen auszulassen inmitten des Landes Ägypten. Ezechiel Ez 33 20 8 10 Hebr.: waren widerspenstig. Ezechiel Ez 33 20 9 Et feci propter nomen meum, ut non violaretur coram gentibus, in quarum medio erant, et inter quas apparui eis ut educerem eos de terra gypti. Doch um meines Namens willen, damit dieser nicht von den Völkern entweiht würde, in deren Mitte sie waren und unter welchen ich ihnen erschien,¹¹ ließ ich sie aus dem Lande Ägypten herausführen. Ezechiel Ez 33 20 9 11 Hebr.: mich ihnen offenbarte. Ezechiel Ez 33 0 1 C. Gleichnisse über die hereinbrechende Verwüstung. (V. 17) D. Das Schwert des Herrn durch den König von Babylon. Ezechiel Ez 33 21 1 Et factus est sermo Domini ad me, dicens: Da erging an mich das Wort des Herrn also:¹ Ezechiel Ez 33 21 1 1 Da das Volk das Gleichnis wegen seiner Dunkelheit nicht beachtet, wird nun dessen Bedeutung in klaren Worten angezeigt. Ezechiel Ez 33 21 10 Ut cædat victimas, exacutus est: ut splendeat, limatus est: qui moves sceptrum filii mei, succidisti omne lignum. Es ist geschärft, dass es Opfer schlachte; geschliffen, dass es blinke!⁷ Das du meines Sohnes⁸ Zepter wegnimmst, du fällst alle Bäume.⁹ Ezechiel Ez 33 21 10 7 Das Schwert ist auf das beste vorbereitet. Ezechiel Ez 33 21 10 8 Der Sohn ist das auserwählte Volk in seiner Gesamtheit. Ezechiel Ez 33 21 10 9 Alle anderen Reiche als das jüdische. Dem Nabuchodonosor, der Gott als Werkzeug der Rache dient, sind alle Völker ringsum übergeben. Die Anrede des Schwertes ist in die Übersetzung störend eingefügt. Ezechiel Ez 33 21 11 Et dedi eum ad levigandum ut teneatur manu: iste exacutus est gladius, et iste limatus est ut sit in manu interficientis. Schon habe ich es zum Schleifen gegeben, dass es mit der Hand gefasst werde; geschärft ist das Schwert und geschliffen für die Hand des Würgers.¹⁰ Ezechiel Ez 33 21 11 10 Wie furchtbar es in seiner Hand wüten wird, stellt der Befehl zu wehklagen vor Augen. Ezechiel Ez 33 21 12 Clama, et ulula fili hominis, quia hic factus est in populo meo, hic in cunctis ducibus Israel, qui fugerant: gladio traditi sunt cum populo meo, idcirco plaude super femur, Schreie und wehklage, o Menschensohn! denn es kommt über mein Volk, es kommt über alle Fürsten Israels, die fliehen;¹¹ dem Schwerte sind sie preisgegeben mit meinem Volke, darum schlage auf deine Hüfte!¹² Ezechiel Ez 33 21 12 11 Die fliehen fehlt im Hebräischen. Ezechiel Ez 33 21 12 12 Geste heftiger Betrübnis. Ezechiel Ez 33 21 13 Quia probatus est: et hoc, cum sceptrum subverterit, et non erit, dicit Dominus Deus. denn es ist bewährt¹³ und zwar, dass es das Zepter verrücke, dass es nicht mehr sei, so spricht der Herr, Gott! Ezechiel Ez 33 21 13 13 Durch Morden, oder: Gott bewährt und angenehm, damit es das Reich Juda wegschneide. Ezechiel Ez 33 21 14 Tu ergo fili hominis propheta, et percute manu ad manum, et duplicetur gladius, ac triplicetur gladius interfectorum: hic est gladius occisionis magnæ, qui obstupescere eos facit, Weissage also, Menschensohn! und schlage deine Hände zusammen¹⁴ und das Schwert sei gedoppelt, ja dreifach werde das Schwert der Würger!¹⁵ Das ist das Schwert des großen Würgens, das Entsetzen über sie bringt Ezechiel Ez 33 21 14 14 Zeichen heftigen Schmerzes und Staunens. Ezechiel Ez 33 21 14 15 Nach allen Seiten hin soll das Schwert wüten. Ezechiel Ez 33 21 15 Et corde tabescere, et multiplicat ruinas. In omnibus portis eorum dedi conturbationem gladii acuti, et limati ad fulgendum, amicti ad cædem. und ihre Herzen zagen macht und Verderben häuft. In alle ihre Tore will ich Bestürzung kommen lassen ob des scharfen Schwertes, das geschliffen ist, um zu blinken, das gezückt ist, um zu morden. Ezechiel Ez 33 21 16 Exacuere, vade ad dexteram, sive ad sinistram, quocumque faciei tuæ est appetitus. Sei schneidig, fahre zur Rechten oder zur Linken, wohin deine Schneide nur Lust hat!¹⁶ Ezechiel Ez 33 21 16 16 Nur gewendet wird. Gott will als Begünstiger und Mahner das Schwert gleichsam anfeuern. (Hier.) Das Schwert ist auf beiden Seiten geschliffen, darum soll es nach beiden Seiten hin wüten. Ezechiel Ez 33 21 17 Quin et ego plaudam manu ad manum, et implebo indignationem meam, ego Dominus locutus sum. Dann werde auch ich die Hände zusammenschlagen und meinen Ingrimm stillen, ich, der Herr habe es geredet! Ezechiel Ez 33 21 18 Et factus est sermo Domini ad me, dicens: Und es erging an mich das Wort des Herrn also: Ezechiel Ez 33 21 19 Et tu fili hominis pone tibi duas vias, ut veniat gladius regis Babylonis: de terra una egredientur ambæ: et manu capiet conjecturam, in capite viæ civitatis conjiciet. Menschensohn! bestimme dir zwei Wege, auf welchen das Schwert des Königs von Babylon kommen kann, aus einem Lande sollen beide ausgehen; dann wird er mit seiner Hand das Los ziehen, am Beginne des Weges zu einer Stadt wird er es ziehen.¹⁷ Ezechiel Ez 33 21 19 17 Hebr.: Bestimme die Hand (d.i. das aufgestellte Zeichen, wohin der Weg führt), am Anfange des Weges zu einer Stadt bezeichne es: da wo der Weg anfängt, auf dem man zur Stadt kommt, dort richte ein Zeichen auf, das den Weg weist. Ezechiel Ez 33 21 2 Fili hominis, pone faciem tuam ad Jerusalem, et stilla ad sanctuaria, et propheta contra humum Israel: Menschensohn! wende dein Angesicht nach Jerusalem hin und ergieße deine Rede gegen das Heiligtum und weissage wider das Land Israel.² Ezechiel Ez 33 21 2 2 Den Tempel oder Tempel und Land. [Ez 7,24] Ezechiel Ez 33 21 20 Viam pones ut veniat gladius ad Rabbath filiorum Ammon, et ad Judam in Jerusalem munitissimam. Richte den Weg so her, dass das Schwert über Rabbath im Lande der Ammoniter komme und nach Juda über das so feste Jerusalem.¹⁸ Ezechiel Ez 33 21 20 18 Ein Weg soll zur Hauptstadt der Ammoniter, der andere zur befestigten Stadt Jerusalem führen. Auf beiden soll das Schwert kommen, auf dem einen nach Rabbath Ammon, das vom Jordan ostwärts, von Hesebon nordwärts lag, auf dem anderen nach Jerusalem. Ezechiel Ez 33 21 21 Stetit enim rex Babylonis in bivio, in capite duarum viarum, divinationem quærens, commiscens sagittas: interrogavit idola, exta consuluit. Denn der König von Babylon wird am Scheideweg Halt machen, an der Scheide der beiden Wege,¹⁹ einen Wahrspruch suchend und die Pfeile mischend, die Götzen befragen und die Eingeweide besichtigen. Ezechiel Ez 33 21 21 19 Am Scheideweg schwankt der König von Babylon, welchen von den zwei Wegen er einschlagen soll, und schüttelt Pfeile, befragt die Theraphim, besichtigt die Leber. (Hebr.) Auf die Pfeile schreibt man Namen oder Zeichen und schüttelt jene im Köcher, um zu sehen, welcher Name zuerst herauskommt. (Hier.) Über die Theraphim siehe [Hos 3,4]. Die Besichtigung der Leber von Opfertieren soll über den zu erwartenden Erfolg Aufschluss geben. Ezechiel Ez 33 21 22 Ad dexteram ejus facta est divinatio super Jerusalem ut ponat arietes, ut aperiat os in cæde, ut elevet vocem in ululatu, ut ponat arietes contra portas, ut comportet aggerem, ut ædificet munitiones. Zu seiner Rechten wird die Wahrsagung auf Jerusalem deuten, die Mauerbrecher dort aufzustellen, das Feldgeschrei zum Morden zu erheben, in lauten Kriegsruf auszubrechen, die Sturmböcke an die Tore zu setzen, einen Wall aufzuwerfen, Bollwerke zu bauen. Ezechiel Ez 33 21 23 Eritque quasi consulens frustra oraculum in oculis eorum, et sabbatorum otium imitans: ipse autem recordabitur iniquitatis ad capiendum. Zwar wird es ihnen²⁰ scheinen, als ob er vergeblich Wahrsagung befrage und gleichsam Sabbatsruhe halte;²¹ aber er wird ihrer Verschuldungen²² gedenken,²³ um sie einzunehmen. Ezechiel Ez 33 21 23 20 Den Juden. Ezechiel Ez 33 21 23 21 Ohne etwas zu erreichen. Hebr.: die Eide der Eide ihnen. Ezechiel Ez 33 21 23 22 Des von Sedekias gebrochenen Eidschwures. Ezechiel Ez 33 21 23 23 Hebr.: wird ins Gedächtnis zurückrufen. Ezechiel Ez 33 21 24 Idcirco hæc dicit Dominus Deus: Pro eo quod recordati estis iniquitatis vestræ, et revelastis prævaricationes vestras, et apparuerunt peccata vestra in omnibus cogitationibus vestris: pro eo, inquam, quod recordati estis, manu capiemini. Darum spricht der Herr, Gott, also: Weil ihr eure Schuld in Erinnerung gebracht und eure Übertretungen offenbar gemacht habt und eure Sünden in all euerm Tun sichtbar geworden sind, ja, weil ihr, sage ich, dies in Erinnerung gebracht, sollt ihr von seiner Hand ergriffen werden.²⁴ Ezechiel Ez 33 21 24 24 Da sie sündigen ohne Scham und ihre Missetat allen kundtun, müssen sie durch das Gericht Gottes heimgesucht und ihre mit so vielen Freveln belastete Stadt muss zerstört werden. Von der Hand ergriffen werden: in die Gewalt der Feinde kommen. Ezechiel Ez 33 21 25 Tu autem profane, impie dux Israel, cujus venit dies in tempore iniquitatis præfinita: Du aber, unheiliger,²⁵ gottloser Fürst Israels!²⁶ dessen Tag gekommen ist, wenn die vorherbestimmte Zeit der Schuld voll ist,²⁷ Ezechiel Ez 33 21 25 25 Der heiligen Würde als theokratischer, an Jahves Stelle herrschender König von Israel beraubt und von Gott verworfen. Ezechiel Ez 33 21 25 26 Des Volkes, das so fern ist von der Frömmigkeit und dem gehorsam und dem Verlangen nach dem Gottessegen des Patriarchen Jakob. Ezechiel Ez 33 21 25 27 Hebr.: Zur Zeit des Endes deiner Bosheit, d.i. zur Zeit, wo deine Bosheit durch deinen Untergang ihr Ende finden soll, oder: wo deine Bosheit Ursache deines Unterganges sein wird. Ezechiel Ez 33 21 26 Hæc dicit Dominus Deus: Aufer cidarim, tolle coronam: nonne hæc est, quæ humilem sublevavit, et sublimem humiliavit? so spricht der Herr, Gott: Lege den Kopfschmuck ab, entferne die Krone!²⁸ Ist sie es nicht, die den Niedrigen erhöht und den Hohen erniedrigt?²⁹ Ezechiel Ez 33 21 26 28 Beide sind Zeichen der königlichen Würde. Der Befehl besagt entweder: Sie sollen dir genommen werden, oder: Ich werde nehmen. Ezechiel Ez 33 21 26 29 Hebr.: Was bisher war, soll nicht mehr sein. Was aber wird kommen? Der theokratische König wollte den Königen anderer Völker gleich sein, wie das Gleichnis [Ez 19,2.3.6] zeigt. Gott wird diese stolze Erhebung demütigen, wie er bereits durch viele Weissagungen gedroht. [Jes 2,12ff; Jer 9,24; Am 9,11; Mi 5,10] Dagegen das messianische Reich, das sich aus kleinen Anfängen erhebt, soll erhöht werden, wie bereits [Ez 17,22] angedeutet ist und ebenso [Jes 11,1; Am 9,11; Mi 5,1] vorhergesagt wird. Ezechiel Ez 33 21 27 Iniquitatem, iniquitatem, iniquitatem ponam eam: et hoc non factum est donec veniret cujus est judicium, et tradam ei. Zur Schuld, zur Schuld, zur Schuld werde ich sie machen,³⁰ doch soll dies nicht geschehen, bis der kommt, dem das Gericht gebührt, und ihm will ich es übergeben. Ezechiel Ez 33 21 27 30 Hebr.: Zur Umkehrung, Umkehrung, Umkehrung will ich sie machen; auch besteht sie (nicht?), bis er kommt, dem das Gericht gebührt, und ich werde es ihm verleihen. Das Hebr.: dies soll nicht bestehen ist als eine wiederholte Versicherung, dass das Reich untergehen soll, zu fassen. Der Schluss des Verses spielt auf [Gen 49,10] an: Keiner aus dem Geschlechte Davids soll hinfort das Zepter führen bis auf Christus, der wahrhaft König ist und durch den die Weissagung von der ewigen Herrschaft, welche David zuteil geworden, in Erfüllung geht. So wird auch die Parabel [Ez 17,22] in helles Licht gesetzt. In der Verheißung [2Sam 7,14] hat Gott David ohne Bedingung und Einschränkung verheißen, dass sein Thron ewig sein soll. Diese Verheißung also muss Gott unbedingt wahr machen. Doch wie die Erfüllung anzubahnen ist, hat Gott dem freien Willen der Davidischen Könige überlassen, daher hat er David vorausgesagt, er werde dieselben strafen, wenn sie fehlen. Jetzt ist ihre Bosheit auf den Gipfel gestiegen, deshalb muss die Königswürde zur Strafe gedemütigt werden, doch da die Verheißung eines ewigen Thrones absolut ist, bleibt sie nur gedemütigt, bis der Messias kommt. (Ephr., Hier. m. Theod.) Vulgata: keiner soll die Krone tragen, bis der Messias kommt. (Hieron.) Der syrische Text und die Septuag. lesen: Und dies geschieht. Ezechiel Ez 33 21 28 Et tu fili hominis propheta, et dic: Hæc dicit Dominus Deus ad filios Ammon, et ad opprobrium eorum, et dices: Mucro, mucro evagina te ad occidendum, lima te ut interficias, et fulgeas, Und du, Menschensohn! weissage und sprich: So spricht der Herr, Gott, über die Söhne Ammons und über ihren Hohn,³¹ und sage also: O Schwert, Schwert! komm aus der Scheide zum Morden,³² werde geschliffen, dass du tötest und blitzest, Ezechiel Ez 33 21 28 31 Der König von Babylon hat durch das Los Jerusalem als Zeil seines Angriffes angewiesen erhalten. Wird er nach der Eroberung der Stadt sich zum linken Wege wenden? Deshalb wird die Weissagung gegen Ammon beigefügt, welches das Volk Gottes wegen seiner Niederlage verhöhnte. [Zef 2,8; Ez 25,6] Ezechiel Ez 33 21 28 32 Schwert gezückt, um zu erschlagen, geschliffen, um zu töten. Die Imperative der Vulg. sind vielleicht Schreibfehler für Vokative: evaginate, limate. Ezechiel Ez 33 21 29 Cum tibi viderentur vana, et divinarentur mendacia: ut dareris super colla vulneratorum impiorum, quorum venit dies in tempore iniquitatis præfinita. während man dir Trug erschaut und Lügen weissagt, dass du über die Hälse der Gottlosen geschwungen werdest, die erschlagen werden sollen und deren Tag gekommen ist, wenn die vorherbestimmte Zeit der Verschuldung voll geworden!³³ Ezechiel Ez 33 21 29 33 Vergl. V. 25. Ezechiel Ez 33 21 3 Et dices terræ Israel: Hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego ad te, et ejiciam gladium meum de vagina sua, et occidam in te justum, et impium. Und sprich zum Lande Israel: So spricht der Herr, Gott: Siehe, ich will an dich und ich werde mein Schwert aus seiner Scheide ziehen und in dir Gerechte und Gottlose töten.³ Ezechiel Ez 33 21 3 3 Durch Kriegesnot und ähnliche Heimsuchungen werden Gerechte wie Gottlose getroffen; so zeigt sich also aus dieser Stelle von neuem, dass das [Ez 9,4] und [Ez 18,9] verheißene Leben nicht in die engen Schranken dieser Zeitlichkeit gebannt ist, sondern Gott auch infolge der zuvor aufgestellten Norm nach derselben den Bösen strafen, den Guten belohnen wird. Ezechiel Ez 33 21 30 Revertere ad vaginam tuam, in loco in quo creatus es, in terra nativitatis tuæ judicabo te, Kehre zurück in deine Scheide!³⁴ An dem Orte, wo du geschaffen wardst, im Lande deines Ursprungs werde ich dich richten³⁵ Ezechiel Ez 33 21 30 34 Da Gott solches bestimmt hat, ist jeder Widerstand vergeblich, ja verboten. Ezechiel Ez 33 21 30 35 Das Land der Ammoniter war durch starke Felsen geschützt. [Num 21,24] Ezechiel Ez 33 21 31 Et effundam super te indignationem meam: in igne furoris mei sufflabo in te, daboque te in manus hominum insipientium, et fabricantium interitum. und werde über dich meinen Grimm ausgießen, das Feuer meiner Zornglut werde ich wider dich anblasen und dich in die Hand törichter Menschen³⁶ überliefern, die dir das Verderben bereiten. Ezechiel Ez 33 21 31 36 Wilder und grausamer Feinde, die wie wilde Tiere wüten. Ezechiel Ez 33 21 32 Igni eris cibus, sanguis tuus erit in medio terræ, oblivioni traderis: quia ego Dominus locutus sum. Dem Feuer sollst du zur Speise dienen,³⁷ dein Blut soll inmitten des Landes fließen³⁸ und du wirst der Vergessenheit anheimfallen;³⁹ denn ich, der Herr, habe es geredet. Ezechiel Ez 33 21 32 37 Das Feuer bewirkt die schlimmste, schnellste, schrecklichste Zerstörung. Ezechiel Ez 33 21 32 38 Das Leben des ganzen Volkes wird ausgetilgt. Ezechiel Ez 33 21 32 39 All dein Ruhm und der Glanz deines Namens wird untergehen. Die meisten Erklärer verstehen V. 30ff nicht von den Ammonitern (wie Ephr.), sondern von den Chaldäern. (Hier., Theod.) Sie nehmen an, dass in V. 30 die Rede an dasselbe Schwert sich richtet, von dem V. 28 gesprochen wird. Da indes die Überschrift lautet: So spricht der Herr über die Söhne Ammons (V. 28) und da V. 32 schließt: Ich, der Herr, habe es geredet müssen die dazwischenliegenden Verse auf die Ammoniter bezogen werden, da es doch nicht angeht, dass nur ein kleiner Teil der Weissagung ihnen gelten soll. In V. 30 wird also den Ammonitern geboten, das Schwert in die Scheide zu stecken, das sie zu ihrer Verteidigung zücken; umsonst, wie V. 30ff zeigt. Wie aber eine längere Weissagung gegen die Chaldäer, ohne dass dies irgendwie angedeutet wird, hier anzunehmen sein soll, ist nicht klar. Ezechiel Ez 33 21 4 Pro eo autem quod occidi in te justum, et impium, idcirco egredietur gladius meus de vagina sua ad omnem carnem ab austro usque ad aquilonem: Weil ich aber in dir Gerechte wie Gottlose töten will, deswegen soll mein Schwert aus seiner Scheide fahren über alles Fleisch von Mittag bis nach Mitternacht hin, Ezechiel Ez 33 21 5 Ut sciat omnis caro quia ego Dominus eduxi gladium meum de vagina sua irrevocabilem. damit alles Fleisch erkenne, dass ich, der Herr, mein Schwert aus seiner Scheide gezogen, das nimmer zurückkehren soll.⁴ Ezechiel Ez 33 21 5 4 Bis es seine Aufgabe erfüllt hat. Ezechiel Ez 33 21 6 Et tu fili hominis ingemisce in contritione lumborum, et in amaritudinibus ingemisce coram eis. Du aber, o Menschensohn! seufze⁵ und schlage heftig auf deine Lenden,⁶ seufze in bitterem Schmerz vor ihnen. Ezechiel Ez 33 21 6 5 Was der Prophet mit Worten ausgesprochen, soll er nun auch durch die Bezeigung seines Schmerzes bestätigen, damit die, welche ihn gehört, desto aufmerksamer werden und ein Zeichen erhalten, wie furchtbar der Sturz sein muss. Ezechiel Ez 33 21 6 6 Seufze so sehr, dass es den Anschein hat, als ob die Lenden, auf denen doch die Kraft des Mannes beruht, durch die Seufzer gebrochen werden. Ezechiel Ez 33 21 7 Cumque dixerint ad te: Quare tu gemis? Dices: Pro auditu: quia venit, et tabescet omne cor, et dissolventur universæ manus, et infirmabitur omnis spiritus, et per cuncta genua fluent aquæ: ecce venit, et fiet, ait Dominus Deus. Und wenn sie dann zu dir sagen: Warum seufzest du? so sprich: Wegen einer Kunde, denn es kommt und alle Herzen werden davor verschmachten, alle Hände lass werden, aller Mut erschlaffen und über alle Knie Wasser rinnen; sehet, es kommt und es geschieht, spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 21 8 Et factus est sermo Domini ad me, dicens: Und es erging an mich das Wort des Herrn also: Ezechiel Ez 33 21 9 Fili hominis propheta, et dices: Hæc dicit Dominus Deus: Loquere: Gladius, gladius exacutus est, et limatus. Menschensohn! weissage und sprich: So spricht der Herr, Gott: Sprich: Ein Schwert, ein Schwert ist geschärft und geschliffen! Ezechiel Ez 33 0 1 E. Notwendigkeit der Strafe. (V. 16) F. Das Haus Israel ist in Schlacken gewandelt. Ezechiel Ez 33 22 1 Et factum est verbum Domini ad me, dicens: Und das Wort des Herrn erging an mich also: Ezechiel Ez 33 22 10 Verecundiora patris discooperuerunt in te, immunditiam menstruatæ humiliaverunt in te. Die Scham des Vaters entblößte man in dir,¹² man schwächte in dir die vom Blutgange Unreinen.¹³ Ezechiel Ez 33 22 10 12 Vergl. [Lev 18,7.8]. Sie nahmen ihre Stiefmütter zu Frauen. Ezechiel Ez 33 22 10 13 Gegen [Lev 18,19]. Im gewählten Verbum liegt wohl, dass sie dies selbst mit Gewalt taten. Ezechiel Ez 33 22 11 Et unusquisque in uxorem proximi sui operatus est abominationem, et socer nurum suam polluit nefarie, frater sororem suam filiam patris sui oppressit in te. Ein jeder¹⁴ beging Greuel mit dem Weibe seines Nächsten; der Schwiegervater¹⁵ befleckte schandvoll seine Schwiegertochter, der Bruder schändete seine Schwester, die Tochter seines eigenen Vaters, in dir. [Jer 5,8] Ezechiel Ez 33 22 11 14 Im Hebr. beginnt jedes Glied mit den Worten: der eine (der andere). Ezechiel Ez 33 22 11 15 Hebr.: der andere. Ezechiel Ez 33 22 12 Munera acceperunt apud te ad effundendum sanguinem: usuram, et superabundantiam accepisti, et avare proximos tuos calumniabaris: meique oblita es, ait Dominus Deus. Man nahm bei dir Geschenke an,¹⁶ um Blut zu vergießen;¹⁷ Wucher und Aufgeld nahmst du, bedrücktest aus Habsucht deine Nächsten hart, mein aber vergaßest du,¹⁸ spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 22 12 16 Außer der Unsittlichkeit befleckte sie besonders Habsucht. Ezechiel Ez 33 22 12 17 Die Richter ließen sich durch Geld bestechen, Unschuldige zum Tode zu verdammen. Ezechiel Ez 33 22 12 18 Die Wurzel aller Übel war, dass sie Gottes vergaßen; nur die Erinnerung an ihn hält vom Bösen zurück. (Hier.) Ezechiel Ez 33 22 13 Ecce complosi manus meas super avaritiam tuam, quam fecisti, et super sanguinem, qui effusus est in medio tui. Siehe, so schlage ich denn meine Hände zusammen¹⁹ über deine Habsucht, welche du ausgeübt, und über das Blut, das in deiner Mitte vergossen ward. Ezechiel Ez 33 22 13 19 Zeichen des Zornes und des Schmerzes. Ezechiel Ez 33 22 14 Numquid sustinebit cor tuum, aut prævalebunt manus tuæ in diebus, quos ego faciam tibi? Ego Dominus locutus sum, et faciam. Wird dein Herz wohl standhalten oder werden deine Hände stark bleiben in den Tagen, die ich über dich bringen werde?²⁰ Ich, der Herr, habe es geredet und ich werde es auch vollbringen. Ezechiel Ez 33 22 14 20 In denen ich die Drohungen ausführe, welche ich dir kundgetan. Wie soll der Mensch, elend und gebrechlich an Leib und Seele, Gott den Rächer ertragen? Ezechiel Ez 33 22 15 Et dispergam te in nationes, et ventilabo te in terras, et deficere faciam immunditiam tuam a te. Ich werde dich unter die Völker zerstreuen und dich in die Länder worfeln und deiner Unreinigkeit ein Ende machen. Ezechiel Ez 33 22 16 Et possidebo te in conspectu gentium: et scies quia ego Dominus. Und ich werde dich in Besitz nehmen angesichts der Völker, damit du erkennest, dass ich der Herr bin.²¹ Ezechiel Ez 33 22 16 21 Der seinem Bunde treu bleibt. Ezechiel Ez 33 22 17 Et factum est verbum Domini ad me, dicens: Und es erging an mich das Wort des Herrn also: Ezechiel Ez 33 22 18 Fili hominis, versa est mihi domus Israel in scoriam: omnes isti æs, et stannum, et ferrum, et plumbum in medio fornacis: scoria argenti facti sunt. Menschensohn! das Haus Israel ist für mich zu Schlacken gewandelt, sie alle sind Erz und Zinn und Eisen und Blei im Schmelzofen, Silberschlacken sind sie geworden.²² Ezechiel Ez 33 22 18 22 Dem Silber sind andere minder wertvolle Metalle beigemischt. Die Israeliten haben ihre frühere Frömmigkeit verlassen und sind Lastern anheimgefallen, von denen sie wieder gereinigt werden müssen. Vergl. [Jer 6,28-30]. Ezechiel Ez 33 22 19 Propterea hæc dicit Dominus Deus: Eo quod versi estis omnes in scoriam, propterea ecce ego congregabo vos in medio Jerusalem, Darum spricht der Herr, Gott, also: Weil ihr alle in Schlacken gewandelt seid, darum, sehet, will ich euch inmitten Jerusalems zusammenbringen. Ezechiel Ez 33 22 2 Et tu fili hominis nonne judicas, nonne judicas civitatem sanguinum? Du, o Menschensohn! willst du nicht Gericht halten,¹ nicht Gericht halten über die Stadt des Blutvergießens?² Ezechiel Ez 33 22 2 1 Schelten, Vorwürfe machen, rechten. Ezechiel Ez 33 22 2 2 Jerusalem. Der Mord ist ein Beispiel ihrer vielen Frevel. Vergl. [Jes 1,15; Jes 59,3; Jer 2,30; 2Kön 22,16]. Ezechiel Ez 33 22 20 Congregatione argenti, et æris, et stanni, et ferri, et plumbi in medio fornacis: ut succendam in ea ignem ad conflandum: sic congregabo in furore meo, et in ira mea, et requiescam: et conflabo vos: Wie man Silber und Erz und Zinn und Eisen und Blei in das Innere des Ofens zusammenwirft und Feuer darunter anfacht, um es zu schmelzen, so werde ich euch in meinem Grimm und meinem Zorn zusammenraffen und euch dort lassen, dass ihr geschmolzen werdet. Ezechiel Ez 33 22 21 Et congregabo vos, et succendam vos in igne furoris mei, et conflabimini in medio ejus. Ja, ich will euch zusammenraffen und das Feuer meines Grimmes wider euch anfachen, dass ihr darin zerschmolzen werdet. Ezechiel Ez 33 22 22 Ut conflatur argentum in medio fornacis, sic eritis in medio ejus: et scietis quia ego Dominus, cum effuderim indignationem meam super vos. Wie das Silber im Schmelzofen geschmolzen wird, so sollt ihr darin geschmolzen werden;²³ damit ihr erkennet, dass ich der Herr bin, wenn ich meinen Zorn über euch ausschütte. Ezechiel Ez 33 22 22 23 Das Bild drückt die Not der Belagerung aus. Was im Schmelzofen das Feuer vollbringt, wird hier Hungersnot und Seuche tun, derart dass, wenn meine Peinen über euch kommen, ihr erkennt, dass ich der Herr, der Richter und Vergelter aller bin. (Hier.) Ezechiel Ez 33 22 23 Et factum est verbum Domini ad me, dicens: Und es erging an mich das Wort des Herrn also:²⁴ Ezechiel Ez 33 22 23 24 Welches die Schlacken und die wertlosen Metalle sind, sie dem Silber beigemischt sind, wird im Folgenden dargelegt. Ezechiel Ez 33 22 24 Fili hominis, dic ei: Tu es terra immunda, et non compluta in die furoris. Menschensohn! sprich zu demselben: Du bist ein unreines Land, auf das kein Regen fällt am Tage des Grimmes.²⁵ Ezechiel Ez 33 22 24 25 Die Stadt Jerusalem ist wie ein beflecktes Land, den Gott im gerechten Zorne den Regen versagt und die deshalb trocken und öde allen Schmuckes entbehrt. Dass Gott den Regen je nach dem Verhalten des Menschen sendet oder versagt, wird [Dtn 11,17; Am 4,7] versichert. Die Stadt hat die Mahnungen der Propheten, die bisweilen mit dem Regen verglichen werden [Am 7,16; Mi 2,6; Ez 20,46; Ez 21,2], verachtet, dadurch ist sie denn ein Land geworden, dem Gottes Segen entzogen ist. Ezechiel Ez 33 22 25 Conjuratio prophetarum in medio ejus, sicut leo rugiens, rapiensque prædam, animas devoraverunt, opes et pretium acceperunt, viduas ejus multiplicaverunt in medio illius. Die Propheten²⁶ in seiner Mitte haben sich verschworen; einem brüllenden Löwen gleich, der sich Beute raubt, verschlingen sie die Seelen, bringen Geld und Gut an sich und machen die Zahl der Witwen in ihr zahlreich. Ezechiel Ez 33 22 25 26 Mit Veränderung eines Buchstabens ist vielmehr mit der Septuag zu lesen: die Fürsten. Grausame Könige und Fürsten werden ja auch häufig mit Löwen verglichen, vergl. [Ez 19,2ff; Ez 32,2; Ez 38,13; Jer 2,15; Jer 4,7; Jer 49,19; Zef 3,3], nie aber Propheten. Zudem mehren doch die falschen Propheten nicht die Zahl der Witwen, töten keine Männer, sondern dies tun vielmehr ungerechte Fürsten, Richter, Beamte. Ezechiel Ez 33 22 26 Sacerdotes ejus contempserunt legem meam, et polluerunt sanctuaria mea: inter sanctum et profanum non habuerunt distantiam: et inter pollutum et mundum non intellexerunt: et a sabbatis meis averterunt oculos suos, et coinquinabar in medio eorum. Seine Priester verachten mein Gesetz²⁷ und entweihen meine Heiligtümer, zwischen heilig und gemein machen sie keinen Unterschied und die Unterscheidung von rein und unrein kennen sie nicht, von meinen Sabbaten wenden sie ihre Augen ab,²⁸ so dass ich entheiligt werde in ihrer Mitte. Ezechiel Ez 33 22 26 27 Hebr. eigentlich: Sie haben mein Gesetz unterdrückt, wie schon [Zef 3,4]. Vergl. V. 8. Sie verachten die Zeremonialgesetze, den Unterschied zwischen rein und unrein, also den größten Teil der Vorschriften, welche sich auf die Verehrung Gottes beziehen, betrafen diese doch nicht allein die Opfer und anderen heiligen Handlungen, sondern auch die Auswahl der Speisen und viele andere Umstände des täglichen Lebens, wie die Behandlung des Aussatzes, Berührung von Leichen, usw. Ezechiel Ez 33 22 26 28 Sie sorgen sich nicht darum, dass der Sabbat gebührend gefeiert, sondern dulden, dass er den gewöhnlichen Wochentagen gleichgestellt werde. (Theod.) So lassen sie die Verehrung, welches das Volk Gott als dem höchsten Herrn und Könige des Landes darbringen soll, in Verfall geraten. Diese Geringschätzung und Verachtung des Herrn im Privat- wie im öffentlichen Leben schändet die Ehre des Höchsten. Ezechiel Ez 33 22 27 Principes ejus in medio illius, quasi lupi rapientes prædam ad effundendum sanguinem, et ad perdendas animas, et avare ad sectanda lucra. Seine Fürsten²⁹ in seiner Mitte sind wie Beute raubende Wölfe, nur bedacht, Blut zu vergießen, Seelen zu verderben und gierig, Gewinn zu erjagen. [Mi 3,11; Zef 3,3] Ezechiel Ez 33 22 27 29 Und Richter (die für Lohn Bluturteile fällen). Vergl. [Zef 3,3]. Ezechiel Ez 33 22 28 Prophetæ autem ejus liniebant eos absque temperamento, videntes vana, et divinantes eis mendacium, dicentes: Hæc dicit Dominus Deus, cum Dominus non sit locutus. Seine Propheten aber streichen Tünche ohne Beimischung,³⁰ indem sie ihnen Nichtiges erschauen und Trug wahrsagen und sprechen: So spricht der Herr, Gott, während der Herr doch nicht geredet hat. Ezechiel Ez 33 22 28 30 Schmeicheln den ungerechten Gewalthabern, allem, was jene tun, einen schönen Schein verleihend. (Hebr.) Ezechiel Ez 33 22 29 Populi terræ calumniabantur calumniam, et rapiebant violenter: egenum, et pauperem affligebant, et advenam opprimebant calumnia absque judicio. Das Volk im Lande treibt arge Bedrückung³¹ und raubt gewaltsam, dem Geringen und Armen fügen sie Leid zu und den Fremdling vergewaltigen sie durch Gewalttat wider das Recht. Ezechiel Ez 33 22 29 31 Gegen die Ankömmlinge. Ezechiel Ez 33 22 3 Et ostendes ei omnes abominationes suas, et dices: Hæc dicit Dominus Deus: Civitas effundens sanguinem in medio sui ut veniat tempus ejus: et quæ fecit idola contra semetipsam, ut pollueretur. Halte ihr alle ihre Greuel vor und sprich: So spricht der Herr, Gott: O Stadt! welche in ihrer Mitte Blut vergießt, dass ihre Zeit herankomme, und welche Götzenbilder wider sich selbst macht, um sich zu beflecken.³ Ezechiel Ez 33 22 3 3 Die höchste Ungerechtigkeit gegen Menschen und der höchste Frevel gegen Gott, Verbrechen gegen beide Tafeln des Gesetzes. Ezechiel Ez 33 22 30 Et quæsivi de eis virum, qui interponeret sepem, et staret oppositus contra me pro terra, ne dissiparem eam: et non inveni. Und ich suchte unter ihnen einen Mann, der sich als Mauer dazwischen stellte und mir entgegenträte für das Land, damit ich es nicht zugrunde richtete,³² aber ich fand keinen.³³ Ezechiel Ez 33 22 30 32 Die Gerechten pflegen den andern als Schutz zu dienen. Vergl. [Gen 18,32; Jer 5,1]. Auch [Jer 38,17] weist darauf hin. Ezechiel Ez 33 22 30 33 Gewiss doch aber stellten sich Jeremias, Baruch und andere als Mauer vor die Sünder? Doch sie sind niemand im Vergleich zu der unendlichen Menge der letzteren. [Ps 13,1-3] Wieviel das Gebet der Gerechten vermag, zeigt diese Stelle, ebenso [Ex 32,10]. Gott will die Stadt verschonen, wenn ein gerechter zwischen ihn und diese tritt, doch da die Bosheit zunimmt, erklärt er bald, dass kein Bitten ihn mehr zu besänftigen vermag. [Jer 7,16; Jer 11,14; Jer 14,11; Jer 15,1; Ez 14,14ff]. Ezechiel Ez 33 22 31 Et effudi super eos indignationem meam, in igne iræ meæ consumpsi eos: viam eorum in caput eorum reddidi, ait Dominus Deus. Darum werde ich meinen Unwillen über sie ausschütten und sie durch das Feuer meines Zornes verzehren, ich werde ihren Wandel auf ihr Haupt zurückgeben, spricht Gott, der Herr. Ezechiel Ez 33 22 4 In sanguine tuo, qui a te effusus est, deliquisti: et in idolis tuis, quæ fecisti, polluta es: et appropinquare fecisti dies tuos, et adduxisti tempus annorum tuorum: propterea dedi te opprobrium gentibus, et irrisionem universis terris. Durch dein Blut, das von dir vergossen ward, hast du gesündigt, und durch deine Götzenbilder, welche du gemacht hast, dich befleckt; du hast deine Tage beschleunigt und die Zeit deiner Jahre herbeigeführt; darum will ich dich zum Hohn für die Völker machen und zum Gespött für alle Länder.⁴ Ezechiel Ez 33 22 4 4 Die Strafen sollen den Verbrechen entsprechen: durch die Vergießung von Blut hast du dich schuldig, durch Götzendienst unrein gemacht, so hast du die Zeit der Rache und die Jahre der Strafe herbeigeführt, die Zeit, in welcher die Drohungen wahr werden, die längst über dich ergangen, dass Schmach und Untergang dich treffen sollen. [Dtn 29,23ff; Jer 18,16] u.a. Ferne und nahe Stämme werden Jerusalem verspotten, dessen Namen durch seine schmachvollen Taten berüchtigt und befleckt ist. Ezechiel Ez 33 22 5 Quæ juxta sunt, et quæ procul a te, triumphabunt de te: sordida, nobilis, grandis interitu. Die nahe und die fern von dir sind, sollen über dich frohlocken, du Befleckte, Berüchtigte, ungeheuerem Untergange Preisgegebene!⁵ Ezechiel Ez 33 22 5 5 Vulg.: Befleckte, die aufgehört hat, rein zu sein; vornehme, die ehemals an Adel alle übertreffend, jetzt im Bösen ausgezeichnet ist; ungeheurem Untergange preisgegeben, je höher du standest, desto schlimmer soll nun dein Fall sein. (Hier.) Im Hebr. lautet das letzte Glied: voll der Verwirrung, der Sittenverderbnis, derart dass Recht und Unrecht verkehrt wird. Ezechiel Ez 33 22 6 Ecce principes Israel singuli in brachio suo fuerunt in te ad effundendum sanguinem. Siehe, die Fürsten Israels trotzen, ein jeder in dir auf seinen Arm, um Blut zu vergießen.⁶ Ezechiel Ez 33 22 6 6 Die Fürsten Israels nicht nach Gerechtigkeit, sondern wie jedes Macht es gestattete, vergossen richtend in dir unschuldiges Blut. (Hier.) Ezechiel Ez 33 22 7 Patrem, et matrem contumeliis affecerunt in te, advenam calumniati sunt in medio tui, pupillum et viduam contristaverunt apud te: Vater und Mutter hat man Schmach in dir⁷ angetan, Fremde liegen in deiner Mitte unterdrückt, Witwen und Waisen hat man bei dir Leid zugefügt.⁸ Ezechiel Ez 33 22 7 7 In dir, der heiligen Stadt, dem Mittelpunkte des Gottesreiches, in der Stadt, die den Tempel des Herrn besaß. Ezechiel Ez 33 22 7 8 Es werden die Verletzungen jener Vorschriften genannt, welche das Gesetz besonders einschärfte. Diese Vorwürfe gelten nicht nur den Fürsten. (Hieron.) Ezechiel Ez 33 22 8 Sanctuaria mea sprevisti, et sabbata mea polluisti. Meine Heiligtümer hast du verachtet und meine Sabbate entweiht.⁹ Ezechiel Ez 33 22 8 9 Alles, was zu der im Gesetze angeordneten Verehrung Gottes gehört: den Tempel, indem sie dort Götzenbilder aufstellten, die Riten und Zeremonien, indem sie dieselben vernachlässigten. Ezechiel Ez 33 22 9 Viri detractores fuerunt in te ad effundendum sanguinem, et super montes comederunt in te, scelus operati sunt in medio tui. Verleumder waren in dir, um Blut zu vergießen,¹⁰ auf den Bergen hielt man Opfermahlzeiten, Frevel¹¹ verübte man in deiner Mitte. Ezechiel Ez 33 22 9 10 Durch falsches Zeugnis vor Gericht. Ezechiel Ez 33 22 9 11 Besonders gegen die Reinheit. Ezechiel Ez 33 0 1 G. Die Freveltaten Samarias und Jerusalems. (V. 35) H. Die Strafen für die Ehebrecherin und Mörderin. Ezechiel Ez 33 23 1 Et factus est sermo Domini ad me, dicens: Und es erging das Wort des Herrn an mich also: Ezechiel Ez 33 23 10 Ipsi discooperuerunt ignominiam ejus, filios et filias ejus tulerunt, et ipsam occiderunt gladio: et factæ sunt famosæ mulieres, et judicia perpetraverunt in ea. Diese entblößten ihre Scham, nahmen ihre Söhne und Töchter fort und töteten sie selbst mit dem Schwerte; so wurden sie berüchtigte Weiber,¹³ jene aber vollzogen die Gerichte an ihr.¹⁴ [Ez 16,38] Ezechiel Ez 33 23 10 13 Hebr.: Und es ward den Frauen zum Namen (Beispiel), sein Schicksal ward bei den Frauen sprichwörtlich. Frauen sind die Städte. Ezechiel Ez 33 23 10 14 Die Entblößung ist wohl die Zerstörung der Mauern, die Wegführung der Kinder, das Exil, das Töten, die Vernichtung des Reiches. Ezechiel Ez 33 23 11 Quod cum vidisset soror ejus Ooliba, plus quam illa insanivit libidine: et fornicationem suam super fornicationem sororis suæ. Obschon dies ihre Schwester Ooliba sah, entbrannte sie dennoch in Liebesraserei noch mehr als jene und überbot ihre Schwester an Buhlerei.¹⁵ Ezechiel Ez 33 23 11 15 Hebr.: Und sah es ihre Schwester, und trieb noch heillosere Verliebtheit als jene und buhlte schlimmer als ihre Schwester gebuhlt. Die gleiche Anklage [Jer 3,8-11; Ez 16,47.51]. So schloss Achaz ein Bündnis mit Theglatphalasar [2Kön 16,7] trotz aller Abmahnung des Isaias [Jes 7,4ff], der die Strafe V. 15ff voraussagt. Ezechiel Ez 33 23 12 Ad filios Assyriorum præbuit impudenter, ducibus, et magistratibus ad se venientibus indutis veste varia, equitibus qui vectabantur equis, et adolescentibus forma cunctis egregia. Sie gab sich schamlos¹⁶ den Söhnen Assyriens hin, den Fürsten und Statthaltern, die zu ihr kamen mit bunten Gewändern angetan, den Reitern, von Rossen getragen und allen Jünglingen von auserlesener Gestalt. Ezechiel Ez 33 23 12 16 Hebr.: Nach den Söhnen Assurs entbrannte sie. Ezechiel Ez 33 23 13 Et vidi quod polluta esset via una ambarum. Da sah ich, dass beide sich auf einem und demselben Weg verunreinigten. Ezechiel Ez 33 23 14 Et auxit fornicationes suas: cumque vidisset viros depictos in pariete, imagines Chaldæorum expressas coloribus, Sie aber trieb ihre Buhlereien noch weiter, und als sie an die Wand gemalte Männer sah, Bilder von Chaldäern mit Farben dargestellt,¹⁷ Ezechiel Ez 33 23 14 17 Hebr.: Und sie trieb noch weitere Buhlerei und sah Männer an die Wand gezeichnet, Bildnisse der Chaldäer, mit Rötel gemalt, wohlumgürtet an den Hüften, mit aufgebauschten Mützen auf ihren Häuptern in der Gestalt der Söhne Babels, deren Heimatland Chaldäa. Ezechiel Ez 33 23 15 Et accinctos balteis renes, et tiaras tinctas in capitibus eorum, formam ducum omnium, similitudinem filiorum Babylonis, terræque Chaldæorum, in qua orti sunt, und die Lenden wohl umgürtet, mit farbigem Kopfschmucke auf ihrem Haupte, alle wie Fürsten anzusehen, ein Abbild Babylons und des Landes der Chaldäer, in dem sie geboren waren: Ezechiel Ez 33 23 16 Insanivit super eos concupiscentia oculorum suorum, et misit nuntios ad eos in Chaldæam. da ward sie unsinnig von Begierde der Augenlust gegen sie und sandte Boten an sie nach Chaldäa.¹⁸ Ezechiel Ez 33 23 16 18 Die einzige derartige Gesandtschaft an die Chaldäer, von welcher die heilige Schrift berichtet, ist zwar die des Sedekias [Jer 29,3; Jer 51,59], indes die erste Annäherung fand wohl durch die freundliche Aufnahme der Babylonischen Gesandten seitens des Königs Ezechias statt. Ezechiel Ez 33 23 17 Cumque venissent ad eam filii Babylonis ad cubile mammarum, polluerunt eam stupris suis, et polluta est ab eis, et saturata est anima ejus ab illis. Und die Söhne Babylons gingen zu ihr ein zum Liebeslager¹⁹ und sie ward durch ihre Buhlerei befleckt und verunreinigt durch dieselbe, dann aber wurde ihre Seele derselben satt.²⁰ Ezechiel Ez 33 23 17 19 Sie schlossen mit ihnen Bündnisse und die Juden wurden durch den Verkehr mit den Chaldäern und durch die Teilnahme an ihrem Götzendienste befleckt. Ezechiel Ez 33 23 17 20 Die Chaldäer zeigten sich als solche Freunde, wie die Assyrier für Achaz gewesen. [1Chr 28,20.21] Wie die Babylonier das Reich Juda heimsuchten, wird [2Kön 24,1ff] berichtet. Ezechiel Ez 33 23 18 Denudavit quoque fornicationes suas, et discooperuit ignominiam suam: et recessit anima mea ab ea, sicut recesserat anima mea a sorore ejus. Und da sie ihre Buhlereien offen trieb und ihre Scham entblößte, riss sich meine Seele von ihr los, wie sie sich von ihrer Schwester losgerissen hatte.²¹ Ezechiel Ez 33 23 18 21 Da die Bewohner von Juda sich derartig dem Götzendienste hingaben, begann auch Gott, ihrer überdrüssig zu werden und sie zu verwerfen, wie er Israel verstoßen. Doch Gottes Zorn führte sie nicht zur Besserung, sie schlossen sich vielmehr an Ägypten an und befleckten sich mit dem Greuel dieses Landes. Ezechiel Ez 33 23 19 Multiplicavit enim fornicationes suas, recordans dies adolescentiæ suæ, quibus fornicata est in terra gypti. Denn sie trieb ihre Buhlereien immer weiter, indem sie der Tage ihrer Jugend gedachte, wo sie im Lande Ägypten gebuhlt.²² Ezechiel Ez 33 23 19 22 Wie es in der Jugend mit Ägypten gefehlt, so kehrte es zur gleichen Schande auch später zurück. Ezechiel Ez 33 23 2 Fili hominis, duæ mulieres filiæ matris unius fuerunt, Menschensohn! Zwei Frauen waren die Töchter einer Mutter:¹ Ezechiel Ez 33 23 2 1 Aus einem Stamme, ja von einer Mutter, gingen zwei Völker hervor. Ezechiel Ez 33 23 20 Et insanivit libidine super concubitum eorum, quorum carnes sunt ut carnes asinorum: et sicut fluxus equorum fluxus eorum. Und sie verlangte in unsinniger Geilheit nach dem Beischlafe derjenigen, deren Glieder wie die Glieder der Esel und deren Samenerguss gleich dem Erguss der Hengste ist.²³ Ezechiel Ez 33 23 20 23 Gemeint sind die ägyptischen Großen, die in ihrem Verhältnisse zu Israel illegitime Beischläfer waren, aber auch um ihrer sinnlichen Geilheit willen jenen Tieren verglichen werden. Der Esel war sprichwörtlich ein besonders geiles Tier, ebenso der Hengst wegen seiner Brunst. Ezechiel Ez 33 23 21 Et visitasti scelus adolescentiæ tuæ, quando subacta sunt in gypto ubera tua, et confractæ sunt mammæ pubertatis tuæ. Und wiederum suchtest du den Frevel deiner Jugend, da dein Busen in Ägypten geschändet, die Brüste deiner Jungfrauschaft welk wurden. Ezechiel Ez 33 23 22 Propterea Ooliba, hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego suscitabo omnes amatores tuos contra te, de quibus satiata est anima tua: et congregabo eos adversum te in circuitu, Deshalb, Ooliba, spricht der Herr, Gott, also: Siehe, ich will alle deine Buhlen wider dich aufreizen, deren deine Seele satt geworden ist, und will sie wider dich ringsum sammeln, Ezechiel Ez 33 23 23 Filios Babylonis, et universos Chaldæos, nobiles tyrannosque et principes, omnes filios Assyriorum, juvenes forma egregia, duces, et magistratus universos, principes principum, et nominatos ascensores equorum: die Söhne Babylons und alle Chaldäer, die Edlen, die Gewaltigen und Fürsten,²⁴ alle Söhne Assyriens,²⁵ Jünglinge von auserlesener Gestalt, allesamt Fürsten und Statthalter, Fürsten der Fürsten, die berühmten Rossebesteiger. Ezechiel Ez 33 23 23 24 Hebr.: Die Söhne Babels und alle Chaldäer, Pekod und Schoa und Koa. Über die Pekod siehe [Jer 50,21]. Nach den Keilinschriften gehörten sie zu den elamitischen Stämmen in der Nähe von Babylon. Ezechiel Ez 33 23 23 25 Das Reich bestand nicht mehr, doch auch die anderen Stämme wohnten in der Nähe. Das Volk war dem Könige von Babylon unterworfen. Ezechiel Ez 33 23 24 Et venient super te instructi curru, et rota, multitudo populorum: lorica, et clypeo, et galea armabuntur contra te undique: et dabo coram eis judicium, et judicabunt te judiciis suis. Und sie werden über dich kommen mit Wagen und Rädern, eine Schar von Völkern, und mit Panzer, Schild und Helm werden sie sich wappnen gegen dich ringsumher; ich werde ihnen das Gericht übertragen und sie werden dich nach ihren Rechten richten.²⁶ Ezechiel Ez 33 23 24 26 Gott wird seine Rache über die Stadt kommen lassen, dass die Feinde gegen sie wüten. Einzelne Folgen und Grausamkeiten des Krieges werden in V. 25 genannt. Ezechiel Ez 33 23 25 Et ponam zelum meum in te, quem exercent tecum in furore: nasum tuum, et aures tuas præcident: et quæ remanserint, gladio concident: ipsi filios tuos, et filias tuas capient, et novissimum tuum devorabitur igni. Und ich werde meinen Eifer gegen dich richten, dass sie ihn mit Grimm an dir ausüben; Nase und Ohren werden sie dir abschneiden²⁷ und was übrigbleibt, mit dem Schwerte niedermachen; deine Söhne und Töchter werden sie gefangen nehmen und deine Überreste werden vom Feuer verzehrt werden. Ezechiel Ez 33 23 25 27 Das Abschneiden von Nase und Ohren war barbarische Kriegssitte, doch bei manchen Völkern auch Strafe der Ehebrecherinnen, Was jene Völker aus grausamer Lust tun, wird nach Gottes Fügung das wohlverdiente Strafgericht für die Buhlerin sein. Ezechiel Ez 33 23 26 Et denudabunt te vestimentis tuis, et tollent vasa gloriæ tuæ. Und sie werden dir deine Gewänder ausziehen und dein herrliches Geschmeide abnehmen. Ezechiel Ez 33 23 27 Et requiescere faciam scelus tuum de te, et fornicationem tuam de terra gypti: nec levabis oculos tuos ad eos, et gypti non recordaberis amplius. So werde ich deinem Frevel ein Ende machen und deiner Buhlerei von dem Lande Ägypten her, dass du deine Augen nicht mehr zu ihnen erhebest und Ägyptens nicht ferner gedenkest.²⁸ Ezechiel Ez 33 23 27 28 Durch diese Strafe wird Gott bewirken, dass sie von der Buhlerei mit Ägypten ablassen. Vergl. [Ez 17,5ff]. Ezechiel Ez 33 23 28 Quia hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego tradam te in manus eorum, quos odisti, in manus, de quibus satiata est anima tua. Denn so spricht der Herr, Gott: Siehe, ich werde dich in die Hand derjenigen überliefern, die du hassest, in die Hand derjenigen, deren deine Seele satt ist. Ezechiel Ez 33 23 29 Et agent tecum in odio, et tollent omnes labores tuos, et dimittent te nudam, et ignominia plenam, et revelabitur ignominia fornicationum tuarum, scelus tuum, et fornicationes tuæ. Und sie werden dich feindselig behandeln, dir alles wegnehmen, was du dir erworben, und dich nackt und voll der Schmach liegen lassen,²⁹ dass die Schande deiner Buhlereien, dein Frevel und deine Buhlwerke offenbar werden. Ezechiel Ez 33 23 29 29 Die Zerstörung der Stadt und des Reiches, die Plünderung und die Wegführung der Beute werden angedeutet. Diese Züchtigung soll allen Völkern zeigen, wie sehr Jerusalem Gottes Zorn auf sich gezogen und mit wie furchtbaren Freveln es belastet ist. Ezechiel Ez 33 23 3 Et fornicatæ sunt in gypto in adolescentia sua fornicatæ sunt: ibi subacta sunt ubera earum, et fractæ sunt mammæ pubertatis earum. Diese buhlten in Ägypten, in ihrer Jugend buhlten sie, dort wurden ihre Brüste geschändet und die Brüste ihrer Jungfrauschaft welk.² Ezechiel Ez 33 23 3 2 Die angegebenen Zeichen weisen auf Dirnen hin, welche der Ausschweifung ergeben sind. Ezechiel Ez 33 23 30 Fecerunt hæc tibi quia fornicata es post gentes, inter quas polluta es in idolis earum. Solches werden sie dir antun dafür, dass du den Völkern nachgebuhlt und dich unter ihnen mit ihren Götzen befleckt hast. Ezechiel Ez 33 23 31 In via sororis tuæ ambulasti, et dabo calicem ejus in manu tua. Auf dem Wege deiner Schwester bist du gewandelt, so will ich den ihr gereichten Kelch auch in deine Hand geben. Ezechiel Ez 33 23 32 Hæc dicit Dominus Deus: Calicem sororis tuæ bibes profundum, et latum: eris in derisum, et in subsannationem, quæ est capacissima. So spricht der Herr, Gott: Den Kelch, der deiner Schwester gereicht ist, sollst du trinken, den tiefen und weiten,³⁰ dass du zum Gespötte und zum größten Hohne werdest. Ezechiel Ez 33 23 32 30 Der Kelch ist der Anteil, der jemanden zuteil wird. Die Tiefe und Weite des Kelches deutet auf die Fülle des darin enthaltenen bitteren Wehes. Ezechiel Ez 33 23 33 Ebrietate, et dolore repleberis: calice mroris, et tristitiæ, calice sororis tuæ Samariæ. Du sollst trunken und voll werden von Schmerzen, vom Kelche der Trübsal und Traurigkeit,³¹ von dem Kelche, der deiner Schwester Samaria gereicht ward. Ezechiel Ez 33 23 33 31 Heftiger Schmerz, der den Menschen außer sich bringt, wird mit Trunkenheit verglichen. Im Kelche wird dargeboten Trunkenheit und Kummer, Verödung und Erstarrung. (Hebr.) Ezechiel Ez 33 23 34 Et bibes illum, et epotabis usque ad fæces, et fragmenta ejus devorabis, et ubera tua lacerabis: quia ego locutus sum, ait Dominus Deus. Und du sollst ihn trinken und ausleeren bis auf die Hefe, ja selbst seine Scherben verschlingen³² und deine Brust zerfleischen;³³ denn ich habe es geredet, spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 23 34 32 Sie wird vor Begier nach dem letzten Tropfen in das irdene Gefäß beißen, als wollte sie es selbst auch verschlingen. Ezechiel Ez 33 23 34 33 Zum Zeichen ihrer aus Schmerz und Trunkenheit erwachsenen Raserei. Ezechiel Ez 33 23 35 Propterea hæc dicit Dominus Deus: Quia oblita es mei, et projecisti me post corpus tuum, tu quoque porta scelus tuum, et fornicationes tuas. Darum spricht der Herr, Gott, also: Weil du meiner vergessen und mich hinter deinen Rücken geworfen hast, so trage nun auch du deine Laster und deine Buhlereien. Ezechiel Ez 33 23 36 Et ait Dominus ad me, dicens: Fili hominis numquid judicas Oollam, et Oolibam, et annuntias eis scelera earum? Und der Herr redete zu mir also: Menschensohn! willst du über Oolla und Ooliba richten und ihnen ihre Schandtaten vorhalten? Ezechiel Ez 33 23 37 Quia adulteratæ sunt, et sanguis in manibus earum, et cum idolis suis fornicatæ sunt: insuper et filios suos, quos genuerunt mihi, obtulerunt eis ad devorandum. Sie sind Ehebrecherinnen und Blut ist an ihren Händen und sie haben mit ihren Götzen Buhlerei getrieben, ja sogar ihre Söhne, die sie mir geboren, denselben zum Verschlingen dargebracht.³⁴ Ezechiel Ez 33 23 37 34 Da das auserwählte Volk Gottes Braut war, gehörten seine Kinder dem Herrn. Doch sie opferten dieselben dem Moloch. Ezechiel Ez 33 23 38 Sed et hoc fecerunt mihi: Polluerunt sanctuarium meum in die illa, et sabbata mea profanaverunt. Auch das haben sie mir noch angetan: Sie haben an jenem Tage mein Heiligtum geschändet³⁵ und meine Sabbate entweiht. Ezechiel Ez 33 23 38 35 Das Entweihen des Heiligtums Jahves bestand nach V. 39 darin, dass sie dorthin am selben Tage kamen, an dem das Kindesopfer im Hinnomtal stattgefunden hatte. Ezechiel Ez 33 23 39 Cumque immolarent filios suos idolis suis, et ingrederentur sanctuarium meum in die illa ut polluerent illud: etiam hæc fecerunt in medio domus meæ. Ja, wenn sie ihre Kinder ihren Götzen geopfert hatten, so betraten sie noch an demselben Tage mein Heiligtum, um es zu beflecken; ja, dies taten sie sogar inmitten meines Hauses.³⁶ Ezechiel Ez 33 23 39 36 Selbst in meinem Tempel trieben sie heidnischen Bilderdienst. Ezechiel Ez 33 23 4 Nomina autem earum Oolla major, et Ooliba soror ejus minor: et habui eas, et pepererunt filios, et filias. Porro earum nomina Samaria Oolla, et Jerusalem Ooliba. Sie hießen: Oolla, die größere, und Ooliba, die kleinere;³ und ich nahm sie⁴ und sie gebaren Söhne und Töchter. Ihre Namen sind: Oolla Samaria und Ooliba Jerusalem. Ezechiel Ez 33 23 4 3 Samaria, das Reich Israel, heißt Oolla, seine Wohnung (Zelt), Jerusalem, das Reich Juda, Ooliba, meine Wohnung in ihr. Gottes Tempel war in Jerusalem, doch die Zehnstämme erbauten sich gegen Gottes Gebot Tempel in Garizim, Dan, Bethel usw., Samaria ist als größeres Reich die ältere Schwester. Ezechiel Ez 33 23 4 4 Trotz ihres vorhergehenden Götzendienstes. [Ez 20,8] Ezechiel Ez 33 23 40 Miserunt ad viros venientes de longe, ad quos nuntium miserant: itaque ecce venerunt: quibus te lavisti, et circumlinisti stibio oculos tuos, et ornata es mundo muliebri. Auch sandten sie³⁷ nach Männern, die von ferne her kamen, zu welchen sie Boten gesandt hatten;³⁸ und siehe, als diese kamen, wuschest du dich um ihretwillen, tatest Schminke um deine Augen und legtest Frauenschmuck an.³⁹ Ezechiel Ez 33 23 40 37 Die beiden Schwestern. Ezechiel Ez 33 23 40 38 Zum Götzendienste gesellten sich die Bündnisse mit fremden Nationen, durch welche der Abfall von Gott vollendet ward. Die Fremdlinge sind die Assyrier, Babylonier, Ägypter. Ezechiel Ez 33 23 40 39 Künste der Buhlerinnen. Um die Fremden zum Bündnis zu bewegen, rühmten sie sich ihrer Macht und ihres Reichtums und gaben kostbare Geschenke. Ezechiel Ez 33 23 41 Sedisti in lecto pulcherrimo, et mensa ornata est ante te: thymiama meum, et unguentum meum posuisti super eam. Du setztest dich auf ein prächtiges Ruhebett, es ward eine Tafel vor dir bereitet und darauf legtest du mein Räucherwerk und mein Salböl.⁴⁰ Ezechiel Ez 33 23 41 40 Das mir als Opfergabe Gebührende. Vergl. [Jes 39,3ff]. Ezechiel Ez 33 23 42 Et vox multitudinis exsultantis erat in ea: et in viris, qui de multitudine hominum adducebantur, et veniebant de deserto, posuerunt armillas in manibus eorum, et coronas speciosas in capitibus eorum. Dort erscholl lautes Frohlocken einer Menge und den Männern, die aus der Menschenmenge⁴¹ herbeigeführt wurden und die aus der Wüste kamen,⁴² legte man Spangen an ihre Arme und herrliche Kronen auf ihre Häupter.⁴³ Ezechiel Ez 33 23 42 41 Minder bedeutende Völker. Ezechiel Ez 33 23 42 42 Die Sabäer, Edom, Moab u.a. Ezechiel Ez 33 23 42 43 So wurden Gastgenossen geschmückt. Nach dem Hebr. wurden die Schwestern so von den Männern geschmückt: Ezechiel Ez 33 23 43 Et dixi ei, quæ attrita est in adulteriis: Nunc fornicabitur in fornicatione sua etiam hæc. Da sprach ich zu der, welche in Ehebrüchen alt geworden: Auch jetzt noch wird sie in ihrer Buhlerei fortfahren!⁴⁴ Ezechiel Ez 33 23 43 44 Gott sieht voraus, dass er bei jenem Besuch und jener Gasterei wieder zum Schlimmsten kommt, zum Ehe- (Bundes-) bruch. Ezechiel Ez 33 23 44 Et ingressi sunt ad eam quasi ad mulierem meretricem: sic ingrediebantur ad Oollam, et Oolibam mulieres nefarias. Und man kam zu ihr, wie man zu einer Buhldirne geht; ja so ging man zu Oolla und zu Ooliba, den schändlichen Weibern. Ezechiel Ez 33 23 45 Viri ergo justi sunt: hi judicabunt eas judicio adulterarum, et judicio effundentium sanguinem: quia adulteræ sunt, et sanguis in manibus earum. Doch es sind gerechte Männer,⁴⁵ diese werden sie nach dem Gerichte über Ehebrecherinnen und nach dem Gerichte über Blutvergießerinnen richten; denn sie sind Ehebrecherinnen und Blut ist an ihren Händen. Ezechiel Ez 33 23 45 45 Gerecht sind sie insoweit, als sie die Ehebrecherin auf Gottes Befehl mit Peinen heimsuchen, obwohl die Chaldäer auch insofern höher stehen, als sie keine so klare Erkenntnis von Gott besitzen und keinen so reichen Beistand von ihm erhalten haben. Beschränkt man den Satz nicht auf die Chaldäer, so bedeutet der Satz: alle Gerechten werden jene beiden Schwestern verdammen oder: Gott beruft alle Gerechten, den Urteilsspruch der Verdammnis über sie auszusprechen. Ezechiel Ez 33 23 46 Hæc enim dicit Dominus Deus: Adduc ad eas multitudinem, et trade eas in tumultum, et in rapinam: Denn so spricht der Herr, Gott: Führe eine Schar wider sie herbei und gib sie der Misshandlung und der Beraubung preis.⁴⁶ Ezechiel Ez 33 23 46 46 Hebr. vielmehr: Ich will sie führen preisgeben. Welche Versammlung Gott herbeirufen will, zeigt [Jer 25,9]. Nach dem Mosaischen Gesetze soll das gesamte Volk einen Götzendiener, Gotteslästerer, eine buhlerische Verlobte oder Jungfrau steinigen. Deshalb V. 47: Sie sollen sie steinigen. Ezechiel Ez 33 23 47 Et lapidentur lapidibus populorum, et confodiantur gladiis eorum: filios, et filias earum interficient, et domus earum igne succendent. Und die Völkerscharen sollen sie steinigen und mit ihren Schwertern durchbohren, ihre Söhne und ihre Töchter soll man töten und ihre Häuser in Feuer aufgehen lassen. Ezechiel Ez 33 23 48 Et auferam scelus de terra, et discent omnes mulieres ne faciant secundum scelus earum. So will ich die Lasterhaftigkeit aus dem Lande schaffen und alle Frauen sollen lernen, nicht Unzucht zu begehen gleich jenen. Ezechiel Ez 33 23 49 Et dabunt scelus vestrum super vos, et peccata idolorum vestrorum portabitis: et scietis quia ego Dominus Deus. Und sie werden eure Unzucht über euch kommen lassen und ihr werdet die mit euren Götzen begangenen Sünden tragen müssen; damit ihr erkennet, dass ich der Herr, Gott, bin!⁴⁷ Ezechiel Ez 33 23 49 47 Dies alles soll geschehen, damit die Bosheit hinweggenommen werde von der Erde und alle Städte und Provinzen lernen, sich vor ähnlichen Freveln zu hüten. Und ihr, wenn ihr empfangen, was euer Götzendienst euch zugezogen, erkennet, dass ich der Herr bin. (Hier.) Wenngleich das Reich Israel bereits längst zerstört war (722 v. Chr.), verkündigt der Prophet doch beiden Schwestern ihre Strafe, da er das ganze Volk zusammenfasst. Zudem ward durch die Zerstörung des Reiches Juda jener Untergang eines Teiles des Gesamtvolkes Israel vollendet, so dass nun das Volk Jakob nur noch eine Ruine bildete. Diese Heimsuchung Judas war zur Zeit, wo der Prophet redete, noch zukünftig. Ezechiel Ez 33 23 5 Fornicata est igitur super me Oolla, et insanivit in amatores suos, in Assyrios propinquantes, Da buhlte Oolla neben mir⁵ und war lieberasend nach ihren Buhlen, den Assyriern,⁶ die ihr nahten,⁷ Ezechiel Ez 33 23 5 5 Obwohl sie meine Gattin war. Ezechiel Ez 33 23 5 6 Die Bündnisse mit den Assyriern tadelt schon [Hos 5,13; Hos 8,9; Hos 12,1]. Ein Beispiel für dieselben ist Menahem [2Kön 15,19]. Ezechiel Ez 33 23 5 7 Welche die Israeliten als ihnen in Anlage und Sitten ähnlich und verwandt liebten. Der hebr. Text ist schwerlich richtig erhalten. Ezechiel Ez 33 23 6 Vestitos hyacintho, principes, et magistratus, juvenes cupidinis, universos equites, ascensores equorum. als in blauen Purpur gekleidete⁸ Fürsten und Statthalter,⁹ liebreizende Jünglinge,¹⁰ insgesamt Reiter, Rosse tummelnd. Ezechiel Ez 33 23 6 8 Die Pracht der Kleider ist auf den assyrischen Denkmälern noch nicht erkennbar. Ezechiel Ez 33 23 6 9 Pecha. Vergl. [Hag 1,1]. Statthalter oder wenigstens vornehmer und mächtiger Mann. Ezechiel Ez 33 23 6 10 Zur Macht gesellt sich die Schönheit. Ezechiel Ez 33 23 7 Et dedit fornicationes suas super eos electos, filios Assyriorum universos: et in omnibus, in quos insanivit, in immunditiis eorum polluta est. Und sie gab sich diesen Auserlesenen zur Unzucht hin, allen Söhnen Assyriens, und mit allen, gegen welche sie vor Liebe rasend war, befleckte sie sich durch ihre Unreinigkeit.¹¹ Ezechiel Ez 33 23 7 11 Götzendienst, wie das Hebr. zeigt. Ezechiel Ez 33 23 8 Insuper et fornicationes suas, quas habuerat in gypto, non reliquit: nam et illi dormierunt cum ea in adolescentia ejus, et illi confregerunt ubera pubertatis ejus, et effuderunt fornicationem suam super eam. Dazu ließ sie auch nicht ab von ihrer Buhlerei, welche sie in Ägypten geübt; denn auch diese hatten ihr beigewohnt in ihrer Jugend,¹² ihren jungfräulichen Busen zerdrückt und vielfache Buhlerei an ihr geübt. Ezechiel Ez 33 23 8 12 In Ägypten und am Berge Sinai. Wie sehr Israel den Kälberdienst, den Jeroboam eingerichtet, pflegte, geht daraus hervor, dass derselbe geradezu die Sünde Israels heißt. Ezechiel Ez 33 23 9 Propterea tradidi eam in manus amatorum suorum, in manus filiorum Assur, super quorum insanivit libidine. Deshalb gab ich sie in die Hand ihrer Buhlen, in die Hand der Söhne Assurs, gegen welche sie in Liebesrasen entbrannt war. Ezechiel Ez 33 0 1 I. Gleichnis über die Not der Belagerung. (V. 14) K. Die Trauer um den Untergang des Reiches wird nicht gehalten werden dürfen. Ezechiel Ez 33 24 1 Et factum est verbum Domini ad me in anno nono, in mense decimo, decima die mensis, dicens: Und es erging das Wort des Herrn an mich im neunten Jahre,¹ im zehnten Monate, am zehnten Tage des Monats, also lautend: Ezechiel Ez 33 24 1 1 Das neunte Jahr nach der Wegführung des Königs Joachin [Ez 1,2] ist zugleich das neunte Jahr des an die Stelle jenes getretenen Königs Sedekias. Der gleiche Tag wird erwähnt [2Kön 25,1] und [Jer 39,1] und [Jer 52,4]. Ezechiel Ez 33 24 10 Congere ossa, quæ igne succendam: consumentur carnes, et coquetur universa compositio, et ossa tabescent. Lege die Knochen aufeinander, dass ich sie im Feuer verbrenne; so soll das Fleisch verzehrt, die ganze Mischung zerkocht werden und das Gebein zergehen.¹¹ Ezechiel Ez 33 24 10 11 In Kalk und Staub aufgelöst werden. Nichts soll zurückbleiben, alles soll verbrannt werden. Ezechiel Ez 33 24 11 Pone quoque eam super prunas vacuam, ut incalescat, et liquefiat æs ejus: et confletur in medio ejus inquinamentum ejus, et consumatur rubigo ejus: Setze auch den Topf leer auf glühende Kohlen, dass sein Erz heiß und fließend und die Unreinigkeit in seinem Innern weggeschmolzen und sein Rost verzehrt werde.¹² Ezechiel Ez 33 24 11 12 Nachdem die Einwohner der Stadt teils durch Hunger, Seuche, Mord umgekommen, teils in die Gefangenschaft abgeführt sind, soll auch die Stadt vom Feuer ergriffen und in Asche gelegt werden, damit durch das Feuer seine Unreinheit gleichsam ausgekocht und die blutvergießende Stadt von dem Schmutze der Freveltaten und dem vergossenen Blute gereinigt werde. Durch die Sünden des Volkes wird auch das Land befleckt [Lev 18,25; Dtn 25,4; Jer 3,2] weshalb häufig mit den Sündern auch Haus, Stadt, Land der Verwüstung preisgegeben wird, gleichwie die Erde wegen der Sünde der ersten Menschen mit Gottes Fluch belastet ward. [Gen 3,17; Gen 6,13; Gen 19,13] Ezechiel Ez 33 24 12 Multo labore sudatum est, et non exivit de ea nimia rubigo ejus, neque per ignem. Viele Mühe war daran gewendet,¹³ aber sein vieler Rost ist nicht von ihm abgegangen, auch nicht durch Feuer. Ezechiel Ez 33 24 12 13 Hebr.: Viele Mühen hat sie erschöpft jene Stadt; sie hat bewirkt, dass meine Mühen bei ihrer Bestrafung erfolglos waren, ihre Bosheit wollte nicht weichen. Ezechiel Ez 33 24 13 Immunditia tua exsecrabilis: quia mundare te volui, et non es mundata a sordibus tuis: sed nec mundaberis prius, donec quiescere faciam indignationem meam in te. Deine Unreinigkeit ist verabscheuungswürdig, denn ich wollte dich reinigen, aber du wurdest nicht rein von deinen Flecken; so sollst du denn auch ferner nicht rein werden, bis ich meinen Zorn vollends an dir ausgelassen. Ezechiel Ez 33 24 14 Ego Dominus locutus sum: Veniet, et faciam: non transeam, nec parcam, nec placabor: juxta vias tuas, et juxta adinventiones tuas judicabo te, dicit Dominus. Ich, der Herr, habe es gesprochen. Es wird kommen und ich werde es ausführen; ich werde nicht vorübergehen, nicht Schonung üben, nicht verzeihen;¹⁴ nach deinem Wandel und nach deinem Treiben werde ich¹⁵ dich richten,¹⁶ spricht der Herr. Ezechiel Ez 33 24 14 14 Durch nichts kann das Gericht bewendet werden. Ezechiel Ez 33 24 14 15 Hebr.: Wird man. Ezechiel Ez 33 24 14 16 Nach dem Rechte der Ehebrecherinnen und Mörder. Wie ein Arzt grausam ein Glied wegschneidet, um den ganzen Leib zu retten, ohne auf den Schmerz des Leidenden Rücksicht zu nehmen, so will Gott die faulen Glieder abschneiden, das Ganze zu retten. (Hier.) Ezechiel Ez 33 24 15 Et factum est verbum Domini ad me, dicens: Und es erging an mich das Wort des Herrn also: Ezechiel Ez 33 24 16 Fili hominis, ecce ego tollo a te desiderabile oculorum tuorum in plaga: et non planges, neque plorabis, neque fluent lacrimæ tuæ. Menschensohn! siehe, ich werde dir die Lust deiner Augen¹⁷ durch plötzlichen Tod¹⁸ nehmen und du sollst nicht klagen noch weinen und keine Träne fließen lassen.¹⁹ Ezechiel Ez 33 24 16 17 Seine Gattin. Ezechiel Ez 33 24 16 18 Plötzlicher Tod macht den Schmerz herber. Ezechiel Ez 33 24 16 19 Ebenso wenig sollen Verwandte und Befreundete den Tod beklagen durch die im Folgenden aufgezählten Zeremonien. Ezechiel Ez 33 24 17 Ingemisce tacens, mortuorum luctum non facies: corona tua circumligata sit tibi, et calceamenta tua erunt in pedibus tuis, nec amictu ora velabis, nec cibos lugentium comedes. Seufze still, stelle keine Totenklage an, dein Kopfschmuck sei um dein Haupt gewunden und deine Schuhe seien an deinen Füßen,²⁰ weder verhülle mit dem Gewande den Mund²¹ noch iss die Speise der Trauernden.²² Ezechiel Ez 33 24 17 20 Wie sonst. David erstieg mit bloßen Füßen, zum Zeichen der Trauer, den Ölberg [2Sam 15,30] und Isaias muss, da er Unheil verkündet, die Schuhe von seinen Füßen ziehen. [Jes 20,2] Ezechiel Ez 33 24 17 21 Hebr.: den Bart. Ezechiel Ez 33 24 17 22 Die Speisen, welche Freunde den Trauernden aus Teilnahme zu senden pflegten. Vergl. [Spr 31,6]. Ezechiel Ez 33 24 18 Locutus sum ergo ad populum mane, et mortua est uxor mea vespere: fecique mane sicut præceperat mihi. Also redete ich am Morgen zu dem Volke²³ und am Abend starb mein Weib, am andern Morgen aber tat ich, wie mir befohlen war. Ezechiel Ez 33 24 18 23 Das oben Stehende, von V. 3 an. Ezechiel Ez 33 24 19 Et dixit ad me populus: Quare non indicas nobis quid ista significent, quæ tu facis? Da sprach das Volk zu mir:²⁴ Warum²⁵ tust du uns nicht kund, was dein Tun²⁶ bedeutet? Ezechiel Ez 33 24 19 24 Da er am folgenden Tage kein Zeichen von Trauer zeigte, vermutete das Volk, dass dieses Verhalten eine besondere Bedeutung hatte. Ezechiel Ez 33 24 19 25 Hebr. wirst du uns nicht kundtun? Ezechiel Ez 33 24 19 26 Dein gegen alle Sitte verstoßendes Tun. Ezechiel Ez 33 24 2 Fili hominis scribe tibi nomen diei hujus, in qua confirmatus est rex Babylonis adversum Jerusalem hodie. Menschensohn! schreibe dir den Namen dieses Tages auf, denn² heute nimmt der König von Babylon feste Stellung wider Jerusalem. Ezechiel Ez 33 24 2 2 Hebr.: Menschensohn, schreibe dir den Namen des Tages, eben dieses Tages auf: Es hat der König von Babel sich auf Jerusalem geworfen an eben diesem Tage. Diesen Tag zeichneten die Juden später durch ein feierliches Fasten aus. [Sach 8,19] Der Prophet sagte den Tag feierlich vorher, damit man den Untergang Jerusalems nicht einzig der Macht des Königs von Babylon zuschrieb, und erkannte, dass Ezechiel ein wahrer Prophet des Höchsten sei. Ezechiel Ez 33 24 20 Et dixi ad eos: Sermo Domini factus est ad me, dicens: Ich antwortete ihnen: Das Wort des Herrn erging an mich also: Ezechiel Ez 33 24 21 Loquere domui Israel: Hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego polluam sanctuarium meum, superbiam imperii vestri, et desiderabile oculorum vestrorum, et super quo pavet anima vestra: filii vestri, et filiæ vestræ, quas reliquistis, gladio cadent. Sage zum Hause Israel: Also spricht der Herr, Gott: Siehe, ich will entweihen²⁷ mein Heiligtum, den Stolz eurer Herrschaft, die Lust eurer Augen, die bange Sorge eurer Seele; eure Söhne und eure Töchter, die ihr zurückgelassen habt,²⁸ werden durch das Schwert fallen. Ezechiel Ez 33 24 21 27 Gott wird den Tempel den Feinden zur Entweihung und Zerstörung übergeben. Wegen seiner Pracht und Herrlichkeit, die alle staunend rühmten, nennt Gott ihn Stolz eurer Herrschaft, Lust eurer Augen und Liebe eurer Herzen. Hiernach ist klar, warum V. 16 die Gattin des Propheten als Symbol erwählt ist und mit einem so liebevollen Namen bezeichnet wird. Ezechiel Ez 33 24 21 28 Die Weggeführten hatten also ihre Kinder wenigstens teilweise in Jerusalem zurückgelassen. Ezechiel Ez 33 24 22 Et facietis sicut feci: Ora amictu non velabitis, et cibos lugentium non comedetis. Da werdet ihr tun, wie ich getan habe: Ihr werdet euren Mund²⁹ nicht mit dem Gewande verhüllen und nicht die Speise der Trauernden essen. Ezechiel Ez 33 24 22 29 Hebr.: Bart. Ezechiel Ez 33 24 23 Coronas habebitis in capitibus vestris, et calceamenta in pedibus: non plangetis neque flebitis, sed tabescetis in iniquitatibus vestris, et unusquisque gemet ad fratrem suum. Ihr werdet euren Kopfschmuck um eure Häupter tragen und die Schuhe an euren Füßen, ihr werdet nicht klagen noch weinen, sondern werdet in euren Sünden dahinschmachten und einer gegen den andern seufzen.³⁰ Ezechiel Ez 33 24 23 30 Der Sieger wird euch nicht gestatten, zu trauern, und ihr werdet aus Furcht vor den Chaldäern nicht einmal wagen, öffentlich zu weinen. Ezechiel Ez 33 24 24 Eritque Ezechiel vobis in portentum: juxta omnia, quæ fecit, facietis cum venerit istud: et scietis quia ego Dominus Deus. Und so wird Ezechiel euch zum Wahrzeichen sein: ganz wie er getan, werdet auch ihr tun, wenn es eintrifft, und ihr sollt erkennen,³¹ dass ich der Herr, Gott, bin. Ezechiel Ez 33 24 24 31 Wenn es eintrifft. Ezechiel Ez 33 24 25 Et tu fili hominis ecce in die, qua tollam ab eis fortitudinem eorum, et gaudium dignitatis, et desiderium oculorum eorum, super quo requiescunt animæ eorum, filios, et filias eorum: Du aber, Menschensohn! siehe, an dem Tage, da ich ihnen ihre Zuversicht nehmen werde, die Freude über ihre Herrlichkeit und die Lust ihrer Augen, in der ihre Seelen ihre Befriedigung finden,³² ihre Söhne und Töchter; Ezechiel Ez 33 24 25 32 Töricht war ihr Rühmen und ihr Vertrauen auf den Tempel, da sie die Frömmigkeit, die allein Sicherheit gewährt, nicht wahrten. Wenn die Juden ihr Gottesreich so liebten, wie viel mehr muss uns das Reich Christi teuer sein! Ezechiel Ez 33 24 26 In die illa cum venerit fugiens ad te, ut annuntiet tibi: wenn an dem Tage ein Flüchtling zu dir kommt, um dir Kunde zu bringen, Ezechiel Ez 33 24 27 In die, inquam, illa aperietur os tuum cum eo, qui fugit: et loqueris, et non silebis ultra: erisque eis in portentum, et scietis quia ego Dominus. an jenem Tage, sage ich, wird dein Mund aufgetan werden zugleich mit dem des Flüchtlings;³³ du sollst reden und nicht mehr schweigen und du wirst ihnen zum Wahrzeichen sein und ihr werdet erkennen, dass ich der Herr bin! Ezechiel Ez 33 24 27 33 Bis dahin redete der Prophet, wie [Ez 3,26.27] zeigt, nur auf besonderen Befehl Gottes zeitweise zum Volke; wenn aber jener Bote kommt, wird er frei reden. Die Ankunft des Boten siehe [Ez 33,21]. Die rechte Frucht der Wegführung, deren Reisen das Vertrauen auf Stadt und Reich noch hindert, wird erst nach dem Falle des Reiches sich zeigen. Ezechiel Ez 33 24 3 Et dices per proverbium ad domum irritatricem parabolam, et loqueris ad eos: Hæc dicit Dominus Deus: Pone ollam: pone, inquam, et mitte in eam aquam. Sprich in einem Bilde zu dem widerspenstigen Haus im Gleichnisse und sage zu ihnen: So spricht der Herr, Gott: Setze einen Topf bei, ja, setze ihn bei und gieß Wasser darein! Ezechiel Ez 33 24 4 Congere frusta ejus in eam, omnem partem bonam, femur et armum, electa et ossibus plena. Tue Fleischstücke hinein, lauter gute Stücke, Lenden und Bug, auserlesene Stücke voller Knochen. Ezechiel Ez 33 24 5 Pinguissimum pecus assume, compone quoque strues ossium sub ea: efferbuit coctio ejus, et discocta sunt ossa illius in medio ejus. Nimm fettes Kleinvieh und schichte einen Holzstoß für die Knochen unter demselben auf; lass es aufsieden, dass auch die Knochen darin zerkochen!³ Ezechiel Ez 33 24 5 3 Mit Auswahl und Sorgfalt sollen die besten Stücke hineinkommen, ein vorzügliches Feuer soll angezündet werden. Über die Angesehensten Jerusalems soll das Gericht kommen; Schrecken und Not werden durch das starke Feuer bedeutet. Ezechiel Ez 33 24 6 Propterea hæc dicit Dominus Deus: Væ civitati sanguinum, ollæ, cujus rubigo in ea est, et rubigo ejus non exivit de ea: per partes et per partes suas ejice eam, non cecidit super eam sors. Darum spricht der Herr, Gott, also: Wehe der Stadt der Blutschuld, dem Topfe, an dem der Rost sitzt, von dem der Rost nicht abgeht!⁴ wirf die Stücke, eines nach dem andern, heraus,⁵ kein Los ist darauf gefallen.⁶ Ezechiel Ez 33 24 6 4 Der Rost, der nicht abgeht, sind die Frevel, mit denen Jerusalem befleckt ist. Auch das Feuer nahm den Rost nicht hinweg, denn die Einwohner der Stadt beharrten auch während der Belagerung in ihrer Bosheit, vergl. [Jer 37] und [Jer 38], wie auch die früheren Züchtigungen Gottes vergeblich waren. Ezechiel Ez 33 24 6 5 Die Stadt verliert ihre Einwohner nach und nach, die einen durch Hungersnot, die anderen durch das Schwert und die Gefangenschaft. Ezechiel Ez 33 24 6 6 Ohne Wahl (nicht so, dass z.B. der zehnte geschont wird), ohne Unterschied werden sie gestraft werden. Wirf, besser: man wirft. Ezechiel Ez 33 24 7 Sanguis enim ejus in medio ejus est, super limpidissimam petram effudit illum: non effudit illum super terram ut possit operiri pulvere. Denn ihr Blut ist in ihrer Mitte,⁷ auf nacktem Felsen hat sie es vergossen;⁸ nicht auf die Erde ließ sie es fließen, dass man es hätte mit Staub bedecken können. Ezechiel Ez 33 24 7 7 Mord ist in der Stadt begangen, doch Sühnung nicht geleistet. Ezechiel Ez 33 24 7 8 Der Felsen kann es nicht trinken, so ruft es denn, offen daliegend, um Rache. Vergossen: Also nicht heimlich, sondern ganz offen, mit der größten Ruchlosigkeit und Schamlosigkeit hat sie ihre Verbrechen verübt. Ezechiel Ez 33 24 8 Ut superinducerem indignationem meam, et vindicta ulciscerer: dedi sanguinem ejus super petram limpidissimam ne operiretur. Um meinen Zorn über sie kommen zu lassen und Rache üben zu können, habe ich das von ihr vergossene Blut auf den nackten Felsen fließen lassen, dass es nicht bedeckt werde.⁹ Ezechiel Ez 33 24 8 9 Gott handelt gegen Jerusalem, wie dieses es verdient. Die Einwohner sühnen die Bluttaten nicht, Gott hält ihre Schuld aufrecht, er lässt das vergossene Blut offen daliegen, dass es um Rache rufe. Ezechiel Ez 33 24 9 Propterea hæc dicit Dominus Deus: Væ civitati sanguinum, cujus ego grandem faciam pyram. Darum spricht der Herr, Gott, also: Wehe der Blutstadt, für die ich¹⁰ einen großen Holzstoß machen will! [Nah 3,1; Hab 2,12] Ezechiel Ez 33 24 9 10 Hebr.: Auch ich will für sie. Ezechiel Ez 33 0 1 5. Fünfte Reihe von Weissagungen. (Kap. 25,1 Kap. 32,32) A. Weissagungen gegen benachbarte Völker. (V. 1 17) a. Gegen Ammon und Moab. (V. 11) b. Gegen Edom und die Philister. Ezechiel Ez 33 25 1 Et factus est sermo Domini ad me, dicens: Und es erging das Wort des Herrn an mich also:¹ Ezechiel Ez 33 25 1 1 Die vorhergehenden Gerichte sind dem auserwählten Volke verkündet. Es folgen Verkündigungen gegen andere Völker. Vergl. [Jer 25,15ff]. Gott tut sich durch dieselben als Herr und Herrscher aller Völker kund, der alle zu dem Reiche des Heiles beruft. Ezechiel Ez 33 25 10 Filiis orientis cum filiis Ammon, et dabo eam in hereditatem: ut non sit ultra memoria filiorum Ammon in gentibus. und ich werde dasselbe samt den Söhnen Ammons den Söhnen des Morgenlandes zu eigen geben, dass der Söhne Ammons nicht ferner mehr unter den Völkern gedacht werden soll. Ezechiel Ez 33 25 11 Et in Moab faciam judicia: et scient quia ego Dominus. So will ich an Moab Strafgerichte vollstrecken¹² und sie sollen erkennen, dass ich der Herr bin! Ezechiel Ez 33 25 11 12 Das Gericht kam über Moab, wie Flav. Josephus berichtet, fünf Jahre nach der Zerstörung Jerusalems. Der König von Babylon besetzte das untere Syrien und besiegte die Einwohner. Ezechiel Ez 33 25 12 Hæc dicit Dominus Deus: Pro eo quod fecit Idumæa ultionem ut se vindicaret de filiis Juda, peccavitque delinquens, et vindictam expetivit de eis: So spricht der Herr, Gott: Dafür, dass Idumäa Rache geübt, um sich an den Söhnen Judas zu rächen, und sich schwer versündigt hat, indem es an ihnen Rache nahm,¹³ Ezechiel Ez 33 25 12 13 Ihr Verhalten war umso treuloser, als die Moabiter und Ammoniter zuvor mit Sedekias ein Bündnis geschlossen hatten, um das Joch Babylons abzuschütteln. [Jer 27,3] Ezechiel Ez 33 25 13 Idcirco hæc dicit Dominus Deus: Extendam manum meam super Idumæam, et auferam de ea hominem, et jumentum, et faciam eam desertam ab austro: et qui sunt in Dedan, gladio cadent. deswegen spricht der Herr, Gott, also:¹⁴ Ich werde meine Hand über Idumäa ausstrecken und Menschen und Vieh aus demselben hinwegnehmen¹⁵ und werde es zur Wüstenei machen von Mittag her, und die zu Dedan sind, sollen durch das Schwert fallen.¹⁶ Ezechiel Ez 33 25 13 14 Die Edomiter waren, durch die Waffen besiegt, einst den Juden unterworfen. Vergl. [2Sam 8,14; 2Kön 14,7.22; 2Chr 25,11]. Ezechiel Ez 33 25 13 15 Zur Strafe für ihren Hass gegen das auserwählte Volk sollen die Edomiter den Segen verlieren, den ihr Vater Esau von Jakob erhalten hatte. [Gen 27,39] Ezechiel Ez 33 25 13 16 Hebr.: und ich machte es zur Wüstenei vom Theman weg und bis nach Dedan sollen sie durch das Schwert fallen. Die edomitische Landschaft Theman liegt im Süden (Hieron.), nach anderen im Norden des Landes. Dedan ist ein südlich von den Edomitern wohnender Stamm. Ezechiel Ez 33 25 14 Et dabo ultionem meam super Idumæam per manus populi mei Israel: et facient in Edom juxta iram meam, et furorem meum: et scient vindictam meam, dicit Dominus Deus. So werde ich an Idumäa durch mein Volk Israel Rache nehmen; es soll mit Edom verfahren nach meinem Zorn und meinem Grimm und sie sollen meine Rache inne werden, spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 25 15 Hæc dicit Dominus Deus: Pro eo quod fecerunt Palæstini vindictam, et ulti se sunt toto animo, interficientes, et implentes inimicitias veteres: So spricht der Herr, Gott: Dafür, dass die Palästiner Rache geübt und sich nach Herzenslust gerächt haben,¹⁷ indem sie mordeten und ihrer alten Feindschaft vollen Lauf ließen,¹⁸ Ezechiel Ez 33 25 15 17 Hebr.: Und mit Verachtung in der Seele zum Verderben in ewiger Feindschaft. Gott wollte, dass sein Ausspruch: Der Ältere soll dem Jüngeren dienen [Gen 25,23] aufrecht erhalten blieb. Diese Rache bilden auch die Siege zur Zeit der Machabäer. [1Makk 5,65; 2Makk 10,16] Ezechiel Ez 33 25 15 18 Wahrscheinlich waren nach der Einnahme der Stadt einige Bewohner derselben zu den Philistern geflohen und von diesen getötet worden, wie zuvor [Am 1,6]. Ezechiel Ez 33 25 16 Propterea hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego extendam manum meam super Palæstinos, et interficiam interfectores, et perdam reliquias maritimæ regionis: darum spricht der Herr, Gott, also: Siehe, ich werde meine Hand über die Philister ausstrecken und die Mörder töten und die Überbleibsel an der Meeresküste vertilgen¹⁹ Ezechiel Ez 33 25 16 19 Hebr.: Ausrotten die Kreter (Kerether, Südstamm der Philister), vergl. [1Sam 30,14], und untergehen lassen den Überrest am Gestade des Meeres. Das ganze Volk soll untergehen. Ezechiel Ez 33 25 17 Faciamque in eis ultiones magnas arguens in furore: et scient quia ego Dominus, cum dedero vindictam meam super eos. und ich will an ihnen gewaltige Rache üben und sie im Grimme strafen und sie sollen erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich meine Rache an ihnen übe. Ezechiel Ez 33 25 2 Fili hominis pone faciem tuam contra filios Ammon, et prophetabis de eis. Menschensohn! richte dein Angesicht wider die Söhne Ammons und weissage über sie.² Ezechiel Ez 33 25 2 2 Die umliegenden Völker, welche die Macht der Götter nach der der Volksstämme zu bemessen pflegten, spotten der Ohnmacht und Niederlage Jahves. Gott zeigt ihnen, um seine Ehre zu rächen, durch den Propheten, dass er auch über die Spötter Gewalt hat und sie strafen wird. Ezechiel Ez 33 25 3 Et dices filiis Ammon: Audite verbum Domini Dei: Hæc dicit Dominus Deus: Pro eo quod dixisti: Euge, euge super sanctuarium meum, quia pollutum est: et super terram Israel, quoniam desolata est: et super domum Juda, quoniam ducti sunt in captivitatem; Und sprich zu den Söhnen Ammons: Höret das Wort des Herrn, Gottes! So spricht der Herr, Gott: Weil du über mein Heiligtum gerufen: Ha, ha! dass es entweiht ist, und über das Land Israel, dass es verheert ist, und über das Haus Juda, dass sie in die Gefangenschaft geführt sind,³ Ezechiel Ez 33 25 3 3 Trotz der früheren Weissagungen [Ez 21,28-32]. Ezechiel Ez 33 25 4 Idcirco ego tradam te filiis orientalibus in hereditatem, et collocabunt caulas suas in te, et ponent in te tentoria sua: ipsi comedent fruges tuas: et ipsi bibent lac tuum. darum will ich dich den Söhnen des Morgenlandes⁴ zu eigen geben; sie sollen ihre Hürden in dir aufschlagen und ihre Zelte in dir errichten, sie sollen deine Früchte essen und deine Milch trinken. Ezechiel Ez 33 25 4 4 Den Bewohnern von Arabien und Anwohnern des Euphrat. Ezechiel Ez 33 25 5 Daboque Rabbath in habitaculum camelorum, et filios Ammon in cubile pecorum: et scietis quia ego Dominus. Und ich will Rabbath⁵ zur Lagerstätte der Kamele machen, die Söhne Ammons zum Lagerplatze der Herden, und ihr sollt erkennen, dass ich der Herr bin! Ezechiel Ez 33 25 5 5 Die Größte Stadt soll ein Lager für Kamele werden. Ezechiel Ez 33 25 6 Quia hæc dicit Dominus Deus: Pro eo quod plausisti manu, et percussisti pede, et gavisa es ex toto affectu super terram Israel: Denn so spricht der Herr, Gott: Dafür, dass du in die Hände geklatscht und mit den Füßen gestampft und dich aus ganzem Herzen über das Land Israel gefreut hast,⁶ Ezechiel Ez 33 25 6 6 Weil du dich gefreut, dass das Volk Gottes unter die Völker zerstreut und vernichtet sei, soll dir das, was du jenem gewünscht hast, widerfahren. Hebr.: Dich freuest voller Verachtung von ganzer Seele über das Land Israel. Ezechiel Ez 33 25 7 Idcirco ecce ego extendam manum meam super te, et tradam te in direptionem gentium, et interficiam te de populis, et perdam de terris, et conteram: et scies quia ego Dominus. siehe, deshalb werde ich meine Hand über dich ausstrecken und dich den Völkern zur Beute dahingeben, ich werde dich aus den Völkern ausrotten, dich aus den Landen hinwegtilgen und vernichten und du sollst erkennen, dass ich der Herr bin!⁷ Ezechiel Ez 33 25 7 7 Dass ich noch lebe und allmächtig bin. Ezechiel Ez 33 25 8 Hæc dicit Dominus Deus: Pro eo quod dixerunt Moab, et Seir: Ecce sicut omnes gentes, domus Juda: So spricht Gott, der Herr: Dafür, dass Moab und Seir⁸ sagten: Siehe, das Haus Juda ist allen anderen Völkern gleich!⁹ Ezechiel Ez 33 25 8 8 Von Ammon geht der Prophet auf dessen Bruder und Nachbarn, Moab, über. Seir oder Edom fehlt in der Septuag mit Recht. Ezechiel Ez 33 25 8 9 Die Moabiter schlossen aus der Niederlage der Juden, dass weder der Gott Judas mächtiger sei als alle Götter noch das Volk Juda andere Völker übertreffe oder unter Gottes besonderem Schutze stehe, und freuten sich, dass alle Hoffnung Israels zuschanden geworden. Ezechiel Ez 33 25 9 Idcirco ecce ego aperiam humerum Moab de civitatibus, de civitatibus, inquam, ejus, et de finibus ejus inclytas terræ Bethiesimoth, et Beelmeon, et Cariathaim, siehe, dafür werde ich den Zugang zu Moab von den Städten her offen machen,¹⁰ von seinen Städten her, sage ich, und von seinen Grenzen her die herrlichen Städte des Landes Bethjesimoth und Beelmeon und Kariathaim,¹¹ Ezechiel Ez 33 25 9 10 Damit es nicht schien, als ob der Herr nicht höher stand als die Götzen, musste er seine Macht zeigen. Schulter heißen besonders die Berglehnen, welche ein Land beschirmen, hier der Kranz der hochgelegenen Städte, welche es festmachen. Ezechiel Ez 33 25 9 11 Bethiesimoth lag am Jordan, Jericho gegenüber. Beelmeon d.i. Baal Meon (Beth-, Baal-Meon) etwas südlich von Hesebon. Kariathaim, zehn römische Meilen westlich von Medeba, gehörte einst den Rubeniten. Ezechiel Ez 33 0 1 B. Weissagungen gegen die Phönizier. (Kap. 26 28) a. Der Untergang von Tyrus. (V. 15) b. Der durch den Untergang von Tyrus verursachte Schrecken. Ezechiel Ez 33 26 1 Et factum est in undecimo anno, prima mensis, factus est sermo Domini ad me, dicens: Und es geschah im elften Jahre,¹ am ersten des Monats, erging das Wort des Herrn an mich also: Ezechiel Ez 33 26 1 1 Im elften Jahre nach der Wegführung des Jechonias, das zugleich das elfte des Königs Sedekias ist. Die Zahl des Monats ist in den Handschriften ausgefallen. Ezechiel Ez 33 26 10 Inundatione equorum ejus operiet te pulvis eorum: a sonitu equitum, et rotarum, et curruum movebuntur muri tui, cum ingressus fuerit portas tuas quasi per introitum urbis dissipatæ. Ob der Menge seiner Rosse wird ihr Staub dich einhüllen, vor dem Getümmel der Reiter, der Räder und Wagen werden deine Mauern erbeben, wenn er durch deine Tore eindringt, wie man durch die Tore einer erbrochenen Stadt einzudringen pflegt. Ezechiel Ez 33 26 11 Ungulis equorum suorum conculcabit omnes plateas tuas: populum tuum gladio cædet, et statuæ tuæ nobiles in terram corruent. Mit den Hufen seiner Rosse wird er alle deine Straßen zerstampfen, dein Volk wird er mit dem Schwerte erschlagen und deine herrlichen Bildsäulen¹² werden zu Boden sinken. Ezechiel Ez 33 26 11 12 Hebr.: deine herrlichen Säulen, oder: die Säulen deines Hortes. Gemeint sind die zwei prächtigen, von Gold und Smaragd leuchtenden Säulen des Baal, der auf der Insel sein berühmtes Heiligtum hatte. Wenn jene sinken, ist die Gottheit der Tyrier besiegt. Ezechiel Ez 33 26 12 Vastabunt opes tuas, diripient negotiationes tuas: et destruent muros tuos, et domos tuas præclaras subvertent: et lapides tuos, et ligna tua, et pulverem tuum in medio aquarum ponent. Sie werden deine Reichtümer als Beute davontragen, deine Handelsgüter rauben, deine Mauern zerstören, deine prächtigen Häuser niederreißen und deine Steine, deine Balken und dein Erdreich in das Wasser werfen.¹³ Ezechiel Ez 33 26 12 13 Dies geschah bei der Unterwerfung von Tyrus durch Alexander. Ezechiel Ez 33 26 13 Et quiescere faciam multitudinem canticorum tuorum, et sonitus cithararum tuarum non audietur amplius. Dann will ich der Menge deiner Gesänge ein Ende machen und der Klang deiner Zithern soll nicht mehr gehört werden. [Jer 7,34] Ezechiel Ez 33 26 14 Et dabo te in limpidissimam petram, siccatio sagenarum eris, nec ædificaberis ultra: quia ego locutus sum, ait Dominus Deus. Und ich werde dich zum nackten Felsen machen, ein Trockenplatz für Fischernetze sollst du werden, nicht sollst du mehr aufgebaut werden;¹⁴ denn ich habe es geredet, spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 26 14 14 Wiederum stellt der Prophet das Endschicksal von Tyrus vor Augen. Nach [Ez 29,18] wurde Tyrus zwar durch Nabuchodonosor belagert, ohne dass er indes Beute machte, während die Tyrier seine Herrschaft unter gewissen Bedingungen anerkannten. Ezechiel Ez 33 26 15 Hæc dicit Dominus Deus Tyro: Numquid non a sonitu ruinæ tuæ et, gemitu interfectorum tuorum cum occisi fuerint, in medio tui commovebuntur insulæ? So spricht der Herr, Gott, zu Tyrus: Werden nicht von dem Getöse deines Falles, von dem Ächzen deiner Erschlagenen, wenn sie in deiner Mitte getötet werden, die Inseln¹⁵ erbeben? Ezechiel Ez 33 26 15 15 So heißen auch die Gestade des Meeres. Ezechiel Ez 33 26 16 Et descendent de sedibus suis omnes principes maris: et auferent exuvias suas, et vestimenta sua varia abjicient, et induentur stupore: in terra sedebunt, et attoniti super repentino casu tuo admirabuntur. Ja, alle Fürsten des Meeres werden von ihren Thronen herabsteigen, ihre Mäntel ablegen, ihre buntgewirkten Kleider abwerfen und sich in Schrecken hüllen,¹⁶ sie werden auf der Erde sitzen¹⁷ und über deinen plötzlichen Fall sich verwundern und entsetzen.¹⁸ Ezechiel Ez 33 26 16 16 Sie werden durch ihre Trauerkleidung die Betrübnis des Herzens kundgeben. Ezechiel Ez 33 26 16 17 Zeichen der Trauer. Ezechiel Ez 33 26 16 18 Für sich das Gleiche fürchtend. Hebr.: Sie zittern allaugenblicklich und entsetzen sich deinethalben. Ezechiel Ez 33 26 17 Et assumentes super te lamentum, dicent tibi: Quomodo peristi, quæ habitas in mari, urbs inclyta, quæ fuisti fortis in mari cum habitatoribus tuis, quos formidabant universi? Und sie werden ein Klagelied über dich anheben und dir zurufen: Wie bist du zugrunde gegangen, die du im Meere wohntest, du hochberühmte Stadt, die mächtig war auf dem Meere, du und deine Bewohner, vor denen alle in Furcht waren? Ezechiel Ez 33 26 18 Nunc stupebunt naves in die pavoris tui: et turbabuntur insulæ in mari, eo quod nullus egrediatur ex te. Nun werden die Schiffe sich entsetzen am Tage deines Schreckens und die Inseln im Meere zagen, weil keiner aus dir entkommt.¹⁹ Ezechiel Ez 33 26 18 19 Hebr.: und erschrecken werden die Inseln, die im Meere sind, ob deines Ausganges. Ezechiel Ez 33 26 19 Quia hæc dicit Dominus Deus: Cum dedero te urbem desolatam sicut civitates, quæ non habitantur: et adduxero super te abyssum, et operuerint te aquæ multæ: Denn also spricht der Herr, Gott: Wenn ich dich zu einer wüsten Stadt mache, gleich den Städten, die nicht mehr bewohnt sind, und die Flut²⁰ über dich heraufführe, dass der Wasser Menge dich bedeckt, Ezechiel Ez 33 26 19 20 Die Fluten des Meeres sollen die Stadt begraben. Ezechiel Ez 33 26 2 Fili hominis, pro eo quod dixit Tyrus de Jerusalem: Euge confractæ sunt portæ populorum, conversa est ad me: implebor, deserta est. Menschensohn! dafür, dass Tyrus² über Jerusalem gerufen: Ha, zerbrochen ist die Pforte der Völker,³ es⁴ wendet sich mir zu; ich werde mächtig werden, jenes ist verödet, Ezechiel Ez 33 26 2 2 Beide Städte, die auf dem Festlande, wie die auf der Insel gelegene werden mit diesem gemeinsamen Namen bezeichnet. Ezechiel Ez 33 26 2 3 Nach einigen: Stadt des Handels. Nach anderen: Hindernis des Handels für Tyrus. Jerusalem war wie ein verschlossenes Tor, das den freien Handel der Völker mit Tyrus hinderte; jetzt ist der Zugang offen. Griech.: Siehe, Jerusalem ist vernichtet. Ezechiel Ez 33 26 2 4 Handel und Wandel und Macht. Ezechiel Ez 33 26 20 Et detraxero te cum his, qui descendunt in lacum ad populum sempiternum, et collocavero te in terra novissima sicut solitudines veteres cum his, qui deducuntur in lacum, ut non habiteris: porro cum dedero gloriam in terra viventium, so werde ich dich hinunterfahren lassen mit denen, welche in die Grube hinabsteigen, zum Volke der Urzeit,²¹ und dich in den Tiefen der Erde bei denen wohnen lassen, die in die Grube fahren, dass du nimmer bewohnt werdest gleich den Wüsten der Vorzeit, wenn ich mich herrlich erweise im Lande der Lebenden:²² Ezechiel Ez 33 26 20 21 Dem längst verschollenen Volke, das nur noch in der vom übermütigen Kampfe gegen die Gottheit erzählenden Sage fortlebt. Von der Urzeit an warf Gott den Stolz der Menschen nieder und zeigte durch seine Gerichte, wie eitel das Rühmen der Menschen ist. So viel Geschlechter hat die Unterwelt bereits so aufgenommen, dass nicht einmal der Ruf von ihrem Ruhme mehr übrig ist. Ezechiel Ez 33 26 20 22 Während aber der Pomp der Stadt Tyrus in Dunkelheit versinkt, offenbart Gott seine Herrlichkeit im Lande der Lebenden, spendet seine Wohltaten und breitet seine Herrschaft aus. Was den Menschen erhaben erscheint, verdemütigt Gott, nur was bei ihm hoch steht, die ewigen Gaben, die er den Menschen verleiht, sind wahre Güter. Ezechiel Ez 33 26 21 In nihilum redigam te, et non eris, et requisita non invenieris ultra in sempiternum, dicit Dominus Deus. dann werde ich dich vernichten²³ und du wirst nicht mehr sein; man wird dich suchen, aber du wirst in Ewigkeit nicht mehr gefunden, spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 26 21 23 Hebr.: Ein jähes Ende will ich mit dir machen. Ezechiel Ez 33 26 3 Propterea hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego super te Tyre, et ascendere faciam ad te gentes multas, sicut ascendit mare fluctuans. darum spricht der Herr, Gott, also: Siehe, ich will an dich, Tyrus; ich werde viele Völker gegen dich heranführen, wie wenn das Meer seine Wellen heranfluten lässt.⁵ Ezechiel Ez 33 26 3 5 Freilich werden die Völker nach Tyrus zusammenströmen, indes nicht um ihm Vorteil zu bringen, sondern um es zu zerstören. Ezechiel Ez 33 26 4 Et dissipabunt muros Tyri, et destruent turres ejus: et radam pulverem ejus de ea, et dabo eam in limpidissimam petram. Sie sollen die Mauern von Tyrus zerstören und dessen Türme niederreißen und ich werde sein Erdreich von ihm wegfegen und es zum nackten Felsen machen.⁶ Ezechiel Ez 33 26 4 6 Wie Babylon nicht sofort nach seiner Einnahme durch Cyrus jene Einöde ward, die Isaias beschreibt, so wird auch Tyrus nicht alsbald zum kahlen Felsen, sondern erst nach 1900 Jahren, etwa 1300 n. Chr. Die Prophezeiung sieht also von einem Zeitmaße der Erfüllung ab, indem sie alsbald das Ende vor Augen stellt, um einen desto größeren Eindruck hervorzubringen. Vergl. [Jes 23]. Ezechiel Ez 33 26 5 Siccatio sagenarum erit in medio maris, quia ego locutus sum, ait Dominus Deus: et erit in direptionem gentibus. Ein Trockenplatz für Fischernetze soll es werden inmitten des Meeres, denn ich habe es geredet, spricht der Herr, Gott, und es soll den Völkern zum Raube werden. Ezechiel Ez 33 26 6 Filiæ quoque ejus, quæ sunt in agro, gladio interficientur: et scient quia ego Dominus. Auch seine Töchter,⁷ die auf dem festen Lande liegen, sollen mit dem Schwerte getötet werden und sie sollen erkennen, dass ich der Herr bin!⁸ Ezechiel Ez 33 26 6 7 Mit der Inselstadt werden die Städte am Gestade des Meere leiden. Ezechiel Ez 33 26 6 8 Durch den Ausgang sollen sie erkennen, dass ich der Herr bin, der all dies herbeigeführt hat. Ezechiel Ez 33 26 7 Quia hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego adducam ad Tyrum Nabuchodonosor regem Babylonis ab aquilone regem regum, cum equis, et curribus, et equitibus, et ctu, populoque magno. Denn also spricht der Herr, Gott: Siehe, ich werde gegen Tyrus Nabuchodonosor herbeiführen, den König von Babylon, von Mitternacht her,⁹ den König der Könige,¹⁰ mit Rossen und Wagen, mit Reitern und Tross und vielem Volke. Ezechiel Ez 33 26 7 9 Ezechiel verkündet zunächst die Weise, wie die von Jeremias gegebene Weissagung [Ez 25,22] und [Ez 27,3] in Erfüllung gehen soll. Ezechiel Ez 33 26 7 10 Vergl. [Jes 10,9; Dan 2,37] Ezechiel Ez 33 26 8 Filias tuas, quæ sunt in agro, gladio interficiet: et circumdabit te munitionibus, et comportabit aggerem in gyro: et elevabit contra te clypeum. Deine Töchter, welche auf dem festen Lande liegen, wird er mit dem Schwerte töten; um dich her wird er Bollwerke bauen, einen Wall ringsherum¹¹ aufwerfen und das Schilddach wider dich erheben. Ezechiel Ez 33 26 8 11 Dieser Beisatz fehlt im Hebräischen und mit Recht, da Tyrus während der dreizehnjährigen Belagerung stets den Zugang zum Meere frei behielt. Ezechiel Ez 33 26 9 Et vineas, et arietes temperabit in muros tuos, et turres tuas destruet in armatura sua. Schutzdächer und Mauerbrecher wird er gegen deine Mauern richten und deine Türme mit seinen Kriegswerken zerstören. Ezechiel Ez 33 0 1 c. Der Reichtum der Stadt Tyrus. (V. 11) d. Der Handel und die Macht von Tyrus. (V. 25) e. Der Schiffbruch der Stadt Tyrus. Ezechiel Ez 33 27 1 Et factum est verbum Domini ad me, dicens: Und es erging das Wort des Herrn an mich also: Ezechiel Ez 33 27 10 Persæ, et Lydii, et Libyes erant in exercitu tuo viri bellatores tui: clypeum, et galeam suspenderunt in te pro ornatu tuo. Perser, Lydier und Libyer¹³ waren in deinem Heere als deine Krieger, Schild und Helm hingen sie in dir auf zu deiner Zierde.¹⁴ Ezechiel Ez 33 27 10 13 Hebr.: Perser, Lud und Phut. Die beiden letzteren sind afrikanische Völkerschaften. Über die Phut vergl. [Nah 3,9] und [Jes 66,19]. Ezechiel Ez 33 27 10 14 Waffen werden zum Schmucke aufgehängt. Vergl. [Hld 4,4]. Die Tyrier hatten in der Tat ihres ausgebreiteten Handels wegen Söldner aus allen Völkern. Ezechiel Ez 33 27 11 Filii Aradii cum exercitu tuo erant super muros tuos in circuitu: sed et Pigmæi, qui erant in turribus tuis, pharetras suas suspenderunt in muris tuis per gyrum: ipsi compleverunt pulchritudinem tuam. Die Söhne von Arad standen bei deinem Heere auf deinen Mauern ringsum, die Pygmäer¹⁵ waren auf deinen Türmen, sie hängten ihre Köcher an deinen Mauern ringsum auf und machten deine Schönheit vollkommen. Ezechiel Ez 33 27 11 15 Hebr.: Trotzige, oder besser die Gammaditer als Eigenname. Der Prophet verlässt das Bild des Schiffes. Ezechiel Ez 33 27 12 Carthaginenses negotiatiores tui, a multitudine cunctarum divitiarum, argento, ferro, stanno, plumboque repleverunt nundinas tuas. Die Karthager¹⁶ handelten mit der Menge jeglichen Reichtums, mit Silber, Eisen, Zinn und Blei füllten sie deine Märkte. Ezechiel Ez 33 27 12 16 Richtiger: Tarschisch (Tartessus, der größte Handelshafen der Tyrier) handelt mit dir. Nichts vermögen alle Pracht und alle Anstrengungen der Menschen, wenn Gott nicht seine Gnade gibt. Ezechiel Ez 33 27 13 Græcia, Thubal, et Mosoch, ipsi institores tui: mancipia, et vasa ærea advexerunt populo tuo. Griechenland,¹⁷ Thubal und Mosoch¹⁸ trieben mit dir Handel, Leibeigene und ehernes Gerät lieferten sie deinem Volke. Ezechiel Ez 33 27 13 17 Ionien oder allgemein Griechenland. Ezechiel Ez 33 27 13 18 Tibarener und Moscher, im Norden wohnende Völker, die Tibarener im Südost des Pontus Euxinus, die Moscher im Gebirge zwischen Iberien, Armenien und Kolchis. Ezechiel Ez 33 27 14 De domo Thogorma, equos, et equites, et mulos adduxerunt ad forum tuum. Die vom Hause Thogormas¹⁹ brachten Pferde und Reiter²⁰ und Maultiere herbei auf deinen Markt. Ezechiel Ez 33 27 14 19 Armenien. Ezechiel Ez 33 27 14 20 Hebr.: Pferde und Streitrosse. Ezechiel Ez 33 27 15 Filii Dedan negotiatores tui: insulæ multæ negotiatio manus tuæ: dentes eburneos, et hebeninos commutaverunt in pretio tuo. Die Söhne Dedans²¹ trieben mit dir Handel, der Inseln Menge waren deine Handelsplätze, Elfenbein und Ebenholz tauschten sie für deine Güter ein. Ezechiel Ez 33 27 15 21 Zwischenhändler zwischen dem roten Meere, dessen Gestade gemeint sind. Ezechiel Ez 33 27 16 Syrus negotiator tuus propter multitudinem operum tuorum, gemmam, et purpuram, et scutulata, et byssum, et sericum, et chodchod proposuerunt in mercatu tuo. Die Syrer²² handelten mit dir wegen der Fülle deiner Erzeugnisse; Edelsteine, Purpur, Stickereien, feine Leinwand, Seide und Jaspis brachten sie auf deinen Markt.²³ Ezechiel Ez 33 27 16 22 Aran, das Land zwischen Palästina und dem Euphrat, es schloss kunstfertige Städte ein, wie Damaskus. Ezechiel Ez 33 27 16 23 Das Hebräische wird gewöhnlich erklärt: Mit Granat, Purpur, Buntstickerei, Byssus, Korallen und Karfunkelstein haben sie beigesteuert zu deinen Gütern. Ezechiel Ez 33 27 17 Juda et terra Israel ipsi institores tui in frumento primo, balsamum, et mel, et oleum, et resinam proposuerunt in nundinis tuis. Juda und das Land Israel trieben mit dir Handel mit dem besten Getreide,²⁴ Balsam, Honig, Öl und Balsamharz boten sie auf deinen Märkten feil. Ezechiel Ez 33 27 17 24 Ein Beispiel [1Kön 5,11]. Ezechiel Ez 33 27 18 Damascenus negotiator tuus in multitudine operum tuorum, in multitudine diversarum opum, in vino pingui, in lanis coloris optimi. Damaskus trieb Handel mit dir wegen der Fülle deiner Erzeugnisse, wegen der Menge mannigfacher Vorräte, mit starkem Wein,²⁵ mit Wolle von der besten Farbe.²⁶ Ezechiel Ez 33 27 18 25 Hebr.: Wein von Helbon. Helbon liegt drei Stunden nordöstlich von Damaskus am Antilibanon. Der hier gebaute Wein war im ganzen Morgenlande berühmt und ward mit Vorliebe von den Perserkönigen getrunken. Ezechiel Ez 33 27 18 26 Chald. Sept.: Aus Milet. Besser: Sicharia, das später Nabathäa hieß. Ezechiel Ez 33 27 19 Dan, et Græcia, et Mosel in nundinis tuis proposuerunt ferrum fabrefactum: stacte, et calamus in negotiatione tua. Dan, Griechenland und Mosel boten auf deinen Märkten geschmiedetes Eisen feil, Myrrhensaft und Kalmus dienten dir zum Tausche.²⁷ Ezechiel Ez 33 27 19 27 Hebr.: Medan und Javan aus Uzal haben zu deinen Gütern geliefert, gehämmertes Eisen, Kassia und Kalmus war unter deinen Waren. Die Septuag. lesen: Und Wein lieferten sie auf deinen Markt (ohne Medan und Dan). Uzal ist wohl ein alter Name für Sanaa, eine hervorragende Stadt in Jeman, deren Schwerter berühmt waren. Kassia ist eine Art Gewürz, dem Zimmet ähnlich. Kalmus ist das wohlriechende Rohr, das zur Salbenbereitung und als Räucherwerk gebraucht wurde. Javan ist hier nicht Griechenland, sondern ein Landstrich von Süd-Arabien. Ezechiel Ez 33 27 2 Tu ergo fili hominis assume super Tyrum lamentum: Stimme denn, o Menschensohn! ein Klagelied an über Tyrus Ezechiel Ez 33 27 20 Dedan institores tui in tapetibus ad sedendum. Dedan trieb mit dir Handel mit Decken zum Reiten. Ezechiel Ez 33 27 21 Arabia, et universi principes Cedar, ipsi negotiatores manus tuæ: cum agnis, et arietibus, et hdis venerunt ad te negotiatores tui. Arabien und alle Fürsten Kedars²⁸ waren dir als Händler unterworfen, mit Lämmern, Widdern und Böcken kamen sie zu dir, mit dir zu handeln. Ezechiel Ez 33 27 21 28 Nomadenstämme. Über Kedar vergl. [Jes 21,17; Jes 60,7] Ezechiel Ez 33 27 22 Venditores Saba, et Reema, ipsi negotiatores tui: cum universis primis aromatibus, et lapide pretioso, et auro, quod proposuerunt in mercatu tuo. Die Kaufleute von Saba²⁹ und Reema³⁰ waren deine Händler, allerlei kostbares Gewürz, Edelsteine und Gold boten sie auf deinem Markte feil. Ezechiel Ez 33 27 22 29 Scheba, Saba, ein sehr reiches und so für den Handel wichtiges Land, dessen Bevölkerung Karawanenhandel trieb. Ezechiel Ez 33 27 22 30 Reema, Regma, dessen Lage verschiedenartig angegeben wird, lag wahrscheinlich am arabischen Ufer des persischen Golfes. Ezechiel Ez 33 27 23 Haran, et Chene, et Eden negotiatores tui: Saba, Assur, et Chelmad venditores tui: Haran³¹ und Chene³² und Eden³³ handelten mit dir, Saba, Assur und Chelmad³⁴ waren deine Verkäufer. Ezechiel Ez 33 27 23 31 Hebr.: Haran und Kalne und Eden, die Kaufleute von Saba, Assur und Chelmad waren usw. Haran, die wohlbekannte Stadt im nordwestlichen Mesopotamien. [Gen 11,31] Die Sabäer pflegten ihre Waren nach Haran zu bringen. Ezechiel Ez 33 27 23 32 Kanneh ist entweder die gleiche Stadt wie Chalane [Am 6,2] oder Ktesiphon. Ezechiel Ez 33 27 23 33 Eden wie [2Kön 19,12], gleich Haran den Assyriern unterworfen. Ezechiel Ez 33 27 23 34 Dies muss neben Assur ein bedeutendes Reich sein. Ezechiel Ez 33 27 24 Ipsi negotiatores tui multifariam involucris hyacinthi, et polymitorum, gazarumque pretiosarum, quæ obvolutæ, et astrictæ erant funibus: cedros quoque habebant in negotiationibus tuis. Sie handelten mit dir und lieferten dir allerlei Waren, Ballen von himmelblauem Purpur, Stickerei und kostbare Prachtstoffe, wohl verpackt und mit Schnüren festgebunden;³⁵ auch Zedern hatten sie, um mit dir zu handeln. Ezechiel Ez 33 27 24 35 Hebr.: mit geflochtenen und gedrehten Tauen auf deinem Markte. Ezechiel Ez 33 27 25 Naves maris, principes tui in negotiatione tua: et repleta es, et glorificata nimis in corde maris. Deine Meerschiffe³⁶ waren deine Führer bei deinem Handel, dadurch wurdest du reich und überaus herrlich im Herzen des Meeres. Ezechiel Ez 33 27 25 36 Der Prophet kehrt zum Anfang zurück. (V. 12) Ezechiel Ez 33 27 26 In aquis multis adduxerunt te remiges tui: ventus auster contrivit te in corde maris. Auf die hohe See brachten dich deine Ruderer, ein Südwind³⁷ zertrümmerte dich im Herzen des Meeres.³⁸ Ezechiel Ez 33 27 26 37 Doch der Ostwind (hebr.). Alles Hohe wird gedemütigt. [Jes 2,12] der Sturm vom Osten her sind die Chaldäer. [Ez 26,7] Ezechiel Ez 33 27 26 38 Tyrus hat sich gerühmt, dass das Herz des Meeres ihm gehöre (V. 4), zweimal wird, nicht ohne Ironie, wiederholt, dass es im Herzen des Meeres seinen Untergang finden soll. Ezechiel Ez 33 27 27 Divitiæ tuæ, et thesauri tui, et multiplex instrumentum tuum, nautæ tui et gubernatores tui, qui tenebant supellectilem tuam, et populo tuo præerant: viri quoque bellatores tui, qui erant in te cum universa multitudine tua, quæ est in medio tui: cadent in corde maris in die ruinæ tuæ. Dein Reichtum und deine Schätze, dein mannigfaches Geräte, deine Schiffsleute, deine Steuerleute, welche deine Vorräte bewahrten und deinem Volke vorstanden, auch deine Kriegsmannschaften in deiner Mitte und die ganze in dir befindliche Volksmenge, sie werden in das Herz des Meeres sinken am Tage deines Sturzes.³⁹ Ezechiel Ez 33 27 27 39 Das Bild des Schiffbruches bietet denselben Gedanken, der [Ez 26,4.5.12-14] ausgedrückt ist. Ezechiel Ez 33 27 28 A sonitu clamoris gubernatorum tuorum conturbabuntur classes: Bei dem lauten Geschrei deiner Steuerleute werden die Flotten erbeben.⁴⁰ Ezechiel Ez 33 27 28 40 Andere Städte, durch den Fall von Tyrus erschreckt. Ezechiel Ez 33 27 29 Et descendent de navibus suis omnes, qui tenebant remum: nautæ, et universi gubernatores maris in terra stabunt: Alle Ruderer werden aus ihren Schiffen steigen, die Schiffsleute und alle Steuerleute des Meeres werden an das Land gehen⁴¹ Ezechiel Ez 33 27 29 41 Sich an das feste Land flüchten aus Furcht vor den drohenden Wogen. Ezechiel Ez 33 27 3 Et dices Tyro, quæ habitat in introitu maris, negotiationi populorum ad insulas multas: Hæc dicit Dominus Deus: O Tyre, tu dixisti: perfecti decoris ego sum, und sprich zu Tyrus, das am Zugange des Meeres wohnt,¹ das Handel treibt mit den Völkern nach vielen Inseln hin: Also spricht der Herr, Gott: O Tyrus! du sprachest: Ich bin der Schönheit Vollendung Ezechiel Ez 33 27 3 1 Dieser Zusatz bezieht sich mehr auf die auf dem Festlande gelegene als auf die Inselstadt, wenngleich manche ihn auf die letztere beziehen. Ezechiel Ez 33 27 30 Et ejulabunt super te voce magna, et clamabunt amare: et superjacient pulverem capitibus suis, et cinere conspergentur. und werden über dich wehklagen⁴² mit lautem Rufen und bitterlich klagen und werden Staub auf ihre Häupter werfen und sich mit Asche bestreuen.⁴³ Ezechiel Ez 33 27 30 42 Dem Schrecken folgt die Wehklage. Ezechiel Ez 33 27 30 43 Vergl. [Jos 6,7] u.a. Ezechiel Ez 33 27 31 Et radent super te calvitium, et accingentur ciliciis: et plorabunt te in amaritudine animæ ploratu amarissimo. Und sie werden sich um deinetwillen kahl scheren und sich mit Trauerkleidern⁴⁴ umgürten und dich bekümmerten Herzens unter bitteren Tränen beweinen. Ezechiel Ez 33 27 31 44 Mit Kleidern aus rauhen Stoffen, Säcke. Ezechiel Ez 33 27 32 Et assument super te carmen lugubre, et plangent te: Quæ est ut Tyrus, quæ obmutuit in medio maris? Und sie werden über dich⁴⁵ einen Klagegesang anstimmen und über dich wehklagen: Wer ist wie Tyrus, das verstummt ist in der Mitte des Meeres? Ezechiel Ez 33 27 32 45 Hebr.: bei ihrer Wehklage. Ezechiel Ez 33 27 33 Quæ in exitu negotiationum tuarum de mari implesti populos multos: in multitudine divitiarum tuarum, et populorum tuorum ditasti reges terræ. Durch deine Handelsgüter, die von dem Meere herkamen, brachtest du vielen Völkern die Fülle, mit der Menge deiner Schätze und deines Volkes machtest du die Könige der Erde reich. Ezechiel Ez 33 27 34 Nunc contrita es a mari, in profundis aquarum opes tuæ, et omnis multitudo tua, quæ erat in medio tui, ceciderunt. Nun bist du zertrümmert von dem Meere, in die Tiefe des Wassers sind gefallen deine Reichtümer und gesunken dein gesamtes Volk, das in deiner Mitte war. Ezechiel Ez 33 27 35 Universi habitatores insularum obstupuerunt super te: et reges earum omnes tempestate perculsi mutaverunt vultus. Alle Bewohner der Inseln sind entsetzt über dich und alle Könige derselben sind erschüttert von dem Sturmgewitter und verändern ihr Angesicht.⁴⁶ Ezechiel Ez 33 27 35 46 Hebr.: schaudern gewaltig, finsteren Angesichts. Der Untergang von Tyrus zeigt diesen Herrschern die Hinfälligkeit ihrer eigenen geringeren Macht. Ezechiel Ez 33 27 36 Negotiatores populorum sibilaverunt super te: ad nihilum deducta es, et non eris usque in perpetuum. Die Handel trieben unter den Völkern, zischen über dich,⁴⁷ zu nichts bist du geworden und wirst nicht mehr sein in Ewigkeit!⁴⁸ Ezechiel Ez 33 27 36 47 Gebärde des Staunens, doch mischt sich hier die Schadenfreude in das Grausen ob dem Gerichte Gottes. Ezechiel Ez 33 27 36 48 Vergl. [Jer 9,23.24]. Ezechiel Ez 33 27 4 Et in corde maris sita. Finitimi tui, qui te ædificaverunt, impleverunt decorem tuum: und liege im Herzen des Meeres. Deine Nachbarn,² deine Erbauer, haben deine Schönheit vollkommen gemacht.³ Ezechiel Ez 33 27 4 2 Hebr.: Im Herzen der Meere ist deine Gemarkung. Ezechiel Ez 33 27 4 3 Tyrus ist stolz auf ihre Pracht und ihre Festigkeit, beides gehört zur Schönheit einer Stadt. Dazu kommt, dass es seine Herrschaft weit übe das Meer erstreckt. Ezechiel Ez 33 27 5 Abietibus de Sanir exstruxerunt te cum omnibus tabulatis maris: cedrum de Libano tulerunt ut facerent tibi malum. Aus Tannen von Sanir haben sie dich erbaut samt allem Getäfel für das Meer; Zedern vom Libanon nahmen sie, um Mastbäume für dich zu machen.⁴ Ezechiel Ez 33 27 5 4 Metapher: die Stadt wird einem Meeresschiffe verglichen. Bei kostbaren Schiffen wurde das Tafelwerk, d.i. das zwei Planken bietende Plankengerippe, aus Zypressen bereitet, während man zum Maste eine Zeder wählte. Es wird auf die vielen kostbaren Bauten angespielt, mit beiderlei Holz vertäfelt, die Tyrus aufwies. Sanir wird hier wohl als Teil des Hermon gefasst, beide Berge gehören zum Antilibanon. Ezechiel Ez 33 27 6 Quercus de Basan dolaverunt in remos tuos: et transtra tua fecerunt tibi ex ebore Indico, et prætoriola de insulis Italiæ. Aus Eichen von Basan⁵ fertigten sie deine Ruder, deine Schiffsbänke bereiteten sie dir aus indischem Elfenbein und die Verdecke aus Holz von den Inseln Italiens.⁶ Ezechiel Ez 33 27 6 5 Basan war durch diese Holzart berühmt. Ezechiel Ez 33 27 6 6 Hebr.: Kethim, die Küsten und Inseln des Mittelmeeres, insbesondere Cypern. Ezechiel Ez 33 27 7 Byssus varia de gypto texta est tibi in velum ut poneretur in malo: hyacinthus, et purpura de insulis Elisa facta sunt operimentum tuum. Feine, buntgestickte Leinwand aus Ägypten ward für dich zu Segeln gewebt, um an deine Masten gehängt zu werden,⁷ himmelblauer und roter Purpur von den Inseln Elisa⁸ war deine Bedachung. Ezechiel Ez 33 27 7 7 Hebr.: dass er dir zum Panier sei. Das Segel mit seinen bunten Zeichen diente bei den Alten als Flagge. Ezechiel Ez 33 27 7 8 Peloponnes. Von allen Seiten kamen Kostbarkeiten nach Tyrus. Ezechiel Ez 33 27 8 Habitatores Sidonis, et Aradii fuerunt remiges tui: sapientes tui, Tyre, facti sunt gubernatores tui. Bewohner von Sidon⁹ und Arad¹⁰ dienten dir als Ruderknechte, deine Kundigsten, o Tyrus! wurden deine Steuerleute. Ezechiel Ez 33 27 8 9 Tyrus hat die erste Stelle unter den Städten der Phönizier inne, denn während die Bürger anderer Städte verschiedenartige Ämter auf dem Schiffe bekleideten, sind die Tyrier die Lenker und halten das Steuerruder. Ezechiel Ez 33 27 8 10 Arad war eine Insel zwanzig Stadien vom Festlande, nördlich von Tripolis. Ezechiel Ez 33 27 9 Senes Giblii, et prudentes ejus habuerunt nautas ad ministerium variæ supellectilis tuæ: omnes naves maris, et nautæ earum fuerunt in populo negotiationis tuæ. Die Ältesten und Kundigsten aus Gebal¹¹ hielten Schiffsleute zur Bedienung deiner mannigfaltigen Gerätschaften,¹² alle Schiffe des Meeres und deren Seeleute gehörten zu deinem Handelsvolke. Ezechiel Ez 33 27 9 11 Eine zwischen Tripolis und Beirut nicht weit vom Meere auf einem Hügel gelegene Stadt. Vergl. [1Kön 5,18]. Ezechiel Ez 33 27 9 12 Hebr.: waren in dir als Ausbesserer: wo du leck geworden. Ezechiel Ez 33 0 1 f. Der Stolz des Königs von Tyrus wird gedemütigt. (V. 10) g. Trauergesang. (V. 19) h. Drohungen gegen Sidon. Ezechiel Ez 33 28 1 Et factus est sermo Domini ad me, dicens: Und es erging an mich das Wort des Herrn also:¹ Ezechiel Ez 33 28 1 1 Der innerste Grund wird angegeben, warum Gott Tyrus stürzen wird. Es ist der gleiche, der Ninive und Babylons Untergang herbeigeführt [Jes 14,13; Jes 47,7; Zef 2,15] der Stolz, sich selbst für eine Gottheit zu halten. Ezechiel Ez 33 28 10 Morte incircumcisorum morieris in manu alienorum: quia ego locutus sum, ait Dominus Deus. Den Tod der Unbeschnittenen⁹ wirst du sterben durch die Hand der Fremdlinge, denn ich habe geredet, spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 28 10 9 Ein Unbeschnittener ist den Hebräern ein gottloser, unreiner, verabscheuungswürdiger, götzenanbetender Mensch. Der König soll sterben wie ein Verbrecher. Ezechiel Ez 33 28 11 Et factus est sermo Domini ad me dicens: Fili hominis leva planctum super regem Tyri: Und es erging an mich das Wort des Herrn also: Menschensohn! hebe ein Klagelied an über den König von Tyrus Ezechiel Ez 33 28 12 Et dices ei: Hæc dicit Dominus Deus: Tu signaculum similitudinis, plenus sapientia, et perfectus decore, und sprich zu ihm:¹⁰ So spricht der Herr, Gott: Du Siegel der Ebenbildlichkeit,¹¹ voll von Weisheit und vollendet an Schönheit! Ezechiel Ez 33 28 12 10 Diejenigen Lobsprüche, Tugenden, Vorzüge werden hervorgehoben, welche der König von Tyrus sich zuschrieb, indes entspricht die Ausdrucksweise wie Vers 3 der Auffassung der Hebräer. Ezechiel Ez 33 28 12 11 Wahres Bild der Vollkommenheit! (ironisch) Nach anderen: Du Urbild eines glücklichen Fürsten! Zwei Züge besonders machen seine Vollkommenheit aus: seine Weisheit und seine Schönheit. Ezechiel Ez 33 28 13 In deliciis paradisi Dei fuisti: omnis lapis pretiosus operimentum tuum: sardius, topazius, et jaspis, chrysolithus, et onyx, et beryllus, sapphirus, et carbunculus, et smaragdus: aurum opus decoris tui: et foramina tua in die, qua conditus es, præparata sunt. In den Freuden des Paradieses Gottes¹² warst du, warst bedeckt mit allen kostbaren Steinen: mit Sardis, Topas, Jaspis, Chrysolith, Onyx, Beryll, Saphir, Rubin und Smaragd;¹³ Gold war in deinen Schmuck eingewirkt und durchbrochenes Geschmeide war für dich bereit an dem Tage, da du geschaffen wardst.¹⁴ Ezechiel Ez 33 28 13 12 Hebr.: in Eden (im Paradiese), dem Garten Gottes. Da Tyrus von Melkart gegründet war und die Götter in ältester Zeit sich Tyrus zu ihrem Wohnsitz erwählt haben, wie die Sage berichtete, so ist es nicht wunderbar, wenn der König Tyrus den Garten Elohims nannte und sich stolz als Nachkomme der Götter und als Herrscher ihres ehemaligen Wohnsitzes bezeichnete. Ezechiel Ez 33 28 13 13 Neun kostbare Steine werden aufgezählt, die sich auch unter den zwölf finden, welche den Brustschild des Hohenpriesters zieren. Ezechiel Ez 33 28 13 14 An dem du den Thron bestiegest. Ezechiel Ez 33 28 14 Tu cherub extentus, et protegens, et posui te in monte sancto Dei, in medio lapidum ignitorum ambulasti. Du warst ein ausgebreiteter, schirmender Cherub, ich setzte dich auf den heiligen Berg Gottes und du wandeltest inmitten leuchtender Steine.¹⁵ Ezechiel Ez 33 28 14 15 Hebr.: Du warst ein umspannender Cherub (Cherub der Salbung?), der da hütet, und gesetzt hatte und dich auf den heiligen Berg. Sept.: Mit einem Cherub hatte ich dich auf den heiligen Berg gesetzt. Der heiligste Berg ist der Berg, auf dem Tyrus liegt, der alte Göttersitz. Der König schützt das Heiligtum der Götter wie ein Cherub und hält die Gottlosen fern, er selbst aber ist am höheren, unzugänglichen Orte. Wie an den Eingang des Paradieses ein Cherub mit sich wendendem Flammenschwert gestellt ward [Gen 3,24], so ist der Sitz des Königs von feurigen Steinen wie von einer Feuerwand umgeben. [Sach 2,5] Wie der Berg, mit Flammen gekrönt, gegen jeden Angriff gesichert ist, so leuchtet er weithin. Somit wird durch diesen Berg Gottes die Festigkeit und der Ruhm der Stadt vollkommen ausgeprägt, in ihr aber thront der König als Cherub, als Wesen höheren, himmlischen Ursprungs. Ezechiel Ez 33 28 15 Perfectus in viis tuis a die conditionis tuæ, donec inventa est iniquitas in te. Du warst vollkommen in deinem Wandel von dem Tage deiner Erschaffung an, bis Schuld¹⁶ an dir erfunden ward. Ezechiel Ez 33 28 15 16 Der zweite Teil des Liedes handelt von Tyrus Schuld und Strafe. Ezechiel Ez 33 28 16 In multitudine negotiationis tuæ repleta sunt interiora tua iniquitate, et peccasti: et ejeci te de monte Dei, et perdidi te o cherub protegens, de medio lapidum ignitorum. Durch die Mannigfaltigkeit deines Handels ward dein Inneres voll des Frevels¹⁷ und du versündigtest dich, darum verstieß ich dich vom Berge Gottes¹⁸ und tilgte dich hinweg, du schirmender Cherub! aus der Mitte der leuchtenden Steine! Ezechiel Ez 33 28 16 17 Verschiedenartigen Frevels. Ezechiel Ez 33 28 16 18 Hebr.: Vom Götterberg werde ich dich mit Schmach verstoßen. Der zuvor Gesalbter hieß (Hebr.), soll profan werden, der das Heiligtum der Gottheit zu schützen und durch die feurige Mauer vor Feinden sicher schien, wird jetzt, da Gott als Rächer auftritt, dem Untergange geweiht. Ezechiel Ez 33 28 17 Et elevatum est cor tuum in decore tuo: perdidisti sapientiam tuam in decore tuo, in terram projeci te: ante faciem regum dedi te ut cernerent te. Dein Herz erhob sich ob deiner Schönheit und über deine Schönheit verlorst du deine Weisheit,¹⁹ zu Boden stürzte ich dich und gab dich den Königen preis, dass sie ihre Augenweide an dir hätten. Ezechiel Ez 33 28 17 19 Vor Stolz wurdest du töricht und unsinnig. Die Tyrier forderten in ihrem Hochmute die Chaldäer zur Rache heraus. Ezechiel Ez 33 28 18 In multitudine iniquitatum tuarum, et iniquitate negotiationis tuæ polluisti sanctificationem tuam: producam ergo ignem de medio tui, qui comedat te, et dabo te in cinerem super terram in conspectu omnium videntium te. Ob der Menge deiner Verschuldungen und ob des Unrechtes bei deinem Handel hast du dein Heiligtum entweiht,²⁰ darum werde ich Feuer aus deiner Mitte hervorbrechen lassen,²¹ das dich verzehren soll, und ich werde dich in Asche auf der Erde verwandeln, angesichts aller, die dich sehen. Ezechiel Ez 33 28 18 20 Selbst nach der Anschauung der Heiden durfte er, an einem den Göttern von alters her geweihten Orte weilend, nicht Ungerechtigkeit und Gewalttat begehen. Indem er dies dennoch tat, entweihte er das Heiligtum. Ezechiel Ez 33 28 18 21 Dein Frevel soll Ursache deines Unterganges sein. Das Bild des Feuers bezeichnet die Unvermeidlichkeit und Größe der Strafe. Ezechiel Ez 33 28 19 Omnes, qui viderint te in gentibus, obstupescent super te: nihili factus es, et non eris in perpetuum. Alle, welche dich unter den Völkern gesehen, werden sich über dich entsetzen, denn zu nichts bist du geworden und wirst nicht mehr sein in Ewigkeit!²² Ezechiel Ez 33 28 19 22 Die vorstehende Schilderung lässt sich auf den Fall der Engel anwenden, da wir die Geschichte desselben kennen und der Prophet selbst durch den Namen Cherub und die übrigen Umstände klar eine Parallele zwischen dem König und Satan zieht. (Ambros., Hier., Ephr.) Andere beziehen die Stelle mit Hintansetzung des Literalsinns nur auf Satan. Vergl. [Ez 37], wo die Auferstehung als Bild der Wiederherstellung des Volkes dient, sicherlich weil der Prophet an jene glaubte und auf sie hoffte. (Hier.) Ezechiel Ez 33 28 2 Fili hominis, dic principi Tyri: Hæc dicit Dominus Deus: Eo quod elevatum est cor tuum, et dixisti: deus ego sum, et in cathedra Dei sedi in corde maris: cum sis homo, et non Deus, et dedisti cor tuum quasi cor Dei. Menschensohn! sprich zu den Fürsten von Tyrus: So spricht der Herr, Gott: Weil dein Herz sich erhoben und du gesprochen hast: Ich bin Gott und sitze auf dem Throne Gottes im Herzen des Meeres, während du doch ein Mensch bist und nicht Gott, und weil du dein Herz dem Herzen Gottes gleichgestellt hast;² - Ezechiel Ez 33 28 2 2 Der Nachsatz folgt erst in V. 6, V. 7, nachdem V. 3-5 der ungeheure Hochmut des Königs beschrieben ist. Ezechiel Ez 33 28 20 Et factus est sermo Domini ad me, dicens: Und es erging an mich das Wort des Herrn also: Ezechiel Ez 33 28 21 Fili hominis pone faciem tuam contra Sidonem: et prophetabis de ea, Menschensohn! richte dein Angesicht²³ gegen Sidon²⁴ und weissage wider dasselbe Ezechiel Ez 33 28 21 23 Der Prophet soll nicht allein durch Worte, sondern auch durch Geste prophezeien. Ezechiel Ez 33 28 21 24 Sidon und Tyrus stritten um den Vorrang untereinander, deshalb dienten sie beide als Personifikation der Phönizier. Ezechiel Ez 33 28 22 Et dices: Hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego ad te Sidon, et glorificabor in medio tui: et scient quia ego Dominus, cum fecero in ea judicia, et sanctificatus fuero in ea. und sprich: So spricht der Herr, Gott: Siehe, ich will an dich, Sidon! und will mich in deiner Mitte herrlich erweisen²⁵ und sie werden erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich das Gericht über dasselbe ergehen lasse und mich an ihm heilig erweise.²⁶ Ezechiel Ez 33 28 22 25 Indem ich durch mein Gericht deinen Hochmut breche. Vergl. [Ex 14,4] und [Jes 2,12]. So zeigt Gott allen Verächtern seine Herrlichkeit und Macht, da sie bekennen müssen, dass Gott den Sturz vorausgesagt und herbeigeführt. Ezechiel Ez 33 28 22 26 Durch solche Gerichte, durch welche Gott das Böse straft, erweist er sich als heiligen Gott, der die Bosheit hasst und vernichtet. Vergl. [Jes 5,16]. Ezechiel Ez 33 28 23 Et immittam ei pestilentiam, et sanguinem in plateis ejus: et corruent interfecti in medio ejus gladio per circuitum: et scient quia ego Dominus. Und ich will die Pest über dasselbe senden, Blutvergießen auf seine Straßen, es sollen durch das Schwert Erschlagene in seiner Mitte ringsum hinsinken²⁷ und sie werden erkennen, dass ich der Herr bin.²⁸ Ezechiel Ez 33 28 23 27 Vergl. [Ez 5,17]. Ezechiel Ez 33 28 23 28 Die, welche dem Volke Gottes feindlich gesinnt sind und es bedrücken, werden vernichtet. Ezechiel Ez 33 28 24 Et non erit ultra domui Israel offendiculum amaritudinis, et spina dolorem inferens undique per circuitum eorum, qui adversantur eis: et scient quia ego Dominus Deus. Für das Haus Israel aber soll es fortan keine Ursache bitteren Leides mehr geben und keinen schmerzenden Dorn unter allen ringsum, die es anfeinden, damit sie erkennen, dass ich der Herr, Gott, bin.²⁹ Ezechiel Ez 33 28 24 29 Hebr.: Und nicht soll es fürder geben für das Volk Israel einen brennenden Dorn und einen schmerzenden Stachel unter allen, die ringsumher, die sie verachten, und sie sollen inne werden, dass ich der Herr, Jahve bin. Mein Volk soll weder an euch ein Vorbild der Gottlosigkeit haben noch durch eure Feindschaft ferner heimgesucht werden. (Theod.) Ezechiel Ez 33 28 25 Hæc dicit Dominus Deus: Quando congregavero domum Israel de populis, in quibus dispersi sunt, sanctificabor in eis coram gentibus: et habitabunt in terra sua, quam dedi servo meo Jacob. So spricht der Herr, Gott: Wenn ich das Haus Israel wieder aus den Völkern, unter welche sie zerstreut sind, sammle, so will ich mich an ihnen heilig erweisen vor den Völkern³⁰ und sie sollen in ihrem Lande wohnen, das ich meinem Diener Jakob verliehen. Ezechiel Ez 33 28 25 30 Gott wird sich heilig und als Liebhaber der Heiligkeit erweisen, wenn er sein Volk wieder in das den Patriarchen verheißene Erbe zurückführt. Ezechiel Ez 33 28 26 Et habitabunt in ea securi: et ædificabunt domos, et plantabunt vineas, et habitabunt confidenter, cum fecero judicia in omnibus, qui adversantur eis per circuitum: et scient quia ego Dominus Deus eorum. Und sie sollen ungestört darin wohnen, Häuser bauen und Weinberge anpflanzen und in Sicherheit wohnen,³¹ wenn ich Gericht an allen geübt, die ringsum ihnen feind sind, und sie sollen erkennen, dass ich der Herr, ihr Gott, bin!³² Ezechiel Ez 33 28 26 31 Nach der Norm des Alten Testamentes bedeutet dies, dass wahre Frömmigkeit unter dem Volke herrschen wird. Vergl. [Jes 65,21; Am 9,13; Mi 7,14]. Ezechiel Ez 33 28 26 32 Der Gott, der die verheißenen Bundesgüter reich gewährt, seinen Freunden zur Glückseligkeit, seinen Feinden zum Schrecken und zum Untergange. So werden beide durch die Tat das erfahren, was Gottes Name Jahve bedeutet. Ezechiel Ez 33 28 3 Ecce sapientior es tu Daniele: omne secretum non est absconditum a te: siehe, du bist weiser als Daniel,³ kein Geheimnis ist vor dir verborgen. Ezechiel Ez 33 28 3 3 Daniel überwand mit Gottes Gnade alle Magier und Weissager und ist jetzt in Babylon der weiseste (Hieron.), ihm hat Gott die Geheimnisse der Träume offenbart. Der König schreibt sich also göttliche Weisheit zu. Der Prophet redet demgemäß, was ihm bekannt war, nicht dem Könige der Tyrier. Auch [Ez 14,14] hat er Daniels Erwähnung getan. Ezechiel Ez 33 28 4 In sapientia et prudentia tua fecisti tibi fortitudinem: et acquisisti aurum, et argentum in thesauris tuis. Durch deine Weisheit und Klugheit erwarbst du dir Reichtümer, hast Gold und Silber in deine Schatzkammern gebracht.⁴ Ezechiel Ez 33 28 4 4 Als ihnen das Glück lächelte, schrieben die Tyrier ihre Erfolge ihrer Klugheit und Erfahrung zu. Ezechiel Ez 33 28 5 In multitudine sapientiæ tuæ, et in negotiatione tua multiplicasti tibi fortitudinem: et elevatum est cor tuum in robore tuo. Durch die Fülle deiner Weisheit und durch deinen Handel hast du deine Macht gemehrt, da erhob sich dein Herz ob deiner Macht. Ezechiel Ez 33 28 6 Propterea hæc dicit Dominus Deus: Eo quod elevatum est cor tuum quasi cor Dei: Darum spricht der Herr, Gott, also: Weil du dein Herz erhoben hast, als wärest du Gott, Ezechiel Ez 33 28 7 Idcirco ecce ego adducam super te alienos robustissimos gentium: et nudabunt gladios suos super pulchritudinem sapientiæ tuæ, et polluent decorem tuum. siehe, deshalb werde ich Fremde, die gewaltigsten der Völker, über dich herbeiführen, diese sollen ihre Schwerter über den Glanz deiner Weisheit zücken und deine Pracht entweihen.⁵ Ezechiel Ez 33 28 7 5 Ähnlich Babylon [Jes 47,7]. Ezechiel Ez 33 28 8 Interficient, et detrahent te: et morieris in interitu occisorum in corde maris. Sie werden dich töten und hinabstoßen und du wirst den Tod der Erschlagenen⁶ im Herzen des Meeres⁷ sterben. Ezechiel Ez 33 28 8 6 Nachsatz zu V. 2. Eine besondere Strafe liegt wohl auch darin, dass die Weisheit und Pracht von einem trotzigen Feinde vernichtet wird. Ezechiel Ez 33 28 8 7 Der König, der sich den Göttern gleichgestellt, soll ein schmachvolles Ende finden. Hebr.: In die Grube werden sie dich hinabwerfen und du wirst sterben den Tod eines Durchbohrten. In bitterer Weise, welche gleichsam die Arten und Schmerzen des Todes in sich schließt, mit dem Tode, der die gewöhnlichen Streiter seitens der Sieger trifft, ungepflegt und unbestattet, wirst du abscheiden. Ezechiel Ez 33 28 9 Numquid dicens loqueris: Deus ego sum, coram interficientibus te: cum sis homo, et non Deus, in manu occidentium te? Wirst du dann auch angesichts deiner Würger sagen: Ich bin Gott! während du doch ein Mensch bist und nicht Gott,⁸ unter den Händen derer, die dich erschlagen? Ezechiel Ez 33 28 9 8 Nicht ohne Sarkasmus wiederholt. Ezechiel Ez 33 0 1 C. Weissagungen gegen Ägypten. (Kap. 29 Kap. 32) a. Der Stolz des Königs wird gedemütigt werden. (V. 16) b. Der König von Babylon wird als Rächer von Gott über Ägypten kommen. Ezechiel Ez 33 29 1 In anno decimo, decimo mense, undecima die mensis, factum est verbum Domini ad me, dicens: Im zehnten Jahre, im zehnten Monat, am elften Tage des Monats,¹ erging das Wort des Herrn an mich, also lautend: Ezechiel Ez 33 29 1 1 Die Weissagungen gegen Ägypten sind sieben an der Zahl. Die erste, vierte und fünfte sind kurz vor der Eroberung von Jerusalem vom Propheten verkündet, die sechste und siebte bald nach derselben; die zweite und wohl auch die dritte einige Zeit vor dem Zuge des Nabuchodonosor gegen Ägypten, der um das Jahr 568 oder 567 vor Chr. statthatte. Warum der Prophet so viele Weissagungen gegen Ägypten verkündete, erklärte die Zeitumstände. Die Juden um Jerusalem und mit ihnen die nach Babylon Weggeführten hofften, die Ägypter würden Assyrien besiegen oder wenigstens werde sich das Reich Juda mit Hilfe Ägyptens vom Joche Babylons befreien. Vergl. [Ez 17,7; Jer 2,36; Jer 37,6] u.a. Ezechiel mahnt die Weggeführten, sich voll und ganz ohne törichte Hoffnungen der Herrschaft der Chaldäer zu unterwerfen, bis Gott ihnen zu seiner Zeit einen Befreier senden und die Theokratie herstellen werde. [Mi 7,9] Der König von Ägypten Ephree versuchte, Jerusalem zu Hilfe zu kommen, als die Chaldäer es belagerten. Als hierauf zwischen den Bewohnern von Cyrene und von Libyen Feindschaft entstand, riefen diese den König von Ägypten zu Hilfe, doch ward Ephree mit seinem Heere geschlagen und musste, um in eigenen Lande Unruhen zu vermeiden, seinen Verwandten Amasis und Mitkönige annehmen. Beide regierten etwa 570 564 gemeinsam in Ägypten. Um diese Zeit (568 oder 567) fiel Nabuchodonosor in Ägypten ein und drang erfolgreich bis Syene vor. Amasis (564 526) führte einen Krieg gegen die Araber, unterwarf sich auf einige Zeit die Städte auf Cypern und verband sich mit Krösus. Nach dessen Niederlage indes wagte er nichts gegen die Perser zu unternehmen. Unter seiner Herrschaft war Ägypten auf das Gebiet vom Niltal am Mittelländischen Meer bis zu den Katarakten von Assuan beschränkt, so dass es unter dem letzten Könige sich nur so weit ausdehnte wie unter dem ersten Menes. Nach Amasis herrschte durch einige Monate Psammetich III., bis Kambyses von Persien Ägypten unterwarf. Das zehnte Jahr ist das zehnte nach der Wegführung Joachins, also auch das zehnte des Königs Sedekias. Etwa sechs Monate vor der Zerstörung Jerusalems erhält der Prophet den Befehl, den Untergang Ägyptens zu verkünden. Ezechiel Ez 33 29 10 Idcirco ecce ego ad te, et ad flumina tua: daboque terram gypti in solitudines, gladio dissipatam, a turre Syenes, usque ad terminos thiopiæ. Darum, siehe, will ich an dich und an deine Ströme und ich werde das Land Ägypten zur Einöde machen und mit dem Schwerte verwüsten vom Turme Syenes an bis an die Grenzen Äthiopiens.¹² Ezechiel Ez 33 29 10 12 Hebr.: Und ich werde Ägypten zu Einöden wüster Öden machen, von Migdol bis nach Syene und bis an die Grenze von Kusch. Syene lag im äußersten Süden nach der äthiopischen Grenze zu, die Grenze von Äthiopien ist noch etwas südlicher zu denken. Diese Weissagung von der Verwüstung Ägyptens ging bei dem Einfalle Nabuchodonosors in Erfüllung. Es wird ausdrücklich berichtet, dass derselbe bis nach Syene vorrückte; dort erst stellte sich ihm ein ägyptisches Heer unter Chor als Anführer entgegen. Nabuchodonosor kehrte von dort mit reicher Beute um. Der Zusatz: bis zur Grenze von Kusch soll nur verdeutlichen, dass ganz Ägypten bis zu der an Äthiopien stoßenden Landschaft verwüstet werden wird. So ist auch die Übersetzung der Vulgata zu verstehen. (in der irrtümlich vom Turme Syenes anstatt: von Migdol bis Syene gesetzt ist). Ezechiel Ez 33 29 11 Non pertransibit eam pes hominis, neque pes jumenti gradietur in ea: et non habitabitur quadraginta annis. Keines Menschen Fuß soll es durchwandern und keines Tieres Fuß es betreten, unbewohnt soll es sein vierzig Jahre lang.¹³ Ezechiel Ez 33 29 11 13 Über die hierauf folgende Periode finden wir weder in der Heiligen Schrift noch bei Flavius Josephus etwas. Ezechiel Ez 33 29 12 Daboque terram gypti desertam in medio terrarum desertarum, et civitates ejus in medio urbium subversarum, et erunt desolatæ quadraginta annis: et dispergam gyptios in nationes, et ventilabo eos in terras. Und ich werde das Land Ägypten zu einer Wüstenei machen inmitten wüster Länder¹⁴ und seine Städte öde machen inmitten zerstörter Städte und sie sollen vierzig Jahre lang wüste liegen und ich werde die Ägypter unter die Völker zerstreuen und sie unter die Länder worfeln.¹⁵ Ezechiel Ez 33 29 12 14 Der Philister, Idumäer, Moabiter und anderer, gegen welche der Prophet weissagt. Ezechiel Ez 33 29 12 15 Die Ausdrücke sind in ihrer Stärke malerisch. Ezechiel Ez 33 29 13 Quia hæc dicit Dominus Deus: Post finem quadraginta annorum congregabo gyptum de populis, in quibus dispersi fuerant. Denn so spricht der Herr, Gott: Nach Ablauf von vierzig Jahren will ich Ägypten aus den Völkern sammeln, unter welche ich sie zerstreut habe, Ezechiel Ez 33 29 14 Et reducam captivitatem gypti, et collocabo eos in terra Phathures, in terra nativitatis suæ: et erunt ibi in regnum humile: und ich will die Gefangenen Ägyptens zurückführen und sie in das Land Phathures,¹⁶ in das Land, in dem sie geboren sind, heimkehren lassen und daselbst sollen sie ein geringes Reich sein.¹⁷ Ezechiel Ez 33 29 14 16 Oberägypten, dessen Hauptstadt Theben. Da die erste Dynastie nach der Stadt Tis in Oberägypten, ägyptisch Teni, die der Thiniten hieß, stimmen die neueren Geschichtsschreiber Herodot bei, der die Ägypter von dort herstammen lässt. Ezechiel Ez 33 29 14 17 Auf ihre ursprüngliche Heimat beschränkt, sollen die Ägypter ein bescheidenes Reich [Ez 17,6.14] bilden, keine Weltmacht mehr sein. Ezechiel Ez 33 29 15 Inter cetera regna erit humillima, et non elevabitur ultra super nationes, et imminuam eos ne imperent gentibus. Es wird das geringste unter den übrigen Reichen sein und es wird sich fortan nicht mehr über die Völker erheben und ich werde sie wenig zahlreich machen, dass sie nicht mehr über die Völker herrschen. Ezechiel Ez 33 29 16 Neque erunt ultra domui Israel in confidentia, docentes iniquitatem, ut fugiant, et sequantur eos: et scient quia ego Dominus Deus. Auch sollen sie fortan nicht mehr dem Hause Israel Vertrauen einflößen, dass sie es sündigen lehren, so dass es mich verlässt und ihnen anhängt;¹⁸ und sie sollen erkennen, dass ich der Herr, Gott, bin. Ezechiel Ez 33 29 16 18 Hebr.: Und es soll nicht mehr für das Haus Israel ein Hort sein, der Verschuldung anzeigt, indem sie sich an sie hängen. Ägypten, ihre angebliche Zuflucht, wird nicht mehr ihr Verkläger vor Gott sein. Die Schuld der Juden bestand darin, dass sie gegen Gottes Mahnung sich an Ägypten anschlossen. Ezechiel Ez 33 29 17 Et factum est in vigesimo et septimo anno, in primo, in una mensis: factum est verbum Domini ad me, dicens: Und es geschah im siebenundzwanzigsten Jahre,¹⁹ im ersten Monat, am ersten des Monats, dass an mich das Wort des Herrn erging, also lautend: Ezechiel Ez 33 29 17 19 Der Wegführung des Königs Jechonias, oder seit Beginn der Herrschaft des Sedekias, also im sechzehnten Jahre nach der Eroberung von Jerusalem. Diese Weissagung ist die letzte, bei welcher die Zeit ihrer Verkündigung beigefügt ist. Vergl. zu der Weissagung auch [Jer 25,19]. Ezechiel Ez 33 29 18 Fili hominis Nabuchodonosor rex Babylonis servire fecit exercitum suum servitute magna adversum Tyrum: omne caput decalvatum, et omnis humerus depilatus est: et merces non est reddita ei, neque exercitui ejus de Tyro pro servitute, qua servivit mihi adversus eam. Menschensohn! Nabuchodonosor, der König von Babylon, hat sein Heer schwere Mühen wider Tyrus bestehen lassen, so dass jedes Haupt kahl und jeder Nacken haarlos geworden ist,²⁰ und doch ist ihm für Tyrus kein Lohn zuteil geworden noch auch seinem Heere für die Mühe, die er für mich wider dasselbe auf sich genommen hat. Ezechiel Ez 33 29 18 20 Felsen, Holz und Erde werden herbeigeschafft, den Meerbusen auszufüllen, damit Tyrus so mit dem Festlande verbunden, ohne Schwierigkeit zu Fuß angegriffen werden kann. Einen solchen Damm begann Nabuchodonosor in der Tat aufzuschütten (Hier., Cyrill., Al.), ohne ihn indes zu vollenden und die Stadt zu erobern. Erst Alexander der Große nahm durch das gleiche Mittel die Stadt selbst ein. Ezechiel Ez 33 29 19 Propterea hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego dabo Nabuchodonosor regem Babylonis in terra gypti: et accipiet multitudinem ejus, et deprædabitur manubias ejus, et diripiet spolia ejus: et erit merces exercitui illius, Deshalb spricht der Herr, Gott, also: Siehe, ich will Nabuchodonosor, dem Könige von Babylon, das Land Ägypten geben²¹ und er soll dessen ganzes Volk nehmen, dessen Beute nehmen und dessen Raub rauben und das soll seines Heeres Lohn sein [Jer 46,2] Ezechiel Ez 33 29 19 21 Hebr.: Deswegen spricht der Herr, Jahve, also: Siehe, ich gebe dem Nebukadnezar, dem König von Babel, das Land Ägypten. Ezechiel Ez 33 29 2 Fili hominis, pone faciem tuam contra Pharaonem regem gypti, et prophetabis de eo, et de gypto universa: Menschensohn! richte dein Angesicht gegen Pharao, den König von Ägypten, und weissage über ihn und über ganz Ägypten. Ezechiel Ez 33 29 20 Et operi, quo servivit adversus eam: dedi ei terram gypti, pro eo quod laboraverit mihi, ait Dominus Deus. für die Dienstleistung, welche er wider Tyrus auf sich genommen; ich werde ihm das Land Ägypten geben²² dafür, dass er sich für mich abgemüht hat, spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 29 20 22 Hebr.: Als seinen Werklohn, um den er gedient hat, gebe ich ihm das Land Ägypten. Der König beginnt sein Unternehmen aus Stolz und Herrschsucht, Gott aber bestimmt, dass ihm Ägyptens Schätze zuteil werden sollen. Manches ordnet Gott selbst an, anderes lässt er zu, bald dem freien Willen des Menschen Raum lassend, bald zulassend, dass die, welche Strafe verdienen, solche durch andere erdulden. Um zu zeigen, dass der König durch seine Zulassung so mächtig ist, verheißt Gott, ihn zu belohnen. (Theod.) Den Juden wie den Heiden wurde durch diese Weissagungen gezeigt, dass Gott der Herrscher über alle Völker ist, nicht ein Landes- und Nationalgott. Ezechiel Ez 33 29 21 In die illo pullulabit cornu domui Israel, et tibi dabo apertum os in medio eorum: et scient quia ego Dominus. An jenem Tage wird dem Hause Israel ein Horn sprossen²³ und ich werde dich mitten unter ihnen frei reden lassen und sie sollen erkennen, dass ich der Herr bin! Ezechiel Ez 33 29 21 23 Hebr.: An jenem Tage will ich ein Horn sprossen lassen dem Hause Israel. Das Horn ist das Bild der Macht, Stärke oder auch der Herrschaft. Wenn Gott Ägypten demütigt, ist dies für die Israeliten ein Unterpfand, dass auch die übrigen Weissagungen über die Wiederherstellung des Volkes erfüllt werden, dass Israels Macht und Reich wieder erblühen werden. Einen vorbedeutenden Anfang davon sehen viele Erklärer, nicht mit Unrecht, in der Erhöhung des Jechonias. [2Kön 25,37; Jer 52,31] An jenem Tage: Mag alles zusammenbrechen, Gottes Verheißungen an sein Volk werden bestehen bleiben, ja, die Demütigung der anderen wird gleichsam eine Vorbereitung sein auf die Wiederherstellung des Reiches Israel. Wenn die Prophezeiung über Ägypten in Erfüllung gegangen, wird auch niemand mehr wagen, die weiteren Weissagungen des durch göttliches Zeugnis empfohlenen Propheten in Zweifel zu ziehen. Ezechiel Ez 33 29 3 Loquere, et dices: Hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego ad te Pharao rex gypti, draco magne, qui cubas in medio fluminum tuorum, et dicis: Meus est fluvius, et ego feci memetipsum. Rede, und sprich: So spricht der Herr, Gott: Siehe, ich will an dich, Pharao, König von Ägypten! du großer Drache,² der du inmitten deiner Ströme³ liegst und sprichst: Mein ist der Strom und ich habe mich selbst geschaffen!⁴ Ezechiel Ez 33 29 3 2 Krokodil. Ezechiel Ez 33 29 3 3 Kanäle. Da die ganze Fruchtbarkeit Ägyptens auf den Wassern des Nils und seiner Überschwemmung beruhte, wird der König passend unter dem Bilde des Krokodils dargestellt, das im Flusse ruht. Ezechiel Ez 33 29 3 4 Hebr.: Mein ist der Strom, ich habe ihn mir geschaffen. - Durch meine Weisheit, Veranstaltung und Macht habe ich den Nil auf das ganze Land geleitet und es fruchtbar gemacht, ihm Kanäle und Dämme geschaffen. Diese Worte werden dem Könige umso passender zugeschrieben, als er bei den Ägyptern als Sohn des Ra, als ein Sohn der Götter galt und der gütige Gott genannt wurde, wie er denn auch oft auf den Denkmälern in Schmuck und Kleidung der Götter dargestellt wird. Ezechiel Ez 33 29 4 Et ponam frenum in maxillis tuis: et agglutinabo pisces fluminum tuorum squamis tuis; et extraham te de medio fluminum tuorum, et universi pisces tui squamis tuis adhærebunt. Ich will einen Zaum⁵ in deine Kinnbacken legen und die Fische deiner Ströme an deine Schuppen heften und dich herausziehen mitten aus deinen Strömen und alle deine Fische sollen an deinen Schuppen hängen. Ezechiel Ez 33 29 4 5 Hebr.: Haken. Ezechiel Ez 33 29 5 Et projiciam te in desertum, et omnes pisces fluminis tui: super faciem terræ cades, non colligeris, neque congregaberis: bestiis terræ, et volatilibus cli dedi te ad devorandum: Und ich will dich in die Wüste werfen⁶ und alle Fische deines Stromes, auf das offene Feld sollst du hinfallen und sollst nicht aufgehoben noch bestattet werden,⁷ den Tieren der Erde und den Vögeln des Himmels will ich dich zum Fraße überlassen. Ezechiel Ez 33 29 5 6 In der Wüste gehen alle Wassertiere elend zugrunde. Ezechiel Ez 33 29 5 7 Dem schmachvollen Tode folgt ein anderer Schimpf, er soll keines ehrenvollen Begräbnisses teilhaftig werden. Ezechiel Ez 33 29 6 Et scient omnes habitatores gypti quia ego Dominus: pro eo quod fuisti baculus arundineus domui Israel. Dann sollen alle Bewohner Ägyptens erkennen, dass ich der Herr bin,⁸ weil du für das Haus Israel ein Rohrstab gewesen bist.⁹ [Jes 36,6] Ezechiel Ez 33 29 6 8 Wen der König so gedemütigt ist, wird ihn niemand mehr als Gott verehren, sondern alle werden erkennen, dass der Herr für die seinem Volke angetane Unbill Rache genommen. Ezechiel Ez 33 29 6 9 Ägypten war reich an den verschiedenartigsten Rohren. Ezechiel Ez 33 29 7 Quando apprehenderunt te manu, et confractus es, et lacerasti omnem humerum eorum: et innitentibus eis super te, comminutus es, et dissolvisti omnes renes eorum. Wenn sie dich mit der Hand erfassten, zerbrachst du und rissest ihre ganze Schulter auf; und wenn sie sich auf dich lehnten, brachst du in Stücke und machtest ihre Lenden erlahmen.¹⁰ Ezechiel Ez 33 29 7 10 Ägypten handelte treulos. Wie für seinen Stolz (V. 3), so wird es für die Treulosigkeit gestraft werden. Ezechiel Ez 33 29 8 Propterea hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego adducam super te gladium: et interficiam de te hominem, et jumentum. Darum spricht der Herr, Gott, also: Siehe, ich will das Schwert über dich bringen¹¹ und Menschen und Vieh in dir töten. Ezechiel Ez 33 29 8 11 Krieg [Ez 14,17]. Ezechiel Ez 33 29 9 Et erit terra gypti in desertum, et in solitudinem: et scient quia ego Dominus: pro eo quod dixeris: Fluvius meus est, et ego feci eum. Ägypten soll zur Wüstenei und zur Einöde werden und sie sollen erkennen, dass ich der Herr bin, dafür dass du gesprochen: Der Fluss ist mein und ich habe ihn geschaffen! Ezechiel Ez 33 0 1 c. Weitere Beschreibung der Strafe Ägyptens. (V. 19) d. Der Arm Pharaos wird gebrochen. Ezechiel Ez 33 30 1 Et factum est verbum Domini ad me, dicens: Und es erging an mich das Wort des Herrn, lautend: Ezechiel Ez 33 30 10 Hæc dicit Dominus Deus: cessare faciam multitudinem gypti in manu Nabuchodonosor regis Babylonis. So spricht der Herr, Gott: Ich will der Volksmenge¹⁷ Ägyptens durch die Hand Nabuchodonosors, des Königs von Babylon, ein Ende machen; Ezechiel Ez 33 30 10 17 Dem vorher gezeichneten bunten Gewimmel. Ezechiel Ez 33 30 11 Ipse et populus ejus cum eo fortissimi gentium adducentur ad disperdendam terram: et evaginabunt gladios suos super gyptum: et implebunt terram interfectis. er wird mit seinem Volke, dem tapfersten unter den Völkern, herbeigeführt werden,¹⁸ das Land zu verderben, und sie werden ihre Schwerter über Ägypten zücken und das Land mit Erschlagenen füllen. Ezechiel Ez 33 30 11 18 Von Gottes Hand. Ezechiel Ez 33 30 12 Et faciam alveos fluminum aridos, et tradam terram in manus pessimorum: et dissipabo terram, et plenitudinem ejus manu alienorum, ego Dominus locutus sum. Und ich werde die Betten der Ströme trocken legen¹⁹ und das Land in die Hand schlimmer Menschen überliefern; ich werde das Land und alles, was darin ist, durch die Hand von Fremdlingen verwüsten; ich, der Herr, habe es gesprochen. Ezechiel Ez 33 30 12 19 Ich werde Trockenheit senden und den Zuwachs des Wassers behindern, so dass die Kanäle ausgetrocknet werden und der Nil nicht austritt. Ezechiel Ez 33 30 13 Hæc dicit Dominus Deus: Et disperdam simulacra, et cessare faciam idola de Memphis: et dux de terra gypti non erit amplius: et dabo terrorem in terra gypti. So spricht der Herr, Gott: Ich werde auch die Götzenbilder zerstören und den Abgöttern von Memphis²⁰ ein Ende machen, im Lande Ägypten soll fortan kein Fürst mehr sein²¹ und ich will Schrecken²² senden über das Land Ägypten. [Sach 13,2] Ezechiel Ez 33 30 13 20 Hebr.: Vor Noph. Memphis steht als Hauptstadt von Unterägypten voran. Da hier das Hauptheiligtum des Ptah war und hier der Apisdienst seinen Sitz hatte, stehen die Götzen und Abgötter passend voran. Ezechiel Ez 33 30 13 21 Er wird aus Unterägypten verschwinden. Ezechiel Ez 33 30 13 22 Vor dem wahren Gotte. Ezechiel Ez 33 30 14 Et disperdam terram Phathures, et dabo ignem in Taphnis, et faciam judicia in Alexandria. Ich werde das Land Phatures verwüsten und Feuer über Taphnis senden und Gericht an Alexandria²³ vollstrecken. Ezechiel Ez 33 30 14 23 Hebr.: Und ich verheere Pathros und lege Feuer am Zoan und vollstrecke Gerichte an No. Pathros ist Oberägypten, in Zoan (Tanis ägyptisch Zan) residierte die ägyptische Dynastie. V. 21, V. 23. Der Stadt in Unterägypten wird eine solche in Oberägypten No (Theben, nicht Alexandria) beigefügt, um auszudrücken, dass das Unglück ganz Ägypten heimsuchen wird. Ezechiel Ez 33 30 15 Et effundam indignationem meam super Pelusium robur gypti, et interficiam multitudinem Alexandriæ, Ich werde meinen Zorn über Pelusium,²⁴ die Feste Ägyptens, ausgießen und die Volksmenge Alexandrias ausrotten Ezechiel Ez 33 30 15 24 Hebr.: Sin, der nordöstlichste Punkt. Der hebräische wie der griechische Name spielen auf die Sümpfe an, bei denen die Stadt lag. Pelusium war in Wahrheit der Schlüssel Ägyptens, durch Kunst und Natur befestigt, wehrte es jedem von Osten kommenden Feinde den Zugang. Ezechiel Ez 33 30 16 Et dabo ignem in gypto: quasi parturiens dolebit Pelusium, et Alexandria erit dissipata, et in Memphis angustiæ quotidianæ. und werde Feuer über Ägypten senden, wie eine Gebärende soll Pelusium Schmerzen haben und Alexandria verheert²⁵ und Memphis in Bedrängnis sein Tag für Tag. Ezechiel Ez 33 30 16 25 Hebr.: Theben muss erbrochen werden und Noph (No) (sieht) Bedränger am Tage. Nicht heimlich in der Nacht greifen die Feinde an, sondern offen bei Tage, ihres Sieges gewiss. Ezechiel Ez 33 30 17 Juvenes Heliopoleos, et Bubasti gladio cadent, et ipsæ captivæ ducentur. Die junge Mannschaft von Heliopolis²⁶ und Bubastos²⁷ soll durch das Schwert fallen, sie selbst²⁸ aber sollen gefangen weggeführt werden. Ezechiel Ez 33 30 17 26 On, Heliopolis, war die Hauptstadt des dreizehnten Gaues in Unterägypten, eine der ältesten Städte, berühmt durch ihren Sonnentempel. Ezechiel Ez 33 30 17 27 Ägyptisch Pi-Bast, Stadt der Göttin Bast, der mit einem Katzenkopf abgebildeten Göttin der sinnlichen Liebe, war die Hauptstadt des achtzehnten Gaues von Unterägypten. Ezechiel Ez 33 30 17 28 Die Streiter werden im Kampfe fallen, die übrigen Bürger weggeführt werden. Ezechiel Ez 33 30 18 Et in Taphnis nigrescet dies, cum contrivero ibi sceptra gypti, et defecerit in ea superbia potentiæ ejus: ipsam nubes operiet, filiæ autem ejus in captivitatem ducentur. Zu Taphnis²⁹ wird sich der Tag verdunkeln, wenn ich daselbst die Zepter Ägyptens zerbreche,³⁰ und der Stolz auf seine Stärke wird darin aufhören, Gewölk wird es bedecken und ihre Töchter³¹ werden in die Gefangenschaft geführt werden. Ezechiel Ez 33 30 18 29 Thachpanches, Daphne, befestigte Stadt bei Pelusium, nach [Jer 43,8ff] eine Residenz des Pharao. Ezechiel Ez 33 30 18 30 Da die Stadt an der Grenze lag, öffnete ihre Einnahme den Feinden den Zugang nach Ägypten. Ezechiel Ez 33 30 18 31 Die kleineren Städte, d.i. deren Bewohner. Ezechiel Ez 33 30 19 Et judicia faciam in gypto: et scient quia ego Dominus. So werde ich Gericht halten an Ägypten und sie sollen erkennen, dass ich der Herr bin.³² Ezechiel Ez 33 30 19 32 Schon Jeremias hat [Jer 43,9ff] vorausgesagt, dass Nabuchodonosor im Tore des Hauses Pharaos zu Taphnis seinen Thron aufstellen und von dort aus Ägypten plündern werde. Dies alles will Gott zulassen, damit die Ägypter lernen, nicht sich ihrer selbst zu rühmen, sondern das Recht seiner Herrschaft anzuerkennen. Ezechiel Ez 33 30 2 Fili hominis propheta, et dic: Hæc dicit Dominus Deus: Ululate, væ, væ diei: Menschensohn! weissage und sprich: So spricht der Herr, Gott: Klaget:¹ Wehe, wehe, ob des Tages!² Ezechiel Ez 33 30 2 1 Der Seher schreitet von der letzten Weissagung über eine Verwüstung dazu fort, den Untergang Ägyptens im Allgemeinen zu beklagen, wie ähnliches bei den Propheten nicht selten ist. Wie furchtbar das Gericht sein wird, geht daraus hervor, dass der Herr selbst befiehlt, eine große Wehklage anzustellen. Ezechiel Ez 33 30 2 2 Der Tag ist der Tag des Herrn, ein Tag, an welchem Gott seine Rechte wahrt und seine Herrlichkeit, Majestät, Heiligkeit allen offenbart. Ezechiel Ez 33 30 20 Et factum est in undecimo anno, in primo mense, in septima mensis, factum est verbum Domini ad me, dicens: Und es geschah im elften Jahre, im ersten Monat,³³ am siebten des Monats, da erging an mich das Wort des Herrn also: Ezechiel Ez 33 30 20 33 Also etwa drei Monate nach der Verkündigung der Weissagung [Ez 29,1]. Ezechiel Ez 33 30 21 Fili hominis, brachium Pharaonis regis gypti confregi: et ecce non est obvolutum ut restitueretur ei sanitas, ut ligaretur pannis, et fasciaretur linteolis, ut recepto robore posset tenere gladium. Menschensohn! ich habe den Arm Pharaos, des Königs von Ägypten, gebrochen; siehe, er ward nicht verbunden, dass er heil werden könnte, nicht mit Binden umwunden noch mit linnenem Verbande umwickelt, dass er wieder Kräfte bekommen und das Schwert fassen könnte.³⁴ Ezechiel Ez 33 30 21 34 Es ist keine Hoffnung mehr vorhanden, dass das Reich in seiner Unversehrtheit wieder imstande sein wird, Krieg zu führen. Vergeblich versuchte Ägypten, die Belagerung Jerusalems zu brechen, seine Ohnmacht zeigte sich bei diesem Versuche. Der eine gebrochene Arm zeigt, dass Ägyptens Kräfte so geschwächt sind, dass es nichts mehr außerhalb seines Gebietes vermag, wie die übrigen Umstände eine Hoffnung auf Besserung für die Zukunft ausschließen. Doch auch der andere Arm soll gebrochen werden, so dass Ägypten auf keine Weise das Schwert ziehen oder sich verteidigen kann; wie außerhalb seines Landes, so verliert es in diesem selbst seine Macht. Ezechiel Ez 33 30 22 Propterea hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego ad Pharaonem regem gypti, et comminuam brachium ejus forte, sed confractum: et dejiciam gladium de manu ejus: Darum spricht der Herr, Gott: Siehe, ich will an Pharao, den König von Ägypten, und will seinen starken, aber doch gebrochenen Arm zerschmettern und will ihm das Schwert aus der Hand schlagen³⁵ Ezechiel Ez 33 30 22 35 Der gebrochene wie der bisher gesunde Arm sollen so zerschmettert werden, dass ihm das Schwert entfällt. Darum: In V. 21 hat Gott gesagt, er werde Ägyptens Macht gänzlich vernichten, diese volle Vernichtung droht er jetzt durch die Zerschmetterung des anderen Armes an. Ezechiel Ez 33 30 23 Et dispergam gyptum in gentibus, et ventilabo eos in terris. und Ägypten unter die Völker zerstreuen und sie über die Länder hinworfeln. Ezechiel Ez 33 30 24 Et confortabo brachia regis Babylonis, daboque gladium meum in manu ejus: et confringam brachia Pharaonis, et gement gemitibus interfecti coram facie ejus. Aber die Arme des Königs von Babylon werde ich stärken und ihm mein Schwert in die Hand geben und werde die Arme Pharaos zerbrechen und es werden seufzen und wehklagen,³⁶ die vor seinen Augen getötet werden. Ezechiel Ez 33 30 24 36 Hebr.: Singular. Der König von Ägypten wird vor dem Könige von Babylon seufzen wie ein vom Schwerte Durchbohrter, also gleichsam schmerzvoll sein Leben aushauchen: Ägypten wird schwere Niederlagen erleiden und fast untergehen. Ezechiel Ez 33 30 25 Et confortabo brachia regis Babylonis, et brachia Pharaonis concident: et scient quia ego Dominus, cum dedero gladium meum in manu regis Babylonis, et extenderit eum super terram gypti. Ja, die Arme des Königs von Babylon will ich stärken, doch die Arme Pharaos sollen erlahmen und sie sollen erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich dem Könige von Babylon mein Schwert in die Hand gebe, dass er es wider das Land Ägypten schwinge. Ezechiel Ez 33 30 26 Et dispergam gyptum in nationes, et ventilabo eos in terras, et scient quia ego Dominus. Und ich werde Ägypten unter die Völker zerstreuen und sie unter die Länder worfeln und sie sollen erkennen, dass ich der Herr bin. Ezechiel Ez 33 30 3 Quia juxta est dies, et appropinquat dies Domini: dies nubis, tempus gentium erit. denn der Tag ist nahe, es naht der Tag des Herrn,³ ein Tag des Gewölkes,⁴ die Zeit der Völker⁵ wird es sein! Ezechiel Ez 33 30 3 3 Was der Prophet, von der Warte Gottes blickend, schaut, ist ihm nahe, auch wenn es erst nach längerer Zeit eintritt. Ezechiel Ez 33 30 3 4 Gewölk, Sturm, Finsternis sind geeignete Sinnbilder für Schrecken, Verwirrung, Unglück, Elend. Ezechiel Ez 33 30 3 5 Der Tag, an dem die Völker Strafe erleiden, gerichtet werden. Das Gericht über Ägypten ist gleichsam ein Teil und der Anfang des Völkergerichtes. Ezechiel Ez 33 30 4 Et veniet gladius in gyptum: et erit pavor in thiopia, cum ceciderint vulnerati in gypto, et ablata fuerit multitudo illius, et destructa fundamenta ejus. Denn das Schwert wird nach Ägypten eindringen und Äthiopien wird voll Schrecken sein, wenn sie in Ägypten verwundet fallen werden, wenn seine Volksmenge weggerafft wird und seine Grundfesten zerstört werden.⁶ Ezechiel Ez 33 30 4 6 Ägypten wird nie wieder zu seiner früheren Macht zurückkehren. Ezechiel Ez 33 30 5 thiopia, et Libya, et Lydi, et omne reliquum vulgus, et Chub, et filii terræ fderis, cum eis gladio cadent. Äthiopier, Libyer,⁷ Lydier⁸ und alle anderen Völker, Chub⁹ und¹⁰ die Söhne des verbündeten Landes werden mit ihnen durch das Schwert fallen. Ezechiel Ez 33 30 5 7 Hebr.: Phut, vielleicht die Somaliküste. Ezechiel Ez 33 30 5 8 Vergl. [Jes 66,19]. Ezechiel Ez 33 30 5 9 Wen dieser Name bezeichnet, ist unsicher. Ezechiel Ez 33 30 5 10 Überhaupt. Ezechiel Ez 33 30 6 Hæc dicit Dominus Deus: Et corruent fulcientes gyptum, et destruetur superbia imperii ejus: a turre Syenes gladio cadent in ea, ait Dominus Deus exercituum. So spricht der Herr, Gott: Es sollen die Stützen Ägyptens¹¹ fallen und vernichtet werden soll der Stolz seiner Herrschaft, vom Turme Syenes an¹² sollen sie darin fallen durch das Schwert, spricht der Herr, der Gott der Heerscharen, Ezechiel Ez 33 30 6 11 Die Führer, Fürsten, Streiter. Ezechiel Ez 33 30 6 12 Hebr.: Von Migdol bis nach Syene. Ezechiel Ez 33 30 7 Et dissipabuntur in medio terrarum desolatarum, et urbes ejus in medio civitatum desertarum erunt. und sie sollen öde werden inmitten verwüsteter Länder und seine Städte werden inmitten anderer verwüsteten Städte liegen.¹³ Ezechiel Ez 33 30 7 13 Wenige Städte werden in Ägypten übrig bleiben inmitten der Ruinen anderer Städte. Ezechiel Ez 33 30 8 Et scient quia ego Dominus: cum dedero ignem in gypto, et attriti fuerint omnes auxiliatores ejus. Und sie sollen erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich ein Feuer¹⁴ in Ägypten entzünde und alle seine Helfer zerschmettert werden. Ezechiel Ez 33 30 8 14 Bild der Kriegsfurie. Ezechiel Ez 33 30 9 In die illa egredientur nuntii a facie mea in trieribus ad conterendam thiopiæ confidentiam, et erit pavor in eis in die gypti, quia absque dubio veniet. An jenem Tage werden Boten auf Schiffen vor mir hergehen,¹⁵ um Äthiopiens Zuversicht zu vernichten,¹⁶ und Schrecken wird über sie kommen am Tage Ägyptens, denn sicherlich wird dieser hereinbrechen. Ezechiel Ez 33 30 9 15 Da der Herr an Ägypten Gericht übt, gehen die Boten vor ihm her, nämlich Ägypter bringen, auf Schiffen fliehend, nach Äthiopien die betrübende Kunde vom Unglücke ihres Landes. Der Seher hat wohl [Jes 18,2] vor Augen. Ezechiel Ez 33 30 9 16 Hebr.: Um das sorglose Kusch in Schrecken zu setzen. Ezechiel Ez 33 0 1 e. Die hohe Zeder, Assyrien, wird umgehauen, ein Vorbild für den Sturz Ägyptens. Ezechiel Ez 33 31 1 Et factum est in anno undecimo, tertio mense, una mensis, factum est verbum Domini ad me, dicens: Und es geschah im elften Jahre, im dritten Monat, am ersten des Monats, da erging an mich das Wort des Herrn also: Ezechiel Ez 33 31 10 Propterea hæc dicit Dominus Deus: Pro eo quod sublimatus est in altitudine, et dedit summitatem suam virentem atque condensam, et elevatum est cor ejus in altitudine sua: Darum spricht der Herr, Gott: Dafür dass er zu solcher Höhe emporgewachsen ist¹⁰ und seine grünen und laubreichen Zweige erhob und sein Herz ob seiner Höhe hochmütig ward, Ezechiel Ez 33 31 10 10 Gott lässt Reiche erstehen und wachsen, weil er Herrschaft und Macht verleiht, wem er will. Aber Assur sündigte durch Hochmut und stürzte nieder. Hebr.: Weil du so hoch gewachsen und er seinen Wipfel zwischen die Wolken erhob. Septuag.: und du deinen Wipfel usw. Ezechiel Ez 33 31 11 Tradidi eum in manu fortissimi gentium, faciens faciet ei: juxta impietatem ejus ejeci eum. darum will ich ihn in die Hand des Mächtigsten unter den Völkern hingeben,¹¹ der nach Gutdünken mit ihm umgehen soll; seiner Bosheit gemäß werde ich ihn verstoßen. Ezechiel Ez 33 31 11 11 Nabopolassars und Cyaxares. Ezechiel Ez 33 31 12 Et succident eum alieni, et crudelissimi nationum, et projicient eum super montes, et in cunctis convallibus corruent rami ejus, et confringentur arbusta ejus in universis rupibus terræ: et recedent de umbraculo ejus omnes populi terræ, et relinquent eum. Fremde sollen ihn fällen, die Grausamsten unter den Völkern, und ihn auf die Berge hinstrecken; in alle Täler fallen seine Zweige hin und an allen Felsen des Landes zerschmettern seine Äste und aus seinem Schatten ziehen alle Völker der Erde weg und verlassen ihn.¹² Ezechiel Ez 33 31 12 12 Der stolze Baum ist gefällt und niedergeworfen, bei seinem Sturze fielen Äste und Laub auf Berge und in Täler und in die Tiefen der Erde. Die unter seinem Schatten gewohnt, flohen, sich um den Baum nicht weiter kümmernd. Die dem assyrischen Reiche unterworfenen Völker trauerten nicht über dessen Untergang, nur auf ihr eigenes Wohl bedacht, ließen sie das wankende Reich im Stich, das zuvor bewundert, jetzt vergessen und verachtet ward. Ezechiel Ez 33 31 13 In ruina ejus habitaverunt omnia volatilia cli, et in ramis ejus fuerunt universæ bestiæ regionis. Auf seinen Stumpf lassen sich alle Vögel des Himmels nieder,¹³ auf seine Äste alle Tiere der Flur. Ezechiel Ez 33 31 13 13 Der Prophet geht im ersten Teile des Verses zu dem Bilde eines dahingestreckten Leichnams über. Ezechiel Ez 33 31 14 Quam ob rem non elevabuntur in altitudine sua omnia ligna aquarum, nec ponent sublimitatem suam inter nemorosa atque frondosa, nec stabunt in sublimitate sua omnia, quæ irrigantur aquis: quia omnes traditi sunt in mortem ad terram ultimam in medio filiorum hominum ad eos, qui descendunt in lacum. Darum soll sich kein Baum am Wasser erheben ob seiner Höhe noch seinen Wipfel zwischen grünen und laubreichen Zweigen erheben¹⁴ noch vom Wasser getränkt auf seine Höhe pochen, denn alle¹⁵ sind sie dem Tode preisgegeben, in der Erde Tiefen,¹⁶ inmitten der Menschenkinder zu denen hin, die zur Grube hinabfahren. Ezechiel Ez 33 31 14 14 Alle sollen aus dem Falle lernen: Auf dass nicht allzu hoch wachsen alle Wasserbäume und ihre Wipfel nicht zwischen die Wolken erheben. In der Vulgata wird nicht sowohl Gottes Absicht ausgedrückt als vielmehr die Folge jenes Sturzes. Ezechiel Ez 33 31 14 15 Alle Mächte dieser Erde. Ezechiel Ez 33 31 14 16 Einem schmachvollen Tode preisgegeben, werden sie in die Tiefe der Unterwelt hinabsteigen. Gott widersteht den Hochmütigen. Ezechiel Ez 33 31 15 Hæc dicit Dominus Deus: In die quando descendit ad inferos, induxi luctum, operui eum abysso: et prohibui flumina ejus, et coercui aquas multas: contristatus est super eum Libanus, et omnia ligna agri concussa sunt. So spricht der Herr, Gott: Am Tage, da er zur Unterwelt hinabfuhr, führte ich Trauer herbei und ließ ihn in Abgründe versinken, hemmte seine Flüsse und seine vielen Wasser hielt ich zurück und es trauerte über ihn der Libanon und alle Bäume des Feldes erbebten.¹⁷ Ezechiel Ez 33 31 15 17 Hebr.: Am Tage. Ließ ich in Trauer sich hüllen die Flut und hielt ihre Ströme zurück, dass die reichen Wasser zurückgehalten wurden, und kleidete in Trauer um ihn den Libanon, und alle Bäume des Gefildes schmachteten seinethalben. Ezechiel Ez 33 31 16 A sonitu ruinæ ejus commovi gentes, cum deducerem eum ad infernum cum his, qui descendebant in lacum: et consolata sunt in terra infima omnia ligna voluptatis egregia, atque præclara in Libano, universa quæ irrigabantur aquis. Von dem Getöse seines Sturzes machte ich die Völker erzittern, als ich ihn zur Unterwelt hinabstieß, zu denen, welche in die Grube fahren; und es trösteten sich in der Erde Tiefen alle auserlesenen Bäume der Wonne und die trefflichsten auf dem Libanon, alle, die von Wassern getränkt werden.¹⁸ Ezechiel Ez 33 31 16 18 Andere Könige, die in die Unterwelt hinabgestoßen waren, ertrugen ihr Geschick leichter, da sie die Schmach sahen, die über den König von Assur gekommen. Ezechiel Ez 33 31 17 Nam et ipsi cum eo descendent in infernum ad interfectos gladio: et brachium uniuscujusque sedebit sub umbraculo ejus in medio nationum. Denn auch jene fuhren mit ihm zur Unterwelt hinab¹⁹ zu den durch das Schwert Erschlagenen; alle, die ihm halfen, saßen unter seinem Schatten in der Mitte der Völker.²⁰ Ezechiel Ez 33 31 17 19 Auch jene sind mit ihm zur Unterwelt gefahren. Die anderen stolzen Bäume, die Weltreiche, mussten und müssen gleichfalls mit ihm hinab. Das Gericht ergeht über die heidnischen Reiche insgesamt. Ezechiel Ez 33 31 17 20 Besser: die gesessen unter seinem Schatten. Ezechiel Ez 33 31 18 Cui assimilatus es o inclyte atque sublimis inter ligna voluptatis? Ecce deductus es cum lignis voluptatis ad terram ultimam: in medio incircumcisorum dormies, cum eis, qui interfecti sunt gladio, ipse est Pharao, et omnis multitudo ejus, dicit Dominus Deus. Wem bist du zu vergleichen, du herrlicher und hochgewachsener unter den Bäumen der Wonne?²¹ Siehe, hinabgestoßen bist du zu den Bäumen der Wonne²² in die Unterwelt, inmitten der Unbeschnittenen²³ wirst du schlafen, bei denen, die durch das Schwert gefallen sind;²⁴ also ergeht es Pharao und seinem ganzen Heere, spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 31 18 21 Hebr.: In Herrlichkeit und Größe unter den Bäumen Edens. Du hast dich mit den Mächtigsten verglichen. Dieser Vergleich mag gelten, so soll den ihr Los das deine sein! Ezechiel Ez 33 31 18 22 Edens. Ezechiel Ez 33 31 18 23 Die Unbeschnittenen sind den Juden verächtlich. Auch aus dem Sinne der Ägypter kann das Wort gewählt sein, da diese großes Gewicht auf die Beschneidung legten. Ezechiel Ez 33 31 18 24 Und nicht gebührend ehrenvoll bestattet. Ezechiel Ez 33 31 2 Fili hominis dic Pharaoni regi gypti, et populo ejus: Cui similis factus es in magnitudine tua? Menschensohn! sprich zu Pharao, dem Könige von Ägypten, und zu seinem Volke: Wem bist du gleich geworden in deiner Größe?¹ Ezechiel Ez 33 31 2 1 Anspielung auf die ungeheure Meinung, welche Ägypten von seiner Macht und Größe hatte. Aber war nicht auch Assur ein altes und mächtiges Reich und ging dennoch kläglich zugrunde? Ezechiel Ez 33 31 3 Ecce Assur quasi cedrus in Libano, pulcher ramis, et frondibus nemorosus, excelsusque altitudine, et inter condensas frondes elevatum est cacumen ejus. Siehe, Assur² war wie eine Zeder auf dem Libanon, schön von Geäst und mit reichem Laube bedeckt, hoch an Wuchs und unter dichten Zweigen³ erhob sich sein Wipfel. Ezechiel Ez 33 31 3 2 Nach anderen ist weiter von Ägypten die Rede und zu lesen: Ein Zederntannenbaum war auf dem Libanon usw. Indes der Untergang Assurs stand noch vor aller Auge und war geeignet, den Weissagungen neue Kraft zu verleihen. Ezechiel Ez 33 31 3 3 Hebr.: Siehe, zwischen die Wolken ragt sein Wipfel. Ezechiel Ez 33 31 4 Aquæ nutrierunt illum, abyssus exaltavit illum: flumina ejus manabant in circuitu radicum ejus, et rivos suos emisit ad universa ligna regionis. Wasser hatten ihn großgezogen, die Flut⁴ ihn emporgebracht, seine Ströme flossen rings um seine Wurzeln⁵ und er sandte seine Abflüsse zu allen Bäumen des Gefildes.⁶ Ezechiel Ez 33 31 4 4 Reicher Zufluss. Ohne Bild: Reichtum an allen Gütern. Ezechiel Ez 33 31 4 5 Hebr.: Mit ihren Strömen rings umziehend sein Pflanzland. Ezechiel Ez 33 31 4 6 Reiche Hilfe floss von allen Seiten den Assyriern zu, andere Völker dienten ihnen als Söldner und leisteten ihnen jede Art von Diensten. Ezechiel Ez 33 31 5 Propterea elevata est altitudo ejus super omnia ligna regionis: et multiplicata sunt arbusta ejus, et elevati sunt rami ejus præ aquis multis. Darum ward sein Wuchs höher als alle Bäume des Gefildes und seine Äste mehrten sich und seine Zweige wuchsen hoch ob des reichlichen Wassers. Ezechiel Ez 33 31 6 Cumque extendisset umbram suam, in ramis ejus fecerunt nidos omnia volatilia cli, et sub frondibus ejus genuerunt omnes bestiæ saltuum, et sub umbraculo illius habitabat ctus gentium plurimarum. Da er nun seinen Schatten weithin warf,⁷ nisteten alle Vögel des Himmels auf seinen Ästen und unter seinem Gezweige gebaren alle Tiere des Waldes und unter seinem Schattendache fanden Scharen zahlreicher Völker Wohnung. Ezechiel Ez 33 31 6 7 Da er sich neu ausgebreitet hatte. Ezechiel Ez 33 31 7 Eratque pulcherrimus in magnitudine sua, et in dilatatione arbustorum suorum: erat enim radix illius juxta aquas multas. Er war sehr schön in seiner Größe und in seiner Zweige weitem Umfange, denn seine Wurzeln hatten reichliches Wasser. Ezechiel Ez 33 31 8 Cedri non fuerunt altiores illo in paradiso Dei, abietes non adæquaverunt summitatem ejus, et platani non fuerunt æquæ frondibus illius: omne lignum paradisi Dei non est assimilatum illi, et pulchritudini ejus. Höhere Zedern denn er waren nicht im Paradiese Gottes,⁸ Tannen kamen ihm nicht gleich an Höhe und die Ahornbäume hatten kein Gezweig wie er, kein Baum des Paradieses Gottes war ihm zu vergleichen in seiner Schönheit. Ezechiel Ez 33 31 8 8 Hebr.: Zedern kamen ihm nicht gleich im Garten Gottes, Zypressen kamen seinem Gezweige nicht gleich. Bei der Vergleichung mit den schönsten Bäumen denkt der Prophet unwillkürlich an die des Paradieses. Einige Erklärer fassen den Zusatz indes in dem Sinne von sehr schön. Ezechiel Ez 33 31 9 Quoniam speciosum feci eum, et multis, condensisque frondibus: et æmulata sunt eum omnia ligna voluptatis, quæ erant in paradiso Dei. Denn ich hatte ihn schön gemacht in der Fülle seiner laubreichen Zweige und es beneideten ihn alle Bäume der Wonne, welche im Paradiese Gottes waren.⁹ Ezechiel Ez 33 31 9 9 Hebräisch.: Alle Bäume Edens, die im Garten Gottes waren. Ezechiel Ez 33 0 1 f. Klagelied über Pharao. (V. 16) g. Der Untergang der Feinde Gottes. Ezechiel Ez 33 32 1 Et factum est, duodecimo anno, in mense duodecimo, in una mensis, factum est verbum Domini ad me, dicens: Und es geschah im zwölften Jahre,¹ im zwölften Monat, am ersten des Monats, da erging an mich das Wort des Herrn, also lautend: Ezechiel Ez 33 32 1 1 Manche hebräische Handschriften dienten das elfte Jahr. Ezechiel Ez 33 32 10 Et stupescere faciam super te populos multos: et reges eorum horrore nimio formidabunt super te, cum volare cperit gladius meus super facies eorum: et obstupescent repente singuli pro anima sua in die ruinæ tuæ. Und ich werde machen, dass sich viele Völker über dich entsetzen, und ihre Könige soll gewaltiger Schrecken deinethalben befallen, wenn mein Schwert sich anschickt, sich über ihre Angesichter hin zu schwingen,¹¹ und jeder soll plötzlich für sein Leben erzittern am Tage deines Sturzes. Ezechiel Ez 33 32 10 11 Alle Völker sollen dem König von Babylon unterworfen und dienstbar sein [Jer 25,11; Jer 26,6.7], deshalb jagt die Unterwerfung eines Volkes den anderen Schrecken ein, da sie wissen, dass ihnen ein gleiches Schicksal bevorsteht. Ezechiel Ez 33 32 11 Quia hæc dicit Dominus Deus: Gladius regis Babylonis veniet tibi, Denn so spricht der Herr, Gott:¹² Das Schwert des Königs von Babylon wird über dich kommen. Ezechiel Ez 33 32 11 12 Wisse, welches das Schwert ist, das über dich kommen soll. Ezechiel Ez 33 32 12 In gladiis fortium dejiciam multitudinem tuam: inexpugnabiles omnes gentes hæ: et vastabunt superbiam gypti, et dissipabitur multitudo ejus. Durch die Schwerter der Helden werde ich dein zahlreiches Volk zu Falle bringen; alle diese Völker sind unbezwinglich,¹³ sie werden den Stolz Ägyptens vernichten und dessen Volksmenge soll zerstreut werden. Ezechiel Ez 33 32 12 13 Hebr.: die trutzigsten der Nationen sie alle Ezechiel Ez 33 32 13 Et perdam omnia jumenta ejus, quæ erant super aquas plurimas: et non conturbabit eas pes hominis ultra, neque ungula jumentorum turbabit eas. Und ich werde alles Vieh desselben, das an reichlichen Wassern ist,¹⁴ zugrunde gehen lassen und keines Menschen Fuß, noch Tieres Klaue soll diese mehr trüben. Ezechiel Ez 33 32 13 14 Oder: von den reichen Wassern weg. Ezechiel Ez 33 32 14 Tunc purissimas reddam aquas eorum, et flumina eorum quasi oleum adducam, ait Dominus Deus: Alsdann will ich ihre Wasser sich abklären lassen und ihre Ströme wie Öl daherfließen lassen,¹⁵ spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 32 14 15 Das Wasser soll sich setzen, abklären, da niemand es trübt, und sanft dahinfließen. Ezechiel Ez 33 32 15 Cum dedero terram gypti desolatam: deseretur autem terra a plenitudine, sua quando percussero omnes habitatores ejus: et scient quia ego Dominus. Wenn ich das Land Ägypten zur Wüstenei mache, wird es¹⁶ auch aller seiner Fülle beraubt, wenn ich alle seine Bewohner schlage; und sie sollen erkennen, dass ich der Herr bin. Ezechiel Ez 33 32 15 16 Dieser Satz ist im Hebräischen noch abhängig von: wenn. Ezechiel Ez 33 32 16 Planctus est, et plangent eum: filiæ gentium plangent eum: super gyptum, et super multitudinem ejus plangent eum, ait Dominus Deus. Ein Klagelied ist dies, man soll es anstimmen, die Töchter der Völker¹⁷ sollen es anstimmen, über Ägypten und über dessen Volksmenge sollen sie dies Klagelied anstimmen, spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 32 16 17 Den Frauen gehört es besonders zu, Klagelieder anzustimmen. Sinn: die Völker. Ezechiel Ez 33 32 17 Et factum est in duodecimo anno, in quinta decima mensis, factum est verbum Domini ad me, dicens: Und es geschah im zwölften Jahre, am fünfzehnten des Monats,¹⁸ da erging das Wort des Herrn an mich also: Ezechiel Ez 33 32 17 18 Wohl des zwölften. Das Gebot, dieses Trauerlied anzustimmen, fällt alsdann vierzehn Tage hinter die Zeit der Prophezeiung. Sept.: Im zwölften Jahre im ersten Monate, am fünfzehnten Tage des Monats. Diese Lesart scheint besser und demgemäß auch in V. 1 vorzuziehen: im elften Jahre. Ezechiel Ez 33 32 18 Fili hominis cane lugubre super multitudinem gypti: et detrahe eam ipsam, et filias gentium robustarum ad terram ultimam cum his, qui descendunt in lacum. Menschensohn! stimme ein Trauerlied an über die Menge Ägyptens; stürze hinab¹⁹ dies selbst und die Töchter der mächtigsten Völker²⁰ in der Erde Tiefen zu denen, die in die Grube hinabfahren.²¹ Ezechiel Ez 33 32 18 19 Durch prophetischen Grabgesang bestattend. Für Gott ist sprechen tun. Ezechiel Ez 33 32 18 20 Durch diesen Zusatz wird das Trauerlied auf das Gericht Gottes über alle Völker ausgedehnt. Ezechiel Ez 33 32 18 21 Die durch das Wort Gottes in die Unterwelt hinabgeschleudert werden. Ezechiel Ez 33 32 19 Quo pulchrior es? descende, et dormi cum incircumcisis. Worin bist du denn besser?²² Fahre hinab und bette dich zu den Unbeschnittenen!²³ Ezechiel Ez 33 32 19 22 Worin bist du besser, dass du verdientest, dem Untergange zu entfliehen? (Hier.) Je mehr du dich erhöhst, desto tiefer wirst du hinabstürzen. Ezechiel Ez 33 32 19 23 Den Gott und den Menschen Verhassten. Ezechiel Ez 33 32 2 Fili hominis assume lamentum super Pharaonem regem gypti, et dices ad eum: Leoni gentium assimilatus es, et draconi, qui est in mari: et ventilabas cornu in fluminibus tuis, et conturbabas aquas pedibus tuis, et conculcabas flumina eorum. Menschensohn! stimme ein Klagelied an über Pharao, den König von Ägypten, und sprich zu ihm: Du warst wie ein Löwe unter den Völkern, wie ein Drache im Meere,² du schwangest das Horn in deinen Strömen,³ trübtest die Wasser mit deinen Füßen und wühltest ihre Fluten auf. Ezechiel Ez 33 32 2 2 Der Löwe ist das Bild der Macht über alle, Löwe unter den Völkern war Ägypten, insofern es den gleichen Rang unter ihnen einnahm, wie der Löwe unter den Tieren. Vergl. [Am 3,8]. Aber Pharao ist nicht würdig, mit einem so edlen Tiere verglichen zu werden, er ist vielmehr ein Krokodil. [Ez 29,2] Ezechiel Ez 33 32 2 3 Hebr.: du brachest hervor in deinen Strömen. Ezechiel Ez 33 32 20 In medio interfectorum gladio cadent: gladius datus est, attraxerunt eam, et omnes populos ejus. Mitten unter die durch das Schwert Erschlagenen sollen sie²⁴ hinsinken,²⁵ das Schwert ist dargereicht, man stürzt es hinab samt allen seinen Völkerschaften.²⁶ Ezechiel Ez 33 32 20 24 Die Ägypter. Ezechiel Ez 33 32 20 25 Wie andere Völker werden sie vom Schwerte dahingerafft. Ezechiel Ez 33 32 20 26 Das Schwert ist vom Herrn dargereicht und die, welche seine Gerichte zur Ausführung bringen, stürzen Ägypten mit seinen Völkerschaften hinab. Ezechiel Ez 33 32 21 Loquentur ei potentissimi robustorum de medio inferni, qui cum auxiliatoribus ejus descenderunt, et dormierunt incircumcisi, interfecti gladio. Da werden die mächtigsten der Helden, die mit seinen Helfern hinabfuhren und als Unbeschnittene schlafen, die durch das Schwert Erschlagenen, es begrüßen²⁷ aus der Mitte der Unterwelt. Ezechiel Ez 33 32 21 27 Die, welche mit den Hilfstruppen des Königs schon in die Unterwelt hinabgestiegen sind, werden ihn mit Hohn begrüßen. Hebr.: Sprechen werden über ihn die mächtigsten der Helden aus der Unterwelt heraus samt seinen Bundesgenossen: Herniedergefahren sind, um da zu liegen, die Unbeschnittenen, als vom Schwerte durchbohrt. Ezechiel Ez 33 32 22 Ibi Assur, et omnis multitudo ejus: in circuitu illius sepulcra ejus: omnes interfecti, et qui ceciderunt gladio. Da²⁸ liegt Assur und dessen ganzes Volk, ringsherum sind seine Gräber! insgesamt Erschlagene, die durch das Schwert gefallen sind. Ezechiel Ez 33 32 22 28 Der König von Ägypten muss nach einem allgemein geltenden Gesetze Gottes über seine Feinde und alle Hochmütigen hinabsteigen. Die folgende Aufzählung erklärt weiter das in V. 20, V. 21 Gesagte, und der Sieg Gottes über seine Feinde wird durch ihre Gräber gekennzeichnet. Ezechiel Ez 33 32 23 Quorum data sunt sepulcra in novissimis laci: et facta est multitudo ejus per gyrum sepulcri ejus: universi interfecti, cadentesque gladio, qui dederant quondam formidinem in terra viventium. Ihre Gräber sind ihnen bereitet in den tiefsten Räumen der Gruft, all sein Volk liegt rings um sein Grab;²⁹ alle erschlagen, durch das Schwert gefallen, sie, die ehedem Schrecken verursachten im Lande der Lebenden. Ezechiel Ez 33 32 23 29 Der König liegt hier begraben und um ihn herum sind die übrigen Gräber, doch in dem untersten Teile der Unterwelt, also an verachtetem, schmachvollen Orte. Je höher jemand auf Erden sich erhoben, desto tiefer wird er herabgestürzt. Vergl. auch [Mt 11,23]. Ezechiel Ez 33 32 24 Ibi lam, et omnis multitudo ejus per gyrum sepulcri sui: omnes hi interfecti, ruentesque gladio: qui descenderunt incircumcisi ad terram ultimam: qui posuerunt terrorem suum in terra viventium, et portaverunt ignominiam suam cum his, qui descendunt in lacum. Dort liegt Älam³⁰ und dessen ganzes Volk rings um sein Grab her! Sie alle sind erschlagen, durch das Schwert gefallen; als Unbeschnittene fuhren sie hinab in der Erde Tiefen, sie, die Schrecken vor sich im Lande der Lebenden verbreiteten; nun aber tragen sie ihre Schande bei denen, die in die Grube hinabfahren. Ezechiel Ez 33 32 24 30 Älam folgt auf Assur, dem es einst diente. Siehe [Jes 21,2]. Gegen Anfang der Herrschaft des Sedekias hatte Jeremias den Älamiten ihre Niederlage vorherverkündet. [Jer 49,35-39] Ezechiel Ez 33 32 25 In medio interfectorum posuerunt cubile ejus in universis populis ejus: in circuitu ejus sepulcrum illius: omnes hi incircumcisi, interfectique gladio: dederunt enim terrorem suum in terra viventium, et portaverunt ignominiam suam cum his, qui descendunt in lacum: in medio interfectorum positi sunt. Inmitten Erschlagener hat man ihm seine Statt bereitet unter allen seinen Völkern, rings um ihn her sind dessen Gräber, alle Unbeschnittene, durch das Schwert Erschlagene. Denn sie verbreiteten Furcht vor sich im Lande der Lebenden, nun aber müssen sie ihre Schmach tragen bei denen, die in die Grube hinabfahren, und inmitten Erschlagener sind sie gelagert. Ezechiel Ez 33 32 26 Ibi Mosoch, et Thubal, et omnis multitudo ejus: in circuitu ejus sepulcra illius: omnes hi incircumcisi, interfectique et cadentes gladio: quia dederunt formidinem suam in terra viventium. Dort ist Mosoch und Thubal³¹ mit ihrer ganzen Volksmenge, deren Gräber rings um ihn³² her sind; insgesamt Unbeschnittene, Erschlagene, durch das Schwert gefallen; denn sie verbreiteten Furcht vor sich her im Lande der Lebenden. Ezechiel Ez 33 32 26 31 Da Gottes Wille seine Erfüllung fordern muss, stellt der Seher auch solche als von Gottes Schwert und Rache getroffen dar, die in Zukunft davon ereilt werden sollen. Mosoch und Thubal sind Vertreter der Szythen, die wegen ihrer räuberischen Einfälle der Schrecken Asiens waren. Ezechiel Ez 33 32 26 32 Den König. Ezechiel Ez 33 32 27 Et non dormient cum fortibus, cadentibusque et incircumcisis, qui descenderunt ad infernum cum armis suis, et posuerunt gladios suos sub capitibus suis, et fuerunt iniquitates eorum in ossibus eorum: quia terror fortium facti sunt in terra viventium. Sie sollten nicht bei den Helden schlafen, die als Unbeschnittene fielen, die mit ihren Waffen in die Unterwelt hinabstiegen, denen sie ihre Schwerter unter ihre Häupter legten;³³ ihre Verschuldung haftet an ihrem Gebein,³⁴ weil sie der Schrecken der Helden gewesen im Lande der Lebenden. Ezechiel Ez 33 32 27 33 Sie sollen nicht bei jenen Helden ruhen, welche ruhmvoll im Kampfe gefallen und zum Zeichen ihrer Tapferkeit mit ihren Waffen bestattet sind und deshalb diese noch in der Unterwelt festhaltend dargestellt werden, sondern von der Ehre und Gesellschaft der übrigen ausgeschlossen, größere Schmach erdulden. Ezechiel Ez 33 32 27 34 Sie dulden Strafe an dem Orte, an dem sie ruhen, ihre Gebeine sind gleichsam befleckt, deshalb sind sie als unrein von der Gemeinschaft mit anderen getrennt. Ihre Verschuldung ist ihre Grausamkeit, die selbst die Tapfersten auf Erden in Schrecken versetzte. Die ganze Beschreibung zeigt, dass auch in der Unterwelt verschiedene Grade von Strafen und Schmach sind, die den Verschuldungen in diesem Leben entsprechen. Ezechiel Ez 33 32 28 Et tu ergo in medio incircumcisorum contereris, et dormies cum interfectis gladio. So wirst auch du inmitten der Unbeschnittenen zerschmettert liegen und schlafen bei den durch das Schwert Erschlagenen.³⁵ Ezechiel Ez 33 32 28 35 Anrede an Ägypten, an Pharao. Wie du in grausamer Gewaltherrschaft und in Hochmut mit anderen wetteiferst, so wirst du ihnen auch in Strafe und Unglück zugesellt werden. Ezechiel Ez 33 32 29 Ibi Idumæa, et reges ejus, et omnes duces ejus, qui dati sunt cum exercitu suo cum interfectis gladio: et qui cum incircumcisis dormierunt, et cum his, qui descendunt in lacum. Dort ist Idumäa und seine Könige und alle seine Fürsten, welche mit ihrem Heere durch das Schwert zu den Erschlagenen hingegeben wurden;³⁶ sie müssen bei den Unbeschnittenen liegen, bei denen, welche in die Grube hinabfahren. Ezechiel Ez 33 32 29 36 Hebr.: welche in ihrer Vollkraft zu den vom Schwerte Durchbohrten getan wurden. Ass die Edomiter, die südlichen Nachbarn Judas, von den Babyloniern schwere Niederlagen erlitten, zeigt [Jer 23,3ff; Jer 49,7ff] wie sie auch vorher nicht einmal nur Strafe für ihre Frevel erduldeten. [2Sam 8,14; 2Kön 14,7; Joel 3,19] u.a. Ezechiel Ez 33 32 3 Propterea hæc dicit Dominus Deus: Expandam super te rete meum in multitudine populorum multorum, et extraham te in sagena mea. Darum spricht der Herr, Gott, also: Ich werde mein Netz über dich ausspannen durch eine Menge vieler Völker⁴ und werde⁵ dich herausziehen in meinem Garne. Ezechiel Ez 33 32 3 4 Gott wird dich fangen mit seinem Netze, einer Menge zahlreicher Völker. Ezechiel Ez 33 32 3 5 Hebr.: Sie werden. Ezechiel Ez 33 32 30 Ibi principes aquilonis omnes, et universi venatores: qui deducti sunt cum interfectis, paventes, et in sua fortitudine confusi: qui dormierunt incircumcisi cum interfectis gladio, et portaverunt confusionem suam cum his, qui descendunt in lacum. Dort sind alle Fürsten des Nordens³⁷ und alle Gewalttätigen,³⁸ die hinabgestoßen sind zu den Erschlagenen, zagend³⁹ und zuschanden geworden an ihrer Tapferkeit; so liegen sie denn unbeschnitten⁴⁰ bei den durch das Schwert Erschlagenen und tragen ihre Schmach mit denen, die in die Grube fahren. Ezechiel Ez 33 32 30 37 Die Babylonier selbst, die zuvor Gottes Rache an anderen vollstreckt, und die Phönizier, die auch darnach noch stolz auf ihre Macht vertrauten. Ezechiel Ez 33 32 30 38 Besser: Sidonier. (Hebr., Syr., Chald.) Ezechiel Ez 33 32 30 39 Hebr.: In (trotz) ihrer Fruchtbarkeit. Ezechiel Ez 33 32 30 40 Unrein und gottverhasst. Ezechiel Ez 33 32 31 Vidit eos Pharao, et consolatus est super universa multitudine sua, quæ interfecta est gladio, Pharao, et omnis exercitus ejus, ait Dominus Deus: Diese wird Pharao schauen und sich über seine ganze Volksmenge trösten,⁴¹ die durch das Schwert getötet sind, Pharao und sein ganzes Heer, spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 32 31 41 Pharao mag sich in der Unterwelt mit dem Schicksal der anderen trösten, wie diese es mit dem seinigen tun nach [Ez 31,16]. Ezechiel Ez 33 32 32 Quia dedi terrorem meum in terra viventium, et dormivit in medio incircumcisorum cum interfectis gladio: Pharao et omnis multitudo ejus: ait Dominus Deus. Denn ich lasse meinen Schrecken kommen über das Land der Lebenden,⁴² Pharao mit all seinem Volke muss unter den Unbeschnittenen bei den durch das Schwert Erschlagenen ruhen, spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 32 32 42 Gott will durch die Strafe, welche er über die Missetäter verhängt, die Menschen Furcht vor seiner Herrschaft lehren. Ezechiel Ez 33 32 4 Et projiciam te in terram, super faciem agri abjiciam te: et habitare faciam super te omnia volatilia cli, et saturabo de te bestias universæ terræ. Und ich werde dich auf den Boden hinwerfen, auf offenes Feld dich hinschleudern und werde alle Vögel des Himmels sich auf dich setzen lassen und die Tiere des ganzen Landes an dir sättigen.⁶ Ezechiel Ez 33 32 4 6 Der ungeheure Leichnam sinnbildet das machtvolle Reich, in dessen Schätze und Länder sich viele teilen. Das Bild des Riesenleichnams entspricht dem anderen des gefällten Riesenbaumes [Ez 31,12.13]. So wird Gottes Strafurteil über Pharao dem Gerichte über Assyrien ähnlich. Ezechiel Ez 33 32 5 Et dabo carnes tuas super montes, et implebo colles tuos sanie tua. Und ich werde dein Fleisch auf die Berge werfen und deine Hügel voll deines Aases machen. Ezechiel Ez 33 32 6 Et irrigabo terram ftore sanguinis tui super montes, et valles implebuntur ex te. Ich will das Land bis an die Berge mit deinem stinkenden Blute⁷ tränken und die Täler sollen von dir voll werden. Ezechiel Ez 33 32 6 7 Nicht mit dem Wasser des Nil, zudem soll der Blutstrom weiter reichen. Eine große Niederlage wird vorausgesagt. Ezechiel Ez 33 32 7 Et operiam, cum exstinctus fueris, clum, et nigrescere faciam stellas ejus: solem nube tegam, et luna non dabit lumen suum. Und wenn du erloschen bist, will ich den Himmel verhüllen⁸ und seine Sterne dunkel werden lassen, die Sonne will ich in Gewölk hüllen und der Mond soll sein Licht nicht geben.⁹ Ezechiel Ez 33 32 7 8 So wird der Tag des Gerichtes des Herrn oft geschildert. Ezechiel Ez 33 32 7 9 Vielleicht Anspielung auf den Titel des Königs: Geliebter oder Sohn des Ra, des Sonnengottes, oder selbst Ra. Ezechiel Ez 33 32 8 Omnia luminaria cli mrere faciam super te: et dabo tenebras super terram tuam, dicit Dominus Deus, cum ceciderint vulnerati tui in medio terræ, ait Dominus Deus. Alle Leuchten des Himmels werde ich über dich trauern lassen und Finsternis über dein Land senden,¹⁰ spricht der Herr, Gott, wenn deine Erschlagenen mitten im Lande fallen, spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 32 8 10 Es liegt wohl auch eine Anspielung auf die ägyptische Finsternis vor: [Ex 10,21ff]. Ezechiel Ez 33 32 9 Et irritabo cor populorum multorum cum induxero contritionem tuam in gentibus super terras, quas nescis. Und ich werde das Herz vieler Völker in Bekümmernis versetzen, wenn ich deine Niederlage zu den Völkern hingelangen lasse, in die Länder, die du nicht kennst. Ezechiel Ez 33 0 1 III. Wiederherstellung der Theokratie. (Kap. 33 Kap. 48) 1. Erste Reihe von Weissagungen. (Kap. 33 Kap. 38) A. Einleitung zu den Verheißungen. (Kap. 33) a. Die Aufgabe des prophetischen Amtes. (V. 20) Mahnung an die in Palästina Zurückgebliebenen. Ezechiel Ez 33 33 1 Et factum est verbum Domini ad me, dicens: Und es erging das Wort des Herrn an mich also:¹ Ezechiel Ez 33 33 1 1 Nachdem der Prophet die Gerichte Gottes über Israel und die anderen Völker verkündet, folgt nun die Verheißung der Wiederherstellung, da Jahve, der Bundesgott, in besonderer Weise Sems Gott ist, so dass zuletzt auch Japhet in den Hütten Sems wohnen (seines Friedens und seiner Güter teilhaftig werden) soll. [Gen 9,26.27] Da in der Nachkommenschaft Abrahams, Isaaks und Jakobs alle Völker gesegnet werden sollen, kann Gottes Reich, das in dieser Familie errichtet, nicht gänzlich untergehen, sondern muss, selbst wenn es durch die Bosheit der Menschen unterdrückt und fast vernichtet wird, Gottes Wahrhaftigkeit und Treue gemäß wiederhergestellt und endlich zu der Stufe der Vollkommenheit emporgeführt werden, dass es durch keine Bosheit der Menschen mehr verdunkelt zu werden vermag. Eben dies folgt aus den Verheißungen über das ewige Reich und Zepter, die dem Stamme Juda zuteil geworden und nochmals an das Haus und den Thron Davids feierlichst gebunden worden sind. [Gen 49,10; 2Sam 7,14ff; Ps 88,37ff] Deshalb ist es stehende Gewohnheit der Propheten, dass sie, wenn sie die Heimsuchung und den Sturz verkündet haben, alsbald dazu übergehen, die glückliche Wiederherstellung zu beschreiben. Doch, wenn auch Gottes Reich wiederhergestellt wird, wird das Volk, welches nach Herkunft und Beruf wohl die erste Stelle in demselben einnehmen sollte, auch diese wirklich Erlangen? Von Israels Eifer, Gott zu gehorchen, wird dies abhängen, wie bereits Moses gemahnt [Dtn 30,1.10.17]. Ezechiel Ez 33 33 10 Tu ergo fili hominis dic ad domum Israel: Sic locuti estis, dicentes: Iniquitates nostræ, et peccata nostra super nos sunt, et in ipsis nos tabescimus: quomodo ergo vivere poterimus? Darum, o Menschensohn! sprich zu dem Hause Israel:⁷ So habt ihr geredet und gesagt: Unsere Missetaten und unsere Sünden lasten auf uns und wir verschmachten unter ihnen, wie sollten wir also leben können?⁸ Ezechiel Ez 33 33 10 7 Vor der Katastrophe haben sie sich in Sicherheit gewiegt und den Drohungen der Propheten keinen Glauben beigemessen, jetzt sind sie in den entgegengesetzten Fehler verfallen und verzweifeln. So muss der Prophet ihnen denn vor allem Mut machen und ihnen zeigen, wie ihnen, wenn auch das Reich zur Zeit zugrunde gegangen, dennoch einem jeden einzelnen Gott die Möglichkeit des Heiles und des Glückes bietet. Ezechiel Ez 33 33 10 8 Sie klagen, dass sie getroffen, was Moses gedroht [Lev 26,39] und was der Prophet ihnen verkündet [Ez 4,17] und [Ez 24,23]. Ezechiel Ez 33 33 11 Dic ad eos: Vivo ego, dicit Dominus Deus: nolo mortem impii, sed ut convertatur impius a via sua, et vivat. Convertimini, convertimini a viis vestris pessimis: et quare moriemini domus Israel? Sprich zu ihnen: So wahr ich lebe, spricht der Herr, Gott, ich will nicht den Tod des Gottlosen, sondern dass der Gottlose sich bekehre von seinem Wege und lebe.⁹ Bekehret euch, bekehret euch von euern sehr schlimmen Wegen! Denn warum wollt ihr des Todes sterben, Haus Israel? [Ez 18,23] Ezechiel Ez 33 33 11 9 Feierlich befiehlt Gott dem Propheten, dem Volke kundzutun, was die göttliche Vorsehung durch die Heimsuchungen, welche sie gesendet, erreichen will: Gott will den Sünder durch die Strafen zu sich zurückführen, bewirken, dass er wahrhaft lebe. Wenn nun Gott nicht einmal den zeitlichen Tod des Sünders will, wie viel weniger den ewigen! Ezechiel Ez 33 33 12 Tu itaque fili hominis dic ad filios populi tui: Justitia justi non liberabit eum in quacumque die peccaverit: et impietas impii non nocebit ei, in quacumque die conversus fuerit ab impietate sua: et justus non poterit vivere in justitia sua, in quacumque die peccaverit. Du also, o Menschensohn! sprich zu den Söhnen deines Volkes¹⁰: Die Gerechtigkeit wird den Gerechten nicht retten an dem Tage, da er sündigt, und die Gottlosigkeit wird dem Gottlosen nicht schaden an dem Tage, da er sich von seiner Gottlosigkeit bekehrt; aber auch der Gerechte wird nicht am Leben bleiben können durch seine Gerechtigkeit an dem Tage, an welchem er sündigt.¹¹ Ezechiel Ez 33 33 12 10 Die Frommen sollen sich nicht wegen langjähriger Frömmigkeit überheben, sondern durch heilsame Furcht in Schranken gehalten werden, die Sünder durch süße Hoffnung zur Buße angeleitet werden. Ezechiel Ez 33 33 12 11 Wie leitet Gottes Vorsehung jeden einzelnen, bei dem die ganze Nation und das Reich treffenden Schicksale, so dass niemand die Sünden der Eltern und Vorfahren trägt (wie sie sich bisweilen fälschlich einbildeten [Ez 18,1]), sondern selbst sich Gutes gewinnt und Böses zuzieht. Diese Überzeugung war für die Weggeführten, welche inmitten frevelnder Götzendiener wohnten, sehr notwendig, damit sie sich vor der Lockung der Laster hüteten oder wenigstens sobald als möglich von denselben abwendeten. Darum richtet sich die Mahnung auch mit größerer Kraft und beiden Seiten; der gerechte wird ernstlich gemahnt, nicht allzu sehr auf sich selbst zu vertrauen. Ezechiel Ez 33 33 13 Etiam si dixero justo quod vita vivat, et confisus in justitia sua fecerit iniquitatem: omnes justitiæ ejus oblivioni tradentur, et in iniquitate sua, quam operatus est in ipsa morietur. Wenn ich schon zu dem Gerechten sage, dass er ganz gewiss leben soll, er verlässt sich aber auf seine Gerechtigkeit und tut Böses, so sollen alle seine Gerechtigkeiten der Vergessenheit anheimfallen und durch seine Sünde, die er begangen, durch diese soll er sterben.¹² Ezechiel Ez 33 33 13 12 Wenn er nicht rechtzeitig Buße tut. Ezechiel Ez 33 33 14 Si autem dixero impio: Morte morieris: et egerit pnitentiam a peccato suo, feceritque judicium et justitiam, Wenn ich aber zu dem Gottlosen sage: Du wirst des Todes sterben! und er Buße tut für seine Sünde und Recht und Gerechtigkeit übt, Ezechiel Ez 33 33 15 Et pignus restituerit ille impius, rapinamque reddiderit, in mandatis vitæ ambulaverit, nec fecerit quidquam injustum: vita vivet, et non morietur. das Pfand zurückgibt, er, der zuvor gottlos war, und das Geraubte wieder erstattet, nach den Geboten des Lebens wandelt und kein Unrecht begeht: wahrlich, der soll leben und nicht sterben! Ezechiel Ez 33 33 16 Omnia peccata ejus, quæ peccavit, non imputabuntur ei: judicium, et justitiam fecit, vita vivet. Alle seine Sünden, die er zuvor begangen, sollen ihm nicht angerechnet werden, denn er hat Recht und Gerechtigkeit geübt; er wird gewisslich leben.¹³ Ezechiel Ez 33 33 16 13 Aus der Fülle der Rede und den mehrfachen Wiederholungen leuchtet der Wunsch der göttlichen Güte heraus, dass die Sünder ihrer Einladung und Aufforderung Ohr und Herz leihen möchten. Die Bekehrung besteht darin, dass der Sünder sich vom Bösen abwendet und die Übung der Tugend, die zum wahren Leben führt, erwählt. Ezechiel Ez 33 33 17 Et dixerunt filii populi tui: Non est æqui ponderis via Domini, et ipsorum via injusta est. Es sagen die Söhne deines Volkes: Der Weg des Herrn ist nicht recht! während doch ihr eigener Weg unrecht ist.¹⁴ Ezechiel Ez 33 33 17 14 Sie rechten mit Gott, dass er den Chaldäern den Sieg gegeben. Gott antwortet, indem er ihnen zeigt, dass sie ungerecht handeln, er aber die Gerechtigkeit wahrt, indem er einen jeden nach seinen Werken urteilt. Ezechiel Ez 33 33 18 Cum enim recesserit justus a justitia sua, feceritque iniquitates, morietur in eis. Denn wenn der Gerechte sich von seiner Gerechtigkeit abwendet und Böses begeht, so wird er deswegen sterben.¹⁵ Ezechiel Ez 33 33 18 15 Dies wird an erster Stelle gesagt, um den Murrenden den Mund zu schließen. Doch zugleich wird der Weg gewiesen, dem Verderben zu entgehen. Ezechiel Ez 33 33 19 Et cum recesserit impius ab impietate sua, feceritque judicium, et justitiam, vivet in eis. Und wenn der Gottlose sich von seiner Gottlosigkeit abwendet und Recht und Gerechtigkeit übt, so wird er deshalb leben. Ezechiel Ez 33 33 2 Fili hominis loquere ad filios populi tui, et dices ad eos: Terra cum induxero super eam gladium, et tulerit populus terræ virum unum de novissimis suis, et constituerit eum super se speculatorem: Menschensohn! rede zu den Söhnen deines Volkes und sprich zu ihnen: Wenn ich das Schwert über ein Land herführe und das Volk des Landes nimmt aus seinen Geringsten² einen Mann und stellt ihn für sich zum Wächter auf Ezechiel Ez 33 33 2 2 Hebr.: Aus seiner Mitte. Ezechiel Ez 33 33 20 Et dicitis: Non est recta via Domini. Unumquemque juxta vias suas judicabo de vobis domus Israel. Und ihr sagt: Der Weg des Herrn ist nicht recht! Aber einen jeden von euch, Haus Israel! werde ich nach seinem Wandel richten.¹⁶ [Ez 18,25] Ezechiel Ez 33 33 20 16 Was ist gerechter, als dass jeder sich sein eigenes Schicksal bestimmt? Ezechiel Ez 33 33 21 Et factum est in duodecimo anno, in decimo mense, in quinta mensis transmigrationis nostræ, venit ad me qui fugerat de Jerusalem, dicens: Vastata est civitas. Und es geschah im zwölften Jahre, im zehnten Monat, am fünften des Monats nach unserer Wegführung,¹⁷ kam zu mir ein Flüchtling aus Jerusalem und meldete: Die Stadt ist zerstört! Ezechiel Ez 33 33 21 17 Da die Stadt im elften Jahre des Sedekias im vierten Monate am neunten Tage eingenommen war, waren seitdem achtzehn Monate verflossen, als der Bote zum Propheten kam. Nach dem syrischen Texte ist V. 21 zu lesen: im elften Jahre. Eben diese Zahl findet sich auch in einigen hebräischen Codices und ist wohl vorzuziehen. Ezechiel Ez 33 33 22 Manus autem Domini facta fuerat ad me vespere, antequam veniret qui fugerat: aperuitque os meum donec veniret ad me mane, et aperto ore meo non silui amplius. Die Hand des Herrn aber war über mich gekommen am Abend, ehe der Flüchtling ankam; er hatte meinen Mund aufgetan, ehe jener am Morgen zu mir kam,¹⁸ und ich schwieg nicht länger, nachdem mein Mund aufgetan war.¹⁹ Ezechiel Ez 33 33 22 18 Viele hofften auf einen baldigen Umschwung der Dinge in Palästina. Diese Hoffnung hinderte sie, in der Zerstörung des Reiches rächende Hand Gottes zu erkennen und Buße zu tun. Hierzu kam ein großes Selbstvertrauen, als ob sie sich selbst würden helfen können. Diese Hoffnung als eitel nachzuweisen und das Selbstvertrauen zu zerstören, ist die erste Aufgabe des Propheten in der folgenden Weissagung. Ezechiel Ez 33 33 22 19 Gemäß der Verheißung [Ez 24,27]. Was der Prophet gesagt, geht teils aus dem Folgenden teils aus den Ereignissen selbst hervor. Der Mund des Propheten wird aufgetan, wenn er auf das als geschehen und gegenwärtig hinweisen kann, was er vorherverkündet. (Hieron.) Ezechiel Ez 33 33 23 Et factum est verbum Domini ad me, dicens: Und es erging das Wort des Herrn an mich also: Ezechiel Ez 33 33 24 Fili hominis, qui habitant in ruinosis his super humum Israel, loquentes aiunt: Unus erat Abraham, et hereditate possedit terram: nos autem multi sumus, nobis data est terra in possessionem. Menschensohn! die in jenen Trümmerstätten auf Israels Boden hausen, sprechen also: Ein einzelner Mann war Abraham und er erhielt das Land zu eigen, unser aber sind viele, so ist auch uns das Land zum Besitze gegeben.²⁰ Ezechiel Ez 33 33 24 20 Sie rühmen sich, Kinder Abrahams zu sein, die also ein unverletzliches Recht auf das Land der Verheißung haben. Ja, sie scheuen sich nicht, sich mit ihm zu vergleichen: wenn er allein so viel vermochte, dass er das Land in Besitz nahm, wie viel mehr werden wir vermögen, die wir so zahlreich sind! Vergl. [Jer 7,4; Mt 3,9; Joh 8,39]. Abraham war Gottes Freund und ihm gehorsam gewesen, sie kennen Treue, Frömmigkeit, Gehorsam Abrahams nicht. Ezechiel Ez 33 33 25 Idcirco dices ad eos: Hæc dicit Dominus Deus: Qui in sanguine comeditis, et oculos vestros levatis ad immunditias vestras, et sanguinem funditis: numquid terram hereditate possidebitis? Deshalb sprich zu ihnen: Also spricht der Herr, Gott:²¹ Die ihr Blut esset, eure Augen zu euern Scheusalen²² erhebt und Blut vergießt,²³ ihr solltet das Land als Erbe besitzen? Ezechiel Ez 33 33 25 21 Mit Unrecht hegt ihr solche Hoffnung, eure Verbrechen zeigen, wie fern ihr von Abrahams Verhalten seid. Ezechiel Ez 33 33 25 22 Götzenbildern. Ezechiel Ez 33 33 25 23 Sie treten das natürliche Recht mit Füßen, indem sie Blut vergießen und Götzen anbeten, ja verachten auch die übrigen von Gott durch Moses gegebenen Gesetze, von denen [Lev 7,26.27; Lev 19,26] als Beispiel angeführt wird. Ezechiel Ez 33 33 26 Stetistis in gladiis vestris, fecistis abominationes, et unusquisque uxorem proximi sui polluit: et terram hereditate possidebitis? Ihr verlasst euch auf eure Schwerter, begeht Greuel und ein jeder schändet seines Nächsten Weib, und ihr solltet das Land als Erbe besitzen?²⁴ Ezechiel Ez 33 33 26 24 Solchen kann Gott das gelobte Land nicht zuweisen. Ezechiel Ez 33 33 27 Hæc dices ad eos: Sic dicit Dominus Deus: Vivo ego, quia qui in ruinosis habitant, gladio cadent: et qui in agro est, bestiis tradetur ad devorandum: qui autem in præsidiis, et speluncis sunt, peste morientur. Sprich zu ihnen also: So spricht der Herr, Gott: So wahr ich lebe! sollen die, die in den Trümmerstätten hausen, durch das Schwert fallen; und wer auf dem Felde ist, soll den wilden Tieren zum Verschlingen dahingegeben werden;²⁵ und die in Burgen und Höhlen sind, sollen durch die Seuche sterben. Ezechiel Ez 33 33 27 25 Hebr.: Habe ich den wilden Tieren hingegeben zum Fraße. Ezechiel Ez 33 33 28 Et dabo terram in solitudinem, et in desertum, et deficiet superba fortitudo ejus: et desolabuntur montes Israel, eo quod nullus sit qui per eos transeat. Und ich werde das Land zur Wüstenei und Einöde machen und der Stolz seiner Macht soll ein Ende haben und die Berge Israels sollen einsam werden, denn niemand wird mehr über sie dahinziehen. Ezechiel Ez 33 33 29 Et scient quia ego Dominus, cum dedero terram eorum desolatam, et desertam propter universas abominationes suas, quas operati sunt. Und sie sollen erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich ihr Land wüste und öde gemacht habe wegen aller ihrer Greuel, die sie begangen haben.²⁶ Ezechiel Ez 33 33 29 26 Sie wollten Gottes Güte nicht verdienen und erfahren, sie sollen seine Rache fühlen. Ezechiel Ez 33 33 3 Et ille viderit gladium venientem super terram, et cecinerit buccina, et annuntiaverit populo: und dieser sieht das Schwert über das Land kommen und stößt in die Trompete und verkündet es dem Volke, Ezechiel Ez 33 33 30 Et tu fili hominis: filii populi tui, qui loquuntur de te juxta muros et in ostiis domorum, et dicunt unus ad alterum, vir ad proximum suum loquentes: Venite, et audiamus quis sit sermo egrediens a Domino. O Menschensohn! die Söhne deines Volkes reden über dich längs der Mauern und in den Türen der Häuser²⁷ und sprechen einer zu dem anderen, ein jeder zu seinem Nächsten: Kommet und lasset uns hören, was das für ein Ausspruch ist, der von dem Herrn ausgeht!²⁸ Ezechiel Ez 33 33 30 27 Da die Prophezeiungen über die Eroberung und Zerstörung der Stadt erfüllt sind, sind Ohren und Herzen jetzt ganz anders für den Propheten offen. Wie man im Torraum der Häuser oder der Stadt sich zu unterhalten liebte, so auch längs den schattigen Mauern. Ezechiel Ez 33 33 30 28 Sie sind begierig, Neues zu hören. Ezechiel Ez 33 33 31 Et veniunt ad te, quasi si ingrediatur populus, et sedent coram te populus meus: et audiunt sermones tuos, et non faciunt eos: quia in canticum oris sui vertunt illos, et avaritiam suam sequitur cor eorum. Und sie werden zu dir kommen, wie ein Volk sich versammelt, und werden sich vor dir als mein Volk niedersetzen und dein Wort hören, doch nicht darnach tun; denn sie machen es zu einem Spottliede in ihrem Munde und ihr Herz jagt ihrer Habsucht nach.²⁹ Ezechiel Ez 33 33 31 29 Sie finden Vergnügen daran, den Propheten zu hören, als ob sie ein schönes Lied hörten. Sie kommen also nur aus Neugier und aus eitler Lust. Ezechiel Ez 33 33 32 Et es eis quasi carmen musicum, quod suavi, dulcique sono canitur: et audiunt verba tua, et non faciunt ea. Und wie ein schönes Lied bist du ihnen, das mit lieblichem und süßem Tone gesungen wird; sie hören deine Worte, aber sie tun nicht darnach.³⁰ Ezechiel Ez 33 33 32 30 Was der Prophet von der künftigen Wiederherstellung sagt, hören sie gern, aber was sie tun sollen, sich auf jene vorzubereiten und ihrer würdig zu machen, weisen sie zurück. Ezechiel Ez 33 33 33 Et cum venerit quod prædictum est (ecce enim venit) tunc scient quod prophetes fuerit inter eos. Aber wenn das eintrifft, was vorhergesagt ist (und siehe, es trifft ein), dann werden sie erkennen, dass ein Prophet unter ihnen gewesen ist.³¹ Ezechiel Ez 33 33 33 31 Der Prophet soll sich durch den geringen Erfolg, den er zurzeit hat, nicht entmutigen zu lassen, denn wenigstens aus der Erfüllung seiner Weissagung wird man erkennen, dass ein Prophet unter ihnen gewesen. Ein unwiderlegliches Zeugnis wird da sein, das Gott die höchste Ehre bringt. Die Erfüllung beweist ja, dass Gott allwissend ist und dass er der höchste Lenker aller Dinge ist, der sich durch seine Offenbarung den Menschen mitgeteilt. Wenn die Israeliten auch jetzt die Drohungen gegen die ungebesserten Glieder des Volkes zu leicht nehmen, so wird doch eine Zeit kommen, wo sie erkennen, wie ernstlich alles gemeint war. Ezechiel Ez 33 33 4 Audiens autem, quisquis ille est, sonitum buccinæ, et non se observaverit, veneritque gladius, et tulerit eum: sanguis ipsius super caput ejus erit. und wenn dann einer, wer immer es sei, den Klang der Trompete hört, aber nicht achthat und das Schwert kommt und rafft ihn hinweg: so wird sein Blut auf seinem eigenen Haupte sein.³ Ezechiel Ez 33 33 4 3 Der wird an seinem Tode selbst die Schuld tragen. Das Volk soll aus der Mahnung lernen, wie töricht es gehandelt, als es auf die Ermahnungen und Weisungen der Propheten nicht gehört. Zugleich aber erhellt aus diesem Texte, warum die Propheten so gewichtige Worte in ihren Ansprachen geredet und selbst den schärfsten Tadel beigemischt haben: Aus Liebe zum Volke Israel. V. 5 zeigt, welche Schuld sie auf sich geladen hätten, wenn sie mit ihren Verweisen zurückgehalten. Wenn also Ezechiels Rede bisweilen hart und bitter erscheint. So ist hier der Grund angegeben, warum er manchmal heftiger auftritt. Ezechiel Ez 33 33 5 Sonum buccinæ audivit, et non se observavit, sanguis ejus in ipso erit: si autem se custodierit, animam suam salvabit. Er hat ja den Klang der Trompete gehört, aber nicht achtgehabt, so soll sein Blut auf ihn fallen; hätte er sich geschützt, so würde er seine Seele gerettet haben. Ezechiel Ez 33 33 6 Quod si speculator viderit gladium venientem, et non insonuerit buccina: et populus se non custodierit, veneritque gladius, et tulerit de eis animam: ille quidem in iniquitate sua captus est, sanguinem autem ejus de manu speculatoris requiram. Wenn aber der Wächter das Schwert kommen sieht und nicht in die Trompete stößt und das Volk sich nicht schützt und das Schwert kommt und es rafft eine Seele aus ihnen weg, so wird diese zwar ob ihrer Verschuldung dahingerafft, aber ihr Blut werde ich von des Wächters Hand fordern. Ezechiel Ez 33 33 7 Et tu fili hominis, speculatorem dedi te domui Israel: audiens ergo ex ore meo sermonem, annuntiabis eis ex me. Dich nun, Menschensohn! habe ich zum Wächter⁴ über das Haus Israel bestellt; darum, wenn du ein Wort aus meinem Munde hörst, so verkünde es ihnen in meinem Namen. Ezechiel Ez 33 33 7 4 Vergl. [Jer 6,17]. Ezechiel Ez 33 33 8 Si me dicente ad impium: Impie, morte morieris: non fueris locutus ut se custodiat impius a via sua: ipse impius in iniquitate sua morietur, sanguinem autem ejus de manu tua requiram. Wenn ich zu dem Gottlosen sage: Gottloser, du wirst des Todes sterben,⁵ und du sagst ihm dies nicht, damit der Gottlose sich warnen lasse vor seinem Wege, so wird wohl der Gottlose selbst durch seine Verschuldung sterben, aber sein Blut will ich von deiner Hand fordern. Ezechiel Ez 33 33 8 5 Nicht deshalb tritt notwendig ein, was Gott droht, weil er es sagt, sondern Gott droht, um den, an welchen seine Drohungen gehen, zur Buße zu bewegen, und damit das nicht eintrete, was notwendig geschehen muss, wenn Gottes Worte verachtet werden. Also auch absolut ausgesprochene Weissagungen unterliegen dieser stillschweigenden Bedingung. Vergl. [Joel 2,1.19; Jona 3,10; Hab 2,3; Sach 6,15; Sach 8,17]. Ezechiel Ez 33 33 9 Si autem annuntiante te ad impium ut a viis suis convertatur, non fuerit conversus a via sua: ipse in iniquitate sua morietur: porro tu animam tuam liberasti. Hast du aber dem Gottlosen verkündet, dass er sich von seinem Wandel bekehren soll, und er bekehrt sich nicht von seinem Wege, so wird er selbst ob seiner Verschuldung sterben, du aber hast deine Seele gerettet.⁶ Ezechiel Ez 33 33 9 6 Vergl. [Ez 3,17-19]. Ezechiel Ez 33 0 1 B. Verheißung des guten Hirten. (Kap. 34) a. Schlechte Hirten haben die Herde zugrunde gehen lassen. (V. 10) b. Gott selbst wird seine Herde wahren. (V. 22) c. Der Messias, der gute Hirt. Ezechiel Ez 33 34 1 Et factum est verbum Domini ad me, dicens: Und es erging das Wort des Herrn an mich also:¹ Ezechiel Ez 33 34 1 1 Die bis zu [Ez 40] folgenden Weissagungen haben keine Zeitangabe. Die Prophezeiungen, welche Ezechiel zwischen dem zwölften [Ez 33,21] und fünfundzwanzigsten Jahre der Wegführung des Jechonias [Ez 40] verkündete, werden hier ihrem wesentlichsten Inhalte nach wiedergegeben. Ezechiel Ez 33 34 10 Hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego ipse super pastores requiram gregem meum de manu eorum, et cessare faciam eos ut ultra non pascant gregem, nec pascant amplius pastores semetipsos: et liberabo gregem meum de ore eorum: et non erit ultra eis in escam. So spricht der Herr, Gott: Sehet, ich will an die Hirten⁸ und werde meine Herde aus ihrer Hand fordern und werde machen, dass sie die Herde nicht mehr weiden und auch sich selbst nicht mehr weiden, ich werde meine Herde ihrem Rachen entreißen und sie soll nicht fürder ihnen zur Speise werden.⁹ Ezechiel Ez 33 34 10 8 Will die Hirten ihres Amtes berauben. Ezechiel Ez 33 34 10 9 Diese Hirten sind in Wahrheit Raubtiere, aus deren Rachen die Schafe zu reißen sind. Ezechiel Ez 33 34 11 Quia hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego ipse requiram oves meas, et visitabo eas. Denn also spricht der Herr, Gott: Sehet, ich selbst will nach meinen Schafen sehen und sie heimsuchen.¹⁰ Ezechiel Ez 33 34 11 10 Was die Stellvertreter des höchsten Hirten versäumt, wird dieser ergänzen, denn er kann seinem Bunde nicht untreu werden. Ezechiel Ez 33 34 12 Sicut visitat pastor gregem suum in die, quando fuerit in medio ovium suarum dissipatarum: sic visitabo oves meas, et liberabo eas de omnibus locis, in quibus dispersæ fuerant in die nubis, et caliginis. Wie ein Hirt seine Herde heimsucht am Tage, wo er inmitten seiner Schafe, die zerstreut waren, ist, so werde auch ich meine Schafe heimsuchen und sie erretten aus allen den Orten, an die sie versprengt wurden am Tage des Gewölkes und der Finsternis.¹¹ Ezechiel Ez 33 34 12 11 Bilder von Unglück und Untergang. Ein solcher Tag des Gewölkes und der Finsternis war der Untergang des Reiches. Ezechiel Ez 33 34 13 Et educam eas de populis, et congregabo eas de terris, et inducam eas in terram suam: et pascam eas in montibus Israel, in rivis, et in cunctis sedibus terræ. Und ich werde sie von den Völkern herausführen und sie aus den Ländern sammeln und sie in ihr Land führen und werde sie auf den Bergen Israels, an den Bächen¹² und auf allen Wohnplätzen des Landes weiden. Ezechiel Ez 33 34 13 12 Hebr.: Tiefgründen. Ezechiel Ez 33 34 14 In pascuis uberrimis pascam eas, et in montibus excelsis Israel erunt pascua earum: ibi requiescent in herbis virentibus, et in pascuis pinguibus pascentur super montes Israel. Auf sehr reiche Weide werde ich sie führen, auf den hohen Bergen Israels soll ihre Weide sein,¹³ daselbst sollen sie ruhen auf grüner Flur und auf fetten Triften weiden über die Berge Israels hin. Ezechiel Ez 33 34 14 13 Der erste Schritt zur Wiederherstellung ist die Rückkehr in das Land des Bundes. Deshalb pflegen die Propheten wie die Wegführung, so auch die Rückkehr zu verkündigen. Ezechiel Ez 33 34 15 Ego pascam oves meas: et ego eas accubare faciam, dicit Dominus Deus. Ich selbst werde meine Herden weiden und ich selbst werde sie lagern lassen,¹⁴ spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 34 15 14 Das Bild stellt die Fülle aller Güter, des Friedens und der Sicherheit dar. Die Zurückkehrenden werden wahrhaft die Herde Gottes sein und bleiben und der Hirt wird sie mit seinen Wohltaten überhäufen. Doch nicht alle werden sich voll und ganz dem Herrn unterwerfen, sondern viele ihm den Gehorsam weigern. Wenngleich Gott also seinerseits bereit ist, die Fülle seiner Verheißungen vollkommen zur Wahrheit zu machen, wird doch die Unwürdigkeit einzelner dem ein Hindernis entgegenstellen. Ezechiel Ez 33 34 16 Quod perierat requiram, et quod abjectum erat reducam, et quod confractum fuerat alligabo, et quod infirmum fuerat consolidabo, et quod pingue et forte custodiam: et pascam illas in judicio. Was verloren war, werde ich aufsuchen, was versprengt, zurückführen, was gebrochen, verbinden, was schwach, kräftigen, was feist und stark, bewahren;¹⁵ ich werde sie weiden, wie es billig ist. Ezechiel Ez 33 34 16 15 Der Prophet spricht zwar hier zunächst von der Befreiung des Volkes aus der babylonischen Gefangenschaft durch unmittelbare Dazwischenkunft Gottes, aber das Ganze ist wie öfter bei Isaias und Jeremias im höheren Sinne zugleich Bild der Vereinigung aller Völker in einem Schafstalle unter einem Hirten, wie der Prophet V. 23 klar ausspricht. In diesem Sinne liest die Kirche die V. 11 16 in der heiligen Messe am Montag in der ersten Fastenwoche. Ezechiel Ez 33 34 17 Vos autem greges mei, hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego judico inter pecus et pecus, arietum, et hircorum. Ihr aber, meine Herden! so spricht der Herr, Gott: Sehet, ich richte zwischen Schaf und Schaf, den Widdern und den Böcken.¹⁶ Ezechiel Ez 33 34 17 16 Widder und Böcke sind die Mächtigen im Volke, welche ihre Macht und ihrem Einfluss dazu missbrauchen, andere zu bedrücken. Ezechiel Ez 33 34 18 Nonne satis vobis erat pascua bona depasci? Insuper et reliquias pascuarum vestrarum conculcastis pedibus vestris: et cum purissimam aquam biberetis, reliquam pedibus vestris turbabatis. War es euch nicht genug, die guten Triften abzuweiden, musstet ihr dazu, was von eurer Weide übrigblieb, mit euren Füßen zerstampfen und, nachdem ihr das klare Wasser getrunken, das, was übrigblieb, mit euren Füßen trüben?¹⁷ Ezechiel Ez 33 34 18 17 Hebr. besser: Ist es auch zu wenig, die beste Weide abzuweiden und das klarste Wasser zu trinken, dass ihr das Übriggebliebene mit euren Füßen aufwühlet usw. Wie die schlechten Hirten oben als Widder und Böcke bezeichnet sind, so wird ihnen, den Fürsten, Priestern und Ältesten, die ja gleichfalls ein Teil der Herde sein, dieser Vorwurf gemacht. Ezechiel Ez 33 34 19 Et oves meæ his, quæ conculcata pedibus vestris fuerant, pascebantur: et quæ pedes vestri turbaverant, hæc bibebant. So mussten denn meine Schafe das abweiden, was eure Füße zertreten hatten, und was eure Füße getrübt hatten, mussten sie trinken. Ezechiel Ez 33 34 2 Fili hominis propheta de pastoribus Israel: propheta, et dices pastoribus: Hæc dicit Dominus Deus: Væ pastoribus Israel, qui pascebant semetipsos: nonne greges a pastoribus pascuntur? Menschensohn! weissage über die Hirten Israels, weissage und verkünde den Hirten: So spricht der Herr, Gott: Wehe den Hirten Israels, die sich selbst weideten!² Sollten nicht die Herden von den Hirten geweidet werden? [Jer 23,1; Ez 13,3] Ezechiel Ez 33 34 2 2 Weiden ist gleichbedeutend mit herrschen. Vergl. [2Sam 5,2]. Es ist die Rede von den Fürsten, Ältesten, Priestern und falschen Propheten, welche alle das Volk irgendwie leiteten und zu seinem Verderben beitrugen, indem sie nur auf ihren Vorteil bedacht, die Sorge um die Herde hintansetzten, während doch der Hirte schon allein kraft seines Namens berufen ist, für die Herde zu leben. Ezechiel Ez 33 34 20 Propterea hæc dicit Dominus Deus ad vos: Ecce ego ipse judico inter pecus pingue, et macilentum: Darum spricht der Herr, Gott, also zu euch: Sehet, ich selbst werde richten zwischen den fetten¹⁸ und den mageren Schafen! Ezechiel Ez 33 34 20 18 Das fette Schaf entspricht den Böcken oben, das magere ist dasjenige, welches von jenen nicht zur Weide zugelassen wird. Ezechiel Ez 33 34 21 Pro eo quod lateribus, et humeris impingebatis, et cornibus vestris ventilabatis omnia infirma pecora, donec dispergerentur foras: Weil ihr alle schwachen Schafe mit Seiten und Schultern drängtet¹⁹ und mit euern Hörnern wegstießet, bis sie fernhin zerstreut waren,²⁰ Ezechiel Ez 33 34 21 19 Nach dem hebr. besser in die Zeit der Gegenwart zu setzen: Weil ihr mit Seite und Schulter drängt und stoßet mit euern Hörnern. Ezechiel Ez 33 34 21 20 Die schlechten Hirten sind Ursache des Unterganges. (Siehe V. 5, V. 8) Ezechiel Ez 33 34 22 Salvabo gregem meum, et non erit ultra in rapinam, et judicabo inter pecus et pecus. so werde ich meiner Herde beistehen, dass sie nicht ferner mehr zur Beute werde, und werde richten zwischen Schaf und Schaf.²¹ Ezechiel Ez 33 34 22 21 Die Befreiung wir mit einem Gerichte verbunden sein. Nicht alle Schafe ohne Unterschied werden befreit werden, sondern Gott wird eine Scheidung vornehmen, die Bösen zu strafen und zu verwerfen, die Guten zu belohnen und in seinen Schutz zu nehmen. Auch Isaias nennt diese Zeit deshalb das Jahr der Erlösung und den Tag der Rache [Jes 61,2; Jes 63,4], ähnlich [Mal 3,2.3]. Vergl. [Mt 3,10.12]. Ezechiel Ez 33 34 23 Et suscitabo super eas pastorem unum, qui pascat eas, servum meum David: ipse pascet eas, et ipse erit eis in pastorem. Und ich werde²² einen einzigen Hirten²³ über sie setzen, der sie weiden soll, meinen Diener David,²⁴ er soll sie weiden und er soll ihr Hirt sein.²⁵ [Jes 40,11; Joh 1,45] Ezechiel Ez 33 34 23 22 Da die Rückkehr aus der Verbannung ein Vorspiel der Erlösung durch den Messias ist, pflegen die Propheten beide eng miteinander zu verbinden. Ezechiel Ez 33 34 23 23 Ein einziger, ohne den das verheißene Heil nicht erreicht werden kann und auf dem allein alle Hoffnung beruht. Er wird Hirt genannt, um die Natur seiner Herrschaft anzudeuten, die voller Freundlichkeit und Milde, voll der größten Fürsorge für die Seinigen ist, ihnen alles Gute zu gewähren und sie zu schützen. Mit einem Worte: er soll alles das seinem Volke gewähren, was in V. 11 16 als Aufgabe eines guten Hirten bezeichnet ist. Dreimal wird feierlichst versichert, dass er auf das vollkommenste seiner Aufgabe entsprechen wird. Ezechiel Ez 33 34 23 24 Der Hirt wird David genannt, weil David die Verheißung von Gott zuteil geworden ist, dass der messianische König aus seinem Hause hervorgehen werde. [2Sam 7,14], zugleich weil David das Vorbild des Messias war. Schon [Hos 3,5] wird der Messiaskönig mit diesem Namen genannt, ähnlich reden [Am 9,11; Jes 9,7], vergl. [Lk 1,32; Jes 11,1; Mi 5,2; Jer 23,5; Jer 30,9]. Was in [Ez 19,14] und [Ez 21,25-27] gesagt ist, wird hier weiter ausgeführt. Ezechiel Ez 33 34 23 25 Alle Ausleger, selbst die Nationalisten, erkennen diese Weissagung als eine vom Messias geltende an. Ezechiel Ez 33 34 24 Ego autem Dominus ero eis in Deum: et servus meus David princeps in medio eorum: ego Dominus locutus sum. Und ich, der Herr, werde ihr Gott sein²⁶ und mein Diener²⁷ David soll in ihrer Mitte Fürst sein; ich, der Herr, habe es gesprochen.²⁸ Ezechiel Ez 33 34 24 26 Der sie mit allen Gütern ausstattet und ihrer sich rühmt als seines besonderen Eigentums, da sie ihm von ganzem Herzen anhängen. Ezechiel Ez 33 34 24 27 Dieser Name wird David oft gegeben. Dem Messias teilt Isaias denselben zu. Der Heiland weist [Joh 10,14] offenbar auf diese Stelle hin: Ich bin der gute Hirt, der bei Ezechiel beschrieben ist im Gegensatze zu den schlechten Hirten. [Ez 34,3.4; Joh 10,10ff] Ezechiel Ez 33 34 24 28 Göttliche Bekräftigung, durch welche der Herr zu erkennen gibt, dass seine Verheißung sicher und unbedingt in Erfüllung gehen werde, unabhängig von allem Verhalten der Menschen. Ezechiel Ez 33 34 25 Et faciam cum eis pactum pacis, et cessare faciam bestias pessimas de terra: et qui habitant in deserto, securi dormient in saltibus. Und ich werde einen Bund des Friedens²⁹ mit ihnen schließen und die wilden Tiere aus dem Lande ausrotten, und die in der Wüste wohnen, werden sicher schlafen auf den Triften. Ezechiel Ez 33 34 25 29 Friede ist die Summe und der Inbegriff aller Güter, weshalb er besonders für die Zeit und das Volk des Messias verheißen wird [Mi 2,5; Hag 2,10] und der Messias Friedensfürst heißt. [Jes 9,6.7; Ps 71,3.7] u.a. Der Friede enthält Versöhnung mit Gott und wahre Glückseligkeit für das Herz. Er wird der bleibende Stand des messianischen Reiches sein. Ezechiel Ez 33 34 26 Et ponam eos in circuitu collis mei benedictionem: et deducam imbrem in tempore suo: pluviæ benedictionis erunt. Ich will ihnen rings um meine Höhe³⁰ her Segen verleihen und Regen senden zur rechten Zeit, Segensgüsse sollen es sein. Ezechiel Ez 33 34 26 30 Des Berges Sion, der den Mittelpunkt des Gottesreiches bildet und wo Gott auf ganz besondere Weise wohnt. Mithin wird der Segen des Höchsten nur denen allein zuteil werden, die mit Herz und Willen diesem Gottesreiche angehören. Deshalb heißt es auch, dass der Messiaskönig über den Berg Sion als Herrscher gesetzt ist und das Zepter seiner Macht von Sion ausstreckt [Ps 2,6; Ps 109,2], sowie dass auf dem Berge Sion Heil ist. [Joel 2,32; Joel 3,17] Auf die große Fülle des Segens weist die abstrakte Benennung hin (Segen), so dass, wer Segen begehrt, sich an jenen anschließen muss. Es wird die Abraham gegebene Verheißung [Gen 12,2; Gen 18,18] u.a. erfüllt. Eine Seite dieses Segens wird hier genannt, auf der die Fruchtbarkeit des Landes beruht, denn wie die Erde wegen der Sünde des Menschen dem Fluche unterworfen wird, so soll auch der der Gottesfurcht verheißene Segen auf sie übergehen. Fruchtbarkeit der Erde wird [Lev 26,4.5] als Lohn verheißen (Gegenteil [Lev 26,19; Jer 3,3; Jer 14,2]), und ist mithin auch ein Beweis, dass Gottesfurcht im Volke herrscht. Ezechiel Ez 33 34 27 Et dabit lignum agri fructum suum, et terra dabit germen suum, et erunt in terra sua absque timore: et scient quia ego Dominus, cum contrivero catenas jugi eorum, et eruero eos de manu imperantium sibi. Und die Bäume des Gefildes sollen ihre Frucht geben, das Land sein Erträgnis, und sie werden ohne Furcht in ihrem Lande sein und sie werden erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich die Ketten³¹ ihres Joches zerbreche und sie aus der Hand derer rette, die sie knechteten. Ezechiel Ez 33 34 27 31 Hebr.: Riegel. Ezechiel Ez 33 34 28 Et non erunt ultra in rapinam in gentibus, neque bestiæ terræ devorabunt eos: sed habitabunt confidenter absque ullo terrore. Sie sollen fortan den Völkern nicht mehr zum Raube werden noch sollen die Tiere des Landes sie fressen,³² sondern sie werden sicher wohnen ohne alle Schrecknis. Ezechiel Ez 33 34 28 32 [Jes 57,9] vergl. [Lev 26,22]. Ezechiel Ez 33 34 29 Et suscitabo eis germen nominatum: et non erunt ultra imminuti fame in terra, neque portabunt ultra opprobrium gentium. Und ich will ihnen einen Sprossen zum Ruhme erstehen lassen³³ und nicht sollen sie mehr durch Hunger hingerafft werden im Lande noch die Schmach der Heiden ferner zu tragen haben. Ezechiel Ez 33 34 29 33 Anstatt weiter mit Schmach belastet zu sein, erlangen sie Ruhm bei allen Völkern. Vergl. [Jes 27,2]. Ezechiel Ez 33 34 3 Lac comedebatis, et lanis operiebamini, et quod crassum erat occidebatis: gregem autem meum non pascebatis. Ihr habt die Milch verzehrt und euch mit der Wolle gekleidet und, was feist war, geschlachtet,³ meine Herde aber habt ihr nicht geweidet. Ezechiel Ez 33 34 3 3 Vergl. [Mi 3,3]. Durch Steuern, Ungerechtigkeit im Gerichte und gewaltsame Bedrückung ward das Volk heimgesucht. Ezechiel Ez 33 34 30 Et scient quia ego Dominus Deus eorum cum eis, et ipsi populus meus domus Israel: ait Dominus Deus. Und sie werden erkennen, dass ich der Herr,³⁴ ihr Gott, mit ihnen bin und dass sie, das Haus Israel, mein Volk sind, spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 34 30 34 Jahve ist der, der da ist, der treue Bundesgott. Ezechiel Ez 33 34 31 Vos autem greges mei, greges pascuæ meæ homines estis: et ego Dominus Deus vester, dicit Dominus Deus. Ihr aber seid meine Herde, die Herde meiner Weide, Menschen,³⁵ und ich, der Herr, bin euer Gott, spricht der Herr, Gott. [Joh 10,11] Ezechiel Ez 33 34 31 35 Alle diese Güter werden ihnen zuteil werden, weil der Herr, ihr gütiger Hirt, für seine Herde Sorge tragen wird und seiner Allmacht und Liebe gemäß dies gewähren kann und will. Das Wort Menschen fehlt in der Septuag und im Chald. Will man es beibehalten, so wird durch die Einfügung der große Unterschied betont, der zwischen Gott und den Menschen besteht: Nicht von der Menschen eigenen Kraft sind jene Güter zu erwarten, sondern Gottes Macht allein vermag die Kinder Adams so hoch zu erheben. Ezechiel Ez 33 34 4 Quod infirmum fuit non consolidastis, et quod ægrotum non sanastis, quod confractum est non alligastis, et quod abjectum est non reduxistis, et quod perierat non quæsistis: sed cum austeritate imperabatis eis, et cum potentia. Was schwach war, habt ihr nicht gestärkt, was krank war, nicht geheilt, was beschädigt, nicht verbunden, was versprengt, nicht zurückgeholt, und was verloren war, habt ihr nicht gesucht, sondern mit Strenge und Gewalt habt ihr sie geleitet.⁴ Ezechiel Ez 33 34 4 4 Insbesondere die Priester haben die, welche vom rechten Wege abwichen, nicht auf denselben zurückgeführt; die, welche durch schwere Sünden verwundet und zerschlagen waren, nicht verbunden (mit geistlichen Mitteln gepflegt); die etwa aus Schwachheit des Herzens der Erde sich zuneigten, sind nicht gestärkt und zu himmlischen Dingen erhoben worden. Doch die Priester haben sich selbst geweidet, ihre rechte streng eingefordert, die Milch sorgfältigen Unterhaltes haben sie genossen, sich mit der Wolle der Güter bedeckt, doch um die Schafe sich wenig bekümmert. Ezechiel Ez 33 34 5 Et dispersæ sunt oves meæ, eo quod non esset pastor: et factæ sunt in devorationem omnium bestiarum agri, et dispersæ sunt. So zerstreuten sich meine Schafe,⁵ weil sie keinen Hirten hatten; sie dienten allen Tieren des Feldes zum Fraße und zerstreuten sich. Ezechiel Ez 33 34 5 5 Meine Schafe klingt vorwurfsvoll und zugleich verheißend: ersteres wider die Hirten, die Gott aufgestellt (V. 8 10), letzteres für die Schafe (V. 10ff). Ezechiel Ez 33 34 6 Erraverunt greges mei in cunctis montibus, et in universo colle excelso: et super omnem faciem terræ dispersi sunt greges mei, et non erat qui requireret, non erat, inquam, qui requireret. Auf allen Bergen und auf allen hohen Hügeln irrten meine Herden umher, über die ganze Fläche des Landes hin zerstreuten sich meine Herden und niemand war, der nach ihnen fragte, ja niemand, sage ich, der nach ihnen fragte.⁶ Ezechiel Ez 33 34 6 6 Die Hirten waren nicht so, wie sie sein sollten. Daher wurde das Volk vom Kriege heimgesucht, viele wurden von Fremden in die Sklaverei verkauft und getötet. Galt dies schon vor der Zeit, als das Reich noch bestand, wie war das Volk erst einer zerstreuten Herde gleich, als es nach der Zerstörung der Reiche Israel und Juda teils weggeführt, teils zerstreut war! Niemand unter denen, welchen von Amtswegen die Fürsorge oblag, Könige, Fürsten, Priester oder Älteste traten dem Unheil entgegen und sorgten für das öffentliche Wohl. Freilich traten von Gott gesandte Propheten auf, welche das Volk zu retten bestrebt waren, doch mit welchem Erfolge? Ezechiel Ez 33 34 7 Propterea pastores audite verbum Domini: Darum, ihr Hirten! vernehmet das Wort des Herrn: Ezechiel Ez 33 34 8 Vivo ego, dicit Dominus Deus: quia pro eo quod facti sunt greges mei in rapinam, et oves meæ in devorationem omnium bestiarum agri, eo quod non esset pastor (neque enim quæsierunt pastores mei gregem meum:) sed pascebant pastores semetipsos, et greges meos non pascebant: So wahr ich lebe! spricht der Herr, Gott: Dafür, dass meine Herden zum Raube geworden sind und meine Schafe allen Tieren des Feldes zum Fraße gedient haben, weil kein Hirt da war (denn meine⁷ Hirten fragten nicht nach meiner Herde), sondern die Hirten weideten sich selbst, aber meine Herden weideten sie nicht, Ezechiel Ez 33 34 8 7 Dies Wort fehlt in Sept. Syr. Chald. und in der Übersetzung des heiligen Hieronymus mit Recht, denn jene pflichtvergessenen Hirten redet Gott sicherlich nicht so freundlich und mitleidsvoll an. Ezechiel Ez 33 34 9 Propterea pastores audite verbum Domini: darum, ihr Hirten! höret das Wort des Herrn: Ezechiel Ez 33 0 1 C. Zwei Unterpfänder der Wiederherstellung. (Kap. 35,1 Kap. 37,28) a. Weissagung gegen Edom. Ezechiel Ez 33 35 1 Et factus est sermo Domini ad me, dicens: Und es erging das Wort des Herrn an mich also:¹ Ezechiel Ez 33 35 1 1 Als Vorspiel und Anfang der Wiederherstellung gilt bei den Propheten die Rückkehr nach Palästina. Ein Hindernis für diese lag darin, dass ein Teil des Landes von fremden Völkern besetzt war, dieses also muss beseitigt werden, sollen die Herzen sich der Verheißung mit aller Zuversicht zuwenden. Die Weissagung über Edom soll dem Volke Trost bringen und zugleich ihm einen Beweis geben, wie ernstlich die Verheißung der Rückkehr von Gott gemeint ist. Ezechiel Ez 33 35 10 Eo quod dixeris: Duæ gentes, et duæ terræ meæ erunt, et hereditate possidebo eas: cum Dominus esset ibi: Dafür, dass du gesagt hast: Die beiden Völker und die beiden Länder sollen mein sein und ich will sie als Erbteil in Besitz nehmen, obwohl doch der Herr daselbst war,⁹ Ezechiel Ez 33 35 10 9 Wenn auch Gott daselbst, wenn auch das Land Gott geweiht ist und der Herr seinen Sitz im Tempel aufgeschlagen hat, wir werden die Länder Israel und Juda dennoch einnehmen. Ezechiel Ez 33 35 11 Propterea vivo ego, dicit Dominus Deus, quia faciam juxta iram tuam, et secundum zelum tuum, quem fecisti odio habens eos: et notus efficiar per eos cum te judicavero. darum, so wahr ich lebe! spricht der Herr, Gott, werde ich dir nach deinem Zorn und nach dem Maße deiner Eifersucht tun, die du ausübtest in deinem Grimme gegen sie,¹⁰ und ich werde mich durch sie kundgeben, wenn ich dich richte.¹¹ Ezechiel Ez 33 35 11 10 Nach dem Maße des Hasses, den sie gegen das Volk Gottes gezeigt, wird Gott ihnen vergelten. Ezechiel Ez 33 35 11 11 So wird Gottes Ehre auch unter den ihnen Anhängenden gemehrt, da sie seine Macht gegen seine Feinde und sein Wohlwollen gegen seine Freunde durch dieses Gericht so herrlich offenbart sehen. Ezechiel Ez 33 35 12 Et scies quia ego Dominus audivi universa opprobria tua, quæ locutus es de montibus Israel, dicens: Deserti, nobis ad devorandum dati sunt. Und du sollst erkennen, dass ich, der Herr, alle deine Lästerungen gehört habe, die du wider die Berge Israels ausgesprochen, da du sagtest: Verwüstet sind sie und uns zum Verschlingen hingegeben!¹² Ezechiel Ez 33 35 12 12 Nach der Meinung der Heiden war die Macht des Gottes, der ein Volk verehrte, aufs innigste mit dem Schicksal des letzteren verbunden. Ist das Land Israel verwüstet, so hat Jahve nach Edoms Meinung es nicht schützen können. Ezechiel Ez 33 35 13 Et insurrexistis super me ore vestro, et derogastis adversum me verba vestra: ego audivi. Auch habt ihr euch wider mich mit euerm Mund aufgelehnt und habt verächtlich wider mich gesprochen,¹³ ich habe es vernommen.¹⁴ Ezechiel Ez 33 35 13 13 Hebr.: Auch habt ihr wider mich großgetan mit eurem Maul und wider mich einen Schwall von Worten geführt. Ezechiel Ez 33 35 13 14 Gott sieht und weiß zwar alles; wird diese Tatsache aber besonders erwähnt, so geschieht es, um anzudeuten, dass Gott auf ganz besondere Weise jemanden belohnen und bestrafen will. Ezechiel Ez 33 35 14 Hæc dicit Dominus Deus: Lætante universa terra, in solitudinem te redigam. So spricht der Herr, Gott: Zur Freude der ganzen Erde werde ich aus dir eine Wüste machen.¹⁵ Ezechiel Ez 33 35 14 15 Wie du dich über das Unglück anderer gefreut, so soll die ganze Erde über deinen Untergang, des Sitzes der größten Ruchlosigkeit, sich freuen. Niemand wird mit dir Mitleid haben. Ezechiel Ez 33 35 15 Sicuti gavisus es super hereditatem domus Israel, eo quod fuerit dissipata, sic faciam tibi: dissipatus eris mons Seir, et Idumæa omnis: et scient quia ego Dominus. Wie du dich freutest über das Erbe des Hauses Israel, weil es verödet war, so werde ich auch dir tun;¹⁶ du wirst verödet werden, Gebirge Seir und du ganz Idumäa! und sie sollen erkennen, dass ich der Herr bin. Ezechiel Ez 33 35 15 16 Strafe der Wiedervergeltung. Ezechiel Ez 33 35 2 Fili hominis pone faciem tuam adversum montem Seir, et prophetabis de eo, et dices illi: Menschensohn! richte dein Angesicht gegen das Gebirge Seir² und weissage über dasselbe und sprich zu ihm: Ezechiel Ez 33 35 2 2 Das Gebirge Seir ist zunächst die gebirgige Gegend zwischen dem toten Meer und dem älanitischen Meerbusen, dann allgemein das Gebiet von Edom. Ezechiel Ez 33 35 3 Hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego ad te mons Seir, et extendam manum meam super te, et dabo te desolatum atque desertum. Also spricht der Herr, Gott! Siehe, ich will an dich, Gebirge Seir! ich werde meine Hand wider dich ausstrecken³ und werde dich zur Wüstenei und Einöde machen. Ezechiel Ez 33 35 3 3 Die Hand wider Jemanden ausstrecken ist: schweres Gericht über jemanden halten, wie solches Gottes Allmacht vermag. Hier ist es von der Vernichtung gesagt. Ezechiel Ez 33 35 4 Urbes tuas demoliar, et tu desertus eris: et scies quia ego Dominus. Deine Städte werde ich zerstören und du sollst wüste werden⁴ und erkennen, dass ich der Herr bin. Ezechiel Ez 33 35 4 4 Sie sollen nicht allein das verlieren, was sie ungerechterweise besetzt, sondern in der Verwüstung ihres eigenen Landes Gott als Rächer erkennen. Ezechiel Ez 33 35 5 Eo quod fueris inimicus sempiternus, et concluseris filios Israel in manus gladii in tempore afflictionis eorum, in tempore iniquitatis extremæ. Weil du beständig Feindschaft übtest⁵ und die Söhne Israels dem Arme des Schwertes überliefertest zur Zeit ihrer Bedrängnis, zur Zeit, da ihre Verschuldung aufs äußerste gestiegen war.⁶ Ezechiel Ez 33 35 5 5 Schon zur Zeit Moses [Num 20,21; Ri 11,17]. Vergl. [Am 1,11]. Ezechiel Ez 33 35 5 6 Diesem Hass hatten sie insbesondere bei der Zerstörung Jerusalems Ausdruck gegeben, die hier deshalb die Zeit der höchsten Verschuldung heißt. Die Edomiter hatten die flüchtigen, ihnen blutsverwandten Juden getötet. Ezechiel Ez 33 35 6 Propterea vivo ego, dicit Dominus Deus: quoniam sanguini tradam te, et sanguis te persequetur: et cum sanguinem oderis, sanguis persequetur te. Darum will ich, so wahr ich lebe! spricht der Herr, Gott, dich dem Blutvergießen überliefern und Blut soll dich verfolgen; ja, da du das Blut gehasst, soll das Blut⁷ dich verfolgen. Ezechiel Ez 33 35 6 7 Die Wiederholung Dam, Blut, spielt auf den Namen Edom an. Ezechiel Ez 33 35 7 Et dabo montem Seir desolatum atque desertum: et auferam de eo euntem, et redeuntem. Ich werde das Gebirge Seir zur Wüstenei und Einöde machen und daraus hinwegschaffen den Hinkommenden und Wegziehenden. Ezechiel Ez 33 35 8 Et implebo montes ejus occisorum suorum: in collibus tuis, et in vallibus tuis, atque in torrentibus interfecti gladio cadent. Ich werde seine Berge mit seinen Erschlagenen bedecken und auf deinen Hügeln, in deinen Tälern und an den Bächen sollen durch das Schwert Erschlagene fallen. Ezechiel Ez 33 35 9 In solitudines sempiternas tradam te, et civitates tuæ non habitabuntur: et scietis quia ego Dominus Deus. Zu ewiger Einöde werde ich dich machen und deine Städte sollen nicht mehr bewohnt werden und ihr sollt erkennen, dass ich der Herr, Gott bin.⁸ Ezechiel Ez 33 35 9 8 Sie wollten den Herrn nicht als Beschützer seines Volkes und seines Landes anerkennen und seine und seines Volkes Rechte nicht beachten, deshalb sollen sie ihn als Rächer erkennen. Ezechiel Ez 33 0 1 b. Wiederherstellung Israels. (V. 15) c. Israel wird zurückkehren, nicht seiner Verdienste halber, sondern Gottes Ehre wegen. Ezechiel Ez 33 36 1 Tu autem fili hominis propheta super montes Israel, et dices: Montes Israel audite verbum Domini. Du aber, Menschensohn! weissage über die Berge Israels und sprich: Berge Israels, hört das Wort des Herrn! Ezechiel Ez 33 36 10 Et multiplicabo in vobis homines, omnemque domum Israel: et habitabuntur civitates, et ruinosa instaurabuntur. Ich werde die Menschen auf euch zahlreich machen und das ganze Haus Israel und die Städte sollen bewohnt und das Verfallene wieder aufgebaut werden. Ezechiel Ez 33 36 11 Et replebo vos hominibus, et jumentis: et multiplicabuntur, et crescent: et habitare vos faciam sicut a principio, bonisque donabo majoribus, quam habuistis ab initio: et scietis quia ego Dominus. Ich werde euch mit Menschen und Vieh anfüllen, sie sollen sich mehren und wachsen, ich will euch bewohnt sein lassen wie im Anbeginn, ja mit größeren Gütern euch beschenken, als ihr in der Vorzeit gehabt,¹⁰ und ihr sollt erkennen, dass ich der Herr bin. Ezechiel Ez 33 36 11 10 Die neuen Gaben sollen an Fülle und Vortrefflichkeit die Vorzeit übertreffen, und wie sie in Wahrheit größer sind, soll daraus hervorgehen, dass Gott ein neues Bündnis schließt, das nie gelöst wird, dass ein Volk nicht mehr zum Spott der Völker werden soll. Ezechiel Ez 33 36 12 Et adducam super vos homines populum meum Israel, et hereditate possidebunt te: et eris eis in hereditatem, et non addes ultra ut absque eis sis. Ich werde Menschen, mein Volk Israel, auf euch herführen¹¹ und sie sollen dich als Erbe in Besitz nehmen, du sollst ihr Erbteil sein und du wirst ihrer fortan nicht mehr beraubt werden.¹² Ezechiel Ez 33 36 12 11 Das Land soll bevölkert werden. Ezechiel Ez 33 36 12 12 Deine Einwohner sollen nicht vernichtet werden. Ezechiel Ez 33 36 13 Hæc dicit Dominus Deus: Pro eo quod dicunt de vobis: Devoratrix hominum es, et suffocans gentem tuam: Also spricht der Herr, Gott: Dafür, dass sie von euch sagen: Du verschlingst die Menschen und vernichtest dein Volk,¹³ Ezechiel Ez 33 36 13 13 Hebr.: und machst dein eigenes Volk verwaist. Vergl. [Num 13,33]. Da ansteckende Krankheit, Hungersnot und andere Heimsuchungen die Israeliten in ihrem eigenen Vaterlande trafen, machten die Heiden diesen zum Vorwurfe, sie seien von ihrem eigenen Lande vernichtet worden die Erde trägt es gleichsam mit Unwillen, dass sie durch die Frevel der Menschen befleckt wird, und tötet diese um derselben willen. Ezechiel Ez 33 36 14 Propterea homines non comedes amplius, et gentem tuam non necabis ultra, ait Dominus Deus: darum sollst du fortan nicht mehr Menschen verschlingen und dein Volk nicht ferner töten,¹⁴ spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 36 14 14 Hebr.: Verwaist machen. Ezechiel Ez 33 36 15 Nec auditam faciam in te amplius confusionem gentium, et opprobrium populorum nequaquam portabis, et gentem tuam non amittes amplius, ait Dominus Deus. Ich will dich fortan nicht mehr den Hohn der Heiden hören lassen, das Schmähen der Völker sollst du nicht mehr tragen müssen noch sollst du dein Volk fortan verlieren,¹⁵ spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 36 15 15 Die Ursachen für alles dies werden aufhören, Bosheit und Frevel. Alle Verheißungen von Segen, Blüte, Ehre sind nach dem im Alten Bunde herrschenden Wechselverhältnisse ebenso viele Anzeichen und Zusicherungen, dass das Volk des Neuen Bundes gottesfürchtig und heilig sein wird. Hebr.: Nicht mehr verwaist machen. Diese Verheißungen sind gleichsam anfangsweise bei der Rückkehr aus Babylon in Erfüllung gegangen., doch werden sie so gegeben, dass sie an sich die Zeit der Wiederherstellung beschreiben, mithin da ihre Erfüllung finden, wo die vollkommene Wiederherstellung statthat, zur messianischen Zeit und bei denen, welche wahrhaft das Gottesvolk bilden. Wohl wären die Juden dieser Verheißungen gleichfalls teilhaftig geworden, doch sie selbst waren Ursache, dass sie an der Erfüllung nicht Anteil nahmen. [Jer 18,9.10] Ezechiel Ez 33 36 16 Et factum est verbum Domini ad me, dicens: Und es erging das Wort des Herrn an mich also:¹⁶ Ezechiel Ez 33 36 16 16 Gott zeigt nun dadurch, dass er auf die Ursache der Züchtigung hinweist, dass nur Gottseligkeit und Heiligkeit die Schmach vom Volke hinwegnehmen. Ezechiel Ez 33 36 17 Fili hominis domus Israel habitaverunt in humo sua, et polluerunt eam in viis suis, et in studiis suis juxta immunditiam menstruatæ facta est via eorum coram me. Menschensohn! als das Haus Israel in seinem Lande wohnte, verunreinigten sie es durch ihren Wandel und ihre Gesinnung,¹⁷ so dass ihr Wandel vor mir wie die Unreinigkeit eines blutflüssigen Weibes¹⁸ ward. Ezechiel Ez 33 36 17 17 Dies ist der Grund, weshalb das Land die Gottlosen verschlingt, verwaist macht, gleichsam zürnend über den Missbrauch, dem es dienen muss. Ezechiel Ez 33 36 17 18 Diese ist an sich widerwärtig und galt im Gesetze für eine so schwere Unreinheit, dass alles, was ein solches Weib berührte, als befleckt anzusehen war. Ezechiel Ez 33 36 18 Et effudi indignationem meam super eos pro sanguine, quem fuderunt super terram, et in idolis suis polluerunt eam. Da schüttete ich meinen Zorn über sie aus wegen des Blutes, welches sie über das Land hin vergossen, und weil sie es durch ihre Götzenbilder befleckt hatten.¹⁹ Ezechiel Ez 33 36 18 19 Die beiden schlimmsten Sünden gegen die Menschen und gegen Gott werden genannt: ungerechtes Blutvergießen, das der Gerechtigkeit am schlimmsten widerspricht, und Götzendienst, der dem Bunde mit Gott schnurstracks entgegengesetzt ist. Vergl. [Ez 22,3]. Ezechiel Ez 33 36 19 Et dispersi eos in gentes, et ventilati sunt in terras: juxta vias eorum, et adinventiones eorum judicavi eos. Und ich zerstreute sie unter die Völker und worfelte sie hinaus in die Länder, nach ihrem Wandel und ihren Anschlägen richtete ich sie. Ezechiel Ez 33 36 2 Hæc dicit Dominus Deus: Eo quod dixerit inimicus de vobis: Euge, altitudines sempiternæ in hereditatem datæ sunt nobis: So spricht der Herr, Gott: Weil der Feind über euch gerufen hat: Ha, die ewigen Höhen¹ sind uns als Erbbesitz eigen geworden! Ezechiel Ez 33 36 2 1 Vielleicht liegt in dem Ausdruck ewige Höhen ein Spott über die Verheißungen eines ewigen Bündnisses, durch welche der Herr das Volk Israel zu seinem Volke gemacht. Ezechiel Ez 33 36 20 Et ingressi sunt ad gentes, ad quas introierunt, et polluerunt nomen sanctum meum, cum diceretur de eis: Populus Domini iste est, et de terra ejus egressi sunt. Und sie kamen unter die Heiden, doch unter denen, zu welchen sie kamen, entweihten sie meinen heiligen Namen, da man von ihnen sagte: Dies ist das Volk des Herrn und doch haben sie aus seinem Lande wegziehen müssen!²⁰ [Jes 52,5; Röm 2,24] Ezechiel Ez 33 36 20 20 Wohin die Weggeführten und Zerstreuten nur kamen, boten sie den Heiden Gelegenheit, Gottes Namen zu lästern: Sie sind das Volk Jahves und sie haben dennoch das Land Jahves verlassen müssen; er hat sie nicht schützen können, obwohl er doch allmächtig sein soll. Ihre Sünden, um deretwillen sie aus dem gelobten Lande vertrieben sind, häufen so noch weiter Schmach auf Gott den Herrn. Ezechiel Ez 33 36 21 Et peperci nomini sancto meo, quod polluerat domus Israel in gentibus, ad quas ingressi sunt. Aber ich will meinen heiligen Namen hochhalten,²¹ welchen das Haus Israel unter den Völkern, zu denen sie gekommen sind, entweiht hat. Ezechiel Ez 33 36 21 21 Hebr.: Da tat es mir leid um meines heiligen Namens willen. Die Rücksicht auf diesen bewegt Gott. Gottes Ehre ist ein so hohes Gut, dass er es notwendig begehren und fordern muss, deshalb heißt es auch, dass er über deren Schmälerung gleichsam Trauer und Schmerz empfindet. Ezechiel Ez 33 36 22 Idcirco dices domui Israel: Hæc dicit Dominus Deus: Non propter vos ego faciam, domus Israel, sed propter nomen sanctum meum, quod polluistis in gentibus, ad quas intrastis. Darum sprich zum Hause Israel: So spricht der Herr, Gott: Nicht um euretwillen, Haus Israel! tue ich es, sondern um meines heiligen Namens willen, den ihr entweiht habt unter den Heiden, zu denen ihr gekommen seid. Ezechiel Ez 33 36 23 Et sanctificabo nomen meum magnum, quod pollutum est inter gentes, quod polluistis in medio earum: ut sciant gentes quia ego Dominus, ait Dominus exercituum, cum sanctificatus fuero in vobis coram eis: Ich werde meinen großen Namen heiligen, der unter den Völkern entweiht ist, den ihr unter ihnen entweiht habt, damit die Völker erkennen, dass ich der Herr bin, spricht der Herr der Heerscharen, wenn ich mich an euch vor ihnen heilig erweise.²² Ezechiel Ez 33 36 23 22 Was Isaias schon mit großem Nachdrucke betont hatte, dass die Erlösung nicht wegen der Verdienste des Volkes statthatte, sondern einzig um Gottes Ehre und Lob und Treue allen klar zu zeigen, das stellt auch Ezechiel klar vor Augen. Die Erlösung ist eine ohne Verdienst gewährte Wohltat. Gott macht seinen Namen ruhmreich, wenn er den Heiden seine Macht zeigt, indem er ausführt, was durch so viele Prophezeiungen vorausgesagt ist. Er erweist sich auch so heilig an seinem Volke, weil er seiner Heiligkeit gemäß, die an seinem Volke widerstrahlen soll, sein Reich und seine Herrschaft wiederherstellt. Gottes Herrschaft aber bringt wahre Heiligkeit auf die Erde, also zeigt Gott sich als heilig, d.i. wird geheiligt, wenn er sein Reich aufrichtet. Dann werden auch die Heiden durch die Erfahrung lernen, dass er Jahve ist, derjenige nämlich, der vollbringt, was er will, der höchste, unendlich vollkommene Herr. Ezechiel Ez 33 36 24 Tollam quippe vos de gentibus, et congregabo vos de universis terris, et adducam vos in terram vestram. Denn ich werde euch aus den Völkern wegnehmen und euch sammeln aus allen Ländern und euch in euer Land führen.²³ Ezechiel Ez 33 36 24 23 Dann muss der Spott der Heiden schweigen und damit wird auch die Gottes Ehre angetane Unbill gehoben. Doch damit nicht genug. Die Wiederherstellung muss vor allem das beseitigen und wegnehmen, was Ursprung und Ursache des Verderbens gewesen, die V. 17 19 gerügten Freveltaten. Die Wiederherstellung ist also eine geistige. Ezechiel Ez 33 36 25 Et effundam super vos aquam mundam, et mundabimini ab omnibus inquinamentis vestris, et ab universis idolis vestris mundabo vos. Und ich werde reines Wasser über euch ausgießen, dass ihr von allen euern Befleckungen gereinigt werdet, und von allen euern Götzenbildern werde ich euch reinigen.²⁴ Ezechiel Ez 33 36 25 24 Die Redeweise ist den gesetzlichen Zeremonien und Riten entlehnt. Vergl. [Num 19,17-19; Ps 50,4-9]. Doch diese Ausgießung bewirkt nicht nur eine levitische Reinigung, sondern eine Reinigung des Herzens und verleiht neues Leben von Gott. Ezechiel Ez 33 36 26 Et dabo vobis cor novum, et spiritum novum ponam in medio vestri: et auferam cor lapideum de carne vestra, et dabo vobis cor carneum. Ich werde euch ein neues Herz²⁵ geben und einen neuen Geist in euer Inneres einführen, ich werde das Herz von Stein aus euerm Leibe nehmen und euch ein Herz von Fleisch geben. [Ez 11,19] Ezechiel Ez 33 36 26 25 Im Gegensatz zu V. 17 ein reines, heiliges Herz und einen anderen Geist als den früheren. Statt des harten Herzens, das sich nicht erweichen, nicht zum Gehorsam bewegen lässt, sondern hartnäckig allen Mahnungen widersteht, wird er ein weiches, lenksames Herz geben, das leicht und gern Gottes Eingebungen aufnimmt. Ezechiel Ez 33 36 27 Et spiritum meum ponam in medio vestri: et faciam ut in præceptis meis ambuletis, et judicia mea custodiatis, et operemini. Ich werde meinen Geist in euer Inneres geben²⁶ und machen, dass ihr nach meinen Geboten wandelt, meine Rechte beobachtet und sie übt.²⁷ Ezechiel Ez 33 36 27 26 Gott selbst wird seinen Geist in ihr Herz geben gleichsam als neues Lebensprinzip, das heiligt und Gottes würdiges Fühlen und Denken eingibt. Das Wasser V. 25 weist auf die Taufe, hier wird der Geist Gottes hinzugefügt, der sich den Herzen mitteilt und sie erneuert und zu neuem Leben erhebt, damit vollendet werde die Wiedergeburt aus Wasser und dem heiligen Geiste. Auch der doppelte Erfolg der Rechtfertigung im Menschen wird angedeutet: Nachlass der Sünden (V. 25) und Eingießung der Gnade. (V. 26, V. 27) Das neue Herz und der neue Geist sind die Gabe der erschaffenen Gnade, der Geist Gottes hingegen die Einwohnung des Heiligen Geistes, welche auf die Gabe der geschaffenen Gnade folgt und sie zur Vollendung bringt. Vergleichen wir diese Stelle mit [Ps 50,21], so ist leicht zu erkennen, wie gerecht der Tadel des Herrn gegen Nikodemus war, der von der Wiedergeburt aus dem Geiste Gottes nichts in der Schrift gefunden. [Joh 3,10] Ezechiel Ez 33 36 27 27 Der Geist Gottes leitet zu aller Heiligkeit an und gibt die Kraft, sie im Werke zu üben. Das Gleiche bezeugt Paulus [Röm 8,4]. Ezechiel Ez 33 36 28 Et habitabitis in terra, quam dedi patribus vestris: et eritis mihi in populum, et ego ero vobis in Deum. Dann sollt ihr im Lande wohnen, das ich euern Vätern gegeben habe, und sollt mein Volk sein und ich werde euer Gott sein!²⁸ Ezechiel Ez 33 36 28 28 Es werden die innigsten Beziehungen zwischen dem Volke und Gott eintreten. Das Volk wird nur für Gott und seine Ehre leben, Gott aber wird mit wahrhaft göttlicher Freigebigkeit sich als seinen Beschützer erweisen. Ezechiel Ez 33 36 29 Et salvabo vos ex universis inquinamentis vestris: et vocabo frumentum, et multiplicabo illud, et non imponam vobis famem. Ich werde euch von allen euern Unreinigkeiten befreien,²⁹ ich werde dem Getreide entbieten und es mehren und keine Hungersnot über euch verhängen. Ezechiel Ez 33 36 29 29 Dies ist die erste Wohltat, welche Gott gewährt, und die höchste, dass er sein Volk von den Flecken der Sünde befreit, sich so als Vater und Hirt erweisend. Hierdurch ist wieder der geistige Charakter der Wiederherstellung hervorgehoben. Ezechiel Ez 33 36 3 Propterea vaticinare, et dic: Hæc dicit Dominus Deus: Pro eo quod desolati estis, et conculcati per circuitum, et facti in hereditatem reliquis gentibus, et ascendistis super labium linguæ, et opprobrium populi: darum weissage und sprich: So spricht der Herr, Gott: Dafür, dass ihr verwüstet und ringsum niedergetreten und zum Erbe den noch übrigen Völkern geworden seid² und die Völker euch im Munde führen zu eurer Schmach, Ezechiel Ez 33 36 3 2 Auch die benachbarten Völker waren von den Chaldäern bedrängt und geschwächt worden. Ezechiel Ez 33 36 30 Et multiplicabo fructum ligni, et genimina agri, ut non portetis ultra opprobrium famis in gentibus. Ich werde die Frucht der Bäume und das Erträgnis des Feldes reichlich machen, dass ihr nicht mehr um des Hungers willen Spott erdulden müsst unter den Völkern.³⁰ Ezechiel Ez 33 36 30 30 Von Sünden frei, werden sie dann die Güter der Erde genießen und nicht mehr wegen Mangels und Not dem Spotte der Heiden ausgesetzt sein. Ezechiel Ez 33 36 31 Et recordabimini viarum vestrarum pessimarum, studiorumque non bonorum: et displicebunt vobis iniquitates vestræ, et scelera vestra. Dann werdet ihr eures schlimmen Wandels und eurer nicht guten Taten gedenken und es werden euch eure Verschuldungen und eure Frevel missfallen.³¹ Ezechiel Ez 33 36 31 31 Diese Stimmung des Herzens und diese Bußgesinnung wird [Ez 20,43] und [Jes 64,6; Jer 3,23] u.a. gleichfalls gefordert. Auch Moses mahnte zu derselben [Dtn 9,7]. Hebr.: und werdet Ekel empfinden vor euch selbst wegen eurer Verschuldungen und eurer Abscheulichkeiten. Ezechiel Ez 33 36 32 Non propter vos ego faciam, ait Dominus Deus, notum sit vobis: confundimini, et erubescite super viis vestris, domus Israel. Nicht um euretwillen tue ich es, spricht der Herr, Gott, dies sei euch kund;³² schämet euch und errötet über euren Wandel, Haus Israel! Ezechiel Ez 33 36 32 32 Präget es eurem Herzen tief ein! Ezechiel Ez 33 36 33 Hæc dicit Dominus Deus: In die, qua mundavero vos ex omnibus iniquitatibus vestris, et inhabitari fecero urbes, et instauravero ruinosa, So spricht der Herr, Gott: An dem Tage, da ich euch von allen euren Verschuldungen reinige und die Städte bewohnt mache und das Verfallene wiederherstelle Ezechiel Ez 33 36 34 Et terra deserta fuerit exculta, quæ quondam erat desolata in oculis omnis viatoris, und das verödete Land, das³³ ehedem wüste lag vor den Augen jeglichen Wanderers, wieder bebaut wird, Ezechiel Ez 33 36 34 33 Hebr.: Statt dass es öde gewesen. Ezechiel Ez 33 36 35 Dicent: Terra illa inculta, facta est ut hortus voluptatis: et civitates desertæ, et destitutæ atque suffossæ, munitæ sederunt. wird man sagen: Dieses Land, das unbebaut war, ist wie der Garten der Wonne³⁴ geworden und die ehedem verödeten, verlassenen und zerstörten Städte stehen nun wohlgefestigt da. Ezechiel Ez 33 36 35 34 Hebr. Eden.: Wie der Garten des Paradieses. Dieser ist das Bild der höchsten Anmut. Ezechiel Ez 33 36 36 Et scient gentes quæcumque derelictæ fuerint in circuitu vestro, quia ego Dominus ædificavi dissipata, plantavique inculta, ego Dominus locutus sim, et fecerim. Dann³⁵ werden die Völker, soviel ihrer rings um euch übrig sind, erkennen, dass ich, der Herr, das Zerstörte wieder aufgebaut, das Unbebaute wieder angepflanzt habe; ich, der Herr, habe es geredet und vollbracht!³⁶ Ezechiel Ez 33 36 36 35 Nach dem Kap. 25 29 über sie verkündeten Strafgerichte. Ezechiel Ez 33 36 36 36 Besser: Und vollbringe es. Ezechiel Ez 33 36 37 Hæc dicit Dominus Deus: Adhuc in hoc invenient me domus Israel, ut faciam eis: Multiplicabo eos sicut gregem hominum, So spricht der Herr, Gott: Auch das will ich tun und auch darin soll das Haus Israel mich gnädig finden: Ich will sie zahlreich machen³⁷ wie eine Herde³⁸ von Menschen, Ezechiel Ez 33 36 37 37 Viele Juden waren im Kriege umgekommen, wenige in Palästina zurückgeblieben und die Zahl der Weggeführten war gleichfalls keine beträchtliche: Nabuchodonosor hatte 4600 weggeführt. [Jer 52,28-32] leicht konnte deshalb den Juden das Bedenken kommen: Können so wenige eine Wiederherstellung bewirken, die selbst den Heiden Anlass wird, Gott zu loben? Deshalb verspricht Gott, das Volk zu vermehren. Ezechiel Ez 33 36 37 38 Der Vergleich soll eine schnelle Vermehrung in kurzer Zeit veranschaulichen. Ezechiel Ez 33 36 38 Ut gregem sanctum, ut gregem Jerusalem in solemnitatibus ejus: Sic erunt civitates desertæ, plenæ gregibus hominum: et scient quia ego Dominus. wie eine geweihte Herde, wie die Herde in Jerusalem an dessen hohen Festen,³⁹ so sollen die verödeten Städte voll werden von Menschenherden, und sie sollen erkennen, dass ich der Herr bin. Ezechiel Ez 33 36 38 39 Wie Jerusalem zu den drei Festzeiten des Jahres mit Schafherden, die zum Opfer bestimmt sind, angefüllt ist, vergl. z.B. [2Chr 35,7-9], so werden die Städte voll sein. Diese Vermehrung es theokratischen Volkes wird besonders von der Zeit des Messias vorausgesagt. Vergl. [Jes 66,8; Jer 3,16; Jer 30,19; Jer 33,22; Hos 1,10; Mi 2,12]. Ezechiel Ez 33 36 4 Propterea montes Israel audite verbum Domini Dei: Hæc dicit Dominus Deus montibus, et collibus, torrentibus, vallibusque, et desertis parietinis et urbibus derelictis, quæ depopulatæ sunt, et subsannatæ a reliquis gentibus per circuitum. deswegen, Berge Israels, höret das Wort Gottes, des Herrn! So spricht der Herr, Gott, zu den Bergen und Hügeln, zu den Bächen und Tälern, zu den wüsten verfallenen Mauern und verlassenen Städten, die verwüstet und zum Spotte geworden sind für die übrigen Völker ringsum.³ Ezechiel Ez 33 36 4 3 Hebr.: Die zum Raube und zum Hohne geworden sind dem Überreste der Völker ringsum. Dies entspricht dem doppelten Vorwurfe. V. 3. Ezechiel Ez 33 36 5 Propterea hæc dicit Dominus Deus: Quoniam in igne zeli mei locutus sum de reliquis gentibus, et de Idumæa universa, quæ dederunt terram meam sibi in hereditatem cum gaudio, et toto corde, et ex animo: et ejecerunt eam ut vastarent: So spricht deshalb der Herr, Gott: In meinem Feuereifer habe ich wider die noch übrigen Völker und wider ganz Idumäa gesprochen, die sich mein Land mit Aufjauchzen ihres ganzen Herzens und aus ganzer Seele⁴ als Erbe zugeeignet und es ausgeplündert haben, dass es zur Wüstenei ward, Ezechiel Ez 33 36 5 4 Hebr.: Mit wahrer Herzensfreude, mit Verachtung ihrer Seele. Die Edomiter vertrieben die noch ansässigen Israeliten. Ezechiel Ez 33 36 6 Idcirco vaticinare super humum Israel, et dices montibus, et collibus, jugis, et vallibus: Hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego in zelo meo, et in furore meo locutus sum, eo quod confusionem gentium sustinueritis. deshalb weissage über das Land Israel und sprich zu den Bergen und Hügeln, zu den Höhen⁵ und Tälern: So spricht der Herr, Gott: Sehet, in meinem Eifer und in meinem Grimme habe ich gesprochen, denn ihr habt die Schmach der Völker erdulden müssen. Ezechiel Ez 33 36 6 5 Richtiger: Tiefgründen. Ezechiel Ez 33 36 7 Idcirco hæc dicit Dominus Deus: Ego levavi manum meam ut gentes, quæ in circuitu vestro sunt, ipsæ confusionem suam portent. Ja, darum spricht so der Herr, Gott: Ich habe meine Hand erhoben,⁶ die Völker, welche rings um euch her sind, sollen ihre Schmach selbst tragen. Ezechiel Ez 33 36 7 6 Ich habe geschworen. Ezechiel Ez 33 36 8 Vos autem montes Israel ramos vestros germinetis, et fructum vestrum afferatis populo meo Israel: prope enim est ut veniat: Ihr aber, Berge Israels! sollt eure Zweige hervorsprossen lassen und ihr sollt eure Frucht tragen für mein Volk Israel, denn nahe⁷ ist die Zeit, dass es heimkehrt! Ezechiel Ez 33 36 8 7 Es vergingen zwar noch fünfzig Jahre, bis Cyrus die Heimkehr gestattete, doch, sind diese auch eine lange Zeit für den einzelnen, so nicht gleicherweise für das Volk. Zudem vergl. über der prophetische Nahe [Jes 14,1]. Ezechiel Ez 33 36 9 Quia ecce ego ad vos, et convertar ad vos, et arabimini, et accipietis sementem. Denn sehet, ich werde zu euch kommen⁸ und mich wieder zu euch wenden, ihr sollt bepflügt werden und sollt Samenkorn erhalten!⁹ Ezechiel Ez 33 36 9 8 Anders die gleiche Redeweise [Ez 5,18] und [Ez 13,8]. Ezechiel Ez 33 36 9 9 Gottes Segen erscheint in der höchsten Fruchtbarkeit, der großen Zahl der Bevölkerung, der Wiederherstellung des Verfallenen, der Fülle göttlicher Gaben. Ezechiel Ez 33 0 1 d. Das bereits verstorbene Volk wird zum Leben zurückgerufen. (V. 14) e. Das neue theokratische Volk. Ezechiel Ez 33 37 1 Facta est super me manus Domini, et eduxit me in spiritu Domini: et dimisit me in medio campi, qui erat plenus ossibus: Die Hand des Herrn kam über mich und führte mich hinaus im Geiste des Herrn¹ und ließ mich nieder inmitten eines Feldes, das voll von Gebeinen war. Ezechiel Ez 33 37 1 1 Hebr.: Und Jahve führte mich hinaus im Geiste. Nicht körperlich ward ich versetzt, sondern das Folgende ward mir im Gesichte Gezeigt. Es war mir, als ob ich hinausging auf ein Feld usw. Ezechiel Ez 33 37 10 Et prophetavi sicut præceperat mihi: et ingressus est in ea spiritus, et vixerunt: steteruntque super pedes suos exercitus grandis nimis valde. Als ich nun weissagte, wie er mir geboten hatte, kam der Geist in sie,⁹ sie erhielten Leben und stellten sich auf ihre Füße, eine große, sehr mächtige Heerschar. Ezechiel Ez 33 37 10 9 In der Weise, wie es der Prophet im Namen Gottes befohlen. Ezechiel Ez 33 37 11 Et dixit ad me: Fili hominis, ossa hæc universa, domus Israel est: ipsi dicunt: Aruerunt ossa nostra, et periit spes nostra, et abscissi sumus. Da sprach er zu mir: Menschensohn! alle diese Gebeine sind das Haus Israel, sie sprechen: Unsere Gebeine sind verdorrt und unsere Hoffnung ist geschwunden, wir sind weggeworfen.¹⁰ Ezechiel Ez 33 37 11 10 Das Reih ist vernichtet, die Weggeführten aller Kraft entblößt und aller Hoffnung beraubt. Deshalb sind die Gebeine von Getöteten genannt. Wie aber die Gebeine nur durch Gottes Hauch neues Leben erlangen, so können die Hebräer aus der babylonischen Knechtschaft nur durch Gottes Eingreifen befreit und in ihr Vaterland zurückgeführt werden. Ezechiel Ez 33 37 12 Propterea vaticinare, et dices ad eos: Hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego aperiam tumulos vestros, et educam vos de sepulcris vestris populus meus: et inducam vos in terram Israel. Darum weissage und sprich zu ihnen: So spricht der Herr, Gott: Siehe, ich werde eure Gräber öffnen¹¹ und euch, die ihr mein Volk seid, aus euern Gräbern herausführen und in das Land Israel geleiten. Ezechiel Ez 33 37 12 11 Während im Bild die Gebeine unbeerdigt wie auf einem Schlachtfelde zur Schau lagen, ist in der Anwendung auf die Glieder des Volkes von Gräbern die Rede, weil in der Regel die Volksgenossen begraben wurden. Das Volk soll von Gott aus dem Grab seiner Schmach und Bedrückung und drohenden Vernichtung befreit und mit neuer Kraft erfüllt werden. Ezechiel Ez 33 37 13 Et scietis quia ego Dominus, cum aperuero sepulcra vestra, et eduxero vos de tumulis vestris popule meus: Und ihr sollt erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich eure Gräber öffne und euch, mein Volk! aus euern Grüften herausführe, Ezechiel Ez 33 37 14 Et dedero spiritum meum in vobis, et vixeritis, et requiescere vos faciam super humum vestram: et scietis quia ego Dominus locutus sum, et feci, ait Dominus Deus. und euch meinen Geist gebe,¹² dass ihr lebet, und ich werde euch Ruhe gewähren in euerm Lande, damit ihr erfahret, dass ich, der Herr, geredet und es vollbracht habe, spricht der Herr, Gott.¹³ Ezechiel Ez 33 37 14 12 Sie werden zum Leben zurückgerufen, indem Gott ihnen seinen Geist gibt. Da nun der Geist Gottes die Heiligkeit selber ist und die Herzen der Menschen nur zu heiligen und erhabenen Dingen antreiben kann, wird auch dadurch wieder die geistige Natur der Wiederherstellung erklärt. Bereits [Ez 36,26.27] und [Ez 11,19] hat der Seher gesagt, was Gottes Geist wirken soll. Vers 12, Vers 13 erinnern an [Ez 34,12.15]. Ezechiel Ez 33 37 14 13 Das Bild, welches Gott dem Propheten gezeigt hat, muss als eine Wahrheit gefasst werden, denn wenn auch die Wahrheit dessen, was durch das Bild bedeutet wird, noch keine Wirklichkeit ist, muss doch das Bild eine bestimmte Wahrheit enthalten, der das Vorbedeutende zu entsprechen hat. (Tertull., ähnlich Hieron.) Indirekt folgt also aus dieser Stelle die Auferstehung der Toten. (Clem. Rom., Justin., Iren., Aug., Epiphan, Ambros. u.a.) Der Glaube an diese ist ja auch an anderen Stellen des Alten Testamentes zum Ausdruck gebracht. [1Sam 2,6; Am 9,2; Jes 7,11]. Ebenso [Jes 25,8; Hos 13; Hos 14]. Am klarsten [Jes 26,19]. Ezechiel Ez 33 37 15 Et factus est sermo Domini ad me, dicens: Und es erging an mich das Wort des Herrn, also lautend: Ezechiel Ez 33 37 16 Et tu fili hominis sume tibi lignum unum: et scribe super illud: Judæ, et filiorum Israel sociorum ejus: et tolle lignum alterum, et scribe super illud: Joseph ligno Ephraim, et cunctæ domui Israel, sociorumque ejus. Menschensohn! nimm dir ein Holz und schreibe darauf: Für Juda und die Söhne Israels, die mit ihm sind!¹⁴ Sodann nimm ein anderes Holz und schreibe darauf: Für Joseph,¹⁵ für den Stamm Ephraim,¹⁶ für das ganze Haus Israel und seine Genossen. Ezechiel Ez 33 37 16 14 Die sich an Juda angeschlossen haben: Die Stämme Benjamin und Simeon, der Stamm Levi und viele andere fromme Israeliten. [2Chr 11,13-17; 2Chr 15,9; 2Chr 30,11.18; 2Chr 31,1]. Ezechiel Ez 33 37 16 15 Joseph wird besonders genannt, weil die Stämme Ephraim und Manasse die mächtigsten waren. Ezechiel Ez 33 37 16 16 Vielleicht: Für Joseph, d.i. für den Stamm Ephraim und die anderen Stämme Israel. Die Handlung ist der anderen [Num 17,1ff] ähnlich. Ezechiel Ez 33 37 17 Et adjunge illa, unum ad alterum tibi in lignum unum: et erunt in unionem in manu tua. Und füge sie dann zu einem Holze¹⁷ zusammen, eines zum andern, dass sie in deiner Hand vereinigt seien. Ezechiel Ez 33 37 17 17 Stabe, Zepter. Ezechiel Ez 33 37 18 Cum autem dixerint ad te filii populi tui loquentes: Nonne indicas nobis quid in his tibi velis? Wenn dann die Söhne deines Volkes also zu dir sagen: Willst du uns nicht kundtun, was du damit willst? Ezechiel Ez 33 37 19 Loqueris ad eos: Hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego assumam lignum Joseph, quod est in manu Ephraim, et tribus Israel, quæ sunt ei adjunctæ: et dabo eas pariter cum ligno Juda, et faciam eas in lignum unum: et erunt unum in manu ejus. so sprich zu ihnen: So spricht der Herr, Gott: Sehet, ich nehme das Holz Josephs, das in der Hand Ephraims ist,¹⁸ und die Stämme Israels, die mit ihm verbunden sind, und füge sie zu dem Holze Judas und mache daraus ein Holz, dass sie in seiner Hand eines werden.¹⁹ Ezechiel Ez 33 37 19 18 Die Macht des Stammes Joseph, die in Ephraims Hand ruht. Ephraim war der mächtigste Stamm, aus ihm waren die ersten Könige Israels Jeroboam, Nadab hervorgegangen, sein Name war ganz Israel beigelegt. [Jes 7,2.5.8; Hos 4,17] u.a. Ezechiel Ez 33 37 19 19 Unter dem Hause David sollen alle vereinigt werden. David war ja ein ewiges Königtum verheißen, der Abfall vom Hause David war zugleich ein Abfall von Gott und seiner Verehrung. Damit also das Gottesreich hergestellt ward, mussten die übrigen Israeliten zu dem Reiche Juda zurückgebracht werden. Vergl. [Ez 34,23]. Im Hebräischen steht: In meiner Hand. Gott soll selbst die Einheit herbeiführen. Dasselbe Vulgata: In seiner, nämlich Judas Hand. Das ist ganz passend, weil im Folgenden von dem Könige Judas die Rede ist, durch den dies geschehen soll. Ezechiel Ez 33 37 2 Et circumduxit me per ea in gyro: erant autem multa valde super faciem campi, siccaque vehementer. Und er führte mich an ihnen ringsum vorüber, es waren ihrer aber sehr viele über das Feld hin zerstreut und sie waren ganz dürr.² Ezechiel Ez 33 37 2 2 Fern von jeder Möglichkeit eines Lebensrestes. Ezechiel Ez 33 37 20 Erunt autem ligna, super quæ scripseris in manu tua, in oculis eorum. So sollen die Hölzer, auf welche du geschrieben hast, in deiner Hand vor ihren Augen sein. Ezechiel Ez 33 37 21 Et dices ad eos: Hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego assumam filios Israel de medio nationum, ad quas abierunt: et congregabo eos undique, et adducam eos ad humum suam. Alsdann sprich zu ihnen: So spricht der Herr, Gott: Sehet, ich werde die Kinder Israels aus der Mitte der Völker, zu denen sie gezogen sind, herausholen und sie sammeln von überallher und sie in ihr Land führen.²⁰ Ezechiel Ez 33 37 21 20 Ein schönes Beispiel, wie der beginn oder die Vorbereitung der Wiederherstellung und die messianische Vollendung derselben zusammengefasst und vereinigt werden. V. 21 wird die Rückkehr aus dem Exil vorausgesagt und unmittelbar die messianische Zeit angeschlossen. Denn jener König, dessen Herrschaft sich über alle erstreckt, ist, wie aus V. 24 und aus [Ez 34,23] hervorgeht, kein anderer als der Messias. Wie erhaben das in der Einheit liegende Gut ist, zeigt die wiederholte Erwähnung desselben, dazu sein Ursprung aus Gott und seine Erhaltung durch den Messiaskönig. Wie nur ein Messias und Heiland ist so müssen die, welche sein Heil erlangen wollen, untereinander eine heilige Einheit wahren. Um diese Einheit für die Seinigen hat Christus den Vater gebeten. [Joh 17,21] Wie sehr muss Gott also Uneinigkeit und Spaltungen hassen, die es verhindern, dass eine Herde werde unter einem Hirten und Könige! [Joh 10,16] Wehe jenen, welche die Weissagungen der Propheten und das Gebet Christi ihres Erfolges zu berauben suchen, so viel an ihnen ist, und das eine Volk Gottes in verschiedene Glaubensparteien zu zerspalten suchen! Ezechiel Ez 33 37 22 Et faciam eos in gentem unam in terra in montibus Israel, et rex unus erit omnibus imperans: et non erunt ultra duæ gentes, nec dividentur amplius in duo regna. Ich werde sie zu einem Volke machen im Lande, auf den Bergen Israels, ein König soll über alle herrschen und sie sollen nicht ferner zu zwei Völkern werden und sich nicht mehr in zwei Reiche spalten. [Joh 10,16] Ezechiel Ez 33 37 23 Neque polluentur ultra in idolis suis, et abominationibus suis, et cunctis iniquitatibus suis: et salvos eos faciam de universis sedibus, in quibus peccaverunt, et emundabo eos: et erunt mihi populus, et ego ero eis Deus. Sie sollen sich nicht mehr durch ihre Götzen, ihre Greuel und alle ihre Vergehungen beflecken;²¹ ich werde sie erretten aus allen Orten,²² an denen sie gesündigt haben, und werde sie reinigen und sie sollen mein Volk und ich will ihr Gott sein. Ezechiel Ez 33 37 23 21 Das Mittel, die Einheit zu wahren, ist wahre Frömmigkeit. Lässt diese nach, so droht die Gefahr der Spaltung. Ezechiel Ez 33 37 23 22 Die Sept. übersetzt das Hebr. besser mit Änderung eines Buchstaben: Von allen Sünden, mit denen sie sich befleckt. Ezechiel Ez 33 37 24 Et servus meus David rex super eos, et pastor unus erit omnium eorum: in judiciis meis ambulabunt, et mandata mea custodient, et facient ea. Und mein Diener David²³ soll König über sie sein und es soll ein Hirt über sie alle sein und sie werden nach meinen Rechten handeln und meine Gebote beobachten und erfüllen. [Jes 40,11; Jer 23,5; Ez 34,23; Dan 9,24; Joh 1,45] Ezechiel Ez 33 37 24 23 Das Reich wird erst durch den Messias vollkommen aufgerichtet. Ezechiel Ez 33 37 25 Et habitabunt super terram, quam dedi servo meo Jacob, in qua habitaverunt patres vestri: et habitabunt super eam ipsi, et filii eorum, et filii filiorum eorum, usque in sempiternum: et David servus meus princeps eorum in perpetuum. Und sie sollen in dem Lande wohnen, das ich meinem Diener Jakob gegeben, in dem eure Väter gewohnt haben; sie sollen darin wohnen und ihre Söhne und die Söhne ihrer Söhne bis in Ewigkeit und mein Diener David soll ihr Herrscher sein auf ewig.²⁴ [Ez 36,28] Ezechiel Ez 33 37 25 24 Diese Sicherheit gewährt ihnen die Gottesfurcht. Wem wird diese Verheißung gegeben? Denen, die Gottes Gebote treu erfüllen und sich dem Messiaskönige gehorsam unterwerfen. Hätten die Juden dies getan, so hätten sie die Verheißungen Gottes [Ez 33,11ff] erlangt. Das Land Palästina, in dem das Reich Gottes gleichsam seine ersten Grundlagen gehabt, ist lediglich Typus und Figur des Gottesreiches [Hebr 4,3ff], da die alte Theokratie von engen Grenzen umschlossen war, wie David hier als Typus für Christus gesetzt wird. Ezechiel Ez 33 37 26 Et percutiam illis fdus pacis, pactum sempiternum erit eis: et fundabo eos, et multiplicabo, et dabo sanctificationem meam in medio eorum in perpetuum. Und ich werde einen Friedensbund mit ihnen schließen, ein ewiger Bund soll es für sie sein, und werde sie festigen und mehren und mein Heiligtum in ihre Mitte setzen auf ewig. [Ps 109,4; Ps 116,2; Joh 12,34] Ezechiel Ez 33 37 27 Et erit tabernaculum meum in eis: et ero eis Deus, et ipsi erunt mihi populus. Meine Wohnung soll unter ihnen sein und ich werde ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein.²⁵ Ezechiel Ez 33 37 27 25 Zur Zeit des Messias wird alles dies vollkommen eintreffen, zumal ja der Bund Gottes mit seinem Volke seiner ganzen Natur nach jene abzielt. Ezechiel Ez 33 37 28 Et scient gentes quia ego Dominus sanctificator Israel, cum fuerit sanctificatio mea in medio eorum in perpetuum. So sollen die Völker dann erkennen, dass ich, der Herr, Israel heilige, wenn mein Heiligtum auf immer in ihrer Mitte sein wird.²⁶ Ezechiel Ez 33 37 28 26 Auch die Heiden werden zur Erkenntnis Gottes kommen und Gottes Ehre, das letzte Ziel seiner Werke, die Herrschaft erlangen. Gott wird selbst sein Volk zu aller Heiligkeit leiten. (Wohnung V. 27) Die Völker aber werden, wenn Gott sein Reich gegründet, erkennen, dass er, Jahve, das im Werke vollbracht hat, was er mit Verbürgung seines heiligsten Namens verheißen. Ezechiel Ez 33 37 3 Et dixit ad me: Fili hominis putasne vivent ossa ista? Et dixi: Domine Deus, tu nosti. Da sprach er zu mir: Menschensohn! werden wohl diese Gebeine wieder lebendig werden?³ Ich antwortete: Herr, Gott, du weißt es!⁴ Ezechiel Ez 33 37 3 3 Die Frage soll auf die Unwahrscheinlichkeit hindeuten und zugleich an Gottes Macht erinnern. Ezechiel Ez 33 37 3 4 Menschen scheint dies unmöglich zu sein, doch wer ermisst deine Macht und kennt deinen Willen? Ezechiel Ez 33 37 4 Et dixit ad me: Vaticinare de ossibus istis: et dices eis: Ossa arida audite verbum Domini. Da sprach er zu mir: Weissage über diese Gebeine und sprich zu ihnen: Ihr verdorrten Gebeine, vernehmet das Wort des Herrn!⁵ Ezechiel Ez 33 37 4 5 Gott will die Toten nicht selbst zum Leben erwecken, sondern der Prophet soll bei diesem Wunder der Allmacht sein Werkzeug sein. Entspricht dies im Allgemeinen dem Verhalten Gottes zu den Menschen, so insbesondere der Art, wie der Herr das Volk durch den Propheten auf die Wiederherstellung vorbereiten will. Wie es bei Weissagungen zu geschehen pflegt, wird die Anrede an eben die Dinge gerichtet, über welche die Weissagung ergeht. Diese Form erhöht die Feierlichkeit der Rede, aber zeigt vor allem, dass alles dem Willen Gottes gehorcht und nichts ihm widersteht. Auch was sonst nicht hört, vernimmt die Stimme des Herrn. Vergl. [Röm 4,17]. Ezechiel Ez 33 37 5 Hæc dicit Dominus Deus ossibus his: Ecce ego intromittam in vos spiritum, et vivetis. So spricht der Herr, Gott, zu diesen Gebeinen: Seht, ich will den Geist in euch kommen lassen, dass ihr wieder lebendig werdet! Ezechiel Ez 33 37 6 Et dabo super vos nervos, et succrescere faciam super vos carnes, et superextendam in vobis cutem: et dabo vobis spiritum, et vivetis, et scietis quia ego Dominus. Ich will euch Sehnen geben und Fleisch über euch wachsen lassen und euch mit Haut überziehen und will euch den Geist verleihen, dass ihr lebendig werdet und erkennet, dass ich der Herr bin.⁶ Ezechiel Ez 33 37 6 6 Vers 5 stellt das Ereignis in kurzer Zusammenfassung vor, V. 6 die einzelnen Entwicklungsstufen desselben. Ezechiel Ez 33 37 7 Et prophetavi sicut præceperat mihi: factus est autem sonitus, prophetante me, et ecce commotio: et accesserunt ossa ad ossa, unumquodque ad juncturam suam. Da weissagte ich, wie er mir geboten hatte. Als ich nun weissagte, entstand ein Rauschen⁷ und siehe, es regte sich und Gebein näherte sich zu Gebein, ein jedes zu seinem Gelenke. Ezechiel Ez 33 37 7 7 Ein Geräusch wohl von den Gebeinen, die sich erheben und mit ihrem Leibe vereinigen. Der belebende Geist ist nach Analogie des Windes gedacht, von allen Seiten Leben einblasend. Ezechiel Ez 33 37 8 Et vidi, et ecce super ea nervi, et carnes ascenderunt: et extenta est in eis cutis desuper, et spiritum non habebant. Und ich schaute und siehe, Sehnen und Fleisch legten sich über sie und die Haut spannte sich darüber, den Geist aber hatten sie noch nicht. Ezechiel Ez 33 37 9 Et dixit ad me: Vaticinare ad spiritum, vaticinare fili hominis, et dices ad spiritum: Hæc dicit Dominus Deus: A quatuor ventis veni spiritus, et insuffla super interfectos istos, et reviviscant. Da sprach er zu mir: Weissage zum Geiste, weissage, Menschensohn! und sprich zu dem Geiste: So spricht der Herr, Gott: Komm Odem!⁸ von den vier Winden und hauche diese Getöteten an, dass sie wieder lebendig werden. Ezechiel Ez 33 37 9 8 Wie bei der Erschaffung des ersten Menschen die Bildung des Körpers und die Einhauchung der Leben spendenden Seele getrennt ihr Dasein herleitet, so wird auch bei dieser Wiederbelebung beides auseinandergehalten. (Hier., Theod.) Ezechiel Ez 33 0 1 D. Die letzte Niederlage der Feinde des Gottesreiches. (Kap. 38, Kap. 39) a. Das Heer Gogs. (V. 9) b. Der Angriff und die Niederlage Gogs und seiner Bundesgenossen. Ezechiel Ez 33 38 1 Et factus est sermo Domini ad me, dicens: Und es erging an mich das Wort des Herrn, also:¹ Ezechiel Ez 33 38 1 1 Das Reich Gottes scheint den Völkern schwach und ohne Kraft, da es dessen entbehrt, was von den Menschen am höchsten für ein solches geschätzt wird, Waffen und Burgen. Deshalb glauben sie es ungestraft angreifen zu können. Also auch das messianische Gottesreich hat noch Anfeindungen und Kämpfe zu bestehen. Vergl. [Joel 3,9ff]. Doch Gott steht seinem Reiche bei. Wie er den Ansturm der Feinde zulässt, so wird er ihn auch brechen zu seiner Ehre und zum Heile seines Volkes. Ist nicht dies, wie die ganze Kirchengeschichte lehrt, allezeit das Schicksal der Braut Christi gewesen? Und wenn hier die letzten Feinde, vergl. [Ez 38,8; Offb 20,7], vor Augen gestellt werden, so sind sie nur ein Beispiel für die Absichten und das Anstürmen der Feinde, für deren Niederlage zu Gottes Ehre und zur Förderung seines Reiches. Ezechiel Ez 33 38 10 Hæc dicit Dominus Deus: In die illa ascendent sermones super cor tuum, et cogitabis cogitationem pessimam: So spricht der Herr, Gott: An jenem Tage werden Gedanken¹¹ in deinem Herzen aufsteigen und du wirst mit schlimmen Plänen umgehen Ezechiel Ez 33 38 10 11 Böse, die im Folgenden angegeben werden. Ezechiel Ez 33 38 11 Et dices: Ascendam ad terram absque muro: veniam ad quiescentes, habitantesque secure: hi omnes habitant sine muro, vectes, et portæ non sunt eis: und sagen: Ich will hinaufziehen gegen das Land, das keine Mauern hat,¹² will über die Sorglos- und Sicherwohnenden kommen, wohnen sie doch alle ohne Mauern und haben weder Riegel noch Tore; Ezechiel Ez 33 38 11 12 Hebr.: Das offen da liegt. So kann es sich also nicht leicht verteidigen. Ezechiel Ez 33 38 12 Ut diripias spolia, et invadas prædam, ut inferas manum tuam super eos, qui deserti fuerant, et postea restituti, et super populum, qui est congregatus ex gentibus, qui possidere cpit, et esse habitator umbilici terræ. um Raub zu holen und Beute zu erlangen,¹³ deine Hand wider das zu wenden, was verwüstet war und darnach wieder aufgebaut ward,¹⁴ und wider ein Volk, das aus den Völkern gesammelt ward, welches sein Besitztum eingenommen hat¹⁵ und die Höhe der Erde wieder bewohnt.¹⁶ Ezechiel Ez 33 38 12 13 Die Sucht, anderen zu schaden und sich an ihrem Unglück zu freuen, vereint sich mit Habsucht und Begierlichkeit. Ezechiel Ez 33 38 12 14 Hebr.: Deine Hand zu kehren wider besiedelte Wüsteneien und gegen ein Volk, das sich Hab und Gut erwirbt. Ezechiel Ez 33 38 12 15 Das einer gewissen Fülle von Gütern sich erfreut. Ezechiel Ez 33 38 12 16 Inmitten der bewohnten Erde, in dem Sinne, in welchem von Jerusalem [Ez 5,5] gesagt ist, es liege inmitten der Völker. Die Lage deutet die Würde der Theokratie an, insofern von dort nach allen Seiten die wahre Gottesverehrung verbreitet wird und deshalb alle Völker darum gelagert werden. Vergl. [Mi 5,7]. Ist die Kirche inmitten der Völker, so ist sie deren Lehrerin, Führerin und erregt den Hass der Feinde. V. 11, V. 12 spricht der Teufel, der Führer aller Irrlehrer, sagt der heilige Hieronymus. Ezechiel Ez 33 38 13 Saba, et Dedan, et negotiatores Tharsis, et omnes leones ejus dicent tibi: Numquid ad sumenda spolia tu venis? Ecce ad diripiendam prædam congregasti multitudinem tuam, ut tollas argentum, et aurum, et auferas supellectilem, atque substantiam, et diripias manubias infinitas. Saba und Dedan, die Kaufleute von Tharsis und alle ihre Löwen werden zu dir sagen: Kommst du etwa, um Raub zu holen? Siehe, um Beute zu holen, hast du deine Heerhaufen gesammelt, um Silber und Gold wegzunehmen, Hausgerät und Habe wegzutragen, unermessliche Beute zu erhaschen.¹⁷ Ezechiel Ez 33 38 13 17 Nach dem Hebr. ist der ganze Vers fragend. Bist du gekommen, um Beute zu rauben, hast du deine Menge geschart, um wegzutragen Silber und Gold, wegzunehmen Hab und Gut, zu rauben großen Raub? Löwen heißen sonst die Könige [Ez 19,2; Ez 32,2], doch auch die reichsten Kaufleute heißen bei Isaias Fürsten [Jes 23,8]; deshalb ist es nicht wunderbar, wenn auch die Fürsten der Völker, welche Handel treiben, Löwen heißen. Über Saba siehe [Ez 27,22]; Dedan [Ez 27,15]; Tharsis [Ez 27,12]. Die Frage enthält eine freudige Gutheißung. Wer nur auf zeitliches sinnt und auf Gewinn ausgeht, steht immer auf Seiten der Verfolger des Gottesreiches, auf großen Gewinn hoffend und den Feindseligkeiten gegen die Kirche zustimmend. Ezechiel Ez 33 38 14 Propterea vaticinare fili hominis, et dices ad Gog: Hæc dicit Dominus Deus: Numquid non in die illo, cum habitaverit populus meus Israel confidenter, scies? Darum weissage, Menschensohn! und sprich zu Gog: So spricht der Herr, Gott: Wirst du es nicht an dem Tage, da mein Volk Israel sicher wohnt, erkennen?¹⁸ Ezechiel Ez 33 38 14 18 Besser nach Septuag.: Wirst du dich erheben, zum Angriff schreiten? Ezechiel Ez 33 38 15 Et venies de loco tuo a lateribus aquilonis tu et populi multi tecum ascensores equorum universi, ctus magnus, et exercitus vehemens. Ja, du wirst von deiner Stätte, von ferner Mitternacht¹⁹ her kommen, du und viele Völker mit dir, insgesamt Reiter auf Rossen sitzend, eine große Schar, ein gar mächtiges Heer. Ezechiel Ez 33 38 15 19 Dort ist das Land Magog zu suchen. Ezechiel Ez 33 38 16 Et ascendes super populum meum Israel quasi nubes, ut operias terram. In novissimis diebus eris, et adducam te super terram meam: ut sciant gentes me, cum sanctificatus fuero in te in oculis eorum, o Gog. Und du wirst wider mein Volk Israel heranziehen, um wie eine Wolke das Land zu bedecken. In den letzten Tagen wirst du erscheinen²⁰ und ich werde dich über mein Land herbeiführen,²¹ damit die Völker mich erkennen, wenn ich vor ihren Augen an dir, o Gog, mich als heilig erweise. Ezechiel Ez 33 38 16 20 Septuag.: Wird es geschehen. Ezechiel Ez 33 38 16 21 Dies soll die Frommen trösten, da sie sehen, dass Gott selbst es erlaubt und alles zu höherem Ziele führt, der Offenbarung seiner Herrlichkeit und Heiligkeit, wenn er den mächtigen Feind, der an das heilige Erbe Gottes Hand anlegt, zur Strafe zerschmettert. Ezechiel Ez 33 38 17 Hæc dicit Dominus Deus: Tu ergo ille es, de quo locutus sum in diebus antiquis in manu servorum meorum prophetarum Israel, qui prophetaverunt in diebus illorum temporum, ut adducerem te super eos. So spricht der Herr, Gott: Ja, du bist es, von dem ich in den Tagen der Vorzeit durch meine Diener, die Propheten Israels, gesprochen habe, welche in den Tagen jener Zeit weissagten, dass ich dich über sie herführen werde.²² Ezechiel Ez 33 38 17 22 Jene Weissagungen sind gemeint, durch welche den Gott feindlichen Völkern Gericht und Untergang vorausgesagt wird, Prophezeiungen, die in der Niederlage des letzten Feindes einst ihre volle Erfüllung finden. Vergl. [Joel 3,11; Jes 24,1ff; Jes 25,10; Jes 26,21; Jes 34,2; Hos 2,18; Hos 12,14; Mi 4,13; Hab 3,9ff; Zef 1,14] u.a. Diese Worte zeigen von neuem, dass Gog und Magog nicht bestimmte Nationen bezeichnen, denn vor Ezechiel hat kein Prophet über diese eine Weissagung gegeben. Gottes Vorsehung sagt Verfolgungen voraus, auch Christus verkündet solche seinen Jüngern, sie im Glauben und im Vertrauen zu festigen. Hebr.: in jenen Tagen Jahre lang. Ezechiel Ez 33 38 18 Et erit in die illa, in die adventus Gog super terram Israel, ait Dominus Deus, ascendet indignatio mea in furore meo. Und es wird an jenem Tage, am Tage, wo Gog wider das Land Israel heranzieht, geschehen, spricht der Herr, Gott, dass mein grimmiger Zorn sich erhebt. Ezechiel Ez 33 38 19 Et in zelo meo, in igne iræ meæ locutus sum. Quia in die illa erit commotio magna super terram Israel: Und in meinem Eifer, im Feuer meines Zornes, rede ich es:²³ Fürwahr, an jenem Tage wird ein großes Erdbeben über das Land Israel kommen, Ezechiel Ez 33 38 19 23 Bestimme ich: Ein großes Erdbeben soll über das Land kommen, in das der Feind einfällt. Ein Erdbeben zeigt die Herabkunft Gottes an. [Ri 5,4; Joel 4,16; Mi 1,3; Nah 1,5]; zum Gericht über die Welt [Jes 24,1ff]. Ezechiel Ez 33 38 2 Fili hominis pone faciem tuam contra Gog, terram Magog, principem capitis Mosoch, et Thubal: et vaticinare de eo, Menschensohn! richte dein Angesicht wider Gog, das Land² Magog, den obersten Fürsten von Mosoch und Thubal, und weissage über ihn Ezechiel Ez 33 38 2 2 Besser nach dem Hebr.: Im Lande von Magog. Magog: [Gen 10,2], nach der Überlieferung der Juden die Szythen. Nach der Septuag ist Gog der Fürst der drei Völker Rosch, Mosoch und Thubal. Mit der Vulg. fassen Syr., Aquil., Hier., Chald., Rosch appellativ: Oberster Fürst. Dieser hat also als Untergebene die Fürsten (Könige) von Mosoch und Thubal. Über diese siehe [Ez 27,13] und [Ez 32,26]. Diese Völker wohnten nach den Keilinschriften in früherer Zeit mehr im Süden, bis sie gezwungen waren, nach Norden zu wandern. Ezechiel Ez 33 38 20 Et commovebuntur a facie mea pisces maris, et volucres cli, et bestiæ agri, et omne reptile, quod movetur super humum, cunctique homines, qui sunt super faciem terræ: et subvertentur montes, et cadent sepes, et omnis murus corruet in terram. dann werden vor meinem Angesichte die Fische des Meeres erbeben und die Vögel unter dem Himmel und die Tiere des Feldes und alles Gewürm, das sich auf Erden regt, und alle Menschen, welche auf dem Erdboden sind, und die Berge werden umgestürzt werden, die Wände einfallen²⁴ und jegliche Mauer zu Boden sinken. [Mt 24,29; Lk 21,25] Ezechiel Ez 33 38 20 24 Hebr.: Die Felsenstufen fallen. Die belebte und die unbelebte Welt bebt und zittert und jedes Geschöpf offenbart auf seine Weise seinen Schrecken. Was durch Natur oder Kunst am festesten ist, wird fallen, zum Erweise des Zornes und der Macht Gottes. Vergl. [Weish 5,18]. Ezechiel Ez 33 38 21 Et convocabo adversus eum in cunctis montibus meis gladium, ait Dominus Deus: gladius uniuscujusque in fratrem suum dirigetur. Und ich werde auf allen meinen Bergen²⁵ wider ihn das Schwert²⁶ herbeirufen, spricht der Herr, Gott, eines jeden Schwert wird wider seinen Bruder gerichtet sein. Ezechiel Ez 33 38 21 25 Die Berge Gottes sind das Land Israel. Vergl. V. 12 und [Jes 14,25]. Ezechiel Ez 33 38 21 26 Verschiedene Arten von Strafen. Alle Gerichte, die Gott sonst über einzelne Völker verhängt, kommen über Gog zugleich; da er alle Bosheit in sich vereint hat, sollen auch alle Strafen ihn treffen. Ezechiel Ez 33 38 22 Et judicabo eum peste, et sanguine, et imbre vehementi, et lapidibus immensis: ignem et sulphur pluam super eum, et super exercitum ejus, et super populos multos, qui sunt cum eo. Und ich werde an ihm Gericht halten mit Seuche und Blutvergießen, mit heftigem Platzregen und gewaltigen Hagelsteinen, Feuer und Schwefel werde ich auf ihn, auf sein Heer und auf die vielen Völker regnen lassen, welche bei ihm sind.²⁷ Ezechiel Ez 33 38 22 27 Wie einst die Madianiter, die Philister, Ammoniter, Moabiter und Edomiter [Ri 7,22; 1Sam 14,20; 2Chr 20,23] werden sie sich gegenseitig töten, während andere durch Seuche und Schwert umkommen, siehe [Ez 5,17; Ez 14,19; Ez 28,23] wie einst die Ägypter und Assyrier und wie Gott den Hochmut des König David gestraft, vergl. [Ex 12,29; 2Kön 19,35; 2Sam 24,15], andere durch heftige Platzregen, wie es in der Sündflut geschehen, andere durch Steine oder Hagel, wie die Feinde zur Zeit Moses und Josues [Ex 9,24; Jos 10,11] und wie es den falschen Propheten angedroht ist [Ez 13,11.13]. Vergl. [Weish 5,23; Sir 46,6; Offb 16,21]. Über andere wiederum lässt Gott Feuer und Schwefel herabfallen, wie einst über die Fünfstädte, die Knechte des gottlosen Ochozias und wie es allgemein den Sündern angedroht wird. Vergl. [Gen 19,24; 2Kön 1,10ff; Ps 10,7; Offb 20,9]. Das gleiche Ende finden die, welche sich mit Gog verbunden und fröhlich mit ihm gezogen sind. Ezechiel Ez 33 38 23 Et magnificabor, et sanctificabor: et notus ero in oculis multarum gentium, et scient quia ego Dominus. Und ich werde mich groß und heilig erweisen und mich vor den Augen vieler Völker kundmachen, und sie werden erkennen, dass ich der Herr bin. Ezechiel Ez 33 38 3 Et dices ad eum: Hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego ad te Gog principem capitis Mosoch, et Thubal, und sprich zu ihm: So spricht der Herr, Gott: Siehe, ich will an dich, Gog! du oberster Fürst von Mosoch und Thubal. Ezechiel Ez 33 38 4 Et circumagam te, et ponam frenum in maxillis tuis: et educam te, et omnem exercitum tuum, equos et equites vestitos loricis universos, multitudinem magnam, hastam et clypeum arripientium et gladium. Ich werde dich umhertreiben und dir ein Gebiss in deine Kinnladen legen, ich werde dich und dein ganzes Heer hinwegführen,³ Rosse und Reiter, alle gepanzert, eine große Schar, mit Speer, Schild und Schwert bewehrt; Ezechiel Ez 33 38 4 3 Hebr.: Weglocken. Dies geschieht, indem Gott ihm gestattet, die Gelegenheit, ein unbewehrtes Volk anzugreifen, zu benützen. Dass aber alles nach Gottes Wink und Willen geht, zeigt der folgende Tod des Verses: Ich will dir wie einem Pferde ein Gebiss anlegen und dich mit unsichtbarem Zwange leiten. Das Bild deutet vorwegnehmend schon den Untergang Gogs an. Die Sept. lässt die erste Vershälfte aus. Ezechiel Ez 33 38 5 Persæ, thiopes, et Libyes cum eis, omnes scutati et galeati. Perser, Äthiopier und Lybier mit ihnen, alle mit Schilden und Helmen versehen;⁴ Ezechiel Ez 33 38 5 4 Je schrecklicher der Feind erscheint, desto herrlicher zeigt sich Gottes Macht und Vorsehung. Ezechiel Ez 33 38 6 Gomer, et universa agmina ejus, domus Thogorma, latera aquilonis, et totum robur ejus, populique multi tecum. Gomer und alle seine Heerhaufen, das Haus Thogorma, auch das ferne Nordland, alle seine Heeresmacht und zahlreiche Völker sind mit dir.⁵ Ezechiel Ez 33 38 6 5 Vom Osten, Süden, Norden, aus den entferntesten Ländern sammeln sich zahlreiche Heerscharen. Ein gewaltiger Angriff gegen das Gottesreich wird vorbereitet. Hebr.: Perser, Kusch und Phuth. Vergl. [Ez 30,5] und [Ez 27,10]. Gomer wird unter den Söhnen Japheths als erster genannt, Thogorma unter den Söhnen Gomers, Kusch und Phuth unter den Söhnen Chams. Das feindliche Heer setzt sich also aus Nachkommen Japheths und Chams zusammen. Gomer sind die Cimmerier im Norden vom Pontus euxinus. Über Thogorma, Westarmenien, siehe [Ez 27,14]. Das Nordland: Das äußerste Nordland, gleichsam das Ende der Erde. Ezechiel Ez 33 38 7 Præpara, et instrue te, et omnem multitudinem tuam, quæ coacervata est ad te: et esto eis in præceptum. Mache dich bereit, rüste dich und alle deine Heerscharen, die sich um dich versammelt haben, und sei ihr Befehlshaber!⁶ Ezechiel Ez 33 38 7 6 Spottende Aufmunterung, da Gog und sein Heer ja unterliegen wird. Ezechiel Ez 33 38 8 Post dies multos visitaberis: in novissimo annorum venies ad terram, quæ reversa est a gladio, et congregata est de populis multis ad montes Israel, qui fuerunt deserti jugiter: hæc de populis educta est, et habitabunt in ea confidenter universi. Nach vielen Tagen wirst du heimgesucht werden,⁷ am Ende der Jahre⁸ wirst du in ein Land kommen, das vom Schwerte wieder frei, das aus vielen Völkern auf den Bergen Israels gesammelt ward, welche beständig wüste lagen; aus den Völkern ist es herausgeführt worden und daselbst werden sie nun insgesamt in Sicherheit wohnen.⁹ Ezechiel Ez 33 38 8 7 Vergl. [Jes 24,22]. Wieder wird das Schicksal Gogs angedeutet. Ezechiel Ez 33 38 8 8 Der Jahre des messianischen Reiches. Vergl. [Offb 20,7]. Ezechiel Ez 33 38 8 9 Aus der Lage der Trostlosigkeit herausgeführt und aus den Völkern vereinigt, wohnen sie jetzt in Frieden und Sicherheit. Der Zustand des messianischen Reiches wird beschrieben. Ezechiel Ez 33 38 9 Ascendens autem quasi tempestas venies, et quasi nubes, ut operias terram tu, et omnia agmina tua, et populi multi tecum. Da wirst du heranziehen und daherkommen wie ein Ungewitter, wie eine Wolke, um das Land zu bedecken, du und alle deine Scharen und zahlreiche Völker mit dir.¹⁰ Ezechiel Ez 33 38 9 10 Zwei Heerzüge werden unterschieden. Die Propheten pflegen, wenn sie die Feinde des Gottesreiches bezeichnen, nicht abstrakt und allgemein zu sprechen, sondern aus den Zeitumständen heraus, in denen sie leben, ein konkretes Volk als Bild der Feindschaft, des Hasses und der Verfolgung zu erwählen, aber auch zugleich an demselben die Rache darzustellen, welche Gott an seinen Feinden nehmen wird. So werden bei Isaias als Feinde des Gottesreiches Babel, Moab, Edom gezüchtigt, bei Michäas Assyrien, die Chaldäer, Äthiopier und Madian bei Habakuk. [Ez 1,6; Ez 3,7] Daher ist auch die kriegerische Einkleidung des Anstürmens gegen das Gottesreich eine Hülle und ein Bild: Wilde Feinde, die keine Anstrengung scheuen, die sich durch keine Schwierigkeit abschrecken lassen, die auf der ganzen Erde zerstreut, dennoch im Hasse gegen Gottes Reich eines sind, verbünden sich wider dasselbe. Gog ist das Bild des letzten und schlimmsten Gegners des Reiches Gottes [Offb 20,7], also des Antichrists und seines Wütens, der seine Vorläufer durch alle Jahrhunderte voraussendet. Ezechiel Ez 33 0 1 d. Furchtbarkeit der Niederlage der Feinde Gottes. (V. 16) e. Offenbarung der Herrlichkeit Gottes. Ezechiel Ez 33 39 1 Tu autem fili hominis vaticinare adversum Gog, et dices: Hæc dicit Dominus Deus: Ecce ego super te Gog principem capitis Mosoch, et Thubal: Du aber, o Menschensohn! weissage wider Gog und sprich: So spricht der Herr, Gott: Siehe, ich will an dich, Gog! du oberster Fürst von Mosoch und Thubal,¹ Ezechiel Ez 33 39 1 1 Oder: Den Fürsten von Ros, Mosoch und Thubal. (Sept.: vergl. [Ez 38,1].) Ezechiel Ez 33 39 10 Et non portabunt ligna de regionibus, neque succident de saltibus: quoniam arma succendent igni, et deprædabuntur eos, quibus prædæ fuerant, et diripient vastatores suos, ait Dominus Deus. Sie werden kein Holz vom Felde holen noch in den Wäldern fällen, denn mit den Waffen werden sie Feuer machen und werden die berauben, von denen sie beraubt wurden, und plündern, die sie plünderten, spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 39 11 Et erit in die illa: dabo Gog locum nominatum sepulcrum in Israel: vallem viatorum ad orientem maris, quæ obstupescere faciet prætereuntes: et sepelient ibi Gog, et omnem multitudinem ejus, et vocabitur vallis multitudinis Gog. An jenem Tage werde ich Gog einen berühmten Ort als Grab in Israel bestimmen, das Tal der Wanderer morgenwärts vom Meere,¹⁵ das die, welche vorübergehen, staunen machen wird; daselbst wird man Gog und seinen ganzen Heerhaufen begraben, und das Tal wird man Tal des Heerhaufens Gogs nennen. Ezechiel Ez 33 39 11 15 Noch durch ein anderes Bild zeigt der Seher die Größe der Niederlage und die gänzliche Vernichtung der Feinde. Nicht Schätze, die er begehrt [Ez 38,12.13], wird Gog in Israel finden, sondern das, was ihn ins Grab führt. Das Grab soll im Osten des toten Meeres sein, also außerhalb des heiligen Landes. [Ez 47,18] Hebr.: An jenem Tag will ich Gog einen Ort des Grabdenkmals geben. Ezechiel Ez 33 39 12 Et sepelient eos domus Israel, ut mundent terram septem mensibus. Und das Haus Israel wird sie begraben, damit das Land davon rein werde, sieben Monate hindurch.¹⁶ Ezechiel Ez 33 39 12 16 Wie furchtbar muss das Heer der Feinde gewesen sein! Doch vergleiche, was V. 9 von den sieben Jahren gesagt ist. Das Land wird rein durch die Bestattung der Leichname, da diese alles, was sie berühren, beflecken. Ezechiel Ez 33 39 13 Sepeliet autem eum omnis populus terræ, et erit eis nominata dies, in qua glorificatus sum, ait Dominus Deus. Das ganze Volk des Landes wird ihn begraben und der Tag, an dem ich mich herrlich erweise, wird für sie ein Ruhmestag werden,¹⁷ spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 39 13 17 Jede Prüfung bringt der Kirche wie dem einzelnen treuen Christen höheren Ruhm. Ezechiel Ez 33 39 14 Et viros jugiter constituent lustrantes terram, qui sepeliant, et requirant eos, qui remanserant super faciem terræ, ut emundent eam: post menses autem septem quærere incipient. Und man wird Männer bestellen, die fortan beständig das Land durchziehen sollen, um jene aufzusuchen und zu begraben, welche auf dem Erdboden liegen geblieben sind, um das Land zu reinigen; nach Ablauf von sieben Monaten aber wird die Nachforschung beginnen.¹⁸ Ezechiel Ez 33 39 14 18 Es soll nicht die geringste Unreinheit im Lande zurückbleiben. Ezechiel Ez 33 39 15 Et circuibunt peragrantes terram: cumque viderint os hominis, statuent juxta illud titulum, donec sepeliant illud pollinctores in valle multitudinis Gog. Wenn sie, das ganze Land ringsum durchziehend, ein Menschengebein sehen, so werden sie dabei ein Merkzeichen aufrichten, bis die Totengräber es im Tale des Heerhaufens Gogs begraben. Ezechiel Ez 33 39 16 Nomen autem civitatis Amona, et mundabunt terram. Die Stadt aber wird Amona¹⁹ genannt werden, und so werden sie das Land reinigen. Ezechiel Ez 33 39 16 19 Heerhaufen, so hieß V. 11, V. 15 das Heer Gogs. Der der Stadt gegebene Name erinnert auf ewig an die Gott für den Sieg geschuldete Dankbarkeit. Ezechiel Ez 33 39 17 Tu ergo fili hominis, hæc dicit Dominus Deus: Dic omni volucri, et universis avibus, cunctisque bestiis agri: Convenite, properate, concurrite undique ad victimam meam, quam ego immolo vobis, victimam grandem super montes Israel: ut comedatis carnem, et bibatis sanguinem. Du also, o Menschensohn! so spricht der Herr, Gott: Sprich zu allem, was geflügelt ist, zu allen Vögeln und allen Tieren des Feldes: Sammelt euch, eilet, scharet euch von allen Seiten zu meinem Schlachtopfer zusammen, das ich euch anrichte zu einem großen Schlachtopfer auf den Bergen Israels, dass ihr Fleisch fresset und Blut trinket!²⁰ Ezechiel Ez 33 39 17 20 Die Feierlichkeit der Anrede weist auf die Menge der Erschlagenen hin. Sie sind ein Schlachtopfer des Herrn, weil sie hingeschlachtet sind, damit Gottes Gerechtigkeit und Heiligkeit offenbar würde. Daher werden in V. 18 solche Tiere aufgezählt, welche als Schuld- und Sündopfer geschlachtet wurden. Ezechiel Ez 33 39 18 Carnes fortium comedetis, et sanguinem principum terræ bibetis: arietum, et agnorum, et hircorum, taurorumque et altilium, et pinguium omnium. Das Fleisch von Helden sollt ihr fressen und das Blut von Fürsten des Landes trinken, von Widdern, Lämmern, Böcken und Stieren, alle wohlgenährt und fett.²¹ Ezechiel Ez 33 39 18 21 Hebr.: Stieren, alle fette Tiere von Basan (jenseits des Jordans, siehe [Dtn 3,3] u.a.) Ezechiel Ez 33 39 19 Et comedetis adipem in saturitatem, et bibetis sanguinem in ebrietatem, de victima, quam ego immolabo vobis: Und ihr sollt Fett fressen bis zur Sättigung und Blut trinken bis zur Berauschung von dem Opfer, das ich euch schlachten werde.²² Ezechiel Ez 33 39 19 22 Da ein Opfer dargebracht ist, hat auch eine Opfermahlzeit stattzufinden. Ezechiel Ez 33 39 2 Et circumagam te, et educam te, et ascendere te faciam de lateribus aquilonis: et adducam te super montes Israel. und ich will dich umhertreiben und dich hinwegführen² und herkommen lassen von ferner Mitternacht her und dich herbeiführen auf die Berge Israels.³ Ezechiel Ez 33 39 2 2 Vergl. [Ez 38,4.15]. Ezechiel Ez 33 39 2 3 Gott hat als Rächer diesen Zug veranlasst; in welchem Sinne veranlasst, siehe [Ez 38,11ff]. Ezechiel Ez 33 39 20 Et saturabimini super mensam meam de equo, et equite forti, et de universis viris bellatoribus, ait Dominus Deus. Und ihr sollt euch an meinem Tische ersättigen, an Rossen und starken Reitern und²³ Kriegsleuten aller Art, spricht der Herr, Gott.²⁴ Ezechiel Ez 33 39 20 23 Sept.: Und Helden und Kriegsleuten aller Art. Hebr.: Ross und Reittier, Held und Kriegsmann aller Art. Ezechiel Ez 33 39 20 24 Die Niederlage soll überaus schimpflich und schandvoll sein. Vögel und Tiere des Feldes sind das Bild jener an sich schwachen Mittel, die Gott oft braucht, die Stolzen in besonders harter Weise zu demütigen. Ezechiel Ez 33 39 21 Et ponam gloriam meam in gentibus: et videbunt omnes gentes judicium meum, quod fecerim, et manum meam, quam posuerim super eos. So werde ich meine Herrlichkeit an den Völkern erweisen und alle Völker sollen mein Gericht sehen, das ich vollstrecke, und meine Hand, die ich an sie lege. Ezechiel Ez 33 39 22 Et scient domus Israel quia ego Dominus Deus eorum a die illa, et deinceps. Das Haus Israel aber wird erkennen, dass ich der Herr, ihr Gott, bin, von jenem Tage an und hinfort. Ezechiel Ez 33 39 23 Et scient gentes quoniam in iniquitate sua capta sit domus Israel, eo quod dereliquerint me, et absconderim faciem meam ab eis: et tradiderim eos in manus hostium, et ceciderint in gladio universi. Und die Völker werden erkennen,²⁵ dass das Haus Israel seiner Sünden wegen gefangen weggeführt worden ist, dafür, dass sie mich verlassen hatten, und dass ich darum mein Angesicht vor ihnen verbarg und sie dahingab in die Hand ihrer Feinde, so dass sie alle durch das Schwert fielen.²⁶ Ezechiel Ez 33 39 23 25 Damit wird die [Ez 36,20] angedeutete Lästerung widerlegt und ferngehalten. Ezechiel Ez 33 39 23 26 Inwieweit dies so allgemein gesagt werden kann, siehe [Ez 37,9]. Das Angesicht verbergen: Seine Gunst entziehen, auf ihr Elend nicht schauen und ihnen keine Hilfe gewähren. Die Völker werden erkennen, dass ich auch über die Babylonier dieselbe Niederlage hätte können kommen lassen, aber dass ich, um Israel für seine Gottlosigkeit und seine Frevel zu strafen, diesen meine Hilfe versagt und zugelassen habe, dass sie in Knechtschaft gerieten. (Theod.) Ezechiel Ez 33 39 24 Juxta immunditiam eorum, et scelus feci eis, et abscondi faciem meam ab illis. Ihrer Befleckung und ihren Vergehungen gemäß habe ich ihnen getan und habe mein Angesicht vor ihnen verborgen. Ezechiel Ez 33 39 25 Propterea hæc dicit Dominus Deus: Nunc reducam captivitatem Jacob, et miserebor omnis domus Israel: et assumam zelum pro nomine sancto meo. Darum spricht der Herr, Gott, also:²⁷ Nun werde ich die Gefangenen Jakobs heimkehren lassen und mich des ganzen Hauses Israel erbarmen und eifern für meinen heiligen Namen. Ezechiel Ez 33 39 25 27 Auch daraus, dass Gott die Israeliten zurückführen wird, ist es klar, dass er die Macht hatte, sie vor der Gefangenschaft zu bewahren. Ezechiel Ez 33 39 26 Et portabunt confusionem suam, et omnem prævaricationem, qua prævaricati sunt in me, cum habitaverint in terra sua confidenter neminem formidantes: Schwer soll auf ihnen ihre Schmach und alle Treulosigkeit lasten, die sie wider mich begangen haben,²⁸ wenn sie in ihrem Lande wieder sicher wohnen werden, ohne jemand fürchten zu müssen, Ezechiel Ez 33 39 26 28 Das Volk Gottes wird anerkennen, dass diese Gnade ihm ohne sein Verdienst widerfahren; ja von Gott zu Gnaden angenommen, werden sie dennoch in Demut sich ihrer alten Missetat reuig erinnern. Vergl. [Sir 5,5]. Ezechiel Ez 33 39 27 Et reduxero eos de populis, et congregavero de terris inimicorum suorum, et sanctificatus fuero in eis, in oculis gentium plurimarum. und wenn ich sie zurückgeführt habe aus den Völkern und gesammelt aus den Ländern ihrer Feinde und mich heilig erwiesen an ihnen vor den Augen der vielen Völker. Ezechiel Ez 33 39 28 Et scient quia ego Dominus Deus eorum, eo quod transtulerim eos in nationes; et congregaverim eos super terram suam, et non dereliquerim quemquam ex eis ibi. Dann sollen sie erkennen, dass ich der Herr, ihr Gott bin, da ich sie zwar unter die Völker gefangen fortgeführt, aber sie wieder in ihr Land gesammelt habe, ohne einen von ihnen daselbst zurückzulassen.²⁹ [Ez 36,24] Ezechiel Ez 33 39 28 29 Gott hat keinen zurückgelassen, insofern die Einladung und die Möglichkeit zur Rückkehr allen angeboten wird und weil bei jenem Sieben auch nicht ein Korn verloren gehen wird. [Am 9,9] hebr. Ezechiel Ez 33 39 29 Et non abscondam ultra faciem meam ab eis, eo quod effuderim spiritum meum super omnem domum Israel, ait Dominus Deus. Und ich will fortan mein Angesicht nicht vor ihnen verbergen, denn ich habe meinen Geist³⁰ ausgegossen über das ganze Haus Israel, spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 39 29 30 Der Besitz des [Ez 36,27] nach seiner Wirkung gekennzeichneten göttlichen Geistes sichert ihnen ungetrübtes Wohlgefallen und ununterbrochene göttliche Gnadenerweisung. Es werden vorzüglich geistige Güter verheißen. Ezechiel Ez 33 39 3 Et percutiam arcum tuum in manu sinistra tua, et sagittas tuas de manu dextera tua dejiciam. Ich werde deinen Bogen in⁴ deiner linken Hand zerschlagen und deine Pfeile aus deiner rechten Hand fallen lassen. Ezechiel Ez 33 39 3 4 Hebr.: Aus deiner linken Hand schlagen. Eine andere Strafart als die [Ez 38,21.22] verkündeten. Die Einzelheiten der Niederwerfung der Feinde sind also nur eine Ausmalung und Einschärfung der Hauptsache. Ezechiel Ez 33 39 4 Super montes Israel cades tu, et omnia agmina tua, et populi tui, qui sunt tecum: feris, avibus, omnique volatili, et bestiis terræ dedi te ad devorandum. Auf den Bergen Israels wirst du fallen und alle deine Kriegsscharen und deine Völker, die bei dir sind; den wilden Tieren, den Vögeln,⁵ allem, was fliegt, und den Tieren des Feldes gebe ich dich zum Fraße preis.⁶ Ezechiel Ez 33 39 4 5 Du wirst eine Niederlage erleiden, voll des Schimpfes. Dass Leichname der Getöteten den wilden Tieren und Vögeln zum Zerreißen überlassen wurden, galt als überaus schmachvoll, weshalb dies zum Zeichen der Verachtung auch dem Gegner vor dem Kampfe angedroht wurde. Vergl. [1Sam 17,44.46] und [1Sam 17,44.46] und [Ez 29,5]. Ezechiel Ez 33 39 4 6 Hebr.: Dem Raubgevögel. Ezechiel Ez 33 39 5 Super faciem agri cades: quia ego locutus sum, ait Dominus Deus. Auf offenem Felde⁷ wirst du hinfallen, denn ich habe es gesprochen, spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 39 5 7 Auf den Bergen V. 4, auf offenem Felde V. 5, also überall. Ezechiel Ez 33 39 6 Et immittam ignem in Magog, et in his, qui habitant in insulis confidenter: et scient quia ego Dominus. Auch werde ich Feuer über Magog entsenden und⁸ über die sorglosen Inselbewohner⁹ und sie sollen erkennen, dass ich der Herr bin. Ezechiel Ez 33 39 6 8 Nicht allein das Heer Gogs, auch alle Feinde Gottes werden Strafe erleiden. Wiederum wird das letzte Gericht angedeutet, bei dem alle Gott feindliche Macht seiner Strafe zugewiesen wird. Ezechiel Ez 33 39 6 9 Oben sind die Länder im Norden, Süden und Osten aufgezählt, hier kommen die Meeresküsten und Inseln, also die Westländer hinzu. Gott wird sie alle heimsuchen, denn er, der Rächer, ist verzehrendes Feuer. Betreffs des Feuers vergl. [2Petr 3,10] u.a. Ezechiel Ez 33 39 7 Et nomen sanctum meum notum faciam in medio populi mei Israel, et non polluam nomen sanctum meum amplius: et scient gentes quia ego Dominus sanctus Israel. Und ich will meinen heiligen Namen kund werden lassen inmitten meines Volkes Israel und will meinen heiligen Namen nicht länger entweihen lassen¹⁰ und die Völker sollen erkennen, dass ich der Herr bin, der Heilige Israels. Ezechiel Ez 33 39 7 10 Gott entweiht gleichsam seinen heiligen Namen oder lässt ihn entweihen, wenn das Volk Gottes von seinen Feinden heimgesucht wird, wenn Frevel und Bedrückungen ungestraft geübt werden usw. Werden die Frevel gestraft, so zeigt er sich als heilig in Israel. Ezechiel Ez 33 39 8 Ecce venit, et factum est, ait Dominus Deus: hæc est dies, de qua locutus sum. Siehe, es wird eintreffen und geschehen,¹¹ spricht der Herr, Gott; dies ist der Tag, von dem ich gesprochen habe.¹² Ezechiel Ez 33 39 8 11 Ganz sicher geschehen, unbedingt eintreffen. Ezechiel Ez 33 39 8 12 [Ez 38,17] Ezechiel Ez 33 39 9 Et egredientur habitatores de civitatibus Israel, et succendent et comburent arma, clypeum, et hastas, arcum, et sagittas, et baculos manuum, et contos: et succendent ea igni septem annis. Da werden die Bewohner aus den Städten Israels herausgehen und werden die Waffen anzünden und verbrennen, Schild und Spieß,¹³ Bogen und Pfeile, Handstäbe und Stangen, und werden sieben Jahre lang daran zu brennen haben.¹⁴ Ezechiel Ez 33 39 9 13 Große und kleine Schilde. Ezechiel Ez 33 39 9 14 So zahlreich werden die verschiedenen Waffen sein, dass das Volk auf sieben Jahre mit Holz versorgt ist. Die Verbrennung der Waffen, vergl. [Jes 9,5], ist das Zeichen dafür, dass aller Ansturm und Hochmut der Feinde zu Asche, zu nichts werden und von all dem Pomp so vieler Völker nichts übrig bleiben soll. [Ez 38,1.5.6] Aus der den Feinden abgenommenen Beute wird das Volk reich. In der Tat tragen die Anfeindungen der Kirche nicht wenig zu deren Glanz und Ehre bei. Was die Feinde ihr bereiten wollten, fällt auf jene selbst zurück, sie wollten sie vernichten und sich bereichern, doch sie werden zuschanden werden, schöner und mit reichen Verdiensten geschmückt geht die Kirche aus dem Kampfe hervor. Die sieben Jahre sind teils hyperbolisch gesetzt, teils steht eine bestimmte Zahl für eine unbestimmte, wie dies mit der Zahl 7 bei den Hebräern öfter geschieht. [Spr 24,16; Jes 4,1] Viele Erklärer schließen aus der Beifügung dieser Jahre, dass nach der Niederwerfung der Feinde noch eine geraume Zeit vergehen wird, ehe das Weltende eintritt, damit die Sünder sich bekehren können. Vergl. [Röm 11,25]. Ezechiel Ez 33 0 1 Zweite Reihe von Verheißungen. (Kap. 40 48) Der neue Tempel. (Kap. 40 43) a. Der Prophet erhält ein Gesicht. (V. 4) b. Beschreibung des Osttores. (V. 16) c. Der äußere Hof und seine Tore. (V. 27) d. Der innere Hof. (V. 47) e. Die Vorhalle und die Maße des Tempels. (40,48 41,4) Ezechiel Ez 33 40 1 In vigesimo quinto anno transmigrationis nostræ, in exordio anni, decima mensis, quarto decimo anno postquam percussa est civitas: in ipsa hac die facta est super me manus Domini, et adduxit me illuc. Im fünfundzwanzigsten Jahre unserer Wegführung im Anfange des Jahres, am Zehnten des Monats, im vierzehnten Jahre nach der Eroberung der Stadt, an eben diesem Tage,¹ kam die Hand des Herrn über mich und führte mich dorthin.² Ezechiel Ez 33 40 1 1 Die Zeitbestimmung lehnt sich an ein doppeltes Ereignis an. Über dieselbe vergl. [Ez 1,2] und [Ez 33,21]. Die Erwähnung derselben ist umso passender, als das dem Propheten gezeigte Bild die Besserung des durch die Gefangenschaft des Volkes und die Zerstörung der Stadt verursachten Schadens bedeutet. Im Anfange des Jahres ist wohl nach [Ex 12,2] zu verstehen vom Monat Nisan. Am 10. Desselben wurde das Osterlamm ausgewählt, fand also die nächste Vorbereitung auf die Gedächtnisfeier der Befreiung aus Ägypten statt, welche Typus und Bild der messianischen Befreiung war. An eben diesem Tage zog einst auch das Volk vom Jordan herauf, das verheißene Land einzunehmen. [Jos 4,19] So war derselbe ein passendes Bild und Unterpfand einer Befreiung und Besitznahme des verheißenen Landes in höherem Sinne. Der heilige Hieronymus weist auf Theodotion hin, der übersetzt: Im neuen Jahre. So heiß der siebte Monat, dessen zehnter Tag ein Tag des Fastens und der Versöhnung war, ein geeignetes Vorbild für die Wiederherstellung. Ines ist es sehr zweifelhaft, ob die Juden damals bereits das neue Jahr mit dem siebten Monate begannen; und sodann ist es nicht wahrscheinlich, dass der Prophet von der mosaischen Zählweise abweicht, um der nach dem Ackerbau berechneten zu folgen. Ezechiel Ez 33 40 1 2 Die Hand des Herrn führt den Seher im Geiste in das Reich Israel, während er dem Leibe nach in Babylon bleibt. Dorthin: nach Jerusalem. Ezechiel Ez 33 40 10 Porro thalami portæ ad viam orientalem, tres hinc et tres inde: mensura una trium, et mensura una frontium ex utraque parte. Und von den Seitenkammern am Tore in der Richtung nach Morgen waren drei auf dieser und drei auf jener Seite; alle drei hatten einerlei Maß, auch die Vorsprünge auf beiden Seiten hatten einerlei Maß.¹⁶ Ezechiel Ez 33 40 10 16 Das Osttor hatte drei Kammern von demselben Maß auf beiden Seiten, von Süden und von Norden, und Zwischenräume zwischen den Kammerzwischenmauern oder Mauerpfeiler, die auf beiden Seiten das gleiche Maß, fünf Ellen hatten. Nachdem die Länge des Tores beschrieben ist, wird etwas über dessen Breitseite beigefügt. Ezechiel Ez 33 40 11 Et mensus est latitudinem liminis portæ, decem cubitorum: et longitudinem portæ, tredecim cubitorum: Dann maß er die Breite der Schwelle des Tores:¹⁷ zehn Ellen, und die Länge des Tores: dreizehn Ellen.¹⁸ Ezechiel Ez 33 40 11 17 Hebr.: Die Weite der Öffnung des Tores. Die gleiche Weite bei dem Eingang des Heiligtums [Ez 41,2], anders bei der Vorhalle des Tempels [Ez 40,48] Ezechiel Ez 33 40 11 18 Dieser Teil des Verses ist sehr dunkel und schwierig und deshalb durch die verschiedensten Konjekturen erklärt, ohne dass dieselben, jede für sich, eine besondere Autorität beanspruchen können. Ezechiel Ez 33 40 12 Et marginem ante thalamos cubiti unius: et cubitus unus finis utrimque: thalami autem, sex cubitorum erant hinc et inde. Und die Schranke vor den Kammern: eine Elle und eine Elle Abgrenzung von beiden Seiten;¹⁹ aber die Seitenkammern hatten je sechs Ellen auf beiden Seiten.²⁰ Ezechiel Ez 33 40 12 19 Und er maß die Schranke vor den Kammern, und diese hatte eine Elle, und solche Schranken waren auf beiden Seiten. Hebr.: Und eine Schranke (war) vor den Kammern, eine Elle auf der einen und eine Elle auf der anderen Seite. Diese Schranke dient dazu. Ezechiel Ez 33 40 12 20 Das Gleiche wie V. 7. Ezechiel Ez 33 40 13 Et mensus est portam a tecto thalami, usque ad tectum ejus, latitudinem viginti quinque cubitorum: ostium contra ostium. Alsdann maß er das Tor vom Dache der einen Seitenkammer her bis zum Dache der andern, eine Breite von fünfundzwanzig Ellen von einem Eingang gegen den anderen.²¹ Ezechiel Ez 33 40 13 21 Von der Tür einer Kammer bis zur Tür der entgegengesetzten. Die Tür ist an der Außenwand; das ganze Torgebäude war demnach 25 Ellen lang. (Also 10 + 6 + 6 + 1 + 1 vergl. V. 42 = 25) Ezechiel Ez 33 40 14 Et fecit frontes per sexaginta cubitos: et ad frontem atrium portæ undique per circuitum. Und er machte²² die Vorsprünge zu sechzig Ellen²³ und nächst dem Vorsprung des Torhofes war eine Halle, welche das Tor rings umschloss.²⁴ Ezechiel Ez 33 40 14 22 Machte: Er maß nicht, sondern schätzte. Ezechiel Ez 33 40 14 23 Die V. 10 erwähnten Vorsprünge zwischen den Kammern waren sechzig Ellen hoch. Ezechiel Ez 33 40 14 24 An der Vorderseite des Torhofes war eine Halle, welche das Torgebäude rings umschloss. Ezechiel Ez 33 40 15 Et ante faciem portæ, quæ pertingebat usque ad faciem vestibuli portæ interioris, quinquaginta cubitos. Und von der Vorderseite des Tores, das bis zur Vorderseite der Halle des inneren Tores reichte, fünfzig Ellen.²⁵ Ezechiel Ez 33 40 15 25 Hebr.: Und von der Front des Eingangstores bis zur Front der Halle des inneren Torausganges fünfzig Ellen. Der Eingangspforte entspricht die innere Pforte, welche da ist, wo man von der Torhalle in die Halle hinaustritt. Die erste Schwelle fasst sechs, die drei Kammern achtzehn, die Zwischenwandungen zehn, die andere Schwelle sechs, die Torhalle acht, die Pfosten zwei Ellen, zusammen fünfzig Ellen. Der Ausdruck Tor wird bald in weiterer, bald in engerer Beschränkung gebraucht, bald für das ganze Bauwerk mit seinen verschiedenen Teilen, bald für den Teil, der den Eingang oder Ausgang bildet, weshalb hier ein inneres Tor erwähnt wird. Ezechiel Ez 33 40 16 Et fenestras obliquas in thalamis, et in frontibus eorum, quæ erant intra portam undique per circuitum: similiter autem erant et in vestibulis fenestræ per gyrum intrinsecus, et ante frontes pictura palmarum. Und schiefabfallende Fenster²⁶ waren in den Seitenkammern und den Vorsprüngen derselben, nach dem Inneren des Tores zu von allen Seiten ringsum; ebenso liefen in den Vorhallen Fenster nach innen ringsum und an den Vorsprüngen waren Nachbildungen von Palmen.²⁷ Ezechiel Ez 33 40 16 26 Auswendig enger, gegen innen zu weiter. Ezechiel Ez 33 40 16 27 Die Palmen sind das Bild des Lebens und beständiger Kraft und Frische. Deshalb werden die Gerechten mit Palmen verglichen. [Ps 91,13] u.a.; [Spr 11,28] u.a. Hier sind sie das Bild der Kraft jenes Geistes, dessen Fülle und Frucht dem Tempel gewährt wird, in dem der Herr unter seinem Volke wohnt. Die Palmen sind auch das Bild des Sieges. [Joh 12,13; Offb 7,9] Die Palmen drücken also im Bilde aus, was der Prophet [Ez 11,19] und [Ez 36,26] mit eigenen Worten ausgesprochen. Ezechiel Ez 33 40 17 Et eduxit me ad atrium exterius, et ecce gazophylacia, et pavimentum stratum lapide in atrio per circuitum: triginta gazophylacia in circuitu pavimenti. Sodann führte er mich nach dem äußeren Vorhofe;²⁸ siehe, da waren Schatzkammern, und der Boden des Vorhofes war ringsum mit Steinen belegt, dreißig Kammern waren im Umkreise um das Pflaster.²⁹ Ezechiel Ez 33 40 17 28 Dem äußeren Vorhof im Gegensatz zum inneren V. 28. Auch Salomons Tempel hatte zwei Vorhöfe. Ezechiel Ez 33 40 17 29 Solche waren im Salomonischen Tempel. Siehe [1Chr 28,12; 2Kön 23,11; Jer 35,4; Jer 36,10] ebenso im zweiten Tempel [Neh 13,4]. Weder über die Lage, ob sie nahe bei dem Tore oder bei der Umfassungsmauer lagen, noch über die Art der Verteilung ist etwas Gewisses zu sagen. Ezechiel Ez 33 40 18 Et pavimentum in fronte portarum secundum longitudinem portarum erat inferius. Das Pflaster vor³⁰ den Toren, entsprechend der Länge der Tore, war niedriger.³¹ Ezechiel Ez 33 40 18 30 Hebr.: Zur Seite der Tore, nämlich des Ost-, Süd- und Nordtores. Es hatte die gleiche Länge wie die Tore, das ist, da die Umfassungsmauer abzurechnen ist, 44 Ellen. Ezechiel Ez 33 40 18 31 Dies Pflaster heißt niedriger, weil das Pflaster des inneren Hofes, zu dem man von dem äußeren auf acht Stufen heraufstieg (V. 31), an einem höher gelegenen Orte war. Ezechiel Ez 33 40 19 ET mensus est latitudinem a facie portæ inferioris usque ad frontem atrii interioris extrinsecus, centum cubitos. Ad orientem, et ad aquilonem. Und er maß die Breite von der Vorderseite des unteren Tores³² an bis zum äußeren Vorsprunge des inneren Hofes:³³ hundert Ellen waren von Morgen aus und ebensoviele von Mitternacht.³⁴ Ezechiel Ez 33 40 19 32 Das Tor des unteren oder äußeren Hofes. Ezechiel Ez 33 40 19 33 Der Flächenraum mit Ausschluss der Tore, oder: bis zu den untersten Stufen, welche zu dem inneren Hofe führten. Ezechiel Ez 33 40 19 34 Er maß von Osten nach Westen und endete von Norden nach Süden. Ezechiel Ez 33 40 2 In visionibus Dei adduxit me in terram Israel, et dimisit me super montem excelsum nimis: super quem erat quasi ædificium civitatis vergentis ad austrum. In göttlichen Gesichten führte er mich in das Land Israel und ließ mich auf einem sehr hohen Berge³ nieder, auf welchem gegen Mittag ein Bau, einer Stadt gleich, war.⁴ Ezechiel Ez 33 40 2 3 Dem Sion, dem über alle Berge erhöhten Berge. [Jes 2,2; Mi 4,1] Die Höhe selbst deutet schon an, dass das, was der Prophet sah, nicht dem Alten Bunde angehörte, sondern sich auf jene Zeit bezieht, wo nach den Weissagungen des Propheten der Berg jene Höhe hat, die messianische Zeit. Ezechiel Ez 33 40 2 4 Der Tempel war wie eine Stadt, von allen Seiten war er mit mauern und Toren umgeben, seine Vorhöfe glichen Straßen, die Vorratskammern Häusern. Der Tempel war also dem Salomons nicht sehr ähnlich, deshalb erkennt Ezechiel auch nicht sofort, dass es der Tempel ist, sondern beschreibt ihn wie eine Stadt. Diese liegt nach Süden, weil der Seher im Gesichte vom Norden kommt. Ezechiel Ez 33 40 20 Portam quoque, quæ respiciebat viam aquilonis atrii exterioris, mensus est tam in longitudine, quam in latitudine. Auch das Tor, welches im äußeren Hofe in der Richtung nach Mitternacht zu lag, maß er der Länge und Breite nach Ezechiel Ez 33 40 21 Et thalamos ejus tres hinc, et tres inde: et frontem ejus, et vestibulum ejus secundum mensuram portæ prioris, quinquaginta cubitorum longitudinem ejus, et latitudinem viginti quinque cubitorum. und die Seitenkammern desselben, von denen drei auf der einen und drei auf der anderen Seite lagen, seinen Vorbau, seine Halle; sie hatten dasselbe Maß wie das erste Tor, fünfzig Ellen in die Länge und fünfundzwanzig Ellen in die Breite.³⁵ Ezechiel Ez 33 40 21 35 Das Nordtor in dem äußeren Hofe war ebenso gebaut wie das Osttor. Seine drei Hauptteile werden angegeben: Seitenkammern, Vorbau, Halle. Ezechiel Ez 33 40 22 Fenestræ autem ejus, et vestibulum, et sculpturæ secundum mensuram portæ, quæ respiciebat ad orientem: et septem graduum erat ascensus ejus, et vestibulum ante eam. Die Fenster derselben aber, die Halle und das Schnitzwerk hatten dasselbe Maß wie das Tor gegen Morgen, auf sieben Stufen stieg man zu demselben empor und eine Halle lag vor demselben.³⁶ Ezechiel Ez 33 40 22 36 Nah innen; also nicht an der Seite des Tores, zu der man auf den Stufen emporstieg, sondern auf der entgegengesetzten, beim Ausgang der Tore, bei dem Zugange zum äußeren Hofe. Ezechiel Ez 33 40 23 Et porta atrii interioris contra portam aquilonis, et orientalem: et mensus est a porta, usque ad portam centum cubitos. Je ein Tor ferner des inneren Vorhofes lag den Toren gegen Mitternacht wie gegen Morgen gegenüber und er maß von Tor zu Tor hundert Ellen.³⁷ Ezechiel Ez 33 40 23 37 Das Tor, welches zu dem inneren Hofe gehörte, lag dem Nordtore gegenüber, wie dem Osttore ein anderes gegenüberlag, das in den inneren Hof führte. Die Tore des äußeren und inneren Hofes lagen einander also in einem Abstande von hundert Ellen gegenüber. Ezechiel Ez 33 40 24 Et eduxit me ad viam australem, et ecce porta, quæ respiciebat ad austrum: et mensus est frontem ejus, et vestibulum ejus juxta mensuras superiores. Sodann führte er mich auch in der Richtung gegen Mittag, siehe, da war ein Tor gegen Mittag gerichtet und er maß dessen Vorbau und die Halle, sie hatten das Maß der andern. Ezechiel Ez 33 40 25 Et fenestras ejus, et vestibula in circuitu, sicut fenestras ceteras: quinquaginta cubitorum longitudine, et latitudine viginti quinque cubitorum. Auch die Fenster desselben und die Hallen ringsherum waren wie die anderen Fenster, sie hatten fünfzig Ellen Länge und fünfundzwanzig Ellen Breite. Ezechiel Ez 33 40 26 Et in gradibus septem ascendebatur ad eam: et vestibulum ante fores ejus: et cælatæ palmæ erant, una hinc, et altera inde in fronte ejus. Auf sieben Stufen stieg man zu demselben hinauf, eine Halle war vor seinem Eingange³⁸ und am Vorbau war Palmenschnitzwerk, eines von dieser und eines von jener Seite. Ezechiel Ez 33 40 26 38 Nach innen. (Sept.) Auch diesem Tore lag ein anderes gegenüber in demselben Abstande, wie dies bei den übrigen der Fall war. Ezechiel Ez 33 40 27 Et porta atrii interioris in via australi: et mensus est a porta usque ad portam in via australi, centum cubitos. Auch hatte der innere Hof ein Tor gegen Mittag und er maß von einem Tore, in der Richtung gegen Mittag bis zum andern: hundert Ellen.³⁹ Ezechiel Ez 33 40 27 39 Der Zugang in den äußeren Hof stand also durch drei Tore frei: das Ost-, das Nord- und das Südtor, welche in gleicher Weise und nach gleichem Maße gebaut waren. Ihnen gegenüber waren in einer Entfernung von hundert Ellen drei andere Tore, durch welche man in den inneren Hof eintrat. Ezechiel Ez 33 40 28 Et introduxit me in atrium interius ad portam australem: et mensus est portam juxta mensuras superiores. Und er führte mich in den inneren Vorhof durch das Tor gegen Mittag und maß das Tor nach dem Maße der früheren: Ezechiel Ez 33 40 29 Thalamum ejus, et frontem ejus, et vestibulum ejus eisdem mensuris: et fenestras ejus, et vestibulum ejus in circuitu quinquaginta cubitos longitudinis, et latitudinis viginti quinque cubitos. und auch seine Seitenkammern und seine Vorsprünge und seine Halle maß er nach demselben Maße wie die andern und seine Fenster und seine Halle ringsherum, fünfzig Ellen hatte sie an Länge und fünfundzwanzig Ellen an Breite.⁴⁰ Ezechiel Ez 33 40 29 40 Nach der Vulgata maß der Engel Fenster und Halle zweimal. Nach dem Hebr. ist Thalamos zu lesen: Und seine Seitenkammern usw. hatten dasselbe Maß und das Tor und die Halle hatten Fenster Ezechiel Ez 33 40 3 Et introduxit me illuc: et ecce vir, cujus erat species quasi species æris, et funiculus lineus in manu ejus, et calamus mensuræ in manu ejus: stabat autem in porta. Und da er mich dorthin führte, siehe, war da ein Mann, dessen Gestalt das Ansehen von Erz hatte;⁵ in seiner Hand hielt er eine leinene Schnur und eine Messrute,⁶ derselbe stand am Tore.⁷ Ezechiel Ez 33 40 3 5 Wie leuchtendes Erz. (Sept.) Ähnlich erscheint dem Zacharias ein Engel als Führer und Ausleger. [Ez 2,1ff] Nach [Ez 44,2.5] scheint es der Engel zu sein, der in besonderer Weise der Engel des Herrn genannt wird und in Gottes Namen redet. Vergl. [Jes 63,9]. Ezechiel Ez 33 40 3 6 Um mit der Schnur größere, mit der Messrute kleinere Räume zu messen. Ezechiel Ez 33 40 3 7 Am Nordtor der äußeren Mauer. Ezechiel Ez 33 40 30 Et vestibulum per gyrum longitudine viginti quinque cubitorum, et latitudine quinque cubitorum. Und die Halle ringsherum hatte fünfundzwanzig Ellen Länge und fünf Ellen Breite.⁴¹ Ezechiel Ez 33 40 30 41 In der Septuag fehlt dieser Vers, ebenso in vielen hebräischen Handschriften. Wie die Worte jetzt lauten, ist ein Irrtum unbestreitbar. Ezechiel Ez 33 40 31 Et vestibulum ejus ad atrium exterius, et palmas ejus in fronte: et octo gradus erant, quibus ascendebatur per eam. Die Halle führte auf den äußeren Hof⁴² und an den Vorsprüngen derselben waren Palmen, acht Stufen bildeten den Aufstieg zu demselben.⁴³ Ezechiel Ez 33 40 31 42 Die Halle lag im Zugange es Tores, nicht, wie bei den früheren Toren, im Ausgange. Ezechiel Ez 33 40 31 43 Um acht Stufen lag also der innere Hof gegen den äußeren höher. Ezechiel Ez 33 40 32 Et introduxit me in atrium interius per viam orientalem: et mensus est portam secundum mensuras superiores. Dann führte er mich in den inneren Vorhof in der Richtung nach Morgen zu und er maß das Tor nach den früheren Maßen, Ezechiel Ez 33 40 33 Thalamum ejus, et frontem ejus, et vestibulum ejus sicut supra: et fenestras ejus, et vestibula ejus in circuitu, longitudine viginti quinque cubitorum. seine Seitenkammern, seine Vorsprünge und seine Halle wie zuvor und seine Fenster und die Hallen ringsum:⁴⁴ fünfzig Ellen Länge und fünfundzwanzig Breite. Ezechiel Ez 33 40 33 44 Hebr.: Und Fenster hatte dasselbe wie auch seine Vorhalle um und um. Ezechiel Ez 33 40 34 Et vestibulum ejus, id est atrii exterioris: et palmæ cælatæ in fronte ejus hinc et inde: et in octo gradibus ascensus ejus. Und er maß die Halle desselben, die auf den äußern Hof führte, Palmenschnitzwerk war an den Vorsprüngen auf dieser und auf jener Seite und auf acht Stufen stieg man zu demselben empor.⁴⁵ Ezechiel Ez 33 40 34 45 Vergl. V. 31. Ezechiel Ez 33 40 35 Et introduxit me ad portam, quæ respiciebat ad aquilonem: et mensus est secundum mensuras superiores. Hierauf führte er mich zum Tore gegen Mitternacht und maß es gleich den früheren Maßen, Ezechiel Ez 33 40 36 Thalamum ejus, et frontem ejus, et vestibulum ejus, et fenestras ejus per circuitum, longitudine quinquaginta cubitorum, et latitudine viginti quinque cubitorum. seine Seitenkammern, seine Vorsprünge, seine Halle und seine Fenster ringsum; fünfzig Ellen maß er in der Länge und fünfundzwanzig in der Breite. Ezechiel Ez 33 40 37 Et vestibulum ejus respiciebat ad atrium exterius: et cælatura palmarum in fronte ejus hinc et inde: et in octo gradibus ascensus ejus. Seine Halle ging auf den äußeren Hof und an seinen Vorsprüngen war Palmenschnitzwerk auf dieser und auf jener Seite, auf acht Stufen stieg man zu ihm empor.⁴⁶ Ezechiel Ez 33 40 37 46 Der innere Hof war zur Darbringung von Opfern bestimmt. Daher werden nun zu den Opfern gehörige Dinge aufgezählt, und zwar zuerst diejenigen, welche notwendig waren, um ein Opfer gebührend vorzubereiten. Ezechiel Ez 33 40 38 Et per singula gazophylacia ostium in frontibus portarum: ibi lavabant holocaustum. Für jede Schatzkammer war ein Eingang in den Vorbauten der Tore,⁴⁷ dort sollte man die Brandopfer waschen. Ezechiel Ez 33 40 38 47 Hebr.: Und eine Kammer war, deren Eingang in der Vorhalle der Tore sich befand. Die Tür war an den Vorsprüngen V. 9. Ezechiel Ez 33 40 39 Et in vestibulo portæ, duæ mensæ hinc, et duæ mensæ inde: ut immoletur super eas holocaustum, et pro peccato, et pro delicto. Und in der Vorhalle des Tores standen zwei Tische auf der einen und zwei Tische auf der andern Seite, um das Brand-, Sünd- und Schuldopfer⁴⁸ darauf zu schlachten. Ezechiel Ez 33 40 39 48 Vergl. [Lev 1,3-17; Lev 4,3ff; Lev 5,15; Lev 7,1] Nur findet sich im Levitischen Gesetze die Vorschrift, auf der Nordseite des Altares zu opfern. [Lev 1,11] Ezechiel Ez 33 40 4 Et locutus est ad me idem vir: Fili hominis vide oculis tuis, et auribus tuis audi, et pone cor tuum in omnia, quæ ego ostendam tibi: quia ut ostendantur tibi adductus es huc: annuntia omnia, quæ tu vides, domui Israel. Und der Mann sprach zu mir: Menschensohn! schaue mit deinen Augen und höre mit deinen Ohren und sei aufmerksam auf alles, was ich dir zeigen werde;⁸ denn du wardst hierher geführt, damit es dir gezeigt werde; verkünde alles, was du siehst, dem Hause Israel!⁹ Ezechiel Ez 33 40 4 8 Alles, was er fragen wird, ist von Bedeutung. Ezechiel Ez 33 40 4 9 Wie ist Gott dem Bunde treu, dass er den Weggeführten Trost und Hoffnung spendet und immer neue Unterpfänder der Wiederherstellung und der Ewigkeit seines Bundes durch den Propheten gewährt! Ezechiel Ez 33 40 40 Et ad latus exterius, quod ascendit ad ostium portæ, quæ pergit ad aquilonem, duæ mensæ: et ad latus alterum ante vestibulum portæ, duæ mensæ. An der Außenwand, welche sich gegen den Eingang des Tores hinzog, das gegen Mitternacht gerichtet ist, waren wieder zwei Tische⁴⁹ und auf der anderen Seite zwei Tische vor der Halle des Tores. Ezechiel Ez 33 40 40 49 Hebr.: Und an der Seitenwand außerhalb, nordwärts dem, der zum Eingang des Tores hinaufsteigt, waren zwei Tische usw. Die gleiche Anordnung hat wohl auch bei den anderen Toren statt. Ezechiel Ez 33 40 41 Quatuor mensæ hinc, et quatuor mensæ inde: per latera portæ octo mensæ erant, super quas immolabant. Vier Tische waren auf einer, vier Tische auf der anderen Seite;⁵⁰ acht Tische waren auf den Seiten des Tores, auf welchen man opfern sollte. Ezechiel Ez 33 40 41 50 Zwei in der Vorhalle, zwei außerhalb derselben. Wie auf der Seite, zeigt Vers 40. Ezechiel Ez 33 40 42 Quatuor autem mensæ ad holocaustum, de lapidibus quadris exstructæ: longitudine cubiti unius et dimidii: et latitudine cubiti unius et dimidii: et altitudine cubiti unius, super quas ponant vasa, in quibus immolatur holocaustum, et victima. Vier Tische aber waren für das Brandopfer aus Quadersteinen gebaut, anderthalb Ellen lang, anderthalb Ellen breit und eine Elle hoch; auf diese sollte man die Geräte legen, mit denen Brand- und andere Opfer geschlachtet wurden.⁵¹ Ezechiel Ez 33 40 42 51 Es sind dies, wie schon die Zahlen andeuten, andere Tische als die zuvor genannten. Da die hier genannten steinerne sind, waren die anderen vielleicht aus Holz. So waren im ganzen zwölf Tische bereit, die Opfer aufzunehmen. Die Werkzeuge zur Tötung lagen nach V. 43b wohl auf dem Rande der Tische. Ezechiel Ez 33 40 43 Et labia earum palmi unius, reflexa intrinsecus per circuitum: super mensas autem carnes oblationis. Die Ränder derselben waren eine Hand breit, ringsherum nach einwärts gebogen,⁵² diese Tische waren für das Opferfleisch bestimmt. Ezechiel Ez 33 40 43 52 Damit die darauf gelegten Dinge nicht herabfielen. Ezechiel Ez 33 40 44 Et extra portam interiorem gazophylacia cantorum in atrio interiori, quod erat in latere portæ respicientis ad aquilonem: et facies eorum contra viam australem, una ex latere portæ orientalis, quæ respiciebat ad viam aquilonis. Und außerhalb des inneren Tores waren Kammern für die Sänger im innern Vorhofe, der seitwärts vom Mitternachtstore lag, und ihre Vorderseiten waren gegen Mittag gerichtet; auch war eine seitwärts vom Osttore, in der Richtung nach Mitternacht hin.⁵³ Ezechiel Ez 33 40 44 53 Nach der Septuag. ist zu erklären: In dem inneren Hofe waren zwei Kammern, eine auf der Seite des Nordtores nach Süden gerichtet, die andere auf der Seite des Südtores nach Norden gerichtet. Außerhalb des inneren Tores: gegenüber dem inneren Teile des Tores. Diese beiden Kammern waren einander in der angegebenen Weise gegenüber gelegen. Dieselben sind für die Priester bestimmt. (V. 45) Ezechiel Ez 33 40 45 Et dixit ad me: Hoc est gazophylacium, quod respicit viam meridianam, sacerdotum erit, qui excubant in custodiis templi. Und er sprach zu mir: Diese Kammer, welche gegen Mittag gerichtet ist, soll für die Priester bestimmt sein, welche im Tempel den Dienst versehen;⁵⁴ Ezechiel Ez 33 40 45 54 Die am Nordtore gelegene Kammer ist für die Priester bestimmt, welche im Tempel Dienst tun, die andere ist denen vorbehalten, welche Verrichtungen am Altare und bei der Darbringung der Opfer haben. Ezechiel Ez 33 40 46 Porro gazophylacium, quod respicit ad viam aquilonis, sacerdotum erit, qui excubant ad ministerium altaris; isti sunt filii Sadoc, qui accedunt de filiis Levi ad Dominum ut ministrent ei. die Kammer aber, welche nach Mitternacht zu liegt, soll für die Priester sein, welche den Dienst am Altare versehen. Das sind die Söhne Sadoks,⁵⁵ welche von den Söhnen Levis dem Herrn nahen, um ihm zu dienen. Ezechiel Ez 33 40 46 55 Sadok aus der Familie des Eleazar ist bekannt wegen seiner standhaften Treue gegen David, wegen der er auch an Stelle des Abiathar von Salomon zum Hohenpriester eingesetzt ward. [1Kön 2,35] Nicht alle Nachkommen Aarons werden zu den priesterlichen Verrichtungen zugelassen werden, sondern nur die aus der Familie Sadoks. Damit wird angedeutet, dass Gott nach seiner Wahl, nicht nach dem Rechte der Abstammung, eine Auswahl treffen wird. Ezechiel Ez 33 40 47 Et mensus est atrium longitudine centum cubitorum, et latitudine centum cubitorum per quadrum: et altare ante faciem templi. Und er maß den Vorhof: hundert Ellen in der Länge und hundert Ellen in der Breite, ein Viereck, und der Altar stand vor der Vorderseite des Tempels.⁵⁶ Ezechiel Ez 33 40 47 56 Lag der Altar in dem quadratförmigen Mittelraume, so konnte das Volk, das vor dem Süd- und dem Nordtor betete, auf ihn schauen. Ezechiel Ez 33 40 48 Et introduxit me in vestibulum templi: et mensus est vestibulum quinque cubitis hinc, et quinque cubitis inde: et latitudinem portæ trium cubitorum hinc, et trium cubitorum inde. Nun führte er mich in die Vorhalle⁵⁷ des Tempels und er maß die Vorhalle: fünf Ellen auf dieser und fünf Ellen auf jener Seite,⁵⁸ und die Breite des Tores war drei Ellen auf dieser und drei Ellen auf der anderen Seite. Ezechiel Ez 33 40 48 57 Die Septuag. fährt fort: Und die Breite des Tores vierzehn Ellen und die Seiten des Tores (die Stärke) drei Ellen auf der einen und drei Ellen auf der anderen Seite. Ezechiel Ez 33 40 48 58 Demgemäß hatte die innere Vorhalle 14 + 3 + 3 d.i. 20 Ellen, die Länge desselben von Norden nach Süden, während die Breite von Osten nach Westen gerechnet ist. Ezechiel Ez 33 40 49 Longitudinem autem vestibuli viginti cubitorum, et latitudinem undecim cubitorum, et octo gradibus ascendebatur ad eam. Et columnæ erant in frontibus: una hinc, et altera inde. Die Länge der Vorhalle aber war zwanzig Ellen, die Breite elf⁵⁹ Ellen, acht⁶⁰ Stufen bildeten den Aufstieg zu derselben. Zwei Säulen aber waren an den Vorsprüngen, die eine hüben, die andere drüben. Ezechiel Ez 33 40 49 59 Septuag. besser: zwölf. Ezechiel Ez 33 40 49 60 Septuag.: zehn. Diese Zahl ist vorzuziehen, denn eine höhere Zahl deutet die größere Heiligkeit an. Zu dem äußeren Hofe steigt man auf sieben Stufen empor, zu dem inneren Hof auf acht, zum Heiligtum selbst auf zehn. Ezechiel Ez 33 40 5 Et ecce murus forinsecus in circuitu domus undique, et in manu viri calamus mensuræ sex cubitorum, et palmo: et mensus est latitudinem ædificii calamo uno, altitudinem quoque calamo uno. Und siehe, eine Mauer lief außen rings um das Haus, und der Mann hatte eine Messrute in der Hand, die sechs Ellen und je eine Handbreit lang war,¹⁰ und er maß die Breite des Baues:¹¹ eine Rute, und die Höhe eine Rute. Ezechiel Ez 33 40 5 10 Um eine Handbreite (vier Finger breit), also länger als die gewöhnliche Elle. Die gewöhnliche Elle soll etwa 0,483 Meter lang gewesen sein. Ezechiel Ez 33 40 5 11 Der Mauer. Die Dicke derselben bezeichnet ihre Stärke, damit sie umso wirksamer das Heiligtum von nichtheiligen Orten scheide und es schütze. Ezechiel Ez 33 40 6 Et venit ad portam, quæ respiciebat viam orientalem, et ascendit per gradus ejus: et mensus est limen portæ calamo uno latitudinem, id est, limen unum calamo uno in latitudine: Und er kam zu einem Tore, das in der Richtung nach Morgen lag, und stieg die Stufen dazu empor¹² und maß die Schwelle des Tores, eine Rute in der Breite,¹³ das ist, eine Schwelle hatte die Breite einer Rute; Ezechiel Ez 33 40 6 12 Nach der Septuag 7, eine Zahl, welche V. 22 und 26 bei der Beschreibung des Nord- und Südtores beigefügt wird. Ezechiel Ez 33 40 6 13 Wie die Umfassungsmauer. Ezechiel Ez 33 40 7 Et thalamum uno calamo in longum, et uno calamo in latum: et inter thalamos, quinque cubitus: auch maß er die Seitenkammern,¹⁴ eine Rute in der Länge und eine Rute in der Breite, und zwischen den Seitenkammern war ein Raum von fünf Ellen. Ezechiel Ez 33 40 7 14 Nun tritt er in das Torgebäude ein und misst es. Im Torgebäude waren auf jeder Seite drei Kammern (V. 10), in denen die Tempelwächter wohnten. Diese Kammern stießen aber nicht unmittelbar aneinander, sondern zwischen je zweien war eine Mauer von fünf Ellen. Der Engel geht an diesen im inneren Torgebäude gelegenen Kammern vorüber und kommt zur anderen Torschwelle, die er gleichfalls misst. Ezechiel Ez 33 40 8 Et limen portæ juxta vestibulum portæ intrinsecus, calamo uno. Und er maß die Schwelle des Tores auf der Innenseite der Torhalle: eine Rute; Ezechiel Ez 33 40 9 Et mensus est vestibulum portæ octo cubitorum, et frontem ejus duobus cubitis: vestibulum autem portæ erat intrinsecus. dann maß er die Torhalle: acht Ellen, und die Vorsprünge¹⁵ derselben: je zwei Ellen; die Torhalle aber war nach innen. Ezechiel Ez 33 40 9 15 Die Mauerpfeiler, Halbsäulen zu beiden Seiten des Einganges. Ezechiel Ez 33 0 1 e. Die Vorhalle und die Maße des Tempels. (V. 4) f. Beschreibung des Tempelgebäudes. (V. 15) g. Der Schmuck des Tempels. Ezechiel Ez 33 41 1 Et introduxit me in templum, et mensus est frontes, sex cubitos latitudinis hinc, et sex cubitos inde, latitudinem tabernaculi. Und er führte mich zum Tempelhause und maß die Vorsprünge:¹ sechs Ellen in der Breite auf dieser und sechs Ellen auf der anderen Seite war die Breite der Wohnung.² Ezechiel Ez 33 41 1 1 Diese Vorsprünge im Heiligtume waren also eine Elle breiter als die Vorsprünge der Vorhalle. Ezechiel Ez 33 41 1 2 Statt dessen bietet die Septuag. besser: der Vorsprünge. Ezechiel Ez 33 41 10 Et inter gazophylacia latitudinem viginti cubitorum in circuitu domus undique, Und zwischen den Kammern rings um das Haus her war ein Raum von zwanzig Ellen.¹⁴ Ezechiel Ez 33 41 10 14 Siehe [Ez 42,1ff]. Sie waren also so weit entfernt als die Breite des Tempels betrug, und lagen an der Süd- und Nordseite. Ezechiel Ez 33 41 11 Et ostium lateris ad orationem: ostium unum ad viam aquilonis, et ostium unum ad viam australem: et latitudinem loci ad orationem, quinque cubitorum in circuitu. Und eine Tür zu dem Seitenbau ging auf den Ort des Gebetes,¹⁵ eine Tür in der Richtung nach Mitternacht und die andere nach Mittag und die Breite des freien Raumes war fünf Ellen ringsum. Ezechiel Ez 33 41 11 15 Diese Übersetzung ist bereits eine Erklärung. Hebr.: Die Tür des Gemächerbaues ging auf den freigelassenen Platz, eine Tür in der Richtung nach Norden und eine Tür nach Süden, und die Breite der nicht überbauten Stelle war fünf Ellen rings um und um. Ezechiel Ez 33 41 12 Et ædificium, quod erat separatum, versumque ad viam respicientem ad mare, latitudinis septuaginta cubitorum: paries autem ædificii, quinque cubitorum latitudinis per circuitum: et longitudo ejus nonaginta cubitorum. Das Gebäude, welches vom Tempel getrennt und gegen die Seite des Meeres¹⁶ gerichtet war, hatte eine Breite von siebzig Ellen, die Wand des Baues aber war fünf Ellen ringsum breit und seine Länge betrug neunzig Ellen. Ezechiel Ez 33 41 12 16 Nach Westen. Hebr.: Und der Bau der angesichts des Sperrplatzes nach der Westseite hin lag, hatte siebzig Ellen Breite. Dieser Platz in der nächsten Umgebung des Tempels sollte wohl für gewöhnlich nicht betreten werden. Westwärts davon war ein Hintergebäude, das nicht näher beschrieben wird. Siebzig Ellen: Bei dieser Angabe der Ausdehnung von Osten nach Westen ist vorausgesetzt, dass die Westmauer (fünf Ellen) mit der Umfassungsmauer des Tempels zusammenfällt. Die fünf Ellen V. 11 sind hier in die zwanzig V. 10 eingerechnet. Ezechiel Ez 33 41 13 Et mensus est domus longitudinem, centum cubitorum: et quod separatum erat ædificium, et parietes ejus, longitudinis centum cubitorum. Und er maß die Länge des Hauses: hundert Ellen und der getrennte Bau samt seinen Wänden hatte eine Länge von hundert Ellen.¹⁷ Ezechiel Ez 33 41 13 17 Hebr.: Und der Sperrplatz mit dem Bau und seinen Wänden hundert Ellen Länge. Die Vorsprünge der Halle fünf Ellen, die Halle zwölf Ellen Breite [Ez 40,49], die Vorsprünge des Heiligtums sechs [Ez 41,1]. Das Heiligtum selbst ist vierzig Ellen lang [Ez 41,2], die Vorsprünge des Allerheiligsten messen zwei Ellen [Ez 41,3], das Heiligtum ist zwanzig Ellen lang [Ez 41,4], die Schlusswand sechs Ellen dick [Ez 41,5], die Kammern des Nebengebäudes in dem untersten Stockwerke vier Ellen ([Ez 41,5] ihnen entspricht die Dicke der Tempelmauer sechs Ellen), die äußere Mauer der Kammern fünf Ellen; zusammen hundert Ellen. Auch im zweiten Teile des Verses ist das Maß von Osten nach Westen zu rechnen: Maß des Sperrplatzes 20 + 5, Mauer des Gebäudes fünf Ellen, das Gebäude selbst siebzig Ellen lang; zusammen hundert Ellen. Was also V. 12 von der Breite ringsum gesagt ist, ist von den drei Seiten Ost-, West-, Nordseite zu verstehen. Dies Gebäude fand seinen Abschluss durch die Umfassungsmauer. Ezechiel Ez 33 41 14 Latitudo autem ante faciem domus: et ejus, quod erat separatum contra orientem, centum cubitorum. Die Breite der Vorderseite des Hauses aber und des abgesonderten Baues gegen Morgen hin betrug hundert Ellen.¹⁸ Ezechiel Ez 33 41 14 18 Hebr.: Und die Breite der Front des Hauses und des Sperrplatzes nach Osten hin: hundert Ellen. Der Tempel ist zwanzig Ellen lang [Ez 41,2], hierzu kommt die Dicke beider Mauern 6 + 6 [Ez 41,5], dazu ist die Breite der Kammern des Seitengebäudes auf beiden Seiten zu rechnen 4 + 4 [Ez 41,5], und die Dicke der Wand auf beiden Seiten 5 + 5. Rechnet man hierzu auf beiden Seiten, der Nord- und Südseite, den freien Raum 5 + 5 und den Sperrraum 20 + 20 (V. 9 11), so ergibt sich die Breite von hundert Ellen für das Gebäude und den abgegrenzten Platz. Ezechiel Ez 33 41 15 Et mensus est longitudinem ædificii contra faciem ejus, quod erat separatum ad dorsum: ethecas ex utraque parte centum cubitorum: et templum interius, et vestibula atrii. Alsdann maß er die Länge des Baues, der dem Tempel gegenüber an dessen Hinterseite abgesondert lag, samt den Kammern zu beiden Seiten: hundert Ellen;¹⁹ dann den inneren Tempel und die Hallen des Vorhofes, Ezechiel Ez 33 41 15 19 Hebr.: Und er maß die Länge des Gebäudes nach der Seite des Sperrplatzes, welches an dessen Westseite gelegen, und dessen Wände hüben und drüben: hundert Ellen. Dieses Maß geht aus V. 12 schon hervor. Ezechiel Ez 33 41 16 Limina, et fenestras obliquas, et ethecas in circuitu per tres partes, contra uniuscujusque limen, stratumque ligno per gyrum in circuitu: terra autem usque ad fenestras, et fenestræ clausæ super ostia. die Schwellen, die schief abfallenden Fenster,²⁰ die Kammern ringsum in den drei Räumen; jeder Schwelle gegenüber war Holzgetäfel ringsum auf allen Seiten, vom Boden reichte es bis zu den Fenstern, die Fenster aber waren oberhalb der Eingänge geschlossen. Ezechiel Ez 33 41 16 20 Im Hebr.: misst der Engel noch einmal dieselben Teile wie zuvor und zwischen die Maße werden einige Worte über den Schmuck eingefügt. Besser die Septuag.: der Tempel, die Ecken und der äußere Hof waren mit Holz getäfelt, und es waren an allen drei Teilen des Gebäudes (dem Tempel, dem inneren Heiligtum und der Halle) Fenster, um Licht einzulassen und Ausblick zu gewähren; und das Haus und die umliegenden Räume waren um und um die Halle getäfelt, und er Fußboden und vom Fußboden bis an die Fenster. Im Übrigen bleibt vieles in unserem Texte dunkel. Ezechiel Ez 33 41 17 Et usque ad domum interiorem, et forinsecus per omnem parietem in circuitu intrinsecus, et forinsecus, ad mensuram. Und alles bis zum innern Hause und an der ganzen Mauer ringsum außen und innen war nach dem Maße. Ezechiel Ez 33 41 18 Et fabrefacta cherubim et palmæ: et palma inter cherub et cherub, duasque facies habebat cherub. Auch waren künstliche Cherube und Palmenwerk,²¹ eine Palme zwischen je zwei Cheruben, jeder Cherub aber hatte zwei Gesichter.²² Ezechiel Ez 33 41 18 21 Siehe [Ez 40,16]. Während der äußere Tempeleingang nur Palmenschmuck zeigte, sind im Heiligtum in der Nähe des Sitzes Gottes auch Cherubim. Ezechiel Ez 33 41 18 22 Da die Cherube gemalt oder halbreliefartig angebracht waren, konnten ihnen nur zwei Gestalten gegeben werden, etwa bis zur Brust abwärts die eines Menschen, von da ab die eines Löwen. Ezechiel Ez 33 41 19 Faciem hominis juxta palmam ex hac parte, faciem leonis juxta palmam ex alia parte: expressam per omnem domum in circuitu. Ein Menschengesicht war gegen den Palmbaum hin auf der einen Seite und auf der andern Seite ein Löwengesicht gegen den Palmbaum hin, und so war es ringsum an dem ganzen Hause angebracht. Ezechiel Ez 33 41 2 Et latitudo portæ, decem cubitorum erat: et latera portæ, quinque cubitis hinc, et quinque cubitis inde et mensus est longitudinem ejus quadraginta cubitorum, et latitudinem viginti cubitorum. Die Breite des Einganges war zehn Ellen und die Seitenwände des Tores waren fünf Ellen auf dieser und fünf Ellen auf jener Seite des Tores und er maß die Länge desselben vierzig Ellen, und die Breite zwanzig Ellen.³ Ezechiel Ez 33 41 2 3 Auch im Salomonischen Tempel hatte das Heiligtum zwanzig Ellen in der Breite. [1Kön 6,2.3] Ezechiel Ez 33 41 20 De terra usque ad superiora portæ, cherubim, et palmæ cælatæ erant in pariete templi. Die Cherube und die Palmbäume waren als Schnitzwerk an den Wänden des Tempels vom Boden bis über die Tür angebracht. Ezechiel Ez 33 41 21 Limen quadrangulum, et facies sanctuarii, aspectus contra aspectum. Die Türschwelle war im Geviert²³ und die Vorderseite des Heiligtums hatte das gleiche Aussehen.²⁴ Ezechiel Ez 33 41 21 23 Unklar. Ezechiel Ez 33 41 21 24 Sept.: Vor dem Allerheiligsten war etwas aufgestellt, was Gestalt und Aussehen eines Altares hatte. Ezechiel Ez 33 41 22 Altaris lignei trium cubitorum altitudo: et longitudo ejus duorum cubitorum: et anguli ejus, et longitudo ejus, et parietes ejus lignei. Et locutus est ad me: Hæc est mensa coram Domino. Der Altar, der von Holz war, hatte drei Ellen in der Höhe, zwei Ellen in der Länge; seine Pfosten,²⁵ seine Oberfläche²⁶ und seine Wände waren von Holz. Und er sprach zu mir: Dies ist der Tisch, der vor dem Herrn²⁷ steht. Ezechiel Ez 33 41 22 25 Wohl die Hörner. Ezechiel Ez 33 41 22 26 Nach der Sept. hatte der Altar eine Breite von zwei Ellen. Die Länge ist wohl nach der Sept. mit: sein Fußgestell zu lesen. Ezechiel Ez 33 41 22 27 Vor dem Allerheiligsten, wie der Rauchopferaltar. Ezechiel Ez 33 41 23 Et duo ostia erant in templo, et in sanctuario. Zwei Türen waren am Tempel und am Heiligtum.²⁸ Ezechiel Ez 33 41 23 28 Sowohl das Heilige wie das Allerheiligste hatte zwei Türen mit Doppelflügeln. Ezechiel Ez 33 41 24 Et in duobus ostiis ex utraque parte bina erant ostiola, quæ in se invicem plicabantur: bina enim ostia erant ex utraque parte ostiorum. Jede Tür hatte an beiden Seiten noch zwei kleinere Flügel, die sich gegeneinander drehten, je zwei und zwei auf beiden Seiten der Türen.²⁹ Ezechiel Ez 33 41 24 29 Hebr.: Zwei Flügel die eine Tür, und zwei Flügel die andere. Ezechiel Ez 33 41 25 Et cælata erant in ipsis ostiis templi cherubim, et sculpturæ palmarum, sicut in parietibus quoque expressæ erant: quam ob rem et grossiora erant ligna in vestibuli fronte forinsecus. Wie an den Wänden, so waren auch an den Türen des Tempels Cherube und Palmen als Schnitzwerk angebracht und darum waren auch die Balken an der Vorderseite der Halle nach außen dicker.³⁰ Ezechiel Ez 33 41 25 30 Das Hebräische wird verschieden erklärt. Ezechiel Ez 33 41 26 Super quæ fenestræ obliquæ, et similitudo palmarum hinc atque inde in humerulis vestibuli: secundum latera domus, latitudinemque parietum. Darüber³¹ waren schiefabfallende Fenster und oben auf beiden Seiten der Vorhalle, an den Seitenwänden des Hauses und nach der Breite der Wände waren Nachbildungen von Palmen. Ezechiel Ez 33 41 26 31 Fehlt im Hebräischen wie im Griechischen. Ezechiel Ez 33 41 3 Et introgressus intrinsecus mensus est in fronte portæ duos cubitos: et portam, sex cubitorum: et latitudinem portæ, septem cubitorum. Und er trat in den innern Raum ein, und maß an dem Vorbau⁴ des Tores zwei Ellen und das Tor sechs Ellen und die Breite des Tores sieben Ellen.⁵ Ezechiel Ez 33 41 3 4 Hebr.: Die Pfeiler (Vorsprünge). Ezechiel Ez 33 41 3 5 Septuag.: Und die Flügelwände der Tür sieben Ellen hüben und sieben Ellen drüben. Da nun nach V. 4 die ganze Breite zwanzig Ellen beträgt, müssen die Pfeiler von zwei Ellen so mit den Flügelwänden auf beiden Seiten vereinigt gewesen sein, dass sie mit denselben eine Mauer von zwei Ellen Dicke bildeten. Dann kommt auf das Tor sechs Ellen, auf die Mauer mit den Pfeilern auf beiden Seiten 7 + 7, also 20 Ellen Breite. Es war also eine Mauer zwischen Heiligtum und Allerheiligstem von zwei Ellen Dicke und sieben Ellen Länge auf beiden Seiten. Das Tor hatte also zwei Seiten, eine von demselben bis zur Südwand, die andere bis zur Nordwand. Der griechische Text ist einfacher und klarer. Welche Ehrfurcht kommt dem Inneren des Heiligtums zu! Der Engel führt den Propheten im Gesichte nicht in dasselbe ein, sondern tritt allein ein und verkündet von dort aus das Maß. Ezechiel Ez 33 41 4 Et mensus est longitudinem ejus viginti cubitorum, et latitudinem ejus viginti cubitorum, ante faciem templi: et dixit ad me: Hoc est sanctum sanctorum. Dann maß er die Länge desselben: zwanzig Ellen, und zwanzig Ellen in die Breite an der Vorderseite des Tempels⁶ und sprach zu mir: Dies ist das Allerheiligste! Ezechiel Ez 33 41 4 6 Da es ein Quadrat war, war Länge und Breite gleich. Der Seher fügt diese Bestimmung hinzu, um zu sagen: er maß den nach dem Heiligtume zugewendeten Teil. Ezechiel Ez 33 41 5 Et mensus est parietem domus sex cubitorum: et latitudinem lateris quatuor cubitorum undique per circuitum domus. Und er maß die Wand des Hauses sechs Ellen und die Breite des Seitenbaues⁷ vier Ellen, rings um das Haus her. Ezechiel Ez 33 41 5 7 Dies war die Breite der einzelnen Kammern und zwar der untersten, denn die obersten waren sechs, die mittleren fünf Ellen breit. Auch die Wand des Hauses war nur unten sechs Ellen stark, oben hatte sie eine Breite von nur vier Ellen. Ezechiel Ez 33 41 6 Latera autem, latus ad latus, bis triginta tria: et erant eminentia, quæ ingrederentur per parietem domus, in lateribus per circuitum, ut continerent, et non attingerent parietem templi. Und die Seitengemächer waren, Gemach an Gemach, zweimal⁸ dreiunddreißig; sie waren hervortretend und sprangen in die Mauer des Hauses ein an den Seiten ringsum, so dass die Kammern die Mauer des Tempels umfassten, aber nicht berührten.⁹ Ezechiel Ez 33 41 6 8 Nach der Vulg. also sechsundsechzig; wenn man nicht vorzieht, sie nach dem Hebr. zu erklären: über dem ersten war das zweite, über dem zweiten das dritte. Hebr.: Dreißig zu dreien Malen. Ezechiel Ez 33 41 6 9 Die Kammern wurden von Stockwerk zu Stockwerk weiter, indem ihre Fußböden auf die Mauer des Tempelhauses vorsprangen, ohne doch in diese selbst einzudringen, d.h. sie lagen auf Absätzen der nach oben dreimal sich verjüngenden Tempelmauer auf. So waren die Balken von der Mauer des Heiligtums gehalten, ohne dass in der Mauer eine Öffnung gemacht wurde. Ezechiel Ez 33 41 7 Et platea erat in rotundum, ascendens sursum per cochleam, et in cnaculum templi deferebat per gyrum: idcirco latius erat templum in superioribus: et sic de inferioribus ascendebatur ad superiora in medium. Darin war auch ein Gang in der Runde, in Schneckenform¹⁰ aufsteigend, der sich wendend, zu dem Obergemach des Tempels führte; deshalb war der Tempel¹¹ oben breiter; und so stieg man von dem untersten Stockwerke in das oberste durch das mittlere. Ezechiel Ez 33 41 7 10 Dies hat der hl. Hieronymus aus [1Kön 6,8] hier eingefügt. Ezechiel Ez 33 41 7 11 Der Anbau. Die Türen der unteren Gemächer gingen auf die Treppe, welche in den mittleren und den Oberstock führte. Diese Gemächer umgaben fast das ganze Haus; da nun nach oben der Raum größer ward, waren auch die Gemächer umfangreicher. Ezechiel Ez 33 41 8 Et vidi in domo altitudinem per circuitum, fundata latera ad mensuram calami sex cubitorum spatio: Und ich sah am Hause ringsum einen Hochbau,¹² die Grundlage der Seitengemächer, nach dem Maßstabe von sechs Ellen. Ezechiel Ez 33 41 8 12 Oder Erhöhung; es sind die Fundamente. Ezechiel Ez 33 41 9 Et latitudinem per parietem lateris forinsecus quinque cubitorum: et erat interior domus in lateribus domus. Die Breite der Mauer, welche die Seitengemächer nach außen abschloss, betrug fünf Ellen, und das innere Haus war umgeben von den Seitengemächern des Hauses.¹³ Ezechiel Ez 33 41 9 13 Hebr.: die Breite der Mauer, welche die Seitengemächer nach außen hatten, betrug fünf Ellen, und was freigelassen war bei den Seitengemächern, die zum Hause gehörten. Also auch der Raum vor dem Gebäude war fünf Ellen breit. (Vergl. V. 11.) Ezechiel Ez 33 0 1 h. Die Schatzkammern. (V. 14) i. Maß der Fläche im Umkreise des Tempels. Ezechiel Ez 33 42 1 Et eduxit me in atrium exterius per viam ducentem ad aquilonem, et introduxit me in gazophylacium, quod erat contra separatum ædificium, et contra ædem vergentem ad aquilonem. Sodann führte er mich in der Richtung nach Norden in den äußeren Vorhof¹ und brachte mich in die Schatzkammer, welche dem abgesonderten Anbau und dem Bau gegenüber nach Mitternacht lag.² Ezechiel Ez 33 42 1 1 Zu beiden Seiten des Tempels, im Norden und im Süden, lagen zwei andere Gebäude, welche den Raum des inneren Hofes von dem Sperrraum bis zum äußeren Hofe einnahmen. In diese waren verschiedene Kammern, die einen, um den Priestern als Speisezimmer für die ihnen von den Opfern zukommenden Anteile zu dienen, die anderen, damit die Priester dort die heiligen Gewänder an- und ablegten. Der nach Norden gelegene Anbau wird zuerst beschrieben. Ezechiel Ez 33 42 1 2 Aus dem inneren Hofe wird der Seher durch das Nordtor in den äußeren Hof geführt, von wo aus man in die Schatzkammer (d.i. das Gebäude mit den Schatzkammern) gelangte. Diese lag zwischen dem abgeschlossenen Platze und der Umfassungsmauer. Ezechiel Ez 33 42 10 In latitudine periboli atrii, quod erat contra viam orientalem, in faciem ædificii separati, et erant ante ædificium gazophylacia. An der Breite der Umfassungsmauer des Vorhofes waren in der Richtung nach Morgen gegen die Vorderseite des abgesonderten Gebäudes und vor dem Gebäude Gemächer.¹¹ Ezechiel Ez 33 42 10 11 Hebr.: in der Breite der Mauer des Vorhofes nach Süden, vergl. [Ez 40,44], vor dem gesperrten Platze und vor dem Gebäude waren Zellen. Ezechiel Ez 33 42 11 Et via ante faciem eorum juxta similitudinem gazophylaciorum, quæ erant in via aquilonis: secundum longitudinem eorum, sic et latitudo eorum: et omnis introitus eorum: et similitudines, et ostia eorum. Der Gang¹² an ihrer Vorderseite war wie an den Gemächern, welche in der Richtung nach Mitternacht lagen, sie waren gerade so breit und lang wie jene und die Verhältnisse und die Türen, alles war jenen gleich. Ezechiel Ez 33 42 11 12 Vor den Zellen. (V. 4) Ezechiel Ez 33 42 12 Secundum ostia gazophylaciorum, quæ erant in via respiciente ad notum: ostium in capite viæ: quæ via erat ante vestibulum separatum per viam orientalem ingredientibus. Wie die Türen an jenen Gemächern, welche in der Richtung nach Mittag lagen, ging eine Türe oben auf den Weg hinaus, auf den Weg, der vor dem abgesonderten Hallengebäude lag, wenn man in der Richtung von Morgen her eintritt. Ezechiel Ez 33 42 13 Et dixit ad me: Gazophylacia aquilonis, et gazophylacia austri, quæ sunt ante ædificium separatum: hæc sunt gazophylacia sancta: in quibus vescuntur sacerdotes, qui appropinquant ad Dominum in sancta sanctorum: ibi ponent sancta sanctorum, et oblationem pro peccato, et pro delicto: locus enim sanctus est. Und er sprach zu mir: Die Gemächer gegen Mitternacht und die Gemächer gegen Mittag, die vor dem abgesonderten Anbau liegen, sind die heiligen Gemächer,¹³ in denen die Priester essen dürfen, welche dem Herrn im Allerheiligsten nahen. Dort sollen sie den allerheiligsten Opferteil, die Sünd- und Schuldopfer aufbewahren, denn es ist ein heiliger Ort. Ezechiel Ez 33 42 13 13 Der Engel erklärt diese Gemächer für heilig, d.i. zu heiligem Gebrauch bestimmt. Hochheilig sind nach [Lev 2,2-10; Lev 6,25]; die Teile des Speiseopfers, welche nicht vom Feuer verzehrt wurden; das Fleisch der Sündopfer (sofern es nicht außerhalb des Lagers verbrannt ward) nach [Lev 6,29ff] und des Schuldopfers [Lev 7,6]. Diese Teile mussten an heiliger Stätte, im Vorhof des Tempels, bei dem Altare verzehrt werden. Bis sie dort verzehrt werden, sollen sie in diesen Gemächern aufbewahrt werden. Ezechiel Ez 33 42 14 Cum autem ingressi fuerint sacerdotes, non egredientur de sanctis in atrium exterius: et ibi reponent vestimenta sua in quibus ministrant, quia sancta sunt, vestienturque vestimentis aliis, et sic procedent ad populum. Und wenn die Priester in das Heiligtum gegangen sind, sollen sie nicht aus dem Heiligtum in den äußern Vorhof hinaustreten, sondern sollen dort die Kleider, in denen sie den Dienst verrichtet, liegen lassen, denn diese sind heilig, und sollen andere Kleider anziehen und so zum Volke hinausgehen.¹⁴ Ezechiel Ez 33 42 14 14 Dieser Zusatz zeigt, warum V. 9, V. 12 bemerkt ist, dass aus dem äußeren Hofe der Zugang zu den Gemächern war. Ezechiel Ez 33 42 15 Cumque complesset mensuras domus interioris, eduxit me per viam portæ, quæ respiciebat ad viam orientalem: et mensus est eam undique per circuitum. Als er nun das innere Haus ganz ausgemessen hatte, führte er mich hinaus in der Richtung nach dem Osttore¹⁵ und er maß dasselbe¹⁶ allenthalben ringsum. Ezechiel Ez 33 42 15 15 Nach dem Hebr., Syr., Vulg., Chald.: war das ganze Tempelgebäude mit seinen Höfen, Toren und der Umfassungsmauer [Ez 40,5] von einer großen quadratförmigen Fläche umgeben, deren einzelne Seiten 500 Ruten oder 3000 Ellen maßen, das also aus 250000 Quadratruten bestand, so dass das heilige Gebäude auf allen Seiten durch einen Zwischenraum von 500 Ruten von der nichtheiligen Welt getrennt war. Der Tempel lag also in einer Art heiliger Einsamkeit, fern vom Geräusche des Lebens, zum Zeichen, wie hoch alle göttlichen Dinge über menschlichen und bürgerlichen Angelegenheiten stehen. Der Tempel stand auf hohem Berge [Ez 40,2], um durch seine Lage die Erhabenheit der Heiligkeit über alles Menschliche anzudeuten. Durch das Osttor war der Prophet eingetreten. Ezechiel Ez 33 42 15 16 Nämlich das Haus. Ezechiel Ez 33 42 16 Mensus est autem contra ventum orientalem calamo mensuræ, quingentos calamos in calamo mensuræ per circuitum. Er maß aber die Ostseite¹⁷ mit der Messrute: fünfhundert Ruten mit der Messrute¹⁸ ringsum.¹⁹ Ezechiel Ez 33 42 16 17 Nach der Septuag. misst er in richtiger Ordnung Ost-, Nord-, West- und Südseite. Ezechiel Ez 33 42 16 18 Siehe [Ez 40,5]. Ezechiel Ez 33 42 16 19 Griech.: Und er wandte sich was mit V. 17 zu verbinden ist. Ezechiel Ez 33 42 17 Et mensus est contra ventum aquilonis quingentos calamos in calamo mensuræ per gyrum. Und er maß die Mitternachtsseite: fünfhundert Ruten ringsum²⁰ mit der Messrute. Ezechiel Ez 33 42 17 20 Besser wieder mit Sept.: Und er wandte sich. Ezechiel Ez 33 42 18 Et ad ventum australem mensus est quingentos calamos in calamo mensuræ per circuitum. Er maß auch die Mittagseite: fünfhundert Ruten ringsum²¹ mit der Messrute. Ezechiel Ez 33 42 18 21 Dies fehlt im Hebr. hier. Dafür: Und er wandte sich. Ezechiel Ez 33 42 19 Et ad ventum occidentalem mensus est quingentos calamos in calamo mensuræ. Und er maß die Abendseite: fünfhundert Ruten mit der Messrute. Ezechiel Ez 33 42 2 In facie longitudinis, centum cubitos ostii aquilonis: et latitudinis quinquaginta cubitos. An der Vorderseite³ maßen sie in die Länge am Eingange gegen Mitternacht hundert Ellen und in die Breite fünfzig Ellen, Ezechiel Ez 33 42 2 3 Vor die Längenseite von hundert Ellen nämlich. Vor dem oben genannten Bau, der bereits oben als hundert Ellen lang bezeichnet ist [Ez 41, Ez 43], lag das Gebäude. Es war also ebenso lang. Sept.: an der Seite des Gebäudes, welche nach Norden gerichtet ist. Dieses Gebäude war fünfzig Ellen breit, so breit wie die Torhalle lang. [Ez 40,29.33.36] Ezechiel Ez 33 42 20 Per quatuor ventos mensus est murum ejus undique per circuitum longitudinem quingentorum cubitorum, et latitudinem quingentorum cubitorum dividentem inter sanctuarium et vulgi locum. Nach allen vier Richtungen maß er die Mauer daselbst auf allen Seiten, in der Länge fünfhundert Ellen²² und in der Breite fünfhundert Ellen, sie schied das Heiligtum von dem dem Volke zugewiesenen Raum. Ezechiel Ez 33 42 20 22 Diese Bestimmung der Maßeinheit fehlt im Hebräischen, ebenso wie bei der Breite. Nach Analogie von V. 16 19 ist zu ergänzen Ruten, wie der hl. Hieronymus selbst mahnt. Ezechiel Ez 33 42 3 Contra viginti cubitos atrii interioris, et contra pavimentum stratum lapide atrii exterioris, ubi erat porticus juncta porticui triplici. gegenüber den zwanzig Ellen des inneren Hofes und gegenüber dem Steinpflaster im äußern Hofe,⁴ wo⁵ ein Hallengang war, der sich an einen dreifachen Hallengang anschloss. Ezechiel Ez 33 42 3 4 Hebr.: Angesichts der zwanzig Ellen, die zum inneren Vorhof gehörten, und angesichts des Steingetäfels, das zum äußeren Vorhof gehörte, war Galerie gegenüber Galerie in drei Stockwerken. Der abgrenzende Raum [Ez 41,10] ist zwanzig Ellen breit. Betreffs des äußeren Hofes siehe [Ez 40,17]. Das Gebäude lag also zwischen diesen beiden so, dass gegen beide eine Säulenhalle war, in drei Stockwerken. Ezechiel Ez 33 42 3 5 Fehlt im Hebr. Ezechiel Ez 33 42 4 Et ante gazophylacia deambulatio decem cubitorum latitudinis, ad interiora respiciens viæ cubiti unius. Et ostia eorum ad aquilonem: Vor den Gemächern war ein Gang von zehn Ellen Breite⁶ und nach innen ein Weg von der Breite einer Elle, ihre Türen gingen nach Mitternacht zu. Ezechiel Ez 33 42 4 6 Und nach der Sept. von hundert Ellen Länge. Dieser Weg zog sich also vor der ganzen Fläche des Hauses hin, wohl auf der Nordseite. Ezechiel Ez 33 42 5 Ubi erant gazophylacia in superioribus humiliora: quia supportabant porticus, quæ ex illis eminebant de inferioribus, et de mediis ædificii. Die obern Gemächer waren niedriger als die untern, denn sie ruhten auf den Säulenhallen, welche über dieselben vom untern und mittlern Stockwerke aus vorsprangen.⁷ Ezechiel Ez 33 42 5 7 Hebr.: die oberen Gemächer waren verkürzt, weil die Galerien von ihnen wegnahmen, deshalb waren sie kürzer im Vergleich mit den untersten und mittleren Gemächern. Ezechiel Ez 33 42 6 Tristega enim erant, et non habebant columnas, sicut erant columnæ atriorum: propterea eminebant de inferioribus, et de mediis a terra cubitis quinquaginta. Es waren nämlich drei Stockwerke, die aber keine Säulen hatten, wie die Säulen der Vorhöfe waren. Deshalb sprangen sie von dem untern und mittlern Stocke aus vom Boden um fünfzig Ellen vor.⁸ Ezechiel Ez 33 42 6 8 Hebr.: Deswegen wurde im Vergleich mit den untersten und mittleren weggenommen vom Boden. Es waren drei Stockwerke. Da die oberen nicht auf Säulen ruhten, war es notwendig, um für den mittleren und obersten Säulengang Platz zu gewinnen, dass die Kammern dieser beiden Stockwerke kleiner waren. Im Übrigen waren die verschiedenen Schatzkammern, da sie verschiedenen Zwecken dienten, wohl nicht gleich gebaut. Die fünfzig Ellen des latein. Textes finden sich weder im Hebräischen noch im Griechischen. Ezechiel Ez 33 42 7 Et peribolus exterior secundum gazophylacia, quæ erant in via atrii exterioris ante gazophylacia: longitudo ejus quinquaginta cubitorum. Die äußere Mauer an den Gemächern, die in der Richtung gegen den äußern Vorhof vor den Gemächern lagen, hatte eine Länge von fünfzig Ellen; Ezechiel Ez 33 42 8 Quia longitudo erat gazophylaciorum atrii exterioris, quinquaginta cubitorum: et longitudo ante faciem templi, centum cubitorum. denn die Länge der Gemächer des äußern Vorhofes betrug fünfzig Ellen⁹ und die Länge an der Vorderseite des Tempels hundert Ellen. Ezechiel Ez 33 42 8 9 Hebr.: Und eine Mauer, die außerhalb war, gleichlaufend mit den Hallen nach dem äußeren Vorhofe hin vor den Hallen d.i. ihnen entsprechend gegenüber. Die Länge der Mauer war fünfzig Ellen. Ezechiel Ez 33 42 9 Et erat subter gazophylacia hæc introitus ab oriente ingredientium in ea de atrio exteriori. Unterhalb jener Gemächer war ein Eingang von der Ostseite her, dass man aus dem äußern Vorhofe eintreten konnte.¹⁰ Ezechiel Ez 33 42 9 10 Der Zugang zu der Schatzkammer war vom äußeren Hofe aus unterhalb der Kammern, weil der äußere Hof niedriger war. Der Eingang ging nach Osten, so dass, wer von Osten in den äußeren Hof den Kammern zuschritt, an diesen Eingang kam und durch ihn auf die Fläche emporstieg, den das Gebäude einnahm. Ezechiel Ez 33 0 1 k. Die Herrlichkeit des Herrn zieht in den Tempel ein. (V. 12) 1. Der Brandopferaltar. Ezechiel Ez 33 43 1 Et duxit me ad portam, quæ respiciebat ad viam orientalem. Und er führte mich zu dem Tore, das gegen Morgen liegt. Ezechiel Ez 33 43 10 Tu autem fili hominis ostende domui Israel templum, et confundantur ab iniquitatibus suis, et metiantur fabricam: Du aber, o Menschensohn! zeige dem Hause Israel den Tempel, damit sie sich ihrer Verschuldung schämen; sie sollen das ganze Gebäude nachmessen¹⁰ Ezechiel Ez 33 43 10 10 Damit sie sehen, wie sehr Gott selbst auf das Kleinste achtet, besonders im Leben der Menschen. Der Tempel wird dem Volke gezeigt, damit es durch die Größe der göttlichen Wohltat und die Hoffnung auf Wiederherstellung aufhöre zu sündigen. (Theod.) Ezechiel Ez 33 43 11 Et erubescant ex omnibus, quæ fecerunt: Figuram domus, et fabricæ ejus, exitus, et introitus, et omnem descriptionem ejus, et universa præcepta ejus, cunctumque ordinem ejus, et omnes leges ejus ostende eis, et scribes in oculis eorum: ut custodiant omnes descriptiones ejus, et præcepta illius, et faciant ea. und sollen erröten über alles, was sie getan.¹¹ Zeige ihnen die Gestalt des Hauses und an seinem Bau die Eingänge und Ausgänge, seine ganze Beschreibung, alle seine Vorschriften, seine ganze Anordnung, alle seine Gesetze, und schreibe es vor ihren Augen nieder, damit sie seine ganze Gestalt und alle Vorschriften desselben bewahren und sie ausführen.¹² Ezechiel Ez 33 43 11 11 Hebr.: Und wenn sie erröten so zeige ihnen und schreibe. Ezechiel Ez 33 43 11 12 Bei der Rückkehr? Ezechiel Ez 33 43 12 Ista est lex domus in summitate montis: Omnis finis ejus in circuitu, sanctum sanctorum est: hæc est ergo lex domus. Das ist die Anordnung des Hauses auf der Höhe des Berges:¹³ Sein ganzes Gebiet ringsumher ist hochheilig,¹⁴ dies also ist die Anordnung des Hauses. Ezechiel Ez 33 43 12 13 So ist denn jeder Irrtum ausgeschlossen. Ezechiel Ez 33 43 12 14 Nicht nur wie im Salomonischen Tempel das Allerheiligste. Von welcher Zeit dies zu verstehen ist, sagt [Jes 4,5]. Wenn der Spross des Herrn - Durch diese Ausdehnung der höchsten Heiligkeit auf den ganzen Tempelbau und seine Gebäude wird der Alte Bund verlassen. Denn dieser verhüllte das Allerheiligste und verbot den Eintritt, um anzudeuten, dass der Weg zum Heiligtum noch nicht erschlossen sei und dass noch niemand zur Anschauung Gottes gelangen könne, da die Erlösung noch nicht vollbracht sei. Vergl. [Hebr 9,8]. Der ganze Tempel hochheilig gehört dem Neuen Bunde an, in dem Christus uns den Zugang zum Vater eröffnet hat. Ezechiel Ez 33 43 13 Istæ autem mensuræ altaris in cubito verissimo, qui habebat cubitum, et palmum: in sinu ejus erat cubitus et cubitus in latitudine, et definitio ejus usque ad labium ejus, et in circuitu, palmus unus: hæc quoque erat fossa altaris. Dies aber sind die Maße des Altars nach der guten Elle, welche um eine Spanne mehr misst.¹⁵ Seine Vertiefung war eine Elle hoch und eine Elle breit und der Kranz bis zu seiner Kante,¹⁶ und zwar ringsum war eine Spanne breit und dies war auch der Grund des Altars. Ezechiel Ez 33 43 13 15 Zuerst wird das Maß der einzelnen Teile des Altares angegeben (V. 13 17), dann wird die Art der Weihe vorgeschrieben. (V. 18ff) Der Prophet beginnt mit dem Fuße des Altars. Ezechiel Ez 33 43 13 16 Unten am Boden. In diese Vertiefung wurde das Blut der Opfertiere gegossen, das durch Kanäle in den Fluss geleitet ward. Ein Kranz war um jene Vertiefung gelegt, damit die Priester nicht vielleicht hineintraten. Ezechiel Ez 33 43 14 Et de sinu terræ usque ad crepidinem novissimam duo cubiti, et latitudo cubiti unius: et a crepidine minore usque ad crepidinem majorem quatuor cubiti, et latitudo cubiti unius. Von der Vertiefung des Bodens bis zum untern Absatz waren zwei Ellen und die Breite eine Elle, vom kleinern bis zum größern Absatz waren vier Ellen und die Breite wieder eine Elle. Ezechiel Ez 33 43 15 Ipse autem Ariel quatuor cubitorum: et ab Ariel usque ad sursum, cornua quatuor. Der Herd aber war vier Ellen hoch und vom Herde¹⁷ gingen nach oben die vier Hörner. Ezechiel Ez 33 43 15 17 Von der Fläche des Altars erhoben sich die vier Altarhörer. Ariel: Herd. Vergl. [Jes 29,1]. Ezechiel Ez 33 43 16 Et Ariel duodecim cubitorum in longitudine per duodecim cubitos latitudinis: quadrangulatum æquis lateribus. Der Herd hatte zwölf Ellen in der Länge und zwölf Ellen in der Breite, ein gleichseitiges Viereck. Ezechiel Ez 33 43 17 Et crepido quatuordecim cubitorum longitudinis per quatuordecim cubitos latitudinis in quatuor angulis ejus: et corona in circuitu ejus dimidii cubiti, et sinus ejus unius cubiti per circuitum: gradus autem ejus versi ad orientem. Der Absatz war vierzehn Ellen lang und vierzehn Ellen breit an allen vier Seiten und eine Einfassung ging ringsherum,¹⁸ eine halbe Elle hoch, und die Vertiefung betrug eine Elle ringsum; seine Stufen aber waren gegen Morgen gerichtet.¹⁹ Ezechiel Ez 33 43 17 18 Die Einfassung mit ihrer Vertiefung sollte wohl etwa herabfallende Stücke des Opfers aufnehmen. Ezechiel Ez 33 43 17 19 Der Altar stand gegen Westen, gegen das Hochheilige des Tempels zu. Deshalb waren die Stufen nach Morgen gerichtet. Am Mosaischen Altare gab es solche nicht. [Ex 20,26] Ezechiel Ez 33 43 18 Et dixit ad me: Fili hominis, hæc dicit Dominus Deus: Hi sunt ritus altaris in quacumque die fuerit fabricatum: Ut offeratur super illud holocaustum, et effundatur sanguis. Und er sprach zu mir: Menschensohn! so spricht der Herr, Gott: Dies sind die Verordnungen für den Altar, zur Zeit, wo er hergerichtet ist, damit man Brandopfer auf ihm darbringe und Blut auf ihm ausgieße.²⁰ Ezechiel Ez 33 43 18 20 Die folgenden Vorschriften betreffen die Entsündigungen des Altars. Letzterer ist deren bedürftig, weil dem von sündiger Menschenhand bearbeiteten irdischen Material Unreinigkeit anhaftet. Die Sprengung des Blutes an die Seiten des Altares oder die Bestreichung der Hörner mit Blut ist priesterliche Funktion, weshalb sie hier besonders hervorgehoben wird. Ezechiel Ez 33 43 19 Et dabis sacerdotibus, et Levitis, qui sunt de semine Sadoc, qui accedunt ad me, ait Dominus Deus, ut offerant mihi vitulum de armento pro peccato. Den Priestern aus dem Stamme Levi und der Familie Sadok, die mir nahen, spricht der Herr, Gott, sollst du ein junges Rind von der Herde²¹ geben,²² dass sie es mir als Sündopfer darbringen. Ezechiel Ez 33 43 19 21 Ein junges männliches Rind, wie beim Sündopfer des Hohenpriesters. [Lev 4,3; Lev 16,3] u.a. besonders [Ex 29,36; Lev 8,2ff]. Ezechiel Ez 33 43 19 22 Ezechiel nimmt die Unterweisungen für die Gemeinde und für die Priester in Empfang, weshalb er im Folgenden so angeredet wird, wie im Pentateuch Moses. Ezechiel Ez 33 43 2 Et ecce gloria Dei Israel ingrediebatur per viam orientalem: et vox erat ei quasi vox aquarum multarum, et terra splendebat a majestate ejus. Siehe, da nahte die Herrlichkeit des Gottes Israels von der Morgenseite her¹ und Brausen gleich dem Brausen mächtiger Wasser und die Erde erglänzte von seiner Herrlichkeit.² Ezechiel Ez 33 43 2 1 Das Tempelgebäude, das Symbol der Wiederherstellung der Theokratie, ist dem Propheten gezeigt. Wie er einst den Sturz desselben im Gesichte geschaut (Kap. 9 11), so sieht er jetzt dessen Aufstehen aus den Ruinen. Nachdem der Tempel beschrieben, muss er die Herrlichkeit des Herrn, wie er denselben früher verlassen gesehen [Ez 10,19; Ez 11,23], erwähnen, Als Moses die Hütte erbaute, erfüllte Gottes Herrlichkeit dieselbe, sie erfüllte auch den Tempel Salomons bei der Weihe, so erscheint den auch in diesem Bau dieselbe und erfüllt sie mit ihrer Kraft. (Theod.) Ezechiel Ez 33 43 2 2 Das Nahen Gottes deutete das Brausen und der Glanz an und begleitete es. Das Brausen verursachen die Cherubim durch das Zusammenschlagen der Flügel, das Licht verkündet den Herrn unermesslicher Herrlichkeit. Vergl. [Hab 3,3]. Gott lädt zur Teilnahme an seinem Lichte und seiner Herrlichkeit ein. Ezechiel Ez 33 43 20 Et assumens de sanguine ejus, pones super quatuor cornua ejus, et super quatuor angulos crepidinis, et super coronam in circuitu: et mundabis illud, et expiabis. Nimm alsdann etwas von dessen Blute und sprenge es an seine vier Hörner, an die vier Ecken des Absatzes und an die Einfassung ringsherum, und so reinige ihn und sühne ihn. Ezechiel Ez 33 43 21 Et tolles vitulum, qui oblatus fuerit pro peccato: et combures eum in separato loco domus extra sanctuarium. Sodann nimm das Rind, welches als Sündopfer dargebracht ward, und verbrenne es an einem abgesonderten Orte beim Hause außerhalb des Heiligtums.²³ Ezechiel Ez 33 43 21 23 Ähnlich wie die [Lev 4,12; Lev 16,27] vorgeschriebene Verbrennung. Den Ort selbst gibt der Prophet nicht an. Ezechiel Ez 33 43 22 Et in die secunda offeres hircum caprarum immaculatum pro peccato: et expiabunt altare, sicut expiaverunt in vitulo. Am zweiten Tage²⁴ aber bringe einen Ziegenbock, der ohne Fehl ist,²⁵ als Sündopfer dar, um den Altar zu entsühnen, wie er mit dem Rinde entsühnt ward. Ezechiel Ez 33 43 22 24 Wie die Hütte und der Tempel durch sieben Tage eingeweiht ward, so soll auch diese Weihe durch die heilige Zahl der Tage vollbracht werden. Ezechiel Ez 33 43 22 25 Siehe [Lev 1,3.10] u.a. Ezechiel Ez 33 43 23 Cumque compleveris expians illud, offeres vitulum de armento immaculatum, et arietem de grege immaculatum. Und wenn du mit der Entsühnung zu Ende bist, so bringe ein fehlloses junges Rind und einen fehllosen Widder von der Herde dar. Ezechiel Ez 33 43 24 Et offeres eos in conspectu Domini: et mittent sacerdotes super eos sal, et offerent eos holocaustum Domino. Diese opfere vor dem Angesichte des Herrn und die Priester sollen Salz auf dieselben streuen und sie dem Herrn zum Brandopfer darbringen.²⁶ Ezechiel Ez 33 43 24 26 Außer dem Sündopfer soll ein Brandopfer dargebracht werden. Salz wird nach der Vorschrift [Lev 2,13] vergl. [Mk 9,48] beigefügt. Ezechiel Ez 33 43 25 Septem diebus facies hircum pro peccato quotidie: et vitulum de armento, et arietem de pecoribus immaculatos offerent. Sieben Tage sollst du täglich einen Bock als Sündopfer darbringen, auch ein junges Rind und einen Widder von der Herde, beide seien ohne Fehl.²⁷ Ezechiel Ez 33 43 25 27 Dieses Doppelopfer ist an jedem der sieben Tage darzubringen. Ezechiel Ez 33 43 26 Septem diebus expiabunt altare, et mundabunt illud: et implebunt manum ejus. Sieben Tage lang soll man den Altar entsühnen und reinigen und einweihen.²⁸ Ezechiel Ez 33 43 26 28 Der hebr. Ausdruck (der im Lat. wiedergegeben ist) ist der Weihe Aarons und seiner Söhne [Lev 8,27.28] entlehnt, denen die Opfergaben in die Hand gegeben wurden, sie vor dem Herrn zu erheben. Ezechiel Ez 33 43 27 Expletis autem diebus, in die octava et ultra, facient sacerdotes super altare holocausta vestra, et quæ pro pace offerunt: et placatus ero vobis, ait Dominus Deus. Und wenn diese Tage um sind, sollen die Priester am achten Tage und weiterhin eure Brandopfer und was man als Friedopfer darbringt,²⁹ auf dem Altare opfern; so werde ich euch huldreich werden, spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 43 27 29 Hebr.: euere Friedensopfer (Lob- und Dankopfer). Ezechiel Ez 33 43 3 Et vidi visionem secundum speciem, quam videram, quando venit ut disperderet civitatem: et species secundum aspectum, quem videram juxta fluvium Chobar: et cecidi super faciem meam. Und ich sah eine Erscheinung gleich jener, welche ich gesehen, als er kam, die Stadt zu verderben; der Anblick war jener Erscheinung gleich, die ich am Flusse Chobar geschaut,³ und ich fiel nieder auf mein Angesicht.⁴ Ezechiel Ez 33 43 3 3 So hatte der Seher Gott als treuesten Bürgen seines Bundes zuvor geschaut. [Ez 9,1ff] vergl. [Ez 1,1ff]. Als solcher zerstörte er die Stadt, als solcher wird der Urheber des Bündnisses und freigebige Spender alles Guten sie wiederherstellen. Ezechiel Ez 33 43 3 4 Vergl. [Ez 3,1]. Ezechiel Ez 33 43 4 Et majestas Domini ingressa est templum per viam portæ, quæ respiciebat ad orientem. Und die Herrlichkeit des Herrn zog in den Tempel ein auf dem Wege des gegen Morgen gerichteten Tores. Ezechiel Ez 33 43 5 Et elevavit me spiritus, et introduxit me in atrium interius: et ecce repleta erat gloria Domini domus. Da hob mich der Geist empor und brachte mich in den innern Vorhof und siehe, das Haus war von der Herrlichkeit des Herrn erfüllt.⁵ Ezechiel Ez 33 43 5 5 So ruhte einst Gottes Herrlichkeit auf der Hütte [Ex 40,32-36] und erfüllte den Tempel Salomons. [1Kön 8,10.11; 2Chr 5,13.14; 2Chr 7,1.2] Ezechiel Ez 33 43 6 Et audivi loquentem ad me de domo, et vir qui stabat juxta me, Und ich hörte jemanden von dem Hause her zu mir reden und der Mann, welcher bei mir stand, Ezechiel Ez 33 43 7 Dixit ad me: Fili hominis, locus solii mei, et locus vestigiorum pedum meorum, ubi habito in medio filiorum Israel in æternum: et non polluent ultra domus Israel nomen sanctum meum, ipsi, et reges eorum in fornicationibus suis, et in ruinis regum suorum, et in excelsis. sprach zu mir: Menschensohn! dies ist die Stätte meines Thrones und der Ort, wo meine Füße ruhen, wo ich inmitten der Söhne Israels ewiglich wohne,⁶ und das Haus Israel soll hinfort meinen heiligen Namen nicht mehr entweihen, weder sie noch ihre Könige, durch ihre Buhlereien, durch das Verderbnis ihrer Könige und durch ihre Höhen.⁷ Ezechiel Ez 33 43 7 6 Dort errichtet Gott sein Reich auf ewig. Vergl. [Jer 3,17]. Ezechiel Ez 33 43 7 7 Der Ort soll heilig sein. Wie die Könige und das Volk einst miteinander gewetteifert, Götzendienst zu treiben und Höhendienst zu üben, so müssen sie Gott bei der Wiederherstellung mit gleichem Eifer dienen. Hebr.: Durch die Leichen ihrer Könige. Viele Ausleger verstehen dies von einer Bestattung an heiligem Orte. Indes wahrscheinlicher ist der hebr. Text hier verdorben. Sept.: Durch die (ungerechten) Mordtaten ihrer Führer in ihrer Mitte. Vergl. [2Kön 21,16]. Ezechiel Ez 33 43 8 Qui fabricati sunt limen suum juxta limen meum, et postes suos juxta postes meos: et murus erat inter me et eos: et polluerunt nomen sanctum meum in abominationibus, quas fecerunt: propter quod consumpsi eos in ira mea. Denn sie setzten ihre Schwellen an meine Schwellen und ihre Pfosten an meine Pfosten, so dass nur eine Wand zwischen mir und ihnen war,⁸ und sie schändeten meinen heiligen Namen durch die Greuel, die sie verübten, deshalb habe ich sie in meinem Zorne vertilgt. Ezechiel Ez 33 43 8 8 Sie setzten Götzen mit ihren Götzenhäuschen und die Altäre der Götzen in den Tempel selbst. Vergl. [2Kön 16,10-16; 2Kön 21,4-7]. Damit stimmt überein, was dem Seher [Ez 8,5-17] gezeigt ist. Ezechiel Ez 33 43 9 Nunc ergo repellant procul fornicationem suam, et ruinas regum suorum a me: et habitabo in medio eorum semper. Nunmehr also werden sie ihre Buhlerei und die Verderbnisse ihrer Könige von mir fernhalten und⁹ ich will auf immer unter ihnen wohnen. Ezechiel Ez 33 43 9 9 Die menschliche Mitwirkung ist oft das Maß, nach dem Gott Güter spendet, die er verheißt. Vergl. [Jes 48,18]. Ezechiel Ez 33 0 1 B. Das neue Priestertum. (Kap. 44,4-31) Ezechiel Ez 33 44 1 Et convertit me ad viam portæ sanctuarii exterioris, quæ respiciebat ad orientem: et erat clausa. Hierauf führte mich der Mann¹ wieder zu dem äußern Tore des Heiligtums, das nach Morgen zu liegt, dieses aber war geschlossen. Ezechiel Ez 33 44 1 1 Der Engel führte ihn zurück nach dem äußeren Osttore zu. Warum dasselbe geschlossen ist, erklärt er ihm im Namen Jahves. Ezechiel Ez 33 44 10 Sed et Levitæ, qui longe recesserunt a me in errore filiorum Israel, et erraverunt a me post idola sua, et portaverunt iniquitatem suam: Jene Leviten¹⁴ aber, welche sich weit von mir entfernten, als die Söhne Israels abfielen, und fern von mir ihren Götzenbildern nachirrten und darum ihre Missetat büßen müssen, Ezechiel Ez 33 44 10 14 Die aus dem Stamme Levi stammenden Priester (levitischen Priester) sind zu Leviten zu degradieren. Ezechiel Ez 33 44 11 Erunt in sanctuario meo æditui, et janitores portarum domus, et ministri domus: ipsi mactabunt holocausta, et victimas populi: et ipsi stabunt in conspectu eorum, ut ministrent eis. sie sollen bei meinem Heiligtum Türhüter und Pförtner und Diener im Hause sein; die Brand- und Schlachtopfer des Volkes sollen sie schlachten und sollen bereit sein, um ihnen zu dienen. Ezechiel Ez 33 44 12 Pro eo quod ministraverunt illis in conspectu idolorum suorum, et facti sunt domui Israel in offendiculum iniquitatis: idcirco levavi manum meam super eos, ait Dominus Deus, et portabunt iniquitatem suam: Dafür, dass sie ihnen vor ihren Götzen gedient haben und so dem Hause Israel Anstoß zur Sünde geworden sind,¹⁵ deshalb habe ich meine Hand wider sie erhoben,¹⁶ spricht der Herr, Gott, und sie sollen ihre Schuld tragen Ezechiel Ez 33 44 12 15 Durch ihre Nachgiebigkeit gegen das Volk und ihr böses Beispiel gaben die Priester, Gottes Bund mit Levi verlassend, den Laien Veranlassung, immer mehr sich zu verfehlen. Ezechiel Ez 33 44 12 16 Geschworen. Ezechiel Ez 33 44 13 Et non appropinquabunt ad me ut sacerdotio fungantur mihi, neque accedent ad omne sanctuarium meum juxta sancta sanctorum: sed portabunt confusionem suam, et scelera sua quæ fecerunt. und sollen mir nicht nahen, um mir als Priester zu dienen, noch in mein gesamtes Heiligtum treten, in die Nähe des Allerheiligsten, sondern sollen ihre Schande und ihre Frevel tragen, die sie verübt haben.¹⁷ Ezechiel Ez 33 44 13 17 Hebr.: Mir priesterlich zu dienen und alle meine Heiligtümer, das Allerheiligste, anzurühren. Alle meine Heiligtümer wird durch die Apposition erklärt: die allerheiligsten Dinge. Es sind also nicht nur die allerheiligsten Räumlichkeiten noch ausschließlich die Gott geheiligsten Opferteile, sondern alle Dinge gemeint, welche als hochheilig gelten. Von alledem ausgeschlossen, sind sie öffentlicher Beschämung preisgegeben. Ezechiel Ez 33 44 14 Et dabo eos janitores domus in omni ministerio ejus, et in universis, quæ fient in ea. Und ich will sie zu Pförtnern am Hause machen, zu allen Diensten desselben, zu allem, was in demselben zu tun ist. Ezechiel Ez 33 44 15 Sacerdotes autem et Levitæ filii Sadoc, qui custodierunt ceremonias sanctuarii mei, cum errarent filii Israel a me, ipsi accedent ad me ut ministrent mihi: et stabunt in conspectu meo ut offerant mihi adipem, et sanguinem, ait Dominus Deus. Diejenigen Priester aber aus dem Stamme Levi und der Familie Sadok, welche die Vorschrift für mein Heiligtum beobachtet haben, als die Söhne Israel von mir abirrten, diese sollen mir nahen, um mir zu dienen; und sie sollen vor meinem Angesichte stehen, um mir Fett und Blut darzubringen, spricht der Herr, Gott.¹⁸ Ezechiel Ez 33 44 15 18 Wegen ihrer Treue werden sie vor anderen priesterlichen Familien in der Würde und Übung des Priesterstandes bestätigt. Über Sadok siehe [1Chr 6,8.53] u.a. Wie jener dem von Gott erwählten Könige die Treue wahrte. So seine Nachkommen dem höchsten Könige, Gott. Ezechiel Ez 33 44 16 Ipsi ingredientur sanctuarium meum, et ipsi accedent ad mensam meam ut ministrent mihi, et custodiant ceremonias meas. Sie sollen in mein Heiligtum eintreten und sich meinem Tische nahen, um mir zu dienen und meine Vorschriften zu beobachten. Ezechiel Ez 33 44 17 Cumque ingredientur portas atrii interioris, vestibus lineis induentur, nec ascendet super eos quidquam laneum, quando ministrant in portis atrii interioris et intrinsecus. Und wenn sie durch die Tore des innern Vorhofs eintreten, sollen sie linnene¹⁹ Kleider anziehen und nichts Wollenes²⁰ soll auf ihren Leib kommen, wenn sie an den Toren des innern Vorhofs und im Innern den Dienst üben. Ezechiel Ez 33 44 17 19 Ein linnenes Kleid trug der Hohepriester am Versöhnungstage. [Lev 16,4] Ezechiel Ez 33 44 17 20 Wolle wird nicht so wegen [Lev 19,19] verboten, sondern um die Befleckung durch Schweiß von den Priestern fern zu halten. Ezechiel Ez 33 44 18 Vittæ lineæ erunt in capitibus eorum, et feminalia linea erunt in lumbis eorum, et non accingentur in sudore. Sie sollen linnenen Kopfschmuck auf ihren Häuptern haben und linnene Unterkleider²¹ um ihre Lenden tragen und sollen sich nicht so gürten, dass sie schwitzen. Ezechiel Ez 33 44 18 21 Beinkleider. Ezechiel Ez 33 44 19 Cumque egredientur atrium exterius ad populum, exuent se vestimentis suis, in quibus ministraverant, et reponent ea in gazophylacio sanctuarii, et vestient se vestimentis aliis: et non sanctificabunt populum in vestibus suis. Und wenn sie in den äußern Vorhof zum Volke heraustreten, sollen sie ihre Gewänder ausziehen, in denen sie den Dienst verrichtet haben, und dieselben in der Kammer des Heiligtums niederlegen und sollen andere Kleider anlegen und das Volk nicht durch ihre Gewänder heiligen.²² Ezechiel Ez 33 44 19 22 Die geweihten Kleider würden auch dem Volke sonst eine gewisse Weihe mitteilen, so dass es viele Dinge sorgfältig meiden müsste und seinen Geschäften nicht mehr nachzugehen vermöchte. Vergl. [Ex 29,37; Ex 30,29; Lev 6,18.27] und [Lev 21,1-8]. Im Mosaischen Gesetze hatten die Kleider der Priester nicht diese besondere Eigenschaft. Ezechiel Ez 33 44 2 Et dixit Dominus ad me: Porta hæc clausa erit: non aperietur, et vir non transibit per eam: quoniam Dominus Deus Israel ingressus est per eam, eritque clausa Da sprach der Herr zu mir: Dies Tor soll verschlossen bleiben, es wird nicht geöffnet werden und niemand soll durch dasselbe eintreten; denn der Herr, der Gott Israels, ist durch dasselbe eingezogen und darum soll es geschlossen bleiben Ezechiel Ez 33 44 20 Caput autem suum non radent, neque comam nutrient: sed tondentes attondent capita sua. Ihr Haupt sollen sie nicht kahl scheren noch sich das Haar wachsen lassen,²³ sondern das gesamte Haupthaar stutzen. Ezechiel Ez 33 44 20 23 Das erstere war Zeichen der Trauer [Jes 22,21] u.a. und war den Priestern deshalb untersagt [Lev 21,5], besonders weil es bei den Priestern eine Nachahmung heidnischer Gebräuche gewesen wäre. [Lev 19,27; Dtn 14,1] Das Haar lang wachsen zu lassen entspricht nicht dem priesterlichen Anstande. (Hieron.) Da dies aber bei den Nasiräern Gewohnheit war, wird den Priestern demnach ein längeres Nasiräat untersagt. Die Sept. besagt, dass die Priester nicht mit entblößtem Haupte hinzutreten sollen, da es ein Zeichen von Trauer war, sich des Kopfschmuckes zu berauben. [Lev 10,6; Lev 21,10] Ezechiel Ez 33 44 21 Et vinum non bibet omnis sacerdos quando ingressurus est atrium interius. Kein Priester soll Wein trinken, wenn er den innern Vorhof betritt.²⁴ Ezechiel Ez 33 44 21 24 Der Weisung [Lev 10] entsprechend. Ezechiel Ez 33 44 22 Et viduam, et repudiatam non accipient uxores, sed virgines de semine domus Israel: sed et viduam, quæ fuerit vidua a sacerdote, accipient. Auch sollen sie weder eine Witwe noch eine Geschiedene zum Weibe nehmen, sondern nur Jungfrauen aus der Nachkommenschaft des Hauses Israel, aber die von einem Priester hinterlassene Witwe dürfen sie nehmen.²⁵ [Lev 21,14] Ezechiel Ez 33 44 22 25 Was im Gesetze dem Hohenpriester vorgeschrieben wird, wird hier den Priestern auferlegt mit der Milderung, dass diese eine Priesterwitwe heimführen dürfen. Ezechiel Ez 33 44 23 Et populum meum docebunt quid sit inter sanctum et pollutum, et inter mundum et immundum ostendent eis. Und sie sollen meinem Volke Weisung geben über den Unterschied zwischen dem Heiligen und Unheiligen und es den Unterschied lehren zwischen dem Reinen und Unreinen.²⁶ Ezechiel Ez 33 44 23 26 Damit das Gott in besonderer Weise geheiligte Volk alle Befleckung meide. Ezechiel Ez 33 44 24 Et cum fuerit controversia, stabunt in judiciis meis, et judicabunt: leges meas, et præcepta mea in omnibus solemnitatibus meis custodient, et sabbata mea sanctificabunt. Wenn Streithändel vorkommen, sollen sie nach meinen Satzungen auftreten und richten,²⁷ meine Gesetze und meine Gebote sollen sie an allen meinen Festtagen beobachten und meine Sabbate heilig halten. Ezechiel Ez 33 44 24 27 Wichtige Streitsachen sind den Priestern vorzulegen: [Dtn 17,8ff; 2Chr 19,8]. Ezechiel Ez 33 44 25 Et ad mortuum hominem non ingredientur, ne polluantur, nisi ad patrem et matrem, et filium et filiam, et fratrem et sororem, quæ alterum virum non habuerit: in quibus contaminabuntur. Zu einem Leichname sollen sie nicht hingehen, damit sie nicht verunreinigt werden,²⁸ außer es wäre Vater oder Mutter oder Sohn oder Tochter oder Bruder oder eine Schwester, welche noch keinen Mann gehabt; an diesen dürfen sie sich verunreinigen. Ezechiel Ez 33 44 25 28 [Num 19,11-19] Ezechiel Ez 33 44 26 Et postquam fuerit emundatus, septem dies numerabuntur ei. Und wenn ein solcher wieder gereinigt ist, soll man ihm sieben Tage zählen. Ezechiel Ez 33 44 27 Et in die introitus sui in sanctuarium ad atrium interius ut ministret mihi in sanctuario, offeret pro peccato suo, ait Dominus Deus. Und an dem Tage, an dem er wieder in das Heiligtum geht, in den innern Vorhof tritt, um mir im Heiligtume zu dienen, soll er ein Sündopfer für sich darbringen,²⁹ spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 44 27 29 Die größere Reinheit, welche von dem Priester gefordert wird, zeigt zugleich seine höhere Würde. (Theod.) Ezechiel Ez 33 44 28 Non erit autem eis hereditas, ego hereditas eorum: et possessionem non dabitis eis in Israel, ego enim possessio eorum. Auch sollen sie keinen Erbbesitz haben,³⁰ denn ich bin ihr Erbteil, und ihr sollt ihnen kein Besitztum in Israel geben, denn ich bin ihr Besitztum.³¹ [Dtn 18,1] Ezechiel Ez 33 44 28 30 Hebr.: Und es soll ihnen zum Erbteil sein: Ich selbst bin ihr Erbteil. Ezechiel Ez 33 44 28 31 Vergl. [Ez 45,4]. Ezechiel Ez 33 44 29 Victimam et pro peccato et pro delicto ipsi comedent: et omne votum in Israel ipsorum erit. Die Schlachtopfer, die Sünd- und Schuldopfer sollen sie essen und alles, was in Israel gelobt wird, soll ihnen gehören.³² Ezechiel Ez 33 44 29 32 Hebr.: Das Speiseopfer und das Sündopfer und das Schuldopfer sollen sie verzehren, und alles Gebannte in Israel soll ihnen zufallen. Über die den Priestern gehörigen Opferteile siehe [Lev 2,3; Lev 6,16; Lev 7,6ff] über das Gebannte [Lev 21, Lev 28, Num 18,14]. Ezechiel Ez 33 44 3 Principi. Princeps ipse sedebit in ea, ut comedat panem coram Domino: per viam portæ vestibuli ingredietur, et per viam ejus egredietur. selbst für den Fürsten.² Doch mag der Fürst sich in dem Raum niederlassen,³ um Brot zu genießen vor dem Herrn; durch die Torhalle trete er ein und auf demselben Wege gehe er wieder hinaus. Ezechiel Ez 33 44 3 2 Durch dieses Tor war die Herrlichkeit des Herrn in den Tempel zurückgekehrt [Ez 43,2]. Dadurch ist es so heilig geworden, dass es zur Anerkennung und Verehrung der Majestät Gottes niemand mehr geöffnet wird, nicht einmal dem Fürsten. Indes dem theokratischen Fürsten aus der Familie David, dem Abglanz der Herrlichkeit Gottes, dem die Verheißung [2Sam 7] gegeben ist, gegen die kein anderer in Israel sich erheben darf [1Chr 28,5; 1Chr 29,23], der in zeitlichen Dingen Gottes Stellvertreter ist, wird das Vorrecht verliehen, nahe an dem Priesterhof heranzutreten und auf der Schwelle des Tores desselben, das zu seinen Gunsten geöffnet wird, von draußen auf die Opfer zu schauen und dort von ihnen einen Anteil zu genießen. [Ez 46,1.2.3.12] Es naht indes von dem äußeren Hofe her, in den er mit den übrigen durch das Nord- und Südtor eintritt, wie er auf demselben Wege herausgeht. Diese Stelle wird von den heiligen Vätern und den kirchlichen Schriftstellern oft angeführt. Der Grund, weshalb niemand durch diese Pforte treten darf, ist in der Tat so allgemein ausgesprochen, dass er mit Recht in entsprechender Weise auf die heiligste Geburt unseres Heilandes angewendet werden kann und muss. Wenngleich also diese Worte keine Prophezeiung über die Jungfräulichkeit Marias sind noch auch einen eigentlichen Typus derselben bieten, so ist doch aus der Gleichheit des Grundes, aus der Allgemeinheit des Ausspruches, der Schluss zu ziehen, dass die, welche Gott selbst der Welt geschenkt hat, nach Gottes Willen und Leitung allezeit Jungfrau bleiben musste. Die Würde derjenigen also, über welche der Heilige Geist kam und welche die Kraft es Höchsten beschattete und die der Welt das ewige Licht geschenkt hat, wird durch das Beispiel des verschlossenen Tores und die Vorschrift Gottes von dem steten Verschlossenhalten als eine solche bezeichnet, welche von aller ehelichen Gemeinschaft fernbleiben musste. Ezechiel Ez 33 44 3 3 Weilen. Ezechiel Ez 33 44 30 Et primitiva omnium primogenitorum, et omnia libamenta ex omnibus, quæ offeruntur, sacerdotum erunt: et primitiva ciborum vestrorum dabitis sacerdoti, ut reponat benedictionem domui tuæ. Und die Erstlinge aller Ersterzeugten und alle Trankopfer von allem, was dargebracht wird,³³ sollen den Priestern gehören; auch die Erstlinge von euren Speisen sollt ihr dem Priester geben, damit er auf dein Haus Segen herabbringe.³⁴ [Ex 22,29] Ezechiel Ez 33 44 30 33 Die Erstlinge: die besten Teile der Erstlingsgabe, der Mahlfrüchte und des Mahlgebäckes. Hebr.: Das vorzüglichste aller Erstlingsfrüchte von allem und aller Weihegaben von allem, von all euren Weihegaben. Ezechiel Ez 33 44 30 34 Auf das Flehen des Priesters will Gott seinen Segen spenden. Eine wie hohe Würde wird den Priestern zuerteilt! (Hier.) Zwischen Volk und Priestern soll eine gegenseitige Mitteilung der Güter bestehen; diese geben dem Volke das Geistige, jenes bietet den Priestern das zum Unterhalt Notwendige. Vergl. [1Kor 9,11]. Ezechiel Ez 33 44 31 Omne morticinum, et captum a bestia de avibus et de pecoribus non comedent sacerdotes. Nichts Gefallenes oder von Tieren Zerrissenes, unter Vögeln oder Vierfüßern, sollen die Priester essen.³⁵ Ezechiel Ez 33 44 31 35 Der Grund wird [Dtn 14,21] angegeben: Weil du das heilige Volk deines Gottes bist. Durch solche Speise zog man sich Befleckung zu, die bis zum Abend dauerte. Ezechiel Ez 33 44 4 Et adduxit me per viam portæ aquilonis in conspectu domus: et vidi, et ecce implevit gloria Domini domum Domini: et cecidi in faciem meam. Darauf führte er mich durch das Nordtor vor das Haus;⁴ da schaute ich, und siehe, die Herrlichkeit des Herrn erfüllte das Haus des Herrn und ich fiel auf mein Angesicht. Ezechiel Ez 33 44 4 4 Vor das Heiligtum selbst, also in den inneren Hof, wo er dem Hause gegenüber stehen blieb und die Herrlichkeit des Herrn sah, welche den Tempel erfüllte. Ezechiel Ez 33 44 5 Et dixit ad me Dominus: Fili hominis pone cor tuum, et vide oculis tuis, et auribus tuis audi omnia, quæ ego loquor ad te de universis ceremoniis domus Domini, et de cunctis legibus ejus: et pones cor tuum in viis templi per omnes exitus sanctuarii. Der Herr aber sprach zu mir: Menschensohn! nimm wohl in acht und sieh mit deinen Augen und höre mit deinen Ohren auf alles, was ich dir nun über alle Satzungen des Hauses des Herrn und über alle für dasselbe geltenden Vorschriften sage, und habe wohl acht⁵ auf die Wege zum Tempel, sowie auf alle Ausgänge des Heiligtums. Ezechiel Ez 33 44 5 5 Achte wohl auf Zugänge und Ausgänge, damit du Weisung geben könnest, wer und durch welches Tor jeder ein- und ausgehen soll, damit nichts gegen die Heiligkeit des Tempels geschehe wie ehedem. Ezechiel Ez 33 44 6 Et dices ad exasperantem me domum Israel: Hæc dicit Dominus Deus: Sufficiant vobis omnia scelera vestra domus Israel: Und sprich zu dem Hause Israel, das mich zum Zorne reizt:⁶ So spricht der Herr, Gott: Lasset es euch einmal genug sein an all euren Freveltaten,⁷ Haus Israel! Ezechiel Ez 33 44 6 6 Hebr.: Sage zu Ungehorsam, zum Hause Israel. Ezechiel Ez 33 44 6 7 Hebr.: Greueln. Diese wurden begangen, indem man fremde Götzendiener in den Tempel einließ. Ezechiel Ez 33 44 7 Eo quod inducitis filios alienos incircumcisos corde, et incircumcisos carne, ut sint in sanctuario meo, et polluant domum meam: et offertis panes meos, adipem, et sanguinem: et dissolvitis pactum meum in omnibus sceleribus vestris. da ihr Fremde unbeschnittenen Herzens⁸ und unbeschnittenen Fleisches hineingeführt habt, dass⁹ sie in meinem Heiligtume waren und mein Haus befleckten; und wenn ihr mein Brot, Fett und Blut darbrachtet,¹⁰ habt ihr meinen Bund gebrochen durch alle eure Frevel.¹¹ Ezechiel Ez 33 44 7 8 Die sich schlimmen Leidenschaften zügellos überlassen. Ezechiel Ez 33 44 7 9 Dass Gottes Haus dadurch befleckt und seine Rache herausgefordert ward, mussten sie wohl wissen, so wird ihnen mit Recht zugeschrieben, dass sie die Befleckung wollten. Ezechiel Ez 33 44 7 10 Brot Gottes sind die Opfer. Deshalb werden sofort die Teile beigefügt, welche von den Opfern an den Altar gebracht wurden: das Fett, das verbrannt, das Blut, das gesprengt oder ausgeschüttet wurde. Ezechiel Ez 33 44 7 11 Sie scheinen heidnischen Tempeldienern die Mühewaltung bei den Opfern, das Schlachten, überlassen zu haben. Diese neuen Frevel fügten sie zu den sonstigen Greueln hinzu. Ezechiel Ez 33 44 8 Et non servastis præcepta sanctuarii mei: et posuistis custodes observationum mearum in sanctuario meo vobismetipsis. Ihr habt die Vorschriften über mein Heiligtum nicht gehalten, sondern habt zur Besorgung meines Dienstes in meinem Heiligtume Wächter bestellt nach eurem Gutdünken.¹² Ezechiel Ez 33 44 8 12 Kriegsgefangene und Heiden, und zwar die sittenlosesten. Ezechiel Ez 33 44 9 Hæc dicit Dominus Deus: Omnis alienigena incircumcisus corde, et incircumcisus carne, non ingredietur sanctuarium meum, omnis filius alienus qui est in medio filiorum Israel. So spricht der Herr, Gott: Kein Fremdling, unbeschnitten am Herzen und unbeschnitten am Fleische, soll in mein Heiligtum eintreten, kein Fremdling, der inmitten der Söhne Israels weilt.¹³ Ezechiel Ez 33 44 9 13 Hebr.: nämlich von all den Fremdlingen, die inmitten der Söhne Israels weilten. Ezechiel Ez 33 0 1 C. Vorschriften über Darbringungen und Opfer (45,1 46,24) a. Verteilung des Landes: Zum Gottesdienst an den Fürsten. (V. 7) Der Fürst soll zukünftig das Volk nicht mit Abgaben belasten. (V. 12) b. Abgaben des Volkes an den Fürsten zu Opfern. (V. 17) c. Opfer an Festtagen. Ezechiel Ez 33 45 1 Cumque cperitis terram dividere sortito, separate primitias Domino, sanctificatum de terra, longitudine viginti quinque millia, et latitudine decem millia: sanctificatum erit in omni termino ejus per circuitum. Wenn ihr das Land durch das Los zu verteilen beginnt, sollt ihr als Erstlinge dem Herrn eine geheiligte Gabe vom Lande absondern, fünfundzwanzigtausend¹ in der Länge und zehntausend² in der Breite, es soll geheiligt sein in seinem ganzen Umfange ringsum. Ezechiel Ez 33 45 1 1 Ruten, wie [Ez 42,16] zeigte. Ezechiel Ez 33 45 1 2 Nach der Septuag. 20000, eine Zahl, die in V. 3 und 5 offenbar vorausgesetzt ist. Ezechiel Ez 33 45 10 Statera justa, et ephi justum, et batus justus erit vobis. Rechte Waage, rechtes Epha und rechtes Bat sollt ihr haben.¹⁰ Ezechiel Ez 33 45 10 10 Fast wörtlich aus [Lev 19,36]. Über das Bat siehe [Jes 5,10]. Dasselbe Maß für Flüssigkeiten wie das Epha für trockene Gegenstände. Ezechiel Ez 33 45 11 Ephi, et batus æqualia, et unius mensuræ erunt: ut capiat decimam partem cori batus, et decimam partem cori ephi: juxta mensuram cori erit æqua libratio eorum. Epha und Bat sollen gleich und von einem Maß sein, so dass ein Bat den zehnten Teil eines Kor¹¹ fasst und ein Epha auch den zehnten Teil eines Kor; nach dem Maße des Kor soll die Bestimmung ihres Maßes sich richten. Ezechiel Ez 33 45 11 11 Hebr.: Chomer, was dasselbe ist. Nach einigen 201, 215, Lit. Nach anderen 388,8. Ezechiel Ez 33 45 12 Siclus autem viginti obolos habet. Porro viginti sicli, et viginti quinque sicli, et quindecim sicli, mnam faciunt. Der Sekel soll zwanzig Heller¹² betragen; zwanzig Sekel, fünfundzwanzig Sekel und fünfzehn Sekel machen eine Mine.¹³ Ezechiel Ez 33 45 12 12 Hebr.: Gera. Der heilige Sekel wird nach unserem Gewichte auf 14,5534 (oder 14,2) und das Gera auf 0,72767 (oder 0,708) Gramm geschätzt. Ezechiel Ez 33 45 12 13 Diese Worte sind unverständlich. Die Mine hatte fünfzig Sekel. Vielleicht ist nach der Septuag (Cod. Alex.) zu verbessern: die fünf Sekel (seien) fünf, und zehn Sekel zehn, und fünfzig Sekel werden euch eine Mine sein. D.i. Gewicht und Maß sollen das rechte Maß haben, die Münze von fünf Sekeln werde so geschlagen, dass sie wirklich fünf Sekel Gewicht hat usw. Ezechiel Ez 33 45 13 Et hæ sunt primitiæ, quas tolletis: sextam partem ephi de coro frumenti, et sextam partem ephi de coro hordei. Dies aber sind die Erstlinge,¹⁴ welche ihr abgeben sollt: Den sechsten Teil eines Epha von einem Kor Weizen und den sechsten Teil eines Epha von einem Kor Gerste.¹⁵ Ezechiel Ez 33 45 13 14 Hebr.: Weihegabe. Ezechiel Ez 33 45 13 15 Festsetzung des Zehnten, der an den Fürsten zu entrichten ist als Weihegabe an Gott, da der Fürst die Opfer voraus bestreitet. Der Zehnten wird übrigens je nach den Naturalien ermäßigt. Von Weizen und Gerste beträgt die Weihegabe ein Sechzigstel. Ezechiel Ez 33 45 14 Mensura quoque olei, batus olei, decima pars cori est: et decem bati corum faciunt: quia decem bati implent corum. Das Maß für das Öl sei ein Bat Öl. Das Bat ist der zehnte Teil von einem Kor, denn zehn Bat machen ein Kor, weil zehn Bat ein Kor voll machen.¹⁶ Ezechiel Ez 33 45 14 16 Hebr.: Und die Gebühr von Öl, vom Bat voll Öl. Ein zehntel Bat vom Kor (zehn Bat ein Chomer), denn zehn Bat machen einen Chomer. Ezechiel Ez 33 45 15 Et arietem unum de grege ducentorum de his, quæ nutriunt Israel in sacrificium, et in holocaustum, et in pacifica, ad expiandum pro eis, ait Dominus Deus. Aus einer Herde von je zweihundert,¹⁷ von denen, die Israel für die Speiseopfer,¹⁸ für die Brandopfer, für die Friedopfer und¹⁹ zum Sühnopfer für sich weidet, nehme man einen Widder, spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 45 15 17 Hebr.: Und ein Stück Kleinvieh aus der Herde von zweihunderten aus dem fetten Weideland Israels also von den besten Weiden des Volkes, also kein schlechtes Tier. Ezechiel Ez 33 45 15 18 Zu diesem gehören die V. 13, V. 14 angegebenen Dinge. Ezechiel Ez 33 45 15 19 Nach dem Hebr. wird hier das Ziel aller Opfer bezeichnet (ohne und), um sie zu sühnen. Ezechiel Ez 33 45 16 Omnis populus terræ tenebitur primitiis his principi in Israel. Das ganze Volk im Lande soll gehalten sein, diese Erstlinge²⁰ dem Fürsten in Israel darzubringen. Ezechiel Ez 33 45 16 20 Hebr.: Darbringung. Ezechiel Ez 33 45 17 Et super principem erunt holocausta, et sacrificium, et libamina in solemnitatibus, et in Calendis, et in Sabbatis, et in universis solemnitatibus domus Israel: ipse faciet pro peccato sacrificium, et holocaustum, et pacifica ad expiandum pro domo Israel. Dem Fürsten aber soll es obliegen, die Brand-, Speise- und Trankopfer für die Festtage, Neumonde und Sabbate und für alle Festtage des Hauses Israel herbeizuschaffen, er soll die Sünd-,²¹ Brand- und Friedopfer zur Sühne für das Haus Israel besorgen. Ezechiel Ez 33 45 17 21 Das Hebr. schiebt hier noch die Speiseopfer ein. Ezechiel Ez 33 45 18 Hæc dicit Dominus Deus: In primo mense, una mensis sumes vitulum de armento immaculatum, et expiabis sanctuarium. So spricht der Herr, Gott: Am ersten Tage des ersten Monats nimm einen fehllosen Stier von der Herde und entsühne damit das Heiligtum. Ezechiel Ez 33 45 19 Et tollet sacerdos de sanguine quod erit pro peccato: et ponet in postibus domus, et in quatuor angulis crepidinis altaris, et in postibus portæ atrii interioris. Und der Priester nehme etwas vom Blute des Sündopfers und sprenge es an die Pfosten des Hauses, an die vier Ecken der Umfriedung des Altares und an die Pfosten am Tore²² des innern Vorhofes. Ezechiel Ez 33 45 19 22 Wohl kollektiv zu fassen, so dass derselbe Ritus bei allen drei Toren wiederholt wird. Ezechiel Ez 33 45 2 Et erit ex omni parte sanctificatum quingentos per quingentos, quadrifariam per circuitum: et quinquaginta cubitis in suburbana ejus per gyrum. Von diesem ganzen Teile soll zu dem Heiligtum ein Geviert gehören, fünfhundert Ellen an jeder Seite, und ein freier Platz von fünfzig Ellen soll denselben umgeben.³ Ezechiel Ez 33 45 2 3 Hebr.: Von diesem soll zum Heiligtum gehören 500 im Geviert nach allen Seiten, und fünfzig Ellen Freiplatz soll es haben nach allen Seiten. Ezechiel Ez 33 45 20 Et sic facies in septima mensis pro unoquoque, qui ignoravit, et errore deceptus est, et expiabis pro domo. Und ebenso tue am siebten des Monats für jeden, der sich aus Unwissenheit oder Irrtum verfehlt hat,²³ und so sollst du das Haus entsündigen.²⁴ Ezechiel Ez 33 45 20 23 Hebr.: wegen solcher, die sich versehen, und wegen Unachtsamkeit. Sünden, welche aus Schwäche und Torheit, nicht aus verhärtetem Gemüte oder mit Gotteslästerung vollbracht werden, sollen so ihre Sühne finden. Vergl. [Lev 4,2.13; Num 15,22.27.30.31]. Ezechiel Ez 33 45 20 24 Wie die Erde, so kann auch das Heiligtum befleckt werden. Deshalb soll die Entsündigung, welche bei der ersten Weihe am Altare vorgenommen wurde, alljährlich zweimal am ganzen Heiligtum wiederholt werden. Nach dem griech. Texte ist diese Feier an ersten Tage des siebten Monats vorzunehmen, was in der Tat wahrscheinlicher ist (Griech.: 7 Monate 1 Tag), weil Ezechiel den mosaischen Versöhnungstag übergeht. Behielte Ezechiel den Versöhnungstag bei, so würde nach dem griech. Text das Heiligtum im Zeitraum von sieben Tagen zweimal entsühnt. Die hebr. Lesart 1 Monat 7 Tag würde bei Annahme der Beibehaltung des Versöhnungstages eine jährliche zweimalige Sühnung fordern. Ezechiel Ez 33 45 21 In primo mense, quarta decima die mensis erit vobis Paschæ solemnitas: septem diebus azyma comedentur. Im ersten Monate, am vierzehnten Tage des Monats, sollt ihr das Osterfest feiern, sieben Tage lang soll man ungesäuertes Brot essen. Ezechiel Ez 33 45 22 Et faciet princeps in die illa pro se, et pro universo populo terræ, vitulum pro peccato. Und der Fürst soll an jenem Tage für sich und das ganze Volk des Landes einen Stier als Sündopfer darbringen.²⁵ Ezechiel Ez 33 45 22 25 Für diesen Tag war im mosaischen Gesetze ein solches Opfer nicht vorgeschrieben. Ezechiel Ez 33 45 23 Et in septem dierum solemnitate faciet holocaustum Domino septem vitulos, et septem arietes immaculatos quotidie septem diebus: et pro peccato hircum caprarum quotidie. An den sieben Tagen des Festes aber soll er täglich sieben Stiere und sieben Widder, die ohne Fehl sind, dem Herrn zum Brandopfer und alle Tage einen Ziegenbock als Sündopfer darbringen. Ezechiel Ez 33 45 24 Et sacrificium ephi per vitulum, et ephi per arietem faciet: et olei hin per singula ephi. Als Speiseopfer soll er ein Epha²⁶ zu jedem Stiere und ein Epha zu jedem Widder und zu jedem Epha ein Hin²⁷ Öl darbringen. Ezechiel Ez 33 45 24 26 Feines Mehl, wie [Num 15,4; Num 28,5] und für Ostern [Num 28,20] zeigen. Ezechiel Ez 33 45 24 27 Den sechsten Teil eines Bath. Ezechiel Ez 33 45 25 Septimo mense, quinta decima die mensis in solemnitate faciet sicut supra dicta sunt per septem dies: tam pro peccato, quam pro holocausto, et in sacrificio, et in oleo. Im siebten Monate, am fünfzehnten Tage des Monats, am Laubhüttenfeste soll er das gleiche, wie oben gesagt ward, sieben Tage lang tun, sowohl was Sündopfer wie Brandopfer, Speiseopfer und das Öl betrifft. Ezechiel Ez 33 45 3 Et a mensura ista mensurabis longitudinem viginti quinque millium, et latitudinem decem millium, et in ipso erit templum, sanctumque sanctorum. Von diesem Maße⁴ sollst du einen Raum von fünfundzwanzigtausend Länge und zehntausend Breite ausmessen und darin soll der Tempel und das Allerheiligste sich befinden. Ezechiel Ez 33 45 3 4 Von dieser Ausdehnung, von der in V. 1 abgemessenen Fläche. Dieser Vers ist deshalb mit V. 1 zu verbinden und der in V. 2 angegebene Raum gehört zu der in V. 3 beschriebenen Fläche. Auf der V. 3 bestimmten Fläche findet der Tempel seinen Platz. Diese ganze Fläche ist heilig, demgemäß wohnen die Priester auf der dem Herrn in besonderer Weise geweihten Erde nahe dem Tempel. Ezechiel Ez 33 45 4 Sanctificatum de terra erit sacerdotibus ministris sanctuarii, qui accedunt ad ministerium Domini: et erit eis locus in domos, et in sanctuarium sanctitatis. Die geheiligte Gabe vom Lande gehöre den Priestern, den Dienern am Heiligtume, die zum Dienste des Herrn hinzutreten; sie soll ihnen als Raum zu Häusern dienen und für das hehre Heiligtum. Ezechiel Ez 33 45 5 Viginti quinque autem millia longitudinis, et decem millia latitudinis erunt Levitis, qui ministrant domui: ipsi possidebunt viginti gazophylacia. Ebenso sollen fünfundzwanzigtausend in der Länge und zehntausend in der Breite für die Leviten bestimmt sein, die im Hause den Dienst üben, und zwanzig Kammern⁵ sollen ihnen als Besitz gehören. Ezechiel Ez 33 45 5 5 Richtiger Septuag.: Sie werden (dort) Städte besitzen, sie zu bewohnen. Auch die Leviten wohnen vom Volke getrennt. Ezechiel Ez 33 45 6 Et possessionem civitatis dabitis quinque millia latitudinis, et longitudinis viginti quinque millia secundum separationem sanctuarii, omni domui Israel. Zum Eigentum der Stadt sollt ihr einen Platz von fünftausend in der Breite und fünfundzwanzigtausend in der Länge bestimmen, entsprechend dem abgesonderten Heiligtum; es gehöre dem ganzen Hause Israel.⁶ Ezechiel Ez 33 45 6 6 Genauer spricht der Prophet [Ez 48,8ff] darüber, hier wird nur die Ausdehnung und Lage angegeben. Entsprechend: so dass der Platz sich der Länge des abgesonderten Platzes entlang erstreckt. Dieses gehört nicht einem einzelnen Stamme, sondern dem gesamten Hause Israel. Ezechiel Ez 33 45 7 Principi quoque hinc et inde in separationem sanctuarii, et in possessionem civitatis, contra faciem separationis sanctuarii, et contra faciem possessionis urbis, a latere maris usque ad mare, et a latere orientis usque ad orientem : longitudinis autem juxta unamquamque partem, a termino occidentali usque ad terminum orientalem. Für den Fürsten aber sollt ihr auch zu beiden Seiten des für das Heiligtum abgesonderten Raumes und an dem Besitzteile der Stadt, nämlich gegenüber dem für das Heiligtum abgesonderten Raum und gegenüber dem Besitzteile der Stadt, einen Raum anweisen, an der Westseite nach Westen hin und an der Ostseite nach Osten hin; der Länge nach also reiche dieser Raum längs eines jeden Anteils von der westlichen bis zur östlichen Grenze.⁷ Ezechiel Ez 33 45 7 7 Das Eigentum des Fürsten soll östlich und westlich der abgesonderten Stücke liegen. Es erstreckt sich bis an die Ost- und die Westgrenze des Landes, d.i. bis zum Jordan und bis zum Mittelländischen Meere. Die Länge ist von Osten nach Westen zu verstehen. Ezechiel Ez 33 45 8 De terra erit ei possessio in Israel: et non depopulabuntur ultra principes populum meum: sed terram dabunt domui Israel secundum tribus eorum. Dies soll ihm vom Lande als Besitztum in Israel gehören und nicht sollen die Fürsten hinfort mehr mein Volk berauben,⁸ sondern das Land dem Hause Israel nach seinen Stämmen belassen. Ezechiel Ez 33 45 8 8 Hebr.: Drücken. Ezechiel Ez 33 45 9 Hæc dicit Dominus Deus: Sufficiat vobis principes Israel: iniquitatem et rapinas intermittite, et judicium et justitiam facite, separate confinia vestra a populo meo, ait Dominus Deus. So spricht der Herr, Gott: Lasset es euch genug sein, ihr Fürsten Israels! lasset ab von Bedrückung und Raub, übet Recht und Gerechtigkeit und sondert euer Gebiet von meinem Volke ab,⁹ spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 45 9 9 Hebr.: Lasset nicht länger eure Verdrängungen lasten auf meinem Volke. Ebenso Vulg.: Verbreitert euer Gebiet nicht. Ezechiel Ez 33 0 1 Opfer an Sabbaten und Neumonden und anderen Tagen. (V 15) Gaben des Fürsten. (V. 18) Orte, an denen Opfermahlzeiten bereitet werden sollen. Ezechiel Ez 33 46 1 Hæc dicit Dominus Deus: Porta atrii interioris, quæ respicit ad orientem, erit clausa sex diebus, in quibus opus fit: die autem Sabbati aperietur, sed et in die Calendarum aperietur. So spricht der Herr, Gott: Das Tor des innern Vorhofes, das nach Morgen zu liegt, soll die sechs Werktage hindurch verschlossen sein; aber am Sabbate und am Tage des Neumonds werde es geöffnet. Ezechiel Ez 33 46 10 Princeps autem in medio eorum cum ingredientibus ingredietur, et cum egredientibus egredietur. Der Fürst aber soll, wenn sie eintreten, in ihrer Mitte sein und mit den Hinausgehenden hinaustreten.⁶ Ezechiel Ez 33 46 10 6 Auf welchem Wege er will. Einen besonderen Eingang hat der Fürst nicht. Ezechiel Ez 33 46 11 Et in nundinis, et in solemnitatibus erit sacrificium ephi per vitulum, et ephi per arietem: agnis autem erit sacrificium sicut invenerit manus ejus: et olei hin per singula ephi. An den Festen und den Feiertagen aber opfere man ein Epha als Speiseopfer zu dem Stiere und ein Epha zu dem Widder und zu den Lämmern als Speiseopfer, so viel man will, und auf jedes Epha ein Hin Öl. Ezechiel Ez 33 46 12 Cum autem fecerit princeps spontaneum holocaustum, aut pacifica voluntaria Domino: aperietur ei porta, quæ respicit ad orientem, et faciat holocaustum suum, et pacifica sua, sicut fieri solet in die sabbati: et egredietur, claudeturque porta postquam exierit. Wenn aber der Fürst dem Herrn Brand- oder Friedopfer als freiwillige Gabe darbringen will, so werde ihm das Tor, das gegen Morgen liegt, geöffnet;⁷ alsdann soll er sein Brand- oder Friedopfer darbringen,⁸ wie man an einem Sabbate zu tun pflegt, und dann wieder herausgehen; und das Tor werde geschlossen, nachdem er hinausgegangen.⁹ Ezechiel Ez 33 46 12 7 Für die Zeit der heiligen Handlung. Ezechiel Ez 33 46 12 8 In welchem Sinne dies von einem Laien gesagt wird, siehe [Ez 45,19]. Ezechiel Ez 33 46 12 9 Wenn der Fürst ein Opfer darbringen will, geschehe alles wie in V. 1, V. 2 angegeben, nur ist nach der Anbetung das Osttor des inneren Hofes alsbald zu schließen, damit zwischen Fest- und gewöhnlichen Tagen ein Unterschied sei. Ezechiel Ez 33 46 13 Et agnum ejusdem anni immaculatum faciet holocaustum quotidie Domino: semper mane faciet illud. Täglich soll er dem Herrn zum Brandopfer ein fehlloses¹⁰ einjähriges Lamm¹¹ darbringen, immer am Morgen bringe er es dar. Ezechiel Ez 33 46 13 10 Im Hebr. und Chald. V. 13, V. 14: du: das Volk. Septuag. und Vulg. wenden sich weiter an den Fürsten (doch in V. 15 Sept.: Ihr), ebenso Hier. in seiner Übersetzung. Da V. 15 alle Textzeugen die Mehrzahl haben, V. 15 aber die beiden vorhergehenden zusammenfasst, ist das tägliche Opfer von dem Volke zu bieten und von den Priestern in dessen Namen darzubringen. Dies folgt auch aus [Ez 45,17], nach welcher Stelle der Fürst nur an den Festtagen die Opfer zu bieten hat. Ezechiel Ez 33 46 13 11 Vergl. [Num 28,3]. Ezechiel Ez 33 46 14 Et faciet sacrificium super eo cata mane mane sextam partem ephi, et de oleo tertiam partem hin, ut misceatur similæ: sacrificium Domino legitimum, juge atque perpetuum. Dazu bringe er auch alle Morgen zum Speiseopfer¹² den sechsten Teil eines Epha und ein Dritteil eines Hin Öl, um das feine Mehl damit zu besprengen. Dieses Opfer soll dem Herrn bestimmt eine immer geltende und ewige Satzung sein. Ezechiel Ez 33 46 14 12 Ein größeres als [Num 28,5] vorgeschrieben ist. Ezechiel Ez 33 46 15 Faciet agnum, et sacrificium, et oleum cata mane mane: holocaustum sempiternum. So bringe man das Lamm als Brandopfer dar samt dem Speiseopfer und Öl alle Tage des Morgens für und für.¹³ Ezechiel Ez 33 46 15 13 Diese Vorschrift über das tägliche Morgenopfer zeigt, wie hoch in der von Gott verkündeten und gewollten Religion das Opfer, und zwar das tägliche Opfer, steht. Diesen Kult fordert der Seher auch für die neue Ordnung der Dinge. Im Reihe Gottes muss, wie dies hier im Symbol angedeutet und mit ausdrücklichen Worten von Malachias vorausgesagt wird [Mal 1,11], ein wahres und beständiges Opfer sein, das an allen Orten vom Aufgang der Sonne bis zum Niedergange dargebracht wird. Und wie konnte im Neuen Testamente der höchste Kult der Anbetung fehlen, der im Opfer besteht, da ein solcher im Schatten und Bilde, das ist im Alten Testamente, durch so viele Gesetze vorgeschrieben war? Ezechiel Ez 33 46 16 Hæc dicit Dominus Deus: Si dederit princeps donum alicui de filiis suis: hereditas ejus, filiorum suorum erit, possidebunt eam hereditarie. So spricht der Herr, Gott: Wenn der Fürst einem seiner Söhne ein Geschenk macht, so bleibe es bei seinen Söhnen erblich, sie sollen es als erblichen Besitz haben. Ezechiel Ez 33 46 17 Si autem dederit legatum de hereditate sua uni servorum suorum, erit illius usque ad annum remissionis, et revertetur ad principem: hereditas autem ejus, filiis ejus erit. Schenkt er aber einem seiner Knechte einen Anteil von seinem Eigentume, so gehört es diesem bis zum Jahre des Erlasses,¹⁴ alsdann falle es wieder an den Fürsten zurück;¹⁵ sein Erbbesitz aber soll seinen Söhnen gehören. Ezechiel Ez 33 46 17 14 Jubeljahr. Ezechiel Ez 33 46 17 15 Der Besitz des Fürsten soll nicht durch törichte Freigebigkeit verringert werden. Ezechiel Ez 33 46 18 Et non accipiet princeps de hereditate populi per violentiam, et de possessione eorum: sed de possessione sua hereditatem dabit filiis suis: ut non dispergatur populus meus unusquisque a possessione sua. Und der Fürst nehme von dem Erbe und Besitztum des Volkes nichts mit Gewalt weg, sondern vererbe nur sein Besitztum auf seine Söhne, damit keiner in meinem Volke aus seinem Eigentume vertrieben werde. Ezechiel Ez 33 46 19 Et introduxit me per ingressum, qui erat ex latere portæ, in gazophylacia sanctuarii ad sacerdotes, quæ respiciebant ad aquilonem: et erat ibi locus vergens ad occidentem. Und er führte mich durch den Eingang an der Seite des Tores¹⁶ zu den Gemächern des Heiligtums, die den Priestern gehörten und gegen Mitternacht lagen; dort war ein Raum gegen Abend zu. Ezechiel Ez 33 46 19 16 Des Nordtores. Ezechiel Ez 33 46 2 Et intrabit princeps per viam vestibuli portæ deforis, et stabit in limine portæ: et facient sacerdotes holocaustum ejus, et pacifica ejus: et adorabit super limen portæ, et egredietur: porta autem non claudetur usque ad vesperam. Und der Fürst trete durch die äußere Halle des Tores ein und bleibe an der Schwelle des Tores stehen,¹ dann sollen die Priester sein Brandopfer und seine Friedopfer darbringen, er aber soll auf der Schwelle des Tores anbeten und darnach wieder herausgehen. Das Tor soll nicht eher geschlossen werden als am Abende. Ezechiel Ez 33 46 2 1 Das Osttor des äußeren Hofes soll immer verschlossen bleiben. Auf seiner Schwelle soll der Fürst seinen Opferanteil verzehren. [Ez 44,2.3] Hier wird angegeben, wo der Fürst anbeten und der heiligen Opferhandlung beiwohnen soll. An den Sabbaten und Neumonden wird nämlich das Tor des inneren Hofes geöffnet, der Fürst tritt aus dem äußeren Hofe an die Schwelle des inneren Hofes und steht dort an den Pfosten des Tores. (Hebr.) Ezechiel Ez 33 46 20 Et dixit ad me: Iste est locus ubi coquent sacerdotes pro peccato, et pro delicto: ubi coquent sacrificium, ut non efferant in atrium exterius, et sanctificetur populus. Und er sprach zu mir: Das ist der Ort, wo die Priester das Sünd- und Schuldopfer kochen und wo sie das Speiseopfer backen sollen,¹⁷ dass sie es nicht in den äußeren Vorhof heraustragen müssen, so dass das Volk damit geheiligt werde.¹⁸ Ezechiel Ez 33 46 20 17 Das von dem Sünd- und Schuldopfer ihnen zuteil gewordene und das Speiseopfer. Ezechiel Ez 33 46 20 18 Siehe [Ez 44,19]. Es waren außerdem in den vier Ecken des äußeren Hofes vier Küchen, in denen Opfermahlzeit vom Friedopfer für das Volk bereitet ward. Ezechiel Ez 33 46 21 Et eduxit me in atrium exterius, et circumduxit me per quatuor angulos atrii: et ecce atriolum erat in angulo atrii, atriola singula per angulos atrii. Darnach führte er mich hinaus in den äußeren Vorhof und ließ mich nach den vier Ecken des Vorhofes hingehen; siehe, da war ein kleiner Vorhof in jeder Ecke des Vorhofes, je ein kleiner Vorhof war in jeder Ecke des Vorhofes. Ezechiel Ez 33 46 22 In quatuor angulis atrii atriola disposita, quadraginta cubitorum per longum, et triginta per latum: mensuræ unius quatuor erant. In den vier Ecken des Vorhofes waren diese kleinen Vorhöfe abgeschlossen, vierzig Ellen in die Länge und dreißig Ellen in die Breite; alle vier hatten einerlei Maß. Ezechiel Ez 33 46 23 Et paries per circuitum ambiens quatuor atriola: et culinæ fabricatæ erant subter porticus per gyrum. Rings um die vier kleinen Höfe lief eine Mauer¹⁹ und unter den Hallengängen ringsum waren Kochherde gebaut. Ezechiel Ez 33 46 23 19 [Ex 39,10] übersetzt der hl. Hieronymus das gleiche hebräische Wort ordo. Ezechiel Ez 33 46 24 Et dixit ad me: Hæc est domus culinarum, in qua coquent ministri domus Domini victimas populi. Und er sprach zu mir: Dies ist das Kochhaus, in dem die Diener des Hauses²⁰ des Herrn die Schlachtopfer des Volkes²¹ kochen sollen. Ezechiel Ez 33 46 24 20 Die Leviten. Von den Priestern heißt es: sie dienen dem Herrn. [Ez 44,15] Ezechiel Ez 33 46 24 21 Opfermahlzeiten hielt das Volk mit seinen Familien bei Friedopfern, d.i. bei Lob- oder Dankopfern, freiwilligen und Gelübdeopfern. Bei diesen ist der Mensch gleichsam von Gott zu Tisch geladen und empfängt ein Unterpfand der Gnade und Freundschaft, in die Gott ihn, die Versöhnung annehmend, aufgenommen hat. Des Opfers teilhaftig, wird er zugleich zur Anteilnahme an den Gütern Gottes zugelassen. Ezechiel Ez 33 46 3 Et adorabit populus terræ ad ostium portæ illius in Sabbatis, et in Calendis coram Domino. Und das Volk des Landes soll am Eingange jenes Tores an den Sabbaten und den Neumonden vor dem Herrn anbeten.² Ezechiel Ez 33 46 3 2 Der Zugang in den äußeren Hof stand durch zwei Tore, das südliche und das nördliche, frei. Ezechiel Ez 33 46 4 Holocaustum autem hoc offeret princeps Domino: in die Sabbati sex agnos immaculatos, et arietem immaculatum. Das Brandopfer aber, das der Fürst darzubringen hat, ist dieses: Am Sabbate sechs fehllose Lämmer und einen fehllosen Widder. Ezechiel Ez 33 46 5 Et sacrificium ephi per arietem: in agnis autem sacrificium quod dederit manus ejus: et olei hin per singula ephi. Das Speiseopfer sei ein Epha³ zu dem Widder, zu den Lämmern aber als Speiseopfer, so viel er will, und ein Hin Öl auf jedes Epha. Ezechiel Ez 33 46 5 3 Feinen Mehles. Ezechiel Ez 33 46 6 In die autem Calendarum vitulum de armento immaculatum: et sex agni, et arietes immaculati erunt. Am Neumonde soll er einen fehllosen Stier von der Herde opfern und sechs fehllose Lämmer und Widder.⁴ Ezechiel Ez 33 46 6 4 Hebr.: und ein Widder. Ezechiel Ez 33 46 7 Et ephi per vitulum, ephi quoque per arietem faciet sacrificium: de agnis autem, sicut invenerit manus ejus: et olei hin per singula ephi. Als Speiseopfer bringe er zu dem Stiere ein Epha und zu jedem Widder ein Epha; zu den Lämmern, so viel er will, und zu jedem Epha ein Hin Öl. Ezechiel Ez 33 46 8 Cumque ingressurus est princeps, per viam vestibuli portæ ingrediatur, et per eandem viam exeat. Und wenn der Fürst eintritt, so soll er durch die Vorhalle des Tores seinen Weg nehmen und auf demselben Wege soll er wieder hinausgehen. Ezechiel Ez 33 46 9 Et cum intrabit populus terræ in conspectu Domini in solemnitatibus, qui ingreditur per portam aquilonis ut adoret, egrediatur per viam portæ meridianæ : porro qui ingreditur per viam portæ meridianæ, egrediatur per viam portæ aquilonis. Non revertetur per viam portæ per quam ingressus est, sed e regione illius egredietur. Wenn aber das Volk des Landes an den Festzeiten vor das Angesicht des Herrn tritt,⁵ so soll, wer durch das Nordtor eintritt, um anzubeten, durch das Südtor hinausgehen; wer aber durch das Südtor eintritt, soll durch das Nordtor hinausgehen. Er soll nicht wieder durch das Tor, durch das er eingetreten, zurückkehren, sondern durch das gegenüberliegende Tor. Ezechiel Ez 33 46 9 5 Eine gewisse Ordnung ist innezuhalten. Ezechiel Ez 33 0 1 D Umwandlung und Neuverteilung des gelobten Landes. (47,1 48,35) a. Umwandlung des Landes. (V. 12) b. Neuverteilung des Landes. Ezechiel Ez 33 47 1 Et convertit me ad portam domus, et ecce aquæ egrediebantur subter limen domus ad orientem: facies enim domus respiciebat ad orientem: aquæ autem descendebant in latus templi dextrum ad meridiem altaris. Dann führte er mich wieder zum Tore des Hauses,¹ siehe, da floss Wasser hervor² unterhalb der Schwelle des Hauses gegen Morgen zu,³ denn die Vorderseite des Hauses war gegen Morgen gerichtet; das Wasser aber floss an der rechten Seite des Tempels herab, südlich vom Altar. Ezechiel Ez 33 47 1 1 Von dem äußeren Hofe, wo der Engel ihm die Küchen gezeigt, wird er zu dem Tore des Tempels zurückgeführt. Ezechiel Ez 33 47 1 2 Gott wohnt in seinem Tempel [Ez 43,1ff], das Volk aber verehrt ihn in gebührender Weise und großer Frömmigkeit. (44,1 46,15) Deshalb strömt aus dem Heiligtume Gottes die größte Fruchtbarkeit über das Land ringsherum. Als Bild derselben dient die Quelle, welche aus dem Tempel hervorgeht, wächst und Leben spendet. Dieses Bild zeigt sogleich, dass Glück und Seligkeit nur vom Herrn kommen kann und auf das innigste mit seinem Tempel zusammenhängt. Im Tempel Gottes ruhen alle Schätze seligen Lebens und werden einem jeden zuteil, je nachdem er mit wahrer Frömmigkeit Gottes Heiligtum naht und ihn eifrig verehrt. Das Wasser ist für den sonst dürren und toten Orient das Bild des Lebens, ein Symbol, das bei den Propheten häufig wiederkehrt. Ezechiel Ez 33 47 1 3 Es floss auf der rechten Seite des Tempels auf der Südseite des Brandopferaltares. Ezechiel Ez 33 47 10 Et stabunt super illas piscatores, ab Engaddi usque ad Engallim siccatio sagenarum erit: plurimæ species erunt piscium ejus, sicut pisces maris magni, multitudinis nimiæ: Und Fischer werden an ihm stehen, von Engaddi bis Engallim¹⁷ werden sie ihre Netze trocknen und sehr zahlreiche Arten von Fischen werden darin sein, gleich den Fischen des großen Meeres, überaus viele. Ezechiel Ez 33 47 10 17 Engallim liegt am Einflusse des Jordan, Engaddi da, wo die Wasser des Flusses sich mit dem des Meeres vermischen so, dass sie nicht mehr unterschieden werden können. Ezechiel Ez 33 47 11 In littoribus autem ejus, et in palustribus non sanabuntur, quia in salinas dabuntur. Aber an den Ufern desselben und in den Lachen wird kein gesundes Wasser sein,¹⁸ denn diese sind zu Salzgruben bestimmt. Ezechiel Ez 33 47 11 18 Hebr.: Seine Sümpfe und seine Lachen werden nicht gesund werden. Wohin jenes Wasser des Heils nicht kommt, dort herrscht Verderbnis und Tod weiter. Das Salz ist Zeichen der Unfruchtbarkeit und des Fluches. Ezechiel Ez 33 47 12 Et super torrentem orietur in ripis ejus ex utraque parte omne lignum pomiferum: non defluet folium ex eo, et non deficiet fructus ejus: per singulos menses afferet primitiva, quia aquæ ejus de sanctuario egredientur: et erunt fructus ejus in cibum, et folia ejus ad medicinam. Am Ufer des Stromes werden auf beiden Seiten allerlei fruchttragende Bäume wachsen, nicht soll ihr Laub abfallen und nie soll es ihnen an Früchten mangeln, allmonatlich werden sie solche neu tragen, denn ihre Wasser gehen von dem Heiligtum aus und ihre Früchte werden als Speise dienen und ihre Blätter als Arznei.¹⁹ Ezechiel Ez 33 47 12 19 Alles dies ist ein Bild des reichen Lebens, dass die aus dem Heiligtum hervorfließenden Wasser bringen. Alle diese Fruchtbarkeit, diese Kraft, dieses Leben stammt aus dem Tempel Gottes. Aus dem Tempel Gottes, aus seiner Verehrung, aus dem Opfer fließen uns alle Güter zu, dort ist das Heilmittel gegen den Tod, wird, was verdorben, geheilt. Dort ist die niemals versiegende Quelle des Lebens, die fortfließt bis ins ewige Leben. Ezechiel Ez 33 47 13 Hæc dicit Dominus Deus: Hic est terminus, in quo possidebitis terram in duodecim tribubus Israel: quia Joseph duplicem funiculum habet. So spricht der Herr, Gott: Dies ist die Umgrenzung, innerhalb welcher ihr das Land den zwölf Stämmen Israels zum Besitze geben sollt, denn Joseph hat doppelten Maßteil.²⁰ Ezechiel Ez 33 47 13 20 [Gen 48,22] Ezechiel Ez 33 47 14 Possidebitis autem eam singuli æque ut frater suus: super quam levavi manum meam ut darem patribus vestris: et cadet terra hæc vobis in possessionem. Einer von euch soll so viel besitzen wie der andere, wie sein Bruder im Lande, da ich meine Hand über dasselbe erhoben habe, es euern Vätern zu geben, und dies Land soll euch als Besitztum zufallen. Ezechiel Ez 33 47 15 Hic est autem terminus terræ: ad plagam septentrionalem a mari magno via Hethalon, venientibus Sedada, Dies ist aber die Umgrenzung des Landes: Gegen Mitternacht vom großen Meere²¹ in der Richtung nach Hethalon bis Sedada,²² Ezechiel Ez 33 47 15 21 Vom Mittelländischen Meere. Ezechiel Ez 33 47 15 22 Die Lage dieser Städte ist unbekannt. Ezechiel Ez 33 47 16 Emath, Berotha, Sabarim, quæ est inter terminum Damasci et confinium Emath, domus Tichon, quæ est juxta terminum Auran. Emath, Berotha, Sabarim, das an der Grenzscheide von Damaskus und Emath liegt, Haus Tichon, das an der Grenze von Auran liegt.²³ Ezechiel Ez 33 47 16 23 Weitere Beschreibung der Nordgrenze. Ezechiel Ez 33 47 17 Et erit terminus a Mari usque ad atrium Enon terminus Damasci, et ab aquilone ad aquilonem: terminus Emath plaga septentrionalis. Es soll also die Grenze vom Meere an bis zum Hof Enon²⁴ gehen, so dass Damaskus die Grenze bildet von einem Nordpunkte zum andern, die Grenze von Emath bildet die Nordseite. Ezechiel Ez 33 47 17 24 So ist wohl schon V. 16 zu lesen statt Haus Tichon. Ezechiel Ez 33 47 18 Porro plaga orientalis de medio Auran, et de medio Damasci, et de medio Galaad, et de medio terræ Israel, Jordanis disterminans ad mare orientale, metiemini etiam plagam orientalem. Die Ostseite soll zwischen Auran und Damaskus, weiter zwischen Galaad und dem Lande Israel fortlaufen; der Jordan trennt sie bis an das Ostmeer. So messet auch die Ostseite. Ezechiel Ez 33 47 19 Plaga autem australis meridiana a Thamar usque ad aquas contradictionis Cades: et torrens usque ad mare magnum: et hæc est plaga ad meridiem australis. Im Süden soll die Seite nach Mittag zu von Thamar bis an das Haderwasser von Kades, dann gegen den Fluss hin²⁵ zum großen Meere reichen. Dies ist die Südseite nach Mittag zu. Ezechiel Ez 33 47 19 25 Rhinokorura. Ezechiel Ez 33 47 2 Et eduxit me per viam portæ aquilonis, et convertit me ad viam foras portam exteriorem, viam quæ respiciebat ad orientem: et ecce aquæ redundantes a latere dextro. Und er führte mich durch das Tor gegen Mitternacht hinaus⁴ und ließ mich auf den äußern Weg zum Außentore gegen Morgen hingehen, und siehe, das Wasser auf der rechten Seite quoll reichlich hervor. Ezechiel Ez 33 47 2 4 Denn das östliche Tor war verschlossen. [Ez 44,2] Ezechiel Ez 33 47 20 Et plaga Maris, mare magnum a confinio per directum, donec venias Emath: hæc est plaga Maris. Und die Westseite ist das große Meer, von der Grenze²⁶ gerade fort bis nach Emath.²⁷ Dies ist die Westseite. Ezechiel Ez 33 47 20 26 Vom Flusse Rhinokorura. Ezechiel Ez 33 47 20 27 Hebr.: Wo man nach Hemath hineingeht. Ezechiel Ez 33 47 21 Et dividetis terram istam vobis per tribus Israel: Dieses Land nun sollt ihr unter euch nach den Stämmen Israels teilen. Ezechiel Ez 33 47 22 Et mittetis eam in hereditatem vobis, et advenis, qui accesserint ad vos, qui genuerint filios in medio vestrum: et erunt vobis sicut indigenæ inter filios Israel: vobiscum divident possessionem in medio tribuum Israel. Und zwar sollt ihr es als Erbteil verlosen an euch und an die Fremdlinge,²⁸ welche sich euch anschließen und Kinder unter euch zeugen werden; sie sollen euch wie die Einheimischen unter den Söhnen Israels gelten, sie sollen mit euch den Besitz inmitten der Stämme Israels teilen. Ezechiel Ez 33 47 22 28 Also eine andere Ordnung hat statt als die [Dtn 23,2-8] aufgestellte. Das Erbe soll Juden und Heiden gemeinsam, zwischen ihnen also kein Unterschied mehr sein. [Röm 10,12] Da dies unter Esdras und Nehemias nicht geschah, gilt es für eine andere Ordnung und Zeit. Ezechiel Ez 33 47 23 In tribu autem quacumque fuerit advena, ibi dabitis possessionem illi, ait Dominus Deus. In dem Stamme, in welchem immer der Fremdling weilen wird, dort gebet ihm einen Erbbesitz, spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 47 3 Cum egrederetur vir ad orientem, qui habebat funiculum in manu sua, et mensus est mille cubitos: et traduxit me per aquam usque ad talos. Indem nun der Mann, welcher die Messschnur in seiner Hand hielt,⁵ nach Osten zu hinaustrat, maß er tausend Ellen; dann ließ er mich durch das Wasser hindurchgehen bis an die Knöchel.⁶ Ezechiel Ez 33 47 3 5 Vergleiche [Ez 40,3]. Ezechiel Ez 33 47 3 6 In dieser Entfernung vom Tempel hat sich das Wasser schon gemehrt. Hebr.: Das Wasser war bis an die Knöchel. Ezechiel Ez 33 47 4 Rursumque mensus est mille, et traduxit me per aquam usque ad genua: Alsdann maß er wiederum tausend und ließ mich durch das Wasser hindurchgehen bis an die Knie.⁷ Ezechiel Ez 33 47 4 7 Wie V. 3: Wasser bis an die Knie! Ezechiel Ez 33 47 5 Et mensus est mille, et traduxit me per aquam usque ad renes. Et mensus est mille, torrentem, quem non potui pertransire: quoniam intumuerant aquæ profundi torrentis, qui non potest transvadari. Und er maß wieder tausend und ließ mich durch das Wasser hindurchgehen bis an die Lenden. Dann maß er noch einmal tausend, da war es ein Strom geworden, den ich nicht mehr durchschreiten konnte; denn der Strom war so tief und die Wasser waren so angeschwollen, dass man ihn nicht durchschreiten konnte.⁸ Ezechiel Ez 33 47 5 8 Hebr.: Denn hochher gingen die Wasser, Wasser nur zum Schwimmen, ein Strom, den man nicht durchschreiten konnte. Wenn der Fluss nach 4000 Ellen bereits so zugenommen, welche Wassermasse musste er da in das Tote Meer entsenden! Ezechiel Ez 33 47 6 Et dixit ad me: Certe vidisti fili hominis. Et eduxit me, et convertit ad ripam torrentis. Da sprach er zu mir: Menschensohn! du hast dies wohl gesehen!⁹ Und er führte mich heraus und brachte mich an das Ufer des Stromes.¹⁰ Ezechiel Ez 33 47 6 9 Hebr. fragend. Ezechiel Ez 33 47 6 10 Weiter lässt der Engel ihn nicht gehen. Ezechiel Ez 33 47 7 Cumque me convertissem, ecce in ripa torrentis ligna multa nimis ex utraque parte. Als ich mich nun umwandte, siehe, da standen sehr viele Bäume an dem Ufer des Flusses auf beiden Seiten.¹¹ Ezechiel Ez 33 47 7 11 Dies empfiehlt die Umgebung als anmutig und fruchtbar. Ezechiel Ez 33 47 8 Et ait ad me: Aquæ istæ, quæ egrediuntur ad tumulos sabuli orientalis, et descendunt ad plana deserti, intrabunt mare, et exibunt, et sanabuntur aquæ. Da sprach er zu mir: Diese Wasser, welche nach Morgen zu den Sandhügeln¹² zuströmen und in die Ebene der Wüste¹³ hinabfließen, ergießen sich in das Meer¹⁴ und fließen wieder hinaus und die Wasser des Meeres werden davon gesund werden.¹⁵ Ezechiel Ez 33 47 8 12 Hebr.: Ostgau. Ezechiel Ez 33 47 8 13 In die Araba, die trockene Ebene vom Galiläischen Meere bis zum Älanitischen Meerbusen; hier insbesondere das Jordantal bei Jericho. Ezechiel Ez 33 47 8 14 Das Tote Meer. Ezechiel Ez 33 47 8 15 Hebr.: Und kommen zum Meere, zum Meere herausgeführt (?) kommen sie, und die Wasser werden gesund. Fluch und Tod, welche die Sünde herbeigeführt, werden hinweggenommen, der Schaden, den sie gestiftet, geheilt und neues Heilsleben durch die Wasser gespendet, welche von dem Tempel ausgehen. Ezechiel Ez 33 47 9 Et omnis anima vivens, quæ serpit, quocumque venerit torrens, vivet: et erunt pisces multi satis postquam venerint illuc aquæ istæ, et sanabuntur et vivent omnia, ad quæ venerit torrens. Alles, was lebt und sich regt, wird leben, wohin immer der Strom kommt,¹⁶ und die Menge der Fische wird groß sein, wenn jene Wasser dahinkommen; und alles, wohin der Strom dringt, wird heil und lebt. Ezechiel Ez 33 47 9 16 Alle Wesen, zu denen das Wasser dringt, leben. Anspielung darauf, dass im Toten Meere kein Leben ist und alle Fische, die aus dem Jordan dorthin gelangen, alsbald sterben. Ezechiel Ez 33 0 1 c. Genauere Bestimmung der Verteilung es Landes: Sieben Städte im Norden. (V. 7) Raum für Tempel und Stadt, Priester und Leviten und Fürst. (V. 22) Für Benjamin bestimmter Teil. (V. 29) d. Beschreibung der neuen Stadt. Ezechiel Ez 33 48 1 Et hæc nomina tribuum a finibus aquilonis juxta viam Hethalon pergentibus Emath, atrium Enan terminus Damasci ad aquilonem juxta viam Emath. Et erit ei plaga orientalis Mare, Dan una. Dies sind die Namen der Stämme.¹ An der Nordseite, an der Straße von Hethalon nach Emath hin, der Hof Enan,² an der Grenze von Damaskus nach Norden hin an der Straße von Emath. Dies gehöre ihm von der Ostseite bis zum Meere: Anteil Dans. Ezechiel Ez 33 48 1 1 Der Tempel mit dem für den Herrn und die Stadt vorbehaltenen Teile nimmt die Mitte des Landes ein. Wie einst, empfangen Juda und Benjamin ihr Los in der Nähe des Tempels. Die Stämme, welche von den Söhnen der Mägde abstammen, sind in der weitesten Entfernung vom Tempel. Juda und Benjamin nehmen neben dem abgeteilten heiligen Anteil ihre Plätze ein, den Juda hat die Verheißung ewiger Herrschaft [Gen 49,10; 2Sam 7,14ff] Benjamin aber ist der Lieblingssohn Jakobs. Ruben hat das Recht der Erstgeburt verloren, das Joseph erhalten, doch nimmt er die zweite Stelle vom Tempel nach Juda ein. Ezechiel Ez 33 48 1 2 Hebr.: Hazer Enon. Ezechiel Ez 33 48 10 Hæ autem erunt primitiæ sanctuarii sacerdotum, ad aquilonem longitudinis viginti quinque millia, et ad mare latitudinis decem millia, sed et ad orientem latitudinis decem millia, et ad meridiem longitudinis viginti quinque millia: et erit sanctuarium Domini in medio ejus. Von diesen Erstlingsteilen sollen für das Heiligtum der Priester gehören:⁴ Gegen Mitternacht fünfundzwanzigtausend in der Länge, gegen Abend zehntausend in der Breite, gegen Morgen zehntausend in der Breite, und gegen Mittag fünfundzwanzigtausend in der Länge, mitten darin soll das Heiligtum des Herrn liegen. Ezechiel Ez 33 48 10 4 Und den folgenden soll die heilige Hebe gehören: den Priestern nach Norden usw. Ezechiel Ez 33 48 11 Sacerdotibus sanctuarium erit de filiis Sadoc, qui custodierunt ceremonias meas, et non erraverunt cum errarent filii Israel, sicut erraverunt et levitæ. Den Priestern, den Söhnen Sadoks, die meine Vorschriften beobachtet haben⁵ und nicht abirrten, als die Söhne Israel abirrten, wie auch die Leviten irre gingen, gehöre das Geheiligte. Ezechiel Ez 33 48 11 5 Hebr.: den Priestern, die da geheiligt sind, den Söhnen Sadoks. Ezechiel Ez 33 48 12 Et erunt eis primitiæ de primitiis terræ sanctum sanctorum, juxta terminum Levitarum. Ihnen also soll der Erstlingsteil von dem Erstlingsteil des Landes, das Hochheilige,⁶ gehören an der Grenze der Leviten. Ezechiel Ez 33 48 12 6 Durch diese Benennung wird auch die Würde der Priester empfohlen, während der Anteil der Leviten nur das heilige genannt wird. Ezechiel Ez 33 48 13 Sed et Levitis similiter juxta fines sacerdotum viginti quinque millia longitudinis, et latitudinis decem millia. Omnis longitudo viginti et quinque millium, et latitudo decem millium. Die Leviten aber sollen an der Grenze der Priester herlaufend fünfundzwanzigtausend Ellen in der Länge, und zehntausend in der Breite erhalten. Im Ganzen soll die Länge fünfundzwanzigtausend⁷ und die Breite zehntausend betragen. Ezechiel Ez 33 48 13 7 Die Beschreibung soll auf gleiche Weise von den vier Seiten verstanden werden. Der Anteil der Leviten erstreckt sich also neben dem der Priester in gleichem Maße. Vergl. [Ez 45,4.5]. Ezechiel Ez 33 48 14 Et non venumdabunt ex eo, neque mutabunt, neque transferentur primitiæ terræ, quia sanctificatæ sunt Domino. Davon sollen sie nichts verkaufen noch vertauschen noch sollen die Erstlingsteile des Landes an andere übergehen, denn sie sind dem Herrn geheiligt. Ezechiel Ez 33 48 15 Quinque millia autem quæ supersunt in latitudine per viginti quinque millia, profana erunt urbis in habitaculum, et in suburbana: et erit civitas in medio ejus. Die fünftausend aber, welche von der Breite der fünfundzwanzigtausend noch übrig sind, sollen nicht geheiligt sein,⁸ sondern zu Wohnungen und Weideplätzen dienen und die Stadt selbst soll mitten darin liegen. Ezechiel Ez 33 48 15 8 Wie der Anteil der Priester. Ezechiel Ez 33 48 16 Et hæ mensuræ ejus: ad plagam septentrionalem, quingenta et quatuor millia: et ad plagam meridianam, quingenta et quatuor millia: et ad plagam orientalem, quingenta et quatuor millia: et ad plagam occidentalem, quingenta et quatuor millia. Dies soll ihr Maß sein: Auf der Nordseite viertausend und fünfhundert, auf der Südseite viertausend und fünfhundert, auf der Ostseite viertausend und fünfhundert und auf der Westseite viertausend und fünfhundert. Ezechiel Ez 33 48 17 Erunt autem suburbana civitatis ad aquilonem ducenta quinquaginta, et ad meridiem ducenta quinquaginta, et ad orientem ducenta quinquaginta, et ad Mare ducenta quinquaginta. Als Weideplätze aber sollen der Stadt gehören: Gegen Norden zweihundert und fünfzig, gegen Süden zweihundert und fünfzig, gegen Osten zweihundert und fünfzig, gegen das Meer zu zweihundert und fünfzig.⁹ Ezechiel Ez 33 48 17 9 Die Stadt soll also ein Rechteck bilden, das auf jeder Seite 4500 Ruten zählt, um die Stadt herum ist eine Fläche, deren Seiten 250 Ruten. Jede Seite der Stadt mit der umgebenden Fläche hat also eine Ausdehnung von 5000 Ruten. Ezechiel Ez 33 48 18 Quod autem reliquum fuerit in longitudine secundum primitias sanctuarii, decem millia in orientem, et decem millia in occidentem, erunt sicut primitiæ sanctuarii: et erunt fruges ejus in panes his, qui serviunt civitati. Was in der Länge neben dem Erstlingsanteile für das Heiligtum übrig ist, zehntausend gegen Osten und zehntausend gegen Westen,¹⁰ soll wie der Erstlingsanteil des Heiligtums sein und der Ertrag desselben zum Unterhalt derer gehören, welche der Stadt dienen.¹¹ Ezechiel Ez 33 48 18 10 Was von der Gesamtlänge von 25000 von Osten nach Westen übrig ist, sind auf beiden Seiten der Stadt und der Fläche 10000 für den Unterhalt der Einwohner. Diese aber sind aus allen Stämmen gemischt. Ezechiel Ez 33 48 18 11 Als Landarbeiter. Oder: die Bürger, welche, insofern sie über den Ruhm und die Unversehrtheit der Stadt wachen, ihr dienen. Ezechiel Ez 33 48 19 Servientes autem civitati, operabuntur ex omnibus tribubus Israel. Die aber für die Stadt tätig zu sein haben, sollen aus allen Stämmen Israels genommen werden. Ezechiel Ez 33 48 2 Et super terminum Dan, a plaga orientali usque ad plagam Maris, Aser una. An der Grenze von Dan von der Ostseite bis an das Meer: Aser einen Anteil. Ezechiel Ez 33 48 20 Omnes primitiæ, viginti quinque millium, per viginti quinque millia in quadrum, separabuntur in primitias sanctuarii, et in possessionem civitatis. Alle Erstlingsanteile also zusammen, fünfundzwanzigtausend auf fünfundzwanzigtausend ins Geviert, sollen als Erstlingsanteil für das Heiligtum abgesondert werden und als Eigentum für die Stadt.¹² Ezechiel Ez 33 48 20 12 Die ganze Hebe 25000 auf 25000 ins Geviert nehmet vorweg, als heilige Darbringung und als Besitz der Stadt. Dieser Teil lag so, dass im Osten wie im Westen, vom Jordan wie vom Meere aus, ein Stück übrigblieb, da 25000 Ruten Länge nicht die ganze Ausdehnung der heiligen Erde vom Meere bis zum Jordan erreichten. Dieses übrigbleibende Stück wird dem Fürsten zugeteilt. - Ezechiel Ez 33 48 21 Quod autem reliquum fuerit, principis erit ex omni parte primitiarum sanctuarii, et possessionis civitatis e regione viginti quinque millium primitiarum usque ad terminum orientalem: sed et ad Mare e regione viginti quinque millium usque ad terminum maris, similiter in partibus principis erit: et erunt primitiæ sanctuarii, et sanctuarium templi in medio ejus. Was aber noch übrig ist auf beiden Seiten neben dem Erstlingsanteil des Heiligtums und neben dem Besitze der Stadt gegenüber den fünfundzwanzigtausend der Erstlingsanteile bis zur Ostgrenze und gegen das Meer hin vor den fünfundzwanzigtausend Ellen bis zur Grenze dem Meere zu, dies soll dem Fürsten gehören;¹³ die Erstlingsanteile für das Heiligtum und das Heiligtum des Tempels sollen mitten darin sein. Ezechiel Ez 33 48 21 13 Im Hebräischen wird beigefügt: Gleichlang wie die Besitzteile laufen (nämlich Judas und Benjamins). Ezechiel Ez 33 48 22 De possessione autem Levitarum, et de possessione civitatis in medio partium principis: erit inter terminum Juda, et inter terminum Benjamin, et ad principem pertinebit. Und was vom Besitze der Leviten und dem Besitztum der Stadt zwischen den Anteilen übrigbleibt, soll dem Fürsten gehören; zwischen den Grenzen Judas und Benjamins soll es dem Fürsten gehören.¹⁴ Ezechiel Ez 33 48 22 14 Dem Fürsten soll gehören, was zwischen dem Besitze Judas und dem Benjamins liegt, mit Ausnahme des Besitzes der Leviten und der Stadt, welcher inmitten dessen ist, was dem Fürsten zugehört oder in der Mitte liegt zwischen dem östlichen und dem westlichen Gebietsstreifen des Fürsten. Ezechiel Ez 33 48 23 Et reliquis tribubus: A plaga orientali usque ad plagam occidentalem, Benjamin una. Hierauf kommen die übrigen Stämme: Von Morgen gegen Abend: Benjamin einen Anteil. Ezechiel Ez 33 48 24 Et contra terminum Benjamin, a plaga orientali usque ad plagam occidentalem, Simeon una. Von Benjamins Grenze von Osten gegen Westen: Simeon einen. Ezechiel Ez 33 48 25 Et super terminum Simeonis, a plaga orientali usque ad plagam occidentalem, Issachar una. An Simeons Grenze von Osten gegen Westen: Issachar einen. Ezechiel Ez 33 48 26 Et super terminum Issachar, a plaga orientali usque ad plagam occidentalem, Zabulon una. An Issachars Grenze von Osten gegen Westen: Zabulon einen. Ezechiel Ez 33 48 27 Et super terminum Zabulon, a plaga orientali usque ad plagam Maris, Gad una. An Zabulons Grenze von Osten gegen Westen: Gad einen. Ezechiel Ez 33 48 28 Et super terminum Gad, ad plagam austri in meridie: et erit finis de Thamar usque ad aquas contradictionis Cades: hæreditas contra mare magnum. An Gads Grenze auf der Südseite gegen Mittag hin sei die Grenze von Thamar bis zum Haderwasser von Kades als Erbteil¹⁵ gegen das große Meer hin. Ezechiel Ez 33 48 28 15 Hebr.: Zum Bache (Rhinokorua) und dem großen Meere hin. Ezechiel Ez 33 48 29 Hæc est terra, quam mittetis in sortem tribubus Israel: et hæ partitiones earum, ait Dominus Deus. Dies ist das Land, welches ihr durch das Los unter die Stämme Israels verteilen sollt, und dies sollen ihre Erbteile sein, spricht der Herr, Gott. Ezechiel Ez 33 48 3 Et super terminum Aser, a plaga orientali usque ad plagam Maris, Nephthali una. An der Grenze Asers von der Ostseite bis an die Meerseite: Nephthali einen Anteil. Ezechiel Ez 33 48 30 Et hi egressus civitatis: A plaga septentrionali quingentos et quatuor millia mensurabis. Und dies seien die Ausgänge¹⁶ der Stadt: Auf der Seite gegen Mitternacht miss viertausend fünfhundert. Ezechiel Ez 33 48 30 16 Grenzen. Die Stadt bildet ein Quadrat, auf jeder Seite sind drei Tore, welche die Namen der Stämme Israels tragen. Wie bei der Beschreibung des Landes von Norden begonnen ist, so auch hier. Die Nordtore werden nach den drei Söhnen Lias genannt, dem Ältesten Ruben, dem Urheber des Königsgeschlechtes Judas, und Levi, den Gott sich an Stelle der Erstgeborene zum besonderen Dienste auserwählte. Ezechiel Ez 33 48 31 Et portæ civitatis ex nominibus tribuum Israel, portæ tres a septentrione, porta Ruben una, porta Juda una, porta Levi una. Und die Tore der Stadt sollen die Namen der Stämme Israels führen. Gegen Mitternacht sollen drei Tore sein: Rubens Tor, eines; Judas Tor, eines; Levis Tor, eines.¹⁷ Ezechiel Ez 33 48 31 17 Damit Levi ein Tor erhält, werden die Stämme Ephraim und Manasse unter einem Namen vereinigt. Ezechiel Ez 33 48 32 Et ad plagam orientalem, quingentos et quatuor millia: et portæ tres, porta Joseph una, porta Benjamin una, porta Dan una. An der Seite gegen Morgen seien wieder viertausend fünfhundert, und drei Tore: Josephs Tor, eines; Benjamins Tor, eines; Dans Tor, eines.¹⁸ Ezechiel Ez 33 48 32 18 Zwei Söhne Rachels, einer der Magd Bala. Ezechiel Ez 33 48 33 Et ad plagam meridianam, quingentos et quatuor millia metieris: et portæ tres, porta Simeonis una, porta Issachar una, porta Zabulon una. An der Seite gegen Mittag miss auch viertausend fünfhundert, und drei Tore seien: Simeons Tor, eines; Issachars Tor, eines; Zabulons Tor, eines.¹⁹ Ezechiel Ez 33 48 33 19 Die drei Söhne der Lia. Ezechiel Ez 33 48 34 Et ad plagam occidentalem, quingentos et quatuor millia, et portæ eorum tres, porta Gad una, porta Aser una, porta Nephthali una. An der Seite gegen Abend viertausend fünfhundert, und daselbst drei Tore: Gads Tor, eines; Asers Tor, eines; Nephthalis Tor, eines.²⁰ Ezechiel Ez 33 48 34 20 Die übrigen Söhne der Mägde. Die zwei ersten sind Söhne der Zelphe, der Mag Lias, der dritte Sohn der Bala, Magd Rachels. Durch die Namen der Tore wird die Stadt als Stadt des Volkes Gottes erklärt und zugleich angedeutet, dass jeder seinen Anteil an derselben hat. Es wird der Stadt ein Name gegeben, durch den angezeigt wird, dass die alte Verheißung, dass Gott unter seinem Volke wohnen werde, erfüllt ist. Ezechiel Ez 33 48 35 Per circuitum, decem et octo millia: et nomen civitatis ex illa die, Dominus ibidem. Ringsum achtzehntausend, und der Name der Stadt sei von jenem Tage an:²¹ Der Herr ist daselbst.²² Ezechiel Ez 33 48 35 21 Wenn die neue Ordnung der Dinge eingetreten. Ezechiel Ez 33 48 35 22 Jahve ist daselbst, der Gott des Bundes mit allen seinen Gütern, und dies auf ewig. So ist denn die neue Theokratie unvergänglich, heilig, von Gott geschützt. So stellt der Seher aus weiter Ferne bereits die Weissagung Christi vor Augen: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende, und beschreibt jene Himmelsstadt, die der heilige Johannes sah: die Wohnung Gottes (wörtlich?) bei den Menschen, er wird bei ihnen wohnen und sie werden sein Volk sein und er wird ihr Gott mit ihnen sein. Der Sinn des ganzen Gesichtes ist ein symbolischer. Wie der zweite Teil des gesamten prophetischen Buches von der Wiederherstellung handelt, beschließt er denselben mit einer symbolischen Darstellung. Die einzelnen Züge derselben auszudeuten ist nicht möglich, wie bereits der heilige Hieronymus klagt. Immerhin ist klar, dass den Juden in dem Gesichte gewisse Dinge nicht gezeigt werden, welche dem Alten Bunde angehören, damit sie sehen, dass hier nicht eine Wiederherstellung der alten Ordnung geboten wird; während andere Dinge vor Augen gestellt werden, welche so, wie sie dargestellt sind, nicht unmittelbare Wirklichkeit werden können. Was der Seher mit eigenen Worten [Ez 37,26] ausgesprochen, wird im Bilde plastisch dargestellt: Gottes Heiligkeit zieht in den Tempel ein, der Tempel wird in der Mitte des Landes erbaut und die Stämme scharen sich in bestimmter Reihenfolge um denselben. Das [Ez 37,26] verheißene Friedensbündnis wird [Ez 47] dargestellt; was [Ez 37,23] gesagt ist, durch die Vorschrift [Ez 44,6-9] wiederholt und durch die Strafe [Ez 44,10-14] beleuchtet. Wenn auch vieles der Ordnung des Alten Testamentes entspricht, ist doch vieles davon verschieden und neu. Indes soll keineswegs gesagt werden, dass alles, was z.B. [Ez 47; Ez 48] dargestellt ist, auch so ausgeführt werden soll, wie es in der Vision gezeigt ist. Was von den Opfern gesagt wird, ist also ebenso zu verstehen wie die Voraussagungen der übrigen Propheten. [Jes 60,7; Jer 33,18] Opfer sind Verehrung Gottes und Anbetung und Anerkennung der höchsten Majestät Gottes durch ein äußeres und sichtbares Zeichen. Die Vorschriften für die Priester zeigen, wie weit der von irdischen Dingen entfernt sein muss, der den heiligen Dienst würdig versehen will. Auch heilige Kleider sind im heiligen Dienste anzuwenden. Eines Hohenpriesters wird nicht Erwähnung getan, wohl aus dem [Hebr 9,7-15] angegebenen Grunde. Wird auch Wiederherstellung des Tempels versprochen, so wird dieser selbst doch so dargestellt, dass die Verschiedenheit der neuen Ordnung in die Augen fällt. Wie Salomon ein Vorbild des Messias, so war der Salomonische Tempel ein Vorbild der Kirche, die durch den Messias gestiftet wird, deren Glieder die Gläubigen sind. Auf hohem Berge ist die Kirche überall sichtbar, von dem nicht geweihten Bereiche getrennt, heilig, in heiliger Einsamkeit verehrungswürdig. [Ez 45,1ff] Eine feste Mauer umgibt sie, Gottes Schutz. An der katholischen Kirche wird zur Wahrheit, was Ezechiel vom zukünftigen Tempel vorausgesagt. Ezechiel Ez 33 48 4 Et super terminum Nephthali, a plaga orientali usque ad plagam Maris, Manasse una. An der Grenze Nephthalis von der Ostseite bis an die Meerseite: Manasse einen Anteil. Ezechiel Ez 33 48 5 Et super terminum Manasse, a plaga orientali usque ad plagam Maris, Ephraim una. An der Grenze Manasses von der Ostseite bis an die Meerseite: Ephraim einen Anteil. Ezechiel Ez 33 48 6 Et super terminum Ephraim, a plaga orientali usque ad plagam Maris, Ruben una. An der Grenze Ephraims von der Ostseite bis an die Meerseite: Ruben einen Anteil. Ezechiel Ez 33 48 7 Et super terminum Ruben, a plaga orientali usque ad plagam Maris, Juda una. An der Grenze Rubens von der Ostseite bis an die Meerseite: Juda einen Anteil. Ezechiel Ez 33 48 8 Et super terminum Juda, a plaga orientali usque ad plagam Maris, erunt primitiæ, quas separabitis, viginti quinque millibus latitudinis et longitudinis, sicuti singulæ partes a plaga orientali usque ad plagam Maris: et erit sanctuarium in medio ejus. An der Grenze Judas von der Ostseite bis an die Meerseite sollt ihr die Erstlingsplätze absondern, fünfundzwanzigtausend in der Breite³ und ebensoviel in der Länge, von der Ostseite bis an die Meerseite, wie alle andern Anteile, und mitten darin soll das Heiligtum liegen. Ezechiel Ez 33 48 8 3 Es sind wohl Ruten (Hier.), nach anderen Ellen. Von Norden nach Süden. Die Länge soll dieselbe sein, wie die jedes Anteils von der Ostgrenze, vom Jordan bis zur Westgrenze, dem Mittelländischen Meere. Ezechiel Ez 33 48 9 Primitiæ, quas separabitis Domino: longitudo viginti quinque millibus, et latitudo decem millibus. Die Erstlingsteile, welche ihr für den Herrn absondern werdet, sollen fünfundzwanzigtausend lang und zehntausend breit sein. Daniel Dan 34 0 1 Einleitung: Daniel wird am Königshofe erzogen. Daniel Dan 34 1 1 ANNO tertio regni Joakim regis Juda, venit Nabuchodonosor rex Babylonis in Jerusalem, et obsedit eam: Im dritten Jahre der Herrschaft Joakims, des Königs von Juda, zog Nabuchodonosor, der König von Babylon, gegen Jerusalem und belagerte es.¹ Daniel Dan 34 1 1 1 Im vierten Jahre des Eliakim, des Sohnes des Königs Josias, den der König Nechao von Ägypten unter dem Namen Joakim auf den Thron gesetzt, zog Nabuchodonosor an den Euphrat und besiegte bei Charkamis das ägyptische Heer. Hierauf zog er gegen Jerusalem und zwang Joakim zur Unterwerfung. Schon war er von da weiter gezogen, um in Ägypten einzufallen, als er die Nachricht erhielt, sein Vater Nabopolassar sei gestorben. Er übergab also die gefangenen Juden, Phönizier, Syrier und Ägypter seinen Freunden, dieselben nach Babylon zu führen. Doch wenn nach [Jer 46,2] die Schlacht bei Charkamis in das vierte Jahr Joakims fällt, bezeichnet Daniel, der in Babylon wohnte, wohl das dritte als dasjenige, in dem Nabuchodonosor von Babylon zu jener Expedition aufbrach, in deren Verlauf er auch Jerusalem belagerte. Demgemäß bezieht sich die Zeitbestimmung nur auf das erste Verbum: zog. Über diesen Zug vergl. [2Kön 24,1.2; 2Chr 36,6; Jer 35,1-11]. Nabuchodonosor heißt hier König von Babylon, entweder weil er schon, wie viele annehmen, im Jahre 607 von seinem Vater als Mitregent angenommen war, oder weil er hier mit dem ihm später zugefallenen Titel in der Erzählung bezeichnet wird. Daniel Dan 34 1 10 Et ait princeps eunuchorum ad Danielem: Timeo ego dominum meum regem, qui constituit vobis cibum et potum: qui si viderit vultus vestros macilentiores præ ceteris adolescentibus coævis vestris, condemnabitis caput meum regi. Und der Oberkämmerer sprach zu Daniel: Ich fürchte mich vor meinem Herrn, dem Könige, der euch Speise und Trank angewiesen hat; denn¹⁵ wenn dieser sieht, dass euer Gesicht magerer ist als das der andern Jünglinge eures Alters, so werdet ihr mein Haupt bei dem Könige in Schuld bringen. Daniel Dan 34 1 10 15 Hebr.: fragend: Warum soll er nun euer Gesicht abgefallen finden gegen die Knaben eine Alters? Daniel Dan 34 1 11 Et dixit Daniel ad Malasar, quem constituerat princeps eunuchorum super Danielem, Ananiam, Misaelem, et Azariam: Da sprach Daniel zu Malasar,¹⁶ den der Oberkämmerer über Daniel, Ananias, Misael und Azarias gesetzt hatte: Daniel Dan 34 1 11 16 Wächter, Unterbeamter, der wohl die Speisen zu überbringen hatte. Daniel Dan 34 1 12 Tenta nos obsecro servos tuos diebus decem, et dentur nobis legumina ad vescendum, et aqua ad bibendum: Versuche es doch mit deinen Knechten zehn Tage, dass man uns nur Gemüse zu essen gebe und Wasser zu trinken.¹⁷ Daniel Dan 34 1 12 17 Wein zu trinken war durch das Gesetz nicht verboten. Zu der Beobachtung des Gesetzes wollen sie geheiligte Enthaltsamkeit hinzufügen. Sie wählen einen zur Probe ausreichenden, doch nicht zu langen Zeitraum, dessen Gewährung sie leicht erwarten durften. Daniel Dan 34 1 13 Et contemplare vultus nostros, et vultus puerorum, qui vescuntur cibo regio: et sicut videris, facies cum servis tuis. Alsdann prüfe unser Aussehen und das Aussehen der Jünglinge, welche von den Speisen des Königs genießen; und wie es dir gut dünkt, magst du dann mit deinen Knechten verfahren. Daniel Dan 34 1 14 Qui, audito sermone hujuscemodi, tentavit eos diebus decem. Er hörte auf diese Worte und versuchte es mit ihnen zehn Tage. Daniel Dan 34 1 15 Post dies autem decem apparuerunt vultus eorum meliores, et corpulentiores præ omnibus pueris, qui vescebantur cibo regio. Nach Verlauf von zehn Tagen aber erschien ihr Aussehen besser und voller als das aller der Jünglinge, welche von den königlichen Speisen zu genießen pflegten. Daniel Dan 34 1 16 Porro Malasar tollebat cibaria, et vinum potus eorum: dabatque eis legumina. Da nahm Malasar die für sie bestimmte Speise und den Trank und gab ihnen Gemüse. Daniel Dan 34 1 17 Pueris autem his dedit Deus scientiam, et disciplinam in omni libro, et sapientia: Danieli autem intelligentiam omnium visionum et somniorum. Gott aber verlieh diesen Jünglingen Kenntnis und Einsicht in aller Schrift und Weisheit,¹⁸ dem Daniel aber die Gabe, alle Gesichte und Träume zu verstehen.¹⁹ Daniel Dan 34 1 17 18 In allen Schriften und Büchern, in denen die Weisheit der Chaldäer enthalten war. Daniel Dan 34 1 17 19 Diese Kunst stand bei den Chaldäern in ganz besonders hohem Ansehen. Die Erwähnung dieses Umstandes bereitet auf die folgende Erzählung vor. Gesichte sind dem Geiste dargestellte Symbole. Träume werden auch von Gott gesendet, wie [Gen 40,5; Gen 41,1ff; Num 12,6; Joel 2,28] zeigen. Daniel Dan 34 1 18 Completis itaque diebus, post quos dixerat rex ut introducerentur: introduxit eos præpositus eunuchorum in conspectu Nabuchodonosor. Als nun die Zeit um war, nach deren Ablauf sie auf des Königs Befehl vor diesen gebracht werden sollten, führte sie der Oberkämmerer vor Nabuchodonosor. Daniel Dan 34 1 19 Cumque eis locutus fuisset rex, non sunt inventi tales de universis, ut Daniel, Ananias, Misael, et Azarias: et steterunt in conspectu regis. Und da der König mit ihnen redete,²⁰ fanden sich unter allen keine wie Daniel, Ananias, Misael und Azarias; so wurden sie denn des Königs Diener. Daniel Dan 34 1 19 20 Durch Fragen ihrer Geistesgaben und Ausbildung erforschte. Daniel Dan 34 1 2 Et tradidit Dominus in manu ejus Joakim regem Juda, et partem vasorum domus Dei: et asportavit ea in terram Sennaar in domum dei sui, et vasa intulit in domum thesauri dei sui. Und der Herr gab Joakim, den König von Juda, und einen Teil der Gefäße des Hauses Gottes in seine Hand² und er führte sie in das Land Sennaar³ hinweg, in das Haus seines Gottes, und brachte die Gefäße in das Schatzhaus seines Gottes.⁴ Daniel Dan 34 1 2 2 Gott demütigte ihn. Vergl. [2Kön 24,1] und [2Chr 31,6]. Doch ehe er bis nach Babylon kam, gelang es ihm, den Zorn des Königs zu besänftigen und die Erlaubnis zur Rückkehr zu erlangen. Daniel Dan 34 1 2 3 Babylon. Siehe [Gen 10,10]. Daniel Dan 34 1 2 4 So hat also Gott wegen der Sünden der Juden sein Heiligtum verworfen, wie er durch Jeremias angedroht. [Jer 26,6] Der Gott ist wohl Merodach, der Schutzgott von Babylon. Daniel Dan 34 1 20 Et omne verbum sapientiæ et intellectus, quod sciscitatus est ab eis rex, invenit in eis decuplum super cunctos ariolos et magos qui erant in universo regno ejus. Und in allen Fragen der Weisheit und Einsicht,²¹ welche der König ihnen vorlegte, fand er sie allen Wahrsagern und Weisen, die in seinem ganzen Reiche waren, zehnmal überlegen.²² Daniel Dan 34 1 20 21 Der Weisheit und ihrer praktischen Anwendung. Daniel Dan 34 1 20 22 So wird Gott durch seine treuen Diener bekannt und am Königshofe verherrlicht. Daniel Dan 34 1 21 Fuit autem Daniel usque ad annum primum Cyri regis. Daniel aber lebte dort bis zum ersten Jahre des Königs Cyrus.²³ [Dan 6,28] Daniel Dan 34 1 21 23 Als Ratgeber bei Nabuchodonosor und seinen Nachfolgern. Es wird also nicht gesagt, er sei im ersten Jahre des Cyrus gestorben. (Vergl. auch [Dan 6,29] aram.: Und es ging Daniel gut im Reiche des Darius und im Reiche des Persers Cyrus.) Daniel Dan 34 1 3 Et ait rex Asphenez præposito eunuchorum ut introduceret de filiis Israel, et de semine regio et tyrannorum, Hierauf befahl der König Asphenez, dem obersten der Kämmerer, von den Söhnen Israels, vom königlichen und fürstlichen Geblüte,⁵ Daniel Dan 34 1 3 5 Drei verschieden Klassen: Söhne Israels, Jünglinge von königlichem und von fürstlichem Geblüte. Die israelitischen Jünglinge sind also mit den Söhnen der Nebenweiber es Königs oder anderer von Nabuchodonosor besiegten Könige und den Söhnen von Fürsten an den Hof berufen. Daniel Dan 34 1 4 Pueros, in quibus nulla esset macula, decoros forma, et eruditos omni sapientia, cautos scientia, et doctos disciplina, et qui possent stare in palatio regis, ut doceret eos litteras, et linguam Chaldæorum. Jünglinge herbeibringen zu lassen,⁶ welche ohne Fehl, schön von Gestalt, in aller Weisheit unterrichtet, klugen Verstandes, voll Einsicht und geschickt seien, im Palaste des Königs Dienst zu tun, und sie in Schrift und Sprache⁷ der Chaldäer⁸ unterrichten zu lassen.⁹ Daniel Dan 34 1 4 6 Dass vornehme fremdländische Jünglinge am Hofe des Königs erzogen und mit verschiedenen Ämtern betraut wurden, bezeugen auch die Denkmäler Sennacheribs. Daniel Dan 34 1 4 7 Damit sie den Weisen Chaldäas beigezählt werden konnten, mussten sie Schrift und Sprache der Chaldäer lernen, d.i. die Keilschrift und die alte akkadische (sumerische) Sprache. Daniel Dan 34 1 4 8 Nicht die gewöhnlich so benannte Sprache, die Daniel auch in einigen Teilen seines Buches gebraucht und die besser aramäische heißt, sondern die Sprache des alten Volkes, das bereits vor den Semiten jenes Land bewohnte, und von dem diese auch die Keilschrift entlehnt. Daniel Dan 34 1 4 9 So ward erfüllt, was [Jes 39,7] vorausgesagt. Daniel Dan 34 1 5 Et constituit eis rex annonam per singulos dies de cibis suis, et de vino unde bibebat ipse, ut enutriti tribus annis, postea starent in conspectu regis. Auch bestimmte der König ihnen einen täglichen Unterhalt von seinen eigenen Speisen und von dem Weine, von dem er selbst trank, und befahl, sie drei Jahre zu erziehen, dass sie nach Verlauf derselben vor dem Könige Dienst täten.¹⁰ Daniel Dan 34 1 5 10 Nach Xenophon begannen die Jünglinge bei dem Perserkönige ihre Dienstleistung im siebzehnten Lebensjahre. Daniel Dan 34 1 6 Fuerunt ergo inter eos de filiis Juda, Daniel, Ananias, Misael, et Azarias. Unter ihnen waren von den Söhnen Judas: Daniel, Ananias, Misael und Azarias. Daniel Dan 34 1 7 Et imposuit eis præpositus eunuchorum, nomina: Danieli, Baltassar: Ananiæ, Sidrach: Misaeli, Misach: et Azariæ, Abdenago. Der oberste der Kämmerer aber gab ihnen andere Namen:¹¹ Daniel nannte er Baltassar, Ananias Sidrach, Misael Misach und Azarias Abdenago.¹² Daniel Dan 34 1 7 11 Namensänderungen nahmen siegreiche Könige und Herren zum Zeichen ihrer Herrschaft vor. So änderte Nechao Eliakims Namen in Joakim, nannte Nabuchodonosor den Matthanias, als er ihn zum Könige einsetzte, Sedekias. [2Kön 23,34; 2Kön 24,17] Am Hofe des Königs von Babylon sollten zudem nur einheimische gehört werden und die babylonischen Namen die Jünglinge erinnern, dass sie nun auch babylonische Sitten und Gewohnheit an anzunehmen hatten. Daniel Dan 34 1 7 12 Baltassar: Belit-sar-usur, Belit (Bel), schütze den König. Abdenago: Wohl fehlerhafte Wiedergabe der Schreiber statt Abdenebo, Knecht des Nebo. Nebo oder Nabu war eine der vorzüglichsten Gottheiten von Babylon. Die beide anderen Namen sind wohl gleichfalls verunstaltet. Daniel Dan 34 1 8 Proposuit autem Daniel in corde suo ne pollueretur de mensa regis, neque de vino potus ejus: et rogavit eunuchorum præpositum ne contaminaretur. Daniel aber nahm sich in seinem Herzen vor, sich nicht durch des Königs Kost noch durch den Wein, den dieser trank, zu verunreinigen und bat den Oberkämmerer, zu machen, dass sie nicht befleckt würden.¹³ Daniel Dan 34 1 8 13 D.i. dass ihnen Erlaubnis gegeben werde, die durch das Gesetz verbotene Befleckung zu meiden. Teils waren bestimmte Speisen untersagt, teils konnten die Gefäße eine Verunreinigung herbeiführen, vergl. [Gal 2,12], teils endlich war zu befürchten, dass ihnen Opferfleisch vorgesetzt ward. Auch wenn aber ein Jude nur solche Speisen aß, welche ihm nach Vorschrift des Gesetzes gestattet waren, konnte schon allein der Umstand, dass er mit den Heiden aß, bei seinen Glaubensgenossen den Verdacht erwecken, dass er die Speiseverbote nicht achte, und so Ärgernis erregen. (Vergl. das Verhalten Tobias und Judiths.) Daniel Dan 34 1 9 Dedit autem Deus Danieli gratiam et misericordiam in conspectu principis eunuchorum. Gott aber ließ Daniel Gnade und Erbarmen vor dem Angesichte des Oberkämmerers finden.¹⁴ Daniel Dan 34 1 9 14 Wie einst Joseph. (Theod.) Daniel Dan 34 0 1 I. Teil. (Kap. 2-6) 1. Traumgesicht des Königs Nabuchodonosor von vier Reichen. (Kap. 2) A. Nabuchodonosor verlangt von den Magiern, sie sollen den Traum, den er vergessen, berichten und erklären. Da sie dies nicht können, verurteilt er sie zum Tode. (V. 13) B. Daniel wird auf sein Gebet der Traum von Gott mitgeteilt; er ruft ihn dem Könige ins Gedächtnis zurück (V. 35) und gibt dessen Deutung: die zukünftigen Reiche bis zum Reiche des Messias. (V. 45) Der König belohnt ihn. Daniel Dan 34 2 1 In anno secundo regni Nabuchodonosor vidit Nabuchodonosor somnium, et conterritus est spiritus ejus, et somnium ejus fugit ab eo. Im zweiten¹ Jahre der Herrschaft Nabuchodonosors sah Nabuchodonosor ein Traumgesicht,² über das sein Geist erschrak, und sein Traum entschwand ihm.³ Daniel Dan 34 2 1 1 Vielleicht ist ein Zahlenbuchstabe ausgefallen? Etwa im zwölften Jahre? Die Würde, zu der Daniel erhoben wird, scheint ein reiferes Alter zu fordern? Zweiten: eigentlich ist es das dritte Jahr, da die Babylonier die Jahre der Herrschaft erst mit dem Beginne des neuen Kalenderjahres zu zählen begannen und dies diesen vorhergehende Zeit Anfang seiner Herrschaft nannten. Trifft der Traum gegen das Ende des zweiten Jahres der Herrschaft Nabuchodonosors, so war dies das dritte der Erziehung Daniels, da das erste in den Anfang der Herrschaft Nabuchodonosors fiel. Daniel Dan 34 2 1 2 So wenig Pharao selbst einst verdiente, die Zukunft zu schauen, ebenso wenig sind Nabuchodonosors Verdienste die Ursache des Traumgesichtes, sondern Gott will durch die Auslegung desselben durch seinen Diener verherrlicht werden und den ihm in der Gefangenschaft treu Gebliebenen Trost gewähren. Daniel Dan 34 2 1 3 Hebr.: worüber sein Geist sich beunruhigte und sein Schlaf für ihn dahin war. Daniel Dan 34 2 10 Respondentes ergo Chaldæi coram rege, dixerunt: Non est homo super terram, qui sermonem tuum, rex, possit implere: sed neque regum quisquam magnus et potens verbum hujuscemodi sciscitatur ab omni ariolo, et mago, et Chaldæo. Da antworteten die Chaldäer vor dem Könige und sprachen: Kein Mensch ist auf Erden, der zu erfüllen vermöchte, was du¹⁴ verlangst, o König! aber auch nie hat¹⁵ ein großer und mächtiger König¹⁶ ein solches Verlangen an einen Wahrsager oder Weisen oder Chaldäer gerichtet. Daniel Dan 34 2 10 14 Im Aram. Wird nicht der König angeredet: Es gibt keinen Menschen auf Erden, der des Königs Sache mit einer Deutung entsprechen könnte. Daniel Dan 34 2 10 15 Deshalb. Daniel Dan 34 2 10 16 Orientalischer Titel im Assyrischen, Babylonischen und Persischen gebräuchlich. Daniel Dan 34 2 11 Sermo enim, quem tu quæris, rex, gravis est: nec reperietur quisquam, qui indicet illum in conspectu regis: exceptis diis, quorum non est cum hominibus conversatio. Denn das, was du, o König! forderst, ist schwierig und man wird niemand finden, der es dem Könige kundtun könnte, außer den Göttern; diese aber haben mit den Menschen ja keinen Verkehr.¹⁷ Daniel Dan 34 2 11 17 So weist denn die Wiedergabe und Deutung des Traumes durch Daniel auf Gottes Mitwirkung hin. Daniel Dan 34 2 12 Quo audito, rex in furore, et in ira magna præcepit ut perirent omnes sapientes Babylonis. Als der König dies hörte, ergrimmte er und befahl in großem Zorne, alle Weisen Babylons umzubringen. Daniel Dan 34 2 13 Et egressa sententia, sapientes interficiebantur: quærebanturque Daniel, et socii ejus, ut perirent. Als nun das Urteil erlassen war und die Weisen zum Tode geführt werden sollten, suchte man auch Daniel und seine Genossen, um sie zu töten.¹⁸ Daniel Dan 34 2 13 18 Den Magiern war wohl Zeit gewährt worden, den Willen des Königs zu erfüllen; so bittet auch Daniel um solche. Daniel Dan 34 2 14 Tunc Daniel requisivit de lege, atque sententia ab Arioch principe militiæ regis, qui egressus fuerat ad interficiendos sapientes Babylonis. Da erkundigte sich Daniel nach dem Gesetze und Urteil¹⁹ bei Arioch, dem Anführer des Heeres des Königs,²⁰ welcher ausgegangen war, die Weisen Babylons zu töten. Daniel Dan 34 2 14 19 Aram.: Da redete Daniel mit Verstand und Einsicht zu Arioch. Daniel Dan 34 2 14 20 Aram.: dem Obersten der königlichen Leibwache. Daniel Dan 34 2 15 Et interrogavit eum, qui a rege potestatem acceperat, quam ob causam tam crudelis sententia a facie regis esset egressa. Cum ergo rem indicasset Arioch Danieli, Und er fragte ihn, der vom Könige den Auftrag erhalten hatte, warum denn ein so grausamer Befehl vom Könige erlassen sei.²¹ Als Arioch dem Daniel die Sache mitgeteilt hatte, Daniel Dan 34 2 15 21 Daniel war nicht mit den übrigen beim Könige gewesen. Daniel Dan 34 2 16 Daniel ingressus rogavit regem ut tempus daret sibi ad solutionem indicandam regi. ging Daniel zum Könige und bat denselben, ihm Zeit zu gewähren, dass er dem Könige die Erklärung geben könnte.²² Daniel Dan 34 2 16 22 Die rasche Entschlossenheit, welche ihm das Leben immerhin noch erhält, und sein Gang zum Könige zeugen sowohl von großer Glaubensgewissheit wie von der Klugheit Daniels, der schon mehrfach Gottes sichtbaren Schutz an sich erfahren. [Dan 1,15.17.20] Daniel Dan 34 2 17 Et ingressus est domum suam, Ananiæque et Misaeli, et Azariæ sociis suis indicavit negotium: Alsdann²³ begab er sich in sein Haus und teilte seinen Genossen, Ananias und Misael und Azarias, die Angelegenheit mit, Daniel Dan 34 2 17 23 Die Bitte hat Erfolg, denn der König kannte Daniel schon als einen an Weisheit allen überlegenden Mann [Dan 1,20] und wünschte nichts sehnlicher, als an seinen Traum erinnert zu werden. Daniel Dan 34 2 18 Ut quærerent misericordiam a facie Dei cli super sacramento isto, et non perirent Daniel, et socii ejus cum ceteris sapientibus Babylonis. dass sie den Gott des Himmels dieses Geheimnisses wegen um Barmherzigkeit anflehen sollten,²⁴ und dass Daniel und seine Gefährten nicht mit den übrigen Weisen Babylons getötet würden.²⁵ Daniel Dan 34 2 18 24 Auch seinerseits tut Daniel alles, um sich der Hilfe Gottes würdig zu machen. Daniel Dan 34 2 18 25 Daniel hat um Aufschub gebeten, nicht um über den Traum nachzusinnen, sondern um den Herrn, der alles Verborgene kennt, anzuflehen. Darum gesellt er sich Ananias, Misael und Azarias an, damit er nicht auf seine Verdienste zu vertrauen schien und damit die, welche in gleicher Gefahr waren, auch am Gebete teilnahmen. (Hier.) Daniel Dan 34 2 19 Tunc Danieli mysterium per visionem nocte revelatum est: et benedixit Daniel Deum cli, Da ward dem Daniel bei Nacht das Geheimnis in einem Gesichte²⁶ geoffenbart. Daniel aber pries den Gott des Himmels Daniel Dan 34 2 19 26 Also nicht im Träume, sondern wohl im Gebete. Daniel Dan 34 2 2 Præcepit autem rex, ut convocarentur arioli, et magi, et malefici, et Chaldæi: ut indicarent regi somnia sua: qui cum venissent, steterunt coram rege. Da befahl der König,⁴ die Wahrsager und Weisen und Zauberer und Chaldäer⁵ zusammenzurufen, um dem Könige seinen Traum kundzutun. Als diese nun kamen und vor den König traten,⁶ Daniel Dan 34 2 2 4 Träume galten bei den Babyloniern als Offenbarungen der Gottheit. Daniel Dan 34 2 2 5 Vier Klassen von Weisen [Dan 2,12] werden genannt, doch ist es schwer, die einzelnen genau zu bestimmen. Der König ruft alle Klassen zusammen, damit, wenn eine Beschwörung der bösen Geister notwendig erscheint, die Zauberbücher alsbald befragt werden. Die Zauber- und Verschwörungsformeln waren in der sumerischen, nichtsemitischen Sprache überliefert. Daniel Dan 34 2 2 6 Daniel und seine Genossen waren nicht unter denselben, wie V. 13 zeigt. Sie halten sich von aller Art von Zauberei und Wahrsagerei fern. Daniel Dan 34 2 20 Et locutus ait: Sit nomen Domini benedictum a sæculo et usque in sæculum: quia sapientia et fortitudo ejus sunt. und hob an und sprach: Der Name des Herrn sei gepriesen von Ewigkeit zu Ewigkeit! denn sein ist Weisheit und Macht. Daniel Dan 34 2 21 Et ipse mutat tempora, et ætates: transfert regna, atque constituit: dat sapientiam sapientibus, et scientiam intelligentibus disciplinam: Er führt den Wechsel der Zeiten und Weltalter herbei und stürzt Reiche und festigt andere,²⁷ er verleiht den Weisen Weisheit und den Einsichtigen Erkenntnis. Daniel Dan 34 2 21 27 Aram.: Stürzt Könige und setzt Könige ein. Daniel Dan 34 2 22 Ipse revelat profunda, et abscondita, et novit in tenebris constituta: et lux cum eo est. Er offenbart, was tief und verborgen ist; er weiß, was in der Finsternis begraben ist, und das Licht wohnt bei ihm. [1Kor 4,5; Joh 1,9; Joh 8,12; 1Joh 1,5] Daniel Dan 34 2 23 Tibi Deus patrum nostrorum confiteor, teque laudo: quia sapientiam, et fortitudinem dedisti mihi: et nunc ostendisti mihi quæ rogavimus te, quia sermonem regis aperuisti nobis. Ich sage dir Dank, o Gott meiner Väter! und preise dich, dass du mir Weisheit und Stärke verliehen²⁸ und mich nun hast wissen lassen, um was wir dich gebeten, dass du uns des Königs Angelegenheit geoffenbart hast. Daniel Dan 34 2 23 28 Der Gabe der Weisheit, die Gott verliehen [Dan 1,19.20], hat er neuen Glanz hinzugefügt. Daniel Dan 34 2 24 Post hæc Daniel ingressus ad Arioch, quem constituerat rex ut perderet sapientes Babylonis, sic ei locutus est: Sapientes Babylonis ne perdas: introduc me in conspectu regis, et solutionem regi narrabo. Hierauf²⁹ ging Daniel zu Arioch, den der König beauftragt hatte, die Weisen Babylons zu töten, und sprach also zu ihm: Töte die Weisen Babylons nicht!³⁰ führe mich vielmehr vor das Angesicht des Königs, so will ich dem Könige die Deutung geben. Daniel Dan 34 2 24 29 Aram.: Darum: nämlich weil ihm der Traum des Königs offenbart worden war. Daniel Dan 34 2 24 30 Durch Daniel werden auch die übrigen Magier vor dem Tode bewahrt. So verherrlicht Gott seinen Diener und macht seine eigene Macht offenbar. Daniel Dan 34 2 25 Tunc Arioch festinus introduxit Danielem ad regem, et dixit ei: Inveni hominem de filiis transmigrationis Juda, qui solutionem regi annuntiet. Da führte Arioch Daniel eilends vor den König und sprach zu diesem: Ich habe unter den Söhnen der Gefangenen Judas einen Mann gefunden, welcher dem König die Deutung angeben will.³¹ Daniel Dan 34 2 25 31 Entweder wusste Arioch nicht, dass Daniel den König um Aufschub gebeten, um die Deutung des Traumes zu geben, oder er spricht sich in seinen Worten die Verachtung gegen den jüdischen Gefangenen aus, dessen Namen er nicht einmal nennt. Daniel Dan 34 2 26 Respondit rex, et dixit Danieli, cujus nomen erat Baltassar: Putasne vere potes mihi indicare somnium, quod vidi, et interpretationem ejus? Der König begann und sprach zu Daniel, dessen Name Baltassar war: Bist du wohl wahrhaft imstande, mir das Traumgesicht, das ich gehabt habe, und seine Auslegung kundzutun? Daniel Dan 34 2 27 Et respondens Daniel coram rege, ait: Mysterium, quod rex interrogat, sapientes, magi, arioli, et aruspices nequeunt indicare regi: Daniel antwortete dem Könige und sprach:³² Das Geheimnis, über das der König befragt, können die Weisen, die Wahrsager, die Zauberer und Zeichendeuter dem Könige nicht kundtun.³³ Daniel Dan 34 2 27 32 Daniel will den König alsbald veranlassen, Gottes Erhabenheit und Allwissenheit zu bewundern, indem er ihm gleichzeitig die Ohnmacht der Magier und ihrer Götter zeigt. Daniel Dan 34 2 27 33 Die Magier sind nicht Diener des Gottes im Himmel (V. 28), ihnen offenbart er nicht sein Wissen. Daniel Dan 34 2 28 Sed est Deus in clo revelans mysteria, qui indicavit tibi rex Nabuchodonosor, quæ ventura sunt in novissimis temporibus. Somnium tuum, et visiones capitis tui in cubili tuo hujuscemodi sunt: Doch ist ein Gott im Himmel, welcher die Geheimnisse enthüllt; er hat dir, o König Nabuchodonosor! kundgegeben, was am Ende der Zeiten³⁴ geschehen wird. Dein Traum und die Gesichte deines Hauptes, die du auf deinem Lager gesehen, waren diese: Daniel Dan 34 2 28 34 Das aramäische Wort kann sowohl Folgezeit wie auch Ende der Zeiten, d.i. messianische Zeit bedeuten. Auf diese zielt ja auch das ganze Traumgesicht ab. Daniel Dan 34 2 29 Tu rex cogitare cpisti in strato tuo, quid esset futurum post hæc: et qui revelat mysteria, ostendit tibi quæ ventura sunt. Es stiegen dir, o König, auf deinem Lager Gedanken auf, was nach dieser Zeit geschehen werde;³⁵ und der, welcher die Geheimnisse offenbart, hat dir gezeigt, was in der Zukunft geschehen wird.³⁶ Daniel Dan 34 2 29 35 Ehe der König einschlief, dachte er über die Zukunft nach (Ephr., Hieron., Chrys.), ob das Babylonische Reich fest gegründet sei und wachsen werde. Daniel Dan 34 2 29 36 Wie Gott, dem Wunsche des Königs entsprechend, zu wissen, was die Zukunft bringe, jenes Traumgesicht hat kommen lassen, so soll ihm das Vergessen des Traumes seitens des Königs Gelegenheit bieten, sich zu offenbaren und seinen Diener zu ehren. Daniel Dan 34 2 3 Et dixit ad eos rex: Vidi somnium: et mente confusus ignoro quid viderim. sprach der König zu ihnen: Ich habe ein Traumgesicht gehabt und mein Geist ist verwirrt und ich weiß nicht mehr, was ich gesehen habe.⁷ Daniel Dan 34 2 3 7 Hebr.: und mein Geist ist in Bewegung den Traum zu wissen. Die Worte lassen es zweifelhaft, ob er auch den Traum selbst oder nur dessen Deutung wissen will. Die Magier fassen dieselben im nächstliegenden Sinne. Daniel Dan 34 2 30 Mihi quoque non in sapientia, quæ est in me plus quam in cunctis viventibus, sacramentum hoc revelatum est: Sed ut interpretatio regi manifesta fieret, et cogitationes mentis tuæ scires. Auch mir ist dieses Geheimnis nicht durch meine Weisheit offenbart worden,³⁷ als wäre diese größer als die aller Lebenden, sondern zu dem Ziele, damit dem Könige die Deutung kund werde und du deines Herzens Gedanken erfahrest. Daniel Dan 34 2 30 37 So entschuldigt Daniel die anderen, dass sie den Traum nicht offenbaren konnten, und hält ihren Neid fern; zugleich ehrt er den König, da er sagt, dass um seinetwillen ihm die Geheimnisse von Gott offenbart seien. Daniel Dan 34 2 31 Tu rex videbas, et ecce quasi statua una grandis: statua illa magna, et statura sublimis stabat contra te, et intuitus ejus erat terribilis. Du, o König! schautest: Siehe, es stand vor deinen Augen eine gewaltige Bildsäule; diese Bildsäule war groß, von erhabener Gestalt, und stand vor dir und ihr Anblick war furchtbar.³⁸ Daniel Dan 34 2 31 38 Sie erfüllte den König mit Staunen, Schrecken und Ehrfurcht. Daniel Dan 34 2 32 Hujus statuæ caput ex auro optimo erat, pectus autem et brachia de argento, porro venter, et femora ex ære. Das Haupt dieser Bildsäule war vom feinsten Golde, die Brust und die Arme von Silber, der Bauch und die Lenden von Erz, Daniel Dan 34 2 33 Tibiæ autem ferreæ, pedum quædam pars erat ferrea, quædam autem fictilis. die Schenkel von Eisen, die Füße teils von Eisen, teils von Ton.³⁹ Daniel Dan 34 2 33 39 Klarer: Seine Füße teils von Eisen, teils von Ton; d.i. aus mit Ton gemischtem Eisen. (V. 43) Daniel Dan 34 2 34 Videbas ita, donec abscissus est lapis de monte sine manibus: et percussit statuam in pedibus ejus ferreis, et fictilibus, et comminuit eos. Als du so schautest, riss sich ein Stein vom Berge⁴⁰ los, ohne Zutun von Menschenhänden, und stieß an die teils aus Eisen, teils aus Ton bestehenden Füße der Bildsäule und zertrümmerte diese. Daniel Dan 34 2 34 40 Fehlt im Aram. Die Deutung V. 45 fügt ihn hinzu, ähnlich wie in [Dan 7] der Deutung manches hinzugefügt wird, was im Traumgesichte fehlt. Daniel Dan 34 2 35 Tunc contrita sunt pariter ferrum, testa, æs, argentum, et aurum, et redacta quasi in favillam æstivæ areæ, quæ rapta sunt vento: nullusque locus inventus est eis: lapis autem, qui percusserat statuam, factus est mons magnus, et implevit universam terram. Da wurden auf einen Schlag zermalmt Eisen, Ton, Erz, Silber und Gold und wurden gleichsam in Spreu einer Sommertenne⁴¹ aufgelöst und vom Winde weggeführt, so dass von ihnen keine Spur mehr zu finden war; der Stein aber, welcher die Bildsäule traf, ward zu einem großen Berge und erfüllte die ganze Erde. Daniel Dan 34 2 35 41 Das Bild von der Spreu auf der Tenne ist im Alten Testamente sehr häufig. [Jes 41,15.16; Mi 4,13]; u.a. Es ist der Ausdruck vollständiger Vernichtung. Vergl. [Ps 102,15]. Daniel Dan 34 2 36 Hoc est somnium: Interpretationem quoque ejus dicemus coram te, rex. Dies ist der Traum und nun wollen wir⁴² vor dir,⁴³ o König! auch die Deutung verkünden. Daniel Dan 34 2 36 42 Plural der Autorität? Seine Genossen deuten den Traum nicht. Daniel Dan 34 2 36 43 Aram.: vor dem Könige. Erst im Folgenden tritt eine Anrede des Königs ein. Daniel Dan 34 2 37 Tu rex regum es: et Deus cli, regnum et fortitudinem, et imperium, et gloriam dedit tibi: Du bist der König der Könige⁴⁴ und der Gott des Himmels hat dir Herrschaft, Macht, Gewalt und Herrlichkeit gegeben⁴⁵ Daniel Dan 34 2 37 44 Titel der persischen [Esra 7,12] wie der babylonischen Könige. [Ez 26,7] Daniel Dan 34 2 37 45 Diese lange Anrede soll die Beziehung des Hauptes auf Nabuchodonosor begründen, der gleichsam das ganze Reich in sich beschließt und darstellt. Auch ist die Abhängigkeit des höchsten Menschen von Gott nicht ohne Absicht betont. Daniel Dan 34 2 38 Et omnia, in quibus habitant filii hominum, et bestiæ agri: volucres quoque cli dedit in manu tua, et sub ditione tua universa constituit: tu es ergo caput aureum. und alles, wo immer Menschenkinder und Tiere des Feldes wohnen; selbst die Vögel des Himmels hat er in deine Hand gegeben⁴⁶ und hat alles deiner Herrschaft unterworfen; du also bist das Haupt von Gold.⁴⁷ Daniel Dan 34 2 38 46 Wer über Menschen herrscht, kann als Machthaber über des angesehen werden, was des Menschen wegen geschaffen ist und von Menschen zu seinem Nutzen und Dienste verwendet wird. Daniel Dan 34 2 38 47 Vergl. [Jer 51,7]. Babylon ein goldener Kelch. Das Gold ist Bild des Glanzes, der macht, des Reichtums des Reiches. Daniel Dan 34 2 39 Et post te consurget regnum aliud minus te argenteum: et regnum tertium aliud æreum, quod imperabit universæ terræ. Aber nach dir wird ein anderes Reich sich erheben, geringer als du, von Silber;⁴⁸ dann ein drittes Reich von Erz, das seine Herrschaft über die ganze Erde erstrecken wird. Daniel Dan 34 2 39 48 Das medo-persische, das wie dem Silber dem Golde nachsteht, minder glänzend und ruhmvoll ist als das erste. Daniel Dan 34 2 4 Responderuntque Chaldæi regi Syriace: Rex in sempiternum vive: dic somnium servis tuis, et interpretationem ejus indicabimus. Da antworteten die Chaldäer dem Könige in syrischer Sprache:⁸ O König, mögest du ewig leben!⁹ Teile den Traum deinen Knechten mit, so wollen wir kundtun, was er bedeutet. Daniel Dan 34 2 4 8 Hebr.: Aramäisch. Dieses Wort ist einzuklammern. Die Weisen gaben ja ihre Antwort in babylonischer Sprache, dieser Zusatz soll also die Leser erinnern, dass das, was folgt, von Daniel aramäisch, nicht hebräisch geschrieben ist. Das Wort gehört an den Rand. Um die fremde Sprache anzudeuten, in der jene antworten, braucht Daniel die aramäische Sprache. Daniel Dan 34 2 4 9 Vergl. [Bar 1,11]. Die Chaldäer (Kasdim) allein antworten, also wohl die Höchsten an Würde. Nach Herodot und Diodorus Sikulus bezeichnet dieser Name die babylonischen Priester. Daniel Dan 34 2 40 Et regnum quartum erit velut ferrum: quomodo ferrum comminuit, et domat omnia, sic comminuet et conteret omnia hæc. Das vierte Reich wird wie Eisen sein; denn wie das Eisen alles zertrümmert und bezwingt, so wird dieses Reich alle jene zertrümmern und zerschmettern.⁴⁹ Daniel Dan 34 2 40 49 Aram.: Dann aber wird ein viertes Reich aufkommen, stark wie Eisen; dementsprechend, dass Eisen alles zertrümmert und zermalmt, wird es wie Eisen, das zerschmettert, alle jene (Reiche) zermalmen und zerschmettern. Warum werden vier Reiche im Gleichnisse einer Bildsäule dargestellt? Sie sammeln in sich und umfassen alles, was die Menschen aus eigener Kraft vermögen und was Gott nicht kennende und verehrende Menschen begehren. Auf wie vielfache Weise aber diese menschliche Macht in die Erscheinung treten mag, immer tritt sie in Gegensatz zu dem einen Reiche Gottes, immer kämpft sie in gleicher Weise gegen dieses, immer wird sie von den gleichen gottfeindlichen Bestrebungen beherrscht. Doch da der Mensch fern von Gott wahres Leben und Glückseligkeit nicht zu erlangen vermag [Jer 51,58; Hab 2,13], ist er einer leblosen Statue ähnlich. Die verschiedenen Metalle kennzeichnen die verschiedenen Mittel, die dem Menschen zu Gebote stehen. Doch was ist dieser Gott entfremdete Mensch, der in Staub zermalmt wird, wenn wir ihn mit dem Menschensohne vergleichen, der in den Wolken des Himmels kommt, dem Macht und Ehre und Herrschaft gegeben wird! [Dan 7,13.14] Das dritte Reich ist von Erz, ein Reich, das durch seine Kriegsmacht und seine Waffen sich auszeichnet und seine Herrschaft über die ganze Erde erstreckt. Es ist das griechisch-mazedonische und die aus demselben hervorgegangenen Reiche. Das vierte Reich ist das römische, das alle übrigen vernichtete und in dessen Zeit das messianische Reich seinen Anfang nahm, durch welches jede feindliche Weltmacht gedemütigt und vernichtet wird. Daniel Dan 34 2 41 Porro quia vidisti pedum, et digitorum partem testæ figuli, et partem ferream: regnum divisum erit, quod tamen de plantario ferri orietur, secundum quod vidisti ferrum mistum testæ ex luto. Dass aber die Füße und die Zehen, die du sahest, teils aus Töpferton, teils von Eisen waren, bedeutet, dass das Reich nicht geeint sein wird; immerhin wird sein Grund von Eisen sein, gemäß dem, dass du Eisen mit Töpferton gemischt gesehen hast.⁵⁰ Daniel Dan 34 2 41 50 Aram.: Und dass die Füße und die Zehen, die du sahest, teils aus Töpferton, teils aus Eisen bestanden (dies bedeutet): es wird kein zusammenhaltendes Reich sein; immerhin wird es auch von der Festigkeit des Eisens an sich tragen, dem entsprechend, dass du ja gesehen hast, wie Eisen mit der Tonerde vermischt war. Dass zwei Stoffe sind, weist auf Teilung; dass die Härte derselben sehr verschieden ist, auf die verschiedene Widerstandskraft des Reiches in seinen einzelnen Teilen. Der Versuch, diese ungleichartigen Stoffe zu mischen, deutet (V. 43) auf die vergeblichen Anstrengungen, die verschiedensten Elemente in dem Reiche zu vereinen. Daniel Dan 34 2 42 Et digitos pedum ex parte ferreos, et ex parte fictiles: ex parte regnum erit solidum, et ex parte contritum. Und dass die Fußzehen teils von Eisen, teils von Ton waren, bedeutet, dass das Reich zum Teil stark und zum Teil zerbrechlich sein wird.⁵¹ Daniel Dan 34 2 42 51 Die Mischung ist nicht fest. Sie werden gemischt, haben sich also nicht naturgemäß von selbst zusammengeschlossen. Daniel Dan 34 2 43 Quod autem vidisti ferrum mistum testæ ex luto, commiscebuntur quidem humano semine, sed non adhærebunt sibi, sicuti ferrum misceri non potest testæ. Dass du aber Eisen mit Ton gemischt sahest, bedeutet, dass sie sich zwar mit Hilfe von Menschensamen⁵² vermischen, aber dennoch keinen Zusammenhalt haben werden,⁵³ so wie sich Eisen nicht mit Ton vermischen lässt. Daniel Dan 34 2 43 52 Verschwägerungen, politische Heiraten, durch welche verschiedene Nationen vereinigt werden. Daniel Dan 34 2 43 53 Die einzelnen Teile. Daniel Dan 34 2 44 In diebus autem regnorum illorum suscitabit Deus cli regnum, quod in æternum non dissipabitur, et regnum ejus alteri populo non tradetur: comminuet autem, et consumet universa regna hæc: et ipsum stabit in æternum. In den Tagen jener Reiche⁵⁴ wird der Gott des Himmels⁵⁵ ein Reich aufrichten, welches in Ewigkeit nicht zerstört werden und dessen Herrschaft auf kein anderes Volk übergehen wird, dieses wird alle jene Reiche⁵⁶ zermalmen und vernichten, es selbst aber wird in Ewigkeit bestehen; Daniel Dan 34 2 44 54 Aram.: In den Tagen aber jener Könige nämlich Reiche. Daniel Dan 34 2 44 55 Der Gott, der den Himmel geschaffen, ist Urheber dieses Reiches. Daniel Dan 34 2 44 56 Zunächst die vier zuvor genannten, welche das Abbild der gesamten Gott feindlichen Menschenmacht sind. Wie andere Propheten alle Feinde Gottes in einem Volke oder einem Reiche darstellen [Jes 13,10; Jes 34,6], so umfasst Daniel in der Reihenfolge der Reiche die gesamte Schar der Feinde Gottes. Diese werden soweit überwunden und vernichtet, als sie den Wesen des Reiches Gottes entgegengesetzt sind. Denn da nach allen Prophezeiungen das Reich Gottes ein geistiges ist, das auf wahrer Heiligkeit beruht, wird in den reichen nur zerstört, was Gott feindlich entgegentritt. Wenn der Stein ein großer Berg wird, der die Erde erfüllt, so ist dies ein Bild des Reiches Gottes, das unscheinbar beginnt und mächtig emporstrebt. Durch Gottes Wohlgefallen und Macht erweckt, ist es in sich stark und unbesiegbar, dem gegenüber alle Menschenmacht nur wie eine gebrechliche Scherbe gegen einen Felsen und einen Berg ist. Die Macht der Ausbreitung versinnbildet der Berg, der die ganze Erde erfüllt. Vergl. [Ez 17,23.24; Mt 13,31.32]. Der Stein kann im Gegensatze zu dem Glanze der Weltreiche die Unansehnlichkeit der Erscheinung des Reiches Gottes bezeichnen, das dennoch stärker ist als alles Menschliche. [1Kor 1,25] Die meisten Erklärer verstehen indes unter dem Steine Christus den Herrn selbst. In der Tat ist der Übergang von dem durch Christus gestifteten und ausgebreiteten Reiche auf den Urheber desselben leicht, ist dieser doch das Haupt der Kirche und in derselben und durch dieselbe allezeit wirksam. Zudem wird Christus oft als der Eckstein bezeichnet und nennt sich selbst so. So erklären Iren., Euseb., Athanas., Cyrill v. Jerus., Epiph., Tertull., Cypr., August., Hieron. Daniel Dan 34 2 45 Secundum quod vidisti, quod de monte abscissus est lapis sine manibus, et comminuit testam, et ferrum, et æs, et argentum, et aurum, Deus magnus ostendit regi quæ ventura sunt postea; et verum est somnium, et fidelis interpretatio ejus. wie du ja gesehen hast, dass der Stein sich vom Berge ohne Zutun von Menschenhänden losriss und Ton, Eisen, Erz, Silber und Gold zermalmte. So hat der große Gott dem Könige kundgetan, was in der Zukunft geschehen wird; der Traum ist wahrhaft und seine Deutung zuverlässig.⁵⁷ Daniel Dan 34 2 45 57 Daniel schließt mit der wiederholten Versicherung, dass die Erklärung nicht sein Verdienst sei, sondern von Gott gegeben, damit der König diesen verehre, und dass dieselbe demnach sicher und zuverlässig sei. (Hieron.) Daniel Dan 34 2 46 Tunc rex Nabuchodonosor cecidit in faciem suam, et Danielem adoravit, et hostias, et incensum præcepit ut sacrificarent ei. Da fiel der König Nabuchodonosor auf sein Angesicht nieder, verneigte sich tief vor Daniel und befahl, ihm Schlachtopfer und Räucherwerk darzubringen.⁵⁸ Daniel Dan 34 2 46 58 Während Daniel das Traumgesicht beschrieb und die Deutung desselben gab, erinnerte sich der König an dasselbe. So erkennt er denn, dass eine mächtige Gottheit durch Daniel zu ihm redet, und ehrt in diesem ein höher stehendes, der Gottheit nahe verwandtes Wesen. Die tiefe Verneigung ist also eine wahre Anbetung, wie die Opferung von Weihrauch beweist. Besonders durch Weisheit ausgezeichnete Männer ehrt man leicht mit göttlichen Ehren; vergl. auch [Apg 14,10]. Daniel weist das Opfer zurück und belehrt den König über seinen Irrtum, wie V. 47 zeigt. Daniel Dan 34 2 47 Loquens ergo rex, ait danieli: Vere Deus vester Deus deorum est, et Dominus regum, et revelans mysteria: quoniam tu potuisti aperire hoc sacramentum. Zu Daniel aber sprach⁵⁹ der König also: Wahrlich! euer Gott ist der Gott der Götter⁶⁰ und der Herr der Könige und der Offenbarer der Geheimnisse,⁶¹ denn du hast dieses Geheimnis zu enthüllen vermocht. Daniel Dan 34 2 47 59 Antwortete? Dann billigt er Daniels Gründe und nicht sowohl ihn als in ihm betet er Gott an, den er in seinem Diener noch in anderer Weise ehrt. Daniel Dan 34 2 47 60 Nabuchodonosor legt also die Meinung nicht ab, dass es noch andere Götter gebe und diese gleichfalls etwas vermögen. Daniel Dan 34 2 47 61 Nicht allein Dankbarkeit, sondern auch Klugheit rät ihn an, Daniels Gott über alle Götter zu stellen. Was könnte er von einem so weisen Gotte nicht für die Wohlfahrt seines Reiches erhoffen? Daniel Dan 34 2 48 Tunc rex Danielem in sublime extulit, et munera multa, et magna dedit ei: et constituit eum principem super omnes provincias Babylonis: et præfectum magistratuum super cunctos sapientes Babylonis. Alsdann erhob der König Daniel sehr und gab ihm viele und große Geschenke und setzte ihn zum Fürsten über alle Landschaften von Babylon⁶² und zum obersten Vorsteher über alle Weisen Babylons. Daniel Dan 34 2 48 62 Aram.: übertrug ihm die Herrschaft über die ganze Provinz Babel. Daniel Dan 34 2 49 Daniel autem postulavit a rege: et constituit super opera provinciæ Babylonis, Sidrach, Misach, et Abdenago: Ipse autem Daniel erat in foribus regis. Auf die Bitte Daniels aber übergab der König die Verwaltung der Provinz Babylon Sidrach, Misach und Abdenago; Daniel selbst aber blieb an dem Hofe des Königs.⁶³ Daniel Dan 34 2 49 63 So erlangten die frommen Jünglinge eine zweite und höhere Belohnung für ihre Frömmigkeit. Vergl. [Dan 1,19.20]. Daniel Dan 34 2 5 Et respondens rex ait Chaldæis Sermo recessit a me: nisi indicaveritis mihi somnium, et conjecturam ejus, peribitis vos, et domus vestræ publicabuntur. Da antwortete der König und sprach zu den Chaldäern: Mein Beschluss ist gefasst. Wenn ihr mir nicht den Traum und seine Deutung angebt, so müsst ihr sterben und eure Häuser werden euch genommen werden.¹⁰ Daniel Dan 34 2 5 10 Hebr.: so sollt ihr in Stücke zerhauen und eure Häuser in Misthaufen verwandelt werden. Mit dem letzteren war dem Besitzer der äußerste Schimpf angetan. Vergl. [2Kön 10,27; Esra 6,11]. Daniel Dan 34 2 6 Si autem somnium, et conjecturam ejus narraveritis, præmia, et dona, et honorem multum accipietis a me: somnium igitur, et interpretationem ejus indicate mihi. Wenn ihr aber den Traum und seine Bedeutung angebt, so sollt ihr Belohnung, Geschenke und hohe Ehre von mir empfangen; darum tuet mir den Traum samt seiner Deutung kund. Daniel Dan 34 2 7 Responderunt secundo, atque dixerunt: Rex somnium dicat servis suis, et interpretationem illius indicabimus. Da antworteten sie zum zweiten Mal und sprachen: Der König möge seinen Knechten den Traum mitteilen, so wollen wir die Deutung kundtun. Daniel Dan 34 2 8 Respondit rex, et ait: Certe novi quod tempus redimitis, scientes quod recesserit a me sermo. Der König aber antwortete und sprach: Wahrlich! ich sehe nun, dass ihr Zeit zu gewinnen sucht, weil ihr wisst, dass mein Beschluss gefasst ist. Daniel Dan 34 2 9 Si ergo somnium non indicaveritis mihi, una est de vobis sententia, quod interpretationem quoque fallacem, et deceptione plenam composueritis, ut loquamini mihi donec tempus pertranseat. Somnium itaque dicite mihi, ut sciam quod interpretationem quoque ejus veram loquamini. Wenn ihr mir also den Traum nicht angebt, so kann ich von euch nur urteilen, dass ihr auch eine falsche und betrügerische Auslegung verabredet habt,¹¹ um mich mit Reden hinzuhalten, bis die Zeit vorübergeht.¹² Darum gebet mir den Traum an, damit ich erkenne, dass ihr auch die Auslegung der Wahrheit gemäß geben könnt!¹³ Daniel Dan 34 2 9 11 Vermögen sie nicht durch ihre Kraft den Traum selbst zu finden, so ist auch ihre Auslegung nur Täuschung und Trug. Daniel Dan 34 2 9 12 Bis ich durch andere Geschäfte verhindert bin, an euch zu denken. Daniel Dan 34 2 9 13 Wenn ihr dies aber nicht vermögt, bleibt mein Spruch über euch in Kraft. Hat der König den Traum gänzlich vergessen? Nach der Vulgata und den griech. Übersetzungen kann es so scheinen; im Urtexte steht dies indes nicht. Er hat wohl noch einen Schatten und eine Spur des Traumes bewahrt, so dass er hiernach beurteilen kann, ob man ihn etwa zu täuschen versuche. (Hieron.) Eben dies erregt in ihm die heftige Begierde, den ganzen Traum wieder zurückzugewinnen, und die Wut, da die Magier ihm nicht zu helfen vermögen. Daniel Dan 34 0 1 2. Die drei Jünglinge im Feuerofen. a. Errichtung der Bildsäule. (V. 6) b. Frömmigkeit und Festigkeit der Jünglinge. (V. 23) c. Gebet des Azarias. (V. 45) d. Gesang der drei Jünglinge im Feuerofen. (V. 90) e. Der König staunt über die Macht Gottes. Daniel Dan 34 3 1 Nabuchodonosor rex fecit statuam auream altitudine cubitorum sexaginta, latitudine cubitorum sex, et statuit eam in campo Dura provinciæ Babylonis. Der König Nabuchodonosor ließ eine goldene¹ Bildsäule machen,² sechzig Ellen in der Höhe,³ sechs Ellen in der Breite,⁴ und stellte sie in der Provinz Babylon in der Ebene Dura⁵ auf. Daniel Dan 34 3 1 1 Eine mit dünnen Goldplatten belegte, aus Holz oder Metall gefertigte Statue. Daniel Dan 34 3 1 2 Über den Zeitpunkt dieses Ereignisses lässt sich nichts Sicheres sagen, jedenfalls liegt er hinter der Eroberung Jerusalems. Vergl. [Dan 3,38]. Wahrscheinlich wollte der König durch die Errichtung einer herrlichen Statue den Schutzgöttern Dank sagen und ein Ruhmesdenkmal seiner Herrschaft errichten. Daniel Dan 34 3 1 3 Das Bild stand wohl auf einer Säule und hatte mit derselben diese Höhe. Daniel Dan 34 3 1 4 Diese Breite gehörte der Säule zu. Daniel Dan 34 3 1 5 Die südlich von der Stadt gelegene weite Ebene. Daniel Dan 34 3 10 Tu rex posuisti decretum, ut omnis homo, qui audierit sonitum tubæ, fistulæ, et citharæ, sambucæ, et psalterii, et symphoniæ, et universi generis musicorum, prosternat se, et adoret statuam auream: Du, o König! hast den Befehl gegeben, dass jedermann, der den Schall der Trompeten, Pfeifen und Zithern, des Saitenspiels, der Laute, des Doppelspiels und aller Art Musik hört, niederfallen und die goldene Bildsäule anbeten Daniel Dan 34 3 100 Signa ejus, quia magna sunt: et mirabilia ejus, quia fortia: et regnum ejus regnum sempiternum, et potestas ejus in generationem et generationem. seine Zeichen bekannt zu machen, wie groß sie sind, und seine Wunder, wie mächtig sie sind. Sein Reich ist ein ewiges Reich, und seine Herrschaft währt von Geschlecht zu Geschlecht.⁸¹ [Dan 4,31; Dan 7,14] Daniel Dan 34 3 100 81 Diese Worte hat er wohl von Daniel erfahren, den er befragt, wie er von jenem Gott reden solle. Daniel Dan 34 3 11 Si quis autem non procidens adoraverit, mittatur in fornacem ignis ardentis. und dass, wer nicht niederfällt und anbetet, in den brennenden Feuerofen geworfen werden solle. Daniel Dan 34 3 12 Sunt ergo viri Judæi, quos constituisti super opera regionis Babylonis, Sidrach, Misach, et Abdenago: viri isti contempserunt, rex, decretum tuum: deos tuos non colunt, et statuam auream, quam erexisti, non adorant. Nun sind da Juden, welchen du die Verwaltung der Landschaft Babylon übertragen hast, Sidrach, Misach und Abdenago; diese Männer haben deinen Befehl nicht beachtet,¹³ o König! sie ehren deine Götter¹⁴ nicht und beten die goldene Bildsäule nicht an, die du errichtet hast. Daniel Dan 34 3 12 13 Die Weigerung gilt als ein Zeichen von Rebellion und Erbitterung über die Niederlage ihres Volkes. Daniel Dan 34 3 12 14 Besser Keri und Septuag. in Übereinstimmung mit V. 14: deinen Gott. Daniel Dan 34 3 13 Tunc Nabuchodonosor in furore, et in ira præcepit ut adducerentur Sidrach, Misach, et Abdenago: qui confestim adducti sunt in conspectu regis. Da befahl Nabuchodonosor im Grimm und Zorne, Sidrach, Misach und Abdenago herbeizuführen; und alsbald wurden sie vor den König gebracht.¹⁵ Daniel Dan 34 3 13 15 Es bietet sich den Jünglingen eine herrliche Gelegenheit, ihre Gottesfurcht zu zeigen, ihren Glauben vor dem mächtigen Könige zu bekennen und ein herrliches Beispiel zu geben, wie man Gott mehr gehorchen muss als den Menschen, selbst mit Hingabe seines Lebens. Gott hat alle Umstände zu seiner Ehre geordnet. Daniel Dan 34 3 14 Pronuntiansque Nabuchodonosor rex, ait eis: Verene Sidrach, Misach, et Abdenago deos meos non colitis, et statuam auream, quam constitui, non adoratis? Und der König Nabuchodonosor begann und sprach zu ihnen: Ist es wahr,¹⁶ Sidrach, Misach und Abdenago, dass ihr meine Götter¹⁷ nicht verehrt und die goldene Bildsäule, die ich aufgerichtet, nicht anbetet? Daniel Dan 34 3 14 16 Neuere: Geschah es mit Vorbedacht? Daniel Dan 34 3 14 17 Besser: meinen Gott. Daniel Dan 34 3 15 Nunc ergo si estis parati, quacumque hora audieritis sonitum tubæ, fistulæ, citharæ, sambucæ, et psalterii, et symphoniæ, omnisque generis musicorum, prosternite vos, et adorate statuam, quam feci: quod si non adoraveritis, eadem hora mittemini in fornacem ignis ardentis: et quis est Deus, qui eripiet vos de manu mea? Nun wohl, wenn ihr bereit seid, werfet euch nieder, zur Stunde, wo ihr den Schall der Trompeten, Pfeifen und Zithern, des Saitenspiels, der Laute des Doppelspiels und aller Art von Musik hört, und betet die Bildsäule an, welche ich gemacht habe; wenn ihr sie aber nicht anbetet, so sollt ihr zur selben Stunde in den brennenden Feuerofen geworfen werden; und wer ist der Gott, der euch aus meiner Hand zu erretten vermöchte?¹⁸ Daniel Dan 34 3 15 18 Das eitle Rühmen des Königs macht das nachfolgende Wunder nur umso herrlicher und eindrucksvoller. Zudem weiß der König doch, dass sie ihrer eigenen Religion wegen einen fremden Gott nicht verehren können, so fügt er Gott Schmach zu und lästert ihn als ohnmächtig. Daniel Dan 34 3 16 Respondentes Sidrach, Misach, et Abdenago, dixerunt regi Nabuchodonosor: Non oportet nos de hac re respondere tibi. Da antworteten Sidrach, Misach und Abdenago und sprachen zu dem Könige Nabuchodonosor:¹⁹ Wir haben nicht nötig, dir hierauf zu antworten.²⁰ Daniel Dan 34 3 16 19 Die Jünglinge setzen ihr ganzes Vertrauen auf Gott, dessen Willen sie sich unterwerfen, weder sich überhebend in Vermessenheit noch von Misstrauen niedergedrückt. Daniel Dan 34 3 16 20 Auf die Frage: welcher Gott sie retten kann. Daniel Dan 34 3 17 Ecce enim Deus noster, quem colimus, potest eripere nos de camino ignis ardentis, et de manibus tuis, o rex, liberare. Denn siehe, unser Gott, den wir verehren, vermag, uns aus dem brennenden Feuerofen zu erretten und aus deiner Hand, o König! zu befreien. Daniel Dan 34 3 18 Quod si noluerit, notum sit tibi, rex, quia deos tuos non colimus, et statuam auream, quam erexisti, non adoramus. Wenn er dies aber auch nicht wollte, so sei dir doch kund, o König! dass wir deine Götter nicht verehren und die goldene Bildsäule, die du errichtet, nicht anbeten.²¹ Daniel Dan 34 3 18 21 Die Antwort vereinigt Frömmigkeit und Klugheit. Daniel Dan 34 3 19 Tunc Nabuchodonosor repletus est furore: et aspectus faciei illius immutatus est super Sidrach, Misach, et Abdenago, et præcepit ut succenderetur fornax septuplum quam succendi consueverat. Da ward Nabuchodonosor von Grimm erfüllt und das Aussehen seines Angesichts entstellte sich gegen Sidrach, Misach und Abdenago²² und er befahl, den Ofen siebenmal²³ mehr zu heizen, als man ihn zu heizen pflegte.²⁴ Daniel Dan 34 3 19 22 Der König hatte vermeint, ihnen eine Gnade zu erweisen, indem er ihnen Gelegenheit verstattete, das seinem Gotte zugefügte Unrecht wieder gut zu machen; ihre Weigerung versetzt ihn in ungeheuere Wut. Daniel Dan 34 3 19 23 Runde Zahl der größeren Masse gegenüber der Einzahl. Daniel Dan 34 3 19 24 Dieser Befehl soll den Zorn des Königs malen und die Strafe um so viel verschärfen. Der Ofen war oben offen. Die Opfer wurden hinaufgeschafft und hinabgeworfen. Nach unten hin war eine Türe, durch welche die Umstehenden die Verbrennung sehen konnten. An diese tritt Nabuchodonosor V. 26 heran, aus ihr treten auch die Jünglinge heraus. Daniel Dan 34 3 2 Itaque Nabuchodonosor rex misit ad congregandos satrapas, magistratus, et judices, duces, et tyrannos, et præfectos, omnesque principes regionum, ut convenirent ad dedicationem statuæ, quam erexerat Nabuchodonosor rex. Hierauf sandte der König Nabuchodonosor Boten aus und ließ die Statthalter, Befehlshaber, Richter, Schatzmeister, Gewalthaber, Beamten und alle Fürsten der Provinzen⁶ zusammenrufen, dass sie zur Einweihung der Bildsäule, welche der König Nabuchodonosor aufgerichtet hatte, sich einfänden. Daniel Dan 34 3 2 6 Die genauere Bedeutung der Namen und Würden ist noch nicht ganz erforscht. Es sind alle, welche in der Verwaltung des Reiches und der Provinzen eine Rolle spielen. Sie sollen fest an Nabuchodonosor gebunden werden, indem sie den vom Könige verehrten Götzen anbeten. Daniel Dan 34 3 20 Et viris fortissimis de exercitu suo jussit ut ligatis pedibus Sidrach, Misach, et Abdenago mitterent eos in fornacem ignis ardentis. Alsdann gebot er einigen der stärksten Männer aus seinem Heere, Sidrach, Misach und Abdenago die Füße zu binden und sie in den brennenden Feuerofen zu werfen. Daniel Dan 34 3 21 Et confestim viri illi vincti cum braccis suis, et tiaris, et calceamentis, et vestibus missi sunt in medium fornacis ignis ardentis. Alsbald wurden diese Männer gefesselt und in ihren Unterkleidern und ihrem Kopfschmuck mit Schuhen und Kleidern²⁵ mitten in den brennenden Feuerofen geworfen. Daniel Dan 34 3 21 25 Die weiten Kleider werden erwähnt, weil sie besonders schnell Feuer fangen. Besser ist nach dem Texte zu übersetzen: Untergewänder, Röcke, Mäntel und sonstige Kleider. Man ließ sich nicht Zeit, ihnen das Verbrecherkleid anzuziehen. Daniel Dan 34 3 22 Nam jussio regis urgebat: fornax autem succensa erat nimis. Porro viros illos, qui miserant Sidrach, Misach, et Abdenago, interfecit flamma ignis. Denn der Befehl des Königs war dringlich und der Ofen so überaus stark geheizt, dass die Männer, welche Sidrach, Misach und Abdenago hineinwarfen, von den Flammen des Feuers getötet wurden.²⁶ Daniel Dan 34 3 22 26 Text: Infolge davon, dass der Befehl des Königs so scharf und der Ofen übermäßig geheizt war, tötete die Feuerflamme die Männer, welche usw. Daniel Dan 34 3 23 Viri autem hi tres, id est, Sidrach, Misach, et Abdenago, ceciderunt in medio camino ignis ardentis, colligati. Quæ sequuntur in Hebræis voluminibus non reperi. Die drei Männer aber, nämlich Sidrach, Misach und Abdenago, fielen gefesselt in den brennenden Feuerofen. Was nun folgt, habe ich in den Handschriften der Hebräer nicht gefunden.²⁷ Daniel Dan 34 3 23 27 Im masorethischen Texte folgt hier, was im Griechischen und in der Vulgata V. 91 erst sich findet. Selbst kritische Erklärer gestehen zu, dass im masor. Texte eine Verderbnis des Textes und eine Lücke unleugbar ist. Da Theodotion, ebenso wie die Septuaginta, den folgenden Lobgesang hat, fand sich dieser früher im Urtext, aus dem ja Theodotion seine Übersetzung anfertigte. Der heilige Hieronymus hat seine Übersetzung auf Grund des des Theodotion angefertigt. Daniel Dan 34 3 24 Et ambulabant in medio flammæ laudantes Deum, et benedicentes Domino. Und sie gingen inmitten der Flammen einher, Gott lobend und den Herrn preisend.²⁸ Daniel Dan 34 3 24 28 Das erste, was die drei Jünglinge tun, da sie sich gerettet sehen, ist, dass sie Gott preisen und ihm Dank sagen. Dann wenden sie sich ihrem Volke zu, welches die Chaldäer V. 8 bei dem Könige verklagt haben: Ob sie dabei an die Drohungen Ezechiels dachten [Dan 5,2.22]? Da es nach V. 38 und nach dem griech. Texte [Dan 3,1] sehr wahrscheinlich ist, dass das Edikt Nabuchodonosors in die Zeit nach der Zerstörung Jerusalems fiel, ist es klar, warum die Bitte der drei Jünglinge für ihre Stammesgenossen mit demütigem Sündenbekenntnis vor Gott verbunden ist. Das Gebet enthält viele Stellen aus dem Pentateuch und den Psalmen. Wie es hebräisch gesprochen, so war es wohl ursprünglich auch hebräisch, in der heiligen Sprache, niedergeschrieben. Wie ferner aus V. 52ff erhellt, war der Gesang bereits ihnen bekannt und wird von ihnen auf ihre Lage in besonderer Weise angewendet. Daniel Dan 34 3 25 Stans autem Azarias oravit sic, aperiensque os suum in medio ignis, ait: Azarias aber stand und betete also und sprach, seinen Mund mitten im Feuer öffnend: Daniel Dan 34 3 26 benedictus es Domine Deus patrum nostrorum, et laudabile, et gloriosum nomen tuum in sæcula: Gepriesen seist du Herr, Gott unserer Väter!²⁹ lobwürdig und herrlich ist dein Name³⁰ in Ewigkeit; Daniel Dan 34 3 26 29 Dieses Wort ruft die Erinnerung an die herrlichen Wohltaten wach, welche Gott dem Volke durch so viele Jahrhunderte bewiesen. Gottes Treue und Liebe ist es, die sie vor dem Untergange bewahrt hat. Daniel Dan 34 3 26 30 Alles, was Gott von sich geoffenbart hat, und seine ganze Erhabenheit. Daniel Dan 34 3 27 Quia justus es in omnibus, quæ fecisti nobis, et universa opera tua vera, et viæ tuæ rectæ, et omnia judicia tua vera. denn du bist gerecht in allem, was du an uns getan;³¹ alle deine Werke sind wahrhaft, deine Pfade recht und alle deine Gerichte wahrhaft.³² Daniel Dan 34 3 27 31 Ein ganz besonderer Beweis von Frömmigkeit ist es, Gott zu loben und seine Ehre zu verkünden auch dann, wenn ein allgemeines Unglück allen droht. Der Zorn des Königs verkündet dem Volke Gottes neue Bedrückung. Deshalb betet Ananias, Gott wolle diese abwenden, und bekennt demütig, wie sich das Volk gegen Gott verschuldete und alles verdient habe, was Gott ihm auferlegt. Daniel Dan 34 3 27 32 Vergl. [Dtn 32,4; Ps 118,137.151; Ps 144,17; Hos 14,10]. Daniel Dan 34 3 28 Judicia enim vera fecisti juxta omnia, quæ induxisti super nos, et super civitatem sanctam patrum nostrorum Jerusalem: quia in veritate, et in judicio induxisti omnia hæc propter peccata nostra. Denn deine Gerichte, welche du gehalten, sind wahrhaftig in allem, was du über uns und über Jerusalem, die heilige Stadt unserer Väter, verhängt hast; denn nach wahrhaftigem Gerichte hast du alles dies um unserer Sünden willen über uns kommen lassen. Daniel Dan 34 3 29 Peccavimus enim, et inique egimus recedentes a te: et deliquimus in omnibus: Wir haben ja gesündigt und übel getan, indem wir von dir abfielen, und haben uns in allem verfehlt,³³ Daniel Dan 34 3 29 33 Vergl. [Bar 2,5.8.10.12]. Von dir wird mit großem Nachdrucke hervorgehoben, von dir, dem Schöpfer, dem gütigen Herrn, dem Erhalter und Beschützer, der uns aus Ägypten geführt usw. (Theod.) Daniel Dan 34 3 3 Tunc congregati sunt satrapæ, magistratus, et judices, duces, et tyranni, et optimates, qui erant in potestatibus constituti, et universi principes regionum ut convenirent ad dedicationem statuæ, quam erexerat Nabuchodonosor rex: stabant autem in conspectu statuæ, quam posuerat Nabuchodonosor rex: Da versammelten sich die Statthalter, Befehlshaber, Richter, Schatzmeister, Gewalthaber, die vornehmsten Würdenträger und alle Fürsten der Provinzen, um der Einweihung des Bildes, welches der König Nabuchodonosor errichtet hatte, beizuwohnen; und sie stellten sich vor der Bildsäule auf, die der König Nabuchodonosor errichtet hatte. Daniel Dan 34 3 30 Et præcepta tua non audivimus, nec observavimus, nec fecimus sicut præceperas nobis ut bene nobis esset. und wir haben nicht auf deine Gebote gehört noch sie beobachtet und nicht getan, wie du uns geboten hattest, auf dass es uns wohl gehe.³⁴ Daniel Dan 34 3 30 34 [Dtn 4,40] Daniel Dan 34 3 31 Omnia ergo, quæ induxisti super nos, et universa, quæ fecisti nobis, in vero judicio fecisti: Darum hast du alles, was du über uns hast kommen lassen, und alles, was du uns getan, nach wahrhaftem Gerichte vollzogen Daniel Dan 34 3 32 Et tradidisti nos in manibus inimicorum nostrorum iniquorum, et pessimorum, prævaricatorumque et regi injusto, et pessimo ultra omnem terram. und hast uns in die Hand unserer ruchlosen und schlimmsten Feinde überliefert, der Sünder, und dem ungerechtesten und schlimmsten Könige auf Erden.³⁵ Daniel Dan 34 3 32 35 Nabuchodonosor hat die Stadt zerstört, die Fürsten Judas getötet, den König Sedekias des Augenlichtes beraubt, viele in fremde Länder zerstreut und fordert nun für seinen Gott, in dessen Namen er ihnen alles Böse angetan und den er als Sieger feiert, von den Juden Anbetung, mit dem schrecklichsten Tode drohend. Daniel Dan 34 3 33 Et nunc non possumus aperire os: confusio, et opprobrium facti sumus servis tuis, et his, qui colunt te. Und jetzt dürfen wir unsern Mund nicht auftun,³⁶ zur Schmach und zur Schande sind wir deinen Knechten und denen geworden,³⁷ die dich verehren. Daniel Dan 34 3 33 36 Furcht und Scham schließen den gefangenen Juden den Mund; Furcht vor ihren Unterdrückern, Scham vor Gott, vor dem sie sich ihrer Schuld bewusst sind. Daniel Dan 34 3 33 37 Septuag. und die alte lateinische Übersetzung lesen: Schmach und Schande ist deinen Dienern und Verehrern zuteil geworden. Azarias spricht nicht von sich und seinen Genossen, sondern von dem Volke im Exil. Auch diese Lesart entspricht den Drohungen Jeremias [Jer 23,40; Jer 24,9.18; Jer 42,18; Jer 44,8]. Daniel Dan 34 3 34 Ne, quæsumus, tradas nos in perpetuum propter nomen tuum, et ne dissipes testamentum tuum. Gib uns doch nicht auf immer dahin, wir bitten dich um deines Namens willen, und löse deinen Bund nicht.³⁸ Daniel Dan 34 3 34 38 Dieser Bund gibt ihnen Zuversicht, Der Name, die Ehre Gottes verlangt es, dass sie nicht zugrunde gehen, sind sie doch das Volk Jahves. Daniel Dan 34 3 35 Neque auferas misericordiam tuam a nobis propter Abraham dilectum tuum, et Isaac servum tuum, et Israel sanctum tuum: Entziehe uns nicht dein Erbarmen um Abrahams, deines Geliebten, Isaaks, deines Dieners, und Israels, deines Heiligen willen,³⁹ Daniel Dan 34 3 35 39 Der Bund ist bereits mit diesen geschlossen. Vergl. [Ex 3,15]. Daniel Dan 34 3 36 Quibus locutus es pollicens quod multiplicares semen eorum sicut stellas cli, et sicut arenam, quæ est in littore maris: welchen du die Verheißung gegeben hast, ihre Nachkommenschaft zu mehren wie die Sterne des Himmels und wie den Sand am Ufer des Meeres. Daniel Dan 34 3 37 Quia Domine imminuti sumus plus quam omnes gentes, sumusque humiles in universa terra hodie propter peccata nostra. Denn, o Herr! wir sind heute erniedrigt worden unter alle Völker und gedemütigt auf der ganzen Erde um unserer Sünden willen. Daniel Dan 34 3 38 Et non est in tempore hoc princeps, et dux, et propheta, neque holocaustum, neque sacrificium, neque oblatio, neque incensum, neque locus primitiarum coram te, Wir haben zur Zeit weder Fürsten noch Führer noch Propheten; weder Brandopfer noch Schlachtopfer noch Speiseopfer noch Rauchopfer noch eine Stätte, an der wir die Erstlingsopfer darbrächten,⁴⁰ Daniel Dan 34 3 38 40 Welch Unheil ist über uns gekommen, da Stadt und Tempel zerstört sind! Vergl. [Klgl 2,9]. Die Prophetie ist keine bleibende Gabe, sie ist nur da, wenn Gott durch einen Propheten redet. Vergl. [Ps 73,9]. Dass Gott Antworten versagte, siehe [Ez 14,3, Ez 20,3]. Das Aufhören ständiger Opfer beklagt ähnlich Jeremias [Jer 41,5] und Baruch [Bar 1,10]. So kann denn Gott nicht mehr versöhnt und sein Zorn nicht mehr von seinem Volke abgewendet werden. (V. 39) Daniel Dan 34 3 39 Ut possimus invenire misericordiam tuam: sed in animo contrito, et spiritu humilitatis suscipiamur. dass wir bei dir Erbarmen finden möchten. Aber mit zerknirschtem Herzen und mit gebeugtem Geiste möchten wir von dir angenommen werden.⁴¹ Daniel Dan 34 3 39 41 Da dein Gesetz nicht gestattet, dir die gewöhnlichen Opfer überall darzubringen, bringen wir dir ein zerknirschtes und gedemütigtes Herz dar. Möchte dir dies angenehmer sein als alle Opfer, da du ja die, welche auf dich vertrauen, von aller Schmach zu befreien pflegst. (Theod.) Daniel Dan 34 3 4 Et præco clamabat valenter: Vobis, dicitur populis, tribubus, et linguis: Alsbald rief ein Herold laut: Euch, ihr Völker, Stämme und Zungen⁷ wird angesagt: Daniel Dan 34 3 4 7 Es waren mit den Statthaltern also große Scharen Volkes gekommen. Daniel Dan 34 3 40 Sicut in holocausto arietum, et taurorum, et sicut in millibus agnorum pinguium: sic fiat sacrificium nostrum in conspectu tuo hodie, ut placeat tibi: quoniam non est confusio confidentibus in te. Wie wenn wir Widder und Farren und Tausende von fetten Schafen als Brandopfer darbrächten, so werde heute vor deinem Angesichte unser Opfer dargebracht, dass es dir wohlgefalle;⁴² denn nicht zuschanden werden, die auf dich vertrauen. Daniel Dan 34 3 40 42 Griech.: Und unser gehorsam gegen dich; oder und auslegend gefasst: unser Gehorsam gegen dich. Daniel Dan 34 3 41 Et nunc sequimur te in toto corde, et timemus te, et quærimus faciem tuam. Und jetzt folgen wir dir von ganzem Herzen und fürchten dich und suchen dein Angesicht.⁴³ Daniel Dan 34 3 41 43 Durch Unglück belehrt und bekehrt wollen wir deinen Willen tun und so deine Huld erlangen. Daniel Dan 34 3 42 Ne confundas nos, sed fac nobiscum juxta mansuetudinem tuam, et secundum multitudinem misericordiæ tuæ. Lass uns nicht zuschanden werden, sondern tue an uns nach deiner Milde und nach der Fülle deiner Barmherzigkeit.⁴⁴ Daniel Dan 34 3 42 44 Die du unseren Vorvätern erwiesen. Daniel Dan 34 3 43 Et erue nos in mirabilibus tuis, et da gloriam nomini tuo Domine: Rette uns durch deine Wunder und verherrliche deinen Namen, o Herr!⁴⁵ Daniel Dan 34 3 43 45 Indem du den Unterdrückern des Volkes, das nach dir genannt ist, deine göttliche Macht zeigst und dich als Herr und einziger Herrscher des Weltalls erweisest. Daniel Dan 34 3 44 Et confundantur omnes, qui ostendunt servis tuis mala, confundantur in omni potentia tua, et robur eorum conteratur: Lass alle zuschanden werden, welche deinen Dienern Böses zufügen; lass sie zuschanden werden durch deine Allmacht und zerbrich ihre Stärke. Daniel Dan 34 3 45 Et sciant quia tu es Dominus Deus solus, et gloriosus super orbem terrarum. Sie mögen erfahren, dass du der Herr bist, der alleinige Gott, der herrlich ist auf dem ganzen Erdkreise! Daniel Dan 34 3 46 Et non cessabant qui miserant eos ministri regis succendere fornacem naphtha, et stuppa, et pice, et malleolis, Die Diener des Königs aber, welche sie hineingeworfen hatten, hörten nicht auf, den Ofen mit Erdharz, Werg, Pech und Reisigbündeln zu heizen; Daniel Dan 34 3 47 Et effundebatur flamma super fornacem cubitis quadraginta novem: und die Flammen schlugen über den Ofen hinaus neunundvierzig Ellen⁴⁶ Daniel Dan 34 3 47 46 Der König hatte befohlen, den Ofen siebenmal mehr zu heizen als gewöhnlich (V. 19), und zugleich drängte sein zweiter Befehl, die Jünglinge in das Feuer zu werfen. (V. 21, V. 22) Deshalb schürten die Knechte das Feuer immer weiter, auch nachdem sie die Jünglinge in den Ofen geworfen, bis die Flammen neunundvierzig Ellen weit (sprichwörtliche Redensart, wie deutsch: bergehoch) über den Ofen hinausschlugen. So war also das Feuer um das Siebenfache gemehrt. Dieser Teil der Erzählung hängt eng mit V. 19 23 zusammen und beschreibt das Tun der Knechte des Königs, während Azarias im Ofen betete. Daniel Dan 34 3 48 Et erupit, et incendit quos reperit juxta fornacem de Chaldæis. und griffen um sich und verzehrten die Chaldäer, welche sie bei dem Ofen erreichten.⁴⁷ Daniel Dan 34 3 48 47 Nach dem Aramäischen sind diese bereits V. 22 getötet. Bei Theodotion fehlt an jener Stelle eine derartige Strafe für die Knechte und wird nur das Hineinwerfen der drei Jünglinge berichtet. Erst hier wird von dem Tode er Chaldäer Erwähnung getan. Diese Darstellung ist wohl die ursprünglichere. In dem aramäischen Text kann die Erzählung wohl in V. 22, weil nach Wegnahme der liturgischen Teile, des Gebetes Azarias und des Gesanges nur eine kurze Zusammenfassung der Ereignisse übrig bleibt. So wurde die Erwähnung der Verbrennung an die Stelle gesetzt, wo die Knechte selbst zuerst vorkommen. Die Vulgata folgt bis V. 23 dem aramäischen Texte, von V. 24 an dem des Theodotion, und so bringt sie dieselbe Erzählung zweimal. Daniel Dan 34 3 49 Angelus autem Domini descendit cum Azaria, et sociis ejus in fornacem: et excussit flammam ignis de fornace, Der Engel des Herrn aber stieg⁴⁸ zu Azarias und dessen Genossen in den Ofen hinab und stieß die Feuerflammen zum Ofen hinaus Daniel Dan 34 3 49 48 Richtiger: war herabgestiegen (griech: zugleich mit ihnen). Nach Hieronymus: das Wort, die zweite Person der Gottheit. Daniel Dan 34 3 5 In hora, qua audieritis sonitum tubæ, et fistulæ, et citharæ, sambucæ, et psalterii, et symphoniæ, et universi generis musicorum, cadentes adorate statuam auream, quam constituit Nabuchodonosor rex. Zur Stunde, da ihr den Schall der Trompeten, Pfeifen und Zithern, des Saitenspiels, der Laute, des Doppelspiels⁸ und aller Arten von Musik hört, werfet euch nieder und betet die goldene Bildsäule an, welche der König Nabuchodonosor errichtet hat. Daniel Dan 34 3 5 8 Trompete: Horn. Die Zither hatte bei den Assyriern die Gestalt eines Dreieckes, das mit Saiten überspannt war und mit der Hand oder mit einem Stabe gespielt wurde. Das Saitenspiel war wenig davon verschieden. Die Laute war eine Art Harfe mit wenigstens zehn Saiten über einem konkaven durchlöcherten Boden. Doppelspiel ist die Doppelpfeife, Dudelsack. Daniel Dan 34 3 50 Et fecit medium fornacis quasi ventum roris flantem, et non tetigit eos omnino ignis, neque contristavit, nec quidquam molestiæ intulit. und machte es mitten im Ofen, wie wenn ein Tauwind weht, und das Feuer berührte sie nicht im mindesten und verletzte und belästigte sie nicht. Daniel Dan 34 3 51 Tunc hi tres quasi ex uno ore laudabant, et glorificabant, et benedicebant Deum in fornace, dicentes: Da⁴⁹ lobten die drei Gott wie aus einem Munde und verherrlichten und priesen ihn in dem Ofen und sprachen:⁵⁰ Daniel Dan 34 3 51 49 Sie sahen den Engel also, wie nachher auch der König. (V. 92) Daniel Dan 34 3 51 50 V. 52 56 preisen sie Gott, der seine Herrlichkeit und Majestät an seinem Volke und der Leitung der ganzen Welt offenbart. Daniel Dan 34 3 52 Benedictus es Domine Deus patrum nostrorum: et laudabilis, et gloriosus, et superexaltatus in sæcula: et benedictum nomen gloriæ tuæ sanctum: et laudabile, et superexaltatum in omnibus sæculis. Gepriesen seist du Herr, Gott unserer Väter! preiswürdig und herrlich und hochgerühmt in Ewigkeit; und gepriesen sei dein heiliger, herrlicher Name, lobwürdig und hochgerühmt in alle Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 53 Benedictus es in templo sancto gloriæ tuæ: et superlaudabilis, et supergloriosus in sæcula. Gepriesen seist du in dem heiligen Tempel deiner Herrlichkeit, überaus preiswürdig und überaus verherrlicht in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 54 Benedictus es in throno regni tui: et superlaudabilis, et superexaltatus in sæcula. Gepriesen seist du auf dem Throne deines Reiches, überaus preiswürdig und hochgerühmt in Ewigkeit!⁵¹ Daniel Dan 34 3 54 51 Auf vier verschiedene Weisen wird die dem auserwählten Volke von Gott gewährte Offenbarung gepriesen: Gott, der Gott, der die Väter auserwählt und mit Gnaden überhäuft hat, Gott, der sich (seinen Namen) geoffenbart hat, dessen Ruhm im Tempel und vom Königsthrone, dem Priestertum und der Königswürde, widerstrahlt. Dass der Tempel so erwähnt wird, als ob er noch stände, hat seine Ursache darin, dass der Lobgesang althergebracht und von Jugend auf den Jünglingen bekannt ist. Vergl. [2Chr 29,30; Esra 3,11]. Daniel Dan 34 3 55 Benedictus es, qui intueris abyssos, et sedes super cherubim: et laudabilis, et superexaltatus in sæcula. Gepriesen seist du, der du die Tiefen schaust und über den Cherubim thronst;⁵² preiswürdig und hochgerühmt in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 55 52 Vom irdischen Heiligtum Gottes, in dem der Herr unter den Cherubim weilt, geht der Gesang zu dem Himmelsthrone Gottes über, den diese auch dort bilden. Daniel Dan 34 3 56 Benedictus es in firmamento cli: et laudabilis, et gloriosus in sæcula. Gepriesen seist du an der Feste des Himmels, preiswürdig und verherrlicht in Ewigkeit!⁵³ Daniel Dan 34 3 56 53 Gottes Allwissenheit wird gepriesen, vor dem Erde und Meere offen daliegen. Seine Herrlichkeit unter den Cherubim, seine den Gottlosen schreckliche Majestät, seine Wohltaten gegen die Frommen werden gepriesen. Daniel Dan 34 3 57 Benedicite omnia opera Domini Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, alle ihre Werke des Herrn! lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit!⁵⁴ Daniel Dan 34 3 57 54 Die Aufrufung der Geschöpfe, selbst der unbelebten, zum Lobe Gottes zeigt die Stärke des Affektes. Vergl. [Jes 1,2; Jer 2,12; Mi 1,2; Mi 6,2]. Unfähig, voll und ganz dem Ausdruck zu geben, was das Herz erfüllt, rufen sie jene Geschöpfe zu Hilfe, welche Gottes Kraft, Herrlichkeit und Güte offenbaren und bezeugen. Vergl. [Ps 148150]. Wer so die Geschöpfe zum Lobe Gottes aufruft (wie dies im täglichen Offizium der Priester geschieht), bezieht alles Erschaffene auf Gott als letztes Ziel desselben und auf seine Ehre. Zuerst werden alle Geschöpfe insgesamt aufgefordert, Gott zu preisen, dann die einzelnen: Himmel und was unter dem Himmel ist, Erde und was sie erfüllt, endlich die Menschen. Alle diese Geschöpfe preisen Gott nicht mit der Stimme, sondern durch die Tat, da der Schöpfer aus den Geschöpfen erkannt wird und seine Herrlichkeit an jedem Werke und Geschöpfe Gottes sich offenbart. (Hier.) Daniel Dan 34 3 58 Benedicite Angeli Domini Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, ihr Engel des Herrn! lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit!⁵⁵ Daniel Dan 34 3 58 55 Die Aufforderung zum Lobe wird nach Art unserer Litaneien in jedem Verse wiederholt. Daniel Dan 34 3 59 Benedicite cli Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset, ihr Himmel,⁵⁶ den Herrn! lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! [Ps 148,4] Daniel Dan 34 3 59 56 In engerem Sinne. In V. 60 werden dieselben bezeichnet: die Wasser über dem Himmel, über dem Sternenhimmel. Die Hebräer vermuteten dort Wasser, ebenso viele der heiligen Väter. Daniel Dan 34 3 6 Si quis autem non prostratus adoraverit, eadem hora mittetur in fornacem ignis ardentis. Wer nicht niederfällt und anbetet, soll zur selben Stunde in den brennenden Feuerofen geworfen werden.⁹ Daniel Dan 34 3 6 9 Der König verlangt, dass auch die besiegten Fürsten und Stämme seinen Gott anbeten, dem er den Sieg über sie und ihre Götter zuschreibt. Um diesem harten Befehle Nachdruck zu geben, droht er mit der bei den Babyloniern nicht seltenen Feuerstrafe. Daniel Dan 34 3 60 Benedicite aquæ omnes, quæ super clos sunt, Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset, alle ihr Wasser über dem Himmel, den Herrn! lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 61 Benedicite omnes virtutes Domini Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, alle ihr Heere des Herrn! lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit!⁵⁷ Daniel Dan 34 3 61 57 Jahve Sabaoth: das Heer des Himmels umfasst alles, was im obersten Himmel und Sternenhimmel zu Gottes Diensten bereit ist. Daniel Dan 34 3 62 Benedicite sol, et luna Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, Sonne und Mond! lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 63 Benedicite stellæ cli Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, ihr Sterne des Himmels! lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 64 Benedicite omnis imber, et ros Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, alle Regengüsse und Tautropfen! lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 65 Benedicite omnes spiritus Dei Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, alle ihr Winde Gottes!⁵⁸ lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 65 58 Weil ihr Nutzen und ihre Aufgaben groß ist. (Theod.) Daniel Dan 34 3 66 Benedicite ignis, et æstus Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, Feuer und Hitze! lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 67 Benedicite frigus, et æstus Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, Kälte und Hitze!⁵⁹ lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 67 59 Septuag. besser: Kälte und Frost. Theodotion, Syr. und alte lat. Übersetzung haben V. 67 und 68 nicht. In ihnen folgen 66. 71. 72. 69. 70. 73 nach der Zählung der Vulgata aufeinander, so dass eine Wiederholung derselben Dinge vermieden ist. Mit Beifügung der eben erwähnten Verbesserung aus Sept. ist dieser Text vorzuziehen, da der Hymnus eine bestimmte Reihenfolge innehält. Daniel Dan 34 3 68 Benedicite rores, et pruina Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, Tau und Reif! lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 69 Benedicite gelu, et frigus Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, Frost und Kälte! lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 7 Post hæc igitur statim ut audierunt omnes populi sonitum tubæ, fistulæ, et citharæ, sambucæ, et psalterii, et symphoniæ, et omnis generis musicorum: cadentes omnes populi, tribus, et linguæ adoraverunt statuam auream, quam constituerat Nabuchodonosor rex. Sobald also das gesamte Volk den Schall der Trompeten, Pfeifen und Zithern, des Saitenspiels, der Laute, des Doppelspiels und aller Art Musik hörte, warfen sich alle Völker, Stämme und Zungen nieder und beteten die goldene Bildsäule an, welche der König Nabuchodonosor errichtet hatte.¹⁰ Daniel Dan 34 3 7 10 Die Götzendiener bekennen durch ihre Anbetung, was nach ihren Ansichten von den Göttern ja in der Tat geschehen war, dass der Gott Nabuchodonosors sich mächtiger erwiesen als die ihrigen. Daniel Dan 34 3 70 Benedicite glacies, et nives Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, Eis und Schnee! lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 71 Benedicite noctes, et dies Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, Nächte und Tage!⁶⁰ lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 71 60 Die Nächte stehen voran, weil die Hebräer den Tag von dem Abende an zu rechnen pflegten. Daniel Dan 34 3 72 Benedicite lux, et tenebræ Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, Licht und Finsternis! lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 73 Benedicite fulgura, et nubes Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, Blitze und Wolken!⁶¹ lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 73 61 Bei Theodot. werden Blitze und Wolken besser dem beigefügt, was verschiedenartiges Wetter anzeigt, nach Frost und Kälte (V. 69), Eis und Schnee (V. 70) Daniel Dan 34 3 74 Benedicat terra Dominum: laudet et superexaltet eum in sæcula. Es preise die Erde den Herrn, sie lobe und rühme ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 75 Benedicite montes, et colles Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, ihr Berge und Hügel! lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 76 Benedicite universa germinantia in terra Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, alle ihr Gewächse auf Erden! lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 77 Benedicite fontes Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, ihr Quellen! lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 78 Benedicite maria, et flumina Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, ihr Meere und Flüsse! lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 79 Benedicite cete, et omnia, quæ moventur in aquis, Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, ihr Walfische und alles, was sich in den Wassern regt! lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 8 Statimque in ipso tempore accedentes viri Chaldæi accusaverunt Judæos: Alsbald aber, zu gleicher Zeit, traten chaldäische Männer herzu¹¹ und klagten die Juden an¹² Daniel Dan 34 3 8 11 Die Chaldäer haben sorgfältig beobachtet, ob sich ihnen eine Gelegenheit biete, die Juden beim Könige zu verklagen und seiner Gunst zu berauben. Daniel Dan 34 3 8 12 Eigentlich: fraßen die Stücke der Juden, fraßen sie in Stücke, übertragen: verleumdeten sie; allgemeiner: nach jemandes Unheil trachten. Daniel war wohl nicht zugegen, da nach Vers 2 nur die Vorsteher der Provinzen usw. berufen sind. Vielleicht war er im Gefolge des Königs, der als Zuschauer dabei stand. Daniel Dan 34 3 80 Benedicite omnes volucres cli Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, alle ihr Vögel des Himmels! lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 81 Benedicite omnes bestiæ, et pecora Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, alle ihr wilden und zahmen Tiere! lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 82 Benedicite filii hominum Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, ihr Menschenkinder!⁶² lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 82 62 Endlich werden die Menschen im Allgemeinen, dass das auserwählte Volk und seine verschiedenen Ordnungen aufgefordert, Gott zu preisen. Daniel Dan 34 3 83 Benedicat Israel Dominum: laudet et superexaltet eum in sæcula. Preise den Herrn, Israel! lobe und rühme ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 84 Benedicite sacerdotes Domini Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, ihr Priester des Herrn! lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 85 Benedicite servi Domini Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, ihr Diener des Herrn!⁶³ lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 85 63 Aus dem Volke Israel werden diejenigen insbesondere erwähnt, welche kraft ihres Amtes gehalten sind, Gott zu loben und im Namen des Volkes ihm Preis darzubringen: Priester und Diener des Herrn (Leviten und andere Tempeldiener, Nathinäer). Daniel Dan 34 3 86 Benedicite spiritus, et animæ justorum Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, ihr Geister und Seelen⁶⁴ der Gerechten! lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 86 64 Geister: Verstand und Wille. Seelen: Kräfte der Sinne und sensitive Affekte und Begehren. So soll der ganze Mensch Gott preisen. Eine ähnliche Verteilung der Seelenkräfte siehe [1Thess 5,23; Mk 12,30] u.a. Daniel Dan 34 3 87 Benedicite sancti, et humiles corde Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula. Preiset den Herrn, ihr Heiligen und von Herzen Demütigen!⁶⁵ lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! Daniel Dan 34 3 87 65 Nach denen, welche kraft ihres Amtes berufen sind, Gottes Preis zu verkünden, werden sie zum Lobe Gottes aufgefordert, welche Gott in besonderer Weise genehm und am berufensten sind, Gott Lob darzubringen: Gerechte, Fromme, Betrübte. Heilige: fromme Verehrer Gottes. Demütige: Bedrückte, Arme. Von Herzen Demütige: mit großen Schmerzen Heimgesuchte. Tragen solche ihre Mühsale mit Ergebung in Gottes Willen, so sind sie Gott in besonderer Weise genehm [Jes 66,2] und haben Gottes Tröstung sicher zu erwarten. [Jes 61,2.3; Mt 5,5] Daniel Dan 34 3 88 Benedicite Anania, Azaria, Misael Domino: laudate et superexaltate eum in sæcula: Quia eruit nos de inferno, et salvos fecit de manu mortis, et liberavit nos de medio ardentis flammæ, et de medio ignis eruit nos. Preiset, Ananias, Azarias, Misael, den Herrn,! lobet und rühmet ihn hoch in Ewigkeit! denn er hat uns aus dem Totenreiche⁶⁶ errettet und uns aus der Gewalt des Todes erlöst und uns mitten aus der lodernden Flamme und mitten aus dem Feuer entrafft. Daniel Dan 34 3 88 66 Dort würden sie bereits wohnen, wenn Gott ihnen nicht geholfen hätte. Daniel Dan 34 3 89 Confitemini Domino, quoniam bonus: quoniam in sæculum misericordia ejus. Danket dem Herrn, denn er ist gütig, denn seine Barmherzigkeit währt in Ewigkeit!⁶⁷ Daniel Dan 34 3 89 67 Vergl. [Ps 105,1; Ps 106,1; Ps 117,1; Ps 135,1ff; 1Chr 16,34.41; 2Chr 7,3.6; 2Chr 20]. Daniel Dan 34 3 9 Dixeruntque Nabuchodonosor regi: Rex in æternum vive: und sprachen zu dem Könige Nabuchodonosor: O König, mögest du ewig leben! Daniel Dan 34 3 90 Benedicite omnes religiosi Domino Deo deorum: laudate et confitemini ei, quia in omnia sæcula misericordia ejus. Hucusque in Hebræo non habetur: et quæ posuimus, de Theodotionis editione translata sunt. Preiset alle, die ihr Gott fürchtet, den Herrn, den Gott der Götter!⁶⁸ lobsinget und danket ihm, denn seine Barmherzigkeit währt in alle Ewigkeit!⁶⁹ Bis hierher findet sich der Text nicht im Hebräischen, sondern ist aus der Ausgabe des Theodotion übersetzt.⁷⁰ Daniel Dan 34 3 90 68 Passend heißt er so, da er durch die Errettung seiner Verehrer für seine und seiner Frommen Sache wunderbar eingetreten ist. Daniel Dan 34 3 90 69 Nicht ihr Verdienst, sondern Gottes Barmherzigkeit hat sie gerettet. Daniel Dan 34 3 90 70 Anmerkung des heiligen Hieronymus. Daniel Dan 34 3 91 Tunc Nabuchodonosor rex obstupuit, et surrexit propere, et ait optimatibus suis: Nonne tres viros misimus in medium ignis compeditos? Qui respondentes regi, dixerunt: Vere rex. Da entsetzte sich der König Nabuchodonosor und stand eilends auf⁷¹ und sprach zu seinen Edlen:⁷² Haben wir nicht drei Männer gefesselt und in das Feuer geworfen?⁷³ Sie antworteten dem Könige und sprachen: Gewiss o König! Daniel Dan 34 3 91 71 Nach der Septuag. und Theodotion hört der König die drei Männer auch singen. Das schnelle Sicherheben ist Zeichen des höchsten Erstaunens. Daniel Dan 34 3 91 72 Zunächst zu den ihn umgebenden Dienern, welche dann mit den auswärtigen Beamten (V. 3) das Wunder anstaunen. Daniel Dan 34 3 91 73 Da der König vier Männer sieht, fragt er, um sicher zu sein, dass nur drei in den Feuerofen geworfen sind. Daniel Dan 34 3 92 Respondit, et ait: Ecce ego video quatuor viros solutos, et ambulantes in medio ignis, et nihil corruptionis in eis est, et species quarti similis filio Dei. Er entgegnete und sprach: Sehet, ich erblicke vier Männer, die ohne Fesseln inmitten des Feuers umhergehen, ohne irgendwie verletzt zu sein, und das Aussehen des vierten gleicht einem Göttersohne.⁷⁴ Daniel Dan 34 3 92 74 Es ist nicht das Wort Gottes, sondern ein wirklicher Engel. Vergl. [Jes 63,9]. Daniel Dan 34 3 93 Tunc accessit Nabuchodonosor ad ostium fornacis ignis ardentis, et ait: Sidrach, Misach, et Abdenago servi Dei excelsi, egredimini, et venite. Statimque egressi sunt Sidrach, Misach, et Abdenago de medio ignis. Da trat Nabuchodonosor an die Türe des brennenden Feuerofens und sprach: Sidrach, Misach und Abdenago, ihr Diener des höchsten Gottes,⁷⁵ kommet heraus und tretet herzu! Alsbald kamen Sidrach, Misach und Abdenago mitten aus dem Feuerofen heraus. Daniel Dan 34 3 93 75 Der König erkennt Gottes Macht an, da er bekennt, durch wen sie gerettet sind und sie Gottes Diener nennt. Daniel Dan 34 3 94 Et congregati satrapæ, et magistratus, et judices, et potentes regis contemplabantur viros illos, quoniam nihil potestatis habuisset ignis in corporibus eorum, et capillus capitis eorum non esset adustus, et sarabala eorum non fuissent immutata, et odor ignis non transisset per eos. Und die Statthalter, Beamten, Richter und Gewalthaber des Königs versammelten sich und sahen, dass das Feuer keine Gewalt über ihre Leiber gehabt und dass ihr Haar nicht versengt und ihre weiten Kleider unversehrt waren und kein Brandgeruch sie durchdrungen hatte. [Lk 12,7; Lk 21,18] Daniel Dan 34 3 95 Et erumpens Nabuchodonosor, ait: Benedictus Deus eorum, Sidrach videlicet, Misach, et Abdenago, qui misit Angelum suum, et eruit servos suos, qui crediderunt in eum: et verbum regis immutaverunt, et tradiderunt corpora sua ne servirent, et ne adorarent omnem deum, excepto Deo suo. Da hob Nabuchodonosor an und sprach:⁷⁶ Gepriesen sei ihr Gott, der Gott Sidrachs, Misachs und Abdenagos, welcher seinen Engel gesandt und seine Diener, die auf ihn vertrauten, errettet hat! Sie übertraten den Befehl des Königs und gaben ihre Leiber preis, um nicht einem anderen Gott als dem ihrigen zu dienen und ihn anzubeten.⁷⁷ Daniel Dan 34 3 95 76 Da Nabuchodonosor sie vor sich sieht, erfasst er immer besser die Größe es Wunders und bricht selbst in Gottes Lob aus. Daniel Dan 34 3 95 77 Der König lobt die Jünglinge, dass sie ihrem vaterländischen Gotte selbst mit Gefahr ihres Lebens treu geblieben, und bekennt, dass kein anderer Gott dies vermocht hätte. Von der Erkenntnis eines Gottes und der Eitelkeit der Götzen ist er immer noch fern. Daniel Dan 34 3 96 A me ergo positum est hoc decretum, ut omnis populus, tribus, et lingua, quæcumque locuta fuerit blasphemiam contra Deum Sidrach, Misach, et Abdenago, dispereat, et domus ejus vastetur: neque enim est alius Deus, qui possit ita salvare. So geht also von mir dieser Befehl aus, dass jeder, welchem Volke, Stamme und Zunge er auch angehöre, der gegen den Gott Sidrachs, Misachs und Abdenagos eine Lästerung ausstößt, umkommen und sein Haus in einen Schutthaufen verwandelt werden soll;⁷⁸ denn es ist kein anderer Gott, der so zu befreien vermöchte. Daniel Dan 34 3 96 78 Die gleiche Strafe, welche die Chaldäer gegen die Juden festgesetzt. Daniel Dan 34 3 97 Tunc rex promovit Sidrach, Misach, et Abdenago in provincia Babylonis. Hierauf erhob der König Sidrach, Misach und Abdenago wieder über die Provinz Babylon. Daniel Dan 34 3 98 NABUCHODONOSOR rex, omnibus populis, gentibus, et linguis, qui habitant in universa terra, pax vobis multiplicetur. Der König Nabuchodonosor an alle Völker, Stämme und Zungen, die auf der ganzen Erde wohnen. Friede⁷⁹ werde euch reichlich!⁸⁰ Daniel Dan 34 3 98 79 Wohlfahrt, Glück. Daniel Dan 34 3 98 80 Dieser Vers ist der Anfang eines königlichen Schreibens, das bis [Dan 4,34] fortläuft. Die Kapitelabteilung ist nicht sehr glücklich. Daniel Dan 34 3 99 Signa, et mirabilia fecit apud me Deus excelsus. Placuit ergo mihi prædicare Der höchste Gott hat Wunder und Zeichen an mir getan. Darum gefiel es mir, Daniel Dan 34 0 1 3. Traumgesicht und Wahnsinn des Königs Nabuchodonosor. (3,98 4,34) a. Das Traumgesicht des Königs. (3,98 4,15) b. Auslegung des Traumes. (V. 24) c. Wahnsinn und Heilung des Königs. Daniel Dan 34 4 1 Ego Nabuchodonosor quietus eram in domo mea, et florens in palatio meo: Ich, Nabuchodonosor, lebte sorglos in meinem Hause und glücklich in meinem Palaste; Daniel Dan 34 4 10 Videbam in visione capitis mei super stratum meum, et ecce vigil, et sanctus de clo descendit. Ich schaute im Gesichte meines Hauptes auf meinem Lager, siehe, da stieg ein Wächter,¹⁰ ein Heiliger, vom Himmel herab. Daniel Dan 34 4 10 10 Diesen Namen hat der König von dem Engel selbst gehört. (V. 14) Die Bedeutung des Namens ist aus [Dan 10,12-21] zu entnehmen. Daniel Dan 34 4 11 Clamavit fortiter, et sic ait: Succidite arborem, et præcidite ramos ejus: excutite folia ejus, et dispergite fructus ejus: fugiant bestiæ, quæ subter eam sunt, et volucres de ramis ejus. Dieser rief mit starker Stimme und sprach also: Fället den Baum und hauet seine Zweige ab, streifet sein Laub ab und streuet seine Früchte umher; es fliehe das Getier, welches unter ihm ist, und die Vögel aus seinen Zweigen! Daniel Dan 34 4 12 Verumtamen germen radicum ejus in terra sinite, et alligetur vinculo ferreo et æreo in herbis, quæ foris sunt, et rore cli tingatur, et cum feris pars ejus in herba terræ. Jedoch seinen Wurzelstock lasset in der Erde, dieser werde mit Banden von Eisen und Erz im Grünen des Feldes gefesselt, dass er vom Taue des Himmels benetzt werde und mit den Tieren seinen Anteil habe am Grase der Erde!¹¹ Daniel Dan 34 4 12 11 In V. 12 wird von dem Bilde zur bezeichneten Sache selbst übergegangen. Der König wurde, als der Wahnsinn ihn erfasste, wohl wirklich in Fesseln geworfen (Hier.), wenn auch nicht beständig in solchen gehalten. Daniel Dan 34 4 13 Cor ejus ab humano commutetur, et cor feræ detur ei: et septem tempora mutentur super eum. Sein Herz soll aus einem menschlichen verwandelt und ihm dafür das Herz eines wilden Tieres gegeben werden¹² und sieben Zeiten¹³ sollen so über ihn dahingehen! Daniel Dan 34 4 13 12 Er wird menschliches Fühlen und Wollen mit dem der Tiere vertauschen. Daniel Dan 34 4 13 13 Welchen Raum eine Zeit umfasst, wird nicht bestimmt. Die Zahl sieben ist eine heilige, welche Gottes Werk andeutet und bei solchem oft erwähnt wird. Auch bei den Babyloniern galt sieben als eine heilige Zahl. Viele fassen die sieben Zeiten als ebenso viele Jahre, so die Septuag, Hieron. und zahlreiche Ausleger. Besser indes wird angenommen, dass die Zeit des Wahnsinns durch eine symbolische Zahl als von Gott in besonderer Absicht verhängt bezeichnet wird. Daniel Dan 34 4 14 In sententia vigilum decretum est, et sermo sanctorum, et petitio: donec cognoscant viventes quoniam dominatur Excelsus in regio hominum; et cuicumque voluerit, dabit illud, et humillimum hominem constituet super eum. So ist es bestimmt durch den Spruch der Wächter und das ist die Verkündigung und der Befehl der Heiligen,¹⁴ auf dass die Lebenden erkennen, dass der Allerhöchste über das Königtum der Menschen Macht hat und es verleihen kann, wem er will, und den niedrigsten der Menschen darüber zu setzen vermag.¹⁵ [1Sam 2,8; 1Sam 16,11ff] Daniel Dan 34 4 14 14 Die Rede nimmt poetischen Schwung an, wie der Parallelismus zeigt. Daniel Dan 34 4 14 15 Der König selbst soll durch die Erfahrung lernen, dass Gott den Hochmütigen widersteht, den Demütigen aber Gnade gewährt. (V. 21, V. 22) Daniel Dan 34 4 15 Hoc somnium vidi ego Nabuchodonosor rex: tu ergo Baltassar interpretationem narra festinus: quia omnes sapientes regni mei non queunt solutionem edicere mihi: tu autem potes, quia spiritus deorum sanctorum in te est. Dies¹⁶ ist das Traumgesicht, das ich, König Nabuchodonosor, gehabt: du also, Baltassar! verkünde ohne Verzug¹⁷ die Deutung, denn alle Weisen meines Reiches vermögen mir die Deutung nicht anzugeben; doch du kannst es, weil du den Geist der heiligen Götter besitzest. Daniel Dan 34 4 15 16 So rätselhaft. Daniel Dan 34 4 15 17 Fehlt im Urtext und bei Theodotion. Die Septuag. weicht in diesem Verse sehr vom chaldäischen Texte ab. Daniel Dan 34 4 16 Tunc Daniel, cujus nomen Baltassar, cpit intra semetipsum tacitus cogitare quasi una hora: et cogitationes ejus conturbabant eum. Respondens autem rex, ait: Baltassar, somnium et interpretatio ejus non conturbent te. Respondit Baltassar, et dixit: Domine mi, somnium his, qui te oderunt, et interpretatio ejus hostibus tuis sit. Da begann Daniel, dessen Name Baltassar ist, bei sich schweigend etwa eine Stunde lang nachzudenken und seine Gedanken beunruhigten ihn.¹⁸ Der König aber redete ihn an und sprach: Baltassar! lass dich durch den Traum und seine Deutung nicht beunruhigen.¹⁹ Baltassar antwortete und sprach: Mein Gebieter! der Traum gelte denen, welche dich hassen, und seine Deutung deinen Feinden! Daniel Dan 34 4 16 18 Chald.: Darauf war Daniel, genannt Baltassar, eine ganze Weile (unbestimmte Zeit) starr vor Entsetzen und seine Gedanken machten ihn bestürzt. Daniel Dan 34 4 16 19 Daniel hat das, was sein Herz bewegte, äußerlich zur Erscheinung gebracht. Daniel Dan 34 4 17 Arborem, quam vidisti sublimem, atque robustam, cujus altitudo pertingit ad clum, et aspectus illius in omnem terram: Der Baum, den du geschaut hast,²⁰ der hoch und stark war, dessen Höhe bis zum Himmel emporreichte und der über die ganze Erde hin gesehen ward, Daniel Dan 34 4 17 20 Daniel wiederholt das Traumgesicht, um dem Könige zu zeigen, dass er es wohl erfasst. So wird die Erklärung wirksamer und zuverlässig, weil der König sieht, dass die Auslegung voll und ganz dem Gegenstande gilt. Daniel Dan 34 4 18 Et rami ejus pulcherrimi, et fructus ejus nimius, et esca omnium in ea, subter eam habitantes bestiæ agri, et in ramis ejus commorantes aves cli: dessen Gezweige sehr schön, dessen Früchte überaus reichlich waren, von dem alles Nahrung erhielt, unter dem die Tiere des Feldes wohnten und auf dessen Zweigen die Vögel des Himmels weilten:²¹ Daniel Dan 34 4 18 21 Die Tiere des Feldes und die Vögel bezeichnen die verschiedenen Völkerschaften, welche unter der Herrschaft des Königs lebten. Der Zusatz von der Nahrung ist kaum bedeutungslos, wenn ihn auch Daniel nicht ausdrücklich erklärt. Daniel Dan 34 4 19 Tu es rex, qui magnificatus es, et invaluisti: et magnitudo tua crevit, et pervenit usque ad clum, et potestas tua in terminos universæ terræ. der bist du, o König! der du groß und mächtig geworden bist; denn deine Größe ist gewaltig geworden und reicht bis an den Himmel und deine Macht bis an die Grenzen der ganzen Erde. Daniel Dan 34 4 2 Somnium vidi, quod perterruit me: et cogitationes meæ in strato meo, et visiones capitis mei conturbaverunt me. da hatte ich ein Traumgesicht, das mich erschreckte, und meine Gedanken auf meinem Lager, und die Gesichte meines Hauptes¹ beängstigten mich. Daniel Dan 34 4 2 1 Er gebraucht die Mehrzahl, weil er in einem Traumgesichte vieles sah, was sein Herz verschiedenartig bewegte und ängstigte. Daniel Dan 34 4 20 Quod autem vidit rex vigilem, et sanctum descendere de clo, et dicere: Succidite arborem, et dissipate illam, attamen germen radicum ejus in terra dimittite, et vinciatur ferro et ære in herbis foris, et rore cli conspergatur, et cum feris sit pabulum ejus, donec septem tempora mutentur super eum: Dass aber der König einen Wächter, einen Heiligen, vom Himmel herniederkommen sah, der rief: Haut den Baum um und vernichtet ihn, doch den Stumpf samt seinen Wurzeln lasset in der Erde; eine Fessel von Eisen und Erz werde ihm im Grün des Feldes angelegt, dass er vom Taue des Himmels benetzt werde, und mit den wilden Tieren habe er seine Speise, bis sieben Zeiten über ihn dahingegangen sind; Daniel Dan 34 4 21 Hæc est interpretatio sententiæ Altissimi, quæ pervenit super dominum meum regem: so ist dies die Deutung des Beschlusses des Allerhöchsten,²² der über meinen Gebieter, den König, ergangen ist: Daniel Dan 34 4 21 22 Chald.: Dies bedeutet, o König, und der Beschluss des Höchsten ist es. Daniel Dan 34 4 22 Ejicient te ab hominibus, et cum bestiis ferisque erit habitatio tua, et fnum ut bos comedes, et rore cli infunderis: septem quoque tempora mutabuntur super te, donec scias quod dominetur Excelsus super regnum hominum, et cuicumque voluerit, det illud. Man wird dich aus der Gesellschaft der Menschen ausstoßen und bei dem Vieh und den wilden Tieren wird dein Aufenthalt sein; du wirst Gras fressen²³ wie ein Rind und wirst vom Taue des Himmels benetzt werden und so werden sieben Zeiten über dich dahingehen, bis du erkennst, dass der Allerhöchste über das Königtum der Menschen Macht hat und es verleiht, wem er will. [Dan 5,21] Daniel Dan 34 4 22 23 Eigentlich: Grünfutter wie Rindern wird man dir zu fressen geben und von des Himmels Tau wird man dich feucht machen. Daniel Dan 34 4 23 Quod autem præcepit ut relinqueretur germen radicum ejus, id est arboris: regnum tuum tibi manebit postquam cognoveris potestatem esse clestem. Dass er aber befahl, den Wurzelstock des Baumes stehen zu lassen, bedeutet, dass dein Königtum dir verbleiben soll, nachdem du erkannt hast, dass der Himmel die Herrschaft übt.²⁴ Daniel Dan 34 4 23 24 Besser: Deine Herrschaft wird dir wieder zufallen von der Zeit an, da du weißt, dass der mächtig ist. Daniel Dan 34 4 24 Quam ob rem rex consilium meum placeat tibi, et peccata tua eleemosynis redime, et iniquitates tuas misericordiis pauperum: forsitan ignoscet delictis tuis. Darum, o König! lass dir meinen Rat gefallen: löse dich von deinen Sünden durch Almosen²⁵ und von deinen Missetaten durch Barmherzigkeit gegen die Bedrängten, so wird er vielleicht deine Sünden verzeihen.²⁶ [Sir 3,33] Daniel Dan 34 4 24 25 Viele übersetzen: durch Gerechtigkeit. Er soll die Tugend üben, welche bei einem Herrscher die zuerst erforderte ist. Mit dieser soll er eine andere verbinden, die Barmherzigkeit gegen Elende. Durch die Übung dieser Tugenden soll der König sich wie durch ein Lösegeld von seinen Sünden befreien. So kühne Worte, dass er mit Sünden belastet sei, hat der König wohl noch niemals gehört. Daniel Dan 34 4 24 26 Das ihm im Traumgesichte Angedrohte kann der König noch abwenden, wenn er die erforderliche Bedingung erfüllt. Chald.: Ob vielleicht deine glückliche Ruhe von Dauer sein wird; d.i. wenn du willst, dass sie von Dauer sei. Gott zürnt nicht auf die Menschen, sondern auf die Laster. Daniel Dan 34 4 25 Omnia hæc venerunt super Nabuchodonosor regem. Dies alles kam über den König Nabuchodonosor. Daniel Dan 34 4 26 Post finem mensium duodecim, in aula Babylonis deambulabat. Als er nach Verlauf von zwölf Monaten²⁷ auf der Burg von Babylon wandelte, Daniel Dan 34 4 26 27 Gott ist langmütig und geneigt, zu verzeihen; doch der König hat das Jahr ungenützt verstreichen lassen. Daniel Dan 34 4 27 Responditque rex, et ait: Nonne hæc est Babylon magna, quam ego ædificavi in domum regni, in robore fortitudinis meæ, et in gloria decoris mei? hob der König an und sprach: Ist dies nicht das große Babylon, das ich zur Wohnung des Königs durch meine starke Macht und zur Verherrlichung meines Glanzes gebaut habe?²⁸ Daniel Dan 34 4 27 28 Diese Worte charakterisieren den Hochmut und die Gottvergessenheit des Königs. Daniel Dan 34 4 28 Cumque sermo adhuc esset in ore regis, vox de clo ruit: Tibi dicitur Nabuchodonosor rex: Regnum tuum transibit a te, Doch noch war das Wort in des Königs Munde, da ertönte eine Stimme vom Himmel herab: Dir, o König Nabuchodonosor! wird gesagt: Dein Königtum soll dir genommen werden Daniel Dan 34 4 29 Et ab hominibus ejicient te, et cum bestiis et feris erit habitatio tua: fnum quasi bos comedes, et septem tempora mutabuntur super te, donec scias quod dominetur Excelsus in regno hominum, et cuicumque voluerit, det illud. und man wird dich aus der Gesellschaft der Menschen ausstoßen und bei den wilden Tieren wird dein Aufenthalt sein; du wirst Gras fressen wie ein Rind und sieben Zeiten werden über dich dahingehen, bis du erkennst, dass der Allerhöchste über das Königtum der Menschen Macht hat, und es verleiht, wem er will. Daniel Dan 34 4 3 Et per me propositum est decretum ut introducerentur in conspectu meo cuncti sapientes Babylonis, et ut solutionem somnii indicarent mihi. Und es ging von mir der Befehl aus, dass alle Weisen Babylons vor mich geführt würden,² damit sie mir kundtäten, was der Traum zu bedeuten habe. Daniel Dan 34 4 3 2 Der König verehrte, wie aus den Inschriften hervorgeht, in ganz besonderer Weise Marduk, den großen Gott, und Nabu, den höchsten Herrscher, Ilu, den Ruhm des Himmels, und Nana, die große Göttin, Ramma, den Gott, der dem Lande Furchtbarkeit verleiht, Sin, der die Gerichte lenkt, Samas, der Sinn für Gerechtigkeit gibt, und andere. So schrieb er denn den Dienern und Priestern der Götter eine gewisse Gewalt zu, welche ihnen die Götter verleihen und von denselben durch Opfer und Gebete erlangen. So wenig er also nach den in [Dan 2] erzählten Ereignissen die Verehrung der Götzen aufgab, so wenig warf er den Aberglauben von sich, dass die Magier und Beschwörer eine gewisse Macht besaßen. Daniel Dan 34 4 30 Eadem hora sermo completus est super Nabuchodonosor, et ex hominibus abjectus est, et fnum ut bos comedit et rore cli corpus ejus infectum est: donec capilli ejus in similitudinem aquilarum crescerent, et ungues ejus quasi avium. Zu derselben Stunde ging das Wort an Nabuchodonosor in Erfüllung: er ward aus der Gesellschaft der Menschen ausgestoßen, fraß Gras wie ein Rind und sein Leib ward vom Taue des Himmels befeuchtet, bis ihm das Haar wuchs wie Adlerfedern und die Nägel wie Vögelkrallen.²⁹ Daniel Dan 34 4 30 29 In einem Fragment des Abydenus, das Eusebius uns bewahrt hat, findet sich ein Hinweis auf diesen Zustand des Nabuchodonosor, die zoanthropische Krankheit. Daniel Dan 34 4 31 Igitur post finem dierum ego Nabuchodonosor oculos meos ad clum levavi, et sensus meus redditus est mihi: et Altissimo benedixi, et viventem in sempiternum laudavi, et glorificavi: quia potestas ejus potestas sempiterna, et regnum ejus in generationem et generationem. Nach Ablauf der Tage³⁰ aber erhob ich, Nabuchodonosor, meine Augen zum Himmel³¹ und mein Verstand ward mir zurückgegeben.³² Da pries und verherrlichte ich den Allerhöchsten und lobte den, der in Ewigkeit lebt; denn seine Macht ist eine ewige und seine Herrschaft währt von Geschlecht zu Geschlecht. [Dan 3,100] Daniel Dan 34 4 31 30 Die Gott vorherbestimmt. Während der Krankheit hat Nabuchodonosor in lichten Augenblicken die Ursache derselben erkannt und sein Herz zu Gott gewendet. Daniel Dan 34 4 31 31 Der Voraussagung V. 14, V. 22 entsprechend. Daniel Dan 34 4 31 32 Nur dieser, nicht die menschliche Gestalt war ihm geraubt. (Hieron.) Daniel Dan 34 4 32 Et omnes habitatores terræ apud eum in nihilum reputati sunt: juxta voluntatem enim suam facit tam in virtutibus cli quam in habitatoribus terræ: et non est qui resistat manui ejus, et dicat ei: Quare fecisti? Alle Bewohner der Erde sind neben ihm nichts zu achten, denn nach seinem Willen verfährt er sowohl mit den Mächten des Himmels, wie mit den Bewohnern der Erde und niemand ist, der seiner Macht widerstehen und ihm sagen dürfte: Warum hast du das getan? Daniel Dan 34 4 33 In ipso tempore sensus meus reversus est ad me, et ad honorem regni mei, decoremque perveni: et figura mea reversa est ad me: et optimates mei, et magistratus mei requisierunt me, et in regno meo restitutus sum: et magnificentia amplior addita est mihi. Zu derselben Zeit kehrte mir der Verstand wieder und ich gelangte wieder zur Würde und zur Herrlichkeit meiner Herrschaft und ich erhielt meine frühere Gestalt wieder,³³ meine Großen und meine Statthalter suchten mich auf und setzten mich wieder über mein Reich und noch größere Herrlichkeit ward mir zuteil. Daniel Dan 34 4 33 33 Chald.: Alsbald kehrte dieser zu mir zurück. Daniel Dan 34 4 34 Nunc igitur ego Nabuchodonosor laudo, et magnifico, et glorifico regem cli: quia omnia opera ejus vera, et viæ ejus judicia, et gradientes in superbia potest humiliare. Darum lobe und verherrliche und preise ich, Nabuchodonosor, nun den König des Himmels, denn alle seine Taten sind wahrhaft und seine Wege gerecht, und die in Hoffart wandeln, vermag er zu demütigen.³⁴ Daniel Dan 34 4 34 34 Auch in erhaltenen Inschriften zeigt der König große Ehrfurcht vor den Göttern. Daniel Dan 34 4 4 Tunc ingrediebantur arioli, magi, Chaldæi, et aruspices, et somnium narravi in conspectu eorum: et solutionem ejus non indicaverunt mihi: Da kamen die Wahrsager, die Weisen, die Chaldäer, die Zeichendeuter, und ich erzählte ihnen den Traum; aber sie gaben mir nicht an, was er zu bedeuten habe, Daniel Dan 34 4 5 Donec collega ingressus est in conspectu meo Daniel, cui nomen Baltassar secundum nomen Dei mei, qui habet spiritum deorum sanctorum in semetipso: et somnium coram ipso locutus sum. bis zuletzt³ Daniel vor mein Antlitz trat, der nach dem Namen meines Gottes Baltassar heißt⁴ und der den Geist der heiligen Götter⁵ besitzt; diesem legte ich den Traum vor. Daniel Dan 34 4 5 3 Da Daniel nicht zu den Dienern und Dolmetschern der Götzen gehörte, denen Nabuchodonosor seinen Traum zuschrieb, war er nicht mit diesen gekommen. Zuletzt: der hl. Hieronymus las griechisch bei Theodotion hetairos statt heteros. Das Hebr. hat: bis zuletzt. In der Septuag fehlt das V. 2-7 Berichtete. Daniel Dan 34 4 5 4 Da das Schreiben an alle Völker des Babylonischen Reiches gerichtet ist, fügt Nabuchodonosor zu dem den Juden bekannten Namen Daniel den anderen bei Hofe gebrauchten bei: Belit schütze den König. Daniel Dan 34 4 5 5 Die Ausdrücke: meines Gottes, und: die heiligen Götter, zeigen, dass Nabuchodonosor noch immer Götzenanbeter ist. Daniel Dan 34 4 6 Baltassar princeps ariolorum, quoniam ego scio quod spiritum sanctorum deorum habeas in te, et omne sacramentum non est impossibile tibi: visiones somniorum meorum, quas vidi, et solutionem earum narra. Baltassar, Oberster der Zeichendeuter! da ich weiß, dass du den Geist der heiligen Götter⁶ besitzest und kein Geheimnis dir unenthüllbar ist, so gib mir mein Traumgesicht an,⁷ das ich gehabt, und seine Deutung. Daniel Dan 34 4 6 6 Der König hatte von den Magiern gehört, dass nur die Götter den Traum andeuten könnten, welchen der König gehabt, [Dan 2,11], so war er also überzeugt, dass Daniel den Geist besaß. Daniel Dan 34 4 6 7 Besser: erkläre, denn der König gibt das Traumgesicht selbst an. (V. 7-14) Daniel Dan 34 4 7 Visio capitis mei in cubili meo: Videbam, et ecce arbor in medio terræ, et altitudo ejus nimia. Das Gesicht meines Hauptes auf meinem Lager war dies: Ich schaute, siehe, da stand ein Baum mitten auf der Erde, überaus hochragend.⁸ Daniel Dan 34 4 7 8 Auf assyrischen Denkmälern erscheint oft ein heiliger Baum, den zwei Schutzgeister bewachen. Unter dem Sinnbilde der Zeder wird bei Ezechiel die Pracht Assurs beschrieben. [Ez 31,3ff] Daniel Dan 34 4 8 Magna arbor, et fortis: et proceritas ejus contingens clum: aspectus illius erat usque ad terminos universæ terræ. Der Baum war groß und stark, seine Höhe reichte bis zum Himmel empor und er war sichtbar bis an die Grenzen der ganzen Erde. Daniel Dan 34 4 9 Folia ejus pulcherrima, et fructus ejus nimius, et esca universorum in ea: subter eam habitabant animalia, et bestiæ, et in ramis ejus conversabantur volucres cli: et ex ea vescebatur omnis caro. Sein Laubwerk war sehr schön und seine Früchte überaus zahlreich, er gab allen Nahrung, unter ihm wohnten zahme und wilde Tiere,⁹ in seinen Zweigen weilten die Vögel des Himmels und alle lebenden Wesen nährten sich von ihm. Daniel Dan 34 4 9 9 Text: Im Schatten. Daniel Dan 34 0 1 König Baltassars Gastmahl und Tod. (Kap. 5) a. Erscheinung der schreibenden Hand, Berufung Daniels. (V. 12) b. Erklärung des Zeichens. (V. 29) c. Tod des Königs. Daniel Dan 34 5 1 Baltassar rex fecit grande convivium optimatibus suis mille: et unusquisque secundum suam bibebat ætatem. Der König Baltassar¹ veranstaltete ein großes Gastmahl für seine tausend Vornehmsten und ein jeder trank nach seinem Alter.² Daniel Dan 34 5 1 1 Auf Nabuchodonosor folgt dessen Sohn Evilmerodach (Avil-Marduk, Mann, Diener des Gottes Marduk), der wegen seiner Tyrannei von dem Schwiegersohne Nabuchodonosors Neriglissor (Nergul-sar-usur, Nergal behüte den König) getötet ward. Neriglissor regierte vier Jahre (560 556). Da er den König von Babylon seinen Vater nennt, verwaltete er das Reich wohl während dessen Wahnsinn. Sein Sohn Laborosoarchos (der Name wird verschieden wiedergegeben) wurde neun Monate nach dem Tode des Vaters von Nabonidus getötet, der an seiner Statt König ward und siebzehn Jahre regierte (555 538). Nabonidus hatte einen Sohn Bil-sar-usur (Bel schirme den König Belsazar, Baltassar). Zur Zeit des Krieges mit den Medern war Baltassar Mitregent. Als Nabonidus im Kriege mit Cyrus bei Rutu geschlagen war, zog der Satrap Ugbaru (Gobrynas) mit einem Heere gegen Babylon, wo Baltassar als Mitregent das Heer befehligte. Aus dieser Stellung Baltassars erklärt sich auch, warum Daniel zur dritten Würde erhoben werden soll. (V. 16) Daniel Dan 34 5 1 2 Richtiger: Und trank in Gegenwart der Tausend Wein. Die hohe Zahl kennzeichnet Pracht und Macht des Königs. In Gegenwart: der König saß auf höherem Sitze und die Gäste nach Rang und Würden. (Vulgata) Daniel Dan 34 5 10 Regina autem pro re, quæ acciderat regi, et optimatibus ejus, domum convivii ingressa est: et proloquens ait: Rex in æternum vive: non te conturbent cogitationes tuæ, neque facies tua immutetur. Als aber die Königin¹¹ von dem erfuhr, was dem Könige und seinen Großen begegnet war, trat sie in den Speisesaal und begann und sprach: Ewig lebe, o König! Lass dich deine Gedanken nicht schrecken und dein Angesicht verändere sich nicht! Daniel Dan 34 5 10 11 Die Mutter Baltassars. Diese bleibt ihres Alters und ihrer Würde halber vom Gastmahle fern. Wörtlich: Die Königin Mutter kann auf Grund der reden des Königs und seiner Großen zum Hause des Gelages. Daniel Dan 34 5 11 Est vir in regno tuo, qui spiritum deorum sanctorum habet in se: et in diebus patris tui scientia et sapientia inventæ sunt in eo: nam et rex Nabuchodonosor pater tuus principem magorum, incantatorum, Chaldæorum, et aruspicum constituit eum, pater, inquam, tuus, o rex: Es ist ein Mann in deinem Reiche, welcher den Geist der heiligen Götter besitzt und bei dem in den Tagen deines Vaters Einsicht und Weisheit erfunden ward;¹² darum hatte ihn König Nabuchodonosor, dein Vater, zum Obersten der Weisen und Zauberer, der Chaldäer und Zeichendeuter bestellt, dein Vater, sage ich, o König!¹³ Daniel Dan 34 5 11 12 Aram.: In dem unter der Regierung deines Vaters Erleuchtung, hoher Verstand und geradezu göttliche Weisheit erfunden wurde. Daniel Dan 34 5 11 13 Die weitläufige Erzählung zeigt, dass der König wenig oder nichts von Daniel wusste, wenngleich dieser nach [Dan 8,27] ein Amt in der Verwaltung des Reiches hatte. Wie Nabuchodonosor Vater des Königs heißen kann, ist erklärlich, wenn die Königin die Tochter des letzteren ist. Daniel Dan 34 5 12 Quia spiritus amplior, et prudentia, intelligentiaque et interpretatio somniorum, et ostensio secretorum, ac solutio ligatorum inventæ sunt in eo, hoc est in Daniele: cui rex posuit nomen Baltassar; nunc itaque Daniel vocetur, et interpretationem narrabit. weil sehr viel Geist, Klugheit und Einsicht und die Kunst der Traumdeutung und der Eröffnung von Geheimnissen und der Auflösung von Verwicklungen bei ihm erfunden wurden, nämlich bei Daniel, welchen der König Baltassar benannt hat;¹⁴ darum werde nun Daniel gerufen und er wird die Deutung kundtun. Daniel Dan 34 5 12 14 Da die Königin den eigentlichen Namen Daniels angeführt, ebenso wie den ihm gegebenen, kann der König auf Daniels Herkunft schließen, oder wenn die Ereignisse bei ihm nur in Vergessenheit gekommen sind, sich leicht an dieselben erinnern. Daniel Dan 34 5 13 Igitur introductus est Daniel coram rege. Ad quem præfatus rex ait: Tu es Daniel de filiis captivitatis Judæ, quem adduxit pater meus rex de Judæa? Als nun Daniel vor den König geführt ward, redete ihn dieser also an: Bist du Daniel, einer von den Söhnen der Gefangenen Judas, welchen mein Vater, der König, aus dem Judenlande hierher gebracht hat?¹⁵ Daniel Dan 34 5 13 15 Die Anrede ist wenig ehrenvoll, anders als einst Nabuchodonosor getan [Dan 4,6]. Der ganze Charakter Baltassars ist ein anderer als der Nabuchodonosors, weshalb er auch die Götter nicht, wie seine Mutter doch getan, heilig nennt. Auch Daniel verhält sich anders gegen ihn, als er gegen Nabuchodonosor getan. Mit dem letzteren hatte er Mitleid und zögerte, Gottes Drohungen zu verkünden, obwohl ihm die Herrschaft zurückgegeben werden sollte. [Dan 4,16] Doch Baltassars gotteslästerliche Handlungsweise bannt jedes Mitgefühl. Zudem wusste Daniel aus der Prophezeiung des Jeremias, dass die Zeit der Befreiung der Juden nahe war, deshalb konnte ihm der Untergang Babylons nur erwünscht sein. Seine Auslegung ist frei von allem Verdachte, da er Ehren ablehnt. Daniel Dan 34 5 14 Audivi de te quoniam spiritum deorum habeas: et scientia, intelligentiaque ac sapientia ampliores inventæ sunt in te. Ich habe von dir gehört, dass du den Geist der Götter besitzest und dass in dir Erkenntnis, Einsicht und Weisheit reichlich erfunden sind. Daniel Dan 34 5 15 Et nunc introgressi sunt in conspectu meo sapientes magi, ut scripturam hanc legerent, et interpretationem ejus indicarent mihi: et nequiverunt sensum hujus sermonis edicere. Soeben sind die Weisen und Wahrsager vor mich getreten, um diese Schrift zu lesen und mir deren Deutung kundzutun, aber sie vermochten nicht den Sinn dieser Worte anzugeben. Daniel Dan 34 5 16 Porro ego audivi de te, quod possis obscura interpretari, et ligata dissolvere: si ergo vales scripturam legere, et interpretationem ejus indicare mihi, purpura vestieris, et torquem auream circa collum tuum habebis, et tertius in regno meo princeps eris. Da hörte ich von dir, dass du vermagst, Dunkles auszulegen und Verwickeltes zu lösen; kannst du also die Schrift lesen und mir ihre Deutung anzeigen, so sollst du mit Purpur bekleidet werden und eine goldene Kette um deinen Hals erhalten und als dritter in meinem Reiche herrschen. Daniel Dan 34 5 17 Ad quæ respondens Daniel, ait coram rege: Munera tua sint tibi, et dona domus tuæ alteri da: scripturam autem legam tibi, rex, et interpretationem ejus ostendam tibi. Hierauf antwortete Daniel und sprach vor dem Könige: Deine Geschenke mögen dir verbleiben und die Gaben deines Hauses¹⁶ verleihe einem andern, doch die Schrift will ich dir lesen, o König! und was sie bedeutet, dir kundtun. Daniel Dan 34 5 17 16 Hebr.: deine Gaben. Daniel will die Gabe der Prophezeiung nicht um Lohn verkaufen. Daniel Dan 34 5 18 O rex, Deus altissimus regnum, et magnificentiam, gloriam, et honorem dedit Nabuchodonosor patri tuo. O König! Gott, der Allerhöchste, hat deinem Vater Nabuchodonosor das Königtum und Herrlichkeit, Ruhm und Ehre verliehen Daniel Dan 34 5 19 Et propter magnificentiam, quam dederat ei, universi populi, tribus, et linguæ tremebant, et metuebant eum: quos volebat, interficiebat: et quos volebat, percutiebat: et quos volebat, exaltabat: et quos volebat, humiliabat. und vor der großen Herrlichkeit, welche er ihm verliehen, bebten und fürchteten sich alle Völker, Stämme und Zungen; wen er wollte, tötete er, wen er wollte, schlug er;¹⁷ wen er wollte, erhöhte er und wen er wollte, erniedrigte er. Daniel Dan 34 5 19 17 Zuerst führt er das an, was des Königs Vermessenheit der Strafe würdig zeigt. Was Nabuchodonosor angedroht und begegnet war, konnte Baltassar nicht verborgen sein, auch wenn er sich nicht an Daniel erinnerte. Doch das Beispiel seines Großvaters hat ihn nicht belehrt. Schlug er. Syr.: erhielt er am Leben. Daniel Dan 34 5 2 Præcepit ergo jam temulentus ut afferrentur vasa aurea et argentea, quæ asportaverat Nabuchodonosor pater ejus de templo, quod fuit in Jerusalem, ut biberent in eis rex, et optimates ejus, uxoresque ejus, et concubinæ. Als er nun bereits trunken war,³ befahl er, die goldenen und silbernen Gefäße herbeizubringen,⁴ welche sein Vater Nabuchodonosor⁵ aus dem Tempel zu Jerusalem weggeführt hatte, damit der König und seine Großen, seine Gemahlinnen und Nebenfrauen⁶ daraus tränken. Daniel Dan 34 5 2 3 Wörtlich: in der Weinlaune. Daniel Dan 34 5 2 4 Die Gefäße werden gebracht, um dem besiegten Gotte Israels Schmach anzutun und den Göttern des Königs, wie V. 4 und 23 zeigen. So lange die Gefäße im Tempelschatze der Götter waren, waren sie noch nicht so entweiht, wie dies nun geschieht. Daniel Dan 34 5 2 5 Großvater mütterlicherseits. (Hier.) Daniel Dan 34 5 2 6 Die Frauen genossen in Babylon größere Freiheit. Daniel Dan 34 5 20 Quando autem elevatum est cor ejus, et spiritus illius obfirmatus est ad superbiam, depositus est de solio regni sui, et gloria ejus ablata est: Als aber sein Herz sich erhob und sein Geist sich in Hoffart verhärtete, ward er von dem Throne seines Reiches gestoßen und seine Herrlichkeit ihm genommen Daniel Dan 34 5 21 Et a filiis hominum ejectus est, sed et cor ejus cum bestiis positum est, et cum onagris erat habitatio ejus: fnum quoque ut bos comedebat, et rore cli corpus ejus infectum est, donec cognosceret quod potestatem haberet Altissimus in regno hominum: et quemcumque voluerit, suscitabit super illud. und er ward aus der Gesellschaft der Menschenkinder ausgestoßen, sein Herz ward den Tieren gleich und bei den Waldeseln¹⁸ war sein Aufenthalt; er fraß Gras wie ein Rind und sein Leib ward vom Taue des Himmels benetzt, bis er erkannte, dass der Allerhöchste über das Königtum der Menschen Macht hat und, wen er will, zu demselben erhebt. Daniel Dan 34 5 21 18 Anstatt aller Tiere des Feldes wird eine Art derselben angeführt. Daniel Dan 34 5 22 Tu quoque filius ejus Baltassar, non humiliasti cor tuum, cum scires hæc omnia: Auch du, sein Sohn Baltassar, hast dein Herz nicht verdemütigt, obwohl du dies alles wusstest; Daniel Dan 34 5 23 Sed adversum Dominatorem cli elevatus es: et vasa domus ejus allata sunt coram te: et tu, et optimates tui, et uxores tuæ, et concubinæ tuæ vinum bibistis in eis: deos quoque argenteos, et aureos, et æreos, ferreos, ligneosque et lapideos, qui non vident, neque audiunt, neque sentiunt, laudasti: porro Deum, qui habet flatum tuum in manu sua, et omnes vias tuas, non glorificasti. sondern du hast dich wider den Herrn des Himmels erhoben und hast die Gefäße seines Hauses vor dich bringen lassen und du, deine Gewaltigen, deine Gemahlinnen und deine Nebenfrauen, ihr habt Wein daraus getrunken und die Götzen von Silber und Gold, Erz, Eisen, Holz und Stein, die weder sehen noch hören noch fühlen, hast du gepriesen; den Gott aber, in dessen Hand dein Odem und alle deine Wege sind, hast du nicht verherrlicht.¹⁹ Daniel Dan 34 5 23 19 Der Unterschied zwischen dem lebendigen Gott und den toten Götzen wird scharf hervorgehoben. Daniel Dan 34 5 24 Idcirco ab eo missus est articulus manus, quæ scripsit hoc, quod exaratum est. Darum wurden von ihm die Finger der Hand gesandt, die dies schrieb, was hier aufgezeichnet steht.²⁰ Daniel Dan 34 5 24 20 Besser: Und diese Schreibzüge dort geschrieben. Daniel Dan 34 5 25 Hæc est autem scriptura, quæ digesta est: MANE, THECEL, PHARES. Dies aber ist die Schrift, welche aufgezeichnet ist:²¹ Mane, Thekel, Phares. Daniel Dan 34 5 25 21 Erst nach der eindringlichen Mahnung liest und erklärt er die Schrift. Daniel Dan 34 5 26 Et hæc est interpretatio sermonis. MANE: numeravit Deus regnum tuum, et complevit illud. Und dies ist die Deutung der Worte: Mane: Gezählt hat Gott deine Herrschaft und hat ihr ein Ende bereitet. Daniel Dan 34 5 27 THECEL: appensus es in statera, et inventus es minus habens. Thekel: Gewogen wardst du auf der Waage und zu leicht erfunden. Daniel Dan 34 5 28 PHARES: divisum est regnum tuum, et datum est medis, et Persis. Phares: Geteilt ward dein Reich und den Medern und Persern gegeben.²² Daniel Dan 34 5 28 22 Gezählt und zu Ende geführt hat Gott die Tage deiner Herrschaft. In gerechtem Gerichte und auf rechter Waage hat Gott dich geprüft und deine Werke gewogen, doch zu leicht erfunden, da die Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit fehlt. Darum wird die Herrschaft von dir gerissen und von Gott dem Meder und dem Perser gegeben. Daniel Dan 34 5 29 Tunc jubente rege indutus est Daniel purpura, et circumdata est torques aurea collo ejus: et prædicatum est de eo quod haberet potestatem tertius in regno suo. Da befahl der König, Daniel mit Purpur zu bekleiden und ihm eine goldene Kette um den Hals zu legen; und man rief aus über ihn, dass er als der dritte in seinem Reiche Gewalt haben solle.²³ Daniel Dan 34 5 29 23 Entweder hofft Baltassar, das Verkündete werde erst später eintreten oder er könne noch, wenn er den Propheten Gottes ehrt, Verzeihung erlangen. (Hieron.) Die Ehrung wird Daniel alsbald zuteil. Daniel lässt dieselbe zu, um das Wohl seines Volkes bei dem neuen Herrscher wirksamer fördern zu können. (Hier.) Daniel Dan 34 5 3 Tunc allata sunt vasa aurea, et argentea, quæ asportaverat de templo, quod fuerat in Jerusalem: et biberunt in eis rex, et optimates ejus, uxores et concubinæ illius. Alsbald brachte man die goldenen und silbernen Gefäße, welche jener aus dem Tempel zu Jerusalem weggeführt hatte, herbei und es tranken aus denselben der König und seine Großen, seine Gemahlinnen und Nebenfrauen. Daniel Dan 34 5 30 Eadem nocte interfectus est Baltassar rex Chaldæus. In derselben Nacht ward Baltassar, der König der Chaldäer ermordet²⁴ Daniel Dan 34 5 30 24 Zwischen dem Juli und dem Oktober drangen die Meder in die Stadt ein. Daniel Dan 34 5 31 Et Darius Medus successit in regnum annos natus sexaginta duos. und Darius, der Meder,²⁵ folgte ihm in der Herrschaft, als er zweiundsechzig Jahre alt war. Daniel Dan 34 5 31 25 Text: Darius erhielt das Reich. Hier ist wohl der Name Darius als ein bekannterer für einen anderen (Kambuzia) eingesetzt. Der König, welcher auf Baltassar als Herrscher folgte, war Cyaxares II., Sohn des Astyages. (Flav. Joseph, Hieron.) Cyrus führte nach Xenophon als dessen Feldherr Krieg gegen Babylon und rüstete ihm dort einen Palast zu. Die übrigen in dem genannten Schriftsteller angeführten Züge passen auf Cyaxares gleichfalls. Die Septuag. gibt neben dem Namen des Darius noch den des Artaxerxes, was den Verdacht bestärkt, dass auch im Urtexte der Name Darius nicht echt ist. Daniel Dan 34 5 4 Bibebant vinum, et laudabant deos suos aureos, et argenteos æreos, ferreos, ligneosque et lapideos. Sie tranken Wein und priesen ihre Götter von Gold, Silber, Erz, Eisen, Holz und Stein. Daniel Dan 34 5 5 In eadem hora apparuerunt digiti, quasi manus hominis scribentis contra candelabrum in superficie parietis aulæ regiæ: et rex aspiciebat articulos manus scribentis. In derselben Stunde erschienen Finger, gleich einer Menschenhand, welche schreibt, dem Leuchter gegenüber⁷ auf der Oberfläche der Wand des Königssaales und der König sah die Finger der schreibenden Hand. Daniel Dan 34 5 5 7 Auf der vom Lichte bestrahlten Wand konnten die schreibenden Finger (Aram.) vom Könige klar gesehen werden, auf dem Kalke der Wand des königlichen Prunksaales. (Aram.) Daniel Dan 34 5 6 Tunc facies regis commutata est, et cogitationes ejus conturbabant eum: et compages renum ejus solvebantur, et genua ejus ad se invicem collidebantur. Da veränderte sich des Königs Angesicht und seine Gedanken machten ihn bestürzt und seiner Lenden Kraft erlahmte⁸ und seine Knie schlugen aneinander. Daniel Dan 34 5 6 8 Der König erkennt, dass die Erscheinung eine übernatürliche ist, sein Schrecken ist so groß, weil er sich eines schlimmen Frevels bewusst ist; er fällt gleichsam in sich zusammen. Daniel Dan 34 5 7 Exclamavit itaque rex fortiter ut introducerent magos, Chaldæos, et aruspices. Et proloquens rex ait sapientibus Babylonis: Quicumque legerit scripturam hanc, et interpretationem ejus manifestam mihi fecerit, purpura vestietur, et torquem auream habebit in collo, et tertius in regno meo erit. Und der König rief mit lauter Stimme, man solle die Weisen, Chaldäer und Zeichendeuter herbeibringen. Und er begann und sprach zu den Weisen von Babylon: Wer immer diese Schrift dort lesen und mir angeben kann, was sie bedeutet, soll mit Purpur bekleidet werden, eine goldene Kette am Halse tragen und der dritte in meinem Reiche sein.⁹ Daniel Dan 34 5 7 9 Aram.: als dritter herrschen. In Purpur sich kleiden dürfen war die höchste Ehre. [Est 8,15; 1Makk 10,20] Die goldene Kette wurde als Zeichen höchster Würde von den Fürsten verliehen. Daniel Dan 34 5 8 Tunc ingressi omnes sapientes regis non potuerunt nec scripturam legere, nec interpretationem indicare regi. Da traten alle Weisen des Königs herein, aber sie vermochten weder die Schrift zu lesen¹⁰ noch dem Könige ihre Bedeutung anzugeben. Daniel Dan 34 5 8 10 Die Ursache, weshalb sie die Schrift nicht zu lesen vermochten, wird im Texte nicht angegeben. Sie vermochten wohl die Buchstaben nicht zu Worten zu vereinigen, noch weniger diese zu erklären. Daniel Dan 34 5 9 Unde rex Baltassar satis conturbatus est, et vultus illius immutatus est: sed et optimates ejus turbabantur. Darüber erschrak König Baltassar sehr und sein Gesicht veränderte sich und auch seine Großen wurden bestürzt. Daniel Dan 34 0 1 5. Daniel wird in die Löwengrube geworfen und von Gott wunderbar errettet. (Kap. 6) a. Daniel werden Nachstellungen bereitet. (V. 17) b. Daniel wird in der Löwengrube von Gott geschützt, der Herr wird geehrt. Daniel Dan 34 6 1 Placuit Dario, et constituit super regnum satrapas centum viginti ut essent in toto regno suo. Es gefiel aber Darius, über das Reich hundertundzwanzig Statthalter zu setzen, welche seinem ganzen Reiche vorstehen sollten.¹ Daniel Dan 34 6 1 1 Schon unter Nabuchodonosor war das Reich in verschiedene Provinzen geteilt. [Dan 2,48.49] und [Dan 3,2] Daniel Dan 34 6 10 Quod cum Daniel comperisset, id est, constitutam legem, ingressus est domum suam: et fenestris apertis in cnaculo suo contra Jerusalem tribus temporibus in die flectebat genua sua, et adorabat, confitebaturque coram Deo suo sicut et ante facere consueverat. Als nun Daniel dies erfuhr, nämlich dass der Befehl gegeben sei, begab er sich in sein Haus, und da die Fenster, welche in seinem Oberzimmer offen waren, in der Richtung nach Jerusalem lagen,⁹ fiel er dreimal des Tages auf seine Knie, um seinen Gott anzubeten und zu preisen, wie er auch zuvor zu tun gewohnt war. Daniel Dan 34 6 10 9 Text: in dessen Obergemach er in der Richtung nach Jerusalem geöffnete Fenster hatte, kniete täglich dreimal nieder und betete zu seinem Gott und dankte ihm, ganz wie er bisher zu tun gepflegt hatte. Im Obergemache war er ferne von allem Geräusch. [Apg 10,9] Er wendet sich im Gebete nach Jerusalem, wo der Tempel ist, von dem Gott aus erhören will. [1Kön 9,3] Dorthin richtet der Psalmist seine Gebete [Ps 5,8; Ps 27,2] und auch Jonas wünscht im Bauche des Fisches, sein Gebet möchte zum heiligen Tempel Gottes kommen. Zur Stätte, wo der Tempel gestanden, bringen fromme Juden auch nach dessen Zerstörung Gaben. [Jer 41,5; Bar 1,7] Um die dritte und neunte Stunde wurde einst im Tempel das ewige Opfer dargebracht, deshalb war diese Zeit besonders geeignet für das Gebet. Vergl. [Dan 9,21; Esra 9,5; Ps 141,2]. Mit gebeugten Knieen hatte Salomon bei der Tempelweihe gebetet, ebenso betet Esdras [Esra 9,5]. Daniel lässt nichts von seinem gewohnten Gebete nach, weil er zuvor so gewöhnt war zu tun. Hätte er jetzt das Gebet unterlassen, so hieß dies dem gottlosen Befehle des Königs Folge leisten, zumal er wusste, dass diese Unterlassung dem Gotte Israels zum Hohne und zur gotteslästerlichen Verehrung für den König gefordert ward. Daniel Dan 34 6 11 Viri ergo illi curiosius inquirentes invenerunt Danielem orantem, et obsecrantem Deum suum. Jene Männer aber gaben sorgfältig acht¹⁰ und fanden Daniel, wie er betete und zu seinem Gott flehte. Daniel Dan 34 6 11 10 Urtext: Da stürmten jene Männer herein usw. Daniel Dan 34 6 12 Et accedentes locuti sunt regi super edicto: Rex numquid non constituisti, ut omnis homo, qui rogaret quemquam de diis, et hominibus usque ad dies triginta, nisi te, rex, mitteretur in lacum leonum? Ad quos respondens rex, ait: Verus est sermo juxta decretum Medorum, atque Persarum, quod prævaricari non licet. Da traten sie vor den König und sprachen zu ihm von seinem Befehle: Hast du nicht verordnet, o König! dass jeder, der binnen dreißig Tagen an irgend einen Gott oder Menschen, außer an dich, o König! eine Bitte richtet, in die Löwengrube geworfen werden solle? Der König antwortete ihnen und sprach: Diese Sache ist wahrhaft nach dem Gesetze¹¹ der Meder und Perser, das man nicht übertreten darf! Daniel Dan 34 6 12 11 Urtext: Die Sache steht fest nach dem unabänderlichen Gesetze der Meder und Perser. Die Verschworenen nennen den Namen Daniels nicht, um dem Könige zuerst eine allgemeine Bestätigung der Bestimmung zu entlocken, damit er dann, wenn Daniels Name genannt wird, nicht für diesen Wege zur Rettung suche. Daniel Dan 34 6 13 Tunc respondentes dixerunt coram rege: Daniel de filiis captivitatis Juda, non curavit de lege tua, et de edicto, quod constituisti: sed tribus temporibus per diem orat obsecratione sua. Da erwiderten sie dem Könige und sprachen: Daniel, einer der Gefangenen der Söhne Judas, hat dein Gesetz, das Gebot, das du gegeben, nicht beachtet, sondern dreimal täglich verrichtet er sein Gebet nach seiner Weise.¹² Daniel Dan 34 6 13 12 Sie bemühen sich, das vergehen als ein sehr schweres hinzustellen: der Schuldige ist nicht allein ein Fremdling, sondern selbst ein Gefangener, der als solcher besonders bemüht sein musste, dem Befehle des Königs Gehorsam zu leisten. Des Königs erhabener Majestät Verordnungen müssen heilig gehalten werden, und siehe, Daniel hat das gebot desselben aus Verachtung übertreten. Endlich: wie häufig wiederholt ist das Verbrechen begangen worden, dreimal täglich, und das von einem, den der König in Güte und Erbarmen zu einer erhabenen Würde und zu hohem Ansehen erhoben. Jetzt erkennt der König, dass man ihm durch seine Antwort eine Schlinge hat legen wollen und dass die Ursache der Nachstellungen gegen Daniel der Neid ist. Daniel Dan 34 6 14 Quod verbum cum audisset rex, satis contristatus est: et pro daniele posuit cor ut liberaret eum, et usque ad occasum solis laborabat ut erueret illum. Als der König dies vernahm, ward er sehr betrübt und sann darauf, Daniel zu befreien und war bis zum Sonnenuntergang bemüht, ihn zu retten.¹³ Daniel Dan 34 6 14 13 Nicht durch seine Macht als König, die er nicht in Anwendung bringen kann, aber auf andere Weise, doch Daniels Gegner leisten Widerstand. Daniel Dan 34 6 15 Viri autem illi intelligentes regem dixerunt ei: Scito rex, quia lex Medorum, atque Persarum est, ut omne decretum, quod constituerit rex, non liceat immutari. Doch jene Männer durchschauten des Königs Absicht¹⁴ und sprachen zu ihm: Wisse, o König! es ist Gesetz der Meder und Perser, dass kein Gebot, welches der König aufgestellt hat, abgeändert werden darf. Daniel Dan 34 6 15 14 Urtext: Da bestürmten jene Männer den König Sie kennen den wenig entschlossenen Charakter desselben. Daniel Dan 34 6 16 Tunc rex præcepit: et adduxerunt Danielem, et miserunt eum in lacum leonum. Dixitque rex Danieli: Deus tuus, quem colis semper, ipse liberabit te. Jetzt gab der König Befehl und man führte Daniel herbei und warf denselben in die Löwengrube. Der König aber sprach zu Daniel: Dein Gott, dem du ohne Unterlass dienst, möge dich erretten.¹⁵ Daniel Dan 34 6 16 15 Der König weicht ihrem Anstürmen und wagt nicht, Daniel ihren Händen zu entreißen. Was er selbst nicht erlangen konnte, stellt er Gottes Macht anheim. (Hier.) Daniel Dan 34 6 17 Allatusque est lapis unus, et positus est super os laci: quem obsignavit rex annulo suo, et annulo optimatum suorum, ne quid fieret contra Danielem. Sodann brachte man einen Stein herbei und legte ihn auf die Öffnung der Grube, der König aber versiegelte ihn mit seinem Ringe und mit dem Ringe seiner Vornehmen, damit nichts wider Daniel geschehen könnte.¹⁶ Daniel Dan 34 6 17 16 Mit seinem Ringe, damit die Vornehmen nicht Daniel herauszögen und töteten, wen ihn die Löwen verschonten; mit dem Ringe der Vornehmen, damit der König den Propheten nicht befreien könnte. Daniel Dan 34 6 18 Et abiit rex in domum suam, et dormivit incnatus, cibique non sunt allati coram eo, insuper et somnus recessit ab eo. Hierauf ging der König in sein Haus und legte sich ohne Speise schlafen¹⁷ und ließ keine Speise¹⁸ vor sich bringen, dazu floh ihn der Schlaf. Daniel Dan 34 6 18 17 Richtiger: Brachte die Nacht in Fasten zu. Daniel Dan 34 6 18 18 Nach anderen: Sängerinnen, noch andere: Nebenweiber. Die Übersetzung Speise ist jedenfalls nur Konjektur. Daniel Dan 34 6 19 Tunc rex primo diluculo consurgens, festinus ad lacum leonum perrexit: Am frühesten Morgen¹⁹ stand der König auf und ging eilig zur Löwengrube. Daniel Dan 34 6 19 19 Text: Mit der Morgenröte bei Tagesanbruch. Daniel Dan 34 6 2 Et super eos principes tres, ex quibus Daniel unus erat: ut satrapæ illis redderent rationem, et rex non sustineret molestiam. Über diese setzte er drei Gewalthaber, von welchen Daniel einer war,² damit die Statthalter ihnen Rechenschaft ablegen sollten und der König der Mühe überhoben wäre. Daniel Dan 34 6 2 2 Der Ruf von Daniels Frömmigkeit, die Kunde von seiner Prophezeiung über den Übergang der Herrschaft, die Klugheit und Erfahrung Daniels empfehlen ihn dem neuen Könige. Den Gewalthabern war über die Abgaben und Zölle Rechnung zu legen, damit der König keinen Schaden litt. Daniel Dan 34 6 20 Appropinquansque lacui, Danielem voce lacrimabili inclamavit, et affatus est eum: Daniel serve Dei viventis, Deus tuus, cui tu servis semper, putasne valuit te liberare a leonibus? Als er nun nahe zur Grube kam, rief er Daniel mit kläglicher Stimme und sprach zu ihm: Daniel, du Diener des lebendigen Gottes!²⁰ hat dein Gott, welchem du immer dienst, es wohl vermocht, dich zu erretten von den Löwen? Daniel Dan 34 6 20 20 Diesen Namen hat er oft von Daniel gehört. Daniel Dan 34 6 21 Et Daniel regi respondens ait: Rex in æternum vive: Da antwortete Daniel dem Könige und sprach: O König, mögest du ewig leben!²¹ Daniel Dan 34 6 21 21 Gewöhnliche Anrede an den König. Daniel Dan 34 6 22 Deus meus misit Angelum suum, et conclusit ora leonum, et non nocuerunt mihi: quia coram eo justitia inventa est in me: sed et coram te, rex, delictum non feci. Mein Gott hat seinen Engel gesandt und den Rachen der Löwen verschlossen, so dass sie mich nicht verletzten; denn vor ihm ward an mir Gerechtigkeit erfunden, aber auch vor dir, o König! habe ich nichts Unrechtes begangen.²² Daniel Dan 34 6 22 22 Durch ein staunenswertes Wunder hat Gott die Unschuld Daniels erwiesen, aber auch zugleich gezeigt, dass man ihm mehr gehorchen muss als den Menschen. Daniel Dan 34 6 23 Tunc vehementer rex gavisus est super eo, et Danielem præcepit educi de lacu: eductusque est Daniel de lacu, et nulla læsio inventa est in eo, quia credidit Deo suo. Da ward der König überaus froh darüber und befahl, Daniel aus der Grube zu ziehen. Als nun Daniel aus der Grube gezogen ward, fand man keine Verletzung an ihm, denn er hatte auf seinen Gott vertraut.²³ Daniel Dan 34 6 23 23 Vergl. [Dan 3,94; Hebr 11,33]. Daniel Dan 34 6 24 Jubente autem rege, adducti sunt viri illi, qui accusaverant Danielem: et in lacum leonum missi sunt, ipsi, et filii, et uxores eorum: et non pervenerunt usque ad pavimentum laci, donec arriperent eos leones, et omnia ossa eorum comminuerunt. Auf den Befehl des Königs aber²⁴ wurden jene Männer, welche Daniel verklagt hatten,²⁵ herbeigebracht und mit ihren Kindern und Frauen in die Löwengrube geworfen;²⁶ und noch hatten sie nicht den Boden der Grube erreicht, als die Löwen sie schon erfasst und alle ihre Gebeine zermalmt hatten.²⁷ Daniel Dan 34 6 24 24 Da der König erkennt, wie listig Daniels Feinde mit ihm verfahren sind, erblickt er in der wunderbaren Errettung des Propheten ein Urteil Gottes und übt an ihnen die Strafe der Wiedervergeltung. Daniel Dan 34 6 24 25 Verleumdet hatten. Daniel Dan 34 6 24 26 Die Schuldigen mit ihren Familien zu strafen, war bei den Persern Sitte. Auch Kore, Dathan und Abiron wurden mit ihren Familien getötet, ebenso Achan. Das Gesetz indes schreibt vor, dass Unschuldige nicht mit den Schuldigen sterben sollen. Daniel Dan 34 6 24 27 Die Zahl der Ankläger war eine sehr kleine, wie V. 11 zeigt, da doch nur wenige in das Gemach Daniels eindringen konnten. Daniel Dan 34 6 25 Tunc Darius rex scripsit universis populis, tribubus, et linguis habitantibus in universa terra: Pax vobis multiplicetur. Hierauf ließ der König Darius an alle Völker, Stämme und Zungen, die auf der ganzen Erde wohnen,²⁸ schreiben: Friede sei euch reichlich! [Dan 3,98] Daniel Dan 34 6 25 28 Hyperbolisch. Gemeint sind die Völker des Reiches, wie V. 26 zeigt. Daniel Dan 34 6 26 A me constitutum est decretum, ut in universo imperio, et regno meo tremiscant, et paveant Deum Danielis: ipse est enim Deus vivens, et æternus in sæcula: et regnum ejus non dissipabitur, et potestas ejus usque in æternum. Es ist von mir der Befehl ergangen, dass man im ganzen Gebiete meines Reiches vor dem Gott Daniels zittern und sich fürchten soll; denn er ist der lebendige Gott, der in Ewigkeit bleibt; sein Reich wird nicht zerstört werden und seine Herrschaft währt in Ewigkeit.²⁹ Daniel Dan 34 6 26 29 Die Heiden konnten Gott in besonderer Weise verehren, ohne dass damit ihren Götzen zu nahe getreten ward. Daniel Dan 34 6 27 Ipse liberator, atque salvator, faciens signa, et mirabilia in clo, et in terra: qui liberavit Danielem de lacu leonum. Er ist ein Befreier und Erretter, der Zeichen und Wunder tut im Himmel und auf Erden; er hat Daniel aus der Löwengrube³⁰ befreit. Daniel Dan 34 6 27 30 Text: Aus der Gewalt der Löwen. Daniel Dan 34 6 28 Porro Daniel perseveravit usque ad regnum Darii, regnumque Cyri Persæ. Daniel aber blieb in Ehren³¹ unter der Regierung des Darius und unter der Regierung des Persers Cyrus. [Dan 1,21; Dan 13,65] Daniel Dan 34 6 28 31 Text: Erging es wohl. Daniel Dan 34 6 3 Igitur Daniel superabat omnes principes, et satrapas: quia spiritus Dei amplior erat in illo. Da übertraf Daniel alle Gewalthaber und Statthalter, denn der Geist Gottes³ war sehr reichlich in ihm. Daniel Dan 34 6 3 3 Weder der Urtext noch die Übersetzung Theodotions hat Gottes, sondern weil er von ausnehmendem Geiste war. [Dan 5,12] Darum dachte der König daran, ihn über die beiden anderen zu erheben. Daniel Dan 34 6 4 Porro rex cogitabat constituere eum super omne regnum: unde principes, et satrapæ quærebant occasionem ut invenirent Danieli ex latere regis: nullamque causam, et suspicionem reperire potuerunt, eo quod fidelis esset, et omnis culpa, et suspicio non inveniretur in eo. Und der König gedachte ihn über das ganze Reich zu setzen. Deshalb suchten die Fürsten und Statthalter eine Gelegenheit, etwas an Daniel von Seiten des Königs⁴ zu finden, aber sie konnten keine Ursache oder Vorwurf finden, weil er treu war und keinerlei Schuld oder Vorwurf an ihm zu finden war. Daniel Dan 34 6 4 4 Der Regierungsgeschäfte. Daniel Dan 34 6 5 Dixerunt ergo viri illi: Non inveniemus Danieli huic aliquam occasionem, nisi forte in lege Dei sui. Daher sprachen jene Männer: Wir werden gegen diesen Daniel keine Gelegenheit finden, es sei denn etwa im Gesetze seines Gottes.⁵ Daniel Dan 34 6 5 5 Gegen dieses müssen wir also irgendetwas aufstellen, weil er dann dem Gesetze seines Gottes treu, die Vorschriften der Menschen nicht achten wird. Daniel Dan 34 6 6 Tunc principes, et satrapæ surripuerunt regi, et sic locuti sunt ei: Dari rex in æternum vive: Alsbald bestürmten die Machthaber und Statthalter den König und sprachen also zu ihm: König Darius, lebe ewig! Daniel Dan 34 6 7 Consilium inierunt omnes principes regni tui, magistratus, et satrapæ, senatores, et judices ut decretum imperatorium exeat, et edictum: Ut omnis, qui petierit aliquam petitionem a quocumque deo, et homine usque ad triginta dies, nisi a te rex, mittatur in lacum leonum. Alle Fürsten deines Reiches, die Obersten und Statthalter, die Verwalter und Landpfleger haben Rat gehalten, dass eine königliche Verordnung erlassen und ein Gebot gegeben werde, dass jeder, der an irgend einen Gott oder Menschen binnen dreißig Tagen eine Bitte richtet, außer an dich, o König!⁶ in die Löwengrube geworfen werden solle.⁷ Daniel Dan 34 6 7 6 Durch die Menge der Urheber des Planes wollen sie den König auf ihre Seite ziehen, daher die lügenhafte lange Aufzählung der Beamten. Nur Daniel wollen sie verderben, deshalb liegt ihnen auch nichts daran, dass die Bestimmung im ganzen Reiche verkündet werde. Der König soll ein Mittel erhalten, durch das er die Ehrerbietung und den Gehorsam seiner Hofleute auf die Probe stellen kann, zumal er ja vor kurzem erst in Babylon an Stelle der alten Dynastie König geworden. Es handelt sich nicht um irgendwelche Bitte, sondern um solche, durch welche der König als eine Gottheit geehrt und anerkannt würde. Daniel Dan 34 6 7 7 Löwen wurden bisweilen unter den Abgaben in die Königsburg gebracht, dort in Höhlen bewahrt und auch mit zum Tode verurteilten Verbrechern gespeist. Daniel Dan 34 6 8 Nunc itaque rex confirma sententiam, et scribe decretum: ut non immutetur quod statutum est a Medis et Persis, nec prævaricari cuiquam liceat. Nun also, o König! bestätige den Beschluss und schreibe den Erlass, so dass nach dem Gesetze der Meder und Perser nichts mehr geändert werden kann, was beschlossen ist, und es niemand erlaubt sei, es zu übertreten.⁸ Daniel Dan 34 6 8 8 Damit das gebot desto sicherer Kraft erlange, drängen sie den König, es schriftlich zu erlassen, in welchem Falle nicht einmal dieser es widerrufen und aufheben konnte. Vergl. [Est 1,18; Est 8,8]. Daniel Dan 34 6 9 Porro rex Darius proposuit edictum, et statuit. Demgemäß gab der König Darius Befehl und erließ die Bestimmung. Daniel Dan 34 0 1 II. Teil. (Kap. 7-12) 1. Erste Weissagung über die vier Reiche. (Kap. 7) a. Das Gesicht von den vier Tieren. (V. 8) b. Gottes Gericht und Reich. (V. 14) c. Deutung und Erklärung des Gesichtes. Daniel Dan 34 7 1 Anno primo Baltassar regis Babylonis, Daniel somnium vidit: visio autem capitis ejus in cubili suo: et somnium scribens, brevi sermone comprehendit: summatimque perstringens, ait: Im ersten Jahre Baltassars,¹ des Königs von Babylon, hatte Daniel ein Traumgesicht, ein Gesicht seines Hauptes auf seinem Lager, und er schrieb das Traumgesicht auf und fasste es in wenige Worte zusammen² und sprach es kurz also aus: Daniel Dan 34 7 1 1 Es war dies wohl das zwölfte des Narbonibus, d.i. das Jahr 542 vor Chr. Daniel Dan 34 7 1 2 Die folgenden Worte sind eine Doppelübersetzung desselben Textes. Daniel Dan 34 7 10 Fluvius igneus, rapidusque egrediebatur a facie ejus: millia millium ministrabant ei, et decies millies centena millia assistebant ei: judicium sedit, et libri aperti sunt. Ein reißender Feuerstrom flutete vor ihm her.¹⁴ Tausendmal tausende dienten ihm und zehntausendmal hunderttausende¹⁵ standen bereit, ihm zu dienen, und das Gericht¹⁶ ließ sich nieder und die Bücher wurden aufgeschlagen.¹⁷ Daniel Dan 34 7 10 14 Gottes Herrlichkeit, Majestät und Heiligkeit wird durch das Licht bedeutet, vergl. [Ps 103,2], seine richterliche Hoheit durch das Feuer. [Dtn 4,24; Ps 88,47; Ps 96] Die Flammen verzehren den Sünder, der in Gottes Hände fällt. (Hier.) Der Thron Gottes ruht auf Rädern, wie bei Ezechiel auf Cherubinen: Gott herrscht über den ganzen Erdkreis und ist überall gegenwärtig. Auch der reißende Feuerstrom, der von ihm ausgeht, ist ein Bild seiner göttlichen Majestät, die mit ihrem Lichte alles durchstrahlt und läutert und die Sünder verzehrt. Endlich dienen auch die unzähligen Engelheere, die an seinem Throne stehen, auf seinen Wink zum Dienste bereit zu seiner Verherrlichung. Umso passender aber stehen sie hier bei dem Throne Gottes, des Richters, da es sich um die Verteidigung des Reiches Gottes gegen die Feindesmacht und die Niederwerfung und Verdammung dieser letzteren handelt. Vergl. [Dan 10,13.20; Dan 11,1; Dan 12,1; Tob 8,3; Hebr 1,14]. Sie sollen Zeugen sein, wie Gottes Sache triumphiert und der Feind, gegen den sie gestritten, unterliegt. Daniel Dan 34 7 10 15 Diese Zahl ist nicht eine abgeschlossene, sondern eine größere lässt sich nicht ausdrücken. (Hier.) Daniel Dan 34 7 10 16 Die Richter, Gott und die höchsten Engel. Daniel Dan 34 7 10 17 Dinge und Taten sind so zahlreich und umfassen einen so langen Zeitraum, dass sie zur besseren Erinnerung in Bücher eingetragen und so zum Gerichte bewahrt werden müssen. So wird hier zugleich angedeutet, dass bis zur Ankunft des Antichrist noch viel Zeit vergehen wird. Daniel Dan 34 7 11 Aspiciebam propter vocem sermonum grandium, quos cornu illud loquebatur: et vidi quoniam interfecta esset bestia, et perisset corpus ejus, et traditum esset ad comburendum igni: Ich schaute wegen des Lärmens vermessener Reden, welche dieses Horn führte, und ich sah, dass das Tier getötet und sein Leib vernichtet und dem Feuer zum Verbrennen übergeben ward.¹⁸ Daniel Dan 34 7 11 18 Während Daniel die Richter betrachtet, sieht er plötzlich, dass jenes schreckliche Tier schon getötet, sein Leib ins Feuer geworfen und alle Gott feindliche Macht vernichtet ist. Daniel Dan 34 7 12 Aliarum quoque bestiarum ablata esset potestas, et tempora vitæ constituta essent eis usque ad tempus, et tempus. Auch den anderen Tieren ward die Gewalt entrissen und ihre Lebensfrist ward ihnen auf Zeit und Stunde bestimmt.¹⁹ Daniel Dan 34 7 12 19 Einem jeden von ihnen ward auf Zeit und Stunde bestimmt, wie lange sie am Leben bleiben sollten und gegen Gott kämpfen. Da es sich nur darum handelt, Gottes Verfahren im Allgemeinen darzustellen, verkündet er auch den Untergang der drei anderen Tiere, welche doch von dem vierten oder durch dasselbe vernichtet wurden. Der plötzliche Fall des Tieres und die mühelose Überantwortung desselben in das Feuer, durch die Gegenwart des göttlichen Richters allein, sind ein herrlicher Erweis der göttlichen Allmacht. Daniel Dan 34 7 13 Aspiciebam ergo in visione noctis, et ecce cum nubibus cli quasi filius hominis veniebat, et usque ad antiquum dierum pervenit: et in conspectu ejus obtulerunt eum. Und ich schaute weiter im Nachtgesicht, siehe, da kam in den Wolken des Himmels einer einem Menschensohne ähnlich und gelangte bis zu dem Hochbetagten und ward vor ihn geführt. Daniel Dan 34 7 14 Et dedit ei potestatem, et honorem, et regnum: et omnes populi, tribus, et linguæ ipsi servient: potestas ejus, potestas æterna, quæ non auferetur: et regnum ejus, quod non corrumpetur. Dieser gab ihm Macht und Ansehen und Herrschaft und das Reich, dass alle Völker, Geschlechter und Zungen ihm dienen müssen.²⁰ Seine Macht ist eine ewige, die nicht vergeht, und sein Reich wird nicht zerstört werden. [Dan 3,100; Dan 4,31; Mi 4,7; Lk 1,32] Daniel Dan 34 7 14 20 Nachdem gezeigt ist, wie der Vater die Feinde des Messias [Ps 109,2; Hebr 10,12.13] zu seinen Füßen legt, folgt nun die Herrlichkeit des Messias. Nur dem Messias werden außer Jahve die Völker zum Erbe gegeben, ihm allein wird die Herrschaft über den Erdkreis zugeschrieben. [Gen 49,10; Ps 2,6; Ps 44,5ff; Ps 71,1ff; Jes 11,10; Jes 49,6; Jes 53,11.12; Jer 23,5; Jer 30,21; Ez 24,23; Mi 5,4] u.a. Hier wird er als Menschensohn dargestellt, in der menschlichen Natur, die er später annehmen soll. Aus dieser Stelle ist die in den Evangelien häufig wiederkehrende Bezeichnung des Heilandes als Menschensohn genommen, die ihn also als Messias kennzeichnet. Er kommt in den Wolken des Himmels, d.i. so wie Gott die Israeliten in Ägypten beschützt hat, wie er auf den Sinai herabstieg, in der Stiftshütte seine Gegenwart offenbarte, sich im Tempel kundgab, in den Psalmen als Herr und Richter der Erde beschrieben wird. Von dieser Stelle entlehnt der Herr die Antwort, welche er Kaiphas gab [Mt 26,64], auf gleiche Weise sagte er sein Erscheinen zum Gerichte voraus [Mt 24,30; Mk 13,26] An dieser Stelle wird nicht sein Erscheinen zum Gerichte beschrieben, sondern wie er im Geleit der Engel zu Gott dem Vater geführt wird, der ihm, nachdem alle seine Feinde besiegt sind, das Reich übergibt. Zwar herrscht Christus auch, bevor ihm die Feinde unterworfen werden, aber noch wollen viele nicht, dass er über sie herrsche. Diese glorreiche Herrschaft des Heilandes schaute auch der heilige Johannes. [Offb 19,13ff] Daniel Dan 34 7 15 Horruit spiritus meus, ego Daniel territus sum in his, et visiones capitis mei conturbaverunt me: Mein Geist erschrak und ich, Daniel, entsetzte mich darüber²¹ und die Gesichte meines Hauptes erschreckten mich. Daniel Dan 34 7 15 21 Wörtlich: Mein, Daniels Geist wurde betrübt in seiner Scheide. (Der Körper ist gleichsam die Scheide, in der die Seele sich wie ein Schwert befindet,) Daniel Dan 34 7 16 Accessi ad unum de assistentibus, et veritatem quærebam ab eo de omnibus his. Qui dixit mihi interpretationem sermonum, et docuit me: Ich trat also zu einem von den Dastehenden und fragte ihn um sichere Auskunft über dies alles. Er sagte mir, was die Dinge bedeuten, und belehrte mich: Daniel Dan 34 7 17 Hæ quatuor bestiæ magnæ: quatuor sunt regna, quæ consurgent de terra. Die vier großen Tiere sind vier Reiche, welche auf Erden erstehen werden. Daniel Dan 34 7 18 Suscipient autem regnum sancti Dei altissimi: et obtinebunt regnum usque in sæculum, et sæculum sæculorum. Aber die Heiligen Gottes, des Allerhöchsten, werden die Herrschaft erlangen und das Reich für und für in alle Ewigkeit besitzen.²² Daniel Dan 34 7 18 22 Im Gesichte empfing der Menschensohn die Herrschaft, in der Erklärung werden die Heiligen des Allerhöchsten, das heilige Volk Gottes, das Volk des Messias, eingesetzt, weil der Messiaskönig nicht ohne die begriffen wird, deren Retter und König er ist. Ihm gibt Gott die Herrschaft und von ihm empfangen die Heiligen das Reich, d.i. Herrlichkeit und Seligkeit. Auch die Diener Christi werden auf einer Herrschaft und Herrlichkeit teilnehmen, denn dazu auch ist ja Christus zum Vater aufgestiegen, und die Herrlichkeit der Erlösung zeigt sich darin, dass er der Erstgeborene ist unter vielen Brüdern. [Röm 8,29; 2Thess 1,10] Daniel Dan 34 7 19 Post hoc volui diligenter discere de bestia quarta, quæ erat dissimilis valde ab omnibus, et terribilis nimis: dentes et ungues ejus ferrei: comedebat, et comminuebat, et reliqua pedibus suis conculcabat: Darnach begehrte ich, genau über das vierte Tier belehrt zu werden, welches von allen andern sehr verschieden und überaus schrecklich war, das eiserne Zähne und Klauen hatte, das fraß und zermalmte und das, was übrigblieb, mit seinen Füßen zerstampfte, Daniel Dan 34 7 2 Videbam in visione mea nocte, et ecce quatuor venti cli pugnabant in mari magno. Ich schaute des Nachts in meinem Traumgesichte, siehe, da brachen die vier Winde des Himmels hervor und kämpften gegen das große Meer.³ Daniel Dan 34 7 2 3 Das Meer ist die Erde (Ephr., Chrys., Hier.) oder die Völker. Die Reiche erstehen unter diesen nicht ohne das Walten der göttlichen Vorsehung. Vier Winde stürmen von vier Seiten, von überallher gegen das Meer heran, auf dem ganzen Erdkreis werden die Reiche nicht ohne Gottes Walten erschüttert. (Hieron., Theod.) Daniel Dan 34 7 20 Et de cornibus decem, quæ habebat in capite: et de alio, quod ortum fuerat, ante quod ceciderant tria cornua: et de cornu illo, quod habebat oculos, et os loquens grandia, et majus erat ceteris. und über die zehn Hörner, welche es auf dem Haupte hatte, und über das andere Horn, welches hervorbrach und vor dem drei Hörner abfielen; über jenes Horn, welches Augen hatte und ein Maul, das ungeheuerliche Dinge redete, das größer war als die anderen Hörner. Daniel Dan 34 7 21 Aspiciebam, et ecce cornu illud faciebat bellum adversus sanctos, et prævalebat eis, Ich schaute und siehe, jenes Horn führte Krieg wider die Heiligen und überwältigte sie, Daniel Dan 34 7 22 Donec venit antiquus dierum, et judicium dedit sanctis Excelsi, et tempus advenit, et regnum obtinuerunt sancti. bis der Hochbetagte kam und den Heiligen des Allerhöchsten Recht schaffte und die Zeit eintrat und die Heiligen die Herrschaft in Besitz nahmen. Daniel Dan 34 7 23 Et sic ait: Bestia quarta, regnum quartum erit in terra, quod majus erit omnibus regnis, et devorabit universam terram, et conculcabit, et comminuet eam. Und er sprach also: Das vierte Tier wird ein viertes Reich auf Erden sein, größer als alle andern Reiche; es wird die ganze Erde fressen, zertreten und zermalmen.²³ Daniel Dan 34 7 23 23 Das römische Reich. V. 24 geht nach prophetischer Weise alsbald auf eine entfernte Zeit, die Zeit des Antichrist über. Daniel Dan 34 7 24 Porro cornua decem ipsius regni, decem reges erunt: et alius consurget post eos, et ipse potentior erit prioribus, et tres reges humiliabit. Die zehn Hörner dieses Reiches sind zehn Könige,²⁴ nach ihnen²⁵ wird ein anderer aufstehen, der noch mächtiger sein wird als die früheren,²⁶ und wird drei Könige niederwerfen. Daniel Dan 34 7 24 24 Die Zeit der zehn Könige ist bereits die Zeit des Antichrist, denn dieser erscheint als ein Horn zwischen den zehn anderen. Dies gilt umso mehr, als er drei von jenen Königen der Herrschaft berauben wird. Daniel Dan 34 7 24 25 Also nicht alsbald. Das vierte Tier und das vierte Reich sind Repräsentanten aller Feinde Gottes, unter denen zuletzt der Antichrist erscheint. Daniel Dan 34 7 24 26 Text: das von allen anderen Reichen verschieden ist. Daniel Dan 34 7 25 Et sermones contra Excelsum loquetur, et sanctos Altissimi conteret: et putabit quod possit mutare tempora, et leges, et tradentur in manu ejus usque ad tempus, et tempora, et dimidium temporis. Er²⁷ wird Reden gegen den Allerhöchsten ausstoßen und die Heiligen des Allerhöchsten zu Boden treten und darauf sinnen, Zeiten und Gesetze ändern zu können, und sie werden bis auf eine Zeit²⁸ und zwei Zeiten und die Hälfte einer Zeit in seine Hand gegeben sein. Daniel Dan 34 7 25 27 Wenn man [2Thess 2,3-10] berücksichtigt, ist klar, dass Daniel einen einzelnen Menschen hier im Auge hat und demnach in V. 24 Könige, nicht Reiche zu verstehen sind, obwohl diese sonst füreinander eingesetzt werden. Es werden also, wenn der Antichrist sich erhebt, zehn Könige sein. Drei wird der Antichrist unterdrücken. Alsdann wird er Lästerungen gegen Gott ausstoßen, die Gläubigen verfolgen, die Gottes Dienst geweihten Tage zu unterdrücken, alle Frömmigkeit und von Gott gesetzte Ordnung zu vernichten suchen. Daniel Dan 34 7 25 28 Ein Jahr. (Ephr., Hip., Hier., Theod.) Andere fassen die Zahl als eine unbestimmte Dauer symbolisch: eine von Gott begrenzte Zeit. Anders aber die Zahl zehn, welche von niemand als unbestimmt oder symbolisch gefasst wird, da drei davon besonders bezeichnet werden als vom Antichrist überwunden. Ebenso sind die vier Tiere, die drei Rippen (V. 5), die vier Köpfe des Panthers als eigentliche Zahlen zu fassen. Daniel Dan 34 7 26 Et judicium sedebit ut auferatur potentia, et conteratur, et dispereat usque in finem. Und das Gericht wird sich niederlassen, damit ihm die Gewalt entrissen und er zerschlagen und bis zu Ende vernichtet werde. Daniel Dan 34 7 27 Regnum autem, et potestas, et magnitudo regni, quæ est subter omne clum, detur populo sanctorum Altissimi: cujus regnum, regnum sempiternum est, et omnes reges servient ei, et obedient. Dann wird die Herrschaft und die Macht und die Herrlichkeit der Herrschaft²⁹ unter dem ganzen Himmel dem Volke der Heiligen des Allerhöchsten verliehen werden, sein Reich ist ein ewiges Reich und alle Könige werden ihm dienen und gehorchen. Daniel Dan 34 7 27 29 Text: er reiche. Alle Reiche und Herrschaften werden dem Gottesreiche alsdann unterworfen, es wird ein Hirt und eine Herde sein. Daniel Dan 34 7 28 Hucusque finis verbi. Ego Daniel multum cogitationibus meis conturbabar, et facies mea mutata est in me: verbum autem in corde meo conservavi. Hier war das Ende der Rede.³⁰ Ich, Daniel, ward hierüber in meinen Gedanken sehr bestürzt und mein Aussehen veränderte sich, aber ich bewahrte die Rede in meinem Herzen. Daniel Dan 34 7 28 30 Des Gesichtes und der Erklärung. Daniel Dan 34 7 3 Et quatuor bestiæ grandes ascendebant de mari diversæ inter se. Und vier gewaltige, voneinander verschiedene Tiere stiegen aus dem Meere⁴ herauf. Daniel Dan 34 7 3 4 Da im Folgenden beschrieben wird, wie ein Tier nach dem anderen emporsteigt, wird hier das gesamte Gesicht in einem Überblicke zusammengefasst. Um den irdischen, grausamen Charakter der Reiche der Welt zu bezeichnen, wird das Sinnbild der Tiere erwählt, während das Reich Gottes unter der Gestalt des in den Wolken erscheinenden Menschensohnes dargestellt wird. Daniel Dan 34 7 4 Prima quasi leæna, et alas habebat aquilæ: aspiciebam donec evulsæ sunt alæ ejus, et sublata est de terra, et super pedes quasi homo stetit, et cor hominis datum est ei. Das erste glich einer Löwin und hatte Adlersflügel; ich schaute, bis ihm die Flügel ausgerissen wurden, dann ward es von der Erde aufgerichtet und stand auf seinen Füßen wie ein Mensch und ein Menschenherz ward ihm gegeben.⁵ Daniel Dan 34 7 4 5 Geflügelte Löwen und Löwinnen erscheinen auf den assyrischen Monumenten häufig. Löwe und Adler sind Könige der Tiere, sie sind das Bild der Stärke Babylons. Doch bald werden der Löwin die Flügel ausgerissen, ihr schneller und erhabener Flug wird gelähmt, der Siegeslauf Babylons wird gehemmt. Das Tier stürzt auf die Erde, doch wird es aufgerichtet und auf zwei Füße gestellt wie ein Mensch und das Herz der schwachen Menschen wird ihm gegeben: das Reich wird schwach und gedemütigt. (Hieron., Chrys.) So kann es nun leicht von dem Bären überwunden werden. Daniel Dan 34 7 5 Et ecce bestia alia similis urso in parte stetit: et tres ordines erant in ore ejus, et in dentibus ejus, et sic dicebant ei: Surge, comede carnes plurimas. Und siehe, ein anderes Tier⁶ glich einem Bären und war nach der einen Seite aufgerichtet,⁷ drei Rippen waren in seinem Rachen zwischen seinen Zähnen⁸ und es ward zu ihm gesprochen: Auf und friss viel Fleisch! Daniel Dan 34 7 5 6 Das Reich der Meder und Perser. Wie [Dan 2,39] das zweite Reich mit einem weniger kostbaren Metall bezeichnet wird, so gibt auch der Bär dem Löwen an Majestät viel nach. Daniel Dan 34 7 5 7 Das Reich war zweigeteilt, ein Teil übertraf den anderen, die Perser waren mächtiger als die Meder. Daniel Dan 34 7 5 8 Der Bär ist gefräßig, nur noch drei Rippen deuten den Raub an, den er verschlungen: Osten, Norden, Süden (Theod.) oder vielmehr das babylonische, lydische und ägyptische Reich, die den Persern zur Beute geworden sind. Vergl. [Dan 8,4]. Ist [Dan 8,20] der Widder der König der Meder und Perser, so sind hier König und Reich als gleich zu nehmen. Daniel Dan 34 7 6 Post hæc aspiciebam, et ecce alia quasi pardus, et alas habebat quasi avis, quatuor super se, et quatuor capita erant in bestia, et potestas data est ei. Darnach schaute ich, siehe, da war ein anderes Tier gleich einem Panther,⁹ das hatte auf seinem Rücken vier Flügel wie ein Vogel, auch hatte das Tier vier Köpfe, und die Herrschaft ward ihm gegeben.¹⁰ Daniel Dan 34 7 6 9 Der Panther erhascht seine Beute im Sprunge. Die vier Flügel bezeichnen seine Behendigkeit, die ihm dem Bocke ähnlich macht [Dan 8,8], der gleichfalls vier Hörner hat, Symbole der vier aus dem dritten Reiche entstehenden Reiche. Es ward also ein Reich bezeichnet, das schnelle Ausbreitung hat, aber bald in vier andere aufgelöst wird. Der Bock bezeichnet das Reich der Griechen, Alexanders des Großen [Dan 8,21]; nach dessen Tode bildeten sich vier Reiche, das syrische unter Seleukus Nikator, das ägyptische unter Ptolemäus Lagi, das mazedonische unter Cassander, das thracische unter Lysimachus. (300 v. Chr.) [Dan 8,22] heißt es im Hebr.: vier Reiche werden aus einem Volke erstehen. Da also zwischen beiden Gesichten eine so große Übereinstimmung besteht, ist mit dem Panther auch hier das Reich Alexanders bezeichnet. Daniel Dan 34 7 6 10 Von Gott. Daniel Dan 34 7 7 Post hæc aspiciebam in visione noctis, et ecce bestia quarta terribilis, atque mirabilis, et fortis nimis, dentes ferreos habebat magnos, comedens atque comminuens, et reliqua pedibus suis conculcans, dissimilis autem erat ceteris bestiis, quas videram ante eam, et habebat cornua decem. Hiernach schaute ich in dem Nachtgesicht, siehe, ein viertes Tier, fürchterlich und wunderbar und überaus stark, es hatte große eiserne Zähne, fraß und zermalmte und, was übrig blieb, zertrat es mit seinen Füßen; es war auch den anderen Tieren, die ich zuvor gesehen, ungleich und es hatte zehn Hörner.¹¹ Daniel Dan 34 7 7 11 Das römische Weltreich. Die zehn Hörner müssen ebenso wie die vier Hörner verstanden werden, d.i. von zehn Reichen oder zehn Königen, wie V. 24. Diese zehn Reiche erheben sich nach dem vierten, da auch die vier Köpfe V. 6 wie [Dan 8,8.22] zeigt, Reiche nach dem vierten Reiche bedeuten. Während aber jene zehn Reiche bestehen, erhebt sich eine neue Macht unter ihnen. Daniel Dan 34 7 8 Considerabam cornua, et ecce cornu aliud parvulum ortum est de medio eorum: et tria de cornibus primis evulsa sunt a facie ejus: et ecce oculi, quasi oculi hominis erant in cornu isto, et os loquens ingentia. Als ich nun die Hörner betrachtete, siehe, da wuchs ein anderes kleines Horn zwischen ihnen hervor, das drei von den ersten Hörnern abstieß; und siehe, an diesem Horn waren Augen wie Menschenaugen und ein Maul, welches ungeheuerliche Dinge redete.¹² Daniel Dan 34 7 8 12 Die Erklärung gibt der Engel V. 24, V. 25. Die Augen versinnbilden die Weisheit, Klugheit, List, welche den, den das Horn darstellt, vor anderen auszeichnet und durch welche jener viele täuschen wird. (Theod.) Mit dieser Kunst zu verführen ist nach einigen Freundlichkeit und Verstellung unter dem Scheine der Tugend, sowie Anmaßung und Frechheit durch sein Maul gekennzeichnet wird. Wie Schlimmes es gegen alles Göttliche und Menschliche tun wird, beschreibt der Engel V. 25. Berücksichtigen wir zur Erklärung die weitere Offenbarung z.B. [2Thess 2,3-10], so ist klar, dass hier vom Antichrist die Rede ist. Nach [Dan 8,9-12] und [Dan 8,23-26] wird auch aus dem dritten Reiche ein Horn hervorgehen, das ähnlich gegen Göttliches und Menschliches wütet: Antiochus Epiphanes. Das [Dan 7] beschriebene vierte Tier ist nicht mit dem Bock [Dan 8] gleichzustellen, zumal da beide Hörner einen verschiedenen Ursprung haben. Das [Dan 7,8] beschriebene erhebt sich unter zehn anderen, das [Dan 8,9] dargestellte geht aus einem der vier hervor, ferner das, was beide Hörner vollbringen, ist verschieden ([Dan 7,8.23] reißt das eine Horn die drei anderen aus, nicht so das [Dan 8] Beschriebene. Was [Dan 7,24.25] gesagt wird, ist verschieden von dem [Dan 8,9-11] und [Dan 8,23-25] Berichteten. Eine andere Zeit wird beiden Hörnern für die Übung ihrer Zorneswut gewährt: [Dan 7,25] und [Dan 8,14]. Endlich wird bei dem Untergange des ersten Hornes ein feierliches Gericht gehalten [Dan 7,9-11.26], nicht so bei dem Untergange des anderen [Dan 8,25].), so bedeuten die beiden Hörner zwei voneinander verschiedene Feinde Gottes. Die Ähnlichkeit, welche zwischen beiden besteht, macht Antiochus zum Typus des Antichristen. Dass dem Seher der Antichrist alsbald nach dem vierten Reiche gezeigt wird, ist ein Anzeichen dafür, dass die Regeln des göttlichen Handelns ohne Rücksicht auf Zeitunterschiede dargestellt werden. Wann das Messianische Reich seinen Ursprung haben und wie es von kleinen Anfängen zum höchsten Wachstum gelangen und alle feindliche Macht besiegen wird, hat der Prophet [Dan 2,44.45] gezeigt. Hier geht er von demselben vierten Reiche alsbald auf eine aus den letzten Perioden desselben Messianischen Reiches über. Daniel Dan 34 7 9 Aspiciebam donec throni positi sunt, et antiquus dierum sedit: vestimentum ejus candidum quasi nix, et capilli capitis ejus quasi lana munda, thronus ejus flammæ ignis: rotæ ejus ignis accensus. Solches sah ich, bis Throne aufgestellt wurden¹³ und der Hochbetagte sich niedersetzte, sein Kleid war weiß wie Schnee und das Haar seines Hauptes glich reiner Wolle, sein Thron waren Feuerflammen, die Räder des Thrones flammendes Feuer. Daniel Dan 34 7 9 13 Der Wichtigkeit der Sache halber wird nicht ein Thron aufgestellt, sondern mehrere. Wenn der Richter viele Ratgeber um sich hat, erscheint sein Ansehen größer und seine Erhabenheit heiliger. Vergl. [Mt 19,28; Offb 4,4]. Gott, der von Ewigkeit her lebt, heißt der Hochbetagte, der ewige Richter; die Gestalt des Greises weist auf die reife des Urteils. Daniel Dan 34 0 1 2. Gesicht über das zweite und dritte Reich. (Kap. 8) a. Gesicht über Widder und Bock. (V. 14) b. Erklärung des Gesichtes durch den Engel. Daniel Dan 34 8 1 Anno tertio regni Baltassar regis, visio apparuit mihi. Ego Daniel post id, quod videram in principio, Im dritten Jahre der Herrschaft des Königs Baltassar¹ hatte ich ein Gesicht.² Ich, Daniel, schaute nach dem, was ich früher gesehen³ Daniel Dan 34 8 1 1 Von hier an ist das Buch wieder in hebräischer Sprache geschrieben. Daniel Dan 34 8 1 2 Dieses Gesichte erklärt einiges, was in dem früheren nur kurz berührt war. Über das erste Reich wird nichts beigefügt, denn dies ging bereits seinem Ende zu, als Baltassar, der Sohn des Nabonidus, zum Mitregenten gemacht wurde. Doch was [Dan 7,5.6] von dem zweiten und dritten Reiche gesagt war, wird weiter ausgeführt. Daniel Dan 34 8 1 3 So verbindet Daniel selbst beide Gesichte. Daniel Dan 34 8 10 Et magnificatum est usque ad fortitudinem cli: et dejecit de fortitudine, et de stellis, et conculcavit eas. Auch erhob es sich bis zur Feste des Himmels¹³ und stürzte etliche von der Feste und von den Sternen herab und trat sie mit Füßen. Daniel Dan 34 8 10 13 Hebr.: Gegen das Heer des Himmels: es warf einige Sterne vom Himmel herab und zertrat sie: der König verfolgt und peinigt das Volk der Heiligen Gottes (V. 24) und erhebt sich gegen Gott selbst, den Fürsten des Heeres. (V. 11 hebr.) Daniel Dan 34 8 11 Et usque ad principem fortitudinis magnificatum est: et ab eo tulit juge sacrificium, et dejecit locum sanctificationis ejus. Selbst bis zu dem Fürsten der Feste erhob er sich und nahm ihm das tägliche Opfer¹⁴ und zerstörte die Stätte seines Heiligtums. Daniel Dan 34 8 11 14 Das tägliche Morgen- und Abendbrandopfer. Daniel Dan 34 8 12 Robur autem datum est ei contra juge sacrificium propter peccata: et prosternetur veritas in terra, et faciet, et prosperabitur. Um der Sünde willen ward ihm Macht gegeben wider das tägliche Opfer,¹⁵ die Wahrheit wird zu Boden geworfen und es gelingt ihm, was er tut. Daniel Dan 34 8 12 15 Damit die Bosheit vieler, welche die Sitten der Heiden nachahmten, gestraft wurde. [2Makk 4,13ff] Daniel Dan 34 8 13 Et audivi unum de sanctis loquentem: et dixit unus sanctus alteri nescio cui loquenti: Usquequo visio, et juge sacrificium, et peccatum desolationis, quæ facta est: et sanctuarium, et fortitudo conculcabitur? Da hörte ich einen von den Heiligen¹⁶ zu einem anderen, der mit ihm redete, den ich aber nicht kannte, sagen:¹⁷ Bis wie lange währt dies Gesicht, nämlich von dem beständigen Opfer und dem Frevel der Verwüstung, die vor sich geht, und wird das Heiligtum und die Feste zertreten werden?¹⁸ Daniel Dan 34 8 13 16 Einen von den Engeln. Daniel Dan 34 8 13 17 Wie sehr die Engel um das Volk Gottes besorgt sind, soll Daniel gleichfalls im Gesichte schauen. Daniel Dan 34 8 13 18 Hebr.: Wie lange (dauern die durch) das Gesicht (verkündigten Greuel, nämlich) die Aufhebung des ewigen Opfers und der entsetzliche Frevel (der verübt wird), seitdem er Heiligtum und Heer der Zertretung preisgibt? Daniel Dan 34 8 14 Et dixit ei: Usque ad vesperam et mane, dies duo millia trecenti: et mundabitur sanctuarium. Er antwortete ihm: Bis zweitausend dreihundert Tage im Wechsel von Abend und Morgen vergehen, alsdann wird das Heiligtum gereinigt werden.¹⁹ Daniel Dan 34 8 14 19 Hebr.: Zweitausend und dreihundert Abend, Morgen, dann wird das Heiligtum wieder in den rechten Stand gesetzt werden. Die Zeitbestimmung ist zweifelhaft. Entweder sind 2300 Mal vierundzwanzig Stunden zu zählen, oder aus der Zahl der Nächte und der Tage wird die Zahl 2399 gebildet, so dass 1150 Tage von vierundzwanzig Stunden anzunehmen sind. Beide Meinungen haben ihre Vertreter. Doch die ganze Redeweise ist eine so befremdliche, dass eine Verderbnis des Textes zu vermuten ist. Theodotion und Septuag. setzen Tage an, was wohl also auch ursprünglich im Hebräischen stand. Liest man das hebräische B q r (Morgen) als Zahlzeichen, so macht dies 2300. So hat Daniel wohl geschrieben: Bis zu 2300 Tagen. Abschreiber setzen das Wort Boqer (Morgen) zweimal, und da nun Tag nicht mehr passte, ersetzen sie es durch Abend. Durch sechs Jahre und etwa vier Monate wütete die Verfolgung. Im Jahre 170 v. Chr. tobte er gegen Tempel und Volk, wie dies [1Makk 1,22-29] und [2Makk 5,11-16] erzählt wird. Noch Schlimmeres kam über das Volk zwei Jahre später [1Makk 1,30-67], da im Dezember 168 ein Götzenbild auf Gottes Altar gestellt ward, nachdem der König bereits zuvor alle Verehrung Gottes, Beobachtung der Feste, Beschneidung und Haltung der mosaischen Gesetze bei schwerer Strafe verboten hatte. [2Makk 6,1-11] und [1Makk 2,7ff] Wohl wurde infolge der siegreichen Kämpfe der Machabäer der Dienst im Tempel wiederhergestellt, doch dauerte die religiöse Verfolgung bis zum Jahre 163, in dem Lysias den Juden freie Religionsübung gewährte. [1Makk 6,59] Die 2300 Tage sind also vielleicht von dem Ende 170 bis zum Sommer 163 zu rechnen. Nicht der Tempeldienst allein ist wiederherzustellen, sondern alles, was sich auf die Verehrung Gottes bezieht, soll in die alte Ordnung zurückkehren. Daniel Dan 34 8 15 Factum est autem cum viderem ego Daniel visionem, et quærerem intelligentiam: ecce stetit in conspectu meo quasi species viri. Es begab sich aber, als ich, Daniel, dies Gesicht sah und dessen Verständnis begehrte,²⁰ siehe, da stand vor mir jemand, der das Aussehen eines Mannes hatte. Daniel Dan 34 8 15 20 Im Gebete. Daniel Dan 34 8 16 Et audivi vocem viri inter Ulai: et clamavit, et ait: Gabriel fac intelligere istum visionem. Und ich hörte innerhalb des Ulai²¹ eines Menschen Stimme, die rief und sprach: Gabriel! erkläre diesem da das Gesicht!²² Daniel Dan 34 8 16 21 Aus der Gegend zwischen den Ufern des Ulai. Daniel Dan 34 8 16 22 Nach Annahme der Juden ging die Stimme vom Erzengel Michael aus. Wie Gabriel [Dan 9,21] die Zeit des Messias verkündet, dem Zacharias ankündet, dass die Zeit nahe ist, und der heiligen Jungfrau die selige Botschaft der Menschwerdung bringt, so belehrt er Daniel hier über das, was das Reich Gottes und sein Volk angeht, also die Vorbereitung des messianischen Heiles betrifft. Daniel Dan 34 8 17 Et venit, et stetit juxta ubi ego stabam: cumque venisset, pavens corrui in faciem meam, et ait ad me: Intellige fili hominis, quoniam in tempore finis complebitur visio. Da kam dieser und trat nahe an den Ort, wo ich stand; und als er herantrat, fiel ich erschrocken auf mein Angesicht,²³ er aber sprach zu mir: Merke auf, Menschensohn! denn in der Endzeit wird das Gesicht erfüllt.²⁴ Daniel Dan 34 8 17 23 Übernatürliche Erscheinungen erschrecken den Menschen. Daniel Dan 34 8 17 24 Hebr.: Denn das Gesicht geht auf die Endzeit: Ferne und lange Zeiten (V. 0-26), die Zeit von 2300 Tagen. (V. 26) Es ist also eine Zeit der Verfolgung und Beunruhigung. Diese Zeit fällt in das Ende des dritten Reiches, nach ihr beginnt die Herrschaft des vierten und folglich nach [Dan 2,44] die Zeit des messianischen Reiches. Von der letzten messianischen Zeit kann die Stelle nur typisch gefasst werden, insofern Antiochus das Abbild des Hornes ist, das inmitten der zehn Hörner nach dem vierten Reiche sich erheben wird, des Antichristen. Daniel Dan 34 8 18 Cumque loqueretur ad me, collapsus sum pronus in terram: et tetigit me, et statuit me in gradu meo. Als er so zu mir redete, fiel ich auf mein Angesicht zur Erde, er aber berührte mich und richtete mich auf, dass ich stand. Daniel Dan 34 8 19 Dixitque mihi: Ego ostendam tibi quæ futura sunt in novissimo maledictionis: quoniam habet tempus finem suum. Alsdann sprach er zu mir: Ich will dir kundtun, was geschehen wird zur Endzeit des Fluches,²⁵ denn die Zeit²⁶ hat ihr Ende. Daniel Dan 34 8 19 25 Hebr.: Wenn der göttliche Zorn zu Ende geht: Durch den die Prüfung über das auserwählte Volk heraufgeführt wird. Daniel Dan 34 8 19 26 Die Zeit der Verfolgung. Daniel Dan 34 8 2 Vidi in visione mea, cum essem in Susis castro, quod est in lam regione: vidi autem in visione esse me super portam Ulai. in meinem Gesichte, während ich in der Burg von Susa war,⁴ welche in der Landschaft Älam⁵ liegt, und ich schaute im Gesichte, dass ich mich am Tore Ulai befand. Daniel Dan 34 8 2 4 Nicht leiblich, sondern im Gesichte, wie zweimal betont wird. Daniel Dan 34 8 2 5 Asurbanipal hatte 600 vor Chr. das Reich Älam erobert und die Hauptstadt Susa eingenommen. Die geographische Bezeichnung der Stadt an dieser Stelle weist auf die Zeit vor der Perserherrschaft hin. Daniel Dan 34 8 20 Aries, quem vidisti habere cornua rex Medorum est atque Persarum. Der Widder, den du gesehen, der zwei Hörner hatte, bedeutet den König²⁷ von Medien und Persien. Daniel Dan 34 8 20 27 Hebr.: die Könige. Daniel Dan 34 8 21 Porro hircus caprarum, rex Græcorum est, et cornu grande, quod erat inter oculos ejus, ipse est rex primus. Der Ziegenbock ist der König von Griechenland²⁸ und das große Horn zwischen seinen Augen ist der erste König. Daniel Dan 34 8 21 28 Hebr.: Der zottige Ziegenbock bedeutet den König von Javan (Griechenland), das Reich Griechenland. Daniel Dan 34 8 22 Quod autem fracto illo surrexerunt quatuor pro eo: quatuor reges de gente ejus consurgent, sed non in fortitudine ejus. Dass es aber zerbrach und an seiner Statt vier erstanden, bedeutet, dass vier Könige aus seinem²⁹ Volke erstehen werden, aber ohne seine Macht. Daniel Dan 34 8 22 29 Fehlt im Hebräischen: Aus einem Volke, aus seinen verschiedenen Untertanen. Daniel Dan 34 8 23 Et post regnum eorum, cum creverint iniquitates, consurget rex impudens facie, et intelligens propositiones. Und wenn am Ende ihrer Herrschaft die Ungerechtigkeit überhandgenommen,³⁰ wird ein König aufstehen, frechen Angesichts und ränkekundig. Daniel Dan 34 8 23 30 Unter den Heiden, denn von diesen ist im ganzen Kontexte die Rede. Daniel Dan 34 8 24 Et roborabitur fortitudo ejus, sed non in viribus suis: et supra quam credi potest, universa vastabit, et prosperabitur, et faciet. Et interficiet robustos, et populum sanctorum. Dessen Macht wird groß werden, aber nicht durch seine Kraft;³¹ er wird unermessliches Verderben anrichten und Gelingen haben in seinem Tun, er wird die Gewaltigen³² und das Volk der Heiligen töten [1Makk 1,53ff] Daniel Dan 34 8 24 31 Sondern durch Gottes Zulassung. Daniel Dan 34 8 24 32 Die Könige. Daniel Dan 34 8 25 Secundum voluntatem suam, et dirigetur dolus in manu ejus: et cor suum magnificabit, et in copia rerum omnium occidet plurimos: et contra principem principum consurget, et sine manu conteretur. nach seinem Wohlgefallen und seine Arglist wird Erfolg haben, sein Herz wird sich erheben und im Glücksrausche³³ wird er sehr viele ums Leben bringen; er wird sich wider den Herrn der Herren auflehnen, aber vernichtet werden ohne Zutun von Menschenhand.³⁴ [2Makk 9,7; 1Makk 6,8] Daniel Dan 34 8 25 33 Besser hebr.: Unversehens. Daniel Dan 34 8 25 34 Durch Gott selbst. Daniel Dan 34 8 26 Et visio vespere et mane, quæ dicta est, vera est: tu ergo visionem signa, quia post multos dies erit. Und das Gesicht von den Abenden und den Morgen,³⁵ von dem gesprochen ward, ist wahrhaft; darum besiegle das Gesicht,³⁶ denn nach vielen Tagen trifft es ein. Daniel Dan 34 8 26 35 Auch hier ist der Text zu verstehen wie V. 14, dass bqr für 2300 gesetzt ist, also: Das Gesicht von den 2300 Tagen. Daniel Dan 34 8 26 36 Bewahre es sorgfältig und sicher, damit andere daraus Nutzen ziehen. Daniel Dan 34 8 27 Et ego Daniel langui, et ægrotavi per dies: cumque surrexissem, faciebam opera regis, et stupebam ad visionem, et non erat qui interpretaretur. Und ich, Daniel, ward schwach und eine Reihe von Tagen hindurch krank. Als ich wieder aufgestanden und den Dienst des Königs besorgte, war ich voller Schrecken über das Gesicht; doch niemand war, der es auszulegen verstand. Daniel Dan 34 8 3 Et levavi oculos meos, et vidi: et ecce aries unus stabat ante paludem, habens cornua excelsa, et unum excelsius altero atque succrescens. Postea Als ich nun meine Augen erhob, schaute ich: siehe, da stand ein Widder vor dem Sumpfe,⁶ der zwei hohe Hörner hatte, von denen das eine höher war als das andere und noch emporwuchs. Darnach Daniel Dan 34 8 3 6 Hebr.: Vor dem Flusse. Die zwei Hörner bezeichnen die Macht der Meder und Perser. Die Macht der Perser wuchs nochmals durch Cyrus und unterwarf sich auch andere Reiche. Daniel Dan 34 8 4 Vidi arietem cornibus ventilantem contra occidentem, et contra aquilonem, et contra meridiem, et omnes bestiæ non poterant resistere ei, neque liberari de manu ejus: fecitque secundum voluntatem suam, et magnificatus est. sah ich den Widder mit den Hörnern nach Westen, Norden und Süden stoßen und kein einziges Tier vermochte, ihm standzuhalten noch sich aus seiner Gewalt zu retten; und er tat, was er wollte, und ward überaus mächtig.⁷ Daniel Dan 34 8 4 7 Cyrus und seine Nachfolger unterwarfen im Westen Babylonien, Kleinasien, Syrien; im Norden die pontischen und scythischen Völkerschaften, im Süden Ägypten; die Meder und Perser kamen vom Osten her gegen Babylon. Deshalb stößt der Widder nach drei Seiten mit dem Horne. [Dan 7,5] wurde dasselbe Reich durch die drei Rippen im Rachen des Bären als nach drei Richtungen ausgedehnt bezeichnet. Das Horn ist Sinnbild der Macht, weshalb die Unterwerfung der Völker passend durch das Stoßen mit dem Horne dargestellt wird. Daniel Dan 34 8 5 Et ego intelligebam: ecce autem hircus caprarum veniebat ab occidente super faciem totius terræ, et non tangebat terram: porro hircus habebat cornu insigne inter oculos suos. Und ich gab acht: siehe, da kam ein Ziegenbock von Westen her über den ganzen Erdboden, ohne die Erde zu berühren; dieser Bock hatte ein Horn, das zwischen seinen Augen weit hervortrat.⁸ Daniel Dan 34 8 5 8 Das Ziegenbock ist das griechische Reich, das hervorragende Horn dessen König Alexander der Gr. Der Ziegenbock ist ein besonders starker Bock, da ein solcher die Herde zu führen pflegt. Dass das Horn zwischen den Augen ist, kennzeichnet die Klugheit und Wachsamkeit Alexanders. Er kommt von Westen, denn der Wider steht in Susa vor dem Flusse, d.i. das Reich der Meder und Perser, die beiden Hörner, kommen im Gesichte in der Königsburg selbst zu Falle. Nur der Fall des einen Reiches und der Sieg des anderen wird in diesem Bilde dargestellt. Die Schnelligkeit des Sieges wird [Dan 7,6] durch die Flügel gekennzeichnet. Daniel Dan 34 8 6 Et venit usque ad arietem illum cornutum, quem videram stantem ante portam, et cucurrit ad eum in impetu fortitudinis suæ. Er kam bis zu dem gehörnten Widder, den ich vor dem Tore stehen sah, und lief wider ihn mit aller Gewalt seiner Stärke an. Daniel Dan 34 8 7 Cumque appropinquasset prope arietem, efferatus est in eum, et percussit arietem: et comminuit duo cornua ejus, et non poterat aries resistere ei: cumque eum misisset in terram, conculcavit, et nemo quibat liberare arietem de manu ejus. Als er nun in die Nähe des Widders kam, warf er sich voll Wut auf diesen und stieß nach dem Widder und zerbrach ihm die zwei Hörner; und da der Widder ihm nicht standzuhalten vermochte, warf er ihn zu Boden und trat ihn mit Füßen, ohne dass jemand den Widder aus seiner Gewalt befreien konnte. Daniel Dan 34 8 8 Hircus autem caprarum magnus factus est nimis: cumque crevisset, fractum est cornu magnum, et orta sunt quatuor cornua super illud per quatuor ventos cli. Und der Ziegenbock ward überaus mächtig; doch nachdem er stark geworden, zerbrach das große Horn⁹ und es wuchsen unter demselben vier Hörner hervor nach den vier Winden des Himmels hin.¹⁰ Daniel Dan 34 8 8 9 Hebr.: Als er seine höchste Macht besaß. Gerade zu diesem Zeitpunkte starb Alexander der Gr. Daniel Dan 34 8 8 10 Nach der Schlacht des Ipfus 311 teilten sich die vier Feldherrn Alexanders sein Reich: Cassander erhielt Macedonien und Griechenland, Lysimachus Thracien und Bithynien, Seleukus Syrien, Babylon, Persien, Ptolemäus Ägypten, Palästina, das peträische Arabien. Die Prophezeiung bietet nur die Hauptsache. Nur das, was Gottes Reih und Volk angeht, wird (V. 9) weiter beleuchtet. Daniel Dan 34 8 9 De uno autem ex eis egressum est cornu unum modicum: et factum est grande contra meridiem, et contra orientem, et contra fortitudinem. Von einem derselben ging ein kleines¹¹ Horn hervor, dieses ward sehr groß nach Süden, nach Osten und gegen die Feste.¹² Daniel Dan 34 8 9 11 Hebr.: Aus geringer Größe. Aus kleinen Anfängen entwickelt sich die Macht eines später übermächtigen Fürsten. Nach V. 23ff ist Antiochus Epiphanes gemeint. Vergl. [1Makk 1,10]. Dieser war elf Jahre in Rom als Geisel und bemächtigte sich, nachdem er mit Eumenes, dem Könige von Pergamon, ein Bündnis geschlossen, gegen Recht und Gerechtigkeit der Herrschaft, da Demetrius, der Sohn des Seleukus, der rechtmäßige Nachfolger war. Vergl. [Dan 11,21]. Er kämpfte gegen den Süden, gegen Ägypten 171 168 vor Chr.: gegen den Osten, gegen Persien. Vergl. [1Makk 3,31.37; 1Makk 6,1-4]. Wie er gegen Palästina gewütet, erzählen die Bücher der Machabäer. Daniel Dan 34 8 9 12 Hebr.: Gegen die Zierde der Länder hin, gegen Palästina. Die Wut des Antiochus gegen die Verehrung Gottes und das Gesetz der Juden wird so dargestellt, dass er leicht als Bild und Vorbild desjenigen zu erkennen ist, der [Dan 7,8.25] als nach dem vierten Reiche erscheinend vorausgesagt ist. Daniel Dan 34 0 1 3. Weissagung von den siebzig Wochen (Kap. 9) a. Gebet für die Sünder. (V. 14) b. Gebet um Erbarmen. (V. 19) c. Daniel wird über den Zeitpunkt belehrt, in dem die messianischen Güter zuteil werden sollen. (V. 24) d. Die Zeit des Messias und seines Todes. (V. 26) e. Ersetzung des Alten Bundes durch den Neuen. Daniel Dan 34 9 1 In anno primo Darii filii Assueri de semine Medorum, qui imperavit super regnum Chaldæorum: Im ersten Jahre des Darius, des Sohnes des Assuerus,¹ aus dem Geschlechte der Meder, welcher über das Reich der Chaldäer König geworden war,² Daniel Dan 34 9 1 1 Über Darius, Enkel des Cyaxares I., siehe [Dan 5,Anm.25]. Daniel Dan 34 9 1 2 Als König eingesetzt war, wie [Dan 5,31]. Daniel Dan 34 9 10 Et non audivimus vocem Domini Dei nostri ut ambularemus in lege ejus, quam posuit nobis per servos suos prophetas. und haben nicht auf die Stimme des Herrn, unseres Gottes, gehört, dass wir nach seinem Gesetze gewandelt wären, welches er uns durch seine Diener, die Propheten, gegeben. Daniel Dan 34 9 11 Et omnis Israel prævaricati sunt legem tuam, et declinaverunt ne audirent vocem tuam, et stillavit super nos maledictio, et detestatio, quæ scripta est in libro Moysi servi Dei, quia peccavimus ei. Ganz Israel hat dein Gesetz übertreten und ist abgefallen, so dass sie nicht auf deine Stimme hörten; darum ergoss sich über uns der Fluch¹⁰ und Schwur,¹¹ der im Buche Moses, des Dieners Gottes, geschrieben steht, denn wir haben wider Ihn gesündigt. Daniel Dan 34 9 11 10 Die [Dtn 28,15] angedroht sind und die das Volk [Dtn 32,40-42] auf sich herabgewünscht hat. Vergl. [Lev 26,16; Dtn 27,14]. Daniel Dan 34 9 11 11 Auch mit einem Eide hat Gott oftmals seine Drohungen bekräftigt. [Num 32,10; Dtn 1,34] Daniel Dan 34 9 12 Et statuit sermones suos, quos locutus est super nos, et super principes nostros, qui judicaverunt nos, ut superinduceret in nos magnum malum, quale nunquam fuit sub omni clo, secundum quod factum est in Jerusalem. Er hat sein Wort, das er wider uns und wider unsere Fürsten, die unsere Richter waren, gesprochen, erfüllt, dass er dies große Unglück über uns brachte, wie ein solches unter dem ganzen Himmel niemals gewesen, wie es an Jerusalem geschehen.¹² Daniel Dan 34 9 12 12 Vergl. [Bar 2,1.2; Klgl 2,17; Ez 5,9]. Daniel Dan 34 9 13 Sicut scriptum est in lege Moysi, omne malum hoc venit super nos: et non rogavimus faciem tuam Domine Deus noster, ut reverteremur ab iniquitatibus nostris, et cogitaremus veritatem tuam. Wie es im Gesetze Moses' geschrieben steht, so ist all dies Unheil über uns gekommen und wir haben dein Angesicht nicht angefleht, Herr, unser Gott! dass wir uns von unsern Sünden bekehrt und deine Wahrhaftigkeit bedacht hätten. Daniel Dan 34 9 14 Et vigilavit Dominus super malitiam, et adduxit eam super nos: justus Dominus Deus noster in omnibus operibus suis, quæ fecit: non enim audivimus vocem ejus. So wachte denn der Herr über das Verderben und ließ es über uns kommen;¹³ der Herr, unser Gott, ist gerecht in allen seinen Taten, die er vollbracht, denn wir haben nicht auf seine Stimme gehört.¹⁴ Daniel Dan 34 9 14 13 Nicht einmal, als Gottes Strafen uns heimsuchten. Daniel Dan 34 9 14 14 Vergl. [Mi 7,9; Jer 3,25]. Daniel Dan 34 9 15 Et nunc Domine Deus noster, qui eduxisti populum tuum de terra gypti in manu forti, et fecisti tibi nomen secundum diem hanc: peccavimus, iniquitatem fecimus Und nun, Herr, unser Gott!¹⁵ der du dein Volk mit starker Hand aus dem Lande Ägypten geführt und dir einen Namen bereitet hast, wie der heutige Tag es erweist; wir haben gesündigt, haben Unrecht getan [Bar 2,11; Ex 14,22] Daniel Dan 34 9 15 15 Jene Großtaten Gottes, die Daniel nunmehr erwähnt, sind sichere Beweise und Unterpfänder, dass Gott das Heil seines Volkes will. Daniel Dan 34 9 16 Domine in omnem justitiam tuam: avertatur obsecro ira tua, et furor tuus a civitate tua Jerusalem, et monte sancto tuo. Propter peccata enim nostra, et iniquitates patrum nostrorum, Jerusalem, et populus tuus in opprobrium sunt omnibus per circuitum nostrum. o Herr! gegen¹⁶ alle deine Satzungen; gib doch, dass dein Zorn und dein Grimm von deiner Stadt Jerusalem und deinem heiligen Berge abgewendet werde; denn um unserer Sünden willen und um der Verschuldungen unserer Väter willen ist Jerusalem und dein Volk zum Spott geworden allen, die um uns her wohnen. Daniel Dan 34 9 16 16 Hebr.: O Herr, gib doch, gemäß der Barmherzigkeit, die du immer bewiesen hast, dass dein Zorn und Grimm von deiner Stadt Jerusalem usw.. Es handelt sich um Gottes Ehre. Daniel Dan 34 9 17 Nunc ergo exaudi Deus noster orationem servi tui, et preces ejus: et ostende faciem tuam super sanctuarium tuum, quod desertum est propter temetipsum. So erhöre nun, unser Gott! das Gebet deines Dieners und sein Flehen und zeige¹⁷ dein Angesicht um deiner selbst willen über deinem Heiligtume, das verwüstet liegt.¹⁸ Daniel Dan 34 9 17 17 Hebr.: Lass leuchten: Schaue mit gütigem Angesichte auf usw. Daniel Dan 34 9 17 18 Vergl. [Jes 48,11]. Daniel Dan 34 9 18 Inclina Deus meus aurem tuam, et audi: aperi oculos tuos, et vide desolationem nostram, et civitatem, super quam invocatum est nomen tuum: neque enim in justificationibus nostris prosternimus preces ante faciem tuam, sed in miserationibus tuis multis. Neige, mein Gott, dein Ohr! und höre, öffne deine Augen und schaue die Verwüstung und die Stadt, über welche dein Name angerufen ist! denn nicht auf unsere Gerechtigkeit vertrauend, bringen wir vor deinem Angesicht unser Flehen dar, sondern auf deine großen Erbarmungen bauend. Daniel Dan 34 9 19 Exaudi Domine, placare Domine: attende et fac: ne moreris propter temetipsum Deus meus: quia nomen tuum invocatum est super civitatem, et super populum tuum. Erhöre, Herr! sei gnädig, Herr! merke auf und handle; säume nicht um deiner selbst willen, mein Gott! denn über die Stadt und dein Volk ist dein Name angerufen.¹⁹ Daniel Dan 34 9 19 19 Zuerst bittet er, Gott möge sein Ohr neigen und auf die Bitte hören und das Bitten nicht verschmähen, dann: er möchte, wenn er gehört, gnädig sein und gnädig aufmerken, endlich das vollbringen, um was er gebeten wird. Der Prophet fügt bei: Säume nicht, halte uns nicht für unwürdig. Der Schluss ist schön: Um deinetwillen, mein Gott. Auch bin ich nicht würdig, diese Gnade zu erflehen, doch dein Name ist angerufen. (Theod.) Daniel Dan 34 9 2 Anno uno regni ejus, ego Daniel intellexi in libris numerum annorum, de quo factus est sermo Domini ad Jeremiam prophetam, ut complerentur desolationis Jerusalem septuaginta anni. im ersten Jahre seiner Herrschaft erfuhr ich, Daniel, aus den Büchern die Zahl der Jahre, von welcher der Ausspruch des Herrn an den Propheten Jeremias ergangen ist, dass mit siebzig Jahren die Verwüstung Jerusalems zu Ende gehen sollte.³ Daniel Dan 34 9 2 3 Daniel hatte also die Prophezeiungen des Jeremias gelesen. Der hebräische Ausdruck weist darauf hin, dass diese bereits mit anderen Büchern vereinigt waren. Die Erwähnung der Verwüstung Jerusalems weist auf [Jer 25,9]. Für das Land setzt Daniel Jerusalem allein. Da aber Daniel das erste Jahr erwähnt, in dem ein fremder Fürst über die Chaldäer herrscht, und jetzt die Befreiung erwartet, bezieht er sich auf [Jer 29,10]. Anders wird das siebzigste Jahr [Sach 1,12] bestimmt. Die siebzig Jahre beginnen von dem Jahre, in dem die Weissagung über das Reich Babylon gegeben ist, so dass siebzig Jahre nach dem vierten Jahre des Joakim das babylonische Reich stürzen soll, ein Ereignis, mit dem die Befreiung der Juden aufs engste verbunden ist. Aus beiden angeführten Stellen erkannte Daniel, dass nach der Eroberung Babylons durch Cyrus 539 oder 538 v. Chr. die Zeit der Erlösung da sei. Daniel Dan 34 9 20 Cumque adhuc loquerer, et orarem, et confiterer peccata mea, et peccata populi mei Israel, et prosternerem preces meas in conspectu Dei mei, pro monte sancto Dei mei: Während ich noch so redete und betete und die Sünden meines Volkes Israel bekannte und mein Flehen für den heiligen Berg meines Gottes vor dem Angesichte meines Gottes niederlegte, Daniel Dan 34 9 21 Adhuc me loquente in oratione, ecce vir Gabriel, quem videram in visione a principio, cito volans tetigit me in tempore sacrificii vespertini. während ich noch so redete und betete, siehe, da kam Gabriel, der Mann,²⁰ den ich vordem im Gesicht geschaut hatte, eilends zu mir geflogen und berührte mich zur Zeit des Abendopfers.²¹ Daniel Dan 34 9 21 20 Der mir in der Gestalt eines Mannes erschienen war. Daniel Dan 34 9 21 21 Wie sehr müssen die Israeliten diesen heiligen Kult hochgehalten haben, da der Prophet noch von diesem Opfer spricht und zur Stunde desselben betet, obwohl der Tempel schon so lange zerstört ist (586-539)! Das Abendopfer Christi, das dieser am Kreuze darbringen wird, zeigt seine Kraft. Statt berührte mich hat Sept. und Syr.: Trat zu mir. Und dies ist auch der Sinn des Hebräischen. Daniel Dan 34 9 22 Et docuit me, et locutus est mihi, dixitque: Daniel nunc egressus sum ut docerem te, et intelligeres. Und er belehrte mich und redete zu mir und sprach: Daniel! jetzt bin ich ausgegangen, dich zu belehren, dass du Erkenntnis erlangest. Daniel Dan 34 9 23 Ab exordio precum tuarum egressus est sermo: ego autem veni ut indicarem tibi, quia vir desideriorum es: tu ergo animadverte sermonem, et intellige visionem. Als du anfingst zu flehen, ist ein Beschluss ergangen²² und ich bin gekommen, ihn dir kundzugeben, denn du bist ein Mann des höchsten Wohlgefallens;²³ darum merke auf den Ausspruch und verstehe das Gesicht! Daniel Dan 34 9 23 22 Von Gott. Daniel Dan 34 9 23 23 Darum hat ihn Gott alsbald erhört. Daniel Dan 34 9 24 Septuaginta hebdomades abbreviatæ sunt super populum tuum, et super urbem sanctam tuam ut consummetur prævaricatio, et finem accipiat peccatum, et deleatur iniquitas, et adducatur justitia sempiterna, et impleatur visio, et prophetia, et ungatur Sanctus sanctorum. Siebzig Wochen²⁴ sind bestimmt²⁵ über dein Volk und über deine heilige Stadt,²⁶ damit der Frevel getilgt, der Sünde ein Ende gemacht, die Missetaten vernichtet,²⁷ die ewige Gerechtigkeit herbeigeführt,²⁸ Gesicht und Weissagung erfüllt²⁹ und der Allerheiligste gesalbt wurde.³⁰ Daniel Dan 34 9 24 24 Dass die Zahl 70 nicht unbestimmt für diese begrenzte Zahl zu nehmen ist, geht aus der Teilung derselben in 7 + 62 + 1 hervor, umso mehr als diese letzte Zahl wiederum geteilt wird. Dass die Wochen nicht Tages-, sondern Jahreswochen sind, ist allgemeine Ansicht der alten und neuen Erklärer und die allein richtige Auslegung. Denn über siebzig Jahre hatte Daniel seine Betrachtung angestellt, diese erwägend gebetet und wegen dieser Jahre die Befreiung erfleht. Der Engel kündet ihm, dass die Zeit siebzig Wochen festgesetzt ist, damit die höchste und vollkommenste, die messianische Befreiung eintrete. Im Übrigen könnte auch das, was weiterhin gesagt wird, unmöglich innerhalb siebzig Tageswochen geschehen; oder wie sollte z.B. die Stadt in neunundvierzig Tagen erbaut werden? Auch war den Juden das Verständnis für Jahrwochen nicht schwer, da nach dem Gesetze jedes siebte Jahr ein Sabbatjahr war, ihnen also der Umlauf von sieben Zeiten wie in der Woche geläufig, so auch bei der Zählung des siebten Monats und des siebten Jahres bekannt. Vergl. [Lev 25,8] hebr. Der Zeitraum von sieben Jahren war also allen ein bekannter. Spricht demnach der Engel Daniel, während er an die Jahre denkt, von Wochen, so konnte der Prophet nur an Jahrwochen denken. So erklären denn auch Clem. Alex., Tertull., Hippol., Afrikan., Euseb., Cyrill von Jerusalem und, wie Hier. bezeugt, selbst die Juden. Die letzteren freilich haben sich jetzt, um den Christen entgegentreten zu können, nicht zu beweisende neue Erklärungen gebildet. Daniel Dan 34 9 24 25 Hebr.: abgerissen, gleichsam als Teil von der Fülle der Zeiten, deshalb: bestimmt, festgesetzt. Daniel Dan 34 9 24 26 Dein Volk, deine Stadt, weil Daniel so inständig für beide gebetet hat. Zugleich zeigt Gott dadurch sein ganz besonderes Wohlwollen gegen Daniel, da er seinetwegen dem Volke Wohlwollen erweist. Die Stadt heißt heilig, obwohl sie darniederliegt, weil Gott dort seinen Tempel und seinen Sitz gewählt hat und die Stadt als Mittelpunkt der Theokratie wiederherstellen wird, weil an dieselbe so erhabene Weissagungen gebunden sind und sie das Bild des Messianischen Reiches ist. Daniel Dan 34 9 24 27 Wozu ist jene Zeit bestimmt? Zuerst werden drei Dinge angeführt, welche sich auf die Sünden beziehen, passend und dem Gebete Daniels entsprechend. Hebr.: Damit der Frevel (Abfall) vernichtet werde, den Sünden Einhalt getan, die Schuld gesühnt werde. Nicht allein wird kein Abfall von Gott des Bundes mehr sein, sondern auch die Gottes Majestät angetane Unbill und die Vernachlässigung der heiligen Gebote des Herrn werden aufhören und alle Schuld getilgt durch volle seiner Gerechtigkeit geleistete Genugtuung. Ist die Sühne geleistet, so wird Gott Verzeihung gewähren und dem Volke seine Gnade schenken. Die drei genannten Güter werden in den Prophezeiungen oft als Zeichen der Ankunft des Messias angegeben; so [Jes 4,4; Jes 53,4-12; Jes 60,18; Jer 3,17; Jer 30,21; Jer 31,34; Ez 11,19; Ez 36,26; Hos 2,17; Hos 14,5; Mi 7,18; Zef 3,13] u.a. Die Sünde ist durch den Tod Christi gesühnt. Sie hat auch ein Ende gefunden, insofern uns Christus aus der Knechtschaft der Sünde befreit, uns den Heiligen Geist und die Gnaden verdient hat, welche uns instand setzen, die schweren Sünden zu meiden, und als der Herr uns in den Sakramenten und anderen Heilsmitteln die wirksamsten Heilmittel der Sünde gewährt hat. Daniel Dan 34 9 24 28 Im zweiten Teil des Verses werden die Güter angegeben, welche uns nach Tilgung der Sünden zuteil werden sollen: dass der Zustand eintritt, den Gott wünscht und nach dem die Menschen ihr Leben einrichten sollen. Jene Heiligkeit wird herrschen, welche bei den Propheten beständig als Merkmal des Messianischen Reiches beschrieben wird, und diese neue und heilige Ordnung wird ewig dauern, das Messianische Reich wird nicht infolge der Sünden aufhören, wie das alte gemäß der Verheißung [Hos 2,19]. Fast nirgends sprechen die Propheten von dem Messianischen Reiche, ohne mit ausdrücklichen Worten oder durch Symbole jene Heiligkeit zu preisen. Vergl. [Ps 71; Jes 11,9; Jes 12,1-6; Jes 54,10; Jes 60,13; Jes 65,17ff; Jer 9,13; Mi 7,14; Zef 3,13-20]. Hierher gehören auch alle Stellen, in denen von dem geistigen Charakter des neuen Gottesreiches die Rede ist. Daniel Dan 34 9 24 29 Hebr.: Und damit versiegelt werde Gesicht und Propheten. Die Erklärer geben eine doppelte Auslegung. Die einen: Durch die Erfüllung wird die von den Propheten ausgegangene Weissagung als göttlich bewiesen und besiegelt. (Clem. Alex. m. Tertull., Hip., Polychron., Ephr.) Andere erklären: Die Prophezeiung wird ein Ende nehmen (Afrik., Aug., Chrys., Basil.), Eus. Theodor u.a. vereinigen beides. In der Tat bestätigt die Erfüllung die Göttlichkeit der Prophezeiungen des A. B. und andererseits hören diese, da sie das neue Gottesreich voraus verkünden, mit dem Eintritt desselben auf. Indes ist doch die an erster Stelle angeführte Erklärung vorzuziehen: denn im Messianischen Reiche werden Gesichte und Prophezeiungen nicht aufhören, sondern vielmehr alle Gnadengaben in Fülle gespendet werden, wie [Joel 2,28] verkündet. Besiegeln bedeutet ferner auch wirklich einem Schreiben die höchste Glaubwürdigkeit verschaffen, vergl. [1Kön 21,8; Est 8,8]; die Erfüllung aber ist für die Menschen das göttliche Siegel für die Prophezeiungen, die Botschaften und Briefe von Gott. Dass aber die Geistgaben gehemmt werden, Gesicht und Prophezeiung wie die Sünde gehemmt wird, wer möchte dies sagen? Daniel Dan 34 9 24 30 Dritte Verheißung. Hebr.: Dass das Allerheiligste gesalbt werde. Die Erhörung entspricht in allem der Bitte Daniels. Er hat den Herrn angefleht nicht zu zögern, alsbald wird der Engel zu ihm gesendet, ihm Gottes Absichten kundzutun. Er hat gefleht, es möchte die Sünde nachgelassen werden, und es wird ihm Nachlass und Sühnung der Sünden verheißen und die Herbeiführung ewiger Gerechtigkeit versprochen. Er hat gebeten, es möchte die Weissagung des Propheten Jeremias, dass die Verwüstung aufhören solle, erfüllt werden, und es wird ihm die Erfüllung alter Gesichte und Prophezeiungen verheißen. Eines ist noch übrig: Er hat zu Gott gefleht, er möchte seinen Zorn von der Stadt Gottes und seinem heiligen Berge wenden. (V. 16, 17, 20) Alle übrigen Bitten sind weit über das hinaus gewährt, was sie erflehten, so muss Gott auch die Bitte um die Wiederherstellung des Heiligtums in vorzüglicher Weise erhören. Demgemäß wird Daniel verheißen, dass eine ganz heilige Wohnung Gottes bestehen soll, mit seinem Geiste erfüllt und geweiht, die in sich auf das vollkommenste zum Ausdruck bringt, wovon das alte Heiligtum Bild und Schatten gewesen. Ist im Vorhergehenden jedes neue Glied der Verheißung eine Steigerung des vorausgehenden gewesen, so muss das letzte alle in sich begreifen und zur höchsten Vollendung führen. Diese Prophezeiung ruft alle jene Verheißungen wach, in denen dies ganze neue Gottesreich so bezeichnet wird, wie im A. B. nur das Allerheiligste. [Jes 4,5; Jer 3,17; Ez 37,26.27] und [Ez 43,12] Doch von wem soll der heiligste Tempel, der Wohnsitz Gottes, gesalbt werden? Das Heiligtum des Alten Bundes wird auf Gottes Befehl von Moses, dem Diener Gottes, gesalbt und geweiht [Ez 30,25ff; Ez 40,9; Lev 8,10]; im Neuen Bunde ist es Gott selbst, sein Geist, der salbt. Doch wo haben wir diese neue und hochheilige Wohnung Gottes zu suchen? Wenn wir [Ps 44,8; Jes 61,1] alles, was die früheren Propheten vom neuen Heiligtum Gottes verkündet haben, erwägen und die Erfüllung selbst im Neuen Bunde ins Auge fassen, so ist jenes Allerheiligste, das Gott selbst salbt, die Kirche Christi, der mystische Leib mit seinem Haupte, das Christus ist, Christus selbst, insofern er die Kirche als seinen mystischen Leib sich bildet. Die Kirche ist die Wohnung Gottes unter den Menschen [2Kor 6,16], sie der Tempel, den der Messias Jahve bauen soll [Sach 6,13], sie das Haus, das der wahre Salomon, um das Vorbild Salomons in sich zu erfüllen, dem Namen des Herrn bauen wird. [2Sam 7,13] In diesem Tempel Gottes, dem mystischen Leibe Christi, werden den Menschen jene Güter zuteil, welche vom Engel zuvor aufgezählt sind: Der Frevel wird getilgt usw. Christus ist, da in ihm die Gottheit leiblich wohnte, in seiner heiligsten Menschheit durch dieselbe gesalbt; was dem Haupte geschehen, muss auch den Gliedern in ihnen angemessener Weise durch ihn zuteilwerden. Er ist das Haupt, wir die Glieder; er der Weinstock, wir die Reben; er das Fundament, wir der heilige Tempel Gottes [Eph 2,21.22]; er der Bräutigam, die Gläubigen die Braut. So wird den Geschöpfen durch ihre Vereinigung mit Christus auch eine gewisse Heiligkeit und Salbung und akzidentelle Einwohnung Gottes zuteil. Das Allerheiligste (der Allerheiligste) ist also Christus, wie fast alle heiligen Väter und katholischen Erklärer diese Stelle erklären, Christus, der durch die Gottheit gesalbt und geweiht ist als heiligster Hoherpriester, König, Gesetzgeber, Lehrer und Erlöser. Indes nicht von Christus allein und ausschließlich ist hier die Rede, wie bereits gesagt ward, denn wie würde sonst das Gebet Daniels mit der Erhörung übereinstimmen? Er bittet um Wiederherstellung des Tempels, eine Bitte, deren Erfüllung nicht in Christus allein voll ist. Weiter würde die Aufzählung der Güter im letzten Gliede ohne Ordnung sein, dass nicht die Zeitfolge diese bildet, ist klar; und die Salbung Christi allein ist in sich die bewirkende und verdienstliche Ursache jener Güter, die Ursache aber kann nicht nach den Wirkungen, die sie hervorbringt, und in gleicher Linie mit den Wirkungen genannt werden. Dazu kommt, dass in diesem Verse keine bloße Aufzählung geboten, sondern die Zeit bestimmt wird, zu der oder vielmehr bis zu welcher diese Wirkungen geschaffen werden sollen. Mithin kann nicht das, was Ursache und Bedingung von allem ist, an die letzte Stelle gesetzt und in gleicher grammatischer Form als eine durch die andere fortgesetzte Wirkung hingestellt werden. In der Kirche ist die Prophezeiung vollkommen erfüllt. Sie ist in der siebzigsten Jahrwoche gesalbt worden, sie ist ins Leben gerufen, wie die übrigen Gnaden, welche aufgezählt werden, sie ist gleichsam die Schatzkammer, in welcher jene anderen Gaben für die Menschen bewahrt und durch welche jene den einzelnen zuteil werden. Durch die Kirche wird das Werk der Erlösung zu Ende geführt, da durch sie die Früchte derselben allen Geschlechtern zuteil werden. Auch der Ausdruck Kodesch kodaschim, das Allerheiligste, kann ja direkt und unmittelbar nicht auf eine Person bezogen werden, da er stets nur von Dingen angewendet wird, die Gott in besonderer Weise geheiligt werden, sondern muss, wie aus [Ez 43,12] und [Ez 45,3] u.a. Stellen erhellt, von einem heiligen Tempel verstanden werden, der zur Zeit des Messias zur Wohnung Gottes geweiht wird, einem Tempel, der, wie Zacharias später verkündete vom Messias selbst errichtet wird. [Dan 6,13] Daniel Dan 34 9 25 Scito ergo, et animadverte: Ab exitu sermonis, ut iterum ædificetur Jerusalem, usque ad Christum ducem, hebdomades septem, et hebdomades sexaginta duæ erunt: et rursum ædificabitur platea, et muri in angustia temporum. Wisse daher und merke:³¹ Von der Zeit an, da der Ausspruch erfolgt,³² dass Jerusalem wieder aufgebaut werden soll, bis auf Christus, den Fürsten, werden sieben Wochen sein und zweiundsechzig Wochen³³ und Straßen und Mauern werden wieder gebaut werden in bedrängter Zeit.³⁴ Daniel Dan 34 9 25 31 Diese Mahnung weist auf die Wichtigkeit der weiteren Erklärung hin, die sich, wie schon die Verteilung der siebzig Jahrwochen zeigt, eng an V. 24 anschließt. Daniel Dan 34 9 25 32 Nicht die gleiche Verheißung wie V. 23, da diese Messianische Güter betrifft. Auch auf die Prophezeiungen anderer Propheten kann das Wort sich nicht beziehen, da keine Andeutung gegeben wird, auf welche von diesen die Worte gehen sollten. Es ist also von der Zukunft zu verstehen. Der Ausdruck: Ein Wort geht aus: wird häufig von den göttlichen Verheißungen gesagt, wie [Jes 45,23] und [Jes 48,3; Ez 33,30]. Der Zeitpunkt, von dem aus zu rechnen ist, ist also der Augenblick, in dem klar und deutlich ein Befehl gegeben wird, die Stadt zu bauen. Ob dieses Wort von Gott selbst ausgehen soll oder ob Gott seinen Willen durch einen König kundtun wird, dem die Juden unterworfen sind, oder auf andere Weise, wird hier nicht gesagt. Nur die Mahnung wird gegeben, auf die Zeit zu achten, wo dies geschieht. Wie also Daniel und seine Zeitgenossen auf diesen Zeitpunkt warten mussten, so müssen wir aus der Geschichte feststellen, wann der Befehl ergangen ist. Es kann dies nicht das Dekret des Cyrus sein, da in diesem nur vom Tempel, nicht von der Stadt die Rede ist. Einzig in Frage kommt das siebte und das zwanzigste Jahr des Artaxerxes. [Esra 7; Neh 2,7-9] Im letztgenannten Jahre ward die Erlaubnis sicher erteilt, doch auch im siebten Jahre, wie diese selbst und das Vorgehen Esdras und Nehemias zeigt. Vergl. [Esra 9; Neh 1,3ff; Neh 2,3] Der Bau ward begonnen, die Mauer errichtet und Tore eingesetzt, doch alsdann das Werk wieder gestört. (Bedrängte Zeit.) Da Xerxes im Jahre 465 getötet ward, fällt das siebte Jahr des Artaxerxes wahrscheinlich in das Jahr 457, wenn Esdras die bei den Persern gebräuchliche Zählung anwendet. Demnach ist das siebte Jahr das 299. nach Erbauung der Stadt, neunundsechzig Wochen oder vierhundertdreiundachtzig Jahre waren im Jahre 782 nach Gründung der Stadt Rom, also im Jahre 29 unserer Zeitrechnung um; da nicht feststeht, wann Christus geboren ward, lässt sich nicht alles ohne Gefahr eines kleinen Irrtums bestimmen. Fügen wir zu 457 v. Chr. 483 Jahre hinzu, so ergibt sich das Jahr 26. Nach einigen ward der Heiland im Jahre 29 unsrer Zeitrechnung, nach anderen im Jahre 26 getauft. Viele unter den Älteren wie manche unter den Neueren beginnen die Zählung mit dem zwanzigsten Jahre des Artaxerxes und dem [Neh 2,5-8] erwähnten Dekrete. (Afrik., Chrysost., Isidor. Pelus., Albert d. Gr.) Alle Väter fassen die Stelle von Christus. Daniel Dan 34 9 25 33 Wie schon in V. 24 gezeigt ist, handelt es sich um Messianische Güter. Demgemäß und nach anderen Prophezeiungen soll in der siebzigsten Jahrwoche die Messianische Zeit erscheinen; mithin ist der Gesalbte der Stifter des neuen Gottesreiches, der Messiaskönig. Die siebzig Jahre werden so in drei Teile geteilt, dass jedem Teil ein bestimmtes Ereignis zugeschrieben wird: V. 27 in einer Woche Festigung des Bundes, nach zweiundsechzig Wochen soll der Gesalbte getötet werden (V. 26) demnach bleibt für die Zeit von sieben Wochen nur noch der Wiederaufbau der Straßen und Mauern. Auf die sieben Jahreswochen folgen zweiundsechzig, an deren Beschluss der Gesalbte getötet wird. Diese Einteilung entspricht auch dem Verse 24, in dem die Messianischen Güter für die siebzig Wochen verheißen werden, Güter, welche doch vom Messias gebracht werden. Nach dem Masoreth. Texte kann es freilich zweifelhaft sein, ob die zweiundsechzig Wochen zu der vorausgehenden Satzhälfte gehören oder zu der folgenden, aber da die syrische Übersetzung unsere Teilung andeutet und Theodotio mit Vulgata übereinstimmt, hatte wohl der hebräische Text ursprünglich die rechte Teilung. Doch ist der Gesalbte der Messias? Aus den Voraussagungen der übrigen Propheten sind zwei Dinge klar: Es wird ein Sohn Davids kommen, der Davids Thron auf ewig festigt, der Sprosse des Herrn, der gerechte Sprosse, der in Recht und Gerechtigkeit herrschen wird, dessen Herrschaft ewig dauert, der der vom Herrn erweckte Hirt ist. [Ps 71; Ps 109; Jes 4,2; Jes 9,6.7; Jes 11,1ff; Jer 23,5; Jer 33,16; Ez 34,23; Hos 3,5; Am 9,11; Mi 5,2] Sodann: Nach dem Untergang des Reiches, der Zerstörung der Stadt und der Wegführung des Volkes wird kein theokratischer König mehr sein als der Messias. [Jer 22,30; Ez 17,22] und [Ez 21,25-27] Auch andere Propheten deuten dies zur Genüge an: [Hos 3,3; Am 9,11; Jes 42,1ff; Jes 49,1ff; Jes 59,20Jes 61; Mi 2,12-13; Jer 31,22] u.a. Diese Prophezeiungen waren bekannt. Wie also Daniel denselben in V. 24 Ausdruck gibt, so redet er denselben gemäß auch in V. 25. Da er also den Gesalbten nennt und ihn dazu als Fürsten beschreibt, kann nach den früheren Prophezeiungen kein anderer verstanden werden, als der, welcher gesalbter und Herrscher mit vorzüglichem Rechte heißt, der Messiaskönig (wie die syrische Übersetzung gut wiedergibt); da auch von den Priestern das Wort Gesalbter gebraucht wird [Lev 4,3.5.16; Lev 6,15], kann auch diese Würde noch mitverstanden werden [Ps 109], umso mehr, als sich der Messias am Kreuze selbst opferte und durch sein Opfer den Opfern des Alten Bundes ein Ende machte. Daniel Dan 34 9 25 34 Durch neunundvierzig Jahre soll Jerusalem wieder aufgebaut werden, also bis zum Jahre 408 etwa. Sichere Zeugnisse, ob es so geschehen ist, fehlen, doch lässt sich aus den vorhandenen die Ausführung schließen. Esdras kehrte um 457 nach Judäa zurück, dreizehn Jahre später kam Nehemias, der durch zwölf Jahre in Juda Führer war [Neh 5,14; Neh 13,6] und dann zu Artaxerxes zurückkehrte, doch später wieder nach Judäa kam. Daniel Dan 34 9 26 Et post hebdomades sexaginta duas occidetur Christus: et non erit ejus populus, qui eum negaturus est. Et civitatem, et sanctuarium dissipabit populus cum duce venturo: et finis ejus vastitas, et post finem belli statuta desolatio. Und nach den zweiundsechzig Wochen³⁵ wird Christus getötet werden³⁶ und sein Volk, das ihn verleugnen wird, wird nicht mehr sein.³⁷ Und ein Volk wird mit einem heranziehenden Fürsten Stadt und Heiligtum zerstören,³⁸ ihr Ende³⁹ wird Verwüstung⁴⁰ sein und Verwüstung ist verhängt nach Beendigung des Krieges.⁴¹ Daniel Dan 34 9 26 35 Der Seher erklärt jetzt, was nach den zweiundsechzig Wochen geschehen soll, zugleich durch die Wiederholung von zweiundsechzig andeutend, dass die sieben Wochen sich auf den Aufbau Jerusalems beziehen. Daniel Dan 34 9 26 36 Hebr.: Maschiach, also der in V. 25 als gesalbter Fürst mit demselben Worte Bezeichnete. Von diesem also sagt Daniel voraus, was Isaias von dem Knechte Gottes. [Jes 53] Der Tod wird als ein gewaltsamer bezeichnet und zwar für schwere Vergehen, wie das hebräische Wort für er soll ausgerottet werden andeutet. [Gen 17,4] u.a. Dass diese Voraussagung an Christus in Erfüllung ging, der 483 nach dem Ausgange des Befehles (im siebten Jahre des Artaxerxes), also um 26 n. Chr. den Tod erlitt, bestreitet niemand. In der alten lateinischen Übersetzung vor Hieron. war übersetzt: exterminabitur unctio (oder interibit chrisma) Theodotio hat: . Daher haben einige griechische und lateinische Väter dies Versglied nicht von Christus erklärt, anders als Ephr., Hier., Aug., Beda. Jene anderen Väter verstanden die Worte vom Aufhören des Priestertums des Alten Bundes oder von der Zerstörung des Tempels und des jüdischen Reiches. Daniel Dan 34 9 26 37 Zwei Folgen des Todes Christi werden angegeben: Nicht er wird untergehen, sondern Stadt und Heiligtum. Hebr.: Nicht ist etwas für ihn und Stadt und Heiligtum wird verwüsten das Volk eines heranrückenden Fürsten. Die Worte: das ihm verleugnen wird stammen nicht vom heiligen Hieronymus, sondern sind später in den Text eingesetzt. Und nicht ihm, was aber? Das vorhergehende Verbum ist zu ergänzen: Nicht ihm wird Verderben daraus entstehen (hat er sich doch durch seinen Tod ewige Herrlichkeit erworben). Diese Erklärung findet in [Jes 53] ihre Bestätigung durch den Übergang von V. 3-9 zu 10.11. Auch [Ex 22,2] hebr. kommt die hier gebrauchte Wendung vor, wo ausrotten zu ergänzen ist. In der Tat ist es wenig glaublich, dass die Prophezeiung bei dem Tode Christi stehen bleiben sollte. Daniel Dan 34 9 26 38 In dem Weissagungen der Propheten pflegen zeitlich weit auseinander liegende, aber innerlich verbundene Dinge miteinander eng verbunden zu werden. Demnach folgt aus dieser Prophezeiung in keiner Weise, dass die Zerstörung der Stadt und des Heiligtums in die gleiche Zeit fällt wie der Tod des Messias, sondern es genügt, wie Beda schon bemerkt, dass eines die Ursache des anderen ist. Das heranziehende Volk (Heer) sind, wie die Erfüllung zeigt, die Römer. (Tertull., Athanas., Polychr., Isid. Pelus., Beda) Daniel Dan 34 9 26 39 Ihr Ende: Der Sache, um die es sich handelt, also der Stadt und des Tempels. Daniel Dan 34 9 26 40 Hebr.: In Überflutung. Bild der Kriegsfurie. Daniel Dan 34 9 26 41 Der jüdische Staat wird sich aus diesem Sturze nie erheben. Hebr.: Und bis zum Ende findet Kampf und beschlossene Verwüstung statt. Es ist von Gott beschlossen, dass Tempel und Stadt zerstört werden und es auf immer bleiben. (Religionswesen und Staat.) Daniel Dan 34 9 27 Confirmabit autem pactum multis hebdomada una: et in dimidio hebdomadis deficiet hostia et sacrificium: et erit in templo abominatio desolationis: et usque ad consummationem et finem perseverabit desolatio. Aber eine Woche wird für viele den Bund festigen⁴² und in der Mitte der Woche wird Schlachtopfer und Speiseopfer aufhören,⁴³ im Tempel wird der Greuel der Verwüstung sein⁴⁴ und bis zur Vollendung und zum Ende die Verödung dauern.⁴⁵ Daniel Dan 34 9 27 42 Es ist jetzt ausdrücklich von der siebzigsten Woche die Rede. Die Güter derselben werden mit recht ein Bund genannt und deren Darbietung eine Bestätigung des Bundes, sind sie doch von Gott verheißen. Dem Abraham verhieß Gott, in ihm alle Völker zu segnen, kraft dieses Bundes ward der Bund am Sinai geschlossen, der ein Vorspiel der verheißenen Güter war. Auch [Hos 2,18; Jer 31,31ff] nennen die Erneuerung des Gottesreiches und die Messianischen Güter Bund, neuen Bund, ja der Messias wird von Isaias vorgestellt als dem Volke zum Bunde zu geben [Jes 49,8]; ähnlich [Ez 37,26] u.a. Die Bekräftigung des Bundes ist also die Stiftung des Messianischen Reiches. (Ephr., Euseb., Basil.) Dies Bündnis wird bekräftigt, weil es nie aufhört. Es ist nicht selten, dass das, was in der Zeit geschieht, als von der Zeit geschehend dargestellt wird; vergl. [Ijob 3,3.10; Ijob 30,1.17]. In dieser Zeit wurden die Messianischen Güter gespendet, der Zugang zu ihnen eröffnet. Zu bemerken ist, dass einige heilige Väter (Iren., Hippol., Afrik., Viktorin., Hilar., Ambros.) die letzte Woche vom Antichrist verstehen, sie von den übrigen trennend. Daniel Dan 34 9 27 43 Die blutigen und unblutigen Opfer des Alten Bundes. Die siebzigste Woche beginnt mit der Taufe Christi, das öffentliche Leben das Herrn umfasst etwa dreieinhalb Jahre (vier Paschafeste). Das erste [Joh 2,13], das zweite [Lk 6,1], das dritte [Joh 6,4] und [Lk 9,10], das vierte ist das Osterfest des Leidens, der Tod Christi, welcher den Alten Bund aufhebt [Röm 7,4], fällt also wirklich in die Mitte der Woche. Daniel Dan 34 9 27 44 Wie in V. 26 an den Tod des Messias die Zerstörung von Stadt und Tempel angeschlossen wird, welche die Folge desselben sind, so wird hier der Abschaffung der alten Opfer die Zerstörung des Tempels und seine Vernichtung auf ewig beigefügt. Ist der einzige Ort, wo die Opfer statthaft waren, nicht mehr vorhanden, so ist es jedem klar, dass auch die Opfer selbst abgeschafft sind. Die Greuel sind die von den Zeloten verübten Frevel und die Aufstellung von Götzenbildern im Tempel durch die Römer, wie die Schändung derselben. (Ephr., Theod.) Daniel Dan 34 9 27 45 Wie V. 26. Die Abschaffung der Opfer soll auch durch die ewig dauernde Zerstörung des Tempels vor Augen gestellt werden. Der Masor. Text ist (wenn er nicht verdorben ist) in gleichem Sinne zu erklären. Christus selbst bezieht sich auf die vorliegende Prophezeiung. [Dan 9,27; Mt 24,15; Mk 13,14] Daniel Dan 34 9 3 Et posui faciem meam ad Dominum Deum meum rogare et deprecari in jejuniis, sacco, et cinere. Da wendete sich mein Angesicht zu dem Herrn, meinem Gott, ihn mit Fasten, in Sack und Asche zu bitten und anzuflehen.⁴ [Neh 9,1] Daniel Dan 34 9 3 4 Hebr.: Um unter (durch) Fasten und in Sack und Asche (das rechte) Gebet und Flehen zu finden. Wir müssen also Gott auch um das bitten, was er versprochen zu geben, die Verheißung Gottes macht den Propheten nicht lässig, sondern spornt ihn zum Gebete an. Ob nicht vielleicht auch die Furcht ihn anwandelt, das Volk könne durch seine Sünden die Erfüllung verschieben lassen? Daniel Dan 34 9 4 Et oravi Dominum Deum meum, et confessus sum, et dixi: Obsecro Domine Deus magne et terribilis, custodiens pactum, et misericordiam diligentibus te, et custodientibus mandata tua. Und ich betete zu dem Herrn, meinem Gott, und bekannte und sprach:⁵ Ach, Herr, du großer und furchtbarer Gott!⁶ der du Bund und Barmherzigkeit denen bewahrst, die dich lieben und deine Gebote halten; [Neh 1,5] Daniel Dan 34 9 4 5 Daniel erinnert an Baruch [Bar 2,15ff], wie er auch an anderen Stellen die Psalmen vor Augen hat und Sätze aus dem Pentateuch und Jeremias einflicht. Daniel Dan 34 9 4 6 [Dtn 7,21.9] u.a. [1Kön 8,23] Als groß und schrecklich haben die Verbannten Gott kennen gelernt, daher müssen sie bekennen, dass sie gesündigt, doch Gottes Barmherzigkeit weckt in ihnen die Hoffnung auf Vergebung. Daniel Dan 34 9 5 Peccavimus, iniquitatem fecimus, impie egimus, et recessimus: et declinavimus a mandatis tuis, ac judiciis. wir haben gesündigt, wir haben Unrecht getan, gottlos gehandelt und sind abtrünnig geworden,⁷ wir sind abgefallen von deinen Geboten und Rechten. [Bar 1,17] Daniel Dan 34 9 5 7 Hebr.: Haben uns aufgelehnt. Daniel Dan 34 9 6 Non obedivimus servis tuis prophetis, qui locuti sunt in nomine tuo regibus nostris, principibus nostris, patribus nostris, omnique populo terræ. Nicht haben wir deinen Dienern, den Propheten, gehorcht, die in deinem Namen zu unsern Königen, zu unsern Fürsten, zu unsern Vätern und zu dem ganzen Volke des Landes geredet haben. Daniel Dan 34 9 7 Tibi Domine justitia: nobis autem confusio faciei, sicut est hodie viro Juda, et habitatoribus Jerusalem, et omni Israel, his qui prope sunt, et his qui procul in universis terris, ad quas ejecisti eos propter iniquitates eorum, in quibus peccaverunt in te. Dein, o Herr! ist die Gerechtigkeit, uns aber gebührt Beschämung des Angesichts, wie heute den Männern von Juda, den Bewohnern von Jerusalem und ganz Israel widerfährt, sowohl denen, welche nahe, wie denen, welche fern sind in allen Ländern, in welche du sie um ihrer Verschuldungen willen verstoßen, durch welche sie sich wider dich vergangen haben. Daniel Dan 34 9 8 Domine nobis confusio faciei, regibus nostris, principibus nostris, et patribus nostris, qui peccaverunt. Herr! uns, unseren Königen, unsern Fürsten, unsern Vätern gebührt Beschämung des Angesichts, denn wir haben gesündigt.⁸ Daniel Dan 34 9 8 8 Sie bekennen die Schuld des Volkes, an der auch sie Anteil haben. Daniel Dan 34 9 9 Tibi autem Domino Deo nostro misericordia, et propitiatio, quia recessimus a te: Dein aber, unseres Herrn und Gottes, ist Erbarmen und Vergebung, denn wir sind von dir abgefallen⁹ Daniel Dan 34 9 9 9 Hebr.: Haben uns aufgelehnt. Daniel Dan 34 0 1 4. Prophezeiungen über das dritte Reich. (10,1 12,13) a. Umstände und Weise der Erscheinung des Engels. (V. 11) b. Der Engel tröstet den Propheten. (10,12 11,1) Daniel Dan 34 10 1 Anno tertio Cyri regis Persarum, verbum revelatum est Danieli cognomento Baltassar, et verbum verum, et fortitudo magna: intellexitque sermonem: intelligentia enim est opus in visione. Im dritten Jahre des Cyrus, des Königs von Persien,¹ ward dem Daniel, dessen Zuname Baltassar ist,² ein Ausspruch geoffenbart und der Ausspruch ist wahrhaft und deutet auf große Mühsal,³ und er verstand den Ausspruch, denn Verständnis ist bei dem Gesichte notwendig.⁴ Daniel Dan 34 10 1 1 Im ersten Jahre des Cyrus ward den Juden die Erlaubnis zuteil, in ihr Vaterland zurückzukehren. [Esra 1,1] Im zweiten Monate des zweiten Jahres nach ihrer Ankunft wurde der Grund zum Tempel mit großer Feierlichkeit gelegt [Esra 3,8], doch bald hinderten die Feinde die Fortsetzung des Baues. [Esra 4,1ff] Gewiss erfuhr Daniel davon und die schlimmen Nachrichten sind wohl Ursache seiner Trauer. [Dan 10,2.3] Doch warum ist Daniel selbst in Babylon geblieben und nicht mit den übrigen nach Jerusalem gezogen trotz der von Isaias [Jes 48,20; Jes 52,11; Jes 65,11] gegebenen Mahnungen? Er wurde wohl, wie später Nehemias von Artaxerxes, vom Könige zurückgehalten. Gottes Vorsehung ordnete es wohl so, dass er und andere Fromme zurückblieben, damit schon damals einige Auserwählte aus Jakob wie ein Tau des Herrn unter den Heiden weilten. [Mi 5,7] Daniel Dan 34 10 1 2 Diese Einleitung gilt für das Folgende bis [Dan 12,13]. Der Prophet will sich als derselbe bezeichnen, von dem zuvor die Rede war. Passend sind beide Namen genannt, da im Folgenden ebenso von den Heiden wie vom auserwählten Gottesvolke die Rede ist. Daniel Dan 34 10 1 3 Der Ausspruch ist wahrhaft anders als die Reden der falschen Propheten, welche auch während des Exils auftraten [Jer 29,8ff15; Ez 13,1-23]. Und enthält harte und große Beschwerlichkeiten. Daniel Dan 34 10 1 4 Hebr.: Er hatte acht auf die Offenbarung und merkte auf das Gesicht. Die Treue der Wiedergabe wird betont. Andere erklären: Es ward ihm vom Engel das Verständnis (im Gesichte selbst) gegeben. Daniel Dan 34 10 10 Et ecce manus tetigit me, et erexit me super genua mea, et super articulos manuum mearum. Da siehe, berührte eine Hand mich¹⁶ und stellte mich auf meine Knie und auf meine Handgelenke.¹⁷ Daniel Dan 34 10 10 16 Wessen, kann er, da er ohnmächtig ist, nicht wahrnehmen. Daniel Dan 34 10 10 17 Handflächen. Daniel richtet sich allmählich auf. Daniel Dan 34 10 11 Et dixit ad me: Daniel vir desideriorum, intellige verba, quæ ego loquor ad te, et sta in gradu tuo: nunc enim sum missus ad te. Cumque dixisset mihi sermonem istum, steti tremens. Dann sprach er zu mir: Daniel, du Mann des höchsten Wohlgefallens!¹⁸ Vernimm die Worte, welche ich zu dir spreche, und richte dich auf,¹⁹ denn ich bin jetzt zu dir gesandt. Als er diese Worte zu mir sprach, richtete ich mich zitternd auf. Daniel Dan 34 10 11 18 Diese Anrede ist die gleiche wie [Dan 9,23], weshalb in dem Engel Gabriel zu vermuten ist. Daniel Dan 34 10 11 19 Der Schrecken wird ihm benommen. Doch er soll die Botschaft mit Ehrfurcht stehend anhören. Daniel Dan 34 10 12 Et ait ad me: Noli metuere Daniel: quia ex die primo, quo posuisti cor tuum ad intelligendum ut te affligeres in conspectu Dei tui, exaudita sunt verba tua: et ego veni propter sermones tuos. Er aber sprach zu mir: Fürchte dich nicht, Daniel! denn vom ersten Tage an, da dein Herz nach Einsicht²⁰ verlangte und du dich kasteitest²¹ vor dem Angesichte deines Gottes, sind deine Worte erhört worden und ich bin um deiner Worte willen gekommen. Daniel Dan 34 10 12 20 Welches der Wille Gottes, wozu seine Vorsehung die Bedrängnis im Heiligen Lande verhängt, und ob etwa die Sünden der Heimgekehrten die Ursache seien. Daniel Dan 34 10 12 21 Wirksamkeit des mit Kasteiung verbundenen Gebetes. Vergl. [Tob 12,8]. Wohl ward Daniel alsbald erhört, doch der Engel nicht alsbald gesendet, damit Daniel noch mehr erflehte und noch mehr zu hören verdiente. (Hier.) Daniel Dan 34 10 13 Princeps autem regni Persarum restitit mihi viginti et uno diebus: et ecce Michael unus de principibus primis venit in adjutorium meum, et ego remansi ibi juxta regem Persarum. Aber der Fürst des persischen Reiches²² widerstand mir einundzwanzig Tage und siehe, Michael, einer der vornehmsten Fürsten,²³ kam mir zur Hilfe und ich blieb daselbst bei dem Könige von Persien.²⁴ Daniel Dan 34 10 13 22 Ein guter Engel, ein Schutzengel wie V. 21 und [Dan 12,1]. Also auch die Reiche haben ihren Schutzengel. So schützte das Volk Israel in Ägypten und in der Wüste der Engel Gottes, der Josue erscheint [Jos 5,14], ein Engel, ein Fürst des Heeres Gottes; im Lager der Assyrier tötet ein Engel [2Kön 19,35] das Heer 185000 Mann. Auch die einzelnen Menschen werden von Engeln geschützt, so Loth in Sodoma. Jakob sieht die Engel zum Himmel hinauf- und zur Erde heruntersteigen als Boten zwischen Gott und Menschen, Balaam wird von einem Engel belehrt, Isaias wird durch die Vermittlung eines Engels frei von Sünden usw. Auch Daniel zeigt uns Gott [Dan 7,10] umgeben von Tausenden von Engeln, die ihm dienen, die also seine Absichten bei den Menschen ausführen. Ein jeder Schutzengel eines Reiches sucht das Beste des ihm anvertrauten Reiches zu fördern und in dieser Weise ist der Widerstand zu erklären. Menschen und Reiche haben verschiedene Verdienste und Verschuldungen, nach denen bald der eine erhoben wird, bald der andere. Doch was Gott hierin beschlossen hat, können die Engel nur so weit erkennen als Gott es ihnen offenbart, weshalb sie Gottes Weisheit befragen müssen. Wo also die Verdienste einander entgegengesetzt sind, befragen sie den göttlichen Willen und so widerstehen sie einander: nicht, dass ihre Willen einander entgegengesetzt sind, denn sie wollen nur, dass Gottes Wille erfüllt werde, sondern weil die Dinge, über welche sie Gott befragen, einander widerstreben. (Thom., ähnlich Greg. d. Gr.) Da jeder Engel das beste des ihm anvertrauten Volkes will, hat Gabriel wohl Gott gebeten, die Juden möchten in ihr Vaterland zurückkehren, der Engel der Perser aber wünschte, sie möchten bleiben, damit die Perser durch sie den wahren Gott erkannten. Daniel Dan 34 10 13 23 Zugleich mit dem hier auftretenden Engel nimmt sich Michael, einer der höchsten Engel, der Juden an. Da Michael durch ein solches Beiwort ausgezeichnet wird, muss eine hierarchische Ordnung unter den Engeln bestehen. Daniel Dan 34 10 13 24 Der Masorethische Text, den der heilige Hieronymus wiedergibt, bietet in V. 12, V. 13 viel Schwierigkeiten. Das Gebet Daniels ist nach dem Zeugnis des Engels schon am ersten Tage des Betens und Fastens erhört worden; dies weiß der Engel und der Wille Gottes ist bekannt. Wie also kann der andere Engel noch widerstehen? Was erreicht ferner der erste Egel durch seinen Sieg, da doch das Werk des Herrn zur Zeit des Cyrus unterbrochen ward [Esra 4,5] und unterbrochen blieb bis zum zweiten Jahre des Königs Darius? [Esra 4,24] Was also bedeutet der Kampf? Es ist nicht leicht zu sagen. Sept. und Theodotion lesen: Und ich habe ihn dort gelassen mit dem Feldherrn des Königs der Perser. Daniel Dan 34 10 14 Veni autem ut docerem te quæ ventura sunt populo tuo in novissimis diebus, quoniam adhuc visio in dies. So bin ich nun gekommen, dich zu belehren, was in der Zukunft²⁵ deinem Volke begegnen wird, denn auf diese Tage geht das Gesicht noch.²⁶ Daniel Dan 34 10 14 25 Bis zur Zeit des Messias, diese eingeschlossen. Vergl. [Dan 2,28]. Daniel Dan 34 10 14 26 Wie [Dan 7,8], dies schon davon handeln. Daniel Dan 34 10 15 Cumque loqueretur mihi hujuscemodi verbis, dejeci vultum meum ad terram, et tacui. Als er solche Worte zu mir redete, richtete ich meinen Blick zur Erde nieder und schwieg.²⁷ Daniel Dan 34 10 15 27 Zeichen der Ehrfurcht. Daniel Dan 34 10 16 Et ecce quasi similitudo filii hominis tetigit labia mea: et aperiens os meum locutus sum, et dixi ad eum, qui stabat contra me: Domine mi, in visione tua dissolutæ sunt compages meæ, et nihil in me remansit virium. Da siehe, berührte einer, dessen Gestalt der eines Menschen gleich war, meine Lippen²⁸ und ich tat meinen Mund auf und redete und sprach zu dem, der vor mir stand: O Herr! bei deinem Erscheinen sind meine Gelenke aus ihrer Fügung getreten, und alle ihre Kraft ist von mir gewichen. [Jes 6,7] Daniel Dan 34 10 16 28 Um mit dem Engel zu reden und Weissagungen zu empfangen, bedarf Daniel höherer Hilfe. Diese gewährt ihm der Engel, wie V. 18, 19 zeigen. Daniel Dan 34 10 17 Et quomodo poterit servus Domini mei loqui cum Domino meo? nihil enim in me remansit virium, sed et halitus meus intercluditur. Und wie könnte auch der Knecht meines Herrn mit meinem Herrn reden? alle Kraft ist ja von mir gewichen und selbst der Odem bleibt aus. Daniel Dan 34 10 18 Rursum ergo tetigit me quasi visio hominis, et confortavit me, Da berührte mich abermal die einem Menschen ähnliche Erscheinung und stärkte mich Daniel Dan 34 10 19 Et dixit: Noli timere vir desideriorum: pax tibi: confortare, et esto robustus. Cumque loqueretur mecum, convalui, et dixi: Loquere Domine mi, quia confortasti me. und sprach: Fürchte dich nicht,²⁹ du Mann des höchsten Wohlgefallens! Friede sei mit dir,³⁰ sei getrost und guten Muts! Und als er mit mir redete, fühlte ich mich gekräftigt und sprach: Rede, mein Herr! denn du hast mich gekräftigt. Daniel Dan 34 10 19 29 Allmähliche Einwirkung Gottes: Zuerst wird Daniel auf Hände und Knie aufgerichtet (V. 10), dann auf die Füße (V. 11), dann gibt Gott ihm Mut zum Sprechen (V. 16), jetzt benimmt er ihm alle Furcht (V. 19) Wie groß muss der Schrecken gewesen sein, der nur so allmählich weicht! Daniel Dan 34 10 19 30 Der Engel bewirkt auch Frieden im Herzen des Propheten und heißt ihn nicht nur zweimal getrost zu sein, sondern macht ihn auch stark, denn Worte, die vom Himmel kommen, bewirken auch, was sie besagen. Daniel Dan 34 10 2 In diebus illis ego Daniel lugebam trium hebdomadarum diebus. In jenen Tagen war ich Daniel drei Wochen hindurch voll Trauer.⁵ Daniel Dan 34 10 2 5 Daniel trauert, weil die zurückgekehrten Juden so viele Verfolgungen auszustehen haben. Die Zeit ist nach V. 4 der erste Monat, in dem in Judäa das Paschafest gefeiert wird. Ach, es war die Erinnerung an die Befreiung aus Ägypten, aber wiederum ist das Volk im eigenen Lande neuer Knechtschaft ausgesetzt. Daniel Dan 34 10 20 Et ait: Numquid scis quare venerim ad te? Et nunc revertar ut prlier adversum principem Persarum: cum ego egrederer, apparuit princeps Græcorum veniens. Er sprach: Weißt du nicht, warum ich zu dir gekommen bin? Nun aber werde ich zurückkehren, um gegen den Fürsten von Persien zu streiten; als ich ausging, kam der Fürst von Griechenland.³¹ Daniel Dan 34 10 20 31 Nach Mitteilung der Weissagung werde ich zurückkehren, weiter die Sache der Juden gegen den Schutzengel von Persien vertretend. Doch ist mit ihm die Sache geendet, so tritt mir ein anderer Schutzengel, der von Javan, Griechenland, entgegen. Hebr.: Und wenn ich hinausgehe, siehe, so ist schon der Schutzengel von Griechenland (zum Kampfe) gekommen. Auf das Perserreich folgte das griechische, auch unter diesem verheißt der Engel, sich der Sache des Volkes Gottes anzunehmen. Daniel Dan 34 10 21 Verumtamen annuntiabo tibi quod expressum est in scriptura veritatis: et nemo est adjutor meus in omnibus his, nisi Michael princeps vester. Doch will ich dir kundtun, was im Buche der Wahrheit³² aufgezeichnet ist, und niemand steht mir zur Seite bei allem diesem, als Michael, euer Fürst. Daniel Dan 34 10 21 32 Die Ratschlüsse Gottes, welche bei Gott versiegelt ruhen. Vergl. [Dan 7,10; Dtn 32,34; Ps 138,16] Der Erzengel Michael ist in besonderer Weise der Beschützer und Helfer des Volkes Gottes, mit Recht also gilt er als vorzüglichster Schützer und Verteidiger der Kirche, welche die Erbin der Messianischen Güter und dem Alten Bunde gefolgt ist. Michael bringt dem Engel so Hilfe, wie der Engel im ersten Jahre des Darius. [Dan 11,1] Daniel Dan 34 10 3 Panem desiderabilem non comedi, et caro et vinum non introierunt in os meum, sed neque unguento unctus sum: donec complerentur trium hebdomadarum dies. Ich aß köstliche Speisen⁶ nicht und Fleisch und Wein kamen nicht in meinen Mund, auch salbte ich mich nicht, bis die Tage der drei Wochen zu Ende waren.⁷ Daniel Dan 34 10 3 6 Feines Brot. Daniel Dan 34 10 3 7 Die Enthaltung von allen den genannten Dingen und die Abtötung soll sein Flehen wirksam machen und Gott genehmer. Das Fasten wurde oft angewendet, um Gott zum Erbarmen zu bewegen. Vergl. [2Sam 12,10; 2Chr 20,3; Ps 34,13; Ps 68,11; Ps 108,24; Joel 1,14; Joel 2,12.15; Jona 3,5] Unter den Dingen, welche man Gott geloben kann, wird auch das Fasten genannt. [Num 30,14] Daniel Dan 34 10 4 Die autem vigesima et quarta mensis primi eram juxta fluvium magnum, qui est Tigris. Am vierundzwanzigsten Tage des ersten Monats⁸ aber befand ich mich am großen Flusse Tigris.⁹ Daniel Dan 34 10 4 8 Daniel hat das Fasten am dritten Tage des ersten Monats begonnen, vielleicht dass der erste und zweite Tag des Monats auch im Exil als Fasttag galt wie zur Zeit Sauls und Davids. [1Sam 20,18ff; 27.34] Daniel Dan 34 10 4 9 Die späteren Juden beteten gern an Flüssen, vergl. [Apg 16,13], bestand diese Sitte schon zur Zeit Daniels? Gemeint ist der Tigris. Hebr. Ziddaqel, assyr. Diklat oder Idiklat. Daniel Dan 34 10 5 Et levavi oculos meos, et vidi: et ecce vir unus vestitus lineis, et renes ejus accincti auro obrizo: Und als ich meine Augen erhob und schaute, siehe, da war ein Mann in Linnen gekleidet und seine Lenden mit einem Gürtel von feinem Gold umgürtet.¹⁰ Daniel Dan 34 10 5 10 Der Engel wird so beschrieben, dass, wenn er auch dem Aussehen nach ein Mensch war, dennoch Gesicht, Farbe und Stimme etwas Übermenschliches hatten. Er ist wie ein Priester gekleidet, weil er ein Mittleramt übt zwischen Gott und den Menschen. Die weiße Farbe ist zudem Sinnbild der Herrlichkeit und Heiligkeit. Vergl. [Ez 9,2; Mk 16,5; Apg 1,10], der glänzende goldene Gurt ist königlicher Schmuck. Daniel Dan 34 10 6 Et corpus ejus quasi chrysolithus, et facies ejus velut species fulguris, et oculi ejus ut lampas ardens: et brachia ejus, et quæ deorsum sunt usque ad pedes, quasi species æris candentis: et vox sermonum ejus ut vox multitudinis. Sein Leib war wie Chrysolith, sein Angesicht war wie der Blitz anzusehen, seine Augen wie feurige Fackeln, seine Arme und sein Leib bis zu den Füßen abwärts waren wie glühendes Erz anzusehen¹¹ und der Schall seiner Worte war wie das Gebrause einer Heerschar. Daniel Dan 34 10 6 11 Der ganze Engel ist Licht und Glanz, ein Abbild der göttlichen Herrlichkeit. Die Beschreibung schließt sich in mehreren Punkten der Darstellung der Herrlichkeit des Herrn an [Ez 1] und hat viel Ähnlichkeit mit [Offb 1,13-15]. Nicht Gott ist es, der erscheint, sondern ein Engel (V. 11 und 13), vielleicht Gabriel. Daniel Dan 34 10 7 Vidi autem ego Daniel solus visionem: porro viri, qui erant mecum, non viderunt: sed terror nimius irruit super eos, et fugerunt in absconditum. Ich, Daniel, sah das Gesicht allein, die Männer aber, welche bei mir waren, sahen es nicht; doch überfiel sie ein sehr großer Schrecken, so dass sie flohen und sich verbargen.¹² Daniel Dan 34 10 7 12 Vergl. [Apg 9,7; Apg 22,9]. Daniel Dan 34 10 8 Ego autem relictus solus vidi visionem grandem hanc: et non remansit in me fortitudo, sed et species mea immutata est in me, et emarcui, nec habui quidquam virium. So blieb ich allein, als ich dies große Gesicht sah. Es blieb aber keine Kraft in mir und auch mein Aussehen veränderte sich,¹³ ich ward ohnmächtig und meine Kräfte waren dahin. [Dan 8,17] Daniel Dan 34 10 8 13 Hebr.: Meine blühende Farbe verwandelt sich bei mir zum Verblassen. Daniel Dan 34 10 9 Et audivi vocem sermonum ejus: et audiens jacebam consternatus super faciem meam, et vultus meus hærebat terræ. Und ich hörte den Schall seiner Worte,¹⁴ und als ich sie hörte, fiel ich erschrocken¹⁵ auf mein Angesicht und lag mit dem Angesicht am Boden. Daniel Dan 34 10 9 14 Was von der Stimme V. 6 gesagt, ist vorweggenommen, da der Engel jetzt erst redet. Daniel Dan 34 10 9 15 Hebr.: Ohnmächtig. Daniel Dan 34 0 1 c. Die Anfänge des griechischen Reiches. (V. 4) d. Kriege zwischen Ägypten und Syrien. (V. 20) e. Der König-Verfolger. Daniel Dan 34 11 1 Ego autem ab anno primo Darii Medi stabam ut confortaretur, et roboraretur. Ich aber war bei Darius, dem Meder, vom ersten Jahre seiner Regierung an, ihm¹ beizustehen und zu helfen. Daniel Dan 34 11 1 1 Dem Darius oder dem Engel. Die Absicht ist, Darius für das Volk Gottes günstig zu stimmen. Daniel Dan 34 11 10 Filii autem ejus provocabuntur, et congregabunt multitudinem exercituum plurimorum: et veniet properans, et inundans: et revertetur, et concitabitur, et congredietur cum robore ejus. Die Söhne des Königs des Nordens werden erbittert werden und viele und gewaltige Kriegsheere zusammenbringen¹³ und es wird einer daherkommen, eilend und überflutend, er wird wiederkommen und voll Erbitterung gegen die Heeresmacht des Königs des Südens kämpfen.¹⁴ Daniel Dan 34 11 10 13 Die Söhne des Kallinikus waren Seleukus Keraunos und Antiochus der Gr. Vor dem ägyptischen Zuge galt es zuvor, die Herrschaft in Kleinasien sich zu sichern. Hierbei fiel Seleukus und so ist weiterhin nur noch von einem die Rede. V. 10a spricht also nur von der Vorbereitung. Daniel Dan 34 11 10 14 Antiochus eroberte Seleucia am Orontes und besetzte durch den Verrat des Theodotus auch Tyrus und Ptolemais. Alsdann schloss er mit Ägypten einen Waffenstillstand. Doch bald brach der Krieg von neuem los, da Antiochus erkannte, dass die Ägypter nur Zeit zu neuen Rüstungen suchten. Darum 10b hebr.: Er wird den Angriff wieder aufnehmen und (den Krieg) bis zu seiner Feste (tragen). Die Ägypter wurden 218 bei Sidon geschlagen, Antiochus besetzte Phönizien und Palästina und schlug sein Standquartier bei der Festung Gaza auf. Daniel Dan 34 11 11 Et provocatus rex austri egredietur, et pugnabit adversus regem aquilonis, et præparabit multitudinem nimiam, et dabitur multitudo in manu ejus. Dann wird der König des Südens wider den König des Nordens kämpfen, er wird ein sehr großes Heer ausrüsten und das feindliche Heer wird in seine Hand fallen.¹⁵ Daniel Dan 34 11 11 15 Hebr.: Da wird der König des Südens in Erbitterung geraten, ins Feld rücken und mit dem König des Nordens kämpfen. Dieser wird zwar ein großes Heer aufstellen, aber das Heer wird in seine (des Königs von Ägypten) Hand fallen. Ptolemäus lässt sich bewegen, dem Antiochus (gegen seine Gewohnheit) selbst ein Heer entgegenzuführen, 70000 Mann zu Fuß, 5000 zu Pferd und 73 Elefanten. Daniel Dan 34 11 12 Et capiet multitudinem, et exaltabitur cor ejus, et dejiciet multa millia, sed non prævalebit. Er wird viele Feinde gefangen nehmen¹⁶ und sein Herz wird sich erheben, er wird viele Tausende niederwerfen, aber nicht die Oberhand behalten.¹⁷ Daniel Dan 34 11 12 16 Antiochus wurde bei der Stadt Raphia an der Grenze Ägyptens besiegt, verlor sein Heer zum größten Teil und wurde auf der Flucht durch die Wüste selbst gefangen. Daniel Dan 34 11 12 17 Anstatt Antiochus gänzlich zu vernichten und Syrien zu erobern, schloss Ptolemäus Philopator einen Vertrag und gab sich wieder seinem früheren ausschweifenden Leben hin. Im Hebräischen lauten die letzten Worte: er wird nicht stark werden. Daniel Dan 34 11 13 Convertetur enim rex aquilonis, et præparabit multitudinem multo majorem quam prius: et in fine temporum, annorumque veniet properans cum exercitu magno, et opibus nimiis. Denn der König des Nordens wird wiederum ein Heer ausrüsten, viel größer als das frühere, und wird nach Verlauf von Zeit und Jahren eilends mit großer Heeresmacht und vieler Kriegsrüstung heranziehen.¹⁸ Daniel Dan 34 11 13 18 Dreizehn Jahre später zog Antiochus, als Ptolemäus Philopator gestorben war, gegen dessen vierjährigen Sohn Ptolemäus Epiphanes. Zugleich schloss er mit König Philipp von Mazedonien ein Bündnis, dass sie Ägypten unter sich teilen wollten. Daniel Dan 34 11 14 Et in temporibus illis multi consurgent adversus regem austri: filii quoque prævaricatorum populi tui extollentur ut impleant visionem, et corruent. Um jene Zeit werden sich viele gegen den König des Südens erheben,¹⁹ auch die Söhne der Abgefallenen deines Volkes werden sich erheben, um das Gesicht in Erfüllung gehen zu lassen, aber sie werden zu Falle kommen.²⁰ [Jes 19,16] Daniel Dan 34 11 14 19 Provinzen Ägyptens, welche sich durch Agathokles, den gewalttätigen Vormund des vierjährigen Ptolemäus Epiphanes, bedrängt fühlten, empörten sich. Auch in Ägypten selbst fanden Aufstände statt. Daniel Dan 34 11 14 20 Ein Teil des Volkes, der zu Gewalttaten geneigt ist, wird gleichfalls sich erheben und durch ihre Handlungsweise die Wahrheit der Prophezeiungen [Dan 8] bekräftigen und allen offenbar machen. Ihre Tat wird der Grund der späteren syrischen Verfolgung, denn sie bahnten Antiochus Epiphanes die Wege und bereiteten sich so selbst das Verderben. Daniel Dan 34 11 15 Et veniet rex aquilonis, et comportabit aggerem, et capiet urbes munitissimas: et brachia austri non sustinebunt, et consurgent electi ejus ad resistendum, et non erit fortitudo. Der König des Nordens wird kommen²¹ und einen Wall aufwerfen und feste Städte einnehmen und die Arme des Südens werden nicht standhalten und die Auserlesenen desselben werden sich zum Widerstande erheben, aber nichts vermögen.²² Daniel Dan 34 11 15 21 Hebr.: eine feste Stadt einnehmen. Daniel Dan 34 11 15 22 Antiochus war von seiner ersten Invasion durch den Abfall des Attalus von Pergamum zurückgerufen. In seiner Abwesenheit nahm der ägyptische Feldherr Skopas die eroberten Gebiete wieder ein, wurde aber von dem zurückkehrenden Antiochus an den Quellen des Jordan völlig geschlagen und in Sidon, in das er sich mit seinen 10000 Mann geworfen, belagert. Vergebens zogen die drei berühmtesten Heerführer Ägyptens zum Entsatze Sidons heran, sie wurden zurückgeschlagen. Von aller Zufuhr abgeschnitten, konnte Skopas sich nicht halten und erbat freien Abzug. Die Auserlesenen sind entweder das Belagerungs- oder das Entsatzheer. Daniel Dan 34 11 16 Et faciet veniens super eum juxta placitum suum, et non erit qui stet contra faciem ejus: et stabit in terra inclyta, et consumetur in manu ejus. Und wenn er über ihn kommt, so wird er nach seinem Gutdünken handeln, ohne dass jemand vor ihm standzuhalten vermag; er wird sich in dem herrlichen Lande festsetzen und es wird völlig vernichtet werden von seiner Macht.²³ Daniel Dan 34 11 16 23 Hebr.: Vernichtung ist in seiner Hand. War Antiochus Sieger, so schlug er die Juden, unterlag er, mussten sie mit ihm leiden. (Flav. Jos.) Antiochus eröffnete zudem dem Verfolger-König den Zugang, allen jenem Bösen, das die Bücher der Machabäer von dem nordischen König berichten, bahnte er den Weg. So geht der Prophet von dem Anfange des Übels zu dessen höchster Vollendung über. Das herrliche Land ist Palästina. Daniel Dan 34 11 17 Et ponet faciem suam ut veniat ad tenendum universum regnum ejus, et recta faciet cum eo: et filiam feminarum dabit ei, ut evertat illud: et non stabit, nec illius erit. Dann wird er seinen Sinn darauf richten,²⁴ dessen ganzes Reich in Besitz zu nehmen und sich anstellen, mit ihm einen Vergleich zu schließen; er wird ihm die Tochter einer der Frauen geben, um das Reich zugrunde²⁵ zu richten, aber sie wird nicht beständig bleiben und nicht mit ihm halten. Daniel Dan 34 11 17 24 Von seiner Absicht, Ägypten zu erobern, spricht auch Livius. (33,19) Nachdem Skopas besiegt und Antiochus die Städte von Cölesyrien, Samaria und Judäa besetzt, schloss er ein Bündnis mit Ptolemäus, gab ihm seine Tochter Cleopatra zum Weibe und die eben genannten Landschaften zur Aussteuer. Die Verlobung fand im Jahre 198, die Eheschließung um 193 statt. Daniel Dan 34 11 17 25 Das Reich des Ptolemäus. Doch er wird kein Glück haben und Ägypten wird ihm nicht zufallen. Daniel Dan 34 11 18 Et convertet faciem suam ad insulas, et capiet multas: et cessare faciet principem opprobrii sui, et opprobrium ejus convertetur in eum. Dann wird er sein Absehen auf die Inseln wenden und viele einnehmen²⁶ und wird einen Fürsten, den er beschimpft, der Herrschaft berauben,²⁷ doch der Schimpf wird auf ihn zurückfallen: Daniel Dan 34 11 18 26 Im Jahre 197 nahm er Rhodus, Samus, Kolophona, Phokea und andere Inseln ein. (Hier.) Daniel Dan 34 11 18 27 Hebr.: Aber ein Feldherr wird ihm sein Spotten austreiben, ja, er wird ihm seinen Spott heimzahlen. Vulg.: Er wird Fürsten ihrer Herrschaft berauben und dazu verhöhnen, doch der Schimpf, den er anderen angetan, wird auf ihn selbst zurückfallen. Ebenso Theod. und Syr. Übers. Im Frühjahr 196 hatte er den thrakischen Chersones eingenommen, der zum großen Teil zur Schutzherrschaft der Römer gehörte, und den Römern geraten, sich nicht um Asien zu kümmern. Da er sich weigerte, die Forderungen der Römer zu erfüllen, erklärten ihm diese den Krieg. Bei Magnesia am Sipylus wurde Antiochus von Scipio so geschlagen, dass nicht nur sein Höhnen, sondern auch sein Ruhm ein Ende hatte. 50000 Mann fielen, er selbst entkam mit Not und erlangte den Frieden nur unter den drückendsten Bedingungen. Daniel Dan 34 11 19 Et convertet faciem suam ad imperium terræ suæ, et impinget, et corruet, et non invenietur. Darnach wird er sich der Herrschaft über sein eigenes Land zuwenden²⁸ und er wird straucheln und zu Falle kommen und nicht mehr gefunden werden. Daniel Dan 34 11 19 28 Hebr.: Darnach wird er sein Angesicht den Befestigungen seines Landes zuwenden. Bei dem Versuche, den Zeus (Bel) in der Provinz Elymais zu plündern, wurde er vom Volke erschlagen. Daniel Dan 34 11 2 Et nunc veritatem annuntiabo tibi. Ecce adhuc tres reges stabunt in Perside, et quartus ditabitur opibus nimiis super omnes: et cum invaluerit divitiis suis, concitabit omnes adversum regnum Græciæ. Und nun werde ich dir die Wahrheit kundtun. Siehe, noch drei Könige werden in Persien auftreten und der vierte wird größere Reichtümer erwerben als alle anderen;² und wenn er durch seinen Reichtum zu großer Macht gekommen ist, wird er alle gegen das Griechenreich aufbieten.³ Daniel Dan 34 11 2 2 Nach Cyrus, in dessen drittes Regierungsjahr die Prophezeiung fällt, sollen noch drei Könige kommen, also Kambyses, Pseudo-Smardis, Darius, Sohn des Hystaspes, der vierte ist Xerxes, dessen Reichtum Herodot und Cicero erwähnen. Daniel Dan 34 11 2 3 Nach Justin rüstete er 70000 Mann aus einem Reihe und 300000 Hilfstruppen aus. Schiffe soll er gegen eine Million gehabt haben. Daniel Dan 34 11 20 Et stabit in loco ejus vilissimus, et indignus decore regio: et in paucis diebus conteretur, non in furore, nec in prlio. An seiner Statt wird ein verächtlicher Mensch, unwürdig der Königswürde, sich erheben,²⁹ aber nach wenigen Tagen³⁰ wird er vernichtet werden, doch nicht durch Überfall noch im Kampfe. Daniel Dan 34 11 20 29 Hebr.: Und es tritt an seine Stelle einer, der Steuereintreiber die Pracht des Reiches durchziehen lässt. Er musste in den ersten neun Jahren jährlich 1000 Talente an die Römer abliefern, die er seinen Völkern abzupressen gezwungen war. Auch die Pracht seines Reiches Judäa, Jerusalem, blieb nicht verschont. Heliodor, der Schatzmeister des Seleukus, suchte den Tempel zu berauben. [2Makk 3,7ff] Daniel Dan 34 11 20 30 Septuag.: In den letzten Tagen. Theodotion: In jenen Tagen. Von der Zeit nach der Profanation des Tempels gesagt. Sein baldiger Tod erscheint als Strafe dieses Greuels. Er kommt nicht im Volksaufstande um, wie sein Vater, noch in der Schlacht, sondern Heliodor schafft ihn hinterlistig, vielleicht durch Gift, aus dem Wege. Daniel Dan 34 11 21 Et stabit in loco ejus despectus, et non tribuetur ei honor regius: et veniet clam, et obtinebit regnum in fraudulentia. An seine Stelle³¹ wird ein Verachtungswürdiger treten, den man nicht wie einen König ehren wird;³² unversehens wird er sich einschleichen und die Herrschaft durch Arglist erlangen. Daniel Dan 34 11 21 31 Der Engel führt nun weiter aus, was [Dan 8,9-13] und [Dan 8,23-25] von dem kleinen Horn gesagt ist. Daniel Dan 34 11 21 32 Nur durch List und Heuchelei gelangt er auf den Thron. Er war selbst nicht thronberechtigt, sondern der ihn als Geisel ablösende Sohn des Seleukus, Demetrius. In Athen erreichte ihn die Nachricht von der Ermordung seines Bruders. Während der Usurpator Heliodorus sich sicher glaubte, erschien Antiochus plötzlich und riss die Herrschaft an sich. Daniel Dan 34 11 22 Et brachia pugnantis expugnabuntur a facie ejus, et conterentur: insuper et dux fderis. Die Arme des Kämpfenden werden vor seinen Augen überwältigt und zerschmettert werden samt dem Bundesfürsten.³³ Daniel Dan 34 11 22 33 Hebr.: Die heranflutenden Heere werden vor ihm weggeschwemmt und vernichtet werden, so auch der Vorsteher des Bundes. Nach dem Tode der Kleopatra, der Cölesyrien als Mitgift versprochen, aber nicht gegeben war, verlangten die Vormünder ihres Sohnes, des jungen Ptolemäus Philometor, die Herausgabe jenes Landes. Antiochus verweigerte dieselbe und so kam es zum Kriege, in dem das ägyptische Heer zwischen Pelusium und dem kassischen Gebirge geschlagen ward. Der Bundesfürst ist Onias III., der Hohepriester, der zu eben dieser Zeit, im Jahre 172 auf die Veranstaltung seines Bruders Jason der hohenpriesterlichen Würde durch Antiochus beraubt und bald darauf von Menelaus getötet ward. [2Makk 4,33] Daniel Dan 34 11 23 Et post amicitias, cum eo faciet dolum: et ascendet, et superabit in modico populo. Nachdem er mit ihm Freundschaft geschlossen, wird er Trug üben und wird heranziehen und obsiegen mit wenigem Volke.³⁴ Daniel Dan 34 11 23 34 Zur Krönungsfeier des jungen Philometor hatte Antiochus seinen Gesandten Apollonius geschickt. Auf dessen Rat zog er von neuem gegen Ägypten. Bei Pelusium kam es zur Schlacht, in welcher die Ägypter eine schwere Niederlage erlitten. Sobald Antiochus sah, dass die Schlacht gewonnen war, ritt er überall herum und befahl seinen Truppen, kein Blut mehr zu vergießen, weil er kein Feind, sondern der Oheim und Vormund seines Neffen, des jungen Königs, sei. So erwarb er sich die Liebe der Ägypter, schloss mit seinem Neffen einen Bund und rückte bis Memphis vor, weil er vorgab, seinem Mündel das Reich sichern zu wollen. Derart hielt er das Land mit verhältnismäßig wenig Truppen besetzt und plünderte es aus. Daniel Dan 34 11 24 Et abundantes, et uberes urbes ingredietur: et faciet quæ non fecerunt patres ejus, et patres patrum ejus: rapinas, et prædam, et divitias eorum dissipabit, et contra firmissimas cogitationes inibit: et hoc usque ad tempus. In üppige³⁵ und reiche Städte³⁶ wird er eindringen und verüben, was seine Väter und die Väter seiner Väter nicht getan haben; den Raub, die Beute und die Reichtümer derselben wird er verschleudern und wider die Festen seine Anschläge richten, aber es wird nur eine bestimmte Zeit währen.³⁷ Daniel Dan 34 11 24 35 Besser: unverhofft und mit V. 23 zu verbinden: unverhofft obsiegen. Daniel Dan 34 11 24 36 Hebr.: Gegenden. Daniel Dan 34 11 24 37 Die von Gott bestimmte Zeit. Daniel Dan 34 11 25 Et concitabitur fortitudo ejus, et cor ejus adversum regem austri in exercitu magno: et rex austri provocabitur ad bellum multis auxiliis, et fortibus nimis: et non stabunt, quia inibunt adversus eum consilia. Dann³⁸ wird er seine Macht und seinen Mut wider den König des Südens aufbieten und mit einem großen Heere gegen diesen heranrücken, der König des Südens aber wird mit einer großen, überaus starken Heeresmacht in den Krieg ziehen; aber sie wird nicht standhalten, denn es werden Anschläge wider ihn gerichtet werden.³⁹ Daniel Dan 34 11 25 38 Siehe [1Makk 1,17-20]. Daniel Dan 34 11 25 39 Von wem, sagt der folgende Vers: der König des Südens ist der jüngere Bruder des Ptolemäus Philometor, Ptolemäus Physkon, der sich in Alexandria mit seiner Schwester Kleopatra dem Antiochus gegenüber behauptete, nach Abzug des letzteren sich ganz Ägypten bemächtigt. Daniel Dan 34 11 26 Et comedentes panem cum eo, conterent illum, exercitusque ejus opprimetur: et cadent interfecti plurimi. Die das Brot mit ihm essen, werden ihn vernichten und sein Heer wird überwältigt und sehr viele werden erschlagen werden.⁴⁰ Daniel Dan 34 11 26 40 Worauf sich dies bezieht, lässt sich schwer sagen. Vielleicht bedeutet es, dass Antiochus, nachdem er mit Ptolemäus Philometor Frieden geschlossen, gegen ihn Böses sinnt, und dessen Parteigänger gegen Antiochus. Andere beziehen es auf Ptol. Physkon. Daniel Dan 34 11 27 Duorum quoque regum cor erit ut malefaciant, et ad mensam unam mendacium loquentur, et non proficient: quia adhuc finis in aliud tempus. Die Absicht beider Könige wird darauf gehen, Böses zu tun, und an einem Tische werden sie Lügen reden, aber es wird ihnen nicht gelingen, denn das Ende ist auf eine andere Zeit vorbehalten. Daniel Dan 34 11 28 Et revertetur in terram suam cum opibus multis: et cor ejus adversum testamentum sanctum, et faciet, et revertetur in terram suam. So wird er mit vielen Schätzen wieder in sein Land zurückkehren und sein Herz wird sich wider den heiligen Bund richten, er wird es ausführen⁴¹ und dann wieder in sein Land zurückkehren. Daniel Dan 34 11 28 41 Die Belagerung von Alexandria ging nicht vorwärts. Deshalb zog Antiochus auf das Gerücht von einem Aufstande in Jerusalem [2Makk 5,11-17] nach Palästina und plünderte den Tempel. [1Makk 1,20ff] Hierauf zog er sich nach Syrien zurück. [1Makk 1,24] Daniel Dan 34 11 29 Statuto tempore revertetur, et veniet ad austrum: et non erit priori simile novissimum. Zur bestimmten Zeit aber wird er wieder kommen und gegen den Süden ziehen, aber zuletzt wird es ihm nicht gelingen, wie zuvor,⁴² Daniel Dan 34 11 29 42 Den Grund gibt V. 30 an. Daniel Dan 34 11 3 Surget vero rex fortis, et dominabitur potestate multa: et faciet quod placuerit ei. Ein gewaltiger König⁴ aber wird aufstehen, der mit großer Macht herrschen und tun wird, was ihm gefällt.⁵ Daniel Dan 34 11 3 4 Von Xerxes wird alsbald auf Alexander übergegangen, was durch die Ankunft des Engels von Griechenland [Dan 10,20] schon angedeutet ward. Die Propheten bringen nicht, wie öfter schon erwähnt, eine Zeittafel von Ereignissen, sondern knüpfen innerlich durch Einfluss aufeinander verbundene Ereignisse über solche, die eine Richtschnur des göttlichen Handelns darstellen, zusammen. Die Niederlagen des Xerxes bereiteten den Untergang Persiens vor. Die Auslassung so vieler persischer Könige auf der einen Seite und die innere Verknüpfung des Einfalles in Griechenland anderseits mit dem Entstehen des dritten Reiches, Alexanders und seiner Nachfolger, beweist zwei Dinge: die Prophezeiung ist vor dem Eintreten der Ereignisse gegeben, das eine Ereignis ist die Vorbereitung des anderen. Daniel Dan 34 11 3 5 Diese Worte passen zwar auf jeden großen Eroberer, doch in besonderer Weise auf Alexander, der vom Schicksal nicht so geleitet ward, wie er es vielmehr in seiner Gewalt zu haben schien, da er tun durfte, was ihm irgend gefiel. (Curtius) Daniel Dan 34 11 30 Et venient super eum Trieres, et Romani: et percutietur, et revertetur, et indignabitur contra testamentum sanctuarii, et faciet: reverteturque, et cogitabit adversum eos, qui dereliquerunt testamentum sanctuarii. sondern die Römer werden ihn mit Schiffen angreifen,⁴³ er wird geschlagen werden,⁴⁴ so dass er umkehren muss, und wird wider den heiligen Bund seinen Grimm auslassen⁴⁵ und wird zurückgekehrt, sein Augenmerk auf die richten, welche den heiligen Bund verlassen haben. Daniel Dan 34 11 30 43 Hebr.: Es werden ihn kittäische Schiffe angreifen. Der Name Kittim stammt von Kittium auf Cypern und bedeutet zunächst Cyprier, dann allgemein die westlichen Küsten- und Inselbewohner am Mittelmeer. Gemeint ist wohl die Ankunft von Gesandten des römischen Senats, der von Ägypten schon lange um Schutz gebeten war. Die Ankunft war durch den Kampf der Römer gegen Macedonien verzögert. An der Spitze der Gesandtschaft stand C. Popilius Laenas. Er traf Antiochus vor Alexandrien und erzwang von ihm sofort das Versprechen seines Abzuges. Daniel Dan 34 11 30 44 Hebr.: Mutlos werden. Daniel Dan 34 11 30 45 Siehe [1Makk 1,30ff]. Daniel Dan 34 11 31 Et brachia ex eo stabunt, et polluent sanctuarium fortitudinis, et auferent juge sacrificium: et dabunt abominationem in desolationem. Heereshaufen, von ihm entsendet, werden sich aufstellen und das Heiligtum, die Feste,⁴⁶ entweihen, das beständige Opfer abschaffen und den Greuel der Verwüstung einführen.⁴⁷ Daniel Dan 34 11 31 46 Den Tempel, auf dem das Heil des Volkes beruht, das Unterpfand des göttlichen Schutzes, das Zeugnis des Wohnens Gottes unter seinem Volke. So heißt Gott auch der Fels. [Dtn 35,15; 2Sam 23,3ff] Daniel Dan 34 11 31 47 Die Erfüllung siehe [1Makk 1,49-64; 2Makk 6,2-9] Daniel Dan 34 11 32 Et impii in testamentum simulabunt fraudulenter: populus autem sciens Deum suum, obtinebit, et faciet. Gottlose, welche gegen den Bund gefrevelt haben, werden mit List und Betrug umgehen,⁴⁸ das Volk aber, das seinen Gott kennt, wird festbleiben und Taten verrichten.⁴⁹ Daniel Dan 34 11 32 48 Hebr.: wird er durch glatte Künste zum Abfalle verleiten (zu Heiden machen). Daniel Dan 34 11 32 49 Die Religion starkmütig wahren und bekennen. Daniel Dan 34 11 33 Et docti in populo docebunt plurimos: et ruent in gladio, et in flamma, et in captivitate, et in rapina dierum. Die Weisen im Volke⁵⁰ werden sehr viele belehren, aber einige Zeit durch Schwert und Feuer, durch Gefangenschaft und Ausplünderung dulden.⁵¹ Daniel Dan 34 11 33 50 Die Frommen. Daniel Dan 34 11 33 51 Vergl. [1Makk 1,32.34.39.52.56.60.63-67; 2Makk 5,13ff; 2Makk 6,9ff; 2Makk 7,1ff] Daniel Dan 34 11 34 Cumque corruerint, sublevabuntur auxilio parvulo: et applicabuntur eis plurimi fraudulenter. Und wenn sie unterlegen sind, wird ihnen durch eine geringe Schar geholfen werden⁵² und sehr viele werden sich heuchlerisch an sie anschließen. Daniel Dan 34 11 34 52 Durch die Machabäer. Diese Hilfe ist gering und die Befreiung klein, wenn sie mit jener Befreiung und Herrlichkeit verglichen wird, welche Gott [Dan 12] selbst nach der Niederwerfung aller Feinde gewähren wird. Da dem bedrückten Volke durch diese kleine Hilfe eine Hoffnung gezeigt wird, werden ihnen viele sich zugesellen, durch den Erfolg angelockt, die aber bald zu den Feinden übergehen oder den Frommen Nachstellungen bereiten. Beispiele: [1Makk 6,21ff; 1Makk 7,6; 1Makk 9,23; 2Makk 14,3ff] Warum Gott eine solche Verfolgung zulässt, besagt V. 35. Daniel Dan 34 11 35 Et de eruditis ruent, ut conflentur, et eligantur, et dealbentur usque ad tempus præfinitum: quia adhuc aliud tempus erit. Und von den Weisen werden einige fallen, damit sie geläutert, ausgeschieden und gereinigt werden bis zur bestimmten Zeit, denn es wird noch eine andere Zeit kommen.⁵³ Daniel Dan 34 11 35 53 Hebräisch: Denn sie ist noch für die bestimmte Zeit ausstehend: Gott wird einen vollkommenen Sieg geben, aber zu jener Zeit, die er allein kennt. Daniel Dan 34 11 36 Et faciet juxta voluntatem suam rex, et elevabitur, et magnificabitur adversus omnem deum: et adversus Deum deorum loquetur magnifica, et dirigetur, donec compleatur iracundia: perpetrata quippe est definitio. Und der König⁵⁴ wird nach seiner Willkür handeln, er wird sich⁵⁵ überheben und großtun wider jeden Gott⁵⁶ und wider den Gott der Götter wird er in Übermut sprechen und er wird Gelingen haben, bis das Maß des Zornes⁵⁷ voll ist; denn was beschlossen ist, wird ausgeführt.⁵⁸ Daniel Dan 34 11 36 54 Was [Dan 8,24.25] gesagt ist, wird jetzt genauer von dem Verfolger-König erklärt. Daniel Dan 34 11 36 55 Eben deshalb. Daniel Dan 34 11 36 56 Wider den wahren Gott wie gegen die falschen Götter. Daniel Dan 34 11 36 57 Gottes gegen sein Volk. Vergl. [2Makk 6,12-17; 2Makk 7,32]. Daniel Dan 34 11 36 58 Jenes Unglück ist von Gott bestimmt und kommt ganz sicher. Diese Weissagung ist an keine Bedingung gebunden und kann durch keine Menschenmacht vereitelt werden. Daniel Dan 34 11 37 Et Deum patrum suorum non reputabit: et erit in concupiscentiis feminarum, nec quemquam deorum curabit: quia adversum universa consurget. Den Gott seiner Väter wird er nicht achten, er wird nach Frauen lüstern sein, nach keinem Gott wird er fragen;⁵⁹ denn er wird sich wider alles auflehnen. Daniel Dan 34 11 37 59 Hebr. meist übersetzt: auch auf die Götter seiner Väter wird er nicht achten, weder auf die (Gottheit, welche die) Lust der Frauen (ist) noch auf irgendeine andere Gottheit. Doch kann man auch erklären: Über Menschliches und Göttliches erhebt er sich, nicht einmal durch die Anmut der Frauen erweicht. Was der heilige Hieronymus in seiner Übersetzung sagt, ist freilich geschichtlich wahr. Daniel Dan 34 11 38 Deum autem Maozim in loco suo venerabitur: et Deum, quem ignoraverunt patres ejus, colet auro, et argento, et lapide pretioso, rebusque pretiosis. Dagegen wird er den Gott Maozim⁶⁰ an dessen Stätte⁶¹ verehren und einem Gotte, den seine Väter nicht kannten, wird er mit Gold und Silber, und Edelsteinen und Kostbarkeiten dienen.⁶² Daniel Dan 34 11 38 60 Den Gott der Befestigungen. Gemeint ist wohl der Jupiter Capitolinus, dem Antiochus in Antiochia einen kostbaren Palast zu errichten begann. (Livius 41,20) Den Jupiter Olympius, den er in Athen einen prächtigen Tempel erbauen ließ [2Makk 6,2], unterschied er wohl kaum von jenem. Daniel Dan 34 11 38 61 An Stelle der anderen Götter. (V. 36) Daniel Dan 34 11 38 62 Auch Livius sandte er 500 Pfund an goldenen Gefäßen als Weihegeschenk nach Rom. Daniel Dan 34 11 39 Et faciet ut muniat Maozim cum deo alieno, quem cognovit, et multiplicabit gloriam, et dabit eis potestatem in multis, et terram dividet gratuito. Und er wird mit dem fremden Gott, den er kennengelernt, Maozim zu befestigen suchen und seinen Ruhm vermehren⁶³ und seinen Anhängern wird er große Macht verleihen und das Land ohne⁶⁴ Entgelt unter sie austeilen. Daniel Dan 34 11 39 63 Der Vers ist sehr dunkel. Er wird sich feste Plätze schaffen (oder sichern) mit Hilfe eines fremden Gottes und durch seine Kriegszurüstungen seinen Ruhm reich mehren. Daniel Dan 34 11 39 64 Hebr.: Für Entgelt. Daniel Dan 34 11 4 Et cum steterit, conteretur regnum ejus, et dividetur in quatuor ventos cli: sed non in posteros ejus, neque secundum potentiam illius, qua dominatus est: lacerabitur enim regnum ejus etiam in externos, exceptis his. Doch wenn er emporgekommen ist, wird sein Reich zertrümmert und nach den vier Winden des Himmels zerteilt werden, aber nicht unter seine Nachkommen noch seiner Macht gemäß, mit welcher er selbst geherrscht hat; denn sein Reich wird zerstückelt und andern, die nicht zu seiner Familie gehören, zuteil werden, nicht aber jenen.⁶ Daniel Dan 34 11 4 6 Vergl. [Dan 8,Anm.10]. Daniel Dan 34 11 40 Et in tempore præfinito prliabitur adversus eum rex austri, et quasi tempestas veniet contra illum rex aquilonis in curribus, et in equitibus, et in classe magna, et ingredietur terras, et conteret, et pertransiet. Zur bestimmten Zeit⁶⁵ wird der König des Südens gegen ihn⁶⁶ kämpfen und der König des Nordens wird wie ein Ungewitter, mit Wagen und Reitern und unter großer Flotte gegen ihn heranstürmen und wird die Länder überfallen und sie verheeren und überschwemmen. Daniel Dan 34 11 40 65 Die Propheten wiederholen bisweilen eine Voraussagung, um sie als desto sicherer erkennen zu lassen. Dies geschieht auch hier V. 40-45. Einige Einzelzüge werden beigefügt: Hebr.: Zur Endzeit, im gleichen Sinne wie [Dan 8,17]. Daniel Dan 34 11 40 66 Den König des Nordens. Die erste Veranlassung zum Kriege gaben die Ägypter. Als Kleopatra (siehe Anm. 24) starb, forderten die Vormünder des Ptolemäus Philometor Antiochus auf, Cölesyrien, das sein Vater der Kleopatra als Mitgift versprochen, dem Könige von Ägypten auszuliefern. Antiochus bestritt, dass sein Vater ein solches Versprechen gegeben, und weigerte sich, das geforderte zu tun. Daniel Dan 34 11 41 Et introibit in terram gloriosam, et multæ corruent: hæ autem solæ salvabuntur de manu ejus, Edom, et Moab, et principium filiorum Ammon. So wird er in das herrliche Land⁶⁷ kommen und viele Länder werden unterliegen, aber diese allein sollen aus seiner Gewalt errettet werden: Edom und Moab und das Hauptvolk der Söhne Ammons.⁶⁸ Daniel Dan 34 11 41 67 Palästina. Daniel Dan 34 11 41 68 Diese Völker pflegten sich den Feinden der Juden anzuschließen. Daniel Dan 34 11 42 Et mittet manum suam in terras: et terra gypti non effugiet. Er wird seine Hand gegen die Länder ausstrecken und für das Land Ägypten wird kein Entrinnen sein. Daniel Dan 34 11 43 Et dominabitur thesaurorum auri, et argenti, et in omnibus pretiosis gypti: per Libyam quoque, et thiopiam transibit. Er wird sich der Schätze an Gold und Silber sowie aller Kostbarkeiten von Ägypten bemächtigen, auch Libyen und Äthiopien wird er durchziehen.⁶⁹ Daniel Dan 34 11 43 69 Hebr.: Folgen seinen Schritten. Septuag. und Theodot. geben dies so wieder, dass sie sagen, Libyer und Äthiopier werden in kleinem Heere dienen. Daniel Dan 34 11 44 Et fama turbabit eum ab oriente et ab aquilone: et veniet in multitudine magna ut conterat et interficiat plurimos. Da wird ihn ein Gerücht schrecken von Osten und Norden her;⁷⁰ er wird mit einem großen Heere heranziehen, um sehr viele zu vernichten und zu morden.⁷¹ Daniel Dan 34 11 44 70 Vom Abfall und Aufstande der Parther und Armenier. Vergl. [1Makk 3,37]. Dies geschah im Jahre 166 v. Chr. Daniel Dan 34 11 44 71 Er drang in Elymais ein und versuchte dort, den Tempel der Diana, nach anderen der Venus, zu berauben, aber musste sich zurückziehen und starb auf dem Rückweg in Tabä, einer Stadt von Persis. Vergl. [1Makk 6,1-16; 2Makk 9,1-28]. Daniel Dan 34 11 45 Et figet tabernaculum suum Apadno inter maria, super montem inclytum et sanctum: et veniet usque ad summitatem ejus, et nemo auxiliabitur ei. Er wird sein Gezelt und seinen Palast⁷² zwischen den Meeren auf dem herrlichen und heiligen Berge aufschlagen,⁷³ dann wird er sein Ende erreichen, ohne dass jemand ihm beisteht.⁷⁴ Daniel Dan 34 11 45 72 Seines Palastes Gezelt. Daniel Dan 34 11 45 73 Vielleicht: Der sein Palastzelt, seine Gewalt zwischen dem Toten Meere und dem Mittelländischen Meere am heiligen Tempelberge (durch zurückgelassene Besatzungen) begründen wollte, der den Tempel geschändet, starb elend und niemand vermochte ihn von dem vorzeitigen Tode zu befreien. Daniel Dan 34 11 45 74 Von Antiochus verstehen V. 40-45 Ephr., Chrysost. mit Recht, denn die hier geschilderten Züge und [Dan 8] entsprechen sich vollständig. Ferner wäre es unbegreiflich, wenn der Engel bald von Antiochus, bald von dem Antichrist reden sollte, ohne dies dem Propheten zu erkennen zu geben. Indes Antiochus ist das Abbild des Antichrist. Dies zeigt sich endlich aus der Ähnlichkeit in der Darstellung beider [Dan 7] und [Dan 8]. Vergl. [Dan 7,11.21.25] und [Dan 8,10-12; 23-25]. Daniel Dan 34 11 5 Et confortabitur rex austri: et de principibus ejus prævalebit super eum, et dominabitur ditione: multa enim dominatio ejus. Und ein König des Südens wird mächtig werden,⁷ aber einer von seinen Anführern⁸ wird ihm überlegen werden und mit Macht herrschen, seine Herrschaft wird nämlich eine große sein.⁹ Daniel Dan 34 11 5 7 Aus den vier Reichen wählt der Engel zwei, welche für das Volk Gottes eine besondere Bedeutung haben, das ägyptische und das syrische, das Reich der Ptolemäer und das der Seleuciden, die miteinander um Palästina kämpften. Der König des Südens ist Ptolemäus Lagi von Ägypten, der selbst Jerusalem durch List in seine Gewalt brachte. (Flav. Jos.) Daniel Dan 34 11 5 8 Nicht von Alexanders Anführern, denn dies widerspricht V. 4; nicht also Ptolemäus Philadelphus (wie Hieronymus annimmt), sondern Seleukus Nikator, der einst Statthalter von Babylonien war, später vor Antigonus nach Ägypten floh und im Heere des Ptolemäus Lagi Anführer ward. Er eroberte Babylonien zurück und nahm in der Schlacht bei Ipfus den Königstitel an. Sein Reich erstreckte sich von Phrygien bis zum Indus und es ward mächtiger als das des Ptolemäus. Daniel Dan 34 11 5 9 Um das Verständnis des Folgenden zu erleichtern, sei hier die Reihenfolge der ägyptischen und syrischen Könige geboten: Ägyptische Könige Syrische Könige Ptolemäus Lagi 323-285 vor Chr. Seleukus Nikator 310-281 vor Chr. Ptolemäus Philadelphus 285-247 Antiochus Soter 281-261 Ptolemäus Euregetes I. 247-221 Antiochus Theos 261-246 Ptolemäus Philopator 221-205 Seleukus Kallinikus 246-226 Ptolemäus Epiphanes 205-181 Seleukus Keraunos 226-222 Ptolemäus Philometor 181-171 Antiochus der Große 223-187 Ptolemäus Euregetes II. 171-167 Seleukus Philopator 187-175 Antiochus Epiphanes 175-164 Daniel Dan 34 11 6 Et post finem annorum fderabuntur: filiaque regis austri veniet ad regem aquilonis facere amicitiam, et non obtinebit fortitudinem brachii, nec stabit semen ejus: et tradetur ipsa, et qui adduxerunt eam, adolescentes ejus, et qui confortabant eam in temporibus. Nach Verlauf von Jahren aber werden sie ein Bündnis schließen und die Tochter des Königs des Südens wird zum Könige des Nordens kommen, um Freundschaft zu schließen; aber sie wird die Kraft des Armes nicht bewahren noch wird ihr Geschlecht Bestand haben und sie wird samt denen, die sie herbeigeführt haben, ihren Jünglingen, und denen, die eine Zeitlang ihre Stütze gewesen, dahingegeben werden.¹⁰ Daniel Dan 34 11 6 10 Dieselben Könige, von denen V. 5 die Rede war. Die Tochter des Königs des Südens wird zum Könige von Syrien kommen, um einen Ausgleich zu schaffen. Doch umsonst, sie wird sich nicht in der Macht behaupten noch wird Bestand haben, was durch jenes Bündnis festgesetzt ist, noch wird sie die Kraft des Armes behalten (die Macht des Königs des Südens), sondern sie wird selbst in die Hände der Feinde dahingegeben werden und mit ihr werden die umkommen, welche sie zu dem Könige des Nordens geführt, und ihr Erzeuger, sowie der, der ihr Helfer ist. Antiochus Theos führte viele Kriege gegen Ptolemäus Philadelphus, gegen den er die ganze Macht Babylons und des Orientes ins Feld führte. Um dem Kampfe ein Ende zu machen, gab Ptolemäus Philadelphus nach mehrjähriger Dauer desselben seine Tochter Berenice dem Antiochus zur Frau, der von seinem ersten Weibe Laodice zwei Söhne hatte, Seleukus Kallinikus und Antiochus. Antiochus gab Berenice den Titel als Königin, während Laodice Nebenweib war, doch nach längerer Zeit berief er die letztere wieder zur Königswürde. Aus Furcht vor dem Wankelmut des Antiochus Theos, ließ ihn Laodice mit Gift töten, während sie Berenice mit deren Sohn durch die Fürsten Ikadion und Genneus töten ließ und ihren ältesten Sohn Seleukus Kallinikus an des Vaters Stelle zum König einsetzte. Der Helfer ist also ihr Gatte Antiochus Theos, der ihretwegen den Untergang fand. So brach die Hoffnung des Ptolemäus zusammen, dass der Sohn Berenices das Reich der Seleuciden erlangen werde und so die Ptolemäer in Ägypten und in Syrien herrschen würden: ihr Geschlecht wird nicht Bestand haben. Daniel Dan 34 11 7 Et stabit de germine radicum ejus plantatio: et veniet cum exercitu, et ingredietur provinciam regis aquilonis: et abutetur eis, et obtinebit. Aber ein Zweig wird aus ihrem Wurzelstocke sich erheben und mit einem Kriegsheere kommen und in das Land des Königs des Nordens einbrechen und es übel behandeln und überwältigen.¹¹ Daniel Dan 34 11 7 11 Aus dem Wurzelstock der Tochter des Königs des Südens, also aus dem Königsstamme von Ägypten wird sich ein Zweig erheben. Der Wurzelstock der Tochter sind die Eltern, der Zweig der Bruder, Ptolemäus Euregetes. Das Hebräische fügt bei: an seiner Statt. Ptolemäus Euregetes, der Bruder der Berenice, griff Seleukus Kallinikus, den König von Syrien, an, eroberte fast das ganze syrische Reich und wurde nur durch einen ägyptischen Aufruhr von der vollen Eroberung abgehalten. Er brachte u.a. 40000 Talente Silbers, ungefähr 300 Millionen Mark, als Beute nach Hause. Daniel Dan 34 11 8 Insuper et deos eorum, et sculptilia, vasa quoque pretiosa argenti, et auri captiva ducet in gyptum: ipse prævalebit adversus regem aquilonis. Auch wird er ihre Götzen und Bilder samt ihren kostbaren Gefäßen von Gold und Silber als Beute nach Ägypten wegführen und so die Oberhand gewinnen über den König des Nordens. Daniel Dan 34 11 9 Et intrabit in regnum rex austri, et revertetur ad terram suam. Der König des Südens aber wird in sein Reich einfallen, jedoch in sein Land zurückkehren.¹² Daniel Dan 34 11 9 12 Hebr.: Einer oder: dieser. Es ist vom Könige von Syrien die Rede. Seleukus Kallinikus wird zwar (um 240) einen Zug gegen Ägypten versuchen, aber vergeblich. Hebr.: Dann wird er zwei Jahre lang keinen Angriff mehr unternehmen auf den König des Nordens, dieser aber wird einen Einfall machen in das Reich des Königs des Südens, jedoch in sein Land zurückkehren. Daniel Dan 34 0 1 f. Der Sieg des Volkes Gottes. (V. 4) g. Beschluss der Weissagungen. Daniel Dan 34 12 1 In tempore autem illo consurget Michael princeps magnus, qui stat pro filiis populi tui: et veniet tempus quale non fuit ab eo ex quo gentes esse cperunt usque ad tempus illud. Et in tempore illo salvabitur populus tuus, omnis qui inventus fuerit scriptus in libro. Zu jener Zeit¹ aber wird Michael, der große Fürst, der für die Söhne deines Volkes einsteht,² sich erheben;³ denn es wird eine Zeit⁴ kommen, wie keine gewesen, seitdem Völker sind, bis zu jener Zeit.⁵ Zur selben Zeit werden von deinem Volke alle errettet werden, die im Buche aufgeschrieben erfunden werden.⁶ Daniel Dan 34 12 1 1 Nachdem der Engel die Heimsuchung und das Leiden verkündet, stellt er auch den Trost vor Augen: der heilige Michael wird dem Volke Hilfe bringen und Gott in der Ewigkeit volle Wiedervergeltung spenden, den Frommen ewiges Leben, den Abtrünnigen ewige Strafe und Schmach. Hebr.: Und zu jener Zeit. Das Folgende wird mit dem Vorhergehenden eng verknüpft. Daniel Dan 34 12 1 2 Dessen Amt dies ist. Daniel Dan 34 12 1 3 Zur Zeit der im [Dan 11] geschilderten Verfolgung. Während also dem Verfolger niemand hilft [Dan 11,45], hat das Volk Gottes zu gleicher Zeit einen mächtigen Helfer. Dass er wirklich eintreten wird, war bereits aus [Dan 10,13.21] zu schließen; wie er half, zeigen [2Makk 3,26; 2Makk 10,29; 2Makk 11,8]. Um diesen Schutz des Engels fleht Judas ebenda [2Makk 15,23]. Daniel Dan 34 12 1 4 Hebr.: Bedrängniszeit. Diese tritt nach der Hilfeleistung durch den Engel Michael ein; was ganz dem entspricht, was [Dan 7,21.23.25] vom vierten Reiche und dem anderen Horne gesagt, dass inmitten der zehn Hörner entstand. Wie [Dan 11] zeigte, welches Unglück das aus dem dritten Reiche entspringende Horn [Dan 8,9] herbeiführt, so wird hier kurz darauf hingewiesen, dass auch nachher eine Zeit noch schlimmerer Heimsuchung kommen wird. So werden wir von den vorhergehenden Weissagungen von selbst auf das vierte Reich und jenes Horn gewiesen. Daniel Dan 34 12 1 5 Im Folgenden geht der Engel von jener zeitlichen Bedrängnis zum Ende aller Dinge über. In dieser Zeitlichkeit wird Lohn und Strafe nicht stets nach Gebühr und Gerechtigkeit jedem zuteil; Verfolger und Verfolgte ruft der gleiche Tod ab, ohne dass beide den gebührenden Lohn in diesem Leben empfangen. Auf die Ewigkeit also muss man den Blick wenden, und wenn die Prüfungen und Leiden immer mehr zunehmen, durch das Ende Standhaftigkeit in der Gegenwart gewinnen. Daniel Dan 34 12 1 6 Vom Buche Gottes, im Buche des Lebens. Vergl. [Jes 4,3] und [Dan 7,10]. Daniel Dan 34 12 10 Eligentur, et dealbabuntur, et quasi ignis probabantur multi: et impie agent impii, neque intelligent omnes impii, porro docti intelligent. Viele werden ausgeschieden, geläutert und wie im Feuer²³ bewährt werden,²⁴ aber die Frevler werden Frevel begehen²⁵ und alle Gottlosen werden nicht zur Erkenntnis kommen,²⁶ doch die Einsichtigen²⁷ werden Erkenntnis erlangen.²⁸ Daniel Dan 34 12 10 23 Die Worte: wie im Feuer, finden sich in keinem Texte. Daniel Dan 34 12 10 24 Vergl. [Dan 11,35]. Die Frucht, welche die Verfolgung für die Gerechten haben wird, wird aufgezeigt. Daniel Dan 34 12 10 25 Die Gottlosen werden zu dieser Zeit am schlimmsten ihre Gottlosigkeit zeigen. Dies wird auch darum vorausgesagt, damit die Frommen nicht wegen er überhandnehmenden Gottlosigkeit und Herrschaft der Bösen verwirrt werden. Daniel Dan 34 12 10 26 Die Gottlosen bleiben verblendet und wollen Gottes Wege und Absichten nicht verstehen. Daniel Dan 34 12 10 27 Die wahrhaft Einsichtigen, die frommen Verehrer Gottes. Daniel Dan 34 12 10 28 Diese Worte sind wohl zunächst ebenso wie die V. 11 folgende Zeitbestimmung. Daniel Dan 34 12 11 Et a tempore cum ablatum fuerit juge sacrificium, et posita fuerit abominatio in desolationem, dies mille ducenti nonaginta. Von der Zeit aber, da das beständige Opfer abgeschafft und der Greuel zur Verwüstung aufgestellt ist, sind tausend zweihundert und neunzig Tage. Daniel Dan 34 12 12 Beatus, qui exspectat, et pervenit usque ad dies mille trecentos triginta quinque. Selig, wer harrt und das Ende von tausend dreihundert und fünfunddreißig Tagen erreicht!²⁹ Daniel Dan 34 12 12 29 Als Trost fügt der Engel bei, wie lange Zeit die Wut der Verfolgung dauern wird. Das beständige Opfer; öffentliche, beständige, Gott zu erweisende Dienst. Siehe zu [Dan 8,13]. Dieser wird zur Zeit der Verfolgung aufhören, damit (Hebr.) der Greuel aufgestellt werde. Es ist hier von der Verfolgung des Antiochus die Rede (Ephr.), nicht vom Antichrist. In der Tat unterscheidet der Engel zwei Zeiten und zwei Verfolgungen [Dan 12,1]. V. 6-8 spricht er von der [Dan 7,25] erwähnten, von V. 9 an kommt er auf die zurück, welche [Dan 8,11] und [Dan 11,31ff] vor Augen gestellt ist. Wie [Dan 8,14] nach Erwähnung der Abschaffung der ewigen Verehrung eine bestimmte Zahl gesetzt ist, so hier, ein weiterer Beweis dafür, dass an beiden Stellen von demselben Ereignisse die Rede ist. Die Zahl der Tage ist auch hier eine bestimmte, aber verschieden von der oben gegebenen. Während nämlich [Dan 8,14] in 2300 Tagen die ganze Zeit der Bedrängnis angegeben wird, ist hier wohl in den 43 Monaten (wenn wir 30 Tage auf einen Monat rechnen) die schlimmste Verfolgung bedeutet. Daher glücklich, wer durch 45 Tage oder 1 Monat länger lebt. Der Ausgangspunkt der Zeit ist der [1Makk 1,57] genannte, 168 vor Chr.: die Tage also sind vom Dezember dieses Jahres an zu rechnen. Bis auf die neue Tempelweihe an fünfundzwanzigsten Tage des neunten Monats 165 vor Chr. ist die Zahl von 1290 Tagen noch nicht erreicht, es fehlen noch 185 oder 188 Tage. Nicht dieses Ereignis also wird vorausgesetzt. Also wohl der Tod des Antiochus Epiphanes 164 vor Chr.? Doch mit diesem war die Verfolgung noch nicht zu Ende. Vielleicht also bezieht sich die Voraussagung auf das [2Makk 13,14] erzählte Ereignis, infolge dessen die Juden im Jahre 163 vor Chr. von Lysias volle Freiheit erhielten, nach dem Gesetze zu leben. [1Makk 6,55-62; 2Makk 13,23-26] Daniel Dan 34 12 13 Tu autem vade ad præfinitum: et requiesces, et stabis in sorte tua in finem dierum. Hucusque Danielem in Hebræo volumine legimus. Quæ sequuntur usque ad finem libri, die Theodotionis editione translata sunt. Du aber wirst zu dem dir bestimmten Ende gelangen und ruhen, doch am Ende der Tage zu deinem Lose auferstehen.³⁰ Bis hierher liest man Daniel in dem hebräischen Originale. Was nun folgt, bis zum Ende des Buches, ist aus der Ausgabe des Theodotion übersetzt. Daniel Dan 34 12 13 30 Du wirst zwar dem allen bestimmten Ziele, dem Tode, zuwandern und im Grabe ruhen, doch am Ende der Tage wirst du auferstehen zu deinem Lose in das Reich Gottes, dessen Vorbild Chanaan war, das den Juden durch das Los zuerteilt wurde. Zugleich wird dem Propheten bedeutet, dass er sterben werde, bevor jene Tage des Unglückes hereinbrechen. (Ephr.) Daniel Dan 34 12 2 Et multi de his, qui dormiunt in terræ pulvere, evigilabunt: alii in vitam æternam, et alii in opprobrium ut videant semper. Und viele von denen,⁷ welche im Erdenstaube schlafen, werden erwachen, die einen zum ewigen Leben, die andern zur Schmach, um sie ewig zu schauen.⁸ [Mt 25,46] Daniel Dan 34 12 2 7 Manche Erklärer fassen das Wort viele von denen als: die Menge derer. Indes der Engel spricht wohl weiter deren, von denen schon zuvor Erwähnung geschehen, von der Verfolgten und den Verfolgern. Da aber der gleiche Grund für alle Menschen besteht, weshalb jene auferstehen sollen, gilt die gleiche Prophezeiung auch von den übrigen, denn weshalb sollten nur Juden verdammt werden? In gleicher Weise sind alle gestorben und ruhen im Staube der Erde, doch wie verschieden ist ihr Schicksal, wenn sie aus diesem Schlafe erwachen! Die gleiche Lehre ist angedeutet und vorbereitet [Ijob 19,25-27; Jes 26,19; Ez 37] und in gewissem Maße [Dtn 32,39; 1Sam 2,6] Daniel Dan 34 12 2 8 Mit großer Kraft wird die ewige Bestimmung der Verdammten ausgesprochen. Hebr.: Zur Schmach und zum ewigen Abscheu. Dieses Schicksal wird dauern, so lange wie die Seligen im Himmel der Seligkeit genießen, weshalb bei Verdammten wie bei Seligen mit Nachdruck steht: ewig. Daniel Dan 34 12 3 Qui autem docti fuerint, fulgebunt quasi splendor firmamenti: et qui ad justitiam erudiunt multos, quasi stellæ in perpetuas æternitates. Die aber einsichtig waren,⁹ werden strahlen wie der Glanz der Himmelsfeste, und die, welche viele in der Gerechtigkeit unterweisen,¹⁰ wie die Sterne von Ewigkeit zu Ewigkeit.¹¹ [Weish 3,7] Daniel Dan 34 12 3 9 Die Frommen. Daniel Dan 34 12 3 10 Eigentlich: die viele zur Gerechtigkeit geführt haben. Es sind dies diejenigen, welche auf alle Weise sich darum bemühen, die Menschen in den Stand zu bringen, in dem Gott sie haben will. Daniel Dan 34 12 3 11 Die Häufung der Worte hebt hervor, dass es sich um die wahre Ewigkeit handelt. Die Verherrlichung der Leiber und die Seligkeit der Auserwählten ist in ihrem Grade verschieden, wie die gewählten Ausdrücke andeuten, da Sonne und Sterne heller leuchten als die übrigen Teile des Himmelsgewölbes. (Hier.) Daniel Dan 34 12 4 Tu autem Daniel claude sermones, et signa librum usque ad tempus statutum, plurimi pertransibunt, et multiplex erit scientia. Du aber, Daniel! verschließe diese Aussprüche¹² und versiegle das Buch bis zur bestimmten Zeit,¹³ sehr viele werden es durchforschen und die Erkenntnis wird sich reich mehren.¹⁴ Daniel Dan 34 12 4 12 Bewahre sie sorgfältig auf. Vergl. [Dan 8,26]. Die Aussprüche sind die von [Dan 11,2] an gegeben Weissagungen, wie solche [Dan 8,2] Gesicht heißen. Daniel Dan 34 12 4 13 Hebr.: Auf die Endzeit: Bis auf die Zeit, wo dies alles erfüllt wird, damit alsdann feststehe, dass alles vorausgesagt und genau eingetroffen ist. Vergl. [Jes 34,16]. Daniel Dan 34 12 4 14 Es wird eine Verfolgung vorausgesagt, was man aber vorher weiß, schreckt nicht so und schadet nicht gleicherweise. Zudem soll auf das Leiden der Sieg folgen und die Ewigkeit mit ihrem Lohn und ihrer Strafe hineinleuchten in die Zeitlichkeit. Daniel Dan 34 12 5 Et vidi ego Daniel, et ecce quasi duo alii stabant: unus hinc super ripam fluminis, et alius inde ex altera ripa fluminis. Und ich, Daniel, schaute, siehe, da standen zwei andere, einer diesseits des Ufers des Stromes und der andere am jenseitigen Ufer des Stromes.¹⁵ Daniel Dan 34 12 5 15 Zum Schlusse des Gesichtes bietet sich ein neues Schauspiel dar. Zwei andere Engel treten herzu als Zeugen des Bestätigungseides des mit Daniel redenden Engels. Wer diese Engel waren, wird nicht gesagt. Der Strom ist der Tigris. Siehe [Dan 10,4]. Daniel Dan 34 12 6 Et dixi viro, qui erat indutus lineis, qui stabat super aquas fluminis: Usquequo finis horum mirabilium? Da sprach ich zu dem Manne, welcher in linnene Gewänder gekleidet war und über den Wassern des Flusses stand:¹⁶ Bis wann wird das Ende dieser wunderbaren Dinge sein? Daniel Dan 34 12 6 16 Der Engel, der mit Daniel gesprochen. Vergl. [Dan 10,5]. Warum er über den Wassern steht, erklären einige Ausleger symbolisch, z.B. die Wasser bedeuten die Heimsuchungen, der Engel steht über diesen und bringt den Bedrängten Hilfe. [Dan 12,1] Daniel Dan 34 12 7 Et audivi virum, qui indutus erat lineis, qui stabat super aquas fluminis, cum elevasset dexteram et sinistram suam in clum, et jurasset per viventem in æternum, quia in tempus, et tempora, et dimidium temporis. Et cum completa fuerit dispersio manus populi sancti, complebuntur universa hæc. Und ich hörte,¹⁷ wie der Mann, welcher in Linnen gekleidet war, der über den Wassern des Flusses stand, indem er seine Rechte und Linke gen Himmel erhob,¹⁸ beim ewig Lebenden schwur: Bis zu einer Zeit und zwei Zeiten und einer halben Zeit,¹⁹ wenn die Zerstreuung der Macht des heiligen Volkes aufs höchste gekommen ist,²⁰ wird dies alles erfüllt werden. [Offb 10,5] Daniel Dan 34 12 7 17 Der Engel beleuchtet in seiner Antwort den zweiten Teil von V. 1. Daniel Dan 34 12 7 18 Zum Zeichen, dass er Gott als Zeugen anruft für das, was er sagt. Doch warum erhebt er beide Hände? Der größeren Feierlichkeit halber, wohl aber auch um zugleich Gott anzuflehen. Daniel Dan 34 12 7 19 Die Bezeichnung ist sehr dunkel, denn Zeit und Stunde weiß nur der Vater. Zeit ist also nicht gleichbedeutend zu nehmen mit Jahr, wie auch daraus hervorgeht, dass Daniel sagt: Ich verstand es nicht. Daniel Dan 34 12 7 20 Ein Hinweis auf die Verfolgungen in letzter Zeit. Vergl. [Dan 7,25] Daniel Dan 34 12 8 Et ego audivi, et non intellexi. Et dixi: Domine mi, quid erit post hæc? Ich hörte, aber verstand es nicht. Und ich sprach: Mein Herr! was wird hiernach sein?²¹ Daniel Dan 34 12 8 21 Hebr.: Was ist das letzte von all diesem? Da Daniel nicht verstanden hat, was der Engel geantwortet, wiederholt er seine Frage auf andere Weise. Daniel Dan 34 12 9 Et ait: Vade Daniel, quia clausi sunt, signatique sermones usque ad præfinitum tempus. Er antwortete: Gehe, Daniel! denn verschlossen und versiegelt sind die Aussprüche bis zur bestimmten Zeit.²² Daniel Dan 34 12 9 22 Hebr.: Bis zur Endzeit. Die gleichen Worte V. 4: Sei zufrieden mit dem, was ich gesagt, forsche nicht weiter, das eine genüge dir: die Weissagungen sollen aufbewahrt werden und durch die Beifügung des göttlichen Siegels als göttlich gelten bis zur Endzeit. Ein volles Verständnis derselben ist also nicht zu fordern. (Gehe, Daniel!) Indes fügt es noch einiges bei, was er aus der Verkündigung über den Verfolgerkönig wiederholt. So deutet er an, dass dies die Hauptsache ist, die besonders der Beachtung würdig. Daniel Dan 34 0 1 Anhang 1. Geschichte der Susanna. (Kap. 13,64) 1. Susannas Tugenden. (V. 27) 2. Das falsche Zeugnis gegen Susanna. (V. 44) 3. Susannas Unschuld wird offenbar gemacht. (V. 64) Anhang 2. Bel und der Drache. (13,65 14,42) 1. Der Bel. (13,65 14,21) Daniel Dan 34 13 1 Et erat vir habitans in Babylone, et nomen ejus Joakim: Ein Mann wohnte zu Babylon, mit Namen Joakim.¹ Daniel Dan 34 13 1 1 Wann Joakim weggeführt ward, steht nicht fest. Vielleicht zu derselben Zeit wie Daniel, vielleicht auch mit Jechonias. [2Kön 24,14] Nehmen wir das letztere an, so ist die Erzählung der Zeit nach hinter [Dan 2] zu versetzen, was vielleicht auch durch V. 64 geraten wird. Dass Joakim Haus und Garten besaß, ist nach der Aufforderung des Jeremias [Jer 29,5] nicht wunderbar; umso mehr als Nabuchodonosor, der vornehme, jüdische Jüngling an seinen Hof zog, doch wohl auch vornehme Juden durch Gunsterweise an sich zu fesseln suchte. Daniel Dan 34 13 10 Erant ergo ambo vulnerati amore ejus, nec indicaverunt sibi vicissim dolorem suum: Beide also waren von Leidenschaft zu ihr verwundet, aber keiner entdeckte dem andern sein Liebesweh, Daniel Dan 34 13 11 Erubescebant enim indicare sibi concupiscentiam suam, volentes concumbere cum ea. denn sie schämten sich, einander die böse Lust kundzugeben, dass sie mit Susanna Umgang pflegen wollten. Daniel Dan 34 13 12 Et observabant quotidie sollicitius videre eam. Dixitque alter ad alterum: So lauerten sie Tag für Tag eifrig darauf, sie zu sehen.⁸ Sprach einer zu dem andern: Daniel Dan 34 13 12 8 Während Job mit seinen Augen ein Bündnis schloss, nicht an eine Jungfrau zu denken [Ijob 31,1], scheinen jene mit denselben einen Bund eingegangen zu sein, nicht zum Himmel zu schauen, sondern nur den gefahrvollen Anblick zu suchen. Anders Septuag. V. 11: Einer verhehlte dem anderen die böse Leidenschaft auch das Weib wusste von der Sache nichts. 12. Als jedoch der Morgen angebrochen war, machten sie sich auf und eilten, verstohlen einer nach dem anderen, wer von ihnen ihr begegnen und sie ansehen möchte. 13. Und siehe da, die lustwandelnde nach ihrer Gewohnheit. Kaum aber war der eine von den Ältesten angekommen, da erschien auch schon der andere und einer fragte den andern: Wozu bist du so früh ausgegangen, ohne mich mitzunehmen? 14. Und sie gestanden einander ihren Liebesschmerz. 19. Dann sagte einer zum anderen: Wir wollen zu ihr hingehen! Und nachdem sie übereingekommen waren, gingen sie zu ihr hin und suchten sie zu vergewaltigen. Alles übrige bis V. 22 fehlt. Daniel Dan 34 13 13 Eamus domum, quia hora prandii est. Et egressi recesserunt a se. Gehen wir nach Hause, denn es ist Zeit zum Mittagessen;⁹ so gingen sie wohl hinaus und trennten sich voneinander, Daniel Dan 34 13 13 9 Einer wollte vom anderen sich befreien. Daniel Dan 34 13 14 Cumque revertissent, venerunt in unum: et sciscitantes ab invicem causam, confessi sunt concupiscentiam suam: et tunc in communi statuerunt tempus, quando eam possent invenire solam. aber kehrten alsbald wieder um und trafen zusammen. Als sie sich nun gegenseitig nach dem Grunde fragten, gestanden sie sich ihre Leidenschaft ein. Hierauf bestimmten sie zusammen eine Zeit, wo sie jene allein treffen könnten. Daniel Dan 34 13 15 Factum est autem, cum observarent diem aptum, ingressa est aliquando sicut heri, et nudiustertius, cum duabus solis puellis, voluitque lavari in pomario: æstus quippe erat: Da begab es sich, während sie auf einen gelegenen Tag warteten, dass Susanna einst, wie gestern und ehegestern, nur von zwei Mädchen begleitet, in den Garten kam, sich zu baden, denn es war schwül. Daniel Dan 34 13 16 Et non erat ibi quisquam, præter duos senes absconditos, et contemplantes eam. Sonst war auch niemand darin außer den zwei Ältesten, welche sich verborgen hatten und sie beobachteten. Daniel Dan 34 13 17 Dixit ergo puellis: Afferte mihi oleum, et smigmata, et ostia pomarii claudite, ut laver. Sie sprach zu den Mädchen: Bringet mir Öl und Salbe und verschließet die Pforte des Gartens, dass ich mich baden kann. Daniel Dan 34 13 18 Et fecerunt sicut præceperat: clauseruntque ostia pomarii, et egressæ sunt per posticum ut afferrent quæ jusserat: nesciebantque senes intus esse absconditos. Jene taten, wie sie befohlen hatte; sie verschlossen die Pforte des Gartens und gingen durch eine Seitenpforte hinaus, das zu holen, was sie verlangt hatte; sie wussten jedoch nicht, dass die Ältesten sich innerhalb des Gartens versteckt hatten. Daniel Dan 34 13 19 Cum autem egressæ essent puellæ, surrexerunt duo senes, et accurrerunt ad eam, et dixerunt: Nachdem nun die Mädchen hinausgegangen waren, erhoben sich die zwei Ältesten, liefen zu ihr hin und sprachen: Daniel Dan 34 13 2 Et accepit uxorem nomine Susannam, filiam Helciæ pulchram nimis, et timentem Deum: Dieser nahm ein Weib, Susanna mit Namen, eine Tochter Helkias',² die sehr schön war und Gott fürchtete.³ Daniel Dan 34 13 2 2 Sie war wohl aus priesterlichem oder levitischem Geschlechte, in dem dieser Name häufig ist. Susanna: Lilie, ein Name, den sie durch ihre Tugend und Keuschheit verdient. Daniel Dan 34 13 2 3 Das Gesetz beobachtete. Daniel Dan 34 13 20 Ecce ostia pomarii clausa sunt, et nemo nos videt, et nos in concupiscentia tui sumus: quam ob rem assentire nobis, et commiscere nobiscum. Siehe, die Pforte des Gartens ist geschlossen und niemand sieht uns, wir sind von Leidenschaft gegen dich entbrannt, darum willige ein und sei uns zu Gefallen. Daniel Dan 34 13 21 Quod si nolueris, dicemus contra te testimonium, quod fuerit tecum juvenis, et ob hanc causam emiseris puellas a te. Willst du dies nicht, so werden wir gegen dich Zeugnis ablegen, dass ein Jüngling bei dir war und dass du deshalb die Mädchen von dir weggeschickt hast. Daniel Dan 34 13 22 Ingemuit Susanna, et ait: Angustiæ sunt mihi undique: si enim hoc egero, mors mihi est: si autem non egero, non effugiam manus vestras. Da seufzte Susanna und sprach: Bedrängnis umgibt mich von allen Seiten; denn wenn ich dies tue, steht mir der Tod¹⁰ bevor; tue ich es aber nicht, so werde ich euern Händen nicht entrinnen. Daniel Dan 34 13 22 10 Syr.: vom Herrn. Dies entspricht dem V. 23. Die Sünde nennt sie Tod vor dem Herrn, Tod und Verderben der Seele. Daniel Dan 34 13 23 Sed melius est mihi absque opere incidere in manus vestras, quam peccare in conspectu Domini. Doch besser¹¹ ist es für mich, ohne solche Tat in eure Hände zu fallen, als vor dem Angesichte des Herrn zu sündigen. Daniel Dan 34 13 23 11 Griech.: Gut. (Hier.) Nicht aller vergleichsweise besser. (Hier.) Susanna hält ihre Keuschheit für ein größeres Gut als Ruf und Leben, darum erhebt sie ein Geschrei, obgleich sie in der Gefahr des Lebens sich hätte passiv verhalten können. Daniel Dan 34 13 24 Et exclamavit voce magna Susanna: exclamaverunt autem et senes adversus eam. Alsbald rief Susanna mit lauter Stimme,¹² aber auch die Ältesten erhoben ein Geschrei gegen sie.¹³ Daniel Dan 34 13 24 12 Schreien ist die Waffe der Frau. Daniel Dan 34 13 24 13 Durch Susannas Geschrei war ihre Gegenwart verraten, so wollen sie denn nicht schuldig, sondern als Rächer des Frevels erscheinen. Ihnen kommt auch alsbald der Gedanke, was zu diesem Zwecke zu tun. (V. 25) Daniel Dan 34 13 25 Et cucurrit unus ad ostia pomarii, et aperuit. Und der eine lief zu der Pforte des Gartens und öffnete sie. Daniel Dan 34 13 26 Cum ergo audissent clamorem famuli domus in pomario, irruerunt per posticum ut viderent quidnam esset. Als nun die Diener des Hauses das Geschrei im Garten hörten, eilten sie durch die Seitentür herbei, um zu sehen, was es gebe.¹⁴ Daniel Dan 34 13 26 14 Die Ältesten mussten durch ihr Geschrei Susannas Rufen zu übertönen suchen, da dies nicht wenig dazu beitrug, diese als schuldig hinzustellen. Daniel Dan 34 13 27 Postquam autem senes locuti sunt, erubuerunt servi vehementer: quia nunquam dictus fuerat sermo hujuscemodi de Susanna. Et facta est dies crastina. Da brachten die Ältesten ihre Beschuldigungen vor, so dass die Diener sich sehr schämten, denn niemals war eine solche Rede über Susanna geführt worden.¹⁵ Daniel Dan 34 13 27 15 Wohl zeugte das vergangene Leben Susannas führ ihre Unschuld, doch wie sollten die Diener es wagen, den Ältesten nicht Glauben zu schenken? (Aug.) Die Septuag. lässt alles auf V. 23 Folgende aus. Die syrische Übersetzung fügte Verschiedenes zur Ausschmückung bei. Daniel Dan 34 13 28 Cumque venisset populus ad Joakim virum ejus, venerunt et duo presbyteri pleni iniqua cogitatione adversus Susannam ut interficerent eam. Als nun am andern Tage das Volk sich bei Joakim, ihrem Manne, versammelt hatte, kamen auch die zwei Ältesten,¹⁶ voll böser Anschläge gegen Susanna, um sie dem Tode zu überliefern. Daniel Dan 34 13 28 16 Theodotion: Als sich nun am folgenden Tage das Volk bei Joakim versammelte, kamen auch die beiden Ältesten. Sept.: Die gesetzesvergessenen Männer aber gingen fort, im Stillen ihr drohend und darauf sinnend, wie sie sie dem Tode überliefern könnten; und als sie zum Versammlungsort der Stadt, in der sie wohnten, kamen, waren alle dort ortsangesessenen Israeliten versammelt. Alsbald traten die beiden Ältesten und Richter auf usw. In Vulg. und der syr. Übersetzung wird im Hause des Joakim Gericht gehalten. Alsbald der Sept. fehlt bei Theodotion. Daniel Dan 34 13 29 Et dixerunt coram populo: Mittite ad Susannam filiam Helciæ uxorem Joakim. Et statim miserunt. Diese sprachen vor dem Volke: Sendet nach Susanna, der Tochter Helkias', dem Weibe Joakims! Jene sandten alsbald nach ihr. Daniel Dan 34 13 3 Parentes enim illius, cum essent justi, erudierunt filiam suam secundum legem Moysi. Denn da ihre Eltern gerecht waren, hatten sie ihre Tochter dem Gesetze Moses' gemäß unterwiesen. Daniel Dan 34 13 30 Et venit cum parentibus, et filiis, et universis cognatis suis. Da kam sie mit ihren Eltern und ihren Kindern und allen ihren Verwandten.¹⁷ Daniel Dan 34 13 30 17 Diese alle trauern mit ihr, weil sie ihre bisherige Sittenreinheit kennen. Welch Gegensatz gegen die Greise! Daniel Dan 34 13 31 Porro Susanna erat delicata nimis, et pulchra specie. Susanna aber war sehr zart und schön von Gestalt. Daniel Dan 34 13 32 At iniqui illi jusserunt ut discooperiretur (erat enim cooperta) ut vel sic satiarentur decore ejus. Da befahlen jene Bösewichter, sie zu entschleiern¹⁸ (denn sie war verschleiert), um sich wenigstens so an ihrer Anmut zu sättigen. Daniel Dan 34 13 32 18 Nach der Vorschrift [Num 5,8]. Der Schleier sollte nach Susannas Wunsch sie vor den lüsternen Augen der Greise behüten. Daniel Dan 34 13 33 Flebant igitur sui, et omnes qui noverant eam. Die Ihrigen aber, sowie alle, die sie kannten, weinten. Daniel Dan 34 13 34 Consurgentes autem duo presbyteri in medio populi, posuerunt manus suas super caput ejus. Nun erhoben die zwei Ältesten sich inmitten des Volkes und legten ihr die Hände auf das Haupt,¹⁹ Daniel Dan 34 13 34 19 Die Zeugen, denen ein Verbrechen bewusst war, mussten dies tun nach [Lev 24,14]. Daniel Dan 34 13 35 Quæ flens suspexit ad clum: erat enim cor ejus fiduciam habens in Domino. während sie weinend zum Himmel aufblickte, denn ihr Herz vertraute auf den Herrn.²⁰ Daniel Dan 34 13 35 20 Und rief zu ihm. (Aug.) Ihr Stillschweigen war das beste Zeugnis ihrer Reinheit. (Ambros.) Sept.: Indem sie ihr Haupt erhob, betete sie weinend still bei sich: O Herr, du ewiger Gott, der du alles weißt, ehe es ist, du weißt auch, dass ich nicht getan habe, wessen diese gottlosen Leute mich in ihrer Bosheit bezichtigen. Und der Herr erhörte ihr Gebet. Bei Theodotion findet sich dies Gebet fast gleichlautend V. 42, V. 43, wo die Sept. nichts derartiges hat. Daniel Dan 34 13 36 Et dixerunt presbyteri: Cum deambularemus in pomario soli, ingressa est hæc cum duabus puellis: et clausit ostia pomarii, et dimisit a se puellas. Und die Ältesten sprachen: Als wir im Garten allein lustwandelten, trat diese hier mit zwei Mädchen herein, verschloss die Pforte des Gartens und schickte die Mädchen hinweg. Daniel Dan 34 13 37 venitque ad eum adolescens, qui erat absconditus, et concubuit cum ea. Da kam zu ihr ein Jüngling, der sich versteckt hatte, und buhlte mit ihr. Daniel Dan 34 13 38 Porro nos cum essemus in angulo pomarii, videntes iniquitatem, cucurrimus ad eos, et vidimus eos pariter commisceri. Wir aber, die wir in einem Winkel des Gartens waren, eilten, da wir die Schandtat sahen, zu ihnen hin und sahen sie in Unzucht beisammen. Daniel Dan 34 13 39 Et illum quidem non quivimus comprehendere, quia fortior nobis erat, et apertis ostiis exsilivit: Jenen zwar vermochten wir nicht festzuhalten, weil er stärker war als wir, die Türe öffnete und davoneilte,²¹ Daniel Dan 34 13 39 21 Sept.: Während unseres Rundganges sehen wir diese da in den Armen eines Mannes ruhen. Wir blieben stehen und waren Augenzeugen, wie sie miteinander Umgang pflogen; sie hatten aber nicht bemerkt, dass wir da standen. Sofort besprachen wir uns und sagten: Wir wollen doch zusehen, wer diese da sind. Und als wir hinkamen, erkannten wir sie, der Jüngling aber entkam (unbekannt), weil er sich verhüllt hatte. Daniel Dan 34 13 4 Erat autem Joakim dives valde, et erat ei pomarium vicinum domui suæ: et ad ipsum confluebant Judæi, eo quod esset honorabilior omnium. Joakim aber war sehr reich und hatte einen Baumgarten, der nahe bei seinem Hause war, und die Juden kamen bei ihm zusammen, weil er unter allen der angesehenste war. Daniel Dan 34 13 40 Hanc autem cum apprehendissemus, interrogavimus, quisnam esset adolescens, et noluit indicare nobis: hujus rei testes sumus. diese aber ergriffen wir und fragten sie, wer der Jüngling war, aber sie wollte es uns nicht entdecken. Dies bezeugen wir!²² Daniel Dan 34 13 40 22 Das Ansehen der Ältesten ist so groß, dass das Volk eine weitere Untersuchung nicht für nötig hält, vielleicht in Erinnerung an [Dtn 19,15]. Daniel Dan 34 13 41 Credidit eis multitudo quasi senibus et judicibus populi, et condemnaverunt eam ad mortem. Da glaubte die Versammlung ihnen, als Ältesten und Richtern des Volkes, und verurteilten jene zum Tode.²³ Daniel Dan 34 13 41 23 Die letzten Worte fehlen in der Septuag. Daniel Dan 34 13 42 Exclamavit autem voce magna Susanna, et dixit: Deus æterne, qui absconditorum es cognitor, qui nosti omnia antequam fiant, Susanna aber rief mit lauter Stimme und sprach: O ewiger Gott! der du das Verborgene kennst, der du alles weißt, bevor es geschieht, Daniel Dan 34 13 43 Tu scis quoniam falsum testimonium tulerunt contra me: et ecce morior, cum nihil horum fecerim, quæ isti malitiose composuerunt adversum me. du weißt, dass sie falsches Zeugnis wider mich abgelegt haben. Siehe, ich sterbe, obwohl ich doch nichts von dem begangen habe, was diese böslich wider mich erdichtet haben!²⁴ Daniel Dan 34 13 43 24 Diese feierliche Anrufung Gottes im Augenblick, wo sie zum Tode geführt wird, er möchte ihre Unschuld bezeugen, hätte kluge Richter stutzig machen und zu nochmaliger Prüfung veranlassen sollen. Daniel Dan 34 13 44 Exaudivit autem Dominus vocem ejus. Und der Herr erhörte ihr Rufen. Daniel Dan 34 13 45 Cumque duceretur ad mortem, suscitavit Dominus Spiritum Sanctum pueri junioris, cujus nomen Daniel: Denn als man sie zum Tode führte, erweckte der Herr den Heiligen Geist eines noch jungen Mannes,²⁵ namens Daniel. Daniel Dan 34 13 45 25 Dieses Wort bedeutet nicht selten im Hebräischen (Naar) einen Jüngling von zwanzig Jahren und mehr. So wird Benjamin [Gen 43,8] als solcher bezeichnet, während doch bald darauf [Gen 46,21] zehn Söhne desselben genannt werden. Ebenso David, als er bereits einen Löwen und Bären getötet [1Sam 16,11; 1Sam 17,34ff] auch Absalom, als er sich gegen den Vater empört. [2Sam 18,5] An allen diesen Stellen steht in der Sept.: paidarion, wie hier. Wenn Daniel hier zudem jung genannt wird, so vergl. [1Kön 3,7], wo sich Salomon einen kleinen Jüngling nennt, obwohl er bereits König ist und Söhne hat. Nach der Sept.: Doch siehe da, ein Engel des Herrn, - als jene hinausgeführt wurde, um hingerichtet zu werden, gab der Engel, wie ihm befohlen war, einem jungen Mann, namens Daniel, den Geist der Einsicht. Da Daniel zu einer Gott wohlgefälligen Sache angeregt wird, ist es der Heilige Geist, der ihn bewegt, zumal Daniel auch die Kenntnis von der Unschuld Susannas erhalten und es wagt, Susanna für unschuldig zu erklären, das gesamte Volk aber für schuldig der Vergießung unschuldigen Blutes. Daniel Dan 34 13 46 Et exclamavit voce magna: Mundus ego sum a sanguine hujus. Dieser rief mit lauter Stimme: Ich bin unschuldig an ihrem Blute! Daniel Dan 34 13 47 Et conversus omnis populus ad eum, dixit: Quis est iste sermo, quem tu locutus es? Da wandte sich das ganze Volk zu ihm und sprach: Was bedeutet dieses Wort, das du gesprochen hast? Daniel Dan 34 13 48 Qui cum staret in medio eorum, ait: Sic fatui filii Israel, non judicantes, neque quod verum est cognoscentes, condemnastis filiam Israel? Er aber trat in ihre Mitte und sprach: Seid ihr so töricht, Söhne Israels! dass ihr ohne Urteil, ohne euch über die Wahrheit Gewissheit zu verschaffen, eine Tochter Israels verurteilt? Daniel Dan 34 13 49 Revertimini ad judicium, quia falsum testimonium locuti sunt adversus eam. Kehret noch einmal in das Gerichtshaus zurück, denn jene haben falsches Zeugnis wider sie abgelegt. Daniel Dan 34 13 5 Et constituti sunt de populo duo senes judices in illo anno: de quibus locutus est Dominus: Quia egressa est iniquitas de Babylone a senioribus judicibus, qui videbantur regere populum. Nun waren in jenem Jahre zwei Älteste aus dem Volke als Richter⁴ aufgestellt, wie jene, von denen der Herr gesprochen: Ungerechtigkeit ging zu Babylon aus von den Ältesten, von den Richtern, welche das Volk zu leiten schienen.⁵ Daniel Dan 34 13 5 4 Diese Richter wurden vielleicht vom Könige ernannt, wie in Judäa Godolias. Es lag dem Könige von Babel also einzig an den Steuern, nicht daran, dass die Juden babylonische Sitten annahmen. Daniel Dan 34 13 5 5 Hier ist uns vielleicht das Wort eines Propheten aufbewahrt, wie vom heiligen Paulus ein Wort des Herrn. [Apg 20,35] Daniel Dan 34 13 50 Reversus est ergo populus cum festinatione, et dixerunt ei senes: Veni, et sede in medio nostrum, et indica nobis: quia tibi Deus dedit honorem senectutis. Da kehrte das Volk eilends um, die Ältesten aber sprachen zu ihm: Komm und setze dich in unsere Mitte und gib uns Aufschluss, denn Gott hat dir den Vorzug des Alters verliehen.²⁶ Daniel Dan 34 13 50 26 V. 49, V. 50 fehlen in der Septuaginta. Die Vorsteher erkennen durch Daniels Mahnung, dass sie etwas versäumt, was im Gesetze vorgeschrieben war, nämlich die Zeugnisse selbst einer sorgfältigen Prüfung zu unterwerfen [Dtn 19,18]. Da zum Richten Klugheit und Erfahrung notwendig ist, welche sonst nur bei Greisen vereint zu finden ist, hat Gott selbst dem Daniel jenes Ansehen verliehen, das sonst nur bei den Greisen zu finden. Die Worte sprechen die Richter (nicht die beiden Ältesten, denn diese waren Zeugen), welche das Gericht geleitet hatten. Daniel Dan 34 13 51 Et dixit ad eos Daniel: Separate illos ab invicem procul, et dijudicabo eos. Daniel sprach zu ihnen: Trennet jene weit voneinander,²⁷ so werde ich über sie urteilen. Daniel Dan 34 13 51 27 So vermögen sie sich nicht mehr weiter zu verständigen. Nach der Septuag. fügt er noch bei: Sehet nicht darauf, dass dies Älteste sind, indem ihr meint: Sie werden nicht lügen. Ich will sie vielmehr nach dem, was mir aufgestoßen ist, verhören. Daniel Dan 34 13 52 Cum ergo divisi essent alter ab altero, vocavit unum de eis, et dixit ad eum: Inveterate dierum malorum, nunc venerunt peccata tua, quæ operabaris prius: Als sie nun einer von dem andern getrennt waren, rief er den einen von ihnen zu sich und sprach zu ihm: In Gottlosigkeit Ergrauter! Jetzt kommt die Ahndung für deine Sünden über dich, die du vormals begangen hast, Daniel Dan 34 13 53 Judicans judicia injusta, innocentes opprimens, et dimittens noxios, dicente Domino: Innocentem et justum non interficies. da du ungerechte Urteile fälltest, die Unschuldigen unterdrücktest und die Schuldigen freiließest, während doch der Herr gesagt hat: Einen Unschuldigen und Gerechten sollst du nicht töten. Daniel Dan 34 13 54 Nunc ergo si vidisti eam, dic sub qua arbore videris eos colloquentes sibi. Qui ait: Sub schino. Nun also, wenn²⁸ du diese hier wirklich gesehen hast, so sage, unter was für einem Baume du sie miteinander hast reden²⁹ gesehen? Er antwortete: Unter einem Mastixbaume. Daniel Dan 34 13 54 28 Griech.: wenn anders. Es wird ein Zweifel ausgedrückt. Daniel Dan 34 13 54 29 Griechisch: Im Umgange miteinander. Daniel Dan 34 13 55 Dixit autem Daniel: Recte mentitus es in caput tuum: Ecce enim Angelus Dei accepta sententia ab eo, scindet te medium. Daniel antwortete: Da hast du trefflich auf dein eigenes Haupt gelogen!³⁰ Denn siehe, der Engel Gottes³¹ hat von ihm Befehl erhalten und wird dich mitten entzwei spalten!³² Daniel Dan 34 13 55 30 Durch deine Antwort hast du dich gleichsam selbst mit dem Schwerte durchbohrt, denn schon aus deiner Antwort werde ich dir dein falsches Zeugnis beweisen. Daniel Dan 34 13 55 31 Gottes Strafe, deren Spruch über dich gefällt ist, wirst du nicht entgehen. Daniel erwähnt den Engel, weil diese die Vollstrecker der göttlichen Gerichte sind, und damit so dem Greise die Sicherheit klar werde, mit welcher die Strafe ihn ereilen wird. Daniel Dan 34 13 55 32 Im Griech. ist ein schönes Wortspiel, das sich im Deutschen nicht wiedergeben lässt, zwischen dem Namen des Baumes (schinos) und dem Zeitwort entzweispalten (schizo). Daniel Dan 34 13 56 Et, amoto eo, jussit venire alium, et dixit ei: Semen Chanaan, et non Juda, species decepit te, et concupiscentia subvertit cor tuum: Dann ließ er diesen wegbringen und befahl dem andern zu kommen und sprach zu ihm: Du Abkömmling Kanaans und nicht Judas!³³ Die Schönheit hat dich betört und die böse Lust hat dein Herz verkehrt. Daniel Dan 34 13 56 33 Da du Kanaans Sitten nachahmst, ist er vielmehr dein Vater als Juda. Daniel Dan 34 13 57 Sic faciebatis filiabus Israel, et illæ timentes loquebantur vobis: sed filia Juda non sustinuit iniquitatem vestram. So habt ihr mit den Töchtern Israels getan und sie willfahrten euch aus Furcht, aber eine Tochter Judas hat eure Bosheit nicht geduldet. Daniel Dan 34 13 58 Nunc ergo dic mihi, sub qua arbore comprehenderis eos loquentes sibi. Qui ait: Sub prino. So sage mir denn also: Unter was für einem Baum hast du sie miteinander redend gefunden? Er antwortete: Unter einer Steineiche. Daniel Dan 34 13 59 Dixit autem ei Daniel: Recte mentitus es et tu in caput tuum: manet enim Angelus Domini, gladium habens, ut secet te medium, et interficiat vos. Daniel aber sprach: Auch du hast trefflich auf dein eigenes Haupt gelogen, denn der Engel des Herrn harrt mit seinem Schwerte, um dich mitten durchzuhauen und euch zu töten.³⁴ Daniel Dan 34 13 59 34 Auch hier ist im Griechischen ein Wortspiel zwischen diesem Zeitwort (prizo) und dem Baumnamen (prinos). Hieronymus und Origenes wagen nicht zu entscheiden, ob auch im Hebräischen ein Wortspiel sich findet. Indes ist es nicht notwendig anzunehmen, dass das Wortspiel im Hebräischen genau denselben Worten entspricht, wie wenn man im Lateinischen einsetzt: sub pruno prunis peribis; sub malo male peribis oder cedrus, cædere. Theodotion und Septuag. haben die Namen der Bäume vielleicht freier wiedergegeben, um die Strafe mit denselben in Einklang zu bringen. In der Tat lassen sich im Hebräischen andere Bäume mit ähnlichen Verben dem Klange nach zusammenstellen. Daniel Dan 34 13 6 Isti frequentabant domum Joakim, et veniebant ad eos omnes, qui habebant judicia. Diese kamen oft in das Haus Joakims und alle, welche eine Rechtssache hatten, begaben sich zu ihnen. Daniel Dan 34 13 60 Exclamavit itaque omnis ctus voce magna, et benedixerunt Deum, qui salvat sperantes in se. Da rief das ganze Volk mit lauter Stimme und sie priesen Gott, der die rettet, welche auf ihn hoffen.³⁵ Daniel Dan 34 13 60 35 Vergl. V. 35. Daniel Dan 34 13 61 Et consurrexerunt adversus duos presbyteros (convicerat enim eos Daniel ex ore suo falsum dixisse testimonium) feceruntque eis sicut male egerant adversus proximum, Dann erhoben sie sich wider die zwei Ältesten (denn Daniel hatte sie aus ihrem eigenen Munde überführt, dass sie falsches Zeugnis abgelegt hatten) und taten an ihnen dem Bösen gemäß, das sie an ihrem Nächsten verübt hatten, Daniel Dan 34 13 62 Ut facerent secundum legem Moysi: et interfecerunt eos, et salvatus est sanguis innoxius in die illa. um nach dem Gesetze Moses zu verfahren,³⁶ und töteten sie.³⁷ So ward unschuldiges Blut an jenem Tage gerettet. Daniel Dan 34 13 62 36 [Dtn 19,19] Daniel Dan 34 13 62 37 Auf Ehebruch stand Tod. [Dtn 22,21-24] Da die Juden Richter aus ihrem Stamme hatten, stand diesen auch das Recht über Leben und Tod zu. Daniel Dan 34 13 63 Helcias autem et uxor ejus laudaverunt Deum pro filia sua Susanna cum Joakim marito ejus, et cognatis omnibus, quia non esset inventa in ea res turpis. Helkias aber und sein Weib lobten Gott wegen ihrer Tochter Susanna mit Joakim, ihrem Mann, und allen ihren Verwandten, weil nichts Schandbares an ihr erfunden worden war.³⁸ Daniel Dan 34 13 63 38 Die Eltern sahen die Frucht der frommen Erziehung, welche sie Susanna gegeben. V. 63ff: Darum sind die Jünglinge, die da aufrichtig sind, Lieblinge Jakobs. Und wir wollen wie Söhne die wackeren Jünglinge behüten. Denn sind die Jünglinge gottesfürchtig, so wird ihnen der Geist der Weisheit und der Einsicht innewohnen in alle Ewigkeit. Daniel Dan 34 13 64 Daniel autem factus est magnus in conspectu populi a die illa, et deinceps. Und Daniel ward vor dem Volke groß von dem Tage an und fernerhin. Daniel Dan 34 13 65 Et rex Astyages appositus est ad patres suos, et suscepit Cyrus Perses regnum ejus. Der König Astyages aber ward zu seinen Vätern beigesetzt, und Cyrus, der Perser, überkam dessen Herrschaft.³⁹ Daniel Dan 34 13 65 39 Theodotion sowie die anderen Übersetzungen außer der Vulgata verbinden diesen Vers mit Recht mit der folgenden Geschichte, da Daniel nicht mehr wie [Dan 13,45] ein Jüngling genannt werden kann. Cyrus besiegte den Astyages und nahm ihn gefangen im Jahre 550 v. Chr., Daniel aber wurde nach Babylon im Jahre 605 weggeführt. Cyrus ließ dem Astyages eine gewisse Herrschaft, so dass er nach dessen Tode als Nachfolger beim Volke gelten konnte. Vom Tode des Astyages bis zur Einnahme des Babylonischen Reiches durch Cyrus waren viele Jahre vergangen. Die Septuaginta hat diesen Vers nicht, doch pflegt sie auch sonst den Text des Propheten freier zu behandeln. Daniel Dan 34 13 7 Cum autem populus revertisset per meridiem, ingrediebatur Susanna, et deambulabat in pomario viri sui. Wenn nun das Volk um die Mittagszeit wieder heimgegangen war, pflegte Susanna sich in den Baumgarten ihres Mannes zu begeben und darin zu lustwandeln. Daniel Dan 34 13 8 Et videbant eam senes quotidie ingredientem, et deambulantem: et exarserunt in concupiscentiam ejus: Die Ältesten sahen sie täglich hineintreten und herumwandeln und entbrannten von böser Lust gegen sie⁶ Daniel Dan 34 13 8 6 Sie bleiben noch zur Beratung oder zum freundschaftlichen Verkehr bei Joakim und sahen so Susanna täglich. Daniel Dan 34 13 9 Et everterunt sensum suum, et declinaverunt oculos suos ut non viderent clum, neque recordarentur judiciorum justorum. und verkehrten ihren Sinn und wendeten ihre Augen ab, um nicht zum Himmel aufzuschauen und der gerechten Gerichte zu gedenken.⁷ Daniel Dan 34 13 9 7 Dies sind also die Waffen, mit denen man die Leidenschaft bekämpfen muss. Daniel Dan 34 0 1 1. Der Bel. (13,65 14,21) 2. Der Drache. Daniel Dan 34 14 1 Erat autem Daniel conviva regis, et honoratus super omnes amicos ejus. Daniel aber war des Königs Tischgenosse und höher in Ehren gehalten als alle Freunde desselben.¹ Daniel Dan 34 14 1 1 Cyrus hatte die Herrschaft im Jahre 539 oder 538 v. Chr. angetreten. Daniel, der den Übergang der Herrschaft auf die Meder und Perser geweissagt [Dan 5,28], war durch Gottes den Juden gnädige Vorsehung auch Cyrus Freund geworden. Nach der Septuag. ist von einem anderen Daniel die Rede. Daniel Dan 34 14 10 Et dixerunt sacerdotes Bel: Ecce nos egredimur foras: et tu rex pone escas, et vinum misce, et claude ostium, et signa annulo tuo: sprachen die Priester Bels:¹⁰ Siehe, wir wollen hinausgehen, du aber, o König! setze die Speisen hin und mische den Wein, verschließe auch die Tür und versiegle sie mit deinem Ringe. Daniel Dan 34 14 10 10 Die Sept. schreibt dies dem Könige zu. Daniel Dan 34 14 11 Et cum ingressus fueris mane, nisi inveneris omnia comesta a Bel, morte moriemur, vel Daniel qui mentitus est adversum nos. Wenn du dann früh morgens eintrittst und nicht alles von Bel verzehrt findest, so wollen wir des Todes sterben oder aber Daniel, der wider uns gelogen hat. Daniel Dan 34 14 12 Contemnebant autem, quia fecerant sub mensa absconditum introitum, et per illum ingrediebantur semper, et devorabant ea. Sie achteten es aber gering,¹¹ denn sie hatten unter dem Tische einen heimlichen Eingang gemacht, durch diesen kamen sie stets herein und verzehrten alles. Daniel Dan 34 14 12 11 Versprachen sich leicht den Sieg. Daniel Dan 34 14 13 Factum est igitur postquam egressi sunt illi, rex posuit cibos ante Bel: præcepit Daniel pueris suis, et attulerunt cinerem, et cribravit per totum templum coram rege: et egressi clauserunt ostium: et signantes annulo regis abierunt. Nachdem jene hinausgegangen waren und der König dem Bel die Speisen hatte vorsetzen lassen, gab Daniel seinen Dienern den Befehl, Asche herbeizubringen. Diese ließ er in Gegenwart des Königs im ganzen Tempel aussieben. Alsdann gingen sie hinaus, verschlossen die Pforte, versiegelten sie mit dem Ringe des Königs und gingen hinweg. Daniel Dan 34 14 14 Sacerdotes autem ingressi sunt nocte juxta consuetudinem suam, et uxores, et filii eorum: et comederunt omnia, et biberunt. Die Priester aber kamen des Nachts nach ihrer Gewohnheit mit den Weibern und Kindern hinein und verzehrten und tranken alles. Daniel Dan 34 14 15 Surrexit autem rex primo diluculo, et Daniel cum eo. Am frühesten Morgen machte sich der König auf und Daniel mit ihm. Daniel Dan 34 14 16 Et ait rex: Salvane sunt signacula, Daniel? Qui respondit: Salva, rex. Und der König sprach: Sind die Siegel unverletzt, Daniel? Er antwortete: Sie sind es, o König! Daniel Dan 34 14 17 Statimque cum aperuisset ostium, intuitus rex mensam, exclamavit voce magna: Magnus es Bel, et non est apud te dolus quisquam. Sobald er nun die Türe geöffnet hatte, blickte der König auf den Tisch und rief mit lauter Stimme: Groß bist du, Bel, und kein Trug ist bei dir! Daniel Dan 34 14 18 Et risit Daniel: et tenuit regem ne ingrederetur intro: et dixit: Ecce pavimentum, animadverte cujus vestigia sint hæc. Daniel aber lachte und hielt den König zurück, dass er nicht eintrat, und sprach: Siehe doch auf den Fußboden und habe acht, wessen Fußstapfen dies sind! Daniel Dan 34 14 19 Et dixit rex: Video vestigia virorum, et mulierum, et infantium. Et iratus est rex. Der König sprach: Ich sehe die Fußstapfen von Männern, Weibern und Kindern. Und der König ward zornig. Daniel Dan 34 14 2 Erat quoque idolum apud Babylonios nomine Bel: et impendebantur in eo per dies singulos similæ artabæ duodecim, et oves quadraginta, vinique amphoræ sex. Nun hatten die Babylonier ein Götzenbild, namens Bel;² auf dasselbe wurden täglich zwölf Scheffel³ Weizenmehl, vierzig Schafe und sechs Maß⁴ Wein aufgewendet. Daniel Dan 34 14 2 2 Bel, assyr.-babylonisch Bilu, war einer der Hauptgötter des Landes. Aus Denkmälern und Inschriften steht gleichfalls fest, dass man den Göttern Gaben und Opfer, Schafe, Hirsche, Früchte, Wein usw. darbrachte. Daniel Dan 34 14 2 3 Ein persisches Maß, das etwa 55,81 Liter fasste. Daniel Dan 34 14 2 4 Wohl eines attischen Scheffels, der 52,53 Liter fasste. Septuag.: Vier Schafe und Öl. Daniel Dan 34 14 20 Tunc apprehendit sacerdotes, et uxores, et filios eorum: et ostenderunt ei abscondita ostiola, per quæ ingrediebantur, et consumebant quæ erant super mensam. Alsbald ließ er die Priester samt ihren Weibern und Kindern ergreifen und sie zeigten ihm ein verborgenes Pförtchen, durch welches sie eintraten und das, was auf dem Tische war, verzehrten. Daniel Dan 34 14 21 Occidit ergo illos rex, et tradidit Bel in potestatem Danielis: qui subvertit eum, et templum ejus. Da ließ der König sie töten¹² und gab den Bel in Daniels Gewalt, der ihn samt seinem Tempel zerstörte.¹³ Daniel Dan 34 14 21 12 So wurden die Schlauen in ihrer Schlauheit gefangen. Sie werden mit Recht getötet, da sie selbst ihren Kopf eingesetzt. Die Sept. weicht in manchen Stücken ab. Daniel Dan 34 14 21 13 Außer dem Heiligtum des Bel, von dem Herodot erzählt, in dessen Mitte ein Turm mit sieben Stockwerken war, in dessen oberstem Teile ein Heiligtum mit einem Bett und einem Tische sich befand, war noch ein zweites mit dem Bilde des Gottes, einem Throne, einem Tische und zwei Altären. Das letztere war das hauptsächlichere. Dies wurde vom König Cyrus zerstört. Die Sept. erwähnt nur die Zerstörung des Götzenbildes. Daniel Dan 34 14 22 Et erat draco magnus in loco illo, et colebant eum Babylonii. Es war an diesem Orte auch ein großer Drache, den die Babylonier verehrten. Daniel Dan 34 14 23 Et dixit rex Daniel: Ecce nunc non potes dicere quia iste non sit Deus vivens: adora ergo eum. Und der König sprach zu Daniel: Siehe, jetzt kannst du nicht sagen, dass dies kein lebendiger Gott sei; bete ihn also an!¹⁴ Daniel Dan 34 14 23 14 Schlangen wurden als Symbol des Lebens und der Wissenschaft im Tempel gepflegt, durch sie sollten die Götter ihre Orakelsprüche geben. Nach Diodor stand im Tempel des Bel und vor seinem Throne das Bild zweier ungeheuerer Schlangen. Auch die babylonischen Siegel tragen vielfach das Bild einer Schlange. Die Schlange war auch bei Ägyptern und Phöniziern ein heiliges Tier. Daniel Dan 34 14 24 Dixitque Daniel: Dominum Deum meum adoro: quia ipse est Deus vivens: iste autem non est Deus vivens. Daniel antwortete: Den Herrn, meinen Gott, bete ich an, denn er ist ein lebendiger Gott; dieser aber ist kein lebendiger Gott. Daniel Dan 34 14 25 Tu autem rex da mihi potestatem, et interficiam draconem absque gladio, et fuste. Et ait rex: Do tibi. Du aber, o König! gib mir Vollmacht, so will ich den Drachen ohne Schwert und Keule töten.¹⁵ Der König sprach: Ich gebe sie dir! Daniel Dan 34 14 25 15 Die Heiden glaubten, die Schlangen seien an sich unsterblich und nur durch äußere Gewalt zu töten. (Euseb.) Hätte also Daniel die Schlange mit Schwert oder Keule getötet, so vernichtete er damit noch nicht den Glauben des Volkes an die Göttlichkeit derselben. Daniel Dan 34 14 26 Tulit ergo Daniel picem, et adipem, et pilos, et coxit pariter: fecitque massas, et dedit in os draconis, et diruptus est draco. Et dixit: Ecce quem colebatis. Da nahm Daniel Pech, Fett und Haare, kochte sie zusammen, machte Klumpen daraus und warf diese dem Drachen ins Maul¹⁶ und der Drache zerbarst. Daniel aber sprach: Sehet da, welchen Gott ihr verehrtet! Daniel Dan 34 14 26 16 Nach Septuag. dreißig Minen Pech, etwa vierundzwanzig Pfund. Herodot erzählt, dass auf der Akropolis zu Athen eine Schlange mit Honigkuchen gefüttert wurde. Daniel füttert sie mit anderen Kuchen. Da die Schlange keinen Geschmack hat, verschlang sie die ihr dargebotene Speise gierig, die auf dem Wege zum Magen des Tieres fest hängen blieb und es tötete. Daniel Dan 34 14 27 Quod cum audissent Babylonii, indignati sunt vehementer: et congregati adversum regem, dixerunt: Judæus factus est rex: Bel destruxit, draconem interfecit, et sacerdotes occidit. Als die Babylonier dies hörten, ergrimmten sie sehr, rotteten sich wider den König zusammen¹⁷ und sprachen: Der König ist ein Jude geworden; den Bel hat er zerstört, den Drachen getötet, die Priester umgebracht! Daniel Dan 34 14 27 17 Die Babylonier empörten sich leicht. Hier ward die Wut des Volkes besonders dadurch erregt, dass ein Fremdling die geheiligte Religion desselben angegriffen. Daniel Dan 34 14 28 Et dixerunt cum venissent ad regem: Trade nobis Danielem, alioquin interficiemus te, et domum tuam. Und sie kamen zu dem Könige und sprachen: Liefere uns Daniel aus, wo nicht, töten wir dich und deine Familie. Daniel Dan 34 14 29 Vidit ergo rex quod irruerent in eum vehementer: et necessitate compulsus tradidit eis Danielem. Da nun der König sah, dass sie ihn heftig bestürmten, lieferte er, durch die Not gezwungen, ihnen Daniel aus.¹⁸ Daniel Dan 34 14 29 18 Der König hält es für klug, Gewalt nicht mit Gewalt zurückzudrängen und das Volk nicht noch mehr zu erbittern, sondern ihnen ein Opfer auszuliefern. Die Septuag. erwähnt den Tod der Priester nicht. Daniel Dan 34 14 3 Rex quoque colebat eum, et ibat per singulos dies adorare eum: porro Daniel adorabat Deum suum. Dixitque ei rex: Quare non adoras Bel? Auch der König⁵ verehrte denselben und ging Tag für Tag hin, ihn anzubeten, Daniel aber betete seinen Gott an. Da sprach der König zu ihm: Warum betest du den Bel nicht an? Daniel Dan 34 14 3 5 Cyrus. Dass er auch die babylonischen Gottheiten verehrte, steht aus den Keilschriften fest. Daniel Dan 34 14 30 Qui miserunt eum in lacum leonum, et erat ibi diebus sex. Sie aber warfen ihn in die Löwengrube und er blieb in derselben sechs Tage lang. Daniel Dan 34 14 31 Porro in lacu erant leones septem, et dabantur eis duo corpora quotidie, et duæ oves: et tunc non data sunt eis, ut devorarent Danielem. In der Grube befanden sich sieben Löwen, denen täglich zwei Leichname und zwei Schafe gegeben wurden; damals indes wurde ihnen nichts gegeben, damit sie Daniel verschlingen sollten.¹⁹ Daniel Dan 34 14 31 19 Da Daniel früher nur durch eine Nacht in der Löwengrube gewesen und heil geblieben, vermuteten sie, dass die Löwen entweder damals nicht hungrig waren oder Daniel dieselben durch ein Zaubermittel besänftigt habe. Deshalb soll er länger in der Grube bleiben und die Löwen gereizt werden. Anders die Septuag. Daniel Dan 34 14 32 Erat autem Habacuc propheta in Judæa, et ipse coxerat pulmentum, et intriverat panes in alveolo: et ibat in campum ut ferret messoribus. Nun lebte aber in Judäa der Prophet Habakuk. Dieser hatte einen Brei gekocht und Brot in die Schüssel gebrockt²⁰ und ging auf das Feld, um es den Schnittern zu bringen. Daniel Dan 34 14 32 20 Nach der Septuag. hat er auch einen Krug Wein. Auch andere kleine Nebenumstände sind verschieden. Der Zeitabstand legt die Folgerung nahe, dass der hier genannte Prophet Habakuk nicht der gleiche ist wie der, dessen Buch wir haben. Daniel Dan 34 14 33 Dixitque Angelus Domini ad Habacuc: Fer prandium, quod habes, in Babylonem Danieli, qui est in lacu leonum. Da sprach der Engel des Herrn zu Habakuk: Bringe das Mahl, das du da hast, nach Babylon dem Daniel, welcher in der Löwengrube ist! Daniel Dan 34 14 34 Et dixit Habacuc: Domine. Babylonem non vidi, et lacum nescio. Habakuk sprach: Herr! ich habe Babylon nicht gesehen und kenne die Grube nicht. Daniel Dan 34 14 35 Et apprehendit eum Angelus Domini in vertice ejus, et portavit eum capillo capitis sui, posuitque eum in Babylone supra lacum in impetu spiritus sui. Da ergriff ihn der Engel des Herrn bei seinem Schopfe und trug ihn an den Haaren seines Hauptes und setzte ihn im Fluge des Geistes in Babylon oberhalb der Grube nieder.²¹ [Ez 8,3] Daniel Dan 34 14 35 21 Auch andere wunderbare Versetzungen werden in der Heiligen Schrift berichtet. So [1Kön 18,12] und [2Kön 2,11.16]. Christus wird vom Teufel auf einen sehr hohen Berg geführt, [Mt 4,5.8] Philippus fortgenommen von dem Kämmerer. [Apg 8,39.40] Da Habakuk den Schnittern Essen bringen wollte, hatte er so reichlichen Vorrat, dass dieser für Daniel auf mehrere Tage reichte. Daniel Dan 34 14 36 Et clamavit Habacuc, dicens: Daniel serve Dei, tolle prandium, quod misit tibi Deus. Habakuk aber rief und sprach: Daniel, du Diener Gottes! nimm das Mahl, welches Gott dir sendet. Daniel Dan 34 14 37 Et ait Daniel: Recordatus es mei Deus, et non dereliquisti diligentes te. Daniel sprach: So hast du, o Gott! meiner gedacht und verlässest nicht, die dich lieben. Daniel Dan 34 14 38 Surgensque Daniel comedit. Porro Angelus Domini restituit Habacuc confestim in loco suo. Alsdann erhob sich Daniel und aß. Der Engel Gottes aber brachte Habakuk alsbald wieder in seine Heimat zurück. Daniel Dan 34 14 39 Venit ergo rex die septimo ut lugeret Danielem: et venit ad lacum, et introspexit, et ecce Daniel sedens in medio leonum. Am siebten Tage kam der König, um Daniel zu betrauern. Und als er zur Löwengrube kam und hineinschaute, siehe, da saß Daniel inmitten der Löwen.²² Daniel Dan 34 14 39 22 Nur die Vulgata hat: inmitten der Löwen (V. 39) und den V. 42, der mit [Dan 6,26.27] eine gewisse Gleichförmigkeit zeigt. Daniel Dan 34 14 4 Qui respondens, ait ei: Quia non colo idola manufacta, sed viventem Deum, qui creavit clum, et terram, et habet potestatem omnis carnis. Er antwortete und sprach zu ihm: Weil ich keine Götzen verehre, die von Händen gemacht sind, sondern den lebendigen Gott, der Himmel und Erde erschaffen hat und Macht hat über alles, was lebt.⁶ Daniel Dan 34 14 4 6 Von der Betrachtung der Geschöpfe will er den Sinn des Königs zum Schöpfer und Lenker derselben erheben. Daniel Dan 34 14 40 Et exclamavit voce magna rex, dicens: Magnus es Domine Deus Danielis. Et extraxit eum de lacu leonum. Da rief der König mit lauter Stimme und sprach: Groß bist du Herr, Gott Daniels! Und er ließ ihn aus der Löwengrube herausziehen. Daniel Dan 34 14 41 Porro illos, qui perditionis ejus causa fuerant, intromisit in lacum, et devorati sunt in momento coram eo. Diejenigen aber, welche ihn hatten verderben wollen, ließ er in die Grube werfen²³ und alsbald wurden sie vor seinen Augen aufgefressen. Daniel Dan 34 14 41 23 Nach dem Gesetze der Wiedervergeltung. Nach der Sept. V. 29 war es Sitte, die, welche dem König nachstellten, in die Löwengrube zu werfen. Alsdann war Daniel auch unter ähnlichem Vorwande den Löwen übergeben, während andere seinen Tod forderten, weil er die Götter verunehrt. Doch Gottes wunderbarer Schutz reinigt ihn von beiden Anklagen und zeigt ihn allen sichtbar als Freund der Gottheit. So wurden seine Feinde als Lügner und Feinde der Gottheit erklärt, die ihre Verleumdung und Feindschaft, durch welche sie Daniel zu verderben gesucht, mit Recht mit dem Tode büßten. Daniel Dan 34 14 42 Tunc rex ait: Paveant omnes habitantes in universa terra Deum Danielis: quia ipse est Salvator, faciens signa et mirabilia in terra: qui liberavit Danielem de lacu leonum. Da sprach der König: Alle Bewohner der ganzen Erde sollen den Gott Daniels fürchten, denn er ist der Retter, der Zeichen und Wunder tut auf Erden, der Daniel aus der Löwengrube befreit hat.²⁴ Daniel Dan 34 14 42 24 So war den Heiden Gottes Macht und Größe wieder durch einen herrlichen Beweis offenbart. Der König erkennt jene öffentlich an. So lernte er auch, dass nicht die Ohnmacht des Gottes der Juden Ursache war, dass diese in die Gefangenschaft der Babylonier kamen, sondern ahnte seine Größe. Wann die Ereignisse mit dem Bel und dem Drachen stattgehabt, lässt sich nicht sicher feststellen. Doch ist es wahrscheinlich, dass der Aufruhr der Babylonier eher in die Anfangszeit der Regierung des Cyrus fällt, in der er es noch für besser hielt, sich die Herzen durch Nachgiebigkeit zu gewinnen. Daniel Dan 34 14 5 Et dixit rex ad eum: Non videtur tibi esse Bel vivens Deus? An non vides quanta comedat, et bibat quotidie? Da sprach der König zu ihm: Scheint dir denn Bel nicht ein lebendiger Gott zu sein? Oder siehst du nicht, wie viel er täglich isst und trinkt? Daniel Dan 34 14 6 Et ait Daniel arridens: Ne erres rex: iste enim intrinsecus luteus est, et forinsecus æreus, neque comedit aliquando. Daniel antwortete lächelnd: Lass dich nicht täuschen, o König! denn dieser dort ist innen von Ton und außen von Erz⁷ und hat noch niemals etwas gegessen. Daniel Dan 34 14 6 7 So pflegten die Götzenbilder gefertigt zu werden. Vielleicht folgt aus V. 7, V. 10, dass der König die Kosten für die Opfer bestritt. Daniel Dan 34 14 7 Et iratus rex vocavit sacerdotes ejus, et ait eis: Nisi dixeritis mihi, quis est qui comedat impensas has, moriemini. Da ward der König zornig, ließ die Priester desselben rufen und sprach zu ihnen: Wenn ihr mir nicht sagt, wer diesen Aufwand verzehrt, so müsst ihr sterben! Daniel Dan 34 14 8 Si autem ostenderitis, quoniam Bel comedat hæc, morietur Daniel, quia blasphemavit in Bel. Et dixit Daniel regi: Fiat juxta verbum tuum. Wenn ihr aber nachweist, dass Bel dies verzehrt,⁸ so soll Daniel sterben, weil er den Bel gelästert hat! Daniel sprach zum Könige: Es geschehe deinem Worte gemäß. Daniel Dan 34 14 8 8 Nach der Weihe eines Götzenbildes wohnte die Gottheit in demselben nach der Meinung der Heiden. Daniel Dan 34 14 9 Erant autem sacerdotes Bel septuaginta, exceptis uxoribus, et parvulis, et filiis. Et venit rex cum Daniele in templum Bel. Nun waren siebzig Belpriester, ohne die Frauen, die kleinen Kinder und die erwachsenen Söhne.⁹ Als also der König mit Daniel zu dem Tempel Bels kam, Daniel Dan 34 14 9 9 Doppelte Übersetzung desselben Wortes. Hosea Hos 35 0 1 I. Teil (Kap. 1 Kap. 3) A. Ehe des Propheten und seine drei Kinder. (V. 9) B. Verheißung der Wiederherstellung. (1,10 2,1) Hosea Hos 35 1 1 VERBUM Domini, quod factum est ad Osee filium Beeri, in diebus Oziæ, Joathan, Achaz, Ezechiæ regum Juda, et in diebus Jeroboam filii Joas regis Israel. Wort des Herrn,¹ welches an Osee, den Sohn Beeris erging in den Tagen des Ozias, Joathan, Achaz, Ezechias, der Könige von Juda, und in den Tagen Jeroboams, des Sohnes Joas', des Königs von Israel.² Hosea Hos 35 1 1 1 Die Redeformeln: Wort des Herrn, Gesicht, der Herr sprach, geben Zeugnis davon, wie sehr die Propheten überzeugt waren, dass sie das, was sie verkündeten, von Gott empfangen hatten und einzig unter seinem Einfluss handelten. Vergl. [Jer 1,1; Joel 1,1; Mi 1,1; Zef 1,1] Ebenso [Jes 1,1; Am 1,1; Obd 1; Nah 1,1]. Hosea Hos 35 1 1 2 Die Überschrift wie die gedrängte Redeweise im Folgenden zeigen, dass das Buch nur den Hauptinhalt der Reden Osees kurz zusammenfasst als einen Beweis der Güte und Vorsehung Gottes über sein Volk. Die Könige aus dem Hause David werden an erster Stelle genannt in Erinnerung an die Verheißung [2Sam 7,14]. Der König von Israel wird zum Zeugnis genannt, dass die Prophezeiung auch gegen ihn gerichtet ist und sein Götzendienst so unentschuldbar wird. Jeroboam nennt er als König, nicht allein, weil derselbe tatsächlich einundvierzig Jahre herrschte, sondern auch weil Jehu der Thron Israels bis zum vierten Geschlechte von Gott zugesagt war. [2Kön 10,30] Jeroboam starb um das siebenundzwanzigste Jahre es Ozias. Nach ihm trat wohl ein Zwischenreich von elf Jahren ein. Im achtunddreißigsten Jahre des Ozias gelangte Zacharias für sechs Monate auf den Thron; die folgenden Könige waren Aufrührer, weshalb der Prophet keinen von ihnen mit dem ehrenvollen Namen eines Königs anführt. Hosea Hos 35 1 10 Et erit numerus filiorum Israel quasi arena maris, quæ sine mensura est, et non numerabitur. Et erit in loco ubi dicetur eis: Non populus meus vos: dicetur eis: Filii Dei viventis. Und die Zahl der Söhne Israels soll dem Sande am Meere gleich werden, der nicht Maß noch Zahl hat,²² und an dem Orte, wo ihnen gesagt wird: Ihr seid Nicht-mein-Volk, wird zu ihnen gesagt werden: Söhne des lebendigen Gottes.²³ Hosea Hos 35 1 10 22 Doch es sagt vielleicht jemand: Was wird aus Gottes Verheißung an Abraham werden? Gottes Verheißungen werden durch die Bosheit der Menschen nicht vereitelt. Abraham soll nach der Verheißung der Vater vieler Völker werden [Gen 17,5], und aus [Ex 32,10] erhellt, wie Gott nach Verwerfung dieses Volkes andere erwecken kann, die wahrhaft Israeliten sind, wahre Nachfolger der Patriarchen. Vergl. [Röm 9,24.25]. Hosea Hos 35 1 10 23 Die fern waren von Gott, werden Söhne des lebendigen Gottes werden und bekannt werden: Staunend werden die Völker Gott den Lebendigen nennen, euch Kinder des lebendigen Gottes. Hosea Hos 35 1 11 Et congregabuntur filii Juda, et filii Israel pariter: et ponent sibimet caput unum, et ascendent de terra: quia magnus dies Jezrahel. Und die Söhne Juda und die Söhne Israel werden sich zumal zusammenscharen und sich ein Oberhaupt setzen und aus dem Lande heraufziehen, denn gewaltig wird der Tag von Jezrahel sein.²⁴ Hosea Hos 35 1 11 24 Die Rückkehr aus dem Exil ist ein Vorspiel und eine Vorbereitung auf die Erfüllung der höheren, messianischen Verheißungen, deshalb werden beide oft bei den Propheten vereinigt. Wie sie unter Zorobabel aus Babel zurückkehrend ein Reich ausmachten (Ephr., Cyr., Theoph.), so werden sie unter dem Hirten Gottes vereint werden. [Ez 34,23] Hinaufziehen wird von dem Wege nach Jerusalem gesagt. Gewaltig wird der Tag sein, weil dieses Elend, das er mit sich bringt, die Vorbereitung eines besseren Loses ist. Voll wird die Verheißung erst zur Zeit des Evangeliums erfüllt. [Röm 9,29] Hosea Hos 35 1 2 Principium loquendi Domino in Osee: et dixit Dominus ad Osee: Vade, sume tibi uxorem fornicationum, et fac tibi filios fornicationum: quia fornicans fornicabitur terra a Domino. Anfang der Rede des Herrn in Osee.³ Der Herr sprach zu Osee: Gehe hin, nimm dir⁴ ein Buhlweib⁵ und zeuge dir Buhlkinder,⁶ denn das Land hat den Herrn verlassen und buhlt. Hosea Hos 35 1 2 3 Der folgende Befehl war die erste Offenbarung Gottes an Osee. (Theod., Hier.), in Osees Seele. (Cyr.) Hosea Hos 35 1 2 4 Zur Ehe. Hosea Hos 35 1 2 5 Die als solche bekannt ist. Es ist unter den Erklärern viel gestritten worden, ob das, was folgt, eine bloße Allegorie ist oder Wirklichkeit. Die meisten unter den älteren und neueren erklären das Folgende als wirklich geschehen. (Iren., Ephr., August., Cyr., Theod.) Die Worte schließen in der Tat auch alle Allegorie aus. Auch dass der Prophet ein vorher der Buhlerei ergebenes Weib zum Ehegemahl machen soll, ist vielleicht hart für denselben, aber nichts Böses (Gier.); Schweres aber fordert Gott oft von den Propheten zur Belehrung anderer. Der Prophet soll durch diese Ehe den stumpfen Sinn seiner Volksgenossen wirksam auf Gottes Absichten hinlenken; würde dazu das Wort des Propheten ausreichen, er habe solches im Gesichte geschaut? Nein, die Verwunderung, welche die Handlungsweise erregt, soll das Volk aus dem Schlafe wecken. Schon im Pentateuch wird die Auserwählung des Volkes und der Bund Gottes mit demselben im Bilde der Ehe dargestellt. Wie großes Erbarmen Gott ihm bewiesen, indem er es unter allen Völkern auserwählte, soll die Ehe des Propheten ihm vor Augen führen und diesem die Größe seines Undankes zeigen. Hosea Hos 35 1 2 6 Nicht weil sie selbst Buhlereien treiben, sondern weil ihr Name zum Zeichen und zur Warnung sein soll für die wahren Söhne der Buhlerinnen, das Volk. Daher der Zusatz, der den Schluss des Verses bildet. Hosea Hos 35 1 3 Et abiit, et accepit Gomer filiam Debelaim: et concepit, et peperit ei filium. Da ging er hin und nahm Gomer, die Tochter Debelaims,⁷ diese empfing und gebar einen Sohn.⁸ Hosea Hos 35 1 3 7 Namen und Herkunft werden beigefügt zum Zeichen der Geschichtlichkeit. (Theod. Gr.) Hosea Hos 35 1 3 8 Damit wird aller Verdacht der Untreue ausgeschlossen. Hosea Hos 35 1 4 Et dixit Dominus ad eum: Voca nomen ejus Jezrahel: quoniam adhuc modicum, et visitabo sanguinem Jezrahel super domum Jehu, et quiescere faciam regnum domus Israel. Da sprach der Herr zu ihm: Nenne seinen Namen Jezrahel,⁹ denn noch kurze Zeit, so werde ich die Blutschuld Jezrahels¹⁰ am Hause Jehu heimsuchen und dem Königtum des Hauses Israel ein Ende machen.¹¹ Hosea Hos 35 1 4 9 Dieser Name ist gewählt mit Beziehung auf die Stadt, wo Jehu sich durch ein Blutbad den Weg zum Throne bahnte. [2Kön 9,7] Hosea Hos 35 1 4 10 Der Tod Naboths. Ähnlicher Übeltaten machten sich die Könige aus dem Stamme Jehus schuldig: Jehu selbst [2Kön 10,29.31], sein Sohn Joachaz [2Kön 13,2], Joaz [2Kön 13,11], Jeroboam [2Kön 14,24], Zacharias [2Kön 15,9]. Hosea Hos 35 1 4 11 Zwei Dinge droht der Seher an: die Vernichtung des Hauses Jehu, siehe [2Kön 15,10], und den Untergang des Reiches Israel. Jezrahel: Gott, der sät, der den Lauf der Ereignisse vorbereitet und lenkt. Hosea Hos 35 1 5 Et in illa die conteram arcum Israel in valle Jezrahel. An jenem Tage werde ich auch den Bogen Israels¹² im Tale Jezrahel¹³ zerbrechen. Hosea Hos 35 1 5 12 Die Kriegsmacht. Hosea Hos 35 1 5 13 Die Namen Israel und Jezrahel sind durch den Klang schon einander verwandt; wie dieser in Erinnerung an die Versündigungen gegen Gott und dessen Strafe wachruft, soll die Beifügung bedeuten, dass beides nun in Israel da ist. Hosea Hos 35 1 6 Et concepit adhuc, et peperit filiam. Et dixit ei: Voca nomen ejus Absque misericordia: quia non addam ultra misereri domui Israel, sed oblivione obliviscar eorum. Und sie empfing abermals¹⁴ und gebar eine Tochter.¹⁵ Da sprach Er zu ihm: Nenne ihren Namen Ohne-Erbarmen, denn fortan will ich mich des Hauses Israel nicht mehr erbarmen, sondern werde ihrer ganz und gar vergessen.¹⁶ Hosea Hos 35 1 6 14 Das erste Zeichen hatte keine Wirkung. Hosea Hos 35 1 6 15 Alle, Männer und Weiber, sollen in das Unheil verstrickt werden. Hosea Hos 35 1 6 16 Das in Vers 4, 5 angedrohte Gericht soll ohne Erbarmen sein. Hosea Hos 35 1 7 Et domui Juda miserebor, et salvabo eos in Domino Deo suo: et non salvabo eos in arcu, et gladio, et in bello, et in equis, et in equitibus. Doch des Hauses Juda werde ich mich erbarmen¹⁷ und sie durch den Herrn, ihren Gott,¹⁸ retten, aber nicht durch Bogen und Schwert und Kampf noch durch Rosse und Reiter will ich sie retten.¹⁹ Hosea Hos 35 1 7 17 Als Beispiel, wie sie noch Barmherzigkeit erlangen können (Theophan.), und als Beweis, dass alles nach seinem Willen geschieht (Theod. Gr.), stellt Gott Juda vor Augen. Hosea Hos 35 1 7 18 Die Stärke des Reiches ist nach Gottes Willen seine Hilfe, nicht die Kriegsmacht, deren Teile des Nachdrucks halber einzeln aufgezählt werden. Hosea Hos 35 1 7 19 Diese Verheißung ging in Erfüllung [2Kön 19,34; Jes 36; Jes 37], doch enthält der Satz auch eine allgemeine Richtschnur für das Handeln Gottes. Dazu wird nur der der Rettung teilhaftig, der zum Hause Juda, der heiligen Stadt, dem Tempel und dem rechtmäßigen Priestertum steht. Hosea Hos 35 1 8 Et ablactavit eam, quæ erat Absque misericordia. Et concepit, et peperit filium. Und sie entwöhnte die Ohne-Erbarmen²⁰ und darauf empfing sie und gebar einen Sohn. Hosea Hos 35 1 8 20 Wie der Prophet stufenweise dem Volke die symbolische Handlung erklärt, so zeigt auch die Erzählung, dass das Gericht in stufenweiser Folge kommen wird. Hosea Hos 35 1 9 Et dixit: Voca nomen ejus: Non populus meus: quia vos non populus meus, et ego non ero vester. Da sprach er: Nenne seinen Namen Nicht-mein-Volk, denn ihr seid nicht mein Volk und ich will nicht euer sein.²¹ Hosea Hos 35 1 9 21 Gott will nicht ferner ihr Vater und Schützer sein und überlässt sie seinen Feinden zur Zertretung. Hosea Hos 35 0 1 C. Israel, das ungetreue Weib. (V. 7) D. Strafen, welche dem ungetreuen Weibe angedroht werden. (V. 13) E. Verheißung des Heiles. Hosea Hos 35 2 1 Dicite fratribus vestris: Populus meus: et sorori vestræ, Misericordiam consecuta. Sprechet zu euern Brüdern: Mein Volk! und zu eurer Schwester: Begnadigte!¹ Hosea Hos 35 2 1 1 Dieser Vers gehört dem Sinne nach zum vorigen Kapitel. Beide Geschlechter werden genannt, um die Allgemeinheit des Heiles zu kennzeichnen. Zu den Brüdern aus allen Völkern sprechet mit Frohlocken: Wir sind nicht mehr Gott entfremdet! Hosea Hos 35 2 10 Et nunc revelabo stultitiam ejus in oculis amatorum ejus: et vir non eruet eam de manu mea: Und nunmehr will ich ihre Torheit²² vor den Augen ihrer Buhlen²³ aufdecken und niemand soll sie aus meiner Hand retten. Hosea Hos 35 2 10 22 Frevel, nach anderen: Unsauberkeit. Hosea Hos 35 2 10 23 Der Völker, deren Bündnis sie gesucht hat. Hosea Hos 35 2 11 Et cessare faciam omne gaudium ejus, solemnitatem ejus, neomeniam ejus, sabbatum ejus, et omnia festa tempora ejus. All ihrer Lust will ich ein Ende machen,²⁴ ihren Festen und Neumonden, ihren Sabbaten und allen ihren Festtagen.²⁵ Hosea Hos 35 2 11 24 Er beschreibt das zukünftige Unglück des Volkes genauer, mit dem Allgemeinsten beginnend. Hosea Hos 35 2 11 25 Als Feste versteht der heilige Hieronymus die drei großen: Ostern, Pfingsten, Laubhüttenfest. Die Juden feierten außer den von alters her ihnen überlieferten Festen noch andere zu Ehren der Götzen. Hosea Hos 35 2 12 Et corrumpam vineam ejus, et ficum ejus: de quibus dixit: Mercedes hæ, meæ sunt, quas dederunt mihi amatores mei: et ponam eam in saltum, et comedet eam bestia agri. Und ich will ihre Weinberge und Feigenbäume²⁶ verwüsten, von denen sie sprach: Das ist mein Buhllohn, den mir meine Liebhaber gegeben haben;²⁷ und ich will sie zu einer Waldung machen, dass die Tiere des Feldes sie verzehren. Hosea Hos 35 2 12 26 Die Hauptfrüchte Palästinas neben dem Ölbaum. Hosea Hos 35 2 12 27 Auch diese, beziehungsweise deren Ertrag sieht sie als Geschenk jener Götter an, und zwar wird es Buhlgabe genannt, weil sie ihnen dafür jene unerlaubte Liebe schuldig zu sein glaubt. Wenn jene, zu deren Göttern und Götzenbildern sie ihre Zuflucht genommen haben, sie gebührend durch Verwüstung des Landes strafen, werden sie es mit Händen greifen, wie töricht es war, den Götzen die Fruchtbarkeit des Landes zuzuschreiben. Hosea Hos 35 2 13 Et visitabo super eam dies Baalim, quibus accendebat incensum, et ornabatur inaure sua, et monili suo, et ibat post amatores suos, et mei obliviscebatur, dicit Dominus. Und ich werde an ihr die Tage der Baale heimsuchen, da sie ihnen Räucherwerk darbrachte und sich mit Ohrgehängen und Halsgeschmeide schmückte und ihren Liebhabern nachging, meiner aber vergaß, spricht der Herr. Hosea Hos 35 2 14 Propter hoc, ecce ego lactabo eam, et ducam eam in solitudinem: et loquar ad cor ejus. Deshalb,²⁸ siehe, will ich sie locken und in die Wüste führen²⁹ und ihr zu Herzen sprechen. Hosea Hos 35 2 14 28 Wie V. 6 lässt Gott auf die Schilderung der Sünden und des Elendes erbarmungsvoll das Heilmittel folgen, das er anwenden will. Deshalb: Also weil jene in den Abgrund gestürzt ist? Hosea Hos 35 2 14 29 Wie ich einst getan, als ich das Volk aus Ägypten geführt, es auf den Besitz des verheißenen Landes vorzubereiten. Vergl. [Ez 20,35]. Wüste der Völker, Exil. In der Wegführung, wenn sie die Größe ihrer Versündigungen fühlen, will ich zu ihnen reden, so dass sie meinem Willen folgen. Hosea Hos 35 2 15 Et dabo ei vinitores ejus ex eodem loco, et Vallem Achor ad aperiendam spem: et canet ibi juxta dies juventutis suæ, et juxta dies ascensionis suæ de terra gypti. Und ich will ihr ihre Winzer von dort aus zuteilen³⁰ und das Tal Achor zur Hoffnungspforte,³¹ daselbst soll sie singen wie in den Tagen ihrer Jugend, wie in den Tagen, da sie heraufzog aus dem Lande Ägypten. Hosea Hos 35 2 15 30 Hebr.: Ich will sie ihre Weinberge geben von dort aus. Von dort, von jener Einsamkeit aus will Gott ihnen ihre Weinberge zurückstellen, die er zuvor gedroht, ihnen hinwegzunehmen. V. 9, 12 d.i. er will denen, die jene Wüste verlassen, Winzer geben, solche, welche die verlassene Erde von neuem bebauen. Gott verspricht also die Rückkehr. Hosea Hos 35 2 15 31 Anspielung auf [Jos 7,26] und die Bedeutung des Namens Achor: Verwirrung, Heimsuchung. Einst zogen sie, nachdem Achors Frevel gesühnt, von dem Orte, der Zeuge ihrer Heimsuchung gewesen, mit neuen Gunstbezeigungen Gottes bereichert aus, das heilige Land in Besitz zu nehmen; so soll auch jetzt das Tal der Trübsal die Pforte der Hoffnung werden. Hosea Hos 35 2 16 Et erit in die illa, ait Dominus: Vocabit me: Vir meus: et non vocabit me ultra, Baali. Und an jenem Tage, spricht der Herr, wird sie mich nennen:³² Mein Gemahl! und nicht mehr wird sie mich: Mein Baal! nennen!³³ Hosea Hos 35 2 16 32 Hebr.: antworten, wie einst, als Gott das Volk aus Ägypten berief. Singen: ein Jubellied, wie [Ex 15,2]. Hosea Hos 35 2 16 33 Sie wird zur Treue und zur Liebe gegen den wahren Gott zurückkehren. Sie wird das Wort Baal nicht mehr zur Bezeichnung Jahves gebrauchen, weil durch diese Redeweise die Verehrung Gottes mit dem Namen, die Heiden der Gottheit geben, in Zusammenhang gebracht wird. Die Zeit nach dem Exil war wahrhaft ein Beginn und Vorbereitung der messianischen Erneuerung. Kraft des Bundes mit Gott wird ihnen alles freundlich entgegentreten und die durch die Sünde gestörte Ordnung (V. 12) wiederhergestellt werden. Der äußere Friede soll das Abbild des Friedens mit Gott sein. Hosea Hos 35 2 17 Et auferam nomina Baalim de ore ejus, et non recordabitur ultra nominis eorum. Dann werde ich die Namen der Baale aus ihrem Munde verschwinden lassen und fortan wird sie des Namens derselben nicht mehr gedenken. Hosea Hos 35 2 18 Et percutiam cum eis fdus in die illa, cum bestia agri, et cum volucre cli, et cum reptili terræ: et arcum, et gladium, et bellum conteram de terra: et dormire eos faciam fiducialiter. Und ich werde an jenem Tage einen Bund mit ihnen schließen, mit den Tieren des Feldes, den Vögeln des Himmels und dem Gewürme der Erde und werde Bogen, Schwert und Krieg aus dem Lande hinwegtilgen und sie in Sicherheit ruhen lassen. Hosea Hos 35 2 19 Et sponsabo te mihi in sempiternum: et sponsabo te mihi in justitia, et judicio, et in misericordia, et in miserationibus. Und³⁴ ich werde dich mir auf ewig verloben, ich werde dich mir verloben in Gerechtigkeit und Recht, in Gnade und Erbarmung. Hosea Hos 35 2 19 34 Von den mehr äußeren Gütern geht Gott zur höchsten Quelle aller Güter über. Hosea Hos 35 2 2 Judicate matrem vestram, judicate: quoniam ipsa non uxor mea, et ego non vir ejus: auferat fornicationes suas a facie sua, et adulteria sua de medio uberum suorum. Rechtet mit eurer Mutter, rechtet,² denn sie ist nicht meine Gattin und ich bin nicht ihr Mann.³ Lasset sie ihre Buhlereien von ihrem Angesichte hinwegschaffen und ihre Ehebrüche aus ihres Busens Mitte,⁴ Hosea Hos 35 2 2 2 Der Prophet kehrt zur Wirklichkeit zurück, die von jenem idealen Ziele noch so weit entfernt ist. Hosea Hos 35 2 2 3 So sehr ist eure Mutter befleckt, dass sie nicht einmal von euch, wenn ihr richtet, freigesprochen werden kann. Gott ist nicht mehr der Bräutigam der Synagoge, sondern der Rächer der verletzten Treue. Hosea Hos 35 2 2 4 Gott zeigt den Weg. Hosea Hos 35 2 20 Et sponsabo te mihi in fide: et scies quia ego Dominus. Ich werde dich mir verloben³⁵ in Treue und du sollst erkennen, dass ich der Herr³⁶ bin. Hosea Hos 35 2 20 35 Dreimal wiederholt er dies gleichsam triumphierend. Die Vermählung soll 1. Eine ewige sein, anders als die mit den Synagogen geschlossene, 2. In Gerechtigkeit: der Braut wahre Heiligkeit und Gerechtigkeit geben durch den Messias. [Ps 71,3.7; Jes 11,4.5] u.a. 3. Zugleich Gericht haltend über die Feinde. Vergl. [Mt 16,18]. 4. In Gnade und Erbarmung: in zärtlicher Liebe. Diese wird zweimal zum Ausdruck gebracht, um die Fülle derselben zu kennzeichnen. 5. In Treue. Gott nimmt seine Gaben nicht zurück. Das letzte Glied greift auf das erste zurück. Hosea Hos 35 2 20 36 Jahve, der wahrhaft Seiende. Hosea Hos 35 2 21 Et erit in die illa: Exaudiam, dicit Dominus, exaudiam clos, et illi exaudient terram. Und es wird an jenem Tage geschehen, da werde ich erhören, spricht der Herr, ich werde die Himmel erhören und die Himmel sollen die Erde erhören.³⁷ Hosea Hos 35 2 21 37 Die Geschöpfe flehen gleichsam selbst zum Herrn, er möge ihnen reich die ihnen eigenen Gaben spenden, damit sie dieselben den Menschen mitteilen können. Wie die Erde gleichfalls die Wirkung der Sünden getragen [Gen 3,17; Röm 8,20], so soll ihr Aufblühen die Heiligkeit begleiten und zieren. [Lev 26,3-11; Dtn 28,3-14] Hosea Hos 35 2 22 Et terra exaudiet triticum, et vinum, et oleum: et hæc exaudient Jezrahel. Die Erde aber soll Getreide, Wein und Öl erhören³⁸ und diese sollen Jezrahel erhören.³⁹ Hosea Hos 35 2 22 38 Auch zeitlicher Güter will Gott seinem Volke in Fülle verleihen. Eine Ursache hängt nach der Ordnung Gottes von der anderen ab. Hosea Hos 35 2 22 39 Der früher Unheil bedeutende Name wird jetzt Same, Pflanzung Gottes und Heil. Dasselbe Volk, das Gottes Fluch erfahren, soll, wenn es sich bekehrt, seines Segens teilhaftig werden. Die äußere Wohlfahrt, welche dem Gesamtcharakter der Verheißungen gemäß [Lev 26; Dtn 28] hier vor Augen gestellt wird, ist Anzeichen der inneren Heiligkeit. Hosea Hos 35 2 23 Et seminabo eam mihi in terra, et miserebor ejus, quæ fuit Absque misericordia. Und ich werde sie⁴⁰ mir im Lande ansäen⁴¹ und mich über die erbarmen, die Ohne-Erbarmen hieß, Hosea Hos 35 2 23 40 Die Braut. Hosea Hos 35 2 23 41 Sorge für sie tragen, ihr Gedeihen geben. Im Lande: die Rückkehr nach Palästina ist der Beginn einer besseren Lage. Vorbildlich ging dies unter Zorobabel, wahrhaft und voll zur Zeit und im Reiche des Messias in Erfüllung. (Theod., Theoph.) Hosea Hos 35 2 24 Et dicam Non populo meo: Populus meus es tu: et ipse dicet: Deus meus es tu. und zu Nicht-mein-Volk sagen: Mein Volk bist du!⁴² und dieses wird sagen: Mein Gott bist du!⁴³ Hosea Hos 35 2 24 42 Wie die Sünde und ihre Folge mit unheilvollen Namen, so werden die jenen entgegengesetzten geistigen Güter mit glückverheißenden Namen bezeichnet. Hosea Hos 35 2 24 43 Hebr.: Mein Gott! Hosea Hos 35 2 3 Ne forte exspoliem eam nudam, et statuam eam secundum diem nativitatis suæ: et ponam eam quasi solitudinem, et statuam eam velut terram inviam, et interficiam eam siti. dass ich sie nicht nackt ausziehe und sie hinstelle wie am Tage, da sie geboren ward,⁵ und sie der Wüste gleichmache, dass sie dastehe wie ein unwegsames Land, und ich sie vor Durst sterben lasse.⁶ Hosea Hos 35 2 3 5 In Ägypten. Das Bild wird bei [Ez 16] weiter ausgeführt. Hosea Hos 35 2 3 6 Die vollkommenste Beraubung von allen Guten und die Überhäufung mit allem Bösen wird durch einen dreifachen Vergleich gesteigert: Die Wüste, Bild der Verwüstung und des Schreckens, das trockene Land (hebr.) Bild der Verlassenheit und Entbehrung allen Segens, bis das Elend durch den schrecklichsten Tod beschlossen wir. Hosea Hos 35 2 4 Et filiorum illius non miserebor: quoniam filii fornicationum sunt. Auch ihrer Kinder werde ich mich nicht erbarmen,⁷ denn es sind Kinder der Buhlereien,⁸ Hosea Hos 35 2 4 7 Steigerung des Elendes durch Schilderung des Schicksals, das jedem einzelnen bevorsteht. Hosea Hos 35 2 4 8 Sie haben dem Beispiele der Mutter folgend Götzendienst getrieben. Hosea Hos 35 2 5 Quia fornicata est mater eorum, confusa est quæ concepit eos: quia dixit: Vadam post amatores meos, qui dant panes mihi, et aquas meas, lanam meam, et linum meum, oleum meum, et potum meum. denn ihre Mutter hat gebuhlt;⁹ die sie empfangen hat, ist mit Schande bedeckt, denn sie sprach: Ich will meinen Buhlen¹⁰ nachgehen, die mir mein Brot und Wasser¹¹ spenden, meine Wolle und mein Linnen,¹² mein Öl¹³ und meinen Trank.¹⁴ Hosea Hos 35 2 5 9 Ursache der Strafe und Erklärung zu V. 2. Die Mutter hat Götzendienst getrieben. Hosea Hos 35 2 5 10 Den Götzen und im Gefolge des Götzendienstes Bündnisse mit fremden Völkern. Hosea Hos 35 2 5 11 Alles, was ich zum Lebensunterhalte brauche. Hosea Hos 35 2 5 12 Jede Art von Kleid und Bedeckung. Hosea Hos 35 2 5 13 Wohlriechendes Öl und Salben. Hosea Hos 35 2 5 14 Wein. Bisweilen erfreute sich das Volk ungeachtet seiner Gottlosigkeit eines zeitlichen Wohlstandes, z.B. unter Jeroboam II. Hosea Hos 35 2 6 Propter hoc ecce ego sepiam viam tuam spinis, et sepiam eam maceria, et semitas suas non inveniet. Darum, siehe, will ich deinen Weg mit Dornen umzäunen und ihn mit einer Mauer versperren, dass sie ihre Pfade nicht finden soll.¹⁵ Hosea Hos 35 2 6 15 Gott wird ihr den Weg durch Dornen schwer und unzugänglich machen, ihr den Weg selbst durch eine Mauer versperren. Seine Strafe soll voll des Erbarmens sein, wohin zielend, ihrer Bosheit ein Ende zu machen. (Theod., Theoph.) Hosea Hos 35 2 7 Et sequetur amatores suos, et non apprehendet eos: et quæret eos, et non inveniet, et dicet: Vadam, et revertar ad virum meum priorem: quia bene mihi erat tunc magis quam nunc. Sie wird ihren Buhlen nachlaufen, aber wird sie nicht erreichen; sie suchen, aber nicht finden, und sie wird sprechen: Ich will hingehen und zu meinem ersten Manne zurückkehren, denn damals ging es mir besser als jetzt.¹⁶ Hosea Hos 35 2 7 16 Sie soll durch die Not gezwungen zu ihrem Manne zurückkehren. Gott hat das Volk nicht verworfen [Jes 50,1], er ist stets ihr Gemahl geblieben und hat sie durch die Propheten zur Rückkehr eingeladen. Gilt nicht ähnliches für jede Seele, der Gott versagt, was sie wünscht, und durch Heimsuchungen zu sich zurückführt? (Hier.) Hosea Hos 35 2 8 Et hæc nescivit, quia ego dedi ei frumentum, et vinum, et oleum, et argentum multiplicavi ei, et aurum quæ fecerunt Baal. Jene wusste nicht,¹⁷ dass ich dir das Getreide, den Wein und das Öl gespendet, ihr Silber und Gold in Menge gegeben habe, und sie haben es für Baal verwendet.¹⁸ Hosea Hos 35 2 8 17 Wiederum stellt er die Verbrechen der Ungetreuen vor Augen und verheißt, sie durch Züchtigungen zur Besserung zu führen. Das erste ist Staunen über ihre Torheit. Sie wollten nicht wissen. Hosea Hos 35 2 8 18 Zu Statuen, Altären usw. Vergl. [Ez 16,17] und [2Chr 24,7]. Hosea Hos 35 2 9 Idcirco convertar, et sumam frumentum meum in tempore suo, et vinum meum in tempore suo, et liberabo lanam meam et linum meum, quæ operiebant ignominiam ejus. Darum will ich mein Getreide zu seiner Zeit wieder nehmen¹⁹ und meinen Wein zu seiner Frist und meine Wolle und mein²⁰ Linnen, mit denen sie ihre Scham bedeckte, wegnehmen.²¹ Hosea Hos 35 2 9 19 Wie in vergangenen Zeiten. Vergl. [Ri 6,1-10; Ri 10,9] Zu seiner Zeit: so ist die Strafe größer, wenn die Hoffnung schlimmer getäuscht wird. Hosea Hos 35 2 9 20 Die Wiederholung des Wortes mein und die Einzelaufzählung macht die Drohung gewichtiger. Hosea Hos 35 2 9 21 Latein.: Befreien. Gottesgaben werden von den Gottlosen gleichsam gefangen gehalten. Hosea Hos 35 0 1 F. Der Weg zur Wiederherstellung. Hosea Hos 35 3 1 Et dixit Dominus ad me: Adhuc vade, et dilige mulierem dilectam amico et adulteram: sicut diligit Dominus filios Israel, et ipsi respiciunt ad deos alienos, et diligunt vinacia uvarum. Und der Herr sprach zu mir:¹ Gehe nochmals hin und liebe eine Frau,² die vom Freunde³ geliebt wird, aber die Ehe bricht;⁴ gleichwie der Herr die Söhne Israels liebt, sie sich aber fremden Göttern zuwenden⁵ und Traubenkuchen lieben.⁶ Hosea Hos 35 3 1 1 Wie der Prophet durch die erste Ehe Gottes Erbarmen gegen sein Volk gekennzeichnet hat, das er aus tiefstem Elende erhebt, so soll die zweite Eheschließung die Untreue und Strafe des Volkes zum Ausdruck bringen. Hosea Hos 35 3 1 2 Eine andere als Gomer. (Hier., Cyr., Theoph.) Wenn du dies Weib genommen, wirst du sie zwar lieben, sie aber die Ehe brechen. Hosea Hos 35 3 1 3 Der Freund ist nicht der Ehegemahl, sondern ein Ehebrecher. Hosea Hos 35 3 1 4 Tue, wie Gott getan, der die Söhne Israel sich im Ehebündnis vereinigt hat, und deine Liebe wird mit Undank belohnt werden, wie Gottes Liebe seitens Israel, das sich fremde Götzen erwählt hat. Hosea Hos 35 3 1 5 Beständig. Hosea Hos 35 3 1 6 Solche wurden den Göttern dargebracht und als Opfermahl verzehrt. Gewiss trugen sie auch die Sinnbilder der Götzen. Hosea Hos 35 3 2 Et fodi eam mihi quindecim argenteis, et coro hordei, et dimidio coro hordei. Und ich erwarb⁷ sie mir um fünfzehn Silberlinge und um anderthalb Kor Gerste.⁸ Hosea Hos 35 3 2 7 Der Ausdruck ist unedel, der Preis gering, wie man ihn für Sklaven zahlte; der Name des wie eine Sache behandelten Weibes wird nicht genannt. Der Durchschnittspreis eines Sklaven war nach [Ex 21,32] dreißig Silbersekel. Nach einigen drückt das Getreidemaß, fünfzehn Epha des geringwertigsten Getreides, Gerste, den Preis aus. Hosea Hos 35 3 2 8 Nachdem die Ehe kaum geschlossen, hat das neue Weib dieselbe gebrochen oder zu brechen versucht. Hosea Hos 35 3 3 Et dixi ad eam: Dies multos exspectabis me: non fornicaberis, et non eris viro: sed et ego exspectabo te. Dann⁹ sprach ich zu ihr: Lange Zeit sollst du meiner harren,¹⁰ du sollst nicht buhlen noch dich einem Manne ergeben, ebenso aber auch will ich deiner harren!¹¹ Hosea Hos 35 3 3 9 Der Prophet gibt alsbald an, wie er sie gestraft und vor weiterer Sünde zurückgehalten. Hosea Hos 35 3 3 10 Hebr.: Viele Tage sollst du mir still sitzen. Die in Gefangenschaft und Trauer sich befinden, sitzen. Mir: dieser Zusatz hat etwas Drohendes: Ich will bewirken, dass. In dieser gezwungenen Zurückgezogenheit wird ihr kein Trost zuteil, weder von ihrem Liebhaber noch von ihrem Manne. Hosea Hos 35 3 3 11 Hebr.: und so will auch ich mich verhalten gegen dich. Hosea Hos 35 3 4 Quia dies multos sedebunt filii Israel sine rege, et sine principe, et sine sacrificio, et sine altari, et sine ephod, et sine theraphim. Denn lange Zeit werden die Söhne Israels ohne König bleiben,¹² ohne Fürsten, ohne Opfer, ohne Altar,¹³ ohne Ephod¹⁴ und ohne Theraphim.¹⁵ Hosea Hos 35 3 4 12 Dem Sinne des Hebräischen gemäß: In Trauer sitzen, wenn das Reich zerstört, der Kult Gottes aufgehoben ist. Durch diese Strafe wird Israel von dem Götzendienst abgewendet werden. Hosea Hos 35 3 4 13 So auch Septuag. Der Masor. Text bietet einen Ausdruck, der auch vom Götzendienste gebraucht wird: Ohne Götzensäule. Ausdrücke aus der Verehrung Gottes und dem Götzendienste werden abwechselnd gesetzt, um anzudeuten, wie die Israeliten auf beiden Seiten hinken. Hosea Hos 35 3 4 14 Das Ephod war ein doppeltes. Das eine war das des Hohenpriesters: außer dem Priestertum sollen auch Gottes Antworten an jenen aufhören. Das andere war das Ephod der einfachen Priester, wie auch der Laien, wenn sie im heiligen Dienste tätig waren. Hosea Hos 35 3 4 15 Die Theraphim waren Hausgötzen in menschlicher Gestalt [1Sam 19,13], die man um Weisungen und Antworten bat. [Ez 21,26] Hosea Hos 35 3 5 Et post hæc revertentur filii Israel, et quærent Dominum Deum suum, et David regem suum: et pavebunt ad Dominum, et ad bonum ejus in novissimo dierum. Darnach aber werden die Söhne Israels sich bekehren und den Herrn, ihren Gott, und David, ihren König,¹⁶ suchen¹⁷ und werden sich am Ende der Tage¹⁸ in Furcht¹⁹ dem Herrn und seinen Gütern²⁰ nahen. Hosea Hos 35 3 5 16 Jenen ewigen König, der [2Sam 7,14] David verheißen, von dem schon Jakob gesprochen [Gen 49,10], der der Herrscher Israels ist [2Sam 23,3; Jes 9,7], dem der Herr die Herrschaft gibt. [Ez 21,27] So vervollständigt Osee, was er [Hos 1,10; Hos 2,18.19] über die Wiederherstellung gesagt, den bezeichnend, der Israel sammelt und den neuen Bund schließt. Hosea Hos 35 3 5 17 Ihm anhängen. Hosea Hos 35 3 5 18 In der Messianischen Zeit, gewöhnliche Bezeichnung derselben bei dem Propheten: die Zeit der Gründung der Kirche. [Hebr 1,1; 1Joh 2,18] Eine noch vollkommenere Erfüllung wird am Ende der Zeiten statthaben. Wie V. 3, V. 4 in der Sache [Hos 1,9] und [Hos 2,6.7.9.11] entspricht, so auch V. 5 denselben Verheißungen. Hosea Hos 35 3 5 19 Wegen ihrer Unwürdigkeit. Hosea Hos 35 3 5 20 Dem Quelle aller Glückseligkeit. Hosea Hos 35 0 1 II. Teil. (Kap. 4,1 Kap. 9,9) 1. Erster Tadel über die Versündigungen. (Kap. 4) a. Die Sünden und deren Strafe. (V. 3) b. Betrüger und Betrogene werden zu Falle kommen. (V. 10) c. Der Götzendienst und die mit demselben verbundenen Frevel. (V. 14) d. Aufforderung, den Götzendienst zu verlassen. Hosea Hos 35 4 1 Audite verbum Domini filii Israel, quia judicium Domino cum habitatoribus terræ: non est enim veritas, et non est misericordia, et non est scientia Dei in terra. Vernehmet das Wort des Herrn, ihr Söhne Israels!¹ denn der Herr geht ins Gericht mit den Bewohnern des Landes; denn es ist keine Wahrhaftigkeit,² kein Erbarmen³ und keine Erkenntnis Gottes⁴ im Lande. Hosea Hos 35 4 1 1 Gewöhnliche Weise, die Aufmerksamkeit zu erregen. Vergl. [Dtn 32,1; Jes 1,2; Mi 1,2; Mi 3,1; Mi 6,1]. Der Prophet redet nur, was Gott in seinen Mund legt. [Dtn 18,18] Die Anrede soll sie aneifern, dem erhabenen Beispiele des Glaubens und des Gehorsams, das ihr Stammvater gegeben, nachzueifern. Hosea Hos 35 4 1 2 Und Treue. Hosea Hos 35 4 1 3 Wenn dieses fehlt, mangelt auch die Liebe Gottes. Hosea Hos 35 4 1 4 Praktische Erkenntnis, durch die wir Gott erkennen, hochschätzen, seine Gerechtigkeit und Weisheit in Gehorsam, Furcht und Liebe verehren usw. Hosea Hos 35 4 10 Et comedent, et non saturabuntur: fornicati sunt, et non cessaverunt: quoniam Dominum dereliquerunt in non custodiendo. Wenn sie essen, sollen sie nicht satt werden; sie buhlten²³ ohne Aufhören, denn sie haben den Herrn verlassen und ihn missachtet.²⁴ Hosea Hos 35 4 10 23 Hebr.: Treiben sie Unzucht, so werden sie sich nicht ausbreiten. Alles Glück weicht von ihnen, Gottes Fluch ruht auf ihnen. Dies ist eine der Strafen. Die Unfruchtbarkeit war bereits [Dtn 7,14] als Strafe für die Sünden angedroht und Osee wünscht sie an [Hos 9,14]. Der Prophet nennt ihre Ehen Unzucht, weil sie von Götzendienern geschlossen sind. Vergl. [Hos 2,2]. Hosea Hos 35 4 10 24 Die Beobachtung seiner Gebote vernachlässigend. Hosea Hos 35 4 11 Fornicatio, et vinum, et ebrietas auferunt cor. Unzucht, Wein und Trunkenheit rauben den Verstand.²⁵ Hosea Hos 35 4 11 25 Zuerst zeigt er allgemein den Weg, wie man zum Götzendienst kommt und in solcher Torheit verfällt. Wie Wein und Berauschung des Gebrauches des Verstandes berauben, so verkehren Unsittlichkeit und sinnliche Lust das Herz und machen aus dem vernünftigen Menschen ein Tier. Vergleiche über Salomon [1Kön 11]. Hosea Hos 35 4 12 Populus meus in ligno suo interrogavit et baculus ejus annuntiavit ei: spiritus enim fornicationum decepit eos, et fornicati sunt a Deo suo. Mein Volk²⁶ befragt sein Holz²⁷ und sein Stab soll ihm Kunde geben, denn der Geist der Buhlerei²⁸ hat sie betört und sie haben sich buhlend von ihrem Gott abgewendet. Hosea Hos 35 4 12 26 Das von mir erwählte, belehrte, durch Wunder unterwiesene, von den Propheten gemahnte und durch Unglück gewarnte Volk. Hosea Hos 35 4 12 27 Sein Holz, das Holz, das es sich gemacht hat, seine hölzernen Götzenbilder. Nach anderen handelt es sich um eine Wünschelrute. Hosea Hos 35 4 12 28 Des Götzendienstes und der Unsittlichkeit. Hosea Hos 35 4 13 Super capita montium sacrificabant, et super colles accendebant thymiama: subtus quercum, et populum, et terebinthum, quia bona erat umbra ejus: ideo fornicabuntur filiæ vestræ, et sponsæ vestræ adulteræ erunt. Auf den Gipfeln der Berge opferten sie²⁹ und auf den Hügeln zündeten sie Räucherwerk an, unter Eichen, Pappeln und Terebinthen, weil deren Schatten angenehm;³⁰ darum³¹ buhlen eure Töchter und eure Bräute brechen die Ehe. Hosea Hos 35 4 13 29 Die Israeliten hätten bei ihrem Einzuge in das gelobte Land die Götzen und ihren Dienst beseitigen sollen. [Dtn 12,2] Doch selbst die Könige beseitigen die Höhen nicht. Hosea Hos 35 4 13 30 Dies war das einzige Gut: Ironisch. Im Symbol des Schattens verehrten sie die Gottheit. Hosea Hos 35 4 13 31 Durch das Beispiel ihrer Väter und Gatten angestachelt, gaben sich Tochter und Bräute der Prostitution preis, welche zu Ehren dieser Götter statthatte. Hosea Hos 35 4 14 Non visitabo super filias vestras cum fuerint fornicatæ, et super sponsas vestras cum adulteraverint: quoniam ipsi cum meretricibus conversabantur, et cum effeminatis sacrificabant, et populus non intelligens vapulabit. Nicht werde ich an euren Töchtern heimsuchen, dass sie gebuhlt haben, noch an euren Bräuten, dass sie die Ehe gebrochen; denn jene selber gehen mit Buhlerinnen um und opfern mit Schandbuben und das unverständige Volk wird gestraft.³² Hosea Hos 35 4 14 32 Eine Redeweise, durch welche die Schuld der Töchter und Bräute nicht geleugnet, aber die der Väter und Gatten in schlimmerem Lichte gezeigt wird. Im zweiten Teile richtet sich die Rede gleichsam an dritte Personen, da jene einer Anrede nicht würdig sind. Hebr.: Denn sie selbst gehen mit den Buhldirnen abseits und mit den geweihten Dirnen opfern sie, und das unverständige Volk (vergl. 11 Anfang) wird zu Falle kommen. Hosea Hos 35 4 15 Si fornicaris tu Israel, non delinquat saltem Juda: et nolite ingredi in Galgala, et non ascenderitis in Bethaven, neque juraveritis: Vivit Dominus. Treibst du Buhlerei, Israel! so verschulde sich doch Juda³³ nicht; gehet nicht nach Galgala,³⁴ ziehet nicht hinauf nach Bethaven³⁵ und schwöret nicht: So wahr der Herr lebt!³⁶ Hosea Hos 35 4 15 33 Der Mittelpunkt des von Gott gestifteten Reiches und der Verehrung des Herrn. Hosea Hos 35 4 15 34 Auf der Ostseite von Jericho: dort wich vom Volke einst die Schande Ägyptens [Jos 5,9], dort empfing Josue das Wahrzeichen des Sieges und des Besitzes von Palästina [Jos 5,13] usw. Dort weilte durch mehrere Jahre die Bundeslade. Diese Umstände empfahlen die Stadt als Sitz der Frömmigkeit wie dem Aberglauben. Hosea Hos 35 4 15 35 Bethel, einst dem Patriarchen heilig. [Gen 28,10; Gen 35,14] Dort war die Bundeslade durch einige Zeit aufgestellt [Ri 20,18], von Jeroboam als Hauptsitz des Götzendienstes erwählt [1Kön 12,28], weshalb es der Seher nicht das Haus Gottes, sondern der Eitelkeit, der Götzen, nennt. Hosea Hos 35 4 15 36 Sie geben den Kälbern den erhabenen Namen Jahve. Vergl. [Ex 32,5]. Hosea Hos 35 4 16 Quoniam sicut vacca lasciviens declinavit Israel: nunc pascet eos Dominus, quasi agnum in latitudine. Denn gleich einer störrischen Kuh³⁷ folgt Israel nicht, nun wird sie der Herr weiden wie ein Lamm auf weiter Trift.³⁸ Hosea Hos 35 4 16 37 Das Bild liegt nahe, da sie nach ägyptischer Weise die Gottheit unter der Gestalt eines Rindes (Kalbes) verehren. Hosea Hos 35 4 16 38 Der Sinn wie [Hos 2,14]: Wüste. Hosea Hos 35 4 17 Particeps idolorum Ephraim, dimitte eum. Verbunden mit Götzen ist Ephraim,³⁹ lass diesen!⁴⁰ Hosea Hos 35 4 17 39 Eng verbunden, versippt. Ephraim hatte dem Reiche von Samaria nach dem Abfall vom davidischen Königshause die ersten Könige gegeben. Hosea Hos 35 4 17 40 Lass Juda tun, was er tut. (Hier.) Hosea Hos 35 4 18 Separatum est convivium eorum, fornicatione fornicati sunt: dilexerunt afferre ignominiam protectores ejus. Ihr Mahl ist abgesondert,⁴¹ sie treiben arge Buhlerei, Schande zuzufügen ist die Lust ihrer Beschützer.⁴² Hosea Hos 35 4 18 41 Kein Verkehr und keine Festlichkeit ist mit ihnen gemein. Vergl. [Joh 4,9]. Der hebr. Text ist unklar. Hosea Hos 35 4 18 42 Hebr.: ihrer Schilde, der Fürsten, die ihre Beschützer sein sollten. Hosea Hos 35 4 19 Ligavit eum spiritus in alis suis, et confundentur a sacrificiis suis. Der Wind hat sie mit seinen Fittichen erfasst und sie werden zuschanden ob ihrer Opfer.⁴³ Hosea Hos 35 4 19 43 Ihr Kult wird sich als eitel und Ursache aller Übel erweisen. Hebr.: der Wind packt sie an ihren Säumen. Die Erwähnung der Opfer bahnt ihm den Weg zur Vorhaltung an die Priester, die Begünstiger und Urheber des Verderbens. Hosea Hos 35 4 2 Maledictum, et mendacium, et homicidium, et furtum, et adulterium inundaverunt, et sanguis sanguinem tetigit. Denn Lästern, Lügen, Morden, Stehlen und Ehebrechen haben überhandgenommen und ein Blutvergießen folgt dem andern.⁵ Hosea Hos 35 4 2 5 Überall wuchert das Laster in Hülle und Fülle. Hosea Hos 35 4 3 Propter hoc lugebit terra, et infirmabitur omnis, qui habitat in ea, in bestia agri, et in volucre cli: sed et pisces maris congregabuntur. Darum muss das Land trauern⁶ und dahinschmachten alle seine Bewohner, samt dem Wilde des Feldes und den Vögeln des Himmels, ja auch die Fische des Meeres werden dahingerafft werden.⁷ Hosea Hos 35 4 3 6 Die Geschöpfe müssen mit dem sündigenden Menschen leiden. Das Land trauert, wenn es unbebaut bleibt. Hosea Hos 35 4 3 7 Vergl. [Ex 7,20; Ps 106,33]. Das Hinsterben der Fische zeigt, wie furchtbar die Dürre sein wird. Hosea Hos 35 4 4 Verumtamen unusquisque non judicet: et non arguatur vir: populus enim tuus sicut hi, qui contradicunt sacerdoti. Doch keiner möge rechten und niemand weise zurecht,⁸ denn dein Volk ist denen gleich, die mit dem Priester hadern.⁹ Hosea Hos 35 4 4 8 So nach dem heiligen Hieronymus: Er spricht wie an dem Volke verzweifelnd, auch zurechtgewiesen schämen sie sich nicht. Vielleicht auch: Niemand streite, als ob das Gericht zu hart sei. Hosea Hos 35 4 4 9 Mit dem Priester hadern, der in Gottes Namen richtet, ist Empörung und Verhärtung. Vergl. [Num 16]. Hosea Hos 35 4 5 Et corrues hodie, et corruet etiam propheta tecum: nocte tacere feci matrem tuam. Heute wirst du zu Falle kommen¹⁰ und der Prophet¹¹ wird mit dir straucheln, bei Nacht werde ich deine Mutter zum Schweigen bringen.¹² Hosea Hos 35 4 5 10 Hebr.: So wirst du denn zu Falle kommen an jenem Tage, und fallen wird auch der Prophet mit dir des Nachts, und wegtilgen will ich deine Mutter. Heute: bald wirst du in die Gefangenschaft weggeführt werden. Hosea Hos 35 4 5 11 Die falschen Propheten. Hosea Hos 35 4 5 12 In der Nacht des Unglücks. [Am 8,9] Was bei Nacht geschieht, schreckt zudem mehr. Die Mutter ist die Hauptstadt, welche an Stelle des ganzen israelitischen Reiches hier gesetzt ist. Hosea Hos 35 4 6 Conticuit populus meus, eo quod non habuerit scientiam: quia tu scientiam repulisti, repellam te, ne sacerdotio fungaris mihi: et oblita es legis Dei tui, obliviscar filiorum tuorum et ego. Verstummt ist mein Volk,¹³ weil es keine Erkenntnis¹⁴ hatte; weil du die Erkenntnis verschmäht hast,¹⁵ will auch ich dich verschmähen, dass du mir nicht mehr als Priester dienest;¹⁶ weil du das Gesetz deines Gottes¹⁷ vergessen hast, will auch ich deiner Söhne vergessen.¹⁸ Hosea Hos 35 4 6 13 Auf ewig, untergegangen. Hosea Hos 35 4 6 14 Solche Erkenntnis, welche nicht nur den Verstand erleuchtet, sondern auch den Willen zur Tat anregt. Hosea Hos 35 4 6 15 Du hast sie nicht allein nicht, sondern weist sie sogar verächtlich von dir. Hosea Hos 35 4 6 16 Das ganze Volk soll seiner theokratischen Würde, vermöge deren es Gott nahen darf und seinen Schutz genießt [Jes 43,2; Jer 30,21] beraubt werden. Dies wird durch die Wegführung und das Aufhören der Opfer zum Ausdruck gebracht. Hosea Hos 35 4 6 17 Nachdrücklich wegen des Bundes und des feierlichen Versprechens. [Ex 19,8] Hosea Hos 35 4 6 18 Gott erinnert sich des Elenden, wenn er ihm hilft. Er vergisst, wen er in Unglück dahinschmachten lässt. Wie weit die Strafe gehen soll, hat der erste Teil gezeigt. Auch ich: so gibt er seinen Schmerz zu erkennen und den Zwang, dem er unterliegt. Hosea Hos 35 4 7 Secundum multitudinem eorum sic peccaverunt mihi: gloriam eorum in ignominiam commutabo. Je mehr ihrer wurden,¹⁹ desto mehr versündigten sie sich wider mich; ich werde ihre Herrlichkeit in Schmach verwandeln. Hosea Hos 35 4 7 19 Je mächtiger das Volk wurde. Unter Jeroboam II. blühte das Reich. Je mehr ich sie mit zeitlichem Glücke überhäufte, desto unsinniger missbrauchte sie meine Güte. Hosea Hos 35 4 8 Peccata populi mei comedent, et ad iniquitatem eorum sublevabunt animas eorum. Die Sünden meines Volkes verzehren sie²⁰ und nach dessen Verschuldung steht ihr Begehren.²¹ Hosea Hos 35 4 8 20 Entweder: die Sündopfer, von denen das Fleisch den Priestern zufiel. ([Lev 6,16ff] Cyrill., Theoph.), oder: Sie machten sich zu Mitschuldigen der Sünden. Hosea Hos 35 4 8 21 Aus dem abergläubischen Kulte und den Sündopfern ziehen sie ihre Einkünfte. Wie verschieden sind sie von den rechten Priestern! [Mal 2,7] Hosea Hos 35 4 9 Et erit sicut populus, sic sacerdos: et visitabo super eum vias ejus, et cogitationes ejus reddam ei. Darum soll es, wie dem Volke, so den Priestern ergehen²² und ich will an ihnen ihren Wandel heimsuchen und ihr Sinnen ihnen vergelten. Hosea Hos 35 4 9 22 Die Genossen und Helfer der Frevel waren, sollen auch an den Strafen teilhaben. Hosea Hos 35 0 1 2. Zweiter Tadel, besonders an die Führer gerichtet. (Kap. 5,1 Kap. 6,3) a. Frevel der Führer. (V. 6) b. Unglück und Untergang wird von Gott verhängt werden. (V. 14) c. Aus dem Unglück Heil. [Hos 6,3] Hosea Hos 35 5 1 Audite hoc sacerdotes, et attendite domus Israel, et domus regis auscultate: quia vobis judicium est, quoniam laqueus facti estis speculationi, et rete expansum super Thabor. Vernehmet¹ dies, ihr Priester! und merke auf, Haus Israel!² Haus des Königs,³ habet acht! denn euch gilt das Gericht, weil ihr ein Fallstrick gewesen seid für die Warte und ein ausgespanntes Netz auf Thabor.⁴ Hosea Hos 35 5 1 1 Die dreimalige Wiederholung dieser Aufforderung lässt etwas Furchtbares erwarten. Hosea Hos 35 5 1 2 Betrüger und Betrogene redet er an, weil beide schuldig und weil das böse Volk die böse Hinterlist und Verdorbenheit der oberen Stände kennen lernen soll. Priester: nicht die aus der Familie Aarons, sondern alle, die so vom Volke genannt werden, unter denen auch ein wahrer sein kann. Hosea Hos 35 5 1 3 Fürsten und Große. Hosea Hos 35 5 1 4 Das Gericht Gottes kommt über euch. Es ist dem Volke nützlich und notwendig zu wissen, warum dasselbe Führer, Hirten und Beschützer trifft: Sie sind Ursache (Fallstrick) und Gelegenheit (Netz) geworden, dass das Volk in Sünden verstrickt wurde und zuletzt seine Freiheit verloren ging. Die Warte sind die, welche Fürsten und Priester zu wachen hatten: das Volk. Besser nach dem Hebräischen ohne etymologische Übersetzung als Gegenstück zum Thabor Mizpa in Galaad. [Ri 10,17] Der Thabor erhob sich in der Ebene Esdrelon, 1350 Fuß über dieselbe. Der Prophet hat wohl die zwei Berge diesseits und jenseits des Jordans gewählt, um die ganze Gegend als Ort der Nachstellungen zu bezeichnen. Hosea Hos 35 5 10 Facti sunt principes Juda quasi assumentes terminum: super eos effundam quasi aquam iram meam. Die Fürsten Judas sind solchen gleich geworden, welche die Marksteine verrücken;²¹ meinen Zorn will ich über sie ausschütten wie eine Wasserflut. Hosea Hos 35 5 10 21 Da sie Liebe und Anbetung, die Gott gebühren, anderen zuwenden. (Cyr.) Hosea Hos 35 5 11 Calumniam patiens est Ephraim, fractus judicio: quoniam cpit abire post sordes. Bedrückt ist Ephraim,²² gebrochen durch Strafgericht, denn es hat begonnen,²³ dem Unflate²⁴ nachzuwandeln. Hosea Hos 35 5 11 22 War der Prophet V. 10 zuerst die Sünde, dann die Strafe genannt, so stellt er hier zuerst die Strafe vor Augen und fügt alsdann die Ursache, die Sünde bei. Hosea Hos 35 5 11 23 Hebr.: Denn es hat ihm beliebt. Hosea Hos 35 5 11 24 Götzen und den Schmutz, der ihren Dienst umgibt. Hosea Hos 35 5 12 Et ego quasi tinea Ephraim: et quasi putredo domui Juda. Ich aber bin für Ephraim wie eine Motte und wie Fäulnis für das Haus Juda.²⁵ Hosea Hos 35 5 12 25 Langsam und allmählich geht das Reich dem Untergange entgegen, die Kräfte nehmen ab, bis ein leiser Anstoß es in Trümmer legt. Motte und Fäulnis brauchen lange Zeit, doch sie zerstören das Innere. Hosea Hos 35 5 13 Et vidit Ephraim languorem suum, et Juda vinculum suum: et abiit Ephraim ad Assur, et misit ad regem ultorem: et ipse non poterit sanare vos, nec solvere poterit a vobis vinculum. Als Ephraim seine Schwäche sah und Juda seine Fessel,²⁶ ging Ephraim zu Assur und sandte zum Könige, dem Rächer;²⁷ doch er wird euch nicht zu heilen vermögen noch eure Fesseln lösen können. Hosea Hos 35 5 13 26 Wunde. Anstatt auf Gott zu vertrauen, hofften sie törichterweise auf Hilfe von Assur und erkauften für große Geschenke doch nur die Knechtschaft. So Menahem [2Kön 15,19] und Achaz ebd. [2Kön 16,7.8; 2Chr 28,20] Ephraims Krankheit sind seine inneren Unruhen und fortwährenden Umwälzungen. Siehe [2Kön 15,10.14.15.18.25]. Die Wunde Judas begann aufzubrechen unter Joatham [2Kön 15,37] und noch mehr unter Achaz. [2Kön 16,7] Hosea Hos 35 5 13 27 Dies ist Assurs innerste Natur. Hosea Hos 35 5 14 Quoniam ego quasi leæna Ephraim, et quasi catulus leonis domui Juda: ego ego capiam, et vadam: tollam, et non est qui eruat. Denn ich bin für Ephraim wie eine Löwin und wie ein junger Löwe für das Haus Juda.²⁸ Ich, ich²⁹ werde ergreifen und abziehen; wegnehmen,³⁰ ohne dass jemand rettet. Hosea Hos 35 5 14 28 Meinem Zorne und meiner Macht kann niemand widerstehen. Das Volk ist ein Löwe, wenn es Gott anhängt, fällt es von ihm ab, hat es an ihm einen reißenden Löwen. Hosea Hos 35 5 14 29 Triumphierend. Hebr.: Ich, ich will zerreißen und davongehen wie ein Löwe, der, ohne jemandes Rache zu fürchten, ruhig davongeht. Hosea Hos 35 5 14 30 Ehemals hat Gott sie auf seinen Schultern getragen [Dtn 1,31; Dtn 32,11; Ex 19,4; Num 11,12] jetzt will er Juda tragen, es von der Erde wegzuschaffen; einst als liebender Vater, jetzt als grimmiger Leu. Hosea Hos 35 5 15 Vadens revertar ad locum meum: donec deficiatis, et quæratis faciem meam. Ich werde³¹ zu meiner Stätte zurückkehren,³² bis ihr ermattet³³ und mein Angesicht sucht.³⁴ Hosea Hos 35 5 15 31 Doch die Vernichtung der alten Theokratie ist nur der Weg und die Vorbereitung zu einer herrlicheren Erneuerung. Hosea Hos 35 5 15 32 Gott, der wie ein Krieger ausgezogen ist zum Kampfe und zur Vernichtung, vergl. [Jes 42,13], kehrt in den Himmel zurück. (Hier.) Hosea Hos 35 5 15 33 Gott will sie in ihrem Unglücke dahinschmachten lassen, ohne sich ihrer anzunehmen. Vom Himmel war Gott gleichsam herabgestiegen, den Bund mit dem Volke zu schließen, und hatte in der Hütte und Bundeslade gewohnt, jetzt hat er das Volk verlassen und ist in den Himmel zurückgekehrt. Hebr.: Bis ihr die Strafe gelitten. Hosea Hos 35 5 15 34 In Buße und Gebet. Hosea Hos 35 5 2 Et victimas declinastis in profundum: et ego eruditor omnium eorum. Schlachtopfer stürztet ihr in die Tiefe,⁵ ich aber will sie alle züchtigen! Hosea Hos 35 5 2 5 Könige und Priester werden getadelt, dass sie die Opfer und die Anbetung durch dieselbe verkehrt haben, indem sie dieselben den Götzen darbrachten. Hosea Hos 35 5 3 Ego scio Ephraim, et Israel non est absconditus a me: quia nunc fornicatus est Ephraim, contaminatus est Israel. Ich kenne Ephraim und Israel ist nicht verborgen vor mir, denn nunmehr hat Ephraim Buhlerei getrieben, Israel ist befleckt.⁶ Hosea Hos 35 5 3 6 Mit großem Nachdrucke wiederholt der Prophet denselben Gedanken mehrfach, derselbe wird verschärft durch die Affirmation des einen und die Verneinung des Gegenteiles, durch die Teilung des Volkes in zwei Teile durch Erwähnung der Buhlerei (Götzendienst) und der Befleckung, die vom Heiligtum ausschließt. Hosea Hos 35 5 4 Non dabunt cogitationes suas ut revertantur ad Deum suum: quia spiritus fornicationum in medio eorum, et Dominum non cognoverunt. Nicht richten sie ihre Gedanken darauf, zu ihrem Gott zurückzukehren,⁷ denn der Geist der Buhlerei wohnt unter ihnen und den Herrn kennen sie nicht.⁸ Hosea Hos 35 5 4 7 Hebr.: Nicht wollen sie ihr Treiben hingeben, um zu Gott zurückzukehren. Ihre Frevel verblenden sie und machen sie stumpf. Hosea Hos 35 5 4 8 Vergl. [Röm 1,18]. Ihre Anmaßung erscheint offen und legt gegen sie Zeugnis ab, sie suchen ihre Sünden so wenig zu verbergen, dass sie sich derselben eher rühmen. Hosea Hos 35 5 5 Et respondebit arrogantia Israel in facie ejus: et Israel, et Ephraim ruent in iniquitate sua, ruet etiam Juda cum eis. Und die Hoffart Israels zeugt ihm ins Angesicht, Israel und Ephraim werden ob ihrer Verschuldung zu Falle kommen, es stürzt auch Juda mit ihnen.⁹ Hosea Hos 35 5 5 9 Auch Juda treibt ja Götzendienst, schon von der Zeit Salomons an. [1Kön 11,7] Hosea Hos 35 5 6 In gregibus suis, et in armentis suis vadent ad quærendum Dominum, et non invenient: ablatus est ab eis. Wenn sie dann¹⁰ mit ihren Schafen und ihren Rindern hingehen,¹¹ den Herrn zu suchen, werden sie ihn nicht finden, er hat sich von ihnen entfernt. Hosea Hos 35 5 6 10 Wenn das Verderben droht. Hosea Hos 35 5 6 11 Übertreibung, um zu zeigen, dass der Herr alsdann für sie unerbittlich sein wird, während er sie jetzt antreibt zurückzukehren. (Hier.) Mit diesen Drohungen ist der Prophet bis an die äußerste Grenze des Unglücks gelangt, er wendet sich nun wieder dessen Ursachen zu. Hosea Hos 35 5 7 In Dominum prævaricati sunt, quia filios alienos genuerunt: nunc devorabit eos mensis cum partibus suis. Gegen den Herrn sind sie treulos geworden,¹² denn fremde Kinder haben sie gezeugt;¹³ nunmehr wird sie ein Monat¹⁴ samt ihren Anteilen¹⁵ aufzehren. Hosea Hos 35 5 7 12 Zuerst schickt er, kurz zusammenfassend, wie [Hos 4,1-3], den Gegenstand seiner Mahnung voraus: Sünde und Strafe. Hosea Hos 35 5 7 13 Ihre Treulosigkeit haben sie auf ihre Kinder vererbt: Die Kinder sind fremd, weil sie nicht Gott gezeugt und geweiht sind, sondern den Götzen, also nicht unter die wahren Kinder Gottes gerechnet werden können. Der Name sagt dasselbe was [Hos 1,9] nicht mein Volk und [Hos 1,2] Buhlkinder. Hosea Hos 35 5 7 14 Ein Neumond. Ein Fest steht für alle; wegen der Feste, die sie den Götzen gefeiert, werden sie untergehen. Hosea Hos 35 5 7 15 Die sie bei der Verteilung des Landes erhalten haben oder allgemeiner: mit all ihrem Gut. Oder es sind die Kälber in Bethaven damit bezeichnet, die zugleich mit ihren Verehrern untergehen sollen. Hosea Hos 35 5 8 Clangite buccina in Gabaa, tuba in Rama: ululate in Bethaven, post tergum tuum Benjamin. Stoßet in die Posaune zu Gabaa,¹⁶ in die Trompete zu Rama, schreiet auf zu Bethaven,¹⁷ hinter dir ist es, Benjamin!¹⁸ Hosea Hos 35 5 8 16 Gabaa und Rama sind Nachbarstädte in dem Stamme Benjamin; beide auf Hügeln gelegen, die einen weiten Ausblick gewähren. Hosea Hos 35 5 8 17 Bethaven liegt auf dem Gebirge Ephraim, nicht weit von Silo, auf dem Wege nach Sichem. Der Kriegslärm dringt von Süden nach Norden: der Herr selbst schreitet gleichsam aus dem Tempel hervor und führt mit seinem Volke Krieg und schlägt es in die Flucht. (V. 15) Das gleiche Verderben, das über Bethaven kommt, dringt auch nach Benjamin vor: Wie Israel, so wird Juda zu Falle kommen. Hosea Hos 35 5 8 18 Wahrscheinlich eine sprichwörtliche Redensart von dem Verfolger hergenommen, der einen Fliehenden zu Falle zu bringen sucht. Hosea Hos 35 5 9 Ephraim in desolatione erit in die correptionis: in tribubus Israel ostendi fidem. Ephraim wird zur Wüste¹⁹ am Tage der Züchtigung, an den Stämmen Israels werde ich meine Wahrhaftigkeit zeigen.²⁰ Hosea Hos 35 5 9 19 Wird weggeführt. Hosea Hos 35 5 9 20 In der Erfüllung der Prophezeiungen [Dtn 28,64; Dtn 29,28] und durch die Propheten. Hosea Hos 35 0 1 c. Aus Unglück Heil. (V. 3) d. 3. Dritte Strafrede gegen die Unbußfertigen. (6,4 7,16) a. Vergebens hat Gott über die Ungehorsamen Strafe verhängt. Hosea Hos 35 6 1 In tribulatione sua mane consurgent ad me: Venite, et revertamur ad Dominum: Wenn sie in Trübsal sind, werden sie sich frühzeitig zu mir aufmachen:¹ Kommet, lasset uns zu dem Herrn zurückkehren; Hosea Hos 35 6 1 1 Die gegenseitige Aneiferung zeigt, wie jeder, mit seiner Bekehrung nicht zufrieden, andere mit gleichem Eifer zu erfüllen bemüht ist. Jetzt erkennen sie Gott und messen alle Dinge nach seinem Maßstab. Hosea Hos 35 6 10 In domo Israel vidi horrendum: ibi fornicationes Ephraim: contaminatus est Israel. Im Hause Israel sah ich Greuel, dort trieb Ephraim Buhlereien, befleckte sich Israel.²¹ Hosea Hos 35 6 10 21 Mit diesem dreifachen Gliede ist die Anklage beendet. Hosea Hos 35 6 11 Sed et Juda pone messem tibi, cum convertero captivitatem populi mei. Aber auch du, Juda! halte dich zur Ernte²² bereit, wenn ich die Gefangenschaft meines Volkes wenden will.²³ Hosea Hos 35 6 11 22 Das Ende entspricht dem Anfange. V. 4. Die Ernte ist das Bild des Gerichtes, in dem die Halme geschnitten werden. Es ist die Wegführung nach Babylon. Hosea Hos 35 6 11 23 Was soll dies an dieser Stelle? Die Worte bedeuten ja eine Wiederherstellung und Erlösung. Am besten wird also dieses Glied zum folgenden Kapitel gezogen, in der gleichen Bedeutung, wie: Als ich Israel heilen wollte, d.i.: während ich das Volk von seinem Elende befreien wollte, versenkte es sich immer tiefer in seine Laster. Ich wollte seine Gefangenschaft abwenden, doch Juda hinderte dies durch seine Gottlosigkeit. Hosea Hos 35 6 2 Quia ipse cepit, et sanabit nos: percutiet, et curabit nos. denn er hat uns erfasst,² so wird er uns auch heilen; er hat geschlagen, so wird er uns auch pflegen. Hosea Hos 35 6 2 2 Nicht Feinde haben diese Übel über uns gebracht. Gottes strafende Hand erkennen ist der erste Schritt zur vollen Bekehrung. Hebr.: er hat zerrissen (uns); er hat uns geschlagen, so wird er auch verbinden. Durch die Strafen belehrt, erkennen sie, was sie zuvor nicht anerkennen wollten [Hos 5,13], dass der Herr die einzige Quelle des Heils ist. Hosea Hos 35 6 3 Vivificabit nos post duos dies: in die tertia suscitabit nos, et vivemus in conspectu ejus. Sciemus, sequemurque ut cognoscamus Dominum: quasi diluculum præparatus est egressus ejus, et veniet quasi imber nobis temporaneus, et serotinus terræ. Er wird uns nach zwei Tagen neu beleben³ und am dritten Tage uns auferwecken,⁴ damit wir vor seinem Angesichte leben.⁵ Lasset uns Einsicht haben und eifrig nach der Erkenntnis des Herrn streben;⁶ wie die Morgenröte⁷ ist sein Ausgang sicher und wie der Frühregen wird er zu uns kommen, wie der Spätregen auf das Land fällt.⁸ [1Kor 15,4] Hosea Hos 35 6 3 3 Die einzelnen waren tot durch die Sünde, durch sie den Bund mit Gott gebrochen haben und sich von Gott, dem wahren Leben, getrennt, das ganze Volk durch die Auflösung des theokratischen Reiches. Nach zwei Tagen: Anspielung auf [Ex 19,10.11]. Auch jetzt soll nach zwei Tagen der Vorbereitung der neue Bund folgen. Der dritte Tag hat etwas Heiliges an sich. [Gen 22,4; Gen 40,20; Gen 42,18; Ex 5,8; Num 19,12.19; Jos 1,11; 1Kön 12,5: 2Kön 20,5; Tob 3,12; Tob 6,21; Tob 8,4; Est 5,1; Est 15; Jona 2,1] Hosea Hos 35 6 3 4 Dem Leben zurückgegeben durch Glaube, Hoffnung, Liebe und Eifer. Hosea Hos 35 6 3 5 Als sein wahres Volk, das ihm wohlgefällt. Ein Vergleich mit [Jes 52,1353,12]. Zeigt, dass Osee das Werk des Messias als vollendet voraussetzt, dass Christus, nachdem er für die Sünden genuggetan, zum Leben zurückgekehrt, anderen das Leben gewährt. (Cyrill, Hilar., Rufin., Theophyl.) Seine Vorsehung also hat den Propheten geleitet, dass derselbe hier des dritten Tages und des an demselben zu verleihenden Lebens Erwähnung tat. Hosea Hos 35 6 3 6 So wird der gerügte Fehler gehoben. Hosea Hos 35 6 3 7 Die Morgenröte ist das Unterpfand des später kommenden größeren Lichtes. Hosea Hos 35 6 3 8 Der Frühregen fällt im Oktober und November nach Bestellung der Saat, der Spätregen im März und April. Das Bild des Regens ist dem Charakter des Landes entsprechend das Bild reicher geistlicher Segnungen. Hosea Hos 35 6 4 Quid faciam tibi Ephraim? Quid faciam tibi Juda: misericordia vestra quasi nubes matutina, et quasi ros mane pertransiens. Was soll ich dir tun, Ephraim?⁹ Was soll ich dir tun, Juda? Eure Frömmigkeit ist wie Morgengewölk und wie der Tau, der früh dahinschwindet.¹⁰ Hosea Hos 35 6 4 9 Die verschiedenste Versuche hat Gott gemacht und macht sie, Ephraim und Juda auf den rechten Weg zurückzuführen. Was bleibt noch zu tun übrig? Hosea Hos 35 6 4 10 Wie eine Wolke, die kaum sichtbar geworden, von den Strahlen der Sonne alsbald zerstreut wird, Hosea Hos 35 6 5 Propter hoc dolavi in prophetis, occidi eos in verbis oris mei: et judicia tua quasi lux egredientur. Darum schlage¹¹ ich durch die Propheten,¹² töte sie durch die Worte meines Mundes und deine Strafgerichte werden dem Lichte gleich hervorbrechen.¹³ Hosea Hos 35 6 5 11 Bild von den Steinen oder dem Holze hergenommen, die bearbeitet werden. Hosea Hos 35 6 5 12 Gott hat durch sie geredet. Er hat ihren Mahnungen Ansehen verliehen und Gewicht: Oft habe ich gegen Widerstrebende den Tod verhängt, auch dem Reiche habe ich Strafgerichte angedroht und sind meine Mahnungen vergeblich, schlage ich es gleichfalls durch die Worte meines Mundes. Beispiele sind: [1Kön 13,2.26; 1Kön 14,12-16; 1Kön 15,29; 1Kön 16,2-4.34; 1Kön 21,18-24; 2Kön 1,4; 2Kön 2,23.24; 2Kön 9,7-10; 2Kön 13,3.15.29] Hosea Hos 35 6 5 13 Ich habe dies getan, damit meine Gerechtigkeit bei Israel wie ein Licht strahlte, damit ich Israel zur Gerechtigkeit und der Richtschnur des Rechten zurückführte. Hosea Hos 35 6 6 Quia misericordiam volui, et non sacrificium,, et scientiam Dei plus quam holocausta. Denn¹⁴ an Erbarmen¹⁵ habe ich Wohlgefallen und nicht an Schlachtopfern, an Erkenntnis Gottes mehr denn an Brandopfern. [Mt 9,13; Mt 12,7] Hosea Hos 35 6 6 14 Grund, warum Gott diese Versuche gemacht. Hosea Hos 35 6 6 15 Hebr.: An Liebe. Äußere Verehrung, der der innere Geist fehlt, verschmäht er, denn jene ist nur ein Symbol des Inneren, also eine Lüge, wenn dieses fehlt. Besonders im Unglück bemühen sich weniger erleuchtete Herzen, Gott durch äußere Übungen zu besänftigen. Hosea Hos 35 6 7 Ipsi autem sicut Adam transgressi sunt pactum, ibi prævaricati sunt in me. Sie aber haben wie Adam den Bund übertreten,¹⁶ sind mir dort treulos geworden. Hosea Hos 35 6 7 16 Sie haben Adam nachgeahmt, um, was er im Paradiese tat, dass er meinen Bund und mein Gesetz verletzte, das in dem verheißenen Lande zu tun. (Hier.) Osee spielt häufig auf die im Pentateuch erzählten Ereignisse an. Hosea Hos 35 6 8 Galaad civitas operantium idolum, supplantata sanguine. Galaad¹⁷ ist eine Stadt von Götzenbildnern,¹⁸ mit Blut besudelt.¹⁹ Hosea Hos 35 6 8 17 Die Anklage zu verstärken führte er gleichsam einige Zeugen und Beweise an. Hosea Hos 35 6 8 18 Hebr.: Stadt von solchen, die Verbrechen verüben. Doch wird das Wort auch von Götzendienerei gebraucht. Einige verstehen Ramoth-Galaad, andere die Landschaft Galaad. Hosea Hos 35 6 8 19 Hebr.: Befleckt mit Blutspur. Hosea Hos 35 6 9 Et quasi fauces virorum latronum, particeps sacerdotum, in via interficientium pergentes de Sichem: quia scelus operati sunt. Gleich Räuberrachen ist die Priesterbande, welche die auf dem Wege von Sichem Kommenden morden;²⁰ ja, sie verüben Schandtat. Hosea Hos 35 6 9 20 Galaad ist begierig nach Blut und Mord, darin ist es den Priestern gleich. Vergl. [Hos 5,1]. Diese stellten, wie Hieron. erzählt (ähnlich Ephr., Cyr.), auf dem Wege von Sichem nach Jerusalem Räuber auf, um den Reisenden aufzulauern, damit dieselben lieber nach Dan und Bethaven als nach Jerusalem in den Tempel des Herrn gingen. Dass fromme Israeliten nach Jerusalem hinaufzogen, erhellt aus Tobias Beispiel [Tob 1,6] und der Aufforderung des Ezechias. [2Chr 30,1.5.11] Hosea Hos 35 0 1 Die Laster Israels sind ein mächtig brennendes Feuer. (V. 7) c. Vergebens suchen sie Hilfe bei Auswärtigen. (V. 12) d. Gott flehen sie nicht um Hilfe an. Hosea Hos 35 7 1 Cum sanare vellem Israel, revelata est iniquitas Ephraim, et malitia Samariæ, quia operati sunt mendacium: et fur ingressus est spolians, latrunculus foris. Als ich Israel heilen wollte, ward die Missetat Ephraims offenbar und die Verschuldung Samarias,¹ denn sie üben Trug.² Diebe brechen ein und rauben, es streifen Räuber auf den Straßen.³ Hosea Hos 35 7 1 1 Gott sandte die Propheten als Mahner und suchte die abgöttischen Könige und das Volk mit vielem Unglück heim: doch alles war umsonst. Vergl. [Jer 5,3]. Hosea Hos 35 7 1 2 Götzendienst, denn dieser widerspricht der ersten Wahrheit. Hosea Hos 35 7 1 3 Zu der Sünde gegen Gott gesellen sie offene Gewalttat gegen die Menschen und heimliche List ohne Scham. Hosea Hos 35 7 10 Et humiliabitur superbia Israel in facie ejus: nec reversi sunt ad Dominum Deum suum, et non quæsierunt eum in omnibus his. Der Hochmut Israels wird gedemütigt, ihm ins Angesicht,²⁰ doch sie sind nicht zu dem Herrn, ihrem Gott, zurückgekehrt und suchen ihn nicht trotz alledem. Hosea Hos 35 7 10 20 So dass er es nicht übersehen kann. Das Elend nicht fühlen ist Stumpfsinn, doch es erkennen und das Heilmittel verschmähen und das Schädliche wählen, ist Wahnsinn. Hosea Hos 35 7 11 Et factus est Ephraim quasi columba seducta non habens cor: gyptum invocabant, ad Assyrios abierunt. Und Ephraim ward einer verlockten, unverständigen Taube²¹ gleich, Ägypten haben sie herbeigerufen, an die Assyrier sich gewendet.²² Hosea Hos 35 7 11 21 Worin der Unverstand besteht, sagt das zweite Glied. Hosea Hos 35 7 11 22 Bald haben sie die Ägypter gegen die Assyrier, bald die Assyrier gegen die Ägypter um Hilfe gebeten, zwischen beiden kriegerischen Nationen, von denen jede sie als Feinde beraubte oder als Untertanen bedrückte. Schon Jeroboam war nach Ägypten geflohen. [1Kön 11,40] Menahem ruft die Assyrier zu Hilfe [2Kön 15,19], seine Gegner erwarteten vielleicht von Ägypten Hilfe. Osee sendet zum Könige Ägyptens. [2Kön 17,4] Vergl. [Jer 17,5]. Hosea Hos 35 7 12 Et cum profecti fuerint, expandam super eos rete meum: quasi volucrem cli detraham eos, cædam eos secundum auditionem ctus eorum. Aber wenn sie dahinziehen, spanne ich mein Netz über sie aus,²³ hole sie wie die Vögel des Himmels herab, züchtige sie, wie ihre Gemeinde es vernommen.²⁴ Hosea Hos 35 7 12 23 Umsonst suchen sie menschliche Hilfe, Gott vernichtet sie. Das Bild von der unverständigen Taube wird wohl fortgeführt. Hosea Hos 35 7 12 24 Wenn sie dahinziehen, Hilfe zu suchen, und alle Mittel gebrauchen, wenn sie auch wie Vögel in unzugänglichen Räumen umherschweiften, will ich sie doch in die Knechtschaft herabziehen. Hosea Hos 35 7 13 Væ eis, quoniam recesserunt a me: vastabuntur, quia prævaricati sunt in me: et ego redemi eos: et ipsi locuti sunt contra me mendacia. Wehe ihnen, dass sie von mir abtrünnig geworden,²⁵ Verderben ihnen, dass sie wider mich treulos gewesen;²⁶ ich wollte sie erlösen,²⁷ doch sie redeten wider mich Lügen.²⁸ Hosea Hos 35 7 13 25 Hebr.: Weggeflattert. Hosea Hos 35 7 13 26 Da Gott das höchste Gut ist, müssen alle, die ihn verlassen, unglücklich sein. Hosea Hos 35 7 13 27 Aus so mancher Not. Hosea Hos 35 7 13 28 Schrieben die von Gott erhaltenen Wohltaten den Götzen zu, verachteten Gott und verehrten und priesen die Götzen, vergl. [Ex 32,4], oder leugneten, dass Gott sich um sie kümmere. Vergl. [Zef 1,12; Jes 29,15; Ez 8,12] Hosea Hos 35 7 14 Et non clamaverunt ad me in corde suo, sed ululabant in cubilibus suis: super triticum et vinum ruminabant, recesserunt a me. Und sie riefen nicht zu mir in ihrem Herzen, sondern jammerten auf ihren Lagerstätten;²⁹ um Korn und Wein ereiferten sie sich³⁰ und wurden von mir abtrünnig.³¹ Hosea Hos 35 7 14 29 Nacht und Lagerstätte sind dem Seufzen entsprechend. Hosea Hos 35 7 14 30 Vulg. Wörtlich: käuten wieder. Korn und Wein waren die Hauptfrüchte Palästinas. Vergl. [Dtn 32,15]. Hosea Hos 35 7 14 31 Gegensatz zu der ersten Hälfte des Verses. Nach dem Hebr.: Um Weizen und Wein geraten sie in Angst: wegen des Mangels, der Trockenheit usw. Vergl. [Lev 26; Dtn 28] Hosea Hos 35 7 15 Et ego erudivi eos, et confortavi brachia eorum: et in me cogitaverunt malitiam. Und doch habe ich sie gelehrt³² und ihren Arm gestärkt,³³ aber sie sannen Böses wider mich.³⁴ Hosea Hos 35 7 15 32 Durch Moses und die Propheten. Hosea Hos 35 7 15 33 Z.B. bei der Eroberung des gelobten Landes; ebenso unter Jeroboam II. [2Kön 14,25-28] Hosea Hos 35 7 15 34 Nannten nicht mich Gott, sondern die Kälber, die sie sich gemacht. Da sie mir nichts Böses antun konnten, sannen sie wenigstens auf solches. Hosea Hos 35 7 16 Reversi sunt ut essent absque jugo: facti sunt quasi arcus dolosus: cadent in gladio principes eorum, a furore linguæ suæ. Ista subsannatio eorum in terra gypti. Sie wollen wieder ohne Joch sein,³⁵ sie sind geworden wie ein trüglicher Bogen;³⁶ fallen werden durch Schwert ihre Fürsten³⁷ ob des Wütens ihrer Zunge.³⁸ Dies ihre Verhöhnung im Lande Ägypten.³⁹ Hosea Hos 35 7 16 35 Hebr. wohl nach dem Chald.: Sie wenden sich ab: Kein Joch! Hosea Hos 35 7 16 36 Der ungeeignet ist, weil die Sehnen schlaff oder er die Pfeile anderswohin entsendet als der Schütze will. Hosea Hos 35 7 16 37 Die Fürsten, welche Urheber und Führer der Verbrechen und des Abfalles gewesen, sollen nach Gottes gerechtem Gerichte durch das Schwert der Feinde fallen. Hosea Hos 35 7 16 38 Jene Lügen (V. 13), die sie wider Gott geredet. Hosea Hos 35 7 16 39 Die Ägypter, welche sie um Hilfe gebeten, werden sie verhöhnen und verlachen. Hosea Hos 35 7 2 Et ne forte dicant in cordibus suis omnem malitiam eorum me recordatum: nunc circumdederunt eos adinventiones suæ, coram facie mea factæ sunt. Möchten sie nicht in ihren Herzen sagen, dass ich all ihrer Bosheit gedenke; nunmehr umgeben sie ihre Taten, vor mein Angesicht sind sie getreten.⁴ Hosea Hos 35 7 2 4 Vulg.: Gott weist auf all ihre Bosheit hin, die sie täglich verüben, damit sie nicht fälschlich meinen, sie würden nur vergangener Missetaten ihrer Väter willen gestraft. Besser der hebr. Text: Nimmer sagen sie zu ihrem Herzen: Aller ihrer Missetaten gedenke ich obwohl Gott sie doch so oft durch die Propheten und durch Strafgerichte gewarnt und durch Wohltaten an sich zu ziehen gesucht hat, und fürchten nicht, dass Gott härter strafen wird, sondern fügen Sünde auf Sünde, bis diese sie gleichsam wie ein Kleid umgeben, ohne Rücksicht auf Gottes Missetat. Hosea Hos 35 7 3 In malitia sua lætificaverunt regem: et in mendaciis suis principes. Durch ihre Bosheit erfreuen sie den König und durch ihre Lügen die Fürsten.⁵ Hosea Hos 35 7 3 5 Die, welche das Übel einschränken und unterdrücken sollten, loben es aus vollen Kräften. Hosea Hos 35 7 4 Omnes adulterantes, quasi clibanus succensus a coquente: quievit paululum civitas a commistione fermenti, donec fermentaretur totum. Insgesamt sind sie Ehebrecher⁶ und gleichen dem Ofen, den der Bäcker geheizt;⁷ die Stadt hatte ein wenig Ruhe von der Beimischung des Sauerteiges, bis das Ganze durchsäuert war.⁸ Hosea Hos 35 7 4 6 Zwei Gleichnisse zeigen, wie sehr alle von Bosheit entbrannt sind und diese im tiefsten Herzen tragen. Ehebrecher: Götzendiener. Hosea Hos 35 7 4 7 Wie der Ofen voller Flammen, so brennt ihr Herz von bösen Begierden, Götzendienerei und Ungerechtigkeit. Die Erklärung des folgenden ist mit sehr großen Schwierigkeiten verbunden. Vulg.: Wie man Sauerteig zum Teige hinzufügt und dann wartet, bis die ganze Masse durchsäuert ist, so schienen jene bisweilen Gott zu verehren, aber inzwischen wurde ihr Herz durch den Sauerteig des Götzendienstes und aller Bosheit angegriffen und sie selbst gänzlich verderbt. Hebr.: Er lässt nach mit Schüren: wenn der Sauerteig die Masse durchdringt, hat der, welcher ihn beigefügt, nicht nötig, noch selbst weitere Anstrengungen zu machen. Nachdem einmal der Sauerteig des Götzendienstes die Herzen des Volkes ergriffen, folgte es gern allen Absichten der Könige und Führer und es war nicht erforderlich, dass diese noch weiter selbst zum Bösen zu reizen suchten. Hosea Hos 35 7 4 8 Wie sehr sie selbst dem Bösen zugestimmt und wie die Fürsten und der König sich gezeigt, wird an einem Beispiele nachgewiesen. Hosea Hos 35 7 5 Dies regis nostri: cperunt principes furere a vino: extendit manum suam cum illusoribus. Der Festtag⁹ unseres Königs! es beginnen unsere Fürsten zu rasen vom Wein,¹⁰ er streckt seine Hand aus mit den Spöttern.¹¹ Hosea Hos 35 7 5 9 Fröhlicher Zuruf, mit dem sie dem Könige, der den Götzendienst einführt, erneuert und fördert, Gehorsam und Ergebenheit bekunden (Hier., Cyr.). Die von Gott erwählten davidischen Könige verschmähen sie, doch die sie durch Blutbad auf den Thron gebracht oder die sich selbst durch Frevel auf denselben erhoben, sind ihr Stolz. Hosea Hos 35 7 5 10 Der Trunksucht und allen daraus folgenden Lastern, Ausschweifung, Verschwendung, Erpressung sind die Fürsten ergeben. Hosea Hos 35 7 5 11 Mit solchen, die Göttliches und Menschliches verhöhnen, streckt der König seine Hand aus, spottet er gleichfalls. Hosea Hos 35 7 6 Quia applicuerunt quasi clibanum cor suum, cum insidiaretur eis: tota nocte dormivit coquens eos, mane ipse succensus quasi ignis flammæ. Ja, wie einen Ofen haben sie ihr Herz ihm entgegengebracht, während er ihnen doch Nachstellungen bereitete;¹² die ganze Nacht schlief ihr Bäcker, noch am Morgen¹³ erglüht jener wie Feuerflammen. Hosea Hos 35 7 6 12 Sie haben dem König Herz und Sinn wie einen Ofen entgegengebracht, den der König nach seinem Wohlgefallen mit jeder bösen Lust wie mit Feuer entzünden kann, ohne zu erkennen, dass ihnen Verderben und Untergang bereitet wird, denn des Königs Bosheit führt Strafe und Vernichtung über das Volk herbei. Hosea Hos 35 7 6 13 Nur des Bildes halber beigegeben. Wie viele Könige Israels sind davon frei geblieben? Hosea Hos 35 7 7 Omnes calefacti sunt quasi clibanus, et devoraverunt judices suos: omnes reges eorum ceciderunt: non est qui clamet in eis ad me. Alle erglühen wie ein Ofen und verzehren ihre Richter, alle ihre Könige fallen, doch nicht einer ist unter ihnen, der zu mir ruft.¹⁴ Hosea Hos 35 7 7 14 Verschwörungen und Mord sind häufig. Der Zustand ist schlimmer geworden als zur Zeit der Richter, wo die Israeliten wenigstens in der Bedrängnis zu Gott riefen. Hosea Hos 35 7 8 Ephraim in populis ipse commiscebatur: Ephraim factus est subcinericius panis, qui non reversatur. Ephraim ward unter die Völker gemischt,¹⁵ Ephraim ist wie ein Aschenkuchen geworden, der nicht umgewendet wird.¹⁶ Hosea Hos 35 7 8 15 Das Reih Israel ist den Reichen anderer Völker gleich geworden, weil sie von Gott abgefallen sind und Götzen verehren, sich den Heiden auch durch Ehen verbindend. Hosea Hos 35 7 8 16 Sie sind ein Aschenbrot geworden. Wird dies nicht eifrig gewendet, so wandelt sich der untere Teil in Kohle und Asche, während der obere roh und ungenießbar bleibt. Zuletzt wird ein solcher Kuchen zwischen den Kohlen liegend verzehrt und verbrannt, so Ephraim von denen selbst vernichtet, deren Sitten es annimmt. Hosea Hos 35 7 9 Comederunt alieni robur ejus, et ipse nescivit: sed et cani effusi sunt in eo, et ipse ignoravit. Fremde haben seine Kraft verzehrt¹⁷ und er merkt es nicht,¹⁸ schon ist sein Haupt grau geworden, doch er weiß es nicht.¹⁹ Hosea Hos 35 7 9 17 Die Kraft des Reiches und sein Besitz geht durch Fremde zugrunde, denn die, welche den Götzendienst in Israel gefördert, haben die Grundlagen des Reiches zugrunde gerichtet und selbst Feindesscharen ins Land gerufen. Hosea Hos 35 7 9 18 Wusste nicht, dass er von Fremden verzehrt ward, dass Fremde ihm den Untergang brachten. Hosea Hos 35 7 9 19 Schon stürzt alles ein und doch bemerken sie ihren Verfall noch nicht. Hosea Hos 35 0 1 4. Vierte Strafrede gegen die von Gott Abtrünnigen. (8,1 9,9) a. Sie haben den Bund Gottes verworfen. (V. 6) b. Sturm und Untergang steht ihnen bevor. Hosea Hos 35 8 1 In gutture tuo sit tuba quasi aquila super domum Domini: pro eo quod transgressi sunt fdus meum, et legem meam prævaricati sunt. An deine Kehle die Posaune!¹ Wie ein Adler² stürzt er³ auf das Haus des Herrn,⁴ weil sie meinen Bund übertreten und gegen mein Gesetz gefrevelt haben. Hosea Hos 35 8 1 1 Gottes Befehl an den Propheten, der ein Wächter sein soll über das Volk. Der Klang der Posaune ist Zeichen des Krieges und der Gefahr. Hosea Hos 35 8 1 2 Der schnelle und raubgierige Adler ist das Bild eines verheerenden und plündernden Feindes. Hosea Hos 35 8 1 3 Der König der Feinde (Theod.) oder die Feinde (Theoph. M.) d.i. die Assyrier. Hosea Hos 35 8 1 4 Da vom Reiche Israel die Rede ist, ist das Haus Israel, das Volk selbst gemeint. Hosea Hos 35 8 10 Sed et cum mercede conduxerint nationes, nunc congregabo eos: et quiescent paulisper ab onere regis, et principum. Aber wenn sie auch die Völker jetzt um Lohn anwerben sollten, so werde ich sie doch zusammentreiben,²⁷ sie sollen ein wenig von der Last des Königs und der Fürsten rasten.²⁸ Hosea Hos 35 8 10 27 Zum Untergange. Hosea Hos 35 8 10 28 Ironisch. Jetzt laufen und hasten sie, um sich Bündnisse mit Fremden zu sichern. Doch diese Ruhe wird ihnen aus der Belastung durch den König der Könige, Assur, zuteil werden. (Hebr.) Hosea Hos 35 8 11 Quia multiplicavit Ephraim altaria ad peccandum: factæ sunt ei aræ in delictum. Denn²⁹ Ephraim hat viele Altäre³⁰ zu seiner Verschuldung gebaut, die Altäre sind ihm zur Versündigung geworden.³¹ Hosea Hos 35 8 11 29 Zweiter Grund, weshalb Gott sie verwerfen wird und sie Sturm ernten sollen. (V. 8) Hosea Hos 35 8 11 30 Gott hat einen Ort bestimmt, daselbst Opfer darzubringen. [Dtn 12,5] Doch sie haben den Kälbern Altäre errichtet. Hosea Hos 35 8 11 31 Je mehr Altäre, desto mehr strafwürdige Versündigung. Hosea Hos 35 8 12 Scribam ei multiplices leges meas, quæ velut alienæ computatæ sunt. Mochte ich ihnen meine Gesetze vielfältig vorschreiben,³² wie etwas Fremdartiges wurden sie geachtet.³³ Hosea Hos 35 8 12 32 Und durch die Propheten mit vielfacher Warnung in Erinnerung bringen. Vielfältig: Ketib zehntausend. Doch wohl nicht nur der Dekalog, wie gewisse ungläubige Kritiker gern wollen glauben machen, sondern der Pentateuch. Die Gesetze umfassten das bürgerliche wie das religiöse Leben. Hosea Hos 35 8 12 33 Wie fremde, die nicht angehende, ja wie feindliche Gesetze wurden sie geachtet. Hosea Hos 35 8 13 Hostias offerent, immolabunt carnes, et comedent, et Dominus non suscipiet eas: nunc recordabitur iniquitatis eorum, et visitabit peccata eorum: ipsi in gyptum convertentur. Sie mögen Opfer darbringen, Fleisch schlachten und es essen, aber der Herr wird es nicht annehmen;³⁴ nun wird er ihrer Verschuldung gedenken und ihre Sünden heimsuchen und sie werden sich wieder nach Ägypten wenden.³⁵ Hosea Hos 35 8 13 34 Opfer, die von solchen dargebracht werden, welche das erste Gebot verletzen [Ex 20,3], nennt der Prophet Fleisch schlachten und essen, er erkennt ihnen nichts Heiliges und religiöses zu; das Opfer gilt nicht Gott, sondern ihrem Bauche. Wie jene Gottes Gesetz als fremd ansahen, so hat er sein Wohlwollen von denen gewendet, die auf beiden Seiten hinken. [1Kön 18,21] Hosea Hos 35 8 13 35 Ägypten ist das Vorbild der Gefangenschaft, in welche sie weggeführt werden sollen. Hosea Hos 35 8 14 Et oblitus est Israel factoris sui, et ædificavit delubra: et Judas multiplicavit urbes munitas: et mittam ignem in civitates ejus, et devorabit ædes illius. Israel hat seines Schöpfers vergessen und Götzentempel gebaut, Judas hat die festen Städte gemehrt;³⁶ so will ich denn Feuer wider seine Städte entsenden, das seine Paläste verzehren soll.³⁷ Hosea Hos 35 8 14 36 Israel wird wegen seines Götzendienstes angeklagt, Judas wegen seines Mangels an Vertrauen und seines Bemühens, sich, nachdem er Gott verachtet, nach Art der Heiden selbst zu schützen. Hosea Hos 35 8 14 37 Bei den Gerichten Gottes wird, seit [Gen 3,14], mit dem Menschen auch die Erde gestraft. Hosea Hos 35 8 2 Me invocabunt: Deus meus cognovimus te Israel. Sie rufen mich⁵ an: Mein Gott! wir, Israel, kennen dich!⁶ Hosea Hos 35 8 2 5 Mit Nachdruck: Mich, den sie bis dahin verachtet. Hosea Hos 35 8 2 6 In der äußersten Not erinnern sich die Abtrünnigen an Gott und wagen, zu ihm zu rufen, als ob ihnen sein Schutz gebühre. Hosea Hos 35 8 3 Projecit Israel bonum, inimicus persequetur eum. Israel verwarf das Gute, der Feind soll es verfolgen.⁷ Hosea Hos 35 8 3 7 Es folgt Gottes Antwort, der ihnen zeigt, wie es in Wahrheit um sie steht. Auch Gott wiederholt den Namen ihrer Auszeichnung, aber um ihr Verbrechen in grellerem Lichte zu zeigen. Israel hat das, was nach Gottes Vorsehung sein wahres Gut, sein Glück und seinen Frieden ausmachen sollte, verworfen, ja sich mit Überdruss davon abgewendet: das Leben nach den Vorschriften des Gesetzes. Hosea Hos 35 8 4 Ipsi regnaverunt, et non ex me: principes exstiterunt, et non cognovi: argentum suum, et aurum suum fecerunt sibi idola ut interirent: Sie⁸ haben Könige gewählt, doch nicht nach meinem Willen,⁹ Fürsten, doch ich wusste nichts von diesen; ihr Silber und Gold¹⁰ machten sie sich zu Götzenbildern, auf dass¹¹ sie zugrunde gingen. Hosea Hos 35 8 4 8 Erklärung, worin die Verwerfung des Guten bestand. Hosea Hos 35 8 4 9 Aber sind nicht Jeroboam I. und Jehu durch Gottes Willen Könige geworden und soll das Haus Jehus nicht bis in das vierte Geschlecht herrschen? Gewiss, doch Gott hat die Teilung des Reiches nur zugelassen (Cyr., Theoph.), dazu nur für eine bestimmte Zeit zulassen wollen [1Kön 11,39] und die meisten Könige (mit Ausnahme Jeroboams und Jehus und dessen Söhne) hatten sich durch Empörung gewaltsam der Herrschaft bemächtigt. Diese bezeichnet der Prophet. Im Übrigen gilt allgemein, was Abiu den Israeliten vorgehalten, dass sie die Pflicht haben, dem Hause David anzuhängen. Vergl. [2Chr 13,5ff]. Nachdem sie sich einen eigenen König erwählt, verließen sie auch Gott. Vergl. [1Kön 12,26]. Hosea Hos 35 8 4 10 Welche Torheit schließt der Götzendienst in sich! Hosea Hos 35 8 4 11 Aus solchem Beginnen folgt dies mit Naturnotwendigkeit, und sie wollten diese Folgen. Hosea Hos 35 8 5 Projectus est vitulus tuus Samaria, iratus est furor meus in eos. Usquequo non poterunt emundari? Verworfen ist dein Kalb, Samaria!¹² mein Zorn ist ergrimmt über sie, bis wann¹³ noch vermögen sie nicht rein zu werden? Hosea Hos 35 8 5 12 Die Hauptstadt ist für das Land gesetzt. Hosea Hos 35 8 5 13 Wieviel habe ich schon umsonst getan, sie zu bessern! Hosea Hos 35 8 6 Quia ex Israel et ipse est: artifex fecit illum, et non est Deus: quoniam in aranearum telas erit vitulus Samariæ. Ja, von Israel¹⁴ kommt auch dieses¹⁵ her; ein Künstler hat es gemacht, aber ein Gott ist es nicht;¹⁶ ja, zu Spinnengeweben¹⁷ soll das Kalb Samarias werden. Hosea Hos 35 8 6 14 Nicht von einem fremden, sondern von dem auserwählten Volke. Hosea Hos 35 8 6 15 Die unter dem Symbol des Kalbes verehrte Gottheit. Hosea Hos 35 8 6 16 Das sollte denen doch klar sein, dies ich ihren Gott selbst machen. Hosea Hos 35 8 6 17 Das hebräische Wort bedeutet: ganz kleine Teile, Atome, fast nichts. Die Sieger werden die goldene Platte herunternehmen und das Bild in Stücke zerschlagen und verbrennen. Hosea Hos 35 8 7 Quia ventum seminabunt, et turbinem metent: culmus stans non est in eo, germen non faciet farinam: quod et si fecerit, alieni comedent eam. Denn Wind säen sie und Sturmwind werden sie ernten,¹⁸ kein Halm treibt daselbst¹⁹ und die Saat gibt kein Mehl;²⁰ sollte sie aber etwas geben, so werden es Fremde verzehren.²¹ Hosea Hos 35 8 7 18 Mit welcher Notwendigkeit und Sicherheit dies eintreten wird, zeigt er durch ein Sprichwort: Der Aussaat entspricht die Ernte. Ihre Mühen um die Götzen werden ihnen Sturm eintragen, der sie selbst vernichtet. Hosea Hos 35 8 7 19 In Israel. Hosea Hos 35 8 7 20 Steigerung: Same, Halm, Korn. Alle ihre Mühen sind umsonst, nicht wird ihnen Hilfe und Trost zuteil. Hosea Hos 35 8 7 21 Hebr.: Verschlingen; Bild der Wut und der Gier der Feinde. Hosea Hos 35 8 8 Devoratus est Israel: nunc factus est in nationibus quasi vas immundum. Verschlungen ist Israel,²² schon ist es unter den Völkern geworden wie ein unreines Gefäß.²³ Hosea Hos 35 8 8 22 Der Prophet sieht bereits den Stand Israels im Exil. Hosea Hos 35 8 8 23 Israel hat sich seine Kostbarkeiten rauben lassen, nun ist es für die Völker wie ein verachtetes Kehrichtgefäß geworden. Hosea Hos 35 8 9 Quia ipsi ascenderunt ad Assur, onager solitarius sibi: Ephraim munera dederunt amatoribus. Denn sie sind nach Assur hingezogen,²⁴ ein ungeselliger Waldesel,²⁵ Ephraim gab den Buhlen Geschenke.²⁶ Hosea Hos 35 8 9 24 Assur um Hilfe anzuflehen. Vergl. [Hos 5,13; Hos 7,11]. Hosea Hos 35 8 9 25 Der Vergleich schließt einen bitteren Vorwurf ein: der Wildesel folgt seiner Natur, sich von anderen Tieren anderer Art fernhaltend, Israel hat seine ihm von Gott gegebene Natur, das ihm vom Herrn gesetzte Ziel verleugnet. Hosea Hos 35 8 9 26 Gott allein wollte ihr Beschützer sein, sie brechen den Bund. Die Bündnisse mit Fremden zogen meist Götzendienst nach sich, daher hier der Name Buhlen. Hosea Hos 35 0 1 c. Das Exil und seine Schrecken. (V. 9) III. Teil (Kap. 9,10 14,10) Aus der Züchtigung wird Heil entsprießen. 1. Erste Verkündigung. (9,10 10,15) a. Gutes vergelten sie mit Bösem. Hosea Hos 35 9 1 Noli lætari Israel, noli exsultare sicut populi: quia fornicatus es a Deo tuo, dilexisti mercedem super omnes areas tritici. Freue dich nicht, Israel!¹ frohlocke nicht gleich den Völkern;² denn buhlend hast du deinen Gott verlassen, hast Buhllohn geliebt auf allen Weizentennen.³ Hosea Hos 35 9 1 1 Vielmehr trauern. Hosea Hos 35 9 1 2 Wie die Völker sich jubelnd freuen über die Ernte. (Cyr., Theod.) Hosea Hos 35 9 1 3 Du bist schlimmerer Sünde schuldig als die Heiden, da du den Göttern die Ernte zuschreibst. Hosea Hos 35 9 10 Quasi uvas in deserto inveni Israel: quasi prima poma ficulneæ in cacumine ejus vidi patres eorum: ipsi autem intraverunt ad Beelphegor, et abalienati sunt in confusionem, et facti sunt abominabiles sicut ea, quæ dilexerunt. Gleich Trauben in der Wüste fand ich Israel,²¹ gleich Frühfeigen²² auf des Feigenbaumes Wipfel²³ sah ich ihre Väter;²⁴ sie aber gingen zu Beelphegor,²⁵ wendeten sich ab der Schande zu und wurden zum Greuel wie das, was sie liebten.²⁶ Hosea Hos 35 9 10 21 Mit solcher Begier und dem Wohlgefallen, mit dem der in der Wüste Verschmachtende nach einer taube greift, so hat Gott sie mit Liebe und Freude an sein Herz geschlossen (in der Wüste). Hosea Hos 35 9 10 22 Auch Frühfeigen sind eine kostbare Erquickung. Hosea Hos 35 9 10 23 Hebr.: In seiner Erstlingszeit. Hosea Hos 35 9 10 24 Hebr.: Eure Väter: Die Israeliten in der Wüste. Hosea Hos 35 9 10 25 Nach Belphegor [Num 25,3ff]. Hosea Hos 35 9 10 26 Hebr.: und haben sich dem Schandgott (Schandbaal) geweiht und sind Abscheu geworden wie ihr Liebhaber. In dem Wahne, sich mit dem Gott zu vereinigen, prostituierten sie sich dort aus Verehrung für denselben. So haben die früheren Geschlechter getan, doch die Nachkommen sind ihnen darin nachgefolgt, wie die Strafe zeigt, welche der Prophet dem gegenwärtigen Geschlecht verkündet. Auch das gegenwärtige Israel ist durch die Verehrung der Götzen selbst ein Abscheu geworden. Hosea Hos 35 9 11 Ephraim quasi avis avolavit, gloria eorum a partu, et ab utero, et a conceptu. Ephraim, wie ein Vogel davonfliegt, so wird seine Herrlichkeit verschwinden²⁷ von der Geburt an,²⁸ aus dem Mutterschoße, ja von der Empfängnis an. Hosea Hos 35 9 11 27 Schnell und leicht. Hosea Hos 35 9 11 28 Keine Geburt wird mehr sein, ja selbst keine Empfängnis. So wird der mächtigste Stamm schwach werden. Hosea Hos 35 9 12 Quod et si enutrierint filios suos, absque liberis eos faciam in hominibus: sed et væ eis cum recessero ab eis. Und wenn sie auch ihre Söhne großziehen sollten, so werde ich sie kinderlos machen unter den Menschen;²⁹ ja, wehe ihnen,³⁰ wenn ich mich von ihnen wende. Hosea Hos 35 9 12 29 Der vorhergehende Vers ist also etwas hyperbolisch ausgedrückt. Hebr.: kinderlos, dass keine Männer mehr. Hosea Hos 35 9 12 30 Ein Wehe aus dem Munde des Herrn ist der Gipfel des Unglücks, Gott weicht gänzlich von Israel. Hosea Hos 35 9 13 Ephraim, ut vidi, Tyrus erat fundata in pulchritudine: et Ephraim educet ad interfectorem filios suos. Ephraim, wie ich es ersah, war in Pracht gegründet gleich Tyrus;³¹ Ephraim führt seine Kinder dem Würger zu.³² Hosea Hos 35 9 13 31 Tyrus war durch Macht und Schätze berühmt. So war Israel, von Gottes Schutz umgeben. Hebr.: Ephraim, wie ich ihn bestimmt habe, dass es ein Tyrus sei, gepflanzt in furchtbarem Gefilde. Hosea Hos 35 9 13 32 Es ist bemüht, seine Jugend auf das Feld des Todes zu liefern, nämlich durch seine Verbrechen. Hosea Hos 35 9 14 Da eis Domine. Quid dabis eis? Da eis vulvam sine liberis, et ubera arentia. Gib ihnen, Herr!³³ Was sollst du ihnen geben? Gib ihnen einen unfruchtbaren Mutterschoß und trockene Brüste!³⁴ Hosea Hos 35 9 14 33 Der Prophet ruft, vom gerechten Zorne hingerissen, die Strafe Gottes herab; übersteigt doch die Schuld jede Strafe. Hosea Hos 35 9 14 34 Durch die Gefangenschaft gemindert, sollen sie an ihrer Wiederherstellung verzweifeln. Hosea Hos 35 9 15 Omnes nequitiæ eorum in Galgal, quia ibi exosos habui eos: propter malitiam adinventionum eorum de domo mea ejiciam eos: non addam ut diligam eos, omnes principes eorum recedentes. Voll ward ihre Bosheit in Galgal,³⁵ denn daselbst ward ich ihnen feind. Um der Bosheit ihres Treibens willen will ich sie aus meinem Hause³⁶ verstoßen, nicht will ich ihnen mehr Liebe zeigen, alle ihre Fürsten sind Abtrünnige.³⁷ Hosea Hos 35 9 15 35 Dort begann alsbald beim Einzuge in das gelobte Land der Götzendienst; nichts Neues ist es, was sie jetzt tun, in Bosheit verhärtet ihre Gottlosigkeit. Hosea Hos 35 9 15 36 Aus meiner Familie, sie sollen nicht mehr das Volk Gottes sein. Hosea Hos 35 9 15 37 Wie viel mehr also das Volk. Hosea Hos 35 9 16 Percussus est Ephraim, radix eorum exsiccata est: fructum nequaquam facient. Quod et si genuerint, interficiam amantissima uteri eorum. Gefällt ist Ephraim, seine Wurzel verdorrt,³⁸ nimmermehr werden sie Frucht tragen. Denn wenn sie auch Kinder zeugen sollten, so werde ich die geliebteste Frucht ihres Leibes töten. Hosea Hos 35 9 16 38 Ephraim als Pflanzung Gottes. Alle Hoffnung, dass sie wieder aufwächst, ist menschlicherweise weggenommen. Andere verstehen darunter die Königswürde. Hosea Hos 35 9 17 Abjiciet eos Deus meus, quia non audierunt eum: et erunt vagi in nationibus. Verstoßen wird sie mein Gott, denn sie haben nicht auf ihn gehört,³⁹ und sie werden unstet umherirren unter den Völkern. Hosea Hos 35 9 17 39 Dies war die Bedingung des Bundes Gottes mit dem Volke, dass dies auf die Stimme Gottes hörte. [Ex 19,6] Brachen sie diese, so mussten sie verworfen und ausgestoßen unter allen Völkern sein, so Gottes Strafgericht denselben offenbarend. Hosea Hos 35 9 2 Area et torcular non pascet eos, et vinum mentietur eis. Tenne und Keller sollen sie nicht nähren und der Wein wird sie trügen.⁴ Hosea Hos 35 9 2 4 Sie sollen sie nicht genießen. Drei Erzeugnisse, an denen Palästina besonders reich war, werden genannt. Hosea Hos 35 9 3 Non habitabunt in terra Domini: reversus est Ephraim in gyptum, et in Assyriis pollutum comedit. Nicht⁵ sollen sie im Lande des Herrn wohnen bleiben,⁶ Ephraim muss wieder nach Ägypten zurückkehren⁷ und in Assyrien Unreines⁸ essen. Hosea Hos 35 9 3 5 Doch warum nenne ich die geringeren Übel? Dem Mangel wird die Wegführung aus dem Vaterlande folgen. Hosea Hos 35 9 3 6 Sie haben den Herrn verlassen, deshalb sollen sie auch aus dem Lande des Herrn vertrieben werden. Hosea Hos 35 9 3 7 In die Verbannung gehen, vergl. [Hos 8,13], wie einst Ägypten ihnen solche gewesen. Dass es nur vergleichsweise gesetzt wird, zeigt die Beifügung von Assyrien. Hosea Hos 35 9 3 8 Nicht nach dem levitischen Speisegesetze Zubereitetes oder Götzenopfer u. dgl. M. Durch die Verletzung des Bundes mit Gott sind sie verworfen, so sollen sie denn auch das verlieren, was sie in der äußeren Lebensweise als Volk Gottes kennzeichnete. Hosea Hos 35 9 4 Non libabunt Domino vinum, et non placebunt ei: sacrificia eorum quasi panis lugentium: omnes, qui comedent eum, contaminabuntur: quia panis eorum animæ ipsorum, non intrabit in domum Domini. Nicht werden sie dem Herrn Wein spenden⁹ und nicht ihm wohlgefallen, ihre Schlachtopfer werden wie Trauerspeise¹⁰ sein; alle, die davon essen, werden sich verunreinigen, denn ihre Speise wird nur ihren Hunger stillen und nicht in das Haus des Herrn kommen. Hosea Hos 35 9 4 9 Diese Weinspenden waren ein Teil des Brand- und Friedopfers. Sie werden keine Opfer haben, durch welche sie Gott besänftigen und Gutes erlangen können. Nur im Tempel durften Opfer dargebracht werden. Die Entbehrung derselben mahnt sie, dass sie von Gott verworfen sind. Hosea Hos 35 9 4 10 Die Speise wird die Wirkung der Verunreinigung wie die Trauermahlzeiten. Ihre Speise dient für sie ja nur zur Befriedigung ihrer Begierde und kommt nicht in das Heiligtum. Hosea Hos 35 9 5 Quid facietis in die solemni, in die festivitatis Domini? Was werdet ihr am Tage des Festes tun, am Feiertage des Herrn?¹¹ Hosea Hos 35 9 5 11 In der Festversammlung und am Feiertage des Herrn. Hosea Hos 35 9 6 Ecce enim profecti sunt a vastitate: gyptus congregabit eos, Memphis sepeliet eos: desiderabile argentum eorum urtica hereditabit, lappa in tabernaculis eorum. Denn sie sind fortgewandert¹² ob der Verwüstung, Ägypten wird sie sammeln, Memphis¹³ sie begraben, ihr kostbares Silber¹⁴ wird der Nessel zuteil und ihre Hütten der Klette.¹⁵ Hosea Hos 35 9 6 12 In die Verbannung. Hosea Hos 35 9 6 13 Ägypt.: Menneser. Hosea Hos 35 9 6 14 Alles, was man für Silber kaufen kann, Häuser und ihr Schmuck usw. Hosea Hos 35 9 6 15 Die in den verlassenen Behausungen sich ausbreitet. Hosea Hos 35 9 7 Venerunt dies visitationis, venerunt dies retributionis: scitote Israel stultum prophetam, insanum virum spiritualem, propter multitudinem iniquitatis tuæ, et multitudinem amentiæ. Gekommen sind die Tage der Heimsuchung, gekommen die Tage der Vergeltung. Erkennet es, Israel! ein Tor ist der Prophet, ein Wahnsinniger der Mann des Geistes,¹⁶ ob der Menge deiner Verschuldungen und der Größe deiner Torheit.¹⁷ Hosea Hos 35 9 7 16 Der Prophet, hier also der falsche Prophet. Andere verstehen wahre Propheten, die vom Volke für töricht und wahnsinnig gehalten werden. Hosea Hos 35 9 7 17 Ist der Tag der Vergeltung gekommen. Hosea Hos 35 9 8 Speculator Ephraim cum Deo meo: propheta laqueus ruinæ factus est super omnes vias ejus, insania in domo Dei ejus. Ephraim hatte Wächter von meinem Gott,¹⁸ der Prophet ist zum Fallstricke geworden auf allen seinen Wegen, Wahnwitz ist im Hause seines Gottes.¹⁹ Hosea Hos 35 9 8 18 Der Sinn ist sehr unklar. Am besten: Ephraim hatte wahre Propheten in Kraft und im Namen Gottes und dennoch ließ es sich von falschen Propheten verführen. Hosea Hos 35 9 8 19 Den Wahnwitz über sie insbesondere im Hause ihres Gottes, d.i. des Kalbes. Das Schlimmste begünstigen die Propheten, den Götzendienst. Hosea Hos 35 9 9 Profunde peccaverunt, sicut in diebus Gabaa: recordabitur iniquitatis eorum, et visitabit peccata eorum. In schwere Sünden sind sie versunken wie in den Tagen von Gabaa,²⁰ darum wird er ihrer Schuld gedenken und ihre Sünden heimsuchen. Hosea Hos 35 9 9 20 [Ri 19] Sie begingen eine überaus böse Tat und einige verteidigten dieselbe und mehrten die Schuld, so halten die Israeliten jetzt fest an dem Götzendienst, und wie jene eine leibliche Schändung, so begehen die Israeliten eine geistige, so dass sie den Sodomiten nicht unähnlich sind. Hosea Hos 35 0 1 b. Durch den Götzendienst geht alles zugrunde. (V. 10) c. Die Strafen bereiten das Insichgehen vor. Hosea Hos 35 10 1 Vitis frondosa Israel, fructus adæquatus est ei: secundum multitudinem fructus sui multiplicavit altaria, juxta ubertatem terræ suæ exuberavit simulacris. Ein üppiger Weinstock¹ war Israel und seine Frucht² war ihm gleich, aber so zahlreich seine Früchte waren, so viele Altäre baute es, so fruchtbar sein Land war, so zahlreich machte es seine Götzen.³ Hosea Hos 35 10 1 1 Reich an Schätzen und Macht. Israel ist Gottes Weinberg, den er mit aller Sorgfalt umzäunt und gepflegt hat. Hosea Hos 35 10 1 2 Das Volk hatte wirklich Überfluss an Menschen und Gütern, zeitlichen und geistigen. Hosea Hos 35 10 1 3 Sie schrieben alles Gute, das sie erlangten, den Götzen zu. Je größer der Überfluss, desto mehr Altäre erbauten sie mit Götzenbildern Baals oder der Kälber. Hosea Hos 35 10 10 Juxta desiderium meum corripiam eos: congregabuntur super eos populi, cum corripientur propter duas iniquitates suas. Nach meiner Lust will ich sie züchtigen, die Völker sollen sich wider sie versammeln,²⁵ wenn sie ihrer doppelten Verschuldung²⁶ halber Strafe erdulden. Hosea Hos 35 10 10 25 Vergl. [Jes 1,24]. Die göttliche Gerechtigkeit ist so herausgesondert, dass sie nun begehrt, die gerechte Strafe zu verhängen. Diese werden die Völker vollziehen. Hosea Hos 35 10 10 26 Die doppelte Verschuldung ist die [Jer 2,13] genannte: Zwei Übel hat mein Volk getan, die Quelle des Wasser des Lebens haben sie verlassen und sich Zisternen gegraben. (Hier., Cyr., Theod.) Hebr.: Wenn ich sie anspanne an ihre beiden Verschuldungen, d.i. sie die Strafe leiden lasse. Hosea Hos 35 10 11 Ephraim vitula docta diligere trituram, et ego transivi super pulchritudinem colli ejus: ascendam super Ephraim, arabit Judas, confringet sibi sulcos Jacob. Ephraim ist eine junge Kuh, gewöhnt gern zu dreschen;²⁷ doch ich will hinfahren über die Schönheit seines Halses,²⁸ mich setzen auf Ephraim,²⁹ ackern soll Juda, eggen soll sich Jakob.³⁰ Hosea Hos 35 10 11 27 Von Gott durch Gesetz und Unterweisung zum Dienen erzogen. Sie drischt lieber, weil sie dabei fressen kann, als dass sie pflügt. Ephraim wird mit einer jungen Kuh verglichen, weil er ein Kalb verehrt. Hosea Hos 35 10 11 28 Ihr Joch und Zügel auflegen. (Hier.) Hosea Hos 35 10 11 29 Ephraim unterjochen. Der Fuhrmann saß auf dem Wagen und stachelte von dort das Rind. Hosea Hos 35 10 11 30 Doch Arbeit und Mühsal sollen zum Heile dienen. Hart ist die Arbeit des Ackerns, aber zum Nutzen dienend, auch die Schollen werden gebrochen, damit der Same gedeihe. Sich: zu seinem Vorteil. Jakob: die zwölf Stämme. Judas wird besonders erwähnt, weil er Mitschuldiger in der Sünde auch an der Strafe teilnehmen soll und ihm dieselbe besonders zur Erlösung und zum Heile dienen wird. Hosea Hos 35 10 12 Seminate vobis in justitia, et metite in ore misericordiæ, innovate vobis novale: tempus autem requirendi Dominum, cum venerit qui docebit vos justitiam. Säet euch in Gerechtigkeit und erntet nach dem Maße des Erbarmens,³¹ brechet euch ein neues Feld um;³² denn es ist Zeit, den Herrn zu suchen,³³ der,³⁴ wenn er kommt, euch Gerechtigkeit lehren wird. Hosea Hos 35 10 12 31 Was ist Pflügen? Und welches seine Frucht? Säet euch zur Gerechtigkeit (hebr.) fromme Werke, dann werdet ihr nach Maßgabe des geübten Erbarmens und der Freundlichkeit ernten. Die harte Arbeit soll sie weich machen, damit sie den Samen aufnehmen. Hosea Hos 35 10 12 32 Ändert euer ganzes Innere um. Hosea Hos 35 10 12 33 Da er noch gefunden werden kann. [Jes 55,6] Hosea Hos 35 10 12 34 Hebr.: Bis dass. Von dieser Hoffnung erfüllt, sollen sie schon jetzt Gott ihre Herzen öffnen: alsdann wird der Herr zu ihnen kommen, der Messias. Vergl. [Hos 2,18ff; Hos 3,5]. Hosea Hos 35 10 13 Arastis impietatem, iniquitatem messuistis, comedistis frugem mendacii: quia confisus es in viis tuis, in multitudine fortium tuorum. Ihr habt Gottlosigkeit gepflügt, Ungerechtigkeit geerntet, die Frucht der Lüge genossen;³⁵ denn du setztest dein Vertrauen auf deinen Wandel,³⁶ auf die Menge deiner Helden.³⁷ Hosea Hos 35 10 13 35 Auf alle Weise habt ihr der Ungerechtigkeit gefrönt und gleichsam eine reiche Ernte von Vergehungen eingeheimst, doch ihr habt auch die Frucht der Sünden und Untreue gekostet, Gott hat euch durch vielfache Strafen heimgesucht. Hosea Hos 35 10 13 36 Götzendienst. Hosea Hos 35 10 13 37 Ephraim war an Zahl und kriegerischer Tüchtigkeit der erste Stamm. Vergl. [Gen 49,22-26; Num 1,33; Jos 17,14] Hosea Hos 35 10 14 Consurget tumultus in populo tuo: et omnes munitiones tuæ vastabuntur, sicut vastatus est Salmana a domo ejus qui judicavit Baal in die prlii, matre super filios allisa. Kriegsgetümmel³⁸ wird sich wider dein Volk erheben und alle deine Festen werden zerstört, wie Salmana zerstört³⁹ ward vom Hause dessen,⁴⁰ der den Baal am Tage der Schlacht gerichtet, als die Mutter samt den Kindern zerschmettert ward. Hosea Hos 35 10 14 38 Der zweite Teil von V. 13 ist vielleicht besser mit V. 14 zu verbinden. Sie sollen durch das gestraft werden, was sie stolz gemacht hat. Hosea Hos 35 10 14 39 Siehe [Ri 8,10]. Hosea Hos 35 10 14 40 Gedeon. [Ri 6,25] Die Vulgata folgt in diesem Teile dem griechischen Texte. Hebr.: Wie Salmana Gewalt übte an Beth Arbel am Kampfestage. Es handelt sich hier um ein in der Heiligen Schrift nicht erwähntes, aber den Zeitgenossen des Propheten wohlbekanntes Ereignis. In den Keilinschriften ist die Rede von einem Könige von Moab Salamanu, dieser verheerte also wohl Arbela in so grausamer Weise. Es gab zwei Arbela, eines in Galiläa, das andere jenseits des Jordans. Hosea Hos 35 10 15 Sic fecit vobis Bethel, a facie malitiæ nequitiarum vestrarum. Dies wird er euch, Bethel, tun, um eures großen Frevels willen.⁴¹ Hosea Hos 35 10 15 41 Eure Verehrung des Kalbes zeigt euch als der Verwüstung, der Grausamkeit und dem Hinschlachten durch die Feinde geweiht und überliefert. Hebr.: wegen der Schlechtigkeit euerer Schlechtigkeit; wegen eurer überaus großen Bosheit. Das Folgende zieht die Vulgata zu [Hos 11], es gehört aber hierher. Hosea Hos 35 10 2 Divisum est cor eorum, nunc interibunt: ipse confringet simulacra eorum, depopulabitur aras eorum. Geteilt⁴ ist ihr Herz, nunmehr werden sie zugrunde gehen; Er⁵ wird ihre Götzen zerbrechen, ihre Altäre verheeren. Hosea Hos 35 10 2 4 Von Gott getrennt oder verschiedenen Götzen zugewendet (Cyr., Theod.) zwischen Gott und Götzen geteilt. [1Kön 18,21] Manche Neuere übersetzen: Trügerisch: Die Bosheit ihres Herzens ist die Wurzel aller Übel. Hosea Hos 35 10 2 5 Der Herr durch die Diener seiner Rache. So wird er die Ohnmacht der Götzen erweisen. Hosea Hos 35 10 3 Quia nunc dicent: Non est rex nobis: non enim timemus Dominum: et rex quid faciet nobis? Dann werden sie sagen: Wir haben keinen König,⁶ denn den Herrn fürchteten wir nicht und ein König, was sollte er uns?⁷ Hosea Hos 35 10 3 6 Keinen König, der zugleich Hirt und Verteidiger, der im Namen Gottes herrschte. Hosea Hos 35 10 3 7 Ihr Gott und ihr König sind lediglich Schatten. Alle menschliche Hilfe erweist sich als nichtig; so sollen sie dazu bewogen werden, zu Gott, dem einzigen Schützer, ihre Zuflucht zu nehmen. Hosea Hos 35 10 4 Loquimini verba visionis inutilis, et ferietis fdus: et germinabit quasi amaritudo judicium super sulcos agri. Redet nur Worte nichtiger Traumgesichte, schließet Bündnisse ab;⁸ wie Bitterkraut in den Ackerfurchen⁹ wird das Gericht aufschießen. Hosea Hos 35 10 4 8 Doch bevor sie, durch das Unglück belehrt, weise werden, werden sie sich nach allen Seiten wenden, um den Untergang abzuhalten. Die Vulgata lässt die Anrede an die falschen Propheten gerichtet sein. Hebr.: Sie machen große Worte, schwören täglich usw. Sie machen vergebliche Anstrengungen, brechen das gegebene Wort, scheuen keinen Eidbruch, suchen sich durch Bündnisse zu sichern. Hosea Hos 35 10 4 9 In gepflegter Erde wächst das Unkraut üppiger; mit derselben Reichlichkeit wird das Gericht, die Strafe kommen. Hosea Hos 35 10 5 Vaccas Bethaven coluerunt habitatores Samariæ: quia luxit super eum populus ejus, et æditui ejus super eum exsultaverunt in gloria ejus, quia migravit ab eo. Die Kühe Bethavens verehren die Einwohner Samarias; ja, sein Volk und seine Priester, die frohlockten, als es noch herrlich war, werden trauern, dass die Herrlichkeit es verlassen.¹⁰ Hosea Hos 35 10 5 10 Welcher Art das Gericht sein wird, wird V. 5 genauer gesagt. Hebr.: Wegen des Kälbertums von Bethaven sind besorgt die Bewohner von Samaria, fürwahr, traurig ist seinethalben sein Volk und Pfaffen (Priester illegitimer Kulte) seinetwegen, wegen seiner Herrlichkeit erzittern sie, dass diese von ihm weggewandert ist Vulg.: Bethaven, Stadt des Götzenbildes, statt Bethel. Die Herrlichkeit wird mit Anspielung auf Gottes Herrlichkeit gesagt. In dem Götzenbilde beteten sie die Herrlichkeit und Offenbarung der Gottheit an. Jetzt trauern sie, dass es niedergeworfen ist, ja selbst in die Gefangenschaft weggeschleppt wird. Hosea Hos 35 10 6 Siquidem et ipse in Assur delatus est, munus regi ultori: confusio Ephraim capiet, et confundetur Israel in voluntate sua. Wohl wird auch das Kalb nach Assur¹¹ gebracht¹² als Geschenk für den König Rächer,¹³ Scham wird Ephraim bedecken und Israel¹⁴ wird zuschanden ob seines Ratschlages.¹⁵ Hosea Hos 35 10 6 11 Oder: Zum Gott Assur gleichsam als Zoll für denselben. Hosea Hos 35 10 6 12 Die Götzenbilder wurden als Siegeszeichen weggeführt, umso mehr, wenn sie mit Gold oder Silber bedeckt waren. Hosea Hos 35 10 6 13 Siehe [Hos 5,13]. Hosea Hos 35 10 6 14 Der mächtigste Stamm und das ganze Volk werden genannt, um anzudeuten, dass, wie die Schuld allen gemeinsam ist. So auch die Strafe alle treffen wird. Hosea Hos 35 10 6 15 Des Götzendienstes, den es sich nach dem Vorgange seiner Könige erwählt. Hosea Hos 35 10 7 Transire fecit Samaria regem suum quasi spumam super faciem aquæ. Samaria hat bewirkt, dass sein König dahinschwand wie der Schaum auf der Wasserfläche.¹⁶ Hosea Hos 35 10 7 16 Was ist nichtiger als Schaum? Vergl. [Weish 5,50]. Schnell wird das Kalb vernichtet, verschwinden ohne Widerstand. Hebr.: Es verschwindet Samarias König wie ein Splitter auf der Wasserfläche. Das Gold des Kalbes haben die Sieger genommen, das Holz wohl verbrannt. Hosea Hos 35 10 8 Et disperdentur excelsa idoli, peccatum Israel: lappa, et tribulus ascendet super aras eorum: et dicent montibus: Operite nos; et collibus: Cadite super nos. Zerstört werden die Götzenhöhen,¹⁷ Israels Sünde;¹⁸ Kletten und Disteln werden auf ihren Altären aufwuchern¹⁹ und sie werden zu den Bergen sprechen: Bedecket uns! und zu den Hügeln: Fallet auf uns!²⁰ [Jes 2,19; Lk 23,30; Offb 6,16] Hosea Hos 35 10 8 17 Hebr.: Höhen Aven, wohl mit Beziehung auf Bethaven. Hosea Hos 35 10 8 18 Hauptsünde, aus der alle übrigen hergeflossen. Hosea Hos 35 10 8 19 Als Zeichen des Fluches Gottes. Mensch und Natur stehen in innigem Verhältnis. Hosea Hos 35 10 8 20 Die Verehrer des Kalbes wollen lieber von den Bergen bedeckt werden, als die bevorstehenden Strafen erdulden. Es ist die sprichwörtliche Redensart Verzweifelnder, die ihre schlimme Lage mit dem Tode vertauschen möchten. Hosea Hos 35 10 9 Ex diebus Gabaa, peccavit Israel, ibi steterunt: non comprehendet eos in Gabaa prlium super filios iniquitatis. Seit den Tagen Gabaas²¹ hat Israel gesündigt,²² darin²³ sind sie verblieben; nicht wird sie ein Kampf treffen,²⁴ wie der in Gabaa gegen die Kinder des Frevels. Hosea Hos 35 10 9 21 Neue Begründung des Unterganges. Hosea Hos 35 10 9 22 Vergl. [Hos 9,9]. Hosea Hos 35 10 9 23 In dieser Bosheit des Herzens, wie die Gabaiten in der Verteidigung der Schändung. Hosea Hos 35 10 9 24 Besser als entrüstete Frage zu fassen. Hosea Hos 35 0 1 2. Zweite Verkündigung. (Kap. 11) a. Die erhabensten Wohltaten haben sie verachtet. (V. 7) b. Gott wird sich erbarmend die Zerstreuten vereinen. Hosea Hos 35 11 1 Sicut mane transiit, pertransiit rex Israel. Quia puer Israel, et dilexi eum: et ex gypto vocavi filium meum. Wie der Morgen¹ vergeht, wird der König von Israel dahingehen.² Da Israel jung war,³ liebte ich es, aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.⁴ Hosea Hos 35 11 1 1 Die Morgenröte. Hosea Hos 35 11 1 2 Schnell und ohne eine Spur zu hinterlassen. Dasselbe hatte er [Hos 10,7] gesagt. Hosea Hos 35 11 1 3 So groß ist das Elend! Und welches ist das Volk, das so herabgesunken ist? Hosea Hos 35 11 1 4 In Ägypten wuchs es zu einem Volke aus. (Theod. Gr.) Vergl. [Ex 4,22]. Da das ganze Alte Testament nach Gottes Anordnung ein Schatten des künftigen Leibes ist, d.i. Christi [Kol 2,17], und deshalb so geordnet, dass es gleichsam mit seinen Umrissen Christus darstellte und im Bilde den vorstellte, der der vornehmste Teil und Nachkomme des Volkes sein sollte, wird auch hier das Leben des Herrn vorbedeutet. Vergl. [Mt 2,15]. Hosea Hos 35 11 10 Post Dominum ambulabunt, quasi leo rugiet: quia ipse rugiet, et formidabunt filii maris. Dem Herrn werden sie folgen,²⁶ er wird gleich einem Löwen brüllen;²⁷ ja, er wird brüllen²⁸ und es werden sich die Söhne der Meeresgegend fürchten.²⁹ Hosea Hos 35 11 10 26 Er erklärt nun genauer, wie die Wiederherstellung sein wird: Vor allem werden sie mit aller Treue Gott anhängen. Hosea Hos 35 11 10 27 Weise, wie sie zu dieser Erneuerung gebracht werden sollen: Gott wird sie mit seiner mächtigen Stimme, der sie nicht wagen werden zu widerstehen, von Irrtum und Frevel zurückrufen. Hosea Hos 35 11 10 28 Wenn der Löwe brüllt, zittern alle Tiere; wer soll widerstehen, wenn der Löwe von Juda seine Stimme erhebt, sein ewiges Reich aufzurichten? Hosea Hos 35 11 10 29 Hebr.: Da beben herzu die Söhne vom Meere her; vom Westen her, bis aus den entferntesten Ländern. Hosea Hos 35 11 11 Et avolabunt quasi avis ex gypto, et quasi columba de terra Assyriorum: et collocabo eos in domibus suis, dicit Dominus. Sie werden wegfliegen wie Vögel aus Ägypten und wie Tauben aus dem Land der Assyrier,³⁰ dann werde ich sie in ihren Häusern wohnen lassen, spricht der Herr.³¹ Hosea Hos 35 11 11 30 In dreifacher nach den verschiedenen Zeiten verschiedener Wiese werden die Söhne Gottes aus verschiedenen Ländern zusammengeführt. Zaghaft kommen sie heran, mit großer Schnelligkeit und in Menge, wie die Vögel, und wie die Taube, die mit großer Schnelligkeit und Sicherheit ihren Schlag auch aus der Ferne kommend wiederfindet. Hosea Hos 35 11 11 31 Der Ausspruch Gottes bestätigt die Wahrheit wie ein Siegel durch die göttliche Wahrhaftigkeit und Macht. Der Seher sagt die Rückkehr nach Palästina voraus und den geistigen Charakter der Wiederherstellung, die in der Beobachtung des Gesetzes Gottes besteht. In einem Bilde zeigt er die gesamte Theokratie, das, was in verschiedenen Zeiten auseinanderliegt und allmählich wächst, oder das, wodurch es vorbereitet wird, nicht voneinander trennend. Viele dienten nach der Rückkehr Gott treu, bis aus den Anfängen und der Vorbereitung jenes allgemeine Gottesreich gegründet ward und alle Völker in seinen Schoß aufnahm. Hosea Hos 35 11 12 Circumdedit me in negatione Ephraim, et in dolo domus Israel: Judas autem testis descendit cum Deo, et cum sanctis fidelis. Von allen Seiten hat Ephraim mich mit Verleugnung umgeben und das Haus Israel mit Trug, Juda aber wandelte einher als Zeuge mit Gott und mit den Heiligen als Getreuer.³² Hosea Hos 35 11 12 32 Sept.: In Lüge hat mich Ephraim umgeben und in Gottlosigkeit das Haus Israel und Juda; jetzt kennt der Herr sie und es wird ein heiliges Volk Gottes genannt werden. Lüge ist der Abfall von Gott, Götzendienst, weil Verleugnung des Bündnisses. Mit diesen Verbrechen haben sie den Herrn gleichsam bedeckt und befleckt. So war der frühere Zustand des Volkes. Doch was ist diesem gefolgt? Gott hat sein Volk nicht verworfen, sondern erkennt es als das seine an und schmückt es mit seinen Gaben und seiner Liebe (Gegensatz zu [Hos 1,6, Hos 4,6; Hos 5,6; Hos 8,4; Hos 9,15.17]), so dass es sein auserwähltes Volk ist und von allen als solches anerkannt wird, heilig, wie es dem Volke Gottes ziemt, in dessen Mitte der Heilige ist. Die Sept. bietet wohl den richtigen Text. Derselbe schließt sich passend an das Vorhergehende an, während der hebräische Text nach dem Bekenntnis der Rabbiner, ebenso derjenige der Vulgata: unverständlich ist. Hebr.: Rings umgeben mit Verleugnungen hat mich Ephraim, und Judas ist noch herabgestiegen (in sein Land; andere: herrscht) und mit den Heiligen treu. Hosea Hos 35 11 2 Vocaverunt eos, sic abierunt a facie eorum: Baalim immolabant, et simulacris sacrificabant. Rief man ihnen,⁵ so entfernten sie sich umso mehr von denselben;⁶ sie opferten den Baalen⁷ und brachten den Götzenbildern Räucheropfer dar. Hosea Hos 35 11 2 5 Dies geschah durch die nicht unterbrochene Reihe der Propheten. Hosea Hos 35 11 2 6 Wohin sie gingen, folgt alsbald. Hosea Hos 35 11 2 7 Dem nach verschiedenen Orten verschieden zubenannten Baal. Hosea Hos 35 11 3 Et ego quasi nutricius Ephraim, portabam eos in brachiis meis: et nescierunt quod curarem eos. Ich aber war wie ein Nährvater für Ephraim und trug sie⁸ auf meinen Armen, doch sie erkannten es nicht, dass ich sie heilte.⁹ Hosea Hos 35 11 3 8 Hebr.: gängelte. Die Vulgata bietet das Bild zarter Fürsorge und Liebe des Vaters. Hosea Hos 35 11 3 9 Dass ich es war, der ihr Arzt war. Hosea Hos 35 11 4 In funiculis Adam traham eos, in vinculis caritatis: et ero eis quasi exaltans jugum super maxillas eorum: et declinavi ad eum ut vesceretur. Mit menschlichen Banden¹⁰ zog ich sie, an Fesseln der Liebe; ich war gegen sie wie einer, der das Joch an ihren Kinnladen löst,¹¹ und reichte ihm Nahrung dar.¹² Hosea Hos 35 11 4 10 Mit jenen Banden, durch welche die Menschen gefangen und gezogen zu werden pflegen: Beweise der Güte und Liebe. Hosea Hos 35 11 4 11 Durch die Zügel reichte das Joch bis an den Kinnladen des Rindes: Ich erleichterte ihnen Mühe und Arbeit. Hosea Hos 35 11 4 12 Wörtlich zu demselben Bilde: Und neigte mich zu ihm, dass ich ihm zu fressen gab. Hosea Hos 35 11 5 Non revertetur in terram gypti, et Assur ipse rex ejus: quoniam noluerunt converti. Nicht sollen sie in das Land Ägypten zurückkehren,¹³ sondern Assur soll ihr König¹⁴ werden, weil sie nicht umkehren wollten. Hosea Hos 35 11 5 13 Ich will sie nicht zu solcher Knechtschaft verdammen, wie sie einst erdulden und die sie kennen, sondern eine unbekannte Strafe soll über sie kommen, die deshalb umso schrecklicher ist. Hosea Hos 35 11 5 14 An Stelle des Herrn. Hosea Hos 35 11 6 Cpit gladius in civitatibus ejus, et consumet electos ejus, et comedet capita eorum. Das Schwert wird beginnen¹⁵ bei seinen Städten,¹⁶ seine Auserwählten verzehren und seine Häupter fressen. Hosea Hos 35 11 6 15 Neuere: kreisen. Hosea Hos 35 11 6 16 Nicht auf dem Lande. Hosea Hos 35 11 7 Et populus meus pendebit ad reditum meum: jugum autem imponetur eis simul, quod non auferetur. Mein Volk wird harren auf meine Rückkehr,¹⁷ doch wird ihnen ein Joch zumal auferlegt, das nimmer hinweggenommen werden soll. Hosea Hos 35 11 7 17 Vergeblich wird das Volk in dieser Not die Hilfe des Herrn erwarten, die Zahl des Joches und unabweisbarer Knechtschaft ist da. Hebr.: Mein Volk hat einen Hang zum Abfall von mir. Hosea Hos 35 11 8 Quomodo dabo te Ephraim, protegam te Israel? Quomodo dabo te sicut Adama, ponam te, ut Seboim? Conversum est in me cor meum, pariter conturbata est pnitudo mea. Wie soll ich dich preisgeben,¹⁸ o Ephraim? dich schützen, o Israel?¹⁹ Wie soll ich dich preisgeben wie Adama, dir tun wie Seboim?²⁰ Mein Herz ist in mir umgewandelt und zugleich ist mein Mitleid erregt.²¹ Hosea Hos 35 11 8 18 Es schien hart, dass die Buße keinen Erfolg haben soll, darum spricht Gott eingedenk seines Bundes und seiner Barmherzigkeit: Wie soll ich usw. Hosea Hos 35 11 8 19 Besser schon als Antwort zu punktieren: Ich will dich schützen, o Israel! Hosea Hos 35 11 8 20 Dies sind Städte der Fünfstadt, welche zugleich mit Sodoma und Gomorrha untergingen [Dtn 29,23] und ein Beispiel des Verderbens ohne Hoffnung auf Wiedererstehen geworden sind. Hosea Hos 35 11 8 21 Er hat das Herz eines Vaters und will nicht den Tod des Sünders. Hebr.: In Wallung geraten sind meine Mitleidsgefühle. Hosea Hos 35 11 9 Non faciam furorem iræ meæ:: non convertar ut disperdam Ephraim: quoniam Deus ego, et non homo: in medio tui sanctus, et non ingrediar civitatem. Nicht will ich meinen grimmigen Zorn²² auslassen, nicht daran gehen, Ephraim zu verderben; denn ich bin Gott und nicht ein Mensch,²³ der Heilige in deiner Mitte,²⁴ und ich dringe nicht in die Stadt.²⁵ Hosea Hos 35 11 9 22 Die Gerechtigkeit, welche ohne Rücksichtnahme auf die Barmherzigkeit so sehr straft, als die Sünde es verdient. Hosea Hos 35 11 9 23 Gottes Güte kann die menschliche Bosheit nicht erschöpfen, wie diese die menschliche täglich erschöpft. Hosea Hos 35 11 9 24 Der Heilige will Gerechtigkeit und Heiligkeit und will, dass die Richtschnur derselben auch an dem Volk, das er sich erwählt und ausgeschieden hat, zum Ausdruck komme. Hosea Hos 35 11 9 25 Als Heiliger ist er nicht Urheber des Unterganges, sondern Ursache der Gerechtigkeit, deshalb will er nicht in die Stadt dringen, sie zu zerstören und zu verderben, wie in die Pentapolis. Hosea Hos 35 0 1 3. Dritte Verkündigung. (12,1 13,15) a. Sie sind abgewichen von Jakobs Vorbild. (V. 6) b. Sie rühmen sich ihrer Bosheit. (V. 9) c. Wohltaten vergelten sie mit Sünden. Hosea Hos 35 12 1 Ephraim pascit ventum, et sequitur æstum: tota die mendacium, et vastitatem multiplicat: et fdus cum Assyriis iniit, et oleum in gyptum ferebat. Ephraim weidet Sturmwind und jagt dem Glutwinde nach,¹ den ganzen Tag² häuft es Lüge³ und Verheerung,⁴ mit den Assyriern schließt es ein Bündnis und nach Ägypten führt es Öl.⁵ Hosea Hos 35 12 1 1 Der Prophet legt drei Dinge vor: die Beschäftigung mit unnützen Dingen (in einem Bild), die Erklärung des Bildes und das Gericht. Sturmwind weiden sprichwörtlich für: Unnützes tun, wie wenn jemand den Wind wie ein Schaf weiden wollte. Der Glutwind ist Menschen, Tieren und Pflanzen sehr schädlich, ja tödlich. Hosea Hos 35 12 1 2 Durch die ganze Zeit, in der das Reich bestand. Hosea Hos 35 12 1 3 Götzendienst. Hosea Hos 35 12 1 4 Es führt alles Unglück, welches das Reich verheert, herbei. Hosea Hos 35 12 1 5 Palästina ist reicher an Öl als Ägypten. Das Öl steht statt Geschenke im Allgemeinen, durch die sie sich Hilfe verschaffen wollen. Hosea Hos 35 12 10 Et locutus sum super prophetas, et ego visionem multiplicavi, et in manu prophetarum assimilatus sum. Ich habe zu den Propheten gesprochen,²⁶ ich habe ihnen zahlreiche Gesichte gegeben und habe durch die Propheten in Gleichnissen²⁷ geredet. Hosea Hos 35 12 10 26 Und so war ihr Wort mein Wort. Hosea Hos 35 12 10 27 Der in Symbolen gezeigt, wer ich bin und was ich von dir fordere. Hosea Hos 35 12 11 Si Galaad idolum, ergo frustra erant in Galgal bobus immolantes: nam et altaria eorum quasi acervi super sulcos agri: War zu Galaad ein Götze, so opferten jene in Galgal umsonst dem Kalbe;²⁸ denn auch ihre Altäre sind gleich Steinhaufen an den Ackerfurchen.²⁹ Hosea Hos 35 12 11 28 Wenn Galaad Gottlosigkeit (ganz der Gottlosigkeit ergeben) so sind sie haltlos, werden untergehen, und Galaad wird ihnen nichts anderes bringen. Wie sehr sie dies Los verdienen, wird im Hebr. beigegeben: sie bringen in Galgal den Kälbern Opfer. Hosea Hos 35 12 11 29 Hebr.: Auch ihre Altäre wie Steinhaufen auf den Furchen des Gefildes. Hosea Hos 35 12 12 Fugit Jacob in regionem Syriæ, et servivit Israel in uxorem, et in uxorem servavit. Geflohen ist Jakob in Syriens Land und Israel diente um ein Weib,³⁰ um ein Weib hütete er. Hosea Hos 35 12 12 30 Hebr.: Geflohen ist Jakob nach der Trift Arams und hat Herden gehütet. Der Prophet beschreibt des Erzvaters Jakob Frömmigkeit, harte Arbeit und Geduld. Er floh, um nicht durch die Weiber Chanaans zu solchen Altären geführt zu werden; jene aber eilten von Galaad nach Galgal, von Galgal nach Galaad, Götzenbilder zu suchen. Der Patriarch wird Israel genannt, um daran zu erinnern, wie er so mächtig bei Gott, dennoch nicht von Arbeit und niedrigem Dienste frei war. Und doch mehrte Gott seine Nachkommen so sehr und machte sie reich, wie hat seine Vorsehung für dieselben Sorge getragen! Hosea Hos 35 12 13 In propheta autem eduxit Dominus Israel de gypto: et in propheta servatus est. Doch durch einen Propheten hat der Herr Israel aus Ägypten geführt und durch einen Propheten ward es behütet.³¹ [Ex 14,21.22] Hosea Hos 35 12 13 31 Der Stammvater floh, das Volk wird durch Moses, den Gott ihm gesendet, unter Wunderzeichen fortgeführt; jener diente, dies wird herrlich befreit, jener hütete die Herden, das Volk wird von Gott durch den Propheten behütet. Damals zwar hörte Israel auf Gottes Stimme, doch jetzt! Hosea Hos 35 12 14 Ad iracundiam me provocavit Ephraim in amaritudinibus suis, et sanguis ejus super eum veniet, et opprobrium ejus restituet ei Dominus suus. Ephraim hat mich zum Zorne gereizt durch seine bitteren Kränkungen; darum wird seine Blutschuld über ihn kommen³² und seine Schande wird ihm sein Herr vergelten.³³ Hosea Hos 35 12 14 32 Er selbst ist sich Ursache. Hebr.: Es wird ihm seine Blutschulden aufdrängen. Hosea Hos 35 12 14 33 Den dem Herrn angetanen Schimpf lässt er auf das Volk zurückfallen. Die Sünde erzeugt notwendig Strafe; Gott wird zulassen, dass sie die ihr gebührende Folge erlange. Hosea Hos 35 12 2 Judicium ergo Domini cum Juda, et visitatio super Jacob: juxta vias ejus, et juxta adinventiones ejus reddet ei. Darum geht der Herr ins Gericht mit Juda, sucht Jakob heim,⁶ nach seinem Wandel⁷ und nach seinem Tun wird er ihm vergelten. Hosea Hos 35 12 2 6 Weil Juda an den Verfehlungen teilgenommen. Jakob ist im Gegensatz zu Juda das Reich Israel. Der Name erinnert an den Gegensatz zwischen dem Patriarchen und seinen Nachkommen. Hosea Hos 35 12 2 7 Hebr.: will er mit Jakob abrechnen. Hosea Hos 35 12 3 In utero supplantavit fratrem suum: et in fortitudine sua directus est cum Angelo. Im Mutterleibe überlistete Jakob seinen Bruder⁸ und in seiner Stärke rang⁹ er mit dem Engel. Hosea Hos 35 12 3 8 Hebr.: hielt er seines Bruders Ferse. So nämlich stritt er um die Erstgeburt, die Gott ihm verleihen wollte. [Gen 25,23] Jakob wollte mit Gottes Erwählung mitwirken. Doch vor allem soll Gottes Erbarmen gegen Jakob erscheinen, der diese symbolische Handlung wirkte. Hosea Hos 35 12 3 9 Rang er glücklich. Hebr.: In seiner Manneskraft rang er mit Gott. Dieser Kampf bedeutete, dass das Reich Gottes Gewalt und Anstrengung erheischt. Hosea Hos 35 12 4 Et invaluit ad Angelum, et confortatus est: flevit, et rogavit eum: in Bethel invenit eum, et ibi locutus est nobiscum. Ja, er obsiegte¹⁰ über den Engel und war überlegen,¹¹ er weinte und flehte zu ihm,¹² in Bethel¹³ fand er ihn und daselbst sprach er mit uns.¹⁴ Hosea Hos 35 12 4 10 Hebr.: Er rang mit dem Engel. Hosea Hos 35 12 4 11 Wie? sagen die folgenden Worte. Hosea Hos 35 12 4 12 Wie gegen seinen Willen gab dieser ihm seinen Segen. Hosea Hos 35 12 4 13 [Gen 35,7] Hosea Hos 35 12 4 14 Bestätigte er Jakob als Patriarchen und gab ihm jenen messianischen Segen, den er Abraham und Isaak verliehen, versprach seinen Nachkommen die königliche theokratische Würde und verhieß feierlich den Besitz des Landes als Unterpfand seiner Gunst. Jakob verdiente sich also gleichsam durch seine Frömmigkeit die Würde, zu der er von Gott voraus erwählt war. Auch die Bestätigung der Verheißung ward Jakob in Bethel zuteil. [Gen 28,12-19] Doch diese galten nicht nur ihm, sondern seinem ganzen Geschlechte und verbanden also auch dieses zu Treue und Dankbarkeit. Hosea Hos 35 12 5 Et Dominus Deus exercituum, Dominus memoriale ejus. Der Herr, der Gott der Heerscharen, der Herr ist sein Ruhmesname.¹⁵ Hosea Hos 35 12 5 15 Das Unterpfand der Verheißungen ist im Namen Gottes Jahve enthalten: der, der ist; diesen hat er als ihm eigen zu ewigem Gedächtnis und zur Offenbarung seiner Wahrhaftigkeit und Bürgschaft seiner Treue feierlich offenbart. Gott der Heerscharen: Gott, dem alle himmlischen und irdischen Kräfte zu Diensten sind. Hosea Hos 35 12 6 Et tu ad Deum tuum converteris: misericordiam et judicium custodi, et spera in Deo tuo semper. So wende dich auch zu deinem Gott,¹⁶ bewahre¹⁷ Barmherzigkeit und Recht und¹⁸ hoffe auf deinen Gott allezeit! Hosea Hos 35 12 6 16 Zu einem solchen Gott. Hosea Hos 35 12 6 17 Erneuere in dir die frühere Liebe und bringe an dir die Richtschnur des Wahren und Rechten, das Gesetz, zum Ausdruck. Hosea Hos 35 12 6 18 Alsdann darfst du auf Gott hoffen. Hebr.: Und harre auf deinen Gott beständig. Denn unser ist es nicht, ihm Zeit und Augenblick zu bestimmen; deshalb harre in jeder Lebenslage. Vergl. [Hos 11; Hos 13]. Hosea Hos 35 12 7 Chanaan, in manu ejus statera dolosa, calumniam dilexit. Kanaan,¹⁹ in seiner Hand ist betrügerische Waage, er liebt Bedrückung. Hosea Hos 35 12 7 19 Doch das Volk hat diese Vorbilder verlassen, es ist vielmehr eine Nachkommenschaft Kanaans. Sie sind den Völkern ähnlich geworden, welche sie ihrer Laster wegen aus dem Lande vertreiben sollten. Nicht Israel: der über Gott obsiegt hat, sind sie, sondern Feinde der Barmherzigkeit und des Rechtes. Hosea Hos 35 12 8 Et dixit Ephraim: Verumtamen dives effectus sum, inveni idolum mihi: omnes labores mei non invenient mihi iniquitatem, quam peccavi. Und Ephraim sprach:²⁰ Bin ich doch reich geworden, habe einen Götzen für mich gefunden,²¹ in allem, was ich mir erworben, kann man mir kein Unrecht nachweisen, das ich begangen.²² Hosea Hos 35 12 8 20 Beweis, wie sehr sie verhärtet sind. Ohne Scham entgegnen sie auf den Tadel: Was haben unsere Verbrechen und geschadet? Was die Drohungen? Vergl. [Jer 44,17]. Die [Lev 25; Dtn 28] der Frömmigkeit gegebenen Verheißungen hat der Götzendienst mir erfüllt. Hosea Hos 35 12 8 21 Unter seinem Schutze fürchte ich nichts. Gegensatz zu Vers 4. Jakob hat Gott gefunden. Hosea Hos 35 12 8 22 Solche reden sind Zeichen von Verstockung. Hosea Hos 35 12 9 Et ego Dominus Deus tuus ex terra gypti, adhuc sedere te faciam in tabernaculis, sicut in diebus festivitatis. Ich aber bin der Herr, dein Gott,²³ vom Lande Ägypten her;²⁴ ich will dich auch ferner in Hütten wohnen lassen, wie zur Festzeit.²⁵ Hosea Hos 35 12 9 23 Doch Gott verwirft das auserwählte Volk nicht ganz. Hosea Hos 35 12 9 24 Durch seine große Taten. Dort hat er das Volk erworben; diese erste Befreiung soll das Unterpfand einer anderen sein. Hosea Hos 35 12 9 25 Nach der Gefangenschaft. Dass du, wie [Lev 23,43], wieder ein Laubhüttenfest feierst für die Rückkehr aus der Gefangenschaft, wie einst nach der Befreiung aus Ägypten. Hosea Hos 35 0 1 d. Die Niedergeworfenen verwirft der Herr indes nicht ganz. (V. 5) e. Die Verlassenen wird der Herr nicht verlassen. (V. 15a) 4. Vierte Verkündigung (13,15 13,10) a. Im Unglück muss man Gott anflehen. (13,15 14,4) Hosea Hos 35 13 1 Loquente Ephraim, horror invasit Israel, et deliquit in Baal, et mortuus est. Wenn Ephraim nur redete, fiel Schrecken auf Israel,¹ doch es verschuldete sich durch Baal und ward des Todes!² Hosea Hos 35 13 1 1 Hebr.: Wie Ephraim nur redete, so zitterte man; hoch ragte er in Israel. Der Prophet hat die Zeit der Richter vor Augen, besonders [Hos 8,1]. Hosea Hos 35 13 1 2 Doch bald befleckte es sich mit Götzendienst, daher legte es den Grund zu seinem Untergange. Die Gerechtigkeit ist die Grundlage der Reiche, die Sünde aber macht die Völker elend. (Vergl. [1Sam 4] durch welches Ereignis Ephraim die Anführung verlor.) Hosea Hos 35 13 10 Ubi est rex tuus? Maxime nunc salvet te in omnibus urbibus tuis: et judices tui, de quibus dixisti: Da mihi regem, et principes. Wo ist denn nun dein König?²¹ Besonders jetzt schaffe er dir Rettung in allen deinen Städten! Wo sind deine Richter?²² von denen du gesagt: Gib mir einen König und Fürsten! Hosea Hos 35 13 10 21 Du hast dir einen König erbeten, während doch Gott dein König war. Zweimal haben sie so nun einen König erwählt an Statt Gottes, einmal unter Samuels Richtertum [1Sam 8,4], dann als sie vom Hause David abfielen. Hosea Hos 35 13 10 22 Königlichen Beamten. Hosea Hos 35 13 11 Dabo tibi regem in furore meo, et auferam in indignatione mea. Ich will dir einen König in meinem Grimm geben²³ und wieder hinwegnehmen in meinem Zorne.²⁴ Hosea Hos 35 13 11 23 Vergl. [1Sam 8,12-20]. Hosea Hos 35 13 11 24 Warum? sagt der folgende Vers. Hosea Hos 35 13 12 Colligata est iniquitas Ephraim, absconditum peccatum ejus. Wohl aufbewahrt ist Ephraims Missetat, geborgen seine Sünde.²⁵ Hosea Hos 35 13 12 25 Bei dem Herrn, den Tag der Rache erwartend. Hosea Hos 35 13 13 Dolores parturientis venient ei: ipse filius non sapiens: nunc enim non stabit in contritione filiorum. Wehen einer Gebärenden²⁶ werden ihn erfassen, er gleicht einem unverständigen Kinde,²⁷ nicht wird er nun bei dem Untergange seiner Kinder bestehen.²⁸ Hosea Hos 35 13 13 26 Diese sind die heftigsten und kommen plötzlich. Das Bild passt umso mehr, als die Neugestaltung in der Tat wie eine Neugeburt aus dem Unglück hervorgehen soll. Israel ist selbst unfähig, diese Neugestaltung zu vollbringen. Hosea Hos 35 13 13 27 Da die Strafgerichte ihn nicht bekehren. Hosea Hos 35 13 13 28 Bei dem allgemeinen Untergang wir Ephraim nicht bestehen bleiben. Ist eine Hoffnung da, so nur in Gott. Hebr.: Denn wenn es Zeit ist, stellt er sich nicht dar am Durchbruchsort der Kinder. Hosea Hos 35 13 14 De manu mortis liberabo eos, de morte redimam eos: ero mors tua o mors, morsus tuus ero inferne: consolatio abscondita est ab oculis meis. Aus der Hand des Todes will ich sie befreien, vom Tode sie loskaufen;²⁹ ich will dein Tod sein, o Tod! ich will dein Biss sein, Totenreich!³⁰ Tröstung ist vor meinen Augen verborgen.³¹ [Hebr 2,14] Hosea Hos 35 13 14 29 Die Neugeburt, die Rückkehr aus dem Todesreiche zum Leben der Gnade und Freundschaft mit Gott soll vom Allmächtigen vollendet werden. Hosea Hos 35 13 14 30 Hebr.: Aus der Hand der Unterwelt will ich sie erlösen, aus dem Tode sie loskaufen. Wo sind deine Seuchen, Tod? Wo ist dein Stachel, Unterwelt? Die Worte lauten so, dass sie die vollste Heilung aller Übel, die Abstellung des Todes aussprechen. Ihre volle Erfüllung hat also erst statt, wenn das geschieht, was Paulus [1Kor 15,55] beschreibt, wenn dem Tode seine gesamte Beute entrissen wird durch die Auferstehung der Leiber. Doch auch in dem Herausreißen des Volkes aus dem Rachen des Todes ist eine Erfüllung der Verheißung zu sehen. Tod und Unterwelt haben hier gleiche Bedeutung. Wenn der Tod seine Richtschnur des Handelns Gott vorgestellt, ohne dass gesagt wird, durch welche Stufen und wieviel Befreiungen er die Seinigen endlich zum glückseligen Ziele führt. Demnach ist das, was durch die Rückkehr der Juden typisch geschehen, vollkommen und im letzten Ziele zukünftig nach der Auferstehung des Heilandes. Auch Ezechiel hat die Auferstehung des Volkes zu neuem Leben und zur Gnade unter dem Symbol der Auferstehung der Toten gezeigt. Die Seuchen sind Waffen und Schrecken, gleichsam Streiter des Todes. Vulgata: Gott wird den Tod aufheben, wenn der von ihm verursachte Schaden gebessert wird. Hosea Hos 35 13 14 31 Reue soll sich verbergen vor meinen Augen: ich werde meine Verheißung nie zurücknehmen. Das Gleiche wird im folgenden Verse aus dem Namen Ephraim versichert. Vulg.: Der Prophet klagt, weil er weiß, dass sein Volk die Niederlage und der Verbannung geweiht ist. Die Ursache der Trauer folgt in V. 15. Hosea Hos 35 13 15 Quia ipse inter fratres dividet: adducet urentem ventum Dominus de deserto ascendentem: et siccabit venas ejus, et desolabit fontem ejus, et ipse diripiet thesaurum omnis vasis desiderabilis. Weil Ephraim die Brüder entzweit,³² wird der Herr einen Glutwind³³ aus der Wüste³⁴ daherkommen lassen, der seine Adern austrocknen und seinen Born versiegen machen wird,³⁵ und jener wird die Schätze aller Kostbarkeiten rauben.³⁶ [Ez 19,12] Hosea Hos 35 13 15 32 Gott wird Israel zerstreuen und die Stämme voneinander trennen, weil Ephraim sich getrennt hat und das Reich spaltet. Diese Erklärung entspricht am meisten der Versabteilung und Interpunktion. Hosea Hos 35 13 15 33 Der Wind wird von Gott gesendet, insofern er als dessen Diener und Vollstrecker der göttlichen Gerechtigkeit Land und Bewohner Verderben bringt. Hosea Hos 35 13 15 34 Aus schrecklicher Gegend, Tod und Verderben bringend. Der Ostwind brachte viel heißen Sand mit sich. Hosea Hos 35 13 15 35 So dass alle Fruchtbarkeit verschwindet. Hosea Hos 35 13 15 36 Was nur wertvoll ist, wir der Verwüster rauben. Die Wohltaten Gottes, welche sie gemissbraucht, werden ihnen genommen werden. Wer unter dem Bilde des Glutwindes dargestellt ist, zeigt [Hos 14,1]. Hosea Hos 35 13 2 Et nunc addiderunt ad peccandum: feceruntque sibi conflatile de argento suo quasi similitudinem idolorum, factura artificum totum est: his ipsi dicunt: Immolate homines vitulos adorantes. Und jetzt fahren sie fort zu sündigen,³ sie haben sich ein Gussbild aus ihrem Silber gemacht, ein Götzenbild, ein Gebilde von Künstlern ist das Ganze,⁴ und von diesen sagen sie: Opfert Menschen, ihr Kälberanbeter.⁵ Hosea Hos 35 13 2 3 Durch Götzendienst. Hosea Hos 35 13 2 4 Ein Nichts, höchstens ein von Menschen gearbeitetes Bild. Götzenbild: In diesen schrecklichen Tierbildern erkannten sie die Ähnlichkeit der Götzen, sagt der Prophet spottend. Hebr.: Nach ihrer Geschicklichkeit Bildsäulen. Das ganze Wesen des Bildes ist des Menschen Sinn und Geschicklichkeit; wären diese nicht, gäbe es auch keine Götzenbilder. Hosea Hos 35 13 2 5 Menschenopfer wurden dem Moloch dargebracht. [2Kön 17,17; Ez 23,37] Hosea Hos 35 13 3 Idcirco erunt quasi nubes matutina, et sicut ros matutinus præteriens, sicut pulvis turbine raptus ex area, et sicut fumus de fumario. Deswegen werden sie dem Morgengewölk gleich werden und dem Frühtau, der verschwindet wie Staub, welchen der Sturmwind von der Tenne wegrafft, und wie Rauch, der durch den Rauchfang abzieht.⁶ Hosea Hos 35 13 3 6 Vier vergleiche, um die Größe der Strafe feierlicher darzustellen und ihre Gewissheit auszudrücken. Alle diese Dinge erscheinen und verschwinden alsbald: Das Morgengewölk wird von der aufgehenden Sonne zerstreut, den Tau trocknet sie alsbald auf, den Staub von den Halmen des gedroschenen Getreides weht der Wind fort, der Rauch zerstreut sich alsbald. Hosea Hos 35 13 4 Ego autem Dominus Deus tuus ex terra gypti, et Deum absque me nescies, et salvator non est præter me. Ich aber bin der Herr, dein Gott, vom Lande Ägypten her;⁷ einen Gott außer mir kennst du nicht, wie auch kein Retter ist außer mir. [Jes 43,10] Hosea Hos 35 13 4 7 Die Wunder, welche Gott einst für das Volk getan, sind Pfänder, mit denen Gott seine Treue eingesetzt, dass er das aufrührerische Volk nicht gänzlich vernichten wolle. Hosea Hos 35 13 5 Ego cognovi te in deserto, in terra solitudinis. Ich war es, der dich in der Wüste kannte,⁸ im Lande der Öde.⁹ Hosea Hos 35 13 5 8 Mit Kenntnis der Liebe, der Auserwählung, des Wohltuns. Hosea Hos 35 13 5 9 Der Trockenheit. (Hebr.) Hosea Hos 35 13 6 Juxta pascua sua adimpleti sunt, et saturati sunt: et levaverunt cor suum, et obliti sunt mei. Da sie weideten, füllten sie sich an und wurden satt, es erhob sich ihr Herz und sie vergaßen mein.¹⁰ Hosea Hos 35 13 6 10 Vergl. [Hos 10,1]. Das Volk ist Gottes Herde, der er das fruchtbarste Land gegeben und vielfaches Glück. Doch die Fülle der Güter machte sie stolz, als ob sie Gottes Hilfe nicht brauchten. Hebr.: Wie sie ihre Weide hatten, wurden sie satt, sie wurden satt und ihr Herz überhebt sich. Hosea Hos 35 13 7 Et ego ero eis quasi leæna, sicut pardus in via Assyriorum. Da ward ich¹¹ gegen sie wie eine Löwin, wie ein Panther¹² auf dem Wege nach Assyrien.¹³ Hosea Hos 35 13 7 11 Öfter schon. (Hebr.) Vergl. [Hos 5,14]. Die Bilder zeigen die Härte der Strafe und dass Gott diese sendet. Hosea Hos 35 13 7 12 Bild der Behendigkeit und Grausamkeit. Hosea Hos 35 13 7 13 Während sie Fremde um Hilfe und Bündnis anflehten, ereilte sie Unglück. Beschreiten sie einen anderen Weg als den von Gott gewollten, so begegnet ihnen ein Panther. Hosea Hos 35 13 8 Occurram eis quasi ursa raptis catulis, et dirumpam interiora jecoris eorum: et consumam eos ibi quasi leo, bestia agri scindet eos. Ich will sie überfallen¹⁴ wie eine Bärin, der die Jungen geraubt sind,¹⁵ ihre Eingeweide¹⁶ zerreißen und sie daselbst verzehren wie ein Löwe,¹⁷ das Wild des Feldes¹⁸ soll sie zerfleischen.¹⁹ Hosea Hos 35 13 8 14 Wie in der Vergangenheit, so wird Gott auch in der Zukunft strafen. Hosea Hos 35 13 8 15 Eine Bärin, der ihre Jungen geraubt, galt für das schrecklichste wilde Tier. Hosea Hos 35 13 8 16 Hebr.: Verschluss ihres Herzens. Hosea Hos 35 13 8 17 Die Menge der Tiere soll den Schrecken mehren und zeigen, dass niemand entfliehen kann. Hosea Hos 35 13 8 18 Vergl. [Lev 26,22; Dtn 32,25]. Hosea Hos 35 13 8 19 Ihr Land mit Schrecken erfüllen. Hosea Hos 35 13 9 Perditio tua Israel: tantummodo in me auxilium tuum. Dein eigen Verderben bist du, Israel! nur bei mir ist Hilfe für dich.²⁰ Hosea Hos 35 13 9 20 Was das Volk Übles zu leiden oder zu befürchten hat, hat es seinen Sünden zuzuschreiben. Es hat deshalb keinen Grund, Gott anzuschuldigen, der, wie allein er Hilfe bringen kann, so auch durch seine Güte gleichsam gezwungen ist, immer hilfsbereit zu sein. Hosea Hos 35 0 1 4. Vierte Verkündigung. (13,15 14,10) a. Im Unglücke muss man zu Gott flehen. (13,15 -14,4) b. Das zukünftige Heil. Hosea Hos 35 14 1 Pereat Samaria, quoniam ad amaritudinem concitavit Deum suum: in gladio pereant, parvuli eorum elidantur, et ftæ ejus discindantur. Samaria wird zugrunde gehen,¹ weil es seinen Gott zum Zorne gereizt; durch das Schwert werden sie umkommen, ihre Kinder sollen zerschmettert, ihre Schwangern aufgeschlitzt werden.² Hosea Hos 35 14 1 1 Dem Bilde der Verwüstung folgt diese selbst. Hebr.: Samaria muss es büßen, dass es gegen seinen Gott widerspenstig war. Vulg.: Samaria möge zugrunde gehen. Es ist insofern gestattet, die Strafe der Sünder zu wünschen, als diese dadurch zur Besinnung kommen oder als durch ihre Bestrafung andere gebessert werden oder sofern wenigstens Gottes Gerechtigkeit und Macht offenbart wird. (Thom.) Hosea Hos 35 14 1 2 So sollen gleichsam die Quellen des Lebens versiegen. [Hos 13,15] Hosea Hos 35 14 10 Quis sapiens, et intelliget ista? Intelligens, et sciet hæc? Quia rectæ viæ Domini, et justi ambulabunt in eis: prævaricatores vero corruent in eis. Wer ist weise, dass er dieses versteht? wer einsichtsvoll, dass er dies erkennt?²⁵ Ja, gerade sind die Wege des Herrn und Gerechte wandeln auf ihnen aber die Übertreter kommen auf ihnen zu Falle.²⁶ Hosea Hos 35 14 10 25 Welches ist der Erfolg der prophetischen Mahnung? Viele sind berufen, aber wenige auserwählt, und Gottes Gerichte sind in sich gerechtfertigt. Der Prophet klagt, dass so wenige in Israel seine Worte erwägen. Hosea Hos 35 14 10 26 Die Wege des Herrn sind die Drohungen und Verheißungen, welche der Prophet verkündet hat. Wer Gottes Willen kennt und ihn nicht tut, wird härter gestraft werden; so werden eben diese Verkündigungen den Hartnäckigen zu größerer Strafe gereichen, den gehorchenden zum Heile. Durch die Doppelfrage und die vierfache Erklärung, was Weisheit, was Einsicht ist, hat er die Wichtigkeit der Sache vor Augen gestellt und gezeigt, wie sehr er wünscht, dass alle derselben ihr Herz zuwenden. Hosea Hos 35 14 2 Convertere Israel ad Dominum Deum tuum: quoniam corruisti in iniquitate tua. Bekehre dich, Israel! zu dem Herrn, deinem Gott, denn du bist zum Fall gekommen durch deine Verschuldung.³ Hosea Hos 35 14 2 3 Du bist zu Falle gekommen durch den Götzendienst, erhebe dich durch die Rückkehr zur Verehrung Gottes. Hebr.: Kehre um, Israel. Hosea Hos 35 14 3 Tollite vobiscum verba, et convertimini ad Dominum: et dicite ei: Omnem aufer iniquitatem, accipe bonum: et reddemus vitulos labiorum nostrorum. Nehmet reuige Worte mit euch⁴ und bekehret euch zu dem Herrn und sprechet zu ihm: Nimm hinweg alle Verschuldung, nimm das Gute an,⁵ so wollen wir die Farren unserer Lippen⁶ darbringen. Hosea Hos 35 14 3 4 Eure Sünden bekennend, nahet dem Herrn. (Hier.) Wie leicht also ist die Umkehr zum Herrn! Hosea Hos 35 14 3 5 Was dies ist, wird alsbald gesagt. Hosea Hos 35 14 3 6 Lob und Danksagung. Diese Redeweise findet sich sonst nicht und weder Septuag. noch Syr. geben dieselbe wieder, sondern lesen Frucht unserer Lippen, vergl. [Hebr 13,15], was vorzuziehen. Der chaldäische Text hat: Es mögen die Worte unserer Lippen vor dir angenehm sein wie die Rinder zum Wohlgefallen auf dem Altare. Die chald. Paraphrase weckt den Verdacht, dass die Juden im Text absichtlich durch Beifügung eines Buchstabens im Hebräischen (m: Farren statt Frucht) sich einen göttlichen Ausspruch schaffen wollten, der ihnen das Recht und die Vorschrift gibt statt der Opfer Worte der Lippen darzubringen. Hosea Hos 35 14 4 Assur non salvabit nos, super equum non ascendemus, nec dicemus ultra: Dii nostri opera manuum nostrarum: quia ejus, qui in te est misereberis pupilli. Assur kann nicht unsere Hilfe sein,⁷ wir wollen nicht auf Rosse steigen noch ferner sagen: Die Werke unserer Hände seien unsere Götter;⁸ denn du erbarmst dich der Waise, die auf dich vertraut.⁹ Hosea Hos 35 14 4 7 Das Zweite, was eine aufrichtige Bekehrung zum Herrn leisten muss, ist, alle Hoffnung auf Menschen zu lassen und solche einzig auf Gott zu setzen. Zuvor nahmen sie stets zu Assur und zu Ägypten ihre Zuflucht. Hosea Hos 35 14 4 8 Der Freundschaft mit heidnischen Völkern war meist Götzendienst beigestellt. Hosea Hos 35 14 4 9 Hebr.: denn bei dir finden die Verwaisten Erbarmen. Die Waise ist das Volk Israel, das von Gott, seinem Vater, verlassen, aus dem glücklichen Lose des Sohnes in das einer Waise kam. Hosea Hos 35 14 5 Sanabo contritiones eorum, diligam eos spontanee: quia aversus est furor meus ab eis. Ich will ihre Wunden heilen,¹⁰ sie aus freiem Antriebe lieben,¹¹ denn mein Zorn hat sich von ihnen abgewendet.¹² Hosea Hos 35 14 5 10 Hebr.: Ich will ihren Abfall wieder gutmachen. Der Abfall war die Ursache all ihres Unglücks; diese Quelle soll verstopft werden: mächtige, innere Gnaden soll ihnen zuteil werden, damit sie treu seien. Hosea Hos 35 14 5 11 Und deshalb innig. Hosea Hos 35 14 5 12 Bis dahin hat der Prophet die Erbarmung Gottes im Affekt geschildert, jetzt V. 6 in der Wirkung. Hosea Hos 35 14 6 Ero quasi ros, Israel germinabit sicut lilium, et erumpet radix ejus ut Libani. Ich will wie der Tau sein,¹³ Israel soll gleich einer Lilie¹⁴ blühen und seine Wurzeln ausbreiten wie der Libanon.¹⁵ Hosea Hos 35 14 6 13 Hebr.: für Israel. Der Tau lässt die dürstenden Pflanzen aufblühen. Gott selbst will in das Herz der Bekehrten kommen, er selbst das Leben ihres Lebens sein. Hosea Hos 35 14 6 14 Sehr schnell und prächtig. Vergl. [Mt 6,28]. Hosea Hos 35 14 6 15 Zur Schönheit und Fruchtbarkeit soll die Festigkeit kommen. Hosea Hos 35 14 7 Ibunt rami ejus, et erit quasi oliva gloria ejus: et odor ejus ut Libani. Seine Zweige sollen sich ausbreiten,¹⁶ seine Pracht dem Ölbaume¹⁷ gleichen und sein Duft dem des Libanon.¹⁸ Hosea Hos 35 14 7 16 Das Gottesreich soll alle Völker in sich sammeln. Hosea Hos 35 14 7 17 Die Olive ist eine der vorzüglichsten Bäume Palästinas, die den Reichtum und die Fruchtbarkeit des Landes ausmachen. Hosea Hos 35 14 7 18 Dem eines mit mannigfaltigen und duftenden Bäumen bestandenen Berges. Die Tugenden strömen ihren süßen Geruch aus. Hosea Hos 35 14 8 Convertentur sedentes in umbra ejus: vivent tritico, et germinabunt quasi vinea: memoriale ejus sicut vinum Libani. Wieder werden sie unter seinem Schatten wohnen,¹⁹ vom Weizen leben und wie der Weinstock²⁰ blühen, sein Ruhm soll dem Wein des Libanon gleichen.²¹ Hosea Hos 35 14 8 19 Vom Sinnbilde geht der Seher zur bezeichneten Sache über. Die im Schatten dieser Pflanzung oder Baumes sitzen, freuen sich seines Schutzes und essen seine Frucht, fern von ihrem alten Wandel und zu Gott bekehrt. Hosea Hos 35 14 8 20 Bild der Fülle aller Güter. Hosea Hos 35 14 8 21 Sie sind jetzt der wahre Weinstock des Herrn geworden, daher ist ihr Name und Ruhm wie der Wein des Libanon, der mit Thymian gemischt süßen Duft gibt. Hosea Hos 35 14 9 Ephraim quid mihi ultra idola? Ego exaudiam, et dirigam eum ego ut abietem virentem: ex me fructus tuus inventus est. O Ephraim! was sollen mir fortan die Götzen?²² Ich werde ihn erhören, ich werde ihn ziehen wie eine grünende Tanne,²³ aus mir²⁴ soll an dir deine Frucht erfunden werden. Hosea Hos 35 14 9 22 Da Gott uns einst solches Heil schenken will, so werfet aus eueren Herzen die Götzen. Wie solltet ihr es nach solchen Verheißungen noch wagen, diesen zu dienen? Mir: die Sache liegt mir am Herzen. Hosea Hos 35 14 9 23 Das Unglück des Volkes selbst ist gleichsam eine Bitte an Gott, dem auserwählten Volke Heil und Gnade zurückzugeben: Ich will das Volk dem Elende entreißen und es hegen, dass es gleichsam eine stetig lebende Zypresse sei. Zuvor war es ein trockener Baum, ähnlich den Bäumen im Winter, die erstorben scheinen; aber bei dem Wehen der Gnade erwacht neues Leben und die Pracht des Frühlings. Hosea Hos 35 14 9 24 Ohne mich vermögt ihr nichts zu tun. Schon ist der Weinberg nicht mehr vom Weinstocke Sodomas [Dtn 32,32], sondern ein Weinstock Gottes, der süße Früchte trägt. Joel Joel 36 0 1 I. Teil. (Kap. 1,1 Kap. 2,17) A. Die Heimsuchung schweren Unglücks durch die Heuschrecken. (V. 13) Joel Joel 36 1 1 VERBUM Domini, quod factum est ad Joel filium Phatuel. Wort des Herrn, welches an Joel, den Sohn Phatuels, erging.¹ Joel Joel 36 1 1 1 Der Prophet gibt seine Sendung von Gott kund und das Ansehen seiner Worte als von Gott eingegeben. Joel Joel 36 1 10 Depopulata est regio, luxit humus: quoniam devastatum est triticum, confusum est vinum, elanguit oleum. Verwüstet ist das Gefilde, es trauert das Feld, denn vernichtet ist der Weizen, verdorrt der Wein, verschmachtet das Öl.¹¹ Joel Joel 36 1 10 11 Das Land selbst bringt die Trauer zum Ausdruck. Die bezeichneten Dinge sind der Reichtum Palästinas. Joel Joel 36 1 11 Confusi sunt agricolæ, ululaverunt vinitores super frumento, et hordeo, quia periit messis agri. Bestürzt sind¹² die Ackerleute, die Winzer wehklagen um Korn und Gerste,¹³ denn dahin ist die Ernte des Feldes.¹⁴ Joel Joel 36 1 11 12 Oder: werdet bestürzt. Joel Joel 36 1 11 13 Die minder wertvolle Art von Getreide. Joel Joel 36 1 11 14 Alles, was der Acker zu tragen pflegte. Joel Joel 36 1 12 Vinea confusa est, et ficus elanguit: malogranatum, et palma, et malum, et omnia ligna agri aruerunt: quia confusum est gaudium a filiis hominum. Verdorrt ist der Weinstock und der Feigenbaum saftlos, Granate, Palme und Apfelbaum, alle Bäume des Feldes sind dürr geworden, denn dahin ist die Freude der Menschenkinder. Joel Joel 36 1 13 Accingite vos, et plangite sacerdotes, ululate ministri altaris: ingredimini, cubate in sacco ministri Dei mei: quoniam interiit de domo Dei vestri sacrificium, et libatio. Leget Trauergewänder an¹⁵ und wehklaget, ihr Priester! jammert, ihr Diener des Altares! kommet und haltet Wache im Trauergewande, ihr Diener meines Gottes! denn dem Hause eures Gottes ist Speise- und Trankopfer genommen.¹⁶ Joel Joel 36 1 13 15 Um die Größe und Allgemeinheit des Jammers hervorzuheben, kehrt der Prophet wieder zu den Priestern zurück, denn die höchste Strafe und Heimsuchung Gottes ist es und ein Vorzeichen des Verwerfung seitens Gottes, wenn die Opfer aufhören. Zudem ist es Sache der Priester, in der allgemeinen Trauer das Vorbild der Buße zur Versöhnung Gottes zu geben. Hebr.: Leget Trauergewänder an und klaget, ihr Priester; jammert, ihr Diener des Altars! Gehet hinein in den Tempel, verbringt die Nacht in Trauergewändern, ihr Diener meines Gottes! Joel Joel 36 1 13 16 Der Text ist von einer Heuschreckenpage zu verstehen. Diese Auffassung fordern die Worte selbst notwendigerweise, denn die verschiedenen Namen der Heuschrecken werden aufgezählt, ihre Verwüstungen V. 7-12 beschrieben, die Heimsuchung nicht als eine zukünftige, sondern als gegenwärtig gezeigt, wie ebenso die Verbalform (Präteritum) wie der Zusammenhang und die Begründung (vergl. V. 6 und V. 10) zeigen. Auch die Aufforderung zu trauern und im Anschluss daran die Mahnung zur Buße setzt ein Unglück voraus, das bereits da ist und sich fühlbar macht. Weiter fordern die ersten Worte des Propheten dies, denn wie könnten die Greise bezeugen, dass nie ein ähnliches Unglück dagewesen, wenn dies erst bevorsteht? Es fordert dies endlich die Darstellungsweise V. 16-20. Vergl. auch [Joel 2,25] dem [Joel 2,18] vorausgeht. Indem setzt Joel, wenn er von der Zukunft reden will, das Futurum. Siehe [Joel 1,15]. Joel Joel 36 1 14 Sanctificate jejunium, vocate ctum, congregate senes, omnes habitatores terræ in domum Dei vestri: et clamate ad Dominum: Haltet ein heiliges Fasten,¹⁷ berufet die Gemeinde,¹⁸ versammelt die Ältesten,¹⁹ alle Bewohner des Landes,²⁰ in das Haus eures Gottes und rufet zu dem Herrn:²¹ Joel Joel 36 1 14 17 Sache der Priester ist es, die Verehrung Gottes und wahre Frömmigkeit unter den Menschen zu fördern. Heilig ist das Fasten, insofern es zur Sühne für die Sünden und zur Erlangung des göttlichen Erbarmens gehalten wird. Joel Joel 36 1 14 18 Um im Namen aller Gebete zu Gott emporzusenden. Solche heiligen Vereinigungen waren nicht ungewöhnlich. Siehe [Ri 20,26; 1Sam 7,5.6] Joel Joel 36 1 14 19 Die Ältesten, die an der Spitze der Gemeinde stehen, sollen mit gutem Beispiele vorangehen. Joel Joel 36 1 14 20 Wenn alle Buße tun, wird dies alle bedrohende Unglück abgewendet. Joel Joel 36 1 14 21 Mit Macht. Vergl. [Ex 2,23]. Joel Joel 36 1 15 A a a, diei: quia prope est dies Domini, et quasi vastitas a potente veniet. Wehe, wehe, wehe über den Tag!²² Denn nahe ist der Tag des Herrn²³ und wie Verwüstung kommt er von dem Allmächtigen.²⁴ Joel Joel 36 1 15 22 Das gegenwärtige Unglück ist das Vorzeichen eines größeren bevorstehenden, das so groß ist, dass es der Prophet nur durch Seufzer kennzeichnet. Joel Joel 36 1 15 23 Wenn jene Mahnungen, welche Gott durch die kleineren Heimsuchungen sendet, umsonst sind, naht der schreckliche Tag des Zornes des Herrn. Vergl. [Jes 34,8]. Joel Joel 36 1 15 24 Hebr.: Von dem Verwüstenden, d.i. dem mächtigsten Zerstörer. Der Prophet will zur Buße bewegen. Joel Joel 36 1 16 Numquid non coram oculis vestris alimenta perierunt de domo Dei nostri, lætitia, et exsultatio? Ist nicht die Nahrung entschwunden vor euren Augen, aus dem Hause unseres Gottes Freude und Jubel?²⁵ Joel Joel 36 1 16 25 Wenn der Vorläufer jenes Tages, das jetzige Unglück, bereits so Furchtbares bringt, wieviel wird erst das Strafgericht selbst bringen? Wenn die Ernte verloren ist, werden auch keine Erstlings- und andere Opfer dargebracht, festliche Vereinigungen hören auf und die Opfermahlzeiten und Danktage werden nicht mehr gehalten. Joel Joel 36 1 17 Computruerunt jumenta in stercore suo, demolita sunt horrea, dissipatæ sunt apothecæ: quoniam confusum est, triticum. Verfault ist das Vieh in seinem Unrat,²⁶ abgebrochen sind die Speicher, verwüstet die Vorratskammern, denn verdorrt ist der Weizen. Joel Joel 36 1 17 26 Weil die Menschen sich in ihrer Verzweiflung nicht mehr um dasselbe bekümmerten. Joel Joel 36 1 18 Quid ingemuit animal, mugierunt greges armenti? Quia non est pascua eis: sed et greges pecorum disperierunt. Warum stöhnt das Vieh, warum brüllen die Rinderherden? Weil sie keine Weide haben, und auch die Schafherden kommen um. Joel Joel 36 1 19 Ad te Domine clamabo: quia ignis comedit speciosa deserti, et flamma succendit omnia ligna regionis. Zu dir, Herr! will ich rufen,²⁷ denn Feuer²⁸ hat die schöne Trift verzehrt und die Flammenglut alle Bäume des Landes verbrannt. Joel Joel 36 1 19 27 Folgerung aus der Aufzählung und Erwägung dieses Elendes. Joel Joel 36 1 19 28 Trockenheit. Vergl. V. 20. Joel Joel 36 1 2 Audite hoc senes, et auribus percipite omnes habitatores terræ: si factum est istud in diebus vestris, aut in diebus patrum vestrorum? Höret dies, ihr Greise! und vernehmet es, alle Bewohner des Landes! Ist wohl solches in euern Tagen geschehen oder in den Tagen eurer Väter?² Joel Joel 36 1 2 2 Mit rhetorischer Kunst erregt er die Aufmerksamkeit der Hörer: Kein Alter hat je das gehört, was ich zu sagen habe, und weder zu eurer Zeit noch in der eurer Väter oder Vorfahren ist ähnliches geschehen. Joel Joel 36 1 20 Sed et bestiæ agri, quasi area sitiens imbrem, suspexerunt ad te: quoniam exsiccati sunt fontes aquarum, et ignis devoravit speciosa deserti. Auch die Tiere des Feldes blicken auf zu dir, wie ein Land, das nach Regen dürstet; denn die Wasserquellen sind ausgetrocknet und Feuer hat die schöne Trift verzehrt. Joel Joel 36 1 3 Super hoc filiis vestris narrate, et filii vestri filiis suis, et filii eorum generationi alteræ. Davon erzählet euren Kindern und eure Kinder ihren Kindern und deren Kinder dem nachfolgenden Geschlechte.³ Joel Joel 36 1 3 3 Wie kein früheres Geschlecht ähnliches ertragen, so möge die Erinnerung daran auf alle folgenden Geschlechter übergehen: Die Größe der Ereignisse ist es wert, sie tief dem Gedächtnisse einzuprägen. Ähnlich sollte im Gegensatze Gottes größte Wohltat, die Befreiung des Volkes aus Ägypten, allen Nachkommen überliefert werden. [Ex 10,2; Ex 13,8] Joel Joel 36 1 4 Residuum erucæ comedit locusta, et residuum locustæ comedit bruchus, et residuum bruchi comedit rubigo. Was die Raupen verschonten, zehrten die Heuschrecken auf; was die Heuschrecken übrigließen, fraßen die Käfer; was die Käfer gelassen, verzehrte der Kornbrand.⁴ Joel Joel 36 1 4 4 Eine allgemeine Vernichtung wird durch eine Reihe von vier Ursachen vorausgesagt. Der griech. und latein. Text bieten außer zwei Arten von Heuschrecken Raupe und Mehltau als Ursache. Was eine Heimsuchung übrig lässt, vernichtet die andere umso sicherer. Im Hebräischen werden viermal Heuschrecken als Verderber bezeichnet. Die Verschiedenartigkeit der hebräischen Namen bedeutet wahrscheinlich die verschiedenen Arten zu schaden und die Pflanzen zu vernichten. Die allgemein beschriebene Heimsuchung wird nun in ihren Einzelheiten vor Augen gestellt, doch so, dass die Herzen aus dem Unglück zur Erkenntnis der Strafe Gottes und zu Schmerz und Reue geführt werden sollen. Joel Joel 36 1 5 Expergiscimini ebrii, et flete, et ululate omnes, qui bibitis vinum in dulcedine: quoniam periit ab ore vestro. Wachet auf, ihr Trunkenen! und wehklaget, jammert alle, die ihr Wein trinkt mit Lust, denn er wird von eurem Munde genommen.⁵ Joel Joel 36 1 5 5 Hebr.: Wachet auf, ihr Trunkenen, und wehklaget! Jammert, ihr Weinzecher alle, dass euch der Most vom Munde weggetilgt ward. Der Schmerz über das Unglück ist der erste Schritt zur Umkehr. Der Prophet nennt die Angeredeten Trunkene, nicht weil sie gerade von Trunkenheit betäubt dalagen, sondern weil sie, so lange die Möglichkeit da war, diesem Laster huldigten. Schon hängen die Trauben so lockend am Stamme, dass jene bereits den Mund nach dem Moste öffnen, den sie bald erhofften. Die Ursache, warum ihnen der Wein genommen, gibt der nächste Vers an. Joel Joel 36 1 6 Gens enim ascendit super terram meam, fortis et innumerabilis: dentes ejus ut dentes leonis: et molares ejus ut catuli leonis. Denn ein Volk ist über mein Land hereingebrochen, stark und unzählig; seine Zähne sind wie Löwenzähne und sein Gebiss wie das junger Löwen.⁶ Joel Joel 36 1 6 6 Hebr.: und sein Gebiss wie das einer Löwin. Ein Volk: weil die Heuschrecken unzählig und wie ein Heer über das Land hereinbrechen. An Tapferkeit und Zahl ist es erstaunlich, seine Waffen sind fürchterlich, denn wer kann den Zähnen des Löwen widerstehen? Joel Joel 36 1 7 Posuit vineam meam in desertum, et ficum meam decorticavit: nudans spoliavit eam, et projecit: albi facti sunt rami ejus. Es hat meine Weinberge verwüstet und meinen Feigenbaum abgeschält,⁷ hat sie entblößt, beraubt und niedergelegt, weiß wurden ihre Ranken. Joel Joel 36 1 7 7 Weinstock und Feigenbaum sind die Haupterzeugnisse des Landes. Hebr.: Meine Weinstöcke hat es verwüstet und meine Feigenbäume völlig zerknickt; gänzlich hat es sie abgeschält und niedergelegt, weiß wurden ihre Ranken. Joel Joel 36 1 8 Plange quasi virgo accincta sacco super virum pubertatis suæ. Wehklage wie eine Jungfrau, die ein Trauergewand angelegt hat, um den Mann ihrer Jugend.⁸ Joel Joel 36 1 8 8 Mann: durch die Verlobung war die Ehe geschlossen: [Dtn 22,23]. Alle Hoffnung auf Freude und Friede ist ihr plötzlich genommen, darum hat sie das rauhe Trauergewand angelegt, das den Körper nicht schmückt. Joel Joel 36 1 9 Periit sacrificium, et libatio de domo Domini: luxerunt sacerdotes ministri Domini. Entschwunden sind Speis- und Trankopfer vom Hause des Herrn,⁹ es trauern die Priester, die Diener des Herrn.¹⁰ Joel Joel 36 1 9 9 Da im Alten Testamente die Fruchtbarkeit der Erde und der Überfluss eine Folge der Frömmigkeit des Volkes zu sein pflegte und ein Anzeichen, dass Gott ihm gnädig, kann kein schlimmerer Beweis ausgedacht werden dafür, dass Gott erzürnt ist, als wenn er sei Erbe so verwüsten lässt, dass selbst die Opfer schwinden müssen. In den unblutigen Opfern dienten Getreide (Feinmehl, ungesäuertes Brot), Öl und Wein. Die öffentlichen Opfer sind wohl nach wie vor geblieben. Joel Joel 36 1 9 10 Sie erhalten keine Zehnten und Gaben mehr. Joel Joel 36 0 1 Die Diener der Strafe Gottes. (V. 11) d. Die Buße. (V. 17) II. Teil. (2,18 3,21) A. Verheißung großer Gnadengaben. Joel Joel 36 2 1 Canite tuba in Sion, ululate in monte sancto meo, conturbentur omnes habitatores terræ: Quia venit dies Domini, quia prope est. Stoßet in die Posaune auf Sion, erhebet Klagegeschrei auf meinem heiligen Berge,¹ dass alle Bewohner des Landes erbeben! Denn es kommt der Tag des Herrn, ja, er ist nahe,² Joel Joel 36 2 1 1 Wohl ist das Gericht nahe [Joel 1,15], indes kann es doch durch Buße Aufschub erfahren oder gänzlich aufgehoben werden. Vergl. [Jer 26,19] und [Joel 2,14.17]. Gott redet. Die Aufforderung ist an die Priester gerichtet. Vergl. [Num 10,1ff]. Die auf Moria in die Posaune stoßen sollen. Joel Joel 36 2 1 2 Schon hat Gott mannigfache Strafen verhängt, andere werden folgen, so ein allgemeines Gericht herbeiführend. Joel Joel 36 2 10 A facie ejus contremuit terra, moti sunt cli: sol et luna obtenebrati sunt, et stellæ retraxerunt splendorem suum. Vor ihnen her erzittert die Erde, erbeben die Himmel, Sonne und Mond verdunkeln sich und die Sterne verlieren ihren Glanz.¹³ [Jes 13,10; Joel 3,15; Ez 32,7; Mt 24,29] Joel Joel 36 2 10 13 Die Umstände, welche im Folgenden geschildert werden, sind diejenigen, welche dem Weltgerichte zukommen; diese also werden mit einem besonderen Gerichte hier verliehen, da ein jedes besondere Gericht eine Stufe und Vorbereitung zu jenem und selbst sein Abbild ist, da es in dasselbe übergeht. Joel Joel 36 2 11 Et Dominus dedit vocem suam ante faciem exercitus sui: quia multa sunt nimis castra ejus, quia fortia et facientia verbum ejus: magnus enim dies Domini, et terribilis valde: et quis sustinebit eum? Und der Herr lässt vor seinem Heere her seinen Donner erschallen, denn überaus groß ist sein Heerlager, gewaltig und sein Wort vollstreckend;¹⁴ denn groß ist der Tag des Herrn und überaus furchtbar, wer vermöchte ihn zu überstehen? [Jer 30,7; Am 5,18; Zef 1,15] Joel Joel 36 2 11 14 Hebr.: Denn überaus groß ist seine Kriegsschar, denn gewaltig der Vollstrecker seines Befehls, denn groß ist usw. Joel Joel 36 2 12 Nunc ergo dicit Dominus: Convertimini ad me in toto corde vestro in jejunio, et in fletu, et in planctu. Auch jetzt¹⁵ spricht der Herr: Kehret um zu mir von ganzem Herzen mit Fasten und Weinen und Wehklagen!¹⁶ Joel Joel 36 2 12 15 Hebr.: Auch jetzt noch. Obwohl ihr bereits die ersten Zeichen der Rache Gottes erfahrt, obwohl der Tag Gottes schon naht und die Verkündigung der Rache schon erfolgt ist, will Gott derselben dennoch Einhalt tun. Was ich gedroht, soll euch schrecken (Hier.), soll euch zur Buße bewegen. (Chrys.) Joel Joel 36 2 12 16 Durch freiwillige Bußübungen sollen sie Gott besänftigen und durch diese Strafe an sich selbst beweisen, dass sie ihre Verbrechen von ganzem Herzen verabscheuen. Joel Joel 36 2 13 Et scindite corda vestra, et non vestimenta vestra, et convertimini ad Dominum Deum vestrum: quia benignus et misericors est, patiens et multæ misericordiæ, et præstabilis super malitia. Und zerreißet eure Herzen und nicht eure Kleider¹⁷ und bekehret euch zu dem Herrn, euerm Gott; denn¹⁸ er ist gnädig und barmherzig, geduldig und voller Güte und lässt sich des Übels¹⁹ gereuen.²⁰ [Ps 85,5; Jona 4,2] Joel Joel 36 2 13 17 Seid nicht zufrieden mit äußeren Zeichen, sondern reißt euere Herzen von der Sünde los, zerreißet diese durch Schmerz und Zerknirschung. Damit sei eine volle Zuwendung es Herzens zu Gott verbunden. Joel Joel 36 2 13 18 Der Prophet fügt wirksame Beweggründe bei: Er ist euer Gott, der für sein Volk Sorge trägt und der dessen höchstes Gut ist, und was frohe Hoffnung und Zuversicht wecken muss, er ist voller Gnade, Erbarmen, Langmut und Milde, um die Bestrafung zu verschieben und reichere Gnaden zu gewähren. Vergl. [Ex 34,6]. Joel Joel 36 2 13 19 Der Heimsuchung. Joel Joel 36 2 13 20 Der Prophet fordert Schmerz, verbunden mit der Hoffnung auf Vergebung um der Barmherzigkeit Gottes willen. Der Prophet bietet hier die Beschreibung wahrer Buße. Joel Joel 36 2 14 Quis scit si convertatur, et ignoscat, et relinquat post se benedictionem, sacrificium, et libamen Domino Deo vestro? Wer weiß,²¹ er möchte wiederum verzeihen und Segen hinter sich zurücklassen,²² Speise- und Trankopfer für den Herrn, euern Gott?²³ Joel Joel 36 2 14 21 Ich mahne euch zur Buße und, da ich weiß, dass Gott barmherzig ist [Ps 50,1.2], auch zum Vertrauen auf sein Erbarmen. Doch da ich die Tiefe des Reichtums und der Weisheit und Erkenntnis Gottes nicht zu durchdringen vermag, wünsche ich vielmehr als dass ich vorschnell behaupte (Hieron.), umso mehr als ihr sonst in eurer Buße nachlassen würdet. Joel Joel 36 2 14 22 Wenn Gott richtet, steigt er gleichsam auf die Erde herab. Die Heimsuchung durch die Heuschrecken ist ein Gericht. Vielleicht gibt er der Erde die Früchte zurück, die ihr geraubt sind. Joel Joel 36 2 14 23 Erinnerung aus [Joel 1,9]. Joel Joel 36 2 15 Canite tuba in Sion, sanctificate jejunium, vocate ctum, Stoßet in die Posaune auf Sion, haltet ein heiliges Fasten,²⁴ berufet eine Zusammenkunft, [Joel 1,14] Joel Joel 36 2 15 24 Damit alle Herzen Bußgesinnung annehmen und Gott durch öffentliche und feierliche Bitte zum Erbarmen bewegt werde, sagt er gemeinsames Fasten und öffentliche Gebete an. Joel Joel 36 2 16 Congregate populum, sanctificate ecclesiam, coadunate senes, congregate parvulos, et sugentes ubera: egrediatur sponsus de cubili suo, et sponsa de thalamo suo. versammelt das Volk, heiliget die Gemeinde,²⁵ vereiniget die Ältesten,²⁶ versammelt Kinder und Säuglinge,²⁷ der Bräutigam komme aus seiner Kammer und die Braut aus ihrem Brautgemache!²⁸ Joel Joel 36 2 16 25 Alle sollen von levitischer Unreinheit frei sein. Vergl. [2Chr 30,17.18]. Joel Joel 36 2 16 26 Kein Alter suche Entschuldigung. Joel Joel 36 2 16 27 Allen Alters Menschen sollen in den Tempel kommen, damit aller Weinen und Flehen Gottes Herz leichter rühre, insbesondere aber der Jammer der Kinder. Joel Joel 36 2 16 28 Alle sollen an der Trauer teilnehmen, auch diejenigen, welche das Gesetz von öffentlichen Lasten ausnahm. Joel Joel 36 2 17 Inter vestibulum et altare plorabunt sacerdotes ministri Domini: et dicent: Parce Domine, parce populo tuo: et ne des hereditatem tuam in opprobrium ut dominentur eis nationes: quare dicunt in populis: Ubi est Deus eorum? Zwischen Vorhalle und Altar sollen die Priester,²⁹ die Diener des Herrn, weinen³⁰ und sprechen: Schone, Herr! schone deines Volkes³¹ und gib dein Erbe nicht der Beschimpfung preis, so dass die Völker über sie herrschen.³² Warum soll man unter den Völkern sagen: Wo ist ihr Gott?³³ Joel Joel 36 2 17 29 Die Mittler zwischen Gott und Menschen sollen in aller Namen beten und zum Ausdrucke bringen, was alle fühlen, zwischen dem Vorhof des Heiligtums und dem Brandopferaltar stehend, gegen das Heiligtum gewendet. Joel Joel 36 2 17 30 Die Tränen unterstützen die Bitte. Joel Joel 36 2 17 31 Es handelt sich um deine Sache, schon dein Volk, dass du dir erwählt und durch so viele Wunder als das Deinige bezeugt hast. Joel Joel 36 2 17 32 Auf dich selbst fällt dieser Schimpf zurück. Joel Joel 36 2 17 33 Dessen sie sich als ihres Helfers rühmten. Joel Joel 36 2 18 Zelatus est Dominus terram suam, et pepercit populo suo: Da eiferte der Herr um sein Land und übte Schonung an seinem Volke.³⁴ Joel Joel 36 2 18 34 Allgemeine Norm des Handelns Gottes: Gott lässt sein Volk nicht untergehen, sondern, nachdem er Strafe vollzogen, zerstört er die Strafwerkzeuge, sein Volk aber überhäuft er mit zeitlichen und geistigen Gnaden, es so auf höhere, messianische Güter vorbereitend. Was V. 18-27 dargestellt wird, hat sich in der Geschichte des Volkes Gottes immer von neuem wiederholt. Der Herr eiferte sie haben geklagt, dass es um seine Ehre gehe, er offenbart seine Liebe und entreißt das Land der Verwüstung. Sie haben gefleht: Übe Schonung, der Herr hat Schonung geübt, das Volk als das seine anerkannt. Joel Joel 36 2 19 Et respondit Dominus, et dixit populo suo: Ecce ego mittam vobis frumentum, et vinum, et oleum, et replebimini eis: et non dabo vos ultra opprobrium in gentibus. Und der Herr begann und sprach zu seinem Volke: Sehet, ich will euch Korn und Wein und Öl in Fülle spenden und euch nicht mehr zum Schimpfe werden lassen unter den Völkern.³⁵ Joel Joel 36 2 19 35 Auch darin erhört er ihr Flehen. V. 17. Nicht mehr: So lange ihr in dieser Gesinnung beharrt. So nach [Lev 26; Dtn 28] u.a. Joel Joel 36 2 2 Dies tenebrarum, et caliginis, dies nubis, et turbinis: quasi mane expansum super montes populus multus et fortis: similis ei non fuit a principio, et post eum non erit usque in annos generationis et generationis. ein Tag der Finsternis und des Dunkels,³ ein Tag des Gewölkes und des Unwetters! Wie Morgenrot sich über die Berge ausbreitet, so kommt ein zahlreiches, starkes Volk,⁴ wie von Anbeginn keines war und nach ihm nicht sein wird bis in die fernsten Geschlechter.⁵ Joel Joel 36 2 2 3 Durch die Finsternis strafte Gott in Ägypten die Widerspenstigen [Ex 10,22], auf dem Berge Sinai war Finsternis, um Gottes Majestät zu verherrlichen. Wie ist das Licht Freude und Glück, so bedeutet Nacht und Finsternis Unglück und Heimsuchung. Joel Joel 36 2 2 4 Wer ist dieses Rächervolk? Einige erkennen auch in ihm die Heuschrecken, indes ist mit Recht zu bezweifeln, ob hier allein an diese zu denken ist, da die Heuschreckenplage den kommenden Tag des Herrn anzeigen sollte. [Joel 1,15] Berücksichtigt man ferner V. 10, 11, 30, 31 sowie [Joel 3,15], so ist wohl nicht zu bezweifeln, dass der Prophet unter dem Bilde der gegenwärtig verwüstenden Heuschrecken andere Feindesscharen versteht, andere und härtere Gerichte Gottes. Die Beschreibung des Propheten entspricht den Drohungen Moses [Dtn 28,49ff]. Ob nun dies Gericht noch durch standhafte Bekehrung gänzlich oder wenigstens bedingungsweise, solange Israel treu bleibt, aufgehoben wird, ob es allmählich kommt und mehrere Geschlechter trifft, sagt der Prophet nicht. Er stellt nur die allgemeine Richtschnur für das Handeln Gottes auf, ohne ein bestimmtes Volk im Auge zu haben, das Gottes Ratschlüsse vollzieht. Das Morgenrot ist Bild der Schnelligkeit und eine Anspielung auf den Schein, der im Sonnenglanze von den Heuschrecken widerstrahlt. Joel Joel 36 2 2 5 Vergl. [Ex 10,14]. Ein Unglück übertraf immer das vorhergehende, das Gericht durch die Chaldäer dasjenige durch die Assyrier, das durch die Römer vollstreckt beide. Joel Joel 36 2 20 Et eum, qui ab aquilone est, procul faciam a vobis: et expellam eum in terram inviam, et desertam: faciem ejus contra mare orientale, et extremum ejus ad mare novissimum: et ascendet ftor ejus, et ascendet putredo ejus, quia superbe egit. Den Feind von Mitternacht werde ich weit von euch wegtreiben und ihn in ein ödes und wüstes Land³⁶ verstoßen, seinen Vortrab in das Ostmeer³⁷ und seinen Nachtrab in das äußerste Meer stürzen und es soll Gestank sich von ihm erheben und Modergeruch von ihm aufsteigen, weil er so groß getan.³⁸ Joel Joel 36 2 20 36 Die Heuschrecken kommen nach Gottes Anordnung in der Wüste um, damit der Gestank von ihren Leichen nicht Krankheiten hervorrufe. Joel Joel 36 2 20 37 Das Tote Meer. Joel Joel 36 2 20 38 Mit der Entfernung der Heuschrecken ist der Sinn der Verheißungen noch nicht erschöpft. Denn da Joel die allgemein gültige Weise Gottes zu verfahren vorstellt, warum nicht auch an dieser Stelle? In dem Vorbilde der Heuschrecken wird zum Ausdruck gebracht, wie Gott, der immer für sein Volk eifert, die Werkzeuge seiner Gerechtigkeit, so oft er solche gebraucht, fortwirft. Schon früher hat Gott öfter sein Volk durch Einfälle feindlicher Völker heimgesucht, so dass er auch jetzt dies tun werde, hat der Prophet [Joel 2,2] verkündet. Doch der Eifer Gottes und die Verheißungen des Herrn sind dem Propheten eine Bürgschaft, dass auch jetzt durch die Heimsuchung diese Erneuerung kommen wird. Dass die Feinde von Norden das Land bedrohten, ist aus der Zeitgeschichte bekannt. Joel Joel 36 2 21 Noli timere terra, exsulta et lætare: quoniam magnificavit Dominus ut faceret. Fürchte dich nicht, o Land! frohlocke und freue dich,³⁹ denn Herrliches vollbringt⁴⁰ der Herr. Joel Joel 36 2 21 39 Den Drohungen entgegengesetzte Verheißungen folgen. Stufenweise steigt der Prophet von den unbelebten Wesen zu den Tieren, von diesen zu den Menschen empor. Joel Joel 36 2 21 40 Im Hebr. ist derselbe Ausdruck wie V. 20 am Ende; ein schöner Gegensatz. Joel Joel 36 2 22 Nolite timere animalia regionis: quia germinaverunt speciosa deserti, quia lignum attulit fructum suum, ficus, et vinea dederunt virtutem suam. Fürchtet euch nicht, ihr Tiere des Feldes!⁴¹ denn es grünen die schönen Triften, denn die Bäume tragen ihre Frucht, Feigenbaum und Weinstock geben ihren Ertrag. Joel Joel 36 2 22 41 Die Fruchtbarkeit der Bäume und Weinberge hat auch für Tiere, insbesondere die Haustiere, seinen Nutzen. Joel Joel 36 2 23 Et filii Sion exsultate, et lætamini in Domino Deo vestro: quia dedit vobis doctorem justitiæ, et descendere faciet ad vos imbrem matutinum et serotinum sicut in principio. Auch ihr, Söhne Sions! frohlocket und freuet euch in dem Herrn, euerm Gott,⁴² denn er gibt euch einen Lehrer der Gerechtigkeit⁴³ und sendet euch Frühregen und Spätregen⁴⁴ wie vom Anbeginn⁴⁵ hernieder. Joel Joel 36 2 23 42 Die Verheißungen schließen sich eng an V. 19 an; 19a ist in 22 aufgehoben, 19b wird so erklärt, dass das Volk zu wahrer Gerechtigkeit erzogen werden soll (V. 23) und Gott preisen und loben V. 26 und durch die Erfahrung erkennen V. 27, dass er in ihrer Mitte weilt. Sie sollen sich freuen in religiöser Freude, in Gott, dem Urheber der Wohltaten. Zwei solche werden genannt: Eine, welche die Quelle der Sünden verstopft und das Volk zu einem seiner Auserwählung würdigen Leben führt (Ausführung V. 26b, 27), die andere, dass der Frömmigkeit die Verheißung reichsten Glückes wird. (V. 24, 25, 26a) Joel Joel 36 2 23 43 Du, mein Volk, musst dich freuen, dass Gott dir das Gesetz gegeben und es beständig durch Propheten erklären lässt, so dass du den wahren Weg zur Gerechtigkeit gehst. Vergl. [Num 23,23]. Auch fromme Könige hat dir Gott gegeben, z.B. [2Kön 18ff; 2Chr 19ff]. Vergl. [Jes 30,20]. Der Lehrer ist nicht Christus, sondern die Propheten nach der Gefangenschaft. Einige verstehen die Weissagung von Christus. Joel Joel 36 2 23 44 Nach der Aussaat und vor der neuen Ernte. Joel Joel 36 2 23 45 Wie früher. Joel Joel 36 2 24 Et implebuntur areæ frumento, et redundabunt torcularia vino, et oleo. Es füllen sich die Tennen mit Getreide und die Keltern strömen über von Wein und Öl. Joel Joel 36 2 25 Et reddam vobis annos, quos comedit locusta, bruchus, et rubigo, et eruca: fortitudo mea magna, quam misi in vos. Ich will euch Ersatz gewähren für die Jahre,⁴⁶ welche Heuschrecken, Käfer, Kornbrand und Raupe gefressen haben, mein großes Heer,⁴⁷ das ich wider euch entsandt habe. Joel Joel 36 2 25 46 Die Kap. 4 erwähnte Plage hat sich öfter wiederholt. Joel Joel 36 2 25 47 So nennt Gott es, weil es eine so große Niederlage bereitet hat. Joel Joel 36 2 26 Et comedetis vescentes, et saturabimini: et laudabitis nomen Domini Dei vestri, qui fecit mirabilia vobiscum: et non confundetur populus meus in sempiternum. Dann werdet ihr vollauf zu essen haben und satt werden und sollt den Namen des Herrn, eures Gottes, loben, der Wunderbares an euch getan, und mein Volk soll nimmermehr zuschanden werden. Joel Joel 36 2 27 Et scietis quia in medio Israel ego sum: et ego Dominus Deus vester, et non est amplius: et non confundetur populus meus in æternum. Und ihr sollt inne werden, dass ich in Israels Mitte bin, bin ich doch der Herr, euer Gott, außer dem keiner ist, und auf ewig wird mein Volk nicht zuschanden werden. Joel Joel 36 2 28 Et erit post hæc: effundam spiritum meum super omnem carnem: et prophetabunt filii vestri, et filiæ vestræ: Senes vestri somnia somniabunt, et juvenes vestri visiones videbunt. Darnach⁴⁸ aber wird es geschehen: Ich werde meinen Geist über alles Fleisch ausgießen,⁴⁹ eure Söhne und eure Töchter werden weissagen,⁵⁰ eure Greise Träume haben und eure Jünglinge Gesichte schauen. [Jes 44,3] Joel Joel 36 2 28 48 Nach der Zeit der Vorbereitung. Es folgt die messianische Periode. Demgemäß kann auch das Vorhergehende einigermaßen auf die Zeit bezogen werden, welche nach dem Gerichte über das rebellische Volk eine Vorbereitung auf die Zeit des Messias bildet. Joel Joel 36 2 28 49 Das Wort weist auf eine Fülle der Ausgießung hin. Der Geist Gottes ist das Prinzip des Lebens, der Erleuchtung und des gottgefälligen Handelns. Der Geist Gottes schwebte einst auf den Wassern, die Welt bildend, er erfüllte die Propheten und schmückte sie mit allen Tugenden. Die reiche Ausgießung desselben bedeutet also neues und zwar göttliches Leben und Tugenden höherer Ordnung, die dem Menschen in reichlicherem Maße mitgeteilt werden. Und da der Geist Gottes auch früher schon verliehen war, sollen nun nicht nur das auserwählte Geschlecht, sondern alle Menschen dieser Gaben teilhaftig werden. So bilden Fülle und Allgemeinheit der Ausgießung das Charakteristische. Wenn nun der Geist Gottes den Menschen innerlich erfüllt und ihn zu neuem Leben erhebt, so ist dies jene Neuschaffung, welche erst das Neue Testament genauer erklärt. Joel Joel 36 2 28 50 Einzelne Gnadengaben werden besonders genannt. Weissagungen sind von Gott eingegebene Reden zum Heile oder offenbaren selbst Zukünftiges. Joel Joel 36 2 29 Sed et super servos meos, et ancillas in diebus illis effundam spiritum meum. Ja, auch über meine Knechte und Mägde will ich in jenen Tagen meinen Geist ausgießen.⁵¹ Joel Joel 36 2 29 51 Kein Alter, kein Geschlecht soll ausgeschlossen sein, ja selbst kein Volk. (V. 28) Dass hier von der messianischen Periode die Rede, beweist erstlich die Erwähnung der Ausgießung des Geistes, welche die Propheten jener Zeit zuschreiben, sodann der Zusatz: Hiernach, der dem Worte des heiligen Petrus: In den letzten Tagen [Apg 2,16] entspricht: endlich die authentische Erklärung [Apg 2,16ff]. Joel Joel 36 2 3 Ante faciem ejus ignis vorans, et post eum exurens flamma: quasi hortus voluptatis terra coram eo, et post eum solitudo deserti, neque est qui effugiat eum. Vor ihm her ist verzehrendes Feuer und hinter ihm sengende Flamme,⁶ wie ein Garten der Wonne ist das Land vor ihm her⁷ und hinter ihm öde Wüste, und keiner vermag ihm zu entrinnen. Joel Joel 36 2 3 6 Die Rächer werden so beschrieben, dass sie wahrhaft Gottes Hand kundtun. [Ps 96,3; Ps 17,9] Joel Joel 36 2 3 7 Eden wird eine Wüste. Joel Joel 36 2 30 Et dabo prodigia in clo, et in terra, sanguinem, et ignem, et vaporem fumi. Und ich werde Wunderzeichen am Himmel und auf der Erde erscheinen lassen, Blut und Feuer und Rauchsäulen.⁵² Joel Joel 36 2 30 52 An die Ausgießung des Geistes schließt der Prophet die Beschreibung des Weltgerichtes, bei dem Gott fragt, wie wir seine Gaben gebraucht. Zugleich zeigt der Übergang zum Gerichte, dass nach diesem Gesetze kein anderes mehr zu erwarten, sondern dies von allen zu beobachten ist, welche selig werden wollen, wenn sie nicht einem furchtbaren Gerichte verfallen wollen. Die hier genannten Vorzeichen des Weltgerichtes finden ihre Erklärung [Mt 24,29; Mk 13,24.25; Lk 21,25.26] und [Offb 6,12] sowie [Offb 8,7.8.10.12; Offb 9,2.18] und [Offb 16,2-21]. Schon in den ägyptischen Plagen gebrauchte Gott Finsternis, Blut und verderbte Luft zur Züchtigung der Widerspenstigen. Joel Joel 36 2 31 Sol convertetur in tenebras, et luna in sanguinem: antequam veniat dies Domini magnus, et horribilis. Die Sonne wird sich in Finsternis wandeln und der Mond in Blut, bevor der große und schreckliche Tag des Herrn kommt. [Joel 2,10; Mt 24,29] Joel Joel 36 2 32 Et erit: omnis qui invocaverit nomen Domini, salvus erit: quia in monte Sion, et in Jerusalem erit salvatio, sicut dixit Dominus, et in residuis, quos Dominus vocaverit. Und es wird geschehen: Jeder, der den Namen des Herrn⁵³ anruft,⁵⁴ wird gerettet werden; denn auf dem Berge Sion und zu Jerusalem soll Rettung sein,⁵⁵ wie der Herr gesprochen hat,⁵⁶ und unter den Übriggebliebenen für die, welche der Herr beruft.⁵⁷ [Röm 10,13] Joel Joel 36 2 32 53 Den Gott eigenen Namen Jahve, der ist, den er mit Verheißungen den Menschen geoffenbart hat. Diesen hat er auch seinem Bündnisse vorgesetzt, dessen Festigkeit, Unveränderlichkeit und Erhabenheit zu kennzeichnen und dessen letztes Ziel, die Anschauung und den Genuss seiner göttlichen Wesenheit, kundzutun. Joel Joel 36 2 32 54 An Gott, den Urheber des übernatürlichen Bundes, glauben, ihn bekennen und ihm als Urheber und Verheißer wegen der Erhabenheit der göttlichen Natur anhängen. Joel Joel 36 2 32 55 Diese Anrufung zum Heile muss in Sion und in Jerusalem statthaben und wird gewährt, indem der Herr selbst ruft und einlädt. Wie Sion und Jerusalem die sichtbaren Sitze des alttestamentlichen Gottesreiches sind, so sind sie auch Symbol des erhabenen Gottesreiches, das durch die Ausgießung des Heiligen Geistes über die ganze Menschheit gegründet werden wird, derart, dass wer selig werden will, mit Herz und Geist Bürger und Einwohner jener Stadt und jenes Reiches Gottes sein muss. [Ps 88,4-6] Was Isaias und Michäas Berg Gottes [Jes 2,2; Mi 4,1], was Isaias durch den Bau, Umfang und Schmuck der Stadt [Jes 49,17; Jes 54,1] vorbildlich betreffs des Neuen Bundes lehrt, das wird hier gesagt: Auf dem Berge Sion und zu Jerusalem soll Rettung sein. Joel Joel 36 2 32 56 Ähnliche Worte [Obd 1,17] und [Jes 37,32]. Joel Joel 36 2 32 57 Auch die, welche anderen vorhergehenden Gerichten des Herrn entgehen, sollen des Heiles teilhaftig werden, wenn sie nur von Gott berufen werden. Gott also zieht innerlich alle, die zum Heile gelangen. Vergl. [Jes 10,21.22]. Fassen wir kurz das gesagte zusammen: a. Eine Zeit der Vorbereitung geht der messianischen Zeit voraus. b. Diese wird durch eine reichliche und allgemeine Ausgießung der Gaben Gottes ausgezeichnet. c. Sie schließt mit dem großen und schrecklichen Tag des Herrn, dem gewaltige Umwälzungen auf Erden und am Himmel vorausgehen. d. Diejenigen werden gerettet, welche dem Herrn in Glauben und Liebe anhängen. e. Das Heil ist in Sion und Gott verleiht es durch innere Berufung und Hilfe. f. Wenige werden auserwählt sein. Bei Isaias steigt der Geist Gottes auf den Messias herab. [Jes 11,2] Joel bezeugt, dass auch die Glieder Christi mit dem Geiste Gottes erfüllt und gesalbt werden, Ezechiel bezeichnet reines Wasser als eine Mittelsursache und als seine Wirkung innere Erneuerung und Heiligung. [Ez 36,25-28] Dass ein neues Volk Gottes gleichsam aus Gott geboren werden soll, deutet Isaias an. [Jes 66,8.9] Joel Joel 36 2 4 Quasi aspectus equorum, aspectus eorum: et quasi equites sic current. Ihr Aussehen ist dem von Rossen gleich⁸ und wie Reiter rennen sie. Joel Joel 36 2 4 8 Hebr.: Wie Rosse, so rennen sie. Das Bild ist von den Heuschrecken hergenommen. Joel Joel 36 2 5 Sicut sonitus quadrigarum super capita montium exsilient, sicut sonitus flammæ ignis devorantis stipulam, velut populus fortis præparatus ad prlium. Gleich rasselnden Kriegswagen hüpfen sie über die Gipfel der Berge,⁹ wie prasselnde Feuerflammen, welche die Stoppeln verzehren, wie ein mächtiges, zum Kampfe gerüstetes Volk. Joel Joel 36 2 5 9 Vergl. [Offb 9,9]. Joel Joel 36 2 6 A facie ejus cruciabuntur populi: omnes vultus redigentur in ollam. Vor ihnen erbeben die Völker, alle Angesichter glühen wie ein Topf.¹⁰ Joel Joel 36 2 6 10 Der Grund folgt V. 7. Joel Joel 36 2 7 Sicut fortes current: quasi viri bellatores ascendent murum: viri in viis suis gradientur, et non declinabunt a semitis suis. Wie Helden laufen sie daher, wie Krieger ersteigen sie die Mauern,¹¹ Mann für Mann zieht seinen Weg, alle, ohne von ihrer Bahn abzuweichen. Joel Joel 36 2 7 11 Das Laufen ermüdet sie nicht, kein Hindernis vermag sie aufzuhalten. Joel Joel 36 2 8 Unusquisque fratrem suum non coarctabit, singuli in calle suo ambulabunt: sed et per fenestras cadent, et non demolientur. Keiner stößt den andern, ein jeder zieht seine eigene Straße; sogar auch durch Fenster stürzen sie und lassen sich nicht abbringen. Joel Joel 36 2 9 Urbem ingredientur, in muro current: domos conscendent, per fenestras intrabunt quasi fur. Sie dringen in die Stadt ein, laufen auf den Mauern, erklimmen die Häuser, steigen durch die Fenster Dieben gleich ein.¹² Joel Joel 36 2 9 12 Auch dies ist nach dem Vorbilde der Heuschrecken beschrieben. In V. 8, 9 wird in unserer Vulgata zweimal das Eindringen durch die Fenster erwähnt. V. 8 muss nach dem Hebr. lauten: Sie stürzen durch die Schwerter. Wenn man sie auch mit Waffen angreift, werden sie dennoch nicht aufgehalten. Joel Joel 36 0 1 B. Weitere Darlegung der göttlichen Segnungen. (Kap. 3) a. Bestrafung der Feinde Sions. (V. 8) b. Bestrafung der Feinde Gottes. (V. 16) c. Der Herr der Erlöser in Sion. Joel Joel 36 3 1 Quia ecce in diebus illis, et in tempore illo cum convertero captivitatem Juda, et Jerusalem: Denn sehet, in jenen Tagen und zu jener Zeit,¹ wenn ich die Gefangenschaft von Juda und Jerusalem wenden werde,² Joel Joel 36 3 1 1 Grund, warum auf dem Berge Sion und in Jerusalem das Heil sein wird. Was Gott [Joel 2,18] gesagt, soll auch in der Zukunft gelten, auch wenn das Volk durch neue Untreue Gottes Strafe auf sich zieht. Joel Joel 36 3 1 2 Die Gefangenschaft wenden ist nicht notwendig nur auf die Fortführung zu beziehen, sondern bedeutet in einen früheren blühenden Zustand aus gegenwärtigem Elende zurückversetzen. Gewiss waren auch viele Israeliten gefangen und verkauft. (V. 3) Die Erlösung Jerusalems ist mit einem Gerichte über die Völker verbunden, in welchem Gott wegen des jenem angetanen Unrechts Rechenschaft fordert. Joel Joel 36 3 10 Concidite aratra vestra in gladios, et ligones vestros in lanceas. Infirmus dicat: Quia fortis ego sum. Schmiedet eure Pflugscharen zu Schwertern um und eure Karste zu Lanzen, der Schwächling sage: Ich bin ein Held!¹⁵ Joel Joel 36 3 10 15 Es wird ihm solche Hilfe zuteil werden, dass er dies zu sagen vermag. Warum, besagt V. 12, 13. Joel Joel 36 3 11 Erumpite, et venite omnes gentes de circuitu, et congregamini: ibi occumbere faciet Dominus robustos tuos. Eilet und kommet, alle ihr Völker ringsum, und sammelt euch,¹⁶ dort wird der Herr deine Helden zu Boden strecken.¹⁷ Joel Joel 36 3 11 16 Ironische Aufmunterung an die Feinde. Joel Joel 36 3 11 17 Im Hebr. ist dies vielmehr ein Gebet zum Herrn: Dorthin lass, Jahve, deine Helden (deine Engel) niederfahren. Bei solcher Hilfe dar auch der Schwache sagen: Ich bin ein Held. Wie die bösen Geister die Feinde Gottes anstacheln, sein Reich zu bekämpfen, so stehen die Engel den Streitern Gottes bei. So stehen sich die beiden Heere gegenüber. Joel Joel 36 3 12 Consurgant, et ascendant gentes in vallem Josaphat: quia ibi sedebo ut judicem omnes gentes in circuitu. Die Völker sollen sich aufmachen und hinziehen in das Tal Josaphat, denn dort will ich über alle Völker ringsum zu Gericht sitzen. Joel Joel 36 3 13 Mittite falces, quoniam maturavit messis: venite, et descendite, quia plenum est torcular, exuberant torcularia: quia multiplicata est malitia eorum. Leget die Sichel an,¹⁸ denn die Ernte ist reif; kommt und steiget herab,¹⁹ denn die Kelter ist angefüllt, es strömen die Kufen über, denn ihre Bosheit ist übergroß geworden. Joel Joel 36 3 13 18 Mahnung an die Engel. Der Heiland führt das Gleichnis weiter aus [Mt 13,38-42]. Vergl. [Offb 14,15-20]. Joel Joel 36 3 13 19 Hebr. besser: Kommet und stampfet, nämlich die Trauben. Das Gericht wird unter dem Bilde der Ernte, vergl. [Jes 17,5; Hos 6,11] und der Weinlese, vergl. [Jes 63,1], dargestellt. Das Böse soll wachsen und reifen. Joel Joel 36 3 14 Populi populi in valle concisionis: quia juxta est dies Domini in valle concisionis. Völker über Völker²⁰ im Tale der Entscheidung, denn nahe ist der Tag des Herrn im Tale der Entscheidung.²¹ Joel Joel 36 3 14 20 Oder: Getümmel über Getümmel. Joel Joel 36 3 14 21 Das Tal der Herr richtet wird jetzt nach dem Erfolge symbolisch das Tal der Entscheidung genannt. Joel Joel 36 3 15 Sol et luna obtenebrati sunt, et stellæ retraxerunt splendorem suum. Sonne und Mond haben sich verfinstert und die Sterne haben ihren Glanz zurückgezogen. [Joel 2,10] Joel Joel 36 3 16 Et Dominus de Sion rugiet, et de Jerusalem dabit vocem suam: et movebuntur cli, et terra: et Dominus spes populi sui, et fortitudo filiorum Israel. Und der Herr wird brüllen von Sion her²² und seine Stimme erschallen lassen aus Jerusalem, so dass Himmel und Erde erbeben; der Herr aber ist die Hoffnung seines Volkes und der Hort der Söhne Israel.²³ [Am 1,2] Joel Joel 36 3 16 22 Aus der Mitte seines Reiches wie von seinem eigentlichen Sitze wird der Herr seine Stimme aussenden, d.i. alle zum Gerichte sammeln, Ausspruch und Strafe verkünden. Vergl. [Joh 5,28]. Joel Joel 36 3 16 23 Wenn alles zittert, gewährt der Herr den Seinen sichere Hoffnung, die nicht zuschanden wird. Inmitten des Schreckens und des Zusammenbruches der ganzen Welt ist er ihnen Stärke. Vergl. [Lk 21,28]. Joel Joel 36 3 17 Et scietis quia ego Dominus Deus vester habitans in Sion monte sancto meo: et erit Jerusalem sancta, et alieni non transibunt per eam amplius. Da sollt ihr inne werden,²⁴ dass ich der Herr, euer Gott, bin, der auf Sion, meinem heiligen Berge, wohnt,²⁵ und Jerusalem wird heilig sein und kein Fremder wird es mehr durchziehen.²⁶ Joel Joel 36 3 17 24 Dies alles wird der Herr tun aus Erbarmen gegen sein Volk, damit es durch diese Offenbarung seiner Vorsehung erkenne, dass er Gott ist. Joel Joel 36 3 17 25 Dort wird er sich als Gott des Bundes offenbaren und da er selbst heilig ist, auch sein Reich in Heiligkeit blühen lassen. So ist es denn jetzt klar, warum in Sion allein Rettung [Joel 3,32] und warum Gott alle seine Feinde straft, dort hat er sich seinen Thron erwählt, dies ist das Erbe, das er sich erworben. Sion ist also als Sitz des Gottesreiches aufgefasst und ist ein umso geeigneteres Symbol desselben, weil dort das alte Gottesreich in der Tat seinen Mittelpunkt hatte. Joel Joel 36 3 17 26 Alle, die Böses tun, bleiben fern, den Seinen aber teilt Gott seinen Geist mit. [Joel 2,28] Joel Joel 36 3 18 Et erit in die illa: stillabunt montes dulcedinem, et colles fluent lacte: et per omnes rivos Juda ibunt aquæ: et fons de domo Domini egredietur, et irrigabit torrentem spinarum. Zu jener Zeit werden die Berge Süßigkeit träufeln²⁷ und die Hügel von Milch fließen und in allen Bächen Judas wird Wasser strömen, eine Quelle wird vom Hause des Herrn ausgehen²⁸ und das Tal der Dornen²⁹ tränken. [Am 9,13] Joel Joel 36 3 18 27 Hebr.: die Berge werden von Most triefen. Die Weinberge auf den Bergen werden eine solche Fülle von Most bieten, die in den Tälern weidenden Tiere so reichlich Milch geben, dass Berg und Tal nicht mehr Wasserquellen den Ursprung zu geben scheinen, sondern Strömen von Most und Milch. Das ganze Land aber wird von nicht versiegenden Flüssen bewässert werden und die Äcker überaus fruchtbar sein. Diese Darstellung ist ein Bild der geistigen Gnaden. Denn wie durch die Sünde auch über die Natur Heimsuchungen gekommen sind [Gen 3,16], so fließt auf die geschaffenen Dinge aus der erneuten Heiligkeit des Menschen ein neuer Glanz zurück und die Natur gibt der Heiligkeit der Menschen gleichsam Zeugnis. Da Bild ist umso passender, also im Gesetze zwischen Frömmigkeit und Gottlosigkeit einerseits und dem Segen in der Natur andererseits ein gewisses Verhältnis des Lohnes und der Strafe besteht. Joel Joel 36 3 18 28 Ein Quell in übertragenem Sinne, ein Quell des Segens. Joel Joel 36 3 18 29 Hebr. Akaziental: die Wüste. So wird ein Bild seltener Fruchtbarkeit geboten. Joel Joel 36 3 19 gyptus in desolationem erit, et Idumæa in desertum perditionis: pro eo quod inique egerint in filios Juda, et effuderint sanguinem innocentem in terra sua. Ägypten wird zur Wüste werden und Idumäa zur wüsten Steppe,³⁰ weil sie Frevel gegen die Söhne Judas verübt und unschuldiges Blut in seinem Lande vergossen haben. Joel Joel 36 3 19 30 Erfüllung des V. 17 Ende Gesagten mit Anbequemung an die Zeitverhältnisse. Was er V. 4 an den Tyriern und Ägyptern beklagt, tadelt er jetzt auch an den Ägyptern und den Edomitern. Über die letzteren vergl. [Am 1,11; Obd 1,10]. Andere Weissagungen gegen Ägypten [Jes 19; Jer 46; Ez 3032], gegen Edom [Jer 49,7; Ez 35]. Die Ägypter wurden durch Kambyses gestraft, indes ist ein Volk als Repräsentant für alle stolze Erhebung und alle Feinde Gottes gesetzt. (Cyr., Theod.) Joel Joel 36 3 2 Congregabo omnes gentes, et deducam eas in vallem Josaphat: et disceptabo cum eis ibi super populo meo, et hereditate mea Israel, quos disperserunt in nationibus, et terram meam diviserunt. werde ich alle Völker versammeln und sie in das Tal Josaphat³ hinabführen und daselbst werde ich mit ihnen ins Gericht gehen wegen meines Volkes und meines Erbes Israel, dass sie dieselben unter die Völker zerstreut und dass sie mein Land geteilt haben.⁴ Joel Joel 36 3 2 3 Der Herr ist Richter, allegorisch. Dass Gott über die einzelnen Völker zu verschiedenen Zeiten und auf verschiedene Weise Gericht hält, geht schon daraus hervor, dass alle Völker nicht in einem einzigen Tale versammelt und gestraft werden können. Cyr. nennt eine solche Behauptung ein frivoles Weibermärchen der Juden und eine Lächerlichkeit. Zudem ist es ungewiss, ob ein solches Tal je bestanden hat, und die anderweitige Bezeichnung V. 14 zeigt, dass nicht der Name, sondern die durch denselben bezeichnete Sache in Frage kommt. Indes kann der Sieg, den König Josaphat einst im Tale des Segens davongetragen [2Chr 20,16-26], zu dieser Bezeichnung Gelegenheit gegeben haben. Israel ist von Theglathphalasar [2Kön 15,29; 1Chr 5,26] bereits zerstreut, deshalb sind die Worte nicht notwendig auf die Zeit nach der Zerstörung des Reiches Israel, auf die Zeit nach 722 zu beziehen. Schon Jehu musste den Assyriern Tribut zahlen und andere Besetzungen des Landes in den Kriegen mit Syrien werden [2Kön 10,32.33; 2Kön 13,3] erwähnt. Joel Joel 36 3 2 4 Die schlimmste Verteilung des Landes durch die Assyrier [2Kön 15,29]. In allen Kriegen wurden Juden als Kriegsgefangene verkauft. Joel Joel 36 3 20 Et Judæa in æternum habitabitur, et Jerusalem in generationem et generationem. Judäa aber wird immerdar bewohnt werden und Jerusalem von Geschlecht zu Geschlecht.³¹ Joel Joel 36 3 20 31 So ward es David durch Nathan versprochen. [2Sam 7,14] Auch Osee weissagt, dass Gottes Bund nach der Strafe bestehen werde. [Hos 2,19] Ähnlich [Jes 9,7; Jes 11,1; Jes 54]. Joel Joel 36 3 21 Et mundabo sanguinem eorum, quem non mundaveram: et Dominus commorabitur in Sion. Und ich werde ihr Blut sühnen, welches ich noch nicht gesühnt habe,³² und der Herr wird auf Sion wohnen.³³ Joel Joel 36 3 21 32 Hebr.: Ich werde ihr Blut hochheilig halten, das ich noch nicht hochheilig gehalten. Gott wird die Bedrückung seines Volkes nicht ferner, wie im Alten Testamente, zulassen. Hieraus folgt die gewöhnliche Übersetzung: Und ich werde ihr Blut rächen, das ich noch nicht gerächt habe. Gott wird im Neuen Bunde sorgfältiger über die Seinen wachen und jedes Unrecht alsbald rächen. Oder die Worte beziehen sich auf V. 19. Joel Joel 36 3 21 33 Seinen beständigen Wohnsitz aufschlagen. Joel Joel 36 3 3 Et super populum meum miserunt sortem: et posuerunt puerum in prostibulo, et puellam vendiderunt pro vino ut biberent. Und über mein Volk haben sie das Los geworfen und die Knaben der Entehrung preisgegeben, die Mädchen aber für Wein verkauft, um zu zechen.⁵ Joel Joel 36 3 3 5 Nach dem Hebr. wohl: Als Preis für das Buhlen (oder: für eine Buhlerin.) Joel Joel 36 3 4 Verum quid mihi et vobis Tyrus, et Sidon, et omnis terminus Palæstinorum? Numquid ultionem vos reddetis mihi? Et si ulciscimini vos contra me, cito velociter reddam vicissitudinem vobis super caput vestrum. Doch was habe ich mit euch, Tyrus und Sidon und ihr alle Landschaften der Philister? Wollt ihr etwa an mir Vergeltung üben? Wenn ihr euch an mir rächen wollt,⁶ so werde ich geschwind und eilends die Vergeltung auf euer Haupt zurückfallen lassen.⁷ Joel Joel 36 3 4 6 Hebr.: Oder wollt ihr euch an mir rächen? Joel Joel 36 3 4 7 Sie haben keine Ursache, über das Volk Gottes herzufallen. Ihnen selbst ist kein Unrecht geschehen und nicht ungestraft werden sie den Schutzbefohlenen Gottes angreifen. Joel Joel 36 3 5 Argentum enim meum, et aurum tulistis: et desiderabilia mea, et pulcherrima intulistis in delubra vestra. Denn ihr habt mein Silber und Gold genommen und meine herrlichsten und schönsten Kleinode in eure Götzentempel gebracht.⁸ Joel Joel 36 3 5 8 Vergl. [2Chr 21,17] und [2Kön 14,13]. Joel Joel 36 3 6 Et filios Juda, et filios Jerusalem vendidistis filiis Græcorum, ut longe faceretis eos de finibus suis. Und die Söhne Judas und Jerusalems habt ihr den Griechen verkauft, um sie weit wegzuschaffen von ihrem Lande.⁹ Joel Joel 36 3 6 9 Ähnliches wirft Amos den Philistern [Am 1,6] und Tyriern [Am 1,9] vor. Vergl. [Ps 82]. Aber Gott wacht über die Seinen, er macht die Anschläge der Feinde zunichte. Joel Joel 36 3 7 Ecce ego suscitabo eos de loco, in quo vendidistis eos: et convertam retributionem vestram in caput vestrum. Sehet, ich werde machen, dass sie sich von dem Orte, wohin ihr sie verkauft habt,¹⁰ erheben, und werde die Vergeltung auf euer Haupt zurückfallen lassen. Joel Joel 36 3 7 10 Auch wenn sie fern sind, will Gott ihrer gedenken und für sie Sorge tragen. Joel Joel 36 3 8 Et vendam filios vestros, et filias vestras in manibus filiorum Juda, et venumdabunt eos Sabæis, genti longinquæ, quia Dominus locutus est. Ich werde eure Söhne und eure Töchter durch die Söhne Judas verkaufen, diese werden sie an die Sabäer verkaufen, ein fernes Volk,¹¹ denn der Herr hat es gesprochen. Joel Joel 36 3 8 11 Im Norden des heutigen Jemen. Die Philister wurden bereits von Azarias [2Chr 26,6] und Ezechias [2Kön 18,8] besiegt und viele mussten wohl das gewöhnliche Los der Gefangenen erdulden. Ob auch die Phönizier durch die Juden ihre Strafe erlitten, ist nicht zu sagen. Jedenfalls wurden sie von den Assyriern und Chaldäern besiegt. Joel Joel 36 3 9 Clamate hoc in gentibus, sanctificate bellum, suscitate robustos: accedant, ascendant omnes viri bellatores. Lasset dies unter den Völkern ausrufen:¹² Führet einen heiligen Krieg,¹³ bietet die Helden auf, lasset alle Krieger heranrücken und zu Felde ziehen!¹⁴ Joel Joel 36 3 9 12 Weit und breit, überall. Joel Joel 36 3 9 13 Die Aufforderung geht an alle, welche unter dem Banner Gottes kämpfen. Joel Joel 36 3 9 14 Also auch im messianischen Zeitalter werden noch Kämpfe sein, obwohl es eine Friedenszeit ist. Amos Am 37 0 1 I. Gottes Urteil über die Feinde und das auserwählte Volk. (Kap. 1, Kap. 2) Einleitung. (V. 2) A. Verkündigung des Gerichtes über die Syrer, die Philister und die Tyrier. (V. 10) B. Verkündigung des Gerichtes über die Edomiter, die Ammoniter und die Moabiter. [Am 2,3] Amos Am 37 1 1 VERBA Amos, qui fuit in pastoribus de Thecue: quæ vidit super Israel in diebus Oziæ regis Juda, et in diebus Jeroboam filii Joas regis Israel ante duos annos terræmotus. Worte des Amos, eines der Hirten von Thekua, die er über Israel schaute¹ in den Tagen Ozias, des Königs von Juda,² und in den Tagen Jeroboams, des Sohnes Joas, des Königs von Israel, zwei Jahre vor dem Erdbeben.³ Amos Am 37 1 1 1 Im Gesichte. Über Israel: weil Juda nun nebenher erwählt und nur um Israels willen genannt wird. Amos Am 37 1 1 2 Der König von Juda wird als theokratischer König an erster Stelle genannt. Warum auch Jeroboam genannt wird, siehe [Hos 1,Anm.2]. Amos Am 37 1 1 3 Die Zeit wird genau angegeben, wenngleich wir nicht wissen, wenn das Erdbeben statthatte. Es wird auch erwähnt als ein dem künftigen Unglücke vorausgehender Vorbote, der Gottes Erhabenheit kundgibt. Amos Am 37 1 10 Et mittam ignem in murum Tyri, et devorabit ædes ejus. Ich will Feuer über die Mauern von Tyrus senden, das seine Paläste verzehren soll. Amos Am 37 1 11 Hæc dicit Dominus: Super tribus sceleribus Edom, et super quatuor non convertam eum: eo quod persecutus sit in gladio fratrem suum, et violaverit misericordiam ejus, et tenuerit ultra furorem suum, et indignationem suam servaverit usque in finem. So spricht der Herr: Wegen der drei, ja vier Missetaten von Edom werde ich dies nicht abwenden, weil es seinen Bruder mit dem Schwerte verfolgt und die Barmherzigkeit gegen ihn verletzt hat¹⁹ und im Grimm verharrt für und für und seinen Zorn bewahrt immerdar. Amos Am 37 1 11 19 Anspielung auf Jakob und Esau. [Gen 27,41] Die Barmherzigkeit: die ihm gebührende Barmherzigkeit. Amos Am 37 1 12 Mittam ignem in Theman: et devorabit ædes Bosræ. Ich will Feuer entsenden über Theman, dies soll die Paläste Bosras²⁰ verzehren. Amos Am 37 1 12 20 Stadt und Idumäa, südlich vom Toten Meere. Ob Theman eine Landschaft in Idumäa war, ist strittig. Amos Am 37 1 13 Hæc dicit Dominus: Super tribus sceleribus filiorum Ammon, et super quatuor non convertam eum: eo quod dissecuerit prægnantes Galaad ad dilatandum terminum suum. So spricht der Herr: Wegen der drei, ja vier Missetaten der Söhne Ammons werde ich dies nicht abwenden, weil sie die Schwangern Galaads aufgeschlitzt haben, um ihr Gebiet zu erweitern.²¹ Amos Am 37 1 13 21 Galaad war ein vorzügliches Weideland. Die von den Ammonitern verübte Grausamkeit sollte sie vor Rächern des Überfalls sicher stellen. Wann dies geschah, ist nicht festzustellen; vielleicht als Hazael Israel mit Krieg überzog. Amos Am 37 1 14 Et succendam ignem in muro Rabba: et devorabit ædes ejus in ululatu in die belli, et in turbine in die commotionis. Ich will Feuer entzünden auf den Mauern Rabbas,²² das ihre Paläste verzehren soll unter Kriegsgeschrei am Tage des Kampfes und im Sturme am Tage des Erdbebens. Amos Am 37 1 14 22 Ammonitische Hauptstadt. Amos Am 37 1 15 Et ibit Melchom in captivitatem, ipse, et principes ejus simul, dicit Dominus. Und Melchom²³ soll in die Gefangenschaft wandern, er und seine Fürsten zumal,²⁴ spricht der Herr. Amos Am 37 1 15 23 Oder Milkom, Malkom, wohl dasselbe wie Moloch. Die Heiden schrieben ihre Taten und Siege ihren Götzen zu, wird ein Volk besiegt, so ist sein Gott unterlegen. Amos Am 37 1 15 24 Die Götter galten als Väter und Herrn des Landes. Amos Am 37 1 2 Et dixit: Dominus de Sion rugiet, et de Jerusalem dabit vocem suam: et luxerunt speciosa pastorum, et exsiccatus est vertex Carmeli. Und er sprach:⁴ Der Herr wird von Sion her brüllen und von Jerusalem seine Stimme erschallen lassen,⁵ da werden die schönen Auen der Hirten trauern und des Karmels Gipfel verdorren.⁶ [Jer 25,30; Joel 3,16] Amos Am 37 1 2 4 Kurze Zusammenfassung der Weissagungen. Amos Am 37 1 2 5 Anspielung auf [Joel 3,16]. Aus einer anderen Prophezeiung zeigt Amos denen, welche den Tag des Herrn erwarten, aber durch das lange Harren ermüdet, die Prophezeiungen geringschätzen, dass das Gericht bevorsteht und seinerseits statthaben wird. Bald wird der Herr, der in Sion thront, brüllen und wie ein Löwe über seine Feinde, die Götzenanbeter, kommen, für die ihm angetane Unbill Strafe zu verhängen. Amos Am 37 1 2 6 Der Karmel, vergl. [1Kön 18], ist reich an Weiden, Wäldern und Quellen. Seine Trockenheit ist also ein Anzeichen des schrecklichen Gerichtes. Der Berg Karmel wird indes sprichwörtlich als Bezeichnung eines Ortes von vorzüglicher Anmut gesetzt, dessen Verödung die Verödung des ganzen Landes besagt. Amos Am 37 1 3 Hæc dicit Dominus: Super tribus sceleribus Damasci, et super quatuor non convertam eum: eo quod trituraverint in plaustris ferreis Galaad. So spricht der Herr:⁷ Wegen der drei, ja vier Missetaten⁸ von Damaskus wende ich dies nicht ab, weil sie Galaad mit eisernen Wagen gedroschen haben.⁹ Amos Am 37 1 3 7 Ehe der Prophet die Israeliten straft und ihnen das Gericht androht, sagt er auswärtigen und verwandten Völkern im Umkreise Israels die Bestrafung durch den Herrn vorher. Erkennen die Israeliten, dass jene mit Recht geschlagen werden, so sprechen sie damit das Urteil über sich selbst, da sie gleiches getan. Außerdem erflehen sie aus dem Gerichte über ihre Feinde, wie sehr sie selbst ihm am Herzen liegen, da er das ihnen angetane Unrecht so hart straft. Sie lernen erkennen, dass, wenn Gott auch das Böse eine Weile erträgt, er zuletzt doch zu seiner Zeit gerecht straft, und aus der Strafe der Feinde lernen sie sich fürchten, damit sie nicht größerer Strafe würdig werden, sondern gewarnt durch die Züchtigung anderer sich zum Herrn bekehren. Amos Am 37 1 3 8 Wegen der vielen Missetaten. Amos Am 37 1 3 9 Siehe [2Kön 10,32.33]. Amos Am 37 1 4 Et mittam ignem in domum Azael et devorabit domos Benadad. Und ich will Feuer über das Haus Azaels¹⁰ senden, das die Paläste Benadads¹¹ verzehren soll. Amos Am 37 1 4 10 Die Burg der Hauptstadt Damaskus. Amos Am 37 1 4 11 Benadad ist der Name mehrerer Könige von Damaskus. Vergl. [1Kön 15,18.20; 1Kön 20,1ff; 2Kön 6,24; 2Kön 8,7; 2Kön 13,3]. Amos Am 37 1 5 Et conteram vectem Damasci: et disperdam habitatorem de campo idoli, et tenentem sceptrum de domo voluptatis: et transferetur populus Syriæ Cyrenen, dicit Dominus. Ich will die Riegel¹² von Damaskus zerbrechen, ausrotten die Bewohnerschaft aus dem Gefilde des Götzen¹³ und den Zepterträger aus dem Hause der Wonne¹⁴ und das Volk Syriens soll nach Cyrene¹⁵ weggeführt werden, spricht der Herr. Amos Am 37 1 5 12 Festungswerke. Amos Am 37 1 5 13 Oder hebr.: Tal der Nichtigkeit, des Götzendienstes. Amos Am 37 1 5 14 Vermutlich die Sommerresidenz des Königs von Syrien. Amos Am 37 1 5 15 Hebräisch: Kir. Nach gewöhnlicher Ansicht die Gegend des Kurflusses, der vom Kaukasus ins Kaspische Meer fließt. Indes ist mit Recht zu bezweifeln, ob die Assyrier damals ihre Herrschaft bereits so weit ausgedehnt. Andere denken an eine Landschaft von Süd-Medien. Über die Tatsachen siehe [2Kön 16,9]. Benadad II. wurde von Hazael getötet und nach Hazael herrschte Benadad III. dessen Sohn, in Syrien. Beide kämpften mit Glück gegen Israel. [2Kön 6,24; 2Kön 13,3] Welcher von beiden hier gemeint ist, ist nicht festzustellen, am wahrscheinlichsten redet er von allen. Amos Am 37 1 6 Hæc dicit Dominus: Super tribus sceleribus Gazæ, et super quatuor non convertam eum: eo quod transtulerint captivitatem perfectam, ut concluderent eam in Idumæa. So spricht der Herr: Wegen der drei, ja vier Missetaten von Gaza werde ich dies nicht abwenden, weil sie alle Gefangenen weggeführt, um sie an Idumäa zu überliefern.¹⁶ Amos Am 37 1 6 16 Wann dies geschehen, lässt sich nicht genau bestimmen. Amos Am 37 1 7 Et mittam ignem in murum Gazæ, et devorabit ædes ejus. Ich werde Feuer über die Mauern Gazas senden, das seine Paläste verzehren soll. Amos Am 37 1 8 Et disperdam habitatorem de Azoto, et tenentem sceptrum de Ascalone: et convertam manum meam super Accaron, et peribunt reliqui Philisthinorum, dicit Dominus Deus. Ich werde die Bewohner von Azot vertilgen und den Zepterträger aus Askalon und werde meine Hand gegen Akkaron wenden und der Überrest der Philister soll zugrunde gehen, spricht der Herr, Gott.¹⁷ Amos Am 37 1 8 17 Alle Philisterstädte außer Gath werden genannt. Jede Stadt soll ihre besondere Strafe treffen; wer dieser entgeht, den wird ein anderer Untergang ereilen. Amos Am 37 1 9 Hæc dicit Dominus: Super tribus sceleribus Tyri, et super quatuor non convertam eum; eo quod concluserint captivitatem perfectam in Idumæa, et non sint recordati fderis fratrum. So spricht der Herr: Wegen der drei, ja vier Missetaten von Tyrus werde ich dies nicht abwenden, weil sie alle Gefangenen Judäas an Idumäa überliefert und des Bruderbundes nicht gedacht haben.¹⁸ Amos Am 37 1 9 18 Die Edomiter waren die schlimmsten Feinde. Unter David und Salomo hatte sich Tyrus mit Israel verbunden. Vergl. [2Sam 5,11; 1Kön 5,12; 1Kön 9,11]. Amos Am 37 0 1 B. Verkündigung des Gerichtes über die Moabiter. (V. 3) C. Ankündigung des Gerichtes über Juda und Israel. Amos Am 37 2 1 Hæc dicit Dominus: Super tribus sceleribus Moab, et super quatuor non convertam eum: eo quod incenderit ossa regis Idumææ usque ad cinerem. So spricht der Herr: Wegen der drei, ja vier Missetaten Moabs werde ich dies nicht abwenden, weil es die Gebeine des Königs von Idumäa zu Asche verbrannt hat.¹ Amos Am 37 2 1 1 Über diesen Frevel ist nichts weiter bekannt. Wenn er auch gegen den König von Idumäa verübt war, muss er doch auch ein Schimpf für Israel gewesen sein, da in allen Anklagen Frevel gegen die Israeliten gerügt werden. Die jüdisch Tradition denkt an [2Kön 3,7ff]. Amos Am 37 2 10 Ego sum, qui ascendere vos feci de terra gypti, et duxi vos in deserto quadraginta annis ut possideretis terram Amorrhæi. Ich bin es, der euch aus dem Lande Ägypten hergeführt und vierzig Jahre durch die Wüste geleitet hat,¹⁸ damit ihr das Land der Amorrhiter in Besitz nahmet. [Ex 14,21; Dtn 8,2] Amos Am 37 2 10 18 Noch weiter zurückliegende Wohltaten, deren Erinnerung Moses stets bewahrt wissen wollte. [Dtn 8,2; Dtn 9,1-6; Dtn 29,2-8] Amos Am 37 2 11 Et suscitavi de filiis vestris in prophetas, et de juvenibus vestris Nazaræos: numquid non ita est filii Israel, dicit Dominus? Und ich erweckte aus euern Söhnen Propheten und aus euern Jünglingen Nazaräer.¹⁹ Ist dem nicht also, Söhne Israel? spricht der Herr. Amos Am 37 2 11 19 Nicht nur das Land gab ihnen Gott, sondern sandte auch solche Männer, welche von ihm belehrt, das Volk den Weg des Gesetzes wiesen und sie durch das Beispiel ihres Lebens und ihre Heiligkeit an Gottes hilfreiche Macht und die Pflicht erinnerten, das Gesetz zu beobachten. Die Nazaräer waren gleichsam die Religiosen des Alten Testamentes, Gott durch Gelübde geweiht und vom Verkehre mit der Welt mehr abgesondert. Dass Gott dem Volke solche Männer gab, war eine der höchsten Wohltaten. Amos Am 37 2 12 Et propinabitis Nazaræis vinum: et prophetis mandabitis, dicentes: Ne prophetis. Ihr aber gabet den Nazaräern Wein zu trinken und den Propheten befahlet ihr: Weissaget nicht!²⁰ Amos Am 37 2 12 20 Ihr wolltet weder die Beispiele heiligeren Lebens sehen noch die Mahnung zur Beobachtung des Gesetzes hören, mit wahnsinnigem Hasse suchtet ihr beides zu verhindern und zunichte zu machen. Wein war den Nazaräern verboten. Vergl. [Ri 13,4.7.14; Num 6,3]. So wieset ihr die vielfache Gnade Gottes von euch. Amos Am 37 2 13 Ecce ego stridebo subter vos, sicut stridet plaustrum onustum fno. Sehet, ich will unter euch erdröhnen, wie ein Wagen, der mit Heu beladen ist;²¹ Amos Am 37 2 13 21 Gott fühlt sich mit einer unerträglichen Last beschwert und klagt über die Menge und Unwürdigkeit der Sünder. In demselben Sinne hebr.: Sehet, ich bin belastet unter euch wie ein Wagen voll von Garben. Gott wird diese Last abschütteln, seine beschützende Hand abziehen; deshalb werden alle ihre Anstrengungen umsonst sein. Amos Am 37 2 14 Et peribit fuga a veloce, et fortis non obtinebit virtutem suam, et robustus non salvabit animam suam: dass dem Schnellen die Flucht vergeht und der Starke seine Kraft nicht zu bewahren vermag und der Held sein Leben nicht zu retten; Amos Am 37 2 15 Et tenens arcum non stabit, et velox pedibus suis non salvabitur, et ascensor equi non salvabit animam suam: dass der Bogenschütze nicht standhält, der Schnelle sich nicht rettet noch der Reiter sein Leben erhält Amos Am 37 2 16 Et robustus corde inter fortes nudus fugiet in illa die, dicit Dominus. und selbst der herzhafteste unter den Helden an jenem Tage nackt flieht,²² spricht der Herr.²³ Amos Am 37 2 16 22 Keine menschliche Macht und Kraft vermag das von Gott verhängte Verderben zu verhindern. Selbst die Tapfersten werden schimpflich fliehen. Amos Am 37 2 16 23 Gleichsam Siegel und Bekräftigung der göttlichen Voraussagung. Hebr.: Spruch Jahves. Amos Am 37 2 2 Et mittam ignem in Moab, et devorabit ædes Carioth: et morietur in sonitu Moab, in clangore tubæ: Ich will Feuer über Moab senden, das die Paläste Karioths² verzehren soll, und Moab wird im Getümmel umkommen bei dem Schalle der Posaune.³ Amos Am 37 2 2 2 Eine der hauptsächlichsten Städte Moabs, jetzt ein Dorf Kerenat. Amos Am 37 2 2 3 Hebr.: Die Moabiter sollen im Kriegsgetümmel umkommen, unter Kriegsgeschrei, bei Posaunenschall. Amos Am 37 2 3 Et disperdam judicem de medio ejus, et omnes principes ejus interficiam cum eo, dicit Dominus. Ich will die Richter⁴ aus seiner Mitte hinwegtilgen und alle seine Fürsten mit ihm töten, spricht der Herr. Amos Am 37 2 3 4 Fürsten, Zepterhalter. Amos Am 37 2 4 Hæc dicit Dominus: Super tribus sceleribus Juda, et super quatuor non convertam eum: eo quod abjecerit legem Domini, et mandata ejus non custodierit: deceperunt enim eos idola sua, post quæ abierant patres eorum. So spricht der Herr: Wegen der drei, ja vier Missetaten Judas⁵ werde ich dies nicht abwenden, weil es das Gesetz des Herrn verworfen und seine Gebote nicht gehalten hat; denn es haben sie ihre Götzen betrogen,⁶ denen ihre Väter angehangen. Amos Am 37 2 4 5 Gott trennt nicht in der Strafe die, welche die Schuld vereinigt hat. Der Stamm Juda wird besonders genannt, weil seine Schuld größer ist, da er bei dem Tempel wohnte, doch nicht weniger frevelte. Amos Am 37 2 4 6 Hebr.: Vielmehr von ihren Lügen (Götzen) sich verführen ließen. Lügen: weil sie fälschlich Hilfe verheißen. Amos Am 37 2 5 Et mittam ignem in Juda, et devorabit ædes Jerusalem. Ich will Feuer senden über Juda, das die Paläste Jerusalems verzehren soll.⁷ Amos Am 37 2 5 7 Sie haben den Bund gebrochen; zur Strafe wird das Reich Juda zerstört, der Sitz des Reiches und der Religion mit Feuer vernichtet. Diese äußere Zerstörung ist das Anzeichen, die Folge und Strafe der inneren Verwüstung. Amos Am 37 2 6 Hæc dicit Dominus: Super tribus sceleribus Israel, et super quatuor non convertam eum: pro eo quod vendiderit pro argento justum, et pauperem pro calceamentis. So spricht der Herr: Wegen der drei, ja vier Missetaten Israels werde ich dies nicht abwenden,⁸ weil es den Gerechten um Geld verkaufte und den Armen um Schuhe.⁹ Amos Am 37 2 6 8 Durch die Voraussendung der Verbrechen anderer wird Israels Frevel mehr hervorgehen. Zudem will der Seher bei der Darstellung desselben länger verweilen. Amos Am 37 2 6 9 Die Richter treten um des geringsten Gewinnes willen das Recht mit Füßen. Der Gerechte ist hier der, der im Rechte war. Nach dem Hebr.: Sie verkaufen den Gerechten um ein paar Schuhe: den Armen für die geringste Schuld an seinen Gläubiger. Amos Am 37 2 7 Qui conterunt super pulverem terræ capita pauperum, et viam humilium declinant: et filius ac pater ejus ierunt ad puellam, ut violarent nomen sanctum meum. Sie zertreten im Staube der Erde die Häupter der Armen¹⁰ und beugen den Weg der Notleidenden, Vater und Sohn gehen zur selben Dirne,¹¹ um meinen heiligen Namen zu entweihen.¹² Amos Am 37 2 7 10 Wer nur immer will und kann, peinigt und verfolgt die Armen. Amos Am 37 2 7 11 Gegen [Lev 18,7, Lev 20,11]. Amos Am 37 2 7 12 Die umliegenden Völker schmähen Gott, dass er solche Frevel befiehlt oder ein Volk, das solches tut, erträgt. Amos Am 37 2 8 Et super vestimentis pignoratis accubuerunt juxta omne altare: et vinum damnatorum bibebant in domo Dei sui. Auf abgepfändeten Gewändern strecken sie sich neben dem Altar hin¹³ und trinken Wein von Bußgeldern¹⁴ im Hause ihres Gottes.¹⁵ Amos Am 37 2 8 13 Wenn sie in Dan oder Bethel an den Opfermahlzeiten teilnehmen. Amos Am 37 2 8 14 Von ungerecht erpressten Bußgeldern. Amos Am 37 2 8 15 In den Heiligtümern von Dan und Bethel, wo sie Gott unter dem Symbol eines Kalbes verehrten; also vor Gott selbst. Oder, wenn man unter Gott die Götzenbilder versteht: Sie achten ihre Götzen so wenig, dass sie dieselben mit Raub und Ungerechtigkeit verehren. Oder: sie fügen zu ihren übrigen Verbrechen Götzendienst. Amos Am 37 2 9 Ego autem exterminavi Amorrhæum a facie eorum: cujus altitudo, cedrorum altitudo ejus, et fortis ipse quasi quercus: et contrivi fructum ejus desuper, et radices ejus subter. Und doch bin ich es,¹⁶ der die Amorrhiter¹⁷ vor ihnen her vertilgte, die hoch waren wie die Zedern und stark wie die Eichen; ich vernichtete ihre Frucht in der Höhe und ihre Wurzeln in der Tiefe. Amos Am 37 2 9 16 Er erwähnt vier Wohltaten, zwei körperliche und zwei geistige, um dann desto stärker ihren Undank hervorzuheben. Amos Am 37 2 9 17 Der stärkste unter den kanaanitischen Stämmen, den Moses besiegte und dessen Gebiete er den Stämmen Gad, Ruben und halb Manasse zuerteilte. Amos Am 37 0 1 II. Tadel und Drohungen gegen Israel. (Kap. 3 Kap. 6) 1. Erste Rede: Ankündigung der Strafe. (Kap. 3) a. Das schreckliche Gericht ist unabwendbar. (V. 8) b. Die Verschuldungen sind Ursache der Verwüstung. Amos Am 37 3 1 Audite verbum, quod locutus est Dominus super vos, filii Israel: super omnem cognationem, quam eduxi de terra gypti, dicens: Höret das Wort, welches der Herr über euch redet, ihr Söhne Israel! über das ganze Geschlecht, das ich aus dem Lande Ägypten geführt, also lautend: Amos Am 37 3 10 Et nescierunt facere rectum, dicit Dominus, thesaurizantes iniquitatem, et rapinas in ædibus suis. Sie verstehen nicht recht zu handeln,¹⁵ spricht der Herr, die da Unrecht und Raub in ihren Palästen aufhäufen. Amos Am 37 3 10 15 Der Gerechtigkeit Abhold vernachlässigen sie alle anderen Tugenden. Amos Am 37 3 11 Propterea hæc dicit Dominus Deus: Tribulabitur, et circuietur terra: et detrahetur ex te fortitudo tua, et diripientur ædes tuæ. Darum spricht der Herr, Gott, also: Geängstigt und umschlossen wird das Land¹⁶ und deine Stärke wird von dir genommen und deine Paläste geplündert werden. Amos Am 37 3 11 16 Wie die den Israeliten erwiesenen Wohltaten allen bekannt geworden sind, so haben ihre Frevel den Heiden Anstoß gegeben und auf den Namen Gottes Schmach gehäuft. Hebr.: Der Feind bedrängt das Land ringsum. Amos Am 37 3 12 Hæc dicit Dominus: Quomodo si eruat pastor de ore leonis duo crura, aut extremum auriculæ: sic eruentur filii Israel, qui habitant in Samaria in plaga lectuli, et in Damasci grabato. So spricht der Herr: Wie der Hirt aus dem Rachen des Löwen zwei Beinchen oder ein Ohrläppchen rettet,¹⁷ so werden von den Söhnen Israel gerettet werden, welche in Samaria auf der Ecke des Ruhebettes sitzen und auf den Polstern von Damaskus.¹⁸ Amos Am 37 3 12 17 Der Vergleich besagt, dass nur wenige gerettet werden: Traurig findet der Hirt, dass der Löwe vom ganzen Leibe eines geraubten Tieres nur einige Knöchelchen oder ein Ohrläppchen übriggelassen hat, und bringt diese zum Herrn der Herde zum Beweise, dass die Herde nicht durch seine Sorglosigkeit Schaden gelitten. Amos Am 37 3 12 18 Die Weichlichkeit wird hervorgehoben, um das Unglück in desto größeren Gegensatz zu stellen. Das Polster von Damaskus: nach der Art von Damaskus gefertigt. Es liegt ein Tadel gegen die Sucht nach Ausländischem darin. Amos Am 37 3 13 Audite, et contestamini in domo Jacob, dicit Dominus Deus exercituum: Höret es¹⁹ und bezeuget es dem Hause Jakob, spricht der Herr,²⁰ der Gott der Heerscharen; Amos Am 37 3 13 19 Jene Fürsten hören Gottes Drohungen und sollen über dieselben gegen die Stämme Israel Zeugnis ablegen. Amos Am 37 3 13 20 Hebr.: Ist der Spruch des Herrschers, Jahves, des Gottes der Heerscharen der Macht hat und Diener, die Drohungen auszuführen. Amos Am 37 3 14 Quia in die cum visitare cpero prævaricationes Israel, super eum visitabo, et super altaria Bethel: et amputabuntur cornua altaris, et cadent in terram. denn zur Zeit, da ich Israels Missetaten zu ahnden beginne, werde ich es heimsuchen samt den Altären Bethels, dass die Hörner des Altares abgeschlagen werden und zu Boden fallen.²¹ Amos Am 37 3 14 21 Der verbotene Kult soll mit der Zerstörung der Stadt zu Ende gehen. Amos Am 37 3 15 Et percutiam domum hiemalem cum domo æstiva: et peribunt domus eburneæ, et dissipabuntur ædes multæ, dicit Dominus. Dann werde ich das Winterhaus samt dem Sommerhaus zerschlagen,²² dass die Häuser von Elfenbein²³ zugrunde gehen und viele Paläste zerstört werden,²⁴ spricht der Herr. Amos Am 37 3 15 22 Rüge gegen den Luxus der Israeliten. Amos Am 37 3 15 23 Mit Elfenbein ausgelegte Häuser, wie sich Achab erbaut. [1Kön 22,39] Amos Am 37 3 15 24 Mit dem Könige werden die Untergebenen umkommen. Amos Am 37 3 2 Tantummodo vos cognovi ex omnibus cognationibus terræ: idcirco visitabo super vos omnes iniquitates vestras. Nur euch kenne ich¹ von allen Geschlechtern der Erde, darum² werde ich an euch alle eure Verschuldungen heimsuchen.³ Amos Am 37 3 2 1 Das Kennen ist in der Heiligen Schrift stets ein praktisches, das eine Tat einschließt. Ich erwählte es, euer Gott zu heißen. Amos Am 37 3 2 2 Weil ihr euch rühmt, Kinder Abrahams zu sein. Amos Am 37 3 2 3 Diese Heimsuchung beschreibt er zuerst durch mehrere Gleichnisse und Vergleiche. Amos Am 37 3 3 Numquid ambulabunt duo pariter, nisi convenerit eis? Wandeln wohl zwei miteinander, wenn sie nicht eines geworden sind?⁴ Amos Am 37 3 3 4 So wandelte Gott einst mit dem Volk, so lange es fromm war. Doch wo keine Übereinstimmung, kann keine Gemeinschaft sein, darum will Gott sie verlassen. Doch nicht nur verlassen, sondern selbst ein hartes Gericht über sie halten. Amos Am 37 3 4 Numquid rugiet leo in saltu, nisi habuerit prædam? Numquid dabit catulus leonis vocem de cubili suo, nisi aliquid apprehenderit? Brüllt etwa der Löwe im Wald, außer er habe etwas zu rauben?⁵ Lässt der junge Löwe wohl seine Stimme aus seinem Lager erschallen, wenn er nichts erbeutet hat?⁶ Amos Am 37 3 4 5 So hat Gott auch schon eine Beute im Auge, geht er daran, Strafe aufzuerlegen. Nicht würde er so brüllen, wenn ihr nicht das Maß eurer Sünden gefüllt hättet und dem Untergange nahe wäret. Amos Am 37 3 4 6 Was schmähet ihr also Gott, da er euch Drohungen vernehmen lässt, ehe das Unglück eintritt? Was murrt ihr gegen die Propheten, wenn sie über euere Bosheit Geschrei erheben? Amos Am 37 3 5 Numquid cadet avis in laqueum terræ absque aucupe? Numquid auferetur laqueus de terra antequam quid ceperit? Gerät etwa der Vogel in den Fangstrick am Boden ohne Vogelsteller?⁷ Nimmt man wohl eine Schlinge von der Erde, bevor sie etwas gefangen hat?⁸ Amos Am 37 3 5 7 Die Schlinge, in der ihr gefangen werdet, hat Gott gelegt. Amos Am 37 3 5 8 Wenn schon kein Mensch eine Schlinge legt, um nicht zu fangen, wie meint ihr, der von Gott gelegten Schlinge zu entgehen? Die Feinde, die über euch kommen, sind von Gott gesendet. Amos Am 37 3 6 Si clanget tuba in civitate, et populus non expavescet? Si erit malum in civitate, quod Dominus non fecerit? Stößt man in einer Stadt in die Posaune, ohne dass das Volk erbebt? Kommt ein Unglück über eine Stadt, ohne dass der Herr es verhängt hat?⁹ Amos Am 37 3 6 9 Ihr habt schon Gelegenheit gehabt, Übles zu erdulden. Woher kam es? Amos Am 37 3 7 Quia non facit Dominus Deus verbum, nisi revelaverit secretum suum ad servos suos prophetas. Ja, Gott, der Herr, tut nichts, er habe denn sein Geheimnis seinen Dienern, den Propheten, offenbart.¹⁰ Amos Am 37 3 7 10 Also kommt jedes Übel, das eintrifft, von Gott. Amos Am 37 3 8 Leo rugiet, quis non timebit? Dominus Deus locutus est, quis non prophetabit? Brüllt der Löwe, wer sollte sich nicht fürchten? Hat der Herr, Gott, geredet, wer sollte nicht weissagen?¹¹ Amos Am 37 3 8 11 Nicht eigener Sinn noch eigener Wille treibt den Propheten. Amos Am 37 3 9 Auditum facite in ædibus Azoti, et in ædibus terræ gypti: et dicite: Congregamini super montes Samariæ, et videte insanias multas in medio ejus, et calumniam patientes in penetralibus ejus. Lasset es hören über die Paläste von Azot und über die Paläste des Landes Ägypten hin¹² und sprechet: Versammelt euch auf Samarias Bergen¹³ und sehet die Menge der Torheiten¹⁴ in dessen Mitte und die Unterdrückten in seinem Innern! Amos Am 37 3 9 12 Die Völker, welche Gott oft heimgesucht hat, die Israeliten zu befreien und zu verherrlichen und welche oft Zeugen seiner Wohltaten gegen Israel gewesen, die Israel hasst, sollen sich versammeln, damit Israel beschämt werde. Die Fürsten werden berufen, weil es sich um die Verbrechen der Fürsten Israels handelt. Amos Am 37 3 9 13 Ebal, Garizim und andere. Amos Am 37 3 9 14 Das große Getümmel darin: wie alles drunter und drüber verkehrt, alle Richtschnur des Rechten verlassen wird. Amos Am 37 0 1 2. Zweite Rede: Hartnäckigkeit des Volkes. (Kap. 4) a. Die Frevel der Frauen. b. Vergeblich gesendete Züchtigungen. Amos Am 37 4 1 Audite verbum hoc vaccæ pingues, quæ estis in monte Samariæ: quæ calumniam facitis egenis, et confringitis pauperes: quæ dicitis dominis vestris: Afferte, et bibemus. Höret dies Wort, ihr fetten Kühe¹ auf dem Berge Samarias, die ihr die Geringen bedrückt und die Armen niedertretet, die ihr euern Eheherrn zurufet: Schaffet herbei, lasset uns zechen!² Amos Am 37 4 1 1 Ihr Frauen. (Theod., Theod. Gr., Ephr.) Hebr.: Kühe von Basan. Dort war die beste Weide. Übertragen: sittenlose, zügellose. Amos Am 37 4 1 2 Sie stimmen mit den Männern überein, ja treiben diese zu immer neuen Schandtaten an. Amos Am 37 4 10 Misi in vos mortem in via gypti, percussi in gladio juvenes vestros usque ad captivitatem equorum vestrorum: et ascendere feci putredinem castrorum vestrorum in nares vestras: et non redistis ad me, dicit Dominus. Ich habe den Tod unter euch gesendet,¹⁶ wie einst über Ägypten, habe mit dem Schwerte eure Jünglinge geschlagen, ließ eure Rosse erbeuten und ließ den Moder eures Lagers in eure Nase aufsteigen,¹⁷ doch ihr seid nicht zu mir zurückgekehrt, spricht der Herr. Amos Am 37 4 10 16 Hebr.: Ich sandte die ägyptische Pest unter euch. Amos Am 37 4 10 17 So die Pest mehrend. Durch den Gestank wurden sie an den schlimmen Geruch ihrer Sünden und den Abscheu gemahnt, den sie Gott durch ihre Frevel bereitet. Durch alle Sinne zeigt ihnen Gott, wie sehr die Sünden zu verabscheuen sind. Der Seher hat die Kriege mit den Syrern vor Augen. [2Kön 6,25; 2Kön 8,12; 2Kön 13,3.7.22] Vergl. auch [2Kön 13,7]. Amos Am 37 4 11 Subverti vos,, sicut subvertit Deus Sodomam, et Gomorrham, et facti estis quasi torris raptus ab incendio: et non redistis ad me, dicit Dominus. Ich habe euch um und um gekehrt,¹⁸ wie Gott Sodoma und Gomorrha umgekehrt hat, und ihr wurdet wie ein Brandscheit, das aus dem Feuer gerissen ist, aber ihr seid nicht zu mir zurückgekehrt, spricht der Herr. [Gen 19,24] Amos Am 37 4 11 18 Wie ein aus dem Feuer gerissenes Brandscheit. Amos Am 37 4 12 Quapropter hæc faciam tibi Israel: postquam autem hæc fecero tibi, præparare in occursum Dei tui Israel. Deshalb¹⁹ will ich dir also tun, o Israel! da ich dir aber solches²⁰ antun will, so bereite dich, deinem Gott gegenüber zu treten, Israel!²¹ Amos Am 37 4 12 19 Da dies alles vergeblich gewesen, bleibt nichts mehr übrig, als dass Gott zur äußersten Strafe fortschreitet. Diese droht er V. 12 an und bestätigt die Drohung V. 13 durch den Hinweis auf seine göttliche Macht und Majestät. Amos Am 37 4 12 20 Was er tun will, sagt er noch nicht, um die Frucht zu vergrößern und so zur Buße zu bewegen. Amos Am 37 4 12 21 Siehe zu, ob du Gott widerstehen kannst; bereite dich vor, schlimmere Schläge zu erdulden, erwäge, wer es ist, der dich heimsuchen will. Amos Am 37 4 13 Quia ecce formans montes, et creans ventum, et annuntians homini eloquium suum, faciens matutinam nebulam, et gradiens super excelsa terræ: Dominus Deus exercituum nomen ejus. Denn siehe, er ist es, welcher die Berge gebildet²² und den Wind geschaffen, der dem Menschen seinen Ausspruch verkündet,²³ er schafft Nebel am Morgen und schreitet über die Höhen der Erde daher, Herr, Gott der Heerscharen, ist sein Name.²⁴ Amos Am 37 4 13 22 Die Erde, deren Fundamente die Berge sind, hat er geschaffen und lenkt alles in der Schöpfung, wie an einem Beispiele gezeigt wird (Wind). Amos Am 37 4 13 23 Ihm kundtut, was im Menschen ist. Amos Am 37 4 13 24 Drei beweise der Allmacht Gottes werden hebr. beigefügt: der das Morgenrot, der die Finsternis schafft, der über die Höhen der Erde dahinschreitet. Gott gibt Licht und Glück, Finsternis und Unglück und alles ist ihm unterworfen. Nach der feierlichen Aufzählung von sechs Erhabenheiten Gottes stellt der Prophet dessen Majestät in einer feierlichen Formel vor Augen: Der ewige, unveränderliche, vollkommene Gott, der zugleich der Bundesgott ist, ist jener, dem alle Heere Himmels und der Erde dienstbar sind. Damit drückt er gleichsam das Siegel auf die Drohungen. Amos Am 37 4 2 Juravit Dominus Deus in sancto suo: quia ecce dies venient super vos, et levabunt vos in contis, et reliquias vestras in ollis ferventibus. Der Herr, Gott, hat bei seiner Heiligkeit geschworen:³ Sehet, es sollen Tage über euch kommen, da man euch und was von euch übrig ist auf Spießen und in siedenden Töpfen wegträgt.⁴ Amos Am 37 4 2 3 Wenn Gott schwört, wird der höchste Grad der Sicherheit ausgedrückt und auf eine den Menschen angemessene Weise gezeigt, wie sehr ihm alles am Herzen liegt, was diese tun, um zu lohnen und seine Verheißungen zu erfüllen, oder durch die Frevel herausgefordert zu strafen. Die Heiligkeit fordert, dass Gott die Sünde straft, und wie die Heiligkeit unveränderlich ist, so ist es auch das Strafurteil. Amos Am 37 4 2 4 Wenn die Kühe getötet und abgehäutet sind, werden sie an einem durch die Muskeln der Hinterschenkel gezogenen Stabe aufgehängt und weggeschafft. Hebr.: Man wird euch selbst an Angeln und euren Nachwuchs an Fischhaken emporziehen. Sie werden im Kampfe gefangen und nach dem Rechte der Sieger hinweggeschleppt. Amos Am 37 4 3 Et per aperturas exibitis altera contra alteram, et projiciemini in Armon, dicit Dominus. Dann werdet ihr durch die Breschen ausziehen, eine um die andere, und⁵ werdet nach Armon zu hinausgestoßen, spricht der Herr. Amos Am 37 4 3 5 Ihr aber werdet von den Feinden ergriffen, endlich gefangen nach Armon geschleppt. Unter Armon verstehen die meisten Ausleger Armenien, das den Assyriern unterworfen gewesen sei. Amos Am 37 4 4 Venite ad Bethel, et impie agite: ad Galgalam, et multiplicate prævaricationem: et afferte mane victimas vestras, tribus diebus decimas vestras. Kommet denn nach Bethel und verübet Frevel, nach Galgala⁶ und häufet Sünden, bringet des Morgens⁷ eure Schlachtopfer dar, jeden dritten Tag eure Zehnten.⁸ Amos Am 37 4 4 6 Über Bethel und Golgala siehe [Hos 4,15]. Amos Am 37 4 4 7 An jedem Morgen, nicht nur an Festtagen. Amos Am 37 4 4 8 Der geforderte Übereifer soll die Torheit der Götzenverehrung lächerlich machen. Amos Am 37 4 5 Et sacrificate de fermentato laudem: et vocate voluntarias oblationes, et annuntiate: sic enim voluistis filii Israel, dicit Dominus Deus. Bringet gesäuerte Brote als Lobopfer dar,⁹ rufet zu freiwilligen Gaben auf und kündet sie an,¹⁰ denn so gefällt es euch ja,¹¹ ihr Söhne Israel! spricht der Herr, Gott. Amos Am 37 4 5 9 Ironische Aufmunterung: Zündet diese Brote auf dem Altare zur Nahrung des Lobopfers an. Da gesäuertes Brot vom Altare durchaus fernbleiben musste, wird der törichte Eifer verhöhnt. Amos Am 37 4 5 10 In demselben Sinne sagt der Seher, sie sollen durch öffentliches Gebot vorschreiben, dass freiwillige Gaben dargebracht werden. Amos Am 37 4 5 11 Ironische Aufforderung. Vergl. [Offb 22,11]. Amos Am 37 4 6 Unde et ego dedi vobis stuporem dentium in cunctis urbibus vestris, et indigentiam panum in omnibus locis vestris: et non estis reversi ad me, dicit Dominus. Darum habe ich eure Zähne stumpf gemacht in allen euren Städten und Mangel an Brot gesendet in alle eure Wohnsitze, doch ihr habt euch nicht zu mir bekehrt, spricht der Herr.¹² Amos Am 37 4 6 12 Hunger und Not hat Gott für Ungehorsam angedroht. [Dtn 28,48.57] Stumpf werden die Zähne von dem Genusse unreifer und herber Früchte. Vergl. [Ez 18,2]. Nach der Vulgata ist also die erste Strafe, dass sie schlechte Früchte essen müssen, diese Strafe wird dann durch die Not gesteigert. Hebr.: Obschon ich euch die Zähne blank erhielt: euch nichts zu essen gab, seid ihr dennoch nicht umgekehrt. Amos Am 37 4 7 Ego quoque prohibui a vobis imbrem, cum adhuc tres menses superessent usque ad messem: et plui super unam civitatem, et super alteram civitatem non plui: pars una compluta est; et pars, super quam non plui, aruit. Ich hielt euch den Regen zurück drei Monate hindurch vor der Ernte und ließ auf eine Stadt Regen fallen und auf eine andere Stadt ließ ich keinen Regen fallen, ein Stück Feld ward beregnet und ein anderes, auf das ich nicht regnen ließ, verdorrte.¹³ Amos Am 37 4 7 13 Ihr solltet fühlen, dass mein Gericht euch die Trockenheit brachte. Amos Am 37 4 8 Et venerunt duæ et tres civitates ad unam civitatem ut biberent aquam, et non sunt satiatæ: et non redistis ad me, dicit Dominus. Da kamen zwei und drei Städte zu einer Stadt, um Wasser zu trinken, und wurden nicht satt; aber dennoch seid ihr nicht zu mir zurückgekehrt,¹⁴ spricht der Herr. Amos Am 37 4 8 14 Immer wieder wiederholt Gott dieses Wort, voller Betrübnis, dass das Mittel, welches seine väterliche Vorsehung gewählt, ohne Frucht blieb, während sonst doch selbst die Törichtsten durch Heimsuchungen belehrt werden. Amos Am 37 4 9 Percussi vos in vento urente, et in aurugine, multitudinem hortorum vestrorum, et vinearum vestrarum: oliveta vestra, et ficeta vestra comedit eruca: et non redistis ad me, dicit Dominus. Ich habe euch mit Glutwind und die Menge eurer Gärten und Weinberge mit Getreidebrand geschlagen, eure Ölpflanzungen und Feigengärten fraß die Raupe,¹⁵ dennoch seid ihr nicht zu mir zurückgekehrt, spricht der Herr. [Hag 2,18] Amos Am 37 4 9 15 Wie [Dtn 28,22.39.40.42] angedroht. Amos Am 37 0 1 3. Dritte Rede (Kap. 5, Kap. 6): Untergang Israels und Ursachen des Unterganges. a. Allgemeines Bild des Unterganges. (V. 3) b. Gott und seine Gerechtigkeit haben sie verachtet. (V. 13) c. Die das Gute verschmähen, wird Trauer heimsuchen. (V. 17) d. Der schreckliche Tag des Herrn. Amos Am 37 5 1 Audite verbum istud, quod ego levo super vos planctum. Domus Israel cecidit, et non adjiciet ut resurgat. Höret dies Wort, das Klagelied, das ich über euch erhebe!¹ Gefallen ist das Haus Israel und steht nicht wieder auf.² Amos Am 37 5 1 1 Er will dem Hause Israel nach der Weise des Vaterlandes einen Grabgesang singen. Amos Am 37 5 1 2 Geschehen ist, was er [Am 4,12] gedroht. Hebr.: Höret diesen Spruch, den ich als Totenklage über euch anhebe, Haus Israel. Steht nicht wieder auf: Unter eigenen Königen. Amos Am 37 5 10 Odio habuerunt corripientem in porta: et loquentem perfecte abominati sunt. Sie hassen den, der sie im Tore zurechtweist, und den, der recht redet, verabscheuen sie.¹⁶ Amos Am 37 5 10 16 Wenn er Gericht hält, hassen sie ihn, wenn er gegen die Ungerechtigkeit sich erhebt, wenden sie sich von ihm, der die Unschuldigen verteidigt, Wahrheit und Recht redet. Übrigens stellten sich die Propheten in der Tat unter das Tor. Vergl. [Jer 17,19]. Amos Am 37 5 11 Idcirco, pro eo quod diripiebatis pauperem, et prædam electam tollebatis ab eo: domos quadro lapide ædificabitis, et non habitabitis in eis: vineas plantabitis amantissimas, et non bibetis vinum earum. Darum, weil ihr den Armen beraubt und auserlesene Beute von ihm nehmt,¹⁷ sollt ihr wohl Häuser von Quadern bauen, aber nicht darin wohnen, liebliche Weingärten pflanzen, aber ihren Wein nicht trinken. [Sach 1,13] Amos Am 37 5 11 17 Sie haben durch Habsucht und Raub gesündigt. Auserlesen ist ein Gegenstand auch der Liebe nach, mit der man an ihm hängt. Amos Am 37 5 12 Quia cognovi multa scelera vestra, et fortia peccata vestra: hostes justi accipientes munus, et pauperes deprimentes in porta. Denn ich kenne eure vielen Frevel und eure schweren Sünden, als Feinde des Gerechten nehmt ihr Geschenke an und bedrückt die Dürftigen im Tore.¹⁸ Amos Am 37 5 12 18 Den Gerechten verfolgen sie, den Armen bedrücken sie, durch Geschenke bestochen. Amos Am 37 5 13 Ideo prudens in tempore illo tacebit, quia tempus malum est. Darum schweigt der Kluge zu dieser Zeit, denn die Zeit ist schlimm.¹⁹ Amos Am 37 5 13 19 So schlimm sind die Zeiten geworden, dass selbst die Weisen es für besser halten, nicht mehr Tadel gegen die auszusprechen, welche der Bosheit folgen; wohl um sie nicht zu noch Schlimmerem herauszufordern. Amos Am 37 5 14 Quærite bonum, et non malum, ut vivatis: et erit Dominus Deus exercituum vobiscum, sicut dixistis. Suchet das Gute und nicht das Böse, auf dass ihr leben möget,²⁰ so wird der Herr, der Gott der Heerscharen, mit euch sein, wie ihr sprechet.²¹ Amos Am 37 5 14 20 Doch wenn auch die Weisen schweigen wegen der allzu großen Bosheit, nicht ebenso der Prophet. Werfet das Böse von euch, suchet Gott, nur wenn ihr mit ihm verbunden seid, wird euch wahres Leben zuteil, werdet ihr Frieden und Glück genießen. Amos Am 37 5 14 21 Alsdann dürft ihr euch rühmen, dass ihr Kinder Abrahams, dass ihr das Volk Gottes seid. Amos Am 37 5 15 Odite malum, et diligite bonum, et constituite in porta judicium: si forte misereatur Dominus Deus exercituum reliquiis Joseph. Hasset das Böse und liebet das Gute und haltet im Tore das Recht aufrecht,²² vielleicht wird sich dann der Herr, der Gott der Heerscharen, der Übriggebliebenen Josephs erbarmen.²³ [Ps 96,10; Röm 12,9] Amos Am 37 5 15 22 Dies ist die Grundlage alles sozialen Lebens. Amos Am 37 5 15 23 Der Prophet wagt nicht zu versprechen, dass alsdann die Strafe abgewendet, sondern nur dass sie dann verringert werden wird. So weit ist also die Bosheit schon gediehen, dass der Sturz des Reiches nicht mehr abgewendet werden kann. Vielleicht: Erbarmen ist Gott immer eigen, die Strafe ist also nie ohne Milderung, aber vielleicht befreit Gott selbst gänzlich von der Strafe. Amos Am 37 5 16 Propterea hæc dicit Dominus Deus exercituum dominator, in omnibus plateis planctus: et in cunctis, quæ foris sunt, dicetur væ væ: et vocabunt agricolam ad luctum, et ad planctum eos, qui sciunt plangere. Darum²⁴ spricht der Herr, der Gott der Heerscharen, der Herrscher,²⁵ also: Auf allen Straßen soll Klage ertönen, auf allen Wegen draußen soll man rufen: Wehe, wehe! Man soll den Landmann zum Trauern rufen²⁶ und zum Wehklagen die Klagekundigen. Amos Am 37 5 16 24 Weil ihr auf diese Mahnungen nicht gehört habt. Amos Am 37 5 16 25 Gottes Macht wird mit feierlicheren Namen vor Augen gestellt, um der Rede mehr Nachdruck zu verleihen. Amos Am 37 5 16 26 Selbst die Landleute auf Äckern und Feldern werden wegen des plötzlichen Unglückes nur zu jammern vermögen. Amos Am 37 5 17 Et in omnibus vineis erit planctus: quia pertransibo in medio tui, dicit Dominus. Auch in allen Weinbergen²⁷ soll Wehklage sein, denn ich werde durch deine Mitte hindurchziehen,²⁸ spricht der Herr. Amos Am 37 5 17 27 Wo zuvor Freude, ist jetzt Weh. Amos Am 37 5 17 28 Erinnerung an Ägypten und Sodoma; die Worte sind aus [Ex 12,12] genommen. Der Herr will vorübergehen, die Strafe zu vollziehen, welche solche Frevel verdienen, und allgemeine Trauer verursachen. Amos Am 37 5 18 Væ desiderantibus diem Domini: ad quid eam vobis? Dies Domini ista, tenebræ, et non lux. Wehe denen, welche nach des Herrn Tage verlangen!²⁹ Was soll er euch? Dieser Tag des Herrn ist ja Finsternis, und nicht Licht! [Jer 30,7; Joel 2,11; Sach 1,15] Amos Am 37 5 18 29 Wie können die, welche mit Verbrechen belastet sind, den Tag des Herrn herbeiwünschen, denen derselbe nur Strafe und Zorn bringen kann? Zuerst muss die Strafe über sie kommen, ehe die frohen Verheißungen in Erfüllung gehen können. Amos Am 37 5 19 Quomodo si fugiat vir a facie leonis, et occurrat ei ursus: et ingrediatur domum, et innitatur manu sua super parietem, et mordeat eum coluber. Wie wenn jemand vor einem Löwen flieht und ein Bär tritt ihm entgegen, und kommt er noch in ein Haus und stemmt sich mit der Hand gegen die Wand, wird er von einer Schlange gebissen.³⁰ Amos Am 37 5 19 30 Von allen Seiten drohen Gefahren. Wer einer entgeht, stürzt in die andere, der Untergang ist unvermeidlich. Wer dem allgemeinen Unglücke entgeht, fällt zu Hause geheimen Nachstellungen zum Opfer; ja, je mehr man sich sicher glaubt, desto näher ist das Verderben. Amos Am 37 5 2 Virgo Israel projecta est in terram suam, non est qui suscitet eam. Die Jungfrau Israel³ ist hingestürzt⁴ auf ihren Boden⁵ und niemand richtet sie wieder auf. Amos Am 37 5 2 3 Jungfrau, Frau, werden Städte und Länder in der Heiligen Schrift genannt. Der Name Jungfrau bezeichnet das Reich als ein blühendes, bald freilich ist es des Schmuckes beraubt. Amos Am 37 5 2 4 Niedergeworfen. Amos Am 37 5 2 5 Nicht in fremdem Lande, wo sie wenige Macht hatte. Das Land, das ihr als Erbe gegeben, ist Zeuge ihres Sturzes. Amos Am 37 5 20 Numquid non tenebræ dies Domini, et non lux: et caligo, et non splendor in ea? Ist der Tag des Herrn nicht Finsternis und kein Licht? Ist nicht Dunkel an ihm und kein Glanz?³¹ Amos Am 37 5 20 31 Von neuem wiederholt der Prophet, dass es Torheit ist, wenn die Frevler den Tag der Heimsuchung des Herrn herbeisehnen. Wie schwer lassen die Bösen, wenn sie dem auserwählten Volke angehören, sich überzeugen, dass sie gleichfalls der Strafe anheimfallen! Vergl. [Jer 7,28]. Amos Am 37 5 21 Odi, et projeci festivitates vestras: et non capiam odorem ctuum vestrorum. Ich hasse und verschmähe³² eure Feste und missfällig ist mir der Geruch eurer Festversammlungen.³³ [Jes 1,11; Jer 6,20; Mal 1,10] Amos Am 37 5 21 32 Wenn sie vermeinen, dass ihre äußerliche Verehrung Gottes ihnen zum Lobe gereichen oder sie gegen die Gefahren schützen und Gottes Zorn abwenden werde, so mögen sie hören, was Gott ihnen durch den Propheten sagt. Amos Am 37 5 21 33 Die Festtage, an denen außer der Darbringung der Opfer Festversammlungen zu halten waren. Amos Am 37 5 22 Quod si obtuleritis mihi holocautomata, et munera vestra, non suscipiam: et vota pinguium vestrorum non respiciam. Bringt ihr mir auch eure Brandopfer und Gaben dar, so nehme ich sie nicht an und die Dankopfer von eurem Mastvieh³⁴ sehe ich nicht an. Amos Am 37 5 22 34 Blutige und unblutige Opfer werden genannt und denselben Fried- und Dankopfer beigefügt. Amos Am 37 5 23 Aufer a me tumultum carminum tuorum: et cantica lyræ tuæ non audiam. Hinweg von mir mit dem Lärm³⁵ deiner Lieder³⁶ und das Spiel deiner Harfe mag ich nicht hören. Amos Am 37 5 23 35 Verächtlich. Amos Am 37 5 23 36 Die Gesänge der Leviten gefallen Gott nicht, weil sein Lob aus dem Munde von Sündern ihm nicht wohlklingt und jene Gesänge auch den Götzen zu Ehren gesungen werden. (Hier.) Amos Am 37 5 24 Et revelabitur quasi aqua judicium, et justitia quasi torrens fortis. Vielmehr flute das Recht wie Wasser daher und die Gerechtigkeit wie ein starker Strom.³⁷ Amos Am 37 5 24 37 Die erneute Versicherung, dass die Strafe kommt, zeigt, dass diese unabwendbar ist. Amos Am 37 5 25 Numquid hostias et sacrificium obtulistis mihi in deserto quadraginta annis, domus Israel? Habt ihr mir denn Schlachtopfer und Speiseopfer in der Wüste dargebracht vierzig Jahre hindurch, Haus Israel?³⁸ [Apg 7,42] Amos Am 37 5 25 38 Die Strafe ist nicht zu hart, denn von Anfang an hat das Volk gesündigt und sorgsam seinen Frevel fortgeführt. Das Geschlecht, welches die Wüste durchwanderte, übte die Beschneidung nicht, so war es auch nicht wunderbar, wenn es, verurteilt in der Wüste zu enden, Gott nicht verehrte, sondern Götzen mit sich führte. Vergl. [Lev 17,7; Dtn 32,17]. Amos Am 37 5 26 Et portastis tabernaculum Moloch vestro, et imaginem idolorum vestrorum, sidus Dei vestri, quæ fecistis vobis. Vielmehr trugt ihr die Hütte eures Molochs und das Bild eurer Götzen, das Gestirn eures Gottes,³⁹ die ihr euch gemacht hattet. Amos Am 37 5 26 39 Hebr. wahrscheinlich: Ihr truget die Hütte eures Königs und Kaivan, eure Götzenbilder, den Stern eurer Götzen. An Stelle Jahves wählten sie sich einen anderen König, dessen Lade sie mit sich trugen. Statt König (Melech) ist besser mit der Vulgata Moloch anzunehmen. Amos Am 37 5 27 Et migrare vos faciam trans Damascum, dicit Dominus, Deus exercituum nomen ejus. Darum will ich euch über Damaskus hinaus in die Verbannung führen,⁴⁰ spricht der Herr, Gott der Heerscharen ist sein Name.⁴¹ Amos Am 37 5 27 40 Ich will das Reich untergehen und euch in die Verbannung führen lassen. Vergl. [Apg 7,43]. Amos Am 37 5 27 41 Dieser Gott führt die Feinde als Diener seiner Rache herbei. Amos Am 37 5 3 Quia hæc dicit Dominus Deus: Urbs, de qua egrediebantur mille, relinquentur in ea centum: et de qua egrediebantur centum, relinquentur in ea decem in domo Israel. Denn so spricht der Herr, Gott: Die Stadt, aus der tausend ausgezogen,⁶ wird hundert übrig behalten; und die, aus welcher hundert ausgezogen, wird zehn übrig behalten im Hause Israel. Amos Am 37 5 3 6 Die Stadt, welche tausend Streiter in die Schlacht entsenden konnte, wird nur hundert Menschen übrig haben, Greise, Frauen, Männer, Kinder: ein deutliches Bild des Unterganges des Reiches und der Wegführung des Volkes. Amos Am 37 5 4 Quia hæc dicit Dominus domui Israel: Quærite me, et vivetis. Denn so spricht der Herr zum Hause Israel: Suchet mich, so werdet ihr leben!⁷ Amos Am 37 5 4 7 Da sie diese Weisung hintangesetzt, sind sie dem Untergange nahe. Amos Am 37 5 5 Et nolite quærere Bethel, et in Galgalam nolite intrare, et in Bersabee non transibitis: quia Galgala captiva ducetur, et Bethel erit inutilis. Suchet doch nicht Bethel auf, ziehet nicht nach Galgala und wandelt nicht nach Bersabee hinüber, denn Galgala wird gefangen weggeführt und Bethel wird nichts helfen können.⁸ Amos Am 37 5 5 8 Alle Orte, welche von den Israeliten in frommer Pilgerfahrt aufgesucht und verehrt wurden, waren solche, welche durch den Aufenthalt der Patriarchen oder durch Gott von ihrer Frömmigkeit geweihte Denkmäler geheiligt waren. Doch nicht zufrieden mit den innerhalb des Reiches belegenen Stätten, suchten die Israeliten noch andere auf. Hebr. Gilgal galoh igleh. Das Gotteshaus Bethel wird zum Garaus (Bethaven, Nichtigkeit). Amos Am 37 5 6 Quærite Dominum, et vivite: ne forte comburatur ut ignis domus Joseph, et devorabit, et non erit qui exstinguat Bethel. Suchet den Herrn und lebet, es möchte sonst das Haus Joseph wie Feuer auflodern und das Feuer um sich fressen, ohne dass jemand in Bethel lösche.⁹ Amos Am 37 5 6 9 Bersabee wird nicht genannt, weil Amos sich nur an das Reich Israel wendet und nach der Niederlage der zehn Stämme jene Stadt weder eingenommen noch zerstört ward. Amos Am 37 5 7 Qui convertitis in absinthium judicium, et justitiam in terra relinquitis. Ihr, die ihr das Recht in Wermut verkehrt und die Gerechtigkeit zu Boden drückt!¹⁰ Amos Am 37 5 7 10 Anstatt durch und durch heilig zu sein, seid ihr voller Sünden, die euch wie Absinth sein werden und mich gegen euch hart und bitter machen. Amos Am 37 5 8 Facientem Arcturum, et Orionem, et convertentem in mane tenebras, et diem in noctem mutantem: qui vocat aquas maris, et effundit eas super faciem terræ: Dominus nomen est ejus. Er hat das Siebengestirn und den Orion geschaffen,¹¹ er wandelt die Finsternis in Morgenlicht und lässt den Tag in Nacht übergehen,¹² er ruft die Gewässer des Meeres herbei und gießt sie über die Fläche der Erde hin:¹³ Herr¹⁴ ist sein Name. [Am 9,6] Amos Am 37 5 8 11 Wen behandelt ihr so verächtlich? Wen verlasst und verwerft ihr? Die beiden genannten sind die Hauptgestirne und stehen für alle Sterne insgesamt. In den Gestirnen spiegelt sich Gottes Majestät wieder. Amos Am 37 5 8 12 Er kann Todesgefahren in Licht und leuchtendes Glück in Unglück wandeln. Amos Am 37 5 8 13 Durch seinen Befehl ruft er die Wasser herbei und lässt sie als Diener seiner Gerechtigkeit die Erde überfluten. Amos Am 37 5 8 14 Jahve, der das Sein selbst ist, der keiner Veränderung fähig, seine Drohungen sind also zu fürchten. Amos Am 37 5 9 Qui subridet vastitatem super robustum, et depopulationem super potentem affert. Er bringt lächelnd Verderben über den Starken und Plünderung über den Mächtigen.¹⁵ Amos Am 37 5 9 15 Wie wahnsinnig und waghalsig ist es also, einen solchen Gott zu verachten und seine Rache herauszufordern! Amos Am 37 0 1 e. Wehe den Fürsten des Volkes. (V. 7) f. Die Drohungen werden erneuert. Amos Am 37 6 1 Væ qui opulenti estis in Sion, et confiditis in monte Samariæ: optimates capita populorum, ingredientes pompatice domum Israel. Wehe euch, ihr Reichen in Sion,¹ die ihr eure Zuversicht auf den Berg Samaria setzt, euch, ihr Vornehmen, Häupter der Völker,² die ihr mit Pomp in das Haus Israel zu kommen pflegt!³ Amos Am 37 6 1 1 Vergl. [Ez 34,1-5]. Mit Israel wird Juda gerügt; da ein gleicher Geist beide erfüllte, wird ihr Schicksal das gleiche sein. Die Erwähnung der Wüstenwanderung [Am 5,25] lässt ihn jetzt das gesamte auserwählte Volk anreden. Amos Am 37 6 1 2 Unter König Jeroboam II. hatte das Reich neuen Glanz erlangt, der dies Vertrauen auf die Sicherheit mehrte. Doch Pflicht des Propheten ist es, den unter der glänzenden Oberfläche wuchernden Krebsschaden aufzuzeigen und warnend vorauszusagen, welches das Ende sein wird. Amos Am 37 6 1 3 Hebr.: Wehe über die Sorglosen auf dem Sion und die Sicheren auf dem Berge von Samaria, die den Adel des vornehmsten der Völker bilden, denen das Reich Israel zuströmt Recht und Rat bei ihnen zu suchen. Amos Am 37 6 10 Et tollet eum propinquus suus, et comburet eum, ut efferat ossa de domo: et dicet ei, qui in penetralibus domus est: Numquid adhuc est penes te? Und trägt einen sein Verwandter hinweg, ihn zu verbrennen, um die Gebeine aus dem Hause zu schaffen,¹⁷ und spricht er zu dem, der noch im Innern des Hauses ist: Ist noch jemand bei dir?¹⁸ Amos Am 37 6 10 17 Hebr.: Und wenn ihn (den so Gestorbenen) sein Verwandter und Bestatter (wörtlich: Verbrenner) aufhebt, um die Gebeine aus dem Hause zu schaffen. Zur Zeit des Krieges und der Pest wurden die Leichen bei den Israeliten verbrannt und die Gebeine dann bestattet. Auch als Strafe wurde die Verbrennung der Leichen angewendet. [1Sam 31,12.13; Lev 20,14; Lev 21,9] Amos Am 37 6 10 18 Der im Hause Weilende ist entweder einer von den Zehn, oder ein von diesem in das Haus hineingesendeter. Bei dir: Noch am Leben. Amos Am 37 6 11 Et respondebit: Finis est. Et dicet ei: Tace, et non recorderis nominis Domini. Antwortet dieser: Es ist zu Ende! so wird jener¹⁹ ihm sagen: Still! erwähne den Namen des Herrn nicht!²⁰ Amos Am 37 6 11 19 Der, welcher die Frage gestellt. Amos Am 37 6 11 20 Es sind Worte eines Verzweifelnden, oder eines, der neue Gefahren fürchtet. Der Name des Herrn, der dem Volke zum Zeichen des Heiles und der Auserwählung offenbart ist [Ex 6,3], scheint ihnen bereits ein Vorzeichen des Unglückes, und da Jahve ein unveränderlicher Gott ist, scheint er ihnen nur Böses und Unheil zu verkünden, und da er der Gott des Bundes ist, fürchten sie Strafe, da sie seinen Bund schnöde gebrochen. Amos Am 37 6 12 Quia ecce Dominus mandabit, et percutiet domum majorem ruinis, et domum minorem scissionibus. Denn siehe, der Herr wird gebieten, er wird das große Haus in Trümmer schlagen und das kleine Haus zu Rissen.²¹ Amos Am 37 6 12 21 Reich und Arm, das ganze Reich wird er schlagen. Amos Am 37 6 13 Numquid currere queunt in petris equi, aut arari potest in bubalis, quoniam convertistis in amaritudinem judicium, et fructum justitiæ in absinthium? Können etwa Rosse auf Felsen laufen, oder kann man mit Büffeln pflügen?²² Dass ihr das Recht in Bitterkeit verkehrt habt und die Frucht der Gerechtigkeit in Wermut?²³ Amos Am 37 6 13 22 Die Strafe muss hart und furchtbar sein, weil sie getan, was gegen die Ordnung zu sein schien. Kann das Wesen der Dinge so umgeändert werden, dass die Rosse über Klippen laufen, oder kann man mit Büffeln (das Meer?) pflügen? Der Vergleich wird verschiedenartig aufgefasst und erklärt. Amos Am 37 6 13 23 Was Gott süß war, habt ihr in Bitterkeit gewendet, in Sünden, die Gott bitter waren, und habt statt der Frucht der Gerechtigkeit (dessen, was recht und gut ist), deren Samen Gott in euch gelegt, die bittersten Kräuter getragen, alles recht verkehrend und den Nächsten bedrückend. Amos Am 37 6 14 Quia lætamini in nihilo: qui dicitis: Numquid non in fortitudine nostra assumpsimus nobis cornua? Die ihr an Nichtigem²⁴ eure Freude habt, die ihr sprecht: Haben wir nicht durch unsere Stärke Hörner erworben?²⁵ Amos Am 37 6 14 24 Ihre Stärke. Amos Am 37 6 14 25 Hörner sind das Bild der Kraft und Stärke, mit denen die Feinde zurückgeworfen werden. Haben wir nicht durch unsere Kraft Siege davongetragen und sind anderen ein Schrecken geworden? Amos Am 37 6 15 Ecce enim suscitabo super vos domus Israel, dicit Dominus Deus exercituum, gentem: et conteret vos ab introitu Emath, usque ad torrentem deserti. Sehet, ich will, spricht der Herr, der Gott der Heerscharen, wider euch, Haus Israel! ein Volk aufstehen lassen,²⁶ das euch vom Eingange nach Emath bis zum Flusse der Wüste²⁷ vernichten soll. Amos Am 37 6 15 26 Wiederholung der Prophezeiung V. 12. Diese Drohung bildet die Zusammenfassung von [Am 2,13-16; Am 3,11-15; Am 5,1.3.9.11.16ff.27] Amos Am 37 6 15 27 Dies war die Ausdehnung des Reiches Israel unter Jeroboam. [1Kön 14,25] Während das Reich in höchster Blüte steht, verkündet der Prophet dessen Untergang, ähnlich wie Isaias dem Reiche Juda. [Am 6] Amos Am 37 6 2 Transite in Chalane, et videte, et ite inde in Emath magnam: et descendite in Geth Palæstinorum, et ad optima quæque regna horum: si latior terminus eorum termino vestro est. Ziehet hin nach Chalane⁴ und schauet euch um und gehet von da nach dem großen Emath, steiget hinab nach Geth im Philisterlande und in ihre besten Reiche, ist ihr Gebiet größer denn euer Gebiet?⁵ Amos Am 37 6 2 4 Die Aufzählung geht von den entfernteren Städten aus. Chalane [Gen 10,10] in Simear; Emath, Stadt am Orontes, später Epiphania; Geth ist eine der Hauptstädte der Philister. Sind diese alle blühend und reich, so hat euch Gott noch größere zeitliche Wohltaten erwiesen. Amos Am 37 6 2 5 Hebr.: Seid ihr auf engere Grenzen beschränkt als sie, seid ihr nicht besser als diese Reiche? Vielleicht können diese Worte auch als Ausspruch sich rühmender Israeliten gefasst werden, die damit den Grund ihrer Sicherheit angeben. Amos Am 37 6 3 Qui separati estis in diem malum: et appropinquatis solio iniquitatis. Die ihr abgesondert seid für den schlimmen Tag und dem Throne der Ungerechtigkeit nahet;⁶ Amos Am 37 6 3 6 Ihr Toren, die ihr euch in Sicherheit wiegt, es steht die Zeit der Rache bevor, der ihr geweiht, für die ihr auserlesen seid. Ihr habt der Ungerechtigkeit gleichsam einen Thron errichtet, an dem ihr treu stehet, besonders ungerechtes Urteil fällend und die Armen bedrückend. Amos Am 37 6 4 Qui dormitis in lectis eburneis, et lascivitis in stratis vestris: qui comeditis agnum de grege, et vitulos de medio armenti. die ihr⁷ auf Ruhebetten von Elfenbein schlaft und auf euern Lagern schwelgt, die ihr Lämmer verzehrt von der Herde und junge Rinder von dem Mastvieh, Amos Am 37 6 4 7 Weitere Aufzählung der Ursachen, warum Amos ihnen das Wehe verkündet. Amos Am 37 6 5 Qui canitis ad vocem psalterii: sicut David putaverunt se habere vasa cantici. die ihr singt zum Klange der Harfe!⁸ Sie bilden sich ein, nicht geringer Saitenspiel zu üben als David. Amos Am 37 6 5 8 Was David zur Verehrung Gottes geordnet, die Abteilungen der Leviten einsetzend und die Musikinstrumente vorschreibend, muss euch zu eurer Lust dienen. (Hier.) Hebr.: Sie girren zur Harfe. Amos Am 37 6 6 Bibentes vinum in phialis, et optimo unguento delibuti: et nihil patiebantur super contritione Joseph. Sie trinken den Wein aus Schalen⁹ und mit dem besten Öle salben sie sich,¹⁰ aber um den Schaden Josephs kümmern sie sich nicht.¹¹ Amos Am 37 6 6 9 Aus Opferschalen, mit denen das Blut an den Altar gesprengt ward, ein frevelhafter Missbrauch des Heiligen. Amos Am 37 6 6 10 Zum Zeichen ihrer Lust. Amos Am 37 6 6 11 Wohl Sprichwort nach [Gen 37,25] gebildet oder mit Beziehung auf [Gen 40,14.23]. Amos Am 37 6 7 Quapropter nunc migrabunt in capite transmigrantium: et auferetur factio lascivientium. Deshalb sollen sie nun an der Spitze der Verbannten wandern und auseinanderstieben soll die Sippe¹² der Schwelger. Amos Am 37 6 7 12 Hebr.: Das Gekreisch. Die ihr die ersten seid dem Reichtume nach, sollt auch als die ersten das Joch der Gefangenschaft tragen. Vergl. [Ez 9,6]. Der heilige Augustin bewundert die rhetorische Schönheit der Sprache V. 1-6 in eingehender Darstellung. De doctr. christ. [Am 4,7] Amos Am 37 6 8 Juravit Dominus Deus in anima sua, dicit Dominus Deus exercituum: Detestor ego superbiam Jacob, et domos ejus odi, et tradam civitatem cum habitatoribus suis. Geschworen hat bei sich selbst der Herr, Gott,¹³ es spricht der Herr, der Gott der Heerscharen: Ich verabscheue das Prunken¹⁴ Jakobs¹⁵ und hasse seine Paläste und ich gebe die Städte mit ihren Bewohnern preis. [Jer 51,14] Amos Am 37 6 8 13 Der Eidschwur Gottes zeigt, dass die Prophezeiung eine unbedingte ist, die Strafe nicht abgewendet werden kann. Amos Am 37 6 8 14 Sein törichtes Selbstvertrauen. Amos Am 37 6 8 15 Der Name hebt den Gegensatz zu der Demut und dem Gehorsam des Patriarchen hervor, welche ihm diesen ehrenvollen Namen verdienten. Amos Am 37 6 9 Quod si reliqui fuerint decem viri in domo una, et ipsi morientur. Wenn dann zehn Männer in einem Hause übrigbleiben, sollen auch diese sterben.¹⁶ Amos Am 37 6 9 16 Im Kriege soll das Volk untergehen, und vor dem Feinde entgeht, soll der Pest anheimfallen. Zehn nennt der Prophet, weil er oben gesagt, dass tausend zu hundert und hundert zu zehn werden, und damit die Juden nicht meinen, dass Gott die Zehn [Am 3,12] verschonen wolle. Amos Am 37 0 1 III. Symbolische Gesichte über den Untergang Israels. (Kap. 7 Kap. 9) 1. Fürbitte des Propheten für das Volk. (V. 6) 2. Zwei Gesichte über den bevorstehenden Untergang. (7,7 8,14) A. Gesicht von dem Drehrad des Töpfers und Verfolgung des Propheten. Amos Am 37 7 1 Hæc ostendit mihi Dominus Deus: et ecce fictor locustæ in principio germinantium serotini imbris, et ecce serotinus post tonsionem regis. Folgendes ließ mich der Herr, Gott, schauen:¹ Siehe, er bildet Heuschrecken zu Anfang,² als das Spätregengras aufsprosste, und siehe, der Spätregen kam nach dem Mähen des Königs.³ Amos Am 37 7 1 1 Damit das Volk nicht meint, das Gericht, das der Prophet verkündet, werde schnell vorübergehen, stellt ihm der Prophet die Bilder vor, die er geschaut, und zeigt, wie eifrig er für dasselbe betet, dass niemand ihn der Gefühllosigkeit beschuldige. Wie es die Aufgabe der Propheten war, dem Volke Gottes Drohungen und Verheißungen zu verkünden, so waren sie auch berufen, für das Volk bei Gott als Fürbitter einzutreten. Amos Am 37 7 1 2 Wenn alles grünt und schon Früchte verheißt. Amos Am 37 7 1 3 Nachdem das Gras für den König abgemäht ist. Von einem solchen Rechte des Königs findet sich in der Heiligen Schrift nichts, es sei denn etwa [1Kön 18,5] eine Spur davon erhalten. Amos Am 37 7 10 Et misit Amasias sacerdos Bethel ad Jeroboam regem Israel, dicens: Rebellavit contra te Amos in medio domus Israel: non poterit terra sustinere universos sermones ejus. Da sandte Amasias, der Priester von Bethel,¹⁵ zu Jeroboam, dem Könige von Israel, und ließ ihm sagen: Amos stiftet Aufruhr wider dich im Hause Israel, das Land ist nicht imstande, alle seine Reden zu ertragen. Amos Am 37 7 10 15 Die folgende Erzählung zeigt die Verachtung des Volkes gegen das Wort Gottes und seine Verhärtung im Beispiele des Priesters von Bethel. Zuerst versucht dieser mit Hilfe des Königs dem Propheten Stillschweigen aufzuerlegen und ihn wegen Majestätsbeleidigung zu beseitigen. Amasias schmückt seine Anklage aus, wie er kann, den Propheten als einen überaus gefährlichen Mann hinstellend. Amos Am 37 7 11 Hæc enim dicit Amos: In gladio morietur Jeroboam, et Israel captivus migrabit de terra sua. Denn so spricht Amos: Durch das Schwert wird Jeroboam sterben, und Israel aus seinem Lande in die Gefangenschaft wandern.¹⁶ Amos Am 37 7 11 16 Siehe [Am 2,13-16; Am 4,2.3; Am 6,7]. Amos Am 37 7 12 Et dixit Amasias ad Amos: Qui vides, gradere, fuge in terram Juda: et comede ibi panem, et prophetabis ibi. Amasias aber sprach zu Amos: Seher! gehe, fliehe in das Land Juda, dort iss dein Brot und dort magst du weissagen. Amos Am 37 7 13 Et in bethel non adjicies ultra ut prophetes: quia sanctificatio regis est, et domus regni est. Aber in Bethel fahre nicht fort zu weissagen, denn dies ist des Königs Heiligtum, das heilige Haus des Reiches.¹⁷ Amos Am 37 7 13 17 Amasias fürchtet, seine täglichen Einkünfte zu verlieren, wenn das Volk auf Amos hört. Ein Priester sucht, dem Wirken des Propheten Einhalt zu tun. Seine Anklage bei Jeroboam scheint keine Wirkung gehabt zu haben, da der König, wie Gott, so auch den Propheten verachtete, deshalb will Amasias den Propheten überreden, das Land Israel zu verlassen. Die Worte: Dort iss dein Brot enthalten eine gewisse Geringschätzung, fast als wenn er sagte: Suche du in Juda dein Brot durch Weissagen, jenes ist das Land des Herrn und dort ist sein Heiligtum, Bethel aber ist das vom Könige gegründete Heiligtum, vergl. [1Kön 12,28] hier ist es nicht gestattet, gegen den König und das Reich Israel zu prophezeien. Wenn ein Priester so spricht, wie muss das Volk gedacht haben? Amos Am 37 7 14 responditque Amos, et dixit ad Amasiam: Non sum propheta, et non sum filius prophetæ: sed armentarius ego sum vellicans sycomoros. Da antwortete Amos und sprach zu Amasias: Ich bin kein Prophet und bin kein Prophetensohn,¹⁸ sondern ein Hirt¹⁹ bin ich, der Sykomoren zieht. Amos Am 37 7 14 18 Prophetenschüler. Weder aus eigener Wahl noch durch Erziehung und Heranbildung habe ich das Prophetenwort angenommen. Amos Am 37 7 14 19 Septuag.: Ziegenhirt. Amos Am 37 7 15 Et tulit me Dominus cum sequerer gregem: et dixit Dominus ad me: Vade, propheta ad populum meum Israel. Der Herr aber hat mich hinter der Herde weggenommen und der Herr hat zu mir gesprochen: Gehe, weissage meinem Volke Israel!²⁰ Amos Am 37 7 15 20 Die Antwort zeigt zugleich, warum er den Rat des Amasias nicht befolgen kann: man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen. Amos Am 37 7 16 Et nunc audi verbum Domini: Tu dicis: Non prophetabis super Israel, et non stillabis super domum idoli. So höre denn das Wort des Herrn:²¹ Du sprichst: Weissage nicht über Israel und ergieße deine Rede nicht über das Götzenhaus!²² Amos Am 37 7 16 21 Er kündet dem Priester des falschen Kultes, dem Verächter des Wortes Gottes, der durch die weltliche Macht das von Gott dem Propheten übertragene Amt behindern will, seine Strafe an. Amos Am 37 7 16 22 Hebr.: Haus Isaak. Amos Am 37 7 17 Propter hoc hæc dicit Dominus: Uxor tua in civitate fornicabitur: et filii tui, et filiæ tuæ in gladio cadent, et humus tua funiculo metietur: et tu in terra polluta morieris, et Israel captivus migrabit de terra sua. Deswegen spricht der Herr also: Dein Weib soll in der Stadt zur Buhlerin werden, deine Söhne und Töchter aber werden durch das Schwert fallen und dein Land wird mit der Messschnur verteilt werden, du selbst sollst auf entweihtem Boden sterben²³ und Israel soll in die Gefangenschaft wandern aus seinem Lande.²⁴ Amos Am 37 7 17 23 So strafte Gott im Alten Bunde die Verhinderung der Ausübung der geistlichen Gewalt. Als Gatte, als Vater, als hervorragendes Mitglied des Reiches Israel soll Amasias Schreckliches schauen, ehe er selbst auf entweihtem Boden in fremdem Lande stirbt. Wann über Amasias die Strafe kam, ist nicht genau zu sagen, wahrscheinlich wohl unter Theglathphalasar. [2Kön 15,29] Nach dem Römischen Martyrologium hatte Amos viel von Amasias zu leiden und ward von ihm zuletzt dem Tode überliefert. Amos Am 37 7 17 24 Die letzten Worte klingen an V. 11 an als Mahnung, dass Gott seine Drohung nicht ändert noch zurücknimmt. Amos Am 37 7 2 Et factum est: cum consummasset comedere herbam terræ, dixi: Domine Deus propitius esto, obsecro: quis suscitabit Jacob, quia parvulus est? Und es geschah, als sie das Grün des Landes abgefressen hatten, sprach ich: Herr, Gott! sei doch gnädig. Wer wird sonst Jakob⁴ aufhelfen? denn er ist ja gering. Amos Am 37 7 2 4 Die Erwähnung des Namens des von Gott geliebten und mit Verheißungen gesegneten Patriarchen soll den Herrn leichter zum Erbarmen bewegen, seine Mühsale wiederholen sich gleichsam an seinen Nachkommen. Amos Am 37 7 3 Misertus est Dominus super hoc: Non erit, dixit Dominus. Darüber erbarmte sich der Herr.⁵ Nicht soll es geschehen, sprach der Herr. Amos Am 37 7 3 5 Hebr.: Jahve ließ es sich gereuen. Amos Am 37 7 4 Hæc ostendit mihi Dominus Deus; et ecce vocabat judicium ad ignem Dominus Deus: et devoravit abyssum multam, et comedit simul partem. Folgendes ließ mich der Herr, Gott, schauen.⁶ Siehe, der Herr, Gott, rief dem Feuer zu: Richte! Und es verschlang den großen Abgrund und fraß das Land⁷ zumal. Amos Am 37 7 4 6 Nach einiger Zeit, da die Gottlosigkeit des Volkes nicht nur andauerte, sondern selbst zunahm. Amos Am 37 7 4 7 Trocknete aus das Meer und verheerte das verheißene Land. Das Feuer ist das Sinnbild harter Strafe. Amos Am 37 7 5 Et dixi: Domine Deus quiesce, obsecro: quis suscitabit Jacob, quia parvulus est? Da sprach ich: Herr, Gott! lass doch ab, wer wird sonst Jakob aufhelfen? denn er ist ja gering. Amos Am 37 7 6 Misertus est Dominus super hoc: Sed et istud non erit, dixit Dominus Deus. Darob erbarmte sich der Herr: Auch dies soll nicht geschehen, sprach der Herr, Gott.⁸ Amos Am 37 7 6 8 Die Drohung ist aufgehoben. Amos Am 37 7 7 Hæc ostendit mihi Dominus: et ecce Dominus stans super murum litum, et in manu ejus trulla cæmentarii. Folgendes ließ mich der Herr schauen:⁹ Siehe, der Herr stand auf einer übertünchten Mauer und hatte eine Maurerkelle in seiner Hand.¹⁰ Amos Am 37 7 7 9 Zweimal hat der Prophet den Zorn Gottes und die zum Strafen ausgestreckte Hand abgewendet, da aber das Volk trotz der Mahnungen der Propheten und seiner Fürbitte sich nicht besserte, musste Gottes so oft beleidigte Gerechtigkeit und Heiligkeit die gerechte Strafe verhängen, doch Gott tut nichts, ohne den Propheten seine Absicht zu offenbaren. Amos Am 37 7 7 10 Hebr.: Der Herr stand da auf einer verzinnten Mauer und hielt ein Zinn in der Hand. Amos Am 37 7 8 Et dixit Dominus ad me: Quid tu vides Amos? Et dixi: Trullam cæmentarii. Et dixit Dominus: Ecce ego ponam trullam in medio populi mei Israel: non adjiciam ultra superinducere eum. Und der Herr sprach zu mir: Was siehst du, Amos? Ich antwortete: Eine Maurerkelle. Da sprach der Herr: Siehe, ich lege die Kelle nieder inmitten meines Volkes Israel, nicht werde ich es ferner übertünchen¹¹ Amos Am 37 7 8 11 Hebr.: Ich werde inmitten meines Volkes Israel Zinn anlegen, vergl. [2Kön 21,13], ich will ihm nicht noch einmal vergeben. Gott steht auf einer gerichteten Mauer, die nicht allein fest aufgeführt ist, sondern auch mit Silber gemischtem Zinn verziert ist. Die starke Mauer ist das Bild des von Gott beschützten und geschmückten Reiches. Gott hält Zinn in der Hand als derjenige, welcher allein Stärke und Schmuck verleiht. Die Frage an den Seher soll seine Aufmerksamkeit erhöhen. Das Bedrohliche liegt darin, dass Gott sagt, er halte das Zinn inmitten des Volkes, er höre bereits auf, die Mauer fest und glänzend zu machen, und überlasse es den Israeliten, diese Aufgabe, wenn sie können, zu übernehmen. Doch wenn Gott nicht das Haus baut, bauen die Bauleute umsonst. Die Erklärung folgt alsbald V. 9. Amos Am 37 7 9 Et demolientur excelsa idoli, et sanctificationes Israel desolabuntur: et consurgam super domum Jeroboam in gladio. und es sollen die Höhen der Götzen¹² zerstört werden und die Heiligtümer Israels¹³ wüste liegen und ich werde mich wider Jeroboams Haus mit dem Schwerte erheben.¹⁴ Amos Am 37 7 9 12 Hebr.: Die Höhen Isaaks, die auf Hügeln gelegenen Heiligtümer des Hauses Isaak (V. 16), oder mit Septuag. nach der Etymologie des Wortes: Die Altäre des Lachens, die der Verspottung würdigen Altäre. Amos Am 37 7 9 13 Die falschen Götzen geweihten Heiligtümer zu Dan, Bethel, Galgala. Amos Am 37 7 9 14 Siehe [2Kön 15,10]. Die Erfüllung dieser besonderen Prophezeiung in naheliegender Zeit soll die Festigkeit der anderen allgemeineren verstärken. Amos Am 37 0 1 B. Gesicht über das Ende: Anklage der Ungerechtigkeit. (V. 6) C. Ankündigung der Zerstreuung. Amos Am 37 8 1 Hæc ostendit mihi Dominus Deus: et ecce uncinus pomorum. Folgendes ließ der Herr, Gott, mich schauen: Siehe, da war ein Obsthaken.¹ Amos Am 37 8 1 1 Unter dem Bilde der Ernte wird dem Propheten gezeigt, dass das Volk reif geworden zur Strafe durch seine Frevel und dass die Früchte derselben bereits gesammelt und gekostet werden müssen. Amos Am 37 8 10 Et convertam festivitates vestras in luctum, et omnia cantica vestra in planctum: et inducam super omne dorsum vestrum saccum, et super omne caput calvitium: et ponam eam quasi luctum unigeniti, et novissima ejus quasi diem amarum. Und ich werde eure Feste in Trauer wandeln und alle eure Lieder in Wehklage, Trauerkleid werde ich über alle eure Rücken bringen und über alle Häupter Kahlheit,¹⁵ ich werde das Land in Leid versetzen wie bei der Trauer um den einzigen Sohn¹⁶ und sein Ende einem Tage der Bitterkeit gleichmachen.¹⁷ [Tob 2,6; 1Makk 1,41] Amos Am 37 8 10 15 Wer trauerte, pflegte das Haupt zu scheren. Amos Am 37 8 10 16 Bild und Beispiel der bittersten Trauer. Amos Am 37 8 10 17 Nach einigen ist die letzte Zeit, das Ende hier die messianische Zeit. Amos Am 37 8 11 Ecce dies veniunt, dicit Dominus: et mittam famem in terram: non famem panis, neque sitim aquæ, sed audiendi verbum Domini. Sehet, es kommen die Tage, spricht der Herr, da ich Hunger über das Land senden werde; nicht Hunger nach Brot noch Durst nach Wasser, sondern Hunger, das Wort des Herrn zu hören.¹⁸ Amos Am 37 8 11 18 Weil ihr jetzt das Wort des Propheten verachtet, ja die Propheten sogar an der Ausübung ihrer Berufung zu hindern sucht [Am 7,10], soll euch der Trost in bitterer Lage und die Vorausverkündigung der Zukunft genommen werden. Es wird nicht nur die Zeit des Exils dargestellt, sondern allgemein die Lage der Israeliten, die von Gott verworfen in steter Unruhe leben und statt der Wahrheit Irrtümern anhängen werden. (Hier., Cyr.) V. 12 handelt in der Tat vom ganzen Erdkreise, auf dem sie umherirren, nachdem sie Gesetz und Propheten verloren. (Hier.) Amos Am 37 8 12 Et commovebuntur a mari usque ad mare, et ab aquilone usque ad orientem: circuibunt quærentes verbum Domini, et non invenient. Da soll es sie von einem Meere zum andern treiben und von Nord bis nach Ost; sie werden umherschweifen, das Wort des Herrn zu suchen, aber sie sollen es nicht finden. Amos Am 37 8 13 In die illa deficient virgines pulchræ, et adolescentes in siti. An jenem Tag werden die schönen Jungfrauen und die Jünglinge vor Durst verschmachten,¹⁹ Amos Am 37 8 13 19 Wenn selbst die kräftige Jugend dahinschmachtet, ist der Untergang des Volkes ein allgemeiner. Amos Am 37 8 14 Qui jurant in delicto Samariæ, et dicunt: Vivit Deus tuus Dan: et vivit via Bersabee, et cadent, et non resurgent ultra. sie, welche jetzt bei der Schuld Samarias schwören²⁰ und sprechen: So wahr dein Gott lebt, Dan, bei dem Wege nach Bersabee!²¹ sie werden stürzen und nicht wieder auferstehen.²² Amos Am 37 8 14 20 Ursache es Unterganges: weil sie die vom Könige in Samaria aufgestellten und geweihten Kälber mit göttlicher Anbetung verehren. [1Kön 12,28] Amos Am 37 8 14 21 Sie schwören bei der Pilgerschaft nach Bersabee, die sie als etwas Hochheiliges ansehen. Amos Am 37 8 14 22 Wie sie Gott verlassen haben, wird Gott sie verlassen und verwerfen. Sie werden stürzen und nicht wieder auferstehen! Wie furchtbar ist dies an den Zehnstämmen in Erfüllung gegangen! Amos Am 37 8 2 Et dixit: Quid tu vides Amos? Et dixi: Uncinum pomorum. Et dixit Dominus ad me: Venit finis super populum meum Israel: non adjiciam ultra ut pertranseam eum. Und er sprach: Was siehst du, Amos? Ich sprach: Einen Obsthaken. Da sprach der Herr zu mir: Es kommt das Ende² über mein Volk Israel, nicht länger mehr will ich seiner schonen! Amos Am 37 8 2 2 Im Hebr. weist zugleich der Wortklang auf das sicher bevorstehende Gericht hin. Welches das Ende sein soll, sagt V. 3. Amos Am 37 8 3 Et stridebunt cardines templi in die illa, dicit Dominus Deus: multi morientur: in omni loco projicietur silentium. Es sollen die Türangeln des Tempels an jenem Tage ächzen,³ spricht der Herr, Gott, viele werden dahinsterben,⁴ allenthalben wird sich Stille verbreiten.⁵ Amos Am 37 8 3 3 Neuere: heulen werden die Gesänge im Palaste. Nach den älteren Erklärern ächzen die Tore, weil die Menge der Feinde jählings durch die Pforten des Tempels von Bethel hineingestürzt oder weil sie dieselben mit Beilen und Sturmböcken erbrechen, mit Feuer vernichten. (Ps. Ruf., Cyr. m. Theod., Theod. Gr.) Amos Am 37 8 3 4 Zuerst wütet Gottes Zorn gegen den Ort des falschen Kultes, dann gegen die Götzendiener, endlich gegen das gesamte Reich und alle seine Einrichtungen. Das Stillschweigen der Verwüstung und des Todes wird weit und breit herrschen. Amos Am 37 8 3 5 Hebr.: zahlreich sind die Leichen, an jeden Ort wirft man sie hin, stille! (vor der Rache Gottes.) Amos Am 37 8 4 Audite hoc qui conteritis pauperem, et deficere facitis egenos terræ, Höret dies, ihr, die ihr die Armen niedertretet⁶ und die Dürftigen des Landes verschmachten lasset, Amos Am 37 8 4 6 Hebr.: die ihr nach dem Armen schnappt, nämlich ihn zu unterdrücken und zu vernichten. Amos Am 37 8 5 Dicentes: Quando transibit mensis, et venumdabimus merces: et sabbatum, et aperiemus frumentum: ut imminuamus mensuram, et augeamus siclum, et supponamus stateras dolosas, indem ihr sprecht: Wann geht der Neumond vorüber, dass wir unsere Waren verkaufen,⁷ und der Sabbat, dass wir die Speicher auftun?⁸ dass wir das Maß vermindern und das Gewicht vergrößern und falsche Waage unterschieben können?⁹ Amos Am 37 8 5 7 So groß ist ihre Habsucht, dass sie die Feste nicht leiden mögen. Amos Am 37 8 5 8 Selbst die Ruhe eines Tages in der Woche ist ihrer unsittlichen Begierde zuviel. Amos Am 37 8 5 9 Mit der Habgier verbindet sich die Ungerechtigkeit. Amos Am 37 8 6 Ut possideamus in argento egenos et pauperes pro calceamentis, et quisquilias frumenti vendamus? dass wir die Dürftigen um Geld und die Armen um ein Paar Schuhe an uns bringen und den Abfall vom Korn verkaufen?¹⁰ Amos Am 37 8 6 10 Durch solchen Wucherhandel wollen sie die Armen in Leibeigenschaft bringen. Anstatt des Preises, den der Käufer nicht erschwingen kann, wollen sie ihn selbst als Sklaven in Besitz nehmen. Ein Paar Schuhe sind sprichwörtlicher Ausdruck für Dinge von geringem Wert. Den Abfall vom Korn, die Spreu, welchen ein ehrlicher Händler ausschüttet, vermessen sie mit als Korn. Wenn solche Verbrechen sich offen zeigen, welch allgemeine Sittenverderbnis muss da überall herrschen. Amos Am 37 8 7 Juravit Dominus in superbiam Jacob: Si oblitus fuero usque ad finem omnia opera eorum. Geschworen hat der Herr wider Jakobs Hoffart:¹¹ Fürwahr! nimmer werde ich aller ihrer Taten vergessen. Amos Am 37 8 7 11 Die Furchtbarkeit des Frevels wird von Gott mit einem Eidschwure bezeugt: Ich werde es nicht vergessen, das schwöre ich. Es ist das dritte Mal, dass Gott mit einem Eidschwure solche Versicherung gibt: [Am 4,2; Am 6,8] Wie lange die Strafe dauern soll, sagt V. 10b. Amos Am 37 8 8 Numquid super isto non commovebitur terra, et lugebit omnis habitator ejus: et ascendet quasi fluvius universus, et ejicietur, et defluet quasi rivus gypti? Soll darob nicht die Erde erzittern, nicht alle ihre Bewohner trauern?¹² Es wird sich erheben wie der Strom zumal, hinausstürzen und abfließen wie der Strom Ägyptens.¹³ Amos Am 37 8 8 12 Wenn sie solchen Eidschwur vernimmt. Amos Am 37 8 8 13 Wie Ägypten vom Nil überschwemmt wird, so wird das Land Israel von dem Einbruche der Feinde bedeckt werden, und wenn das Feindesheer vorrückt, werden sie scharenweise vertrieben unter die Völker zerstreut, sich gleichsam verlaufen und nicht mehr erscheinen. Hebr.: Die Erde steigt empor wie der Nilstrom zumal und wird aufgewühlt und senkt sich wie der Strom Ägyptens: Muss nicht wegen solchen Frevels der Erdboden sich aufbäumen, unwillig, ihn länger tragen zu sollen, und wieder zusammensinken unter der furchtbaren Last dieser Schuld? Sept.: Die Vernichtung erhebt sich, alles niederwerfend und in unzähligen Strömen ganz Samaria überflutend, und senkt sich, alles mit sich fortreißend. Amos Am 37 8 9 Et erit in die illa, dicit Dominus Deus: occidet sol in meridie, et tenebrescere faciam terram in die luminis: An jenem Tage, spricht der Herr, Gott, wird die Sonne am Mittage untergehen und am hellen Tage werde ich Finsternis senden über die Erde.¹⁴ Amos Am 37 8 9 14 Diese Überschwemmung wird plötzlich kommen und alles gleichsam in dichter Finsternis begraben. Am hellen Mittage soll es scheinen, dass die Nacht hereingebrochen, solche Verwüstung und Ratlosigkeit soll herrschen mitten in der Fülle des Glückes. Vergl. [Jer 15,9]. Amos Am 37 0 1 3. Nach dem Sturze Wiederaufrichtung des Gottesreiches. (Kap. 9) a. Der Sturz ist unabwendbar. B. Die Wiederherstellung. Amos Am 37 9 1 Vidi Dominum stantem super altare, et dixit: Percute cardinem, et commoveantur superliminaria: avaritia enim in capite omnium, et novissimum eorum in gladio interficiam: non erit fuga eis. Fugient, et non salvabitur ex eis qui fugerit. Ich sah den Herrn über dem Altar¹ stehen und er sprach: Zerschlage die Türangeln, dass die Schwellen erbeben,² denn alle beherrscht die Habsucht.³ Ihre Überreste will ich mit dem Schwert erschlagen, ohne dass Flucht für sie möglich ist. Sie werden fliehen, doch keiner von ihnen, der sich flüchtet, wird gerettet werden. Amos Am 37 9 1 1 Hebr.: über dem Brandopferaltare. Es ist der Altar in Jerusalem gemeint. (Hier., Theod. Gr.) Amos Am 37 9 1 2 Hebr.: Schlage den Säulenknauf, dass die Schwellen erbeben, und zerschmettere sie auf ihrer aller Haupt. Gemeint sind die Oberschwellen, die über dem Pfeiler befindlichen Querbalken, welche durch seine Zertrümmerung ihre Stützen verlieren und auf die versammelte Menge niederfallen. Amos Am 37 9 1 3 Die Vulgata gibt die Ursache an: Alle beherrscht die Habsucht, sie haben aus dem Hause Gottes eine Räuberhöhle gemacht. Amos Am 37 9 10 In gladio morientur omnes peccatores populi mei: qui dicunt: Non appropinquabit, et non veniet super nos malum. Alle Sünder in meinem Volke sollen durch das Schwert fallen, sie, die da sagen: Nicht naht und nicht kommt über uns Unglück!¹⁶ Amos Am 37 9 10 16 Um alles eitle Vertrauen aufzuheben, erklärt Gott von neuem, wie er mit einem sündigen Reich verfährt. Die Niederlage, welche wiederholte Streiche herbeigeführt [2Kön 15,29; 2Kön 17,6; 2Kön 25,4], bietet der Prophet hier in einem Überblicke. Die Niederlage ist die des ganzen Volkes, beider Reiche, wie die Erwähnung des Tempels und die Schilderung der Wiederherstellung der Hütte Davids zeigt. Amos Am 37 9 11 In die illa suscitabo tabernaculum David, quod cecidit: et reædificabo aperturas murorum ejus, et ea, quæ corruerant, instaurabo: et reædificabo illud sicut in diebus antiquis. An jenem Tage¹⁷ will ich die zerfallene Hütte Davids wieder aufrichten,¹⁸ die Lücken ihrer Mauern ausfüllen und das, was eingefallen, wieder aufrichten; ich will sie aufbauen, wie sie in den Tagen der Vorzeit war, [Apg 15,16] Amos Am 37 9 11 17 Während der vorher beschriebenen Zeit oder nachdem das geschehen, was V. 9, V. 10 verkündet ist. Amos Am 37 9 11 18 Nicht allein der Glanz ist vom Hause Davids gewichen, sondern das Haus ist selbst in Dunkelheit begraben. Die Stadt Davids ist zerstört und verfallen. Doch da David eine ewige Herrschaft verheißen, wird sein Haus in jener Dunkelheit nicht untergehen, sondern das Reich Davids wird seinen alten Glanz wiedererlangen, wie in den Zeiten Davids und Salomons. Dann wird Gott, der jetzt das Zinn (nach Vulg.: Die Maurerkelle) niedergelegt [Am 7,7-9], die Sorge für das Haus wiederaufnehmen und das Gebäude wiederherstellen. Aus dem Falle der alten Theokratie wird sich eine neue Theokratie in erhabenerer Gestalt erheben. Amos Am 37 9 12 Ut possideant reliquias Idumææ, et omnes nationes, eo quod invocatum sit nomen meum super eos: dicit Dominus faciens hæc. dass sie den Überrest von Idumäa¹⁹ und alle Völker in Besitz nehmen,²⁰ weil über diese²¹ mein Name genannt ist, spricht der Herr, der solches vollbringt.²² Amos Am 37 9 12 19 Wie David die feindlichen Edomiter unterworfen [2Sam 8,14; 1Kön 11,16], so wird die Wiederherstellung des Reiches Davids so beschrieben, dass diejenigen, welche als Nachkommen des Bruders Jakobs dem Volke Gottes durch Blutsverwandtschaft verbunden sind, durch diese Wiederherstellung als die ersten Heil erlangen, die erbittertsten Feinde ihren Hass aufgeben und sich Davids Herrschaft unterwerfen. Sie heißen Überrest, weil sie nach [Am 1,11] gleichfalls durch das Gericht heimgesucht sind. Amos Am 37 9 12 20 Wie David auswärtige Völker unterworfen, so wird das wiederhergestellte Davidische Reich alle Völker seinem Zepter unterworfen halten. Amos Am 37 9 12 21 Hebr.: über welche. Alle Völker, welche Gott verehren und ihn als ihren Herrn erkennen, seiner Obsorge zugehören, sollen diesem neuen Reiche angehören. So werden denn in jener Zeit alle Völker vor Gott gleich, alle zur Würde, die einst nur Israel eigen, emporgehoben sein. Da alle Völker nach dem Namen Gottes genannt werden, ist das Reich ein geistiges. Schon der Segen Noes [Gen 9,27] hat auf die Universalität des Messianischen Reiches hingewiesen, klar verspricht dasselbe die mehrfach wiederholte Verheißung an Abraham: In deiner Nachkommenschaft sollen gesegnet werden alle Völker; ausdrücklich wird das gleiche in der Weissagung Jakobs gesagt: Bis der Schiloh kommt und ihm gehört der Gehorsam der Völker (hebr. [Gen 49,40]). Es wird in [Ps 2,8] ausgesprochen: Fordere von mir und ich will dir die Völker als Erbe geben; desgleichen in [Ps 71,8-12; Ps 21,28]. Auch [Hos 1,10] besagt dasselbe und [Joel 2,28.32] und öfters wird bei anderen Propheten darauf hingewiesen. Auch Jakobus leitet daraus die Berufung der Heiden her. [Apg 15,14] (nach der Sept., die aber den gleichen Sinn bietet wie das hebräische). Amos Am 37 9 12 22 Hebr.: Spruch Jahves, der solches tun wird. Die Einsetzung des Messianischen Reiches und die Berufung der Völker ist in der Tat ein Werk der göttlichen Gnade ohne Mitwirkung von Menschen. Die Juden verstanden diese Stelle gleichfalls von der Zeit des Messias. Jetzt freilich erklären viele Juden dies von der Wiederherstellung des Tempels und des Reiches am Ende der Zeiten. Doch wir (sagt der heilige Hieronymus) folgen nicht dem Buchstaben, der tötet, sondern dem Geiste, der lebendig macht, und sehen alles in der Kirche erfüllt und täglich bei jedem, der durch die Sünde zu Falle gekommen ist und durch die Buße wieder erbaut wird, erneuert. Amos Am 37 9 13 Ecce dies veniunt, dicit Dominus: et comprehendet arator messorem, et calcator uvæ mittentem semen: et stillabunt montes dulcedinem, et omnes colles culti erunt. Sehet, es kommen die Tage, spricht der Herr, da wird der Pflüger an den Schnitter sich anreihen und der Traubenkelterer an den Sämann, es werden die Berge Süßigkeit träufeln und alle Berge werden bebaut sein.²³ Amos Am 37 9 13 23 Der Prophet beschreibt die innere Heiligkeit des neuen Gottesreiches so, dass er die Verheißungen, welche Moses einst für die Beobachtung des Gesetzes gegeben, an den Kindern des Neuen Reiches voll erfüllt zeigt, ein äußeres dem Alten Bunde entsprechendes Symbol für die innere Heiligkeit. Auch Christus stellt die Himmelsfreude in fasslichen Bildern dar bald als ein Gastmahl, bald als eine Hochzeit. Die über das natürlich mögliche Maß hinausgehende Darstellung ist ein weiterer Hinweis darauf, dass alles gleichnisweise gesagt wird, ähnlich wie [Jes 11,6; Hos 2,21-23]. Süßigkeit: Hebr.: Alle Berge werden triefen also von Most, Milch u.d.m. Ein sprichwörtliches Bild für den größten Segensreichtum. Amos Am 37 9 14 Et convertam captivitatem populi mei Israel: et ædificabunt civitates desertas, et inhabitabunt: et plantabunt vineas, et bibent vinum earum: et facient hortos, et comedent fructus eorum. Dann werde ich die Gefangenen meines Volkes Israel heimkehren lassen²⁴ und sie werden die verwüsteten Städte aufbauen und bewohnen, Weinberge pflanzen und deren Wein trinken, Gärten anlegen und deren Frucht genießen. Amos Am 37 9 14 24 Besser nach dem Hebr.: Dann will ich mein Volk Israel wiederherstellen. Amos Am 37 9 15 Et plantabo eos super humum suam: et non evellam eos ultra de terra sua, quam dedi eis, dicit Dominus Deus tuus. Und ich will sie auf ihren Boden pflanzen und nicht mehr herausreißen²⁵ aus ihrem Lande, das ich ihnen gegeben, spricht der Herr, dein Gott. Amos Am 37 9 15 25 Wie das Glück, so wird noch vielmehr die Heiligkeit eine beständige sein. Hebr.: Nicht sollen sie mehr ausgerissen werden. Das Gottesreich kennt kein Aufhören. Amos Am 37 9 2 Si descenderint usque ad infernum, inde manus mea educet eos: et si ascenderint usque in clum, inde detraham eos. Wenn sie bis in die Unterwelt hinabsteigen sollten, von dort wird sie meine Hand holen; und wenn sie bis in den Himmel hinaufsteigen sollten, will ich sie von da herabziehen. [Ps 138,8] Amos Am 37 9 3 Et si absconditi fuerint in vertice Carmeli, inde scrutans auferam eos: et si celaverint se ab oculis meis in profundo maris, ibi mandabo serpenti, et mordebit eos. Und wenn sie sich auf den Gipfel des Karmels⁴ versteckten, werde ich sie dort erspähen und von dannen holen; und wenn sie sich vor meinen Augen in der Tiefe des Meeres verbergen, will ich daselbst der Schlange⁵ entbieten, sie zu beißen. Amos Am 37 9 3 4 Dieser war mit Bäumen bedeckt und hatte viele Höhlen. Amos Am 37 9 3 5 Der Meerdrache, ein Seeungetüm. Mögliches und Unmögliches wird zusammengestellt, um desto nachdrücklicher die Unmöglichkeit der Flucht zu zeigen. Die lange Beschreibung mehrt den Eindruck des Schreckens und die Aufzählung zeigt, dass, wenn Gott zürnt, kein Land und kein Geschöpf ist, dass Hilfe und Trost zu gewähren vermöchte. Amos Am 37 9 4 Et si abierint in captivitatem coram inimicis suis, ibi mandabo gladio et occidet eos: et ponam oculos meos super eos in malum, et non in bonum. Wenn sie vor ihren Feinden her in die Gefangenschaft wandern,⁶ will ich dort dem Schwerte gebieten, sie zu töten; denn ich will meine Augen auf sie richten zum Unheile, und nicht zum Heile.⁷ [Jer 44,11] Amos Am 37 9 4 6 Vergl. [Ez 5,2.12]. Amos Am 37 9 4 7 Um achtzugeben, dass die verhängte Strafe auch vollstreckt werde. Amos Am 37 9 5 Et Dominus Deus exercituum, qui tangit terram, et tabescet: et lugebunt omnes habitantes in ea: et ascendet sicut rivus omnis, et defluet sicut fluvius gypti. Und der Herr, der Gott der Heerscharen, er berührt die Erde und sie vergeht, und alle, die sie bewohnen, müssen trauern.⁸ Und es erhebt sich jeder gleich dem Strome und fließt ab wie der Fluss Ägyptens.⁹ Amos Am 37 9 5 8 Diese Beweise der Macht Gottes zeigen, dass er bei der über die Israeliten verhängten Strafe nur ein wenig erst seine gewaltige Hand hat wirken lassen. Amos Am 37 9 5 9 Im Hebr. wird hier wieder von der Erde gesagt, dass sie sich hebt wie der Nil und sinkt wie der Nil in Ägypten. Amos Am 37 9 6 Qui ædificat in clo ascensionem suam, et fasciculum suum super terram fundavit: qui vocat aquas maris, et effundit eas super faciem terræ, Dominus nomen ejus. Er baut im Himmel seinen Thron und gründet ihre Gefüge auf die Erde,¹⁰ er ruft den Gewässern des Meeres und gießt sie über die Oberfläche der Erde hin aus; Herr ist sein Name.¹¹ [Am 5,8] Amos Am 37 9 6 10 Der Seher spricht nach der gewöhnlichen Redeweise, die sich der Auffassung der Sinne anschließt. Amos Am 37 9 6 11 Er hat also Macht, Israel ins Verderben zu stürzen. Amos Am 37 9 7 Numquid non ut filii thiopum vos estis mihi, filii Israel, ait Dominus? Numquid non Israel ascendere feci de terra gypti: et Palæstinos de Cappadocia, et Syros de Cyrene? Seid ihr Söhne Israel mir nicht den Äthiopiern gleich?¹² spricht der Herr. Habe ich nicht Israel aus dem Lande Ägypten hergeführt und die Palästiner von Kappadozien und die Syrer aus Cyrene?¹³ Amos Am 37 9 7 12 Eure Frevel haben euch den übrigen Völkern gleichgemacht so dürfen sie nicht mehr darauf ihr Vertrauen setzen, dass Gott sie auserwählt und die Patriarchen ihre Väter sind. Amos Am 37 9 7 13 Damit sie sich nicht der Herausführung aus Ägypten fälschlich rühmen, zeigt der Prophet, dass diese durch sich keine Heiligkeit verleihe: auch die Philister habe ich herausgeführt. Hebr.: Die Philister von Kaphtor und die Aramäer aus Kir. Kaphtor ist nach einigen Kreta, nach anderen Cypern, wieder nach anderen das Nildelta. Über Kir siehe [Am 1,Anm.15]. Amos Am 37 9 8 Ecce oculi Domini Dei super regnum peccans, et conteram illud a facie terræ: verumtamen conterens non conteram domum Jacob, dicit Dominus. Sehet, die Augen Gottes, des Herrn, sind auf dies sündige Reich gerichtet, dass ich es von der Erde hinwegtilge. Doch das Haus Jakob will ich nicht gänzlich vernichten, spricht der Herr.¹⁴ Amos Am 37 9 8 14 Gottes Richtschnur im Handeln: er weiß die einzelnen zu strafen und sündige Reiche zu zerstören und dennoch seine Verheißungen zu wahren. Wenn er auch das Volk Jakob nicht von seinen Verheißungen ausschließt, so soll der einzelne sich nicht Straflosigkeit versprechen. Amos Am 37 9 9 Ecce enim mandabo ego, et concutiam in omnibus gentibus domum Israel, sicut concutitur triticum in cribro: et non cadet lapillus super terram. Denn sehet, ich will gebieten, dass das Haus Israel unter alle Völker geschüttelt werde, wie man Weizen in einem Siebe schüttelt, und es soll kein Körnlein zur Erde fallen.¹⁵ Amos Am 37 9 9 15 Die Zerstreuung unter die Völker ist die Siebung des Volkes. Stroh und Staub und alles, was verderbt ist, wird weggeworfen und geht zugrunde, die guten Körner aber werden sorgfältig gesammelt, dass auch nicht eines verloren geht. Die Bösen werden aus der Zugehörigkeit zum Volke Gottes gestrichen und vermischen sich mit den Völkern, die, welche wahrhaft Israeliten sind, werden auch in der Zerstreuung von Gottes Vorsehung bewahrt. Nur die treuen Verehrer erkennt Gott als Israeliten an, nur sie wird er zurückführen, durch sie wird verhütet, dass das Haus Jakob gänzlich zugrunde geht. Diese Stelle zeigt das Ziel der Wegführung und die Weise der Wiederherstellung klar. Obadja Obd 38 0 1 Einleitung 1. Die Niederlage der Edomiter. (V. 9) 2. Die Unbilden der Edomiter gegen die Juden. (V. 16) 3. In Sion Heil. Obadja Obd 38 1 1 VISIO Abdiæ. Hæc dicit Dominus Deus ad Edom: Auditum audivimus a Domino, et legatum ad gentes misit: Surgite, et consurgamus adversus eum in prlium. Gesicht¹ des Abdias. So spricht der Herr, Gott, über Edom: Eine Kunde haben wir vom Herrn vernommen² und einen Boten hat er unter die Völker entsendet:³ Auf, lasset uns zusammen wider Edom uns zum Kampfe erheben!⁴ Obadja Obd 38 1 1 1 Der Name bedeutet allgemein Offenbarung, also den Ursprung derselben von Gott und die klare, dadurch vermittelte Wissenschaft, welche von diesem dem Propheten mitgeteilt ist. Obadja Obd 38 1 1 2 Nach der Sept.: habe ich vom Herrn vernommen. (Vergl. [Jer 49,14]) Der Plural ist von der Mehrzahl der Propheten zu erklären, welche wie Amos die Niederlage der Edomiter vorausgesagt. Obadja Obd 38 1 1 3 Hebr.: Ein Bote ward unter die Völker entsandt. Im Gesichte sah der Prophet, dass Gott gleichsam durch die Entsendung eines Boten die Völker zum Kampfe aufstachelt. Obadja Obd 38 1 1 4 Der Bote bietet sich selbst als Kampfgenossen an. Obadja Obd 38 1 10 Propter interfectionem, et propter iniquitatem in fratrem tuum Jacob, operiet te confusio, et peribis in æternum. Ob des Mordens,¹⁶ ob der Gewalttat gegen deinen Bruder Jakob wird dich Schande bedecken¹⁷ und du wirst auf immer ausgerottet werden.¹⁸ [Gen 27,42] Obadja Obd 38 1 10 16 Der masoretische Text zieht dies Wort zum vorhergehenden Vers, doch weniger gut. Obadja Obd 38 1 10 17 Gleichsam ganz einhüllen. Obadja Obd 38 1 10 18 Vergl. [Mal 1,4]. Die Ursache des Unterganges wird im folgenden in ihren einzelnen Teilen aufgezeigt. Obadja Obd 38 1 11 In die cum stares adversus eum, quando capiebant alieni exercitum ejus, et extranei ingrediebantur portas ejus, et super Jerusalem mittebant sortem: tu quoque eras quasi unus ex eis. Am Tage, da du ihm entgegentratest, da Fremde sein Heer gefangen nahmen¹⁹ und Ausländer in seine Tore eindrangen und über Jerusalem das Los warfen,²⁰ da warst²¹ auch du wie einer von ihnen. Obadja Obd 38 1 11 19 Hebr.: seine Heerkraft wegführten. Obadja Obd 38 1 11 20 Vereint mit den Feinden Jerusalems hast du gegen die Juden gekämpft und mit ihnen nach Kriegsrecht Gefangene und Beute geteilt. Obadja Obd 38 1 11 21 Dies fehlt im Hebr. Der Prophet stellt sich im Gegenteil die Vergangenheit wie gegenwärtig vor, wie das Folgende zeigt. Obadja Obd 38 1 12 Et non despicies in die fratris tui, in die peregrinationis ejus: et non lætaberis super filios Juda in die perditionis eorum: et non magnificabis os tuum in die angustiæ. Aber sieh nicht schadenfroh auf den Tag deines Bruders, den Tag seiner Wegführung, und freue dich nicht über die Kinder Juda am Tage ihres Verderbens und überhebe deinen Mund²² nicht am Tage der Bedrängnis; Obadja Obd 38 1 12 22 Hebr.: Sperre den Mund nicht so weit auf. Ausdruck der Verhöhnung. Obadja Obd 38 1 13 Neque ingredieris portam populi mei in die ruinæ eorum: neque despicies et tu in malis ejus in die vastitatis illius: et non emitteris adversus exercitum ejus in die vastitatis illius. auch dringe nicht in die Tore meines Volkes am Tage ihres Untergangs, schaue nicht schadenfroh auf sein Unglück am Tage seiner Not, ziehe nicht aus wider sein Heer am Tage seiner Drangsal,²³ Obadja Obd 38 1 13 23 Hebr.: Strecke nicht deine Hand nach seinem Gute an seinem Unglückstage. Obadja Obd 38 1 14 Neque stabis in exitibus ut interficias eos qui fugerint: et non concludes reliquos ejus in die tribulationis. stelle dich nicht auf an den Scheidewegen, seine Flüchtlinge niederzumachen, und schließe seine Übriggebliebenen am Tage der Drangsal nicht ein.²⁴ Obadja Obd 38 1 14 24 Wenn sie die Schlupfwinkel in der Wüste aufsuchen wollen, töte sie nicht und mache sie nicht zu Gefangenen. Obadja Obd 38 1 15 Quoniam juxta est dies Domini super omnes gentes: sicut fecisti, fiet tibi: retributionem tuam convertet in caput tuum. Denn²⁵ nahe²⁶ ist der Tag des Herrn über alle Völker; wie du gehandelt, also wird dir geschehen, denn er wird Vergeltung auf dein Haupt zurückfallen lassen.²⁷ Obadja Obd 38 1 15 25 Diese Feindschaft gegen die Juden wird den Edomitern selbst Verderben bringen. Dies weist der Prophet nach aus der von Joel bereits vorgestellten [Joel 3,2] und zum Teil von Amos wiederholten Wahrheit [Am 1,3] über das Gericht, das Gott über die Feinde Israels halten wird. Alle Israel feindliche Gewalt muss zu Falle kommen, damit Gottes Reich erstehe. Dies hatte Balaam bereits vorausgesagt. [Num 24,17-24] Dies wird in dem Gesange Annas angedeutet, darauf weisen die letzten Worte Davids [2Kön 23,5-7], dies verheißen die Psalmen [Ps 2] und [Ps 109]. Obadja Obd 38 1 15 26 Nahe, insofern jede Niederwerfung einer Gott feindlichen Gewalt ein Teil jenes Gerichtes ist und jede Züchtigung stolzer Feinde ein Vorspiel desselben. Obadja Obd 38 1 15 27 Wer dem Volke Gottes feindlich entgegentritt, muss Gottes Zorngericht erdulden, gemäß dem, was Gott Abraham verheißen bei dem Abschlusse des Bündnisses: Ich will segnen, die dich segnen, und fluchen denen, die dir fluchen [Gen 12,3] und dem Segen entsprechend, den Isaak gleichsam als Erbschaft Jakob übermittelt hat: Wer dir flucht, sei verflucht. [Gen 27,29] Obadja Obd 38 1 16 Quomodo enim bibistis super montem sanctum meum, bibent omnes gentes jugiter: et bibent, et absorbebunt, et erunt quasi non sint. Denn wie ihr²⁸ auf meinem heiligen Berge getrunken,²⁹ so werden alle Völker unablässig³⁰ trinken, ja trinken und schlürfen, und werden sein, als wären sie nicht. Obadja Obd 38 1 16 28 Edom und die umliegenden Völker. (Vergl. V. 11; [2Chr 21,16]) Obadja Obd 38 1 16 29 Wie ihr nach Überwindung der Stadt auf dem heiligen Berge Jubel- und Festgelage gehalten habt. Obadja Obd 38 1 16 30 Gleichsam ohne Unterbrechung: jedes Volk zu seiner Zeit. Obadja Obd 38 1 17 Et in monte Sion erit salvatio, et erit sanctus: et possidebit domus Jacob eos qui se possederant. Auf dem Berge Sion aber soll eine Zuflucht sein,³¹ er soll heilig sein³² und das Haus Jakob³³ wird in Besitz nehmen, die es besessen.³⁴ Obadja Obd 38 1 17 31 Wie die Verheißung: Wer dir flucht, soll verflucht sein, in Erfüllung geht (V. 15, 16), so soll auch die Segensverheißung erfüllt werden: In dir sollen gesegnet sein alle Völker der Erde. Obadja Obd 38 1 17 32 Er wird Heiligtum sein. Von dort aus wird Gott seine Bundesgüter mitteilen. Obadja Obd 38 1 17 33 Juda und Benjamin. In diesem Hause Jakob ist das ewige Reich begründet, dem durch den Schilo der Gehorsam der Völker gehören soll. [Gen 49,10] Obadja Obd 38 1 17 34 Hebr.: Das Haus Jakob wird seine früheren Besitztümer wieder einnehmen. Obadja Obd 38 1 18 Et erit domus Jacob ignis, et domus Joseph flamma, et domus Esau stipula: et succendentur in eis, et devorabunt eos: et non erunt reliquiæ domus Esau, quia Dominus locutus est. Das Haus Jakob wird ein Feuer werden,³⁵ das Haus Joseph³⁶ Flamme³⁷ und das Haus Esau Stoppeln; jene werden sie anzünden und verzehren, so dass vom Hause Esau kein Überrest bleibt, denn der Herr hat gesprochen. Obadja Obd 38 1 18 35 Die anderen Völker werden entweder mit den Israeliten ein Volk, oder weisen sie dies zurück, werden sie vernichtet. Wie leicht und wie wirksam Israel in dem neuen Gottesreich seine Feinde niederwerfen wird, wird an Edoms Beispiel gezeigt. Obadja Obd 38 1 18 36 Die Trennung in Israel und Juda, welche der Anfang des Abfalls von Gott und Ursache so vielen Unheils war, hat aufgehört. Obadja Obd 38 1 18 37 Das Feuer ist das Bild des Eifers Gottes, mit dem er die Hindernisse entfernt: alle Anstrengungen der Edomiten werden umsonst sein. Obadja Obd 38 1 19 Et hereditabunt hi, qui ad austrum sunt, montem Esau, et qui in campestribus Philisthiim: et possidebunt regionem Ephraim, et regionem Samariæ: et Benjamin possidebit Galaad. Die Bewohner des Landes gegen Mittag werden das Gebirge Esau erben und die in den Ebenen die Philister, sie werden das Gefilde von Ephraim in Besitz nehmen und das Gefilde Samarias und Benjamin wird Galaad erhalten.³⁸ Obadja Obd 38 1 19 38 Die Ausdehnung des Gottesreiches, welche Isaias unter dem Bilde der Erweiterung des Zeltes [Jes 54,2] darstellt, führt Abdias durch seine einzelnen Teile durch. Die Aufzählung der hier genannten Länder ist auch um so passender, als zur Zeit der Makkabäer die Edomiter vollständig besiegt wurden und die Juden die anderen hier genannten Länder wenigstens teilweise besiegten. Vergl. [1Makk 5]. Obadja Obd 38 1 2 Ecce parvulum dedi te in gentibus: contemptibilis tu es valde. Siehe, ich habe dich klein gemacht unter den Völkern, verachtet bist du gar sehr.⁵ Obadja Obd 38 1 2 5 Durch den Krieg, den Gott über Edom kommen lassen will. (Theod., Theod. Gr.) Obadja Obd 38 1 20 Et transmigratio exercitus hujus filiorum Israel, omnia loca Chananæorum usque ad Sareptam: et transmigratio Jerusalem, quæ in Bosphoro est, possidebit civitates austri. Und die Weggeführten dieser Schar der Söhne Israel³⁹ werden alle Orte der Kananiter bis nach Sarepta⁴⁰ hin in Besitz nehmen und die von Jerusalem Weggeführten; die in Bosphorus⁴¹ sind, werden die Städte gegen Mittag in Besitz nehmen.⁴² Obadja Obd 38 1 20 39 Auch die Weggeführten sollen dem Volke Gottes nicht fernbleiben. Obadja Obd 38 1 20 40 Zargath, südlich von Sidon, etwas landeinwärts. Obadja Obd 38 1 20 41 Hebr.: Sepharad. Die Juden nennen jetzt Spanien so, doch ist an dieses Land so wenig zu denken wie an Bosphorus. Vielmehr ist Sparda, Sardes zu vermuten. Obadja Obd 38 1 20 42 Siehe diese [Jos 15,21]. Die Gefangenen werden nach Jerusalem zurückkehren und von da den Negal erobern. Obadja Obd 38 1 21 Et ascendent salvatores in montem Sion judicare montem Esau: et erit Domino regnum. Und⁴³ Retter⁴⁴ werden auf den Berg Sion hinaufziehen, um das Gebirge Esau zu richten, und das Königtum wird des Herrn sein.⁴⁵ Obadja Obd 38 1 21 43 Zusammenfassung der gesamten Prophezeiung. Obadja Obd 38 1 21 44 Wie einst die Richter; so Othoniel [Ri 3,9]; Aod. Ebenda V. 15. Vergl. [1Kön 13,5, Neh 9,27]. Solche Retter waren Zorobabel, Esdras, Nehemias, die Makkabäer. Obadja Obd 38 1 21 45 So schließt der Prophet mit der Verkündigung, dass das Heil für alle in Sion ist und von da über die ganze Erde die Heiligung ausgehen wird durch das heilbringende Kreuz. Das Reich wird des Herrn sein, das ist der Gipfelpunkt aller Prophezeiung, dies das Ziel aller Einrichtungen des Alten Bundes, dies das Glück, auf das alle Ereignisse vorbereiten. Dieses Reich Gottes soll auf jenem Gehorsam der Völker beruhen, den sie dem Zepter Judas darbringen [Gen 49,10], das David versprochene ewige Reich sein. [2Kön 7,14] Dies hat Hosea verkündet [Hos 1,11, Hos 3,5, Hos 14,5-9], mit der Vorausverkündigung desselben schließt Joel seine Prophezeiung [Joel 3,17-21], mit dieser frohen Botschaft endet auch Amos [Am 9,11-15]; mit derselben krönt Abdias seine an Worten winzige, an Inhalt reiche Verkündigung. Obadja Obd 38 1 3 Superbia cordis tui extulit te, habitantem in scissuris petrarum, exaltantem solium tuum: qui dicis in corde tuo: Quis detrahet me in terram? In Vermessenheit deines Herzens hast du dich überhoben, weil du in Felsenklüften wohnst und deinen Sitz hoch baust,⁶ und du sprichst in deinem Herzen: Wer könnte mich zur Erde niederzwingen?⁷ Obadja Obd 38 1 3 6 Hebr.: dein vermessener Sinn hat dich betört. Als einen, der an Felsenhängen wohnt, auf seinem hohen Sitze. Edom war durch steile Berge und feste Burgen geschützt und reich an Höhlen, weshalb die Edomiter sich gegen jeden feindlichen Angriff gesichert glaubten. Obadja Obd 38 1 3 7 Mit denselben Worten, mit denen sie sich rühmen, folgt die Drohung Gottes. Obadja Obd 38 1 4 Si exaltatus fueris ut Aquila, et si inter sidera posueris nidum tuum: inde detraham te, dicit Dominus. Aber wärest du auch hoch erhoben gleich dem Adler⁸ und setztest du dein Nest zwischen die Sterne, so werde ich dich doch von da niederzwingen, spricht der Herr. Obadja Obd 38 1 4 8 Hebr.: Wenn du auch hortetest hoch wie der Adler. Obadja Obd 38 1 5 Si fures introissent ad te, si latrones per noctem, quomodo conticuisses? Nonne furati essent sufficientia sibi? Si vindemiatores introissent ad te, numquid saltem racemum reliquissent tibi? Wenn Diebe zu dir eindrängen, wenn Räuber des Nachts, wie würdest du verstummen!⁹ Würden sie nicht rauben, bis es ihnen genügt? Wenn Weinleser über dich kämen, würden sie dir nicht doch eine Traube übriglassen?¹⁰ Obadja Obd 38 1 5 9 Doch Schlimmeres noch soll dir widerfahren. Hebr.: Wie wardst du verwüstet! Vorwegnehmender Ausruf über das Schicksal Edoms. Obadja Obd 38 1 5 10 Die Diebe hätten nur soviel fortgetragen als sie fanden oder als ihnen genug war, und so wäre etwas durch Übersehen oder durch Überfluss zurückgeblieben; auch solche, welche die Trauben lesen, können dies nicht so sorgfältig tun, dass nicht wo eine zurückbliebe. Obadja Obd 38 1 6 Quomodo scrutati sunt Esau, investigaverunt abscondita ejus? Wie ist aber Esau durchforscht, seine verborgensten Orte durchsucht!¹¹ Obadja Obd 38 1 6 11 Nichts haben die Feinde unberührt gelassen, alles rauben sie, alles zerstören sie, alle ihre Verstecke durchmustern sie. Der Prophet stellt das Unglück so dar, wie er es im Gesicht gesehen, als schon geschehen. Obadja Obd 38 1 7 Usque ad terminum emiserunt te: omnes viri fderis tui illuserunt tibi: invaluerunt adversum te viri pacis tuæ: qui comedunt tecum, ponent insidias subter te: non est prudentia in eo. Bis zu deiner Grenze haben sie dich getrieben; alle, die deine Bundesgenossen waren, spotteten dein; die deine Freunde waren, haben dich überwältigt; deine früheren Tischgenossen legen dir Hinterhalt; keine Einsicht ist in ihm!¹² Obadja Obd 38 1 7 12 Das erste Glied ist dunkel. Wohl: dich und die aus deinem Lande Flüchtigen treiben sie von ihren Grenzen, wo jene eine Zuflucht suchen, zurück und treiben dich so aus deinem Lande. Die Bundesgenossen spotteten Edoms, indem sie zuvor im Kriege seine Hilfe brachten und bei der Flucht eine Stätte versagten; die zuvor Freunde Edoms waren, verbünden sich mit seinen Feinden, Edom neue Niederlage beibringend oder es nach seiner Besiegung plündernd. Die du dir auf das innigste verbunden glaubtest, bereiten dir hinterlistig Nachstellungen. Warum dies alles? Weil Gott sie verderben will. Dieser Wille Gottes sucht auch die Edomiter mit Verblendung heim und beraubt seine Weisen der Einsicht. Obadja Obd 38 1 8 Numquid non in die illa, dicit Dominus, perdam sapientes de Idumæa, et prudentiam de monte Esau? Werde ich an jenem Tage, spricht der Herr, nicht die Weisen aus Edom¹³ vertilgen und die Einsicht aus dem Gebirge Esau?¹⁴ Obadja Obd 38 1 8 13 Die Edomiter waren wegen ihrer Weisheit berühmt. Vergl. [Ijob 2,11, Bar 3,22, Jer 49,7]. Obadja Obd 38 1 8 14 Besonders bei denen, die an der Spitze des Reiches stehen. Obadja Obd 38 1 9 Et timebunt fortes tui a meridie, ut intereat vir de monte Esau. Deine Helden aus dem Lande gegen Mittag sollen zagen,¹⁵ dass alle vom Gebirge Esau vernichtet werden. Obadja Obd 38 1 9 15 Hebr.: Deine Helden, Theman, sollen verzagen. Jona Jona 39 0 1 I. Jonas versucht vergeblich, sich Gottes Befehl zu entziehen. (Kapitel 1, V. 1 Kapitel 2, V. 11) 1. Jonas' Ungehorsam. A. Jonas flieht. (V. 3) b. Der Sturm. (V. 4) c. Jonas wird durch das Los getroffen (V. 7) und bekennt seine Schuld. Jona Jona 39 1 1 ET factum est verbum Domini ad Jonam filium Amathi, dicens. Und es erging¹ das Wort des Herrn an Jonas, den Sohn Amathis, also lautend: Jona Jona 39 1 1 1 Die Zeitform: und es geschah (Vajahi) wird im Hebr. so gebraucht, dass das Bewusstsein der Partikel gänzlich schwindet. Aus diesem Grunde beginnen mehrere Bücher mit diesem Worte. [Jos 1,1, Ri 1,1, 1Sam 1,1, Rut 1,1, Est 1,1, Ez 1,1] Jona Jona 39 1 10 Et timuerunt viri timore magno, et dixerunt ad eum: Quid hoc fecisti? (Cognoverunt enim viri quod a facie Domini fugeret, quia indicaverat eis.) Da gerieten die Männer in große Furcht²⁴ und sprachen zu ihm: Warum hast du uns das getan?²⁵ Sie hatten nämlich erfahren, dass er vor dem Angesichte des Herrn fliehen wollte, denn er hatte es ihnen kundgetan.²⁶ Jona Jona 39 1 10 24 Weil er ihnen gesagt, dass er vor Gott fliehe und nach dessen Weisungen nicht getan habe. Jona Jona 39 1 10 25 Wenn du Gott verehrst, warum fliehst du? Wenn du ihn für so mächtig hältst, wie glaubst du ihm da entgehen zu können? (Hier.) Wenn Gott das Meer geschaffen, tadeln ihn die Heiden mit recht, dass er sich durch dasselbe Gottes Gebot entziehen wolle. Jona Jona 39 1 10 26 Die um Palästina wohnenden Völker hatten eine große Furcht vor dem Herrn. Wohl erscheint ihnen Jonas groß, doch größer der, der ihn sucht, sie scheuen sich, dem Propheten zu nahe zu treten, und dennoch tadeln sie seine Verschuldung; sie bekennen ihre Furcht und bitten den, das Heilmittel zu gewähren, der Urheber der Sünde war. (Hier.) Jona Jona 39 1 11 Et dixerunt ad eum: Quid faciemus tibi, et cessabit mare a nobis? Quia mare ibat, et intumescebat. Da sprachen sie zu ihm: Was sollen wir tun, damit das Meer von uns ablasse?²⁷ Denn das Meer wogte und ging immer höher. Jona Jona 39 1 11 27 Sie fragen ihn, wie er die Gottheit, die er beleidigt, besänftigt wissen will; doch erkennen sie auch, dass er selbst die Sühne leisten muss. Jona Jona 39 1 12 Et dixit ad eos: Tollite me, et mittite in mare, et cessabit mare a vobis: scio enim ego quoniam propter me tempestas hæc grandis venit super vos. Er sprach zu ihnen: Nehmet mich und werfet mich in das Meer, so wird es von euch ablassen; denn ich weiß, dass dieser große Sturm um meinetwillen euch überfallen hat.²⁸ Jona Jona 39 1 12 28 Der Prophet hat bekannt, dass er flieht, er will auch die Strafe dafür auf sich nehmen, damit andere nicht seinetwegen umkommen. Da der Sturm das Leben aller bedroht, schließt er, wohl von Gott zudem erleuchtet, dass Gott ihn mit dem Tode strafen will, und nimmt demütig und hochherzig die Strafe an. Jona Jona 39 1 13 Et remigabant viri ut reverterentur ad aridam, et non valebant: quia mare ibat, et intumescebat super eos. Die Männer aber ruderten, um an das feste Land zurückzukommen,²⁹ doch sie vermochten es nicht, denn das Meer um sie wogte und ging immer höher. Jona Jona 39 1 13 29 Den Schiffern scheint das Geforderte zu hart und sie scheuen sich, einen Verehrer des Herrn dem Tode preiszugeben, den Gott dann vielleicht rächen würde. Hebr.: wörtlich: um die Fluten zu durchbrechen. Jona Jona 39 1 14 Et clamaverunt ad Dominum, et dixerunt: Quæsumus Domine, ne pereamus in anima viri istius, et ne des super nos sanguinem innocentem: quia tu Domine, sicut voluisti, fecisti. Da riefen sie zu dem Herrn und sprachen: Ach, Herr! lass uns doch nicht umkommen um der Seele dieses Mannes willen und lass nicht unschuldiges Blut auf uns kommen, denn du, Herr! hast getan, wie du gewollt.³⁰ Jona Jona 39 1 14 30 Wir wollen deinen Propheten nicht töten, aber dass du erzürnt bist, hat er selbst bekannt und sagt uns der Sturm; dein Wille wird durch unsere Hände erfüllt. (Hier.) Jona Jona 39 1 15 Et tulerunt Jonam, et miserunt in mare: et stetit mare a fervore suo. Hierauf nahmen sie Jonas³¹ und warfen ihn in das Meer, da ließ das Meer ab von seinem Toben. Jona Jona 39 1 15 31 Nicht: sie stürzten sich auf ihn, sondern gleichsam mit Ehrerbietung warfen sie ihn ins Meer, indem er ihnen dabei willfährig ist. (Hieron.) Jona Jona 39 1 16 Et timuerunt viri timore magno Dominum, et immolaverunt hostias Domino, et voverunt vota. Die Männer aber gerieten in große Furcht vor dem Herrn³² und brachten dem Herrn Schlachtopfer dar und machten Gelübde. Jona Jona 39 1 16 32 Wie es den Menschen stets ergeht, wenn sie Zeugen des Eingreifens Gottes sind. Jona Jona 39 1 2 Surge, et vade in Niniven civitatem grandem, et prædica in ea: quia ascendit malitia ejus coram me. Mache dich auf und² gehe nach Ninive,³ der großen Stadt,⁴ und predige daselbst,⁵ denn ihre Bosheit ist vor mich gekommen.⁶ Jona Jona 39 1 2 2 Im Hebr. ohne Bindepartikel. Jona Jona 39 1 2 3 Aus den Keilinschriften steht fest, dass Salmanasser II. (860 825 vor Chr.) im sechsten Jahre seiner Herrschaft bei Karkar einen Sieg über zwölf verbündete Könige von Damaskus (Benhadad), Israel (Achab), Hamath, Ägypten, Arvad und Ammon davontrug. Jona Jona 39 1 2 4 Vergl. [Jona 3,3]. Ninive lag am Tigris. Jona Jona 39 1 2 5 Wie den Propheten sonst den Befehl erhalten, gegen die auswärtigen Völker zu predigen, damit die Juden erkennen, dass er der König und Herr aller Völker ist, sendet er jetzt einen Propheten zu den Heiden, damit er zeigt, dass er der Gott aller ist, der auch für sie Sorge trägt, und um anzudeuten, dass auch die Heiden zur Erkenntnis Gottes kommen sollen. Das Assyrische Reich sollte nach Gottes Absichten seine Herrschaft weithin erstrecken, deshalb musste der Herr Vorsorge treffen, dass das Gift der Verkehrtheit nicht die unterworfenen Länder ergriff. Wenngleich sich die Wirkung der Predigt des Jonas nicht im einzelnen nachweisen lässt, war doch sicher die [Jona 3,6-10] geschilderte Bekehrung eine anhaltende und gleichsam ein Damm gegen das Verderben. Jona Jona 39 1 2 6 Die Sünden schreien zum Himmel, kommen vor Gott, wenn sie öffentlich, ohne Scheu mit Verkehrung der gesamten natürlichen und moralischen Ordnung begangen werden. Jona Jona 39 1 3 Et surrexit Jonas, ut fugeret in Tharsis a facie Domini, et descendit in Joppen, et invenit navem euntem in Tharsis: et dedit naulum ejus, et descendit in eam ut iret cum eis in Tharsis a facie Domini. Jonas aber machte sich auf, um nach Tharsis⁷ zu fliehen vor dem Angesichte des Herrn.⁸ Er ging nach Joppe⁹ hinab, und da er ein Schiff fand, das nach Tharsis fahren sollte, gab er sein Fährgeld und bestieg es,¹⁰ um mit ihnen nach Tharsis zu kommen, hinweg vom Angesichte des Herrn.¹¹ Jona Jona 39 1 3 7 Nach Tartessus in Spanien. Jona Jona 39 1 3 8 Dies ist von Jerusalem weg, wo der Tempel des Herrn ist. Er will nicht noch einmal den ihm unangenehmen Auftrag erhalten. Jona Jona 39 1 3 9 Heute Jaffa, damals eine Philisterstadt am Mittelmeer, nicht weit von dem Gebiete Dans. Jona Jona 39 1 3 10 Hebr.: stieg hinab, um sich als Flüchtling zu verbergen. Wenn er nur Judäa erließ, glaubte er sich geborgen. Die weite Entfernung von Palästina soll gleichsam eine feierliche Erklärung sein, dass er den Auftrag nicht annehme. Jona Jona 39 1 3 11 Warum? Er wusste wohl, dass die Niniviten, wenn sie sich bekehrten, Barmherzigkeit bei Gott erlangen würden, und es schien ihm hart, seine Voraussagung dann als falsch und als lügenhafter Prophet angesehen zu werden. Wenn Gott einzig strafen wollte, hätte er es nicht vorausverkünden lassen und die Verkündigung ist nur die Aufforderung zur Buße. Jona Jona 39 1 4 Dominus autem misit ventum magnum in mare: et facta est tempestas magna in mari, et navis periclitabatur conteri. Der Herr aber sandte einen gewaltigen Wind auf das Meer, so dass ein heftiger Sturm auf dem Meere entstand und das Schiff in Gefahr kam zu scheitern. Jona Jona 39 1 5 Et timuerunt nautæ, et clamaverunt viri ad deum suum: et miserunt vasa, quæ erant in navi, in mare, ut alleviaretur ab eis: et Jonas descendit ad interiora navis, et dormiebat sopore gravi. Da gerieten die Schiffsleute in Furcht und riefen ein jeder zu seinem Gott und sie warfen die Geräte, welche im Schiffe waren,¹² in das Meer, um es dadurch zu erleichtern; Jonas aber war in den untern Teil des Schiffes hinabgestiegen und schlief fest.¹³ Jona Jona 39 1 5 12 Waren und Ballast. Jona Jona 39 1 5 13 Die Gewissensbisse haben ihn veranlasst, die Gesellschaft anderer zu fliehen, der innere Kampf und die Betrübnis haben seine Kräfte erschöpft und so hält der Schlaf ihn gefangen. Auch die Jünger des Herrn schliefen im Garten vor Traurigkeit. [Lk 22,45] Jona Jona 39 1 6 Et accessit ad eum gubernator, et dixit ei: Quid tu sopore deprimeris? Surge, invoca Deum tuum, si forte recogitet Deus de nobis, et non pereamus. Da trat der Steuermann¹⁴ zu ihm und sprach zu ihm: Wie kannst du dich dem Schlafe überlassen? Stehe auf, rufe deinen Gott an, vielleicht gedenkt Gott unser und wir kommen nicht um!¹⁵ Jona Jona 39 1 6 14 Hebr.: Der Befehlshaber der Schiffsmannschaft. Jona Jona 39 1 6 15 Ist die Gefahr eine gemeinsame, so soll auch jeder am Gebet teilnehmen. Jona Jona 39 1 7 Et dixit vir ad collegam suum: Venite, et mittamus sortes, et sciamus quare hoc malum sit nobis. Et miserunt sortes: et cecidit sors super Jonam. Da¹⁶ sprachen sie zueinander: Auf, lasset uns das Los werfen, dass wir erfahren, weshalb dies Unglück uns betroffen hat! Als sie nun das Los warfen, fiel es auf Jonas.¹⁷ Jona Jona 39 1 7 16 Da das Gebet aller nichts fruchtete denn auch Jonas betete nun wohl, - im Gegenteil die Wut des Sturmes wuchs, so kommen die Schiffer auf Gedanken, dass eine beleidigte Gottheit Rache nimmt. Jona Jona 39 1 7 17 Nicht durch die Kraft des nach heidnischer Sitte geworfenen Loses wir Jonas entdeckt, sondern durch den Willen dessen, der die ungewissen Lose lenkte. Jona Jona 39 1 8 Et dixerunt ad eum: Indica nobis cujus causa malum istud sit nobis: quod est opus tuum? Quæ terra tua? Et quo vadis? Vel ex quo populo es tu? Da sprachen sie zu ihm: Tue uns kund, warum¹⁸ uns dieses Unglück trifft? Was ist dein Geschäft? Welches dein Vaterland und wohin reisest du? Von welchem Volke stammst du?¹⁹ Jona Jona 39 1 8 18 Durch wessen Schuld. D. i. wer bist du, durch den dies Unheil über uns gekommen ist? Jona Jona 39 1 8 19 Die wiederholten Fragen malen die Aufregung. In jeder dieser Fragen entsprechenden Antwort kann die Ursache des Zornes der Gottheit liegen. Übst du den gottverhassten Raub der Erpressung? Jona Jona 39 1 9 Et dixit ad eos: Hebræus ego sum, et Dominum Deum cli ego timeo, qui fecit mare et aridam. Er antwortete ihnen:²⁰ Ich bin ein Hebräer²¹ und fürchte²² den Herrn, den Gott des Himmels, der das Meer und das feste Land geschaffen hat.²³ Jona Jona 39 1 9 20 Den das Los schon bezeichnet hat, zwingen sie noch, mit eigenem Munde zu bekennen, warum Gott ihm zürnt. Jona Jona 39 1 9 21 Dieser Name wird in der heiligen Schrift von Fremden gebraucht oder von den Juden solchen gegenüber: Einer, der jenseits des Euphrat zu Hause ist. Jona Jona 39 1 9 22 Verehre. Jona Jona 39 1 9 23 Welch mächtiger Gott! Wie verschieden von den Volksgöttern und Götzen! Das Meer, auf dem ich fliehe, das Land, von dem ich fliehe, hat er geschaffen. Jona Jona 39 0 1 2. Jonas Reue und Rettung. (Kap. 2) a. Jonas wird von einem großen Fische lebendig verschlungen. (V. 1) b. Das Gebet des Jonas. (V. 10) c. Auf Gottes Befehl wird Jonas von dem Fische auf auf das Land ausgeworfen. Jona Jona 39 2 1 Et præparavit Dominus piscem grandem ut deglutiret Jonam: et erat Jonas in ventre piscis tribus diebus, et tribus noctibus. Der Herr aber entbot einen großen Fisch, Jonas zu verschlingen.¹ Und Jonas war im Bauche des Fisches drei Tage und drei Nächte.² Jona Jona 39 2 1 1 Die Septuag nennt den Fisch Walfisch, wie er auch [Mt 12,40] genannt wird. Die Neueren vermuten in dem Fische einen Hai (canis carcharia). Jona Jona 39 2 1 2 Dieses Verweilen im Bauche des Fisches durch drei Tage und drei Nächte lässt sich ohne ein Wunder nicht erklären. Wahrlich, tausend Mittel standen Gott zu Gebote, durch welche er den Propheten zum Gehorsam bringen konnte, doch er wählt dieses als Vorbedeutung auf ein noch größeres Wunder. Der dem Kinde im Mutterleibe das Leben gibt und erhält (Cyr.), kann er auch gegen die Gesetze der Natur bewahren und erhalten. - Die Redeweise drei Tage und drei Nächte bedeutet nicht einen Zeitraum von zweiundsiebzig Stunden, sondern besagt nur, dass, wenn Jonas z.B. am Freitage ins Meer geworfen ward, er den noch übrigen Teil dieses Tages im Bauche des Fisches verblieb, alsdann den ganzen Samstag, und dass er erst am Sonntage befreit sei. Dies ist die gewöhnliche Redeweise der Hebräer, dass sie jeden Teil eines Nacht-Tages als einen Nacht- (und einen) Tag zählten. Vergl. [Est 4,16] und [Est 5,1]. Jona Jona 39 2 10 Ego autem in voce laudis immolabo tibi: quæcumque vovi, reddam pro salute Domino. Ich aber will dir mit lautem Preise opfern; was ich immer gelobte, will ich dem Herrn für die Rettung entrichten.¹⁶ Jona Jona 39 2 10 16 Ein ähnliches Gelöbnis legte Ezechias vor [1Kön 20,5, Jes 38,20]. Im Hebr. schließt das Gebet: Von Jahve kommt die Hilfe. Jona Jona 39 2 11 Et dixit Dominus pisci: et evomuit Jonam in aridam. Da gebot der Herr dem Fische¹⁷ und dieser spie Jonas an das Land.¹⁸ Jona Jona 39 2 11 17 Ein zweites Wunder. (Cyr.) Der Prophet hat nicht umsonst so Schweres erduldet. Jona Jona 39 2 11 18 Jedenfalls Palästina. Jona Jona 39 2 2 et oravit Jonas ad Dominum Deum suum de ventre piscis. Da betete Jonas zu dem Herrn, seinem Gott, aus dem Bauche des Fisches Jona Jona 39 2 3 Et dixit: Clamavi de tribulatione mea ad Dominum, et exaudivit me: de ventre inferi clamavi, et exaudisti vocem meam. und sprach:³ Aus meiner Bedrängnis rief ich zu dem Herrn und er erhörte mich,⁴ aus der Tiefe der Unterwelt⁵ rief ich und du erhörtest meine Stimme. [Ps 119,1, 1Kor 15,4] Jona Jona 39 2 3 3 Zwei Dinge erfüllen sein Herz: der Schrecken über die Gefahr und seinen Aufenthaltsort und die Sehnsucht nach Rettung und die Hoffnung auf dieselbe. Beides stellt er zuerst zusammen Gott vor (V. 3), dann beschreibt er beides einzeln in doppelter Stufenfolge (V. 4, V. 5, V. 6-8), endlich schließt er das Gebet mit Danksagung. (V. 9, V. 10) Das Gebet enthält viele Anklänge aus den Psalmen. Auch uns drängen sich ja die gewohnten Gebetsformeln auf, ohne das wir es wollen und suchen. Doch auch jene an die Psalmen anklingenden Wendungen erhalten ihre besondere Bedeutung durch die Umstände. Jona Jona 39 2 3 4 Er sieht darin, dass Gott ihn am Leben erhalten, ein sicheres Unterpfand dafür, dass Gott sein Gebet erhört. Jona Jona 39 2 3 5 Des Todes, dem er im Meere und im Rachen des Fisches preisgegeben war. Jona Jona 39 2 4 Et projecisti me in profundum in corde maris, et flumen circumdedit me: omnes gurgites tui, et fluctus tui super me transierunt. Du hast mich in die Tiefe, in das Herz des Meeres⁶ geschleudert, dass die Strömung mich umgibt; alle deine Strudel und deine Fluten⁷ rauschen über mich dahin.⁸ Jona Jona 39 2 4 6 Hebr.: der Meere: fern von aller menschlichen Hilfe. Jona Jona 39 2 4 7 Die Häufung der Worte zeigt gleichsam die unermessliche Fülle der Wasserfluten. Jona Jona 39 2 4 8 Vergl. [Ps 41,8]. Jona Jona 39 2 5 Et ego dixi: Abjectus sum a conspectu oculorum tuorum: verumtamen rursus videbo templum sanctum tuum. Da sprach ich: Verstoßen bin ich aus deinen Augen, doch werde ich deinen heiligen Tempel wieder schauen.⁹ Jona Jona 39 2 5 9 Um dort Dank zu sagen. Jona Jona 39 2 6 Circumdederunt me aquæ usque ad animam: abyssus vallavit me, pelagus operuit caput meum. Die Wasser umgaben mich bis an die Seele,¹⁰ es umschließt mich die Tiefe, das Meer bedeckt mein Haupt.¹¹ Jona Jona 39 2 6 10 Sie würden mir das Leben selbst rauben, wenn deine Macht, o Herr, sie nicht zurückhielte. Jona Jona 39 2 6 11 Hebr.: Schilfgras ist gewunden um mein Haupt. Jona Jona 39 2 7 Ad extrema montium descendi: terræ vectes concluserunt me in æternum: et sublevabis de corruptione vitam meam, Domine Deus meus. Zu den tiefsten Gründen der Berge¹² bin ich hinabgesunken, der Erde Riegel haben sich auf immer über mich geschlossen; doch du wirst mein Leben vom Untergange erheben, Herr, mein Gott! Jona Jona 39 2 7 12 Die Wurzeln der Berge reichen gleichsam bis in die Tiefe des Meeres, also bis in die tiefste Tiefe des Meeres. Jona Jona 39 2 8 Cum angustiaretur in me anima mea, Domini recordatus sum: ut veniat ad te oratio mea ad templum sanctum tuum. Als meine Seele bedrängt ward, gedachte ich des Herrn, dass mein Gebet zu dir dringe in deinen heiligen Tempel.¹³ Jona Jona 39 2 8 13 Wenigstens im Herzen wendet Jonas sich dem Tempel zu, wie Daniel in der Richtung gegen denselben betet [Dan 6,10] und schon David auf der Flucht sich nach demselben sehnt. [Ps 62,2.3] Dort sollten ja Gottes Herz und seine Augen sein immerdar. [1Kön 9,3, 2Chr 7,15.16] Zudem ist es durchaus angemessen, dass wir Gott da anbeten, wo er seine Gegenwart auf besondere Weise kundgibt. Jona Jona 39 2 9 Qui custodiunt vanitates frustra, misericordiam suam derelinquunt. Die, welche trügerischer Nichtigkeit anhangen,¹⁴ verlassen den, der ihr Erbarmen ist.¹⁵ Jona Jona 39 2 9 14 Den Götzen. Jona Jona 39 2 9 15 Gott, den Urquell aller Güte und alles Erbarmens, vergl. [Ps 143,2], und sind deshalb elend. Jona Jona 39 0 1 II. Jonas in Ninive. (Kap. 3 und 4) 1. Die Predigt des Propheten in Ninive und deren Erfolg. (Kap. 3) a. Die Predigt des Propheten. (V. 4) b. Buße und Rettung der Niniviten. Jona Jona 39 3 1 Et factum est verbum Domini ad Jonam secundo, dicens: Hierauf erging zum zweiten Male das Wort des Herrn an Jonas, also lautend:¹ Jona Jona 39 3 1 1 Jonas wartet mit Recht auf eine neue Weisung Gottes, da er fürchten musste, dass er sich durch seine Widersetzlichkeit der Würde eines Gesandten Gottes beraubt und dass Gott einen anderen an seiner Stelle senden werde. Jona Jona 39 3 10 Et vidit Deus opera eorum, quia conversi sunt de via sua mala: et misertus est Deus super malitiam, quam locutus fuerat ut faceret eis, et non fecit. Da sah Gott auf ihr Tun, dass sie sich bekehrten von ihrem bösen Wandel, und Gott erbarmte sich und wandte das Übel ab, das er ihnen angedroht hatte, und ließ es nicht hereinbrechen.¹⁰ Jona Jona 39 3 10 10 Gott verharrt vielmehr bei seinem Vorsatze, sich zu erbarmen, den er von Anfang an gehegt, denn hätte er unbedingt strafen wollen, so hätte er nicht zuvor das androhen lassen, was er tun wollte. (Hier.) Gott freut sich, wenn er retten kann, darum droht er Unglück an, damit er es nicht verhängen muss. (Theod.) Das Tun, auf das Gott sieht, ist der Glaube (V. 5), die Abkehr von den Sünden zur Gerechtigkeit (V. 8), das Gebet, das Zeichen ihres Vertrauens auf Gott (V. 8), endlich die Bußwerke. (V. 5) Die Prophezeiung war keine absolute, obwohl sie der Form nach als solche erscheint, sondern, wie die Sache selbst anzeigt, eine bedingte. Gott handelt der Norm gemäß. Die er [Jer 18,7] selbst ausgesprochen und aufgestellt. Jona Jona 39 3 2 Surge, et vade in Niniven civitatem magnam: et prædica in ea prædicationem, quam ego loquor ad te. Mache dich auf² und begib dich nach Ninive, der großen Stadt,³ und verkünde daselbst die Botschaft, welche ich dir mitteile! Jona Jona 39 3 2 2 Gott hält dem Propheten sein Vergehen nicht weiter vor; die Strafe des ins Meer geworfen und verschlungen werdens genügt, damit der auf den befehlenden Gott nicht gehört, seine befreiende Hand erkannte. Jona Jona 39 3 2 3 Wörtlich hebr.: groß dem Herrn. Gott hielt das Heil dieser Stadt hoch, weil er so viele Menschen in ihr erschaffen. (Theod.) Der Zusatz weist darauf hin, dass der Herr und Lenker der ganzen Welt Ninive mit besonderer Vorsehung leitete, was schon daraus erhellt, dass er einen Propheten in diese Stadt entsandte. Das Assyrische Reich hatte in der Geschichte des Menschengeschlechtes und des auserwählten Volkes eine besondere Aufgabe, es sollte viele andere Völker bezwingen und strafen und auch an dem Reiche Israel und Juda der Vollstrecker des göttlichen Strafurteils sein. Ninive lag am Ostufer des Tigris, nach Diodorus Sikulus hatte es 480 Stadien im Umfang. Ninive wird hier nicht im strengen Sinne genommen. Die eigentliche Stadt lag da, wo heute Runundschik und Nabinunus bei Mossul sich befinden; wie [Gen 10,12] andeutet, umfasst der Name die vier Städte Ninive, Rechaboth-Ir, Chale, Resen. Dieser Text: drei Tagereisen, ist von der Umfassung der Stadt, nicht von der geraden Durchschnittslinie zu verstehen. Salmanasar II., König von Assyrien (860 825), hatte zuerst im eigentlichen Ninive seinen Sitz nachher in Chale, das sein Vater an der Stelle, die das heutige Nimrud einnimmt, erbaut hatte. Wahrscheinlich war auch zu Jonas Zeit der Sitz des Königs zu Chale, d. i. im Südteile der großen Stadt. Da Jonas vom Süden kommend diesen zuerst betrat, drang die Kunde von seiner Botschaft alsbald in den königlichen Palast. Jona Jona 39 3 3 Et surrexit Jonas, et abiit in Niniven juxta verbum Domini: et Ninive erat civitas magna itinere trium dierum. Da machte sich Jonas auf und ging nach Ninive dem Worte des Herrn gemäß; Ninive aber war eine große Stadt, drei Tagreisen im Umfange. Jona Jona 39 3 4 Et cpit Jonas introire in civitatem itinere diei unius: et clamavit, et dixit: Adhuc quadraginta dies, et Ninive subvertetur. Und Jonas begann in die Stadt zu gehen⁴ eine Tagreise weit und rief und sprach: Noch vierzig Tage, so wird Ninive zerstört. Jona Jona 39 3 4 4 Wohl die einzelnen Ortschaften aufzusuchen. (Theod., Theoph.) Jona Jona 39 3 5 Et crediderunt viri Ninivitæ in Deum: et prædicaverunt jejunium, et vestiti sunt saccis a majore usque ad minorem. Da glaubten die Leute von Ninive an Gott und riefen ein Fasten aus und zogen Bußkleider⁵ an, groß und klein.⁶ Jona Jona 39 3 5 5 Die Niniviten hatten wohl von der wunderbaren Macht gehört, mit welcher der Gott der Israeliten seinen Dienern hilfreich beistand. Ihr Gewissen bezeugte ihnen, dass sie den Untergang verdient, und auf die Stimme des Propheten erleuchtete Gott ihren Verstand und regte sie zum Glauben und zur Buße an, wie die ganze Erscheinung des Propheten sie überzeugte, dass er ein kluger, heiliger und glaubwürdiger Mann sei. Bußgewand und Fasten sind die Waffen der Büßer, die Hilfe der Sünder. Jona Jona 39 3 5 6 Hoch und Niedrig. Jona Jona 39 3 6 Et pervenit verbum ad regem Ninive: et surrexit de solio suo, et abjecit vestimentum suum a se, et indutus est sacco, et sedit in cinere. Auch zu dem Könige in Ninive drang die Kunde, da erhob er sich von seinem Throne, warf sein Gewand⁷ von sich, legte ein Bußkleid an und setzte sich in Asche. Jona Jona 39 3 6 7 Hebr.: Prachtmantel. Jona Jona 39 3 7 Et clamavit, et dixit in Ninive ex ore regis et principum ejus, dicens: Homines, et jumenta, et boves, et pecora non gustent quidquam: nec pascantur, et aquam non bibant. Und er ließ in Ninive ausrufen und sagen als des Königs und seiner Großen Befehl, also: Menschen und Tiere, Rinder und Schafe sollen nichts essen und sollen weder auf die Weide kommen noch Wasser trinken. Jona Jona 39 3 8 Et operiantur saccis homines, et jumenta, et clament ad Dominum in fortitudine, et convertatur vir a via sua mala, et ab iniquitate, quæ est in manibus eorum. vielmehr sollen Menschen und Tiere⁸ sich in Bußkleider hüllen und sollen den Herrn mit aller Macht anrufen und ein jeder soll von seinem schlimmen Wandel umkehren und von der Verschuldung, die an seinen Händen klebt. [Jer 18,11] Jona Jona 39 3 8 8 Wie die Tiere bei festlichen Anlässen geschmückt werden, im Trauerzuge gleichfalls Zeichen der Trauer tragen, so sollen sie auch an der Buße teilnehmen, was bei den Morgenländern nicht zu verwundern ist, da diese viel vertraulicher mit den Haustieren umgehen. Vergl. [2Sam 12,3]. Die allgemeine Trauer und Buße soll die Menschen mehr ergreifen und auf Gottes Herz versöhnend wirken. Für das letztere ist auch das Fasten der Kinder besonders geeignet. Jona Jona 39 3 9 Quis scit si convertatur, et ignoscat Deus, et revertatur a furore iræ suæ, et non peribimus? Vielleicht⁹ wendet sich Gott uns zu und verzeiht und steht ab von seinem grimmigen Zorne, so dass wir nicht zugrunde gehen. [Joel 2,14] Jona Jona 39 3 9 9 Gott ist nicht verpflichtet, die Buße so anzunehmen, dass er außer der Schuld der Sünde auch die zeitliche Strafe erlässt. Vergleiche das Lob, das der Heiland dieser Buße spendet. [Mt 12,40] Jona Jona 39 0 1 2. Jonas' Zorn und Zurechtweisung. (Kap. 4) a. Jonas zürnt. (V. 4) b. Jonas wird belehrt. Jona Jona 39 4 1 Et afflictus est Jonas afflictione magna, et iratus est: Dies verdross Jonas sehr¹ und er ward zornig Jona Jona 39 4 1 1 Nicht weil Gott Ninive nicht strafte, denn das war ja der Grund seiner Flucht gewesen, dass er wusste, dass Gott sich erbarmt, wenn er Reue wahrnimmt. V. 10 zeigt, dass Jonas den Untergang der Stadt wünschte, die seinem Volke feindlich war und ihm Böses angetan hatte. Jona Jona 39 4 10 Et dixit Dominus: Tu doles super hederam, in qua non laborasti, neque fecisti ut cresceret: quæ sub una nocte nata est, et sub una nocte periit. Der Herr aber sprach: Dir ist es leid um den Efeu, mit dem du doch keine Mühe gehabt, den du auch nicht hast wachsen lassen, der in einer Nacht geworden und in einer Nacht zugrunde gegangen ist, Jona Jona 39 4 11 Et ego non parcam Ninive civitati magnæ, in qua sunt plus quam centum viginti millia hominum, qui nesciunt quid sit inter dexteram et sinistram suam, et jumenta multa? und ich sollte kein Mitleiden haben mit Ninive, der großen Stadt, in welcher sich mehr als hundert und zwanzigtausend Menschen befinden, welche den Unterschied zwischen ihrer Rechten und Linken nicht kennen, und viele Tiere?¹³ Jona Jona 39 4 11 13 Sei selbst Richter. Ist es recht, dass du dich über den Ricinus betrübst, den du nicht gebaut hast, ich aber so viele Menschen ohne Erbarmen untergehen lassen soll, die ich geschaffen? (Theod., Cyr.) In dieser Stadt sind zudem viele, welche noch nicht den Gebrauch der Vernunft haben und deshalb noch nicht Sünden begehen konnten. Ein einziger Mensch ist mehr wert als 120000 Ricinusse, und du betrübst dich nicht über den Untergang so vieler Menschen? Dass auch des Viehes gedacht wird, zeigt Gottes Liebe gegen alle Geschöpfe. Nach der Zahl der kleinen Kinder berechnen die einen die Zahl der Einwohner auf zwei Millionen, andere auf 600000. Die Erzählung bricht ab. Doch sicher erfüllte nun Beschämung Jonas, er betete Gott an und nahm Gottes Gesinnung gegen die Heiden, vergl. [Weish 11,24.25], auch in sein Herz auf. Jona Jona 39 4 2 Et oravit ad Dominum, et dixit: Obsecro Domine, numquid non hoc est verbum meum, cum adhuc essem in terra mea? Propter hoc præoccupavi ut fugerem in Tharsis: scio enim quia tu Deus Clemens, et misericors es, patiens, et multæ miserationis, et ignoscens super malitia. und rief zu dem Herrn und sprach: Ach, Herr! war es nicht das, was ich sagte, da ich noch in meiner Heimat war? Deshalb wollte ich zuvorkommen, indem ich nach Tharsis floh; denn ich weiß, dass du ein gütiger und barmherziger Gott bist, langmütig und von großer Erbarmung, der das Böse vergibt. [Ps 85,5, Joel 2,13] Jona Jona 39 4 3 Et nunc Domine tolle quæso animam meam a me: quia melior est mihi mors quam vita. So nimm denn, Herr! meine Seele von mir, denn besser ist es mir, zu sterben, als zu leben.² Jona Jona 39 4 3 2 Es liegt eine Anklage gegen die göttliche Vorsehung darin, die freilich durch den schnellen Charakter des Jonas gemildert und vom Standpunkte der Unvollkommenheit des Alten Testamentes erklärlich erscheint. Jona Jona 39 4 4 Et dixit Dominus: Putasne bene irasceris tu? Da sprach der Herr: Zürnst du wohl mit Recht?³ Jona Jona 39 4 4 3 Gott will ihn dazu führen, ruhig zu überlegen und nach der Richtschnur der Vernunft und des Glaubens sich selbst zu richten. Gott will ihn, da er traurig ist, nicht tadeln, deshalb fordert er ihn auf, den Grund seiner Betrübnis anzugeben, oder wenn er schweigt, durch sein Schweigen Gottes Entscheidung gutzuheißen. Jonas schweigt. Er wagt nicht zu sagen, dass er mit Recht zürnt, aber die Frage gibt ihm die Hoffnung zurück, es werde vielleicht doch eine Strafe über Ninive kommen, da er ihr wohl den Sinn unterlegt: Zürnst du, dass die Strafe nicht sofort und wenigstens irgendwie gekommen ist? Zürnst du nicht vor der Zeit und ohne alle meine Absichten zu kennen? Jona Jona 39 4 5 Et egressus est Jonas de civitate, et sedit contra orientem civitatis: et fecit sibimet umbraculum ibi, et sedebat subter illud in umbra, donec videret quid accideret civitati. Jonas aber ging zur Stadt hinaus und ließ sich morgenwärts von der Stadt nieder. Daselbst machte er sich eine Hütte und setzte sich darunter in den Schatten, um zu sehen, was der Stadt widerfahren werde. Jona Jona 39 4 6 Et præparavit Dominus Deus hederam, et ascendit super caput Jonæ, ut esset umbra super caput ejus, et protegeret eum: laboraverat enim: et lætatus est Jonas super hedera, lætitia magna. Da⁴ ließ Gott, der Herr, ein Efeugewächs⁵ aufsprossen, dieses schoss über Jonas Haupt empor, so dass es sein Haupt überschattete und ihn beschützte, denn er litt,⁶ und Jonas freute sich über den Efeu gar sehr.⁷ Jona Jona 39 4 6 4 Gott weiß, wie er alle Krankheiten heilt. Jona Jona 39 4 6 5 Besser: Ricinus. Jona Jona 39 4 6 6 Hebr.: Damit er Schatten über seinem Haupte hätte und ihm von seinem Unmute geholfen würde. Jona Jona 39 4 6 7 Jonas zürnt, dass seine Prophezeiung nicht ihre Erfüllung gefunden, wie gewollt, er freut sich über die Pflanze, weil das wunderbare Wachstum derselben ihm als Unterpfand galt, dass Gott, der ihm so wunderbar Schatten unverhofft verschafft, auch seinem Wunsche betreffs Ninive entsprechen werde. Doch es kam anders. Jona Jona 39 4 7 Et paravit Deus vermem ascensu diluculi in crastinum: et percussit hederam, et exaruit. Am andern Morgen aber bei Aufgang der Morgenröte entbot Gott⁸ einen Wurm, dieser stach den Efeu, dass er verdorrte. Jona Jona 39 4 7 8 Elohim, der Schöpfer aller Dinge. V. 6 Jahve Elohim. Jona Jona 39 4 8 Et cum ortus fuisset sol, præcepit Dominus vento calido, et urenti: et percussit sol super caput Jonæ, et æstuabat: et petivit animæ suæ ut moreretur, et dixit: Melius est mihi mori, quam vivere. Als nun die Sonne aufgegangen war, ließ der Herr einen heißen Glutwind⁹ kommen und die Sonne traf das Haupt des Jonas, so dass er fast verschmachtete; da wünschte er sich zu sterben und sprach: Es ist mir besser, ich sterbe, als dass ich lebe!¹⁰ Jona Jona 39 4 8 9 Hebr.: Ostwind. Jona Jona 39 4 8 10 Jonas verrät wiederum seinen unbeständigen, leicht beweglichen, heftigen Charakter. Jona Jona 39 4 9 Et dixit Dominus ad Jonam: Putasne bene irasceris tu super hedera? Et dixit: Bene irascor ego usque ad mortem. Der Herr aber sprach zu Jonas: Bist du wohl mit Recht erzürnt wegen des Efeu?¹¹ Er antwortete: Mit Recht zürne ich bis in den Tod!¹² Jona Jona 39 4 9 11 Eines kleinen Trostes beraubt, lässest du wiederum den Mut sinken und haderst mit mir, dass ich dein Recht verletzt. Jona Jona 39 4 9 12 Damit hat er sich selbst gefangen und verurteilt. Micha Mi 40 0 1 I. Erste Rede. (Kap. 1, 2) Überschrift des Buches. (V. 1) a. Die Erhabenheit Gottes. (V. 5) b. Die Strafe der Vernichtung. (V. 9) c. Das Juda zerfressende Übel. Micha Mi 40 1 1 VERBUM Domini, quod factum est ad Michæam Morasthiten, in diebus Joathan, Achaz, et Ezechiæ regum Juda: quod vidit super Samariam, et Jerusalem. Wort des Herrn,¹ welches an Michäas, den Morasthiten, erging, in den Tagen Joathans, Achaz' und Ezechias', der Könige von Juda, welches er über Samaria und Jerusalem schaute.² Micha Mi 40 1 1 1 Also hat der Prophet ein recht zu fordern, dass man auf ihn höre. Micha Mi 40 1 1 2 Eine Vision wird dargeboten, demnach ist das Bild und das durch dasselbe Bezeichnete wohl zu unterscheiden. Die zwei Hauptstädte stellen gleichsam Volk und Reich von Juda und Israel dar. Da der Prophet die Wiederherstellung durch den Messias schaut und sie als Erhöhung des Berges Gottes schildert [Mi 4,1] und als Rückkehr der Herrschaft nach Jerusalem [Mi 7,11] und Aufbau der Stadt, gibt der Name Jerusalem gleichsam eine Zusammenfassung der ganzen Prophezeiung. Micha Mi 40 1 10 In Geth nolite annuntiare, lacrimis ne ploretis, in domo Pulveris pulvere vos conspergite. Verkündet es nicht zu Geth,¹⁷ klaget nicht mit Tränen, im Hause des Staubes bestreuet euch mit Staub!¹⁸ Micha Mi 40 1 10 17 Aus [2Sam 1,20]. Haltet die Wehklage zurück, damit die Feinde sich nicht freuen. Geth.: Kundstadt. Micha Mi 40 1 10 18 Hebräisch: Zu Bethleaphra (Staubheim) wälz dich im Staube. Zeichen ungeheuerlichster Betrübnis. Gemeint ist Ophra im Stamme Benjamin. Micha Mi 40 1 11 Et transite vobis habitatio Pulchra, confusa ignominia: non est egressa quæ habitat in exitu: planctum domus vicina accipiet ex vobis, quæ stetit sibimet. Ziehe hin, Bewohnerschaft der Schmuckstadt!¹⁹ mit Schande bedeckt; nicht zieht aus die Bewohnerin von Zug,²⁰ Klage ererbt von euch das Nachbarhaus, das sicherwohnende.²¹ Micha Mi 40 1 11 19 Schaphir. Die Bewohner sollen in schmachvoller Entblößung wegziehen. Micha Mi 40 1 11 20 Zaanan: es liegt am Ausgange, doch soll es dem Verderben nicht entgehen. Micha Mi 40 1 11 21 Beth Hazael, nahe bei Jerusalem. Sonst stand es fest durch eigene Kraft, jetzt droht ihm aus der Nähe Verderben. Micha Mi 40 1 12 Quia infirmata est in bonum, quæ habitat in amaritudinibus: quia descendit malum a Domino in portam Jerusalem. Denn krank am Guten ist die Bewohnerin von Bitterach,²² weil Unheil von dem Herrn auf Jerusalems Tor herabgefahren.²³ Micha Mi 40 1 12 22 Oder: Es zittern um ihr Heil die Bewohner von Maroth. (Mar: bitter.) Unbekannte Ortschaft, wohl gleichfalls in der Nähe von Jerusalem. Micha Mi 40 1 12 23 Die heilige Gottesstadt selbst wird in den Wirbel des Unglückes hinabgezogen. Die weitere Beschreibung davon V. 13. Micha Mi 40 1 13 Tumultus quadrigæ stuporis habitanti Lachis: principium peccati est filiæ Sion, quia in te inventa sunt scelera Israel. Der Wagen Getöse erschreckt die Bewohnerin von Lachis,²⁴ sie, die der Sünde der Tochter Sion zum Anstoße war, dass in dir sich Israels Verschuldungen fanden. Micha Mi 40 1 13 24 Lachis lag im äußersten Süden des Gebietes, welches dem Stamme Juda gehörte. Hebr.: Schirret den Wagen an den Renner, Bewohner von Lachis (Rennstadt). Der Anfang der Versündigung war dies für die Töchter Sion, dass in dir gefunden wurden die Verschuldungen Israels. Dieser Sinn entspricht [Mi 1,5] sowie dem Zusammenhange und dem folgenden: Darum. Micha Mi 40 1 14 Propterea dabit emissarios super hereditatem Geth: domus Mendacii in deceptionem regibus Israel. Darum wird Er Boten nach dem Erbe Geths²⁵ entsenden, das Lügenhaus²⁶ wird zum Trug für die Könige Israels. Micha Mi 40 1 14 25 Hebr.: Morescheth, Gath, über die Stadt Morescheth in der Nähe von Gath. Vulg.: Er wird feindliche Streiter in den Teil des Erbes Judas senden, der Gath benachbart ist. Micha Mi 40 1 14 26 Die Stadt Achsib: Lüge. Das Vertrauen auf menschliche Macht wird sich als trügerisch erweisen. Micha Mi 40 1 15 Adhuc heredem adducam tibi quæ habitas in Maresa: usque ad Odollam veniet gloria Israel. Noch werde ich dir einen Erben zuführen, Bewohnerin von Maresa!²⁷ bis nach Odollam wird kommen Israels Herrlichkeit.²⁸ Micha Mi 40 1 15 27 Maresa: Besitz. Ich werde dich den Feinden als Besitz übergeben. Micha Mi 40 1 15 28 Die Vornehmsten Israels werden sich gezwungen sehen, nach Odollam zu fliehen und sich dort zu verbergen, wie einst David. [1Sam 22,1; 2Sam 23,13] Adullam (Odullam) lag im Stamme Juda. Herrlichkeit Israels: ironisch. Zehn Städtenamen haben durch die Bedeutung und den Klang des Namens das heranziehende Verderben gekennzeichnet, in der Mitte die Hauptstadt, welche mit dem Vorbilde frecher Sünde allen voranging. Micha Mi 40 1 16 Decalvare, et tondere super filios deliciarum tuarum: dilata calvitium tuum sicut aquila: quoniam captivi ducti sunt ex te. Schere dir Haar und Bart um deiner geliebten Kinder willen, mache deine Glatze breit wie die eines Adlers²⁹ denn gefangen sind sie von dir weggeführt.³⁰ Micha Mi 40 1 16 29 Besser: eines Geiers, vultur barbatus und vultur puenopterus. Wie die Eltern sich über zahlreiche Kinder freuen, so die Hauptstadt über Zahl, Pracht und Macht der Städte. Micha Mi 40 1 16 30 In die Babylonische Gefangenschaft. Micha Mi 40 1 2 Audite populi omnes, et attendat terra, et plenitudo ejus: et sit Dominus Deus vobis in testem, Dominus de templo sancto suo. Höret, ihr Völker alle,³ merke auf, Erde und was sie erfüllt!⁴ Gott, der Herr, sei Zeuge wider euch,⁵ der Herr von seinem heiligen Tempel her!⁶ [Dtn 32,1; Jes 1,2] Micha Mi 40 1 2 3 Ähnlich Michäas, Sohn des Jemla [1Kön 22,28]. Micha Mi 40 1 2 4 Alles soll aufmerken auf das Gericht des Herrn. Da auch die unbelebten Dinge dazu aufgefordert werden, wird die Bedeutung dessen, was der Prophet sagen will, noch mehr erhöht. Was an Israel geschieht, soll das Reich Gottes auf Erden vorbereiten. Das Gericht kommt über Israel in Hinblick auf das Heil, die Völker sind Zeugen desselben, um gleichfalls für das Heil vorbereitet zu werden. Zudem sind die Einzelgerichte Teile und Vorspiele des Weltgerichtes, in dem alle Völker erscheinen müssen, deshalb ist es passend, wenn zu dem an Israel zu vollstreckenden Gerichte alle Völker als Zeugen zusammenberufen werden. Himmel und Erde, welche die Werkzeuge und Zeugen der Wohltaten Gottes gewesen, sollen auch die Werkzeuge und Zeugen der göttlichen Rache sein. Micha Mi 40 1 2 5 Gottes Zeugnis gegen jemanden ist dasselbe wie sein Gericht. Wider euch (hebr.): dies ein Urteil bald treffen wird, Israel und Juda. Micha Mi 40 1 2 6 Gott soll sich von seinem himmlischen Sitze gleichsam erheben, das Gericht zu üben. Die Sünde ist so furchtbar, dass sie gewissermaßen Gottes Thron berührt. Wie V. 3 zeigt, ist nicht vom Tempel in Jerusalem die Rede. Micha Mi 40 1 3 Quia ecce Dominus egredietur de loco suo: et descendet, et calcabit super excelsa terræ. Denn sehet, der Herr wird ausziehen von seiner Stätte und herabsteigen und über die Höhen der Erde dahinschreiten.⁷ [Jes 26,21] Micha Mi 40 1 3 7 Das Bild ist von der Wolke hergenommen, welche vom Himmel herab auf die Spitzen der Berge sich niedersenkt. Micha Mi 40 1 4 Et consumentur montes subtus eum: et valles scindentur sicut cera a facie ignis, et sicut aquæ, quæ decurrunt in præceps. Dann werden die Berge unter ihm zerstieben⁸ und die Täler sich spalten wie Wachs vor dem Feuer, wie Wasser, das von der Höhe hinabstürzt. Micha Mi 40 1 4 8 Hebr.: da werden dann die Berge unter ihm schmelzen wie Wasser, das über einen Abhang hinabstürzt. Die Täler spalten sich, damit das Innere der Erde frei daliege. Die höchstgelegenen Geschöpfe bis zu den niedrigsten fühlen Gottes Macht. So pflegt Gottes Erhabenheit beschrieben zu werden, und um so passender, als sein Herabsteigen auf den Sinai von ähnlichen Erscheinungen begleitet war. [Ex 19,16] So wird Gott auch zum letzten Weltgerichte kommen. Das Bild stützt sich also teils auf schon Geschehenes, teils auf Zukünftiges. Micha Mi 40 1 5 In scelere Jacob omne istud, et in peccatis domus Israel: quod scelus Jacob? Nonne Samaria? Et quæ excelsa Judæ? Nonne Jerusalem? Das alles geschieht um Jakobs Frevel willen und um der Sünden des Hauses Israel willen. Welches ist Jakobs Frevel? Nicht Samaria? Und welches die Höhen Judas? Nicht Jerusalem?⁹ Micha Mi 40 1 5 9 Die Hauptstädte waren gleichsam der Quell, aus dem sich das Gift des Götzendienstes über ganz Israel und Juda ergoss. Über Samaria vergl. [1Kön 12,28] und [1Kön 16,25.32.33]. In Jerusalem waren es Priester und Fürsten, welche durch ihr Beispiel das Volk zum Bösen verleiteten. Micha Mi 40 1 6 Et ponam Samariam quasi acervum lapidum in agro cum plantatur vinea: et detraham in vallem lapides ejus, et fundamenta ejus revelabo. So will ich denn Samaria einem Steinhaufen auf dem Felde gleichmachen, wenn ein Weinberg gepflanzt wird,¹⁰ und ich will seine Steine in das Tal hinabwerfen¹¹ und seine Grundfesten bloßlegen. Micha Mi 40 1 6 10 Nichts soll in Samaria übrig bleiben als ein Haufen Steine, wie der Landmann, der einen Weinberg anlegt, solche von diesem fortträgt. Micha Mi 40 1 6 11 Samaria lag auf einem Berge. Hebr.: So will ich denn Samaria zu einem Steinhaufen auf dem Felde machen, zu Pflanzstätten für Weinberge. Dieser Sinn ist dem Parallelismus mehr entsprechend. Micha Mi 40 1 7 Et omnia sculptilia ejus concidentur, et omnes mercedes ejus comburentur igne, et omnia idola ejus ponam in perditionem: quia de mercedibus meretricis congregata sunt, et usque ad mercedem meretricis revertentur. Alle seine Schnitzbilder sollen zerschlagen und all sein Buhllohn im Feuer verbrannt werden, über alle seine Götzen will ich Verderben bringen; denn aus Buhllohn sind sie zusammengebracht¹² und zu Buhllohn sollen sie wieder werden.¹³ Micha Mi 40 1 7 12 Samaria wird als Buhlerin gedacht, welche ihren Bürgern die Gelegenheit verschafft, Buhlereien zu treiben, nämlich Götzendienst zu üben, und sich als Lohn Weihegeschenke, Altäre usw. sammelt. Micha Mi 40 1 7 13 Die Götzenbilder waren einst mit Goldplatten belegt. Samaria hat seine Schätze als Buhllohn erhalten, sie sollen als Buhllohn einer anderen Buhlerin zufallen, Babylon, der Stadt voll des Götzendienstes; sollen zur Verehrung der Assyrischen Götzen dienen. Zwar hat Gott mit den Heiden keinen besonderen Bund geschlossen, weshalb der Ausdruck Buhlerinnen befremden könnte, indes wird der Ausdruck analog angewendet und zudem sind die Heiden wirklich von dem ersten Bunde, den Gott mit dem Stammvater des Menschengeschlechtes geschlossen, abgefallen. Micha Mi 40 1 8 Super hoc plangam, et ululabo: vadam spoliatus, et nudus: faciam planctum velut draconum, et luctum quasi struthionum. Darum will ich klagen und jammern, beraubt und bloß einhergehen,¹⁴ Wehklage anstellen wie die Drachen¹⁵ und Klage wie die Strauße. Micha Mi 40 1 8 14 Der Ausdruck des Schmerzes weist zugleich auf die kommende Gefangenschaft hin, denn der Prophet schreitet in dem Aufzuge nicht eines Trauernden allein, sondern eines elend in die Gefangenschaft Fortgeschleppten daher, der Kleider beraubt. Micha Mi 40 1 8 15 Schakale. Micha Mi 40 1 9 Quia desperata est plaga ejus, quia venit usque ad Judam, tetigit portam populi mei usque ad Jerusalem. Denn unheilbar ist seine Wunde, sie reicht bis nach Juda, bis an das Tor meines Volkes bis nach Jerusalem.¹⁶ Micha Mi 40 1 9 16 Hebr.: Denn unheilbar sind die Schläge, die es treffen; ja, es dringt die Niederlage bis nach Juda, reicht bis an das Tor meines Volkes, bis nach Jerusalem. Von dem zerstörten Samaria schreitet das Verderben fort nach Jerusalem, der Stadt meines Volkes (Ausdruck des Schmerzes). Das Tor ist der Versammlungsort und ein vorzüglich befestigter Platz, auch dies trifft das Unheil. Der Untergang Samarias und die Zerstörung Jerusalems sind zwar zeitlich weit auseinander liegend (722 586 vor Chr.), aber der Prophet schaut auf den inneren Zusammenhang: die gleiche Sünde, die gleiche Strafe, für Israel durch die Assyrier, für Juda und Jerusalem durch die Chaldäer. (Hier.) Micha Mi 40 0 1 d. Wegen der Ungerechtigkeit steht das Gericht bevor. (V. 5) e. Das auserwählte Volk soll sich nicht mit eitler Hoffnung trösten. (V. 11) f. Verheißung der Wiederherstellung. Micha Mi 40 2 1 Væ qui cogitatis inutile, et operamini malum in cubilibus vestris: in luce matutina faciunt illud, quoniam contra Deum est manus eorum. Wehe euch, die ihr auf Eitles sinnet und Böses übt auf euern Lagern;¹ beim Morgengrauen vollführen sie es,² denn wider Gott ist ihr Tun!³ Micha Mi 40 2 1 1 Die zur Kräftigung bestimmte Nacht, die den Menschen durch ihre Ruhe frommstimmt, missbrauchen jene zur Ausübung von Schlechtigkeiten. Micha Mi 40 2 1 2 Als ob es keinen Aufschub duldete. Micha Mi 40 2 1 3 Nach dem Hebr. wird ihre Begierde zu sündigen dadurch gesteigert, dass sie sich bewusst sind, mächtig zu sein: denn mächtig ist ihre Hand. Micha Mi 40 2 10 Surgite, et ite, quia non habetis hic requiem: propter immunditiam ejus corrumpetur putredine pessima. Auf und fort! denn hier habt ihr keine Ruhestätte, ob ihrer Befleckung verdirbt sie in heilloser Verderbnis.¹⁹ Micha Mi 40 2 10 19 Die Befleckung des heiligen Landes durch die vielen Frevel ruft Gottes Zorn herab. Micha Mi 40 2 11 Utinam non essem vir habens spiritum, et mendacium potius loquerer: stillabo tibi in vinum, et in ebrietatem: et erit super quem stillatur populus iste. O wäre ich doch nicht ein Mann, der den Geist hat, sondern redete vielmehr Lüge, so würde ich dir zu Wein und Trunkenheit predigen;²⁰ über einen solchen erfreut sich dieses Volk.²¹ Micha Mi 40 2 11 20 Aber ich bin ein Prophet Gottes und rede auf seine Eingebung die Wahrheit. Darum will ich dir meine Weissagung verkünden in berauschendem Wein, der dich zu Falle bringt. Und du musst es hören, was ich dir von deiner Gefangenschaft voraussage, du magst es wollen oder nicht. (Vulg.) Micha Mi 40 2 11 21 Hebr.: Wenn jemand, der dem Winde (Eitlem) nachläuft und Trug übt, dir vorlöge: Ich will dir von Wein und Rauschtrank reden (weissagen), das wäre ein Seher für dieses Volk! Vergl. [Jer 28,6] und [1Kön 22,15]. Der hebräische Text ist klarer. Micha Mi 40 2 12 Congregatione congregabo Jacob totum te: in unum conducam reliquias Israel, pariter ponam illum quasi gregem in ovili, quasi pecus in medio caularum, tumultuabuntur a multitudine hominum. Doch²² will ich dich sammeln, fürwahr, Jakob! alle die deinen, gewisslich in eines zusammenführen die Überreste Israels,²³ sie gleichmachen einer Herde im Schafstall, wie Schafe inmitten der Hürde, und es wird ein fröhliches Menschengewimmel sein.²⁴ Micha Mi 40 2 12 22 Glaubet nicht, dass ich nur ein Unglücksprophet bin. Nein, aus der Züchtigung soll die Besserung des Volkes folgen, damit es die messianischen Güter empfange, welche so oft schon verheißen sind. Schon [Lev 26,41; Dtn 30,2] ist die Gefangenschaft, aber auch die Wiederherstellung des Volkes angedeutet. Die Wiederherstellung soll bei der Verkündigung der Gefangenschaft ein Trost für die Frommen sein, eine Leuchte in der Nacht der Heimsuchungen. Vergl. [Jes 8,17.20]. Micha Mi 40 2 12 23 Nur was von Israel übrig ist, wird der Einladung Gottes Folge leisten. Das Volk wird nicht verworfen werden, aber die einzelnen mögen nicht darauf vertrauen, dass sie von den Patriarchen abstammen, ihre Verschuldung könnte sie abschneiden. Micha Mi 40 2 12 24 Doch wenn die übrig Bleibenden auch nur gering sind an Zahl, wird Gott dennoch sich ein zahlreiches Volk sammeln, das er mit seiner besonderen Sorge und Vorsehung behütet. Das Bild vom Schafstall weist auf den Schutz hin, der die neue Herde des Herrn gegen die Angriffe der Feinde sicher stellt. Inmitten der Hürde: Bild der Fürsorge des Hirten, der der Herde alles bietet, wessen sie zu ihrem Wohle bedarf. Mit innigem Dank und höchster Freude genießen die Menschen diese Güter. Micha Mi 40 2 13 Ascendet enim pandens iter ante eos: divident, et transibunt portam, et ingredientur per eam: et transibit rex eorum coram eis, et Dominus in capite eorum. Denn es wird heraufziehen vor ihnen der Wegbereiter;²⁵ sie werden durchbrechen, die Tore durchschreiten und einziehen²⁶ und vor ihnen her zieht ihr König und der Herr an ihrer Spitze.²⁷ Micha Mi 40 2 13 25 Nachdem er das Glück der neuen Herde des Herrn beschrieben, gibt er an, wie dasselbe herbeigeführt wird. Hebr.: Heraufziehen wird der Durchbrecher vor ihnen her: der, welcher die Hindernisse niederwirft und die Gefängnisse öffnet. Micha Mi 40 2 13 26 Unter seiner Führung durchbrechen und durchschreiten (auch die Gefangenen) das Tor und ziehen ein. Sie durchbrechen: sie müssen mit dem Herrn, dem Befreier und Sieger nach Hause zurückkehren. Vergl. [Jes 52,12]. Micha Mi 40 2 13 27 Wie einst beim Auszuge aus Ägypten. Die Rückkehr unter Zorobabel war ein Schwacher Anfang der Erfüllung dieser Verheißung, doch die volle und wahre Erfüllung ist erst durch den Erlöser zuteil geworden, der unser Erzhirt ist. Vergl. [Hebr 12,2]. Auch die [Röm 11,25] erwähnte letzte Zurückführung des Volkes Israel gehört hierher. Micha Mi 40 2 2 Et concupierunt agros, et violenter tulerunt, et rapuerunt domos: et calumniabantur virum, et domum ejus, virum, et hereditatem ejus. Geht ihr Gelüste nach Äckern, so rauben sie diese, nach Häusern, so reißen sie diese an sich;⁴ sie unterdrücken den Mann und sein Haus, den einzelnen und sein Erbe.⁵ Micha Mi 40 2 2 4 Das erste, was der Seher tadelt, sind die Sünden gegen die Gerechtigkeit, die der Grundstein des öffentlichen Lebens ist, und deren häufige Verletzung auf eine tiefe Sittenverderbnis schließen lässt. Micha Mi 40 2 2 5 Auch die zeitlichen Güter empfinden es gleichsam schmerzlich, wenn sie ungerecht besessen oder den rechtmäßigen Herren mit Gewalt weggenommen werden. Micha Mi 40 2 3 Idcirco hæc dicit Dominus: Ecce ego cogito super familiam istam malum: unde non auferetis colla vestra, et non ambulabitis superbi, quoniam tempus pessimum est. Darum spricht der Herr also: Sehet, ich sinne wider dieses Geschlecht Unheil,⁶ dem ihr euren Nacken nicht entziehen werdet, und ihr werdet nicht hochmütig einherwandeln, denn eine gar schlimme Zeit wird dies sein. Micha Mi 40 2 3 6 Wie jene Böses sinnen. Micha Mi 40 2 4 In die illa sumetur super vos parabola, et cantabitur canticum cum suavitate, dicentium: Depopulatione vastati sumus: pars populi mei commutata est: quomodo recedet a me, cum revertatur, qui regiones nostras dividat? An jenem Tage wird man über euch einen Spruch anheben und es wird ein Lied in klagender Weise gesungen werden⁷ also: Entvölkert und verwüstet sind wir, das Erbteil meines Volkes ist verhandelt; wie entweicht es mir, da der wiederkehrt, der unser Land zerteilt!⁸ Micha Mi 40 2 4 7 Ein solches Trauerlied wird man in klagender Weise singen und es wird gleichsam zum Sprichwort werden. Micha Mi 40 2 4 8 Drei Dinge werden im Klageliede ausgesprochen: Die Macht ist gebrochen, das dem Volke als Zeichen der Freundschaft Gottes verheißene Erbteil ist weggenommen (verhandelt), ja den Feinden des Volkes überliefert. So ist gleichsam die Auserwählung zum Volke Gottes, dessen Unterpfand das Land war, aufgehoben. Hebr.: Es ist geschehen, wird man sprechen, gänzlich sind wir vergewaltigt, den Anteil meines Volkes tauscht er aus; wie entweicht es mir doch! Den Abtrünnigen teilt er unsere Äcker zu. Micha Mi 40 2 5 Propter hoc non erit tibi mittens funiculum sortis in ctu Domini. Darum sollst du niemand haben, der dir die Messschnur zieht zu einem Lose in der Gemeinde des Herrn.⁹ Micha Mi 40 2 5 9 Vergl. V. 3. Durch das Los wurden einst den Stämmen Anteile zugewiesen und den einzelnen mit der Messschnur zugemessen. Micha Mi 40 2 6 Ne loquamini loquentes: Non stillabit super istos, non comprehendet confusio. Sprechet doch nicht, sagen sie.¹⁰ Es soll nicht Weissagung¹¹ über sie ergehen, nicht wird sie die Schmach treffen. Micha Mi 40 2 6 10 Was der Prophet verkündet, ist dem Volke nicht angenehm. Darum treten falsche Propheten auf, welche Frieden und Glück verheißen und die wahren Propheten verfolgen. Ähnliches geschah zur Zeit des Jeremias [Jer 28,1.2] und des Ezechiel. [Ez 13,10.16] Auch Michäas weist auf solche hin. [Mi 2,11] Hebr.: Prophezeiet nicht; prophezeien sie. Micha Mi 40 2 6 11 Trauriges soll nicht verkündet werden. Micha Mi 40 2 7 Dicit domus Jacob: Numquid abbreviatus est spiritus Domini, aut tales sunt cogitationes ejus? Nonne verba mea bona sunt cum eo, qui recte graditur? Es spricht das Haus Jakob:¹² Ist denn des Herrn Geist verkürzt oder sind dies seine Gedanken?¹³ Sind meine Worte nicht gütig gegen den, der gerecht wandelt?¹⁴ Micha Mi 40 2 7 12 Das Volk hört auf die falschen Propheten und tröstet sich mit eitlen Gründen. Micha Mi 40 2 7 13 Ihr sagt: Gott ist gut, die Gefangenschaft wird uns nicht ereilen. Sollte seine Barmherzigkeit, dies ich gegen alle so reich erweist, nur für uns verkürzt und in Strenge gewandelt sein? Oder sind seine Gedanken wie die der Menschen, dass er Zorn im Herzen bewahrte und plötzlich Rache suchte? (Hier.) Kurz, verkürzt ist der zornige, rachsüchtige Geist, das Gegenteil von Langmut. Micha Mi 40 2 7 14 Antwort Gottes. Ich bin gütig und meine Worte sind gütig, teilen den Menschen frohe Verheißungen mit, aber meine Güte ist mit Gerechtigkeit und Heiligkeit gepaart. Vergl. [Ps 17,26.27]. Micha Mi 40 2 8 Et e contrario populus meus in adversarium consurrexit: desuper tunica pallium sustulistis: et eos, qui transibant simpliciter, convertistis in bellum. Mein Volk dagegen hat sich als Feind erhoben, vom Gewande habt ihr den Mantel weggerissen und die, welche arglos dahinziehen, habt ihr in Streit verwickelt.¹⁵ Micha Mi 40 2 8 15 Doch das auserwählte Volk ist keines, das gerecht wandelt, es hat sich gegen Gott empört, wie seine Gewalttaten gegen Friedfertige zeigen, während Gott solche verbietet. Hebr.: Risset ihr den Mantel solchen, die arglos usw. Micha Mi 40 2 9 Mulieres populi mei ejecistis de domo deliciarum suarum: a parvulis earum tulistis laudem meam in perpetuum. Die Frauen meines Volkes habt ihr aus dem Hause ihrer Wonne¹⁶ vertrieben,¹⁷ ihren Kindern habt ihr mein Lob¹⁸ auf immer geraubt. Micha Mi 40 2 9 16 Die man liebt, weil man sie lange besessen, und umso mehr liebt, als die Gefahr droht, sie zu verlieren. Micha Mi 40 2 9 17 Entweder dadurch, dass ihr ihre Verstoßung herbeiführtet, oder durch List, ungerechtes Urteil usw. Micha Mi 40 2 9 18 Was Gott ihnen zum Wohle des Leibes und der Seele bestimmt hat. Gott ist ein besonderer Beschützer der Waisen. Micha Mi 40 0 1 2. Zweite Rede. (Kap. 3-5) a. Versündigungen und Strafen der Fürsten. (V. 4) b. Tadel über die falschen Propheten. (V. 8) c. Untergang der Theokratie. Micha Mi 40 3 1 Et dixi: Audite principes Jacob, et duces domus Israel: Numquid non vestrum est scire judicium, Wieder sprach ich:¹ Höret, ihr Häupter Jakobs, ihr Führer des Hauses Israel! Ist es nicht eure Sache zu wissen, was recht ist?² Micha Mi 40 3 1 1 Was der Seher [Mi 2,1ff] getadelt, zeigt er jetzt im einzelnen an den verschiedenen Ständen. Micha Mi 40 3 1 2 Und es zu üben im Gericht und in Verwaltung? Micha Mi 40 3 10 Qui ædificatis Sion in sanguinibus, et Jerusalem in iniquitate. die ihr mit Blutvergießen Sion baut und Jerusalem mit Unrecht!¹⁸ Micha Mi 40 3 10 18 Die ihr den Schweiß der Armen durch ungerechte Steuern, Urteile, Wucher, Betrügereien, Erpressungen verzehrt. Blut ist in der Heiligen Schrift oftmals jede ungerechte Gewalttat gegen den Nächsten, sei es durch Mord, sei es durch Bedrückung oder Erpressung. Vergl. [Jer 22,13] gegen Joakim. Micha Mi 40 3 11 Principes ejus in muneribus judicabant, et sacerdotes ejus in mercede docebant, et prophetæ ejus in pecunia divinabant: et super Dominum requiescebant, dicentes: Numquid non Dominus in medio nostrum? Non venient super nos mala. Seine Fürsten sprechen für Geschenke Recht, seine Priester lehren um Lohn, seine Propheten weissagen um Geld und doch verlassen sie sich auf den Herrn und sagen: Ist nicht der Herr in unserer Mitte? Kein Unglück wird über uns kommen!¹⁹ [Ez 22,27; Zef 3,3] Micha Mi 40 3 11 19 Von Verbrechen gleichsam erfüllt, versprechen sie sich in wahnwitziger Weise Straflosigkeit. Äußerlichkeiten, wie ihre leibliche Abstammung von Abraham, das Bündnis Gottes, der Tempel flößen ihnen ein so großes abergläubisches Vertrauen ein, dass sie sich vor jeder Ahndung sicher wähnen. Vergl. [Jer 7,4]. Es ist die gleiche Überhebung, mit der ihre Nachkommen dem Heilande entgegenstellen: Wir sind Kinder Abrahams. Micha Mi 40 3 12 Propter hoc, causa vestri, Sion quasi ager arabitur, et Jerusalem quasi acervus lapidum erit, et mons templi in excelsa silvarum. Darum²⁰ wird eurethalben Sion wie ein Feld umgepflügt und Jerusalem wird zum Trümmerhaufen und der Tempelberg bewaldete Höhen werden.²¹ Micha Mi 40 3 12 20 Wegen der V. 9-11 angegebenen Ursachen. Nachdrücklich fügt er hinzu: eurethalben. Micha Mi 40 3 12 21 Die drei Drohungen besagen den Untergang der Theokratie. Sion ist die Burg und das Haus des Königs; wird diese zerstört und dem Erdboden gleichgemacht, so hört also die königliche Gewalt auf, die Stadt wird zum Trümmerhaufen, der Berg Moria, einst berühmt als Tempelberg, wird wieder, was er einst gewesen, ein Wald. Wie genau dies alles in Erfüllung gegangen, zeigt Jeremias [Klgl 5,18]. Vergl. auch [1Makk 4,38]. Diese Prophezeiung ist zugleich eine Erklärung für [Mi 1,9; Mi 2,3.4.10]. Und heute noch sind wir Zeugen der Erfüllung. Micha Mi 40 3 2 Qui odio habetis bonum, et diligitis malum: qui violenter tollitis pelles eorum desuper eis, et carnem eorum desuper ossibus eorum? Die ihr das Gute hasst und das Böse liebt, die ihr den Leuten gewaltsam die Haut abziehet und das Fleisch von ihrem Gebein. Micha Mi 40 3 3 Qui comederunt carnem populi mei, et pellem eorum desuper excoriaverunt: et ossa eorum confregerunt, et conciderunt sicut in lebete, et quasi carnem in medio ollæ. Sie verzehren das Fleisch meines Volkes und ziehen ihnen die Haut ab, zermalmen dessen Gebein und zerstücken es, wie den Inhalt eines Kessels und wie Fleisch in dem Topfe.³ Micha Mi 40 3 3 3 Sie sind nicht Hirten des Volkes, sondern Schlächter und Räuber, da sie es ungerecht bedrücken und mit grausamer Habsucht heimsuchen und berauben. Micha Mi 40 3 4 Tunc clamabunt ad Dominum, et non exaudiet eos: et abscondet faciem suam ab eis in tempore illo, sicut nequiter egerunt in adinventionibus suis. Einst werden sie zu dem Herrn rufen, aber er wird sie nicht erhören⁴ und er wird sein Antlitz vor ihnen zu jener Zeit verbergen,⁵ wie sie Böses geübt nach ihren Taten.⁶ Micha Mi 40 3 4 4 Die anderen Barmherzigkeit versagt, werden einst selbst keine Barmherzigkeit finden. Micha Mi 40 3 4 5 Wie sie ihr Antlitz vor den Bittflehenden verborgen. (Hier.) Das Antlitz verbirgt Gott vor ihnen nicht nur, um nicht zu helfen, sondern insbesondere um seinen Zorn gegen sie zu offenbaren. Im Hebr. steht der Optativ, mit dem der Seher dem gerechten Gerichte Gottes anhängt. Micha Mi 40 3 4 6 So soll ihnen Strafe zuteil werden. Micha Mi 40 3 5 Hæc dicit Dominus super prophetas, qui seducunt populum meum: qui mordent dentibus suis, et prædicant pacem: et si quis non dederit in ore eorum quippiam, sanctificant super eum prlium. So spricht der Herr wider die Propheten, welche mein Volk verführen; welche mit ihren Zähnen beißen, während sie Frieden verkünden,⁷ und dem, der ihnen nichts in den Mund gibt, den Krieg erklären.⁸ Micha Mi 40 3 5 7 Wie sie das Volk verführen, so tun sie ihm kläglichen Schaden an, durch ihre Verkündigungen von Frieden und Sicherheit führen sie den Untergang herbei. (Cyr., Theod., Theod. Gr.) Während sie süß reden, beißen sie in Wahrheit, d.i. bringen Gift bei und Tod. Micha Mi 40 3 5 8 Sie suchen schimpflichen Gewinn. Wer ihren Mund nicht durch reiche Geschenke verschließt, dem sagen sie in Gottes Namen Krieg an und bedrohen ihn als einen gottlosen und verworfenen Menschen, der Gottes Propheten gering achtet. Micha Mi 40 3 6 Propterea nox vobis pro visione erit, et tenebræ vobis pro divinatione: et occumbet sol super prophetas, et obtenebrabitur super eos dies. Darum⁹ soll Nacht über euch kommen statt eines Gesichtes und Finsternis statt Wahrsagens,¹⁰ die Sonne soll über den Propheten untergehen und der Tag sich über ihnen verfinstern.¹¹ Micha Mi 40 3 6 9 Zur Strafe für euren Betrug, dass ihr vorgebt, von Gott gesendet und erfüllt zu sein. Micha Mi 40 3 6 10 Nacht und Finsternis sind Symbol von Unglück und Heimsuchung. Micha Mi 40 3 6 11 Nicht wörtlich, sondern bildlich. (Cyr.) Micha Mi 40 3 7 Et confundentur qui vident visiones, et confundentur divini: et operient omnes vultus suos, quia non est responsum Dei. Da werden die Seher schamrot werden, die Wahrsager beschämt werden und alle werden ihr Angesicht¹² verhüllen, weil kein Ausspruch von Gott kommt.¹³ Micha Mi 40 3 7 12 Hebr.: Ihren Bart. Den Bart und Mund verhüllen ist Zeichen der Trauer und Beschämung. Micha Mi 40 3 7 13 Wenn man sieht, dass ihre Aussprüche nicht in Erfüllung gehen, wird man sie verachten, ja kaum noch beachten, und die, welche die wahren Propheten verspotteten, werden in ihrem Unglücke des Trostes der Prophezeiung entbehren. Vergl. [Klgl 2,9; Ps 73,9]. Micha Mi 40 3 8 Verumtamen ego repletus sum fortitudine spiritus Domini, judicio, et virtute: ut annuntiem Jacob scelus suum, et Israel peccatum suum. Ich aber bin mit der Kraft des Geistes vom Herrn¹⁴ erfüllt, erfüllt mit Recht und Stärke, um Jakob seine Missetat zu verkünden und Israel seine Sünden.¹⁵ Micha Mi 40 3 8 14 Hebr.: Ich dagegen bin mit Kraft erfüllt, mit dem Geiste Jahves usw. Micha Mi 40 3 8 15 Bild des wahren Propheten: Gottes Berufung gibt ihm Mut, Gefahren, Drohungen und Tod zu verachten. Er ist vom Geiste des Herrn erfüllt, so dass er die Worte Gottes mit Autorität und Nachdruck verkündet. Er verkündet den Sündern nicht Frieden, sondern das Gericht und sucht nicht zu schmeicheln, sondern rügt in der Kraft Gottes Sünden und Vergehen öffentlich und bei allen. Kraft und Stärke werden zweimal genannt, weil die schlimmen Zeiten gerade diese besonders erheischen. Micha Mi 40 3 9 Audite hoc principes domus Jacob, et judices domus Israel: qui abominamini judicium, et omnia recta pervertitis. Höret dies,¹⁶ ihr Fürsten des Hauses Jakob und ihr, Richter des Hauses Israel! die ihr das Recht verabscheut und alles verdreht, was gerade ist,¹⁷ Micha Mi 40 3 9 16 Dass ich mit dem Geiste Gottes erfüllt bin, um Jakob seinen Frevel zu verkünden. Nach dem Hebr. redet er die Gleichen an, wie [Mi 3,1]. Micha Mi 40 3 9 17 Schlimmeres kann er den Fürsten und Beamten nicht vorwerfen: Die, welche Schützer und Hüter des Rechtes und der Gesetze sein sollten, verletzen göttliches und menschliches Recht. Micha Mi 40 0 1 d. Erhöhung des Berges Gottes. (V. 5) e. Wiederherstellung des Volkes und der königlichen Gewalt. (V. 8) f. Der Weg zur Wiederherstellung. Micha Mi 40 4 1 Et erit: In novissimo dierum erit mons domus Domini præparatus in vertice montium, et sublimis super colles: et fluent ad eum populi. Und es wird geschehen,¹ in der letzten Zeit² wird der Berg des Hauses des Herrn auf dem Gipfel der Berge stehen und erhaben sein über die Hügel³ und die Völker werden zu ihm strömen. Micha Mi 40 4 1 1 Nach den bereits gegebenen Weissagungen kann die Theokratie nicht auf ewig darniederliegen. Gottes Bund ist ein ewiger und er selbst hat ein ewiges Reich in dem Hause David eingesetzt, deshalb muss aus Zerstörung und Fall sich eine neue Form erheben. Diese Erneuerung beschreibt der Prophet so, dass er dem dreifachen Untergang [Mi 3,12] eine dreifache Erneuerung in umgekehrter Folge entgegenstellt. Micha Mi 40 4 1 2 Hebr.: In der letzten Zeit aber wird der Berg des Hauses Jahves fest gegründet stehen als der höchste unter den Bergen und erhaben sein über die Höhen. Die letzte Zeit ist im Sprachgebrauch der Heiligen Schrift diejenige Zeit, welche der Zeit, um die es handelt, nachfolgt, mag dieselbe vor dem Messias oder hinter dessen Erscheinen fallen, die Zeit des Messias oder das Ende der Welt sein. Wann die Zeit des Messias gemeint ist, wann eine andere bedeutet wird, ist aus der Sache, sowie aus dem, was im Kontexte vorangeht und folgt, zu schließen. Die letzte Zeit ist also nicht so Superlativ als Komparativ. Vergl. [Gen 49]. Bei den Propheten indes wird diese Redeform nach dem Zugeständnis selbst der Nationalisten stets von jener Periode gebraucht, welche durch die vorgehende Zeit vorbereitet wird und der keine weitere Entwicklung folgen wird, der messianischen Zeit. Vergl. [Hebr 9,11]. Ebenso ist [1Petr 1,5.20; 2Petr 3,3; 1Joh 2,18; Jud 1,18] aufzufassen. Diese ist das Ende der Zeiten, insofern Christus das Ende des Gesetzes. [1Kor 10,11; Röm 10,4] In ihr wird der Tempelberg, dessen Verwüstung der Prophet soeben vorhergesagt, fest und dauernd gegründet sein. Der Seher braucht hier die gleichen Worte, mit welchen [2Sam 7,26] und [1Kön 2,45] der Thron Davids als auf ewig gegründet bezeichnet wird. Micha Mi 40 4 1 3 An erhabenster Stelle, alles überragend, alles Irdische unter sich lassend. Seine Herrlichkeit und sein Ruhm wird so strahlend sein, dass, wie einst die Stämme Israel zu ihm zu pilgern pflegten, so jetzt die Völker (alle Völker) mit Eifer zu ihm strömen werden. Die Erhöhung des Berges des Hauses Gottes ist keine physische, sondern wird durch die Kenntnis und Schätzung, die sich bei allen verbreitet, bewirkt, wie V. 2 zeigt. Da nämlich alle Völker nicht physisch zu einem Tempel zusammenströmen können, ist auch die Erhöhung eine geistige. Es wird dem Propheten ein Symbol vor Augen gestellt, in dem ihm der Zustand der messianischen Zeit gezeigt wird. Der Tempelberg bezeichnet einen Ort, an dem der wahre Gott verehrt ward, hatte er sich doch diesen Berg als seinen besonderen Sitz erwählt. Mithin ist der Tempelberg ein Symbol der Verehrung des wahren Gottes und es wird gesagt, dass diese bei allen Völkern blühen wird, dass die Religion des wahren Gottes überall gekannt und hochgehalten werden wird. Dieses Bild war für den Propheten naheliegend und drückt Gottes Absichten am besten aus. Die alte Theokratie, welche den Tempelberg zu ihrem Mittelpunkt hatte, wird so wachsen und sich umgestalten, dass sie zu allen Völkern dringt und diese an sich zieht. Aus dem Alten Bunde wird ein Neuer erstehen als dessen Vollendung, so dass er zu ihm in gewissem Verhältnisse und in innerer Verbindung steht. Die alte Theokratie war auf ein Volk beschränkt, die neue ersteht auf dem Fundamente der alten, doch in größerer Vollkommenheit, erhabenerer Anlage, weitester Verbreitung. Es ist die Kirche Christi, welche an die Stelle der Synagoge tritt. (Cyr., Theod., Theoph.) Der heilige Hieronymus erkannte auch die besondere Anbetung und Verehrung Christi in dieser Weissagung. Micha Mi 40 4 10 Dole, et satage filia Sion quasi parturiens: quia nunc egredieris de civitate, et habitabis in regione, et venies usque ad Babylonem, ibi liberaberis: ibi redimet te Dominus de manu inimicorum tuorum. Ja, leide Schmerz¹⁹ und winde dich, Tochter Sion, wie eine Gebärende, denn jetzt wirst du aus der Stadt ausziehen und auf dem Felde wohnen müssen und bis nach Babylon gebracht werden.²⁰ Dort wirst du Rettung finden, dort wird dich der Herr aus der Hand deiner Feinde erlösen.²¹ Micha Mi 40 4 10 19 Der Schmerz ist gerecht, trage ihn, denn er wird herrliche Frucht zeitigen. Micha Mi 40 4 10 20 Die Stadt wird von den Feinden erobert, die Einwohner in die Gefangenschaft weggeführt und in fremdem Lande lange ohne Häuser bleiben, in elenden Hütten wohnen und bis nach Babel geschleppt werden. Zur Zeit des Michäas waren die Assyrer übermächtig, doch der Prophet erklärt, was er [Mi 2,10] gesagt, nach der Erleuchtung, die Gott gewährt. Micha Mi 40 4 10 21 Unter Cyrus wurden, eine Vorbereitung auf das messianische Heil, die Anfänge zur Wiederherstellung gelegt. In der Androhung des äußersten Elendes weiß der Prophet Trost einzumischen. Micha Mi 40 4 11 Et nunc congregatæ sunt super te gentes multæ, quæ dicunt: Lapidetur: et aspiciat in Sion oculus noster. Nun zwar haben sich wider dich viele Völker gesammelt,²² die da sprechen: Es werde gesteinigt²³ und unser Auge weide sich an Sion! Micha Mi 40 4 11 22 Zweiter Grund der Bedrängnisse Sions, der Hass der Feinde gegen die heilige Stadt, welche Gott zu seinem Sitze erwählt hat. Micha Mi 40 4 11 23 Hebr.: es werde entweiht: seiner heiligen Würde beraubt und befleckt. Vulg.: Sie werde als Ehebrecherin gesteinigt und gestraft. Micha Mi 40 4 12 Ipsi autem non cognoverunt cogitationes Domini, et non intellexerunt consilium ejus: quia congregavit eos quasi fnum areæ. Sie aber kennen des Herrn Gedanken nicht und fassen seinen Ratschluss nicht,²⁴ dass er sie zusammenhäufe wie Heu auf der Tenne.²⁵ Micha Mi 40 4 12 24 Doch Gottes Plan und Absicht sind andere, weit alle menschliche Erwartung übertreffend. Micha Mi 40 4 12 25 Hebr.: Dass er sie zusammenhäuft wie Garben auf der Tenne. Micha Mi 40 4 13 Surge, et tritura filia Sion: quia cornu tuum ponam ferreum, et ungulas tuas ponam æreas: et comminues populos multos, et interficies Domino rapinas eorum, et fortitudinem eorum Domino universæ terræ. Auf²⁶ und drisch, Tochter Sion! denn ich will dein Horn²⁷ eisern machen und deine Hufe ehern, dass du viele Völker zermalmest und dem Herrn ihren Raub weihest²⁸ und ihre Macht dem Gebieter der ganzen Erde. Micha Mi 40 4 13 26 Betrübt hat Sion auf der Erde gesessen. Jetzt soll es Mut fassen und Kräfte sammeln. Micha Mi 40 4 13 27 Bild der Kraft, wenngleich dies mit dem anderen Bilde des Dreschens nicht in Verbindung gebracht wird. Micha Mi 40 4 13 28 Die Völker sollen niedergeworfen werden, damit die Beute Gott geweiht werde. Das ist die Eigenart des Sieges Sions, dass alles in Gottesdienst übergeht, dem jene vom Volke Gottes zu weihen ist. Es ist von der Zeit des Messias die Rede; doch wird ein allgemeines Gesetz ausgesprochen, das zu allen Zeiten des Gottesreiches Geltung hat. Micha Mi 40 4 2 Et properabunt gentes multæ, et dicent: Venite, ascendamus ad montem Domini, et ad domum Dei Jacob: et docebit nos de viis suis, et ibimus in semitis ejus: quia de Sion egredietur lex, et verbum Domini de Jerusalem. Und viele Völker werden zu ihm eilen und sprechen:⁴ Kommet, lasset uns hinaufziehen zum Berge des Herrn und zu dem Hause des Gottes Jakobs,⁵ dass er seine Wege uns lehre und wir wandeln auf seinen Pfaden; denn von Sion wird das Gesetz ausgehen und das Wort des Herrn von Jerusalem.⁶ Micha Mi 40 4 2 4 Die Völker werden die Würde jenes von Gott hocherhabenen Wahrzeichens erkennen und seine Bedeutung als Mittelpunkt und Quelle der Religion würdigen. Micha Mi 40 4 2 5 Zu Gott, der sich in der Familie und dem Stamme Jakob offenbart und dort seine Lehre und seine Gesetze, nach denen der Mensch sein Leben einrichten soll, niedergelegt hat. Dass Gott der Lehrer ist und dass das Gesetz Gottes im Werke erfüllt wird, sind zwei Dinge, welche zu den Kennzeichen der messianischen Zeit gerechnet zu werden pflegen. Micha Mi 40 4 2 6 Ein neues Gesetz wird in Jerusalem gegeben werden, das sich nicht auf die engen Grenzen eines Volkes beschränken wird, wie das von Moses gegebene, sondern über den ganzen Erdkreis erschallen wird. Man kann in dieser Prophezeiung die Kennzeichen der Kirche einzeln erkennen. Es ist dies Einheit und das wirksame Mittel zur Bewahrung derselben, da alle zu einem Berge zusammenströmen. Die Heiligkeit wird in der fröhlichen gegenseitigen Aufmunterung der Völker beschrieben, denn sie vertrauen, dass sie von Gott belehrt werden und die empfangene Lehre in ihrem Leben und ihren Sitten zum Ausdruck bringen. Wie anders klingt das Wort: Kommet, lasset uns hingehen als das andere: Das Gesetz ist wegen der Übertretungen gegeben [Gal 3,19], die Kraft der Sünde ist das Gesetz. [1Kor 15,56] Vergl. auch [Röm 5,20] und [Röm 7,5]. Die Katholizität (Allgemeinheit) wird bezeichnet im Zusammenströmen aller Völker, vergl. [Jes 2,2], die Apostolizität, weil die Völker sich an den Gott Jakobs anschließen, an den Gott, der in einem bestimmten Volk, einer Familie, Vereinigung sich kundtut. Wie im Alten Bunde wer Gottes Verheißungen teilhaftig werden wollte, sich dem Volke Israel durch einen äußeren Ritus anschließen musste, so muss in diesem neuen Gottesreich sich jeder der Gemeinschaft anschließen, welcher der Messias seine Lehre und sein Ansehen übertragen hat, dem Kollegium der Apostel, das lebendig und in ununterbrochener Reihenfolge in der Kirche Christi sich darstellt. Dieser muss er durch äußeren Ritus und innere Unterwerfung, durch Gehorsam und Ehrfurcht verbunden werden und in dieser lebenspendenden Vereinigung muss er verharren. Vergl. auch [Jes 4,3; Jes 44,5; Ps 86,4-6]. Dass die Kirche Christi aber sichtbar sein muss und als von Christus eingesetzt von allen leicht erkannt werden, ist leicht aus dem Sinnbilde des Berges zu schließen, der über alle Berge erhöht aller Augen auf sich zieht und aller Herzen an sich reißt. Auch die Festigkeit, dass kein Feind die Kirche Gottes erschüttern kann, mögen Stürme um ihren Fuß toben, deutet das Bild an. Micha Mi 40 4 3 Et judicabit inter populos multos, et corripiet gentes fortes usque in longinquum: et concident gladios suos in vomeres, et hastas suas in ligones: non sumet gens adversus gentem gladium: et non discent ultra belligerare. Und er wird unter vielen Völkern Gerichte halten und die starken Völker bis in weite Ferne strafen, da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Spieße zu Hippen, kein Volk wird mehr wider das andere das Schwert ergreifen und nicht mehr werden sie Krieg führen lernen.⁷ Micha Mi 40 4 3 7 Gott wird unter den Völkern Recht sprechen, alle Streitsachen werden vor ihm gebracht. Ist er aber von allen als Richter anerkannt und sein Gesetz allgemeine Richtschnur, so kann keine Ursache mehr sein zum Kriege. Darum werden die Kriegswaffen Werkzeuge des Friedenslebens, das glücklich dahinfließt in Bearbeitung der Äcker und Weinberge. Das verkündete und angenommene Gesetz Gottes hat eine solche Kraft und Wirksamkeit in sich, dass es die Leidenschaften, die Quelle aller Begierden, auslöscht. Der Prophet schildert, was geschieht, wenn Gott als höchster Richter anerkannt ist. Ein auf beiden Seiten gerechter Krieg ist unmöglich, also wenn Gottes Gesetz herrscht, auch ein Krieg überhaupt. Wo die Glückseligkeit der Völker zu suchen ist, zeigt der Prophet; wird indes die Bedingung nicht erfüllt, so ist auch das Friedensglück nicht zu erhoffen. Wenn etwas in der Heiligen Schrift der Synagoge oder der Kirche verheißen wird, gilt die Verheißung nicht unbedingt allen, die zu diesen sich rechnen, sondern den wahren Verehrern Gottes. Vergl. [Röm 8]. Micha Mi 40 4 4 Et sedebit vir subtus vitem suam, et subtus ficum suam, et non erit qui deterreat: quia os Domini exercituum locutum est. Dann wird ein jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum ungestört sitzen,⁸ denn der Mund des Herrn der Heerscharen⁹ hat gesprochen. Micha Mi 40 4 4 8 So pflegten die Hebräer die höchste Glückseligkeit dieses Lebens zu beschreiben, vergl. [1Kön 4,25; Sach 3,10; 1Makk 14,12]. Ein ruhiges und glückliches Leben wird verheißen. Micha Mi 40 4 4 9 Des höchsten Herrn von Himmel und Erde. Gott setzt seine Macht und Treue zum Pfande. Micha Mi 40 4 5 Quia omnes populi ambulabunt unusquisque in nomine Dei sui: nos autem ambulabimus in nomine Domini Dei nostri in æternum et ultra. Ja, alle Völker werden, ein jedes im Namen seines Gottes wandeln;¹⁰ wir aber werden im Namen des Herrn,¹¹ unseres Gottes, wandeln ewig und immerdar. Micha Mi 40 4 5 10 Ihr ganzes Leben nach dem Willen ihre Gottes einrichten. Micha Mi 40 4 5 11 In dem, was Gott von sich offenbart, in seiner Treue, Kraft, Hilfe und demgemäß in seiner Wesenheit, die sich in seinem Namen Jahve offenbart. Micha Mi 40 4 6 In die illa, dicit Dominus, congregabo claudicantem: et eam, quam ejeceram, colligam: et quam afflixeram: An jenem Tage, spricht der Herr, werde ich die Hinkenden sammeln und die, welche ich verstoßen, und die, welche ich gezüchtigt hatte, vereinigen.¹² Micha Mi 40 4 6 12 Vergl. [Mi 2,12]: Das Volk wird unter dem Bilde einer kranken und zerstreuten Herde dargestellt, in dem Zustande in welchem sie sich infolge der Sünde befindet. Micha Mi 40 4 7 Et ponam claudicantem in reliquias: et eam, quæ laboraverat, in gentem robustam: et regnabit Dominus super eos in monte Sion, ex hoc nunc et usque in æternum. Und ich werde die Hinkenden zum Überreste¹³ machen und die, welche bedrängt waren, zum starken Volke;¹⁴ und der Herr wird über sie herrschen auf dem Berge Sion von nun an bis in Ewigkeit. [Zef 3,19; Dan 7,14; Lk 1,32] Micha Mi 40 4 7 13 Dieser Überrest, diese Auserwählten werden nach Gottes Ratschluss zum messianischen Heile geführt, während der größere Teil dies zurückweist. Micha Mi 40 4 7 14 Wenn die Zahl der Auserwählten auch nicht groß ist, sollen diese doch ein starkes Volk sein, durch keine Gefahr, keinen Angriff ihrer Würde zu berauben. Micha Mi 40 4 8 Et tu turris gregis nebulosa filiæ Sion usque ad te veniet: et veniet potestas prima, regnum filiæ Jerusalem. Du aber, dunkler Herdenturm¹⁵ der Tochter Sion! an dich wird gelangen, ja, an dich wird gelangen die frühere Herrschaft, das Königtum der Tochter Jerusalem.¹⁶ Micha Mi 40 4 8 15 Hebr.: Herdenturm, Hügel der Tochter Sion. Auf dem Hügel Sion lag die Burg, die Stadt Davids im Süden des Tempelberges Sion. Dieser Hügel ist also Bild der davidischen Herrschaft, die Burg wird Herdenturm genannt, weil der theokratische König Hirt des Volkes Israel ist und Israel die Herde des Herrn, wie auch David selbst aus dem Hirtenstande vorbedeutend zur Königswürde berufen ward. Micha Mi 40 4 8 16 Die frühere Herrschaft wird, wie David verheißen [2Sam 7,5; 2Sam 23,3], wiederkehren zum Berge Sion. Das doppelte Gelangen besagt, dass das Reich Davids seinen alten Glanz verloren hatte und es selbst gleichsam unterbrochen war (Vergl. V. 9 u. a. St.), so aber, dass bei dem Stamme Davids das Recht verblieb und die Hoffnung auf Wiederherstellung nicht unterging. Das [Gen 49,10] versprochene Zepter wird nicht weichen, d.i. es bleibt, auch wenn es gleichsam verborgen ist. Vergl. [Ez 17,22]. Wohl können einzelne theokratische Könige verworfen werden, aber die gnadenvolle Verheißung wird nicht vom Hause David genommen. Micha Mi 40 4 9 Nunc quare mrore contraheris? Numquid rex non est tibi, aut consiliarius tuus periit, quia comprehendit te dolor sicut parturientem? Warum nun verzehrst du dich im Grame?¹⁷ Hast denn du keinen König oder ist dein Ratgeber¹⁸ umgekommen, dass dich Schmerz ergreift wie eine Gebärende? Micha Mi 40 4 9 17 Hebr.: Nunmehr, warum schreiest du so laut? Der Seher sieht Sion in bitterstem Schmerze aufschreien, weil das Reich zerstört und die Königswürde verfallen ist. Micha Mi 40 4 9 18 Deine sichere Hoffnung. Micha Mi 40 0 1 g. Aus Bethlehem kommt der Herrscher. (V. 3) h. Seine Herrschaft ist glückselig und siegreich. (V. 8) i. Kriegswaffen und Aberglauben werden vernichtet. Micha Mi 40 5 1 Nunc vastaberis filia latronis: obsidionem posuerunt super nos, in virga percutient maxillam judicis Israel. Nunmehr wirst du verheert werden, du Mördertochter!¹ Belagerung haben sie wider uns bereitet, mit dem Stecken werden sie dem Richter Israels Backenstreiche geben.² Micha Mi 40 5 1 1 Hebr.: Nunmehr wirst du dich drängen müssen, Scharentochter: Sion, sammle dein Heer und verteidige dich. Vulg.: Du hast mein Haus zur Räuberhöhle gemacht. Micha Mi 40 5 1 2 Die höchste Schmach soll dir angetan werden, deinem höchsten Würdenträger. Die Stadt ist erobert und der Willkür der Feinde überliefert. Micha Mi 40 5 10 Et erit in die illa, dicit Dominus: AUferam equos tuos de medio tui, et disperdam quadrigas tuas. An jenem Tage, spricht der Herr,²⁵ werde ich deine Rosse aus deiner Mitte wegnehmen und deine Kriegswagen zertrümmern. Micha Mi 40 5 10 25 Auf diesen Wunsch antwortet Gott, indem er zeigt, dass das Reich des Messias durch die Abschaffung aller Kriegswaffen (V. 10, 11) und alles Aberglaubens (Vers 12 14) vorzubereiten ist. Die Zeit der Demütigung ist gleichsam der Ursprung und der Keim der Wiederherstellung. Vergl. [Sach 9,10]. Mit Unrecht versprechen sich also die Juden ein durch Kriegsruhm ausgezeichnetes Messianisches Reich. Diejenigen Waffen werden genannt, welche am meisten geeignet sind, um den Feind anzugreifen und das Land zu verteidigen, zur Bezeichnung aller Waffe und menschlicher Macht, auf die man sein Vertrauen setzen könnte. Micha Mi 40 5 11 Et perdam civitates terræ tuæ, et destruam omnes munitiones tuas, et auferam maleficia de manu tua, et divinationes non erunt in te. Und ich werde die Städte deines Landes verwüsten und alle deine Festen zerstören, ich werde die Zaubereien aus deiner Hand entwinden und Wahrsagerei soll nicht mehr unter dir sein. Micha Mi 40 5 12 Et perire faciam sculptilia tua, et statuas tuas de medio tui: et non adorabis ultra opera manuum tuarum. Ich werde deine Schnitzbilder und Bildsäulen²⁶ aus deiner Mitte ausrotten und nicht sollst du mehr die Gebilde deiner Hände anbeten. Micha Mi 40 5 12 26 Malsteine, Obelisken. Micha Mi 40 5 13 Et evellam lucos tuos de medio tui: et conteram civitates tuas. Auch werde ich deine Haine²⁷ aus deiner Mitte ausreuten und deine Städte zerstören. Micha Mi 40 5 13 27 Ascheren, baumartige Sinnbilder der Göttin Astarte (Istar.) Aschera: Glückbringend, daher Göttin des Glückes, Genossin des Baal. An den meisten Stellen der heiligen Schrift steht der Name indes für das Götzenbild oder den es vorstellenden Baum. Neben solchen Kultstätten waren meist Haine, weshalb die Vulgata diese einsetzt. Wie schmutzig der Dienst der Astarte war, zeigt [1Sam 14,23; 1Sam 15,12-14; 2Sam 23,7]. Micha Mi 40 5 14 Et faciam in furore et in indignatione ultionem in omnibus gentibus, quæ non audierunt. Und ich werde in Zorn und Grimm²⁸ Rache üben an allen Völkern, welche mir nicht gehorsam gewesen sind. Micha Mi 40 5 14 28 Ohne Erbarmen. Die messianische Zeit ist auch die Zeit des Gerichtes über die Völker, insoferne das ihnen angebotene Heil ihnen zur Auferstehung oder zum Falle gereicht. Micha Mi 40 5 2 Et TU BETHLEHEM Ephrata parvulus es in millibus Juda: ex te mihi egredietur qui sit dominator in Israel, et egressus ejus ab initio, a diebus æternitatis. Aber du, Bethlehem Ephrata!³ bist zwar klein unter den Tausenden Judas,⁴ doch aus dir⁵ soll mir hervorgehen,⁶ der Herrscher⁷ sein wird in Israel, dessen Ursprung⁸ von Anbeginn her ist, von den Tagen der Ewigkeit her.⁹ [Mt 2,6; Joh 7,42] Micha Mi 40 5 2 3 Doch in diesen schlimmen Zeiten kommt Sion Heil, nicht zwar aus der Stadt selbst oder der Königsburg, sondern von da, von wo auch David einst kam, Stadt und Volk von der Bedrückung der Philister zu befreien. Dies Heil, das aus Bethlehem kommt, und seinen Urheber schauend, redet der Prophet diesen Ort selbst an, voll Verwunderung, dass, wenn die Hauptstadt niedergeworfen, ein Städtchen Hilfe bringen soll. Der Name Ephrata, durch sein Altertum geheiligt, wird der Feierlichkeit halber beigefügt, wie [Rut 4,11]. Micha Mi 40 5 2 4 Hebr.: Doch du, Bethlehem Ephrata, obgleich du nur klein bist, um zu zählen unter den Großstädten (Vorstandsstädten von tausend Familien) Judas. Micha Mi 40 5 2 5 Aus dem Örtchen, das durch seine Kleinheit ein Bild der niedrigen Stellung der Familie Davids ist, die ehemals einen so herrlichen Thron innehatte, jetzt aber David vor seiner Erhebung ähnlich geworden ist. Micha Mi 40 5 2 6 Hervorgehen wird zwar oft allgemein gebraucht, indes auch häufig in besonderer Bedeutung von der Geburt, z.B. in den Verheißungen [Gen 17,6; Gen 35,11] u.a. Hier ist es wohl weitere Erklärung und Ausführung zu V. 1. Nach V. 2 währt die Unterdrückung, bis der Herrscher kommt, nach V. 3 bis die, welche gebären soll, gebiert. Ferner war David in Bethlehem geboren, soll also der zweite David [Hos 3,5] aus demselben Orte hervorgehen, so soll er dort geboren werden. Endlich wird alsbald sein himmlischer Ursprung angegeben, also ist Bethlehem als Ort seiner irdischen Geburt genannt. Deshalb hat die chaldäische Übersetzung: Aus dir wird vor mir hervorgehen der Messias, damit er die Herrschaft übe über Israel; und die Schriftgelehrten antworteten auf die Frage des Herodes, wo Christus geboren werden sollte, mit Recht: in Bethlehem, auf diese Stelle verweisend. Mir: Ich lasse ihn hervorgehen, mir zur Ehre, als einen von Gott gesandten Herrscher, der in Gottes Namen und Ansehen Herrschaft und Königswürde annimmt. [Mt 2,6]: Bethlehem wird groß und erhaben sein, weil daraus der ewige König hervorgehen wird. Was bei Michäas Folgerung und Zusatz, wird bei Matthäus klar ausgesprochen. Mit anderen Worten: Michäas sagt, Bethlehem sei zwar wenig zahlreich an Bewohnern, doch werde es dem Herrscher das Leben geben; so deutet er an, dass es groß und berühmt sein wird. Matthäus spricht dies klar aus. Micha Mi 40 5 2 7 Vergl. [2Sam 5,2]. Durch diesen Herrscher wird die Herrschaft zu Sion zurückkehren, um nie wieder von demselben genommen zu werden. Was [Mi 4,8] von der Herrschaft, wird hier vom Herrscher gesagt, den die letzten Worte Davids betrafen. [2Sam 23,3] Zugleich wird der letzte Grund angegeben, warum Sion nicht untergehen, sondern den Sieg über seine Feinde davontragen wird [Mi 4,10.13]: Der Herrscher kommt. Micha Mi 40 5 2 8 Der in Bethlehem geboren werden soll, hat seine Ausgänge von Ewigkeit her. Nachdem uns das Geheimnis der heiligen Dreifaltigkeit klarer offenbart ist, erkennen wir, dass der Sohn von aller Ewigkeit her vom Vater ausgeht, gleich ewig mit dem Vater. Bereits zur Zeit des Michäas indes war ein Verständnis dieser Worte möglich, da man wusste, dass der Messias der Sohn Gottes sein werde [Ps 2,7] und wahrer Gott. [Jes 9,6]; vergl. [Ps 44,7; Ps 109,3] Micha Mi 40 5 2 9 Die Wiederholung besagt, dass hier von wahrer Ewigkeit die Rede ist. Micha Mi 40 5 3 Propter hoc dabit eos usque ad tempus, in quo parturiens pariet: et reliquiæ fratrum ejus convertentur ad filios Israel. Darum¹⁰ wird er sie hingeben bis zur Zeit, da die, welche gebären soll, gebiert,¹¹ und der Überrest seiner Brüder wird sich samt den Söhnen Israels bekehren.¹² Micha Mi 40 5 3 10 Weil der Messias in einem wenig hervorragenden Orte wird geboren werden, weil das Haus David nicht in Glanz und Macht, sondern in Armut und Dunkelheit wird geboren werden, wird Gott sie von den Feinden bedrücken lassen, bis der Herrscher geboren wird. Micha Mi 40 5 3 11 Jene [Jes 7,14] genannte Jungfrau (Ephr., Cyr., Theoph.), denn Sion [Mi 4,9.10] kann nicht gemeint sein, wie V. 2 zeigt und V. 3: seine Brüder bestätigt. Zudem ist in diesen Versen gar nicht von Sion die Rede. Auch bei Isaias ist die Geburt das Sinnbild der Befreiung. Micha Mi 40 5 3 12 Den Juden war zuerst das Evangelium zu verkündigen, und die ersten Christengemeinden erwuchsen aus Juden, doch da die Juden den Heiland verwarfen, wendeten die Apostel sich zu den Heiden. [Apg 13,36] Vergl. [Jer 3,18; Ez 37,19]. Micha Mi 40 5 4 Et stabit, et pascet in fortitudine Domini, in sublimitate nominis Domini Dei sui: et convertentur, quia nunc magnificabitur usque ad terminos terræ. Dann wird er dastehen¹³ und sie in der Kraft des Herrn weiden, in der Herrlichkeit des Namens des Herrn, seines Gottes,¹⁴ und sie werden sich bekehren,¹⁵ denn dann wird er sich herrlich erweisen bis an die Enden der Erde. Micha Mi 40 5 4 13 Bereit, Hilfe zu bringen. Er wird selbst die Herde Israel weiden und für die beste Weide Sorge tragen. Micha Mi 40 5 4 14 Er wird sie so leiten, als wenn darauf die Herrlichkeit des Namens Gottes und die Ehre der göttlichen Majestät beruhte, da es der Erhabenheit des Herrn unwürdig wäre, sie nicht auf das beste zu weiden und zu beschützen. Micha Mi 40 5 4 15 Besser: sicher wohnen. Von der Bekehrung war schon die Rede. Micha Mi 40 5 5 Et erit iste pax: cum venerit Assyrius in terram nostram, et quando calcaverit in domibus nostris: et suscitabimus super eum septem pastores, et octo primates homines. Und er wird der Friede sein.¹⁶ Wenn der Assyrer in unser Land kommt und wenn er in unsere Häuser eindringt, so werden wir sieben Hirten wider ihn aufstellen und acht fürstliche Männer.¹⁷ Micha Mi 40 5 5 16 Und deshalb den Seinen Frieden bringen. Über diesen Frieden hat der Prophet bereits [Mi 4,3.4] gesprochen. Friede, Schalom, Anspielung auf Schelomoh, Salomon. Wie dieser als Friedensfürst an Davis Stelle den alten Tempel, so baut der Friedensfürst den neuen. Wahrhaft ist der Messias ein Friedensfürst, denn er stellt den Frieden zwischen Gott aus dem Menschen und zwischen den Menschen selbst her. Als solcher Friedenspender wird er bereits [Gen 49,10] vorausverkündet. Micha Mi 40 5 5 17 Welcher Art der Friede im neuen messianischen Reiche sein wird, wird alsbald bestimmt: Jener Friede, der durch Kampf und Wachsamkeit erworben, Sieg über die Feinde bringt. Assur war zur Zeit des Michäas ein übermächtiger Feind. Es hatte bereits einen Teil des Landes besetzt und bedrohte die Stadt selbst. Darum wird es hier passend als Repräsentant der Feinde gewählt. Die Zahl sieben bedeutet die Menge, in Verbindung mit der Zahl acht eine überaus große Menge. Vergl. [1Sam 2,5]: bis die Unfruchtbare sieben gebar und [Sir 11,2]. Fürstliche Männer: Es wird also im Reiche des Messias eine hierarchische Ordnung sein, vom Messias erwählte und eingesetzte Führer, die in seinem Namen leiten. Sym.: Gesalbte. Micha Mi 40 5 6 Et pascent terram Assur in gladio, et terram Nemrod in lanceis ejus: et liberabit ab Assur cum venerit in terram nostram, et cum calcaverit in finibus nostris. Diese werden das Land Assur mit dem Schwerte weiden¹⁸ und das Land Nemrod¹⁹ mit dessen Speeren; so wird er uns erretten von Assur, wenn dieser in unser Land kommt und wenn er unser Gebiet betritt.²⁰ Micha Mi 40 5 6 18 Sie werden nicht nur das theokratische Reich wirksam verteidigen, sondern den Feinden ihre Waffen entreißen und gegen sie wenden. Micha Mi 40 5 6 19 Siehe [Gen 10,8-12]. Jene älteste Empörung, deren Anfang und Mittelpunkt Babel war, wird vom Messias endgültig niedergeworfen. Der Name Nemrod bedeutet: Lasset uns uns empören, und Nemrod war selbst gewaltig auf Erden. Die Hirten des Herrn werden das Land unterwerfen und jede Empörung unterdrücken. Micha Mi 40 5 6 20 Also auch im Reich des Messias sind Kämpfe zu bestehen und jener verheißener Friede wird durch viel Geduld erworben. Vergl. [Joel 3,9]. Doch die Pforten der Hölle werden es nicht überwältigen. Micha Mi 40 5 7 Et erunt reliquiæ Jacob in medio populorum multorum quasi ros a Domino, et quasi stillæ super herbam, quæ non exspectat virum, et non præstolatur filios hominum. Dann werden die Überreste Jakobs inmitten vieler Völker sein wie Tau von dem Herrn,²¹ wie Regenschauer auf Pflanzen, die nicht auf Menschen warten und nicht auf Menschenkinder harren.²² Micha Mi 40 5 7 21 Diese Erstlinge Israels, welche der Messias zu ihrem Gotte bekehrt und zurückführt, werden Fruchtbarkeit und Stärke bringen und durch die göttliche Lehre die Seelen wie mit Tau tränken und mit den himmlischen Gnaden erquicken. Das Bild ist der Pflanzenwelt entnommen, für welche in Palästina Tau und Regen die höchsten Wohltaten waren. Micha Mi 40 5 7 22 Nicht von Menschen erwartet sie das, was Stärke und Leben bringt, da diese es nicht geben können. Hebr.: der niemandes harrt und nicht auf Menschenkinder wartet. Gott gibt, wann und wieviel er will. Micha Mi 40 5 8 Et erunt reliquiæ Jacob in gentibus in medio populorum multorum, quasi leo in jumentis silvarum, et quasi catulus leonis in gregibus pecorum: qui cum transierit, et conculcaverit, et ceperit, non est qui eruat. Dann werden die Überreste Jakobs unter den Völkern inmitten vieler Völker werden, wie der Leu unter den Tieren des Waldes, wie der junge Löwe unter Schafherden, der, wenn er hindurchgeht, niedertritt und raubt, ohne dass jemand zu retten vermag.²³ Micha Mi 40 5 8 23 Kein Feind vermag wider das Gottesreich zu obsiegen. Der Löwe aus Juda wird siegen, vergl. [Gen 49,9; Num 23,24; Hos 5,14]; und da er das Haupt seines Volkes ist, wird auch dieses, sein Leib, stark sein wie ein Löwe. Micha Mi 40 5 9 Exaltabitur manus tua super hostes tuos, et omnes inimici tui interibunt. Deine Hand wird erhöht sein²⁴ über deine Feinde und alle deine Widersacher werden vernichtet werden. Micha Mi 40 5 9 24 Im Hebräischen wird vielmehr zum Ausdruck gebracht, wie der Prophet jenes Glück und jene Herrlichkeit herbeisehnt, welche der Herrscher bringen wird. Deine Hand sei groß und erhaben wie einst über die Ägypter beim Auszug Israels aus Ägypten und ausgerottet werden mögen deine Feinde in Israel und außerhalb desselben. Micha Mi 40 0 1 3. Dritte Rede. (Kap. 6, 7) a. Gottes Wohltaten und der Undank des Volkes. (V. 5) b. Wie soll man sich dankbar erweisen? (V. 8) c. Den Ungerechten und Gottlosen droht Strafe. Micha Mi 40 6 1 Audite quæ Dominus loquitur: Surge, contende judicio adversum montes, et audiant colles vocem tuam. Vernehmet, was der Herr spricht: Auf und übe Gericht gegen die Berge hin und die Hügel mögen deine Stimme hören!¹ Micha Mi 40 6 1 1 Die Aufmerksamkeit des Volkes wird geweckt. Es soll auf den Rechtsstreit merken, den Gott mit dem Volke führt, der nicht nur ein Bild ist, das der Prophet sich ausgedacht. Berge und Hügel sollen als Zeugen des Rechtsstreites zugegen sein. (Ephr., Theoph.) Da sie Zeugen der Wohltaten sind, welche Gott dem Volke erwiesen, der Gesetzgebung, des Bundesschlusses, der Versprechung des Volkes, es Zuges durch die Wüste und der Wunder Gottes usw. Ähnlich schon Moses [Dtn 4,26, Dtn 30,19, Dtn 31,28]. Micha Mi 40 6 10 Adhuc ignis in domo impii thesauri iniquitatis, et mensura minor iræ plena. Noch²⁰ ist Feuer im Hause des Gottlosen, Schätze der Ungerechtigkeit,²¹ und zu geringes Maß²² erfüllt mit Zorn. Micha Mi 40 6 10 20 Nach so vielen Mahnungen des Propheten. Micha Mi 40 6 10 21 Jenes Feuer, das endlich Häuser und Stadt verzehren wird. Sie beseitigen die Ursache ihres Unglückes nicht. Solches Feuer ist ihre Ungerechtigkeit, ihre Habsucht, das ungerecht erworbene Gut. Micha Mi 40 6 10 22 Hebr.: du mageres Epha: Ein Epha fasste sechs römische Maß. Die Angabe des bei uns entsprechenden Maßes schwankt; vielleicht 39,37 Liter. Micha Mi 40 6 11 Numquid justificabo stateram impiam, et saccelli pondera dolosa? Sollte ich ungerechte Waage gutheißen²³ und trügerisches Gewicht im Beutel? Micha Mi 40 6 11 23 Und ungestraft lassen (an den Reichen)? Micha Mi 40 6 12 In quibus divites ejus repleti sunt iniquitate, et habitantes in ea loquebantur mendacium, et lingua eorum fraudulenta in ore eorum. Hierdurch sind ihre²⁴ Reichen mit Unrecht erfüllt, ihre Bewohner reden Lüge und trügerisch ist die Zunge in ihrem Munde.²⁵ Micha Mi 40 6 12 24 Der Stadt. (V. 9) Hebr.: Ihre Reichen sind von gewalttätigen Anschlägen erfüllt. Micha Mi 40 6 12 25 Hebr.: Und ihre Zunge ist Trug in ihrem Munde als ob sie nichts anderes reden könnten. Micha Mi 40 6 13 Et ego ergo cpi percutere te perditione super peccatis tuis. So fange auch ich denn an, dich deshalb mit Verderben zu schlagen um deiner Sünden willen.²⁶ Micha Mi 40 6 13 26 Hebr.: So will auch ich denn beginnen, dich zu schlagen mit Verheerung wegen deiner Missetaten. Da das Volk der Sünde so eifrig nachgeht, wird Gott jetzt ebenso eifrig strafen. Micha Mi 40 6 14 Tu comedes, et non saturaberis: et humiliatio tua in medio tui: et apprehendes, et non salvabis: et quos salvaveris, in gladium dabo. Wenn du issest,²⁷ sollst du nicht satt werden und deine Demütigung²⁸ wird in deiner Mitte sein; wenn du nach etwas greifst, wirst du es nicht erfassen, und die du rettest, werde ich dem Schwerte preisgeben. Micha Mi 40 6 14 27 Die Strafen werden nach [Lev 26,25; Dtn 28,30; Hos 4,10] aufgezählt, wo sie angedroht sind. Die erste ist Hungersnot: [Jer 52,6]. Micha Mi 40 6 14 28 Hebr.: Hunger. Micha Mi 40 6 15 Tu seminabis, et non metes: tu calcabis olivam, et non ungeris oleo: et mustum, et non bibes vinum. Wenn du säest, wirst du nicht ernten; wenn du Oliven kelterst, wirst du dich nicht mit Öl salben; wenn du Most kelterst, wirst du keinen Wein trinken.²⁹ [Dtn 28,38; Hag 1,6] Micha Mi 40 6 15 29 Bundesbrüchig werden sie aller Güter beraubt werden, welche ihnen einst als Segen Gottes verheißen waren für die Bewahrung des Bundes. Micha Mi 40 6 16 Et custodisti præcepta Amri, et omne opus domus Achab: et ambulasti in voluntatibus eorum, ut darem te in perditionem, et habitantes in ea in sibilum, et opprobrium populi mei portabitis. Hast du doch³⁰ die Satzungen Amris³¹ beobachtet und alles Tun des Hauses Achab³² und bist nach all seinen Gelüsten gewandelt, damit³³ ich dich dem Verderben hingebe³⁴ und die Bewohner derselben dem Gespött; ja, die Schmach meines Volkes³⁵ sollt ihr tragen. Micha Mi 40 6 16 30 Der erste Teil des Verses fasst das V. 10 12 Gesagte kurz zusammen, der zweite V. 13 15. Micha Mi 40 6 16 31 [1Kön 16,25] Micha Mi 40 6 16 32 [1Kön 16,30] Welches Verderben sie und Achabs Tochter Athalia über Israel brachten, siehe [2Kön 8,18]. Micha Mi 40 6 16 33 Du wusstest ja, dass ich auf das Verbrechen die Strafe muss folgen lassen. Micha Mi 40 6 16 34 Wie das Vergehen dreifach geschildert war, so auch die Strafe, Untergang und zwar schmachvoller und lange andauernder. Micha Mi 40 6 16 35 Weil ihr mein Volk seid, werden die Heiden euch mit besonderer Schadenfreude Schmach antun, wie ich euch vordem gedroht. Micha Mi 40 6 2 Audiant montes judicium Domini, et fortia fundamenta terræ: quia judicium Domini cum populo suo, et cum Israel dijudicabitur. Die Berge mögen das Gericht des Herrn hören und die starken Grundfesten der Erde, denn der Herr geht ins Gericht mit seinem Volke und mit Israel rechtet er. Micha Mi 40 6 3 Popule meus quid feci tibi, aut quid molestus fui tibi? Responde mihi. Mein Volk! was habe ich dir getan² oder womit bin ich dir lästig gefallen?³ Antworte mir! [Jer 2,5] Micha Mi 40 6 3 2 Hebr.: Höret, ihr Berge usw. Micha Mi 40 6 3 3 Dass du mich verworfen hast. Gott klagt weder unerbittlich an noch fällt er strengen Urteilsspruch, sondern macht Vorhaltungen voll der Liebe. Micha Mi 40 6 4 Quia eduxi te de terra gypti, et de domo servientium liberavi te: et misi ante faciem tuam Moysen, et Aaron, et Mariam? Ich habe dich ja⁴ aus dem Lande Ägypten geführt und dich aus dem Hause der Dienstbarkeit befreit, ich habe Moses, Aaron und Maria vor dir hergesandt.⁵ Micha Mi 40 6 4 4 Bin dir dadurch lästig gefallen, dass ich dir diese Wohltaten erwies und Wunder für dich tat? Micha Mi 40 6 4 5 Moses hat dir gezeigt, was Gott gefällt, Aaron war dein Vermittler und Versöhner vor Gott, Maria hat das Triumphlied der Befreiung gesungen und die Frauen belehrt. (Theod., Theoph.) Gewiss führte der Prophet im mündlichen Vortrage dies alles weiter aus. Micha Mi 40 6 5 Popule meus memento quæso quid cogitaverit Balach rex Moab, et quid responderit ei Balaam filius Beor, de Setim usque ad Galgalam, ut cognosceres justitias Domini. Mein Volk! gedenke doch, was Balach, der König von Moab, im Sinne hatte und was ihm Balaam, der Sohn Beors, erwiderte,⁶ von Setim bis nach Galgala,⁷ auf dass du die gerechten Wege des Herrn erkennest.⁸ Micha Mi 40 6 5 6 Balak versuchte zu wiederholten Malen das Wort zu verderben, doch Balaam durfte Israel nicht fluchen, sondern nur segnen. [Num 31,16] Micha Mi 40 6 5 7 In Setim hatte das Volk Gott durch Götzendienst und Unzucht schwer beleidigt und dennoch kam Gott ihm zu Hilfe, in Galgala wurde nach der Überschreitung des Jordans zum ersten Male Halt gemacht und das neue Geschlecht dem Herrn durch die Beschneidung geweiht. Vergl. [Jos 4,19; Jos 5,9] Micha Mi 40 6 5 8 Damit offenbar ward meine Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit: ich habe deinen Ahnen versprochen, dir Palästina zu geben, deshalb habe ich dich am Leben bewahrt. (Theoph.) Setim lag im Gebiete von Moab im Osten des Toten Meeres, Jericho gegenüber, Galgala zwischen Jordan und Jericho, fünfzig Stadien vom Flusse, zehn von Jericho. (Flav. Jos.) Micha Mi 40 6 6 Quid dignum offeram Domino? Curvabo genu Deo excelso? Numquid offeram ei holocautomata, et vitulos anniculos? Was soll ich⁹ dem Herrn darbringen, das seiner würdig wäre?¹⁰ Soll ich das Knie beugen vor Gott, dem Höchsten? Soll ich ihm etwa Brandopfer darbringen und einjährige Rinder?¹¹ Micha Mi 40 6 6 9 Der Prophet redet im Namen des Volkes. Micha Mi 40 6 6 10 Hebr.: Womit soll ich Jahve entgegenkommen, mich unterwürfig nahen dem Gott in der Höhe? Micha Mi 40 6 6 11 Können solche Opfer, wie er selbst eingesetzt, seiner erhabenen Majestät Genüge leisten? Aber wie könnte das Blut der Tiere und der Geruch des Fettes und das Brandopfer eines solchen Gottes würdig sein? Einjährige Rinder waren die besten. Micha Mi 40 6 7 Numquid placari potest Dominus in millibus arietum, aut in multis millibus hircorum pinguium? Numquid dabo primogenitum meum pro scelere meo, fructum ventris mei pro peccato animæ meæ? Sollte wohl der Herr versöhnt werden können durch Tausende von Widdern oder durch viele Tausende von fetten Böcken?¹² Soll ich ihm etwa meinen Erstgebornen als Opfer für meine Missetat hingeben, meines Leibes Frucht als Schuldopfer für meine Seele?¹³ Micha Mi 40 6 7 12 Hebr.: Zehntausende Bäche Öls. Sprichwörtlich: tausende und zehntausende. Die gesetzlichen Opfer des Alten Bundes genügen nicht. Wahre Frömmigkeit und Gehorsam fordert Gott, und diese stehen höher als jene Opfer. Micha Mi 40 6 7 13 Ja, auch mit Menschenblut suchen die Menschen ihre Schulden vor Gott zu büßen, mit dem Teuersten, was sie haben, dem Leben des Erstgeborenen. Micha Mi 40 6 8 Indicabo tibi o homo quid sit bonum, et quid Dominus requirat a te: Utique facere judicium, et diligere misericordiam, et sollicitum ambulare cum Deo tuo. Ich will dir kundtun,¹⁴ o Mensch! was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich: Recht zu üben und Barmherzigkeit zu lieben und mit Sorgfalt¹⁵ vor deinem Gotte zu wandeln. Micha Mi 40 6 8 14 Hebr.: Er hat dir angezeigt. Micha Mi 40 6 8 15 Hebr.: Demütig, Gott unterworfen. Das Volk setzt seine ganze Frömmigkeit in äußere Übungen und Gebräuche, der Prophet fordert Beschneidung des Herzens. Micha Mi 40 6 9 Vox Domini ad civitatem clamat, et salus erit timentibus nomen tuum: Audite tribus, et quis approbabit illud? Die Stimme des Herrn ruft der Stadt¹⁶ zu und Heil wird denen, die deinen Namen fürchten:¹⁷ Höret,¹⁸ ihr Stämme! aber wer wird es gutheißen?¹⁹ Micha Mi 40 6 9 16 Jerusalem. Doch das Volk ist weit entfernt von dem Wege, den der Prophet V. 8 gewiesen. Daher folgt nun der Donner des Gerichtes. Micha Mi 40 6 9 17 Nur diesen. Micha Mi 40 6 9 18 Achtet darauf, fürchtet euch, tuet Buße! Micha Mi 40 6 9 19 Er verzweifelt an dem Erfolge. Kaum einer wird der Mahnung folgen. Hebr.: Wohlgetan ist's zu fürchten deinen Namen. Höret die Rute, und wer sie bestellt hat. Dieser Text ist vorzuziehen; es wird angekündigt, dass das Gericht beschlossen, und Gottes Stimme ist Anzeichen des Gerichtes. Warum dieses über das Volk kommt, wird im Folgenden dargelegt. Micha Mi 40 0 1 d. Die Strafe entspricht den Vergehungen. (V. 6) e. Die Hoffnung auf eine Wiederherstellung gewährt Trost. (V. 10) f. Die messianische Wiederherstellung. (V. 17) g. Schilderung der geistigen Wiederherstellung. Micha Mi 40 7 1 Væ mihi, quia factus sum sicut qui colligit in autumno racemos vindemiæ: non est botrus ad comedendum, præcoquas ficus desideravit anima mea. Wehe mir! denn es ist mir ergangen wie einem, der im Herbste nach der Lese Trauben sammelt; keine Traube ist mehr da zum Essen,¹ nach Frühfeigen verlangt meine Seele.² Micha Mi 40 7 1 1 Alle meine Mahnungen sind vergeblich gewesen. Das Volk ist der Weinberg des Herrn [Ps 79,9; Jes 5,1] doch, ach, er hat keine Frucht getragen. Micha Mi 40 7 1 2 Frühfeigen sind die besten. Micha Mi 40 7 10 Et aspiciet inimica mea, et operietur confusione, quæ dicit ad me: Ubi est Dominus Deus tuus? Oculi mei videbunt in eam: nunc erit in conculcationem ut lutum platearum. Das soll meine Feindin sehen und mit Scham bedeckt werden, sie, die zu mir spricht: Wo ist der Herr, dein Gott?²² Meine Augen werden sich an ihr weiden, bald wird sie zertreten werden wie Gassenkot.²³ Micha Mi 40 7 10 22 Die Niederlage eines Volkes galt als eine Niederlage seines Gottes. Wo ist die Hilfe und die Macht des Herrn? Micha Mi 40 7 10 23 Die Rollen sind gewechselt. Die heilige Stadt steht jetzt glorreich da, Gott ist verherrlicht, die Feinde niedergeworfen. Zunächst ist der Triumph über Babylon davongetragen, doch diese Stadt ist zugleich ein Beispiel der Macht des Herrn gegen alle seine Feinde. Die Wiederherstellung der Stadt nach der Wegführung ist nur eine Vorbereitung und ein Vorspiel auf die Erneuerung durch den Messias, welche der Prophet vor allem vor Augen hat. Was von dem Reiche Gottes im Allgemeinen gesagt wird, lässt sich auf jeden Bürger des Gottesreiches, auf jede gerechte Seele anwenden. (Hier.) Micha Mi 40 7 11 Dies, ut ædificentur maceriæ tuæ: in die illa longe fiet lex. Es kommt der Tag, da deine Mauern wieder gebaut werden,²⁴ an jenem Tage wird weit die Satzung entfernt.²⁵ Micha Mi 40 7 11 24 Dass die Mauern gebaut werden sollen, hat nicht den Sinn, dass die Gottesgemeinde eine eng begrenzte sein wird. Vielmehr ist hier die Stadt in ihrer idealen Bedeutung zu fassen, um so mehr als das hebräische Wort für Mauer auch Mauer des Weinberges ist. [Num 22,24; Sir 10,8; Jes 5,5] Der Weinberg des Herrn [Mi 7,1] wird der Hut Gottes wiederum anvertraut. Vergl. [Jes 27,2]. Micha Mi 40 7 11 25 Hebr.: die Grenze. Im gleichen Sinn Vulg.: Das alte Gesetz wird weichen oder: das Gesetz, welches das Volk Gottes einengte, wird entfernt werden. Micha Mi 40 7 12 In die illa et usque ad te veniet de Assur, et usque ad civitates munitas: et a civitatibus munitis usque ad flumen, et ad mare de mari, et ad montem de monte. An jenem Tage werden sie auch bis zu dir kommen von Assur bis zu den festen Städten und von den festen Städten bis zum Strome und von Meer zu Meer, von Gebirg zu Gebirg.²⁶ Micha Mi 40 7 12 26 Hebr.: An jenem Tage wird man zu dir kommen von Assur an bis zu den Städten Ägyptens, und von Ägypten an bis zum Strome (bis zur Landschaft, die zum Strome reicht) und bis zum Meere vom Meere (von den Ländern, die sich von einem Meere zum anderen erstrecken) und bis zum Berg vom Berg, - mithin von überallher. Zuerst werden jene Länder genannt, in welche die Weggeführten zerstreut werden, Assur und Ägypten (in das letztere flohen viele Juden nach der Einnahme der Stadt durch die Chaldäer), alsdann wird das dazwischenliegende Land genannt: von Ägypten an den Euphrat; endlich Zusammenfassung aller Länder. Das Wort kommen zeigt, dass nicht von zurückkehrenden Israeliten die Rede ist, sondern von der Aufnahme aller Völker in das neue Gottesreich. Selbst die früheren Unterdrücker sind nicht ausgeschlossen. Vergl. [Jes 19,23-25]. Wenn auch das messianische Heil von der Wiederherstellung der Stadt durch Esdras und Nehemias durch einen großen Zeitraum getrennt ist, ist die letztere doch eine Vorbereitung der ersteren, und so verbindet der Prophet beide ihres inneren Zusammenhanges wegen. Micha Mi 40 7 13 Et terra erit in desolationem propter habitatores suos, et propter fructum cogitationum eorum. Das Land²⁷ aber wird wegen ihrer Bewohner, ob der Frucht ihrer Anschläge, zur Wüste werden.²⁸ Micha Mi 40 7 13 27 Das Land der Feinde. Micha Mi 40 7 13 28 Wer gegen Gottes Reich auf Erden sich erhebt, muss untergehen. Von [Gen 3,15] an, muss mit dem Menschen, der Sündigt, die Erde leiden. Micha Mi 40 7 14 Pasce populum tuum in virga tua, gregem hereditatis tuæ habitantes solos in saltu, in medio Carmeli: pascentur Basan et Galaad juxta dies antiquos. Weide²⁹ dein Volk mit deinem Stabe, die Herde deines Erbes,³⁰ die einsam Wohnenden,³¹ im Waldgebirge auf des Karmels Mitte; lass sie weiden in Basan und Galaad,³² wie in den Tagen der Vorzeit!³³ Micha Mi 40 7 14 29 Anrede an Gott. Vergl. [Mi 5,4]. Micha Mi 40 7 14 30 Rechtsgrund für die Hirtensorge Gottes. Micha Mi 40 7 14 31 Als Herde Gottes sind sie durch Glaube und Sitten geschieden von allen Nichtheiligen. Dies Lob hat ihnen bereits Balaam gespendet [Num 23,9] und solange sie desselben würdig waren, lebten sie sicher in Gottes Hut. Vergl. [Dtn 33,28]. Micha Mi 40 7 14 32 Weil das Volk Gottes heilig ist, weidet es auf herrlichster Weide. Nach den Umständen seiner Zeit führt der Prophet als Bilder solcher Weide den Karmel, Basan und Galaad an. Micha Mi 40 7 14 33 In den Tagen Abrahams, Davids und Salomons. Micha Mi 40 7 15 Secundum dies egressionis tuæ de terra gypti ostendam ei mirabilia. Wie in den Tagen, als du aus dem Lande Ägypten auszogst, will ich es Wunder schauen lassen.³⁴ Micha Mi 40 7 15 34 Jene erste Befreiung und Auserwählung des Volkes ist ein Vorspiel und Abbild der messianischen Befreiung und Aufnahme an Kindes Statt, weshalb beide oft in der Heiligen Schrift miteinander verbunden werden. In beiden werden die Feinde Gottes durch die wunderbare Hilfe Gottes besiegt, erhält das Volk von Gott außerordentliche Gnaden, wird aus der Knechtschaft in die Freiheit der Kinder Gottes geführt, zieht unter Gottes Führung in das verheißene Land, wird mit Himmelsspeise genährt usw. Micha Mi 40 7 16 Videbunt gentes, et confundentur super omni fortitudine sua: ponent manum super os, aures eorum surdæ erunt. Die Völker werden es sehen und zuschanden werden mit all ihrer Macht; sie werden die Hand auf den Mund legen, ihre Ohren werden taub.³⁵ Micha Mi 40 7 16 35 Wie einst [Ex 15,15]. Die Feinde werden aus der Wiederherstellung des Gottesreiches erkennen, dass ihre Unternehmungen umsonst waren und beschämt werden, ja vor Staunen erstarren, der Rede beraubt. Micha Mi 40 7 17 Lingent pulverem sicut serpentes, velut reptilia terræ perturbabuntur in ædibus suis: Dominum Deum nostrum formidabunt, et timebunt te. Sie werden Staub lecken wie die Schlangen,³⁶ wie das Gewürm der Erde aufgescheucht werden in ihren Häusern;³⁷ vor dem Herrn, unserem Gott, werden sie beben, ja Dich fürchten.³⁸ Micha Mi 40 7 17 36 Wie die Feuersäule bei dem Auszuge aus Ägypten für die Israeliten eine Wohltat war, den Ägyptern Entsetzen einflößte und Untergang brachte, so wird die glorreiche Offenbarung Gottes in der messianischen Befreiung dem einen zur Auferstehung gereichen, den anderen zum Falle. Mit der glorreichen Offenbarung ist ein Gericht Gottes über die Widerspenstigen verbunden, doch auch dieses wird viele zur Furcht bringen und ihnen so zum Heile dienen. Die Feinde werden Staub lecken: sich niederwerfen und flehend die Erde küssen. Ob durch den Zusatz: wie die Schlangen, auf die bösen Geister hingewiesen wird? Vergl. [Gen 3,15; Jes 27,1; Jes 65,25; Offb 12,9; Offb 20,2] Micha Mi 40 7 17 37 Hebr.: zitternd werden sie hervorkommen aus ihren Schlupfwinkeln. Micha Mi 40 7 17 38 Die Verheißungen gehen im Litteralsinne und unmittelbar auf die Zeit des Messias, wie die folgende Danksagung zeigt und worauf [Mi 5,4ff] schon vorbereitete. Immerhin ist ein Schatten des höchsten Gutes auch für die nach der Rückkehr aus Babylon folgende Zeit gegeben. Vergl. [Mi 2,12.13]. Micha Mi 40 7 18 Quis Deus similis tui, qui aufers iniquitatem, et transis peccatum reliquiarum hereditatis tuæ? Non immittet ultra furorem suum, quoniam volens misericordiam est. Wer ist ein Gott, dir gleich, der du die Schuld wegnimmst und dem Überreste deines Erbes die Sünden nachsiehst?³⁹ Er wird nicht ferner seinen Zorn auslassen,⁴⁰ denn an Barmherzigkeit hat er Wohlgefallen. [Jer 10,6; Apg 10,43] Micha Mi 40 7 18 39 Wie du einst den Würgeengel in Ägypten an den Israeliten hast vorübergehen lassen. Die Überreste bekehren sich: [Jes 10,21]. Micha Mi 40 7 18 40 Hebr.: Nicht auf immerdar hält er seinen Zorn fest. Als erstes messianisches Gut preist der Prophet die Vergebung der Sünden, und dies wiederholt. Die Wiederherstellung bringt also geistige Güter. Micha Mi 40 7 19 Revertetur, et miserebitur nostri: deponet iniquitates nostras, et projiciet in profundum maris omnia peccata nostra. Er wird sich wiederum unser erbarmen, er wird unsere Verschuldungen vernichten⁴¹ und alle unsere Sünden in die Tiefe des Meeres versenken.⁴² Micha Mi 40 7 19 41 Hebr.: Niedertreten. Micha Mi 40 7 19 42 Um noch wirksamer die volle Hinwegnahme der Sünden zu bezeichnen, fügt der Prophet bei: In die Tiefe des Meeres versenken. Dieses Bild bedeutet, dass auch die letzten Spuren und jedes Angedenken an die Sünden vertilgt werden soll. Wie Gott bei der ersten Befreiung die verfolgenden Feinde ins Meer versenkte, damit sie sein Volk nicht in die Knechtschaft schleppten, so lässt er bei der zweiten gleichsam die Sünden vom Meere bedecken (und durch die Taufe abwaschen), damit die Gläubigen von geistiger Knechtschaft frei die Würde der Kinder Gottes haben. Micha Mi 40 7 2 Periit sanctus de terra, et rectus in hominibus non est: omnes in sanguine insidiantur, vir fratrem suum ad mortem venatur. Verschwunden sind die Frommen aus dem Lande und Rechtschaffene sind nicht mehr unter den Menschen; alle lauern auf Blut,³ ein jeder stellt seinem Nächsten nach⁴ ihn zu morden. Micha Mi 40 7 2 3 Hebr.: Sie liegen alle auf der Lauer nach Bluttaten. Micha Mi 40 7 2 4 Wie ein Vogelsteller dem Vogel. Micha Mi 40 7 20 Dabis veritatem Jacob, misericordiam Abraham: quæ jurasti patribus nostris a diebus antiquis. Du wirst Jakob Wahrheit geben, Abraham Gnade, wie du unsern Vätern von alters her zugeschworen.⁴³ Micha Mi 40 7 20 43 Der Grund, warum Gott die Sünden nachlassen und die Erneuerung gewähren wird, sind seine den Vätern gegebenen Verheißungen. Dass Gott dieses Reich erfülle, darum fleht der Prophet. Wahrheit und Gnade charakterisieren das Reich des Messias trefflich. Vergl. [Joh 1,17]. Er bittet für den Neuen Bund um reichlichere Offenbarung und reichere Gnade für die, welche nach Gottes Bund nach dem Namen Jakobs und Abrahams genannt werden. Erst als sie zu Gottes Anschauung zugelassen wurden, erlangten die Patriarchen für ihre Person volle Kenntnis der Wahrheit und in der Seligkeit vollen Genuss der Liebe Gottes. Vergl. [Hebr 11,39.40]. Doch auch ihren Nachkommen sind Wahrheit und Gnade verheißen. Dass diese Gaben sicher zu erwarten, beweist Gottes Eidschwur, vergl. [Hebr 6,18. Gen 22,16; Dtn 7,12] So geht der Seher von dem Messianischen Reiche zurück bis zu den ersten Grundlagen und Verheißungen desselben, damit der Blick auf alle Zeiten zugleich uns mit Ehrfurcht und Dankbarkeit gegen Gottes Vorsehung erfülle. Micha Mi 40 7 3 Malum manuum suarum dicunt bonum: princeps postulat, et judex in reddendo est: et magnus locutus est desiderium animæ suæ, et conturbaverunt eam. Das Böse ihrer Hände nennen sie gut,⁵ der Fürst verlangt⁶ und der Richter richtet um Entgelt,⁷ der Große redet nach den Gelüsten seiner Seele, so verwirren sie Jerusalem. Micha Mi 40 7 3 5 Sie schämen sich auch ihrer Frevel nicht. Vergl. [Jes 5,20]. Hebr.: Auf das Böse sind ihre Hände aus, es eifrig zu vollbringen. Micha Mi 40 7 3 6 Geht ganz darin auf, seine Sucht nach Gold durch Steuern und Auflagen zu sättigen. Micha Mi 40 7 3 7 Nicht der Gerechtigkeit zu walten ist er bestrebt, sondern nur seiner Habsucht ergeben. Micha Mi 40 7 4 Qui optimus in eis est, quasi paliurus: et qui rectus, quasi spina de sepe. Dies speculationis tuæ, visitatio tua venit: nunc erit vastitas eorum. Der Beste unter ihnen gleicht dem Dornstrauch⁸ und der Rechtschaffene dem Stachel einer Hecke,⁹ der Tag, der dir vorgesehen ward,¹⁰ deine Heimsuchung naht; jetzt wird Vernichtung¹¹ über sie hereinbrechen. Micha Mi 40 7 4 8 Der jeden, der ihm naht, verwundet und festhält. Micha Mi 40 7 4 9 Wo man Hilfe erwartet, findet man Schmerz. (Hier.) Der Weinberg des Herrn, Juda und Israel, bringt nicht Trauben, sondern Dornen hervor, und wer noch als gut unter ihnen gilt, ist wie ein Dornstrauch oder der Stachel einer Hecke; was ist da von den übrigen zu sagen? Im Hebr. lautet das letzte Glied: der Rechtschaffene ist schlimmer als eine Hecke. Micha Mi 40 7 4 10 Hebr.: Deiner Späher, d.i. der Propheten. Micha Mi 40 7 4 11 Hebr.: Dann kommt ihre Verwirrung. Micha Mi 40 7 5 Nolite credere amico: et nolite confidere in duce: ab ea, quæ dormit in sinu tuo, custodi claustra oris tui. Trauet dem Freunde nicht, setzet kein Vertrauen auf den Fürsten; vor dem Weibe, das an deinem Busen ruht, wahre die Pforte deines Mundes!¹² Micha Mi 40 7 5 12 Alle Bande der Freundschaft und Familie lösen sich, es entsteht ein Krieg aller gegen alle. Hebr.: Trauet nicht mehr dem Freunde, verlasset euch nicht mehr auf den Allvertrautesten! Die Vers 4 angedrohte Verwirrung tritt ein. Vergl. die Beschreibung, welche Christus [Mt 10,36; Mt 24,10; Lk 12,53] vor Augen stellt. Micha Mi 40 7 6 Quia filius contumeliam facit patri, et filia consurgit adversus matrem suam, nurus adversus socrum suam: et inimici hominis domestici ejus. Denn der Sohn bereitet dem Vater Schmach, die Tochter lehnt sich auf wider ihre Mutter, die Schwiegertochter wider ihre Schwiegermutter, und des Mannes Feinde sind seine Hausgenossen.¹³ [Mt 10,21.36] Micha Mi 40 7 6 13 Alles ist voll von Unglück. [Mi 2,10] war das Verlassen des Vaterlandes angedroht, [Mi 3,12] die Zerstörung der Stadt und des Tempels; [Mi 4,9.10] die Vernichtung des Reiches, die Wegführung und die Knechtschaft; [Mi 6,14.15] Hunger, Unfruchtbarkeit, feindliche Verwüstung; [Mi 7,5.6] Bürgerkrieg. Jede Drohung ist mit einem bitteren Tadel der Sitten verbunden. Dies ist der Beruf der Propheten, die gegenwärtigen Frevel zu rügen und die in der Zukunft drohenden Übel zu zeigen. Doch erhabener noch ist ihre Aufgabe, die Wiederherstellung anzukündigen und die Frommen darauf vorzubereiten. Micha Mi 40 7 7 Ego autem ad Dominum aspiciam, exspectabo Deum salvatorem meum: audiet me Deus meus. Ich aber will ausschauen nach dem Herrn, harren auf Gott, meinen Heiland,¹⁴ erhören wird mich mein Gott.¹⁵ Micha Mi 40 7 7 14 Hebr.: Den Gott meines Heiles. Micha Mi 40 7 7 15 Vorbild und Mahnung für andere fromme Israeliten. Ähnlich lehrt Isaias Trost [Jes 8,11-22] und Jeremias sucht in gleichen Gedanken Trost [Klgl 3,22-35.64; Klgl 5,19.21] Vergl. [2Chr 20,12]. Micha Mi 40 7 8 Ne læteris inimica mea super me, quia cecidi: consurgam, cum sedero in tenebris, Dominus lux mea est. Freue dich nicht über mich, meine Feindin! dass ich gefallen bin, ich werde wieder aufstehen;¹⁶ wenn ich auch in Finsternis sitze, ist doch der Herr mein Licht.¹⁷ Micha Mi 40 7 8 16 Hebr.: Denn bin ich gefallen, so stehe ich auf. Micha Mi 40 7 8 17 Die Finsternis ist Bild der Trauer. Aber wann wird Gottes Hilfe kommen? Dies ist verborgen in Gottes Ratschlüssen. Es gilt, Hoffnung zu bewahren und in rechter Weise das Unglück zu tragen. Micha Mi 40 7 9 Iram Domini portabo, quoniam peccavi ei, donec causam meam judicet, et faciat judicium meum: educet me in lucem, videbo justitiam ejus. Den Grimm des Herrn will ich tragen,¹⁸ denn ich habe mich wider ihn versündigt, bis¹⁹ er meine Streitsache schlichtet und mir Recht schafft.²⁰ Er wird mich zum Lichte führen und ich werde seine Gerechtigkeit schauen.²¹ Micha Mi 40 7 9 18 In bußfertiger Gesinnung, daher das Bekenntnis der Sünde und die Bereitwilligkeit, die Strafe der Wegführung u.a. zu tragen. Micha Mi 40 7 9 19 Zu dem Bußgebete fügt der Prophet die Hoffnung hinzu: Wenn ich auch gegen Gott gesündigt, habe ich doch jenen kein Unrecht getan, von denen ich so Schweres gelitten. Micha Mi 40 7 9 20 Mich in jenen Stand zurückversetzt, der mir kraft seiner Verheißungen und kraft des Bundes zukommt. Micha Mi 40 7 9 21 Aus Unglück in das Glück, aus der Gefangenschaft in die Freiheit, aus der Gottvergessenheit in die Erkenntnis des Herrn und den Besitz seiner Gnade wird Gott führen. Im Hebr.: mit Freude schauen. Seine Gerechtigkeit: weil Gott sie will und seiner Treue gemäß bewirken wird. Ein Teil dieser Gerechtigkeit ist die Rache über die Feinde, der andere das an dem Volke zu übende Erbarmen, dem gemäß Gott sein Reich wiederherstellt und das Heil verleiht. Nahum Nah 41 0 1 I. Erste Rede. (Kap. 1) Aufschrift. (V. 1) 1. Des rächenden Gottes Macht und Schrecken. (V. 8) 2. Ninive wird untergehen, Sion wird frohlocken. Nahum Nah 41 1 1 ONUS Ninive: Liber visionis Nahum Elcesæi. Last¹ über Ninive:² Buch des Gesichtes³ Nahums, des Elkesiten.⁴ Nahum Nah 41 1 1 1 Last trauervoller und drohender Weissagung. Nahum Nah 41 1 1 2 Vergl. [Jona 1,2, Jona 3,3]. Nahum Nah 41 1 1 3 In einem Gesicht ist dem Prophet von Gott der Frevel Ninives, seine Strafe und sein Fall gezeigt. Buch heißt bei den Hebräern jede Schrift, daher selbst ein Brief. Nahum Nah 41 1 1 4 Aus dem Flecken Elkosch. Die Lage desselben ist nicht zu bestimmen. Nahum Nah 41 1 10 Quia sicut spinæ se invicem complectuntur, sic convivium eorum pariter potantium: consumentur quasi stipula ariditate plena. Denn wie Dornen sich ineinander verschlingen, so ist das Gelage der Zechgenossen;²³ sie werden verzehrt wie Stoppeln, die völlig verdorrt sind. Nahum Nah 41 1 10 23 Die stechenden Dornen sind für das Feuer bestimmt, das sie in ein Bündel verknüpft leicht verzehrt, so die feindliche Macht der Assyrer, deren Lasterleben und Stolz der Prophet mit einem Gelage von Zechern vergleicht. Nahum Nah 41 1 11 Ex te exibit cogitans contra Dominum malitiam: mente pertractans prævaricationem. Aus dir ging hervor, der Böses sinnt wider den Herrn, der sein Herz auf Frevel richtet.²⁴ Nahum Nah 41 1 11 24 Grund des Unterganges für die Assyrer. Er hat Gott den Götzen gleichgeachtet und deshalb sein Volk und seine Stadt erobern und plündern wollen. Es ist wohl die unter Königen von Assyrien gleichsam erbliche Gottlosigkeit gemeint. Nahum Nah 41 1 12 Hæc dicit Dominus: Si perfecti fuerint: et ita plures, sic quoque attondentur, et pertransibit: afflixi te, et non affligam te ultra. So spricht der Herr: Mögen sie auch voll der Kraft und ihrer noch so viele sein, so sollen sie doch hinweggemäht werden²⁵ und vergehen; und habe ich dich gezüchtigt, so will ich dich nicht mehr züchtigen!²⁶ Nahum Nah 41 1 12 25 Wie die Haare unter der Schere, wenn sie auch noch so zahlreich sind. Nahum Nah 41 1 12 26 Das Gericht über die Feinde ist Heil für Israel. Ich will nicht mehr gestatten, dass Züchtigungen über dich kommen wie unter Achaz, Ezechias und Manasse. Vergl. [2Kön 16,18, 2Chr 28,32Chr 33,11]. Nahum Nah 41 1 13 Et nunc conteram virgam ejus de dorso tuo, et vincula tua disrumpam. Denn jetzt will ich seine Rute²⁷ von deinem Rücken nehmen und zerbrechen und deine Fesseln werde ich zerreißen. Nahum Nah 41 1 13 27 Hebr.: sein Joch zerbrechen. Nahum Nah 41 1 14 Et præcipiet super te Dominus, non seminabitur ex nomine tuo amplius: de domo Dei tui interficiam sculptile, et conflatile, ponam sepulcrum tuum, quia inhonoratus es. Wider dich aber wird des Herrn Machtspruch ergehen, nicht ferner mehr wird Zeugung deinen Namen fortpflanzen;²⁸ aus deines Gottes²⁹ Hause will ich Schnitz- und Gussbilder austilgen, will dir ein Grab bereiten,³⁰ denn du bist der Ehre bar.³¹ Nahum Nah 41 1 14 28 Das Assyrische Reich wird aus der Reihe der Reiche und Völker verschwinden. Nahum Nah 41 1 14 29 Assur. Nahum Nah 41 1 14 30 Wo du in ewiger Vergessenheit ruhen sollst. Nahum Nah 41 1 14 31 Hebr.: Zu leicht wardst du erfunden. Nahum Nah 41 1 15 Ecce super montes pedes evangelizantis, et annuntiantis pacem: celebra Juda festivitates tuas, et redde vota tua: quia non adjiciet ultra ut pertranseat in te Belial: universus interiit. Siehe³² auf den Bergen³³ die Füße des Freudenboten, des Friedenverkünders; feiere, Juda! deine Feste und bringe deine Gelübde dar; denn nicht mehr soll Belial³⁴ durch dich hinziehen, gänzlich ist er vernichtet.³⁵ Nahum Nah 41 1 15 32 Wie V. 7, V. 12, V. 13 so fügt der Seher hier bei, welche Glückseligkeit für Jerusalem mit dem Gerichte über Ninive verbunden ist, das der Wolke [Ex 14,20] ähnlich ist. Nahum Nah 41 1 15 33 Von Norden kommen Boten über die Gebirge, Ninives Züchtigung und Fall zu verkündigen. Auf den Bergen waren in alten Zeiten Kundschafter aufgestellt. Nahum Nah 41 1 15 34 Der Bösewicht, der Abtrünnige, der Heillose. Nahum Nah 41 1 15 35 Bei [Jes 52,7] werden diese Worte von dem messianischen Heile gesagt, hier von einer Vorbereitung desselben. So oft Juda einer Gefahr von Gott entrissen wird, geschieht dies mit Hinblick auf das messianische Werk, das in ihm seine Vollendung finden soll, und wenn eine Gott feindliche Macht vernichtet wird, so deshalb, weil im jüdischen Volke Emmanuel erscheinen soll. [Jes 8,9.10] Nahum Nah 41 1 2 Deus æmulator, et ulciscens Dominus: ulciscens Dominus, et habens furorem: ulciscens Dominus in hostes suos, et irascens ipse inimicis suis. Ein eifernder Gott⁵ und Rächer⁶ ist der Herr, ein Rächer ist der Herr und voller Grimm,⁷ ein Rächer ist der Herr an seinen Feinden und zürnt seinen Widersachern.⁸ Nahum Nah 41 1 2 5 Gott schützt seine Ehre eifrig und duldet nicht, dass der Ruhm seines Namens den Götzen gegeben werde. Darum wird er sich seines von den Assyrern bedrückten Volkes annehmen und um der Ehre seines Namens willen eingreifen. Den gottlosen Juden ein Schrecken, ist der eifernde Gott den Frommen der Fels der Hoffnung, ist doch dies der Name, mit dem er einst sein Gesetz verkündet und Lohn und Strafe verheißen für die Beobachtung oder Übertretung desselben. Vergl. [Ex 20,5, Ex 34,14, Dtn 4,24, Dtn 5,4, Jer 24,19] u. a. Ein Teil dieses Eiferns ist die Rache. Nahum Nah 41 1 2 6 Dreimal wird dies Wort nachdrücklich wiederholt. Nahum Nah 41 1 2 7 Hebr.: Zornesmächtig. Nahum Nah 41 1 2 8 Wenn er auch seinen Zorn nicht alsbald ausübt, ist derselbe dennoch nicht aufgehoben. Nahum Nah 41 1 3 Dominus patiens, et magnus fortitudine, et mundans non faciet innocentem. Dominus in tempestate, et turbine viæ ejus, et nebulæ pulvis pedum ejus. Der Herr ist langmütig und groß an Macht,⁹ aber er lässt den Schuldigen nicht rein ausgehen und straflos.¹⁰ Im Sturm und Wetter wandelt der Herr einher und Gewölk ist der Staub unter seinen Füßen.¹¹ Nahum Nah 41 1 3 9 Seiner Macht vermag niemand zu entfliehen, darum kann er Langmut zeigen. Nahum Nah 41 1 3 10 Die Assyrer haben Grausamkeit und Frevel lange geübt und ihre Buße auf die Predigt des Propheten Jonas ist von kurzer Dauer gewesen. Nahum Nah 41 1 3 11 Schilderung des Gerichtes. So stieg Gott auf den Sinai herab [Ex 19,16-18], so wird der Heiland am Ende der Welt zum Gerichte kommen. Wenn Gott zum Gerichte herabsteigt, in Wolken gehüllt, so sind diese der Staub seiner Füße, auf dem er einherschreitet, den er durch sein Schreiten aufwirbelt. Nahum Nah 41 1 4 Increpans mare, et exsiccans illud: et Omnia flumina ad desertum deducens. Infirmatus est Basan, et Carmelus: et flos Libani elanguit. Er bedräut das Meer und legt es trocken und lässt die Ströme allzumal bis zum Grunde austrocknen. Basan und Karmel verschmachten und die Blüte des Libanon verwelkt.¹² Nahum Nah 41 1 4 12 Gegen das Meer, die Flüsse und die fruchtbarsten Landschaften zeigt er seine Macht, so dass von seinem Hauche wie von einem Glutfeuer alles trocken wird; eine drohende Miene, ein Akt des Willens seitens Gottes genügt. Basan, Karmel, Libanon sind sprichwörtlich für die reichsten und schönsten Landstriche gesetzt. Nahum Nah 41 1 5 Montes commoti sunt ab eo, et colles desolati sunt: et contremuit terra a facie ejus, et orbis, et omnes habitantes in eo. Die Berge erbeben vor ihm und die Hügel werden wüste,¹³ die Erde erzittert vor seinem Antlitze, der Weltkreis und alle seine Bewohner.¹⁴ Nahum Nah 41 1 5 13 Hebr.: zerschmelzen. Nahum Nah 41 1 5 14 Die weitläufige Aufzählung stellt Gottes Majestät, die über alles ihre Macht erstreckt, vor Augen. Nahum Nah 41 1 6 Ante faciem indignationis ejus quis stabit? Et quis resistet in ira furoris ejus? Indignatio ejus effusa est ut ignis: et petræ dissolutæ sunt ab eo. Wer wird vor seinem Unwillen standhalten? und wer widerstehen vor der Glut seines Zornes? Sein Grimm ergießt sich wie Feuer¹⁵ und die Felsen spalten sich vor ihm. Nahum Nah 41 1 6 15 Wie das Feuer, das einen trockenen Gegenstand ergreift, ihn alsbald in Asche auflöst, so vernichtet der Zorn Gottes, den er lange zurückgehalten, alles weit und breit. Was nützt dann den Assyrern ihre Macht? Nahum Nah 41 1 7 Bonus Dominus, et confortans in die tribulationis: et sciens sperantes in se. Gütig ist der Herr¹⁶ und kräftigt¹⁷ am Tage der Drangsal, er kennt,¹⁸ die auf ihn vertrauen. Nahum Nah 41 1 7 16 Gegen seine Freunde, indem er deren Feinde straft. Nahum Nah 41 1 7 17 Hebr.: Ein Schutz. Nahum Nah 41 1 7 18 Praktisch: liebt sie und nimmt sich ihrer an, indem er an ihren Feinden Rache nimmt. Nahum Nah 41 1 8 Et in diluvio prætereunte, consummationem faciet loci ejus: et inimicos ejus persequentur tenebræ. Doch mit überströmender Flut macht er ihrer Stätte¹⁹ ein Ende und Finsternis²⁰ verfolgt seine Feinde. Nahum Nah 41 1 8 19 Ninives. Ein Sturz wird im Bilde einer Überflutung dargestellt, die alles erfasst. Nahum Nah 41 1 8 20 Jede Art Unglück. Nahum Nah 41 1 9 Quid cogitatis contra Dominum? Consummationem ipse faciet: non consurget duplex tribulatio. Was sinnt ihr wider den Herrn?²¹ Er wird ein Ende schaffen, nicht zum zweitenmal wird Drangsal hereinbrechen.²² Nahum Nah 41 1 9 21 Damit die Assyrer, die zurzeit übermächtig sind, die Prophezeiung nicht geringschätzen und die Juden nicht an ihr zweifeln, erinnert der Prophet, dass die Menschen gegen Gottes Ratschluss nichts vermögen. Wider: im Hebr. allgemeiner von; welches ist eure Meinung und Herzensstellung dem Herrn gegenüber? Die Frage geht so an Assyrer wie Juden. Die Frage ist gegen den Stolz der Assyrer und den Kleinmut der Juden gerichtet. Eines solchen Herrn Ratschluss kann nicht unerfüllt bleiben. Nahum Nah 41 1 9 22 Dass ein solcher gegen Babylon gefasst ist, bekräftigt er durch die Wiederholung. Nicht zum zweiten Male wird Assyrien andere Völker bedrücken. Nahum Nah 41 0 1 2. Zweite Rede. (Kap. 2) a. Eroberung und Fall Ninives. (V. 8) b. Plünderung und Verwüstung der Stadt. Nahum Nah 41 2 1 Ascendit qui dispergat coram te, qui custodiat obsidionem: contemplare viam, conforta lumbos, robora virtutem valde. Es zieht herauf¹ vor dir der Zerstörer,² der Wache hält und dich einschließt;³ spähe aus auf den Weg,⁴ gürte die Lenden,⁵ strenge deine ganze Kraft an. Nahum Nah 41 2 1 1 Nachdem der Prophet den Fall Ninives und dessen Ursache in der ersten Rede mehr allgemein vor Augen gestellt, geht er jetzt zu Einzelheiten über. Nahum Nah 41 2 1 2 Hebr.: Es rückt der Zerstörer gegen dich heran gegen dich und zugleich vor dir, so dass du mit Schrecken Zeuge bist des feindlichen Einfalls. Nahum Nah 41 2 1 3 Hebr.: den Wall gewahrt! Nahum Nah 41 2 1 4 Den Feinden entgegenzutreten. Nahum Nah 41 2 1 5 In den Lenden ist zum großen Teil der Sitz der Kraft der Tiere. Die Aufforderung ist ironisch. Nahum Nah 41 2 10 Dissipata est, et scissa, et dilacerata: et cor tabescens, et dissolutio geniculorum, et defectio in cunctis renibus: et facies omnium eorum sicut nigredo ollæ. Sie ist zerrissen, zerfetzt, zerfleischt,²⁵ das Herz verzagt,²⁶ es schlottern die Kniee,²⁷ alle Lenden werden kraftlos²⁸ und aller Antlitz ist entstellt wie ein geschwärzter Topf.²⁹ Nahum Nah 41 2 10 25 Hebr.: Öde, Leere und Wüstenei. Diese vollkommene Zerstörung wird nun im Einzelnen beschrieben. Nahum Nah 41 2 10 26 Wörtlich: zerfließt (wie Wachs) Nahum Nah 41 2 10 27 Welche den Körper beim Laufen aufrecht erhalten. Nahum Nah 41 2 10 28 Schmerz wie von gebärenden erfasst sie. Vergl. [Jer 30,6]. Nahum Nah 41 2 10 29 Öfters vorkommendes Bild ungewöhnlicher, schwarzer Trauer. In sieben Ausdrücken, der Zahl der Allgemeinheit, hat der Prophet gesagt, dass alle Übel über Ninive kommen werden. Nahum Nah 41 2 11 Ubi est habitaculum leonum, et Pascua catulorum leonum, ad quam ivit leo ut ingrederetur illuc, catulus leonis, et non est qui exterreat? Wo ist nun³⁰ die Wohnung der Löwen, die Weide der jungen Löwen, wohin der Löwe, der junge Löwe ging, sie zu durchschreiten,³¹ ohne dass jemand ihn wegscheuchte? Nahum Nah 41 2 11 30 Der gewaltige Umschwung ruft dem Propheten die frühere Macht und den ehemaligen Glanz ins Gedächtnis zurück, so dass er erschüttert fragt. Nahum Nah 41 2 11 31 Hebr.: Wo selbst der Löwe schritt, die Löwin das Löwenjunge. Das Bild des Löwen stellt die Macht der Assyrer dar, welche anderen Schrecken und Verwüstung brachte. Die Löwenstatuen finden sich bei den Assyrern als Türhüter der Paläste und die Löwenjagd galt als höchstes Vergnügen und größte Ehre. Ninive ist die Wohnung, die Weide sind die unterworfenen Länder, die ihm als Jagdgrund dienten. Die Löwenjungen sind die Satrapen und Fürsten und Führer der Assyrer. Nahum Nah 41 2 12 Leo cepit sufficienter catulis suis, et necavit leænis suis: et implevit præda speluncas suas, et cubile suum rapina. Der Löwe³² raubte, bis seine Jungen genug hatten, und zerriss für seine Löwinnen, er füllte seine Höhlen mit Beute und sein Lager mit Geraubtem.³³ Nahum Nah 41 2 12 32 Der König von Assyrien. Nahum Nah 41 2 12 33 Im Hebr. wird angedeutet, dass dies seine Gewohnheit war. Nahum Nah 41 2 13 Ecce ego ad te, dicit Dominus exercituum, et succendam usque ad fumum quadrigas tuas, et leunculos tuos comedet gladius: et exterminabo de terra prædam tuam, et non audietur ultra vox nuntiorum tuorum. Siehe, ich will an dich,³⁴ spricht der Herr der Heerscharen,³⁵ ich will deine Streitwagen in Rauch aufgehen lassen, deine jungen Löwen soll das Schwert fressen und deinen Raub will ich von der Erde vertilgen und der Ruf deiner Boten soll fortan nicht mehr vernommen werden. Nahum Nah 41 2 13 34 Häufige Redeweise bei den Propheten, um auszudrücken, dass Gott ein großes und sicheres Unheil alsbald will hereinbrechen lassen. Nahum Nah 41 2 13 35 Dem Himmel und Erde dienen. Nahum Nah 41 2 2 Quia reddidit Dominus superbiam Jacob, sicut superbiam Israel: quia vastatores dissipaverunt eos, et propagines eorum corruperunt. Denn der Herr stellt Jakobs Hoheit her,⁶ gleich der Hoheit Israels, weil die Verwüster sie verweht und ihre Zweige⁷ vernichtet haben. Nahum Nah 41 2 2 6 Deren er gleichsam vergessen, da er das ganze auserwählte Volk den Feinden preisgab. Die Hoheit des auserwählten Volkes besteht in den erhabenen Verheißungen Gottes, welche von den Patriarchen an bis auf Nahum ergangen sind, auf Grund deren das Volk errettet und zum messianischen Heile geführt werden muss. Nahum Nah 41 2 2 7 Den Weinberg des Herrn. Nahum Nah 41 2 3 Clypeus fortium ejus ignitus, viri exercitus in coccineis: igneæ habenæ currus in die præparationis ejus, et agitatores consopiti sunt. Die Schilde seiner⁸ Tapferen sind flammend,⁹ in Scharlach prunken die Krieger;¹⁰ feurig blitzen des Wagens Zügel¹¹ am Tage, da er sie aufstellt, die Wagenlenker taumeln.¹² Nahum Nah 41 2 3 8 Des Herrn, weil sie von diesem gesendet werden und den Krieg Gottes gegen Ninive führen. (V. 2 vergl. [Jes 13,2]) Nahum Nah 41 2 3 9 Hebr.: gerötet; vielleicht mit Gold überzogen, das im Glanze der Sonne wie Feuer erscheint. Vergl. [1Makk 6,39]. Nahum Nah 41 2 3 10 Wörtlich: Wehrmannen. Die rote Scharlachfarbe, die Farbe des Blutes deutet auf die Grausamkeit der Chaldäer und das Blutvergießen in Ninive. Nahum Nah 41 2 3 11 Auch die Zügel und der ganze Schmuck der Pferde wurden so verziert, dass sie leuchteten. Die assyrischen Wagen auf den Denkmälern haben als Schmuck auch leuchtende Sonnen und Monde, die Pferde tragen Kronen usw. Von diesen entlehnt der Prophet die Schilderung der Feinde. Nahum Nah 41 2 3 12 Hebr. nach Neueren: Und geschwungen werden die Zypressen: Speerschäfte aus Zypressenholz. Besser mit Septuag. Syr.: und die Reiter stürmen in Aufregung daher. Nahum Nah 41 2 4 In itineribus conturbati sunt: quadrigæ collisæ sunt in plateis: aspectus eorum quasi lampades, quasi fulgura discurrentia. Auf den Straßen verwirren sich die Wagen, sie stoßen aneinander auf den Plätzen,¹³ ihr Aussehen ist Feuerflammen gleich, zuckenden Blitzen. Nahum Nah 41 2 4 13 Der Zug der Feinde wird beschrieben, wie man ihn von den Mauern der Burg Ninives wahrnimmt. Besser verlegt man wohl das Getümmel der Wagen aus der Stadt heraus auf die Wege. Nahum Nah 41 2 5 Recordabitur fortium suorum, ruent in itineribus suis: velociter ascendent muros ejus, et præparabitur umbraculum. Da gedenkt er seiner Tapferen,¹⁴ sie stürzen hin auf ihren Wegen, schnell eilen sie auf seine¹⁵ Mauern, da wird ein Schirmdach¹⁶ aufgerichtet. Nahum Nah 41 2 5 14 Der Prophet wendet sich Ninive zu. Assur gedenkt seiner Tapfern, die einst so zahlreiche Siege davongetragen, und ruft sie auf, die Stadt zu verteidigen. Doch sie straucheln vor Furcht auf ihrem Gange. Nahum Nah 41 2 5 15 Ninives. Nahum Nah 41 2 5 16 Das die Verteidiger vor den Geschossen schützt und sie so instand setzt, den Feind zurückzutreiben. Nahum Nah 41 2 6 Portæ fluviorum apertæ sunt, et templum ad solum dirutum. Die Pforten der Ströme werden gesprengt¹⁷ und der Tempelpalast zerstört bis auf den Grund. Nahum Nah 41 2 6 17 Denn der Herr öffnet sie. Die Pforten der Ströme öffnen sich, wenn die Wasser mit Macht austreten. Der königliche Palast litt öfter durch Überschwemmungen. Nahum Nah 41 2 7 Et miles captivus abductus est: et ancillæ ejus minabantur gementes ut columbæ, murmurantes in cordibus suis. Das Heer wird gefangen fortgeführt,¹⁸ ihre Mägde¹⁹ weggeschleppt, seufzend wie die Tauben, wehklagend in ihren Herzen.²⁰ Nahum Nah 41 2 7 18 Der Text ist verderbt. Vielleicht: die Glänzende (Ninive) wird entblößt (mit Schmach überhäuft, in schimpflichem Aufzuge weggeführt). Nahum Nah 41 2 7 19 Die noch vor kurzem vornehmen Frauen werden als Mägde weggeschleppt. Nahum Nah 41 2 7 20 Hebr.: sich auf die Brust schlagend Zeichen höchsten Schmerzes. Nahum Nah 41 2 8 Et Ninive quasi piscina aquarum aquæ ejus: ipsi vero fugerunt: state, state, et non est qui revertatur. Ninive, seine Wasser waren wie die eines Wasserteiches,²¹ aber sie sind geflohen; stehet, stehet!²² doch niemand wendet sich um. Nahum Nah 41 2 8 21 Weil in Ninive die Menschen und Kostbarkeiten aller Länder zusammenströmen. (Cyr.) Akkadisch heißt die Stadt Fischhaufen. Statt: seine Wasser ist wohl zu lesen: von alters her. Nahum Nah 41 2 8 22 Zuruf der Führer an die Fliehenden. Nahum Nah 41 2 9 Diripite argentum, diripite aurum: et non est finis divitiarum ex omnibus vasis desiderabilibus. Erbeutet Silber, erbeutet Gold;²³ der Schätze aller Art kostbaren Gefäßen ist kein Ende.²⁴ Nahum Nah 41 2 9 23 Es sind wohl Worte des Propheten. Nahum Nah 41 2 9 24 Hebr.: denn endlos ist der Vorrat, schwere Menge an jeglichem kostbaren Kleinod. Nahum Nah 41 0 1 3. Dritte Rede. (Kap. 3) a. Verkündigung der Vergehungen und der Strafe. B. Der Fall Ninives wird durch das Schicksal Thebens bekräftigt. (V. 13) c. Die Zerstörung wird unwiderbringlich sein. Nahum Nah 41 3 1 Væ civitas sanguinum, universa mendacii dilaceratione plena: non recedet a te rapina. Wehe der Stadt der Blutschuld, ganz angefüllt von Trug und Gewalttat, nicht hört in dir das Rauben auf.¹ Nahum Nah 41 3 1 1 Wie furchtbare Grausamkeiten die Assyrer bei ihren Kriegen begingen, zeigen ihre Denkmäler, auf denen stets angegeben wird, dass viele Tausende erschlagen, andere an das Kreuz geheftet, unzählige Gefangene fortgeführt, Städte dem Erdboden gleichgemacht, fruchtbare Bäume abgehauen sind usw. Trug, falsche Versprechungen und Eidbruch waren ihre anderen Waffen. Nahum Nah 41 3 10 Sed et ipsa in transmigrationem ducta est in captivitatem: parvuli ejus elisi sunt in capite omnium viarum, et super inclytos ejus miserunt sortem, et omnes optimates ejus confixi sunt in compedibus. Doch auch sie ist in die Verbannung, in die Gefangenschaft weggeführt, ihre Kinder wurden zerschmettert an allen Straßenecken,²⁴ über ihre Edlen warf man das Los und alle ihre Großen sind in Fesseln geschlagen.²⁵ Nahum Nah 41 3 10 24 Wo Straße zusammenstoßen. Nahum Nah 41 3 10 25 Von einer Zerstörung ist nicht die Rede. Nahum Nah 41 3 11 Et tu ergo inebriaberis, et eris despecta: et tu quæres auxilium ab inimico. So sollst auch du trunken²⁶ und verachtet sein, sollst auch du Hilfe²⁷ suchen vor dem Feinde. Nahum Nah 41 3 11 26 Vom Zornkelche des Herrn, von der furchtbarsten Heimsuchung. Nahum Nah 41 3 11 27 Hebr.: Zuflucht. Nahum Nah 41 3 12 Omnes munitiones tuæ sicut ficus cum grossis suis: si concussæ fuerint, cadent in os comedentis. Alle deine Burgen²⁸ werden wie Feigenbäume sein mit Frühfrüchten;²⁹ wenn sie geschüttelt werden, fallen diese dem, der essen will, in den Mund.³⁰ Nahum Nah 41 3 12 28 Die du jetzt für unzerstörbar hältst. Nahum Nah 41 3 12 29 Der Vergleichungspunkt wird alsbald angegeben. Nahum Nah 41 3 12 30 So leicht wird Ninive dahinsinken. Nahum Nah 41 3 13 Ecce populus tuus mulieres in medio tui: inimicis tuis adapertione pandentur portæ terræ tuæ, devorabit ignis vectes tuos. Siehe, dein Volk, Weiber sind sie in deiner Mitte,³¹ weit stehen die Tore deines Landes³² deinen Feinden offen, Feuer verzehrt deine Riegel.³³ Nahum Nah 41 3 13 31 Gott nimmt ihnen ihre Stärke. Nahum Nah 41 3 13 32 Die Zugänge. Nahum Nah 41 3 13 33 Die Befestigungen, welche die Pforten stark machen und verschließen. Nahum Nah 41 3 14 Aquam propter obsidionem hauri tibi, exstrue munitiones tuas: intra in lutum, et calca, subigens tene laterem. Schöpfe dir Wasser für die Belagerung,³⁴ baue dir Bollwerke, tritt Lehm und stampfe ihn tretend und handhabe den Ziegelstein!³⁵ Nahum Nah 41 3 14 34 Grabe dir Zisternen und Wasserbehälter innerhalb der Stadt. Nahum Nah 41 3 14 35 Hebr.: Fasse die Ziegelform an oder: den Ziegelofen. Die Mahnung schließt sich den Sitten der Assyrer an. Nahum Nah 41 3 15 Ibi comedet te ignis: peribis gladio, devorabit te ut bruchus: congregare ut bruchus: multiplicare ut locusta. Dort³⁶ wird dich das Feuer fressen,³⁷ das Schwert dich vertilgen, es wird dich verzehren wie die Heuschrecken;³⁸ magst du auch in Haufen sein wie Käfer, zahlreich wie Heuschrecken.³⁹ Nahum Nah 41 3 15 36 Während die Assyrer am Ziegelofen das Feuer schüren, wird ihnen Brand und Untergang der Stadt verkündigt. Dort: da wo du für deine Sicherheit aufs beste gesorgt zu haben glaubtest. Nahum Nah 41 3 15 37 Dass Ninive durch Feuer zugrunde ging, berichten die alten Geschichtsschreiber ebenso wie die Inschriften. Nahum Nah 41 3 15 38 So schnell und so vollständig. Nahum Nah 41 3 15 39 Ja, je mehr Schätze in der Stadt angehäuft sind, mit um so größerem Ungestüm wird der Feind sie angreifen. Nahum Nah 41 3 16 Plures fecisti negotiationes tuas quam stellæ sint cli: bruchus expansus est, et avolavit. Deiner Handelschaften waren mehr als die Sterne des Himmels, doch die Käfer entwickeln sich und fliegen davon.⁴⁰ Nahum Nah 41 3 16 40 Hebr.: Deine Händler sind zahlreicher als die Sterne am Himmel; doch die Heuschrecken rauben (häuten sich?) und fliegen davon. Wie die Heuschrecken rauben die Feinde alle Kostbarkeiten Ninives und eilen unversehrt und mit Beute beladen davon. Nahum Nah 41 3 17 Custodes tui quasi locustæ: et parvuli tui quasi locustæ locustarum, quæ considunt in sepibus in die frigoris: sol ortus est, et avolaverunt, et non est cognitus locus earum ubi fuerint. Deine Hüter⁴¹ gleichen Heuschrecken und deine Geringen den Heuschreckenschwärmen, welche sich zur Zeit des Frostes auf die Hecken niederlassen; geht die Sonne auf, so fliegen sie davon und man erkennt den Ort nicht mehr, wo sie gewesen sind. Nahum Nah 41 3 17 41 Die betreffenden Worte: für Hüter und Geringe, sind nur aus dem Assyrischen zu erklären. Hüter: niederer Beamter, Geringer: Schreiber; also zwei untergeordnete Vorgesetzte. Sind diese schon so zahlreich, wie ungeheuer muss die Zahl des Heereszuges gewesen sein! Doch diese alle vermögen nicht die Stadt zu schützen. Die Hüter werden wie Heuschrecken sein, die vom Froste erstarrt sind, und wie die Heuschrecken von den Strahlen der Sonne zum Leben erweckt plötzlich davonfliegen, so werden sie plötzlich ohne Spur verschwinden. Nahum Nah 41 3 18 Dormitaverunt pastores tui, rex Assur: sepelientur principes tui: latitavit populus tuus in montibus, et non est qui congreget. Es schlummern deine Hirten,⁴² König von Assur! begraben sind deine Fürsten, dein Volk hält sich in den Bergen versteckt und niemand sammelt es. Nahum Nah 41 3 18 42 Die höheren Würdenträger, die dem Könige zunächst standen und in deren Händen die Verwaltung ruhte. Hebr.: Entschlafen sind deine Hirten, o König von Assyrien, deine Edlen liegen still (im Todesschlummer); verstreut ward dein Volk über die Berge. Nahum Nah 41 3 19 Non est obscura contritio tua, pessima est plaga tua: omnes qui audierunt auditionem tuam compresserunt manum super te: quia super quem non transiit malitia tua semper? Nicht ist deine Wunde zugedeckt,⁴³ überaus schlimm dein Schaden; alle, die von dir vernehmen,⁴⁴ schlagen die Hände über dich zusammen, denn über wen erging deine Bosheit nicht allezeit?⁴⁵ Nahum Nah 41 3 19 43 Nach der Vulgata: Offen liegt vor aller Augen dein Sturz. Hebr.: Keine Linderung gibt es für deinen Schaden. Nahum Nah 41 3 19 44 Vor Freude, in Jubel. Nahum Nah 41 3 19 45 Es gibt kein Volk, keinen Stand, der deine Tyrannei nicht erfahren. Das ist das Ende der Gottlosen, dies die Last, welche Gott Ninive auferlegt hat, unter der es zusammenstürzen und auf ewig begraben bleiben wird. Was Nahum an einem Reiche gezeigt, ist bleibende Richtschnur für Gottes Eingreifen: Wer ihm nicht dienen will, muss zugrunde gehen [Jes 60,12]. Christus aber muss herrschen, bis er alle Feinde ihm unter die Füße legt. [1Kor 15,25] Die Prophezeiungen des dritten Kapitels erfüllen, was [Nah 1,8.9.10.14.15, Nah 2,11.13, Nah 3,7.15.17] vorausgesagt; und dass alles so eingetroffen, bezeugt die Geschichte. Die Zerstörung der Stadt ist etwa in das Jahr 606 vor Christus zu setzen, in dem Meder und Babylonier es zerstörten, nachdem sie es, durch eine Überschwemmung begünstigt, eingenommen. Nahum Nah 41 3 2 Vox flagelli, et vox impetus rotæ, et equi frementis, et quadrigæ ferventis, et equitis ascendentis: Horch!² Peitschenknall und Rädergerassel, der Rosse Wiehern, der Wagen Rollen,³ anstürmende Reiter,⁴ Nahum Nah 41 3 2 2 Womit Ninive gesündigt, damit soll es gestraft werden: durch kriegerisches Wüten hat es gesündigt, durch Kriegsschrecken soll es büßen. Nahum Nah 41 3 2 3 Zuerst werden die Kriegswagen in vier Ausdrücken beschrieben. Nahum Nah 41 3 2 4 Hebr.: Horch, Peitschengeknall und Rädergedröhn, jagende Rosse und rasselnde Wagen; anstürmende Reiter. Nahum Nah 41 3 3 Et micantis gladii, et fulgurantis hastæ, et multitudinis interfectæ, et gravis ruinæ, nec est finis cadaverum, et corruent in corporibus suis. blinkende Schwerter, Blitzen der Speere, viele Erschlagene und schwere Niederlagen; zahllos sind die Leichen,⁵ so dass sie über ihre Leiber dahinstürzen.⁶ Nahum Nah 41 3 3 5 Hebr.: Zahllos sind die Erschlagenen und massenhaft die Leichen, endlos Leichnam usw. Die Waffen haben ihre Ernte gehalten. Nahum Nah 41 3 3 6 Weil ihnen durch die Leichen der Weg versperrt ist. Die Vulgata ist von den Assyrern zu verstehen. Die schöne Kürze des Propheten im Urtexte lässt sich kaum wiedergeben. Nahum Nah 41 3 4 Propter multitudinem fornicationum meretricis speciosæ, et gratæ, et habentis maleficia, quæ vendidit gentes in fornicationibus suis, et familias in maleficiis suis: Wegen der vielen Buhlereien⁷ der schönen, holden, zauberkundigen Buhlerin, welche die Völker durch ihre Buhlkünste verhandelte,⁸ die Geschlechter durch ihre Zauberkünste; Nahum Nah 41 3 4 7 Zweite Sünde Ninives, der Götzendienst. Auch Michäas nennt Ninive [Mi 1,7] eine Buhlerin. (Den Grund des Namens siehe ebenda.) Wohin die Assyrer vordrangen, dort errichteten sie Assur und den großen Göttern Denkmäler und zwangen die unterworfenen Völker zu deren Verehrung. Mit dem Götzendienst hält bei den Assyrern eine den Göttern geheiligte Unzucht Schritt. Nahum Nah 41 3 4 8 Die unterworfenen Völker zu den gleichen Verbrechen hinriss, ihnen die Freiheit raubend. Nahum Nah 41 3 5 Ecce ego ad te, dicit Dominus exercituum, et revelabo pudenda tua in facie tua, et ostendam gentibus nuditatem tuam, et regnis ignominiam tuam. siehe, ich will an dich,⁹ spricht der Herr der Heerscharen;¹⁰ ich will deine Blöße¹¹ vor deinem Angesichte aufdecken und den Völkern deine Nacktheit zeigen und den Königreichen deine Schande.¹² Nahum Nah 41 3 5 9 Damit durch meine Macht geschehe, was eine menschliche Gewalt nicht vermag, wie du meinst. Nahum Nah 41 3 5 10 Erkenne die Macht dessen, der dir droht. Nahum Nah 41 3 5 11 Hebr.: die Schleppe über dein Angesicht. Nahum Nah 41 3 5 12 Wenn aller Prunk dir genommen ist. Nahum Nah 41 3 6 Et projiciam super te abominationes, et contumeliis te afficiam, et ponam te in exemplum. Ich will Greuel¹³ auf dich werfen, dir Schmach antun und dich zum Schauspiele machen.¹⁴ Nahum Nah 41 3 6 13 Hebr.: Unrat. Nahum Nah 41 3 6 14 Dich aller Spott aussetzen. Du sollst zum sprichwörtlichen Beispiel des Fluches und schwerer Strafe werden. Nahum Nah 41 3 7 Et erit: omnis, qui viderit te, resiliet a te, et dicet: Vastata est Ninive: quis commovebit super te caput? Unde quæram consolatorem tibi? Und es wird geschehen, jeder, der dich erblickt,¹⁵ wird zurückbeben vor dir¹⁶ und sprechen: Zerstört ist Ninive! Wer wird über dich das Haupt schütteln?¹⁷ Wo soll ich einen Tröster für dich suchen? Nahum Nah 41 3 7 15 Zufällig. Nahum Nah 41 3 7 16 Wie vor einem faulenden Leichnam. Nahum Nah 41 3 7 17 Hebr.: Wer wird Mitleid mit ihr haben? Das Haupt schütteln ist vielmehr Zeichen des Spottes. Nahum Nah 41 3 8 Numquid melior es Alexandria populorum, quæ habitat in fluminibus? Aquæ in circuitu ejus: cujus divitiæ, mare: aquæ muri ejus. Bist du etwa besser als Alexandria, die volkreiche, die an Strömen liegt,¹⁸ um die ringsum Wasser, deren Reichtum¹⁹ das Meer,²⁰ deren Mauern Wasser?²¹ Nahum Nah 41 3 8 18 Hebr.: Als No-Ammon, die an den Nilströmen thronte von den Kanälen vor jeder Überwältigung gesichert schien. Nahum Nah 41 3 8 19 Hebr.: Bollwerk. Nahum Nah 41 3 8 20 Der große Nil. Nahum Nah 41 3 8 21 No-Ammon ist erobert, so zahlreiche Streiter auch die Ägypter dorthin führten. Nahum Nah 41 3 9 thiopia fortitudo ejus, et gyptus, et non est finis: Africa, et Libyes fuerunt in auxilio tuo. Äthiopien²² und Ägypten waren ihre Stärke endlos hin, Afrika und Libyen waren deine Hilfe.²³ Nahum Nah 41 3 9 22 Urdamani war Sohn und Nachfolger des Tharakas, der [2Kön 19,9, Jes 37,9] König von Äthiopien genannt wird. Nahum Nah 41 3 9 23 Hebr.: Phut und Lubim waren deine Hilfe. Phut oder Put ist wohl Arabien, Lubim Lybien, jenes für die Völker im Osten, dieses für die Völker im Westen von Ägypten genannt. So werden die Hilfstruppen von Süden nach Norden und von Osten nach Westen aufgezählt. Habakuk Hab 42 0 1 I. Zwiegespräch zwischen dem Propheten und Gott. (Kap. 1.2) A. Klagen über die Verkehrtheit der Gottlosen. (V. 4) B. Die Chaldäer Rächer. Habakuk Hab 42 1 1 ONUS, quod vidit Habacuc propheta. Last,¹ welche der Prophet Habakuk schaute. Habakuk Hab 42 1 1 1 Von Gott geoffenbartes Gesicht voller Drohungen und Strafen. Siehe [Nah 1,Anm.1]. Habakuk Hab 42 1 10 Et ipse de regibus triumphabit, et tyranni ridiculi ejus erunt: ipse super omnem munitionem ridebit, et comportabit aggerem, et capiet eam. Über Könige feiert es Triumph, Fürsten sind ihm zum Gespött, jeder Feste lacht es, es schüttet einen Wall auf und erobert sie.²² Habakuk Hab 42 1 10 22 Hebr.: Über Könige schüttet er Hohn aus und Würdenträger dienen ihm zum Gespött; er lacht jeder Feste, häuft Staub auf (einen Wall) und erobert sie. Die Eroberung solcher Festen fällt ihm leicht wie ein Kinderspiel. Habakuk Hab 42 1 11 Tunc mutabitur spiritus, et pertransibit, et corruet: hæc est fortitudo ejus dei sui. Dann aber erneuert sich seine Kühnheit, es zieht hin und kommt zu Falle und dies ist seine Stärke, die es von seinem Gott hat.²³ Habakuk Hab 42 1 11 23 Hebr.: Dann fährt er fort, ein Sturmwind (oder: aus dem Erfolge wird er noch kühner) und zieht vorüber (überschreitet alles Maß) und verschuldet sich; seine eigene Kraft gilt ihm als Gott. Vergl. [Jes 47,7.8]. Vulgata: Seine Kühnheit erneuert, mehrt sich, sie durchbricht alle Grenzen, und so stürzen sie sich in Verschuldung. Die letzten Worte des Verses sind im ironischen Sinn zu fassen: So gewaltige Unternehmungen werden ein klägliches Ende finden. Habakuk Hab 42 1 12 Numquid non tu a principio Domine Deus meus, sancte meus, et non moriemur? Domine in judicium posuisti eum: et fortem ut corriperes, fundasti eum. Bist du nicht, o Herr, von Anfang mein Gott gewesen, mein Heiliger? Und werden wir nicht sterben?²⁴ Herr! zu richten hast du ihn gesetzt, verordnet den Starken, ihn bestellt zu strafen.²⁵ Habakuk Hab 42 1 12 24 Der Prophet tritt für Israel ein. Der Sturm, den der Herr verkündet, möge nur eine Züchtigung für Israel sein, nicht eine Vernichtung, denn Gott muss seinen Verheißungen treu bleiben. Du kannst uns also nicht zugrunde gehen lassen. Hebr.: Bist denn nicht von der Zeit her, Jahve, mein Gott, mein Heiliger? Als Heiliger will Gott in anderen Heiligkeit wirken, wie aber kann dies geschehen ohne viele und oft erwiesene Barmherzigkeit? Damit es heilig sei, seinem Willen entsprechend, hat Gott das Volk auserwählt, so fleht der Prophet, Gott wolle das Werk der Heiligkeit fortsetzen und das irrende Volk auf den rechten Weg zurückführen. Sterben: Gänzlich zugrunde gehen. Habakuk Hab 42 1 12 25 Ihm für diese Zeit eine unüberwindliche Stärke gegeben. Hebr.: Jahve, zum Gericht hast du ihn gesetzt, und du, o Fels, zur Züchtigung ihn bestellt auf diesen Felsen ist Israel gegründet. Wenn Petrus diesen Namen von dem Heilande erhält, soll er also gleichsam Gottes Stelle vertreten. Habakuk Hab 42 1 13 Mundi sunt oculi tui, ne videas malum, et respicere ad iniquitatem non poteris: quare respicis super iniqua agentes, et taces devorante impio justiorem se? Deine Augen sind zu rein, um Böses zu sehen und auf Ungerechtigkeit zu schauen vermagst du nicht. Warum siehst du den Übeltätern zu und schweigst, wenn der Gottlose den, der gegen ihn im Recht ist, verschlingt? Habakuk Hab 42 1 14 Et facies homines quasi pisces maris, et quasi reptile non habens principem. Du machtest die Menschen den Fischen des Meeres gleich und wie das Gewürme, das keinen Herrn hat.²⁶ Habakuk Hab 42 1 14 26 Gott kann das Böse, das seinem Willen entgegen ist, nicht gutheißen und will nicht, dass das Elend überhandnehme, und doch scheinen die V. 5-11 ausgesprochenen Drohungen zu besagen, dass selbst die Gerechten von den Gottlosen verschlungen, von ihnen wie von wilden Tieren verfolgt, beraubt, getötet werden. Ja, auch der Untergang des Volkes scheint ihm so wenig zu Herzen zu gehen, als wenn Fische und Gewürm gefangen werden, über die ein jeder sich ein Recht zumisst und die niemand verteidigt und schützt. Wie ist dies mit Gottes Vorsehung und Heiligkeit zu vereinen? Habakuk Hab 42 1 15 Totum in hamo sublevavit, traxit illud in sagena sua, et congregavit in rete suum. Super hoc lætabitur et exsultabit. Alles zieht er mit der Angel empor, zieht es in seinem Garne fort und sammelt es in sein Netz, darüber freut er sich und frohlockt.²⁷ Habakuk Hab 42 1 15 27 Zwei Dinge erhöhen den Schmerz. Dass der Chaldäer das ganze Volk vernichtet und das stolze Triumphieren des Fischers. Habakuk Hab 42 1 16 Propterea immolabit sagenæ suæ, et sacrificabit reti suo: quia in ipsis incrassata est pars ejus, et cibus ejus electus. Darum bringt er seinem Garn Schlachtopfer dar und opfert seinem Netze,²⁸ denn durch sie ward sein Anteil fett und seine Speise köstlich. Habakuk Hab 42 1 16 28 Seiner eigenen Kraft bringt er göttliche Ehren dar. Habakuk Hab 42 1 17 Propter hoc ergo expandit sagenam suam, et semper interficere gentes non parcet. Darum also breitet er sein Netz aus und würgt immerfort Völker ohne Schonung.²⁹ Habakuk Hab 42 1 17 29 Der leichte und glänzende Erfolg wird die Assyrier antreiben, auch andere Völker zu unterjochen; kann Gott dies gleichfalls ruhig ansehen? Hebr.: Sollte er darum sein Netz leeren (und ausbreiten). Wohl hatte der Prophet Gott gebeten, den Frevlern Einhalt zu tun [Hab 1,2-4], doch Gottes Drohungen haben ihn über alles Maß erschreckt und so fleht er den Herrn an, dem Wüten der Chaldäer Grenzen zu setzen. Habakuk Hab 42 1 2 Usquequo Domine clamabo, et non exaudies? Vociferabor ad te vim patiens, et non salvabis? Wie lange, Herr! soll ich rufen² und du hörst nicht? soll ich vor dir über Gewalt klagen, die ich leide, und du hilfst nicht?³ Habakuk Hab 42 1 2 2 Nicht zufrieden damit, den Schmerz über die Frevel es Volkes (Cyr., Theod.) stillschweigend zu tragen, hat der Prophet immer von neuem seine Stimme zu Gott erhoben, er wolle, da seine Güte sie nicht bessere, sie durch Strafe auch gegen ihren Willen von weiteren Vergehungen abhalten. Habakuk Hab 42 1 2 3 Oder: Rufe ich dir zu: Gewalt! und du schaffst keine Hilfe. Gewalt, dies ist das Kennzeichen des ganzen öffentlichen wie des Privaten Lebens. Der Prophet eifert für die Ehre Gottes und seine Worte sind glühendes, demütiges Gebet voller Entrüstung über die Unterdrückung der Armen und die Bosheit der Mächtigen. Habakuk Hab 42 1 3 Quare ostendisti mihi iniquitatem, et laborem, videre prædam et injustitiam contra me? Et factum est judicium, et contradictio potentior. Warum lässest du mich Unrecht und Mühsal schauen, Raub und Ungerechtigkeit vor meinen Augen geschehen? Streit hat sich erhoben und Widerspruch gar mächtig.⁴ Habakuk Hab 42 1 3 4 Hebr.: Warum lässest du mich Ungerechtigkeiten sehen und schauest der Bedrückung zu? Zerstörung und Gewalttat sind vor meinen Augen, Streit ist entstanden und immer aufs neue hebt Zwietracht an. Da Gott der Bosheit zuschaut, ohne mit seinen Strafen einzugreifen und ihr Halt zu gebieten, wird sie immer größer und verspricht sich selbst Straflosigkeit. Habakuk Hab 42 1 4 Propter hoc lacerata est lex, et non pervenit usque ad finem judicium: quia impius prævalet adversus justum, propterea egreditur judicium perversum. Darum wird gebrochen das Gesetz und das Recht kommt nimmer mehr zum Vorschein,⁵ denn der Gottlose überwältigt⁶ den Gerechten, darum ergeht verkehrtes Gericht. Habakuk Hab 42 1 4 5 So kommt es, dass das Gesetz erstarrt und nimmermehr das Recht ans Licht tritt. Das Gesetz gilt nichts, seine Beobachtung wird vernachlässigt. Habakuk Hab 42 1 4 6 Hebr.: Umzingelt, umgarnt. Habakuk Hab 42 1 5 Aspicite in gentibus, et videte: admiramini, et obstupescite: quia opus factum est in diebus vestris, quod nemo credet cum narrabitur. Schauet umher unter den Völkern und sehet,⁷ staunet und entsetzet euch! denn ein Werk geschieht⁸ in euern Tagen,⁹ das niemand glaubt, wenn es erzählt wird. Habakuk Hab 42 1 5 7 Anrede Gottes an die Gottlosen. Erhebet die Augen, schauet die Völker im Umkreise; sie sind alle Werkzeuge der göttlichen Rache. Doch nicht eine gewöhnliche Strafe soll über die Frevler kommen. Die Übersetzung der Septuag, welche [Apg 13,40] angeführt wird, weicht im Sinne nicht vom Hebräischen ab; auf den Sinn aber und den Nachdruck der Rede kommt es dem heiligen Paulus vor allem an. Habakuk Hab 42 1 5 8 Hebr.: wirke ich. Habakuk Hab 42 1 5 9 Es steht gleichsam vor der Türe, bereit einzutreten. Diese Einleitung soll Schrecken einflößen; dass die Niederlage durch die Chaldäer unerwartet kam, bezeugt Jeremias [Klgl 4,12]. Habakuk Hab 42 1 6 Quia ecce ego suscitabo Chaldæos, gentem amaram, et velocem, ambulantem super latitudinem terræ, ut possideat tabernacula non sua. Denn sehet,¹⁰ ich reize die Chaldäer¹¹ auf, ein heftiges¹² und ungestümes Volk, das über der Erde Weite dahinzieht,¹³ Wohnsitze einzunehmen, die nicht sein sind. Habakuk Hab 42 1 6 10 Ursache, warum sie vor Staunen gleichsam starr sein sollen. Habakuk Hab 42 1 6 11 Chaldäer heißen bei den Propheten die Streiter Babylons oder des babylonischen Reiches, ebenso in den prophetischen Büchern. Habakuk Hab 42 1 6 12 Grausames. Habakuk Hab 42 1 6 13 Sich über weite Landstrecken ergießt die es einnimmt und unterwirft. Habakuk Hab 42 1 7 Horribilis, et terribilis est: ex semetipsa judicium, et onus ejus egredietur. Schrecklich und furchtbar ist es,¹⁴ sein Recht¹⁵ und seine Wucht¹⁶ geht von ihm aus.¹⁷ Habakuk Hab 42 1 7 14 Schon sein bloßer Anblick erfüllt mit Entsetzen. Habakuk Hab 42 1 7 15 Es erkennt nur als Recht an, was ihm selbst beliebt. Habakuk Hab 42 1 7 16 Alles, was es auferlegt und fordert. Habakuk Hab 42 1 7 17 Ihr Belieben ist ihnen höchstes Gesetz. Hebr.: Von ihm geht aus sein Rechtsgebot und seine Majestät. In seinem Hochmut nimmt es alle Ehre, Majestät für sich in Anspruch und bestimmt nach seinem Belieben, was Recht sein soll. Habakuk Hab 42 1 8 Leviores pardis equi ejus, et velociores lupis vespertinis; et diffundentur equites ejus: equites namque ejus de longe venient, volabunt quasi aquila festinans ad comedendum. Leichter als Panther sind seine Rosse, flinker als Wölfe am Abend,¹⁸ weithin ziehen seine Reiter; denn seine Reiter kommen aus der Ferne, fliegen daher wie der Adler, der sich auf den Fraß stürzt.¹⁹ Habakuk Hab 42 1 8 18 Welche den ganzen Tag gehungert. Habakuk Hab 42 1 8 19 Es geht in Erfüllung, was Moses angedroht. [Dtn 28,49.50] Habakuk Hab 42 1 9 Omnes ad prædam venient, facies eorum ventus urens: et congregabit quasi arenam, captivitatem. Alle gehen auf Raub aus, ihr Angesicht ist wie Glutwind,²⁰ wie Sand²¹ rafft es Gefangene zusammen. Habakuk Hab 42 1 9 20 Vor dem Glutwinde geht alles zugrunde. Habakuk Hab 42 1 9 21 Der Sand widersteht nicht. Zugleich Bild der elenden ungeheuren Menge von Gefangenen. Habakuk Hab 42 0 1 C. Gott offenbart dem Propheten das Maß seines Gerichtes. (V. 5) D. Wehe über den Räuber. (V. 11) E. Wehe über den Unterdrücker, Spötter, Götzendiener. Habakuk Hab 42 2 1 Super custodiam meam stabo, et figam gradum super munitionem: et contemplabor, ut videam quid dicatur mihi, et quid respondeam ad arguentem me. Ich will mich auf meine Warte stellen und meinen Fuß auf die Feste setzen und schauen, damit ich sehe, was er mir sagt¹ und was ich dem antworten könne, der mich straft.² Habakuk Hab 42 2 1 1 Der Prophet ist überzeugt, dass er von Gott Antwort erhalten wird. Er will sich auf die Zinne begeben, auf der er als Prophet Ausblick hält, sich vor den Menschen in die Einsamkeit zurückziehen und mit Gott verkehren. Habakuk Hab 42 2 1 2 Mir selbst auf meine Aufforderung von Gott und meine Klage. Hebr.: Was ich erwidern soll auf meine Einrede, meine Klage. Habakuk Hab 42 2 10 Cogitasti confusionem domui tuæ, concidisti populos multos, et peccavit anima tua. Du hast Schmach für dein Haus beschlossen,¹⁶ viele Völker zermalmt¹⁷ und fehl ging deine Seele.¹⁸ Habakuk Hab 42 2 10 16 Je höher der Chaldäer sich erhoben und je sicherer er sich geglaubt, desto schmachvoller und tiefer wird sein Fall sein. Habakuk Hab 42 2 10 17 Er war ein Hammer für die ganze Erde. [Jer 50,23] Habakuk Hab 42 2 10 18 Nach anderen: Sündigest gegen deine Seele. Habakuk Hab 42 2 11 Quia lapis de pariete clamabit: et lignum, quod inter juncturas ædificiorum est, respondebit. Denn die Steine werden aus der Wand aufschreien und das Holz aus dem Getäfel der Häuser antworten.¹⁹ Habakuk Hab 42 2 11 19 Sie ertragen es nicht mehr, dass sie mit Gewalt fortgeführt sind, den Palast des Tyrannen zu bauen. Vergl. ein ähnliches Wort des Herrn [Lk 19,40]. Habakuk Hab 42 2 12 Væ qui ædificat civitatem in sanguinibus, et præparat urbem in iniquitate. Wehe dem, der Städte baut mit Blutvergießen und Festen gründet mit Frevel!²⁰ Habakuk Hab 42 2 12 20 Der König von Chaldäa als Repräsentant des gesamten Volkes. Mit Raub, Mord und Bedrückung sammelt Schätze und zwingt Unterworfene mit Gewalt, zum Baue mitzuhelfen. Doch alle Pracht wird dahinsinken. Habakuk Hab 42 2 13 Numquid non hæc sunt a Domino exercituum? Laborabunt enim populi in multo igne: et gentes in vacuum, et deficient. Kommt solches nicht so vom Herrn der Heerscharen? Es mühen sich die Völker ab für großes Feuer²¹ und die Nationen für nichts und vergehen. Habakuk Hab 42 2 13 21 Hebr.: Kommt solches, siehe, nicht von dem Herrn der Heerscharen, dass Völker für das euer Arbeiten usw. Die Völker bauen, um dem Feuer Stoff zu bieten zu seinem Brande. Habakuk Hab 42 2 14 Quia replebitur terra, ut cognoscant gloriam Domini, quasi aquæ operientes mare. Denn die Erde wird von Erkenntnis der Herrlichkeit des Herrn erfüllt werden²² wie von Fluten, die das Meer bedecken.²³ Habakuk Hab 42 2 14 22 Der Untergang der Chaldäer ist eine von Gott geordnete Vorbereitung auf die Verbreitung der Erkenntnis des wahren Gottes, der dieses hindernd im Wege stand. Ist Babylon besiegt, so sind auch seine Götzen als nichtig erwiesen. Das ist insbesondere die Ehre des Herrn, dass die Menschen ihn kennen und anbeten und sich seinem Lobe und seinem Dienste weihen. Habakuk Hab 42 2 14 23 So wird die Erde von der Herrlichkeit des Herrn bedeckt werden. Habakuk Hab 42 2 15 Væ qui potum dat amico suo mittens fel suum, et inebrians ut aspiciat nuditatem ejus. Wehe dem, der seinem Genossen einen Trunk bietet und seine Galle darunter mischt und ihn trunken macht, seine Blöße zu schauen.²⁴ Habakuk Hab 42 2 15 24 Die Chaldäer haben alle anderen Völker verachtet, getäuscht und beschimpft. Das Bild der Entblößung bedeutet die ärgste Schmach, die höchste Geringschätzung, die man jemanden zufügen kann. Damit der Trank schneller berausche und betöre, wird ihm Galle oder Gift beigemischt. Für so eine hässliche Handlungsweise erwartet sie die gleiche Strafe. Habakuk Hab 42 2 16 Repletus es ignominia pro gloria: bibe tu quoque: et consopire: circumdabit te calix dexteræ Domini, et vomitus ignominiæ super gloriam tuam. Mit Schanden hast du dich gesättigt statt mit Ehre,²⁵ trinke nun auch du und werde betäubt;²⁶ herumgehen wird zu dir der Becher der Rechten des Herrn²⁷ und schimpfliches Erbrechen über deine Herrlichkeit folgen.²⁸ Habakuk Hab 42 2 16 25 Du hast gemeint, dir dadurch Ehre zu verschaffen, doch du hast dir Schande bereitet. Habakuk Hab 42 2 16 26 Hebr.: Trinke nun auch du und zeige deine Vorhaut! Habakuk Hab 42 2 16 27 Der Becher des Grimmes, die Strafe. Habakuk Hab 42 2 16 28 Schimpfliches Erbrechen soll deinem Schmuck und deine Kleider beflecken. Hebr.: Der Becher in der Rechten Jahves kommt nun an dich und tiefe Schande über deine Herrlichkeit. Vergl. [Jer 25,26]. Habakuk Hab 42 2 17 Quia iniquitas Libani operiet te, et vastitas animalium deterrebit eos de sanguinibus hominum, et iniquitate terræ, et civitatis, et omnium habitantium in ea. Denn die Gewalttat am Libanon wird dich bedecken und die Vernichtung der Tiere sie schrecken²⁹ um des vergossenen Blutes der Menschen und der Gewalttat willen, die du an Land und Stadt und an allen ihren Bewohnern verübt. Habakuk Hab 42 2 17 29 Hebr.: Denn die Gewalttat am Libanon wird dich erdrücken und das Gemetzel unter den Tieren dir Schrecken einjagen. Die Erwähnung des Libanon weist auf Palästina. (Hier.) Habakuk Hab 42 2 18 Quid prodest sculptile, quia sculpsit illud fictor suus, conflatile, et imaginem falsam? Quia speravit in figmento fictor ejus ut faceret simulacra muta. Was nützt das Schnitzbild, dass sein Bildner es geformt, das Gussbild, eine Truggestalt?³⁰ dass der Bildner auf sein Machtwerk vertraut, so dass er stumme Götzen macht?³¹ Habakuk Hab 42 2 18 30 Der letzte und Hauptgrund, warum die Chaldäer und ihr Reich zugrunde gehen muss, ist ihr Götzendienst. Ihren Göttern schrieben sie ihre Größe zu und verbreiteten deren Verehrung, so fordert denn die Ehre des wahren Gottes ihren Sturz. Die Frage ist ironisch; da der Bildner solche Mühe auf das Bild verwendet, muss es ihm doch auch Nutzen bringen; welches ist dieser? Hebr.: Der Trug lehrt. Gott ist die Wahrheit, der Götze Lüge. Habakuk Hab 42 2 18 31 Wie kann der, der ein stummes, totes Götzenbild macht, demselben größere Macht zuschreiben als sich selbst? Habakuk Hab 42 2 19 Væ qui dicit ligno: Expergiscere: Surge, lapidi tacenti: numquid ipse docere poterit? Ecce iste coopertus est auro, et argento: et omnis spiritus non est in visceribus ejus. Wehe dem, der zum Holze spricht: Wache auf! zum stummen Steine: Stehe auf! Sollte er Lehren zu geben vermögen? Siehe, er ist mit Gold und Silber überzogen, doch kein Geist ist in seinem Innern.³² Habakuk Hab 42 2 19 32 Das Götzenbild hat kein Leben, seine ganze Gottheit besteht darin, dass es ein mit Gold oder Silber bedecktes Holz ist. Wer also einen solchen Gott um Hilfe bittet, verurteilt sich selbst durch seinen unentschuldbaren Irrtum, darum: Wehe über ihn! Habakuk Hab 42 2 2 Et respondit mihi Dominus, et dixit: Scribe visum, et explana eum super tabulas: ut percurrat qui legerit eum. Da antwortete mir der Herr und sprach: Schreibe das Gesicht, schreibe es deutlich auf Tafeln, dass man es geläufig lesen könne.³ Habakuk Hab 42 2 2 3 So, dass nichts die Begierde des Lesers aufhalte, der bald von dem Geschriebenen Kunde haben möchte. Wichtige Dinge wurden öffentlich zur Lesung ausgestellt. Was der Prophet aufschreiben soll, sagt Vers 4, während Vers 3 den Grund angibt, warum eine einfache Verkündigung nicht ausreicht, sondern ein außerordentliches Mittel anzuwenden ist. Habakuk Hab 42 2 20 Dominus autem in templo sancto suo: sileat a facie ejus omnis terra. Aber der Herr ist in seinem heiligen Tempel, es schweige vor ihm die ganze Erde!³³ Habakuk Hab 42 2 20 33 In erhabener Weise preist der Prophet Gottes Größe: Jahve, der Gott, der das Sein ist in seinem heiligen Tempel: im Himmel (Hieron.), dessen Glanz die Sterne versinnbildlichen vor Ehrfurcht schweige die Erde, stumm seine Erhabenheit anbetend, die eigene Nichtigkeit bekennend. Das Stillschweigen ist auch Zeichen der Unterwerfung und des Dienstes. Die letzten Worte bereiten die Offenbarung des Triumphes Gottes vor, welche der zweite Teil der Prophezeiung enthält. Habakuk Hab 42 2 3 Quia adhuc visus procul, et apparebit in finem, et non mentietur: si moram fecerit, exspecta illum: quia veniens veniet, et non tardabit. Denn noch liegt das Gesicht in der Ferne,⁴ aber endlich wird es hervortreten und nicht täuschen. Wenn es zögert,⁵ so harre seiner, denn es kommt gewiss und bleibt nicht aus. Habakuk Hab 42 2 3 4 Hebr.: denn es steht das Gesicht an bis zur bestimmten Zeit: das, was durch das Gesicht dargestellt wird, wird seinerzeit in Erfüllung gehen und das Gesicht selbst drängt gleichsam zur Erfüllung, die zu der von Gott vorgeschriebenen Zeit statthaben wird. Habakuk Hab 42 2 3 5 Für eine Begier, es erfüllt zu sehen. Habakuk Hab 42 2 4 Ecce qui incredulus est, non erit recta anima ejus in semetipso: justus autem in fide sua vivet. Siehe, wer ungläubig ist, dessen Seele ist nicht gerade in ihm; der Gerechte aber lebt durch seinen Glauben.⁶ [Röm 1,17] Habakuk Hab 42 2 4 6 Hebr.: Siehe, aufgeblasen, nicht gerade ist seine Seele in ihm; der Gerechte aber, kraft seiner Glaubenstreue wird er leben. Es wird ein allgemeines Gesetz Gottes ausgesprochen: Glückliches Leben, ein Leben reich an Gütern und durch die Gnade Gottes glückselig, ist allein dem Gerechten zu hoffen, sofern er treu in seinem Glauben beharrt, mit frommem Herzen Gott und seinen Verheißungen anhängt und in der daraus entspringenden Hoffnung Trost sucht in jeder Heimsuchung. So wird auch er, von tausend Gefahren umstürmt, unversehrt bleiben, während Untergang und Verderben über alle die kommt, welche von dieser Lebensregel abweichen, vergl. [Hebr 10,30]: die Aufgeblasenen und die, welche vor Gott nicht gerecht sind. Diese beiden Verfehlungen stehen dem Glauben entgegen, der nur in einem demütigen Herzen wohnen kann, und der Gerechtigkeit, welche allein auf den Glauben gestützt, die Verheißung des Lebens und des Heiles besitzt. Dem Glauben im zweiten Gliede entspricht der Hochmut im zweiten, der Gerechtigkeit steht die nicht gerade Seele in ihm gegenüber. Der Glaube, von dem der Prophet hier spricht, ist die Tugend, mit der wir für wahr halten, was Gott redet (Hier., Cyr., Theod., Theod. Gr.), zu der freilich dann auch die Hoffnung hinzutreten muss. Den angegebenen Sinn hat auch das hebräische Wort [Gen 15,6; Ex 14,31] u.a. Das hier vom Propheten versprochene Leben ist nicht zunächst die Befreiung von Feinden, wie der vorhergehende Vers anzeigt, denn die zeitliche Wohlfahrt könnte nicht auf unbestimmte Zeit verschoben werden, und wie könnten die Gerechten sicher leben, wenn die Chaldäer alles verwüsten? Musste nicht schon die Zerstörung Jerusalems allein ihr Glück trüben? Wie die Worte: Der Gerechte wird leben allgemein gesagt werden, sind sie auch im umfassendsten Sinne zu nehmen: das Reich der Chaldäer wird untergehen, ohne wieder aufzuerstehen, die Juden werden von ihrer Niederlage sich wieder erheben und ein neues Gottesreich gründen, und der Name Israels wird nicht zugrunde gehen. Auf die einzelnen Menschen angewendet: Ewiges Leben wird dem Gerechten, der meinen Worten glaubt, zuteil [Röm 1,17] sagt der Apostel, diese Stelle anführend: Im Evangelium wird die wahre Gerechtigkeit, welche Gott in den Menschen zu sehen wünscht, verkündet, und diese ist eine solche, dass sie aus dem Glauben ihren Ursprung nimmt und nur den Gläubigen verliehen wird. Demgemäß bietet die Septuag. denselben Sinn wie das Hebräische. Habakuk Hab 42 2 5 Et quomodo vinum potantem decipit: sic erit vir superbus, et non decorabitur: qui dilatavit quasi infernus animam suam: et ipse quasi mors, et non adimpletur: et congregabit ad se omnes gentes, et coacervabit ad se omnes populos. Und⁷ wie der Wein den Trinkenden berückt, so ist es mit dem Stolzen, er wird keine Ehre haben;⁸ er macht weit seine Gier wie die Unterwelt und ist unersättlich wie der Tod;⁹ er sammelt alle Völker zu sich und zieht alle Nationen an sich. Habakuk Hab 42 2 5 7 Der in V. 4 allgemein ausgesprochene Satz wird auf die Chaldäer in dem sie betreffenden Teil angewendet. Habakuk Hab 42 2 5 8 Der Hochmut betrügt, bringt zu Falle, setzt dem Spotte aus. Die Babylonier waren dem Trunke sehr ergeben, umso passender ist das Bild. Hebr.: Vollends, der Wein ist ein Betrüger und ein prahlerischer Held wird nie ruhig wohnen. Habakuk Hab 42 2 5 9 Die Unterwelt sagt nie: Genug [Spr 30,16], und der Tod hört nie auf zu wüten. Habakuk Hab 42 2 6 Numquid non omnes isti super eum parabolam sument, et loquelam ænigmatum ejus: et dicetur: Væ ei, qui multiplicat non sua? Usquequo et aggravat contra se densum lutum? Werden nicht diese alle ein Spottlied auf ihn anstimmen und Redesprüche auf ihn führen und wird man nicht sagen: Wehe dem, der aufhäuft, was nicht sein eigen ist! Auf wie lange?¹⁰ Er beschwert sich mit dichtem Kote.¹¹ Habakuk Hab 42 2 6 10 Oder: wie lange soll es fortgehen? Habakuk Hab 42 2 6 11 Wahrer Wert des Reichtums und Verderben, das schlecht Erworbenes nach sich zieht. Neuere: Mit gepfändeter Habe oder: mit Schuld belastet. Doch ist diese Übersetzung unsicher. Habakuk Hab 42 2 7 Numquid non repente consurgent qui mordeant te: et suscitabuntur lacerantes te, et eris in rapinam eis? Werden nicht plötzlich aufstehen, die dich anfallen, aufwachen, die dich zerfleischen,¹² dass du ihnen zur Beute wirst? Habakuk Hab 42 2 7 12 So hat der Chaldäer auch andere Völker nach Art eines wilden Tieres zerfleischt. Habakuk Hab 42 2 8 Quia tu spoliasti gentes multas, spoliabunt te omnes, qui reliqui fuerint de populis propter sanguinem hominis et iniquitatem terræ civitatis, et omnium habitantium in ea. Weil du viele Völker beraubt hast, werden dich alle berauben, die unter den Völkern übriggeblieben,¹³ um des vergossenen Menschenblutes willen und der Gewalttat, die du an Land und Stadt und allen ihren Bewohnern¹⁴ verübt hast. Habakuk Hab 42 2 8 13 Aus den Völkern, die von den Chaldäern unterworfen und noch übrig sind, werden Rächer erstehen. Auch die Perser waren ihnen unterworfen, wie [Jer 25,9.25] zeigt. Habakuk Hab 42 2 8 14 Insbesondere zieht ihre Grausamkeit gegen Juda, Jerusalem und Israel ihnen Strafe zu. Einige Erklärer fassen Land und Stadt allgemein von allen unterworfenen Ländern und Städten. Habakuk Hab 42 2 9 Væ qui congregat avaritiam malam domui suæ, ut sit in excelso nidus ejus, et liberari se putat de manu mali. Wehe dem, der ungerechten Gewinn für sein Haus zusammenrafft, damit sein Nest in der Höhe sei, und der wähnt, vor der Gewalt des Unglücks bewahrt zu sein.¹⁵ Habakuk Hab 42 2 9 15 Gemeint ist der König. Ein Nest in der Höhe ist sicher, doch dient es hier wohl auch als Bild des Stolzes. Habakuk Hab 42 0 1 II. Gesang Habakuks. a. Aufschrift und Bitte. (V. 2) b. Gott offenbart sich. (V. 7) c. Symbolische Beschreibung des Gerichtes. (V. 11) d. Vernichtung der Feinde. (V. 15) e. Gottes Gericht ist mit Furcht und Hoffnung zu erwarten. Habakuk Hab 42 3 1 Oratio Habacuc prophet pro ignorantiis. Gebet¹ des Propheten Habakuk für die Sünden der Unwissenheit.² Habakuk Hab 42 3 1 1 Eine ähnliche Aufschrift haben [Ps 16; Ps 85; Ps 89; Ps 101; Ps 141] Gebet beginnt, Gebet beschließt den Gesang; die Beschreibung des Gerichtes ist eine objektive. Das Wort Gebet bezeichnet jede Erhebung des Herzens zu Gott, hier also besonders Lob. Habakuk Hab 42 3 1 2 Der Prophet fleht, Gott wolle erfüllen, was er verheißen, und um der Sünden der Juden willen nicht die Erfüllung verschieben. Habakuk Hab 42 3 10 Viderunt te, et doluerunt montes: gurges aquarum transiit. Dedit abyssus vocem suam: altitudo manus suas levavit. Da sie dich sehen, erbeben die Berge, die Wasserflut²⁵ bricht herein, der Abgrund lässt seine Stimme erschallen, die Tiefe erhebt ihre Hände.²⁶ Habakuk Hab 42 3 10 25 Hebr.: Regenströme. Ähnlich geschah es bei der Sündflut. [Gen 7,11] Habakuk Hab 42 3 10 26 Die tobenden Fluten werden durch die Gewalt des Aufruhrs aller Elemente emporgehoben. Habakuk Hab 42 3 11 Sol, et luna steterunt in habitaculo suo, in luce sagittarum tuarum, ibunt in splendore fulgurantis hastæ tuæ. Sonne und Mond bleiben²⁷ in ihrer Behausung, bei dem Leuchten deiner Pfeile treten sie zurück,²⁸ vor dem Glanze deines blitzenden Speeres.²⁹ Habakuk Hab 42 3 11 27 Sie verbergen sich in den Behausungen, aus denen sie gleichsam hervorgehen, wenn sie leuchten. Habakuk Hab 42 3 11 28 Verblassen sie. Habakuk Hab 42 3 11 29 Die feurigen Hagelstücke [Ex 9,24] das Vorbild des einst alles vernichtenden Feuers [2Petr 3,12] und des Feuers, in dem der Herr kommt [2Thess 1,8] und in dem sich der Tag des Herrn offenbaren wird. [1Kor 3,13] Vergl. [Weish 5,19-24]. Habakuk Hab 42 3 12 In fremitu conculcabis terram: in furore obstupefacies gentes. Im Grimme zertrittst du die Erde, im Zorne machst du die Völker erstarren.³⁰ Habakuk Hab 42 3 12 30 Hebr.: In Grimm beschreitest du die Erde, in Zorn zerdrischest du die Völker. Habakuk Hab 42 3 13 Egressus es in salutem populi tui: in salutem cum Christo tuo: Percussisti caput de domo impii: denudasti fundamentum ejus usque ad collum. Du ziehst aus³¹ zur Rettung deines Volkes, zur Rettung mit deinem Gesalbten.³² Du schlägst den Giebel vom Hause des Gottlosen, legst es bloß von unten bis an den Hals.³³ Habakuk Hab 42 3 13 31 Gott schreitet als Richter voll Majestät über die Erde und vernichtet, wenn er will, in einem Augenblicke die feindlichen Völker. Habakuk Hab 42 3 13 32 Mit deinem theokratischen Könige wirst du so handeln, dass du ihn rettest. Gott lässt den Bund, den er eingegangen, nicht ohne Erfüllung, er wird das auserwählte Volk retten. Habakuk Hab 42 3 13 33 Seinen höchsten Schmuck. Der König der Chaldäer wird umkommen und mit ihm die Herrlichkeit des Reiches begraben werden, wie wenn ein Haus mit Wänden und Balken eingegriffen wird und das Fundament bloß daliegt. Habakuk Hab 42 3 14 Maledixisti sceptris ejus, capiti bellatorum ejus, venientibus ut turbo ad dispergendum me. Exsultatio eorum sicut ejus, qui devorat pauperem in abscondito. Du fluchst seinem Zepter, dem Haupte seiner Krieger,³⁴ die wie ein Sturmwind herankommen, mich zu zerstreuen. Ihr Jubel erschallt wie dessen, der den Armen im Hinterhalte verschlingt.³⁵ Habakuk Hab 42 3 14 34 Der vorher Giebel des Hauses genannt ist. Habakuk Hab 42 3 14 35 Mit welcher Grausamkeit und Härte sie verfahren werden, wird durch das Beispiel eines Bedrückers dargelegt, der den Armen verschlingt, den Gerechten, wenn er sich unbemerkt glaubt, beraubt und vernichtet. Hebr.: du durchbohrtest mit seinen Lanzen das Haupt seiner Fürsten: Gott entreißt dem gottlosen Fürsten dessen eigene Waffen und durchbohrt ihn damit; die Babylonier werden durch ihre eigenen Waffen umkommen. Habakuk Hab 42 3 15 Viam fecisti in mari equis tuis, in luto aquarum multarum. Du bahnest im Meere³⁶ deinen Rossen³⁷ einen Weg, im Schlamme mächtiger Wasser. Habakuk Hab 42 3 15 36 Anspielung auf den Durchzug durch das Rote Meer. Dort waren zwei Schwierigkeiten zu überwinden: das Meer und, als dieses zurücktrat, der Schlammgrund. Beide beseitigte Gott. Habakuk Hab 42 3 15 37 Die Rosse der Perser sind Gottes Rosse, insofern der Herr die Perser selbst zum Kampfe rief. Die Propheten vergleichen die Befreiung aus der babylonischen Gefangenschaft und die Erneuerung der Bundesschließung oft mit der ägyptischen Knechtschaft und der ersten Bundesschließung. Hebr.: Du beschreitest das Meer, deine Rosse den Schwall (Grund?) mächtiger Wasser. Auch den Aposteln teilte Gott Flüsse und Meere, da er ihrer Predigt die Welt öffnete, insofern in den schon erwiesenen Wohltaten Gottes das Vorbild noch zu erweisender geboten wird. Habakuk Hab 42 3 16 Audivi, et conturbatus est venter meus: a voce contremuerunt labia mea. Ingrediatur putredo in ossibus meis, et subter me scateat. Ut requiescam in die tribulationis: ut ascendam ad populum accinctum nostrum. Ich habe es vernommen, da erzitterte mein Inneres,³⁸ vor dem Rufe erbebten meine Lippen. Möge Fäulnis mein Gebein durchdringen und möge es in mir wimmeln, dass ich ruhe am Tage der Drangsal, dass ich hinaufziehe zu unserm gerüsteten Volke.³⁹ Habakuk Hab 42 3 16 38 Das Gesicht hat den Propheten mit Schrecken erfüllt. Habakuk Hab 42 3 16 39 Hebr.: Wie Knochenfraß dringt es in meine Gebeine und wo ich stehe, erzittere ich, dieweil ich ruhig bleiben soll bis zum Tage der Drangsal, bis heraufzieht gegen das Volk, der es angreifen wird. Das insbesondere erschreckt den Propheten, dass er, der für Israel eintreten möchte, ohnmächtig und untätig dem kommenden Unglück entgegensehen soll. Vulgata: Ich will gern Gefangenschaft und schlimmste Not leiden, wenn ich nur zu der Zeit Ruhe habe, wo Gott den Herrschern des Reiches flucht. Andere: Er bittet Gott um den Tod, damit er die Gefangenschaft des Volkes nicht mehr sehe. Habakuk Hab 42 3 17 Ficus enim non florebit: et non erit germen in vineis. Mentietur opus olivæ: et arva non afferent cibum. Abscindetur de ovili pecus: et non erit armentum in præsepibus. Denn der Feigenbaum wird nicht sprossen und die Rebe keine Frucht bringen,⁴⁰ des Ölbaums Trieb wird täuschen⁴¹ und die Fluren keine Nahrung geben, entrissen sind⁴² dem Stalle die Schafe und kein Rind wird an der Krippe⁴³ sein. Habakuk Hab 42 3 17 40 Bild des Unglücks, welches der Feind über das Volk bringen wird: So furchtbar wird die Verwüstung sein, dass jenes Land, das einst von Milch und Honig floss, der Wüste gleicht. Habakuk Hab 42 3 17 41 Der Hoffnung nicht entsprechen. Habakuk Hab 42 3 17 42 Hebr.: Es fehlen. Habakuk Hab 42 3 17 43 Hebr.: In den Ställen. Das von den Chaldäern zu erwartende Unheil ist also größer als das, welches die Assyrer gebracht; vergl. [Jes 7,21]. Habakuk Hab 42 3 18 Ego autem in Domino gaudebo: et exsultabo in Deo Jesu meo. Doch ich werde mich in dem Herrn freuen und frohlocken in Gott,⁴⁴ meinem Heiland.⁴⁵ Habakuk Hab 42 3 18 44 Sind indes auch viele Gründe, Gottes Gericht mit Bangen entgegenzuschauen, so richten doch andere das Herz der Frommen wieder auf und geben ihnen die sichere Hoffnung, dass nach dem Unglück bessere Zeiten kommen werden. Nicht auf den Menschen, auf Gott beruht diese Hoffnung, ja noch mehr diese Veranlassung zum höchsten Jubel. Habakuk Hab 42 3 18 45 Hebr.: Doch ich will in Jahve frohlocken, will jubeln in dem Gotte meine Heils: in dem Gott, der mein Heil wirkt und überall wirken will, wo der Mensch diesen Quell des Heiles nicht selbst verlässt. Der heilige Hieronymus wählt statt des abstrakten Heils freier das verwandte Wort, womit freilich eine Änderung des Textes, nicht eine Übersetzung gegeben ist. Habakuk Hab 42 3 19 Deus Dominus fortitudo mea: et ponet pedes meos quasi cervorum. Et super excelsa mea deducet me victor in psalmis canentem. Gott,⁴⁶ der Herr, ist meine Stärke, er gibt mir Füße gleich den Hirschen,⁴⁷ er führt mich auf meine Höhen,⁴⁸ der Sieger, dass ihm mein Saitenspiel ertöne.⁴⁹ Habakuk Hab 42 3 19 46 Jahve. Habakuk Hab 42 3 19 47 Wenn das Volk sich ganz Gott anvertraut, gibt dieser ihm die Schnelligkeit von Hirschen, der die Chaldäer nicht gleichkommen können. Habakuk Hab 42 3 19 48 Vulgata: Gott, Sieger und Triumphator über die Feinde, versetzt die den Feinden entrissene Beute, sein Volk, in ihr Land, in ein gutes Land, in sichere und befestigte Plätze, während sie die Wiederherstellung der Theokratie mit dankbaren Lobgesängen feiern. Hebr.: Er lässt mich einherschreiten auf den Höhen. Ähnlich [Dtn 32,13]. Habakuk Hab 42 3 19 49 Hebr.: dem Sangmeister, auf meinem Saitenspiel. Diese Worte, welche sich auch in den Aufschriften einiger Psalmen finden, bedeuten wohl, dass das Lied zum Dienste im Heiligtume zu singen ist. Die Septuag. und Hieron. haben das Wort meinen nicht. Die Lesart der Vulgata: der Sieger ist wohl nach Analogie der sonstigen Übersetzung des Wortes in den Psalmen zu ändern in: dem Sieger. Habakuk Hab 42 3 2 Domine audivi auditionem tuam, et timui. Domine opus tuum in medio annorum vivifica illud: In medio annorum notum facies: cum iratus fueris, misericordiæ recordaberis. Herr! ich habe deine Stimme³ vernommen und bin voll Furcht. Herr! rufe dein Werk ins Leben⁴ in Mitte der Jahre,⁵ in Mitte der Jahre tue es kund; indes du zürnest, wollest du deiner Barmherzigkeit gedenken!⁶ Habakuk Hab 42 3 2 3 Die Offenbarung von der Strafe, die Gott durch die Chaldäer über die Juden will kommen lassen, um dann jene selbst zu züchtigen. (Hier., Theod.) Doch dies Gericht ist der Weg, auf dem Gottes Erkenntnis und Lob über den Erdkreis sich verbreitet [Hab 2,14], das Heil zu bringen [Hab 2,4], darum fleht der Seher, Gott möge sein Werk vollbringen, die Niederwerfung seiner Feinde und die volle Wiederherstellung seines Reiches, dass die Erde mit der Erkenntnis und der Ehre Gottes erfüllt und der Gerechte, allem Elend entrissen, unversehrt lebe. [Hab 2,4.14] Habakuk Hab 42 3 2 4 Lass deinen Ratschluss zur Ausführung kommen. Habakuk Hab 42 3 2 5 Der Seher möchte die [Hab 2,3] genannte Zeit beschleunigt sehen, also in kurzer Zeit, in wenigen Jahren. Habakuk Hab 42 3 2 6 Strafe nicht im Zorne, sondern mildere die Strafe durch deine Barmherzigkeit, indem du auch den Gottlosen Gnade zur Bekehrung gewährst. Das Gleiche hatte er [Hab 1,13] erfleht und erbittet er auch in V. 9.13.15.18.19. Die Septuag. liest: Herr, ich habe deine Botschaft vernommen und fürchte mich; Herr, ich habe deine Werke betrachtet und bin voller Staunen; inmitten zweier Wesen wirst du erkannt werden, wenn die Zeit kommt, wird auf dich hingewiesen werden; wenn meine Seele im Zorne verwirrt ist, wirst du der Barmherzigkeit eingedenk sein. Diese Lesart ist in das kirchliche Offizium, insbesondere am Karfreitag im Traktus nach der ersten Prophezeiung aufgenommen. Die Wesen sind die Cherubim der Bundeslade. (Method., Cyr.) Dass sie die beiden Tiere bedeuten, welche bei der Krippe des Heilandes waren, findet sich bei den heiligen Vätern nicht. Einige griechische Erklärer lesen: Inmitten zweier Leben. Aquila, der sonst mit dem Hebräischen übereinstimmt, liest: indem du die Jahre nahen ließest. Habakuk Hab 42 3 3 Deus ab austro veniet, et sanctus de monte Pharan: Operuit clos gloria ejus: et laudis ejus plena est terra. Gott wird vom Mittage herkommen und der Heilige vom Berge Pharan,⁷ seine Herrlichkeit bedeckt⁸ die Himmel und seines Preises⁹ ist die Erde voll.¹⁰ Habakuk Hab 42 3 3 7 Das Bild ist den Umständen entlehnt, unter denen Gott einst das Gesetz auf dem Sinai gab. Hebr.: Gott kommt von Theman her offenbar Anspielung auf [Dtn 32,2]. Gott stieg auf den Sinai mit Glanz zu uns herab, er war uns ein strenger Richter im Lande Edom, aber auch ein barmherziger Erlöser, da er feurige Schlangen sandte und das Heilmittel gab. [Num 21,4] Da nun Gott durch eine neue Offenbarung sein früheres Walten als Richter und Retter fortsetzen will, sagt der Seher, der Herr werde sich als den erweisen, der er zuvor gewesen. Thaman: südliche Landschaft von Edom. Pharan ist der verlassene Landstrich zwischen Edom und Süd-Palästina, der Zeuge vieler Großtaten Gottes. [Num 10,11; Num 13,1; Num 14,10] Der Heilige: der wegen seiner unendlichen Heiligkeit seinen Bund nicht aufhören lässt, sondern seine Feinde vernichtet und seine Herrlichkeit an seinem heiligen Volke zurückstrahlen lassen will. Habakuk Hab 42 3 3 8 Mit ihrem Glanze. Habakuk Hab 42 3 3 9 Seiner Herrlichkeit. Gott kommt von Süden, aus der entgegengesetzten Richtung als der chaldäische Sturmwind, diesen entgegen. Habakuk Hab 42 3 3 10 Im Hebräischen steht hier Sela, ein Musikzeichen. Habakuk Hab 42 3 4 Splendor ejus ut lux erit: cornua in manibus ejus: Ibi abscondita est fortitudo ejus: Sein Glanz ist dem Sonnenlichte gleich, Strahlen entfließen seinen Händen,¹¹ dort¹² birgt sich seine Stärke. Habakuk Hab 42 3 4 11 Hebr.: Ein Glanz wie Sonnenlicht geht aus von seiner Hand. Vielleicht ist dies so zu verstehen, wie Gott Moses durch die erhobene Hand ein wenig von seiner Herrlichkeit sehen ließ. [Ex 23,33] Habakuk Hab 42 3 4 12 Wo er verborgen ist, im Lichte. Habakuk Hab 42 3 5 Ante faciem ejus ibit mors. Et egredietur diabolus ante pedes ejus. Vor seinem Angesichte her geht der Tod und der Verderber zieht aus vor seinen Füßen.¹³ Habakuk Hab 42 3 5 13 Hebr.: Vor ihm her geht die Seuche und seinen Fußstapfen folgt die Pestglut. Habakuk Hab 42 3 6 Stetit, et mensus est terram. Aspexit, et dissolvit gentes: et contriti sunt montes sæculi. Incurvati sunt colles mundi, ab itineribus æternitatis ejus. Er tritt¹⁴ auf und misst die Erde,¹⁵ er schaut hin und zerstreut die Völker, da zerbersten die Berge der Vorzeit¹⁶ und bei seinem Gange von Ewigkeit¹⁷ her sinken die Hügel der Welt.¹⁸ Habakuk Hab 42 3 6 14 In zweifacher Weise wird der Eindruck geschildert, den die Geschöpfe von Gottes Erscheinen empfangen. Habakuk Hab 42 3 6 15 Mit einem Blicke. Habakuk Hab 42 3 6 16 Die von alters her entstanden. Die Ewigkeit wird oft für die Zeit von der Erschaffung der Welt an oder für einen anderen langen Zeitraum gesetzt. Habakuk Hab 42 3 6 17 Wie und wo er in der Vorzeit wandelte. Wenn Gott etwas Außerordentliches tut, kommt er gleichsam aus dem Himmel, so einst bei den Wundern in Ägypten. Habakuk Hab 42 3 6 18 Die uralten Hügel. Habakuk Hab 42 3 7 Pro iniquitate vidi tentoria thiopiæ, turbabuntur pelles terræ Madian. Unter Unheil sehe ich die Zelte Äthiopiens, es schwanken die Zelte des Landes Madian.¹⁹ Habakuk Hab 42 3 7 19 Äthiopien und die Madianiter werden von Schrecken ergriffen; selbst die Zelte fühlen das Nahen Gottes. Was V. 6 allgemein von den Völkern gesagt ist, wird hier an einem besonderen Beispiele beleuchtet: Die Äthiopier vereinigten sich oft mit den Ägyptern, und die Madianiter waren Feinde des Volkes Gottes. Es ist nicht unmittelbar von Christus in diesem Gesange die Rede, wie Worte und Kontext zeigen. Doch insofern der Prophet ein besonderes Gericht über die Völker schaut, das für die Frommen Heil bringt [Hab 2,4], bietet er einen Umriss aller Gerichte, welche Gott hält. Habakuk Hab 42 3 8 Numquid in fluminibus iratus es Domine? Aut in fluminibus furor tuus? Vel in mari indignatio tua? Qui ascendes super equos tuos: et quadrigæ tuæ salvatio. Bist du denn wider die Ströme ergrimmt, o Herr? oder gilt den Strömen dein Zorn oder dem Meere dein Grimm?²⁰ Du steigst auf deine Rosse und deine Wagen sind Heil.²¹ Habakuk Hab 42 3 8 20 Zuerst fühlen Flüsse und Meer den Richter. Eine Ähnlichkeit mit den am Roten Meere und am Jordan von Gott oder im Nil geschehenen Wundern. Ähnliche Bilder [Ps 105,9; Ps 113,3] Habakuk Hab 42 3 8 21 Wenn du also jetzt deine Streitwagen besteigst und den Bogen ergreifst, so wirst du deine Feinde niederwerfend deinem Volke Heil gewähren. Streitwagen Gottes sind die Wolken [Ps 103,3], aus denen einst Donner und Blitze über die Ägypter kamen. Habakuk Hab 42 3 9 Suscitans suscitabis arcum tuum: juramenta tribubus quæ locutus es: Fluvios scindes terræ: Du spannst mit Kraft deinen Bogen,²² wie du den Stämmen geschworen,²³ Ströme lässest du aus der Erde hervorbrechen.²⁴ Habakuk Hab 42 3 9 22 Deine Waffen, hier Sturm, Donner, Blitz, mit denen die Ägypter heimgesucht wurden. Habakuk Hab 42 3 9 23 Sie zu befreien. [Gen 22,16; Ps 88,50; Ps 131,11; Mi 7,20] Habakuk Hab 42 3 9 24 Damit sie sich gegen die Gottlosen erheben, wie [Gen 7,11]. Vergl. [Ps 76,17]. Zefanja Zef 43 0 1 I. Androhung eines allgemeinen Vernichtungsgerichtes. (Kap. 1) a. Gericht über Erde und Stadt. (V. 6) b. Alle Stände trifft das Gericht. (V. 13) c. Der Schrecken des göttlichen Gerichtes. Zefanja Zef 43 1 1 VERBUM Domini, quod factum est ad Sophoniam filium Chusi, filii Godoliæ, filii Amariæ, filii Ezeciæ, in diebus Josiæ filii Amon regis Judæ. Wort des Herrn, welches an Sophonias erging,¹ den Sohn Chusis, des Sohnes Godolias', des Sohnes Amarias', des Sohnes Ezekias',² in den Tagen des Josias, des Sohnes Amons, des Königs von Juda. Zefanja Zef 43 1 1 1 Indem Gott seinen Geist erleuchtete. Zefanja Zef 43 1 1 2 Die Verschiedenheit der Aufschrift bei den verschiedenen Propheten spricht dafür, dass jeder einzelne diese selbst verfasst hat. Zefanja Zef 43 1 10 Et erit in die illa, dicit Dominus, vox clamoris a porta piscium, et ululatus a Secunda, et contritio magna a collibus. An jenem Tage, spricht der Herr, wird lautes Geschrei gehört werden vom Fischertor¹⁹ her und Wehegeheul von der Unterstadt und großes Krachen von den Höhen her.²⁰ Zefanja Zef 43 1 10 19 Das Tor lag im Nordteil der Stadt gegen Osten. Vielleicht drangen die Chaldäer durch dieses Tor in die Stadt. Zefanja Zef 43 1 10 20 Die ganze Stadt durchtönt Wehegeschrei. Die Unterstadt lag auf dem Hügel Akra. Zefanja Zef 43 1 11 Ululate habitatores Pilæ: conticuit omnis populus Chanaan, disperierunt omnes involuti argento Jammert, ihr Bewohner des Kessels!²¹ verstummt ist das ganze Volk Kanaan,²² alle, welche Silber um sich her aufhäuften, sind ausgetilgt. Zefanja Zef 43 1 11 21 Des Tales zwischen dem Hügel Akra im Westen und Bezetha und Moria im Osten, der sich bis zur Quelle Siloe erstreckt. Zefanja Zef 43 1 11 22 In diesem Tale waren wohl große Kaufhäuser, denn der hebräische Text lautet: Vernichtet ist das gesamte Volk Kanaans (die gesamte Kaufmannschaft), Juden, welche die Sitten Chanaans nachahmten. Zefanja Zef 43 1 12 Et erit in tempore illo: scrutabor Jerusalem in lucernis: et visitabo super viros defixos in fæcibus suis: qui dicunt in cordibus suis: Non faciet bene Dominus, et non faciet male. Und es wird zu jener Zeit geschehen: Ich werde Jerusalem mit Leuchten durchforschen²³ und die Männer heimsuchen, welche auf ihren Hefen hocken,²⁴ die in ihren Herzen sprechen: Der Herr tut weder Gutes noch tut er Böses. Zefanja Zef 43 1 12 23 Wie jemand, der etwas mit großer Sorgfalt sucht, so wird Gott selbst das Entfernteste und Verborgenste durchforschen, damit kein Schuldiger entgehe oder verborgen bleibe. Zefanja Zef 43 1 12 24 Die in ihren Lastern dahinleben. Wie der Wein, der sich abklärt, rein wird und die Hefe nach unten sinkt, so haben sie in Muße ihrer Bosheit gelebt, ohne dass sich das Unglück gegen sie regte. Zefanja Zef 43 1 13 Et erit fortitudo eorum in direptionem, et domus eorum in desertum: et ædificabunt domos, et non habitabunt: et plantabunt vineas, et non bibent vinum earum. Ihr Reichtum wird der Plünderung, ihre Häuser der Verödung überliefert werden; bauen sie Häuser, so sollen sie diese nicht bewohnen; pflanzen sie Weinberge, so sollen sie keinen Wein davon trinken.²⁵ Zefanja Zef 43 1 13 25 Die Drohungen sind dem Gesetze entnommen. Vergl. [Lev 26,31; Dtn 28,30.39]. Zefanja Zef 43 1 14 Juxta est dies Domini magnus, juxta est et velox nimis: vox diei Domini amara, tribulabitur ibi fortis. Nahe ist der große Tag des Herrn, nahe ist er und kommt eilends heran; bitter ist die Stimme des Tages des Herrn, da zagen die Streiter.²⁶ Zefanja Zef 43 1 14 26 Im Hebr. wird bitter zu dem letzten Gliede gezogen: Bitter schreit da der Held. Donner und Blitze kündigen den Tag an. Wenn schon die Helden zagen, was werden die übrigen tun? Zefanja Zef 43 1 15 Dies iræ dies illa, dies tribulationis et angustiæ, dies calamitatis et miseriæ, dies tenebrarum et caliginis, dies nebulæ et turbinis, Ein Tag des Zornes ist dieser Tag,²⁷ ein Tag der Drangsal und Angst, ein Tag des Verderbens und des Elends,²⁸ ein Tag der Finsternis und des Dunkels, ein Tag des Gewölkes und des Sturmes,²⁹ Zefanja Zef 43 1 15 27 Was aus dem Zorne für die Menschen folgt, zeigen die weiteren Zusätze. Zefanja Zef 43 1 15 28 Hebr.: Der Wüste und Verwüstung. Zefanja Zef 43 1 15 29 Der höchste Grad des Übels wird durch die vierfache Erwähnung dichtester Finsternis bezeichnet, welcher diejenigen anheimfallen, die das Licht des Herrn verschmähten. Zefanja Zef 43 1 16 Dies tubæ et clangoris super civitates munitas, et super angulos excelsos. ein Tag des Posaunenschalles und des Lärmblasens wider die festen Städte und wider die ragenden Zinnen.³⁰ Zefanja Zef 43 1 16 30 Auch die festesten Bollwerke werden, wenn die Zeichen des Feindes zum Angriffe ertönen, erobert werden. Zefanja Zef 43 1 17 Et tribulabo homines, et ambulabunt ut cæci, quia Domino peccaverunt: et effundetur sanguis eorum sicut humus, et corpora eorum sicut stercora. Dann werde ich die Menschen bedrängen, dass sie wie Blinde umhertappen,³¹ denn sie haben wider den Herrn gesündigt; ihr Blut soll ausgeschüttet werden wie Staub³² und ihre Leiber wie Kot.³³ Zefanja Zef 43 1 17 31 Dass sie vor Angst und Schrecken nicht wissen, wohin sie fliehen sollen und kein Weiser da ist, der ihnen rate. Eine solche Strafe der Blindheit hatte Moses schon angedroht. [Dtn 28,29] Zefanja Zef 43 1 17 32 Nichts wert geachtet, wie Staub, den jeder mit Füßen tritt. Zefanja Zef 43 1 17 33 Ihre Leichname werden, der Ehre der Bestattung beraubt, unter freiem Himmel vermodern. Zefanja Zef 43 1 18 Sed et argentum eorum, et aurum eorum non poterit liberare eos in die iræ Domini: in igne zeli ejus devorabitur omnis terra, quia consummationem cum festinatione faciet cunctis habitantibus terram. Auch ihr Silber und ihr Gold wird sie nicht zu retten vermögen am Tage des Zornes des Herrn,³⁴ vom Feuer seines Eifers wird die ganze Erde verzehrt werden, denn schnell³⁵ wird er allen Bewohnern der Erde ein Ende machen.³⁶ Zefanja Zef 43 1 18 34 So mögen denn die Reichen sich nicht mit falscher Zuversicht schmeicheln. Zefanja Zef 43 1 18 35 Unerwartet. Zefanja Zef 43 1 18 36 Vergl. [Zef 1,2]. Zefanja Zef 43 1 2 Congregans congregabo omnia a facie terræ, dicit Dominus: Hinraffen fürwahr werde ich alles vom Erdboden hinweg, spricht der Herr, Zefanja Zef 43 1 3 Congregans hominem, et pecus, congregans volatilia cli, et pisces maris: et ruinæ impiorum erunt: et disperdam homines a facie terræ, dicit Dominus. hinraffen Menschen und Vieh, hinraffen die Vögel des Himmels und die Fische im Meere,³ und die Gottlosen werden niederstürzen⁴ und ich werde die Menschen von dem Erdboden vertilgen, spricht der Herr.⁵ Zefanja Zef 43 1 3 3 Zwischen Menschen und Tieren besteht die Beziehung, dass die letzteren für die ersten erschaffen sind und deshalb auch an dem Fluche teilnehmen, der um der Sünde willen über ihn kommt. Vergl. [2Petr 3,10]. Zefanja Zef 43 1 3 4 Hebr.: Und ich will wegnehmen den Anstoß samt den Übeltätern. Der Anstoß sind die Götzenbilder. Zefanja Zef 43 1 3 5 Wer könnte einem solchen Gotte widerstehen, ihn nicht fürchten? Der Prophet will dem besonderen Gerichte, dass er nunmehr vor Augen stellen will, größere Glaubwürdigkeit sichern und den Schrecken davor steigern. Zefanja Zef 43 1 4 Et extendam manum meam super Judam, et super omnes habitantes Jerusalem: et disperdam de loco hoc reliquias Baal, et nomina ædituorum cum sacerdotibus: Ich werde meine Hand wider Juda und wider alle Bewohner Jerusalems ausstrecken⁶ und werde von dieser Stätte die Überreste Baals⁷ und die Namen⁸ der Tempeldiener samt den Priestern⁹ vertilgen, Zefanja Zef 43 1 4 6 Gott streckt die Hand aus, wenn er Großes und Schreckliches vollbringt, wenn er schlägt. Die Bewohner von Jerusalem werden besonders genannt, weil sie den Götzendienst besonders hätten meiden sollen, hatten sie doch den Tempel in ihrer Stadt und Priester und Gesetzesgelehrte. Zefanja Zef 43 1 4 7 Nicht allein seine Verehrung, sondern selbst jede Spur. Zefanja Zef 43 1 4 8 Selbst die Namen sollen verschwinden, so verhasst ist der Götzendienst dem Herrn. Zefanja Zef 43 1 4 9 Die Tempeldiener sind die Götzendiener, von denen [2Kön 23,5] berichtet wird. Diesen haben sich verworfene Aaronitische Priester angeschlossen. Zefanja Zef 43 1 5 Et eos, qui adorant super tecta militiam cli, et adorant, et jurant in Domino, et jurant in Melchom. sowie die, welche das Heer des Himmels auf den Dächern¹⁰ und zugleich den Herrn anbeten und bei dem Herrn und zugleich bei Melchom schwören,¹¹ Zefanja Zef 43 1 5 10 Oft war auf dem Dache ein Obergemach, das zu Beratungen, zur Erholung, zum geheimen Gespräche und zum Gebete diente. Auf dem flachen Dache errichteten sie Altäre. Schon in alten Zeiten war der Dienst der Gestirne bei den Juden bekannt. Vergl. [Dtn 4,19; Dtn 17,3.4, 2Kön 17,16] Insbesondere blühte er unter Manasse [2Kön 21,3]. Zefanja Zef 43 1 5 11 Durch die Anrufung ihnen Treue und Verehrung geloben. Melchom ist dasselbe wie Moloch, Melchom war ein Götze der Ammoniter. Zefanja Zef 43 1 6 Et qui avertuntur de post tergum Domini, et qui non quæsierunt Dominum, nec investigaverunt eum. und die, welche abtrünnig geworden sind von dem Herrn und den Herrn nicht suchen und nicht nach ihm fragen.¹² Zefanja Zef 43 1 6 12 Die Indifferentisten jener Zeit. Zefanja Zef 43 1 7 Silete a facie Domini Dei: quia juxta est dies Domini, quia præparavit Dominus hostiam, sanctificavit vocatos suos. Stille vor dem Herrn,¹³ Gott! denn nahe ist der Tag des Herrn, denn ein Schlachtopfer¹⁴ hat sich der Herr zugerichtet, er hat seine Geladenen geheiligt.¹⁵ Zefanja Zef 43 1 7 13 Dem Tumulte des Götzendienstes und der Verbrechen wird Einhalt geboten, denn schon naht der Tag des Herrn, der Tag des Gerichtes, der Tag des Unterganges des jüdischen Reiches, der Tag der Gefangenschaft. Zefanja Zef 43 1 7 14 Der göttlichen Gerechtigkeit wird die Vernichtung der Gottlosen als Schlachtopfer dargebracht und so gleichsam die Erde entsühnt. Zefanja Zef 43 1 7 15 Von anderen abgesondert, auserwählt und zu diesem Dienste angenommen. Gemeint sind die Chaldäer, welche Gott berufen hat. Zefanja Zef 43 1 8 Et erit: in die hostiæ Domini visitabo super principes, et super filios regis, et super omnes, qui induti sunt veste peregrina: Am Tage des Opferschlachtens des Herrn aber werde ich die Fürsten und die Königssöhne¹⁶ heimsuchen und alle, die mit Gewändern der Fremden angetan sind.¹⁷ Zefanja Zef 43 1 8 16 Aufzählung der einzelnen Stände. Die Vornehmen übertrafen die anderen an Rang, so auch an Verruchtheit: Beamte, Vornehme und die, welche aus königlichem Geschlechte sind. Amons Ruchlosigkeit wirkte ansteckend. Die Söhne des Josias waren zur Zeit der Prophezeiung noch nicht geboren oder noch sehr jung, an ihnen erfüllte sich die Weissagung des Herrn. Beide taten, was vor dem Herrn übel war, Joachaz ward von Pharao Nechao der Herrschaft beraubt, die Herrschaft Joakims ward durch mancherlei Stürme erschüttert. Vergl. [2Kön 23,23; 2Kön 24,2] Der Enkel des Josias Joachin ward in die babylonische Gefangenschaft weggeführt, der letzte König Sedekias endlich musste seine Söhne vor seinen Augen sterben sehen, ward des Augenlichtes beraubt und in Ketten nach Babylon geschleppt. Zefanja Zef 43 1 8 17 Die mit Verachtung heimischer Sitte die Weichlichkeit und die Gewohnheiten der Heiden nachahmen, sich bald den Babyloniern, bald den Ägyptern anschließen, durch die Art ihrer Kleidung schon ihre antitheokratische Gesinnung kundgebend. Zefanja Zef 43 1 9 Et visitabo super omnem, qui arroganter ingreditur super limen in die illa: qui complent domum Domini Dei sui iniquitate, et dolo. Und ich will an jenem Tage alle heimsuchen, die stolz die Schwelle überschreiten, die das Haus des Herrn, ihres Gottes, mit Unrecht und Trug erfüllen.¹⁸ Zefanja Zef 43 1 9 18 Welche mit anmaßender Miene und stolzem Aufzuge in den Tempel eintreten und von dem, was sie durch Bedrückung und Trug erworben, Opfer darbringen. Zefanja Zef 43 0 1 II. Mahnung zur inneren Einkehr. (Kap. 2 Kap. 3,8) a. Mahnung zur Buße. (V. 3) b. Das Gericht über die Philister. (V. 7) c. Das Gericht über die Moabiter und Ammoniter. (V. 11) d. Das Gericht über die Äthiopier und Assyrier. Zefanja Zef 43 2 1 Convenite, congregamini gens non amabilis: Scharet euch zusammen, scharet euch zusammen,¹ Volk, unwürdig der Liebe!² Zefanja Zef 43 2 1 1 Um durch gemeinsames Flehen Gottes Zorn abzuwenden. Zefanja Zef 43 2 1 2 Vielmehr des Hasses würdig. Zefanja Zef 43 2 10 Hoc eis eveniet pro superbia sua: quia blasphemaverunt, et magnificati sunt super populum Domini exercituum. Solches wird ihnen widerfahren für ihren Übermut, dass sie geschmäht und sich über das Volk des Herrn der Heerscharen¹⁹ erhoben haben. Zefanja Zef 43 2 10 19 Und damit den Herrn selbst. Zefanja Zef 43 2 11 Horribilis Dominus super eos, et attenuabit omnes deos terræ: et adorabunt eum viri de loco suo, omnes insulæ gentium. Furchtbar wird sich der Herr wider sie erweisen, denn er wird alle Götter der Erde dahinschwinden lassen; alle werden ihn anbeten,²⁰ ein jeder von seiner Stätte aus, alle Inseln der Völker.²¹ Zefanja Zef 43 2 11 20 Alle Gerichte Gottes haben als Ziel dass die Kenntnis und Verehrung des wahren Gottes über die ganze Erde verbreitet werde. Zefanja Zef 43 2 11 21 Die Inseln der Völker sind die weit jenseits der Meere gelegenen Völker. Die Opfer, welche im Alten Bunde allein im Tempel von Jerusalem dargebracht werden durften, werden im Neuen Bunde allerorten dargebracht. Der Alte Bund wird also aufgehoben, der nur für ein Volk und ein Heiligtum bestimmt war, alle Völker werden an dem Neuen Bunde teilhaben und an der Stelle des einen Heiligtums werden so viele Tempel treten als Stätten des Gebetes erbaut werden. (Cyr., Theod., Hier., Theod. Gr.) Ähnlich hatte [Jes 19,18.19] gesprochen, das Gleiche verkündete Malachias voraus. Zefanja Zef 43 2 12 Sed et vos thiopes interfecti gladio meo eritis. Aber auch ihr, Äthiopier! werdet durch mein Schwert erschlagen werden.²² Zefanja Zef 43 2 12 22 Nach Süden und nach Norden wendet sich der Seher jetzt, um durch die Aufzählung zu zeigen, dass der Herr der Gott des Erdkreises ist, der nicht, wie die Götter der Heiden, auf ein Land beschränkt ist, sondern alles mit höchster Macht leitet. Deshalb erwähnt der Prophet zuerst das Volk, das nach der Meinung der Juden in tiefster Verborgenheit seinen Sitz hatte. Da vor Psammetich drei Könige von Äthiopien, deren hauptsächlichster Tharaka [2Kön 19,9; Jes 37,9], Ägypten beherrschten, sind wohl auch die Ägypter zugleich mit den Äthiopiern in demselben Namen einbegriffen. Zefanja Zef 43 2 13 Et extendet manum suam super aquilonem, et perdet Assur: et ponet speciosam in solitudinem, et in invium, et quasi desertum. Und er wird seine Hand gegen Mitternacht²³ ausstrecken und wird Assur verderben und die anmutige Stadt²⁴ zur Einöde machen, zum unwegsamen Land und der Wüste gleich. Zefanja Zef 43 2 13 23 Da die Heere der Assyrer und Chaldäer von Norden in Judäa einbrachen, schaut der Prophet sie in dieser Himmelsrichtung. Zefanja Zef 43 2 13 24 Ninive. Zefanja Zef 43 2 14 Et accubabunt in medio ejus greges, omnes bestiæ gentium: et onocrotalus, et ericius in liminibus ejus morabuntur: vox cantantis in fenestra, corvus in superliminari, quoniam attenuabo robur ejus. Dann werden die Herden mitten darin lagern, die Tiere der umliegenden Völker; Nachteulen und Igel in ihren Häusern herbergen; horch, wie es singt in den Fenstern,²⁵ Raben sitzen auf den Pfosten;²⁶ denn ich werde ihre Macht dahinschwinden lassen. Zefanja Zef 43 2 14 25 In den Spalten nisten die Vögel. Zefanja Zef 43 2 14 26 Besser: Verödung auf der Schwelle. Zefanja Zef 43 2 15 Hæc est civitas gloriosa habitans in confidentia: quæ dicebat in corde suo: Ego sum, et extra me non est alia amplius: quomodo facta est in desertum cubile bestiæ? Omnis, qui transit per eam, sibilabit, et movebit manum suam. Dies ist die herrliche²⁷ Stadt, die so sicher wohnte, die in ihrem Herzen sprach: Ich bin und außer mir ist keine mehr!²⁸ Wie ist sie zur Wüstenei geworden, eine Lagerstätte des Wildes! Alle, die an ihr vorüberziehen, werden zischen und die Hand schwingen.²⁹ Zefanja Zef 43 2 15 27 Hebr.: die ausgelassene. Zefanja Zef 43 2 15 28 Sie forderte göttliche Ehren, sie genügte sich allein und keine andere Stadt war würdig, mit ihr verglichen zu werden. Zefanja Zef 43 2 15 29 In höhnischer Schadenfreude. Zefanja Zef 43 2 2 Priusquam pariat jussio quasi pulverem transeuntem diem, antequam veniat super vos ira furoris Domini, antequam veniat super vos dies indignationis Domini. ehe der Beschluss³ den Tag plötzlich wie daherfahrenden Staub bringt,⁴ ehe über euch der grimmige Zorn des Herrn hereinbricht, ehe über euch der Tag des Zürnens des Herrn hereinbricht. Zefanja Zef 43 2 2 3 Der Beschluss Gottes, die Sünder zu strafen. Zefanja Zef 43 2 2 4 Ehe jener Tag so leicht und schnell vom Herrn herbeigeführt wird, wie der Wind die Spreu zerstreut. Die Gewalt des Windes sinnbildet den Zorn Gottes. Zefanja Zef 43 2 3 Quærite Dominum omnes mansueti terræ, qui judicium ejus estis operati: quærite justum, quærite mansuetum: si quomodo abscondamini in die furoris Domini. Suchet den Herrn, all ihr Sanftmütigen im Lande,⁵ die ihr nach seinen Geboten tut! strebet nach Gerechtigkeit, strebet nach Demut, ob ihr so vielleicht geborgen werdet am Zornestage des Herrn.⁶ Zefanja Zef 43 2 3 5 Die gegen den Nächsten sanftmütig, gegen Gott fromm sind, sollen den Herrn mit noch größerem Eifer suchen, ihre Sanftmut und Frömmigkeit insbesondere in der Widerwärtigkeit bewähren. Zefanja Zef 43 2 3 6 Wenn der Prophet selbst an der Rettung der Frommen zweifelt, was haben da die Gottlosen zu erwarten? Die Frommen leiden freilich nicht ihrer selbst willen, sondern als Glieder des Volkes mit dem ganzen reiche. Doch damit sie sich desto mehr bemühen, durch ihr Gebet auch die zeitliche Heimsuchung abzuwenden, stellt der Prophet einige Beispiele des Gottesgerichtes an auswärtigen Völkern vor Augen. Wird der Herr die Philister und andere, die ihn nicht kannten, so hart strafen, wie könnt ihr, die ihr Gott so eng verbunden seid, hoffen, euch werden die Verbrechen, durch welche ihr ihn beleidigt, ungestraft hingehen? Zefanja Zef 43 2 4 Quia Gaza destructa erit, et Ascalon in desertum, Azotum in meridie ejicient, et Accaron eradicabitur. Denn Gaza wird zerstört und Askalon zur Wüste werden, Azot, am hellen Mittage wird man es vertreiben und Akkaron wird von Grund aus zerstört werden.⁷ Zefanja Zef 43 2 4 7 Dieselben vier Städte zählt Amos auf [Am 1,6-8] mit Weglassung von Gaza. Bei dem ersten und letzten Namen ist im Hebr ein schönes Wortspiel. Am hellen Mittag: bei hellem Tage und übertragen: während es in der Fülle des Glückes schwelgt. Zefanja Zef 43 2 5 Væ qui habitatis funiculum maris, gens perditorum: verbum Domini super vos Chanaan terra Philisthinorum, et disperdam te, ita ut non sit inhabitator. Wehe euch, ihr Bewohner des Landstriches⁸ am Meere, Volk des Verderbens!⁹ das Wort des Herrn ergeht wider euch, Kanaan, Land der Philister! ich werde dich vertilgen, so dass du ohne Bewohner bist. Zefanja Zef 43 2 5 8 Wörtlich: Strick, langgestreckt, doch nicht breit. Mit Strick und Messschnur maß man zudem Landteile zu. Zefanja Zef 43 2 5 9 Die ihr Verderben gebracht, ihr werdet die gerechte Strafe leiden. Sept.: vom Kretervolk. Auch der hl. Hieronymus übersetzt das hebr. Wort oft mit Cerether. Zefanja Zef 43 2 6 Et erit funiculus maris requies pastorum, et caulæ pecorum: Und der Landstrich am Meere wird zum Lager der Hirten, zur Hürde der Schafe werden Zefanja Zef 43 2 7 Et erit funiculus ejus, qui remanserit de domo Juda: ibi pascentur, in domibus Ascalonis ad vesperam requiescent: quia visitabit eos Dominus Deus eorum, et avertet captivitatem eorum. und der Landstrich soll dem Überreste des Hauses Juda zuteil werden, dass sie darauf weiden, in den Häusern Askalons¹⁰ werden sie am Abend lagern; denn der Herr, ihr Gott, wird sie heimsuchen und wird ihre Gefangenschaft wenden.¹¹ Zefanja Zef 43 2 7 10 Die Überreste der Paläste sollen als Schafställe dienen. Zefanja Zef 43 2 7 11 Das ist die Verheißung aller Propheten, dass das Volk Israel, nach der Züchtigung und der Gefangenschaft erneuert, sich an der den Feinden abgenommenen Beute bereichert. Die volle Erfüllung brachte erst die Himmelfahrt des Heilandes. (Theod.) Zefanja Zef 43 2 8 Audivi opprobrium Moab, et blasphemias filiorum Ammon: quæ exprobraverunt populo meo, et magnificati sunt super terminos eorum. Ich habe die Schmähung Moabs gehört und die Lästerworte der Söhne Ammons, mit denen sie mein Volk schmähten und Übermut übten wider dessen Gebiet.¹² Zefanja Zef 43 2 8 12 Vom Osten wendet sich der Prophet nach Westen. Vorfälle, auf die hier angespielt wird, siehe [Num 22; Ri 3,12; Ri 10,7; 1Sam 11,1; 2Sam 10; 2Kön 1,1; 2Kön 3,5; 2Kön 13,20] Schmähungen gegen das Volk Gottes treffen Gott selbst. Zefanja Zef 43 2 9 Propterea vivo ego, dicit Dominus exercituum Deus Israel, quia Moab ut Sodoma erit, et filii Ammon quasi Gomorrha, siccitas spinarum, et acervi salis, et desertum usque in æternum: reliquiæ populi mei diripient eos, et residui gentis meæ possidebunt illos. Darum, so wahr ich lebe!¹³ spricht der Herr der Heerscharen,¹⁴ der Gott Israels:¹⁵ Moab soll wie Sodoma werden¹⁶ und die Söhne Ammons wie Gomorrha, dürre Dornen, Salzhügel¹⁷ und auf ewig Wüstenei;¹⁸ der Überrest meines Volkes soll sie ausplündern und die von meinem Volke übrigen sie zu eigen nehmen. Zefanja Zef 43 2 9 13 So wahr es sicher ist, dass ich lebe und allmächtig bin, dass ich der lebendige Gott bin, während die Götzenbilder tot sind. Zefanja Zef 43 2 9 14 Der erfüllen kann, was er androht. Zefanja Zef 43 2 9 15 Der in dem Volke selbst beleidigt wird. Schon Abraham hat der Herr zugeschworen: Ich will verfluchen, die dich verfluchen. Zefanja Zef 43 2 9 16 Auf das vollständigste zerstört werden. Die Beispiele liegen umso näher, als Moab und Ammon am Toten Meere wohnten und deshalb das traurige Andenken an jene zerstörten Städte vor Augen hatten. Zefanja Zef 43 2 9 17 Hebr.: Salzgrube. Zefanja Zef 43 2 9 18 Sie sollen nie zu ihrer alten Macht zurückkehren, während das Volk Gottes sich wieder erhebt und ein neues theokratisches Reich gründet. Der Prophet weist auf die Zeit des Messias an, wie V. 11 zeigt, wo von einer geistigen Herrschaft die Rede ist. Zefanja Zef 43 0 1 e. Gericht über Jerusalem. (V. 5) f. Hat die Mahnung keine Frucht, so folgt die Strafe. (V. 8) III. Ziel der Gerichte Gottes: Wiederherstellung Sions. (3,9-20) a. Heiligkeit der messianischen Zeit ohne Prunk. (V. 13) b. Freude und Herrlichkeit des messianischen Volkes. Zefanja Zef 43 3 1 Væ provocatrix, et redempta civitas, columba. Wehe der zum Zorne herausfordernden, der erlösten Stadt,¹ der Taube!² Zefanja Zef 43 3 1 1 Dies mehrt die Schuld. Zefanja Zef 43 3 1 2 Sie ist eine verführte, herzlose Taube. Hebr.: Wehe über die widerspenstige und befleckte, die gewalttätige Stadt. Zefanja Zef 43 3 10 Ultra flumina thiopiæ, inde supplices mei, filii dispersorum meorum deferent munus mihi. Von jenseits der Ströme Äthiopiens²⁴ werden meine Anbeter, die Söhne meiner Zerstreuten,²⁵ mir Opfergaben darbringen.²⁶ Zefanja Zef 43 3 10 24 Hebr.: Kusch. Zefanja Zef 43 3 10 25 Die, welche sich stets als Kinder Gottes gezeigt, unter Heiden nicht heidnische Sitten angenommen haben. Zefanja Zef 43 3 10 26 Nicht wird das Volk mehr ohne Opfer und Altar sein, vergl. [Hos 3,4], sondern wenn die Völker sich bekehren, wird es wieder von Gott angenommen zu neuem Gottesreiche. Zefanja Zef 43 3 11 In die illa non confunderis super cunctis adinventionibus tuis, quibus prævaricata es in me: quia tunc auferam de medio tui magniloquos superbiæ tuæ, et non adjicies exaltari amplius in monte sancto meo. An jenem Tage darfst du nicht mehr erröten ob all deiner Bestrebungen, mit denen du wider mich gesündigt; denn alsdann werde ich aus deiner Mitte die über deine Hoheit Großsprechenden hinwegnehmen und du wirst dich nicht ferner ob meines heiligen Berges überheben.²⁷ Zefanja Zef 43 3 11 27 Im alten Gottesreiche strebten die Juden nach zeitlicher Macht und Erhabenheit, nicht so im neuen, deshalb wird Gott diesen nie seine Gnade entziehen. Zefanja Zef 43 3 12 Et derelinquam in medio tui populum pauperem, et egenum: et sperabunt in nomine Domini. Und ich werde dir ein geringes und dürftiges²⁸ Volk übriglassen, das auf den Namen des Herrn vertraut. Zefanja Zef 43 3 12 28 Hebr.: Demütiges und geringes Volk. Ein demütiges Volk, das Gottes Heimsuchung ergeben hinnimmt, und ein geringes Volk, dessen ganze Hoffnung auf dem Herrn beruht. Vergl. [1Kor 1,26]. Zefanja Zef 43 3 13 Reliquiæ Israel non facient iniquitatem, nec loquentur mendacium, et non invenietur in ore eorum lingua dolosa: quoniam ipsi pascentur, et accubabunt, et non erit qui exterreat. Israels Überrest wird kein Unrecht mehr begehen und nicht Lügen reden²⁹ noch wird in ihrem Munde trügerische Zunge erfunden werden,³⁰ denn sie werden weiden und sich lagern, ohne dass jemand sie aufschreckt.³¹ Zefanja Zef 43 3 13 29 Wenn auch die Glieder des neuen Reiches nicht durch äußeren Glanz sich auszeichnen, so werden sie doch an Reinheit, Heiligkeit und geistigen Gütern reich sein und Friede und Sicherheit genießen. Zefanja Zef 43 3 13 30 Sie werden in Wort und Tat heilig sein. Also wird Heiligkeit ihr Herz erfüllen, aus dem die Worte und Taten hervorgehen. Zefanja Zef 43 3 13 31 Die Heiligkeit ist den Gliedern des Neuen Bundes eigen, weil die Herde des Herrn in Sicherheit weidet. Friede, Ruhe und Fülle der Erträge sind im Alten Testamente Zeichen des göttlichen Segens, demnach der Beobachtung des Gesetzes und der Frömmigkeit des Volkes. Der Prophet beschreibt die Wiederherstellung, welche auf Gottes Gericht über die Heiden und das Volk folgen wird, ohne den Zeitpunkt des Eintretens anzugeben. Gemeint ist die messianische Zeit, welche freilich durch die von der Befreiung aus der Verbannung bis zur Ankunft des Messias verfließende Periode vorbedeutet und vorbereitet wird. Zefanja Zef 43 3 14 Lauda filia Sion: jubila Israel: lætare, et exsulta in omni corde filia Jerusalem. Juble, Tochter Sion! frohlocke, Israel! freue dich und jauchze von ganzem Herzen, Tochter Jerusalem!³² Zefanja Zef 43 3 14 32 Dreimal wiederholt der Prophet seine Aufforderung, um den Grund derselben als sicher und weitreichend zu bezeichnen. Zefanja Zef 43 3 15 Abstulit Dominus judicium tuum, avertit inimicos tuos: rex Israel Dominus in medio tui, non timebis malum ultra. Hinweggenommen hat der Herr dein Strafgericht,³³ hinweggeräumt deine Feinde;³⁴ der König Israels, der Herr, ist in deiner Mitte,³⁵ kein Übel sollst du fortan fürchten.³⁶ Zefanja Zef 43 3 15 33 Das dich im Alten Bunde getroffen. Zefanja Zef 43 3 15 34 Die Feinde des Gottesreiches. Zefanja Zef 43 3 15 35 Der dich einst verlassen. [Ez 11,22.23] Zefanja Zef 43 3 15 36 Der Grund hierfür ist die Anwesenheit des Königs. Zefanja Zef 43 3 16 In die illa dicetur Jerusalem: Noli timere: Sion, non dissolvantur manus tuæ. An jenem Tage wird man Jerusalem zurufen:³⁷ Fürchte dich nicht!³⁸ und Sion: Nicht sollen deine Hände schlaff werden!³⁹ Zefanja Zef 43 3 16 37 Es wird allen so offenbar sein, dass Gott sich als König zeigt, dass alle Jerusalem Glück wünschen werden. Zefanja Zef 43 3 16 38 Messianische Worte, Worte des Friedens. (Vergl. [Mt 14,27] und viele andere Stellen der Evangelien.) Nicht seid ihr mehr Knechte, ihr seid Kinder Gottes. Vergl. [Röm 8,15; Gal 1,4-7]. Zefanja Zef 43 3 16 39 Von Furcht. Zefanja Zef 43 3 17 Dominus Deus tuus in medio tui fortis, ipse salvabit: gaudebit super te in lætitia, silebit in dilectione sua, exsultabit super te in laude. Der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte, der Starke, er wird dein Helfer sein; er wird sich über dich freuen in Wonne, schweigen vor Liebe,⁴⁰ frohlocken über dich mit Jubel. Zefanja Zef 43 3 17 40 Sich gleichsam ganz in die Liebe versenkend, die ihn zum Geliebten zieht. Bald schlägt das Schweigen in lauten Jubel um. Zefanja Zef 43 3 18 Nugas, qui a lege recesserant, congregabo, quia ex te erant: ut non ultra habeas super eis opprobrium. Die Tändler, welche vom Gesetze abgefallen sind, werde ich sammeln, denn sie waren aus dir,⁴¹ damit du nicht ferner Schmach leidest ihretwillen. Zefanja Zef 43 3 18 41 Offenbarung der Liebe durch die Tat. Um der Verdienste der Väter willen, und damit sie dem Volke Gottes nicht mehr zur Schmach gereichen. Die Übersetzung der Vulgata ist indes keine glückliche, da der heilige Hieronymus das hier mit Tändler übersetzte Wort an anderen Stellen richtig übersetzt. Hebr.: Die Bekümmerten wegen der (nach anderen fern von, in ähnlichem Sinne) Festversammlung will ich sammeln; dein waren sie ja, die den Sturz der Theokratie als eine Last und Schmach fühlen. Zefanja Zef 43 3 19 Ecce ego interficiam omnes, qui afflixerunt te in tempore illo: et salvabo claudicantem: et eam, quæ ejecta fuerat, congregabo: et ponam eos in laudem, et in nomen, in omni terra confusionis eorum. Siehe, in jener Zeit will ich alle töten, die dich bedrückt haben, und das Hinkende heilen und das Zerstreute sammeln; und ich will sie zum Preis und Ruhm in allen Ländern machen, wo sie Schmach erlitten.⁴² Zefanja Zef 43 3 19 42 Auch die mächtigsten Feinde Gottes sollen untergehen; das Gottes aber, wenn auch vielfach heimgesucht und zerstreut wie eine hinkende und zerstreute Herde, soll zum Staunen aller blühen, so dass alle Völker, unter denen das Volk Gottes vordem die Schmach der Gefangenschaft getragen, Zeugen davon sind. Diese Worte zeigen klar, dass das neue Gottesreich nicht auf die engen Grenzen Palästinas beschränkt sein, sondern sich auf alle Völker erstrecken wird, allen sichtbar und verehrungswürdig. Zefanja Zef 43 3 2 Non audivit vocem, et non suscepit disciplinam: in Domino non est confisa, ad Deum suum non appropinquavit. Sie hat auf keinen Ruf³ gehört und keine Zucht angenommen;⁴ auf den Herrn hat sie nicht vertraut,⁵ ihrem Gott ist sie nicht genaht.⁶ Zefanja Zef 43 3 2 3 Gottes und der von ihm gesandten Propheten. Zefanja Zef 43 3 2 4 Ihr Leben nicht nach Gottes Geboten eingerichtet. Zefanja Zef 43 3 2 5 In Bedrängnissen, vielmehr hat sie bei den Ägyptern und Assyriern Hilfe gesucht. Zefanja Zef 43 3 2 6 Hat ihn nicht suchen und ihm nicht dienen wollen, sondern ihn wie etwas Fremdes angesehen. Zefanja Zef 43 3 20 In tempore illo, quo adducam vos: et in tempore, quo congregabo vos: dabo enim vos in nomen, et in laudem omnibus populis terræ, cum convertero captivitatem vestram coram oculis vestris, dicit Dominus. Zu jener Zeit will ich euch herbeiführen, zu der Zeit, da ich euch sammle; denn ich werde euch zum Ruhm und Lobpreis machen bei allen Völkern der Erde, wenn ich eure Gefangenschaft vor euern Augen wende, spricht der Herr.⁴³ Zefanja Zef 43 3 20 43 Der Prophet verkündet die Gefangenschaft und die Befreiung. Vor euren Augen: Ganz sicher und offenbar, so dass es vor aller Augen klar daliegt. Der Prophet sieht die messianische Zeit mit der Befreiung aus der Gefangenschaft verbunden, die letztere als ein Vorspiel der ersteren. Der Herr: Jahve, der ist, der seinen Worten Erfüllung schafft. Auch die zuletzt erfolgende Bekehrung Israels am Ende der Zeiten, vergl. [Röm 11,25], ist wohl in dieser Verheißung enthalten. Zefanja Zef 43 3 3 Principes ejus in medio ejus quasi leones rugientes: judices ejus lupi vespere, non relinquebant in mane. Ihre Fürsten in ihrer Mitte sind wie brüllende Löwen,⁷ ihre Richter wie Wölfe am Abend,⁸ die nichts übriglassen für den anderen Morgen. Zefanja Zef 43 3 3 7 Ihre Gewalttätigkeit (V. 1) wird geschildert. Diejenigen, welche ihrem Amte und ihrer Würde nach Recht und Gerechtigkeit schützen sollen, übten am meisten Unterdrückung. Das Gebrüll der Löwen flößt allen Tieren Furcht ein. Zefanja Zef 43 3 3 8 Anstatt nach dem Rechte zu schauen, blicken sie nach Raub aus, alles in unersättlicher Habgier verschlingend. Zefanja Zef 43 3 4 Prophetæ ejus vesani, viri infideles: sacerdotes ejus polluerunt sanctum, injuste egerunt contra legem. Ihre Propheten⁹ sind wahnwitzig, Männer der Untreue;¹⁰ ihre Priester entweihen, was heilig ist, und vergewaltigen das Gesetz.¹¹ Zefanja Zef 43 3 4 9 Ihre falschen Propheten sind leichtfertig. (Hebr.) Zefanja Zef 43 3 4 10 Durch Lügen andere verführend und von Gott abwendend. Zefanja Zef 43 3 4 11 Vernichten in sich und anderen die Beobachtung des Gesetzes. Wenn dies von denen gesagt wird, welche ein Vorbild sein sollten, was gilt da von dem Volke erst! Zefanja Zef 43 3 5 Dominus justus in medio ejus non faciet iniquitatem: mane mane judicium suum dabit in lucem, et non abscondetur: nescivit autem iniquus confusionem. Der Herr ist gerecht in ihrer Mitte¹² und tut kein Unrecht, jeden Morgen lässt er sein Recht ans Licht treten und er bleibt nicht verborgen,¹³ aber der Böse kennt keine Scham.¹⁴ Zefanja Zef 43 3 5 12 Die Größe ihrer Frevel wächst, da sie dieselben vollbringen, während der Herr in ihrer Mitte, in seinem Tempel weilt, den sie nicht fürchten, den Rächer und Richter. Gott wird ihre Verbrechen nicht ungestraft lassen. Zefanja Zef 43 3 5 13 Ohne je auszusetzen. Fortwährend sendet er seine Gesandten und Propheten als Mahner. Zefanja Zef 43 3 5 14 Sie handeln nicht aus Unwissenheit und verstocken ihr Herz gegen die Klagen Gottes. Zefanja Zef 43 3 6 Disperdidi gentes, et dissipati sunt anguli earum: desertas feci vias eorum, dum non est qui transeat: desolatæ sunt civitates eorum, non remanente viro, neque ullo habitatore. Ich habe Völker vertilgt,¹⁵ in Trümmer liegen ihre Burgen; ich habe ihre Straßen öde gemacht, dass niemand darauf vorüberzieht; ihre Städte sind verwüstet und niemand, kein Bewohner blieb darin.¹⁶ Zefanja Zef 43 3 6 15 Wegen ähnlicher Sünden. Hättet ich nicht daraus lernen sollen? Zefanja Zef 43 3 6 16 Da der Prophet doch wohl besonders auf solche Strafgerichte hinweist, die dem Volke allgemein bekannt sind, ist an die Vernichtung der Fünfstädte, die Ausrottung der Kananäer und Amalekiter, die Niederlage der Moabiter und der Assyrer unter Ezechias und insbesondere an die Zerstörung des Reiches Israel zu denken. Zefanja Zef 43 3 7 Dixi: Attamen timebis me, suscipies disciplinam: et non peribit habitaculum ejus propter omnia, in quibus visitavi eam: verumtamen diluculo surgentes corruperunt omnes cogitationes suas. Da sprach ich:¹⁷ Nun doch fürchte mich, nimm Zucht an, so soll der Untergang nicht über ihre Wohnstätte kommen, um all des Bösen willen,¹⁸ womit ich sie heimgesucht; aber vom frühen Morgen an¹⁹ war all ihr Dichten und Trachten verderbt. Zefanja Zef 43 3 7 17 Gott redet nach der Weise der Menschen. Vielleicht fürchtet sich Jerusalem vor mir und nimmt die Beobachtung des Gesetzes wieder auf, damit nicht ein ähnliches Strafgericht über dasselbe ergehe, wie über die Völker, deren Sitte es nachgeahmt. Zefanja Zef 43 3 7 18 Jerusalem soll nicht wegen der Sünden, um deretwillen ich es bisher gestraft, untergehen; die bisherigen Strafen sollen mir genügen. Das Hebr. wohl einfacher: Ihre Wohnstätte (Jerusalem) soll nicht zerstört werden (wenn die Bedingung erfüllt wird) nach allem, was ich über dieselbe bestimmt habe. Zefanja Zef 43 3 7 19 Ohne Zögerung, mit Eifer etwas tun. Zefanja Zef 43 3 8 Quapropter exspecta me, dicit Dominus, in die resurrectionis meæ in futurum, quia judicium meum ut congregem gentes, et colligam regna: et effundam super eos indignationem meam, omnem iram furoris mei: in igne enim zeli mei devorabitur omnis terra. Darum harre mein, spricht der Herr,²⁰ am Tage, da ich mich erhebe für die Zukunft,²¹ denn mein Rechtsspruch ist es, dass ich die Völker versammle und die Reiche zusammenraffe; und ich will über sie meinen Unwillen ausgießen, all meine Zornesglut, denn das Feuer meines Zorneifers soll die ganze Erde verzehren. Zefanja Zef 43 3 8 20 Drohend. Zefanja Zef 43 3 8 21 Bild eines Menschen, der keine Mühe und Gefahr scheuen will, sein Ziel zu erreichen, das also hier Gottes Rache ist. Für die Zukunft: Hebr. wohl: zur Beute. Am Tage des Gerichtes wird die den Feinen abgenommene Beute Gott geweiht, die Gott ergebenen Menschen. Die lateinische und griechische Übersetzung gab einigen Vätern Anlass, die Stelle auf die Auferstehung des Herrn zu beziehen, was nicht angängig ist. Zefanja Zef 43 3 9 Quia tunc reddam populis labium electum, ut invocent omnes in nomine Domini, et serviant ei humero uno. Denn alsdann werde ich den Völkern wieder reine Lippen geben,²² dass alle den Namen des Herrn anrufen und ihm dienen Schulter an Schulter.²³ Zefanja Zef 43 3 9 22 Das Gericht ist nach Gottes Anordnung der Weg zum Heil. Reine Lippen: die nicht mehr durch die Anrufung der Götzen befleckt sind. Die reinen Lippen sind Kennzeichen des reinen Herzens. Zefanja Zef 43 3 9 23 Dazu kommt, dass sie eines sind. Vergl. [Joh 17,11]. Das Bild ist von solchen hergenommen, die gemeinsam eine Last tragen. Die Herzen vereinigen sich, Hass und Feindschaft hören im Gottesreiche auf. Haggai Hag 44 0 1 1. Erste Ermahnung und Erfolg derselben. (1,1 2,1) A. Saumseligkeit des Volkes und Strafe desselben. (V. 6) B. Ursache des Unglückes und Heilmittel für dasselbe. (V. 11) C. Erfolg der Ermahnung. [Hag 2,1] Haggai Hag 44 1 1 IN anno secundo Darii regis, in mense sexto, in die una mensis, factum est verbum Domini in manu Aggæi prophetæ ad Zorobabel filium Salathiel, ducem Juda, et ad Jesum, filium Josedec, sacerdotem magnum, dicens: Im zweiten Jahre¹ des Königs Darius,² im sechsten Monat,³ am ersten Tage des Monats,⁴ erging das Wort des Herrn durch Aggäus, den Propheten, an Zorobabel,⁵ den Sohn Salathiels, den Fürsten von Juda, und an Jesus, den Sohn Josedeks, den Hohenpriester,⁶ also: Haggai Hag 44 1 1 1 Bereits die Überschrift zeigt, dass die Prophezeiung in einer Zeit ergeht, wo die Hütte Davids verfallen ist und die Juden ihres Königs beraubt sind. Vergl. [Ez 21,26.27]. Freilich bleibt die Krone Davids dem gewahrt, der das Recht auf sie hat. Vergl. [Ez 21,27]. Haggai Hag 44 1 1 2 Des Darius (von dar innehaben, halten) Hystaspis (521 486). Haggai Hag 44 1 1 3 Im sechsten Mondmonate vom Nisan an gerechnet, im Elul, in dem die Israeliten ihre Ernte eingebracht, nicht eine reiche, wie sie gehofft, sondern eine sehr spärliche. Haggai Hag 44 1 1 4 An welchem mehr Opfer dargebracht und so das Volk zu größerer Verehrung und Gehorsam gegen Gott angeeifert wurden. Haggai Hag 44 1 1 5 Assyrisch: der in Babylon Geborene. Zorobabel ist Fürst von Juda: Statthalter. (Pechar assyr.) Wahrscheinlich war er der natürliche Sohn des Phadaias, der gesetzmäßige des Salathiel. Haggai Hag 44 1 1 6 Das Wort des Herrn ergeht an die beiden höchsten Würdenträger, den weltlichen wie den geistlichen, welche mit gemeinsamem Bemühen das Volk zur Erfüllung des Werkes drängen sollen. Salathiel war einer der Nachkommen des Jechonias, des Sohnes Joakims, also aus dem Stamme Davids. Jesus oder Josua (Jehoschua, Jeschua) war der Sohn Josedeks, der zur Zeit Nabuchodonosors nach Babylonien weggeführt ward, [1Chr 6,15] und der Enkel des Seraja, der mit anderen Vornehmen von Nabuchodonosor in Reblatha getötet war. [2Kön 25,18-21] Haggai Hag 44 1 10 Propter hoc super vos prohibiti sunt cli ne darent rorem, et terra prohibita est ne daret germen suum: Darum blieb über euch der Himmel verschlossen, dass er keinen Tau gab, und die Erde, dass sie nichts hervorsprossen ließ;¹⁶ Haggai Hag 44 1 10 16 Hebr.: Darum hielt der Himmel euretwegen den Tau zurück, und die Erde ihren Ertrag. Haggai Hag 44 1 11 Et vocavi siccitatem super terram, et super montes, et super triticum, et super vinum, et super oleum, et quæcumque profert humus, et super homines, et super jumenta, et super omnem laborem manuum. und ich rief Dürre¹⁷ über Land und Berge, über Getreide und Wein, über Öl und über alles, was die Erde sonst hervorbringt, über alle Menschen und Tiere und über alles, was die Hände arbeiten.¹⁸ Haggai Hag 44 1 11 17 Im Hebr. ist ein schönes Wortspiel: Weil mein Haus verlassen (chareb) ist, habe ich gleicherweise die Trockenheit (choreb) gerufen. Haggai Hag 44 1 11 18 Die Einzelaufzählung soll sie aus ihrer Gleichgültigkeit wirksamer aufrütteln. Haggai Hag 44 1 12 Et audivit Zorobabel filius Salathiel, et Jesus filius Josedec sacerdos magnus, et omnes reliquiæ populi vocem Domini Dei sui, et verba Aggæi prophetæ, sicut misit eum Dominus Deus eorum ad eos: et timuit populus a facie Domini. Da hörten Zorobabel, der Sohn Salathiels, und Jesus, der Sohn Josedeks der Hohepriester, und alles übrige Volk¹⁹ auf den Ruf des Herrn, ihres Gottes, und auf die Worte des Propheten Aggäus, so wie ihm der Herr, ihr Gott, an sie entboten,²⁰ und das Volk fürchtet sich vor dem Herrn. Haggai Hag 44 1 12 19 Das wenige aus der Gefangenschaft zurückgekehrte Volk. Haggai Hag 44 1 12 20 Dass er ihnen mit seinem Schutze beistehen werde, sobald sie beginnen wieder den Tempel zu bauen. Haggai Hag 44 1 13 Et dixit Aggæus nuntius Domini de nuntiis Domini, populo dicens: Ego vobiscum sum, dicit Dominus. Und Aggäus, der Bote der Botschaft des Herrn an das Volk, sprach also: Ich bin mit euch, spricht der Herr. Haggai Hag 44 1 14 Et suscitavit Dominus spiritum Zorobabel filii Salathiel, ducis Juda, et spiritum Jesu filii Josedec sacerdotis magni, et spiritum reliquorum de omni populo: et ingressi sunt, et faciebant opus in domo Domini exercituum Dei sui. Und der Herr weckte den Geist²¹ Zorobabels, des Sohnes Salathiels, des Fürsten von Juda, und den Geist Jesus', des Sohnes Josedeks, des Hohenpriesters, sowie den Geist des ganzen übrigen Volkes, dass sie kamen und am Hause des Herrn der Heerscharen, ihres Gottes, arbeiteten.²² Haggai Hag 44 1 14 21 Erfüllte ihm mit großem Eifer Auch Zorobabel war wohl zu nachgiebig gewesen gegen das Volk. Haggai Hag 44 1 14 22 Am vierundzwanzigsten Tage des Monats, an dessen erstem die Mahnung des Herrn an sie ergangen. Der erste Vers des folgenden Kapitels gehörte nach Hieron., Cyr., Theod. u.a. zu diesem Kapitel und war auch von Hugo a. S. Caro, der zuerst die heutige Kapiteleinteilung einführte, zu Kap. 1 geschrieben, weshalb es sonderbar ist, dass er in der heutigen Vulgata das zweite Kapitel beginnt. Haggai Hag 44 1 2 Hæc ait Dominus exercituum, dicens: Populus iste dicit: Nondum venit tempus domus Domini ædificandæ. So spricht der Herr der Heerscharen: Dies Volk spricht: Noch ist die Zeit nicht gekommen, das Haus des Herrn zu bauen!⁷ Haggai Hag 44 1 2 7 So haben sie wohl öfter gesprochen. Mit welchen Gründen sie ihre Saumseligkeit entschuldigten, deutet das Folgende an: wegen Unfruchtbarkeit der Felder seien keine Mittel zum Bau zu erschwingen, die Samariter werden ihnen feindlich entgegentreten; will Gott, dass sie einen Tempel bauen, so soll er die Hindernisse aus dem Wege räumen. Die Bezeichnung: dies Volk zeigt, dass Gott die Entschuldigungen nicht zulässt. Haggai Hag 44 1 3 Et factum est verbum Domini in manu Aggæi prophetæ, dicens: Es erging aber das Wort des Herrn⁸ durch den Propheten Aggäus, also lautend: Haggai Hag 44 1 3 8 Wohl nach einiger Zeit, etwa nach einem Festtage. Haggai Hag 44 1 4 Numquid tempus vobis est ut habitetis in domibus laqueatis, et domus ista deserta? Ist es denn für euch an der Zeit, in getäfelten Häusern⁹ zu wohnen, während dieses Haus wüste liegt?¹⁰ Haggai Hag 44 1 4 9 Mit Zedernholz getäfelte Häuser. Haggai Hag 44 1 4 10 Ihre Nachlässigkeit ist der Grund, weshalb sie meinen, es sei noch nicht an der Zeit. Wie ganz anders fühlte einst David als sie! [2Sam 7,1] Haggai Hag 44 1 5 Et nunc hæc dicit Dominus exercituum: Ponite corda vestra super vias vestras. Nun denn, so spricht der Herr der Heerscharen:¹¹ Richtet euren Sinn auf eure Wege! Haggai Hag 44 1 5 11 Nicht ein Wörtchen nur rührt von dem Propheten selbst her. Haggai Hag 44 1 6 Seminastis multum, et intulistis parum: comedistis, et non estis satiati: bibistis, et non estis inebriati: operuistis vos, et non estis calefacti: et qui mercedes congregavit, misit eas in sacculum pertusum. Ihr habt reichlich gesät und wenig eingebracht; ihr habt gegessen, aber seid nicht satt geworden; getrunken und nicht zur Genüge; habt euch gekleidet, aber seid nicht warm geworden; und wer Lohn sammelt, steckt ihn in einen durchlöcherten Beutel.¹² Haggai Hag 44 1 6 12 Eurem Tun und eurem Mühen hat der göttliche Segen gefehlt. Die über euch gekommene Not entschuldigt euch nicht, sondern ist vielmehr eine Strafe. Haggai Hag 44 1 7 Hæc dicit Dominus exercituum: Ponite corda vestra super vias vestras: So spricht der Herr der Heerscharen: Richtet euern Sinn auf eure Wege! Haggai Hag 44 1 8 Ascendite in montem, portate ligna, et ædificate domum: et acceptabilis mihi erit, et glorificabor, dicit Dominus. Steiget auf das Gebirge, holet Holz herbei¹³ und bauet das Haus, dass ich daran Wohlgefallen habe und mich herrlich erweise,¹⁴ spricht der Herr. Haggai Hag 44 1 8 13 Der Prophet wählt ein Werk aus, um allgemein zu sagen: Bringet das Material herbei. Haggai Hag 44 1 8 14 Indem ich euch Wohltaten spende und so zeige, dass ich denen zu helfen imstande bin, die mir dienen und gehorchen. Haggai Hag 44 1 9 Respexistis ad amplius, et ecce factum est minus: et intulistis in domum, et exsufflavi illud: quam ob causam, dicit Dominus exercituum? Quia domus mea deserta est, et vos festinatis unusquisque in domum suam. Ihr blicktet nach Überfluss aus und sehet, es ward Mangel; ihr brachtet ins Haus und ich blies es weg. Warum dies, spricht der Herr der Heerscharen? Weil mein Haus wüste liegt, während ihr euch beeilt ein jeder um sein eigenes Haus.¹⁵ Haggai Hag 44 1 9 15 Ihre eignen Häuser sind sie bemüht zu bauen und zu schmücken, Gottes Haus ist ihnen gleichgültig. Haggai Hag 44 0 1 2. Zweite Ermahnung, die künftige Herrlichkeit des Tempels betreffend. (2,2-10) A. Der Prophet macht durch die Verheißung Gottes, sie zu schützen, den Betrübten Mut. (V. 6) B. Die größere Herrlichkeit des Tempels. (V. 10) 3. Die dritte Mahnung über die Ursache der Heimsuchungen und Segensverheißung. Haggai Hag 44 2 1 In die vigesima et quarta mensis, in sexto mense, in anno secundo Darii regis. Am vierundzwanzigsten Tage des sechsten Monats, im zweiten Jahre des Königs Darius. Haggai Hag 44 2 10 Magna erit gloria domus istius novissimæ plus quam primæ, dicit Dominus exercituum: et in loco isto dabo pacem, dicit Dominus exercituum. Größer soll die Herrlichkeit dieses nachmaligen Hauses sein als des früheren,¹² spricht der Herr der Heerscharen, und¹³ an dieser Stätte werde ich Frieden spenden,¹⁴ spricht der Herr der Heerscharen. Haggai Hag 44 2 10 12 Besser: Größer wird die nachmalige Herrlichkeit dieses Hauses sein als die frühere. (So auch Septuag.) Der Tempel Salomos findet im neuen Tempel gleichsam seine Fortsetzung und wird in der Zeit des Messias mit größerer Herrlichkeit geschmückt werden als je in früherer. Wahrlich ein herzerhebender Trost für die Betrübten. Wer hätte nicht wünschen sollen, diese Herrlichkeit zu schauen! Haggai Hag 44 2 10 13 Grund der größeren Herrlichkeit. Haggai Hag 44 2 10 14 Der Name Friede bietet die Zusammenfassung aller Güter, welche der Messias spenden wird; weshalb auch der Messias selbst in früheren Weissagungen als Friedensbringer [Gen 49,10], Friedensfürst [Jes 9,6] bezeichnet ist. So konnten die Zeitgenossen des Aggäus sehr wohl in diesen Worten die Verheißung des Messias erkennen. Die Herrlichkeit des Tempels begann unter Salomon, dem Friedenskönige, in Name und Tat, vollkommen wird diese Herrlichkeit von einem anderen Friedensfürsten ausstrahlen, dem Messias, dessen Vorbild jener erste Salomon war. Wie die Herrlichkeit den Tempel erfüllen soll, sagt [Mal 3,1]. Wie Christus den neuen Tempel mehr verherrlichte als die Wolke den alten, zeigen seine Wunder und reden im Tempel, in denen er sich als Bringer des Friedens und der Seligkeit dort kundgibt. [Joh 7,37.38; Joh 8,12] Der Tempel, den Herodes baute, war kein neuer, sondern ein stückweise vorgenommener Umbau und eine Verschönerung des Zorobabelschen. Haggai Hag 44 2 11 In vigesima et quarta noni mensis, in anno secundo Darii regis, factum est verbum Domini ad Aggæum prophetam, dicens: Am vierundzwanzigsten des neunten Monats,¹⁵ im zweiten Jahre des Königs Darius, erging das Wort des Herrn an den Propheten Aggäus also: Haggai Hag 44 2 11 15 Zweite Hälfte November und erste Dezember. In dieser Zeit erwartete man den Regen, von dem das Gedeihen der Saaten abhing; da dieser reichlich fiel, war er das Zeichen, dass Gott die Israeliten segnete, und eine Aufforderung, sich des göttlichen Segens noch würdiger zu machen. Haggai Hag 44 2 12 Hæc dicit Dominus exercituum: Interroga sacerdotes legem, dicens: So spricht der Herr der Heerscharen: Befrage die Priester über das Gesetz und sprich:¹⁶ Haggai Hag 44 2 12 16 Frage und Antwort lassen die vorgelegte Lehre tiefer in die Herzen eindringen. Drei Monate waren seit dem Beginne des Werkes verflossen [Hag 2,1], zwei seit der letzten Mahnung. [Hag 2,2] Aus der zeremoniellen Vorschrift soll der Prophet eine moralische Lehre herleiten. Haggai Hag 44 2 13 Si tulerit homo carnem sanctificatam in ora vestimenti sui, et tetigerit de summitate ejus panem, aut pulmentum, aut vinum, aut oleum, aut omnem cibum: numquid sanctificabitur? Respondentes autem sacerdotes, dixerunt: Non. Wenn jemand geheiligtes Fleisch¹⁷ im Zipfel seines Gewandes trägt und berührt mit dem Saume desselben Brot oder Gekochtes oder Wein oder Öl oder irgend eine Speise, wird solches dadurch geheiligt? Da antworteten die Priester und sprachen: Nein!¹⁸ Haggai Hag 44 2 13 17 Fleisch, das Gott als Opfer dargebracht war und nur von levitisch Reinen oder den Priestern gegessen werden durfte. Haggai Hag 44 2 13 18 Vergl. [Lev 6,27.28]. Haggai Hag 44 2 14 Et dixit Aggæus: Si tetigerit pollutus in anima ex omnibus his, numquid contaminabitur? Et responderunt sacerdotes, et dixerunt: Contaminabitur. Aggäus aber sprach: Wenn ein von einer Leiche Verunreinigter alles dies berührt, wird es dadurch unrein? Die Priester antworteten und sprachen: Es wird unrein!¹⁹ Haggai Hag 44 2 14 19 Diese levitische Unreinheit war eine der schwersten, weil sie zu ihrer Entfernung doppelte Waschung und andere durch sieben Tage dauernde Riten forderte. Vergl. [Num 19,14-20]. Haggai Hag 44 2 15 Et respondit Aggæus, et dixit: Sic populus iste, et sic gens ista ante faciem meam, dicit Dominus, et sic omne opus manuum eorum: et omnia quæ obtulerunt ibi, contaminata erunt. Da begann Aggäus und sprach: So ist es mit diesem Volke und so mit dieser Nation vor mir, spricht der Herr, und so mit allem Tun ihrer Hände: alles, was sie hier darbringen, ist unrein.²⁰ Haggai Hag 44 2 15 20 Sie sind wie durch Berührung eines Toten befleckt, weil sie keine Sorge tragen, den zerstörten und gleichsam gestorbenen Tempel und die durch ihn versinnbildete Theokratie wieder zu erwecken, sondern eifrig und gegen Gottes Gebot gern mit dem erstorbenen Tempel zusammenwohnen. Deshalb sind sie befleckt durch Ungehorsam, Starrsinn und Vernachlässigung dessen, was Gott zugehört, und Gott segnet ihr Tun nicht, noch nimmt er ihre Opfer an. Jene gesetzliche Anordnung ist das Bild des Zustandes derer, welche im Stande der Todsünde nicht zu wirken vermögen, was Anspruch hätte auf ewige Belohnung. (Cyr.) Der Prophet zeigt, wie unwirksam die durch die Riten und Opfer des Alten Bundes erlangte Heiligkeit ist, und dass es nichts nützt, in Gottes Land zu wohnen, Opfer auf dem Altare darzubringen und äußere Gebräuche zu beobachten, wenn man sich nicht mit ganzem Herzen Gott weiht und mit vollem Willen ihm schenkt, seinen Geboten Gehorsam zu leisten. Haggai Hag 44 2 16 Et nunc ponite corda vestra a die hac et supra, antequam poneretur lapis super lapidem in templo Domini. So nehmet denn zu Herzen, was sich zugetragen von diesem Tage an rückwärts,²¹ ehe Stein auf Stein am Tempel des Herrn gelegt ward.²² Haggai Hag 44 2 16 21 In jenen Tagen, in denen ihr noch nicht an den Aufbau des Tempels dachtet. Haggai Hag 44 2 16 22 Nach Legung des Grundsteines. Haggai Hag 44 2 17 Cum accederetis ad acervum viginti modiorum, et fierent decem: et intraretis ad torcular, ut exprimeretis quinquaginta lagenas, et fiebant viginti. Wenn²³ ihr zu einem Garbenhaufen von zwanzig Scheffeln tratet, wurden es zehn; und tratet ihr zur Kelter, um fünfzig Maß zu keltern, so wurden es zwanzig. Haggai Hag 44 2 17 23 Im Hebr. wird beigefügt: Vor diesen Tagen, nämlich ehe ihr den Tempel erbautet. Haggai Hag 44 2 18 Percussi vos vento urente, et aurugine, et grandine omnia opera manuum vestrarum: et non fuit in vobis, qui reverteretur ad me, dicit Dominus. Ich schlug euch mit Brand, Mehltau und Hagel, alle Arbeit eurer Hände, und doch war keiner unter euch, der sich zu mir bekehrt hätte, spricht der Herr. [Am 4,9] Haggai Hag 44 2 19 Ponite corda vestra ex die ista, et in futurum, a die vigesima et quarta noni mensis: a die, qua fundamenta jacta sunt templi Domini, ponite super cor vestrum. Nehmet doch zu Herzen von diesem Tage an und weiter hinaus, vom vierundzwanzigsten Tage des neunten Monats, als von dem Tage ab, da der Grundstein zum Tempel des Herrn gelegt ward, nehmet es zu Herzen! Haggai Hag 44 2 2 In septimo mense, vigesima et prima mensis, factum est verbum Domini in manu Aggæi prophetæ, dicens: Im siebenten Monat,¹ am einundzwanzigsten des Monats, erging das Wort des Herrn durch Aggäus, den Propheten, also: Haggai Hag 44 2 2 1 Im zweiten Jahre des Königs Darius. Haggai Hag 44 2 20 Numquid jam semen in germine est: et adhuc vinea, et ficus, et malogranatum, et lignum olivæ non floruit? Ex die ista benedicam. Ist etwa die Saat schon im Sprossen?²⁴ Weinstock, Feigenbaum, Granate und Ölbaum blühen noch nicht! Aber von diesem Tage an will ich Segen spenden.²⁵ Haggai Hag 44 2 20 24 Ist zu der Zeit, wo die Saat eben der Erde anvertraut ist, dieselbe schon im Keime? Hat Weinstock und Granatäpfel und Olive schon Blüten? Nein, denn im Dezember ist noch kein Anzeichen zukünftiger Früchte da. Also kann ich nicht aus gewissen Anzeichen auf künftigen Ertrag schließen und dennoch sage ich euch solchen voraus, nachdem ihr begonnen, meinen Tempel zu bauen. So die Vulgata. Doch sind nicht die Fundamente des Tempels schon unter Cyrus gelegt [Esra 3,10ff] und haben die Israeliten nicht schon am vierundzwanzigsten Tage des sechsten Monats am Hause des Herrn gearbeitet? Wie also werden die Fundamente nach drei Monaten wieder gelegt? Als Tag, mit dem die Zählung zu beginnen, ist nicht der vierundzwanzigste des neunten Monats anzunehmen, sondern derselbe Tag im sechsten Monat. Haggai Hag 44 2 20 25 Der dem Alten Testamente entsprechende Segen ist die Fruchtbarkeit. Der hebr. Text lautet anders: Ist die Saatfrucht im Speicher? Noch tragen nicht Weinstock usw. Konntet ihr zur Zeit der Saat das Getreide in die Scheuern sammeln? Haggai Hag 44 2 21 Et factum est verbum Domini secundo ad Aggæum in vigesima et quarta mensis, dicens: Und es erging das Wort des Herrn zum zweiten Mal an Aggäus, am vierundzwanzigsten des Monats, also: Haggai Hag 44 2 22 Loquere ad Zorobabel ducem Juda, dicens: Ego movebo clum pariter et terram. Sprich zu Zorobabel, dem Fürsten von Juda, also: Ich werde den Himmel zugleich mit der Erde erschüttern. Haggai Hag 44 2 23 Et subvertam solium regnorum, et conteram fortitudinem regni gentium: et subvertam quadrigam, et ascensorem ejus, et descendent equi, et ascensores eorum, vir in gladio fratris sui. Ich werde die Königsthrone umstürzen²⁶ und die Macht des Völkerreiches zerbrechen, niederwerfen die Kriegswagen und deren Lenker; die Rosse werden zu Boden stürzen mit ihren Reitern, einer soll durch das Schwert des anderen getroffen werden. Haggai Hag 44 2 23 26 Hebr.: den Thron der Reiche umstürzen. Haggai Hag 44 2 24 In die illa, dicit Dominus exercituum, assumam te Zorobabel fili Salathiel serve meus, dicit Dominus: et ponam te quasi signaculum, quia te elegi, dicit Dominus exercituum. An jenem Tage, spricht der Herr der Heerscharen, werde ich dich nehmen, Zorobabel, Sohn Salathiels, mein Diener! spricht der Herr, und ich werde dich einem Siegelringe gleichmachen,²⁷ denn ich habe dich auserwählt, spricht der Herr der Heerscharen. Haggai Hag 44 2 24 27 Je furchtbarer das Gericht ist das über die Völker kommt, desto mehr wird Gottes Schutz über das Haus David offenbar. Das Bild des Siegelringes ist umso passender, als der Großvater Zorobabels, vergl. [1Chr 3,17], mit den Worten verworfen war: So wahr ich lebe, spricht der Herr, wenn Jechonias ein Siegelring an meiner Rechten sein sollte, will ich ihn von dort fortreißen [Jer 22,24] und unter Jechonias ward die zeitliche Herrschaft des Hause David auf immer genommen. [Jer 22,30] Deshalb wird dasselbe Bild bei dem Enkel passend wiederaufgenommen. Die Wiederherstellung des Tempels bedeutet die Wiederherstellung der Theokratie. Nun war nach [2Sam 7,14] diese mit dem Hause Davids auf das innigste verbunden, dem ein ewiger Thron verheißen war, eine Verheißung, die allezeit festbleiben sollte. Bleibt auch die Krone weggenommen [Ez 21,27], so wird doch die Verheißung in Kraft bleiben und als Anzeichen dessen ist Zorobabel einer von denen, welche durch die Wiederherstellung des Tempels das Reich des Messias vorbereiten und an der Spitze des Volkes stehen. Doch wie Zacharias [Sach 3,8] vom Hohenpriester und dessen Freunden sagt, dass sie vorbedeutend, Schatten der Zukunft seien, so ist auch Zorobabels theokratischer Würde die hier gemachte Verheißung zuteil geworden. Jenes Haus, dessen Vertreter Zorobabel jetzt ist, wird Bestand haben und dem Herrn wie eine kostbare Sache, ein Werkzeug der göttlichen Autorität und des göttlichen Willens sein; und dies weil ich dich auserwählt habe, weil David eine ewige Herrschaft verheißen ist. [Ps 88,36]; vergl. [Lk 1,32]. Darum ist Zorobabel das Bild des Messias auf den die ganze Weltgeschichte abzielt, der der Trost aller Zeiten ist. Haggai Hag 44 2 3 Loquere ad Zorobabel filium Salathiel, ducem Juda, et ad Jesum filium Josedec sacerdotem magnum, et ad reliquos populi, dicens: Sprich zu Zorobabel, dem Sohne Salathiels, dem Fürsten von Juda, und zu Jesus, dem Sohne Josedeks, dem Hohenpriester, und zu dem übrigen Volke, also: Haggai Hag 44 2 4 Quis in vobis est derelictus, qui vidit domum istam in gloria sua prima? Et quid vos videtis hanc nunc? Numquid non ita est, quasi non sit in oculis vestris? Wer unter euch ist übrig, der dieses Haus in seiner früheren Herrlichkeit gesehen? und wie sehet ihr es jetzt? Ist es nicht so wie nichts in euern Augen?² Haggai Hag 44 2 4 2 Gegen Ende des Laubhüttenfestes, das vom fünfzehnten Tage des siebten Monats an durch sieben Tage gefeiert und am achten als dem höchsten Festtage der Festwoche abgeschlossen ward, ergeht das Wort des Herrn von neuem an den Propheten. Wenn die Israeliten die herrlichen Prophezeiungen des Isaias mit dem Tempel verglichen, der an Majestät so viel zu wünschen übrig ließ, so musste Niedergeschlagenheit ihr Herz erfüllen, zumal manche von denen noch lebten, welche in ihrer Kindheit und Jugend den anderen Tempel noch gesehen, lagen doch nur achtundsechzig Jahre zwischen dessen Zerstörung und dem zweiten Jahre des Darius Hystaspis. Dazu kam die Betrübnis über die schlechte Ernte des vorhergehenden Jahres und so sank ihr Vertrauen noch mehr. Deshalb will Gott vor dem Ende des Laubhüttenfestes ihnen Trost gewähren. Haggai Hag 44 2 5 Et nunc confortare Zorobabel, dicit Dominus: et confortare Jesu fili Josedec sacerdos magne, et confortare omnis populus terræ, dicit Dominus exercituum: et facite (quoniam ego vobiscum sum, dicit Dominus exercituum) Doch nun, fasse Mut,³ Zorobabel! spricht der Herr; fasse Mut, Jesus, Sohn Josedeks, Hoherpriester! fasset Mut, alles Volk des Landes! spricht der Herr der Heerscharen, und vollbringet⁴ (denn ich bin mit euch, spricht der Herr der Heerscharen) Haggai Hag 44 2 5 3 Die dreimalige Wiederholung dieses Zuspruches verheißt wirksame und baldige Hilfe. Haggai Hag 44 2 5 4 Das Werk. Haggai Hag 44 2 6 Verbum quod pepigi vobiscum cum egrederemini de terra gypti: et spiritus meus erit in medio vestrum, nolite timere. jenes Wort, das ich mit euch geschlossen, als ihr aus Ägypten auszoget,⁵ und mein Geist wird in eurer Mitte sein,⁶ fürchtet euch nicht! Haggai Hag 44 2 6 5 Der einst geschlossene Bund bleibt in seiner Kraft bestehen, so muss also Gott ihnen beistehen und wirksam helfen. Das Wort findet sich [Ex 19,5.6]. Haggai Hag 44 2 6 6 Hebr.: beständig bleiben. Der Geist Gottes wird ihnen Leben und Kraft spenden. Haggai Hag 44 2 7 Quia hæc dicit Dominus exercituum: Adhuc unum modicum est, et ego commovebo clum, et terram, et mare, et aridam. Denn so spricht der Herr der Heerscharen:⁷ Nur noch eine kleine Weile, so erschüttere ich den Himmel und die Erde, das Meer und das Trockene.⁸ Haggai Hag 44 2 7 7 Scheint auch der neue Tempel geringer als der alte, so ist er doch das Vorzeichen der höchsten Güter, des messianischen Heiles. Haggai Hag 44 2 7 8 Nach dem Hebr. noch einmal. Es wird auf jene Erschütterung angespielt, welche das Bündnis am Sinai begleitete. [Ex 19,16] Zwischen jenem und dem neuen Bündnis muss also ein symbolisches Verhältnis bestehen; jenes ist das Vorbild des neuen, da Entstehen, Fortschritt und Erfolg des Messianischen Reiches Himmel und Erde bewegen. Da das Messianische Reich durch die Niederwerfung irdischer Reiche vorbereitet wird und schon das Assyrische, Ägyptische und Chaldäische Reich gesunken sind, ist auch der Untergang des Perserreiches bald zu erwarten. Das Reich der Griechen und Römer soll nach dem Willen der göttlichen Vorsehung der Verkündigung und Ausbreitung des messianischen Heile den Weg bereiten. Da nun diese letzte Vorbereitung des Messianischen Reiches bereits naht, ist nur noch wenig Zeit bis zum Anfange der Erschütterung. Was ist zudem diese Zwischenzeit von der Warte Gottes aus betrachtet! Haggai Hag 44 2 8 Et movebo omnes gentes: ET VENIET DESIDERATUS cunctis gentibus: et implebo domum istam gloria, dicit Dominus exercituum. Und ich erschüttere alle Völker und kommen wird der von allen Völkern Ersehnte⁹ und ich werde dieses Haus mit Herrlichkeit erfüllen,¹⁰ spricht der Herr der Heerscharen. Haggai Hag 44 2 8 9 Hebr.: Die Völker werden sich erheben (zum Messias kommend) und das Köstlichste aller Heiden soll kommen, dass es Gott und seinem Dienste geweiht werde. Vergl. [Jes 60,5.7.11]. Die Übersetzung der Vulgata ist nicht genau. Der Messias wird nirgends das, woran man die höchste Lust findet, das Kostbarste genannt. Dazu schließt der Pluralis im Hebräischen: sie werden kommen, die Beziehung des Verbum auf eine einzelne Person aus. Haggai Hag 44 2 8 10 Wie der alte Tempel [1Kön 8,10] mit der Herrlichkeit des Herrn erfüllt ward, so soll dies in viel vorzüglicherer Weise dem neuen zuteil werden. Haggai Hag 44 2 9 Meum est argentum, et meum est aurum, dicit Dominus exercituum. Mein ist das Silber und mein ist das Gold, spricht der Herr der Heerscharen.¹¹ Haggai Hag 44 2 9 11 Würde ein anderer euch dies versprechen, ihr könntet zweifeln, doch wer möchte meine Verheißung in Zweifel ziehen? Wollte ich den Tempel kostbar geschmückt sehen, es wäre mir nicht schwer dies bewerkstelligen zu lassen, denn mein ist das Gold. Sacharja Sach 45 0 1 Eingang. (1,1-6) Tuet Buße. I. Kap. I-VI. 1. Erstes Gesicht: Vernichtung der Macht der Heiden. (1,7-21) A. Noch ist keine Erschütterung der Erde und der Völker eingetreten. (V. 13) B. Gütige und tröstende Worte. (V. 17) Der Ansturm der Feinde wird gebrochen werden. Sacharja Sach 45 1 1 IN mense octavo in anno secundo Darii regis, factum est verbum Domini ad Zachariam, filium Barachiæ filii Addo, prophetam, dicens: Im achten Monat¹ im zweiten Jahre des Königs Darius erging das Wort des Herrn an Zacharias, den Sohn Barachias', des Sohnes Addos, den Propheten, also: Sacharja Sach 45 1 1 1 Im achten Monate von Nisan an gerechnet. Sacharja Sach 45 1 10 Et respondit vir, qui stabat inter myrteta, et dixit: Isti sunt, quos misit Dominus ut perambulent terram. Da begann der Mann, der zwischen den Myrten stand, und sprach:¹⁵ Dies sind die, welche der Herr ausgesandt hat, die Erde zu durchziehen. Sacharja Sach 45 1 10 15 Dieser nimmt das Versprechen des ersten Engels auf. Die Juden sehen ihn als den heiligen Michael, den Beschützer des Volkes Gottes an. (Hieron.) Sacharja Sach 45 1 11 Et responderunt Angelo Domini, qui stabat inter myrteta, et dixerunt: Perambulavimus terram, et ecce omnis terra habitatur, et quiescit. Sie nun redeten zu dem Engel des Herrn, der zwischen den Myrten stand, und sprachen:¹⁶ Wir haben die Erde durchzogen und siehe, die ganze Erde wird friedlich bewohnt und ist in Ruhe.¹⁷ Sacharja Sach 45 1 11 16 Sie statten dem Engel Bericht ab, als einem Höheren. Er ist sicher ein solcher, dem die Sorge für Israel anvertraut ist (Cyr., Theod. Gr.), da er alsbald bei dem Herrn für das Heil dieses Volkes eintritt. Die meisten Erklärer nehmen an, dass er derselbe ist, der soeben als der auf einem roten Rosse sitzende Mann bezeichnet wurde, d.i. der Engel Michael. Sacharja Sach 45 1 11 17 Noch ist kein Anzeichen jener Erschütterung der Erde und der Völker, die kommen soll [Hag 2,7], bemerkbar. Deshalb bittet der Schutzengel des Volkes, Gott wolle in seiner Barmherzigkeit den Zeitpunkt beschleunigen und sich als Helfer und Retter der Seinen erweisen. Sacharja Sach 45 1 12 Et respondit Angelus Domini, et dixit: Domine exercituum usquequo tu non misereberis Jerusalem, et urbium Juda, quibus iratus es? iste jam septuagesimus annus est. Da begann der Engel des Herrn und sprach: Herr der Heerscharen! wie lange noch willst du dich nicht über Jerusalem und die Städte Judas erbarmen, auf welche du zürnst?¹⁸ Dies ist schon das siebenzigste Jahr.¹⁹ Sacharja Sach 45 1 12 18 Noch immer öffnen sich nicht die Quellen des Heils, noch beginnt nicht das Gericht über die Völker. Entferne doch die Hindernisse, damit die heilige Stadt wiedererbaut werde, das auserwählte Land seine Bewohner erhalte. Sacharja Sach 45 1 12 19 Von 588 an gerechnet, also das Jahr 519 oder 518. Nach siebzig Jahren war den Prophezeiungen Jeremias entsprechend die Wiederherstellung zu erwarten. Schon war eine Periode von siebzig Jahren erfüllt, von der Knechtschaft des Volkes unter dem Joch der Chaldäer, vom ersten Jahre des Nabuchodonosor, d.i. dem ersten Jahre von der Eroberung der Stadt und der Wegführung vieler an gerechnet, vergl. [Jer 25,1-13] von 606 536, bis Cyrus die Erlaubnis zur Rückkehr gab. Bei der letzten Eroberung der Stadt ist auch der Tempel zerstört, deshalb konnte von diesem Zeitpunkte an eine zweite Periode von siebzig Jahren gerechnet werden. Der Engel stellt entweder aus dem Herzen frommer Juden oder aus seiner eigenen Sehnsucht heraus Gott vor, dass der Endpunkt der siebzig Jahre da sei, ihn so durch sein fürbittendes Gebet zum Erbarmen zu bewegen. Sacharja Sach 45 1 13 Et respondit Dominus Angelo, qui loquebatur in me verba bona, verba consolatoria. Da entgegnete der Herr dem Engel, der mit mir redete, gute Worte, trostreiche Worte.²⁰ Sacharja Sach 45 1 13 20 Der Engel legt wohl im Namen des Propheten Fürbitte ein, da Gott seine Antwort an den Engel, welcher dem Propheten als Dolmetscher dient, richtet. Die Verschiedenartigkeit der Farben deutet dem Anschein nach auf den verschiedenartigen Charakter und Neigung der der Obsorge der Engel anvertrauten Völker und Reiche, dem der Dienst der Engel entspricht. Die rote Farbe weist auf Rache an den Feinden die weiße auf Glück und frohe Hoffnung, Güte, die verschiedenartige Färbung auf unruhige und unbeständige Anlage. Der Engel unter den Myrten ist der Schutzgeist des auserwählten Volkes. Die Myrte ist ein wohlriechendes Gewächs, so sendet die Theokratie angenehmen Duft gen Himmel und über die Erde. Die von allen Seiten zu dem Schutzengel der Theokratie herbeikommenden Engel zeigen, dass diese der Hauptgegenstand der göttlichen Fürsorge und der Mittelpunkt aller Völker ist. Vergl. den Berg des Herrn [Mi 4,1; Jes 2,2]. Sacharja Sach 45 1 14 Et dixit ad me Angelus, qui loquebatur in me: Clama, dicens: Hæc dicit Dominus exercituum: Zelatus sum Jerusalem, et Sion zelo magno. Und der Engel, der mit mir redete, sprach zu mir: Verkünde also: So spricht der Herr der Heerscharen: Ich eifere für Jerusalem und Sion mit großem Eifer²¹ Sacharja Sach 45 1 14 21 Eifer ist große Liebe, verbunden mit Unwillen gegen die Hindernisse. Dieser Eifer ist das Unterpfand, dass die Theokratie sicher wiederhergestellt werden soll. Dem Eifer für das Volk entspricht der Unwille gegen die Gegner desselben. Sacharja Sach 45 1 15 Et ira magna ego irascor super gentes opulentas: quia ego iratus sum parum, ipsi vero adjuverunt in malum. und bin von heftigem Zorne entbrannt wider die üppigen Völker;²² denn als ich ein wenig zürnte, halfen sie zum Unheil.²³ Sacharja Sach 45 1 15 22 Hebräisch: Die ruhigen Völker, über die Völker, die auf ihre Macht vertrauend sich stolz überheben und sich für unüberwindlich halten. Wie Babylon [Jes 47,8.10]. Sacharja Sach 45 1 15 23 Gott wollte sie wie ein weiser Erzieher gezüchtigt sehen, jene wüteten gegen sie als Feinde. Sacharja Sach 45 1 16 Propterea hæc dicit Dominus: Revertar ad Jerusalem in misericordiis: et domus mea ædificabitur in ea, ait Dominus exercituum: et perpendiculum extendetur super Jerusalem. Darum spricht der Herr also: Ich werde mich Jerusalem in Erbarmen zuwenden²⁴ und mein Haus soll in ihm wieder aufgebaut werden, spricht der Herr der Heerscharen, und die Messschnur soll über Jerusalem ausgespannt werden.²⁵ Sacharja Sach 45 1 16 24 Wie er oben verheißen (V. 3) Sacharja Sach 45 1 16 25 Der erste Beweis der Huld Gottes wird die Herstellung des Tempels und der Bau der Stadt sein. Beide sind Mittelpunkt des alten Gottesreiches, ihre Wiederherstellung also Anzeichen und Vorbereitung der theokratischen Wiederherstellung. Sacharja Sach 45 1 17 Adhuc, clama dicens: Hæc dicit Dominus exercituum: Adhuc affluent civitates meæ bonis: et consolabitur adhuc Dominus Sion, et eliget adhuc Jerusalem. Weiter verkünde also: So spricht der Herr der Heerscharen: Meine²⁶ Städte werden noch von Gütern überfließen²⁷ und noch wird der Herr Sion trösten und er wird Jerusalem noch auserwählen. Sacharja Sach 45 1 17 26 Zarter Affekt der Liebe. Sacharja Sach 45 1 17 27 Von der Hauptstadt soll der Segen ausströmen. Wenngleich der Augenblick der glorreichen Wiederherstellung und des allgemeinen Heiles noch nicht nahe ist, werden doch die alten Verheißungen erneuert. Sacharja Sach 45 1 18 Et levavi oculos meos, et vidi: et ecce quatuor cornua. Und ich erhob meine Augen und schaute: siehe, da waren vier Hörner.²⁸ Sacharja Sach 45 1 18 28 Zwei Dinge sind bisher offenbart: die Feinde des jüdischen Volkes sollen gestraft und die Stadt wiederhergestellt werden. Beide Verheißungen werden durch zwei neue Offenbarungen bestätigt. Sacharja Sach 45 1 19 Et dixi ad Angelum, qui loquebatur in me: Quid sunt hæc? Et dixit ad me: Hæc sunt cornua, quæ ventilaverunt Judam, et Israel, et Jerusalem. Da sprach ich zu dem Engel, der mit mir redete: Was haben diese zu bedeuten? Er sprach zu mir: Dies sind die Hörner,²⁹ welche Juda und Israel und Jerusalem geworfelt haben.³⁰ Sacharja Sach 45 1 19 29 Hörner bezeichnen die Macht und Stärke, bei Daniel sind sie das Sinnbild der feindlichen Könige. Sacharja Sach 45 1 19 30 Hebr.: Verstreut haben. Die vier Hörner sind wohl gleichbedeutend mit den vier Tieren [Dan 7] und erinnern an den Widder und den Bock, welche mit ihren Hörnern die Völker niederwarfen [Dan 8], sowie an die vier reiche, welche das Reich des Messias vernichten wird. [Sach 2] Die späteren Propheten nehmen gern auf die früheren Rücksicht. Hier sind wohl allgemein die Reiche zu verstehen, welche in den vier Himmelsrichtungen das Volk Gottes zu verschiedenen Zeiten bedrängt haben und unter denen die von Daniel genannten Reiche besonders hervortreten. Doch das ist der Trost für die Frommen: Wie viele Feinde auch sich erheben, alle werden durch die Macht Gottes vernichtet, denn jeder findet seinen Besieger, wie das folgende Sinnbild andeutet. Sacharja Sach 45 1 2 Iratus est Dominus super patres vestros iracundia. Von gewaltigem Zorne ist² der Herr entbrannt über eure Väter. Sacharja Sach 45 1 2 2 War. Der Prophet beginnt mit den Gefühlen, welche aller Herzen erfüllten. Sacharja Sach 45 1 20 Et ostendit mihi Dominus quatuor fabros. Sodann zeigte der Herr mir vier Schmiede. Sacharja Sach 45 1 21 Et dixi: Quid isti veniunt facere? Qui ait, dicens: Hæc sunt cornua, quæ ventilaverunt Judam per singulos viros, et nemo eorum levavit caput suum: et venerunt isti deterrere ea, ut dejiciant cornua gentium, quæ levaverunt cornu super terram Juda ut dispergerent eam. Da sprach ich: Was wollen diese tun? Er aber antwortete mir: Dies sind die Hörner, welche Juda Mann für Mann geworfelt³¹ haben, so dass niemand von ihnen sein Haupt erhob; diese aber sind gekommen, um sie in Schrecken zu setzen und die Hörner der Völker niederzuschlagen, welche das Horn wider das Land Juda erhoben, um es zu zerstreuen.³² Sacharja Sach 45 1 21 31 Verstreut. Sacharja Sach 45 1 21 32 Den vier eisernen Hörnern stellt Gott vier Schmiede entgegen, jene zu schrecken, dann auch gänzlich zu vernichten: Jene werden sie nicht überwältigen. Unbesiegt wird das Gottesreich den Untergang der Feinde überleben. Das Gesicht von den vier Schmieden hängt innig mit dem Gesichte von Reitern zusammen. Wenn die Feinde auch jetzt noch in Sicherheit leben, werden sie dennoch unzweifelhaft niedergeworfen werden. Das, was in dem ersten Gesichte Trauriges enthalten war, wird jetzt durch den frohen Sieg, den Gott vor Augen stellt, und die fröhliche Hoffnung gehoben. Sacharja Sach 45 1 3 Et dices ad eos: Hæc dicit Dominus exercituum: Convertimini ad me, ait Dominus exercituum: et convertar ad vos, dicit Dominus exercituum. Doch sprich zu ihnen: So spricht der Herr der Heerscharen: Kehret um zu mir,³ spricht der Herr der Heerscharen, so werde ich mich zu euch kehren, spricht der Herr der Heerscharen.⁴ Sacharja Sach 45 1 3 3 Nicht: von den Götzenbildern euch abwendend (denn solcher Frevel befleckte sie nicht), doch von ganzem Herzen euch Gott zuwendend, alle Lässigkeit abschüttelnd und: was euch von Babylons Sitten anhaftet, ablegend. Sacharja Sach 45 1 3 4 Dieser öfter wiederholte Zusatz soll ihnen Vertrauen einflößen. Es befiehlt der, dem himmlische und sichtbare Heerscharen untergeben sind. Sacharja Sach 45 1 4 Ne sitis sicut patres vestri, ad quos clamabant prophetæ priores, dicentes: Hæc dicit Dominus exercituum: Convertimini de viis vestris malis, et de cogitationibus vestris pessimis: et non audierunt, neque attenderunt ad me, dicit Dominus. Seid nicht wie eure Väter, welchen die früheren Propheten zugerufen haben: So spricht der Herr der Heerscharen: Kehret um von eurem bösen Wandel und von euren schlimmen Anschlägen, aber sie hörten nicht und achteten nicht auf mich, spricht der Herr. Sacharja Sach 45 1 5 Patres vestri ubi sunt? Et prophetæ numquid in sempiternum vivent? Wo sind nun eure Väter?⁵ Und die Propheten, können sie wohl ewig leben?⁶ Sacharja Sach 45 1 5 5 Sind nicht jetzt die in Babylon, welche die Worte der Propheten als nichtig erachteten? In fremder Erde ruhen sie jetzt. Sacharja Sach 45 1 5 6 Gottes Wort geht in Erfüllung, ohne dass es nötig wäre, dass die, welche die Zukunft vorherverkündeten, auch das Eintreten ihrer Vorhersagung sehen. Sind die Propheten aber auch gestorben, so bleibt doch ihr Wort in Kraft. Sacharja Sach 45 1 6 Verumtamen verba mea, et legitima mea, quæ mandavi servis meis prophetis, numquid non comprehenderunt patres vestros, et conversi sunt, et dixerunt: Sicut cogitavit Dominus exercituum facere nobis secundum vias nostras, et secundum adinventiones nostras fecit nobis. Aber meine Worte und meine Satzungen, die ich meinen Dienern, den Propheten, aufgetragen habe, haben sie nicht eure Väter ereilt? Da bekehrten sie sich⁷ und sprachen: Wie der Herr der Heerscharen beschlossen, uns nach unserm Wandel und nach unsern Bestrebungen zu tun, so hat er uns getan.⁸ Sacharja Sach 45 1 6 7 Die Augen, welche die Schuld geschlossen, wurden von der Strafe geöffnet. Sacharja Sach 45 1 6 8 So sprachen die drei Jünglinge im Feuerofen [Dan 3,27ff], Daniel im Namen aller [Dan 9,5ff], solches Bekenntnis forderte Baruch. [Bar 1,15 Bar 2,10] Sacharja Sach 45 1 7 In die vigesima et quarta undecimi mensis Sabath, in anno secundo Darii, factum est verbum Domini ad Zachariam filium Barachiæ, filii Addo, prophetam, dicens: Am vierundzwanzigsten Tage des elften Monats Sabath⁹ im zweiten Jahre des Darius erging das Wort des Herrn an Zacharias, den Sohn Barachias, des Sohnes Addos, den Propheten, also lautend:¹⁰ Sacharja Sach 45 1 7 9 Der Prophet beginnt zu zeigen, wie Gott sich zu dem Volke wenden wird, indem er die ihm von Gott dargebotenen Gesichte beschreibt, welche die Wiederherstellung der Theokratie und deren Wesen zeigen. Diese Gesichte sind ein Unterpfand dessen, was Gott in der Zukunft tun will, und ein Trost für das Volk; sie erklären teils die schon gegebenen Prophezeiungen, teils die geistige Natur der Wiederherstellung und das Amt des Messias. Sacharja Sach 45 1 7 10 Es folgt die Erzählung des Gesichtes, weshalb der Prophet dasselbe ausdrücklich als eine in Dingen und Sinnbildern ergangene Offenbarung des Herrn bezeichnet. Doch bezeichnen die Worte: Es erging auch zugleich, dass Gott den Inhalt des Gesichtes wiedergeben lässt, der Prophet dasselbe also treu und ohne Irrtum darstellt. Sacharja Sach 45 1 8 Vidi per noctem, et ecce vir ascendens super equum rufum, et ipse stabat inter myrteta, quæ erant in profundo: et post eum equi rufi, varii, et albi. Ich hatte zur Nacht ein Gesicht¹¹ und siehe, ein Mann, der auf einem roten Rosse saß, erschien zwischen Myrten in einem tiefen Talgrunde und hinter ihm waren Rosse,¹² rote, gescheckte und weiße. Sacharja Sach 45 1 8 11 Nicht im Träume, denn davon wird nichts gesagt, also wachend. Die Nacht mit ihrer Ruhe bringt auch dem Geiste größere Sammlung. Vielleicht ist die Nacht auch ein Bild des Unglücks der Juden; doch wie der Nacht der Tag folgt, so wird auch den Israeliten durch den Wiederaufbau der Stadt und des Tempels Trost zuteil werden. Nach dem Hebräischen wird die Nacht zum vierundzwanzigsten Tage ausdrücklich bezeichnet. Sacharja Sach 45 1 8 12 Nach ihm sah der Prophet andere Rosse mit Reitern. Sacharja Sach 45 1 9 Et dixi: Quid sunt isti, Domine mi? et dixit ad me Angelus, qui loquebatur in me: Ego ostendam tibi quid sint hæc. Da sprach ich:¹³ Wer sind diese, Herr? Der Engel, der mit mir¹⁴ redete, sprach zu mir: Ich will dir zeigen, wer diese sind. Sacharja Sach 45 1 9 13 Zu dem Engel, der bei mir war. Sacharja Sach 45 1 9 14 Hebr.: In mir: so dass die Mitteilung als eine nicht von außen herantretende empfunden wird. Sacharja Sach 45 0 1 2. Zweites Gesicht: Herrliche Wiederherstellung der Stadt. (Kap. 2,1-13) A. Größe und Schutz der Stadt. (V. 5) B. Die Herrlichkeit Sions. Sacharja Sach 45 2 1 Et levavi oculos meos, et vidi, et ecce vir, et in manu ejus funiculus mensorum. Und ich erhob meine Augen und schaute:¹ siehe, da war ein Mann,² der hatte in seiner Hand eine Messschnur. Sacharja Sach 45 2 1 1 Bestätigung der Verheißung, dass die Stadt wieder aufgebaut werden soll, der Mittelpunkt der Theokratie. Sacharja Sach 45 2 1 2 Der Engel erschien in Gestalt eines Mannes. Welcher Engel, ist ungewiss. Sacharja Sach 45 2 10 Lauda, et lætare filia Sion: quia ecce ego venio, et habitabo in medio tui, ait Dominus. Lobsinge und freue dich, Tochter Sion! denn siehe, ich komme und werde in deiner Mitte wohnen, spricht der Herr.²⁰ Sacharja Sach 45 2 10 20 Vergl. [Joh 1,14.15]. Es ist vom Messias die Rede, wie auch der folgende Vers zeigt. Sacharja Sach 45 2 11 Et applicabuntur gentes multæ ad Dominum in die illa, et erunt mihi in populum, et habitabo in medio tui: et scies quia Dominus exercituum misit me ad te. Da werden sich an jenem Tage viele Völker an den Herrn anschließen und werden mir zum Volke sein²¹ und ich werde in deiner Mitte wohnen²² und du wirst erkennen,²³ dass der Herr der Heerscharen mich zu dir gesandt hat. Sacharja Sach 45 2 11 21 Die Theokratie wird nicht an Grenzen gebunden sein, sondern alle Völker in gleicher Weise wie die Israeliten enthalten. Sacharja Sach 45 2 11 22 Das Heil kommt vom Throne und Reiche des Messias auf dem Berge Sion. Sacharja Sach 45 2 11 23 Durch die Erfüllung. Sacharja Sach 45 2 12 Et possidebit Dominus Judam partem suam in terra sanctificata: et eliget adhuc Jerusalem. Und der Herr wird Juda in Besitz nehmen als sein Erbe im geheiligten Lande und er wird Jerusalem wieder erwählen.²⁴ Sacharja Sach 45 2 12 24 Von der Zeit des Messias kommt der Engel auf die nächste Zukunft zurück. Jerusalem wird wiederhergestellt, der Tempel gebaut werden. Sacharja Sach 45 2 13 Sileat omnis caro a facie Domini: quia consurrexit de habitaculo sancto suo. Still, alles Fleisch, vor dem Herrn!²⁵ denn er hat sich aus seiner heiligen Wohnung erhoben.²⁶ Sacharja Sach 45 2 13 25 Da Gott sich anschickt, so Großes zu tun, was geziemt sich mehr, als dass die Menschen die Erhabenheit der Ratschlüsse Gottes und seine Güte anbetend verehren? Sacharja Sach 45 2 13 26 Gott schien zu schlummern, da er uns in Gefangenschaft geraten ließ. Jetzt erwacht er gleichsam und erhebt sich in Macht. Das Stillschweigen wie das Sicherheben zeigen die Größe des Ereignisses. In der Tat, was ist erhabener als das Reich Gottes, das sich aus kleinen Anfängen bei der Wiederherstellung des Tempels und der Stadt erhebt und zur Zeit des Messias unendlich wachsen und durch beständige Gunstbezeigungen Gottes gefördert und verherrlicht wird. Sacharja Sach 45 2 2 Et dixi: Quo tu vadis? Et dixit ad me: Ut metiar Jerusalem, et videam quanta sit latitudo ejus, et quanta longitudo ejus. Da sprach ich: Wohin gehst du? Er sprach zu mir: Jerusalem zu messen, um zu sehen, wie groß seine Breite und wie groß seine Länge ist.³ Sacharja Sach 45 2 2 3 Zeichen, dass der Bau der Stadt sehr nahe ist. Doch der Engel will ihm eine noch höhere Offenbarung vermitteln. Sacharja Sach 45 2 3 Et ecce Angelus, qui loquebatur in me, egrediebatur, et Angelus alius egrediebatur in occursum ejus. Siehe, da schritt der Engel, der mit mir⁴ redete, vor und ein anderer Engel⁵ trat ihm entgegen. Sacharja Sach 45 2 3 4 Der Engel, welcher, gleichsam in seiner Seele wohnend, zu ihm gesprochen, geht aus derselben heraus. Sacharja Sach 45 2 3 5 Viele halten denselben für Gabriel. Sacharja Sach 45 2 4 Et dixit ad eum: Curre, loquere ad puerum istum,, dicens: Absque muro habitabitur Jerusalem præ multitudine hominum, et jumentorum in medio ejus. Dieser sprach zu dem ersteren:⁶ Lauf, sprich zu dem Jüngling dort⁷ also: Ohne Mauern⁸ wird Jerusalem bewohnt werden vor der Menge von Menschen und Vieh in seiner Mitte. Sacharja Sach 45 2 4 6 Zu dem Erklärer des Propheten. Sacharja Sach 45 2 4 7 Oft für Schutzbefohlenen, Diener gesetzt, vielleicht: zum Diener Gottes. Der Prophet soll von den Anfängen seinen Sinn bis zur höchsten Vollendung der Wiederherstellung des Gottesreiches erheben. Sacharja Sach 45 2 4 8 Keine Mauer wird Jerusalem umspannen können. Sacharja Sach 45 2 5 Et ego ero ei, ait Dominus, murus ignis in circuitu: et in gloria ero in medio ejus. Und ich selbst, spricht der Herr, will ihm ringsum zu einer feurigen Mauer sein⁹ und will mich in seiner Mitte herrlich erzeigen.¹⁰ Sacharja Sach 45 2 5 9 So weit sich auch die Stadt erstreckt, so frei sie auch dazuliegen scheint, ist sie doch vor jedem feindlichen Angriffe sicher. Wie niemand ein gewaltiges Feuer durchschreiten kann, so ist der sicher, der durch Gottes Gnade beschützt wird: das Gottesreich ist geschützt und seinen Feinden fruchtbar wie einst die Feuersäule, welche die Israeliten aus Ägypten führte. [Ex 14,24] Sacharja Sach 45 2 5 10 Und Jerusalem herrlich machen. Sacharja Sach 45 2 6 O, o fugite de terra aquilonis, dicit Dominus: quoniam in quatuor ventos cli dispersi vos, dicit Dominus. Fliehet aus dem Lande gegen Mitternacht,¹¹ spricht der Herr; denn in die vier Winde des Himmels habe ich euch zerstreut,¹² spricht der Herr. Sacharja Sach 45 2 6 11 Ermunterung an die, welche im fremden Lande zurückgeblieben sind sei es, die heidnische Sitte annehmend, sei es, ihre Besitzungen nicht preisgeben wollend, sei es die Schwierigkeiten des Weges fürchtend. Hebräisch: Auf, auf, fliehet. Das Land gegen Mitternacht ist Babylon. Sacharja Sach 45 2 6 12 Ähnlich [Ez 5,12]. Die Zeit der Rückkehr ist jetzt da. Sacharja Sach 45 2 7 O Sion, fuge quæ habitas apud filiam Babylonis: Ach, Sion! fliehe, die du bei der Tochter Babylon wohnst;¹³ Sacharja Sach 45 2 7 13 Der Gegensatz der Namen drängt gleichfalls zur Flucht. Sion ist der Sitz Gottes, von Sion aus wird dieser über alle Völker herrschen, dorthin werden alle Nationen zusammenströmen. Hebr.: Ach, Sion, rette dich. Babylon ist allem Unheil geweiht, falle nicht auch du mit ihm demselben anheim. Sacharja Sach 45 2 8 Quia hæc dicit Dominus exercituum: Post gloriam misit me ad gentes, quæ spoliaverunt vos: qui enim tetigerit vos, tangit pupillam oculi mei: denn so spricht der Herr der Heerscharen:¹⁴ In Ehre hat er mich¹⁵ an die Völker gesendet, welche euch beraubten;¹⁶ denn wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an.¹⁷ Sacharja Sach 45 2 8 14 Wie V. 6 redet der Engel weiter. Sacharja Sach 45 2 8 15 Den Engel. Die Rede ist als indirekte zu fassen. Sacharja Sach 45 2 8 16 Sie zu strafen. Dem Engel wird dies zuerteilt, weil er Gottes Diener in der Regierung der Welt ist. Vergl. [Ez 9,1-10]. Durch die über die Völker verhängte Strafe wird Gottes Ehre gefördert und offenbar. Sacharja Sach 45 2 8 17 Wer diesem Volke Unrecht zufügt, wird von ihm so angesehen, als ob er seine verbrecherische Hand gegen das Kostbarste, wie z.B. die Augen sind, ausstreckte, nämlich Gottes. Hebr.: seinen (Gottes) Augapfel. Sacharja Sach 45 2 9 Quia ecce ego levo manum meam super eos, et erunt prædæ his, qui serviebant sibi: et cognoscetis quia Dominus exercituum misit me. Denn sehet, ich hebe¹⁸ meine Hand wider sie auf und sie sollen denen zur Beute werden, die ihnen dienten;¹⁹ da werdet ihr erkennen, dass der Herr der Heerscharen mich gesandt hat. Sacharja Sach 45 2 9 18 Hebr.: Ich schwinge. Mit gewaltigem Schlage will er die niederschmettern, welche seine Ehre geschmälert und dem Gegenstande seiner Liebe Unrecht getan haben. Sacharja Sach 45 2 9 19 So erhoben sich die Griechen gegen die Perser, die Römer besiegten die Griechen. Oder noch besser: die Völker werden zur Beute werden in dem V. 11 angegebenen Sinne. Die Ereignisse werden beweisen, dass der Engel die Wahrheit gesprochen. Diese Stelle zeigt, dass Gott bei der Ausführung der Beschlüsse seiner Vorsehung den Dienst der Engel gebraucht. Sacharja Sach 45 0 1 3. Drittes Gesicht: Wiederherstellung der Heiligkeit des Priestertums. (Kap. 3) A. Die Heiligkeit des Priestertums wird wiederhergestellt. (V. 5) B. Bedeutung dieser Wiederherstellung. Sacharja Sach 45 3 1 Et ostendit mihi Dominus Jesum sacerdotem magnum stantem coram Angelo Domini: et satan stabat a dextris ejus ut adversaretur ei. Und¹ der Herr ließ mich Jesus, den Hohenpriester, schauen, wie er vor dem Engel des Herrn² stand,³ und zu seiner Rechten stand Satan, ihn anzufeinden.⁴ Sacharja Sach 45 3 1 1 Nachdem die Niederwerfung der Feinde verheißen und die Wiederherstellung der Stadt dargestellt ist, geht der Prophet zu dem über, was die Theokratie in ihrem eigensten Wesen begründet und dessen Wohltaten auf andere überleitet. Unter diesen Mitteln nimmt das Priestertum den ersten Platz ein. Dies zeigt schon die Aufgabe des Priestertums, Vermittler zu sein zwischen Gott und den Menschen, Gott durch Gebete und Opfer zu versöhnen, die Menschen dazu anzuleiten, Gott zu dienen und so die Wohltaten Gottes diesen zu vermitteln. Doch die Priester haben das Volk vielfach statt zum Guten zu führen, zum Bösen verführt und ihr heiliges Amt befleckt. Sacharja Sach 45 3 1 2 Dem Patrone und Schützer der alttestamentlichen Kirche, dem heiligen Michael. Sacharja Sach 45 3 1 3 Der Engel stellt gleichsam das Volk dar, für welches der Hohepriester zu Gott fleht und dessen Weisungen an das Volk entgegennimmt. Sacharja Sach 45 3 1 4 Während der Priester die Hand ausstreckt zum Werke des Herrn, ist ein anderer da, um nachzustellen, zu hindern, zu schaden. Er steht zur Rechten, um die rechte Hand, die Ausführerin des Werkes zurückzuhalten und zu hemmen. Doch der Herr und der Engel sind besorgt für das Gottesreich und machen die Anschläge des Feindes zuschanden, wie der auf diesen geschleuderte Fluch andeutet. Sacharja Sach 45 3 10 In die illa, dicit Dominus exercituum, vocabit vir amicum suum subter vitem, et subter ficum. An jenem Tage, spricht der Herr der Heerscharen, wird ein Freund den andern einladen unter seinen Weinstock und unter seinen Feigenbaum.²⁶ Sacharja Sach 45 3 10 26 In der von Gott gebildeten Theokratie, welche die wahre Vergebung der Sünden gewährt, wird Eintracht und Friede herrschen. Das hierfür gebrauchte Bild ist der Zeit Salomos entlehnt [1Kön 4,25], recht passend auf den wahren Friedensfürsten. Der geistige Charakter der Theokratie wird von den Propheten klar vor Augen gestellt. Sacharja Sach 45 3 2 Et dixit Dominus ad satan: Increpet Dominus in te satan: et increpet Dominus in te, qui elegit Jerusalem: numquid non iste torris est erutus de igne? Der Herr⁵ aber sprach zu Satan: Der Herr bedräue dich, Satan!⁶ ja, es bedräue dich der Herr,⁷ welcher Jerusalem auserwählt hat!⁸ Ist jener nicht ein aus dem Feuer herausgerissener Brand?⁹ Sacharja Sach 45 3 2 5 Der Engel im Namen und in der Person des Herrn. Sacharja Sach 45 3 2 6 Das Bedrohen ist ein Schrankensetzen. Sacharja Sach 45 3 2 7 Die Wiederholung ist ein Zeichen des heftigen Affektes wie des sicheren Eintretens des Erfolges. Sacharja Sach 45 3 2 8 Hauptgrund. Vergl. [Sach 1,17]. Ein anderer aus der Gegenwart genommener Grund wird beigefügt. Sacharja Sach 45 3 2 9 Der Priester ist wie ein aus dem Feuer gerissenes, halb verbranntes Holz; er trägt noch die Zeichen der Strafe und der Gefangenschaft, Armut, Schmach und Elend an sich, so die Sünden der Väter büßend. Doch Gott wird durch eben dies Elend zum Mitleid bewegt und fragt entrüstet, ob das Priestertum sich in solchem Stande finden darf, ob der Teufel nicht Strafe leiden soll, der es in denselben versetzt hat und noch verfolgt. Sacharja Sach 45 3 3 Et Jesus erat indutus vestibus sordidis: et stabat ante faciem Angeli. Jesus aber war mit schmutzigen Kleidern angetan¹⁰ und stand vor dem Engel.¹¹ Sacharja Sach 45 3 3 10 Mit Bundesbruch und Freveln war das Priestertum belastet, schuldig auch der Nachlässigkeit in Verhütung der Sünde des Volkes. Wie seine ganze Haltung Elend ausprägte, so forderte sie auch Erbarmen und Hilfe. Sacharja Sach 45 3 3 11 Der helfen will und kann. Sacharja Sach 45 3 4 Qui respondit, et ait ad eos, qui stabant coram se, dicens: Auferte vestimenta sordida ab eo. Et dixit ad eum: Ecce abstuli a te iniquitatem tuam, et indui te mutatoriis. Da hob dieser an und sprach zu denen, die vor ihm standen, also: Ziehet ihm die schmutzigen Gewande aus! Alsdann sprach er zu ihm: Siehe, ich nehme deine Schuld¹² von dir und bekleide dich mit Feierkleidern.¹³ Sacharja Sach 45 3 4 12 Als Hoherpriester ist er der Vertreter des gesamten Priestertums. Sacharja Sach 45 3 4 13 Diese sind das Bild der Gnade, der Frömmigkeit und Tugenden, welche das wahre Priestertum schmücken müssen, damit es seine Aufgabe recht erfülle. Sacharja Sach 45 3 5 Et dixit: Ponite cidarim mundam super caput ejus. Et posuerunt cidarim mundam super caput ejus, et induerunt eum vestibus: et Angelus Domini stabat. Dann sprach er: Setzet ihm einen reinen Kopfbund auf das Haupt!¹⁴ Da setzten sie einen reinen Bund auf sein Haupt und legten ihm Gewänder an, der Engel des Herrn aber stand dabei.¹⁵ Sacharja Sach 45 3 5 14 Einen neuen hohenpriesterlichen Schmuck. Sacharja Sach 45 3 5 15 Dem Priestertum seine frühere Würde zurückgebend. Sacharja Sach 45 3 6 Et contestabatur angelus Domini Jesum, dicens: Da beschwor der Engel des Herrn Jesus und sprach:¹⁶ Sacharja Sach 45 3 6 16 Das Gesicht soll nicht allein dem Propheten Nutzen bringen, sondern durch ihn auch andere belehren. Sacharja Sach 45 3 7 Hæc dicit Dominus exercituum: Si in viis meis ambulaveris, et custodiam meam custodieris: tu quoque judicabis domum meam, et custodies atria mea, et dabo tibi ambulantes de his, qui nunc hic assistunt. So spricht der Herr der Heerscharen: Wenn du auf meinen Wegen wandelst und meine Gebote beobachtest, so sollst du mein Haus richten und meine Vorhöfe hüten¹⁷ und ich will dir Geleiter von denen geben, welche jetzt hier stehen.¹⁸ Sacharja Sach 45 3 7 17 Dem Hause Gottes vorstehen, die Familie Gottes, das Volk Gottes richten. Sacharja Sach 45 3 7 18 Damit er dies Amt recht zu verwalten vermag, wird ihm der Beistand der Engel versprochen. Erinnerung an das Gesicht Jakobs [Gen 28,12]. Das Stehen bezeichnet die Bereitschaft, alsbald tätig zu sein. Sacharja Sach 45 3 8 Audi Jesu sacerdos magne, tu et amici tui, qui habitant coram te, quia viri portendentes sunt,; ecce enim ego ADDUCAM SERVUM MEUM ORIENTEM. Höre,¹⁹ Jesus, Hoherpriester, du und deine Genossen,²⁰ die vor dir sitzen! denn diese Männer sind Vorbilder;²¹ denn siehe, ich will meinen Knecht, den Spross,²² kommen lassen. Sacharja Sach 45 3 8 19 Und nimm zu Herzen. Sacharja Sach 45 3 8 20 Die Würde des Priestertums wird noch mehr hervorgehoben und den Priestern Heiligkeit empfohlen, durch den Hinweis darauf, dass jenes das Bild und Vorbild des Messias ist, die also, welche das Priesteramt bekleiden, in sich das Amt und die Würde des Messias gleichsam vorbilden. Sacharja Sach 45 3 8 21 Wunderbare Vorbilder, welche die Herzen auf Höheres vorbereiten sollen. Sacharja Sach 45 3 8 22 Wer dies ist, steht aus den früheren Weissagungen fest. So aus [2Sam 23,2-5] (hebr.), [Jes 4,2] und [Jer 23,5]. Es ist der Messias, der Knecht Gottes. Er ist der vorzüglichste Spross des Hauses David, der alle Güter besitzt und allen neues, ewiges Leben mitteilt. Die Theokratie wird wieder hergestellt, um durch den Messias ihre Vollendung zu finden. Die Weltreiche werden gestürzt, weil das Reich des Messias aufgerichtet werden soll. Der Herr will sich Sions erbarmen, denn der Messias wird kommen; die Stadt wird erbaut werden, weil der Messias kommen wird; die neue Theokratie wird Überfluss haben an allen Gütern um des Messias willen; und an dieser Stelle wird auch das Priestertum von Gott genehm gehalten, weil es das Vorbild des Messias ist. Sacharja Sach 45 3 9 Quia ecce lapis, quem dedi coram Jesu: super lapidem unum septem oculi sunt: ecce ego cælabo sculpturam ejus, ait Dominus exercituum: et auferam iniquitatem terræ illius in die una. Denn siehe, den Stein, welchen ich Jesus vorgelegt,²³ über dem einen Stein sind sieben Augen;²⁴ siehe, ich will sein Bildwerk ausmeißeln, spricht der Herr der Heerscharen, und die Schuld jenes Landes an einem Tage hinwegnehmen.²⁵ Sacharja Sach 45 3 9 23 Der Stein, der zu meißeln und zu vervollkommnen ist, ist die Theokratie, welche zur Vollkommenheit geführt werden soll. Noch umgestaltet liegt er vor Jesus, denn noch unvollkommen liegt die Theokratie, der dieser seine Dienste zu weihen hat. Da er nun nicht imstande ist, den Stein zu bilden, soll ein anderer Diener Gottes herbeigeführt werden, der Messias. Sacharja Sach 45 3 9 24 Auf der Theokratie, wie sie zur Zeit Jesus bereits besteht, befinden sich sieben Augen: Die Augen des Herrn sind auf ihn gerichtet, wachen über ihn. Sieben ist die Zahl der Vollkommenheit, bedeutet also wohl die beständig über ihn wachende Sorge der göttlichen Vorsehung, die sieben Engel, welche vor Gott stehen [Offb 5,6] und seiner Vorsehung dienen. Doch den hauptsächlichsten Teil der Arbeit wahrt sich der Herr selbst. Sacharja Sach 45 3 9 25 Das alte Priestertum konnte Gott nicht voll versöhnen, er will also die Schuld durch seinen Diener, den Spross, hinwegnehmen. Von diesem also geht auch die Kraft der Reinigung aus, welche Jesus im Gesichte zuteil wird und ihn für sein Amt geeignet und tauglich macht, ein Vorbild des Messias zu sein. Sacharja Sach 45 0 1 4. Viertes Gesicht: Der Tempelbau. (Kap. 4) A. Geistige Waffen sind anzuwenden. (V. 7) B. Der Tempelbau. Sacharja Sach 45 4 1 Et reversus est Angelus, qui loquebatur in me, et suscitavit me, quasi virum, qui suscitatur de somno suo. Da kam der Engel, der mit mir redete, wieder¹ und weckte mich² wie einen Mann, der aus seinem Schlafe geweckt wird. Sacharja Sach 45 4 1 1 Besser: Der in mir redete. Den er vorher neben sich gesehen, tritt wieder in seine Seele zurück. Vergl. [Sach 2,3]. Alsbald gibt der Engel einen Beweis seiner Gegenwart, indem er den Propheten aus seinem Staunen weckt. Sacharja Sach 45 4 1 2 Der Prophet ist noch ganz versunken in die Betrachtung des Gesichtes. Deshalb wird er von dem Engel auf ein neues Gesicht vorbereitet. Sacharja Sach 45 4 10 Quis enim despexit dies parvos? Et lætabuntur, et videbunt lapidem stanneum in manu Zorobabel. Septem isti oculi sunt Domini, qui discurrunt in universam terram. Denn wer wollte die Tage der kleinen Anfänge¹⁵ verachten? Vielmehr sollen sie sich freuen, in Zorobabels Hand das Senkblei zu sehen.¹⁶ Diese sieben aber sind die Augen des Herrn, welche die ganze Erde durchstreifen.¹⁷ Sacharja Sach 45 4 10 15 Im Gegensatze zu dem Tage, an dem Salomon den Tempel erbaute. Sacharja Sach 45 4 10 16 Wenn er die Mauer baut. Sacharja Sach 45 4 10 17 Die Freude ist umso begründeter, als die sieben Engel, welche vor Gott stehen und seine hauptsächlichsten Diener sind, das Werk begünstigen und unterstützen. Sacharja Sach 45 4 11 Et respondi, et dixi ad eum: Quid sunt duæ olivæ istæ ad dexteram candelabri, et ad sinistram ejus? Da begann ich und sprach zu ihm: Was sind diese zwei Ölbäume zur Rechten des Leuchters und zu seiner Linken?¹⁸ Sacharja Sach 45 4 11 18 Aus der Antwort des Engels hat der Prophet erkannt, dass der brennende Leuchter das Sinnbild der durch Gottes Geist wiederherzustellenden Theokratie ist und dass diese Wiederherstellung den Tempel fordere, das Band der Vereinigung für alle und das Unterpfand der göttlichen Wohltaten. Deshalb bleibt ihm nur übrig, betreffs der zwei Ölbäume zu fragen. Sacharja Sach 45 4 12 Et respondi secundo, et dixi ad eum: Quid sunt duæ spicæ olivarum, quæ sunt juxta duo rostra aurea, in quibus sunt suffusoria ex auro? Und ich hob nochmals an und sprach zu ihm: Was sind diese beiden Ölzweige an den zwei goldenen Armen, unter denen sich die Röhren von Gold befinden?¹⁹ Sacharja Sach 45 4 12 19 Hebr.: Was haben die beiden an den Ölbäumen befindlichen Büschel zu bedeuten, die neben den goldenen Röhren sind, welche das Gold von sich aus ergießen? Gold, goldfarbig glänzende Flüssigkeit, Öl. Warum der Seher zum zweiten Male fragt, wird verschieden erklärt. Jedenfalls zeigt die Wiederholung der Frage die Sehnsucht des Propheten, die Bedeutung zu verstehen. Sacharja Sach 45 4 13 Et ait ad me, dicens: Numquid nescis quid sunt hæc? Et dixi: Non, domine mi. Er sprach zu mir: Weißt du nicht, was diese sind?²⁰ Ich entgegnete: Nein, Herr! Sacharja Sach 45 4 13 20 Der Engel verwundert sich. Sacharja Sach 45 4 14 Et dixit: Isti sunt duo filii olei, qui assistunt Dominatori universæ terræ. Da sprach er: Dies sind die zwei Gesalbten,²¹ welche vor dem Herrn der ganzen Erde stehen.²² Sacharja Sach 45 4 14 21 Die zwei, welche durch die Berufung Gottes und die Salbung des Heiligen Geistes zu einem theokratischen Amte berufen werden. Sacharja Sach 45 4 14 22 Zum Dienste bereit. Wie Jesus, der Hohepriester, indem dritten Gesichte, so wird Zorobabel im vierten über seinen Beruf belehrt. Sacharja Sach 45 4 2 Et dixit ad me: Quid tu vides? Et dixi: Vidi, et ecce candelabrum aureum totum, et lampas ejus super caput ipsius, et septem lucernæ ejus super illud: et septem infusoria lucernis, quæ erant super caput ejus. Und er sprach zu mir: Was siehst du?³ Ich antwortete: Ich sehe da einen Leuchter, ganz von Gold,⁴ und oben darauf ist sein Ölgefäß und sieben Lampen sind an ihm und sieben Röhren für die Lampen, welche sich oben darauf befinden. Sacharja Sach 45 4 2 3 Er schärft die Augen des Propheten. Sacharja Sach 45 4 2 4 Dem goldenen Leuchter im Heiligtum ähnlich, aber doch von demselben in seiner Gestalt etwas verschieden. Sacharja Sach 45 4 3 Et duæ olivæ super illud: una a dextris lampadis, et una a sinistris ejus. Daneben stehen zwei Ölbäume, einer zur Rechten des Ölgefäßes und einer zur Linken desselben.⁵ Sacharja Sach 45 4 3 5 Diese Ölbäume geben dem Ölgefäß mittelst zweier Äste Öl, wie V. 12 zeigt. Sacharja Sach 45 4 4 Et respondi, et aio ad Angelum, qui loquebatur in me, dicens: Quid sunt hæc, domine mi? Hierauf hob ich an und sprach zu dem Engel, der mit mir redete, also: Was sind diese, Herr? Sacharja Sach 45 4 5 Et respondit Angelus, qui loquebatur in me, et dixit ad me: Numquid nescis quid sunt hæc? Et dixi: Non, domine mi. Da antwortete der Engel, der mit mir redete, und sprach zu mir: Weißt du denn nicht, was diese sind?⁶ Ich antwortete: Nein, Herr! Sacharja Sach 45 4 5 6 Der Engel will die Aufmerksamkeit des Propheten wecken. Sacharja Sach 45 4 6 Et respondit, et ait ad me, dicens: Hoc est verbum Domini ad Zorobabel, dicens: Non in exercitu, nec in robore, sed in spiritu meo, dicit Dominus exercituum. Da begann er und sprach zu mir also: Dies ist der Ausspruch des Herrn an Zorobabel,⁷ also lautend: Nicht durch Heeresmacht noch durch Stärke, sondern durch meinen Geist, spricht der Herr der Heerscharen!⁸ Sacharja Sach 45 4 6 7 Der Ausspruch Gottes an Zorobabel ist die Deutung des Gesichtes. (Hier.) Zorobabel soll nicht auf kriegerische Macht, sondern auf Gott sein Vertrauen setzen; ein Hinweis auf die geistige Natur der neuen Theokratie. Sacharja Sach 45 4 6 8 Das ist der Wahrspruch, der ihm in allen Dingen vor Augen stehen soll. Eine Anwendung auf die Gegenwart folgt: Alle dem Tempelbau entgegenstehenden Hindernisse werden beseitigt werden. Sacharja Sach 45 4 7 Quis tu mons magne coram Zorobabel? In planum: et educet lapidem primarium: et exæquabit gratiam gratiæ ejus. Wer bist du, du großer Berg vor Zorobabel? Du sollst zur Ebene werden!⁹ Er wird den Hauptstein aufsetzen¹⁰ und die Zierde der Zierde desselben gleichmachen.¹¹ Sacharja Sach 45 4 7 9 Selbst die gewaltigsten Hindernisse sollen weichen. Alle Gegner, welcher Art sie seien, der Teufel (Hier., Cyr.), menschliche Gegner (Theod. Gr.), die den Tempelbau hindernden Heiden (Theod.), sollen vernichtet werden. Sacharja Sach 45 4 7 10 In besonderer Weise zeigt sich diese Hilfe bei dem Tempelbau. Sacharja Sach 45 4 7 11 Die Vulg. schließt sich hier an die Sept. an, wodurch der Sinn der Stelle verdunkelt wird. Hebr.: Unter Zurufungen: Gnade, Gnade ihm! D.i. glücklich sei er gelegt, Gott segne ihn. Der Leuchter ist, worauf [Offb 1,20] hinweist, das Sinnbild des theokratischen Volkes. Im Heiligtum stehend und allezeit vor Gott leuchtend zeigt er, wie das auserwählte Volk sein Volk sein soll, vor Gott leuchtend und das Licht der Erkenntnis Gottes verbreitend, die Finsternis der Unwissenheit und Ungerechtigkeit vertreibend. Darum nennt auch Christus seine Jünger das Licht der Welt und der heilige Paulus mahnt die Christen in der Welt zu leuchten. Vollkommen wird dem Bilde des goldenen Leuchters die wiederhergestellte Theokratie entsprechen. Das Gold zeigt als kostbarstes Metall, in wie hohem Werke das theokratische Volk bei Gott steht. Die Siebenzahl, dem siebenarmigem Leuchter im Heiligtum entsprechend, deutet die verschiedenen guten Werke an, welche das Volk vor Gott auszeichnen sollen, z.B. die sieben Haupttugenden (drei göttliche, vier Kardinaltugenden). Allezeit: denn durch die Zahl sieben werden die Tage in Wochen geteilt, das Sabbats- und Jubiläumsjahr unterschieden und allgemein bedeutet diese Zahl die Fülle und Menge. Das Öl ist die göttliche Gnade, wie die Salbung Zeichen der Stärke, Kraft und Freude ist, welche durch die Eingießung des Geistes Gottes den Menschen mitgeteilt werden. Das Öl strömt aus den Ölbäumen zu, wie der Weinstock den Reben ständig Leben verleiht. [Joh 15,1.5] Die beiden Ölbäume sind die zwei theokratischen Würden, durch welche Gott seine Gnadenhilfe gewährt, das geheiligte Königtum und das Priestertum. Sie stehen vor Gott, weil sie von Gott eingesetzt sind, um durch sie das Reich Gottes auf Erden zu verbreiten, die Menschen zu unterrichten, mit Gott zu versöhnen, den Weg des Heiles zu führen, ihnen Gnade und Wahrheit mitzuteilen. Dass die beiden Ölbäume ihr Öl in ein Gefäß ergießen, weist auf die innige Verbindung beider Gewalten hin, die zwar voneinander verschieden sind, doch ein Ziel haben: dass Heiligkeit leuchte vor Gott und den Menschen. So ist im Neuen Bunde die Priesterwürde und die geistige Gewalt verbunden, beide einander ergänzend und von Christus ausgehend. Sacharja Sach 45 4 8 Et factum est verbum Domini ad me, dicens: Und das Wort des Herrn erging an mich also:¹² Sacharja Sach 45 4 8 12 Besondere Aufgabe Zorobabels in Gottes Werke. Die Worte werden von dem Engel gesprochen. Sacharja Sach 45 4 9 Manus Zorobabel fundaverunt domum istam, et manus ejus perficient eam: et scietis quia Dominus exercituum misit me ad vos. Die Hände Zorobabels haben den Grund zu diesem Hause gelegt und seine Hände werden es auch vollenden und ihr werdet erkennen,¹³ dass der Herr der Heerscharen mich zu euch gesandt hat.¹⁴ Sacharja Sach 45 4 9 13 Aus dem Bau des Tempels werden sie erkennen, dass auch alles übrige von der Theokratie Verkündete in Erfüllung gehen wird. Sacharja Sach 45 4 9 14 Diese Prophezeiung im achten Monate nach denen des Aggäus im sechsten Monate am ersten Tage und im siebten Monate am einundzwanzigsten Tage macht den Israeliten neuen Mut und gibt ihnen neuen Eifer. Sacharja Sach 45 0 1 Fünftes Gesicht: Hinwegnahme der Sünde des Volkes. (Kap. 5) A. Die Gottlosen werden untergehen. (V. 4) B. Die Gottlosigkeit wird aus dem theokratischen Lande entfernt. Sacharja Sach 45 5 1 Et conversus sum, et levavi oculos meos: et vidi, et ecce volumen volans. Und wieder erhob ich meine Augen und schaute:¹ siehe, da war eine fliegende Schriftrolle.² Sacharja Sach 45 5 1 1 Die sich in Jesus, dem Hohenpriester, und Zorobabel, dem Führer, wiederspiegelnde Heiligkeit muss auch auf das Volk übergehen, da nur wahre Heiligkeit, nicht leibliche Abstammung, einem jeden Anteil gewährt an den Wohltaten der wiederhergestellten Theokratie. Deshalb wird den Gottlosen Untergang verkündet. Sacharja Sach 45 5 1 2 Eine fliegende, ausgebreitete Schriftrolle. Sacharja Sach 45 5 10 Et dixi ad Angelum, qui loquebatur in me: Quo istæ deferunt amphoram? Da sprach ich zu dem Engel, der mit mir redete: Wohin bringen diese das Maß? Sacharja Sach 45 5 11 Et dixit ad me: Ut ædificetur ei domus in terra Sennaar, et stabiliatur, et ponatur ibi super basem suam. Er antwortete mir: Dass ihm eine Wohnung gebaut werde im Lande Sennaar,¹³ dort wird es aufgerichtet und niedergelassen werden auf sein Gestell. Sacharja Sach 45 5 11 13 Das Land Sennaar ist das Land des ersten Reiches, das in der Heiligen Schrift erwähnt wird. [Gen 10,8-10] Dort ward der Turm Babel gebaut, deshalb ist Sennaar ein geeignetes Sinnbild für ein Gott entfremdetes und für die Feinde Gottes bestimmtes Land. Zudem gehrt Sennaar zum unteren Teil von Babylon, so dass der Name die Verbannung und das Joch der Gefangenschaft ins Gedächtnis zurückruft. Also auch nach der Wiederherstellung der Theokratie steht den Sündern eine andere beständige Verbannung bevor, indem sie, von dem Volke Gottes abgeschnitten, unter den Feinden des Herrn in feindlichem Lande zu weilen gezwungen werden. So wird Gott seine Tenne reinigen und diejenigen, welche den Geist seines Reiches nicht annehmen, durch die Engel zu jenen weisen lassen, denen ewiger Untergang sicher ist. Das Weib im Epha ist das Bild der Sünder, welche im Gottesreiche über andere zu herrschen suchen, bis der Herr ihnen Einhalt tut durch die Engel. Die beiden Frauen haben Flügel, um leichter ihren Dienst zu verrichten, die Gottlosigkeit hinwegzunehmen. Ob Frauen als diejenigen gewählt sind, welche die Gottlosigkeit aus dem heiligen Lande entfernen, um anzudeuten, dass die Gottlosen durch ihre Gottlosigkeit die gerechte Strafe finden und sich durch dieselbe den Untergang bereiten? Zwei sind es, um die Schwere der Strafe zu bezeichnen oder um auszudrücken, dass Gott nicht die Mittel fehlen, jede Bosheit leicht zurückzudrängen und zu vernichten. Da nun die Gottlosigkeit nach Sennaar verbannt wird, liegt darin eine wirksame Ermunterung an die zur Zeit in Babylon weilenden Juden, aus dem dem Fluche Gottes verfallenen Lande in das Gott geweihte Land zu fliehen. Manche Erklärer verstehen dieses Gesicht von der Vergangenheit, der Wegführung der Israeliten. Doch wozu sollte alsdann eine solche Prophezeiung über eine Sache, die nicht mehr zu ändern war, dienen? Vielmehr bezieht sich das Gesicht auf die Zukunft, doch nimmt es seine Züge aus der Vergangenheit, um seine Belehrung zu bieten. Es wird ein allgemein gültiges Gesetz Gottes verkündet: Gott wird stets für die Heiligkeit seines Reiches Sorge tragen und Sünder in demselben nicht dulden. Wie sehr dies Gesetz an den Juden nach der Tötung des Messias Erfüllung gefunden, zeigt die Geschichte der Jahrhunderte. Sacharja Sach 45 5 2 Et dixit ad me: Quid tu vides? Et dixi: Ego video volumen volans: longitudo ejus viginti cubitorum, et latitudo ejus decem cubitorum. Da sprach er zu mir: Was siehst du? Ich sprach: Ich sehe eine fliegende Rolle, ihre Länge ist zwanzig Ellen und ihre Breite zehn Ellen.³ Sacharja Sach 45 5 2 3 Die Zahlen sind nicht zufällig gewählt. Sie begegnen uns bei dem Bau der Stiftshütte [Ex 26; Ex 36] bei der Halle Salomons [1Kön 6,3], bei der Gestalt der Cherubim im Tempel [1Kön 6,23-26], endlich bei dem ehernen Brandopferaltare. [2Chr 4,1] Die Zahlen stehen wohl zu der Stiftshütte und dem Brandopferaltar des Tempels in Beziehung. Beide waren einst für die Juden das Mittel zur Versöhnung, beide wurden von den Sündern vernachlässigt. Sacharja Sach 45 5 3 Et dixit ad me: Hæc est maledictio, quæ egreditur super faciem omnis terræ: quia omnis fur, sicut ibi scriptum est, judicabitur: et omnis jurans, ex hoc similiter judicabitur. Er sprach zu mir: Dies ist der Fluch, der ausgeht über das ganze Land;⁴ denn jeder Dieb wird, wie darin geschrieben steht, gerichtet werden, und jeder Schwörende wird gleichfalls darnach gerichtet werden.⁵ Sacharja Sach 45 5 3 4 Gottes Fluch bedroht das Haupt der Sünder allezeit, nur auf Gottes Wink wartend, sie zu erfassen. Die Sünder sollen sich nicht Straflosigkeit verheißen. Was also erwartet Gott von den Zurückkehrenden? Sacharja Sach 45 5 3 5 Zwei Sünden werden besonders genannt, die gleichsam alle Versündigungen gegen Menschen und Gott zusammenfassen, insofern sie die Verletzung der Liebe gegen den Nächsten und gegen Gott kennzeichnen. (Theod.) Vielleicht waren die zurückkehrenden Juden auch der Gefahr, besonders diese Sünden zu begehen, in höherem Maße ausgesetzt. Sacharja Sach 45 5 4 Educam illud, dicit Dominus exercituum: et veniet ad domum furis, et ad domum jurantis in nomine meo mendaciter: et commorabitur in medio domus ejus, et consumet eam, et ligna ejus, et lapides ejus. Ich lasse ihn ausgehen, spricht der Herr der Heerscharen, dass er in das Haus des Diebes und in das Haus des bei meinem Namen Falschschwörenden eindringe, und er soll mitten in dessen Hause bleiben und es verzehren, das Holz desselben samt den Steinen.⁶ Sacharja Sach 45 5 4 6 Der Fluch geht nicht schnell vorüber, sondern lässt sich auf den Gottlosen herab und vernichtet ihn. So offenbart Gott seine Heiligkeit, welche die Sünde verabscheut, für die Theokratie eifert und alle ihre Feinde, auch wenn sie jüdischer Abstammung sind, heimsucht. Diese Drohung ist ein Vorspiel des Gerichtes, welches der Messias halten wird. [Mal 3,2; Mt 3,12] Sacharja Sach 45 5 5 Et egressus est Angelus, qui loquebatur in me: et dixit ad me: Leva oculos tuos, et vide quid est hoc, quod egreditur. Wieder trat der Engel, der mit mir redete, hervor und sprach zu mir: Erhebe deine Augen und schaue, was dies ist, was erscheint.⁷ Sacharja Sach 45 5 5 7 Nur die Frommen werden zur Teilnahme an der Theokratie zugelassen, die Bösen von deren Wohltaten ausgeschlossen und dem Elende überantwortet. Das Gesicht, das ihm der Engel jetzt erklärt, dient dem Propheten zum Beweise, dass Gott in seinem Volke wahre Heiligkeit erwecken werde, alle Gottlosigkeit beseitigend. Sacharja Sach 45 5 6 Et dixi: Quidnam est? Et ait: Hæc est amphora egrediens. Et dixit: Hæc est oculus eorum in universa terra. Ich sprach: Was ist es? Er erwiderte:⁸ Es ist ein Maß,⁹ das erscheint. Und er sprach: Dies ist ihr Aussehen über das ganze Land hin.¹⁰ Sacharja Sach 45 5 6 8 Zuerst erklärt ihm der Engel das Sinnbild der Erscheinung, welches der Seher nicht sogleich wahrgenommen. Sacharja Sach 45 5 6 9 Epha. Etwa 29,37 Liter. Ein Maß wird als Bild der Sünden gezeigt, weil Gott bisweilen nach der Heiligen Schrift ein gewisses Maß von Sünden abwartet, ehe er die Strafe verhängt z.B. [Gen 15,16]. Sacharja Sach 45 5 6 10 Dieses Bild stellt die Schuld der Bewohner des ganzen Landes dar. Sacharja Sach 45 5 7 Et ecce talentum plumbi portabatur, et ecce mulier una sedens in medio amphoræ. Und siehe, eine schwere Scheibe von Blei schwebte herbei; siehe, ein Weib¹¹ saß mitten in dem Maß. Sacharja Sach 45 5 7 11 Das ungetreue Volk Israel wird häufig im Bilde eines ehebrecherischen Weibes dargestellt. Sacharja Sach 45 5 8 Et dixit: Hæc est impietas. Et projecit eam in medio amphoræ, et misit massam plumbeam in os ejus. Da sprach er: Dies ist die Gottlosigkeit! Und er warf sie in das Maß hinein und tat die Bleimasse auf dessen Mündung. Sacharja Sach 45 5 9 Et levavi oculos meos, et vidi: et ecce duæ mulieres egredientes, et spiritus in alis earum, et habebant alas quasi alas milvi: et levaverunt amphoram inter terram, et clum. Als ich nun meine Augen erhob und schaute, siehe, da erschienen zwei Weiber. Der Wind hob ihre Schwingen, die wie Habichtsflügel¹² gestaltet waren; diese erhoben das Maß zwischen Himmel und Erde. Sacharja Sach 45 5 9 12 Hebr.: Storchsittiche. Sacharja Sach 45 0 1 6. Sechstes Gesicht: Gericht über die Völker, Glück des Volkes Gottes. (Kap. 6) A. Gericht über die Völker. (V. 8) B. Der Messias König und Priester. Sacharja Sach 45 6 1 Et conversus sum, et levavi oculos meos, et vidi: et ecce quatuor quadrigæ egredientes de medio duorum montium: et montes, montes ærei. Wiederum erhob ich meine Augen und schaute:¹ siehe, da erschienen vier Wagen zwischen den beiden Bergen,² die Berge aber waren Berge von Erz.³ Sacharja Sach 45 6 1 1 Werden die Feinde Gottes ein ruhiges Leben führen? In keiner Weise. Dies zeigt das nunmehr folgende Gesicht. Dasselbe entspricht dem Gesichte [Sach 1,8-11] so, dass es die Zeit des beginnenden Messianischen Reiches beschreibt. In dem Gesichte [Sach 1] melden die ausgesandten Boten, dass die ganze Erde der Ruhe genießt, noch keine Erschütterung bemerkbar ist, wie sie das Messianische Reich begleiten soll. In diesem Gesichte eilen die Wagen Gottes bereits hervor und vollstrecken das Zorngericht Gottes, das mit dem Messianischen Reiche auf das innigste verbunden ist. Sacharja Sach 45 6 1 2 Da in V. 6 und 8 das Land gegen Mitternacht erwähnt wird, Assyrien oder Babylonien, so gehen diese Wagen wohl von Jerusalem aus über die ganze Erde hin. Die beiden Berge sind alsdann der Berg Sion und der Ölberg. Sacharja Sach 45 6 1 3 Unüberwindlich und unzerstörbar. Jerusalem wird als Sitz der Theokratie geschaut. Gott zieht als ein Streiter, als Sieger aus, seine Feinde niederwerfend, um seines Reiches willen. Sacharja Sach 45 6 10 Sume a transmigratione ab Holdai, et a Tobia, et ab Idaia; et venies tu in die illa, et intrabis domum Josiæ, filii Sophoniæ, qui venerunt de Babylone. Nimm von den Übergesiedelten, von Holdai, von Tobias und von Idajas; dann komm an jenem Tage und gehe in das Haus des Josias, des Sohnes Sophonias, welche von Babylon gekommen sind,⁷ Sacharja Sach 45 6 10 7 Bei Josias weilen die, welche aus Babylon von den dort wohnenden Juden Geschenke für den Tempel gebracht haben. Hebr.: Gehe in das Haus des Josias, wohin sie von Babel gekommen sind. Im lateinischen Texte hinkt das letzte Glied zu sehr nach. Sacharja Sach 45 6 11 Et sumes aurum, et argentum: et facies coronas, et pones in capite Jesu filii Josedec sacerdotis magni, und nimm Gold und Silber und mache Kronen,⁸ darauf setze sie Jesus, dem Sohne Josedeks, dem Hohenpriester, auf das Haupt⁹ Sacharja Sach 45 6 11 8 Eine Krone aus zwei oder mehreren übereinander gefügten Diademen zusammengesetzt. Sacharja Sach 45 6 11 9 Zum Zeichen, zu wie hoher Ehre Gott diejenigen erheben will, welche sich der Theokratie ergeben zeigen. Was [Jes 62,3.4] von der Herrlichkeit Jerusalems und der neuen Theokratie verkündet, soll an dem theokratischen Volke in Erfüllung gehen: Gott wird es zu seinem Schmucke annehmen, sich seiner rühmen, in ihm seine Majestät zeigen. In dem Gesichte [Sach 5] ist die Sünde von dem theokratischen Volke genommen, in dieser wird die herrliche Annahme des Volkes dargestellt. Vergl. [Jer 13,11]. Sacharja Sach 45 6 12 Et loqueris ad eum, dicens: Hæc ait Dominus exercituum, dicens: ECCE VIR ORIENS NOMEN EJUS: et subter eum orietur, et ædificabit templum Domino. und sprich zu ihm also:¹⁰ So spricht der Herr der Heerscharen: Siehe ein Mann, Spross ist sein Name,¹¹ unter ihm wird es sprossen¹² und er wird dem Herrn den Tempel bauen.¹³ Sacharja Sach 45 6 12 10 Die Krone wird dem Hohenpriester aufgesetzt, der das Vorbild des Messias ist, deshalb empfängt eigentlich dieser dieselbe und es wird angedeutet, dass das theokratische Volk auf das innigste mit dem Messias verbunden wird und dessen Herrlichkeit und Erhabenheit feiert. Sacharja Sach 45 6 12 11 Der chaldäische Text erklärt richtig: Siehe, ein Mann, Messias ist sein Name, er soll offenbart und verherrlicht werden. Es wird dem Hohenpriester gesagt, dass ihm die Krone aufgesetzt, ihm die Würde verliehen und das Volk wie alle, die noch fern sind in fremder Erde, als etwas von dem Herrn Kostbares empfohlen werden, weil der Messias kommen wird. Auch er, der ein Vorzeichen ist, soll sich in der Verwaltung seines Amtes an den kommenden Messias erinnern und sich bemühen, ein Gott würdiges geistiges Haus aufzurichten. Sacharja Sach 45 6 12 12 Hebr.: Von unten auf wird er sprossen, von bescheidenen Anfängen emporwachsen. Wenngleich aus Davids Familie stammend wird er ohne Pomp erschienen und allmählich emporwachsen und als solcher den Tempel des Herrn bauen, jenes neue Heiligtum, das Ezechiel in der wiederhergestellten Theokratie sah, das als Allerheiligstes, ein nicht von Menschen gemachtes Gebäude vom Messias gesalbt werden [Dan 9,24], aus allen Völkern von ihm als Haus Gottes, vergl. [1Kor 3,9] aufgeführt werden soll. Das Heiligtum, welches der Messias errichten soll, hat im materiellen Tempel, den Zorobabel bauen soll, sein Vorbild. Dieser war der Mittelpunkt für die alte Theokratie, die neue ist ein geistiges Gebäude. Sacharja Sach 45 6 12 13 So soll der Hohepriester mit allem Eifer den Bau des vorbildlichen Tempels betreiben. Sacharja Sach 45 6 13 Et ipse exstruet templum Domino: et ipse portabit gloriam, et sedebit, et dominabitur super solio suo: et erit sacerdos super solio suo, et consilium pacis erit inter illos duos. Er wird dem Herrn den Tempel aufrichten, er wird die Herrlichkeit tragen und auf seinen Thron sich setzen und herrschen und er wird Priester sein auf seinem Throne¹⁴ und Ratschluss des Friedens wird zwischen ihnen beiden bestehen.¹⁵ Sacharja Sach 45 6 13 14 Wenn der geistige Tempel errichtet ist, wird der Messias der rechte und berufene Träger der Krone in Herrlichkeit und erhabener Majestät sein und als König und Priester auf seinem Throne sitzen. Auf seinem Throne, denn ihm kommt der ewige Thron Davids zu. [2Sam 7,16; Ps 88,38] Seitdem Ezechiel erklärt, dass der äußere Glanz des theokratischen Reiches untergegangen, war es gleichfalls bekannt, dass Diadem und Krone gleichsam vernichtet und verborgen bleiben würden, bis der käme, dem das Recht zusteht und dem der Herr es übergeben wird. [Ez 21,26.27] Zur Zeit des Zacharias wird deshalb der theokratische Thron ausschließlich der Thron des Messias genannt, da nach der Prophezeiung Ezechiels kein theokratischer König mehr kommen soll als der Messias. Die Worte des Engels an die heilige Jungfrau sind gleichsam eine Erklärung der angeführten Stelle des Propheten Ezechiel und dieser Stelle. Sacharja Sach 45 6 13 15 Seine Herrschaft ist eine priesterliche, friedvolle. Im Alten Bunde war die königliche Gewalt und die priesterliche verschiedenen Personen zugewiesen, jene dem Stamme Davids, diese der Familie Aarons, der Messias erhebt beide Gewalten zur höchsten Stufe und vereinigt sie, wie sie in Melchisedech, dem Vorbilde des Messias, vereinigt waren. Zwischen beiden: Wohl zwischen Messias und dem Hohenpriester Jesus. Der letztere wird ermahnt, sein Amt so zu führen, dass er derart ein Gegenbild des Messias sein kann, dass zwischen beiden vollkommene Übereinstimmung herrscht. Sacharja Sach 45 6 14 Et coronæ erunt Helem, et Tobiæ, et Idaiæ, et Hem, filio Sophoniæ, memoriale in templo Domini. Die Kronen aber sollen Helem,¹⁶ Tobias, Idajas und Hem,¹⁷ dem Sohne Sophonias', zum Andenken dienen im Tempel des Herrn.¹⁸ Sacharja Sach 45 6 14 16 V. 10 Holdai; wohl ein zweiter Name derselben Person. Sacharja Sach 45 6 14 17 Richtiger Hen, und dies besser appellativ: Der Freundlichkeit des Sohnes Sophonias. Sacharja Sach 45 6 14 18 Zur Erinnerung daran, wie lieb dem Herrn jene sind, welche mit wahrhaft theokratischer Gesinnung von fernher zu ihm kommen, sollen die Kronen im Tempel aufbewahrt werden. Sacharja Sach 45 6 15 Et qui procul sunt, venient, et ædificabunt in templo Domini: et scietis quia Dominus exercituum misit me ad vos. Erit autem hoc, si auditu audieritis vocem Domini Dei vestri. Da werden die, welche in der Ferne sind, kommen und an dem Tempel des Herrn bauen¹⁹ und ihr werdet erkennen, dass der Herr der Heerscharen mich²⁰ zu euch gesandt hat. So wird es geschehen, wenn ihr der Stimme des Herrn, eures Gottes, Gehör gebt.²¹ Sacharja Sach 45 6 15 19 Was von den fernwohnenden Juden für den Bau des Hauses Gottes geschieht, ist ein Vorspiel und ein Bild dessen, was die Völker zum Bau des Reiches Gottes beitragen werden. Da hier dasselbe Wort im Hebräischen für Tempel angewendet wird, wie V. 12, V. 13 von dem messianischen Werke, während Zorobabel das Haus des Herrn bauen soll, ist vorzugsweise von der messianischen Erfüllung die Rede. Sacharja Sach 45 6 15 20 Den Engel. Sacharja Sach 45 6 15 21 Die Erfüllung ist sicher, der Tempel wird gebaut werden, doch Umfang, Schnelligkeit und andere Umstände hängen von der Mitwirkung der Juden ab. Das Gleiche gilt für das Messianische Reih: dieses wird errichtet und keine Bosheit der Menschen vermag ein Hindernis zu sein, aber in welcher Fülle Gottes Segen kommt usw. hängt von der Beobachtung der Gebote ab, insbesondere seitens derer, welche Gott zu Helfern und Dienern seines Werkes beruft. Sacharja Sach 45 6 2 In quadriga prima equi rufi, et in quadriga secunda equi nigri. Am ersten Wagen waren rote Rosse und am zweiten Wagen schwarze Rosse Sacharja Sach 45 6 3 Et in quadriga tertia equi albi, et in quadriga quarta equi varii, et fortes. und am dritten Wagen weiße Rosse und am vierten Wagen gefleckte, starke Rosse. Sacharja Sach 45 6 4 Et respondi, et dixi ad Angelum, qui loquebatur in me: Quid sunt hæc, domine mi? Da hob ich an und sprach zu dem Engel, der mit mir redete: Was ist dies, Herr? Sacharja Sach 45 6 5 Et respondit Angelus, et ait ad me: Isti sunt quatuor venti cli, qui egrediuntur ut stent coram Dominatore omnis terræ. Der Engel antwortete und sprach zu mir: Dies sind die vier Winde des Himmels; sie ziehen aus, um sich vor dem Herrscher der ganzen Erde zu stellen.⁴ Sacharja Sach 45 6 5 4 Hebr.: Nachdem sie sich dargestellt vor dem Gebieter der ganzen Erde. Sacharja Sach 45 6 6 In qua erant equi nigri, egrediebantur in terram aquilonis: et albi egressi sunt post eos: et varii egressi sunt ad terram austri. Woran die schwarzen Rosse waren, diese ziehen nach dem Lande gegen Mitternacht und die weißen folgen ihnen; die gefleckten zogen nach dem Lande gegen Mittag. Sacharja Sach 45 6 7 Qui autem erant robustissimi, exierunt, et quærebant ire, et discurrere per omnem terram. Et dixit: Ite, perambulate terram: et perambulaverunt terram. Die aber die stärksten⁵ waren, zogen aus und schickten sich an zu gehen und die ganze Erde zu durchstreifen. Da sprach er: Gehet, durchstreifet die Erde! und sie durchstreiften die Erde. Sacharja Sach 45 6 7 5 Hier stimmt der überlieferte Text nicht mit dem V. 2, V. 3 Gesagten überein. Vielleicht ist mit einer leichten Änderung zu lesen: rot. Denn diese Gespanne finden sonst hier keine Erwähnung, während den an vierter Stelle genannten Pferden zwei Wagen zugeteilt werden, als gefleckte nach Mittag ziehend, als starke über die ganze Erde. Rot liest ach die syrische Übersetzung. Sacharja Sach 45 6 8 Et vocavit me, et locutus est ad me, dicens: Ecce qui egrediuntur in terram aquilonis, requiescere fecerunt spiritum meum in terra aquilonis. Dann rief er mich und sprach zu mir also: Siehe, die, welche nach dem Lande gegen Mitternacht ausziehen, besänftigen meinen Zorn an dem Lande gegen Mitternacht.⁶ Sacharja Sach 45 6 8 6 Ein Wagen ist als Beispiel für alle genannt. Der Geist Gottes, sein Zorn sucht die Erde indes nur heim, damit sein Reih nach Niederwerfung der Feinde desto fester begründet werde: Auf den Winden eilt Gottes Geist gleichsam über die Erde. Vergl. [Ps 17,11; Ps 103,3; Ez 1] Die Winde werden in der Heiligen Schrift oft als Diener und Werkzeuge Gottes bezeichnet [Ps 104,4; Ps 148,8] und die Bedrohung mit Strafen findet in denselben ein geeignetes Sinnbild. Vergl. [Dan 7,2]. Die Vierzahl bezeichnet die Allgemeinheit, die ganze Erde. Die Verschiedenheit der Farben deutet Gottes verschiedene Art zu handeln an. Die rote Farbe bedeutet Blut und Blutvergießen, die schwarze Untergang und Trauer, die weiße Sieg und Triumph, oder Wohltaten. Vergl. [Offb 6,4-8]. So bedeuten die gefleckten Rosse wohl verschiedene Arten von verheerenden Krankheiten. Dass die weißen Rosse nach dem schwarzen Gespann ausgehen, bedeutet wohl, dass die Heimsuchungen den Sieg und den Triumph des Reiches Gottes bezwecken, also das Heil der Heimgesuchten. Des Landes im Norden, Babylons und Assyriens, wird besonders gedacht, weil das Volk Gottes besonders unter ihrer Feindschaft zu leiden gehabt hat. Das Land im Norden wird ferner wegen des vorhergehenden Gesichtes [Sach 5,9-11] als Beispiel aufgestellt. Die Winde, welche sich Gott darbieten, seine Befehle auszuführen, sind im Sinne des Alten Testamentes die Engel, deren sich Gott zur Gründung und Verteidigung der Theokratie bedient. So legt die erste Vision [Sach 1,8ff] es nahe, so auch jene Stellen, wo Gott auf die Cherubim sich niederlässt und auf den Fittichen der Winde dahinfliegt. Auf diese Auffassung weist auch hin [Hab 3,8; Ps 67,18; 2Kön 6,17] und die Bestrafung des Heliodorus. [2Makk 3,25; 2Makk 11,8]. Sacharja Sach 45 6 9 Et factum est verbum Domini ad me, dicens.: Und es erging das Wort des Herrn an mich also: Sacharja Sach 45 0 1 II. Die rechte Vorbereitung zur Erlangung der Verheißungen. (Kap. 7, 8) A. Nicht Fasten, sondern Gehorsam fordert Gott. (V. 7) B. Der Ungehorsam macht unglückselig. Sacharja Sach 45 7 1 Et factum est in anno quarto Darii regis, factum est verbum Domini ad Zachariam, in quarta mensis noni, qui est Casleu. Und es geschah im vierten Jahre des Königs Darius, erging das Wort des Herrn an Zacharias, am vierten des neunten Monats, des Kasleu.¹ Sacharja Sach 45 7 1 1 Die Israeliten hatten es sich zum Gesetz gemacht, gewisse Tage, an welche sich eine trauervolle Erinnerung knüpfte, mit Fasten zu begehen, so den zehnten Tag des fünften Monats, an dem Tempel und Stadt in Flammen aufgingen [Jer 52,12.13], den dritten Tag des siebten Monats wegen der Tötung des Godolias [2Kön 25,25; Jer 42,2], den neunten Tag des vierten Monats wegen der Einnahme von Jerusalem unter Sedekias [Jer 39,2; Jer 52,6] endlich den zehnten Tag des zehnten Monats wegen des Beginnes der Belagerung der Stadt durch Nabuchodonosor. [Jer 52,1] Nachdem im vierten Jahre des Darius der Tempelbau bereits zwei Jahre gefördert war, schien es an der Zeit, an die Stelle der Trauer die Freude treten zu lassen. Indes wagen die Juden nicht, das freiwillig übernommene Fasten auch eigenmächtig zu unterlassen, und wenden sich an die Ausleger des göttlichen Willens. Der hier erwähnte Monat entspricht zum Teil unserm November. Sacharja Sach 45 7 10 Et viduam, et pupillum, et advenam, et pauperem nolite calumniari: et malum vir fratri suo non cogitet in corde suo. Und bedrücket nicht Witwen und Waisen, Fremdlinge und Arme und sinnet nicht Böses einer gegen den andern in seinem Herzen.¹¹ [Ex 22,22, Jes 1,23, Jer 5,28] Sacharja Sach 45 7 10 11 In allen diesen Dingen besteht der wahre theokratische Geist, nicht in Zeremonien, bei denen sie nach jenen nichts fragen. Sacharja Sach 45 7 11 Et noluerunt attendere, et averterunt scapulam recedentem, et aures suas aggravaverunt ne audirent. Aber sie wollten nicht darauf achten und wandten in Widerspenstigkeit ihre Schulter von dem Joche und verhärteten ihre Ohren, um nicht zu hören,¹² Sacharja Sach 45 7 11 12 Das Zweite enthält eine Steigerung. Sacharja Sach 45 7 12 Et cor suum posuerunt ut adamantem ne audirent legem et verba quæ misit Dominus exercituum in spiritu suo per manum prophetarum priorum: et facta est indignatio magna a Domino exercituum. und machten ihr Herz dem Diamant gleich, um nicht das Gesetz und die Worte zu hören, welche der Herr der Heerscharen in seinem Geiste durch die früheren Propheten¹³ sandte. Da brach ein gewaltiges Zorngericht von dem Herrn der Heerscharen herein. Sacharja Sach 45 7 12 13 So erhabene Männer wie die Propheten waren, die das Volk vor der Gefangenschaft mahnten, sich zu Gott zu wenden. Sacharja Sach 45 7 13 Et factum est sicut locutus est, et non audierunt: sic clamabunt, et non exaudiam, dicit Dominus exercituum. Und es geschah, wie der Herr sprach, sie aber nicht hörten, ebenso sollen sie rufen und ich werde nicht hören, spricht der Herr der Heerscharen.¹⁴ Sacharja Sach 45 7 13 14 Strafe der Wiedervergeltung. Vergl. [Jes 65,12; Jes 66,4; Spr 1,24-30] Sacharja Sach 45 7 14 Et dispersi eos per omnia regna, quæ nesciunt: et terra desolata est ab eis, eo quod non esset transiens et revertens: et posuerunt terram desiderabilem in desertum. Und ich habe sie in alle Reiche zerstreut, die sie nicht kannten; und das Land ward von ihnen verlassen, so dass niemand hin- und herzog, und sie wandelten das herrliche Land in eine Wüste.¹⁵ Sacharja Sach 45 7 14 15 Hebr.: Ich will sie hinauswerfen unter alle Völker, die ihnen unbekannt waren, und das köstliche Land soll, nachdem sie aus demselben vertrieben, eine Wüste werden, so dass niemand es hin und her durchzieht. So wird das Land durch seine Gestalt die Strafe Gottes an den Rebellen verkünden. Diese Drohung zeigt, aus welchen Gründen sie hätten fasten sollen, der Tadel des Fastens aber, dass es nicht darum beobachtet ward. Sacharja Sach 45 7 2 Et miserunt ad domum Dei Sarasar, et Rogommelech, et viri, qui erant cum eo ad deprecandam faciem Domini: Es sandten nämlich Sarasar,² Rogommelech und die Männer, welche bei ihm waren, zum Hause Gottes,³ um vor dem Angesichte des Herrn zu flehen Sacharja Sach 45 7 2 2 Assyr.: (As) Sar-usur, Assur beschütze den König. Sacharja Sach 45 7 2 3 Richtiger nach dem Hebr.: Bethel sandte des Sarasar usw. Sacharja Sach 45 7 3 Ut dicerent sacerdotibus domus Domini exercituum, et prophetis loquentes: numquid flendum est mihi in quinto mense, vel sanctificare me debeo, sicut jam feci multis annis? und an die Priester des Hauses des Herrn der Heerscharen und die Propheten die Anfrage zu richten: Soll ich im fünften Monate weinen oder muss ich mich heiligen,⁴ wie ich nun schon so viele Jahre getan?⁵ Sacharja Sach 45 7 3 4 Hebr.: Soll ich im fünften Monate weinen unter Entsagung (von Speis und Trank)? Vulg.: mich auf die Verehrung Gottes durch heilige Beobachtung vorbereiten? Sacharja Sach 45 7 3 5 Ein Anfang des pharisäischen Geistes, welcher die Überlieferungen der Menschen höher stellt als die Gebote Gottes. Ob dieselbe Selbstgefälligkeit sich hier auch ausspricht, deren sich der Pharisäer im Tempel schuldig macht? [Lk 18,12] Sacharja Sach 45 7 4 Et factum est verbum Domini exercituum ad me, dicens: Da erging das Wort des Herrn der Heerscharen an mich also: Sacharja Sach 45 7 5 Loquere ad omnem populum terræ, et ad sacerdotes, dicens: Cum jejunaretis, et plangeretis in quinto et septimo per hos septuaginta annos: numquid jejunium jejunastis mihi? Sprich zu allem Volke des Landes und zu den Priestern also:⁶ Wenn ihr nun schon siebzig Jahre hindurch gefastet und getrauert habt im fünften und siebten Monate, habt ihr denn etwa für mich dies Fasten gehalten?⁷ Sacharja Sach 45 7 5 6 Die Antwort ergeht an das ganze Volk und die Priester, also war die Frage in ihrer aller Sinne gestellt. Sacharja Sach 45 7 5 7 Weder hat Gott ihnen dies Fasten auferlegt noch haben sie es mit frommen Herzen geübt. Gegen Gottes Gebote und Befehle haben sie ihr Ohr verstopft, doch über ihr selbstgewähltes Fasten befragen sie Gott in überzarter Gewissenhaftigkeit. Eine andere Antwort war Daniel zuteil, der aus weit anderen Gründen fastete. [Dan 9,3.21ff] Sacharja Sach 45 7 6 Et cum comedistis, et bibistis, numquid non vobis comedistis, et vobismetipsis bibistis? Und wenn ihr aßet und tranket, habt ihr da nicht für euch gegessen und für euch selbst getrunken?⁸ Sacharja Sach 45 7 6 8 Wie die Menschen im Essen und Trinken entweder der Notwendigkeit genügen oder ihrer Neigung folgen, so haben jene das Fasten auf sich genommen, nicht um Gott für ihre Sünden Genugtuung zu leisten, sondern um sich selbst darin zu gefallen und eine Liebe zur Theokratie vorzugeben, die ihnen in Wahrheit nicht eigen war. So empfahl ihnen Gott weder das Essen noch die Enthaltsamkeit. Der fastet und isst für Gott, der alles auf Gott zurückführt und dessen Dienst und Ehre vor Augen hat. Sacharja Sach 45 7 7 Numquid non sunt verba, quæ locutus est Dominus in manu prophetarum priorum, cum adhuc Jerusalem habitaretur, ut esset opulenta, ipsa et urbes in circuitu ejus, et ad austrum, et in campestribus habitaretur? Sind dies nicht die Worte,⁹ welche der Herr durch die früheren Propheten gesprochen, als Jerusalem noch bewohnt und wohlhabend war, samt den Städten ringsumher, und als das Mittags- und das Flachland¹⁰ noch bewohnt war? Sacharja Sach 45 7 7 9 Wisst ihr nicht, was Gott beständig, aber umsonst gefordert hat? Sacharja Sach 45 7 7 10 Das Land des Stammes Juda. Sacharja Sach 45 7 8 Et factum est verbum Domini ad Zachariam, dicens: Da erging das Wort des Herrn an Zacharias also: Sacharja Sach 45 7 9 Hæc ait Dominus exercituum, dicens: Judicium verum judicate, et misericordiam, et miserationes facite, unusquisque cum fratre suo. So spricht der Herr der Heerscharen: Fället gerechtes Urteil, übet Erbarmen und Milde, ein jeder gegen seinen Bruder. Sacharja Sach 45 0 1 C. Gott verheißt Sion Gnade und Glück. (V. 8) D. So mögen die Israeliten also Mut fassen, gewiss des Segens Gottes. (V. 17) E. Verheißung großer Freude und der Bekehrung der Heiden. Sacharja Sach 45 8 1 Et factum est verbum Domini exercituum, dicens: Wieder erging das Wort des Herrn der Heerscharen, also lautend:¹ Sacharja Sach 45 8 1 1 Nach der Heimsuchung folgt die Wiederherstellung. Wie der Seher durch die Erinnerung an den früheren Ungehorsam und Gottes Strafen Schrecken eingeflößt, so versucht er jetzt durch die Schilderung der Liebe Gottes und des Glückes der Wiederherstellung zu wahrer Frömmigkeit und zum Gehorsam zu bewegen. Darum legt er die zehn Worte Gottes, welche dies enthalten, mit besonderem Nachdrucke vor. Sacharja Sach 45 8 10 Siquidem ante dies illos merces hominum non erat, nec merces jumentorum erat, neque introeunti, neque exeunti erat pax præ tribulatione: et dimisi omnes homines, unumquemque contra proximum suum. Freilich war vor jenen Tagen kein Lohn für Menschen und von dem Vieh kein Ertrag;¹² wer ein- und auszog, war nicht sicher vor Bedrängnis¹³ und ich ließ zu, dass alle Menschen wider einander waren; Sacharja Sach 45 8 10 12 Vergl. [Hag 2,17.18]. Sacharja Sach 45 8 10 13 Siehe [Esra 4,1-5; 24]. Sacharja Sach 45 8 11 Nunc autem non juxta dies priores ego faciam reliquiis populi hujus, dicit Dominus exercituum. nun aber werde ich an dem Überreste dieses Volkes nicht tun wie in den vergangenen Tagen, spricht der Herr der Heerscharen, Sacharja Sach 45 8 12 Sed semen pacis erit: vinea dabit fructum suum, et terra dabit germen suum, et cli dabunt rorem suum: et possidere faciam reliquias populi hujus universa hæc. sondern es soll eine Saat des Friedens sein;¹⁴ der Weinstock wird seine Frucht geben, die Erde ihren Ertrag liefern und der Himmel seinen Tau spenden und ich will die Überreste dieses Volkes dies alles in Besitz nehmen lassen.¹⁵ Sacharja Sach 45 8 12 14 Hebr.: Sondern Saat des Friedens, d.i. die Saat bleibt wohlbehalten. Sacharja Sach 45 8 12 15 Vergl. [Hag 2,19.20]. Sacharja Sach 45 8 13 Et erit: sicut eratis maledictio in gentibus, domus Juda, et domus Israel: sic salvabo vos, et eritis benedictio: nolite timere, confortentur manus vestræ. Und es wird geschehen: wie ihr, Haus Juda und Haus Israel! unter den Völkern ein Fluch waret, so werde ich euch Heil gewähren und ihr sollt ein Segen sein;¹⁶ fürchtet euch nicht, lasset eure Hände erstarken! Sacharja Sach 45 8 13 16 Im Sprichwort angeführter Segen. Vergl. [Gen 48,20]. Sacharja Sach 45 8 14 Quia hæc dicit Dominus exercituum: Sicut cogitavi ut affligerem vos, cum ad iracundiam provocassent patres vestri me, dicit Dominus, Denn so spricht der Herr der Heerscharen:¹⁷ Wie ich beschlossen,¹⁸ euch zu züchtigen, als eure Väter mich zum Zorne reizten, spricht der Herr, Sacharja Sach 45 8 14 17 Dem siebten Worte fügt Gott die Ursache bei, worauf sie so große Hoffnung schöpfen sollen (V. 14, V. 15), und bezeichnet die Bedingungen, welche sie erfüllen müssen. (V. 16, V. 17) Sacharja Sach 45 8 14 18 Der Vergleich soll ihre Zuversicht stärken. (Theod. Gr.) Sacharja Sach 45 8 15 Et non sum misertus: sic conversus cogitavi in diebus istis ut benefaciam domui Juda, et Jerusalem: nolite timere. und ich kein Mitleid hatte, so habe ich hingegen in diesen Tagen beschlossen, dem Hause Juda und Jerusalem Gutes zu erweisen; fürchtet euch nicht!¹⁹ Sacharja Sach 45 8 15 19 Wie nichts mich hindern konnte, meine Drohungen auszuführen, so wird mich auch nichts daran hindern, meinen Segen reichlich zu spenden. Sacharja Sach 45 8 16 Hæc sunt ergo verba, quæ facietis: Loquimini veritatem, unusquisque cum proximo suo: veritatem, et judicium pacis judicate in portis vestris. Dies ist es nun, was ihr zu tun habt: Redet die Wahrheit, ein jeder gegen seinen Nächsten; nach Wahrheit und Gericht des Friedens²⁰ richtet in euren Toren.²¹ Sacharja Sach 45 8 16 20 Ein Gericht, das Frieden schafft, die Streitenden versöhnt, dem Streit ein Ende macht. Sacharja Sach 45 8 16 21 In den Toren wurde Gericht gehalten, weil dies ebenso den Landleuten wie den Städtern zugänglich sein sollte. Sacharja Sach 45 8 17 Et unusquisque malum contra amicum suum ne cogitetis in cordibus vestris: et juramentum mendax ne diligatis: omnia enim hæc sunt, quæ odi, dicit Dominus. Keiner sinne Böses wider seinen Nächsten in seinem Herzen und liebet nicht falsche Eide zu schwören;²² denn solches alles hasse ich, spricht der Herr.²³ Sacharja Sach 45 8 17 22 Dasselbe hatte Gott von ihren Vätern verlangt, vergl. [Sach 7,9]. Es werden besonders Tugenden genannt, welche das Fundament des sozialen Lebens sind, Wahrheit und Gerechtigkeit, also nichts Außerordentliches. Sacharja Sach 45 8 17 23 Da Gott die Bedingungen so sorgfältig aufzählt, sind die Verheißungen von Segen und Glück nicht absolut gegeben, sondern werden in ihrer Erfüllung von den Tugenden und der Frömmigkeit des Volkes bedingt. Auch im Reiche des Messias hängt die größere und geringere Fülle der Güter wie die Ausbreitung des Reiches von der Mitwirkung der Menschen ab. Sacharja Sach 45 8 18 Et factum est verbum Domini exercituum ad me, dicens: Und es erging das Wort des Herrn der Heerscharen an mich also: Sacharja Sach 45 8 19 Hæc dicit Dominus exercituum: Jejunium quarti, et jejunium quinti, et jejunium Septimi, et jejunium decimi erit domui Juda in gaudium, et lætitiam, et in solemnitates præclaras: veritatem tantum, et pacem diligite. So spricht der Herr der Heerscharen: Das Fasten des vierten Monats, das Fasten des fünften, das Fasten des siebenten und das Fasten des zehnten soll dem Hause Juda zur Freude, zur Wonne und zu herrlichen Festzeiten werden; nur liebet Wahrheit und Frieden!²⁴ Sacharja Sach 45 8 19 24 Die Wiederherstellung der Theokratie soll so glorreich und so beseligend sein, dass selbst die Erinnerung an die alte Trauer Freude verursachen soll, insofern jene der Weg zum Glück, gleichsam die Schmerzen der Geburt desselben waren: wenn sie nur Tugend üben. Am 17. Des vierten Monats (Juli) sollen die Juden gefastet haben, weil Moses an diesem Tage von dem Berge herabsteigend, die Gesetzestafeln zerbrach und die Mauern der Stadt den ersten Riss erhielten. Im fünften Monate fasteten sie wegen des Aufstandes, der nach der Rückkehr der Kundschafter in der Wüste statthatte und die vierzigjährige Wanderung nach sich zog; in diesem Monate soll auch der Tempel von Nabuchodonosor und viele Jahrhunderte später von Titus in Brand gesteckt worden sein u.a.m. Im zehnten Monate hörte Ezechiel und das gesamte Volk der Gefangenschaft, dass der Tempel zerstört sei. (Hier., Mischna) Sacharja Sach 45 8 2 Hæc dicit Dominus exercituum: Zelatus sum Sion zelo magno, et indignatione magna zelatus sum eam. So spricht der Herr der Heerscharen: Ich bin voll großen Eifers für Sion und eifre mit großem Zorne für dasselbe.² Sacharja Sach 45 8 2 2 Gesamtinhalt der Offenbarung und Beweggrund der Großtaten Gottes. Die Bestrafung der Feinde zeigt Gottes Eifer für die Seinen. Sacharja Sach 45 8 20 Hæc dicit Dominus exercituum: Usquequo veniant populi, et habitent in civitatibus multis, So spricht der Herr der Heerscharen: Noch wird es geschehen, dass Völker kommen und viele Städte bewohnen,²⁵ Sacharja Sach 45 8 20 25 Hebr.: Noch wird es geschehen, dass ganze Völker und die Bewohner vieler Städte herbeikommen. Ihre Bewohner werden zueinander gehen und sagen: Auf! lasset uns hinziehen usw. Sie werden wetteifern miteinander in der Verehrung Gottes. Ein Anfang davon zeigte sich bereits zur Zeit Zorobabels. Vergl. [Est 8,17]. Sacharja Sach 45 8 21 Et vadant habitatores, unus ad alterum, dicentes: Eamus, et deprecemur faciem Domini, et quæramus Dominum exercituum: vadam etiam ego. und ihre Bewohner werden sich aufmachen und einer zu dem andern sprechen: Lasset uns hinziehen und das Angesicht des Herrn anflehen und den Herrn der Heerscharen suchen, auch ich will mitziehen! Sacharja Sach 45 8 22 Et venient populi multi, et gentes robustæ ad quærendum Dominum exercituum in Jerusalem, et deprecandam faciem Domini. Und viele Völker und mächtige Nationen werden kommen, den Herrn der Heerscharen in Jerusalem zu suchen und das Angesicht des Herrn anzuflehen. Sacharja Sach 45 8 23 Hæc dicit Dominus exercituum: In diebus illis, in quibus apprehendent decem homines ex omnibus linguis gentium, et apprehendent fimbriam viri Judæi, dicentes: Ibimus vobiscum: audivimus enim quoniam Deus vobiscum est. So spricht der Herr der Heerscharen: In jenen Tagen werden zehn Menschen aus allen Sprachen der Völker die Hand ausstrecken²⁶ und den Saum eines jüdischen Mannes ergreifen²⁷ und sagen: Wir wollen mit euch ziehen; denn wir haben gehört, dass Gott mit euch ist. Sacharja Sach 45 8 23 26 Hebr.: In jenen Tagen wird es geschehen, dass zehn Männer. Ergreifen. Die Zahl zehn steht öfter für die Mehrzahl. Da alle Sprachen der Völker zu dem Gottesreiche gehören, greift dieses über die Grenzen der Völker hinaus, sind alle vereinigt in einem Schafstalle. Sacharja Sach 45 8 23 27 Gleichsam sich an denselben haltend, um gegen Irrtum gesichert zu sein. Die wahren Juden sind, wie das Neue Testament zeigt, die, welche Gott mit wahrer Frömmigkeit dienen. Die wahre Theokratie ist ein Ölbaum [Röm 11,17-21], die wahren Juden alle, die zu demselben gehören, an ihm gewachsen oder eingepfropft. Daher beziehen die Verfasser der Bücher des Neuen Testamentes die den Juden gegebenen Verheißungen auf die aus den verschiedenen Völkern gesammelten Christen. Vergl. [Gal 3,7.29], denen die Worte des heiligen Johannes, des Vorläufers des Herrn, gelten: Gott kann aus diesen Steinen Kinder Abrahams erwecken. [Mt 3,9] Die, welche nur durch leibliche Abstammung Abrahams Kinder sind, nicht aber seinen Glauben und seine Frömmigkeit nachahmen, haben den Tempel zum Vater. [Joh 8,39; Röm 4,12] Sacharja Sach 45 8 3 Hæc dicit Dominus exercituum: Reversus sum ad Sion, et habitabo in medio Jerusalem: et vocabitur Jerusalem Civitas veritatis, et Mons Domini exercituum mons sanctificatus. So spricht der Herr der Heerscharen: Ich kehre wieder nach Sion zurück³ und werde inmitten Jerusalems wohnen und Jerusalem wird die Stadt der Treue heißen und der Berg des Herrn der Heerscharen, heiliger Berg.⁴ Sacharja Sach 45 8 3 3 Als Gott die Stadt den Feinden überließ, hatte er gleichsam Sion und seine heilige Wohnung verlassen. Vergl. [Ez 10,18; Ez 11,23] und [Ez 43,2]. Sacharja Sach 45 8 3 4 Wiederholung der [Sach 2,5] im Gesichte gemachten Verheißung. Doch die Worte weisen in ihrer Allgemeinheit auf die wahre und vollkommene Theokratie, welche der Messias begründen soll und von der die frühere Vorbild und Vorbereitung war. Sacharja Sach 45 8 4 Hæc dicit Dominus exercituum: Adhuc habitabunt senes, et anus in plateis Jerusalem: et viri baculus in manu ejus præ multitudine dierum. So spricht der Herr der Heerscharen: Noch werden greise Männer und betagte Frauen⁵ in den Straßen Jerusalems wohnen und ein jeder mit seinem Stabe in der Hand vor hohem Lebensalter. Sacharja Sach 45 8 4 5 Nach dem Charakter des Alten Testamentes galt frühzeitiger als Strafe für die Sünde. Sacharja Sach 45 8 5 Et plateæ civitatis complebuntur infantibus, et puellis ludentibus in plateis ejus. Und die Straßen der Stadt werden sich mit Knaben und Mädchen erfüllen, welche auf ihren Straßen spielen.⁶ Sacharja Sach 45 8 5 6 Die unter den Augen der Greise die Chorreigen spielenden Knaben und Mädchen sind gleichsam Herolde der Freude und ein Zeugnis des göttlichen Segens, der sich auch in zahlreicher Nachkommenschaft offenbart. Die reiche Mehrung des Volkes Gottes ist ein beständiges Anzeichen der messianischen Zeit, wie auch langes Lebensalter bei [Jes 65,20] von der Zeit des Messias verheißen wird. Sacharja Sach 45 8 6 Hæc dicit Dominus exercituum: Si videbitur difficile in oculis reliquiarum populi hujus in diebus illis, numquid in oculis meis difficile erit, dicit Dominus exercituum? So spricht der Herr der Heerscharen: Wenn es in den Augen des Überrestes dieses Volkes in jenen Tagen schwer scheint, wird es denn in meinen Augen schwer sein? spricht der Herr der Heerscharen. Sacharja Sach 45 8 7 Hæc dicit Dominus exercituum: Ecce ego salvabo populum meum de terra orientis, et de terra occasus solis. So spricht der Herr der Heerscharen: Siehe, ich werde mein Volk aus dem Lande des Sonnenaufgangs und aus dem Lande des Niedergangs der Sonne⁷ erretten. Sacharja Sach 45 8 7 7 Zwei Himmelsgegenden werden an Stelle aller genannt. Vergl. [Jes 43,5.6]. Die hier verheißene Rückkehr ist ein Vorbild der Sammlung der zerstreuten Söhne Gottes. Vergl. [Joh 11,52]. Sacharja Sach 45 8 8 Et adducam eos, et habitabunt in medio Jerusalem: et erunt mihi in populum, et ego ero eis in Deum in veritate, et in justitia. Und ich werde sie herbeiführen, dass sie inmitten Jerusalems wohnen,⁸ sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein in Wahrheit und Gerechtigkeit. Sacharja Sach 45 8 8 8 Die volle Erfüllung findet die Verheißung erst, wenn ganz Israel gerettet wird. Vergl. [Röm 11,26]. Sacharja Sach 45 8 9 Hæc dicit Dominus exercituum: Confortentur manus vestræ, qui auditis in his diebus sermones istos per os prophetarum in die, qua fundata est domus Domini exercituum, ut templum ædificaretur. So spricht der Herr der Heerscharen:⁹ Eure Hände sollen erstarken, die ihr in diesen Tagen diese Worte aus dem Munde der Propheten¹⁰ vernehmt, zur Zeit, da der Grund zum Hause des Herrn der Heerscharen gelegt ward, damit der Tempel erbaut werde.¹¹ Sacharja Sach 45 8 9 9 Folgerung für die Gegenwart. Sacharja Sach 45 8 9 10 Aggäus und Zacharias. Sacharja Sach 45 8 9 11 Hebr.: der Tempel, um gebaut zu werden. Sacharja Sach 45 0 1 III. Die Zeit des Messias, ihre Güter und Gerichte. (Kap. 9-14) 1. Das Gericht über die Heiden. (Kap. 9-11) A. Das Gericht über die benachbarten Völker. (V. 7) Sacharja Sach 45 9 1 Onus verbi Domini in terra Hadrach, et Damasci requiei ejus: quia Domini est oculus hominis, et omnium tribuum Israel. Last¹ des Wortes des Herrn über das Land Hadrach² und dessen Ruhepunkt Damaskus,³ denn der Herr richtet sein Auge auf die Menschen und auf alle Stämme Israels.⁴ Sacharja Sach 45 9 1 1 Unglückbedeutende Weissagung. Sacharja Sach 45 9 1 2 Die Hauptstadt Hadrach und deren Bezirk. Sacharja Sach 45 9 1 3 Ruhepunkt des Wortes des Herrn. Auf Damaskus wird es mit besonderer Schwere lasten. Gegen Damaskus sind schon verschiedene Weissagungen ergangen, weshalb hier nichts Besonderes beigefügt wird. Sacharja Sach 45 9 1 4 Israel wird wegen der Theokratie und des Bundes besonders erwähnt, weil alle Gerichte Gottes zu diesem seinem Werke in innigster Beziehung stehen. Sacharja Sach 45 9 10 Et disperdam quadrigam ex Ephraim, et equum de Jerusalem, et dissipabitur arcus belli: et loquetur pacem gentibus, et potestas ejus a mari usque ad mare, et a fluminibus usque ad fines terræ. Da²⁶ vertilge ich die Streitwagen aus Ephraim und die Rosse aus Jerusalem und zerbrochen wird der Kriegsbogen.²⁷ Er wird den Völkern den Frieden²⁸ verkünden und seine Herrschaft wird von Meer zu Meer reichen, von dem Strome bis an die Enden der Erde.²⁹ Sacharja Sach 45 9 10 26 Damit dem Messias der Weg bereitet werde, wird Gott alle Kriegswerkzeuge zerstören, der Messias wird alsdann Frieden unter den Völkern verkünden und ein Friedensreich auf der ganzen Erde begründen. Sacharja Sach 45 9 10 27 Anders als die Weltreiche ist das Reich Sions geartet. Zugleich wird indes auch die dem Messianischen Reiche innewohnende Kraft bezeichnet. Drei Glieder stellen die Kriegsmacht dar. Die Streitwagen werden Ephraim zugeschrieben, weil dieser Landstrich für solche geeigneter war als die Umgebung Jerusalems. Sacharja Sach 45 9 10 28 Sicherheit, Glück. Sacharja Sach 45 9 10 29 Dies Friedensreich ist der Tempel des Messias [Sach 6,12.13], die Herrlichkeit seines Thrones, in ihm wird der Messias Priester und König und Rat des Friedens sein. Doch zu dieser Erhabenheit führt der Weg der Demut und Sanftmut, wie der Prophet [Sach 6,12] andeutet und hier wiederholt: Arm, sanftmütig. Sacharja Sach 45 9 11 Tu quoque in sanguine testamenti tui emisisti vinctos tuos de lacu, in quo non est aqua. Auch du³⁰ wirst ob des Blutes deines Bundes deine Gefangenen freilassen aus der wasserleeren Grube. Sacharja Sach 45 9 11 30 Wie [Sach 6,2] mahnt hier der Prophet alle die, welche noch fern von Sion sind, die ihnen gebotene Freiheit zu benutzen und nach Jerusalem und zur Theokratie zurückzukehren. Nach der Vulgata ist die Verheißung an Sion gerichtet und der sionistische Bund gemeint, nach dem Hebr. der Bund am Sinai. Der Bund am Sinai war der Beginn der Erfüllung der den Patriarchen gegebenen Verheißungen, deren Gipfel die messianischen Güter sind. Sacharja Sach 45 9 12 Convertimini ad munitionem vincti spei, hodie quoque annuntians duplicia reddam tibi. Kehret heim zur sicheren Burg,³¹ die ihr in Hoffnung die Fesseln tragt! heute noch verkündige ich es:³² Doppelt³³ werde ich dir vergelten.³⁴ Sacharja Sach 45 9 12 31 Zur sicheren Burg, welche Gott durch seine Vorsehung schützt und die als Mittelpunkt der Theokratie so viele Wunder Gottes geschaut hat. Sacharja Sach 45 9 12 32 Welches auch die augenblickliche Lage sei. Sacharja Sach 45 9 12 33 Je mehr sie gelitten, desto reicher wird Gott vergelten. Sacharja Sach 45 9 12 34 Die doppelte Vergeltung wird im Folgenden im Einzelnen dargelegt. Sacharja Sach 45 9 13 Quoniam extendi mihi Judam quasi arcum, implevi Ephraim: et suscitabo filios tuos Sion super filios tuos Græcia: et ponam te quasi gladium fortium. Denn ich habe mir Juda gespannt wie einen Bogen und habe Ephraim gefüllt³⁵ und ich will deine Söhne, Sion! aneifern gegen deine Söhne, Griechenland!³⁶ und dich einem Heldenschwerte gleichmachen. Sacharja Sach 45 9 13 35 Juda und Israel redet Gott an, sie sollen ein Volk bilden, ein Gottesreich. Juda ist der Bogen, Ephraim die Pfeile, mit denen der Bogen gefüllt wird. Das Bild stellt die innigste Vereinigung dar. Waffen für den Fern- wie für den Nahkampf (Heldenschwert) werden genannt. Sacharja Sach 45 9 13 36 Im Gesichte Daniels das dritte Tier [Dan 7,6], im Träume Nabuchodonosors das eherne Reich, das über die ganze Welt herrscht. [Dan 2,39] Auch dieses Reich muss zu Falle kommen, damit das Gottesreich bestehe; im Kampfe mit demselben soll das Volk ein Heldenschwert sein. Sacharja Sach 45 9 14 Et Dominus Deus super eos videbitur, et exibit ut fulgur, jaculum ejus: et Dominus Deus in tuba canet, et vadet in turbine austri. Und der Herr, Gott, wird über ihnen erscheinen³⁷ und sein Geschoss wird ausgehen wie der Blitz; Gott, der Herr, wird die Posaune erschallen lassen und im Sturme des Südwindes einherschreiten.³⁸ Sacharja Sach 45 9 14 37 Gott selbst wird ihnen erscheinen und Hilfe bringen. Sacharja Sach 45 9 14 38 Wie ein aus Arabien kommender heftiger Sturm wird Unglück und Verderben sich über die Feinde stürzen. Das erste und dritte Glied zeigt Gott als Führer im Kampfe, das zweite und vierte als schrecklichen Streiter, der seine Feinde mit Blitz und Sturm niederwirft, d.i. mit Waffen, gegen welche es bei Menschen keinen Schutz gibt. Da diese Voraussage nicht gegen die Feinde Gottes im Allgemeinen gerichtet ist, sondern insbesondere gegen die Griechen (hebr. Javan), so ist damit ein Hinweis auf die Erfüllung zur Zeit der Machabäer gegeben. (Ephr., Theod.) Sacharja Sach 45 9 15 Dominus exercituum proteget eos: et devorabunt, et subjicient lapidibus fundæ: et bibentes inebriabuntur quasi a vino, et replebuntur ut phialæ, et quasi cornua altaris. Der Herr der Heerscharen wird sie beschirmen, sie werden hinwegraffen und mit Schleudersteinen niederwerfen;³⁹ sie werden trinken und trunken werden⁴⁰ wie vom Weine, voll werden wie Opferschalen⁴¹ und wie die Hörner des Altares.⁴² Sacharja Sach 45 9 15 39 Hebr.: Sie treten die Schleudersteine mit Füßen: dieselben schaden ihnen nichts. Sacharja Sach 45 9 15 40 Verschlingen, trinken wird von großem Kampfesmute und großer Siegesfreude gesagt. (Theod.) Dass die Kämpfe zur Zeit der Machabäer sehr blutig waren, zeigen u.a. Stellen wie [1Makk 7,27-47; 1Makk 11,48; 2Makk 8,30; 2Makk 10,17.23.31; 2Makk 11,11; 2Makk 12,23] u.a. Sacharja Sach 45 9 15 41 Ihr Kampf ist gottgeweiht und heilig und wird von ihm wie ein Opfer angenommen. Bei dem Opfer ward das Blut in Opferschalen aufgefangen und an den Ecken des Altares ausgegossen. Sacharja Sach 45 9 15 42 Hebr.: Wie die Ecken eines Altares. Sacharja Sach 45 9 16 Et salvabit eos Dominus Deus eorum in die illa, ut gregem populi sui: quia lapides sancti elevabuntur super terram ejus. Und der Herr, ihr Gott, wird ihnen Heil verleihen an jenem Tage,⁴³ als seines Volkes Herde; denn⁴⁴ heilige Steine werden sich über sein Land hin erheben.⁴⁵ Sacharja Sach 45 9 16 43 Das den Siegern von Gott beschriebene Heil wird in doppelter Weise beschrieben V. 16: Gott wird sein Heiligtum aufrichten, V. 17 Gott wird ihnen die Fülle aller Güter verleihen. Sacharja Sach 45 9 16 44 Weil sie jene Kämpfe auf sich genommen. Sacharja Sach 45 9 16 45 Der Tempel, durch die Siege mit neuem Glanze verklärt. Sacharja Sach 45 9 17 Quid enim bonum ejus est, et quid pulchrum ejus, nisi frumentum electorum, et vinum germinans virgines? Was ist denn seine⁴⁶ Güte und was seine Schönheit, wenn nicht Getreide der Auserwählten und Wein, der Jungfrauen sprossen macht?⁴⁷ Sacharja Sach 45 9 17 46 Des Volkes. Doch bleibt der gleiche Sinn, wenn man dies Wort auf Gott bezieht. Sacharja Sach 45 9 17 47 Hebr.: Ja, wie groß ist sein Glück, wie herrlich seine Schönheit! Der Weizen lässt Jünglinge und der Wein Jungfrauen gedeihen. Der glückliche Stand des Volkes nach errungenem Siege wird nach alttestamentlicher Weise beschrieben: die Jugend blüht, das Land ist fruchtbar; wie die Sünde frühzeitigen Tod und Dürre zur Folge zu haben pflegt. Das Glück des Volkes ist also das Spiegelbild seiner inneren Heiligkeit und das Sinnbild der göttlichen Gnade, die gleichfalls in diesen Gaben eingeschlossen ist. Sacharja Sach 45 9 2 Emath quoque in terminis ejus, et Tyrus, et Sidon: assumpserunt quippe sibi sapientiam valde. Auch Emath liegt in seinen Marken⁵ und Tyrus und Sidon,⁶ denn sie tun sehr groß mit ihrer Weisheit.⁷ Sacharja Sach 45 9 2 5 Hebr.: Grenzt daran, an das Land Hadrach und an den Bezirk von Damaskus. Emath lag an Orontes. In den glücklichsten Zeiten des Reiches erstreckte sich dasselbe vom Eingang nach Emath bis zum Flusse Ägyptens. Vergl. [1Kön 8,65; 2Kön 14,25] Sacharja Sach 45 9 2 6 Auch sie werden der Ruhepunkt des Wortes des Herrn werden. Sacharja Sach 45 9 2 7 Worin das Selbstvertrauen und Rühmen Tyrus bestand, sagt V. 3. Sacharja Sach 45 9 3 Et ædificavit Tyrus munitionem suam, et coacervavit argentum quasi humum, et aurum ut lutum platearum. Und Tyrus hat sich Bollwerke gebaut und Silber wie Erde und Gold wie Gassenkot angehäuft.⁸ Sacharja Sach 45 9 3 8 Die Stadt war durch natürliche Anlage und kunstvolle Verstärkung derselben stark befestigt und glaubte so, sicher die Drohungen der jüdischen Propheten verachten zu können. Auch ihr Reichtum war ein ungeheurer. Sacharja Sach 45 9 4 Ecce Dominus possidebit eam, et percutiet in mari fortitudinem ejus, et hæc igni devorabitur. Siehe, der Herr wird es vergewaltigen und seine Festen in das Meer stürzen und es selbst wird vom Feuer verzehrt werden.⁹ Sacharja Sach 45 9 4 9 Vergl. [Ez 26,4]. Sacharja Sach 45 9 5 Videbit Ascalon, et timebit: et Gaza, et dolebit nimis: et Accaron, quoniam confusa est spes ejus: et peribit rex de Gaza, et Ascalon non habitabitur. Askalon soll es schauen und sich fürchten, Gaza und schweres Weh empfinden; auch Akkaron, denn seine Hoffnung ist zuschanden geworden, und der König von Gaza kommt um und Askalon wird nicht mehr bewohnt.¹⁰ Sacharja Sach 45 9 5 10 Wenn Tyrus, die mächtige Stadt, dem Schicksalsschlage nicht entgehen konnte, was haben geringere Reiche zu erwarten? Die Städte werden in derselben Reihenfolge genannt, wie bei [Jer 25,20], doch fehlt Gath, wie [Am 1,6-8; Zef 2,4]. Wahrscheinlich war diese Stadt, seitdem Azarias ihre Mauern zerstört, bedeutungslos. Sacharja Sach 45 9 6 Et sedebit separator in Azoto, et disperdam superbiam Philisthinorum. In Azot werden sich Fremde¹¹ niederlassen und ich werde den Übermut der Philister zunichte machen. Sacharja Sach 45 9 6 11 Hebr.: Mamzer. Selbst von Buhlweibern geborene und von den Philistern verachtete Menschen werden deren Städte einnehmen. Wozu die Demütigung der Philister nach Gottes Absicht dienen soll, erklärt Vers 7. Sacharja Sach 45 9 7 Et auferam sanguinem ejus de ore ejus, et abominationes ejus de medio dentium ejus, et relinquetur etiam ipse Deo nostro, et erit quasi dux in Juda, et Accaron quasi Jebusæus. Dann werde ich sein Blut¹² aus seinem Munde entfernen und seine Greuel¹³ aus seinen Zähnen, dann soll er auch zum heiligen Reste unseres Gottes gezählt werden und einem Fürsten in Juda gleich sein¹⁴ und Akkaron wie der Jebusiter.¹⁵ Sacharja Sach 45 9 7 12 Ihre blutigen Opfer und ihre Opfermahle werden aufhören. Vielleicht diente bisweilen das Blut der Opfer als geheiligter Opfertrank. Sacharja Sach 45 9 7 13 Das den Götzen geweihte Opferfleisch. Sacharja Sach 45 9 7 14 Sie sollen dem Volke Gottes beigezählt werden, und zwar so, dass sie in demselben eine hohe Würde behaupten. Da auch die Fremden in der Theokratie höhere Ehrenstellen einnehmen dürfen, ist der Unterschied zwischen Juden und Nichtjuden aufgehoben. Sacharja Sach 45 9 7 15 Die Beschämung der Akkaroniter wird ihnen zum Nutzen und zur Ehre gereichen, wie einst die Jebusäer unter dem Volke Gottes wohnten und seiner Wohltaten teilhaftig wurden und ihre Stadt Jebus zur Hauptstadt des Reiches und der Theokratie auserwählt ward. Mit anderen Worten: Die Bewohner von Akkaron werden Genossen des Volkes Gottes sein und mit ihm das göttliche Erbe erlangen, wie einst der Jebusiter Areuna von Gott durch einen besonderen Gnadenerweis ausgezeichnet ward. [2Sam 24,16; 1Chr 21,15ff] Das Gericht Gottes soll nicht den Untergang der Philister herbeiführen, sondern ihrem Heile dienen. Was der Prophet in dem Gesichte [Sach 1,19-21] allgemein verkündet, stellt er jetzt in seiner Anwendung auf die einzelnen Völker dar. Wohl ist in den Ereignissen zur Zeit Alexanders und der Machabäer manches davon eingetroffen, aber voll ist die Prophezeiung erst in Christus erfüllt, der über diese Völker alle seine unüberwindliche Herrschaft ausgedehnt hat. Sacharja Sach 45 9 8 Et circumdabo domum meam ex his, qui militant mihi euntes et revertentes, et non transibit super eos ultra exactor: quia nunc vidi in oculis meis. Dann werde ich mein Haus¹⁶ mit denen umgeben, die für mich streiten,¹⁷ aus- und einziehend,¹⁸ und kein Bedränger wird mehr über sie kommen; denn nun schaue ich mit meinen Augen. Sacharja Sach 45 9 8 16 Meine Familie, die Kirche. Sacharja Sach 45 9 8 17 Nach einigen die Engel, nach anderen die Verkündiger und Lehrer des Glaubens. Sacharja Sach 45 9 8 18 Hebr.: Ich will mich lagern meinem Hause zur Schutzwache gegen Hin- und Herziehende, gegen alle, die auch wiederholten Anfälle der Feinde. Sacharja Sach 45 9 9 Exsulta satis filia Sion, jubila filia Jerusalem: ECCE REX TUUS veniet tibi justus, et salvator: ipse pauper, et ascendens super asinam, et super pullum filium asinæ. Freue dich hoch, du Tochter Sion! juble,¹⁹ du Tochter Jerusalem! Siehe, dein König²⁰ kommt dir,²¹ gerecht²² und als Retter;²³ er ist arm²⁴ und reitet auf einer Eselin, auf dem jungen Füllen einer Eselin.²⁵ Sacharja Sach 45 9 9 19 Juble laut, Tochter Sion, jauchze. Sacharja Sach 45 9 9 20 Der dir längst verheißene, der nach der Verwerfung des Sedekias laut der Prophezeiung Ezechiels zu erwartende König, dem Gott die Herrschaft geben wird [Ez 21,27], der den Thron Davids auf ewig fest begründet. Was solltest du nicht von ihm erwarten dürfen? Sacharja Sach 45 9 9 21 Zu deinem Nutzen, dich mit Gütern zu erfüllen. Vergl. [Jes 6,9]. Sacharja Sach 45 9 9 22 Er bringt Gerechtigkeit und führt jenen Zustand der Gerechtigkeit und Heiligkeit herbei, den Gott den Menschen eigen will und durch so viele Weissagungen der Propheten schon verheißen hat. Sacharja Sach 45 9 9 23 Rettung, Frieden, Sicherheit bringend. Nach dem Hebr.: Mit dem Heile Gottes ausgestattet und solches bringend. Vergl. [Hebr 5,7]. Deshalb übersetzen einige: siegreich. Sacharja Sach 45 9 9 24 Damit kein Zweifel bleibe, dass der König fern vom weltlichen Pompe, ein geistiges Reih begründen wird, fügt der Prophet bei: Arm, d.i. fern von allem Pomp, demütig, sanftmütig. Sacharja Sach 45 9 9 25 Nicht ein stolzes Kriegsross besteigt er, nicht als Triumphator zieht er in seine Königsstadt, den Sitz der väterlichen Herrschaft ein, sondern wie es einem theokratischen Könige, der der Hirte des Volkes ist, geziemt, auf einem Esel. Die wörtliche Erfüllung dieser Prophezeiung siehe [Mt 21,1; Mk 11,1; Lk 19,29; Joh 12,14]. Die Wiederholung bezeichnet nicht zwei Tiere, sondern hebt das eine stärker hervor. Markus und Lukas heben ihrerseits hervor, dass die Erstlinge dem Herrn geweiht werden, dass auf dem Lasttiere noch niemand gesessen. Die Eselin der Vulgata beruht auf einem Schreibfehler, die meisten Handschriften boten früher: einen Esel, was auch dem Hebräischen entspricht. Sacharja Sach 45 0 1 B. Bittet Jahve um Heil! (V. 2) C. Gott wird ruhmvolles Heil gewähren. (V. 7) D. Die Zerstreuten werden gesammelt werden. Sacharja Sach 45 10 1 Petite a Domino pluviam in tempore serotino, et Dominus faciet nives, et pluviam imbris dabit eis, singulis herbam in agro. Bittet den Herrn um Regen in der Spätzeit, und der Herr wird Schnee schaffen¹ und ihnen reichlichen Regen verleihen, einer jeden Pflanze auf dem Felde. Sacharja Sach 45 10 1 1 Lehre für die Zeitgenossen und Anwendung der Weissagung auf sie. In Palästina sind zwei Regenzeiten, nach der Aussaat und vor der Ernte. Denen, welche seine Gebote beobachten, hatte Gott diesen Regen verheißen. [Dtn 11,13-15] Zum Gebet muss die Beobachtung der Gebote hinzukommen, soll jenes Erhörung finden. Schnee: hebr.: Jahve spendet Wetterstrahlen (die Vorboten des Regens) und Gussregen. Ihn, der solchen gewähren kann, sollen sie um Regen bitten. Sacharja Sach 45 10 10 Et reducam eos de terra gypti, et de Assyriis congregabo eos, et ad terram Galaad et Libani adducam eos, et non invenietur eis locus: Und ich werde sie aus dem Lande Ägypten heimführen²⁰ und sie von den Assyrern her sammeln und sie in das Land von Galaad und des Libanon bringen, nicht wird Raum sein für sie alle.²¹ Sacharja Sach 45 10 10 20 Zur Zeit des Propheten wohnten viele Juden in Ägypten. Sacharja Sach 45 10 10 21 Das Land jenseits des Jordans (Galaad) und das nördliche Land wird so von Bewohnern erfüllt werden, dass ihr früheres Gebiet ihnen nicht mehr ausreicht. Sacharja Sach 45 10 11 Et transibit in maris freto, et percutiet in mari fluctus, et confundentur omnia profunda fluminis, et humiliabitur superbia Assur, et sceptrum gypti recedet. Da wird er durch die Meeresenge schreiten und die Wellen im Meere schlagen und alle Tiefen des Flusses werden beschämt werden,²² gedemütigt wird der Hochmut Assurs und weichen wird das Zepter Ägyptens.²³ Sacharja Sach 45 10 11 22 Anspielung auf [Ex 14,21; Ex 15,8; Jos 8,13-16]. Sacharja Sach 45 10 11 23 Die Reiche im Norden wie im Süden wird Gott zwingen, deinem Volke die Freiheit zu gewähren. Sacharja Sach 45 10 12 Confortabo eos in Domino, et in nomine ejus ambulabunt, dicit Dominus. Ich werde sie stark machen durch den Herrn und sie werden in seinem Namen²⁴ wandeln, spricht der Herr. Sacharja Sach 45 10 12 24 Die Verehrer Gottes, die Juden, werden, vom Herrn gestärkt und durch seinen Schutz gesichert, ihr Leben nach seinem Willen einrichten. Die Verheißungen Gottes sind in ihrer Erfüllung an eine Bedingung gebunden: wenn die Zurückkehrenden in seinem Namen wandeln. Der Prophet redet von der Wiederherstellung der Theokratie im Allgemeinen, von der die Zeiten der Machabäer ein Anfang und Vorspiel sind, die deshalb eingeschlossen werden. Sacharja Sach 45 10 2 Quia simulacra locuta sunt inutile, et divini viderunt mendacium, et somniatores locuti sunt frustra: vane consolabantur: idcirco abducti sunt quasi grex: affligentur, quia non est eis pastor. Denn die Götzenbilder geben nichtige Aussprüche, die Wahrsager sehen Lügen, die Träumer verkünden Eitles, ihre Tröstungen sind leer; darum ziehen sie hin wie eine Herde, in Trübsal, denn sie haben keinen Hirten.² Sacharja Sach 45 10 2 2 Alles Elend der Vergangenheit stammt vom Götzendienst und Aberglauben her. Diese sind die Ursache, warum sie einst aus ihrer Heimat weggeführt wurden und warum sie das gegenwärtige Elend erdulden. Alles dies ist über das Volk gekommen, weil seine Führer und Lehrer ihre Pflicht versäumt haben. Sacharja Sach 45 10 3 Super pastores iratus est furor meus, et super hircos visitabo: quia visitavit Dominus exercituum gregem suum, domum Juda, et posuit eos quasi equum gloriæ suæ in bello. Über die Hirten ist mein Zorn ergrimmt³ und ich werde die Böcke⁴ heimsuchen, denn der Herr der Heerscharen sucht seine Herde heim,⁵ das Haus Juda, und macht sie seinem Prachtrosse im Streite gleich. Sacharja Sach 45 10 3 3 Wer hier gemeint ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Am Wahrscheinlichsten aber ist es, dass die gemeint sind, denen ihr Amt die Sorge für das Volk auferlegte. Sacharja Sach 45 10 3 4 Sie stoßen die schwachen Schafe nieder. Vergl. [Ez 34,21]. Sacharja Sach 45 10 3 5 Das Wort heimsuchen wird zweimal, aber in verschiedenem Sinne gebraucht. Sacharja Sach 45 10 4 Ex ipso angulus, ex ipso paxillus, ex ipso arcus prlii, ex ipso egredietur omnis exactor simul. Von ihm wird sein der Eckstein,⁶ von ihm der Zeltpflock,⁷ von ihm der Kriegsbogen,⁸ von ihm jeder Zwingherr zumal.⁹ Sacharja Sach 45 10 4 6 Der dem Gebäude Sicherheit und Festigkeit gewährt. Sacharja Sach 45 10 4 7 Der notwendig ist, um das Zelt aufzurichten und zu festigen. Sacharja Sach 45 10 4 8 Kriegerische Tapferkeit und Erfahrung, welche die Feinde zurückwerfen und ihnen Tribut auferlegen. Sacharja Sach 45 10 4 9 Alle Ämter und Pflichten des Führers du Hauptes werden genannt. Von ihm: Aus Juda, aus dem Volke, von dem V. 3 die Rede war. Sacharja Sach 45 10 5 Et erunt quasi fortes conculcantes lutum viarum in prlio: et bellabunt, quia Dominus cum eis: et confundentur ascensores equorum. Da werden sie wie Streiter sein, die den Kot der Gasse im Kampfe zerstampfen,¹⁰ und werden kämpfen, denn der Herr ist mit ihnen, und die Rossebesteiger¹¹ werden zuschanden. Sacharja Sach 45 10 5 10 Den Feind wie den Kot der Gasse zerstampfen. (Chald.) Sacharja Sach 45 10 5 11 Die Feinde werden als schnelle Reiter, die leicht einen Angriff machen, bezeichnet. [Sach 9,13] legt nahe, an das dritte Reich zu denken, das Daniel schaute. (Ephr.) Sacharja Sach 45 10 6 Et confortabo domum Juda, et domum Joseph salvabo: et convertam eos, quia miserebor eorum: et erunt sicut fuerunt quando non projeceram eos: ego enim Dominus Deus eorum, et exaudiam eos. So werde ich das Haus Juda stark machen und das Haus Joseph¹² erretten und werde sie heimführen, denn ich habe Erbarmen mit ihnen, und sie werden wieder sein, wie sie waren, ehe ich sie verstoßen;¹³ denn ich bin der Herr, ihr Gott, und erhöre sie. Sacharja Sach 45 10 6 12 Israel wird oft nach dem Hauptstamme Ephraim genannt. Sacharja Sach 45 10 6 13 Hebr.: Und sie werden sein, als hätte ich sie niemals verworfen; gleiches Glück wie vordem wird ihnen zuteil werden. Sacharja Sach 45 10 7 Et erunt quasi fortes Ephraim, et lætabitur cor eorum quasi a vino: et filii eorum videbunt, et lætabuntur, et exsultabit cor eorum in Domino. Dann werden die Männer von Ephraim Helden werden und ihr Herz wird fröhlich sein wie vom Weine, ihre Söhne werden es sehen und sich freuen und ihr Herz wird frohlocken in dem Herrn.¹⁴ Sacharja Sach 45 10 7 14 Von welcher Zeit V. 3 und folgende handeln, wird verschieden erklärt. Die meisten fassen die Weissagung von der Zeit der Machabäer, auf die vieles passt. Vergl. [1Makk 1,12-16; 2Makk 4,7-17] Indes die Verheißungen sind zu allgemein und allzu erhaben, um sie auf jene Zeit zu beschränken. Was in der Zeit der Vorbereitung in unvollkommener Weise geschieht, soll ein Vorbild der herrlicheren Erfüllung in der Zeit des Messias sein. Inwieweit nun die Zeit der Rückkehr ein mehr oder minder vollkommenes Vorbild der messianischen Erfüllung ward, hing von der Mitwirkung der Menschen ab. Sacharja Sach 45 10 8 Sibilabo eis, et congregabo illos, quia redemi eos: et multiplicabo eos sicut ante fuerant multiplicati. Ich werde sie herbeilocken¹⁵ und sie sammeln, denn ich habe sie losgekauft und ich will sie mehren,¹⁶ wie sie zuvor viele waren. Sacharja Sach 45 10 8 15 Wörtlich: Ich werde ihnen pfeifen. Auf einen Wink Gottes, auf den leisesten Laut hin gehorcht alles. Sacharja Sach 45 10 8 16 Die reiche Vermehrung des Volkes wird von den Propheten oft vorausgesagt, mit Recht, da sie der Abraham gegebenen Verheißung entspricht. Sacharja Sach 45 10 9 Et seminabo eos in populis, et de longe recordabuntur mei: et vivent cum filiis suis, et revertentur. Ich werde sie unter die Völker säen¹⁷ und in der Ferne werden sie meiner gedenken,¹⁸ sie werden dort mit ihren Söhnen leben¹⁹ und heimkehren. Sacharja Sach 45 10 9 17 Damit sie durch meinen Segen sich zu einem zahlreichen Volke vermehren. Sacharja Sach 45 10 9 18 Mit Sehnsucht des Herrn gedenken, der in Jerusalem wohnt. Sacharja Sach 45 10 9 19 So werden sie unter den Völkern die wahre Kenntnis Gottes verbreiten und der Verkündigung des Evangeliums, dem Reihe des Messias, den Weg bereiten. Wenn die Israeliten so Gott unter den Heiden treu bekennen, werden sie lange (mit ihren Söhnen) und glücklich leben und endlich in die Heimat zurückkehren. Zu dieser Rückkehr will Gott seine mächtige Hilfe bieten. Sacharja Sach 45 0 1 E. Gericht über die Widerspenstigen. (V. 3) F. Ihre alte Widerspenstigkeit gegen den guten Hirten. (V. 11) G. Höchste Undankbarkeit gegen den guten Hirten. Sacharja Sach 45 11 1 Aperi Libane portas tuas, et comedat ignis cedros tuas. Öffne, Libanon! deine Pforten und Feuer verzehre deine Zedern!¹ Sacharja Sach 45 11 1 1 Nachdem der Prophet Gottes wohlwollende Absichten dargelegt, zeigt er nun, was den Verächtern der Güte desselben droht. Die Absichten Gottes für die Landschaft am Libanon sind [Sach 10,10] berührt; werden diese vom Volke verworfen, so soll der Libanon seine Tore (im Norden des Landes) öffnen und mit Beseitigung aller Hindernisse die Feinde und Feuer aufnehmen, das seine Herrlichkeit vernichtet. Sacharja Sach 45 11 10 Et tuli virgam meam, quæ vocabatur Decus, et abscidi eam ut irritum facerem fdus meum, quod percussi cum omnibus populis. Und ich ergriff meinen Stab, der Wohlfallen hieß, und zerbrach ihn,¹⁹ um meinen Bund aufzulösen, den ich mit allen Völkern geschlossen. Sacharja Sach 45 11 10 19 Der zerbrochene Stab bedeutet die Aufhebung des Bündnisses, das Gott gleichsam mit allen Völkern geschlossen (d.i. seines Willens), dass diese dem auserwählten Volke nicht schaden sollten. Dem Zerbrechen des ersten Stabes folgte die Wegführung und Auflösung des Reiches und der Theokratie. Sacharja Sach 45 11 11 Et in irritum deductum est in die illa: et cognoverunt sic pauperes gregis, qui custodiunt mihi, quia verbum Domini est. Und er ward an jenem Tage aufgelöst und so erkannten die elendesten Schafe,²⁰ die auf mich achteten, dass es des Herrn Wort war. Sacharja Sach 45 11 11 20 Ein Teil der Herde, die armen und bedrängten Schafe, wird durch die Strafe bekehrt. Vergl. [Dan 1,9; Bar 1,15]. Die symbolische Handlung von V. 7 bis V. 11 stellt wohl Gottes Vorsehung in seiner Sorge für das auserwählte Volk von der Auserwählung an bis zur Wegführung vor. (Vergl. Hier., Ephr.) Im Übrigen werden die verschiedenartigsten Erklärungen dieser schwierigen Stelle gegeben. Sacharja Sach 45 11 12 Et dixi ad eos: Si bonum est in oculis vestris, afferte mercedem meam: et si non, quiescite. Et appenderunt mercedem meam triginta argenteos. Darauf sprach ich zu ihnen:²¹ Scheint es gut in euren Augen,²² so gebet mir meinen Lohn; wo nicht, so lasset es sein! Da wogen²³ sie als meinen Lohn dreißig Silberlinge dar.²⁴ Sacharja Sach 45 11 12 21 Da die frühere Züchtigung nicht bei allen Schafen, sondern nur bei den edelsten eine Wirkung gehabt hat, macht der gute Hirt einen zweiten Versuch, alle zu bewegen. Er fordert den Lohn für sein Amt und mahnt sie zu erwägen, wie hoch sie dasselbe bewerten. Wenn sie ihren Hirten lieben, ihnen durch so viele Jahrhunderte erwiesenen Wohltaten anerkennen, so müssen sie dies jetzt zeigen. Sacharja Sach 45 11 12 22 Mit einiger Ironie gesagt. Sacharja Sach 45 11 12 23 Nach der Sitte der Alten. Sacharja Sach 45 11 12 24 Diese Worte sind mit Mitgefühl für den Hirten und Verachtung für die Schafe zu lesen. Ihrem Hirten zahlen sie einen Knechtslohn, ihn behandeln sie wie einen elenden Sklaven, denn dreißig Silberlinge waren dem Herrn zu zahlen, wenn ein stößiger Ochse einen Knecht oder eine Magd angefallen [Ex 21,32]; für diesen Preis also konnte man einen Knecht kaufen. Wie sehr sie ihn also verachten und für nichts achten, zeigen sie selbst übergenug. Dies alles tut und erfährt der Prophet im Gesicht, in dem ihm das Bild der Zukunft gezeigt wird. Er stellt den guten Hirten dar, der zuerst durch die Engel und die Propheten, dann selbst zu jener Herde kam und sie weidete und leitete, den sie aber in seinen Gesandten und zuletzt in seiner eigenen Person verachteten, und schimpflich misshandelten. Dem Verräter, der ihn überlieferte, zahlten sie dreißig Silberlinge. So erniedrigte sich Christus, dergestalt nahm er Knechtsgestalt an. Sacharja Sach 45 11 13 Et dixit Dominus ad me: Projice illud ad statuarium, decorum pretium, quo appretiatus sum ab eis. Et tuli triginta argenteos: et projeci illos in domum Domini ad statuarium. Der Herr aber sprach zu mir:²⁵ Wirf ihn dem Töpfer hin, den herrlichen Preis,²⁶ dessen ich von ihnen wert geachtet bin! Da nahm ich die dreißig Silberlinge und warf sie in das Haus des Herrn dem Töpfer zu.²⁷ Sacharja Sach 45 11 13 25 Der Prophet soll die ihm angetane Schmach und Unbill vor Gottes Richterstuhl bringen, ähnlich wie Jeremias seine Sache Gott empfiehlt [Jer 11,20; Jer 20,12], oder vielmehr wie der Messias selbst seine Sache bei Gott vertritt. [Jes 49,4] Sacharja Sach 45 11 13 26 Ironisch. Den Preis, dessen sie Gott für wert gehalten. Der heilige Matthäus führt diese Stelle unter dem Namen Jeremias an [Mt 27,9], weil er nicht so von dem Preise als von dem für denselben gekauften Acker sprechen will, von dem nicht Zacharias, sondern Jeremias [Jer 32] Erwähnung tut. Der Text des heiligen Matthäus entnimmt aber dieser Stelle die dreißig Silberlinge. Sacharja Sach 45 11 13 27 Der Prophet stellt im Gesichte Gottes Person dar, da Gott bezeugt, dass er auf den dem Seher gegebenen Lohn geschätzt worden ist. So ist also der Messias, an dem dies alles in Wahrheit geschehen, Gott. Sacharja Sach 45 11 14 Et præcidi virgam meam secundam, quæ appellabatur Funiculus, ut dissolverem germanitatem inter Judam, et Israel. Dann zerbrach ich meinen zweiten Stab, Band genannt,²⁸ um so die Bruderschaft zwischen Juda und Israel aufzulösen.²⁹ Sacharja Sach 45 11 14 28 Durch einen so niedrigen Preis haben sie nicht allein gezeigt, wie sehr sie den Hirten verachten, sondern durch dessen Zahlung auch erklärt, dass sie seines Amtes gerne ledig gehen. Deshalb beschließt der Hirt, die Herde zu verlassen und dem Untergange preiszugeben. Das Band (mein Anteil, Hier.), durch welches das Volk untereinander und mit Gott verbunden einen Staat, eine religiöse und bürgerliche Gemeinschaft bildete, ist zerrissen. W9e der erste Stab das Volk vor seinen Feinden schützte, so hielt der zweite es zusammen; von beiden Stäben hing sein Glück ab. Sacharja Sach 45 11 14 29 Beide sollen über den ganzen Erdkreis zerstreut werden. Dies geschah, als Titus Jerusalem eroberte, den Tempel zerstörte, das Land für das römische Reich in Besitz nahm, die übriggebliebenen Juden in alle Weltteile zerstreute. (Ephr., Hier.) Es war die Strafe dafür, dass ein Teil des Volkes den Messias verworfen, während der andere ihm anhing. Sacharja Sach 45 11 15 Et dixit Dominus ad me: Adhuc sume tibi vasa pastoris stulti. Hierauf sprach der Herr zu mir:³⁰ Nimm dir noch³¹ das Gerät eines törichten³² Hirten! Sacharja Sach 45 11 15 30 Die den guten Hirten verschmäht haben, sollen dem Quäler überantwortet werden. Wie der Prophet zuvor die Person des guten Hirten dargestellt hat, so nimmt er jetzt auf Gottes Befehl die des schlechten Hirten an, zum Zeichen, dass es sicher in Erfüllung gehen werde. Sacharja Sach 45 11 15 31 Das erste V. 4. Sacharja Sach 45 11 15 32 Bösen, gottlosen. Sacharja Sach 45 11 16 Quia ecce ego suscitabo pastorem in terra, qui derelicta non visitabit, dispersum non quæret, et contritum non sanabit, et id quod stat non enutriet, et carnes pinguium comedet, et ungulas eorum dissolvet. Denn siehe, ich werde einen Hirten im Lande erstehen lassen, welcher die Verlassenen³³ nicht beachtet, das Versprengte nicht aufsucht, das Verwundete nicht heilt, und das, was noch aufrecht steht, nicht pflegt, sondern das Fleisch der Fetten isst und ihre Klauen zerbricht.³⁴ Sacharja Sach 45 11 16 33 Verloren gehenden. Sacharja Sach 45 11 16 34 Alle Pflichten des guten Hirten wird er vernachlässigen und den Schafen den größten Schaden, den er nur kann, zufügen. Das letzte Glied in dem Sinne: der ihr Fleisch isst und, wenn es geschehen könnte, selbst ihre Sohlen verschlingen möchte. Dies ist die Strafe für die Verachtung des guten Hirten, dass die Juden durch die, welchen sie lieber folgten als dem Messias, in das schwerste Unglück gestürzt wurden. Das Brechen des zweiten Stabes erfolgte erst nach dem Tode Christi. Sacharja Sach 45 11 17 O pastor, et idolum, derelinquens gregem: gladius super brachium ejus, et super oculum dextrum ejus: brachium ejus ariditate siccabitur, et oculus dexter ejus tenebrescens obscurabitur. O Hirt und Götzenbild,³⁵ welcher die Herde verlässt; auf, Schwert, über seinen Arm und sein rechtes Auge!³⁶ Sein Arm soll vertrocknen und verdorren und sein rechtes Auge sich verfinstern und erblinden! Sacharja Sach 45 11 17 35 Hebr.: Wehe, du nichtsnutziger Hirt. Sacharja Sach 45 11 17 36 Mit Arm und Auge, Schutz und Wachsamkeit sollte er der Herde beistehen. (Cyr., Theod. Gr.) Sacharja Sach 45 11 2 Ulula abies, quia cecidit cedrus, quoniam magnifici vastati sunt: ululate quercus Basan, quoniam succisus est saltus munitus. Wehklage, Tanne,² denn die Zeder ist gefallen, die Herrlichsten sind ausgerottet;³ wehklaget, ihr Eichen Basans!⁴ denn die hohe Waldburg⁵ wird umgehauen. Sacharja Sach 45 11 2 2 Hebr.: Zypresse. Sacharja Sach 45 11 2 3 Gleicher Untergang trifft Hohe und Niedere. Sacharja Sach 45 11 2 4 Vom Libanon verbreitet sich das Verderben nach Basan, der waldreichen Gegend jenseits des Jordans. Sacharja Sach 45 11 2 5 Der Libanon. Wenn dieser nicht verschont wird, so hat auch die Gegend von Basan keine Hoffnung, dem Verderben zu entgehen. Sacharja Sach 45 11 3 Vox ululatus pastorum, quia vastata est magnificentia eorum: vox rugitus leonum, quoniam vastata est superbia Jordanis. Horch! Wehklage der Hirten,⁶ denn verwüstet liegt ihre Herrlichkeit; horch! Gebrüll der Löwen,⁷ denn verwüstet ist die Pracht des Jordans.⁸ Sacharja Sach 45 11 3 6 Vom Norden verbreitet sich Feuersbrunst und Verwüstung durch Palästina, so dass man überall das Wehklagen der Menschen und Tiere hört. Sacharja Sach 45 11 3 7 In Wäldern und im Geröhricht waren dort die Löwen häufig. Sacharja Sach 45 11 3 8 Die Wälder. Leblose Wesen, Tiere und Menschen beklagen umsonst das furchtbare Unglück. Das Bild weist auf die Zerstörung Jerusalems und die Auflösung des jüdischen Staates durch die Römer hin, wie fast alle Erklärer annehmen. (Vergl. V. 14, V. 16) Sacharja Sach 45 11 4 Hæc dicit Dominus Deus meus: Pasce pecora occisionis, So spricht der Herr, mein Gott:⁹ Weide die zur Schlachtung bestimmten Schafe,¹⁰ Sacharja Sach 45 11 4 9 Es folgen die Gründe und Ursachen des Gerichtes. Sacharja Sach 45 11 4 10 Der Prophet soll für die Schafe Sorge tragen, doch diese weisen seine Hirtensorge zurück und fallen deshalb dem Tode anheim (Ephr., Hier.), jetzt und noch mehr in Zukunft. (Cyr., Theod. Gr.) Sacharja Sach 45 11 5 Quæ qui possederant, occidebant, et non dolebant, et vendebant ea, dicentes: Benedictus Dominus, divites facti sumus: et pastores eorum non parcebant eis. die ihre Besitzer, ohne Schlimmes zu erleiden, schlachten¹¹ und verkaufen und sagen: Gepriesen sei der Herr, wir werden reich! und ihre Hirten schonen ihrer nicht. Sacharja Sach 45 11 5 11 Die als Hirten eingesetzt sind, schlachten ungestraft die Herde, nur auf ihren eignen Nutzen bedacht. Sacharja Sach 45 11 6 Et ego non parcam ultra super habitantes terram, dicit Dominus: ecce ego tradam homines, unumquemque in manu proximi sui, et in manu regis sui: et concident terram, et non eruam de manu eorum. Darum¹² will auch ich ferner nicht mehr der Bewohner des Landes schonen, spricht der Herr; siehe, ich will die Menschen preisgeben, einen jeden in die Hand seines Nächsten und in die Hand seines Königs; diese werden das Land verderben und ich werde sie nicht aus ihrer Hand retten. Sacharja Sach 45 11 6 12 Gott droht ihnen Strafe an nach dem Gesetze der Wiedervergeltung: Wie jene nicht geschont, wird er nicht schonen usw. V. 6 enthält Drohungen gegen die, welche die Herde Gottes heimsuchen. (Theod.) Sacharja Sach 45 11 7 Et pascam pecus occisionis propter hoc, o pauperes gregis: et assumpsi mihi duas virgas, unam vocavi Decorem, et alteram vocavi Funiculum: et pavi gregem. Und¹³ darum werde ich die Schafe der Schlachtung weiden,¹⁴ o ihr Ärmsten der Herde! Da nahm ich mir zwei Stäbe: den einen nannte ich Wohlgefallen und den andern nannte ich Band¹⁵ und so weidete ich die Herde. Sacharja Sach 45 11 7 13 Darlegung dessen, was Gott getan, um seine Herde, wenn sie nur will und folgt, der Peinigung zu entreißen und ihr Glück zu verleihen. Sacharja Sach 45 11 7 14 Der Prophet redet in der Person Gottes. Die symbolische Handlung bezieht sich auch auf die Vergangenheit, auf Gottes wiederholte und unaufhörliche Versuche, seine Herde zu befreien. Hebr.: Da weidete ich die Schafe der Schlachtbank und nahm mir zwei Stäbe. Sacharja Sach 45 11 7 15 Zwei Stäbe weisen auf die große Sorgfalt des Hirten und auf seine verschiedene Weise, die Herde je nach verschiedenartiger Anlage zu weiden, zu erhalten, zu leiten. Der erste Stab bezeichnet eine größere Gunst, welche er der Herde bezeigt, der andere das Mittel, durch das er die Herde sammelt, zusammenhält, bewahrt und vor dem Untergange schützt. So ausgerüstet tritt der Prophet, Gottes Person darstellend, sein Amt an. Sacharja Sach 45 11 8 Et succidi tres pastores in mense uno, et contracta est anima mea in eis: siquidem et anima eorum variavit in me. Und ich schaffte die drei Hirten hinweg in einem Monate¹⁶ und meine Seele wandte sich von ihnen ab, weil auch ihr Sinn sich gegen mich geändert.¹⁷ Sacharja Sach 45 11 8 16 Die drei Quäler der Herde V. 5 hat er in einem Monat beseitigt. Der Monat ist dem Gesichte vorübergezogen. Es ist wohl die Zeit vor der Wegführung damit bezeichnet. Sacharja Sach 45 11 8 17 Hebr.: Und auch ihre Seele wurde meiner überdrüssig. Sacharja Sach 45 11 9 Et dixi: Non pascam vos: quod moritur, moriatur: et quod succiditur, succidatur: et reliqui devorent unusquisque carnem proximi sui. Und ich sprach: Ich mag euch nicht mehr hüten! Was sterben soll, sterbe; was ausgerottet werden soll, werde ausgerottet; und die dann noch übrig bleiben, mögen einer des andern Fleisch verzehren.¹⁸ Sacharja Sach 45 11 9 18 Ausdruck des höchsten Zornes. Drei Übel werden angedroht, die Gott selbst herbeiführen will, ansteckende Krankheit, Krieg, Hungersnot. Die Herde hat selbst hartnäckig ihren eigenen Untergang gewünscht und herbeigeführt. Sacharja Sach 45 0 1 2. Last des Wortes des Herrn über Israel. (Kap. 12-14) A. Die Theokratie wird von allen Völkern angegriffen. (V. 4) B. Gott gewährt überreiche Hilfe. (V. 8) C. Gott verleiht reiche Gnade. Sacharja Sach 45 12 1 Onus verbi Domini super Israel. Dicit Dominus extendens clum, et fundans terram, et fingens spiritum hominis in eo: Last des Wortes des Herrn über Israel.¹ Es spricht der Herr, der den Himmel ausgespannt und die Erde gegründet und des Menschen Geist in diesem geschaffen hat:² Sacharja Sach 45 12 1 1 Wird der Unglaube einiger die Verheißungen Gottes unwirksam machen? [Röm 3,3] Nein, nie wird ein Volk Gottes gänzlich fehlen. Was [Hos 1,10] gesagt, dass der Herr sich ein neues Israel bilden werde, bezeugt hier auch Zacharias. Doch wie der Messias geringgeschätzt ist, so wird auch sein Reich angefeindet werden. Israel, der Ehrenname des Volkes Gottes, wird hier das Messiasreich genannt. Dass nicht allein Israeliten dasselbe bilden werden, bezeugen die Propheten unzweideutig, wie sie auch die Ausdehnung des Reiches auf die Heiden immer von neuem verheißen. Sacharja Sach 45 12 1 2 Damit kein Diener Gottes sich fürchte, wenn er das Wort Last hört, mahnt der Prophet, dass Gott die Herrschaft über Himmel und Erde und alles Lebende innehat. Er, der alles erschaffen, kann auch so Großes leisten, wie der Prophet verkünden will. Die Last enthält bereits Sieg und Triumph. Sacharja Sach 45 12 10 Et effundam super domum David, et super habitatores Jerusalem spiritum gratiæ, et precum: et aspicient ad me, quem confixerunt: et plangent eum planctu quasi super unigenitum, et dolebunt super eum, ut doleri solet in morte primogeniti. Über das Haus Davids aber und über die Bewohner Jerusalems²³ will ich den Geist der Gnade²⁴ und des Gebetes²⁵ ausgießen;²⁶ da werden sie²⁷ auf mich²⁸ schauen,²⁹ den sie durchbohrt haben,³⁰ und werden ihn mit Wehklagen beweinen, wie einen einzigen Sohn, und sich betrüben³¹ über ihn, wie man über den Tod des Erstgebornen sich zu betrüben pflegt.³² Sacharja Sach 45 12 10 23 Die Theokratie nach der hierarchischen Ordnung und dem Stande der Laien. Sacharja Sach 45 12 10 24 Den Geist, der sie durch die eingegossene Gnade Gott und den Engeln angenehm und liebeswert macht. Diese Gnade gibt ihnen das Anrecht auf besondere Hilfe Gottes, die sie in jedem Kampfe stärkt. Sacharja Sach 45 12 10 25 Der Geist des Gebetes ist derjenige, der für uns mit unaussprechlichen Seufzern fordert und uns selbst fordern macht. Dies sind die Waffen, mit denen die Leiter der Kirche, welcher der Gewalt des Messias teilhaftig gemacht sind, wie die Gläubigen, die Bewohner Jerusalems, stark sind und siegen. Sacharja Sach 45 12 10 26 Reichlich gewähren. Sacharja Sach 45 12 10 27 Die Bürger des Gottesreiches. Sacharja Sach 45 12 10 28 Den Messias. Vergl. [Jes 53,3-12; Sach 11,12.13] und weiter unten [Sach 13,7]. Sacharja Sach 45 12 10 29 Mit Hoffnung, Vertrauen, Ehrfurcht, Liebe. Mit welcher Innigkeit die, welche den Geist der Gnade und des Gebetes haben, die Wunden des Heilandes betrachten werden, wird durch einen doppelten Vergleich dargelegt. Sacharja Sach 45 12 10 30 Die Herde misshandelt den Hirten [Sach 11,12.13] und dieser erduldet den Tod um der Frevel der Menschen willen, von den Menschen zum Tode verurteilt. [Jes 53,8.9.12] Die Stelle ist ein Beweis für die Gottheit des Messias. Da aber der Messias von Jahve wieder unterschieden wird, wie der gesandte vom Sendenden, ist eine nach der Anlage des Alten Testamentes klare Andeutung der Wahrheit gegeben, dass in Gott, wie eine Natur, so verschiedene Personen sind. Sacharja Sach 45 12 10 31 Die Erhaltung der Familie galt als Segen Gottes, ihr Erlöschen als Fluch. Die Worte [Offb 1,7] sind nicht eine Erklärung dieser Stelle des Propheten, sondern die Übertragung dieser Worte selbst auf eine ähnliche Sache und einen anderen Anblick. Wenn die Apostel aus der Heiligen Schrift etwas beweisen wollen, führen sie dieselbe ausdrücklich an; dies aber ist in der Offenbarung nicht der Fall. Sacharja Sach 45 12 10 32 Die Klage um den Erstgeborenen wird oft in der Heil. Schrift als eine besonders große bezeichnet. Vergl. [Jer 6,26; Am 8,10]. Sacharja Sach 45 12 11 In die illa magnus erit planctus in Jerusalem, sicut planctus Adadremmon in campo Mageddon. An jenem Tage wird in Jerusalem laute Klage erhoben werden, wie das Wehklagen zu Adadremmon im Gefilde von Mageddon.³³ [2Chr 35,22] Sacharja Sach 45 12 11 33 Die Trauer wird allgemein und immer andauernd sein, wie einst nach dem Tode des Josias. [1Kön 15,18] Diese allgemeine, andauernde, das ganze Gottesreich erfüllende, alle Herzen ergreifende Trauer wird nun lebhaft beschrieben. Sacharja Sach 45 12 12 Et planget terra: familiæ et familiæ seorsum: familiæ domus David seorsum, et mulieres eorum seorsum: Da wird das Land wehklagen, Familie um Familie für sich, die Familien des Hauses David besonders und ihre Frauen besonders, Sacharja Sach 45 12 13 Familiæ domus Nathan seorsum, et mulieres eorum seorsum: familiæ domus Levi seorsum: et mulieres eorum seorsum: familiæ Semei seorsum, et mulieres eorum seorsum. die Familien des Hauses Nathan³⁴ besonders und ihre Frauen besonders, die Familien des Hauses Levi besonders und ihre Frauen besonders, die Familien Semei³⁵ besonders und ihre Frauen besonders; Sacharja Sach 45 12 13 34 Nathan ist der Sohn Davids, von dem Zorobabel abstammt. Sacharja Sach 45 12 13 35 Semeis Familie stammt von Gerson, dem Sohne Levis, ab. Das königliche und das priesterliche Haus wird erwähnt und beiden eine andere Familie beigefügt. Den Priestern geziemt es sich insbesondere, Christi Leiden zu gedenken. Die Erwähnung der Frauen ruft die um den sterbenden Heiland stehenden Frauen ins Gedächtnis zurück und alle jene, welche durch so viele Jahrhunderte im Kloster frommer Betrachtung ihr Leben geweiht. Sacharja Sach 45 12 14 Omnes familiæ reliquæ, familiæ et familiæ seorsum, et mulieres eorum seorsum. alle übrigen Familien, jede einzelne Familie besonders und ihre Frauen besonders. Sacharja Sach 45 12 2 Ecce ego ponam Jerusalem superliminare crapulæ omnibus populis in circuitu: sed et Juda erit in obsidione contra Jerusalem. Siehe, ich werde Jerusalem³ zur Taumelpforte machen für alle Völker ringsum⁴ und auch Juda wird unter denen sein, die Jerusalem belagern.⁵ Sacharja Sach 45 12 2 3 Analogisch wird wie Israel für das neue Volk Gottes, so die Hauptstadt Jerusalem für den Mittelpunkt der Theokratie und ihren hauptsächlichsten Teil gesetzt. Sacharja Sach 45 12 2 4 Ein Feind, der diese Pforte berührt, wird gebrochen zurücktaumeln. Dies haben alle Feinde der Kirche erfahren müssen. (Cyr.) Hebr.: Taumelschale, gleichsam ein an die Völker berauschendes Gefäß. Wie der Trinker, wie durch eine Notwendigkeit getrieben, nach dem Weine verlangt, so werden die Völker durch ein inneres Drängen und Begehren angetrieben, das Gottesreich zu befehden. Doch der Trunk, den sie aus diesem Kelche schlürfen, wird ihnen verhängnisvoll. Sacharja Sach 45 12 2 5 Hebr.: Und auch über Juda wird es kommen bei der Belagerung wider Jerusalem. Sacharja Sach 45 12 3 Et erit: In die illa ponam Jerusalem lapidem oneris cunctis populis: omnes, qui levabunt eam, concisione lacerabuntur: et colligentur adversus eam omnia regna terræ. Und es wird geschehen: An jenem Tage mache ich Jerusalem zu einem Laststeine für alle Völker; alle, die ihn aufheben wollen, werden sich zerfleischend verwunden⁶ und alle Reiche⁷ der Erde werden sich wider dasselbe sammeln. Sacharja Sach 45 12 3 6 Um die Wette greifen sie das Gottesreich an, ein Feind folgt dem anderen, alle strengen ihre Kräfte an, jenen Stein aufzuheben, d.i. die Stadt zu zerstören, doch es wird ihnen nicht gut abgehen, sie bringen sich selbst Wunden und Zerfleischung bei. Doch immer neue Gegner werden anstürmen, nicht gewarnt durch das Schicksal der anderen, sich für stärker und klüger haltend. Sacharja Sach 45 12 3 7 Hebr.: Völker. Sacharja Sach 45 12 4 In die illa, dicit Dominus, percutiam omnem equum in stuporem, et ascensorem ejus in amentiam: et super domum Juda aperiam oculos meos, et omnem equum populorum percutiam cæcitate. An jenem Tage, spricht der Herr, werde ich alle Rosse mit Scheu schlagen und ihre Reiter mit Wahnsinn,⁸ aber über dem Hause Juda werde ich meine Augen offen halten und alle Rosse der Völker mit Blindheit schlagen.⁹ Sacharja Sach 45 12 4 8 Die Reiterei ist beim Angriff am meisten zu fürchten; da sie sich kopfüber in sicheren Untergang stürzt, sind alle Anstrengungen vergeblich. Sacharja Sach 45 12 4 9 Den Seinigen aber wendet Gott die zärtlichste Fürsorge zu. Ihnen leuchtet das himmlische Licht, den Feinden wird selbst das natürliche entzogen, dass sie in Finsternis gehüllt, mit Schmach zurückgeworfen werden. Von welcher Zeit der Prophet dies geweissagt hat, darüber sind die Meinungen verschieden. Die einen verstehen die Weissagung von der Zeit der Machabäer (Ephr., Theod., Theod. Gr.), andere allegorisch von der Kirche, noch andere unmittelbar von der Kirche Christi und den gegen sie gerichteten Verfolgungen. (Hier., Cyr.) Die letzte Ansicht scheint die wahrscheinlichste, da schon [Sach 11] von der Zeit des Messias handelt, also der Prophet schwerlich auf eine vor derselben liegende Epoche zurückgeht. Sacharja Sach 45 12 5 Et dicent duces Juda in corde suo: Confortentur mihi habitatores Jerusalem in Domino exercituum Deo eorum. Dann werden die Fürsten von Juda in ihrem Herzen sagen: Meine Stärke seien die Bewohner Jerusalems durch den Herrn der Heerscharen, ihren Gott.¹⁰ Sacharja Sach 45 12 5 10 Die Fürsten werden zeigen, dass alle Hoffnung auf den Herrn der Heerscharen zu setzen ist; der, dem Himmel und Erde unterworfen ist, ist auch ihr Herr, durch heiligen Bund ihnen vereint als ihr Beschützer und Spender aller Güter. Sacharja Sach 45 12 6 In die illa ponam duces Juda sicut caminum ignis in lignis, et sicut facem ignis in fno: et devorabunt ad dexteram, et ad sinistram omnes populos in circuitu: et habitabitur Jerusalem rursus in loco suo in Jerusalem. An jenem Tage werde ich die Fürsten Judas einer Glut unter Scheiten gleichmachen und wie Feuerlohe unter Heu¹¹ und sie werden zur Rechten und Linken¹² alle Völker ringsum verzehren und Jerusalem wird wieder bewohnt werden an seiner Stelle zu Jerusalem.¹³ Sacharja Sach 45 12 6 11 Der Sieg ist leicht und vollkommen, denn was kann dem Feuer widerstehen? Und wie leicht brennbar sind Scheiter und Heu! Sacharja Sach 45 12 6 12 Ihre Stärke vermag niemand zu widerstehen. Sacharja Sach 45 12 6 13 Der Zusatz ist des Nachdrucks halber gemacht. Die Feinde suchen Jerusalem zu zerstören, den Eckstein (V. 3) zu entfernen, doch die Stadt bleibt an der Stelle, wo sie von Gott gegründet ist. Sacharja Sach 45 12 7 Et salvabit Dominus tabernacula Juda, sicut in principio: ut non magnifice glorietur domus David, et gloria habitantium Jerusalem contra Judam. Und der Herr wird die Hütten Judas¹⁴ wie ehedem¹⁵ retten,¹⁶ damit sich nicht stolz rühme das Haus Davids und die Bewohner Jerusalems sich nicht wider Juda erheben.¹⁷ Sacharja Sach 45 12 7 14 Die aller kriegerischen Verteidigung entbehren. Sacharja Sach 45 12 7 15 Z.B. zur Zeit Gedeons, zur Zeit des Einfalls Sennacheribs u.a. Sacharja Sach 45 12 7 16 So dass Heil und Sieg ihm allein kann zugeschrieben werden. Sacharja Sach 45 12 7 17 Die Führer werden sich nicht rühmen können, dass sie das Volk gerettet, noch auch die Hauptstadt, dass sie den Landbewohnern Hilfe und Zuflucht geboten. Sacharja Sach 45 12 8 In die illa proteget Dominus habitatores Jerusalem, et erit qui offenderit ex eis in die illa, quasi David: et domus David quasi Dei, sicut Angelus Domini in conspectu eorum. An jenem Tage wird der Herr die Bewohner Jerusalems schützen¹⁸ und ein Strauchelnder unter ihnen wird an jenem Tage sein wie David¹⁹ und das Haus David wird wie das Haus Gottes, wie der Engel des Herrn vor ihrem Angesichte sein.²⁰ Sacharja Sach 45 12 8 18 Damit Gottes Herrlichkeit noch heller strahle und das neue Gottesreich höher ausgezeichnet werde, will Gott außer dem Siege über die Feinde sein Volk auszeichnen wie nie zuvor. Sacharja Sach 45 12 8 19 Wird von Gott mit Stärke begnadigt werden, dass er ein Held wird wie David, der den Löwen und Goliath überwand. Sacharja Sach 45 12 8 20 Die, welche, der zweite David, der Messias, zu Genossen und Helfern seiner Mühen annimmt und die ihm in besonderer Weise zugehören, werden wie Elohim sein, d.i. wie der Engel Jahves vor ihnen her (hebr.) wie der Engel Gottes, der sie aus Ägypten führte und der oft dem Volke Gottes beistand, z.B. als er in einer Nacht im Lager der Assyrier 185000 Feinde tötete. [Jes 36,36] Diese Vergleiche zeigen, wie sehr die Wahrheit den Schatten, das Neue Testament das Alte überragt. Vergl. [Gal 4,2]. Die Vergleiche mit David, Gott und dem Engel des Bundes zeigen auch, was zum Siege über die Verfolgungen notwendig ist, Starkmut und Gottes Hilfe. Sacharja Sach 45 12 9 Et erit in die illa: quæram conterere omnes gentes, quæ veniunt contra Jerusalem. Und es wird an jenem Tage geschehen,²¹ dass ich alle Völker, die wider Jerusalem kommen, zu vertilgen unternehme.²² Sacharja Sach 45 12 9 21 V. 9, V. 10 nehmen V. 4 wieder auf. Alle Kraft der Kirche beruht auf Gottes Gnade, diese aber wird geschöpft aus der frommen Betrachtung des Leidens Christi und durch sie auch gemehrt. Sacharja Sach 45 12 9 22 Es wird allezeit meine Sorge sein, die Feinde der Kirche zu vernichten, dass sie nichts gegen dieselbe vermögen. Sacharja Sach 45 0 1 D. Hinweggenommen werden die Sünden. (V. 6) E. Mit dem Hirten wird die Herde geschlagen. Sacharja Sach 45 13 1 In die illa erit fons patens domui David, et habitantibus Jerusalem in ablutionem peccatoris, et menstruatæ. An jenem Tage wird sich dem Hause Davids und den Bewohnern Jerusalems eine Quelle öffnen zur Abwaschung des Sünders und der Befleckten.¹ Sacharja Sach 45 13 1 1 Hebr.: Für die Bewohner Jerusalems, für Sünde und Uneinigkeit. Anspielung auf die levitischen Reinigungen. [Num 8,7; Num 19,9] Wie [Sach 12,10] verheißen ist, dass der Seele die Gnade zuteil werden soll, so wird hier angedeutet, dass in der Kirche eine Abwaschung und Mittel allezeit geboten werden, selbst die schwersten Sündenmakel hinwegzunehmen. Dieses Wasser des Heils wird mit dem durchbohrten Messias in engste Verbindung gebracht. Da das Wasser des Heiles als Heilmittel gegen die Sünden genannt wird, ist die zweite Tafel nach dem Schiffbruche damit bezeichnet, die mühevolle Taufe, (Tertull.) das Sakrament der Buße und alles, was die Kirche Christi besitzt zur Tilgung der Sünden. Das kriegerische Bild [Sach 12,5-8] wird auf den geistigen Sieg über die Feinde des Gottesreiches übertragen. Sacharja Sach 45 13 2 Et erit in die illa, dicit Dominus exercituum: Disperdam nomina idolorum de terra, et non memorabuntur ultra: et pseudoprophetas, et spiritum immundum auferam de terra. Und es wird an jenem Tage geschehen, spricht der Herr der Heerscharen: Ich werde die Namen der Götzen aus dem Lande ausrotten, damit ihrer fortan nicht mehr gedacht werde,² und ich werde die falschen Propheten und den unreinen Geist wegschaffen aus dem Lande.³ Sacharja Sach 45 13 2 2 Die zwei Sünden, welche dem alten Gottesreiche den Untergang gebracht, sollen von dem neuen fernbleiben, und so wird dies allezeit und immer Gottes Gunst und Gnade genießen. Sacharja Sach 45 13 2 3 Der unreine Geist ist wohl der [1Kön 22,19-22] erwähnte Lügengeist. Vergl. [Apg 16,18]. Sacharja Sach 45 13 3 Et erit, cum prophetaverit quispiam ultra, dicent ei pater ejus, et mater ejus, qui genuerunt eum: Non vives: quia mendacium locutus es in nomine Domini: et configent eum pater ejus, et mater ejus, genitores ejus, cum prophetaverit. Und es wird geschehen, wenn hinfort noch jemand als Prophet auftritt, so werden sein Vater und seine Mutter, die ihn gezeugt haben, zu ihm sprechen: Nicht sollst du leben, denn du hast Lüge geredet im Namen des Herrn! Und sein Vater und seine Mutter, seine Erzeuger, werden ihn durchbohren, wenn er weissagt.⁴ Sacharja Sach 45 13 3 4 Die Vorschrift des Gesetzes [Dtn 13,6; Dtn 18,20] gemäß werden die eigenen Eltern an falschen Propheten die Strafe vollstrecken, Gottes mehr eingedenk als ihrer Elternschaft. Wie sehr werden da erst andere bemüht sein, Gottes Ehre zu wahren! Sacharja Sach 45 13 4 Et erit: In die illa confundentur prophetæ, unusquisque ex visione sua cum prophetaverit: nec operientur pallio saccino, ut mentiantur: Und es wird geschehen: An jenem Tage werden sich die Propheten ein jeder ob seines Gesichtes schämen, dass er geweissagt; und sie werden sich nicht mehr in härene Mäntel⁵ kleiden, um zu lügen, Sacharja Sach 45 13 4 5 Ein rauhes Gewand, dessen sich die Propheten bedienten. Sacharja Sach 45 13 5 Sed dicet: Non sum propheta, homo agricola ego sum: quoniam Adam exemplum meum ab adolescentia mea. sondern werden sprechen: Ich bin kein Prophet, ein Ackersmann bin ich, denn Adam ist mein Vorbild von meiner Jugend an.⁶ Sacharja Sach 45 13 5 6 Was unmöglich scheinen möchte, wird geschehen, die falschen Propheten werden selbst öffentlich die Wahrheit bekennen und sich bekehren. Hebr.: Denn es hat mich jemand erworben von meiner Jugend an: Ich bin so weit entfernt, ein Prophet zu sein, dass ich als Knecht von Jugend an den Acker bestellen muss. Vulgata: Ich folge Adam, dem Gott die Pflicht auferlegt hat, die Erde zu bebauen, und muss mein Brot im Schweiße meines Antlitzes erwerben. Sacharja Sach 45 13 6 Et dicetur ei: Quid sunt plagæ istæ in medio manuum tuarum? Et dicet: His plagatus sum in domo eorum, qui diligebant me. Und spricht man zu ihm: Was sind das für Narben in Mitte deiner Hände? so wird er antworten: So ward ich geschlagen im Hause derer, die mich liebten.⁷ Sacharja Sach 45 13 6 7 Hebr.: Meiner Geliebten, d.i. der Götzenbilder, die ich in wahnsinniger Liebe verehrte. Die Götzenanbeter brachten sich jenen zu Ehren Wunden bei. Die meisten Erklärer fassen indes: meiner geliebten Eltern, von denen die falschen Propheten nämlich geschlagen und verwundet sind. Aber wenn die Eltern die Wunden beigebracht hätten, wären nach V. 3 nicht Narben, sondern der Tod zu erwarten. Einige Ausleger (Ephr.) verstehen die Worte von der Durchbohrung der Hände Christi, indes, wenn diese Worte in der kirchlichen Liturgie in diesem Sinne genommen werden, so ist derselbe ein angepasster. Im Übrigen ist Christus nicht von denen, die ihn liebten, sondern von uns, da wir Feinde waren [Röm 5,10], durchbohrt worden, ganz abgesehen davon, dass das hier gesetzte hebräische Wort für Liebende nur im schlechten Sinne gebraucht wird. Sacharja Sach 45 13 7 Framea suscitare super pastorem meum, et super virum cohærentem mihi, dicit Dominus exercituum: percute pastorem, et dispergentur oves: et convertam manum meam ad parvulos. Auf, Schwert!⁸ wider meinen Hirten⁹ und wider den Mann, der mir nahe steht,¹⁰ spricht der Herr der Heerscharen. Schlage den Hirten, so werden sich die Schafe zerstreuen,¹¹ und ich werde meine Hand zu den Kleinen kehren.¹² Sacharja Sach 45 13 7 8 Der Prophet legt die innerste Ursache dar, warum auch die neue Theokratie nicht frei sein wird von Verfolgungen und Heimsuchungen. Die Anrede an das Schwert zeigt den festen Beschluss Gottes, der sicher seine Erfindung finden soll, zugleich zeigt der göttliche Befehl, dass etwas Großes geschehen soll, was das Schwert sonst nicht wagen würde. Schwert steht für Verwundung und Tod. Sacharja Sach 45 13 7 9 Der Hirt, dem Gott [Sach 11,4] gesagt hat: Weide, der das Volk durch die Wüste geführt und ihm Brot vom Himmel gegeben hat [1Kor 10,4.9] und der von seinem Volke gemisshandelt und zurückgewiesen ist. [Sach 11,12.13] Sacharja Sach 45 13 7 10 Oder: meiner Gemeinschaft. Es wird die göttliche Natur des Hirten angedeutet und [Sach 12,10] erklärt: Sie werden auf mich schauen, den sie durchbohrt. Der Befehl an das Schwert ist, was Christus zu Pilatus sagt: Du hättest keine Gewalt über mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre, ist der Kelch, den ihm der Vater zu trinken gibt. Sacharja Sach 45 13 7 11 Die Schafe sind die ganze Herde, für welche der Hirt [Sach 11,12] die Sorge übernommen. Sacharja Sach 45 13 7 12 Die ganze Herde wird zerstreut, diese Zerstreuung kann dem einzelnen zum Heile oder zum Verderben gereichen. Die Demütigen und Frommen entreißt Gottes Gnade dem Untergange (vergl. V. 8, 9 und [Sach 11,11]) und hegt und pflegt sie. (Hier.) Vergl. [Mt 26,31] und Parallelstellen. Sacharja Sach 45 13 8 Et erunt in omni terra, dicit Dominus: partes duæ in ea dispergentur, et deficient: et tertia pars relinquetur in ea. Da wird im ganzen Lande geschehen, spricht der Herr: Zwei Teile davon werden zerstreut werden und zugrunde gehen, der dritte Teil aber wird daselbst übrigbleiben.¹³ Sacharja Sach 45 13 8 13 Hebr.: Zwei Teile werden darin ausgerottet werden, nur der dritte Teil wird gerettet werden. Es ist die Rede von der Herde, über welche [Sach 11] handelte, also von den Juden, von deren Land also hier die Rede ist. (Cyr., Ephr., Theod.) Insofern mit der Gründung des Messianischen Reiches ein Gericht vollzogen wird, kann das Drittel der Geretteten auch ausgedehnt werden auf die aus allen Völkern gesammelte Kirche. (Hier.) Sacharja Sach 45 13 9 Et ducam tertiam partem per ignem, et uram eos sicut uritur argentum: et probabo eos sicut probatur aurum. Ipse vocabit nomen meum, et ego exaudiam eum. Dicam: Populus meus es, et ipse dicet: Dominus Deus meus. Aber auch den dritten Teil werde ich durchs Feuer führen und ihn schmelzen, wie man Silber schmilzt, und ihn läutern, wie man Gold läutert.¹⁴ Er wird meinen Namen anrufen¹⁵ und ich werde ihn erhören. Ich werde sagen: Mein Volk bist du! und er wird sagen: Der Herr ist mein Gott! Sacharja Sach 45 13 9 14 Auch der dritte, dem Untergange entrissene Teil der Herde muss nach dem Vorbilde des Hirten durch viele Heimsuchungen und Prüfungen in das Himmelreich eingehen. Das Feuer der Prüfungen offenbart ihre Tugend und ihre Liebe zu Gott. Sacharja Sach 45 13 9 15 Den Namen Jahve, Gott gleichsam erinnernd, dass er sich als gegenwärtiger, helfender Gott des Bundes erweise, der seine Verheißungen erfüllt. Vers 8 wird von vielen mit großer Wahrscheinlichkeit von der Zeit der Belagerung Jerusalems durch die Römer verstanden. (Hier., Cyr.) Maleachi Mal 46 0 1 Eingang. (V. 1-5) I. Tadel über die Priester. (1,6 2,9) A. Die Priester verachten den Herrn. (V. 9) B. Ein neues reines Opfer wird Gott dargebracht werden. (V. 11) C. Über die Verächter wird Strafe kommen. Maleachi Mal 46 1 1 ONUS verbi Domini ad Israel in manu Malachiæ. Last¹ des Wortes des Herrn an Israel² durch Malachias. Maleachi Mal 46 1 1 1 Über die Bedeutung des Wortes Last siehe [Nah 1,1]. Die Prophezeiung hält eine Rüge des Volkes und die Drohungen Gottes, wenngleich auch manches Freudige verkündet wird. Maleachi Mal 46 1 1 2 Der Name Israel wird von den Zurückgekehrten gebraucht, welche doch besonders aus dem Stamme Juda und Benjamin waren. Der dem Patriarchen wegen seines Glaubens und seiner Standhaftigkeit von Gott verliehene Name wird auf das ganze theokratische Volk ausgedehnt, leiten doch alle Stämme ihren Ursprung von ihm her. Maleachi Mal 46 1 10 Quis est in vobis, qui claudat ostia, et incendat altare meum gratuito? Non est mihi voluntas in vobis, dicit Dominus exercituum: et munus non suscipiam de manu vestra. Wer von euch²³ schließt die Türen und zündet das Feuer auf meinem Altare an ohne Lohn?²⁴ Ich habe kein Wohlgefallen an euch, spricht der Herr der Heerscharen, und Opfergabe²⁵ mag ich aus euern Händen nicht annehmen. Maleachi Mal 46 1 10 23 Sinn: Möchte doch jemand. Maleachi Mal 46 1 10 24 Obwohl ihr Lohn erhaltet, behandelt ihr dennoch alles, was den Dienst Gottes angeht, verächtlich, alle bis auf den letzten Diener, der das Feuer anzündet. Andere erklären das Hebräische im Sinne von umsonst: ohne dass ihr Gott versöhnt. Besser wäre es, die Türen des inneren Vorhofes zu schließen und das Feuer auf dem Brandopferaltare nicht anzuzünden. Maleachi Mal 46 1 10 25 Hebr.: Minchah, das im liturgischen Sinn der Ausdruck für das unblutige Opfer ist, wenngleich das Wort an einigen Stellen der Heiligen Schrift allgemein Opfer bedeutet und selbst von blutigen Opfern gesetzt wird. Unblutige Opfer wurden entweder nach dem Belieben und der Andacht eines jeden oder nach der Vorschrift des Gesetzes dargebracht. Vergl. [Num 28,5]. Indes scheint hier einzig die liturgische Bedeutung von Minchah berücksichtigt. In der Tat klagt Gott V. 7 über die befleckte Opferspeise, über alle Opfer, in V. 8 werden die blutigen Opfer erwähnt und getadelt, jetzt geht er zu den unblutigen Opfern über. Nicht allein jene Opfer, welche Mängel aufweisen, sondern selbst diejenigen, bei welchen eine schlechte Materie nicht gewählt werden kann, will Gott verwerfen. Den Grund gibt der nächste Vers an. Maleachi Mal 46 1 11 Ab ortu enim solis usque ad occasum, magnum est nomen meum in gentibus, et in omni loco sacrificatur, et offertur nomini meo oblatio munda: quia magnum est nomen meum in gentibus, dicit Dominus exercituum. Denn²⁶ vom Aufgange der Sonne an bis zum Niedergange ist mein Name groß unter den Völkern²⁷ und an allen Orten wird meinem Namen geopfert²⁸ und reine Opfergabe dargebracht;²⁹ denn groß ist mein Name unter den Völkern, spricht der Herr der Heerscharen. Maleachi Mal 46 1 11 26 Es ist eine unsagbare Verachtung, einen so erhabenen Gott, der seine Herrlichkeit allen Völkern des Erdkreises kundtun will, zu vernachlässigen, und doch wird ihm seine Verherrlichung verweigert von den Priestern des auserwählten Volkes! Und wenn Gott auf eine reine Opfergabe schaut, die ihm überall soll dargebracht werden, so ist es jedenfalls überaus unwürdig, wenn das Vorbild und die Vorbereitung dieser Opfergabe so schmachvoll von denen behandelt wird, welche er zum königlichen Priestertum und zur Darstellung der messianischen Priesterwürde erhoben! Maleachi Mal 46 1 11 27 Damit wird die messianische Zeit bezeichnet. Denn dass Gottes Majestät anerkannt und gepriesen und auf alle Weise über den ganzen Erdkreis hin verehrt wird, soweit die Sonne leuchtet, ist nach den Propheten ein Charakterzug der messianischen Zeit. Auf diese weist auch die Abschaffung des mosaischen Opfers an jedem Orte hin. Ebenso deutet die unter den Völkern und von denselben darzubringende reine Opfergabe auf die messianische Zeit. Maleachi Mal 46 1 11 28 Hebr.: Überall wird meinem Namen Rauchopfer dargebracht und wird meinem Namen reine Opfergabe geopfert. Das Rauchopfer steht im Alten Testamente nie bildlich für Gebet. So wird also die Prophezeiung in unserem Gottesdienste wörtlich erfüllt. (Theodor) Nicht als ob im Neuen Testamente der Weihrauch ein wahres Opfer wäre, auch im Alten war er nur eine Beifügung zum unblutigen Opfer. Maleachi Mal 46 1 11 29 Wenngleich durch die unter die Heiden verstreuten Juden jene eine gewisse Kenntnis von Gott erlangten und besaßen, kann doch nicht der Sinn sein: Schon jetzt ist mein Name groß unter den Völkern. Viel mehr wird mehrendes Opfer verheißen. Erstlich nämlich werden hier jene Worte angewendet, welche in der Heiligen Schrift für ein wirkliches Opfer gebraucht zu werden pflegen (higgisch), das Wort Minchah aber bezeichnet ein unblutiges Opfer. In analogischer, übertragener Bedeutung kommt es im Alten Testamente nicht vor; wo aber Worte, welche ein Opfer bezeichnen, in solchem Sinne angewendet werden, wird stets ein Beisatz gemacht: Opfer des Lobes, der Gerechtigkeit u.d.m. Auch der Kontext fordert, dass das Wort Minchah im Sinne eines wahren Opfers gefasst wird. Durch die hebräischen Priester war der Name Gottes verachtet worden, durch die Opfergabe der Heiden soll es verherrlicht werden. Nun sündigten jene im öffentlichen und sichtbaren Opfer, also musste auch Gottes Ehre durch ein solches öffentliches und sichtbares Opfer erlangt werden, sonst wäre die Verachtung Gottes bei den Opfern der Hebräer größer als seine Verherrlichung bei den Opfern der Heiden, war doch jene eine äußere und öffentliche, während diese eine private und großenteils innerliche bliebe. Es wird die Minchah der Juden verworfen und erklärt, dass an ihrer Stelle eine reine Opfergabe überall dargebracht werden soll; wenn also nicht besondere Gründe dazu zwingen, ist in beiden Gliedern das Opfer als ein wahres und äußerliches zu fassen. Wird ferner den befleckten Opfern ein reines gegenübergestellt, so muss dies reine Opfer seiner Natur nach ein solches sein, dass es durch keine Nachlässigkeit der Priester befleckt werden kann. Endlich soll ja an die Stelle des unvollkommenen alten Opferkultes ein neuer treten, ein innerer aber des Gebetes war bei den Juden vorhanden, also kann das neue Opfer kein rein geistiges, sondern muss ein eigentliches Opfer sein. Allen diesen Anforderungen entspricht das heilige Messopfer. Es ist eine äußere Opfergabe, die von Aufgang der Sonne bis zum Niedergang bei allen Völkern und von allen Völkern, von denen besonders die Nichtjuden sind, dargebracht wird. Durch dieses Opfer wird Gott unendliche Ehre dargebracht und sein Name wird allen Völkern bekannt. Diese Gabe ist rein, kann sie doch nicht durch Unwürdigkeit oder Bosheit der Darbringenden befleckt werden (Konzil von Trident Sitz 22 Kap. 1), ist rein, weil sie das heiligste und kostbarste Opfer enthält. Passend wird es auch durch das Wort Minchah bezeichnet, da es ein unblutiges Opfer aus Mehl ist, wie solche im Alten Testamente dargebracht wurden. Mit Recht also sieht das Tridentiner Konzil die vorstehende Verheißung im heiligen Messopfer erfüllt. Von den ältesten Zeiten des Christentums an in der Apostellehre, bei Irenäus, Justinus, Eusebius, Chrysostomus, Hieronymus, Augustinus, Cyprianus wird diese Stelle auf das heilige Opfer der katholischen Kirche gedeutet. Maleachi Mal 46 1 12 Et vos polluistis illud in eo, quod dicitis: Mensa Domini contaminata est: et quod superponitur, contemptibilis est cum igne, qui illud devorat. Ihr aber entweiht denselben, indem ihr sagt: Der Tisch des Herrn ist verunreinigt und was darauf gelegt wird, ist verächtlich samt dem Feuer, welches es verzehrt.³⁰ Maleachi Mal 46 1 12 30 Hebr.: Und das, was davon für uns abfällt zu essen, ist verächtlich. Die Priester behandeln den Altar verächtlich, indem sie schlechte Opfergaben auf denselben legen. Ja, noch mehr, sie verachten ihren ganzen Beruf. Maleachi Mal 46 1 13 Et dixistis: Ecce de labore, et exsufflastis illud, dicit Dominus exercituum, et intulistis de rapinis claudum, et languidum, et intulistis munus: numquid suscipiam illud de manu vestra, dicit Dominus? Ihr sprecht: Siehe, wie mühevoll!³¹ und ihr beschmutzt ihn,³² spricht der Herr der Heerscharen, und bringt geraubtes Lahmes und Krankes³³ herbei und bringt ein Opfer³⁴ dar; sollte ich solches aus eurer Hand annehmen? spricht der Herr. Maleachi Mal 46 1 13 31 Was man verächtlich behandelt, wird zum Überdruss. Maleachi Mal 46 1 13 32 Hebr.: Blast ihn an, bespeit ihn gleichsam und zeigt, dass ihr ihn verachtet. Maleachi Mal 46 1 13 33 Im Hebr. sind es drei Glieder: Geraubtes, Lahmes, Krankes. Maleachi Mal 46 1 13 34 Ein dazu hinzugefügtes Opfer dar. Doch da das Hauptopfer verächtlich ist, vermag das beigegebene nicht Gott zu gefallen. Maleachi Mal 46 1 14 Maledictus dolosus, qui habet in grege suo masculum, et votum faciens immolat debile Domino: quia Rex magnus ego, dicit Dominus exercituum, et nomen meum horribile in gentibus. Verflucht sei, wer trüglich handelt,³⁵ wenn er in seiner Herde ein männliches Tier hat, und wer, dem Herrn ein Gelübde machend, doch Schadhaftes opfert!³⁶ denn ein großer König bin ich, spricht der Herr der Heerscharen, und mein Name ist furchtbar³⁷ unter den Völkern. Maleachi Mal 46 1 14 35 Tadel über alle. Der Fluch Gottes belastet mit allen Übeln, wie sein Segen alles Gute bringt. Maleachi Mal 46 1 14 36 Nach dem Hebräischen wird ein doppeltes Vergehen getadelt: Wenn jemand nach dem Gesetze ein männliches Tier opfern soll und behauptet, er habe ein solches nicht, und Gott deshalb ein schlechteres darbringt; und wenn jemand ein Gelübde macht und dann ein recht schwaches weibliches Tier (weibliche Tiere konnten der Verpflichtung durch Gelübde genügen) darbringt. Maleachi Mal 46 1 14 37 Verehrungswürdig, doch schrecklich für diejenigen, welche seine Rache herausfordern. Maleachi Mal 46 1 2 Dilexi vos, dicit Dominus, et dixistis: In quo dilexisti nos? Nonne frater erat Esau Jacob, dicit Dominus, et dilexi Jacob, Ich habe euch geliebt, spricht der Herr,³ und ihr sprecht: Worin hast du deine Liebe gegen uns gezeigt?⁴ War nicht Esau Jakobs Bruder? spricht der Herr, und ich liebte Jakob,⁵ Maleachi Mal 46 1 2 3 Das Volk erträgt es mit Ungeduld, dass es zurzeit noch nicht die Großtaten schaut, welche der Herr verheißen. Deshalb versichert der Prophet, dass, wie der Herr es einst auserwählt und mit großer Liebe geleitet und beschützt hat, er es auch jetzt noch die gleiche Liebe gegen dasselbe hege. Nicht genug, dass ihre Klagen leer, sind sie auch undankbar und uneingedenk der Wohltaten Gottes. Maleachi Mal 46 1 2 4 Gedanke des Volkes. Maleachi Mal 46 1 2 5 Und ihr schätzt diesen euch erwiesenen Vorzug durchaus nicht. Maleachi Mal 46 1 3 Esau autem odio habui? Et posui montes ejus in solitudinem, et hereditatem ejus in dracones deserti. Esau aber hasste ich und machte sein Gebirge zur Wüstenei und sein Erbteil zur öden Wohnung der Drachen.⁶ Maleachi Mal 46 1 3 6 Esau und Jakob sind Brüder, dennoch zeigt Gott eine ganz andere Liebe gegen Jakobs Nachkommen als gegen die Esaus, die Edomiter. Israel hat Gott geliebt, indem er sie aus der Gefangenschaft zurückführte und durch die Befreiung das Unterpfand einer herrlicheren Wiederherstellung gab, der Messianischen. Ohne ihr Verdienst hat er ihnen jene Wohltaten erwiesen, bereit noch Größeres zu tun. Doch die Edomiter sind unterjocht und zerstreut, wie die Propheten verkündeten. [Am 1,11.12; Obd 1,4ff; Jer 49,7] Und während Gott den Israeliten barmherzig verzeiht, lässt er in seiner Gerechtigkeit die Edomiter in dem Unglück schmachten, das ihre Sünden über sie gebracht. Beide Völker haben gesündigt, doch das eine liebt Gott, ohne dass es darauf Anspruch hat, das andere hasst er aus den gerechtesten Ursachen. Er erbarmt sich, wessen er will. Also Gott hasst das sündige Edom. Und worin erscheint der Hass? Ich habe sein Gebirge zur Wüstenei gemacht, habe bewirkt, dass seine Städte von den Chaldäern zerstört wurden und den Schakalen als Zuflucht dienen; ihr aber, ob auch von denselben Chaldäern in Gefangenschaft geführt, seid in euer Vaterland zurückgekehrt. Das Schicksal der Völker war an ihren Stammvätern vorgebildet. Um Jakobs willen, den Gott frei erwählt, liebt er auch jetzt noch die Israeliten und hat sie in ihr Vaterland zurückgeführt. Der heilige Paulus führt diese Stelle an [Röm 9,10-13]. Das über Edom gekommene Gericht hat Nabuchodonosor vollzogen, vergl. [Jer 27,3ff], als er Tyrus durch dreizehn Jahre belagerte. Maleachi Mal 46 1 4 Quod si dixerit Idumæa: Destructi sumus, sed revertentes ædificabimus quæ destructa sunt: hæc dicit Dominus exercituum: Isti ædificabunt, et ego destruam: et vocabuntur termini impietatis, et populus, cui iratus est Dominus usque in æternum. Wenn Idumäa⁷ nun spricht: Sind wir auch verwüstet, so werden wir doch das Zerstörte wieder aufbauen, so spricht der Herr der Heerscharen also: Sie mögen bauen, ich aber werde niederreißen und sie werden Gemarkung der Gottlosigkeit heißen⁸ und das Volk, dem der Herr auf ewig zürnt.⁹ Maleachi Mal 46 1 4 7 Hebr.: Edom, nach Esau ist das ganze Land genannt. Maleachi Mal 46 1 4 8 In deren Schicksal man sofort die Rache Gottes erkennt. Maleachi Mal 46 1 4 9 Erholen sie sich etwa auch ein wenig, so wird dies doch nicht auf lange sein, sondern wieder wird alsbald Unheil sie treffen. Maleachi Mal 46 1 5 Et oculi vestri videbunt: et vos dicetis: Magnificetur Dominus super terminum Israel. Mit eigenen Augen werdet ihr es schauen und ihr werdet sagen: Verherrlicht werde¹⁰ der Herr über das Gebiet Israel hinaus! Maleachi Mal 46 1 5 10 Hebr.: Groß ist Jahve. Während Edom ewiger Verwüstung anheimfällt, wird der Gott Israels inmitten seines Volkes und bei den Heiden verherrlicht werden. Dies sei ihr Trost im Leid, von dieser Hoffnung gestärkt mögen sie alle Ungeduld und Betrübnis ablegen und sich angeregt fühlen, alle Tugend und Gehorsam gegen Gott zu üben. Maleachi Mal 46 1 6 Filius honorat patrem, et servus dominum suum: si ergo Pater ego sum, ubi est honor meus? Et si Dominus ego sum, ubi est timor meus, dicit Dominus exercituum? Ad vos, o sacerdotes, qui despicitis nomen meum, et dixistis: In quo despeximus nomen tuum? Der Sohn ehrt seinen Vater¹¹ und der Knecht seinen Herrn;¹² wenn ich nun der Vater bin, wo ist die mir gebührende Ehre?¹³ Und wenn ich der Herr bin, wo ist die Furcht vor mir? spricht der Herr der Heerscharen zu euch, ihr Priester, Verächter meines Namens, die ihr sprechet: Inwiefern haben wir deinen Namen verachtet?¹⁴ Maleachi Mal 46 1 6 11 Der großen Wohltat, dass Gott sie ohne ihr Verdienst zuerst geliebt, stellt der Prophet den Undank der Juden gegenüber. An erster Stelle richtet sich die Strafrede an die Priester. Maleachi Mal 46 1 6 12 Ehrt durch Liebe, Ehrfurcht und Gehorsam. Gott wird in der Heiligen Schrift oft als der Vater des auserwählten Volkes bezeichnet. Maleachi Mal 46 1 6 13 Den, der Himmel und Erde beherrscht, verachtet ihr. Maleachi Mal 46 1 6 14 Die Priester fassen weder den Vorwurf noch wollen sie ihre Schuld anerkennen. Deshalb nennt Gott diese alsbald. Maleachi Mal 46 1 7 Offertis super altare meum panem pollutum, et dicitis: in quo polluimus te? In eo quod dicitis: Mensa Domini despecta est. Ihr bringt unreine Opferspeise¹⁵ auf meinem Altar dar und sagt: Worin haben wir dich verunreinigt?¹⁶ Darin, dass ihr sagt:¹⁷ Der Tisch des Herrn ist verachtet!¹⁸ Maleachi Mal 46 1 7 15 Opfer. Jedes Opfer ist gleichsam ein Gastmahl Gottes, zu dem dieser die Menschen zulässt. Was das Feuer verzehrte, galt als von Gott angenommen. Maleachi Mal 46 1 7 16 Gott wird verunreinigt, wenn ihm befleckte Opfer dargebracht werden und er so verächtlich behandelt wird. Maleachi Mal 46 1 7 17 Dass eure Herzensgesinnung so ist. Maleachi Mal 46 1 7 18 Ist verächtlich, missachtbar, darf verachtet werden. Maleachi Mal 46 1 8 Si offeratis cæcum ad immolandum, nonne malum est? Et si offeratis claudum, et languidum, nonne malum est? Offer illud duci tuo, si placuerit ei, aut si susceperit faciem tuam, dicit Dominus exercituum. Wenn ihr ein blindes Tier als Opfer darbringt, ist das nicht sündhaft?¹⁹ Und wenn ihr ein lahmes und krankes darbringt, ist das nicht sündhaft?²⁰ Bringe es doch deinem Statthalter dar, ob er Wohlgefallen daran hat oder ob er dich gnädig aufnimmt? spricht der Herr der Heerscharen.²¹ Maleachi Mal 46 1 8 19 Energischer im Hebräischen: Wenn ihr ein blindes Tier als Opfer darbringt, ist das (nach eurer Meinung) nichts Schlimmes. Und wenn ihr ... so ist auch nichts Schlimmes dabei. Maleachi Mal 46 1 8 20 Das Verbot, solche Tiere zu opfern, siehe [Lev 25,19-25; Dtn 15]. Maleachi Mal 46 1 8 21 Wenn du die Unwürdigkeit deiner Handlungsweise nicht einsiehst, so mache die Probe bei Menschen. Und was diese zurückweisen, wagt ihr Gott darzubringen? Es war also, wohl während Nehemias nach Babylon zurückgekehrt war, ein Statthalter da, welcher Gaben fordern konnte. Maleachi Mal 46 1 9 Et nunc deprecamini vultum Dei ut misereatur vestri (de manu enim vestra factum est hoc) si quomodo suscipiat facies vestras, dicit Dominus exercituum. Und nun flehet Gott an, dass er sich eurer erbarme (denn von euch ist dies geschehen), ob er euch wohl gnädig aufnimmt?²² spricht der Herr der Heerscharen. Maleachi Mal 46 1 9 22 Antwort: Nein, denn von euch Sündern ist dies geschehen. Ihr reizt mich eher zum Zorne, als dass ihr mich besänftigt. Andere fassen indes die Frage als Ermahnung. Alsdann weist das lateinische quo modo auf die Schwierigkeit hin und auf die Notwendigkeit, inniger zu flehen. Maleachi Mal 46 0 1 Über die Verächter wird Strafe kommen. (V. 4) D. Die Priester ein Zerrbild ihres Berufes. (V. 9) II. Strafrede über das Volk. (2,10 6,4) A. Die Ehen mit Fremden. (V. 12) B. Die Ehescheidungen. C. Der Messias als Richter. [Mal 3,6] Maleachi Mal 46 2 1 Et nunc ad vos mandatum hoc, o sacerdotes. An euch ergeht demnach dies Gebot, ihr Priester! Maleachi Mal 46 2 10 Numquid non pater unus omnium nostrum? Numquid non Deus unus creavit nos? Quare ergo despicit unusquisque nostrum fratrem suum, violans pactum patrum nostrorum? Haben wir denn nicht alle einen Vater?¹⁸ Hat uns nicht ein Gott erschaffen?¹⁹ Warum verachtet also unter uns einer den andern und entweiht den Bund unserer Väter?²⁰ Maleachi Mal 46 2 10 18 Wer der eine Vater ist, steht bei den Erklärern nicht fest. Am einfachsten ist es wohl, an Abraham zu denken. (Hier., Cyr.) Maleachi Mal 46 2 10 19 Schon Esdras [Esra 9; Esra 10] war gegen die Ehen mit fremden Frauen eingeschritten. Auch Nehemias forderte die Entlassung der fremden Weiber. [Neh 10,30] Doch das Übel schlug immer von neuem Wurzel. Die Gemeinschaft der Herkunft und die Gemeinschaft und Würde der Religion hebt der Prophet hervor. Gott ist der besondere Vater Israels [Dtn 32,6.18; Ex 4,22.23] u.a., wie also dürfen sie sich an die Heiden wegwerfen, indem sie die Töchter ihrer Brüder, die sie heimgeführt, verstoßen und so ihr Volk beschimpfen? Sodann verunehren sie den Bund Gottes mit ihren Vätern. Maleachi Mal 46 2 10 20 Hebr.: Warum handeln wir denn treulos gegeneinander, so dass wir usw. Eheliche Verbindungen mit Amorrhäern, Kananäern, Hethäern, Pherezäern und Jebusäern waren wegen der Gefahr des Götzendienstes verboten. [Ex 34,16; Dtn 7,3.4; Neh 13,25]. Maleachi Mal 46 2 11 Transgressus est Juda, et abominatio facta est in Israel, et in Jerusalem: quia contaminavit Judas sanctificationem Domini, quam dilexit, et habuit filiam dei alieni. Juda hat Treubruch begangen, Greuel ist in Israel und in Jerusalem verübt; denn Juda hat das Heiligtum des Herrn,²¹ das er liebt, entweiht und Töchter fremder Götter²² gefreit. Maleachi Mal 46 2 11 21 Israel wird so genannt, um es desto wirksamer zu beschämen und ihm Gottes Treue und Erbarmen vorzuhalten. Maleachi Mal 46 2 11 22 Solche, welche einen fremden Gott mit kindlicher Ergebenheit anhängen. Vergl. [Jer 2,27]. Maleachi Mal 46 2 12 Disperdet Dominus virum, qui fecerit hoc, magistrum, et discipulum de tabernaculis Jacob, et offerentem munus Domino exercituum. Aber der Herr wird²³ jeden, der solches tut, Lehrer wie Schüler,²⁴ aus den Hütten Jakobs vertilgen und den, welcher dem Herrn der Heerscharen Opfergabe darbringt.²⁵ Maleachi Mal 46 2 12 23 Hebr.: Möge. Maleachi Mal 46 2 12 24 Vornehme wie Niedrige, gelehrte und Unbeachtete, Greise und Jünglinge. Maleachi Mal 46 2 12 25 Sei es den Priester, der sie darbringt, sei es den Laien, der sie herbeibringt. Für solche lässt Gott keine Minchah zu. Das unblutige Opfer wird erwähnt, entweder weil ein solches für jede Befleckung vorgeschrieben war [Lev 5,2.3.11], oder damit es sich klar zeige, dass Gott das Opfer nicht wegen eines Mangels des Opfertieres, sondern wegen der Unwürdigkeit des Darbringenden verwirft. Das Hebräische für: Lehrer wie Schüler, nämlich: den Wachenden und den Antwortenden ist nicht befriedigend zu erklären. Maleachi Mal 46 2 13 Et hoc rursum fecistis, operiebatis lacrimis altare Domini, fletu, et mugitu, ita ut non respiciam ultra ad sacrificium, nec accipiam placabile quid de manu vestra. Auch dies noch habt ihr getan: Ihr bedecktet den Altar des Herrn mit Tränen, Weinen und Wehklagen,²⁶ so dass ich nicht mehr auf das Opfer blicken noch etwas zur Versöhnung annehmen mag von eurer Hand. Maleachi Mal 46 2 13 26 Die Ehen mit den fremden Frauen waren Ursache, die eigenen Frauen ungerecht fortzuweisen. Viele Frauen kamen in den Tempel, Gott das ihnen angetane Unrecht zu klagen. Maleachi Mal 46 2 14 Et dixistis: Quam ob causam? Quia Dominus testificatus est inter te, et uxorem pubertatis tuæ, quam tu despexisti: et hæc particeps tua, et uxor fderis tui. Ihr sprechet noch:²⁷ Warum das? Darum, weil der Herr Zeuge ist zwischen dir und dem Weibe deiner Jugend,²⁸ das du verschmäht hast,²⁹ während sie doch deine Gefährtin³⁰ und deine vermählte Gattin³¹ ist. Maleachi Mal 46 2 14 27 Wie die Priester [Mal 1,6.7]. Maleachi Mal 46 2 14 28 Der Herr, der die Ehe so eingesetzt hat, dass sie unverletzlich und dauernd sein soll [Gen 2,24], ist auch Zeuge und Rächer der Schließung des geheiligten Ehebundes. Vergl. [Gen 31,49.50; Tob 7,15]. Maleachi Mal 46 2 14 29 Hebr.: dem du nun die Treue gebrochen hast. Maleachi Mal 46 2 14 30 Und doch war sie deine treue Genossin durch so viele Jahre in Freud und Leid. Maleachi Mal 46 2 14 31 Dir durch einen heiligen Bund vereinigte Gattin, einen Bund, den du ohne Gottlosigkeit nicht brechen kannst. Maleachi Mal 46 2 15 Nonne unus fecit, et residuum spiritus ejus est? Et quid unus quærit, nisi semen Dei? Custodite ergo spiritum vestrum, et uxorem adolescentiæ tuæ noli despicere. Hat nicht einer sie erschaffen und ist nicht auch sie ein Ausfluss seines Geistes?³² Und was will der eine anders als Nachkommenschaft Gottes?³³ Darum wahret euren Geist und verschmähe das Weib deiner Jugend nicht!³⁴ Maleachi Mal 46 2 15 32 Oder hebräisch: So handelt niemand, der noch nicht ganz den Geist (Gottes und die Besinnung) verloren hat. In der Ehe ist ja nicht Befriedigung der Lust zu suchen, sondern Söhne, die Diener Gottes sind. Vulgata: Beide Gatten sind von Gott geschaffen, beide erfüllt derselbe Geist Gottes, denn aus Adam hat er zwar Eva gebildet, aber beiden eine gleiche Seele gegeben, Eva gleichsam das Übrige von seinem Hauche spendend. Maleachi Mal 46 2 15 33 Gott will, dass ein Volk erzeugt werde, das sein Geist erfüllt. Werden aber solche Söhne von den Götzendienerinnen herstammen? Maleachi Mal 46 2 15 34 Hebr.: So nehmet denn in Obacht euren Geist, und dem Weibe deiner Jugend werde nie die Treue gebrochen. Hütet euch, dass Gottes Geist nicht gänzlich sich von euch zurückziehe, indem ihr euch von der sinnlichen Lust gänzlich überwältigen lasset. Maleachi Mal 46 2 16 Cum odio habueris, dimitte, dicit Dominus Deus Israel: operiet autem iniquitas vestimentum ejus, dicit Dominus exercituum: custodite spiritum vestrum, et nolite despicere. Wenn du ihr abgeneigt bist, so entlasse sie, spricht der Herr, der Gott Israels.³⁵ Aber die Unbill wird sein Gewand bedecken, spricht der Herr der Heerscharen. Wahret euren Geist und verschmähet nicht! Maleachi Mal 46 2 16 35 Hebr.: Denn ich hasse die Scheidung, spricht der Herr, der Gott Israels, und wer solches tut, bedeckt mit Freveltat sein Gewand erscheint offen als mit Frevel belastet. Dies widerspricht nicht [Dtn 24,1]. Da an dieser Stelle die Scheidung nicht völlig freigestellt, sondern nur aus gewichtigster Ursache, die das sechste Gebot betrifft, gestattet wird. Zudem ist auch diese Gestattung den Juden nur wegen ihrer Herzenshärte zuteil geworden. Der Text der Vulgata ist schwieriger. Welcher Art muss die Abneigung sein? Gerechte Abneigung wegen Ehebruchs? (Cyr., Theod. Gr.) Oder: Eher als dass du sie misshandelst und quälst, entlasse sie? Oder ironisch? In jedem Falle aber wird die Bosheit vor aller Augen liegen und dich ganz und gar umgeben wie ein Kleid. Maleachi Mal 46 2 17 Laborare fecistis Dominum in sermonibus vestris, et dixistis: In quo eum fecimus laborare? In eo quod dicitis: Omnis qui facit malum, bonus est in conspectu Domini, et tales ei placent: aut certe ubi est Deus judicii? Ihr kränkt den Herrn durch eure Reden und ihr sprecht: Worin haben wir ihn gekränkt? Dadurch dass ihr sprecht: Jeder, der Böses tut, ist gut vor dem Herrn, und solche gefallen Gottes Auge wohl; oder doch: Wo ist denn der Gott des Gerichtes?³⁶ Maleachi Mal 46 2 17 36 Die Juden empfinden es bitter, dass die herrlichen Voraussagungen der Propheten über die Wiederherstellung der Stadt noch nicht erfüllt sind und sie von ihren Feinden bedrängt werden, über welche doch das Gericht kommen sollte. Der Prophet antwortet ihnen: Der Richter wird kommen, aber sehet wohl zu, ob ihr denn auf seine Ankunft recht vorbereitet seid, dass er nicht auch euch strafe! Der Messias wird kommen als Richter. Maleachi Mal 46 2 2 Si nolueritis audire, et si nolueritis ponere super cor ut detis gloriam nomini meo, ait Dominus exercituum: mittam in vos egestatem, et maledicam benedictionibus vestris, et maledicam illis: quoniam non posuistis super cor. Wenn ihr nicht hören und es nicht zu Herzen nehmen wollt, meinem Namen die Ehre zu geben,¹ spricht der Herr der Heerscharen, so will ich unter euch Mangel senden und euren Segnungen fluchen;² ja, fluchen will ich ihnen,³ denn ihr habt es nicht zu Herzen genommen. Maleachi Mal 46 2 2 1 So will ich zeitliche Übel über euch verhängen und noch Schlimmeres über euch kommen lassen. Maleachi Mal 46 2 2 2 Das Amt der Priester ist: zu segnen, doch ihre Segnungen will Gott in Flüche verkehren; vergeblich werden sie für das Volk eintreten. Sie versäumen es, Gott zu ehren, so beraubt sie auch Gott ihrer Ehre. Maleachi Mal 46 2 2 3 Hebr.: Ja, ich habe sie auch verflucht. Der Fluch ist schon geschehen. Maleachi Mal 46 2 3 Ecce ego projiciam vobis brachium, et dispergam super vultum vestrum stercus solemnitatum vestrarum, et assumet vos secum. Sehet, ich werfe euch das Schulterstück weg⁴ und schleudere euch den Unrat eurer Feste⁵ in euer Angesicht⁶ und er wird euch mit sich fortschleppen.⁷ Maleachi Mal 46 2 3 4 Dies gehört von manchen Opfern dem Priester. [Lev 7,31; Dtn 18,3] Maleachi Mal 46 2 3 5 Nicht meiner. Maleachi Mal 46 2 3 6 Dass sie mit Schimpf belastet vor allen dastehen. Maleachi Mal 46 2 3 7 Hebr.: man wird euch mit ihnen hinausschaffen nämlich an den Ort der Unreinheit. Vergl. [Lk 14,35]. Maleachi Mal 46 2 4 Et scietis quia misi ad vos mandatum istud, ut esset pactum meum cum Levi, dicit Dominus exercituum. Dann werdet ihr erkennen, dass ich dies Gebot⁸ an euch ergehen ließ, auf dass⁹ mein Bund mit Levi bestehe, spricht der Herr der Heerscharen. Maleachi Mal 46 2 4 8 Die durch den Propheten gebrachte Botschaft. (V. 2) Maleachi Mal 46 2 4 9 Oder: weil? Levi ist von Gott auserwählt zu beten, für das Volk einzutreten und zu versöhnen. Die Erinnerung daran bietet dem Propheten Gelegenheit, das Bild eines wahren Priesters zu zeichnen. Maleachi Mal 46 2 5 Pactum meum fuit cum eo vitæ et pacis: et dedi ei timorem, et timuit me, et a facie nominis mei pavebat. Mein Bund mit ihm war ein Bund des Lebens und des Friedens,¹⁰ ich gab ihm Furcht¹¹ und er fürchtete mich und er zitterte vor meinem Namen. Maleachi Mal 46 2 5 10 Das Beispiel der früheren Priester soll sie mit der Sehnsucht nach den verheißenen Gütern erfüllen. Leben: Güter des Lebens. Frieden: ungestörtes Glück. Maleachi Mal 46 2 5 11 Ich habe ihnen Güter versprochen, aber unter bestimmten Bedingungen. Werden diese nicht erfüllt, so ist auch Gott nicht gehalten, jene zu gewähren. Vergl. [Num 25,12; Dtn 33,8-11]. Die Furcht Gottes besteht in seiner Verehrung und seinem Dienste. Maleachi Mal 46 2 6 Lex veritatis fuit in ore ejus, et iniquitas non est inventa in labiis ejus: in pace, et in æquitate ambulavit mecum, et multos avertit ab iniquitate. Das Gesetz der Wahrheit war in seinem Munde und Unrecht ward auf seinen Lippen nicht erfunden,¹² in Friede und in Gerechtigkeit wandelte er mit mir und viele brachte er vom Bösen ab. Maleachi Mal 46 2 6 12 Hebr.: Wahrhaftige Weisung war in seinem Munde. Unsträflich in der Lehre und im Leben führten sie viele vom Wege der Gottlosigkeit und der Laster zurück zu Frömmigkeit und Tugend. Dass sie mit Gott wandelten, wird von Enoch gesagt [Gen 5,21.24] und von Noe [Gen 6,9]. Das gleiche Lob wird den früheren Priestern zuteil. Dem Amte der Priester fehlte auch der Erfolg nicht, doch veränderte Sitten rauben ihnen diesen. Maleachi Mal 46 2 7 Labia enim sacerdotis custodient scientiam, et legem requirent ex ore ejus: quia Angelus Domini exercituum est. Denn die Lippen des Priesters sollen die Erkenntnis bewahren und das Gesetz soll man von seinem Munde suchen, denn ein Bote des Herrn der Heerscharen ist er.¹³ Maleachi Mal 46 2 7 13 Vergl. [Lev 10,11; Dtn 17,10.11]. Wie ein Bote des Herrn an das Volk, so ist er der Vertreter des Volkes bei Gott. Der priesterliche Beruf besteht hiernach in vier Dingen: In der Lehre (dass er die wahre Lehre verkünde und nichts Falsches beimische), im Leben (im friedlichen Leben voll Gerechtigkeit und Tugend), im Segen, den er stiftet (indem er durch Predigt und Mahnung viele vom Bösen abwendet), endlich in der Pflichterfüllung (dass er die Erkenntnis bewahrt und andere lehrt). Maleachi Mal 46 2 8 Vos autem recessistis de via, et scandalizastis plurimos in lege: irritum fecistis pactum Levi, dicit Dominus exercituum. Ihr aber seid von dem rechten Wege abgewichen und seid sehr vielen Anlass zum Falle und zur Verletzung des Gesetzes gewesen,¹⁴ ihr habt den Bund mit Levi zunichte gemacht,¹⁵ spricht der Herr der Heerscharen. Maleachi Mal 46 2 8 14 Nicht zum Heile, sondern zum Untergange seid ihr Führer geworden. Maleachi Mal 46 2 8 15 Ihr habt bewirkt, dass ich euch nicht gewähre, was ich der Familie Levi verheißen, weil ihr nicht tut, was jene taten. Hebr.: Ihr habt den Bund mit Levi zerstört. Maleachi Mal 46 2 9 Propter quod et ego dedi vos contemptibiles, et humiles omnibus populis, sicut non servastis vias meas, et accepistis faciem in lege. Darum habe auch ich euch vor allen Völkern verächtlich und niedrig gemacht,¹⁶ so wie ihr meine Wege nicht gewahrt und Menschenrücksichten im Gesetze gehuldigt habt.¹⁷ Maleachi Mal 46 2 9 16 Gegensatz zu [Sir 45,7.8.19.25]. Vergl. auch [1Sam 2,30]. Maleachi Mal 46 2 9 17 Den Priestern lag es besonders ob, die allgemeinen Gesetzesvorschriften auf einzelne Fälle anzuwenden. V. 2, 3, 9 zeigen, dass, je höher jemand steht, eine desto größere Strafe und Verachtung ihn bei Gott und Menschen treffen wird, wenn er seinem Amte untreu ist. Maleachi Mal 46 0 1 Der Messias als Richter. (V. 6) D. Wegen ihrer Nachlässigkeit kommt Heimsuchung über sie. (V. 12) E. Verschiedenes Los der Bösen und der Guten. [Mal 4,3] Maleachi Mal 46 3 1 Ecce ego mitto angelum meum, et præparabit viam ante faciem meam: et statim veniet ad templum suum Dominator quem vos quæritis, et angelus testamenti quem vos vultis. Ecce venit, dicit Dominus exercituum. Sehet, ich sende meinen Boten, dass er den Weg vor mir her bereite.¹ Und alsbald² wird zu seinem Tempel der Herrscher³ kommen, den ihr suchet, und der Engel des Bundes,⁴ nach dem ihr verlangt. Sehet, er kommt, spricht der Herr der Heerscharen. Maleachi Mal 46 3 1 1 Der Prophet ruft zuerst die Weissagung Isaias [Jes 40,3] ins Gedächtnis zurück. Gott wird einen Vorläufer senden. Dieser ist der heilige Johannes der Täufer, wie die Evangelien bezeugen. Maleachi Mal 46 3 1 2 Hebr.: Gar plötzlich. Maleachi Mal 46 3 1 3 Mit diesem Namen wird Jahve an sieben anderen Stellen bezeichnet. Dass auch hier Gott zu verstehen ist, sagt der Schluss des Verses: der Herr der Heerscharen. Der Bote soll ja dem den Weg bereiten, der hier redet. Ferner will ja der Herrscher zu seinem Tempel kommen, der Tempel aber ist einzig Gottes Tempel. (Vergl. auch V. 3, 4.) Maleachi Mal 46 3 1 4 Er wird als Engel des Bundes kommen, als Gesandter, Vermittler des verheißenen Bundes. Im Messias werden in der Tat alle den Patriarchen gegebenen Verheißungen erfüllt und der mit jenen geschlossene Bund zur Vollendung gebracht, er bringt allen Segen und die reichste Fülle des Segens. Die Propheten bezeichnen die Ankunft des Messias als einen neuen Bund, dessen Mittler er ist, ebenso wie der heilige Paulus ihn den Mittler des neuen Testamentes nennt. [Hebr 9,15] So legt der letzte der Propheten ein herrliches Zeugnis von der Gottheit Christi ab. Denn der Herrscher und der Engel des Bundes sind die gleiche Person, wie der Parallelismus zeigt und die Frage, welche die Juden [Mal 2,17] gestellt. Im Tempel pflegte einst die Herrlichkeit des Herrn im Schatten und Sinnbild zu erscheinen, so war es geziemend, dass der Messias sich im Tempel seinem Volke offenbarte. Wie Christus dies getan, siehe [Joh 2,4]. Maleachi Mal 46 3 10 Inferte omnem decimam in horreum, et sit cibus in domo mea, et probate me super hoc, dicit Dominus: si non aperuero vobis cataractas cli, et effudero vobis benedictionem usque ad abundantiam, Bringet alle Zehnten¹⁷ in die Vorratskammern, Speise finde ich in meinem Haus¹⁸ und prüfet mich daraufhin, spricht der Herr, ob ich euch dann nicht die Schleusen des Himmels auftue¹⁹ und euch mit Segen bis zum Überfluss überschütte? Maleachi Mal 46 3 10 17 Ohne solche betrügerisch zurückzubehalten. Maleachi Mal 46 3 10 18 Es wäre ungehörig, müssten die Priester und Leviten den heiligen Dienst vernachlässigen, um Brot zu erwerben. Maleachi Mal 46 3 10 19 Alle Fruchtbarkeit hängt im Morgenlande vom Regen ab. Maleachi Mal 46 3 11 Et increpabo pro vobis devorantem, et non corrumpet fructum terræ vestræ: nec erit sterilis vinea in agro, dicit Dominus exercituum. Dann²⁰ werde ich für euch den Fresser²¹ bedräuen und er wird die Frucht eures Landes nicht verderben noch wird der Weinstock im Gefilde unfruchtbar sein, spricht der Herr der Heerscharen. Maleachi Mal 46 3 11 20 Dann werde ich die Saat vor jedem Schaden behüten und unversehrt bewahren. Maleachi Mal 46 3 11 21 Die Heuschrecke. Maleachi Mal 46 3 12 Et beatos vos dicent omnes gentes: eritis enim vos terra desiderabilis, dicit Dominus exercituum. Dann werden euch alle Völker selig preisen, denn ihr werdet ein Land der Wonne sein,²² spricht der Herr der Heerscharen. Maleachi Mal 46 3 12 22 Wie Gott durch Moses verheißen [Dtn 33,29] und [Jes 62,4] geweissagt Hebr.: Land des Wohlgefallens; anders als Edom [Mal 1,4]. Maleachi Mal 46 3 13 Invaluerunt super me verba vestra, dicit Dominus. Ihr nehmet euch viel heraus in euren Reden wider mich, spricht der Herr. Maleachi Mal 46 3 14 Et dixistis: Quid locuti sumus contra te? Dixistis: Vanus est, qui servit Deo: et quod emolumentum quia custodivimus præcepta ejus, et quia ambulavimus tristes coram Domino exercituum? Und ihr sprecht noch:²³ Was haben wir wider dich geredet? Sagt ihr doch: Eitel ist, wer Gott dient,²⁴ und welchen Vorteil haben wir davon, dass wir seine Gebote beobachtet haben und dass wir in Trauer²⁵ gewandelt sind vor dem Herrn der Heerscharen?²⁶ Maleachi Mal 46 3 14 23 Das Folgende ist wohl nach einem gewissen Zeitraum gesprochen. Die Israeliten haben sich äußerlich gebessert, doch die Furcht des Herrn ist nicht in ihr Herz gekommen. Maleachi Mal 46 3 14 24 Eitel ist es, Gott zu dienen. Maleachi Mal 46 3 14 25 Wie die Fastenden zu tun pflegten. Maleachi Mal 46 3 14 26 Aus Ehrfurcht gegen ihn. So wähnten sie. Sie haben also wohl einige Fasten freiwillig auf sich genommen, Zehnten gezahlt, Opfer dargebracht. Doch wie sehr ihr Herz von wahrer Frömmigkeit fernblieb, zeigt ihr Murren. Maleachi Mal 46 3 15 Ergo nunc beatos dicimus arrogantes: siquidem ædificati sunt facientes impietatem, et tentaverunt Deum, et salvi facti sunt. Darum lasset uns nun die Übermütigen selig preisen; denn die, welche Übles tun, werden erbaut,²⁷ und die Gott versuchen,²⁸ denen wird Rettung.²⁹ Maleachi Mal 46 3 15 27 Haben zahlreiche und wohlhabende Familien, blühen. Maleachi Mal 46 3 15 28 Ihn durch ihre Sünden herausfordern. Maleachi Mal 46 3 15 29 Sie erfahren Gottes Gericht nicht, sondern bleiben unversehrt. Sie denken wohl besonders an Persien. So zweifeln sie an Gottes Heiligkeit und Gerechtigkeit. Maleachi Mal 46 3 16 Tunc locuti sunt timentes Dominum, unusquisque cum proximo suo: Et attendit Dominus, et audivit: et scriptus est liber monumenti coram eo timentibus Dominum, et cogitantibus nomen ejus. Damals³⁰ sprachen die, welche den Herrn fürchten,³¹ einer zum andern:³² Der Herr merkte auf und hörte; und vor ihm ward für die, welche den Herrn fürchten und die seines Namens gedenken, eine Gedenkschrift aufgezeichnet.³³ Maleachi Mal 46 3 16 30 Als die Gottlosen lästerten und tobten. Maleachi Mal 46 3 16 31 Den Gottlosen werden die gegenübergestellt, welche den Herrn fürchten. Maleachi Mal 46 3 16 32 Etwa wie [Jer 12,1]. Es war eine für die Frommen des Alten Testamentes umso härtere Prüfung, wenn sie die Gottlosen glücklich sahen, als im Alten Testamente einst der Tugend zeitliche Belohnungen verheißen, dem Laster ebensolche Strafen angedroht wurden. Maleachi Mal 46 3 16 33 Alle, welche Gottes Treue, Unveränderlichkeit, Majestät usw. anerkennen und verehren, sind in das Buch der göttlichen Vorsehung und Allwissenheit eingeschrieben. Nichts ist Gott verborgen, nichts vergisst, nichts vernachlässigt er. Das Bild ist von der Gewohnheit hergenommen, alle denkwürdigen Ereignisse aufzuzeichnen. Maleachi Mal 46 3 17 Et erunt mihi ait Dominus exercituum, in die, qua ego facio, in peculium: et parcam eis, sicut parcit vir filio suo servienti sibi. Diese sollen, spricht der Herr der Heerscharen, an dem Tage, da ich handle,³⁴ mein Eigentum sein, und ich werde ihrer schonen, wie ein Mann seines Sohnes schont, der ihm folgsam ist.³⁵ Maleachi Mal 46 3 17 34 Hebr.: den ich veranstalte, der Tag des Gerichtes. Maleachi Mal 46 3 17 35 Zwei Gründe sichern ihnen am Tage des Gerichtes Gottes Barmherzigkeit: dass sie Gottes Söhne sind und dass sie ihm gehorsam und treu gedient haben. Maleachi Mal 46 3 18 Et convertemini, et videbitis quid sit inter justum, et impium: et inter servientem Deo, et non servientem ei. Dann werdet ihr wiederum sehen,³⁶ was für ein Unterschied ist zwischen dem Gerechten und dem Ungerechten, zwischen dem, der Gott dient, und dem, der ihm nicht dient. Maleachi Mal 46 3 18 36 Nicht immer lässt Gott hier auf Erden durch die äußeren Lebensschicksale und Wechselfälle erkennen, wie verschieden das Los der Guten und der Bösen ist, doch bisweilen zeigt er den Unterschied offenbar, wie die Geschichte der Israeliten zeigt. Vergl. [Ex 11,7]. Welches aber der Unterschied einst sein wird, zeigt der Prophet noch mehr in [Mal 4,1-3]. Maleachi Mal 46 3 2 Et quis poterit cogitare diem adventus ejus, et quis stabit ad videndum eum? Ipse enim quasi ignis conflans, et quasi herba fullonum: Wer aber wird den Tag seiner Ankunft erfassen können⁵ und wer wird bestehen bei seinem Erscheinen? Denn er gleicht schmelzendem Feuer und dem Kraut der Walker. Maleachi Mal 46 3 2 5 Wehe denen, welche der Richter in Sünden versunken findet, von denen sie sich nicht zu befreien bemüht sind! Jene, welche ungeduldig nach seinem Erscheinen rufen [Mal 2,17], mögen wohl erwähnen, ob sie bereit sind, ihm entgegenzutreten. Vergl. [Am 5,18]. Wenn der Messias kommt, wird er die Bösen und Verworfenen von Israel scheiden. Vergl. [Jes 1,25; Mt 3,10.12] Maleachi Mal 46 3 3 Et sedebit conflans, et emundans argentum, et purgabit filios Levi, et colabit eos quasi aurum, et quasi argentum, et erunt Domino offerentes sacrificia in justitia. Und er wird sich setzen, das Silber zu schmelzen und zu läutern, und wird die Söhne Levis reinigen und sie läutern, wie Gold und wie Silber,⁶ dass sie dem Herrn Opfer in Gerechtigkeit darbringen.⁷ Maleachi Mal 46 3 3 6 Das Gericht fängt beim Hause Gottes an, bei denen, welche anderen ein Vorbild sein sollen. Durch das Bild zeigt Gott auch, wie beschaffen die Diener seines Heiligtums sein sollen. Maleachi Mal 46 3 3 7 Hebr.: Und Jahve wird wieder solche haben, welche in Gerechtigkeit die Minchah darbringen. Die Minchah wird genannt, weil nach [Mal 1,11] zur Zeit des Messias nur noch eine reine Opfergabe da sein wird. Wie die Gläubigen Nachkommen Abrahams und Erben nach der Verheißung sind [Gal 3,29], so werden sie, welche in das Amt der Leviten nachfolgen, mit Recht Söhne Levis genannt. Übrigens ging die Verheißung auch an eigentlichen Kindern Levis in Erfüllung. [Apg 6,7] Maleachi Mal 46 3 4 Et placebit Domino sacrificium Juda, et Jerusalem sicut dies sæculi, et sicut anni antiqui. Dann wird dem Herrn die Opfergabe Judas und Jerusalems gefallen, wie in den Tagen der Vorzeit und wie in den längstvergangenen Jahren.⁸ Maleachi Mal 46 3 4 8 Auch hier heißt die Opfergabe hebräisch Minchah. Von Jerusalem und Juda nimmt das Messianische Reich seinen Ursprung: An die Stelle von Palästina (Juda und Jerusalem) als des Erbes Gottes tritt die ganze Welt. Zu den letzten Worten des Verses vergl. [Jes 1,26]. In der heiligen Messe wird gebetet: Wie du gnädig annehmen wolltest die Gaben deines gerechten Kindes Abel und das Opfer unseres Patriarchen Abraham. Maleachi Mal 46 3 5 Et accedam ad vos in judicio, et ero testis velox maleficis, et adulteris, et perjuris, et qui calumniantur mercedem mercenarii, viduas, et pupillos, et opprimunt peregrinum, nec timuerunt me, dicit Dominus exercituum. Dann werde ich zu euch herantreten zum Gericht und werde ein schneller Zeuge sein wider die Zauberer, die Ehebrecher und die Meineidigen und wider die, welche den Taglöhnern den Lohn verkürzen oder Witwen, Waisen und Fremdlinge bedrücken und mich nicht fürchten, spricht der Herr der Heerscharen.⁹ Maleachi Mal 46 3 5 9 Von den Leviten geht das Gericht auf das ganze Volk über. Vers 5 enthält die Antwort auf [Mal 2,17], eine scharfe Bedrohung des Volkes zur Zeit Malachias. Gott will ein schneller zeuge sein, der alsbald des Vergehens überführt, so dass kein Mittel bleibt, es zu verheimlichen oder der alsbald folgenden Strafe zu entgehen. Über Zauberer und Beschwörer siehe [Ex 7,11; Ex 22,17; Dtn 18,10; Dan 2,2] An letzter Stelle wird die Quelle und Ursache aller Verbrechen genannt: sie fürchten Gott nicht. Maleachi Mal 46 3 6 Ego enim Dominus, et non mutor: et vos filii Jacob non estis consumpti. Denn ich bin der Herr und ändere mich nicht,¹⁰ darum seid ihr, Söhne Jakobs, nicht vollends umgekommen.¹¹ Maleachi Mal 46 3 6 10 Ich Jahve, der die Vollkommenheit des Seins hat, setze meine Wesenheit zum Pfande, dass mein Wort in Erfüllung geht. Hebr.: denn ich Jahve ändere mich nicht. Maleachi Mal 46 3 6 11 Sondern seid in euer Vaterland zurückgeführt, während ich andere Völker vernichtet habe. Maleachi Mal 46 3 7 A diebus enim patrum vestrorum recessistis a legitimis meis, et non custodistis. Revertimini ad me, et revertar ad vos, dicit Dominus exercituum. Et dixistis: In quo revertemur? Seit den Tagen eurer Väter¹² seid ihr ja¹³ von meinen Satzungen abgewichen und habt sie nicht gehalten. Kehret zu mir zurück, so will ich mich zu euch kehren, spricht der Herr der Heerscharen. Doch ihr sprecht: Worin sollen wir umkehren?¹⁴ [Sach 1,3] Maleachi Mal 46 3 7 12 Der Prophet beginnt die Zurechtweisung mit dem Hinweis auf die schon seit Geschlechtern eingewurzelte Bosheit. Nicht einmal, sondern oft habt ihr gefehlt. Maleachi Mal 46 3 7 13 Fehlt im Hebräischen. Maleachi Mal 46 3 7 14 Wenn das Volk sich von Gott abwendet, sendet dieser Züchtigungen. Doch sie sind so verhärtet, dass sie die Mahnungen des Herrn nicht einmal mehr verstehen oder sich einreden, sie hätten in Gottes Dienst nichts vernachlässigt. Maleachi Mal 46 3 8 Si affliget homo Deum, quia vos configitis me? Et dixistis: In quo configimus te? In decimis, et in primitiis. Darf der Mensch Gott schwer verletzen,¹⁵ dass ihr mich beleidigt? Ihr sprecht: Worin haben wir dich beleidigt? In den Zehnten und Erstlingen.¹⁶ Maleachi Mal 46 3 8 15 Septuag.: betrügen. Maleachi Mal 46 3 8 16 Sie geben keine Zehnten und Hebeopfer. (Hebr.) Darüber klagt auch Nehemias [Neh 13,10] entgegen den Versprechungen des Volkes [Neh 10,37]. Maleachi Mal 46 3 9 Et in penuria vos maledicti estis, et me vos configitis gens tota. Darum trifft euch der Fluch der Armut, denn ihr beleidigt mich, ihr, das ganze Volk. Markus Mk 48 0 1 Einleitung. (V. 13) I. 1,14 9,49. 1. Beginn der Predigt Jesu Christi. (1. V. 14 45) Der Heiland wird am Jordan getauft, in der Wüste vom Teufel versucht (V. 13) und beruft die ersten vier Jünger. (V. 20) Christus treibt einen unreinen Geist aus (V. 28) und heilt die Schwiegermutter des Petrus. (V. 34) Der Heiland verlässt Kapharnaum (V. 39) und heilt einen Aussätzigen. Markus Mk 48 1 1 INITIUM Evangelii Jesu Christi, Filii Dei. Der Anfang des Evangeliums¹ Jesu Christi,² des Sohnes Gottes.³ Markus Mk 48 1 1 1 Der Dolmetscher des heil. Petrus hält die Ordnung inne, welche der Apostelfürst selbst [Apg 10,37] andeutet. Markus Mk 48 1 1 2 Der von Gott für das Heil aller verheißene Messias. Markus Mk 48 1 1 3 Der göttlichen Natur nach, da das Evangelium aus den Wundern die Gottheit Christi erweisen will, während der Name Jesus auf die menschliche Natur hinweist. Markus Mk 48 1 10 Et statim ascendens de aqua, vidit clos apertos, et Spiritum tamquam columbam descendentem, et manentem in ipso. Und sofort aus dem Wasser heraufsteigend, sah er den Himmel offen, und den heiligen Geist wie eine Taube¹⁵ herabkommen und auf sich bleiben. [Mt 3,16, Lk 3,22, Joh 1,32] Markus Mk 48 1 10 15 Der heil. Geist bringt der Welt Frieden und Gnade, wie einst sinnbildlich die Taube nach der Sündflut. So wird [Jes 11,11] und [Jes 61,1] erfüllt. Markus Mk 48 1 11 Et vox facta est de clis: Tu es filius meus dilectus, in te complacui. Und eine Stimme erscholl vom Himmel: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich mein Wohlgefallen!¹⁶ [Mt 3,17]. Markus Mk 48 1 11 16 In der Taufe des Herrn wird das Geheimnis der heil. Dreifaltigkeit offenbart und es werden uns die Güter gezeigt, die uns in der Taufe und bei der Rechtfertigung zuteil werden. Es steht der Himmel offen (Beda), der heil. Geist steigt auf uns herab (Theoph., Bed.) und die Versicherung wird uns gegeben, dass wir Gottes Kinder sind [Röm 8,15.16] und dass Gott an uns sein Wohlgefallen hat, da wir Christus angezogen haben [Gal 3,27]. Markus Mk 48 1 12 Et statim Spiritus expulit eum in desertum. Und alsbald trieb ihn der Geist hinaus in die Wüste.¹⁷ [Mt 4,1, Lk 4,1] Markus Mk 48 1 12 17 Christi heilige Menschheit folgt jeder Weisung Gottes. Markus Mk 48 1 13 Et erat in deserto quadraginta diebus, et quadraginta noctibus: et tentabatur a satana: eratque cum bestiis, et Angeli ministrabant illi. Und er war in der Wüste vierzig Tage und vierzig Nächte. Und er ward von dem Satan versucht¹⁸ und war bei den wilden Tieren, und die Engel dienten ihm.¹⁹ Markus Mk 48 1 13 18 Christus war gekommen, der Schlange den Kopf zu zertreten, deshalb besiegt er den Versucher sogleich im Beginne seiner Laufbahn. Vergl. [Mt 4,Anm.15]. Markus Mk 48 1 13 19 Wann die Engel erschienen, siehe [Mt 4,11]. Markus Mk 48 1 14 Postquam autem traditus est Joannes, venit Jesus in Galilæam, prædicans Evangelium regni Dei. Nachdem aber Johannes überliefert war,²⁰ kam Jesus nach Galiläa, predigte das Evangelium vom Reiche Gottes, [Mt 4,12, Lk 4,14, Joh 4,43]. Markus Mk 48 1 14 20 Siehe [Mt 4,12]. Vergl. [Joh 4,1]. Die Galiläer hatten die Wunder Jesu am Feste gesehen [Joh 4,45] und so konnte der Heiland unter ihnen mit minderer Gefahr sein Amt ausüben. Zudem stand Galiläa unter Herodes, einem Feinde des Pilatus, so dass die Juden eine Auslieferung des Heilandes an den Landpfleger nicht hätten erreichen können Markus Mk 48 1 15 Et dicens: Quoniam impletum est tempus, et appropinquavit regnum Dei: pnitemini, et credite Evangelio. und sprach: Erfüllet ist die Zeit,²¹ und das Reich Gottes²² hat sich genahet; tuet Buße, und glaubet dem Evangelium! Markus Mk 48 1 15 21 Welche Gott bestimmt hat. Ob Christus auf [Dan 9,24] hinweist? Markus Mk 48 1 15 22 Das die Propheten vorherverkündet: [Dan 2,44, Dan 7,13.14]. Die zwei Teile dieses Satzes zeigen, was Gott dem Volke bietet, es folgt, was Gott fordert: Abkehr von den Geschöpfen und Hingabe an Gott, deren Grundlage der Glaube ist, welcher aus der Predigt des Evangeliums hervorgeht. Markus Mk 48 1 16 Et præteriens secus Mare Galilææ, vidit Simonem, et Andream fratrem ejus, mittentes retia in mare, (erant enim piscatores) Als er nun längs des galiläischen Meeres hinwandelte, sah er Simon und Andreas, dessen Bruder,²³ welche eben ihre Netze in das Meer auswarfen (denn sie waren Fischer). [Mt 4,18, Lk 5,2]. Markus Mk 48 1 16 23 Die ersten Jünger sendet Johannes der Täufer dem Heilande zu. [Joh 1,35]. Markus Mk 48 1 17 Et dixit eis Jesus: Venite post me, et faciam vos fieri piscatores hominum. Da sprach Jesus zu ihnen: Folget mir nach, und ich werde machen, dass ihr Menschenfischer werdet.²⁴ [Mt 4,19]. Markus Mk 48 1 17 24 Die ersten Umrisse des Gleichnisses [Mt 13,47-50]. Christus wählt unwissende Fischer, aber verheißt sie mit allem auszurüsten, was sie für ihren neuen Beruf brauchen. Markus Mk 48 1 18 Et protinus relictis retibus, secuti sunt eum. Und alsogleich verließen sie ihre Netze, und folgten ihm.²⁵ Markus Mk 48 1 18 25 Sie sollen nicht sofort auf immer alles verlassen, sondern zunächst durch einige Zeit Zeugen der Wunder Christi sein: [Joh 2,2ff.17.23, Joh 3,22, Joh 4,39]. Markus Mk 48 1 19 Et progressus inde pusillum, vidit Jacobum Zebedæi, et Joannem fratrem ejus, et ipsos componentes retia in navi: Als er nun von dort ein wenig weiter gegangen war, sah er den Jakobus,²⁶ den Sohn des Zebedäus, und Johannes,²⁷ seinen Bruder, die eben auch im Schiffe ihre Netze zurichteten. [Mt 4,21]. Markus Mk 48 1 19 26 Den älteren [Apg 12,2]. Markus Mk 48 1 19 27 Den Evangelisten. Markus Mk 48 1 2 Sicut scriptum est in Isaia propheta: Ecce ego mitto Angelum meum ante faciem tuam, qui præparabit viam tuam ante te. Wie geschrieben steht⁴ bei dem Propheten Isaias:⁵ Siehe, ich sende meinen Engel vor deinem Angesichte her, welcher deinen Weg vor dir bereiten wird. Markus Mk 48 1 2 4 So ist es eingetreten (Ir., Orig., Epiph., Euth.). Markus Mk 48 1 2 5 Das Zeugnis des Malachias wird hier dem Isaias zugeschrieben, weil der erstere auf Isaias verwies und das, was er selbst außerdem hat, mehr eine Einleitung zur Hauptprophezeiung ist. Markus Mk 48 1 20 Et statim vocavit illos. Et relicto patre suo Zebedæo in navi cum mercenariis, secuti sunt eum. Und alsogleich rief er sie. Und sie ließen ihren Vater Zebedäus mit den Taglöhnern im Schiffe, und folgten ihm. Markus Mk 48 1 21 Et ingrediuntur Capharnaum: et statim sabbatis ingressus in synagogam, docebat eos. Sie begaben sich nun nach Kapharnaum;²⁸ und sogleich am Sabbate ging er in die Synagoge, und lehrte sie. [Lk 4,31-37, Mt 4,13]. Markus Mk 48 1 21 28 Von Nazareth [Lk 4,30.31]. Vergl. [Mt 4,Anm.18]. Markus Mk 48 1 22 Et stupebant super doctrina ejus: erat enim docens eos, quasi potestatem habens, et non sicut Scribæ. Und sie erstaunten über seine Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der Macht hat, und nicht wie die Schriftgelehrten.²⁹ [Mt 7,28, Lk 4,32]. Markus Mk 48 1 22 29 Siehe [Mt 7,Anm.32.33]. Markus Mk 48 1 23 Et erat in synagoga eorum homo in spiritu immundo: et exclamavit, Und es war in ihrer Synagoge ein Mensch, der einen unreinen³⁰ Geist hatte. Dieser schrie,³¹ Markus Mk 48 1 23 30 Wer eine vom Gesetze bezeichnete Makel hatte, durfte dem Heiligtume nicht nahen; so ist der böse Geist unrein, weil er von dem Himmel ausgeschlossen ist. Markus Mk 48 1 23 31 Er ließ den Besessenen rufen; die Gegenwart des Herrn peinigte den bösen Geist. Markus Mk 48 1 24 Dicens: Quid nobis, et tibi Jesu Nazarene: venisti perdere nos? scio qui sis, Sanctus Dei. und sprach: Was haben wir³² mit dir zu schaffen, Jesus von Nazareth? bist du gekommen, uns zu verderben?³³ Ich weiß, wer du bist: der Heilige³⁴ Gottes! Markus Mk 48 1 24 32 Jesus ist der Feind der gesamten Hölle. Der lateinische (griechische) Ausdruck besagt im Allgemeinen, dass die Gemeinschaft mit jemanden verneint wird. Indes enthalten die Worte nicht stets einen Vorwurf, sondern können auch eine Bitte in sich schließen. Der Sinn muss also aus dem Zusammenhange erschlossen werden. Vergl. [Joh 2,4]. Markus Mk 48 1 24 33 In die Hölle zu verstoßen. Markus Mk 48 1 24 34 Der von Gott in besonderer Weise und zu besonderem Werke Auserwählte. Der böse Geist gibt den Gegensatz zu erkennen, der zwischen ihm und dem Herrn besteht, da er selbst von Gott fern, ja verdammt, nur Schlechtes sinnt und tut. Markus Mk 48 1 25 Et comminatus est ei Jesus, dicens: Obmutesce, et exi de homine. Jesus aber bedrohte ihn, und sprach: Verstumme, und fahr aus von dem Menschen!³⁵ Markus Mk 48 1 25 35 Weil er geschrien, wird ihm Schweigen auferlegt; weil er gequält, wird er ausgetrieben. Christus will von dem Vater der Lüge kein Zeugnis, und nimmt den Pharisäern jeden Vorwand zur Verleumdung. Vielleicht will er auch seine Gottheit zur Zeit noch nicht offenbar werden lassen. Markus Mk 48 1 26 Et discerpens eum spiritus immundus, et exclamans voce magna exiit ab eo. Und indem der unreine Geist ihn hin und her riss,³⁶ und mit lauter Stimme schrie, fuhr er aus von ihm. Markus Mk 48 1 26 36 Christus gestattet dies, damit es offenbar werde, dass der böse Geist den Menschen besessen und aus ihm geredet wird. Zugleich zeigt sich die Macht des Herrn, da der böse Geist durch sein Geschrei zeigt, wie ungern er ausfährt. Markus Mk 48 1 27 Et mirati sunt omnes, ita ut conquirerent inter se dicentes: Quidnam est hoc? quænam doctrina hæc nova? quia in potestate etiam spiritibus immundis imperat, et obediunt ei. Da verwunderten sich alle, so dass sie sich untereinander fragten, und sprachen: Was ist das? Was ist dies für eine neue Lehre? Denn mit Macht gebietet er selbst den unreinen Geistern, und sie gehorchen ihm. Markus Mk 48 1 28 Et processit rumor ejus statim in omnem regionem Galilææ. Und der Ruf von ihm verbreitete sich alsbald über die ganze Gegend von Galiläa. Markus Mk 48 1 29 Et protinus egredientes de synagoga, venerunt in domum Simonis, et Andreæ cum Jacobo, et Joanne. Und sogleich verließen sie die Synagoge,³⁷ und kamen mit Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und Andreas. [Mt 8,14, Lk 4,38]. Markus Mk 48 1 29 37 Nach Wundertaten entzieht sich Jesus der Huldigung des Volkes. Das Haus gehört Simon und Andreas. Es war für sie eine große Gunst, dass der Wundertäter, den jeder gerne bei sich gesehen hätte, in ihr Haus einkehrte. Markus Mk 48 1 3 Vox clamantis in deserto: Parate viam Domini, rectas facite semitas ejus. Stimme eines Rufenden in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, machet eben seine Pfade!⁶ [Mal 3,1, Jes 40,3] Markus Mk 48 1 3 6 Der heil. Johannes wendete diese Stelle selbst auf sich an [Mt 3,3]. Markus Mk 48 1 30 Decumbebat autem socrus Simonis febricitans: et statim dicunt ei de illa. Die Schwiegermutter des Simon aber lag fieberkrank darnieder;³⁸ und sogleich redeten sie³⁹ ihm von ihr. Markus Mk 48 1 30 38 Wohl schon lange. Markus Mk 48 1 30 39 Es sind wohl die Jünger. Den Besessenen heilte der Herr, ohne gebeten zu sein, hier wartet er auf die Bitte. So sehr der Heiland auch das Heil aller wünscht, schließt er uns dennoch nicht als Helfer aus. Markus Mk 48 1 31 Et accedens elevavit eam, apprehensa manu ejus: et continuo dimisit eam febris, et ministrabat eis. Da trat er hinzu, nahm sie bei der Hand, und richtete sie auf; und sogleich verließ sie das Fieber, und sie diente ihnen.⁴⁰ [Mt 8,15]. Markus Mk 48 1 31 40 Sie ist sofort ganz gesund. Wie dankbar zeigt sie sich für diese Wohltat! Markus Mk 48 1 32 Vespere autem facto cum occidisset sol, afferebant ad eum omnes male habentes, et dæmonia habentes: Als es nun Abend geworden, und die Sonne untergegangen war,⁴¹ brachten sie zu ihm alle Kranken und Besessenen; [Mt 8,16]. Markus Mk 48 1 32 41 Am Sabbate selbst durfte man nach Vorschrift der Rabbiner keine Kranken tragen. Siehe [Joh 5,10, Lk 13,14]. Markus Mk 48 1 33 Et erat omnis civitas congregata ad januam. und die ganze Stadt war vor der Türe versammelt. Markus Mk 48 1 34 Et curavit multos, qui vexabantur variis languoribus, et dæmonia multa ejiciebat, et non sinebat ea loqui, quoniam sciebant eum. Und er machte viele gesund, die von allerlei Krankheiten geplagt waren, und trieb viele böse Geister aus, und ließ sie nicht reden, weil sie ihn kannten.⁴² [Lk 4,41] Markus Mk 48 1 34 42 D. i. als Messias. Vielleicht wollten die bösen Geister, welche wussten, was für einen Messias das Volk wünschte, dessen törichte Erwartungen bestärken und so verhindern, dass es Christi Mahnungen zu Herzen nahm. Markus Mk 48 1 35 Et diluculo valde surgens, egressus abiit in desertum locum, ibique orabat. Bei früher Morgendämmerung aber stand er auf, ging hinaus,⁴³ und begab sich an einen einsamen Ort, und betete allda.⁴⁴ Markus Mk 48 1 35 43 Die Einwohner waren durch Christi Predigt und Wunder genügend auf das Reich Gottes vorbereitet, in das einzutreten sie jetzt aufgefordert wurden und das ihnen nach der Himmelfahrt Christi durch die Apostel verkündet ward. Die Zeit, welche der Heiland zum Fortgehen wählte, entzog ihn allem Lobe (Theoph., Euth.) und verhinderte zu bemerken, wohin er sich begab. Markus Mk 48 1 35 44 Er empfahl dem Vater seine bevorstehende Tätigkeit in Galiläa. Der Heiland erlangte durch das Gebet vieles für uns, was die göttliche Weisheit nur durch das Gebet Christi verleihen wollte, gleich wie sie es angeordnet, dass der Heiland durch sein Leiden und Kreuz unsere Erlösung vollbringen sollte. Markus Mk 48 1 36 Et prosecutus est eum Simon, et qui cum illo erant. Simon nun folgte ihm nach samt denen, die bei ihm waren.⁴⁵ Markus Mk 48 1 36 45 Die höhere Stellung des heil. Petrus wird hier bereits angedeutet. Die bei ihm sind, sind die V. 29 genannten Jünger. Markus Mk 48 1 37 Et cum invenissent eum, dixerunt ei: Quia omnes quærunt te. Und da sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: Alle suchen dich! Markus Mk 48 1 38 Et ait illis: Eamus in proximos vicos, et civitates, ut et ibi prædicem: ad hoc enim veni. Er aber sprach zu ihnen: Lasset uns in die nächstgelegenen Flecken und Städte gehen, damit ich auch dort predige;⁴⁶ denn dazu bin ich gekommen.⁴⁷ Markus Mk 48 1 38 46 Die Predigt ist die Hauptaufgabe, zu welcher die Wunder als göttliche Siegel hinzutraten, die Sendung und Lehre zu bestätigen, das Erbarmen des Herrn zu zeigen und die Menschen zur Annahme seiner Lehre zu bestimmen. Markus Mk 48 1 38 47 Als Gott, wie [Lk 4,33]. gesandt: als Mensch. Markus Mk 48 1 39 Et erat prædicans in synagogis eorum, et in omni Galilæa, et dæmonia ejiciens. Und er predigte in ihren Synagogen,⁴⁸ und in ganz Galiläa, und trieb die bösen Geister aus.⁴⁹ Markus Mk 48 1 39 48 So zeigt er, dass der Alte und der Neue Bund denselben Urheber haben. Markus Mk 48 1 39 49 Wen sein Wort nicht an ihn zieht, soll die Größe der Wunder belehren. Markus Mk 48 1 4 Fuit Joannes in deserto baptizans, et prædicans baptismum pnitentiæ in remissionem peccatorum. Es war Johannes, der in der Wüste taufte⁷ und Bußtaufe predigte⁸ zur Vergebung der Sünden. [Lk 3,3]. Markus Mk 48 1 4 7 Dies und die Predigt der Buße war sein Beruf. Vergl. Matth. a. a. Q. Markus Mk 48 1 4 8 Mit Macht und Würde, als Gesandter des ewigen Königs. Markus Mk 48 1 40 Et venit ad eum leprosus deprecans eum: et genu flexo dixit ei: Si vis, potes me mundare. Und es kam ein Aussätziger⁵⁰ zu ihm; der bat ihn, fiel auf seine Knie, und sprach zu ihm: Wenn du willst,⁵¹ so kannst du mich reinigen. [Mt 8,2-4, Lk 5,12]. Markus Mk 48 1 40 50 Diese Krankheit bereitete viele Schmerzen und trennte den Kranken vom Umgange mit anderen. Sie galt als eine besondere Heimsuchung Gottes. Markus Mk 48 1 40 51 Er erkennt die Macht des Herrn im Glauben an und bekennt in Demut seine Unwürdigkeit. Markus Mk 48 1 41 Jesus autem misertus ejus, extendit manum suam: et tangens eum, ait illi: Volo: Mundare. Jesus aber erbarmte sich seiner, streckte seine Hand aus, rührte ihn an,⁵² und sprach zu ihm: Ich will, sei rein! Markus Mk 48 1 41 52 Wer einen Aussätzigen berührte, wurde unrein. Christus zeigt, dass er Herr des Gesetzes ist und heilt durch die Berührung seiner heil. Menschheit. Markus Mk 48 1 42 Et cum dixisset statim discessit ab eo lepra, et mundatus est. Und als er dies gesprochen hatte, wich der Aussatz alsogleich von ihm, und er ward rein. Markus Mk 48 1 43 Et comminatus est ei, statimque ejecit illum: Und er bedrohte ihn und trieb ihn alsbald von dannen,⁵³ Markus Mk 48 1 43 53 Befahl ihm mit strengen Worten fortzugehen. Markus Mk 48 1 44 Et dicit ei: Vide nemini dixeris: sed vade, ostende te principi sacerdotum, et offer pro emundatione tua, quæ præcepit Moyses in testimonium illis. und sprach zu ihm: Siehe zu, dass du es niemanden sagest;⁵⁴ sondern gehe hin, zeige dich dem Hohenpriester,⁵⁵ und opfere für deine Reinigung, was Moses befohlen hat, zum Zeugnisse für sie. [Mt 8,4, Lev 14,2]. Markus Mk 48 1 44 54 Der Heiland will nicht, dass die Kunde von der Heilung den irdischen Erwartungen der Juden zur Bestärkung diene. Markus Mk 48 1 44 55 Die Erklärung des Priesters gab ihn der Gemeinschaft der Menschen zurück [Lev 14,2]. folg. Vergl. [Mt 8,Anm.7]. Markus Mk 48 1 45 At ille egressus cpit prædicare, et diffamare sermonem, ita ut jam non posset manifeste introire in civitatem, sed foris in desertis locis esset, et conveniebant ad eum undique. Er aber ging fort und fing an, die Sache⁵⁶ zu verkündigen und auszubreiten, so dass Jesus nun nicht mehr öffentlich in die Stadt gehen konnte, sondern draußen an einsamen Orten blieb; aber sie kamen von allen Seiten zu ihm. Markus Mk 48 1 45 56 Die Heilung. Es konnte nicht verborgen bleiben, dass er geheilt war, und vielleicht fasste er das Verbot Christi auch so auf, dass er schweigen sollte, bis er sich den Priestern gezeigt. Markus Mk 48 1 5 Et egrediebatur ad eum omnis Judææ regio, et Jerosolymitæ universi, et baptizabantur ab illo in Jordanis flumine, confitentes peccata sua. Und es ging das ganze Land Judäa und alle Einwohner Jerusalems⁹ zu ihm hinaus und wurden von ihm im Flusse Jordan getauft, indem sie ihre Sünden¹⁰ bekannten. [Mt 3,5.6]. Markus Mk 48 1 5 9 Landleute und vornehme Städter. Die Ausdrücke ganz und alle sind nicht zu streng zu nehmen. Sinn: der größere Teil. Markus Mk 48 1 5 10 Siehe [Mt 3,Anm.12]. Markus Mk 48 1 6 Et erat Joannes vestitus pilis cameli, et zona pellicea circa lumbos ejus, et locustas, et mel silvestre edebat. Et prædicabat dicens: Johannes aber hatte eine Kleidung von Kamelhaaren, und einen ledernen Gürtel um seine Lenden, und aß Heuschrecken und Waldhonig.¹¹ Und er predigte und sprach:¹² [Mt 3,4, Lev 11,22] Markus Mk 48 1 6 11 Der zur Buße auffordert, bietet selbst das Bild eines Büßers. Markus Mk 48 1 6 12 Er gibt eine Prophezeiung, deren Richtigkeit die Zeitgenossen selbst bald werden feststellen können, sich so als wahren Propheten erweisend nach [Dtn 18,22]. Markus Mk 48 1 7 Venit fortior me post me: cujus non sum dignus procumbens solvere corrigiam calceamentorum ejus. Es kommt nach mir, der stärker ist als ich; dem ich nicht würdig bin, mich niederbeugend die Riemen seiner Schuhe zu lösen.¹³ [Mt 3,11, Lk 3,16, Joh 1,27] Markus Mk 48 1 7 13 Welche Demut! Die Sandalen zu lösen war Sache der niedrigsten Diener. Markus Mk 48 1 8 Ego baptizavi vos aqua, ille vero baptizabit vos Spiritu sancto. Ich habe euch mit Wasser getauft, er aber wird euch mit dem heiligen Geiste taufen.¹⁴ [Apg 1,5, Apg 2,4, Apg 11,16, Apg 19,4] Markus Mk 48 1 8 14 Die von [Jes 44,3. Ez 36,26.27, Joel 2,28] gemachten Verheißungen für die Zeit des Messias. Die Worte gelten nicht allein von der Taufe, sondern von allen Mitteilungen der Gnade. Vergl. [Apg 1,5]. Mit dem Worte: Ich habe getauft, deutet er an, dass seine Tauftätigkeit bald ein Ende haben wird. Markus Mk 48 1 9 Et factum est: in diebus illis venit Jesus a Nazareth Galilææ: et baptizatus est a Joanne in Jordane. Und es begab sich: In jenen Tagen kam Jesus von Nazareth aus Galiläa, und ward von Johannes im Jordan getauft. [Mt 3,13]. Markus Mk 48 0 1 2. Der Hass der Pharisäer gegen den Herrn. (2,1 3,6) Die Heilung des Gelähmten. (V. 12) Der Heiland beruft den Matthäus. (V. 13) Die Pharisäer und die Jünger des heil. Johannes befragen den Herrn über das Fasten. (V. 22) Versuchung Christi seitens der Pharisäer. (Kap. 3 V. 6) Markus Mk 48 2 1 Et iterum intravit Capharnaum post dies, Nach einigen Tagen kam er wieder nach Kapharnaum.¹ [Mt 9,1] Markus Mk 48 2 1 1 Unbemerkt. Markus Mk 48 2 10 Ut autem sciatis quia Filius hominis habet potestatem in terra dimittendi peccata, (ait paralytico) Damit ihr aber wisset, dass der Menschensohn¹¹ Macht hat auf Erden Sünden zu vergeben, - sagte er zu dem Gelähmten: Markus Mk 48 2 10 11 Jetzt können die Schriftgelehrten nicht mehr zweifeln, wer er ist. [Dan 7,13.14] Markus Mk 48 2 11 Tibi dico: Surge, tolle grabatum tuum, et vade in domum tuam. Ich sage dir: Stehe auf, nimm dein Bett,¹² und gehe in dein Haus! Markus Mk 48 2 11 12 Zum Zeichen, dass er nicht allein geheilt, sondern sogar die Kräfte wiedergewonnen hat. Markus Mk 48 2 12 Et statim surrexit ille: et, sublato grabato, abiit coram omnibus, ita ut mirarentur omnes, et honorificarent Deum, dicentes: Quia numquam sic vidimus. Und sogleich stand dieser auf, nahm sein Bett, und ging vor den Augen aller davon,¹³ so dass sich alle verwunderten, Gott lobpriesen, und sprachen: Niemals haben wir so etwas gesehen! Markus Mk 48 2 12 13 Die Heilung ist eine sofortige: sogleich; eine kraftspendende: er trägt sein Bett; eine offenbare: vor allen. Markus Mk 48 2 13 Et egressus est rursus ad mare: omnisque turba veniebat ad eum, et docebat eos. Er ging nun wiederum hinaus an das Meer,¹⁴ und alles Volk kam zu ihm, und er lehrte sie. [Mt 9,9] Markus Mk 48 2 13 14 Wie [Mk 1,16] Markus Mk 48 2 14 Et cum præteriret, vidit Levi Alphæi sedentem ad telonium, et ait illi: Sequere me. Et surgens secutus est eum. Im Vorbeigehen sah er Levi, den Sohn des Alphäus, an der Zollstätte sitzen,¹⁵ und sprach zu ihm: Folge mir nach!¹⁶ Und er stand auf, und folgte ihm. [Mt 9,9, Lk 5,27] Markus Mk 48 2 14 15 Wohl am Meere. Markus Mk 48 2 14 16 Der Heiland beruft einen Mann zum Apostelamte aus dem Stande, der ganz besonders von den Juden verachtet wurde. Wie ganz anders handelt der Herr als die Führer des Volkes, die ihn anfeinden! Markus Mk 48 2 15 Et factum est, cum accumberet in domo illius, multi publicani, et peccatores simul discumbebant cum Jesu, et discipulis ejus: erant enim multi, qui et sequebantur eum. Und es begab sich, da er in dessen Hause¹⁷ zu Tische saß, dass viele Zöllner und Sünder zugleich mit Jesus und seinen Jüngern zu Tische saßen; denn es waren ihrer viele,¹⁸ die ihm auch nachfolgten. [Lk 5,29] Markus Mk 48 2 15 17 Des Matthäus. Christus zeigt, wie lieb ihm diejenigen sind, welche von den Sorgen dieser Welt und dem Wege der Sünde zu ihm kommen. Markus Mk 48 2 15 18 Jünger. Markus Mk 48 2 16 Et Scribæ, et Pharisæi videntes quia manducaret cum publicanis, et peccatoribus, dicebant discipulis ejus: Quare cum publicanis, et peccatoribus manducat et bibit Magister vester? Da sahen die Schriftgelehrten und Pharisäer, dass er mit den Zöllnern und Sündern aß, und sie sprachen zu seinen Jüngern:¹⁹ Warum isst und trinkt euer Meister mit den Zöllnern und Sündern? Markus Mk 48 2 16 19 Sie fürchten den Heiland, deshalb wenden sie sich an die Jünger, die sie ihm abspenstig machen wollen. Markus Mk 48 2 17 Hoc audito Jesus ait illis: Non necesse habent sani medico, sed qui male habent: non enim veni vocare justos, sed peccatores. Als Jesus dies hörte, sprach er zu ihnen: Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes,²⁰ sondern die Kranken; denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder.²¹ [Mt 9,13, 1Tim 1,15] Markus Mk 48 2 17 20 Also ist er der Arzt des Menschengeschlechtes. Vergl. [Jes 35,4]. und [Jes 53,5]. Markus Mk 48 2 17 21 Hieraus erhellt, wer die Gesunden und wer die Kranken sind. Sünder sind alle Menschen (Aug.). Markus Mk 48 2 18 Et erant discipuli Joannis, et Pharisæi jejunantes: et veniunt, et dicunt illi: Quare discipuli Joannis, et Pharisæorum jejunant, tui autem discipuli non jejunant? Nun pflegten die Jünger des Johannes und die Pharisäer zu fasten.²² Und sie kommen²³ und sprechen zu ihm: Warum fasten die Jünger des Johannes und jene der Pharisäer, deine Jünger aber fasten nicht? [Mt 9,14, Lk 5,33]. Markus Mk 48 2 18 22 Eine strenge Lebensweise flößt dem Volke Hochachtung ein. Zudem hat der heil. Johannes, den das Volk so hoch verehrte, eine solche geübt und seine Jünger gelehrt. Der Angriff der Pharisäer ist also geschickt. Markus Mk 48 2 18 23 Einige von den Gästen (Aug., Bed., Theoph.). Der bei [Mt 9,14] erzählte Streit ist entweder ein anderer, oder beide fragen, Johannesjünger und Gäste. Markus Mk 48 2 19 Et ait illis Jesus: Numquid possunt filii nuptiarum, quamdiu sponsus cum illis est, jejunare? Quanto tempore habent secum sponsum, non possunt jejunare. Und Jesus sprach zu ihnen: Können denn die Hochzeitsleute fasten,²⁴ so lange der Bräutigam bei ihnen ist? So lange sie den Bräutigam bei sich haben, können sie nicht fasten.²⁵ [Mt 9,15] Markus Mk 48 2 19 24 Christus antwortet durch das Zeugnis des heil. Johannes [Joh 3,29]. Auch bei den Propheten wird die Zeit des Messias als Hochzeit beschrieben [Hos 2,19, Jes 61,60]. Markus Mk 48 2 19 25 Fasten heißt im A. T. seine Seele betrüben [Lev 16,31, Lev 23,27.32, Num 29,7]. Markus Mk 48 2 2 Et auditum est quod in domo esset, et convenerunt multi, ita ut non caperet neque ad januam, et loquebatur eis verbum. Und als es bekannt ward, dass er im Hause² sei, kamen viele zusammen, so dass sie sogar der Platz vor der Türe³ nicht fasste, und er redete zu ihnen das Wort. Markus Mk 48 2 2 2 Des heil. Petrus, wie [Mk 1,29] angedeutet wird. Markus Mk 48 2 2 3 Das griechische Wort bezeichnet auch den Raum an der Türe, die Vorhalle. Markus Mk 48 2 20 Venient autem dies cum auferetur ab eis sponsus: et tunc jejunabunt in illis diebus. Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam von ihnen genommen wird; und dann werden sie fasten in jenen Tagen.²⁶ [Lk 5,35] Markus Mk 48 2 20 26 Zum ersten Male spricht Christus von seinem Tode, indem er [Jes 53,8] auf sich anwendet. Dreimal hebt er diese Zeit hervor: Es werden Tage kommen, dann: in jenen Tagen. Wie der Heiland [Mt 6,17] das Fasten empfiehlt, so sagt er hier die Übung desselben seitens der Seinigen voraus. Mit Recht also hat die Kirche für dasselbe bestimmte Zeiten festgesetzt zum Andenken an das Leiden Christi und zur Erinnerung daran, dass wir hier auf Erden noch fern von ihm uns in mancherlei Gefahr der Sünde befinden. So zeigt der Heiland den Pharisäern zugleich, dass er seine Jünger keineswegs zu einem unabgetöteten Leben erzieht. Markus Mk 48 2 21 Nemo assumentum panni rudis assuit vestimento veteri: alioquin aufert supplementum novum a veteri, et major scissura fit. Niemand näht einen Fleck von neuem Tuche auf ein altes Kleid, sonst reißt das neue Stück von dem alten ab und ein ärgerer Riss entsteht.²⁷ [Mt 9,16]. Markus Mk 48 2 21 27 Christus benutzt den Vorwurf, um anzudeuten, dass das messianische Reich sich nicht innerhalb der Grenzen des A. B. hält. Markus Mk 48 2 22 Et nemo mittit vinum novum in utres veteres: alioquin dirumpet vinum utres, et vinum effundetur, et utres peribunt: sed vinum novum in utres novos mitti debet. Und niemand gießt neuen Wein in alte Schläuche, sonst wird der Wein die Schläuche zerreißen, der Wein wird auslaufen, und die Schläuche werden verderben; sondern neuer Wein muss in neue Schläuche gefasst werden.²⁸ Markus Mk 48 2 22 28 Sonst würde er weder die Güter des Alten noch die des Neuen Bundes erlangen. (Tert.) Markus Mk 48 2 23 Et factum est iterum cum Dominus sabbatis ambularet per sata, et discipuli ejus cperunt progredi, et vellere spicas. Und es geschah wiederum, da der Herr am Sabbate²⁹ durch die Saatfelder wandelte, begannen seine Jünger im Dahingehen Ähren³⁰ abzubrechen. [Mt 12,1, Lk 6,1] Markus Mk 48 2 23 29 An einem Sabbat. Markus Mk 48 2 23 30 Eine oder die andere. Markus Mk 48 2 24 Pharisæi autem dicebant ei: Ecce, quid faciunt sabbatis quod non licet? Da sagten die Pharisäer zu ihm: Siehe, warum tun sie am Sabbate, was nicht erlaubt ist? Markus Mk 48 2 25 Et ait illis: Numquam legistis quid fecerit David, quando necessitatem habuit, et esuriit ipse, et qui cum eo erant? Er aber sprach zu ihnen: Habt ihr niemals gelesen, was David tat, als er Not litt und hungerte, er selbst und die bei ihm waren? [1Sam 21,6] Markus Mk 48 2 26 Quomodo introivit in domum Dei sub Abiathar principe sacerdotum, et panes propositionis manducavit, quos non licebat manducare, nisi sacerdotibus, et dedit eis, qui cum eo erant? Wie er zur Zeit des Hohenpriesters Abiathar³¹ in das Haus Gottes ging, und die Schaubrote aß, welche niemand essen durfte als die Priester, und wie er denen, die bei ihm waren, davon gab? [Lev 24,9] Markus Mk 48 2 26 31 Nach [1Sam 22,11-20] vielmehr Achimelech, der Vater des Abiathar. Indes war auch dieser damals in Nobe. Beide also billigten Davids Handlungsweise, denn außer dem Buchstaben des Gesetzes sind noch andere Dinge zu erwägen. Markus Mk 48 2 27 Et dicebat eis: Sabbatum propter hominem factum est, et non homo propter sabbatum. Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht, nicht der Mensch um des Sabbats willen.³² Markus Mk 48 2 27 32 Das Gesetz steht im Range dem Menschen selbst nach. Wäre der Mensch für den Sabbat geschaffen, so müsste er eher den Tod erdulden als diesen nicht beobachten. Nun aber ist der Sabbat für das Seelenheil und das körperliche Wohlsein des Menschen bestimmt. Für sie Seele, damit der Mensch durch die Feier des Sabbats bekenne, dass Gott Himmel und Erde geschaffen hat [Ex 20,11, Dtn 5,12]; für den Leib, damit der Mensch nach der Arbeit der sechs Wochentage ruhe. Mithin ist der Sabbat so zu beobachten, dass er weder dem Heile der Seele, noch des Leibes schade. So gibt der Heiland zugleich eine allgemeine Richtschnur zur Auslegung der positiven Gesetze. Markus Mk 48 2 28 Itaque Dominus est Filius hominis, etiam sabbati. Darum ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat.³³ Markus Mk 48 2 28 33 Ist der Sabbat wegen der Menschen da, so ist der Herr aller Menschen [Dan 7,13.14] auch der Herr alles dessen, was zu ihrem Heile geordnet ist. Markus Mk 48 2 3 Et venerunt ad eum ferentes paralyticum, qui a quatuor portabatur. Da kamen einige zu ihm, und brachten einen Gelähmten, der von vieren getragen wurde. [Lk 5,18] Markus Mk 48 2 4 Et cum non possent offerre eum illi præ turba, nudaverunt tectum ubi erat: et patefacientes submiserunt grabatum, in quo paralyticus jacebat. Und weil sie ihn vor der Volksmenge nicht zu ihm bringen konnten, deckten sie das Dach ab, wo er war; und indem sie eine Öffnung machten, ließen sie das Bett hinab, auf dem der Gelähmte lag.⁴ Markus Mk 48 2 4 4 Eine Außentreppe führt auf das Dach. Markus Mk 48 2 5 Cum autem vidisset Jesus fidem illorum, ait paralytico: Fili, dimittuntur tibi peccata tua. Als nun Jesus ihren Glauben⁵ sah, sprach er zu dem Gelähmten: Mein Sohn!⁶ deine Sünden werden dir vergeben. [Mt 9,2] Markus Mk 48 2 5 5 Der Träger und des Gelähmten (Theoph.). Siehe [Mt 9,2] Markus Mk 48 2 5 6 Welche Liebe! Christus vergibt aus eigener Machtvollkommenheit die Sünden, so verstehen ihn die Pharisäer, so bezeugt er selbst V. 10. Markus Mk 48 2 6 Erant autem illic quidam de Scribis sedentes, et cogitantes in cordibus suis: Es saßen aber einige von den Schriftgelehrten daselbst, und dachten in ihren Herzen:⁷ Markus Mk 48 2 6 7 Die Wunder hätten ihnen sagen müssen, dass Christus von Gott gesandt ist. Ebenso kannten sie das Zeugnis des heil. Johannes von Christus. Markus Mk 48 2 7 Quid hic sic loquitur? blasphemat. Quis potest dimittere peccata, nisi solus Deus? Was redet dieser⁸ so? Er lästert Gott! Wer kann Sünden vergeben, als Gott allein? [Ijob 14,4, Jes 43,25] Markus Mk 48 2 7 8 Mit Verachtung. Markus Mk 48 2 8 Quo statim cognito Jesus spiritu suo quia sic cogitarent intra se, dicit illis: Quid ista cogitatis in cordibus vestris? Da Jesus alsbald in seinem Geist erkannte, dass sie so bei sich dachten, sprach er zu ihnen: Warum denkt ihr solches in eueren Herzen?⁹ Markus Mk 48 2 8 9 Da Christus ihnen die Geheimnisse ihrer Herzen offenbart, zeigt er ihnen, dass er Gott ist. Vergl. [1Kön 8,39, 1Chr 28,9, Ps 7,10] Er erkennt das Verborgene in seinem Geiste. Markus Mk 48 2 9 Quid est facilius dicere paralytico: Dimittuntur tibi peccata: an dicere: Surge, tolle grabatum tuum, et ambula? Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Deine Sünden sind dir vergeben oder zu sagen: Stehe auf, nimm dein Bett, und wandle?¹⁰ Markus Mk 48 2 9 10 Beides erfordert göttliche Macht. Vermag ich das eine, wie es sogleich vor euren Augen sich zeigen wird, so sind auch meine Worte von der Sündenvergebung nicht eitel. Markus Mk 48 0 1 Weitere Versuchungen seitens der Pharisäer; Heilung der verdorrten Hand. (V. 6) 3. Auserwählung und Aussendung der Apostel. (3,7 6,29). Die Auserwählung der Apostel. (V. 19) Der Heiland wird von den Pharisäern der Gemeinschaft mit Beelzebub beschuldigt. (V. 30) Christus erklärt, wen er als nahestehend anerkennt. Markus Mk 48 3 1 Et introivit iterum in synagogam: et erat ibi homo habens manum aridam. Und¹ er ging abermals² in die Synagoge; und es war daselbst ein Mensch, der eine verdorrte Hand hatte. [Mt 12,9.10, Lk 6,6] Markus Mk 48 3 1 1 Die Pharisäer suchen das Ansehen des Heilandes bei dem Volke zu untergraben, [Joh 9,16] Markus Mk 48 3 1 2 Schon [Mt 1,21] wird gesagt, dass Jesus dort predigte. Markus Mk 48 3 10 Multos enim sanabat ita, ut irruerent in eum, ut illum tangerent, quotquot habebant plagas. denn er heilte viele, so dass alle, die mit Gebrechen¹³ behaftet waren, mit Gewalt zu ihm hindrangen, um ihn anzurühren. Markus Mk 48 3 10 13 Das latein. Wort deutet darauf hin, dass Gott oft Krankheiten als Strafe für die Sünden sendet. Markus Mk 48 3 11 Et spiritus immundi, cum illum videbant, procidebant ei: et clamabant dicentes: Und wenn die unreinen Geister ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder, schrien und sprachen: Markus Mk 48 3 12 Tu es Filius Dei. Et vehementer comminabatur eis ne manifestarent illum. Du bist der Sohn Gottes! Er aber verbot ihnen streng, ihn nicht offenbar zu machen.¹⁴ Markus Mk 48 3 12 14 Das Volk war noch nicht genügend vorbereitet auf diese Wahrheit. Markus Mk 48 3 13 Et ascendens in montem vocavit ad se quos voluit ipse: et venerunt ad eum. Und er stieg auf den Berg¹⁵ und berief zu sich,¹⁶ die er selbst wollte;¹⁷ und sie kamen zu ihm.¹⁸ [Lk 6,12, Mt 10,1] Markus Mk 48 3 13 15 Es ist der Berg der Seligkeiten am See Tiberias. Dort betet Christus [Lk 6,12], wohl seinem Vater die Apostel und die Kirche empfehlend. Markus Mk 48 3 13 16 Da die Führer des Volkes den Herrn anfeinden, das Volk aber die Unterweisung bedarf, wählt Christus die Apostel, damit sie die Führer seines Volke seien. Da er einige aus den Jüngern zu höherem Range, zu Aposteln auswählt, schafft er eine hierarchische Ordnung. Markus Mk 48 3 13 17 Ohne ihr Verdienst und kraft seiner Machtvollkommenheit. Markus Mk 48 3 13 18 Mit großer Bereitwilligkeit. Der Heiland erklärte ihnen wohl die Obliegenheiten ihres Amtes. Markus Mk 48 3 14 Et fecit ut essent duodecim cum illo: et ut mitteret eos prædicare. Und er bestellte zwölf,¹⁹ dass sie um ihn seien, und dass er sie zum Predigen ausschickte, Markus Mk 48 3 14 19 Sie sind gleichsam die zwölf Patriarchen des Neuen Volkes Gottes. Übrigens kommt die Zahl 12 häufig in der heiligen Geschichte vor. Markus Mk 48 3 15 Et dedit illis potestatem curandi infirmitates, et ejiciendi dæmonia. und gab ihnen die Macht, die Krankheiten zu heilen und die bösen Geister auszutreiben. Markus Mk 48 3 16 Et imposuit Simoni nomen Petrus: Und er legte dem Simon den Namen Petrus bei,²⁰ Markus Mk 48 3 16 20 Bisher hatte der Evangelist den heil. Petrus nur Simon genannt; von dieser Stelle ab nennt er ihn ausschließlich mit dem neuen Namen. Vergl. [Apg 13,9] wo der Name Saulus gebraucht wird, der nicht weiter vorkommt. Ob Christus den Namen schon jetzt gab (Aug., Bed.) oder erst später, steht nicht fest. Markus Mk 48 3 17 Et Jacobum Zebedæi, et Joannem fratrem Jacobi, et imposuit eis nomina Boanerges, quod est, filii tonitrui: und berief Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, den Bruder des Jakobus, denen er den Namen Boanerges, das ist Donnerkinder, gab;²¹ Markus Mk 48 3 17 21 Die Reihenfolge [Mt 10,2] und [Lk 6,14] ist eine andere. Der heil. Markus fügt dem heil. Petrus diejenigen zunächst an, deren Namen der Heiland veränderte. Ähnlich [Apg 1,13]. Boanerges aramäische Aussprache für Ben Regesch. Ihr Charakter und demnach auch ihre Predigt (Greg. Naz., Theod.) entsprechen wohl diesem Namen. Markus Mk 48 3 18 Et Andream, et Philippum, et Bartholomæum, et Matthæum, et Thomam, et Jacobum Alphæi, et Thaddæum, et Simonem Cananæum, und Andreas, und Philippus, und Bartholomäus,²² und Matthäus, und Thomas,²³ und Jakobus, den Sohn des Alphäus,²⁴ und Thaddäus,²⁵ und Simon, den Kananäer,²⁶ Markus Mk 48 3 18 22 Nathanael [Joh 1,45, Joh 21,2]. Markus Mk 48 3 18 23 Auch Zwilling genannt. Markus Mk 48 3 18 24 Jakobus der Jüngere, auch Bruder des Herrn genannt. [Gal 1,19, Gal 2,9]. Es ist der Verfasser des nach ihm benannten Briefes. Markus Mk 48 3 18 25 Auch Judas, Bruder des Jakobus genannt [Lk 6,16, Apg 1,13]. Markus Mk 48 3 18 26 D. i.: der Eiferer. Markus Mk 48 3 19 Et Judam Iscariotem, qui et tradidit illum. und Judas Iskariot,²⁷ welcher ihn auch verraten hat. Markus Mk 48 3 19 27 Der einzige aus dem Stamme Juda. Karioth lag 51 Kilom. südlich von Jerusalem. Markus Mk 48 3 2 Et observabant eum, si sabbatis curaret, ut accusarent illum. Sie aber gaben acht auf ihn, ob er am Sabbate heilen würde, damit sie ihn anklagen könnten.³ Markus Mk 48 3 2 3 Sie haben den Kranken vielleicht selbst hergeführt. Markus Mk 48 3 20 Et veniunt ad domum: et convenit iterum turba, ita ut non possent neque panem manducare. Als sie nach Hause kamen, versammelte sich das Volk wieder,²⁸ so dass sie nicht einmal ihr Brot essen konnten.²⁹ Markus Mk 48 3 20 28 Wie oben V. 7. Markus Mk 48 3 20 29 Die Ereignisse nach ihrer Berufung zeigen den Aposteln, was sie zu erwarten haben: der Zudrang des Volkes, der Unglaube der dem Heiland natürlicher Weise Zunächststehenden, die ruchlose Anfeindung der Schriftgelehrten. Markus Mk 48 3 21 Et cum audissent sui, exierunt tenere eum: dicebant enim: Quoniam in furorem versus est. Da die Seinigen³⁰ dies hörten, gingen sie aus,³¹ ihn zu ergreifen,³² denn sie sagten: Er ist wahnsinnig geworden.³³ Markus Mk 48 3 21 30 Vielleicht Verwandte Jesu, wahrscheinlicher Anhänger. Markus Mk 48 3 21 31 Aus ihren Häusern in Kapharnaum. Markus Mk 48 3 21 32 Und in Sicherheit zu bringen. Markus Mk 48 3 21 33 Vielleicht sagen sie nur so, um den Heiland dem Hasse der Pharisäer zu entziehen. Wie wenig aber haben sie den Herrn und seine göttliche Sendung noch erkannt! Wie großen Schaden stiften sie im Herzen des Volkes! Markus Mk 48 3 22 Et Scribæ, qui ab Jerosolymis descenderant, dicebant: Quoniam Beelzebub habet, et quia in principe dæmoniorum ejicit dæmonia. Und die Schriftgelehrten, die von Jerusalem herabgekommen waren, sprachen:³⁴ Er hat den Beelzebub, und durch den obersten der bösen Geister treibt er die bösen Geister aus. [Mt 9,34] Markus Mk 48 3 22 34 Häufig. Sie wollen die ersten Keime des Glaubens in den Herzen vernichten. Markus Mk 48 3 23 Et convocatis eis in parabolis dicebat illis: Quomodo potest satanas satanam ejicere? Da rief er sie zusammen, und redete zu ihnen in Gleichnissen:³⁵ Wie kann ein Satan einen anderen Satan austreiben? Markus Mk 48 3 23 35 Jesus antwortet mit Milde, indem er zunächst den Widersinn ihrer Rede nachweist, sodann das Ziel seiner Sendung zeigt und die Beweise für dieselbe vorbringt, endlich ihnen die Furchtbarkeit ihrer Lästerung vor Augen stellt. Markus Mk 48 3 24 Et si regnum in se dividatur, non potest regnum illud stare. Und wenn ein Reich sich wider sich selbst spaltet, so kann ein solches Reich nicht bestehen. Markus Mk 48 3 25 Et si domus super semetipsam dispertiatur, non potest domus illa stare. Und wenn ein Haus wider sich selbst geteilet ist, so kann ein solches Haus nicht bestehen. Markus Mk 48 3 26 Et si satanas consurrexerit in semetipsum, dispertitus est, et non poterit stare, sed finem habet. Wenn nun der Satan gegen sich selbst aufsteht, so ist er geteilt, und wird nicht bestehen können, sondern es hat ein Ende mit ihm. Markus Mk 48 3 27 Nemo potest vasa fortis ingressus in domum diripere, nisi prius fortem alliget, et tunc domum ejus diripiet. Niemand kann in das Haus des Starken eindringen, und sein Hausgerät rauben, wenn er nicht zuvor den Starken bindet, dann erst wird er sein Haus ausrauben. [Mt 12,29] Markus Mk 48 3 28 Amen dico vobis, quoniam omnia dimittentur filiis hominum peccata, et blasphemiæ, quibus blasphemaverint: Wahrlich, ich sage euch, alle Sünden werden den Menschenkindern vergeben werden, und alle Lästerungen, die sie ausstoßen mögen; [Mt 12,31, Lk 12,10] Markus Mk 48 3 29 Qui autem blasphemaverit in Spiritum sanctum, non habebit remissionem in æternum, sed reus erit æterni delicti. wer aber wider den heiligen Geist lästert, wird in Ewigkeit keine Vergebung erhalten, sondern ewiger Sünde schuldig sein!³⁶ [Mt 12,32] Markus Mk 48 3 29 36 Wer Gottes Werke sehend und die übernatürliche Kraft erkennend aus Neid die Werke des heil. Geistes Beelzebub zuschreibt, kommt, so lange er dies tut, nie zu wahrer Buße und erlangt so nie die Vergebung dieser Sünde. (Beda) Markus Mk 48 3 3 Et ait homini habenti manum aridam: Surge in medium. Da sprach er zu dem Menschen, der die verdorrte Hand hatte: Stehe auf, und tritt hierher in die Mitte!⁴ Markus Mk 48 3 3 4 Wenn alle die vertrocknete Hand sehen, fühlen sie Mitleid und verabscheuen die Bosheit der Pharisäer. Markus Mk 48 3 30 Quoniam dicebant: Spiritum immundum habet. Denn sie sagten: Er hat einen unreinen Geist. Markus Mk 48 3 31 Et veniunt mater ejus et fratres: et foris stantes miserunt ad eum vocantes eum, Und es kamen seine Mutter und seine Brüder, und draußen stehen bleibend, schickten sie zu ihm hinein,³⁷ und ließen ihn rufen.³⁸ [Mt 12,46, Lk 8,19] Markus Mk 48 3 31 37 Eine andere für die Apostel sehr wichtige Lehre. Dies Ereignis fällt in eine andere Zeit als das vorher erzählte. Siehe [Lk 8,19] und [Lk 11,17]. Markus Mk 48 3 31 38 Den Grund nennt der heil. Evangelist nicht. Markus Mk 48 3 32 Et sedebat circa eum turba: et dicunt ei: Ecce mater tua, et fratres tui foris quærunt te. Das Volk aber saß um ihn her; und sie³⁹ sprachen zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder sind draußen, und suchen dich. Markus Mk 48 3 32 39 Die ihm zunächst befindlichen. Markus Mk 48 3 33 Et respondens eis, ait: Quæ est, mater mea, et fratres mei? Da antwortete er ihnen, und sprach: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder?⁴⁰ Markus Mk 48 3 33 40 Wer sind die, welche ich als Messias am meisten liebe und für die ich am meisten Sorge trage? Nicht die leiblichen Verwandten, denn leibliche Verwandtschaft hat mit meinem göttlichen Werke nichts zu tun. Markus Mk 48 3 34 Et circumspiciens eos, qui in circuitu ejus sedebant, ait: Ecce mater mea, et fratres mei. Und indem er die, welche um ihn her saßen, ringsum anblickte, sprach er: Siehe da meine Mutter, und meine Brüder! Markus Mk 48 3 35 Qui enim fecerit voluntatem Dei, hic frater meus, et soror mea, et mater est. Denn wer den Willen Gottes tut, der ist mein Bruder, meine Schwester, und meine Mutter.⁴¹ Markus Mk 48 3 35 41 Vergl. [Joh 4,34]. Ich schätze den Willen Gottes über alles. Also ist mir am nächsten verwandt, wer am genauesten Gottes Willen tut. Diese geistig Verwandten, denen jetzt meine Sorge gilt, darf ich um der leiblichen Verwandten willen nicht verlassen, der ich meine Apostel ermahnt habe, alles zu verlassen. Jesus leugnet nicht, dass Maria, seine Mutter, noch auch, dass sie ihm geistig am nächsten steht, sondern spricht nur aus, dass ihm die geistige Verwandtschaft über die leibliche geht. Markus Mk 48 3 4 Et dicit eis: Licet sabbatis benefacere, an male? animam salvam facere, an perdere? At illi tacebant. Und er sprach zu ihnen: Ist es erlaubt, am Sabbate Gutes zu tun, oder Böses? ein Leben zu retten, oder zu verderben?⁵ Sie aber schwiegen.⁶ Markus Mk 48 3 4 5 Durch Verweigerung der Hilfe. Markus Mk 48 3 4 6 Sie fürchten für ihr Ansehen, wenn sie der Heilung Widerspruch entgegenstellen. Markus Mk 48 3 5 Et circumspiciens eos cum ira, contristatus super cæcitate cordis eorum, dicit homini: Extende manum tuam. Et extendit, et restituta est manus illi. Und er sah sie ringsherum zürnend an,⁷ betrübt über die Blindheit ihres Herzens, und sprach zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus, und seine Hand ward wieder gesund.⁸ Markus Mk 48 3 5 7 Christus will ihr Gewissen wecken. Markus Mk 48 3 5 8 So gibt Christus die Lösung der Frage. Markus Mk 48 3 6 Exeuntes autem Pharisæi, statim cum Herodianis consilium faciebant adversus eum quomodo eum perderent. Die Pharisäer aber gingen hinaus, und hielten sogleich⁹ mit den Herodianern Rat wider ihn, wie sie ihn töten könnten. [Mt 12,14] Markus Mk 48 3 6 9 Und mehrfach. Christus befand sich im Gebiete des Herodes. Die Pharisäer wählen ihre sonstigen Gegner als Bundesgenossen, wenn es gilt, ihren Hass zu befriedigen. Diese fünf Erzählungen haben gezeigt, wie ungeeignet die Führer des Volkes für das messianische Reich sind. Welchen Erfolg wird der Heiland bei einem Volke haben, das solchen Führern folgt? Markus Mk 48 3 7 Jesus autem cum discipulis suis secessit ad mare: et multa turba a Galilæa, et Judæa secuta est eum, Jesus aber entwich mit seinen Jüngern an das Meer;¹⁰ und viel Volk von Galiläa und Judäa folgte ihm, Markus Mk 48 3 7 10 Weil die Zeit seines Leidens noch nicht gekommen war und er den Pharisäern Zeit zur Buße lassen will. Markus Mk 48 3 8 Et ab Jerosolymis, et ab Idumæa, et trans Jordanem: et qui circa Tyrum, et Sidonem, multitudo magna, audientes, quæ faciebat, venerunt ad eum. auch von Jerusalem und Idumäa,¹¹ und von jenseits des Jordans; und aus der Gegend von Tyrus und Sidon kam eine große Menge zu ihm,¹² als sie von seinen Taten hörten. Markus Mk 48 3 8 11 Zwischen Südpalästina und dem peträischen Arabien. Markus Mk 48 3 8 12 Wohl auch viele Heiden. Markus Mk 48 3 9 Et dixit discipulis suis ut navicula sibi deserviret propter turbam, ne comprimerent eum. Da sagte er zu seinen Jüngern, sie sollten der Volksmenge wegen ein Schifflein für ihn bereit halten, damit sie ihn nicht erdrückten; Markus Mk 48 0 1 Das Gleichnis vom Sämann (V. 20) und andere Gleichnisse vom Reiche Gottes. (V. 34) Die Stillung des Seesturmes. Markus Mk 48 4 1 Et iterum cpit docere ad mare: et congregata est ad eum turba multa, ita ut navim ascendens sederet in mari, et omnis turba circa mare super terram erat: Und er fing abermals¹ an, am Meere zu lehren; und es sammelte sich zu ihm eine große² Schar, so dass er in das Schiff stieg, und so auf dem Meere saß, das ganze Volk aber war auf dem Lande am Meere entlang. [Mt 13,1.2, Lk 8,4] Markus Mk 48 4 1 1 Wie [Mk 2,13] und gewiss auch [Mk 3,7], obwohl an letzter Stelle nur Heilungen berichtet werden. Markus Mk 48 4 1 2 Griech.: Sehr zahlreiche Schar. Ein Fortschritt gegen [Mk 3,7.8]. Markus Mk 48 4 10 Et cum esset singularis, interrogaverunt eum hi, qui cum eo erant duodecim, parabolam. Und als er allein war, fragten ihn die zwölf, die um ihn waren, über dieses Gleichnis.⁷ Markus Mk 48 4 10 7 Nach [Lk 8,9, Mt 13,10] stellten sie noch eine andere Frage. Griech.: Welche mit den zwölf bei ihm waren, also waren außer den Aposteln auch noch andere Jünger da. Markus Mk 48 4 11 Et dicebat eis: Vobis datum est nosse mysterium regni Dei: illis autem, qui foris sunt, in parabolis omnia fiunt. Und er sprach zu ihnen: Euch ist es gegeben,⁸ das Geheimnis des Reiches Gottes zu verstehen; denen aber, die draußen sind, wird alles in Gleichnissen vorgelegt, Markus Mk 48 4 11 8 Vom himmlischen Vater bestimmt, denn die Jünger glauben und sind besorgt um das Verständnis. Siehe [Mt 13,16] Markus Mk 48 4 12 Ut videntes videant, et non videant: et audientes audiant, et non intelligant: nequando convertantur, et dimittantur eis peccata. damit sie es mit Augen schauen, und doch nicht sehen, und mit Ohren hören, und doch nicht verstehen; damit sie sich nicht etwa bekehren und ihnen die Sünden vergeben werden. [Jes 6,9, Mt 13,14, Joh 12,40, Apg 28,26, Röm 11,8] Markus Mk 48 4 13 Et ait illis: Nescitis parabolam hanc? et quomodo omnes parabolas cognoscetis? Und er sprach zu ihnen: Verstehet ihr dieses Gleichnis nicht, wie werdet ihr dann alle Gleichnisse verstehen?⁹ Markus Mk 48 4 13 9 Diese Frage führt die Jünger auf das zurück, um was sie V. 10 gebeten. Sie enthält keinen Tadel, sondern soll die Aufmerksamkeit der Jünger auf das lenken, womit das Gespräch V. 10 begonnen hat. Ihr versteht dieses Gleichnis nicht und wisst überhaupt nicht, wie ihr die Gleichnisse (V. 2) verstehen sollt? Durch dieses Gleichnis werden die Apostel belehrt, dass die Verkündigung des Evangeliums nicht bei allen Hörern jene Früchte tragen wird, welche es seiner inneren Kraft nach hervorbringen sollte. So werden die Apostel bei ihrer Tätigkeit nicht den Mut verlieren. Zugleich werden ihnen die Gründe gezeigt, weshalb ihre Predigt bei manchen unfruchtbar bleibt, damit sie die geeigneten Gegenmittel anwenden können. Endlich erkennen sie, dass sie selbst von denen, welche Frucht tragen, nicht das gleiche Maß erwarten und fordern dürfen. Markus Mk 48 4 14 Qui seminat, verbum seminat. Der Säemann sät das Wort.¹⁰ Markus Mk 48 4 14 10 Das Wort Gottes. Markus Mk 48 4 15 Hi autem sunt, qui circa viam, ubi seminatur verbum, et cum audierint, confestim venit satanas, et aufert verbum, quod seminatum est in cordibus eorum. Jene aber am Wege sind diejenigen, welche, wenn das Wort gesäet wird, es zwar hören; dann kommt aber sogleich der Satan, und nimmt das Wort hinweg, das in ihre Herzen gesät ist. Markus Mk 48 4 16 Et hi sunt similiter, qui super petrosa seminantur: qui cum audierint verbum, statim cum gaudio accipiunt illud: Desgleichen sind auch die, welche auf felsigen Grund gesäet werden; wenn diese das Wort gehört haben, nehmen sie es alsbald mit Freuden auf; Markus Mk 48 4 17 Et non habent radicem in se, sed temporales sunt: deinde orta tribulatione et persecutione propter verbum, confestim scandalizantur. sie haben aber keine Wurzel in sich, sondern sind unbeständig; und wenn dann Drangsal und Verfolgung um des Wortes willen entsteht, so nehmen sie alsbald Anstoß.¹¹ Markus Mk 48 4 17 11 Die erste Ursache des mangelnden Erfolges ist der Satan (V. 15), die zweite die Welt mit ihren Verfolgungen (V. 17), die dritte das Fleisch. (V. 19) Markus Mk 48 4 18 Et alii sunt, qui in spinis seminantur: hi sunt, qui verbum audiunt, Die anderen, die unter die Dornen gesäet sind, das sind die, welche zwar das Wort hören, Markus Mk 48 4 19 Et ærumnæ sæculi, et deceptio divitiarum, et circa reliqua concupiscentiæ intrountes suffocant verbum, et sine fructu efficitur. aber die Sorgen der Welt, der Trug¹² des Reichtums, und die Begierden nach den übrigen Dingen¹³ schleichen sich ein, und ersticken das Wort, so dass es ohne Frucht bleibt. [1Tim 6,17] Markus Mk 48 4 19 12 Der Reichtum verspricht, was er nicht geben kann: Zufriedenheit und festen Besitz und zieht den Willen vom Streben nach dem Heile ab. Markus Mk 48 4 19 13 Ehrsucht, Rachsucht, Vergnügungssucht usw. Also auch wenn jemand sein Leben nach den Vorschriften des Evangeliums eingerichtet hat, ist er noch nicht sicher. Markus Mk 48 4 2 Et docebat eos in parabolis multa, et dicebat illis in doctrina sua: Und er lehrte³ sie vieles in Gleichnissen, und sprach zu ihnen in seiner Lehre:⁴ Markus Mk 48 4 2 3 Oft. Von den sieben bei [Mt 13] wiedergegebenen Gleichnissen berichtet Markus nur zwei, ein drittes sonst nirgends erwähntes V. 26 hinzufügend. Markus Mk 48 4 2 4 Unter dem, was er lehrte, war auch dieses Gleichnis. Markus Mk 48 4 20 Et hi sunt, qui super terram bonam seminati sunt, qui audiunt verbum, et suscipiunt, et fructificant, unum triginta, unum sexaginta, et unum centum. Die endlich auf ein gutes Erdreich gesäet sind, sind die, welche das Wort hören und auffassen, und Frucht bringen lassen, eines dreißigfältig, eines sechzigfältig, und eines hundertfältig. Markus Mk 48 4 21 Et dicebat illis: Numquid venit lucerna ut sub modio ponatur, aut sub lecto? nonne ut super candelabrum ponatur? Und er sprach zu ihnen: Bringt man etwa das Licht, damit es unter den Scheffel gestellt werde oder unter das Bett? Und nicht vielmehr, damit es auf den Leuchter gestellt werde?¹⁴ [Mt 5,15, Lk 8,16, Lk 11,33] Markus Mk 48 4 21 14 Das Licht des Evangeliums wird von Christus entzündet, damit die Apostel durch dasselbe die Finsternisse der Welt zerstreuen. Markus Mk 48 4 22 Non est enim aliquid absconditum, quod non manifestetur: nec factum est occultum, sed ut in palam veniat. Denn nichts ist verborgen, was nicht offenbar würde; und nichts geschieht heimlich, sondern damit es an den Tag komme.¹⁵ [Mt 10,26, Lk 8,17] Markus Mk 48 4 22 15 Der Herr will, dass das, was er tut, seiner Zeit offenbar werde, ganz besonders das Geheimnis des Reiches Gottes. Markus Mk 48 4 23 Si quis habet aures audiendi, audiat. Wer Ohren hat zu hören, der höre!¹⁶ Markus Mk 48 4 23 16 Erwäget wohl, eine wie heilige Pflicht euch obliegt, und bereitet euch in meiner Schule recht vor, dieselbe zu erfüllen. Markus Mk 48 4 24 Et dicebat illis: Videte quid audiatis. In qua mensura mensi fueritis, remetietur vobis, et adjicietur vobis. Und er sprach zu ihnen: Habet acht, was ihr hört! Mit dem Maße, mit welchem ihr messet, wird euch wieder gemessen werden, und es wird euch noch darüber gegeben werden.¹⁷ [Mt 7,2, Lk 6,38] Markus Mk 48 4 24 17 Gott wird euren Eifer reich belohnen. Markus Mk 48 4 25 Qui enim habet, dabitur illi: et qui non habet, etiam quod habet auferetur ab eo. Denn wer hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, dem wird auch das, was er hat, genommen werden.¹⁸ [Mt 13,12, Mt 25,29, Lk 8,18, Lk 19,26] Markus Mk 48 4 25 18 Sprichwort. Leicht mehrt der Reiche seinen Reichtum, wie der Arme leicht immer ärmer wird. So viel jemand für das Wort Gottes Empfänglichkeit zeigt, wird seine Erkenntnis zunehmen, der Lässige verliert auch die geringe Erkenntnis, die er besitzt (Bitt., Theoph., Euth.). Markus Mk 48 4 26 Et dicebat: Sic est regnum Dei, quemadmodum si homo jaciat sementem in terram, Er sprach auch:¹⁹ Mit dem Reiche Gottes²⁰ ist es, wie wenn ein Mensch Samen auf das Land streut. Markus Mk 48 4 26 19 Zu dem Volke. Markus Mk 48 4 26 20 Mit der Kirche. Markus Mk 48 4 27 Et dormiat. Et exsurgat nocte et die, et semen germinet, et increscat dum nescit ille. Er mag schlafen, oder aufstehen bei Tag und bei Nacht, der Same keimt und wächst auf, ohne dass er es wahrnimmt.²¹ Markus Mk 48 4 27 21 Er ist um den Samen nicht besorgt, da er weiß, dass derselbe wachsen wird. Markus Mk 48 4 28 Ultro enim terra fructificat, primum herbam, deinde spicam, deinde plenum frumentum in spica. Denn die Erde trägt von selbst Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, endlich die volle Frucht in der Ähre. Markus Mk 48 4 29 Et cum produxerit fructus, statim mittit falcem, quoniam adest messis. Und wenn sie die Früchte hervorgebracht hat, so legt er alsbald die Sichel an, weil die Ernte da ist.²² Markus Mk 48 4 29 22 Die Begründung und die Vollendung der Kirche will der Heiland selbst sichtbar vornehmen. Das Wachstum verleiht er durch seine unsichtbare Gegenwart. Nachdem er den Samen ausgestreut, fährt er gen Himmel (Theoph.). Die Kirche muss wachsen bis zum Ende. Der dreifache Stand der Pflanze ist auch das Bild der anfangenden, fortschreitenden, vollkommenen christlichen Seele (Greg.). Markus Mk 48 4 3 Audite: ecce exiit seminans ad seminandum. Höret! Siehe, es ging der Säemann aus, zu säen. [Mt 13,3] Markus Mk 48 4 30 Et dicebat: Cui assimilabimus regnum Dei? aut cui parabolæ comparabimus illud? Und er sprach: Womit werden wir das Reich Gottes vergleichen, oder unter welchem Gleichnisse sollen wir es darstellen?²³ Markus Mk 48 4 30 23 Diese Frage regt die Aufmerksamkeit an. Markus Mk 48 4 31 Sicut granum sinapis, quod cum seminatum fuerit in terra, minus est omnibus seminibus, quæ sunt in terra: Es ist wie ein Senfkörnlein, welches, wenn es in die Erde gesäet wird, das kleinste unter allen Samenkörnern ist, die auf Erden sind;²⁴ [Mt 13,31, Lk 13,19] Markus Mk 48 4 31 24 Siehe [Mt 13,Anm.28]. Die Kirche hatte bei ihrem Beginne nur 120 Glieder. Markus Mk 48 4 32 Et cum seminatum fuerit, ascendit, et fit majus omnibus oleribus, et facit ramos magnos, ita ut possint sub umbra ejus aves cli habitare. nachdem es aber gesäet ist, wächst es empor, und wird größer als alle Kräuter, und treibt so große Zweige,²⁵ dass die Vögel des Himmels unter seinem Schatten wohnen können. Markus Mk 48 4 32 25 Vergl. über das rasche Wachstum der Kirche [Apg 2,41.47, Röm 1,8, 1Thess 1,8] Wie die Kirche, so soll auch der einzelne Christ stets wachsen (Vinc. Lir.). Markus Mk 48 4 33 Et talibus multis parabolis loquebatur eis verbum, prout poterant audire: In vielen solchen Gleichnissen redete er zu ihnen das Wort, so wie sie es zu hören vermochten.²⁶ Markus Mk 48 4 33 26 Sie waren nicht geeignet, die wahre Natur des Reiches Gottes zu erfassen, wie schon der Umstand beweist, dass sie den Heiland nicht nach dem Sinne der Gleichnisse fragen. Ohne Zweifel enthielt das Gleichnis vom Sämann auch so Lehren, doch erlangte das Volk nicht den vollen von Christus beabsichtigten Nutzen. Markus Mk 48 4 34 Sine parabola autem non loquebatur eis: seorsum autem discipulis suis disserebat omnia. Und ohne Gleichnisse redete er nicht zu ihnen;²⁷ wenn sie aber allein waren, legte er seinen Jüngern²⁸ alles aus. Markus Mk 48 4 34 27 Damals. Markus Mk 48 4 34 28 Den in V. 10 bezeichneten. Markus Mk 48 4 35 Et ait illis in illa die, cum sero esset factum: Transeamus contra. An demselben Tage,²⁹ da es Abend geworden war,³⁰ sagte er zu ihnen: Lasset uns hinüberfahren an das andere Ufer! [Mt 8,18] Markus Mk 48 4 35 29 Da die Jünger aus der Rede des Herrn die Beschaffenheit des Reiches Gottes kennengelernt, festigt der Heiland jetzt in ihnen den Glauben durch Wunder. Markus Mk 48 4 35 30 Es ist der Tag, an welchem Christus das Gleichnis vom Senfkorn vorgelegt. Markus Mk 48 4 36 Et dimittentes turbam, assumunt eum ita ut erat in navi: et aliæ naves erant cum illo. Sie entließen also das Volk, und nahmen ihn mit sich, so wie er im Schiffe war;³¹ es waren auch noch andere Schiffe mit ihm.³² [Mt 8,23, Lk 8,22] Markus Mk 48 4 36 31 Sofort. Markus Mk 48 4 36 32 Wohl Schiffe, welche zu den Aposteln in Beziehung standen. Markus Mk 48 4 37 Et facta est procella magna venti, et fluctus mittebat in navim, ita ut impleretur navis. Und es erhob sich ein großer Sturmwind und warf die Wellen in das Schiff, so dass es voll Wasser wurde. [Mt 8,24] Markus Mk 48 4 38 Et erat ipse in puppi super cervical dormiens: et excitant eum, et dicunt illi: Magister, non ad te pertinet, quia perimus? Er aber war auf dem Hinterteile³³ des Schiffes, und schlief auf einem Kissen. Da weckten sie ihn auf, und sprachen zu ihm: Meister! liegt dir nichts daran, dass wir zu Grunde gehen?³⁴ Markus Mk 48 4 38 33 Dieser Teil des Schiffes ist ruhiger. Dies ist die einzige Stelle im Evangelium, an der uns berichtet wird, dass Jesus schlief. Wohl war Jesus erschöpft und ihm so der Schlaf notwendig, doch ließ er ihn auch zu, damit das folgende Wunder desto augenfälliger war. Markus Mk 48 4 38 34 Sie haben einigen Glauben. So vielen hat der Herr geholfen, sollte er also die Seinen im Stich lassen? Sollen die, welche berufen sind, sein Reich auszubreiten, von den Wogen verschlungen werden, während der Messias bei ihnen im Schiffe ist? Markus Mk 48 4 39 Et exsurgens comminatus est vento, et dixit mari: Tace, obmutesce. Et cessavit ventus: et facta est tranquillitas magna. Und er stand auf, gebot dem Winde drohend,³⁵ und sprach zu dem Meere: Schweig, verstumme! Und der Wind legte sich, und es ward eine große Stille.³⁶ Markus Mk 48 4 39 35 Der Wind hat das Meer unruhig gemacht (Theoph.). Markus Mk 48 4 39 36 Wie der Befehl ein Doppelglied hatte, so die Erfüllung. Besonders wunderbar war die plötzliche Ruhe des Meeres. V. 37: Ein großer Sturm V. 39: eine große Stille. Markus Mk 48 4 4 Et dum seminat, aliud cecidit circa viam, et venerunt volucres cli, et comederunt illud. Und indem er säte, fiel einiges an den Weg hin; da kamen die Vögel des Himmels und fraßen es auf. Markus Mk 48 4 40 Et ait illis: Quid timidi estis? necdum habetis fidem? Et timuerunt timore magno, et dicebant ad alterutrum: Quis, putas, est iste, quia et ventus et mare obediunt ei? Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?³⁷ Sie aber fürchteten sich sehr, und sprachen zueinander: Wer ist wohl dieser, dass ihm sogar der Wind und das Meer gehorchen?³⁸ Markus Mk 48 4 40 37 Nach so vielen Wundern. Markus Mk 48 4 40 38 Noch war ihr Glaube, dass Christus Gott sei, nicht fest. Der Heiland schläft als Mensch und gebietet als Gott dem Winde und dem Meere Ruhe (Beda). Dieser Sturm ist das Bild der Stürme, welche die Kirche Christi durch alle Jahrhunderte zu erdulden hat. Markus Mk 48 4 5 Aliud vero cecidit super petrosa, ubi non habuit terram multam: et statim exortum est, quoniam non habebat altitudinem terræ: Einiges fiel auf den felsigen Grund, wo es nicht viel Erde hatte; es ging zwar sogleich auf, weil es keine tiefe Erde hatte; Markus Mk 48 4 6 Et quando exortus est sol, exæstuavit: et eo quod non habebat radicem, exaruit. als aber die Sonne aufging, wurde es versengt, und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es. Markus Mk 48 4 7 Et aliud cecidit in spinas: et ascenderunt spinæ, et suffocaverunt illud, et fructum non dedit. Und einiges fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen auf, und erstickten es, so dass es keine Frucht gab. Markus Mk 48 4 8 Et aliud cecidit in terram bonam: et dabat fructum ascendentem, et crescentem, et afferebat unum triginta, unum sexaginta, et unum centum. Einiges aber fiel in gutes Erdreich und brachte Frucht, welche aufging und sich mehrte, so dass eines dreißigfältig, eines sechzigfältig, eines hundertfältig trug.⁵ Markus Mk 48 4 8 5 Bei Matthäus umgekehrt: Hundertfältig, sechzigfältig usw. In der Sache stimmen beide Evangelisten überein. Die aufsteigende Ordnung bei Markus ist natürlicher, weil Jesus etwas Großes schildern will. Markus Mk 48 4 9 Et dicebat: Qui habet aures audiendi, audiat. Und er sprach: Wer Ohren hat zu hören, der höre!⁶ Markus Mk 48 4 9 6 Wer in sich das Verlangen fühlt, aus diesem Gleichnisse Nutzen zu ziehen, vernachlässige die Einladung der göttlichen Gnade nicht. Markus Mk 48 0 1 Jesus heilt einen Besessenen (V. 20) und ein blutflüssiges Weib (V. 34) und erweckt die Tochter des Jairus vom Tode. Markus Mk 48 5 1 Et venerunt trans fretum maris in regionem Gerasenorum. Und sie kamen über das Meer in die Gegend der Gerasener.¹ [Mt 8,28, Lk 8,26] Markus Mk 48 5 1 1 Auch in dieser Erzählung bringt der heil. Markus einige Einzelheiten, welche bei den anderen Evangelisten fehlen. Übrigens spricht er hier nur von einem der zwei, welche der Heiland heilte. Markus Mk 48 5 10 Et deprecabatur eum multum, ne se expelleret extra regionem. Und er bat ihn sehr, dass er ihn nicht aus dieser Gegend vertreiben möchte.⁶ Markus Mk 48 5 10 6 Wohl hat der böse Geist die ungeheure Zahl seiner Genossen (die römische Legion hatte etwa 6000 Mann) genannt, doch sogleich bekennt er auch seine Ohnmacht dem Herrn gegenüber. Markus Mk 48 5 11 Erat autem ibi circa montem grex porcorum magnus, pascens. Es war aber daselbst am Berge eine große Herde Schweine auf der Weide.⁷ Markus Mk 48 5 11 7 Ein Teil auf dem Berge. [Lk 8,32] (Aug.). Markus Mk 48 5 12 Et deprecabantur eum spiritus, dicentes: Mitte nos in porcos ut in eos introamus. Und die Geister baten ihn, und sprachen: Lasse uns in die Schweine, dass wir in sie hineinfahren! Markus Mk 48 5 13 Et concessit eis statim Jesus. Et exeuntes spiritus immundi intoirunt in porcos: et magno impetu grex præcipitatus est in mare ad duo millia, et suffocati sunt in mari. Und Jesus erlaubte es ihnen sogleich. Und die unreinen Geister fuhren aus, und fuhren in die Schweine; und mit großem Ungestüme stürzte sich die Herde in's Meer, es waren bei zweitausend, und sie ertranken im Meere.⁸ Markus Mk 48 5 13 8 Gegen den Willen der bösen Geister, deren Absicht so vereitelt wird, da sie in die Hölle zurückkehren müssen. Wie ohnmächtig sind sie! Markus Mk 48 5 14 Qui autem pascebant eos, fugerunt, et nuntiaverunt in civitatem, et in agros. Et egressi sunt videre quid esset factum: Diejenigen aber, die sie weideten, flohen davon, und verkündeten es in der Stadt und auf dem Lande. Und die Leute gingen heraus, um zu sehen, was geschehen war. Markus Mk 48 5 15 Et veniunt ad Jesum: et vident illum, qui a dæmonio vexabatur, sedentem, vestitum, et sanæ mentis, et timuerunt. Und sie kamen zu Jesus, und sahen denjenigen, der von dem bösen Geiste geplagt war, wie er da saß, angekleidet und bei gesundem Verstande, und sie fürchteten sich.⁹ Markus Mk 48 5 15 9 Sie fühlen das Walten einer höheren Macht. Markus Mk 48 5 16 Et narraverunt illis, qui viderant, qualiter factum esset ei, qui dæmonium habuerat, et de porcis. Die aber zugesehen hatten, erzählten ihnen, wie es sich mit dem Besessenen begeben und von den Schweinen. Markus Mk 48 5 17 Et rogare cperunt eum ut discederet de finibus eorum. Da fingen sie an, ihn zu bitten, er möge sich aus ihrem Gebiete fortbegeben.¹⁰ Markus Mk 48 5 17 10 Wohl, damit sie nicht noch schwereren Schaden litten. Es waren auch viele Heiden dabei. Der Heiland sendet ihnen wenigstens einen Verkünder der Wunder und Macht Gottes. Markus Mk 48 5 18 Cumque ascenderet navim, cpit illum deprecari, qui a dæmonio vexatus fuerat, ut esset cum illo, Als er nun in das Schiff stieg, fing jener, der vom bösen Geiste geplagt gewesen war, an, ihn zu bitten, dass er bei ihm bleiben dürfte.¹¹ Markus Mk 48 5 18 11 Als Jünger. Er hat erfahren, wie gut es ist, bei Jesus zu sein. (Bed.) Indes der Beruf ist keine Sache der Menschen, sondern Gottes. Markus Mk 48 5 19 Et non admisit eum, sed ait illi: Vade in domum tuam ad tuos, et annuntia illis quanta tibi Dominus fecerit, et misertus sit tui. Aber er ließ es nicht zu, sondern sprach zu ihm: Gehe hin in dein Haus zu den Deinigen, und verkünde ihnen, was der Herr Großes an dir getan, und wie er sich deiner erbarmet hat!¹² Markus Mk 48 5 19 12 Der Heiland schreibt dem Vater das Wunder zu. So müssen auch wir alle guten Werke auf Gott und seine Ehre zurückführen (Euth., Theoph.). In Judäa verbietet Christus, den Ruf seiner Wunder zu verbreiten, damit derselbe nicht etwa eine falsche Erwartung nähre; in einem zum großen Teile heidnischen Gegend müssen Gottes Großtaten verkündigt werden, um seiner Erkenntnis und der Verkündigung des Evangeliums den Weg zu bereiten. Markus Mk 48 5 2 Et exeunti ei de navi, statim occurrit de monumentis homo in spiritu immundo, Und als er aus dem Schiffe trat, kam ihm sogleich aus den Grabhöhlen ein Mensch entgegen, der von einem unreinen Geiste besessen war. Markus Mk 48 5 20 Et abiit, et cpit prædicare in Decapoli, quanta sibi fecisset Jesus: et omnes mirabantur. Da ging er hin, und fing an, in den zehn Städten kund zu machen, was Jesus an ihm Großes getan. Und alle verwunderten sich.¹³ Markus Mk 48 5 20 13 Der Geheilte verkündet dankbar auch des Heilandes Ruhm (Euth.). Er ist das Bild der Heiden (Hier.) und jedes Sünders. Markus Mk 48 5 21 Et cum transcendisset Jesus in navi rursum trans fretum, convenit turba multa ad eum, et erat circa mare. Und als Jesus im Schiffe wieder über das Meer gefahren war,¹⁴ versammelte sich viel Volk bei ihm, und er war am Meere. Markus Mk 48 5 21 14 Auf das Westufer, von dem er [Mk 4,35] gekommen. Markus Mk 48 5 22 Et venit quidam de archisynagogis nomine Jairus: et videns eum, procidit ad pedes ejus, Da kam¹⁵ einer von den Vorstehern der Synagoge mit Namen Jairus; und als dieser ihn sah, fiel er ihm zu Füßen, [Mt 9,18, Lk 8,41] Markus Mk 48 5 22 15 Sogleich. Der Name Synagogenvorsteher kam sowohl dem wirklichen Vorsteher wie den ihm zur Seite stehenden Ratspersonen zu. Des Heilandes Ruf ist so gewachsen, dass nicht allein das Volk zu ihm kommt. Obwohl Christus niemals von den Menschen Lob und Ehre begehrte, weist er dennoch die Zeichen ihrer Verehrung nicht zurück. (Vergleiche dagegen [Apg 14,14]). Markus Mk 48 5 23 Et deprecabatur eum multum, dicens: Quoniam filia mea in extremis est, Veni, impone manum super eam, ut salva sit, et vivat. bat ihn inständig, und sprach: Meine Tochter liegt in den letzten Zügen, komm und lege ihr die Hand auf,¹⁶ damit sie gesund werde, und lebe. Markus Mk 48 5 23 16 So hatte Christus wohl viele geheilt. Markus Mk 48 5 24 Et abiit cum illo, et sequèbatur eum turba multa, et comprimebant eum. Da ging er mit ihm, und es folgte ihm viel Volk, und drängte ihn.¹⁷ Markus Mk 48 5 24 17 Jesus gibt einen anderen Beweis seiner Allwissenheit, seiner Allmacht und seines Erbarmens. Markus Mk 48 5 25 Et mulier, quæ erat in profluvio sanguinis annis duodecim, Ein Weib aber, das mit einem Blutflusse behaftet war seit zwölf Jahren, Markus Mk 48 5 26 Et fuerat multa perpessa a compluribus medicis: et erogaverat omnia sua, nec quidquam profecerat, sed magis deterius habebat: und von mehreren Ärzten vieles ausgestanden und all das Ihrige aufgewendet, und keine Hilfe gefunden hatte, sondern vielmehr ärger herabgekommen war,¹⁸ Markus Mk 48 5 26 18 Ihr Unglück wird durch vier Umstände dargelegt. Sie hatte nur von Jesus gehört, doch wie groß ist ihr Glaube! Die Art der Krankheit hält sie davon zurück, ihn öffentlich um Heilung zu bitten. Markus Mk 48 5 27 Cum audisset de Jesu, venit in turba retro, et tetigit vestimentum ejus: kam, da sie von Jesus gehört hatte, unter dem Volke von rückwärts hinzu, und rührte sein Kleid an; Markus Mk 48 5 28 Dicebat enim: Quia si vel vestimentum ejus tetigero, salva ero. denn sie sprach: Wenn ich auch nur sein Kleid berühre, so wird mir geholfen sein. Markus Mk 48 5 29 Et confestim siccatus est fons sanguinis ejus: et sensit corpore quia sanata esset a plaga. Und sogleich war ihr Blutgang gestillt; und sie fühlte es an ihrem Körper, dass sie von der Plage geheilet sei. Markus Mk 48 5 3 Qui domicilium habebat in monumentis, et neque catenis jam quisquam poterat eum ligare: Dieser hatte seine Wohnung in den Grabhöhlen, und niemand konnte ihn binden, selbst nicht mit Ketten. Markus Mk 48 5 30 Et statim Jesus in semetipso cognoscens virtutem, quæ exierat de illo, conversus ad turbam, ajebat: Quis tetigit vestimenta mea? Und sogleich wandte sich Jesus, da er in sich erkannte, dass eine Kraft von ihm ausgegangen war,¹⁹ zum Volke, und sprach: Wer hat meine Kleider angerühret?²⁰ Markus Mk 48 5 30 19 Sich mitgeteilt hatte. Von der Frau sagt der Evangelist: Sie fühlte; vom Heilande: Er erkannte in sich. Markus Mk 48 5 30 20 Der Heiland will, dass alle aufmerken. Markus Mk 48 5 31 Et dicebant ei discipuli sui: Vides turbam comprimentem te, et dicis: Quis me tetigit? Und seine Jünger sprachen zu ihm:²¹ Du siehst, wie dich das Volk dränget, und fragst: Wer hat mich angerühret?²² Markus Mk 48 5 31 21 Die Jünger sind noch nicht weit fortgeschritten, da sie nicht einsahen, dass Jesus keine unnötige Frage stellen kann. Markus Mk 48 5 31 22 Jesus will den Glauben der Frau anderen als Vorbild hinstellen, sie selbst noch mehr belehren und den Glauben des Vorstehers mehren. Markus Mk 48 5 32 Et circumspiciebat videre eam, quæ hoc fecerat. Und er blickte umher, um die zu sehen, welche es getan hatte. Markus Mk 48 5 33 Mulier vero timens et tremens, sciens quod factum esset in se, venit et procidit ante eum, et dixit ei omnem veritatem. Da kam das Weib, voll Bangigkeit²³ und zitternd, wohl wissend, was an ihr geschehen war, fiel vor ihm nieder, und sagte ihm alles nach der Wahrheit. Markus Mk 48 5 33 23 Sie möchte nicht recht gehandelt haben und vielleicht zur Strafe wieder krank werden (Theoph.). Sie legt also eine demütige, furchtsame und allgemeine Beichte ab. Markus Mk 48 5 34 Ille autem dixit ei: Filia, fides tua te salvam fecit: vade in pace, et esto sana a plaga tua. Er aber sprach zu ihr: Tochter!²⁴ dein Glaube²⁵ hat dir geholfen; gehe hin im Frieden, und sei geheilet von deiner Plage. [Lk 7,50, Lk 8,48] Markus Mk 48 5 34 24 Dies eine Wort nimmt alle Furcht und lässt des Heilandes Herz erkennen. Markus Mk 48 5 34 25 So empfiehlt der Heiland den Glauben und zeigt, dass nicht die Berührung des Kleides an sich die Gesundheit zurückgab. Diese Geschichte ist auch das Bild der Seele. Markus Mk 48 5 35 Adhuc eo loquente, veniunt ab archisynagogo, dicentes: Quia filia tua mortua est: quid ultra vexas Magistrum? Als er noch redete, kamen Leute von dem Synagogenvorsteher, und sprachen:²⁶ Deine Tochter ist gestorben; warum bemühst du den Meister noch? Markus Mk 48 5 35 26 Vor dem Wunder an der blutflüssigen Frau melden die Boten den Tod der Tochter des Vorstehers. Gott fügt es so, damit der Glaube des letzteren gefestigt werde. Markus Mk 48 5 36 Jesus autem audito verbo, quod dicebatur, ait archisynagogo: Noli timere: tantummodo crede. Als aber Jesus diese Rede hörte, sprach er zu dem Synagogenvorsteher: Fürchte dich nicht; glaube nur! Markus Mk 48 5 37 Et non admisit quemquam se sequi nisi Petrum, et Jacobum, et Joannem fratrem Jacobi. Und er gestattete nicht, dass jemand ihm folgte, außer Petrus, und Jakobus, und Johannes, der Bruder des Jakobus. Markus Mk 48 5 38 Et veniunt in domum archisynagogi, et videt tumultum, et flentes, et ejulantes multum. Und sie kamen in das Haus des Synagogenvorstehers. Da gewahrte er das Getümmel, und solche, die weinten und gar sehr wehklagten.²⁷ Markus Mk 48 5 38 27 In vornehmen Häusern übten zahlreiche Frauen die Totenklage, dazu kamen noch die Verwandten. Markus Mk 48 5 39 Et ingressus, ait illis: Quid turbamini, et ploratis? puella non est mortua, sed dormit. Und er ging hinein, und sprach zu ihnen: Warum lärmet ihr und weinet? Das Mägdlein ist nicht tot, sondern schläft.²⁸ Markus Mk 48 5 39 28 Sie steht nicht am Ende ihrer irdischen Laufbahn. Ähnlich [Joh 11,11]. Markus Mk 48 5 4 Quoniam sæpe compedibus et catenis vinctus, dirupisset catenas, et compedes comminuisset, et nemo poterat eum domare. Denn schon oft, wenn er mit Fußfesseln und Ketten gebunden war, hatte er die Ketten zerrissen und die Fesseln zerbrochen, und niemand konnte ihn bändigen. Markus Mk 48 5 40 Et irridebant eum. Ipse vero ejectis omnibus assumit patrem, et matrem puellæ, et qui secum erant, et ingreditur ubi puella erat jacens. Und sie lachten ihn aus. Er aber schaffte alle hinaus,²⁹ nahm den Vater und die Mutter des Mägdleins, und jene, die bei ihm waren, mit sich, und ging hinein, wo das Mägdlein lag.³⁰ Markus Mk 48 5 40 29 Einzig die drei vertrautesten Jünger des Herrn und die Eltern der Verstorbenen werden zugelassen. Markus Mk 48 5 40 30 Jesus beobachtet eine gewisse Feierlichkeit, so die Erwartung spannend, aber auch die Andacht anregend. Markus Mk 48 5 41 Et tenens manum puellæ, ait illi: Talitha cumi, quod est interpretatum: Puella (tibi dico) surge. Da fasste er das Mägdlein bei der Hand, und sprach zu ihr: Talitha kumi, das ist verdolmetschet: Mägdlein, (ich sage dir) stehe auf! Markus Mk 48 5 42 Et confestim surrexit puella, et ambulabat: erat autem annorum duodecim: et obstupuerunt stupore magno. Und sogleich stand das Mägdlein auf, und ging umher; es war aber zwölf Jahre alt, und sie entsetzten sich in großem Erstaunen. Markus Mk 48 5 43 Et præcepit illis vehementer ut nemo id sciret: et dixit dari illi manducare. Dann gebot er ihnen nachdrücklich, dass niemand es erführe,³¹ und sagte, man möge ihr zu essen geben. Markus Mk 48 5 43 31 Das Volk soll nicht wie um Krankenheilungen, so um Totenerweckungen bitten. So wird auch die Familie gemahnt, vor allem an Gott zu denken und ihm Dank zu sagen. Markus Mk 48 5 5 Et semper die ac nocte in monumentis, et in montibus erat, clamans, et concidens se lapidibus. Immerfort, Tag und Nacht, hielt er sich in den Grabhöhlen und in den Bergen auf, schrie und schlug sich selbst mit Steinen. Markus Mk 48 5 6 Videns autem Jesum a longe, cucurrit, et adoravit eum: Als er aber Jesus von ferne sah, lief er hinzu,² warf sich vor ihm nieder, Markus Mk 48 5 6 2 Da er so wütend war, konnte ihn niemand zu Jesus führen. Der Heiland kommt selbst. Markus Mk 48 5 7 Et clamans voce magna dixit: Quid mihi, et tibi, Jesu Fili Dei altissimi? adjuro te per Deum, ne me torqueas. schrie mit lauter Stimme,³ und sprach: Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesus, du Sohn Gottes, des Allerhöchsten? Ich beschwöre dich bei Gott, quäle mich nicht!⁴ Markus Mk 48 5 7 3 Er leidet durch Christi Gegenwart. Der böse Geist bekennt, was auch die Stillung des Sturmes bezeugt hat: Christi Gottheit. Markus Mk 48 5 7 4 Er weiß, dass er selbst keine Gründe vorbringen kann. Markus Mk 48 5 8 Dicebat enim illi: Exi spiritus immunde ab homine. Denn er sprach zu ihm: Fahre aus von diesem Menschen, du unreiner Geist! Markus Mk 48 5 9 Et interrogabat eum: Quod tibi nomen est? Et dicit ei: Legio mihi nomen est, quia multi sumus. Er fragte ihn⁵ auch: Wie heißest du? Und er sprach zu ihm: Legion ist mein Name, denn unser sind viele. Markus Mk 48 5 9 5 Den, der gesprochen, den bösen Geist, welcher die Zunge des Menschen zur Rede gebraucht (Euth.). Der Heiland will die Erklärung für die Raserei des Besessenen geben und die Größe seines Wunders zeigen. Markus Mk 48 0 1 Jesus wird in seinem Vaterlande nicht geehrt. (V. 6) Aussendung der Apostel. (V. 13) Tod Johannes des Täufers. 4. Verschiedene Reisen Jesu und fernere Unterweisung der Apostel. (6,30 9,49) Jesus speist 5000 Menschen mit fünf Broten und zwei Fischen. (V. 44) Jesus wandelt auf dem Meere. Markus Mk 48 6 1 Et egressus inde, abiit in patriam suam: et sequebantur eum discipuli sui: Von da ging er hinweg, und kam in seine Vaterstadt; und seine Jünger folgten ihm.¹ [Mt 13,54, Lk 4,16] Markus Mk 48 6 1 1 Zur Unterweisung der Jünger war es notwendig, dass sie auch durch eigene Erfahrung sahen, dass die Predigt des Evangeliums nicht überall gute Aufnahme findet. Das Ereignis ist ein anderes als das bei [Lk 4,16] erzählte. Markus Mk 48 6 10 Et dicebat eis: Quocumque introieritis in domum: illic manete donec exeatis inde: Und er sprach zu ihnen: Wo ihr immer in einem Hause einkehret, da bleibet, bis ihr von da weiter gehet. [Mt 10,12]. Markus Mk 48 6 11 Et, quicumque non receperint vos, nec audierint vos, exeuntes inde, excutite pulverem de pedibus vestris in testimonium illis. Wer immer euch nicht aufnimmt, noch anhört, von dem gehet hinaus, und schüttelt den Staub von euern Füßen, zum Zeugnisse für ihn.¹⁵ [Mt 10,14, Lk 9,5, Apg 13,51] Markus Mk 48 6 11 15 Vergl. [Apg 13,51] und [Apg 18,6]. Durch diese sinnbildliche Handlung wird jede Gemeinschaft für aufgehoben erklärt. Sie war ein Zeugnis, dass jene die ihnen angebotene Gnade zurückwiesen und in den Aposteln den, der sie gesandt, verwarfen. Markus Mk 48 6 12 Et exeuntes prædicabant ut pnitentiam agerent: Und sie gingen aus, und predigten, dass man Buße tun solle.¹⁶ Markus Mk 48 6 12 16 Wie Johannes der Täufer und Christus. Markus Mk 48 6 13 Et dæmonia multa ejiciebant, et ungebant oleo multos ægros, et sanabant. Und sie trieben auch viele böse Geister aus, und salbten viele Kranke mit Öl, und heilten sie.¹⁷ Markus Mk 48 6 13 17 Das Öl war ein Sinnbild der Kraft, welche von Christus, dem Gesalbten, den Kranken mitgeteilt wird. Das Öl bedeutet die Barmherzigkeit Gottes und die Gnade des heil. Geistes, durch welche wir von Mühsalen befreit, Licht und Freude empfangen. Wie die Heilung der Krankheiten ein Bild der Heilung der Seele von ihren Gebrechen ist, so ist auch die äußere Weise der Krankenheilung ein Bild der letzten Ölung, die bei Markus andeutet, von dem heil. Jakobus anempfohlen und bekannt gemacht worden ist. (Konz. v. Trid. Sitzg. 14 Kap 1) Markus Mk 48 6 14 Et audivit rex Herodes, (manifestum enim factum est nomen ejus) et dicebat: Quia Joannes Baptista resurrexit a mortuis: et propterea virtutes operantur in illo. Da hörte der König Herodes¹⁸ davon (denn sein Name ward bekannt), und sprach: Johannes, der Täufer, ist von den Toten auferstanden, und darum wirken die Wunderkräfte in ihm.¹⁹ [Mt 14,1.2, Lk 9,7]. Markus Mk 48 6 14 18 So weit ist der Ruf von den Wundern Christi gedrungen, dass selbst Herodes, der sich sonst um Religion und göttliche Dinge wenig bekümmerte, fast gegen seinen Willen davon hörte. Er heißt hier König, wohl weil sein Vater diesen Titel gehabt, er selbst war nur Vierfürst. Markus Mk 48 6 14 19 Johannes hatte sein Wunder getan. Markus Mk 48 6 15 Alii autem dicebant: Quia Elias est. Alii vero dicebant: Quia propheta est, quasi unus ex prophetis. Andere aber sagten: Er ist Elias; und wieder andere sagten: Er ist ein Prophet, wie einer von den Propheten. Markus Mk 48 6 16 Quo audito Herodes ait: Quem ego decollavi Joannem, hic a mortuis resurrexit. Als Herodes dies hörte, sprach er: Johannes, den ich enthaupten ließ, dieser ist von den Toten auferstanden.²⁰ Markus Mk 48 6 16 20 Das böse Gewissen redet aus ihm. Bei [Lk 9,7.9] spricht er zuerst zweifelnd und schwankend (Aug.). Siehe über den Tod des heil. Johannes [Mt 14]. Markus Mk 48 6 17 Ipse enim Herodes misit, ac tenuit Joannem, et vinxit eum in carcere propter Herodiadem uxorem Philippi fratris sui, quia duxerat eam. Er selbst, nämlich Herodes, hatte hingesandt und den Johannes ergreifen und gefesselt im Gefängnisse halten lassen wegen der Herodias, des Weibes seines Bruders Philippus, weil er sie zum Weibe genommen hatte. [Lk 3,19] Markus Mk 48 6 18 Dicebat enim Joannes Herodi: Non licet tibi habere uxorem fratris tui. Denn Johannes sagte zu Herodes: Es ist dir nicht erlaubt, das Weib deines Bruders zu haben! [Lev 18,16] Markus Mk 48 6 19 Herodias autem insidiabatur illi: et volebat occidere eum, nec poterat. Die Herodias aber stellte ihm nach, und wollte ihn töten, allein sie konnte es nicht;²¹ Markus Mk 48 6 19 21 Sie konnte von Herodes nicht erlangen, dass er das Todesurteil sprach. Markus Mk 48 6 2 Et facto sabbato cpit in synagoga docere: et multi audientes admirabantur in doctrina ejus, dicentes: Unde huic hæc omnia? et quæ est sapientia, quæ data est illi: et virtutes tales, quæ per manus ejus efficiuntur? Und als der Sabbat gekommen war, fing er an, in der Synagoge zu lehren. Und viele, die ihn hörten, verwunderten sich über seine Lehre, und sprachen: Woher kommt diesem² das alles? Was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist? Und solche Wunder, die durch seine Hände gewirkt werden? Markus Mk 48 6 2 2 Den wir kennen, der aus einer armen Familie stammt und gelebt hat wie andere. Sie zählen sofort sie einzelnen persönlichen Umstände auf. (V. 2, V. 3) Markus Mk 48 6 20 Herodes enim metuebat Joannem, sciens eum virum justum et sanctum: et custodiebat eum, et audito eo multa faciebat, et libenter eum audiebat. denn Herodes fürchtete den Johannes,²² da er ihn als einen gerechten und heiligen Mann kannte; und er nahm ihn in Schutz, und tat vieles, nachdem er ihn angehört hatte, und hörte ihn gerne. Markus Mk 48 6 20 22 Seine Heiligkeit bewundernd. Markus Mk 48 6 21 Et cum dies opportunus accidisset, Herodes natalis sui cnam fecit principibus, et tribunis, et primis Galilææ; Als nun ein gelegener Tag²³ gekommen war, gab Herodes zur Feier seines Geburtstages den Großen, den Kriegsobersten und den Vornehmsten von Galiläa ein Gastmahl. Markus Mk 48 6 21 23 Für die schlimmen Absichten der Herodias. Markus Mk 48 6 22 Cumque introisset filia ipsius Herodiadis, et saltasset, et placuisset Herodi, simulque recumbentibus; rex ait puellæ: Pete a me quod vis, et dabo tibi: Da trat eben der Herodias Tochter herein, und tanzte, und gefiel dem Herodes und seinen Tischgenossen wohl;²⁴ und der König sprach zu dem Mädchen: Verlange von mir, was du willst, und ich werde es dir geben. Markus Mk 48 6 22 24 In ihrem Tanze. Markus Mk 48 6 23 Et juravit illi: Quia quidquid petieris dabo tibi, licet dimidium regni mei. Und er schwur ihr: Was du immer von mir verlangen wirst, ich will es dir geben, und sollte es auch die Hälfte meines Reiches sein!²⁵ [Est 5,6] Markus Mk 48 6 23 25 Er will recht freigebig erscheinen. Markus Mk 48 6 24 Quæ cum exisset, dixit matri suæ: Quid petam? At illa dixit: Caput Joannis Baptistæ. Da ging sie hinaus, und sprach zu ihrer Mutter: Was soll ich verlangen? Diese aber sprach: Das Haupt Johannes, des Täufers! Markus Mk 48 6 25 Cumque introisset statim cum festinatione ad regem, petivit dicens: Volo ut protinus des mihi in disco caput Joannis Baptistæ. Und sogleich ging sie eilends hinein zu dem Könige, und stellte ihr Verlangen, indem sie sprach: Ich will, dass du mir auf der Stelle auf einer Schüssel das Haupt Johannes, des Täufers, gebest.²⁶ Markus Mk 48 6 25 26 Damit es ihm nicht vielleicht wieder leid würde. Sie fügt Bestimmungen hinzu; die sie über die Ausführung sicher stellen. Markus Mk 48 6 26 Et contristatus est rex: propter jusjurandum, et propter simul discumbentes noluit eam contristare: Da ward der König traurig;²⁷ aber wegen des Eides und der Tischgenossen wollte er sie nicht betrüben,²⁸ Markus Mk 48 6 26 27 Herodes verehrt den heil. Johannes und fürchtet einen Aufstand, wenn die Sache ruchbar wird. Markus Mk 48 6 26 28 Griech.: Zurückweisen. Markus Mk 48 6 27 Sed misso spiculatore præcepit afferri caput ejus in disco. Et decollavit eum in carcere. sondern schickte einen Trabanten hin, und befahl, sein Haupt auf einer Schüssel zu bringen. Und dieser enthauptete ihn im Gefängnisse, Markus Mk 48 6 28 Et attulit caput ejus in disco: et dedit illud puellæ, et puella dedit matri suæ. und brachte sein Haupt auf einer Schüssel, und gab es dem Mädchen, und das Mädchen gab es seiner Mutter. Markus Mk 48 6 29 Quo audito, discipuli ejus venerunt, et tulerunt corpus ejus: et posuerunt illud in monumento. Als dies seine Jünger gehört, kamen sie und nahmen seine Leiche, und legten sie in ein Grab.²⁹ [Mt 14,12]. Markus Mk 48 6 29 29 Sein Grab soll in Samaria gewesen sein (Hier.). Es wurde zur Zeit Julians des Abtrünnigen entweiht und die Gebeine des Heiligen zerstreut. Markus Mk 48 6 3 Nonne hic est faber, filius Mariæ, frater Jacobi, et Joseph, et Judæ, et Simonis? nonne et sorores ejus hic nobiscum sunt? Et scandalizabantur in illo. Ist er nicht der Zimmermann?³ Der Sohn Marias? Ein Bruder des Jakobus, Joseph, Judas und Simon? Und sind nicht auch seine Schwestern hier bei uns?⁴ Und sie nahmen Anstoß an ihm.⁵ [Joh 6,42] Markus Mk 48 6 3 3 Der allen bekannte Zimmermann? Markus Mk 48 6 3 4 Über die Brüder siehe [Mt 13,Anm.55] Jakobus und Judas waren Apostel, Simon nach dem Tode des heil. Jakobus Bischof von Jerusalem. Markus Mk 48 6 3 5 Sie konnten es nicht ertragen und wurden neidisch, dass Gott ihm soviel gegeben. Markus Mk 48 6 30 Et convenientes Apostoli ad Jesum, renuntiaverunt ei omnia, quæ egerant, et docuerant. Und die Apostel sammelten sich zu Jesus,³⁰ und berichteten ihm alles, was sie getan³¹ und gelehrt hatten. [Lk 9,10] Markus Mk 48 6 30 30 Die Aussendung der Apostel hatte etwa zwei Jahre nach ihrer Berufung statt. Wie lange sie ausblieben, steht nicht fest. Der Name Apostel findet sich bei Markus nur an dieser Stelle, die recht geeignet gewählt ist. Markus Mk 48 6 30 31 Besonders über die Wunder (V. 7). Sie freuen sich über den Erfolg wie die 72 Jünger [Lk 10,17]. Aller Erfolg der Apostel ist Christus zuzuschreiben, wie auch das Ziel ihrer Tätigkeit seine Ehre ist. Markus Mk 48 6 31 Et ait illis: Venite seorsum in desertum locum, et requiescite pusillum. Erant enim qui veniebant et redibant multi: et nec spatium manducandi habebant. Er aber sprach zu ihnen: Kommet³² abseits³³ an einen einsamen Ort, und ruhet ein wenig aus. Denn derer, die ab- und zugingen, waren viele, und sie hatten nicht einmal Zeit zu essen.³⁴ [Mt 14,13, Lk 9,10, Joh 6,1]. Markus Mk 48 6 31 32 Ihr, die ihr so viel gearbeitet. Markus Mk 48 6 31 33 Bei Bethsaida [Lk 9,10], unweit der Mündung des Jordans in den See Genesareth. Markus Mk 48 6 31 34 Weil Ostern nahe war. Markus Mk 48 6 32 Et ascendentes in navim, abierunt in desertum locum seorsum. Da traten sie in ein Schiff, und begaben sich an einen einsamen Ort abseits. [Mt 14,13, Lk 9,10]. Markus Mk 48 6 33 Et viderunt eos abeuntes, et cognoverunt multi: et pedestres de omnibus civitatibus concurrerunt illuc, et prævenerunt eos. Und die Leute sahen sie hinwegfahren, und viele erfuhren es, und liefen zu Lande aus allen Städten dahin zusammen, und kamen ihnen zuvor. Markus Mk 48 6 34 Et exiens vidit turbam multam Jesus: et misertus est super eos, quia erant sicut oves non habentes pastorem, et cpit illos docere multa. Als nun Jesus ausstieg,³⁵ sah er eine große Volksmenge; und er erbarmte sich über sie, weil sie wie Schafe waren, die keinen Hirten haben, und er hob an, sie vieles zu lehren.³⁶ [Mt 9,36, Mt 14,14]. Markus Mk 48 6 34 35 Siehe [Mt 14,13]. Markus Mk 48 6 34 36 Christus wird nicht unwillig, dass sie ihn nicht allein lassen und entzieht sich dem Volke nicht, sondern verlässt die Einsamkeit und spendet ihnen Lehre und Heilung, ein Vorbild für alle Hirten! Markus Mk 48 6 35 Et cum jam hora multa fieret, accesserunt discipuli ejus, dicentes: Desertus est locus hic, et jam hora præteriit: Da es aber schon spät geworden war, traten seine Jünger zu ihm, und sprachen: Dieser Ort ist öde, und die Tageszeit ist vorgerückt. Markus Mk 48 6 36 Dimitte illos, ut euntes in proximas villas, et vicos, emant sibi cibos, quos manducent: Entlasse sie, damit sie in die nächsten Dörfer und Flecken gehen, und sich Speise kaufen zu essen. [Lk 9,12]. Markus Mk 48 6 37 Et respondens ait illis: Date illis vos manducare. Et dixerunt ei: Euntes emamus ducentis denariis panes, et dabimus illis manducare. Er aber antwortete, und sprach zu ihnen: Gebet ihr ihnen zu essen!³⁷ Und sie sagten zu ihm: Sollen wir hingehen, und um zweihundert Denare Brot kaufen, und ihnen zu essen geben?³⁸ Markus Mk 48 6 37 37 Der Heiland deutet ihnen an, wie groß ihre Macht ist, wenn sie Glauben haben: eine so große Menge zu speisen. Markus Mk 48 6 37 38 Bei [Joh 6,7] antwortet Philippus in ihrem Namen. Durch die Frage der Jünger wird das Wunder offenbarer. 200 Denare sind etwa 130-140 M. Sie haben wohl nicht so viel (Euth.). An ein Wunder, wie einst Eliseus getan [2Kön 4,42-44] denken sie nicht. Markus Mk 48 6 38 Et dicit eis: Quot panes habetis? ite, et videte. Et cum cognovissent, dicunt: Quinque, et duos pisces. Und er sprach zu ihnen: Wie viele Brote habet ihr? Gehet hin, und sehet nach! Und da sie es ersehen hatten, sprachen sie: Fünf, und zwei Fische. Markus Mk 48 6 39 Et præcepit illis ut accumbere facerent omnes secundum contubernia super viride fnum. Da gebot er ihnen, sie sollten alle auf das grüne Gras niedersetzen lassen nach Abteilungen. [Joh 6,10]. Markus Mk 48 6 4 Et dicebat illis Jesus: Quia non est propheta sine honore nisi in patria sua, et in domo sua, et in cognatione sua. Jesus aber sprach zu ihnen: Ein Prophet ist nirgends ungeehrt, außer in seiner Vaterstadt, und in seinem Hause, und in seiner Verwandtschaft.⁶ [Mt 13,57, Lk 4,24, Joh 4,44] Markus Mk 48 6 4 6 Neid und Vertrautheit sind Hindernisse. Markus Mk 48 6 40 Et discubuerunt in partes per centenos, et quinquagenos. Und sie lagerten sich reihenweise zu Hundert und zu Fünfzig.³⁹ Markus Mk 48 6 40 39 Jesus will, dass alles ohne Tumult und in Ordnung geschehe. Als ob sie um einen Tisch herumsäßen, sollen sie sich lagern, auf der langen Seite 100, auf der kurzen 50, während die vierte Seite wohl für die Bedienung frei bleibt. Markus Mk 48 6 41 Et acceptis quinque panibus et duobus piscibus, intuens in clum, benedixit, et fregit panes, et dedit discipulis suis, ut ponerent ante eos: et duos pisces divisit omnibus. Und er nahm die fünf Brote und die zwei Fische, blickte gen Himmel auf, segnete⁴⁰ und brach die Brote, und gab sie seinen Jüngern, damit sie ihnen vorlegten; auch die zwei Fische teilte er unter alle. Markus Mk 48 6 41 40 Der Heiland zeigt, dass er dem Vater das zuschreibt, was geschieht. Die Segnung wirkt die wunderbare Vermehrung der Brote in den Händen der Jünger. Vergl. [1Kön 17,4, 2Kön 4,5], wie später bei dem letzten Abendmahle sie segnenden Worte des Herrn die Wandlung des Brotes in seinen Leib bewirken. Die Jünger sollen gleichsam das Wunder fühlen und so im Glauben wachsen. Markus Mk 48 6 42 Et manducaverunt omnes, et saturati sunt. Und sie aßen alle, und wurden satt. Markus Mk 48 6 43 Et sustulerunt reliquias, fragmentorum duodecim cophinos plenos, et de piscibus. Und sie hoben auf, was von den Stücken übrig geblieben war, zwölf Körbe⁴¹ voll, und die Überbleibsel von den Fischen. Markus Mk 48 6 43 41 So bewahrt ein jeder Apostel ein Andenken an das Wunder. Wie freigebig spendet der Herr seine Gnadenbezeugungen! Markus Mk 48 6 44 Erant autem qui manducaverunt quinque millia virorum. Es waren aber derer, die gegessen hatten, fünftausend Mann. Markus Mk 48 6 45 Et statim coegit discipulos suos ascendere navim, ut præcederent eum trans fretum ad Bethsaidam, dum ipse dimitteret populum. Und sogleich nötigte er seine Jünger,⁴² in das Schiff zu steigen, und vor ihm nach Bethsaida⁴³ hinüberzufahren, indes er das Volk entließ. [Mt 14,22] Markus Mk 48 6 45 42 Die Apostel trennen sich nicht gerne von diesem Orte, zumal sie bemerken, dass der Heiland bleiben will. Markus Mk 48 6 45 43 Bei Kapharnaum [Joh 6,17]. Markus Mk 48 6 46 Et cum dimisisset eos, abiit in montem orare. Und nachdem er sie⁴⁴ entlassen hatte, ging er auf den Berg, um zu beten. Markus Mk 48 6 46 44 Das Volk. Der Verkünder des göttlichen Wortes soll den Beifall der Menge fliehen und mit Gott im Gebete verkehren, ihm Dank zu sagen und für die Zuhörer zu beten. Vor wichtigen Ereignissen betet der Heiland die Nacht hindurch. Markus Mk 48 6 47 Et cum sero esset, erat navis in medio mari, et ipse solus in terra. Da es nun spät geworden war, befand sich das Schiff mitten auf dem Meere, und er selbst allein auf dem Lande. Markus Mk 48 6 48 Et videns eos laborantes in remigando, (erat enim ventus contrarius eis) et circa quartam vigiliam noctis venit ad eos ambulans supra mare: et volebat præterire eos. Und als er sah, wie sie große Mühe hatten im Rudern (denn der Wind war ihnen entgegen), kam er um die vierte Nachtwache zu ihnen, wandelnd auf dem Meere, und er tat, als wollte er bei ihnen vorübergehen.⁴⁵ [Mt 14,25]. Markus Mk 48 6 48 45 Sie sind noch gegen 3 oder 4 Uhr des Morgens auf dem Meere. Jesus will sie Geduld lehren (Theoph.). Zwischen 3 und 6 kommt der Heiland über das Meer, als wenn er bei ihnen vorübergehen wollte. Er kommt zu einer Stunde, wo alle ihn sehen können, denn er will sich als Herr der Geschöpfe zu erkennen geben. Was [Mt 14] V. 28 31 über den heil. Petrus berichtet wird, ist hier ausgelassen, weil es zur Ehre des Apostelfürsten gereicht. Markus Mk 48 6 49 At illi ut viderunt eum ambulantem supra mare, putaverunt phantasma esse, et exclamaverunt. Da sie ihn aber auf dem Meere wandeln sahen, meinten sie, es wäre ein Gespenst, und schrien auf. Markus Mk 48 6 5 Et non poterat ibi virtutem ullam facere, nisi paucos infirmos impositis manibus curavit: Und er konnte daselbst keine Wunder tun,⁷ außer dass er wenigen Kranken die Hände auflegte, und sie heilte. Markus Mk 48 6 5 7 Kein größeres Wunder. Der Glaube, den Gottes Vorsehung erheischt, fehlte. Markus Mk 48 6 50 Omnes enim viderunt eum, et conturbati sunt. Et statim locutus est cum eis, et dixit eis: Confidite, ego sum, nolite timere. Denn alle sahen ihn, und erschraken. Alsbald aber redete er sie an und sprach zu ihnen: Seid getrost, ich bin es, fürchtet euch nicht! Markus Mk 48 6 51 Et ascendit ad illos in navim, et cessavit ventus. Et plus magis intra se stupebant: Und er stieg zu ihnen in das Schiff, und der Wind legte sich. Sie aber erstaunten über die Maßen bei sich selbst;⁴⁶ Markus Mk 48 6 51 46 Was sie aus der Brotvermehrung noch nicht erkannt, lehrt sie das neue Wunder (Theoph.). Markus Mk 48 6 52 Non enim intellexerunt de panibus: erat enim cor eorum obcæcatum. denn sie waren nicht zur Einsicht gelangt bei den Broten, weil ihr Herz mit Blindheit geschlagen war. Markus Mk 48 6 53 Et cum transfretassent, venerunt in terram Genesareth, et applicuerunt. Als sie nun hinübergefahren waren, kamen sie an die Landschaft Genesareth,⁴⁷ und legten an. [Mt 14,34]. Markus Mk 48 6 53 47 Der Wind hat sie verschlagen. Markus Mk 48 6 54 Cumque egressi essent de navi, continuo cognoverunt eum: Und da sie aus dem Schiffe gestiegen waren, erkannten ihn die Menschen⁴⁸ sogleich, Markus Mk 48 6 54 48 Die Leute aus der Umgebung. Markus Mk 48 6 55 Et percurrentes universam regionem illam, cperunt in grabatis eos, qui se male habebant, circumferre, ubi audiebant eum esse. und liefen in jener ganzen Gegend umher, und fingen an, die Kranken auf Betten herumzutragen, dahin, wo sie hörten, dass er sei. Markus Mk 48 6 56 Et quocumque introibat, in vicos, vel in villas, aut civitates, in plateis ponebant infirmos, et deprecabantur eum, ut vel fimbriam vestimenti ejus tangerent, et quotquot tangebant eum, salvi fiebant. Und wo er immer hinkam in Flecken, oder Dörfer, oder Städte, da legten sie die Kranken auf die Gassen, und baten ihn, dass sie nur den Saum seines Kleides⁴⁹ berühren dürften; und alle, die ihn berührten, wurden gesund. Markus Mk 48 6 56 49 Der Saum (die Quasten) hatte eine heilige Bedeutung und war Wahrzeichen der Frömmigkeit. Siehe [Mt 23,Anm.7.8]. Markus Mk 48 6 6 Et mirabatur propter incredulitatem eorum, et circuibat castella in circuitu docens. Und er verwunderte sich⁸ über ihren Unglauben,⁹ und zog durch die Flecken ringsherum, und lehrte.¹⁰ Markus Mk 48 6 6 8 Dem Heiland kommt es unerwartet? So wusste er es nicht voraus? Er äußert seine Missbilligung in der Weise eines Menschen, der sich verwundert. Markus Mk 48 6 6 9 Da so viele Gründe sie zum Glauben riefen. Markus Mk 48 6 6 10 Ähnlich handeln die Apostel [Apg 13,46]. Markus Mk 48 6 7 Et vocavit duodecim: et cpit eos mittere binos, et dabat illis potestatem spirituum immundorum. Und er berief die Zwölf, und fing an, sie auszusenden,¹¹ je zwei und zwei,¹² und gab ihnen Macht über die unreinen Geister. [Mt 10,1] Markus Mk 48 6 7 11 Eine neue Lehrschule für die Apostel, die Predigt. Markus Mk 48 6 7 12 Zu gegenseitigem Troste und Hilfe. Markus Mk 48 6 8 Et præcepit eis ne quid tollerent in via, nisi virgam tantum: non peram, non panem, neque in zona æs. Er befahl ihnen auch, nichts mit sich zu nehmen auf den Weg außer einzig einen Stab, nicht eine Tasche, nicht Brot, noch Geld in dem Gürtel.¹³ [Mt 10,9.10] Markus Mk 48 6 8 13 Nichts was zur Erhaltung des Lebens notwendig ist; sie sollen gänzlich auf Gottes Vorsehung vertrauen. Markus Mk 48 6 9 Sed calceatos sandaliis, et ne induerentur duabus tunicis. Sondern sich zu beschuhen mit Sandalen,¹⁴ und nicht zwei Röcke anzuziehen. [Apg 12,8] Markus Mk 48 6 9 14 Schuhe, welche die Fußsohlen decken, aber keine Stiefel. Diese Vorschriften enthalten zugleich die Verheißung, dass es ihnen an nichts fehlen werde. Markus Mk 48 0 1 Streit der Pharisäer mit Jesus betreffs ihrer Überlieferungen. (V. 23) Jesus begibt sich in das Gebiet von Thyrus und Sidon und heilt die Tochter einer Heidin (V. 37) und einen Taubstummen. Markus Mk 48 7 1 Et conveniunt ad eum Pharisæi, et quidam de Scribis, venientes ab Jerosolymis. Und es versammelten sich bei ihm die Pharisäer und einige von den Schriftgelehrten, die von Jerusalem kamen.¹ [Mt 15,1] Markus Mk 48 7 1 1 Wohl vom hohen Rate gesendet. Markus Mk 48 7 10 Moyses enim dixit: Honora patrem tuum, et matrem tuam. Et: Qui maledixerit patri, vel matri, morte moriatur. Denn Moses hat gesagt: Ehre deinen Vater und deine Mutter. Und: Wer Vater oder Mutter flucht, soll des Todes sterben. [Ex 20,12, Dtn 5,16, Eph 6,2, Mt 15,4, Ex 21,17, Lev 20,9, Spr 20,20] Markus Mk 48 7 11 Vos autem dicitis: Si dixerit homo patri, aut matri, Corban, (quod est donum) quodcumque ex me, tibi profuerit: Ihr aber saget: Wenn einer zum Vater oder zur Mutter sagt: Korban, das heißt Weihegeschenk, sei alles, was dir von mir zu Gute kommt,⁹ Markus Mk 48 7 11 9 Durch das dir von mir Hilfe zuteil werden könnte. Siehe [Mt 15,Anm.6]. Die Anordnung der Sätze ist bei Matthäus eine geeignetere, da die Pharisäer dort erst nach der Beweisführung Heuchler genannt werden und der Text der Propheten auf sie angewendet wird. Markus Mk 48 7 12 Et ultra non dimittitis eum, quidquam facere patri suo, aut matri. da lasset ihr ihn nichts mehr für seinen Vater oder seine Mutter tun, Markus Mk 48 7 13 Rescindentes verbum Dei per traditionem vestram, quam tradidistis: et similia hujusmodi multa facitis. indem ihr das Wort Gottes für ungültig erklärt durch euere Überlieferung, die ihr gegeben habt; und ähnliches derart tut ihr vieles. Markus Mk 48 7 14 Et advocans iterum turbam, dicebat illis: Audite me omnes, et intelligite. Und er rief abermals das Volk herbei,¹⁰ und sprach zu ihnen: Höret mich alle, und verstehet es wohl! [Mt 15,10] Markus Mk 48 7 14 10 Das Volk war wohl aus Ehrfurcht etwas zurückgewichen. Der Heiland will seine Jünger verteidigen und die Richtigkeit der pharisäischen Überlieferungen nachweisen. Markus Mk 48 7 15 Nihil est extra hominem introiens in eum, quod possit eum coinquinare, sed quæ de homine procedunt, illa sunt, quæ communicant hominem. Nichts ist außerhalb des Menschen, was in denselben eingehend ihn unrein machen könnte, aber was von dem Menschen herauskommt, das ist es, was den Menschen verunreinigt. Markus Mk 48 7 16 Si quis habet aures audiendi, audiat. Wer Ohren hat zu hören, der höre!¹¹ Markus Mk 48 7 16 11 Er bleibe nicht bei den Worten allein stehen, sondern frage nach dem Ziele derselben. Markus Mk 48 7 17 Et cum introisset in domum a turba, interrogabant eum discipuli ejus parabolam. Als er nun vom Volke weggehend in ein Haus eingetreten war, befragten ihn seine Jünger über das Gleichnis. Markus Mk 48 7 18 Et ait illis: Sic et vos imprudentes estis? Non intelligitis quia omne extrinsecus introiens in hominem, non potest eum communicare: Und er sprach zu ihnen: Seid auch ihr so ohne Verständnis? Sehet ihr nicht ein, dass alles, was von außen in den Menschen eingeht, ihn nicht verunreinigen kann, Markus Mk 48 7 19 Quia non intrat in cor ejus, sed in ventrem vadit, et in secessum exit, purgans omnes escas? weil es nicht in sein Herz eingeht,¹² sondern in den Leib kommt, und den natürlichen Ausgang nimmt, der alle Speisen ausscheidet? Markus Mk 48 7 19 12 Die Speise hat an sich nichts mit Verstand und Willen gemein. Die in V. 18. 19 enthaltene Wahrheit galt auch im A. T. Nicht eine Speise machte den Menschen unrein (machte ihm den Zutritt zum Heiligtume unerlaubt), sondern die Übertretung des Gesetzes, das gewisse Speisen verbot. Mithin enthält Gottes Wort durchaus nichts was gegen das katholische Abstinenzgebot vorgebracht werden könnte. Die kirchliche Vorschrift soll an die Notwendigkeit der Buße erinnern und ist gegeben, damit das Wort Christi [Mk 2,20] erfüllt werde. Deshalb war auch das erste Gebot, das Gott selbst gab, ein Abstinenzgebot. Auch die von dem Heilande unterwiesenen Apostel erließen ein solches für bestimmte Kirchen [Apg 15,23.29]. Markus Mk 48 7 2 Et cum vidissent quosdam ex discipulis ejus communibus manibus, id est non lotis, manducare panes, vituperaverunt. Als sie nun sahen, wie einige seiner Jünger mit unreinen,² das ist mit ungewaschenen Händen Speise nahmen, rügten sie es. [Mt 15,2] Markus Mk 48 7 2 2 Die Händewaschung galt als eine religiöse Handlung, durch die alle gesetzliche Unreinigkeit hinweggenommen wird. Die Vorschrift verdankt den Rabbinern ihren Ursprung. (V. 3) Markus Mk 48 7 20 Dicebat autem, quoniam quæ de homine exeunt, illa communicant hominem. Was aber, sprach er, von dem Menschen ausgeht, das macht den Menschen unrein. Markus Mk 48 7 21 Ab intus enim de corde hominum malæ cogitationes procedunt, adulteria, fornicationes, homicidia. Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Ehebrüche, Unzucht, Mordtaten, [Gen 6,5] Markus Mk 48 7 22 Furta, avaritiæ, nequitiæ, dolus, impudicitiæ, oculus malus, blasphemia, superbia, stultitia. Diebstähle, Geiz, Bosheit, Betrug, Schamlosigkeit, Scheelsucht, Gotteslästerung, Hoffart und Torheit.¹³ Markus Mk 48 7 22 13 Toren heißen in der heiligen Schrift die schlimmsten Sünder. Markus Mk 48 7 23 Omnia hæc mala ab intus procedunt, et communicant hominem. All dies Böse kommt von innen heraus, und verunreinigt den Menschen. Markus Mk 48 7 24 Et inde surgens abiit in fines Tyri, et Sidonis: et ingressus domum, neminem voluit scire, et non potuit latere. Markus Mk 48 7 25 Mulier enim statim ut audivit de eo, cujus filia habebat spiritum immundum, intravit, et procidit ad pedes ejus. Denn kaum hatte ein Weib, deren Tochter einen unreinen Geist hatte, von ihm gehört, so ging sie sogleich hinein, und fiel ihm zu Füßen.¹⁶ Markus Mk 48 7 25 16 Nach Matthäus tat sie dies auch schon auf dem Wege. Matthäus nennt sie eine Kananäerin, weil Kanaan Stammvater der Phönizier war [Gen 10,15.19]. Markus Mk 48 7 26 Erat enim mulier gentilis, Syrophnissa genere. Et rogabat eum ut dæmonium ejiceret de filia ejus. Markus Mk 48 7 27 Qui dixit illi: Sine prius saturari filios: non est enim bonum sumere panem filiorum, et mittere canibus. Er aber sprach zu ihr: Lass zuerst die Kinder satt werden; denn es ist nicht recht, das Brot der Kinder zu nehmen, und es den Hunden vorzuwerfen. Markus Mk 48 7 28 At illa respondit, et dixit illi: Utique Domine, nam et catelli comedunt sub mensa de micis puerorum. Sie aber antwortete, und sprach zu ihm: Ja Herr! denn auch die Hündlein essen unter dem Tische von den Brosamen der Kinder.¹⁷ Markus Mk 48 7 28 17 Nichts wird den Kindern (den Juden) genommen, ja es geziemt sich sogar, so zu handeln. Welcher Glaube, welche Geduld, welche Demut! Markus Mk 48 7 29 Et ait illi: Propter hunc sermonem vade, exiit dæmonium a filia tua. Und er sprach zu ihr: Um dieses Wortes willen gehe hin, der böse Geist ist ausgefahren von deiner Tochter.¹⁸ Markus Mk 48 7 29 18 Die Jünger werden ermuntert, für ihr Volk eifrig zu arbeiten, aber lernen zugleich, dass die Heiden durch den Glauben würdig werden, Gottes Wohltaten zu empfangen, da der Glaube des Weibes den Heiland gleichsam wider seinen Willen zu einem Wunder zwingt. Markus Mk 48 7 3 Pharisæi enim, et omnes Judæi, nisi crebro laverint manus, non manducant, tenentes traditionem seniorum: Denn die Pharisäer und alle Juden essen nicht, ohne sich öfter die Hände gewaschen zu haben,³ indem sie festhalten an den Überlieferungen der Alten. Markus Mk 48 7 3 3 Eine bessere griechische Leseart hat: Mit der Faust die Hand gerieben und gewaschen zu haben. Markus Mk 48 7 30 Et cum abiisset domum suam, invenit puellam jacentem supra lectum, et dæmonium exiisse. Und als sie in ihr Haus kam, fand sie das Mädchen auf dem Bette liegen, und den bösen Geist ausgefahren. Markus Mk 48 7 31 Et iterum exiens de finibus Tyri, venit per Sidonem ad Mare Galilææ inter medios fines Decapoleos. Und er ging wieder weg von den Grenzen von Tyrus, und kam durch Sidon an das galiläische Meer, mitten durch das Gebiet der Zehn-Städte.¹⁹ Markus Mk 48 7 31 19 Siehe [Mt 4,Anm.35]. Von den vielen dort geschehenen Wundern [Mt 15,30], führt Markus nur eines an. Markus Mk 48 7 32 Et adducunt ei surdum, et mutum, et deprecabantur eum, ut imponat illi manum. Da brachten sie einen Taubstummen zu ihm, und baten ihn, dass er ihm die Hand auflegen möchte.²⁰ [Mt 9,32] Markus Mk 48 7 32 20 Christus offenbart nicht stets auf gleiche Weise seine Gottheit und Macht. Markus Mk 48 7 33 Et apprehendens eum de turba seorsum, misit digitos suos in auriculas ejus: et exspuens, tetigit linguam ejus: Und er nahm ihn von dem Volke abseits,²¹ legte seine Finger in seine Ohren, und berührte seine Zunge mit Speichel,²² Markus Mk 48 7 33 21 Vielleicht aus demselben Grunde, welcher dem Verbote V. 36 zu Grunde liegt. Markus Mk 48 7 33 22 Alle Teile seines Leibes sind wegen der Verbindung mit der Gottheit heilig und heiligend (Theoph., Euth.) Markus Mk 48 7 34 Et suspiciens in clum, ingemuit, et ait illi: Ephphetha, quod est adaperire. sah gen Himmel auf, seufzte,²³ und sprach zu ihm: Ephphetha, das ist: Tue dich auf!²⁴ Markus Mk 48 7 34 23 Innig betend, zu unserem Vorbilde (Greg., Bed.) oder aus Mitleid mit dem Menschengeschlechte (Vikt., Euth.) Markus Mk 48 7 34 24 Da die Wunder der leiblichen Heilung Bilder der geistigen Heilung sind, welche Christus bewirkt, braucht auch die Kirche das Wort Ephpheta in der feierlichen Taufe, wenn der Priester die Ohren des Täuflings mit Speichel berührt, um die Eröffnung des inneren Sinnes von Gott zu erflehen. Markus Mk 48 7 35 Et statim apertæ sunt aures ejus, et solutum est vinculum linguæ ejus, et loquebatur recte. Und sogleich öffneten sich seine Ohren, und das Band seiner Zunge ward gelöst, und er redete richtig.²⁵ Markus Mk 48 7 35 25 Obgleich er nie andere sprechen gehört. Markus Mk 48 7 36 Et præcepit illis ne cui dicerent. Quanto autem eis præcipiebat, tanto magis plus prædicabant: Da gebot er ihnen, sie sollten es niemanden sagen.²⁶ Aber je mehr er es ihnen gebot, desto mehr breiteten sie es aus; Markus Mk 48 7 36 26 Christus will nicht, dass das Volk ihn als zeitlichen König begrüße und gibt uns ein Vorbild der Bescheidenheit. Markus Mk 48 7 37 Et eo amplius admirabantur, dicentes: Bene omnia fecit: et surdos fecit audire, et mutos loqui. und desto mehr gerieten sie außer sich vor Verwunderung, und sprachen: Er hat alles wohl gemacht, die Tauben macht er hörend und die Stummen redend! Markus Mk 48 7 4 Et a foro nisi baptizentur, non comedunt: et alia multa sunt, quæ tradita sunt illis servare, baptismata calicum, et urceorum, et æramentorum, et lectorum: Auch essen sie nicht, wenn sie vom Markte kommen, ohne sich zuvor zu baden. Und so gibt es noch viele andere Dinge, die zu beobachten sie von den Vorfahren überkommen haben: Abwaschen von Bechern und Krügen und Kupfergeschirren und Betten.⁴ Markus Mk 48 7 4 4 Mit Wasser zu besprengen. Gewisse Waschungen wurden [Lev 15,2-18] und [Lev 11,32-37] vorgeschrieben. Die Pharisäer wollten, dass man dieselben selbst dann vornahm, wenn nur die Möglichkeit einer Verunreinigung vorlag. Markus Mk 48 7 5 Et interrogabant eum Pharisæi, et Scribæ: Quare discipuli tui non ambulant juxta traditionem seniorum, sed communibus manibus manducant panem? Daher fragten ihn die Pharisäer und Schriftgelehrten:⁵ Warum wandeln deine Jünger nicht nach der Satzung der Alten, sondern essen ihre Speisen mit ungewaschenen Händen? Markus Mk 48 7 5 5 Nach dieser Erklärung kehrt der Evangelist zu V. 2 zurück. Eine andere Anklage also hatten die Pharisäer nicht vorbringen können. Markus Mk 48 7 6 At ille respondens, dixit eis: Bene prophetavit Isaias de vobis hypocritis, sicut scriptum est: Populus hic labiis me honorat, cor autem eorum longe est a me; Er aber antwortete, und sprach zu ihnen: Treffend hat Isaias von euch Heuchlern geweissagt, wie geschrieben steht: Dieses Volk ehret mich mit den Lippen, ihr Herz aber ist fern von mir. [Jes 29,13] Markus Mk 48 7 7 In vanum autem me colunt, docentes doctrinas, et præcepta hominum. Vergeblich aber ehren sie mich, weil sie Lehre und Satzungen von Menschen lehren.⁶ Markus Mk 48 7 7 6 Wenn sie diese Antwort vorhergesehen hätten, würden sie wohl ihre Frage nicht gestellt haben. Wie jene Gott mit den Lippen ehren, im Herzen aber fern von ihm sind, so ihr. Vergl. [Apg 28,25, Apg 7,51]. Das ganze Volk ist für den Propheten wie eine Person, deshalb gelten seine Worte auch für die Zeitgenossen Christi, obwohl er diese nicht im besonderen vor Augen hatte. Ähnlich [Mi 6,3.4]. Markus Mk 48 7 8 Relinquentes enim mandatum Dei, tenetis traditionem hominum, baptismata urceorum, et calicum: et alia similia his facitis multa. Denn während ihr das Gebot Gottes hintansetzet, haltet ihr die Überlieferung der Menschen, Waschungen von Krügen und Bechern; und anderes derart tut ihr vieles.⁷ Markus Mk 48 7 8 7 Christus zeigt, dass er diese Worte mit Recht auf sie anwendet: Ihr vernachlässigt Gottes Gebote über euren Überlieferungen (V. 8), ihr verkehrt Gottes Gebote und macht sie unwirksam. (V. 9 folg.) Markus Mk 48 7 9 Et dicebat illis: Bene irritum facitis præceptum Dei, ut traditionem vestram servetis. Und er sprach zu ihnen: Schön lasset ihr das Gebot Gottes nichts gelten, damit⁸ ihr euere Überlieferung wahret. [Mt 15,3] Markus Mk 48 7 9 8 Da sie den Erfolg sehen und dennoch ihr Verhalten nicht ändern wollen (z. B. V. 11. 13), ist ihnen die Folge als beabsichtigt zuzuschreiben. Markus Mk 48 0 1 Zweite wunderbare Brotvermehrung: Jesus speist 4000 Menschen mit sieben Broten und einigen Fischen. (V. 9) Der Heiland warnt vor dem Sauerteig der Pharisäer. (V. 21) Heilung eines Blinden. (V. 26) Petrus bekennt die Gottheit Christi. Jesus sagt sein Leiden voraus und weist den heil. Petrus zurecht. Markus Mk 48 8 1 In diebus illis iterum cum turba multa esset, nec haberent quod manducarent: convocatis discipulis, ait illis: In jenen Tagen, als wiederum viel Volk beisammen war,¹ und nichts zu essen hatte, rief er seine Jünger zu sich, und sagte zu ihnen:² [Mt 15,32] Markus Mk 48 8 1 1 Wie die Verschiedenartigkeit der Umstände allein schon zeigt, ist dies ein anderes Wunder, als das [Mk 6,35] erzählte. Markus Mk 48 8 1 2 Er will ihre Aufmerksamkeit auf das nachfolgende Wunder lenken. Markus Mk 48 8 10 Et statim ascendens navim cum discipulis suis, venit in partes Dalmanutha. Und sofort stieg er mit seinen Jüngern in ein Schiff, und kam in die Gegend von Dalmanutha.⁵ Markus Mk 48 8 10 5 Wahrscheinlich südwestlich vom See Genesareth (Hier.). Markus Mk 48 8 11 Et exierunt Pharisæi, et cperunt conquirere cum eo, quærentes ab illo signum de clo, tentantes eum. Da kamen die Pharisäer heraus, und fingen an, mit ihm zu streiten, indem sie von ihm ein Zeichen vom Himmel forderten, um ihn zu versuchen.⁶ [Mt 16,1, Lk 11,53] Markus Mk 48 8 11 6 Als ob die bisherigen Zeichen nicht ausreichten. Markus Mk 48 8 12 Et ingemiscens spiritu, ait: Quid generatio ista signum quærit? Amen dico vobis, si dabitur generatio isti signum. Er aber seufzte im Geiste,⁷ und sprach: Was sucht dieses Geschlecht ein Zeichen? Wahrlich, ich sage euch, nimmermehr⁸ wird diesem Geschlechte ein Zeichen gegeben werden! Markus Mk 48 8 12 7 Im innersten Herzen, indem er erwog, was er schon für sie getan und was er noch bereit war für sie zu tun und zu leiden, und alles ohne Nutzen für sie. Markus Mk 48 8 12 8 Die Partikel wenn, welche im griech. und lat. Texte steht, leitet einen Schwur ein. Vergl. [Hebr 4,3]. Markus Mk 48 8 13 Et dimittens eos, ascendit iterum navim, et abiit trans fretum. Und er verließ sie, stieg wieder in das Schiff,⁹ und fuhr hinüber.¹⁰ Markus Mk 48 8 13 9 Gott verlässt, die ihn verlassen (Vikt.). Der heil. Markus lässt die [Mt 16,4] berichtete Prophezeiung vom Zeichen des Jonas aus, da die Zuhörer des heil. Petrus die Schriften des A. T. nicht kannten. Markus Mk 48 8 13 10 Auf das Westufer. Markus Mk 48 8 14 Et obliti sunt panes sumere: et nisi unum panem non habebant secum in navi. Markus Mk 48 8 15 Et præcipiebat eis, dicens: Videte, et cavete a fermento Pharisæorum, et fermento Herodis. Und er ermahnte sie, und sagte: Sehet zu, und hütet euch vor dem Sauerteige der Pharisäer,¹¹ und vor dem Sauerteige des Herodes!¹² Markus Mk 48 8 15 11 Vor ihrem Beispiele und ihrer Verkehrtheit. Markus Mk 48 8 15 12 Herodes war der Beschützer der Sadducäer und wünschte Palästina von den Römern zu befreien. Der Heiland warnt die Apostel vor der Einmischung in Politik und Parteikämpfe. Eine ähnliche Warnung siehe [Tit 3,10]. Markus Mk 48 8 16 Et cogitabant ad alterutrum, dicentes: Quia panes non habemus. Da dachten sie, und sprachen zueinander: Es ist, weil wir kein Brot haben!¹³ Markus Mk 48 8 16 13 Der Evangelist verbirgt nichts. Desto sicherer sind wir, dass die erzählten Wunder wahr sind. Markus Mk 48 8 17 Quo cognito, ait illis Jesus: Quid cogitatis, quia panes non habetis? nondum cognoscitis nec intelligitis? adhuc cæcatum habetis cor vestrum? Als Jesus dies erkannte, sagte er zu ihnen: Warum macht ihr euch Gedanken, dass ihr kein Brot habet? Erkennet und begreifet ihr denn noch nicht? Habt ihr noch immer ein verblendetes Herz? Markus Mk 48 8 18 Oculos habentes non videtis? et aures habentes non auditis? Nec recordamini. Habt ihr Augen, und sehet nicht? Und habt ihr Ohren, und höret nicht? Und erinnert ihr euch nicht? Markus Mk 48 8 19 Quando quinque panes fregi in quinque millia: quot cophinos fragmentorum plenos sustulistis? Dicunt ei: Duodecim. Als ich die fünf Brote brach für die Fünftausend, wie viele Körbe voll Stücklein habt ihr da aufgehoben? Sie sprachen zu ihm: Zwölf. [Mk 6,41, Joh 6,11]. Markus Mk 48 8 2 Misereor super turbam: quia ecce jam triduo sustinent me, nec habent quod manducent. Mich erbarmet des Volkes; denn siehe, schon drei Tage harren sie bei mir aus, und haben nichts zu essen. Markus Mk 48 8 20 Quando et septem panes in quatuor millia: quot sportas fragmentorum tulistis? Et dicunt ei: Septem. Und da ich die sieben Brote für die Viertausend brach, wie viele Körbe voll Stücklein habt ihr aufgehoben? Sie sagten zu ihm: Sieben. Markus Mk 48 8 21 Et dicebat eis: Quomodo nondum intelligitis? Und er sprach zu ihnen: Wie, verstehet ihr auch jetzt noch nicht? Markus Mk 48 8 22 Et veniunt Bethsaidam, et adducunt ei cæcum, et rogabant eum ut illum tangeret. Und sie kamen nach Bethsaida.¹⁴ Da brachte man einen Blinden zu ihm, und bat ihn, dass er denselben berühren möchte. Markus Mk 48 8 22 14 Es gab zwei Bethsaida; es ist wohl das nahe bei Kapharnaum gelegene zu verstehen. Markus Mk 48 8 23 Et apprehensa manu cæci, eduxit eum extra vicum: et exspuens in oculos ejus impositis manibus suis, interrogavit eum si quid videret. Und er fasste den Blinden bei der Hand, führte ihn vor den Flecken hinaus, benetzte seine Augen mit Speichel, legte ihm seine Hände auf, und fragte ihn, ob er etwas sehe. Markus Mk 48 8 24 Et aspiciens, ait: Video homines velut arbores ambulantes. Da blickte er auf, und sprach: Ich sehe die Menschen wie Bäume¹⁵ wandeln. Markus Mk 48 8 24 15 Er erkennt aus der Bewegung, dass es Menschen sind. Markus Mk 48 8 25 Deinde iterum imposuit manus super oculos ejus: et cpit videre: et restitutus est ita ut clare videret omnia. Darnach legte er ihm die Hände noch einmal auf seine Augen; da fing er zu sehen an, und ward so hergestellt, dass er alles deutlich sah.¹⁶ Markus Mk 48 8 25 16 Viele Erklärer meinen, der Heiland habe ihn wegen seines Mangels an Glauben nur allmählich geheilt (Euth., Vikt., Theoph.). Der Heiland gibt auch uns seine Gaben nach und nach, um unseren Glauben und unser Verlangen zu mehren. Markus Mk 48 8 26 Et misit illum in domum suam, dicens: Vade in domum tuam: et si in vicum introieris, nemini dixeris. Und er schickte ihn nach Hause, und sprach: Gehe in dein Haus, und wenn du in den Flecken hineinkommst, sage es niemanden! Markus Mk 48 8 27 Et egressus est Jesus, et discipuli ejus in castella Cæsareæ Philippi: et in via interrogabat discipulos suos, dicens eis: Quem me dicunt esse homines? Markus Mk 48 8 28 Qui responderunt illi, dicentes: Joannem Baptistam, alii Eliam, alii vero quasi unum de prophetis. Sie antworteten ihm, und sprachen: Für Johannes, den Täufer; andere für Elias;¹⁸ andere aber für einen von den Propheten. Markus Mk 48 8 28 18 Man erwartete also damals allgemein das Reich des Messias. Markus Mk 48 8 29 Tunc dicit illis: Vos vero quem me esse dicitis? Respondens Petrus, ait ei: Tu es Christus. Da sagte er zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Petrus antwortete, und sprach zu ihm: Du bist Christus!¹⁹ Markus Mk 48 8 29 19 Der heil. Petrus lässt in seinen Predigten das fort, was zu seinem Lobe dient, darum fehlt auch hier die Verheißung des Heilandes (Euseb.). Markus Mk 48 8 3 Et si dimisero eos jejunos in domum suam, deficient in via: quidam enim ex eis de longe venerunt. Und wenn ich sie ungespeiset nach Hause gehen lasse, so werden sie auf dem Wege verschmachten; denn einige von ihnen sind weit hergekommen.³ Markus Mk 48 8 3 3 Nichts derartiges wird von den Bewohnern Judäas und Galiläas erzählt. Dieses Ereignis ist ein Vorzeichen der Freude, mit welcher die Heiden den Glauben annehmen werden. Vergl. [Mk 6,52] indes erkennen sie die Ursache der Frage wohl nicht (Euth.), dass sie nämlich sich an das frühere Wunder erinnernd, ihn um ein neues bitten sollen. Markus Mk 48 8 30 Et comminatus est eis, ne cui dicerent de illo. Und er verbot ihnen streng, dass sie dies von ihm niemand sagen sollten.²⁰ [Mt 16,20] Markus Mk 48 8 30 20 Damit das Volk nicht falsche Hoffnungen hegte und allmählich auf sein Leiden vorbereitet werden konnte (Euth., Bed.). Zuvor musste die Auferstehung des Herrn das Ärgernis des Kreuzes beseitigen, ehe die Predigt von dem leidenden und sich für uns aufopfernden Messias ohne Gefahr verkündet werden konnte. Markus Mk 48 8 31 Et cpit docere eos quoniam oportet Filium hominis pati multa, et reprobari a senioribus, et a summis sacerdotibus, et Scribis, et occidi: et post tres dies resurgere. Nun fing er an sie zu belehren, dass der Menschensohn vieles²¹ leiden, von den Ältesten, Hohenpriestern und Schriftgelehrten²² verworfen, getötet werden, und nach drei Tagen²³ wieder auferstehen müsse. Markus Mk 48 8 31 21 Ehe er zu der [Dan 7,13] beschriebenen Herrlichkeit einging. Markus Mk 48 8 31 22 Von der höchsten Behörde, von denen, welche die Prophezeiungen über den Messias am besten kennen und am höchsten schätzen mussten. Markus Mk 48 8 31 23 Siehe [Mt 12,Anm.46]. Markus Mk 48 8 32 Et palam verbum loquebatur. Et apprehendens eum Petrus, cpit increpare eum. Und er redete dieses Wort unverhohlen. Da nahm ihn Petrus bei Seite,²⁴ und fing an es ihm zu verweisen.²⁵ Markus Mk 48 8 32 24 Alle Jünger sind erschüttert. Nur Petrus wagt zu reden, aber auch nicht vor allen (Vikt.), damit er nicht dem Meister vor ihnen zu widersprechen scheine. Markus Mk 48 8 32 25 Voll kindlicher Anhänglichkeit und Liebe: Das kann nicht geschehen und ich kann es nicht hören, dass der Messias, der Sohn Gottes, soll getötet werden (Beda.). Vielleicht meint er auch, der Heiland stelle nur eine Vermutung auf, was von dem Hasse der Pharisäer zu befürchten sei. Markus Mk 48 8 33 Qui conversus, et videns discipulos suos, comminatus est Petro, dicens: Vade retro me satana, quoniam non sapis quæ Dei sunt, sed quæ sunt hominum. Er aber wandte sich um, sah seine Jünger an, drohte dem Petrus, und sprach: Weiche zurück hinter mich, Satan!²⁶ denn du hast keinen Sinn für das, was Gottes ist, sondern für das, was der Menschen ist.²⁷ Markus Mk 48 8 33 26 Siehe [Mt 16,Anm.37]. Markus Mk 48 8 33 27 Gottes Absicht: [1Kor 1,21-24] und [Hebr 2,10-18]. Markus Mk 48 8 34 Et convocata turba cum discipulis suis, dixit eis: Si quis vult me sequi, deneget semetipsum: et tollat crucem suam, et sequatur me. Dann rief er das Volk und seine Jünger herbei, und sprach zu ihnen:²⁸ Will²⁹ mir jemand nachfolgen, so verleugne er sich selbst,³⁰ und nehme sein Kreuz auf sich,³¹ und folge mir.³² [Mt 10,38, Mt 16,24, Lk 9,23, Lk 14,27] Markus Mk 48 8 34 28 Die Folge des vom Heilande selbst V. 31 gesagtem. Markus Mk 48 8 34 29 Der Heiland lädt ein, indem er auf den Schaden hinweist, den die Weigerung nach sich zieht und den Nutzen zeigt, welchen der Gehorsam bringt. (Drei Gründe: V. 35, V. 36,37 und V. 38). Markus Mk 48 8 34 30 Sich selbst gleichsam verlassend und zum Heilande übergehend; nur auf das schauend, was Gott gefällt. Markus Mk 48 8 34 31 Wie ich das meinige. Vergl. [Mt 10,Anm.67]. Markus Mk 48 8 34 32 Nach einigen ist dies eine dritte Bedingung (Vikt., Theoph.): den Heiland nachahmen. Vergl. [Mt 16,Anm.43]. Markus Mk 48 8 35 Qui enim voluerit animam suam salvam facere, perdet eam: qui autem perdiderit animam suam propter me, et Evangelium, salvam faciet eam. Markus Mk 48 8 36 Quid enim proderit homini, si lucretur mundum totum: et detrimentum animæ suæ faciat? Denn was wird es einem Menschen nützen, wenn er die ganze Welt gewinnt, an seiner Seele aber Schaden leidet?³⁴ Markus Mk 48 8 36 34 Wie niemand sein Leben selbst für alle Güter dieser Erde hingibt, weil diese ihm alsdann nichts mehr nützen könnten, da er das Leben nicht wiedergewinnen kann, so ist es noch viel törichter, seine Seele für zeitliche Güter preiszugeben, da ihm diese nach diesem Leben nichts mehr nützen und die einmal verlorene Seele nicht wiedergewonnen werden kann. (Ewigkeit der Höllenstrafen. Theoph.). V. 35 handelt besonders von der Zeit der Verfolgung, V. 37 von der des Friedens. Markus Mk 48 8 37 Aut quid dabit homo commutationis pro anima sua? Oder was kann ein Mensch als Lösegeld geben für seine Seele? Markus Mk 48 8 38 Qui enim me confusus fuerit, et verba mea in generatione ista adultera et peccatrice: et Filius hominis confundetur eum, cum venerit in gloria Patris sui cum Angelis sanctis. Denn wer sich meiner und meiner Worte geschämt hat vor diesem ehebrecherischen³⁵ und sündhaften Geschlechte, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln. [Mt 10,33, Lk 9,26, Lk 12,9] Markus Mk 48 8 38 35 Siehe [Mt 10,Anm.63]. Markus Mk 48 8 39 Et dicebat illis: Amen dico vobis, quia sunt quidam de hic stantibus, qui non gustabunt mortem donec videant regnum Dei veniens in virtute. Und er sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch, es sind einige von den hier Stehenden, die den Tod nicht kosten werden, bis sie das Reich Gottes sehen, wie es kommt in seiner Kraft!³⁶ [Mt 16,28, Lk 9,27] Markus Mk 48 8 39 36 Die Jünger des Herrn waren noch nicht derart vom Geiste Christi durchdrungen, dass der Herr ihnen einzig das Himmelreich verheißen konnte; er musste ihnen auch etwas für das gegenwärtige Leben versprechen, damit sie von dem, was sie sahen, zu jenem aufstiegen, was sie hofften (Greg.). Die Erklärungen gehen auseinander: Die einen verstehen die Verheißung von der Verklärung Christi, andere von dem Gerichte über Jerusalem; die wahrscheinlichste Auslegung ist indes, dass der Heiland von der Gründung und Ausbreitung seiner Kirche auf Erden redet. Markus Mk 48 8 4 Et responderunt ei discipuli sui: Unde illos quis poterit hic saturare panibus in solitudine? Da antworteten ihm seine Jünger: Woher sollte jemand hier in der Wüste Brot bekommen können, sie zu sättigen? Markus Mk 48 8 5 Et interrogavit eos: Quot panes habetis? Qui dixerunt: Septem. Und er fragte sie: Wie viele Brote habet ihr? Sie sprachen: Sieben. Markus Mk 48 8 6 Et præcepit turbæ discumbere super terram. Et accipiens septem panes, gratias agens fregit, et dabat discipulis suis ut apponerent, et apposuerunt turbæ. Und er befahl dem Volke, sich auf die Erde niederzulassen. Dann nahm er die sieben Brote, dankte, brach dieselben, und gab sie seinen Jüngern, dass sie vorlegten; und sie legten dem Volke vor. Markus Mk 48 8 7 Et habebant pisciculos paucos: et ipsos benedixit, et jussit apponi. Sie hatten auch wenige Fischlein; auch diese segnete er, und ließ sie vorlegen.⁴ Markus Mk 48 8 7 4 Vielleicht beginnen die Apostel jetzt zu ahnen, was der Heiland tun will. Vergl. übrigens [Mt 6,Anm.40]. Markus Mk 48 8 8 Et manducaverunt, et saturati sunt, et sustulerunt quod superaverat de fragmentis, septem sportas. Und sie aßen und wurden satt; und hoben auf, was von den Stücken übriggeblieben war, sieben Körbe. Markus Mk 48 8 9 Erant autem qui manducaverunt, quasi quatuor millia: et dimisit eos. Es waren aber derer, die gegessen hatten, bei viertausend; und er entließ sie. Markus Mk 48 0 1 Christus wird verklärt (V. 12) und heilt einen besessenen Knaben. (V. 28) Der Heiland sagt sein Leiden voraus und empfiehlt den Jüngern Demut. (V. 36) Die Apostel zeigen unklugen Eifer und werden von Christus über das Ärgernis belehrt. Markus Mk 48 9 1 Et post dies sex assumit Jesus Petrum, et Jacobum, et Joannem: et ducit illos in montem excelsum seorsum solos, et transfiguratus est coram ipsis. Und nach sechs Tagen nahm Jesus den Petrus, Jakobus und Johannes mit sich, und führte sie allein abseits auf einen hohen Berg, und ward verklärt vor ihnen.¹ [Mt 17,1, Lk 9,28]. Markus Mk 48 9 1 1 Christus wird verklärt, während er betet. Die Verklärung soll den Aposteln das Ärgernis des Kreuzes beseitigen und der gesamten Kirche die Herrlichkeit offenbaren, welche derselben von ihrem Haupte zuteil werden soll. Vergl. auch [Mt 17,1, Lk 9,28, 1Joh 1,14, 2Petr 1,6]. Der Herr heißt verklärt, weil er nicht wie sonst in menschlicher Erscheinung, sondern in göttlicher Klarheit sich zeigt. Markus Mk 48 9 10 Et interrogabant eum, dicentes: Quid ergo dicunt Pharisæi, et Scribæ, quia Eliam oportet venire primum? Und sie fragten ihn, und sprachen: Warum sagen denn die Pharisäer und Schriftgelehrten, dass Elias zuvor kommen muss? [Mal 4,5]. Markus Mk 48 9 11 Qui respondens, ait illis: Elias cum venerit primo, restituet omnia: et quo modo scriptum est in Filium hominis, ut multa patiatur et contemnatur. Er antwortete, und sprach zu ihnen: Elias wird allerdings zuerst kommen, und alles wieder herstellen; gleichwie auch von dem Menschensohne geschrieben steht, dass er vieles leiden und verachtet werden müsse.⁹ [Jes 53,3.4] Markus Mk 48 9 11 9 Christus zeigt ihnen, dass Elias nicht vor seinem Leiden kommen kann: Elias wird die Juden bekehren; nach der Schrift muss der Menschensohn vieles leiden, also kommt Elias nicht vor dem Leiden (Theoph., Euth.). Markus Mk 48 9 12 Sed dico vobis quia et Elias venit (et fecerunt illi quæcumque voluerunt) sicut scriptum est de eo. Aber ich sage euch: Auch Elias ist schon gekommen, (und sie taten ihm, was sie nur wollten), wie es von ihm¹⁰ geschrieben steht. [Mt 17,12]. Markus Mk 48 9 12 10 Von Elias. Ähnliches taten sie dem heil. Johannes an. Vergl. [1Kön 19,1] (Theoph., Euth.). Markus Mk 48 9 13 Et veniens ad discipulos suos, vidit turbam magnam circa eos, et Scribas conquirentes cum illis. Und da er zu seinen Jüngern kam, sah er viel Volk um sie her, und Schriftgelehrte mit ihnen im Streite.¹¹ Markus Mk 48 9 13 11 Die Ursache V. 15. Die boshaften Pharisäer greifen die Jünger in der Abwesenheit ihres Meisters an, um sie vor dem Volke zu beschämen und so auch über ihren Meister zu siegen (Vikt., Euth., Theoph.). Markus Mk 48 9 14 Et confestim omnis populus videns Jesum, stupefactus est, et expaverunt, et accurrentes salutabant eum. Sobald aber das ganze Volk Jesus erblickte, erstaunte es und erschrak,¹² lief hinzu, und grüßte ihn. Markus Mk 48 9 14 12 Wegen seines plötzlichen Erscheinens. Markus Mk 48 9 15 Et interrogavit eos: Quid inter vos conquiritis? Und er fragte sie:¹³ Worüber streitet ihr miteinander? [Lk 9,38] Markus Mk 48 9 15 13 Der Heiland fragt, um zu dem Wunder Gelegenheit zu bieten, die Jünger von der Belästigung zu befreien und ihren Glauben zu stärken. Markus Mk 48 9 16 Et respondens unus de turba, dixit: Magister, attuli filium meum ad te habentem spiritum mutum: Da antwortete einer¹⁴ aus dem Volke, und sprach: Meister! ich habe meinen Sohn zu dir hergebracht, der einen stummen Geist hat. [Mt 17,14] Markus Mk 48 9 16 14 Der Vater, was am natürlichsten war. Markus Mk 48 9 17 Qui ubicumque eum apprehenderit, allidit illum, et spumat, et stridet dentibus, et arescit: et dixi discipulis tuis ut ejicerent illum, et non potuerunt. Wo dieser immer ihn ergreift, reißt er ihn nieder; auch schäumet er, und knirscht mit den Zähnen, und zehret ab. Und ich sprach zu deinen Jüngern, dass sie ihn austreiben möchten; sie konnten es aber nicht.¹⁵ Markus Mk 48 9 17 15 Trotz der [Mk 3,15] empfangenen Gewalt. Markus Mk 48 9 18 Qui respondens eis, dixit: O generatio incredula, quamdiu apud vos ero? quamdiu vos patiar? afferte illum ad me. Da antwortete er ihnen, und sprach: O du ungläubiges Geschlecht!¹⁶ Wie lange noch werde ich bei euch sein? Wie lange euch noch ertragen? Bringet ihn zu mir. Markus Mk 48 9 18 16 Besonders der Vater; indes gilt der Vorwurf allen, selbst die Apostel nicht ausgenommen. Markus Mk 48 9 19 Et attulerunt eum. Et cum vidisset eum, statim spiritus conturbavit illum: et elisus in terram, volutabatur spumans. Und sie brachten ihn hin. Und als er ihn sah,¹⁷ zerrte ihn der Geist sogleich; und zur Erde niederstürzend, wälzte er sich schäumend. Markus Mk 48 9 19 17 Der böse Geist. Der Heiland lässt es zu, damit seine ganze Bosheit offenbar werde. Markus Mk 48 9 2 Et vestimenta ejus facta sunt splendentia, et candida nimis velut nix, qualia fullo non potest super terram candida facere. Seine Kleider wurden glänzend und überaus weiß wie der Schnee, so wie sie kein Walker auf Erden weiß machen kann. Markus Mk 48 9 20 Et interrogavit patrem ejus: Quantum temporis est ex quo ei hoc accidit? At ille ait: Ab infantia: Da fragte er seinen Vater: Wie lange Zeit ist es, dass ihm dieses widerfahren ist?¹⁸ Dieser aber sprach: Von Kindheit an. Markus Mk 48 9 20 18 Der Heiland zeigt seine Teilnahme. Markus Mk 48 9 21 Et frequenter eum in ignem, et in aquas misit ut eum perderet; sed si quid potes, adjuva nos, misertus nostri. Oft schon hat er ihn in's Feuer und in's Wasser geworfen, um ihn umzubringen.¹⁹ Vermagst du nun etwas,²⁰ so hilf uns, und erbarme dich unser!²¹ Markus Mk 48 9 21 19 So schien es dem Vater, indes wollte der böse Geist sich sicher nicht selbst seiner Wohnung berauben, wie [Mt 8,31, Mk 5,10] und [Lk 8,31] hinreichend zeigen. Markus Mk 48 9 21 20 In diesem, wie es scheint, hoffnungslosen Falle. Markus Mk 48 9 21 21 Das Elend des Knaben ist auch das Seine. Markus Mk 48 9 22 Jesus autem ait illi: Si potes credere, omnia possibilia sunt credenti: Jesus aber sprach zu ihm: Wenn du glauben kannst!²² Alles ist dem möglich, der glaubt. [Mt 17,19] Markus Mk 48 9 22 22 Griech.: Was das angeht: wenn du kannst; dem, der glaubt, ist alles möglich. Indes schweigt der Herr über seine Macht und weist einzig auf die Notwendigkeit des Glaubens hin. Markus Mk 48 9 23 Et continuo exclamans pater pueri, cum lacrymis aiebat: Credo, Domine: adjuva incredulitatem meam. Und sogleich rief der Vater des Knaben, und sagte weinend: Ich glaube, Herr! hilf meinem Unglauben.²³ Markus Mk 48 9 23 23 Ich glaube, dass du es kannst, doch wenn mein Glaube nicht ausreicht (er nennt ihn deshalb Unglaube), wolle deine Barmherzigkeit gewähren, worum ich bitte. Markus Mk 48 9 24 Et cum videret Jesus concurrentem turbam, comminatus est spiritui immundo, dicens illi: Surde, et mute spiritus, ego præcipio tibi, exi ab eo: et amplius ne introeas in eum. Da nun Jesus sah, dass das Volk zusammenlief, bedrohte er den unreinen Geist, und sprach zu ihm: Tauber und stummer Geist! ich²⁴ gebiete dir, fahre aus von ihm, und geh hinfort nicht mehr in ihn ein. Markus Mk 48 9 24 24 Den du kennst. Markus Mk 48 9 25 Et exclamans, et multum discerpens, eum, exiit ab eo, et factus est sicut mortuus, ita ut multi dicerent: Quia mortuus est. Da schrie er, zerrte ihn heftig, und fuhr aus von ihm; und er ward wie tot,²⁵ so dass viele sagten: Er ist gestorben! Markus Mk 48 9 25 25 Christus gestattet es, damit er zeige, wie bösartig der Geist ist und wie ungern er dem Befehle gehorcht. So handelt der böse Geist oft, wenn er aus einem Herzen ausgetrieben wird, das er besaß (Greg., Bed.). Markus Mk 48 9 26 Jesus autem tenens manum ejus, elevavit eum, et surrexit. Jesus aber fasste ihn bei der Hand, und richtete ihn auf; und er stand auf.²⁶ Markus Mk 48 9 26 26 Der Heiland zeigt seine Macht und Güte. Welche Gegensätze: das Toben und Quälen des bösen Geistes und Christi Ruhe, Würde und Wohlwollen. Markus Mk 48 9 27 Et cum introisset in domum, discipuli ejus secreto interrogabant eum: Quare nos non potuimus ejicere eum? Und als er nach Hause gekommen war, fragten ihn seine Jünger allein: Warum haben wir ihn nicht austreiben können? Markus Mk 48 9 28 Et dixit illis: Hoc genus in nullo potest exire, nisi in oratione, et jejunio. Er sprach zu ihnen: Diese Art kann durch nichts ausgetrieben werden, als durch Gebet und Fasten.²⁷ Markus Mk 48 9 28 27 Einer schlimmeren Art von bösen Geistern ist auch größere Frömmigkeit entgegenzustellen, ebenso seitens des Besessenen wie seitens des Austreibenden. Markus Mk 48 9 29 Et inde profecti prætergrediebantur Galilæam: nec volebat quemquam scire. Und von da gingen sie weiter, und zogen vorüber durch Galiläa;²⁸ und er wollte nicht, dass es jemand wisse.²⁹ Markus Mk 48 9 29 28 Griech.: Ohne Aufenthalt. Markus Mk 48 9 29 29 Der Heiland will die Jünger lehren. Markus Mk 48 9 3 Et apparuit illis Elias cum Moyse: et erant loquentes cum Jesu. Und es erschien ihnen Elias mit Moses;² und sie redeten mit Jesus. [Lk 9,31]. Markus Mk 48 9 3 2 Die Apostel erkennen die Personen vielleicht durch innere Erleuchtung. Markus Mk 48 9 30 Docebat autem discipulos suos, et dicebat illis: Quoniam Filius hominis tradetur in manus hominum, et occident eum, et occisus tertia die resurget. Er lehrte³⁰ aber seine Jünger, und sprach zu ihnen: Der Menschensohn wird in die Hände der Menschen überliefert werden, und sie werden ihn töten; nachdem er aber getötet worden, wird er am dritten Tage wieder auferstehen. [Mt 17,21] Markus Mk 48 9 30 30 Öfter auf dieser Weise. Markus Mk 48 9 31 At illi ignorabant verbum: et timebant interrogare eum. Sie aber verstanden das Wort³¹ nicht, und fürchteten sich ihn zu fragen. Markus Mk 48 9 31 31 Die im Worte offenbarte Sache: Wie der Sohn Gottes seiner Unwürdiges leiden könnte. Markus Mk 48 9 32 Et venerunt Capharnaum. Qui cum domi essent, interrogabat eos: Quid in via tractabatis? Und sie kamen nach Kapharnaum. Da sie nun zu Hause³² waren, fragte er sie: Was habt ihr auf dem Wege besprochen? Markus Mk 48 9 32 32 Wohl im Hause des heil. Petrus. Markus Mk 48 9 33 At illi tacebant: siquidem in via inter se disputaverant, quis eorum major esset. Sie aber schwiegen;³³ denn sie hatten auf dem Wege miteinander gestritten, wer von ihnen der Größte wäre. [Mt 18,1, Lk 9,46] Markus Mk 48 9 33 33 Sie wussten, dass ein solcher Streit dem Herrn nicht gefallen könnte. Markus Mk 48 9 34 Et residens vocavit duodecim, et ait illis: Si quis vult primus esse, erit omnium novissimus, et omnium minister. Da setzte er sich nieder,³⁴ rief die Zwölfe, und sprach zu ihnen: Wenn jemand der Erste sein will, so wird er der Letzte von allen, und der Diener aller sein.³⁵ [Mt 20,26.27] Markus Mk 48 9 34 34 Ein Zeichen, dass es sich um ernste Sache handelt und dass er als Richter redet. Markus Mk 48 9 34 35 Wer im Himmel hoch stehen will, demütige sich auf Erden. Die Worte finden auch auf den Anwendung, der dem Range nach hier der erste ist. Markus Mk 48 9 35 Et accipiens puerum, statuit eum in medio eorum: quem cum complexus esset, ait illis: Und er nahm ein Kind, stellte es mitten unter sie, schloss es in seine Arme,³⁶ und sprach zu ihnen: Markus Mk 48 9 35 36 Wie liebt der Heiland die Unschuld, Einfalt und Demut der Kinder und wie müssen ihm diejenigen wohlgefallen, welche den Kindern hierin nacheifern (Beda)! Markus Mk 48 9 36 Quisquis unum ex hujusmodi pueris receperit in nomine meo, me recipit: et quicumque me susceperit, non me suscipit, sed eum qui misit me. Wer eines von diesen Kindern in meinem Namen³⁷ aufnimmt, nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, nimmt nicht mich auf, sondern den, der mich gesandt hat.³⁸ Markus Mk 48 9 36 37 Griech.: So dass dieser Name Ursache ist. Markus Mk 48 9 36 38 Der Vater sieht es so an, als geschähe es ihm. Markus Mk 48 9 37 Respondit illi Joannes, dicens: Magister, vidimus quemdam in nomine tuo ejicientem dæmonia, qui non sequitur nos, et prohibuimus eum. Da nahm Johannes das Wort, und sprach:³⁹ Meister! wir sahen jemanden, der in deinem Namen⁴⁰ Teufel austreibt, der uns nicht nachfolgt,⁴¹ und wir verwehrten es ihm. [Lk 9,49]. Markus Mk 48 9 37 39 Die Worte: in meinem Namen, geben dem heil. Johannes wohl Veranlassung zur Frage. Markus Mk 48 9 37 40 So dass der Name das Mittel ist. Markus Mk 48 9 37 41 Er hat sich ein Recht angemaßt, dass du allein verleihen kannst. Markus Mk 48 9 38 Jesus autem ait: Nolite prohibere eum; nemo est enim qui faciat virtutem in nomine meo, et possit cito male loqui de me. Jesus aber sprach: Wehret es ihm nicht! denn niemand ist, der in meinem Namen⁴² ein Wunder wirkt, und so bald übles von mir reden könnte. [1Kor 12,3] Markus Mk 48 9 38 42 Ein Mensch, der die Kraft meines Namens so erfahren, kann nicht lästern und zu meinen Feinden übergehen. Ist er auch nicht mein Jünger, so breitet er dennoch meine Ehre aus und bereitet meiner Lehre den Weg. Es ist nicht zuerst zu fragen, durch wen das Gute geschieht, sondern vielmehr vor allem zu sorgen, dass es geschieht. Ähnlich [Num 11,29]. Diese vom Heilande gewünschte Gesinnung offenbart der heil. Paulus [Phil 1,18]. Markus Mk 48 9 39 Qui enim non est adversum vos, pro vobis est. Denn wer nicht wider euch ist, ist für euch.⁴³ Markus Mk 48 9 39 43 Dieser Ausspruch wie der andere [Mt 12,30] zeigen, dass man mit Christus oder gegen ihn stehen muss. Markus Mk 48 9 4 Et respondens Petrus, ait Jesu: Rabbi, bonum est nos hic esse: et faciamus tria tabernacula, Tibi unum, et Moysi unum, et Eliæ unum. Da nahm Petrus das Wort, und sprach zu Jesus: Meister,³ es ist für uns gut, hier zu sein; wir wollen drei Hütten bauen, dir eine, Moses eine, und Elias eine. Markus Mk 48 9 4 3 Der heil. Petrus pflegte das hebräische Wort wohl bei seiner Erzählung beizubehalten. Markus Mk 48 9 40 Quisquis enim potum dederit vobis calicem aquæ in nomine meo, quia Christi estis: amen dico vobis, non perdet mercedem suam. Und wer euch einen Becher Wassers zu trinken reicht in meinem Namen, darum weil ihr Christus angehöret, wahrlich, ich sage euch, er wird seinen Lohn nicht verlieren!⁴⁴ [Mt 10,42] Markus Mk 48 9 40 44 Wer: mit Bezug auf V. 38. Nicht die geringste gute Tat, welche im Namen Jesu getan wird, bleibt ohne Lohn, wie viel weniger eine so große (Theoph.). Markus Mk 48 9 41 Et quisquis scandalizaverit unum ex his pusillis credentibus in me: bonum est ei magis si circumdaretur mola asinaria collo ejus, et in mare mitteretur. Wer aber einen von diesen Kleinen,⁴⁵ die an mich glauben, ärgert,⁴⁶ dem wäre es besser, dass ihm ein Mühlstein an den Hals gehängt, und er in's Meer geworfen würde.⁴⁷ [Mt 18,6, Lk 17,2] Markus Mk 48 9 41 45 Die im gebrechlichen Alter oder noch nicht fest im Glauben, leichter Gefahren ausgesetzt sind (Bed., Alb.). Markus Mk 48 9 41 46 Gegensatz zu V. 40 Ärgern ist Anlass zur Sünde geben. Markus Mk 48 9 41 47 Als dass er länger lebe, ja ehe er Unschuldige verführe. Vergl. [Mt 18,6]. Markus Mk 48 9 42 Et si scandalizaverit te manus tua, abscinde illam: bonum est tibi debilem introire in vitam, quam duas manus habentem ire in gehennam, in ignem inexstinguibilem: Wenn dich deine Hand ärgert, so haue sie ab; es ist dir besser, verstümmelt in das ewige Leben einzugehen, als beide Hände zu haben,⁴⁸ und in die Hölle zu kommen, in das unauslöschliche Feuer, [Mt 18,8, Mt 5,30] Markus Mk 48 9 42 48 Vergl. [Mt 5,Anm.40]. Markus Mk 48 9 43 Ubi vermis eorum non moritur, et ignis non exstinguitur. wo ihr Wurm nicht stirbt,⁴⁹ und das Feuer nicht erlischt. [Jes 66,24] Markus Mk 48 9 43 49 Einige Ausleger halten dies für eine bildliche Wiederholung des ersten Wortes; die meisten erklären es als Bild der Gewissensbisse. Markus Mk 48 9 44 Et si pes tuus te scandalizat, amputa illum: bonum est tibi claudum introire in vitam æternam, quam duos pedes habentem mitti in gehennam ignis inexstinguibilis: Und wenn dein Fuß dich ärgert, so haue ihn ab; es ist dir besser, lahm in das ewige Leben einzugehen, als beide Füße zu haben, und in die Hölle unauslöschlichen Feuers geworfen zu werden, Markus Mk 48 9 45 Ubi vermis eorum non moritur, et ignis non exstinguitur. wo ihr Wurm nicht stirbt, und das Feuer nicht erlischt. Markus Mk 48 9 46 Quod si oculus tuus scandalizat te, ejice eum: bonum est tibi luscum introire in regnum Dei, quam duos oculos habentem mitti in gehennam ignis: Wenn dein Auge dich ärgert, so reiße es aus; es ist dir besser, einäugig in das Reich Gottes einzugehen, als zwei Augen zu haben, und in das höllische Feuer geworfen zu werden, Markus Mk 48 9 47 Ubi vermis eorum non moritur, et ignis non exstinguitur. wo ihr Wurm nicht stirbt, und das Feuer nicht erlischt.⁵⁰ Markus Mk 48 9 47 50 Die Wiederholung der Rede zeigt die Wichtigkeit des Gegenstandes. Markus Mk 48 9 48 Omnis enim igne salietur, et omnis victima sale salietur. Denn⁵¹ jeder wird mit Feuer gesalzen werden, und jedes Opfer wird mit Salz gesalzen werden.⁵² Markus Mk 48 9 48 51 Bezieht sich auf die Notwendigkeit der Selbstüberwindung V. 42. Markus Mk 48 9 48 52 Die letzten Worte enthalten eine Hinweisung auf [Lev 2,13]. Der zweite Teil des Verses ist aus dem ersten zu erklären: Wie jedes Opfer mit Salz gewürzt wird und so das Sinnbild eines festen Bündnisses mit Gott ist, so muss jeder, der eine Gott gefällige Gabe sein und mit ihm ein ständiges Bündnis eingehen will, mit Feuer gesalzen sein. Um dem Höllenfeuer zu entgehen, muss er von einem anderen Feuer durchdrungen sein, das alle bösen Leidenschaften verzehrt (Theoph., Euth., Bed.). Es ist wohl das Feuer zu verstehen, dessen Wirkungen V. 42, 44, 46 erklärt sind. Ein solches Feuer sind Heimsuchungen, Selbstverleugnung, Kampf gegen die bösen Lüste usw. Andere Erklärer beziehen den Ausspruch auf das Höllenfeuer. Markus Mk 48 9 49 Bonum est sal: quod si sal insulsum fuerit: in quo illud condietis? Habete in vobis sal, et pacem habete inter vos. Das Salz ist gut; wenn aber das Salz seine Kraft verliert, womit werdet ihr es würzen?⁵³ Habet Salz in euch, und habet Frieden untereinander!⁵⁴ [Mt 5,13, Lk 14,34] Markus Mk 48 9 49 53 Siehe [Mt 5,Anm.18]. Markus Mk 48 9 49 54 Christus kehrt zur Veranlassung der Rede V. 33 zurück. Markus Mk 48 9 5 Non enim sciebat quid diceret: erant enim timore exterriti: Er wusste nämlich nicht, was er sagte, denn sie waren vor Schrecken außer sich.⁴ Markus Mk 48 9 5 4 Diese Furcht schließt indes eine große geistige Freude nicht ganz aus: Es ist gut für uns. Die Herrlichkeit der Erscheinung erfüllt seine Seele. Er möchte dies Glück immer genießen. In seinem Eifer kann er nicht schweigen, aber bedenkt auch nicht, wie wenig es sich ziemt, eine gebrechliche Hütte für den verklärten Heiland und die ihm von Gott gesandten Zeugen zu errichten. Was wäre zudem aus dem messianischen Werke geworden? Markus Mk 48 9 6 Et facta est nubes obumbrans eos: et venit vox de nube, dicens: Hic est filius meus carissimus: audite illum. Und es kam eine Wolke,⁵ die sie überschattete; und es erscholl eine Stimme aus der Wolke, und sprach: Dies ist mein geliebtester Sohn;⁶ ihn sollt ihr hören! Markus Mk 48 9 6 5 Die Wolke bezeugt, dass es Gott ist, der redet (Vikt.). Markus Mk 48 9 6 6 Der sein Leiden vorhergesagt hat. Markus Mk 48 9 7 Et statim circumspicientes, neminem amplius viderunt, nisi Jesum tantum secum. Und plötzlich, da sie um sich schauten, sahen sie niemand mehr, als Jesus allein mit ihnen. Markus Mk 48 9 8 Et descendentibus illis de monte, præcepit illis ne cuiquam quæ vidissent, narrarent: nisi cum Filius hominis a mortuis resurrexerit. Während sie nun vom Berge herabstiegen, gebot ihnen Jesus, sie sollten niemandem erzählen, was sie gesehen hätten, als nachdem der Menschensohn von den Toten würde auferstanden sein.⁷ [Mt 17,9] Markus Mk 48 9 8 7 Je größere Dinge von Jesus gesagt wurden, desto schwerer fanden sie Glauben und vermehrten das Ärgernis des Kreuzes (Vikt.). Markus Mk 48 9 9 Et verbum continuerunt apud se: conquirentes quid esset: cum a mortuis resurrexerit. Und sie hielten dieses Wort bei sich, und fragten sich einander, was das wäre: Nachdem er von den Toten würde auferstanden sein.⁸ Markus Mk 48 9 9 8 Sie können noch nicht an seinen Tod glauben. Markus Mk 48 0 1 II. 10, 1-15, 47 1. Der Heiland erklärt einige Lehrpunkte (Kap. 10): Die Unauflöslichkeit des Ehebandes. (V. 16) Die Gefahren des Reichtums und der Lohn der freiwilligen Armut. (V. 31) Christus sagt sein Leiden voraus, weist die Söhne des Zebedäus zurecht und zeigt den Aposteln den Wert der Demut. (V. 45) 2. Jesu Aufenthalt in Jerusalem vor seinem Leiden. (10,46 12,44) Ein Blinder wird nahe bei Jericho geheilt. Markus Mk 48 10 1 Et inde exsurgens venit in fines Judææ ultra Jordanem: et conveniunt iterum turbæ ad eum: et sicut consueverat, iterum docebat illos. Und von da¹ machte er sich auf, und kam an die Grenzen von Judäa jenseits des Jordans;² und das Volk versammelte sich wieder³ bei ihm, und wiederum lehrte er sie, wie er gewohnt war. [Mt 19,1] Markus Mk 48 10 1 1 Von Kapharnaum oder Galiläa. [Mk 9,32]. Markus Mk 48 10 1 2 Durch Peräa. Unten V. 46. Markus Mk 48 10 1 3 Er hatte sich ihm [Mk 9,26] entzogen. Welch Unterschied zwischen dem Volke und den Pharisäern. Markus Mk 48 10 10 Et in domo iterum discipuli ejus de eodem interrogaverunt eum. Und zu Hause fragten ihn seine Jünger noch einmal darüber.⁷ Markus Mk 48 10 10 7 Die Sache schien ihnen so neu und schwer, dass sie nicht wussten, ob sie den Herrn recht verstanden. Markus Mk 48 10 11 Et ait illis: Quicumque dimiserit uxorem suam, et aliam duxerit, adulterium committit super eam. Er sprach zu ihnen: Wer immer sein Weib entlässt, und eine andere nimmt, der begeht an ihr einen Ehebruch. Markus Mk 48 10 12 Et si uxor dimiserit virum suum, et alii nupserit, mchatur. Und wenn ein Weib ihren Mann entlässt, und einen anderen heiratet, so bricht sie die Ehe.⁸ Markus Mk 48 10 12 8 Dieselbe Lehre [Lk 16,18, 1Kor 7,10.11]. Markus Mk 48 10 13 Et offerebant illi parvulos ut tangeret illos. Discipuli autem comminabantur offerentibus. Und sie brachten Kindlein zu ihm, dass er sie berühren möchte. Die Jünger aber fuhren die hart an, welche sie brachten.⁹ [Mt 19,13] Markus Mk 48 10 13 9 Es war bei den Juden Sitte, Kinder zu angesehenen Lehrern zu führen, damit sie dieselben segneten. Vergl. [Mt 19,Anm.20]. Markus Mk 48 10 14 Quos cum videret Jesus, indigne tulit, et ait illis: Sinite parvulos venire ad me, et ne prohibueritis eos: talium enim est regnum Dei. Da Jesus sie sah, ward er unwillig, und sprach zu ihnen: Lasset die Kindlein zu mir kommen, und wehret ihnen nicht; denn für solche¹⁰ ist das Reich Gottes. Markus Mk 48 10 14 10 Nicht für diese, sondern für alle, die ihnen ähnlich sind. Markus Mk 48 10 15 Amen dico vobis: Quisquis non receperit regnum Dei velut parvulus, non intrabit in illud. Wahrlich, sage ich euch, wer das Reich Gottes nicht aufnimmt wie ein Kind,¹¹ wird in dasselbe nicht eingehen! [Mt 18,3] Markus Mk 48 10 15 11 An Demut, Einfalt, Unschuld usw. Markus Mk 48 10 16 Et complexans eos, et imponens manus super illos, benedicebat eos. Und er schloss sie in seine Arme, legte ihnen die Hände auf, und segnete sie.¹² Markus Mk 48 10 16 12 Nur zwei Mal zeigte der Heiland seine Zuneigung durch äußere Liebkosung: [Mk 9,35] und hier. Markus Mk 48 10 17 Et cum egressus esset in viam, procurrens quidam genu flexo ante eum, rogabat eum: Magister bone, quid faciam ut vitam æternam percipiam? Und als er auf die Straße hinausgegangen war, lief einer herbei, kniete vor ihm nieder, und fragte ihn: Guter Meister! was soll ich tun, dass ich das ewige Leben erlange?¹³ [Mt 19,16, Lk 18,18] Markus Mk 48 10 17 13 Sein Eifer und seine Ehrerbietigkeit zeigen, dass er es aufrichtig meint. Andere suchen Heilung, er das ewige Leben. Markus Mk 48 10 18 Jesus autem dixit ei: Quid me dicis bonum? Nemo bonus, nisi unus Deus. Jesus aber sprach zu ihm: Was nennest du mich gut? Niemand ist gut, als nur¹⁴ einer, Gott. [Lk 18,19] Markus Mk 48 10 18 14 Zeigen dir die Gründe, aus denen du mich gut genannt hast, nicht noch mehr, meine Gottheit? (Bed., Vikt., Theoph.) Markus Mk 48 10 19 Præcepta nosti: Ne adulteres, Ne occidas, Ne fureris, Ne falsum testimonium dixeris, Ne fraudem feceris, Honora patrem tuum et matrem. Die Gebote kennst du: Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst kein falsches Zeugnis geben; du sollst nicht übervorteilen; du sollst Vater und Mutter ehren. [Ex 20,13] Markus Mk 48 10 2 Et accedentes Pharisæi interrogabant eum: Si licet viro uxorem dimittere: tentantes eum. Da traten die Pharisäer hinzu, versuchten ihn⁴ und fragten: Ist es einem Manne erlaubt, sein Weib zu entlassen? Markus Mk 48 10 2 4 Sie wollen sehen, ob seine Antwort sich nicht gegen ihn gebrauchen lässt. Markus Mk 48 10 20 At ille respondens, ait illi: Magister, hæc omnia observavi a juventute mea. Jener aber antwortete, und sprach zu ihm: Meister! dies alles habe ich beobachtet von meiner Jugend an. Markus Mk 48 10 21 Jesus autem intuitus eum, dilexit eum, et dixit ei: Unum tibi deest: vade, quæcumque habes vende, et da pauperibus, et habebis thesaurum in clo: et veni, sequere me. Jesus aber blickte ihn an, gewann ihn lieb, und sprach zu ihm: Eines fehlt dir noch; gehe hin, verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben; und komm, folge mir!¹⁵ Markus Mk 48 10 21 15 Als Jünger und durch Nachahmung. Markus Mk 48 10 22 Qui contristatus in verbo, abiit mrens: erat enim habens multas possessiones. Da ward er traurig über dieses Wort,¹⁶ und ging betrübt davon; denn er hatte viele Besitztümer. Markus Mk 48 10 22 16 Wegen der Rede; der Preis scheint ihm zu hoch. Markus Mk 48 10 23 Et circumspiciens Jesus, ait discipulis suis: Quam difficile qui pecunias habent, in regnum Dei introibunt! Und Jesus blickte um sich, und sprach zu seinen Jüngern: Wie schwer ist es, dass die, welche viel Geld haben, in das Reich Gottes eingehen! Markus Mk 48 10 24 Discipuli autem obstupescebant in verbis ejus. At Jesus rursus respondens ait illis: Filioli, quam difficile est, confidentes in pecuniis, in regnum Dei introire! Die Jünger aber erstaunten über seine Worte.¹⁷ Da hob Jesus abermals an, und sprach zu ihnen: Kindlein,¹⁸ wie schwer ist es, dass die, welche auf das Geld ihr Vertrauen setzen, in das Reich Gottes eingehen!¹⁹ Markus Mk 48 10 24 17 Die Lehre des Heilandes scheint ihnen unbegreiflich, deshalb wiederholt der Herr seine Worte. Markus Mk 48 10 24 18 Die freundliche Anrede zeigt, dass Christus sie weder täuschen, noch unnützerweise erschrecken will, sondern ihnen eine Lehre von großer Wichtigkeit zu ihrem Besten vorlegt. Markus Mk 48 10 24 19 Gott gibt den Reichtum, damit er eine Hilfe zur Erlangung seines Reiches sei, doch die ungezähmte Anhänglichkeit des Herzens schafft Schwierigkeit. Markus Mk 48 10 25 Facilius est, camelum per foramen acus transire, quam divitem intrare in regnum Dei. Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr durchgehe, als dass ein Reicher in das Reich Gottes eingehe!²⁰ Markus Mk 48 10 25 20 Sprichwort, um eine sehr schwere Sache zu bezeichnen. Markus Mk 48 10 26 Qui magis admirabantur, dicentes ad semetipsos: Et quis potest salvus fieri? Da verwunderten sie sich noch mehr, und sprachen zueinander: Wer kann wohl selig werden?²¹ Markus Mk 48 10 26 21 Sie sind für die anderen Menschen besorgt. Markus Mk 48 10 27 Et intuens illos Jesus, ait: Apud homines impossibile est, sed non apud Deum: omnia enim possibilia sunt apud Deum. Und Jesus blickte sie an,²² und sprach: Bei den Menschen ist es unmöglich, aber nicht bei Gott; denn bei Gott ist alles möglich.²³ [Mt 19,26] Markus Mk 48 10 27 22 Durch seinen Blick sie tröstend. Markus Mk 48 10 27 23 Gott kann alle Hindernisse beseitigen. Markus Mk 48 10 28 Et cpit ei Petrus dicere: Ecce nos, dimisimus omnia, et secuti sumus te. Da begann Petrus, und sprach zu ihm: Siehe wir haben alles verlassen, und sind dir gefolgt!²⁴ [Mt 19,27, Lk 18,28] Markus Mk 48 10 28 24 Petrus will genauer wissen, was für ein Schatz ihnen im Himmel hinterlegt ist. Markus Mk 48 10 29 Respondens Jesus, ait: Amen dico vobis: Nemo est, qui reliquerit domum, aut fratres, aut sorores, aut patrem, aut matrem, aut filios, aut agros propter me, et propter Evangelium, Jesus antwortete, und sprach: Wahrlich, ich sage euch, es ist niemand, der Haus, oder Brüder, oder Schwestern, oder Vater, oder Mutter, oder Kinder, oder Äcker verlassen hat um meinet- und des Evangeliums wegen, Markus Mk 48 10 3 At ille respondens, dixit eis: Quid vobis præcepit Moyses? Er aber antwortete, und sprach zu ihnen: Was hat euch Moses geboten? Markus Mk 48 10 30 Qui non accipiat centies tantum, nunc in tempore hoc: domos, et fratres, et sorores, et matres, et filios, et agros, cum persecutionibus, et in sæculo futuro vitam æternam. der nicht hundertmal so viel empfinge,²⁵ jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder, und Schwestern und Mütter und Kinder, und Äcker, inmitten von Verfolgungen, und in der zukünftigen Welt das ewige Leben! Markus Mk 48 10 30 25 Die geistlichen Güter sind hundertfach mehr wert als alle zeitlichen, welche sie verlassen (Ambr., Hier., Greg.). Auch auf Erden erhalten sie hundertfaches, dies zeigt die Liebe der ersten Christen [Apg 2,44] (Vikt., Theoph., Euth.) und das Leben der Ordensleute. Auch die Verfolgungen werden dies nicht hindern können (Cassian., Theoph.). Markus Mk 48 10 31 Multi autem erunt primi novissimi, et novissimi primi. Viele der Ersten aber werden die Letzten, und viele der Letzten die Ersten sein.²⁶ [Mt 19,30] Markus Mk 48 10 31 26 Die alles verlassen haben, werden indes nicht darum allein schon die ersten Sitze im Himmel inne haben, so wenig wie das Maß der Zeit allein die Größe der Belohnung bestimmt [Mt 20,1-16]. Judas war vor dem guten Schächer berufen und doch gingen nicht beide in das Reich ein (Beda). Markus Mk 48 10 32 Erant autem in via ascendentes Jerosolymam: et præcedebat illos Jesus, et stupebant: et sequentes timebant. Et assumens iterum duodecim, cpit illis dicere quæ essent ei eventura. Sie waren nun auf dem Wege, und zogen nach Jerusalem hinauf; Jesus ging vor ihnen her, sie aber folgten staunend voller Bangigkeit.²⁷ Und er nahm abermals die Zwölf zu sich, und fing an ihnen zu sagen, was ihm widerfahren würde.²⁸ [Mt 20,17, Lk 18,31] Markus Mk 48 10 32 27 Die Apostel fürchten sich, denn sie haben zu wiederholten Male gehört, was in der Stadt bevorsteht. Der Heiland eilt dem Leiden entgegen, bereit, Gottes Willen zu tun (Theoph.). Markus Mk 48 10 32 28 Christus sagt zum dritten Male sein Leiden voraus. Markus Mk 48 10 33 Quia ecce ascendimus Jerosolymam, et Filius hominis tradetur principibus sacerdotum, et Scribis, et senioribus, et damnabunt eum morte, et tradent eum gentibus: Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Menschensohn wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten und Ältesten überliefert werden; sie werden ihn zum Tode verurteilen, und den Heiden überliefern; Markus Mk 48 10 34 Et illudent ei, et conspuent eum, et flagellabunt eum, et interficient eum: et tertia die resurget. und werden ihn verspotten, und anspeien, und geißeln und töten; und am dritten Tage wird er wieder auferstehen.²⁹ [Mt 20,19] Markus Mk 48 10 34 29 Jesus offenbart seine Kenntnis von dem Leiden und seinen Willen, es auf sich zu nehmen, damit die Apostel nicht irre werden, wenn sie ihn leiden sehen, was des Messias unwürdig zu sein scheint. Markus Mk 48 10 35 Et accedunt ad eum Jacobus, et Joannes filii Zebedæi, dicentes: Magister, volumus ut quodcumque petierimus, facias nobis. Da traten Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, zu ihm, und sprachen: Meister! wir möchten, dass du uns gewährtest, um was immer wir bitten.³⁰ [Mt 20,20] Markus Mk 48 10 35 30 Die Veranlassung zu der Bitte, siehe [Mt 19,28]. Sie scheuen sich, sogleich um das zu bitten, was ihnen im Sinne liegt. Markus Mk 48 10 36 At ille dixit eis: Quid vultis ut faciam vobis? Er aber sprach zu ihnen: Was wollet ihr, dass ich euch tun soll? Markus Mk 48 10 37 Et dixerunt: Da nobis ut unus ad dexteram tuam, et alius ad sinistram tuam sedeamus in gloria tua. Sie sprachen: Gib uns, dass wir, einer zu deiner Rechten, und einer zu deiner Linken sitzen in deiner Herrlichkeit!³¹ Markus Mk 48 10 37 31 Ihre Bitte ist nicht frei von Ehrgeiz, wie die Antwort des Heilandes V. 42 zeigt. Markus Mk 48 10 38 Jesus autem ait eis: Nescitis quid petatis: potestis bibere calicem, quem ego bibo: aut baptismo, quo ego baptizor, baptizari? Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisset nicht, um was ihr bittet.³² Könnet ihr den Kelch³³ trinken, den ich trinke? oder getauft werden mit der Taufe,³⁴ mit der ich getauft werde? Markus Mk 48 10 38 32 Jesus rügt ihre Unwissenheit, dass sie nicht wissen, dass er seine Herrlichkeit nicht auf Erden offenbart. Oder aber der Heiland verweist ihnen (wenn seine Antwort sich auf die höchste Stelle im Himmel bezieht) die Unkenntnis der Wege, welche die göttliche Vorsehung innehält. Markus Mk 48 10 38 33 Das von Gott zuerteilte Los. Siehe [Mt 20,Anm.18]. Markus Mk 48 10 38 34 Leiden und Heimsuchungen, in die er gleichsam untergetaucht werden soll. Große Trübsale werden in der heiligen Schrift mit einer Überschwemmung verglichen [Ps 68,2.16] u. a. Markus Mk 48 10 39 At illi dixerunt ei: Possumus. Jesus autem ait eis: Calicem quidem, quem ego bibo, bibetis, et baptismo, quo ego baptizor, baptizabimini: Sie aber sprachen zu ihm: Wir können es.³⁵ Da sprach Jesus zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und mit der Taufe getauft werden, womit ich getauft werde; Markus Mk 48 10 39 35 Sie beteuern dem Herrn ihre Bereitwilligkeit, aus Liebe mit ihm zu leiden, wie später Petrus [Lk 22,32]. Wie weit sind die Apostel schon fortgeschritten gegen [Mt 16,22]! Im Übrigen vergl. [Mt 20,Anm.19.20]. Markus Mk 48 10 4 Qui dixerunt: Moyses permisit libellum repudii scribere, et dimittere. Sie sprachen: Moses hat erlaubt, einen Scheidebrief zu schreiben, und das Weib zu entlassen. [Dtn 24,1] Markus Mk 48 10 40 Sedere autem ad dexteram meam, vel ad sinistram, non est meum dare vobis, sed quibus paratum est. aber das Sitzen zu meiner Rechten und zu meiner Linken steht nicht bei mir, euch zu geben, sondern denen, welchen es bereitet ist. Markus Mk 48 10 41 Et audientes decem cperunt indignari de Jacobo, et Joanne. Als die Zehn dieses hörten, fingen sie an, über Jakobus und Johannes unwillig zu werden.³⁶ Markus Mk 48 10 41 36 Die übrigen Apostel fehlen in demselben Punkte wie Jakobus und Johannes. Markus Mk 48 10 42 Jesus autem vocans eos, ait illis: Scitis quia hi, qui videntur principari gentibus, dominantur eis: et principes eorum potestatem habent ipsorum. Jesus aber rief sie zu sich,³⁷ und sprach zu ihnen: Ihr wisset, dass die, welche als Fürsten der Völker angesehen werden, Gewaltherrscher sind über sie, und dass ihre Großen Gewalt über sie üben; [Lk 22,25] Markus Mk 48 10 42 37 Die beiden Brüder waren zuvor allein herangetreten. Markus Mk 48 10 43 Non ita est autem in vobis, sed quicumque voluerit fieri major, erit vester minister: nicht so aber ist es unter euch, sondern wer da größer werden will, wird euer Diener sein; Markus Mk 48 10 44 Et quicumque voluerit in vobis primus esse, erit omnium servus. Und wer unter euch der Erste sein will, wird aller Knecht sein;³⁸ Markus Mk 48 10 44 38 Der gütige Meister tadelt weder die Brüder noch die anderen Apostel, sondern zeigt, dass der Streit unnütz ist und weist auf den Weg zur Größe in seinem Reiche (Hier.). Markus Mk 48 10 45 Nam et Filius hominis non venit ut ministraretur ei, sed ut ministraret, et daret animam suam redemptionem pro multis. denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, sich bedienen zu lassen, sondern zu dienen, und sein Leben dahinzugeben zur Erlösung für viele.³⁹ Markus Mk 48 10 45 39 Dies Wort schließt nicht den Sinn: alle aus (Euth.). Ihre Zahl ist groß. Oder ist es nur von denen zu verstehen, welche durch Christi Tod in der Tat die Seligkeit erlangen? Markus Mk 48 10 46 Et veniunt Jericho: et proficiscente eo de Jericho, et discipulis ejus, et plurima multitudine, filius Timæi Bartimæus cæcus, sedebat juxta viam mendicans. Und sie kamen nach Jericho.⁴⁰ Und als er von Jericho herauszog mit seinen Jüngern und einer sehr großen Menge Volkes,⁴¹ saß der Sohn des Timäus, Bartimäus,⁴² ein Blinder, bettelnd am Wege. [Mt 20,29, Lk 18,35]. Markus Mk 48 10 46 40 Jericho war zur Zeit Christi sehr reich; es lag 150 Stadien (etwa 326 Kilom.) von Jerusalem. Markus Mk 48 10 46 41 Weil Ostern nahe war. Markus Mk 48 10 46 42 Der heil. Petrus kannte seinen Namen. Markus Mk 48 10 47 Qui cum audisset quia Jesus Nazarenus est, cpit clamare, et dicere: Jesu fili David, miserere mei. Da dieser hörte, dass es Jesus von Nazareth sei, fing er an zu rufen, und zu sagen: Jesus, du Sohn Davids! erbarme dich meiner.⁴³ Markus Mk 48 10 47 43 So erkennt er ihn als Messias an. Jesus will seinen Glauben der Menge bekannt werden lassen, deshalb hört er nicht sofort auf ihn. Markus Mk 48 10 48 Et comminabantur ei multi ut taceret. At ille multo magis clamabat: Fili David, miserere mei. Und viele verwiesen es ihm, dass er schweigen sollte.⁴⁴ Er aber rief noch viel mehr: Sohn Davids! erbarme dich meiner!⁴⁵ Markus Mk 48 10 48 44 Sie handeln aus Ehrfurcht gegen den Heiland (Vikt., Theoph., Euth.). Markus Mk 48 10 48 45 Ein Vorbild der Beharrlichkeit im Gebete. Markus Mk 48 10 49 Et stans Jesus præcepit illum vocari. Et vocant cæcum dicentes ei: Animæquior esto: surge, vocat te. Da stand Jesus still, und befahl, ihn zu rufen. Und sie riefen den Blinden, und sprachen zu ihm: Sei getrost, stehe auf, er ruft dich! Markus Mk 48 10 5 Quibus respondens Jesus, ait: Ad duritiam cordis vestri scripsit vobis præceptum istud. Jesus antwortete ihnen, und sprach: Wegen der Härte eueres Herzens hat er euch dieses Gebot geschrieben.⁵ Markus Mk 48 10 5 5 Diese Erlaubnis erfolgte der Unvollkommenheit des A. B., da das Gesetz keine wahre Heiligkeit verlieh und jene Mittel nicht gewährte, welche im A. B. helfen, alle bösen Neigungen des Herzens zu überwinden. Markus Mk 48 10 50 Qui projecto vestimento suo exsiliens, venit ad eum. Da warf er seinen Mantel weg,⁴⁶ sprang auf, und kam zu ihm. Markus Mk 48 10 50 46 Den Mantel, um schneller zum Heilande zu gelangen. Möchten wir ebenso bereitwillig jeder Eingebung des Herrn folgen! Markus Mk 48 10 51 Et respondens Jesus dixit illi: Quid tibi vis faciam? Cæcus autem dixit ei: Rabboni, ut videam. Und Jesus redete ihn an, und sprach zu ihm: Was willst du, dass ich dir tun soll?⁴⁷ Der Blinde aber sprach zu ihm: Meister! dass ich sehend werde!⁴⁸ Markus Mk 48 10 51 47 Der Heiland will so seinen Glauben kundtun. Markus Mk 48 10 51 48 Christus will, dass wir um das bitten, was er schon kennt und bereit ist zu geben, um uns so zum Gebete zu ermuntern (Greg.). Markus Mk 48 10 52 Jesus autem ait illi: Vade, fides tua te salvum fecit. Et confestim vidit, et sequebatur eum in via. Da sprach Jesus zu ihm: Gehe hin, dein Glaube hat dir geholfen!⁴⁹ Und sogleich sah er, und folgte ihm auf dem Wege. Markus Mk 48 10 52 49 Ein lebendiges Zeugnis der Macht Jesu. Das Volk begleitet den Heiland wohl aus Dankbarkeit in die Stadt. [Lk 18,43] Der Blinde und seine Heilung ist das Bild jedes Menschen, der die Wahrheit nicht kennt (Greg.). Markus Mk 48 10 6 Ab initio autem creaturæ masculum, et feminam fecit eos Deus. Vom Anfange der Schöpfung aber hat Gott sie als Mann und Weib geschaffen. [Gen 1,27] Markus Mk 48 10 7 Propter hoc relinquet homo patrem suum, et matrem, et adhærebit ad uxorem suam: Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen, und seinem Weibe anhangen. [Gen 2,24, Mt 19,5, 1Kor 7,10, Eph 5,31] Markus Mk 48 10 8 Et erunt duo in carne una. Itaque jam non sunt duo, sed una caro. Und es werden zwei in einem Fleische sein. Sie sind also nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch.⁶ [1Kor 6,16] Markus Mk 48 10 8 6 Ein Prinzip für das von Gott gewollte Ziel, die Fortpflanzung des Menschengeschlechtes. Markus Mk 48 10 9 Quod ergo Deus conjunxit, homo non separet. Was nun Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen. Markus Mk 48 0 1 Jesus hält seinen feierlichen Einzug in Jerusalem. (V. 11) Christus verflucht den unfruchtbaren Feigenbaum und sagt die Zerstörung des Tempels vorher. (V. 26) Die Pharisäer fragen den Herrn nach seiner Vollmacht. Markus Mk 48 11 1 Et cum appropinquarent Jerosolymæ, et Bethaniæ ad montem Olivarum, mittit duos ex discipulis suis, Und als sie sich Jerusalem und Bethanien am Ölberge näherten,¹ sandte er zwei von seinen Jüngern ab,² [Mt 21,1, Lk 19,29] Markus Mk 48 11 1 1 Über die Zeit, siehe [Mt 21,1]. Markus Mk 48 11 1 2 Von Bethphage aus [Mt 21,1] Markus Mk 48 11 10 Benedictus, qui venit in nomine Domini: benedictum quod venit regnum patris nostri David: Hosanna in excelsis. Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn; hochgelobt sei das Reich unseres Vaters David,⁷ das da kommt! Hosanna in der Höhe! [Ps 117,26, Mt 21,9, Lk 19,38] Markus Mk 48 11 10 7 Gott segne das Reich des Messias. Markus Mk 48 11 11 Et introivit Jerosolymam in templum: et circumspectis omnibus, cum jam vespera esset hora, exiit in Bethaniam cum duodecim. Und er zog ein in Jerusalem, und ging in den Tempel.⁸ Und nachdem er alles ringsherum angesehen hatte,⁹ ging er, als bereits der Abend gekommen war, hinaus nach Bethanien¹⁰ mit den Zwölfen. [Mt 21,9] Markus Mk 48 11 11 8 Christus zeigt, welcher Art das messianische Reich ist. Markus Mk 48 11 11 9 Als Herr (Euth.). Markus Mk 48 11 11 10 Dort hatte man ihm dauernde Gastfreundschaft gewährt. Markus Mk 48 11 12 Et alia die cum exirent a Bethania, esuriit. Des andern Tages aber, da sie von Bethanien fortgingen, hungerte ihn. Markus Mk 48 11 13 Cumque vidisset a longe ficum habentem folia, venit si quid forte inveniret in ea: et cum venisset ad eam, nihil invenit præter folia: non enim erat tempus ficorum. Und da er von ferne einen Feigenbaum sah, der Blätter hatte, ging er hinzu, ob er wohl¹¹ etwas an ihm fände; als er aber zu ihm hinkam, fand er nichts als Blätter; es war nämlich nicht die Feigenzeit. [Mt 21,19] Markus Mk 48 11 13 11 Griech.: also, nämlich weil der Baum schon Blätter trug; es ist der Monat April, während die Bäume gewöhnlich im Juni und August trugen. Markus Mk 48 11 14 Et respondens dixit ei: Jam non amplius in æternum ex te fructum quisquam manducet. Et audiebant discipuli ejus. Und er hob an, und sprach zu ihm: Niemals mehr esse in Ewigkeit jemand eine Frucht von dir!¹² Und seine Jünger hörten es. Markus Mk 48 11 14 12 Die Worte sind bedeutungsvoll für den Baum und für das, was er vorstellt, die Synagoge, das Volk Israel. Vergl. [Mt 21,Anm.38] Markus Mk 48 11 15 Et veniunt Jerosolymam. Et cum introisset in templum, cpit ejicere vendentes, et ementes in templo: et mensas nummulariorum, et cathedras vendentium columbas evertit. Und sie kamen nach Jerusalem. Und da er in den Tempel¹³ gegangen war, fing er an, die Verkäufer und Käufer im Tempel auszutreiben; und die Tische der Wechsler und die Stühle der Taubenhändler warf er um. Markus Mk 48 11 15 13 In die äußere Vorhalle, wie das Folgende zeigt. Markus Mk 48 11 16 Et non sinebat ut quisquam transferret vas per templum: Und er ließ nicht zu, dass jemand ein Gefäß durch den Tempel hindurchtrug.¹⁴ Markus Mk 48 11 16 14 Als ob der Tempel ein Durchgang sei. Markus Mk 48 11 17 Et docebat, dicens eis: Nonne scriptum est: Quia domus mea, domus orationis vocabitur omnibus gentibus? Vos autem fecistis eam speluncam latronum. Und er lehrte, und sprach zu ihnen: Steht nicht geschrieben: Mein Haus soll ein Haus des Gebetes heißen¹⁵ für alle Völker? Ihr aber habt es zu einer Räuberhöhle gemacht.¹⁶ [Mt 21,13] Markus Mk 48 11 17 15 Wird sein und soll sein [Jes 56,7]. Markus Mk 48 11 17 16 Weil die Kaufleute oft ungerechten Gewinn suchten (Vikt., Theoph.) und dies am heiligen Orte, ohne dass die Priester es hinderten. Ähnlich [Jer 7,11]. Dem heil. Hieronymus scheint dies das größte aller Wunder, dass niemand dem Heilande zu widerstehen wagt. Markus Mk 48 11 18 Quo audito principes sacerdotum, et Scribæ quærebant quomodo eum perderent: timebant enim eum, quoniam universa turba admirabatur super doctrina ejus. Als die Hohenpriester und Schriftgelehrten dies hörten, suchten sie, wie sie ihn verderben könnten;¹⁷ denn sie fürchteten ihn, weil das ganze Volk von Bewunderung ergriffen war über seine Lehre. Markus Mk 48 11 18 17 Siehe [Mt 21,46]. Gleichzeitig zeigt sich wie ohnmächtig sie sind. Markus Mk 48 11 19 Et cum vespera facta esset, egrediebatur de civitate. Da es nun Abend geworden war, ging er zur Stadt hinaus.¹⁸ Markus Mk 48 11 19 18 Die Reinigung des Tempels fand also nicht am Tage des Einzuges statt. Markus Mk 48 11 2 Et ait illis: Ite in castellum, quod contra vos est, et statim introeuntes illuc, invenietis pullum ligatum, super quem nemo adhuc hominum sedit: solvite illum, et adducite. und sprach zu ihnen: Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt,³ und sogleich, wenn ihr in denselben hineinkommt, werdet ihr ein Füllen angebunden finden, auf dem noch kein Mensch gesessen ist; bindet es los, und bringet es. Markus Mk 48 11 2 3 Wohin, steht nicht fest. Markus Mk 48 11 20 Et cum mane transirent, viderunt ficum aridam factam a radicibus. Und als sie des Morgens am Feigenbaume vorübergingen, sahen sie, dass er von der Wurzel an verdorrt war.¹⁹ Markus Mk 48 11 20 19 Christus sagt ihnen noch nichts von der Bedeutung des Wunders, da sie nicht darnach fragen. Markus Mk 48 11 21 Et recordatus Petrus, dixit ei: Rabbi, ecce ficus, cui maledixisti, aruit. Da erinnerte sich Petrus, und sprach zu ihm: Meister! siehe, der Feigenbaum, den du verflucht hast, ist verdorret. Markus Mk 48 11 22 Et respondens Jesus ait illis: Habete fidem Dei. Und Jesus antwortete, und sprach zu ihnen: Habet Glauben an Gott! Markus Mk 48 11 23 Amen dico vobis, quia quicumque dixerit huic monti: Tollere, et mittere in mare, et non hæsitaverit in corde suo, sed crediderit, quia quodcumque dixerit, fiat, fiet ei. Wahrlich, ich sage euch, wer immer zu diesem Berge spricht: Hebe dich, und stürze dich in's Meer! und er zweifelt nicht in seinem Herzen, sondern glaubt, dass alles, was er sagt, geschehen werde; es wird ihm geschehen.²⁰ [Mt 21,21] Markus Mk 48 11 23 20 Sprichwort, so schon [Sach 4,7]. Dieser Glaube, der alles Schwanken ausschließt, ist ein besonderes Geschenk Gottes, dessen Gewährung zugleich Unterpfand der Erhörung ist. Markus Mk 48 11 24 Propterea dico vobis, omnia quæcumque orantes petitis, credite quia accipietis, et evenient vobis. Darum sage ich euch: Alles was ihr immer im Gebete erbittet, glaubet, dass ihr es erhalten werdet, so wird es euch werden. [Mt 7,7, Mt 21,22, Lk 11,9] Markus Mk 48 11 25 Et cum stabitis ad orandum, dimittite si quid habetis adversus aliquem: ut et Pater vester qui in clis est, dimittat vobis peccata vestra. Und wenn ihr stehet,²¹ um zu beten, so vergebet, wenn ihr etwas gegen jemand habet, damit auch euer Vater, der im Himmel ist, euch eure Sünden vergebe. [Mt 6,14, Mt 18,35] Markus Mk 48 11 25 21 Die Juden standen meistens beim Beten, indes warfen sie sich auch zur Erde, wie Christus [Mt 26,39]. Christus wählt unter den verschiedenen Bedingungen des Gebetes eine aus, wie er von den Bitten des Vaterunser die fünfte ausführlich erklärt [Mt 6,14.15]. Markus Mk 48 11 26 Quod si vos non dimiseritis: nec Pater vester, qui in clis est, dimittet vobis peccata vestra. Wenn aber ihr nicht vergebet, so wird auch euer Vater, der im Himmel ist, euch eure Sünden nicht vergeben. Markus Mk 48 11 27 Et veniunt rursus Jerosolymam. Et cum ambularet in templo, accedunt ad eum summi sacerdotes, et Scribæ, et seniores: Und sie kamen wiederum nach Jerusalem. Und als er im Tempel umherwandelte,²² traten die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und Ältesten zu ihm, [Mt 21,23] Markus Mk 48 11 27 22 Lehrend. [Mt 21,23, Lk 20,1] Markus Mk 48 11 28 Et dicunt ei: In qua potestate hæc facis? et quis dedit tibi hanc potestatem ut ista facias? und sprachen zu ihm: Kraft welcher Vollmacht tust du dies? Und wer hat dir diese Vollmacht gegeben, solches zu tun?²³ [Lk 20,1] Markus Mk 48 11 28 23 Sie zielen besonders auf den Einzug und die Tempelreinigung. Die Antwort soll ihnen eine Waffe zu neuem Angriffe geben. Markus Mk 48 11 29 Jesus autem respondens, ait illis: Interrogabo vos et ego unum verbum, et respondete mihi: et dicam vobis in qua potestate hæc faciam. Jesus aber antwortete, und sprach zu ihnen: Ich will euch auch ein Wort fragen;²⁴ antwortet mir darauf, so will ich euch sagen, kraft welcher Vollmacht ich dies tue. Markus Mk 48 11 29 24 Die Frage Jesu enthält die Antwort auf ihre Frage. Markus Mk 48 11 3 Et si quis vobis dixerit: Quid facitis? dicite, quia Domino necessarius est: et continuo illum dimittet huc. Und wenn euch jemand sagt: Was tut ihr? so saget: Der Herr bedarf seiner. Und sogleich wird er es hierher lassen.⁴ Markus Mk 48 11 3 4 Der Heiland löst die Schwierigkeit, welche sich die Jünger wohl stellten. Wie viel Wunder vereinigen sich hier! (Vikt., Theoph.) Markus Mk 48 11 30 Baptismus Joannis, de clo erat, an ex hominibus? Respondete mihi. Die Taufe des Johannes war sie vom Himmel, oder von Menschen? Antwortet mir! Markus Mk 48 11 31 At illi cogitabant secum, dicentes: Si dixerimus, de clo, dicet, Quare ergo non credidistis ei? Sie aber dachten bei sich,²⁵ und sprachen: Sagen wir: Vom Himmel, so wird er sagen: Warum also habt ihr ihm nicht geglaubt? Markus Mk 48 11 31 25 Sich zurückziehend. Markus Mk 48 11 32 Si dixerimus, Ex hominibus, timemus populum: omnes enim habebant Joannem quia vere propheta esset. Sagen wir: Von Menschen,²⁶ so fürchten wir das Volk. Denn alle hielten den Johannes für einen wahren Propheten. Markus Mk 48 11 32 26 Griech.: Aber sagen wir: Aus den Menschen? So fürchteten sie das Volk. Sie fragen nicht: Was ist wahr? Sondern widerstehen der erkannten Wahrheit, sobald diese dem Heilande günstig ist. Ebenso verächtlich macht sie ihre Furcht vor dem Volke. Urteilt dieses falsch, so ist es ihre strengste Pflicht, es zu belehren. Markus Mk 48 11 33 Et respondentes dicunt Jesu: Nescimus. Et respondens Jesus ait illis: Neque ego dico vobis in qua potestate hæc faciam. Daher antworteten sie Jesus, und sprachen: Wir wissen es nicht. Und Jesus erwiderte, und sprach zu ihnen: So sage auch ich euch nicht, kraft welcher Vollmacht ich dieses tue. Markus Mk 48 11 4 Et abeuntes invenerunt pullum ligatum ante januam foris in bivio: et solvunt eum. Da gingen sie hin, und fanden das Füllen, angebunden an der Türe, draußen an der Wegscheide;⁵ und sie banden es los. Markus Mk 48 11 4 5 In der das Haus umgebenden Straße. Markus Mk 48 11 5 Et quidam de illic stantibus dicebant illis: Quid facitis solventes pullum? Und einige von denen, die dastanden, sagten zu ihnen: Was tut ihr, dass ihr das Füllen losbindet? Markus Mk 48 11 6 Qui dixerunt eis sicut præceperat illis Jesus, et dimiserunt eis. Sie aber sprachen, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und diese überließen es ihnen. Markus Mk 48 11 7 Et duxerunt pullum ad Jesum: et imponunt illi vestimenta sua, et sedit super eum. Da führten sie das Füllen zu Jesus, und sie legten ihre Oberkleider darüber, und er setzte sich auf dasselbe. [Joh 12,14] Markus Mk 48 11 8 Multi autem vestimenta sua straverunt in via: alii autem frondes cædebant de arboribus, et sternebant in via. Viele aber breiteten ihre Oberkleider auf den Weg; andere hieben Zweige von den Bäumen, und streuten sie auf den Weg.⁶ Markus Mk 48 11 8 6 Bei öffentlichen feierlichen Prozessionen pflegte man grüne Zweige zu tragen. Vergl. [1Makk 13,51, 2Makk 10,7]. Markus Mk 48 11 9 Et qui præibant, et qui sequebantur, clamabant, dicentes: Hosanna: Und die vorangingen, und die nachfolgten, schrien und sprachen: Hosanna! [Mt 21,9] Markus Mk 48 0 1 Der Heiland legt den Pharisäern das Gleichnis vom Weinberge vor. (V. 12) Pharisäer und Herodianer befragen Jesus über die Steuerpflicht, (V. 17) die Sadducäer über die Auferstehung (V. 27), ein Schriftgelehrter über das größte Gebot. (V. 34) Die letzte Rede des Heilandes im Tempel. Markus Mk 48 12 1 Et cpit illis in parabolis loqui: Vineam pastinavit homo, et circumdedit sepem, et fodit lacum, et ædificavit turrim, et locavit eam agricolis, et peregre profectus est. Und er fing an, in Gleichnissen zu ihnen zu reden: Ein Mensch pflanzte einen Weinberg, umgab ihn mit einem Zaune, grub eine Kelter, baute einen Turm, verpachtete ihn an Winzer, und reiste in ein fernes Land. [Jes 5,1, Jer 2,21, Mt 21,33, Lk 20,9] Markus Mk 48 12 10 Nec scripturam hanc legistis: Lapidem, quem reprobaverunt ædificantes, hic factus est in caput anguli: Habt ihr diese Schriftstelle nicht gelesen:⁴ Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Ecksteine geworden?⁵ [Ps 117,22, Jes 28,16, Mt 21,42, Apg 4,11, Röm 9,33, 1Petr 2,7] Markus Mk 48 12 10 4 Das Gleichnis ging bis zum Strafgerichte. Doch der Heiland will noch zeigen, dass der Sohn sein Erbe dennoch nicht verliert. Markus Mk 48 12 10 5 Die Priester sind Gesetzeslehrer. Christus verbindet Juden und Heiden zu einem Tempel Gottes. Markus Mk 48 12 11 A Domino factum est istud, et est mirabile in oculis nostris? Vom Herrn ist dies geschehen, und es ist wunderbar in unsern Augen? Markus Mk 48 12 12 Et quærebant eum tenere: et timuerunt turbam: cognoverunt enim quoniam ad eos parabolam hanc dixerit. Et relicto eo abierunt. Da suchten sie ihn zu ergreifen,⁶ aber sie fürchteten das Volk; denn sie verstanden wohl, dass er dieses Gleichnis auf sie geredet habe. Und sie verließen ihn, und gingen davon. Markus Mk 48 12 12 6 Nicht einmal die Enthüllung ihrer Pläne vermag sie zur Umkehr zu bringen. Markus Mk 48 12 13 Et mittunt ad eum quosdam ex Pharisæis, et Herodianis, ut eum caperent in verbo. Und sie sandten an ihn einige Pharisäer⁷ und Herodianer, dass sie ihn in der Rede fangen sollten.⁸ [Mt 22,15, Lk 20,20] Markus Mk 48 12 13 7 Ihre Jünger. [Mt 25,15]. Über die Herodianer siehe [Mt 22,Anm.22]. Markus Mk 48 12 13 8 Siehe [Mt 22,Anm.20]. Markus Mk 48 12 14 Qui venientes dicunt ei: Magister, scimus quia verax es, et non curas quemquam: nec enim vides in faciem hominum, sed in veritate viam Dei doces: licet dari tributum Cæsari, an non dabimus? Diese kamen, und sprachen zu ihm: Meister! wir wissen, dass du wahrhaft bist, und nach niemanden frägst; denn du siehest nicht auf das Ansehen der Menschen, sondern nach der Wahrheit lehrest du den Weg Gottes. Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu geben, oder sollen wir sie nicht geben? Markus Mk 48 12 15 Qui sciens versutiam illorum, ait illis: Quid me tentatis? afferte mihi denarium ut videam. Er aber erkannte ihre Arglist, und sprach zu ihnen: Warum versuchet ihr mich? Bringet mir einen Denar her, dass ich ihn sehe! Markus Mk 48 12 16 At illi attulerunt ei. Et ait illis: Cujus est imago hæc, et inscriptio? Dicunt ei: Cæsaris. Da brachten sie ihm einen,⁹ und er sprach zu ihnen: Wessen ist dieses Bild und die Aufschrift? Sie sprachen zu ihm: Des Kaisers. Markus Mk 48 12 16 9 Vom Wechsler? So hielten sie es für Unrecht, eine Münze mit dem Bilde des Kaisers bei sich zu tragen? Markus Mk 48 12 17 Respondens autem Jesus dixit illis: Reddite igitur quæ sunt Cæsaris, Cæsari: et quæ sunt Dei, Deo. Et mirabantur super eo. Da antwortete Jesus, und sprach zu ihnen: Gebet also dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Und sie verwunderten sich über ihn. [Röm 13,7] Markus Mk 48 12 18 Et venerunt ad eum Sadducæi, qui dicunt resurrectionem non esse: et interrogabant eum dicentes: Und es kamen Sadducäer zu ihm, welche sagen, es gebe keine Auferstehung. Diese fragten ihn, und sprachen: [Mt 22,23, Lk 20,27] Markus Mk 48 12 19 Magister, Moyses nobis scripsit, ut si cujus frater mortuus fuerit, et dimiserit uxorem, et filios non reliquerit, accipiat frater ejus uxorem ipsius, et resuscitet semen fratri suo. Meister! Moses hat uns vorgeschrieben: Wenn jemandes Bruder stirbt, und hinterlässt ein Weib ohne Kinder, so soll sein Bruder dessen Weib nehmen, und seinem Bruder Nachkommenschaft erwecken. [Dtn 25,5] Markus Mk 48 12 2 Et misit ad agricolas in tempore servum ut ab agricolis acciperet de fructu vineæ. Und er schickte zu den Winzern, da die Zeit kam,¹ einen Knecht, um von den Winzern etwas von dem Ertrage des Weinberges in Empfang zu nehmen. Markus Mk 48 12 2 1 Zur Zeit der Lese, da er sich einen Teil der Ernte als Pachtzins ausbedungen hat. Markus Mk 48 12 20 Septem ergo fratres erant: et primus accepit uxorem, et mortuus est non relicto semine. Nun waren sieben Brüder. Der erste nahm ein Weib, und starb, ohne Nachkommenschaft zu hinterlassen. Markus Mk 48 12 21 Et secundus accepit eam, et mortuus est: et nec iste reliquit semen. Et tertius similiter. Da nahm sie der zweite, und starb; und auch er hinterließ keine Nachkommenschaft. Ebenso der dritte. Markus Mk 48 12 22 Et acceperunt eam similiter septem: et non reliquerunt semen. Novissima omnium defuncta est et mulier. Und es nahmen sie in gleicher Weise die sieben,¹⁰ und hinterließen keine Nachkommenschaft. Zuletzt von allen starb auch das Weib. Markus Mk 48 12 22 10 Damit die Geschichte schwieriger erschien. Markus Mk 48 12 23 In resurrectione ergo cum resurrexerint, cujus de his erit uxor? septem enim habuerunt eam uxorem. Bei der Auferstehung nun, wenn sie auferstehen, wem von ihnen wird das Weib zugehören? Denn alle sieben haben sie zum Weibe gehabt. Markus Mk 48 12 24 Et respondens Jesus, ait illis: Nonne ideo erratis, non scientes Scripturas, neque virtutem Dei? Da antwortete Jesus, und sprach zu ihnen: Irret ihr nicht deswegen, weil ihr weder die Schrift kennt,¹¹ noch die Kraft Gottes verstehet? Markus Mk 48 12 24 11 In der heil. Schrift ist enthalten, was als notwendige Folgerung aus ihren Worten fließt. Markus Mk 48 12 25 Cum enim a mortuis resurrexerint, neque nubent, neque nubentur, sed sunt sicut Angeli in clis. Denn wenn sie von den Toten auferstehen, werden sie weder heiraten, noch verheiratet werden, sondern sie sind wie die Engel im Himmel. Markus Mk 48 12 26 De mortuis autem quod resurgant, non legistis in libro Moysi, super rubum quomodo dixerit illi Deus, inquiens: Ego sum Deus Abraham, et Deus Isaac, et Deus Jacob? Was aber die Toten betrifft, dass sie auferstehen, habt ihr nicht im Buche Moses gelesen, in der Geschichte vom Dornbusche, wie Gott zu ihm sprach, und sagte: Ich bin der Gott Abrahams, und der Gott Isaaks, und der Gott Jakobs? [Ex 3,6, Mt 22,32] Markus Mk 48 12 27 Non est Deus mortuorum, sed vivorum. Vos ergo multum erratis. Er ist nicht der Gott von Toten, sondern von Lebendigen.¹² Ihr irret also sehr. Markus Mk 48 12 27 12 Siehe [Mt 22,Anm.41]. Markus Mk 48 12 28 Et accessit unus de Scribis, qui audierat illos conquirentes, et videns quoniam bene illis responderit, interrogavit eum quod esset primum omnium mandatum. Und es trat einer der Schriftgelehrten hinzu, der ihren Streit angehört hatte, und da er sah, dass er ihnen treffend geantwortet habe, fragte er ihn,¹³ welches das erste aller Gebote sei? [Mt 22,35] Markus Mk 48 12 28 13 Er hat Christi Weisheit aus der Antwort an die Sadducäer erkannt, deren Schwierigkeit wohl bis dahin als unlöslich galt, und will den Heiland weiter erproben, aber da er ohne Bosheit kommt, wird er auch durch Christi Antwort gewonnen. Markus Mk 48 12 29 Jesus autem respondit ei: Quia primum omnium mandatum est: Audi Israel, Dominus Deus tuus, Deus unus est: Jesus aber antwortete ihm: Das erste aller Gebote ist: Höre Israel! der Herr, dein Gott, ist ein Gott. [Dtn 6,4] Markus Mk 48 12 3 Qui apprehensum eum ceciderunt, et dimiserunt vacuum. Diese ergriffen und schlugen ihn, und schickten ihn leer von dannen. Markus Mk 48 12 30 Et diliges Dominum Deum tuum ex toto corde tuo, et ex tota anima tua, et ex tota mente tua, et ex tota virtute tua. Hoc est primum mandatum. Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele, aus deinem ganzen Gemüte, und aus allen deinen Kräften. Das ist das erste Gebot.¹⁴ Markus Mk 48 12 30 14 Siehe [Mt 22,Anm.50]. Markus Mk 48 12 31 Secundum autem simile est illi: Diliges proximum tuum tamquam teipsum. Majus horum aliud mandatum non est. Ein zweites aber ist diesem ähnlich:¹⁵ Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst.¹⁶ Größer¹⁷ als dieses, ist kein anderes Gebot.¹⁸ [Lev 19,18, Mt 22,39, Röm 13,9, Gal 5,14, Jak 2,8] Markus Mk 48 12 31 15 Im geliebten Gegenstande: Der Nächste ist das Bild Gottes. In der Tugend: Sie ist die gleiche wie die Gottesliebe. Im Ziele: für Gott. Markus Mk 48 12 31 16 Dies hatte noch niemand gelehrt. Siehe [Mt 5,Anm.54]. Markus Mk 48 12 31 17 An Allgemeinheit, da die Gottesliebe die erste Tafel, die Nächstenliebe die zweite Tafel der zehn Gebote enthält. Ebenso an Würde [Mt 22,40] und ewiger Geltung. Markus Mk 48 12 31 18 Deine Frage ist beantwortet. Markus Mk 48 12 32 Et ait illi Scriba: Bene Magister, in veritate dixisti, quia unus est Deus, et non est alius præter eum. Der Schriftgelehrte sprach zu ihm: Trefflich, Meister! nach der Wahrheit¹⁹ hast du gesagt, dass nur ein Gott ist, und kein anderer außer ihm. Markus Mk 48 12 32 19 Die Worte: trefflich und nach der Wahrheit bilden einen Gedanken. Markus Mk 48 12 33 Et ut diligatur ex toto corde, et ex toto intellectu, et ex tota anima, et ex tota fortitudine: et diligere proximum tamquam seipsum, majus est omnibus holocautomatibus, et sacrificiis. Und ihn zu lieben aus ganzem Herzen, aus ganzem Verstande, aus ganzer Seele, und aus aller Kraft, und den Nächsten lieben wie sich selbst; das ist mehr als alle Brandopfer, und andere Opfer.²⁰ Markus Mk 48 12 33 20 Er ist fern davon, die Religion nur in äußeren Zeremonien zu suchen. Markus Mk 48 12 34 Jesus autem videns quod sapienter respondisset, dixit illi: Non es longe a regno Dei. Et nemo jam audebat eum interrogare. Da aber Jesus sah, dass er weise geantwortet hatte, sprach er zu ihm: Du bist nicht ferne vom Reiche Gottes!²¹ Und niemand wagte es mehr, ihn zu befragen.²² Markus Mk 48 12 34 21 Er gehört noch nicht zum Reiche Gottes, weil er noch nicht an Jesus glaubt. Markus Mk 48 12 34 22 Versuchend. Markus Mk 48 12 35 Et respondens Jesus dicebat, docens in templo: Quomodo dicunt Scribæ Christum filium esse David? Und Jesus hob an, und sprach im Tempel lehrend: Wie sagen die Schriftgelehrten, dass Christus Davids Sohn ist?²³ Markus Mk 48 12 35 23 Es kann nicht seine einzige Würde sein, den Thron Davids zu besteigen. Markus Mk 48 12 36 Ipse enim David dicit in Spiritu sancto: Dixit Dominus Domino meo, sede a dextris meis, donec ponam inimicos tuos scabellum pedum tuorum. David sagt ja selbst²⁴ im heiligen Geiste: Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege! [Ps 109,1, Mt 22,44, Lk 20,42] Markus Mk 48 12 36 24 Der ein so großes Ansehen hat. Der Nachdruck wird noch gemehrt durch den Zusatz: Im heiligen Geiste. Markus Mk 48 12 37 Ipse ergo David dicit eum Dominum, et unde est filius ejus? Et multa turba eum libenter audivit. David selbst also nennt ihn Herr. Wie ist er denn sein Sohn?²⁵ Und die Menge des Volkes hörte ihn gerne. [Mt 23,1, Lk 20,45] Markus Mk 48 12 37 25 Nur sein Sohn, nur ein irdischer König? Markus Mk 48 12 38 Et dicebat eis in doctrina sua: Cavete a Scribis, qui volunt in stolis ambulare, et salutari in foro, Und er sprach zu ihnen in seiner Lehre: Hütet euch vor den Schriftgelehrten, welche es lieben, in langen Kleidern²⁶ einherzugehen, und gegrüßt sein wollen auf den Plätzen, [Mt 23,5, Lk 11,43, Lk 20,46] Markus Mk 48 12 38 26 Lange Kleider waren das Kennzeichen vornehmer Personen; das Volk trug kürzere Kleider, um bei der Arbeit nicht behindert zu sein. Markus beschreibt für die Römer einfacher, was [Mt 23,5] mit einer nur den Juden verständlichen Genauigkeit schildert. Markus Mk 48 12 39 Et in primis cathedris sedere in synagogis, et primos discubitus in cnis: in den Synagogen gerne obenansitzen, und bei Gastmählern die ersten Plätze suchen, Markus Mk 48 12 4 Et iterum misit ad illos alium servum: et illum in capite vulneraverunt, et contumeliis affecerunt. Und abermals sandte er zu ihnen² einen andern Knecht; denselben verwundeten sie am Kopfe, und taten ihm Schmach an. Markus Mk 48 12 4 2 Ihr Zorn wäschst, da der Herr seine Forderung wiederholt. Da bei Isaias die Bedeutung des Gleichnisses beigefügt ist, kann ihnen der Sinn der Worte des Heilandes nicht zweifelhaft sein. Vergl. [Mt 21,45]. Der Herr sendet seine Knechte zu dreien Malen, wie er [Lk 13,7] dem unfruchtbaren Feigenbaume drei Jahre Zeit lässt (Vikt.). Dreimal für: oftmals. Markus Mk 48 12 40 Qui devorant domos viduarum sub obtentu prolixæ orationis: hi accipient prolixius judicium. welche die Häuser der Witwen aufzehren unter dem Vorwande langer Gebete;²⁷ über diese wird ein schwereres Gericht ergehen. Markus Mk 48 12 40 27 Zum Hochmut gesellt sich die Habsucht. Markus Mk 48 12 41 Et sedens Jesus contra gazophylacium, aspiciebat quomodo turba jactaret æs in gazophylacium, et multi divites jactabant multa. Und²⁸ Jesus saß dem Opferkasten gegenüber, und sah zu, wie das Volk Geld in den Opferkasten warf;²⁹ und viele Reiche warfen viel hinein. [Lk 21,1] Markus Mk 48 12 41 28 Gegensatz zu den Pharisäern. Markus Mk 48 12 41 29 Im Vorhofe der Frauen, bis wohin diese gehen durften, war ein großer Behälter mit dreizehn trompetenförmigen Öffnungen zur Aufnahme milder Gaben aufgestellt. Markus Mk 48 12 42 Cum venisset autem vidua una pauper, misit duo minuta, quod est quadrans. Da kam auch eine arme Witwe, und legte zwei kleine Stücke, das ist einen Pfennig,³⁰ hinein.³¹ Markus Mk 48 12 42 30 Griech.: Lepton, eine dünne Münze, im Werte von As, d. i. einen halben Pfennig. Markus Mk 48 12 42 31 Jedes Wort ist mit Nachdruck gesagt. Markus Mk 48 12 43 Et convocans discipulos suos, ait illis: Amen dico vobis, quoniam vidua hæc pauper plus omnibus misit, qui miserunt in gazophylacium. Und er rief seine Jünger herbei, und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch, diese arme Witwe hat mehr hineingelegt als alle, die in den Opferkasten etwas geworfen haben! Markus Mk 48 12 44 Omnes enim ex eo, quod abundabat illis, miserunt: hæc vero de penuria sua omnia quæ habuit misit totum victum suum. Denn alle haben von ihrem Überflusse hineingeworfen; diese aber warf von ihrer Armut hinein alles, was sie hatte, ihren ganzen Lebensunterhalt.³² Markus Mk 48 12 44 32 Die anderen haben aus ihrem Überflusse gespendet, sie hat aus ihrer Armut gegeben; jene das, wessen sie nicht bedurften, sie von dem Notwendigen. Welche Armut und welche Liebe! Wie der Heiland in dem Gleichnisse von den Arbeitern im Weinberge [Mt 20,1] gezeigt hat, dass die Länge der Arbeit nicht an sich Anspruch gibt auf größeren Lohn, so weist er hier darauf hin, dass nicht die Gabe, sondern das Herz des Gebenden vor Gott über den Wert des Dargebrachten entscheidet. Welche Lehre zudem für die Jünger, keinen der Geringsten zu verachten! Markus Mk 48 12 5 Et rursum alium misit, et illum occiderunt: et plures alios, quosdam cædentes, alios vero occidentes. Und wiederum sandte er einen andern, denselben töteten sie; und mehrere andere, von denen sie einige schlugen, andere aber töteten. Markus Mk 48 12 6 Adhuc ergo unum habens filium carissimum: et illum misit ad eos novissimum, dicens: Quia reverebuntur filium meum. Noch hatte er einen einzigen Sohn, den er überaus liebte; auch diesen schickte er zuletzt an sie, und sprach: Sie werden Ehrfurcht vor meinem Sohne haben! Markus Mk 48 12 7 Coloni autem dixerunt ad invicem: Hic est heres: venite, occidamus eum: et nostra erit hæreditas. Die Winzer aber sprachen zueinander: Dieser ist der Erbe; kommet, lasst uns ihn töten, so wird das Erbe unser sein! Markus Mk 48 12 8 Et apprehendentes eum occiderunt: et ejecerunt extra vineam. Und sie ergriffen ihn, töteten ihn, und warfen ihn hinaus aus dem Weinberge. Markus Mk 48 12 9 Quid ergo faciet Dominus vineæ? Veniet, et perdet colonos: et dabit vineam aliis. Was wird nun der Herr³ des Weinberges tun? Er wird kommen, und die Winzer töten, und den Weinberg anderen geben. Markus Mk 48 12 9 3 Die Pharisäer mussten ihn aus dem Zeugnisse des heil. Johannes kennen. Zudem wussten sie aus Isaias, dass Gott der Herr des Weinberges ist; oft aber hatten sie gehört, dass der Heiland sich Gottes Sohn genannt. Doch sie hoffen durch ihren bösen Anschlag die Bewahrung ihres Ansehens zu sichern. Das Gleichnis vom Weinberge lässt sich leicht auf die Seele des Menschen anwenden. Markus Mk 48 0 1 3. Christi letzte Rede. (Kap. 13) Der Heiland sagt mancherlei Heimsuchungen voraus (V. 13) und verkündet den Untergang der Stadt (V. 19) und seine zweite Wiederkunft. (V. 31) Mahnung zur Wachsamkeit. Markus Mk 48 13 1 Et cum egrederetur de templo, ait illi unus ex discipulis suis: Magister, aspice quales lapides, et quales structuræ. Als er aus dem Tempel heraustrat, sagte¹ einer seiner Jünger² zu ihm: Siehe doch, Meister, welche Steine und welche Bauwerke! [Mt 24,1] Markus Mk 48 13 1 1 Die Veranlassung dazu berichtet [Mt 23,38], die Bestätigung des beim Einzug gesagtem [Lk 19,43] Markus Mk 48 13 1 2 Wohl der heil. Petrus. Markus Mk 48 13 10 Et in omnes gentes primum oportet prædicari Evangelium. Und das Evangelium muss zuvor¹¹ allen Völkern gepredigt werden. [Mt 24,14] Markus Mk 48 13 10 11 Gegenüber V.7. Markus Mk 48 13 11 Et cum duxerint vos tradentes, nolite præcogitare quid loquamini: sed quod datum vobis fuerit in illa hora, id loquimini: non enim vos estis loquentes, sed Spiritus sanctus. Wenn sie euch nun hinführen und überliefern, so seid nicht zum Voraus besorgt, was ihr reden sollet, sondern was euch eingegeben wird in jener Stunde, das redet; denn nicht ihr seid es, die da reden, sondern der heilige Geist. [Mt 10,19, Lk 12,11, Lk 21,14] Markus Mk 48 13 12 Tradet autem frater fratrem in mortem, et pater filium: et consurgent filii in parentes, et morte afficient eos. Es wird aber der Bruder den Bruder zum Tode ausliefern, und der Vater den Sohn; und Kinder werden sich erheben wider ihre Eltern,¹² und sie um's Leben bringen.¹³ Markus Mk 48 13 12 12 Damit sie sich nicht wundern, dass Juden und Heiden sie verfolgen, zeigt der Heiland, dass selbst die heiligsten Familienbande sich lösen. Markus Mk 48 13 12 13 Nicht einmal den Lauf des Gerichtes abwartend. Markus Mk 48 13 13 Et eritis odio omnibus propter nomen meum. Qui autem sustinuerit in finem, hic salvus erit. Und ihr werdet von allen gehasst sein um meines Namens willen;¹⁴ wer aber ausharret bis an's Ende, der wird selig werden. Markus Mk 48 13 13 14 Das sei euer Trost in der dreifachen Verfolgung. Vergl. [Mt 5,11.12]. Es genügt indes nicht, gut zu beginnen. Markus Mk 48 13 14 Cum autem videritis abominationem desolationis stantem, ubi non debet, qui legit, intelligat: tunc qui in Judæa sunt, fugiant in montes: Wenn ihr nun den Greuel der Verwüstung da stehen sehet, wo er nicht stehen soll,¹⁵ - wer das liest, der merke darauf! dann fliehe, wer in Judäa ist, auf die Berge; [Dan 9,27, Mt 24,15, Lk 21,20] Markus Mk 48 13 14 15 Die Greuel der Aufrührer vor der Zerstörung des Tempels. Markus Mk 48 13 15 Et qui super tectum, ne descendat in domum, nec introeat ut tollat quid de domo sua: und wer auf dem Dache ist, steige nicht in das Haus hinab, und gehe auch nicht hinein, um etwas aus seinem Hause zu holen. Markus Mk 48 13 16 Et qui in agro erit, non revertatur retro tollere vestimentum suum. Und wer auf dem Felde ist, der kehre nicht zurück, sein Kleid zu holen. Markus Mk 48 13 17 Væ autem prægnantibus, et nutrientibus in illis diebus. Wehe aber den Schwangeren und Säugenden in jenen Tagen!¹⁶ Markus Mk 48 13 17 16 Die kraftlos sind oder ein Kind zu tragen haben. Markus Mk 48 13 18 Orate vero ut hieme non fiant. Bittet nur, dass es nicht im Winter geschehe. Markus Mk 48 13 19 Erunt enim dies illi tribulationes tales, quales non fuerunt ab initio creaturæ, quam condidit Deus usque nunc, neque fient. Denn in jenen Tagen werden solche Drangsale sein, dergleichen vom Anfange der Schöpfung, die Gott geschaffen hat, nicht gewesen sind bis jetzt,¹⁷ noch je sein werden. Markus Mk 48 13 19 17 So spricht auch Fl. Joseph. Jüd. Krieg 5,10.5 Markus Mk 48 13 2 Et respondens Jesus, ait illi: Vides has omnes magnas ædificationes? Non relinquetur lapis super lapidem, qui non destruatur. Jesus antwortete, und sprach zu ihm: Siehst du alle diese großen Bauwerke?³ Es wird kein Stein auf dem andern gelassen werden, der nicht abgebrochen würde. [Lk 19,44, Lk 21,6] Markus Mk 48 13 2 3 Damit sie die Verkündigung des Gerichtes Gottes über das abtrünnige Volk desto tiefer in's Herz aufnehmen. Markus Mk 48 13 20 Et nisi breviasset Dominus dies, non fuisset salva omnis caro: sed propter electos, quos elegit, breviavit dies. Und wenn der Herr diese Tage nicht abgekürzt hätte, so würde kein Mensch gerettet werden, aber um der Auserwählten willen, die er auserwählt hat, hat er die Tage abgekürzt.¹⁸ Markus Mk 48 13 20 18 Die letzte Heimsuchung vor dem Gerichte (vergl. V. 24) gilt besonders den Christen. Markus Mk 48 13 21 Et tunc si quis vobis dixerit: Ecce hic est Christus, ecce illic, ne credideritis. Wenn dann jemand zu euch sagt: Siehe, hier ist Christus, siehe dort! so glaubet es nicht. [Mt 24,23, Lk 17,23, Lk 21,8] Markus Mk 48 13 22 Exsurgent enim pseudochristi, et pseudoprophetæ, et dabunt signa, et portenta ad seducendos, si fieri potest, etiam electos. Denn es werden falsche Christus und falsche Propheten aufstehen, und Zeichen und Wunder tun, um, wenn es möglich ist, auch die Auserwählten zu verführen. Markus Mk 48 13 23 Vos ergo videte: ecce prædixi vobis omnia. Nehmet euch also in acht! Sehet, ich habe euch alles vorhergesagt. Markus Mk 48 13 24 Sed in illis diebus post tribulationem illam sol contenebrabitur, et luna non dabit splendorem suum: In jenen Tagen aber nach dieser Trübsal wird die Sonne verfinstert werden, und der Mond seinen Schein nicht geben.¹⁹ [Jes 13,10, Ez 32,7] Markus Mk 48 13 24 19 Wie? Wird nicht gesagt. Markus Mk 48 13 25 Et stellæ cli erunt decidentes, et virtutes, quæ in clis sunt, movebuntur. Die Sterne des Himmels werden herabfallen,²⁰ und die Kräfte, die am Himmel sind,²¹ erschüttert werden. [Joel 2,10] Markus Mk 48 13 25 20 Bildlich? Markus Mk 48 13 25 21 Sterne. Markus Mk 48 13 26 Et tunc videbunt filium hominis venientem in nubibus cum virtute multa, et gloria. Dann werden sie den Menschensohn in Wolken kommen sehen mit großer Macht und Herrlichkeit.²² Markus Mk 48 13 26 22 Den sie in seiner Erniedrigung nicht hören wollten. (Greg.) Markus Mk 48 13 27 Et tunc mittet Angelos suos, et congregabit electos suos a quatuor ventis, a summo terræ usque ad summum cli. Und dann wird er seine Engel²³ aussenden, und seine Auserwählten von den vier Winden versammeln, vom Ende der Erde bis zur Höhe des Himmels.²⁴ [Mt 24,31] Markus Mk 48 13 27 23 Siehe [Mt 24,Anm.56]. Markus Mk 48 13 27 24 Er ist also Gott. Wie? [1Thess 4,15.16, 1Kor 15,52] Markus Mk 48 13 28 A ficu autem discite parabolam. Cum jam ramus ejus tener fuerit, et nata fuerint folia, cognoscitis quia in proximo sit æstas: Vom Feigenbaume aber lernet das Gleichnis.²⁵ Wenn seine Zweige schon zart geworden, und die Blätter gewachsen sind, so erkennet ihr, dass der Sommer nahe ist. Markus Mk 48 13 28 25 Ähnlichkeit. Markus Mk 48 13 29 Sic et vos cum videritis hæc fieri, scitote quod in proximo sit in ostiis. So also auch, wenn ihr dies geschehen sehet,²⁶ so wisset, dass es ganz nahe vor der Türe ist. Markus Mk 48 13 29 26 Das, was V. 22, 24 gesagt ist. Es wird also kein großer Zeitraum zwischen diesen Zeichen und ihrer Erfüllung liegen. Diese Zeichen müssen sicher und notwendig vorhergehen, und der Zeitpunkt der Erlösung für die Guten naht nach denselben, wie der Sommer dem Winter folgt. Markus Mk 48 13 3 Et cum sederet in monte Olivarum contra templum, interrogabant eum separatim Petrus, et Jacobus, et Joannes, et Andreas: Und als er auf dem Ölberge saß, gegen den Tempel gewendet, fragten ihn Petrus, Jakobus, Johannes und Andreas noch insbesondere: Markus Mk 48 13 30 Amen dico vobis, quoniam non transibit generatio hæc, donec omnia ista fiant. Wahrlich, ich sage euch, dieses Geschlecht²⁷ wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht! Markus Mk 48 13 30 27 Das jüdische Volk (Hier.): Die Zeitgenossen Christi für die Zerstörung Jerusalems, das Volk im Allgemeinen für das Ende der Welt. Markus Mk 48 13 31 Clum, et terra transibunt, verba autem mea non transibunt. Himmel und Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen. Markus Mk 48 13 32 De die autem illo, vel hora nemo scit, neque Angeli in clo, neque Filius, nisi Pater. Über jenen Tag aber, oder die Stunde hat niemand Kenntnis, weder die Engel im Himmel, noch der Sohn,²⁸ sondern nur der Vater. Markus Mk 48 13 32 28 Wie [Mt 20,23] Christus weiß es auch als Mensch, wie V. 33 zeigt: Ihr wisset nicht. (Hier., Beda.) [Mt 11,27], aber nicht mitteilbar, d. i. er weiß es nicht, soweit er der Gesandte Gottes an die Menschen ist (Hil., Aug., Chrys., Soph.) Markus Mk 48 13 33 Videte, vigilate, et orate: nescitis enim quando tempus sit. Sehet zu, wachet und betet;²⁹ denn ihr wisset nicht, wann es Zeit ist! [Mt 24,42] Markus Mk 48 13 33 29 Der Grund, warum der Heiland will, dass sie den Tag nicht kennen (Hil., Bed., Vikt.). Vergl. [1Thess 5,6ff] Markus Mk 48 13 34 Sicut homo, qui peregre profectus reliquit domum suam, et dedit servis suis potestatem cujusque operis, et janitori præcepit ut vigilet. Es ist, wie bei einem Menschen, der verreiste, und sein Haus verließ, und seinen Knechten Gewalt gab zu einem jeglichen Werke, und dem Türhüter auftrug, wachsam zu sein.³⁰ [Mt 24,45] Markus Mk 48 13 34 30 Der Vergleich ist nicht zu Ende geführt, wie [Mt 25,14]: Wie er zu wachen befiehlt, so sage ich euch: Wachet. Markus Mk 48 13 35 Vigilate ergo, (nescitis enim quando dominus domus veniat: sero an media nocte, an galli cantu, an mane) Seid also wachsam (denn ihr wisset nicht, wann der Herr des Hauses kommt, am Abend oder um Mitternacht, beim Hahnenschrei oder morgens),³¹ Markus Mk 48 13 35 31 Seit der Zeit des Pompejus hatten die Juden die römische Zählweise der Machtwachen angenommen. Siehe [Mt 14,Anm.32]. Markus Mk 48 13 36 Ne cum venerit repente, inveniat vos dormientes. damit er, wenn er ganz plötzlich kommt, euch nicht schlafend finde.³² Markus Mk 48 13 36 32 Der Mensch, der sich auf die Reise begibt, ist Christus, der in den Himmel auffährt (Vikt., Euth.). Alle Gläubigen sind seine Diener, auch der Pförtner (V. 37). Auch zu den einzelnen Menschen kommt der Herr, wenn er sie durch den Tod vor seinen Richterstuhl ruft; auch für diese Stunde also gilt die Mahnung. Markus Mk 48 13 37 Quod autem vobis dico, omnibus dico: Vigilate. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet! Markus Mk 48 13 4 Dic nobis, quando ista fient? et quod signum erit, quando hæc omnia incipient consummari? Sage uns, wann wird dies geschehen, und welches wird das Zeichen sein,⁴ wann die Vollendung von allem diesem herankommen soll? Markus Mk 48 13 4 4 Wann wird der Tempel zerstört? Und welches ist das Zeichen deiner Ankunft und des Weltendes? Sie glauben wohl beides zeitlich einander nahe. Ehe der Heiland antwortet (V. 14, V. 21), gibt er einige nötige Belehrungen. Markus Mk 48 13 5 Et respondens Jesus cpit dicere illis: Videte ne quis vos seducat: Jesus antwortete, und fing an, ihnen zu sagen: Sehet zu, dass euch niemand verführe! [Eph 5,6, 2Thess 2,3] Markus Mk 48 13 6 Multi enim venient in nomine meo dicentes, quia ego sum: et multos seducent. Denn es werden viele unter meinem Namen kommen,⁵ und sagen: Ich bin es, und werden viele verführen. Markus Mk 48 13 6 5 Zunächst solche, die sich als Erlöser des auserwählten Volkes von der Knechtschaft ausgeben, dann aber auch andere durch die Jahrhunderte. Markus Mk 48 13 7 Cum audieritis autem bella, et opiniones bellorum, ne timueritis: oportet enim hæc fieri; sed nondum finis. Wenn ihr aber von Kriegen und Kriegsgerüchten höret, so erschrecket nicht; denn das muss geschehen,⁶ aber noch ist es nicht das Ende.⁷ Markus Mk 48 13 7 6 Weil nicht alle Christi Lehre annehmen. Markus Mk 48 13 7 7 Alle Verfolgungen sind nur Vorläufer der größten und letzten Heimsuchung. Markus Mk 48 13 8 Exsurget enim gens contra gentem, et regnum super regnum, et erunt terræmotus per loca, et fames. Initium dolorum hæc. Denn es wird Volk wider Volk, und Reich wider Reich sich erheben; und es werden Erdbeben sein von Ort zu Ort, und Hungersnot wird kommen. Das ist der Anfang der Wehen.⁸ Markus Mk 48 13 8 8 Gott will die Menschen läutern und für das Reich der Herrlichkeit geeignet machen. Markus Mk 48 13 9 Videte autem vosmetipsos. Tradent enim vos in conciliis, et in synagogis vapulabitis, et ante præsides, et reges stabitis propter me, in testimonium illis. Habet aber acht auf euch selbst!⁹ Denn sie werden euch an die Gerichte überliefern, und ihr werdet in den Synagogen gegeißelt, und vor Statthalter und Könige gestellt werden um meinetwillen, zum Zeugnisse für sie.¹⁰ Markus Mk 48 13 9 9 Außer diesen gemeinsamen Verfolgungen der Jünger Christi stehen besondere für die Apostel bevor seitens der Juden und Heiden. Markus Mk 48 13 9 10 So dass ihnen das Evangelium bekannt wird und sie unentschuldbar sind, wenn sie es nicht annehmen. (Vikt., Theoph., Euth.) Indes wird dadurch die Sendung der Apostel nicht vereitelt. V. 10 (Theoph.) Markus Mk 48 0 1 4. Leidensgeschichte Christi (Kap. 14, 15) Christus speist in Bethanien im Hause des Simon und wird von einem Weibe gesalbt. (V. 9) Verrat des Judas. (V. 11) Letztes Ostermahl des Herrn. (V. 26) Christi Leiden im Garten Gethsemani. (V. 42) Die Gefangennahme des Herrn. (V. 52) Jesus steht vor dem hohen Rate. (V. 65) Petrus verleugnet den Herrn zu dreien Malen. Markus Mk 48 14 1 Erat autem Pascha et Azyma post biduum: et quærebant summi sacerdotes, et Scribæ quomodo eum dolo tenerent, et occiderent. Nach zwei Tagen aber war Ostern und das Fest der ungesäuerten Brote;¹ und die Hohenpriester und Schriftgelehrten suchten, wie sie ihn mit List ergreifen und töten möchten. Markus Mk 48 14 1 1 Der 14. Nisan, von dem an durch acht Tage nur ungesäuertes Brot gegessen werden durfte. Jetzt suchen sie das auszuführen, was sie seit drei Monaten beschlossen. Markus Mk 48 14 10 Et Judas Iscariotes unus de duodecim abiit ad summos sacerdotes, ut proderet eum illis. Da ging Judas Iskariot,¹⁰ einer von den Zwölfen, hin zu den Hohenpriestern, um ihn ihnen zu verraten.¹¹ [Mt 26,14] Markus Mk 48 14 10 10 Über Judas siehe [Mt 26,Anm.21ff]. Markus Mk 48 14 10 11 Er denkt nicht an das, was nach dem Verrate geschehen wird und welchem Lose er den Heiland preisgibt. Markus Mk 48 14 11 Qui audientes gavisi sunt: et promiserunt ei pecuniam se daturos. Et quærebat quomodo illum opportune traderet. Als diese es hörten, freuten sie sich, und versprachen, ihm Geld zu geben; er aber suchte, wie er ihn zu gelegener Zeit verraten könnte. Markus Mk 48 14 12 Et primo die Azymorum quando Pascha immolabant, dicunt ei discipuli: Quo vis eamus, et paremus tibi ut manduces Pascha? Und am ersten Tage der ungesäuerten Brote, da man das Osterlamm schlachtete,¹² sprachen die Jünger zu ihm: Wo willst du, dass wir hingehen, und zurichten für dich, dass du das Osterlamm essest? [Mt 26,17, Lk 22,7] Markus Mk 48 14 12 12 Siehe [Mt 26,Anm.24]. Markus Mk 48 14 13 Et mittit duos ex discipulis suis, et dicit eis: Ite in civitatem: et occurret vobis homo lagenam aquæ bajulans, sequimini eum: Da sandte er zwei seiner Jünger, und sprach zu ihnen:¹³ Gehet hin in die Stadt: da wird euch ein Mensch begegnen, der einen Wasserkrug trägt; folget ihm, Markus Mk 48 14 13 13 Christus zeigt wiederum, dass er alles Zukünftige voraus weiß. (Beda) Nach anderen wollte der Heiland verhüten, dass Judas ihn vor der Zeit verriet (Euth.). Markus Mk 48 14 14 Et quocumque introierit, dicite domino domus, quia magister dicit: Ubi est refectio mea, ubi Pascha cum discipulis meis manducem? und wo er hineingeht, da saget zu dem Herrn des Hauses: Der Meister lässt dir sagen: Wo ist das Gemach für mich, in dem ich das Osterlamm mit meinen Jüngern essen kann? Markus Mk 48 14 15 Et ipse vobis demonstrabit cnaculum grande, stratum: et illic parate nobis. Und er wird euch einen großen eingerichteten Speisesaal¹⁴ zeigen; daselbst richtet für uns zu. Markus Mk 48 14 15 14 Ein Gemach im oberen Teile des Hauses. Markus Mk 48 14 16 Et abierunt discipuli ejus, et venerunt in civitatem: et invenerunt sicut dixerat illis, et paraverunt Pascha. Und seine Jünger gingen hin, und kamen in die Stadt, und fanden es, wie er ihnen gesagt hatte,¹⁵ und bereiteten das Ostermahl. Markus Mk 48 14 16 15 Die Bewohner von Jerusalem vermieteten Fremden solche Säle zur Osterfeier. Markus Mk 48 14 17 Vespere autem facto, venit cum duodecim. Da es nun Abend geworden war, kam er mit den Zwölfen.¹⁶ [Mt 26,20, Lk 22,14] Markus Mk 48 14 17 16 Wohl aus Bethanien. Markus Mk 48 14 18 Et discumbentibus eis, et manducantibus, ait Jesus: Amen dico vobis, quia unus ex vobis tradet me, qui manducat mecum. Und als sie zu Tische saßen und aßen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch, einer von euch, der mit mir isst, wird mich verraten!¹⁷ [Joh 13,21] Markus Mk 48 14 18 17 Christus bezeugt, dass er seinen Verräter kennt, weist darauf hin, wie unwürdig es ist, dass einer seiner Vertrauten sein Verräter wird und bedroht ihn mit furchtbarer ewiger Strafe. Solche Worte sollten doch jeden von einem so entsetzlichen Frevel abschrecken. Markus Mk 48 14 19 At illi cperunt contristari, et dicere ei singulatim: Numquid ego? Sie aber wurden traurig, und fingen an, einer um den andern, ihn zu fragen: Doch nicht ich? Markus Mk 48 14 2 Dicebant autem: Non in die festo, ne forte tumultus fieret in populo. Sie sagten aber: Nicht am Feste,² damit nicht etwa unter dem Volke ein Aufruhr entstehe. Markus Mk 48 14 2 2 Als sie den Heiland ergreifen wollten, vermochten sie es nicht; an dem Tage, wo sie es nicht wollen, bietet er sich ihnen von selbst (Theoph., Vikt.). Markus Mk 48 14 20 Qui ait illis: Unus ex duodecim, qui intingit mecum manum in catino. Und er sprach zu ihnen: Einer von den Zwölfen, der mit mir die Hand in die Schüssel eintaucht!¹⁸ Markus Mk 48 14 20 18 Dasselbe wie V. 18, doch wird die Vertraulichkeit des nahesten Umganges hervorgehoben. Markus Mk 48 14 21 Et Filius quidem hominis vadit sicut scriptum est de eo: væ autem homini illi, per quem Filius hominis tradetur: bonum erat ei, si non esset natus homo ille. Der Menschensohn geht zwar hin,¹⁹ wie von ihm geschrieben steht; aber wehe jenem Menschen, durch welchen der Menschensohn verraten wird; es wäre jenem Menschen besser, wenn er nicht geboren wäre! [Ps 40,10, Apg 1,16] Markus Mk 48 14 21 19 Aus dem Leben. Jetzt hat Judas keinen Vorwand mehr zur Verminderung seiner Schuld. Markus Mk 48 14 22 Et manducantibus illis, accepit Jesus panem: et benedicens fregit, et dedit eis, et ait: Sumite, hoc est corpus meum. Und während sie aßen,²⁰ nahm Jesus das Brot, segnete es, brach es,²¹ gab es ihnen, und sprach: Nehmet hin, dies ist mein Leib! [Mt 26,26, 1Kor 11,24] Markus Mk 48 14 22 20 Während sie noch bei Tisch saßen (wie V. 18). Das Osterlamm wurde nicht allein geopfert, sondern auch verzehrt und war also nicht einzig ein Vorbild des Heilandes als Opfer, sondern auch als Speise. Markus Mk 48 14 22 21 Die Brote waren dünn wie eine Messerschneide und rund. Markus Mk 48 14 23 Et accepto calice, gratias agens dedit eis: et biberunt ex illo omnes. Und er nahm den Kelch, dankte, und gab ihnen denselben; und sie tranken daraus alle.²² Markus Mk 48 14 23 22 Was im Kelche war, wird V. 24 gesagt. Markus Mk 48 14 24 Et ait illis: Hic est sanguis meus novi testamenti, qui pro multis effundetur. Und er sprach zu ihnen: Dieses ist mein Blut des neuen Bundes, das für viele wird vergossen werden!²³ Markus Mk 48 14 24 23 Diese Worte entsprechen in der Höhe des Neuen Bundes den Worten Moses [Ex 24,8]. Über das Wort: viele [Mt 26,Anm.48]. Wie die Apostel diese Worte verstanden haben, nämlich im eigentlichen Sinne, zeigt Paulus [1Kor 11,23] und die übereinstimmende Lehre der heil. Väter. Der Heiland setzt die heil. Eucharistie nach dem Paschamahl ein, um seinen letzten Liebeserweis den Herzen der Jünger tiefer einzuprägen. (Aug.) Es hat dem heil. Geiste gefallen, dass, um ein so großes Sakrament zu ehren, keine andere Speise vor dem Leibe des Herrn in den Mund der Christen eintrete, denn aus diesem Grunde wird eine solche Sitte auf dem ganzen Erdboden beobachtet (Aug.). Markus Mk 48 14 25 Amen dico vobis, quia jam non bibam de hoc genimine vitis usque in diem illum, cum illud bibam novum in regno Dei. Wahrlich, ich sage euch, ich werde nicht mehr trinken von diesem Gewächse des Weinstockes bis zu jenem Tage, da ich es neu trinken werde im Reiche Gottes!²⁴ Markus Mk 48 14 25 24 Was dies ist, zeigt der Heiland selbst [Lk 22,29.30]. Christus sagt dies nicht erst bei der Einsetzung der heil. Eucharistie (die er nach der Meinung zahlreicher Erklärer auch selbst nahm). Markus Mk 48 14 26 Et hymno dicto exierunt in montem Olivarum. Und nachdem sie den Lobgesang gesprochen hatten, gingen sie hinaus auf den Ölberg. Markus Mk 48 14 27 Et ait eis Jesus: Omnes scandalizabimini in me in nocte ista: quia scriptum est: Percutiam pastorem, et dispergentur oves. Und Jesus sprach zu ihnen: Alle werdet ihr euch an mir ärgern in dieser Nacht; denn es steht geschrieben: Ich will den Hirten schlagen, und die Schafe werden zerstreut werden. [Mt 26,31, Joh 16,32, Sach 13,7] Markus Mk 48 14 28 Sed postquam resurrexero, præcedam vos in Galilæam. Nachdem ich aber auferstanden sein werde,²⁵ will ich euch vorausgehen nach Galiläa.²⁶ [Mk 16,7] Markus Mk 48 14 28 25 Sie sollen nicht meinen, dass er sie deshalb verstößt. Markus Mk 48 14 28 26 Dem widerspricht nicht [Lk 24,36] oder [Joh 20,19], da der Heiland weder sagt, er werde sich nach der Auferstehung sofort nach Galiläa begeben, noch, er werde sich dort zuerst seinen Jüngern offenbaren. Markus Mk 48 14 29 Petrus autem ait illi: Et si omnes scandalizati fuerint in te: sed non ego. Petrus aber sprach zu ihm: Wenn sich auch alle an dir ärgern sollten, doch ich nicht.²⁷ Markus Mk 48 14 29 27 So sehr auch die Liebe ihn erfüllt, er ist nicht frei von zu großem Selbstvertrauen. Er hätte aus früheren Ereignissen [Mt 14,30] lernen und den Voraussagungen der Propheten, sowie den wiederholten Versicherungen des Heilandes glauben sollen. Es kommt ihm auch nicht in den Sinn, den Heiland um Abwendung der Gefahr zu bitten. Markus Mk 48 14 3 Et cum esset Bethaniæ in domo Simonis leprosi, et recumberet: venit mulier habens alabastrum unguenti nardi spicati pretiosi, et fracto alabastro, effudit super caput ejus. Und als er zu Bethanien war im Hause Simons, des Aussätzigen,³ und zu Tische saß, kam ein Weib mit einem alabasternen Gefäße voll kostbaren Salböls von echter Narde, und zerbrach das Gefäß, und goss das Salböl auf sein Haupt.⁴ [Mt 26,6, Joh 12,3] Markus Mk 48 14 3 3 Siehe [Mt 26,Anm.10]. Markus Mk 48 14 3 4 Je mehr Salböl man gebrauchte, desto mehr ehrte man den Gast. Markus Mk 48 14 30 Et ait illi Jesus: Amen dico tibi, quia tu hodie in nocte hac, priusquam gallus vocem bis dederit, ter me es negaturus. Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich,²⁸ ich sage dir, heute²⁹ in dieser Nacht, noch ehe der Hahn zweimal gekräht hat, wirst du mich dreimal verleugnen! Markus Mk 48 14 30 28 Damit Petrus nicht glaubte, der Heiland spreche nur eine Vermutung aus. Markus Mk 48 14 30 29 Der Tag beginnt mit dem Abend, also nach unserer Redeweise: vor Tagesanbruch, ehe der Hahn zwei Mal kräht (V. 68, V. 72). Der heil. Petrus fühlt sich angetrieben, noch Größeres zu versprechen. Markus Mk 48 14 31 At ille amplius loquebatur: Et si oportuerit me simul commori tibi, non te negabo: Similiter autem et omnes dicebant. Er aber redete noch weiter: Und wenn ich auch zugleich mit dir sterben müsste, so werde ich dich doch nicht verleugnen. Desgleichen sagten sie alle.³⁰ Markus Mk 48 14 31 30 Bald lernen sie alle, nicht auf sich zu vertrauen, sondern bei Gott Hilfe zu suchen. Christus nimmt die Bezeugungen ihrer Liebe gütig auf. Markus Mk 48 14 32 Et veniunt in prædium, cui nomen Gethsemani. Et ait discipulis suis: Sedete hic donec orem. Und sie kamen an einen Meierhof, der Gethsemani hieß; und er sprach zu seinen Jüngern: Setzet euch hier, während ich bete!³¹ [Mt 26,36, Lk 22,40] Markus Mk 48 14 32 31 Vor jeder wichtigen Angelegenheit pflegt der Heiland zu beten. Markus Mk 48 14 33 Et assumit Petrum, et Jacobum, et Joannem secum: et cpit pavere, et tædere. Und er nahm den Petrus, Jakobus und Johannes mit sich, und fing an sich zu ängstigen und Trauer zu empfinden.³² Markus Mk 48 14 33 32 Bevor der Heiland seinen heiligsten Leib den Peinigern überliefert, will er in seiner Seele die härtesten Schmerzen erdulden. Markus Mk 48 14 34 Et ait illis: Tristis est anima mea usque ad mortem: sustinete hic, et vigilate. Und er sprach zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis zum Tode.³³ Bleibet hier, und wachet! Markus Mk 48 14 34 33 Der Tod träte ein, wenn der Herr ihn nicht durch ein Wunder fern hielte. Markus Mk 48 14 35 Et cum processisset paululum, procidit super terram: et orabat, ut si fieri posset, transiret ab eo hora: Dann ging er ein wenig weiter, fiel auf die Erde nieder,³⁴ und betete, dass, wenn es möglich wäre, die Stunde³⁵ vor ihm vorüberginge.³⁶ Markus Mk 48 14 35 34 Bald kniend [Lk 22,41], bald niedergeworfen. Markus Mk 48 14 35 35 Was in der Stunde geschehen sollte. Markus Mk 48 14 35 36 Nicht eintrete. Markus Mk 48 14 36 Et dixit: Abba pater, omnia tibi possibilia sunt, transfer calicem hunc a me, sed non quod ego volo, sed quod tu. Und er sprach: Abba, Vater!³⁷ dir ist alles möglich,³⁸ nimm diesen Kelch³⁹ weg von mir; doch nicht, was ich will, sondern was du willst. Markus Mk 48 14 36 37 Der heilige Markus gibt wohl für die Römer die Übersetzung bei. Markus Mk 48 14 36 38 Du kannst gestatten, dass die Erlösung auf eine andere Weise vollbracht werde. [Lk 22,42]: Wenn du willst. Markus Mk 48 14 36 39 Von dem [Joh 18,11]. Dass Christus alle dem Kreuzestode vorangehenden und die denselben begleitenden Qualen gefürchtet habe, bezeugen Joh. Damascen., Vikt., Thom. Aquin u. a. Zu den Ursachen seiner Traurigkeit gehört auch das Vorherwissen, dass für viele sein Leiden umsonst ist, und sein Abscheu vor den Sünden der Menschen. Aus alle dem folgt, dass Christus wahrer Mensch war (Just., Hil., Orig., Hier.). Markus Mk 48 14 37 Et venit, et invenit eos dormientes. Et ait Petro: Simon, dormis? non potuisti una hora vigilare? Und er kam, und fand sie⁴⁰ schlafend. Da sprach er zu Petrus: Simon! du schläfst? Konntest du nicht eine Stunde wachen?⁴¹ Markus Mk 48 14 37 40 Die V. 33 genannten drei. Markus Mk 48 14 37 41 Ihr hattet doch versprochen mit mir zu sterben, und ihr könnt nicht einmal dem Schlafe widerstehen? Der heil. Petrus schweigt beschämt. Markus Mk 48 14 38 Vigilate, et orate ut non intretis in tentationem. Spiritus quidem promptus est, caro vero infirma. Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet!⁴² Der Geist ist zwar willig,⁴³ aber das Fleisch ist schwach. Markus Mk 48 14 38 42 Der Heiland wiederholt seine frühere Mahnung, die Aufforderung zu beten hinzufügend. Gebet und Wachsamkeit können die Gefahr des Falles abwenden. Markus Mk 48 14 38 43 Das Gute zu wählen; damit aber das Fleisch ihn nicht besiege, wenn die Gefahr naht; ist Gottes Hilfe notwendig Um diese also bittet! Der Heiland zeigt so zugleich, dass es nicht Verachtung seines Gebotes war, wenn sie einschliefen, sondern Schwäche des Fleisches. Markus Mk 48 14 39 Et iterum abiens oravit eumdem sermonem dicens. Und er ging wieder hin und betete, indem er dieselben Worte sprach.⁴⁴ Markus Mk 48 14 39 44 Der Heiland gibt uns das Vorbild der Beharrlichkeit im Gebete, zeigt uns, von wo allein uns in den Versuchungen Hilfe kommen kann und lehrt uns unseren Willen dem göttlichen zu unterwerfen. (Joh. Dam.) Markus Mk 48 14 4 Erant autem quidam indigne ferentes intra semetipsos, et dicentes: Ut quid perditio ista unguenti facta est? Es wurden aber einige unwillig, und sprachen zueinander: Wozu ist diese Verschwendung der Salbe geschehen? Markus Mk 48 14 40 Et reversus, denuo invenit eos dormientes, (erant enim oculi eorum gravati) et ignorabant quid responderent ei. Und da er zurückkam, fand er sie abermals schlafend (denn ihre Augen waren schwer geworden), und sie wussten nicht, was sie ihm antworten sollten.⁴⁵ Markus Mk 48 14 40 45 Hier redet offenbar einer der drei. Markus Mk 48 14 41 Et venit tertio, et ait illis: Dormite jam, et requiescite. Sufficit: venit hora: ecce Filius hominis tradetur in manus peccatorum. Und er kam zum dritten Male, und sprach zu ihnen: Schlafet nunmehr, und ruhet!⁴⁶ Es ist genug, die Stunde ist gekommen; siehe, der Menschensohn wird in die Hände der Sünder⁴⁷ überliefert werden!⁴⁸ Markus Mk 48 14 41 46 Er gestattet ihnen, etwas zu ruhen, bis der Verräter kommt. Markus Mk 48 14 41 47 Der Heiden. Diese werden vorzugsweise Sünder genannt, weil sie von Gott und seinem Bunde fern sind. Wie anders erscheint der Herr nach dem Gebete als zuvor, um uns zu zeigen, was auch uns das Gebet gewähren kann! Markus Mk 48 14 41 48 Wie Christus gesagt. Markus Mk 48 14 42 Surgite, eamus: ecce qui me tradet, prope est. Stehet auf, lasset uns gehen! Siehe, der mich verraten wird, ist nahe! Markus Mk 48 14 43 Et, adhuc eo loquente, venit Judas Iscariotes unus de duodecim, et cum eo turba multa cum gladiis, et lignis, a summis sacerdotibus, et Scribis, et senioribus. Und während er noch redete, kam Judas Iskariot, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine große Schar mit Schwertern und Prügeln, gesandt von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten und Ältesten.⁴⁹ [Mt 26,47, Lk 22,47, Joh 18,3] Markus Mk 48 14 43 49 Sie schicken rohe gottfremde Menschen, welche den Heiland nicht einmal kennen. Markus Mk 48 14 44 Dederat autem traditor ejus signum eis, dicens: Quemcumque osculatus fuero, ipse est, tenete eum, et ducite caute. Es hatte ihnen aber sein Verräter ein Zeichen gegeben, und gesagt: Welchen ich küssen werde, der ist es; den greifet, und führet ihn behutsam!⁵⁰ Markus Mk 48 14 44 50 Judas wusste, dass der Herr schon mehrfach den Händen der Juden entronnen war, und will alle Schuld von sich fern halten, wenn dies wieder geschehen sollte. Markus Mk 48 14 45 Et cum venisset, statim accedens ad eum, ait: Ave Rabbi: et osculatus est eum. Und da er herbeigekommen war,⁵¹ trat er sogleich auf ihn zu, und sprach: Sei gegrüßt, Meister! und küsste ihn. Markus Mk 48 14 45 51 In den Garten. Markus Mk 48 14 46 At illi manus injecerunt in eum, et tenuerunt eum. Sie aber legten Hand an ihn, und ergriffen ihn. Markus Mk 48 14 47 Unus autem quidam de circumstantibus educens gladium, percussit servum summi sacerdotis: et amputavit illi auriculam. Einer aber von den Umstehenden⁵² zog sein Schwert, schlug nach dem Knechte des Hohenpriesters und hieb ihm ein Ohr ab. Markus Mk 48 14 47 52 Petrus [Joh 18,10] Markus Mk 48 14 48 Et respondens Jesus, ait illis: Tamquam ad latronem existis cum gladiis, et lignis comprehendere me? Und Jesus redete sie an, und sprach zu ihnen: Wie gegen einen Mörder seid ihr ausgezogen mit Schwertern und Prügeln, um mich zu fangen! Markus Mk 48 14 49 Quotidie eram apud vos in templo docens, et non me tenuistis. Sed ut impleantur Scripturæ. Täglich war ich bei euch im Tempel, und lehrte, und ihr habt mich nicht ergriffen. Allein es muss die Schrift erfüllet werden.⁵³ Markus Mk 48 14 49 53 Sie sollen erfahren, dass sie nicht sowohl ihre als Gottes Pläne ausführen, die in der heil. Schrift offenbart sind. Markus Mk 48 14 5 Poterat enim unguentum istud venumdari plus quam trecentis denariis, et dari pauperibus. Et fremebant in eam. Man hätte diese Salbe um mehr als dreihundert Denare⁵ verkaufen, und den Armen geben können. Und sie murrten über sie.⁶ Markus Mk 48 14 5 5 195 200 Mark. Wie großen Wert diese Summe hatte, ist daraus zu schließen, dass die Jünger 200 Denare für ausreichend hielten, um für 5000 Menschen, ungerechnet Frauen und Kinder, Brot zu kaufen. Vergl. [Mk 6,37] Ein Denar war der Lohn eines Tages. [Mt 20,2] Markus Mk 48 14 5 6 Die anderen Apostel nicht aus bösem Herzen, wie Judas, aber in unkluger Weise. Markus Mk 48 14 50 Tunc discipuli ejus relinquentes eum, omnes fugerunt. Da verließen ihn alle seine Jünger, und flohen.⁵⁴ [Mt 26,56] Markus Mk 48 14 50 54 Wo sind jetzt die herrlichen Versprechungen, die sie zuvor gegeben? Markus Mk 48 14 51 Adolescens autem quidam sequebatur eum amictus sindone super nudo: et tenuerunt eum. Ein Jüngling aber folgte ihm, angetan mit einem Linnengewande auf dem bloßen Leibe; und sie ergriffen denselben.⁵⁵ Markus Mk 48 14 51 55 Er ist wohl durch den Tumult aus dem Schlafe aufgestört worden, wohnte also in der Nähe des Gartens. Euthymius u. a. vermuten, es sei der Evangelist Markus selbst gewesen, welcher zwar noch nicht Jünger des Herrn, ihm aber zugetan war. Ähnlich tut ja auch [Mt 9,9] seines ersten Zusammentreffens mit dem Heilande Erwähnung. Der Jüngling hatte außer den Beinkleidern nur den leichten Linnenüberwurf ohne das Oberkleid, so floh er also nackt am Oberleibe. Markus Mk 48 14 52 At ille rejecta sindone, nudus profugit ab eis. Er aber warf das Linnengewand von sich, und floh nackt von ihnen. Markus Mk 48 14 53 Et adduxerunt Jesum ad summum sacerdotem: et convenerunt omnes sacerdotes, et Scribæ, et seniores. Und sie führten Jesus zu dem Hohenpriester;⁵⁶ und es versammelten sich alle Priester und Schriftgelehrten und Ältesten. [Mt 26,57, Lk 22,54, Joh 18,13] Markus Mk 48 14 53 56 Kaiphas. Markus Mk 48 14 54 Petrus autem a longe secutus est eum usque intro in atrium summi sacerdotis: et sedebat cum ministris ad ignem, et calefaciebat se. Petrus aber folgte ihm von ferne bis hinein in den Hof des Hohenpriesters; und setzte sich zu den Dienern an's Feuer, und wärmte sich.⁵⁷ Markus Mk 48 14 54 57 Furchtsam macht ihn die menschliche Natur, seine Liebe lässt ihn folgen, Bestürzung führt ihn zur Verleugnung, der Glaube zur Reue. (Ambros.) Markus Mk 48 14 55 Summi vero sacerdotes, et omne concilium quærebant adversus Jesum testimonium, ut eum morti traderent, nec inveniebant. Die Hohenpriester nun und der ganze hohe Rat⁵⁸ suchten⁵⁹ Zeugnis wider Jesus, damit sie ihn dem Tode überliefern könnten; aber sie fanden keines. [Mt 26,59] Markus Mk 48 14 55 58 Sie wollen den äußeren Schein eines Gerichtes wahren. Markus Mk 48 14 55 59 Die Wahrheit? Nein, falsches Zeugnis. Markus Mk 48 14 56 Multi enim testimonium falsum dicebant adversus eum: et convenientia testimonia non erant. Denn viele gaben zwar falsches Zeugnis wider ihn; aber die Zeugnisse waren nicht übereinstimmend.⁶⁰ Markus Mk 48 14 56 60 Die Ursachen hätten vielleicht zur Fällung eines Todesurteils ausgereicht, indes die Bezeugung nicht. Markus Mk 48 14 57 Et quidam surgentes, falsum testimonium ferebant adversus eum, dicentes: Und einige traten auf, legten falsches Zeugnis wider ihn ab, und sprachen: Markus Mk 48 14 58 Quoniam nos audivimus eum dicentem: Ego dissolvam templum hoc manu factum, et per triduum aliud non manu factum ædificabo. Wir haben ihn sagen gehört: Ich werde diesen Tempel, der mit Händen gemacht ist, abbrechen, und in drei Tagen einen andern, der nicht mit Händen gemacht ist, aufbauen.⁶¹ [Joh 2,19] Markus Mk 48 14 58 61 Wie schwer eine Anklage auf Verachtung des Tempels war, siehe [Jer 26,9] und [Apg 6,13]. Markus Mk 48 14 59 Et non erat conveniens testimonium illorum. Aber ihr Zeugnis war⁶² nicht gleichlautend. Markus Mk 48 14 59 62 Griech.: Auch so nicht. Markus Mk 48 14 6 Jesus autem dixit: Sinite eam, quid illi molesti estis? Bonum opus operata est in me. Jesus aber sprach: Lasset sie! Warum belästiget ihr sie? Sie hat ein gutes Werk⁷ an mir getan. Markus Mk 48 14 6 7 Griech.: Eine herrliche Tat. Aus Liebe und Ehrfurcht brachte sie mir das Beste dar, umso mehr, da sie öfter gehört, dass das Ende meiner irdischen Tätigkeit naht. Markus Mk 48 14 60 Et exsurgens summus sacerdos in medium, interrogavit Jesum, dicens: Non respondes quidquam ad ea, quæ tibi objiciuntur ab his? Da stand der Hohepriester auf, trat in die Mitte, fragte Jesus, und sprach: Antwortest du nichts auf das, was diese dir vorwerfen?⁶³ Markus Mk 48 14 60 63 Dass der Richter aufsteht und zu dem Herrn hintritt, ist ein Zeichen seiner Verlegenheit. Gott hat es so gelenkt, damit der Heiland von dem geistlichen wie von dem weltlichen Richter nur seiner erhabenen Würde wegen verurteilt wurde. Markus Mk 48 14 61 Ille autem tacebat, et nihil respondit. Rursum summus sacerdos interrogabat eum, et dixit ei: Tu es Christus Filius Dei benedicti? Er aber schwieg still,⁶⁴ und antwortete nichts.⁶⁵ Abermals fragte ihn der Hohepriester, und sprach zu ihm: Bist du Christus, der Sohn Gottes, des Hochgelobten? Markus Mk 48 14 61 64 Durch die Zeit der falschen Anklagen. Markus Mk 48 14 61 65 Auf die Frage des Hohenpriesters. Markus Mk 48 14 62 Jesus autem dixit illi: Ego sum, et videbitis Filium hominis sedentem a dextris virtutis Dei, et venientem cum nubibus cli. Jesus sprach zu ihm: Ich bin es;⁶⁶ und ihr werdet den Menschensohn sehen zur Rechten der Kraft Gottes sitzend⁶⁷ und in den Wolken des Himmels kommend. [Mt 24,30, Mt 26,64] Markus Mk 48 14 62 66 Er beweist es durch ein bald eintretendes und durch ein fern liegendes Ereignis. Markus Mk 48 14 62 67 Teilnehmend an der Allmacht [Ps 109,1]. Ob auch nicht wollend, werden sie es sehen müssen, was [Dan 7,13] vorausgesagt. Markus Mk 48 14 63 Summus autem sacerdos scindens vestimenta sua, ait: Quid adhuc desideramus testes? Da zerriss⁶⁸ der Hohepriester seine Kleider,⁶⁹ und sprach: Was benötigen wir noch Zeugen? Markus Mk 48 14 63 68 Kaiphas tut in seiner Heuchelei, als ob der Eifer für Gott ihn fortrisse. Markus Mk 48 14 63 69 Die vornehmen Leute trugen außer dem Mantel zwei Kleider. Seine Worte verraten freilich Triumph, nicht Schmerz. Vergl. [Mt 26,Anm.117]. Markus Mk 48 14 64 Audistis blasphemiam: quid vobis videtur? Qui omnes condemnaverunt eum esse reum mortis. Ihr habt die Gotteslästerung gehört; was dünket euch? Und sie alle verurteilten ihn, dass er des Todes schuldig sei. Markus Mk 48 14 65 Et cperunt quidam conspuere eum, et velare faciem ejus, et colaphis eum cædere, et dicere ei: Prophetiza: et ministri alapis eum cædebant. Nun fingen einige⁷⁰ an, ihn anzuspeien, sein Angesicht zu verhüllen, und ihn mit Fäusten zu schlagen, und zu ihm zu sagen: Weissage!⁷¹ Und die Diener schlugen ihn mit Backenstreichen.⁷² Markus Mk 48 14 65 70 Vom hohen Rate. Markus Mk 48 14 65 71 Weil das Volk ihn als Propheten begrüßt hatte [Mt 21,11]. Markus Mk 48 14 65 72 Griech.: Empfingen ihn mit Backenstreichen, nämlich als er ihnen zur Bewachung bis zum Morgen übergeben wurde. Markus Mk 48 14 66 Et cum esset Petrus in atrio deorsum, venit una ex ancillis summi sacerdotis: Und als Petrus⁷³ unten im Hofe⁷⁴ war, kam eine von den Mägden des Hohenpriesters; [Mt 26,69, Lk 22,56, Joh 18,17] Markus Mk 48 14 66 73 Fortsetzung zu V. 54. Markus Mk 48 14 66 74 Bei Matthäus: draußen. Das Verhörzimmer lag also höher. Markus Mk 48 14 67 Et cum vidisset Petrum calefacientem se, aspiciens illum, ait: Et tu cum Jesu Nazareno eras. und da sie den Petrus sich wärmen sah, schaute sie ihn an,⁷⁵ und sagte: Auch du warest bei Jesus, dem Nazarener! Markus Mk 48 14 67 75 Griech.: Schaute ihn scharf an. Markus Mk 48 14 68 At ille negavit, dicens: Neque scio, neque novi quid dicas. Et exiit foras ante atrium, et gallus cantavit. Er aber leugnete,⁷⁶ und sprach: Weder weiß ich noch verstehe ich, was du sagest! und er ging hinaus vor den Hof,⁷⁷ da krähte der Hahn. Markus Mk 48 14 68 76 Er denkt nur an die ihm drohende Gefahr. Markus Mk 48 14 68 77 In die Vorhalle. Das Krähen des Hahnes ruft ihm die Worte des Heilandes nicht in's Gedächtnis zurück, derart ist er in Angst. Dennoch will er das Ende sehen und bleibt. Vergl. [Mt 26,58]. Markus Mk 48 14 69 Rursus autem cum vidisset illum ancilla, cpit dicere circumstantibus: Quia hic ex illis est. Und da die Magd⁷⁸ ihn sah, fing sie wieder an zu den Umstehenden zu sagen: Dieser ist einer von ihnen! [Mt 26,71] Markus Mk 48 14 69 78 Eine andere als die zuvor genannte. Markus Mk 48 14 7 Semper enim pauperes habetis vobiscum: et cum volueritis, potestis illis benefacere: me autem non semper habetis. Denn die Armen habet ihr immer bei euch, und könnet ihnen, wann ihr wollet, Gutes tun; mich aber habet ihr nicht allezeit. Markus Mk 48 14 70 At ille iterum negavit. Et post pusillum rursus qui astabant, dicebant Petro: Vere ex illis es: nam et Galilæus es. Er aber leugnete abermals. Und nach einer kleinen Weile sagten die Umstehenden wieder zu Petrus: Wahrlich, du bist einer von ihnen; denn du bist auch ein Galiläer!⁷⁹ [Lk 22,59, Joh 18,25.26] Markus Mk 48 14 70 79 Er hat also mit jenen ein Gespräch angeknüpft. Markus Mk 48 14 71 Ille autem cpit anathematizare, et jurare: Quia nescio hominem istum, quem dicitis. Er aber fing an zu verwünschen und zu schwören: Ich kenne diesen Menschen nicht, von dem ihr redet!⁸⁰ Markus Mk 48 14 71 80 Wie eitel sind die besten Vorsätze, wenn jemand auf sich vertraut und Gott nicht um seinen Beistand anfleht. Markus Mk 48 14 72 Et statim gallus iterum cantavit. Et recordatus est Petrus verbi, quod dixerat ei Jesus: Prius quam gallus cantet bis, ter me negabis. Et cpit flere. Und sogleich krähte der Hahn zum zweiten Male. Da erinnerte sich Petrus an das Wort, welches Jesus ihm gesagt hatte: Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.⁸¹ Und er fing an zu weinen. [Mt 26,75, Joh 13,38] Markus Mk 48 14 72 81 Der Heiland sah ihn an [Lk 22,61]. Petrus lernte Demut und Mitleid mit den Schwachen und ward uns eine Mahnung zur Demut und Buße. Markus Mk 48 14 8 Quod habuit hæc, fecit: prævenit ungere corpus meum in sepulturam. Diese tat, was sie konnte; schon zum voraus hat sie⁸ meinen Leib zum Begräbnisse gesalbt. Markus Mk 48 14 8 8 Sie selbst hat dies wohl nicht gedacht. Markus Mk 48 14 9 Amen dico vobis: Ubicumque prædicatum fuerit Evangelium istud in universo mundo, et quod fecit hæc, narrabitur in memoriam ejus. Wahrlich, ich sage euch, wo immer dieses Evangelium in der ganzen Welt wird gepredigt werden, da wird auch das, was sie getan hat, erzählet werden zu ihrem Gedächtnisse.⁹ Markus Mk 48 14 9 9 Christus offenbart seine Allwissenheit. Markus Mk 48 0 1 Der Heiland wird vor Pilatus geführt. (V. 15) Christus wird verspottet und gekreuzigt. (V. 28) Der Herr wird am Kreuze verhöhnt und stirbt. (V. 39) Das Begräbnis des Heilandes. Markus Mk 48 15 1 Et confestim, mane consilium facientes summi sacerdotes cum senioribus, et Scribis, et universo concilio vincientes Jesum, duxerunt, et tradiderunt Pilato. Und sogleich gegen Morgen hielten die Hohenpriester Rat¹ mit den Ältesten und den Schriftgelehrten und dem ganzen hohen Rate, ließen Jesus binden und fortführen, und überlieferten ihn an Pilatus.² [Mt 27,1, Lk 22,66, Joh 18,28] Markus Mk 48 15 1 1 Sie befragen den Heiland noch einmal [Lk 22,66] und beraten sodann, wie sie ihn bei Pilatus verklagen sollen [Mt 27,1] und hier V. 2. Markus Mk 48 15 1 2 Wie Christus [Mk 10,34] vorausgesagt. Über Pilatus siehe [Mt 27,Anm.4]. Markus Mk 48 15 10 Sciebat enim quod per invidiam tradidissent eum summi sacerdotes. Denn er wusste, dass die Hohenpriester ihn aus Neid überantwortet hatten. Markus Mk 48 15 11 Pontifices autem concitaverunt turbam, ut magis Barabbam dimitteret eis. Die Hohenpriester aber reizten das Volk auf, dass er ihnen vielmehr den Barabbas losgebe. Markus Mk 48 15 12 Pilatus autem iterum respondens, ait illis: Quid ergo vultis faciam regi Judæorum? Da entgegnete Pilatus wiederum, und sprach zu ihnen: Was wollt ihr also, dass ich mit dem Könige der Juden tue? [Mt 27,22, Lk 23,14, Joh 18,39] Markus Mk 48 15 13 At illi iterum clamaverunt: Crucifige eum. Sie riefen abermals:¹⁰ Kreuzige ihn! Markus Mk 48 15 13 10 Wie V. 11. Vergl. [Mt 27,21]. Markus Mk 48 15 14 Pilatus vero dicebat illis: Quid enim mali fecit? At illi magis clamabant: Crucifige eum. Pilatus aber sprach zu ihnen: Was hat er denn Böses getan? Allein sie schrien noch mehr: Kreuzige ihn!¹¹ Markus Mk 48 15 14 11 Pilatus hat dies nicht erwartet. Sie suchen nun durch Geschrei zu erlangen, was sie wünschen. Markus Mk 48 15 15 Pilatus autem volens populo satisfacere, dimisit illis Barabbam, et tradidit Jesum flagellis cæsum, ut crucifigeretur. Da nun Pilatus dem Volke willfahren wollte, gab er ihnen den Barabbas los, Jesus aber übergab er, nachdem er ihn hatte geißeln lassen, zur Kreuzigung.¹² Markus Mk 48 15 15 12 Die Juden haben den Heiland den Römern übergeben, diese geben ihn den Juden zurück. Markus Mk 48 15 16 Milites autem duxerunt eum in atrium prætorii, et convocant totam cohortem. Die Kriegsknechte führten ihn nun¹³ in den Hof des Richthauses, und riefen die ganze Cohorte zusammen, [Mt 27,27, Joh 19,2] Markus Mk 48 15 16 13 Von der Geißelsäule in den inneren Hof. Markus Mk 48 15 17 Et induunt eum purpura, et imponunt ei plectentes spineam coronam. und legten ihm ein Purpurkleid um, und flochten eine Dornenkrone, und setzten sie ihm auf. Markus Mk 48 15 18 Et cperunt salutare eum: Ave rex Judæorum. Und sie fingen an ihn zu begrüßen: Sei gegrüßt, König der Juden!¹⁴ Markus Mk 48 15 18 14 Die Soldaten lassen zugleich ihren Hass gegen das jüdische Volk an ihm aus. Markus Mk 48 15 19 Et percutiebant caput ejus arundine: et conspuebant eum, et ponentes genua, adorabant eum. Und sie schlugen sein Haupt mit einem Rohre, und spieen ihn an, und die Knie beugend, beteten sie ihn an. Markus Mk 48 15 2 Et interrogavit eum Pilatus: Tu es rex Judæorum? At ille respondens, ait illi: Tu dicis. Und Pilatus fragte ihn: Bist du der König der Juden? Er aber antwortete, und sprach zu ihm: Du sagst es!³ Markus Mk 48 15 2 3 Zugleich erklärt er, welcher Art sein Reich ist [Joh 18,33-38]. V. 9, V. 12, V. 14 zeigen, dass Pilatus ihm Glauben schenkt. Markus Mk 48 15 20 Et postquam illuserunt ei, exuerunt illum purpura, et induerunt eum vestimentis suis: et educunt illum ut crucifigerent eum. Und nachdem sie ihn verspottet hatten, nahmen sie ihm das Purpurkleid ab, und zogen ihm seine eigenen Kleider an,¹⁵ und führten ihn hinaus, um ihn zu kreuzigen. Markus Mk 48 15 20 15 In seiner gewöhnlichen Kleidung wird er leichter von allen erkannt. Markus Mk 48 15 21 Et angariaverunt prætereuntem quempiam, Simonem Cyrenæum venientem de villa, patrem Alexandri, et Rufi, ut tolleret crucem ejus. Und sie zwangen einen Vorübergehenden, Simon von Cyrene, der vom Lande kam,¹⁶ den Vater des Alexander und Rufus, sein Kreuz auf sich zu nehmen.¹⁷ [Mt 27,32, Lk 23,26] Markus Mk 48 15 21 16 Von einer Arbeit auf dem Acker. Seine Söhne waren den Christen, wohl auch den Römern bekannt. Markus Mk 48 15 21 17 Nachdem der Heiland das Kreuz eine Zeit lang getragen, trägt es jetzt Simon und zwar allein. (Hier., Aug., Leo.). Markus Mk 48 15 22 Et perducunt illum in Golgotha locum: quod est interpretatum Calvariæ locus. Und sie führten ihn an den Ort Golgotha,¹⁸ was verdolmetschet ist: Schädelstätte. Markus Mk 48 15 22 18 So sprachen die Juden das Wort damals aus. Markus Mk 48 15 23 Et dabant ei bibere myrrhatum vinum: et non accepit. Da reichten sie ihm Wein, mit Myrrhen gemischt, zu trinken; er aber nahm ihn nicht. Markus Mk 48 15 24 Et crucifigentes eum, diviserunt vestimenta ejus, mittentes sortem super eis, quis quid tolleret. Und nachdem sie ihn gekreuziget hatten, verteilten sie seine Kleider, indem sie das Los darüber warfen, was ein jeder nehmen sollte. Markus Mk 48 15 25 Erat autem hora tertia: et crucifixerunt eum. Es war aber die dritte Stunde,¹⁹ da sie ihn kreuzigten. Markus Mk 48 15 25 19 Ungefähr. Christus ist lange vor der sechsten Stunde, zu welcher die Finsternis begann, gekreuzigt worden. Deshalb sagt der heil. Johannes [Joh 19,4], es sei um die sechste Stunde gewesen. Es war eine besondere Fügung der göttlichen Vorsehung, dass die messianische Würde des Herrn am Kreuze aufgeschrieben ward. Nach der Prophezeihung [Ez 21,31.32] konnten die Juden keinen König mehr erwarten als den Messias. Daher verkündet der Engel [Lk 1,32] den Heiland als den, welchen Gott den Thron seines Vaters David geben will. Markus Mk 48 15 26 Et erat titulus causæ ejus inscriptus: REX Judæorum. Auch war die Ursache seines Todes angeschrieben: Der König der Juden. Markus Mk 48 15 27 Et cum eo crucifigunt duos latrones: unum a dextris, et alium a sinistris ejus. Und sie kreuzigten mit ihm zwei Räuber, einen zu seiner Rechten, und den andern zu seiner Linken.²⁰ Markus Mk 48 15 27 20 Das Kreuz war die übliche Todesart für die Räuber. Markus Mk 48 15 28 Et impleta est scriptura, quæ dicit: Et cum iniquis reputatus est. Da ward die Schrift erfüllet, die da sagt: Er ist unter die Übeltäter gezählt²¹ worden. [Jes 53,12] Markus Mk 48 15 28 21 Alle verspotten ihn, Hohe und Niedrige, Juden und Heiden, Priester und Volk. Markus Mk 48 15 29 Et prætereuntes blasphemabant eum, moventes capita sua, et dicentes: Vah qui destruis templum Dei, et in tribus diebus reædificas: Die Vorübergehenden aber²² lästerten ihn, indem sie ihre Häupter schüttelten, und sprachen: Ha,²³ der du den Tempel Gottes abbrichst, und in drei Tagen wieder aufbauest, [Joh 2,19] Markus Mk 48 15 29 22 Zur Osterzeit kamen bis zu 2.700.000 Fremde nach Jerusalem (Flav. Joseph.). Markus Mk 48 15 29 23 Eigentlich Ausruf der Bewunderung, hier Ironie. Markus Mk 48 15 3 Et accusabant eum summi sacerdotes in multis. Und die Hohenpriester brachten viele Anklagen gegen ihn vor.⁴ [Mt 27,12, Lk 23,2, Joh 18,33] Markus Mk 48 15 3 4 Die erste Anklage hat keinen Erfolg. Markus Mk 48 15 30 Salvum fac temetipsum descendens de cruce. hilf dir selbst, und steige herab vom Kreuze! Markus Mk 48 15 31 Similiter et summi sacerdotes illudentes, ad alterutrum cum Scribis dicebant: Alios salvos fecit, seipsum non potest salvum facere. Gleicherweise verspotteten ihn auch die Hohenpriester und Schriftgelehrten, und sprachen zueinander:²⁴ Andern hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen!²⁵ Markus Mk 48 15 31 24 So verdammen sie sich selbst, indem sie die Wunder des Herrn anerkennen. Markus Mk 48 15 31 25 Wie töricht, da er ihnen im Garten gesagt, dass er sich ihnen überliefere [Mk 14,49]! Markus Mk 48 15 32 Christus rex Israel descendat nunc de cruce, ut videamus, et credamus. Et qui cum eo crucifixi erant, convitiabantur ei. Christus, der König von Israel, steige nun herab vom Kreuze,²⁶ dass wir sehen und glauben! Auch die, welche mit ihm gekreuziget wurden, schmähten ihn. Markus Mk 48 15 32 26 Sie geben ihrer grausamen Freude Ausdruck, ihn an demselben zu sehen. Markus Mk 48 15 33 Et facta hora sexta, tenebræ factæ sunt per totam terram usque in horam nonam. Als aber die sechste Stunde gekommen war, entstand eine Finsternis über das ganze Land hin bis zur neunten Stunde.²⁷ Markus Mk 48 15 33 27 Die Finsternis trat ein gerade um Mittag, also da, wo es nicht Mittag war, geschah dies Wunder nicht. Sie ward von Gott für die Juden gesendet (Orig.). Die Finsternis ist ein Bild des göttlichen Zornes, der Verblendung der Juden und der Verlassenheit des Heilandes. Markus Mk 48 15 34 Et hora nona exclamavit Jesus voce magna, dicens: Eloi, eloi, lamma sabacthani? quod est interpretatum: Deus meus, Deus meus, ut quid dereliquisti me? Und um die neunte Stunde rief Jesus mit lauter Stimme, und sprach: Eloi, Eloi,²⁸ lamma sabakthani? Das ist verdolmetschet: Mein Gott, mein Gott! warum hast du mich verlassen? [Ps 21,2, Mt 27,46] Markus Mk 48 15 34 28 Aramäisch für das hebräische Eli. Markus Mk 48 15 35 Et quidam de circumstantibus audientes, dicebant: Ecce Eliam vocat. Und als dies einige der Umstehenden hörten, sagten sie:²⁹ Sehet, er ruft den Elias! Markus Mk 48 15 35 29 Die Urheber sind wohl die Priester. Markus Mk 48 15 36 Currens autem unus, et implens spongiam aceto, circumponensque calamo, potum dabat ei, dicens: Sinite, videamus si veniat Elias ad deponendum eum. Einer aber lief hin,³⁰ füllte einen Schwamm mit Essig, steckte ihn an ein Rohr, und gab ihm zu trinken, indem er sprach: Lasset, sehen wir, ob Elias kommt, ihn herabzunehmen. Markus Mk 48 15 36 30 Nachdem der Heiland gesagt: Ich dürste. Markus Mk 48 15 37 Jesus autem emissa voce magna exspiravit. Jesus aber rief mit lauter Stimme, und gab den Geist auf. Markus Mk 48 15 38 Et velum templi scissum est in duo, a summo usque deorsum. Da riss der Vorhang des Tempels entzwei von oben bis unten.³¹ Markus Mk 48 15 38 31 Das Heiligtum war das Bild des Verhältnisses, in dem das jüdische Volk zu Gott stand. Wie der Zugang zum Allerheiligsten verschlossen war, so konnte niemand in das himmlische Heiligtum vor das Angesicht Gottes gelangen. Erst Christi Opfer am Kreuze eröffnet den Erlösten den Zugang zum Himmel. Zugleich beginnt der Neue Bund, das alte Gesetz hört auf, die Synagoge macht der Kirche Platz (Leo., Ambr.). Markus Mk 48 15 39 Videns autem centurio, qui ex adverso stabat, quia sic clamans exspirasset, ait: Vere hic homo Filius Dei erat. Als aber der Hauptmann, welcher ihm gegenüber stand, sah, dass er so laut rufend den Geist aufgab, sprach er: Wahrlich, dieser Mensch war Gottes Sohn!³² Markus Mk 48 15 39 32 Das Reich Gottes soll den Juden genommen und den Heiden gegeben werden. Markus Mk 48 15 4 Pilatus autem rursum interrogavit eum, dicens: Non respondes quidquam? vide in quantis te accusant. Pilatus aber fragte ihn abermals, und sprach: Antwortest du nichts? Sieh, welch große Dinge sie wider dich vorbringen! Markus Mk 48 15 40 Erant autem et mulieres de longe aspicientes: inter quas erat Maria Magdalene, et Maria Jacobi minoris, et Joseph mater, et Salome: Es waren aber auch Frauen da, die von ferne zusahen. Unter diesen war Maria Magdalena, und Maria, die Mutter Jakobus, des Jüngern, und Josephs, und Salome, [Mt 27,55] Markus Mk 48 15 41 Et cum esset in Galilæa, sequebantur eum, et ministrabant ei, et aliæ multæ, quæ simul cum eo ascenderant Jerosolymam. welche ihm, da er in Galiläa war, auch nachgefolgt waren und gedient hatten,³³ und viele andere, die zugleich mit ihm nach Jerusalem hinaufgegangen waren. [Lk 8,2] Markus Mk 48 15 41 33 Bei den Juden erregte es keinen Anstoß, dass fromme Personen den Lehrern mit ihren Mitteln beistanden, anders bei den Heiden. [1Kor 9,5] Markus Mk 48 15 42 Et cum jam sero esset factum (quia erat parasceve, quod est ante sabbatum). Und als es bereits Abend geworden war (es war nämlich Rüsttag, das ist der Tag vor dem Sabbate), [Mt 27,57, Lk 23,50, Joh 19,38] Markus Mk 48 15 43 Venit Joseph ab Arimathæa nobilis decurio, qui et ipse erat exspectans regnum Dei, et audacter introivit ad Pilatum, et petiit corpus Jesu. kam Joseph von Arimathäa, ein angesehener Ratsherr, der auch selbst auf das Reich Gottes harrte, und ging herzhaft³⁴ hinein zu Pilatus, und begehrte den Leichnam Jesu. Markus Mk 48 15 43 34 Nicht dem Pilatus gegenüber, der so oft die Unschuld des Heilandes versichert, wohl aber den Juden gegenüber war es ein Wagnis (Theoph.). Vergl. [Joh 19,38]. Eine zweite Frucht des Todes Jesu. Markus Mk 48 15 44 Pilatus autem mirabatur si jam obiisset. Et accersito centurione, interrogavit eum si jam mortuus esset. Pilatus aber wunderte sich, dass er schon verschieden sei.³⁵ Und er ließ den Hauptmann kommen, und fragte ihn, ob er schon gestorben sei.³⁶ Markus Mk 48 15 44 35 Ein Gekreuzigter konnte auch zwei Tage leben. Markus Mk 48 15 44 36 Durch wie zahlreiche Zeugnisse steht der Tod Jesu fest! Markus Mk 48 15 45 Et cum cognovisset a centurione, donavit corpus Joseph. Und da er es von dem Hauptmanne erfahren hatte, schenkte er dem Joseph den Leichnam. Markus Mk 48 15 46 Joseph autem mercatus sindonem, et deponens eum involvit sindone, et posuit eum in monumento, quod erat excisum de petra, et advolvit lapidem ad ostium monumenti. Joseph aber kaufte Leinwand, nahm ihn ab, wickelte ihn in die Leinwand, und legte ihn in ein Grab,³⁷ welches in einen Felsen gehauen war, und wälzte einen Stein vor die Türe des Grabes. Markus Mk 48 15 46 37 Nicht allein; von den Jüngern war wenigstens der heil. Johannes dabei. Markus Mk 48 15 47 Maria autem Magdalene, et Maria Joseph aspiciebant ubi poneretur. Maria Magdalena aber, und Maria, des Joseph Mutter, sahen zu, wo er hingelegt wurde.³⁸ Markus Mk 48 15 47 38 Wenn in der heil. Schrift diejenigen gelobt werden, welche die Toten begraben (Tobias, die Männer von Jabes Galaad), wie viel größer ist da das Verdienst des Joseph, des Nikodemos und der frommen Frauen! Markus Mk 48 15 5 Jesus autem amplius nihil respondit, ita ut miraretur Pilatus. Jesus aber antwortete nichts mehr,⁵ so dass Pilatus sich verwunderte. Markus Mk 48 15 5 5 Der Heiland hatte dem heidnischen Richter die Sache zur Genüge erklärt. Markus Mk 48 15 6 Per diem autem festum solebat dimittere illis unum ex vinctis, quemcumque petissent. Auf das Fest aber pflegte er ihnen einen von den Gefangenen loszugeben, welchen sie begehrten.⁶ Markus Mk 48 15 6 6 Er fürchtet die vornehmen Juden, da bietet sich ein Ausweg. Markus Mk 48 15 7 Erat autem qui dicebatur Barabbas, qui cum seditiosis erat vinctus, qui in seditione fecerat homicidium. Nun war einer, Barabbas genannt,⁷ der mit den Aufständischen gefangen worden war,⁸ und in dem Aufruhre einen Mord begangen hatte. Markus Mk 48 15 7 7 Unter diesem Namen bekannt. Markus Mk 48 15 7 8 In welchem Aufstande ist unbekannt. Markus Mk 48 15 8 Et cum ascendisset turba cpit rogare, sicut semper faciebat illis. Und als das Volk hinaufkam, fing es an zu bitten, er möchte ihnen tun, wie er immer getan hatte. Markus Mk 48 15 9 Pilatus autem respondit eis, et dixit: Vultis dimittam vobis regem Judæorum? Pilatus aber antwortete ihnen, und sprach: Wollt ihr, dass ich euch den König der Juden⁹ losgebe? Markus Mk 48 15 9 9 Er meint: Den, der als solcher angeklagt ist. Markus Mk 48 0 1 III 16. Die Auferstehung des Herrn. Ein Engel verkündet die Auferstehung des Herrn. (V. 8) Der Heiland zeigt sich nach seiner Auferstehung Maria Magdalena, zwei Jüngern auf dem Wege und den elf Aposteln. Er sendet seine Jünger in die ganze Welt aus (V. 15) und fährt gen Himmel. Markus Mk 48 16 1 Et cum transisset sabbatum Maria Magdalene, et Maria Jacobi, et Salome emerunt aromata ut venientes ungerent Jesum. Als nun der Sabbat vorüber war,¹ kauften Maria Magdalena, Maria, des Jakobus Mutter, und Salome Specereien, um hinzugehen, und ihn zu salben. [Mt 28,1, Lk 24,1, Joh 20,1] Markus Mk 48 16 1 1 Schon am Freitag Abend begannen sie die Zurüstung. [Lk 23,56] Markus Mk 48 16 10 Illa vadens nuntiavit his, qui cum eo fuerant, lugentibus, et flentibus. Diese ging hin, und verkündete es denen, welche mit ihm gewesen waren,¹⁵ und trauerten und weinten. Markus Mk 48 16 10 15 Apostel und andere Jünger. Markus Mk 48 16 11 Et illi audientes quia viveret, et visus esset ab ea, non crediderunt. Da sie aber hörten, dass er lebe, und von ihr gesehen worden sei, glaubten sie es nicht. Markus Mk 48 16 12 Post hæc autem duobus ex his ambulantibus ostensus est in alia effigie, euntibus in villam: Und darnach offenbarte er sich in einer andern Gestalt zweien von ihnen auf dem Wege, da sie nach einem Marktflecken gingen.¹⁶ [Lk 24,13] Markus Mk 48 16 12 16 Emmaus. Markus Mk 48 16 13 Et illi euntes nuntiaverunt ceteris: nec illis crediderunt. Auch diese gingen hin, und verkündeten es den übrigen; aber auch ihnen glaubten sie nicht.¹⁷ Markus Mk 48 16 13 17 Sie glauben nicht so fest, dass sie nicht bald wieder einem Zweifel zugänglich sind: [Lk 24,37] Markus Mk 48 16 14 Novissime recumbentibus illis undecim apparuit: et exprobravit incredulitatem eorum et duritiam cordis: quia iis, qui viderant eum resurrexisse, non crediderunt. Zuletzt¹⁸ erschien er den Elf,¹⁹ als sie zu Tische saßen; und er verwies ihnen ihren Unglauben und ihre Herzenshärtigkeit, dass sie denen nicht geglaubt, welche ihn auferstanden gesehen hatten.²⁰ Markus Mk 48 16 14 18 Eigentlich: nachher. Es ist nicht die letzte Erscheinung, denn bis zu dieser blieben sie doch noch schwankend. Vielmehr passt der Vorwurf des Heilandes auf die erste Erscheinung am Abende des Auferstehungstages [Joh 20,19, Lk 24,36.43]. Markus Mk 48 16 14 19 Der Apostelchor, auch wenn einer fehlt. Zwischen V. 14 und 15 liegt wohl ebenso ein großer Zwischenraum wie zwischen V. 19 und 20. Markus Mk 48 16 14 20 Markus erwähnt nur eine der Offenbarungen Jesu vor den Aposteln. Markus Mk 48 16 15 Et dixit eis: Euntes in mundum universum prædicate Evangelium omni creaturæ. Und er sprach zu ihnen:²¹ Gehet hin in die ganze Welt, und prediget das Evangelium allen Geschöpfen! Markus Mk 48 16 15 21 Der Evangelist gibt die Zeit nicht an. Der heil. Petrus wählt wohl aus den Reden des Heilandes dasjenige aus, was den Römern das Wichtigste sein musste. Markus Mk 48 16 16 Qui crediderit, et baptizatus fuerit, salvus erit: qui vero non crediderit, condemnabitur. Wer glaubt²² und sich taufen lässt, der wird selig werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden. [Joh 3,18.36] Markus Mk 48 16 16 22 Der wahre Glaube ist der, welcher in den Sitten dem nicht widerspricht, was die Worte bekennen. (Greg.) Vergl. [1Joh 2,4]. Markus Mk 48 16 17 Signa autem eos, qui crediderint, hæc sequentur: In nomine meo dæmonia ejicient: linguis loquentur novis: Es werden aber denen, die da glauben, diese Wunder folgen: In meinem Namen werden sie böse Geister austreiben;²³ in neuen Sprachen²⁴ reden; [Apg 16,18, Apg 2,4, Apg 10,46] Markus Mk 48 16 17 23 Des Heilandes Macht über die bösen Geister wird in diesem Evangelium besonders hervorgehoben. Markus Mk 48 16 17 24 Welche die Redenden bis dahin nicht gesprochen. Markus Mk 48 16 18 Serpentes tollent: et si mortiferum quid biberint, non eis nocebit: super ægros manus imponent, et bene habebunt. Schlangen aufheben;²⁵ und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird es ihnen nicht schaden;²⁶ Kranken werden sie die Hände auflegen, und sie werden gesund werden.²⁷ [Apg 28,5.8] Markus Mk 48 16 18 25 Ohne Furcht. Ein Beispiel [Apg 28,3-6]. So hatte Christus schon früher verheißen [Lk 10,19] Markus Mk 48 16 18 26 Gott will sie vor boshaften Nachstellungen beschützen. Markus Mk 48 16 18 27 Vergl. [Mt 17,20, Mt 21,21, Lk 17,6]. Diese Verheißung Christi verbürgt der Kirche, dass in ihr die Wundergabe nie versiegen wird. Markus Mk 48 16 19 Et Dominus quidem Jesus postquam locutus est eis, assumptus est in clum, et sedet a dextris Dei. Und nachdem der Herr Jesus²⁸ zu ihnen gesprochen hatte,²⁹ ward er in den Himmel aufgenommen, und sitzet zur Rechten Gottes. [Lk 24,51] Markus Mk 48 16 19 28 Von dem Herrn in seiner Glorie redet der Evangelist feierlicher. Markus Mk 48 16 19 29 Nach allen Unterweisungen, welche er nach seiner Auferstehung den Aposteln gegeben. Markus Mk 48 16 2 Et valde mane una sabbatorum, veniunt ad monumentum, orto jam sole. Und früh am Morgen des ersten Wochentages kamen sie zum Grabe, als die Sonne schon aufgegangen war.² Markus Mk 48 16 2 2 Die Morgendämmerung, während der sie ausgegangen, ist in jenen Ländern sehr kurz. Markus Mk 48 16 20 Illi autem profecti prædicaverunt ubique Domino cooperante, et sermonem confirmante, sequentibus signis. Sie aber gingen hin,³⁰ und predigten überall, und der Herr wirkte mit ihnen, und bekräftigte das Wort³¹ durch die darauf folgenden Wunder.³² Markus Mk 48 16 20 30 Nicht sofort. Markus Mk 48 16 20 31 Die Predigt des Evangeliums. Markus Mk 48 16 20 32 Was der Herr in V. 17, V. 18 verheißen, erfüllte er treu. Markus Mk 48 16 3 Et dicebant ad invicem: Quis revolvet nobis lapidem ab ostio monumenti? Und sie sprachen zueinander: Wer wird uns den Stein von der Türe des Grabes wegwälzen?³ Markus Mk 48 16 3 3 Sie haben noch nichts von den Wächtern und der Versiegelung des Grabes gehört. Die Jünger konnten ihnen die Nachricht nicht bringen, da sie selbst aus Furcht vor den Juden sich verborgen hielten. Markus Mk 48 16 4 Et respicientes viderunt revolutum lapidem. Erat quippe magnus valde. Als sie aber hinblickten,⁴ sahen sie, dass der Stein weggewälzt war;⁵ er war nämlich sehr groß. Markus Mk 48 16 4 4 Griech.: Aufschauten. Markus Mk 48 16 4 5 Das Grab hatte zwei Kammern (Cyrill v. Jer.). Markus Mk 48 16 5 Et introeuntes in monumentum viderunt juvenem sedentem in dextris, coopertum stola candida, et obstupuerunt. Und da sie in das Grab hineingingen, sahen sie einen Jüngling⁶ zur Rechten sitzen, angetan mit einem weißen Kleide,⁷ und sie erschraken. [Mt 28,5, Joh 20,12] Markus Mk 48 16 5 6 In dieser Gestalt erschien ihnen der Engel. Markus Mk 48 16 5 7 Der Bote des Lichtes und der überirdischen Herrlichkeit trägt ein Kleid, das deren Symbol ist. Markus Mk 48 16 6 Qui dicit illis: Nolite expavescere: Jesum quæritis Nazarenum, crucifixum: surrexit, non est hic, ecce locus ubi posuerunt eum. Dieser aber sprach zu ihnen: Erschrecket nicht! Ihr suchet Jesus von Nazareth,⁸ den Gekreuzigten;⁹ er ist auferstanden, er ist nicht hier, sehet da den Ort, wo sie ihn hingelegt hatten. Markus Mk 48 16 6 8 So nennt sich auch der Heiland selbst [Apg 22,8]. Das Wort bezeugt, dass er wahrhaft Mensch ist. Markus Mk 48 16 6 9 Die Bitterkeit des Kreuzes ist vorüber, die Blüte des Lebens ist mit ihren Früchten aus dem Kreuze hervorgesprossen. Markus Mk 48 16 7 Sed ite, dicite discipulis ejus, et Petro quia præcedit vos in Galilæam: ibi eum videbitis, sicut dixit vobis. Aber gehet hin,¹⁰ saget seinen Jüngern und dem Petrus,¹¹ dass er euch vorausgeht nach Galiläa; daselbst werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat. [Mk 14,28] Markus Mk 48 16 7 10 Er unterbricht sich, um zur Ermahnung überzugehen. Gleichsam der erste Gedanke des auferstandenen Heilandes gilt den Jüngern. Markus Mk 48 16 7 11 Er soll der Verzeihung sicher sein (Greg., Vikt., Euth., Bed.), vielleicht auch wird er seiner höheren Würde wegen besonders genannt (Theoph.). Markus Mk 48 16 8 At illæ exeuntes, fugerunt de monumento: invaserat enim eas tremor et pavor: et nemini quidquam dixerunt: timebant enim. Sie aber gingen hinaus, und flohen vom Grabe; denn es hatte sie Schrecken und Entsetzen ergriffen, und sie sagten niemanden etwas;¹² denn sie fürchteten sich. Markus Mk 48 16 8 12 Nicht sofort, sondern erst später verkünden sie die Botschaft, und zwar mit Freuden. Markus Mk 48 16 9 Surgens autem mane, prima sabbati, apparuit primo Mariæ Magdalene, de qua ejecerat septem dæmonia. Am Morgen aber des ersten Tages der Woche auferstanden, erschien er zuerst¹³ der Maria Magdalena, von welcher er sieben Teufel ausgetrieben hatte.¹⁴ [Joh 20,16, Lk 8,2] Markus Mk 48 16 9 13 Unter denen, von welchen der Evangelist berichten will. Denn zu allererst erschien Jesus sicher seiner heiligsten Mutter (Sedul., Ign. Loy., Bened. XIV., fast alle katholischen Erklärer). Markus Mk 48 16 9 14 Schon [Mk 15,40.47, Mk 16,1] geschah ihrer Erwähnung. Hier ist der Zusatz beigegeben, um Christi Herablassung in helleres Licht zu stellen. Matthäus Mt 48 0 1 I. 1 -4, 11. 1. Jesus Sohn Davids (V. 17) von Maria der Jungfrau geboren. Matthäus Mt 48 1 1 LIBER generationis Jesu Christi filii David, filii Abraham. Buch der Abstammung² Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.³ Matthäus Mt 48 1 1 2 Der heilige Matthäus wollte den Juden zeigen, dass Jesus, der als Messias unter ihnen aufgetreten war, wirklich von jenem Geschlechte sei, aus welchem nach den Propheten der Messias hervorgehen sollte (Chrysost.). Vergl. [Lk 3,23-38] Matthäus Mt 48 1 1 3 Nach [Gen 12,3, Gen 18,18, Gen 22,18] sollte der Messias ein Nachkömmling Abrahams und nach [2Sam 7,14ff, Jes 11,1ff,Jer 23,5.6] zugleich ein Sprössling Davids sein. Matthäus Mt 48 1 10 Ezechias autem genuit Manassen. Manasses autem genuit Amon. Amon autem genuit Josiam. Ezechias aber zeugte den Manasses; Manasses aber zeugte den Amon; Amon aber zeugte den Josias. [2Chr 32,33, 2Chr 33,20.25]. Matthäus Mt 48 1 11 Josias autem genuit Jechoniam, et fratres ejus in transmigratione Babylonis. Josias aber zeugte den Jechonias und dessen Brüder um die Zeit der Übersiedlung nach Babylon.¹⁰ [2Chr 36,1.2]. Matthäus Mt 48 1 11 10 Jostas erzeugte eigentlich den Joakim (Eliakim), und dieser den Joachim oder Jechonias. S. [2Chr 36,4.8]. Joakim ist vielleicht deshalb ausgelassen, weil ihn Pharao zum Könige gemacht. Die Brüder, d.i. Vettern, werden erwähnt, zum Zeichen, dass die ganze kön. Familie der Herrschaft beraubt wurde [Ez 19,14]. Die Wegführung nach Babylon fällt in das Jahr 598 oder 597 v. Chr. Matthäus Mt 48 1 12 Et post transmigrationem Babylonis: Jechonias genuit Salathiel. Salathiel autem genuit Zorobabel. Und nach der Übersiedlung nach Babylon zeugte Jechonias den Salathiel; Salathiel aber zeugte den Zorobabel.¹¹ Matthäus Mt 48 1 12 11 [1Chr 3,19], heißt Zorobabel Sohn des Phadaja, was wohl einem Schreibfehler der Abschreiber beizumessen ist. Matthäus Mt 48 1 13 Zorobabel autem genuit Abiud. Abiud autem genuit Eliacim. Eliacim autem genuit Azor. Zorobabel aber zeugte den Abiud;¹² Abiud aber zeugte den Eliacim; Eliacim aber zeugte den Azor. Matthäus Mt 48 1 13 12 Siehe [1Chr 3,19]. Die von Zorobabel abwärts folgenden Namen der Voreltern Josephs (V. 16) werden in der heiligen Schrift des Alten Test. nicht mehr erwähnt. So viel ist gewiss, dass der heilige Matthäus das Geschlechtsregister genau wissen musste, wenn er sich nicht den Vorwürfen der Juden aussetzen wollte, zumal die Stammregister der Familie Davids wohl im Tempelarchiv aufbewahrt und fortgesetzt wurden. Matthäus Mt 48 1 14 Azor autem genuit Sadoc. Sadoc autem genuit Achim. Achim autem genuit Eliud. Azor aber zeugte den Sadok; Sadok aber zeugte den Achim; Achim aber zeugte den Eliud. Matthäus Mt 48 1 15 Eliud autem genuit Eleazar. Eleazar autem genuit Mathan, Mathan autem genuit Jacob. Eliud aber zeugte den Eleazar; Eleazar aber zeugte den Mathan; Mathan aber zeugte den Jakob. Matthäus Mt 48 1 16 Jacob autem genuit Joseph virum Mariæ, de qua natus est Jesus, qui vocatur Christus. Jakob aber zeugte den Joseph, den Mann Marias, von welcher geboren ward Jesus, der genannt wird Christus.¹³ Matthäus Mt 48 1 16 13 Der heilige Matthäus schreibt nicht wie in den vorhergehenden Gliedern: Joseph zeugte Jesus; sondern nennt Joseph nur den Gemahl Marias, weil Jesus durch den Heiligen Geist auf übernatürliche Weise in Maria empfangen wurde, wie der heil. Lukas ausführlicher erzählt [Lk 1,31-35]. Das Geschlechtsregister des heiligen Joseph wird gegeben, weil auch Maria aus der Familie Davids stammt [Röm 1,3]. Geschlechtsregister von Frauen pflegt die heil. Schrift nicht zu bieten. Nach [Lk 2,4.5] war Maria eine Erbtochter, d. i. eine solche, die bei Ermanglung unmittelbarer männlicher Erben in das Erbe des Vaters eintrat. Da nun die Erbtöchter Männer aus ihrem Stamme und ihrer Familie heiraten mussten [Num 36,6], so folgt, dass Maria aus dem Stamm Juda und der Familie Davids war. Nach [Lk 1,34] hatte sie aber Keuschheit gelobt. Wenn sie nun trotzdem mit Joseph eine Ehe eingeht, so ist es deshalb, weil das Gesetz sie zwingt. So wird also die Stammtafel des heil. Joseph auch deshalb geboten, weil Christus in einer rechtmäßigen Ehe Josephs mit Maria geboren wird und Joseph viel mehr noch der gesetzliche Vater Christi ist, als wenn er ihn adoptiert hätte. Auf Grund dieser gesetzlichen Ehe nennt die heilige Jungfrau den heiligen Joseph Vater Christi [Lk 2,48]. Über Jesus siehe V. 21., über Christus V.1. Matthäus Mt 48 1 17 Omnes itaque generationes ab Abraham usque ad David, generationes quatuordecim; et a David usque ad transmigrationem Babylonis, generationes quatuordecim: et a transmigratione Babylonis usque ad Christum, generationes quatuordecim. Alle Geschlechter somit von Abraham bis auf David sind vierzehn Geschlechter; und von David bis zur Übersiedlung nach Babylon vierzehn Geschlechter; und von der Übersiedlung nach Babylon bis auf Christus vierzehn Geschlechter.¹⁴ Matthäus Mt 48 1 17 14 Die Zahl zweimal sieben steht als heilige Zahl. Warum eine bestimmte Zahl? Damit die Leser erkennen, dass die ausgelassenen Glieder nicht vergessen, sondern übergangen sind, um diese Zahl zu erhalten. Warum die gleiche Zahl? Um aufmerksam zu machen, dass nach je 14 Gliedern eine neue Ordnung beginnt: Von Abraham bis zum König David Entwicklung des Reiches. Dann nach abermal vierzehn Geschlechtern großer Umsturz. Wiederum sind vierzehn Geschlechter einander gefolgt, so ist also auch jetzt eine Änderung bevorstehend, sicher keine andere als die [Am 9,11, Ez 21,27] verheißene. Jechonias schließt die zweite Reihe als König und beginnt die dritte gleichsam als Privatmann. Matthäus Mt 48 1 18 Christi autem generatio sic erat: Cum esset desponsata mater ejus Maria Joseph, antequam convenirent, inventa est in utero habens de Spiritu sancto. Mit der Geburt Christi aber verhielt es sich also: Als seine Mutter Maria mit Joseph verlobt war,¹⁵ erschien es, ehe sie zusammenkamen, dass sie empfangen hatte vom heiligen Geiste.¹⁶ Matthäus Mt 48 1 18 15 So sollte das Geheimnis der Menschwerdung nicht sofort offenbar werden, die Ehre der heil. Jungfrau gewahrt und ihr in der Person des heil. Joseph eine Hilfe und ein Trost gewährt werden. Auf die Verlobung folgte nach einiger Zeit die feierliche Hochzeit und die Heimführung der Braut. Matthäus Mt 48 1 18 16 Vor der Heimführung, bald nach der Botschaft des Engels, ging Maria zu Elisabeth, wo sie etwa drei Monate verblieb. Den Zusatz: Vom heiligen Geiste macht der Evangelist für den Leser vorweg. Wenngleich alle Wirksamkeit nach außen der heiligen Dreifaltigkeit gemeinsam ist, werden den einzelnen Personen dennoch gewisse Werke in besonderer Weise zugeschrieben, welche mit ihren persönlichen Eigentümlichkeiten eine Ähnlichkeit in sich tragen. Die Menschwerdung ist ein Werk der Liebe Gottes, die Menschheit Jesu Christi wird einzig aus Gnaden zur Einheit der Person vom Sohne Gottes angenommen, der Mensch Christus soll Gottes Sohn sein, dies sind die Gründe, weshalb die Menschwerdung dem heiligen Geiste, welcher der Heilige ist, soll zugeeignet werden. (Thom.) Der heil. Geist ergänzte und bewirkte mit seiner Allmacht und Schöpferkraft, was zur Empfängnis erforderlich war. Matthäus Mt 48 1 19 Joseph autem vir ejus cum esset justus, et nollet eam traducere: voluit occulte dimittere eam. Joseph aber, ihr Mann, weil er gerecht war¹⁷ und sie nicht in üblen Ruf bringen wollte, gedachte sie im Stillen zu entlassen.¹⁸ Matthäus Mt 48 1 19 17 Gerecht ist, wer den Weg der Gebote Gottes wandelt und sie in seinem Leben zum Ausdruck bringt. Der heil. Joseph ist zugleich milden Herzens, deshalb will er Maria, deren Heiligkeit er verehrt, deren Geheimnis er sich aber nicht zu erklären weiß, dem Gesetze gehorsam, entlassen, aber heimlich. Vielleicht wollte er selbst sein Vaterland verlassen. Matthäus Mt 48 1 19 18 Maria überlässt alles der Leitung der göttlichen Vorsehung, überzeugt, dass Gott, der der heil. Elisabeth das hohe Geheimnis offenbart, sich vorbehalte, es kund zu tun, wem er wolle. Matthäus Mt 48 1 2 Abraham, genuit Isaac. Isaac autem genuit Jacob. Jacob autem genuit Judam, et fratres ejus. Abraham zeugte den Isaak, Isaak aber zeugte den Jakob; Jakob aber zeugte den Judas und dessen Brüder;⁴ [Gen 21,2ff,Gen 25, Gen 26, Gen 29, Gen 35]. Matthäus Mt 48 1 2 4 Judas ist (wie vorher Isaak und Jakob) vor den übrigen Brüdern genannt, weil aus seiner Familie Jesus entspringen sollte. S. [Gen 49,10]. Die Brüder werden als Stammväter des auserwählten Volkes, für das der Messias vorerst kommen wird, genannt. Matthäus Mt 48 1 20 Hæc autem eo cogitante, ecce Angelus Domini apparuit in somnis ei, dicens: Joseph fili David, noli timere accipere Mariam conjugem tuam: quod enim in ea natum est, de Spiritu sancto est: Während er aber mit diesem Gedanken umging,¹⁹ siehe, da erschien ihm der Engel des Herrn im Traume und sprach: Joseph, Sohn Davids!²⁰ fürchte dich nicht, Maria, dein Weib, zu dir zu nehmen, denn was in ihr erzeugt worden, ist vom heiligen Geiste. Matthäus Mt 48 1 20 19 Wie der Zweifel des heil. Thomas unseren Glauben an die Auferstehung, so festigt das Bedenken des heil. Joseph unseren Glauben an Christi wunderbare Empfängnis (Chrys.). Der Engel ist wohl Gabriel, der auch Daniel [Dan 9,24] und der heil. Jungfrau die Botschaft von der Menschwerdung gebracht. Matthäus Mt 48 1 20 20 Sohn Davids: So bereitet der Engel die Ankündigung vor, dass die David gemachte Verheißung jetzt erfüllt werden wird. - Maria wohnte noch nicht bei Joseph. S. V. 18.24. Matthäus Mt 48 1 21 Pariet autem filium: et vocabis nomen ejus JESUM: ipse enim salvum faciet populum suum a peccatis eorum. Sie wird aber einen Sohn gebären; und du wirst seinen Namen Jesus nennen, denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.²¹ Matthäus Mt 48 1 21 21 Der heilige Joseph soll das Vaterrecht haben über den Messias und Haupt der heil. Familie sein. Jesus (hebr.: Jeschuah): Gott ist Heil, Heiland. Sein Volk sind alle Gläubigen (Chrys.) Matthäus Mt 48 1 22 Hoc autem totum factum est, ut adimpleretur quod dictum est a Domino per Prophetam dicentem: Dies alles aber ist geschehen, auf dass erfüllet würde, was von dem Herrn durch den Propheten gesagt worden, der da spricht:²² Matthäus Mt 48 1 22 22 Der größte Teil der Ausleger hält diesen Vers für eine Bemerkung des Evangelisten. Die nachfolgende Weissagung wurde gegeben, weil die Begebenheit, die sie zum Gegenstand hatte, geschehen sollte, und die Vorsehung Gottes führte die Begebenheit mit allen ihren Umständen herbei, um die Wahrheit seiner Verheißung zu bekräftigen. Matthäus Mt 48 1 23 Ecce virgo in utero habebit, et pariet filium: et vocabunt nomen ejus Emmanuel, quod est interpretatum Nobiscum Deus. Siehe, die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn gebären; und sie werden seinen Namen Emmanuel nennen, was verdolmetschet heißt: Gott mit uns!²³ Matthäus Mt 48 1 23 23 S. über diese Weissagung [Jes 7,14]. Der Name eines Dingens ist die Bezeichnung seines Wesens. Der Name Gott mit uns drückt somit die göttliche und menschliche Natur Christi aus. Der heil. Josef gehorcht sofort und genau. Matthäus Mt 48 1 24 Exsurgens autem Joseph a somno, fecit sicut præcepit ei Angelus Domini, et accepit conjugem suam. Da nun Joseph vom Schlafe erwachte, tat er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm sein Weib zu sich. Matthäus Mt 48 1 25 Et non cognoscebat eam donec peperit filium suum primogenitum: et vocavit nomen ejus Jesum. Und er erkannte sie nicht, bis sie ihren Sohn, den Erstgebornen, gebar;²⁴ und er nannte seinen Namen Jesus. Matthäus Mt 48 1 25 24 Die Absicht des Evangelisten ist, die Geburt Christi zu beschreiben. Deshalb soll die Partikel bis die Jungfräulichkeit Marias vor der Geburt des Heilandes anzeigen. Alles Weitere ist also aus anderen Stellen zu entnehmen. (Chrys.). Wenn aber Maria lieber der Ehre entsagen wollte, Mutter Gottes zu werden als ihre Jungfrauschaft zu verlieren [Lk 1,34], sollte sie da nach der Geburt des göttlichen Sohnes diesen Willen aufgeben? Das gesamte christliche Altertum antwortete mit der katholischen Kirche: Nein. Wenn ferner der heil. Joseph bis zur Geburt des Heilandes aus Ehrfurcht gegen die Botschaft des Engels in vollkommener Keuschheit lebt, wie viel mehr nach allen der Geburt folgenden Wundern! Der Zweck dieser Ehe ist V. 20,21. angegeben. Auf gleicher Weise wird auch an anderen Stellen, wo das Wörtchen bis vorkommt, die Handlung nicht als gesetzt, sondern als verneint nach dem angegebenen Zeitpunkt gedacht. Der Rabe [Gen 8,7] von dem es heißt, dass er nicht zurückkehrte, bis die Erde trocken war, kam nicht zurück, als die Erde trocken war, sondern er kam gar nicht mehr zur Arche zurück, eben weil die Erde trocken war. Michol [2Kön 6,23], die nicht gebar bis zu ihrem Tode, gebar nicht nach ihrem Tode (Hier., Aug.). Ebenso [Ps 109,1]. - Aber ihr Sohn Jesus heißt doch hier der Erstgeborene? Erstgeborener heißt der, vor dem kein Anderer geboren ist (Hieron.), auch der Einziggeborene, wie Machir der einziggeborene Sohn des Manasses [Jos 17,1]. Matthäus Mt 48 1 3 Judas autem genuit Phares, et Zaram de Thamar. Phares autem genuit Esron. Esron autem genuit Aram. Matthäus Mt 48 1 4 Aram autem genuit Aminadab, Aminadab autem genuit Naasson. Naasson autem genuit Salmon. Aram aber zeugte den Aminadab: Aminadab aber zeugte den Naasson; Naasson aber zeugte den Salmon. [Num 7,12]. Matthäus Mt 48 1 5 Salmon autem genuit Booz de Rahab. Booz autem genuit Obed ex Ruth. Obed autem genuit Jesse. Jesse autem genuit David regem. Salmon aber zeugte den Booz von der Rahab;⁶ Booz aber zeugte den Obed mit der Ruth;⁷ Obed aber zeugte den Jesse; Jesse aber zeugte David, den König.⁸ [Rut 4,21.22]. Matthäus Mt 48 1 5 6 [Jos 2,1]. Bei Gott gilt also nicht die leibliche Abstammung von Abraham, sondern der Glaube. (vergl. [Apg 10,35]) Rahab und Ruth sind ein Beweis, dass der Heiland auch für die Heiden kommt. Matthäus Mt 48 1 5 7 [Rut 1,16] Matthäus Mt 48 1 5 8 Mit David kam das Zepter [Gen 49,10] an Juda und wird ihm auf ewig verheißen [2Sam 7,14]. David ist zugleich ein Bild des ewigen Königs. Matthäus Mt 48 1 6 David autem rex genuit Salomonem ex ea, quæ fuit Uriæ. David aber, der König, zeugte den Salomon mit der, welche des Urias Weib gewesen. [2Sam 12,24]. Matthäus Mt 48 1 7 Salomon autem genuit Roboam. Roboam autem genuit Abiam. Abias autem genuit Asa. Salomon aber zeugte den Roboam; Roboam aber zeugte den Abias; Abias aber zeugte den Asa. [1Kön 11,43. 1Kön 14,31. 1Kön 15,8]. Matthäus Mt 48 1 8 Asa autem genuit Josaphat. Josaphat autem genuit Joram. Joram autem genuit Oziam. Asa aber zeugte den Josaphat; Josaphat aber zeugte den Joram; Joram aber zeugte den Ozias.⁹ Matthäus Mt 48 1 8 9 Eigentlich zeugte Joram den Ochozias [2Kön 8,24], dieser den Joas [2Kön 11,2], dieser den Amastas [2Kön 12,21] und dieser erst den Ozias [2Chr 26; 2Chr 26,1]. Matthäus scheint diese Könige ausgelassen zu haben als ausgestoßen aus Israel und der Genealogie Christi wegen ihrer Verbindung mit Jezrahel. S. [1Kön 21,21]. Matthäus Mt 48 1 9 Ozias autem genuit Joatham. Joatham autem genuit Achaz. Achaz autem genuit Ezechiam. Ozias aber zeugte den Joatham; Joatham aber zeugte den Achaz; Achaz aber zeugte den Ezechias. [2Chr 26,23. 2Chr 27,9. 2Chr 28,27]. Matthäus Mt 48 0 1 2. Jesus wird von Fremden gesucht: Die Weisen aus dem Morgenlande. (V. 12.) Von den Seinigen verworfen: Flucht nach Ägypten. (V. 15.) Bethlehemitischer Kindermord. (V. 18.) Rückkehr aus Ägypten. Matthäus Mt 48 2 1 Cum ergo natus esset Jesus in Bethlehem Juda in diebus Herodis regis, ecce Magi ab Oriente venerunt Jerosolymam, Als nun Jesus geboren war zu Bethlehem im Stamme Juda¹ in den Tagen des Königs Herodes,² siehe, da kamen Weise aus dem Morgenlande nach Jerusalem,³ Matthäus Mt 48 2 1 1 Ein anderes Bethlehem lag in Galiläa. [Jos 19,15]. Die näheren Umstände der Geburt siehe bei [Lk 2,1-7]. Matthäus Mt 48 2 1 2 Des sogenannten Großen, des Idumäers, der von den Römern 39 v. Chr. Die Herrschaft über Judäa und die angrenzenden Provinzen erhielt, und der erste Nicht-Jude ist, der im Judenlande König war. S. das Ende des zweiten Buches der Machabäer. Matthäus Mt 48 2 1 3 Die Nennung von Rahab und Ruth, der Nichtisraelitinnen, hatte angedeutet, dass Christus das Heil aller ist. Das Gleiche zeigt der Evangelist durch die Ankunft und Anbetung der Weisen, der Erstlinge der Heiden (Aug.). In den Hirten hat sich der Heiland Israel offenbart, jetzt geht Simeons Prophezeiung [Lk 2,32] in Erfüllung. Was Christus später [Mt 8,11; Mt 21,31.43] den Juden zum Vorwurf macht, eben dies nimmt hier schon seinen Anfang. Matthäus Mt 48 2 10 Videntes autem stellam gavisi sunt gaudio magno valde. Da sie aber den Stern sahen,¹² hatten sie eine überaus große Freude.¹³ Matthäus Mt 48 2 10 12 Am frühesten Morgen bei der Annäherung gen Bethlehem. Matthäus Mt 48 2 10 13 Selig, wer Gott zum Führer hat; geh' er auch auf harten Wegen, er kann sich der Erreichung seines Zieles freuen. Matthäus Mt 48 2 11 Et intrantes domum, invenerunt puerum cum Maria matre ejus, et procidentes adoraverunt eum: et apertis thesauris suis obtulerunt ei munera, aurum, thus, et myrrham. Und in das Haus eintretend, fanden sie das Kind mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder, und beteten es an.¹⁴ Und sie öffneten ihre Schätze, und brachten ihm Geschenke dar: Gold, Weihrauch und Myrrhen.¹⁵ [Ps 71,10] Matthäus Mt 48 2 11 14 Sie beten in dem Kinde Gott an. Dahin weist auch die Gabe des Weihrauches. Sieh', sagt der heil. Julgentius, was sie schenkten, so weißt du, was sie glaubten. - Beugt sich auch unsere Weisheit vor dem göttlichen Christentum, und ärgert sie sich nicht an seiner scheinbaren Kleinheit, Armuth und Kindlichkeit? Matthäus Mt 48 2 11 15 Die Gabe des Weihrauches ist eine Anerkennung der Gottheit (Ign. Hil. Orig.). Seiner Königswürde gilt das Gold, die Myrrhe ist eine Beigabe zum Golde, versinnbildlicht aber zugleich den Heiland als sterblichen Menschen und sein Begräbnis. Die Weisen empfangen alsdann ein Unterpfand, dass dies Kind wahrhaft Gott ist und seine Vorsehung über ihnen wacht. Indem Herodes sieht, dass die Weisen nicht wiederkehren, erhält er eine göttliche Mahnung, dass seine Anschläge zu nichts führen. Matthäus Mt 48 2 12 Et responso accepto in somnis ne redirent ad Herodem, per aliam viam reversi sunt in regionem suam. Und nachdem sie im Traumgesicht die Weisung erhalten, nicht mehr zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Wege in ihr Land zurück. Matthäus Mt 48 2 13 Qui cum recessissent, ecce Angelus Domini apparuit in somnis Joseph, dicens: Surge, et accipe puerum, et matrem ejus, et fuge in gyptum, et esto ibi usque dum dicam tibi. Futurum est enim ut Herodes quærat puerum ad perdendum eum. Da sie nun hinweggezogen waren, siehe, da erschien der Engel des Herrn dem Joseph im Traumgesicht und sprach: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und fliehe nach Ägypten, und bleibe allda, bis ich es dir sage. Denn Herodes geht damit um, das Kind zu suchen, um es zu töten. Matthäus Mt 48 2 14 Qui consurgens accepit puerum, et matrem ejus nocte, et secessit in gyptum: Da stand er auf, nahm das Kind und seine Mutter des Nachts, und zog hinweg nach Ägypten.¹⁶ Matthäus Mt 48 2 14 16 Christus offenbart sich als wahren Menschen, die Prophezeiung des Simeon [Lk 2,34] findet ihre Erfüllung, uns selbst wird ein Vorbild gegeben. - Nach Ägypten: In 5-6 Tagen wird die heil. Familie dort sein, wo bereits viele Juden wohnen. Wie lange sie dort blieb, steht nicht fest. Da der Tod des Herodes bald darauf erfolgte, war die Verbannung eine kurze. Der Ort des Aufenthaltes ist unbekannt, eine unsichere Überlieferung nennt Matarea in der Nähe von Memphis oder Leontopolis. Matthäus Mt 48 2 15 Et erat ibi usque ad obitum Herodis: ut adimpleretur quod dictum est a Domino per Prophetam dicentem: Ex gypto vocavi filium meum. Und er blieb daselbst bis zum Tode des Herodes, damit erfüllet würde, was von dem Herrn durch den Propheten gesagt worden ist, der da spricht: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen.¹⁷ Matthäus Mt 48 2 15 17 S. [Hos 11,1]. Matthäus Mt 48 2 16 Tunc Herodes videns quoniam illusus esset a Magis, iratus est valde, et mittens occidit omnes pueros, qui erant in Bethlehem, et in omnibus finibus ejus a bimatu et infra secundum tempus, quod exquisierat a Magis. Als nun Herodes sah, dass er von den Weisen getäuscht war, wurde er sehr zornig, und schickte aus, und tötete in Bethlehem und in dessen ganzem Gebiete alle Knaben von zwei Jahren und darunter, nach der Zeit, welche er von den Weisen erkundet hatte.¹⁸ Matthäus Mt 48 2 16 18 Der Stern war den Weisen zur Zeit der Geburt Christi erschienen. 15, höchstens 20 Kinder fallen zum Opfer und werden in ihrem Blute getauft. So hat Christus Genossen der Verfolgung von Anfang an. Dieser Mord war unter dem Volke laut kundig [Apg 4,27]. Die Prosanschriftsteller schweigen davon, weil er unter die minderen Grausamkeiten dieses Tyrannen gehörte. Matthäus Mt 48 2 17 Tunc adimpletum est quod dictum est per Jeremiam prophetam dicentem: Damals ward erfüllt, was gesagt ist durch den Propheten Jeremias, da er spricht: Matthäus Mt 48 2 18 Vox in Rama audita est ploratus, et ululatus multus: Rachel plorans filios suos, et noluit consolari, quia non sunt. Eine Stimme ward gehöret zu Rama,¹⁹ Weinens und Wehklagens viel; Rachel,²⁰ die ihre Kinder beweinet, und sich nicht will trösten lassen, weil sie nicht mehr sind.²¹ Matthäus Mt 48 2 18 19 6000 Schritte im N. von Jerusalem. Matthäus Mt 48 2 18 20 Rachel, die Mutter des ägyptischen Joseph, die Ahnfrau eines vorzüglichen Theiles des israelitischen Volkes, steht hier für dieses Volk selbst. Matthäus Mt 48 2 18 21 Siehe über die Art und Weise der Erfüllung dieser Weissagung [Jer 31,15]. Matthäus Mt 48 2 19 Defuncto autem Herode, ecce Angelus Domini apparuit in somnis Joseph in gypto, Nachdem aber Herodes gestorben war, siehe, da erschien ein Engel des Herrn im Traume dem Joseph in Ägypten, Matthäus Mt 48 2 2 Dicentes. Ubi est qui natus est rex Judæorum? vidimus enim stellam ejus in Oriente, et venimus adorare eum. und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Denn wir haben seinen Stern im Morgenlande gesehen,⁴ und sind gekommen, ihn anzubeten. Matthäus Mt 48 2 2 4 Der Stern ist zugleich eine Verherrlichung des Erlösers. Die Weisen, Magier, waren Gelehrte, die sich insbesondere mit dem Studium der Weisheit und der Sternkunde beschäftigten, aus der Klasse derer, welcher bei den Persern Ratgeber der Könige zu sein pflegten. Sie waren nicht selbst Könige, da hierfür jeder Anhalt im Evangelium und jede Nachricht aus dem Altertume fehlt. Auch ihre Zahl steht nicht fest. Gewöhnlich gibt man sie wegen der Dreizahl der Geschenke als drei an. Die Namen werden zuerst im 9. Jahrhundert beigegeben. Die Zeit ihrer Ankunft lässt sich aus dem V. 16 bemessen: Weniger als zwei Jahre nach der Geburt des Erlösers. Dies ist die Meinung vieler heil. Väter und jetzt allgemein angenommen. Nach der Darstellung im Tempel siedelte die heilige Familie also bald nach Bethlehem über, von wo sie nach der Abreise der Weisen nach Ägypten floh. Die Erwartung eines Erlösers der Menschen war damals allgemein. Da die Weisen die Sternkunst üben, fällt ihnen das Erscheinen eines neuen Sternes auf. Gottes Gnade erleuchtet sie, damit sie erkennen, was der ungewohnte Glanz zu bedeuten hat (Leo). Der Stern erschien ihnen im Osten, führte sie aber nicht nach Jerusalem, sonst hätten sie nicht darüber geschwiegen. (Paschal). Die heiligen Väter sind über die Gegend, aus der jene kamen, nicht ganz einig. Im allgemeinen stimmen sie für Gegenden in der Nähe des Euphrat, für Arabien, Persien u. Matthäus Mt 48 2 20 Dicens: Surge, et accipe puerum, et matrem ejus, et vade in terram Israel: defuncti sunt enim, qui quærebant animam pueri. und sprach: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter, und zieh in das Land Israel; denn gestorben sind, die dem Kinde nach dem Leben strebten.²² Matthäus Mt 48 2 20 22 Die Mehrzahl steht wie oft für die Einzahl: Herodes. Matthäus Mt 48 2 21 Qui consurgens, accepit puerum, et matrem ejus, et venit in terram Israel. Da stand er auf, nahm das Kind und seine Mutter, und kam in das Land Israel. Matthäus Mt 48 2 22 Audiens autem quod Archelaus regnaret in Judæa pro Herode patre suo, timuit illo ire: et admonitus in somnis, secessit in partes Galilææ. Als er aber hörte, dass Archelaus in Judäa regiere anstatt des Herodes, seines Vaters, fürchtete er sich, dorthin zu ziehen;²³ und im Traumgesicht unterwiesen, zog er in das Gebiet von Galiläa. Matthäus Mt 48 2 22 23 Nach dem Tode des Herodes wurde Palästina zufolge dessen letztem Willen und des römischen Kaisers Augustus Anordnung unter drei seiner Söhne geteilt. Archelaus erhielt Judäa, Samaria und Idumäa mit dem Titel Volksfürst, weil er den größten Theil des Volkes beherrschte; Herodes Antipas bekam Galiläa und Peräa; Philippus Batanäa, Trachonitis und Auranitis; beide mit dem Titel von Tretarchen (d. i. Fürsten des vierten und überhaupt kleineren Theil des Volkes). Da Archelaus in Judäa herrschte, ward Joseph nicht sofort nach dem Tode des Herodes, 2 n. Chr. G., vom Engel ermahnt in das Land Israel, die Stätte der göttlichen Verheißungen [Hos 12,4], zurückzukehren. Matthäus Mt 48 2 23 Et veniens habitavit in civitate, quæ vocatur Nazareth: ut adimpleretur quod dictum est per prophetas: Quoniam Nazaræus vocabitur. Und er kam, und wohnte in einer Stadt, welche Nazareth genannt wird; damit erfüllet würde, was durch die Propheten gesagt worden: Er wird Nazaräer genannt werden.²⁴ Matthäus Mt 48 2 23 24 Alles, was den Juden anstößig sein kann, erhellt der Evangelist durch Prophezeiungen, so die Flucht nach Ägypten, so den Aufenthalt in Nazareth. Auch bei anderen Propheten heißt er Reis, Sprosse. [Jer 23,5, Jer 33,15, Sach 3,8, Sach 6,12, Ez 17,22] Matthäus Mt 48 2 3 Audiens autem Herodes rex, turbatus est, et omnis Jerosolyma cum illo. Als aber der König Herodes dies hörte, erschrak er, und ganz Jerusalem mit ihm.⁵ Matthäus Mt 48 2 3 5 Herodes fürchtet den Thron zu verlieren. Mit ihm erschrecken besonders die Herodianer [Mt 22,16] und Sadducäer. Der Fürst und ein großer Teil des Volkes erklären sich schon jetzt gegen den Messias. Er kam zu den Seinen und die Seinen nahmen ihn nicht auf. Selbst die Hüter des Heiligtumes nehmen keinen Anteil an der Freudenbotschaft. Sie gleichen Wegweisern, die selbst nie das Ziel erreichen, nach dem sie zeigen (Aug.). Matthäus Mt 48 2 4 Et congregans omnes principes sacerdotum, et Scribas populi, sciscitabatur ab eis ubi Christus nasceretur. Und er versammelte alle Hohenpriester⁶ und die Schriftgelehrten des Volkes,⁷ und befragte sie, wo Christus geboren werden sollte. Matthäus Mt 48 2 4 6 Den Hohenpriester und die Vorsteher der 24 Priesterklassen vergl. [1Chr 24,3-20] mit [2Chr 36,14], welche auch den Titel Hohepriester führten. Auch gab es abgetretene Hohepriester. Matthäus Mt 48 2 4 7 Die Schriftgelehrten waren Gesetzeskundige, welche die Erklärung des Gesetzes und seine Anwendung auf praktische Fälle zum Studium wählten. Ein solcher war Gamaliel [Apg 5,34]. Sie ließen sich Rabbi anreden. Ihre Autorität erhält auch aus [Mt 23,2.3]. Wie sie ihre eigene Gerechtigkeit aufstellten und sich der Gerechtigkeit vor Gott entzogen s. [Mt 23,4ff]. Matthäus Mt 48 2 5 At illi dixerunt ei: In Bethlehem Judæ: Sic enim scriptum est per Prophetam: Jene aber sprachen zu ihm: Zu Bethlehem im Stamme Juda; denn so ist geschrieben durch den Propheten: Matthäus Mt 48 2 6 Et tu Bethlehem terra Juda, nequaquam minima es in principibus Juda: ex te enim exiet dux, qui regat populum meum Israel. Und du, Bethlehem im Lande Juda! bist keineswegs die geringste unter den Fürstenstädten Juda's; denn aus dir wird hervorgehen ein Führer, der meinem Volke Israel ein Hirt sein wird.⁸ Matthäus Mt 48 2 6 8 Diese Weissagung gab der Prophet Michäas nicht ganz wörtlich so, wie die Priester hier sagen, aber dem Sinne nach. Siehe die Anmerkungen zu Michäas 5,7ff. Heiden und Juden belehren sich gegenseitig. Welche Stärkung im Glauben bietet den Weisen die alte Prophezeiung! Matthäus Mt 48 2 7 Tunc Herodes clam vocatis Magis diligenter didicit ab eis tempus stellæ, quæ apparuit eis: Da berief Herodes die Weisen insgeheim, und erfuhr von ihnen genau die Zeit des Sternes, der ihnen erschienen war. Matthäus Mt 48 2 8 Et mittens illos in Bethlehem, dixit: Ite, et interrogate diligenter de puero: et cum inveneritis, renuntiate mihi, ut et ego veniens adorem eum. Und er wies sie nach Bethlehem und sprach: Gehet hin, und erkundiget euch sorgfältig nach dem Kinde; und wenn ihr es gefunden habt, so verkündet es mir, damit auch ich komme und es anbete.⁹ Matthäus Mt 48 2 8 9 Herodes wollte nach der Zeit der Erscheinung des Sternes das Alter des neugeborenen Königs bestimmen. Er beruft die Weisen heimlich und trägt Sorge, dass sie allein nach Bethlehem gehen, damit die Aufmerksamkeit des Volkes nicht auf den Messias gelenkt werde. Er sagt aus Neid: Nach dem Kinde sehen, nicht nach dem Könige. Entweder glaubte Herodes an die Prophezeiung, wie durfte er da hoffen, sie zu Schanden zu machen? oder er glaubte nicht daran, was fürchtet er dann seitens des Kindes? (Chrys.) Matthäus Mt 48 2 9 Qui cum audissent regem, abierunt: et ecce stella, quam viderant in oriente, antecedebat eos, usquedum veniens staret supra ubi erat puer. Nachdem sie nun den König gehört hatten, zogen sie von dannen. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenlande gesehen hatten, ging vor ihnen voraus, bis er ankam, und still stand über dem Orte,¹⁰ wo das Kind war.¹¹ Matthäus Mt 48 2 9 10 Da der Stern das Haus zeigt, war er ein sternartiges Licht in der Nähe der Erde. Matthäus Mt 48 2 9 11 Der Stern war ihnen vorausgeeilt und erwartete sie über dem Hause stehend. In Jerusalem war ihr Glaube auf eine harte Probe gestellt worden, wo man den König nicht kannte, dann erschrack und es endlich nicht für nötig hielt, ihn zu suchen. Zudem könnten sie wegen der Armuth des Königs an ihm irre werden. Der Stern stärkt ihren Glauben derart, dass sie das Kind anbeten. Matthäus Mt 48 0 1 3. Johannes, der Täufer, predigt Buße. (V. 12.) 4. Jesus lässt sich unter den Sündern taufen, und wird durch Gott den heiligen Geist, und den Vater verherrlicht. Matthäus Mt 48 3 1 In diebus autem illis venit Joannes Baptista prædicans in deserto Judææ, In jenen Tagen¹ aber kam Johannes, der Täufer, und predigte in der Wüste von Judäa,² Matthäus Mt 48 3 1 1 Um diese Zeit. Diese Worte knüpfen an [Mt 2,23] an: Als Jesus noch in Nazareth weilte. Nach [Lk 3,1] trug sich das Folgende im fünfzehnten Jahre des Kaisers Tiberius zu, nach der gewöhnlichen Zeitrechnung im achtundzwanzigsten Lebensjahre Jesu. Vgl. zu [Mt 3,1-12, Mk 1,2-8, Lk 3,1-18]. Matthäus Mt 48 3 1 2 In der milden, wenig bewohnten Gegend zwischen Thekoa und dem roten Meere und im gleichartigen Jordantale. Der heilige Johannes predigt Buße und Bekehrung, wie einst die alten Propheten. [Jer 3,21ff, Ez 16,61, Dan 9,5] Nur Buße öffnet den Zugang zum Himmelreiche. Der Evangelist nennt ihn Johannes den Täufer, wie er von den Juden genannt ward. (Joseph) Matthäus Mt 48 3 10 Jam enim securis ad radicem arborum posita est. Omnis ergo arbor, quæ non facit fructum bonum, excidetur, et in ignem mittetur. Denn schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt. Ein jeder Baum also, der keine guten Früchte bringt, wird umgehauen und in's Feuer geworfen.¹⁹ Matthäus Mt 48 3 10 19 An die Wurzel: So dass keine Lebenshoffnung bleibt. Es genügt nicht, sich vom Bösen zu enthalten. Gott ist schon bereit euch das Reich Gottes hier und dort zu entziehen, und euch der Hölle (unt. 25,41.46. Apos. 20) zu übergeben. Vergl. [Lk 13,7]. Matthäus Mt 48 3 11 Ego quidem baptizo vos in aqua in pnitentiam: qui autem post me venturus est, fortior me est, cujus non sum dignus calceamenta portare: ipse vos baptizabit in Spiritu sancto, et igni. Ich zwar taufe euch in Wasser zur Buße, der aber nach mir kommen wird, ist stärker als ich, dessen Schuhe zu tragen ich nicht würdig bin;²⁰ dieser wird euch in heiligem Geiste und Feuer taufen.²¹ [Mk 1,8, Lk 3,16, Joh 1,26.27]. Matthäus Mt 48 3 11 20 Ich bin nicht würdig, ihm die niedrigsten Knechtesdienste zu leisten. Die Schuhe bestanden in Fußsohlen, welche mit Riemen an den Fuß gebunden wurden. Sie anzubinden, abzulösen, und beim Eintritt in das Haus zu tragen, war Geschäft der Sklaven. Johannes hatte ein ungeheures Ansehen, wie mussten also solche Worte wirken. Matthäus Mt 48 3 11 21 Das Bild von der Geistestaufe bei [Jes 43,3, Joel 2,28]. Die Mitteilung des heil. Geistes beschränkt sich bei den Christen nicht auf die Taufe, wie [Apg 1,5] und [Apg 11,5] zeigen. Johannes bezeugt wiederum die Gottheit Christi, denn die Ausgießung des hl. Geistes gehört Gott zu. Da die Gnade das Böse verzehrt, die Seele reinigt und zum Guten entflammt, wird sie dem Feuer verglichen. Matthäus Mt 48 3 12 Cujus ventilabrum in manu sua: et permundabit aream suam: et congregabit triticum suum in horreum, paleas autem comburet igni inexstinguibili. Seine Wurfschaufel hat er in seiner Hand und wird seine Tenne reinigen;²² seinen Weizen wird er in die Scheuer sammeln, die Spreu aber verbrennen mit unauslöschlichem Feuer.²³ Matthäus Mt 48 3 12 22 Er wird die Guten von den Bösen scheiden. Das ausgebrochene Getreide wird im Morgenlande mit einer Wurfschaufel gegen den Wind geworfen, wobei die guten Körner zu Boden fallen, die Spreu von dem Winde beiseits geführt wird. Christus ist Heiland, aber auch Richter. Seine Wurfschaufel: seine eigene. Ihm gehört das Gericht zu. [vergl. Mt 13,30]. Die Tenne ist Israel, dann auch die Völker. Die Predigt Johannes des Täufers ist wahrhaft eine Vorläuferin der Predigt Christi. Matthäus Mt 48 3 12 23 Die Guten werden in des Herrn Wohnungen aufgenommen, die Bösen einem Feuer übergeben werden, das nie erlischt. Vergl. [Mk 9,43.45, Mt 25,46]. Matthäus Mt 48 3 13 Tunc venit Jesus a Galilæa in Jordanem ad Joannem, ut baptizaretur ab eo. Damals kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, um von ihm getauft zu werden.²⁴ [Mk 1,9, Lk 3,21] Matthäus Mt 48 3 13 24 Da die Erwartung allgemein, tritt Christus auf. Der hl. Johannes soll ihm Zeugnis geben und der himmlische Vater dasselbe bestätigen. Johannes hatte den Heiland noch nicht gesehen. [Joh 1,31.33]. Er fühlte einst Christi Gegenwart im Mutterleibe, soll er ihn jetzt nicht erkennen, da er ihn ersehnt? Vielleicht spricht eine innere Stimme zu ihm, wie einst zu Samuel [1Kön 16,12]. Matthäus Mt 48 3 14 Joannes autem prohibebat eum, dicens: Ego a te debeo baptizari, et tu venis ad me? Johannes aber wehrte es ihm und sprach: Ich habe nötig, von dir getauft zu werden, und du kommst zu mir?²⁵ Matthäus Mt 48 3 14 25 Er bekennt Christus als den, von dem er (V. 11) geredet. Matthäus Mt 48 3 15 Respondens autem Jesus, dixit ei: Sine modo: sic enim decet nos implere omnem justitiam. Tunc dimisit eum. Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Lasse es jetzt geschehen; denn also geziemt es sich uns, jegliche Gerechtigkeit zu erfüllen.²⁶ Dann ließ er ihn hinzu. Matthäus Mt 48 3 15 26 Uns: Mir und dir. Gerechtigkeit ist das, was Gott an den Menschen wünscht, also besonders, dass sie tun, was Gott will. Es war also der Wunsch des himmlischen Vaters, dass Christus sich taufen ließ. Christus, dem Zeremonialgesetz sich unterwerfend, den Sündern gleich geworden außer der Sünde, gibt durch die Taufe kund, dass er unsere Sünden auf sich nimmt. Da das Untertauchen den Tod bedeutet, zeigt der Herr seinen Willen, für uns zu sterben. Er wird als Messias offenbart, billigt die Taufe des Johannes, heiligt das Wasser, gibt uns ein Beispiel der Demut. Matthäus Mt 48 3 16 Baptizatus autem Jesus, confestim ascendit de aqua. Et ecce aperti sunt ei cli: et vidit Spiritum Dei descendentem sicut columbam, et venientem super se. Als aber Jesus getauft war, stieg er sogleich aus dem Wasser herauf; und siehe, es öffneten sich ihm die Himmel, und er²⁷ sah den Geist Gottes herabkommen über ihn und wie eine Taube herabsteigen. [Lk 3,22, Lk 9,35, 2Petr 1,17]. Matthäus Mt 48 3 16 27 Christus und Johannes sehen [Joh 1,34] nach allgemeiner Meinung auch die übrigen, damit sie wissen, wer es ist, der eben getauft, und welchen Beruf er hat: In ihm will der Vater mit der Welt versöhnt werden. Durch seinen Gehorsam wird der durch Adams Ungehorsam verschlossene Himmel geöffnet. Die ganze heilige Dreifaltigkeit offenbart sich hier. Der heil. Geist erscheint in Gestalt einer Taube: Sinnbild des Friedens und der Einfalt. Es ist gleichsam eine zweite Epiphanie: Bisher für einen aus dem Volke gehalten, beginnt Christus jetzt sein Werk. Christus, nimmt nicht innerlich zu durch das Herabkommen des heil. Geistes, sondern es wird offenbar, dass dieser in ihm wohnt. Die Taufe Christi ist auch ein Bild der Güter, welche uns in der Taufe zuteil werden: Der Himmel wird uns eröffnet und wir werden Kinder Gottes. Matthäus Mt 48 3 17 Et ecce vox de clis dicens: Hic est Filius meus dilectus in quo mihi complacui. Und siehe, eine Stimme vom Himmel sprach: Dieser ist mein Sohn, der geliebte, an welchem ich Wohlgefallen habe! Matthäus Mt 48 3 2 Et dicens: Pnitentiam agite: appropinquavit enim regnum clorum. und sprach: Tut Buße! denn das Himmelreich hat sich genahet.³ [Mk 1,4, Lk 3,3]. Matthäus Mt 48 3 2 3 Das Himmelreich, so wird, vielleicht im Gegensatze zu den irdischen Erwartungen der Juden, das Reich des Messias genannt. In der Tat, der Ursprung ist himmlisch und die Mittel sind es, welche von Menschen geboten werden, um hier himmlisch zu leben und einst in den Himmel zu gelangen. Es naht das Himmelreich der Zeit, der Erkenntnis, der Liebe, der Erreichbarkeit nach, alle sollen sich durch Buße auf die Erlangung desselben vorbereiten. [Mt 12,18] heißt dies Reich Reich Gottes, auf Erden ist es die streitende Kirche. Matthäus Mt 48 3 3 Hic est enim, qui dictus est per Isaiam prophetam dicentem: Vox clamantis in deserto: Parate viam Domini: rectas facite semitas ejus. Dieser nämlich ist es,⁴ welcher verkündet ward von dem Propheten Isaias, wenn er spricht:⁵ Stimme eines Rufenden in der Wüste:⁶ Bereitet den Weg des Herrn; machet eben seine Pfade!⁷ [Mk 1,3, Lk 3,4]. Matthäus Mt 48 3 3 4 Anmerkung des heil. Matthäus. Matthäus Mt 48 3 3 5 [Jes 40,3]. Im hebräischen ist Jahwe der Weg zu bereiten, ein Name, der allein Gott eigen, also wird der Heiland hier als Gott bezeichnet. Matthäus Mt 48 3 3 6 Johannes ist nicht das göttliche Wort, das zu Kindern Gottes umschafft, sondern nur eine weckende Stimme. Matthäus Mt 48 3 3 7 Durch Wegräumung aller Hindernisse des Heils, durch Ablegung aller bösen Gewohnheiten, Neigungen u. Matthäus Mt 48 3 4 Ipse autem Joannes habebat vestimentum de pilis camelorum, et zonam pelliceam circa lumbos suos: esca autem ejus erat locustæ, et mel silvestre. Johannes aber selbst hatte ein Kleid von Kamelhaaren⁸ und einen ledernen Gürtel um seine Lenden, seine Nahrung aber waren Heuschrecken und Waldhonig. Matthäus Mt 48 3 4 8 Was er lehrt, zeigt der heilige Johannes durch die Tat, in Kleidung und Nahrung ein Büßer. Ein Bußkleid, der Gurt ähnlich dem des Elias [2Kön 1,8], die Speise Heuschrecken und aus den Bäumen tropfender Saft. Matthäus Mt 48 3 5 Tunc exibat ad eum Jerosolyma, et omnis Judæa, et omnis regio circa Jordanem; Da ging Jerusalem zu ihm hinaus,⁹ und ganz Judäa, und die ganze Gegend am Jordan.¹⁰ [Mk 1,5]. Matthäus Mt 48 3 5 9 Seit Malachias war kein Prophet gekommen, das Volk aber sehnte sich nach einem solchen. S. [1Makk 4,46, 1Makk 14,41]. Johannes Erscheinung und die Zahl der von Daniel verkündeten Jahre mehren die Sehnsucht. Die Bewegung verbreitet sich von der Hauptstadt in das Tal zu beiden Seiten des Jordan, jetzt el Chor genannt. Matthäus Mt 48 3 5 10 Der Zulauf zum Reiche Gottes ist groß; aber wenigen ist es ernst, und die wenigsten harren aus. Matthäus Mt 48 3 6 Et baptizabantur ab eo in Jordane, confitentes peccata sua. Und sie wurden von ihm im Jordan getauft,¹¹ und bekannten ihre Sünden.¹² Matthäus Mt 48 3 6 11 Zwar gab es im Mos. Gesetz mancherlei Waschungen, indes die Taufe des heil. Johannes ist neu. Er taucht die Sünder im Jordan unter, weil seine Taufe nicht gesetzliche Unreinheit heben soll, sondern auf den Nachlass der Sünden abzielt, ein Sündenbekenntnis erheischt und den Glauben fordert an den, der nach Johannes kommen soll. Deshalb schreibt Johannes den Ursprung dieser Taufe Gott zu. [Joh 1,33]. Daher auch die Frage des hohen Rates [Joh 1,25]. Matthäus Mt 48 3 6 12 Einzelne, bestimmte (Cyrill. Jerus.). Indes erlies diese Taufe die Sünden nicht durch sich. Matthäus Mt 48 3 7 Videns autem multos Pharisæorum, et Sadducæorum venientes ad baptismum suum, dixit eis: Progenies viperarum, quis demonstravit vobis fugere a ventura ira? Als er aber viele von den Pharisäern und Sadducäern zu seiner Taufe kommen sah,¹³ sprach er zu ihnen: Ihr Natterngezücht!¹⁴ wer hat euch gelehret, dem zukünftigen Zorne zu entfliehen?¹⁵ [Lk 3,7]. Matthäus Mt 48 3 7 13 Das Volk kommt mit frommem Herzen, nicht so die Führer. Die Pharisäer (Abgesonderte) wollten nicht nur das Gesetz Moses, sondern auch viele Überlieferungen beobachtet wissen. Die Sadduzäer, zu denen die Vornehmsten und Reichsten des Volkes gehörten, erkannten nur das Gesetz an und verwarfen die Erklärungen der Pharisäer. Ihre Lebensweise verriet wenig Strenge. Nach [Apg 5,17] und [Apg 23,9] gehörte auch der Hohepriester zur Sekte der Sadducäer. Matthäus Mt 48 3 7 14 Ihr habt die Bosheit gleichsam als Erbteil: Anderen schädliche und verstockte Menschen [Jes 59,5, Ps 57,5]. Welche Gegner hat das nahende Himmelreich! Matthäus Mt 48 3 7 15 Wer? Niemand. Matthäus Mt 48 3 8 Facite ergo fructum dignum pnitentiæ. Bringet denn würdige Früchte der Buße!¹⁶ Matthäus Mt 48 3 8 16 In der Buße ist die Hoffnung des Heiles. Matthäus Mt 48 3 9 Et ne velitis dicere intra vos: Patrem habemus Abraham. Dico enim vobis quoniam potens est Deus de lapidibus istis suscitare filios Abrahæ. Lasset euch nicht bedünken, bei euch selbst zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater;¹⁷ denn ich sage euch: Gott kann dem Abraham aus diesen Steinen hier Kinder erwecken.¹⁸ [Joh 8,39]. Matthäus Mt 48 3 9 17 Die Verheißungen Gottes sind Abraham und seinen Nachkommen gegeben. S. [Joh 8,33]. Welchen aber? Ismael, Esau und andere Beispiele zeigen, dass nicht die fleischliche Nachkommenschaft zu Kindern des Segens macht. S. [Joh 8,39, Röm 9,7]. Matthäus Mt 48 3 9 18 Menschen bilden und sie zu geistigen Kindern Abrahams machen. S. [Röm 9,7, Gal 3,7]. Matthäus Mt 48 0 1 5. Versuchung Christi (V. 11) II. 4,12-13, 58. 1. Anfang der Predigt Christi und Berufung der Apostel. Matthäus Mt 48 4 1 Tunc Jesus ductus est in desertum a Spiritu, ut tentaretur a diabolo. Da ward Jesus vom Geiste¹ in die Wüste geführt,² damit er von dem Teufel versucht würde.³ [Mk 1,12, Lk 4,1]. Matthäus Mt 48 4 1 1 Christus ist als Messias offenbart. Der Messias ist der Begründer des Neuen Bundes [Jer 31,32], Sieger des Satans [Gen 3,15]. Wie Moses, der Mittler des Alten Bundes, vierzig Tage in der Einsamkeit dem Gebete oblag, so Christus, der Mittler des Neuen. Der dreifache Sieg über den Versucher zeigt, dass er denselben vollkommen besiegen und sein Reich zerstören wird. So ist auch die Versuchung ein Vorspiel des messianischen Werkes. Da der heil. Geist den Herrn in die Wüste führt, steht Großes bevor; Christus folgt gern um des Heiles des Menschen willen. Matthäus Mt 48 4 1 2 In die grauenvolle Wüste Quarantania, zwischen Jericho und Jerusalem, wie die Überlieferung besagt. Matthäus Mt 48 4 1 3 Was der Vorläufer lehrte, übt Christus, die Buße. Matthäus Mt 48 4 10 Tunc dicit ei Jesus: Vade satana: Scriptum est enim: Dominum Deum tuum adorabis, et illi soli servies. Da sprach Jesus zu ihm: Weiche, Satan! denn es steht geschrieben: Den Herrn deinen Gott sollst du anbeten und ihm allein dienen!¹⁴ Matthäus Mt 48 4 10 14 [Dtn 6,13] So lange Satan nur ihn beleidigt, antwortet der Heiland in Ruhe; da derselbe auch gegen Gott offen auftritt, vertreibt er ihn: Ich werde nicht tun, was Gott nicht will. Matthäus Mt 48 4 11 Tunc reliquit eum diabolus: et ecce Angeli accesserunt, et ministrabant ei. Hierauf verließ ihn der Teufel; und siehe, Engel traten hinzu und dienten ihm.¹⁵ Matthäus Mt 48 4 11 15 Viele Engel kommen, um den Heiland mehr zu ehren und den Versucher zu beschämen. - Drei Versuchungen: Sinnenlust, eitle Ehre, Habgier, wie einst bei den Stammeltern (Greg.) und Israel in der Wüste [Ex 16,21, Dtn 8,3, Ex 17,7, Dtn 6,16, Num 21,4, Dtn 6,13]. Christus ließ sich versuchen, um uns Hilfe zu bringen, indem er den Versucher besiegte, uns zu mahnen, dass niemand von Versuchungen ausgenommen ist (Ehrns., Hil., Ambr.), uns die Weise zu lehren, zu kämpfen und zu siegen und uns Vertrauen zu ihm selbst einzuflößen. [Hebr 4,15] Er wird versucht, ehe er das Evangelium verkündet: Nur der ist als sein Herold berufen, der die dreifache Begierde bereits überwunden hat. - Die Ordnung der Versuchung ist bei Lukas (nach dem [Lk 1,3] gegebenen Versprechen) historisch, wohl auch passender. Matthäus Mt 48 4 12 Cum autem audisset Jesus quod Joannes traditus esset, secessit in Galilæam: Da aber Jesus hörte, dass Johannes überantwortet worden war,¹⁶ zog er sich zurück nach Galiläa.¹⁷ [Mk 1,14, Lk 4,14, Joh 4,43]. Matthäus Mt 48 4 12 16 Hier ist ausgelassen, was bei [Joh 1,194,54] erzählt wird. Matthäus Mt 48 4 12 17 In Galiläa wohnen viele Heiden: Es wird angedeutet, dass das Reich von den Juden auf sie übergehen wird. Matthäus Mt 48 4 13 Et relicta civitate Nazareth, venit, et habitavit in Capharnaum maritima, in finibus Zabulon, et Nephthalim: Und er verließ die Stadt Nazareth, und kam und wohnte in Kapharnaum, welches am Meere gelegen ist,¹⁸ an den Grenzen Zabulons und Nephthalims,¹⁹ Matthäus Mt 48 4 13 18 Am See von Genesareth, am galiläischen Meere, im A.T. nicht erwähnt. Matthäus Mt 48 4 13 19 Die Gebiete der Stämme Zabulon und Nephtali lagen an dem genannten Meere, der erstere südlich, der andere nördlich. Matthäus Mt 48 4 14 Ut adimpleretur quod dictum est per Isaiam prophetam: damit erfüllt würde, was durch den Propheten Isaias gesagt worden:²⁰ Matthäus Mt 48 4 14 20 S. [Jes 9,1.2]. Matthäus Mt 48 4 15 Terra Zabulon, et terra Nephtalim, via maris trans Jordanem, Galilæa gentium: Das Land Zabulon und das Land Nephthalim, Weg am Meere jenseits des Jordan,²¹ Galiläa der Heiden, Matthäus Mt 48 4 15 21 Weg: die Gegend gegen das Meer zu. Matthäus Mt 48 4 16 Populus, qui sedebat in tenebris, vidit lucem magnam: et sedentibus in regione umbræ mortis, lux orta est eis. das Volk, das in Finsternissen saß, sah ein großes Licht; und denen, die im Bereich des Todesschattens sitzen, strahlte ein Licht auf.²² Matthäus Mt 48 4 16 22 Die Ausdrücke Finsternis und Todesschatten (aus der Hölle gleichsam auf die Erde fallend) sind Bilder der Unwissenheit und Sündhaftigkeit der unter den Heiden lebenden Galiläer. Matthäus Mt 48 4 17 Exinde cpit Jesus prædicare, et dicere: Pnitentiam agite: appropinquavit enim regnum clorum. Von dieser Zeit an begann Jesus zu predigen²³ und zu sagen: Tuet Buße! denn das Himmelreich hat sich genahet.²⁴ [Mk 1,14-21, Lk 5,2-11] Matthäus Mt 48 4 17 23 Von dieser Zeit an: V. 13 begann Jesus dort als Prediger aufzutreten. Seine Amtsgewalt wird angedeutet. Matthäus Mt 48 4 17 24 S. oben 3,2. Jesus knüpft seinen Vortrag an die Predigt seines Vorläufers an und tritt auf, nachdem dieser abgetreten war, wie die Sonne nach der Morgenröte. - Buße und Glaube ist der Text jeder Predigt. Matthäus Mt 48 4 18 Ambulans autem Jesus juxta mare Galilææ, vidit duos fratres, Simonem, qui vocatur Petrus, et Andream fratrem ejus, mittentes rete in mare, (erant enim piscatores.) Als aber Jesus längs des galiläischen Meeres wandelte, sah er zwei Brüder, Simon, der Petrus genannt wird,²⁵ und Andreas, seinen Bruder, wie sie eben das Netz in's Meer warfen; denn sie waren Fischer. Matthäus Mt 48 4 18 25 Jesus beruft Helfer zur Gründung seines Reiches. Hierzu waren nach dem, was schon Johannes gesagt, die Oberen der Schulen nicht geeignet. Der Herr wählte einfache, an Arbeit gewöhnte Galiläer, weil ihm die Demut gefällt und der Glaube nicht als Frucht menschlicher Beredsamkeit gelten soll. Matthäus Mt 48 4 19 Et ait illis: Venite post me, et faciam vos fieri piscatores hominum. Und er sprach zu ihnen: Folget mir nach, und ich werde euch zu Menschenfischern machen!²⁶ Matthäus Mt 48 4 19 26 Es ist die zweite Berufung: zu Aposteln. Die erste: zu Jüngern wird [Joh 1,37] erzählt. Durch die erste waren sie noch nicht fest an den Herrn gebunden. Erst nachdem sie Zeugen seiner Taten gewesen [Joh 4,45], werden sie zur vollkommenen Nachfolge aufgefordert. Zwei Brüder, wie einst Moses und Aaron (Thom.). - Ein Lehrer muss einen göttlichen Beruf haben. Seid bei mir als meine Jünger. So war es bei dem Rabbi Sitte. Erst später sollen sie das Amt üben, nämlich Menschen dem Verderben der Welt zu entziehen und dem Himmel zu gewinnen. S. [Jer 16,16, Ez 47,10]. Matthäus Mt 48 4 2 Et cum jejunasset quadraginta diebus, et quadraginta noctibus, postea esuriit. Und nachdem er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte,⁴ darnach hungerte ihn⁵. Matthäus Mt 48 4 2 4 So lange fastete Moses [Dtn 9,9.18], Elias [1Kön 19,8]; vierzig Jahre weilte Israel als Bild der sündigen Menschheit in der Wüste [Ps 94,10]. Jesus aß während dieser Tage nach [Lk 4,2] gar nichts. Matthäus Mt 48 4 2 5 Die übernatürliche Sättigung durch Betrachtung und Gebet brachte das natürliche Gefühl von Hunger auf einige Zeit, die erwähnten vierzig Tage, ganz zum Schweigen, bis es nach Verfluss derselben auf Gottes Willen wieder eintrat. Matthäus Mt 48 4 20 At illi continuo relictis retibus secuti sunt eum. Sie aber verließen alsbald ihre Netze und folgten ihm.²⁷ Matthäus Mt 48 4 20 27 Welche Wirkung haben die Worte Christi! Wie groß ist der Glaube und er Gehorsam dieser Jünger, ausgezeichnet durch Schnelligkeit, Vollständigkeit (Verlassen der Netze) und Ziel (Nachfolge)! Matthäus Mt 48 4 21 Et procedens inde, vidit alios duos, fratres, Jacobum Zebedæi, et Joannem fratrem ejus in navi cum Zebedæo patre eorum, reficientes retia sua: et vocavit eos. Und als er von dort weiter ging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus,²⁸ und Johannes, seinen Bruder, welche in dem Schiffe mit Zebedäus, ihrem Vater, ihre Netze ausbesserten; und er berief sie. Matthäus Mt 48 4 21 28 Zwei andere Brüder. Jakobus der ältere, während Jakobus, der Sohn des Alphäus, der jüngere heißt. Die hier erzählte Berufung ist wohl identisch mit [Lk 5,1]. Matthäus Mt 48 4 22 Illi autem statim relictis retibus et patre, secuti sunt eum. Sie aber verließen alsogleich die Netze und ihren Vater,²⁹ und folgten ihm. Matthäus Mt 48 4 22 29 Die natürlichen Pflichten sind unauflösliche, aber sie müssen dem Zuge der Gnade sich unterordnen. (Hilar.) Matthäus Mt 48 4 23 Et circuibat Jesus totam, Galilæam, docens in synagogis eorum, et prædicans evangelium regni: et sanans omnem languorem, et omnem infirmitatem in populo. Und Jesus zog umher in ganz Galiläa, indem er in ihren Synagogen lehrte,³⁰ und das Evangelium des Reiches predigte, und alle Krankheiten und jegliches Gebrechen unter dem Volke heilte.³¹ Matthäus Mt 48 4 23 30 Einleitung für Kapitel 5-7: Christus, das Haupt der Propheten. Wie diese, beweist Christus seine Sendung durch Wunder, aber durch solche, wie sie niemand vor ihm getan. [Jes 35,5.6] Nach der Berufung der Jünger zeigt ihnen Christus, wie man Menschen fängt. In den Synagogen, Bet- und Versammlungshäusern wurden seit den Zeiten des Cyrils am Sabbate Stücke aus dem Gesetze und den Propheten gelesen; jeder Gesetzeslehrer konnte, eine Erklärung anknüpfend, sich auf einem erhöhten Sitze niederlassen. Außer dieser hergebrachten übt Christus eine andere Lehrweise außerhalb der Synagogen als Gesandter Gottes. Matthäus Mt 48 4 23 31 Wie Wunder die Gesetzgebung auf Sinai und andere große Zeiten einleiteten, so weisen sie jetzt auf eine solche hin. Nach den Voraussagungen der Propheten bedeuten diese Zeichen jetzt die Ankunft des Messias. Matthäus Mt 48 4 24 Et abiit opinio ejus in totam Syriam, et obtulerunt ei omnes male habentes, variis languoribus, et tormentis comprehensos, et qui dæmonia habebant, et lunaticos, et paralyticos, et curavit eos: Und das Gerücht von ihm breitete sich aus durch ganz Syrien, und sie brachten zu ihm alle Leidenden, mit allerlei Krankheiten und Qualen Behaftete, Besessene,³² Mondsüchtige,³³ und Gelähmte,³⁴ und er heilte sie. Matthäus Mt 48 4 24 32 Die Besessenen sind nicht bloße Kranke (Hinfallende, Hypochondrische, Melancholische), wie die Geschichte mit den Schweinen [Mt 8,31.32] lehrt. Matthäus Mt 48 4 24 33 Mit der fallenden Sucht behaftete. Matthäus Mt 48 4 24 34 Die durch Schwäche der Nerven oder Schlagfluss teilweise oder ganz Gelähmten. Matthäus Mt 48 4 25 Et secutæ sunt eum turbæ multæ de Galilæa, et Decapoli, et de Jerosolymis, et de Judæa et de trans Jordanem. Auch folgten ihm viel Scharen Volkes aus Galiläa, und aus dem Gebiete der zehn Städte,³⁵ und aus Jerusalem, und von Judäa, und von jenseits des Jordan her. [Mk 3,7, Lk 6,17] Matthäus Mt 48 4 25 35 Östlich vom galiläischen Meere war ein Bezirk von Städten, die größtenteils von Heiden bewohnt wurden. Matthäus Mt 48 4 3 Et accedens tentator dixit ei: Si filius Dei es, dic ut lapides isti panes fiant. Und es trat der Versucher zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn,⁶ so sprich, dass diese Steine Brot werden!⁷ Matthäus Mt 48 4 3 6 Der Hunger veranlasst den Versucher zum Angriffe. Er weiß, was Johannes vom Heiland gepredigt und die Stimme vom Himmel bezeugt hat; er will erproben, ob Jesus wirklich der Sohn Gottes ist und ihn, wo möglich, zur Sünde verführen. Matthäus Mt 48 4 3 7 Der Versucher will Christus dahin bringen, dass er aus eigenem Willen endet, was er nach des Vaters Willen (V. 1) begonnen. So besiegte jener einst Eva, so verführte er die Israeliten in der Wüste [Ex 16,3, Num 11,33]. Matthäus Mt 48 4 4 Qui respondens dixit: Scriptum est: Non in solo pane vivit homo, sed in omni verbo, quod procedit de ore Dei. Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben:⁸ Nicht vom Brote allein lebt der Mensch, sondern von jedem Worte, das aus dem Munde Gottes hervorgeht.⁹ [Lk 4,4]. Matthäus Mt 48 4 4 8 Der Teufel hat die Ehre des Vaters angegriffen, diese also verteidigt Christus. Zugleich braucht er, ebenso wie bei den folgenden Versuchungen, solche Worte, welche dem Teufel nichts offenbaren. Matthäus Mt 48 4 4 9 Gott kann dem Menschen das Leben erhalten nicht nur durch Brot, sondern auf welche Weise er will. [Dtn 8,3] Christus besiegt den Bösen durch Demut, uns zum Vorbilde, indem er verbirgt, dass er der Sohn Gottes ist, und sich weigert, ein Wunder zu tun. (Greg.) Matthäus Mt 48 4 5 Tunc assumpsit eum diabolus in sanctam civitatem, et statuit eum super pinnaculum templi, Darauf nahm ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt, und stellte ihn auf die Zinne des Tempels,¹⁰ Matthäus Mt 48 4 5 10 Der Versucher erschien in sichtbarer Gestalt, zumal er eine innerliche Versuchung bei dem Heilande nicht erregen konnte. Christus lässt es zu, dass er versetzt und auf eines der Dächer der Tempelgebäude gestellt wird. (Hier., Greg., Thom. u.a.), wohl das Dach jenes Säulenganges, an welchem das tiefste Tal des Tempelberges lag. Dass der Heiland dies an sich geschehen ließ, darf nicht auffallen, da er sich von den Werkzeugen des Satans sogar kreuzigen ließ. Die erste Versuchung hat Jesus durch Gottvertrauen besiegt; der Teufel gibt ihm Gelegenheit, dasselbe zu üben. Christus hatte den Versucher durch die Schrift widerlegt, so greift er mit dieser an, die er, wie einst die Worte Gottes im Paradiese, verdreht. Matthäus Mt 48 4 6 Et dixit ei: Si filius Dei es, mitte te deorsum. Scriptum est enim: Quia angelis suis mandavit de te, et in manibus tollent te, ne forte offendas ad lapidem pedem tuum. und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so stürze dich hinab; denn es steht geschrieben: Er hat seinen Engeln Befehl gegeben deinetwegen, und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du nicht etwa deinen Fuß an einen Stein stoßest. [Ps 90,11]. Matthäus Mt 48 4 7 Ait illi Jesus: Rursum scriptum est: Non tentabis Dominum Deum tuum. Jesus aber sprach zu ihm:¹¹ Es steht aber auch geschrieben: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen!¹² Matthäus Mt 48 4 7 11 Christus antwortet, wie jeder Fromme es kann. Das Maß dessen, was wir von Gott hoffen dürfen, bieten seine Versprechungen. Wer dies Maß nicht erreicht oder darüber hinausgeht, versucht Gott. Der Böse will den Herrn zugleich zur Eitelkeit verleiten: Er soll gleichsam vom Himmel herabschweben. Matthäus Mt 48 4 7 12 [Dtn 6,16]. Matthäus Mt 48 4 8 Iterum assumpsit eum diabolus in montem excelsum valde: et ostendit ei omnia regna mundi, et gloriam eorum, Wiederum nahm ihn der Teufel mit auf einen sehr hohen Berg, und zeigte ihm alle Königreiche der Welt und ihre Herrlichkeit, Matthäus Mt 48 4 9 Et dixit ei: Hæc omnia tibi dabo, si cadens adoraveris me. und sprach zu ihm: Dieses alles werde ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest.¹³ Matthäus Mt 48 4 9 13 Dem Messias ist die Herrschaft über alle Reiche verheißen [Ps 2,8, Ps 71,8], indes soll er sie durch Leiden und Mühen erwerben [Jes 49,7, Jes 50,4, Jes 53,2]. Der Versucher zeigt einen anderen Weg, indem er dem Heiland Trugbilder vorführt. Ja, er gibt wohl sogar vor, selbst Gottes Sohn zu sein. [Lk 4,6] Ist Jesus Gottes Sohn, so wird er es ja jetzt sagen, denkt der Böse. Matthäus Mt 48 0 1 2. Bergpredigt. (5-7) Die acht Seligkeiten. (V. 10) Anforderungen Christi an die Seinen. (V. 16) Christus ist gekommen, das Gesetz zu erfüllen. (V. 20) Auslegung des fünften Gebotes, (V. 26) des sechsten Gebotes, (V. 32) der Eidespflicht, (V. 37) der Feindesliebe. Matthäus Mt 48 5 1 Videns autem Jesus turbas, ascendit in montem, et cum sedisset, accesserunt ad eum discipuli ejus. Als aber Jesus die Scharen sah, stieg er den Berg hinan,¹ und als er sich niedergesetzt hatte, traten seine Jünger zu ihm.² Matthäus Mt 48 5 1 1 Verg. [Lk 6,17-49]. Jesus hat die Nacht auf dem Berge gebetet und steigt herab, dem am Fuße versammelten Volke zu predigen, dann aber, als die Scharen des Volkes sich mehren, die Anhöhe wieder weiter hinan, um zu denselben verständlicher reden zu können. Der Berg wird heutzutage in der Höhe von Genesareth gezeigt, und heißt Berg der Seligkeiten. (Kurum Hattin.) Matthäus Mt 48 5 1 2 Die gewählten Apostel. Sie waren bei ihm zur Auszeichnung, und dienten auch, dem Andrange des Volkes zu wehren. Matthäus Mt 48 5 10 Beati, qui persecutionem patiuntur propter justitiam: quoniam ipsorum est regnum clorum. Selig, die um der Gerechtigkeit willen Verfolgung leiden,¹⁵ denn ihrer ist das Himmelreich! [1Petr 2,19, 1Petr 3,14, 1Petr 4,14] Matthäus Mt 48 5 10 15 Vergl. [Apg 7,52, Mt 23,37]. Das messianische Reich wird Verfolgung leiden, doch nicht jeder, der Verfolgung leidet, wird selig gepriesen, sondern wer um der Gerechtigkeit wegen leidet. Gerechtigkeit: Siehe V. 6. Dieselbe Lehre [1Petr 2,20, 1Petr 4,15]. Die Verheißung wie V. 3. Reich: Herrschaft und Herrlichkeit. Himmel: Größe und Beständigkeit dieser Herrschaft. Siehe [Röm 8,12, 2Kor 4,17]. Matthäus Mt 48 5 11 Beati estis cum maledixerint vobis, et persecuti vos fuerint, et dixerint omne malum adversum vos mentientes, propter me: Selig seid ihr, wenn euch die Menschen schmähen und verfolgen, und alles Böse mit Unwahrheit wider euch reden um meinetwillen!¹⁶ Matthäus Mt 48 5 11 16 Mit V. 11 beginnt die besondere Anwendung. Christus erklärt zum Trost der Seinen die letzte Seligkeit ausführlicher. Aber zwei Bedingungen hat dieselbe: die böse Nachrede darf sich nicht auf Wahrheit stützen, und sie muss uns zustoßen, weil wir die christliche Gerechtigkeit üben. Da Christus die Gerechtigkeit ist, heißt es bald: Um der Gerechtigkeit, bald: Um Christi willen. Matthäus Mt 48 5 12 Gaudete, et exsultate, quoniam merces vestra copiosa est in clis. Sic enim persecuti sunt prophetas, qui fuerunt ante vos. Freuet euch, und frohlocket; denn euer Lohn ist groß im Himmel! Denn ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch waren.¹⁷ Matthäus Mt 48 5 12 17 Vergl. [Apg 5,41, Jak 1,2]. Zwei Gründe: Der Lohn ohne Ende (also können wir bei Gott Verdienste sammeln!) und das Vorbild der Propheten, denen der Lohn so sicher. [Vergl. Mt 10,41]. Die Anrede richtet sich an alle Anhänger Christi, an jeden nach seiner Stellung. Matthäus Mt 48 5 13 Vos estis sal terræ. Quod si sal evanuerit, in quo salietur? ad nihilum valet ultra, nisi ut mittatur foras, et conculcetur ab hominibus. Ihr seid das Salz der Erde; wenn nun das Salz seine Kraft verliert, womit soll man es salzen? Es taugt zu nichts mehr, als dass es hinausgeworfen und von den Menschen zertreten werde.¹⁸ [Mk 9,49, Lk 14,34] Matthäus Mt 48 5 13 18 Die Tugenden der Führer zum Heile. Die Propheten waren nur für Israel tätig, anders die mit den V. 3-12 beschriebenen Eigenschaften Ausgestatteten. Das Salz (Bild der Beständigkeit) [Lev 2,13] hindert die Verderbnis der Speisen und macht sie wohlschmeckend. Vergl. [Kol 4,6]. Deshalb ward es auch dem Opfer beigegeben als Ausdruck des Wunsches, dieses möge Gott gefallen. Matthäus Mt 48 5 14 Vos estis lux mundi. Non potest civitas abscondi supra montem posita: Ihr seid das Licht der Welt.¹⁹ Eine Stadt, die auf einem Berge liegt, kann nicht verborgen bleiben.²⁰ Matthäus Mt 48 5 14 19 Das Licht gibt Glanz und Schönheit, ist zum Leben notwendig und allen angenehm. Christus: [Joh 1,9, Joh 8,12, Jes 42,6, Jes 49,6]. Wer ihm angehört, nimmt an seinen Eigenschaften teil, er bringt das Licht der Lehre und wahres Glück. Auch den Gläubigen kommt dies einigermaßen zu. [Phil 2,15, Eph 5,8]. Matthäus Mt 48 5 14 20 Vergl. [Jes 4,1]. Die Kirche und ihre Vorsteher. Christi Gaben sollen Früchte tragen. Matthäus Mt 48 5 15 Neque accendunt lucernam, et ponunt eam sub modio, sed super candelabrum ut luceat omnibus, qui in domo sunt. Auch zündet man keine Leuchte an und stellt sie unter den Scheffel,²¹ sondern auf den Leuchter, damit sie allen leuchte, die im Hause sind. [Mk 4,21, Lk 8,16, Lk 11,33], Matthäus Mt 48 5 15 21 Scheffel für jedwedes Gefäß, mit dem man das Licht bedecken kann. Matthäus Mt 48 5 16 Sic luceat lux vestra coram hominibus: ut videant opera vestra bona, et glorificent patrem vestrum, qui in clis est. So leuchte euer Licht vor den Menschen, auf dass sie eure guten Werke sehen, und euern Vater preisen, der im Himmel ist.²² [1Petr 2,12] Matthäus Mt 48 5 16 22 Die rechte Weise sein Licht leuchten zu lassen. Welches die guten Werke sind, ist in den Seligkeiten gesagt. Euren Vater: Gute Söhne suchen gern die Ehre des Vaters. Gott gebührt Preis, da er der Herr des Himmels ist. Matthäus Mt 48 5 17 Nolite putare quoniam veni solvere legem, aut prophetas: non veni solvere, sed adimplere. Glaubet nicht,²³ dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen,²⁴ sie aufzuheben, sondern zu erfüllen.²⁵ Matthäus Mt 48 5 17 23 Nach der allgemeinen Darlegung seiner Lehre geht der Heiland auf besondere Dinge über und zeigt den Weg zur Erlangung jener Vollkommenheit. Glaubet nicht: Vielleicht hatten sie eine falsche Meinung. Vergl. [Lk 4,18, Lk 5,37, Joh 3,7, Joh 4,21]. Zudem hatte der Herr nach der Meinung der Rabbiner den Sabbat verletzt, war nicht von Rabbinern erzogen und verwarf viele ihrer Lehren. Diese Rede ist nach dem zweiten Osterfeste des öffentlichen Lebens gehalten. Vergl. [Lk 6,1] Die gleiche Anklage gegen seine Jünger [Apg 6,14, Apg 21,21]. Matthäus Mt 48 5 17 24 Andeutung der Messiaswürde. [Mt 11,3, Lk 7,19] Matthäus Mt 48 5 17 25 Der Heiland erfüllte das Gesetz durch vollkommenere Beobachtung, bessere Erklärung und Gewährung der notwendigen Gnade. Das Moralgesetz wird vervollkommnet, an die Stelle des Zeremonialgesetzes tritt der christliche Kult, für das Gericht wird die Hierarchie eingesetzt. Vergl. [Jes 2,2, Mi 4,1]. Matthäus Mt 48 5 18 Amen quippe dico vobis, donec transeat clum et terra, iota unum, aut unus apex non præteribit a lege, donec omnia fiant. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht ein Strichlein oder ein Punkt vom Gesetze vergehen, bis alles geschieht!²⁶ [Lk 16,17] Matthäus Mt 48 5 18 26 Ein zweifacher Vordersatz: bis. Über das Ende der Welt siehe [2Petr 3,13]. Matthäus Mt 48 5 19 Qui ergo solverit unum de mandatis istis minimis, et docuerit sic homines, minimus vocabitur in regno clorum: qui autem fecerit et docuerit, hic magnus vocabitur in regno clorum. Wer also etwa eines von diesen mindesten Geboten aufhebt und die Menschen so lehrt, wird der Mindeste genannt werden im Himmelreiche;²⁷ wer sie aber hält und lehrt, der wird ein Großer genannt werden im Himmelreiche.²⁸ [Jak 2,10] Matthäus Mt 48 5 19 27 Aufheben: wie V. 17. Die mindesten Gebote sind V. 18 beschrieben. Beispiele siehe [1Kor 9,9, Gal 4,29.30]. Nicht allein die Würde eines Lehrers geht einem solchen verloren, sondern er wird auch ganz unten sitzen. Vergl. [1Kor 3,11.15]. Matthäus Mt 48 5 19 28 Wird großer Ehre im messianischen Reiche teilhaftig. Matthäus Mt 48 5 2 Et aperiens os suum docebat eos, dicens: Und er tat seinen Mund auf,³ lehrte sie, und sprach:⁴ Matthäus Mt 48 5 2 3 Auf einem Berge ward durch Engel das Gesetz gegeben, hier redet der Herr selbst. In jenem wurden Strafen angedroht, in dem neuen Gesetze werden Belohnungen verheißen. Christus tut seinen Mund auf: S. [Ez 29,21]. Die Reden sind an die Jünger und an das Volk gerichtet [Mt 7,28]. Matthäus Mt 48 5 2 4 Die nachfolgende Rede wurde nicht gleich zu Anfang des Lehramtes Christi, sondern später gehalten; der heil. Matthäus gibt sie hier, um seinen Lesern aus den Juden sogleich zu zeigen, was sie von dem neuen Gesetze zu erwarten haben, und wie es sich von dem alten unterscheidet. Die ganze Rede ist wie eine große Pforte anzusehen, durch welche der heilige Evangelist in den eigentümlichen Geist des Evangeliums einführt. Matthäus Mt 48 5 20 Dico enim vobis, quia nisi abundaverit justitia vestra plus quam Scribarum, et Pharisæorum, non intrabitis in regnum clorum. Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht vollkommener sein wird, als die der Schriftgelehrten und Pharisäer,²⁹ so werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen. [Lk 11,39] Matthäus Mt 48 5 20 29 Bei der Hervorhebung so großer Gesetzestreue (V. 18) mochten die Zuhörer wohl an die Pharisäer denken. Matthäus Mt 48 5 21 Audistis quia dictum est antiquis: Non occides: qui autem occiderit, reus erit judicio. Ihr habt gehört,³⁰ dass den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht töten; wer aber getötet hat, wird dem Gerichte verfallen sein! [Ex 20,13, Dtn 5,17] Matthäus Mt 48 5 21 30 Bei der Vorlesung in der Synagoge. Matthäus Mt 48 5 22 Ego autem dico vobis: quia omnis, qui irascitur fratri suo, reus erit judicio. Qui autem dixerit fratri suo, raca: reus erit concilio. Qui autem dixerit, fatue: reus erit gehennæ ignis. Ich aber sage euch:³¹ Jeder, der seinem Bruder zürnt,³² wird dem Gerichte verfallen sein. Wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka! wird dem Rate verfallen sein. Wer aber sagt: Du Narr! wird dem höllischen Feuer verfallen sein.³³ Matthäus Mt 48 5 22 31 So sprach kein Prophet. Matthäus Mt 48 5 22 32 Bruder zürnt: dem Bruder gebührt Liebe. Matthäus Mt 48 5 22 33 Gehenna: Das Tal Hinnon, eine Felsenschlucht im Süden Jerusalems, in welcher dem Moloch einst Kinder geopfert wurden. [2Kön 23,10, Jer 7,31] Später bezeichnete man mit diesem Namen die Hölle. Der Heiland hat drei Abstufungen unterschieden: Hass im Herzen hegen, zu Schmähungen fortschreiten: du bist ohne Vernunft wie ein Tier; der Ungerechtigkeit beschuldigen: Gottesverächter! Die Vergleiche zeigen, dass es sich um keine leichte Sache handelt. Matthäus Mt 48 5 23 Si ergo offers munus tuum ad altare, et ibi recordatus fueris quia frater tuus habet aliquid adversum te: Wenn du daher deine Gabe zu dem Altare bringest, und du erinnerst dich daselbst, dass dein Bruder etwas wider dich hat, Matthäus Mt 48 5 24 Relinque ibi munus tuum ante altare, et vade prius reconciliari fratri tuo: et tunc veniens offeres munus tuum. so lass deine Gabe allda vor dem Altare, und gehe hin, und versöhne dich zuvor mit deinem Bruder; und dann komm, und opfere deine Gabe!³⁴ Matthäus Mt 48 5 24 34 Aus welchem Grunde immer jemand etwas gegen uns hat, wir sollen die Gabe (welche die Israeliten nur bis vor den Altar brachten) zurücklassen und die Liebe höher stellen als die unmittelbare Vollendung der Opferhandlung. Matthäus Mt 48 5 25 Esto consentiens adversario tuo cito dum es in via cum eo: ne forte tradat te adversarius judici, et judex tradat te ministro: et in carcerem mittaris. Sei deinem Widersacher³⁵ willfährig ohne zögern, so lange du mit ihm auf dem Wege bist, damit dich nicht der Widersacher dem Richter überantworte, und der Richter dich dem Schergen übergebe, und du in den Kerker geworfen werdest. [Lk 12,58] Matthäus Mt 48 5 25 35 Widersacher ist der, der verletzt ist. Im A. T. konnte der Ankläger den Angeklagten vor Gericht führen [Dtn 21,19]. Durch das Beispiel empfiehlt der Heiland Höheres. Widersacher ist was vor Gott dem Richter gegen uns stehen kann. Matthäus Mt 48 5 26 Amen dico tibi, non exies inde, donec reddas novissimum quadrantem. Wahrlich, ich sage dir, du wirst von dort nicht herauskommen, bis du den letzten Heller bezahlt hast!³⁶ Matthäus Mt 48 5 26 36 Der vierte Teil vom Aß, etwa 2 Pfennige. Der Heiland lässt es unbestimmt, ob die Zahlung statthat. Sicherlich nicht, wenn es sich um Todsünden handelt, wohl aber, wenn lässliche Sünden zu büßen sind. Vorzugsweise ist wohl von der Hölle die Rede. Vergl. [Mt 18,34]. Der Heiland spricht wie die Gleichnisse zeigen, von schwereren Sünden. Auch die Partikel bis (im Sinne von niemals) scheint darauf hinzudeuten. (H. Aug.) Matthäus Mt 48 5 27 Audistis quia dictum est antiquis: Non mchaberis. Ihr habt gehört, dass den Alten gesagt ist: Du sollst nicht ehebrechen! [Ex 20,14] Matthäus Mt 48 5 28 Ego autem dico vobis: quia omnis, qui viderit mulierem ad concupiscendum eam, jam mchatus est eam in corde suo. Ich aber sage euch: Ein jeder, der ein Weib,³⁷ um es zu begehren,³⁸ ansieht, hat schon an ihr Ehebruch begangen in seinem Herzen. Matthäus Mt 48 5 28 37 Weib: Dies Wort bezeichnet hier das Geschlecht, nicht den Ehestand. Matthäus Mt 48 5 28 38 Überlegt und mit Zustimmung des Willens. Matthäus Mt 48 5 29 Quod si oculus tuus dexter scandalizat te, erue eum, et projice abs te: expedit enim tibi ut pereat unum membrorum tuorum, quam totum corpus tuum mittatur in gehennam. Wenn aber dein rechtes Auge dich ärgert,³⁹ so reiße es aus, und wirf es von dir;⁴⁰ denn es ist dir besser, dass von deinen Gliedern eines verloren gehe, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen werde. [Mt 18,9, Mk 9,46] Matthäus Mt 48 5 29 39 Gelegenheit zur Sünde und zum Falle ist. Das rechte Auge wird genannt, weil die rechten Glieder höher geschätzt und nützlicher zu sein pflegen. Matthäus Mt 48 5 29 40 Mit welcher Emphase redet Christus! Wie lieb dir auch etwas sei, trenne dich davon und wirf es von dir, wenn es dich zur Sünde verführt! Dazu soll uns das Andenken an die Hölle helfen. Matthäus Mt 48 5 3 Beati pauperes spiritu: quoniam ipsorum est regnum clorum. Selig die Armen im Geiste; denn ihrer ist das Himmelreich!⁵ [Lk 6,20]. Matthäus Mt 48 5 3 5 Die Jünger haben alles verlassen, das Volk ist arm und elend. Die Welt preist die Reichen selig. Seligkeit ist Inbegriff alles Guten (Greg. Rnff.). Der Zusatz: Im Geiste fehlt [Lk 6,20], ändert also den Sinn nicht: Armut aus Tugend, diejenigen, welche nicht im Reichtume ihren Trost suchen [Lk 6,24]. Die Armut ist die erste Stufe der Vollkommenheit. S. [Mt 19,21] und [Mt 13,22]. Ein Armer ist auch demütig. (Bas.). Aus dieser Armut entspringt die Sehnsucht nach geistlichen Gütern. [Vergl. Lk 6,24]. Matthäus Mt 48 5 30 Et si dextra manus tua scandalizat te, abscide eam, et projice abs te: expedit enim tibi ut pereat unum membrorum tuorum, quam totum corpus tuum eat in gehennam. Und wenn deine rechte Hand dich ärgert, so haue sie ab, und wirf sie von dir; denn es ist besser für dich, dass von deinen Gliedern eines verloren sei, als dass dein ganzer Leib in die Hölle fahre. Matthäus Mt 48 5 31 Dictum est autem: Quicumque dimiserit uxorem suam, det ei libellum repudii. Es ist auch gesagt worden: Wer immer sein Weib entlässt, gebe ihr einen Scheidebrief.⁴¹ [Dtn 24,1, Mt 19,7]. Matthäus Mt 48 5 31 41 Der Scheidebrief war erlaubt, so weit die Scheidung gestattet war, und geboten, insofern die Scheidung nur so stattfinden durfte. Matthäus Mt 48 5 32 Ego autem dico vobis: Quia omnis, qui dimiserit uxorem suam, excepta fornicationis causa, facit eam mchari: et qui dimissam duxerit, adulterat. Ich aber sage euch: Jeder, der sein Weib entlässt, außer um des Ehebruches willen, macht, dass sie die Ehe bricht;⁴² und wer eine Entlassene zur Ehe nimmt, bricht die Ehe.⁴³ [Mk 10,11, Lk 16,18, 1Kor 7,10]. Matthäus Mt 48 5 32 42 Auch die Entlassene bleibt Ehegattin. Im Falle eines Ehebruches darf die Gattin entlassen werden, weil die Ehe ihrerseits schon gebrochen ist. Matthäus Mt 48 5 32 43 Wer eine, ob auch wegen Ehebruches Entlassene nimmt, begeht Ehebruch. Die vorher gemachte Ausnahme für die Entlassung lässt sich nicht hierher ziehen, sonst würde der Ehebruch gleichsam eine Belohnung erhalten. Die Erklärung dieser Stelle siehe [1Kor 7,11]: Scheidung ohne Lösung des Ehebandes. Da nun im A. T. gleiches Recht statthat für Mann und Frau, hat V. 32 für beide Geltung. Christus erlaubt Trennung wegen Ehebruches, aber ordnet sie nicht an. (Herm. Justin Athenag. Drig. Chrys. Basil.) Matthäus Mt 48 5 33 Iterum audistis quia dictum est antiquis: Non perjurabis: reddes autem Domino juramenta tua. Wiederum habt ihr gehört, dass den Alten gesagt ist: Du sollst nicht falsch schwören, sollst aber dem Herrn halten, was du geschworen hast. [Ex 20,7, Lev 19,12, Dtn 5,11].⁴⁴ Matthäus Mt 48 5 33 44 Zweites Gebot. Vergl. [Mt 23,16]. Die Eidesformeln [2Kön 3,9, Jer 38,16, Jer 42,5]. Matthäus Mt 48 5 34 Ego autem dico vobis non jurare omnino, neque per clum, quia thronus Dei est: Ich aber sage euch: Ihr sollet überhaupt nicht schwören,⁴⁵ weder bei dem Himmel, weil er der Thron Gottes ist, Matthäus Mt 48 5 34 45 Nicht jeder Eid wird untersagt. Vergl. [Röm 1,9, 2Kor 1,23, Hebr 6,16]. Wie bei dem fünften Gebot wird auch hier besonders die Neigung verboten, da die Christen auch ohne Eid von der Lüge fern sein sollen. Matthäus Mt 48 5 35 Neque per terram, quia scabellum est pedum ejus: neque per Jerosolymam, quia civitas est magni regis: noch bei der Erde, weil sie der Schemel seiner Füße ist, noch bei Jerusalem, weil sie die Stadt des großen Königs ist.⁴⁶ [Jak 5,12]. Matthäus Mt 48 5 35 46 Die geschaffenen Dinge werden auf Gott als ihren Schöpfer und Erhalter bezogen, so weit er in ihnen gegenwärtig ist und sich offenbart. Dies gilt noch mehr von den Dingen, welche ein besonderer Gegenstand der göttlichen Vorsehung sind. Matthäus Mt 48 5 36 Neque per caput tuum juraveris, quia non potes unum capillum album facere, aut nigrum. Auch bei deinem Haupte sollst du nicht schwören,⁴⁷ weil du nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz machen kannst. Matthäus Mt 48 5 36 47 Was man einsetzen kann, ist Gottes Macht unterworfen und so geht der Schwur auf Gott zurück. Matthäus Mt 48 5 37 Sit autem sermo vester, est, est: non, non: quod autem his abundantius est, a malo est. Es sei aber eure Rede: Ja, ja; nein, nein! Was aber darüber hinaus geht, ist vom Bösen.⁴⁸ [Jak 5,12]. Matthäus Mt 48 5 37 48 Der Christ soll einfach aussagen. Was darüber hinausgeht, hat seinen Ursprung in einer üblen Quelle, der Lügenhaftigkeit. Matthäus Mt 48 5 38 Audistis quia dictum est: Oculum pro oculo, et dentem pro dente. Ihr habt gehört, dass gesagt worden: Auge um Auge, Zahn um Zahn.⁴⁹ [Lev 24,20]. Matthäus Mt 48 5 38 49 Christus erklärt den Sinn von V. 4. 9. 10. Die hier angeführte auf dem Naturrecht fußende Regel galt für Gerichte zur Beschränkung der Rache und als Abschreckungsmittel. Matthäus Mt 48 5 39 Ego autem dico vobis, non resistere malo: sed si quis te percusserit in dexteram maxillam tuam, præbe illi et alteram: Ich aber sage euch: Ihr sollt dem Böswilligen nicht widerstehen;⁵⁰ sondern wenn dich jemand auf die rechte Wange geschlagen hat,⁵¹ so biete ihm auch die andere dar. [Lk 6,29]. Matthäus Mt 48 5 39 50 Der höchste Grad der Vollkommenheit ist es, solche Gesinnung zu hegen, und Christus wünscht dieselbe in seinen Jüngern, ohne ein Gebot zu geben. Eine dreifache Unbilde: Gegen den Leib, die Güter, Ehre und Freiheit. Matthäus Mt 48 5 39 51 Die rechte Wange ist edler. Geschlagen zu werden ist besonders schmachvoll. Matthäus Mt 48 5 4 Beati mites: quoniam ipsi possidebunt terram. Selig die Sanftmütigen;⁶ denn sie werden das Land besitzen!⁷ [Ps 36,11]. Matthäus Mt 48 5 4 6 Sanftmütig sind die Geduldigen und Demütigen. Matthäus Mt 48 5 4 7 Schon im A.T. werden ihnen Lobsprüche erteilt, ihnen besonders gelten die messianischen Verheißungen [Jes 11,4, Jes 29,19, Ps 36,9ff]. Matthäus Mt 48 5 40 Et ei, qui vult tecum judicio contendere, et tunicam tuam tollere, dimitte ei et pallium; Und will jemand mit dir vor Gericht streiten, und dir deinen Rock nehmen, so lass ihm auch den Mantel.⁵² Matthäus Mt 48 5 40 52 Der Mantel diente den Ärmeren als Decke in der Nacht und musste vor derselben, selbst wenn er mit Recht weggenommen war, zurückgegeben werden. [Ex 22,25] Bei [Lk 6,29] wird die Ordnung innegehalten, in welcher die Kleider weggenommen waren, indes bleibt der Sinn ein gleicher, da das innere Kleid nach Verlust des Mantels um so notwendiger ist. Matthäus Mt 48 5 41 Et quicumque te angariaverit mille passus, vade cum illo et alia duo. Und wenn dich jemand auf tausend Schritte zum Frondienst zwingt, so geh noch zwei andere tausend mit ihm.⁵³ [1Kor 6,7]. Matthäus Mt 48 5 41 53 Griech.: noch tausend Schritte. Matthäus Mt 48 5 42 Qui petit a te, da ei; et volenti mutuari a te, ne avertaris. Dem, der dich bittet, gib; und von dem, der von dir borgen will, wende dich nicht ab. Matthäus Mt 48 5 43 Audistis quia dictum est: Diliges proximum tuum, et odio habebis inimicum tuum. Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben, und deinen Feind hassen.⁵⁴ Matthäus Mt 48 5 43 54 Die Krone des Ganzen. Der Nächste ist für die Juden Stammesgenosse. Mit diesen Worten steht der Ausspruch nicht im Gesetz, doch ließen Stellen, wie [Ex 17,14, Dtn 23,6, Ex 23,22, Dtn 23,19] u.a. einen solchen Schluss machen, so weit Gott den Verkehr seines Volkes mit anderen Völkern untersagte, nämlich um die Reinheit der Religion und des Sittengesetzes zu erhalten. Die Pharisäer stellten vielleicht den Hass selbst als heilige Sache dar. Christus nennt drei Gattungen von Feinden, denen dreifache Wohltaten zu erweisen sind: Schenket ihnen euer Herz und zum Beweise dessen erzeiget ihnen zeitliche Wohltaten, falls ihr dies nicht könnt oder sie es nicht bedürfen, betet für sie. Matthäus Mt 48 5 44 Ego autem dico vobis: Diligite inimicos vestros, benefacite his, qui oderunt vos: et orate pro persequentibus, et calumniantibus vos: Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde, tuet Gutes denen, die euch hassen, und betet für die, welche euch verfolgen und verläumden;⁵⁵ [Lk 6,27, Röm 12,20, Lk 23,34, Apg 7,59]. Matthäus Mt 48 5 44 55 Da Schweres befohlen wird, müssen große Beweggründe zu Hilfe kommen. Werdet dem himmlischen Vater ähnlich, damit er euch als seine Kinder erkenne. Matthäus Mt 48 5 45 Ut sitis filii patris vestri, qui in clis est: qui solem suum oriri facit super bonos, et malos, et pluit super justos et injustos. auf dass ihr Kinder seid eures Vaters, der im Himmel ist, welcher seine Sonne⁵⁶ über die Guten und Bösen aufgehen lässt, und regnen über Gerechte und Ungerechte. Matthäus Mt 48 5 45 56 Die Sonne, die er erschaffen. Wie viel mehr müssen wir Gutes tun mit dem, was wir empfangen. Welch Abstand ferner zwischen Gott und uns, und doch wird uns als Lohn Ähnlichkeit mit ihm verheißen! Matthäus Mt 48 5 46 Si enim diligitis eos, qui vos diligunt, quam mercedem habebitis? nonne et publicani hoc faciunt? Denn wenn ihr die liebet, welche euch lieben, welchen Lohn werdet ihr haben? Tun dies nicht auch die Zöllner?⁵⁷ Matthäus Mt 48 5 46 57 Die Unter-Zollpächter galten, selbst wenn sie Israeliten waren, wegen ihrer Verbindung mit den Römern, denen tributpflichtig zu sein den Juden als höchstes Unrecht erschien, gleich den Heiden [Mt 18,17] und ärgsten Sündern, als ausgeschlossen von der Kirchengemeinschaft und unfähig zur Zeugenschaft vor Gericht. Wolltet ihr so tief stehen bleiben? Matthäus Mt 48 5 47 Et si salutaveritis fratres vestros tantum, quid amplius facitis? nonne et ethnici hoc faciunt? Und wenn ihr nur eure Brüder grüßet, was tut ihr da mehr? Tun dies nicht auch die Heiden?⁵⁸ Matthäus Mt 48 5 47 58 Auch die Heiden galten als Sünder und Gottlose. Nicht Zöllner und Heiden sind nachzuahmen, sondern Gott. Matthäus Mt 48 5 48 Estote ergo vos perfecti, sicut et Pater vester clestis perfectus est. Seiet also ihr vollkommen,⁵⁹ wie auch euer Vater im Himmel vollkommen ist. Matthäus Mt 48 5 48 59 Vergl. [Joh 17,21] Matthäus Mt 48 5 5 Beati, qui lugent: quoniam ipsi consolabuntur. Selig die Trauernden;⁸ denn sie werden getröstet werden!⁹ [Jes 61,1.3]. Matthäus Mt 48 5 5 8 Die Trauernden: [Jes 61,3]. Von ihnen sprach Christus bei seinem ersten Auftreten [Lk 4,16]. Es ist heilige Trauer zu verstehen wegen alles Übels in der Welt und aus Sehnsucht nach den himmlischen Gütern. Vergl. [Lk 5,35, Lk 19,41]. Matthäus Mt 48 5 5 9 Bei den Propheten wird der Trost durch den Messias verheißen, der auch bei den jüdischen Schriftstellern der Tröster heißt. Vollkommener Trost ist erst im Himmel. [Offb 7,17, Offb 21,4]. Matthäus Mt 48 5 6 Beati, qui esuriunt, et sitiunt justitiam: quoniam ipsi saturabuntur. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit;¹⁰ denn sie werden gesättiget werden! Matthäus Mt 48 5 6 10 Gerechtigkeit ist die vollkommene Erfüllung des göttlichen Willens. Wir sollen stets nach ihr hungern. (Hieron.) Wer nach ihr hungert, soll zum Heilande kommen [Joh 7,37], der ihr Vorbild ist. [Joh 4,34]. Matthäus Mt 48 5 7 Beati misericordes: quoniam ipsi misericordiam consequentur. Selig die Barmherzigen,¹¹ denn sie werden Barmherzigkeit erlangen! Matthäus Mt 48 5 7 11 Die Pharisäer sahen in jedem Unglücke nur eine Strafe [Joh 9,34] und verachteten in ihrem Gerechtigkeitsdünkel alle Elenden. Im A. T. heißt Gott oft der Barmherzige, und vom Messias wird besonders diese Tugend gerühmt. Barmherzig ist, wer im Herzen bemitleidet und vergibt, und in der Tat hilft. Wie Großes hat dieses Wort in der Kirche gewirkt! Matthäus Mt 48 5 8 Beati mundo corde: quoniam ipsi Deum videbunt. Selig, die reinen Herzens sind,¹² denn sie werden Gott schauen!¹³ [Ps 23,4] Matthäus Mt 48 5 8 12 Die ihr Herz nicht mit Sünde beflecken. [Mt 23,25], vergl. [Mt 15,19]. Matthäus Mt 48 5 8 13 Im anderen Leben von Angesicht zu Angesicht, doch auch in diesem durch die Erkenntnis besser als andere. In den alten Tempel traten die levitisch-reinen, im neuen Bunde treten nur die reinen Herzens sind, vor Gott. Matthäus Mt 48 5 9 Beati pacifici: quoniam filii Dei vocabuntur. Selig die Friedfertigen, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden!¹⁴ Matthäus Mt 48 5 9 14 Gemäß den Prophezeiungen vom messianischen Reiche. Vergl. [Jes 52,7]: Friede mit Gott. Kinder und Erben Gottes [2Kor 13,11]. Matthäus Mt 48 0 1 Über die Weise Almosen zu geben, (V. 4) zu beten, (V. 15) zu fasten. (V. 18) Warnung vor allzu großer Sorge um zeitliche Dinge. Matthäus Mt 48 6 1 Attendite ne justitiam vestram faciatis coram hominibus, ut videamini ab eis: alioquin mercedem non habebitis apud patrem vestrum, qui in clis est. Habet acht, dass ihr eure Gerechtigkeit¹ nicht übet vor den Menschen, um von ihnen gesehen zu werden, sonst werdet ihr keinen Lohn haben bei eurem Vater, welcher im Himmel ist.² Matthäus Mt 48 6 1 1 Was [Mt 5,20] gesagt, wird weiter ausgeführt. Die Gerechtigkeit besteht in den Werken der Tugend. Matthäus Mt 48 6 1 2 Unsere guten Werke dürfen von den Menschen gesehen werden [Mt 5,16], aber ist dies unser Ziel, so verlieren wir den Lohn. Der Gedanke, dass Gott unser Vater ist, soll unseren Eifer anstacheln. Nunmehr geht Christus auf Einzelnes über: Almosen, Gebet, Fasten. Dies sind die drei gewöhnlichen äußeren Tugendakte und zugleich der dreifachen Quelle der Fehler entgegengesetzt (Thom.), Wie leicht bei denselben die Eitelkeit sich einschleicht, zeigt [Lk 18,11]. Matthäus Mt 48 6 10 Adveniat regnum tuum. Fiat voluntas tua, sicut in clo, et in terra. Zukomme uns dein Reich!¹⁸ Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden!¹⁹ Matthäus Mt 48 6 10 18 Die vorzüglichste Weise, Gottes Ehre zu verbreiten, ist die Ausbreitung seines Reiches. Einst im Paradiese gestiftet, warf es seinen Schatten wieder voraus in der Erwählung Abrahams und des Volkes Israel, bis es seine Vollkommenheit in der Kirche Christi erlangte, um im Himmel vollendet zu werden. Möchte die ganze Erde ein Gottesreich werden. Matthäus Mt 48 6 10 19 Möchte Gottes befehlender und ratender Wille auf Erden an uns und von uns so erfüllt werden, wie an und von den Engeln und Heiligen des Himmels! Matthäus Mt 48 6 11 Panem nostrum supersubstantialem da nobis hodie. Unser tägliches Brot gib uns heute.²⁰ Matthäus Mt 48 6 11 20 In dem was uns angeht, folgt Christus nicht der Würde der Dinge; Brot steht in der heiligen Schrift für jede Speise. Unser: das uns von Gottes Vorsehung bestimmte und benötigte; und zwar das tägliche, damit wir immer von neuem darum bitten und zugleich damit wir nicht um die Zukunft besorgt seien [Lk 11,3] und hier Text Aug. Ehrns. u. a. Der heilige Hieronymus übersetzte überwesentlich, d. h. wendete die Bitte auf die hl. Kommunion an. Matthäus Mt 48 6 12 Et dimitte nobis debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris. Und vergib uns unsere Schulden,²¹ wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Matthäus Mt 48 6 12 21 Die Sünden heißen Schulden, um uns an die Pflicht der Zahlung und unsere Unzulänglichkeit zu mahnen. Gott, der uns lehrt, um Vergebung zu bitten, zeigt sich bereit, dieselbe zu gewähren. Aber unter einer Bedingung: Wenn und in dem Maße, wie wir unseren Schuldigern vergeben [siehe Mt 18,23]. Wie sehr Christus auf diese Bedingung hält, geht daraus hervor, dass er sie V. 14, 15 erklärt und einschärft. Matthäus Mt 48 6 13 Et ne nos inducas in tentationem. Sed libera nos a malo. Amen. Und führe uns nicht in Versuchung,²² sondern erlöse uns von dem Übel.²³ Amen. Matthäus Mt 48 6 13 22 Versuchung ist alles, was zur Sünde lockt. Diese Bitte erinnert uns an unsere Gebrechlichkeit und gibt uns Vertrauen auf Gottes Hilfe. Matthäus Mt 48 6 13 23 Zunächst alles moralisch Böse, dann auch zeitliche Übel, so weit diese ein Hindernis sind im Dienste Gottes. Matthäus Mt 48 6 14 Si enim dimiseritis hominibus peccata eorum: dimittet et vobis pater vester clestis delicta vestra. Denn wenn ihr den Menschen ihre Vergehen vergebet, so wird euch euer himmlischer Vater auch eure Sünden vergeben. [Sir 28,3.4.5, Mt 18,35, Mk 11,25] Matthäus Mt 48 6 15 Si autem non dimiseritis hominibus: nec Pater vester dimittet vobis peccata vestra. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebet, so wird euch euer Vater eure Sünden auch nicht vergeben.²⁴ [Mt 18,35, Mk 11,25] Matthäus Mt 48 6 15 24 V. 12 wird weiter erläutert. Nach dem Gebete erwähnt Christus wieder dieses gute Werk und sucht durch Androhung von Strafe und Verheißung von Belohnung zur Beobachtung desselben zu führen. Matthäus Mt 48 6 16 Cum autem jejunatis, nolite fieri sicut hypocritæ tristes: exterminant enim facies suas, ut appareant hominibus jejunantes. Amen dico vobis, quia receperunt mercedem suam. Wenn ihr aber fastet,²⁵ so werdet nicht, wie die Heuchler finster blickend; denn sie entstellen ihr Gesicht, damit die Menschen sehen, dass sie fasten. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn schon empfangen! Matthäus Mt 48 6 16 25 Im Gesetze war ein Tag als Fasttag bestimmt [Lev 16,29, Lev 23,27,Num 29,7]. Indes fastete man auch zum Zeichen der Buße [2Sam 12,16], zur Reinigung der Seele und Sinne [Ex 24,18] und um tiefe Trauer kundzutun. Wer freiwillig fastete, kleidete sich in Bußgewänder und bestreute sein Haupt mit Asche. Die Pharisäer pflegten jeden Donnerstag zu fasten, weil Moses an diesem Tage auf den Sinai gestiegen, und jeden Montag, da er an einem solchen herabgestiegen sein sollte. Auch Christus empfiehlt das Fasten, indem er seinen Wert bei Gott und seine Weise lehrt. Matthäus Mt 48 6 17 Tu autem,cum jejunas, unge caput tuum, et faciem tuam lava, Du aber, wenn du fastest, salbe dein Haupt, und wasche dein Angesicht,²⁶ Matthäus Mt 48 6 17 26 Dies tat man an Festtagen und bei Einladungen zu Gastmählern. [Vergl. Lk 7,46]. Bildlich wie V. 3.6 die Hände: verbirg es, dass du fastest. Matthäus Mt 48 6 18 Ne videaris hominibus jejunans, sed Patri tuo, qui est in abscondito, et Pater tuus, qui videt in abscondito, reddet tibi. damit du nicht den Menschen als fastend erscheinest, sondern deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird es dir vergelten. Matthäus Mt 48 6 19 Nolite thesaurizare vobis thesauros in terra: ubi ærugo, et tinea demolitur: et ubi fures effodiunt, et furantur. Häufet euch keine Schätze²⁷ auf Erden an, wo sie Rost und Motte verzehrt, und wo die Diebe einbrechen und stehlen; Matthäus Mt 48 6 19 27 Nachdem der Herr die wahre Gerechtigkeit beschrieben und verschiedene Gebote erklärt hat, suchte er die Seelen vor eitler Ehre zu bewahren. Jetzt geht er zur Warnung vor einem zweiten Fehler über, der Habsucht und der damit verwandten zu großen Sorge. Drei Gründe gegen das Streben nach Reichtümern V. 19.: Sie sind vergänglich, V. 22.: sie verfinstern die Seele, V. 24.: sie ziehen von Gott ab. Matthäus Mt 48 6 2 Cum ergo facis eleemosynam, noli tuba canere ante te, sicut hypocritæ faciunt in synagogis, et in vicis, ut honorificentur ab hominibus: Amen dico vobis, receperunt mercedem suam. Wenn du daher Almosen gibst, so posaune³ nicht vor dir her, wie die Heuchler⁴ in den Synagogen und auf den Straßen tun, um von den Menschen geehrt zu werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn schon empfangen!⁵ Matthäus Mt 48 6 2 3 Jeder Wunsch, dass dein Werk bekannt werde. (Aug.) In der Synagoge wurden Sonnabends Almosen gesammelt und ausgeteilt. Matthäus Mt 48 6 2 4 Heuchler ist, wer etwas scheinen will, was er nicht bestrebt ist zu sein. Matthäus Mt 48 6 2 5 Sie haben, was sie suchten, ihren, nicht Gottes Lohn. Matthäus Mt 48 6 20 Thesaurizate autem vobis thesauros in clo: ubi neque ærugo, neque tinea demolitur, et ubi fures non effodiunt, nec furantur. sondern sammelt euch Schätze im Himmel, wo sie weder Rost noch Motte verzehrt, und wo Diebe nicht einbrechen noch stehlen.²⁸ [Lk 12,33, 1Tim 6,19] Matthäus Mt 48 6 20 28 Die Motte verzehrt kostbare Kleider, die Fäulnis (so nach dem Griech. statt Rost. Euth.) Früchte, die Diebe rauben Gold und Silber. Christus will nicht, dass wir kein Begehr haben, aber dasselbe soll himmlisch sein. Matthäus Mt 48 6 21 Ubi enim est thesaurus tuus, ibi est et cor tuum. Denn²⁹ wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. Matthäus Mt 48 6 21 29 Warum das eine zu meiden, das andere zu tun ist. Was du schätzest, liebst du auch. Matthäus Mt 48 6 22 Lucerna corporis tui est oculus tuus. Si oculus tuus fuerit simplex: totum corpus tuum lucidum erit. Die Leuchte deines Leibes ist dein Auge: ist nun dein Auge unverdorben, so wird dein ganzer Leib licht sein;³⁰ [Lk 11,34] Matthäus Mt 48 6 22 30 Ist das Auge einfach, seiner Natur gemäß, frei von schädlichen Säften, so hat der ganze Körper solches Licht, dass alle Glieder ungefährdet ihre Aufgabe erfüllen können. Das Auge steht für das Herz, das Gott erleuchtet und bewegt, dass es im Himmel Schätze erwerbe (Ehrns.). Matthäus Mt 48 6 23 Si autem oculus tuus fuerit nequam: totum corpus tuum tenebrosum erit. Si ergo lumen, quod in te est. tenebræ sunt: ipsæ tenebræ quantæ erunt? ist aber dein Auge schlecht, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist,³¹ Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis selbst sein! Matthäus Mt 48 6 23 31 Das dir das Licht gegeben. Ein Herz, in dem das Licht des Glaubens und der Gnade verdunkelt ist, wird nichts für Gott tun. Vergl. [1Tim 6,9 und Mt 15,19]. Matthäus Mt 48 6 24 Nemo potest duobus dominis servire: aut enim unum odio habebit, et alterum diliget: aut unum sustinebit, et alterum contemnet. Non potestis Deo servire, et mammonæ. Niemand kann zwei Herren dienen;³² denn entweder wird er den einen hassen, und den andern lieben; oder er wird dem einen anhangen,³³ und den andern verschmähen. Ihr könnet nicht Gott dienen, und dem Mammon. [Lk 16,13] Matthäus Mt 48 6 24 32 Man kann nicht Schätze hier für die Erde und den Himmel sammeln. Das Dienen umfasst alle Kräfte des Menschen. Die beiden Herren befehlen Entgegengesetztes (Ehrns.). Matthäus Mt 48 6 24 33 Anhängen, seine Befehle tun. Christus sagt nicht: Reichtümer besitzen ist dem Dienste Gottes entgegengesetzt, sondern ihr Diener sein. Reichtümer hatten auch Abraham und Job (Ehrns.). Matthäus Mt 48 6 25 Ideo dico vobis, ne solliciti sitis animæ vestræ quid manducetis, neque corpori vestro quid induamini. Nonne anima plus est quam esca: et corpus plus quam vestimentum? Darum sage ich euch: Seid nicht ängstlich besorgt für euer Leben, was ihr essen sollt, noch für euren Leib, was ihr anziehen möget. Ist nicht das Leben mehr als die Speise, und der Leib mehr als die Kleidung?³⁴ [Ps 54,23, Lk 12,22, Phil 4,6, 1Tim 6,7] Matthäus Mt 48 6 25 34 Die Arbeit ist zu üben, die Sorge zu entfernen, welche aus dem Misstrauen gegen Gott entspringt (Ehrns.). Matthäus Mt 48 6 26 Respicite volatilia cli, quoniam non serunt, neque metunt, neque congregant in horrea: et Pater vester clestis pascit illa. Nonne vos magis pluris estis illis? Schauet auf die Vögel des Himmels! Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheuern; und euer himmlischer Vater ernähret sie. Seid ihr nicht viel mehr als sie?³⁵ Matthäus Mt 48 6 26 35 Christus beginnt bei dem Himmel und endet auf Erden. Gott ist der Herr der Tiere, aber unser Vater. Matthäus Mt 48 6 27 Quis autem vestrum cogitans potest adjicere ad staturam suam cubitum unum? Wer unter euch kann mit seinen Sorgen³⁶ seiner Leibeslänge³⁷ eine Elle zusetzen? Matthäus Mt 48 6 27 36 Die Sorge ist unnütz. Matthäus Mt 48 6 27 37 Besser: seiner Lebenslänge. Matthäus Mt 48 6 28 Et de vestimento quid solliciti estis? Considerate lilia agri quomodo crescunt: non laborant, neque nent. Und warum sorget ihr ängstlich um die Kleidung? Betrachtet die Lilien des Feldes,³⁸ wie sie wachsen! sie arbeiten nicht, und spinnen nicht; Matthäus Mt 48 6 28 38 Nicht etwa der Gärten. Matthäus Mt 48 6 29 Dico autem vobis, quoniam nec Salomon in omni gloria sua coopertus est sicut unum ex istis. ich sage euch aber, auch Salomon in all seiner Herrlichkeit war nicht gekleidet wie eine von diesen.³⁹ Matthäus Mt 48 6 29 39 Und doch haben sie dasselbe Schicksal wie das Gras. Matthäus Mt 48 6 3 Te autem faciente eleemosynam, nesciat sinistra tua quid faciat dextera tua: Wenn du aber Almosen⁶ gibst, so wisse deine Linke nicht, was deine Rechte tut, Matthäus Mt 48 6 3 6 Das Almosen hatte ein besonderes Lob im Gesetze und ist leichter der Gefahr eitlen Ruhmes ausgesetzt. Matthäus Mt 48 6 30 Si autem fnum agri quod hodie est, et cras in clibanum mittitur, Deus sic vestit: quanto magis vos modicæ fidei? Wenn nun Gott das Gras des Feldes,⁴⁰ welches heute ist, und morgen in den Ofen geworfen wird, also kleidet, wie viel mehr euch, Kleingläubige! Matthäus Mt 48 6 30 40 Die Blumen im Grase. Matthäus Mt 48 6 31 Nolite ergo solliciti esse, dicentes: Quid manducabimus, aut quid bibemus, aut quo operiemur? Seid also nicht ängstlich besorgt, und saget nicht: Was werden wir essen, oder was werden wir trinken, oder womit werden wir uns kleiden? Matthäus Mt 48 6 32 Hæc enim omnia gentes inquirunt. Scit enim Pater vester, quia his omnibus indigetis. Denn nach allem diesem trachten die Heiden. Euer Vater⁴¹ weiß ja, dass ihr alles dessen bedürfet. Matthäus Mt 48 6 32 41 Bedeutung wie oben Anm.15, 16. Matthäus Mt 48 6 33 Quærite ergo primum regnum Dei, et justitiam ejus: et hæc omnia adjicientur vobis. Suchet also zuerst⁴² das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit; und dieses alles wird euch zugegeben werden. Matthäus Mt 48 6 33 42 Mit Unterordnung alles Anderen. Matthäus Mt 48 6 34 Nolite ergo solliciti esse in crastinum. Crastinus enim dies sollicitus erit sibi ipsi: sufficit diei malitia sua. Mithin sorget nicht ängstlich für den morgigen Tag; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen. Jedem Tage genügt seine Plage.⁴³ Matthäus Mt 48 6 34 43 Sorge u. s. s. Wir haben also für alles Notwendige Sorge zu tragen. Vergl. [Apg 11,29 und Spr 6,6, Spr 30,25]. Welcher Art aber diese Sorge sein soll, ist hier gesagt. Matthäus Mt 48 6 4 Ut sit eleemosyna tua in abscondito, et Pater tuus, qui videt in abscondito, reddet tibi. damit dein Almosen im Verborgenen sei; und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird dir vergelten.⁷ Matthäus Mt 48 6 4 7 Dein Lohn sei dein Gewissen, das Gott ansieht (Aug.). Die gute Meinung ist Gebot, die Warnung zeigt den Weg, auf dem wir der Gefahr entgehen. Matthäus Mt 48 6 5 Et cum oratis, non eritis sicut hypocritæ, qui amant in synagogis, et in angulis platearum stantes orare, ut videantur ab hominibus: amen dico vobis, receperunt mercedem suam. Und wenn ihr betet, seid nicht wie die Heuchler, welche es lieben,⁸ in den Synagogen und an den Straßenecken stehend zu beten, damit sie von den Menschen gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch, sie haben ihren Lohn schon empfangen!⁹ Matthäus Mt 48 6 5 8 Die Pharisäer schrieben vor, man müsse am Orte, wo man zur gebotenen (3. 6. 9.) Stunde sei, beten und standen nach Jerusalem gewendet. Sie suchten von der Pflicht auf der Straße überrascht zu werden. Matthäus Mt 48 6 5 9 Sie beten lügenhaft und haben bei Gott keinen Lohn. Matthäus Mt 48 6 6 Tu autem cum oraveris, intra in cubiculum tuum, et clauso ostio, ora Patrem tuum in abscondito: et Pater tuus qui videt in abscondito, reddet tibi. Du aber,¹⁰ wenn du betest, geh in deine Kammer, schließ die Türe, und bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.¹¹ Matthäus Mt 48 6 6 10 Die Einzahl, zu der Christus übergeht, zeigt, dass er vom Privatgebet redet. Der Herr tadelt den gemeinsamen Gottesdienst nicht, den schon die Natur fordert, das A. T. pflegte und das Christentum von Anbeginn an übte. [Apg 1,14.24, Apg 2,42, Apg 4,24] Matthäus Mt 48 6 6 11 Dafür, dass wir Gott um etwas bitten, will er uns belohnen, als ob er dadurch unser Schuldner geworden wäre. Matthäus Mt 48 6 7 Orantes autem, nolite multum loqui, sicut ethnici; putant enim, quod in multiloquio suo exaudiantur. Indem ihr aber betet, machet nicht viel Worte, wie die Heiden; denn sie meinen, dass sie erhört werden, wenn sie viele Worte machen.¹² Matthäus Mt 48 6 7 12 Nicht die Übung des Herzens, sondern der Zunge wird verworfen. Ein Beispiel für solches Beten [1Kön 18,27]. Dass wir im Gebet verharren müssen, lehrt Christus [Lk 11,5-13, Lk 18,1ff, Lk 22,43]. Auch die Wiederholung derselben Worte wird nicht verboten, wenn nur die Erhebung des Herzens andauert, wie [Ps 106, Ps 117] und die im [Ps 135]. Psalm 26 Mal wiederholten Worte denn seine Barmherzigkeit währet in Ewigkeit beweisen. Zudem spricht der Herr selbst drei Mal dasselbe Gebet. Die Heiden suchten ihre Götter zu unterrichten von dem, was diese nicht wussten. Matthäus Mt 48 6 8 Nolite ergo assimilari eis: scit enim Pater vester, quid opus sit vobis, antequam petatis eum. Werdet also nicht ihnen gleich; denn euer Vater weiß schon vorher, wessen ihr bedürfet, ehe ihr ihn bittet.¹³ Matthäus Mt 48 6 8 13 Wir aber sind keine Erzähler, sondern Bittende (Hier.). Das Gebet soll das Menschenherz vom Irdischen ab- und dem Ewigen zuwenden. Gott ist immer bereit, uns Licht und Hilfe zu gewähren, aber wir sind nicht immer bereit, sie anzunehmen. Das Gebet macht uns empfänglich und würdig. (Aug.) Matthäus Mt 48 6 9 Sic ergo vos orabitis: Pater noster, qui es in clis: sanctificetur nomen tuum. Ihr sollt daher also beten:¹⁴ Vater unser,¹⁵ der du bist im Himmel!¹⁶ Geheiliget werde dein Name!¹⁷ [Lk 11,2]. Matthäus Mt 48 6 9 14 Ihr, die ihr seine vielredende Heiden seid, sollt so beten, d. h. wenn je mit anderen Worten, so um diese Dinge und nach dieser Ordnung. Dass wir nicht einzig diese Worte zu gebrauchen haben, zeigt Christi und der Apostel Beispiel [Mt 26,39, Mt 11,25, Joh 17,1, Apg 4,24] und die im A. T. enthaltenen Gebete, die der Herr nicht verwirft [Mt 27,46], sowie endlich die Natur des Gebetes selbst: Erhebung des Herzens zu Gott. Christi Empfehlung erhöht unsere Andacht und unser Vertrauen, dass der Vater die Worte erhört, welche der Sohn gelehrt. In drei Bitten erflehen wir was Gottes ist, so aber, dass für uns daraus ein Segen erwächst, in vier, was unser; die Anrede soll gleichsam das Wohlwollen wecken. Matthäus Mt 48 6 9 15 Das Wort Vater ist an die ganze Dreieinigkeit gerichtet, denn wir nennen Gott Vater: Welche Familie, alle Mitglieder derselben sollen wir lieben. Matthäus Mt 48 6 9 16 Diese Worte weisen auf Gottes Macht und Herrlichkeit hin und mahnen uns zur Verehrung und Liebe. Matthäus Mt 48 6 9 17 Der Name bezeichnet die Wesenheit. Wie die Engel im Himmel sollen wir Gott auf Erden verehren. Matthäus Mt 48 0 1 Warnung vor freventlichen Urteilen. (V. 6) Weg zur Erlangung dieser Gerechtigkeit. (V. 11) Notwendigkeit der Anstrengung und der Wachsamkeit. (V. 23) Schlusswort. Matthäus Mt 48 7 1 Nolite judicare, ut non judicemini. Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!¹ [Lk 6,37, Röm 2,1] Matthäus Mt 48 7 1 1 Der dritte der wahren Gerechtigkeit entgegengesetzte Fehler: die Kritiksucht. Belohnung: Ihr werdet nicht gerichtet werden. Matthäus Mt 48 7 10 Aut si piscem petierit, numquid serpentem porriget ei? Oder wenn er um einen Fisch bäte, wird er ihm etwa eine Schlange darreichen?⁹ Matthäus Mt 48 7 10 9 Gott gibt nichts Unnützes noch Schädliches. Matthäus Mt 48 7 11 Si ergo vos, cum sitis mali, nostis bona data dare filiis vestris: quanto magis Pater vester, qui in clis est, dabit bona petentibus se? Wenn nun ihr, obgleich ihr böse seid,¹⁰ euern Kindern gute Gaben zu geben wisset; wie viel mehr wird euer Vater, der im Himmel ist,¹¹ denen Gutes geben, die ihn bitten? Matthäus Mt 48 7 11 10 Weil niemand frei ist von Sünde. Matthäus Mt 48 7 11 11 Der Zusatz weist auf Gottes Güte, Macht und Schätze hin. Matthäus Mt 48 7 12 Omnia ergo quæcumque vultis ut faciant vobis homines, et vos facite illis. Hæc est enim lex, et prophetæ. Alles also,¹² was ihr immer wollet, dass euch die Leute tun, tuet auch ihr ihnen.¹³ Denn dies ist das Gesetz, und die Propheten.¹⁴ [Lk 6,31] Matthäus Mt 48 7 12 12 Schluss aus der ganzen Rede. Matthäus Mt 48 7 12 13 Gesetz und Propheten enthalten unsere Pflichten gegen Gott, uns und andere. Matthäus Mt 48 7 12 14 Christus beweist, dass er Gesetz und Propheten nicht aufhebt. Matthäus Mt 48 7 13 Intrate per angustam portam: quia lata porta, et spatiosa via est, quæ ducit ad perditionem, et multi sunt qui intrant per eam. Gehet ein durch die enge Pforte; denn weit ist die Pforte, und breit der Weg, welcher in das Verderben führt, und viele sind, die durch dieselbe eingehen.¹⁵ [Lk 13,24]. Matthäus Mt 48 7 13 15 Dreifache Gefahr und dreifache Versuchung: Schwierigkeit seitens der Natur, Lockungen der Bösen, Beispiel vieler. Deshalb [Lk 13,24]: Bemühet euch mit aller Anstrengung. Matthäus Mt 48 7 14 Quam angusta porta, et arcta via est, quæ ducit ad vitam: et pauci sunt, qui inveniunt eam! Wie enge ist die Pforte, und wie schmal der Weg,¹⁶ der zum Leben führt; und wenige sind, die ihn finden!¹⁷ Matthäus Mt 48 7 14 16 Weg und Tor stehen für dasselbe. Christus weiß, dass der Weg schwer ist, also seien wir getrost, er wird helfen. Matthäus Mt 48 7 14 17 Christus spricht zunächst von den damals Lebenden, Pharisäern, Sadducäern und Volk. Ob es seitdem viel besser ist? Matthäus Mt 48 7 15 Attendite a falsis prophetis, qui veniunt ad vos in vestimentis ovium, intrinsecus autem sunt lupi rapaces. Hütet euch vor den falschen Propheten,¹⁸ welche in Schafskleidern¹⁹ zu euch kommen, inwendig aber reißende Wölfe sind. Matthäus Mt 48 7 15 18 Zweite Gefahr. Da Christus hier zu allen Gläubigen redet, spricht er von jenen Lehrern, von denen [Apg 20,29] Matthäus Mt 48 7 15 19 Als wären sie wahre Schafe aus dem Schafstall Christi. Matthäus Mt 48 7 16 A fructibus eorum cognoscetis eos. Numquid colligunt de spinis uvas, aut de tribulis ficus? An ihren Früchten²⁰ werdet ihr sie erkennen. Sammelt man etwa von den Dornen Trauben, oder von den Disteln Feigen? [Lk 6,44] Matthäus Mt 48 7 16 20 Die Früchte der Seele sind die Taten. Matthäus Mt 48 7 17 Sic omnis arbor bona fructus bonos facit: mala autem arbor malos fructus facit. So bringt jeder gute Baum gute Früchte; der schlechte Baum aber bringt schlechte Früchte.²¹ Matthäus Mt 48 7 17 21 Die Bosheit wird sich sicher kundgeben. Sinn des Gleichnisses: [Lk 6,45]. Kann nicht: Moralisch zu reden, also allgemein und in den vorzüglichsten Akten. Matthäus Mt 48 7 18 Non potest arbor bona malos fructus facere: neque arbor mala bonos fructus facere. Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen, noch ein schlechter Baum gute Früchte bringen. Matthäus Mt 48 7 19 Omnis arbor, quæ non facit fructum bonum, excidetur et in ignem mittetur. Jeder Baum, der nicht gute Früchte bringt, wird umgehauen, und in's Feuer geworfen werden.²² Matthäus Mt 48 7 19 22 Vergleiche die Predigt Johannes des Täufers [Mt 3,10]. Zugleich eine Strafandrohnung für Israel [Mt 21,43]. Matthäus Mt 48 7 2 In quo enim judicio judicaveritis, judicabimini: et in qua mensura mensi fueritis, remetietur vobis. Denn mit welchem Gerichte ihr richtet, werdet ihr auch gerichtet werden;² und mit welchem Maße ihr messet, wird euch wieder gemessen werden. [Mk 4,24]. Matthäus Mt 48 7 2 2 Bei Gott. Vergl. [Mt 6,Anm.21]. Matthäus Mt 48 7 20 Igitur ex fructibus eorum cognoscetis eos. Also an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.²³ [Mt 12,33] Matthäus Mt 48 7 20 23 Wiederholung von V. 17, 18. Matthäus Mt 48 7 21 Non omnis, qui dicit mihi, Domine, Domine, intrabit in regnum clorum: sed qui facit voluntatem Patris mei, qui in clis est, ipse intrabit in regnum clorum. Nicht Jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Himmelreich eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters²⁴ tut, der im Himmel ist, der wird in das Himmelreich eingehen.²⁵ [Mt 25,11, Lk 6,46] Matthäus Mt 48 7 21 24 Christus nennt hier Gott zum ersten Male seinen Vater. Matthäus Mt 48 7 21 25 Allgemeine Regel für alle. (Ehrns. Hier.) Vergl. [Lk 6,46]. Die Wiederholung des Namens Herr soll einen gewissen Eifer ausdrücken. Ohne Werke ist der Glaube unzureichend. Matthäus Mt 48 7 22 Multi dicent mihi in illa die: Domine, Domine, nonne in nomine tuo prophetavimus, et in nomine tuo dæmonia ejecimus, et in nomine tuo virtutes multas fecimus? Viele werden an jenem Tage²⁶ zu mir sagen: Herr, Herr! haben wir nicht in deinem Namen geweissagt, und in deinem Namen Teufel ausgetrieben, und in deinem Namen viele Wunder getan?²⁷ [Apg 19,13]. Matthäus Mt 48 7 22 26 Am Tage des Gerichtes. Matthäus Mt 48 7 22 27 Solche Gaben wurden den ersten Christen häufiger verliehen. Matthäus Mt 48 7 23 Et tunc confitebor illis: Quia nunquam novi vos: discedite a me, qui operamini iniquitatem. Alsdann werde ich ihnen²⁸ kundtun: Niemals habe ich euch gekannt; weichet von mir hinweg, ihr Übeltäter! [Ps 6,9, Mt 25,41, Lk 13,27]. Matthäus Mt 48 7 23 28 Vor allen werde ich ihnen erklären: Ich habe euch nie als die meinigen angesehen. Vergl. [1Kor 13,2]. Christus offenbart sich als Gott, da Gott als Richter kommen soll. Matthäus Mt 48 7 24 Omnis ergo, qui audit verba mea hæc, et facit ea, assimilabitur viro sapienti, qui ædificavit domum suam supra petram, Jeder also,²⁹ der diese meine Worte hört, und sie tut, ist mit einem weisen Manne zu vergleichen, der sein Haus auf einen Felsen gebaut hat. [Lk 6,48, Röm 2,13, Jak 1,22]. Matthäus Mt 48 7 24 29 Da dies die wahre Lehre vom Himmelreiche ist, wird der sie übt, einem weisen Manne gleich werden [Mt 6,8]. Matthäus Mt 48 7 25 Et descendit pluvia, et venerunt flumina, et flaverunt venti, et irruerunt in domum illam, et non cecidit: fundata enim erat super petram. Es fiel der Regen und die Ströme brachen herein, es wehten die Winde, und stürmten ein auf jenes Haus, aber es fiel nicht zusammen; denn es war auf einen Felsen gegründet.³⁰ Matthäus Mt 48 7 25 30 Als ob sich die Elemente gegen alle Teile des Hauses verschworen hätten: Die Versuchungen und Anfechtungen dieses Lebens. Matthäus Mt 48 7 26 Et omnis, qui audit verba mea hæc, et non facit ea, similis erit viro stulto, qui ædificavit domum suam super arenam. Und jeder, der diese meine Worte hört, und sie nicht vollbringt, wird einem törichten Manne gleich sein, der sein Haus auf den Sand gebaut hat. Matthäus Mt 48 7 27 Et descendit pluvia, et venerunt flumina, et flaverunt venti, et irruerunt in domum illam, et cecidit, et fuit ruina illius magna. Es fiel der Regen, die Ströme brachen herein, es wehten die Winde, und stürmten ein auf jenes Haus, und es stürzte ein, und sein Fall war groß.³¹ Matthäus Mt 48 7 27 31 Solche Stürme kommen im Oriente öfter vor. Vergl. [Ez 13,11, Jes 28,17]. Welch erschütternde Warnung, besonders für die Juden, wenn sie Christus nicht als Fundament wählen! Matthäus Mt 48 7 28 Et factum est: cum consummasset Jesus verba hæc, admirabantur turbæ super doctrina ejus. Und es begab sich, als Jesus diese Reden vollendet hatte, erstaunte das Volk über seine Lehre; Matthäus Mt 48 7 29 Erat enim docens eos sicut potestatem habens, et non sicut Scribæ eorum, et Pharisæi. denn er lehrte sie wie einer, der da Macht hat,³² und nicht wie ihre Schriftgelehrten und die Pharisäer.³³ [Mk 1,22, Lk 4,32]. Matthäus Mt 48 7 29 32 Jesus stellt sich als Autorität über das Gesetz und reißt durch seine persönliche Erscheinung und den Inhalt seiner Rede fort. Matthäus Mt 48 7 29 33 Die Schriftgelehrten, deren Wort unwirksam war, beschäftigten sich mit der Anwendung des Gesetzes und vielfach mit unnützen Dingen [Mk 7,3-13]. Matthäus Mt 48 7 3 Quid autem vides festucam in oculo fratris tui: et trabem in oculo tuo non vides? Was aber siehest du den Splitter in dem Auge deines Bruders, und den Balken in deinem Auge siehest du nicht?³ Matthäus Mt 48 7 3 3 Vergleiche [Mt 23]. Matthäus Mt 48 7 4 Aut quomodo dicis fratri tuo: Sine ejiciam festucam de oculo tuo: et ecce trabs est in oculo tuo? Oder wie sprichst du zu deinem Bruder: Wart, ich will den Splitter aus deinem Auge ziehen; und siehe, ein Balken ist in deinem Auge? Matthäus Mt 48 7 5 Hypocrita, ejice primum trabem de oculo tuo, et tunc videbis ejicere festucam de oculo fratris tui. Heuchler! Ziehe zuerst den Balken aus deinem Auge, und darnach siehe, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehen kannst.⁴ Matthäus Mt 48 7 5 4 Wenn es dir um Tugend und Gerechtigkeit geht, beginne bei dir selbst das Werk der Besserung. Matthäus Mt 48 7 6 Nolite dare sanctum canibus: neque mittatis margaritas vestras ante porcos, ne forte conculcent eas pedibus suis, et conversi dirumpant vos. Gebet das Heilige⁵ nicht den Hunden, und werfet eure Perlen nicht vor die Schweine⁶ hin, damit sie dieselben nicht etwa mit ihren Füßen zertreten, und sich umwenden, und euch zerreißen. Matthäus Mt 48 7 6 5 Das Heilige ist alles, was seinem Wesen nach ohne Verbrechen nicht entheiligt werden kann (Aug.). Das Wort Perle kennzeichnet Schönheit und Wert. Matthäus Mt 48 7 6 6 Hunde sind Menschen, welche wie Hunde anbellen; Schweine, die sich wie diese im Schmutze wälzen. Die Bosheit kann so groß sein, dass es besser ist, ihr das Heilige nicht zu zeigen. Hunde und Schweine waren die verachtesten Tiere [2Kön 3,8, Spr 11,22, Spr 26,11]. Matthäus Mt 48 7 7 Petite, et dabitur vobis: quærite, et invenietis: pulsate, et aperietur vobis. Bittet, und es wird euch gegeben werden; suchet, und ihr werdet finden; klopfet an, und es wird euch aufgetan werden.⁷ [Mt 21,22, Mk 11,24, Lk 11,9, Joh 14,13, Jak 1,6] Matthäus Mt 48 7 7 7 Der Heiland hat seine Lehre vorgelegt, jetzt zeigt er den Weg zu ihrer Erfüllung. Drei Mal befiehlt er und jedes Mal verheißt er. Suchen: Mit Ausdauer und Eifer. Klopfen: Mit heftigem Begehren. Die Häufung der Ausdrücke deutet die Beständigkeit im Bitten an. Matthäus Mt 48 7 8 Omnis enim, qui petit accipit: et qui quærit, invenit: et pulsanti aperietur. Denn ein jeder, der bittet, empfängt;⁸ und wer suchet, findet; und dem, der anklopft, wird aufgetan werden. Matthäus Mt 48 7 8 8 Der Heiland sagt nicht, was, noch auch wann. Matthäus Mt 48 7 9 Aut quis est ex vobis homo, quem si petierit filius suus panem, numquid lapidem porriget ei? Oder ist wohl ein Mensch unter euch, der seinem Sohne, wenn er um Brot bäte, einen Stein darreichen wird? [Lk 11,11]. Matthäus Mt 48 0 1 3. Jesus der Wundertäter. (8-9,43) Christus heilt einen Aussätzigen, (V. 4) den Knecht eines Hauptmannes (V. 13) und die Schwiegermutter des Petrus. (V. 15) Bedingungen der Nachfolge Jesu. (V. 22) Christus zeigt seine Gewalt über das Meer und die bösen Geister. Matthäus Mt 48 8 1 Cum autem descendisset de monte, secutæ sunt eum turbæ multæ: Als er aber vom Berge herabgestiegen war, folgte ihm eine große Menge Volkes nach.¹ Matthäus Mt 48 8 1 1 Nachdem der Evangelist die Lehre Christi dargestellt, schildert er ihn als Wundertäter, solche Wunder wählend, in denen nicht allein seine Macht, sondern auch seine Güte sich offenbart und die Herzen an sich zieht. Der Evangelist hatte [Mt 4,23] zwei Dinge vorgestellt: Lehre und Heilungen. Jetzt also gibt er Beispiele von diesen. Matthäus Mt 48 8 10 Audiens autem Jesus miratus est, et sequentibus se dixit: Amen dico vobis, non inveni tantam fidem in Israel. Da nun Jesus das hörte, verwunderte er sich, und sprach zu denen, die ihm folgten: Wahrlich, ich sage euch, so großen Glauben habe ich nicht gefunden in Israel!¹³ Matthäus Mt 48 8 10 13 Christus lernt den Glauben des Hauptmannes und die Lässigkeit der Juden durch die Erfahrung kennen und verwundert sich. Solchen Glauben hat er seit Beginn seiner Predigt im Volke nicht gefunden. Matthäus Mt 48 8 11 Dico autem vobis, quod multi ab Oriente, et Occidente venient, et recumbent cum Abraham, et Isaac, et Jacob in regno clorum: Ich sage euch aber, viele werden von Aufgang und Niedergang kommen,¹⁴ und mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreiche zu Tische sitzen;¹⁵ [Mal 1,11] Matthäus Mt 48 8 11 14 Der Glaube des Hauptmannes war gleichsam ein Vorspiel des Glaubens der Heiden, weshalb Christus einiges über die Berufung der Heiden und die Verwerfung der Juden beifügt. Matthäus Mt 48 8 11 15 Das Opfermahl ist ein Pfand der göttlichen Freundschaft, zu ihm lässt Gott seine Freunde zu und teilt ihnen seine Güter mit. Unter diesem Bilde denken sich auch die Pharisäer das Himmelreich [Lk 14,15] und Christus gebraucht dies Gleichnis [Mt 22,1, Lk 14,16, Offb 19,9.17]. Mit Abraham Gott nannte sich ein Gott Abrahams u. s. s., um kundzugeben, dass sein Bündnis sich nicht auf ihre Lebenszeit beschränkte, sondern auch die selige Ewigkeit umfasst. Deshalb führen die Patriarchen gleichsam den Vorsitz am Himmelstische [Vergl. Röm 11,17]. Matthäus Mt 48 8 12 Filii autem regni ejicientur in tenebras exteriores: ibi erit fletus, et stridor dentium. die Kinder des Reiches aber werden in die Finsternis draußen hinausgeworfen werden;¹⁶ dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.¹⁷ [Mt 22,13] Matthäus Mt 48 8 12 16 Die durch zeremonielle Aufnahme dem Gottesreiche geweihten Juden. Die Mahlzeiten wurden abends gehalten und die dazu Eingeladenen mit Fackeln abgeholt. Im Festsaale ist es hell, draußen dunkel. Dasselbe Gleichnis lehrt wieder [Mt 22,13]. Da zudem Gott Licht ist und im Lichte sich offenbart, ist sein Reich ein Reich des Lichtes und wer außerhalb desselben ist, bleibt in der Finsternis begraben. Matthäus Mt 48 8 12 17 Hinausgeworfen werden in die Finsternis ist die Strafe des Verlustes, zu der das Weinen und Zähneknirschen hinzukommt. Siehe da den Ruin derer, die nicht auf Christus bauen [Mt 7,26]. Matthäus Mt 48 8 13 Et dixit Jesus Centurioni: Vade, et sicut credidisti, fiat tibi. Et sanatus est puer in illa hora. Und Jesus sprach zu dem Hauptmanne: Gehe hin, und wie¹⁸ du geglaubt hast, geschehe dir! Und der Knecht ward gesund zu derselben Stunde. Matthäus Mt 48 8 13 18 Der Glaube ist das Maß des Geschenkes. Vergl. [Jak 1,6]. Matthäus Mt 48 8 14 Et cum venisset Jesus in domum Petri, vidit socrum ejus jacentem, et febricitantem: Und als Jesus in das Haus des Petrus kam,¹⁹ fand er die Schwiegermutter desselben²⁰ bettlägerig und fieberkrank. Matthäus Mt 48 8 14 19 Nach [Mk 1,29 und Lk 4,38] geschah dies kurz nach der Rückkehr Jesu nach Galiläa [Vergl. Joh 4,3] und nach Kapharnaum an einem Sabbate, nachdem er in der Synagoge einen unreinen Geist ausgetrieben. Noch haben die Apostel nicht alles verlassen. Matthäus Mt 48 8 14 20 Zur Zeit seiner Berufung zum Apostelamt war der heil. Petrus verheiratet. In der christlichen Überlieferung wird die Schwiegermutter des heil. Petrus Johanna genannt, seine Frau Conkordia (auch Maria), seine Tochter Petronilla. Die beiden letzteren starben den Martyrertod. Christus sucht eine arme Hütte auf, um seinen Jünger zu ehren, seine Geringschätzung des Reichtums kundzugeben und zu heilen. Matthäus Mt 48 8 15 Et tetigit manum ejus, et dimisit eam febris, et surrexit, et ministrabat eis. Da berührte er ihre Hand,²¹ und das Fieber verließ sie; und sie stand auf, und bediente sie.²² Matthäus Mt 48 8 15 21 Siehe oben V.3. Matthäus Mt 48 8 15 22 [Mk 1,29]. Ein Zeichen vollkommener Wiederherstellung. Matthäus Mt 48 8 16 Vespere autem facto, obtulerunt ei multos dæmonia habentes: et ejiciebat spiritus verbo: et omnes male habentes curavit. Als es aber Abend geworden war, brachten sie viele Besessene zu ihm; und er trieb die Geister durch ein Wort aus, und heilte alle Kranken;²³ [Mk 1,32] Matthäus Mt 48 8 16 23 Vergl. [Mk 1,33]. Keine Krankheit und kein böser Geist ist, der ihm nicht untertan wäre. Matthäus Mt 48 8 17 Ut adimpleretur quod dictum est per Isaiam prophetam, dicentem: Ipse infirmitates nostras accepit: et ægrotationes nostras portavit. damit erfüllet werde, was durch den Propheten Isaias gesagt ist, der da spricht: Er hat unsere Gebrechen auf sich genommen, und unsere Krankheiten getragen.²⁴ [1Petr 2,24] Matthäus Mt 48 8 17 24 So muss es offenbar sein, dass hier mehr ist als ein Prophet. Die Worte des Propheten sind nach dem hebräischen Texte gegeben. Alle Übel haben ihren Ursprung in der Sünde. Kann der Heiland die Krankheiten hinwegnehmen, so vermag er auch die Quelle derselben zu heben, die Sünde. Da Christus durch die menschliche Natur Genugtuung für die Sünden leistet, heilt er auch durch die äußere Berührung. Matthäus Mt 48 8 18 Videns autem Jesus turbas multas circum se, jussit ire trans fretum. Da aber Jesus große Schaaren um sich sah, befahl er, über den See zu fahren.²⁵ Matthäus Mt 48 8 18 25 Auf der Ostseite des Sees. Christus will sich dem Begehren des Volkes nach einem irdischen König entziehen. Matthäus Mt 48 8 19 Et accedens unus Scriba, ait illi: Magister, sequar te, quocumque ieris. Und es trat ein Schriftgelehrter hinzu, und sprach zu ihm: Meister!²⁶ ich will dir nachfolgen, wohin du immer gehst.²⁷ Matthäus Mt 48 8 19 26 So reden auch Pharisäer den Heiland an [Mt 9,11, Mt 12,38, Mt 22,16]. Vielleicht will er seines Berufes halber Christi Gesetzeskenntnis loben. Zudem war es angesichts so großer Wunder ehrenvoll, den Herrn zu begleiten. Doch wer Christus folgen will, darf weder Reichtümer, noch Ehren, oder andere menschliche Eitelkeit suchen, wie der Evangelist mit zwei Beispielen zeigt. Das Ereignis scheint nicht das gleiche wie [Lk 9,57], da das hier erzählte mit der Fahrt in das Gebiet der Gerasener eng verbunden erscheint und die V. 18 begonnene Erzählung unterbrochen wird. Matthäus Mt 48 8 19 27 Der Schriftgelehrte will aufrichtig dem Herrn folgen, deshalb eröffnet ihm der Heiland die Schwierigkeiten. In diese Art der Nachfolge hatte jener also nicht gedacht und Christi Antwort entspricht seinem Sinne: Du suchst Reichtümer. Christus zeigt, dass er die Herzensgeheimnisse kennt, aber er beschämt nicht durch rücksichtslose Offenbarung, sondern bietet Gelegenheit zur Besserung und weist den Schriftgelehrten nicht ab. Was der Herr [Mt 6,20] gelehrt, übt er jetzt. Dass er die Armut frei gewählt, zeigt er durch die Wunder. Vergl. [2Kor 8,9]. Matthäus Mt 48 8 2 Et ecce leprosus veniens, adorabat eum, dicens: Domine, si vis, potes me mundare. Und siehe, ein Aussätziger kam, betete ihn an, und sprach: Herr!² wenn du willst, so kannst du mich rein machen. [Mk 1,40]. Matthäus Mt 48 8 2 2 Wollte er ihn damit als Gott anerkennen (Ehrns.), so geschah dies durch eine besondere Erleuchtung. Matthäus Mt 48 8 20 Et dicit ei Jesus: Vulpes foveas habent, et volucres cli nidos: filius autem hominis non habet ubi caput reclinet. Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Höhlen, und die Vögel des Himmels Nester; der Menschensohn²⁸ aber hat nicht, wo er sein Haupt niederlege. [Lk 9,58] Matthäus Mt 48 8 20 28 Durch die Bezeichnung Menschensohn, deren dogmatische Bedeutung der Schriftgelehrte kennen musste, hebt Jesus im Gegensatze zu dem bloßen Titel Meister seine Würde hervor. Das Wort Menschensohn entspricht dem neutestamentlichen Gottmensch, beide drücken das Geheimnis der Menschwerdung aus. Der Heiland nennt sich im Evangelium 50 Mal (mit den Parallelstellen 78 Mal) Gottmensch. In welchem Sinne, offenbart er selbst, indem er [Joh 5,27 und Mt 26,64] auf [Dan 7,13.14] verweist. An dieser Stelle spricht der Prophet vom Messias. [Vergl. Mt 16,27, Mt 19,28, Mt 25,31, Offb 1,7]. So erklärt sich der Heiland also hier als Messias, wenn auch nur dunkel, da auch die Werke reden sollen. Da der Menschensohn hier erscheint, wie Gott zu erscheinen pflegt, d. i. in den Wolken des Himmels, so kommt ihm göttliche und menschliche Natur zu. Matthäus Mt 48 8 21 Alius autem de discipulis ejus ait illi: Domine, permitte me primum ire, et sepelire patrem meum. Ein anderer aber von seinen Jüngern sprach zu ihm: Herr! erlaube mir zuvor hinzugehen, und meinen Vater zu begraben. Matthäus Mt 48 8 22 Jesus autem ait illi: Sequere me, et dimitte mortuos sepelire mortuos suos. Jesus aber sprach zu ihm: Folge mir, und lass die Toten ihre Toten begraben.²⁹ Matthäus Mt 48 8 22 29 Zweites Beispiel, wie sehr an dem göttlichen Berufe festzuhalten ist. Das Begräbnis fand, wenn möglich, am Todestage selbst statt [vergl. Apg 5,7] und die Pflicht, für dasselbe Sorge zu tragen, war für die Söhne eine so strenge, dass selbst Gebet und Gesetzesstudium hinten anstehen mussten. Der Jünger fordert also nur kurzen Aufschub, und das um frommer Ursache willen. Da er den Heiland Herrn genannt, hat er eine genügende Erkenntnis, um der Einladung Christi folgen zu müssen. Der Vater ist tot dem Leibe nach, andere der Seele nach, diejenigen, welche fern sind von Christus. Lass die Sorge um irdische Dinge anderen, dein Sinn sei auf himmlische gerichtet. Alles ist der von Christus gestellten Aufgabe nachzusetzen und jede entgegengesetzte Gemütsregung zu entfernen [Lk 14,33]. Matthäus Mt 48 8 23 Et ascendente eo in naviculam, secuti sunt eum discipuli ejus: Und als er in das Schifflein stieg,³⁰ folgten ihm seine Jünger.³¹ [Mk 4,36, Lk 8,22]. Matthäus Mt 48 8 23 30 Das Schiff, das er öfter zu gebrauchen pflegte. Matthäus Mt 48 8 23 31 Jünger heißen gewöhnlich die zwölf Apostel. Indes kommt der Name Apostel selten vor, einmal bei [Mt 10,2] und bei [Mk 6,30] und bei [Joh 13,16] sieben Male bei Lukas und öfter in der Apostelgeschichte. Der Heiland will Müdigkeit an sich erfahren [Hebr 4,15], doch zugleich hat er eine höhere Absicht, weshalb er den Schlaf zulässt. Matthäus Mt 48 8 24 Et ecce motus magnus factus est in mari ita ut navicula operiretur fluctibus, ipse vero dormiebat. Und³² siehe,³³ ein großer Sturm erhob sich auf dem Meere, so dass das Schifflein von Wellen bedeckt ward; er aber schlief. Matthäus Mt 48 8 24 32 Der heil. Matthäus hält sich nicht an die Zeitfolge, wie [Mk 4,35] und [Lk 8,32] zeigen. Matthäus Mt 48 8 24 33 Etwas Unerwartetes. Es war also vorher schönes Wetter. Matthäus Mt 48 8 25 Et accesserunt ad eum discipuli ejus, et suscitaverunt eum, dicentes: Domine, salva nos, perimus. Da traten seine Jünger zu ihm, weckten ihn, und sprachen: Herr!³⁴ rette uns,³⁵ wir gehen zu Grunde. Matthäus Mt 48 8 25 34 Die Jünger sollen fest werden im Glauben. Sie fürchten, dass der Herr im Schlafe für sie nicht sorge und dass der Heiland und die er erwählt, mit ihm, noch ehe das Werk begonnen, zu Grunde gehen. Matthäus Mt 48 8 25 35 Das Wort Rette uns offenbart einigen Glauben, das andere die Winzigkeit desselben. Matthäus Mt 48 8 26 Et dicit eis Jesus: Quid timidi estis, modicæ fidei? Tunc surgens, imperavit ventis, et mari, et facta est tranquillitas magna. Jesus sprach zu ihnen: Was seid ihr so furchtsam, Kleingläubige? Alsdann stand er auf, gebot³⁶ den Winden und dem Meere, und es ward eine große Stille.³⁷ Matthäus Mt 48 8 26 36 Griech: schalt. Dies ist die Sache Gottes [Ps 17,16, Ps 103,7] u. a. Matthäus Mt 48 8 26 37 Im Schlafe war er als Mensch offenbar, jetzt zeigt er sich als Gott. Die Menschen staunen. Nach [Mk 4,36] waren auch andere Schiffe daselbst. In diesem Schifflein sehen wir das Bild der Kirche (Tert. Hilar. u. a.) Matthäus Mt 48 8 27 Porro homines mirati sunt, dicentes: Qualis est hic, quia venti et mare obediunt ei? Die Leute aber³⁸ staunten und sprachen: Wer ist wohl dieser, dass ihm die Winde und das Meer gehorchen? Matthäus Mt 48 8 27 38 Die leblose Natur ist Christus untertan. Die Menschen fragen: Wer ist das? Die Dämonen antworten, da seine bloße Gegenwart ihnen unerträglich ist (Hieron.). Matthäus Mt 48 8 28 Et cum venissent trans fretum in regionem Gerasenorum, occurrerunt ei duo habentes dæmonia, de monumentis exeuntes, sævi nimis, ita ut nemo posset transire per viam illam. Als sie nun über den See in das Gebiet der Gerasener gekommen waren, liefen ihm zwei Besessene entgegen, die aus den Grabhöhlen kamen und überaus wütend waren, so dass niemand dieses Weges gehen konnte, [Mk 5,1, Lk 8,26]. Matthäus Mt 48 8 29 Et ecce clamaverunt, dicentes: Quid nobis, et tibi, Jesu fili Dei? Venisti huc ante tempus torquere nos? Und siehe, sie schrieen und sprachen: was haben wir mit dir Jesus, du Sohn Gottes?³⁹ Bist du hierher gekommen, uns vor der Zeit zu quälen?⁴⁰ Matthäus Mt 48 8 29 39 Die Teufel wissen, dass das Gericht ihnen bevorsteht [2Petr 2,4], und sie dann mehr leiden werden. Daher ihre Bitte [Lk 8,31]: Was hast du jetzt schon mit uns? Sie wollen den Menschen noch schaden. Sohn Gottes: Hier hören seine Jünger ausdrücklich, was schon die Stillung des Meeres genugsam verkündet (Ehrns.). Matthäus Mt 48 8 29 40 Die bösen Geister betrachten die Gegend der Heiden als die ihre [Mk 5,10]. Sie wollen den Menschen schaden und die Tiere quälen. Auch in der kleinsten Sache vermögen sie nichts ohne Erlaubnis, weshalb also sollten wir sie fürchten? Matthäus Mt 48 8 3 Et extendens Jesus manum, tetigit eum, dicens: Volo. Mundare. Et confestim mundata est lepra ejus. Und Jesus streckte die Hand aus, berührte ihn,³ und sprach: Ich will, werde rein!⁴ Und sogleich war er rein von seinem Aussatze.⁵ Matthäus Mt 48 8 3 3 Wie in den Sakramenten, so vereint sich hier Wort und äußeres Zeichen. (Thom.) Christus zeigt die übernatürliche Kraft seiner heiligen Menschheit. Matthäus Mt 48 8 3 4 Ich will; anders die Apostel [Apg 3,12]. Matthäus Mt 48 8 3 5 Im A. T. ward jener unrein, der einen Aussätzigen berührte, hier wird der Aussätzige selber rein, weil der reinste der Reinen ihn berührt (Ehrns.). Matthäus Mt 48 8 30 Erat autem non longe ab illis grex multorum porcorum pascens. Es war aber nicht weit von ihnen eine Herde vieler Schweine auf der Weide. [Mk 5,11, Lk 8,32]. Matthäus Mt 48 8 31 Dæmones autem rogabant eum, dicentes: Si ejicis nos hinc, mitte nos in gregem porcorum. Die bösen Geister aber baten ihn, und sprachen: Wenn du uns von hinnen austreibest, so lass uns in die Schweineherde fahren.⁴¹ Matthäus Mt 48 8 31 41 Nach [Mk 5,13] waren es 2000 Schweine. Dieselben stürzen sich in das Meer, sobald die bösen Geister in sie fahren, und so müssen viele wieder in die Hölle. Nicht einmal die Schweine vermochten die Teufel vor dem Untergange zu bewahren. Matthäus Mt 48 8 32 Et ait illis: Ite. At illi exeuntes abierunt in porcos, et ecce impetu abiit totus grex per præceps in mare: et mortui sunt in aquis. Er sprach zu ihnen: Gehet!⁴² Sie aber gingen aus, und fuhren in die Schweine, und siehe, die ganze Herde stürzte sich mit Ungestüm den Abhang hinab in das Meer, und kamen um im Wasser. Matthäus Mt 48 8 32 42 Christus ist Herr aller Dinge und darf so wohl über die Schweine verfügen wie er eine verheerende Krankheit senden kann. Zudem soll der Verlust eine Prüfung sein, ob die Gerasener die so sichtbare Ankunft des Reiches Gottes und die Überwindung der Gewalt des Bösen für ein größeres Gut halten, als den Besitz ihrer zeitlichen Güter. Matthäus Mt 48 8 33 Pastores autem fugerunt: et venientes in civitatem, nuntiaverunt omnia, et de eis, qui dæmonia habuerant. Die Hirten aber flohen, und als sie in die Stadt kamen, erzählten sie alles, auch was mit den Besessenen geschehen. Matthäus Mt 48 8 34 Et ecce tota civitas exiit obviam Jesu: et viso eo rogabant, ut transiret a finibus eorum. Und siehe, die ganze Stadt ging hinaus, Jesus entgegen; und da sie ihn sahen, baten sie ihn, dass er sich wegbegebe aus ihrem Gebiete.⁴³ [Mk 5,17, Lk 8,37]. Matthäus Mt 48 8 34 43 Sie fürchten sich, darum bitten sie den Herrn, er möchte von ihnen gehen. Wir lesen nicht, dass Christus zu ihnen zurückgekehrt sei, doch ließ er ihnen die Geheilten als Verkündiger des an ihnen geschehenen Wunders zurück. Matthäus Mt 48 8 4 Et ait illi Jesus: Vide, nemini dixeris: sed vade, ostende te sacerdoti, et offer munus, quod præcepit Moyses, in testimonium illis. Und Jesus sprach zu ihm: Siehe zu, dass du es niemanden sagest;⁶ sondern gehe hin, zeige dich dem Priester, und opfere die Gabe, welche Moses verordnet hat,⁷ ihnen zum Zeugnisse.⁸ Matthäus Mt 48 8 4 6 Der Grund [Mk 1,45] u. a. Q. Matthäus Mt 48 8 4 7 Da das mosaische Gesetz erst durch den Tod Christi aufgehoben ward, schärft Christus die Beobachtung von [Lev 14,2] ein. Wie unmittelbar göttliche Tat und die Heilung gewesen, der Geheilte wird an seine Kirche und deren Ritus gewiesen, zum Zeichen, dass auch in der Kirche des Herrn alle außerordentlichen Wege mit den ordentlichen Mitteln und Institutionen des Reiches der Gnade in Einklang bleiben müssen. Matthäus Mt 48 8 4 8 Die Priester sollen erkennen, dass Christus, mächtiger als Johannes, der ist, welcher nach ihm kommen sollte [Joh 1,15], dem also nach [Dtn 18,15] alle zu gehorchen haben. Weisen sie alles von sich, so wird eben dies ein Zeugnis sein für ihre Halsstarrigkeit. Matthäus Mt 48 8 5 Cum autem introisset Capharnaum, accessit ad eum Centurio, rogans eum, Als er aber in Kapharnaum einzog, trat ein Hauptmann⁹ zu ihm, bat ihn, [Lk 7,1]. Matthäus Mt 48 8 5 9 Lukas erzählt, dass andere den Heiland gebeten, nach diesen tritt also der Hauptmann wohl herzu. Der Herr hat den Juden wohlgetan, jetzt zeigt er den Heiden seine Güte. Der Hauptmann stand unter Herodes dem Vierfürsten und war ein Heide, vielleicht Proselyt, da die Juden für ihn bitten. Der Hauptmann fügt aus Ehrfurcht und Demut seine Bitte hinzu, denn eine solche lag bereits in der Anrede und der ganzen Erzählung. Des Hauptmannes Beispiel ist auch ein Vorbild für das Verhalten der Herren gegen ihre Diener. Matthäus Mt 48 8 6 Et dicens: Domine, puer meus jacet in domo paralyticus, et male torquetur. und sprach: Herr! mein Knecht liegt zu Hause gelähmt, und leidet große Qual. Matthäus Mt 48 8 7 Et ait illi Jesus: Ego veniam, et curabo eum. Und Jesus sprach zu ihm: Ich will kommen, und ihn heilen.¹⁰ Matthäus Mt 48 8 7 10 Der Heiland will mehr tun, nicht allein heilen, sondern selbst kommen, was er dem Höhergestellten nicht gewährt [Joh 4,47]. Der Kenner der Herzen gibt dem Hauptmanne Gelegenheit zur Beschämung der Juden die Größe seines Glaubens und seiner Demut zu zeigen. Vergl. [Mk 7,26]. Matthäus Mt 48 8 8 Et respondens Centurio, ait: Domine non sum dignus ut intres sub tectum meum: sed tantum dic verbo, et sanabitur puer meus. Und der Hauptmann antwortete, und sprach: Herr! ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht geheilt sein.¹¹ [Lk 7,6]. Matthäus Mt 48 8 8 11 Welche Demut und welche Ehrfurcht gegen den Heiland! So sprach auch Petrus [Lk 5,8]. Welch Gegensatz gegen den Hochmut der Gesetzeslehrer! Diese Demut verdiente nicht nur die Erhörung von Christus, sondern auch die große Ehre, dass die Kirche die Worte des Hauptmannes allen Gläubigen in den Mund legt, wenn der Herr im allerheiligsten Altarssakramente in das Haus ihrer Seele eingehen will. Matthäus Mt 48 8 9 Nam et ego homo sum sub potestate constitutus, habens sub me milites, et dico huic: Vade, et vadit: et alii, Veni, et venit: et servo meo, Fac hoc, et facit. Denn auch ich bin ein Mann, der Obrigkeit unterworfen, und habe Soldaten unter mir; und sage ich zu diesem: Geh! und er geht; und zu einem andern: Komm her! und er kommt; und zu meinem Knechte: Tu das! und er tut es.¹² Matthäus Mt 48 8 9 12 Der Hauptmann wohnte in Kapharnaum und hatte also von den Wundern, die Christus daselbst getan [Joh 4,50, Lk 4,33, Lk 4,39-41], Kunde. Was der Heide aus Christi Werken gelernt, wollten jene nicht erkennen, die durch das Gesetz erzogen von Johannes dem Täufer über die Ankunft des Messias belehrt waren. Matthäus Mt 48 0 1 Barmherzigkeit Jesu gegen die Sünder. (V. 13) Jesus bekämpft falsche Meinungen der Juden. (V. 17) Andere Wundertaten des Herrn. (V. 34) 4. Jesus der Stifter des messianischen Reiches. (9,35-13) A: Berufung und Unterweisung der Apostel. (9,35-10) Berufung der Apostel. (K. 10 V. 4) Matthäus Mt 48 9 1 Et ascendens in naviculam, transfretavit, et venit in civitatem suam. Und er stieg in ein Schiff, fuhr über, und kam in seine Stadt.¹ Matthäus Mt 48 9 1 1 Nach Kapharnaum. Der Evangelist erzählt nicht nach der zeitlichen Reihenfolge. Matthäus Mt 48 9 10 Et factum est discumbente eo in domo, ecce multi publicani, et peccatores venientes discumbebant cum Jesu, et discipulis ejus. Und es geschah, als er im Hause zu Tische war, siehe, da kamen viele Zöllner und Sünder¹⁴ und setzten sich mit Jesus und seinen Jüngern zu Tische. Matthäus Mt 48 9 10 14 Matthäus gibt ein Mahl, Christus nimmt die Einladung an und zieht durch seine Güte viele Sünder herbei. Sünder hießen bei den Pharisäern alle, welche die Riten und Gewohnheiten der Juden nicht genau beobachteten, z. B. mit Heiden verkehrten. Solche mieden die Schriftgelehrten wie Aussätzige. Matthäus Mt 48 9 11 Et videntes Pharisæi, dicebant discipulis ejus: Quare cum publicanis, et peccatoribus manducat Magister vester? Da die Pharisäer dies sahen, sprachen sie zu seinen Jüngern:¹⁵ Warum isst euer Meister mit den Zöllnern und Sündern? Matthäus Mt 48 9 11 15 Bei den Jüngern hoffen sie auf leichteren Sieg. Matthäus Mt 48 9 12 At Jesus audiens, ait: Non est opus valentibus medicus, sed male habentibus. Jesus aber hörte es, und sprach: Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken.¹⁶ Matthäus Mt 48 9 12 16 Es wäre zu tadeln, wollte der Arzt nur die Gesunden aufsuchen. Christus erklärt sich als Arzt der Menschheit, besonders der Leidenden. [Ez 34,16] Matthäus Mt 48 9 13 Euntes autem discite quid est: Misericordiam volo, et non sacrificium. Non enim veni vocare justos, sed peccatores. Gehet aber hin,¹⁷ und lernet, was es heißt: Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer;¹⁸ denn ich bin nicht gekommen, Gerechte zu berufen,¹⁹ sondern Sünder. [Hos 6,6, Mt 12,7]. Matthäus Mt 48 9 13 17 Eine in rabbinischen Disputationen häufig wiederkehrende Redeweise. Matthäus Mt 48 9 13 18 [Hos 6,6] Matthäus Mt 48 9 13 19 Alle sind Sünder, also alle will ich rufen. Welche Sanftmut selbst gegen die böswilligen Pharisäer! Matthäus Mt 48 9 14 Tunc accesserunt ad eum discipuli Joannis, dicentes: Quare nos, et Pharisæi jejunamus frequenter: discipuli autem tui non jejunant? Alsdann traten die Jünger des Johannes²⁰ zu ihm, und sprachen:²¹ Warum fasten wir und die Pharisäer oft, deine Jünger aber fasten nicht? [Mk 2,18, Lk 5,33]. Matthäus Mt 48 9 14 20 Die Pharisäer greifen jetzt den Meister selbst an. Selbst die Wunder vermögen nicht sie zu überzeugen, dass Gott der Führer des Herrn ist. Matthäus Mt 48 9 14 21 Sie haben sich die Hilfe der Jünger des heil. Johannes gesichert, da sie dessen Ansehen beim Volke kennen. Wie töricht sind diese Jünger, dass sie sich denen zugesellen, die ihr Meister verwirft! Matthäus Mt 48 9 15 Et ait illis Jesus: Numquid possunt filii sponsi lugere, quamdiu cum illis est sponsus? Venient autem dies cum auferetur ab eis sponsus: et tunc jejunabunt. Jesus sprach zu ihnen: Können wohl die Freunde des Bräutigams trauern, so lange der Bräutigam bei ihnen ist?²² Es werden aber Tage kommen, da ihnen der Bräutigam genommen wird²³ und alsdann werden sie fasten.²⁴ Matthäus Mt 48 9 15 22 Christus antwortet mit den Worten des heil. Johannes. [Joh 3,29]. Wie das Bündnis am Sinai, so wird das messianische Reich oft einer Hochzeitsfeier verglichen. Da nun Gott der Bräutigam ist, offenbart der Herr seine Gottheit. Eine Hochzeit dauerte eine Woche und während dieser Zeit waren die Teilnehmer nach rabbinischer Vorschrift vom Fasten frei, selbst wenn der Versöhnungstag in dieselbe fiel. Die Teilnehmer sollten die Freude der Brautleute mehren helfen. Matthäus Mt 48 9 15 23 Hier deutet der Heiland zum ersten Male seinen bitteren Tod an. Matthäus Mt 48 9 15 24 Christus sagt voraus, was geschehen wird, aber ordnet es selbst an. Also ist das Fasten von der Kirche mit Recht vorgeschrieben. Matthäus Mt 48 9 16 Nemo autem immittit commissuram panni rudis in vestimentum vetus: tollit enim plenitudinem ejus a vestimento, et pejor scissura fit. Niemand aber setzt einen Fleck von neuem Tuch auf ein altes Kleid;²⁵ denn der neue Fleck reißt vom Kleide ab, was er braucht zu seiner Ausfüllung, und der Riss wird ärger.²⁶ Matthäus Mt 48 9 16 25 Die Jünger Johannes irrten in ihrer Voraussetzung, dass im Reiche des Herrn das alte Gesetz fortdauern werde. Christus hebt den Irrtum durch ein doppeltes Gleichnis. Matthäus Mt 48 9 16 26 Wenn das Tuch nass wird, zieht sich der neue Fleck zusammen und reißt das alte Kleid entzwei. Matthäus Mt 48 9 17 Neque mittunt vinum novum in utres veteres, alioquin rumpuntur utres, et vinum effunditur, et utres pereunt. Sed vinum novum in utres novos mittunt, et ambo conservantur. Auch gießt man nicht neuen Wein in alte Schläuche, sonst bersten die Schläuche, und der Wein läuft aus, und die Schläuche gehen zu Grunde;²⁷ sondern man gießt neuen Wein in neue Schläuche, und so werden beide erhalten.²⁸ Matthäus Mt 48 9 17 27 Der Wein wird im Morgenlande in ledernen Schläuchen, deren narbige Seite nach innen gekehrt ist, aufbewahrt und transportiert. [Joh 9,4] Matthäus Mt 48 9 17 28 Der größere Schaden und was zu tun ist, wird im zweiten Gleichnis erklärt. Der Geist, welchen der Erlöser bringt, darf nicht unter das Joch des Gesetzes gebeugt werden. Der heil. Paulus erklärt den Gegensatz beider Testamente [Gal 4,1, Kol 2,17, Röm 8,15, Hebr 8,9]. Einige Ausleger, unter ihnen Hieron., beziehen die Worte alte Schläuche auf die Pharisäer. Matthäus Mt 48 9 18 Hæc illo loquente ad eos, ecce princeps unus accessit, et adorabat eum, dicens: Domine, filia mea modo defuncta est: sed veni, impone manum tuam super eam, et vivet. Während er dieses zu ihnen redete,²⁹ siehe, da trat ein Vorsteher³⁰ herzu, betete ihn an,³¹ und sprach: Herr! meine Tochter ist so eben gestorben; aber komm, und lege deine Hand auf sie, und sie wird leben.³² [Mk 5,22, Lk 8,41]. Matthäus Mt 48 9 18 29 Weitere Schilderung der Macht und Güte Christi, des wachsenden Glaubens im Volke, des zunehmenden Hasses der Pharisäer. Die weiteren Umstände siehe [Mk 5,22, Lk 8,41]. Die einleitenden Worte zeigen, dass der heil. Matthäus hier die Zeitfolge einhält, also fällt die ähnliche Erzählung bei Markus und Lukas nicht mit dieser zusammen. Matthäus Mt 48 9 18 30 Jairua (Luk.) Vorsteher der Synagoge (Luk., Mark.). Matthäus Mt 48 9 18 31 Fiel ihm zu Füßen. Matthäus Mt 48 9 18 32 Der Vorsteher hatte wohl schon viele Heilungen gesehen. Seine Bitte ist nicht so vollkommen wie die des Hauptmanns [Mt 8,10] Matthäus Mt 48 9 19 Et surgens Jesus sequebatur eum, et discipuli ejus. Und Jesus stand auf, und folgte ihm mit seinen Jüngern.³³ Matthäus Mt 48 9 19 33 Anders als der Herr [Joh 4,48] handelt. Er will zugleich dem blutflüssigen Weibe Gelegenheit geben, ihm zu nahen. Matthäus Mt 48 9 2 Et ecce offerebant ei paralyticum jacentem in lecto. Et videns Jesus fidem illorum, dixit paralytico: Confide fili, remittuntur tibi peccata tua. Und siehe, sie brachten zu ihm einen Gelähmten, der auf einem Bette lag. Da nun Jesus ihren Glauben sah,² sprach er zu dem Gelähmten: Sei getrost, Sohn!³ deine Sünden werden dir vergeben,⁴ [Mk 2,3, Lk 5,18]. Matthäus Mt 48 9 2 2 Der Glaube ist hier die Überzeugung von der Macht Christi und seiner Güte, aus welcher dann Vertrauen entspringt. Matthäus Mt 48 9 2 3 Welches innige Vertrauen muss diese Anrede erwecken! Matthäus Mt 48 9 2 4 Der Gelähmte wollte doch aber gesund werden? Jesu Gegenwart und Heiligkeit hat in dem Kranken Schmerz über seine Sünden und Verachtung seiner selbst erweckt. Vergl. [Gen 17,3, Jes 6,5, Dan 7,15] Darum entspricht Jesus zuerst dem Herzensbedürfnisse, über das jener sein leibliches Leiden fast vergisst. So wie hier Jesus hat noch nie ein Prophet gesprochen. Christus zeigt, dass die Zeit des Messias gekommen und dass er es ist, wie [Joh 1,29] gesagt. Matthäus Mt 48 9 20 Et ecce mulier, quæ sanguinis fluxum patiebatur duodecim annis, accessit retro, et tetigit fimbriam vestimenti ejus. Und siehe, ein Weib, das seit zwölf Jahren am Blutflusse litt,³⁴ trat von hinten hinzu,³⁵ und berührte den Saum seines Kleides;³⁶ [Mk 5,25, Lk 8,43]. Matthäus Mt 48 9 20 34 Um so größer das Wunder. Matthäus Mt 48 9 20 35 Die Krankheit zog levitische Unreinheit nach sich [Lev 15,25]. Matthäus Mt 48 9 20 36 Die Hebräer mussten nach [Num 15,38] vier Quäschen an den vier Ecken des Oberkleides tragen, um immer an die Gebote Gottes erinnert zu werden. Matthäus Mt 48 9 21 Dicebat enim intra se: Si tetigero tantum vestimentum ejus: salva ero. denn sie sprach bei sich selbst: Wenn ich nur sein Kleid berühre, so wird mir geholfen sein. Matthäus Mt 48 9 22 At Jesus conversus, et videns eam, dixit: Confide filia, fides tua te salvam fecit. Et salva facta est mulier ex illa hora. Jesus aber wandte sich um, sah sie, und sprach:³⁷ Sei getrost,³⁸ Tochter! dein Glaube hat dir geholfen. Und das Weib ward gesund von derselben Stunde an. Matthäus Mt 48 9 22 37 Aus der Heilung und dem Lobe Christi folgt das Recht der Verehrung aller Reliquien Christi, und aus ähnlichen Gründen auch der Heiligen. Matthäus Mt 48 9 22 38 Lob und Güte. Vergl. [Mt 9,2]. Christus will ihren Glauben offenbar machen, damit andere ihn nachahmen, besonders der Vorsteher. Gleichzeitig offenbart sich der Herr als Kenner aller Herzensgeheimnisse wie [Mt 9,4]. Matthäus Mt 48 9 23 Et cum venisset Jesus in domum principis, et vidisset tibicines et turbam tumultuantem, dicebat: Als nun Jesus in das Haus des Vorstehers kam, und die Flötenspieler und die lärmende Menge sah,³⁹ sprach er: Matthäus Mt 48 9 23 39 Zwei Flötenbläser und eine Klagefrau erschienen bei dem Leichenbegräbnisse selbst des ärmsten. Die Verwandten sind gleichfalls zugegen. Matthäus Mt 48 9 24 Recedite: non est enim mortua puella, sed dormit. Et deridebant eum. Weichet!⁴⁰ denn das Mädchen ist nicht gestorben, sondern es schläft.⁴¹ Doch sie verlachten ihn.⁴² Matthäus Mt 48 9 24 40 Die Klage darf nur denen gelten, welche tot bleiben. Matthäus Mt 48 9 24 41 Weil sie aufzuerwecken ist. Ähnlich [Joh 11,11]. Matthäus Mt 48 9 24 42 So wird einst ein großer Teil des Volkes den Erlöser von sich weisen. Matthäus Mt 48 9 25 Et cum ejecta esset turba, intravit: et tenuit manum ejus. Et surrexit puella. Nachdem aber das Volk hinausgeschafft war, ging er hinein, und nahm es bei der Hand.⁴³ Und das Mädchen stand auf. Matthäus Mt 48 9 25 43 Über die äußere Berührung siehe [Mt 8,3]. Auch die Toten müssen die Stimme dessen hören, der Herr ist über Leben und Tod. [Joh 5,25]. Matthäus Mt 48 9 26 Et exiit fama hæc in universam terram illam. Und der Ruf davon ging aus in jene ganze Gegend.⁴⁴ Matthäus Mt 48 9 26 44 Um so größer ist ihre Schuld, als [Dtn 18,19] deutlich zu ihnen sprach. Matthäus Mt 48 9 27 Et transeunte inde Jesu, secuti sunt eum duo cæci, clamantes, et dicentes: Miserere nostri, Fili David. Als nun Jesus von dannen weiter ging, folgten ihm zwei Blinde,⁴⁵ die riefen und sprachen: Erbarme dich unser,⁴⁶ Sohn Davids!⁴⁷ Matthäus Mt 48 9 27 45 Einige beginnen zu glauben, so die beiden Blinden. Matthäus Mt 48 9 27 46 Sie zweifeln nicht an seiner Macht. Matthäus Mt 48 9 27 47 Messias. Vergl. [Mt 22,42, Joh 7,42]. Matthäus Mt 48 9 28 Cum autem venisset domum, accesserunt ad eum cæci. Et dicit eis Jesus: Creditis quia hoc possum facere vobis? Dicunt ei: Utique, Domine. Als er aber nach Hause⁴⁸ gekommen war, traten die Blinden zu ihm, und Jesus sprach zu ihnen:⁴⁹ Glaubet ihr, dass ich euch dieses tun kann? Sie sprachen zu ihm: Ja, Herr!⁵⁰ Matthäus Mt 48 9 28 48 Wohl das Haus des heil. Petrus. Matthäus Mt 48 9 28 49 Der Heiland prüft und mehrt ihren Glauben, dass er aus eigener Kraft helfen könne. Matthäus Mt 48 9 28 50 Der Heiland lehrt uns alle Schaustellung fliehen und anhalten im Gebet. Matthäus Mt 48 9 29 Tunc tetigit oculos eorum, dicens: Secundum fidem vestram fiat vobis. Da berührte er ihre Augen, und sprach: Nach eurem Glauben geschehe euch! Matthäus Mt 48 9 3 Et ecce quidam de Scribis dixerunt intra se: Hic blasphemat. Und siehe, einige von den Schriftgelehrten sprachen bei sich selbst: Dieser lästert Gott! Matthäus Mt 48 9 30 Et aperti sunt oculi eorum: et comminatus est illis Jesus, dicens, Videte ne quis sciat. Und ihre Augen wurden aufgetan.⁵¹ Und Jesus gebot ihnen ernstlich, und sprach: Sehet zu, dass es niemand erfahre!⁵² Matthäus Mt 48 9 30 51 Die Augen der Blinden gelten als geschlossene. Matthäus Mt 48 9 30 52 Christus will sich nicht der Gehässigkeit der Pharisäer und Schriftgelehrten aussetzen und verbietet ihnen zu verbreiten, dass er der Messias ist. (Vergl. [Lk 4,41, Mk 1,34]). Den Grund siehe [Mt 8,4]. Trotz alledem ward er später angeklagt, er wiegele das Volk auf. [Lk 23,5]. Matthäus Mt 48 9 31 Illi autem exeuntes diffamaverunt eum in tota terra illa. Sie aber gingen hinaus, und verbreiteten seinen Ruf in jener ganzen Gegend. Matthäus Mt 48 9 32 Egressis autem illis, ecce obtulerunt ei hominem mutum, dæmonium habentem. Als nun diese hinweggegangen waren, siehe, brachte man einen Menschen zu ihm, der stumm und von einem bösen Geiste besessen war.⁵³ [Mt 12,22, Lk 11,14]. Matthäus Mt 48 9 32 53 Der böse Geist machte ihn stumm. Matthäus Mt 48 9 33 Et ejecto dæmonio, locutus est mutus, et miratæ sunt turbæ, dicentes: Numquam apparuit sic in Israel. Und als der böse Geist ausgetrieben war, redete der Stumme, und das Volk verwunderte sich,⁵⁴ und sprach: Niemals⁵⁵ hat man solches in Israel gesehen! Matthäus Mt 48 9 33 54 Die Menge, Größe und Leichtigkeit der Wunderwerke setzt das Volk in Erstaunen. Matthäus Mt 48 9 33 55 Dass mit einem einzigen Worte die bösen Geister ausgetrieben werden. Matthäus Mt 48 9 34 Pharisæi autem dicebant: In principe dæmoniorum ejicit dæmones. Die Pharisäer aber sprachen: Durch den Obersten der bösen Geister treibt er die bösen Geister aus!⁵⁶ Matthäus Mt 48 9 34 56 Er ist selbst ein Genosse der bösen Geister. Über Beelzebub siehe [Mt 10,25 und Mt 12,34]. Das Volk soll nicht allein von Christus abgewendet werden, es soll auch gegen ihn aufgereizt werden. Die Pharisäer sündigen gegen den heiligen Geist. Vielleicht sprechen sie so in Christi Abwesenheit, da erst [Mt 12,25] eine Antwort hierauf folgt. Wie töricht sind sie! Christus trieb ja nicht nur böse Geister aus, sondern heilte auch Aussätzige, erweckte Tote, beruhigte das Meer, ließ Sünden nach u. s. s. (Ehrns.) Die Pharisäer sind ein Vorbild aller, die sich der Pflicht zu glauben zu entziehen suchen. Matthäus Mt 48 9 35 Et circuibat Jesus omnes civitates, et castella, docens in synagogis eorum, et prædicans evangelium regni, et curans omnem languorem, et omnem infirmitatem. Und Jesus zog umher durch alle Städte und Flecken, indem er in ihren Synagogen lehrte und das Evangelium vom Reiche predigte,⁵⁷ und jegliche Krankheit und jegliches Siechtum heilte. [Mk 6,6]. Matthäus Mt 48 9 35 57 Ob Christus diese Reden zu gleicher Zeit hielt? Der Herr pflegt mit der Aufgabe der Gegenwart einen Ausblick in die Zukunft zu verbinden vergl. [Mt 24], wenn er auch die einzelnen Stücke bei geeigneter Gelegenheit wieder besonders einschärft. Überall entdeckt der Heiland gleiche Vernachlässigung durch die Schuld der Pharisäer und Schriftgelehrten. Auch in kleinen Flecken verkündet er die Lehre des Heils (Hier.) und offenbart seine Güte und Macht, um die, welche seine Predigt nicht gewonnen, durch Werke zu überzeugen. Matthäus Mt 48 9 36 Videns autem turbas, misertus est eis: quia erant vexati, et jacentes sicut oves non habentes pastorem. Als er aber die Volksscharen sah, erbarmte es ihn derselben,⁵⁸ denn sie waren geplagt und darniederliegend wie Schafe, die keinen Hirten haben.⁵⁹ Matthäus Mt 48 9 36 58 Griech.: Ward er von tiefstem Mitleid gerührt. Matthäus Mt 48 9 36 59 Das Volk Gottes heißt oft im A. T. seine Herde. Geplagt: vergl. [Mi 3,2]. Gerade die Schafe bedürfen am meisten der Fürsorge. Vergleiche zu der Schilderung [Ez 34,3-6]. Matthäus Mt 48 9 37 Tunc dicit discipulis suis: Messis quidem multa, operarii autem pauci. Da sprach er zu seinen Jüngern:⁶⁰ Die Ernte ist zwar groß, der Arbeiter aber sind wenige.⁶¹ Matthäus Mt 48 9 37 60 Die Jünger sollen von Mitleid erfüllt sich der Sorge für das Heil derselben weihen. Matthäus Mt 48 9 37 61 Das Volk ist zum Zeichen Gottes berufen. Matthäus Mt 48 9 38 Rogate ergo Dominum messis, ut mittat operarios in messem suam. Bittet daher den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.⁶² Matthäus Mt 48 9 38 62 Von seiten der Pharisäer droht Gefahr. Die Jünger sollen beten: Es ist Gottes gute Hirten zu geben und auch die Gläubigen können die Ausbreitung des Reiches Gottes durch ihr Gebet fördern. Der Herr der Ernte ist Gott der Vater. Vergl. [Joh 15,1]. Matthäus Mt 48 9 4 Et cum vidisset Jesus cogitationes eorum, dixit: Ut quid cogitatis mala in cordibus vestris? Und da Jesus ihre Gedanken sah, sprach er:⁵ Warum denket ihr Böses in euren Herzen?⁶ Matthäus Mt 48 9 4 5 Gott allein kennt die Herzensgeheimnisse [Jer 17,10, Ps 7,10], also gibt der Herr seine Gottheit kund. Matthäus Mt 48 9 4 6 Sie mussten ihn erkennen. Matthäus Mt 48 9 5 Quid est facilius dicere: Dimittuntur tibi peccata tua: an dicere: Surge, et ambula? Was ist leichter, zu sagen: Deine Sünden werden dir vergeben; oder zu sagen: Stehe auf, und wandle?⁷ Matthäus Mt 48 9 5 7 Beides ist gleich schwer, doch erscheint das eine den Augen der Menschen, das andere bleibt verborgen. Beides erfordert göttliche, gleichsam schöpferische Macht. So tut denn Christus ein äußeres Werk, das innere zu beweisen. (Hier.) Matthäus Mt 48 9 6 Ut autem sciatis, quia Filius hominis habet potestatem in terra dimittendi peccata, tunc ait paralytico: Surge, tolle lectum tuum, et vade in domum tuam. Damit ihr aber wisset, dass der Menschensohn Gewalt hat auf Erden, die Sünden zu vergeben,⁸ sprach er dann zu dem Gelähmten: Stehe auf, nimm dein Bett, und geh in dein Haus!⁹ Matthäus Mt 48 9 6 8 Der Messias übt sein Amt auf Erden in sichtbarer Weise, wie noch jetzt im heil. Bußsakrament. Matthäus Mt 48 9 6 9 Die Betten sind im Morgenlande sehr leicht. Er soll das Bett nehmen als Zeichen, dass er wahrhaft gesund ist, und nach Hause gehen, damit auch die Abwesenden Kunde von der Heilung erlangen. Matthäus Mt 48 9 7 Et surrexit, et abiit in domum suam. Und er stand auf, und ging fort in sein Haus. Matthäus Mt 48 9 8 Videntes autem turbæ timuerunt, et glorificaverunt Deum, qui dedit potestatem talem hominibus. Da aber das Volk dieses sah, fürchtete es sich, und pries Gott,¹⁰ der solche Macht den Menschen gegeben. Matthäus Mt 48 9 8 10 Die Pharisäer schweigen. Die sich für gerecht hielten und der Vergebung nicht bedürftig, erweisen sich als ungeeignet für das Reich Gottes. Das Volk fühlt Gottes Hand. Matthäus Mt 48 9 9 Et, cum transiret inde Jesus, vidit hominem sedentem in telonio, Matthæum nomine. Et ait illi: Sequere me. Et surgens, secutus est eum. Als Jesus von da weiter ging,¹¹ sah er einen Mann an der Zollstätte sitzen, Matthäus mit Namen.¹² Und er sprach zu ihm: Folge mir!¹³ Da stand er auf, und folgte ihm. [Mk 2,14, Lk 5,27]. Matthäus Mt 48 9 9 11 Von dem Orte, an dem er den Gelähmten geheilt. Matthäus Mt 48 9 9 12 Jesus geht noch weiter, er beruft einen Sünder in seine Nachfolge. Matthäus (Theodor, Gottesgabe) wird von den anderen Evangelisten Levi genannt. Die Zollpächter, Zöllner genannt, waren verachtet, weil sie gleichsam Helfer der Römer waren, von denen sich die Juden gegen Gottes Gesetz bedrückt glaubten. Matthäus erzählt seine Geschichte im Anschluss an die Heilung, als ob auch er von Schwachheit und Unreinheit geheilt ward. Matthäus Mt 48 9 9 13 Vergl. [Mt 4,19.21] Er hatte wohl schon viel von Jesus gehört und seiner Predigt beigewohnt, Wunder geschaut usw. Zudem trifft ihn ein Strahl der Gottheit, die durch die heil. Menschheit des Herrn hindurchleuchtet. Matthäus Mt 48 0 1 Unterweisung der Apostel über das Predigtamt. (V. 15) Über die Verfolgungen. (V. 31) Folgen der Predigt. Matthäus Mt 48 10 1 Et convocatis duodecim discipulis suis, dedit illis potestatem spirituum immundorum, ut ejicerent eos, et curarent omnem languorem, et omnem infirmitatem. Und er rief seine zwölf Jünger¹ zusammen, und gab ihnen Gewalt über unreine Geister, dass sie dieselben austrieben, und jegliche Krankheit und jegliches Gebrechen heilten. [Mk 3,13, Lk 6,13, Lk 9,1]. Matthäus Mt 48 10 1 1 Die Apostel. Wie das Volk Israel von zwölf Vätern seinen Ursprung herleitete, so sollten zwölf geistliche Väter das Volk des Neuen Bundes stiften. Vergl. [1Kor 4,15] u. a. Gesandte pflegen Mittel zu erhalten, welche ihnen Autorität sichern. So gibt Christus den Aposteln, was nur Gott verleihen kann. Über die Weise, wie der Herr diese Macht mitteilte, wird nichts gesagt. Christus betet nicht zuvor zum Vater, so erscheint seine höchste Gewalt aller Augen. Matthäus Mt 48 10 10 Non peram in via, neque duas tunicas, neque calceamenta, neque virgam: dignus enim est operarius cibo suo. auch keine Tasche²² auf dem Wege, noch zwei Kleider,²³ nicht Schuhe,²⁴ noch Stab;²⁵ denn der Arbeiter ist seines Unterhaltes wert.²⁶ Matthäus Mt 48 10 10 22 Die Tasche diente zur Aufbewahrung von Speisen für eine längere Reise. Matthäus Mt 48 10 10 23 Innere Kleider. Matthäus Mt 48 10 10 24 Nur Sandalen also. Schuhe dienten für eine längere Reise. Matthäus Mt 48 10 10 25 Beim heiligen Markus wird ein Stab erlaubt. Der Sinn ist derselbe, diesen gaben beide Evangelisten. Matthäus Mt 48 10 10 26 Gott wird Sorge tragen, dass es ihm nicht am Nötigsten fehle. Diese Gebote galten in ihrer Wesenheit für alle Missionen, in Einzelheiten nur für diese, da sie jetzt zu bekannten und durch die Predigt und die Wunder vorbereiteten Menschen gehen. Vergl. [1Kor 9,5, Apg 20,33]. Matthäus Mt 48 10 11 In quamcumque autem civitatem, aut castellum intraveritis, interrogate quis in ea dignus sit: et ibi manete donec exeatis. In welche Stadt aber, oder in welchen Flecken ihr immer kommen werdet, da fraget, wer darin würdig sei,²⁷ und bleibet da, bis ihr fort gehet.²⁸ Matthäus Mt 48 10 11 27 Die Predigt darf nicht verächtlich erscheinen, deshalb muss ein geachteter Gastfreund erwählt werden (Hier. Ehrns.) Matthäus Mt 48 10 11 28 Die Apostel sollen nicht leichtfertig und unbeständig erscheinen. Matthäus Mt 48 10 12 Intrantes autem in domum, salutate eam, dicentes: Pax huic domui. Indem ihr aber in ein Haus tretet, begrüßet es, und saget: Friede sei mit diesem Hause!²⁹ Matthäus Mt 48 10 12 29 Der Friede des Messias. Matthäus Mt 48 10 13 Et si quidem fuerit domus illa digna, veniet pax vestra super eam: si autem non fuerit digna, pax vestra revertetur ad vos. Wenn nun das Haus dessen würdig ist,³⁰ so wird euer Friede über dasselbe kommen; ist es aber dessen nicht würdig, so wird euer Friede auf euch zurückkehren.³¹ Matthäus Mt 48 10 13 30 Das Haus ist würdig, wenn es fromme Bewohner hat. Sind die Bewohner hartnäckig, so erlangen sie das Gut nicht, das er ihnen wünscht. Matthäus Mt 48 10 13 31 Wie [Jes 45,23, Jes 55,11]. Nicht der Erfolg, sondern die Art der Arbeit bestimmt den Lohn [1Kor 3,8]. Matthäus Mt 48 10 14 Et quicumque non receperit vos, neque audierit sermones vestros: exeuntes foras de domo vel civitate, excutite pulverem de pedibus vestris. Und wer immer euch nicht aufnimmt, und eure Reden nicht anhört, da gehet hinaus aus dessen Hause oder aus der Stadt, und schüttelt den Staub von euern Füßen.³² Matthäus Mt 48 10 14 32 Achte Vorschrift. Bei [Mk 6,11] wird hinzugefügt: Zum Zeugnis für sie. Ebenso [Lk 9,5]. Dies taten die Apostel: [Apg 13,51 und Apg 18,6]. Matthäus Mt 48 10 15 Amen dico vobis: Tolerabilius erit terræ Sodomorum, et Gomorrhæorum in die judicii, quam illi civitati. Wahrlich, ich sage euch, erträglicher wird es dem Lande der Sodomiter und Gomorrhiter ergehen am Tage des Gerichtes, als jener Stadt!³³ Matthäus Mt 48 10 15 33 Zur Sünde wird Erkenntnis und Freiheit des Willens erfordert. Je größer beide sind, desto schwerer ist das Verbrechen. Mit welcher Autorität spricht Christus! Er gibt den Aposteln die höchste Gewalt, versichert sie, es werde ihnen an nichts fehlen, verheißt ihren Gebeten Segen, bedroht mit den schwersten Strafen diejenigen, welche sie zurückweisen! Matthäus Mt 48 10 16 Ecce ego mitto vos sicut oves in medio luporum. Estote ergo prudentes sicut serpentes, et simplices sicut columbæ. Sehet,³⁴ ich sende euch wie Schafe inmitten von Wölfen. Seid daher klug wie die Schlangen, und einfältig wie die Tauben!³⁵ [Lk 10,3]. Matthäus Mt 48 10 16 34 Zwei Dinge können den Verkündern des Evangeliums besonders schaden: Habsucht und Furcht vor dem Tode und ähnlichen Übeln. Gegen die erstere hat Christus die Apostel bereits gewaffnet. Schauet auf meine Macht, so wird euch die Größe der Gefahr nicht schrecken. Matthäus Mt 48 10 16 35 Seid einfältig ohne List und Rachsucht (Basil. Ehrns.), aber auch klug die Gefahren zu meiden, keine Gelegenheit zu übler Nachrede zu geben, die Lehre in passender Weise vorzulegen (Basil.). Matthäus Mt 48 10 17 Cavete autem ab hominibus. Tradent enim vos in conciliis, et in synagogis suis flagellabunt vos: Nehmet euch aber in Acht vor den Menschen;³⁶ denn sie werden euch an Gerichtshöfe überantworten, und in ihren Synagogen euch geißeln.³⁷ Matthäus Mt 48 10 17 36 Besondere Dinge: Nehmet euch in Acht vor den Menschen, die Feinde der Wahrheit und des Reiches Gottes sind. Matthäus Mt 48 10 17 37 Dass in Synagogen gegeißelt wurde, erhellt aus [Apg 22,19, Apg 26,11]. Es gab zwei Arten von Geißelung: Nur die Geißelung bis zu 39 Streichen, [2Kor 11,24] nicht die Geißelung bis zum Tode konnte von den jüdischen Gerichten verhängt werden. Matthäus Mt 48 10 18 Et ad præsides, et ad reges ducemini propter me in testimonium illis, et gentibus. Und vor Statthalter und vor Könige³⁸ werdet ihr geführt werden um meinetwillen,³⁹ ihnen und den Heiden zum Zeugnisse.⁴⁰ Matthäus Mt 48 10 18 38 Wie Paulus von Agrippa, [Apg 25,23], Petrus und Paulus vor Nero, Johannes vor Domitian. Matthäus Mt 48 10 18 39 Trost. So [Apg 4,7, Apg 5,18.40]. Matthäus Mt 48 10 18 40 Zum Zeugnisse eurer Beharrlichkeit und eurer Rechtfertigung auch vor Gott, wenn sie euch zurückweisen. Matthäus Mt 48 10 19 Cum autem tradent vos, nolite cogitare quomodo, aut quid loquamini: dabitur enim vobis in illa hora, quid loquamini. Wenn sie euch aber überantworten, so seid nicht besorgt, wie oder was ihr reden sollet; denn es wird euch in jener Stunde gegeben werden, was ihr reden sollet.⁴¹ [Lk 12,11]. Matthäus Mt 48 10 19 41 Wie erhaben wird das Zeugnis sein! Beunruhigt euch nicht wegen der Worte und der Weise. Gottes Sache ist es, um die es sich handelt. Matthäus Mt 48 10 2 Duodecim autem Apostolorum nomina sunt hæc. Primus: Simon, qui dicitur Petrus, et Andreas frater ejus, Der zwölf Apostel² Namen aber sind diese. Der erste:³ Simon, welcher Petrus genannt wird, und⁴ Andreas,⁵ sein Bruder; Matthäus Mt 48 10 2 2 Apostel d. i. Sendboten. Matthäus Mt 48 10 2 3 Bei allen Evangelisten steht der heil. Petrus in der Aufzählung voran mit dem besonderen Zusatze: der erste. Dies kann keinen anderen Sinn haben, als dass Petrus einen Vorrang oder Primat über die anderen Apostel hatte, dass er ihr Haupt war. Das Wort der erste kann nicht eine bloße Aufzählung sein, sonst müsste es bei den folgenden Aposteln heißen: der zweite usw. Ebenso wenig bezeichnet es die Zeit der Berufung zum Apostelamte, denn Andreas wurde vor Petrus berufen. Der heil. Petrus zeigt sich auch überall wie schon zu Lebzeiten Jesu, so noch mehr nach seiner Himmelfahrt als Haupt der Apostel. Matthäus Mt 48 10 2 4 Je zwei werden verbunden, vielleicht wie sie Jesus paarweise aussandte. Matthäus Mt 48 10 2 5 Der Name Andreas ist griechisch. In Bethsaida war diese Sprache ziemlich gebräuchlich. Matthäus Mt 48 10 20 Non enim vos estis qui loquimini, sed Spiritus Patris vestri, qui loquitur in vobis. Denn nicht ihr seid es, die da reden, sondern der Geist eures Vaters ist es, der in euch redet.⁴² Matthäus Mt 48 10 20 42 Der Heiland spricht wie von einer gegenwärtigen Sache, so gibt er eine auf immer gültige Verheißung. Ihr seid nur die Werkzeuge (Thom.). Eures Vaters: Welcher Trost! Matthäus Mt 48 10 21 Tradet autem frater fratrem in mortem, et pater filium: et insurgent filii in parentes et morte eos afficient: Es wird aber ein Bruder den andern in den Tod liefern, und der Vater das Kind; und die Kinder werden sich auflehnen gegen die Eltern, und sie um's Leben bringen.⁴³ Matthäus Mt 48 10 21 43 Damit sie sich nicht verwundern. Jedes Band wird gelöst, aber Christi Kraft triumphiert auch über diese Prüfung. Matthäus Mt 48 10 22 Et eritis odio omnibus propter nomen meum: qui autem perseveraverit usque in finem, hic salvus erit. Und ihr werdet gehasst werden von allen⁴⁴ um meines Namens willen;⁴⁵ wer aber ausharret bis an's Ende,⁴⁶ der wird gerettet werden. Matthäus Mt 48 10 22 44 Von allen Verächtern der Wahrheit. Matthäus Mt 48 10 22 45 Trost und Verheißung der Hilfe. Matthäus Mt 48 10 22 46 Der Verfolgungen, wohl auch des Lebens. Matthäus Mt 48 10 23 Cum autem persequentur vos in civitate ista, fugite in aliam. Amen dico vobis, non consummabitis civitates Israel, donec veniat Filius hominis. Wenn sie euch aber verfolgen werden in dieser Stadt,⁴⁷ so fliehet in die andere;⁴⁸ wahrlich, ich sage euch, ihr werdet nicht mit allen Städten Israels zu Ende gekommen sein, bis der Sohn des Menschen kommen wird!⁴⁹ Matthäus Mt 48 10 23 47 Wohl soll der Hirt sein Leben lassen für seine Schafe [Joh 10,11], aber die Apostel haben den ganzen Erdkreis zu weiden. Zudem entstand eine Verfolgung in der Regel erst, nachdem in einer Stadt eine christliche Gemeinde begründet und Vorsteher eingesetzt waren. Die Flucht ist also kein Verrat an der Sache Christi, sondern eine Gelegenheit zur Ausbreitung des Reiches. Wer nur einen Teil der Herde Christi weidet, muss bei diesem bleiben, wenn es notwendig ist, um den Verfolgenden nicht Ursache zu deren Verdammnis zu werden. (Greg. Naz.) Matthäus Mt 48 10 23 48 In denen Juden wohnen. Matthäus Mt 48 10 23 49 Zum Gerichte. Vergl. [Röm 11,25] Matthäus Mt 48 10 24 Non est discipulus super magistrum, nec servus super dominum suum: Ein Jünger ist nicht über dem Meister, noch ein Knecht über seinem Herrn.⁵⁰ [Lk 6,40, Joh 13,16, Joh 15,20]. Matthäus Mt 48 10 24 50 Verstärkung durch dreifachen Vergleich. Matthäus Mt 48 10 25 Sufficit discipulo, ut sit sicut magister ejus: et servo, sicut dominus ejus. Si Patrem familias Beelzebub vocaverunt: quanto magis domesticos ejus? Es ist genug für den Jünger, zu sein wie sein Meister, und für den Knecht, zu sein wie sein Herr. Haben sie den Hausherrn Beelzebub⁵¹ geheißen, um wie viel mehr seine Hausgenossen? Matthäus Mt 48 10 25 51 Herr der Fliegen. Diesen Namen führt der Götze von Assaron [2Kön 1,2]. Vielleicht haben die Juden ihn so genannt, vielleicht ist auch zu verstehen: Sie haben ihn den Beelzebub, d. i. die Gemeinschaft mit demselben vorgeworfen. Zu letzterer Auslegung passt [Mt 9,34 und Mt 12,24, Mk 3,22, Lk 11,15]. Matthäus Mt 48 10 26 Ne ergo timueritis eos: Nihil enim est opertum, quod non revelabitur: et occultum, quod non scietur. Darum⁵² fürchtet sie nicht; denn es ist nichts verborgen, was nicht offenbar wird, und nichts geheim, was nicht kund werden wird. [Mk 4,22, Lk 8,17, Lk 12,2]. Matthäus Mt 48 10 26 52 Da ihr mit mir so vereint seid im Leiden, werdet ihr es auch in der Herrlichkeit sein. Wie Christus einst von vielen geringgeschätzt und nun doch von allen Guten verehrt wird, so wird auch der Feinde Bosheit und die Tugend der Jünger offenbar werden. Matthäus Mt 48 10 27 Quod dico vobis in tenebris, dicite in lumine: et quod in aure auditis, prædicate super tecta. Was ich euch im Finstern sage,⁵³ das redet im Lichte; und was ihr in's Ohr höret,⁵⁴ das prediget auf den Dächern.⁵⁵ Matthäus Mt 48 10 27 53 In einem entlegenen Winkel Palästinas. Matthäus Mt 48 10 27 54 Was ihr im Privatgespräch höret. Matthäus Mt 48 10 27 55 Die Dächer waren flach und niedrig und eigneten sich zu Ansprachen an eine Menge. Matthäus Mt 48 10 28 Et nolite timere eos, qui occidunt corpus, animam autem non possunt occidere: sed potius timete eum, qui potest et animam, et corpus perdere in gehennam. Und fürchtet euch nicht vor denen, welche den Leib töten, die Seele aber nicht töten können; sondern fürchtet vielmehr denjenigen, der Seele und Leib in's Verderben der Hölle stürzen kann.⁵⁶ Matthäus Mt 48 10 28 56 Die Furcht vor Gott besiege die Menschenfurcht. Der gleiche Gedanke muss jeden frommen Christen erfüllen. Zugleich steht ihnen Gottes väterliche Vorsehung zur Seite; so muss alle Furcht weichen. Matthäus Mt 48 10 29 Nonne duo passeres asse veneunt: et unus ex illis non cadet super terram sine Patre vestro? Sind nicht zwei Sperlinge zu kaufen um einen Pfennig?⁵⁷ und nicht ein einziger von ihnen wird auf die Erde fallen ohne euern Vater. Matthäus Mt 48 10 29 57 Ein Assarion, der zehnte Teil eines As, eine kleine Kupfermünze. Matthäus Mt 48 10 3 Jacobus Zebedæi, et Joannes frater ejus, Philippus, et Bartholomæus, Thomas, et Matthæus, publicanus, Jacobus Alphæi, et Thaddæus, Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und Johannes, sein Bruder;⁶ Philippus und Bartholomäus;⁷ Thomas⁸ und Matthäus, der Zöllner; Jakobus,⁹ der Sohn des Alphäus,¹⁰ und Thaddäus;¹¹ Matthäus Mt 48 10 3 6 Die Familie war ziemlich wohlhabend, da Zebedäus Gehilfen hat [Mk 1,20] und Johannes mit dem Hohenpriester bekannt ist [Joh 8,15]. Matthäus Mt 48 10 3 7 Wohl Nathanael [Joh 1,45 und Joh 21,2]. Matthäus Mt 48 10 3 8 D. h. Zwilling [Joh 11,16]. Matthäus Mt 48 10 3 9 Jakobus der jüngere, der Bruder des Herrn. Matthäus Mt 48 10 3 10 Derselbe, der auch Kleophas heißt Matthäus Mt 48 10 3 11 Auch Lebbäus, Tapferherz, genannt. Matthäus Mt 48 10 30 Vestri autem capilli capitis omnes numerati sunt. An euch aber sind die Haare des Hauptes alle gezählt.⁵⁸ [2Sam 14,11, Apg 27,34]. Matthäus Mt 48 10 30 58 Ein Sprichwort, dessen Sinn: Ihr werdet auch nicht den geringsten Schaden leiden. Vergl. [1Sam 14,45, 2Sam 14,11, Apg 27,34] Matthäus Mt 48 10 31 Nolite ergo timere: multis passeribus meliores estis vos. Darum fürchtet euch nicht; ihr seid besser als viele Sperlinge. Matthäus Mt 48 10 32 Omnis ergo, qui confitebitur me coram hominibus, confitebor et ego eum coram Patre meo, qui in clis est: Ein jeder also,⁵⁹ der mich⁶⁰ vor den Menschen⁶¹ bekennen wird, den will auch ich vor meinem Vater bekennen, der im Himmel ist;⁶² [Mk 8,38, Lk 9,26, Lk 12,8, 2Tim 2,12]. Matthäus Mt 48 10 32 59 Folgerungen, die sich an alle Gläubigen richten, um alle anzueifern. Matthäus Mt 48 10 32 60 Griech.: in mir, gleichsam eines geworden mit Christus. Matthäus Mt 48 10 32 61 Also nicht allein im Herzen [Röm 10,10]. Matthäus Mt 48 10 32 62 Christus will für ihn gutes Zeugnis vor seinem Vater geben, damit er Lohn erhalte. Matthäus Mt 48 10 33 Qui autem negaverit me coram hominibus, negabo et ego eum coram Patre meo, qui in clis est. wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den will auch ich vor meinem Vater verleugnen, der im Himmel ist.⁶³ Matthäus Mt 48 10 33 63 Der Herr wird bestreiten, dass sie zu ihm gehören und so werden sie von seiner Erbschaft ausgeschlossen das [Mt 8,12] beschriebene Los haben. Matthäus Mt 48 10 34 Nolite arbitrari quia pacem venerim mittere in terram: non veni pacem mittere, sed gladium. Glaubet nicht, dass ich gekommen bin, Frieden auf die Erde zu bringen; ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.⁶⁴ [Lk 12,51]. Matthäus Mt 48 10 34 64 Wie V. 21. Die Apostel sollen keinen Anstoß daran nehmen, wenn der böse Wille der Menschen Zwiespalt erregt. Matthäus Mt 48 10 35 Veni enim separare hominem adversus patrem suum, et filiam adversus matrem suam, et nurum adversus socrum suam: Denn ich bin gekommen, zu entzweien den Menschen wider seinen Vater, die Tochter wider die Mutter, und die Schwiegertochter wider ihre Schwiegermutter; Matthäus Mt 48 10 36 Et inimici hominis, domestici ejus. und des Menschen Hausgenossen⁶⁵ werden seine Feinde sein. [Mi 7,6]. Matthäus Mt 48 10 36 65 Der eine nimmt den Glauben an, der andere verfolgt. Matthäus Mt 48 10 37 Qui amat patrem, aut matrem plus quam me, non est me dignus: et qui amat filium, aut filiam super me, non est me dignus. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert; und wer den Sohn oder die Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert.⁶⁶ [Lk 14,26]. Matthäus Mt 48 10 37 66 Als Jünger und Erben. Matthäus Mt 48 10 38 Et qui non accipit crucem suam, et sequitur me, non est me dignus. Und wer sein Kreuz nicht auf sich nimmt, und mir nachfolget, ist meiner nicht wert.⁶⁷ [Mt 16,24, Mk 8,34, Lk 9,23, Lk 14,27]. Matthäus Mt 48 10 38 67 Das Kreuz war die härteste und schimpflichste (von den Römern eingeführte) Art der Hinrichtung, bezeichnet also jede Art von Pein und Schmach. Die zum Kreuzestode Verurteilten mussten das Kreuz selbst zur Richtstätte tragen. Christus deutet durch die Worte: mir folgt, bereits dunkel seinen Tod an. Matthäus Mt 48 10 39 Qui invenit animam suam, perdet illam: et qui perdiderit animam suam propter me, inveniet eam. Wer sein Leben gewonnen hat,⁶⁸ wird es verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, wird es gewinnen.⁶⁹ [Lk 9,24, Lk 17,33, Joh 12,25]. Matthäus Mt 48 10 39 68 Durch Lossagung von Christus. Das Wort leben wird zu einem sinnvollen Wortspiel gebraucht: Zeitliches ewiges Leben. (Das Ganze erläutert V. 14 des 7. Kap.) Matthäus Mt 48 10 39 69 Welche hohe Würde der Apostel, welch Antrieb für die Gläubigen! Christus sorgt für seine Jünger, die seine Person vertreten. So eröffnet er ihnen alle Häuser des Erdreiches. Matthäus Mt 48 10 4 Simon Cananæus, et Judas Iscariotes, qui et tradidit eum. Simon, der Kananäer,¹² und Judas Iskariot,¹³ derselbe, der ihn auch überantwortet hat.¹⁴ Matthäus Mt 48 10 4 12 Der Eiferer (für das Gesetz). Matthäus Mt 48 10 4 13 Judas aus Karioth im Stamme Juda. Die anderen scheinen alle aus Galiläa zu stammen. [Apg 2,7] Der Evangelist erzählt, wie die Sache liegt, ohne Feindschaft oder Hass auszudrücken (Ehrns.). Als Judas berufen ward, war er gut (Cyrill.). Warum erwählte ihn aber der Herr, da er seinen Verrat voraussah? Man könnte ebenso fragen: Warum schuf Gott die Engel, welche dann von ihm abfielen, Adam, dessen Sünde er vorhersah, jene Menschen, die einst der Verdammnis anheimfallen? Es sei uns genug, zu wissen, dass Gott keinen Engel oder Menschen geschaffen, damit er Böses tue. Der böse Wille des Geschöpfes führt zur Sünde, Gott aber benutzt das Böse zum Guten, wie den Verrat des Judas und den Hass der Juden. Matthäus Mt 48 10 4 14 Welch Vorbild bietet Christus im Verkehr mit Judas! Matthäus Mt 48 10 40 Qui recipit vos, me recipit: et qui me recipit, recipit eum, qui me misit. Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, nimmt denjenigen auf, welcher mich gesandt hat.⁷⁰ [Lk 10,16, Joh 13,20]. Matthäus Mt 48 10 40 70 Daran nehmen alle teil, welche die Genossen und Helfer der Apostel werden. Matthäus Mt 48 10 41 Qui recipit prophetam in nomine prophetæ, mercedem prophetæ accipiet: et qui recipit justum in nomine justi, mercedem justi accipiet. Wer einen Propheten⁷¹ aufnimmt auf den Namen eines Propheten hin, wird Prophetenlohn empfangen; und wer einen Gerechten⁷² aufnimmt auf den Namen eines Gerechten hin, wird eines Gerechten Lohn empfangen. Matthäus Mt 48 10 41 71 Wer einen Propheten aufnimmt, weil er Prophet, von Gott gesandt ist usw. (Ehrns. Hier.) Vergl. [1Sam 30,24] Matthäus Mt 48 10 41 72 Es wurden im Reiche des Messias verschiedene Stufen von Würden und Verdiensten sein. Apostel und Propheten haben eine besondere Sendung von Gott, der Gerechte ist eine Privatperson. Matthäus Mt 48 10 42 Et quicumque potum dederit uni ex minimis istis calicem aquæ frigidæ tantum in nomine discipuli: amen dico vobis, non perdet mercedem suam. Und wer einem von diesen Geringsten⁷³ nur⁷⁴ einen Becher kalten Wassers zu trinken reicht auf den Jüngernamen hin, wahrlich, ich sage euch, er wird seines Lohnes nicht verlustig gehen! [Mk 9,40]. Matthäus Mt 48 10 42 73 Die Apostel und Jünger sind klein vor der Welt [1Kor 1,27]. Auch ein Trunk Wasser kann in jenen Gegenden etwas Wertvolles sein, die eigene Armut aber kann kein Hindernis sein, einen solchen Dienst zu erweisen. Verachten wir auch Geringes nicht, wenn wir es für den Heiland tun können, denn auch hierfür wird uns Lohn verheißen. Matthäus Mt 48 10 42 74 Wenn auch nur einen Becher kalten Wassers. Indes ist eine gute Meinung notwendig: Auf den Namen eines Jüngers hin. Vergl. [Röm 2,7] Matthäus Mt 48 10 5 Hos duodecim misit Jesus: præcipiens eis, dicens: In viam gentium ne abieritis, et in civitates Samaritanorum ne intraveritis: Diese Zwölf sandte Jesus aus, indem er ihnen gebot¹⁵ und sprach: Auf den Weg zu den Heiden gehet nicht, und tretet nicht ein in die Städte der Samariter;¹⁶ Matthäus Mt 48 10 5 15 Acht Vorschriften. Es ist dies nur eine vorbereitende Sendung. Matthäus Mt 48 10 5 16 Die Samaritaner waren die Bewohner eines Gebietes zwischen Judäa und Galiläa, Nachkommen jener wenigen Israeliten, welche der assyrische König Salmanasar nach der Wegführung des Volkes Israel im Lande zurückgelassen und die sich mit heidnischen Völkern vermischt hatten. Sie waren von den Juden verabscheut, so wie auch sie hinwiederum die Juden hassten, vergl. [2Kön 17] Matthäus Mt 48 10 6 Sed potius ite ad oves, quæ perierunt domus Israel. sondern gehet vielmehr zu den verlornen Schafen des Hauses Israel.¹⁷ [Apg 13,46]. Matthäus Mt 48 10 6 17 Wie Christus selbst. Israel waren die Verheißungen gegeben, dieses musste also zuerst zum Eintritt in das Reich eingeladen werden [Apg 13,46, Röm 1,16]. Gegen die Juden war diese Einladung Pflicht der Gerechtigkeit [Röm 15,8], gegen die Heiden Barmherzigkeit [Röm 11,17]. (Thom.) So werden die Juden unentschuldbar (Hier.). Auch nach der Auferstehung Christi beginnen die Apostel, zu allen Völkern gesendet, mit den Juden. [Apg 1,8]. Auch hier wird die spätere Sendung zu den Heiden angedeutet (vielmehr). Matthäus Mt 48 10 7 Euntes autem prædicate, dicentes: Quia appropinquavit regnum clorum. Indem ihr aber hingehet, prediget und sprechet:¹⁸ Das Himmelreich hat sich genaht. Matthäus Mt 48 10 7 18 Wie Hirten, so sind die Apostel Mitarbeiter des Messias. Sie bringen dieselbe Botschaft, welche der heil. Johannes und der Heiland verkündet [Mt 3,2, Mt 4,17]. Matthäus Mt 48 10 8 Infirmos curate, mortuos suscitate, leprosos mundate, dæmones ejicite: gratis accepistis, gratis date. Heilet die Kranken, erwecket die Toten, machet die Aussätzigen rein, treibet die Teufel aus;¹⁹ umsonst habt ihr es empfangen, umsonst gebet.²⁰ Matthäus Mt 48 10 8 19 Dritte Vorschrift. Die Herzen der Menschen sollen durch Wohltaten gewonnen und die Lehre durch das göttliche Siegel der Wunder bekräftigt werden. (Hier.) Wer durch sein bloßes Wort solche Gewalt geben kann, zeigt sich bereits als Herr des Lebens und Sieger über Tod und Teufel. Matthäus Mt 48 10 8 20 Alles Geistliche wird verächtlich, wenn Lohn dafür zu zahlen ist. Ihr habt es umsonst empfangen, seid also nicht Herren darüber. Matthäus Mt 48 10 9 Nolite possidere aurum, neque argentum, neque pecuniam in zonis vestris: Besitzet weder Gold noch Silber, noch (anderes) Geld in euern Gürteln,²¹ [Lk 9,3, Lk 10,4]. Matthäus Mt 48 10 9 21 Im Gürtel wurde Geld getragen. Matthäus Mt 48 0 1 Zeugnis des heil. Johannes und Verstockung des Volkes. (11.) Sendung des heil. Johannes des Täufers an Jesus (V. 6) Zeugnis Christi von Johannes. (V. 15) Unbußfertigkeit des Volkes: Strafdrohungen. (V. 34) Wer ist zum messianischen Reiche berufen? Matthäus Mt 48 11 1 Et factum est, cum consummasset Jesus, præcipiens duodecim discipulis suis, transiit inde ut doceret, et prædicaret in civitatibus eorum. Und es begab sich,¹ als Jesus die Weisungen an seine zwölf Jünger vollendet hatte, ging er von da² weg, um in ihren Städten zu lehren³ und zu predigen.⁴ Matthäus Mt 48 11 1 1 Der heil. Johannes gibt dem Herrn vor dem Volke Zeugnis, doch vergebens. Christus weist strafend auf die mannigfachen Weisen hin, wie Gott das Volk gerufen, doch auch dies umsonst. Nach [Lk 9] wurden die Apostel erst nach der Gesandtschaft des heil. Johannes ausgesendet. Matthäus Mt 48 11 1 2 Von einem Orte Galiläas [Mt 9,35]. Matthäus Mt 48 11 1 3 Während die Apostel ausgesendet sind, lehrt auch Christus öffentlich oder privatim. Matthäus Mt 48 11 1 4 Wie ein Gesandter, der Vollmacht hat. Matthäus Mt 48 11 10 Hic est enim, de quo scriptum est: Ecce ego mitto angelum meum ante faciem tuam, qui præparabit viam tuam ante te. Denn dieser ist's, von dem geschrieben steht: Siehe, ich sende meinen Engel vor deinem Angesichte her, der deinen Weg vor dir her bereiten soll. [Mk 1,2, Lk 7,27]. Matthäus Mt 48 11 11 Amen dico vobis, non surrexit inter natos mulierum major Joanne Baptista: qui autem minor est in regno clorum, major est illo. Wahrlich, ich sage euch, unter den von Weibern geborenen ist kein Größerer aufgestanden als Johannes, der Täufer; der Geringste aber im Himmelreich ist größer als er!¹⁶ Matthäus Mt 48 11 11 16 Im Reiche, das Johannes angekündigt und Christus verkündet, also im messianischen Reiche. Die Würde und der Stand des alten und des neuen Reiches werden verglichen. Vergl. [Gal 4,1-7, Gal 4,22-31]. Johannes starb, ehe Christus seine Kirche begründete. Matthäus Mt 48 11 12 A diebus autem Joannis Baptistæ usque nunc, regnum clorum vim patitur, et violenti rapiunt illud. Aber¹⁷ von den Tagen Johannes, des Täufers, an bis jetzt leidet das Himmelreich Gewalt, und die Gewalt brauchen, reißen es an sich.¹⁸ Matthäus Mt 48 11 12 17 Im Gegensatz zu den Vorhergehenden. Matthäus Mt 48 11 12 18 Die Ausleger erklären diesen Text verschieden. Die einen fassen das Wort Gewalt leiden in dem Sinne von: bekämpft werden. Dass das Himmelreich in der Tat seit dem Auftreten des heil. Johannes Anfeindungen ausgesetzt war, geht aus [Mt 3,7-10] und aus V. 18 dieses Kap. Hervor. Zudem sprach Christus zuvor von dem Reiche Gottes auf Erden, nicht im Himmel. Andere erklären die Worte in gutem Sinne: Das Reich Gottes wird denen zuteil, welche es mit Eifer suchen (Chrys., Cyrill., Aller., Ambr., Hier.). Die es an sich reißen, sind die Sünder, Zöllner und Heiden, welche es den Juden gleichsam wegnehmen und sich aneignen. (Hil., Ambr., Greg.) Matthäus Mt 48 11 13 Omnes enim prophetæ, et lex usque ad Joannem prophetaverunt: Denn alle Propheten und das Gesetz bis auf Johannes¹⁹ haben geweissaget; Matthäus Mt 48 11 13 19 Mit Johannes hört die Verkündigung auf. Matthäus Mt 48 11 14 Et si vultis recipere, ipse est Elias, qui venturus est. und wenn ihr es annehmen wollet,²⁰ er selber ist Elias, der da kommen soll. [Mal 4,5]. Matthäus Mt 48 11 14 20 Christus bequemt sich der Fassungskraft der Juden so an, dass sie erkennen müssen, wie er sich als Messias kundgibt. Siehe [Mt 17,10 und Mk 9,10]. Die Meinung der Juden entstammt [Mal 4,5]. Der Zusatz Wenn ihr wollt zeigt, dass Johannes nicht im eigentlichen, sondern im uneigentlichen Sinne Elias ist. Elias soll vor der zweiten Ankunft Christi kommen; Johannes kam vor der ersten, die gleichfalls ein Gericht war, weshalb er den Messias auch als Richter verkündet [Mt 3,12]. Elias bekehrt die Abgefallenen, ebenso Johannes [Lk 1,17]. Matthäus Mt 48 11 15 Qui habet aures audiendi, audiat. Wer Ohren hat zu hören, der höre!²¹ Matthäus Mt 48 11 15 21 Bezieht sich auf V. 14 und von da rückwärts bis V. 7. Matthäus Mt 48 11 16 Cui autem similem æstimabo generationem istam? Similis est pueris sedentibus in foro: qui clamantes coæqualibus. Wem aber soll ich dieses Geschlecht vergleichen?²² Es ist Kindern gleich, die auf dem Markte sitzen, und ihren Gespielen zurufen, Matthäus Mt 48 11 16 22 Sie bedürfen der Mahnung. Der Herr nimmt den V. 7 begonnenen Tadel auf, indem er die Unverbesserlichkeit der Juden zeigt. Matthäus Mt 48 11 17 Dicunt: Cecinimus vobis, et non saltastis: lamentavimus, et non planxistis. und sagen: Wir haben euch geflötet,²³ und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geklagt.²⁴ Matthäus Mt 48 11 17 23 Wie bei einer Hochzeit. Matthäus Mt 48 11 17 24 Was auch die einen tun, die anderen haben immer etwas zu tadeln. Matthäus Mt 48 11 18 Venit enim Joannes neque manducans, neque bibens, et dicunt: Dæmonium habet. Denn Johannes kam, er aß und trank nicht,²⁵ und sie sagen: Er hat den Teufel!²⁶ Matthäus Mt 48 11 18 25 Aß kein Brot und trank keinen Wein. [Lk 7,33]. Matthäus Mt 48 11 18 26 Diesen Vorwurf lesen wir nur hier. Matthäus Mt 48 11 19 Venit Filius hominis manducans, et bibens, et dicunt: Ecce homo vorax, et potator vini, publicanorum, et peccatorum amicus. Et justificata est sapientia a filiis suis. Der Menschensohn kam, er isst und trinkt,²⁷ und sie sagen: Sehet,²⁸ er ist ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder! Und die Weisheit ward von ihren Kindern gerechtfertiget.²⁹ Matthäus Mt 48 11 19 27 Führt das gewöhnliche Leben anderer. Matthäus Mt 48 11 19 28 Was kann von ihm Gutes kommen? Vergl. [Joh 9,16.24] Der heil. Johannes tat keine Wunder, deshalb musste eine aller Augen sichtbare Heiligkeit seinen Worten Glauben verschaffen, Christus bezeugt seine Sendung durch Wunder aller Art. (Thom.) Der Täufer predigte Buße und musste also selbst das Vorbild derselben geben, Christus lädt zum Eintritt in das Reich Gottes ein und gewährt Friede und Freude, einen Vorgeschmack der künftigen Glückseligkeit. (Cyr., Al.) Johannes endlich war nur berufen Zeugnis zu geben von dem Lichte, Christus will alle an sich ziehen und allen ein Vorbild sein. Matthäus Mt 48 11 19 29 Die von Gott belehrt waren, alle Gläubigen, erkannten in beiden Gottes weise Absicht. Wer diese sind, erklärt V. 25-27. Matthäus Mt 48 11 2 Joannes autem cum audisset in vinculis opera Christi, mittens duos de discipulis suis. Als aber Johannes im Gefängnisse⁵ die Werke Christi⁶ vernahm, sandte er zwei aus seinen Jüngern [Lk 7,18]. Matthäus Mt 48 11 2 5 In einem Castelle im Süden Peräas, nicht weit von Kiriathaim. Seine Jünger hatten unschwer Zugang zu ihm. Matthäus Mt 48 11 2 6 Die Wunder [Joh 5,36; Lk 7,38] des Messias. So hält der Evangelist die Meinung fern, der heil. Johannes wisse nicht, wer der sei, auf den er doch selbst als das Lamm Gottes gewiesen den er den Bräutigam genannt. [Mt 9,15] (Hier., Aug., Chrys.) Wenn Johannes aber nicht zweifelt, wozu die Frage? Wie der Heiland fragt, wo sie Lazarus hingelegt (Hil.), so fragt Johannes seiner Jünger halber [Mt 9,14] und um gleichsam durch Testament dem Volke die Mahnung zu lassen, den Messias anzuerkennen und ihm zu folgen. Da nämlich seine Jünger ihm von den Wundern Jesu berichteten, mussten sie auch von dem Verhalten des Volkes etwas sagen. Johannes sieht die Gefahr, in der er schwebt, und will es retten durch eine öffentliche Erklärung Christi, dass er der Messias sei. (Orig.) Matthäus Mt 48 11 20 Tunc cpit exprobrare civitatibus, in quibus factæ sunt plurimæ virtutes ejus, quia non egissent pnitentiam. Alsdann³⁰ fing er an,³¹ die Städte zu strafen, in welchen sehr viele Wunder geschehen waren, darum dass sie nicht Buße getan hatten.³² Matthäus Mt 48 11 20 30 Dieser Ausdruck kehrt bei Matthäus etwa 90 Mal wieder und bezeichnet nicht notwendig die Zeitfolge (Aug.). Matthäus Mt 48 11 20 31 Er tat es also öfter. Zugleich will der Evangelist mit größerem Nachdruck erzählen. Matthäus Mt 48 11 20 32 Vergl. [Mt 4,17]. Matthäus Mt 48 11 21 Væ tibi Corozain, væ tibi Bethsaida: quia si in Tyro, et Sidone factæ essent virtutes, quæ factæ sunt in vobis, olim in cilicio, et cinere pnitentiam egissent. Wehe³³ dir, Korozain! wehe dir, Bethsaida!³⁴ denn wenn in Tyrus und Sidon die Wunder geschehen wären, welche in euch geschehen sind, längst hätten sie in Sack und Asche³⁵ Buße getan.³⁶ [Lk 10,13]. Matthäus Mt 48 11 21 33 Jesus, der gekommen war, selig zu machen, ruft Wehe. Mit welchem Rechte, zeigen die für das auserwählte Volk so beschämenden Vergleiche. Die anderen Völker gelten ihm als Sünder und Blinde, sich selbst hält es für den Lehrer derselben. Matthäus Mt 48 11 21 34 Beide Städte liegen nicht weit von Kapharnaum. Aus Bethsaida stammten Petrus, Andreas und Philippus [Joh 1,44]. Matthäus Mt 48 11 21 35 In Bußkleidern auf dem Boden sitzend und das Haupt mit Asche bestreut. Matthäus Mt 48 11 21 36 Buße tun ist nach dem griech. Worte im Herzen tun, was die geschilderten Taten besagen: sich von der Sünde abwenden und sich selbst strafen. Christus wusste sicher und unfehlbar, was geschehen wäre, wenn die Bedingung ihre Verwirklichung gefunden hätte. Warum aber hat der Herr dann nicht in Thyrus und Sidon gepredigt und Wunder getan? Weil er dazu nicht verpflichtet war, da Wunder außerordentliche Gnaden sind, jene Städte aber ausreichende Gnaden hatten, um dem Verderben zu entgehen. Matthäus Mt 48 11 22 Verumtamen dico vobis: Tyro, et Sidoni remissius erit in die judicii, quam vobis. Allein ich sage euch: Tyrus und Sidon wird es erträglicher ergehen am Tage des Gerichtes, als euch.³⁷ Matthäus Mt 48 11 22 37 Wo größere Erkenntnis, da ist auch die Verstockung sträflicher. Vergl. [Jer 3,11, Ez 16,48.51]. Matthäus Mt 48 11 23 Et tu Capharnaum, numquid usque in clum exaltaberis? usque in infernum descendes: quia, si in Sodomis factæ fuissent virtutes, quæ factæ sunt in te, forte mansissent usque in hanc diem. Und du, Kapharnaum! wirst du etwa bis in den Himmel erhöht werden?³⁸ Bis in die Hölle wirst du hinabsteigen; denn wenn in Sodoma³⁹ die Wunder geschehen wären, welche in dir geschehen sind, es stünde wohl⁴⁰ bis auf diesen Tag. Matthäus Mt 48 11 23 38 Du wirst dich doch nicht etwa (vielleicht durch Teilnahme an der Herrlichkeit des Messias) bis zum Himmel erheben? Nein, sondern Man weiß nicht mehr, wo die Stadt gestanden, die Einwohner aber sind in der Verdammnis. Matthäus Mt 48 11 23 39 Durch die Beifügung von Sodoma wird die Anklage schwerer. Matthäus Mt 48 11 23 40 Der heil. Hieronymus übersetzt so eine griechische Partikel, die aber im Griechischen keinen Zweifel andeutet und die er sonst, z. B. V. 21, oft mit Recht weglässt. Matthäus Mt 48 11 24 Verumtamen dico vobis, quia terræ Sodomorum remissius erit in die judicii, quam tibi. Jedoch ich sage euch, dem Lande der Sodomiter wird es erträglicher ergehen am Tage des Gerichtes als dir. Matthäus Mt 48 11 25 In illo tempore respondens Jesus dixit: Confiteor tibi Pater, Domine cli et terræ, quia abscondisti, hæc a sapientibus, et prudentibus, et revelasti ea parvulis. Zu jener Zeit⁴¹ nahm Jesus das Wort,⁴² und sprach: Ich preise dich,⁴³ Vater, Herr des Himmels und der Erde! dass du dieses vor Weisen⁴⁴ und Klugen⁴⁵ verborgen, Einfältigen⁴⁶ aber offenbaret hast.⁴⁷ Matthäus Mt 48 11 25 41 Als Christus und die Apostel predigten. Matthäus Mt 48 11 25 42 Dies Wort wird gebraucht, wenn etwas im Anschluss an Worte oder Taten gesagt wird, was jenen entspricht und ihnen gleichsam seinen Ursprung verdankt. Matthäus Mt 48 11 25 43 So übersetzten Chrys., Bed., Thom. und erklärt es Hieron. Matthäus Mt 48 11 25 44 Den Weisen nach dem Fleische, die Paulus beschreibt [Röm 2,17]. Matthäus Mt 48 11 25 45 Die sich selbst dafür halten und deshalb Christi Lehre verschmähen, wie ihre Väter die Mahnungen der Propheten. Matthäus Mt 48 11 25 46 Den Aposteln und Gläubigen. Matthäus Mt 48 11 25 47 Christi messianische Würde (V. 27). Diese Worte des Herrn gelten übrigens für alle Zeiten. Vor den Weisen und Klugen hat Gott nicht im eigentlichen Sinne die Hoheit Christi verborgen, denn Jesus tat Wunder wie kein Mensch. Aber da sie den Gnaden, die ihnen Gott gewährte, widerstanden, gab ihnen der Herr keine größeren, welche ihre Bosheit überwanden, sondern überließ sie ihrer Verblendung. Matthäus Mt 48 11 26 Ita Pater: quoniam sic fuit placitum ante te. Ja,⁴⁸ Vater! weil es also wohlgefällig gewesen ist vor dir. Matthäus Mt 48 11 26 48 Ich preise dich. Matthäus Mt 48 11 27 Omnia mihi tradita sunt a Patre meo. Et nemo novit Filium, nisi Pater: neque Patrem quis novit, nisi Filius, et cui voluerit Filius revelare. Alles ist mir von meinem Vater übergeben;⁴⁹ und niemand kennt⁵⁰ den Sohn außer der Vater; und auch den Vater kennet niemand außer der Sohn, und wem es der Sohn offenbaren will. [Joh 6,46, Joh 7,28, Joh 8,19, Joh 10,15]. Matthäus Mt 48 11 27 49 Der menschlichen Natur nach. Matthäus Mt 48 11 27 50 Nach dem Griech.: Vollkommen, gleichsam der Natur nach (Chrys., Hil., Hier.). Matthäus Mt 48 11 28 Venite ad me omnes, qui laboratis, et onerati estis, et ego reficiam vos. Kommet zu mir alle, die ihr mühselig und beladen⁵¹ seid, und ich werde euch erquicken!⁵² Matthäus Mt 48 11 28 51 Womit beladen, wird mannigfaltig erklärt: mit Sünden (Chrys., Hier., Aug.), mit der Last der pharisäischen Satzungen (Theophyl.), mit den Leiden und Versuchungen des Lebens. Den Gegensatz zu diesen bilden die Weisen und Klugen V. 25. Matthäus Mt 48 11 28 52 Wozu soll die Erquickung dienen? Matthäus Mt 48 11 29 Tollite jugum meum super vos, et discite a me, quia mitis sum, et humilis corde: et invenietis requiem animabus vestris. Nehmet mein Joch auf euch,⁵³ und lernet von mir;⁵⁴ denn ich bin sanftmütig und demütigen Herzens; so werdet ihr Ruhe finden⁵⁵ für eure Seelen,⁵⁶ [Jer 6,16]. Matthäus Mt 48 11 29 53 Das Joch wird beschrieben im zweiten Teile: Matthäus Mt 48 11 29 54 Und lernet. Seine Lehre also sollen sie annehmen und üben (Euth., Hil., Bed., Thom.). Traget kein Bedenken, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, ich verachte Niemanden und komme gern jedem zu Hilfe (Hil.). Wer möchte sich einen Augenblick besinnen, sich einem Lehrer anzuschließen, der bei seiner Allmacht und höchsten Weisheit so lieb und hilfsbereit ist? Einige erklären: Lernet von mir, dass ich sanftmütig bin usw. Aber Christus erklärt hier nicht, welches seine Lehre ist, sondern welcher Lehrer er ist. Matthäus Mt 48 11 29 55 Zweiter Grund, weshalb wir uns ihm anschließen sollen: Jeder will glücklich sein; nur bei ihm ist wahres Glück zu finden. Matthäus Mt 48 11 29 56 Hebraismus: für euch. Matthäus Mt 48 11 3 Ait illi: Tu es, qui venturus es, an alium exspectamus? und ließ ihm sagen: Bist du der, der da kommen soll,⁷ oder haben wir einen andern zu erwarten? Matthäus Mt 48 11 3 7 Nach [Gen 49,10, Ez 21,27] und wegen der allgemeinen Erwartung. Matthäus Mt 48 11 30 Jugum enim meum suave est, et onus meum leve. denn mein Joch ist süß, und meine Bürde leicht.⁵⁷ Matthäus Mt 48 11 30 57 Dritter Grund: Es ist das Joch eines wohlwollenden Lehrers. Vergl. [Apg 15,10]. Leicht wird Verzeihung erlangt und Gnade wird gespendet, die alles süß macht. Dem steht also [Mt 7,13.14] und [Mt 10,38] nicht entgegen. Die vorstehende Erzählung findet sich nur bei Matthäus. Dieser Umstand, wie das zwei Mal gebrauchte Wort Joch lassen die Worte besonders vom alten durch die Pharisäer noch schwerer gemachten Bunde und dem neuen des Heilandes verstehen. Matthäus Mt 48 11 4 Et respondens Jesus ait illis: Euntes renuntiate Joanni quæ audistis, et vidistis. Jesus antwortete, und sprach zu ihnen: Gehet hin, und verkündet dem Johannes, was ihr gehört und gesehen habt: Matthäus Mt 48 11 5 Cæci vident, claudi ambulant, leprosi mundantur, surdi audiunt, mortui resurgunt, pauperes evangelizantur: Blinde sind sehend, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf, Armen wird frohe Botschaft verkündet;⁸ [Jes 35,5, Jes 61,1]. Matthäus Mt 48 11 5 8 Wie sonst, so weist Christus hier auf die Werke hin, welche von ihm Zeugnis geben, da [Jes 35,1, Jes 61,1] dieselben vorhergesagt. Christus heilt die Folgen der Sünde, um sich als Erlöser von derselben zu offenbaren. Matthäus Mt 48 11 6 Et beatus est, qui non fuerit scandalizatus in me. und selig ist, wer sich an mir nicht ärgert!⁹ Matthäus Mt 48 11 6 9 Weil ich in Demut, Armut und Leiden erscheine. Vergl. [Jes 53,1.4]. Matthäus Mt 48 11 7 Illis autem abeuntibus, cpit Jesus dicere ad turbas de Joanne: Quid existis in desertum videre? arundinem vento agitatam? Während aber diese hinweggingen, fing Jesus an, zu dem Volke von Johannes zu reden: Was¹⁰ seid ihr in die Wüste hinausgegangen¹¹ zu sehen? Ein Rohr, das vom Winde hin und her bewegt wird?¹² [Lk 7,24]. Matthäus Mt 48 11 7 10 Johannes Absicht wird durch die Strafrede Christi an das Volk offenbar. Matthäus Mt 48 11 7 11 Habt ihr euch die Mühe gemacht. Matthäus Mt 48 11 7 12 Zur Zeit jener großen Bewegung, als Johannes am Jordan auftrat. [Mt 3,5] Am Ufer des Jordans wuchs viel Schilf. Andere erklären: Ihr habt gesehen, dass Johannes kein solches Rohr ist, d. i. er sandte seine Jünger nicht, weil er zweifelte. Matthäus Mt 48 11 8 Sed quid existis videre? hominem mollibus vestitum? Ecce qui mollibus vestiuntur, in domibus regum sunt. Oder,¹³ was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Menschen, mit weichlichen Kleidern angetan? Siehe, die da weichliche Kleider tragen, sind in den Häusern der Könige. Matthäus Mt 48 11 8 13 Wenn nicht dazu, wozu also? Der Heiland stellt Fragen, damit sie in sich gehen und sich die Antwort geben Matthäus Mt 48 11 9 Sed quid existis videre? prophetam? Etiam dico vobis, et plus quam prophetam. Oder, was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Propheten?¹⁴ Ja, ich sage euch, einen, der mehr ist als ein Prophet.¹⁵ Matthäus Mt 48 11 9 14 Wenn also einen Propheten, wie seid ihr zu entschuldigen, dass ihr ihm nicht gefolgt? Matthäus Mt 48 11 9 15 [Lk 7,28]. An Würde über den Propheten. Dies zeigt sich auch in Allem, was das Evangelium von ihm erzählt. Matthäus Mt 48 0 1 C Verstockung der Führer des Volkes. (12.) Jesu Jünger raufen Ähren aus. (V. 8) Heilung einer verdorrten Hand (V. 21) und eines Besessenen. (V. 37) Schriftgelehrte und Pharisäer fordern ein Zeichen. (V. 45) Die wahren Anhänger Christi. Matthäus Mt 48 12 1 In illo tempore abiit Jesus per sata sabbato: discipuli autem ejus esurientes cperunt vellere spicas, et manducare. Matthäus Mt 48 12 10 Et ecce homo manum habens aridam, et interrogabant eum, dicentes: Si licet sabbatis curare? ut accusarent eum. Und siehe, da war ein Mann, der eine verdorrte Hand hatte; und sie fragten ihn, und sagten: Ist es gestattet, am Sabbate zu heilen?⁹ damit sie ihn anklagen könnten.¹⁰ [Mk 3,1, Lk 6,6]. Matthäus Mt 48 12 10 9 Nach den rabbinischen Vorschriften durfte nur in Lebensgefahr am Sabbate ärztliche Hilfe geleistet werden. So legten jene Gesetzeslehrer ein unerträgliches Joch auf. Jesus verwarf diese Torheiten, deshalb verfolgen sie ihn mit unversöhnlichem Hasse. Nach [Lk 6,6] geschah das Folgende an einem anderen Sabbate. Matthäus Mt 48 12 10 10 Sie sehen daraus, dass Christus den Kranken heilen wird. Matthäus Mt 48 12 11 Ipse autem dixit illis: Quis erit ex vobis homo, qui habeat ovem unam, et si ceciderit hæc sabbatis in foveam, nonne tenebit, et levabit eam? Er aber sprach zu ihnen:¹¹ Wer wird unter euch der Mann sein, der ein einziges Schaf hat, und wenn dieses am Sabbate in eine Grube fällt, es nicht ergreift und herauszieht? [Dtn 22,4]. Matthäus Mt 48 12 11 11 Nach Markus und Lukas gehen andere Umstände voraus. Aus Habsucht verleugnet ihr eure eigene Auslegung, aus Neid wollt ihr nicht zugeben, dass jemand geheilt werde. Matthäus Mt 48 12 12 Quanto magis melior est homo ove? Itaque licet sabbatis benefacere. Um wie viel besser ist ein Mensch als ein Schaf? Es ist also erlaubt, am Sabbate Gutes zu erweisen.¹² Matthäus Mt 48 12 12 12 Es ist die Antwort auf die [Mk 3,4, Lk 6,9] erwähnte Frage. Christus stellt gleichzeitig die Sache in das rechte Licht: Gutes zu erweisen. Matthäus Mt 48 12 13 Tunc ait homini: Extende manum tuam. Et extendit, et restituta est sanitati sicut altera. Dann sagte er zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus!¹³ Und er streckte sie aus, und sie wurde wieder hergestellt, gesund wie die andere. Matthäus Mt 48 12 13 13 Christus prüft den Glauben des Mannes. Glaubt er nicht, so wird er auch nicht versuchen, die Hand auszustrecken. Matthäus Mt 48 12 14 Exeuntes autem Pharisæi, consilium faciebant adversus eum, quomodo perderent eum. Die Pharisäer aber gingen hinaus, und hielten einen Rat wider ihn, wie sie ihn um's Leben bringen könnten.¹⁴ Matthäus Mt 48 12 14 14 Je barmherziger der Herr ist, desto mehr wächst der Hass der Pharisäer. Sie gehen mit ihren sonstigen Feinden ein Bündnis gegen Christus ein. Wie ungeeignet sind sie für das Reich des Messias! Matthäus Mt 48 12 15 Jesus autem sciens recessit inde: et secuti sunt eum multi, et curavit eos omnes: Jesus aber wusste es, und entfernte sich von da;¹⁵ und es folgten ihm viele, und er heilte sie alle; Matthäus Mt 48 12 15 15 Christus übt hier, was er [Mt 10,23] seinen Jüngern vorgeschrieben. Matthäus Mt 48 12 16 Et præcepit eis, ne manifestum eum facerent. und er gebot ihnen, dass sie ihn nicht offenbaren sollten,¹⁶ Matthäus Mt 48 12 16 16 Während er den Elenden hilft, will er dem Hass der Pharisäer keine Nahrung gewähren. Matthäus Mt 48 12 17 Ut adimpleretur quod dictum est per Isaiam prophetam, dicentem: damit erfüllet würde, was durch den Propheten Isaias gesagt ward, da er spricht: Matthäus Mt 48 12 18 Ecce puer meus, quem elegi, dilectus meus, in quo bene complacuit animæ meæ. Ponam spiritum meum super eum, et judicium Gentibus nuntiabit. Siehe, mein Knecht, den ich auserwählet habe, mein Geliebter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich will meinen Geist auf ihn legen, und er wird den Völkern Recht¹⁷ verkünden. Matthäus Mt 48 12 18 17 Was vor Gott recht ist. Matthäus Mt 48 12 19 Non contendet, neque clamabit, neque audiet aliquis in plateis vocem ejus: Er wird nicht zanken, noch schreien, noch wird jemand seine Stimme auf den Gassen hören.¹⁸ Matthäus Mt 48 12 19 18 Er wird mild sein und fern von allem Pompe. Matthäus Mt 48 12 2 Pharisæi autem videntes, dixerunt ei: Ecce discipuli tui faciunt quod non licet facere sabbatis. Als aber die Pharisäer das sahen,² sprachen sie zu ihm: Siehe, deine Jünger tun, was am Sabbate zu tun nicht erlaubt ist. Matthäus Mt 48 12 2 2 Die Pharisäer erklären dies für eine verbotene Arbeit. Bei [Lk 6,2] reden sie die Jünger an, wohl ein Teil von ihnen diese, ein Teil von ihnen den Herrn selbst. Christus weist den auf ihre Wissenschaft Stolzen Unkenntnis des Gesetzes nach. Matthäus Mt 48 12 20 Arundinem quassatam non confringet, et linum fumigans non exstinguet, donec ejiciat ad victoriam judicium: Ein geknicktes Rohr wird er nicht zerbrechen, und einen glimmenden Docht nicht auslöschen,¹⁹ bis er das Recht zum Siege bringt;²⁰ Matthäus Mt 48 12 20 19 Christus spricht besonders von der Schwachheit im Glauben. Matthäus Mt 48 12 20 20 Bis das göttliche Recht in allen und überall Sieger ist. Matthäus Mt 48 12 21 Et in nomine ejus Gentes sperabunt. und auf seinen Namen werden die Völker hoffen. Matthäus Mt 48 12 22 Tunc oblatus est ei dæmonium habens, cæcus, et mutus, et curavit eum ita ut loqueretur, et videret. Da²¹ ward ein Besessener zu ihm gebracht, der blind und stumm war; und er heilte ihn, so dass derselbe redete und sah. Matthäus Mt 48 12 22 21 Ohne genaue Zeitbestimmung. Matthäus Mt 48 12 23 Et stupebant omnes turbæ, et dicebant: Numquid hic est filius David? Und alles Volk geriet außer sich vor Verwunderung,²² und sprach: Ist dieser etwa der Sohn Davids?²³ Matthäus Mt 48 12 23 22 Das dreifache Wunder lässt das Volk staunen. Matthäus Mt 48 12 23 23 Das Volk, seiner kaum mächtig, naht dem Glauben. Matthäus Mt 48 12 24 Pharisæi autem audientes, dixerunt: Hic non ejicit dæmones nisi in Beelzebub principe dæmoniorum. Da es aber die Pharisäer hörten, sprachen sie: Dieser treibt die bösen Geister nicht anders aus als durch Beelzebub,²⁴ den Obersten der bösen Geister. [Mt 9,34, Mk 3,22, Lk 11,15] Matthäus Mt 48 12 24 24 Über Beelzebub siehe [Mt 10,25] Die Pharisäer tun dies heimlich. Matthäus Mt 48 12 25 Jesus autem sciens cogitationes eorum, dixit eis: Omne regnum divisum contra se, desolabitur: et omnis civitas, vel domus divisa contra se, non stabit. Jesus wusste aber ihre Gesinnungen und sprach zu ihnen:²⁵ Jedes Reich, das wider sich selbst uneins ist, wird verwüstet werden, und jede Stadt, oder jedes Haus, das wider sich selbst uneins ist, wird keinen Bestand haben.²⁶ [Lk 11,17] Matthäus Mt 48 12 25 25 Christus bleibt mild. Matthäus Mt 48 12 25 26 Drei Kreise, auf welche alle Gewalt beschränkt bleibt. Matthäus Mt 48 12 26 Et si satanas satanam ejicit, adversus se divisus est: quomodo ergo stabit regnum ejus? Wenn nun der Satan den Satan austreibt, so ist er wider sich selbst entzweit; wie also wird sein Reich²⁷ Bestand haben? Matthäus Mt 48 12 26 27 Das Reich des Satans ist die Herrschaft alles Bösen (Hier.). Jede Handlung, die Christus vollbringt, zielt auf die Zerstörung des Bösen ab. Matthäus Mt 48 12 27 Et si ego in Beelzebub ejicio dæmones, filii vestri in quo ejiciunt? Ideo ipsi judices vestri erunt. Und wenn ich durch Beelzebub die bösen Geister austreibe, durch wen²⁸ treiben denn eure Söhne²⁹ sie aus? Darum werden sie selbst eure Richter sein. Matthäus Mt 48 12 27 28 Christus zeigt nunmehr die Bosheit und den Widerspruch seiner Ankläger. Dass es auch bei den Juden solche gab, welche Teufel austrieben, geht aus [Mk 9,37, Apg 19,13] hervor. Matthäus Mt 48 12 27 29 Nach jüdischem Sprachgebrauch die Jünger. Da ihr in euren Jüngern die Kraft Gottes anerkennt, werden sie euch der hässlichsten Schmähung überführen. Matthäus Mt 48 12 28 Si autem ego in spiritu Dei ejicio dæmones, igitur pervenit in vos regnum Dei. Wenn ich aber durch den Geist Gottes die bösen Geister austreibe, so ist ja das Reich Gottes zu euch gekommen.³⁰ Matthäus Mt 48 12 28 30 Das Reich des Bösen wird überall vernichtet, wohin Christus kommt. Die wahrnehmbare Austreibung des bösen Geistes geschah, damit alle erkannten, dass Jesus es ist, der in den Seelen die Herrschaft des Bösen brechen will. Matthäus Mt 48 12 29 Aut quomodo potest quisquam intrare in domum fortis, et vasa ejus diripere, nisi prius alligaverit fortem? et tunc domum illius diripiet. Oder wie kann jemand in das Haus des Starken hineinkommen, und dessen Hausgerät rauben, wenn er nicht vorher den Starken gebunden hat?³¹ Alsdann wird er dessen Haus ausrauben. Matthäus Mt 48 12 29 31 Also hat Christus schon den Starken überwunden. Das Hausgerät sind die Menschen, welche der Heiland dem Satan entreißt. (Chrys., Aug., Hier.,) Matthäus Mt 48 12 3 At ille dixit eis: Non legistis quid fecerit David, quando esuriit, et qui cum eo erant: Matthäus Mt 48 12 30 Qui non est mecum, contra me est: et qui non congregat mecum, spargit. Wer nicht mit mir ist, ist wider mich;³² und wer nicht mit mir³³ sammelt, zerstreuet. Matthäus Mt 48 12 30 32 Da der Messias Sieger ist und die Menschen dem Teufel entreißt, um Gottes Reich in ihnen zu begründen, darf niemand unentschieden bleiben, sonst hindert er das Werk Christi in sich und anderen. Also auch zwischen Christus und den Pharisäern ist zu wählen. Dieser Ausspruch widerspricht nicht dem anderen [Lk 9,59]. So weit dieser Mann im Namen Jesu Wunder tat, war er kein Gegner. Matthäus Mt 48 12 30 33 Hier schreibt sich der Herr das Amt des guten Hirten zu, [Ez 34,12 und Joh 10,11]. Gleichzeitig ruft er alle, besonders die Führer Israels, auf, mit ihm zu sammeln. Wie gerecht werden die Halsstarrigen verworfen! Matthäus Mt 48 12 31 Ideo dico vobis: Omne peccatum et blasphemia remittetur hominibus, spiritus autem blasphemia non remittetur. Darum³⁴ sage ich euch: Jede Sünde und Lästerung wird den Menschen nachgelassen; aber die Lästerung wider den (heiligen) Geist wird nicht nachgelassen werden.³⁵ [Mk 3,28.29]. Matthäus Mt 48 12 31 34 Wegen des V. 25-30 Gesagten. Matthäus Mt 48 12 31 35 Eine Lästerung wider den heiligen Geist begehen alle, welche, wie die Pharisäer, die Werke, die im Geiste Gottes geschehen und als solche nicht verkannt werden können, aus Bosheit und Hass gegen Christus dem Satan zuschreiben, so dass durch diese Schmähung das Werk des heiligen Geistes in den Herzen des Volkes behindert und zerstört wird. Matthäus Mt 48 12 32 Et quicumque dixerit verbum contra Filium hominis, remittetur ei: qui autem dixerit contra Spiritum sanctum, non remittetur ei neque in hoc sæculo, neque in futuro. Und wer ein Wort wider den Menschensohn redet, dem wird vergeben werden;³⁶ wer aber wider den heiligen Geist redet,³⁷ dem wird weder in dieser noch in der zukünftigen Welt³⁸ vergeben werden. [Lk 12,10]. Matthäus Mt 48 12 32 36 Da der Menschensohn in Demut erscheint und dem Leiden unterworfen, ist es zwar nicht ohne Sünde gegen ihn ein Wort zu reden, aber doch entschuldbarer (Hier., Chrys.). Solche Worte sind z. B. [Mt 11,9] und die Schmähungen des am Kreuze sterbenden Heilandes. Matthäus Mt 48 12 32 37 Welches eine solche Rede ist, folgt aus V. 24 und wird [Mk 3,29] hinzugesetzt. Es ist eine Lästerung und nur von dieser, nicht von allen Sünden gegen den heiligen Geist sagt der Heiland, sie werden nicht nachgelassen (Hier., Ambr., Basil.). Der Heiland sagt nicht: diese Sünde kann nicht nachgelassen werden (Beda), sondern erklärt nur, was geschehen wird, dass nämlich Gott durch ein gerechtes Strafgericht solche in ihrer Unbußfertigkeit bis zum Tode verharren lässt, wenn er ihnen auch zureichende Gnaden zur Bekehrung nicht versagt (Hil., Chrys.). So lange jemand lebt, ist nicht zu verzweifeln, da Gott nicht den Tod des Sünders will, sondern dass er lebe (Aug.). Matthäus Mt 48 12 32 38 Es gibt also für gewisse Sünden auch im anderen Leben Vergebung. Aus dieser Stelle folgt das Dasein des Fegefeuers (Aug., Greg.), aber auch, dass es ewige Strafen gibt. Matthäus Mt 48 12 33 Aut facite arborem bonam, et fructum ejus bonum: aut facite arborem malam, et fructum ejus malum: siquidem ex fructu arbor agnoscitur. Entweder machet den Baum³⁹ gut und auch seine Frucht gut, oder machet den Baum schlecht und auch seine Frucht schlecht; denn an der Frucht erkennet man den Baum. Matthäus Mt 48 12 33 39 Die Pharisäer (Aug., Thom.). So wird der folgende Vers vorbereitet. Die Früchte geben Zeugnis von dem Baume. Matthäus Mt 48 12 34 Progenies viperarum, quomodo potestis bona loqui, cum sitis mali? ex abundantia enim cordis os loquitur. Ihr Natternbrut!⁴⁰ wie könnet ihr Gutes reden, da ihr böse seid? Denn aus der Fülle des Herzens redet der Mund. [Lk 6,45]. Matthäus Mt 48 12 34 40 Erklärung des Vorhergehenden. Ihr habt nicht aus Übereilung so geredet, sondern in eurem Herzen ist eine noch viel größere Bosheit. Matthäus Mt 48 12 35 Bonus homo de bono thesauro profert bona: et malus homo de malo thesauro profert mala. Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatze Gutes hervor; und der böse Mensch bringt aus dem bösen Schatze Böses hervor.⁴¹ Matthäus Mt 48 12 35 41 Ihr könnt in einer Sache, in der ihr böse seid, nichts Gutes reden, so lange ihr in der Bosheit verharrt. Matthäus Mt 48 12 36 Dico autem vobis quoniam omne verbum otiosum, quod locuti fuerint homines reddent rationem de eo in die judicii. Ich sage euch aber, die Menschen werden über ein jedes unnütze Wort,⁴² das sie reden, am Tage des Gerichtes Rechenschaft geben müssen. Matthäus Mt 48 12 36 42 Da die Worte die Beschaffenheit des Herzens kundgeben, werden sie mit Recht vor Gottes Gericht geprüft werden. Ein unnützes Wort ist ein Wort, das gesprochen wird, ohne dass der Redende seinen eigenen oder eines anderen Nutzen dabei im Auge hat. (Aug., Thom.) Matthäus Mt 48 12 37 Ex verbis enim tuis justificaberis, et ex verbis tuis condemnaberis. Denn aus deinen Worten⁴³ wirst du gerechtfertiget, und aus deinen Worten wirst du verurteilt werden. Matthäus Mt 48 12 37 43 Wie aus den Werken. Matthäus Mt 48 12 38 Tunc responderunt ei quidam de Scribis et Pharisæis dicentes: Magister, volumus a te signum videre. Dann redeten einige von den Schriftgelehrten und Pharisäern zu ihm, und sprachen: Meister! wir möchten von dir ein Zeichen sehen.⁴⁴ Matthäus Mt 48 12 38 44 Ein anderes Beispiel von der Verstockung der Pharisäer. Nicht zufrieden mit so viel Wundern, fordern sie noch ein Zeichen. Christus sagt seinen Tod und seine Auferstehung voraus. Aber so groß und so unwidersprechlich auch dies Wunder sein wird, dennoch werden viele auch diesem Zeichen nicht glauben. Die Pharisäer reden den Herrn schmeichelnd Meister an, als wollten sie von ihm lernen. Ähnlich [Joh 6,30]. Matthäus Mt 48 12 39 Qui respondens ait illis: Generatio mala, et adultera signum quærit: et signum non dabitur ei, nisi signum Jonæ prophetæ. Er aber antwortete, und sprach zu ihnen: Ein böses und ehebrecherisches Geschlecht⁴⁵ verlangt ein Zeichen; und kein Zeichen wird ihm gegeben werden, als das Zeichen Jonas, des Propheten. [Mt 16,4, Lk 11,29, 1Kor 1,22]. Matthäus Mt 48 12 39 45 Dieses Bildes bedienten sich die Propheten oft. Jenes Geschlecht glaubt weder Moses noch Christus. Der Herr nannte sich [Mt 9,15] Bräutigam; die Braut verschmäht ihn und fordert ein Zeichen. Aber dasjenige, dass sie etwa wünscht, wird ihr nicht zuteil werden, sondern nur eines, das der Herr erwählt. Matthäus Mt 48 12 4 Quomodo intravit in domum Dei, et panes propositionis comedit, quos non licebat ei edere, neque his, qui cum eo erant, nisi solis sacerdotibus? Matthäus Mt 48 12 40 Sicut enim fuit Jonas in ventre ceti tribus diebus, et tribus noctibus; sic erit Filius hominis in corde terræ tribus diebus, et tribus noctibus. Denn gleichwie Jonas drei Tage und drei Nächte in dem Bauche des Fisches war, so wird auch der Sohn des Menschen im Herzen der Erde drei Tage und drei Nächte sein.⁴⁶ [Jona 2,1]. Matthäus Mt 48 12 40 46 Viele verstehen die Worte Christi von seiner Grabesruhe (Chrys., Euth., Beda), andere, wie es scheint, richtiger, von dem Absteigen Christi zu den Toten (Tert., Iren., Ephr.). Drei Tage sind nach jüdischem Sprachgebrauch nicht ein Zeitraum von 72 Stunden, sondern jeder Teil eines Tages steht für diesen selbst. So verstanden auch die Hohenpriester und Pharisäer diese Worte [Mt 27,63.64]. Matthäus Mt 48 12 41 Viri Ninivitæ surgent in judicio cum generatione ista, et condemnabunt eam: quia pnitentiam egerunt in prædicatione Jonæ. Et ecce plus quam Jonas hic. Die Männer⁴⁷ von Ninive werden in dem Gerichte mit⁴⁸ diesem Geschlechte auftreten, und werden es verdammen;⁴⁹ denn sie taten Buße auf die Predigt des Jonas. Und siehe, mehr als Jonas ist hier! [Jona 3,5]. Matthäus Mt 48 12 41 47 Als Ankläger, diese stehen, der Richter sitzt. Matthäus Mt 48 12 41 48 Beide Parteien stehen vor dem Gerichte. Matthäus Mt 48 12 41 49 Werden durch ihr Zeugnis die Verdammung herbeiführen. Die Heiden glaubten dem Worte des Propheten, das auserwählte Volk blieb taub gegen Gottes Stimme. Matthäus Mt 48 12 42 Regina austri surget in judicio cum generatione ista, et condemnabit eam: quia venit a finibus terræ audire sapientiam Salomonis, et ecce plus quam Salomon hic. Eine Königin aus Mittag wird im Gerichte mit diesem Geschlechte auftreten, und es verdammen; denn sie kam von den Enden der Erde,⁵⁰ um die Weisheit Salomons zu hören; und siehe, mehr als Salomon ist hier! [2Chr 9,1ff]. Matthäus Mt 48 12 42 50 Wie Menschen zu Menschen reden, wählt der Heiland einen energischen Ausdruck. Die Königin war eine Heidin, eine mächtige Königin, und wollte die Weisheit Salomons hören, ob er auch nur ein sterblicher Mensch war. Die Pharisäer und Gesetzeslehrer nehmen den Sohn Gottes, der selbst zu ihnen kommt, nicht auf, ob er gleich Schätze der Weisheit bietet und Zeichen tut. Ein zweiter Grund, warum die Führer des Volkes böse sind, ist in V. 41, 42 gegeben. Matthäus Mt 48 12 43 Cum autem immundus spiritus exierit ab homine, ambulat per loca arida, quærens requiem et non invenit. Wenn aber der unreine Geist von dem Menschen ausgefahren ist,⁵¹ wandert er durch dürre Orte, Ruhe suchend, und er findet sie nicht. [Lk 11,24]. Matthäus Mt 48 12 43 51 Was diejenigen erwartet, welche selbst nach dem Zeichen des Jonas noch verstockt bleiben. Christus weist hier auch auf die vorhergehende Austreibung des bösen Geistes hin. Das Gleichnis zeigt, wie sehr der böse Geist begehrt, diejenigen, welche er einmal getäuscht, von neuem in seine Gewalt zu bringen. Matthäus Mt 48 12 44 Tunc dicit: Revertar in domum meam, unde exivi. Et veniens invenit eam vacantem, scopis mundatam, et ornatam. Alsdann spricht er: Ich will in mein Haus zurückkehren, von wo ich ausgegangen bin.⁵² Und er kommt, findet es leer,⁵³ mit Besen gereiniget, und geschmückt.⁵⁴ Matthäus Mt 48 12 44 52 In seinem Stolze will er es sich nicht einmal selbst gestehen, dass er ausgetrieben worden ist. Matthäus Mt 48 12 44 53 Nicht verteidigt durch Gottes Schutz. Matthäus Mt 48 12 44 54 Mit schlechten Besen gekehrt und mit dem geschmückt, was dem bösen Geiste gefällt (Cyr., Bed., Thom.). Matthäus Mt 48 12 45 Tunc vadit, et assumit septem alios spiritus secum nequiores se, et intrantes habitant ibi: et fiunt novissima hominis illius pejora prioribus. Sic erit et generationi huic pessimæ. Dann geht er hin, nimmt sieben⁵⁵ andere Geister zu sich, ärgere als er, und sie ziehen ein, und wohnen daselbst, und es werden die letzten Dinge dieses Menschen ärger als die ersten. Ebenso wird es auch diesem überaus argen Geschlechte ergehen.⁵⁶ [2Petr 2,20]. Matthäus Mt 48 12 45 55 Gegensatz zu [Jes 11,2] (Hier., Ambr., Theoph.). Man muss Gott dienen oder dem Teufel. Das Volk Israel wollte Gott, dem Urheber alles Guten, nicht gehorchen und fiel unsäglichem Unheil anheim, wie Zerstörung der Stadt und des Tempels, Zerstreuung usw., einem Unglück, schlimmer als einst die babylonische Gefangenschaft (Chrys.). Der Sinn ist indes noch allgemeiner; der Heiland erklärt wie [Ez 15,1] das Sprichwort: Das schlimmste Übel ist die Verkehrung dessen, was das Beste war. Matthäus Mt 48 12 45 56 Von den Juden ward der böse Geist ausgetrieben, als das Gesetz gegeben ward und Israel das Volk Gottes wurde, und als die Propheten zu ihm gesendet wurden. Bei diesem Geschlechte nun hat der Heiland mit seinen Aposteln alles aufgeboten, es zu Gott zu führen. Dennoch ist das Volk nicht gänzlich verworfen; auch aus ihm wird es Christus nicht an Jüngern fehlen. Der Übergang zu dem Folgenden ist ähnlich wie [Mt 11,25]. Matthäus Mt 48 12 46 Adhuc eo loquente ad turbas, ecce mater ejus, et fratres stabant foris, quærentes loqui ei. Während⁵⁷ er noch zu dem Volke redete, siehe, da standen seine Mutter⁵⁸ und seine Brüder⁵⁹ draußen, und suchten mit ihm zu reden.⁶⁰ [Lk 8,19] Matthäus Mt 48 12 46 57 Als Christus einmal zu dem Volke redete. [Lk 8,19]. Matthäus Mt 48 12 46 58 Der Grund wird nicht angegeben. Da aber die Mutter Jesu mit den anderen Verwandten kommt, war dieser Grund sicherlich ein guter. Matthäus Mt 48 12 46 59 Brüder heißen bei den Hebräern alle nahen Blutsverwandten. Vergl. [Gen 14,16, Gen 13,9, Gen 24,48, Gen 29,12, 2Kön 10,13]. Matthäus Mt 48 12 46 60 Sie schickten zu Jesus. Matthäus Mt 48 12 47 Dixit autem ei quidam: Ecce mater tua, et fratres tui foris stant quærentes te. Es sagte aber jemand zu ihm: Siehe, deine Mutter und deine Brüder stehen draußen, und suchen dich. Matthäus Mt 48 12 48 At ipse respondens dicenti sibi, ait: Quæ est mater mea, et qui sunt fratres mei? Er aber antwortete, und sprach zu dem, welcher es ihm sagte: Wer ist meine Mutter,⁶¹ und wer sind meine Brüder?⁶² Matthäus Mt 48 12 48 61 Nicht dass der Heiland das vierte Gebot gering achtet, sondern wie er [Lk 2,49] seinem himmlischen Vater gehorcht, so lässt er auch jetzt nicht, aus Rücksicht auf seine Mutter, von der Predigt ab. Matthäus Mt 48 12 48 62 Nicht die Geburt, sondern der Beruf zur Kirche entscheidet im Reiche Gottes. Vergl. [Gal 3,28]. Die rein leibliche Verwandtschaft bringt keinen übernatürlichen Segen und verleiht dem Heilande gegenüber kein Recht, so lange kein übernatürliches Band mit ihm verbindet. Welches dieses ist, wird im nächsten Verse gesagt. Matthäus Mt 48 12 49 Et extendens manum in discipulos suos, dixit: Ecce mater mea, et fratres mei. Und die Hand nach seinen Jüngern ausstreckend, sprach er: Sehet da meine Mutter und meine Brüder! Matthäus Mt 48 12 5 Aut non legistis in lege quia sabbatis sacerdotes in templo sabbatum violant, et sine crimine sunt? Oder habet ihr nicht gelesen in dem Gesetze, dass die Priester am Sabbate im Tempel den Sabbat brechen, und ohne Schuld sind?⁵ Matthäus Mt 48 12 5 5 Am heiligen Orte selbst werden an allen Sabbaten Opfer geschlachtet und zubereitet, und das von den Priestern selbst. Also gibt es Ausnahmen von der Strenge des Sabbatgesetzes. Matthäus Mt 48 12 50 Quicumque enim fecerit voluntatem Patris mei, qui in clis est: ipse meus frater, et soror, et mater est. Denn wer immer den Willen meines Vaters tut, welcher im Himmel ist, ist mir Bruder, Schwester und Mutter.⁶³ Matthäus Mt 48 12 50 63 Christus kam in die Welt, den Willen seines Vaters zu tun. Darauf zielte sein erstes Gebet ab, dies übte er bis zum Tode, dies lehrte er seine Jünger. Diejenigen, welche einen gleichen Gehorsam üben, erkennt er als seine Verwandten an, die er so lieb hat, wie sonst die Menschen Bruder, Schwester und Mutter. Der Heiland vergleicht also seine Liebe zu den Gehorsamen mit der Liebe des Menschen zu den teuersten Personen. Er leugnet nicht, dass Maria seine Mutter, noch dass sie die getreueste Erfüllerin des göttlichen Willens ist, sondern sieht hier vom ersteren ab. Das böse und ehebrecherische Geschlecht (V. 39) bleibt von dieser Verwandtschaft mit Christus ausgeschlossen. Matthäus Mt 48 12 6 Dico autem vobis, quia templo major est hic. Ich sage euch aber: Ein Größerer als der Tempel ist hier.⁶ Matthäus Mt 48 12 6 6 Christus offenbart seine Gottheit. In meinem Dienste haben die Apostel dies getan. Ist es gestattet, für den Tempel das Sabbatgebot hintanzusetzen, wie viel mehr also dies Gebot, rein menschliche Vorschriften unberücksichtigt zu lassen, damit sie keine Not leiden, welche dem dienen, der mehr ist als der Tempel. Matthäus Mt 48 12 7 Si autem sciretis quid est: Misericordiam volo, et non sacrificium: numquam condemnassetis innocentes: Wenn ihr aber wüsstet, was es heißt: Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer; nimmermehr würdet ihr die Schuldlosen verdammt haben.⁷ [1Sam 15,22, Sir 4,17, Hos 6,6, Mt 9,13]. Matthäus Mt 48 12 7 7 Der Herr weist weiter ihre Unkenntnis nach. So hat Achimelech gehandelt (Hier.). Die Barmherzigkeit will Gott um ihrer selbst willen, weil es eine innere Tugend ist, das Opfer aber kann als äußeres Werk schlecht und gut dargebracht werden. Ist nun des Opfers halber am Sabbat etwas gestattet, wie viel mehr um der Barmherzigkeit willen. Matthäus Mt 48 12 8 Dominus enim est Filius hominis etiam sabbati. Denn der Menschensohn⁸ ist auch über den Sabbat Herr. Matthäus Mt 48 12 8 8 Siehe [Mt 8,20]. Der Sabbat ist Gott geweiht. Christus weist wiederum auf seine Gottheit hin. Der Herr des Sabbats hat die Jünger nicht getadelt, also sind sie nicht tadelnswert. Matthäus Mt 48 12 9 Et cum inde transisset, venit in synagogam eorum. Als er nun von da fortgegangen war, kam er in ihre Synagoge. Matthäus Mt 48 0 1 4. Natur und Wirksamkeit des messianischen Reiches. (Kap. 13) Gleichnis vom Sämann. (V. 9) Warum Christus in Gleichnissen redet. (V. 17) Erklärung des Gleichnisses vom Sämann. (V. 23) Gleichnis vom Unkraut. (V. 30) Gleichnisse von der Wirksamkeit des Reiches Christi. (V. 35) Vom Senfkörnlein. (V. 32) Vom Sauerteige. (V. 33) Erklärung des Gleichnisses vom Unkraute. (V. 43) Gleichnisse von den Segnungen des messianischen Reiches. (V. 46) Vom verborgenen Schatze. (V. 44) Von der Perle. (V. 46) Gleichnis vom Netze. (V. 52) Die Seinen nehmen den Heiland nicht auf. Matthäus Mt 48 13 1 In illo die exiens Jesus de domo, sedebat secus mare. An jenem Tage ging Jesus aus dem Hause¹ und setzte sich am Meere nieder. [Mk 4,1, Lk 8,4]. Matthäus Mt 48 13 1 1 Es ist wohl das Haus des heil. Petrus in Kapharnaum. Das Ufer erhob sich amphitheatralisch. Matthäus Mt 48 13 10 Et accedentes discipuli dixerunt ei: Quare in parabolis loqueris eis? Und die Jünger traten zu ihm und sprachen: Warum redest du in Gleichnissen zu ihnen?⁶ Matthäus Mt 48 13 10 6 Christus erklärt dem Volke die Gleichnisse nicht. Ein solches Vorgehen war ungewöhnlich, daher die Frage der Jünger. Matthäus Mt 48 13 11 Qui respondens, ait illis: Quia vobis datum est nosse mysteria regni clorum: illis autem non est datum. Er antwortete und sprach zu ihnen: Weil es euch gegeben ist, die Geheimnisse⁷ des Himmelreiches zu verstehen, jenen aber ist es nicht gegeben.⁸ Matthäus Mt 48 13 11 7 Lehren, welche der Mensch durch die natürliche Vernunft nicht zu erwerben vermag, die Gott offenbart und die ohne seinen Beistand nicht geglaubt werden können. Matthäus Mt 48 13 11 8 Zwei Klassen von Menschen, die einen für den Himmel geeignet, die anderen ungeeignet, weil die letzteren Christus nicht als den Gesandten Gottes anerkennen. Matthäus Mt 48 13 12 Qui enim habet, dabitur, ei, et abundabit: qui autem non habet, et quod habet auferetur ab eo. Denn wer hat, dem wird gegeben werden, und er wird Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch das, was er hat, genommen werden.⁹ [Mt 25,29] Matthäus Mt 48 13 12 9 Das widerfuhr den Juden. Da sie nicht glaubten, verloren sie auch das Verständnis des Gesetzes und der Propheten. Wer Gottes Gnaden gut anwendet, erlangt größere; wer sie verachtet, dem werden sie entzogen. Matthäus Mt 48 13 13 Ideo in parabolis loquor eis: quia videntes non vident, et audientes non audiunt, neque intelligunt. Darum rede ich in Gleichnissen zu ihnen, weil sie sehend nicht sehen, und hörend nicht hören, und nicht verstehen.¹⁰ Matthäus Mt 48 13 13 10 Die Führer des Volkes sehen die Wunder, welche in der Zeit des Messias geschehen sollten, und bekennen Christus nicht als den verheißenen Erlöser. Sie haben das Zeugnis des Johannes gehört und Christi Zeugnis von sich selbst vernommen, aber widerstehen der inneren Gnade. Das Volk kommt lediglich bis zu unfruchtbarer Verwunderung, aber weigert sich gleichfalls, Christus zu folgen. Matthäus Mt 48 13 14 Et adimpletur in eis prophetia Isaiæ dicentis: Auditu audietis, et non intelligetis: et videntes videbitis, et non videbitis. Und es erfüllt sich an ihnen die Weissagung des Isaias, der da spricht: Mit den Ohren werdet ihr hören, und nicht verstehen; ihr werdet mit den Augen schauen, und nicht sehen.¹¹ [Jes 6,9, Mk 4,12, Lk 8,10, Joh 12,40] Matthäus Mt 48 13 14 11 Wieder geschieht, was Isaias von seinen Zeitgenossen durch die Offenbarung Gottes gesagt. Vergl. [Apg 28,25] Matthäus Mt 48 13 15 Incrassatum est enim cor populi hujus, et auribus graviter audierunt, et oculos suos clauserunt: ne quando videant oculis, et auribus audiant, et corde intelligant, et convertantur, et sanem eos. Denn das Herz dieses Volkes ist verstockt, und sie hörten schwer mit den Ohren, und schlossen ihre Augen, damit sie nicht etwa sehen mit den Augen, und hören mit den Ohren, und mit dem Herzen es verstehen, und sich bekehren, und ich sie heile.¹² [Röm 11,8] Matthäus Mt 48 13 15 12 Aus der Septuag. entweder von Matthäus selbst entnommen, da diese Übersetzung in Palästina bekannt war, oder von seinem Übersetzer an die Stelle des hebr. Textes gesetzt. Der Prophet soll zu dem Volke reden, auch wenn es durch seine Mahnungen erbittert, sich noch mehr verhärtet. Die Gleichnisse sollten das Volk zu weiterem Forschen anregen und enthalten manche leicht verständliche Mahnung, das Gute zu tun und das Böse zu fliehen. Matthäus Mt 48 13 16 Vestri autem beati oculi quia vident, et aures vestræ quia audiunt. Selig aber eure Augen, weil sie sehen, und eure Ohren, weil sie hören!¹³ Matthäus Mt 48 13 16 13 Propheten und Heilige haben diese Zeit ersehnt. [Joh 8,56, 1Petr 1,10-12]. Die Jünger sind also glücklicher als die Propheten und Heiligen, die von ihnen mit großer Andacht verehrt warden! Und dies sagt der ihnen, der ebenso wahrhaft wie mächtig ist! Wie muss ihr Herz von neuer Liebe zum Heilande erglühen! Vergl. [Hebr 11,13.40] Matthäus Mt 48 13 17 Amen quippe dico vobis, quia multi prophetæ, et justi cupierunt videre quæ videtis, et non viderunt: et audire quæ auditis, et non audierunt. Denn wahrlich, ich sage euch, viele Propheten und Gerechte haben begehrt zu sehen, was ihr sehet, und sahen es nicht, und zu hören, was ihr höret, und hörten es nicht! [Lk 10,24] Matthäus Mt 48 13 18 Vos ergo audite parabolam seminantis. So höret ihr nun das Gleichnis vom Sämanne.¹⁴ Matthäus Mt 48 13 18 14 Der Same ist die Predigt vom Reiche. Durch die Predigt wird das Reich Gottes begründet und ausgebreitet. Matthäus Mt 48 13 19 Omnis, qui audit verbum regni, et non intelligit, venit malus, et rapit quod seminatum est in corde ejus: hic est qui secus viam seminatus est. Wenn jemand das Wort von dem Reiche hört, und es nicht versteht,¹⁵ so kommt der Böse,¹⁶ und raubt¹⁷ das, was in seinem Herzen gesäet worden ist; dies ist der an den Weg hingesäete. Matthäus Mt 48 13 19 15 Oberflächlich hört und sich nicht bemüht, zu verstehen. Matthäus Mt 48 13 19 16 Der Teufel. Matthäus Mt 48 13 19 17 Wie die Vögel die Samenkörner: Er sorgt, dass die, wenn auch nur auf die Oberfläche der Seele gefallenen, religiösen Wahrheiten bald verfliegen. Matthäus Mt 48 13 2 Et congregatæ sunt ad eum turbæ multæ, ita ut in naviculam ascendens sederet: et omnis turba stabat in littore, Und es versammelte sich viel Volk um ihn, so dass er in ein Schiff stieg und sich setzte; und alles Volk stand am Ufer. Matthäus Mt 48 13 20 Qui autem super petrosa seminatus est, hic est, qui verbum audit, et continuo cum gaudio accipit illud: Der aber auf den felsigen Grund gesäet ist, ist der, welcher das Wort hört und es sogleich mit Freuden aufnimmt. Matthäus Mt 48 13 21 Non habet autem in se radicem, sed est temporalis: facta autem tribulatione et persecutione propter verbum, continuo scandalizatur. Er hat aber keine Wurzel in sich, sondern dauert nur eine Zeitlang; und wenn um des Wortes willen Trübsal und Verfolgung entsteht, so nimmt er alsbald Anstoß.¹⁸ Matthäus Mt 48 13 21 18 Das Reich Christi wird von Stürmen der Anfeindung heimgesucht, ist also keine Weltherrschaft, wie sie die Juden erhofften. Matthäus Mt 48 13 22 Qui autem seminatus est in spinis, hic est, qui verbum audit, et sollicitudo sæculi istius, et fallacia divitiarum suffocat verbum, et sine fructu efficitur. Der aber unter die Dornen gesäet ist, ist derjenige, welcher das Wort hört; aber die Sorge dieser Welt, und der Trug des Reichtums¹⁹ ersticken das Wort, und es wird unfruchtbar. Matthäus Mt 48 13 22 19 Der Heiland sagt nicht: Welt und Reichtum, sondern Sorge dieser Welt und Trug des Reichtums. Sorge: Was ein Herz allzu sehr außer dem Reiche Gottes sucht. Herzen, welche die Beute dieser Feinde werden, sterben für das Himmlische ab. Matthäus Mt 48 13 23 Qui vero in terram bonam seminatus est, hic est qui audit verbum, et intelligit, et fructum affert, et facit aliud quidem centesimum, aliud autem sexagesimum, aliud vero trigesimum. Der endlich auf ein gutes Erdreich²⁰ gesäet ist, ist der, welcher das Wort hört, und versteht, und Frucht bringt, und hundertfältig, oder sechzigfältig, oder aber dreißigfältig²¹ trägt. Matthäus Mt 48 13 23 20 Gut nicht nur von Natur, sondern auch durch Pflege. Bild und bezeichnete Sache werden hier schön zusammengestellt. Wer ist der Sämann? V. 37 antwortet hierauf. Der Heiland zeigt seinen Jüngern gleichzeitig, dass sie den Mut nicht verlieren sollen, wenn ihre Predigt nicht mehr Wirkung hat als die des Meisters. Matthäus Mt 48 13 23 21 Wie die schlechten Hörer der Predigt vom Reiche drei Klassen bilden, so auch diejenigen, bei denen das Wort Frucht trägt. Matthäus Mt 48 13 24 Aliam parabolam proposuit illis, dicens: Simile factum est regnum clorum homini, qui seminavit bonum semen in agro suo. Ein anderes Gleichnis legte er ihnen vor, und sprach:²² Das Himmelreich ist gleich geworden einem Manne, der guten Samen auf seinen Acker säete. [Mk 4,26] Matthäus Mt 48 13 24 22 Das Gleichnis vom Acker stellte die Stiftung des Reiches Gottes, seine Ausbreitung durch die Predigt und seine Frucht dar. Indes auch die dem Gottesreich angehören, sind nicht außer aller Gefahr, da in der Kirche Gute mit Bösen gemischt sind und der Feind Gottes durch seine List die Menschen in's Verderben zu stürzen sucht. Darüber dürfen die Gläubigen sich nicht verwundern, wohl aber hat jeder zu wachen, dass der böse Feind ihm keinen Schaden tue. Matthäus Mt 48 13 25 Cum autem dormirent homines, venit inimicus ejus, et superseminavit zizania in medio tritici, et abiit. Während aber die Leute schliefen, kam sein Feind, und säte Unkraut mitten unter den Weizen,²³ und ging davon. Matthäus Mt 48 13 25 23 Der Feind sucht das zu verderben, was gut begonnen. Der Zusatz Während die Leute schliefen bezeichnet einfach die Zeit. Matthäus Mt 48 13 26 Cum autem crevisset herba, et fructum fecisset, tunc apparuerunt et zizania. Als aber der Halm ausschoss, und Frucht ansetzte, da erschien auch das Unkraut.²⁴ Matthäus Mt 48 13 26 24 Lollium tremul., das vom Getreide nicht zu unterscheiden ist, solange es noch keine Ähren angesetzt hat. Matthäus Mt 48 13 27 Accedentes autem servi patrisfamilias, dixerunt ei: Domine, nonne bonum semen seminasti in agro tuo? Unde ergo habet zizania? Da traten die Knechte²⁵ des Hausvaters herzu, und sprachen zu ihm: Herr! hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er also das Unkraut? Matthäus Mt 48 13 27 25 Die Diener werden nur der Antwort ihres Herrn halber genannt. Matthäus Mt 48 13 28 Et ait illis: Inimicus homo hoc fecit. Servi autem dixerunt ei: Vis, imus, et colligimus ea? Und er sprach zu ihnen: Ein feindlicher Mensch hat dies getan. Die Knechte aber sprachen zu ihm: Willst du, dass wir hingehen und es einsammeln? Matthäus Mt 48 13 29 Et ait: Non: ne forte colligentes zizania, eradicetis simul cum eis et triticum. Und er sprach: Nein! damit ihr nicht etwa, indem ihr das Unkraut sammelt, zugleich mit demselben auch den Weizen ausreißet.²⁶ Matthäus Mt 48 13 29 26 Christus kommt in seiner Antwort nicht darauf zurück, indes enthält dies Wort eine wichtige Mahnung: Die Bösen sind zu dulden, wenn die Guten sonst in Gefahr kämen. Im Übrigen gilt das [1Kor 5,13] Gesagte. Matthäus Mt 48 13 3 Et locutus est eis multa in parabolis, dicens: Ecce exiit qui seminat, seminare. Und er redete viel zu ihnen in Gleichnissen,² und sprach: Siehe,³ der Sämann ging aus, zu säen. Matthäus Mt 48 13 3 2 Ein Gleichnis ist die Erzählung einer erdichteten Geschichte in der Absicht aus dem, was im gewöhnlichen Leben geschieht, etwas Höheres zu erklären und zu beweisen. Diese Lehrweise war bei den Orientalen sehr beliebt. Matthäus Mt 48 13 3 3 Die Aufmerksamkeit wird erweckt, damit dem Folgenden besondere Beachtung geschenkt werde. Matthäus Mt 48 13 30 Sinite utraque crescere usque ad messem, et in tempore messis dicam messoribus: Colligite primum zizania, et alligate ea in fasciculos, ad comburendum, triticum autem congregate in horreum meum. Lasset beides wachsen bis zur Ernte, und zur Zeit der Ernte werde ich den Schnittern sagen: Leset zuerst das Unkraut zusammen, und bindet es in Büschel zum Verbrennen; den Weizen aber sammelt in meine Scheuer. Matthäus Mt 48 13 31 Aliam parabolam proposuit eis, dicens: Simile est regnum clorum grano sinapis, quod accipiens homo seminavit in agro suo: Ein anderes Gleichnis²⁷ legte er ihnen vor, und sprach: Das Himmelreich ist gleich einem Senfkörnlein, welches ein Mensch nahm, und auf seinen Acker säte. [Mk 4,31, Lk 13,19] Matthäus Mt 48 13 31 27 Da Christus gesagt, es gehe von den Samen manches verloren, konnte die Furcht erstehen, es möchten nur wenige Gläubige übrig bleiben. Diese Furcht wird durch das folgende Gleichnis beseitigt, das die Ausbreitung des Himmelreiches aus bescheidenen Anfängern schildert. Der Heiland erscheint in Niedrigkeit und erwählt zwölf arme Apostel, und doch gewinnt er die ganze Erde für seine Lehre. Matthäus Mt 48 13 32 Quod minimum quidem est omnibus seminibus: cum autem creverit, majus est omnibus oleribus, et fit arbor, ita ut volucres cli veniant, et habitent in ramis ejus. Es ist zwar das kleinste unter allen Samenkörnern,²⁸ wenn es aber herangewachsen ist, ist es größer als alle Gartengewächse, und wird zu einem Baume, so dass die Vögel des Himmels kommen, und in seinen Zweigen wohnen. Matthäus Mt 48 13 32 28 Sprichwort der Hebräer. Das Senfkorn wächst bis zu drei Meter Höhe und erscheint wie ein Baum. Christus deutet auf [Ez 17,23] hin. Die Kirche ist das Abbild Christi, der in Erniedrigung begann, um zur Herrlichkeit ewiger Glorie zu gelangen. Matthäus Mt 48 13 33 Aliam parabolam locutus est eis. Simile est regnum clorum fermento, quod acceptum mulier abscondit in farinæ satis tribus donec fermentatum est totum. Ein anderes Gleichnis²⁹ sagte er ihnen: Das Himmelreich ist gleich einem Sauerteige, den ein Weib nahm und unter drei Maß³⁰ Mehl einmengte, bis das Ganze durchsäuert war. [Lk 13,21] Matthäus Mt 48 13 33 29 Das vorhergehende Gleichnis stellte die äußere Ausdehnung des Gottesreiches dar, das gegenwärtige seine innere Kraft. Matthäus Mt 48 13 33 30 Ein Maß = Epha, fasste 144 Eier, etwa sieben Liter. Der Heiland wählt die Zahl drei, vielleicht mit Rücksicht auf [Gen 18,6, Ri 6,19, 1Sam 1,24]. Dies scheint das Maß bei Festmahlen gewesen zu sein. Der Sauerteig gibt dem gleichsam toten Mehl Leben, Wachstum und Geschmack. Im Übrigen zeigt uns der Augenschein, wie das Christentum die Gestalt der Erde verändert hat. Matthäus Mt 48 13 34 Hæc omnia locutus est Jesus in parabolis ad turbas: et sine parabolis non loquebatur eis: Alles dieses redete Jesus durch Gleichnisse zu dem Volke, und ohne Gleichnisse redete er nicht zu ihnen;³¹ Matthäus Mt 48 13 34 31 Wie Christus V. 13 gesagt, warum er die Gleichnisse dem Volk nicht erkläre, so offenbart er jetzt, warum er diese Lehrweise übt. Er redete nicht: nämlich damals (vergl. V. 10). Matthäus Mt 48 13 35 Ut impleretur quod dictum erat per Prophetam dicentem: Aperiam in parabolis os meum, eructabo abscondita a constitutione mundi. damit erfüllet würde,³² was durch den Propheten gesagt worden, der da spricht: Ich will meinen Mund auftun in Gleichnissen, und aussprechen, was verborgen war³³ von Gründung der Welt an. [Ps 77,2, Mk 4,34] Matthäus Mt 48 13 35 32 Der Evangelist zeigt, wie Christus alle Vorbilder des A. T. erfüllt und somit Herr der Propheten ist. Matthäus Mt 48 13 35 33 Der Psalmist erzählt Gottes wunderbare Führungen, die er dann Gleichnisse nennt, weil sie eine Lehre enthalten. Verborgen: Unter der äußeren Hülle der geschichtlichen Tatsachen verbirgt sich ein geheimer Sinn, die Beschreibung der Schicksale des Gottesreiches. Was dem Psalmisten als Propheten zukam, muss noch viel mehr Christus, dem Haupte der Propheten, zukommen. Matthäus Mt 48 13 36 Tunc, dimissis turbis, venit in domum: et accesserunt ad eum discipuli ejus, dicentes: Edissere nobis parabolam zizaniorum agri. Alsdann entließ Jesus das Volk und kam in das Haus; und seine Jünger traten zu ihm, und sprachen: Erkläre uns das Gleichnis von dem Unkraute des Ackers!³⁴ Matthäus Mt 48 13 36 34 Vergl. [Mt 24,31, 1Thess 4,15]. Matthäus Mt 48 13 37 Qui respondens ait illis: Qui seminat bonum semen, est Filius hominis. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Der den guten Samen aussäet, ist der Menschensohn. Matthäus Mt 48 13 38 Ager autem est mundus. Bonum vero semen, hi sunt filii regni. Zizania autem, filii sunt nequam. Der Acker aber ist die Welt; der gute Same hingegen das sind die Kinder des Reiches, und das Unkraut sind die Kinder des Bösen. Matthäus Mt 48 13 39 Inimicus autem, qui seminavit ea, est diabolus. Messis vero consummatio sæculi est. Messores autem Angeli sunt. Der Feind aber, der es gesäet hat, ist der Teufel. Die Ernte aber ist das Ende der Welt, die Schnitter hinwieder sind die Engel. [Offb 14,15] Matthäus Mt 48 13 4 Et dum seminat, quædam ceciderunt secus viam, et venerunt volucres cli, et comederunt ea. Und während er säete, fiel einiges an den Weg hin, und es kamen die Vögel des Himmels und fraßen es auf. Matthäus Mt 48 13 40 Sicut ergo colliguntur zizania, et igni comburuntur: sic erit in consummatione sæculi. Wie nun das Unkraut gesammelt und im Feuer verbrannt wird, so wird es auch am Ende der Welt sein. Matthäus Mt 48 13 41 Mittet Filius hominis Angelos suos, et colligent de regno ejus omnia scandala, et eos, qui faciunt iniquitatem: Der Menschensohn wird seine Engel aussenden, und sie werden aus seinem Reiche alle Ärgernisse³⁵ sammeln,³⁶ und³⁷ jene, die Unrecht tun, Matthäus Mt 48 13 41 35 Diejenigen, welche anderen durch ihren bösen Wandel Ursache zum Falle sind. Matthäus Mt 48 13 41 36 Und entfernen. Matthäus Mt 48 13 41 37 Wohl erklärend: Und zwar. So hat Christus das Gericht [Mt 7,23] beschrieben. Matthäus Mt 48 13 42 Et mittent eos in caminum ignis. Ibi erit fletus, et stridor dentium. und werden sie in den Feuerofen werfen. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. Matthäus Mt 48 13 43 Tunc justi fulgebunt sicut sol in regno Patris eorum. Qui habet aures audiendi, audiat. Alsdann werden die Gerechten leuchten³⁸ wie die Sonne im Reiche ihres³⁹ Vaters.⁴⁰ Wer Ohren hat zu hören, der höre! [Weish 3,7, Dan 12,3] Matthäus Mt 48 13 43 38 Vergl. [Weish 3,7, 1Kor 15,41]. Das Licht ist das Bild der Herrlichkeit und Seligkeit. Das Licht der Sonne ist das schönste, das die Menschen kennen. Matthäus Mt 48 13 43 39 Ihres Vaters: Wie lieb hat Gott sie! Welch ein Gegensatz, dort Kinder des Satans, hier Kinder Gottes! Beide sind es in Ewigkeit und werden dem, dessen Kinder sie sind, im Lose ähnlich. Das ist es, worauf der Herr die Aufmerksamkeit lenkt. Vergl. [Mt 11,15]. Matthäus Mt 48 13 43 40 Christus übergibt nach dem letzten Gerichte das Reich Gottes dem Vater. [1Kor 15,24] Matthäus Mt 48 13 44 Simile est regnum clorum thesauro abscondito in agro: quem qui invenit homo, abscondit, et præ gaudio illius vadit, et vendit universa quæ habet, et emit agrum illum. Das Himmelreich⁴¹ ist gleich einem Schatze,⁴² der im Acker verborgen ist; wenn diesen ein Mensch findet, hält er ihn geheim,⁴³ und geht in der Freude darüber hin, und verkauft alles, was er hat, und kauft jenen Acker.⁴⁴ Matthäus Mt 48 13 44 41 Dieses Gleichnis zeigt den Wert und die Fülle der Güter, das Folgende die Schönheit des Himmelreiches und wie sehr wir uns bemühen müssen, dasselbe zu erlangen. Das Himmelreich wird irdischen Dingen verglichen, weil das Herz durch das, was es aus Erfahrung kennt, das nicht Bekannte lieben lernt. In dem ersten Gleichnis wird es gefunden, im zweiten gesucht, weil Gott es den einen von selbst anbietet, während andere es mit vieler Mühe suchen müssen, ehe sie zugelassen werden. Matthäus Mt 48 13 44 42 Einer ungeheueren Menge von Gold oder Silber. Matthäus Mt 48 13 44 43 Er sagt niemanden davon. Matthäus Mt 48 13 44 44 So wenig wie [Lk 16,8] die Handlungsweise des ungerechten Haushalters empfohlen wird, wird hier gesagt, ob es an sich recht sei, so zu handeln. Matthäus Mt 48 13 45 Iterum simile est regnum clorum homini negotiatori, quærenti bonas margaritas. Abermal ist das Himmelreich gleich einem Kaufmanne, der gute Perlen sucht. Matthäus Mt 48 13 46 Inventa autem una pretiosa margarita, abiit, et vendidit omnia quæ habuit, et emit eam. Wenn er aber eine⁴⁵ kostbare Perle findet, geht er hin, verkauft alles, was er hat, und kauft sie. Matthäus Mt 48 13 46 45 Nur eine ist die kostbare Perle. Nicht alle wissen sie zu schätzen, und doch ist für dieselbe alles daranzugeben. Matthäus Mt 48 13 47 Iterum simile est regnum clorum sagenæ missæ in mare, et ex omni genere piscium congreganti. Abermal ist das Himmelreich gleich einem Netze, das in's Meer⁴⁶ geworfen wird und aller Art Fische einfängt. Matthäus Mt 48 13 47 46 Die Welt. Vergl. [Mt 4,19] Matthäus Mt 48 13 48 Quam, cum impleta esset, educentes, et secus littus sedentes, elegerunt bonos in vasa, malos autem foras miserunt. Wenn es angefüllt ist,⁴⁷ zieht man es heraus, setzt sich an das Ufer, und sammelt die guten in Gefäße, die schlechten aber wirft man hinaus. Matthäus Mt 48 13 48 47 Wenn allen Völkern das Evangelium gepredigt ist. Ob aber auch alle Menschen sich bekehren? Die Scheidung tritt erst ein, wenn das Gottesreich auf Erden endet. Matthäus Mt 48 13 49 Sic erit in consummatione sæculi: exibunt Angeli, et separabunt malos de medio justorum. So⁴⁸ wird es auch am Ende der Welt gehen. Die Engel werden ausgehen, und die Bösen aus der Mitte der Gerechten absondern, Matthäus Mt 48 13 49 48 Wie V. 39-42 gesagt ist. Wie oft spricht Christus von der ewigen Strafe! [Mt 5,29, Mt 10,28, Mt 12,32, Mt 13,42-50] Matthäus Mt 48 13 5 Alia autem ceciderunt in petrosa, ubi non habebant terram multam: et continuo exorta sunt, quia non habebant altitudinem terræ. Anderes aber fiel auf felsigen Grund, wo es nicht viel Erdreich hatte, und es ging alsbald auf, weil es keinen tiefen Grund hatte. Matthäus Mt 48 13 50 Et mittent eos in caminum ignis: ibi erit fletus, et stridor dentium. und sie in den Feuerofen werfen; da wird Heulen und Zähneknirschen sein. Matthäus Mt 48 13 51 Intellexistis hæc omnia? Dicunt ei: Etiam. Habt ihr das alles verstanden? Sie⁴⁹ sprachen zu ihm: Ja! Matthäus Mt 48 13 51 49 Die, welchen das V. 11 benannte Geschenk Gottes zuteil geworden ist. Matthäus Mt 48 13 52 Ait illis: Ideo omnis scriba doctus in regno clorum, similis est homini patrifamilias, qui profert de thesauro suo nova et vetera. Und er sprach zu ihnen: Darum⁵⁰ ist jeder Schriftgelehrte, der über das Himmelreich unterrichtet ist, einem Hausvater gleich, der aus seinem Schatze⁵¹ Neues und Altes hervorbringt. Matthäus Mt 48 13 52 50 Weil ihr die Geheimnisse des Himmelreiches verstanden habt. (Chrys.) Diese Geheimnisse sind neu, alt aber, was der Heiland aus dem Leben vorbringt. Da nun die Jünger die Lehre Jesu verstanden haben und auf dieselbe Weise lehren werden, sind sie und jeder vom Himmelreiche recht Unterwiesene einem solchen Familienvater ähnlich. Einen wie großen Schatz muss sich also jeder Lehrer erwerben und wie sehr bestrebt sein, ihn täglich zu mehren! Matthäus Mt 48 13 52 51 Ein reicher und freigebiger Familienvater bringt mancherlei aus seinem Vorrate, um dem verschiedenen Geschmacke Genüge zu tun, Altes und Neues. Vielleicht eine sprichwörtliche Redeweise, vergl. [Hld 7,13], welche die Fülle andeutet. Matthäus Mt 48 13 53 Et factum est, cum consummasset Jesus parabolas istas, transiit inde. Und es begab sich, als Jesus diese Gleichnisse vollendet hatte, ging er von dort hinweg.⁵² Matthäus Mt 48 13 53 52 Der Heiland geht wegen des Unglaubens des Volkes hinweg, zu dem er in Gleichnissen gesprochen, weil sie die unverhüllte Wahrheit nicht gefasst hätten. Diesen Unglauben zeigt der Evangelist an einem Beispiele. Zwischen dem Vorhergehenden und dem Folgenden liegt wohl das [Mk 4Mk 6,1] Erzählte. Matthäus Mt 48 13 54 Et veniens in patriam suam, docebat eos in synagogis eorum, ita ut mirarentur, et dicerent: Unde huic sapientia hæc, et virtutes? Und er kam in seine Vaterstadt⁵³ und lehrte sie in ihren Synagogen, so dass sie sich verwunderten und sprachen: Woher kommt diesem⁵⁴ solche Weisheit und die Wunderkräfte? [Mk 6,1, Lk 4,16] Matthäus Mt 48 13 54 53 Nicht unmittelbar nach Vorlegung der Gleichnisse. Das [Lk 4,16] erzählte Ereignis ist zwar ähnlich, doch ein anderes, denn die Umstände sind mehrfach verschieden. Vergl. auch [Mt 4,13]. Vaterstadt Christi heißt Nazareth, weil der Herr daselbst aufgewachsen war und dort seine Mutter und seine Verwandten wohnten [Lk 4,16]. Matthäus Mt 48 13 54 54 Den wir so lange kennen. Also hatte Christus seine göttliche Natur und sein Amt vor dem dort nicht offenbart. Matthäus Mt 48 13 55 Nonne hic est fabri filius? Nonne mater ejus dicitur Maria, et fratres ejus, Jacobus, et Joseph, et Simon, et Judas: Ist dieser nicht des Zimmermanns Sohn? Heißt nicht seine Mutter Maria? Und seine Brüder Jakob, Joseph, Simon und Judas?⁵⁵ [Joh 6,42] Matthäus Mt 48 13 55 55 Da Joseph nicht erwähnt wird, scheint aus dieser Stelle die alte Überlieferung bestätigt, dass er bereits gestorben war. Brüder Jesu werden auch sonst, Schwestern nur hier und [Mk 6,3] erwähnt. In welchem Sinne, siehe 1. Anm. 24. Die Brüder Jesu sind die Kinder einer halbbürtigen Schwester der Mutter Christi, die Söhne der Maria, Frau des Alphäus. Matthäus Mt 48 13 56 Et sorores ejus, nonne omnes apud nos sunt? Unde ergo huic omnia ista? Und seine Schwestern, sind sie nicht alle bei uns? Woher kommt ihm denn dieses alles? Matthäus Mt 48 13 57 Et scandalizabantur in eo. Jesus autem dixit eis: Non est propheta sine honore nisi in patria sua, et in domo sua. Und sie nahmen Anstoß an ihm.⁵⁶ Jesus aber sprach zu ihnen: Nirgends ist ein Prophet weniger geehrt als in seinem Vaterlande und in seinem Hause.⁵⁷ Matthäus Mt 48 13 57 56 Seine Wunder, sein Ansehen u. a. wurden ihnen Anlass zum Neide und zur Verweigerung des Glaubens. Matthäus Mt 48 13 57 57 So auch David [1Kön 16,11, 1Sam 17,28]. Niemand schätzt einen Propheten so gering wie die, welche zuvor mit ihm vertraulichen Umgang gehabt. Matthäus Mt 48 13 58 Et non fecit ibi virtutes multas propter incredulitatem illorum. Und er wirkte daselbst nicht viele Wunder ihres Unglaubens wegen.⁵⁸ Matthäus Mt 48 13 58 58 Der Glaube ist die Voraussetzung, unter der Christus Wunder tut. Matthäus Mt 48 13 6 Sole autem orto æstuaverunt: et quia non habebant radicem, aruerunt. Als aber die Sonne aufgegangen war, ward es versengt, und weil es keine Wurzel hatte, verdorrte es. Matthäus Mt 48 13 7 Alia autem ceciderunt in spinas: et creverunt spinæ, et suffocaverunt ea. Wieder anderes fiel unter die Dornen; und die Dornen wuchsen auf und erstickten es. Matthäus Mt 48 13 8 Alia autem ceciderunt in terram bonam: et dabant fructum, aliud centesimum, aliud sexagesimum, aliud trigesimum. Anderes aber fiel auf gutes Erdreich und brachte Frucht, einiges hundertfältig, einiges sechzigfältig, einiges dreißigfältig.⁴ Matthäus Mt 48 13 8 4 Wie drei Teile des Samens umsonst ausgestreut werden, so wird auch eine dreifache Frucht unterschieden. Matthäus Mt 48 13 9 Qui habet aures audiendi, audiat. Wer Ohren hat zu hören, der höre!⁵ Matthäus Mt 48 13 9 5 In diesem Gleichnisse sind wichtige Wahrheiten enthalten, daher die Mahnung. Matthäus Mt 48 0 1 III. 14-20. 1. Der Tod Johannes des Täufers. (V. 12) 2. Die Apostel werden über den Charakter Jesu und der Pharisäer unterwiesen. (14,13-16, 12) Wunderbare Brotvermehrung. (V. 21) Jesus wandelt auf dem Meere. (V. 33) Heuchelei der Pharisäer. (Kap. 15.9) Matthäus Mt 48 14 1 In illo tempore audivit Herodes tetrarcha famam Jesu: In jener Zeit¹ vernahm Herodes, der Vierfürst,² den Ruf von Jesus,³ [Mk 6,14, Lk 9,7]. Matthäus Mt 48 14 1 1 Der Evangelist hat bereits Hindeutungen Christi auf seinen Tod berichtet. [Mt 10,38, Mt 12,39], wie auch, dass die Pharisäer Ursache desselben sein werden [Mt 12,14]. Der Tod des heil. Johannes ist eine neue Vorbedeutung. Vergl. [Mt 17,12] Nach [Joh 4,1] hatten die Pharisäer auch zur Gefangennehmung des heil. Johannes beigetragen. Matthäus Mt 48 14 1 2 Herodes Antipas, Sohn Herodes I. und der Malthake, Tetrach von Galiläa und Peräa. Matthäus Mt 48 14 1 3 Damals besonders. Matthäus Mt 48 14 10 Misitque et decollavit Joannem in carcere. Und er sandte hin und ließ Johannes im Kerker enthaupten. Matthäus Mt 48 14 11 Et allatum est caput ejus in disco, et datum est puellæ, et attulit matri suæ. Und sein Haupt ward auf einer Schüssel gebracht und dem Mädchen gegeben, und sie brachte es ihrer Mutter.¹⁵ Matthäus Mt 48 14 11 15 Herodias durchbohrte die Zunge des heil. Johannes (Hier.). Es war bei den orientalischen Völkern Sitte, dass der Scharfrichter das Haupt der Getöteten zeigte. Matthäus Mt 48 14 12 Et accedentes discipuli ejus, tulerunt corpus ejus, et sepelierunt illud: et venientes nuntiaverunt Jesu. Und seine Jünger kamen herzu, nahmen seinen Leib, und bestatteten ihn; und kamen, es Jesus zu melden.¹⁶ Matthäus Mt 48 14 12 16 So starb der, welcher im Mutterleibe bereits geheiligt, der größte unter den Propheten war. Nicht irdisches Wohlsein, sondern Verfolgung für Wahrheit und Gerechtigkeit ist die Belohnung derer, welche das Reich Gottes lieben. Was also steht dem König der Propheten bevor? Herodias stachelte Herodes Antipas auf, sich um den Königstitel zu bewerben. Von seinem Bruder in Rom verdächtigt, wurde er indes nach Lyon verbannt, 39 n. Chr. Herodias folgte ihm dorthin. Salome brach auf dem Eise ein und dasselbe trennte ihr den Kopf vom Rumpfe (Niceph.). Matthäus Mt 48 14 13 Quod cum audisset Jesus, secessit inde in navicula, in locum desertum seorsum: et cum audissent turbæ, secutæ sunt eum pedestres de civitatibus. Als nun Jesus dies vernommen,¹⁷ begab er sich von dort zu Schiff an einen öden Ort, allein;¹⁸ und als das Volk es erfuhr, folgte es ihm zu Fuße von den Städten.¹⁹ [Mk 6,31, Lk 9,10, Joh 6,3] Matthäus Mt 48 14 13 17 Der Evangelist kehrt zu V. 2 zurück. Matthäus Mt 48 14 13 18 Christus will eine Bewegung des Volkes in Galiläa verhüten und Herodes keine Gelegenheit bieten zur Verfolgung. Nach [Lk 9,10] begab der Heiland sich in die Ebene von Bethsaida, nahe der Einmündung des Jordan in den See Genesareth. Diese Stadt unterstand dem Vierfürsten Philippus. Matthäus Mt 48 14 13 19 Sie hielten den Herrn wenigstens für einen großen Propheten. Diesen Glauben und ihren Eifer ließ Christus nicht ohne Lohn. Matthäus Mt 48 14 14 Et exiens vidit turbam multam, et misertus est eis, et curavit languidos eorum. Und da er hervorkam,²⁰ sah er das viele Volk, und erbarmte sich über sie, und heilte ihre Kranken. Matthäus Mt 48 14 14 20 Aus der V. 13 genannten Zurückgezogenheit. Matthäus Mt 48 14 15 Vespere autem facto, accesserunt ad eum discipuli ejus, dicentes: Desertus est locus, et hora jam præteriit: dimitte turbas, ut euntes in castella, emant sibi escas. Als es aber Abend²¹ geworden war, traten seine Jünger zu ihm, und sprachen: Der Ort ist eine Wüste, und die Tageszeit²² ist vorüber; entlasse das Volk, dass es in die Ortschaften gehe und sich Speise kaufe. Matthäus Mt 48 14 15 21 Nach V. 23 der erste Abend, d. i. Nachmittag. Matthäus Mt 48 14 15 22 Die Zeit, in der das Volk hätte entlassen werden sollen, um in die benachbarten Flecken zu gelangen. Matthäus Mt 48 14 16 Jesus autem dixit eis: Non habent necesse ire: date illis vos manducare. Jesus aber sprach zu ihnen: Sie haben nicht nötig wegzugehen; gebet ihr ihnen zu essen!²³ Matthäus Mt 48 14 16 23 Der Heiland erinnert sie an die ihnen [Mt 10,8] verliehene Macht und ihre Erfahrungen bei der ersten Aussendung. Die Worte Christi [Joh 6] wurden nach den obigen gesprochen. Der heil. Matthäus berichtet oft summatisch. Matthäus Mt 48 14 17 Responderunt ei: Non habemus hic nisi quinque panes, et duos pisces. Sie antworteten ihm: Wir haben hier nichts außer fünf Brote und zwei Fische. [Joh 6,9] Matthäus Mt 48 14 18 Qui ait eis: Afferte mihi illos huc. Er sprach zu ihnen: Bringet sie mir hierher! Matthäus Mt 48 14 19 Et cum jussisset turbam discumbere super fnum, acceptis quinque panibus, et duobus piscibus, aspiciens in clum benedixit, et fregit, et dedit discipulis panes, discipuli autem turbis. Nachdem er nun dem Volke befohlen hatte, sich auf den Rasen niederzulassen, nahm er die fünf Brote und die zwei Fische, blickte auf gen Himmel,²⁴ segnete sie, brach die Brote,²⁵ und gab sie den Jüngern, die Jünger aber gaben sie dem Volke. Matthäus Mt 48 14 19 24 Wie [Joh 11,41]. Diese Brotvermehrung ist Vorbereitung auf eine harte Rede [Joh 6]. Christus sagt dem himmlischen Vater Dank, dass er jetzt verherrlicht wird, und betet, dass die Apostel glauben. Gottes Segnung bewirkt, was sie ausspricht, wie [Gen 1,22] (Thom.). Matthäus Mt 48 14 19 25 Die Brote waren dünn wie Kuchen und hart, weshalb man sie zu brechen pflegte. Unter den Händen des Heilandes und der Jünger findet die Vermehrung statt. Matthäus Mt 48 14 2 Et ait pueris suis: Hic est Joannes Baptista: ipse surrexit a mortuis, et ideo virtutes operantur in eo. und er sprach⁴ zu seinen Dienern: Dies ist Johannes der Täufer; er ist von den Toten auferstanden, und darum⁵ wirken die Wunderkräfte in ihm. Matthäus Mt 48 14 2 4 Das böse Gewissen peinigt ihn. Matthäus Mt 48 14 2 5 Herodes meint, der heil. Johannes habe zum Lohn für seine Tugend die Gabe der Wunder erhalten. Matthäus Mt 48 14 20 Et manducaverunt omnes, et saturati sunt. Et tulerunt reliquias, duodecim cophinos fragmentorum plenos. Und sie aßen alle und wurden gesättigt. Und sie hoben auf, was von den Stücken übrig war, zwölf Körbe voll.²⁶ Matthäus Mt 48 14 20 26 Ein Beweis der Vollkommenheit der Stärkung und Sättigung ist die Fülle der Überbleibsel (Thom.). Jeder Apostel füllte einen Korb, wie man sie auf Reisen mit sich zu führen pflegte. Ein Vorbild des sakramentalen Opfers und jener Speisung, welche im eucharistischen Brote durch alle Jahrhunderte als Wunder der Allmacht und Güte Gottes aus den Händen des Sohnes Gottes sich in den Händen der Priester fortsetzt. Matthäus Mt 48 14 21 Manducantium autem fuit numerus, quinque millia virorum, exceptis mulieribus, et parvulis. Die Zahl der Essenden aber war fünftausend Männer, ungerechnet Weiber und Kinder. Matthäus Mt 48 14 22 Et statim compulit Jesus discipulos ascendere in naviculam, et præcedere eum trans fretum, donec dimitteret turbas. Und alsogleich nötigte²⁷ Jesus seine Jünger in das Schiff zu steigen, und vor ihm über den See zu fahren, bis er das Volk entlassen hätte.²⁸ [Mk 6,45, Joh 6,15] Matthäus Mt 48 14 22 27 Der Grund [Joh 6,15]. Das Volk will den Herrn zum Könige machen und den Jüngern scheint dies nicht zu missfallen. Matthäus Mt 48 14 22 28 Zweite Vorbereitung auf die Rede Christi über die heil. Eucharistie [Joh 6,26] Wie der Herr in der Brotvermehrung seine Herrschaft über alle geschaffenen Dinge beweist, so zeigt er hier, dass sein heiliger Leib nicht den irdischen Gesetzen unterworfen ist, wenn nicht Jesus selbst es will. Matthäus Mt 48 14 23 Et dimissa turba, ascendit in montem solus orare. Vespere autem facto solus erat ibi. Und nachdem er das Volk entlassen hatte, stieg er auf den Berg, um in der Einsamkeit²⁹ zu beten;³⁰ da es aber Abend geworden,³¹ war er allein daselbst. Matthäus Mt 48 14 23 29 Christus war zwar allezeit mit seinem Vater vereint, dennoch wählte er oft besondere Zeiten zum Beten, uns zur Lehre, dass das Gebet die erste Pflicht des Christen ist. Er bietet uns auch das Vorbild des rechten Gebetes: Ruhe des Herzens (er entlässt das Volk), Erhebung des Geistes (er geht auf einen Berg), Einsamkeit (Thom.). Zugleich zeigt der Herr, dass sein Reich anderer Art ist. Matthäus Mt 48 14 23 30 Als Hoherpriester betet der Heiland für uns. (Chrys.) Er betet zudem vor jeder wichtigen Handlung, vor der Erwählung der Apostel [Lk 6,12], vor der Verheißung des Primates [Lk 9,18], hier vor der Rede über die heil. Eucharistie [Joh 6,35], welche zugleich eine Prüfung seiner Apostel sein wird. Matthäus Mt 48 14 23 31 Nach Untergang der Sonne. Matthäus Mt 48 14 24 Navicula autem in medio mari jactabatur fluctibus: erat enim contrarius ventus. Das Schiff aber wurde mitten auf dem Meere von den Wellen hin und her geworfen; denn der Wind war widrig. Matthäus Mt 48 14 25 Quarta autem vigilia noctis, venit ad eos ambulans super mare. In der vierten Nachtwache aber³² kam er zu ihnen, über das Meer hinwandelnd. Matthäus Mt 48 14 25 32 Christus lässt seine Jünger heute allein einen Sturm bestehen. Die Juden unterschieden drei Nachtwachen, zu denen sie nach römischer Sitte auch die Zeit nach dem Hahnenschrei früh als vierte hinzufügten. Der Herr betet also lange und überlässt die Jünger lange der Prüfung. Matthäus Mt 48 14 26 Et videntes eum super mare ambulantem, turbati sunt, dicentes: Quia phantasma est. Et præ timore clamaverunt. Und als sie ihn auf dem Meere wandeln sahen, entsetzten sie sich, und sprachen: Es ist ein Gespenst! Und sie schrien vor Furcht. Matthäus Mt 48 14 27 Statimque Jesus locutus est eis, dicens: Habete fiduciam: ego sum, nolite timere. Sogleich aber redete Jesus sie an, und sprach: Habet Vertrauen, ich bin es! Fürchtet euch nicht! Matthäus Mt 48 14 28 Respondens autem Petrus dixit: Domine, si tu es, jube me ad te venire super aquas. Da antwortete ihm Petrus, und sprach: Herr, wenn du es bist, so heiße mich zu dir kommen über das Wasser hin. Matthäus Mt 48 14 29 At ipse ait: Veni. Et descendens Petrus de navicula, ambulabat super aquam ut veniret ad Jesum. Er aber sprach: Komm! Und Petrus stieg aus dem Schiffe, und ging auf dem Wasser, um zu Jesus zu kommen.³³ Matthäus Mt 48 14 29 33 Petrus ist in seinem Feuereifer stets allen voran. Er hofft durch den Willen des Meisters das zu können, was die Natur nicht vermag. Ein solches Wunder war noch nicht erhört, wie groß also musste der Glaube des heil. Petrus sein! Matthäus Mt 48 14 3 Herodes enim tenuit Joannem, et alligavit eum: et posuit in carcerem propter Herodiadem uxorem fratris sui. Herodes nämlich hatte den Johannes ergreifen und fesseln lassen und in's Gefängnis gesetzt wegen Herodias, der Frau seines Bruders.⁶ [Mk 6,17, Lk 3,19] Matthäus Mt 48 14 3 6 Herodes hatte zunächst eine Tochter des Königs der Araber, Aretas, zur Frau gehabt. Auf einer Reise nach Rom kehrte er bei seinem Stiefbruder mütterlicherseits, Herodes Philippus, ein, dem Sohn der Marianne, Tochter des Hohenpriesters Simon. Von Leidenschaft gegen Herodias entbrannt (sie war eine Tochter des Aristobulus und der Berenice), wagte er ihr von einer Ehe mit ihm zu reden. Da sie sehr ehrgeizig war, erklärte sie sich bereit, ihm, wenn er aus Rom zurückgekehrt sein würde, in sein Haus zu folgen, falls er die Tochter des Aretas verstoßen wolle. So nahm Antipas sie zu Lebzeiten seines Bruders Philippus, dem Herodias bereits eine Tochter, Salome, geboren, zur Frau. Matthäus Mt 48 14 30 Videns vero ventum validum, timuit: et cum cpisset mergi, clamavit dicens: Domine, salvum me fac. Als er aber den starken Wind sah, fürchtete er sich; und da er anfing zu sinken,³⁴ rief er, und sprach: Herr! rette mich. Matthäus Mt 48 14 30 34 Sobald sein Glaube nachlässt, beginnt er zu sinken. Er muss erkennen, dass nur Christi Kraft ihn über den Wassern erhielt. Doch auch in der Bestürzung der Furcht offenbart er seinen Glauben. Matthäus Mt 48 14 31 Et continuo Jesus extendens manum, apprehendit eum: et ait illi: Modicæ fidei, quare dubitasti? Alsbald streckte Jesus die Hand aus, ergriff ihn, und sprach zu ihm: Kleingläubiger! warum hast du gezweifelt?³⁵ Matthäus Mt 48 14 31 35 Nicht die Gewalt des Sturmes, sondern dein geringer Glaube hat dich sinken lassen. (Chrys.) Matthäus Mt 48 14 32 Et cum ascendissent in naviculam, cessavit ventus. Und da sie in das Schiff getreten waren, legte sich der Wind. Matthäus Mt 48 14 33 Qui autem in navicula erant, venerunt, et adoraverunt eum, dicentes: Vere Filius Dei es. Die aber im Schifflein waren, kamen und beteten ihn an,³⁶ und sprachen: Wahrlich, du bist Gottes Sohn!³⁷ Matthäus Mt 48 14 33 36 Die Frucht der Selbstoffenbarung Christi. Matthäus Mt 48 14 33 37 Wohl im eigentlichen Sinne. Die Arbeit der Jünger ist die Arbeit der Kirche, das Meer ist die Welt, die Fluten die Verfolgungen, den Wind entfesselt der Teufel. (Ans., Hilar., Hier.) Matthäus Mt 48 14 34 Et cum transfretassent, venerunt in terram Genesar. Und als sie hinübergefahren waren,³⁸ kamen sie in die Landschaft Genesar.³⁹ [Mk 6,53] Matthäus Mt 48 14 34 38 Nach [Joh 6,60] hielt der Heiland seine Rede über die Eucharistie in der Synagoge von Kapharnaum, also wohl am Sabbat. Nach [Joh 6,22] fand die Brotvermehrung am Donnerstag abends statt, in der folgenden Nacht zeigte der heil. Petrus seine Schwäche und seinen Glauben. So vermehrte also Christus die Brote an einem Donnerstage, als Ostern nahe war. Wiederum nach einem Jahre segnet, bricht und wandelt er das Brot und vervielfacht seine Anwesenheit im eucharistischen Brote. In eben dieser Nacht beteuert der heil. Petrus die Festigkeit seines Glaubens, fällt durch menschliche Schwäche und wird von Christus wieder aufgerichtet. (Hil., Ded., Theoph.) Matthäus Mt 48 14 34 39 Genesar oder Genesareth, eine Landfläche von dreißig Stadien in der Länge und zwanzig in der Breite am gleichnamigen See. Matthäus Mt 48 14 35 Et cum cognovissent eum viri loci illius, miserunt in universam regionem illam, et obtulerunt ei omnes male habentes: Da nun die Leute dieses Ortes ihn erkannten, schickten sie in die ganze Umgegend, brachten alle Kranken zu ihm, Matthäus Mt 48 14 36 Et rogabant eum ut vel fimbriam vestimenti ejus tangerent. Et quicumque tetigerunt, salvi facti sunt. und baten ihn, nur den Saum seines Kleides berühren zu dürfen. Und alle, die denselben anrührten, wurden geheilt.⁴⁰ [Mt 9,20] Matthäus Mt 48 14 36 40 Das Volk will gern zeitliche Wohltaten von Christus empfangen, aber die Lehre des Herrn geht ihm nicht zu Herzen. Die Obersten des Volkes wollen es vom Glauben an Christus und von seiner Verehrung abhalten, wie im Folgenden erzählt wird. Matthäus Mt 48 14 4 Dicebat enim illi Joannes: Non licet tibi habere eam. Denn Johannes sagte zu ihm: Es ist dir nicht erlaubt, sie zu haben.⁷ Matthäus Mt 48 14 4 7 Eine solche Verbindung war durch das Gesetz verboten [Lev 18,16, Lev 20,21] Johannes hatte seinen Tadel wohl öffentlich ausgesprochen. Matthäus Mt 48 14 5 Et volens illum occidere, timuit populum: quia sicut prophetam eum habebant. Und obgleich Willens ihn zu töten, fürchtete er das Volk, weil sie ihn für einen Propheten hielten.⁸ [Mt 21,26] Matthäus Mt 48 14 5 8 Es hing ihm als einem Propheten an. Matthäus Mt 48 14 6 Die autem natali Herodis saltavit filia Herodiadis in medio, et placuit Herodi. An dem Geburtstage⁹ des Herodes aber tanzte die Tochter der Herodias¹⁰ in der Mitte,¹¹ und sie gefiel dem Herodes. Matthäus Mt 48 14 6 9 Geburtstage feiern hatte etwas Heidnisches an sich; nur von Pharao und Herodes berichtet die Schrift eine solche Feier, also von Verfolgern der Kinder Gottes. (Hier., Thom.) Matthäus Mt 48 14 6 10 Salome. Matthäus Mt 48 14 6 11 In der Mitte des Festsaales. Es war bei den Babyloniern, Persern und Griechen Sitte, dass Tänzerinnen während des Gastmahles auftraten. Für ein edles Mädchen war es ungeziemend, etwas derartiges zu tun. Vielleicht beabsichtigte sie das, was wirklich eintraf. Matthäus Mt 48 14 7 Unde cum juramento pollicitus est ei dare quodcumque postulasset ab eo. Darum verhieß er ihr mit einem Eidschwure, er wolle ihr geben, was sie immer von ihm begehren würde.¹² Matthäus Mt 48 14 7 12 Genauer [Mk 6,22.23] Der Wein spricht aus ihm. Matthäus Mt 48 14 8 At illa præmonita a matre sua, Da mihi, inquit, hic in disco caput Joannis Baptistæ. Sie aber, von ihrer Mutter angeleitet, sagte: Gib mir hier auf einer Schüssel das Haupt Johannes des Täufers!¹³ Matthäus Mt 48 14 8 13 Sogleich, damit er sich nicht später weigere. Matthäus Mt 48 14 9 Et contristatus est rex: propter juramentum autem, et eos, qui pariter recumbebant, jussit dari. Da ward der König¹⁴ betrübt; allein um des Eidschwures und derer willen, die mit zu Tische saßen, befahl er es zu geben. Matthäus Mt 48 14 9 14 Der Herrscher. S. [Mk 6,20] Die Teilnehmer sind des Gastgebers würdig, keiner verwendet sich für den Heiligen. Matthäus Mt 48 0 1 Blinde Führer von Blinden. (V. 20) Das kananäische Weib. (V. 28) Zweite wunderbare Brotvermehrung. Matthäus Mt 48 15 1 Tunc accesserunt ad eum ab Jerosolymis Scribæ, et Pharisæi, dicentes: Dann¹ kamen Schriftgelehrte und Pharisäer zu ihm aus Jerusalem² und sprachen: [Mk 7,1] Matthäus Mt 48 15 1 1 Als Christus so viele und große Wunder tat. Der Evangelist will die Bosheit der Pharisäer in das rechte Licht stellen. Matthäus Mt 48 15 1 2 Also von der höchsten Behörde zur Untersuchung gesendet. Die Anklage ist gegen die Jünger gerichtet und allgemein, um den Meister zu treffen. Wie hoch die Überlieferungen galten, siehe [Gal 1,14]. Man hatte den Satz aufgestellt: die Worte der Alten sind ebenso gewichtig, wie die Worte der Propheten. Matthäus Mt 48 15 10 Et convocatis ad se turbis, dixit eis: Audite, et intelligite. Und er rief das Volk zu sich¹¹ und sprach zu ihnen: Höret, und verstehet wohl! Matthäus Mt 48 15 10 11 Während Christus mit den Pharisäern sprach, war das Volk ehrfurchtsvoll zurückgewichen. Der Herr will dasselbe nun gleichfalls vor den falschen Lehrern warnen. Matthäus Mt 48 15 11 Non quod intrat in os, coinquinat hominem: sed quod procedit ex ore, hoc coinquinat hominem. Nicht was zum Munde eingeht, verunreinigt den Menschen, sondern was aus dem Munde ausgeht, das verunreinigt den Menschen.¹² Matthäus Mt 48 15 11 12 An sich ist keine Speise unrein. Vergl. [1Tim 4,4] Also verunreinigt es nicht, mit ungewaschenen Händen zu essen. Indes kann das Essen den Menschen verunreinigen, wenn er nämlich aus ungeordneter Esslust, Verachtung, Menschenfurcht und ähnlichen im verdorbenen Herzen wuchernden Leidenschaften ein göttliches oder kirchliches Fastengebot übertritt. Matthäus Mt 48 15 12 Tunc accedentes discipuli ejus, dixerunt ei: Scis quia Pharisæi audito verbo hoc, scandalizati sunt? Darauf traten seine Jünger hinzu, und sprachen zu ihm: Weißt du, dass die Pharisäer geärgert wurden, da sie diese Rede hörten?¹³ Matthäus Mt 48 15 12 13 Die Pharisäer nehmen an, Christus erkläre den gesetzlich gebotenen Unterschied der Speisen für unnütz. Die Jünger werden ebenfalls unruhig (Chrys., Theoph.). Die Pharisäer besitzen noch immer bei ihnen einige Hochachtung, und Christi Worte scheinen fast das Gesetz selbst zu verwerfen. Matthäus Mt 48 15 13 At ille respondens ait: Omnis plantatio, quam non plantavit Pater meus clestis, eradicabitur. Er aber antwortete und sprach: Jegliche Pflanzung,¹⁴ welche mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, wird ausgereutet werden.¹⁵ [Joh 15,2] Matthäus Mt 48 15 13 14 Die Pharisäer (Orig., Hier.) und ihre Lehre (Chrys., Paschas.). Matthäus Mt 48 15 13 15 Siehe schon [Jes 5,5.6]. Matthäus Mt 48 15 14 Sinite illos: cæci sunt, et duces cæcorum: cæcus autem si cæco ducatum præstet, ambo in foveam cadunt. Lasset sie!¹⁶ sie sind Blinde¹⁷ und Führer von Blinden.¹⁸ Wenn aber ein Blinder einen Blinden führt, fallen beide in die Grube. [Lk 6,39] Matthäus Mt 48 15 14 16 Achtet nicht darauf, dass sie Ärgernis genommen haben. Matthäus Mt 48 15 14 17 Gegen das Licht Gottes. Matthäus Mt 48 15 14 18 Indem sie das Volk mit ihrer Lehre verblenden und mit Feindschaft gegen Christus erfüllen. Matthäus Mt 48 15 15 Respondens autem Petrus dixit ei: Edissere nobis parabolam istam. Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Erkläre uns dieses Gleichnis!¹⁹ [Mk 7,17] Matthäus Mt 48 15 15 19 Die Jünger können sich über das V. 11 Gesagte noch immer nicht beruhigen. Matthäus Mt 48 15 16 At ille dixit: Adhuc et vos sine intellectu estis? Er aber sprach: Seid auch ihr noch ohne Einsicht?²⁰ Matthäus Mt 48 15 16 20 Worin die wahre Reinheit besteht. Matthäus Mt 48 15 17 Non intelligitis quia omne, quod in os intrat, in ventrem vadit et in secessum emittitur? Sehet ihr nicht ein, dass alles,²¹ was zu dem Munde eingeht, in den Magen kommt, und seinen natürlichen Ausgang nimmt? Matthäus Mt 48 15 17 21 Christus sagt nicht: die ganze, sondern: etwas von jeder Speise hat seinen natürlichen Lauf. Die Speise nährt das leibliche Leben und hat an sich keine Beziehung zu den Sitten. Matthäus Mt 48 15 18 Quæ autem procedunt de ore, de corde exeunt, et ea coinquinant hominem: Was aber aus dem Munde herausgeht, kommt aus dem Herzen,²² und dies verunreinigt den Menschen; Matthäus Mt 48 15 18 22 Das Herz gilt bei den Hebräern als Mittelpunkt des Denkens und Wollens. Matthäus Mt 48 15 19 De corde enim exeunt cogitationes malæ, homicidia, adulteria, fornicationes, furta, falsa testimonia, blasphemiæ. denn aus dem Herzen gehen hervor böse Gedanken,²³ Mordtaten, Ehebrüche, Unzucht, Diebstähle, falsche Zeugnisse, Gotteslästerungen.²⁴ Matthäus Mt 48 15 19 23 Das erste sind die schlechten Gedanken. Es folgen die Sünden gegen das 5. 6. 7. 8. Gebot. Matthäus Mt 48 15 19 24 Vielleicht folgt diese Sünde hier, weil falsches Zeugnis oft durch Meineid, eine Art Gotteslästerung, bestätigt zu werden pflegt. Matthäus Mt 48 15 2 Quare discipuli tui transgrediuntur traditionem seniorum? non enim lavant manus suas cum panem manducant. Warum übertreten deine Jünger die Überlieferung der Alten? Denn sie waschen ihre Hände nicht, wenn sie Brot essen.³ Matthäus Mt 48 15 2 3 Sie führen ein Beispiel an. Also bei so vielen und so großen Wundern bleiben sie so blind, dass sie nur an solche Dinge denken! (Hier.) Die Vorschrift leiteten sie aus [Lev 15,11] her. Matthäus Mt 48 15 20 Hæc sunt, quæ coinquinant hominem. Non lotis autem manibus manducare, non coinquinat hominem. Das sind Dinge, welche den Menschen verunreinigen; mit ungewaschenen Händen aber zu essen, verunreinigt den Menschen nicht.²⁵ Matthäus Mt 48 15 20 25 Da nicht einmal die Speisen an sich unrein machen. Matthäus Mt 48 15 21 Et egressus inde Jesus secessit in partes Tyri, et Sidonis. Und Jesus ging von dort²⁶ hinweg, und zog sich in die Gegend von Tyrus und Sidon²⁷ zurück.²⁸ [Mk 7,24] Matthäus Mt 48 15 21 26 Das nun folgende Ereignis zeigt, dass Jesus trotz des V. 13, 14 Gesagten voller Liebe ist gegen Israel. Matthäus Mt 48 15 21 27 Phönizien, dessen bedeutendste Städte dies sind. Das Land wurde von den Römern verwaltet. Matthäus Mt 48 15 21 28 Christus begibt sich wegen der Pharisäer und des Herodes an einen sicheren Ort. Matthäus Mt 48 15 22 Et ecce mulier Chananæa a finibus illis egressa clamavit, dicens ei: Miserere mei Domine fili David: filia mea male a dæmonio vexatur. Und siehe, ein kananäisches Weib kam aus jenen Grenzstrichen²⁹ her, und rief und sprach zu ihm: Erbarme dich meiner,³⁰ Herr, Sohn Davids!³¹ meine Tochter wird arg von einem bösen Geiste geplagt. Matthäus Mt 48 15 22 29 Vergl. [Gen 10,15]. Die Kananäer, die alten Einwohner Palästinas, waren von den Hebräern nach Norden zurückgedrängt. Ehe der Heiland noch in ihr Gebiet kommt, eilt ihm der Ruf voraus. Matthäus Mt 48 15 22 30 Welche Liebe der Mutter gegen ihr Kind: Ich leide! (Chrys.) Sie hatte von den wunderbaren Heilungen durch die Hand Jesu gehört. Matthäus Mt 48 15 22 31 Sie hat gehört, dass Christus so gegrüßt ward und wusste wohl, dass die Juden den Messias erwarteten. Matthäus Mt 48 15 23 Qui non respondit ei verbum. Et accedentes discipuli ejus rogabant eum dicentes: Dimitte eam: quia clamat post nos. Er aber antwortete ihr nicht ein Wort. Und seine Jünger traten hinzu, baten ihn, und sprachen: Entlasse sie! denn sie schreiet hinter uns her.³² Matthäus Mt 48 15 23 32 Die Jünger verwenden sich, indes nicht allein das Mitleid bewegt sie zu ihrer Bitte, der Herr wolle helfen. Matthäus Mt 48 15 24 Ipse autem respondens ait: Non sum missus nisi ad oves, quæ perierunt domus Israel. Er aber antwortete und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlornen Schafen des Hauses Israel.³³ [Joh 10,3] Matthäus Mt 48 15 24 33 Der Heiland ist von Gott zum Hause Israel gesandt, weil diesem nach der Verheißung der Messias zuerst offenbart werden sollte. Christus zeigt sich dem Vater gehorsam und voll unendlicher Liebe für das Heil der Juden. Matthäus Mt 48 15 25 At illa venit, et adoravit eum, dicens: Domine, adjuva me. Sie aber kam,³⁴ betete ihn an,³⁵ und sprach: Herr! hilf mir. Matthäus Mt 48 15 25 34 Wenn sie die Worte des Herrn vernommen hat, ist ihre Beharrlichkeit um so bewundernswerter. Matthäus Mt 48 15 25 35 Im Hause, in das er sich begeben. Der Hauptmann [Mt 8,6] lebte inmitten der Juden und war vielleicht selbst Proselyt, zudem baten die Juden für ihn; alles dies fehlt der Kananäerin. Matthäus Mt 48 15 26 Qui respondens ait: Non est bonum sumere panem filiorum, et mittere canibus. Und er entgegnete und sprach: Es ist nicht recht, das Brot der Kinder zu nehmen, und es den Hündchen vorzuwerfen.³⁶ Matthäus Mt 48 15 26 36 Auf die neue Bitte folgt eine neue Abweisung. Christus folgt der gewöhnlichen Sprechweise der Juden in der Bezeichnung des Verhältnisses der in Laster versenkten Heiden zu dem auserwählten Volke. Die Phönizierin weiß das, was zu ihrer Verdemütigung gereicht, zur Empfehlung ihrer Bitte zu wenden. Sie bestätigt die ganze Rede des Herrn, fügt aber zu dem Bilde einen neuen Zug hinzu (denn). Matthäus Mt 48 15 27 At illa dixit: Etiam Domine: nam et catelli edunt de micis, quæ cadunt de mensa dominorum suorum. Sie aber sprach! Ja, Herr! denn auch die Hündlein essen von den Brosamen, die von dem Tische ihrer Herren fallen. Matthäus Mt 48 15 28 Tunc respondens Jesus, ait illi: O mulier, magna est fides tua: fiat tibi sicut vis. Et sanata est filia ejus ex illa hora. Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: O Weib! dein Glaube ist groß;³⁷ dir geschehe, wie du willst. Und ihre Tochter war genesen von derselben Stunde an. Matthäus Mt 48 15 28 37 Wie der Hauptmann gelobt wird [Mt 8,10]. Wie der Heiland einst auf die Bitte seiner Mutter die Zeit seiner Offenbarung beschleunigte, indem er in Kana das Wunder wirkte [Joh 2,4], so tat er hier auf die demütige und standhafte Bitte der Heidin in außerordentlicher Weise ein Wunder Matthäus Mt 48 15 29 Et cum transisset inde Jesus, venit secus mare Galilææ: et ascendens in montem, sedebat ibi. Als Jesus von dort weiter gegangen war,³⁸ kam er an das Meer von Galiläa, und er stieg auf den Berg, und setzte sich daselbst. Matthäus Mt 48 15 29 38 Der Herr begibt sich auf die Ostseite des Sees von Genesareth, um den Juden seine Wohltaten zu spenden. Matthäus Mt 48 15 3 Ipse autem respondens ait illis: Quare et vos transgredimini mandatum Dei propter traditionem vestram? Nam Deus dixit: Er aber antwortete und sprach zu ihnen:⁴ Warum übertretet auch ihr das Gebot Gottes wegen eurer Überlieferung? Denn Gott hat gesagt: Matthäus Mt 48 15 3 4 Der Herr sagt nicht, ob die Jünger recht tun, um nicht Gelegenheit zu weiterem Streite zu geben, aber er tadelt sie auch nicht, so wenig wie die, welche die Überlieferung geschaffen, sondern beschämt seine Ankläger durch eine wirklich berechtigte Anklage. Die Überlieferungen der Pharisäer waren zum Teil Erfindungen jüdischer Lehrer, anders als die Überlieferung der Kirche, welche eine Quelle der göttlichen Offenbarung ist. Die Vorschriften der jüdischen Lehrer waren zuweilen dem Geiste des göttlichen Gesetzes zuwider; die Gebote der Kirche haben den Zweck, die Gebote Gottes bestimmter und gewisser in Vollzug zu bringen; ist doch die Kirche die Stellvertreterin Christi auf Erden, welche nur das befiehlt und tut, was der heil. Geist ihr eingibt. Matthäus Mt 48 15 30 Et accesserunt ad eum turbæ multæ, habentes secum mutos, cæcos, claudos, debiles, et alios multos: et projecerunt eos ad pedes ejus, et curavit eos: Und es kam viel Volk zu ihm, das Stumme, Blinde, Lahme, Krüppel und viele andere bei sich hatte; und sie legten sie³⁹ zu seinen Füßen, und er heilte sie,⁴⁰ [Jes 35,5] Matthäus Mt 48 15 30 39 Sie eilen, vielleicht aus Furcht, Christus möchte sich, wie oft, der Menge entziehen. Matthäus Mt 48 15 30 40 Wie viele Wunder liegen in diesem einen Worte beschlossen! (Orig.) Matthäus Mt 48 15 31 Ita ut turbæ mirarentur videntes mutos loquentes, claudos ambulantes, cæcos videntes: et magnificabant Deum Israel. so dass das Volk sich wunderte, da sie die Stummen reden, die Lahmen wandeln und die Blinden sehend schauten; und sie priesen den Gott Israels.⁴¹ Matthäus Mt 48 15 31 41 Der Evangelist sagt nicht, dass das Volk an Christus geglaubt habe. Immerhin aber preist es den wahren Gott in einem vielfach von Heiden bewohnten Landstriche. Matthäus Mt 48 15 32 Jesus autem, convocatis discipulis suis, dixit: Misereor turbæ, quia triduo jam perseverant mecum, et non habent quod manducent: et dimittere eos jejunos nolo, ne deficiant in via. Jesus aber rief seine Jünger zu sich und sprach:⁴² Mich erbarmet⁴³ des Volkes, denn drei Tage schon harren sie bei mir aus und haben nichts zu essen; und ich will sie nicht⁴⁴ ungespeiset von mir lassen, damit sie nicht auf dem Wege erliegen. [Mk 8,2] Matthäus Mt 48 15 32 42 Christus sorgt für alle Bedürfnisse. Matthäus Mt 48 15 32 43 Griech. Auf's innigste. Matthäus Mt 48 15 32 44 Sie verdienen Barmherzigkeit aus drei Gründen: Wegen ihrer Standhaftigkeit, wegen ihres Bedürfnisses, wegen der drohenden Gefahr. Der Heiland will den Glauben der Jünger prüfen und mehren, da dieser noch so klein ist (Chrys.). Matthäus Mt 48 15 33 Et dicunt ei discipuli: Unde ergo nobis in deserto panes, tantos, ut saturemus turbam tantam? Da sprachen seine Jünger zu ihm: Woher nehmen wir hier in der Wüste so viele Brote, um so viel Volk zu sättigen?⁴⁵ Matthäus Mt 48 15 33 45 Das klare Wort des Herrn: Ich will nicht hätte ihnen eine andere Antwort nahe legen sollen. Aber die Jünger haben das vorhergehende Wunder vergessen, ähnlich wie [Mt 16,7]. Matthäus Mt 48 15 34 Et ait illis Jesus: Quot habetis panes? At illi dixerunt: Septem, et paucos pisciculos. Jesus sprach zu ihnen:⁴⁶ Wie viele Brote habet ihr? Sie aber sprachen: Sieben, und wenige Fischlein.⁴⁷ Matthäus Mt 48 15 34 46 Die Wahrheit und Größe des Wunders wird so den Aposteln offenbarer. Matthäus Mt 48 15 34 47 Dies war der Reisevorrat für die Apostelschar. Matthäus Mt 48 15 35 Et præcepit turbæ, ut discumberent super terram. Und er befahl dem Volke, sich auf die Erde zu lagern. Matthäus Mt 48 15 36 Et accipiens septem panes, et pisces, et gratias agens, fregit, et dedit discipulis suis, et discipuli dederunt populo. Dann nahm er die sieben Brote und die Fische, dankte, brach, und gab seinen Jüngern, und die Jünger gaben dem Volke.⁴⁸ Matthäus Mt 48 15 36 48 Wie [Mt 14,19]. Matthäus Mt 48 15 37 Et comederunt omnes, et saturati sunt. Et quod superfuit de fragmentis, tulerunt septem sportas plenas. Und alle aßen und wurden satt. Und was von den Stücken übrig blieb, hoben sie auf, sieben volle Körbe.⁴⁹ Matthäus Mt 48 15 37 49 So viele Körbe, wie Brote waren. Matthäus Mt 48 15 38 Erant autem qui manducaverunt, quatuor millia hominum, extra parvulos, et mulieres. Derer aber, die gegessen hatten, waren viertausend Männer, außer den Kindern und den Frauen. Matthäus Mt 48 15 39 Et, dimissa turba, ascendit in naviculam: et venit in fines Magedan. Und nachdem er das Volk entlassen, trat er in das Schiff, und kam in das Gebiet von Magedan.⁵⁰ Matthäus Mt 48 15 39 50 Am Westufer des Sees Genesareth. Matthäus Mt 48 15 4 Honora patrem, et matrem, et: Qui maledixerit patri, vel matri, morte moriatur. Ehre Vater und Mutter!⁵ und: Wer seinem Vater oder seiner Mutter fluchet, soll des Todes sterben. [Eph 6,2, Spr 20,20] Matthäus Mt 48 15 4 5 Hierzu gehört es, den bedürftigen Eltern den Unterhalt zu gewähren. Matthäus Mt 48 15 5 Vos autem dicitis: Quicumque dixerit patri, vel matri, munus quodcumque est ex me, tibi proderit. Ihr aber sagt: Wer immer zum Vater oder zur Mutter spricht: Alles, was von mir geopfert wird,⁶ wird dir zum Nutzen gereichen, Matthäus Mt 48 15 5 6 Der Gebrauch einer geopferten Sache ist bestimmten Personen, also hier den Eltern, bei Strafe des Gottesfrevels untersagt. Matthäus Mt 48 15 6 Et non honorificabit patrem suum, aut matrem suam: et irritum fecistis mandatum Dei propter traditionem vestram. so mag er immer seinen Vater und seine Mutter nicht ehren;⁷ und ihr habt so Gottes Gebot aufgehoben wegen eurer Überlieferung. Matthäus Mt 48 15 6 7 D. i. nicht unterstützen. Matthäus Mt 48 15 7 Hypocritæ, bene prophetavit de vobis Isaias, dicens: Ihr Heuchler!⁸ Treffend hat Isaias von euch geweissagt, wenn er spricht:⁹ Matthäus Mt 48 15 7 8 Christus weist die falsche Anschuldigung durch eine wahrheitsgemäße Antwort zurück. Ihr wollt strenge Beobachter und Hüter auch der geringsten Vorschrift des Gesetzes scheinen, übertretet aber um eurer Überlieferungen willen schwer verpflichtende Gebote Gottes. Matthäus Mt 48 15 7 9 Isaias klagt über seine Zeitgenossen, indes passen seine Worte auch auf die Pharisäer. (Vergl. [Apg 7,51]) Matthäus Mt 48 15 8 Populus hic labiis me honorat: cor autem eorum longe est a me. Dieses Volk ehret mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir. [Jes 29,13, Mk 7,6] Matthäus Mt 48 15 9 Sine causa autem colunt me, docentes doctrinas, et mandata hominum. Vergeblich¹⁰ aber ehren sie mich, indem sie Lehren und Satzungen von Menschen lehren. Matthäus Mt 48 15 9 10 Ohne Gottes Wohlgefallen zu gewinnen, weil sie nicht Gebote lehren und beobachten, sondern Menschensatzungen. Die Worte sind nach der Septuag. gegeben. Durch diesen Tadel werden auch die Apostel vor den Pharisäern gewarnt und diese von neuem als für das Himmelreich ungeeignet bezeichnet. Matthäus Mt 48 0 1 Der Sauerteig der Pharisäer. (V. 12) 3. Dem heil. Petrus wird die Oberleitung der Kirche verheißen. (V. 13-20) 4. Christus belehrt seine Apostel über sein Leiden. (16,21 17,26) Christi Leiden und unsere Selbstverleugnung. Matthäus Mt 48 16 1 Et accesserunt ad eum Pharisæi, et Sadducæi tentantes: et rogaverunt eum ut signum de clo ostenderet eis. Da traten die Pharisäer und Sadducäer zu ihm, um ihn zu versuchen;¹ und sie baten ihn, er möchte ihnen ein Zeichen vom Himmel zeigen. [Mk 8,11] Matthäus Mt 48 16 1 1 Die Wunder der Krankenheilungen und Totenerweckungen genügten nicht. Sie fordern ein Wunder, um ihn zu schmähen, wenn er nicht nach ihrem Willen tut, ihm nicht zu glauben, wenn er ihrer Forderung entspricht. Matthäus Mt 48 16 10 Neque septem panum in quatuor millia hominum, et quot sportas sumpsistis? Auch nicht an die sieben Brote für die viertausend Mann, und wie viele Körbe ihr aufhobet? [Mt 15,34] Matthäus Mt 48 16 11 Quare non intelligitis, quia non de pane dixi vobis: Cavete a fermento Pharisæorum, et Sadducæorum? Wie seht ihr nicht ein,¹¹ dass ich nicht in Bezug auf Brot euch gesagt habe: Hütet euch vor dem Sauerteige der Pharisäer und Sadducäer? Matthäus Mt 48 16 11 11 Wie wenig verstehen wir Gottes Gedanken, so lange sein Geist unser Herz nicht umschafft! Matthäus Mt 48 16 12 Tunc intellexerunt quia non dixerit cavendum a fermento panum, sed a doctrina Pharisæorum, et Sadducæorum. Da verstanden sie, dass er nicht gesagt hatte, sie sollten sich vor dem Sauerteige des Brotes, sondern vor der Lehre der Pharisäer und Sadducäer hüten.¹² Matthäus Mt 48 16 12 12 So weit dieselbe falsch war, von Christus abzog und die wahre Frömmigkeit behinderte. Matthäus Mt 48 16 13 Venit autem Jesus in partes Cæsareæ Philippi: et interrogabat discipulos suos, dicens: Quem dicunt homines esse Filium hominis? Es kam aber Jesus¹³ in die Gegend von Cäsarea Philippi,¹⁴ und er fragte seine Jünger, und sprach: Wofür halten die Leute¹⁵ den Menschensohn? [Mk 8,27] Matthäus Mt 48 16 13 13 Nach [Lk 9,18] betet Christus vorher, wie vor der Erwählung der Apostel. Matthäus Mt 48 16 13 14 Einst Paneas genannt, am Fuße des Hermon gelegen. Der Vierfürst Philippus hatte die Stadt vergrößert und zu Ehren des Tiberius Cäsarea genannt. Man gab ihr den Beinamen Philippi, um sie von anderen zu unterscheiden. In einer großenteils heidnischen Landschaft wird Christi Gottheit bekannt und der Fels der Kirche erwählt, eine Vorbedeutung, dass das messianische Reich von den Juden verworfen auf die Heiden übergehen wird. Wohl hat Nathanael den Heiland bereits einmal Sohn Gottes genannt [Joh 1,49], ebenso Simon Petrus [Joh 6,70], desgleichen die Leute im Schiffe, als der Herr auf dem Meer wandelte [Mt 14,33], indes alle wohl mehr aus einer augenblicklichen inneren Bewegung heraus, als in Folge klarer und fester Überzeugung. In der Einsamkeit sollen die Apostel diese durch Gottes Gnade gewinnen. Matthäus Mt 48 16 13 15 Nicht die Pharisäer. Matthäus Mt 48 16 14 At illi dixerunt: Alii Joannem Baptistam, alii autem Eliam, alii vero Jeremiam, aut unum ex prophetis. Sie aber sprachen: Einige für Johannes, den Täufer, andere für Elias, andere aber für Jeremias oder einen der Propheten.¹⁶ [Mk 8,28, Lk 9,19] Matthäus Mt 48 16 14 16 Ebenso irrte Herodes [Mt 14,2]. Elias sollte vor dem Messias kommen [Mal 4,5.6, vergleiche Kap. 11 Anm 20]. Jeremias: vielleicht in Folge der Erzählung [2Makk 2,5ff] und 4 Esdr. 2,18. Einer der Propheten: Das Volk meinte wohl, wie Herodes [Mt 14,2], die Propheten seien nach der Auferstehung mächtiger in Wunderwerken. Es bestand eine allgemeine Erwartung, dass der Messias kommen werde, aber man erwartete ihn in Herrlichkeit und Macht. Da Jesus ohne Prunk und Glanz erscheint, halten sie ihn nicht für den Messias. Andererseits haben die Verleumdungen der Pharisäer es noch nicht dahin gebracht, dass das Volk ihn nicht wegen seiner Wunder für einen Propheten hält. Noch ein Jahr muss vergehen, bis auch das Volk auf das Anstiften der Pharisäer den Tod Jesu fordert. Matthäus Mt 48 16 15 Dicit illis Jesus: Vos autem quem me esse dicitis? Jesus sprach zu ihnen: Ihr aber, für wen haltet ihr mich?¹⁷ Matthäus Mt 48 16 15 17 Die zweite Frage zeigt, dass die anderen Antworten seiner Würde nicht entsprechen. Der, welcher vor einiger Zeit, als viele den Herrn verließen, ein herrliches Zeugnis des Glaubens abgelegt [Joh 6,70], sieht seine Mitjünger zögern, was sie sagen sollen und allen voraus eilend, verhindert er, dass sie etwa minder Geziemendes sagen (Chrysost.). Dass er aber das Rechte trifft, ist Sache Gottes. Matthäus Mt 48 16 16 Respondens Simon Petrus dixit ei: Tu es Christus, Filius Dei vivi. Da antwortete Simon Petrus, und sprach: Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!¹⁸ [Joh 6,70] Matthäus Mt 48 16 16 18 Hier bekennt er, dass der Heiland wahrer Sohn Gottes, wahrer Gott ist, wie aus der Antwort Christi hervorgeht: Mein Vater, der im Himmel ist, hat es dir (nicht allen) geoffenbart. Spricht Petrus im Namen aller Jünger? Gewiss nicht, Sonst würde er es andeuten, wie z. B. [Joh 6,69.70], und nicht er allein, sondern alle Apostel würden vom Heilande selig gepriesen und belohnt. Zudem wusste Petrus doch kaum, was sie vorher gedacht, wenn sie auch jetzt von Herzen beistimmten. Matthäus Mt 48 16 17 Respondens autem Jesus, dixit ei: Beatus es Simon Bar Jona: quia caro, et sanguis non revelavit tibi, sed Pater meus, qui in clis est. Jesus aber antwortete, und sprach zu ihm: Selig¹⁹ bist du Simon, Sohn des Jonas! denn Fleisch und Blut hat es dir nicht geoffenbaret, sondern mein Vater, der im Himmel ist.²⁰ Matthäus Mt 48 16 17 19 Selig werden diejenigen genannt, welchen eine besondere Gnade Gottes zuteil wird. Wenn es nun das ewige Leben ist, dass wir Gott erkennen und den er gesandt hat [Joh 17,3], wie sehr kommt Petrus dieses Glück zu! Matthäus Mt 48 16 17 20 Siehe [Mt 11,27]. Matthäus Mt 48 16 18 Et ego dico tibi, quia tu es Petrus, et super hanc petram ædificabo ecclesiam meam, et portæ inferi non prævalebunt adversus eam. Und ich²¹ sage dir: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche²² bauen,²³ und die Pforten der Hölle werden sie²⁴ nicht überwältigen.²⁵ Matthäus Mt 48 16 18 21 Wie mein Vater, der im Himmel ist, dir meine Gottheit geoffenbart hat, so tue ich dir deinen Vorzug kund (Leo.). Matthäus Mt 48 16 18 22 Da der Heiland aramäisch redete, sagte er: Du bist ein Fels und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche erbauen. Den Namen Fels versprach ihm Jesus, als Petrus zu ihm geführt ward [Joh 1,42], jetzt gibt er ihn zum Lohne, wie er einst dem Vater der Gläubigen, Abraham seinen Namen gab. Im A. T. wird Gott oft ein Fels genannt: [Dtn 32,15] Fels des Heiles und [Dtn 32,4] Fels, [2Sam 23,3] Fels Israels, ebenso [Jes 30,29]. Von David wird Gott ein Fels genannt, [Ps 18,3.47, Ps 19,15, Ps 31,3], Fels meines Herzens [Ps 73,26]. Fels meines Heiles heißt der Herr [2Sam 22,47, Ps 89,28] usw. Da Gott das unabänderliche Fundament seines Volkes ist, muss dieser Name, wenn er vom Heilande dem heil. Petrus beigelegt wird, die erhabene Würde desselben als Grundsteines des Reiches Christi kundtun. Von Petrus also erhält die Kirche ihre Festigkeit wie das Haus [Mt 7,24]. Matthäus Mt 48 16 18 23 Dies Wort wird im A. T. häufig für die Theokratie des A. B. gebraucht. An seiner Stelle steht auch bisweilen das andere: Haus Gottes, so dass der Gedanke des Bauens nahe lag. Matthäus Mt 48 16 18 24 Die Kirche mit ihrem Fundamente. (Orig.) Die dem heil. Petrus mitgeteilte Kraft überwindet jeden Feind. Zu erklären nach [Mt 7,25]. Der Kirche steht eine andere Feste entgegen, der Teufel mit allen denen, die seine Macht bilden (Orig.), ganz besonders die Häresien (Orig., Hier.). Aus dieser Verheißung folgt die Unfehlbarkeit der Kirche, mithin des Papstes, der ihr Fundament ist, ein Felsen. Vergl. [Mt 7,25]. Matthäus Mt 48 16 18 25 Was das Fundament zu leisten hat, sagt der Herr selbst [Mt 7,25]: Die Festigkeit. Doch zugleich gibt das Fundament den Teilen ihre Einheit, da alles, was außerhalb desselben gebaut ist, nicht eines mit dem Hause ist. Da nun Christi Kirche eine Vereinigung von Menschen ist, erhält diese ihre Festigkeit und Einheit durch ihre Verbindung mit dem heil. Petrus. Mithin haben sich alle seiner Autorität zu unterwerfen. In den Worten des Herrn ist zugleich die Verheißung enthalten, dass er Sorge tragen werde, damit Petrus wirklich die Festigkeit und Einheit erhalte und seine Aufgabe als Fundament erfülle. Wodurch? Durch den Glauben, den er bekennt. Da nun die von Christus gegründete Kirche durch alle Zeiten bestehen soll: Die Pforten der Hölle werden sie nicht überwältigen, so muss dieses Fundament ebenso beständig sein wie die Kirche. Christus ist selbst das Hauptfundament der Kirche. [1Kor 3,11] Aber wie es Gott allein eigen ist, die Sünden zu vergeben und er diese Gewalt dennoch den Aposteln mitteilt, so will Christus, das erste Fundament, auch dem heil. Petrus seine Festigkeit mitteilen. (Chrys., Leo.) Matthäus Mt 48 16 19 Et tibi dabo claves regni clorum. Et quodcumque ligaveris super terram, erit ligatum et in clis: et quodcumque solveris super terram, erit solutum et in clis. Und dir werde ich die Schlüssel des Himmelreiches geben.²⁶ Was du immer binden wirst auf Erden, das wird auch im Himmel gebunden sein; und was du immer lösen wirst auf Erden, wird auch im Himmel gelöst sein.²⁷ Matthäus Mt 48 16 19 26 Jemanden die Schlüssel eines Hauses usw. übergeben bedeutet, ihm die Gewalt über das Haus usw. übertragen. Christus verheißt also dem heil. Petrus die höchste Gewalt über die Kirche nach der seinigen, denn er hat die Schlüssel von Tod und Hölle und den Schlüssel Davids. [Offb 1,18, Offb 3,7] vergl. [Jes 22,22]. Matthäus Mt 48 16 19 27 Der Heiland erklärt die verliehene Gewalt eingehender. Die gesetzgebende und die notwendigerweise damit verbundene richterliche Gewalt wird verheißen, und zwar eine ganz allgemeine: Was immer, nämlich der Aufgabe der Kirche gemäß. Jede Entscheidung wird als Gott genehm bezeichnet. Da der heil. Matthäus aramäisch schrieb, bedeutete binden und lösen nach damaligem Sprachgebrauche alles, was auf Religion und heilige Schrift Bezug hatte, endgültig vorschreiben. Die höchste Gewalt auf diesem Gebiet umfasst auch die Macht, Sünden zu vergeben. Matthäus Mt 48 16 2 At ille respondens, ait illis: Facto vespere dicitis: Serenum erit, rubicundum est enim clum. Er aber antwortete, und sprach zu ihnen: Wenn es Abend geworden, saget ihr: Es wird schönes Wetter werden, denn der Himmel rötet sich. [Lk 12,54] Matthäus Mt 48 16 20 Tunc præcepit discipulis suis ut nemini dicerent quia ipse esset Jesus Christus. Dann gebot er seinen Jüngern, sie sollten niemanden sagen, dass er Jesus, der Christus, sei.²⁸ Matthäus Mt 48 16 20 28 Inzwischen sollen die Apostel den Schatz noch verbergen, welchen der himmlische Vater ihnen gewiesen hat, damit das Volk, erfahrend, dass er der Messias ist, nicht etwa hingerissen werde zu dem Versuche, ein irdisches Reich aufzurichten. Matthäus Mt 48 16 21 Exinde cpit Jesus ostendere discipulis suis, quia oporteret eum ire Jerosolymam, et multa pati a senioribus, et Scribis, et principibus sacerdotum, et occidi, et tertia die resurgere. Von dieser Zeit fing Jesus an, seinen Jüngern zu zeigen,²⁹ dass er hingehen müsse³⁰ nach Jerusalem, und von den Ältesten und Schriftgelehrten und Hohenpriestern³¹ vieles leiden, und getötet werden, und am dritten Tage wieder auferstehen.³² Matthäus Mt 48 16 21 29 Der Heiland sagt neun oder zehn Monate vorher sein Leiden und seine Auferstehung voraus, nachdem die Jünger ihn als wahren Gott erkannt haben. Matthäus Mt 48 16 21 30 Nach Gottes in den Prophezeiungen offenbartem Ratschluss, wie der Heiland selbst [Mt 26,54, Lk 24,25-27, Joh 3,14] erklärt. In Jerusalem, wo das alte Gottesreich Schatten und Abbild des neuen gewesen, soll auch das messianische Reich begründet werden. Matthäus Mt 48 16 21 31 Sie werden den Messias töten und der größere Teil des Volkes wird sich von ihm abwenden. Matthäus Mt 48 16 21 32 Christus sagt auch seine Auferstehung voraus. Vergl. [Mk 9,31]. Matthäus Mt 48 16 22 Et assumens eum Petrus, cpit increpare illum dicens: Absit a te, Domine: non erit tibi hoc. Und Petrus nahm ihn zu sich, und fing an,³³ es ihm zu verweisen, und sprach: Das sei ferne von dir, Herr! das wird dir nicht widerfahren.³⁴ Matthäus Mt 48 16 22 33 Weil der Herr ihn alsbald unterbrach. Matthäus Mt 48 16 22 34 Mit welchem Eifer redet er stets! In dem, was dem heil. Petrus offenbart war, sagte er das Rechte und irrte in dem, was ihm nicht offenbart war. (Theoph.) Matthäus Mt 48 16 23 Qui conversus, dixit Petro: Vade post me satana, scandalum es mihi: quia non sapis ea, quæ Dei sunt, sed ea, quæ hominum. Er aber wandte sich³⁵ und sprach zu Petrus: Weiche zurück hinter mich,³⁶ Satan!³⁷ du bist mir zum Ärgernisse; denn du hast nicht Sinn für das, was Gottes ist,³⁸ sondern für das, was der Menschen ist.³⁹ [Mk 8,33] Matthäus Mt 48 16 23 35 Wohl mit Unwillen. Matthäus Mt 48 16 23 36 Mir aus dem Gesichte. Matthäus Mt 48 16 23 37 Wie der Teufel [Mt 4,3-9] den Heiland von dem Wege abzulenken suchte, den der himmlische Vater ihm vorgeschrieben, um ihm einen leichteren zu raten, so hier der böse Geist dem Petrus. (Euth.) Matthäus Mt 48 16 23 38 Du willst mich hindern, den Willen meines Vaters zu tun. Matthäus Mt 48 16 23 39 Die Menschen halten es für etwas unwürdiges, vor anderen leiden zu müssen. Des Heilandes Werk ist göttlich, und menschliche Klugheit vermag er nicht zu erfassen. Siehe [Hebr 2,10] Matthäus Mt 48 16 24 Tunc Jesus dixit discipulis suis: Si quis vult post me venire, abneget semetipsum, et tollat crucem suam, et sequatur me. Dann sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wenn mir jemand nachfolgen will,⁴⁰ verleugne er sich selbst,⁴¹ und nehme sein Kreuz,⁴² und folge mir.⁴³ [Mt 10,38, Lk 9,23, Lk 14,27] Matthäus Mt 48 16 24 40 Wenn der König leiden musste, was dürfen die Untertanen für sich erwarten? Matthäus Mt 48 16 24 41 Vergl. [Gal 2,20] (Hier., Chrys.). Matthäus Mt 48 16 24 42 Siehe [Mt 10,Anm.67]. Matthäus Mt 48 16 24 43 So auch [Hebr 12,2-4 und 1Petr 2,21]. Die beiden vorhergehenden Glieder bilden die Nachfolge Christi. Matthäus Mt 48 16 25 Qui enim voluerit animam suam salvam facere, perdet eam: qui autem perdiderit animam suam propter me, inveniet eam. Denn⁴⁴ wer sein Leben retten will,⁴⁵ wird es verlieren;⁴⁶ wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, wird es finden. [Lk 17,33, Joh 12,25] Matthäus Mt 48 16 25 44 Um uns zur Nachfolge aufzumuntern, legt Christus drei Gründe vor: das Heil der Seele. Den Nutzen, die Sicherheit. Matthäus Mt 48 16 25 45 Indem er Christus und die Tugend preisgibt. Matthäus Mt 48 16 25 46 Am Gerichtstage, wie V. 27 zeigt. Matthäus Mt 48 16 26 Quid enim prodest homini, si mundum universum lucretur, animæ vero suæ detrimentum patiatur? Aut quam dabit homo commutationem pro anima sua? Denn was nützet es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewänne, aber an seiner Seele Schaden litte?⁴⁷ Oder was wird ein Mensch geben,⁴⁸ als Entgelt für seine Seele? Matthäus Mt 48 16 26 47 Wenn er die ewige Seligkeit verlöre. Matthäus Mt 48 16 26 48 Vielleicht könnte es nützlich sein, die ganze Welt zu gewinnen und Einbuße zu leiden an seiner Seele, wenn der Mensch seine Seele bei dem ewigen Richter auslösen könnte. Matthäus Mt 48 16 27 Filius enim hominis venturus est in gloria Patris sui cum Angelis suis: et tunc reddet unicuique secundum opera ejus. Denn des Menschen Sohn wird in der Herrlichkeit seines Vaters⁴⁹ mit seinen Engeln kommen, und dann einem jeglichen vergelten⁵⁰ nach seinen Werken.⁵¹ [Apg 17,31, Röm 2,6] Matthäus Mt 48 16 27 49 Die dem Vater eigen ist, also der Gottheit. Vergl. [Joh 17,5, Mt 24,30]. Matthäus Mt 48 16 27 50 [Mt 25,31-41 und Röm 2,9.10] Matthäus Mt 48 16 27 51 Also ist der Schaden an der Seele unwiderbringlich, denn es handelt sich nur um die Werke, doch die ganze Welt (V. 27) könnte die bösen Werke nicht zu guten machen. Matthäus Mt 48 16 28 Amen dico vobis, sunt quidam de hic stantibus, qui non gustabunt mortem, donec videant Filium hominis venientem in regno suo. Wahrlich, ich sage euch, es sind einige von denen, die hier stehen, welche den Tod nicht kosten werden, bis sie des Menschen Sohn kommen⁵² sehen⁵³ in seinem Reiche!⁵⁴ [Mk 8,39, Lk 9,27] Matthäus Mt 48 16 28 52 Das Folgende wird beigefügt, um anzudeuten, dass ein gewisses Kommen schon vor dem letzten Gerichte statthaben werde. Der Lohn zur Nachfolge. Matthäus Mt 48 16 28 53 Welche schon vor ihrem Tode mich verherrlicht sehen werden. Matthäus Mt 48 16 28 54 Welche Ankunft hier gemeint ist, darüber sind die Erklärer verschiedener Ansicht. Es ist wohl das Gericht über Tempel und Stadt durch die Zerstörung derselben gemeint. Vergl. [Mt 24,3]. Matthäus Mt 48 16 3 Et mane: Hodie tempestas, rutilat enim triste clum. Und am Morgen: Heute wird stürmisches Wetter sein, denn der Himmel rötet sich trüb.² Matthäus Mt 48 16 3 2 Aus trüglichen Zeichen schließt ihr auf schönes Wetter oder Regen, meine Wunder weisen euch vergeblich auf die Zeit der Heimsuchung, obwohl bereits die Propheten deren Bedeutung verkündet. Matthäus Mt 48 16 4 Faciem ergo cli dijudicare nostis? signa autem temporum non potestis scire? Generatio mala et adultera signum quærit: et signum non dabitur ei, nisi signum Jonæ prophetæ. Et relictis illis, abiit. Das Aussehen also des Himmels wisset ihr zu beurteilen; aber die Zeichen der Zeit könnet ihr nicht verstehen?³ Das böse⁴ und ehebrecherische⁵ Geschlecht verlangt ein Zeichen; und es wird ihm kein Zeichen gegeben werden, als das Zeichen des Propheten Jonas. Und er verließ sie, und ging hinweg. [Joh 2,1] Matthäus Mt 48 16 4 3 Wie [Mt 12,39]. Matthäus Mt 48 16 4 4 Weil sie ein Wunder wünschen, um ihn zu versuchen. Matthäus Mt 48 16 4 5 Gott verlassende. Matthäus Mt 48 16 5 Et cum venissent discipuli ejus trans fretum, obliti sunt panes accipere. Und als die Jünger über den See gekommen waren,⁶ hatten sie vergessen, Brot mit sich zu nehmen. Matthäus Mt 48 16 5 6 Auf die wenig bewohnte Ostseite des Sees Tiberias. Als sie übersetzten, vergaßen sie wohl, Brot mit sich zu nehmen, weil Christus den Befehl zur Überfahrt so unvorhergesehen gab. Zum dritten Male zieht sich der Herr auf das Ostufer zurück. Vergl. [Mt 14,13, Mt 15,29]. Matthäus Mt 48 16 6 Qui dixit illis: Intuemini, et cavete a fermento Pharisæorum, et Sadducæorum. Er sprach zu ihnen: Sehet wohl zu, und hütet euch vor dem Sauerteige der Pharisäer und Sadducäer! [Mk 8,15, Lk 12,1] Matthäus Mt 48 16 7 At illi cogitabant intra se dicentes: Quia panes non accepimus. Da überlegten sie untereinander⁷ und sagten: Wir haben kein Brot⁸ mitgenommen.⁹ Matthäus Mt 48 16 7 7 Griech: Sie sprachen unter sich. Vergl. [Mk 8,16]. Matthäus Mt 48 16 7 8 Nämlich der Pharisäer oder Juden. Matthäus Mt 48 16 7 9 Ergänze: deshalb sagt er dies. Matthäus Mt 48 16 8 Sciens autem Jesus, dixit: Quid cogitatis intra vos modicæ fidei, quia panes non habetis? Jesus aber wusste dies, und sprach: Was überlegt ihr untereinander, Kleingläubige, dass ihr kein Brot habet?¹⁰ Matthäus Mt 48 16 8 10 Doppelter Tadel: Sie verstanden fleischlich, was von dem Sauerteige der Pharisäer gesagt war, obwohl ihnen Christus gesagt hatte: Nicht was zum Munde eingeht, verunreinigt den Menschen [Mt 15,11], und waren besorgt um die Speise. Christus zeigt ihnen ihren Irrtum, erinnert sie an das Vergangene und eröffnet ihnen das rechte Verständnis. Matthäus Mt 48 16 9 Nondum intelligitis, neque recordamini quinque panum in quinque millia hominum, et quot cophinos sumpsistis. Habt ihr noch keine Einsicht, und erinnert ihr euch nicht an die fünf Brote für die fünftausend Mann, und wie viele Körbe ihr aufhobet? [Mt 14,17, Joh 6,9] Matthäus Mt 48 0 1 Verklärung Christi. (V. 13) Heilung eines Mondsüchtigen. (V. 20) Christus sagt sein Leiden vorher und offenbart seine Macht. Matthäus Mt 48 17 1 Et post dies sex assumpsit Jesus Petrum, et Jacobum, et Joannem fratrem ejus, et ducit illos in montem excelsum seorsum. Nach sechs Tagen¹ nahm Jesus den Petrus, Jakobus und Johannes, Bruder desselben,² zu sich, und führte³ sie allein auf einen hohen Berg.⁴ [Mk 9,1, Lk 9,28] Matthäus Mt 48 17 1 1 Bald nach der ersten Ankündigung seines Leidens, damit die Apostel an Christi Kreuz nicht Anstoß nehmen. Nach Lukas, welcher den Tag, auf welchen die Kapitel 16 erzählten Ereignisse trafen, und der Tag des Aufsteigens auf den Berg zuzählt, sind es acht Tage. Matthäus Mt 48 17 1 2 Diese drei Apostel ehrt Christus vor allen. Ihnen gab er besondere Namen, sie ließ er als Zeugen zu bei der Auferweckung der Tochter des Jairus und bei seinem Leiden im Garten Gethsemani. Petrus hatte seine Gottheit bekannt und war das Haupt der Apostel; Jakobus sollte einst der erste Märtyrer sein; der heil. Johannes war dem Herrn besonders lieb wegen seiner Jungfräulichkeit. Matthäus Mt 48 17 1 3 Nach [Lk 9,28.37] scheint die Verklärung in der Nacht stattgehabt zu haben. Matthäus Mt 48 17 1 4 Nach der Überlieferung war es der Tabor. Matthäus Mt 48 17 10 Et interrogaverunt eum discipuli, dicentes: Quid ergo Scribæ dicunt quod Eliam oporteat primum venire? Da fragten ihn die Jünger und sprachen: Warum sagen denn die Schriftgelehrten, Elias müsse zuvor kommen?¹³ [Mk 9,10] Matthäus Mt 48 17 10 13 Die Apostel haben die Worte Christi: von den Toten auferstehen, wohl dahin verstanden, dass Jesus in seiner Herrlichkeit kommen wird, und nahmen an, dass diese Ankunft des Herrn bald bevorstehe. Soll Elias dem Volke predigen, weshalb verließ er den Herrn so bald? Und wenn er nicht kommt, warum lehren die Schriftgelehrten denn seine Ankunft? Matthäus Mt 48 17 11 At ille respondens, ait eis: Elias quidem venturus est, et restituet omnia. Er aber antwortete und sprach zu ihnen:¹⁴ Elias wird zwar kommen und wird alles wieder herstellen;¹⁵ Matthäus Mt 48 17 11 14 Der Heiland belehrt die Apostel über seine erste und zweite Ankunft. Matthäus Mt 48 17 11 15 Wird alles Verkehrte bessern [Mal 4,5.6] und die Juden zu Gott zurückführen. [Röm 11,25] Wie [Mal 3,1 und Mal 4,5] von einem doppelten Tage des Herrn und von zwei Vorläufern spricht, so auch der Heiland, indem er sagt, Elias werde kommen, und das Vorbild des Elias sei schon gekommen und habe die erste Ankunft des Messias verkündet (Chrys., Aug.) Über das Verhalten der Pharisäer gegen den ersten Vorboten Christi siehe [Mt 11,16]. Matthäus Mt 48 17 12 Dico autem vobis, quia Elias jam venit, et non cognoverunt eum, sed fecerunt in eo quæcumque voluerunt. Sic et Filius hominis passurus est ab eis. ich sage euch aber, dass Elias schon gekommen ist, und sie erkannten ihn nicht, sondern taten an ihm, was sie nur wollten. So¹⁶ wird auch der Menschensohn zu leiden haben von ihnen. [Mt 11,14, Mt 14,10] Matthäus Mt 48 17 12 16 Der Tod des heil. Johannes ist eine Vorbedeutung des Todes Christi. Siehe [Mt 14,1]. Matthäus Mt 48 17 13 Tunc intellexerunt discipuli, quia de Joanne Baptista dixisset eis. Da verstanden¹⁷ die Jünger, dass er von Johannes, dem Täufer, zu ihnen gesprochen habe. Matthäus Mt 48 17 13 17 Nach dem V. 12 gesagten. Matthäus Mt 48 17 14 Et cum venisset ad turbam, accessit ad eum homo genibus provolutus ante eum, dicens: Domine, miserere filio meo, quia lunaticus est, et male patitur: nam sæpe cadit in ignem, et crebro in aquam. Und als er zum Volke gekommen war,¹⁸ trat ein Mann zu ihm, fiel vor ihm auf die Kniee,¹⁹ und sprach: Herr! erbarme dich meines Sohnes, denn er ist mondsüchtig, und wird übel geplagt; oft nämlich fällt er in das Feuer, und oft in das Wasser.²⁰ [Mk 9,16, Lk 9,38] Matthäus Mt 48 17 14 18 Am anderen Tage nach [Lk 9,37]. Auf dem Gipfel des Berges hat Christus seine Herrlichkeit geoffenbart, am Fuße übt der böse Geist seine Herrschaft aus über einen armen Knaben und weicht nicht einmal den Jüngern Christi. Matthäus Mt 48 17 14 19 Welche Demut und welch großer Eifer! Matthäus Mt 48 17 14 20 Ein Epileptiker, der zugleich besessen ist. Der böse Geist mehrt den Einfluss der Krankheit. Matthäus Mt 48 17 15 Et obtuli eum discipulis tuis, et non potuerunt curare eum. Ich brachte ihn zu deinen Jüngern, und sie vermochten nicht, ihn zu heilen.²¹ Matthäus Mt 48 17 15 21 Die neun Jünger, welche Christus am Fuße des Berges zurückgelassen. Er wusste also, dass die Jünger des Herrn mehrfach Krankenheilungen vorgenommen. Wie [Mt 10,8]. Matthäus Mt 48 17 16 Respondens autem Jesus, ait: O generatio incredula, et perversa, quousque ero vobiscum? usquequo patiar vos? Afferte huc illum ad me. Jesus aber antwortete, und sprach: O ungläubiges und verkehrtes Geschlecht! Wie lange werde ich bei euch sein? Wie lange soll ich euch ertragen?²² Bringet ihn hierher zu mir! Matthäus Mt 48 17 16 22 Die Pharisäer benutzen die Gelegenheit, gegen den Heiland zu reden. [Mk 9,13] Jesus tadelt das Volk, den Vater und die Apostel. (Pasch.) Das Volk, weil es nach so vielen Wundern noch den Verleumdern sein Ohr leiht, den Vater, weil sein Glaube nicht groß genug ist, die Jünger, weil auch in ihr Herz des Herrn Worte noch nicht tief genug eingedrungen sind. Der Heiland zeigt durch diesen Verweis, wie sehr ihm ihr Heil am Herzen liegt. Alsdann vollbringt er die Heilung, um alle zum vollkommenen Glauben zu führen. Matthäus Mt 48 17 17 Et increpavit illum Jesus, et exiit ab eo dæmonium, et curatus est puer ex illa hora. Und Jesus bedrohte ihn,²³ und der böse Geist fuhr aus von ihm, und von derselben Stunde an war der Knabe geheilt. Matthäus Mt 48 17 17 23 Den bösen Geist. [Mk 9,24, Lk 9,43] Matthäus Mt 48 17 18 Tunc accesserunt discipuli ad Jesum secreto, et dixerunt: Quare nos non potuimus ejicere illum? Da traten die Jünger allein²⁴ zu Jesus herzu, und sprachen: Warum vermochten wir ihn nicht auszutreiben? Matthäus Mt 48 17 18 24 Sie sind beschämt, die Demütigung macht sie geeignet, die Mahnung des Heilandes in ihr Herz aufzunehmen. Matthäus Mt 48 17 19 Dixit illis Jesus: Propter incredulitatem vestram. Amen quippe dico vobis, si habueritis fidem, sicut granum sinapis, dicetis monti huic, Transi hinc illuc, et transibit, et nihil impossibile erit vobis. Jesus sprach zu ihnen: Wegen eures Unglaubens.²⁵ Denn wahrlich, ich sage euch, wenn ihr Glauben habet wie ein Senfkörnlein,²⁶ so könnt ihr zu diesem Berge sagen: Geh von da hinweg dorthin! Und er wird hinweggehen, und nichts wird euch unmöglich sein.²⁷ [Lk 17,6] Matthäus Mt 48 17 19 25 Wegen der Schwäche eures Glaubens. Der böse Geist hatte wohl derart getobt, dass sie sich fürchteten, wagt er doch auch in Christi Gegenwart zu wüten Matthäus Mt 48 17 19 26 Ein kleines Samenkorn. Vergl. [1Kor 1,25], Wenn der Glaube auch so klein ist wie dieses, vermag er doch das Größte, vermag er selbst Berge zu versetzen. (Hil., Chrys.) Aus dem Glauben, der sich auf Gottes Allmacht und Wahrhaftigkeit stützt, muss das Vertrauen hervorwachsen, dass Gott im gegebenen Falle selbst ein Wunder wirken werde. Den Weg zu diesem Vertrauen zeigt der Heiland im folgenden Verse. Matthäus Mt 48 17 19 27 Christus steht zu den Füßen eines hohen Berges. So macht sein Wort noch mehr Eindruck. Die Redeweise ist wohl eine sprichwörtliche. Der Berg bedeutet jedes große Hindernis, wie [Sach 4,7]. Matthäus Mt 48 17 2 Et transfiguratus est ante eos. Et resplenduit facies ejus sicut sol: vestimenta autem ejus facta sunt alba sicut nix. Und er ward vor ihnen verklärt;⁵ und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, seine Kleider aber wurden weiß wie der Schnee.⁶ Matthäus Mt 48 17 2 5 Die Gestalt blieb unverändert, aber alle Linien nahmen die Farbe des herrlichen Lichtes an. (Cyr.) Matthäus Mt 48 17 2 6 Griech: Wie Licht. Der Glanz ist das Sinnbild der himmlischen Herrlichkeit und göttlichen Majestät. Wohl hätte Christi heiliger Leib immer verherrlicht sein sollen, da seine Seele mit Gott in seliger Anschauung verbunden und seine h. Menschheit mit der Gottheit in einer Person vereinigt war, indes der Herr ließ dies, weil er in Knechtsgestalt erscheinen wollte, nicht zu. Die Verklärung des Herrn ist ein Vorbild der Klarheit, welche einst die in Gott versenkte Seele im Himmel dem Leibe mitteilt. Die Apostel sollen erkennen, dass der Heiland sich ganz freiwillig dem Leiden unterwirft. Welchen Eindruck sie von diesem Ereignisse mit sich nahmen, siehe [2Petr 1,16-18]. Matthäus Mt 48 17 20 Hoc autem genus non ejicitur nisi per orationem, et jejunium. Diese Gattung aber wird nicht ausgetrieben, es sei denn durch Gebet und Fasten.²⁸ Matthäus Mt 48 17 20 28 Die schlimmste Art. So wollte es Gott, aber die Bosheit dieser Teufel erforderte ein solches Mittel oder die Herzensbeschaffenheit des Besessenen war eine ungeeignete. [Apg 16,18] werden andere böse Geister durch das bloße Geheiß ausgetrieben. Ebenso [Lk 10,17] u. a. Durch das Gebet wird das Herz mit Gott verbunden, erkennt ihn besser und gewinnt höheres Vertrauen. Dem Gebete hat Gott zudem Erhörung verheißen [Mt 7,7-11], und gut ist das Gebet mit Fasten. [Tob 12,8, Dan 9,3] Der Glaube ist oft länger zu üben und durch die Bußwerke gleichsam zu stärken, wie auch das Gebet anhalten muss. Matthäus Mt 48 17 21 Conversantibus autem eis in Galilæa, dixit illis Jesus: Filius hominis tradendus est in manus hominum: Als sie nun in Galiläa umherwanderten, sprach Jesus zu ihnen:²⁹ Es steht bevor, dass der Menschensohn in die Hände³⁰ der Menschen überliefert wird. [Mt 20,18, Mk 9,30, Lk 9,44] Matthäus Mt 48 17 21 29 Als guter Lehrer will der Heiland die Apostel immer mehr an den Gedanken gewöhnen, dass er leiden müsse, aber zugleich den Anstoß des Kreuzes beseitigen. [Mt 16,22] Matthäus Mt 48 17 21 30 Der Sohn Gottes wird der Willkür der sterblichen Menschen überliefert werden. Matthäus Mt 48 17 22 Et occident eum, et tertia die resurget. Et contristati sunt vehementer. Und sie werden ihn töten; und am dritten Tage wird er auferstehen. Da wurden sie sehr betrübt.³¹ Matthäus Mt 48 17 22 31 Die Betrübnis ist ein Fortschritt gegen [Mt 16,22]. Die Jünger verstanden nicht, wie das, was sie von dem Herrn glaubten, mit seinem Leiden zu vereinbaren war. Matthäus Mt 48 17 23 Et cum venissent Capharnaum, accesserunt qui didrachma accipiebant, ad Petrum, et dixerunt ei: Magister vester non solvit didrachma? Und als sie nach Kapharnaum gekommen waren,³² traten die Einnehmer der Doppeldrachme zu Petrus und sprachen zu ihm: Bezahlt euer Meister nicht die Doppeldrachme?³³ Matthäus Mt 48 17 23 32 An die Ankündigung des Todes wird als Gegengewicht die Offenbarung seiner erhabenen Würde angefügt. Matthäus Mt 48 17 23 33 Eine Doppeldrachme = eine halbe Sikel (1,25 Mark). Jeder über 20 Jahre alte Israelit musste [Neh 10,33 ein Drittel], später einen halben Sikel als Tempelsteuer, als Abgabe an Gott entrichten. Die Einnehmer wenden sich an Petrus, weil sie vor dem Herrn zu große Ehrfurcht haben, um von ihm den Zoll einzufordern. Ob sie die Frage stellen, um Christus zu versuchen oder aber um auf freundlichere Weise die Abgabe einzuziehen, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Da Christus ihnen keinen Anstoß geben will, ist das Letztere wahrscheinlicher. Matthäus Mt 48 17 24 Ait: Etiam, Et cum intrasset in domum, prævenit eum Jesus, dicens: Quid tibi videtur Simon? Reges terræ a quibus accipiunt tributum vel censum? a filiis suis, an ab alienis? Er sprach: Ja. Als er nun in das Haus getreten war, kam ihm Jesus zuvor und sprach: Was dünket dir, Simon! Von wem nehmen die Könige der Erde Zoll oder Steuer? Von ihren Söhnen, oder von den Fremden?³⁴ Matthäus Mt 48 17 24 34 Durch die Form der Frage ist angedeutet, dass der heil. Petrus voreilig gehandelt hat. Der Apostel ersieht aus der Frage, dass Christus alles weiß, was gesprochen wurde. Jesus umfasst alles, um dem heil. Petrus das in's Gedächtnis zurückzurufen, was dieser vor einigen Tagen von ihm bekannt [Mt 16,16] und in seiner Antwort außer acht gelassen hat. Matthäus Mt 48 17 25 Et ille dixit: Ab alienis. Dixit illi Jesus: Ergo liberi sunt filii. Und er sprach: Von den Fremden. Da sprach Jesus zu ihm: Mithin sind die Söhne frei.³⁵ Matthäus Mt 48 17 25 35 Also bin auch noch vielmehr ich, Sohn des ewigen Königs, frei von der Tempelabgabe (Chrys., Hil., Hier.). Da der Herr indes seine Würde noch nicht öffentlich verkünden will, zahlt er die Abgabe, damit es nicht den Anschein habe, als ob er die alte Gewohnheit gering schätze und den Tempel verachte. Matthäus Mt 48 17 26 Ut autem non scandalizemus eos, vade ad mare, et mitte hamum: et eum piscem, qui primus ascenderit, tolle, et aperto ore ejus, invenies staterem: illum sumens, da eis pro me, et te. Damit wir³⁶ sie aber nicht ärgern,³⁷ so geh hin an das Meer, und wirf die Angel aus, und den Fisch, der zuerst heraufkommt, ergreife; und wenn du ihm den Mund öffnest, wirst du einen Stater³⁸ finden; diesen nimm, und gib ihnen für mich und dich.³⁹ Matthäus Mt 48 17 26 36 Die Mehrzahl bedeutet wohl, dass der Heiland auch den heil. Petrus in die Befreiung einschließt, weil es für ihn, den Grundstein des neutestamentlichen Reiches, nicht geziemend war, die Steuer des A. T. zu zahlen, das ja nur der Schatten des Neuen ist. Das Verhalten Christi lehrt, dass es nicht angezeigt ist, zu jeder Zeit von seinem Rechte Gebrauch zu machen ohne Rücksicht auf etwa entstehendes Ärgernis. Matthäus Mt 48 17 26 37 Der Heiland zahlt die Abgabe, aber durch die Art, wie er sie gibt, zeigt er, wer er ist. Matthäus Mt 48 17 26 38 Ein Sikel oder vier Drachmen also etwa 270 Pfen. Matthäus Mt 48 17 26 39 Petri Gehorsam ist ein Bekenntnis seines Glaubens an Christi Gottheit. Diesen Glauben zu festigen, tut Christus ein Wunder, da das Geld sonst nicht zur Hand ist. Petrus ist wieder der Bevorzugte. (Chrys.) Beachte Christi Armut, milde Fürsorge, Sanftmut in der Zurechtweisung. (Thom.) Matthäus Mt 48 17 3 Et ecce apparuerunt illis Moyses, et Elias cum eo loquentes. Und siehe, es erschienen ihnen Moses und Elias, die mit ihm redeten.⁷ Matthäus Mt 48 17 3 7 Was der Herr den Pharisäern und Sadducäern um ihres hartnäckigen Unglaubens willen versagt hat, ein Zeichen vom Himmel, gewährt er den Aposteln. Wie die Verklärung die Gottheit Christi bewies, welche der heil. Petrus vor wenigen Tagen bekannt, so traten Moses und Elias als Zeugen für seine messianische Würde auf. Sie vertreten das Gesetz und die Propheten, welche den Messias vorherverkündet und auf ihn vorbereitet haben. Moses Gegenwart bezeugt, dass Christus nicht gekommen ist, das Gesetz aufzulösen, sondern zu erfüllen; Elias, des Eiferes für die Ehre Gottes, dass alle Erhabenheit des A. B. auf Christi Verkündigung abzielt. Elias kommt von dem Orte, an den Gott ihn versetzt hat, Moses aus der Vorhölle; Elias, der noch nicht gestorben ist, erscheint im eigenen Leibe, Moses in einem Scheinleibe, wie die Engel (Thom.). Wie die Apostel sie erkannten, gibt das Evangelium nicht an. Worüber Christus mit ihnen sprach, sagt [Lk 9,31]: über sein Leiden. Was die Apostel vor wenigen Tagen vom Heilande gehört und was ihnen des Herrn so unwürdig schien, wiederholen jetzt die Männer Gottes. Vergl. [Lk 22,44] So lernen die Jünger, was Christi Leiden bei Gott gilt. Matthäus Mt 48 17 4 Respondens autem Petrus, dixit ad Jesum: Domine, bonum est nos hic esse: si vis, faciamus hic tria tabernacula, tibi unum, Moysi unum, et Eliæ unum. Petrus aber nahm das Wort und sprach zu Jesus:⁸ Herr! hier ist gut sein für uns; wenn du willst, so möchten wir hier drei Hütten bauen, dir eine, dem Moses eine, und dem Elias eine. Matthäus Mt 48 17 4 8 Petrus sieht, dass die Vertreter des A. B. Jesus verlassen wollen. Wenn der heilige Apostel von der Verklärung Christi so beseligt wird, dass er auf immer eine Süßigkeit, die sie gewährt, genießen möchte, wie unbeschreiblich groß wird da die Seligkeit des Himmels sein! Matthäus Mt 48 17 5 Adhuc eo loquente, ecce nubes lucida obumbravit eos. Et ecce vox de nube, dicens. Hic est Filius meus dilectus, in quo mihi bene complacui: ipsum audite. Während er noch redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke.⁹ Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dieser ist mein Sohn, der geliebte, an welchem ich mein Wohlgefallen habe; ihn sollt ihr hören.¹⁰ Matthäus Mt 48 17 5 9 Durch die Wolke pflegte Gott im A. T. seine Gegenwart kundzugeben. [Ex 16,10, 2Sam 8,10 u. a. Q.]. Diese Wolke ist glanzumstrahlt und entzieht den Heiland, Moses und Elias den Augen der Apostel. Von neuem wird durch ein göttliches Zeugnis das Bekenntnis des heiligen Petrus [Mt 16,16] bestätigt. Vergl. [2Petr 1,17]. Über die Worte siehe [Mt 3,17]. Matthäus Mt 48 17 5 10 Besonders in dem, was er euch über sein Leiden und seine Auferstehung gesagt hat [Mt 16,24-26]. Was Gott einst betreffs der Propheten vorgeschrieben [Dtn 18,15], befiehlt er jetzt hinsichtlich des Hauptes der Propheten. Vergl. [Apg 3,22] Matthäus Mt 48 17 6 Et audientes discipuli ceciderunt in faciem suam, et timuerunt valde. Als die Jünger dies hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr.¹¹ Matthäus Mt 48 17 6 11 Himmlische Erscheinungen pflegen die Menschen mit Schrecken zu erfüllen. Siehe [Jes 6,5, Ez 2,1, Dan 7,15, Dan 10,8, Lk 1,29] Matthäus Mt 48 17 7 Et accessit Jesus, et tetigit eos: dixitque eis: Surgite, et nolite timere. Und Jesus trat hinzu, berührte sie, und sprach zu ihnen: Stehet auf, und fürchtet euch nicht! Matthäus Mt 48 17 8 Levantes autem oculos suos, neminem viderunt, nisi solum Jesum. Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. Matthäus Mt 48 17 9 Et descendentibus illis de monte, præcepit eis Jesus, dicens: Nemini dixeritis visionem, donec Filius hominis a mortuis resurgat. Und während sie von dem Berge herabstiegen, befahl ihnen Jesus und sprach: Sprechet zu niemand von dieser Erscheinung, bis der Sohn des Menschen von den Toten auferstanden ist.¹² Matthäus Mt 48 17 9 12 Wie Christus [Mt 16,20] es den Aposteln untersagte zu verkünden, dass er Gottes Sohn ist, so ergeht hier ein gleiches Verbot, bis das Werk der Erlösung vollbracht, die Kirche gegründet und damit die Zeit gekommen ist, alle Geheimnisse des Lebens Christi öffentlich zu verkünden. Matthäus Mt 48 0 1 5. Christus belehrt seine Jünger über das Apostelamt. [Mt 20, Mt 28] Die Demut und die Obsorge für die Kinder. (V. 14) Vollmacht über die Sünder. (V. 20) Wie oft muss man vergeben? Matthäus Mt 48 18 1 In illa hora accesserunt discipuli ad Jesum, dicentes: Quis putas, major est in regno clorum? In jener Stunde traten die Jünger zu Jesus und sprachen: Wer ist wohl¹ der Größte im Himmelreiche? [Mk 9,33, Lk 9,46] Matthäus Mt 48 18 1 1 Griech.: also. Die Geschichte fällt wohl vor die Bezahlung der Tempelabgabe. Warum fragen die Jünger? War [Mt 16,18] nicht klar genug? Gewiss, deshalb fragen sie auch nicht, ob Petrus der größte sei, sondern allgemein. (Chrys.) Matthäus Mt 48 18 10 Videte ne contemnatis unum ex his pusillis: dico enim vobis, quia Angeli eorum in clis semper vident faciem Patris mei, qui in clis est. Sehet zu, dass ihr nicht eines von diesen Kleinen verachtet;¹⁷ denn ich sage euch,¹⁸ ihre Engel im Himmel schauen immerfort das Angesicht meines Vaters, welcher im Himmel ist. [Ps 33,8] Matthäus Mt 48 18 10 17 Für nichts achtet. Matthäus Mt 48 18 10 18 Erster Grund. Wer von Gott würdig geachtet wird, einen Engel zum Schutze zu erhalten, darf von Menschen nicht für Nichts geachtet werden. Die Engel sind selig in der Anschauung Gottes und wünschen auch die ihnen zum Schutze übergebenen Seelen zu gleichem Glücke zu führen. Aus dem A. T. steht fest, dass Völker und Provinzen ihren Schutzengel haben [Ex 23,20, 1Kön 19,5, Tob 3,25, Jdt 13,20, Ps 90,11, Dan 3,49, Ex 11,6]. Aus vorstehender Stelle geht hervor, dass einem jeden Menschen ein Schutzengel zur Seite steht (Chrys.). Matthäus Mt 48 18 11 Venit enim Filius hominis salvare quod perierat. Denn der Menschensohn ist gekommen, zu retten, was verloren war.¹⁹ [Lk 19,10] Matthäus Mt 48 18 11 19 Zweiter Grund. Christus will erlösen und bewahren, was ohne ihn verloren ginge. Wer die Kleinen für nichts achtet, hindert dies Werk Christi. Matthäus Mt 48 18 12 Quid vobis videtur? si fuerint alicui centum oves, et erraverit una ex eis: nonne relinquit nonaginta novem in montibus, et vadit quærere eam, quæ erravit? Was dünket euch? Wenn jemand hundert Schafe hat, und es verirrt sich eines von ihnen, lässt er nicht die neunundneunzig auf den Bergen, und gehet hin, das verirrte zu suchen?²⁰ [Lk 15,4] Matthäus Mt 48 18 12 20 Was also ziemt einem Seelenhirten? Matthäus Mt 48 18 13 Et si contigerit ut inveniat eam: amen dico vobis, quia gaudet super eam magis quam super nonaginta novem, quæ non erraverunt. Und wenn es sich trifft, dass er es findet, wahrlich, ich sage euch, er freuet sich mehr über dasselbe als über die neunundneunzig, welche nicht irre gegangen sind!²¹ Matthäus Mt 48 18 13 21 Das Gleichnis soll lehren, die Kleinen nicht zu verachten. Matthäus Mt 48 18 14 Sic non est voluntas ante Patrem vestrum, qui in clis est, ut pereat unus de pusillis istis. Also ist es nicht der Wille eures Vaters, der im Himmel ist,²² dass eines von diesen Kleinen verloren gehe. Matthäus Mt 48 18 14 22 Das Beispiel des himmlischen Vaters muss die Apostel aufmuntern. Matthäus Mt 48 18 15 Si autem peccaverit in te frater tuus, vade, et corripe eum inter te, et ipsum solum: si te audierit, lucratus eris fratrem tuum. Wenn aber dein Bruder²³ wider dich²⁴ gesündiget hat, so gehe hin, und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein.²⁵ Wenn er auf dich hört,²⁶ so hast du deinen Bruder gewonnen;²⁷ [Lk 17,3, Jak 5,19] Matthäus Mt 48 18 15 23 Dieser Name allein schon weckt den Willen, dem Nächsten zu helfen. Da im Folgenden von der Kirche die Rede ist, spricht der Heiland von denen, welche zu ihr gehören. Matthäus Mt 48 18 15 24 Nach dem heil. Pasch. fehlt dieser Zusatz in vielen Handschriften und die meisten Ausleger lassen ihn mit Recht unberücksichtigt, da die folgenden Worte Christi für jede Sünde Geltung haben. Da das Gebot positiv ist, verbindet es zu seiner Beobachtung nicht in jedem Augenblicke, sondern unter bestimmten Bedingungen, welche die christliche Sittenlehre nachweist. Matthäus Mt 48 18 15 25 Mancher verliert alle Scheu vor dem Bösen, wenn sein Vergehen kund wird (Chrys., Thom.). Wir müssen bestrebt sein, nicht zu beschämen, sondern zu bessern. (Aug.) Matthäus Mt 48 18 15 26 Wenn er dir folgt. Matthäus Mt 48 18 15 27 Dem Heile seiner Seele. Des Bruders Rettung soll uns als eigener Gewinn erscheinen (Hier., Pasch., Thom.). Matthäus Mt 48 18 16 Si autem te non audierit, adhibe tecum adhuc unum, vel duos, ut in ore duorum, vel trium testium stet omne verbum. wenn er aber nicht auf dich hört, so nimm noch einen oder zwei mit dir, damit jede Sache auf der Aussage zweier oder dreier Zeugen feststehe.²⁸ [Joh 8,17, 2Kor 13,1, Hebr 10,28] Matthäus Mt 48 18 16 28 Da es sich darum handelt, den Bruder Gott wieder zu gewinnen und das Heil seiner Seele zu wirken, sollen wir nicht nach dem ersten Versuche alsbald abstehen. Warum zwei oder drei, siehe [Dtn 19,5]. Er soll leichter überredet werden durch so viele, die bezeugen, dass er gesündigt hat, und wirksamer durch sie zur Besserung angeregt werden. Matthäus Mt 48 18 17 Quod si non audierit eos: dic Ecclesiæ: si autem Ecclesiam non audierit: sit tibi sicut ethnicus, et publicanus. Wenn er auch auf diese nicht hört, so sage es der Kirche;²⁹ wenn er aber auf die Kirche³⁰ nicht hört, so sei er dir wie der Heide und der Zöllner.³¹ [2Thess 3,14] Matthäus Mt 48 18 17 29 Es handelt sich um eine schwere Versündigung, welche anderen zugleich zum Anstoß gereicht. Matthäus Mt 48 18 17 30 Die Vorsteher der Kirche (Chrys., Euth., Theoph.). Auch in der Synagoge gehörte die Gewalt, unwürdige Mitglieder auszuschließen, den Vorstehern zu, so dass Christus, wenn er eine Demokratie hätte schaffen wollen, dies unbedingt sagen musste. Matthäus Mt 48 18 17 31 Die Gemeinschaft mit Heiden und Zöllnern befleckte nach der Meinung der Juden, deshalb waren jene von der Synagoge ausgeschlossen, und Juden, welche ein Zollamt übernahmen, wurden aus der Gemeinschaft ausgestoßen. Ein solcher Mensch soll nicht andere mit seinem Gifte anstecken und kommt durch diese Maßregel leichter zur Besinnung und Umkehr. Vergl. [1Kor 5,5, 1Kor 6,13, 2Kor 2,6.7] Die Strafe der Exkommunikation hat also im Heiland ihren Urheber. Matthäus Mt 48 18 18 Amen dico vobis, quæcumque alligaveritis super terram, erunt ligata et in clo: et quæcumque solveritis super terram, erunt soluta et in clo. Wahrlich, ich sage euch,³² was ihr immer auf Erden binden werdet, wird auch im Himmel gebunden sein; und was ihr³³ immer auf Erden lösen werdet,³⁴ wird auch im Himmel gelöst sein!³⁵ [Joh 20,23] Matthäus Mt 48 18 18 32 Gemeint sind die Apostel, denn euch bezieht sich auf die Gegenwärtigen, im Gegensatze zu dem allgemeinen: Du, dich, dein (V. 15ff). Matthäus Mt 48 18 18 33 Wie Petrus, das Haupt der Kirche, [Mt 16,18] eine göttliche Vollmacht erhalten, so hier die übrigen Apostel. Durch die den Aposteln verliehene Gewalt wird aber die dem heil. Petrus gemachte Verheißung nicht widerrufen. Da dem heil. Petrus die Oberleitung der Kirche und die höchste Gewalt verheißen wurde, so ist die den Aposteln verliehene Gewalt jener untergeordnet. Da aber die Kirche Christi sich über die ganze Erde verbreiten soll, kann einer nicht alles richten, sondern bedarf der Mithelfer. Matthäus Mt 48 18 18 34 Siehe zu [Mt 16,9]. Matthäus Mt 48 18 18 35 Ein Sünder wird den Hirten der Kirche angezeigt. Diese schreiben bestimmte Mittel vor, das Ärgernis zu heben, und dem Sünder liegt die Pflicht ob, zu gehorchen. Weigert er sich, so wird er als ein faules Glied abgeschnitten und hinausgeworfen. Befehl und Strafe sind im Himmel bestätigt. Wer gehorcht, wird von der Sünde gelöst und mit Gott versöhnt. Da Gott diese Lösung genehm hält, haben die Apostel also die Gewalt, Sünden zu vergeben. Matthäus Mt 48 18 19 Iterum dico vobis, quia si duo ex vobis consenserint super terram, de omni re quamcumque petierint, fiet illis a Patre meo, qui in clis est. Abermals sage ich euch: Wenn zwei aus euch³⁶ auf Erden eines Sinnes sein werden über was immer für eine Sache, um die sie bitten wollen, so wird sie ihnen von meinem Vater, der im Himmel ist, zuteil werden.³⁷ Matthäus Mt 48 18 19 36 Dieselben wie V. 18, die Apostel. Da aber der V. 20 angegebene Grund allgemein ist, gilt diese Verheißung nicht für die Vorsteher allein. Matthäus Mt 48 18 19 37 Wenn zwei alles von Gott erlangen, um was sie bitten, wie viel mehr wird er das Urteil der Kirche billigen, besonders wenn ein allgemeines Konzil über den Glauben oder die Sitten oder über die Leitung der Kirche eine Entscheidung trifft (Greg.). Matthäus Mt 48 18 2 Et advocans Jesus parvulum, statuit eum in medio eorum, Da rief Jesus ein Kind herbei, stellte es mitten unter sie,² [Mt 19,14] Matthäus Mt 48 18 2 2 Christus will nicht allein durch Worte lehren, sondern auch durch Taten, wie die Propheten. Matthäus Mt 48 18 20 Ubi enim sunt duo, vel tres congregati in nomine meo, ibi sum in medio eorum. Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen,³⁸ dort bin ich mitten unter ihnen.³⁹ Matthäus Mt 48 18 20 38 Dem Ziele gemäß, das Christus wünscht und erstrebt. Matthäus Mt 48 18 20 39 Durch besondere Gnade und zugleich zu ihren Gebeten mein Ansehen hinzufügend, so denselben bei dem Vater neue Wirksamkeit verleihend. Vergl. [Röm 8,26]. Weshalb also bleiben viele Gebete ohne Erhörung? Wir bitten entweder nicht um das Rechte oder nicht auf die rechte Weise (Chrys.). Matthäus Mt 48 18 21 Tunc accedens Petrus ad eum, dixit: Domine quoties peccabit in me frater meus, et dimittam ei? usque septies? Alsdann trat Petrus zu ihm und sprach:⁴⁰ Herr! wie oft soll ich meinem Bruder vergeben,⁴¹ wenn er wider mich sündigt? Bis zu sieben Malen?⁴² [Lk 17,4] Matthäus Mt 48 18 21 40 Petrus ist wohl durch das V. 15 Gesagte zu dieser Frage veranlasst. Matthäus Mt 48 18 21 41 Die Aufnahme eines Bruders, der Buße tut. Matthäus Mt 48 18 21 42 Der heil. Petrus glaubt etwas Großes zu sagen. Die Rabbiner folgerten bisweilen aus [Am 2,4 und Ijob 33,29], man müsse dreimal verzeihen. Die Zahl 7 wählt der heil. Petrus vielleicht, weil sie in der heil. Schrift so häufig als besonders, bedeutungsvoll empfohlen wird. Matthäus Mt 48 18 22 Dicit illi Jesus: Non dico tibi usque septies: sed usque septuagies septies. Jesus sprach zu ihm: Nicht sage ich dir: Bis zu sieben Malen, sondern bis zu siebenzigmal sieben Malen.⁴³ Matthäus Mt 48 18 22 43 Ohne Maß und Zahl. Matthäus Mt 48 18 23 Ideo assimilatum est regnum clorum homini regi, qui voluit rationem ponere cum servis suis. Darum⁴⁴ ist das Himmelreich einem Könige⁴⁵ gleich, der mit seinen Knechten Abrechnung halten wollte. Matthäus Mt 48 18 23 44 Deine Barmherzigkeit ist stets gering, wenn du Gottes Güte erwägst, die deine Zuflucht sei, wenn er dich richtet (Chrys.). Matthäus Mt 48 18 23 45 Einen irdischen Könige im Gegensatz zu Gott. Matthäus Mt 48 18 24 Et cum cpisset rationem ponere, oblatus est ei unus, qui debebat ei decem millia talenta. Und als er angefangen zu rechnen, wurde ihm einer vorgeführt, der ihm zehntausend Talente schuldig war.⁴⁶ Matthäus Mt 48 18 24 46 Vielleicht ist dieser Diener des Königs Vorsteher einer Provinz, der die Steuern für mehrere Jahre zu zahlen hatte. Ein attisches Talent zählte damals 6000 Drachmen, mithin betrug die ganze Summe etwa 45 Mill. Mark. Sind hebräische Talente zu verstehen (nach denen man aber damals nicht rechnete), so beträgt die Schuld das Doppelte. Wie schwer wiegt jede Beleidigung Gottes! Wie groß aber ist auch Gottes Barmherzigkeit, da er bereit ist, selbst eine so ungeheure Schuld dem nachzulassen, der ihn darum bittet! Matthäus Mt 48 18 25 Cum autem non haberet unde redderet, jussit eum dominus ejus venumdari, et uxorem ejus, et filios, et omnia, quæ habebat, et reddi. Da dieser aber nichts hatte, womit er bezahlen konnte, befahl sein Herr, ihn und sein Weib, und seine Kinder und alles, was er hatte, zu verkaufen, und zu bezahlen.⁴⁷ Matthäus Mt 48 18 25 47 Vergl. [2Kön 4,1 und Lev 25,39.47]. Die orientalischen Herrscher pflegten die ganze Familie derer, welche sich vergangen, zu bestrafen. Siehe [Dan 6,24, Est 16,18]. Matthäus Mt 48 18 26 Procidens autem servus ille, orabat eum, dicens: Patientiam habe in me, et omnia reddam tibi. Da fiel jener Knecht vor ihm nieder, bat ihn, und sprach: Habe Geduld mit mir, ich werde dir alles bezahlen!⁴⁸ Matthäus Mt 48 18 26 48 Er bekennt sich schuldig und verspricht, allen Schaden wieder gut zu machen. Er verheißt in seiner Angst mehr als er erfüllen kann. Matthäus Mt 48 18 27 Misertus autem dominus servi illius, dimisit eum, et debitum dimisit ei. Der Herr aber erbarmte sich über diesen Knecht, entließ ihn, und schenkte ihm die Schuld. Matthäus Mt 48 18 28 Egressus autem servus ille invenit unum de conservis suis, qui debebat ei centum denarios: et tenens suffocabat eum, dicens: Redde quod debes. Nachdem⁴⁹ aber jener Knecht hinausgegangen war,⁵⁰ fand er einen seiner Mitknechte, welcher ihm hundert Denare⁵¹ schuldete; und er packte ihn, würgte ihn, und sprach: Bezahle, was du schuldig bist!⁵² Matthäus Mt 48 18 28 49 Der Herr bewilligt nicht nur den Aufschub, sondern schenkt die ganze Schuld. Matthäus Mt 48 18 28 50 Gewiss sollte nur Freude dein Herz erfüllen und ihn gegen andere barmherzig stimmen, doch er ist weit entfernt von solchen Gefühlen. Matthäus Mt 48 18 28 51 Der 60. Teil eines Talentes, nichts im Vergleich zu der ihm erlassenen Summe. Matthäus Mt 48 18 28 52 Griech.: Wenn du etwas schuldig bist; hohnvolle Worte. Matthäus Mt 48 18 29 Et procidens conservus ejus, rogabat eum, dicens: Patientiam habe in me, et omnia reddam tibi. Da fiel ihm sein Mitknecht zu Füßen,⁵³ bat ihn, und sprach: Habe Geduld mit mir, und ich werde dir alles bezahlen! Matthäus Mt 48 18 29 53 Das Bild, das er selbst wenige Augenblicke zuvor geboten. Matthäus Mt 48 18 3 Et dixit: Amen dico vobis, nisi conversi fueritis, et efficiamini sicut parvuli, non intrabitis in regnum clorum. und sprach: Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr euch nicht bekehret und nicht werdet wie die Kinder,³ werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen!⁴ [1Kor 14,20] Matthäus Mt 48 18 3 3 Ohne Ehrgeiz, einfach und den Kindern ähnlich. In der Tat, um zur Kirche zu gehören, müssen wir glauben. Wie kann der Glaube aber bestehen ohne Demut? Um in der Kirche zu verbleiben, ist die Demut des Gehorsams notwendig. Vergl. [1Kor 3,18, 2Kor 10,5]. Matthäus Mt 48 18 3 4 Siehe da das Vorbild für alle, die Christus angehören wollen. Matthäus Mt 48 18 30 Ille autem noluit: sed abiit, et misit eum in carcerem donec redderet debitum. Er aber wollte nicht, sondern ging hin,⁵⁴ und ließ ihn in's Gefängnis werfen, bis er die Schuld bezahlt hätte. Matthäus Mt 48 18 30 54 Seinen Schuldner mit sich schleppend, wie V. 31 zeigt. Matthäus Mt 48 18 31 Videntes autem conservi ejus quæ fiebant, contristati sunt valde: et venerunt, et narraverunt domino suo omnia, quæ facta fuerant. Als aber seine Mitknechte sahen, was geschah, wurden sie sehr betrübt; und sie kamen, und erzählten ihrem Herrn alles, was geschehen war.⁵⁵ Matthäus Mt 48 18 31 55 Wie viel Gegensätze! Den bösen Knecht rührt weder die demütige Haltung des Mitknechtes, noch das Flehen, das doch auch ihn vor schwerem Unglück bewahrt hat. Er selbst war für Talente, dieser für Denare, er für 10000, dieser für 100 bedroht. Er hat seinen Herrn, dieser bittet seinen Mitknecht um Erbarmen; der Herr erließ ihm die ungeheure Schuld, er will seinem Mitknechte nicht einmal Aufschub gewähren. (Euth.) Matthäus Mt 48 18 32 Tunc vocavit illum dominus suus: et ait illi: Serve nequam, omne debitum dimisi tibi quoniam rogasti me: Da rief ihn sein Herr zu sich und sprach zu ihm: Du böser Knecht! die ganze Schuld habe ich dir erlassen,⁵⁶ weil du mich gebeten hast; Matthäus Mt 48 18 32 56 Zuerst wirft er ihm seine Bosheit vor, alsdann die ihm erzeigte Barmherzigkeit, endlich zeigt er, was der Knecht hätte tun sollen. (Thom.) Matthäus Mt 48 18 33 Nonne ergo oportuit et te misereri conservi tui, sicut et ego tui misertus sum? hättest denn nicht auch du dich deines Mitknechtes erbarmen sollen,⁵⁷ so wie auch ich mich deiner erbarmt habe? Matthäus Mt 48 18 33 57 Die Barmherzigkeit, welche ich dir erwiesen, musste dir Anlass sein, auch deinem Mitknechte alles zu erlassen. Matthäus Mt 48 18 34 Et iratus dominus ejus tradidit eum tortoribus, quoadusque redderet universum debitum. Und erzürnt übergab ihn sein Herr den Peinigern,⁵⁸ bis er die ganze Schuld abbezahlt haben würde.⁵⁹ Matthäus Mt 48 18 34 58 Solche Strafen wurden bei den Römern den Schuldnern auferlegt. [Lk 16,28]. Matthäus Mt 48 18 34 59 Er wird niemals im Stande sein zu zahlen, also dauert die Strafe ewig (Chrys., Euth., Theoph., Pasch., Thom.). Damit geht die Parabel in die Wirklichkeit über, denn eine ewige Strafe wird nur von Gott, nicht von einem irdischen Könige auferlegt. Matthäus Mt 48 18 35 Sic et Pater meus clestis faciet vobis, si non remiseritis unusquisque fratri suo de cordibus vestris. So wird auch mein himmlischer Vater euch tun, wenn ihr nicht,⁶⁰ ein jeder seinem Bruder, von Herzen⁶¹ vergebet. Matthäus Mt 48 18 35 60 Wie [Mt 6,12.14.15]. Aus diesem Gleichnisse lernen wir auch, welch unendlicher Unterschied ist zwischen 10000 Talenten und dem 60. Teile eines Talentes. Zugleich wird gezeigt, wie wir aus uns selbst unfähig sind, Gott Genugtuung zu leisten und uns nichts übrig bleibt, als Gott demütig um Verzeihung anzuflehen. In jedem Gleichnisse ist alles nach dem Ziele desselben zu bemessen. Nach V. 2, 22, 35 will der Heiland lehren, dass man stets vergeben muss. Mithin ist manches, was im Gleichnis nur zur Ausschmückung und Wahrscheinlichkeitsmachung der Handlung dient, nicht immer in der Anwendung wiederzugeben. (Euth.) So dient also, was V. 25 und 31 gesagt wird, sowie auch dass der König die 10000 Talente zuerst erlässt und nachher fordert, nur zur Ausschmückung. Matthäus Mt 48 18 35 61 Aufrichtig. Gott will, dass ein fester und dauernder Friede zu Stande komme. Matthäus Mt 48 18 4 Quicumque ergo humiliaverit se sicut parvulus iste, hic est major in regno clorum. Wer also immer sich verdemütigt wie dieses Kind, der ist der Größere im Himmelreiche.⁵ Matthäus Mt 48 18 4 5 Ist Kindesdemut vor allem notwendig, um ein wahres Gotteskind zu sein, so folgt daraus, dass jeder um so größer ist, je demütiger er ist. Matthäus Mt 48 18 5 Et qui susceperit unum parvulum talem in nomine meo, me suscipit. Und⁶ wer ein einziges solches Kind⁷ in meinem Namen⁸ aufnimmt,⁹ nimmt mich auf.¹⁰ Matthäus Mt 48 18 5 6 Um noch weiter zur Nachahmung der Kinder aufzumuntern, zeigt der Herr, wie teuer ihm die Kinder sind. Matthäus Mt 48 18 5 7 Die Kinder bedürfen besonders der Hilfe, um die ihnen gewidmeten Dienste bringen nicht Ruhm, noch Ehre. Das gleiche gilt betreffs derer, welche von den Menschen geringgeschätzt werden und der Fürsorge bedürfen. Matthäus Mt 48 18 5 8 Name steht für Person: Wer einen solchen aufnimmt um meinetwillen. Matthäus Mt 48 18 5 9 Ein Wohlwollen irgend welcher Art beweist durch Sorge für Leib oder Seele. Matthäus Mt 48 18 5 10 Vergl. [Mt 25,40]. Matthäus Mt 48 18 6 Qui autem scandalizaverit unum de pusillis istis, qui in me credunt, expedit ei ut suspendatur mola asinaria in collo ejus, et demergatur in profundum maris. Wer aber einem von diesen Kleinen, die an mich glauben,¹¹ Ärgernis gibt,¹² dem gebührt es, dass ein Mühlstein an seinen Hals gehängt, und er in die Tiefe des Meeres versenkt werde.¹³ [Mk 9,41, Lk 17,2] Matthäus Mt 48 18 6 11 Wie sehr dem Heilande diese Sorge am Herzen liegt, zeigt die strenge Strafe. Matthäus Mt 48 18 6 12 Ursache zum Fallen bieten. Matthäus Mt 48 18 6 13 Kleine Mühlsteine wurden mit der Hand, größere durch einen Esel in Bewegung gesetzt. Wer Ärgernis gibt, soll, um sicher unterzugehen, mit dem schweren Steine belastet und da in's Meer geworfen werden, wo es am tiefsten ist. Diese Todesart war bei den Juden nicht gewöhnlich, also weist die außerordentliche Strafe auf die Schwere des Verbrechens hin, da die Art der Todesstrafe im A. T. eine solche anzudeuten pflegte. Ähnlich hat der Heiland [Mt 5,22] gesprochen. Matthäus Mt 48 18 7 Væ mundo a scandalis. Necesse est enim ut veniant scandala: verumtamen væ homini illi, per quem scandalum venit. Wehe der Welt wegen der Ärgernisse!¹⁴ Denn es ist notwendig,¹⁵ dass Ärgernisse kommen, wehe aber dem Menschen, durch welchen das Ärgernis kommt! Matthäus Mt 48 18 7 14 Der Heiland beklagt es, dass die Welt so viel zum Bösen versucht und mahnt zur Wachsamkeit. Matthäus Mt 48 18 7 15 In dem durch die Sünde herbeigeführten Stande der Menschheit steht dies ganz sicher bevor. Matthäus Mt 48 18 8 Si autem manus tua, vel pes tuus scandalizat te: abscide eum, et projice abs te: bonum tibi est ad vitam ingredi debilem, vel claudum, quam duas manus, vel duos pedes habentem mitti in ignem æternum. Wenn aber deine Hand oder dein Fuß dich ärgert,¹⁶ so haue sie ab, und wirf sie von dir; es ist dir besser, dass du verkrüppelt oder lahm in das Leben eingehst, als zwei Hände oder zwei Füße zu haben, und in das ewige Feuer geworfen zu werden. [Mt 5,30, Mk 9,42] Matthäus Mt 48 18 8 16 Wie oben [Mt 5,29.30]. Wie sehr müssen wir besorgt sein, ein so strafwürdiges Übel zu meiden! Matthäus Mt 48 18 9 Et si oculus tuus scandalizat te, erue eum, et projice abs te: bonum tibi est cum uno oculo in vitam intrare, quam duos oculos habentem mitti in gehennam ignis. Und wenn dein Auge dich ärgert, so reiß es aus, und wirf es von dir; es ist dir besser, mit einem Auge in das Leben einzugehen, als zwei Augen zu haben, und in das höllische Feuer geworfen zu werden. Matthäus Mt 48 0 1 Ehe und Jungfräulichkeit. (V. 12) Jesu Liebe zu den Kindern. (V. 15) Die freiwillige Armut. Matthäus Mt 48 19 1 Et factum est, cum consummasset Jesus sermones istos, migravit a Galilæa, et venit in fines Judææ trans Jordanem, Und es geschah, als Jesus diese Reden vollendet hatte, begab er sich weg aus Galiläa, und kam in das Gebiet von Judäa jenseits des Jordan.¹ [Mk 10,1] Matthäus Mt 48 19 1 1 Der Heiland geht durch Peräa (jenseits des Jordans) nach Judäa. (Orig.) Matthäus Mt 48 19 10 Dicunt ei discipuli ejus: Si ita est causa hominis cum uxore, non expedit nubere. Da sprachen seine Jünger zu ihm: Wenn die Sache des Mannes mit dem Weibe sich so verhält, so ist es nicht gut zu heiraten.¹¹ Matthäus Mt 48 19 10 11 Über diese Sache ist in V. 3 die Frage gestellt worden. Der Heiland hat durch seine Lösung fast vom Eingehen der Ehe abgeschreckt. Matthäus Mt 48 19 11 Qui dixit illis: Non omnes capiunt verbum istud, sed quibus datum est. Er sprach zu ihnen: Nicht alle fassen dieses Wort, sondern die, denen es gegeben ist.¹² Matthäus Mt 48 19 11 12 So dass der Verstand es als das Bessere erkennt und der Wille sich angetrieben fühlt, diesen Stand zu ergreifen. Darum sagt Christus: Denen es gegeben ist. Wem? Denen, die Gott darum bitten. (Hier., Euth.) Matthäus Mt 48 19 12 Sunt enim eunuchi, qui de matris utero sic nati sunt: et sunt eunuchi, qui facti sunt ab hominibus: et sunt eunuchi, qui seipsos castraverunt propter regnum clorum. Qui potest capere capiat. Denn es gibt Verschnittene, welche vom Mutterleibe so geboren sind; ¹³ und es gibt Verschnittene, die von Menschen dazu gemacht wurden;¹⁴ und es gibt Verschnittene, die sich selbst verschnitten haben¹⁵ um des Himmelreiches willen.¹⁶ Wer es fassen kann, fasse es! Matthäus Mt 48 19 12 13 Die zur Ehelosigkeit gezwungen oder geneigt sind. Matthäus Mt 48 19 12 14 Auch die durch menschliches Gebot zur Ehelosigkeit Verpflichteten. Matthäus Mt 48 19 12 15 Diese Worte sind so wenig von Selbstverstümmelung zu verstehen, wie [Mt 5,29.30, Mt 18,9]. Eine physische Unmöglichkeit bringt weder an sich selber dem Himmel näher, noch unterstützt sie das Apostelamt. Der Heiland spricht also von denen, welche deswegen von aller Sorge für die Familie frei bleiben wollen, um Gott ungehinderter dienen zu können. Vergl. [1Kor 7,32-36]. Matthäus Mt 48 19 12 16 Diese Worte erklärt der heil. Paulus an anderer Quelle. Die Jünger hatten V. 10 nur auf die irdische Schwierigkeit geschaut, welche die Ehe auferlegt, Christus richtet ihren Blick auf höhere Dinge. Dass der Heiland hier von einem unabänderlichen Stande redet, geht aus dem Worte: sich verschnitten haben hervor. Aus den Worten: Es gibt Verschnittene, die sich selbst , folgt, dass es in der Kirche Gottes stets solche geben wird und dass Christus dies will. Diesen Stand zu erwählen, ruft der Heiland auf, aber nicht jeder ist zu demselben berufen. Wer indes in sich die nötige Kraft fühlt, wird Gottes Gnade erlangen, die ihm, wenn er mit derselben mitwirkt, auch in dem Stande erhält. Vergl. auch [Jes 56,3-5]. Matthäus Mt 48 19 13 Tunc oblati sunt ei parvuli, ut manus eis imponeret, et oraret. Discipuli autem increpabant eos. Alsdann¹⁷ wurden Kinder zu ihm gebracht, dass er ihnen die Hände auflege und über sie bete.¹⁸ Die Jünger aber fuhren sie¹⁹ hart an. [Mk 10,13, Lk 18,15] Matthäus Mt 48 19 13 17 Ob sogleich nach dem Erzählten, geht aus diesem Ausdrucke nicht hervor. Matthäus Mt 48 19 13 18 Die Eltern hatten die Wunder des Herrn, welche durch Handauflegung geschahen, gesehen. (Pasch., Thom.) Matthäus Mt 48 19 13 19 Diejenigen, welche die Kinder zu Jesus brachten. Die Jünger wollten dem Herrn die Anstrengung ersparen (Bed., Thom.), oder hielten die Zumutung für seiner unwürdig. (Chrys., Theoph.) Sie erinnern sich nicht an das, was Christus [Mt 18,2] gesagt. Matthäus Mt 48 19 14 Jesus vero ait eis: Sinite parvulos, et nolite eos prohibere ad me venire: talium est enim regnum clorum. Jesus aber sprach zu ihnen: Lasset die Kindlein, und wehret ihnen nicht, zu mir zu kommen;²⁰ denn solcher ist das Himmelreich.²¹ [Mt 18,3] Matthäus Mt 48 19 14 20 Wie süßen Trost empfinden die Eltern, da der Heiland die Kinder so einlädt, zu ihm zu kommen, um so süßeren, als die Mütter zuvor von den Jüngern abgewehrt waren. Matthäus Mt 48 19 14 21 Auch die Kinder können das Himmelreich erlangen, wenn andere sie darbringen. Indes schließt das Wort: solcher auch diejenigen ein, welche durch ihren guten Willen das sind, was die Kinder von Natur, unschuldig, demütig usw. (Chrys., Theoph., Euth.) Vergl. [Mt 18,3]. Matthäus Mt 48 19 15 Et cum imposuisset eis manus, abiit inde. Und nachdem er ihnen die Hände aufgelegt hatte,²² ging er von da hinweg.²³ Matthäus Mt 48 19 15 22 Welche Beweise von Liebe der Herr den Kindern ferner gegeben, siehe [Mk 10,17]. Durch sein Beispiel bekräftigt er, was er V. 14 mit Worten gesagt. Da Christi Segen nicht ohne Wirkung bleiben kann, sind auch die Kinder fähig, übernatürliche Gaben von Gott zu empfangen, also auch die Taufgnade. Matthäus Mt 48 19 15 23 Nach [Mk 10,17] scheint Christus in einem Hause gewesen zu sein. Matthäus Mt 48 19 16 Et ecce unus accedens, ait illi: Magister bone, quid boni faciam ut habeam vitam æternam? Und siehe, es trat einer²⁴ hinzu, und sprach zu ihm: Guter Meister! was soll ich Gutes²⁵ tun, damit ich das ewige Leben erlange? [Mk 10,17, Lk 18,18] Matthäus Mt 48 19 16 24 Nach Lukas ein Vorsteher, wahrscheinlich ein Synagogenvorsteher. Matthäus Mt 48 19 16 25 Er hat schon Gutes getan und dennoch noch nicht den vollen Frieden des Herzens gefunden. Er hat Christus als einen großen Lehrer aus seinen Wundern erkannt, und die Sorge, was er in seinen Umständen noch zu tun habe, um der Seligkeit nicht verlustig zu gehen, treibt ihn zu dem Herrn. (Chrys.) Hätte er den Heiland nur versuchen wollen, es wäre dies, wie sonst stets, im Evangelium gesagt, und der Jüngling wäre nicht betrübt fortgegangen. Matthäus Mt 48 19 17 Qui dixit ei: Quid me interrogas de bono? Unus est bonus, Deus. Si autem vis ad vitam ingredi, serva mandata. Er aber sprach zu ihm: Was frägst du mich über das Gute? Einer ist gut, Gott.²⁶ Willst du aber zum Leben eingehen, so halte die Gebote.²⁷ Matthäus Mt 48 19 17 26 In vielen griechischen Handschriften steht: Was nennst du mich gut? Vergl. [Mk 10,18] Vergl. Markus und Lukas. Am besten werden beide Fragen vereint. (Aug.) Zu dem Hinweise: Einer ist gut, Gott vergl. [Ps 5,14]. Der Sinn unserer Lesart ist wohl: Wenn du um das Gute frägst, musst du zu Gott gehen, der das höchste Gut, ja eigentlich allein gut ist. Matthäus Mt 48 19 17 27 Christus verpflichtet die Menschen feierlich zur Haltung der zehn Gebote. Matthäus Mt 48 19 18 Dicit illi: Quæ? Jesus autem dixit: Non homicidium facies: Non adulterabis: Non facies furtum: Non falsum testimonium dices: Er sprach zu ihm: Welche?²⁸ Jesus aber sprach: Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsches Zeugnis geben! [Ex 20,13] Matthäus Mt 48 19 18 28 Der Jüngling will, wie V. 16 bereits andeutet, eine besondere Vorschrift erhalten. Christus nennt einige Gebote, welche die Pflichten der Menschen gegeneinander betreffen. Da der Jüngling weiß, woher diese entnommen sind, kennt er auch die anderen, welche nicht weniger treu zu beobachten sind. Warum erwähnt Christus diese Gebote? Vielleicht aus dem Grunde, den der heil. Johannes [1Joh 4,20] gibt. Frömmigkeit gegen Gott kann jemand leichter erheucheln, in seinem Verhalten gegen den Nächsten offenbart sich sein Herz. Matthäus Mt 48 19 19 Honora patrem tuum, et matrem tuam, et diliges proximum tuum sicut teipsum. Ehre deinen Vater und deine Mutter, und liebe deinen Nächsten wie dich selbst! Matthäus Mt 48 19 2 Et secutæ sunt eum turbæ multæ, et curavit eos ibi. Und es folgten ihm viele Scharen nach, und er heilte sie daselbst.² Matthäus Mt 48 19 2 2 Obgleich Christus wenig Glauben fand, hörte er dennoch nicht auf, freigebig seine Wohltaten zu spenden. Matthäus Mt 48 19 20 Dicit illi adolescens: Omnia hæc custodivi a juventute mea, quid adhuc mihi deest? Da sprach der Jüngling zu ihm: Dies alles hab' ich von meiner Jugend an beobachtet, was fehlt mir noch?²⁹ Matthäus Mt 48 19 20 29 Der Jüngling sagt die Wahrheit: siehe [Mk 10,21]. Er will sich inniger mit Gott vereinen und ihm die höchste Liebe zeigen. Matthäus Mt 48 19 21 Ait illi Jesus: Si vis perfectus esse, vade, vende quæ habes, et da pauperibus, et habebis thesaurum in clo: et veni, sequere me. Jesus antwortete ihm: Willst du vollkommen sein, so gehe, verkaufe, was du hast, und gib es den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben; und komm, folge mir nach!³⁰ Matthäus Mt 48 19 21 30 Die beiden Aussprüche Christi V. 17 und V. 21 stellen zwei verschiedene Stände im Reiche Gottes dar: Der erste enthält die Pflicht aller Christen, der andere lädt zu dem Stande der Vollkommenheit, sagt der Heiland V. 21, so verkaufe alles, was du hast und gib es den Armen. Der Jüngling liebte den Reichtum, deshalb verheißt der Herr ihm einen Schatz im Himmel und zeigt ihm das höchste Ziel der Vollkommenheit: Folge mir, werde ein Apostel. Der Heiland zeigt uns hier die Grundsäulen des Ordensstandes: Armut, Keuschheit denn wer möchte, wenn er alle seine Habe den Armen gegeben, an den Ehestand denken? und vollkommenen Gehorsam. Matthäus Mt 48 19 22 Cum audisset autem adolescens verbum, abiit tristis: erat enim habens multas possessiones. Als aber der Jüngling dieses Wort gehört hatte, ging er traurig davon; er hatte nämlich viele Besitztümer.³¹ Matthäus Mt 48 19 22 31 Der Jüngling wünschte wohl vollkommen zu werden, aber der Preis schien ihm zu hoch. Was Christus [Mt 13,22] vom Reichtum gesagt, zeigt sich hier erfüllt. Nicht nach Reichtümern streben, sagt der heil. Augustin, ist dasselbe, wie wenn jemand sich eine Speise versagen soll, sie verlassen, als ob er ein Glied verlieren sollte. Wie viel Böses aus der Anhänglichkeit an den Reichtum hervorgeht, zeigt der Apostel [1Tim 6,17] Matthäus Mt 48 19 23 Jesus autem dixit discipulis suis: Amen dico vobis, quia dives difficile intrabit in regnum clorum. Jesus aber sprach zu seinen Jüngern: Wahrlich, ich sage euch, ein Reicher wird schwerlich in das Himmelreich eingehen!³² Matthäus Mt 48 19 23 32 Die Jünger sollen vor den Gefahren der Habsucht bewahrt werden und sich der Armut nicht schämen, deshalb erklärt der Heiland ihnen den Grund, weshalb es ihnen nicht gestattet ist, etwas zu besitzen. (Chrys.) Matthäus Mt 48 19 24 Et iterum dico vobis: Facilius est camelum per foramen acus transire, quam divitem intrare in regnum clorum. Ja, ich sage euch abermals: Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr hindurchgehe, als dass ein Reicher in das Himmelreich eingehe.³³ Matthäus Mt 48 19 24 33 Die Ausdrucksweise ist in solchen sprichwörtlichen Vergleichen stets eine etwas stärkere. Vergl. [Spr 17,12, Koh 22,18, Jer 13,23] Der Sinn ist: Es ist für einen reichen sehr schwer, in das Himmelreich einzugehen. Die Schwierigkeiten, welche anderen Lastern einzeln eigen sind, finden sich in der Habsucht vereint. Ist es schwer, mit einem Feinde im eigenen Herzen sein Heil zu wirken, wie viel mehr, wenn eine ganze Schar von solchen das Herz besitzt. (Hil., Orig.). Matthäus Mt 48 19 25 Auditis autem his, discipuli mirabantur valde, dicentes: Quis ergo poterit salvus esse? Da die Jünger dies hörten, verwunderten sie sich sehr, und sprachen: Wer also kann selig werden?³⁴ Matthäus Mt 48 19 25 34 Die Jünger wussten, dass die meisten Menschen von der Anhänglichkeit an irdische Dinge nicht frei sind, deshalb bangen sie für ihre Brüder. Der Heiland beeilt sich, ihnen Trost zu spenden. Matthäus Mt 48 19 26 Aspiciens autem Jesus, dixit illis: Apud homines hoc impossibile est: apud Deum autem omnia possibilia sunt. Jesus aber blickte sie an, und sprach zu ihnen: Bei Menschen ist dies unmöglich; bei Gott aber ist alles möglich.³⁵ Matthäus Mt 48 19 26 35 Gott muss ein neues Herz geben, aus sich allein vermag der Mensch nichts für den Himmel. Matthäus Mt 48 19 27 Tunc respondens Petrus, dixit ei: Ecce nos reliquimus omnia, et secuti sumus te: quid ergo erit nobis? Darauf antwortete³⁶ Petrus, und sprach zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen, und sind dir gefolgt; was wird uns also zuteil werden?³⁷ Matthäus Mt 48 19 27 36 Nahm aus den Worten des Heilandes Anlass zu einer Frage. Matthäus Mt 48 19 27 37 Wir haben getan, was du von dem Jüngling gefordert. Was also wird uns als Lohn zuteil werden? (Hier.) Petrus war ein Fischer und hatte von seiner Hände Arbeit gelebt (Hier.), aber mit solcher Herzensstimmung alles verlassen, dass er ebenso die ganze Welt für Gott dahingegeben hätte (Orig.). Viel hat der verlassen, der nichts für sich begehrt (Greg.). Matthäus Mt 48 19 28 Jesus autem dixit illis: Amen dico vobis, quod vos, qui secuti estis me, in regeneratione cum sederit filius hominis in sede majestatis suæ, sedebitis et vos super, sedes duodecim, judicantes duodecim tribus Israel. Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich,³⁸ ich sage euch, ihr, die ihr mir nachgefolgt seid,³⁹ werdet bei der Wiedergeburt,⁴⁰ wenn der Menschensohn auf dem Throne seiner Herrlichkeit sitzen wird,⁴¹ auch auf zwölf⁴² Thronen sitzen, und die zwölf Stämme Israels richten!⁴³ Matthäus Mt 48 19 28 38 Wie erfreut der Herr die Apostel durch seine so feierliche Versicherung! Matthäus Mt 48 19 28 39 Christus sagt nicht: die ihr alles verlassen habt, sondern: die ihr mir nachgefolgt seid, denn das erstere ist in dem letzteren enthalten. Matthäus Mt 48 19 28 40 Über diese siehe [Jes 65,17, Jes 66,22, 2Petr 3,13, Offb 21,1, Röm 8,19]. Diese Wiedergeburt beginnt mit der Auferstehung der Toten. (Hier., Pasch.) Matthäus Mt 48 19 28 41 Seine jetzt verborgene Majestät als Richter offenbarend. Matthäus Mt 48 19 28 42 Weder wird Judas eingeschlossen noch Paulus ausgeschlossen. Die Zahl zwölf bedeutet den Apostelchor. Matthäus Mt 48 19 28 43 Siehe da den Lohn der Vollkommenheit! (Thom.) Die Apostel waren die ersten, die alles verlassen hatten und dem Herrn gefolgt und seine ersten Herolde geworden waren, deshalb soll ihnen auch ein besonderes Vorrecht zuteil werden. Sie sollen mit dem Heilande über das auserwählte Volk als Richter gesetzt werden, höher an Würde sein als die Patriarchen. Wenn sie schon das Volk richten, dem das messianische Reich vor allen anderen verheißen war, wie viel mehr also werden sie Mitrichter Christi sein über die übrigen Völker, besonders aber über die Gläubigen (Beda., Rab., Alb., Thom.). Die anderen Christen, welche den Stand der Vollkommenheit erwählen, verheißene Belohnung enthält V. 29. Matthäus Mt 48 19 29 Et omnis, qui reliquerit domum, vel fratres, aut sorores, aut patrem, aut matrem, aut uxorem, aut filios, aut agros propter nomen meum, centuplum accipiet, et vitam æternam possidebit. Und jeder, der sein Haus, oder Brüder, oder Schwestern, oder Vater, oder Mutter, oder Weib, oder Kinder, oder Äcker verlässt um meines Namens willen, wird hundertfältiges empfangen, und ewiges Leben ererben.⁴⁴ Matthäus Mt 48 19 29 44 Nach Markus und Lukas verheißt der Heiland in diesem Leben hundertfältiges und dazu das ewige Leben nach dem Tode. Hundertfältiges heißen die geistlichen Güter, welche der Herr verleiht, und die hundertfältig mehr wert sind als alle zeitlichen Güter (Hier., Beda.). Von zeitlichen Segnungen erklärt Origenes den Lohn: Die Hirten der Kirche werden seine Väter, alle Christen seine Brüder und Schwestern sein. Dieser Ausspruch unseres Heilandes zeigt auch, dass gute Werke verdienstlich sind. Matthäus Mt 48 19 3 Et accesserunt ad eum Pharisæi tentantes eum, et dicentes: Si licet homini dimittere uxorem suam, quacumque ex causa? Da traten die Pharisäer zu ihm, versuchten ihn, und sprachen:³ Ist es einem Manne erlaubt, sein Weib aus was immer für einer Ursache zu entlassen? Matthäus Mt 48 19 3 3 Sie wollen jeder Antwort, welche immer sie sei, eine boshafte Erklärung geben. Die vorgelegte Frage wurde bei den damaligen Juden viel erörtert. Die Schüler des Rabbi Hillel erklärten [Dtn 24,1], dass jede Sache, welche dem Manne missfiel, genüge, um die Frau entlassen zu können, eine Erklärung, die viel Anklang fand. Die Schule R. Schamais forderte als Grund ein Vergehen gegen die Treue. Jede Antwort Christi bot Gelegenheit zu ihrer Bestreitung. Sagte der Herr, die Trennung sei aus jeder Ursache gestattet, war er dann noch der Vorkämpfer der strengsten Sittlichkeit? Verneinte er die Frage, so war er ein Gegner des Moses. (Hier.) Zudem weilte der Heiland im Gebiete des Herodes Antipas. Verneinte er die Frage, so gab er Gelegenheit zu der Verleumdung, er reize das Volk gegen den Vierfürsten auf, und konnte vielleicht beseitigt werden. Vergl. [Mt 14,1]. Matthäus Mt 48 19 30 Multi autem erunt primi novissimi, et novissimi primi. Viele aber, welche die Ersten sind, werden Letzte, und welche die Letzten sind, werden Erste sein.⁴⁵ [Mt 20,16, Mk 10,31, Lk 13,30] Matthäus Mt 48 19 30 45 Um des ewigen Lebens teilhaftig zu werden, muss man ausharren bis zum Ende. Viele, welche jetzt die ersten sind, werden einst die letzten sein. Ähnlich [Mt 8,11.12]. Matthäus Mt 48 19 4 Qui respondens, ait eis: Non legistis, quia qui fecit hominem ab initio, masculum, et feminam fecit eos? et dixit: Er antwortete und sprach zu ihnen:⁴ Habt ihr nicht gelesen, dass der, welcher im Anbeginne den Menschen erschaffen, als Mann und Weib sie geschaffen und gesagt hat: [Gen 1,27] Matthäus Mt 48 19 4 4 Der Heiland weicht der Schlinge aus und stellt die heilige Schrift und das Gesetz Gottes der zweiten Anordnung entgegen, welche nicht Gottes bestimmenden Willen entsprang, sondern eine mildernde Rücksicht für die Sünder war. (Hier.) Matthäus Mt 48 19 5 Propter hoc dimittet homo patrem, et matrem, et adhærebit uxori suæ, et erunt duo in carne una. Deshalb wird ein Mann den Vater und die Mutter verlassen, und seinem Weibe anhangen, und werden die Zwei ein Fleisch⁵ sein? [Eph 5,31, 1Kor 6,16, Gen 2,24] Matthäus Mt 48 19 5 5 Als gemeinsames Prinzip zum Zwecke der Ehe und wegen der gegenseitigen Gewalt über den Leib. [Gen 2,4] sind die Worte von Adam ausgesprochen, der als von Gott erleuchteter Prophet redet, oder sind ein Zusatz des Verfassers, der Gottes Absicht bei der Erschaffung Evas darlegt. Matthäus Mt 48 19 6 Itaque jam non sunt duo, sed una caro. Quod ergo Deus conjunxit, homo non separet. Demnach sind sie nicht mehr Zwei, sondern ein Fleisch.⁶ Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht trennen. Matthäus Mt 48 19 6 6 Wie ein Leib nicht in zwei Leiber geteilt werden darf, eben so wenig dürfen Mann und Frau getrennt werden, Gott kann scheiden, es bleibt aber zu prüfen, wann und unter welchen Bedingungen er auch jetzt noch eine Scheidung gestattet. Matthäus Mt 48 19 7 Dicunt illi: Quid ergo Moyses mandavit dare libellum repudii, et dimittere? Sie sprachen zu ihm: Warum hat denn Moses befohlen, einen Scheidebrief zu geben, und das Weib zu entlassen? Matthäus Mt 48 19 8 Ait illis: Quoniam Moyses ad duritiam cordis vestri permisit vobis dimittere uxores vestras: ab initio autem non fuit sic. Er sprach zu ihnen: Weil Moses euch eurer Herzenshärtigkeit wegen erlaubt hat, eure Weiber zu entlassen;⁷ im Anfange aber war es nicht so.⁸ Matthäus Mt 48 19 8 7 Um größeres Übel zu verhüten, (die schlechte Behandlung missfälliger Frauen) gestattete Moses die Trennung, schrieb aber für den Fall derselben den Scheidebrief vor. Matthäus Mt 48 19 8 8 Der Messias soll große Heiligkeit der Sitten herbeiführen [Jes 11,4-9] u. a. Im N. T. muss die Härte der Gnade weichen, also ist kein Grund mehr zur Scheidung, und der ursprüngliche Wille Gottes greift Platz. Matthäus Mt 48 19 9 Dico autem vobis, quia quicumque dimiserit uxorem suam, nisi ob fornicationem, et aliam duxerit, mchatur: et qui dimissam duxerit, mchatur. Ich sage euch aber:⁹ Wer immer sein Weib entlässt, es sei denn um des Ehebruchs willen,¹⁰ und eine andere nimmt, bricht die Ehe; und wer eine Geschiedene nimmt, bricht die Ehe. [Mt 5,32, Lk 16,18] Matthäus Mt 48 19 9 9 Der Heiland gibt ein neues Gesetz, vollkommener als das alte. Vergl. [Mt 5,22.28.32.34.39.44]. Matthäus Mt 48 19 9 10 Wo Ehebruch vorliegt, ist die Trennung gestattet, indes so, dass, während die erste Gattin lebt, niemand eine neue Ehe schließen kann. (Hier.) Daher fehlt [Mk 10,11, Lk 16,18, 1Kor 7,10] diese Einschränkung. Nur so wird das Wort der Jünger verständlich: Es ist nicht gut zu heiraten. Denn die Lehre Christi war ihnen etwas Neues. Könnte zudem das Eheband selbst wegen Ehebruchs gelöst werden, so wäre dies leicht Veranlassung zur Untreue und das untreue Weib wäre nach der Verstoßung in besserer Lage, als eine ohne Schuld entlassene Frau. Matthäus Mt 48 0 1 Die göttliche Gnade, Ursache der Verdienste: Gleichnis von den Arbeitern im Weinberge. (V. 16) Christus sagt sein Leiden voraus und empfiehlt die Demut. (V. 28) IV. 20,29 28,20. 1. Heilung zweier Blinden (V. 29 34) Matthäus Mt 48 20 1 Simile est regnum clorum homini patrifamilias, qui exiit primo mane conducere operarios in vineam suam. Das Himmelreich ist gleich einem Hausvater,¹ der am frühen Morgen ausging, um Arbeiter in seinen Weinberg zu dingen. Matthäus Mt 48 20 1 1 Damit ein gutes Werk bei Gott Anerkennung finde und auf Belohnung Anspruch habe, muss es durch die Gnade geadelt sein. Das Gleichnis ist eine Erklärung zu [Mt 19,30]. Matthäus Mt 48 20 10 Venientes autem et primi, arbitrati sunt quod plus essent accepturi: acceperunt autem et ipsi singulos denarios. Wie aber auch die ersten kamen, meinten sie, dass sie mehr empfangen würden, aber auch sie erhielten jeder einen Denar. Matthäus Mt 48 20 11 Et accipientes murmurabant adversus patremfamilias, Und da sie ihn empfingen, murrten sie wider den Hausvater, Matthäus Mt 48 20 12 Dicentes: Hi novissimi una hora fecerunt, et pares illos nobis fecisti, qui portavimus pondus diei, et æstus. und sprachen: Diese letzten haben eine einzige Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleich gehalten, die wir die Last und Hitze des Tages getragen haben. Matthäus Mt 48 20 13 At ille respondens uni eorum, dixit: Amice non facio tibi injuriam: nonne ex denario convenisti mecum? Er aber antwortete einem aus ihnen, und sprach: Freund! ich tue dir nicht Unrecht; bist du nicht auf einen Denar mit mir eins geworden? Matthäus Mt 48 20 14 Tolle quod tuum est, et vade: volo autem et huic novissimo dare sicut et tibi. Nimm, was dein ist, und gehe hin; ich will aber auch diesem letzten geben, wie dir. Matthäus Mt 48 20 15 Aut non licet mihi quod volo, facere? an oculus tuus nequam est, quia ego bonus sum? Oder ist es mir nicht erlaubt zu tun, was ich will? Ist etwa dein Auge darum böse, weil ich gut bin?⁴ Matthäus Mt 48 20 15 4 Der Hausvater ist Gott, der Weinberg das Reich Gottes. Der alte Bund wird bereits [Dtn 32,32, Jes 5,2, Jer 2,21, Ez 15,2, Hos 10,1] mit einem Weinberge verglichen. Die verschiedenen Stunden bedeuten das verschiedene Alter, in welchem die einzelnen Menschen berufen werden. (Chry., Basil., Euth., Aug.) Kein Sünder darf verzweifeln, noch im letzten Augenblicke gewann der gute Schächer den Himmel. Der Denar ist das ewige Leben. Der Abend ist also das Ende des Lebens. Diejenigen, welche nur eine Stunde gearbeitet haben, haben auf den gleichen Lohn Anspruch wie die, welche die Last und Hitze des Tages getragen haben, da nicht die Zeitdauer der Arbeit über ihren Wert entscheidet, sondern die von Gott frei in größerem oder geringerem Maße verliehene Gnade und die Mitwirkung mit derselben (Hier., Pasch.). Das Murren ist im Gleichnisse eingefügt, um zur Antwort des Hausvaters Gelegenheit zu bieten (Chrys., Theoph.). Matthäus Mt 48 20 16 Sic erunt novissimi primi, et primi novissimi: multi enim sunt vocati, pauci vero electi. So werden die Letzten die Ersten, und die Ersten die Letzten sein;⁵ denn viele sind berufen, aber wenige auserwählt!⁶ [Mt 19,30, Mk 10,31, Lk 13,30] Matthäus Mt 48 20 16 5 Sie werden gleich im Lohne, ob sie auch zu verschiedenen Zeiten berufen wurden. Auch können die ersten in der Erlangung der Seligkeit die letzten werden; so ging der bußfertige Schächer vor Petrus in den Himmel ein. (Greg.) Matthäus Mt 48 20 16 6 Viele erhalten die gewöhnlichen Gnaden, mit denen sie nicht gebührend mitwirken, wenige außergewöhnliche, mit denen sie treu mitwirken. Bei den Berufenen waltet die Gerechtigkeit, bei den Auserwählten die Gnade vor. Matthäus Mt 48 20 17 Et ascendens Jesus Jerosolymam, assumpsit duodecim discipulos secreto, et ait illis: Als nun Jesus nach Jerusalem hinaufzog,⁷ nahm er die zwölf Jünger zu sich beiseits,⁸ und sprach zu ihnen:⁹ Matthäus Mt 48 20 17 7 Die Stadt lag höher. Matthäus Mt 48 20 17 8 Der Heiland wollte nicht, dass seine Worte dem Volke kund wurden, denn wenn sie schon die Apostel in Verwirrung bringen, wie viel mehr hätten sie diese Wirkung auf das Volk ausgeübt. Matthäus Mt 48 20 17 9 Der Heiland spricht wieder von seinem Leiden, wie [Mt 16,21, Mt 17,21]. Matthäus Mt 48 20 18 Ecce ascendimus Jerosolymam, et Filius hominis tradetur principibus sacerdotum, et Scribis, et condemnabunt eum morte. Sehet, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Menschensohn wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten übergeben werden, und sie werden ihn zum Tode verurteilen,¹⁰ [Mk 10,32, Lk 18,31] Matthäus Mt 48 20 18 10 Dies ist die Zeit, die ich vorausgesagt habe. Der Heiland zeigt, dass er sein Leiden vollkommen frei erwählt und bereitet seine Jünger auf die bevorstehende Prüfung vor. (Chrys.) Matthäus Mt 48 20 19 Et tradent eum Gentibus ad illudendum, et flagellandum. Et crucifigendum, et tertia die resurget und werden ihn den Heiden¹¹ überliefern zur Verhöhnung und Geißelung und Kreuzigung,¹² und am dritten Tage wird er auferstehen.¹³ Matthäus Mt 48 20 19 11 Wer nicht Jude war, wurde Heide genannt. Matthäus Mt 48 20 19 12 Vorher hatte der Heiland nur allgemein gesagt, dass er leiden werde. Matthäus Mt 48 20 19 13 Der Ankündigung seines Leidens fügt der Heiland stets die Voraussagung seiner Verherrlichung bei. Matthäus Mt 48 20 2 Conventione autem facta cum operariis ex denario diurno, misit eos in vineam suam. Nachdem er nun mit den Arbeitern um einen Denar² für den Tag übereingekommen war, sandte er sie in seinen Weinberg. Matthäus Mt 48 20 2 2 Ein Denar (siehe 17, Anm. 33) war damals der gewöhnliche Tageslohn. Matthäus Mt 48 20 20 Tunc accessit ad eum mater filiorum Zebedæi cum filiis suis, adorans et petens aliquid ab eo. Da trat die Mutter der Söhne des Zebedäus¹⁴ mit ihren Söhnen zu ihm, vor ihm niederfallend, und ihn um etwas bittend. [Mk 10,35] Matthäus Mt 48 20 20 14 Salome [Mt 27,56, Mk 15,40]. Sie gehörte zu den Frauen, welche dem Heiland dienten. Sie naht dem Herrn mit größter Ehrfurcht. Matthäus Mt 48 20 21 Qui dixit ei: Quid vis? Ait illi: Dic ut sedeant hi duo filii mei, unus ad dexteram tuam, et unus ad sinistram in regno tuo. Er aber sprach zu ihr: Was willst du?¹⁵ Sie antwortete ihm: Sprich, dass diese meine zwei Söhne in deinem Reiche, einer zu deiner Rechten, und der andere zu deiner Linken, sitzen sollen!¹⁶ Matthäus Mt 48 20 21 15 Sie soll offenbaren, was sie will. Matthäus Mt 48 20 21 16 Die beiden Jünger waren schon vielfach den anderen vorgezogen worden. So waren sie mit Petrus bei der Auferweckung der Tochter des Jairus zugegen gewesen [Mk 5,37], ebenso bei der Verklärung des Herrn. Sie fürchten vielleicht, dass ihnen der heil. Petrus vorgezogen wird (Pasch., Thom.). Der Heiland hatte diese Reise als seine letzte nach Jerusalem bezeichnet (V. 18); dort musste sein Reich aufgerichtet werden und so schien es hohe Zeit, sich einen hohen Platz zu sichern. Die beiden Apostel haben noch nicht die rechte Erkenntnis von der Beschaffenheit dieses Reiches (Chrys., Theoph.) und lassen ihre Mutter für sich eintreten (Hier., Aug., Greg.). Matthäus Mt 48 20 22 Respondens autem Jesus, dixit: Nescitis quid petatis. Potestis bibere calicem, quem ego bibiturus sum? Dicunt ei: Possumus. Jesus aber antwortete, und sprach: Ihr wisset nicht, um was ihr bittet.¹⁷ Könnet ihr den Kelch trinken, welchen ich trinken werde?¹⁸ Sie sprachen zu ihm: Wir können es.¹⁹ Matthäus Mt 48 20 22 17 Der Heiland trägt die Unvollkommenheit seiner Jünger mit Geduld und rügt nur ihren Mangel an Erkenntnis, dass sie nicht wissen, dass Christi Reich kein irdisches ist und dass die Würden in demselben nicht anders als nach Anordnung Gottes verteilt werden. Matthäus Mt 48 20 22 18 Mein Leiden. Das Bild des Kelches ist in der heil. Schrift sehr häufig. Der Familienvater pflegte bei Tische einem jeden seinen Teil zuzuweisen. Wer im Reiche Christi zu Ehren gelangen will, muss zuvor sich selbst prüfen, ob er bereit ist, Kreuz und Schmach auf sich zu nehmen, ja selbst den Tod für den Herrn zu leiden. Da der Mensch dies aber aus eigenen Kräften nicht vermag, muss Gottes Gnade ihn unterstützen, damit er Anteil an der Herrlichkeit des Heilandes erhalte. Matthäus Mt 48 20 22 19 Aus übergroßer Begier, ihr Ziel zu erreichen, erklären sie sich bereit in der Hoffnung, die nötigsten Kräfte zu besitzen. Jesus lobt ihre Bereitwilligkeit und verheißt ihnen das Martyrium (Orig., Chrys., Hier.). In der Tat ward Jakobus von Herodes mit dem Schwerte getötet [Apg 12,2], der heil. Johannes von den Juden gegeißelt [Apg 5,40.41] und in Rom in siedendes Öl geworfen. Wenn aber die Apostel auch an dem Leiden Christi ihren Anteil erhalten sollen, werden sie deshalb noch nicht die ersten Sitze einnehmen. Wie der Heiland im vorhergehenden Gleichnisse gezeigt hat, dass der Lohn besonders von der Gnade abhängt, so deutet er hier an, dass Gott die vorzüglicheren Gnaden nach seiner freien Wahl verleiht. Matthäus Mt 48 20 23 Ait illis: Calicem quidem meum bibetis: sedere autem ad dexteram meam vel sinistram non est meum dare vobis, sed quibus paratum est a Patre meo. Da sprach er zu ihnen: Meinen Kelch zwar werdet ihr trinken; das Sitzen aber zu meiner Rechten oder Linken steht nicht bei mir euch²⁰ zu geben, sondern denen, welchen es bereitet ist von meinem Vater.²¹ Matthäus Mt 48 20 23 20 Dies Wort fehlt im Griech. Und in der Tat ist der Ausspruch ein ganz allgemeiner. Matthäus Mt 48 20 23 21 Die Werke der Macht und Vorsehung pflegen dem Vater zugeschrieben zu werden. Vergl. [Mt 6,44, Mt 17,11.16]. So hatte der Herr auch die Offenbarung der Wahrheit dem Vater zugeschrieben [Mt 11,25, Mt 16,17], Christus redet hier von sich, so weit er in seiner menschlichen Natur das ihm vom Vater aufgetragene Werk vollbringt (Aug.). Anders [Joh 17,10, Lk 22,29.30]. Der Gegensatz im Texte bezieht sich also in seiner strengsten Fassung nicht auf die Geber, sondern auf die Empfänger. Vergl. [Lk 22,29] Matthäus Mt 48 20 24 Et audientes decem, indignati sunt de duobus fratribus. Als das die zehn hörten, wurden sie unwillig über die zwei Brüder.²² [Mk 10,41] Matthäus Mt 48 20 24 22 Die anderen Jünger fürchten wohl, dass Jakobus und Johannes das zuteil werde, was sie für sich selbst erhoffen (Chrys., Theoph.). So hat also die [Mt 18,2] ihnen zuteil gewordene Belehrung ihr Herz noch nicht durchdrungen! Christus zeigt ihnen, dass Bitte und Streit nutzlos sind, da zu höherem Range im Himmel nur die Demut führt (Hier.). Damit sie nun diesen Weg wirklich beschreiten, stellt er ihnen sein Vorbild vor Augen. (V. 28) Matthäus Mt 48 20 25 Jesus autem vocavit eos ad se, et ait: Scitis quia principes gentium dominantur eorum: et qui majores sunt, potestatem exercent in eos. Jesus aber rief sie zu sich, und sprach: Ihr wisset, dass die Fürsten der Völker über dieselben herrschen,²³ und die Großen Gewalt über sie ausüben.²⁴ [Lk 22,25] Matthäus Mt 48 20 25 23 Mit Härte. Matthäus Mt 48 20 25 24 Ihre Gewalt missbrauchend. Matthäus Mt 48 20 26 Non ita erit inter vos: sed quicumque voluerit inter vos major fieri, sit vester minister: Nicht so wird es unter euch sein; sondern wer immer unter euch ein Großer werden will, der sei euer Diener; Matthäus Mt 48 20 27 Et qui voluerit inter vos primus esse, erit vester servus. und wer unter euch der Erste sein will, sei euer Knecht; Matthäus Mt 48 20 28 Sicut filius hominis non venit ministrari, sed ministrare, et dare animam suam, redemptionem pro multis. gleichwie des Menschen Sohn nicht gekommen ist,²⁵ bedient zu werden, sondern zu dienen, und sein Leben als Lösegeld²⁶ für viele²⁷ hinzugeben. [Phil 2,7] Matthäus Mt 48 20 28 25 In die Welt, zur öffentlichen Lehrtätigkeit, zu Kreuz und Leiden. Matthäus Mt 48 20 28 26 Christus hat uns von dem göttlichen Zorne und dem ewigen Tode losgekauft [1Petr 1,18.19]. Matthäus Mt 48 20 28 27 Genügend für alle, fruchtreich für viele (Thom.). Nicht alle, für die Christus gestorben, erlangen die Seligkeit in der Tat. Matthäus Mt 48 20 29 Et egredientibus illis ab Jericho, secuta est eum turba multa, Als sie nun von Jericho weggingen, folgte ihm viel Volk; [Mk 10,46, Lk 18,35] Matthäus Mt 48 20 3 Et egressus circa horam tertiam, vidit alios stantes in foro otiosos, Und als er um die dritte Stunde³ ausging, sah er andere auf dem Markte müßig stehen, Matthäus Mt 48 20 3 3 Der Familienvater geht zur dritten, sechsten, neunten, elften Stunde nach Sonnenaufgang aus. Matthäus Mt 48 20 30 Et ecce duo cæci sedentes secus viam, audierunt, quia Jesus transiret: et clamaverunt, dicentes: Domine miserere nostri, fili David. und siehe, zwei Blinde,²⁸ die am Wege saßen, hörten, dass Jesus vorüberkomme; und sie riefen laut, und sprachen: Herr, erbarme dich unser, du Sohn Davids! Matthäus Mt 48 20 30 28 Die Blinden erkennen und bekennen den Herrn als Messias und geben dem Volke gleichsam das Beispiel, wie es den Heiland bei seinem Einzuge in Jerusalem ehren und begrüßen soll. Ob die hier erzählte Heilung dieselbe ist, von der [Lk 18,35 und Mk 10,46] berichtet wird, steht unter den Auslegern nicht fest. Christus kommt auf der [Mt 19,1] erwähnten Reise in die Stadt Jericho, 60 Stadien (4 Stunden) von Jerusalem. Die Osterzeit war nahe und alle zu der Hauptstadt führenden Wege voller Pilger. Zudem reist Jesus von zahlreichem Gefolge begleitet. Matthäus Mt 48 20 31 Turba autem increpabat eos ut tacerent. At illi magis clamabant, dicentes: Domine, miserere nostri, fili David. Das Volk aber fuhr sie an, dass sie schweigen sollten.²⁹ Sie aber schrieen noch lauter, und sprachen: Herr, erbarme dich unser, du Sohn Davids!³⁰ Matthäus Mt 48 20 31 29 Ihr Eifer soll allen kund werden, deshalb gestattet Jesus, dass ihnen Stillschweigen geboten wird (Chrys.). Manche vermeinten wohl, es sei gegen die Ehre des Herrn, wenn Bettler ihm lästig fielen, andere geboten ihnen aus anderen Gründen Stillschweigen. Matthäus Mt 48 20 31 30 Weder ihre Armut noch ihre Blindheit noch auch der Tadel der Menschen hemmt ihren Eifer, sie rufen noch lauter. Ihr Beispiel lehrt uns, nicht abzulassen vom Gebete, wenn Gott die Erhörung desselben verschiebt. (Chrys.) Matthäus Mt 48 20 32 Et stetit Jesus, et vocavit eos, et ait: Quid vultis ut faciam vobis? Und Jesus stand still, rief sie zu sich, und sprach: Was wollt ihr, dass ich euch tue?³¹ Matthäus Mt 48 20 32 31 Wenn die Blinden ihr Gebrechen kundtun und um Heilung bitten, vermag niemand das Wunder in Zweifel zu ziehen oder die Absicht des Heilandes zu verdächtigen. Matthäus Mt 48 20 33 Dicunt illi: Domine, ut aperiantur oculi nostri. Sie sprachen zu ihm: Herr! dass unsere Augen geöffnet werden.³² Matthäus Mt 48 20 33 32 Auch unser Gebet soll die Kundgebung unseres Begehrens und unserer Bedürftigkeit vor Gott sein. Dass der Heiland die Blinden berührte, war das Werk seiner heiligen Menschheit, dass sie sehend wurden, der Gottheit (Thom.). Vergl. [Mt 8,3]. Matthäus Mt 48 20 34 Misertus autem eorum Jesus, tetigit oculos eorum. Et confestim viderunt, et secuti sunt eum. Jesus aber erbarmte sich über sie, und berührte ihre Augen, und sogleich sahen sie, und folgten ihm nach. Matthäus Mt 48 20 4 Et dixit illis: Ite et vos in vineam meam, et quod justum fuerit dabo vobis. und sprach zu ihnen: Gehet auch ihr in meinen Weinberg, und was recht ist, werde ich euch geben. Matthäus Mt 48 20 5 Illi autem abierunt. Iterum autem exiit circa sextam, et nonam horam: et fecit similiter. Sie aber gingen hin. Abermals ging er um die sechste und neunte Stunde aus, und tat ebenso. Matthäus Mt 48 20 6 Circa undecimam vero exiit, et invenit alios stantes, et dicit illis: Quid hic statis tota die otiosi. Um die elfte Stunde aber ging er aus, und fand andere stehen, und sprach zu ihnen: Was stehet ihr hier den ganzen Tag müßig? Matthäus Mt 48 20 7 Dicunt ei: Quia nemo nos conduxit. Dicit illis: Ite et vos in vineam meam. Sie antworteten ihm: Weil uns niemand gedungen hat. Da sprach er zu ihnen: Gehet auch ihr in meinen Weinberg. Matthäus Mt 48 20 8 Cum sero autem factum esset, dicit dominus vineæ procuratori suo: Voca operarios, et redde illis mercedem incipiens a novissimis usque ad primos. Als es nun Abend geworden, sagte der Herr des Weinberges zu seinem Verwalter: Rufe die Arbeiter, und gib ihnen den Lohn, von den letzten anfangend, bis zu den ersten. Matthäus Mt 48 20 9 Cum venissent ergo qui circa undecimam horam venerant, acceperunt singulos denarios. Da nun die kamen, welche um die elfte Stunde eingetreten waren, empfingen sie jeder einen Denar. Matthäus Mt 48 0 1 Streit mit den Pharisäern. (21,1-23) Feierlicher Einzug Jesu in Jerusalem. (V. 11) Zorn der Hohenpriester und Pharisäer über Christi Wunder. (V. 17) Der vertrocknete Feigenbaum (V. 22) Die Verachtung der Predigt Johannes des Täufers. (V. 32) Gleichnis von den ungetreuen Winzern. Matthäus Mt 48 21 1 Et cum appropinquassent Jerosolymis, et venissent Bethphage ad Montem oliveti: tunc Jesus misit duos discipulos, Als sie sich nun Jerusalem nahten,¹ und² nach Bethphage³ an den Ölberg kamen, da⁴ sandte Jesus zwei Jünger ab, [Mk 11,1, Lk 19,29, Joh 12,12-19] Matthäus Mt 48 21 1 1 Christus offenbart sich als Messias und wird als solcher vom Volke begrüßt. Die Führer des Volkes erwarteten einen glorreichen Messias, Christus erzeigt sich als solchen; sie verwerfen ihn dennoch, ja feinden ihn um so mehr an, sich härterer Strafe würdig machend. Der Einzug des Herrn fand am ersten Wochentage, am zehnten Tage des Monats Nisan statt. An diesem Tage wurde das Osterlamm ausgewählt. [Ex 12,3] Am gleichen Wochentage wird der Heiland bald als König der Ewigkeit triumphierend aus dem Grabe hervorgehen. Am zehnten Nisan hatte auch Josue einst mit dem Volke das gelobte Land betreten. Matthäus Mt 48 21 1 2 Der Heiland kommt aus Bethanien. [Joh 12,1] Matthäus Mt 48 21 1 3 Feigenhaus. Der Ölberg lag 5 Stadien (20 Min.) östlich von Jerusalem. Matthäus Mt 48 21 1 4 Der Evangelist macht bedeutungsvoll auf die Zeit aufmerksam. Wer die beiden Jünger waren, sagt das Evangelium nicht. Matthäus Mt 48 21 10 Et cum intrasset Jerosolymam, commota est universa civitas, dicens: Quis est hic? Als er nun in Jerusalem eingezogen war, kam die ganze Stadt in Bewegung, und sprach: Wer ist dieser?²² Matthäus Mt 48 21 10 22 Ein großer Teil der Bewohner von Jerusalem, insbesondere die Vornehmen, werden von Neid und Eifersucht ergriffen. Als ob sie den Heiland noch nie gesehen, fragen sie: Wer ist das? Woher ihm solche Ehre? Auch der Eifer der Volksscharen scheint dadurch gemindert zu werden, da sie in der Antwortung der Messiaswürde des Herrn keine Erwähnung tun. So endet der Triumphzug mit traurigen Vorzeichen und Christi Wort [Mt 20,18] wird von neuem bestätigt. Matthäus Mt 48 21 11 Populi autem dicebant: Hic est Jesus propheta a Nazareth Galilææ. Die Scharen aber sprachen: Dies ist Jesus, der Prophet von Nazareth in Galiläa. Matthäus Mt 48 21 12 Et intravit Jesus in templum Dei, et ejiciebat omnes vendentes, et ementes in templo, et mensas numulariorum, et cathedras vendentium columbas evertit: Und Jesus ging²³ in den Tempel Gottes,²⁴ trieb alle hinaus, die im Tempel²⁵ verkauften und kauften, und stieß die Tische der Wechsler²⁶ und die Sitze der Taubenhändler um.²⁷ [Mk 11,15, Lk 19,45, Joh 2,14] Matthäus Mt 48 21 12 23 Jesus zeigt seine messianische Würde, indem er den Tempel reinigt, Blinde und Lahme heilt und von den Kindern als Messias begrüßt wird. Je mehr aber der Heiland seine erhabene Würde offenbart, desto mehr wächst die Feindschaft der Pharisäer. Matthäus Mt 48 21 12 24 Der Heiland hatte sich nach dem Einzuge im Tempel als Messias kundgegeben [Mal 3,1] und war dann nach Bethanien gegangen. [Mk 11,11] Die Reinigung des Tempels fand also an einem anderen Tage statt. Die Reinigung des Tempels entsprach der Prophezeiung [Mal 3,1.3], auf die auch der heil. Johannes hinwies, [Mt 3,12]. Dasselbe hatte der Heiland beim Beginn seiner Lehrtätigkeit getan. [Joh 2,13] Matthäus Mt 48 21 12 25 In dem äußeren Vorhofe, auch Vorhof der Heiden genannt. Die Nähe des Osterfestes hatte noch mehr Verkäufer als sonst hierhergeführt. Der Lärm störte die Andacht und gab den Fremden Ärgernis. Matthäus Mt 48 21 12 26 Die Israeliten mussten einen halben Sikel als Tempelsteuer zahlen (siehe 17, Anm. 33) und zwar in hebräischer Münze. Die Fremden mussten also ihr ausländisches Geld umwechseln. Matthäus Mt 48 21 12 27 Die Priester handelten unrecht, indem sie an heiliger Stätte solchen Handel duldeten. Alle fühlen Christi göttliche Majestät, und niemand wagt zu widerstehen. Matthäus Mt 48 21 13 Et dicit eis: Scriptum est: Domus mea domus orationis vocabitur: vos autem fecistis illam speluncam latronum. Und er sprach zu ihnen: Es steht geschrieben: Mein Haus wird ein Haus des Gebetes heißen;²⁸ ihr aber habt es zu einer Räuberhöhle gemacht.²⁹ [Jes 56,7, Jer 7,11, Lk 19,46] Matthäus Mt 48 21 13 28 Wird sein und soll als solches geehrt werden. Matthäus Mt 48 21 13 29 Vergl. [Jer 7,11]. Betrug und ungerechter Gewinn schändete die heiligsten Dinge, Opfer und Tempelsteuer. Matthäus Mt 48 21 14 Et accesserunt ad eum cæci, et claudi in templo: et sanavit eos. Und es traten zu ihm Blinde und Lahme im Tempel, und er heilte sie.³⁰ Matthäus Mt 48 21 14 30 So streng der Heiland gegen die Bösen verfährt, so mild zeigt er sich gegen Fromme und Unglückliche. Die Zeichen beweisen, dass die Zeit des Messias gekommen ist [Jes 35,5.6, Mt 11,5] und offenbaren die Würde unseres Herrn. Doch die Hohenpriester und Schriftgelehrten bleiben verstockt. Matthäus Mt 48 21 15 Videntes autem principes sacerdotum, et Scribæ mirabilia, quæ fecit, et pueros clamantes in templo, et dicentes: Hosanna filio David: indignati sunt. Da aber die Hohenpriester³¹ und Schriftgelehrten die Wunder sahen, welche er tat,³² und die Knaben, die im Tempel riefen und sprachen: Hosanna dem Sohne Davids! wurden sie unwillig, Matthäus Mt 48 21 15 31 Siehe 2, Anm. 6 Matthäus Mt 48 21 15 32 Was Vers 12-14 erzählt ist. Da auch die Kinder jene Worte rufen, mit denen die Erwachsenen jubelnd den Heiland begrüßt, erscheint die Einwirkung des heil. Geistes noch heller, der den Kleinen offenbart, was die Kenner des Gesetzes und der Propheten auch nach so vielen Wundern nicht erkennen wollten. Matthäus Mt 48 21 16 Et dixerunt ei: Audis quid isti dicunt? Jesus autem dixit eis: Utique: numquam legistis: Quia ex ore infantium, et lactentium perfecisti laudem? und sprachen zu ihm: Hörst du, was diese sagen?³³ Jesus aber sprach zu ihnen: Ja. Habt ihr niemals gelesen: Aus dem Munde von Kindern und Säuglingen hast du Lob bereitet?³⁴ [Ps 8,3] Matthäus Mt 48 21 16 33 Sie beschuldigen den Heiland, er dulde eine Gotteslästerung. Wie weit sind sie vom Glauben an Christus entfernt! Gute Menschen werden durch die guten Werke anderer im Guten bestärkt, verkehrte Herzen werden von Neid ergriffen und noch verkehrter. Matthäus Mt 48 21 16 34 Ja, ich höre es sehr wohl und billige es. Aber wie könnt ihr euch verwundern? Was [Ps 8,3]. sagt, findet auch hier seine Geltung. Die Pharisäer mussten unwillkürlich an die folgenden Worte des Psalmes erinnert werden: Um den Feind und Rachgierigen zu stürzen. Darin lag für sie eine Warnung und Drohung. Matthäus Mt 48 21 17 Et relictis illis, abiit foras extra Civitatem in Bethaniam: ibique mansit. Und er verließ sie, und ging fort aus der Stadt hinaus nach Bethanien,³⁵ und blieb daselbst.³⁶ Matthäus Mt 48 21 17 35 Haus des Gehorsams (Orig., Hier., Bed.), 15 Stadien, kaum eine kleine Stunde von Jerusalem. Matthäus Mt 48 21 17 36 Er übernachtet in Bethanien. In der Stadt hätte wohl niemand gewagt ihn aufzunehmen, da die Pharisäer bereits zur Zeit des Laubhüttenfestes (im Oktober) bestimmt hatten, dass jeder, der sich zu Christus bekennen würde, aus der Synagoge ausgestoßen werden sollte. [Joh 9,22]. Das nachfolgend berichtete Wunder ist eine Vorbedeutung für die Juden und für alle, welche nicht Früchte der Buße und guter Werke tragen. Trotz allen Undankes kehrte Christus am nächsten Tage nach Jerusalem zurück. Matthäus Mt 48 21 18 Mane autem revertens in Civitatem, esuriit. Als er aber am Morgen in die Stadt zurückkehrte, hungerte ihn.³⁷ Matthäus Mt 48 21 18 37 So wahr wie [Mt 4,2]. Wie viele Handlungen der Propheten im A. T. ist das Verhalten Christi symbolisch. Christus offenbart seinen Hunger, um zu zeigen, dass er nach dem Heile des Volkes hungert. Er wusste, dass er nichts finden werde, dennoch handelt er nach Art der Menschen, welche aus dem Vorhandensein der Blätter auf das Dasein von Früchten schließen, da diese den Blättern voran zu gehen pflegen. Andere Bäume hatten noch keine Blätter. [Mk 11,13]. Matthäus Mt 48 21 19 Et videns fici arborem unam secus viam, venit ad eam: et nihil invenit in ea nisi folia tantum, et ait illi: Numquam ex te fructus nascatur in sempiternum. Et arefacta est continuo ficulnea. Und da er einen Feigenbaum am Wege sah, ging er auf denselben zu, und fand nichts an ihm als nur Blätter. Da sprach er zu ihm: Nimmermehr komme von dir Frucht in Ewigkeit! Und alsbald verdorrte der Feigenbaum.³⁸ [Mk 11,13] Matthäus Mt 48 21 19 38 Der Saft hörte auf zu fließen. Die Jünger bemerkten die äußeren Anzeichen davon erst am folgenden Tage. Der Feigenbaum war das Bild des jüdischen Volkes. (Orig.) So viele Gaben (Blätter) hatte Gott demselben verliehen, um es auf den Messias vorzubereiten. Doch da derselbe kam, nahmen ihn die seinigen nicht auf. Was die Juden dafür erwartet, hat Christus oft mit Worten verkündet [Mt 8,12, Mt 10,15, Mt 11,21, Mt 12,41-45], hier stellt er es durch eine Tat vor Augen. Matthäus Mt 48 21 2 Dicens eis: Ite in castellum, quod contra vos est, et statim invenietis asinam alligatam, et pullum cum ea: solvite, et adducite mihi: und sprach zu ihnen: Gehet in den Flecken, der vor euch liegt,⁵ und alsbald werdet ihr eine Eselin angebunden finden, und ein Füllen bei ihr; bindet sie los, und führet sie zu mir.⁶ Matthäus Mt 48 21 2 5 Bethphage. Matthäus Mt 48 21 2 6 Bisher hatte Christus alle seine Reisen zu Fuß gemacht, der Einzug in Jerusalem soll feierlich sein. Matthäus Mt 48 21 20 Et videntes discipuli, mirati sunt, dicentes: Quomodo continuo aruit? Da dies die Jünger sahen, verwunderten sie sich, und sagten: Wie ist er auf der Stelle verdorrt?³⁹ [Mk 11,20] Matthäus Mt 48 21 20 39 Die Apostel fehlen, sofern sie nur fragen, wie der Baum vertrocknet ist, nicht aber nach dem tieferen Grunde forschen. Deshalb begnügt sich Christus mit einer Ermahnung, welche sich an das äußere Ereignis anschließt. Matthäus Mt 48 21 21 Respondens autem Jesus, ait eis: Amen dico vobis, si habueritis fidem, et non hæsitaveritis, non solum de ficulnea facietis, sed et si monti huic dixeritis, Tolle, et jacta te in mare, fiet. Jesus aber antwortete, und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch, wenn ihr Glauben haben und nicht zweifeln werdet, so werdet ihr nicht nur tun, was an dem Feigenbaume geschah, sondern auch wenn ihr zu diesem Berge⁴⁰ saget: Hebe dich, und stürze dich in's Meer! so wird es geschehen.⁴¹ Matthäus Mt 48 21 21 40 Der Herr zeigt wohl auf den Ölberg. Das Bild ist sprichwörtlich. Vergl. [Sach 4,7]. Matthäus Mt 48 21 21 41 Aus diesem Ereignisse ersehen die Jünger, dass Christus auch seine Feinde zu vernichten vermag (Hier., Chrys.). An den Menschen zeigt Jesus, indem er den Leib heilt, was er den Seelen Gutes tun will; will er Strafen vor Augen stellen, so wählt er dazu leblose Wesen (Hilar., Chrys.). Die symbolische Handlung des Herrn zielt zunächst auf die Synagoge, findet aber auch auf jede Menschenseele Anwendung (Orig., Chrys.). Matthäus Mt 48 21 22 Et omnia quæcumque petieritis in oratione credentes, accipietis. Und alles, um was ihr immer bitten werdet im Gebete mit Glauben, das werdet ihr empfangen. [Mk 11,24] Matthäus Mt 48 21 23 Et cum venisset in templum, accesserunt ad eum docentem, principes sacerdotum, et seniores populi, dicentes: In qua potestate hæc facis? Et quis tibi dedit hanc potestatem? Matthäus Mt 48 21 24 Respondens Jesus dixit eis: Interrogabo vos et ego unum sermonem: quem si dixeritis mihi, et ego vobis dicam in qua potestate hæc facio. Jesus antwortete, und sprach zu ihnen: Ich will euch auch um etwas fragen; wenn ihr mir dies beantwortet, werde ich euch auch sagen, in welcher Gewalt ich diese Dinge tue.⁴⁶ [Lk 20,3] Matthäus Mt 48 21 24 46 Der Heiland legt ihnen eine solche Frage vor, dass Antwort, wie Stillschweigen sie in Verlegenheit bringt. Johannes war gesandt zu taufen; diese Taufe war die Vorbereitung auf das Erscheinen des Gottesreiches. Johannes hatte von Christus Zeugnis abgelegt; war der Täufer, von Gott gesendet, so ist Jesus der Messias. So knüpft Christi Frage an die Frage der Pharisäer an. Matthäus Mt 48 21 25 Baptismus Joannis unde erat? e clo, an ex hominibus? At illi cogitabant inter se, dicentes: Die Taufe des Johannes, woher war sie? Vom Himmel, oder von Menschen? Sie aber gingen miteinander zu Rate und sprachen: Matthäus Mt 48 21 26 Si dixerimus, e cælo, dicet nobis: Quare ergo non credidistis illi? Si autem dixerimus, ex hominibus, timemus turbam: omnes enim habebant Joannem sicut prophetam. Matthäus Mt 48 21 27 Et respondentes Jesu, dixerunt: Necimus. Ait illis et ipse: Nec ego dico vobis in qua potestate hæc facio. Sie antworteten Jesus und sprachen: Wir wissen es nicht.⁴⁷ Da sprach auch er zu ihnen: Auch ich sage euch nicht, in welcher Gewalt ich dies tue. Matthäus Mt 48 21 27 47 Sie suchen in einer so überaus wichtigen Sache nicht die Wahrheit, sondern einzig einen Ausweg, sich vor den Vorwürfen des Herrn und des Volkes sicher zu stellen. Sie lügen also, dass sie das nicht wissen, was nach ihrem eigenen Bekenntnisse das Volk weiß und was sie vor allem als berufene Lehrer desselben wissen müssen. Sie lügen, denn sie hatten ja eine Gesandtschaft zu Johannes gesendet [Joh 1,19], und der Täufer hatte sich als Vorläufer des Messias bekannt. Johannes gab Prophezeiungen [Joh 1,27.30, Mt 3,11], mithin hatten sie nach [Dtn 18,21.22] die Pflicht, die Wahrheit derselben zu prüfen. Darum die Antwort: Ihr wollt es nicht wissen, daher werde auch ich nicht antworten. Ihr gebt Unwissenheit vor, weil ihr nicht glauben wollt, obgleich ihr euch den Anschein von Glauben und Gehorsam gebt, während andere, Heiden und Sünder, zuerst offen beides verweigern, dann aber aufrichtig das Reich Gottes suchen. Matthäus Mt 48 21 28 Quid autem vobis videtur? Homo quidam habebat duos filios, et accedens ad primum dixit: Fili, vade hodie, operare in vinea mea. Was dünket euch aber? Ein Mann hatte zwei Söhne. Und er ging zu dem ersten, und sprach: Sohn! geh heut hin, und arbeite in meinem Weinberge. Matthäus Mt 48 21 29 Ille autem respondens, ait: Nolo. Postea autem, pnitentia motus, abiit. Der aber antwortete, und sprach: Ich will nicht. Nachher aber reute es ihn, und er ging hin. Matthäus Mt 48 21 3 Et si quis vobis aliquid dixerit, dicite quia Dominus his opus habet: et confestim dimittet eos. Und wenn euch jemand etwas sagt,⁷ so sprechet: Der Herr bedarf ihrer; und sofort wird er sie gehen lassen. Matthäus Mt 48 21 3 7 Was tut ihr? Es geschah dies in der Tat [Mk 11,5, Lk 19,31.33] Der Herr weiß nicht allein das Zukünftige voraus, er lenkt auch die Herzen nach seinem Willen. Matthäus Mt 48 21 30 Accedens autem ad alterum, dixit similiter. At ille respondens, ait: Eo, domine, et non ivit. Er ging aber zu dem andern, und redete in gleicher Weise. Dieser aber antwortete, und sprach: Ja, Herr! ich gehe,⁴⁸ und ging nicht. Matthäus Mt 48 21 30 48 Er heuchelt große Ehrfurcht und Gehorsam. Matthäus Mt 48 21 31 Quis ex duobus fecit voluntatem patris? Dicunt ei: Primus. Dicit illis Jesus: Amen dico vobis, quia publicani, et meretrices præcedent vos in regnum Dei. Welcher von den beiden hat den Willen des Vaters getan? Sie sprachen zu ihm: Der erste. Da sagte ihnen Jesus: Wahrlich, ich sage euch, die Zöllner und die Buhlerinnen⁴⁹ werden eher in das Reich Gottes kommen als ihr!⁵⁰ Matthäus Mt 48 21 31 49 Die Zöllner und Buhlerinnen haben sich auf Johannes des Täufers Predigt bekehrt, anders als die Pharisäer, die alles versprechen und nichts tun. Matthäus Mt 48 21 31 50 In das Reich Gottes, das bereits zu euch gekommen ist. Eine solche Sünderin ist die, deren Geschichte [Lk 7,50] erzählt wird; ein solcher Zöllner findet sich unter den Aposteln selbst. Matthäus Mt 48 21 32 Venit enim ad vos Joannes in via justitiæ, et non credidistis ei: publicani autem, et meretrices crediderunt ei: vos autem videntes nec pnitentiam habuistis postea, ut crederetis ei. Denn Johannes kam zu euch auf dem Wege der Gerechtigkeit,⁵¹ und ihr habt ihm nicht geglaubt;⁵² die Zöllner und die Buhlerinnen aber haben ihm geglaubt. Ihr aber, obgleich ihr es sahet, wurdet auch dann nicht reuigen Sinnes, so dass ihr ihm geglaubt hättet. Matthäus Mt 48 21 32 51 Johannes hatte das Amt, den Weg zu weisen, den die Gerechtigkeit fordert. Siehe [Mt 3,8] Matthäus Mt 48 21 32 52 Ihr habt euch nicht bekehrt, denn die Predigt des heil. Johannes bestand besonders in der Aufforderung: Tuet Buße. Matthäus Mt 48 21 33 Aliam parabolam audite: Homo erat paterfamilias, qui plantavit vineam, et sepem circumdedit ei, et fodit in ea torcular, et ædificavit turrim, et locavit eam agricolis, et peregre profectus est. Matthäus Mt 48 21 34 Cum autem tempus fructuum appropinquasset, misit servos suos ad agricolas, ut acciperent fructus ejus. Als aber die Zeit der Früchte genaht war, schickte er seine Knechte zu den Winzern, um seine Früchte in Empfang zu nehmen.⁵⁷ Matthäus Mt 48 21 34 57 Einen Teil der Früchte als Mietslohn. Die Knechte sind die Propheten. Matthäus Mt 48 21 35 Et agricolæ, apprehensis servis ejus, alium ceciderunt, alium occiderunt, alium vero lapidaverunt. Doch die Winzer ergriffen seine Knechte, schlugen den einen, töteten den andern, einen dritten aber steinigten sie.⁵⁸ Matthäus Mt 48 21 35 58 Vergl. [Apg 7,52, Jer 2,30, Hebr 11] (Hier.) Matthäus Mt 48 21 36 Iterum misit alios servos plures prioribus, et fecerunt illis similiter. Wiederum schickte er andere Knechte, und zwar mehrere als die ersten, und sie verfuhren mit ihnen ebenso.⁵⁹ Matthäus Mt 48 21 36 59 Dies bezeugt Gott selbst zum öfteren im A. T., z. B. [Jer 7,25, Hos 6,5]. Matthäus Mt 48 21 37 Novissime autem misit ad eos filium suum, dicens: Verebuntur filium meum. Zuletzt aber sandte er seinen Sohn zu ihnen, indem er sagte: Sie werden vor meinem Sohne Scheu tragen! Matthäus Mt 48 21 38 Agricolæ autem videntes filium dixerunt intra se: Hic est hæres, venite, occidamus eum, et habebimus hæreditatem ejus. Als aber die Winzer den Sohn sahen, sprachen sie untereinander: Dieser ist der Erbe, lasset uns ihn töten, und wir werden sein Erbteil besitzen!⁶⁰ [Mt 26,3, Joh 11,53] Matthäus Mt 48 21 38 60 Christus spricht jetzt von sich, die Zukunft vorverkündend. So taten die Pharisäer und Schriftgelehrten nach der Auferweckung des Lazarus [Joh 11,47.48.50] Matthäus Mt 48 21 39 Et apprehensum eum ejecerunt extra vineam, et occiderunt. Und sie ergriffen ihn, und warfen ihn hinaus aus dem Weinberge, und töteten ihn.⁶¹ Matthäus Mt 48 21 39 61 Als ob er nicht zum auserwählten Volke gehörte, wird der Herr den Heiden übergeben werden. Matthäus Mt 48 21 4 Hoc autem totum factum est, ut adimpleretur quod dictum est per Prophetam dicentem: Dies alles aber geschah, damit erfüllet würde, was durch den Propheten gesagt ist, der da spricht:⁸ Matthäus Mt 48 21 4 8 Die Stelle aus Zacharias wird dem Sinne nach angeführt. Auch die Juden verstanden dieselbe vom Messias. Matthäus Mt 48 21 40 Cum ergo venerit dominus vineæ, quid faciet agricolis illis? Wenn nun der Herr des Weinberges kommen wird, was wird er diesen Winzern tun?⁶² Matthäus Mt 48 21 40 62 Auf diese Frage antworteten sie V. 41 ohne Zaudern, weil sie nicht merken, dass sie selbst gemeint sind. Das Gleichnis lässt sich auch auf jeden Menschen anwenden (Orig., Ambros.). Matthäus Mt 48 21 41 Ajunt illi: Malos male perdet: et vineam suam locabit aliis agricolis, qui reddant ei fructum temporibus suis. Sie sagten zu ihm:⁶³ Er wird sie als Elende elendiglich verderben, und seinen Weinberg wird er an andere Winzer verpachten, die ihm zu ihrer Zeit die Früchte abliefern.⁶⁴ Matthäus Mt 48 21 41 63 Sie sprechen sich selbst ihr Urteil. In der Tat ward Gott und Stadt von den Römern vernichtet. (Theoph.) Matthäus Mt 48 21 41 64 Christus wird seinem Volke andere Hirten geben, vergl. [Mt 10,2ff, Mt 16,18, Mt 18,18], nämlich die Apostel (Orig., Hil.), von denen der Herr [Joh 15,16] Zeugnis gibt. Es ist kein Widerspruch mit Markus und Lukas, wo der Herr, nicht die Pharisäer die Worte: Er wird usw. spricht. Der Vorgang war wohl der folgende: Christus fragt (V. 40), sie antworten (V. 41), dann wiederholt Christus ihre Worte [Lk 20,16], jedoch so, dass sie merken, sie seien gemeint. Darum sagen sie: Das sei ferne! Nämlich dass wir dem Verderben anheimfallen usw. Daran schließt sich passend V. 42 hier: Das sei ferne! ruft ihr? Doch es wird geschehen, denn die Schrift sagt usw. Matthäus Mt 48 21 42 Dicit illis Jesus: Nunquam legistis in Scripturis: Lapidem, quem reprobaverunt ædificantes, hic factus est in caput anguli? A Domino factum est istud, et est mirabile in oculis nostris: Matthäus Mt 48 21 43 Ideo dico vobis, quia auferetur a vobis regnum Dei, et dabitur genti facienti fructus ejus. Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch hinweg genommen, und einem Volke gegeben werden, welches die Früchte desselben hervorbringt.⁶⁷ Matthäus Mt 48 21 43 67 Weil die Führer der Synagoge solche Menschen sind, wie sie in den drei Gleichnissen beschrieben worden. Christus sagt die Berufung der Heiden vorher. Vergl. [Gal 5,22, Eph 5,9]. Matthäus Mt 48 21 44 Et qui ceciderit super lapidem istum, confringetur: super quem vero ceciderit, conteret eum. Und wer auf diesen Stein fällt, wird zerschmettert werden;⁶⁸ auf wen er aber fällt, den wird er zermalmen.⁶⁹ Matthäus Mt 48 21 44 68 Wer immer den Heiland verwirft, wem Christi Demut ein Ärgernis ist. So erklärt Christus die von ihm [Lk 2,34] gegebene Weissagung. Matthäus Mt 48 21 44 69 Der Heiland ändert das Bild, indem er sich als Richter zeigt, wie Johannes der Täufer ihn [Mt 3,12] verkündet. Das doppelte Bild zeigt, dass keiner von denen, welche den Messias verwerfen, der Strafe entgehen wird. Vergl. [Apg 4,11.12]. Matthäus Mt 48 21 45 Et cum audissent principes sacerdotum, et Pharisæi parabolas ejus, cognoverunt quod de ipsis diceret. Als nun die Hohenpriester und Pharisäer⁷⁰ seine Gleichnisse hörten, erkannten sie, dass er von ihnen rede.⁷¹ Matthäus Mt 48 21 45 70 Wohl dieselben, die V. 23 die Ältesten des Volkes genannt werden. Matthäus Mt 48 21 45 71 Jetzt verstehen die Vorsteher der Synagoge alles, aber anstatt sich zu bekehren, beschließen sie, Rache zu nehmen, und einzig die Furcht zwingt sie, die Ausführung ihres bösen Vorhabens zu verschieben. Matthäus Mt 48 21 46 Et quærentes eum tenere, timuerunt turbas: quoniam sicut prophetam eum habebant. Und sie suchten ihn zu ergreifen, aber sie fürchteten das Volk, weil es ihn für einen Propheten hielt. Matthäus Mt 48 21 5 Dicite filiæ Sion: Ecce rex tuus venit tibi mansuetus, sedens super asinam, et pullum filium subjugalis. Saget der Tochter Sion:⁹ Siehe, dein König¹⁰ kommt zu dir,¹¹ sanftmütig¹² reitend auf einer Eselin, auf einem Füllen, dem Jungen eines Lasttieres! [Jes 62,11, Sach 9,9, Joh 12,15] Matthäus Mt 48 21 5 9 Die Einwohner einer Stadt sind gleichsam die Söhne derselben. Matthäus Mt 48 21 5 10 Der dir verheißene [Ez 21,27] Matthäus Mt 48 21 5 11 Für dich, dich mit allen Gütern zu überhäufen. Matthäus Mt 48 21 5 12 Wie der Einzug selbst zeigt. Matthäus Mt 48 21 6 Euntes autem discipuli, fecerunt sicut præcepit illis Jesus. Die Jünger aber gingen, und taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte. Matthäus Mt 48 21 7 Et adduxerunt asinam, et pullum; et imposuerunt super eos vestimenta sua, et eum desuper sedere fecerunt. Und sie führten die Eselin und das Füllen¹³ herbei, und legten ihre Kleider auf dieselben, und setzten ihn darauf.¹⁴ Matthäus Mt 48 21 7 13 Die Jünger wussten entweder nicht, welches Tier der Heiland wünschte, oder es ziemte sich, dass der Feierlichkeit wegen beide geschmückt einhergingen. Auch ging das Füllen williger, wenn das Muttertier dabei war. Matthäus Mt 48 21 7 14 Auf die Kleider. Das Füllen hat noch niemand getragen: Gott sind die Erstlinge darzubringen. Deshalb wurden auch im A. T. zum Tragen heiliger Dinge nur Lasttiere verwendet, welche noch keinen anderen Dienst getan. Vergl. [Num 19,2, Dtn 21,3, 1Sam 6,7] Die heiligen Väter geben verschiedene symbolische Erklärungen dieses Ereignisses Vornehme Leute ritten in alten Zeiten auf einem Esel, so Abraham [Gen 22,3, Moses Ex 4,20, Balaam Num 22,21] Vergl. [Ri 5,10]. In späteren Zeiten bedienten die Könige sich der Pferde, der Tiere des Krieges [1Kön 4,26, 1Kön 16,28 u. a.] Matthäus Mt 48 21 8 Plurima autem turba straverunt vestimenta sua in via: alii autem cædebant ramos de arboribus, et sternebant in via: Sehr viel Volk aber breitete¹⁵ seine Kleider¹⁶ auf den Weg; und andere hieben Zweige von den Bäumen, und streuten sie auf den Weg.¹⁷ Matthäus Mt 48 21 8 15 Welche wunderbare Herrschaft übt Christus über die Herzen, da er ohne jede äußere Anregung das Volk dazu bewegt, ihn zu ehren und im Triumphe in die Stadt zu geleiten. Matthäus Mt 48 21 8 16 So ehrte das Volk einst Jehu [2Kön 9,12.13] Matthäus Mt 48 21 8 17 Eine bei festlichen Aufzügen häufige Übung. [1Makk 13,51, 2Makk 10,7 u. a.] Matthäus Mt 48 21 9 Turbæ autem, quæ præcedebant, et quæ sequebantur, clamabant, dicentes: Hosanna filio David: benedictus, qui venit in nomine Domini: hosanna in altissimis. Die Scharen aber, welche ihm voran zogen und welche nachfolgten,¹⁸ schrien und sprachen: Hosanna dem Sohne Davids;¹⁹ gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn;²⁰ Hosanna in der Höhe!²¹ [Ps 117,26, Mk 11,10, Lk 19,38] Matthäus Mt 48 21 9 18 Auch aus der Stadt kommt dem Heilande eine jubelnde Schar entgegen. Matthäus Mt 48 21 9 19 Gib ihm deine Hilfe, wir flehen dich an, nämlich zum messianischen Werke, damit auch wir frei werden von allem Unheil! Er sei gesegnet von Gott, damit auch wir des Segens teilhaftig werden! Matthäus Mt 48 21 9 20 In Vereinigung mit Gott, der sich den Menschen offenbart. Matthäus Mt 48 21 9 21 Von deinem Throne herab verleihe ihm Heil! Wenngleich die Psalmenworte der Menge bekannt waren, bedurfte es doch einer göttlichen Eingebung, damit sie dieselben jetzt riefen und mit ihnen Jesus als Messias begrüßten. In diesem allen zeigt sich die Macht des Herrn, während seine Demut sich in den äußeren Umständen des Einzuges offenbart. Matthäus Mt 48 0 1 Das Gleichnis von der königlichen Hochzeit. (V. 14) Frage über die Steuer (V. 22), über die Auferstehung (V. 33), über das größte Gebot und Christus den Sohn Davids. Matthäus Mt 48 22 1 Et respondens Jesus: dixit iterum in parabolis eis, dicens: Und Jesus fing abermals an,¹ in Gleichnissen zu ihnen zu reden, und sprach: Matthäus Mt 48 22 1 1 Der Heiland fährt in der begonnenen Belehrung fort. In dem vorhergehenden Gleichnisse zeigte Christus die Verwerfung der Lehrer; jetzt führt er auch das Strafgericht über das Volk demselben vor Augen. In den vorhergehenden Gleichnisse erklärte Jesus ferner, dass die Heiden zum messianischen Reiche berufen sind; hier zeigt er, dass es nicht genug ist, in dasselbe einzutreten. Matthäus Mt 48 22 10 Et egressi servi ejus in vias, congregaverunt omnes, quos invenerunt, malos et bonos: et impletæ sunt nuptiæ discumbentium. Und seine Knechte gingen hinaus auf die Straßen, und führten alle zusammen, die sie fanden, Böse und Gute;¹⁰ und die Hochzeit füllte sich mit Gästen.¹¹ Matthäus Mt 48 22 10 10 Ohne anderen Unterschied als ob sie die Einladung annehmen, oder nicht. Gott kann durch seine Gnade alle Menschen berufen. Matthäus Mt 48 22 10 11 Es geht der Hochzeit nichts dadurch ab, dass die zuerst Geladenen nicht kommen wollten. Vergl. [Röm 11,11.12]. Matthäus Mt 48 22 11 Intravit autem rex ut videret discumbentes, et vidit ibi hominem non vestitum veste nuptiali. Der König aber trat herein, um die Gäste zu beschauen, und er sah dort einen Menschen,¹² welcher nicht mit einem hochzeitlichen Gewande angetan war.¹³ Matthäus Mt 48 22 11 12 Es ist nicht genug, in die Kirche einzutreten. Matthäus Mt 48 22 11 13 Wie es sich für eine solche Feierlichkeit ziemte. Der Mensch muss auch seinerseits etwas tun, um die Taufgnade zu bewahren, ein seiner Berufung zur Kirche entsprechendes Leben führen. (Greg.) Mehrfach wird ein tugendhaftes Leben in der heil. Schrift durch das Bild des Kleides bezeichnet. [Offb 3,17.18, Eph 4,24, Kol 3,9.10]. Wie genau prüft der König, dass in einer so großen Menge nicht ein einziger seinen Blicken entgeht! Matthäus Mt 48 22 12 Et ait illi: Amice, quomodo huc intrasti, non habens vestem nuptialem? At ille obmutuit. Und er sprach zu ihm: Freund!¹⁴ wie bist du hier hereingekommen, ohne ein hochzeitliches Gewand zu haben? Er aber verstummte.¹⁵ Matthäus Mt 48 22 12 14 Das griechische Wort bedeutet nicht immer: lieb. Im Deutschen entspricht ihm etwa: guter Freund, guter Mann. Matthäus Mt 48 22 12 15 Obwohl die Sache klar ist, will der König dennoch nicht eher Strafe verhängen, als bis der Sünder sich selbst das Urteil gesprochen. (Chrys.) Durch sein Stillschweigen verdammt er sich selbst. Matthäus Mt 48 22 13 Tunc dixit rex ministris: Ligatis manibus, et pedibus ejus, mittite eum in tenebras exteriores: ibi erit fletus, et stridor dentium. Da sprach der König zu den Dienern: Bindet ihm Hände und Füße, und werfet ihn hinaus in die Finsternis draußen, dort wird Heulen und Zähneknirschen sein!¹⁶ [Mt 8,12, Mt 13,42] Matthäus Mt 48 22 13 16 Vergl. [Mt 8,12, Mt 13,42]. Wer jetzt freiwillig in den Banden des Lasters liegt, wird einst in ewige Bande geworfen werden. (Greg.) Was [Lk 16,24] die Flammen, sind hier die Fesseln. Matthäus Mt 48 22 14 Multi enim sunt vocati, pauci vero electi. Denn viele sind berufen, wenige aber auserwählt.¹⁷ Matthäus Mt 48 22 14 17 Denn bezieht sich auf die ganze Parabel, nicht auf den Ausgeschlossenen. Die Berufenen sind diejenigen, zu welchen die Knechte geschickt worden sind, die Auserwählten die, welche dem Rufe Folge leisteten. Alle Juden waren berufen, wenige folgten dem Gnadenrufe des Herrn. Was die Propheten vorhergesagt [Jes 10,21, Am 3,12] und Paulus als eingetreten bezeugt [Röm 11,15] sagt auch der Heiland hier voraus: Nur wenige aus dem auserwählten Volke kommen zur Hochzeit des Messias. (Orig., Theoph.) Matthäus Mt 48 22 15 Tunc abeuntes Pharisæi, consilium inierunt ut caperent eum in sermone. Darauf gingen die Pharisäer hin und hielten Rat,¹⁸ wie sie ihn in einer Rede¹⁹ fangen könnten.²⁰ [Mk 12,13, Lk 20,20] Matthäus Mt 48 22 15 18 Die Juden trugen das Joch der Römer nur unwillig. Vergl. [Joh 8,33] Jahwe war ihr König, und einen irdischen König sollten sie einzig aus ihrem eigenen Volke haben [Dtn 17,15]. So konnte sich ihr Wunsch, die Herrschaft der Römer abzuschütteln, unter dem Mantel der Frömmigkeit verbergen. Sie vergaßen, dass die Zeiten andere geworden und das jüdische Volk bereits mehrfach von Gott anderen Völkern unterworfen ward. Die Meinung, das auserwählte Volk dürfe den Heiden keinen Tribut zahlen, war damals eine sehr verbreitete. (Hier.) Es war für Christus gleich gefährlich, auf die gestellte Frage mit Ja oder mit Nein zu antworten. Im ersten Falle ward er bei dem Volke als falscher Prophet verdächtigt, im zweiten den Römern angezeigt. Gewiss meinen sie, Christus werde die Frage verneinen, aber im Herzen wünschen sie das Gegenteil, damit sie den Herrn seines Ansehens bei dem Volke berauben können. (Orig., Euth., Chrys., Thom.) Matthäus Mt 48 22 15 19 In einer Antwort. Matthäus Mt 48 22 15 20 Sie haben die Gleichnisse verstanden und wollen den lästigen Mahner in's Verderben bringen. Matthäus Mt 48 22 16 Et mittunt ei discipulos suos cum Herodianis dicentes: Magister, scimus quia verax es, et viam Dei in veritate doces, et non est tibi cura de aliquo: non enim respicis personam hominum: Und sie schickten ihre Jünger²¹ mit den Herodianern²² zu ihm und sagten: Meister! wir wissen, dass du wahrhaft bist, und den Weg Gottes in Wahrheit lehrest, und dich um niemand kümmerst; denn du siehst nicht auf die Person der Menschen.²³ Matthäus Mt 48 22 16 21 Ihre Jünger sind weniger verdächtig und können leichter vorgeben, dass sie von einem so heiligen und berühmten Lehrer etwas lernen wollen. Matthäus Mt 48 22 16 22 Die Herodianer waren Anhänger der Familie des Herodes, dessen Herrschaft den Pharisäern verhasst war. Um Christus zu verderben, verbünden die Pharisäer sich mit ihren Feinden. Matthäus Mt 48 22 16 23 Lügnerische Schmeicheleien. Matthäus Mt 48 22 17 Dic ergo nobis quid tibi videtur, licet censum dare Cæsari, an non? Sage uns also, was scheint dir: Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer²⁴ zu geben, oder nicht? Matthäus Mt 48 22 17 24 Kopfsteuer Matthäus Mt 48 22 18 Cognita autem Jesus nequitia eorum, ait: Quid me tentatis hypocritæ? Da aber Jesus ihre Bosheit kannte, sprach er: Was versuchet ihr mich, Heuchler?²⁵ Matthäus Mt 48 22 18 25 Heuchelei begeht, wer sich den Anschein gibt, etwas zu sein, was er doch nicht ist, bei dem Wort und Tat im bewussten Gegensatze stehen. Christus antwortet dem Stande ihres Gewissens gemäß, er beschämt sie, um sie auf den rechten Weg zurückzuführen, wie jene schmeicheln, um zu verderben. (Chrys.) Der Herr hätte ihnen wegen ihrer Heuchelei jede Antwort verweigern können, er fängt sie aber in ihren eigenen Worten. Matthäus Mt 48 22 19 Ostendite mihi numisma census. At illi obtulerunt ei denarium. Zeiget mir die Zinsmünze! Und sie reichten ihm einen Denar²⁶ hin. Matthäus Mt 48 22 19 26 Zehn As, wie der Name andeutet. Ein vollwichtiger Denar hatte einen Silberwert von 67 Pfennig. Vergl. 16, Anm. 38. Matthäus Mt 48 22 2 Simile factum est regnum clorum homini regi, qui fecit nuptias filio suo. Das Himmelreich ist einem Könige gleich, der seinem Sohne Hochzeit machte.² [Offb 19,9] Matthäus Mt 48 22 2 2 Das messianische Reich ist in seiner Gründung und Ausbreitung einem König ähnlich usw. Der König ist Gott, der Bräutigam der Messias. Siehe [Ps 44, Joh 3,29, sowie Mt 9,15] Wie das auserwählte Volk oft im A. T. eine Braut Gottes genannt wird, so wird auch die Aufrichtung des messianischen Reiches bisweilen als eine Art heiliger Ehe dargestellt. [Hos 2,19] Auch die Kirche Christi heißt seine Braut [2Kor 11,2, Eph 5,25-27], die Gott, der Vater, dem Sohne bestimmt. Vergl. [Joh 2,44, Joh 17,6.9.11.12.24] Matthäus Mt 48 22 20 Et ait illis Jesus: Cujus est imago hæc, et superscriptio? Da sprach Jesus zu ihnen: Wessen ist dieses Bild und die Aufschrift?²⁷ Matthäus Mt 48 22 20 27 Christus fragt, um seine Gegenrede nach ihrer Antwort einzurichten. Matthäus Mt 48 22 21 Dicunt ei: Cæsaris. Tunc ait illis: Reddite ergo quæ sunt Cæsaris, Cæsari: et quæ sunt Dei, Deo. Sie antworteten ihm: Des Kaisers.²⁸ Da sprach er zu ihnen: Gebet mithin, was des Kaisers ist, dem Kaiser, und was Gottes ist, Gott.²⁹ [Röm 13,7] Matthäus Mt 48 22 21 28 Da damals bei den Juden die römische Münze in Brauch war, zeigten sie selbst, dass sie dem Kaiser untertan waren und ihm mithin Steuern zu zahlen verpflichtet waren. Das Münzrecht war das erste Hoheitsrecht. Matthäus Mt 48 22 21 29 Der Heiland entscheidet nicht, welche Steuer gerecht ist, sondern stellt nur einen Satz auf, den niemand angreifen kann: Was gerechter Weise dem Kaiser gebührt, gebet ihm. Damit aber seine Feinde ihn nicht der Nichtachtung Gottes beschuldigen können, fügt er hinzu: und Gott, was Gottes ist, so zeigend, dass die Unterwerfung unter den Kaiser kein Hindernis ist, Gott das zu geben, was ihm geschuldet ist. So weit ist dem Kaiser zu gehorchen, als die Pflichten gegen Gott nicht darunter leiden, sonst wird nicht dem Kaiser, sondern dem Teufel Steuer entrichtet (Chrys.). Matthäus Mt 48 22 22 Et audientes mirati sunt, et relicto eo abierunt. Als sie das hörten, verwunderten sie sich, und verließen ihn, und gingen hinweg. Matthäus Mt 48 22 23 In illo die accesserunt ad eum Sadducæi, qui dicunt non esse resurrectionem: et interrogaverunt eum, An demselben Tage³⁰ kamen zu ihm Sadducäer, welche sagen, es gebe keine Auferstehung, und fragten ihn, [Apg 23,8] Matthäus Mt 48 22 23 30 Zuerst hatte an diesem Tage der hohe Rat den Heiland versucht, dann die Schüler der Pharisäer, jetzt treten die Sadducäer auf. Über die Sadduzäer siehe 3, Anm. 13. Dieselben leugneten selbst das Fortleben der Seele nach dem Tode und die Ewigkeit der Strafen (Jos. Alterth. 18,1.4, Jüd. Krieg 2,8.14). Sie entlehnen ihren Einwurf [Dtn 25,5] Matthäus Mt 48 22 24 Dicentes: Magister, Moyses dixit: Si quis mortuus fuerit non habens filium, ut ducat frater ejus uxorem illius, et suscitet semen fratri suo. und sprachen: Meister!³¹ Moses hat gesagt: Wenn jemand stirbt, ohne Kinder zu haben, so soll sein Bruder das Weib desselben heiraten und seinem Bruder³² Nachkommenschaft erwecken. [Dtn 25,5.6, Mk 12,19, Lk 20,28] Matthäus Mt 48 22 24 31 Vielleicht ironisch, indem sie hoffen, er werde nicht antworten können. Matthäus Mt 48 22 24 32 Aus [Gen 38,8]. Das Andenken des Vaters und sein Erbteil soll im auserwählten Volke erhalten bleiben. Matthäus Mt 48 22 25 Erant autem apud nos septem fratres: et primus, uxore ducta, defunctus est: et non habens semen, reliquit uxorem suam fratri suo. Nun waren bei uns sieben³³ Brüder. Und der erste nahm ein Weib und starb; und da er keine Nachkommenschaft hatte, hinterließ er sein Weib seinem Bruder. Matthäus Mt 48 22 25 33 Sieben, damit die Frage verwickelter erscheine. Matthäus Mt 48 22 26 Similiter secundus, et tertius usque ad septimum. Gleicherweise tat auch der zweite, und der dritte bis zum siebenten. Matthäus Mt 48 22 27 Novissime autem omnium et mulier defuncta est. Zuletzt aber von allen starb auch das Weib. Matthäus Mt 48 22 28 In resurrectione ergo cujus erit de septem uxor? omnes enim habuerunt eam. Wem von den sieben nun wird das Weib bei der Auferstehung angehören? Denn alle haben sie gehabt.³⁴ Matthäus Mt 48 22 28 34 So wenig sie einem zu Teil werden kann, so wenig kann es eine Auferstehung geben. Matthäus Mt 48 22 29 Respondens autem Jesus, ait illis: Erratis nescientes Scripturas, neque virtutem Dei. Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ihr irret, da ihr die Schrift³⁵ nicht kennt, noch auch die Kraft Gottes.³⁶ Matthäus Mt 48 22 29 35 Die Unsterblichkeit der Seele und die Auferstehung des Leibes wird gelehrt [Ijob 19,25-27, Jes 29,16, Ez 37,3ff, Dan 12,2], und das selige Leben im Himmel anders dargestellt als das Leben auf Erden. Vergl. [Ps 15,11, Ps 48,16, Jes 35,10, Jes 51,6 u.a.] Matthäus Mt 48 22 29 36 Gott kann die Toten erwecken ohne die früheren Beziehungen, die nur der Erde angehörten. Matthäus Mt 48 22 3 Et misit servos suos vocare invitatos ad nuptias, et nolebant venire. Und er sandte seine Knechte aus, um die zur Hochzeit Geladenen zu berufen, doch sie wollten nicht kommen.³ Matthäus Mt 48 22 3 3 In die Kirche Christi, welche die Braut des Sohnes ist, werden als die ersten die berufen, welche bereits im A. B. angehörten. Durch die Abraham gegebene Verheißung und den auf dem Berge Sinai geschlossenen Bund waren die Israeliten ein Volk Gottes geworden, berufen, in der Fülle der Zeiten in das neue Gottesreich einzutreten. Sie sind durch die Propheten geladen und zu diesen bereits Geladenen werden der heilige Johannes und die Jünger gesendet (Greg., Chrys., Euth., Hil.), um sie aufzufordern, an Christus zu glauben. Doch der größte Teil von ihnen weigert sich, der Botschaft Folge zu leisten. Matthäus Mt 48 22 30 In resurrectione enim neque nubent, neque nubentur: sed erunt sicut Angeli Dei in clo. Denn bei der Auferstehung werden sie weder heiraten, noch verheiratet werden; sondern sein, wie die Engel Gottes³⁷ im Himmel. Matthäus Mt 48 22 30 37 Welche als reine Geister keine Ehe kennen. Im Übrigen aber bleiben die Menschen Menschen, so dass der Apostel ein Apostel, Maria Maria ist. (Hier.) Matthäus Mt 48 22 31 De resurrectione autem mortuorum non legistis quod dictum est a Deo dicente vobis: Über die Auferstehung aber der Toten habt ihr nicht gelesen,³⁸ was gesagt ist von Gott, da er zu euch³⁹ spricht: Matthäus Mt 48 22 31 38 Und zwar gerade im Pentateuch, der euch als die höchste Richtschnur des Glaubens und der Sitten gilt. Ihr glaubt fälschlich, in ihm sei die Lehre von der Auferstehung nicht enthalten, und darum seien alle anderen Schriftsteller nicht von der eigentlichen Auferstehung zu verstehen. Die vom Heilande gewählte Stelle wurde als höchste Lobpreisung des israelitischen Volkes angesehen, da Gott sich in derselben als Beschützer, Wohltäter und Vergelter, kurz als höchstes Gut Israels bekennt. Matthäus Mt 48 22 31 39 Um euch zu belehren, weil die heil. Schrift nicht nur erzählt, sondern belehrend und zur Tugend ermunternd zu allen redet. Matthäus Mt 48 22 32 Ego sum Deus Abraham, et Deus Isaac, et Deus Jacob? Non est Deus mortuorum, sed viventium. Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs?⁴⁰ Gott ist kein Gott von Toten, sondern von Lebenden.⁴¹ [Ex 3,6] Matthäus Mt 48 22 32 40 Gutes spendend und seine Verheißungen erfüllend. Matthäus Mt 48 22 32 41 Also leben die Patriarchen noch, und da Gott sich mit den Worten: Abrahams usw. als Gott des ganzen Volkes Israel erklärt, leben auch alle diejenigen noch, welche diese Erde verlassen haben. Mithin sind die Seelen unsterblich. (Hier., Pasch.) Nun war im Glauben der Juden das Fortleben der Seele auf das engste mit der Lehre von der Auferstehung verbunden, derart, dass beides als eines galt, wie z. B. [2Makk 12,43-46] zeigt. Gott hat den Tod nicht geschaffen, sondern dieser ist die Strafe der Sünde. Da nun Gott die volle Vergebung der Sünden verheißt, muss auch die Strafe für dieselben alsdann ein Ende haben. Ebenso kann Gott nicht zulassen, dass sein Werk durch den Tod vernichtet werde, den der Neid des Teufels in die Welt brachte. Vielleicht geht die Antwort des Herrn auch dahin: Ihr sagt, Gott sei kein Gott der Toten, sondern der Lebenden, denn Toten verheiße und verleihe Gott keine Güter. Nun hat Gott aber dem Abraham, Isaak und Jakob Verheißungen gegeben, also irrt ihr, wenn ihr wähnt, sie leben nicht. Matthäus Mt 48 22 33 Et audientes turbæ, mirabantur in doctrina ejus. Da das Volk dies hörte, verwunderte es sich über seine Lehre.⁴² Matthäus Mt 48 22 33 42 Der Heiland hat wohl besonders des Volkes wegen geantwortet, denn die Sadducäer hatten die Lehre von der Auferstehung nur lächerlich machen und den Heiland versuchen wollen. Matthäus Mt 48 22 34 Pharisæi autem audientes quod silentium imposuisset Sadducæis, convenerunt in unum. Als aber die Pharisäer vernahmen,⁴³ dass er die Sadducäer zum Schweigen gebracht habe,⁴⁴ kamen sie zusammen; [Mk 12,28, Lk 10,25] Matthäus Mt 48 22 34 43 Die Niederlage der Sadducäer reizt die Pharisäer an, dem Heilande von neuem nachzustellen, um sein Ansehen bei dem Volke, das er durch seine Antwort gewonnen, zu mindern. Matthäus Mt 48 22 34 44 Da sie nichts zu erwidern wussten. Matthäus Mt 48 22 35 Et interrogavit eum unus ex eis legis doctor, tentans eum: und einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, fragte ihn, um ihn zu versuchen:⁴⁵ Matthäus Mt 48 22 35 45 Nach [Mk 12,32.33] lobt der Gesetzeslehrer den Heiland und wird von dem Herrn gelobt. Wie also kommt er versuchend? Er kommt in böser Absicht, doch die Antwort des Herrn bessert ihn. (Aug., Theoph., Euth., Pasch., Thom.). Matthäus Mt 48 22 36 Magister, quod est mandatum magnum in lege? Meister! welches ist das größte Gebot im Gesetze? Matthäus Mt 48 22 37 Ait illi Jesus: Diliges Dominum Deum tuum ex toto corde tuo, et in tota anima tua, et in tota mente tua. Jesus aber⁴⁶ sprach zu ihm:⁴⁷ Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben, aus deinem ganzen Herzen, und mit deiner ganzen Seele, und mit deinem ganzen Gemüte.⁴⁸ [Dtn 6,5] Matthäus Mt 48 22 37 46 Die Rabbiner unterscheiden große und kleine Gebote. Der Sinn der Frage ist entweder ein doppelter: Welches sind die Bedingungen, damit ein Gebot als ein großes anzusehen ist? Und welches Gebot ist groß vor allen anderen? Oder die Frage beabsichtigt, nur eine Antwort auf den zweiten Teil des Satzes herbeizuführen. Was aber der Herr auch antwortet, stets wird die Entscheidung einer Meinung der Pharisäer entgegengesetzt sein. Soll der Heiland der Zeit nach entscheiden, in der die Gebote gegeben sind, so geht der Sabbat der Beschneidung voran; wenn er nach der Feierlichkeit der Gesetzgebung die Gebote unterscheidet, so stehen die zehn Gebote der beiden Tafeln obenan; wenn nach der Wichtigkeit der Sache, so sind die Meinungen ebenfalls geteilt. Matthäus Mt 48 22 37 47 Jesus antwortet so, dass jeder seine Entscheidung als richtig anerkennen muss. Matthäus Mt 48 22 37 48 Was nur an Liebe in die Seele eingehen kann, ist auf den zu beziehen, dem alles in uns zugehören soll, Gott (Aug.). Wir sollen nichts lieben gegen Gott, nichts über Gott, nichts wie Gott, sondern alles weniger als Gott und um Gottes willen. Matthäus Mt 48 22 38 Hoc est maximum, et primum mandatum. Dieses ist das größte⁴⁹ und erste⁵⁰ Gebot. Matthäus Mt 48 22 38 49 Größer als die anderen. Matthäus Mt 48 22 38 50 An Würde und Notwendigkeit. Matthäus Mt 48 22 39 Secundum autem simile est huic: Diliges proximum tuum, sicut teipsum. Ein zweites aber ist diesem ähnlich:⁵¹ Du sollst deinen Nächsten lieben, wie dich selbst.⁵² [Lev 19,18, Mk 12,31] Matthäus Mt 48 22 39 51 Weil der Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen ist. (Orig., Alb., Thom.), ist er wegen Gott zu lieben. Dies Gebot ist nicht gleich, weil der Mensch erst nach Gott zu lieben, aber ähnlich, weil der Mensch vor allen anderen Geschöpfen und um Gottes willen, also aus demselben Beweggrunde zu lieben ist. Matthäus Mt 48 22 39 52 Dass wir den Nächsten wünschen, was uns selbst, und ihn um Gottes willen so lieben wie uns. Diese Regel hatte der Herr schon in [Mt 7,12] aufgestellt. Matthäus Mt 48 22 4 Iterum misit alios servos, dicens; Dicite invitatis: Ecce prandium meum paravi, tauri mei, et altilia occisa sunt, et omnia parata: venite ad nuptias. Abermals sandte er andere Knechte aus, und sprach: Saget den Geladenen: Sehet, ich habe mein Mahl bereitet, meine Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, und alles ist bereit; kommet zur Hochzeit!⁴ Matthäus Mt 48 22 4 4 Bei der ersten Einladung wurden sie zur Hochzeit berufen, bei der zweiten wird ihnen kundgetan, dass alles bereit und ein großes Gastmahl zugerichtet ist. Als Christus gen Himmelgefahren, verkündeten die Apostel, dass nun alles vollbracht sei, was zur Erlösung des Menschengeschlechtes notwendig war, und luden ein, sich der durch die Erlösung erworbenen Güter teilhaftig zu machen. Matthäus Mt 48 22 40 In his duobus mandatis universa lex pendet, et prophetæ. An diesen zwei Geboten hängt⁵³ das ganze Gesetz und die Propheten.⁵⁴ Matthäus Mt 48 22 40 53 Siehe über dies Bild [Jes 22,23-25]. Wie eine Sache sofort fällt, wenn man den Stützpunkt derselben entfernt, so verlieren alle Vorschriften ihre Kraft, wenn man das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe wegnimmt. Matthäus Mt 48 22 40 54 Soweit die Propheten Sittengebote enthalten. Die Erfüllung des Gesetzes ist die Liebe. [Röm 13,10]. Matthäus Mt 48 22 41 Congregatis autem Pharisæis, interrogavit eos Jesus, Da aber die Pharisäer versammelt waren,⁵⁵ fragte Jesus sie Matthäus Mt 48 22 41 55 Unterdessen sind die Pharisäer wohl hinzugetreten, um zu sehen, welchen Ausgang die Sache nehmen werde und wie sie die Antwort des Heilandes angreifen können. Der Herr legt ihnen eine Lebensfrage ihres Glaubens vor. Sie stellen dem Heilande nach, weil er sich zum Messias erklärt hat; wissen sie denn aber, wer und was der Messias sein soll? Matthäus Mt 48 22 42 Dicens: Quid vobis videtur de Christo? cujus filius est? Dicunt ei: David. und sprach: Was dünket euch von Christus? Wessen Sohn ist⁵⁶ er? Sie sprachen: Davids.⁵⁷ Matthäus Mt 48 22 42 56 Muss er sein, um als Messias zu gelten? Matthäus Mt 48 22 42 57 Siehe [2Sam 23,3-5] nach dem hebräischen Texte. Zudem erwartete man allgemein den Messias als Sohn Davids [Joh 7,42], freilich als einen, der den Thron seines Vaters wieder aufrichtete, die Bedrücker des Volkes verjagte und alle Völker den Juden unterwarf. Christus zeigt den Pharisäern durch seine Frage, dass sie vom Messias nur wenig wissen und bietet ihnen Gelegenheit, ein besseres Verständnis der Prophezeiungen zu gewinnen. Matthäus Mt 48 22 43 Ait illis: Quomodo ergo David in spiritu vocat eum Dominum, dicens: Da sprach er zu ihnen: Wie nennt ihn dann David im Geiste⁵⁸ Herrn, da er sagt: [Lk 20,41, Ps 109,1] Matthäus Mt 48 22 43 58 Vergl. [2Petr 1,21] Matthäus Mt 48 22 44 Dixit Dominus Domino meo: sede a dextris meis, donec ponam inimicos tuos scabellum pedum tuorum? Es sprach der Herr zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege? Matthäus Mt 48 22 45 Si ergo David vocat eum Dominum, quomodo filius ejus est? Wenn nun David ihn Herr nennt, wie ist er sein Sohn?⁵⁹ Matthäus Mt 48 22 45 59 Wie kann David seinen eigenen Sprössling seinen Herrn nennen, wenn derselbe nicht mehr ist als David, also mehr als ein Mensch, mehr als ein irdischer König? Christus wählt diesen Psalm, weil in demselben der Messias als Priester beschrieben wird, also als seine Aufgabe die Tilgung der Sünden und die Versöhnung der Sünder mit Gott hingestellt wird. Der Herr erscheint als zur Rechten Gottes in der Herrlichkeit sitzend, während hier auf Erden seine Feinde gegen ihn kämpfen, bis sie ihm von Gott untergeben werden. So wird die Vorstellung von einem irdischen Reiche des Messias gänzlich zerstört. Matthäus Mt 48 22 46 Et nemo poterat ei respondere verbum: neque ausus fuit quisquam ex illa die eum amplius interrogare. Und niemand konnte ihm ein Wort entgegnen, noch auch wagte es jemand von jenem Tage an, ihm weiter eine Frage zu stellen.⁶⁰ Matthäus Mt 48 22 46 60 Es war ein letzter Ruf der Gnade, nicht gegen den Ratschlusse der Bosheit zu fassen, der seine Feinde einst alle gedemütigt sehen wird. Die Pharisäer bleiben verstockt. Doch sie sind wenigstens zum Schweigen gebracht, und der Heiland richtet seine weitere Belehrung an das Volk. Matthäus Mt 48 22 5 Illi autem neglexerunt: et abierunt, alius in villam suam, alius vero ad negotiationem suam: Sie aber achteten es nicht, und gingen hin, der eine auf sein Landgut, der andere seinem Gewerbe nach.⁵ Matthäus Mt 48 22 5 5 Sie schätzten die Einladung gering und andere Sorgen ziehen sie von Gottes Reich ab. Andere handeln noch schlimmer (V. 6). So erscheint die Langmut und Güte des Königs in hellerem Lichte. Vergl. [Apg 5,40.41, Apg 8,1, Apg 9,24.29, Apg 13,50] u.a. [1Thess 2,14-16] Matthäus Mt 48 22 6 Reliqui vero tenuerunt servos ejus, et contumeliis affectos occiderunt. Die übrigen aber ergriffen seine Knechte, taten ihnen Schmach an, und töteten sie. Matthäus Mt 48 22 7 Rex autem cum audisset, iratus est: et missis exercitibus suis, perdidit homicidas illos, et civitatem illorum succendit. Als der König dies hörte, ward er zornig, und sandte seine Heere⁶ aus, vernichtete jene Mörder, und steckte ihre Stadt in Brand. Matthäus Mt 48 22 7 6 Die Römer (Orig., Chrys.) heißen hier die Heere Gottes, sofern sie das Werkzeug seiner Rache sind. Ähnlich werden die Meder [Jes 13,3] und Nabuchodonoser [Ez 29,18] genannt. Matthäus Mt 48 22 8 Tunc ait servis suis: Nuptiæ quidem paratæ sunt, sed qui invitati erant, non fuerunt digni. Dann sprach er zu seinen Knechten:⁷ Die Hochzeit ist zwar bereitet, aber die Geladenen waren nicht würdig.⁸ Matthäus Mt 48 22 8 7 Vergl. [Apg 13,46]. Matthäus Mt 48 22 8 8 Vergl. [Röm 10,3]. Matthäus Mt 48 22 9 Ite ergo ad exitus viarum, et quoscumque inveneritis, vocate ad nuptias. Gehet also an die Ausgänge der Straßen,⁹ und ladet zur Hochzeit, wen ihr immer findet. Matthäus Mt 48 22 9 9 Wo mehr Menschen zusammenkommen. Weil die Juden in ihrem Pochen auf die leibliche Zugehörigkeit zum Volke Gottes sich schon gerecht glaubten, verschmähten sie von Christus gebotene Gerechtigkeit. Matthäus Mt 48 0 1 Die Heuchelei und Ehrsucht der Pharisäer. (V. 12) Achtfaches Weh über Schriftgelehrte und Pharisäer. (V. 33) Christi Trauer über Jerusalem. Matthäus Mt 48 23 1 Tunc Jesus locutus est ad turbas, et ad discipulos suos, Dann redete Jesus zu dem Volke und zu seinen Jüngern, [Mk 12,38-40, Lk 20,45ff] Matthäus Mt 48 23 10 Nec vocemini magistri: quia Magister vester unus est, Christus. Und lasset euch nicht Meister¹⁴ nennen; weil einer euer Meister ist, Christus.¹⁵ Matthäus Mt 48 23 10 14 Führer, die den Weg weisen. Es war dies der höchste Titel, der besonders zwei Lehrern. Hillel und Schamai, eigen war, deren Schulen damals miteinander im Streit lagen. Matthäus Mt 48 23 10 15 Christus allein ist Fürst und Führer des Glaubens und des Lebens. Matthäus Mt 48 23 11 Qui major est vestrum, erit minister vester. Wer der Größere unter euch ist, wird euer Diener sein.¹⁶ Matthäus Mt 48 23 11 16 Siehe [Mt 18,4, Mt 20,25]. Vergl. [1Kor 3,5] Matthäus Mt 48 23 12 Qui autem se exaltaverit, humiliabitur: et qui se humiliaverit, exaltabitur. Wer aber sich selbst erhöhet, wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, wird erhöhet werden.¹⁷ [Lk 14,11, Lk 18,14] Matthäus Mt 48 23 12 17 Die Demut ist der Weg zu wahrer Ehre, jener Weg, den auch der Heiland selbst gegangen ist. [Phil 2,8.9] Matthäus Mt 48 23 13 Væ autem vobis Scribæ, et Pharisæi hypocritæ: quia clauditis regnum clorum ante homines: vos enim non intratis, nec intrountes sinitis intrare. Wehe aber euch,¹⁸ ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! weil ihr das Himmelreich vor den Menschen verschließet. Denn ihr selbst gehet nicht hinein, und auch die hinein wollen, lasset ihr nicht hineingehen.¹⁹ Matthäus Mt 48 23 13 18 Acht Wehe über die Pharisäer, die sich nicht bessern wollen, ein Gegensatz zu den acht Seligpreisungen am Anfange der Lehrtätigkeit Christi. Schon bei einer anderen Gelegenheit (Aug.) hat der Herr ähnlich gesprochen: [Lk 11,39] Matthäus Mt 48 23 13 19 Das Reich Gottes ist gleichsam ein weit geöffneter Königssaal, in den alle eintreten sollen. Wer andere am Eintritte behindert, schließt diesen Saal vor den Menschen, die eintreten sollen. Matthäus Mt 48 23 14 Væ vobis Scribæ, et Pharisæi hypocritæ: quia comeditis domos viduarum, orationes longas orantes: propter hoc amplius accipietis judicium. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! weil ihr die Häuser der Witwen verzehret, indem ihr lange Gebete sprechet; deshalb werdet ihr ein strengeres Gericht erfahren.²⁰ [Mk 12,40, Lk 20,47] Matthäus Mt 48 23 14 20 Witwen haben keinen Berater und Frauen werden leichter unter dem Scheine des Guten zum Geben bewogen. Ihr sündigt gegen die Frömmigkeit und gegen die Gerechtigkeit, indem ihr unter dem Deckmantel der Frömmigkeit die schädigt, deren Schutz in der heiligen Schrift allen besonders an's Herz gelegt wird. [Ex 22,22, Dtn 14,29 u. a.] Vielleicht ist V. 14 aus einem anderen Evangelium durch die Abschreiber übernommen. Wenn nicht, so steht er jedenfalls passender vor V. 13, da V. 13 und 15 eng zusammengehören. Matthäus Mt 48 23 15 Væ vobis Scribæ, et Pharisæi hypocritæ: quia circuitis mare, et aridam, ut faciatis unum proselytum: et cum fuerit factus, facitis eum filium gehennæ duplo quam vos. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! weil ihr das Meer und das Festland durchziehet, um einen einzigen Bekehrten²¹ zu machen; und wenn er es geworden ist, so machet ihr ihn zum Kinde der Hölle, zweifach mehr als ihr.²² Matthäus Mt 48 23 15 21 Diejenigen Bekehrten, welche sich zur Verehrung des wahren Gottes verpflichteten und die Beobachtung der nach Könige genannten Vorschriften auf sich nahmen (Haltung des sechsten Gebotes, Enthaltung vom Blutgenusse usw.), siehe [Apg 15,20], hießen Propheten des Tores. Diejenigen, welche das Judentum annahmen und sich dem Zeremonialgesetze unterwarfen, wurden Proselyten der Gerechtigkeit genannt. Die Zahl der Proselyten war in allen Ländern eine sehr große. Matthäus Mt 48 23 15 22 Der Höllenstrafen würdig, zweifach mehr denn ihr. Zu den heidnischen Lastern, die sie nicht abgelegt, kommt die Heuchelei, welche sie von euch lernen. Matthäus Mt 48 23 16 Væ vobis duces cæci, qui dicitis: Quicumque juraverit per templum, nihil est: qui autem juraverit in auro templi, debet. Wehe euch, ihr blinden Führer!²³ die ihr saget: Wenn jemand beim Tempel geschworen hat, das ist nichts;²⁴ wer aber beim Golde des Tempels geschworen hat, ist verpflichtet.²⁵ Matthäus Mt 48 23 16 23 Vergl. [Mt 15,14]. Matthäus Mt 48 23 16 24 Verpflichtet nicht. Matthäus Mt 48 23 16 25 Dass zu tun, was er geschworen. Das dem Tempelschatze geopferte Gold (Hier., Bed., Pasch.) schien ihnen vielleicht in näherer Beziehung zu Gott zu stehen als die verschiedenen Tempelräume. Matthäus Mt 48 23 17 Stulti, et cæci: Quid enim majus est, aurum, an templum, quod sanctificat aurum? Ihr Toren und Blinde! Was ist denn größer? das Gold oder der Tempel, welcher das Gold heiligt?²⁶ Matthäus Mt 48 23 17 26 Der Tempel gehört Gott, also geht vom Tempel die Heiligkeit auf die anderen Dinge über, die ihm zugehören. Matthäus Mt 48 23 18 Et quicumque juraverit in altari, nihil est: quicumque autem juraverit in dono, quod est super illud, debet. Und wer da beim Altare geschworen hat, das ist nichts; wer aber geschworen hat bei der Gabe, welche auf demselben liegt, ist verpflichtet. Matthäus Mt 48 23 19 Cæci: Quid enim majus est, donum, an altare, quod sanctificat donum? Ihr Blinde! Was ist denn größer? die Gabe oder der Altar, welcher die Gabe heiligt?²⁷ Matthäus Mt 48 23 19 27 Eine an sich nicht heilige Sache wird geheiligt, wenn sie auf dem Gott geweihten Altare dargebracht wird; also ist der Altar die Quelle der Heiligung. Matthäus Mt 48 23 2 Dicens: Super cathedram Moysi sederunt Scribæ, et Pharisæi. und sprach:¹ Auf den Stuhl des Moses haben sich die Schriftgelehrten und Pharisäer² gesetzt. [Neh 8,4] Matthäus Mt 48 23 2 1 Nachdem Christus den Pharisäern und Schriftgelehrten Stillschweigen auferlegt, zeigt er dem Volke und den Jüngern, dass jene an einer unheilbaren Krankheit leiden. Matthäus Mt 48 23 2 2 Christus gesteht dem hohen Rate, in welchem die Pharisäer besonders zahlreich vertreten sind, das Recht zu, das Gesetz zu erklären. Matthäus Mt 48 23 20 Qui ergo jurat in altari, jurat in eo, et in omnibus, quæ super illud sunt. Wer also bei dem Altare schwöret, schwöret bei demselben, und bei allem, was auf demselben ist.²⁸ Matthäus Mt 48 23 20 28 Mithin verpflichtet der Eid bei dem Altare nicht nur in gleicher Weise, sondern noch mehr als der Eid bei dem Geschenke. Matthäus Mt 48 23 21 Et quicumque juraverit in templo, jurat in illo, et in eo, qui habitat in ipso: Und wer bei dem Tempel schwört, schwört bei diesem, und bei dem, welcher in demselben seine Wohnung hat. Matthäus Mt 48 23 22 Et qui jurat in clo, jurat in throno Dei, et in eo, qui sedet super eum. Und wer bei dem Himmel schwört, schwört bei dem Throne Gottes, und bei dem, der auf demselben sitzet.²⁹ Matthäus Mt 48 23 22 29 Der Eid bei den Geschöpfen steht notwendig in Beziehung zu Gott, da ein lebloses Wesen nicht Zeuge und Rächer des Eides sein kann. Matthäus Mt 48 23 23 Væ vobis Scribæ, et Pharisæi hypocritæ: qui decimatis mentham, et anethum, et cyminum, et reliquistis quæ graviora sunt legis, judicium, et misericordiam, et fidem: hæc oportuit facere, et illa non omittere. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! die ihr die Krausemünze, Fenchel und Kümmel verzehntet,³⁰ aber was das Wichtigere des Gesetzes³¹ ist, die Gerechtigkeit,³² die Barmherzigkeit³³ und die Treue habt fallen lassen. Dieses hättet ihr tun, und jenes nicht unterlassen sollen.³⁴ [Lk 11,42] Matthäus Mt 48 23 23 30 Nach [Lev 27,30 und Dtn 14,22] war vom Getreide und von Früchten der Zehnten zu zahlen; die Pharisäer gaben, um ihren Eifer für das Gesetz kund zu geben, denselben auch von den kleinsten Pflanzen. Matthäus Mt 48 23 23 31 Was von größerer Bedeutung ist und was von Gott im Sittengesetze geboten ist. Matthäus Mt 48 23 23 32 Dass man jedem das Seine gibt. Matthäus Mt 48 23 23 33 Dass man auch da, wo man sein Recht sucht, die Liebe bewahrt und den Armen gern zu Hilfe kommt. Matthäus Mt 48 23 23 34 Nicht gebotene gute Werke werden empfohlen, indes so, dass man zuerst die gebotenen tut. Matthäus Mt 48 23 24 Duces cæci, excolantes culicem, camelum autem glutientes. Ihr blinden Führer! die ihr eine Mücke durchseihet, das Kamel aber verschlucket.³⁵ Matthäus Mt 48 23 24 35 Die kleinsten und unbedeutendsten Dinge beobachtet ihr, die wichtigsten vernachlässigt ihr ohne alles Bedenken; kleine Fehler meidend, begeht ihr frech ungeheure Sünden. Die Mücke galt als ein unreines Tier; um also nicht etwa eine solche zu verschlucken, gossen sie den Wein durch Leinwand, aber ein ungeheures Kamel (dessen Fleisch zu essen gleichfalls verboten ist [Dtn 14,7]) verschlucken sie (im übertragenen Sinne) gleichmütig. Matthäus Mt 48 23 25 Væ vobis Scribæ, et Pharisæi hypocritæ: quia mundatis quod deforis est calicis, et paropsidis: intus autem pleni estis rapina, et immunditia. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! weil ihr das Äußere des Bechers und der Schüssel reiniget, innen aber voll des Raubes und der Unlauterkeit seid.³⁶ Matthäus Mt 48 23 25 36 Griech.: Becher und Schüssel aber sind voll von dem, was Raub und Habsucht erworben. Die Übersetzung der Vulgata enthält einen Vergleich: Ihr handelt ähnlich, wie wenn jemand die Becher und Schüsseln von außen reinigt usw. Matthäus Mt 48 23 26 Pharisæe cæce, munda prius quod intus est calicis, et paropsidis, ut fiat id, quod deforis est, mundum. Du blinder Pharisäer! reinige zuerst das Innere des Bechers und der Schüssel, damit die Außenseite derselben rein werde.³⁷ Matthäus Mt 48 23 26 37 Das Ziel der Worte wie V. 25 Matthäus Mt 48 23 27 Væ vobis Scribæ, et Pharisæi hypocritæ: quia similes estis sepulcris dealbatis, quæ aforis parent hominibus speciosa, intus vero plena sunt ossibus mortuorum, et omni spurcitia. Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! weil ihr übertünchten Gräbern gleichet, welche von außen her den Leuten zwar schön erscheinen, inwendig aber voll sind von Totengebeinen und jeglicher Unreinigkeit.³⁸ Matthäus Mt 48 23 27 38 Nach [Num 16,19] war derjenige, der ein Grab berührte, durch sieben Tage unrein. Um zu verhüten, dass jemand sie berührte und unrein wurde, bewarf man die Gräber alljährlich mit Kalk und weißte sie. Matthäus Mt 48 23 28 Sic et vos aforis quidem paretis hominibus justi, intus autem pleni estis hypocrisi, et iniquitate. So erscheint auch ihr zwar von außen als Gerechte vor den Menschen, inwendig aber seid ihr voll Heuchelei und Schlechtigkeit. Matthäus Mt 48 23 29 Væ vobis Scribæ, et Pharisæi hypocritæ, qui ædificatis sepulcra prophetarum, et ornatis monumenta justorum, Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! die ihr die Gräber der Propheten bauet, und die Denkmäler der Gerechten schmücket,³⁹ Matthäus Mt 48 23 29 39 Sie tragen eine große Verehrung gegen die Propheten zur Schau, aber um die Mahnungen derselben tragen sie keine Sorge. Sie haben dem heil. Johannes dem Täufer nicht geglaubt und verfolgen den Heiland, der sich durch so viele Wunder bezeugt hat. Weit entfernt, dem Propheten, den Gott ihnen [Dtn 18,15] verheißen, zu folgen, wollen sie ihn viel mehr töten. Matthäus Mt 48 23 3 Omnia ergo quæcumque dixerint vobis, servate, et facite: secundum opera vero eorum nolite facere: dicunt enim, et non faciunt. Alles also, was sie immer euch sagen,³ haltet und tuet; nach ihren Werken aber tuet nicht; denn sie sagen, und tun nicht. Matthäus Mt 48 23 3 3 Was die Mehrheit vorgeschrieben und die Gewohnheit geheiligt hat. Diese Vorschriften bezogen sich auf die äußere Gottesverehrung, die Opfer, Waschungen, Tempelsteuer usw. Solange das A. Gesetz rechtmäßig bestand, galt auch die Autorität des hohen Rates und hatte dieser Anspruch auf Gehorsam. So ist Christus also keineswegs ein Verächter des Gesetzes und der Obrigkeit. Dieser Stuhl, nicht der ihrige, sondern der des Moses, zwang sie, Gutes zu sagen, auch wenn sie nichts Gutes taten. (Aug.) Das Gleiche gilt nicht von den bloßen Schulmeinungen, die niemand eine geheiligte Verpflichtung aufzulegen vermochten und gegen welche der Heiland mehrfach auftrat. Matthäus Mt 48 23 30 Et dicitis: Si fuissemus in diebus patrum nostrorum, non essemus socii eorum in sanguine prophetarum. und sagt: Wenn wir in den Tagen unserer Väter gelebt hätten, so wären wir nicht ihre Mitschuldigen an dem Blute der Propheten gewesen. Matthäus Mt 48 23 31 Itaque testimonio estis vobismetipsis, quia filii estis eorum, qui prophetas occiderunt. So gebet ihr wider euch selbst Zeugnis, dass ihr Söhne⁴⁰ derer seid, welche die Propheten gemordet haben. Matthäus Mt 48 23 31 40 Die Propheten wären von euch besser behandelt worden, als von euren Vätern? Ihr gesteht also, dass ihr leiblich von Prophetenmördern abstammt, doch seid ihr deren Nachkömmlinge auch durch die Nachahmung ihrer Bosheit. (Chrys.) Matthäus Mt 48 23 32 Et vos implete mensuram patrum vestrorum. So machet denn ihr nur das Maß eurer Väter voll!⁴¹ Matthäus Mt 48 23 32 41 Der Heiland spricht zu ihnen in heiliger Entrüstung. Jene haben die Diener getötet, ihr kreuzigt den Herrn; jene die Propheten, ihr denjenigen, den die Propheten verkündet haben. Matthäus Mt 48 23 33 Serpentes genimina viperarum, quomodo fugietis a judicio gehennæ? Ihr Schlangen, Natterngezücht!⁴² wie werdet ihr dem Gerichte⁴³ der Hölle entrinnen? [Mt 3,7] Matthäus Mt 48 23 33 42 Christus ruft ihnen die Drohungen des heil. Johannes über sie in's Gedächtnis zurück, da sie nicht Buße getan, sondern Sünde auf Sünde gehäuft haben. Matthäus Mt 48 23 33 43 Das euch zur Hölle verdammt. Matthäus Mt 48 23 34 Ideo ecce ego mitto ad vos prophetas, et sapientes, et scribas, et ex illis occidetis, et crucifigetis, et ex eis flagellabitis in synagogis vestris, et persequemini de civitate in civitatem: Darum sehet, ich sende⁴⁴ zu euch Propheten,⁴⁵ und Weise,⁴⁶ und Schriftgelehrte;⁴⁷ und ihr werdet einen Teil von ihnen töten und kreuzigen; und einen Teil werdet ihr geißeln in euren Synagogen, und von Stadt zu Stadt verfolgen; Matthäus Mt 48 23 34 44 Darum: Weil ihr so böse seid, tötet ihr die von mir gesendeten Propheten. Nur Gott sendet die Propheten, so offenbart also Christus seine Gottheit. Ich werde senden, ihr werdet töten, denn ihr seid Schlangenbrut, im Bösen verhärtet, und werdet der Verdammnis nicht entgehen. Matthäus Mt 48 23 34 45 Die unter der Leitung des heil. Geistes lehren. Matthäus Mt 48 23 34 46 Denen der heil. Geist die Gabe der Weisheit in der Rede verleiht. Matthäus Mt 48 23 34 47 Lehrer der Heilswissenschaft (Bed., Pasch., Alb., Thom.). Der Heiland braucht, um besser verstanden zu werden, aus dem A. T. entlehnte Bezeichnungen. Wie sehr die Juden gegen die Anhänger Christi gewütet, zeigt die Apostelgeschichte, der heil. Paulus [2Kor 11,24], sowie die Kirchengeschichte. Matthäus Mt 48 23 35 Ut veniat super vos omnis sanguis justus, qui effusus est super terram, a sanguine Abel justi usque ad sanguinem Zachariæ, filii Barachiæ, quem occidistis inter templum et altare. damit alles gerechte Blut,⁴⁸ welches auf Erden vergossen ward,⁴⁹ über euch komme,⁵⁰ vom Blute Abels, des Gerechten, an bis zum Blute Zacharias,⁵¹ des Sohnes Barachias, den ihr zwischen dem Tempel und dem Altare⁵² gemordet habt. [Gen 4,8, Hebr 11,4, 2Chr 24,22] Matthäus Mt 48 23 35 48 Ihr tut, als ob ich durchaus alle Blutschuld auf euch laden wolltet. Oder: Deswegen sendet Gott Propheten usw. (V. 34), damit eure Werke offenbar werden (Pasch.) und Gottes Gericht gerecht erfunden werde. (Thom.) Matthäus Mt 48 23 35 49 Als ob es noch um Rache riefe. Vergl. [Ijob 16,19, Jes 26,21]. Matthäus Mt 48 23 35 50 Diese Worte stehen zu der Mahnung V. 34 in Beziehung. Eure Werke sollen erscheinen und gegen euch zeugen (Pasch.), damit Gottes Gericht gerecht erfunden werde (Thom.). Gott lässt die Sünde des Menschen zu, weil er ihm einen freien Willen gegeben hat, aber was aus der Sünde notwendig folgt, die Strafe, will Gott nur, nachdem der Mensch seinen freien Willen gemissbraucht hat und nicht in sich gegangen ist. Matthäus Mt 48 23 35 51 Der Sohn des Jojada, wie das Evangelium der Nazarener hinzufügte (Hier.), das nach dem aramäischen Texte des heil. Matthäus ausgearbeitet war. Jojada wurde auf Befehl des Königs im Vorhofe des Tempels gesteinigt. (Hier., Bed., Pasch., Thom.) Sein Tod hatte bei den Juden eine besondere Berühmtheit. Matthäus Mt 48 23 35 52 Also im Vorhofe der Priester, vor dem Tempel selbst, an heiliger Stätte. Diese beiden Morde werden in der heil. Schrift als um Rache rufend angeführt [Gen 4,10, 2Chr 24,22]. Matthäus Mt 48 23 36 Amen dico vobis, venient hæc omnia super generationem istam. Wahrlich, ich sage euch, dies alles⁵³ wird über dieses Geschlecht kommen!⁵⁴ Matthäus Mt 48 23 36 53 Die Strafe für die V. 35 genannten Verbrechen. Der Heiland spricht jetzt von der göttlichen Strafe, welche die Verbrechen der Vorfahren und ihre eigenen ihnen zuziehen. Auch der Vorfahren Verbrechen müssen sie büßen. Die Strafe ist gerecht, denn die Nation wird für die Sünden der Nation gestraft, die einzelnen aber nicht mehr wie sie selbst verdienen, weil sie diese nicht wieder gut gemacht. (Orig.) Übrigens trifft eine solche Strafe zu einer bestimmten Zeit, nämlich wenn das Maß der göttlichen Langmut erschöpft ist, ein Geschlecht nur, wenn es auch durch eigene Schuld sich derselben würdig gemacht hat. Matthäus Mt 48 23 36 54 Weil es sich trotz so vieler Mahnungen und Beispiele der göttlichen Gerechtigkeit nicht bekehrt. (Chrys., Theoph., Euth.) Matthäus Mt 48 23 37 Jerusalem, Jerusalem, quæ occidis prophetas, et lapidas eos, qui ad te missi sunt, quoties volui congregare filios tuos, quemadmodum gallina congregat pullos suos sub alas, et noluisti? Jerusalem, Jerusalem!⁵⁵ die du die Propheten mordest,⁵⁶ und steinigest die, welche zu dir gesandt worden, wie oft⁵⁷ wollte ich deine Kinder versammeln, wie eine Henne ihre Küchlein unter ihre Flügel sammelt, du aber hast nicht gewollt!⁵⁸ Matthäus Mt 48 23 37 55 Warum verschmähst du meine Liebe und forderst meinen Zorn heraus? (Chrys.) Matthäus Mt 48 23 37 56 Gewohnheitsmäßig mordest und steinigst. Matthäus Mt 48 23 37 57 Christus war also mehrmals in Jerusalem gewesen, wie das Evangelium des heil. Johannes zeigt. (Hier.) Ja, auch außerhalb der heiligen Stadt hatte der Herr die Juden gewarnt, da ihm viele bis nach Galiläa folgten. Der Heiland wollte die Stadt vor dem drohenden Untergange schützen. (Chrys., Euth.) Matthäus Mt 48 23 37 58 Du konntest tun, was zu deinem Heile diente. Da du aber nicht gehalten, was dein Volk [Ex 19,8] verheißen, kommt eine furchtbare Strafe über dich. Matthäus Mt 48 23 38 Ecce relinquetur vobis domus vestra deserta. Sehet,⁵⁹ euer Haus wird euch verödet gelassen werden!⁶⁰ Matthäus Mt 48 23 38 59 Im Griech. Bestimmter: Ist verödet gelassen. Matthäus Mt 48 23 38 60 Wird der Hauptstadt der Schutz Gottes entzogen, so noch viel mehr den anderen Städten. Jetzt erst geht die Prophezeiung [Mt 2,18] ganz in Erfüllung. Matthäus Mt 48 23 39 Dico enim vobis, non me videbitis amodo, donec dicatis: Benedictus, qui venit in nomine Domini. Denn ich sage euch: Von nun an werdet ihr mich nicht mehr sehen,⁶¹ bis dass ihr sprechet: Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!⁶² Matthäus Mt 48 23 39 61 Der Heiland beschließt sein Lehramt am Dienstage der stillen Woche mit einer Mahnung an das Volk. Dasselbe beharrt in seiner Bosheit, deshalb tritt ein, was der Herr V. 38 vorausgesagt. Aber auch so noch bleibt Jesus der sorgende, lehrende und heilende Messias, der ihm das Heil gewähren will, sobald es sich zu ihm bekehrt. Matthäus Mt 48 23 39 62 Es sind die Worte, welche das Volk [Mt 21,9] rief. Kein Jude wird das Heil finden, als der mich als gottgesandten Messias anerkennt. Matthäus Mt 48 23 4 Alligant enim onera gravia, et importabilia, et imponunt in humeros hominum: digito autem suo nolunt ea movere. Sie binden nämlich schwere und unerträgliche Lasten und legen sie auf die Schultern der Menschen;⁴ mit ihrem Finger aber wollen sie dieselben nicht bewegen.⁵ [Lk 11,46] Matthäus Mt 48 23 4 4 Sie stellen viele und schwer zu ertragende lästige Vorschriften auf. Matthäus Mt 48 23 4 5 Gegen andere hart, wollen sie die Lasten, welche sie jenen auferlegen, selbst nicht tragen, ja sie nicht einmal berühren. (Aug.) Das mosaische Gesetz war schon an sich eine schwere Last [Apg 15,10], wurde aber durch die Auslegungen und Anwendungen, die einem um das Gesetz gezogenen Schutzzaune gleichen sollten, unerträglich. Matthäus Mt 48 23 5 Omnia vero opera sua faciunt ut videantur ab hominibus: dilatant enim phylacteria sua, et magnificant fimbrias. Alle ihre Werke aber tun sie, um von den Leuten gesehen zu werden; denn⁶ sie machen ihre Spruchbänder breit,⁷ und die Quasten groß.⁸ [Dtn 6,8, Dtn 22,12, Num 15,38] Matthäus Mt 48 23 5 6 Es folgen nun einige Beispiele dieser Gefallsucht. Matthäus Mt 48 23 5 7 Die Juden trugen, um der [Dtn 6,8] gegebenen Vorschrift zu genügen, Pergamenttafeln, welche in kleinen Schachteln auf der Stirn und am linken Arme befestigt wurden. Diese Täfelchen enthielten die nachstehenden Teile des Gesetzes: [Ex 13,1-10, Ex 13,11-16, Dtn 6,4-9, Dtn 11,13-21] Griechisch hießen dieselben Phylakterien, Bewahrer, weil sie die Erinnerung an das Gesetz wach erhalten sollten. Nach der Vorschrift der Rabbiner sollten dieselben besonders beim Morgengebete getragen warden. Die Rabbiner selbst trugen möglichst breite Spruchbänder, um durch die äußere Form die Größe ihres Eifers für das Gesetz vor Augen zu stellen. Den Gebrauch an sich tadelt Christus nicht, indes war [Dtn 6,8] nichts derartiges vorgeschrieben. (Hier., Pasch., Theoph.) Matthäus Mt 48 23 5 8 Von den vier Ecken des Mantels herabhängende Streifen aus zusammengedrehten Wollfäden. Matthäus Mt 48 23 6 Amant autem primos recubitus in cnis, et primas cathedras in synagogis, Sie lieben die ersten Plätze bei den Gastmählern, und die ersten Stühle in den Synagogen.⁹ [Mk 12,39, Lk 11,43, Lk 20,46] Matthäus Mt 48 23 6 9 Für ihre außerordentliche Frömmigkeit beanspruchten sie, überall geehrt zu werden. Matthäus Mt 48 23 7 Et salutationes in foro, et vocari ab hominibus Rabbi. Sie lassen sich gerne auf dem Markte grüßen und von den Leuten Rabbi nennen.¹⁰ Matthäus Mt 48 23 7 10 Mein Herr. Diese Anredeform (auch statt ihrer: Rabbon, vergl. [Joh 20,16]) war zur Zeit Christi noch neu. Der Sinn des Verbotes Christi ist: Trachtet nicht darnach, aus eitler Ehrsucht so genannt zu werden. Matthäus Mt 48 23 8 Vos autem nolite vocari Rabbi: unus est enim Magister vester, omnes autem vos fratres estis. Ihr aber lasset euch nicht Rabbi nennen; denn einer ist euer Lehrer, ihr aber seid Brüder.¹¹ [Jak 3,1] Matthäus Mt 48 23 8 11 Zwei Gründe: Christus allein besitzt alle Schätze der Erkenntnis und Weisheit und er allein vermag die notwendige Kraft zu verleihen, damit ihr das ewige Leben erlanget. Zweitens: Da Christus euer gemeinsamer Lehrer ist, wer möchte sich über die anderen erheben? Vergl. [1Kor 4,7]. Matthäus Mt 48 23 9 Et patrem nolite vocare vobis super terram: unus est enim Pater vester, qui in clis est. Auch nennet keinen auf Erden Vater; denn einer ist euer Vater,¹² der im Himmel ist.¹³ [Mal 1,6] Matthäus Mt 48 23 9 12 Die Rabbiner ließen sich von ihren Jüngern auch Vater nennen, wie es damals üblich war. Jede Schule nämlich nannte ihren Lehrer Vater, mit Geringschätzung der Häupter anderer Schulen. Matthäus Mt 48 23 9 13 Gott allein ist wahrhaft und im vollsten Sinne euer Vater, der alle Ehre verdient. [Mal 1,6] Matthäus Mt 48 0 1 Die Heuchelei und Ehrsucht der Pharisäer. (V. 12) Achtfaches Weh über Schriftgelehrte und Pharisäer. (V. 33) Christi Trauer über Jerusalem. Matthäus Mt 48 24 1 Et egressus Jesus de templo, ibat. Et accesserunt discipuli ejus, ut ostenderent ei ædificationes templi. Und Jesus begab sich aus dem Tempel¹ und ging fort. Da traten seine Jünger zu ihm, um ihm die Bauwerke des Tempels² zu zeigen. [Mk 13,1, Lk 21,5] Matthäus Mt 48 24 1 1 So seinen Unwillen über die Hüter desselben offenbarend. Vergl. [Mt 23,38]. Der Heiland begibt sich wohl auf den Ölberg. Matthäus Mt 48 24 1 2 Sie wollten wohl sagen: Fällt die Stadt, so fällt auch der Tempel; so nimm also dein Wort zurück. Matthäus Mt 48 24 10 Et tunc scandalizabuntur multi, et invicem tradent, et odio habebunt invicem. Und dann werden viele Ärgernis nehmen,¹⁹ und einander verraten, und einander hassen. Matthäus Mt 48 24 10 19 Sie verstehen nicht, warum Gott die Seinigen so viel leiden lässt, und beherzigen die Mahnungen und Voraussagungen Christi nicht. So verleugnen sie den Glauben, oder lassen in der Frömmigkeit nach. Matthäus Mt 48 24 11 Et multi pseudoprophetæ surgent, et seducent multos. Und viele falsche Propheten²⁰ werden aufstehen und viele verführen. Matthäus Mt 48 24 11 20 Falsche Lehrer, Häretiker. Vergl. [2Kor 11,13.15]. Matthäus Mt 48 24 12 Et quoniam abundavit iniquitas, refrigescet caritas multorum. Und weil die Bosheit²¹ überhandnimmt, wird die Liebe²² der meisten erkalten.²³ Matthäus Mt 48 24 12 21 Die Ursachen derselben siehe V. 6, 11. Matthäus Mt 48 24 12 22 Die Liebe gegen Gott (Hier., Thom.), wie sie der Herr [Mt 22,37] beschrieben. Matthäus Mt 48 24 12 23 Vergl. [Offb 3,16]. Matthäus Mt 48 24 13 Qui autem perseveraverit usque in finem, hic salvus erit. Wer aber ausharret bis an's Ende,²⁴ der wird das Heil erlangen. Matthäus Mt 48 24 13 24 Des Lebens. Es wird also stets solche in der Kirche geben, in welchen die Liebe nicht erkaltet, stets wird die Kirche heilig sein. Matthäus Mt 48 24 14 Et prædicabitur hoc Evangelium regni in universo orbe, in testimonium omnibus gentibus: et tunc veniet consummatio. Und es wird dieses Evangelium²⁵ vom Reiche in der ganzen Welt gepredigt werden,²⁶ allen Völkern zum Zeugnisse,²⁷ und alsdann²⁸ wird das Ende kommen. Matthäus Mt 48 24 14 25 Diese frohe Botschaft vom Himmelreich, welche Christus bringt und auch jetzt verkündet. Matthäus Mt 48 24 14 26 Die Jünger Christi werden also durch alle diese Heimsuchungen nicht gebrochen. Matthäus Mt 48 24 14 27 So dass alle Völker das Zeugnis von Christus hören; denen, die es nicht annehmen, wird es gleichfalls ein Zeugnis sein, nämlich zur Anklage. Matthäus Mt 48 24 14 28 Nicht eher als bis das Evangelium überall verkündet ist. Doch wird nicht gesagt, dass das Ende sogleich nachher kommt. (Aug.) Matthäus Mt 48 24 15 Cum ergo videritis abominationem desolationis, quæ dicta est a Daniele propheta, stantem in loco sancto, qui legit, intelligat: Wenn²⁹ ihr nun³⁰ den Greuel der Verwüstung,³¹ welcher von dem Propheten Daniel vorhergesagt worden, an heiliger Stätte³² stehen sehet, - wer es liest, verstehe es wohl! [Mk 13,14, Lk 21,20, Dan 9,27]³³ - Matthäus Mt 48 24 15 29 Christus hat auf die Frage nach der Zeit des Weltendes mit mancherlei Mahnungen geantwortet und geht jetzt auf die vorzüglichere Frage der Jünger nach der Zeit, zu der die Zerstörung Jerusalems zu erwarten ist, über. Matthäus Mt 48 24 15 30 Damit gibt der Heiland zu erkennen, dass er nach der Abschweifung zur Beantwortung der gestellten Frage kommt. Matthäus Mt 48 24 15 31 Worin sie bestehen wird, sagt der Heiland nicht, es sind wohl die von den Eiferern im Tempel verübten Greueltaten gemeint. Matthäus Mt 48 24 15 32 Im Tempel. (Orig., Hier.) Matthäus Mt 48 24 15 33 Erwäge die Prophezeiung Daniels, damit er bei dem Eintritte der Ereignisse dieselben als die vorausverkündeten erkenne. Matthäus Mt 48 24 16 Tunc qui in Judæa sunt, fugiant ad montes: dann fliehe, wer in Judäa ist, auf die Berge;³⁴ Matthäus Mt 48 24 16 34 Die Berge Palästinas sind reich an Höhlen, in denen das Volk oft seine Zuflucht gefunden. [Ri 6,2, 1Kön 13,6, 1Kön 22,1] Matthäus Mt 48 24 17 Et qui in tecto, non descendat tollere aliquid de domo sua: Und wer auf dem Dache ist, steige nicht herab, um etwas aus seinem Hause zu holen;³⁵ Matthäus Mt 48 24 17 35 Sondern steige nur herab, um zu fliehen. Die Dächer waren flach und dienten oft als Wohnung. Matthäus Mt 48 24 18 Et qui in agro, non revertatur tollere tunicam suam. und wer auf dem Felde ist,³⁶ kehre nicht zurück, um sein Oberkleid zu holen.³⁷ Matthäus Mt 48 24 18 36 Auf dem Acker arbeitete man ohne Oberkleid, nur im Unterkleide. Matthäus Mt 48 24 18 37 Nicht einmal sein Kleid soll er aufnehmen, so schnelle Flucht ist notwendig. Die Christen verließen vor dem Kriege, in welchem die Stadt zerstört ward, Judäa. (Euseb. 3,5). Matthäus Mt 48 24 19 Væ autem prægnantibus, et nutrientibus in illis diebus. Wehe aber den Schwangern und Säugenden in jenen Tagen!³⁸ Matthäus Mt 48 24 19 38 Weil dieselben nicht schnell genug fliehen können. Diese Worte zeigen gleichzeitig die Furchtbarkeit des Unglückes. Matthäus Mt 48 24 2 Ipse autem respondens dixit illis: Videtis hæc omnia? Amen dico vobis, non relinquetur hic lapis super lapidem, qui non destruatur. Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Sehet ihr dies alles?³ Wahrlich, ich sage euch, kein Stein wird hier auf dem andern gelassen werden, der nicht abgebrochen würde.⁴ [Lk 19,44] Matthäus Mt 48 24 2 3 Sehet es an; doch so großartig alles ist, es wird zu Grunde gehen. Die Erfüllung der Prophezeiung erzählt Fl. Josephus Jüd. Krieg 7,11. Die vollständige Erfüllung trat bei dem verunglückten Tempelaufbau unter Julian ein. Matthäus Mt 48 24 2 4 Nach [Ez 11,23] sollte die Herrlichkeit des Herrn den Tempel verlassen, zum Zeichen, dass derselbe samt der Stadt zum ersten Male zu Grunde gehen werde. So verlässt auch der Heiland, in dem die Fülle der Herrlichkeit Gottes erschien und unter uns wohnte, den Tempel und verkündet vom Ölberg den erneuerten Untergang der Stadt und die Zerstörung des Heiligtumes. Matthäus Mt 48 24 20 Orate autem ut non fiat fuga vestra in hieme, vel sabbato. Betet aber, dass eure Flucht nicht im Winter oder am Sabbate geschehe.³⁹ [Apg 1,12] Matthäus Mt 48 24 20 39 Im Winter sind die Tage kürzer und die Wege weniger gangbar. Am Sabbate zu fliehen, konnte jemand Bedenken tragen. Christus stellt das Unglück so dar, wie die Jünger es nach ihren Lebensgewohnheiten am besten verstehen können. Was der Herr in diesem Verse sagt, zeigt, dass alles übrige unfehlbar eintreffen wird, da Gott nur um eines zu bitten ist, um eine zur Flucht geeignete Zeit. Matthäus Mt 48 24 21 Erit enim tunc tribulatio magna, qualis non fuit ab initio mundi usque modo, neque fiet. Denn es wird alsdann eine große Bedrängnis sein, wie sie vom Anfang der Welt bis jetzt nicht war, noch auch sein wird.⁴⁰ Matthäus Mt 48 24 21 40 Vergl. Flav. Joseph. (Chrys.) Die Prophezeiung des Herrn ist so schreckenvoll, dass sie nicht von der Zerstörung Jerusalems allein gelten kann; war doch die Sündflut schlimmer und werden einst die Zeiten des Antichristes noch furchtbarer sein. Indem Christus die Heimsuchung der Juden beschreibt, geht er, wie die Propheten dies gleichfalls öfter tun, von einem besonderen Gerichte Gottes auf das allgemeine über. Liegen auch die Dinge in weitem Zeitraume auseinander, so sind sie doch innerlich verwandt, wie das Bild mit dem, was es darstellt, der erste Anfang und die Vollendung einer Sache. Dass dies der Sinn ist, ergibt sich auch aus V. 22: Die Tage werden wegen der Auserwählten abgekürzt. Weder sind, soweit uns bekannt, die Tage der Belagerung Jerusalems abgekürzt worden, noch waren Gläubige in der Stadt, um deretwillen dies geschehen sollte. Matthäus Mt 48 24 22 Et nisi breviati fuissent dies illi, non fieret salva omnis caro: sed propter electos breviabuntur dies illi. Und wenn jene Tage⁴¹ nicht abgekürzt wären,⁴² würde kein Mensch⁴³ gerettet werden; aber um der Auserwählten⁴⁴ willen werden jene Tage abgekürzt werden. Matthäus Mt 48 24 22 41 Christus beantwortet nunmehr die zweite Frage seiner Jünger, welches die Zeichen seiner zweiten Ankunft sind. Matthäus Mt 48 24 22 42 Die Tage sind schon abgekürzt, obwohl erst in der Zukunft eintretend, weil die Abkürzung von Ewigkeit beschlossen ist. Matthäus Mt 48 24 22 43 Kein Mensch bliebe am Leben, oder: Kein Gläubiger bliebe standhaft. Matthäus Mt 48 24 22 44 Gott will nicht, dass sie allzu viel dulden und dadurch zum Abfall gebracht werden; deshalb mindert er die Zeit der Verfolgung. So wird auch den Bösen Gutes zuteil um der Guten willen, wie [Gen 18,32]. Matthäus Mt 48 24 23 Tunc si quis vobis dixerit: Ecce hic est Christus, aut illic: nolite credere. Wenn alsdann jemand zu euch sagt: Sehet, hier ist Christus, oder dort! so glaubet es nicht. [Mk 13,21, Lk 17,23] Matthäus Mt 48 24 24 Surgent enim pseudochristi, et pseudoprophetæ: et dabunt signa magna, et prodigia, ita ut in errorem inducantur (si fieri potest) etiam electi. Denn es werden falsche Christus und falsche Propheten aufstehen; und sie werden große Zeichen und Wunder tun, so dass auch die Auserwählten (wenn es möglich wäre) irre geführt würden.⁴⁵ Matthäus Mt 48 24 24 45 Über diese Zeit siehe [2Thess 2,9.10]. Der heil. Paulus nennt die falschen Propheten Diener des Satans [2Kor 11,15], weil sie mit seiner Hilfe, wenn Gott es zulässt, Dinge vollbringen, die uns wunderbar erscheinen. Wie wunderbar sagt V. 25. So sprach der Herr V. 5 nicht, mithin ist hier von einer anderen Zeit die Rede als von der der Heiland dort spricht. Matthäus Mt 48 24 25 Ecce prædixi vobis. Sehet, ich habe es euch vorhergesagt! Matthäus Mt 48 24 26 Si ergo dixerint vobis: Ecce in deserto est, nolite exire: ecce in penetralibus, nolite credere. Wenn sie euch also sagen: Sehet, er ist in der Wüste, so gehet nicht hinaus; sehet, er ist in den Gemächern, so glaubet es nicht!⁴⁶ Matthäus Mt 48 24 26 46 Wie V. 23. In der Wüste lebten Propheten, wie der heil. Johannes der Täufer, in den Gemächern, in Städten, in gewöhnlichen Verhältnissen die Mehrzahl der Menschen, auch der Heiland. Der Sinn ist also: Mag man sagen: Christus kommt als bußstrenger Prophet, oder: er erscheint in dieser oder jener Lebensweise, alles ist unrichtig. Matthäus Mt 48 24 27 Sicut enim fulgur exit ab Oriente, et paret usque in Occidentem: ita erit et adventus Filii hominis. Denn wie der Blitz vom Aufgange ausgehet, und hinleuchtet⁴⁷ bis zum Niedergange, so wird es auch mit der Ankunft des Menschensohnes sein. Matthäus Mt 48 24 27 47 Der Blitz sendet keinen Boten voraus, weil sein Glanz sich allen kund gibt. (Chrys.) Der Herr wird im Glanze seiner Herrlichkeit kommen. (Hier., Pasch.) Matthäus Mt 48 24 28 Ubicumque fuerit corpus, illic congregabuntur et aquilæ. Wo immer ein Aas ist, da werden sich auch die Adler versammeln.⁴⁸ [Lk 17,37] Matthäus Mt 48 24 28 48 Sprichwort, vielleicht aus [Ijob 39,30] entnommen. Bestätigung des Vorhergehenden. Wie die Adler auf weithin das Aas wittern, so warden die Gläubigen durch übernatürliche Erleuchtung sofort erkennen, dass Christus naht. (Hier.) Matthäus Mt 48 24 29 Statim autem post tribulationem dierum illorum sol obscurabitur, et luna non dabit lumen suum, et stellæ cadent de clo, et virtutes clorum commovebuntur: Sogleich⁴⁹ aber nach der Bedrängnis jener Tage⁵⁰ wird die Sonne verfinstert werden, und der Mond seinen Schein nicht mehr geben, und die Sterne⁵¹ werden vom Himmel fallen, und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden.⁵² [Jes 13,10, Ez 32,7, Joel 2,10, Mk 13,24, Lk 21,25] Matthäus Mt 48 24 29 49 Sogleich nach den Verfolgungen, welche der Antichrist erregt. V. 24. Vergl. [2Thess 2,9.10]. Matthäus Mt 48 24 29 50 Die im Bilde im Schicksale Jerusalems V. 21ff. beschrieben sind. Matthäus Mt 48 24 29 51 Sie weichen aus ihrer früheren Lage. Wohl nur die mit der Erde zu einem System verbundenen Sterne (Pasch., Aug.) Matthäus Mt 48 24 29 52 Wie, sagt der Heiland nicht. Vergl. [Röm 8,19-22, 2Petr 3,12.13]. Die Propheten sagten, von besonderen Gerichten Gottes redend, mehrfach Ähnliches. Vergl. [Jes 13,9ff, Jes 34,4ff, Jer 4,28]. Die geschaffenen Dinge sind Gottes Diener bei der Verhängung von Strafen. Den Tag des Herrn beschreiben [Jes 24,1ff, Joel 2,30, Zef 1,15 u.a.], deren Schilderung der König der Propheten hier bestätigt. Matthäus Mt 48 24 3 Sedente autem eo super montem Oliveti, accesserunt ad eum discipuli secreto dicentes: Dic nobis, quando hæc erunt? et quod signum adventus tui, et consummationis sæculi? Als er sich nun auf dem Ölberge niedersetzte, traten die Jünger allein⁵ zu ihm und sprachen: Sage uns, wann wird dies geschehen? Und was wird das Zeichen deiner Ankunft,⁶ und des Endes der Welt⁷ sein? Matthäus Mt 48 24 3 5 Allein, ohne Zeugen. Matthäus Mt 48 24 3 6 Die glorreiche Wiederkehr Christi. Matthäus Mt 48 24 3 7 Christus hat von derselben bereits [Mt 16,27, Mt 13,40.49, Mt 19,28] gesprochen. Die Jünger glaubten, dass die Zerstörung des Tempels und das Weltgericht zeitlich zusammentreffen würden. (Euth., Pasch., Thom.) Werden im Nachfolgenden die Zeichen angegeben für die bevorstehende Zerstörung Jerusalems, oder für das Weltgericht, oder für beides? Alle drei Erklärungen haben Schwierigkeiten. Am richtigsten ist es wohl zu sagen: Christus gibt hier überhaupt keine bestimmten Vorzeichen an, sondern mahnt, die Apostel und alle Christen sollen jederzeit und bei allen Trübsalen und Versuchungen der Verführung feststehen. Matthäus Mt 48 24 30 Et tunc parebit signum Filii hominis in clo: et tunc plangent omnes tribus terræ: et videbunt Filium hominis venientem in nubibus cli cum virtute multa, et majestate. Und alsdann wird das Zeichen des Menschensohnes⁵³ am Himmel erscheinen; und es werden dann alle Geschlechter der Erde⁵⁴ wehklagen, und werden den Menschensohn kommen sehen auf den Wolken des Himmels⁵⁵ mit großer Macht und Herrlichkeit. [Offb 1,7] Matthäus Mt 48 24 30 53 Nach dem heil. Cyrill von Jerusalem u. a., sowie dem römischen Brevier (3. Mai) das Zeichen des heil. Kreuzes. Matthäus Mt 48 24 30 54 Die Lebenden. Vergl. [Lk 21,26] Matthäus Mt 48 24 30 55 Siehe [Dan 7,13, 1Thess 4,15, 2Thess 1,7.10, Offb 1,7]. Vergl. [Apg 1,11.9] Matthäus Mt 48 24 31 Et mittet Angelos suos cum tuba, et voce magna: et congregabunt electos ejus a quatuor ventis, a summis clorum usque ad terminos eorum. Matthäus Mt 48 24 32 Ab arbore autem fici discite parabolam; cum jam ramus ejus tener fuerit, et folia nata, scitis quia prope est æstas: Vom Feigenbaume aber lernet das Gleichnis: Wenn sein Zweig schon weich⁵⁹ wird und die Blätter hervorkommen, so wisset ihr, dass der Sommer nahe ist. Matthäus Mt 48 24 32 59 Mit Saft erfüllt, was die Rinde zeigt. Matthäus Mt 48 24 33 Ita et vos cum videritis hæc omnia, scitote quia prope est in januis. So auch ihr, wenn ihr dies alles⁶⁰ sehet, so wisset, dass es nahe vor der Türe ist.⁶¹ Matthäus Mt 48 24 33 60 Was von V. 21-29 oder was von V. 14 an gesagt ist. Matthäus Mt 48 24 33 61 Das, was durch diese Zeichen vorbedeutet wird, wenn diese Worte sich auf V. 15 folg. beziehen, oder die Ankunft Christi. Matthäus Mt 48 24 34 Amen dico vobis, quia non præteribit generatio hæc, donec omnia hæc fiant. Wahrlich, ich sage euch, dieses Geschlecht⁶² wird nicht vergehen, bis dies alles geschieht!⁶³ Matthäus Mt 48 24 34 62 Das Volk der Juden, das bis zur zweiten Ankunft des Herrn fortbestehen wird (Hier.). Matthäus Mt 48 24 34 63 Ein Teil des Judenvolkes sah die Zerstörung Jerusalems, der andere (das Volk) wird bis zur zweiten Ankunft Christi leben. Matthäus Mt 48 24 35 Clum, et terra transibunt, verba autem mea non præteribunt. Himmel und Erde werden vergehen,⁶⁴ meine Worte aber werden nicht vergehen.⁶⁵ [Mk 13,31] Matthäus Mt 48 24 35 64 Eine nicht sicher bevorstehende Sache macht den Menschen nachlässig, deshalb bekräftigt der Heiland seine Vorhersagungen feierlich. Matthäus Mt 48 24 35 65 Sie werden vorübergehen, wenn sie nur ein leerer Laut wären und nicht Erfüllung fänden. Vergl. [Jes 51,6]. Matthäus Mt 48 24 36 De die autem illa, et hora nemo scit, neque Angeli clorum, nisi solus Pater. Um jenen Tag aber und die Stunde weiß niemand,⁶⁶ auch die Engel des Himmels⁶⁷ nicht, nur der Vater allein.⁶⁸ Matthäus Mt 48 24 36 66 Die Zeichen zeigen wohl im Allgemeinen das Bevorstehen der Ankunft an, bestimmen die Zeit derselben indes nicht genauer. Matthäus Mt 48 24 36 67 Die doch alle Zeit das Angesicht Gottes schauen. [Mt 18,10]. Matthäus Mt 48 24 36 68 Die drei göttlichen Personen haben alles gemeinsam, was der göttlichen Wesenheit zugehört, also auch das göttliche Vorherwissen: Nur Gott weiß diesen Tag. Mithin ist Sohn und heiliger Geist von der Kenntnis jenes Tages nicht ausgeschlossen. Christus weiß diesen Tag freilich auch als Mensch, aber für sich, nicht, soweit er zu den Menschen gesandt ist. Matthäus Mt 48 24 37 Sicut autem in diebus No, ita erit et adventus Filii hominis. Wie es aber in den Tagen des Noe war, so wird auch die Ankunft des Menschensohnes sein. [Gen 7,7, Lk 17,26] Matthäus Mt 48 24 38 Sicut enim erant in diebus ante diluvium comedentes et bibentes, nubentes et nuptui tradentes, usque ad eum diem, quo intravit No in arcam. Denn wie sie in den Tagen vor der Sündflut aßen und tranken, zur Ehe nahmen und zur Ehe gaben, bis zu dem Tage, an welchem Noe in die Arche ging, Matthäus Mt 48 24 39 Et non cognoverunt donec venit diluvium, et tulit omnes: ita erit et adventus Filii hominis. und sie es nicht erkannten, bis die Flut kam und alle hinwegnahm: so wird auch die Ankunft des Menschensohnes sein.⁶⁹ Matthäus Mt 48 24 39 69 Dass der Tag trotz der vorausgehenden Zeichen unerwartet eintreten werde, beweist Christus durch den Vergleich mit der Sündflut. In welchem Punkte die Ähnlichkeit liegt, wird V. 38 gesagt (Chrys.): Die Menschen leben in die Dinge dieser Welt versenkt ohne Besorgnis dahin. Matthäus Mt 48 24 4 Et respondens Jesus, dixit eis: Videte ne quis vos seducat. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Sehet zu, dass euch niemand verführe!⁸ [Eph 5,6, Kol 2,18] Matthäus Mt 48 24 4 8 Der Heiland antwortet nicht sofort auf die Frage, sondern sagt zuerst das, was die Jünger zuvor wissen müssen, weil es vorher eintreffen soll. (Euth.) So wiederholt der Herr auch mit anderen Worten, was er [Mt 10,21] gesagt. Matthäus Mt 48 24 40 Tunc duo erunt in agro: unus assumetur, et unus relinquetur: Dann werden zwei auf dem Felde sein; der eine wird aufgenommen,⁷⁰ und einer wird zurückgelassen werden. Matthäus Mt 48 24 40 70 Von den Engeln unter die Auserwählten gestellt. Matthäus Mt 48 24 41 Duæ molentes in mola: una assumetur, et una relinquetur. Zwei werden mahlen in der Mühle; die eine wird aufgenommen, die andere zurückgelassen werden.⁷¹ Matthäus Mt 48 24 41 71 In den Häusern und außerhalb denselben gehen die Menschen ihren gewohnten Geschäften nach ohne eine Ahnung von dem bevorstehenden Gerichte. Plötzlich und ehe sie noch Versöhnung mit Gott suchen können, werden die Sünder vor sein Gericht gezogen. Matthäus Mt 48 24 42 Vigilate ergo, quia nescitis qua hora Dominus vester venturus sit. Wachet also, weil ihr nicht wisset,⁷² zu welcher Stunde euer Herr kommen wird! [Mk 13,33] Matthäus Mt 48 24 42 72 Der Herr sagt nicht: Wir wissen nicht, sondern: Ihr wisset nicht (Hier.). Vergl. [1Thess 5,2]. Matthäus Mt 48 24 43 Illud autem scitote, quoniam si sciret paterfamilias qua hora fur venturus esset, vigilaret utique, et non sineret perfodi domum suam. Das aber sollet ihr wissen:⁷³ Wenn der Hausvater wüsste, zu welcher Stunde⁷⁴ der Dieb kommt, würde er sicherlich wach bleiben und in sein Haus nicht einbrechen lassen.⁷⁵ [Lk 12,39] Matthäus Mt 48 24 43 73 Erwäget, was folgendes Beispiel euch lehren soll. Matthäus Mt 48 24 43 74 Griech.: In welcher Nachtwache, in welchem von den vier Teilen der Nacht. Vergl. [Mk 13,35]. Matthäus Mt 48 24 43 75 Griech.: Er würde wach geblieben sein und hätte nicht in sein Haus einbrechen lassen. Seiet also weiser, da ich euch gewarnt habe. Matthäus Mt 48 24 44 Ideo et vos estote parati: quia qua nescitis hora Filius hominis venturus est. Darum seid auch ihr bereit;⁷⁶ denn zu einer Stunde, die ihr nicht wisset, wird der Menschensohn kommen. Matthäus Mt 48 24 44 76 Hierin besteht das Wachen: Die Seele in dem Stande bewahren, dass, wenn der Herr unvorhergesehen kommt, wir von den Engeln zu den Auserwählten versammelt werden. Dieselbe Warnung gilt für jeden einzelnen betreffs seines Lebensendes (Chrys.). Matthäus Mt 48 24 45 Quis, putas, est fidelis servus, et prudens, quem constituit dominus suus super familiam suam, ut det illis cibum in tempore? Wer ist wohl⁷⁷ der getreue und kluge Knecht, den sein Herr über sein Hausgesinde⁷⁸ gesetzt hat, dass er ihnen die Speise gebe zu rechter Zeit? Matthäus Mt 48 24 45 77 Die äußere Form der Frage weckt die Aufmerksamkeit: Die Jünger sollen aus dem, was der Herr gesagt, selbst den Schluss ziehen. Matthäus Mt 48 24 45 78 Zunächst die Apostel, dann die Bischöfe und Priester (Orig., Chrys.). Diese wachen und sind bereit, wenn sie ihr Amtsrecht verwalten. Dazu ist zunächst notwendig, dass sie treu sind, d. h. den Willen des Herrn als Richtschnur für ihren Willen nehmen und ihn erfüllen. Sodann wird erfordert, dass sie klug sind und die ihnen anvertrauten Güter nach Zeit und Umständen gebührend verwalten (Chrys.). Matthäus Mt 48 24 46 Beatus ille servus, quem cum venerit dominus ejus, invenerit sic facientem. Selig ist jener Knecht, den sein Herr, wenn er kommt, also handeln findet.⁷⁹ [Offb 16,19] Matthäus Mt 48 24 46 79 Nur wer beständig wacht, ist sicher, vom Herrn wachend gefunden zu werden. Matthäus Mt 48 24 47 Amen dico vobis, quoniam super omnia Bona sua constituet eum. Wahrlich, ich sage euch, über alle seine Besitztümer wird er ihn setzen!⁸⁰ Matthäus Mt 48 24 47 80 Dieser Lohn im Himmel wird zunächst den Aposteln und ihren Nachfolgern, dann auch allen anderen versprochen, denn einem jeden Menschen ist Amt und Lebensstellung von Gott anvertraut, damit er sich als treuen und klugen Diener erweise, der die ihm anvertrauten Talente zu Gottes Ehre verwendet. Matthäus Mt 48 24 48 Si autem dixerit malus servus ille in corde suo: Moram facit dominus meus venire: Wenn aber jener Knecht böse wäre und in seinem Herzen spräche: Mein Herr säumt zu kommen; Matthäus Mt 48 24 49 Et cperit percutere conservos suos, manducet autem, et bibat cum ebriosis: und anfinge, seine Mitknechte zu schlagen, mit den Zechern aber äße und tränke,⁸¹ Matthäus Mt 48 24 49 81 Zwei Vergehen: Tyrannei gegen diejenigen, denen er Speise mitteilen sollte, und lasterhaftes Leben. Er verabreicht den Mitknechten Schläge statt der Speisen und verschleudert die Güter seines Herrn. Wehe, wenn ein Diener Christi diesem Bilde gleicht! Matthäus Mt 48 24 5 Multi enim venient in nomine meo, dicentes: Ego sum Christus: et multos seducent. Denn⁹ viele werden unter meinem Namen kommen¹⁰ und sagen: Ich bin Christus!¹¹ und sie werden viele verführen.¹² Matthäus Mt 48 24 5 9 Gründe, warum zu wachen ist. Matthäus Mt 48 24 5 10 Indem sie sagen: Ich bin Christus. Matthäus Mt 48 24 5 11 Falsche Lehrer verheißen das Heil durch ihre falsche Lehre, oder leugnen zu verschiedenen Zeiten. Matthäus Mt 48 24 5 12 Da der Heiland sagt: viele, meint er verschiedene zu verschiedenen Zeiten. Matthäus Mt 48 24 50 Veniet dominus servi illius in die, qua non sperat, et hora, qua ignorat: so wird der Herr dieses Knechtes kommen an einem Tage, an welchem er es nicht erwartet, und zu einer Stunde, zu der er es nicht weiß,⁸² Matthäus Mt 48 24 50 82 Er hoffte vielleicht noch alles in Ordnung bringen zu können. Wie gefährlich ist es, die Buße zu verschieben! Matthäus Mt 48 24 51 Et dividet eum, partemque ejus ponet cum hypocritis: illic erit fletus, et stridor dentium. und wird ihn entzweihauen⁸³ und ihm seinen Teil mit den Heuchlern geben; dort wird Heulen und Zähneknirschen sein. [Mt 13,42, Mt 25,30] Matthäus Mt 48 24 51 83 Was dies Bild bedeutet, sagt der zweite Satz: Sein Los wird das der Heuchler sein. Über Heulen und Zähneknirschen vergl. 8 Anm. 17. Matthäus Mt 48 24 6 Audituri enim estis prlia, et opiniones prliorum. Videte ne turbemini: oportet enim hæc fieri, sed nondum est finis. Ihr werdet von Kriegen¹³ und Kriegsgerüchten¹⁴ hören; sehet zu, dass ihr euch nicht verwirren lasset; denn¹⁵ alles dies muss geschehen,¹⁶ aber noch ist es nicht das Ende.¹⁷ Matthäus Mt 48 24 6 13 In dem Kampfe mit den Verführern kommen die Nachstellungen durch äußere nahe Feinde. Matthäus Mt 48 24 6 14 Kriege wüten ebenso in der Ferne. Matthäus Mt 48 24 6 15 Griech.: aber. Es wird etwas Neues gesagt. Matthäus Mt 48 24 6 16 Die Ursachen davon sind die Bosheit, die Habsucht und andere Laster der Menschen. Matthäus Mt 48 24 6 17 Christus deutet an, dass er jetzt weder auf die eine, noch auf die andere Frage (V. 3) antwortet. Matthäus Mt 48 24 7 Consurget enim gens in gentem, et regnum in regnum, et erunt pestilentiæ, et fames, et terræmotus per loca. Denn es wird Volk wider Volk aufstehen, und Reich wider Reich, und es werden Seuchen, Hungersnöte und Erdbeben sein, Ort für Ort. Matthäus Mt 48 24 8 Hæc autem omnia initia sunt dolorum. Dies alles aber ist nur ein Anfang der Wehen. Matthäus Mt 48 24 9 Tunc tradent vos in tribulationem, et occident vos: et eritis odio omnibus gentibus propter nomen meum. Dann¹⁸ werden sie euch in Bedrängnisse überantworten, und werden euch töten; und ihr werdet gehasst werden von allen Völkern um meines Namens willen. [Mt 10,17, Lk 21,12, Joh 15,20, Joh 16,2] Matthäus Mt 48 24 9 18 Zur Zeit jener Heimsuchungen, welche in V. 7,8 beschrieben sind. Der Heiland schildert das Schicksal seiner Gläubigen, welche den Erdkreis erfüllen. Matthäus Mt 48 0 1 Gleichnis von den zehn Jungfrauen. (V. 13) Gleichnis von den Talenten. (V. 30) Das letzte Gericht. Matthäus Mt 48 25 1 Tunc simile erit regnum clorum decem virginibus: quæ accipientes lampades suas exierunt obviam sponso, et sponsæ. Dann¹ wird das Himmelreich gleich sein² zehn³ Jungfrauen, welche ihre Lampen nahmen und ausgingen,⁴ dem Bräutigam⁵ und der Braut⁶ entgegen.⁷ Matthäus Mt 48 25 1 1 Wenn Christus wiederkommt. Matthäus Mt 48 25 1 2 Es wird etwas Ähnliches geschehen wie im folgenden Gleichnis. Matthäus Mt 48 25 1 3 Zehn ist die Zahl der Allgemeinheit. Diese Zahl wurde von den Juden gewählt, um eine nicht genau zu bestimmende Menge anzudeuten. Alle Christen sind hier vorbedeutet. (Bed., Pasch., Aug., Greg.) Matthäus Mt 48 25 1 4 Bei den Juden pflegte das Hochzeitsmahl im Hause des Bräutigams gehalten zu werden, - hier nach der älteren Sitte, im Hause der Braut. Vergl. [Ri 14,10]. Auch pflegten die Jungfrauen nicht dem Bräutigam entgegen zu gehen. Der Heiland deutet durch die Veränderung in der Darstellung an, dass er von einem Bräutigam anderer Art spricht, dem größere Ehrenbezeugungen zu erweisen sind. Christus kommt, um sich die Kirche zu verloben und diejenigen Seelen, welche ihm mit brennenden Lampen, d. i. mit der heiligmachenden Gnade und guten Werken, entgegenkommen, in die himmlische Hochzeit einzuführen. Matthäus Mt 48 25 1 5 Die Gläubigen werden in der Taufe und der Buße mit der heiligmachenden Gnade beschenkt, um mit ihrem Glanze geschmückt dem Heilande entgegen zu gehen und seine Ankunft zu erwarten. Tragen sie dieses Himmelslicht in sich, so werden sie zur Hochzeit des Lammes zugelassen; ist dasselbe in letzter Stunde in ihnen erloschen, so müssen sie vom Herrn hören: Ich kenne euch nicht. Matthäus Mt 48 25 1 6 Dieser Zusatz fehlt in vielen Handschriften und passt in der Tat nicht zum Bilde. Die Jungfrauen bildeten nämlich die Begleitung der Braut, konnten ihr also nicht entgegengehen. Sie bedeuten alle Gläubigen, also die Kirche, welche die Braut Christi ist. Siehe [2Kor 11,2]. Matthäus Mt 48 25 1 7 Dass die Jungfrauen dem Bräutigam entgegen kommen, zeigt, dass alle mehr bereit sein müssen, als wenn die den Bräutigam im Hause erwarten dürften. Matthäus Mt 48 25 10 Dum autem irent emere, venit sponsus: et quæ paratæ erant, intraverunt cum eo ad nuptias, et clausa est janua. Während sie nun hingingen, zu kaufen, kam der Bräutigam; und die bereit waren,¹⁶ gingen mit ihm ein zur Hochzeit,¹⁷ und die Türe ward verschlossen.¹⁸ Matthäus Mt 48 25 10 16 Nicht lassen sich mehr gute Werke tun, sondern über das verflossene Leben muss Rechenschaft abgelegt werden (Hier.). Vergl. [Joh 9,4]. Matthäus Mt 48 25 10 17 Die Hochzeit, von der [Offb 19,7.9] die Rede ist. Matthäus Mt 48 25 10 18 Die Zeit der Gnade ist vorüber. Matthäus Mt 48 25 11 Novissime vero veniunt et reliquæ virgines, dicentes: Domine, Domine, aperi nobis. Zuletzt aber kommen auch die übrigen Jungfrauen und sagen: Herr, Herr! tue uns auf. Matthäus Mt 48 25 12 At ille respondens, ait: Amen dico vobis, nescio vos. Er aber antwortete und sprach: Wahrlich, ich sage euch, ich kenne euch nicht!¹⁹ Matthäus Mt 48 25 12 19 Gott kennt nur die (und neigt sich nur denen mit Wohlgefallen zu), welche das Licht der heiligmachenden Gnade besitzen, und ihm dadurch ähnlich und Christi Freunde sind. Matthäus Mt 48 25 13 Vigilate itaque, quia nescitis diem, neque horam. Wachet also, weil ihr weder den Tag wisset, noch die Stunde!²⁰ [Mk 13,33]. Matthäus Mt 48 25 13 20 Die Zeit der Wiederkunft Christi zum allgemeinen Gerichte, aber auch diejenige seiner Ankunft zum besonderen. Ein ähnliches Gleichnis [Lk 19,12-26]. Matthäus Mt 48 25 14 Sicut enim homo peregre proficiscens, vocavit servos suos, et tradidit illis bona sua. Denn wie ein Mann, im Begriffe fortzureisen,²¹ seine Knechte²² rief, und ihnen seine Güter übergab. [Lk 19,12]. Matthäus Mt 48 25 14 21 Christus bei seiner Himmelfahrt. Matthäus Mt 48 25 14 22 Die Apostel, Bischöfe und Priester, jeder Christ. Die Talente bezeichnen mithin alles, was jemand hat, Kräfte des Geistes, irdischen Besitz u. a. Matthäus Mt 48 25 15 Et uni dedit quinque talenta, alii autem duo, alii vero unum, unicuique secundum propriam virtutem, et profectus est statim. Dem einen gab er fünf Talente, dem andern aber zwei, dem dritten aber eines,²³ einem jeden nach seiner Befähigung,²⁴ und reiste²⁵ alsobald²⁶ fort. Matthäus Mt 48 25 15 23 Ein reicher Herr. Wie viel ein Talent ausmacht, siehe 18, Anm. 46. Ein jeder soll für seinen Herrn Gewinn suchen. Matthäus Mt 48 25 15 24 Dies gehört zur Ausschmückung des Gleichnisses, nicht zur Belehrung. Die verschiedene Zahl der Talente weist auf die Freiheit hin, welche Gott bei der Verteilung seiner Gaben und Gnaden sich wahrt. Vergl. [Mt 20,13.14]. Matthäus Mt 48 25 15 25 Die Zeitdauer der Abwesenheit ist der Zeitraum, den uns Gott für dieses Leben zumisst. (Hil.) Matthäus Mt 48 25 15 26 Manche Handschriften und mehrere Väter ziehen dies Wort zum nächsten Verse. Der Sinn ist dann: Die Knechte machten sich mit Eifer an die Ausführung des ihnen zuteil gewordenen Auftrages. Zwei benutzen die Gaben ihres Herrn gut, und ihre Bemühungen fehlt der Erfolg nicht. Aber nur mit den erhaltenen Talenten erwerben sie neuen Gewinn, weil wir aus uns allein nichts vermögen zu Gottes Ehre und zu unserem und anderer Seelenheile. Der dritte Knecht ist das Bild derer, welche die Gnade Gottes umsonst empfangen [2Kor 6,1], welche sie weder selbst benutzen, noch anderen von den Erhaltenen mitteilen (Hil.), oder nie Herz und Sinn über die Dinge dieser Welt hinaus auf Höheres richten (Greg., Theoph.). Matthäus Mt 48 25 16 Abiit autem qui quinque talenta acceperat, et operatus est in eis, et lucratus est alia quinque. Der aber, welcher die fünf Talente empfangen hatte, ging hin, und wirtschaftete mit denselben, und gewann andere fünf. Matthäus Mt 48 25 17 Similiter et qui duo acceperat, lucratus est alia duo. Desgleichen gewann auch der, welcher die zwei empfangen hatte, andere zwei. Matthäus Mt 48 25 18 Qui autem unum acceperat, abiens fodit in terram, et abscondit pecuniam domini sui. Derjenige aber, welcher das eine empfangen hatte, ging hin, und grub es in die Erde, und verbarg das Geld seines Herrn. Matthäus Mt 48 25 19 Post multum vero temporis venit dominus servorum illorum, et posuit rationem cum eis. Nach langer Zeit aber²⁷ kam der Herr jener Knechte, und hielt Abrechnung mit ihnen. Matthäus Mt 48 25 19 27 Wie [Mt 24,48] und [Mt 25,5]. Sie haben viel empfangen und es ist ihnen viel Zeit gelassen worden, ihren Eifer und ihre Treue zu zeigen. Wer mehr empfangen, wird auch mehr zu verantworten haben (Greg.). Matthäus Mt 48 25 2 Quinque autem ex eis erant fatuæ, et quinque prudentes: Fünf aber von ihnen waren töricht, und fünf klug.⁸ Matthäus Mt 48 25 2 8 Je nachdem sie für die Zukunft Sorge tragen. Matthäus Mt 48 25 20 Et accedens qui quinque talenta acceperat, obtulit alia quinque talenta, dicens: Domine, quinque talenta tradidisti mihi, ecce alia quinque superlucratus sum. Und es trat derjenige hinzu, welcher die fünf Talente empfangen hatte, und brachte andere fünf Talente, und sagte: Herr! fünf Talente hast du mir übergeben; siehe, ich habe noch fünf andere dazu gewonnen.²⁸ Matthäus Mt 48 25 20 28 Der Knecht erwähnt nicht den Gewinn zuerst, sondern das, was er empfangen. Nicht seiner Arbeit schreibt er das Erreichte vor allem zu, sondern der Wohltat seines Herrn, den anvertrauten Talenten, ohne die er nichts erreicht hätte. Die Frucht muss zudem im Verhältnis zur Aussaat stehen. Matthäus Mt 48 25 21 Ait illi dominus ejus: Euge serve bone, et fidelis, quia super pauca fuisti fidelis, super multa te constituam, intra in gaudium domini tui. Da sprach sein Herr zu ihm: Trefflich, du guter und getreuer Knecht! weil du über weniges getreu gewesen bist, werde ich dich über vieles setzen;²⁹ gehe ein in die Freude deines Herrn!³⁰ Matthäus Mt 48 25 21 29 Der Heiland geht von dem Gleichnisse zur Anwendung über. Deshalb nennt er fünf Talente weniges, denn alles Irdische ist nichts im Vergleich zu dem ewigen Lohne. [1Kor 2,9]. Matthäus Mt 48 25 21 30 Die Freude, welche der Herr genießt, soll auch dir zuteil werden. Wenn wir uns über etwas freuen, was weniger ist als unser Herz, tritt die Freude in dieses ein (Thom.). Matthäus Mt 48 25 22 Accessit autem et qui duo talenta acceperat, et ait: Domine, duo talenta tradidisti mihi, ecce alia duo lucratus sum. Es trat aber auch derjenige hinzu, welcher zwei Talente empfangen hatte, und sagte: Herr! zwei Talente hast du mir übergeben, siehe, ich habe andere zwei gewonnen.³¹ Matthäus Mt 48 25 22 31 Wie er mit nicht geringerer Zuversicht kommt als der erste, so ist auch sein Lob und sein Lohn nicht geringer. Beide Knechte werden wegen der Treue gelobt, nicht wegen der Größe des anvertrauten Gutes. Anders [Lk 19,16], wo die Ungleichheit des Verdienstes dargestellt wird. Matthäus Mt 48 25 23 Ait illi dominus ejus: Euge serve bone, et fidelis, quia super pauca fuisti fidelis, super multa te constituam, intra in gaudium domini tui. Da sprach sein Herr zu ihm: Trefflich, du guter und getreuer Knecht! weil du über weniges getreu gewesen bist, werde ich dich über vieles setzen; gehe ein in die Freude deines Herrn! Matthäus Mt 48 25 24 Accedens autem et qui unum talentum acceperat, ait: Domine, scio quia homo durus es, metis ubi non seminasti, et congregas ubi non sparsisti: Es trat aber auch derjenige hinzu, welcher das eine Talent empfangen hatte, und sagte: Herr! ich weiß, dass du ein harter Mann bist,³² du erntest, wo du nicht gesäet, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast; Matthäus Mt 48 25 24 32 Er hat ein böses Gewissen und beginnt deshalb mit Vorwürfen und Klagen über die Härte seines Herrn, anstatt reumütig seine Schuld zu bekennen und um Verzeihung zu bitten (Hier., Bed.). Matthäus Mt 48 25 25 Et timens abii, et abscondi talentum tuum in terra, ecce habes quod tuum est, und in Furcht ging ich hinweg, und verbarg dein Talent in die Erde.³³ Siehe, da hast du, was dein ist!³⁴ Matthäus Mt 48 25 25 33 Ich fürchtete, es könnte, wenn ich damit Handel triebe, durch einen Zufall verloren gehen und ich dafür von dir hart behandelt werden. Matthäus Mt 48 25 25 34 Mehr kannst du nicht verlangen, nämlich, dass ich dir das deinige noch vermehre. Gibt es nicht auch kleinherzige Christen, die aus Furcht, Gott werde über alles Gute, das sie tun, einst Rechenschaft fordern, das Gute unterlassen? Matthäus Mt 48 25 26 Respondens autem dominus ejus, dixit ei: Serve male, et piger, sciebas quia meto ubi non semino, et congrego ubi non sparsi: Sein Herr aber antwortete und sprach zu ihm: Du schlechter³⁵ und fauler³⁶ Knecht! du wusstest, dass ich ernte, wo ich nicht gesäet, und sammle, wo ich nicht ausgestreut habe;³⁷ Matthäus Mt 48 25 26 35 Du trägst kein Bedenken, deinen Herrn anzuklagen, um dich zu entschuldigen? Matthäus Mt 48 25 26 36 Das ist die Ursache, warum du nur ein Talent bringst. Matthäus Mt 48 25 26 37 Hier ist ein Fragezeichen zu setzen, denn der Herr will nicht sagen: Ich bin so hart, wie du mich geschildert, sondern will ihm zeigen, dass er sich durch seine Anklage selbst das Urteil spricht: Die Furcht, welche du vorgibst, ist nur ein Deckmantel für deine Trägheit. Du hattest ein sicheres und leichtes Mittel, das Geld fruchttragend anzulegen. Matthäus Mt 48 25 27 Oportuit ergo te committere pecuniam meam nummulariis, et veniens ego recepissem utique quod meum est cum usura. du hättest mithin mein Geld den Wechslern übergeben sollen, und bei meiner Ankunft würde ich dann doch das Meinige mit Zins wieder erhalten haben.³⁸ Matthäus Mt 48 25 27 38 Die Unterlassung des Guten und die Nachlässigkeit im rechten Gebrauche der Gaben Gottes verdient diesen Tadel. Matthäus Mt 48 25 28 Tollite itaque ab eo talentum, et date ei, qui habet decem talenta. Nehmet ihm also das Talent³⁹ und gebet es dem, welcher die zehn Talente hat!⁴⁰ Matthäus Mt 48 25 28 39 Erste Strafe: Dieselbe hat bei manchen Gaben Gottes, z. B. den Gnaden des Beistandes, statt. Matthäus Mt 48 25 28 40 So pflegen die Menschen zu handeln. In der Anwendung ist indes nur Ähnlichkeit, nicht Gleichheit, als ob Gott nämlich die einem Trägen entzogene Gnade einem Eifrigen gäbe. Matthäus Mt 48 25 29 Omni enim habenti dabitur, et abundabit: ei autem, qui non habet, et quod videtur habere, auferetur ab eo. Denn jedem, der da hat, wird gegeben werden, und er wird in Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch das, was er zu haben scheint, genommen werden.⁴¹ [Mt 13,12, Mk 4,25] Matthäus Mt 48 25 29 41 Da im Gerichte niemand etwas empfängt, findet dieser Satz nicht auf das Gericht, sondern auf das Leben seine Anwendung. Wer mit Gottes Gnaden mitwirkt, erhält hier größere Gnaden und reicheren Trost, während der lässige Christ ohne Freude dahinlebt und die Gnade verliert. Matthäus Mt 48 25 3 Sed quinque fatuæ, acceptis lampadibus. Non sumpserunt oleum secum: Aber die fünf törichten nahmen zwar ihre Lampen, aber nahmen kein Öl mit sich.⁹ Matthäus Mt 48 25 3 9 Außer dem Öl in der Lampe. Matthäus Mt 48 25 30 Et inutilem servum ejicite in tenebras exteriores: illic erit fletus, et stridor dentium. Und den unnützen Knecht werfet in die Finsternis draußen hinaus, dort wird Heulen und Zähneknirschen sein.⁴² Matthäus Mt 48 25 30 42 Zweite Strafe: Bei dieser geht der Heiland vom Gleichnis zur Anwendung über. Siehe über dieselbe [Mt 8,12, Mt 13,42, Mt 22,13, Mt 24,51]. Der faule Knecht wird verdammt, weil er nichts Gutes getan hat. Wohl ist es eine schwere Last zu predigen, zu belehren, zu strafen, zu erbauen, für jeden zu eifern, und wer möchte solche Anstrengungen nicht fliehen? Doch das Evangelium bedroht die Säumigen mit Strafe (Aug.). Aber auch von den Gläubigen wird, was sie von den Hirten vernahmen, mit Gewinn zurückgefordert (Greg.). Wenn der Knecht so hart gestraft wird, der das Geld seines Herrn immerhin bewahrt hat, was haben da diejenigen zu erwarten, welche es verschleudern? (Aug.) Der böse Knecht hat nur ein Talent empfangen und verbirgt es, als ob es der Mühe nicht wert wäre, daraus Gewinn zu ziehen, aber er ward schwer gestraft; ein unscheinbares (er verbarg es V. 26), also darf niemand deshalb untätig bleiben, weil die ihm verliehenen Gaben minder glänzend sind. Wer aber mehr empfangen und dennoch seinem Herrn keinen Gewinn darbringt, was erwartet diesen? Matthäus Mt 48 25 31 Cum autem venerit Filius hominis in majestate sua, et omnes Angeli cum eo, tunc sedebit super sedem majestatis suæ: Wenn aber der Menschensohn⁴³ in seiner Herrlichkeit kommen wird,⁴⁴ und alle Engel⁴⁵ mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen;⁴⁶ Matthäus Mt 48 25 31 43 Siehe [Joh 5,27]. Matthäus Mt 48 25 31 44 Vergl. [Mt 16,27]. Die Mahnung zur Wachsamkeit erhält durch die Beschreibung der Art seiner Wiederkunft neues Gewicht. Zudem war es notwendig, die Jünger, welche Zeugen so vieler Verfolgungen gewesen sind und nach zwei Tagen noch Schrecklicheres erleben sollen, durch den Hinweis auf seine Verherrlichung beim Weltgerichte im Glauben und in der Hoffnung zu bestärken (Hier.). Matthäus Mt 48 25 31 45 Als der seiner Majestät gebührende Hofstaat und um zu erklären, wie viel sie selbst in seinem Auftrage für das Heil der Menschen getan. Matthäus Mt 48 25 31 46 Wohl eine leuchtende Wolke. Matthäus Mt 48 25 32 Et congregabuntur ante eum omnes gentes, et separabit eos ab invicem, sicut pastor segregat oves ab hdis: und es werden alle Völker⁴⁷ vor ihm versammelt werden, und er wird sie voneinander scheiden,⁴⁸ wie der Hirt die Schafe scheidet von den Böcken. Matthäus Mt 48 25 32 47 Alle ohne Ausnahme (Chrys., Bed., Thom.). Wie Christus für alle Völker gestorben ist, so ist er auch als Richter über alle gesetzt. Der Heiland sagt: Völker, nicht Menschen, weil seine Majestät so erhabener erscheint. Matthäus Mt 48 25 32 48 Er wird sie leicht und irrtumslos voneinander scheiden und trennen. Matthäus Mt 48 25 33 Et statuet oves quidem a dextris suis, hdos autem a sinistris. Die Schafe wird er zu seiner Rechten, die Böcke aber zu seiner Linken stellen.⁴⁹ Matthäus Mt 48 25 33 49 Vergl. [Ez 34,17]. Die rechte Seite ist die Ehrenvolle. Die Guten sind sanfte, unschuldige und gehorsame Schafe, Christus ist ihr Hirt; die Bösen sind mit unfruchtbaren Böcken verglichen wegen ihres Mangels an guten Werken (Chrys., Theoph., Hil.) und wegen ihrer Begierlichkeit und anderer hässlicher Eigenschaften (Hier., Euth.). Den Ort, wo das Gericht stattfinden wird, offenbart Christus nicht. Matthäus Mt 48 25 34 Tunc dicet rex his, qui a dextris ejus erunt: Venite benedicti Patris mei, possidete paratum vobis regnum a constitutione mundi. Alsdann wird der König⁵⁰ zu denen, welche zu seiner Rechten sein werden, sprechen: Kommet, ihr Gesegneten meines Vaters!⁵¹ Nehmet das Reich in Besitz, welches euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an.⁵² Matthäus Mt 48 25 34 50 Zuvor hat sich der Heiland Menschensohn und Hirt genannt, jetzt nennt er sich König, da das Gericht dem Könige zugehört und es des Königs Recht ist, in sein Reich aufzunehmen oder von demselben auszuschließen. Matthäus Mt 48 25 34 51 Wegen der unendlichen Segensfülle, die ihnen vom Vater zuteil werden soll. Matthäus Mt 48 25 34 52 Als euer euch gebührendes Eigentum (Chrys.), dass euch von mir erworben [Röm 8,17], von Ewigkeit her bestimmt und seit der Erschaffung bereitet ist. Matthäus Mt 48 25 35 Esurivi enim, et dedistis mihi manducare: sitivi, et dedistis mihi bibere: hospes eram, et collegistis me: Denn ich war hungrig, und ihr habt mich gespeist; ich war durstig, und ihr habt mich getränkt; ich war fremd, und ihr habt mich beherbergt; [Jes 58,7] Matthäus Mt 48 25 36 Nudus, et cooperuistis me: infirmus, et visitastis me: in carcere eram, et venistis ad me. ich war nackt,⁵³ und ihr habt mich bekleidet; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Kerker, und ihr seid zu mir gekommen.⁵⁴ [Sir 7,39] Matthäus Mt 48 25 36 53 Schlecht gekleidet, eines geziemenden Kleides bedürftig. Matthäus Mt 48 25 36 54 Der Heiland gibt, wie es in Beispielen geschieht, nur eine Klasse von guten Werken an. Er wählt die Werke der Liebe, weil seine wahren Jünger an dieser Tugend erkannt werden sollen (Chrys.). Da der Mensch ferner schon von Natur geneigt ist, anderen im Elende zu helfen, sind diese Worte von minderer Bedeutung für die Verheißung der Belohnung; was also wird für heroische Tugenden als Lohn zuteil werden? Matthäus Mt 48 25 37 Tunc respondebunt ei justi, dicentes: Domine, quando te vidimus esurientem, et pavimus te: sitientem, et dedimus tibi potum? Dann werden ihm die Gerechten antworten, und sagen: Herr! wann haben wir dich hungrig gesehen, und dich gespeist? oder durstig, und dich getränkt? Matthäus Mt 48 25 38 Quando autem te vidimus hospitem, et collegimus te: aut nudum, et cooperuimus te? Wann haben wir dich fremd gesehen, und dich beherbergt? oder nackt, und dich bekleidet? Matthäus Mt 48 25 39 Aut quando te vidimus infirmum: aut in carcere, et venimus ad te? Oder wann haben wir dich krank gesehen, oder im Kerker, und sind zu dir gekommen?⁵⁵ Matthäus Mt 48 25 39 55 Man braucht nicht anzunehmen, dass die Gerechten wirklich diese Fragen stellen werden, denn sie wissen, dass der Heiland alle Werke der Nächstenliebe als ihm erwiesen ansehen will. Vergl. [Dan 7,13, Mt 10,40, Apg 9,4] Pasch. Nach dem heil. Aug. und Thom. lässt Gott alle, die vor seinem Gerichte stehen, in einem Augenblick alles erkennen, was sie selbst und andere angeht, so dass das ganze Gericht im Herzen und Gewissen stattfindet. Dieses Erleuchten von Seiten Gottes und das Erkennen von Seiten der Gerechten stellt der Heiland in der Form von Rede und Gegenrede lebhaft vor Augen. Matthäus Mt 48 25 4 Prudentes vero acceperunt oleum in vasis suis cum lampadibus. Die Klugen dagegen nahmen samt den Lampen auch Öl mit in ihren Gefäßen.¹⁰ Matthäus Mt 48 25 4 10 Sie erwägen, dass die Stunde der Ankunft des Bräutigams ungewiss ist. Das Öl nährt die Flamme; so muss der Mensch auch alles tun, was erforderlich ist, damit er die göttliche Gnade bewahre oder wiedergewinne, muss Tugenden üben und gute Werke tun. (Hil., Hier., Orig.) Matthäus Mt 48 25 40 Et respondens rex, dicet illis: Amen dico vobis, quamdiu fecistis uni ex his fratribus meis minimis, mihi fecistis. Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch, so weit ihr es einem dieser meiner geringsten⁵⁶ Brüder⁵⁷ getan habt, habt ihr es mir getan! Matthäus Mt 48 25 40 56 Arme, bei den Menschen Verachtete (Chrys., Hil.). Matthäus Mt 48 25 40 57 So schon [Mt 10,40]. Alle Gläubigen sind Glieder Christi [1Kor 16,15], seine Brüder und Schwestern [Mt 12,50] Thom. Matthäus Mt 48 25 41 Tunc dicet et his, qui a sinistris erunt: Discedite a me maledicti in ignem æternum, qui paratus est diabolo, et angelis ejus. Dann wird er auch zu denen auf der Linken sprechen: Weichet von mir, ihr Verfluchten!⁵⁸ in das ewige Feuer,⁵⁹ welches dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist.⁶⁰ [Mt 7,23, Lk 13,27, Ps 6,9] Matthäus Mt 48 25 41 58 Die Strafe des Verlustes. Alles Gute wird ihnen genommen und mit dem Fluche der Verdammnis belastet gehen sie in die Strafe der Sinne ein. Beide Strafen werden verhängt, weil sie die Liebe gegen den Nächsten nicht geübt haben. Wie kann Christus die als die Seinen anerkennen, welche die diese unterscheidende Tugend nicht besaßen? Und wie konnten die Gott lieben, die den Bruder nicht geliebt haben? Welcher Gegensatz zu V. 34 in allen Teilen des Urteils! Matthäus Mt 48 25 41 59 Kein von dieser Erde hergenommener Begriff vermag uns ein treueres Bild der Leiden, welche die Verdammten erdulden, zu geben als der Ausdruck Feuer. Es ist zwar ein anderes Feuer als das irdische, aber ein ebenso wahres wie dieses (H. H. Väter.). Matthäus Mt 48 25 41 60 Hier ist eine Abweichung von dem Gegensatze zu V. 34 zu bemerken. Ihr waret geschaffen, einst selig zu werden. Durch die Sünde habt ihr euch dem Teufel zugesellt und seid der ihm bestimmten Strafe verfallen (Orig., Pasch.). Deshalb gibt auch der Herr nicht hinzu, von wem sie verflucht sind: Nicht von Gott, sondern durch ihre eigenen Taten (Chrys.). Matthäus Mt 48 25 42 Esurivi enim, et non dedistis mihi manducare: sitivi, et non dedistis mihi potum: Denn ich war hungrig, und ihr habt mich nicht gespeist; ich war durstig, und ihr habt mich nicht getränkt; Matthäus Mt 48 25 43 Hospes eram, et non collegistis me: nudus, et non cooperuistis me: infirmus, et in carcere, et non visitastis me. ich war fremd, und ihr habt mich nicht beherbergt; ich war nackt, und ihr habt mich nicht bekleidet; ich war krank und im Kerker,⁶¹ und ihr habt mich nicht besucht. Matthäus Mt 48 25 43 61 Alles fordert die Verdammnis: Die Leichtigkeit des guten Werkes, die Lage des Bedürftigen, das natürliche Mitleid, die Größe der verheißenen Belohnung und der angedrohten Strafe, die Würde dessen, der die Wohltat als ihm erwiesen ansehen wollte, Gott (Chrys.). Matthäus Mt 48 25 44 Tunc respondebunt ei et ipsi, dicentes: Domine, quando te vidimus esurientem, aut sitientem, aut hospitem, aut nudum, aut infirmum, aut in carcere, et non ministravimus tibi? Dann werden auch sie ihm antworten und sagen: Herr! wann haben wir dich hungrig oder durstig, oder fremd, oder nackt, oder krank, oder im Kerker gesehen, und haben dir nicht gedient?⁶² Matthäus Mt 48 25 44 62 Die Gerechten wiederholen die Worte des Richters eines nach dem anderen, die Bösen fassen dieselben beschämt kurz zusammen. Christus lehrt uns, dass alle Werke und die Ursachen der Seligkeit und der Verdammnis offenbar werden. Sicherlich wird der Herr den Verdammten nicht gestatten, lange mit ihm zu rechten, zumal sie bereits im besonderen Gerichte die Ursache ihrer Verdammnis erfahren haben. Das Bild soll uns also mahnen, dass wir jetzt so leben, dass wir einst nicht das Urteil der Verdammnis hören. Matthäus Mt 48 25 45 Tunc respondebit illis, dicens: Amen dico vobis: Quamdiu non fecistis uni de minoribus his, nec mihi fecistis. Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch, sofern ihr es einem dieser Geringsten nicht getan habt, habt ihr es auch mir nicht getan! Matthäus Mt 48 25 46 Et ibunt hi in supplicium æternum: justi autem in vitam æternam. Und diese werden in ewige Pein gehen, die Gerechten aber in ewiges⁶³ Leben. [Dan 12,2, Joh 5,29] Matthäus Mt 48 25 46 63 In die ewige, selige Unsterblichkeit. Der Ausdruck: ewig bedeutet endlose Dauer, denn bei [Lk 1,33] heißt das Reich Jesu ein Reich ohne Ende, und nach [Joh 11,26] werden die Gerechten niemals sterben. In derselben Bedeutung muss ewig auch im ersten Versgliede genommen werden; einmal weil sich die Ausdrücke in beiden Versgliedern aufeinander beziehen; dann weil nach [Mt 3,12, Offb 20,10, Joh 3,36] die Strafe der Gottlosen nicht minder endlos genannt ist. Wie könnten die Verdammten auch je sich bekehren, da ihnen die Gnade Gottes für immer entzogen ist, nachdem sie dieselbe in der Zeit des Lebens, in welcher sie ihnen allein gegeben worden ist, nicht zu ihrem Heile angewandt haben? So wenig die Finsternis je Licht werden kann, oder das Feuer aus einer Schlacke je Silber oder Gold hervorrufen kann, ebenso wenig vermag die Hölle je dem Himmel sich zu nähern. Alle heiligen Väter haben diese Endlosigkeit der Strafen gelehrt, und die unfehlbare Kirche hat den Irrtum, dass die Strafen der Teufel und Verdammten einmal ein Ende haben, verdammt. (II. Konzil von Konstantinopel Kan. 12) Hasse, o Mensch! Nicht diese Strafe, denn sie ist gerecht; hasse die Sünde. Wer nur die Strafe verabscheut, verfällt in Sünde und Strafe. Durch Unglauben entrückest du dir zwar das Andenken der Hölle, aber nicht die Hölle selbst; du verbindest dir die Augen, um den Abgrund nicht zu sehen, aber desto gewisser fällst du hinein. Die Hölle mit gläubigen Augen schon von ferne schauen, schreckt dich vom Wege weg, der zur Hölle führt. Außerhalb der Höllenpforte kann man noch umkehren, aber aus der Hölle ist keine Erlösung; die Türe ist ewig geschlossen und mit der Ewigkeit verriegelt. Wie ein zweiter Moses, Stifter und Gesetzgeber des Neuen Bundes, beschließt Christus seine öffentliche Lehrtätigkeit mit Verheißung und Drohung. [Dtn 30,15.19]. Matthäus Mt 48 25 5 Moram autem faciente sponso, dormitaverunt omnes et dormierunt. Da aber der Bräutigam verzog,¹¹ wurden alle schläfrig und schlummerten ein.¹² Matthäus Mt 48 25 5 11 Wie [Mt 24,48]. Matthäus Mt 48 25 5 12 Der Schlaf erklärt, warum die törichten Jungfrauen nicht eher bemerken, dass es ihnen an Öl gebricht. Wenn der Schlaf für die Erzählung eine besondere Bedeutung hat, so soll er vielleicht andeuten, dass niemand allezeit an die Ankunft Christi denkt. Matthäus Mt 48 25 6 Media autem nocte clamor factus est: Ecce sponsus venit, exite obviam ei. Um Mitternacht¹³ aber erhob sich ein Geschrei:¹⁴ Sehet, der Bräutigam kommt, gehet heraus ihm entgegen! Matthäus Mt 48 25 6 13 So dachten sich die Juden die Ankunft des Messias nach dem Bilde der letzten Nacht in Ägypten. Bedeutung: Zu einer Zeit, da man es nicht weiß, noch erwartet (Aug., Theoph.). Matthäus Mt 48 25 6 14 Von solchen, die den Hochzeitszug kommen sahen. Matthäus Mt 48 25 7 Tunc surrexerunt omnes virgines illæ, et ornaverunt lampades suas. Da standen alle jene Jungfrauen auf und richteten ihre Lampen zu. Matthäus Mt 48 25 8 Fatuæ autem sapientibus dixerunt: Date nobis de oleo vestro: quia lampades nostræ exstinguuntur. Die törichten aber sprachen zu den Klugen: Gebet uns von eurem Öle; denn unsere Lampen erlöschen. Matthäus Mt 48 25 9 Responderunt prudentes, dicentes: Ne forte non sufficiat nobis, et vobis, ite potius ad vendentes, et emite vobis. Die Klugen antworteten und sprachen: Es möchte nicht zureichen für uns und euch;¹⁵ gehet vielmehr hin zu den Krämern und kaufet für euch. Matthäus Mt 48 25 9 15 An jenem Tage kann niemand dem anderen helfen (Hier., Chrys.). Matthäus Mt 48 0 1 4. Letztes Abendmahl und Leiden Christi. (K. 26-27) Das Mahl in Bethanien. (V. 16) Das Paschamahl (V. 25) Einsetzung des heil. Altarssakramentes. (V. 29) Vorhersagung des Ärgernisses der Jünger. (V. 35) Christi Gebet im Garten Gethsemani. (V. 46) Gefangennehmung des Heilandes (V. 56) Jesus vor Kaiphas. (V. 68) Dreifache Verleugnung des heil. Petrus. Matthäus Mt 48 26 1 Et factum est: cum consummasset Jesus sermones hos omnes, dixit discipulis suis: Und es geschah, als Jesus alle diese Reden vollendet hatte,¹ sprach er zu seinen Jüngern:² [Mk 14,1.2, Lk 22,1.2, Joh 1317]. Matthäus Mt 48 26 1 1 Die er in den beiden letzten Tagen gehalten. Matthäus Mt 48 26 1 2 Christus belehrt seine Jünger, dass er den Tod und die Weise desselben aus freien Stücken erwählt. Matthäus Mt 48 26 10 Sciens autem Jesus, ait illis: Quid molesti estis huic mulieri? opus enim bonum operata est in me. Jesus aber wusste es und sprach zu ihnen: Was behelligt¹⁴ ihr dieses Weib? sie hat ja ein gutes Werk an mir getan.¹⁵ Matthäus Mt 48 26 10 14 Durch öffentlichen Tadel ihrer Handlung. Matthäus Mt 48 26 10 15 Sie bekannte vor allen, dass Christus der höchsten Ehre würdig ist. In V. 11 erklärt der Heiland, warum er am Abschlusse seines Lebens diese Ehre annimmt, ein zweiter Grund folgt V. 12. Matthäus Mt 48 26 11 Nam semper pauperes habetis vobiscum: me autem non semper habetis. Denn die Armen habet ihr allezeit bei euch; mich aber habet ihr nicht allezeit. Matthäus Mt 48 26 12 Mittens enim hæc unguentum hoc in corpus meum: ad sepeliendum me fecit. Denn indem sie diese Salbe über meinen Leib ausgoss, hat sie es zu meinem Begräbnisse getan.¹⁶ Matthäus Mt 48 26 12 16 So wurden die Leichen der Reichen geehrt. Die Prophezeiung [Jes 53,9] beginnt in Erfüllung zu gehen. Matthäus Mt 48 26 13 Amen dico vobis, ubicumque prædicatum fuerit hoc evangelium in toto mundo, dicetur et quod hæc fecit in memoriam ejus. Wahrlich, ich sage euch, wo man immer in der ganzen Welt dies Evangelium¹⁷ verkünden wird, wird auch, was sie getan hat,¹⁸ zu ihrem Gedächtnisse gesagt werden. Matthäus Mt 48 26 13 17 Die frohe und heilbringende Botschaft von dem messianischen Reiche. Matthäus Mt 48 26 13 18 Für die kleine Beschämung seitens der Jünger hat Maria ewiges Lob eingetauscht, dass ihr überall zuteil wird, wohin die Predigt vom Reiche Gottes dringt. Matthäus Mt 48 26 14 Tunc abiit unus de duodecim, qui dicebatur Judas Iscariotes, ad principes sacerdotum: Damals¹⁹ ging einer von den Zwölfen,²⁰ welcher Judas Iskariot hieß, zu den Hohenpriestern, [Mk 14,10, Lk 22,4]. Matthäus Mt 48 26 14 19 Nach der Sitzung des Hohen Rates. (Aug., Bed., Thom.) Matthäus Mt 48 26 14 20 Welch Abgrund von Verworfenheit. Matthäus Mt 48 26 15 Et ait illis: Quid vultis mihi dare, et ego vobis eum tradam? At illi constituerunt ei triginta argenteos. und sprach zu ihnen: Was wollet ihr mir geben, und ich werde ihn euch überliefern?²¹ Sie aber setzten ihm²² dreißig Silberlinge²³ aus. Matthäus Mt 48 26 15 21 Judas will den Schaden ausgleichen, den die Salbung des Heilandes ihm seiner Meinung nach verursacht hat. Dennoch fordert er keine bestimmte Summe, sondern überlässt es den Feinden Christi, den Preis des Verrates zu bestimmen, wie wenn er einen verächtlichen Sklaven verkaufte! (Hier.) Matthäus Mt 48 26 15 22 Nach Zach., den der Evangelist anführt: Sie wogen ihm zu. Matthäus Mt 48 26 15 23 Sikel, und zwar, da sie aus dem Tempelschatze entnommen werden, von größerem Gewichte. Ein Sikel wird auf etwa 2,6 M. geschätzt, mithin erhielt Judas etwa 70 bis 78 Mark. Der heil. Matthäus erzählt dieses Ereignis in kurzer Zusammenfassung. Nach [Mk 14,11] und [Lk 22,5] wurde ihm jetzt das Geld erst versprochen (wie auch die Vulg. hier übersetzt) und erst ausgehändigt, als er sich anbot, die Häscher zu führen, oder als er den Heiland in ihre Hände überliefert hatte. War diese Summe nicht zu klein? Nach [Joh 11,56] war vom Hohen Rate einem jeden die Verpflichtung auferlegt worden, den Heiland zu überliefern, deshalb schien Judas nun eigentlich seine Schuldigkeit zu tun und wird der Preis nicht nach dem Werte, den Christi Gefangennehmung für den hohen Rat hat, sondern hauptsächlich nach der Mühe usw. bestimmt, welche der Verräter auf sich nimmt. Nach [Ex 21,32] waren 30 Sikel zu bezahlen, wenn ein fremder Ochse die Magd oder den Knecht eines Israeliten stieß, und um diesen Preis wurden auch die Sklaven verkauft. So ging in Erfüllung, was [Sach 11,12] gesagt worden. Vergl. [Phil 2,7] Bereits ein Jahr vor dem Tage des Verrates ward Judas von dem Heilande ein Teufel genannt, als er den Glauben an Christus von sich geworfen. Nur zeitlicher Vorteil hatte ihn also noch an den Heiland gefesselt. Je mehr aber die Geldgier zunahm, desto blinder wurde Judas. Als er nichts mehr von Christus zu hoffen zu können glaubte, dachte er daran, sich für die Zukunft sicher zu stellen, ehe er den Heiland verließ. Da er die 300 Denare nicht hatte rauben können, gab ihm der Teufel in's Herz, er solle sich mit dem Hohen Rate verständigen, so werde er Geld und Gunst erlangen. Vielleicht dachte Judas nicht einmal an alle Folgen seines Verrates, denn nach Vollbringung desselben verzweifelte er. Matthäus Mt 48 26 16 Et exinde quærebat opportunitatem ut eum traderet. Und von da an suchte er Gelegenheit, ihn zu überliefern. Matthäus Mt 48 26 17 Prima autem die Azymorum accesserunt discipuli ad Jesum, dicentes: Ubi vis paremus tibi comedere Pascha? Am ersten Tage aber der ungesäuerten Brote,²⁴ traten die Jünger zu Jesus und sprachen: Wo willst du, dass wir dir das Osterlamm zu essen bereiten? [Mk 14,12, Lk 22,7] Matthäus Mt 48 26 17 24 Nach [Joh 18,28] hatten die Juden das Osterlamm noch nicht gegessen, als sie den Heiland vor Pilatus brachten, wollten es aber am Abend genießen, da Rüsttag war [Joh 19,42]. Da nun die anderen Evangelisten berichten, das Abendmahl sei am ersten Tage der ungesäuerten Brote, also am 14. Nisan, gehalten, die Juden das Fest aber einen Tag später feierten als der Herr (Eus. Caes., Epiph.), so erhebt sich die Frage, warum die Juden so handelten. Zwar sagt die heil. Schrift den Grund nicht, indes war es nicht das erste Mal, dass es geschah. Vergl. [Num 9,10] und [2Chr 30,2.3]. Vielleicht wurde der Ostertag, wenn er auf einen Freitag (15) fiel, auf den folgenden Sabbat verlegt. Andere suchen die Schwierigkeit dadurch zu heben, dass sie die aramäische Wendung des Matthäus (dem Markus und Lukas folgen): am ersten Tage der ungesäuerten Brote als vor dem Tage usw. erklären, was auch vom griechischen Texte gelte. (Euthym. zu [Lk 22,7] Chrys.) Matthäus Mt 48 26 18 At Jesus dixit: Ite in civitatem ad quemdam, et dicite ei: Magister dicit: Tempus meum prope est, apud te facio Pascha cum discipulis meis. Jesus aber sprach: Gehet in die Stadt²⁵ zu einem gewissen Manne,²⁶ und saget zu ihm: Der Meister²⁷ spricht: Meine Zeit²⁸ ist nahe; bei dir halte ich Ostern mit meinen Jüngern.²⁹ Matthäus Mt 48 26 18 25 Christus war also nicht in der Stadt, sondern in Bethanien oder auf dem Wege. Matthäus Mt 48 26 18 26 Christus nennt den Betreffenden nicht, gibt aber nach den anderen Synoptikern ein Erkennungszeichen an, so von neuem kundgebend, wie genau er sein Leiden voraussieht und vorherbestimmt. Matthäus Mt 48 26 18 27 Der Betreffende war also wohl ein Jünger. Matthäus Mt 48 26 18 28 Des Todes. Matthäus Mt 48 26 18 29 Jede Paschagenossenschaft musste wenigstens zehn Glieder zählen. Sie sind 13. Matthäus Mt 48 26 19 Et fecerunt discipuli sicut constituit illis Jesus, et paraverunt Pascha. Und die Jünger taten, wie ihnen Jesus aufgetragen hatte, und bereiteten das Ostermahl. Matthäus Mt 48 26 2 Scitis quia post biduum Pascha fiet, et Filius hominis tradetur ut crucifigatur. Ihr wisset, dass nach zwei Tagen³ Ostern⁴ ist, und der Menschensohn überliefert werden wird, um gekreuzigt zu werden. Matthäus Mt 48 26 2 3 Christus sagt dies am Dienstage der Leidenswoche (Euth., Thom.) gegen Abend. Matthäus Mt 48 26 2 4 Pascha, Vorübergang, [Ex 12,48, Num 9,4] u. a. Christus deutet also an, dass er das wahre Osterlamm ist und dass der Tag seines Todes gerade derjenige sein wird, den seine Feinde vermeiden wollen. (V. 5) So offenbart der Herr sein göttliches Vorherwissen und Vorherbestimmen. Schon mehrmals hatten die Feinde den Heiland zu töten gedacht, aber erst nach der Auferweckung des Lazarus war ein dahin zielender Beschluss gefasst worden [Joh 11,47-53]. Die Ereignisse der letzten Tage haben die Gegner des Erlösers auf's äußerste gereizt und wiederum wird der Hohe Rat zusammen berufen Matthäus Mt 48 26 20 Vespere autem facto, discumbebat cum duodecim discipulis suis. Als es aber Abend geworden war,³⁰ ließ er sich mit seinen zwölf Jüngern zu Tische nieder.³¹ Matthäus Mt 48 26 20 30 V. 17 war der Tag genannt, jetzt wird die vorgeschriebene Zeit erwähnt. Matthäus Mt 48 26 20 31 Das erste Mahl hatten die Israeliten das Mahl stehend genommen, später nahm man es in bequemerer Stellung, zum Zeichen der schon erlangten Freiheit. Matthäus Mt 48 26 21 Et edentibus illis, dixit: Amen dico vobis quia unus vestrum me traditurus est. Und da sie aßen, sprach er: Wahrlich, ich sage euch, einer von euch wird mich verraten!³² [Joh 13,21] Matthäus Mt 48 26 21 32 Der Heiland weiß, was ihm bevorsteht, und hindert es nicht, ein neuer Beweis der Freiwilligkeit seines Leidens. Der Herr trauert, dass es einer der Zwölf ist und mahnt ihn zur Umkehr. Matthäus Mt 48 26 22 Et contristati valde, cperunt singuli dicere: Numquid ego sum Domine? Da wurden sie sehr betrübt, und einer um den andern fing an zu fragen: Ich bin es doch nicht, Herr?³³ Matthäus Mt 48 26 22 33 Jeder wünscht, er möchte nicht der Verräter sein; obgleich sie sich nicht schuldig wissen, glauben sie dem Meister mehr als sich und fürchten ihre Gebrechlichkeit. Matthäus Mt 48 26 23 At ipse respondens, ait: Qui intingit mecum manum in paropside, hic me tradet. Er aber antwortete, und sprach: Der die Hand mit mir in die Schüssel tunket, dieser wird mich überantworten.³⁴ Matthäus Mt 48 26 23 34 Der Heiland weist darauf hin, wie unwürdig der Verrat von Seiten eines Vertrauten ist, wohl auf [Ps 40,10] und [Ps 54,14] anspielend. Sie tauchten das Brot wohl zu dreien oder vieren zusammen ein. Dass Judas dem Heilande nahe war, wird aus V. 25 wahrscheinlich. Matthäus Mt 48 26 24 Filius quidem hominis vadit, sicut scriptum est de illo: væ autem homini illi, per quem Filius hominis tradetur: bonum erat ei, si natus non fuisset homo ille. Der Menschensohn zwar geht hin,³⁵ wie von ihm geschrieben ist;³⁶ wehe aber jenem Menschen, durch welchen der Menschensohn überliefert wird; es wäre gut für ihn, wenn jener Mensch nicht geboren wäre!³⁷ Matthäus Mt 48 26 24 35 Der Tod ist eine Wanderung. Matthäus Mt 48 26 24 36 Wohl [Ps 40,10] Matthäus Mt 48 26 24 37 Die Strafe ist furchtbar: die Hölle. Christus will ihn durch diese Drohung zur Buße bewegen; denn nicht weil es vorher bestimmt war, hat Judas den Verrat geübt, sondern weil Judas den Verrat übte und Gott indes vorher wusste, war der Verrat von Gott zu den Leiden Christi hinzugefügt worden (Euth.). Matthäus Mt 48 26 25 Respondens autem Judas, qui tradidit eum, dixit: Numquid ego sum Rabbi? Ait illi: Tu dixisti. Judas aber, der ihn verraten hat, erwiderte, und sprach: Ich bin es doch nicht,³⁸ Rabbi?³⁹ Er antwortete ihm: Du hast es gesagt.⁴⁰ Matthäus Mt 48 26 25 38 Da die übrigen fragen, kann Judas nicht allein schweigen. Auch er fragt, um zu erfahren, ob der Herr wirklich seinen Verräter kennt. Matthäus Mt 48 26 25 39 Gewöhnlicher Titel. Die anderen Jünger sagen: Herr. Matthäus Mt 48 26 25 40 Die gebräuchliche Form der Bejahung. Vergl. [Mt 26,64] und [Mt 27,4]. Die anderen Apostel hören die Worte des Herrn wohl nicht, da Jesus den Verräter nicht bloßstellen und noch warnen will. Matthäus Mt 48 26 26 Cnantibus autem eis, accepit Jesus panem, et benedixit, ac fregit, deditque discipulis suis, et ait: Accipite, et comedite: hoc est corpus meum. Während sie aber aßen,⁴¹ nahm Jesus Brot, segnete⁴² und brach es,⁴³ gab es seinen Jüngern, und sprach: Nehmet hin, und esset, dies⁴⁴ ist mein Leib! [1Kor 11,24] Matthäus Mt 48 26 26 41 Nach Vollendung des Paschamahles [Lk 22,20] opfert Christus, während sie noch bei Tische sind, da, wo das vorbedeutende Lamm verzehrt war (Chrys., Euth.), seinen Leib und sein Blut in unblutiger Weise als Priester nach der Ordnung Melchisedechs (Hier., Pasch.). Da es der Tag der ungesäuerten Brote war und nur solche beim Abendessen gegessen werden durften [Ex 12,18], brauchte der Herr bei dieser Feier ungesäuertes Brot (Chrys.). Matthäus Mt 48 26 26 42 Rief Gottes heilbringenden Segen herab, das Brot so gleichsam für die Konsekration vorbereitend. Da die Gestalt des Brotes bleiben sollte, wurde ihr durch diese Segnung eine gewisse Weihe und Würde verliehen. Der Ritus, den Christus nunmehr vornahm, war bereits bei dem Paschamahle zum Teil beobachtet: Der Familienvater brach die ungesäuerten Brote und verteilte sie. Da Christus nach dem Mahle diesen Ritus wiederholt, werden die Apostel auf dessen Wesen als Vorbedeutung aufmerksam gemacht. Matthäus Mt 48 26 26 43 Wohl musste Christus das Brot brechen, damit alle empfingen, zugleich aber ist das Brechen das Bild des Todes, in den er seinen Leib dahingibt. Matthäus Mt 48 26 26 44 Dies: Das hinzeigende Fürwort zeigt auf das Wesen der Sache, nicht auf die äußere Erscheinung derselben hin, also: Das, was unter der Brotsgestalt verborgen ist, ist mein Leib. Damit diese Worte wahr seien, muss nach der Vollendung der Worte nicht mehr Brot, sondern der Leib Christi gegenwärtig sein. Die Jünger sind auf dies Wunder durch die Rede, welche der Heiland ein Jahr zuvor in Karpharnaum gehalten hat [Joh 6,45] vorbereitet, denn solche Ereignisse, wie das dort erlebte, pflegt man nicht zu vergessen. Zudem fügt der Herr nach [Lk 22,19] hinzu: Der für euch hingegeben wird Worte, die in keiner Weise etwas anderem als seinem heil. Leib zukommen können. Ferner kann das Brot nicht einmal gleichnisweise der Leib des Herrn genannt werden. Was endlich anderes konnte der Heiland nach einer so feierlichen Verheißung [Joh 6] und nach der Forderung des Glaubens an seinen heil. Leib und sein heil. Blut geben wenn nicht seinen wahren Leib und sein wahres Blut? Was wäre Hartes darin, Brot zu essen und dabei an Christus zu denken? Nein, als Christus das Brot in die Hand nahm, war es wahrhaft Brot, nicht sein Leib; da er die Worte gesprochen: Dies ist mein Leib, war es wahrhaft sein Leib, mithin wurde es durch seine Worte gewandelt in seinen Leib. Als Gott die Welt schuf, sprach er nur: Es werde, und alles ward; sollte sein Wort nicht mehr die allmächtige Kraft haben, zu bewirken, was es besagt? Matthäus Mt 48 26 27 Et accipiens calicem gratias egit: et dedit illis, dicens: Bibite ex hoc omnes. Und er nahm den Kelch,⁴⁵ dankte,⁴⁶ und gab ihnen denselben, indem er sprach: Trinket alle daraus;⁴⁷ Matthäus Mt 48 26 27 45 Bei dem Paschamahle waren vier Kelche nach Vorschrift zu trinken. Bei welchen von diesen der Herr die heil. Eucharistie einsetzten, steht nicht fest. Der Wein wurde mit Wasser gemischt, eine Gewohnheit, die auch jetzt noch bei dem heil. Messopfer beibehalten ist. Matthäus Mt 48 26 27 46 Christus sagte vor jedem Wunder Dank, weil durch ein jedes Wunder Gottes des Vaters Herrlichkeit offenbart, Christus als wahrer Gesandter Gottes beglaubigt, den Menschen vielfacher Segen zuteil ward. In wie höherem Grade denn je galten hier diese Gründe! Matthäus Mt 48 26 27 47 Diese Aufforderung richtet sich an die Apostel (V. 20), die um den Tisch, den eucharistischen Altar des Herrn gereiht sind. Da Christus hier das Andenken an seinen Tod, also an die gewaltsame Trennung von Fleisch und Blut einsetzen wollte. Vergl [1Kor 11,26], reicht er seinen heil. Leib und sein Blut unter diesen Gestalten. Er setzt hier nicht nur das Sakrament, sondern auch das Opfer ein, welches unter beiden Gestalten gefeiert wird; also folgt daraus nichts für die irrige Lehre, dass alle Christen unter beiden Gestalten kommunizieren müssten. Matthäus Mt 48 26 28 Hic est enim sanguis meus novi testamenti, qui pro multis effundetur in remissionem peccatorum. denn dieses ist mein Blut des neuen Testamentes, welches für viele⁴⁸ vergossen werden wird⁴⁹ zur Vergebung der Sünden.⁵⁰ Matthäus Mt 48 26 28 48 Der Absicht und dem Willen des Herrn nach für alle, dem segensvollen Erfolge nach für viele. Matthäus Mt 48 26 28 49 Griech.: Vergossen wird. Die Vergießung des Blutes zur Vergebung der Sünden wird in der heil. Schrift stets von einem Gott dargebrachten Opfer gebraucht. Diese Darbringung durfte nur von dem Priester vollzogen werden. Vergl. [Lev 17,11 u. a.]. Christus nennt sein heil. Blut des Neuen Testamentes, also Opferblut in höherer Bedeutung als einst das Blut des Bundes, den Moses schloss [Ex 24,8]. (Euth., Rab.) In dem Kelche war also das wahre Blut Jesu Christi. Denn wenn das A. T. der Schatten des Neuen ist, wie könnte dem vorbedeutenden Blute der Tiere, welches doch wahres Blut war, in vollkommeneren Neuen Bunde nur Wein gegenüber gestellt werden? Dieser neue Bund ist verheißen worden [Jer 31,31, Ez 16,60, Offb 2,19 u. a.]. Das Blut Christi erwirbt als Blut des Neuen Testamentes eine Erbschaft, die nach dem Kreuzestode Christi unser eigen wird. Matthäus Mt 48 26 28 50 Das Blut Christi am Kreuze und auf dem Altare hat also gleiche Würde und Wirkung, obgleich die Art, wie durch das Messopfer die Sünden nachgelassen werden, eine andere ist als beim Kreuzopfer. Schön spricht über das heil. Mahl der heil. Kirchenrat von Trient (Sitz. 13. Kap. 2): Unser Heiland setzte dieses Sakrament ein, in das er gleichsam die ganze Fülle seiner Liebe zu den Menschen und den Reichtum seiner Wunderkraft ausgoss. Bei der Empfangung desselben hieß er uns sein Andenken feiern, und seinen Tod verkünden, bis er kommen würde, die Welt zu richten. Er hieß uns dieses Sakrament empfangen als geistliche Speise der Seele, durch welche diejenigen genähret und gekräftiget werden, die das Leben dessen leben, der sprach: Wer mich isset, wird leben um meinetwillen. Er hieß es uns empfangen als eine Quelle des Heils zur Abwaschung der täglichen Schuld und zur Bewahrung vor der Todsünde. Auch sollte es uns sein ein Unterpfand der künftigen Herrlichkeit und ewigen Seligkeit, ein Band der Einheit jenes Leibes (der Kirche), dessen Haupt er ist, und mit dem wir durch das engste Band des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe zu ihm und zueinander vereint sein sollen. Matthäus Mt 48 26 29 Dico autem vobis: non bibam amodo de hoc genimine vitis usque in diem illum, cum illud bibam vobiscum novum in regno Patris mei. Ich sage euch aber: Ich werde von nun an nicht mehr⁵¹ trinken von diesem Gewächse des Weinstocks,⁵² bis zu jenem Tage, da ich es erneuert mit euch trinken werde im Reiche meines Vaters.⁵³ Matthäus Mt 48 26 29 51 Hier auf Erden. Matthäus Mt 48 26 29 52 Dies ist nicht der eucharistische Kelch, denn im Himmel, im Reiche des Vaters, wird der Heiland weder im eigentlichen, noch im uneigentlichen Sinne sein Blut trinken. Der Herr spricht hier im bildlichen Sinne von dem Genusse der Seligkeit, von jenem Weine, von dem [Ps 35,9] die Rede ist. Matthäus Mt 48 26 29 53 Der Heiland deutet an, dass die Zeit seines Heimganges zum Vater da ist, wie er [Lk 22,16] zuvor vom Pascha gesprochen. Doch er fügt den Abschieds- ein Trostwort bei. Oft schon hat er vom Himmel als einem Freudenmahle gesprochen, z. B. [Mt 22,2, Lk 12,37], auch am heutigen Abende. [Lk 22,30]. So verheißt er seinen Aposteln denn auch hier, dass sie stets seine Freunde bleiben und immerdar seine Freundschaft genießen werden, freilich nicht wie auf Erden, sondern auf neue Weise. Die heilige Schrift deutet an, dass der Heiland seinen heiligsten Leib und sein heiligstes Blut selbst nicht nahm. Denn aus diesem Sakramente wird das Leben geschöpft, durch dasselbe bleiben die Genießenden mit Christus vereint. Christus aber, der selbst das Leben ist, kann es nicht aus dem Sakramente schöpfen, noch sich durch dasselbe mit sich selbst vereinigen. Ob Judas die heil. Eucharistie empfing? Siehe [Joh 13,30]. Ging die Fußwaschung der Einsetzung des heil. Altarssakramentes und des heil. Opfers voraus, wie die meisten Ausleger annehmen, so war Judas bereits fortgegangen. Zudem wird Christus, wenn er nachdrücklich befiehlt: Trinket alle daraus, nicht Judas in den Befehl eingeschlossen haben. (Tat., Ephr., Apost. Konst., Hil., Cyr., Aller.). Die [Lk 22,21] berichteten Worte sind nicht der Zeitfolge nach eingereiht, so wenig wie der Streit der Jünger und [Mt 21 V. 37. 38]. Indes auch die Ansicht, dass Judas die heil. Kommunion empfangen hat, hat viele gewichtige Vertreter. Matthäus Mt 48 26 3 Tunc congregati sunt principes sacerdotum, et seniores populi in atrium principis sacerdotum, qui dicebatur Caiphas: Da versammelten sich die Hohenpriester und die Ältesten des Volkes⁵ in dem Hofe des Hohenpriesters, welcher Kaiphas hieß. Matthäus Mt 48 26 3 5 Bei Markus und Lukas werden die Schriftgelehrten hinzugefügt, also der ganze Hohe Rat versammelt sich. Über die Hohenpriester siehe 2, Anm. 6. Der Hohepriester leitet die Versammlung. Kaiphas, eigentlich Joseph, war von dem römischen Prokurator Balerius Gratus zum Hohenpriester gemacht worden und verwaltete sein Amt durch 17 Jahre (18-36 nach Chr. Geburt). Matthäus Mt 48 26 30 Et hymno dicto, exierunt in montem Oliveti. Und nachdem sie den Lobgesang⁵⁴ gesprochen hatten, gingen sie hinaus auf den Ölberg. Matthäus Mt 48 26 30 54 Vielleicht [Ps 135], mit dem die Paschafeier beschlossen wurde. Matthäus Mt 48 26 31 Tunc dicit illis Jesus: Omnes vos scandalum patiemini in me, in ista nocte. Scriptum est enim: Percutiam pastorem, et dispergentur oves gregis. Da sprach Jesus zu ihnen:⁵⁵ In dieser Nacht werdet ihr alle an mir Anstoß nehmen,⁵⁶ denn es steht geschrieben: Ich will den Hirten schlagen, und die Schafe der Herde werden zerstreut werden.⁵⁷ [Mk 14,27, Joh 16,32] Matthäus Mt 48 26 31 55 Petrus wurde wenigstens zwei Mal, nach Aug. und Pasch. Drei Mal, gewarnt. Matthäus Mt 48 26 31 56 Meine Demütigungen werden euren Glauben in's Schwanken bringen und euch in Furcht setzen. Der Heiland sagt dies vorher, damit sie, wenn es geschehen, nicht verzweifeln, sondern Buße tun (Hier.). Die zukünftigen Lehrer der Kirche lernen Demut und Geduld, und andere schöpfen aus ihrem Beispiel Mut zur Umkehr (Pasch.). Matthäus Mt 48 26 31 57 [Sach 13,7]. Der Evangelist wendet die allgemeine Prophezeiung auf einen Teil der Herde, die Apostel, an. Die Jünger des Herrn konnten nicht verstehen, wie der, welcher Tote auferweckt und so viele andere und große Wunder getan, einem so schmachvollen Tode überliefert werden soll. Matthäus Mt 48 26 32 Postquam autem resurrexero, præcedam vos in Galilæam. Nachdem ich aber auferstanden sein werde,⁵⁸ werde ich euch vorausgehen nach Galiläa.⁵⁹ [Mk 14,28, Mk 16,7] Matthäus Mt 48 26 32 58 Der Heiland mildert die Trauer. Matthäus Mt 48 26 32 59 Die Erwähnung des Vaterlandes und das Versprechen der Wiederkehr tröstet die Betrübten und beseitigt die Furcht vor den Juden (Cyr., Thom.). Der Heiland gestattet ihnen, sofort Judäa zu verlassen, indes bleiben die Jünger auch nach der Auferstehung des Herrn aus Liebe zu ihm noch in Jerusalem, weshalb der Herr sich ihnen auch hier offenbart. Matthäus Mt 48 26 33 Respondens autem Petrus, ait illi: Et si omnes scandalizati fuerint in te, ego nunquam scandalizabor. Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Und wenn alle an dir Anstoß nehmen, ich werde niemals Anstoß nehmen.⁶⁰ Matthäus Mt 48 26 33 60 Seine glühende Liebe und sein fester Glaube scheinen ihm unerschütterlich. Dennoch fehlt er in drei Stücken: Er widerspricht dem Herrn, er zieht sich anderen vor, er vertraut zu sehr auf sich selbst (Chrys., Pasch., Thom.). Matthäus Mt 48 26 34 Ait illi Jesus: Amen dico tibi, quia in hac nocte antequam gallus cantet ter me negabis. Jesus aber sagte zu ihm: Wahrlich,⁶¹ ich sage dir, in dieser Nacht, ehe der Hahn kräht, wirst du mich dreimal verleugnen! [Mk 14,30, Joh 13,38] Matthäus Mt 48 26 34 61 Christus redet überaus feierlich. Ehe der Hahn zum zweiten Mal kräht, ehe die Hahnenstunde kommt, welche dem Ende der Mitternacht folgt, wirst du drei Mal leugnen, mich zu kennen. [Lk 22,34] Matthäus Mt 48 26 35 Ait illi Petrus: Etiamsi oportuerit me mori tecum, non te negabo, Similiter et omnes discipuli dixerunt. Da sprach Petrus zu ihm: Wenn ich auch mit dir sterben müsste, werde ich dich doch nicht verleugnen.⁶² In gleicher Weise sprachen auch alle Jünger.⁶³ [Mk 14,31, Lk 22,33] Matthäus Mt 48 26 35 62 Vielleicht fasst der heil. Petrus die Worte Christi nicht als eine bestimmte Vorhersagung, sondern als Besorgnis auf. Je nachdrücklicher Christus indes seinen Fall voraussagt, desto eifriger beteuert Petrus seine Festigkeit (Euth.) Dass Petrus aus seinem Falle lernte, zeigte [Joh 21,15-17]. Matthäus Mt 48 26 35 63 Alle urteilen nach der Stimmung des Augenblickes. Vielleicht fassen sie auch die Worte des Herrn als Prüfung auf, nicht als Voraussagung. Matthäus Mt 48 26 36 Tunc venit Jesus cum illis in villam, quæ dicitur Gethsemani, et dixit discipulis suis: Sedete hic donec vadam illuc, et orem. Da kam Jesus mit ihnen in einen Meierhof, Gethsemani genannt,⁶⁴ und sprach zu seinen Jüngern: Setzet euch hier, während ich dorthin gehe und bete. [Mk 14,32, Lk 22,40, Joh 18,1-27] Matthäus Mt 48 26 36 64 Ölpresse. Dorthin begab sich der Heiland oftmals, vielleicht war der Besitzer ein Jünger Jesu. Gethsemani lag am Fuße des Ölberges; noch jetzt stehen dort acht alte Bäume, wohl einst Zeugen der Todesangst des Herrn. Matthäus Mt 48 26 37 Et assumpto Petro, et duobus filiis Zebedæi, cpit contristari et mstus esse. Und er nahm⁶⁵ den Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus⁶⁶ mit sich, und fing an, sich zu betrüben und zu bangen.⁶⁷ Matthäus Mt 48 26 37 65 Nicht alle sollen Zeugen der Todesangst sein, sondern nur diejenigen, welche Zeugen seiner Verklärung und der Auferweckung der Tochter des Jairus gewesen sind; können diese jetzt doch nicht so leicht an seiner Gottheit zweifeln wie jene. (Orig., Pasch.) Matthäus Mt 48 26 37 66 Johannes und Jakobus. Matthäus Mt 48 26 37 67 Als er es wollte und weil er wollte. Matthäus Mt 48 26 38 Tunc ait illis: Tristis est anima mea usque ad mortem: sustinete hic, et vigilate mecum. Da sprach er zu ihnen:⁶⁸ Meine Seele ist betrübt bis in den Tod;⁶⁹ bleibet hier und wachet mit mir!⁷⁰ Matthäus Mt 48 26 38 68 Was äußerlich erscheint, erklärt der Heiland seinen Jüngern auch selbst. Matthäus Mt 48 26 38 69 Meine Betrübnis ist so groß, dass sie allein zureichte, mich zum Sterben zu bringen. Vergl. [Ps 68,4.9]. Anders Orig., Hier.: Die Trauer wird meine Seele bis zum Augenblicke des Todes erfüllen. Matthäus Mt 48 26 38 70 Wie zeigt sich hier klar, dass der Heiland wahrhaft Mensch ist! Wer in Angst und Schrecken ist, richtet Auge und Herz auf andere, dass sie mit ihm die Last tragen. Indes das Wachen verlangt der Heiland nicht für sich, sondern für sie selbst ist dasselbe notwendig. Wie der Heiland bald seinen heiligsten Leib alles leiden lässt, was er nur leiden kann, so hier seine Seele (Thom.). Woher die Betrübnis und Angst? Aus dem Leiden, dass Christus vor sich sieht; aus der Menge und Schwere der Sünden, deren Gewicht niemand besser fühlt als er; endlich aus der Voraussicht, dass sein Opfer für viele fruchtlos sein werde. Welchen vollkommenen Gehorsam zeigt der Heiland gegen den himmlischen Vater, welch unendliche Liebe gegen uns, da er dies alles auf sich nimmt! Welch Trost für uns, dass Christus auf dem Leidenswege uns vorangeht, uns leiden lehrt und dem Tode seinen Schrecken nimmt (Aug.). Matthäus Mt 48 26 39 Et progressus pusillum, procidit in faciem suam, orans, et dicens: Pater mi, si possibile est, transeat a me calix iste: verumtamen non sicut ego volo, sed sicut tu. Und nachdem er ein wenig vorwärts gegangen war, fiel er auf sein Angesicht, betete, und sprach:⁷¹ Mein Vater!⁷² wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch⁷³ an mir vorüber; jedoch nicht wie ich will, sondern wie du.⁷⁴ Matthäus Mt 48 26 39 71 Wie unendlich ist das Meer der Betrübnis, welche die Seele des Herrn erfüllt! Noch niemals hat der Heiland so gebetet. Matthäus Mt 48 26 39 72 Ein zärtliches Wort, geeignet, Erhörung der Bitte zu Erlangen (Hier.). Matthäus Mt 48 26 39 73 Das Leiden. Siehe [Mt 21,22]. Der Herr kennt zwar den Ratschluss des Vaters und hat sich selbst dargeboten, ihn zu erfüllen, ja hat diese Stunde herbeigesehnt, aber er lässt jetzt den äußersten Widerwillen in seiner Seele entstehen, um das Leiden heldenmütiger und verdienstlicher zu machen. Matthäus Mt 48 26 39 74 Er weiß, dass er allezeit erhört wird. (V. 53) Matthäus Mt 48 26 4 Et consilium fecerunt ut Jesum dolo tenerent, et occiderent. Und sie hielten Rat, um Jesus mit List⁶ zu ergreifen und zu töten.⁷ Matthäus Mt 48 26 4 6 Heimlich. Matthäus Mt 48 26 4 7 Sie bestätigen den früher [Joh 11,49] gefassten Beschluss, indes halten sie daran fest, dass die Ausführung insgeheim vor sich gehen soll und nicht während der sieben Tage, durch welche das Fest der ungesäuerten Brote dauert. Matthäus Mt 48 26 40 Et venit ad discipulos suos, et invenit eos dormientes, et dicit Petro: Sic non potuistis una hora vigilare mecum? Und er kam zu seinen Jüngern, und fand sie schlafend,⁷⁵ und sprach zu Petrus:⁷⁶ So vermochtet ihr nicht eine Stunde⁷⁷ mit mir zu wachen? Matthäus Mt 48 26 40 75 Petrus und Johannes waren durch die Vorbereitungen auf das Paschamahl müde, alle drei Jünger aber traurig. So setzten sie der Versuchung zum Schlafe keinen großen Widerstand entgegen. Matthäus Mt 48 26 40 76 Ihn spricht er namentlich an, weil Petrus sich (V. 35) besonders seiner Standhaftigkeit und Treue gerühmt. Die Jünger bieten ihm keinen Trost. Matthäus Mt 48 26 40 77 Eine kurze Zeit. Vergl. [Offb 17,12, Offb 18,10.17.19]. Matthäus Mt 48 26 41 Vigilate, et orate ut non intretis in tentationem. Spiritus quidem promptus est, caro autem infirma. Wachet und betet,⁷⁸ damit ihr nicht in Versuchung geratet!⁷⁹ Der Geist zwar ist willig, das Fleisch aber ist schwach.⁸⁰ Matthäus Mt 48 26 41 78 Diese Aufforderung gilt hier von der leiblichen Wachsamkeit, indes wird hieraus mit Recht die Notwendigkeit geistlicher Wachsamkeit für alle Gläubigen hergeleitet. Zu der Wachsamkeit muss der Gebetseifer und die durch das Gebet erlangte Gnade Gottes kommen. Matthäus Mt 48 26 41 79 Dass ihr nicht versucht werdet. Wie [Mt 6,13] (Orig., Thom.). Matthäus Mt 48 26 41 80 Die Jünger haben die Bereitschaft des Geistes kundgegeben, aber die Natur flieht vor Verfolgung und Leiden und ist sich selbst überlassen zu schwach, sie heilsam zu ertragen. Damit also nicht Geist und Wille von dieser Schwäche ergriffen werden, ist das Gebet von Nöten, das Gottes Hilfe erlangt. So groß auch unser Vertrauen auf unseren Eifer ist, stets müssen wir die Gebrechlichkeit des Fleisches fürchten (Hieron.). Matthäus Mt 48 26 42 Iterum secundo abiit, et oravit, dicens: Pater mi, si non potest hic calix transire nisi bibam illum, fiat voluntas tua. Wiederum ging er zum zweiten Male hinweg, betete, und sprach:⁸¹ Mein Vater! wenn dieser Kelch nicht vorübergehen kann, ohne dass ich ihn trinke,⁸² so geschehe dein Wille. Matthäus Mt 48 26 42 81 Der Heiland lehrt uns, dass man in der Trübsal noch inständiger und anhaltender beten muss. Matthäus Mt 48 26 42 82 Ganz, bis zur Hefe, mit allen seinen Schrecken und der geringen Frucht für die Juden und für so viele andere. Matthäus Mt 48 26 43 Et venit iterum, et invenit eos dormientes: erant enim oculi eorum gravati. Und er kam wieder und fand sie schlafend; denn ihre Augen waren schwer geworden.⁸³ Matthäus Mt 48 26 43 83 Der Heiland fühlt Mitleid mit ihnen und tadelt sie nicht. Matthäus Mt 48 26 44 Et relictis illis, iterum abiit, et oravit tertio, eumdem sermonem dicens. Da verließ er sie,⁸⁴ ging wieder hinweg, und betete zum dritten Male, indem er die nämlichen Worte sprach.⁸⁵ Matthäus Mt 48 26 44 84 Ohne Trost gefunden zu haben. Vergl. [Jes 63,5, Ps 68,21]. Matthäus Mt 48 26 44 85 Der Heiland lehrt die Beharrlichkeit im Gebete, die allein Hilfe erlangt. Dreimal betet der Heiland, weil drei die Zahl der Vollkommenheit ist. Stets ist Trost der Lohn des gottergebenen Gebetes. Matthäus Mt 48 26 45 Tunc venit ad discipulos suos, et dicit illis: Dormite jam, et requiescite: ecce appropinquavit hora, et Filius hominis tradetur in manus peccatorum. Dann kam er zu seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Schlafet nunmehr und ruhet!⁸⁶ Sehet, die Stunde ist herbeigekommen, da der Menschensohn in die Hände der Sünder⁸⁷ überliefert wird. Matthäus Mt 48 26 45 86 Bei [Mk 14,41] wird beigefügt: Es ist genug. Der Herr ließ also seine Jünger noch etwas schlafen und Kräfte sammeln, bis er den Verräter nahen sah (Aug., Bed., Pasch.). Matthäus Mt 48 26 45 87 Der Hohenpriester und Pharisäer, der Führer des auserwählten Volkes, die im Begriffe sind, das größte Verbrechen zu begehen, den verheißenen Messias zu töten. Matthäus Mt 48 26 46 Surgite eamus: ecce appropinquavit qui me tradet. Stehet auf, lasset uns gehen! Sehet, er ist genaht, der mich verraten wird!⁸⁸ Matthäus Mt 48 26 46 88 Welche Stärke offenbart sich in diesen Worten des Herrn! Matthäus Mt 48 26 47 Adhuc eo loquente, ecce Judas unus de duodecim venit, et cum eo turba multa cum gladiis, et fustibus, missi a principibus sacerdotum, et senioribus populi. Und während er noch redete, siehe, da kam Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm ein großer Haufe⁸⁹ mit Schwertern und Knütteln, gesendet von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes. Matthäus Mt 48 26 47 89 Wohl auch römische Soldaten, welche sich die Feinde Jesu erbeten haben. Mitglieder des hohen Rates fehlen nicht, wie [Lk 22,52] zeigt und die Worte Christi V. 55 andeuten. Noch fürchten sie das Volk. Auch Laternen sind mitgebracht, wenn der Mond vielleicht von Wolken bedeckt sein sollte. Der Verräter will es mit beiden Parteien halten, deshalb hat er mit den Feinden Jesu ein Zeichen verabredet, das seinen Verrat zu verbergen geeignet ist, die gewöhnliche Begrüßung, einen Kuss, als ob er von der Ausführung eines Auftrages zurückkehrte. Matthäus Mt 48 26 48 Qui autem tradidit eum, dedit illis signum, dicens: Quemcumque osculatus fuero, ipse est, tenete eum. Der aber, welcher ihn verriet, gab ihnen ein Zeichen,⁹⁰ und sagte: Den ich küssen werde, der ist es, ergreifet ihn! Matthäus Mt 48 26 48 90 Die Soldaten kannten den Herrn wohl nicht von Angesicht, zudem war es dunkel und deshalb allen ein Zeichen erwünscht. Matthäus Mt 48 26 49 Et confestim accedens ad Jesum, dixit: Ave Rabbi. Et osculatus est eum. Und alsogleich trat er zu Jesus hinzu und sprach: Sei gegrüßt, Rabbi!⁹¹ Und er küsste ihn.⁹² Matthäus Mt 48 26 49 91 Der gewöhnliche Gruß bei den Juden war: Friede sei mit dir. Ähnlich wie Judas handelte einst Joab [2Kön 20,9.10]. Matthäus Mt 48 26 49 92 Nach dem Griech.: lang und viel. Meister und Jünger küssten sich bei den Juden häufig. Mit dem Unterpfande der Liebe schlägt Judas Wunden und vergießt Blut mit dem Zeichen der Freundschaft, mit dem Zeichen des Friedens bringt er den Tod. Der Knecht verrät seinen Herrn, der Jünger den Meister, der unter vielen Auserwählte seinen Schöpfer. (Ambr.). Matthäus Mt 48 26 5 Dicebant autem: Non in die festo, ne forte tumultus fieret in populo. Sie sagten aber: Nur nicht am Festtage, damit nicht etwa ein Aufruhr unter dem Volke entstehe.⁸ Matthäus Mt 48 26 5 8 Sie urteilen wohl besonders nach dem, was sie am Palmsonntage gesehen; auch sind viele Galiläer, darunter zahlreiche Anhänger Jesu, zum Feste gekommen. Die ungerechten Richter fürchten nicht Gott, sondern nur das Volk. Doch ein Apostel bietet sich dem hohen Rate als Verräter an und sie schließen vielleicht daraus, dass Jesus nicht so viel Anhänger habe, wie sie befürchtet, und dass alles ihnen gelingen werde, wenn sie nur wagen. Wie richtig, ach! War ihre Voraussicht! Diese Beratung fand am Mittwoch statt, weshalb in der alten Kirche zur Erinnerung daran an jedem Mittwoch gefastet wurde, wie der Freitag ein Fasttag ist zum Andenken an das Leiden Christi (Aug., Theoph.). So geschah es denn, dass Christus an dem Tage litt, der an sich schon offenbarte, dass Christus ein Opferlamm für die Sünden ist. Matthäus Mt 48 26 50 Dixitque illi Jesus: Amice, ad quid venisti? Tunc accesserunt, et manus injecerunt in Jesum, et tenuerunt eum. Jesus aber sprach zu ihm: Freund!⁹³ wozu bist du gekommen? Da traten sie hinzu, und legten Hand an Jesus, und ergriffen ihn.⁹⁴ Matthäus Mt 48 26 50 93 Siehe [Mt 22,Anm.14]. Der Heiland empfängt ihn mit Güte, hält ihm aber sein Verbrechen vor. Matthäus Mt 48 26 50 94 Der Evangelist übergeht hier der Kürze halber, was [Lk 22,48], und [Joh 18,4-9] berichtet wird. Matthäus Mt 48 26 51 Et ecce unus ex his, qui erant cum Jesu, extendens manum, exemit gladium suum, et percutiens servum principis sacerdotum amputavit auriculam ejus. Und siehe, einer⁹⁵ von denen, welche mit Jesus waren, streckte die Hand aus, zog sein Schwert, und schlug den Knecht des Hohenpriesters, und hieb ihm ein Ohr ab. Matthäus Mt 48 26 51 95 Der heil. Matthäus nennt den Namen nicht, es ist der heil. Petrus. Matthäus Mt 48 26 52 Tunc ait illi Jesus: Converte gladium tuum in locum suum; omnes enim, qui acceperint gladium, gladio peribunt. Da sprach Jesus zu ihm:⁹⁶ Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn alle, die das Schwert ergreifen, werden durch das Schwert umkommen. [Gen 9,6, Offb 13,10] Matthäus Mt 48 26 52 96 Der Heiland hat drei Gründe, sich nicht selbst zu verteidigen: V. 52, 53, 54. Matthäus Mt 48 26 53 An putas, quia non possum rogare Patrem meum, et exhibebit mihi modo plus quam duodecim legiones Angelorum? Oder meinst du, ich kann meinen Vater nicht bitten, und er wird mir sogleich mehr als zwölf⁹⁷ Legionen Engel zu Gebote stellen? Matthäus Mt 48 26 53 97 Jesus wählt die Zahl 12 wegen der zwölf Apostel. Eine Legion hatte 6000 Mann. Was ein Engel vermag, siehe [2Kön 19,35]. Matthäus Mt 48 26 54 Quomodo ergo implebuntur Scripturæ, quia sic oportet fieri? Wie wird dann aber die Schrift erfüllet werden, dass es so geschehen muss? Matthäus Mt 48 26 55 In illa hora dixit Jesus turbis: Tamquam ad latronem existis cum gladiis, et fustibus comprehendere me: quotidie apud vos sedebam docens in templo, et non me tenuistis. In jener Stunde sprach Jesus zu den Scharen:⁹⁸ Gleich wie auf einen Räuber seid ihr ausgezogen mit Schwertern und Knütteln, mich gefangen zu nehmen. Täglich saß ich bei euch, und lehrte im Tempel, und ihr ergriffet mich nicht. Matthäus Mt 48 26 55 98 Der Heiland wendet sich an die gegenwärtigen Pharisäer und Priester. Wie töricht, den mit Stangen und Schwertern und durch den Verräter zu suchen, der sich selbst in euere Hände gibt und täglich im Tempel gelehrt hat (Hier.). Wie majestätisch ist die Ruhe des Heilandes! Matthäus Mt 48 26 56 Hoc autem totum factum est, ut adimplerentur Scripturæ prophetarum. Tunc discipuli omnes, relicto eo, fugerunt. Dies alles aber ist geschehen, damit die Schriften der Propheten erfüllt würden.⁹⁹ Da verließen ihn alle Jünger und entflohen.¹⁰⁰ Matthäus Mt 48 26 56 99 Der Tod des Messias wird vorausgesagt [Ps 21, Jes 53, Sach 12,10, Sach 13,7]. Matthäus Mt 48 26 56 100 An sich stand ihnen dies frei, besonders nach dem Worte des Heilandes: Lasset diese gehen. Von jeder Schuld des Ärgernisses entschuldigt die Apostel ihre Bestürzung. Matthäus Mt 48 26 57 At illi tenentes Jesum, duxerunt ad Caipham principem sacerdotum, ubi Scribæ et seniores convenerant. Jene aber, welche Jesus ergriffen hatten, führten ihn zu Kaiphas,¹⁰¹ dem Hohenpriester, wo sich die Schriftgelehrten und Ältesten versammelt hatten. [Lk 22,54] Matthäus Mt 48 26 57 101 Derselbe, der gesagt hat, es sei besser, dass ein Mensch sterbe [Joh 11,50, Joh 18,14]. Der Heiland wird zu einem Richter geführt, bei dem alles bereits entschieden ist und der Ankläger und Richter zugleich ist. Das Gleiche gilt von den Schriftgelehrten und Ältesten. Matthäus Mt 48 26 58 Petrus autem sequebatur eum a longe, usque in atrium principis sacerdotum. Et ingressus intro, sedebat cum ministris, ut videret finem. Petrus aber folgte ihm von ferne bis zu dem Hofe des Hohenpriesters.¹⁰² Und in das Innere eingetreten, setzte er sich zu den Dienern, um den Ausgang zu sehen. Matthäus Mt 48 26 58 102 Zuerst war Petrus geflohen, dann dachte er an sein Versprechen, und von seiner Liebe zum Heilande getrieben, kommt er, zu sehen, welchen Ausgang die Sache nehmen werde. Matthäus Mt 48 26 59 Principes autem sacerdotum, et omne concilium quærebant falsum testimonium contra Jesum, ut eum morti traderent: Die Hohenpriester aber und der gesamte Rat¹⁰³ suchten falsches Zeugnis wider Jesus,¹⁰⁴ damit sie ihn in den Tod brächten; Matthäus Mt 48 26 59 103 So viele zusammengekommen waren. Joseph von Arimathäa und vielleicht auch andere waren nicht zugegen. S. [Lk 23,51]. Matthäus Mt 48 26 59 104 Bewussterweise. Sie wussten, dass mit der Wahrheit nichts gegen den Heiland auszurichten war (Orig.). Kein Zeuge ist da für den Angeklagten, weil Jesus so plötzlich gefangen genommen ist, dass seine Freunde noch keine Kunde davon haben. Wären sie übrigens von solchen Richtern angehört worden? Matthäus Mt 48 26 6 Cum autem Jesus esset in Bethania in domo Simonis leprosi, Als aber Jesus in Bethanien war⁹ im Hause Simons, des Aussätzigen,¹⁰ [Mk 14,3-9, Joh 12,1-8] Matthäus Mt 48 26 6 9 Dies soll keineswegs besagen, das nun Folgende sei nach dem vom V. 1 an Erzählten geschehen, sondern ist eine ganz allgemeine Zeitangabe, welche nach [Joh 12,2ff] näher zu bestimmen ist. Nach dem heil. Johannes aber fällt das Ereignis auf den Vorabend des Palmsonntags. Der heil. Matthäus bringt die Erzählung an dieser Stelle, weil er bereits durch V. 2 gezeigt hat, dass Christus freiwillig in den Tod geht, dies aber wiederum durch die folgende Erzählung bestätigt wird. Da er ferner V. 14 den schmählichen Handel des Judas berichten will, schickt er diese Erzählung voraus, welche den Verrat leichter erklärt, und sodann wohl auch, weil er die Salbung des Herrn und den Verrat des Judas erzählen will. Matthäus Mt 48 26 6 10 Vielleicht hatte ihn der Heiland geheilt und er hatte diesen Namen zum Andenken daran beibehalten. Matthäus Mt 48 26 60 Et non invenerunt, cum multi falsi testes accessissent. Novissime autem venerunt duo falsi testes, doch sie fanden keines, obwohl viele falsche Zeugen aufgetreten waren.¹⁰⁵ Zuletzt aber kamen zwei falsche Zeugen, Matthäus Mt 48 26 60 105 In wie hellem Lichte strahlt die Heiligkeit und Unschuld Christi! Matthäus Mt 48 26 61 Et dixerunt: Hic dixit: Possum destruere templum Dei, et post triduum reædificare illud. und sprachen: Dieser hat gesagt: Ich kann den Tempel Gottes abbrechen, und nach drei Tagen ihn wieder aufbauen.¹⁰⁶ [Joh 2,19] Matthäus Mt 48 26 61 106 Die Worte werden unrichtig und unvollständig wiedergegeben. Wurden sie aber auch von dem Tempel verstanden, so waren dieselben noch kein Grund, der den römischen Prokurator zu einem Todesurteil veranlassen konnte. Matthäus Mt 48 26 62 Et surgens princeps sacerdotum, ait illi: Nihil respondes ad ea, quæ isti adversum te testificantur? Da stand der Hohepriester auf, und sprach zu ihm: Du antwortest nichts auf das, was diese gegen dich bezeugen?¹⁰⁷ Matthäus Mt 48 26 62 107 Das Zeugnis war nicht geeignet oder nicht ausreichend. Gottes Vorsehung will, dass es ganz offenbar ist, dass Christus sich als den Sohn Gottes bekannt hat und deshalb von seinem Volke zum Tode verurteilt ist. Matthäus Mt 48 26 63 Jesus autem tacebat. Et princeps sacerdotum ait illi: Adjuro te per Deum vivum, ut dicas nobis si tu es Christus filius Dei. Jesus aber schwieg. Und der Hohepriester sprach zu ihm: Ich beschwöre¹⁰⁸ dich bei Gott, dem Lebendigen, dass du uns sagest,¹⁰⁹ ob du Christus, der Sohn Gottes,¹¹⁰ bist! Matthäus Mt 48 26 63 108 Ich lege dir einen Eid auf. Matthäus Mt 48 26 63 109 Eidlich. Matthäus Mt 48 26 63 110 Gott gleich, wie der Heiland oft gesagt (Euth.) und wie die Antwort des Herrn zeigt. Matthäus Mt 48 26 64 Dicit illi Jesus: Tu dixisti: verumtamen dico vobis, amodo videbitis filium hominis sedentem a dextris virtutis Dei, et venientem in nubibus cli. Jesus sprach zu ihm: Du hast es gesagt!¹¹¹ Ich sage euch aber: Von nun an werdet¹¹² ihr den Menschensohn¹¹³ sehen, sitzend zur Rechten der Kraft Gottes,¹¹⁴ und kommend auf den Wolken des Himmels.¹¹⁵ [Mt 16,27, Röm 14,10, 1Thess 4,15] Matthäus Mt 48 26 64 111 Ich bin der, den du nennst. Vergl. V. 25. Der Heiland will die Amtsgewalt des Hohenpriesters ehren und den Juden jede Entschuldigung ihres Unglaubens nehmen. Gleichzeitig fügt er, der sich schon durch so viele Wunder als von Gott gesendet erwiesen, einen Beweisgrund hinzu, der in ganz kurzer Zeit die Wahrheit seiner Worte bestätigen wird. Matthäus Mt 48 26 64 112 Bald, in ganz kurzem werdet ihr es erfahren durch meine Auferstehung, die Predigt der Apostel, die Ausbreitung der Kirche und die Zerstörung des Tempels. Matthäus Mt 48 26 64 113 Siehe [Mt 8,Anm.28]. Matthäus Mt 48 26 64 114 [Ps 109, Dan 7,13]. Nach jüdischem Sprachgebrauch bedeutet dies, mit Gott herrschen, seine Allmacht teilen. Matthäus Mt 48 26 64 115 Im letzten Gerichte. Matthäus Mt 48 26 65 Tunc princeps sacerdotum scidit vestimenta sua, dicens: Blasphemavit: quid adhuc egemus testibus? ecce nunc audistis blasphemiam: Da zerriss der Hohepriester seine Kleider,¹¹⁶ und sprach: Er hat Gott gelästert! Was haben wir noch Zeugen nötig?¹¹⁷ Siehe, nun habt ihr die Gotteslästerung gehört.¹¹⁸ Matthäus Mt 48 26 65 116 Auf diese Weise pflegte man große Trauer zu erkennen zu geben. So trauerte Jakob über Josephs vermeintlichen Tod [Gen 37,34], Thamar [2Sam 13,19], die Gesandten des Ezechias [2Kön 18,37], Ezechias selbst [2Kön 19,1], der Hohenpriester Jonathas [1Makk 11,71]. Die Zerreißung wurde stehend, etwa auf eine Handbreite weit, von oben an allen Kleidern außer Hemd und Mantel vorgenommen. Matthäus Mt 48 26 65 117 So offenbart er froh aufjubelnd seine ganze Heuchelei bei der Gerichtsverhandlung. Matthäus Mt 48 26 65 118 Eine Gotteslästerung [Lev 24,15], sowie die Anmaßung der Prophetenwürde [Dtn 18,20] war mit dem Tode zu strafen. Kaiphas hat bereits durch sein Verhalten den übrigen den Weg gewiesen. Übrigens durfte nach jüdischem Rechte kein Angeklagter einzig auf seine eigene Aussage hin zum Tode verurteilt werden. Matthäus Mt 48 26 66 Quid vobis videtur? At illi respondentes dixerunt: Reus est mortis. Was dünket euch? Sie aber antworteten, und sprachen: Er ist des Todes schuldig! Matthäus Mt 48 26 67 Tunc exspuerunt in faciem ejus, et colaphis eum ceciderunt, alii autem palmas in faciem ejus dederunt, Dann spieen sie in sein Angesicht,¹¹⁹ und schlugen ihn mit Fäusten, andere aber gaben ihm Backenstreiche, [Jes 50,6, Mk 14,65] Matthäus Mt 48 26 67 119 Ein Zeichen der höchsten Verachtung. Vergl. [Num 12,14, Dtn 25,9]. Matthäus Mt 48 26 68 Dicentes: Prophetiza nobis Christe, quis est qui te percussit? und sprachen: Weissage uns, Christus! wer ist's, der dich geschlagen hat?¹²⁰ Matthäus Mt 48 26 68 120 Nach [Mk 14,65] verhüllten sie ihm das Haupt. Die Knechte und die Mitglieder des Hohen Rates wollen ihren Abscheu vor der Gotteslästerung heuchlerisch zu erkennen geben. Es wird erfüllt, was [Jes 50,6] gesagt (Chrys., Hier.). Christus leistet für uns Genugtuung. Matthäus Mt 48 26 69 Petrus vero sedebat foris in atrio: et accessit ad eum una ancilla, dicens: Et tu cum Jesu Galilæo eras. Petrus¹²¹ aber saß draußen in dem Hofe;¹²² und eine Magd¹²³ trat zu ihm hin,¹²⁴ und sprach: Du warest auch bei Jesus, dem Galiläer! [Lk 22,56, Joh 18,17] Matthäus Mt 48 26 69 121 Der heil. Evangelist kehrt zu Petrus zurück, von dem er V. 58 zu berichten begonnen. Matthäus Mt 48 26 69 122 Nicht da, wo Jesus vor den Richtern stand. Matthäus Mt 48 26 69 123 Sie hatte ihn mit dem heil. Johannes eintreten sehen, zudem machte ihn wohl seine Haltung verdächtig. Matthäus Mt 48 26 69 124 Er war bei den Dienern am Feuer. Matthäus Mt 48 26 7 Accessit ad eum mulier habens alabastrum unguenti pretiosi, et effudit super caput ipsius recumbentis. trat zu ihm ein Weib,¹¹ das hatte ein Gefäß von Alabaster mit kostbarem Salböle, und sie goss es über sein Haupt aus, während er zu Tische war.¹² [Mk 14,3, Joh 11,2, Joh 12,3] Matthäus Mt 48 26 7 11 Nach dem übereinstimmenden Zeugnisse der Überlieferung, Maria, die Schwester des Lazarus. [Joh 12,3]. Matthäus Mt 48 26 7 12 So pflegte man Gäste zu ehren. Judas schätzte den Wert des Salböls auf über 180 Mark. Matthäus Mt 48 26 70 At ille negavit coram omnibus, dicens: Nescio quid dicis. Doch er leugnete vor allen, und sprach: Ich weiß nicht, was du sagst.¹²⁵ Matthäus Mt 48 26 70 125 Ich bin so wenig der, für den du mich hältst, dass ich nicht einmal verstehe, was du sagst. Wie es im Eifer der Verteidigung zu geschehen pflegt, wiederholt der heil. Petrus dasselbe in verschiedener Weise, siehe [Lk 22,57] und [Mk 14,68]. Die festeste Säule wankt bei einem Windhauche, wo ist jetzt das Selbstvertrauen und das Versprechen für den Heiland zu sterben? (Aug.) Matthäus Mt 48 26 71 Exeunte autem illo januam, vidit eum alia ancilla, et ait his, qui erant ibi: Et hic erat cum Jesu Nazareno. Als er aber durch den Torweg¹²⁶ hinausging, sah ihn eine andere Magd, und sprach zu denen, die dort waren: Auch dieser war bei Jesus, dem Nazarener! Matthäus Mt 48 26 71 126 In die Vorhalle, durch das zur Vorhalle führende Tor. Matthäus Mt 48 26 72 Et iterum negavit cum juramento: Quia non novi hominem. Doch er leugnete abermals mit einem Eidschwure: Ich kenne den Menschen nicht!¹²⁷ Matthäus Mt 48 26 72 127 Ich bin so wenig sein Jünger, dass ich ihn nicht einmal kenne. Er nennt den gefangenen Heiland geringschätzig den Menschen und versucht mit einem Eide sich Glauben zu verschaffen. Matthäus Mt 48 26 73 Et post pusillum accesserunt qui stabant, et dixerunt Petro: Vere et tu ex illis es: nam et loquela tua manifestum te facit. Und nach einer kleinen Weile traten die Umstehenden hinzu, und sagten zu Petrus: Wahrlich, auch du bist einer von ihnen; denn auch deine Sprache macht dich kenntlich!¹²⁸ Matthäus Mt 48 26 73 128 Petrus will nicht fortgehen, um nicht Verdacht zu erwecken, und zugleich ist er begierig zu erfahren, was mit seinem Meister geschehen wird. Deshalb geht er unruhig hin und her und spricht mit den Dienern, sich dessen noch nicht bewusst, was er getan. Wieder erkennt ihn jemand und wiederum wird er von anderen gefragt, ob es wahr ist, was jener sagt. Matthäus Mt 48 26 74 Tunc cpit detestari, et jurare quia non novisset hominem. Et continuo gallus cantavit. Da fing er an, Verwünschungen auszusprechen und zu schwören, dass er den Menschen nicht kenne.¹²⁹ Und alsbald krähte der Hahn. Matthäus Mt 48 26 74 129 Wohl mehrmals wiederholend. Zuerst hat der heil. Petrus nur geleugnet, dann geschworen, endlich mit Verwünschungen und einem Meineide den Herrn verleugnet. Mit dem Verharren in der bösen Gelegenheit fällt er immer tiefer. Matthäus Mt 48 26 75 Et recordatus est Petrus verbi Jesu, quod dixerat: Prius quam gallus cantet, ter me negabis. Et egressus foras, flevit amare. Da erinnerte sich Petrus des Wortes Jesu, wie er gesagt hatte: Ehe der Hahn krähet, wirst du mich dreimal verleugnen.¹³⁰ Und er ging hinaus und weinte bitterlich. Matthäus Mt 48 26 75 130 Da der Heiland ihn barmherzig anblickte. [Lk 22,60.61]. Jesus wurde also in diesem Augenblicke von den Dienern in die Vorhalle geführt, um auch hier verspottet [Lk 22,64.65] oder die Nacht hindurch gefangen gehalten zu werden. Wie wunderbar hat die göttliche Vorsehung alles geordnet! Wie oft hat auch uns der Heiland liebevoll angeblickt! (Hier.) Die Sünde des heiligen Petrus war eine schwere Verletzung der Pflicht, den Glauben zu bekennen (Hier.), nicht eine Versündigung gegen den Glauben selbst (Hil., Aug., Leo). Der Hirt der Kirche lernt mit den schwachen Schafen Mitleid fühlen, da er selbst gefallen (Greg.) und wird allen ein Beweis, dass niemand auf sich selbst vertrauen darf (Ambr., Leo), aber alle auf die Buße ihre Hoffnung gründen müssen (Leo). Matthäus Mt 48 26 8 Videntes autem discipuli, indignati sunt dicentes: Ut quid perditio hæc? Als das die Jünger sahen, wurden sie unwillig, und sprachen: Wozu diese Verschwendung?¹³ Matthäus Mt 48 26 8 13 Der Verräter murrt, weil er ein Dieb ist. [Joh 12,6]. Die anderen Jünger lassen sich von ihm überreden, den Armen sei eine große Wohltat entzogen worden, umso mehr, da sie wussten, wie sehr der Herr allen Luxus verabscheute. Matthäus Mt 48 26 9 Potuit enim istud venumdari multo, et dari pauperibus. Denn es hätte dies teuer verkauft und den Armen gegeben werden können. Matthäus Mt 48 0 1 Der Blutacker. (V. 10) Jesus vor Pilatus. (V. 26) Jesus wird mit Dornen gekrönt. (V. 31) Der Heiland wird gekreuzigt und verhöhnt. (V. 44) Jesus gibt seinen Geist auf. (V. 56) Das Begräbnis des Herrn. Matthäus Mt 48 27 1 Mane autem facto, consilium inierunt omnes principes sacerdotum, et seniores populi adversus Jesum, ut eum morti traderent. Als es aber Morgen geworden war, hielten alle Hohenpriester und Ältesten des Volkes Rat¹ wider Jesus, um ihn zu Tode zu bringen.² Matthäus Mt 48 27 1 1 Eine zweite Sitzung. Siehe [Mk 15,1] Matthäus Mt 48 27 1 2 Sie hatten nicht das Recht, selbst ein Todesurteil zu vollstrecken [Joh 18,31] und suchten also einen Grund, der Pilatus zur Verurteilung bestimmen musste. Der heil. Stephanus und der heil. Jakobus wurden zwar von Juden, aber in einem Tumulte getötet. Matthäus Mt 48 27 10 Et dederunt eos in agrum figuli, sicut constituit mihi Dominus. und gaben sie hin für den Acker des Töpfers, wie der Herr mir aufgetragen hat.¹⁵ Matthäus Mt 48 27 10 15 Ehe das Volk in die Verbannung geführt ward, musste Jeremias einen Acker kaufen. Dies bedeutete: Das Land wird von meinem Volke lange nicht mehr bebaut werden, da es in die Verbannung abgeführt wird. Doch will ich das Land nicht Fremden überlassen, sondern es bleibt, durch Kauf erworben, mein Eigentum, das ich bis zur Rückkehr meines Volkes bewahre. Der Zusammenhang zwischen der Prophezeiung und dem hier erzählten Ereignis ist: Bei Jeremias befahl Gott selbst, den Acker zu kaufen, hier ist zwar der Käufer ein anderer, nämlich der hohe Rat, doch ist auch mittelbar wieder Gott der Besitzer des Ackers, ist doch der Kaufpreis der gleiche, der bei dem Propheten von Gott gezahlt ward, so dass Gott der Besitzer des Kaufpreises oder das, was gleichwertig, des dafür gekauften Ackers ist. Wie bei Jeremias der Kauf der Zerstreuung des Volkes vorausgeht und sie vorbedeutet, so kündet auch dieser Kauf für 30 Silberlinge, durch den die Führer des Volkes ihr Verbrechen bekennen, eine zweite Zerstreuung an. Soweit der Kauf bei Jeremias eine Verheißung der Barmherzigkeit in sich schließt, ist hier der Sinn aus [Röm 11,25-31] zu entnehmen. Da endlich der Acker für einen Preis gekauft wird, zu dem Gott selbst abgeschätzt ist und da für diesen Preis das unschuldige Blut Christi dahingegeben ist, bedeutet der Acker auch noch etwas mehr: Die ganze Welt (Hil., Bed.). Matthäus Mt 48 27 11 Jesus autem stetit ante præsidem, et interrogavit eum præses, dicens: Tu es Rex Judæorum? Dicit illi Jesus: Tu dicis. Jesus aber stand vor dem Landpfleger,¹⁶ und der Landpfleger fragte ihn, und sprach: Bist du der König der Juden? Jesus sprach zu ihm: Du sagst es!¹⁷ [Mk 15,2, Lk 23,3] Matthäus Mt 48 27 11 16 Der Evangelist fährt fort, wo er V. 2 aufgehört. Die Juden klagen den Heiland an, dass er sich den Königstitel angemaßt habe; hatte er sich ja als Messias und damit als König erklärt. Sie klagen Jesus wegen einer Sache an, die sie am Messias gerade am meisten wünschen und wegen derer sie auch den Heiland anerkannt hätten, wäre er auf ihre Absichten eingegangen. Dies wusste Pilatus wohl, und darum ist ihm ihre Fürsorge für die Herrschaft der Römer verdächtig. Das vom hohen Rate gefällte Todesurteil galt bei Pilatus nichts, darum musste hier ein neues Prozessverfahren eingeleitet werden. Matthäus Mt 48 27 11 17 Der Heiland sagt ihm aber zugleich, dass ein Reich ein geistiges ist, das dem römischen Kaiser nicht gefährlich wird. [Joh 18,34-38] Matthäus Mt 48 27 12 Et cum accusaretur a principibus sacerdotum, et senioribus, nihil respondit. Und als er von den Hohenpriestern und Ältesten angeklagt wurde, antwortete er nichts.¹⁸ Matthäus Mt 48 27 12 18 Vergl. [1Petr 2,23]. Matthäus Mt 48 27 13 Tunc dicit illi Pilatus: Non audis quanta adversum te dicunt testimonia? Da sagte Pilatus zu ihm: Hörst du nicht, welch große Dinge sie wider dich bezeugen? Matthäus Mt 48 27 14 Et non respondit ei ad ullum verbum, ita ut miraretur præses vehementer. Doch er antwortete ihm nicht auf sein Wort, so dass der Landpfleger sich sehr verwunderte.¹⁹ Matthäus Mt 48 27 14 19 Was der Richter wissen musste, hatte der Heiland ihm gesagt, es blieb also einzig eine Freilassung übrig. Das majestätische Stillschweigen des Herrn inmitten des tosenden Sturmes setzt Pilatus in Verwunderung. Doch die Furcht, der ganze Hass, der gegen den Heiland anstürmt, möchte sich gegen ihn wenden und ihm bei dem Kaiser Ungelegenheiten bereiten, hält ihn ab, zu tun, was seines Amtes ist und lässt ihn einen Ausweg suchen. Zuerst hatte er den Heiland zu Herodes gesendet [Lk 23,6], doch vergeblich. Jetzt sucht er bei dem Volke Schutz gegen die Wut der Hohenpriester und Ältesten, wozu ihm das Fest Gelegenheit gibt. Um leichter zu dem erwünschten Ziele zu kommen, lässt er die Wahl einzig zwischen Christus dem Unschuldigen und Barabbas, dem Mörder und Aufrührer. Matthäus Mt 48 27 15 Per diem autem solemnem consueverat præses populo dimittere unum vinctum, quem voluissent. Auf den hohen Festtag aber war der Landpfleger gewohnt, dem Volke einen Gefangenen frei zu geben, welchen sie wollten.²⁰ Matthäus Mt 48 27 15 20 Es war jüdische Sitte [Joh 18,39] zur Erinnerung an den Auszug aus Ägypten (Orig., Bed.). Matthäus Mt 48 27 16 Habebat autem tunc vinctum insignem, qui dicebatur Barabbas. Nun hatte er damals einen berüchtigten Gefangenen, der Barabbas hieß. Matthäus Mt 48 27 17 Congregatis ergo illis, dixit. Pilatus: Quem vultis dimittam vobis: Barabbam, an Jesum, qui dicitur Christus? Da sie also versammelt waren, sprach Pilatus: Welchen wollt ihr, soll ich euch freigeben? Den Barabbas, oder Jesus, der Christus genannt wird? Matthäus Mt 48 27 18 Sciebat enim quod per invidiam tradidissent eum. Denn er wusste, dass sie ihn aus Neid überantwortet hatten. Matthäus Mt 48 27 19 Sedente autem illo pro tribunali, misit ad eum uxor ejus, dicens: Nihil tibi, et justo illi: multa enim passa sum hodie per visum propter eum. Während er aber auf dem Richterstuhle²¹ saß, schickte sein Weib zu ihm, und ließ sagen: Mache dir nichts mit diesem Gerechten zu schaffen; vieles habe ich heute im Traume gelitten um seinetwillen.²² Matthäus Mt 48 27 19 21 Unter freiem Himmel, auf erhöhtem Platze vor dem Prätorium. Matthäus Mt 48 27 19 22 Mische dich nicht in diese Sache, verurteile ihn nicht, damit das nicht eintrete, was ich gesehen. Das Traumgesicht war ihr von Gott gesendet (Orig., Chrys., Hier.) und blieb wohl bei ihr nicht ohne Frucht für ihr Heil. Ihr Name soll Prokula gewesen sein. Das griechische Menologium zählt sie unter die Heiligen. Matthäus Mt 48 27 2 Et vinctum adduxerunt eum, et tradiderunt Pontio Pilato præsidi. Und sie führten ihn gebunden hin³ und übergaben ihn dem Landpfleger Pontius Pilatus.⁴ [Mk 15,1ff, Lk 23,1ff, Joh 18,28ff] Matthäus Mt 48 27 2 3 Vielleicht waren die Fesseln während des Verhöres abgenommen worden. Matthäus Mt 48 27 2 4 So hatte der Heiland es vorausgesagt [Mt 20,18.19]. Pilatus war Prokurator von Judäa von 26 bis 36 n. Chr., ein harter und grausamer Mensch. Von den Juden vor Bitellius, dem Statthalter von Syrien, verklagt, musste er sich nach Rom zum Kaiser begeben, um sich zu rechtfertigen. In Ungnade gefallen, soll er sich selbst das Leben genommen haben. Matthäus Mt 48 27 20 Principes autem sacerdotum, et seniores persuaserunt populis ut peterent Barabbam, Jesum vero perderent. Allein die Hohenpriester und die Ältesten überredeten²³ das Volk, den Barabbas zu begehren, Jesus aber zu verderben. [Mk 15,11, Lk 23,18, Joh 18,40, Apg 3,14] Matthäus Mt 48 27 20 23 Mit Geld, Verheißungen, Drohungen. Wo sind die Freunde Jesu? Wo die, welche er geheilt? Niemand wagt für den Herrn einzutreten. Wie die Apostel geflohen sind, so verbergen sich auch die anderen Anhänger des Herrn. Der Heiland hatte dem Volke oft seinen Unglauben vorgeworfen [Mt 10,14, Mt 11,16-24, Mt 13,11-15.58, Mt 15,14]. Pilatus sieht, dass durch seinen Appell an das Volk die Schwierigkeiten sich mehren. Matthäus Mt 48 27 21 Respondens autem præses, ait illis: Quem vultis vobis de duobus dimitti? At illi dixerunt: Barabbam. Der Landpfleger aber entgegnete, und sprach zu ihnen: Welchen von den zweien wollet ihr euch freigegeben haben? Sie sagten: Den Barabbas.²⁴ Matthäus Mt 48 27 21 24 Vergl. [Apg 3,14]. Matthäus Mt 48 27 22 Dicit illis Pilatus: Quid igitur faciam de Jesu, qui dicitur Christus? Pilatus sprach zu ihnen: Was soll ich also mit Jesus machen, der Christus genannt wird? Matthäus Mt 48 27 23 Dicunt omnes: Crucifigatur. Ait illis præses: Quid enim mali fecit? At illi magis clamabant dicentes: Crucifigatur. Da riefen alle: Er soll gekreuziget werden!²⁵ Der Landpfleger sprach zu ihnen: Was hat er denn Böses getan?²⁶ Sie aber schrieen noch mehr,²⁷ und sprachen: Er soll gekreuziget werden!²⁸ Matthäus Mt 48 27 23 25 Eine solche Antwort hat Pilatus nicht erwartet. Seine Absicht ist vereitelt. Doch sein Verhalten war unklug gewesen, da er den Heiland für unschuldig erklärt hat und von seinem Weibe gewarnt ist und hiernach gleichsam dem Richteramt entsagt und das Volk befragt hat, was mit Jesus geschehen soll. Matthäus Mt 48 27 23 26 Warum wollt ihr, dass er gekreuzigt werde? Was nützt es, die nach Gründen zu fragen, welche nach Blut dürsten. Matthäus Mt 48 27 23 27 Griech.: Über alle Maßen und immer von neuem. Hier ein feiger Richter, dort blutgierige wütende Wölfe, wie kann da der Ausgang zweifelhaft sein? Matthäus Mt 48 27 23 28 Die grausamste und schmählichste Todesart, die nur über Sklaven und die schlimmsten Verbrecher verhängt ward und bei den Juden nicht üblich war. Matthäus Mt 48 27 24 Videns autem Pilatus quia nihil proficeret, sed magis tumultus fieret: accepta aqua, lavit manus coram populo, dicens: Innocens ego sum a sanguine justi hujus: vos videritis. Als nun Pilatus sah, dass er nichts ausrichte, sondern der Lärm größer werde, nahm er Wasser, wusch seine Hände vor dem Volke, und sprach: Ich bin unschuldig an dem Blute dieses Gerechten; sehet ihr zu!²⁹ Matthäus Mt 48 27 24 29 Diese Zeremonie war bei den Juden vorgeschrieben, wenn jemand sich als an einem Morde unschuldig erklären wollte. [Dtn 21,6] Pilatus folgt wohl der jüdischen Sitte, da er sich den Juden verständlich machen will und auch ihre rituellen Worte gebraucht: Wenn Gott etwa straft, ihr habt die Strafe zu tragen, allein aus Furcht vor euch fälle ich das Urteil über den, den ich als unschuldig erkannt. Das Volk zeigt sofort, dass es die Bedeutung dieser Handlung verstanden hat und alle Schuld und ihre Folgen auf sich nimmt (V. 25). Matthäus Mt 48 27 25 Et respondens universus populus, dixit: Sanguis ejus super nos, et super filios nostros. Und das ganze Volk antwortete, und sprach: Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!³⁰ Matthäus Mt 48 27 25 30 Dies hatte Christus gedroht [Mt 23,25.36]. Einst hieß Israel das Volk des Segens, jetzt ist es ein Volk des Fluches geworden. Die Juden wollen Pilatus Mut machen, damit er das ungerechte Urteil fälle. Matthäus Mt 48 27 26 Tunc dimisit illis Barabbam: Jesum autem flagellatum tradidit eis ut crucifigeretur. Alsdann gab er ihnen den Barabbas frei; Jesus aber ließ er geißeln,³¹ und überlieferte ihnen³² denselben, damit er gekreuziget würde. Matthäus Mt 48 27 26 31 Die Geißelung war eine furchtbare Strafe. Die Werkzeuge derselben bestanden aus Stricken und Lederriemen, die mit Draht durchflochten waren und Hacken hatten, bisweilen wurden auch Bleikugeln und Skorpionen hinzugefügt. Die Geißelung wurde von acht Liktoren oder zahlreichen Soldaten an einer Geißelsäule vollzogen. Der Heiland wurde überaus hart geschlagen, denn Pilatus wollte das Mitleid des Volkes erregen. [Lk 23,16] (Aug., Euth.). Wie viel litt Christus besonders für die Sünden des Fleisches, mit denen die Menschen Gott beleidigen. Matthäus Mt 48 27 26 32 Ihrem Mutwillen. Matthäus Mt 48 27 27 Tunc milites præsidis suscipientes Jesum in prætorium, congregaverunt ad eum universam cohortem: Da nahmen die Soldaten des Landpflegers Jesus zu sich hinein in das Richthaus,³³ und versammelten um ihn die ganze Schar.³⁴ [Mk 15,16, Ps 21,17] Matthäus Mt 48 27 27 33 Wie durch die Geißelung der ganze Leib, so litt durch die Dornenkrone das heiligste Haupt des Herrn. So beginnt die Prophezeiung [Jes 53,2.3] sich zu erfüllen. Diese Verspottung scheinen die Soldaten aus eigenem Antriebe vorgenommen zu haben. Matthäus Mt 48 27 27 34 So weit sie nicht beschäftigt war. Eine Cohorte hatte 500 Mann. In dieser waren wohl viele Samaritaner. Matthäus Mt 48 27 28 Et exuentes eum, chlamydem coccineam circumdederunt ei. Und sie zogen ihn aus, und legten ihm einen scharlachroten Mantel um,³⁵ Matthäus Mt 48 27 28 35 Ein alter purpurähnlicher Mantel. Wie das Diadem, war der Purpur Abzeichen der Würde eines Fürsten und Königs. Matthäus Mt 48 27 29 Et plectentes coronam de spinis, posuerunt super caput ejus, et arundinem in dextera ejus. Et genu flexo ante eum, illudebant ei, dicentes: Ave rex Judæorum. und flochten eine Krone aus Dornen, setzten sie auf sein Haupt,³⁶ und gaben ihm ein Rohr in seine rechte Hand.³⁷ Und sie bogen das Knie vor ihm, verspotteten ihn, und sprachen: Sei gegrüßt, König der Juden! [Joh 19,2] Matthäus Mt 48 27 29 36 Siehe da das Bild der Strafe für die Frevel, welche die Erde des Fleisches hat reifen lassen (Tert.). Durch diese Dornenkrone wird der alte Fluch [Gen 3,18] aufgehoben. (Bed., Pasch.) Matthäus Mt 48 27 29 37 Einen festen Stab, da sie auch sein Haupt V. 30 damit schlagen. Matthäus Mt 48 27 3 Tunc videns Judas, qui eum tradidit, quod damnatus esset; pnitentia ductus, retulit triginta argenteos principibus sacerdotum, et senioribus, Da Judas, der ihn verraten hatte, jetzt sah, dass er verurteilt war, ward er von Reue ergriffen, und er brachte die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und Ältesten zurück,⁵ Matthäus Mt 48 27 3 5 Ob Judas Zeuge der Szenen im Hause des Kaiphas gewesen? Jedenfalls scheint seine Reue erst zu beginnen, nachdem er den Heiland an Pilatus ausgeliefert sieht. Jetzt möchte er alles ungeschehen machen und selbst das Geld ist ihm zur Last. Er will in den Tempel, zu den Mitgliedern des Hohen Rates, welche das Priesteramt versehen (Thom.). Matthäus Mt 48 27 30 Et exspuentes in eum, acceperunt arundinem, et percutiebant caput ejus. Und sie spieen ihn an,³⁸ nahmen das Rohr, und schlugen ihn auf das Haupt damit. Matthäus Mt 48 27 30 38 Sie ahmen den Kuss nach, mit dem man dem Könige seine Verehrung darbrachte. So küsste Samuel den Saul [1Sam 10,1]. Vergl. [Ps 2,12]. Wieder geht hier in Erfüllung, was [Jes 50,6] vorausgesagt ist. Matthäus Mt 48 27 31 Et postquam illuserunt ei, exuerunt eum chlamyde, et induerunt eum vestimentis ejus, et duxerunt eum ut crucifigerent. Und nachdem sie ihn verspottet hatten, nahmen sie ihm den Mantel ab, legten ihm seine Kleider³⁹ an, und führten ihn fort, um ihn zu kreuzigen.⁴⁰ Matthäus Mt 48 27 31 39 Die Oberkleider. Vorher ward der Heiland dem Volke dargestellt. [Joh 19,5] Matthäus Mt 48 27 31 40 Der Heiland behielt nach dem Zeugnisse der Überlieferung die Dornenkrone (Tertull.). So wurde auch die Inschrift des Kreuzes gleichsam erklärt. Matthäus Mt 48 27 32 Exeuntes autem invenerunt hominem Cyrenæum, nomine Simonem: hunc angariaverunt ut tolleret crucem ejus. Als sie aber hinausgingen, fanden sie einen Mann von Cyrene,⁴¹ mit Namen Simon; diesen nötigten sie, sein Kreuz zu tragen. [Mk 15,21, Lk 23,26] Matthäus Mt 48 27 32 41 Die Verurteilten pflegten ihr Kreuz den ganzen Weg oder einen Teil desselben zu tragen; so auch Jesus. [Joh 19,17] Damit der Heiland nicht auf dem Wege erlag, zwangen die Schergen Simon aus Cyrene, in Lybien, das Kreuz auf sich zu nehmen und es allein zu tragen (Hil., Hier., Ambr., Bened. XIV), während Christus vorausging. Auch wir müssen dem Heilande folgen, unser Kreuz tragend (Orig., Ambr., Bed.). Wie viel Schritte der Kreuzesweg ausmachte, wird verschieden berechnet, von 820 1220 Schritten. Matthäus Mt 48 27 33 Et venerunt in locum, qui dicitur Golgotha, quod est Calvariæ locus. Und sie kamen an einen Ort, welcher Golgotha, das ist Schädelstätte, genannt wird.⁴² [Mk 15,22, Lk 23,33, Joh 19,17] Matthäus Mt 48 27 33 42 Nach der schädelähnlichen Gestalt des Ortes. Matthäus Mt 48 27 34 Et dederunt ei vinum bibere cum felle mistum. Et cum gustasset, noluit bibere. Und sie gaben ihm Wein, der mit Galle vermischt war, zu trinken.⁴³ Und als er davon gekostet hatte, wollte er nicht trinken. Matthäus Mt 48 27 34 43 Nach jüdischer Sitte wurde den Hinzurichtenden Wein mit Myrrhen gemischt gegeben [Mk 15,23], um sie teilweise des Bewusstseins zu berauben. Nach einer Überlieferung ward dieser Trank von frommen Frauen gereicht, ihretwegen kostet der Herr, aber da er aus Liebe zu uns alle Schmerzen dulden will, trinkt er den Wein nicht. Er will den Kelch, welchen ihm sein Vater reicht, in seiner ganzen Bitterkeit leeren. Matthäus Mt 48 27 35 Postquam autem crucifixerunt eum, diviserunt vestimenta ejus, sortem mittentes: ut impleretur quod dictum est per Prophetam dicentem: Diviserunt sibi vestimenta mea, et super vestem meam miserunt sortem. Nachdem sie ihn aber gekreuziget hatten,⁴⁴ verteilten sie seine Kleider, indem sie das Los darüber warfen,⁴⁵ damit erfüllt würde, was durch den Propheten gesagt worden, da er spricht: Sie haben meine Kleider unter sich geteilt und über mein Gewand das Los geworfen. [Mk 15,24, Lk 23,34, Joh 19,23, Ps 21,19] Matthäus Mt 48 27 35 44 Das Kreuz hatte stets eine von drei Formen: T oder . Das Kreuz Christi hatte die letzte Form, da der Titel unter demselben angebracht wurde. Auf eine solche Form weisen zudem die meisten Zeugnisse des christlichen Altertums. (Just., Tertull. siehe auch Baronius zum Jahre 34 und Bened. XIV). Ob Christus zuerst gekreuzigt und dann am Kreuz erhöht ward, oder ob er zuerst das Kreuz bestieg und an dasselbe geheftet ward, steht nicht fest. Das erstere meinen viele Väter und Benedikt XIV hält es für wahrscheinlicher. Ganz sicher ist, dass die Hände und Füße des Heilandes mit Nägeln durchbohrt wurden, wie die heil. Schrift [Lk 24,39] und das ganze Altertum bezeugen. Da nie beide Füße mit einem Nagel durchbohrt wurden, waren es vier Nägel. Der Herr war am Kreuze nicht ganz entblößt, sondern mit einem Leinentuch um die Hüften bedeckt. So ist es der römischen Sitte nach wahrscheinlich und noch mehr forderte dies das Gefühl der Juden. Das Gewicht des Körpers wurde durch ein Querholz in der Mitte des Kreuzes gehalten (Just., Iren., Tert.). Einen Stand für die Füße erwähnt erst der heil. Gregor v. Tours. Matthäus Mt 48 27 35 45 Die Kleider gehörten den Henkern. Es war das ungenähte Kleid [Joh 19,23], der Mantel, das Unterkleid, der Gurt, die Sandalen. Die vier wachthabenen Soldaten warfen das Los zwei Mal; einmal um die übrigen Kleider [Mk 15,34], das andere Mal um das ungenähte Kleid. Matthäus Mt 48 27 36 Et sedentes servabant eum. Und sie setzten sich nieder und bewachten ihn. Matthäus Mt 48 27 37 Et imposuerunt super caput ejus causam ipsius scriptam: HIC EST JESUS REX Judæorum. Und über seinem Haupte hefteten sie seine Schuld an als Inschrift:⁴⁶ Dieser ist Jesus, der König der Juden.⁴⁷ Matthäus Mt 48 27 37 46 Diese Tafel wurde bei dem Todesgange voran oder von den Verurteilten am Halse getragen. Es war nicht Sitte, dieselbe am Kreuze anzuheften. In demselben Sinne, in dem Pilatus zu den Juden gesprochen [Joh 19,14.15], befahl er auch den Titel zu schreiben. Die Juden hatten den Heiland angeklagt, dass er sich für einen König ausgebe; der Herr hatte erklärt, er sei ein König, und in der Tat war er als solcher vor wenigen Tagen in Jerusalem eingezogen. Da nun der Heiland am Kreuze hing, und zwar unter dieser Aufschrift, hatte sich Pilatus gegen die [Joh 19,12] ausgesprochene Drohung sichergestellt. Zugleich wollte der Landpfleger die Juden, welche ihm die Verurteilung abgezwungen, ärgern, denn es war ein furchtbarer Hohn, ihnen zu sagen: Euer König hängt am Kreuze. Matthäus Mt 48 27 37 47 Bei Johannes wird noch das Wort Nazarener hinzugefügt, das wohl nur dem hebräischen Texte eigen war. Vielleicht gibt der heil. Matthäus den griechischen, Markus den lateinischen Titel; oder aber der heil. Johannes bietet denselben vollständig, die anderen gekürzt. Matthäus Mt 48 27 38 Tunc crucifixi sunt cum eo duo latrones: unus a dextris, et unus a sinistris. Da wurden mit ihm zwei Räuber gekreuzigt,⁴⁸ einer zur Rechten, und der andere zur Linken.⁴⁹ Matthäus Mt 48 27 38 48 So wird [Jes 53,12] erfüllt (Cyr., Pasch., Thom.). Matthäus Mt 48 27 38 49 Als ob Jesus der größte Verbrecher unter ihnen war. Matthäus Mt 48 27 39 Prætereuntes autem blasphemabant eum moventes capita sua, Die Vorübergehenden aber lästerten ihn,⁵⁰ schüttelten ihre Köpfe,⁵¹ Matthäus Mt 48 27 39 50 Da sie nicht mehr mit ihren Händen verwunden können, senden sie auf ihn die Pfeile der Zunge ab (Leo.). Matthäus Mt 48 27 39 51 Zeichen der Verhöhnung. Vergl. [Ijob 16,4, Jes 37,22]. Es war dies [Ps 21,8] vorhergesagt. Matthäus Mt 48 27 4 Dicens: Peccavi, tradens sanguinem justum. At illi dixerunt: Quid ad nos? tu videris. indem er sprach: Ich habe gesündigt, da ich unschuldiges Blut verraten habe. Sie aber sprachen: Was geht das uns an? Da siehe du zu!⁶ Matthäus Mt 48 27 4 6 Was geht es uns an, wenn du gesündigt hast? Mit Härte und Hohn weisen sie das Werkzeug ihrer Bosheit ab, als ob sie selbst nichts Böses getan hätten (Pasch.). Matthäus Mt 48 27 40 Et dicentes: Vah qui destruis templum Dei, et in triduo illud reædificas: salva temetipsum: si Filius Dei es, descende de cruce. und sprachen: Ha, du, der du den Tempel Gottes abbrichst und ihn in drei Tagen wieder aufbauest, hilf dir selbst; wenn du der Sohn Gottes bist, steige herab von dem Kreuze! [Joh 2,19] Matthäus Mt 48 27 41 Similiter et principes sacerdotum illudentes cum Scribis, et senioribus dicebant: Gleicherweise höhnten auch die Hohenpriester,⁵² samt den Schriftgelehrten und Ältesten, und sprachen: Matthäus Mt 48 27 41 52 Unter denen viele zur Sekte der Pharisäer gehörten. Matthäus Mt 48 27 42 Alios salvos fecit, seipsum non potest salvum facere: si rex Isral est, descendat nunc de cruce, et credimus ei: Andern hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen. Ist er der König von Israel, so steige er nun herab vom Kreuze, und wir glauben ihm.⁵³ Matthäus Mt 48 27 42 53 Auch gegen ihren Willen bekennen sie, dass er alles gesund gemacht; wie töricht also, wenn sie meinen, er könne sich selbst nicht helfen (Hier.). Da sie von Pilatus die Änderung des Titels König der Juden nicht erlangen können, wollen sie wenigstens durch ihren Spott beweisen, dass er kein König ist: Wenn er König von Israel ist, so steige er herab. Also kann der König von Israel nach ihrer eigenen Auffassung sich vom Tode befreien und auf Grund dieser wunderbaren Macht Glauben beanspruchen! Warum glaubten sie also nicht, dass er von den Toten auferstand? War dies nicht mehr als wenn er vom Kreuze herabstieg? (Paschal.) Matthäus Mt 48 27 43 Confidit in Deo: liberet nunc, si vult eum: dixit enim: Quia filius Dei sum. Er vertraute auf Gott, er befreie ihn nun,⁵⁴ wenn er ein Wohlgefallen an ihm hat;⁵⁵ denn er sagte ja: Ich bin Gottes Sohn! [Ps 21,9] Matthäus Mt 48 27 43 54 Selbst in ihrem Spotte geben sie Zeugnis, dass er auf Gott vertraut und sich selbst als Sohn Gottes bekannt hat. Matthäus Mt 48 27 43 55 Nach [Ps 21,9]. Matthäus Mt 48 27 44 Idipsum autem et latrones, qui crucifixi erant cum eo, improperabant ei. Dasselbe warfen ihm auch die Räuber⁵⁶ vor, die mit ihm gekreuziget worden waren. Matthäus Mt 48 27 44 56 Nach [Lk 23,39-43] nur einer von ihnen. Die Mehrzahl steht wohl als Bezeichnung der Klasse, wie [Hebr 11,37], oder wie jemand sagt: Die Diebe haben mich bestohlen, wenn einer es getan hat (Aug.). In der Tat scheint der rechte Schächer an der Schmähung des Herrn keinen Anteil gehabt zu haben, da er sonst dem anderen nicht Vorwürfe machen durfte (Bened. XIV). In den beiden Räubern tritt uns gleichsam die Verkörperung der lästernden Juden und der sich zum Heilande belehrenden Heiden entgegen. Mit welcher Geduld erträgt der Herr alle Unbilden! Wenn daher unser Herz im Zorn entbrennt, machen wir das Kreuzzeichen und stellen wir uns im Geiste unter das Kreuz: Hier ist der Herr, du bist der Diener; er leidet um deinetwillen, du aus eigener Schuld (Chrys.). Matthäus Mt 48 27 45 A sexta autem hora tenebræ factæ sunt super universam terram usque ad horam nonam. Von der sechsten Stunde an aber entstand eine Finsternis⁵⁷ über die ganze Erde⁵⁸ bis zur neunten Stunde. Matthäus Mt 48 27 45 57 Von Mittag bis gegen 3 Uhr Nachmittags, nachdem der Heiland schon viel am Kreuze gelitten. So zeigt Gott seinen Zorn über das Verbrechen der Juden und verherrlicht das Licht der Welt, das die Juden in ihrer Verblendung, deren Bild die Sonnenfinsternis ist, nicht erkennen. Matthäus Mt 48 27 45 58 Entweder das Land, in dem dies geschieht (Orig., Cyr. u. a., auch der griechische Ausdruck weist darauf hin), oder, was weniger wahrscheinlich, fast die ganze Hemisphäre (Chrys., Theoph., Pasch., Baron.). Matthäus Mt 48 27 46 Et circa horam nonam clamavit Jesus voce magna, dicens: Eli, Eli, lamma sabacthani? Hoc est: Deus meus, Deus meus ut quid dereliquisti me? Und um die neunte Stunde rief Jesus mit lauter Stimme und sprach: Eli, Eli, lamma, sabakthani? Das ist: Mein Gott, mein Gott! warum hast du mich verlassen?⁵⁹ [Ps 21,2] Matthäus Mt 48 27 46 59 [Ps 21,1] In der Weise, wie es der Psalm selbst, besonders V. 5, 6 sagt: Ohne Trost gelassen. Der Heiland will die Größe seines Schmerzes kundgeben. Und in der Tat, wer vermöchte Jesu Leiden zu beschreiben? Zu den schrecklichen Qualen des Leibes kommt das Leiden der Seele, das dieselbe wie ein Meer überflutet. [Ps 68,2] Vielleicht auch wagt der Satan ihn anzugreifen, da jetzt die Stunde der Finsternisse ist. [Lk 22,53] Matthäus Mt 48 27 47 Quidam autem illic stantes, et audientes dicebant: Eliam vocat iste. Einige aber, welche dort standen und dies hörten, sprachen: Den Elias ruft dieser da.⁶⁰ Matthäus Mt 48 27 47 60 Sogar die Seufzer des Heilandes werden verspottet. Elias galt als Vorläufer des Messias (siehe 17, Anm. 13) und es war allgemeiner Glaube, dass er den Betrübten und Notleidenden Hilfe bringe. Matthäus Mt 48 27 48 Et continuo currens unus ex eis acceptam spongiam implevit aceto, et imposuit arundini, et dabat ei bibere. Und alsbald lief einer von ihnen,⁶¹ nahm einen Schwamm, füllte ihn mit Essig,⁶² steckte ihn an ein Rohr,⁶³ und gab ihm zu trinken. Matthäus Mt 48 27 48 61 Der Heiland hatte gerufen: Ich dürste, und betete wohl den Psalm zu Ende, dessen Anfangsworte er V. 46 laut gerufen hatte, in dessen V. 18 dem Sinne nach dies Wort vorkommt, wie der Schluss des Psalmes mit dem letzten Worte Christi übereinstimmt. Matthäus Mt 48 27 48 62 Mit herbem Weine, der für die Soldaten als Trunk vorbereitet war. Matthäus Mt 48 27 48 63 Das Kreuz war also nicht hoch, da ein Ysopstab nur bis zu einem halben Meter misst. Matthäus Mt 48 27 49 Ceteri vero dicebant: Sine videamus an veniat Elias liberans eum. Die übrigen aber sprachen:⁶⁴ Halt, wir wollen sehen, ob Elias kommt, ihn zu befreien. Matthäus Mt 48 27 49 64 Lass es sein, tue es nicht, sondern warte, ob etwa Elias ihm hilft. Nach [Mk 15,36] sagt der, welcher den sauren Wein anbietet: Lasset mich, d. i. hindert mich nicht, er könnte sonst sterben, ehe Elias kommt. Matthäus Mt 48 27 5 Et projectis argenteis in templo, recessit: et abiens laqueo se suspendit. Da⁷ warf er die Silberlinge in den Tempel hin,⁸ entfernte sich, ging hin, und erhängte sich mit einem Stricke.⁹ [Apg 1,18] Matthäus Mt 48 27 5 7 Judas gerät in die höchste Wut und Verzweiflung. Matthäus Mt 48 27 5 8 Wohl in einem der Vorhöfe. Matthäus Mt 48 27 5 9 Vor der Verübung einer bösen Tat pflegt der Teufel zu verblenden, so dass ihre Bosheit gering erscheint, nach derselben aber ihre Bosheit als so ungeheuer darzustellen, als ob sie keine Vergebung finden könnte. Judas verzweifelt, wie Kain [Gen 4,13]. Wie er, tat einst Achitophel [2Sam 17,23]. Bekenntnis und Tod des Verräters sind neue Beweise für die Unschuld des Heilandes (Chrys.). Was nach dem Tode des Judas geschah, erzählt Petrus [Apg 1,18]. Matthäus Mt 48 27 50 Jesus autem iterum clamans voce magna, emisit spiritum. Jesus aber rief wiederum mit lauter Stimme⁶⁵ und gab den Geist auf. Matthäus Mt 48 27 50 65 Nach [Joh 19,30]: Es ist vollbracht, und nach [Lk 23,46]: Vater, in deine Hände befehle ich meinen Geist. Wie die übrigen Wunder, so zeigt auch die Stärke der Stimme, dass Christus nicht bloßer Mensch ist, wie auch der Eindruck des Rufes auf den Hauptmann beweist. [Mk 15,39] Jetzt erst gestattet der Heiland, dass die Wunden und die Entkräftung ihre natürliche Wirkung üben. Vergl. [Jes 53,12]. Matthäus Mt 48 27 51 Et ecce velum templi scissum est in duas partes a summo usque deorsum, et terra mota est, et petræ scissæ sunt, Und siehe, der Vorhang des Tempels zerriss in zwei Stücke von oben bis unten;⁶⁶ und die Erde bebte,⁶⁷ und die Felsen spalteten sich,⁶⁸ [2Chr 3,14] Matthäus Mt 48 27 51 66 Gott selbst bezeugt, dass dieser Tod den Zugang zum himmlischen Heiligtum eröffnet. Vergl. [Hebr 9,9, Hebr 10,19]. Ist aber für alle der Vorhang, welcher vom Heiligsten trennt, beseitigt (dieser zerriss wahrscheinlich, nicht aber der vor dem Heiligtume, Cyr., Leo., Bened. XVI), so hört auch der alte Bund auf, welcher diese Schranke aufgerichtet hatte. Vergl. [Hebr 9,10]. Matthäus Mt 48 27 51 67 Gott offenbart sich so im A. B. als Gesetzgeber und Richter. So gibt also Gott, der Vater, den Sohn als Gesetzgeber und Richter kund, der in seine Herrlichkeit eingegangen ist. Matthäus Mt 48 27 51 68 Zur Zeit des heil. Cyrill von Jerusalem waren die Spuren dieses Ereignisses noch sichtbar. Das Erdbeben war das Bild der Kraft, welche dem Tode Christi innewohnt, die alle Hindernisse überwindet und auch die härtesten Herzen erweichen kann. Matthäus Mt 48 27 52 Et monumenta aperta sunt: et multa corpora sanctorum, qui dormierant, surrexerunt. und die Gräber öffneten sich, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen standen auf.⁶⁹ Matthäus Mt 48 27 52 69 Durch den Tod Christi ist unser Tod überwunden. Die Toten stehen erst nach der Auferstehung Christi auf, wie V. 53 zeigt. Es sind wohl kürzlich Verstorbene, denn wenn solche ihren Bekannten erschienen, war jeder Zweifel ausgeschlossen, dass man wirklich mit Auferstandenen zu tun habe, und war ihr Zeugnis, dass Christus wieder lebe, durchaus glaubwürdig. Matthäus Mt 48 27 53 Et exeuntes de monumentis post resurrectionem ejus, venerunt in sanctam civitatem, et apparuerunt multis. Und nach seiner Auferstehung gingen sie aus den Gräbern hervor, kamen in die heilige Stadt, und erschienen vielen.⁷⁰ Matthäus Mt 48 27 53 70 Sie waren nicht auferweckt wie einst Lazarus, sondern nach der Ähnlichkeit Christi, in einem geistigen Leibe [1Kor 15,44]. Sie fuhren wohl mit dem Heilande gen Himmel (Ambr., Hier., Epiph., Cyr.). Hätten sie wieder sterben sollen, so war die Auferweckung keine Wohltat, da sie aus dem glorreichen Zustand wieder zum Grabe zurückkehren mussten. Matthäus Mt 48 27 54 Centurio autem, et qui cum eo erant, custodientes Jesum, viso terræmotu et his, quæ fiebant, timuerunt valde, dicentes: Vere Filius Dei erat iste. Da aber der Hauptmann und diejenigen, welche bei ihm waren und Jesus bewachten, das Erdbeben und das, was sonst geschah, sahen, fürchteten sie sich sehr und sprachen: Wahrlich, dieser war Gottes Sohn!⁷¹ Matthäus Mt 48 27 54 71 Sie sahen, dass ein Verbrechen begangen war und dass sie Teil daran hatten. Dieses Bekenntnis ist eine Wirkung der Gnade, die Gnade aber eine Frucht des Gebetes Christi: Vater, vergib ihnen! Und seines Todes. Der Hauptmann preist Gott [Lk 23,47, Mk 15,39]. Er hatte von denen, welche den Herrn verspottet, gehört, für wen er gehalten werden wollte, und die unzweifelhaften Wunder weckten in ihm den Glauben. Selbst die Volksmenge schlägt an die Brust, nur die Pharisäer und Hohenpriester bleiben halsstarrig, wie V. 63 und [Mt 28,12] zeigen. Matthäus Mt 48 27 55 Erant autem ibi mulieres multæ a longe, quæ secutæ erant Jesum a Galilæa, ministrantes ei. Es waren aber dort viele Frauen von ferne, welche Jesus aus Galiläa gefolgt waren, um ihn zu bedienen. Matthäus Mt 48 27 56 Inter quas erat Maria Magdalene, et Maria Jacobi, et Joseph mater, et mater filiorum Zebedæi. Unter diesen war Maria Magdalena,⁷² Maria, die Mutter des Jakobus und Joseph, und die Mutter der Söhne des Zebedäus. Matthäus Mt 48 27 56 72 Maria aus Magdala. Nach [Joh 19,25] war auch die Mutter des Herrn und der heil. Johannes bei dem Kreuze. Welche Gefühle mögen das Herz der frommen Frauen bei dem Leiden Jesu erfüllt haben! Wie hier, so geht es fort durch die Jahrhunderte. Viele Vornehme und viele aus dem Volke verachten den gekreuzigten Heiland und verspotten ihn, doch finden sich auch immer auserwählte Seelen, welche in der Schmach Christi ihre Ehre finden und in Andacht unter dem Kreuze stehen. Der Heiland hat das Kreuz gewählt, um seinen vollkommenen Gehorsam gegen den Vater und seine unendliche Liebe gegen uns zu zeigen. Das Holz brachte einst den Fluch, vom Holze ward uns der Segen zu Teil (Leo.). Ein anderer Grund [Gal 3,13]. Darum enthält das A. T. so viele Vorbilder: Die Arche, der Stab Moses, die eherne Schlange, Jakob mit gekreuzten Händen Joseph segnend, Moses ebenso für den Sieg Israels betend, endlich das Opferlamm, das an kreuzweis gelegten Hölzern gebraten ward. Matthäus Mt 48 27 57 Cum autem sero factum esset, venit quidam homo dives ab Arimathæa, nomine Joseph, qui et ipse discipulus erat Jesu. Als es aber Abend geworden war,⁷³ kam ein reicher Mann⁷⁴ von Arimathäa,⁷⁵ mit Namen Joseph, welcher auch selber ein Jünger Jesu war.⁷⁶ [Mk 15,42, Lk 23,50, Joh 19,38] Matthäus Mt 48 27 57 73 Zwischen 3 und 6 Uhr Nachmittags. Matthäus Mt 48 27 57 74 Hierdurch wird sein Ansehen erklärt und vielleicht auf die Erfüllung von [Jes 53,9] hingewiesen, wo nach dem Hebr. gesagt wird, das Grab Christi werde bei einem Reichen sein. Auch der heiligste Leib Christi soll seine Verehrung erhalten. Matthäus Mt 48 27 57 75 Wohl derselbe Ort wie Namathaim [1Sam 1,1]. Matthäus Mt 48 27 57 76 Bisher im Verborgenen [Joh 19,38]. Joseph, ein vornehmes Mitglied des hohen Rates, scheute sich nicht, den Leichnam des von geistlicher und weltlicher Obrigkeit Verurteilten zu erbitten, um ihn ehrenvoll zu bestatten; eine neue Frucht der aus dem Tode Christi kommenden Gnade. Matthäus Mt 48 27 58 Hic accessit ad Pilatum, et petiit corpus Jesu. Tunc Pilatus jussit reddi corpus. Dieser ging zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu. Da befahl Pilatus, den Leichnam herauszugeben.⁷⁷ Matthäus Mt 48 27 58 77 Nach römischem Gebrauche wurden die Leichen der Verurteilten den Verwandten überlassen, wenn diese darum nachsuchten. Matthäus Mt 48 27 59 Et accepto corpore, Joseph involvit illud in sindone munda. Und Joseph nahm den Leib, wickelte ihn in reine Leinwand,⁷⁸ Matthäus Mt 48 27 59 78 Die er erst gekauft [Mk 15,46]. Die priesterlichen Gewänder waren aus Leinwand, so wird auch der Leib unseres Hohenpriesters mit Leinwand bekleidet. Aus diesem Grunde wird in der Liturgie der Kirche der heiligste Leib des Herrn auf ein Linnen, Corporale, gelegt. Matthäus Mt 48 27 6 Principes autem sacerdotum, acceptis argenteis, dixerunt: Non licet eos mittere in corbonam: quia pretium sanguinis est. Die Hohenpriester aber nahmen die Silberlinge und sprachen: Es ist nicht erlaubt, sie in den Tempelschatz zu legen, da es Blutgeld ist.¹⁰ Matthäus Mt 48 27 6 10 [Dtn 23,18] verbot, Sündenlohn in den Tempelschatz zu legen; die Priester betrachten also das Judas gegebene Geld als Sündenlohn und wagen nicht, das Tempelgeld mit demselben zu verunreinigen. Sie verschlucken Kamele und seihen Mücken (Hier., Pasch.). Was den Tempelschatz schändet, darf ihr Herz belasten, welche Heuchelei! (Leo) Matthäus Mt 48 27 60 Et posuit illud in monumento suo novo, quod exciderat in petra. Et advolvit saxum magnum ad ostium monumenti, et abiit. und legte ihn in sein neues Grab,⁷⁹ welches er in dem Felsen hatte aushauen lassen. Und er wälzte einen großen Stein vor die Türe des Grabes⁸⁰ und ging hinweg. Matthäus Mt 48 27 60 79 Joseph hatte in der nächsten Nähe einen Garten, in dem er sich ein Grab in den Felsen hatte hauen lassen. Matthäus Mt 48 27 60 80 So war auch Lazarus Grab geschlossen gewesen. [Joh 11,38] Christus wollte begraben werden, damit an seinem wirklichen Tode kein Zweifel war. Er wollte auch in allem uns ähnlich werden, au0er der Sünde, und darum auch das Grab heiligen. Matthäus Mt 48 27 61 Erat autem ibi Maria Magdalene, et altera Maria, sedentes contra sepulcrum. Es waren aber daselbst Maria Magdalena und die andere Maria, und saßen dem Grabe gegenüber. Matthäus Mt 48 27 62 Altera autem die, quæ est post Parasceven, convenerunt principes sacerdotum, et Pharisæi ad Pilatum, Am andern Tage aber, welcher auf den Rüsttag folgt,⁸¹ versammelten sich die Hohenpriester und Pharisäer bei Pilatus⁸² Matthäus Mt 48 27 62 81 Der Todestag Christi ist für den Evangelisten so denkwürdig, dass ihm gegenüber selbst der jüdische Sabbat keine Bedeutung hat. Zur Zeit, wo der heil. Evangelist dies schrieb, wurde wohl der Todestag Christi schon Parascene genannt. (Vorbereitung auf den Sabbat.) Matthäus Mt 48 27 62 82 Sie waren derart mit der Verurteilung und der Kreuzigung des Heilandes beschäftigt gewesen, dass sie darüber vergaßen, was nach der Voraussagung des Herrn später sich ereignen sollte. Zudem haben die den Tod Christi begleitenden Zeichen sie in Verwirrung gebracht. Jetzt erregt Josephs Auftreten und Bitte ihren Argwohn und sie erinnern sich an das, was Christus [Mt 12,39.40] und [Mt 16,4] gesagt hat (Euth., Theoph., Rab., Thom.). Auch hatten sie wohl von anderen gehört, wie oft der Heiland von seiner Auferstehung zu den Jüngern gesprochen hatte. Die Bosheit hat nie Ruhe, auch wenn sie ihr Ziel erreicht hat. So wollen sie jetzt die Herrlichkeit der Auferstehung des Herrn verdunkeln, aber Gott bedient sich ihrer Maßregeln zu seiner Ehre und zur Beschämung der Juden. Matthäus Mt 48 27 63 Dicentes: Domine, recordati sumus, quia seductor ille dixit adhuc vivens: Post tres dies resurgam. und sprachen: Herr! wir haben uns erinnert, dass jener Verführer,⁸³ als er noch lebte, gesagt hat: Nach drei Tagen werde ich auferstehen! Matthäus Mt 48 27 63 83 Wie sie ihn als Verführer des Volkes angeklagt, so hoffen sie durch diese Redeweise den römischen Prokurator auch jetzt leicht auf ihre Seite zu ziehen. Matthäus Mt 48 27 64 Jube ergo custodiri sepulcrum usque in diem tertium: ne forte veniant discipuli ejus, et furentur eum, et dicant plebi: Surrexit a mortuis: et erit novissimus error pejor priore. Befiehl also, dass man das Grab bis zum dritten Tage bewache, damit nicht etwa seine Jünger kommen und ihn stehlen, und dem Volke sagen: Er ist von den Toten auferstanden! und es wird der letzte Betrug⁸⁴ schlimmer sein als der erste. Matthäus Mt 48 27 64 84 Sie wollen Pilatus schrecken, als ob das Volk zum Aufstande gereizt werden solle, und stellen sich, als wären sie Freunde des Kaisers. Matthäus Mt 48 27 65 Ait illis Pilatus: Habetis custodiam, ite, custodite sicut scitis. Pilatus⁸⁵ sprach zu ihnen: Ihr habt eine Wache;⁸⁶ gehet, haltet Wache, wie es euch gut dünkt.⁸⁷ Matthäus Mt 48 27 65 85 Pilatus spricht offenbar kurz; er will nicht länger mit ihnen verhandeln. Matthäus Mt 48 27 65 86 Die sie am Donnerstage erhalten; zudem hatten sie für die Festtage eine Wache am Tempel. Matthäus Mt 48 27 65 87 Wie ihr könnt. Matthäus Mt 48 27 66 Illi autem abeuntes, munierunt sepulcrum, signantes lapidem, cum custodibus. Sie aber gingen hin und verwahrten das Grab mittelst der Wächter, nachdem sie den Stein versiegelt.⁸⁸ Matthäus Mt 48 27 66 88 Diese Maßregel war gegen die Wächter gerichtet, damit diese sich nicht von den Jüngern bestechen ließen. Man zog Stricke über die Tür und versiegelte die Enden derselben. Je sorgfältiger die Juden verfahren, desto mehr nützen sie unseren Glauben (Hier.); denn wenn kein Betrug vorgekommen ist und dennoch das Grab leer gefunden wird, so ist also Christus wahrhaft auferstanden (Chrys.). Matthäus Mt 48 27 7 Consilio autem inito, emerunt ex illis agrum figuli, in sepulturam peregrinorum. Sie hielten also Rat, und kauften für dieselben den Acker des Töpfers zum Begräbnisse für die Fremden.¹¹ Matthäus Mt 48 27 7 11 Bei dem großen Zusammenflusse von Pilgern starben viele. Der Acker hatte wohl einem Töpfer gehört, der von dort seinen Ton bezogen hatte. Matthäus Mt 48 27 8 Propter hoc vocatus est ager ille, Haceldama, hoc est, ager sanguinis, usque in hodiernum diem. Matthäus Mt 48 27 9 Tunc impletum est quod Dictum est per Jeremiam prophetam, dicentem: Et acceperunt triginta argenteos pretium appretiati, quem appretiaverunt a filiis Isral: Da ward erfüllt, was durch den Propheten Jeremias gesprochen worden, da er sagt:¹³ Und sie nahmen die dreißig Silberlinge, den Preis des Geschätzten, welchen sie geschätzt hatten von seiten der Söhne Israels,¹⁴ [Sach 11,13] Matthäus Mt 48 27 9 13 Der Evangelist vereinigt [Jer 32,6] und [Sach 11,12.13], nennt aber nur den Propheten Jeremias, der hauptsächlich von dem Kaufe des Ackers spricht. Matthäus Mt 48 27 9 14 Die Kinder Israels hatten ihn geschätzt, diejenigen, welche das Geld gegeben, sind ihre Vertreter. Bei Zachar. 30 Silberlinge, der Preis für die Dienste, welche der Prophet als Hirt von dem Volke erhielt. Es war die Summe, die man für einen Sklaven zahlte. Der Prophet bringt die erlittene Unbill vor Gottes Richterstuhl als Vertreter Gottes, des Messias selbst, des wahren Hirten. Ebenso konnte Christus bei dem himmlischen Vater klagen. So ward die Prophezeiung erfüllt. Matthäus Mt 48 0 1 5. Christi Auferstehung und die Aussendung der Apostel. (28, V. 1-20) Christi Auferstehung. (V. 10) Die Bosheit der Juden. (V. 15) Die Aussendung der Apostel. Matthäus Mt 48 28 1 Vespere autem sabbati, quæ lucescit in prima sabbati, venit Maria Magdalene, et altera Maria videre sepulcrum. Nach¹ Ablauf des Sabbates aber,² als der Morgen am ersten Tage der Woche anbrach,³ kam Maria Magdalena und die andere Maria, das Grab zu schauen. [Mk 16,1, Joh 20,1] Matthäus Mt 48 28 1 1 Das Evangelium beweist die Auferstehung Christi nicht lange, da die Apostel selbst der beste Beweis sind. Wie in der Tat hätten sie an einem Toten festhalten sollen? Welchen Lohn hatten sie von ihm zu erwarten? Sie verließen den Lebenden bei seiner Gefangennehmung, wie sollten sie nach seinem Tode für ihn eintreten, wenn er nicht auferstanden war? Weder wollten, noch konnten sie die Auferstehung erdichten. Hatte ihr Meister sie getäuscht und in Gefahr gebracht, würden sie jetzt wohl noch seinen Ruhm verbreitet haben? Dass sie aber nichts erdichten konnten, ist ebenso klar (Chrys.). Was hätte eine solche Erdichtung genützt, und wie lange wäre sie unenthüllt geblieben? Matthäus Mt 48 28 1 2 Griech.: Spät. Matthäus Mt 48 28 1 3 Der Sabbat wird hier nicht, wie sonst, von Abend zu Abend, sondern als natürlicher Tag gerechnet. Matthäus Mt 48 28 10 Tunc ait illis Jesus: Nolite timere; ite, nuntiate fratribus meis ut eant in Galilæam, ibi me videbunt. Da sprach Jesus zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Gehet hin und verkündet meinen Brüdern,²¹ dass sie nach Galiläa gehen, daselbst werden sie mich sehen.²² Matthäus Mt 48 28 10 21 So hat der Heiland die Apostel noch nie zuvor genannt. Dies Wort allein genügt, ihnen zu zeigen, wie lieb Christus sie hat und wie hoch er sie stellt. Auf Erden wandelnd nannte er sie seine Freunde, der himmlischen Herrschaft teilhaftig nennt er sie seine Brüder, als der Erstgeborene unter vielen [Röm 8,29]. Matthäus Mt 48 28 10 22 Siehe [Mt 26,Anm.59]. Der Heiland zeigt sich zuerst den Frauen, so ihren frommen Eifer und ihre Standhaftigkeit belohnend (Hier.) und dieselbe den Jüngern in's Gedächtnis zurückrufend. Durch die Begrüßung und die Entsendung des Frauen gibt Jesus zu erkennen, dass der Fluch, den Eva über die Menschen gebracht, aufgehoben ist. Wie das Weib die erste Ursache des Todes war, soll es auch als an erster Stelle die Herrlichkeit der Auferstehung sehen, kosten und verkünden (Hil., Pasch.). Matthäus Mt 48 28 11 Quæ cum abiissent, ecce quidam de custodibus venerunt in civitatem, et nuntiaverunt principibus sacerdotum omnia, quæ facta fuerant. Als diese nun hingegangen waren, siehe, da kamen einige von den Wächtern in die Stadt und meldeten den Hohenpriestern²³ alles, was sich zugetragen hatte. Matthäus Mt 48 28 11 23 Weil die Wächter von diesen bei dem Grabe aufgestellt waren. Wie groß war die Verlegenheit des hohen Rates! Was die Soldaten meldeten, war nicht weg zu streiten, eine Verletzung der Pflicht nicht nachzuweisen. Wenn die Kunde von dem Geschehenen sich verbreitete, musste die Auferstehung Christi überall Glauben finden. So offenbaren die Juden denn jetzt den ganzen Abgrund ihrer Bosheit. Wie sie früher die offenbarten Wunder des Herrn dem Teufel zugeschrieben, so wollen sie jetzt das Zeugnis Gottes mit Lügen unterdrücken. Wie sie das Blut des Heilandes, als er noch auf Erden wandelte, gekauft, so wollen sie die Nachricht von seiner Auferstehung durch Geld aus der Welt schaffen (Chrys.). Matthäus Mt 48 28 12 Et congregati cum senioribus consilio accepto, pecuniam copiosam dederunt militibus, Und diese versammelten sich mit den Ältesten, hielten Rat und gaben den Soldaten reichliches Geld, Matthäus Mt 48 28 13 Dicentes: Dicite quia discipuli ejus nocte venerunt, et furati sunt eum, nobis dormientibus. indem sie sprachen: Saget: Seine Jünger sind bei der Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, während wir schliefen.²⁴ Matthäus Mt 48 28 13 24 O unglückselige Arglist, schlafende Zeugen rufst du an? Wahrlich, du selbst bist in Schlaf versunken (Aug.). Matthäus Mt 48 28 14 Et si hoc auditum fuerit a præside, nos suadebimus ei, et securos vos faciemus. Und wenn dieses²⁵ dem Landpfleger zu Ohren kommen sollte, so werden wir ihn beschwichtigen und euch sicher stellen.²⁶ Matthäus Mt 48 28 14 25 Dass ihr geschlafen hättet. Matthäus Mt 48 28 14 26 Damit die Soldaten nicht fürchten, die Lüge werde ihnen Schaden bringen, versprechen diejenigen, welche sie an das Grab gestellt und in deren Interesse sie gewacht, für sie einzutreten. Dem Pilatus lag wenig an der Sache, zumal ihn seine Nachgiebigkeit bei der Verurteilung des Herrn reute [Mt 27,65]. Die Hohenpriester aber wussten wohl, warum es nicht geraten war, die Wächter zu verklagen. Matthäus Mt 48 28 15 At illi accepta pecunia, fecerunt sicut erant edocti. Et divulgatum est verbum istud apud Judæos, usque in hodiernum diem. Jene also nahmen das Geld und taten, wie man sie angewiesen hatte; und es verbreitete sich diese Sage unter den Juden bis auf den heutigen Tag. Matthäus Mt 48 28 16 Undecim autem discipuli abierunt in Galilæam in montem, ubi constituerat illis Jesus. Die elf Jünger aber gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin²⁷ sie Jesus beschieden hatte. Matthäus Mt 48 28 16 27 Hatte Jesus ihnen einen solchen Auftrag erteilt, so war er schon vor der jetzt zu erzählenden Erscheinung zu den Jüngern gekommen. Also setzt Matthäus mehrere Erscheinungen voraus, die Lukas und Johannes ausdrücklich berichten. Matthäus Mt 48 28 17 Et videntes eum adoraverunt: quidam autem dubitaverunt. Und da sie ihn sahen, beteten sie ihn an; einige aber zweifelten.²⁸ Matthäus Mt 48 28 17 28 Da nur die Apostel anwesend sind, kann ein Zweifel einzig darüber in ihnen erwachen, ob es der Herr ist. Deshalb wird V. 18 gesagt, dass Jesus hinzutrat. Ähnlich erkennen [Joh 21,7] nicht alle gleichzeitig den Heiland. Matthäus Mt 48 28 18 Et accedens Jesus locutus est eis, dicens: Data est mihi omnis potestas in clo, et in terra. Und Jesus trat herzu, redete zu ihnen, und sprach: Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden.²⁹ Matthäus Mt 48 28 18 29 Bevor der Heiland die Apostel aussendet, zeigt er ihnen gleichsam seine Vollmachten als Mensch, Erlöser und Sieger. Da das Reich Gottes auf Erden beginnt und im Himmel vollendet wird, erstreckt sich die königliche Gewalt des Herrn über Himmel und Erde, jene Gewalt, von der [Ps 2,8, Dan 7,14, Phil 2,9] berichtet wird. Matthäus Mt 48 28 19 Euntes ergo docete omnes gentes: baptizantes eos in nomine Patris, et Filii, et Spiritus sancti: Gehet also hin, und lehret alle Völker, und taufet sie im Namen des Vaters, und des Sohnes, und des heiligen Geistes;³⁰ [Mk 16,15] Matthäus Mt 48 28 19 30 Griech.: Auf den Namen, so dass sie diesem geweiht und seiner Herrschaft unterworfen werden. Vergl. [1Kor 1,12]. Der Name bedeutet das, was Gott von sich offenbart hat. Durch die Taufe werden wir also der heil. Dreifaltigkeit geweiht, wie sie sich uns offenbart hat, treten in Gemeinschaft mit ihr, soweit sie uns einer solchen würdigt, und unterwerfen uns ihr im Gehorsam gegen alles, was sie von uns fordert. Die äußere Form der Taufe beschreibt Christus nicht, weil dieselbe aus der Taufe Johannes und seiner Jünger bekannt war [Joh 4,2]. Von den Zeiten an war außer der Untertauchung auch die jetzt noch übliche dreimalige Übergießung in Übung (Apostellehre). Die Worte, welche der Herr hier anwendet, sind bei der Taufe notwendig zu sprechen, wie die gesamte Überlieferung bezeugt. Matthäus Mt 48 28 2 Et ecce terræmotus factus est magnus. Angelus enim Domini descendit de clo: et accedens revolvit lapidem, et sedebat super eum: Und siehe,⁴ ein großes Erdbeben⁵ entstand, denn ein Engel des Herrn stieg vom Himmel herab, trat hinzu, wälzte den Stein hinweg, und setzte sich darauf.⁶ Matthäus Mt 48 28 2 4 Dieses Wörtchen macht auf etwas nun folgendes Wunderbare aufmerksam. Matthäus Mt 48 28 2 5 Das Erdbeben bedeutet die Anwesenheit Gottes oder der Engel, wie bei der Verkündigung des Gesetzes; es ist ein Beweis der Macht und Herrlichkeit des Herrschers über Himmel und Erde. So werden auch die Wächter belehrt, dass ein Wunder geschehen ist. Wie ferner der Tod Christi am Kreuze, so ziemte es sich, dass die Auferstehung des Herrn, sein Sieg über die Hölle und die Erneuerung der Erde durch ein Erdbeben kundgetan ward. Ein Engel ist der Bote der Auferstehung, wie ein Engel der Bote der Menschwerdung und der Geburt Christi gewesen, wie die Engel ihm in der Wüste gedient und ein Engel ihm im Todeskampfe gestärkt hat (Hier.). Nach Christi Himmelfahrt verkünden Engel die Herrlichkeit, zu der er eingegangen, wie sie einst seine glorreiche Wiederkehr kundtun werden [1Thess 4,15]. Der Engel wälzt den Stein von der Tür des Grabes, damit alle sehen, dass das Grab leer und Christus auferstanden ist. Der Engel setzt sich auf den Stein wie ein Lehrer aus dem Himmel, um den Gläubigen die Gewissheit des Glaubens zu spenden (Pasch.). Er sitzt, um anzudeuten, dass auch der Heiland jetzt seinen Thron eingenommen hat. Matthäus Mt 48 28 2 6 Dies geschah, ehe die Frauen zum Grabe kamen, da sie nach [Mk 16,4] den Stein schon vom Grabe weggewälzt finden. Matthäus Mt 48 28 20 Docentes eos servare omnia quæcumque mandavi vobis: et ecce ego vobiscum sum omnibus diebus, usque ad consummationem sæculi. und lehret sie alles halten, was ich euch³¹ geboten habe; und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.³² Matthäus Mt 48 28 20 31 So bestätigt der Heiland, die den Aposteln [Mt 18,18] verliehene gesetzgebende Gewalt und setzt jetzt ein lebendiges Lehramt ein, welches die Gläubigen in allem, was der Herr den Aposteln befohlen, zu leiten und zu lehren hat. Weder Christus selbst hinterließ diese Gebote schriftlich, noch übergaben die Apostel sie den Kirchen schriftlich, sondern sie lehrten die Gläubigen durch Wort und Predigt, was der Heiland ihnen aufgetragen. Die Christen sollen eines sein [Joh 17,21]; wie aber können sie eines sein in Glauben und Sitten, wenn sie nicht wissen, was Christus gelehrt und geboten hat? Wie aber können sie es wissen, wenn nicht in der Kirche ein Lehramt besteht, von dem jeder Irrtum allezeit fern bleibt? Dass Christus will, dass seine Gebote und Anordnungen immer und überall bestehen bleiben und beobachtet werden, folgt aus dem den Aposteln gegebenen Auftrage, ebenso wie aus der Verheißung des Beistandes bis an das Ende der Zeiten. Denn wenn er seinen göttlichen Beistand verheißt, kann niemand vorschützen, es sei unmöglich, das Aufgetragene zu erfüllen. Matthäus Mt 48 28 20 32 Also ist die Verheißung Christi nicht den Aposteln allein gegeben, denn diese lebten nur kurze Zeit, sondern auch ihren Nachfolgern. Immerdar also wird die Kirche die Lehre des Heilandes rein und unverfälscht bewahren bis zum Tage des Gerichtes. Wo aber ist diese Kirche? Nur die katholische Kirche rühmt sich dessen, dass sie alles hält, was Christus befohlen. Nimm die katholische Kirche hinweg, so sind Christi Worte nicht mehr wahr, denn keine der vielen Sekten, welche sich christlich nennen, wagt es im Ernste, zu sagen, sie sei allein jene Kirche, welche alles halten lehrt, was Christus aufgetragen hat. Nun aber steht und bleibt Christi Wort und darum auch seine Kirche. Wie Matthäus am Anfange des Evangeliums in der Geschichte der Weisen aus dem Morgenlande Jesus als den Heiland aller Völker gezeigt hat, so schließt er auch mit der Aussendung der Apostel an alle Völker, damit alle des Heiles teilhaftig werden. Matthäus Mt 48 28 3 Erat autem aspectus ejus sicut fulgur: et vestimentum ejus sicut nix. Sein Anblick aber war wie der Blitz, und sein Gewand weiß wie der Schnee.⁷ Matthäus Mt 48 28 3 7 Seine Erscheinung war leuchtend und glanzvoll, weil er den glorreich Auferstandenen verkündete, welcher schrecklich ist in seinem Verdammungsurteil über die Bösen, gütig als Belohner der Frommen. Matthäus Mt 48 28 4 Præ timore autem ejus exterriti sunt custodes, et facti sunt velut mortui. Aus Furcht vor ihm aber bebten die Wächter und wurden wie tot.⁸ Matthäus Mt 48 28 4 8 Wenn sogar die Frommen bei überirdischen Erscheinungen anfangs einen heiligen Schrecken empfinden [Jes 6,5, Ez 2,1, Dan 7,15, Lk 1,30], wie viel mehr die von einer Christus feindlichen Nacht aufgestellten Soldaten, die erfahren sollen, dass eine höhere Macht hier handelnd auftritt. Matthäus Mt 48 28 5 Respondens autem Angelus dixit mulieribus: Nolite timere vos: scio enim, quod Jesum, qui crucifixus est, quæritis: Der Engel aber redete zu den Frauen⁹ und sprach: Fürchtet ihr euch nicht!¹⁰ denn ich weiß, dass ihr Jesus, welcher gekreuzigt worden ist,¹¹ suchet. Matthäus Mt 48 28 5 9 Als die Frauen kamen, waren die Wächter nicht mehr da und der Engel saß nicht mehr auf dem Steine. Kaum sah Maria Magdalena, dass der Stein weggewälzt sei, als die zu Petrus und Johannes eilte, um ihnen zu berichten, dass man den Leib des Herrn aus dem Grabe genommen habe. [Joh 20,1.2]. Beim Eintritte in das Grab sehen die Frauen zwei Engel im Grabe. Die weiteren Umstände [Mk 16,5, Lk 24,4]. Wann war Christus auferstanden? Wohl sogleich nach dem Erscheinen der Morgenröte des Sonntages, als es zu tagen begann. (Viele mit Bened. XIV) Matthäus Mt 48 28 5 10 Nicht ihr habt euch zu fürchten, sondern diejenigen, welche den Herrn gekreuzigt haben (Chrys.) und die im Unglauben beharren (Hier.). Matthäus Mt 48 28 5 11 Dies betont der Engel, weil der Kreuzestod für Christus der Weg zur Herrlichkeit, für uns die Quelle aller Güter ist (Chrys.). Matthäus Mt 48 28 6 Non est hic: surrexit enim, sicut dixit: venite, et videte locum, ubi positus erat Dominus. Er ist nicht hier, denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat;¹² kommet und sehet den Ort, wo man den Herrn hingelegt hatte.¹³ Matthäus Mt 48 28 6 12 Ein leiser Tadel, dass sie sich seiner Vorhersagung nicht erinnern. Noch deutlicher [Lk 24,5]. Matthäus Mt 48 28 6 13 Sie sollen beim Anblicke des leeren Grabes an die Auferstehung glauben (Hier., Chrys.). Matthäus Mt 48 28 7 Et cito euntes, dicite discipulis ejus quia surrexit: et ecce præcedit vos in Galilæam: ibi eum videbitis: ecce prædixi vobis. Und gehet eilends hin, und saget seinen Jüngern, dass er auferstanden ist;¹⁴ und sehet, er geht euch voraus nach Galiläa;¹⁵ daselbst werdet ihr ihn sehen.¹⁶ Sehet, ich habe es euch vorhergesagt.¹⁷ Matthäus Mt 48 28 7 14 So erhalten die Jünger die Zusicherung, dass der Herr ihnen wegen ihrer Schwäche zur Zeit seines Leidens nicht zürnt. Wie der auferstandene Heiland den Betrübten Trost spendet, so auch die Engel. Matthäus Mt 48 28 7 15 Es muss ihnen lieb sein, nach den Ereignissen der letzten Tage Judäa zu verlassen. In Galiläa waren sie einst vom Heilande berufen; dort hatte derselbe meist seine Lehrtätigkeit geübt und wohl auch die meisten Gläubigen gefunden, denen er sich zeigen will [1Kor 15,6]. Wie muss ihr Mut und ihre Freude wachsen, da der Heiland selbst dorthin vorausgehen will! Matthäus Mt 48 28 7 16 Wie der Heiland am Donnerstage gesagt [Mt 26,32]. Diese Botschaft dient zugleich als Beglaubigung, dass die Frauen wahrhaft von einem Himmelsboten belehrt und gesandt sind, anderswoher konnten sie es nicht wissen, da jene Verheißung des Erscheinens in Galiläa den Jüngern allein gegeben war. Matthäus Mt 48 28 7 17 Dies ist sicher wahr, haltet daran fest! Matthäus Mt 48 28 8 Et exierunt cito de monumento cum timore, et gaudio magno, currentes nuntiare discipulis ejus. Und sie gingen eilends heraus aus dem Grabe mit Furcht und großer Freude, und liefen, es seinen Jüngern zu verkünden. Matthäus Mt 48 28 9 Et ecce Jesus occurrit illis, dicens: Avete. Illæ autem accesserunt, et tenuerunt pedes ejus, et adoraverunt eum. Und siehe, Jesus begegnete ihnen¹⁸ und sprach: Seid gegrüßt!¹⁹ Sie aber traten hinzu, und umfassten seine Füße, und beteten ihn an.²⁰ Matthäus Mt 48 28 9 18 Bach einiger Zeit, wie. [Mk 16,8] zeigt. Matthäus Mt 48 28 9 19 Dies bedeutet eigentlich: Freuet euch! Was der Heiland mit Worten ausspricht, verleiht er gleichzeitig, den Herzen die Freude. Welcher Lohn für die Treue der Frauen unter dem Kreuze! Matthäus Mt 48 28 9 20 Sie zweifeln nicht wie einige Jünger, und Christus braucht ihnen nicht zu beweisen, dass er derselbe ist, der gekreuzigt wurde. Die Liebe schärft ihre Augen, dass sie ihn sogleich erkennen, wie später der heil. Johannes [Joh 21,7]. Lukas Lk 49 0 1 Einleitung 1, V. 1-4 I. 1,5 4,13 1. Geschichte der Kindheit Jesu 1,5 2. Verkündigung der Geburt des Vorläufers (V. 25) und der Geburt des Heilandes. (V. 38) Besuch der heil. Jungfrau bei Elisabeth. (V. 56) Geburt des heil. Johannes. (V. 66) Lobgesang des Zacharias. Lukas Lk 49 1 1 QUONIAM quidem multi conati sunt ordinare narrationem, quæ in nobis completæ sunt, rerum: Weil viele¹ schon es unternommen haben,² eine Erzählung der Tatsachen, die unter uns vollendet worden sind,³ zu verfassen, Lukas Lk 49 1 1 1 Wer gemeint ist, steht nicht fest. Lukas Lk 49 1 1 2 Vielleicht ohne den gewünschten Erfolg. (Vergl. V. 3) Lukas Lk 49 1 1 3 Ganz offenbar vollendet worden sind. Lukas Lk 49 1 10 Et omnis multitudo populi erat orans foris hora incensi. Die ganze Volksmenge aber stand betend draußen zur Stunde des Rauchwerkes. [Ex 30,7, Lev 16,17] Lukas Lk 49 1 11 Apparuit autem illi Angelus Domini, stans a dextris altaris incensi. Da erschien ihm ein Engel des Herrn,²³ zur Rechten²⁴ des Rauchaltars stehend. Lukas Lk 49 1 11 23 Gabriel. V. 19, derselbe der Daniel erschien [Dan 9,21]. Der heil. Johannes soll, so weit eine Ähnlichkeit nach Gottes Ratschluss möglich, dem Heilande in seiner Empfängnis ähnlich werden. Lukas Lk 49 1 11 24 Die ehrenvolle Seite. Lukas Lk 49 1 12 Et Zacharias turbatus est videns, et timor irruit super eum. Und Zacharias erschrak, als er ihn sah, und Furcht überfiel ihn.²⁵ Lukas Lk 49 1 12 25 Wie [Dan 10,8, Ez 2,1]. Die Furcht bereitet dem Glauben den Weg. Lukas Lk 49 1 13 Ait autem ad illum Angelus: Ne timeas Zacharia, quoniam exaudita est deprecatio tua: et uxor tua Elisabeth pariet tibi filium, et vocabis nomen ejus Joannem: Der Engel aber sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias! denn dein Gebet²⁶ ist erhöret worden; und dein Weib,²⁷ Elisabeth, wird dir einen Sohn gebären, den sollst du Johannes heißen. Lukas Lk 49 1 13 26 Wohl um das Erscheinen des Messias. (Aug., Bed., Euth.) Lukas Lk 49 1 13 27 Damit beginnt die Erhörung des Gebetes und zugleich die Erfüllung eines lang gehegten Wunsches des Zacharias. Mehr als er wünschen konnte, wird ihm gewährt, wie schon der Name des Sohnes: Johannes Gott gibt Gnade andeutet, den Gott selbst wählt. Lukas Lk 49 1 14 Et erit gaudium tibi, et exsultatio, et multi in nativitate ejus gaudebunt: Du wirst Freude und Wonne haben,²⁸ und viele²⁹ werden sich über seine Geburt freuen; Lukas Lk 49 1 14 28 Die Gründe V. 15 17. Lukas Lk 49 1 14 29 Nicht nur die Verwandten: V. 58, V. 66. Lukas Lk 49 1 15 Erit enim magnus coram Domino: et vinum, et siceram non bibet, et Spiritu sancto replebitur adhuc ex utero matris suæ. denn er wird groß sein vor dem Herrn; Wein und starkes Getränk³⁰ wird er nicht trinken,³¹ und wird mit dem heiligen Geiste erfüllet werden schon vom Mutterleibe an,³² Lukas Lk 49 1 15 30 Berauschendes Getränk. Lukas Lk 49 1 15 31 Siehe [Num 6,3]. Lukas Lk 49 1 15 32 Die heiligmachende Gnade wird ihm hier zuteil, um bei ihm zu bleiben durch sein Leben. Lukas Lk 49 1 16 Et multos filiorum Israel convertet ad Dominum Deum ipsorum: und viele von den Kindern Israels wird er zu dem Herrn, ihrem Gott, bekehren.³³ Lukas Lk 49 1 16 33 Der vorhergehende Vers beschrieb seine Heiligkeit, dieser sein Amt. Lukas Lk 49 1 17 Et ipse præcedet ante illum in spiritu, et virtute Eliæ: ut convertat corda patrum in filios, et incredulos ad prudentiam justorum, parare Domino plebem perfectam. Und er wird vor ihm hergehen im Geiste und in der Kraft des Elias, um die Gesinnungen der Väter auf die Kinder,³⁴ die Ungläubigen³⁵ zur Weisheit der Gerechten zu bringen, und dem Herrn ein vollkommenes³⁶ Volk zu bereiten.³⁷ [Mal 4,6, Mt 11,14]. Lukas Lk 49 1 17 34 [Mal 4,6]. Beider Herzen mit gleichen Gefühlen des Friedens und der Liebe erfüllend. Lukas Lk 49 1 17 35 Diejenigen, welche die Gottesgesetze nicht beobachten. Lukas Lk 49 1 17 36 Geneigt, anzunehmen, was der Messias bringt, und zu tun, was er fordert. Lukas Lk 49 1 17 37 Das Ziel seiner Sendung. Lukas Lk 49 1 18 Et dixit Zacharias ad Angelum: Unde hoc sciam? ego enim sum senex, et uxor mea processit in diebus suis. Da sprach Zacharias zu dem Engel: Woran soll ich das erkennen? denn ich bin alt, und mein Weib ist vorgerückt an Tagen. Lukas Lk 49 1 19 Et respondens Angelus dixit ei: Ego sum Gabriel, qui asto ante Deum: et missus sum loqui ad te, et hæc tibi evangelizare. Und der Engel antwortete, und sprach zu ihm: Ich bin Gabriel, der vor Gott steht,³⁸ und bin gesandt worden zu dir zu reden, und dir diese frohe Botschaft zu bringen. Lukas Lk 49 1 19 38 Zacharias denkt nur an die Schwierigkeit der Sache, nicht an den Urheber der Botschaft, deshalb erinnert der Engel an diesen. Lukas Lk 49 1 2 Sicut tradiderunt nobis, qui ab initio ipsi viderunt, et ministri fuerunt sermonis: wie⁴ sie uns diejenigen überliefert haben,⁵ welche von Anfang an⁶ Augenzeugen und Diener des Wortes⁷ gewesen sind; [1Joh 1,1] Lukas Lk 49 1 2 4 In der Ordnung. Lukas Lk 49 1 2 5 Das Wort überliefern wird im Neuen Testamente stets von der mündlich übermittelten Lehre gebraucht. Lukas Lk 49 1 2 6 D. i. von Anfang des öffentlichen Lebens an. Vergl. [Lk 3,23]. Lukas Lk 49 1 2 7 Des Evangeliums: Die Apostel [Mt 28,20] und Jünger [Lk 10,1] vergl. [Apg 8,4]. Lukas Lk 49 1 20 Et ecce eris tacens, et non poteris loqui usque in diem, quo hæc fiant, pro eo quod non credidisti verbis meis, quæ implebuntur in tempore suo. Und siehe,³⁹ du wirst stumm sein, und nicht reden können⁴⁰ bis auf den Tag, da dies geschehen wird; darum weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die in Erfüllung gehen werden zu ihrer Zeit. Lukas Lk 49 1 20 39 Etwas Neues und Ungewöhnliches wird angekündigt. Lukas Lk 49 1 20 40 Der Grund wird hinzugefügt. Lukas Lk 49 1 21 Et erat plebs exspectans Zachariam: et mirabantur quod tardaret ipse in templo. Das Volk aber wartete auf Zacharias, und sie verwunderten sich, dass er so lange im Tempel verweilte.⁴¹ Lukas Lk 49 1 21 41 Der Priester durfte nur ganz kurze Zeit im Tempel bleiben. Lukas Lk 49 1 22 Egressus autem non poterat loqui ad illos, et cognoverunt quod visionem vidisset in templo. Et ipse erat innuens illis, et permansit mutus. Als er nun herauskam, konnte er nicht zu ihnen reden. Da erkannten sie,⁴² dass er eine Erscheinung im Tempel gehabt hatte. Und er winkte ihnen und blieb stumm. Lukas Lk 49 1 22 42 Aus der Haltung und dem Stummsein, vielleicht auch aus Zeichen. Lukas Lk 49 1 23 Et factum est, ut impleti sunt dies officii ejus, abiit in domum suam: Und es geschah, als die Tage seines Dienstes vollbracht waren, ging er hinweg in sein Haus. Lukas Lk 49 1 24 Post hos autem dies concepit Elisabeth uxor ejus, et occultabat se mensibus quinque, dicens: Nach diesen Tagen aber empfing Elisabeth, sein Weib,⁴³ und sie verbarg sich fünf⁴⁴ Monate lang, indem sie sprach: Lukas Lk 49 1 24 43 Er hat wohl Elisabeth die Sache schriftlich mitgeteilt, da auch sie weiß (V. 63) wie der Knabe genannt werden soll. Lukas Lk 49 1 24 44 In heiliger Zurückgezogenheit wie Zacharias. Im sechsten Monate kommt Maria (Orig., Ambr., Bed.) Lukas Lk 49 1 25 Quia sic fecit mihi Dominus in diebus, quibus respexit auferre opprobrium meum inter homines. Also hat mir der Herr getan in diesen Tagen, da er mich angesehen,⁴⁵ um meine Schmach vor den Menschen von mir zu nehmen!⁴⁶ Lukas Lk 49 1 25 45 Gott schaut auf uns, wenn er uns eine Wohltat erweist. Lukas Lk 49 1 25 46 Siehe [Ex 23,26, Dtn 7,14]. Lukas Lk 49 1 26 In mense autem sexto, missus est Angelus Gabriel a Deo in civitatem Galilææ, cui nomen Nazareth. Im sechsten Monate aber⁴⁷ ward der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa, mit Namen Nazareth,⁴⁸ Lukas Lk 49 1 26 47 Fortsetzung zu V. 24 (fünf Monate) Alles ist groß: Der Herr des Himmels, der seinen Boten sendet, der Engel, den er mit der Botschaft betraut, das Ziel desselben, das Heil der Menschen. Lukas Lk 49 1 26 48 Siehe [Mt 2,Anm.24]. Vergleiche [Jes 7,16]. Lukas Lk 49 1 27 Ad Virginem desponsatam viro, cui nomen erat Joseph, de domo David, et nomen virginis Maria. zu einer Jungfrau, die verlobt war mit einem Manne, mit Namen Joseph, vom Hause Davids,⁴⁹ und der Name der Jungfrau war Maria. [Mt 1,13] Lukas Lk 49 1 27 49 Dies gehört zu: Jungfrau, da erst [Lk 2,4] von Joseph das Gleiche gesagt wird. Lukas Lk 49 1 28 Et ingressus Angelus ad eam dixit: Ave gratia plena: Dominus tecum: Benedicta tu in mulieribus. Und der Engel trat zu ihr hinein,⁵⁰ und sprach: Gegrüßt seist du,⁵¹ voll der Gnaden,⁵² der Herr ist mit dir,⁵³ du bist gebenedeiet⁵⁴ unter den Weibern!⁵⁵ Lukas Lk 49 1 28 50 Der Engel erscheint in menschlicher Gestalt. Maria war wohl in die sehnsüchtige Betrachtung der Verheißungen des Erlösers versenkt. Lukas Lk 49 1 28 51 Friede, Freude sei mit Dir! Ein Zeichen des Wohlwollens und der Liebe. Der heil. Augustin findet in dem Ave die Umkehrung des Namens Eva. Lukas Lk 49 1 28 52 Wie hat Gott sie vorbereitet, eine würdige Wohnung seines Sohnes Jesus zu sein! Dies Wort vertritt ihren Namen. Lukas Lk 49 1 28 53 Durch die reichste Mitteilung seiner Gaben noch ehe du den Heiland empfangen. Lukas Lk 49 1 28 54 Von Gott, der mit ihr ist. Lukas Lk 49 1 28 55 Mehr als alle, ja du allein unter allen, besonders wegen der ihr zu verleihenden Würde. Lukas Lk 49 1 29 Quæ cum audisset, turbata est in sermone ejus, et cogitabat qualis esset ista salutatio. Da sie dies hörte, erschrak sie über seine Rede, und bedachte bei sich, was dies für ein Gruß sei. Lukas Lk 49 1 3 Visum est et mihi, assecuto omnia a principio diligenter, ex ordine tibi scribere, optime Theophile, so habe auch ich⁸ für gut befunden, nachdem ich über alles vom Anfange an genaue Kunde eingeholet,⁹ es dir der Ordnung nach¹⁰ aufzuschreiben, bester Theophilus!¹¹ Lukas Lk 49 1 3 8 Damit wird die Inspiration nicht geleugnet. Dass der heil. Lukas von Gott geleitet wurde, folgt daraus, dass die Kirche das Buch von jeher als inspiriert ansah. Lukas Lk 49 1 3 9 Empfehlung des Autors. Den vielen, die in V. 1 erwähnt werden, scheint dies weniger eigen gewesen zu sein. Lukas Lk 49 1 3 10 Der Zeitfolge nach. Lukas Lk 49 1 3 11 Theophilus ist, wie die Anrede anzeigt, entweder ein sehr vornehmer Mann oder ein Freund. Manche Erklärer denken an eine Personifikation der Heidenchristen. Lukas Lk 49 1 30 Et ait Angelus ei: Ne timeas Maria, invenisti enim gratiam apud Deum: Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht,⁵⁶ Maria, denn du hast Gnade gefunden bei Gott.⁵⁷ Lukas Lk 49 1 30 56 Seine Worte bleiben sicher nicht wirkungslos. Lukas Lk 49 1 30 57 Er will dir eine besondere Gnade erzeigen. Lukas Lk 49 1 31 Ecce concipies in utero, et paries filium, et vocabis nomen ejus JESUM. Siehe, du wirst empfangen im Schoße, und einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Jesus heißen.⁵⁸ [Jes 7,14, Lk 2,21] Lukas Lk 49 1 31 58 Vergl. [Jes 7,14] und [Mt 1,Anm.21]. Lukas Lk 49 1 32 Hic erit magnus, et Filius Altissimi vocabitur, et dabit illi Dominus Deus sedem David patris ejus: et regnabit in domo Jacob in æternum, Dieser wird groß⁵⁹ sein, und der Sohn des Allerhöchsten genannt werden;⁶⁰ Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David⁶¹ geben,⁶² und er wird herrschen über das Haus Jakob in Ewigkeit,⁶³ [Dan 7,14.27, Mi 4,7] Lukas Lk 49 1 32 59 Durch zwei Stücke. Lukas Lk 49 1 32 60 Wird sein und anerkannt werden. Lukas Lk 49 1 32 61 Was [2Sam 7,23.13] verheißen ist. Vergl. [Jes 9,7]. Lukas Lk 49 1 32 62 Vergl. [Ez 21,26.27]. Lukas Lk 49 1 32 63 Vergl. [Gen 49,10, Mi 5,2]. Lukas Lk 49 1 33 Et regni ejus non erit finis. und seines Reiches wird kein Ende sein.⁶⁴ Lukas Lk 49 1 33 64 Die Beschreibung lässt ihn als den verheißenen König, den Messias, erkennen. Lukas Lk 49 1 34 Dixit autem, Maria ad Angelum: Quomodo fiet istud, quoniam virum non cognosco? Maria aber sprach zu dem Engel: Wie wird dies geschehen, da ich einen Mann nicht erkenne?⁶⁵ Lukas Lk 49 1 34 65 Maria, weiß, dass ein Himmelsbote zu ihr redet. Sie glaubt also, dass das, was er verkündet, geschehen wird (vergl. V. 45), aber sie wünscht die Weise zu erfahren, weil sie nach Gottes Willen das Gelübde der Keuschheit gemacht. (Aug., Bernh., Thom.). Lukas Lk 49 1 35 Et respondens Angelus dixit ei: Spiritus sanctus superveniet in te, et virtus Altissimi obumbrabit tibi. Ideoque et quod nascetur ex te Sanctum, vocabitur Filius Dei. Der Engel antwortete, und sprach zu ihr: Der heilige Geist wird auf dich herabkommen,⁶⁶ und die Kraft des Allerhöchsten wird dich überschatten;⁶⁷ darum⁶⁸ wird auch das Heilige, welches aus dir geboren werden soll, Sohn Gottes genannt werden. Lukas Lk 49 1 35 66 Durch eine neue Wirksamkeit. Lukas Lk 49 1 35 67 Maria ist gleichsam die neue Bundeslade. Vergl. [Ex 40,32]. Lukas Lk 49 1 35 68 Weil seine Empfängnis und seine Geburt eine so wunderbare sind, wird er als Sohn Gottes erkannt und anerkannt werden. Nur dem Sohne Gottes kam eine solche Geburt zu und keine andere als solche war ihm gebührend. Lukas Lk 49 1 36 Et ecce Elisabeth cognata tua, et ipsa concepit filium in senectute sua: et hic mensis sextus est illi, quæ vocatur sterilis: Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte,⁶⁹ auch sie hat einen Sohn empfangen in ihrem Alter,⁷⁰ und dies ist der sechste Monat für sie, die unfruchtbar heißt, Lukas Lk 49 1 36 69 Wie Elisabeth mit Maria verwandt war, ist nicht bekannt. Lukas Lk 49 1 36 70 Gegen alle Hoffnung. Ein anderer Gnadenerweis Gottes zum Beweise seiner Allmacht. Lukas Lk 49 1 37 Quia non erit impossibile apud Deum omne verbum. denn bei Gott ist kein Ding unmöglich. Lukas Lk 49 1 38 Dixit autem Maria: Ecce ancilla Domini, fiat mihi secundum verbum tuum. Et discessit ab illa Angelus. Maria aber sprach: Siehe, ich bin die Magd des Herrn,⁷¹ mir geschehe⁷² nach deinem Worte!⁷³ Und der Engel schied von ihr.⁷⁴ Lukas Lk 49 1 38 71 Die Mutter des Erlösers demütigt sich; die Mutter dessen, dessen Speise es sein wird, Gottes Willen zu tun, unterwirft sich. Lukas Lk 49 1 38 72 Sie glaubt nicht nur, sie wünscht auch, dass die Botschaft des Engels sich erfülle. Lukas Lk 49 1 38 73 Maria offenbart ihren Glauben und ihre jungfräuliche Eingezogenheit, indem sie alles so kurz zusammenfasst, ihre Klugheit, ihren bereitwilligen Gehorsam und ihre Demut, da sie die herrliche Verheißung des Engels nicht wiederholt. Lukas Lk 49 1 38 74 Warum wollte Gott Marias Zustimmung? Es wird gleichsam eine heilige Ehe zwischen dem Sohne Gottes und der menschlichen Natur geschlossen, deshalb war es geziemend, dass die, welche die Braut des heil. Geistes war und die menschliche Natur wie die Kirche darstellte, ihre Zustimmung gab. Wie einst Evas Nachgiebigkeit gegen den bösen Engel die Sünde in die Welt brachte, so soll auch die Erlösung nicht ohne die Zustimmung Marias vollbracht werden (Tert.). Lukas Lk 49 1 39 Exsurgens autem Maria in diebus illis abiit in montana cum festinatione, in civitatem Juda. Maria aber⁷⁵ machte sich in jenen Tagen⁷⁶ auf, und ging eilends⁷⁷ auf das Gebirge nach einer Stadt⁷⁸ des Stammes Juda. Lukas Lk 49 1 39 75 Maria erkennt, dass der Engel sie einladet, Elisabeth zu dem von Gott erhaltenen Gnadenerweise Glück zu wünschen. Lukas Lk 49 1 39 76 Wohl nicht sofort. Lukas Lk 49 1 39 77 Aus Freude über das Elisabeth zuteil gewordene Glück (Ambr.). Der heil. Joseph begleitete sie nicht, wie aus [Mt 1,19] hervorgeht. Lukas Lk 49 1 39 78 Welche Stadt, wird nicht gesagt. Lukas Lk 49 1 4 Ut cognoscas eorum verborum, de quibus eruditus es, veritatem. damit du die Zuverlässigkeit der Worte genau einsehest, in denen du unterrichtet worden bist. Lukas Lk 49 1 40 Et intravit in domum Zachariæ, et salutavit Elisabeth. Und sie kam in das Haus des Zacharias, und grüßte Elisabeth. Lukas Lk 49 1 41 Et factum est, ut audivit salutationem Mariæ Elisabeth, exsultavit infans in utero ejus: et repleta est Spiritu sancto Elisabeth: Und es begab sich, sobald Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind freudig in ihrem Leibe auf,⁷⁹ und Elisabeth ward erfüllet von dem heiligen Geiste. Lukas Lk 49 1 41 79 Das fleischgewordene Wort spendet seine ersten Gnadenerweise durch Maria. Das Kind und Elisabeth werden mit dem heil. Geiste erfüllt. Johannes erkennt (wenigstens für den Augenblick den Gebrauch der Vernunft erlangend) den Erlöser und wird von ihm mit der heiligmachenden Gnade beschenkt, wie V. 15 verkündet. Lukas Lk 49 1 42 Et exclamavit voce magna, et dixit: Benedicta tu inter mulieres, et benedictus fructus ventris tui. Und sie rief mit lauter Stimme, und sprach: Gebenedeiet bist du unter den Weibern,⁸⁰ und gebenedeiet⁸¹ ist die Frucht deines Leibes!⁸² Lukas Lk 49 1 42 80 Siehe V. 28. Die Wiederholung der Worte des Engels hat ihr der heil. Geist eingegeben. Lukas Lk 49 1 42 81 Frei von allem Fluche des Menschengeschlechtes und mit himmlischen Gaben so reich ausgestattet, dass auch wir aus seiner Fülle empfangen. Lukas Lk 49 1 42 82 Wegen der jungfräulichen Empfängnis. Lukas Lk 49 1 43 Et unde hoc mihi ut veniat mater Domini mei ad me? Und woher geschieht mir dies, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt?⁸³ Lukas Lk 49 1 43 83 Der heil. Geist ist der Geist demütiger Herzen. Wie hoch stellt Elisabeth die heilige Jungfrau! Mit Recht wird Maria Mutter Gottes genannt, wie V. 35 zeigt (Cyrill). Das unter Martin I. gehaltene Laterankonzil schließt in seinem 3. Kanon alle von der Kirche aus, welche sie nicht im eigentlichen Sinne und nach der Wahrheit Gottes als solche bekennen. Lukas Lk 49 1 44 Ecce enim ut facta est vox salutationis tuæ in auribus meis, exsultavit in gaudio infans in utero meo: Denn siehe, sobald die Stimme deines Grußes an mein Ohr gelangte, hüpfte das Kind freudig auf in meinem Schoße.⁸⁴ Lukas Lk 49 1 44 84 Das Kind tut gleichsam seinen ersten Dienst als Vorläufer Christi. Lukas Lk 49 1 45 Et beata, quæ credidisti, quoniam perficientur ea, quæ dicta sunt tibi a Domino. Und selig, die du geglaubt hast, dass in Erfüllung gehen wird, was dir von dem Herrn gesagt ward.⁸⁵ Lukas Lk 49 1 45 85 Die wunderbare Geburt und die Erhabenheit des Sohnes Marias. Lukas Lk 49 1 46 Et ait Maria: Magnificat anima mea Dominum: Maria sprach:⁸⁶ Hoch preiset meine Seele den Herrn, Lukas Lk 49 1 46 86 Maria, in der Gott selbst gegenwärtig ist, redet von seinem Geiste erfüllt. V. 46 50: Gefühle über die ihr zuteil gewordene Gnade. V. 51 53: Verwunderung, dass Gott die Demut erhöht. V. 54, V. 55: Gott erfüllt, was er verheißen. Lukas Lk 49 1 47 Et exsultavit spiritus meus in Deo salutari meo. und mein Geist frohlocket in Gott, meinem Heilande! [1Sam 2,1] Lukas Lk 49 1 48 Quia respexit humilitatem ancillæ suæ: ecce enim ex hoc beatam me dicent omnes generationes. Weil er die Niedrigkeit⁸⁷ seiner Magd angesehen⁸⁸ hat; denn siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Geschlechter.⁸⁹ Lukas Lk 49 1 48 87 Gleichsam ihre Natur. Welche Demut! Lukas Lk 49 1 48 88 Siehe Anm. 45. Lukas Lk 49 1 48 89 So hatte Elisabeth die Lobpreisung Marias begonnen. Und so geschieht es, so lange es Menschen gibt, solange Christus lebt, solange Gott regiert. Lukas Lk 49 1 49 Quia fecit mihi magna qui potens est: et sanctum nomen ejus. Denn Großes⁹⁰ hat an mir getan, der mächtig, und dessen Name⁹¹ heilig ist! Lukas Lk 49 1 49 90 Was Elisabeth kundgetan, V. 42 45. Lukas Lk 49 1 49 91 Gott, wie er sich offenbart hat und von uns gekannt wird. Lukas Lk 49 1 5 Fuit in diebus Herodis, regis Judææ, sacerdos quidam nomine Zacharias de vice Abia, et uxor illius de filiabus Aaron, et nomen ejus Elisabeth. Es war¹² in den Tagen Herodes,¹³ des Königs von Judäa,¹⁴ ein Priester, mit Namen Zacharias, aus der Reihe Abias;¹⁵ sein Weib war von den Töchtern Aarons,¹⁶ und hieß Elisabeth. [1Chr 24,11]. Lukas Lk 49 1 5 12 Lukas beginnt mit der Erfüllung dessen, womit das Alte Testament als letzte Prophezeihung schließt: [Mal 3,1, Mal 4,5]. Die Geschichte der Geburt des heil. Johannes verleiht dessen Zeugnis von Christus mehr Bedeutung und weist auf die Erhabenheit des Herrn hin. Da der Messias nicht allein König, sondern auch Priester sein sollte [Ps 109,4, Sach 6,13], ziemte es sich, dass, wie er selbst den Königsstamm, so sein Vorläufer den Priesterstand ehrte und dass Christi Priestertum, welches die Sünden der Welt hinwegnimmt, von einem Priester verkündet ward. Lukas Lk 49 1 5 13 Lukas schließt sich genau an seine Gewährsmänner an, wie die Hebraismen zeigen. Wahrscheinlich liegen ihm, z. B. von den Hymnen, auch schriftliche Aufzeichnungen vor. Lukas Lk 49 1 5 14 Im weiteren Sinne Palästina. Lukas Lk 49 1 5 15 Es gab 24 Familien oder Reihen von Priestern, deren achte die oben genannte war. [1Chr 24,3-10]. Jede diente von einem Sabbat zum anderen. Nach dem Exile waren nur vier Priesterfamilien zurückgekehrt mit 4289 Gliedern, auch diese wurden mit Beibehaltung der alten Namen in 24 Klassen eingeteilt. Lukas Lk 49 1 5 16 So stammte Johannes von beiden Seiten von Priestern ab. Zacharias: Jahwe ist eingedenk, Elisabeth: Gott hat geschworen. Lukas Lk 49 1 50 Et misericordia ejus a progenie in progenies timentibus eum. Und seine Barmherzigkeit währet von Geschlecht zu Geschlecht⁹² bei denen, die ihn fürchten. Lukas Lk 49 1 50 92 Aus der Menschwerdung fließen alle Gnaden [Joh 1,16]. Lukas Lk 49 1 51 Fecit potentiam in brachio suo: dispersit superbos mente cordis sui. Er hat Macht geübt mit seinem Arme, zerstreuet, die da hoffärtig sind in ihres Herzens Sinne.⁹³ [Jes 51,9, Ps 32,10] Lukas Lk 49 1 51 93 Nur einen Grund gibt es, weshalb Gott gerade sie auserwählt hat: Weil er das vor den Menschen niedrige zu erwählen pflegt. Dem Arme Gottes wird alle Kraft zugeschrieben. Wie diese sich offenbart, wird in den folgenden Gliedern gezeigt: An den Stolzen V. 51, an den Mächtigen V. 52, an den Reichen V.53. Lukas Lk 49 1 52 Deposuit potentes de sede, et exaltavit humiles. Er hat Gewaltige vom Throne gestürzt, und Niedrige hat er erhöhet. Lukas Lk 49 1 53 Esurientes implevit bonis: et divites dimisit inanes. Hungrige hat er mit Gütern erfüllt, und die Reichen leer ausgehen lassen. [1Sam 2,5, Ps 33,11] Lukas Lk 49 1 54 Suscepit Israel puerum suum, recordatus misericordiæ suæ. Er hat sich Israels, seines Knechtes,⁹⁴ angenommen, eingedenk⁹⁵ seiner Barmherzigkeit; Lukas Lk 49 1 54 94 Ein ehrenvoller Titel, mit dem Moses, David und die Propheten bezeichnet wurden, hier das ganze Volk, das Gott sich durch ein Bündnis zu eigen erwählt. Lukas Lk 49 1 54 95 Er hat sie nicht vergessen. Lukas Lk 49 1 55 Sicut locutus est ad patres nostros, Abraham, et semini ejus in sæcula. wie er zu unsern Vätern gesprochen hat, zu Abraham⁹⁶ und seinen Nachkommen in Ewigkeit. [Gen 17,9, Gen 22,18, Ps 131,11, Jes 41,8] Lukas Lk 49 1 55 96 Eingedenk seiner Barmherzigkeit zum Heile Abrahams. Lukas Lk 49 1 56 Mansit autem Maria cum illa quasi mensibus tribus: et reversa est in domum suam. Und Maria blieb bei ihr ungefähr drei Monate, und kehrte dann zurück in ihr Haus.⁹⁷ Lukas Lk 49 1 56 97 Wie die Bundeslade dem Hause des Obededom Segen brachte [2Sam 6,11], so Maria noch viel mehr dem Hause Elisabeths (Aug., Ambr.). Die heil. Jungfrau verließ dies Haus indes noch vor der Niederkunft ihres Verwandten, wie die folgende Erzählung andeutet (Theoph., Euth.). Lukas Lk 49 1 57 Elisabeth autem impletum est tempus pariendi, et peperit filium. Es kam aber die Zeit,⁹⁸ da Elisabeth gebären sollte, und sie gebar einen Sohn. Lukas Lk 49 1 57 98 Nur bei Gerechten wendet die heil. Schrift dies Wort an. Lukas Lk 49 1 58 Et audierunt vicini, et cognati ejus quia magnificavit Dominus misericordiam suam cum illa, et congratulabantur ei. Und ihre Nachbarn und Verwandten hörten es, dass der Herr große Barmherzigkeit an ihr getan habe, und sie freuten sich mit ihr.⁹⁹ Lukas Lk 49 1 58 99 Vergl. V. 14. Lukas Lk 49 1 59 Et factum est in die octavo, venerunt circumcidere puerum, et vocabant eum nomine patris sui Zachariam. Und es geschah am achten Tage, da kamen sie den Knaben zu beschneiden,¹⁰⁰ und sie nannten ihn nach seines Vaters Namen Zacharias.¹⁰¹ Lukas Lk 49 1 59 100 Gewöhnlich vollzog der Familienvater diese Zeremonie [Gen 17,23] zu der jeder berechtigt war. Hier tut es ein anderer als Zacharias. Lukas Lk 49 1 59 101 Sie wollen, dem Greise eine Freude machen. Lukas Lk 49 1 6 Erant autem justi ambo ante Deum, incedentes in omnibus mandatis, et justificationibus Domini sine querela, Beide waren gerecht vor Gott,¹⁷ und wandelten in allen Geboten und Satzungen des Herrn tadellos,¹⁸ Lukas Lk 49 1 6 17 Nach Gottes Willen. Lukas Lk 49 1 6 18 Vor Gott und Menschen. Lukas Lk 49 1 60 Et respondens mater ejus, dixit: Nequaquam, sed vocabitur Joannes. Seine Mutter aber nahm das Wort, und sprach: Nein, sondern er soll Johannes heißen! Lukas Lk 49 1 61 Et dixerunt ad illam: Quia nemo est in cognatione tua, qui vocetur hoc nomine. Sie sprachen zu ihr: Es ist doch niemand in deiner Verwandtschaft, der diesen Namen hat. Lukas Lk 49 1 62 Innuebant autem patri ejus, quem vellet vocari eum. Da winkten sie seinem Vater, wie er ihn wollte nennen lassen.¹⁰² Lukas Lk 49 1 62 102 Vielleicht ziemte es sich nicht, dass der Vater selbst dem Kinde seinen Namen gab, wohl aber konnte er zulassen, dass andere es taten. Lukas Lk 49 1 63 Et postulans pugillarem scripsit, dicens: Joannes est nomen ejus. Et mirati sunt universi. Er forderte ein Schreibtäfelchen, und schrieb die Worte: Johannes ist sein Name!¹⁰³ Und sie verwunderten sich alle. [V. 13] Lukas Lk 49 1 63 103 Es gibt einen bereits von einem anderen gegebenen Namen kund. Lukas Lk 49 1 64 Apertum est autem illico os ejus, et lingua ejus, et loquebatur benedicens Deum. Und sogleich ward sein Mund aufgetan, und seine Zunge ward gelöst, und er redete, und lobte Gott.¹⁰⁴ Lukas Lk 49 1 64 104 Den Mund, den der Engel geschlossen, öffnet der verheißene Sohn, Gottes Gnade (Maxim.). Lukas Lk 49 1 65 Et factus est timor super omnes vicinos eorum: et super omnia montana Judææ divulgabantur omnia verba hæc: Da überfiel alle Nachbarn derselben Furcht,¹⁰⁵ und im ganzen Gebirge von Judäa breitete sich der Ruf aus von allen diesen Dingen. Lukas Lk 49 1 65 105 Die Menschen fühlen sich als Sünder und fürchten Gottes Macht. Lukas Lk 49 1 66 Et posuerunt omnes, qui audierant in corde suo, dicentes: Quis, putas, puer iste erit? Etenim manus Domini erat cum illo. Und alle, die davon hörten, nahmen es zu Herzen,¹⁰⁶ und sprachen: Was wird wohl aus diesem Kinde werden? Denn¹⁰⁷ die Hand des Herrn¹⁰⁸ war mit ihm. Lukas Lk 49 1 66 106 Erwogen es. Lukas Lk 49 1 66 107 Sie wundern sich mit Recht. Lukas Lk 49 1 66 108 In allem Erzählten waren Zeichen besonderer Leitung Gottes offenbar. Lukas Lk 49 1 67 Et Zacharias pater ejus repletus est Spiritu sancto: et prophetavit, dicens: Und Zacharias, sein Vater, ward erfüllt mit dem heiligen Geiste; und er weissagte,¹⁰⁹ und sprach:¹¹⁰ Lukas Lk 49 1 67 109 Wer auf Veranlassung des heil. Geistes als Gottes Bote spricht, prophezeit. Lukas Lk 49 1 67 110 V. 68 75: Der Messias und die von ihm nach den Verheißungen Gottes und der Propheten zu erwartenden Güter. V. 76 79: Das Amt des Vorläufers. Da V. 65, V. 66 die Erzählung abschließen, folgte der Lobgesang des Zacharias auf die Namensgebung. Lukas Lk 49 1 68 Benedictus Dominus Deus Israel, quia visitavit, et fecit redemptionem plebis suæ: Gepriesen sei der Herr,¹¹¹ der Gott Israels, denn er hat sein Volk heimgesucht,¹¹² und ihm Erlösung¹¹³ gewirkt! [Ps 73,12] Lukas Lk 49 1 68 111 Lob und Preises würdig ist der Herr, oder gepriesen sei der Herr. Lukas Lk 49 1 68 112 Heimsuchen: Jemandem Gutes erweisen. Lukas Lk 49 1 68 113 Die Erlösung aus der ägyptischen Knechtschaft und der babylonischen Gefangenschaft waren Vorbilder der Befreiung, welche Zacharias preist. Lukas Lk 49 1 69 Et erexit cornu salutis nobis: in domo David pueri sui. Ein Horn des Heiles¹¹⁴ hat er uns aufgerichtet¹¹⁵ in dem Hause Davids, seines Knechtes;¹¹⁶ [Ps 131,17] Lukas Lk 49 1 69 114 Sinnbild der Stärke. Lukas Lk 49 1 69 115 Er hat uns einen mächtigen Erlöser gegeben. Lukas Lk 49 1 69 116 Ehrennamen Abrahams, Josues, Jobs, Davids. Lukas Lk 49 1 7 Et non erat illis filius eo quod esset Elisabeth sterilis, et ambo processissent in diebus suis. und sie hatten kein Kind, denn Elisabeth war unfruchtbar, und beide waren vorgerückt an Tagen.¹⁹ Lukas Lk 49 1 7 19 Dies schien im Alten Testament eine Strafe Gottes und war für sie jedenfalls eine Quelle des Schmerzes. Der Evangelist erwähnt diesen Umstand, um auf das Wunder hinzuweisen. Lukas Lk 49 1 70 Sicut locutus est per os sanctorum, qui a sæculo sunt, prophetarum ejus: wie er es verheißen hat durch den Mund seiner heiligen Propheten, die von Alters her gewesen;¹¹⁷ [Jer 23,6, Jer 30,8.10] Lukas Lk 49 1 70 117 Hier von Davids Zeit an, die Gott durch ihr Amt geweiht sind. Lukas Lk 49 1 71 Salutem ex inimicis nostris, et de manu omnium, qui oderunt nos: uns zu erlösen von unsern Feinden,¹¹⁸ und aus der Hand aller, die uns¹¹⁹ hassen; Lukas Lk 49 1 71 118 Erklärung zu V. 69. Die einzelnen Worte sind einzelnen Psalmen entlehnt. Lukas Lk 49 1 71 119 Die Verehrer Gottes. Unter den Hassenden ist der böse Feind der erste. Lukas Lk 49 1 72 Ad faciendam misericordiam cum patribus nostris: et memorari testamenti sui sancti. Barmherzigkeit zu üben¹²⁰ an unsern Vätern, und eingedenk zu sein seines heiligen Bundes, Lukas Lk 49 1 72 120 Das Ziel Gottes. Die Väter wurden in der Vorhölle auch selbst des messianischen Reiches teilhaftig (Theoph.). Lukas Lk 49 1 73 Jusjurandum, quod juravit ad Abraham patrem nostrum, daturum se nobis: des Eides,¹²¹ den er unserm Vater Abraham geschworen hat, uns zu verleihen, [Gen 22,16, Jer 31,33, Hebr 6,13.17] Lukas Lk 49 1 73 121 [Gen 22], V. 16-18, 26 u. a. Lukas Lk 49 1 74 Ut sine timore, de manu inimicorum nostrorum liberati, serviamus illi. dass wir sonder Furcht aus der Hand unserer Feinde befreit, ihm dienen,¹²² Lukas Lk 49 1 74 122 Was [Ex 19,6] dem Volke des alten Bundes gesagt ist, gilt noch mehr dem neuen Bundesvolke [1Petr 2,9]. Lukas Lk 49 1 75 In sanctitate, et justitia coram ipso, omnibus diebus nostris. in Heiligkeit¹²³ und Gerechtigkeit vor ihm alle Tage unseres Lebens.¹²⁴ Lukas Lk 49 1 75 123 Die Heiligkeit bezieht sich besonders auf den Gottesdienst. Die Gerechtigkeit bedeutet die Fülle der Tugenden (Euth.). Beide waren von den Propheten oft für die messianische Zeit verheißen. Lukas Lk 49 1 75 124 Zacharias erfasst das messianische Reich als ein geistiges im Sinne der Propheten. Die Kirche wird nie von Gott verlassen und dauert bis an das Ende der Welt. Lukas Lk 49 1 76 Et tu puer, propheta Altissimi vocaberis; præibis enim ante faciem Domini parare vias ejus: Und du, Knabe,¹²⁵ wirst ein Prophet des Höchsten genannt werden;¹²⁶ denn du wirst vor dem Angesichte des Herrn hergehen, ihm seine Wege zu bereiten; Lukas Lk 49 1 76 125 Auch von dir ist Großes zu verkünden. Lukas Lk 49 1 76 126 So erklärt er mit Recht das Wort des Engels. Der Vater redet aus Liebe zu seinem Sohne diesen an, will aber wohl die Anwesenden über dessen Würde belehren. Lukas Lk 49 1 77 Ad dandam scientiam salutis plebi ejus: in remissionem peccatorum eorum: Lukas Lk 49 1 78 Per viscera misericordiæ Dei nostri: in quibus visitavit nos, oriens ex alto: durch die innigste Barmherzigkeit unseres Gottes,¹²⁹ in welcher uns heimgesucht hat der Aufgang aus der Höhe;¹³⁰ [Sach 3,8, Sach 6,12, Mal 4,2] Lukas Lk 49 1 78 129 Wegen der höchsten Barmherzigkeit Gottes. Lukas Lk 49 1 78 130 Wohl aus [Jes 4,2], eine Stelle, die auch V. 79 hinweist. Lukas Lk 49 1 79 Illuminare his, qui in tenebris, et in umbra mortis sedent: ad dirigendos pedes nostros in viam pacis. um Licht zu bringen denen, die in Finsternis und im Todesschatten sitzen,¹³¹ und unsere Füße auf den Weg des Friedens¹³² zu leiten. [Jes 9,2] Lukas Lk 49 1 79 131 Vergl. [Jes 9,2] also kommt der Messias auch für die Heiden. Lukas Lk 49 1 79 132 Der Messias vermittelt den Frieden auf Erden und im Himmel. Lukas Lk 49 1 8 Factum est autem, cum sacerdotio fungeretur in ordine vicis suæ ante Deum, Es begab sich aber, als er nach der Ordnung seiner Reihe²⁰ vor Gott den Priesterdienst verrichtete, Lukas Lk 49 1 8 20 Der Wochenreihe oder der Tagesreihe. Lukas Lk 49 1 80 Puer autem crescebat, et confortabatur spiritu: et erat in desertis usque in diem ostensionis suæ ad Israel. Der Knabe aber wuchs,¹³³ und ward stark im Geiste, und war in der Wüste¹³⁴ bis zu dem Tage, da er sich zeigen sollte vor Israel.¹³⁵ Lukas Lk 49 1 80 133 Dem Leibe nach. Lukas Lk 49 1 80 134 Wohl an verschiedenen Orten der Wüste von Judäa. Über seine Lebensweise siehe [Mt 3,4] und [Mk 1,6]. Lukas Lk 49 1 80 135 Bis zu der Zeit, wo Gott ihn berief, also bis gegen das 30. Lebensjahr, wird er, wie einst Moses und Elias, in der Einsamkeit für seine künftige Tätigkeit vorbereitet. Lukas Lk 49 1 9 Secundum consuetudinem sacerdotii, sorte exiit ut incensum poneret, ingressus in templum Domini: kam er nach der Sitte des Priestertums durch das Los daran,²¹ in den Tempel des Herrn hineinzugehen und zu räuchern.²² Lukas Lk 49 1 9 21 Das Los entschied, was jeder einzelne zu tun hatte. Lukas Lk 49 1 9 22 Morgens und Abends. Lukas Lk 49 0 1 Christi Geburt. (V. 7) Die Hirten kommen zur Krippe. (V. 20) Der Heiland ist dem Gesetze gehorsam: Namensgebung. (V. 40) Der zwölfjährige Jesus im Tempel. Lukas Lk 49 2 1 Factum est autem in diebus illis, exiit edictum a Cæsare Augusto ut describeretur universus orbis. Es geschah aber in denselben Tagen,¹ dass vom Kaiser Augustus ein Befehl ausging, dass der ganze Erdkreis² aufgeschrieben werde. Lukas Lk 49 2 1 1 Nach der Rückkehr Marias von Elisabeth geschah, was [Mt 1,18] erzählt wird. Indes soll Christus in Bethlehem geboren werden. Gott lenkt also die Ereignisse so, dass sein Ziel erreicht wird. Lukas Lk 49 2 1 2 Das römische Reich. Lukas Lk 49 2 10 Et dixit illis Angelus: Nolite timere: ecce enim evangelizo vobis gaudium magnum, quod erit omni populo: Der Engel¹¹ aber sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht!¹² denn sehet, ich verkündige euch große Freude, die allem Volke zuteil werden wird; Lukas Lk 49 2 10 11 Vielleicht der Engel Gabriel. Der Glanz bezeugt seine Sendung von Gott. Lukas Lk 49 2 10 12 Sein Wort wirkt, was es zusagt. Lukas Lk 49 2 11 Quia natus est vobis hodie Salvator, qui est Christus Dominus in civitate David. dass euch heute der Heiland geboren worden, in der Stadt Davids,¹³ welcher Christus, der Herr, ist. Lukas Lk 49 2 11 13 Der Engel bezieht sich wohl auf [Jes 9,4]. Lukas Lk 49 2 12 Et hoc vobis signum: Invenietis infantem pannis involutum, et positum in præsepio. Und dies soll euch zum Zeichen sein:¹⁴ Ihr werdet ein Kind finden, in Windeln eingewickelt und in einer Krippe liegend. Lukas Lk 49 2 12 14 Zur Erkennung, zugleich als Unterpfand der Wahrheit der Verkündigung. Lukas Lk 49 2 13 Et subito facta est cum Angelo multitudo militiæ clestis laudantium Deum, et dicentium: Und plötzlich war bei dem Engel eine Menge der himmlischen Heerschaaren,¹⁵ welche Gott lobten, und sprachen: Lukas Lk 49 2 13 15 Die Schar der Engel offenbart die Majestät des Kindes. Lukas Lk 49 2 14 Gloria in altissimis Deo, et in terra pax hominibus bonæ voluntatis. Ehre¹⁶ Gott in der Höhe, und Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind!¹⁷ Lukas Lk 49 2 14 16 Nämlich: ist, wird zuteil. Jeder Akt der Liebe, des Gehorsams usw. des Herrn hat wegen seiner göttlichen Persönlichkeit unendlichen Wert. Den Menschen Friede: Die Fülle der messianischen Güter und Seligkeit. Lukas Lk 49 2 14 17 Griech.: Des göttlichen Wohlgefallens. So ist auch guten Willens zu erklären, nämlich an denen Gott Wohlgefallen hat. Lukas Lk 49 2 15 Et factum est, ut discesserunt ab eis Angeli in clum: pastores loquebantur ad invicem: Transeamus usque Bethlehem, et videamus hoc verbum, quod factum est, quod Dominus ostendit nobis. Und es geschah, als die Engel von ihnen hinweggegangen waren in den Himmel, sprachen die Hirten zueinander: Lasset uns hingehen bis Bethlehem, und das Wort sehen, das geschehen ist, und das uns der Herr kundgetan hat. Lukas Lk 49 2 16 Et venerunt festinantes: et invenerunt Mariam, et Joseph, et infantem positum in præsepio. Und sie kamen eilend, und fanden Maria und Joseph, und das Kind, welches in der Krippe lag.¹⁸ Lukas Lk 49 2 16 18 Über Ochs und Esel, die mit der Krippe dargestellt zu werden pflegen, siehe [Hab 3,2]. Lukas Lk 49 2 17 Videntes autem cognoverunt de verbo, quod dictum erat illis de puero hoc. Da sie es aber sahen, machten sie bekannt,¹⁹ was zu ihnen von diesem Kinde gesagt worden war. Lukas Lk 49 2 17 19 Der lateinische Text ist an dieser Stelle etwas dunkler als der griechische. Lukas Lk 49 2 18 Et omnes, qui audierunt, mirati sunt: et de his, quæ dicta erant a pastoribus ad ipsos. Und alle, die es hörten,²⁰ wunderten sich, und über die Dinge, welche von den Hirten ihnen erzählt worden. Lukas Lk 49 2 18 20 Nicht viele wie [Mt 2,3] zeigt. Lukas Lk 49 2 19 Maria autem conservabat omnia verba hæc, conferens in corde suo. Maria aber bewahrte alle diese Worte,²¹ und überlegte sie in ihrem Herzen.²² [siehe unter V. 51.] Lukas Lk 49 2 19 21 Die Ereignisse. Lukas Lk 49 2 19 22 Sie bewundert die Harmonie der Offenbarungen Gottes. Lukas Lk 49 2 2 Hæc descriptio prima, facta est a præside Syriæ Cyrino: Diese Aufschreibung war die erste, und geschah durch Cyrinus,³ den Statthalter von Syrien. Lukas Lk 49 2 2 3 Nach dem griechischen auch: Als Cyrinus Landpfleger war. Vergl. [Apg 5,37] (etwa 10 Jahre später). Lukas Lk 49 2 20 Et reversi sunt pastores glorificantes, et laudantes Deum in omnibus, quæ audierant, et viderant, sicut dictum est ad illos. Und die Hirten kehrten zurück, indem sie Gott priesen und lobten um alles dessen willen, was sie gehört²³ und gesehen²⁴ hatten, so wie es zu ihnen gesagt worden war. Lukas Lk 49 2 20 23 Wohl im Stalle. Lukas Lk 49 2 20 24 Mit der Engelsbotschaft übereinstimmend. Lukas Lk 49 2 21 Et postquam consummati sunt dies octo ut circumcideretur puer: vocatum est nomen ejus Jesus, quod vocatum est ab Angelo priusquam in utero conciperetur. Und nachdem acht Tage um waren, und das Kind beschnitten werden sollte,²⁵ ward sein Name Jesus genannt, wie ihn schon der Engel genannt hatte, ehe er empfangen ward.²⁶ [Gen 17,12, Lev 12,6, Mt 1,21, Lk 1,31] Lukas Lk 49 2 21 25 Durch diese Zeremonie, vergl. [Gen 17,12], wird die Notwendigkeit der Beschneidung des Herzens angedeutet und das Kind ein Glied des Volkes Gottes. Lukas Lk 49 2 21 26 Der Name erklärt den Beruf des Herrn [Apg 4,12]. Passend wird derselbe bei der ersten Vergießung des Blutes für uns gegeben. [Hebr 5,9] Lukas Lk 49 2 22 Et postquam impleti sunt dies purgationis ejus secundum legem Moysi, tulerunt illum in Jerusalem, ut sisterent eum Domino, Da nun die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetze Moses erfüllt waren,²⁷ brachten sie²⁸ ihn nach Jerusalem, um ihn dem Herrn darzustellen; [Lev 12,6] Lukas Lk 49 2 22 27 Die heil. Jungfrau erfüllt zwei Vorschriften [Lev 12,2.4.6] und [Ex 13,2]. Da das Geheimnis der jungfräulichen Geburt verborgen war, musste sie, um nicht Anstoß zu erregen, die gesetzliche Vorschrift erfüllen, und da Maria überaus demütig war, unterwarf sie sich dem Gesetze gern wie Jesus selbst. Lukas Lk 49 2 22 28 Seine Eltern. Lukas Lk 49 2 23 Sicut scriptum est in lege Domini: Quia omne masculinum adaperiens vulvam, sanctum Domino vocabitur: wie geschrieben steht im Gesetze des Herrn: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geheiligt werden; [Ex 13,2, Num 8,16] Lukas Lk 49 2 24 Et ut darent hostiam secundum quod dictum est in lege Domini, par turturum, aut duos pullos columbarum. und um ein Opfer darzubringen, wie es im Gesetze des Herrn geboten ist, ein Paar Turteltauben, oder zwei junge Tauben.²⁹ [Lev 12,8] Lukas Lk 49 2 24 29 Das Opfer der armen Mutter. [Lev 12,8] Vergleiche [2Kor 8,9] Lukas Lk 49 2 25 Et ecce homo erat in Jerusalem, cui nomen Simeon, et homo iste justus, et timoratus, exspectans consolationem Israel, et Spiritus sanctus erat in eo. Und siehe, es war ein Mann zu Jerusalem, mit Namen Simeon, und dieser Mann war gerecht und gottesfürchtig, und harrte auf den Trost Israels,³⁰ und der heil. Geist war in ihm. Lukas Lk 49 2 25 30 Der Messias, der bei den Rabbinern auch der Tröster hieß. Lukas Lk 49 2 26 Et responsum acceperat a Spiritu sancto, non visurum se mortem, nisi prius videret Christum Domini. Es war ihm von dem heil. Geiste geoffenbaret worden, dass er den Tod nicht sehen werde, bis er zuvor den Gesalbten des Herrn geschaut. Lukas Lk 49 2 27 Et venit in spiritu in templum. Et cum inducerent puerum Jesum parentes ejus, ut facerent secundum consuetudinem legis pro eo: Dieser kam aus Antrieb des Geistes in den Tempel; und als die Eltern³¹ das Kind Jesus hineinbrachten, um da für ihn zu tun, was nach dem Gesetze Gewohnheit war, Lukas Lk 49 2 27 31 In welchem Sinne dies Wort gebraucht wird, zeigt [Lk 1,35] Lukas Lk 49 2 28 Et ipse accepit eum in ulnas suas, et benedixit Deum, et dixit: nahm er es auf seine Arme,³² pries Gott, und sprach: Lukas Lk 49 2 28 32 Höheres begehrt Simeon nicht mehr. Lukas Lk 49 2 29 Nunc dimittis servum tuum Domine, secundum verbum tuum in pace: Nun entlässest du, Herr! deinen Diener³³ nach deinem Worte³⁴ im Frieden; Lukas Lk 49 2 29 33 Du entlässest mich aus dem Stande des Dienstes. Lukas Lk 49 2 29 34 Nach deiner Verheißung. Lukas Lk 49 2 3 Et ibant omnes ut profiterentur singuli in suam civitatem. Und alle gingen hin, sich aufschreiben zu lassen, ein jeder in seine Stadt.⁴ Lukas Lk 49 2 3 4 Da Lukas diese Schätzung V. 2 die erste nennt, stellt auch V. 3 nur das Verfahren in Palästina dar. Lukas Lk 49 2 30 Quia viderunt oculi mei salutare tuum, denn meine Augen haben dein Heil gesehen,³⁵ Lukas Lk 49 2 30 35 Nicht allein mein Glaube. Lukas Lk 49 2 31 Quod parasti ante faciem omnium populorum. das du bereitet hast vor dem Angesichte aller Völker,³⁶ Lukas Lk 49 2 31 36 Das messianische Reich ist für alle Völker bestimmt, wird den Heiden indes in anderer Weise als den Juden zuteil (V. 32). Lukas Lk 49 2 32 Lumen ad revelationem gentium, et gloriam plebis tuæ Israel. ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zur Verherrlichung deines Volkes Israel.³⁷ Lukas Lk 49 2 32 37 Weil das Heil aus Israel, vergl. [Röm 9,4.5] Lukas Lk 49 2 33 Et erat pater ejus et mater mirantes super his, quæ dicebantur de illo. Und sein Vater³⁸ und seine Mutter waren voll Verwunderung über die Dinge, welche von ihm³⁹ gesagt wurden. Lukas Lk 49 2 33 38 Viele griechische Handschriften haben: Joseph und seine Mutter. Die besseren indes und die meisten Übersetzungen lesen wie die Vulgata, mit der auch Cyr. v. Jerus. und Aug. übereinstimmen. Der heil. Joseph heißt der Vater des Herrn nicht nur, weil er in allen dafür gehalten wurde, sondern auch weil er der gesetzmäßige Vater war. (Aug., Bed.) Lukas Lk 49 2 33 39 Simeon hat von ihm mehr gesagt, als einst der Engel verkündet: Dass er der Erlöser aller, das Licht der Völker, der Ruhm Israels sein werde. Alle diese Geheimnisse, mochten sie auch der heil. Jungfrau bekannt sein, weckten ihr Staunen, so oft sie dieselben erwog. Lukas Lk 49 2 34 Et benedixit illis Simeon, et dixit ad Mariam matrem ejus: Ecce positus est hic in ruinam, et in resurrectionem multorum in Israel: et in signum, cui contradicetur: Und Simeon segnete sie,⁴⁰ und sprach zu Maria, seiner Mutter: Siehe, dieser ist gesetzt zum Falle und zur Auferstehung vieler in Israel,⁴¹ und zu einem Zeichen,⁴² dem widersprochen werden wird; [Jes 8,14, Röm 9,33, 1Petr 2,7] Lukas Lk 49 2 34 40 Wünschte ihnen Glück und Gutes, dass sie die Eltern dieses Kindes seien. Lukas Lk 49 2 34 41 So hatten die Propheten es vorhergesagt. Siehe auch [Joh 9,39, Joh 15,22]. Lukas Lk 49 2 34 42 Das nicht verborgen bleiben kann. Vergl. [1Kor 1,25, Hebr 12,3]. Lukas Lk 49 2 35 Et tuam ipsius animam pertransibit gladius ut revelentur ex multis cordibus cogitationes. und auch deine eigene Seele wird ein Schwert⁴³ durchdringen, damit⁴⁴ die Gedanken vieler Herzen offenbar werden. Lukas Lk 49 2 35 43 Ein durchbohrender Schmerz. Die Prophezeiung ward erfüllt, als Maria ihren Sohn am Kreuze sah. Lukas Lk 49 2 35 44 Ursache und Ziel. Christi Leiden wird zu dem Ziele führen, das Gott sich vorgesetzt. Lukas Lk 49 2 36 Et erat Anna prophetissa, filia Phanuel, de tribu Aser: hæc processerat in diebus multis, et vixerat cum viro suo annis septem a virginitate sua. Es war⁴⁵ auch eine Prophetin, Anna, eine Tochter Phanuels, aus dem Stamme Aser; dieselbe war hochbetagt, hatte nach ihrer Jungfrauschaft⁴⁶ sieben Jahre mit ihrem Manne gelebt, Lukas Lk 49 2 36 45 Damals lebte. Lukas Lk 49 2 36 46 Also etwa vom 15. Jahre an. Dass sie sich nicht wieder verheiratet, bildet ihr Lob. Vergl. [Jdt 15,11]. Lukas Lk 49 2 37 Et hæc vidua usque ad annos octoginta quatuor: quæ non discedebat de templo, jejuniis, et obsecrationibus serviens nocte, ac die. und war nun eine Witwe von vierundachtzig Jahren. Sie wich nicht von dem Tempel, und diente Gott mit Fasten und Beten Tag und Nacht.⁴⁷ Lukas Lk 49 2 37 47 Sie besuchte den Tempel häufig oder wohnte in demselben. So erfüllte sie bereits, was später Paulus den Christen vorschrieb [1Tim 5,5]. Lukas Lk 49 2 38 Et hæc, ipsa hora superveniens, confitebatur Domino: et loquebatur de illo omnibus, qui exspectabant redemptionem Israel. Auch diese kam zu derselben Stunde hinzu, pries den Herrn,⁴⁸ und redete von ihm⁴⁹ zu allen, welche die Erlösung Israels erwarteten. Lukas Lk 49 2 38 48 Lobte Gott. Lukas Lk 49 2 38 49 Von dem Kinde. Lukas Lk 49 2 39 Et ut perfecerunt omnia secundum legem Domini, reversi sunt in Galilæam in civitatem suam Nazareth. Und nachdem sie alles nach dem Gesetze des Herrn vollendet hatten,⁵⁰ kehrten sie nach Galiläa in ihre Stadt Nazareth zurück.⁵¹ Lukas Lk 49 2 39 50 Der Evangelist legt Gewicht darauf, dass alles nach Vorschrift des Gesetzes geschah. Lukas Lk 49 2 39 51 Wohl um alles zur Übersiedlung der heil. Familie nach Bethlehem zu ordnen, oder aber Nazareth wird erwähnt, weil der Heiland dort aufwuchs (Aug.). Lukas Lk 49 2 4 Ascendit autem et Joseph a Galilæa de civitate Nazareth in Judæam, in civitatem David, quæ vocatur Bethlehem: eo quod esset de domo, et familia David, Da zog auch Joseph von Galiläa, aus der Stadt Nazareth, hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, welche Bethlehem heißt, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, [1Sam 20,6, Mi 5,2, Mt 2,6] Lukas Lk 49 2 40 Puer autem crescebat, et confortabatur plenus sapientia: et gratia Dei erat in illo. Das Kind aber wuchs und ward stark,⁵² voll Weisheit; und Gottes Gnade war auf ihm.⁵³ Lukas Lk 49 2 40 52 Wohl hatte Christus alle Schätze der Erkenntnis und die Fülle der heiligmachenden Gnade, beide offenbarte er indes allmählich. Lukas Lk 49 2 40 53 Der Evangelist zeigt weiter, wie Jesus dem Gesetze untertan und voll der Weisheit war (Orig., Cyr., Theoph.). Lukas Lk 49 2 41 Et ibant parentes ejus per omnes annos in Jerusalem, in die solemni Paschæ. Und seine Eltern⁵⁴ gingen alle Jahre nach Jerusalem am Osterfeste. [Ex 23,15, Ex 34,18, Dtn 16,1] Lukas Lk 49 2 41 54 Frauen waren nicht verpflichtet, nach Jerusalem hinaufzuziehen, doch Marias Eifer unterlässt es nicht. Lukas Lk 49 2 42 Et cum factus esset annorum duodecim, ascendentibus illis Jerosolymam secundum consuetudinem diei festi, Als er nun zwölf Jahre alt war,⁵⁵ gingen sie nach der Gewohnheit des Festtages nach Jerusalem hinauf. Lukas Lk 49 2 42 55 Im zwölften Jahre galten die Kinder bereits als zum Fasten und zur Haltung des Gesetzes verpflichtet. Der Heiland geht zum ersten Mal hinauf. Lukas Lk 49 2 43 Consummatisque diebus, cum redirent, remansit puer Jesus in Jerusalem, et non cognoverunt parentes ejus. Und da sie am Ende der Festtage⁵⁶ wieder zurückkehrten, blieb der Knabe Jesus in Jerusalem, ohne dass es seine Eltern wussten.⁵⁷ Lukas Lk 49 2 43 56 Man durfte erst am dritten Tage die Stadt verlassen. Lukas Lk 49 2 43 57 In bestimmter Absicht: Er will zeigen, welches seine Sendung vom Vater ist. In Christus lassen sich zwei Arten von Tätigkeiten unterscheiden: Solche, die er mit uns gemeinsam hat, und solche, die ihm als Erlöser eigen sind. In den ersteren war er den Eltern, in den anderen einzig dem himmlischen Vater untertan. Dies offenbart Jesus hier dem heil. Joseph und der heil. Jungfrau. Lukas Lk 49 2 44 Existimantes autem illum esse in comitatu, venerunt iter diei, et requirebant eum inter cognatos, et notos. Da sie aber meinten, er sei bei der Reisegesellschaft, gingen sie eine Tagreise weit, und suchten ihn unter den Verwandten und Bekannten. Lukas Lk 49 2 45 Et non invenientes, regressi sunt in Jerusalem, requirentes eum. Und da sie ihn nicht fanden, kehrten sie nach Jerusalem zurück, ihn suchend. Lukas Lk 49 2 46 Et factum est, post triduum invenerunt illum in templo sedentem in medio doctorum, audientem illos, et interrogantem eos. Und es geschah, nach drei Tagen⁵⁸ fanden sie ihn im Tempel, wie er unter den Lehrern⁵⁹ saß und ihnen zuhörte, und sie befragte. Lukas Lk 49 2 46 58 Man pflegte abteilungsweise zu reisen. Die Eltern Jesu vollenden eine Tagereise, am dritten Tage nach der Abreise (Euth.) finden sie den Herrn. Sie wissen, dass ihn Gottes Anordnungen leiten, doch da sie diese selbst nicht kennen, sind sie besorgt. Lukas Lk 49 2 46 59 Es war Sitte, dass die Schüler den Lehrern Fragen stellten. Solche Disputationen fanden im Vorhofe der Heiden oder in Nebengebäuden statt. Lukas Lk 49 2 47 Stupebant autem omnes, qui eum audiebant, super prudentia, et responsis ejus. Es staunten aber alle, die ihn hörten, über seine Einsicht und seine Antworten.⁶⁰ Lukas Lk 49 2 47 60 Auch die Lehrer stellen an ihn Fragen. In einem Alter, wo andere Jünglinge die Wissenschaft zu erwerben beginnen, wollte der Heiland seine Weisheit offenbaren, um die Lehrer auf die Ankunft des Messias hinzuweisen und ihm die Herzen vorzubereiten. Lukas Lk 49 2 48 Et videntes admirati sunt. Et dixit mater ejus ad illum: Fili, quid fecisti nobis sic? ecce pater tuus, et ego dolentes quærebamus te. Und als sie ihn sahen, verwunderten sie sich⁶¹ und seine Mutter sprach zu ihm: Sohn! warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben dich mit Schmerzen gesucht!⁶² Lukas Lk 49 2 48 61 Bis dahin hatte der Knabe noch nichts getan, was seine Erhabenheit kund tat. Lukas Lk 49 2 48 62 Die heil. Jungfrau macht keinen Vorwurf, sondern offenbart ihren Schmerz und fragt nach den Gründen seiner Handlungsweise. Lukas Lk 49 2 49 Et ait ad illos: Quid est quod me quærebatis? nesciebatis quia in his, quæ Patris mei sunt, oportet me esse? Er sprach zu ihnen: Warum habet ihr mich gesucht?⁶³ Wusstet ihr nicht, dass ich in dem sein muss,⁶⁴ was meines⁶⁵ Vaters ist? Lukas Lk 49 2 49 63 Jesus antwortet, mit dem letzten Worte seiner heil. Mutter beginnend. Er belehrt und tröstet sie, dass es so Gottes Anordnung gewesen, sich rechtfertigend, dass er ihnen keine Ursache zum Schmerze gegeben. Lukas Lk 49 2 49 64 Ihr hättet euch an das erinnern sollen, was ihr doch wusstet, dass ich nur den Willen des himmlischen Vaters folge. Lukas Lk 49 2 49 65 Hier offenbart der Herr zum ersten Male seine Gottheit. Lukas Lk 49 2 5 Ut profiteretur cum Maria desponsata sibi uxore prægnante. um sich aufschreiben zu lassen mit Maria, seinem verlobten Weibe,⁵ welche schwanger war, Lukas Lk 49 2 5 5 Der Evangelist will sagen, dass Josephs Gattin Jungfrau war. Lukas Lk 49 2 50 Et ipsi non intellexerunt verbum, quod locutus est ad eos. Sie aber verstanden dies Wort nicht, das er zu ihnen sagte.⁶⁶ Lukas Lk 49 2 50 66 Sie verstehen die ganze Bedeutung der Worte nicht vollkommen, inwiefern diese Besprechung mit den Lehrern zu dem gehört, was der Vater befiehlt und der Heiland sich von seinen irdischen Eltern trennend ausführen soll. Lukas Lk 49 2 51 Et descendit cum eis, et venit Nazareth: et erat subditus illis. Et mater ejus conservabat omnia verba hæc in corde suo. Und er zog mit ihnen hinab, und kam nach Nazareth, und war ihnen untertan.⁶⁷ Und seine Mutter bewahrte alle diese Worte⁶⁸ in ihrem Herzen. [Ob. V. 19.] Lukas Lk 49 2 51 67 Das fleischgewordene Wort bringt lange Jahre seines Lebens in der Übung der Demut und des Gehorsams zu. Da die meisten Menschen von der Arbeit der Hände leben, will der Heiland diese Arbeit durch sein Beispiel heiligen. Lukas Lk 49 2 51 68 Die heil. Jungfrau erwägt betrachtend, was über Jesus und durch ihn gesagt ward. Sie betet Gottes Ratschlüsse an, auch wenn sie seine Wege nicht versteht. Lukas Lk 49 2 52 Et Jesus proficiebat sapientia, et ætate, et gratia apud Deum, et homines. Jesus aber nahm zu an Weisheit⁶⁹ und Alter und Gnade bei Gott⁷⁰ und den Menschen.⁷¹ Lukas Lk 49 2 52 69 Die Theologen unterscheiden in der Seele Christi eine dreifache Wissenschaft: Die selige Anschauung, ein eingegossenes und ein erworbenes Wissen. Nur dieses letztere, das Wissen der Erfahrung, war eines Fortschrittes fähig (Thom.). Der Heiland offenbart mehr und mehr die ihm innewohnende Weisheit. Lukas Lk 49 2 52 70 Seine Werke gefallen Gott. Lukas Lk 49 2 52 71 Er entwickelt nach dem fortschreitenden Alter jene Tugenden, welche das Lob und die Liebe der Menschen gewinnen. Lukas Lk 49 2 6 Factum est autem, cum essent ibi, impleti sunt dies ut pareret. Es begab sich aber, als sie daselbst⁶ waren, erfüllten sich die Tage, dass sie gebären sollte. Lukas Lk 49 2 6 6 Der den Thron seines Vaters David einnehmen soll, muss in der Stadt Davids geboren werden. Das arme Städtchen ist ein Bild der Lage, in welcher Davids Familie sich befindet. Lukas Lk 49 2 7 Et peperit Filium suum primogenitum, et pannis eum involvit, et reclinavit eum in præsepio: quia non erat eis locus in diversorio. Und sie gebar ihren erstgebornen Sohn,⁷ und wickelte ihn in Windeln, und legte ihn in eine Krippe, weil für sie kein Platz war in der Herberge.⁸ Lukas Lk 49 2 7 7 Siehe [Mt 1,Anm.24]. Lukas Lk 49 2 7 8 Wegen der Menge der Ankömmlinge und da die heil. Familie arm war. In einer Höhle nahe bei Bethlehem wird der Heiland geboren (Eus., Orig., Hier.). Die heilige Jungfrau gebar ihn ohne Schmerzen. (Zeno., Ambr., Greg. Naz., Ryss., Joh. Damasc., Aug., Thom., alle Theologen). Dies geziemte sich für die Würde des Sohnes wie für die Heiligkeit der Mutter. Wie groß ist die Demut, Armut und Geduld des Heilandes! Schon zeigt er uns, mit welchen Waffen er seine Feinde besiegen wird. Über das Jahr der Geburt stimmen die Alten nicht überein, so wenig wie über den Tag. Seit den Zeiten des heil. Chrysostomus wird der 25. Dezember als Geburtstag ausschließlich festgehalten. Über das Geburtsjahr streiten auch die neueren Geschichtsforscher und Erklärer der heil. Schrift. Am wahrscheinlichsten bleibt noch das Jahr 751 oder 752 nach der Gründung Roms, d. h. drei oder zwei Jahre vor unserer Zeitrechnung. Lukas Lk 49 2 8 Et pastores erant in regione eadem vigilantes, et custodientes vigilias noctis super gregem suum. Und es waren Hirten in derselben Gegend, die hüteten und in der Nacht Wache hielten bei ihrer Herde.⁹ Lukas Lk 49 2 8 9 Jesus, der Nachkomme Davids des Hirten, der gute Hirt, wird den Hirten verkündet. Christus ward mithin in der Nacht geboren. Lukas Lk 49 2 9 Et ecce Angelus Domini stetit juxta illos, et claritas Dei circumfulsit illos, et timuerunt timore magno. Und siehe, ein Engel des Herrn stand vor ihnen, und die Herrlichkeit Gottes¹⁰ umleuchtete sie, und sie fürchteten sich sehr. Lukas Lk 49 2 9 10 Wie einst die leuchtende Wolke über dem Heiligtum. [Ex 24,17, 1Kön 8,11] Lukas Lk 49 0 1 2. Nächste Vorbereitung zur öffentlichen Tätigkeit Christi (3-4,13): Die Predigt Johannes des Täufers (V. 20), die Taufe Jesu (V. 22) und das Geschlechtsregister des Herrn. Lukas Lk 49 3 1 Anno autem quinto decimo imperii Tiberii Cæsaris, procurante Pontio Pilato Judæam, tetrarcha autem Galilææ Herode, Philippo autem fratre ejus tetrarcha Iturææ, et Trachonitidis regionis, et Lysania Abilinæ tetrarcha, Im fünfzehnten Jahre der Regierung des Kaisers Tiberius,¹ als Pontius Pilatus Landpfleger von Judäa, und Herodes Vierfürst von Galiläa,² Philippus aber, sein Bruder, Vierfürst von Ituräa und der Landschaft Trachonitis,³ und Lysanias Vierfürst von Abilene⁴ war, Lukas Lk 49 3 1 1 Die Propheten, welche nur zu den Juden gesendet wurden, setzten die Namen der jüdischen Könige an den Anfang. Das Evangelium, dessen erster Verkündiger der heil. Johannes ist, ist für alle Völker bestimmt, deshalb wird der Beherrscher der Welt am Anfange genannt. Die Berufung des hl. Johannes erfolgt wohl 779 nach Gründung der Stadt. Archelaus war im 10. Jahre seiner Regierung von Augustus abgesetzt und die Verwaltung Judäas mit der der Provinz Syrien vereinigt worden. Der fünfte Prokurator war Pontius Pilatus (26-36 n. Chr.). Lukas Lk 49 3 1 2 Und Peräa (bis 36 n. Chr.) Siehe [Mt 14,1] Lukas Lk 49 3 1 3 So pflegt sein Gebiet bezeichnet zu werden, obgleich es noch andere Länderstrecken umfasste. Lukas Lk 49 3 1 4 Von Aliba genannt, einer etwa 200 Kilometer von Damaskus entfernten Stadt. Lukas Lk 49 3 10 Et interrogabant eum turbæ, dicentes: Quid ergo faciemus? Und das Volk fragte ihn, und sprach: Was sollen wir also tun? Lukas Lk 49 3 11 Respondens autem dicebat illis: Qui habet duas tunicas, det non habenti, et qui habet escas, similiter faciat. Er aber antwortete,²³ und sprach zu ihnen: Wer zwei Röcke hat, gebe dem einen, der keinen hat; und wer Speise hat, tue desgleichen.²⁴ [Jak 2,15, 1Joh 3,17] Lukas Lk 49 3 11 23 Was er im Allgemeinen gedroht, stellt er im Einzelnen vor Augen. Lukas Lk 49 3 11 24 Er empfiehlt Werke der Barmherzigkeit wie [Dan 4,24] und Liebe, um an einem Beispiele die Weise der Umkehr zu zeigen. Lukas Lk 49 3 12 Venerunt autem et publicani ut baptizarentur, et dixerunt ad illum: Magister, quid faciemus? Und es kamen auch Zöllner,²⁵ um sich taufen zu lassen, und sprachen zu ihm: Meister! was sollen wir tun? Lukas Lk 49 3 12 25 Siehe [Mt 9,Anm.12]. Lukas Lk 49 3 13 At ille dixit ad eos: Nihil amplius, quam quod constitutum est vobis, faciatis. Er aber sprach zu ihnen:²⁶ Fordert nicht mehr, als was euch festgesetzt ist! Lukas Lk 49 3 13 26 Der heil. Johannes nimmt sie freundlich auf, anders als die V. 7 genannten. Vergl. [Mt 21,31.32]. Lukas Lk 49 3 14 Interrogabant autem eum et milites, dicentes: Quid faciemus et nos? Et ait illis: Neminem concutiatis, neque calumniam faciatis: et contenti estote stipendiis vestris. Und es fragten ihn auch die Kriegsleute, und sprachen: Was sollen denn wir tun? Und er sprach zu ihnen: Verübet gegen niemanden Erpressung noch Unbilde, und seid zufrieden mit euerm Solde! Lukas Lk 49 3 15 Existimante autem populo, et cogitantibus omnibus in cordibus suis de Joanne, ne forte ipse esset Christus: Da aber das Volk der Meinung war,²⁷ und alle in ihren Herzen von Johannes dachten, ob er nicht etwa selbst Christus sei, Lukas Lk 49 3 15 27 In Erwartung war. Lukas Lk 49 3 16 Respondit Joannes, dicens omnibus: Ego quidem aqua baptizo vos: veniet autem fortior me, cujus non sum dignus solvere corrigiam calceamentorum ejus: ipse vos baptizabit in Spiritu sancto, et igni: so antwortete Johannes, und sprach zu allen: Ich zwar taufe euch mit Wasser, es wird aber der kommen, welcher mächtiger ist als ich,²⁸ dem ich nicht wert bin, die Schuhriemen aufzulösen; dieser wird euch im heiligen Geiste²⁹ und Feuer taufen. [Mt 3,11, Mk 1,8, Joh 1,26, Apg 1,5, Apg 11,16, Apg 19,4] Lukas Lk 49 3 16 28 Er gibt eine Prophezeiung, also gilt für ihn die [Dtn 18,22] aufgestellte Regel. Lukas Lk 49 3 16 29 Wie ich euren Leib in das Wasser tauche, wird er eure Seelen mit dem heiligen Geiste erfüllen. Da nun niemand den heiligen Geist aus eigener Machtvollkommenheit geben kann, ist der Messias also Gott. Der Vergleich des heiligen Johannes ist bei den Propheten häufig. Vergl. [Jes 43,3, Ez 11,29, Joel 2,28] u. a. Gott wird ein verzehrendes Feuer genannt, auch der Messias mit solchem verglichen [Mal 3,2.3] Der Messias wird also den Gläubigen eine gewisse Ähnlichkeit mit Gott verleihen. Lukas Lk 49 3 17 Cujus ventilabrum in manu ejus, et purgabit aream suam, et congregabit triticum in horreum suum, paleas autem comburet igni inexstinguibili. Er hat seine Wurfschaufel in seiner Hand, und wird seine Tenne reinigen; den Weizen wird er in seine Scheune sammeln, die Spreu aber verbrennen mit unauslöschlichem Feuer.³⁰ [Mt 3,12] Lukas Lk 49 3 17 30 Auch die Propheten [Jes 63,3, Mal 3,2] und der greise Simeon [Lk 2,34] haben den Messias als Richter vorherverkündet. Vergl. [Mt 3,12, Mt 13,30]. Die Tenne sind Juden und Heiden. Lukas Lk 49 3 18 Multa quidem, et alia exhortans evangelizabat populo. Und noch viel anderes lehrte und verkündigte er dem Volke.³¹ Lukas Lk 49 3 18 31 Vergl. [Mt 11] Lukas Lk 49 3 19 Herodes autem tetrarcha cum corriperetur ab illo de Herodiade uxore fratris sui, et de omnibus malis, quæ fecit Herodes, Als aber Herodes, der Vierfürst, von ihm zurechtgewiesen wurde wegen der Herodias, des Weibes seines Bruders, und wegen aller Übeltaten, die Herodes begangen hatte, [Mt 14,4, Mk 6,17] Lukas Lk 49 3 2 Sub principibus sacerdotum Anna, et Caipha: factum est verbum Domini super Joannem, Zachariæ filium, in deserto. unter den Hohenpriestern⁵ Annas⁶ und Kaiphas, erging das Wort des Herrn an Johannes,⁷ den Sohn des Zacharias, in der Wüste.⁸ [Apg 4,6, Lk 1,80] Lukas Lk 49 3 2 5 Siehe [Mt 2,4] Lukas Lk 49 3 2 6 An Ansehen der erste. Lukas Lk 49 3 2 7 Der Evangelist wendet die Redeweise der alttestamentlichen Propheten an, um Johannes als solchen zu bezeichnen. Lukas Lk 49 3 2 8 Wo er herangewachsen war [Lk 1,80] Lukas Lk 49 3 20 Adjecit et hoc super omnia, et inclusit Joannem in carcere. fügte er zu allem noch dieses hinzu, dass er den Johannes im Gefängnisse einschloss. Lukas Lk 49 3 21 Factum est autem cum baptizaretur omnis populus, et Jesu baptizato, et orante, apertum est clum: Es geschah aber, als alles Volk sich taufen ließ, dass auch Jesus getauft wurde,³² und da er betete, öffnete sich der Himmel; [Mt 3,16, Mk 1,10, Joh 1,32] Lukas Lk 49 3 21 32 Christus will getauft werden, als ob er der Buße bedürfte, von Johannes, der geringer ist als er selbst, und unter dem Volke wie ein gewöhnlicher Mensch. Nach der Taufe betet der Heiland, um seine Unterwerfung unter den Vater zu zeigen. Vergl. [Mt 4] Lukas Lk 49 3 22 Et descendit Spiritus sanctus corporali specie sicut columba in ipsum: et vox de clo facta est: Tu es Filius meus dilectus, in te complacui mihi. und der heilige Geist stieg in leiblicher Gestalt³³ gleich einer Taube auf ihn³⁴ herab und eine Stimme erscholl vom Himmel: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich mein Wohlgefallen.³⁵ [Mt 3,17, Mt 17,5, Lk 9,35, 2Petr 1,17] Lukas Lk 49 3 22 33 Damit niemand im Zweifel war, wem die Worte galten. Lukas Lk 49 3 22 34 Damit die Fülle der in ihm wohnenden Gnaden offenbar würde. Wie die Taube einst als Friedensbote zu Noe kam, so bringt Jesus der Welt Friede und Versöhnung (Bed., Theoph., Bon.). Lukas Lk 49 3 22 35 Da der himmlische Vater an diesem einen, der das Beispiel der Demut, der Buße und des Gebetseifers gegeben hat, besonderes Wohlgefallen hat, müssen alle, die Gott gefallen wollen, ihm gleichförmig werden. Lukas Lk 49 3 23 Et ipse Jesus erat incipiens quasi annorum triginta, ut putabatur, filius Joseph, qui fuit Heli, qui fuit Mathat, Und Jesus³⁶ war, als er anfing,³⁷ ungefähr³⁸ dreißig Jahre alt, und wurde für einen Sohn Josephs gehalten;³⁹ dieser war (ein Sohn) des Heli, dieser ein Sohn des Mathat, Lukas Lk 49 3 23 36 Dem die Göttliche Bezeugung zuteil ward. Lukas Lk 49 3 23 37 Das messianische Amt (Euth., Bed., Bonav.) Lukas Lk 49 3 23 38 Die Zeit ist also nicht ganz genau angegeben. Der Höhepunkt des Lebens. Lukas Lk 49 3 23 39 Er wurde für einen Sohn Josephs gehalten. Mit diesen Worten schließt der Evangelist jedes Missverständnis betreffs des folgenden Geschlechtsregisters aus. Wie [Ex 6,16] das Geschlechtsregister Moses beim Beginn seiner öffentlichen Tätigkeit geboten wird, so hier das Christi. Das von Lukas gebotene weicht von dem [Mt 1,16ff] gegebenen in einigen Punkten ab. Dort wird der Vater Josephs Jakob genannt und mit Ausnahme von Salathiel und Zorobabel werden bis auf König David andere Vorfahren angeführt. Nach Julius Afrikanus waren Heli und Jakob Brüder von mütterlicher Seite, so dass Heli von väterlicher Seite von Nathan, dem Sohne Davids, Jakob aber von Salomon abstammte. Heli starb ohne Kinder, deshalb nahm nach dem Leviratsgesetze, vergl. [Mt 22,23] sein Bruder Jakob seine kinderlose Witwe zur Frau. Aus dieser Ehe stammt Joseph, der also Heli zum gesetzlichen, Jakob zum natürlichen Vater hatte. Matthäus gibt das Geschlechtsregister nach dem natürlichen, Lukas nach dem gesetzlichen Vater. Wenn Salathiel bei Matthäus Sohn des Zacharias, bei Lukas Sohn des Neri heißt, so liegt der Grund in derselben Ursache. Lukas nennt den Sohn des Zorobabel Resa, Matthäus Abiud. Alsdann wird als Stammvater nach David bei Lukas Nathan genannt, bei Matthäus Salomon, dem die Könige bis zur Gefangenschaft sich anschließen. Von David bis Abraham stimmen beide Geschlechtstafeln überein. Da Matthäus für Juden schreibt, bleibt er bei Abraham stehen, Lukas steigt bis zu dem Ursprunge des Menschengeschlechtes empor, weil einer dem ganzen Menschengeschlechte Heil bringt, wie einer es in das Verderben gestürzt hat. Wie Adam Gott zum Vater hatte, so auch Jesus, wenngleich der Herr auf andere Weise als jener. Lukas Lk 49 3 24 Qui fuit Levi, qui fuit Melchi, qui fuit Janne, qui fuit Joseph, dieser ein Sohn des Levi, dieser ein Sohn des Melchi, dieser ein Sohn des Janne, dieser ein Sohn des Joseph, Lukas Lk 49 3 25 Qui fuit Mathathiæ, qui fuit Amos, qui fuit Nahum, qui fuit Hesli, qui fuit Nagge, dieser ein Sohn des Mathathias, dieser ein Sohn des Amos, dieser ein Sohn des Nahum, dieser ein Sohn des Hesli, dieser ein Sohn des Nagge, Lukas Lk 49 3 26 Qui fuit Mahath, qui fuit Mathathiæ, qui fuit Semei, qui fuit Joseph, qui fuit Juda. dieser ein Sohn des Mahath, dieser ein Sohn des Mathathias, dieser ein Sohn des Semei, dieser ein Sohn des Joseph, dieser ein Sohn des Juda, Lukas Lk 49 3 27 Qui fuit Joanna, qui fuit Resa, qui fuit Zorobabel, qui fuit Salathiel, qui fuit Neri, dieser ein Sohn des Joanna, dieser ein Sohn des Resa, dieser ein Sohn des Zorobabel, dieser ein Sohn des Salathiel, dieser ein Sohn des Neri, Lukas Lk 49 3 28 Qui fuit Melchi, qui fuit Addi, qui fuit Cosan, qui fuit Elmadam, qui fuit Her, dieser ein Sohn des Melchi, dieser ein Sohn des Addi, dieser ein Sohn des Cosan, dieser ein Sohn des Elmadam, dieser ein Sohn des Her, Lukas Lk 49 3 29 Qui fuit Jesu, qui fuit Eliezer, qui fuit Jorim, qui fuit Mathat, qui fuit Levi, dieser ein Sohn des Jesus, dieser ein Sohn des Eliezer, dieser ein Sohn des Jorim, dieser ein Sohn des Mathat, dieser ein Sohn des Levi, Lukas Lk 49 3 3 Et venit in omnem regionem Jordanis, prædicans baptismum pnitentiæ in remissionem peccatorum, Und er kam⁹ in die ganze Gegend am Jordan,¹⁰ und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden,¹¹ [Mt 3,1, Mk 1,4] Lukas Lk 49 3 3 9 Der Befehl wird in seiner Ausführung gezeigt. Lukas Lk 49 3 3 10 Es ist Weideland. So war auch das Volk des Alten Bundes einst in der Wüste auf den Besitz des verheißenen Landes vorbereitet worden. Lukas Lk 49 3 3 11 Das Ziel der Predigt ist die Buße. Lukas Lk 49 3 30 Qui fuit Simeon, qui fuit Juda, qui fuit Joseph, qui fuit Jona, qui fuit Eliakim, dieser ein Sohn des Simeon, dieser ein Sohn des Juda, dieser ein Sohn des Joseph, dieser ein Sohn des Jona, dieser ein Sohn des Eliakim, Lukas Lk 49 3 31 Qui fuit Melea, qui fuit Menna, qui fuit Mathatha, qui fuit Nathan, qui fuit David, dieser ein Sohn des Melea, dieser ein Sohn des Menna, dieser ein Sohn des Mathatha, dieser ein Sohn des Nathan, dieser ein Sohn des David, Lukas Lk 49 3 32 Qui fuit Jesse, qui fuit Obed, qui fuit Booz, qui fuit Salmon, qui fuit Naasson, dieser war ein Sohn des Jesse, dieser ein Sohn des Obed, dieser ein Sohn des Booz, dieser ein Sohn des Salmon, dieser ein Sohn des Naasson. Lukas Lk 49 3 33 Qui fuit Aminadab, qui fuit Aram, qui fuit Esron, qui fuit Phares, qui fuit Judæ, dieser ein Sohn des Aminadab, dieser ein Sohn des Aram, dieser ein Sohn des Esron, dieser ein Sohn des Phares, dieser ein Sohn des Judas. Lukas Lk 49 3 34 Qui fuit Jacob, qui fuit Isaac, qui fuit Abrahæ, qui fuit Thare, qui fuit Nachor, dieser ein Sohn des Jakob, dieser ein Sohn des Isaak, dieser ein Sohn des Abraham, dieser ein Sohn des Thare, dieser ein Sohn des Nachor, Lukas Lk 49 3 35 Qui fuit Sarug, qui fuit Ragau, qui fuit Phaleg, qui fuit Heber, qui fuit Sale, dieser ein Sohn des Sarug, dieser ein Sohn des Ragau, dieser ein Sohn des Phaleg, dieser ein Sohn des Heber, dieser ein Sohn des Sale, Lukas Lk 49 3 36 Qui fuit Cainan, qui fuit Arphaxad, qui fuit Sem, qui fuit Noe, qui fuit Lamech, dieser ein Sohn des Kainan, dieser ein Sohn des Arpharad, dieser ein Sohn des Sem, dieser ein Sohn des Noe, dieser ein Sohn des Lamech, Lukas Lk 49 3 37 Qui fuit Mathusale, qui fuit Henoch, qui fuit Jared, qui fuit Malaleel, qui fuit Cainan. dieser ein Sohn des Mathusale, dieser ein Sohn des Henoch, dieser ein Sohn des Jared, dieser ein Sohn des Malaleel, dieser ein Sohn des Kainan, Lukas Lk 49 3 38 Qui fuit Henos, qui fuit Seth, qui fuit Adam, qui fuit Dei. dieser ein Sohn des Henos, dieser ein Sohn des Seth, dieser ein Sohn des Adam, dieser war Gottes.⁴⁰ Lukas Lk 49 3 38 40 Da der Heiland Mensch geworden, musste er sich der Sitte unterwerfen, nach welcher der Stammbaum des Familienhauptes gegeben ward. Da nun Joseph und Maria verwandt waren, sind die meisten Vorfahren Josephs auch Vorfahren Marias, und somit auch Jesu. Lukas Lk 49 3 4 Sicut scriptum est in libro sermonum Isaiæ prophetæ: Vox clamantis in deserto: Parate viam Domini: rectas facite semitas ejus: wie geschrieben steht im Buche der Reden Isaias, des Propheten:¹² Stimme eines Rufenden in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, machet gerade seine Pfade! [Jes 40,3, Mt 3,3, Joh 1,23] Lukas Lk 49 3 4 12 Vergl. [Jes 40,3]. Großen Fürsten pflegte der Weg bereitet zu werden. Mit diesen Worten hat Isaias das messianische Heil verkündet. Lukas Lk 49 3 5 Omnis vallis implebitur: et omnis mons, et collis humiliabitur: et erunt prava in directa: et aspera in vias planas: Jedes Tal wird ausgefüllt, und jeder Berg und Hügel abgetragen werden; was krumm ist, wird gerade, was uneben ist, wird ebener Weg werden.¹³ Lukas Lk 49 3 5 13 Hier Unvollkommenheiten der Wege, auf denen man körperlich wandelt, werden auf das geistige Gebiet angewendet: Alle Hindernisse sollen entfernt werden. Lukas Lk 49 3 6 Et videbit omnis caro salutare Dei. Und alles Fleisch¹⁴ wird das Heil Gottes schauen. Lukas Lk 49 3 6 14 Jeder Mensch tun. Lukas Lk 49 3 7 Dicebat ergo ad turbas quæ exibant ut baptizarentur ab ipso: Genimina viperarum quis ostendit vobis fugere a ventura ira? Er sprach also¹⁵ zu den Volksscharen, die hinausgingen, um von ihm getauft zu werden:¹⁶ Ihr Natternbrut! wer hat euch gelehret, dem kommenden Zorne¹⁷ zu entfliehen? [Mt 3,7, Mt 23,33] Lukas Lk 49 3 7 15 Seinem Amte gemäß, das V. 4-6 beschrieben ist. Lukas Lk 49 3 7 16 Die Juden liebten sehr die äußeren Zeremonien und glaubten, auf denselben beruhe alles. Solche Menschen sieht der heil. Johannes zu sich kommen, soll er sie nicht an die Notwendigkeit der Frömmigkeit und Tugend erinnern? Lukas Lk 49 3 7 17 Ihr seid so tief in euren bösen Gewohnheiten versunken, als ob jemand euch einen Weg gezeigt hätte, der Strafe Gottes zu entrinnen. Vergl. [Mt 3,7]. Die Propheten hatten mit dem Erscheinen des messianischen Reiches ein Gericht vorherverkündet; wollen die Juden diesem entgehen, so müssen sie beherzigen, was V. 8 gesagt ist. Lukas Lk 49 3 8 Facite ergo fructus dignos pnitentiæ, et ne cperitis dicere: Patrem habemus Abraham. Dico enim vobis, quia potens est Deus de lapidibus istis suscitare filios Abrahæ. Bringet also würdige Früchte der Buße,¹⁸ und fanget nicht an zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater.¹⁹ Denn ich sage euch: Gott vermag aus diesen Steinen²⁰ dem Abraham Kinder zu erwecken! Lukas Lk 49 3 8 18 Werke, aus denen ihre wahre Umkehr hervorgeht. Lukas Lk 49 3 8 19 Schon das Alte Testament zeigt in Ismael, den Söhnen der Retura und in Esau, dass die bloße weibliche Abstammung von Abraham nicht ausreicht, um des Segens teilhaftig zu werden, der ihm verheißen ist. Wahre Kinder Abrahams sind diejenigen, welche seinen Glauben und seinen Gehorsam nachahmen. Vergl. [Joh 8,39]. Lukas Lk 49 3 8 20 Siehe [Mt 3,9]. Lukas Lk 49 3 9 Jam enim securis ad radicem arborum posita est. Omnis ergo arbor non faciens fructum bonum, excidetur, et in ignem mittetur. Denn schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume angesetzt.²¹ Ein jeder Baum also, der keine gute Frucht bringet, wird umgehauen, und in's Feuer geworfen werden.²² Lukas Lk 49 3 9 21 Die Notwendigkeit der Buße. Lukas Lk 49 3 9 22 Die Menge hält Johannes für einen Propheten [Mt 21,26], die Führer des Volkes für einen Besessenen [Mt 11,18]. Deshalb bekehren sich von jenen viele, von diesen fast keiner. Lukas Lk 49 0 1 Christus wird vom Teufel in der Wüste versucht. (V. 13) II. 4,14 9,50 1. Erstes Auftreten des Herrn in Galiläa. (4,13 6,14) Jesus predigt in Nazareth. (V. 30) Der Heiland predigt in Kapharnaum und findet keinen Glauben. Lukas Lk 49 4 1 Jesus autem plenus Spiritu sancto regressus est a Jordane: et agebatur a Spiritu in desertum. Jesus aber, voll des Heiligen Geistes,¹ kehrte zurück vom Jordan, und ward vom Geiste² in die Wüste geführt. [Mt 4,1, Mk 1,12] Lukas Lk 49 4 1 1 Auch die Apostel waren mit dem hl. Geist erfüllt; anders aber als sie der Heiland. Übrigens wollte der Evangelist nur andeuten, dass die Fülle des hl. Geistes sich nach außen kundgab. Lukas Lk 49 4 1 2 Griech.: Von dem heil. Geiste erfüllt. Lukas Lk 49 4 10 Scriptum est enim quod Angelis suis mandavit de te, ut conservent te: Denn es steht geschrieben: Er hat seinen Engeln deinethalben geboten, dass sie dich bewahren; [Ps 90,11] Lukas Lk 49 4 11 Et quia in manibus tollent te, ne forte offendas ad lapidem pedem tuum. und: Sie werden dich auf den Händen tragen, dass du nicht etwa deinen Fuß an einen Stein stoßest. Lukas Lk 49 4 12 Et respondens Jesus, ait illi: Dictum est: Non tentabis Dominum Deum tuum. Jesus antwortete, und sprach zu ihm: Es ist gesagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen!⁹ [Dtn 6,16] Lukas Lk 49 4 12 9 Vergl. [Mt 4,7]. Lukas Lk 49 4 13 Et consummata omni tentatione, diabolus recessit ab illo, usque ad tempus. Nachdem nun der Teufel alle Versuchung vollendet hatte, wich er von ihm auf eine Zeit.¹⁰ Lukas Lk 49 4 13 10 Auf eine gelegene Zeit. Es ist wohl die [Joh 14,30, Lk 22,53] angedeutete Zeit des Leidens. (Bonav.) Einiges über die Versuchung ist bei Lukas ausführlicher erzählt als bei Matthäus. Lukas Lk 49 4 14 Et regressus est Jesus in virtute Spiritus in Galilæam, et fama exiit per universam regionem de illo. Und¹¹ Jesus kam in der Kraft des Geistes¹² nach Galiläa zurück, und der Ruf von ihm verbreitete sich in der ganzen Umgegend. [Mt 4,12, Mk 1,14] Lukas Lk 49 4 14 11 Hier folgt zunächst, was [Joh 1,294,3] berichtet wird. (Aug.) Lukas Lk 49 4 14 12 In allen Dingen leitet der heil. Geist den Herrn. Sein ganzes Leben ist jetzt ein öffentliches. Lukas Lk 49 4 15 Et ipse docebat in synagogis eorum, et magnificabatur ab omnibus. Und er lehrte in ihren Synagogen, und wurde von allen hochgepriesen.¹³ Lukas Lk 49 4 15 13 Der Anfang ist schön und viel verheißend, doch nur allzubald tritt ein Umschwung ein. Lukas Lk 49 4 16 Et venit Nazareth, ubi erat nutritus, et intravit secundum consuetudinem suam die sabbati in synagogam, et surrexit legere. Und er kam nach Nazareth, wo er auferzogen worden war, und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbate in die Synagoge, und stand auf, um vorzulesen.¹⁴ [Mt 13,54, Mk 6,1] Lukas Lk 49 4 16 14 Aus [Apg 15,21] ersehen wir, dass Stücke aus dem Gesetze vorgelesen wurden. Die vorstehende Stelle zeigt, dass auch aus den Propheten Abschnitte zur Verlesung kamen. Wer las, stand aus Ehrfurcht gegen die heil. Schriften. Lukas Lk 49 4 17 Et traditus est illi liber Isaiæ prophetæ. Et ut revolvit librum, invenit locum ubi scriptum erat: Da wurde ihm das Buch des Propheten Isaias gereicht. Und als er das Buch aufrollte,¹⁵ fand er¹⁶ die Stelle, wo geschrieben stand: Lukas Lk 49 4 17 15 Das Buch bestand aus in Zylinderform um einen Stab gerolltem Pergamente. Lukas Lk 49 4 17 16 Christus wollte, dass er auf diesen traf. (Aug., Euth.) Lukas Lk 49 4 18 Spiritus Domini super me: propter quod unxit me, evangelizare pauperibus misit me, sanare contritos corde, Der Geist des Herrn ist über mir; darum hat er mich gesalbet,¹⁷ und mich gesendet, den Armen¹⁸ das Evangelium zu verkünden, zu heilen, die zerknirschten Herzens¹⁹ sind, [Jes 61,1] Lukas Lk 49 4 18 17 Der Prophet spricht von dem Messias. Nach dem Hebräischen ist Jahve nicht allein der Geist des Herrn über ihm. Die Salbung übertrug gewisse theokratische Ämter, deshalb wurden Könige und Hohepriester mit Öl, Propheten mit dem Geiste Gottes gesalbt. Siehe [Mt 1,Anm.1]. Der Geist Gottes war auf den Herrn bei der Taufe in sichtbarer Weise herabgestiegen. Zu welchem Zwecke Jesus mit göttlicher Macht ausgestattet ist, wird beigefügt. Lukas Lk 49 4 18 18 Die Armen sind die Heimgesuchten, die mit Geduld die Heimsuchung tragen. Lukas Lk 49 4 18 19 Betrübte. Lukas Lk 49 4 19 Prædicare captivis remissionem, et cæcis visum, dimittere confractos in remissionem, prædicare annum Domini acceptum, et diem retributionis. den Gefangenen²⁰ Erlösung zu verkünden,²¹ den Blinden das Gesicht, die Zerschlagenen frei zu entlassen, ein angenehmes Jahr des Herrn²² und einen Tag der Vergeltung zu predigen. Lukas Lk 49 4 19 20 Den Gefangenen der Sünde, den gegen himmlische Dinge Blinden. Lukas Lk 49 4 19 21 Aus [Jes 58,6]. Die elend waren, werden von ihrer Trübsal frei. Der Evangelist gibt diese Worte als weitere Erklärung hinzu. Lukas Lk 49 4 19 22 Des göttlichen Wohlwollens. Wohl eine Anspielung auf das Jubeljahr [Lev 25,10, Ez 46,17]. Lukas Lk 49 4 2 Diebus quadraginta, et tentabatur a diabolo. Et nihil manducavit in diebus illis: et consummatis illis esuriit. Vierzig Tage³ blieb er allda, und wurde von dem Teufel versucht. Er aß nichts in jenen Tagen, und als dieselben vorüber waren, hungerte ihn. Lukas Lk 49 4 2 3 Vierzig Tage blieb der Herr auf Antrieb des heil. Geistes in der Wüste. Lukas Lk 49 4 20 Et cum plicuisset librum, reddidit ministro, et sedit. Et omnium in synagoga oculi erant intendentes in eum. Und er rollte das Buch zu, gab es dem Diener, und setzte sich. Und aller Augen in der Synagoge waren auf ihn gerichtet.²³ Lukas Lk 49 4 20 23 Jeder genugsam Gelehrte konnte nach der Lesung in der Synagoge eine Ansprache halten. (Philo.) Des Heilandes Ruf hatte sich bereits vorbereitet, daher die Spannung. Lukas Lk 49 4 21 Cpit autem dicere ad illos: Quia hodie impleta est hæc scriptura in auribus vestris. Er aber fing an zu ihnen zu sprechen: Heute ist diese Schriftstelle vor euch in Erfüllung gegangen.²⁴ Lukas Lk 49 4 21 24 Dies ist das Thema: Ich bin der Messias. Lukas Lk 49 4 22 Et omnes testimonium illi dabant: et mirabantur in verbis gratiæ, quæ procedebant de ore ipsius, et dicebant: Nonne hic est filius Joseph? Und alle gaben ihm Zeugnis,²⁵ und verwunderten sich über die anmutsvollen Worte, die aus seinem Munde flossen, und sprachen: Ist dieser nicht der Sohn Josephs?²⁶ [Mk 6,3, Jes 44,3] Lukas Lk 49 4 22 25 Seiner Weisheit. Lukas Lk 49 4 22 26 Vergl. [Mt 13,55]. Lukas Lk 49 4 23 Et ait illis: Utique dicetis mihi hanc similitudinem: Medice cura teipsum: quanta audivimus facta in Capharnaum, fac et hic in patria tua. Und er sprach zu ihnen: Freilich werdet ihr mir jenes Sprichwort²⁷ sagen: Arzt! heile dich selbst. Die großen Dinge, welche, wie wir gehört, in Kapharnaum²⁸ geschehen sind, tue auch hier in deiner Vaterstadt!²⁹ Lukas Lk 49 4 23 27 Sprichwort: Willst du als der von Gott gesandte Erlöser gelten, so befreie dich zuvor von dem Mangel, der dir anhaftet. Tue Wunder und schaffe dir so Ansehen und Würde. Lukas Lk 49 4 23 28 Bei Auswärtigen, Fremden. Lukas Lk 49 4 23 29 So hilfst du dir selbst. (Cyr., Theoph., Euth.) Lukas Lk 49 4 24 Ait autem: Amen dico vobis, quia nemo propheta acceptus est in patria sua. Er aber sprach: Wahrlich, ich sage euch, kein Prophet ist genehm in seinem Vaterlande!³⁰ [Mt 13,57] Lukas Lk 49 4 24 30 Der Heiland findet keinen Glauben und tut deshalb kein Wunder. Vergl. [Joh 4,44]. Ein Beispiel hierfür im Alten Testament ist [Jer 11,21] und [Jer 12,6] (Aug.) Lukas Lk 49 4 25 In veritate dico vobis, multæ viduæ erant in diebus Eliæ in Israel, quando clausum est clum annis tribus, et mensibus sex: cum facta esset fames magna in omni terra: In Wahrheit³¹ sage ich euch: Viele Witwen waren zur Zeit des Elias in Israel, als der Himmel drei Jahre und sechs Monate verschlossen war, da eine große Hungersnot über das ganze Land kam; Lukas Lk 49 4 25 31 Mahnung, das Folgende wohl zu beherzigen und nicht zu glauben, es sei umsonst in der heil. Schrift aufgezeichnet. Lukas Lk 49 4 26 Et ad nullam illarum missus est Elias, nisi in Sarepta Sidoniæ, ad mulierem viduam. aber zu keiner von ihnen ward Elias gesendet, als nach Sarepta in der Landschaft von Sidon zu einer Witwe.³² [1Kön 17,9] Lukas Lk 49 4 26 32 Die Nazarethaner haben keineswegs einen Rechtsanspruch auf göttliche Wohltaten. Lukas Lk 49 4 27 Et multi leprosi erant in Israel sub Elisæo propheta: et nemo eorum mundatus est nisi Naaman Syrus. So waren auch zur Zeit des Propheten Elisäus viele Aussätzige in Israel; aber keiner von ihnen wurde gereinigt, als Naaman, der Syrer.³³ [2Kön 5,14] Lukas Lk 49 4 27 33 Gott ist frei in der Verteilung seiner Gnaden. Lukas Lk 49 4 28 Et repleti sunt omnes in synagoga ira, hæc audientes. Da wurden alle in der Synagoge voll Zorn, als sie dies hörten.³⁴ Lukas Lk 49 4 28 34 Sie glauben sich durch die angeführten Beispiele verspottet, als ob der Heiland anderen alles, ihnen nichts gewähren wolle. Lukas Lk 49 4 29 Et surrexerunt, et ejecerunt illum extra civitatem: et duxerunt illum usque ad supercilium montis, super quem civitas illorum erat ædificata ut præcipitarent eum. Und sie standen auf, und stießen ihn zur Stadt hinaus, und führten ihn auf den Hochrand des Berges, auf welchen ihre Stadt gebaut war, um ihn hinabzustürzen.³⁵ Lukas Lk 49 4 29 35 Die Schüler sind schlimmer als ihr Meister. Der Teufel hat den Heiland mit einem Worte versucht, die Juden durch die Tat. Jener sprach: Stürze dich hinab, diese wollen ihn selbst hinabstürzen. (Beda) Lukas Lk 49 4 3 Dixit autem illi diabolus: Si Filius Dei es, dic lapidi huic ut panis fiat. Da sprach der Teufel zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist,⁴ so sprich zu diesem Steine, dass er Brot werde. Lukas Lk 49 4 3 4 Wenn du wahrhaft der bist, als der du in der Taufe erklärt wurdest (Cyr., Bed., Bon.), wie magst du so hungern? Ähnlich war der Versucher einst an das Volk der Juden in der Wüste herangetreten. Lukas Lk 49 4 30 Ipse autem transiens per medium illorum, ibat. Er aber schritt mitten durch sie hin, und ging hinweg.³⁶ Lukas Lk 49 4 30 36 Wie dies geschehen konnte, sagt der Evangelist nicht. Vergl. [Joh 7,30] und [Joh 10,39]. So haben sie das Wunder, das sie forderten, erhalten, doch glauben wollen sie auch jetzt nicht. Lukas Lk 49 4 31 Et descendit in Capharnaum civitatem Galilææ, ibique docebat illos sabbatis. Und er ging hinab nach Kapharnaum,³⁷ einer Stadt in Galiläa,³⁸ und lehrte sie daselbst an den Sabbaten.³⁹ [Mt 4,13, Mk 1,21] Lukas Lk 49 4 31 37 Nazareth lag höher. Lukas Lk 49 4 31 38 Der Evangelist erwähnt Karpharnaum zum ersten Male, deshalb fügt er den Namen der Provinz bei. Lukas Lk 49 4 31 39 Im Folgenden ist von einem bestimmten Male die Rede. S. V. 33. Lukas Lk 49 4 32 Et stupebant in doctrina ejus, quia in potestate erat sermo ipsius. Und sie erstaunten über seine Lehre, denn seine Rede war gewaltig. [Mt 7,28.29] Lukas Lk 49 4 33 Et in synagoga erat homo habens dæmonium immundum, et exclamavit voce magna, Nun war in der Synagoge ein Mensch, der einen unreinen⁴⁰ bösen Geist hatte, dieser rief mit lauter Stimme, [Mk 1,23] Lukas Lk 49 4 33 40 Siehe [Mk 1,Anm.30] Lukas Lk 49 4 34 Dicens: Sine, quid nobis, et tibi Jesu Nazarene? venisti perdere nos? scio te quis sis, Sanctus Dei. und sprach: Lass uns,⁴¹ was haben wir mit dir zu schaffen, Jesus von Nazareth?⁴² Bist du gekommen, uns zu verderben? Ich weiß, wer du bist: der Heilige Gottes!⁴³ Lukas Lk 49 4 34 41 Oder: Wehe. (Euth.) Lukas Lk 49 4 34 42 Siehe [Mt 8,29, Mk 1,24]. Lukas Lk 49 4 34 43 Der Messias und Sohn Gottes. Lukas Lk 49 4 35 Et increpavit illum Jesus, dicens: Obmutesce, et exi ab eo. Et cum projecisset illum dæmonium in medium, exiit ab illo, nihilque illum nocuit. Jesus schalt ihn, und sprach: Verstumme,⁴⁴ und fahre aus von ihm! Und der böse Geist warf ihn mitten hin, und fuhr aus von ihm, ohne ihm Schaden zu tun.⁴⁵ Lukas Lk 49 4 35 44 Warum er schweigen soll, sagt V. 41. Vielleicht ist der Grund auch der, dass der böse Geist nicht in der Synagoge reden soll. Lukas Lk 49 4 35 45 Gegen alle Erwartung. Lukas Lk 49 4 36 Et factus est pavor in omnibus, et colloquebantur ad invicem, dicentes: Quod est hoc verbum, quia in potestate et virtute imperat immundis spiritibus, et exeunt? Da kam Schrecken über alle, und sie redeten untereinander, und sprachen: Was ist das für ein Wort,⁴⁶ dass er mit Gewalt und Kraft den unreinen Geistern gebietet, und sie ausfahren? Lukas Lk 49 4 36 46 Dass er durch ein Wort den bösen Geist ausgetrieben. (Theoph., Cyr.) Lukas Lk 49 4 37 Et divulgabatur fama de illo in omnem locum regionis. Und der Ruf von ihm verbreitete sich in alle Orte der Umgegend.⁴⁷ Lukas Lk 49 4 37 47 Die Meinung von ihm wird an zwei Beispielen gezeigt. Lukas Lk 49 4 38 Surgens autem Jesus de synagoga, introivit in domum Simonis. Socrus autem Simonis tenebatur magnis febribus: et rogaverunt illum pro ea. Jesus aber machte sich auf aus der Synagoge, und ging in das Haus des Simon.⁴⁸ Die Schwiegermutter des Simon aber war von einem heftigen⁴⁹ Fieber befallen; und sie baten ihn für sie. [Mt 8,14, Mk 1,30] Lukas Lk 49 4 38 48 Simon wird als bekannt vorausgesetzt. Lukas Lk 49 4 38 49 Lukas redet als Arzt vom Unterschiede großer und kleiner Fieber. Lukas Lk 49 4 39 Et stans super illam imperavit febri: et dimisit illam. Et continuo surgens, ministrabat illis. Und sich über sie beugend, gebot er dem Fieber, und es verließ sie. Da stand sie sogleich auf, und bediente sie. Lukas Lk 49 4 4 Et respondit ad illum Jesus: Scriptum est: Quia non in solo pane vivit homo, sed in omni verbo Dei. Jesus aber antwortete ihm: Es steht geschrieben: Nicht vom Brote allein lebt der Mensch, sondern von jedem Worte Gottes!⁵ [Dtn 8,3, Mt 4,4] Lukas Lk 49 4 4 5 Nicht allein Brot vermag das Leben des Menschen zu erhalten, sondern auch Gottes Kraft und Willen; mithin ist es nicht nötig, dass ich Gottes Willen hintansetze. Lukas Lk 49 4 40 Cum autem sol occidisset: omnes, qui habebant infirmos variis languoribus, ducebant illos ad eum. At ille singulis manus imponens, curabat eos. Mit Untergang der Sonne aber brachten alle, welche an verschiedenen Krankheiten Leidende hatten, dieselben zu ihm; und er legte einem jeden einzelnen die Hände auf,⁵⁰ und machte sie gesund. Lukas Lk 49 4 40 50 Indem er die einzelnen berührt, zeigt er jedem eine besondere Teilnahme. Lukas Lk 49 4 41 Exibant autem dæmonia a multis clamantia, et dicentia: Quia tu es Filius Dei: et increpans non sinebat ea loqui: quia sciebant ipsum esse Christum. Es fuhren auch von vielen böse Geister aus, indem sie schrien, und sprachen: Du bist der Sohn Gottes!⁵¹ Er aber bedrohte sie, und ließ sie nicht reden, weil sie wussten,⁵² dass er Christus sei. [Mk 1,34] Lukas Lk 49 4 41 51 Vergl. [Mt 8,4, Mt 16,20] Lukas Lk 49 4 41 52 Nicht nur vermutend. Lukas Lk 49 4 42 Facta autem die egressus ibat in desertum locum, et turbæ requirebant eum, et venerunt usque ad ipsum: et detinebant illum ne discederet ab eis. Als es aber Tag geworden, ging er hinaus, und begab sich an einen einsamen Ort.⁵³ Und das Volk suchte ihn, und kam bis zu ihm: und es hielt ihn zurück, dass er nicht von ihnen gehen sollte. Lukas Lk 49 4 42 53 Wohl aus derselben Ursache, weshalb er den bösen Geistern Stillschweigen geboten. Lukas Lk 49 4 43 Quibus ille ait: Quia et aliis civitatibus oportet me evangelizare regnum Dei: quia ideo missus sum. Er aber sprach zu ihnen: Auch den andern Städten muss ich das Evangelium vom Reiche Gottes⁵⁴ verkünden; denn dazu bin ich gesandt. [Mk 1,38] Lukas Lk 49 4 43 54 Siehe [Mt 4,17]. Lukas Lk 49 4 44 Et erat prædicans in synagogis Galilææ. Und er predigte in den Synagogen von Galiläa. [Mk 1,39] Lukas Lk 49 4 5 Et duxit illum diabolus in montem excelsum, et ostendit illi omnia regna orbis terræ in momento temporis, Und der Teufel führte ihn auf einen hohen Berg, und zeigte ihm alle Reiche des Erdkreises in einem Augenblicke, Lukas Lk 49 4 6 Et ait illi: Tibi dabo potestatem hanc universam, et gloriam illorum: quia mihi tradita sunt: et cui volo do illa. und sprach zu ihm: Dir werde ich alle diese Macht und ihre Herrlichkeit geben;⁶ denn sie sind mir übergeben, und wem ich will, gebe ich sie. Lukas Lk 49 4 6 6 Dem Messias war die Herrschaft über alle Völker verheißen, aber nur nach seinen Trübsalen. Lukas Lk 49 4 7 Tu ergo si adoraveris coram me, erunt tua omnia. Wenn du mich nun anbetest, so soll alles dein sein. Lukas Lk 49 4 8 Et respondens Jesus, dixit illi: Scriptum est: Dominum Deum tuum adorabis, et illi soli servies. Jesus antwortete, und sprach zu ihm: Es steht geschrieben: Den Herrn, deinen Gott, sollst du anbeten, und ihm allein dienen!⁷ [Dtn 6,13, Dtn 10,20] Lukas Lk 49 4 8 7 Der Versucher erfährt nicht, was er wissen will. Lukas Lk 49 4 9 Et duxit illum in Jerusalem, et statuit eum super pinnam templi, et dixit illi: Si Filius Dei es, mitte te hinc deorsum. Und er führte ihn nach Jerusalem, und stellte ihn auf die Zinne des Tempels, und sprach zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so stürze dich von hier hinab!⁸ Lukas Lk 49 4 9 8 Wie V. 7 Habsucht, so ist hier das Ziel der Versuchung Hochmut und eitler Ruhm. Lukas Lk 49 0 1 Wunderbarer Fischfang des heil. Petrus. (V. 11) Heilung eines Aussätzigen und eines Gelähmten. (V. 26) Berufung des heil. Matthäus. Lukas Lk 49 5 1 Factum est autem, cum turbæ irruerent in eum, ut audirent verbum Dei, et ipse stabat secus stagnum Genesareth. Es geschah aber, als sich das Volk an ihn herandrängte, um das Wort Gottes zu hören, stand er am See Genesareth.¹ Lukas Lk 49 5 1 1 Ähnlich [Mk 3,9]. Lukas Lk 49 5 10 Similiter autem Jacobum, et Joannem, filios Zebedæi, qui erant socii Simonis. Et ait ad Simonem Jesus: Noli timere: ex hoc jam homines eris capiens. desgleichen auch den Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, welche Simons Genossen waren.¹⁴ Jesus aber sprach zu Simon: Fürchte dich nicht;¹⁵ von nun an wirst du Menschen fangen!¹⁶ Lukas Lk 49 5 10 14 Der Evangelist nennt sie mit Namen, weil der Heiland sie bald zur Nachfolge auffordert. Lukas Lk 49 5 10 15 Wegen deiner Unwürdigkeit und meiner Majestät. Lukas Lk 49 5 10 16 Zu ähnlicher, doch in erhabenerer Weise vorzunehmender Übung wird er vom Herrn berufen. Die Netze wandeln sich in die Lehre, das Trachten nach Gewinn in Eifer für das Heil der Seelen, das Schiff wird die Kirche, die Menschen die Fische auf dem großen Meere des Erdenrundes. Doch nur Christi Kraft kann der Wirksamkeit Erfolg geben. (Beda.) Lukas Lk 49 5 11 Et subductis ad terram navibus, relictis omnibus secuti sunt eum. Und sie führten ihre Schiffe an das Land, verließen alles, und folgten ihm nach.¹⁷ Lukas Lk 49 5 11 17 Siehe da die Frucht des Wunders. Wie ruhmvoll ist ihr Gehorsam, gepriesen durch alle Jahrhunderte! Einen anderen wunderbaren Fischzug nach der Auferstehung des Herrn siehe [Joh 21,6ff] Lukas Lk 49 5 12 Et factum est, cum esset in una civitatum, et ecce vir plenus lepra, et videns Jesum, et procidens in faciem, rogavit eum, dicens: Domine, si vis, potes me mundare. Und es geschah, als er in einer der Städte war, siehe, da war ein Mann voll Aussatzes. Als dieser Jesus sah, fiel er auf sein Angesicht, bat ihn, und sprach: Herr! wenn du willst, so kannst du mich rein machen.¹⁸ [Mt 8,2, Mk 1,40] Lukas Lk 49 5 12 18 Des Heilandes Macht wird anerkannt, der Glaube des Aussätzigen offenbar; die Demut des Armen ist sein bester Fürsprecher. Lukas Lk 49 5 13 Et extendens manum, tetigit eum dicens: Volo: mundare. Et confestim lepra discessit ab illo. Da streckte er die Hand aus, berührte¹⁹ ihn, und sprach: Ich will, sei rein! Und sogleich wich der Aussatz von ihm. Lukas Lk 49 5 13 19 Um seine Güte zu zeigen. (Bonav.) Lukas Lk 49 5 14 Et ipse præcepit illi ut nemini diceret: sed, Vade, ostende te sacerdoti, offer pro emundatione tua, sicut præcepit Moyses, in testimonium illis. Und er befahl ihm, es niemanden zu sagen;²⁰ sondern: Gehe hin (sprach er), zeige dich dem Priester und opfere für deine Reinigung, wie Moses angeordnet hat, zum Zeugnisse für sie.²¹ [Lev 14,2] Lukas Lk 49 5 14 20 Aus [Mk 1,45] erhellt, dass Christus jede Bewegung des Volkes verhindern wollte. Lukas Lk 49 5 14 21 Für die Priester (Theoph., Bon.). Der Aussatz galt als eine Gottesstrafe. Indem Christus den Geheilten zu den Priestern sendet, erhalten viele einen Beweis, dass Jesus ein von Gott selbst bezeugter Prophet und jener Mächtigere ist, den Johannes der Täufer verkündet. Vergl. [Mt 8,4, Mk 1,44]. Lukas Lk 49 5 15 Perambulabat autem magis sermo de illo: et conveniebant turbæ multæ ut audirent, et curarentur ab infirmitatibus suis. Es breitete sich aber die Rede von ihm noch mehr aus; und es kam viel Volk zusammen, um ihn zu hören,²² und geheilt zu werden von seinen Krankheiten. Lukas Lk 49 5 15 22 Das Volk kommt nicht allein der Wunder, sondern auch der Lehre halber; eine gute Stimmung des Herzens, die selber allzubald von den Schriftgelehrten und Pharisäern zerstört wird. Lukas Lk 49 5 16 Ipse autem secedebat in desertum, et orabat. Er aber entwich in die Wüste,²³ und betete. Lukas Lk 49 5 16 23 Um nicht die Hoffnung eines irdischen Reiches im Volke zu nähren. Lukas Lk 49 5 17 Et factum est in una dierum, et ipse sedebat docens. Et erant Pharisæi sedentes, et legis doctores, qui venerant ex omni castello Galilææ, et Judææ, et Jerusalem: et virtus Domini erat ad sanandum eos. Und es geschah an einem der Tage, dass er saß und lehrte. Und es saßen auch Pharisäer und Gesetzeslehrer²⁴ dort, die aus allen Flecken Galiläa's und Judäa's, und von Jerusalem gekommen waren; und die Kraft des Herrn war da, um sie zu heilen.²⁵ Lukas Lk 49 5 17 24 Diese heißen sonst Schriftgelehrte. Sie sind wohl vom hohen Rate gesendet, der längst erkannt hat, dass Jesus mehr ist als ein gewöhnlicher Gesetzeslehrer. Lukas Lk 49 5 17 25 Gottes (Jehova's) Macht erschien in ihm offenbar dadurch, dass er heilte. Lukas Lk 49 5 18 Et ecce viri portantes in lecto hominem, qui erat paralyticus: et quærebant eum inferre, et ponere ante eum. Und siehe, da brachten Männer auf einem Bette einen Menschen daher, welcher gelähmt war; und sie suchten ihn hineinzubringen, und vor ihn hinzulegen. [Mt 9,2, Mk 2,3ff] Lukas Lk 49 5 19 Et non invenientes qua parte illum inferrent præ turba, ascenderunt supra tectum, et per tegulas summiserunt eum cum lecto in medium ante Jesum. Da sie aber vor der Menge des Volkes nicht fanden, von welcher Seite sie ihn hineinbringen könnten, stiegen sie auf das Dach, und ließen ihn mit dem Bett durch die Ziegel hinab mitten hinein vor Jesus hin. Lukas Lk 49 5 2 Et vidit duas naves stantes secus stagnum: piscatores autem descenderant, et lavabant retia. Und er sah zwei Schiffe am See liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen, und wuschen ihre Netze.² Lukas Lk 49 5 2 2 Um sie zusammen zu legen. Lukas Lk 49 5 20 Quorum fidem ut vidit, dixit: Homo, remittuntur tibi peccata tua. Als er nun ihren Glauben²⁶ sah, sprach er: Mensch! deine Sünden werden dir vergeben.²⁷ Lukas Lk 49 5 20 26 Auch des Kranken Glaube, der ja zum Heilande getragen werden wollte. Lukas Lk 49 5 20 27 Griech.: Sind erlassen. Warum spendet Christus eine geistige Wohltat, da jene um eine leibliche bitten? Gewiss war der Kranke vor Jesus dem heiligsten von großer Reue über seine Sünden ergriffen. Lukas Lk 49 5 21 Et cperunt cogitare Scribæ, et Pharisæi, dicentes: Quis est hic, qui loquitur blasphemias? Quis potest dimittere peccata, nisi solus Deus? Da fingen die Schriftgelehrten und Pharisäer an bei sich zu denken und zu sprechen: Wer ist dieser, der Gotteslästerungen spricht? Wer kann Sünden vergeben, als Gott allein?²⁸ Lukas Lk 49 5 21 28 Christus hat durch eigene Autorität die Sünden nachgelassen. Dies Wunder hätte den Feinden des Herrn die Augen darüber öffnen sollen, wer er ist. Lukas Lk 49 5 22 Ut cognovit autem Jesus cogitationes eorum, respondens, dixit ad illos: Quid cogitatis in cordibus vestris? Weil aber Jesus ihre Gedanken erkannte, antwortete er, und sprach zu ihnen: Was denket ihr in euren Herzen?²⁹ Lukas Lk 49 5 22 29 Jesus kennt die Gedanken des Herzens: Ein zweites Wunder. Lukas Lk 49 5 23 Quid est facilius dicere: Dimittuntur tibi peccata: an dicere: Surge, et ambula? Was ist leichter³⁰ zu sagen: Dir werden deine Sünden vergeben; oder zu sagen: Stehe auf, und wandle? Lukas Lk 49 5 23 30 So dass der redende nicht der Lüge bezichtigt werden konnte. Das Sichtbare soll der Beweis für die Wahrheit des Unsichtbaren sein. Beides gehört einzig Gott zu. Lukas Lk 49 5 24 Ut autem sciatis quia Filius hominis habet potestatem in terra dimittendi peccata, (ait paralytico) Tibi dico, surge, tolle lectum tuum, et vade in domum tuam. Damit ihr aber wisset, dass der Menschensohn Macht hat, auf Erden die Sünden zu vergeben, (sprach er zu dem Gelähmten:) Ich sage dir, stehe auf, nimm dein Bett, und gehe fort in dein Haus!³¹ Lukas Lk 49 5 24 31 Was die Propheten von der Zeit des Messias verkündet [Jes 53,11], geht in Erfüllung; zugleich offenbart Jesus sich als der, welcher die Sünden hinwegnimmt. Lukas Lk 49 5 25 Et confestim consurgens coram illis, tulit lectum, in quo jacebat: et abiit in domum suam, magnificans Deum. Und sogleich stand er vor ihnen auf, nahm das Bett, auf dem er lag, und ging hinweg in sein Haus, Gott preisend. Lukas Lk 49 5 26 Et stupor apprehendit omnes, et magnificabant Deum. Et repleti sunt timore, dicentes: Quia vidimus mirabilia hodie. Und Staunen ergriff alle, und sie priesen Gott, und wurden mit Furcht erfüllt, und sprachen: Wir haben heute wunderbare Dinge gesehen! Lukas Lk 49 5 27 Et post hæc exiit, et vidit publicanum nomine Levi, sedentem ad telonium, et ait illi: Sequere me. Hierauf ging er hinaus,³² und sah einen Zöllner, mit Namen Levi,³³ an der Zollstätte sitzen, und sprach zu ihm: Folge mir nach! [Mt 9,9, Mk 2,14] Lukas Lk 49 5 27 32 Aus Kapharnaum. Lukas Lk 49 5 27 33 Siehe [Mt 9,Anm.12]. Sein Name war Levi, ehe er Apostel ward. Lukas Lk 49 5 28 Et relictis omnibus, surgens secutus est eum, Und er stand auf, verließ alles, und folgte ihm nach.³⁴ Lukas Lk 49 5 28 34 Er ward sein Jünger. Wie wirksam ist der Ruf Christi! Lukas Lk 49 5 29 Et fecit ei convivium magnum Levi in domo sua: et erat turba multa publicanorum, et aliorum, qui cum illis erant discumbentes. Und Levi gab ihm ein großes Gastmahl in seinem Hause; und es war eine große Schar von Zöllnern und von anderen da, die mit ihnen zu Tische saßen. Lukas Lk 49 5 3 Ascendens autem in unam navim, quæ erat Simonis, rogavit eum a terra reducere pusillum. Et sedens docebat de navicula turbas. Da trat er in das eine der Schiffe, welches dem Simon gehörte, und bat ihn,³ von dem Lande etwas abzustoßen. Und er setzte sich, und lehrte das Volk von dem Schiffe aus.⁴ Lukas Lk 49 5 3 3 Welche Demut und Güte! Lukas Lk 49 5 3 4 Das Schiff Simons ist die Kirche, Petrus der Steuermann; wo Petrus, da die Kirche. Lukas Lk 49 5 30 Et murmurabant Pharisæi, et Scribæ eorum, dicentes ad discipulos ejus: Quare cum publicanis, et peccatoribus manducatis, et bibitis? Darüber murrten die Pharisäer und die Schriftgelehrten derselben und sprachen zu seinen Jüngern: Warum esset und trinket ihr mit den Zöllnern und Sündern? Lukas Lk 49 5 31 Et respondens Jesus, dixit ad illos: Non egent qui sani sunt medico, sed qui male habent. Da antwortete Jesus,³⁵ und sprach zu ihnen: Nicht die Gesunden bedürfen eines Arztes, sondern die Kranken. Lukas Lk 49 5 31 35 Jesus weiß, dass der Angriff ihm gilt. Seine Antwort bricht jeden Einwurf. Lukas Lk 49 5 32 Non veni vocare justos, sed peccatores ad pnitentiam. Ich bin nicht gekommen die Gerechten zu berufen, sondern Sünder zur Buße. Lukas Lk 49 5 33 At illi dixerunt ad eum: Quare discipuli Joannis jejunant frequenter, et obsecrationes faciunt, similiter et Pharisæorum: tui autem edunt, et bibunt? Sie aber sprachen zu ihm: Warum fasten die Jünger des Johannes so oft, und verrichten Gebete, desgleichen auch die Jünger der Pharisäer, die deinigen aber essen und trinken? Lukas Lk 49 5 34 Quibus ipse ait: Numquid potestis filios sponsi, dum cum illis est sponsus, facere jejunare? Er sprach zu ihnen: Könnt ihr etwa die Gefährten des Bräutigams zum Fasten anhalten, so lange der Bräutigam bei ihnen ist? Lukas Lk 49 5 35 Venient autem dies: cum ablatus fuerit ab illis sponsus, tunc jejunabunt in illis diebus. Es werden aber Tage kommen, da der Bräutigam von ihnen genommen wird; dann werden sie fasten in jenen Tagen. Lukas Lk 49 5 36 Dicebat autem et similitudinem ad illos: Quia nemo commissuram a novo vestimento immittit in vestimentum vetus: alioquin et novum rumpit, et veteri non convenit commissura a novo. Er sagte aber auch ein Gleichnis zu ihnen: Niemand setzt einen Fleck von einem neuen Kleide auf ein altes Kleid; sonst zerreißt er auch das neue, und auf das alte passt der Fleck vom neuen nicht. Lukas Lk 49 5 37 Et nemo mittit vinum novum in utres veteres: alioquin rumpet vinum novum utres, et ipsum effundetur, et utres peribunt: Und niemand tut neuen Wein in alte Schläuche, sonst wird der neue Wein die Schläuche zersprengen, er selbst wird verschüttet, und die Schläuche werden zu Grunde gehen;³⁶ Lukas Lk 49 5 37 36 Die Pharisäer haben durch ihren Angriff gezeigt, dass sie das messianische Reich nach dem Alten Bunde bemessen. Indes die Propheten nennen es einen Neuen Bund [Jer 31,31], also muss in demselben alles neu sein. Im gewöhnlichen Leben bringt die Vernachlässigung des Unterschiedes zwischen alt und neu Schaden. Lukas Lk 49 5 38 Sed vinum novum in utres novos mittendum est; et utraque conservantur. sondern neuen Wein muss man in neue Schläuche tun, und so werden beide erhalten. Lukas Lk 49 5 39 Et nemo bibens vetus, statim vult novum, dicit enim: Vetus melius est. Und niemand, der alten Wein trinkt, verlangt sogleich neuen, denn er sagt: Der alte ist besser!³⁷ Lukas Lk 49 5 39 37 Das Bild soll die Macht der Gewohnheit und die Verkehrtheit derer ausdrücken, welche die Form des Alten Bundes auf immer festhalten möchten Lukas Lk 49 5 4 Ut cessavit autem loqui, dixit ad Simonem: Duc in altum, et laxate retia vestra in capturam. Als er aber aufhörte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus,⁵ und werfet eure Netze zum Fange aus! Lukas Lk 49 5 4 5 Der Heiland richtet diese Worte an Petrus, den Herrn des Schiffes, die übrigen an ihn, Andreas und ihre Genossen. Lukas Lk 49 5 5 Et respondens Simon, dixit illi: Præceptor, per totam noctem laborantes, nihil cepimus: in verbo autem tuo laxabo rete. Da antwortete Simon, und sprach zu ihm: Meister!⁶ wir haben uns die ganze Nacht⁷ abgemüht und nichts gefangen; doch auf dein Wort⁸ will ich das Netz auswerfen. Lukas Lk 49 5 5 6 Bei Matthäus Rabbi, siehe [Mt 23,7]. Lukas Lk 49 5 5 7 Die zum Fange geeignete Zeit. Lukas Lk 49 5 5 8 Auf dein Wort vertrauend. Ein großer Glaube und bereiter Gehorsam. Lukas Lk 49 5 6 Et cum hoc fecissent, concluserunt piscium multitudinem copiosam, rumpebatur autem rete eorum. Als sie dies getan hatten, fingen sie eine große Menge Fische, so dass ihr Netz zerriss.⁹ Lukas Lk 49 5 6 9 Was daran zu zerreißen. Der Heiland zahlt dem heil. Petrus gleichsam Zoll für die Benutzung des Schiffes. Lukas Lk 49 5 7 Et annuerunt sociis, qui erant in alia navi ut venirent, et adjuvarent eos. Et venerunt, et impleverunt ambas naviculas, ita ut pene mergerentur. Und sie winkten ihren Genossen,¹⁰ die im anderen Schiffe waren, zu kommen und ihnen zu helfen. Und sie kamen, und füllten beide Schiffe an, so dass sie beinahe versanken!¹¹ Lukas Lk 49 5 7 10 Wohl durch Zuruf. Lukas Lk 49 5 7 11 So wurden alle Zeugen des Wunders. Lukas Lk 49 5 8 Quod cum videret Simon Petrus, procidit ad genua Jesu, dicens: Exi a me, quia homo peccator sum, Domine. Als das Simon Petrus sah, fiel er Jesus zu Füßen, und sprach: Herr! gehe hinweg von mir: denn ich bin ein sündhafter Mensch.¹² Lukas Lk 49 5 8 12 Ich armer Sünder bin nicht würdig, dich unter meinem Dache zu haben. (Cyr., Theoph., Bon.) Lukas Lk 49 5 9 Stupor enim circumdederat eum, et omnes, qui cum illo erant, in captura piscium, quam ceperant: Denn Staunen hatte ihn ergriffen, und alle, die bei ihm waren, über den Fischfang, den sie gemacht hatten;¹³ Lukas Lk 49 5 9 13 Sie erkennen das Eingreifen einer höheren Macht. Lukas Lk 49 0 1 Jesus verteidigt seine Jünger, die am Sabbat Ähren pflücken, gegen die Pharisäer und heilt am Sabbat. (V. 11) 2. Weitere Tätigkeit des Herrn in Galiläa (6,12-8) Wahl der Apostel. (V. 16) Predigt Jesu an seine Jünger und das Volk. Lukas Lk 49 6 1 Factum est autem in sabbato secundo, primo, cum transiret per sata, vellebant discipuli ejus spicas, et manducabant confricantes manibus. Es geschah aber an einem zweit-ersten Sabbate,¹ dass er durch Saatfelder ging; und seine Jünger pflückten die Ähren ab, zerrieben sie mit den Händen, und aßen. [Mt 12,1, Mk 2,23] Lukas Lk 49 6 1 1 Im Griechischen: Zweit-erster Sabbat. Was dieses Wort bedeuten soll, ist nicht klar, wie bereits der heil. Hieronymus klagt. Jedenfalls ist die Zeit nach Ostern gemeint, wahrscheinlich der erste Sabbat des zweiten Monats, da es nicht gestattet war, vor dem zweiten Tage der ungesäuerten Brote, dem 16. Nisan, etwas von der Ernte zu genießen, die kurz zuvor eingebracht ward. Lukas Lk 49 6 10 Et circumspectis omnibus dixit homini: Extende manum tuam. Et extendit: et restituta est manus ejus. Und er blickte sie alle ringsum an, und sprach zu dem Menschen: Strecke deine Hand aus! Da streckte er sie aus, und seine Hand ward wieder gesund. Lukas Lk 49 6 11 Ipsi autem repleti sunt insipientia, et colloquebantur ad invicem, quidnam facerent Jesu. Sie aber kamen ganz von Sinnen,⁶ und besprachen sich untereinander, was sie Jesus antun könnten. Lukas Lk 49 6 11 6 Vor Wut. Lukas Lk 49 6 12 Factum est autem in illis diebus, exiit in montem orare, et erat pernoctans in oratione Dei. Es geschah aber in jenen Tagen, dass er hinaus ging auf den Berg, um zu beten; und er brachte die Nacht im Gebete mit Gott zu.⁷ Lukas Lk 49 6 12 7 Nach dem Beispiel Christi hat die Kirche den Gläubigen empfohlen, besonders an den Quartemberzeiten würdige Priester von Gott zu erflehen. Lukas Lk 49 6 13 Et cum dies factus esset, vocavit discipulos suos: et elegit duodecim ex ipsis (quos et Apostolos nominavit): Und als es Tag geworden war, berief er seine Jünger, und erwählte zwölf aus ihnen (welche er auch Apostel⁸ nannte); [Mt 10,1, Mk 3,13] Lukas Lk 49 6 13 8 Der Name sagt ihnen, dass sie Gesandte Gottes sind. Lukas Lk 49 6 14 Simonem, quem cognominavit Petrum, et Andream fratrem ejus, Jacobum, et Joannem, Philippum, et Bartholomæum, Simon, den er Petrus nannte, und Andreas, seinen Bruder,⁹ Jakobus und Johannes, Philippus und Bartholomäus,¹⁰ Lukas Lk 49 6 14 9 Andreas war noch nicht erwähnt, wie Jakobus und Johannes [Lk 5,10]. Lukas Lk 49 6 14 10 Siehe [Mt 10,3, Mk 3,18]. Lukas Lk 49 6 15 Matthæum, et Thomam, Jacobum Alphæi, et Simonem, qui vocatur zelotes, Matthäus und Thomas, Jakobus, den Sohn des Alphäus, und Simon, mit dem Beinamen der Eiferer, Lukas Lk 49 6 16 Et Judam Jacobi, et Judam Iscariotem, qui fuit proditor. Judas, den Bruder des Jakobus, und Judas Iskariot, welcher ein Verräter wurde.¹¹ Lukas Lk 49 6 16 11 Nicht nur den Guten, sondern auch den Bösen spendet der Heiland die höchsten Wohltaten. Lukas Lk 49 6 17 Et descendens cum illis, stetit in loco campestri, et turba discipulorum ejus, et multitudo copiosa plebis ab omni Judæa, et Jerusalem, et maritima, et Tyri, et Sidonis, Und er stieg herab mit ihnen, und trat auf einen ebenen Platz,¹² wo die Schar seiner Jünger, und eine große Menge Volkes von ganz Judäa, von Jerusalem, von der Meeresküste, und von Tyrus und Sidon war, Lukas Lk 49 6 17 12 Die Bergpredigt wurde auf einer Ebene des unteren Teiles des Berges gehalten. Der heil. Lukas lässt die zur Erklärung des mosaischen Gesetzes dienenden Stücke aus. Lukas Lk 49 6 18 Qui venerant ut audirent eum, et sanarentur a languoribus suis. Et qui vexabantur a spiritibus immundis, curabantur. welche gekommen waren, um ihn¹³ zu hören, und von ihren Krankheiten geheilt zu werden. Auch die von unreinen Geistern geplagt wurden, wurden geheilt. Lukas Lk 49 6 18 13 Seine süße Lehre. Die Anordnung der Rede wird verschieden aufgefasst. Lukas Lk 49 6 19 Et omnis turba quærebat eum tangere: quia virtus de illo exibat, et sanabat omnes. Und alles Volk trachtete ihn anzurühren; denn es ging eine Kraft von ihm aus, und heilte alle. Lukas Lk 49 6 2 Quidam autem Pharisæorum, dicebant illis: Quid facitis quod non licet in sabbatis? Da sprachen einige von den Pharisäern zu ihnen: Warum tut ihr, was am Sabbate nicht erlaubt ist? Lukas Lk 49 6 20 Et ipse elevatis oculis in discipulos suos, dicebat: Beati pauperes: quia vestrum est regnum Dei. Da erhob er seine Augen auf seine Jünger,¹⁴ und sprach: Selig ihr, die Armen;¹⁵ denn euer ist das Reich Gottes! [Mt 5,3] Lukas Lk 49 6 20 14 Mit Liebe, zugleich mit Freude, dass er sie selig nennen kann. Lukas Lk 49 6 20 15 Da der Heiland seine Jünger anblickt, ist es klar, welche Armen er meint: die aus Liebe zu Jesus jenen Dingen entsagen, welche die Menschen so hoch schätzen. Lukas Lk 49 6 21 Beati, qui nunc esuritis: quia saturabimini. Beati, qui nunc fletis: quia ridebitis. Selig ihr, die ihr jetzt Hunger leidet; denn ihr werdet gesättigt werden!¹⁶ Selig ihr, die ihr jetzt weinet; denn ihr werdet lachen!¹⁷ Lukas Lk 49 6 21 16 Zu Tische sitzend mit Abraham, Isaak und Jakob im Himmelreiche werdet ihr in Gott, der Quelle aller Güter, Sättigung finden. Lukas Lk 49 6 21 17 Wie viel Ursachen zu Tränen hienieden, so viel Freude im Jenseits. Vergl. [Joh 16,20]. Lukas Lk 49 6 22 Beati eritis cum vos oderint homines, et cum separaverint vos, et exprobraverint, et ejecerint nomen vestrum tamquam malum propter Filium hominis. Selig werdet ihr sein, wenn euch die Menschen hassen, und wenn sie euch ausschließen,¹⁸ schmähen, und euern Namen¹⁹ als bös verwerfen um des Menschensohnes willen. [Mt 5,11] Lukas Lk 49 6 22 18 Vergl. [Joh 12,42, Joh 16,2]. Lukas Lk 49 6 22 19 Den Christennamen oder den eigenen Namen. Lukas Lk 49 6 23 Gaudete in illa die, et exsultate: ecce enim merces vestra multa est in clo: secundum hæc enim faciebant Prophetis patres, eorum. Freuet euch an jenem Tage, und frohlocket!²⁰ denn sehet, euer Lohn ist groß im Himmel;²¹ denn auf gleiche Weise haben ihre Väter an den Propheten gehandelt.²² Lukas Lk 49 6 23 20 Die Freude wird so groß sein, dass das Herz sie nicht in sich verschließen kann. Lukas Lk 49 6 23 21 Der Lohn entspricht den Verdiensten. Lukas Lk 49 6 23 22 Zweiter Trost: Ihr seid den Propheten ähnlich. Lukas Lk 49 6 24 Verumtamen væ vobis divitibus, quia habetis consolationem vestram. Doch wehe euch, ihr Reichen,²³ denn ihr habt euern Trost!²⁴ [Sir 31,7, Am 6,1] Lukas Lk 49 6 24 23 Der Bericht des heil. Lukas über die Bergpredigt ist kürzer als der des heil. Matthäus, ergänzt aber diesen in mehreren Punkten. Christus hat der Seligpreisung der Armen wohl noch etwas zur Erklärung beigefügt, wie die Seligpreisung der Hungernden vermuten lässt. Ebenso hat er wohl die Worte: Ihr werdet gesättigt werden u. a. erklärt. Lukas Lk 49 6 24 24 Dieser Vers zeigt, dass auch V. 20 nicht einzig die Jünger angeht. Lukas Lk 49 6 25 Væ vobis, qui saturati estis: quia esurietis. Væ vobis, qui ridetis nunc: quia lugebitis et flebitis. Wehe euch, die ihr gesättiget seid;²⁵ denn ihr werdet hungern!²⁶ Wehe euch, die ihr jetzt lachet;²⁷ denn ihr werdet trauern und weinen! [Jes 65,13] Lukas Lk 49 6 25 25 Mit irdischen Gütern, so dass ihr um Höheres nicht besorgt seid. Lukas Lk 49 6 25 26 Wie der Reiche in der Hölle (Cyr.). Lukas Lk 49 6 25 27 Die ihr in irdischen Dingen euer ganzes Glück sucht. Lukas Lk 49 6 26 Væ cum benedixerint vobis homines: secundum hæc enim faciebant pseudoprophetis patres eorum. Wehe, wenn euch die Menschen lobpreisen! denn ihre Väter haben ebenso an den falschen Propheten getan.²⁸ Lukas Lk 49 6 26 28 Die Juden nahmen die falschen Propheten, welche ihren Erwartungen schmeichelten, mit Freuden auf und verfolgten die Propheten des Herrn. Vergl. [Gal 1,10]. Lukas Lk 49 6 27 Sed vobis dico, qui auditis: Diligite inimicos vestros, benefacite his qui oderunt vos. Aber euch, die ihr mich höret,²⁹ sage ich: Liebet eure Feinde; tuet Gutes denen, die euch hassen!³⁰ [Mt 5,44] Lukas Lk 49 6 27 29 Aufmerksam wie [1Sam 3,10]. Lukas Lk 49 6 27 30 Wünschet ihnen Gutes, und wo Gelegenheit ist, tuet es. Lukas Lk 49 6 28 Benedicite maledicentibus vobis, et orate pro calumniantibus vos. Segnet³¹ die, welche euch fluchen, und betet für die, welche euch verleumden! Lukas Lk 49 6 28 31 Wünschet Gutes. Lukas Lk 49 6 29 Et qui te percutit in maxillam, præbe et alteram. Et ab eo, qui aufert tibi vestimentum, etiam tunicam noli prohibere. Und wer dich auf die Wange schlägt, dem reiche auch die andere dar; und dem, der dir den Mantel nimmt, verweigere auch den Rock nicht!³² [1Kor 6,7, Mt 5,39.40] Lukas Lk 49 6 29 32 Beispiele der Liebe. Lukas Lk 49 6 3 Et respondens Jesus ad eos, dixit: Nec hoc legistis quod fecit David, cum esurisset ipse, et qui cum illo erant? Jesus antwortete, und sprach zu ihnen: Habt ihr auch das nicht gelesen, was David getan hat, als ihn, und die bei ihm waren, hungerte? Lukas Lk 49 6 30 Omni autem petenti te, tribue: et qui aufert quæ tua sunt, ne repetas. Gib jedem, der dich bittet;³³ und wer das Deine nimmt, von dem fordere es nicht zurück! Lukas Lk 49 6 30 33 Einem jeden Bittenden, nicht einem alles Bittenden, damit du das gebest, was du mit Recht geben kannst (Aug.). Lukas Lk 49 6 31 Et prout vultis ut faciant vobis homines, et vos facite illis similiter. Und wie ihr wollet, dass euch die Leute tuen, so tuet auch ihr ihnen desgleichen.³⁴ [Tob 4,16, Mt 7,12] Lukas Lk 49 6 31 34 Allgemeine Regel. Vergl. [Mt 7,12]. Lukas Lk 49 6 32 Et si diligitis eos, qui vos diligunt, quæ vobis est gratia? nam et peccatores diligentes se diligunt. Wenn ihr die liebet, welche euch lieben, was für eine Vergeltung³⁵ gebührt euch? denn auch die Sünder lieben die, von welchen sie geliebt werden.³⁶ [Mt 5,46] Lukas Lk 49 6 32 35 Bei Gott. Lukas Lk 49 6 32 36 Die Liebe muss allgemein sein, dies kann sie aber nur sein, wenn sie um Gottes willen geübt wird. Lukas Lk 49 6 33 Et si benefeceritis his, qui vobis benefaciunt; quæ vobis est gratia? siquidem et peccatores hoc faciunt. Und wenn ihr denen Gutes tuet, die euch Gutes tun, welche Vergeltung gebührt euch? denn auch die Sünder tun dasselbe. Lukas Lk 49 6 34 Et si mutuum dederitis his, a quibus speratis recipere: quæ gratia est vobis? nam et peccatores peccatoribus fenerantur, ut recipiant æqualia. Und wenn ihr denen leihet, von welchen ihr wieder zu bekommen hoffet, welcher Lohn gebühret euch? denn auch die Sünder leihen Sündern, dass sie Gleiches wieder erhalten. [Dtn 15,8, Mt 5,42] Lukas Lk 49 6 35 Verumtamen diligite inimicos vestros: benefacite, et mutuum date, nihil inde sperantes: et erit merces vestra multa, et eritis filii Altissimi, quia ipse benignus est super ingratos et malos. Vielmehr, liebet eure Feinde; tuet Gutes, und leihet ohne etwas dafür zu hoffen, so wird euer Lohn groß sein, und ihr werdet Kinder des Allerhöchsten sein; denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen.³⁷ Lukas Lk 49 6 35 37 Gegensatz zu der dreifachen Frage V. 32 folg. Lukas Lk 49 6 36 Estote ergo misericordes sicut et Pater vester misericors est. Seid also barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist! Lukas Lk 49 6 37 Nolite judicare, et non judicabimini: nolite condemnare, et non condemnabimini. Dimittite, et dimittemini. Richtet nicht,³⁸ so werdet ihr nicht gerichtet werden; verdammet nicht,³⁹ so werdet ihr nicht verdammet werden; vergebet, so wird euch vergeben werden! [Mt 7,1.2] Lukas Lk 49 6 37 38 Urteilt nicht hart. Beispiele zu V. 36. Lukas Lk 49 6 37 39 Auch wenn die Sachlage offenbar ist. Lukas Lk 49 6 38 Date, et dabitur vobis: mensuram bonam, et confertam, et coagitatam, et supereffluentem dabunt in sinum vestrum. Eadem quippe mensura, qua mensi fueritis, remetietur vobis. Gebet,⁴⁰ so wird euch gegeben werden,⁴¹ ein gutes, ein eingedrücktes, gerütteltes und aufgehäuftes Maß wird man euch in den Schoß geben; denn mit demselben Maße, mit welchem ihr messet, wird euch wieder gemessen werden! [Mt 7,2, Mk 4,24] Lukas Lk 49 6 38 40 Auch von natürlichen Gütern. Es folgen Beispiele. Lukas Lk 49 6 38 41 Von Gott, dazu auf seine Weise. Lukas Lk 49 6 39 Dicebat autem illis et similitudinem: Numquid potest cæcus cæcum ducere? nonne ambo in foveam cadunt? Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis: Kann wohl ein Blinder⁴² einen Blinden führen? Fallen sie nicht beide in die Grube? [Mt 15,14] Lukas Lk 49 6 39 42 Jemand, der des übernatürlichen Lichtes beraubt, in Sünden versunken ist. Lukas Lk 49 6 4 Quomodo intravit in domum Dei, et panes propositionis sumpsit, et manducavit, et dedit his, qui cum ipso erant: quos non licet manducare nisi tantum sacerdotibus? Wie er in das Haus Gottes eintrat, die Schaubrote nahm und aß, und auch denen gab, die bei ihm waren, welche zu essen doch niemanden erlaubt ist, als nur den Priestern?² [1Sam 21,6, Ex 29,32, Lev 24,9] Lukas Lk 49 6 4 2 Wenn es Ursachen geben kann, welche von der Haltung des Gesetzes entschuldigen, wie viel mehr können solche von den Vorschriften und Auslegungen der Pharisäer ausnehmen. Lukas Lk 49 6 40 Non est discipulus super magistrum: perfectus autem omnis erit, si sit sicut magister ejus. Ein Jünger ist nicht über seinen Lehrer; jeder aber wird vollkommen sein, wenn er wie sein Lehrer ist.⁴³ Lukas Lk 49 6 40 43 Wollen die Christen anderen nützen, so müssen sie selbst zuvor erfahren und gut sein; denn ist der Lehrer schlecht, so ist es auch der Schüler. Lukas Lk 49 6 41 Quid autem vides festucam in oculo fratris tui, trabem autem, quæ in oculo tuo est, non consideras? Warum schaust du nach dem Splitter in deines Bruders Auge, des Balkens aber in deinem eigenen Auge wirst du nicht gewahr?⁴⁴ [Mt 7,3] Lukas Lk 49 6 41 44 Vergl. V. 39. Lukas Lk 49 6 42 Aut quomodo potes dicere fratri tuo: Frater sine ejiciam festucam de oculo tuo: ipse in oculo tuo trabem non videns? Hypocrita ejice primum trabem de oculo tuo: et tunc perspicies ut educas festucam de oculo fratris tui. Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Bruder! lass mich den Splitter aus deinem Auge ziehen, während du selbst in deinem Auge den Balken nicht siehst? Du Heuchler! ziehe zuvor den Balken aus deinem eigenen Auge; dann magst du sehen, dass du den Splitter aus deines Bruders Auge herausziehest.⁴⁵ Lukas Lk 49 6 42 45 Dein Tadel bleibt ohne Frucht. Wer einen Balken im eigenen Auge hat, gleicht dem schlechten Baume V. 43. Lukas Lk 49 6 43 Non est enim arbor bona, quæ facit fructus malos: neque arbor mala, faciens fructum bonum. Denn es gibt keinen guten Baum, der schlechte Früchte trägt, noch einen schlechten Baum, der gute Früchte trägt. [Mt 7,18] Lukas Lk 49 6 44 Unaquæque enim arbor de fructu suo cognoscitur. Neque enim de spinis colligunt ficus: neque de rubo vindemiant uvam. Denn ein jeder Baum wird an seiner Frucht erkannt. Denn von den Dornen sammelt man keine Feigen, und von der Dornhecke liest man keine Trauben.⁴⁶ [Mt 7,18, Mt 12,33] Lukas Lk 49 6 44 46 Niemand, der selbst schlecht lebt, wird andere bessern. V. 45. Der Schatz des Herzens ist wie die Wurzel des Baumes, was aus ihm hervorgebracht wird, trägt seine Natur an sich. Lukas Lk 49 6 45 Bonus homo de bono thesauro cordis sui profert bonum: et malus homo de malo thesauro profert malum. Ex abundantia enim cordis os loquitur. Der gute Mensch bringt aus dem guten Schatze seines Herzens das Gute hervor; und der böse Mensch bringt aus dem bösen Schatze das Böse hervor; denn aus der Fülle des Herzens redet der Mund. [Mt 12,34] Lukas Lk 49 6 46 Quid autem vocatis me Domine, Domine: et non facitis quæ dico? Was aber ruft ihr mich: Herr, Herr! und tuet nicht, was ich sage? [Mt 7,21, Röm 2,13, Jak 1,22] Lukas Lk 49 6 47 Omnis, qui venit ad me, et audit sermones meos, et facit eos: ostendam vobis cui similis sit: Jeder, der zu mir kommt und meine Rede hört, und sie tut, wem dieser gleich ist, das will ich euch zeigen. [Mt 7,24] Lukas Lk 49 6 48 Similis est homini ædificanti domum, qui fodit in altum, et posuit fundamentum super petram: inundatione autem facta,illisum est flumen domui illi, et non potuit eam movere: fundata enim erat super petram. Er ist gleich einem Manne, der ein Haus baute, der tief grub, und den Grund auf den Felsen legte. Als nun eine Überschwemmung kam, stieß der Strom an jenes Haus, und konnte es nicht erschüttern; denn es war auf den Felsen gegründet.⁴⁷ Lukas Lk 49 6 48 47 Die Beobachtung der Lehre Christi ist der sichere Untergrund des Heiles und dauernden Glückes. Lukas Lk 49 6 49 Qui autem audit, et non facit: similis est homini ædificanti domum suam super terram sine fundamento: in quam illisus est fluvius, et continuo cecidit: et facta est ruina domus illius magna. Wer aber hört, und nicht tut, der ist gleich einem Menschen, der sein Haus ohne Untergrund auf die Erde hinbaute; an dieses Haus stieß der Strom, und sogleich fiel es zusammen, und der Zusammensturz dieses Hauses ward groß.⁴⁸ Lukas Lk 49 6 49 48 Vergl. [Dtn 30,15ff] und [Mt 7,24-27]. Lukas Lk 49 6 5 Et dicebat illis: Quia Dominus est Filius hominis, etiam sabbati. Und er sagte zu ihnen: Der Menschensohn ist Herr auch über den Sabbat.³ Lukas Lk 49 6 5 3 Vergl. [Mt 9,6, Mk 2,10]. Lukas Lk 49 6 6 Factum est autem et in alio sabbato, ut intraret in synagogam, et doceret. Et erat ibi homo, et manus ejus dextra erat arida. Es begab sich aber auch an einem andern Sabbate, dass er in die Synagoge ging, und lehrte. Und es war daselbst ein Mensch, dessen rechte Hand war verdorrt. [Mt 12,10, Mk 3,1] Lukas Lk 49 6 7 Observabant autem Scribæ, et Pharisæi si in sabbato curaret: ut invenirent unde accusarent eum. Da gaben die Schriftgelehrten und Pharisäer acht, ob er am Sabbate heilen würde, damit sie etwas fänden, ihn anzuklagen.⁴ Lukas Lk 49 6 7 4 Deshalb fragen sie ihn. [Mt 12,10] Lukas Lk 49 6 8 Ipse vero sciebat cogitationes eorum: et ait homini, qui habebat manum aridam: Surge, et sta in medium. Et surgens stetit. Er aber wusste ihre Gedanken,⁵ und sprach zu dem Menschen, welcher die verdorrte Hand hatte: Stehe auf, und stelle dich in die Mitte! Und er stand auf, und stellte sich dahin. Lukas Lk 49 6 8 5 In welcher Absicht sie fragten. Lukas Lk 49 6 9 Ait autem ad illos Jesus: Interrogo vos si licet sabbatis benefacere, an male: animam salvam facere, an perdere? Jesus aber sprach zu ihnen: Ich frage euch: Ist es erlaubt, am Sabbate Gutes zu tun, oder Böses? ein Leben zu retten, oder zu verderben? Lukas Lk 49 0 1 Jesus heilt den Knecht eines Hauptmannes. (V. 10) Auferweckung des Sohnes einer Witwe zu Naim. (V. 17) Johannes entsendet seine Jünger zu dem Heilande. (V. 35) Die öffentliche Sünderin salbt die Füße des Herrn bei einem Gastmahle im Hause eines Pharisäers. Lukas Lk 49 7 1 Cum autem implesset omnia verba sua in aures plebis, intravit Capharnaum. Nachdem er aber alle seine Reden vor den Ohren des Volkes vollendet hatte,¹ ging er hinein nach Kapharnaum.² [Mt 8,5] Lukas Lk 49 7 1 1 Der Glaube und die Demut des Heiden bilden einen scharfen Gegensatz zu dem Unglauben und dem Stolze der Pharisäer. Der Heiland ist sofort bereit, zu helfen. Lukas Lk 49 7 1 2 Der heil. Lukas berichtet nur zweimal von einem Aufenthalte des Heilandes in dieser Stadt. Lukas Lk 49 7 10 Et reversi, qui missi fuerant domum, invenerunt servum, qui languerat, sanum. Und als die, welche gesendet waren, wieder nach Hause kamen, fanden sie den Knecht, der krank gewesen war, gesund.¹² Lukas Lk 49 7 10 12 Da alle Wunder für die Bewohner von Kapharnaum ohne Nutzen bleiben, folgt das Wehe über die Stadt. [Lk 10,15] Lukas Lk 49 7 11 Et factum est: deinceps ibat in civitatem, quæ vocatur Naim: et ibant cum eo discipuli ejus, et turba copiosa. Und es geschah hierauf, dass er in eine Stadt ging, welche Naim heißt; und es gingen mit ihm seine Jünger, und viel Volk.¹³ Lukas Lk 49 7 11 13 Ein größeres Wunder, welches nur der heil. Lukas berichtet. Naim lag am Fuße des Berges Hermon, auf der Nordwestseite desselben. Im Alten Testament wird es nicht genannt. Scheinbar zufällig kommt der Heiland hinzu, wie zu Petrus und Andreas [Mt 4,18] dem besessenen Gerasener [Lk 8,27], Levi [Lk 5,27], dem 38 jährigen Kranken [Joh 5,1], dem von Geburt an Blinden [Joh 9,1], zu Petrus im Vorhofe [Lk 22,61]. Lukas Lk 49 7 12 Cum autem appropinquaret portæ civitatis, ecce defunctus efferebatur filius unicus matris suæ: et hæc vidua erat: et turba civitatis multa cum illa. Als er aber nahe an das Stadttor kam, siehe, da trug man einen Toten heraus, den einzigen Sohn seiner Mutter, die Witwe war;¹⁴ und viel Volk aus der Stadt ging mit ihr.¹⁵ Lukas Lk 49 7 12 14 Viele Gründe, welche die Betrübnis mehren. Vergl. [2Sam 14,5]. Lukas Lk 49 7 12 15 Wie [Joh 11,19] mit Martha und Maria. Es war zudem Sitte, dass jeder, der einem Leichenbegräbnisse begegnete, sich demselben anschloss. (Fl. Joseph) Lukas Lk 49 7 13 Quam cum vidisset Dominus, misericordia motus super eam, dixit illi: Noli flere. Da nun der Herr¹⁶ sie¹⁷ sah, ward er von Mitleiden über sie gerührt, und sprach zu ihr: Weine nicht!¹⁸ Lukas Lk 49 7 13 16 Hier nennt Lukas den Heiland zum ersten Male so. Lukas Lk 49 7 13 17 Dies Wort fasst alle vorher genannten Umstände zusammen. Lukas Lk 49 7 13 18 So kann nur Jesus wirksam sagen. Lukas Lk 49 7 14 Et accessit, et tetigit loculum. (Hi autem, qui portabant, steterunt.) Et ait: Adolescens, tibi dico, surge. Und er trat hinzu, und rührte die Bahre¹⁹ an, die Träger aber standen still. Und er sprach: Jüngling, ich sage dir, stehe auf!²⁰ Lukas Lk 49 7 14 19 Die Tragbahre. Die Träger verstehen, was er mit dieser Berührung sagen will. Lukas Lk 49 7 14 20 Der bloße Befehl genügt. Vergl. dagegen [1Kön 17,21, Apg 9,40] Der Heiland hatte dies ja am letzten Osterfest erklärt. [Joh 5,21] Lukas Lk 49 7 15 Et resedit qui erat mortuus, et cpit loqui. Et dedit illum matri suæ. Da richtete sich der Tote auf, und fing an zu reden. Und er gab ihn seiner Mutter.²¹ Lukas Lk 49 7 15 21 Sie empfängt ihn wiederum als von Gott geschenkt. Lukas Lk 49 7 16 Accepit autem omnes timor: et magnificabant Deum, dicentes: Quia propheta magnus surrexit in nobis: et quia Deus visitavit plebem suam. Es ergriff aber alle Furcht, und sie priesen Gott, und sprachen: Ein großer Prophet ist unter uns aufgestanden, und Gott hat sein Volk heimgesucht.²² [Lk 24,19; Joh 4,19] Lukas Lk 49 7 16 22 Drei Wirkungen: Furcht wegen des Eingreifens einer übermenschlichen Macht, Lobpreisung Gottes, Anerkennung des Herrn als eines großen Propheten. Lukas Lk 49 7 17 Et exiit hic sermo in universam Judæam de eo, et in omnem circa regionem. Und es verbreitete sich diese Kunde von ihm²³ in ganz Judäa,²⁴ und in der ganzen Umgegend. Lukas Lk 49 7 17 23 Das Wunder und die Rede des Volkes. Lukas Lk 49 7 17 24 Wohl für Palästina gesetzt. Lukas Lk 49 7 18 Et nuntiaverunt Joanni discipuli ejus de omnibus his. Und es berichteten dem Johannes seine Jünger über alles dieses.²⁵ Lukas Lk 49 7 18 25 Vielleicht etwas neidisch. Lukas Lk 49 7 19 Et convocavit duos de discipulis suis Joannes, et misit ad Jesum, dicens: Tu es qui venturus es, an alium exspectamus? Da berief Johannes zwei von seinen Jüngern, und sandte sie zu Jesus, und ließ ihm sagen: Bist du es, der da kommen soll,²⁶ oder haben wir einen anderen zu erwarten?²⁷ [Mt 11,2.3] Lukas Lk 49 7 19 26 Der Messias [Gen 49,10, Ex 24,17, Ps 39,8, Ps 117,26] Lukas Lk 49 7 19 27 Johannes wünscht, der Heiland möchte seinen Jüngern ein klares Zeugnis geben, ihr hartes Herz zu überzeugen. Lukas Lk 49 7 2 Centurionis autem cujusdam servus male habens, erat moriturus: qui illi erat pretiosus. Und eines Hauptmanns³ Knecht, der ihm sehr wert war, lag auf den Tod krank darnieder. Lukas Lk 49 7 2 3 Der Hauptmann steht im Dienste des Herodes und ist wohl ein Proselyt des Thores. Lukas Lk 49 7 20 Cum autem venissent ad eum viri, dixerunt: Joannes Baptista misit nos ad te, dicens: Tu es, qui venturus es, an alium exspectamus? Und da die Männer zu ihm gekommen, sprachen sie: Johannes, der Täufer, hat uns zu dir gesandt, und lässt dir sagen: Bist du es, der da kommen soll, oder haben wir einen andern zu erwarten?²⁸ Lukas Lk 49 7 20 28 Der Heiland kennt die Absicht des heil. Johannes bei der Sendung, darum weist er die Jünger auf die Dinge hin, welche vor aller Augen geschehen. Lukas Lk 49 7 21 (In ipsa autem hora multos curavit a languoribus, et plagis, et spiritibus malis, et cæcis multis donavit visum.) (Zu eben jener Stunde aber heilte er viele von Krankheiten, Plagen und bösen Geistern, und vielen Blinden schenkte er das Gesicht.) Lukas Lk 49 7 22 Et respondens, dixit illis. Euntes renuntiate Joanni quæ audistis, et vidistis: Quia cæci vident, claudi ambulant, leprosi mundantur, surdi audiunt, mortui resurgunt, pauperes evangelizantur: Da antwortete er, und sprach zu ihnen:²⁹ Gehet hin, und verkündiget Johannes, was ihr gehört und gesehen habt: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein, Taube hören, Tote stehen auf, und Armen wird das Evangelium verkündet; [Jes 35,5.6] Lukas Lk 49 7 22 29 Der Heiland sagt nicht: Ich bin es, sondern lässt die Werke reden, um Glauben zu wecken (Cyr.). Lukas Lk 49 7 23 Et beatus est quicumque non fuerit scandalizatus in me. und selig ist, wer sich an mir nicht ärgert!³⁰ Lukas Lk 49 7 23 30 Lasst euch also nicht falsche Meinungen von dem Messias aufdrängen. Nehmet auch kein Ärgernis an meiner Niedrigkeit, wie die Nazarethaner, die Pharisäer und andere. Lukas Lk 49 7 24 Et cum discessissent nuntii Joannis, cpit de Joanne dicere ad turbas: Quid existis in desertum videre? arundinem vento agitatam? Als nun die Abgesandten des Johannes³¹ fortgegangen waren, fing Jesus an, von Johannes zum Volke zu sprechen: Was seid ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen? Ein Rohr, das vom Winde hin und her bewegt wird? Lukas Lk 49 7 24 31 Der heil. Johannes belehrte sie also wohl selbst weiter. Lukas Lk 49 7 25 Sed quid existis videre? hominem mollibus vestimentis indutum? Ecce qui in veste pretiosa sunt et deliciis, in domibus regum sunt. Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Menschen, mit weichlichen Kleidern angetan? Sehet, die kostbare Kleider haben und in Genüssen leben, sind in den Häusern der Könige. Lukas Lk 49 7 26 Sed quid existis videre? prophetam? Utique dico vobis, et plus quam prophetam: Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Propheten?³² Ja, ich sage euch, er ist noch mehr als ein Prophet! Lukas Lk 49 7 26 32 Dann hättet ihr seine Worte als Botschaft Gottes aufnehmen müssen. Lukas Lk 49 7 27 Hic est, de quo scriptum est: Ecce mitto Angelum meum ante faciem tuam, qui præparabit viam tuam ante te. Dieser ist es, von welchem geschrieben steht: Siehe, ich sende meinen Engel³³ vor deinem Angesichte her, der deinen Weg vor dir bereiten wird. [Mal 3,1, Mt 11,10, Mk 1,2] Lukas Lk 49 7 27 33 Meinen Boten. Lukas Lk 49 7 28 Dico enim vobis: Major inter natos mulierum propheta Joanne Baptista nemo est: qui autem minor est in regno Dei, major est illo. Denn ich sage euch: Kein größerer Prophet ist unter den von Weibern Gebornen als Johannes der Täufer;³⁴ aber der Geringste im Reiche Gottes ist größer als er.³⁵ Lukas Lk 49 7 28 34 Wie viel mehr also hättet ihr auf Johannes hören sollen, umso mehr, als er euch bezeugte, dass das ersehnte messianische Reich nahe ist. Lukas Lk 49 7 28 35 Die Erklärung bietet [Gal 4,1-3]. Lukas Lk 49 7 29 Et omnis populus audiens et publicani, justificaverunt Deum, baptizati baptismo Joannis. Und alles Volk, das ihn hörte, und die Zöllner bezeugten die Gerechtigkeit Gottes,³⁶ und ließen sich mit der Taufe des Johannes taufen. Lukas Lk 49 7 29 36 Ihr bleibet auf halbem Wege stehen. V. 29 und 30 sind Worte Christi. Die Buße taten, wie Gott durch die Sendung des heil. Johannes beabsichtigte, lobten Gott als gerecht und gütig. Lukas Lk 49 7 3 Et cum audisset de Jesu, misit ad eum seniores Judæorum, rogans eum ut veniret, et salvaret servum ejus. Da er nun von Jesus gehört hatte, schickte er die Ältesten der Juden⁴ zu ihm, und bat ihn, er möchte kommen,⁵ und seinen Knecht vom Tode retten. Lukas Lk 49 7 3 4 Die an Würde hervorragendsten. Lukas Lk 49 7 3 5 Er hielt sich für unwürdig, selbst dem Heilande seine Bitte vorzutragen. Die Ältesten tragen dieselbe also vor, aber nicht so, wie er selbst beabsichtigt. Lukas Lk 49 7 30 Pharisæi autem, et legis periti consilium Dei spreverunt in semetipsos, non baptizati ab eo. Die Pharisäer aber und die Gesetzkundigen³⁷ verachteten den Ratschluss Gottes über sie, und ließen sich nicht von ihm taufen. Lukas Lk 49 7 30 37 Schriftgelehrte. Lukas Lk 49 7 31 Ait autem Dominus: Cui ergo similes dicam homines generationis hujus? et cui similes sunt? Der Herr aber sprach: Wem soll ich denn die Menschen dieses Geschlechtes vergleichen? Und wem sind sie gleich?³⁸ Lukas Lk 49 7 31 38 Volk und Pharisäer verachten, wenn auch in ungleichem Maße, die Mahnung des Täufers. Lukas Lk 49 7 32 Similes sunt pueris sedentibus in foro, et loquentibus ad invicem, et dicentibus: Cantavimus vobis tibiis, et non saltastis: lamentavimus, et non plorastis. Sie sind Kindern gleich, die auf dem Markte sitzen, und einander zurufen und sprechen: Wir haben euch auf Flöten vorgespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweinet.³⁹ [Mt 11,16.17] Lukas Lk 49 7 32 39 Das harte Bußleben des heil. Johannes missfiel ihnen ebenso wie die Lebensweise des Herrn, und sie verleumdeten beide. Lukas Lk 49 7 33 Venit enim Joannes Baptista; neque manducans panem, neque bibens vinum, et dicitis: Dæmonium habet. Denn Johannes, der Täufer, ist gekommen, und aß kein Brot, und trank keinen Wein, und ihr saget: Er hat einen bösen Geist.⁴⁰ [Mt 3,4, Mt 11,18, Mk 1,6] Lukas Lk 49 7 33 40 Also kann seine scheinbare Heiligkeit seinen Worten kein Gewicht geben. Lukas Lk 49 7 34 Venit Filius hominis manducans, et bibens, et dicitis: Ecce homo devorator, et bibens vinum, amicus publicanorum, et peccatorum. Der Menschensohn ist gekommen, isst und trinket, und ihr saget: Sehet,⁴¹ dieser Mensch ist ein Fresser und Weinsäufer, ein Freund von Zöllnern und Sündern! Lukas Lk 49 7 34 41 Sie haben auch hier eine Ausrede. Sehet: Was kann von einem solchen Gutes kommen? Lukas Lk 49 7 35 Et justificata est sapientia ab omnibus filiis suis. Und die Weisheit wird gerechtfertiget von seiten aller ihrer Kinder!⁴² Lukas Lk 49 7 35 42 Es finden sich solche, welche Gottes Absichten, die Johannes und der Heiland offenbart haben, entsprechen. Lukas Lk 49 7 36 Rogabat autem illum quidam de Pharisæis, ut manducaret cum illo. Et ingressus domum Pharisæi discubuit. Es bat ihn aber einer von den Pharisäern, dass er bei ihm esse;⁴³ und er ging in das Haus des Pharisäers, und setzte sich zu Tische. Lukas Lk 49 7 36 43 Um die Zeit nach dem vorher erzählten Ereignis. Der Heiland, der gekommen ist, alle Menschen selig zu machen, nimmt die Einladung an, zumal er weiß, welche Frucht dieselbe für die Sünderin tragen wird. Lukas Lk 49 7 37 Et ecce mulier, quæ erat in civitate peccatrix, ut cognovit quod accubuisset in domo Pharisæi, attulit alabastrum unguenti: Und siehe, ein Weib, die eine in der Stadt bekannte Sünderin⁴⁴ war,⁴⁵ erfuhr, dass er in dem Hause des Pharisäers zu Tische sei; und brachte ein Gefäß von Alabaster mit Salböl. Lukas Lk 49 7 37 44 Eine nicht keusch lebende Frau, nicht etwa eine öffentliche Dirne. Lukas Lk 49 7 37 45 Sie galt noch jetzt als Sünderin. Alle übrigen suchen bei dem Heiland Heilung für körperliche Gebrechen, sie für ihre Seele, und dies nicht mit Worten, sondern mit Tränen. Wie wahr ihre Buße ist, zeigt u. a. die Demut, mit der sie den Arzt sucht. Lukas Lk 49 7 38 Et stans retro secus pedes ejus, lacrymis cpit rigare pedes ejus, et capillis capitis sui tergebat, et osculabatur pedes ejus, et unguento ungebat. stellte sich rückwärts zu seinen Füßen,⁴⁶ und fing an seine Füße mit ihren Tränen zu benetzen, und trocknete sie mit den Haaren ihres Hauptes, und küsste seine Füße, und salbte sie mit dem Salböl. Lukas Lk 49 7 38 46 Man legte die Sandalen ab, ehe man zu Tische ging. Lukas Lk 49 7 39 Videns autem Pharisæus, qui vocaverat eum, ait intra se dicens: Hic si esset propheta, sciret utique, quæ, et qualis est mulier, quæ tangit eum: quia peccatrix est. Als dies der Pharisäer sah,⁴⁷ der ihn geladen hatte, sprach er bei sich selbst: Wenn dieser⁴⁸ ein Prophet wäre, so würde er wohl wissen, wer die ist, die ihn berührt, und was sie für ein Weib ist, dass sie eine Sünderin ist.⁴⁹ Lukas Lk 49 7 39 47 Der Pharisäer tadelt den Kranken, dass er krank ist, den Arzt, dass er hilft (Greg.). Lukas Lk 49 7 39 48 Mit Geringschätzung. Gott würde nicht zulassen, dass er etwas Ungeziemendes und ihn unrein machendes täte, wäre er sein Gesandter. Die Zeichen der Reue beachtet der Pharisäer nicht, so wenig er sich erinnert, dass es zum Amte eines Propheten gehört, Buße zu predigen, mithin den Sünder nicht zurückzustoßen. Lukas Lk 49 7 39 49 So offenbart der Pharisäer zur Genüge, in welcher Absicht er den Heiland eingeladen. Er hat schon viel von ihm gehört und will erforschen, was an der Sache ist. Da er ihm aber nicht einmal die gewöhnlichen Höflichkeitsbezeugungen erwiesen hat, hat er vorweg gezeigt, wie geringschätzig seine Meinung von dem Herrn ist. Lukas Lk 49 7 4 At illi cum venissent ad Jesum, rogabant eum sollicite, dicentes ei: Quia dignus est ut hoc illi præstes. Als diese zu Jesus kamen, baten sie ihn inständig, und sprachen zu ihm: Er ist es wert, dass du ihm dieses gewährest; Lukas Lk 49 7 40 Et respondens Jesus, dixit ad illum: Simon, habeo tibi aliquid dicere. At ille ait: Magister, dic. Jesus aber hob an, und sprach zu ihm: Simon! ich habe dir etwas zu sagen. Er aber sprach: Meister! sage es. Lukas Lk 49 7 41 Duo debitores erant cuidam feneratori: unus debebat denarios quingentos, et alius quinquaginta. Ein Gläubiger hatte zwei Schuldner. Der eine war ihm fünfhundert Denare schuldig, der andere fünfzig. Lukas Lk 49 7 42 Non habentibus illis unde redderent, donavit utrisque. Quis ergo eum plus diligit? Da sie aber nichts hatten, womit sie zahlen konnten, schenkte er es beiden. Welcher nun liebt ihn mehr?⁵⁰ Lukas Lk 49 7 42 50 Der Pharisäer ist wohl hier nicht einer der Schuldner, da der Heiland dessen Sünde kaum als so viel geringer bezeichnen will, und Simon ihm gar keine Liebe erwiesen hat, die Vergebung der Sünden verdiente. Lukas Lk 49 7 43 Respondens Simon dixit: stimo quia is, cui plus donavit. At ille dixit ei: Recte judicasti. Simon antwortete, und sprach: Ich erachte,⁵¹ der, dem er das Meiste geschenkt hat. Und Jesus sprach zu ihm: Du hast recht geurteilt!⁵² Lukas Lk 49 7 43 51 Er ist wohl unwillig, dass er noch eine so selbstverständliche Antwort geben soll. Lukas Lk 49 7 43 52 Du hast dich durch deine Antwort selbst als falschen Richter hingestellt. Wenn du sahest, dass jenes Weib mir so viele und so große Beweise ihrer Liebe und Verehrung gab, musstest du daraus schließen, dass sie entweder schon große Wohltaten von mir empfangen hat oder solche erbittet. Zudem musstest du aus dem, was du von mir wusstest und jetzt an der Frau bemerktest, schließen, dass sie bereits ihren Sünden entsagt hat. Lukas Lk 49 7 44 Et conversus ad mulierem, dixit Simoni: Vides hanc mulierem? Intravi in domum tuam, aquam pedibus meis non dedisti: hæc autem lacrymis rigavit pedes meos, et capillis suis tersit. Dann wandte er sich zu dem Weibe, und sprach zu Simon:⁵³ Siehst du dieses Weib? Ich kam in dein Haus, und du hast mir kein Wasser für die Füße gegeben; diese aber hat meine Füße mit Tränen benetzt, und sie mit ihren Haaren getrocknet. Lukas Lk 49 7 44 53 Der Heiland zählt die einzelnen Beweise ihrer Liebe auf. Lukas Lk 49 7 45 Osculum mihi non dedisti: hæc autem ex quo intravit, non cessavit osculari pedes meos. Du hast mir keinen Kuss gegeben; diese aber hat, seit sie hereingekommen ist, nicht aufgehört, meine Füße zu küssen.⁵⁴ Lukas Lk 49 7 45 54 In allen diesen Vorwürfen liegt ein harter Tadel, da die Unterlassungen gegen alles Herkommen verstießen. Lukas Lk 49 7 46 Oleo caput meum non unxisti: hæc autem unguento unxit pedes meos. Du hast mein Haupt nicht mit Öl gesalbt; diese aber hat meine Füße mit Salböl gesalbt. Lukas Lk 49 7 47 Propter quod dico tibi: Remittuntur ei peccata multa, quoniam dilexit multum. Cui autem minus dimittitur, minus diligit. Darum sage ich dir: Ihr werden viele Sünden vergeben, weil sie viel geliebet hat;⁵⁵ wem aber weniger vergeben wird,⁵⁶ der liebt auch weniger. [1Petr 4,8] Lukas Lk 49 7 47 55 Durch ihre große Liebe verdiente sie den Nachlass ihrer vielen Sünden. So nimmt auch jetzt noch die vollkommene Liebesreue die Sünden hinweg. Da die Liebe Gottes aber fordert, dass wir seinen Willen tun, so liegt im Akte der Liebesreue bereits der Vorsatz, die bereits erlassenen Sünden nach Christi Vorschrift noch zu beichten und der Schlüsselgewalt zu unterwerfen. Lukas Lk 49 7 47 56 An Strafen. In dem Gleichnisse wird die Geldschuld erlassen, und deshalb liebt der Schuldner den Herrn. Bei der Sünderin geht die Liebe vorher und ist der Grund, weshalb Gott ihr die Sünden erlässt. Lukas Lk 49 7 48 Dixit autem ad illam: Remittuntur tibi peccata. Und er sprach zu ihr: Deine Sünden werden dir vergeben! Lukas Lk 49 7 49 Et cperunt qui simul accumbebant, dicere intra se: Quis est hic, qui etiam peccata dimittit? Da fingen die, welche mit zu Tische waren, an, bei sich zu sagen: Wer ist dieser, der sogar Sünden vergibt?⁵⁷ Lukas Lk 49 7 49 57 Wie [Lk 5,21] die Schriftgelehrten und Pharisäer. Sie drücken ihre Verwunderung aus, deshalb antwortet der Heiland nichts. Lukas Lk 49 7 5 Diligit enim gentem nostram: et synagogam ipse ædificavit nobis. denn er liebt unser Volk,⁶ und die⁷ Synagoge hat er uns gebaut. Lukas Lk 49 7 5 6 Die Juden wurden von den Heiden oft verachtet. Lukas Lk 49 7 5 7 Die einzige oder die dem Heilande bekannte. Lukas Lk 49 7 50 Dixit autem ad mulierem: Fides tua te salvam fecit: vade in pace. Er aber sprach zu dem Weibe: Dein Glaube hat dir geholfen! Gehe hin in Frieden!⁵⁸ Lukas Lk 49 7 50 58 Griech. So, dass der Friede das Ziel ist: Sei glücklich. Die Worte des Heilandes können nicht ohne Erfolg bleiben. Lukas Lk 49 7 6 Jesus autem ibat cum illis. Et cum jam non longe esset a domo, misit ad eum centurio amicos, dicens: Domine noli vexari: Non enim sum dignus ut sub tectum meum intres. Jesus aber machte sich mit ihnen auf den Weg. Und da er nicht mehr ferne von dem Hause war, schickte der Hauptmann Freunde an ihn, und ließ ihm sagen: Herr! bemühe dich nicht; denn ich bin nicht würdig, dass du unter mein Dach eingehest.⁸ Lukas Lk 49 7 6 8 Der Zug bewegt sich langsam vorwärts. So eilen Boten voraus und melden dem Hauptmanne, dass Jesus selbst kommt. Lukas Lk 49 7 7 Propter quod et meipsum non sum dignum arbitratus ut venirem ad te: sed dic verbo, et sanabitur puer meus. Darum habe ich auch mich selbst nicht für würdig erachtet, zu dir zu kommen, sondern sprich ein Wort, so wird mein Knecht gesund sein. Lukas Lk 49 7 8 Nam et ego homo sum sub potestate constitutus, habens sub me milites: et dico huic, Vade, et vadit: et alii, Veni, et venit: et servo meo, Fac hoc, et facit. Denn auch ich, ob ich gleich unter Obergewalt stehe, bin ein Mensch, der Kriegsleute unter sich hat; und sage ich zu einem: Gehe! so geht er; und zu dem andern: Komm! so kommt er; und zu meinem Knechte: Tue das! so tut er es.⁹ Lukas Lk 49 7 8 9 Beweis, dass ein Wort des Herrn ausreicht. Ich, ein armer Mensch und anderen unterworfen, finde Gehorsam, also wird dir, dem Herrn, viel mehr alles unterworfen sein. Lukas Lk 49 7 9 Quo audito Jesus miratus est: et conversus sequentibus se turbis, dixit: Amen dico vobis, nec in Israel tantam fidem inveni. Da Jesus dies hörte, verwunderte er sich,¹⁰ und zu dem ihm folgenden Volke sich wendend sagte er: Wahrlich, ich sage euch, einen so großen Glauben habe ich selbst in Israel nicht gefunden!¹¹ Lukas Lk 49 7 9 10 Der Heiland gibt zu erkennen, dass dies bewundernswert ist. Lukas Lk 49 7 9 11 Welche Aufforderung zum Glauben! Lukas Lk 49 0 1 Die Sorge frommer Frauen für den Unterhalt des Herrn. (V. 3) Gleichnis vom Sämanne. (V. 18) Jesus wird von seinen Verwandten aufgesucht (V. 21) und stillt den Sturm. (V. 25) Der Heiland heilt einen Besessenen im Gebiete des Gerasener (V. 39), heilt eine Blutflüssige und erweckt die Tochter des Jairus vom Tode. Lukas Lk 49 8 1 Et factum est deinceps, et ipse iter faciebat per civitates, et castella prædicans, et evangelizans regnum Dei: et duodecim cum illo, Und es geschah darnach,¹ dass er durch Städte und Flecken zog, predigend und die frohe Botschaft vom Reiche Gottes verkündigend, und die Zwölf waren mit ihm,² Lukas Lk 49 8 1 1 Nach [Lk 9,12] geschieht das dort Erzählte um die Zeit des dritten Osterfestes im öffentlichen Leben Jesu. So liegen also die im Kap. 8 berichteten Ereignisse wohl in der zweiten Hälfte des zweiten Jahres. Lukas Lk 49 8 1 2 Wohl besonders in den Synagogen. Die Jünger sind bei dem Herrn, weil er sie durch sein Beispiel bilden will, ehe er sie aussendet. Lukas Lk 49 8 10 Quibus ipse dixit: Vobis datum est nosse mysterium regni Dei, ceteris autem in parabolis: ut videntes non videant, et audientes non intelligant. Und er sprach zu ihnen: Euch ist es gegeben, das Geheimnis des Reiches Gottes⁹ zu verstehen; den übrigen¹⁰ aber werden Gleichnisse gegeben, damit sie sehen, und doch nicht sehen, hören, und nicht verstehen.¹¹ [Jes 6,9, Mt 13,14, Mk 4,12, Joh 12,40, Apg 28,26, Röm 11,8] Lukas Lk 49 8 10 9 Wesen, Zweck, Wirksamkeit, Ausbreitung usw. der Kirche zu verstehen. Die Gleichnisse Christi über sein Reich sind ebensoviele Weissagungen über seine Kirche. Lukas Lk 49 8 10 10 Welche nicht um die Erklärung gebeten. Das Volk bringt dem Heilande jenen Glauben, den seine Wunder verdienen, nicht entgegen; zur Strafe unterrichtet Jesus es nicht weiter über das messianische Reich als in Gleichnissen. Lukas Lk 49 8 10 11 Sie sehen nicht, worauf die Gleichnisse abzielen. Christus sieht dies voraus, will aber trotzdem nur so zu ihnen reden. Lukas Lk 49 8 11 Est autem hæc parabola: Semen est verbum Dei. Das Gleichnis aber bedeutet dieses: Der Same ist das Wort Gottes.¹² Lukas Lk 49 8 11 12 Das Gott in seiner Offenbarung zu den Menschen redet, das Christus und die Apostel verkünden. Das Wort Gottes wird einem Samen verglichen, weil es eine fruchttragende Kraft in sich trägt, wenn es die rechte Aufnahme findet. Lukas Lk 49 8 12 Qui autem secus viam, hi sunt qui audiunt: deinde venit diabolus, et tollit verbum de corde eorum, ne credentes salvi fiant. Die an dem Wege hin,¹³ sind die, welche es hören; dann kommt der Teufel,¹⁴ und nimmt das Wort aus ihrem Herzen, damit sie nicht glauben und selig werden. Lukas Lk 49 8 12 13 Bei denen der Same an den Weg fällt. Lukas Lk 49 8 12 14 Der erste Feind des Reiches Gottes von Anfang an. Er sucht das Herz abzulenken, so dass das Wort nicht eindringt. Lukas Lk 49 8 13 Nam qui supra petram: qui cum audierint, cum gaudio suscipiunt verbum: et hi radices non habent: qui ad tempus credunt, et in tempore tentationis recedunt. Die auf dem felsigen Grunde sind die, welche das Wort mit Freuden aufnehmen, wenn sie es hören; aber sie haben keine Wurzeln,¹⁵ sie glauben eine Zeitlang, und zur Zeit der Versuchung fallen sie ab. Lukas Lk 49 8 13 15 Die Wurzeln machen den Menschen im Glauben standhaft, so dass er durch diesen Früchte trägt. Lukas Lk 49 8 14 Quod autem in spinas cecidit: hi sunt, qui audierunt, et a sollicitudinibus, et divitiis, et voluptatibus vitæ euntes, suffocantur, et non referunt fructum. Das, was unter die Dornen fiel, sind die, welche es angehört haben, von dannen gehend aber von den Sorgen, Reichtümern und Wolllüsten des Lebens im Fortgange erstickt werden, und keine Frucht bringen. Lukas Lk 49 8 15 Quod autem in bonam terram: hi sunt, qui in corde bono et optimo audientes verbum retinent, et fructum afferunt in patientia. Was aber auf die gute Erde fiel, das sind die, welche das Wort hören, und es in aufrichtigem und gutem Herzen behalten, und Frucht bringen in Geduld.¹⁶ Lukas Lk 49 8 15 16 Beharrlichkeit. Lukas Lk 49 8 16 Nemo autem lucernam accendens, operit eam vase, aut subtus lectum ponit: sed supra candelabrum ponit, ut intrantes videant lumen. Niemand zündet ein Licht an, und deckt es mit einem Gefäße zu, oder stellt es unter ein Bett; sondern stellt es auf einen Leuchter,¹⁷ damit die Eintretenden das Licht sehen.¹⁸ [Mt 5,15, Mk 4,21] Lukas Lk 49 8 16 17 Die Jünger haben dies nicht nur für sich gelernt. Lukas Lk 49 8 16 18 Siehe da die Notwendigkeit dieses Lichtes. Lukas Lk 49 8 17 Non est enim occultum, quod non manifestetur, nec absconditum, quod non cognoscatur, et in palam veniat. Denn es ist nichts verborgen, was nicht offenbar würde,¹⁹ und nichts geheim, was nicht kund würde und an den Tag käme. [Mt 10,26, Mk 4,22] Lukas Lk 49 8 17 19 Im Geheimnis meiner Lehre. Lukas Lk 49 8 18 Videte ergo quomodo audiatis. Qui enim habet, dabitur illi: et quicumque non habet, etiam quod putat se habere, auferetur ab illo. Sehet also zu, wie ihr höret. Denn wer hat, dem wird gegeben werden, und wer nicht hat, dem wird auch das genommen werden, was er zu haben vermeint.²⁰ [Mt 13,12, Mt 25,29] Lukas Lk 49 8 19 Venerunt autem ad illum mater, et fratres ejus, et non poterant adire eum præ turba. Es kamen aber zu ihm seine Mutter und seine Brüder, und sie konnten wegen der Volksmenge nicht zu ihm gelangen.²⁰ [Mt 12,46, Mk 3,32] Lukas Lk 49 8 19 20 Dasselbe gilt von dem Eifer in der Erwerbung göttlicher Schätze. Lukas Lk 49 8 19 20 Dasselbe gilt von dem Eifer in der Erwerbung göttlicher Schätze. Lukas Lk 49 8 2 Et mulieres aliquæ, quæ erant curatæ a spiritibus malignis, et infirmitatibus: Maria, quæ vocatur Magdalene, de qua septem dæmonia exierant, auch einige Frauen, die er von bösen Geistern und Krankheiten befreit hatte: Maria, Magdalena genannt,³ aus welcher sieben Teufel ausgefahren waren, Lukas Lk 49 8 2 3 Siehe [Mt 27,Anm.72] Lukas Lk 49 8 20 Et nuntiatum est illi: Mater tua, et fratres tui stant foris, volentes te videre. Und es wurde ihm berichtet: Deine Mutter und deine Brüder²¹ stehen draußen, und wollen dich sehen. Lukas Lk 49 8 20 21 Was er den Jüngern befohlen, übt er selbst (Ambr.). Dem Evangelium dürfen die Verkündiger desselben nichts vorziehen (Theoph.). Lukas Lk 49 8 21 Qui respondens, dixit ad eos: Mater mea, et fratres mei hi sunt, qui verbum Dei audiunt, et faciunt. Da antwortete er, und sprach zu ihnen: Meine Mutter und meine Brüder sind die, welche das Wort Gottes hören und tun.²² Lukas Lk 49 8 21 22 Über die Brüder Jesu siehe [Mt 12,46, Mk 3,31, Mk 6,3]. Der Heiland verleugnet seine heiligste Mutter nicht, die er noch am Kreuze anerkennt. Gerade in der Erfüllung des göttlichen Willens steht Maria ihm zunächst. Lukas Lk 49 8 22 Factum est autem in una dierum: et ipse ascendit in naviculam, et discipuli ejus, et ait ad illos: Transfretemus trans stagnum. Et ascenderunt. Und es geschah an einem Tage, dass er mit seinen Jüngern in ein Schifflein stieg, und er sprach zu ihnen: Lasset uns auf das andere Ufer des See's übersetzen! Und sie fuhren ab!²³ [Mt 8,23, Mk 4,36] Lukas Lk 49 8 22 23 Die Jünger sollen, ehe sie ausgesandt werden, die Kraft des Wortes Gottes selbst sehen und Jesu Macht erkennen. Was keine Kunst des Menschen zu leisten vermag, scheint ihnen ein größeres Wunder als die Heilungen. Sie fahren auf das Ostufer. Lukas Lk 49 8 23 Et navigantibus illis, obdormivit, et descendit procella venti in stagnum, et complebantur, et periclitabantur. Als sie nun dahinschifften, schlief er ein. Und ein Sturmwind kam herab auf den See, und sie wurden mit Wasser überschüttet, und liefen Gefahr.²⁴ Lukas Lk 49 8 23 24 Vergl. [Mk 4,38]. Lukas Lk 49 8 24 Accedentes autem suscitaverunt eum, dicentes: Præceptor, perimus. At ille surgens, increpavit ventum, et tempestatem aquæ, et cessavit: et facta est tranquillitas. Da traten sie hin, weckten ihn auf, und sprachen: Meister! wir gehen zu Grunde. Er aber stand auf, dräute dem Winde und dem tobenden Wasser, und sie legten sich; und es ward stille.²⁵ Lukas Lk 49 8 24 25 Ohne Gebet zu Gott, auf seinen bloßen Befehl hin. Lukas Lk 49 8 25 Dixit autem illis: Ubi est fides vestra? Qui timentes, mirati sunt ad invicem, dicentes: Quis putas hic est, quia et ventis, et mari imperat, et obediunt ei? Und er sprach zu ihnen: Wo ist euer Glaube? Sie aber fürchteten sich, und sprachen voll Verwunderung zueinander: Wer ist wohl dieser, dass er auch den Winden und dem Meere gebietet, und sie ihm gehorchen? Lukas Lk 49 8 26 Et navigaverunt ad regionem Gerasenorum, quæ est contra Galilæam. Und sie schifften zur Landschaft der Gerasener, welche Galiläa gegenüber liegt. [Mt 8,28, Mk 5,1] Lukas Lk 49 8 27 Et cum egressus esset ad terram, occurrit illi vir quidam, qui habebat dæmonium jam temporibus multis, et vestimento non induebatur, neque in domo manebat, sed in monumentis. Als er aber an das Land²⁶ gestiegen war, lief ihm ein Mann entgegen, der von langer Zeit her²⁷ von einem bösen Geiste besessen war, und kein Gewand an sich litt, auch in keinem Hause blieb, sondern in den Grabhöhlen.²⁸ Lukas Lk 49 8 27 26 Dort wohnten besonders Heiden. Lukas Lk 49 8 27 27 Jesus hat seine Macht über die unbelebte Natur gezeigt, er offenbart dieselbe auch an den bösen Geistern. Lukas Lk 49 8 27 28 Nach dem Griech. gehört die Zeitbestimmung zu: kein Gewand. Lukas Lk 49 8 28 Is, ut vidit Jesum, procidit ante illum: et exclamans voce magna, dixit: Quid mihi, et tibi est Jesu Fili Dei altissimi? obsecro te, ne me torqueas. Da dieser Jesus sah, fiel er vor ihm nieder, schrie mit lauter Stimme, und sprach: Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesus, du Sohn Gottes, des Höchsten? Ich bitte dich, quäle mich nicht!²⁹ Lukas Lk 49 8 28 29 Er fürchtet, darum nennt er den Heiland Sohn Gottes und wirft sich vor ihm nieder, aber er ist unverschämt, indem er eine Forderung stellt. Auch die Worte des Herrn peinigen ihn (V. 29). Lukas Lk 49 8 29 Præcipiebat enim spiritui immundo ut exiret ab homine. Multis enim temporibus arripiebat illum, et vinciebatur catenis, et compedibus custoditus; et ruptis vinculis agebatur a dæmonio in deserta. Er befahl nämlich dem unreinen Geiste auszufahren aus dem Menschen; denn seit langer Zeit hatte er ihn ergriffen, und er ward mit Ketten gebunden, und mit Fesseln verwahrt; er zerbrach aber die Bande, und ward von dem bösen Geiste in die Wüste getrieben. Lukas Lk 49 8 3 Et Joanna uxor Chusæ procuratoris Herodis, et Susanna, et aliæ multæ, quæ ministrabant ei de facultatibus suis. und Johanna, das Weib des Chusa, des Verwalters des Herodes,⁴ und Susanna⁵ und viele andere, welche ihm mit ihrem Vermögen dienten.⁶ Lukas Lk 49 8 3 4 Antipas. Vergl. [Lk 3,1.19]. Sie heißt auch Johanna [Lk 24,10]. Auch ihr Gemahl muss dem Heilande zugetan gewesen sein. Lukas Lk 49 8 3 5 Von ihr ist nichts weiter bekannt. Lukas Lk 49 8 3 6 Christus will denen, denen er predigt, nicht mit seinen Jüngern lästig fallen und will seine Lehre umsonst spenden. Lukas Lk 49 8 30 Interrogavit autem illum Jesus, dicens: Quod tibi nomen est? At ille dixit: Legio: quia intraverant dæmonia multa in eum. Jesus nun fragte ihn, und sprach: Wie heißest du? Er sagte: Legion;³⁰ denn es waren viele Teufel in ihn gefahren. Lukas Lk 49 8 30 30 Der Heiland will uns erkennen lassen, wie viel böse Geister eine einzige Seele in Besitz nehmen können (Cyr.) und seine Macht offenbaren (Beda.). Lukas Lk 49 8 31 Et rogabant illum ne imperaret illis ut in abyssum irent. Und sie baten ihn, dass er ihnen nicht befehle, in den Abgrund zu fahren.³¹ Lukas Lk 49 8 31 31 Wenn sie sich nicht einmal jener Tiere bemächtigen können, wie viel weniger vermögen sie einem Menschen zu schaden, der Christi Zeichen trägt (Cyr.). Lukas Lk 49 8 32 Erat autem ibi grex porcorum multorum pascentium in monte: et rogabant eum, ut permitteret eis in illos ingredi. Et permisit illis. Es war aber daselbst eine Herde von vielen Schweinen, die auf dem Berge weideten; und sie baten ihn, dass er ihnen erlauben möchte, in diese einzufahren. Und er erlaubte es ihnen. Lukas Lk 49 8 33 Exierunt ergo dæmonia ab homine, et intraverunt in porcos: et impetu abiit grex per præceps in stagnum, et suffocatus est. Da fuhren die bösen Geister aus dem Menschen, und fuhren in die Schweine;³² und die Herde stürmte davon, den Abhang hinab in den See, und ertrank. Lukas Lk 49 8 33 32 Mehr vermögen sie nicht, das Übrige tun die Schweine. Der Heiland lässt den Untergang der Schweine zu, damit den Menschen Gelegenheit zum Heile werde, indem die Hirten das Ereignis in der Stadt verkünden. Lukas Lk 49 8 34 Quod ut viderunt factum qui pascebant, fugerunt, et nuntiaverunt in civitatem, et in villas. Als nun die Hirten sahen, was geschehen war, flohen sie, und berichteten es in der Stadt, und in den Dörfern. Lukas Lk 49 8 35 Exierunt autem videre quod factum est, et venerunt ad Jesum: et invenerunt hominem sedentem, a quo dæmonia exierant, vestitum, ac sana mente ad pedes ejus, et timuerunt. Da gingen sie hinaus, um zu sehen, was geschehen war. Und sie kamen zu Jesus, und fanden den Menschen, von dem die bösen Geister ausgefahren waren, bekleidet und bei gesundem Verstande zu den Füßen Jesu sitzen, und sie fürchteten sich. Lukas Lk 49 8 36 Nuntiaverunt autem illis, et qui viderant, quomodo sanus factus esset a legione: Die aber, welche zugesehen hatten, erzählten ihnen, wie er von der Legion befreit worden. Lukas Lk 49 8 37 Et rogaverunt illum omnis multitudo regionis Gerasenorum ut discederet ab ipsis: quia magno timore tenebantur. Ipse autem ascendens navim, reversus est. Da bat ihn die ganze Menge des Volkes in dem Gebiete der Gerasener,³³ er möge von ihnen weggehen, denn sie waren von großer Furcht ergriffen. Er aber stieg in das Schiff, und kehrte zurück. Lukas Lk 49 8 37 33 Sie wissen die dem Besessenen erwiesene Wohltat nicht zu schätzen, sondern empfinden nur ihren Verlust, wie viel weniger also würden sie die Predigt des Herrn achten. Die Furcht hält sie von harten Worten zurück. Der Heiland lässt ihnen den Geheilten als Verkünder der Wundertat Gottes zurück. Lukas Lk 49 8 38 Et rogabat illum vir, a quo dæmonia exierant, ut cum eo esset. Dimisit autem eum Jesus, dicens: Und der Mann, von welchem die bösen Geister ausgefahren waren, bat ihn, dass er bei ihm bleiben dürfe. Jesus aber hieß ihn von dannen gehen, und sprach: Lukas Lk 49 8 39 Redi in domum tuam, et narra quanta tibi fecit Deus. Et abiit per universam civitatem, prædicans quanta illi fecisset Jesus. Kehre zurück in dein Haus, und erzähle, welch große Dinge Gott an dir getan! Und er ging fort, durch die ganze Stadt hin laut verkündigend, welch große Dinge Jesus an ihm getan. Lukas Lk 49 8 4 Cum autem turba plurima convenirent, et de civitatibus properarent ad eum, dixit per similitudinem: Als aber sehr viel Volk zusammenkam und aus den Städten zu ihm herbeieilte, sprach er gleichnisweise: [Mt 13,3, Mk 4,3] Lukas Lk 49 8 40 Factum est autem cum rediisset Jesus, excepit illum turba: erant enim omnes exspectantes eum. Es geschah aber, als Jesus zurückkehrte, empfing ihn das Volk;³⁴ denn alle warteten auf ihn. Lukas Lk 49 8 40 34 Wohl mit Jubel und Freude. Was [Mt 9,18] erzählt wird, geschah nach der Rückkehr, ehe Jairus kam. Die meisten Vorsteher gehörten wohl zur Sekte der Pharisäer. Die Bitte, in das Haus zu kommen, entspricht der Gewohnheit des Heilandes, durch Handauflegung [Lk 4,40] oder durch sein Gebot [Lk 6,10] oder durch Berührung [Lk 6,9] zu heilen, Jairus sucht also den Herrn mit Ehrfurcht auf, bittet um Vertrauen, verlangt aus Bedürfnis, deshalb wird seine Bitte erhört (Bonav.). Lukas Lk 49 8 41 Et ecce venit vir, cui nomen Jairus, et ipse princeps synagogæ erat: et cecidit ad pedes Jesu, rogans eum ut intraret in domum ejus, Und siehe, es kam ein Mann, mit Namen Jairus, welcher Vorsteher der Synagoge war, und fiel Jesus zu Füßen, und bat ihn, dass er in sein Haus kommen möchte; [Mt 9,18ff] Lukas Lk 49 8 42 Quia unica filia erat ei fere annorum duodecim, et hæc moriebatur. Et contigit, dum iret, a turbis comprimebatur. denn er hatte eine einzige Tochter von ungefähr zwölf Jahren, und diese lag im Sterben. Da geschah es, als er hinging, dass er vom Volk umdrängt wurde. Lukas Lk 49 8 43 Et mulier quædam erat in fluxu sanguinis ab annis duodecim, quæ in medicos erogaverat omnem substantiam suam, nec ab ullo potuit curari: Und ein Weib, die seit zwölf Jahren am Blutflusse litt, und all ihr Vermögen an die Ärzte verwendet hatte, und von keinem geheilt werden konnte,³⁵ Lukas Lk 49 8 43 35 Durch die vielen Heilversuche war sie doppelt elend, ja noch kränker geworden. Lukas Lk 49 8 44 Accessit retro, et tetigit fimbriam vestimenti ejus: et confestim stetit fluxus sanguinis ejus. trat von rückwärts hinzu, und berührte den Saum seines Kleides; und sogleich stand der Blutfluss still. Lukas Lk 49 8 45 Et ait Jesus: Quis est, qui me tetigit? Negantibus autem omnibus, dixit Petrus, et qui cum illo erant: Præceptor, turbæ te comprimunt, et affligunt, et dicis: Quis me tetigit? Und Jesus sprach: Wer hat mich angerührt? Da nun alle es verneinten,³⁶ sprach Petrus, und die mit ihm waren: Meister! die Volksmenge umdrängt und stößt dich, und du sprichst: Wer hat mich angerührt? Lukas Lk 49 8 45 36 Dass sie in besonderer Absicht oder bewussterweise ihn berührt. Lukas Lk 49 8 46 Et dixit Jesus: Tetigit me aliquis: nam ego novi virtutem de me exiisse. Jesus aber sprach: Es hat mich jemand angerührt; denn ich weiß, dass eine Kraft von mir ausgegangen ist.³⁷ Lukas Lk 49 8 46 37 Jesus offenbart sich als die Quelle alles Guten und aller Kraft. Lukas Lk 49 8 47 Videns autem mulier, quia non latuit, tremens venit, et procidit ante pedes ejus: et ob quam causam tetigerit eum, indicavit coram omni populo: et quemadmodum confestim sanata sit. Da nun das Weib sah, dass sie nicht verborgen blieb, kam sie zitternd, fiel ihm zu Füßen, und entdeckte es vor allem Volke, aus welcher Ursache sie ihn angerührt habe, und wie sie sogleich geheilt worden sei. Lukas Lk 49 8 48 At ipse dixit ei: Filia, fides tua salvam te fecit: vade in pace. Er aber sprach zu ihr: Tochter! dein Glaube hat dir geholfen. Gehe hin in Frieden! Lukas Lk 49 8 49 Adhuc illo loquente, venit quidam ad principem, synagogæ, dicens ei. Quia mortua est filia tua, noli vexare illum. Während er noch redete, kam jemand zu dem Synagogenvorsteher, und sprach zu ihm: Deine Tochter ist gestorben, bemühe ihn nicht!³⁸ Lukas Lk 49 8 49 38 Sie kannten doch die Auferweckung des Jünglings zu Naim [Lk 7,17] und hätten also die Hoffnung nicht aufgeben sollen. Lukas Lk 49 8 5 Exiit qui seminat, seminare semen suum: et dum seminat, aliud cecidit secus viam, et conculcatum est, et volucres cli comederunt illud. Der Sämann ging aus, seinen Samen zu säen;⁷ und da er säete, fiel einiges an den Weg hin, und wurde zertreten, und die Vögel des Himmels fraßen es. Lukas Lk 49 8 5 7 Die Häufung der Worte erhöht die Feierlichkeit der Rede. Lukas Lk 49 8 50 Jesus autem audito hoc verbo, respondit patri puellæ: Noli timere, crede tantum, et salva erit. Jesus aber, der diese Rede hörte, antwortete dem Vater des Mädchens: Fürchte dich nicht, glaube nur, so wird sie leben! Lukas Lk 49 8 51 Et cum venisset domum, non permisit intrare secum quemquam, nisi Petrum, et Jacobum, et Joannem, et patrem, et matrem puellæ. Und als er in das Haus kam, ließ er niemanden mit sich hineingehen, als Petrus, Jakobus und Johannes, und den Vater und die Mutter des Mädchens. Lukas Lk 49 8 52 Flebant autem omnes, et plangebant illam. At ille dixit: Nolite flere, non est mortua puella, sed dormit. Sie weinten aber alle, und klagten um dasselbe. Er dagegen sprach: Weinet nicht! das Mädchen ist nicht tot, sondern schläft.³⁹ Lukas Lk 49 8 52 39 Der Tod wird nicht lange seine Herrschaft über sie bewahren. Lukas Lk 49 8 53 Et deridebant eum, scientes quod mortua esset. Da verlachten sie ihn, denn sie wussten, dass sie gestorben war. Lukas Lk 49 8 54 Ipse autem tenens manum ejus clamavit, dicens: Puella, surge. Er aber nahm sie bei der Hand, und sprach mit lauter Stimme: Mägdlein, stehe auf!⁴⁰ Lukas Lk 49 8 54 40 Der Heiland weckt die Verstorbene, wie man Schlafende weckt, weil er aus eigener Kraft dies Wunder tut. Lukas Lk 49 8 55 Et reversus est spiritus ejus, et surrexit continuo. Et jussit illi dari manducare. Da kehrte ihr Geist zurück, und sie stand sogleich auf. Und er befahl, dass man ihr zu essen gebe. Lukas Lk 49 8 56 Et stupuerunt parentes ejus, quibus præcepit ne alicui dicerent quod factum erat. Und ihre Eltern gerieten in Erstaunen; er aber gebot ihnen, niemanden zu sagen, was geschehen war. Lukas Lk 49 8 6 Et aliud cecidit supra petram: et natum aruit, quia non habebat humorem. Anderes fiel auf felsigen Grund; und da es aufgegangen, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. Lukas Lk 49 8 7 Et aliud cecidit inter spinas, et simul exortæ spinæ suffocaverunt illud. Anderes fiel unter die Dornen, und die Dornen, die mitaufwuchsen, erstickten es. Lukas Lk 49 8 8 Et aliud cecidit in terram bonam: et ortum fecit fructum centuplum. Hæc dicens clamabat: Qui habet aures audiendi, audiat. Anderes fiel auf gute Erde, und ging auf, und gab hundertfältige Frucht. Indem er dies sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre! Lukas Lk 49 8 9 Interrogabant autem eum discipuli ejus, quæ esset hæc parabola. Es fragten ihn aber seine Jünger,⁸ was dieses Gleichnis bedeute. Lukas Lk 49 8 9 8 Die Apostel und andere Jünger. Vergl. [Mk 4,10]. Lukas Lk 49 0 1 3. Schluss der Tätigkeit Jesu in Galiläa. (V. 50) Aussendung der Apostel. (V. 7) Herodes wünscht den Herrn zu sehen. (V. 9) Wunderbare Speisung der 5000 Menschen. (V. 17) Petrus bekennt Christi Gottheit, der Heiland sagt sein Leiden voraus. (V. 27) Verklärung des Herrn. (V. 36) Heilung eines Besessenen. (V. 42) Belehrung über das Leiden und die Demut. (V. 50) III. 9,51 19,27. 1. Die erste Reise des Herrn nach Jerusalem. (9,51 11) Die Erfordernisse eines Jüngers Christi. Lukas Lk 49 9 1 Convocatis autem duodecim Apostolis, dedit illis virtutem et potestatem super omnia dæmonia, et ut languores curarent. Er rief aber die zwölf Apostel zusammen,¹ und gab ihnen Macht und Gewalt über alle bösen Geister,² und Krankheiten zu heilen. [Mt 10,1, Mk 3,15] Lukas Lk 49 9 1 1 Zwei Jahre sind die Apostel von dem Herrn unterwiesen. Ihre Sendung trägt die Kunde von dem messianischen Reiche überall hin, so dass selbst Herodes von demselben hört. Lukas Lk 49 9 1 2 Zur Austreibung. Der Heiland teilt die ihm als Gott eigene Wundergabe mit. Lukas Lk 49 9 10 Et reversi Apostoli, narraverunt illi quæcumque fecerunt: et assumptis illis secessit seorsum in locum desertum, qui est Bethsaidæ. Und die Apostel kehrten zurück, und erzählten ihm alles, was sie getan hatten. Und er nahm sie zu sich, und ging mit ihnen abseits an einen einsamen Ort, der bei Bethsaida⁹ ist. [Mt 14,13ff, Mk 6,30ff, Joh 6,1ff] Lukas Lk 49 9 10 9 Am Ostufer des Meeres, wie [Mt 14,13, Mk 6,32] zeigen, also nicht Bethsaida die Heimat des Petrus und Andreas, sondern eine Stadt am Nordwestufer: Julias in der Gaulonitis. Lukas Lk 49 9 11 Quod cum cognovissent turbæ, secutæ sunt illum: et excepit eos, et loquebatur illis de regno Dei, et eos, qui cura indigebant, sanabat. Als die Scharen dies erfuhren, folgten sie ihm; und er nahm sie auf, redete zu ihnen vom Reiche Gottes, und machte die, welche der Heilung bedürftig waren, gesund. Lukas Lk 49 9 12 Dies autem cperat declinare. Et accedentes duodecim dixerunt illi: Dimitte turbas, ut euntes in castella, villasque quæ circa sunt, divertant, et inveniant escas: quia hic in loco deserto sumus. Der Tag aber fing an, sich zu neigen. Da traten die Zwölf hinzu, und sprachen zu ihm:¹⁰ Entlasse das Volk, damit es in die umliegenden Flecken und Dörfer hingehe, und Herberge und Speise finde; denn hier sind wir an einem öden Orte. [Mt 14,15, Mk 6,36] Lukas Lk 49 9 12 10 Nicht aus Überdruss, sondern in hirtenamtlicher Fürsorge für das Volk (Cyr.). Lukas Lk 49 9 13 Ait autem ad illos: Vos date illis manducare. At illi dixerunt: Non sunt nobis plus quam quinque panes, et duo pisces: nisi forte nos eamus, et emamus in omnem hanc turbam escas. Er aber sprach zu ihnen: Gebet ihr ihnen zu essen!¹¹ Sie sprachen: Wir haben nichts als fünf Brote und zwei Fische; es wäre denn, dass wir gehen, und für dies ganze Volk Speise kaufen sollen. Lukas Lk 49 9 13 11 Tuet ein Wunder. Doch die Apostel verstehen ihn nicht: Wir müssen etwa hingehen. Sie sprechen aus Ehrfurcht gegen den Heiland zweifelnd. Lukas Lk 49 9 14 Erant autem fere viri quinque millia. Ait autem ad discipulos suos: Facite illos discumbere per convivia quinquagenos. Es waren nämlich bei fünftausend Männer. Da sprach er zu seinen Jüngern: Lasset sie nach Abteilungen sich lagern, je fünfzig zusammen. Lukas Lk 49 9 15 Et ita fecerunt. Et discumbere fecerunt omnes. Und sie taten so, und ließen alle sich lagern.¹² Lukas Lk 49 9 15 12 Sie wissen zwar nicht, wozu, aber sie gehorchen. Lukas Lk 49 9 16 Acceptis autem quinque panibus, et duobus piscibus, respexit in clum, et benedixit illis: et fregit, et distribuit discipulis suis, ut ponerent ante turbas. Da nahm er die fünf Brote und die zwei Fische, blickte zum Himmel auf, segnete sie, brach sie, und gab sie seinen Jüngern, dass sie dem Volke vorlegten. Lukas Lk 49 9 17 Et manducaverunt omnes, et saturati sunt. Et sublatum est quod superfuit illis, fragmentorum cophini duodecim. Und sie aßen alle, und wurden satt; und man hob auf, was ihnen übrig blieb, zwölf Körbe voll Stücklein. Lukas Lk 49 9 18 Et factum est cum solus esset orans, erant cum illo et discipuli: et interrogavit illos, dicens: Quem me dicunt esse turbæ? Und es geschah, als er allein war, und betete,¹³ waren auch seine Jünger bei ihm; und er fragte sie, und sprach: Wer sagen die Leute,¹⁴ dass ich sei?¹⁵ [Mt 16,13, Mk 8,27] Lukas Lk 49 9 18 13 Der Heiland steht vor etwas Größerem. Die Jünger beten wohl mit ihm. Lukas Lk 49 9 18 14 Die mich hören und meine Wunder schauen. Lukas Lk 49 9 18 15 Der heil. Lukas übergeht gerne Ereignisse, welche mit bereits erzählten Ähnlichkeit haben. Lukas Lk 49 9 19 At illi responderunt, et dixerunt: Joannem Baptistam, alii autem Eliam, alii vero quia unus Propheta de prioribus surrexit. Sie aber antworteten, und sprachen: Einige Johannes, der Täufer; andere Elias; und wieder andere: Einer der alten Propheten ist auferstanden. Lukas Lk 49 9 2 Et misit illos prædicare regnum Dei, et sanare infirmos. Und er sandte sie aus, das Reich Gottes zu predigen, und die Kranken zu heilen. Lukas Lk 49 9 20 Dixit autem illis: Vos autem quem me esse dicitis? Respondens Simon Petrus dixit: Christum Dei. Da sprach er zu ihnen: Ihr aber, wer sagt ihr, dass ich sei? Da antwortete Simon Petrus, und sprach: Der Gesalbte Gottes. Lukas Lk 49 9 21 At ille increpans illos, præcepit ne cui dicerent hoc, Er aber mahnte sie streng, und gebot ihnen, dies niemanden zu sagen;¹⁶ Lukas Lk 49 9 21 16 Der schwache Glaube konnte es nicht verstehen, dass der Messias von seinem eigenen Volk verleugnet werden sollte. Lukas Lk 49 9 22 Dicens: Quia oportet filium hominis multa pati, et reprobari a senioribus, et principibus sacerdotum, et Scribis, et occidi, et tertia die resurgere. denn, sprach er, der Menschensohn muss vieles leiden, von den Ältesten, Hohenpriestern und Schriftgelehrten verworfen und getötet werden, und am dritten Tage auferstehen. [Mt 16,21, Mk 8,31, Mk 9,30] Lukas Lk 49 9 23 Dicebat autem ad omnes: Si quis vult post me venire, abneget semetipsum, et tollat crucem suam quotidie, et sequatur me. Zu allen aber¹⁷ sagte er: Will¹⁸ mir jemand nachfolgen, so verleugne er sich selbst,¹⁹ nehme täglich²⁰ sein Kreuz auf sich, und folge mir.²¹ [Mt 10,38, Mt 16,24, Mk 8,34, Lk 14,27] Lukas Lk 49 9 23 17 Nicht nur zu den Jüngern, wie [Mk 8,34] zeigt. Lukas Lk 49 9 23 18 Gottes Gnade steht einem solchen bei. Lukas Lk 49 9 23 19 Gottes Willen zur Richtschnur nehmen. Lukas Lk 49 9 23 20 So lange wir leben. Lukas Lk 49 9 23 21 Welcher Trost! Dem Heilande mit dem Kreuze folgend werden wir seiner Herrlichkeit teilhaftig. Lukas Lk 49 9 24 Qui enim voluerit animam suam salvam facere, perdet illam: nam qui perdiderit animam suam propter me, salvam faciet illam: Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; aber wer sein Leben um meinetwillen verliert, wird es retten.²² [Lk 17,33, Joh 12,25] Lukas Lk 49 9 24 22 Notwendigkeit des Befehls. Lukas Lk 49 9 25 Quid enim proficit homo, si lucretur universum mundum, se autem ipsum perdat, et detrimentum sui faciat? Denn was nützt es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, sich selbst aber verliert und an sich Schaden leidet?²³ Lukas Lk 49 9 25 23 In Ewigkeit. Lukas Lk 49 9 26 Nam qui me erubuerit, et meos sermones: hunc Filius hominis erubescet cum venerit in majestate sua, et Patris, et sanctorum Angelorum. Denn wer sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird der Menschensohn sich schämen, wenn er kommen wird in seiner und des Vaters und der heiligen Engel Herrlichkeit. [Mt 10,33, Mk 8,38, 2Tim 2,12] Lukas Lk 49 9 27 Dico autem vobis vere: sunt aliqui hic stantes, qui non gustabunt mortem donec videant regnum Dei. Wahrlich, ich sage euch, es sind einige von denen, die hier stehen, welche den Tod nicht kosten werden, bis sie das Reich Gottes sehen!²⁴ [Mt 16,28, Mk 8,39] Lukas Lk 49 9 27 24 Diese Herrlichkeit steht indes nicht unmittelbar bevor. Das Reich Gottes sehen ist nicht dasselbe, wie den Heiland in seiner Herrlichkeit kommen sehen (V. 26) Vergl. [Mt 16,28] Markus und Lukas geben nur eines von den beiden Worten, die Matthäus anführt. Lukas Lk 49 9 28 Factum est autem post hæc verba fere dies octo, et assumpsit Petrum, et Jacobum, et Joannem, et ascendit in montem ut oraret. Es geschah aber ungefähr acht Tage²⁵ nach diesen Reden, da nahm er Petrus, Jakobus und Johannes zu sich, und stieg auf den Berg, um zu beten.²⁶ [Mt 17,1, Mk 9,1] Lukas Lk 49 9 28 25 Weil der erste und der achte Tag nicht vollständig waren. Siehe [Mt 17,1]. Lukas Lk 49 9 28 26 Das Ärgernis des Kreuzes soll den Jüngern noch mehr gehoben werden. Lukas Lk 49 9 29 Et facta est, dum oraret, species vultus ejus altera: et vestitus ejus albus et refulgens. Und während er betete, ward das Aussehen seines Angesichtes ein anderes, und sein Gewand weiß und strahlend. Lukas Lk 49 9 3 Et ait ad illos: Nihil tuleritis in via, neque virgam, neque peram, neque panem, neque pecuniam, neque duas tunicas habeatis. Und er sprach zu ihnen: Nehmet nichts mit auf den Weg, weder Stab, noch Tasche,³ noch Brot, noch Geld,⁴ auch sollt ihr nicht zwei Röcke haben.⁵ [Mt 10,9, Mk 6,8] Lukas Lk 49 9 3 3 Sie sollen nichts mit sich nehmen, was zur Bequemlichkeit dient. Lukas Lk 49 9 3 4 Selbst Notwendiges solle sie nicht mit sich nehmen. Lukas Lk 49 9 3 5 Alle weltliche Sorge ist abzulegen. Die Anordnungen des Herrn: V. 1 und 2 Amt und Macht. V. 3 Weise der Reise. V. 4 Ankunft in einer Stadt. Lukas Lk 49 9 30 Et ecce duo viri loquebantur cum illo. Erant autem Moyses, et Elias, Und siehe, zwei Männer redeten mit ihm,²⁷ Moses nämlich und Elias, Lukas Lk 49 9 30 27 Dem Herrn des Gesetzes und der Propheten, von beiden vorhergesagt. Lukas Lk 49 9 31 Visi in majestate, et dicebant excessum ejus, quem completurus erat in Jerusalem. welche in Herrlichkeit erschienen; und sie sprachen von seinem Ausgange,²⁸ den er zu Jerusalem vollenden sollte. Lukas Lk 49 9 31 28 Als letztem Ziele des Gesetzes und der Tätigkeit der Propheten. Lukas Lk 49 9 32 Petrus vero, et qui cum illo erant, gravati erant somno. Et evigilantes viderunt majestatem ejus, et duos viros, qui stabant cum illo. Petrus aber, und die bei ihm waren, wurden vom Schlafe²⁹ beschwert; und da sie aufwachten, sahen sie seine Herrlichkeit, und die zwei Männer, die bei ihm standen. Lukas Lk 49 9 32 29 Während Christus betete. Der vorhergehende Vers hat etwas vorweggenommen. Lukas Lk 49 9 33 Et factum est cum discederent ab illo, ait Petrus ad Jesum: Præceptor, bonum est nos hic esse: et faciamus tria tabernacula, unum Tibi, et unum Moysi, et unum Eliæ: nesciens quid diceret. Und es geschah,³⁰ als sie von ihm schieden, sprach Petrus zu Jesus: Meister! hier ist gut sein für uns; lass uns drei Hütten bauen, eine Dir, eine Moses, und eine Elias; und er wusste nicht, was er sagte. Lukas Lk 49 9 33 30 Sich anschickten zu scheiden. Lukas Lk 49 9 34 Hæc autem illo loquente, facta est nubes, et obumbravit eos: et timuerunt, intrantibus illis in nubem. Indem er dies aber sagte, kam eine Wolke, und überschattete sie; und sie fürchteten sich, als jene in die Wolke hineingingen. Lukas Lk 49 9 35 Et vox facta est de nube, dicens: Hic est Filius meus dilectus, ipsum audite. Und eine Stimme erscholl aus der Wolke, die sprach: Dieser ist mein geliebter Sohn, ihn höret! [2Petr 1,17] Lukas Lk 49 9 36 Et dum fieret vox, inventus est Jesus solus. Et ipsi tacuerunt, et nemini dixerunt in illis diebus quidquam ex his, quæ viderant. Und als die Stimme erscholl, befand sich Jesus allein.³¹ Und sie schwiegen, und sagten in jenen Tagen³² niemanden etwas von dem, was sie gesehen hatten. Lukas Lk 49 9 36 31 Damit es klar war, wem das Wort galt. Lukas Lk 49 9 36 32 Bis zur Auferstehung. Lukas Lk 49 9 37 Factum est autem in sequenti die, descendentibus illis de monte, occurrit illis turba multa. Es geschah aber am folgenden Tage, als sie von dem Berge herabstiegen, kam ihnen viel Volk entgegen.³³ Lukas Lk 49 9 37 33 Genauer [Mk 9,13]. Lukas Lk 49 9 38 Et ecce vir de turba exclamavit, dicens: Magister, obsecro te, respice in filium meum quia unicus est mihi: Und siehe, ein Mann aus dem Volke rief laut, und sprach: Meister! ich bitte dich, siehe meinen Sohn an, denn er ist mein einziges Kind. [Mt 17,14, Mk 9,16] Lukas Lk 49 9 39 Et ecce spiritus apprehendit eum, et subito clamat, et elidit, et dissipat eum cum spuma, et vix discedit dilanians eum: Und siehe, ein Geist ergreift ihn, sofort schreit er; er wirft und reißt ihn hin und her, dass er schäumt, und weicht auch dann kaum, wenn er ihn zerschlägt.³⁴ Lukas Lk 49 9 39 34 Das Subjekt wechselt öfter. Lukas Lk 49 9 4 Et in quamcumque domum intraveritis, ibi manete, et inde ne exeatis. Und wo ihr immer in ein Haus eingetreten seid, daselbst bleibet, und gehet von da nicht hinweg. Lukas Lk 49 9 40 Et rogavi discipulos tuos ut ejicerent illum, et non potuerunt. Ich habe deine Jünger gebeten, dass sie ihn austreiben möchten, aber sie konnten es nicht. Lukas Lk 49 9 41 Respondens autem Jesus, dixit: O generatio infidelis, et perversa, usquequo ero apud vos, et patiar vos? Adduc huc filium tuum. Da antwortete Jesus, und sprach: O du ungläubiges und verkehrtes Geschlecht!³⁵ Wie lange werde ich noch bei euch sein, und euch dulden? Bringe deinen Sohn hierher! Lukas Lk 49 9 41 35 Die Jünger sind nicht ausgeschlossen, da er ihnen über alle bösen Geister Macht gegeben hat. [Lk 9,1] Lukas Lk 49 9 42 Et cum accederet, elisit illum dæmonium, et dissipavit. Als er nun hinzutrat, warf ihn der böse Geist nieder, und schüttelte ihn. Lukas Lk 49 9 43 Et increpavit Jesus spiritum immundum, et sanavit puerum, et reddidit illum patri ejus. Jesus aber bedrohte den unreinen Geist, heilte den Knaben, und gab ihn seinem Vater wieder. Lukas Lk 49 9 44 Stupebant autem omnes in magnitudine Dei: omnibusque mirantibus in omnibus, quæ faciebat, dixit ad discipulos suos: Ponite vos in cordibus vestris sermones istos: Filius enim hominis futurum est ut tradatur in manus hominum. Da erstaunten alle über die Größe Gottes. Als aber alle sich wunderten über alles, was er getan, sprach er zu seinen Jüngern: Nehmet diese Reden³⁶ wohl zu Herzen!³⁷ Der Menschensohn nämlich wird in die Hände der Menschen überliefert werden. Lukas Lk 49 9 44 36 Die Wunder, damit ihr nicht versucht werdet zu glauben, mein Leiden entspringe der Ohnmacht. Lukas Lk 49 9 44 37 Die Jünger haben wiederum die Macht des Heilandes erfahren. Lukas Lk 49 9 45 At illi ignorabant verbum istud, et erat velatum ante eos ut non sentirent illud: et timebant eum interrogare de hoc verbo. Sie aber verstanden dieses Wort nicht, und es war vor ihnen verhüllt, so dass sie es nicht begriffen;³⁸ auch fürchteten sie sich, ihn über diese Rede³⁹ zu fragen. [Mk 9,31] Lukas Lk 49 9 45 38 Nach göttlichem Ratschluss (Euth.). Lukas Lk 49 9 45 39 Siehe [Mt 10,9, Mk 9,31]. Lukas Lk 49 9 46 Intravit autem cogitatio in eos, quis eorum major esset. Es kam ihnen auch in den Sinn,⁴⁰ wer der Größte von ihnen wäre. [Mt 18,1, Mk 9,33] Lukas Lk 49 9 46 40 Vergl. [Mt 10,9, Lk 9,28] und [Mt 16,17]. Lukas Lk 49 9 47 At Jesus videns cogitationes cordis illorum, apprehendit puerum, et statuit illum secus se, Da aber Jesus die Gedanken ihres Herzens sah, nahm er ein Kind, stellte es neben sich,⁴¹ Lukas Lk 49 9 47 41 Wie die Propheten, lehrt Christus häufig durch Handlungen. Er will die Vorschrift der Demut recht tief dem Gedächtnisse und Herzen der Jünger einprägen. Lukas Lk 49 9 48 Et ait illis: Quicumque susceperit puerum istum in nomine meo, me recipit: et quicumque me receperit, recipit eum, qui me misit. Nam qui minor est inter vos omnes, hic major est. und sprach zu ihnen: Wer immer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf; und wer immer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat. Denn wer der Kleinste unter euch allen ist, dieser ist der Größte.⁴² [Mt 18,5] Lukas Lk 49 9 48 42 Siehe [Mk 9,35.36]. Was kann ehrenvoller sein, als Jesus und den ewigen Vater aufzunehmen? Lukas Lk 49 9 49 Respondens autem Joannes dixit: Præceptor, vidimus quemdam in nomine tuo ejicientem dæmonia, et prohibuimus eum: quia non sequitur nobiscum. Johannes aber hob an, und sprach: Meister! wir sahen einen, der in deinem Namen böse Geister austrieb,⁴³ und wir wehrten es ihm, weil er dir nicht mit uns folgt. [Mk 9,37] Lukas Lk 49 9 49 43 Dieses Amt hatte Christus den Jüngern anvertraut. [Lk 9,1] Wer nicht mit den Pharisäern, die den Heiland anfeinden, war, stand wirklich auf seiner Seite. Im Übrigen vergl. [Mt 10,9, Mk 9,Anm.42] Lukas Lk 49 9 5 Et quicumque non receperint vos: exeuntes de civitate illa, etiam pulverem pedum vestrorum excutite in testimonium supra illos. Und wenn man euch nicht aufnimmt, so gehet fort aus jener Stadt, und schüttelt sogar den Staub von euern Füßen, zum Zeugnisse über sie.⁶ [Apg 13,51] Lukas Lk 49 9 5 6 Die Erde scheint gleichsam von den Sünden der Einwohner befleckt zu werden. Das Abschütteln des Staubes zeigt an, dass die ganze Schuld bei jenen bleiben soll. Lukas Lk 49 9 50 Et ait ad illum Jesus: Nolite prohibere: qui enim non est adversum vos, pro vobis est. Und Jesus sprach zu ihm: Wehret es nicht! denn wer nicht wider euch ist, der ist für euch. Lukas Lk 49 9 51 Factum est autem dum complerentur dies assumptionis ejus, et ipse faciem suam firmavit ut iret in Jerusalem. Es geschah aber, indes die Tage seiner Aufnahme⁴⁴ der Erfüllung nahten, wandte er sein Angesicht, um sich nach Jerusalem zu begeben. Lukas Lk 49 9 51 44 In den Himmel. Die Zeit, von der [Mt 19,1, Mk 10,1, Joh 7] handeln. Der Evangelist erwähnt diese Zeit vielmehr als das Leiden, weil der Heiland sie besonders vor Augen hatte [Hebr 12,2] und weil sie die Majestät des Herrn mehr empfiehlt. Lukas Lk 49 9 52 Et misit nuntios ante conspectum suum: et euntes intraverunt in civitatem Samaritanorum ut pararent illi. Und er schickte Boten vor sich her. Und sie gingen hin, und kamen in eine Stadt⁴⁵ der Samariter, um für seine Aufnahme alles vorzubereiten. Lukas Lk 49 9 52 45 Ein Dorf. Lukas Lk 49 9 53 Et non receperunt eum, quia facies ejus erat euntis in Jerusalem. Sie aber nahmen ihn nicht auf, weil sein Angesicht zum Gange nach Jerusalem gerichtet war.⁴⁶ Lukas Lk 49 9 53 46 Weil er zum Laubhüttenfest nach Jerusalem gehen wollte, während doch ihrer Meinung nach Gott auf dem Berge Garizim anzubeten war. Vergl. [Joh 4,20]. Lukas Lk 49 9 54 Cum vidissent autem discipuli ejus Jacobus, et Joannes, dixerunt: Domine, vis dicimus ut ignis descendat de clo, et consumat illos? Als dieses⁴⁷ seine Jünger, Johannes und Jakobus, sahen, sprachen sie: Herr! willst du, so sagen wir, dass Feuer vom Himmel falle, und sie verzehre? Lukas Lk 49 9 54 47 Dass die Boten unverrichteter Sache zurückkehrten. Vielleicht dachten die Jünger an Elias. Lukas Lk 49 9 55 Et conversus increpavit illos, dicens: Nescitis cujus spiritus estis. Er aber wandte sich um, verwies es ihnen, und sprach: Ihr wisset nicht, wessen Geistes ihr seid! Lukas Lk 49 9 56 Filius hominis non venit animas perdere, sed salvare. Et abierunt in aliud castellum. Der Menschensohn ist nicht gekommen, Seelen zu verderben, sondern selig zu machen.⁴⁸ Und sie gingen in einen andern Flecken. [Joh 3,17, Joh 12,47] Lukas Lk 49 9 56 48 Ursache und Vorbild. Die Samaritaner waren entschuldbarer als die Pharisäer. Lukas Lk 49 9 57 Factum est autem: ambulantibus illis in via, dixit quidam ad illum: Sequar te quocumque ieris. Es geschah aber, als sie auf dem Wege dahingingen, sprach einer zu ihm: Ich werde dir folgen, wohin du immer gehest. Lukas Lk 49 9 58 Dixit illi Jesus: Vulpes foveas habent, et volucres cli nidos: Filius autem hominis non habet ubi caput reclinet. Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Höhlen, und die Vögel des Himmels Nester; aber der Menschensohn hat nicht, wo er sein Haupt hinlege. [Mt 8,20] Lukas Lk 49 9 59 Ait autem ad alterum: Sequere me. Ille autem dixit: Domine permitte mihi primum ire, et sepelire patrem meum. Zu einem andern aber sprach er: Folge mir nach! Und dieser sprach: Herr! erlaube mir, zuvor hinzugehen, und meinen Vater zu begraben.⁴⁹ Lukas Lk 49 9 59 49 Bisweilen ist ein kleineres Gut für ein größeres hintanzusetzen (Bed., Bon.). Wer Gott in besonderer Weise geheiligt war wie der Hohepriester und die Nasiräer, durfte nicht einmal dem verstorbenen Vater nahen. [Lev 21,11, Num 6,6.7] Christus zeigt durch seine Antwort zugleich, wie große Heiligkeit das Amt eines Verkündigers des Evangeliums fordert. Lukas Lk 49 9 6 Egressi autem circuibant per castella evangelizantes, et curantes ubique. Da gingen sie aus, und zogen umher durch die Flecken, und predigten die frohe Botschaft, und heilten allenthalben. Lukas Lk 49 9 60 Dixitque ei Jesus: Sine ut mortui sepeliant mortuos suos: tu autem vade, et annuntia regnum Dei. Jesus aber sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber gehe hin, und verkündige das Reich Gottes!⁵⁰ Lukas Lk 49 9 60 50 Es ruft dich der Aufgang (der Messias) [Sach 3,8, Lk 1,78], und du schaust auf den Niedergang (Aug.). Lukas Lk 49 9 61 Et ait alter: Sequar te Domine, sed permitte mihi primum renuntiare his, quæ domi sunt. Und ein anderer sprach: Herr! ich werde dir nachfolgen, aber erlaube mir zuvor, von dem, was zu Hause ist, Abschied zu nehmen. Lukas Lk 49 9 62 Ait ad illum Jesus: Nemo mittens manum suam ad aratrum, et respiciens retro, aptus est regno Dei. Jesus sprach zu ihm: Niemand, der seine Hand an den Pflug legt, und zurücksieht, ist tauglich für das Reich Gottes. Lukas Lk 49 9 7 Audivit autem Herodes tetrarcha omnia, quæ fiebant ab eo, et hæsitabat eo quod diceretur. Es hörte aber Herodes, der Vierfürst, alles, was von ihm geschah,⁷ und er geriet in Unruhe, weil einige sagten: [Mt 14,1ff, Mk 6,14ff] Lukas Lk 49 9 7 7 Die Wunder, welche Christus und in seinem Namen die Apostel taten. Lukas Lk 49 9 8 A quibusdam: Quia Joannes surrexit a mortuis: a quibusdam vero: Quia Elias apparuit: ab aliis autem: Quia propheta unus de antiquis surrexit. Johannes ist von den Toten auferstanden; und andere: Elias ist erschienen;⁸ und wieder andere: Einer von den alten Propheten ist auferstanden. Lukas Lk 49 9 8 8 Da der Tod ihn nicht hinweggerafft hat. Das Gewissen quält den Tyrannen, und so glaubt er bald dieses, bald jenes. Lukas Lk 49 9 9 Et ait Herodes: Joannem ego decollavi: Quis est autem iste, de quo ego talia audio? Et quærebat videre eum. Und Herodes sprach: Den Johannes habe ich enthaupten lassen; wer ist aber dieser, von dem ich solche Dinge höre? Und er suchte, ihn zu sehen. Lukas Lk 49 0 1 Aussendung der 72 Jünger. (V. 24) Die Liebe Gottes und des Nächsten, das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. (V. 37) Jesus in Bethanien. Lukas Lk 49 10 1 Post hæc autem designavit Dominus et alios septuaginta duos, et misit illos binos ante faciem suam in omnem civitatem, et locum quo erat ipse venturus. Darnach¹ aber bestimmte der Herr noch andere zweiundsiebzig, und sandte sie je zwei und zwei vor sich her in alle Städte und Ortschaften, wohin er selbst kommen wollte. Lukas Lk 49 10 1 1 Nach den Ereignissen [Lk 9,51]. Entweder erhielt jeder Apostel so sechs Genossen, oder diese Zahl kommt auf jeden Stamm Israels. Der Heiland zeigt, dass in seiner Kirche eine bestimmte Rangordnung bestehen soll (Hier., Bed., Bon.), deshalb ist das Amt der 72 ein minderes als das der Apostel. Je zwei werden ausgesendet zu gegenseitiger Hilfe und gegenseitigem Troste und größeren Ansehens halber. Lukas Lk 49 10 10 In quamcumque autem civitatem intraveritis, et non susceperint vos, exeuntes in plateas ejus, dicite: Wo ihr aber immer in eine Stadt kommet, und sie euch nicht aufnehmen, da gehet heraus auf ihre Gassen, und sprechet: Lukas Lk 49 10 11 Etiam pulverem, qui adhæsit nobis de civitate vestra, extergimus in vos; tamen hoc scitote, quia appropinquavit regnum Dei. Auch den Staub, der sich uns von eurer Stadt angehängt hat, schütteln wir wider euch ab;⁶ wisset jedoch: Das Reich Gottes hat sich genaht! Lukas Lk 49 10 11 6 So werden jene als vom Reiche Gottes ausgeschlossen bezeichnet. Lukas Lk 49 10 12 Dico vobis, quia Sodomis in die illa remissius erit, quam illi civitati. Ich sage euch: Es wird Sodoma an jenem Tage⁷ erträglicher ergehen, als jener Stadt. Lukas Lk 49 10 12 7 Des Gerichtes. Lukas Lk 49 10 13 Væ tibi Corozain, væ tibi Bethsaida: quia si in Tyro, et Sidone factæ fuissent virtutes, quæ factæ sunt in vobis, olim in cilicio, et cinere sedentes pniterent. Wehe dir, Korozain! wehe dir, Bethsaida! denn wenn in Tyrus und Sidon die Wunder geschehen wären, die bei euch geschehen sind, so hätten sie längst schon in härenem Kleide und in der Asche sitzend Buße getan.⁸ [Mt 11,21] Lukas Lk 49 10 13 8 Auch die Jünger sollen diese Strafen vor Augen stellen. Lukas Lk 49 10 14 Verumtamen Tyro, et Sidoni remissius erit in judicio, quam vobis. Jedoch Tyrus und Sidon wird es erträglicher ergehen im Gerichte, als euch. Lukas Lk 49 10 15 Et tu Capharnaum usque ad clum exaltata, usque ad infernum demergeris. Und du Kapharnaum! die du bis zum Himmel erhöht bist, wirst bis in die Hölle versenket werden. [Mt 11,23] Lukas Lk 49 10 16 Qui vos audit, me audit: et qui vos spernit, me spernit. Qui autem me spernit, spernit eum, qui misit me. Wer euch höret, höret mich, und wer euch verachtet, verachtet mich; wer aber mich verachtet, verachtet den, der mich gesandt hat. [Mt 10,40, Joh 13,20] Lukas Lk 49 10 17 Reversi sunt autem septuaginta duo cum gaudio, dicentes: Domine, etiam dæmonia subjiciuntur nobis in nomine tuo. Es kehrten aber die Zweiundsiebzig mit Freuden zurück, und sprachen: Herr! auch die bösen Geister sind uns untertan in deinem Namen.⁹ Lukas Lk 49 10 17 9 Sie berichten zuerst das, was ihnen das Größte schien. Lukas Lk 49 10 18 Et ait illis: Videbam satanam sicut fulgur de clo cadentem. Er sprach zu ihnen: Ich sah den Satan¹⁰ wie einen Blitz¹¹ vom Himmel fallen. Lukas Lk 49 10 18 10 Dass durch euer Wort der Satan wie ein Blitz, der vom Himmel herabzuckt, samt seiner Macht dahinsank. Andere (Hier., Greg., Chrys., Theoph.) erklären dies vom ersten Falle der Engel, der den Jüngern als Warnung vor Hochmut vor Augen gestellt wird. Lukas Lk 49 10 18 11 Das Wort: Vom Himmel wird am besten mit dem anderen: Blitz verbunden. Lukas Lk 49 10 19 Ecce dedi vobis potestatem calcandi supra serpentes, et scorpiones, et super omnem virtutem inimici: et nihil vobis nocebit. Sehet, ich habe euch die Gewalt gegeben,¹² auf Schlangen und Skorpionen zu treten, und über alle Gewalt des Feindes,¹³ und nichts wird euch schaden; Lukas Lk 49 10 19 12 Gleichsam bleibend. Lukas Lk 49 10 19 13 Besonders der Satan. [Mt 13,39] Lukas Lk 49 10 2 Et dicebat illis: Messis quidem multa, operarii autem pauci. Rogate ergo dominum messis ut mittat operarios in messem suam. Und er sprach zu ihnen: Die Ernte ist zwar groß, aber der Arbeiter sind wenige. Bittet daher den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende. Lukas Lk 49 10 20 Verumtamen in hoc nolite gaudere quia spiritus vobis subjiciuntur: gaudete autem, quod nomina vestra scripta sunt in clis. jedoch freuet euch nicht darüber, dass euch die Geister unterworfen sind,¹⁴ sondern freuet euch, dass eure Namen im Himmel eingeschrieben stehen.¹⁵ Lukas Lk 49 10 20 14 Diese Macht wirkt nicht das eigene Heil, wie das Beispiel des Judas zeigt. Lukas Lk 49 10 20 15 Vergl. [Offb 20,15] Lukas Lk 49 10 21 In ipsa hora exsultavit Spiritu sancto, et dixit: Confiteor tibi Pater, Domine cli et terræ, quod abscondisti hæc a sapientibus, et prudentibus, et revelasti ea parvulis. Etiam Pater: quoniam sic placuit ante te. In derselben Stunde frohlockte Jesus¹⁶ im heiligen Geiste, und sprach: Ich preise¹⁷ dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde! dass du dieses vor Weisen und Klugen verborgen, Kleinen¹⁸ aber geoffenbaret hast. Ja, Vater! denn also ist es wohlgefällig gewesen vor dir. [Mt 11,25] Lukas Lk 49 10 21 16 Als Mensch in vom Hl. Geiste herrührender Freude. Lukas Lk 49 10 21 17 Ich danke dir. Lukas Lk 49 10 21 18 Den demütigen Seelen. Gottes Gerechtigkeit, Weisheit und Barmherzigkeit bekundet sich so. Lukas Lk 49 10 22 Omnia mihi tradita sunt a Patre meo. Et nemo scit quis sit Filius, nisi Pater: et quis sit Pater, nisi Filius, et cui voluerit Filius revelare. Alles ist mir von meinem Vater übergeben; und niemand weiß, wer der Sohn ist, als der Vater; und niemand weiß, wer der Vater ist, als der Sohn, und wem es der Sohn offenbaren will.¹⁹ Lukas Lk 49 10 22 19 Den Hochmütigen verborgen, den Demütigen aber offenbart ist: Ich und der Vater sind gleicher Natur und Vollkommenheit. Der Sohn aber ist der Mittler des Heils. Lukas Lk 49 10 23 Et conversus ad discipulos suos, dixit: Beati oculi, qui vident quæ vos videtis. Und er wandte sich zu seinen Jüngern, und sprach: Selig die Augen, welche sehen, was ihr sehet! [Mt 13,16] Lukas Lk 49 10 24 Dico enim vobis, quod multi prophetæ, et reges voluerunt videre quæ vos videtis, et non viderunt: et audire quæ auditis, et non audierunt. Denn ich sage euch, viele Propheten und Könige verlangten zu sehen, was ihr sehet, und sahen es nicht; und zu hören, was ihr höret, und hörten es nicht. Lukas Lk 49 10 25 Et ecce quidam legis peritus surrexit tentans illum, et dicens: Magister, quid faciendo vitam æternam possidebo? Und siehe,²⁰ ein Gesetzesgelehrter trat auf, ihn zu versuchen, und sprach: Meister! was muss ich tun, um das ewige Leben zu ererben?²¹ [Mt 22,35, Mk 12,28] Lukas Lk 49 10 25 20 Plötzlich, als der Heiland zu vielen redete. Lukas Lk 49 10 25 21 Erwerben. Lukas Lk 49 10 26 At ille dixit ad eum: In lege quid scriptum est? quomodo legis? Er aber sprach zu ihm: Was steht geschrieben im Gesetze?²² Wie liesest du?²³ Lukas Lk 49 10 26 22 Du bist ein Gesetzesgelehrter und fragst, als wüsstest du nicht, was das Gesetz fordert. Lukas Lk 49 10 26 23 Welches sind die Worte? Lukas Lk 49 10 27 Ille respondens dixit: Diliges Dominum Deum tuum ex toto corde tuo, et ex tota anima tua, et ex omnibus viribus tuis, et ex omni mente tua: et proximum tuum sicut teipsum. Jener antwortete, und sprach: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen, aus deiner ganzen Seele, aus allen deinen Kräften, und von deinem ganzen Gemüte; und deinen Nächsten wie dich selbst.²⁴ [Dtn 6,5] Lukas Lk 49 10 27 24 [Lev 19,18] Siehe [Mt 5,43] Lukas Lk 49 10 28 Dixitque illi: Recte respondisti: hoc fac, et vives. Da sprach er zu ihm: Du hast recht geantwortet; dies tue, so wirst du leben! Lukas Lk 49 10 29 Ille autem volens justificare seipsum, dixit ad Jesum: Et quis est meus proximus? Jener aber wollte sich rechtfertigen, und sprach zu Jesus: Wer ist denn mein Nächster? Lukas Lk 49 10 3 Ite: ecce ego mitto vos sicut agnos inter lupos. Gehet hin! siehe, ich sende euch wie Lämmer unter Wölfe. [Mt 10,16] Lukas Lk 49 10 30 Suscipiens autem Jesus, dixit: Homo quidam descendebat ab Jerusalem in Jericho, et incidit in latrones, qui etiam despoliaverunt eum: et plagis impositis abierunt semivivo relicto. Da nahm Jesus das Wort, und sprach: Es ging ein Mensch von Jerusalem nach Jericho,²⁵ und fiel unter Räuber. Diese zogen ihn aus, schlugen ihn wund,²⁶ und gingen hinweg, indem sie ihn halbtot liegen ließen. Lukas Lk 49 10 30 25 Der Heiland ist wohl in der Nähe von Jericho. Der von Jerusalem herabkommt, ist ein Jude. Lukas Lk 49 10 30 26 Vielleicht wollte jener sich verteidigen. Lukas Lk 49 10 31 Accidit autem ut sacerdos quidam descenderet eadem via: et viso illo præterivit. Da fügte es sich, dass ein Priester denselben Weg hinabzog;²⁷ und er sah ihn, und ging vorüber. Lukas Lk 49 10 31 27 Er kam vom Tempel und vom Opfer, doch sein Herz kannte kein Mitleid. Er war ein Priester, dem sein Amt auflegte, das Gesetz zu lehren und zu üben, der nicht einmal am dem allzusehr belasteten Esel seines Feindes vorübergehen sollte, ohne denselben zu erleichtern. [Ex 23,5] Der Levit lässt sich am besten mit unserem Diakon und seinen Gehilfen vergleichen. Lukas Lk 49 10 32 Similiter et Levita, cum esset secus locum, et videret eum, pertransiit. Desgleichen auch ein Levit; er kam an den Ort, sah ihn, und ging vorüber. Lukas Lk 49 10 33 Samaritanus autem quidam iter faciens, venit secus eum: et videns eum, misericordia motus est. Ein reisender Samariter²⁸ aber kam zu ihm, sah ihn, und ward von Mitleid gerührt. Lukas Lk 49 10 33 28 Zwischen Juden und Samariter herrschte tödliche Feindschaft. [Sir 50,27.28, Joh 4,9] Lukas Lk 49 10 34 Et appropians alligavit vulnera ejus, infundens oleum, et vinum: et imponens illum in jumentum suum, duxit in stabulum, et curam ejus egit. Und er trat zu ihm hin, goss Öl und Wein in seine Wunden, und verband sie; dann hob er ihn auf sein Lasttier, führte ihn in die Herberge, und trug Sorge für ihn. Lukas Lk 49 10 35 Et altera die protulit duos denarios, et dedit stabulario, et ait: Curam illius habe: et quodcumque supererogaveris, ego cum rediero reddam tibi. Des andern Tags zog er zwei Denare²⁹ heraus, gab sie dem Wirte, und sprach: Trage Sorge für ihn, und was du noch darüber aufwendest, werde ich dir bezahlen, wenn ich zurückkomme!³⁰ Lukas Lk 49 10 35 29 Lohn für das Werk eines Tages. [Mt 20,12] Lukas Lk 49 10 35 30 Er handelt barmherzig und freigiebig. Lukas Lk 49 10 36 Quis horum trium videtur tibi proximus fuisse illi, qui incidit in latrones? Welcher von diesen Dreien scheint dir der Nächste für den gewesen zu sein,³¹ der unter die Räuber gefallen war? Lukas Lk 49 10 36 31 Sich als den Nächsten gezeigt zu haben. Lukas Lk 49 10 37 At ille dixit: Qui fecit misericordiam in illum. Et ait illi Jesus: Vade, et tu fac similiter. Jener aber sprach: Der, welcher die Barmherzigkeit an ihm geübt hat.³² Und Jesus sprach zu ihm: Gehe hin, und tue du desgleichen!³³ Lukas Lk 49 10 37 32 Er will den verhassten Namen nicht nennen. Lukas Lk 49 10 37 33 Wer deiner Hilfe bedarf, ist dein Nächster (Bon.). Die heiligen Väter wenden dies Gleichnis auf die gefallene Menschheit, das Judentum und auf Christus den barmherzigen Samariter an. Lukas Lk 49 10 38 Factum est autem, dum irent, et ipse intravit in quoddam castellum: et mulier quædam Martha nomine, excepit illum in domum suam. Es geschah aber, als sie dahinzogen, dass er in einen Flecken³⁴ kam. Da nahm ihn ein Weib, mit Namen Martha, in ihr Haus auf. Lukas Lk 49 10 38 34 Bethania. Lukas Lk 49 10 39 Et huic erat soror nomine Maria, quæ etiam sedens secus pedes Domini, audiebat verbum illius. Und sie hatte eine Schwester, die Maria hieß.³⁵ Diese setzte sich zu den Füßen des Herrn, und hörte seinem Worte zu. Lukas Lk 49 10 39 35 Die beiden Schwestern stellen das beschauliche und das tätige Leben dar (Greg., Bed., Theoph.). Die Geschichte selbst zeigt, wie wir alles Irdische hintansetzen sollen, um Gott allein anzuhängen. Lukas Lk 49 10 4 Nolite portare sacculum, neque peram, neque calceamenta, et neminem per viam salutaveritis. Traget weder Beutel, noch Tasche, noch Schuhe, und grüßet niemanden auf dem Wege.² [Mt 10,10, Mk 6,8] Lukas Lk 49 10 4 2 Beeilet euch auf eurer Reise vorwärts zu kommen. Vergl. [2Kön 4,29] Lukas Lk 49 10 40 Martha autem satagebat circa frequens ministerium: quæ stetit, et ait: Domine, non est tibi curæ quod soror mea, reliquit me solam ministrare? dic ergo illi, ut me adjuvet. Martha aber machte sich viel zu schaffen, um ihn mannigfach zu bedienen,³⁶ und sie trat hinzu, und sprach: Herr! kümmert es dich nicht, dass meine Schwester mich allein gelassen hat zur Bedienung? Sage ihr doch, dass sie mir helfe!³⁷ Lukas Lk 49 10 40 36 Aus Liebe zum Herrn. Lukas Lk 49 10 40 37 Sonst verlässt sie dich nicht. Lukas Lk 49 10 41 Et respondens dixit illi Dominus: Martha, Martha, sollicita es, et turbaris erga plurima. Und der Herr antwortete, und sprach zu ihr: Martha, Martha! du machst dir Sorge und Unruhe um sehr viele Dinge. Lukas Lk 49 10 42 Porro unum est necessarium. Maria optimam partem elegit, quæ non auferetur ab ea. Eines nur ist notwendig. Maria hat den besten Teil erwählt, der ihr nicht wird genommen werden.³⁸ Lukas Lk 49 10 42 38 Du hast den guten, sie den besseren Teil erwählt (Aug., Ambr.). Eines ist notwendig; im Gegensatze zu der mannigfachen Besorgnis Martha's, die Sorge um das Heil der Seele. Dieses Geheimnis wird am Feste der Himmelfahrt Marias gelesen, weil die heil. Jungfrau am besten alles vereinte, was hier gelobt wird. (Bonav.) Lukas Lk 49 10 5 In quamcumque domum intraveritis, primum dicite: Pax huic domui: Wo ihr immer in ein Haus kommet, da sprechet zuerst: Friede sei mit diesem Hause! [Mt 10,12] Lukas Lk 49 10 6 Et si ibi fuerit filius pacis, requiescet super illum pax vestra, sin autem, ad vos revertetur. Und wenn daselbst ein Kind des Friedens³ ist, so wird euer Friede⁴ auf ihm ruhen; wo aber nicht, so wird er auf euch zurückkehren. Lukas Lk 49 10 6 3 Sohn des Friedens, ein Hebraismus. Vergl. [Lk 16,8, Lk 20,34, Eph 2,2] u. a.. Sohn des Friedens, den der Alte Bund gibt. Lukas Lk 49 10 6 4 Euer Friedenswunsch. Lukas Lk 49 10 7 In eadem autem domo manete edentes, et bibentes quæ apud illos sunt: dignus est enim operarius mercede sua. Nolite transire de domo in domum. Bleibet aber in demselben Hause, und esset und trinket, was sie haben; denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert.⁵ Wandert nicht von einem Hause in das andere. [Dtn 24,14, Mt 10,10, 1Tim 5,18] Lukas Lk 49 10 7 5 Vergl. [1Kor 9,14] Lukas Lk 49 10 8 Et in quamcumque civitatem intraveritis, et susceperint vos, manducate quæ apponuntur vobis: Und wo ihr immer in eine Stadt kommet, und man euch aufnimmt, da esset, was euch vorgesetzt wird. Lukas Lk 49 10 9 Et curate infirmos, qui in illa sunt, et dicite illis: Appropinquavit in vos regnum Dei. Und machet die Kranken gesund, die daselbst sind, und sprechet zu ihnen: Das Reich Gottes hat sich euch genaht. Lukas Lk 49 0 1 Jesus lehrt seine Jünger beten. (V. 13) Ein stummer Besessener wird geheilt und die Pharisäer werden betreffs der Teufelsaustreibungen widerlegt. (V. 26) Seligpreisung der Mutter Jesu. (V. 28) Die Pharisäer fordern ein Zeichen. (V. 36) Jesus ruft über dieselben Wehe. Lukas Lk 49 11 1 Et factum est: cum esset in quodam loco orans, ut cessavit, dixit unus ex discipulis ejus ad eum: Domine, doce nos orare, sicut docuit et Joannes discipulos suos. Und es geschah,¹ da er an einem Orte betete, sprach, als er aufhörte, einer von seinen Jüngern zu ihm: Herr! lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger es gelehret hat.² Lukas Lk 49 11 1 1 Nach einiger Zeit, wohl nach dem Laubhüttenfeste. [Joh 7,14] Lukas Lk 49 11 1 2 Meine Bitte ist angemessen, denn du wirst uns noch besser beten lehren, als dein Vorläufer seine Jünger. Lukas Lk 49 11 10 Omnis enim, qui petit, accipit: et qui quærit, invenit: et pulsanti aperietur. Denn jeder, der bittet, empfängt; wer sucht, findet; und wer anklopft, dem wird aufgetan werden.⁸ Lukas Lk 49 11 10 8 Siehe [Mt 7,7.8]. Lukas Lk 49 11 11 Quis autem ex vobis patrem petit panem, numquid lapidem dabit illi? Aut piscem: numquid pro pisce serpentem dabit illi? Und wer von euch bittet seinen Vater um Brot, und erhält von ihm einen Stein? oder um einen Fisch, und erhält von ihm statt des Fisches eine Schlange? [Mt 7,9] Lukas Lk 49 11 12 Aut si petierit ovum: numquid porriget illi scorpionem? Oder wenn er um ein Ei bittet, wird er ihm etwa einen Skorpion reichen? Lukas Lk 49 11 13 Si ergo vos cum sitis mali, nostis bona data dare filiis vestris: quanto magis Pater vester de clo dabit spiritum bonum petentibus se? Wenn nun ihr, obschon ihr böse seid, euern Kindern gute Gaben zu geben wisset, wie viel mehr wird euer Vater vom Himmel den guten Geist⁹ denen geben, die ihn darum bitten! Lukas Lk 49 11 13 9 Im Griechischen: Den heil. Geist. Lukas Lk 49 11 14 Et erat ejiciens dæmonium, et illud erat mutum. Et cum ejecisset dæmonium, locutus est mutus, et admiratæ sunt turbæ. Und er trieb einen bösen Geist aus, der stumm war. Und als er den bösen Geist ausgetrieben hatte, redete der Stumme, und das Volk verwunderte sich. [Mt 9,32, Mt 12,22] Lukas Lk 49 11 15 Quidam autem ex eis dixerunt: In Beelzebub principe dæmoniorum ejicit dæmonia. Einige aber von ihnen sagten: Durch Beelzebub, den Obersten der bösen Geister, treibt er die bösen Geister aus. Lukas Lk 49 11 16 Et alii tentantes, signum de clo quærebant ab eo. Andere versuchten ihn, und forderten von ihm ein Zeichen vom Himmel.¹⁰ Lukas Lk 49 11 16 10 Jene erklären das Wunder boshaft, diese halten es nicht für ausreichend, um zu glauben, dass Jesus von Gott gesandt ist. Jesus deckt die Bosheit der ersteren auf V. 17 und antwortet den anderen V. 19. Lukas Lk 49 11 17 Ipse autem ut vidit cogitationes eorum, dixit eis: Omne regnum in seipsum divisum desolabitur, et domus supra, domum cadet. Als er aber ihre Gedanken sah, sprach er zu ihnen: Jedes Reich, das wider sich selbst uneins ist, wird verwüstet werden, und ein Haus wird über das andere fallen. Lukas Lk 49 11 18 Si autem et Satanas in seipsum divisus est, quomodo stabit regnum ejus? Quia dicitis in Beelzebub me ejicere dæmonia. Wenn nun auch der Satan wider sich selbst uneins ist, wie wird denn sein Reich bestehen? Denn ihr saget, ich treibe durch Beelzebub die bösen Geister aus. Lukas Lk 49 11 19 Si autem ego in Beelzebub ejicio dæmonia: filii vestri in quo ejiciunt? Ideo ipsi judices vestri erunt. Und wenn ich durch Beelzebub die bösen Geister austreibe, durch wen treiben denn eure Kinder sie aus? Darum werden sie eure Richter sein. Lukas Lk 49 11 2 Et ait illis: Cum oratis, dicite: Pater, sanctificetur nomen tuum. Adveniat regnum tuum. Und er sprach zu ihnen:³ Wenn ihr betet, so sprechet: Vater, geheiligt werde dein Name!⁴ Zukomme uns dein Reich! [Mt 6,9] Lukas Lk 49 11 2 3 Er hatte im Namen der anderen gebeten. Lukas Lk 49 11 2 4 Ausbreitung der Verehrung Gottes und der Religion. Das Reich Gottes: Gottes Ehre und unsere Glückseligkeit in Zeit und Ewigkeit. Lukas Lk 49 11 20 Porro si in digito Dei ejicio dæmonia: profecto pervenit in vos regnum Dei. Wenn ich aber durch den Finger Gottes¹¹ die bösen Geister austreibe, so ist ja doch wohl das Reich Gottes zu euch gekommen. Lukas Lk 49 11 20 11 In der Kraft Gottes. Dies hättet ihr erkennen können. Durch den Finger Gottes heißt [Mt 12,28] durch den Geist Gottes Lukas Lk 49 11 21 Cum fortis armatus custodit atrium suum, in pace sunt ea, quæ possidet. Wenn der Starke bewaffnet¹² seinen Hof bewacht, so ist alles sicher, was er hat. Lukas Lk 49 11 21 12 Mit Macht und List. Christus nimmt die Rüstung, indem er durch sein Beispiel und seine Lehre zeigt, wie jener Starke zu überwinden ist. Das Gleichnis entspricht [Jes 49,24]. Der Starke ist der Satan. Lukas Lk 49 11 22 Si autem fortior eo superveniens vicerit eum, universa arma ejus auferet, in quibus confidebat, et spolia ejus distribuet. Wenn aber ein Stärkerer, als er, über ihn kommt, und ihn überwindet, so nimmt er ihm seine ganze Waffenrüstung, auf welche er sich verließ, und verteilt seine Beute. Lukas Lk 49 11 23 Qui non est mecum, contra me est: et qui non colligit mecum, dispergit. Wer nicht mit mir ist, der ist wider mich; und wer nicht mit mir sammelt, der zerstreuet.¹³ Lukas Lk 49 11 23 13 Da Christus den Teufel besiegt und das Reich Gottes begründet, kann niemand unentschieden bleiben. Wer nicht nach Möglichkeit Christi Werk fördert, zerstreut. Lukas Lk 49 11 24 Cum immundus spiritus exierit de homine, ambulat per loca inaquosa, quærens requiem: et non inveniens dicit: Revertar in domum meam unde exivi. Wenn der unreine Geist von dem Menschen¹⁴ ausgefahren ist, wandert er durch dürre Orte, und suchet Ruhe;¹⁵ und weil er sie nicht findet, spricht er: Ich will in mein Haus zurückkehren, von dem ich ausgegangen bin.¹⁶ [Mt 12,43] Lukas Lk 49 11 24 14 Der Heiland schildert das Schicksal derer, welche Gottes Gaben und Gnaden verschmähen. Lukas Lk 49 11 24 15 Er kann es nicht ertragen, wenn er daran verhindert wird, den Menschen zu versuchen. Lukas Lk 49 11 24 16 Ich will meine Versuchungen erneuern. Lukas Lk 49 11 25 Et cum venerit, invenit eam scopis mundatam, et ornatam. Und wenn er kommt, findet er es mit Besen gereinigt und geschmückt. Lukas Lk 49 11 26 Tunc vadit, et assumit septem alios spiritus secum, nequiores se, et ingressi habitant ibi. Et fiunt novissima hominis illius pejora prioribus. Alsdann geht er hin, nimmt noch sieben andere Geister mit sich, die schlimmer sind als er, und sie ziehen ein, und wohnen daselbst. Und die letzten Dinge dieses Menschen werden ärger als die ersten. Lukas Lk 49 11 27 Factum est autem, cum hæc diceret: extollens vocem quædam mulier de turba dixit illi: Beatus venter, qui te portavit, et ubera, quæ suxisti. Es geschah aber, als er dies redete, erhob ein Weib unter dem Volke ihre Stimme,¹⁷ und sprach zu ihm: Selig der Leib, der dich getragen hat, und die Brust, die dich genährt hat! Lukas Lk 49 11 27 17 Die Pharisäer glauben nicht, da erhebt eine Frau aus dem Volke ihre Stimme. Schon wird erfüllt, was [Lk 1,48] prophezeit ist. Lukas Lk 49 11 28 At ille dixit: Quinimmo beati, qui audiunt verbum Dei, et custodiunt illud. Er aber sprach: Ja, freilich selig, welche Gottes Wort hören, und es beobachten!¹⁸ Lukas Lk 49 11 28 18 Allerdings ist meine Mutter selig, aber mehr, weil sie mein Wort gläubig in sich trägt, als weil sie mich unter den Herzen getragen (Aug.). So vollendet Christus die Seligpreisung des Weibes und zeigt gleichzeitig allen den wahren Weg zur Seligkeit. Lukas Lk 49 11 29 Turbis autem concurrentibus cpit dicere: Generatio hæc, generatio nequam est: signum quærit, et signum non dabitur ei, nisi signum Jonæ prophetæ. Als aber das Volk sich versammelte, fing er an zu sagen: Dieses Geschlecht ist ein böses Geschlecht; es verlangt ein Zeichen,¹⁹ aber es wird ihm kein Zeichen gegeben werden, als das Zeichen Jonas, des Propheten. [Mt 12,39] Lukas Lk 49 11 29 19 So hatten sie schon am Beginn seiner öffentlichen Tätigkeit gehandelt. Siehe [Joh 2,18.19]. Sie fordern ein größeres Wunder als die schon gesehenen. Lukas Lk 49 11 3 Panem nostrum quotidianum da nobis hodie. Gib uns unser tägliches Brot heute! Lukas Lk 49 11 30 Nam sicut fuit Jonas signum Ninivitis: ita erit et Filius hominis generationi isti. Denn gleichwie Jonas den Niniviten ein Zeichen war,²⁰ so wird es auch der Menschensohn diesem Geschlechte sein. [Jona 2,1] Lukas Lk 49 11 30 20 Jonas wurde den Niniviten ein Zeichen, dessen Vernachlässigung sie dem Verderben überliefert hätte. Lukas Lk 49 11 31 Regina Austri surget in judicio cum viris generationis hujus, et condemnabit illos: quia venit a finibus terræ audire sapientiam Salomonis: et ecce plus quam Salomon hic. Die Königin von Mittag wird im Gerichte wider die Männer dieses Geschlechtes auftreten und sie verdammen;²¹ denn sie kam von den Enden der Erde, um die Weisheit Salomons zu hören; und siehe, hier ist mehr als Salomon! [1Kön 10,1, 2Chr 9,1] Lukas Lk 49 11 31 21 Durch die Berufung auf das, was sie getan. Lukas Lk 49 11 32 Viri Ninivitæ surgent in judicio cum generatione hac, et condemnabunt illam: quia pnitentiam egerunt ad prædicationem Jonæ, et ecce plus quam Jonas hic. Die Männer von Ninive werden im Gerichte wider dieses Geschlecht auftreten, und es verdammen; denn sie haben auf die Predigt des Jonas Buße getan; und siehe, hier ist mehr als Jonas!²² [Jona 3,5] Lukas Lk 49 11 32 22 Jonas predigte durch wenige Tage, ich so lange; jener einem ungläubigen Volke, ich dem Volke Gottes; jener Fremden, ich Mitbürgern; jener in einfacher Rede, ich mit Wundern (Beda.). Der Heiland stellt seine Würde deutlich vor Augen. Lukas Lk 49 11 33 Nemo lucernam accendit, et in abscondito ponit, neque sub modio: sed supra candelabrum, ut qui ingrediuntur, lumen videant. Niemand zündet ein Licht an, und stellt es an einen verborgenen Ort, noch unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter, damit die Eintretenden das Licht sehen.²³ [Mt 5,15, Mk 4,21, Lk 8,16] Lukas Lk 49 11 33 23 So handelt Gott, er offenbart seinen Willen und hat ihnen den Heiland genugsam bezeugt. Öffnen sie aber ihre Augen dem Lichte? Lukas Lk 49 11 34 Lucerna corporis tui, est oculus tuus. Si oculus tuus fuerit simplex, totum corpus tuum lucidum erit: si autem nequam fuerit, etiam corpus tuum tenebrosum erit. Die Leuchte deines Leibes ist dein Auge. Wenn dein Auge²⁴ unverdorben ist, so wird dein ganzer Leib licht sein; wenn es aber schlecht ist, so wird auch dein Leib finster sein. [Mt 6,22] Lukas Lk 49 11 34 24 Die Vernunft, welche von Gott durch die Offenbarung erleuchtet wird, wenn der Mensch ihr kein Hindernis entgegenstellt. Lukas Lk 49 11 35 Vide ergo ne lumen, quod in te est, tenebræ sint. Siehe also zu, dass das Licht, welches in dir ist, nicht Finsternis sei!²⁵ Lukas Lk 49 11 35 25 Wie dies geschieht, siehe [Joh 3,19.20, Joh 5,44]. Lukas Lk 49 11 36 Si ergo corpus tuum totum lucidum fuerit, non habens aliquam partem tenebrarum, erit lucidum totum, et sicut lucerna fulgoris illuminabit te. Wenn daher dein Leib ganz erleuchtet ist, und nichts Finsteres an sich hat, so wird er ganz erleuchtet sein,²⁶ und dich erhellen, wie das Leuchten des Blitzes. Lukas Lk 49 11 36 26 Anders die Guten. Das erste Satzglied ist: Der ganze Leib. Das zweite: Dieses Licht wird umso größer sein, je reiner der Sinn ist, der es aufnimmt. Lukas Lk 49 11 37 Et cum loqueretur, rogavit illum quidam Pharisæus ut pranderet apud se. Et ingressus recubuit. Als er so redete, bat ihn ein Pharisäer, dass er bei ihm zu Mittag speisen möchte. Und er ging hinein, und setzte sich zu Tische. Lukas Lk 49 11 38 Pharisæus autem cpit intra se reputans dicere, quare non baptizatus esset ante prandium. Der Pharisäer aber fing an, bei sich zu denken und zu sagen: Warum doch hat er sich nicht gewaschen²⁷ vor der Mahlzeit? [Mt 15,2] Lukas Lk 49 11 38 27 Eine größere Waschung vorgenommen. Lukas Lk 49 11 39 Et ait Dominus ad illum: Nunc vos Pharisæi quod deforis est calicis, et catini, mundatis: quod autem intus est vestrum, plenum est rapina, et iniquitate. Und der Herr sprach zu ihm: Nun denn,²⁸ ihr Pharisäer,²⁹ das Auswendige des Bechers und der Schüssel reinigt ihr; euer Inwendiges aber ist voll Raub und Ungerechtigkeit. [Mt 23,25] Lukas Lk 49 11 39 28 Vielleicht: jetzt anders als ehemals. Lukas Lk 49 11 39 29 Der Heiland will die blinden Lehrer heilen. Lukas Lk 49 11 4 Et dimitte nobis peccata nostra, siquidem et ipsi dimittimus omni debenti nobis. Et ne nos inducas in tentationem. Und vergib uns unsere Sünden,⁵ wie auch wir vergeben allen unsern Schuldigern! Und führe uns nicht in Versuchung!⁶ Lukas Lk 49 11 4 5 Es folgen Güter höherer Ordnung: die heiligmachende Gnade. Das Gebet ist kürzer als bei Matthäus. Vielleicht hat der Heiland es zweimal gelehrt. Lukas Lk 49 11 4 6 Die Form dieses Gebetes ruft Vertrauen hervor und weckt die Beharrlichkeit. Beide Eigenschaften erklärt Christus durch ein Gleichnis. Lukas Lk 49 11 40 Stulti, nonne qui fecit quod deforis est, etiam id, quod deintus est, fecit? Ihr Toren! hat nicht der, welcher das Auswendige gemacht hat, auch das Inwendige gemacht?³⁰ Lukas Lk 49 11 40 30 Nehmet ihr für Gott äußere Reinigungen vor, warum wollt ihr da euer Herz vernachlässigen? Lukas Lk 49 11 41 Verumtamen quod superest, date eleemosynam: et ecce omnia munda sunt vobis. Gebet lieber von dem, was euch übrig ist, Almosen; und siehe, alles ist euch rein!³¹ Lukas Lk 49 11 41 31 Sie sind weit davon entfernt, das zu beherzigen, was Jesus V. 39. 40 gesagt. Lukas Lk 49 11 42 Sed væ vobis Pharisæis, quia decimatis mentham, et rutam, et omne olus, et præteritis judicium, et caritatem Dei: hæc autem oportuit facere, et illa non omittere. Aber wehe euch Pharisäern! Ihr verzehntet die Krausemünze, die Weinraute³² und jedes Gemüse; aber das Recht³³ und die Liebe Gottes übertretet ihr. Dieses muss man tun, und jenes nicht unterlassen.³⁴ Lukas Lk 49 11 42 32 Ruta graveolens, eine Art Terebinthe. Lukas Lk 49 11 42 33 Die Gerechtigkeit (Cyr.) oder das Gericht Gottes (Ambros.). Im übrigen vergl. [Mt 23,23]. Lukas Lk 49 11 42 34 Sie tun an äußerlichen Dingen mehr, als das Gesetz fordert. In welcher Absicht aber? Vergl. [Mt 23,6.7] Lukas Lk 49 11 43 Væ vobis Pharisæis, quia diligitis primas cathedras in synagogis, et salutationes in foro. Wehe euch Pharisäern! die ihr die ersten Plätze in den Synagogen und die Begrüßungen auf dem Markte liebet. [Mt 23,6, Mk 12,39, Lk 20,46] Lukas Lk 49 11 44 Væ vobis, quia estis ut monumenta, quæ non apparent, et homines ambulantes supra, nesciunt. Wehe euch, die ihr wie die Gräber seid, welche man nicht sieht, und über welche die Leute hingehen, ohne es zu wissen!³⁵ Lukas Lk 49 11 44 35 Dass sie unrein werden. [Num 16,9] Lukas Lk 49 11 45 Respondens autem quidam ex legis peritis, ait illi: Magister, hæc dicens etiam contumeliam nobis facis. Ein Gesetzesgelehrter aber antwortete, und sprach zu ihm: Meister! wenn du dieses sagest, schmähest du auch uns. Lukas Lk 49 11 46 At ille ait: Et vobis legis peritis væ: quia oneratis homines oneribus, quæ portare non possunt, et ipsi uno digito vestro non tangitis sarcinas. Er aber sprach: Wehe auch euch, ihr Gesetzesgelehrten! Denn ihr leget den Menschen Lasten auf, die sie nicht tragen können, und ihr selbst berühret die Bürden nicht mit einem eurer Finger. [Mt 23,4] Lukas Lk 49 11 47 Væ vobis, qui ædificatis monumenta prophetarum: patres autem vestri occiderunt illos. Wehe euch, ihr bauet die Grabmäler der Propheten; eure Väter aber haben sie getötet! [Mt 23,29] Lukas Lk 49 11 48 Profecto testificamini quod consentitis operibus patrum vestrorum: quoniam ipsi quidem eos occiderunt, vos autem ædificatis eorum sepulchra. Wahrlich, ihr bezeuget damit, dass ihr den Taten eurer Väter beistimmet; denn diese zwar haben sie getötet, ihr aber bauet ihre Gräber!³⁶ Lukas Lk 49 11 48 36 In Gesinnung und Nachahmung zeigt ihr den Geist eurer Väter und billigt, was sie getan (Ambr., Cyr., Bed., Bonav.). Lukas Lk 49 11 49 Propterea et sapientia Dei dixit: Mittam ad illos prophetas, et apostolos, et ex illis occident, et persequentur: Darum hat auch die Weisheit Gottes³⁷ gesprochen: Ich werde Propheten und Apostel zu ihnen senden; und von diesen werden sie einige töten und verfolgen, Lukas Lk 49 11 49 37 Christus spricht nach Art der Propheten die Zukunft vorhersagend. Lukas Lk 49 11 5 Et ait ad illos: Quis vestrum habebit amicum, et ibit ad illum media nocte, et dicet illi: Amice, commoda mihi tres panes, Und er sprach zu ihnen: Wenn einer von euch einen Freund hätte, und er käme zu ihm um Mitternacht, und spräche zu ihm: Freund! leihe mir drei Brote, Lukas Lk 49 11 50 Ut inquiratur sanguis omnium prophetarum, qui effusus est a constitutione mundi a generatione ista, damit das Blut aller Propheten, das seit Anfang der Welt vergossen ward, von diesem Geschlechte gefordert werde, Lukas Lk 49 11 51 A sanguine Abel, usque ad sanguinem Zachariæ, qui periit inter altare, et ædem. Ita dico vobis, requiretur ab hac generatione. vom Blute Abels bis zum Blute des Zacharias, der zwischen dem Altare und dem Tempel umgekommen ist. Ja, ich sage euch, von diesem Geschlechte wird es gefordert werden! [Gen 4,8, 2Chr 24,22] Lukas Lk 49 11 52 Væ vobis legis peritis, quia tulistis clavem scientiæ, ipsi non introistis, et eos, qui introibant, prohibuistis. Wehe euch Gesetzesgelehrten! Weil ihr den Schlüssel der Erkenntnis³⁸ weggenommen habet, ihr selbst aber seid nicht hineingegangen, und denen, die hineingehen wollten, habet ihr es gewehrt. Lukas Lk 49 11 52 38 Die Wissenschaft, welche zu dem Heilande führen soll. Sie hindern andere durch ihren Hass und ihre Verleumdungen. Lukas Lk 49 11 53 Cum autem hæc ad illos diceret, cperunt Pharisæi, et legis periti graviter insistere, et os ejus opprimere de multis. Als er aber dieses zu ihnen sagte, fingen die Pharisäer und Gesetzesgelehrten an, ihm heftig zuzusetzen, um ihn mit vielen Reden zu überschreien, Lukas Lk 49 11 54 Insidiantes ei, et quærentes aliquid capere de ore ejus, ut accusarent eum. indem sie ihm eine Falle zu legen und etwas aus seinem Munde aufzufangen suchten, um ihn anklagen zu können. Lukas Lk 49 11 6 Quoniam amicus meus venit de via ad me, et non habeo quod ponam ante illum. denn ein Freund von mir ist auf der Reise zu mir gekommen, und ich habe nichts ihm vorzusetzen; Lukas Lk 49 11 7 Et ille deintus respondens dicat: Noli mihi molestus esse, jam ostium clausum est, et pueri mei mecum sunt in cubili: non possum surgere, et dare tibi. und wenn jener von innen antwortete, und spräche: Belästige mich nicht, schon ist die Türe zugeschlossen, und meine Kinder sind bei mir in der Kammer, ich kann nicht aufstehen, und dir geben. Lukas Lk 49 11 8 Et si ille perseveraverit pulsans: dico vobis, et si non dabit illi surgens eo quod amicus ejus sit, propter improbitatem tamen ejus surget, et dabit illi quotquot habet necessarios. Und wenn jener doch nicht abließe anzuklopfen: so sage ich euch, wenn er auch nicht aufstände, und ihm darum gäbe, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seines Ungestümes aufstehen, und ihm geben, so viel er nötig hat. Lukas Lk 49 11 9 Et ego dico vobis: Petite, et dabitur vobis: quærite, et invenietis: pulsate, et aperietur vobis. Auch ich sage euch:⁷ Bittet, so wird euch gegeben werden; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan werden. [Mt 7,7, Mt 21,22, Mk 11,24, Joh 14,13, Jak 1,5] Lukas Lk 49 11 9 7 Gleichsam schwörend (Cyr.). Der Mensch, der nicht geben wollte, gab endlich dennoch, wie viel mehr wird der Gütige, der uns selbst auffordert zu bitten, uns geben (Aug.). Lukas Lk 49 0 1 2. Die zweite Reise Jesu nach Jerusalem. (12 17,22) Mahnungen an die Jünger. (V. 12) Jesus wird als Richter in einer Erbstreitigkeit angerufen und warnt vor Habsucht und zu großer Sorge. (V. 34) Notwendigkeit der Wachsamkeit. (V. 53) Die Zeichen der Zeit mahnen alle zur Buße. Lukas Lk 49 12 1 Multis autem turbis circumstantibus, ita ut se invicem conculcarent, cpit dicere ad discipulos suos: Attendite a fermento Pharisæorum, quod est hypocrisis. Lukas Lk 49 12 10 Et omnis, qui dicit verbum in Filium hominis, remittetur illi: ei autem, qui in Spiritum sanctum blasphemaverit, non remittetur. Lukas Lk 49 12 11 Cum autem inducent vos in synagogas, et ad magistratus, et potestates, nolite solliciti esse qualiter, aut quid respondeatis, aut quid dicatis. Wenn man euch in die Synagogen führet, und vor die Obrigkeiten und die Machthaber, so sorget nicht, wie oder was ihr antworten, oder was ihr reden sollet; Lukas Lk 49 12 12 Spiritus enim sanctus docebit vos in ipsa hora quid oporteat vos dicere. denn der Heilige Geist wird euch in derselben Stunde lehren, was ihr sagen müsst.¹² [Mt 10,19.20] Lukas Lk 49 12 12 12 Vierter Grund. Lukas Lk 49 12 13 Ait autem ei quidam de turba: Magister, dic fratri meo ut dividat mecum hæreditatem. Es sprach aber einer aus dem Volke¹³ zu ihm: Meister! sage meinem Bruder, dass er die Erbschaft mit mir teile.¹⁴ Lukas Lk 49 12 13 13 Dasselbe, von dem V. 1 die Rede war. Lukas Lk 49 12 13 14 Das einzige Beispiel, dass jemand dem Heiland um Hilfe in Vermögensangelegenheiten anrief. Die Rabbinen pflegten in Testamentsangelegenheiten angerufen zu werden. Christus tadelt den Menschen nicht, dass er sein Recht sucht, aber erklärt, dass etwas derartiges von seinem Beruf fern liegt. Lukas Lk 49 12 14 At ille dixit illi: Homo, quis me constituit judicem, aut divisorem super vos? Er aber sprach zu ihm: Mensch!¹⁵ wer hat mich zum Richter oder Erbverteiler über euch gesetzt? Lukas Lk 49 12 14 15 Zeichen der Verwunderung. Lukas Lk 49 12 15 Dixitque ad illos: Videte, et cavete ab omni avaritia: quia non in abundantia cujusquam vita ejus est ex his quæ possidet. Und er sprach zu ihnen:¹⁶ Sehet zu, und hütet euch¹⁷ vor aller Habsucht; denn wenn auch jemand Überfluss hat, so hängt doch sein Leben nicht von seinen Gütern ab.¹⁸ Lukas Lk 49 12 15 16 Jesus benutzt jede Gelegenheit, Gutes zu stiften. Lukas Lk 49 12 15 17 Wenn unser Erlöser, der für uns gestorben ist, sagt: Hütet euch, so dürfen wir nicht leicht darüber hinweggehen. Sehen wir nicht, wie groß das Übel ist, so glauben wir es dem, der es kennt (Aug.). Lukas Lk 49 12 15 18 Dasselbe hängt von Gottes Willen ab, wie das folgende Gleichnis zeigt. Lukas Lk 49 12 16 Dixit autem similitudinem ad illos, dicens: Hominis cujusdam divitis uberes fructus ager attulit: Er sagte ihnen auch ein Gleichnis, und sprach: Eines reichen Mannes Acker¹⁹ trug reichliche Früchte. [Sir 11,19] Lukas Lk 49 12 16 19 Nach dem Griech. Eine große Länderstrecke (Cyr., Aug.). Lukas Lk 49 12 17 Et cogitabat intra se dicens: Quid faciam, quia non habeo quo congregem fructus meos? Da dachte er bei sich selbst, und sprach: Was soll ich tun, da ich nicht Raum habe, wo ich meine Feldfrüchte unterbringen könnte?²⁰ Lukas Lk 49 12 17 20 Nicht wie er sie gebrauchen, sondern wie er sie bewahren soll (Aug.). Lukas Lk 49 12 18 Et dixit: Hoc faciam: Destruam horrea mea, et majora faciam: et illuc congregabo omnia, quæ nata sunt mihi, et bona mea, Und er sprach: Das will ich tun: Ich werde meine²¹ Scheunen abbrechen, und größere bauen; daselbst werde ich alles, was mir gewachsen, und meine Güter zusammenbringen. Lukas Lk 49 12 18 21 Wie oft wiederholt er das Wort: meine! Er hätte den Armen mitteilen sollen (Basil.). Lukas Lk 49 12 19 Et dicam animæ meæ: Anima, habes multa bona posita in annos plurimos: requiesce, comede, bibe, epulare. Dann werde ich zu meiner Seele sagen: Meine Seele! du hast viele Güter liegen auf sehr viele Jahre;²² ruhe aus, iss, trink, lass es dir wohl sein! Lukas Lk 49 12 19 22 Er misst sich Lebensjahre zu, als wenn er auch solche eingeerntet hätte (Cyr.). Lukas Lk 49 12 2 Nihil autem opertum est, quod non reveletur: neque absconditum, quod non sciatur. Es ist aber nichts verborgen, was nicht offenbar, und nichts heimlich, was nicht bekannt würde.⁴ [Mt 10,26, Mk 4,22] Lukas Lk 49 12 2 4 Auch ihre Heuchelei wird aufgedeckt werden. Lukas Lk 49 12 20 Dixit autem illi Deus: Stulte, hac nocte animam tuam repetunt a te: quæ autem parasti, cujus erunt? Gott aber sprach zu ihm:²³ Du Tor! in dieser Nacht²⁴ fordert man deine Seele von dir; was du nun bereitet hast, wessen wird es sein? Lukas Lk 49 12 20 23 Vergl. zu dem Gleichnisse [Sir 11,18-20]. Lukas Lk 49 12 20 24 Während du über deine Besitzungen nachdenkst. Vergl. [Jak 4,13-15]. Lukas Lk 49 12 21 Sic est qui sibi thesaurizat, et non est in Deum dives. So geht es dem, der sich Schätze sammelt, und nicht bei Gott reich ist.²⁵ [1Tim 6,17] Lukas Lk 49 12 21 25 An tugendhaften Werken. Lukas Lk 49 12 22 Dixitque ad discipulos suos: Ideo dico vobis: Nolite solliciti esse animæ vestræ quid manducetis: neque corpori quid induamini. Lukas Lk 49 12 23 Anima plus est quam esca, et corpus plus quam vestimentum. Das Leben ist mehr als die Speise, und der Leib mehr als die Kleidung.²⁷ Lukas Lk 49 12 23 27 Erster Grund: Der das Größere gegeben, wird das Geringere nicht versagen. Der zweite Grund schließt von dem Geringeren auf das Größere. Lukas Lk 49 12 24 Considerate corvos quia non seminant, neque metunt, quibus non est cellarium, neque horreum, et Deus pascit illos. Quanto magis vos pluris estis illis? Betrachtet die Raben,²⁸ sie säen nicht und ernten nicht, sie haben weder Keller noch Scheunen, und Gott ernähret sie. Wie viel mehr seid ihr wert als sie? Lukas Lk 49 12 24 28 Die Raben sind sehr fressgierig. Der Heiland gibt noch eine andere Lehre. Was in ihrer Macht ist, tun sie, was aber über ihre Natur hinausgeht, das Säen, bekümmert sie nicht. So muss der Mensch auch das Gute tun, das Gottes Ordnung fordert, alles übrige aber lassen. Der dritte Grund V. 25 26. Lukas Lk 49 12 25 Quis autem vestrum cogitando potest adjicere ad staturam suam cubitum unum? Wer von euch kann mit seinen Sorgen seiner Leibeslänge²⁹ auch nur eine Elle zusetzen? [Mt 6,27] Lukas Lk 49 12 25 29 Besser: Seiner Lebenszeit. Für die Körpergröße wäre eine Elle nichts Geringes. Lukas Lk 49 12 26 Si ergo neque quod minimum est potestis, quid de ceteris solliciti estis? Wenn ihr nun auch nicht einmal das Geringste vermöget, was sorget ihr euch für das übrige? Lukas Lk 49 12 27 Considerate lilia quomodo crescunt: non laborant, neque nent: dico autem vobis, nec Salomon in omni gloria sua vestiebatur sicut unum ex istis. Betrachtet die Lilien, wie sie wachsen. Sie arbeiten nicht, und spinnen nicht; ich sage euch aber, selbst Salomon in seiner ganzen Pracht war nicht gekleidet wie eine von diesen. Lukas Lk 49 12 28 Si autem fnum, quod hodie est in agro, et cras in clibanum mittitur, Deus sic vestit: quanto magis vos pusillæ fidei? Wenn nun Gott das Gras, welches heute auf dem Felde steht, und morgen in den Ofen geworfen wird, also kleidet, wie viel mehr euch, ihr Kleingläubigen! Lukas Lk 49 12 29 Et vos nolite quærere quid manducetis, aut quid bibatis: et nolite in sublime tolli: Darum fraget auch ihr nicht, was ihr essen oder was ihr trinken möget, und trachtet nicht hoch hinaus, Lukas Lk 49 12 3 Quoniam quæ in tenebris dixistis, in lumine dicentur: et quod in aurem locuti estis in cubiculis, prædicabitur in tectis. Denn was ihr im Finstern gesprochen habt, das wird im Lichte verkündet werden; und was ihr in den Kammern in's Ohr geredet habet, das wird auf den Dächern gepredigt werden.⁵ Lukas Lk 49 12 3 5 Weder Finsternis, noch geheime Weise, noch Ort wird etwas vor der Offenbarung sichern. Im Morgenlande waren die Dächer flach, so dass man von denselben herab zum Volke reden konnte. Lukas Lk 49 12 30 Hæc enim omnia gentes mundi quærunt. Pater autem vester scit quoniam his indigetis. denn nach allem diesem trachten die Heiden. Euer Vater aber weiß, dass ihr dessen bedürfet. [Mt 6,32] Lukas Lk 49 12 31 Verumtamen quærite primum regnum Dei, et justitiam ejus: et hæc omnia adjicientur vobis. Vielmehr suchet zuerst das Reich Gottes³⁰ und seine Gerechtigkeit, so wird euch dieses alles zugegeben werden. Lukas Lk 49 12 31 30 Dort ist die Fülle aller Güter. So machen sie sich für das Reich Gottes zugleich geeigneter. Lukas Lk 49 12 32 Nolite timere pusillus grex, quia complacuit Patri vestro dare vobis regnum. Fürchte dich nicht, du kleine Herde! denn es hat euerm Vater gefallen, euch das Reich zu geben. Lukas Lk 49 12 33 Vendite quæ possidetis, et date eleemosynam. Facite vobis sacculos, qui non veterascunt, thesaurum non deficientem in clis: quo fur non appropiat, neque tinea corrumpit. Lukas Lk 49 12 34 Ubi enim thesaurus vester est, ibi et cor vestrum erit. Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.³² [Mt 6,21] Lukas Lk 49 12 34 32 Eure Furcht, Sorge, Hoffnung, Freude usw. Lukas Lk 49 12 35 Sint lumbi vestri præcincti, et lucernæ ardentes in manibus vestris, Eure Lenden seien umgürtet,³³ und die Lampen brennend in euren Händen,³⁴ Lukas Lk 49 12 35 33 Um für jeden Befehl des Herrn gerüstet zu sein: durch Abtötung des Leibes (Greg.), aller Leidenschaften (Aug.), die Übung aller Tugenden. (Euseb.) Lukas Lk 49 12 35 34 Bereit, Gott, wenn er zum Gerichte kommt, zu empfangen. Lukas Lk 49 12 36 Et vos similes hominibus exspectantibus dominum suum quando revertatur a nuptiis: ut, cum venerit, et pulsaverit, confestim aperiant ei. und ihr seiet Menschen ähnlich, die auf ihren Herrn warten, wann er von der Hochzeit³⁵ zurückkommen wird, damit, wenn er kommt und anklopft, sie ihm sogleich auftun. Lukas Lk 49 12 36 35 Die Zeit der Rückkehr ist ungewiss. Christus kommt von seiner Vermählung mit der triumphierenden Kirche, den heiligen Seelen (Theoph.) oder den heiligen Engeln (Greg., Bed., Bonav.). Lukas Lk 49 12 37 Beati servi illi, quos cum venerit dominus, invenerit vigilantes: amen dico vobis, quod præcinget se, et faciet illos discumbere, et transiens ministrabit illis. Selig jene Knechte, welche der Herr wachend findet, wenn er kommt! Wahrlich, ich sage euch, er wird sich aufgürten, und sie zu Tische sitzen lassen, und umhergehen, und sie bedienen.³⁶ Lukas Lk 49 12 37 36 Dies pflegt bei Menschen nicht zu geschehen. So beschreibt der Herr die Größe des himmlischen Lohnes. Lukas Lk 49 12 38 Et si venerit in secunda vigilia, et si in tertia vigilia venerit, et ita invenerit, beati sunt servi illi. Und wenn er in der zweiten Nachtwache kommt, oder in der dritten Nachtwache kommt, und sie so findet, selig sind jene Knechte!³⁷ Lukas Lk 49 12 38 37 Zu jeder Tageszeit (Lebenszeit) kann er kommen, deshalb gilt es, nicht lässig zu werden und zu wachen. Die erste Vigilie wird nicht genannt, weil die Hochzeitsfeier in dieselbe fällt. Lukas Lk 49 12 39 Hoc autem scitote, quoniam si sciret paterfamilias, qua hora fur veniret, vigilaret utique, et non sineret perfodi domum suam. Das aber sollt ihr wissen, wenn der Hausvater wüsste, zu welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er sicherlich wachen, und nicht in sein Haus einbrechen lassen.³⁸ [Mt 24,43] Lukas Lk 49 12 39 38 Die Diebe kommen unvermerkt und stiften so Schaden. Vergl. [Offb 16,15]. Lukas Lk 49 12 4 Dico autem vobis amicis meis: Ne terreamini ab his, qui occidunt corpus, et post hæc non habent amplius quid faciant. Euch aber, meinen Freunden,⁶ sage ich: Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten, und darnach⁷ nichts mehr tun können! Lukas Lk 49 12 4 6 Dies ist die Ursache der Verfolgung, dass sie die Freunde des Herrn sind. Lukas Lk 49 12 4 7 Nach verschiedenen Todesarten, die sie sich ausdenken können. Lukas Lk 49 12 40 Et vos estote parati, quia qua hora non putatis, Filius hominis veniet. So seid denn auch ihr bereit; denn zu einer Stunde, da ihr es nicht meinet, wird der Menschensohn kommen. Lukas Lk 49 12 41 Ait autem ei Petrus: Domine, ad nos dicis hanc parabolam: an et ad omnes? Petrus aber sprach zu ihm: Herr! sagst du dieses Gleichnis für uns, oder auch für alle?³⁹ Lukas Lk 49 12 41 39 Christus hatte zu den Aposteln gesprochen s. V. 32. Zudem schien nur diesen der ehrenvolle Name Diener Christi zuzukommen, deshalb fragt Petrus über das V. 33 40 vorgelegte Gleichnis. Christus antwortet durch ein anderes Gleichnis, dessen Ausdehnung V. 47. 48 anzeigen. Lukas Lk 49 12 42 Dixit autem Dominus: Quis, putas, est fidelis dispensator, et prudens, quem constituit dominus supra familiam suam, ut det illis in tempore tritici mensuram? Und der Herr sprach: Wer ist wohl der treue⁴⁰ und kluge⁴¹ Haushalter, den der Herr über sein Gesinde gesetzt hat, damit er ihnen zur rechten Zeit den angemessenen Unterhalt reiche? Lukas Lk 49 12 42 40 Der seines Herrn Willen genau tut. Lukas Lk 49 12 42 41 Der das anvertraute Gut Zeit und Umständen gemäß nach den Absichten seines Herrn verwaltet. Lukas Lk 49 12 43 Beatus ille servus, quem cum venerit Dominus, invenerit ita facientem. Selig ist jener Knecht, den der Herr, wenn er kommt, also handelnd findet! Lukas Lk 49 12 44 Vere dico vobis, quoniam supra omnia, quæ possidet, constituet illum. Wahrlich, ich sage euch, über alle seine Besitztümer wird er ihn setzen! Lukas Lk 49 12 45 Quod si dixerit servus ille in corde suo: Moram facit dominus meus venire: et cperit percutere servos, et ancillas, et edere, et bibere, et inebriari: Wenn aber jener Knecht in seinem Herzen spräche: Mein Herr verziehet zu kommen; und wenn er anfinge die Knechte und Mägde zu schlagen, zu essen, zu trinken, und sich zu berauschen, Lukas Lk 49 12 46 Veniet dominus servi illius in die, qua non sperat, et hora, qua nescit, et dividet eum, partemque ejus cum infidelibus ponet. so wird der Herr dieses Knechtes kommen an einem Tage, da er es nicht erwartet, und zu einer Stunde, da er es nicht weiß, und wird ihn absondern, und ihm seinen Teil mit den Ungetreuen geben.⁴² Lukas Lk 49 12 46 42 Der ungetreue Knecht wird in seinen Sünden dahinsterben. Lukas Lk 49 12 47 Ille autem servus, qui cognovit voluntatem domini sui, et non præparavit, et non fecit secundum voluntatem ejus, vapulabit multis: Jener Knecht aber, der den Willen seines Herrn⁴³ gekannt, und sich nicht bereit gehalten, und nicht getan hat nach seinem Willen, wird viele Streiche bekommen. Lukas Lk 49 12 47 43 Die Befehle seines Herrn. Diese werden besonders aus der Offenbarung erkannt. Lukas Lk 49 12 48 Qui autem non cognovit, et fecit digna plagis, vapulabit paucis. Omni autem, cui multum datum est, multum quæretur ab eo: et cui commendaverunt multum, plus petent ab eo. Der ihn aber nicht gekannt,⁴⁴ und das getan hat, was Schläge verdient,⁴⁵ wird weniger erhalten. Von einem jeden aber, dem viel gegeben worden ist, wird viel gefordert werden; und wem viel anvertraut worden ist, von dem wird mehr gefordert werden. Lukas Lk 49 12 48 44 Den offenbarten Willen Gottes, oder: Der es vernachlässigt hat, den Willen seines Herrn zu erfahren (Cyr., Euth., Theoph.). Lukas Lk 49 12 48 45 Erkennend, dass er gegen die Stimme des Gewissens Strafwürdiges getan. Die Erkenntnis ist geringer, daher auch die Strafe. Lukas Lk 49 12 49 Ignem veni mittere in terram, et quid volo nisi ut accendatur? Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu senden, und was will ich anders, als dass es brenne?⁴⁶ Lukas Lk 49 12 49 46 Jeder muss je nach den anvertrauten Gaben sein Heil wirken, denn dazu hat der Herr das reinigende und entflammende Feuer der mitwirkenden Gnade gebracht. Andere Ausleger anders. Lukas Lk 49 12 5 Ostendam autem vobis quem timeatis: timete eum, qui, postquam occiderit, habet potestatem mittere in gehennam: ita dico vobis, hunc timete. Ich will euch aber zeigen, wen ihr fürchten sollet: Fürchtet den, welcher, nachdem er getötet hat, Macht hat, in die Hölle zu werfen. Ja, sage ich euch, diesen fürchtet!⁸ Lukas Lk 49 12 5 8 Die Furcht Gottes muss jede andere Furcht besiegen. Lukas Lk 49 12 50 Baptismo autem habeo baptizari: et quomodo coarctor usquedum perficiatur? Aber ich muss⁴⁷ mit einer Taufe getauft werden;⁴⁸ und wie drängt es mich,⁴⁹ bis es vollbracht wird! [Mk 10,38] Lukas Lk 49 12 50 47 Christus muss indes durch sein Leiden der Welt diese übernatürliche Hilfe verdienen. Lukas Lk 49 12 50 48 Mit der Taufe seines Blutes. Lukas Lk 49 12 50 49 Ich werde beängstigt. Immer steht dem Heiland sein Leiden vor Augen (Ambr.). Ich sehne mich danach (Theoph.). Lukas Lk 49 12 51 Putatis quia pacem veni dare in terram? Non, dico vobis, sed separationem: Meinet ihr, dass ich gekommen sei, der Erde Frieden zu geben? Nein, sage ich euch, sondern Entzweiung; [Mt 10,34.35] Lukas Lk 49 12 52 Erunt enim ex hoc quinque in domo una divisi, tres in duos, et duo in tres. denn von nun an werden fünf in einem Hause uneins sein, drei mit zweien, und zwei mit dreien; Lukas Lk 49 12 53 Dividentur: pater in filium, et filius in patrem suum, mater in filiam, et filia in matrem, socrus in nurum suam, et nurus in socrum suam. uneins der Vater mit dem Sohne, und der Sohn mit seinem Vater, die Mutter mit der Tochter, und die Tochter mit der Mutter, die Schwiegermutter mit ihrer Schwiegertochter, und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. Lukas Lk 49 12 54 Dicebat autem et ad turbas: Cum videritis nubem orientem ab occasu, statim dicitis: Nimbus venit: et ita fit. Er sprach aber auch zu dem Volke:⁵⁰ Wenn ihr eine Wolke von Abend her⁵¹ aufsteigen sehet, so saget ihr sogleich: Es kommt Regen! und es trifft so ein; Lukas Lk 49 12 54 50 Wie zuvor die Jünger, so ermahnt der Heiland jetzt das Volk zur Wachsamkeit (Bonav.). Freilich ist dieses nicht so auf seine Mahnungen vorbereitet wie jene. Lukas Lk 49 12 54 51 Von der Meerseite her. Diese Rede ist verschieden von der bei anderer Gelegenheit gehaltenen. [Mt 16,2] Lukas Lk 49 12 55 Et cum austrum flantem, dicitis: Quia æstus erit: et fit. und wenn ihr den Südwind wehen sehet, saget ihr: Es wird heiß werden! und es trifft zu. Lukas Lk 49 12 56 Hypocritæ faciem cli, et terræ nostis probare: hoc autem tempus quomodo non probatis? Ihr Heuchler!⁵² das Aussehen des Himmels und der Erde wisset ihr zu prüfen, warum würdigt ihr denn aber diese Zeit nicht? [Mt 16,4] Lukas Lk 49 12 56 52 Dies ist der Grund, weshalb sie es nicht vermögen. Lukas Lk 49 12 57 Quid autem et a vobis ipsis non judicatis quod justum est? Warum beurteilet ihr nicht auch von euch selbst,⁵³ was recht ist?⁵⁴ Lukas Lk 49 12 57 53 Und erwählet? Ihr Gewissen allein, ohne äußere Zeugnisse, musste ihnen die Kenntnis der gegenwärtigen Zeit geben. Lukas Lk 49 12 57 54 Was das Rechte ist, zeigt Jesus durch ein Gleichnis: die Buße. Lukas Lk 49 12 58 Cum autem vadis cum adversario tuo ad principem, in via da operam liberari ab illo, ne forte trahat te ad judicem, et judex tradat te exactori, et exactor mittat te in carcerem. Wenn du aber mit deinem Widersacher zur Obrigkeit gehest, so gib dir auf dem Wege Mühe, von ihm frei zu werden, damit er dich nicht etwa vor den Richter schleppe, und der Richter dich dem Gerichtsdiener übergebe, und der Gerichtsdiener dich in das Gefängnis werfe.⁵⁵ Lukas Lk 49 12 58 55 Es ist nicht notwendig zu fragen, wer der Gläubiger ist, da nicht jeder Punkt eines Gleichnisses notwendig zur Anwendung bestimmt ist. Der Sinn ist: Jetzt erfasset im Glauben und im Werke das messianische Heil, damit ihr nicht dem Gerichte Gottes verfallet. Lukas Lk 49 12 59 Dico tibi, non exies inde, donec etiam novissimum minutum reddas. Ich sage dir, du wirst von da nicht herauskommen, bis du auch den letzten Heller bezahlt hast. Lukas Lk 49 12 6 Nonne quinque passeres veneunt dipondio, et unus ex illis non est in oblivione coram Deo? Verkauft man nicht fünf Sperlinge um zwei Pfennige?⁹ Und nicht einer von ihnen ist in Vergessenheit vor Gott. Lukas Lk 49 12 6 9 Zweiter Grund. Vergl. [Mt 10,29]. Lukas Lk 49 12 7 Sed et capilli capitis vestri omnes numerati sunt. Nolite ergo timere: multis passeribus pluris estis vos. Aber auch die Haare eures Hauptes sind alle gezählt. Fürchtet euch also nicht; ihr seid mehr wert als viele Sperlinge. Lukas Lk 49 12 8 Dico autem vobis: Omnis, quicumque confessus fuerit me coram hominibus, et Filius hominis confitebitur illum coram Angelis Dei: Ich sage euch aber: Ein jeder, der mich vor den Menschen bekennen wird, den wird auch der Menschensohn vor den Engeln Gottes bekennen.¹⁰ [Mt 10,32, Mk 8,38, 2Tim 2,12, Lk 9,26] Lukas Lk 49 12 8 10 Dritter Grund. Lukas Lk 49 12 9 Qui autem negaverit me coram hominibus, negabitur coram Angelis Dei. Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, der wird auch vor den Engeln Gottes verleugnet werden. Lukas Lk 49 0 1 Ohne Buße ist der Fall Jerusalems nicht abzuwenden. (V. 9) Heilung eines gekrümmten Weibes am Sabbate (V. 17) und Beschreibung des Reiches Gottes (V. 22). 3. Ereignisse nach dem Laubhüttenfeste. (13,23 17,10) Die enge Pforte. (30.) Versuch der Pharisäer und des Herodes den Heiland aus Galiläa zu entfernen. Lukas Lk 49 13 1 Aderant autem quidam ipso in tempore, nuntiantes illi de Galilæis, quorum sanguinem Pilatus miscuit cum sacrificiis eorum. Es waren aber zu derselben Zeit¹ einige gegenwärtig, die ihm von den Galiläern Nachricht gaben, welche Pilatus eben, da sie opferten, hatte niedermetzeln lassen.² Lukas Lk 49 13 1 1 Zur Zeit der vorstehenden Reden. Lukas Lk 49 13 1 2 Es ist nicht bekannt, wer diese waren. Lukas Lk 49 13 10 Erat autem docens in synagoga eorum sabbatis. Am Sabbate aber lehrte er in ihrer Synagoge. Lukas Lk 49 13 11 Et ecce mulier, quæ habebat spiritum infirmitatis annis decem et octo: et erat inclinata, nec omnino poterat sursum respicere. Siehe, da war ein Weib, das schon achtzehn Jahre einen Geist der Krankheit⁹ hatte; sie war zusammengekrümmt, und konnte durchaus nicht aufwärts blicken. Lukas Lk 49 13 11 9 Nicht natürliche Schwachheit, sondern ein böser Geist ist der Urheber ihrer Unfähigkeit aufwärts zu blicken. Lukas Lk 49 13 12 Quam cum videret Jesus, vocavit eam ad se, et ait illi: Mulier, dimissa es ab infirmitate tua. Da nun Jesus sie sah, rief er sie zu sich, und sprach zu ihr: Weib, du bist von deiner Krankheit befreit! Lukas Lk 49 13 13 Et imposuit illi manus, et confestim erecta est, et glorificabat Deum. Und er legte ihr die Hände auf,¹⁰ und sie richtete sich sogleich auf, und pries Gott. Lukas Lk 49 13 13 10 Seine heiligste Menschheit ist mit der Gottheit vereint. Lukas Lk 49 13 14 Respondens autem archisynagogus, indignans quia sabbato curasset Jesus, dicebat turbæ: Sex dies sunt, in quibus oportet operari: in his ergo venite, et curamini, et non in die sabbati. Da nahm der Synagogen-Vorsteher das Wort, entrüstet, dass Jesus am Sabbate geheilt hatte, und sprach zu dem Volke:¹¹ Sechs Tage sind es, an welchen man arbeiten soll; an diesen also kommet, und lasset euch heilen,¹² aber nicht am Tage des Sabbats! Lukas Lk 49 13 14 11 Er wagt es nicht, den Heiland zur Rede zu stellen. Er führt [Dtn 5,13] an, um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen. Lukas Lk 49 13 14 12 Das Weib hatte nicht um Heilung gebeten, so treffen also die Worte den Heiland, wie [Joh 9,16]. Lukas Lk 49 13 15 Respondens autem ad illum Dominus dixit: Hypocritæ, unusquisque vestrum sabbato non solvit bovem suum, aut asinum a præsepio, et ducit adaquare? Der Herr aber antwortete, und sprach zu ihm: Ihr Heuchler!¹³ bindet nicht jeder von euch am Sabbate seinen Ochsen oder Esel von der Krippe los, und führt ihn zur Tränke? Lukas Lk 49 13 15 13 Aus V. 17 erhellt, dass mehrere zugegen waren. Was sie aus Hass gegen Christus tun, bedecken sie mit dem Mantel des Eifers. Lukas Lk 49 13 16 Hanc autem filiam Abrahæ, quam alligavit satanas, ecce decem et octo annis non oportuit solvi a vinculo isto die sabbati? Diese Tochter Abrahams aber, die der Satan siehe, achtzehn Jahre gebunden hielt, sollte nicht von dieser Fessel gelöset werden am Tage des Sabbats?¹⁴ Lukas Lk 49 13 16 14 Jedes einzelne Wort ist mit Nachdruck gesagt. Sie rühmen sich Abrahams: eine Tochter Abrahams wird zwei Tieren gegenübergestellt. Diese zu lösen und zur Tränke zu führen ist eine viel größere Arbeit, als die Hand auflegen und sagen: Du bist geheilt. Wäre die Frau ferner von natürlichen Ursachen, nicht vom Satan gebunden gewesen, so wäre weniger Veranlassung gewesen, sie am Sabbat zu heilen; aber sie von einem solchen Feinde zu befreien, war kein anderer Tag geeigneter als der Gott geweihte. Endlich stehen 18 Jahre gegen wenige Stunden. Die Frau ist das Bild der Menschheit unter der Herrschaft Satans (Euth.), ja eines jeden Sünders (Greg.). Lukas Lk 49 13 17 Et cum hæc diceret, erubescebant omnes adversarii ejus: et omnis populus gaudebat in universis, quæ gloriose fiebant ab eo. Und als er dieses sagte, schämten sich alle seine Widersacher; das ganze Volk aber freute sich über alle die herrlichen Taten, die durch ihn geschahen. Lukas Lk 49 13 18 Dicebat ergo: Cui simile est regnum Dei, et cui simile æstimabo illud? Und er sprach: Wem ist das Reich Gottes gleich, und womit soll ich es vergleichen?¹⁵ Lukas Lk 49 13 18 15 Trotz aller Hindernisse wird das Reich Gottes siegen. Die Form der Frage erregt die Aufmerksamkeit. Lukas Lk 49 13 19 Simile est grano sinapis, quod acceptum homo misit in hortum suum, et crevit, et factum est in arborem magnam: et volucres cli requieverunt in ramis ejus. Es ist gleich einem Senfkörnlein, welches ein Mensch nahm, und in seinen Garten säete. Es wuchs, und ward zu einem großen Baume, und die Vögel des Himmels ruhten auf seinen Zweigen.¹⁶ [Mt 13,31, Mk 4,31] Lukas Lk 49 13 19 16 Vergl. [Ez 17,23]. Lukas Lk 49 13 2 Et respondens dixit illis: Putatis quod hi Galilæi præ omnibus Galilæis peccatores fuerint, quia talia passi sunt? Und er antwortete, und sprach zu ihnen: Meinet ihr, diese Galiläer seien größere Sünder gewesen als alle andern Galiläer, weil sie solches erlitten haben?³ Lukas Lk 49 13 2 3 Sie urteilen wie die Freunde Jobs [Ijob 4,7]. Lukas Lk 49 13 20 Et iterum dixit: Cui simile æstimabo regnum Dei? Abermals sprach er: Womit soll ich das Reich Gottes vergleichen? Lukas Lk 49 13 21 Simile est fermento, quod acceptum mulier abscondit in farinæ sata tria donec fermentaretur totum. Es ist gleich einem Sauerteige, den ein Weib nahm, und unter drei Maß Mehl einmengte, bis das Ganze durchsäuert war. [Mt 13,33] Lukas Lk 49 13 22 Et ibat per civitates, et castella docens, et iter faciens in Jerusalem. Und er ging durch die Städte und Flecken, und lehrte, und nahm seinen Weg nach Jerusalem.¹⁷ Lukas Lk 49 13 22 17 Vielleicht zur Tempelweihe im Dezember. Lukas Lk 49 13 23 Ait autem illi quidam: Domine, si pauci sunt, qui salvantur? Ipse autem dixit ad illos: Einer aber sprach zu ihm: Herr! sind es wenige, die selig werden?¹⁸ Da sprach er zu ihnen: Lukas Lk 49 13 23 18 Die Frage trägt nicht zum Heile der Hörer bei, deshalb antwortet Christus in anderer Weise auf dieselbe. Lukas Lk 49 13 24 Contendite intrare per angustam portam: quia multi, dico vobis, quærent intrare, et non poterunt. Bemühet euch mit aller Anstrengung durch die enge Pforte¹⁹ einzugehen, denn ich sage euch: Viele werden suchen einzugehen, und werden es nicht vermögen. Lukas Lk 49 13 24 19 Diese Pforte ist [Lk 13,3.5] als Buße gekennzeichnet. So hatte Johannes [Joh 3,8] gelehrt, so auch Christus seine Lehrtätigkeit begonnen [Mt 4,17] und eben dies seinen Jüngern als Gegenstand der Predigt bestimmt [Mk 6,12]. Lukas Lk 49 13 25 Cum autem intraverit paterfamilias, et clauserit ostium, incipietis foris stare, et pulsare ostium, dicentes: Domine, aperi nobis: et respondens dicet vobis: Nescio vos unde sitis: Wenn der Hausvater hineingegangen ist, und die Türe verschlossen hat, dann werdet ihr draußen stehen, und anfangen, an die Türe zu klopfen, und sagen: Herr, tue uns auf!²⁰ Und er wird antworten, und zu euch sprechen: Ich weiß nicht, woher ihr seid.²¹ [Mt 25,10] Lukas Lk 49 13 25 20 Ähnlich [Mt 25,10]. Diese Zeit ist für den einzelnen der Tod, für die ganze Welt das Gericht. Der Heiland sitzt gleichsam im offenen Himmelssaale und wartet, dass alle eintreten, jedem die notwendige Gnade gewährend (Bed., Theoph., Euth.). Lukas Lk 49 13 25 21 Meine Freunde und Hausgenossen seid ihr nicht. Lukas Lk 49 13 26 Tunc incipietis dicere: Manducavimus coram te, et bibimus, et in plateis nostris docuisti. Dann werdet ihr anfangen zu sagen: Wir haben vor dir gegessen und getrunken, und du hast auf unsern Straßen gelehrt.²² Lukas Lk 49 13 26 22 Anwendung auf die Juden. Mit den Pharisäern speisend, hat der Heiland gleichfalls einen Teil des Gleichnisses erfüllt. Lukas Lk 49 13 27 Et dicet vobis: Nescio vos unde sitis: discedite a me omnes operarii iniquitatis. Und er wird zu euch sagen: Ich weiß nicht, woher ihr seid; weichet von mir alle ihr Übeltäter!²³ [Mt 7,23, Ps 6,9, Mt 25,41] Lukas Lk 49 13 27 23 Vergl. [Weish 5,6ff]. Lukas Lk 49 13 28 Ibi erit fletus, et stridor dentium: cum videritis Abraham, et Isaac, et Jacob, et omnes prophetas in regno Dei, vos autem expelli foras. Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein, wenn ihr Abraham, Isaak und Jakob und alle Propheten im Reiche Gottes sehet, euch aber hinausgestoßen. Lukas Lk 49 13 29 Et venient ab oriente, et occidente, et aquilone, et austro, et accumbent in regno Dei. Und sie werden kommen von Aufgang und Niedergang, von Mitternacht und Mittag, und zu Tische sitzen im Reiche Gottes. [Mt 8,11] Lukas Lk 49 13 3 Non, dico vobis: sed nisi pnitentiam habueritis, omnes similiter peribitis. Nein, sage ich euch; sondern⁴ wenn ihr nicht Buße tuet, werdet ihr alle auf gleiche Weise⁵ umkommen. Lukas Lk 49 13 3 4 Der Heiland nimmt daraus Veranlassung zur Warnung. Lukas Lk 49 13 3 5 Ihr Tod war ein Vorspiel der Zerstörung des Tempels und Jerusalems, ja der ewigen Verdammnis. Lukas Lk 49 13 30 Et ecce sunt novissimi qui erunt primi, et sunt primi qui erunt novissimi. Und siehe, es sind jetzt Letzte, welche die Ersten sein werden, und Erste, welche die Letzten sein werden.²⁴ [Mt 19,30, Mt 20,16, Mk 10,31] Lukas Lk 49 13 30 24 Diejenigen, welche ihr als die letzten Sünder angesehen habt, die Heiden. Vergl. [Röm 11]. Lukas Lk 49 13 31 In ipsa die accesserunt quidam Pharisæorum, dicentes illi: Exi, et vade hinc: quia Herodes vult te occidere. An demselben Tage traten einige Pharisäer hinzu, und sprachen zu ihm: Gehe fort, und entferne dich von hier; denn Herodes will dich töten!²⁵ Lukas Lk 49 13 31 25 Sie sind von Herodes gesendet und reden die Wahrheit (Bon.). Lukas Lk 49 13 32 Et ait illis: Ite, et dicite vulpi illi: Ecce ejicio dæmonia, et sanitates perficio hodie, et cras, et tertia die consummor. Und er sprach zu ihnen: Gehet hin, und saget diesem Fuchse:²⁶ Siehe, ich treibe die bösen Geister aus, und wirke Heilungen heute und morgen,²⁷ und am dritten Tage werde ich vollendet.²⁸ Lukas Lk 49 13 32 26 Dem verschlagenen und boshaften Menschen. Durch den Zulauf der Menschen beunruhigt, droht er dem Heilande, damit dieser sein Gebiet verlasse. Gewalt zu gebrauchen, fürchtet er sich. Der Herr weist auf seine guten Taten hin, die zugleich Beweise seiner Macht sind. Es ist also lächerlich, wenn Herodes droht. Lukas Lk 49 13 32 27 Die bestimmte Zeit: jetzt und später. Lukas Lk 49 13 32 28 Durch Tod und Auferstehung. Für Herodes ist dies Wort rätselhaft. Lukas Lk 49 13 33 Verumtamen oportet me hodie et cras et sequenti die ambulare: quia non capit prophetam perire extra Jerusalem. Jedoch heute, morgen und an dem folgenden Tage muss ich noch wandeln;²⁹ denn es mag nicht sein, dass ein Prophet außerhalb Jerusalems umkomme.³⁰ Lukas Lk 49 13 33 29 Nicht an einem Ort bleibend. Der Heiland deutet an, dass er das Gebiet des Herodes wieder verlassen wird, indes nicht, weil die Pharisäer es geraten, sondern weil es ihm gut scheint. Lukas Lk 49 13 33 30 So deutet er zugleich an, dass er den Tod nicht flieht, sondern ihm entgegen geht. Lukas Lk 49 13 34 Jerusalem, Jerusalem, quæ occidis prophetas, et lapidas eos, qui mittuntur ad te, quoties volui congregare filios tuos quemadmodum avis nidum suum sub pennis, et noluisti? Jerusalem, Jerusalem!³¹ die du die Propheten mordest, und steinigest die, welche zu dir gesandt werden, wie oft wollte ich deine Kinder versammeln, wie ein Vogel seine Brut unter die Flügel sammelt, und du hast nicht gewollt! [Mt 23,37] Lukas Lk 49 13 34 31 Die Verdoppelung ist eine Kundgebung großer Liebe. Siehe [Mt 23,37]. Lukas Lk 49 13 35 Ecce relinquetur vobis domus vestra deserta. Dico autem vobis, quia non videbitis me donec veniat cum dicetis: Benedictus, qui venit in nomine Domini. Siehe, euer Haus wird euch wüste gelassen werden! Ich sage euch aber: Ihr werdet mich nicht mehr sehen, bis die Zeit kommt, da ihr sagen werdet: Gesegnet sei, der da kommt im Namen des Herrn!³² [Mt 23,39] Lukas Lk 49 13 35 32 Noch eine Hoffnung bleibt Israel. (Eus., Bed., Bonav.). Lukas Lk 49 13 4 Sicut illi decem et octo, supra quos cecidit turris in Silo, et occidit eos: putatis quia et ipsi debitores fuerint præter omnes homines habitantes in Jerusalem? Oder meinet ihr, dass jene achtzehn, auf welche der Turm in Siloe fiel und die er tötete, schuldiger gewesen seien als alle Bewohner Jerusalems? Lukas Lk 49 13 5 Non, dico vobis: sed si pnitentiam non egeritis, omnes similiter peribitis. Nein, sage ich euch; sondern wenn ihr nicht Buße tuet, so werdet ihr alle auf gleiche Weise⁶ umkommen. Lukas Lk 49 13 5 6 Eine Steigerung gegen V. 3. Wer von euch nicht Buße tut, kommt um, und die Mauern Jerusalems fallen (Bed., Theoph., Euth.). Lukas Lk 49 13 6 Dicebat autem et hanc similitudinem: Arborem fici habebat quidam plantatam in vinea sua, et venit quærens fructum in illa, et non invenit. Er sagte aber auch dieses Gleichnis: Jemand hatte einen Feigenbaum, der in seinem Weinberge gepflanzt war. Und er kam, und suchte Früchte an demselben, fand aber keine. Lukas Lk 49 13 7 Dixit autem ad cultorem vineæ: Ecce anni tres sunt ex quo venio quærens fructum in ficulnea hac, et non invenio: succide ergo illam: ut quid etiam terram occupat? Da sprach er zu dem Weingärtner: Siehe, schon drei Jahre sind es, dass ich komme, und an diesem Feigenbaume Frucht suche, und ich finde keine; haue ihn also um! Was soll er noch den Platz einnehmen?⁷ Lukas Lk 49 13 7 7 Diese Strafe ist verdient. Vielleicht bedeutet der Baum im Weinberge die Stadt Jerusalem in der Mitte des Gottesreiches Israel. Lukas Lk 49 13 8 At ille respondens, dicit illi: Domine dimitte illam et hoc anno, usque dum fodiam circa illam, et mittam stercora: Er aber antwortete, und sprach zu ihm: Herr! lass ihn auch noch dieses Jahr, bis ich um ihn her aufgegraben, und Dünger eingelegt habe, Lukas Lk 49 13 9 Et siquidem fecerit fructum: sin autem, in futurum succides eam. vielleicht bringt er Frucht; wenn nicht, so magst du ihn auf das kommende Jahr umhauen.⁸ Lukas Lk 49 13 9 8 Der Herr kommt zum dritten Male, doch seine Nachsicht und Geduld ist umsonst gewesen. Das Wort: auf das kommende Jahr bezieht sich nach dem Griech. auch auf die erste Satzhälfte. Noch wird dem jüdischen Volke Zeit zur Buße gewährt: bis zur Zerstörung der Stadt. Der Gärtner ist nach dem heil. Hieronymus der Schutzengel des jüdischen Volkes, nach Ambros. und Theoph. sind es die Apostel. Die meisten Erklärer sehen in demselben den Heiland. Das Gleichnis lässt sich auf jeden einzelnen Menschen anwenden. Lukas Lk 49 0 1 Heilung eines Wassersüchtigen am Sabbat und Belehrung der Pharisäer. (V. 14) Das Gleichnis vom großen Gastmahle. (V. 24) Lehre von der Selbstverleugnung. Lukas Lk 49 14 1 Et factum est cum intraret Jesus in domum cujusdam principis Pharisæorum sabbato manducare panem, et ipsi observabant eum. Und es geschah, als Jesus in das Haus eines Obersten¹ der Pharisäer an einem Sabbate eintrat, um da zu speisen, beobachteten sie ihn genau. Lukas Lk 49 14 1 1 Es war dies jemand, der an Ansehen höher stand und aus einer vornehmeren Familie stammte. Lukas Lk 49 14 10 Sed cum vocatus fueris, vade, recumbe in novissimo loco: ut, cum venerit qui te invitavit, dicat tibi: Amice, ascende superius. Tunc erit tibi gloria coram simul discumbentibus: Sondern wenn du geladen bist, so gehe hin, und setze dich auf den letzten Platz, damit, wenn der, welcher dich geladen hat, kommt, er dir sage: Freund,⁶ rücke weiter hinauf! Dann wirst du Ehre haben vor denen, die mit zu Tische sitzen. [Spr 25,7] Lukas Lk 49 14 10 6 Wie verschieden ist diese Anrede von der anderen V. 9! Lukas Lk 49 14 11 Quia omnis, qui se exaltat, humiliabitur: et qui se humiliat, exaltabitur. Denn ein jeder, der sich selbst erhöhet, wird erniedriget werden; und wer sich selbst erniedriget, wird erhöhet werden.⁷ [Mt 23,12, Lk 18,14] Lukas Lk 49 14 11 7 Nach Gottes Ratschluss, wie viele Stellen der heil. Schrift zeigen (Bonav.). Vergl. übrigens [Mt 23,12]. Lukas Lk 49 14 12 Dicebat autem et ei, qui se invitaverat: Cum facis prandium, aut cnam, noli vocare amicos tuos, neque fratres tuos, neque cognatos, neque vicinos divites: ne forte te et ipsi reinvitent, et fiat tibi retributio. Zu dem aber, der ihn geladen hatte, sprach er auch: Wenn du ein Mittag- oder Abendmahl gibst, so lade nicht deine Freunde ein, noch deine Brüder, noch Verwandte, noch reiche Nachbarn, damit sie dich nicht etwa wieder einladen, und dir wiedervergolten werde;⁸ Lukas Lk 49 14 12 8 Der Sinn ist der gleiche wie [Mt 5,46]. Lukas Lk 49 14 13 Sed cum facis convivium, voca pauperes, debiles, claudos, et cæcos: sondern wenn du ein Gastmahl gibst, so lade Arme, Schwache, Lahme und Blinde ein; [Tob 4,7, Spr 3,9, Sir 4,1] Lukas Lk 49 14 14 Et beatus eris, quia non habent retribuere tibi: retribuetur enim tibi in resurrectione justorum. und selig wirst du sein, weil sie dir nicht vergelten können; denn es wird dir bei der Auferstehung der Gerechten vergolten werden. Lukas Lk 49 14 15 Hæc cum audisset quidam de simul discumbentibus, dixit illi: Beatus, qui manducabit panem in regno Dei. Als dieses einer von den Tischgenossen hörte, sprach er zu ihm: Selig, wer im Reiche Gottes speisen wird!⁹ Lukas Lk 49 14 15 9 Vergl. [Mt 8,10]. Lukas Lk 49 14 16 At ipse dixit ei: Homo quidam fecit cnam magnam, et vocavit multos. Er aber sprach zu ihm: Ein Mensch bereitete ein großes Abendmahl, und lud viele dazu ein. [Mt 22,2, Offb 19,9] Lukas Lk 49 14 17 Et misit servum suum hora cnæ dicere invitatis ut venirent, quia jam parata sunt omnia. Und er sandte seinen Knecht zur Stunde des Abendmahls, um den Geladenen zu sagen, sie möchten kommen, weil schon alles bereit sei.¹⁰ Lukas Lk 49 14 17 10 Nach morgenländischer Sitte ergeht die Einladung zweimal: einmal lange vorher, sodann unmittelbar vor dem Mahle. Der Familienvater ist Gott, das große Abendmahl sind die Güter des messianischen Reiches. Die letzte Einladung ergeht durch den Sohn Gottes. (Cyr., Theoph., Euth.). Jedenfalls sind dem Heilande die Apostel beizugesellen (Greg.), da das Gleichnis nicht in allem, z. B. V. 21, auf Christus Anwendung finden kann. Lukas Lk 49 14 18 Et cperunt simul omnes excusare: Primus dixit ei: Villam emi, et necesse habeo exire, et videre illam: rogo te habe me excusatum. Es fingen aber alle insgesamt an, sich zu entschuldigen. Der erste sprach zu ihm: Ich habe ein Landgut gekauft, und bin genötigt, es anzusehen;¹¹ ich bitte dich, erachte mich für entschuldigt.¹² Lukas Lk 49 14 18 11 Was ich damit anfangen soll. Lukas Lk 49 14 18 12 Billige es, dass ich nicht komme. Lukas Lk 49 14 19 Et alter dixit: Juga boum emi quinque, et eo probare illa: rogo te habe me excusatum. Und ein anderer sprach: Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft, und gehe nun hin, sie zu versuchen; ich bitte dich, erachte mich als entschuldigt.¹³ Lukas Lk 49 14 19 13 Vielleicht kann er sie zurückgeben, wenn sie sich nicht eignen. Er entschuldigt sich nicht mit der Notwendigkeit wie der erste, sondern erklärt ohne Umschweif: Ich gehe hin, aber entschuldigt sich noch. Der dritte unterlässt selbst die Bitte um Entschuldigung. Alle diese Beschäftigungen sind sittlich gestattet, dennoch sind sie den Betreffenden ein Hindernis, Gottes Rufe zu folgen. Es geht an ihnen in Erfüllung, was [Lk 8,14] gesagt ist. Lukas Lk 49 14 2 Et ecce homo quidam hydropicus erat ante illum. Und siehe, ein wassersüchtiger Mensch war vor ihm.² Lukas Lk 49 14 2 2 Der Kranke kam wohl von selbst. Er fürchtet sich vielleicht vor den Pharisäern, weil es Sabbat ist, und redet aus diesem Grunde nicht. Lukas Lk 49 14 20 Et alius dixit: Uxorem duxi, et ideo non possum venire. Und ein anderer sprach: Ich habe ein Weib genommen, und darum kann ich nicht kommen. Lukas Lk 49 14 21 Et reversus servus nuntiavit hæc domino suo. Tunc iratus paterfamilias, dixit servo suo: Exi cito in plateas, et vicos civitatis: et pauperes, ac debiles, et cæcos, et claudos introduc huc. Und der Knecht kam zurück, und berichtete dies seinem Herrn. Da ward der Hausvater zornig, und sprach zu seinem Knechte: Gehe eilends¹⁴ hinaus auf die Straßen und Gassen der Stadt, und führe die Armen, Schwachen, Blinden und Lahmen hier herein!¹⁵ Lukas Lk 49 14 21 14 Denn das Mahl ist bereitet. Lukas Lk 49 14 21 15 Die Armen (Cyr., Greg., Theoph., Euth.). Von diesen glaubten nach der Sendung des heil. Geistes viele. Vergl. [Röm 15,25]. Lukas Lk 49 14 22 Et ait servus: Domine, factum est ut imperasti, et adhuc locus est. Und der Knecht sprach: Herr! es ist geschehen, wie du befohlen hast; aber es ist noch Platz übrig.¹⁶ Lukas Lk 49 14 22 16 Für die nicht zum jüdischen Volke Gehörigen. Lukas Lk 49 14 23 Et ait dominus servo: Exi in vias, et sepes: et compelle intrare, ut impleatur domus mea. Und der Herr sprach zu dem Knechte: Gehe hinaus an die Wege und Zäune,¹⁷ und nötige sie¹⁸ hereinzukommen, damit mein Haus voll werde! Lukas Lk 49 14 23 17 Außerhalb der Stadt, außerhalb des Bundesvolkes. Lukas Lk 49 14 23 18 Wie sehr wünscht der Familienvater, dass die Armen, zur himmlischen Seligkeit Eingeladenen kommen! Auch auf die heil. Eucharistie findet dieses Gleichnis Anwendung (innerhalb der Oktave des Fronleichnamsfestes). Lukas Lk 49 14 24 Dico autem vobis, quod nemo virorum illorum, qui vocati sunt, gustabit cnam meam. Ich sage euch aber: Keiner von jenen Männern, die geladen waren, wird mein Abendmahl verkosten!¹⁹ Lukas Lk 49 14 24 19 In diesen Versen geht der Heiland von dem Gleichnis zur Anwendung über (Ich sage euch), und zeigt den Anwesenden, was sie erwartet, wenn sie die Einladung verschmähen. Lukas Lk 49 14 25 Ibant autem turbæ multæ cum eo: et conversus dixit ad illos: Es ging aber viel Volk mit ihm,²⁰ und er wandte sich zu ihnen, und sprach:²¹ Lukas Lk 49 14 25 20 Aus ihrer Begleitung nimmt der Herr Gelegenheit und Bild seiner Rede. Lukas Lk 49 14 25 21 Warum wollen diese vielen nicht auch in das messianische Reich eintreten? Lukas Lk 49 14 26 Si quis venit ad me, et non odit patrem suum, et matrem, et uxorem, et filios, et fratres, et sorores, adhuc autem et animam suam, non potest meus esse discipulus. Wenn jemand zu mir kommt, und hasset nicht seinen Vater, und Mutter, und Weib, und Kinder, und Brüder, und Schwestern, ja auch sogar sein eigenes Leben, so kann er nicht mein Jünger sein. [Mt 10,37] Lukas Lk 49 14 27 Et qui non bajulat crucem suam, et venit post me, non potest meus esse discipulus. Und wer nicht sein Kreuz trägt, und mir nachfolget, kann nicht mein Jünger sein. [Mt 10,38, Mt 16,24, Mk 8,34, Lk 9,23] Lukas Lk 49 14 28 Quis enim ex vobis volens turrim ædificare, non prius sedens computat sumptus, qui necessarii sunt, si habeat ad perficiendum, Denn wer von euch, der einen Turm²² bauen will, setzt sich nicht zuvor hin, und überschlägt die Kosten, die erforderlich sind, ob er auch genug habe zum Ausbau, Lukas Lk 49 14 28 22 Ein großes Gebäude. Das Bild wird oft auf die christliche Vollkommenheit angewendet. Lukas Lk 49 14 29 Ne, posteaquam posuerit fundamentum, et non potuerit perficere, omnes, qui vident, incipiant illudere ei, damit nicht etwa, wenn er den Grund gelegt hat, und den Bau nicht vollenden kann, alle, die es sehen, ihn zu verspotten anfangen, Lukas Lk 49 14 3 Et respondens Jesus dixit ad legis peritos, et Pharisæos, dicens: Si licet sabbato curare? Und Jesus nahm das Wort,³ und sprach zu den Gesetzesgelehrten und Pharisäern: Ist es erlaubt, am Sabbate zu heilen? [Mt 12,10] Lukas Lk 49 14 3 3 So beugt der Heiland der Verleumdung vor, die das Wunder getroffen hätte, wenn er, ohne die Lehrer Israels zu befragen, den Wassersüchtigen geheilt hätte. Lukas Lk 49 14 30 Dicentes: Quia hic homo cpit ædificare, et non potuit consummare? und sagen: Dieser Mensch fing an zu bauen, und konnte es nicht zu Ende bringen?²³ Lukas Lk 49 14 30 23 Vergl [2Petr 2,21]. Eine große Entschlossenheit ist erforderlich. Lukas Lk 49 14 31 Aut quis rex iturus committere bellum adversus alium regem, non sedens prius cogitat, si possit cum decem millibus occurrere ei, qui cum viginti millibus venit ad se? Oder welcher König wird gegen einen andern König ausziehen, um Krieg zu führen, ohne sich zuvor hinzusetzen, und zu überlegen, ob er mit zehntausend Mann dem entgegenrücken kann, der mit zwanzigtausend Mann gegen ihn kommt? Lukas Lk 49 14 32 Alioquin adhuc illo longe agente, legationem mittens rogat ea, quæ pacis sunt. Kann er das nicht, so schickt er Gesandte, während jener noch ferne ist, und bittet um Friedensunterhandlungen. Lukas Lk 49 14 33 Sic ergo omnis ex vobis, qui non renuntiat omnibus, quæ possidet, non potest meus esse discipulus. So kann auch keiner von euch, der nicht allem entsagt, was er besitzt, mein Jünger sein. Lukas Lk 49 14 34 Bonum est sal. Si autem sal evanuerit, in quo condietur? Das Salz ist etwas Gutes; wenn aber das Salz schal geworden ist, womit soll es gewürzt werden? Lukas Lk 49 14 35 Neque in terram, neque in sterquilinium utile est, sed foras mittetur. Qui habet aures audiendi, audiat. Weder für den Boden noch für den Dünger ist es zu brauchen, sondern man wirft es hinaus.²⁴ Wer Ohren hat zu hören, der höre. [Mt 13,9, Mt 5,13] Lukas Lk 49 14 35 24 Die Größe der Gefahr, welche Unstätigkeit herbeiführt. Lukas Lk 49 14 4 At illi tacuerunt. Ipse vero apprehensum sanavit eum, ac dimisit. Sie aber schwiegen.⁴ Da fasste er ihn an, heilte ihn, und ließ ihn von dannen gehen. Lukas Lk 49 14 4 4 Sie fürchten sich, nein zu sagen, aber wollten auch nicht ja sagen, da sie andere an einem Sabbat vorgenommene Heilungen getadelt haben. Da sie Lehrer sind und auf die Frage nicht antworten, muss ihr Stillschweigen dem Volke als Zustimmung gelten. Lukas Lk 49 14 5 Et respondens ad illos dixit: Cujus vestrum asinus aut bos in puteum cadet, et non continuo extrahet illum die sabbati? Und er wandte sich wieder an sie, und sprach zu ihnen: Wer von euch, dessen Esel oder Ochs in eine Grube fiele, würde ihn nicht sogleich herausziehen am Tage des Sabbats? [Mt 12,11] Lukas Lk 49 14 6 Et non poterant ad hæc respondere illi. Und sie konnten ihm darauf nicht antworten. Lukas Lk 49 14 7 Dicebat autem et ad invitatos parabolam, intendens quomodo primos accubitus eligerent, dicens ad illos: Er sagte aber auch zu den Geladenen ein Gleichnis, als er bemerkte, wie sie sich die ersten Plätze aussuchten, und sprach zu ihnen: Lukas Lk 49 14 8 Cum invitatus fueris ad nuptias, non discumbas in primo loco, ne forte honoratior te sit invitatus ab illo, Wenn du zu einem Hochzeitsmahle⁵ geladen wirst, so setze dich nicht auf den ersten Platz, dass nicht etwa ein Vornehmerer als du von ihm geladen sei, Lukas Lk 49 14 8 5 Die Einladung zu einer Hochzeitsfeier galt als ehrenvoller als die zu einem Gastmahle. Zugleich geht der Tadel so nicht ohne weiteres auf die Anwesenden. Lukas Lk 49 14 9 Et veniens is, qui te et illum vocavit, dicat tibi: Da huic locum: et tunc incipias cum rubore novissimum locum tenere. und derjenige, welcher dich und ihn geladen hat, komme, und dir sage: Mache diesem Platz! und du alsdann mit Schande untenan sitzen müssest. Lukas Lk 49 0 1 Freude im Himmel über die Bekehrung eines Sünders; Gleichnis vom verlornen Schafe (V. 6), von der verlornen Drachme (V. 10), vom verlornen Sohne. Lukas Lk 49 15 1 Erant autem appropinquantes ei publicani, et peccatores ut audirent illum. Es nahten sich ihm aber¹ die Zöllner und Sünder, um ihn zu hören. Lukas Lk 49 15 1 1 Ein bestimmtes Mal. Lukas Lk 49 15 10 Ita dico vobis, gaudium erit coram Angelis Dei super uno peccatore pnitentiam agente. Ebenso, sage ich euch, wird Freude bei den Engeln Gottes⁷ sein über einen einzigen Sünder, welcher Buße tut. Lukas Lk 49 15 10 7 Die Engel freuen sich, die Pharisäer murren. Im ersten Gleichnisse ist das Bild des Hirten nicht ohne Beziehung auf die Pharisäer gewählt. [Ez 34,1.4], wo das Bild des Messias V. 23. Der Heiland nennt sich selbst den guten Hirten [Joh 10,11], das ganze Menschengeschlecht ist ein verlorenes Schaf, die Schultern sind die Arme des Kreuzes (Ambr.). Die Freude der Engel zeigt uns, wie sehr sie an allem teilnehmen, was uns angeht. Lukas Lk 49 15 11 Ait autem: Homo quidam habuit duos filios: Und er sprach:⁸ Ein Mensch hatte zwei Söhne. Lukas Lk 49 15 11 8 Die beiden vorhergehenden Beispiele haben das göttliche Erbarmen gezeigt, dieses stellt außerdem noch die wahre Buße vor Augen. Lukas Lk 49 15 12 Et dixit adolescentior ex illis patri: Pater, da mihi portionem substantiæ, quæ me contingit. Et divisit illis substantiam. Und der jüngere von ihnen sprach zu dem Vater: Vater! gib mir den Anteil des Vermögens, der mir zukommt. Und er teilte unter sie das Vermögen.⁹ Lukas Lk 49 15 12 9 Der älteste Sohn pflegte den Grundbesitz zu übernehmen, die übrigen wurden mit Geld abgefunden. Wenn einer der Söhne sich verheiratete oder ein Geschäft begann, fand die Auszahlung statt. Hier ist es jugendliche Unbeständigkeit und Drang nach Freiheit, die den jüngeren Sohn zu seiner Bitte veranlassen. Ihm kommt der dritte Teil des Vermögens zu. Vergl. [Dtn 21,17]. Lukas Lk 49 15 13 Et non post multos dies, congregatis omnibus, adolescentior filius peregre profectus est in regionem longinquam, et ibi dissipavit substantiam suam vivendo luxuriose. Nach wenigen Tagen nun nahm der jüngere Sohn alles zusammen, zog fort in ein fernes Land, und verschwendete daselbst sein Vermögen durch ein schwelgerisches Leben. Lukas Lk 49 15 14 Et postquam omnia consummasset, facta est fames valida in regione illa, et ipse cpit egere. Nachdem er aber alles aufgezehrt hatte, entstand eine große Hungersnot in jenem Lande, und er fing an Mangel zu leiden.¹⁰ Lukas Lk 49 15 14 10 Auf kurze Lust folgt die Not. Lukas Lk 49 15 15 Et abiit, et adhæsit uni civium regionis illius. Et misit illum in villam suam ut pasceret porcos. Da machte er sich auf, und verdingte sich¹¹ an einen Bürger desselben Landes. Dieser schickte ihn auf sein Landgut, die Schweine¹² zu hüten. Lukas Lk 49 15 15 11 Er drängte sich dem Bürger auf um jeden Preis. Noch denkt er nicht an die Rückkehr, noch will er sich selber helfen. Lukas Lk 49 15 15 12 Unreine Tiere. Das äußerste Elend. Doch damit hat sein Unglück noch kein Ende. Lukas Lk 49 15 16 Et cupiebat implere ventrem suum de siliquis, quas porci manducabant: et nemo illi dabat. Und er wünschte seinen Magen mit den Hülsen¹³ zu füllen, welche die Schweine fraßen; aber niemand gab sie ihm.¹⁴ Lukas Lk 49 15 16 13 Johannisbrot. Die Armen pflegten dasselbe zu essen. Lukas Lk 49 15 16 14 Herr und Diener verachten ihn so, dass sie nicht einmal seinen rasenden Hunger stillen (den Leib füllen) wollen, obwohl er doch einen so lästigen Dienst annimmt. Besser als er haben es selbst die Schweine. Lukas Lk 49 15 17 In se autem reversus, dixit: Quanti mercenarii in domo patris mei abundant panibus, ego autem hic fame pereo! Da ging er in sich, und sagte: Wie viele Taglöhner im Hause meines Vaters haben Überfluss an Brot, ich aber gehe durch Hunger zu Grunde! Lukas Lk 49 15 18 Surgam, et ibo ad patrem meum, et dicam ei: Pater, peccavi in clum, et coram te: Ich will mich aufmachen, und zu meinem Vater gehen, und zu ihm sagen: Vater! ich habe mich versündiget wider den Himmel,¹⁵ und vor dir;¹⁶ Lukas Lk 49 15 18 15 Gegen Gott, der vom Himmel herabschaut, was die Menschen tun. Lukas Lk 49 15 18 16 Gegen dich, deinen Willen dem meinen nachsetzend. Die Erkenntnis und das Bekenntnis der Sünden ist der erste Schritt zur Besserung und zur Verzeihung. Es gesellt sich dazu auch die Hoffnung. (V. 19) Lukas Lk 49 15 19 Jam non sum dignus vocari filius tuus: fac me sicut unum de mercenariis tuis. ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen; halte mich wie einen von deinen Taglöhnern. Lukas Lk 49 15 2 Et murmurabant Pharisæi, et Scribæ, dicentes: Quia hic peccatores recipit, et manducat cum illis. Da murrten die Pharisäer und Schriftgelehrten, und sprachen: Dieser nimmt sich der Sünder an, und isst mit ihnen. Lukas Lk 49 15 20 Et surgens venit ad patrem suum. Cum autem adhuc longe esset, vidit illum pater ipsius, et misericordia motus est, et accurrens cecidit super collum ejus, et osculatus est eum. Und er machte sich auf,¹⁷ und kam zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater,¹⁸ und ward vom Mitleide gerührt, und lief ihm entgegen,¹⁹ und fiel ihm um den Hals, und küsste ihn. Lukas Lk 49 15 20 17 Er führt den guten Vorsatz aus. Lukas Lk 49 15 20 18 Er hat also ausgeblickt (Wie Anna [Tob 11,5]). Lukas Lk 49 15 20 19 Er wartet nicht, bis jener kommt, sondern eilt sogar entgegen und schließt den Sohn, noch ehe dieser etwas gesagt hat, an sein Herz. Lukas Lk 49 15 21 Dixitque ei filius: Pater, peccavi in clum, et coram te, jam non sum dignus vocari filius tuus. Der Sohn aber sprach zu ihm:²⁰ Vater! ich habe mich versündiget wider den Himmel und vor dir; ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen. Lukas Lk 49 15 21 20 Er bekennt seine Schuld. Warum setzt er aber nicht mehr hinzu: Halte mich wie einen deiner Tagelöhner? Die Güte des Vaters hat ihn gerührt, er überlässt sich voll Vertrauen seinem Willen (Aug., Bed.) Lukas Lk 49 15 22 Dixit autem pater ad servos suos: Cito proferte stolam primam, et induite illum, et date annulum in manum ejus, et calceamenta in pedes ejus: Da sprach der Vater zu seinen Knechten: Geschwind bringet ihm das beste Kleid heraus, ziehet es ihm an, und gebet einen Ring an seine Hand,²¹ und Schuhe an seine Füße;²² Lukas Lk 49 15 22 21 Der Schmuck eines freien Mannes. Ähnlich wurde Joseph aus dem Kerker entlassen. [Gen 41,42]. Lukas Lk 49 15 22 22 Wie der Vater ihn als Sohn begrüßt hat, so will er ihn auch äußerlich in die alten Rechte einsetzen. Lukas Lk 49 15 23 Et adducite vitulum saginatum, et occidite, et manducemus, et epulemur: bringet auch das gemästete Kalb her, und schlachtet es, so wollen wir essen und fröhlich sein, Lukas Lk 49 15 24 Quia hic filius meus mortuus erat, et revixit: perierat, et inventus est. Et cperunt epulari. denn dieser mein Sohn war tot, und ist wieder lebendig geworden; er war verloren, und ist gefunden worden.²³ Und sie fingen an, ein Freudenmahl zu halten. Lukas Lk 49 15 24 23 Der Vater redet vor den Dienern: So lange Zeit war er mir verloren. (Chrys.). Unglück oder Verbannung galten bei den Juden als eine Art Tod. Vergl [Gen 45,27, Ps 6,3]. Andere erklären die Worte: Er war durch seine Sünden tot, seine Buße macht ihn lebendig (Euth., Bon.). Lukas Lk 49 15 25 Erat autem filius ejus senior in agro: et cum veniret, et appropinquaret domui, audivit symphoniam, et chorum: Es war aber sein älterer Sohn auf dem Felde. Als er nun kam, und sich dem Hause nahte, hörte er Musik und Tanz. Lukas Lk 49 15 26 Et vocavit unum de servis, et interrogavit quid hæc essent. Da rief er einen der Knechte, und fragte ihn, was das wäre. Lukas Lk 49 15 27 Isque dixit illi: Frater tuus venit, et occidit pater tuus vitulum saginatum, quia salvum illum recepit. Dieser aber sprach zu ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das gemästete Kalb schlachten lassen, weil er ihn gesund wieder erhalten hat.²⁴ Lukas Lk 49 15 27 24 So verstand der Knecht die Worte (V. 24). Lukas Lk 49 15 28 Indignatus est autem, et nolebat introire. Pater ergo illius egressus, cpit rogare illum. Da ward er zornig, und wollte nicht hineingehen. Darum ging sein Vater heraus, und fing an, ihn zu bitten. Lukas Lk 49 15 29 At ille respondens, dixit patri suo: Ecce tot annis servio tibi, et numquam mandatum tuum præterivi, et numquam dedisti mihi hdum ut cum amicis meis epularer: Er aber antwortete, und sprach zu seinem Vater: Siehe, so viele Jahre diene ich dir, und habe niemals dein Gebot übertreten, aber nie hast du mir ein Böcklein gegeben, dass ich mit meinen Freunden ein Freudenmahl gehalten hätte; Lukas Lk 49 15 3 Et ait ad illos parabolam istam, dicens: Er aber sagte zu ihnen dieses Gleichnis, und sprach: Lukas Lk 49 15 30 Sed postquam filius tuus hic, qui devoravit substantiam suam cum meretricibus, venit, occidisti illi vitulum saginatum. aber nachdem dieser²⁵ dein Sohn, der sein²⁶ Vermögen mit Dirnen verschwendet hat, gekommen ist, ließest du ihm das gemästete Kalb schlachten. Lukas Lk 49 15 30 25 Er nennt ihn nicht seinen Bruder; dieser dein Sohn da, den du so feierst. Lukas Lk 49 15 30 26 Griech.: Dein. Jeder einzelne Zug ist bemerkenswert. Lukas Lk 49 15 31 At ipse dixit illi: Fili, tu semper mecum es, et omnia mea tua sunt: Er aber sprach zu ihm: Mein Sohn! du bist immer bei mir, und alles das Meinige ist dein;²⁷ Lukas Lk 49 15 31 27 Du bist immer Lobes würdig und hast mehr als er: Alles, was mein ist. Lukas Lk 49 15 32 Epulari autem, et gaudere oportebat, quia frater tuus hic, mortuus erat, et revixit: perierat, et inventus est. aber ein Freudenmahl musste gehalten werden, weil dieser dein Bruder²⁸ tot war, und wieder lebendig geworden ist, verloren war, und wieder gefunden worden ist.²⁹ Lukas Lk 49 15 32 28 Für dich ein Grund zur Freude, Gegensatz zu V. 30. Lukas Lk 49 15 32 29 Der jüngere Sohn ist jeder Sünder, welcher Gottes Gnaden missbraucht und durch Heimsuchungen zur Besinnung kommt. Der Glaube zeigt ihm die Größe seiner Schuld, in Demut bekennt er seine Sünden, bereit, jede Genugtuung zu leisten, und kehrt in das Vaterhaus zurück. Der Vater ist Gott, der mit seiner Gnade dem Sünder zuvorkommt (entgegen läuft) und ihn wieder als sein Kind annimmt. Das Gastmahl ist die Erklärung zu dem Worte: Größere Freude V. 7, wie der Hirt V. 6 und die Frau V. 9 zur Teilnahme an ihrer Freude rufen. Im Übrigen sind in der Anwendung nicht alle Einzelheiten wiederzugeben, die außerhalb des Hauptzweckes des Gleichnisses liegen. Das Murren des ältesten Sohnes, zu dem zu vergleichen ist [Mt 20,11], bedeutet die Gesinnung der in V. 2 Genannten. Lukas Lk 49 15 4 Quis ex vobis homo, qui habet centum oves: et si perdiderit unam ex illis, nonne dimittit nonaginta novem in deserto, et vadit ad illam, quæ perierat, donec inveniat eam? Wer von euch, der hundert Schafe² hat, und eines davon verliert, lässt nicht die neunundneunzig in der Wüste,³ und geht dem verlornen nach, bis er es findet? Lukas Lk 49 15 4 2 Eine runde Zahl, um das eine Schaf in desto stärkeren Gegensatz zu stellen. Lukas Lk 49 15 4 3 Weideland. Lukas Lk 49 15 5 Et cum invenerit eam, imponit in humeros suos gaudens: Und hat er es gefunden, so legt er es voll Freude auf seine Schultern; Lukas Lk 49 15 6 Et veniens domum convocat amicos, et vicinos, dicens illis: Congratulamini mihi quia inveni ovem meam, quæ perierat. und wenn er nach Hause kommt, so ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen, und spricht zu ihnen: Freuet euch mit mir, denn ich habe mein Schaf gefunden, welches verloren war!⁴ Lukas Lk 49 15 6 4 Wenn ein Schaf jedem von euch solche Freude bereitet, wie könnt ihr da zürnen, wenn Gott einen Reuigen gütig aufnimmt? Lukas Lk 49 15 7 Dico vobis quod ita gaudium erit in clo super uno peccatore pnitentiam agente, quam super nonaginta novem justis, qui non indigent pnitentia. Ich sage euch: Ebenso⁵ wird auch im Himmel Freude sein über einen Sünder, der Buße tut, mehr als über neunundneunzig Gerechte, welche der Buße nicht bedürfen. Lukas Lk 49 15 7 5 Größere, weil eine neue Ursache zur Freude da ist, welche bei den Gerechten fehlt. Lukas Lk 49 15 8 Aut quæ mulier habens drachmas decem, si perdiderit drachmam unam, nonne accendit lucernam, et everrit domum, et quærit diligenter, donec inveniat? Oder welches Weib, die zehn Drachmen hat,⁶ zündet nicht, wenn sie eine Drachme verliert, ein Licht an, und kehrt das Haus aus, und sucht sorgfältig, bis sie dieselbe findet? Lukas Lk 49 15 8 6 Ihr ganzes Vermögen sind zehn Drachmen, sie verliert eine, den Wert eines Tagelohnes. Der Heiland wählt eine Frau, weil ein Mann nicht so eifrig suchen würde. Lukas Lk 49 15 9 Et cum invenerit, convocat amicas, et vicinas, dicens: Congratulamini mihi quia inveni drachmam, quam perdideram? Und wenn sie dieselbe gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen, und spricht: Freuet euch mit mir, denn ich habe die Drachme gefunden, die ich verloren hatte! Lukas Lk 49 0 1 Gleichnis vom ungerechten Verwalter. (V. 13) Das Verbot der Ehetrennung. (V. 18) Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus. Lukas Lk 49 16 1 Dicebat autem et ad discipulos suos: Homo quidam erat dives, qui habebat villicum: et hic diffamatus est apud illum quasi dissipasset bona ipsius. Er sprach aber¹ auch zu seinen Jüngern:² Es war ein reicher Mann, welcher einen Verwalter hatte; und dieser wurde bei ihm angegeben,³ als hätte er seine Güter verschleudert. Lukas Lk 49 16 1 1 Das Ziel des Gleichnisses zeigt V. 9. Lukas Lk 49 16 1 2 Die an ihn glaubten, aber nicht wie die Apostel alles verlassen hatten. Lukas Lk 49 16 1 3 Wohl mit Recht. (V. 3) Lukas Lk 49 16 10 Qui fidelis est in minimo, et in majori fidelis est: et qui in modico iniquus est, et in majori iniquus est. Wer im Geringsten treu ist,¹⁴ ist auch im Größern¹⁵ getreu; und wer im Geringen ungerecht ist, ist auch im Größern ungerecht. Lukas Lk 49 16 10 14 Wer zeitliche Güter schlecht anwendet, beraubt sich vieler Gnaden Gottes, welche er sonst erhalten würde. Lukas Lk 49 16 10 15 Würdig, mehr zu erhalten. Lukas Lk 49 16 11 Si ergo in iniquo mammona fideles non fuistis: quod verum est, quis credet vobis? Wenn ihr also mit dem ungerechten Reichtume nicht getreu gewesen seid,¹⁶ wer wird euch das wahre Gut anvertrauen? Lukas Lk 49 16 11 16 Ihr habt ihn nicht nach Gottes Willen gebraucht. Lukas Lk 49 16 12 Et si in alieno fideles non fuistis: quod vestrum est, quis dabit vobis? Und wenn ihr in dem Fremden¹⁷ nicht treu gewesen seid, wer wird euch das geben, was euer ist?¹⁸ Lukas Lk 49 16 12 17 Die zeitlichen Güter werden nicht mit uns geboren und bleiben nicht bei uns im Tode (Cyr., Ambr., Bon., Theoph.); wir sind nicht ihre Herren, sondern ihre Verwalter. Lukas Lk 49 16 12 18 Die geistlichen Güter, welche Gott euch bietet. Lukas Lk 49 16 13 Nemo servus potest duobus dominis servire: aut enim unum odiet, et alterum diliget: aut uni adhærebit, et alterum contemnet: non potestis Deo servire, et mammonæ. Kein Knecht kann zwei Herren dienen; denn er wird entweder den einen hassen und den andern lieben, oder dem einen anhängen, und den andern vernachlässigen; ihr könnet nicht Gott dienen und dem Reichtume. [Mt 6,24] Lukas Lk 49 16 14 Audiebant autem omnia hæc Pharisæi, qui erant avari: et deridebant illum. Es hörten aber alles dieses die Pharisäer, welche geldgierig waren; und sie verhöhnten ihn.¹⁹ Lukas Lk 49 16 14 19 Mit Geschrei hinderten sie die Wirkung der Belehrung bei dem Volke. Lukas Lk 49 16 15 Et ait illis: Vos estis, qui justificatis vos coram hominibus: Deus autem novit corda vestra: quia quod hominibus altum est, abominatio est ante Deum. Und er sprach zu ihnen: Ihr macht euch wohl vor den Menschen selbst gerecht, aber Gott kennt eure Herzen;²⁰ denn was hoch ist vor den Menschen,²¹ ist ein Greuel vor Gott. Lukas Lk 49 16 15 20 Mit ihrer Bosheit. Lukas Lk 49 16 15 21 Bewundert und geschätzt ist. Lukas Lk 49 16 16 Lex, et prophetæ usque ad Joannem: ex eo regnum Dei evangelizatur, et omnis in illud vim facit. Das Gesetz und die Propheten reichen bis auf Johannes; von da an wird die frohe Botschaft vom Reiche Gottes verkündiget, und jeder wendet Gewalt an, es zu erlangen.²² [Mt 11,12] Lukas Lk 49 16 16 22 Ihr Pharisäer verachtet zwar die Verkündigung, andere aber benutzen sie und bemühen sich aus allen Kräften, in das Reich einzugehen. Nach anderen: Alle von denen und gegen die der Herr hier redet, greifen es feindselig an. Lukas Lk 49 16 17 Facilius est autem clum, et terram præterire, quam de lege unum apicem cadere. Es ist aber leichter, dass Himmel und Erde vergehen,²³ als dass ein einziges Pünktlein vom Gesetze wegfalle.²⁴ [Mt 5,18] Lukas Lk 49 16 17 23 Wären sie Hüter des Gesetzes, sie ständen auf Seiten Christi, der dem Gesetze sein Ansehen und seine Dauer sichert, da er zur wahren Vollkommenheit fortführt. Lukas Lk 49 16 17 24 Keine Erfüllung finden. Dieser Grundsatz gilt in dem Reiche, das Jesus verkündet, und jene angeblichen Liebhaber des Gesetzes sind seine schlimmsten Feinde. Vergl. auch [Mt 5,18]. Lukas Lk 49 16 18 Omnis, qui dimittit uxorem suam, et alteram ducit, mchatur: et qui dimissam a viro ducit, mchatur. Ein jeder, der sein Weib entlässt, und eine andere heiratet, der bricht die Ehe; und wer eine vom Manne Entlassene heiratet, bricht die Ehe.²⁵ Lukas Lk 49 16 18 25 So zeigt der Heiland, dass er wahre Heiligkeit fordert, und tadelt die Sinnlichkeit vieler Pharisäer, welche häufig ihre Ehe lösten. Lukas Lk 49 16 19 Homo quidam erat dives, qui induebatur purpura, et bysso: et epulabatur quotidie splendide. Es war ein reicher Mann, der kleidete sich in Purpur und feine Leinwand, und hielt alle Tage herrliche Gelage.²⁶ Lukas Lk 49 16 19 26 Beweis, dass niemand dem Mammon und Gott zugleich dienen kann. Das Gleichnis wendet sich auch gegen die Pharisäer. Hingegen: Selig die Armen. Purpur war die Kleidung der Könige und Fürsten, feine Leinwand der Stoff der reichesten Kleider. Der Reiche führt ein ganz sinnliches Leben (wie V. 20 zeigt), verbunden mit unmenschlicher Grausamkeit. Lukas Lk 49 16 2 Et vocavit illum, et ait illi: Quid hoc audio de te? redde rationem villicationis tuæ: jam enim non poteris villicare. Er rief ihn also, und sprach zu ihm: Was höre ich da von dir? Gib Rechenschaft von deiner Verwaltung; denn du wirst nicht ferner Verwalter sein können! Lukas Lk 49 16 20 Et erat quidam mendicus, nomine Lazarus, qui jacebat ad januam ejus, ulceribus plenus. Es war auch ein Armer, mit Namen Lazarus,²⁷ der lag vor dessen Türe voller Geschwüre, Lukas Lk 49 16 20 27 Dasselbe wie Eleazar, Gott ist Hilfe. Die Wunden sind gleichsam sein Kleid. Lukas Lk 49 16 21 Cupiens saturari de micis, quæ cadebant de mensa divitis, et nemo illi dabat: sed et canes veniebant, et lingebant ulcera ejus. und er hätte sich gerne von den Brosamen gesättigt, die von des Reichen Tische fielen, und niemand gab sie ihm; allein auch die Hunde kamen, und leckten seine Geschwüre.²⁸ Lukas Lk 49 16 21 28 Eine neue Belästigung (Theoph., Euth.). Andere anders. Lukas Lk 49 16 22 Factum est autem ut moreretur mendicus, et portaretur ab Angelis in sinum Abrahæ. Mortuus est autem et dives, et sepultus est in inferno. Es geschah aber, dass der Arme starb, und von den Engeln in den Schoß Abrahams getragen wurde.²⁹ Und es starb auch der Reiche, und wurde in die Hölle begraben. Lukas Lk 49 16 22 29 Siehe da den Lohn der geduldig ertragenen Armut. Lukas Lk 49 16 23 Elevans autem oculos suos, cum esset in tormentis, vidit Abraham a longe, et Lazarum in sinu ejus: Als er nun in den Qualen war, und seine Augen erhob, sah er Abraham von ferne, und Lazarus in seinem Schoße. Lukas Lk 49 16 24 Et ipse clamans dixit: Pater Abraham, miserere mei, et mitte Lazarum ut intingat extremum digiti sui in aquam ut refrigeret linguam meam, quia crucior in hac flamma. Und er rief, und sprach: Vater Abraham!³⁰ erbarme dich meiner, und sende den Lazarus, dass er die Spitze seines Fingers in's Wasser tauche, und meine Zunge abkühle;³¹ denn ich leide große Pein in dieser Flamme. Lukas Lk 49 16 24 30 So muss dein Herz sich erbarmen. Lukas Lk 49 16 24 31 Wie anders als einst im Leben! Nur um einen Tropfen Wasser wagt er zu bitten. Lukas Lk 49 16 25 Et dixit illi Abraham: Fili, recordare quia recepisti bona in vita tua, et Lazarus similiter mala: nunc autem hic consolatur, tu vero cruciaris: Abraham aber sprach zu ihm: Gedenke, Sohn!³² dass du Gutes empfangen hast in deinem Leben,³³ und Lazarus hingegen Übles; jetzt aber wird dieser getröstet, du hingegen wirst gepeiniget.³⁴ Lukas Lk 49 16 25 32 Außer der Anrede verrät nichts Mitleid. Lukas Lk 49 16 25 33 Griech.: Deine Güter. In ihnen suchtest du dein Glück, Gott vergessend. Lukas Lk 49 16 25 34 Erster Grund, weshalb aller Trost verweigert werden muss. Der zweite liegt in der Unmöglichkeit, solchen zu gewähren. Lukas Lk 49 16 26 Et in his omnibus inter nos, et vos chaos magnum firmatum est: ut hi, qui volunt hinc transire ad vos, non possint, neque inde huc transmeare. Und über dies alles ist zwischen uns und euch eine große Kluft gesetzet,³⁵ dass die, welche von hier zu euch hinübergehen wollen, es nicht können, und die, welche von dort hierher herüberkommen wollen, auch nicht können.³⁶ Lukas Lk 49 16 26 35 Nach unwiderruflicher Bestimmung. Lukas Lk 49 16 26 36 Unveränderlich, ewig bleibt die Scheidung zwischen Seligen und Verdammten. Lukas Lk 49 16 27 Et ait: Rogo ergo te pater ut mittas eum in domum patris mei. Und er sprach: So bitte ich dich, Vater! dass du ihn in das Haus meines Vaters sendest;³⁷ Lukas Lk 49 16 27 37 Da er für sich nichts erlangt, bittet er für andere. Lukas Lk 49 16 28 Habeo enim quinque fratres, ut testetur illis, ne et ipsi veniant in hunc locum tormentorum. denn ich habe fünf Brüder, dass er ihnen Zeugnis gebe, damit nicht auch sie an diesen Ort der Qual kommen.³⁸ Lukas Lk 49 16 28 38 Aus welcher Absicht der Reiche so redet, sagt der Heiland nicht. Was Jesus selbst uns durch das Gespräch lehrt, zeigt V. 31. Lukas Lk 49 16 29 Et ait illi Abraham: Habent Moysen, et prophetas: audiant illos. Abraham sprach zu ihm: Sie haben Moses und die Propheten, diese sollen sie hören!³⁹ Lukas Lk 49 16 29 39 Diese belehren sie über Gottes Gerechtigkeit und die Notwendigkeit der Buße. Lukas Lk 49 16 3 Ait autem villicus intra se: Quid faciam quia dominus meus aufert a me villicationem? fodere non valeo, mendicare erubesco. Der Verwalter aber sprach bei sich: Was soll ich tun, da mein Herr mir die Verwaltung abnimmt? Zu graben habe ich nicht die Kraft, zu betteln schäme ich mich.⁴ Lukas Lk 49 16 3 4 Bisher in Amt und Würden. Lukas Lk 49 16 30 At ille dixit: Non, pater Abraham: sed si quis ex mortuis ierit ad eos, pnitentiam agent. Er aber sprach: Nein, Vater Abraham! aber wenn einer von den Toten zu ihnen kommt, so werden sie Buße tun.⁴⁰ Lukas Lk 49 16 30 40 Griech.: Sie werden sich überreden lassen, nämlich Buße zu tun. Lukas Lk 49 16 31 Ait autem illi: Si Moysen, et prophetas non audiunt, neque si quis ex mortuis resurrexerit, credent. Aber er sagte zu ihm: Wenn sie Moses und die Propheten nicht hören, so werden sie auch nicht glauben, wenn jemand von den Toten aufersteht.⁴¹ Lukas Lk 49 16 31 41 Ein Beispiel hierfür sind die Pharisäer, denen der Heiland den von den Toten auferweckten Lazarus in der Tat sandte (daher wohl im Gleichnisse die Wahl des Namens), und die Jesus mit ihm töten wollten (Theoph., Euth.). Im Gleichnisse ist das, was eine Lehre enthält, von dem, was nur zur Einkleidung dient, wohl zu unterscheiden. Lukas Lk 49 16 4 Scio quid faciam, ut, cum amotus fuero a villicatione, recipiant me in domos suas. Ich weiß, was ich tue, damit, wenn ich von der Verwaltung entfernt bin, sie mich in ihre Häuser aufnehmen. Lukas Lk 49 16 5 Convocatis itaque singulis debitoribus domini sui, dicebat primo: Quantum debes domino meo? Er rief also alle Schuldner seines Herrn einen um den anderen⁵ zu sich, und sprach zu dem ersten: Wie viel bist du meinem Herrn schuldig? Lukas Lk 49 16 5 5 Zwei werden des Beispiels halber angeführt. Lukas Lk 49 16 6 At ille dixit: Centum cados olei. Dixitque illi: Accipe cautionem tuam: et sede cito, scribe quinquaginta. Dieser aber sprach: Hundert Krüge⁶ Öl. Und er sprach zu ihm: Nimm deinen Schuldschein, setze dich geschwind, und schreibe⁷ fünfzig! Lukas Lk 49 16 6 6 Hebr. Bath = 432 Eier, nach einigen 39,5 Liter, nach anderen nur 20,12. Lukas Lk 49 16 6 7 Einen anderen Schuldschein. Lukas Lk 49 16 7 Deinde alii dixit: Tu vero quantum debes? Qui ait: Centum coros tritici. Ait illi: Accipe litteras tuas, et scribe octoginta. Dann sprach er zu dem andern: Wie viel aber bist du schuldig? Er sprach: Hundert Maß⁸ Weizen. Und er sagte zu ihm: Nimm deine Verschreibung, und schreibe achtzig!⁹ Lukas Lk 49 16 7 8 Kor, von denen jeder 10 Bath hält. Lukas Lk 49 16 7 9 Diesem erlässt er weniger. Ähnlich verfährt er wohl mit den übrigen Schuldnern. Lukas Lk 49 16 8 Et laudavit Dominus villicum iniquitatis, quia prudenter fecisset: quia filii hujus sæculi prudentiores filiis lucis in generatione sua sunt. Und es lobte der Herr den ungerechten Verwalter, dass er klug gehandelt habe;¹⁰ denn die Kinder dieser Welt sind in ihrem Geschlechte klüger als die Kinder des Lichtes.¹¹ Lukas Lk 49 16 8 10 Indem er das Ansehen, das er bald verlieren soll, dazu benutzt, für seine Zukunft Sorge zu tragen. Lukas Lk 49 16 8 11 Wenn sie unter sich sind. Sie wissen besser für das jetzige Leben Fürsorge zu treffen, als die Kinder des Lichtes für das zukünftige (Bon., Euth., Theoph.). Lukas Lk 49 16 9 Et ego vobis dico: facite vobis amicos de mammona iniquitatis: ut, cum defeceritis, recipiant vos in æterna tabernacula. Auch ich sage euch: Machet euch Freunde mittels des ungerechten Reichtumes,¹² damit, wenn ihr abscheidet, sie euch in die ewigen Wohnungen aufnehmen.¹³ Lukas Lk 49 16 9 12 Der Reichtum enthält die Gefahr der Ungerechtigkeit. Lukas Lk 49 16 9 13 Vergl. V. 4. Diese Stelle zeigt, dass wir Verdienste sammeln können und sollen, und dass die Heiligen für uns bitten. Viele Lehren für das geistige Leben lassen sich aus dem Gleichnisse ziehen. Lukas Lk 49 0 1 Ärgernis und Demut. (V. 15) 4. Dritte Reise des Herrn nach Jerusalem. (17,11 19,27) Heilung von zehn Aussätzigen. (V. 19) Die Ankunft des Reiches und des Tages des Menschensohnes. Lukas Lk 49 17 1 Et ait ad discipulos suos: Impossibile est ut non veniant scandala: væ autem illi, per quem veniunt. Und er sprach zu seinen Jüngern: Es ist unmöglich,¹ dass keine Ärgernisse kommen; wehe aber jenem, durch welchen sie kommen! [Mt 18,7, Mk 9,41] Lukas Lk 49 17 1 1 Nach der Beschaffenheit der Menschen. Lukas Lk 49 17 10 Non puto. Sic et vos cum feceritis omnia, quæ præcepta sunt vobis, dicite: Servi inutiles sumus: quod debuimus facere, fecimus. Ich meine nicht. Also auch ihr, wenn ihr alles getan habet, was euch geboten worden ist, so sprechet: Wir sind unnütze Knechte; wir haben nur getan, was wir schuldig waren zu tun.⁷ Lukas Lk 49 17 10 7 Des Dieners Geschäft ist es, zu dienen. Der Heiland sagt, was wir fühlen sollen, nicht, was er urteilt. [Mt 25,21.23]. Tust du etwas über die Gebote hinaus, so bist du kein unnützer Knecht mehr (Orig.). Vergleiche z.B. [1Kor 7,25]. Lukas Lk 49 17 11 Et factum est, dum iret in Jerusalem, transibat per mediam Samariam, et Galilæam. Und es geschah, als er auf dem Wege nach Jerusalem war,⁸ zog er mitten durch Samaria und Galiläa.⁹ Lukas Lk 49 17 11 8 Die letzte Reise. Lukas Lk 49 17 11 9 Wohl in der Mitte zwischen Samaria und Galiläa, so dass jenes zur Rechten, dieses zur Linken blieb. Lukas Lk 49 17 12 Et cum ingrederetur quoddam castellum, occurrerunt ei decem viri leprosi, qui steterunt a longe: Und als er in einen Flecken kam, begegneten ihm zehn aussätzige Männer,¹⁰ welche von ferne stehen blieben.¹¹ [Lev 13,46] Lukas Lk 49 17 12 10 Neun Juden, ein Samaritaner. Ihre Bitte ist das Zeichen ihres Glaubens. Lukas Lk 49 17 12 11 Sie durften nicht nahe herankommen. [Lev 13,46] Lukas Lk 49 17 13 Et levaverunt vocem, dicentes: Jesu præceptor, miserere nostri. Und sie erhoben ihre Stimme, und sprachen: Jesus, Meister, erbarme dich unser!¹² Lukas Lk 49 17 13 12 Jeder bittet für alle, so hoffen sie leichter das Mitleid des Herrn zu erwecken. Lukas Lk 49 17 14 Quos ut vidit, dixit: Ite, ostendite vos sacerdotibus. Et factum est, dum irent, mundati sunt. Und da er sie sah, sprach er: Gehet hin, zeiget euch den Priestern!¹³ Und es geschah, indem sie hingingen, wurden sie rein. [Lev 14,2]. Lukas Lk 49 17 14 13 Der Heiland prüft ihren Glauben, ehe er sie heilt. Durch den Befehl verheißt er stillschweigend die Heilung, die ihrem Gehorsam folgt. Lukas Lk 49 17 15 Unus autem ex illis, ut vidit quia mundatus est, regressus est, cum magna voce magnificans Deum, Ein einziger aber von ihnen kehrte, als er sah, dass er rein sei, um, Gott¹⁴ mit lauter Stimme preisend. Lukas Lk 49 17 15 14 Gott und dem Heilande dankbar. Lukas Lk 49 17 16 Et cecidit in faciem ante pedes ejus, gratias agens: et hic erat Samaritanus. Und er fiel auf sein Angesicht ihm zu Füßen, und sagte ihm Dank. Und dieser war ein Samaritan. Lukas Lk 49 17 17 Respondens autem Jesus, dixit: Nonne decem mundati sunt? et novem ubi sunt? Da antwortete Jesus, und sprach: Sind nicht zehn rein geworden? Wo sind denn die neun?¹⁵ Lukas Lk 49 17 17 15 Der Heiland fragt mit Vorwurf (wie Gott [Gen 3,9]). Lukas Lk 49 17 18 Non est inventus qui rediret, et daret gloriam Deo, nisi hic alienigena. Keiner fand sich, der zurückkäme, und Gott die Ehre gäbe, als dieser Fremdling.¹⁶ Lukas Lk 49 17 18 16 Zehn hatten Glauben, nur einer war dankbar. Lukas Lk 49 17 19 Et ait illi: Surge, vade: quia fides tua te salvum fecit. Und er sprach zu ihm: Stehe auf, gehe hin; dein Glaube hat dir geholfen!¹⁷ Lukas Lk 49 17 19 17 Der Heiland zeigt den Jüngern an einem Beispiele, was er V. 6 gelehrt. Gleichzeitig sehen sie, wie große Fortschritte die Predigt des Heiles bei anderen Völkern machen wird. Lukas Lk 49 17 2 Utilius est illi si lapis molaris imponatur circa collum ejus, et projiciatur in mare, quam ut scandalizet unum de pusillis istis. Es wäre ihm nützer, wenn ihm ein Mühlstein an den Hals gehängt, und er in das Meer versenket würde, als dass er einen von diesen Kleinen ärgerte. Lukas Lk 49 17 20 Interrogatus autem a Pharisæis: Quando venit regnum Dei? respondens eis, dixit: Non venit regnum Dei cum observatione: Als er aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?¹⁸ antwortete er ihnen, und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichem Gepränge; Lukas Lk 49 17 20 18 Der Heiland sprach oft von dem Reiche Gottes. Die Pharisäer fragen dieses Mal wohl aufrichtig, da der Heiland ihnen die gewünschte Belehrung gibt. Freilich gibt Jesus die Zeit seines Erscheinens nicht an, sondern die Weise. Lukas Lk 49 17 21 Neque dicent: Ecce hic, aut ecce illic. Ecce enim regnum Dei intra vos est. auch wird man nicht sagen: Siehe, hier ist es, oder, siehe dort;¹⁹ denn siehe, das Reich Gottes ist unter euch.²⁰ Lukas Lk 49 17 21 19 Wie man von einem in eine Stadt einziehenden Sieger sagt. Lukas Lk 49 17 21 20 Wie er ihnen [Lk 11,20, Mt 12,28] gesagt. Andere erklären den Sinn: In eurer Gewalt, wenn ihr meine Lehren annehmt (Cyr., Tert.). Lukas Lk 49 17 22 Et ait ad discipulos suos: Venient dies quando desideretis videre unum diem Filii hominis, et non videbitis. Und er sprach zu seinen Jüngern: Es werden Tage kommen, da ihr wünschen werdet, einen einzigen Tag²¹ des Menschensohnes zu sehen, und ihr werdet ihn nicht sehen.²² Lukas Lk 49 17 22 21 Der Tag, an dem er sich als Richter zeigt, also der Tag seiner zweiten Ankunft. Ihr werdet wegen des Glaubens an mich und meiner Predigt so viel zu dulden haben, dass ihr den Tag des Gerichtes herbeiwünschen werdet. Lukas Lk 49 17 22 22 Die ältesten Erklärer: Ihr werdet wünschen, nur einen Tag meine tröstliche Gegenwart zu genießen. Lukas Lk 49 17 23 Et dicent vobis: Ecce hic, et ecce illic. Nolite ire, neque sectemini. Und man wird zu euch sagen: Siehe, hier ist er, oder, siehe dort! Gehet nicht dahin, und folget nicht nach!²³ [Mt 24,23] Lukas Lk 49 17 23 23 Christus wird so offenbar kommen, dass jede Mahnung unnötig und lügenhaft ist. Lukas Lk 49 17 24 Nam sicut fulgur coruscans de sub clo in ea, quæ sub clo sunt, fulget: ita erit Filius hominis in die sua. Denn gleichwie der unter dem Himmel hervorstrahlende Blitz alles beleuchtet, was unter dem Himmel ist,²⁴ so wird es auch mit dem Menschensohne an seinem²⁵ Tage sein. Lukas Lk 49 17 24 24 Vergl. [Mt 24,27]. Lukas Lk 49 17 24 25 Wo seine Herrlichkeit der ganzen Welt offenbar wird. Lukas Lk 49 17 25 Primum autem oportet illum multa pati, et reprobari a generatione hac. Zuvor aber muss er vieles leiden, und von diesem Geschlechte verworfen werden.²⁶ Lukas Lk 49 17 25 26 Zur Herrlichkeit führt nur Leiden: Ich gebe euch das Vorbild. Lukas Lk 49 17 26 Et sicut factum est in diebus Noe, ita erit et in diebus Filii hominis. Und gleichwie es zuging in den Tagen des Noe, so wird es auch in den Tagen des Menschensohnes sein.²⁷ Lukas Lk 49 17 26 27 In irdische Dinge versenkt, blieben jene ungläubig, trotz der Predigt Noe's, so werden auch diese die Kirche nicht hören. Lukas Lk 49 17 27 Edebant, et bibebant: uxores ducebant, et dabantur ad nuptias, usque in diem, qua intravit Noe in arcam: et venit diluvium, et perdidit omnes. Sie aßen und tranken, sie nahmen Frauen, und wurden zur Ehe gegeben bis auf den Tag, an welchem Noe in die Arche ging; und es kam die Flut, und vertilgte alle. [Gen 7,7, Mt 24,37] Lukas Lk 49 17 28 Similiter sicut factum est in diebus Lot: Edebant, et bibebant: emebant, et vendebant: plantabant, et ædificabant: Desgleichen wie es in den Tagen des Lot geschah: Sie aßen und tranken, sie kauften und verkauften, sie pflanzten und bauten; [Gen 19,25] Lukas Lk 49 17 29 Qua die autem exiit Lot a Sodomis, pluit ignem, et sulphur de clo, et omnes perdidit: an dem Tage aber, da Lot aus Sodoma ging, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel, und vertilgte alle.²⁸ Lukas Lk 49 17 29 28 Die Sündflut und Sodoma zeigen, dass den Bösen an jenem Tage der Untergang bevorsteht. So müssen wir also bereit sein, dem Heilande so entgegenzutreten, wie jener Tag uns findet. Lukas Lk 49 17 3 Attendite vobis. Si peccaverit in te frater tuus, increpa illum: et si pnitentiam egerit, dimitte illi. Habet acht auf euch selbst! Wenn dein Bruder wider dich sündiget, so verweise es ihm; und wenn es ihn reut, so vergib ihm.² [Lev 19,17, Sir 19,13, Mt 18,15] Lukas Lk 49 17 3 2 Lukas berichtet hier wohl Worte, die der Heiland öfter gesprochen. Vergl. [Mt 18,18]. Lukas Lk 49 17 30 Secundum hæc erit, qua die Filius hominis revelabitur. Auf gleiche Weise wird es zugehen an dem Tage, an welchem der Menschensohn sich offenbaren wird.²⁹ Lukas Lk 49 17 30 29 Wird in seiner jetzt verborgenen Herrlichkeit offenbar werden. Lukas Lk 49 17 31 In illa hora qui fuerit in tecto, et vasa ejus in domo, ne descendat tollere illa: et qui in agro, similiter non redeat retro. Wer in jener Stunde auf dem Dache ist, und sein Hausgerät im Hause hat, steige nicht hinab, um es zu holen; und wer auf dem Felde ist, kehre ebenfalls nicht zurück! Lukas Lk 49 17 32 Memores estote uxoris Lot. Gedenket an Lots Weib!³⁰ Lukas Lk 49 17 32 30 Sie war gezwungen, leiblich zu verlassen, was ihr Herz nicht verlassen wollte. Lukas Lk 49 17 33 Quicumque quæsierit animam suam salvam facere, perdet illam: et quicumque perdiderit illam, vivificabit eam. Wer immer sein Leben zu retten sucht, wird es verlieren; und wer immer es verliert, der wird es lebendig erhalten. [Mk 8,35, Lk 9,24, Joh 12,25] Lukas Lk 49 17 34 Dico vobis: In illa nocte erunt duo in lecto uno: unus assumetur, et alter relinquetur: Ich sage euch: In jener Nacht³¹ werden zwei auf einem Lager sein; der eine wird angenommen,³² der andere zurückgelassen werden. [Mt 24,40] Lukas Lk 49 17 34 31 So nennt der Heiland die Zeit wegen der Schrecknisse, die seine Ankunft mit sich bringt (Ambr., Bed.) Lukas Lk 49 17 34 32 Zur Herrlichkeit. Lukas Lk 49 17 35 Duæ erunt molentes in unum: una assumetur, et altera relinquetur: duo in agro: unus assumetur, et alter relinquetur. Zwei werden miteinander beim Mahlen sein;³³ die eine wird angenommen, die andere zurückgelassen werden. Zwei werden auf dem Felde sein; der eine wird angenommen, der andere zurückgelassen werden. Lukas Lk 49 17 35 33 Der Heiland wählt Beispiele aus jedem Stande. Niemand überhebe sich, niemand verzweifle. Das Beispiel V. 34 bezeichnet die Reichen, V. 35 die Armen. Lukas Lk 49 17 36 Respondentes dicunt illi: Ubi Domine? Sie antworteten, und sprachen zu ihm: Wo, Herr?³⁴ Lukas Lk 49 17 36 34 Der Heiland antwortet durch ein Gleichnis: Es bedarf keines Mahners, so wenig die Adler eines solchen bedürfen. Vergl. [Mt 24,28]. Lukas Lk 49 17 37 Qui dixit illis: Ubicumque fuerit corpus, illuc congregabuntur et aquilæ. Und er sprach zu ihnen: Wo der Leichnam ist, dort werden sich auch die Adler versammeln. Lukas Lk 49 17 4 Et si septies in die peccaverit in te, et septies in die conversus fuerit ad te, dicens: Pnitet me, dimitte illi. Und wenn er siebenmal des Tages³ wider dich sündiget, und siebenmal des Tages wieder zu dir kommt, und spricht: Es reuet mich! so vergib ihm. Lukas Lk 49 17 4 3 Siebenmal wird dies kaum jemand tun, so steht die Zahl für: jedesmal. Lukas Lk 49 17 5 Et dixerunt Apostoli Domino: Adauge nobis fidem. Und die Apostel sprachen zu dem Herrn: Mehre uns den Glauben!⁴ Lukas Lk 49 17 5 4 Christus fordert Großes. Lukas Lk 49 17 6 Dixit autem Dominus: Si habueritis fidem, sicut granum sinapis, dicetis huic arbori moro: Eradicare, et transplantare in mare: et obediet vobis. Der Herr aber sprach: Wenn ihr einen Glauben wie ein Senfkorn habet, so werdet ihr zu diesem Maulbeerbaume sagen: Entwurzle dich, und verpflanze dich in das Meer!⁵ und er wird euch gehorchen. [Mt 17,19] Lukas Lk 49 17 6 5 So dass er dort Wurzel fasst und Frucht trägt. Lukas Lk 49 17 7 Quis autem vestrum habens servum arantem aut pascentem, qui regresso de agro dicat illi: Statim transi, recumbe: Wer von euch, der einen Knecht hat als Ackerer oder Hirten, wird zu ihm, wenn er vom Felde zurückkommt, sagen: Gehe sogleich her, und setze dich zu Tische?⁶ Lukas Lk 49 17 7 6 Je mehr der Glaube Wunder wirkt, desto demütiger muss der Jünger Christi werden (Beda.). Lukas Lk 49 17 8 Et non dicat ei: Para quod cnem, et præcinge te, et ministra mihi donec manducem, et bibam, et post hæc tu manducabis, et bibes? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: Richte mein Abendessen zu, umgürte dich, und warte mir auf, bis ich gegessen und getrunken habe, und darnach wirst auch du essen und trinken? Lukas Lk 49 17 9 Numquid gratiam habet servo illi, quia fecit quæ ei imperaverat? Weiß er wohl diesem Knechte Dank, dass er getan, was er ihm befohlen hatte? Lukas Lk 49 0 1 Lehre vom beharrlichen Gebet. (V. 8) Von der Demut; das Gleichnis vom Pharisäer und Zöllner. (V. 17) Von der Armut. (V. 30) Jesus sagt sein Leiden voraus (V. 34) und heilt einen Blinden. Lukas Lk 49 18 1 Dicebat autem et parabolam ad illos, quoniam oportet semper orare et non deficere, Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis¹ darüber, dass man allezeit² beten, und nicht nachlassen müsse, [Sir 18,22, 1Thess 5,17] Lukas Lk 49 18 1 1 Verhalten und Hilfen in den Verfolgungen. Lukas Lk 49 18 1 2 Beständig, mit großem Eifer. Findet das Gebet nicht sofort Erhörung, so dürfen wir den Mut nicht sinken lassen. Lukas Lk 49 18 10 Duo homines ascenderunt in templum ut orarent: unus Pharisæus, et alter publicanus. Zwei Menschen gingen hinauf in den Tempel, um zu beten; der eine ein Pharisäer, der andere ein Zöllner. Lukas Lk 49 18 11 Pharisæus stans, hæc apud se orabat: Deus gratias ago tibi, quia non sum sicut ceteri hominum: raptores, injusti, adulteri: velut etiam hic publicanus. Der Pharisäer stellte sich hin,¹¹ und betete bei sich selbst also: Gott! ich danke dir,¹² dass ich nicht bin wie die übrigen Menschen,¹³ wie Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, oder auch wie dieser Zöllner da.¹⁴ Lukas Lk 49 18 11 11 Mit Selbstvertrauen. Lukas Lk 49 18 11 12 Sogar die Danksagung ist Selbstlob. Lukas Lk 49 18 11 13 Die nicht Pharisäer sind. Lukas Lk 49 18 11 14 Er sieht ihn beten und bittet Gott nicht um dessen Bekehrung, sondern erinnert ihn, welch ein Sünder der Zöllner ist! Lukas Lk 49 18 12 Jejuno bis in sabbato: decimas do omnium, quæ possideo. Ich faste zweimal in der Woche, und gebe den Zehnten von allem, was ich besitze.¹⁵ Lukas Lk 49 18 12 15 Ich tue nichts Böses V. 11, aber viel Gutes, ja, mehr als befohlen ist. Um was bittet er Gott? Schaue seine Worte an, und du wirst nichts finden (Aug.). Lukas Lk 49 18 13 Et publicanus a longe stans, nolebat nec oculos ad clum levare: sed percutiebat pectus suum, dicens: Deus propitius esto mihi peccatori. Der Zöllner aber stand von ferne,¹⁶ und wollte nicht¹⁷ einmal die Augen zum Himmel erheben, sondern schlug an seine Brust, und sprach: Gott sei mir Sünder gnädig!¹⁸ Lukas Lk 49 18 13 16 Er hält sich für unwürdig, nahe hinzu zu treten. Lukas Lk 49 18 13 17 Wagte nicht. Lukas Lk 49 18 13 18 Der Zöllner zeigt in seiner ganzen Haltung Demut, Reue und Ehrfurcht gegen Gott. Mir Sünder; Griech.: dem Sünder, als ob er der größte unter allen oder einzige ist. Lukas Lk 49 18 14 Dico vobis, descendit hic justificatus in domum suam ab illo, quia omnis, qui se exaltat, humiliabitur: et qui se humiliat, exaltabitur. Ich sage euch:¹⁹ Dieser ging gerechtfertiget nach Hause, jener nicht; denn ein jeder, der sich selbst erhöhet, wird erniedriget, und wer sich selbst erniedriget, der wird erhöhet werden.²⁰ [Mt 23,12, Lk 14,11] Lukas Lk 49 18 14 19 Die Wahrheit redet, Gott spricht, der Richter entscheidet (Aug.). Lukas Lk 49 18 14 20 Nicht jener. (Euth., Theoph., Tert.) Hier enden die Stücke, welche Lukas von [Lk 9,51] an allein bietet. Lukas Lk 49 18 15 Afferebant autem ad illum et infantes, ut eos tangeret. Quod cum viderent discipuli, increpabant illos. Sie brachten auch Kinder zu ihm, dass er sie berühren möchte.²¹ Da es aber die Jünger sahen, fuhren sie dieselben an. [Mt 19,13, Mk 10,13] Lukas Lk 49 18 15 21 In Peräa. Vergl. [Mt 19,13]. Lukas Lk 49 18 16 Jesus autem convocans illos, dixit: Sinite pueros venire ad me, et nolite vetare eos: talium est enim regnum Dei. Jesus aber rief sie herbei, und sprach: Lasset die Kinder zu mir kommen, und wehret es ihnen nicht; denn solcher ist das Reich Gottes!²² Lukas Lk 49 18 16 22 Auch in dem Sinne: Sie sind rein von der Erbsünde und haben Gottes Gnade in sich, sind in der rechten Verfassung, das messianische Heil zu empfangen. Lukas Lk 49 18 17 Amen dico vobis: Quicumque non acceperit regnum Dei sicut puer, non intrabit in illud. Wahrlich, ich sage euch, wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind,²³ wird in dasselbe nicht eingehen! [Mk 10,15] Lukas Lk 49 18 17 23 Zur Einfalt eines solchen zurückkehrend. Lukas Lk 49 18 18 Et interrogavit eum quidam princeps, dicens: Magister bone, quid faciens vitam æternam possidebo? Und es fragte ihn ein Vorsteher, und sprach: Guter Meister! was soll ich tun, um das ewige Leben zu ererben?²⁴ [Mk 10,17, Mt 19,16] Lukas Lk 49 18 18 24 Er fragt aufrichtig. Lukas Lk 49 18 19 Dixit autem ei Jesus: Quid me dicis bonum? nemo bonus nisi solus Deus. Jesus aber sprach zu ihm: Warum nennest du mich gut? Niemand ist gut, als Gott allein.²⁵ Lukas Lk 49 18 19 25 So halte mich denn nicht für einen bloßen Menschen (Cyr., Ambr., Bonav.). Lukas Lk 49 18 2 Dicens: Judex quidam erat in quadam civitate, qui Deum non timebat, et hominem non reverebatur. und sprach: Es war ein Richter in einer Stadt, der Gott nicht fürchtete, und keinen Menschen scheute.³ Lukas Lk 49 18 2 3 Viele tun aus Menschenfurcht, was sie aus Rücksicht auf Gott nicht tun, weil sie wenigstens gut scheinen wollen. Dies ist der letzte Grad von Bosheit, wenn jemand nicht einmal gut scheinen will. Lukas Lk 49 18 20 Mandata nosti: Non occides: Non mchaberis: Non furtum facies: Non falsum testimonium dices: Honora patrem tuum, et matrem. Die Gebote kennst du: Du sollst nicht töten; du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht falsches Zeugnis geben; ehre deinen Vater und deine Mutter!²⁶ [Ex 20,13] Lukas Lk 49 18 20 26 Beispiele für die allgemeine Regel: Meide das Böse und tue das Gute. Lukas Lk 49 18 21 Qui ait: Hæc omnia custodivi a juventute mea. Er sprach: Das alles habe ich von meiner Jugend an beobachtet. Lukas Lk 49 18 22 Quo audito, Jesus ait ei: Adhuc unum tibi deest: omnia quæcumque habes vende, et da pauperibus, et habebis thesaurum in clo: et veni, sequere me. Als Jesus dies hörte, sprach er zu ihm: Noch eines mangelt dir; verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben; und komm, folge mir.²⁷ Lukas Lk 49 18 22 27 Als mein Jünger, frei von allen irdischen Besitze und Sorgen. Lukas Lk 49 18 23 His ille auditis, contristatus est: quia dives erat valde. Als jener dies hörte, ward er betrübt; denn er war sehr reich. Lukas Lk 49 18 24 Videns autem Jesus illum tristem factum, dixit: Quam difficile, qui pecunias habent, in regnum Dei intrabunt. Da nun Jesus sah, dass er traurig geworden, sprach er: Wie schwer werden die, welche Geld haben, in das Reich Gottes eingehen! Lukas Lk 49 18 25 Facilius est enim camelum per foramen acus transire, quam divitem intrare in regnum Dei. Denn es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr hindurch gehe, als dass ein Reicher in das Reich Gottes eingehe.²⁸ Lukas Lk 49 18 25 28 Ein Beispiel hierfür war der Reiche im Gleichnisse [Lk 16]. Lukas Lk 49 18 26 Et dixerunt qui audiebant: Et quis potest salvus fieri? Da sprachen die, welche es hörten: Und wer kann selig werden? Lukas Lk 49 18 27 Ait illis: Quæ impossibilia sunt apud homines, possibilia sunt apud Deum. Er aber sprach zu ihnen: Was unmöglich ist bei den Menschen, das ist möglich bei Gott. Lukas Lk 49 18 28 Ait autem Petrus: Ecce nos dimisimus omnia, et secuti sumus te. Da sagte Petrus: Siehe, wir haben alles verlassen, und sind dir nachgefolgt.²⁹ Lukas Lk 49 18 28 29 Lohn der Armut. Lukas Lk 49 18 29 Qui dixit eis: Amen dico vobis, nemo est, qui reliquit domum, aut parentes, aut fratres, aut uxorem, aut filios propter regnum Dei. Und er sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch, niemand ist, der Haus, oder Eltern, oder Brüder, oder Weib, oder Kinder um des Reiches Gottes willen³⁰ verlassen hat, Lukas Lk 49 18 29 30 Um vollkommen zu werden. Lukas Lk 49 18 3 Vidua autem quædam erat in civitate illa, et veniebat ad eum, dicens: Vindica me de adversario meo. Und es war eine Witwe in dieser Stadt, diese kam zu ihm, und sagte: Schaffe mir Recht gegen meinen Widersacher! Lukas Lk 49 18 30 Et non recipiat multo plura in hoc tempore, et in sæculo venturo vitam æternam. und nicht viel mehr dafür erhielte in dieser Zeit, und in der zukünftigen Welt das ewige Leben! Lukas Lk 49 18 31 Assumpsit autem Jesus duodecim, et ait illis: Ecce ascendimus Jerosolymam, et consummabuntur omnia, quæ scripta sunt per prophetas de Filio hominis; Jesus aber nahm die Zwölf zu sich, und sprach zu ihnen:³¹ Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird alles vollendet werden, was durch die Propheten über den Menschensohn geschrieben worden ist! Lukas Lk 49 18 31 31 Den Aposteln, nicht allen Jüngern will er sein Leben vorherverkünden. Der Heiland weist auf die Prophezeiungen hin, vergl. [Lk 24,27.44], um zu zeigen, dass Gottes Weisheit alles vorhergesehen und angeordnet hat. Lukas Lk 49 18 32 Tradetur enim Gentibus, et illudetur, et flagellabitur, et conspuetur: Denn er wird den Heiden überliefert werden, und wird verspottet, gegeißelt und angespien werden; Lukas Lk 49 18 33 Et postquam flagellaverint, occident eum, et tertia die resurget. und nachdem sie ihn gegeißelt haben, werden sie ihn töten, und am dritten Tage wird er wieder auferstehen. Lukas Lk 49 18 34 Et ipsi nihil horum intellexerunt, et erat verbum istud absconditum ab eis, et non intelligebant quæ dicebantur. Sie aber verstanden nichts von diesen Dingen; es war diese Rede vor ihnen verborgen, und sie begriffen nicht, was damit gesagt ward.³² Lukas Lk 49 18 34 32 Die Jünger lieben den Heiland, sie wissen, dass er der Messias ist, sie erwarten seine Herrlichkeit; so verstehen sie nicht, was diese Rede soll. Lukas Lk 49 18 35 Factum est autem, cum appropinquaret Jericho, cæcus quidam sedebat secus viam, mendicans. Und es geschah, als er sich Jericho³³ näherte, saß ein Blinder an dem Wege, und bettelte. Lukas Lk 49 18 35 33 Über die Stadt siehe [Mk 10,46]. Lukas Lk 49 18 36 Et cum audiret turbam prætereuntem, interrogabat quid hoc esset. Und da er das Volk vorbeiziehen hörte, fragte er, was dies wäre. Lukas Lk 49 18 37 Dixerunt autem ei, quod Jesus Nazarenus transiret. Sie aber sagten ihm, dass Jesus von Nazareth vorübergehe. Lukas Lk 49 18 38 Et clamavit, dicens: Jesu fili David miserere mei. Da rief er, und sprach: Jesus, Sohn Davids, erbarme dich meiner!³⁴ Lukas Lk 49 18 38 34 Er hört: von Nazareth, aber ruft: Sohn Davids, Messias! Lukas Lk 49 18 39 Et qui præibant, increpabant eum ut taceret. Ipse vero multo magis clamabat: Fili David miserere mei. Und die vorangingen, fuhren ihn an, dass er schweigen solle. Er aber schrie noch viel mehr: Sohn Davids, erbarme dich meiner! Lukas Lk 49 18 4 Et nolebat per multum tempus. Post hæc autem dixit intra se: Etsi Deum non timeo, nec hominem revereor: Und er wollte lange Zeit nicht. Darnach aber sprach er bei sich selbst: Wenn ich auch Gott nicht fürchte, und keinen Menschen scheue, Lukas Lk 49 18 40 Stans autem Jesus jussit illum adduci ad se. Et cum appropinquasset, interrogavit illum, Da blieb Jesus stehen, und befahl, ihn³⁵ zu sich zu führen. Und als er sich genähert hatte, fragte er ihn, Lukas Lk 49 18 40 35 Den andere verachteten und schalten, ehrt Jesus, indem er stehen bleibt und ihn freundlich herbeiruft. Lukas Lk 49 18 41 Dicens: Quid tibi vis faciam? At ille dixit: Domine ut videam. und sprach: Was willst du, dass ich dir tue? Er aber sprach: Herr! dass ich sehend werde. Lukas Lk 49 18 42 Et Jesus dixit illi: Respice, fides tua te salvum fecit. Jesus sprach zu ihm: Sei sehend!³⁶ Dein Glaube hat dir geholfen! Lukas Lk 49 18 42 36 Mit einem Worte zeigt Jesus seine Macht und belohnt den Glauben des Blinden, der ihn als Messias begrüßt und ein Wunder erwartet hat. Lukas Lk 49 18 43 Et confestim vidit, et sequebatur illum magnificans Deum. Et omnis plebs ut vidit, dedit laudem Deo. Und sogleich ward er sehend, und folgte ihm, Gott preisend. Und alles Volk, das es sah, lobte Gott.³⁷ Lukas Lk 49 18 43 37 Aber bald murren sie wieder: [Lk 19,8]; so groß ist die Macht der Vorurteile. Lukas Lk 49 18 5 Tamen quia molesta est mihi hæc vidua, vindicabo illam, ne in novissimo veniens sugillet me. so will ich doch dieser Witwe, weil sie mir beschwerlich fällt, Recht schaffen, damit sie nicht endlich komme, und mich anfalle.⁴ Lukas Lk 49 18 5 4 Sie ist schon so wütend, dass sie mich tätlich angreifen wird, eine Übertreibung. Lukas Lk 49 18 6 Ait autem Dominus: Audite quid judex iniquitatis dicit: Der Herr aber sprach: Höret, was der ungerechte Richter sagt! Lukas Lk 49 18 7 Deus autem non faciet vindictam electorum suorum clamantium ad se die ac nocte, et patientiam habebit in illis? Gott aber sollte seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm rufen, nicht Recht schaffen,⁵ und sollte dulden, dass sie unterdrückt werden?⁶ Lukas Lk 49 18 7 5 Gott ist gerecht und barmherzig und liebt niemand mehr als die Auserwählten. Lukas Lk 49 18 7 6 Wird er dulden, dass die Seinigen lange Zeit heimgesucht werden? Lukas Lk 49 18 8 Dico vobis quia cito faciet vindictam illorum. Verumtamen Filius hominis veniens, putas, inveniet fidem in terra? Ich sage euch: Er wird ihnen schnell Recht schaffen.⁷ Jedoch wenn der Menschensohn kommt, wird er wohl den Glauben finden auf Erden?⁸ Lukas Lk 49 18 8 7 Anders als jener Richter. Schnell: Was dir lange scheint, ist kurz, denn schnell geht es vorüber im Vergleiche zur Ewigkeit Gottes (Aug.). Die Schnelligkeit bezieht sich nicht auf den Zeitpunkt, den wir wollen, wie schon daraus hervorgeht, dass wir beständig beten und nicht ablassen sollen. Lukas Lk 49 18 8 8 Der Sinn der Frage ist verneinend. Vergl. [Mt 24,24] und [2Thess 2,3]. Lukas Lk 49 18 9 Dixit autem et ad quosdam, qui in se confidebant tamquam justi, et aspernabantur ceteros, parabolam istam: Er sagte auch zu einigen, welche das Selbstvertrauen hatten, dass sie gerecht seien, und die übrigen verachteten,⁹ dieses Gleichnis:¹⁰ Lukas Lk 49 18 9 9 Dies taten die Pharisäer. Lukas Lk 49 18 9 10 Zum Glauben muss sich die Demut gesellen. Lukas Lk 49 0 1 Zachäus. (V. 10) Gleichnis von den zehn Pfunden. (V. 27) IV. 19,28-24. 1. Ereignisse vom ersten Tage der letzten Woche bis zum fünften. (19,28 22,38) Jesus hält seinen feierlichen Einzug in Jerusalem. Lukas Lk 49 19 1 Et ingressus perambulabat Jericho. Und er zog ein in Jericho¹ und ging hindurch. Lukas Lk 49 19 1 1 Diese Geschichte erzählt nur Lukas. Jesus ein Freund der Sünder, welcher Trost für die Heiden! Nach einigen Auslegern begab sich das Ereignis außerhalb der Stadt, da die Sykomore eine sehr breite Krone hat, die in einer engen Straße keinen Platz fände. Lukas Lk 49 19 10 Venit enim Filius hominis quærere, et salvum facere quod perierat. denn der Menschensohn ist gekommen zu suchen, und selig zu machen, was verloren war.¹⁵ [Mt 18,11] Lukas Lk 49 19 10 15 Er ist aber ein Sünder? Dann fordert es meine Sendung, zu ihm zu gehen. Vergl. [Mt 18,11]. Lukas Lk 49 19 11 Hæc illis audientibus adjiciens, dixit parabolam, eo quod esset prope Jerusalem: et quia existimarent quod confestim regnum Dei manifestaretur. Als sie dies¹⁶ hörten,¹⁷ fuhr er fort,¹⁸ und trug ein Gleichnis vor, weil er nahe bei Jerusalem¹⁹ war, und sie meinten, das Reich Gottes werde sogleich offenbar werden.²⁰ Lukas Lk 49 19 11 16 Das Geheimnis des Reiches Gottes bis zum Ende der Zeiten. Lukas Lk 49 19 11 17 Weil sie dies hörten, also auch die Murrenden. Lukas Lk 49 19 11 18 In der mit Worten und Taten V. 5 10 gegebenen Lehre. Lukas Lk 49 19 11 19 Jericho ist von Jerusalem etwa 7 8 Stunden entfernt. Lukas Lk 49 19 11 20 In Glanz und Herrlichkeit. Diese Meinung will er widerlegen. V. 12 Lukas Lk 49 19 12 Dixit ergo: Homo quidam nobilis abiit in regionem longinquam accipere sibi regnum, et reverti. Er sprach also: Ein vornehmer Mann zog²¹ in ein fremdes Land,²² ein Königreich für sich zu erhalten, und zurückzukehren. [Mt 25,14] Lukas Lk 49 19 12 21 Eine Anspielung darauf, dass, wer den Titel Fürst oder König führen wollte, damals nach Rom gehen musste. Lukas Lk 49 19 12 22 Jesus sagt dies, damit das sogleich V. 11 aus dem Herzen entfernt werde. Lukas Lk 49 19 13 Vocatis autem decem servis suis, dedit eis decem mnas, et ait ad illos: Negotiamini dum venio. Er rief aber seine zehn Knechte, und gab ihnen zehn Pfunde,²³ und sprach zu ihnen: Treibet Geschäfte, bis ich wiederkomme!²⁴ Lukas Lk 49 19 13 23 Jedem eines, wie V. 16, V. 18 zeigen, etwa 78 Mark. Vielleicht wählt der Heiland deshalb eine kleine Summe, weil der Knecht gelobt wird, dass er über Geringes treu war. Lukas Lk 49 19 13 24 Wann er kommen wird, sagt er nicht, sondern deutet nur an, dass seine Abwesenheit eine längere sein werde. Lukas Lk 49 19 14 Cives autem ejus oderant eum: et miserunt legationem post illum, dicentes: Nolumus hunc regnare super nos. Seine Bürger aber hassten ihn, und schickten eine Gesandtschaft nach, und ließen ihm sagen: Wir wollen nicht, dass dieser über uns König sei!²⁵ Lukas Lk 49 19 14 25 Mit Verachtung. Die Gesandten melden also, er möchte nicht zurückkehren, und tun ihm die feindliche Stimmung kund. Lukas Lk 49 19 15 Et factum est ut rediret accepto regno: et jussit vocari servos, quibus dedit pecuniam, ut sciret quantum quisque negotiatus esset. Und es geschah, dass er wiederkam, nachdem er das Königtum erhalten hatte. Da ließ er die Knechte, denen er das Geld gegeben hatte, rufen, damit er wüsste, wieviel ein jeder sich erhandelt hätte.²⁶ Lukas Lk 49 19 15 26 Drei werden als Beispiele für das V. 15 gesagte angeführt. Lukas Lk 49 19 16 Venit autem primus dicens: Domine, mna tua decem mnas acquisivit. Es kam nun der erste, und sprach: Herr! dein Pfund²⁷ hat zehn Pfunde dazu erworben. Lukas Lk 49 19 16 27 Er sagt nicht ich, sondern schweigt von seiner Tätigkeit. Lukas Lk 49 19 17 Et ait illi: Euge bone serve, quia in modico fuisti fidelis, eris potestatem habens super decem civitates. Er sprach zu ihm: Wohlan, du guter Knecht! weil du im Geringen treu gewesen bist, sollst du Machthaber über zehn Städte sein. Lukas Lk 49 19 18 Et alter venit, dicens: Domine, mna tua fecit quinque mnas. Und es kam der zweite, und sprach: Herr! dein Pfund hat fünf Pfunde getragen.²⁸ Lukas Lk 49 19 18 28 Die Gelegenheit zu gewinnen und die Möglichkeit fruchtbarer Anlegung sind verschieden. Lukas Lk 49 19 19 Et huic ait: Et tu esto super quinque civitates. Er sprach auch zu diesem: So sollst auch du über fünf Städte gesetzt sein!²⁹ Lukas Lk 49 19 19 29 Den andere hassten, dieser zeigt sich überaus gütig. Lukas Lk 49 19 2 Et ecce vir nomine Zachæus: et hic princeps erat publicanorum, et ipse dives: Und siehe, ein Mann war da, mit Namen Zachäus;² dieser war ein Oberzöllner und reich. Lukas Lk 49 19 2 2 Zachäus, Innocenz, der Unschuldige, ein Jude. Lukas Lk 49 19 20 Et alter venit, dicens: Domine, ecce mna tua, quam habui repositam in sudario: Der andere aber kam, und sprach: Herr! da ist dein Pfund, ich habe es in einem Schweißtuche aufbewahrt gehalten, Lukas Lk 49 19 21 Timui enim te, quia homo austerus es: tollis quod non posuisti, et metis quod non seminasti. denn ich fürchtete dich, weil du ein harter Mann bist. Du nimmst, was du nicht hingelegt hast, und erntest, was du nicht gesäet hast.³⁰ Lukas Lk 49 19 21 30 Das Geld hätte verloren gehen können, so habe ich mich von aller Sorge befreit und nichts mit demselben begonnen. Der Knecht hat das Geld seines Herrn nicht verschleudert, er entschuldigt seine Lässigkeit aber schlecht, indem er den Herrn anklagt. Lukas Lk 49 19 22 Dicit ei: De ore tuo te judico serve nequam: sciebas quod ego homo austerus sum, tollens quod non posui, et metens quod non seminavi: Er sagte zu ihm: Aus deinem Munde richte ich dich, du böser Knecht!³¹ Du wusstest, dass ich ein harter Mann bin, dass ich nehme, was ich nicht hingelegt, und ernte, was ich nicht gesäet habe. Lukas Lk 49 19 22 31 Aus dem, was du gesagt, war ein anderer Schluss zu ziehen. Lukas Lk 49 19 23 Et quare non dedisti pecuniam meam ad mensam, ut ego veniens cum usuris utique exegissem illam? Warum hast du mein Geld nicht auf die Wechselbank gegeben, damit ich es doch bei meiner Ankunft mit Gewinn hätte einfordern können? Lukas Lk 49 19 24 Et astantibus dixit: Auferte ab illo mnam, et date illi, qui decem mnas habet. Und er sprach zu den Umstehenden: Nehmet ihm das Pfund, und gebet es dem, welcher die zehn Pfunde hat! Lukas Lk 49 19 25 Et dixerunt ei: Domine, habet decem mnas. Sie sprachen zu ihm: Herr! er hat zehn Pfunde.³² Lukas Lk 49 19 25 32 Sie sind voller Verwunderung, warum dem, der schon so viel hat, noch zugegeben werden soll. Lukas Lk 49 19 26 Dico autem vobis, quia omni habenti dabitur, et abundabit: ab eo autem, qui non habet, et quod habet auferetur ab eo. Ja, ich sage euch: Einem jeden, der hat, wird gegeben, und er wird im Überflusse haben; dem aber, welcher nicht hat, wird auch das genommen werden, was er hat.³³ [Mt 13,12, Mt 25,29, Mk 4,25, Lk 8,18] Lukas Lk 49 19 26 33 Wer nicht mit Gottes Gabe mittätig ist, geht derselben verlustig. Vergl. [Mt 25,29]. Der Vornehme ist Christus, Gottes Sohn, als Mensch vom heil. Geist empfangen und von einer Jungfrau geboren, von David dem Könige abstammend. Er stieg zum Himmel auf und sitzt zur Rechten des Vaters, von wo er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Toten. Wie in dem Gleichnisse von den zehn Jungfrauen, bezeichnet die Zahl zehn die Gesamtheit der Gläubigen. Die Pfunde sind die Gnaden Gottes, die er jedem verleiht, sein Heil zu wirken. Die Jünger sind die Juden, alsdann auch alle Feinde der Kirche. Die Wiederkehr des Königs ist besonders die glorreiche Ankunft Christi zum Weltgerichte. Da aber nicht alle bis zu dieser Wiederkunft leben, ist dieser Zeitpunkt auch die besondere Rechenschaft nach dem Tode. Unsere Verdienste und guten Taten sind Geschenke Gottes. V. 27 stellt das Los der ungläubigen Juden vor Augen. Auch die Zerstörung Jerusalems kann als eine Heimsuchung des ewigen Richters gelten. Dieses Gleichnis ist dem [Mt 25,14] erzählten ähnlich, doch sind Zeit, Ort und Gelegenheit verschieden. Lukas Lk 49 19 27 Verumtamen inimicos meos illos, qui noluerunt me regnare super se, adducite huc: et interficite ante me. Jedoch meine Feinde, jene, die nicht wollten, dass ich über sie König sein sollte, bringet herbei, und tötet sie vor mir! Lukas Lk 49 19 28 Et his, dictis, præcedebat ascendens Jerosolymam. Und nachdem er dieses gesagt hatte, schritt er voraus, nach Jerusalem hinaufgehend. Lukas Lk 49 19 29 Et factum est, cum appropinquasset ad Bethphage, et Bethaniam ad montem, qui vocatur Oliveti, misit duos discipulos suos, Und es geschah, als er sich Bethphage und Bethania³⁴ näherte, an dem Berge, welcher Ölberg genannt wird, sandte er zwei seiner Jünger ab, [Mt 21,1, Mk 11,1, Joh 12,12] Lukas Lk 49 19 29 34 Siehe [Mk 11,1]. Lukas Lk 49 19 3 Et quærebat videre Jesum, quis esset: et non poterat præ turba, quia statura pusillus erat. Und er suchte Jesus zu sehen, wer er sei; aber er konnte es nicht vor dem Volke, denn er war klein von Gestalt. Lukas Lk 49 19 30 Dicens: Ite in castellum, quod contra est: in quod introeuntes, invenietis pullum asinæ alligatum, cui nemo umquam hominum sedit: solvite illum, et adducite. und sprach: Gehet in den Flecken, der gegenüber liegt; und wenn ihr hineinkommet, werdet ihr ein Füllen einer Eselin, auf welchem noch kein Mensch gesessen ist, angebunden finden; bindet es los, und führet es hierher! Lukas Lk 49 19 31 Et si quis vos interrogaverit: Quare solvitis? sic dicetis ei: Quia Dominus operam ejus desiderat. Und wenn euch jemand fragt: Warum bindet ihr es los? So saget also zu ihm: Der Herr begehrt dessen Dienst. Lukas Lk 49 19 32 Abierunt autem qui missi erant: et invenerunt, sicut dixit illis, stantem pullum. Da gingen die, welche abgesandt waren, fort; und sie fanden das Füllen dastehen, wie er ihnen gesagt. Lukas Lk 49 19 33 Solventibus autem illis pullum, dixerunt domini ejus ad illos: Quid solvitis pullum? Als sie aber das Füllen losbanden, sagten dessen Eigentümer zu ihnen: Warum bindet ihr das Füllen los? Lukas Lk 49 19 34 At illi dixerunt: Quia Dominus eum necessarium habet. Sie aber sprachen: Der Herr bedarf seiner. Lukas Lk 49 19 35 Et duxerunt illum ad Jesum. Et jactantes vestimenta sua supra pullum, imposuerunt Jesum. Und sie führten es zu Jesus, und warfen ihre Oberkleider auf das Füllen,³⁵ und setzten Jesus darauf. [Joh 12,14] Lukas Lk 49 19 35 35 Dies hatte Christus nicht befohlen, aber sein Geist leitet ihre Herzen und Willen. Lukas Lk 49 19 36 Eunte autem illo, substernebant vestimenta sua in via. Da er nun fortzog, breiteten sie ihre Kleider auf den Weg. Lukas Lk 49 19 37 Et cum appropinquaret jam ad descensum Montis oliveti, cperunt omnes turbæ discipulorum gaudentes laudare Deum voce magna super omnibus, quas viderant, virtutibus, Und als er sich schon dem Abhange des Ölberges näherte, begann die gesamte Schar der Jünger, mit Freuden und mit lauter Stimme Gott zu loben wegen all der Wunderwerke, die sie gesehen hatten; Lukas Lk 49 19 38 Dicentes: Benedictus, qui venit rex in nomine Domini, pax in clo, et gloria in excelsis. indem sie sprachen: Hochgelobt sei, der da kommt als König im Namen des Herrn; Friede im Himmel³⁶ und Ehre in der Höhe!³⁷ Lukas Lk 49 19 38 36 Auf uns. (Cyr., Theoph.). Lukas Lk 49 19 38 37 So sangen einst die Engel. Lukas Lk 49 19 39 Et quidam Pharisæorum de turbis, dixerunt ad illum: Magister, increpa discipulos tuos. Und einige Pharisäer, die unter dem Volke waren, sprachen zu ihm: Meister! verweise es deinen Jüngern.³⁸ Lukas Lk 49 19 39 38 Lass dich nicht als Messias begrüßen. Sie offenbaren so ihre Halsstarrigkeit, ihn auch jetzt nicht anzuerkennen. Was sie zur Zeit der Tempelweihe gefordert [Joh 10,24], erfüllt der Heiland jetzt V. 40. Diese Zeit ist von Gott dazu bestimmt, dass ich öffentlich als Messias begrüßt werde, so dass eher die Steine rufen würden, als dass Gottes Wille nicht erfüllt werde. Lukas Lk 49 19 4 Et præcurrens ascendit in arborem sycomorum ut videret eum: quia inde erat transiturus. Da lief er voraus, und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum,³ um ihn zu sehen; denn da sollte er vorübergehen. Lukas Lk 49 19 4 3 Gott selbst treibt ihn an, und Zachäus gehorcht der inneren Stimme. Lukas Lk 49 19 40 Quibus ipse ait: Dico vobis, quia si hi tacuerint, lapides clamabunt. Er sprach zu ihnen: Ich sage euch, wenn diese schweigen, so werden die Steine schreien! Lukas Lk 49 19 41 Et ut appropinquavit, videns civitatem flevit super illam, dicens: Und als er nahe gekommen war, und die Stadt sah, weinte er über dieselbe,³⁹ und sprach: Lukas Lk 49 19 41 39 Mit lauter Stimme, mitten unter den Ehrenbezeugungen. Lukas Lk 49 19 42 Quia si cognovisses et tu, et quidem in hac die tua, quæ ad pacem tibi, nunc autem abscondita sunt ab oculis tuis. Wenn doch auch du⁴⁰ es erkannt hättest, und zwar an diesem deinem Tage,⁴¹ was dir⁴² zum Frieden dient; nun aber ist es vor deinen Augen verborgen!⁴³ Lukas Lk 49 19 42 40 Wie andere, z.B. die Apostel und Jünger. Lukas Lk 49 19 42 41 An dem dir dieses Zeugnis von meiner Würde gegeben ward. Lukas Lk 49 19 42 42 Was dir Frieden bringen kann: der Messias, der Urheber des Friedens. Lukas Lk 49 19 42 43 Du willst nicht erkennen, und deine Verblendung ist unheilbar. (V. 43) Lukas Lk 49 19 43 Quia venient dies in te: et circumdabunt te inimici tui vallo, et circumdabunt te: et coangustabunt te undique: Denn es werden Tage über dich kommen, da deine Feinde dich mit einem Walle umgeben, dich ringsum einschließen, und dich von allen Seiten einengen werden. Lukas Lk 49 19 44 Et ad terram prosternent te, et filios tuos, qui in te sunt, et non relinquent in te lapidem super lapidem: eo quod non cognoveris tempus visitationis tuæ. Sie werden dich und deine Kinder,⁴⁴ die in dir sind, zu Boden schmettern, und werden in dir keinen Stein auf dem andern lassen deshalb, weil du die Zeit deiner Heimsuchung nicht erkannt hast. [Mt 24,2, Lk 21,6, Dan 9,26] Lukas Lk 49 19 44 44 Die Einwohner. Lukas Lk 49 19 45 Et ingressus in templum, cpit ejicere vendentes in illo, et ementes, Und als er in den Tempel eingetreten war, fing er an, die Käufer und Verkäufer, die in demselben waren, hinauszutreiben, [Mt 21,12, Mk 11,15] Lukas Lk 49 19 46 Dicens illis: Scriptum est: Quia domus mea domus orationis est. Vos autem fecistis illam speluncam latronum. und sprach zu ihnen: Es steht geschrieben: Mein Haus ist ein Haus des Gebetes, ihr aber habt es zu einer Räuberhöhle gemacht!⁴⁵ [Jes 56,7, Jer 7,11] Lukas Lk 49 19 46 45 Diesen Vorwurf hatte schon Jeremias [Jer 7,11] gemacht. Dahin ist es mit eurer Religion und Frömmigkeit gekommen. Lukas Lk 49 19 47 Et erat docens quotidie in templo. Principes autem sacerdotum, et Scribæ, et Principes plebis quærebant illum perdere: Und er lehrte täglich im Tempel. Aber die Hohenpriester, die Schriftgelehrten und Vornehmsten des Volkes suchten ihn zu verderben, Lukas Lk 49 19 48 Et non inveniebant quid facerent illi. Omnis enim populus suspensus erat, audiens illum. und fanden nicht, was sie ihm antun sollten; denn das ganze Volk hing an ihm, und hörte auf ihn.⁴⁶ Lukas Lk 49 19 48 46 Vergl. [Mk 11,18] Lukas Lk 49 19 5 Et cum venisset ad locum, suspiciens Jesus vidit illum, et dixit ad eum: Zachæe festinans descende: quia hodie in domo tua oportet me manere. Als nun Jesus an den Ort kam, schaute er hinauf, sah ihn an,⁴ und sprach zu ihm: Zachäus!⁵ steige eilends herab; denn heute muss⁶ ich in deinem Hause bleiben.⁷ Lukas Lk 49 19 5 4 Jesus belohnt den frommen Eifer. Lukas Lk 49 19 5 5 Er nennt ihn wie einen Bekannten mit Namen, obwohl er ihn noch nie gesehen. Lukas Lk 49 19 5 6 Um meiner Liebe genugzutun. Lukas Lk 49 19 5 7 Du wolltest mich vorübergehen sehen, so sollst du mich heute bei dir aufnehmen (Aug.). Lukas Lk 49 19 6 Et festinans descendit, et excepit illum gaudens. Und er stieg eilends herab, und nahm ihn⁸ mit Freuden auf. Lukas Lk 49 19 6 8 Was er nie zu hoffen gewagt. Lukas Lk 49 19 7 Et cum viderent omnes, murmurabant, dicentes quod ad hominem peccatorem divertisset. Und alle, welche dies sahen, murrten, und sprachen: Bei einem Sünder ist er eingekehrt!⁹ Lukas Lk 49 19 7 9 Vergl. [Lk 18,43]. Lukas Lk 49 19 8 Stans autem Zachæus, dixit ad Dominum: Ecce dimidium bonorum meorum, Domine, do pauperibus: et si quid aliquem defraudavi, reddo quadruplum. Zachäus aber trat hin, und sprach zu dem Herrn:¹⁰ Siehe, Herr! die Hälfte meiner Güter gebe ich den Armen; und wenn ich jemanden betrogen habe, so erstatte¹¹ ich es vierfach.¹² Lukas Lk 49 19 8 10 Mit Ehrfurcht vor dem Heilande. Lukas Lk 49 19 8 11 Sein Entschluss ist fest. Wie anders verhalten sich die Pharisäer, wenn Christus bei ihnen zu Gaste ist! Lukas Lk 49 19 8 12 Nach dem Gesetze wurde für einen Betrug oder Schaden durch Richterspruch das Doppelte auferlegt. [Ex 22,9] Jedenfalls erinnert er sich an keinen Betrug. Lukas Lk 49 19 9 Ait Jesus ad eum: Quia hodie salus domui huic facta est: eo quod et ipse filius sit Abrahæ. Jesus sprach zu ihm: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren¹³ deshalb, weil auch er ein Sohn Abrahams ist;¹⁴ Lukas Lk 49 19 9 13 Die folgenden Worte richten sich gegen die Murrenden. Lukas Lk 49 19 9 14 Also war ihm mit Recht das messianische Heil anzubieten. Lukas Lk 49 0 1 Streit mit den Abgesandten des hohen Rates: Johannes der Täufer, Gleichnis von den untreuen Winzern und dem Eckstein. (V. 19) Versuchung des Herrn betreffs der Steuer. (V. 26) Versuchung seitens der Sadducäer über die Auferstehung der Toten. (V. 40) Letzte Reden im Tempel (21,4). Lukas Lk 49 20 1 Et factum est in una dierum, docente illo populum in templo, et evangelizante, convenerunt principes sacerdotum, et Scribæ cum senioribus, Und es begab sich an einem jener Tage,¹ da er das Volk im Tempel lehrte, und das Evangelium verkündete, kamen die Hohenpriester und Schriftgelehrten samt den Ältesten² hinzu, [Mt 21,23, Mk 11,27] Lukas Lk 49 20 1 1 Am Dienstage. Lukas Lk 49 20 1 2 Abgeordnete des hohen Rates. Lukas Lk 49 20 10 Et in tempore misit ad cultores servum, ut de fructu vineæ darent illi. Qui cæsum dimiserunt eum inanem. Und da es Zeit war, sandte er einen Knecht zu den Winzern, dass sie an ihn von dem Ertrage des Weinberges ablieferten. Diese aber schlugen ihn, und schickten ihn leer davon. Lukas Lk 49 20 11 Et addidit alterum servum mittere. Illi autem hunc quoque cædentes, et afficientes contumelia, dimiserunt inanem. Und er sandte nochmals einen andern Knecht; sie aber schlugen auch diesen, schmähten ihn, und schickten ihn leer davon. Lukas Lk 49 20 12 Et addidit tertium mittere: qui et illum vulnerantes ejecerunt. Und er sandte noch einen dritten; sie aber verwundeten auch diesen, und warfen ihn hinaus.¹² Lukas Lk 49 20 12 12 Der Herr ist langmütig, die Winzer verstockt. Vergl. [Apg 7,52]. Lukas Lk 49 20 13 Dixit autem dominus vineæ: Quid faciam? mittam filium meum dilectum: forsitan, cum hunc viderint, verebuntur. Da sprach der Herr des Weinberges: Was soll ich tun?¹³ Ich will meinen geliebten Sohn senden; wenn sie diesen sehen, werden sie ihn wohl achten. Lukas Lk 49 20 13 13 Er möchte sie schonen. Lukas Lk 49 20 14 Quem cum vidissent coloni, cogitaverunt intra se, dicentes: Hic est heres, occidamus illum, ut nostra fiat hereditas. Als ihn aber die Winzer sahen, berieten sie untereinander, und sprachen: Dieser ist der Erbe; lasst uns ihn töten, damit das Erbe unser werde!¹⁴ Lukas Lk 49 20 14 14 Vergl. [Joh 11,47]. Lukas Lk 49 20 15 Et ejectum illum extra vineam, occiderunt. Quid ergo faciet illis dominus vineæ? Und sie warfen ihn zum Weinberge hinaus, und töteten ihn. Was wird nun der Herr des Weinberges ihnen tun? Lukas Lk 49 20 16 Veniet, et perdet colonos istos, et dabit vineam aliis. Quo audito, dixerunt illi: Absit. Er wird kommen, und diese Winzer verderben, und wird den Weinberg anderen¹⁵ geben. Da sie das hörten, sprachen sie zu ihm: Das sei ferne!¹⁶ Lukas Lk 49 20 16 15 Den Heiden. Lukas Lk 49 20 16 16 Sie verstehen den Sinn des Gleichnisses. Vergl. [Mt 21,41]. Zuerst sprechen die Abgesandten des hohen Rates diese Worte, dann wiederholt der Heiland dieselben. Als die Mitglieder des hohen Rates nun merkten, dass der Herr von ihnen redete, sprachen sie: Das sei ferne! Lukas Lk 49 20 17 Ille autem adspiciens eos ait: Quid est ergo hoc quod scriptum est: Lapidem, quem reprobaverunt ædificantes, hic factus est in caput anguli? Er aber blickte sie an, und sprach: Was will sodann¹⁷ diese Stelle der Schrift sagen: Der Stein, den die Bauleute¹⁸ verworfen haben, ist zum Ecksteine geworden? [Ps 117,22, Jes 28,16, Mt 21,42, Apg 4,11, Röm 9,33, 1Petr 2,7] Lukas Lk 49 20 17 17 Wenn dem nicht so ist, wie ich sage. Lukas Lk 49 20 17 18 Die Gottes wahres Haus bauen sollten. Die Worte sind aus [Ps 117,22] entnommen. Lukas Lk 49 20 18 Omnis, qui ceciderit super illum lapidem, conquassabitur: super quem autem ceciderit, comminuet illum. Ein jeder, der auf diesen Stein fällt, wird zerschmettert werden; und auf wen er fällt, den wird er zermalmen.¹⁹ Lukas Lk 49 20 18 19 Wer gegen den Messias ist, wird sich an ihm das Verderben holen und wen der Messias als Richter heimsucht, der wird zu Grunde gehen. Lukas Lk 49 20 19 Et quærebant principes sacerdotum, et Scribæ mittere in illum manus illa hora: et timuerunt populum: cognoverunt enim quod ad ipsos dixerit similitudinem hanc. Da suchten die Hohenpriester und Schriftgelehrten in jener Stunde Hand an ihn zu legen, aber sie fürchteten das Volk; denn sie erkannten, dass er dieses Gleichnis auf sie geredet habe. Lukas Lk 49 20 2 Et ajunt dicentes ad illum: Dic nobis, in qua potestate hæc facis? aut: Quis est, qui dedit tibi hanc potestatem? und sprachen zu ihm: Sage uns, aus welcher Vollmacht tust du dieses? oder: Wer ist es, der dir diese Macht gegeben hat?³ Lukas Lk 49 20 2 3 Die doppelte Frage zeigt ihre Erregung und Wut über die letzten Ereignisse. Lukas Lk 49 20 20 Et observantes miserunt insidiatores, qui se justos simularent, ut caperent eum in sermone, ut traderent illum principatui, et potestati præsidis. Und sie passten ihm auf, und sandten Auflauerer ab, die sich stellen sollten, als seien sie Gerechte, um ihn in einer Rede zu fangen, damit sie ihn der Obrigkeit und der Gewalt des Landpflegers überliefern könnten. [Mt 22,15, Mk 12,13] Lukas Lk 49 20 21 Et interrogaverunt eum, dicentes: Magister, scimus quia recte dicis, et doces: et non accipis personam, sed viam Dei in veritate doces: Und sie fragten ihn, und sprachen: Meister! wir wissen, dass du recht redest und lehrest, und auf kein Ansehen der Person achtest, sondern den Weg Gottes in der Wahrheit lehrest. Lukas Lk 49 20 22 Licet nobis tributum dare Cæsari, an non? Ist es uns erlaubt, dem Kaiser Steuern zu geben, oder nicht? Lukas Lk 49 20 23 Considerans autem dolum illorum, dixit ad eos: Quid me tentatis? Er aber durchschaute ihre Arglist, und sprach zu ihnen: Was versuchet ihr mich? Lukas Lk 49 20 24 Ostendite mihi denarium: Cujus habet imaginem, et inscriptionem? Respondentes dixerunt ei: Cæsaris. Zeiget mir einen Denar! Wessen Bild und Überschrift trägt er? Sie antworteten, und sprachen zu ihm: Des Kaisers. Lukas Lk 49 20 25 Et ait illis: Reddite ergo quæ sunt Cæsaris, Cæsari: et quæ sunt Dei, Deo. Und er sprach zu ihnen: So gebet also dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist! [Röm 13,7] Lukas Lk 49 20 26 Et non potuerunt verbum ejus reprehendere coram plebe: et mirati in responso ejus, tacuerunt. Und sie konnten sein Wort vor dem Volke²⁰ nicht tadeln, und schwiegen verwundert über seine Antwort. Lukas Lk 49 20 26 20 Also hatten sie auch dies gewünscht. Lukas Lk 49 20 27 Accesserunt autem quidam Sadducæorum, qui negant esse resurrectionem, et interrogaverunt eum, Es traten aber einige von den Sadducäern²¹ hinzu, welche leugnen, dass es eine Auferstehung gibt, und fragten ihn, [Mt 22,23, Mk 12,18] Lukas Lk 49 20 27 21 Lukas erwähnt sie nur hier. Alle Klassen der Juden sind einmütig in der Feindschaft gegen den Erlöser. Lukas Lk 49 20 28 Dicentes: Magister, Moyses scripsit nobis: Si frater alicujus mortuus fuerit habens uxorem, et hic sine liberis fuerit, ut accipiat eam frater ejus uxorem, et suscitet semen fratri suo: und sagten: Meister! Moses hat uns vorgeschrieben: Wenn jemandes Bruder stirbt, der ein Weib hat, und keine Kinder hinterlässt, so soll dessen Bruder sie zum Weibe nehmen, und seinem Bruder eine Nachkommenschaft erwecken. Lukas Lk 49 20 29 Septem ergo fratres erant: et primus accepit uxorem, et mortuus est sine filiis. Nun waren sieben Brüder; der erste nahm ein Weib, und starb ohne Kinder. Lukas Lk 49 20 3 Respondens autem Jesus, dixit ad illos: Interrogabo vos et ego unum verbum. Respondete mihi: Jesus aber antwortete, und sprach zu ihnen: Auch ich will euch ein Wort fragen. Antwortet mir!⁴ Lukas Lk 49 20 3 4 Von meiner Frage hängt die Lösung eurer Frage ab. Lukas Lk 49 20 30 Et sequens accepit illam, et ipse mortuus est sine filio. Und der folgende nahm sie, aber auch er starb ohne Kinder. Lukas Lk 49 20 31 Et tertius accepit illam. Similiter et omnes septem, et non reliquerunt semen, et mortui sunt. Und der dritte nahm sie, gleicherweise auch alle sieben; und alle starben, ohne Nachkommen zu hinterlassen. Lukas Lk 49 20 32 Novissime omnium mortua est et mulier. Zuletzt von allen starb auch das Weib. Lukas Lk 49 20 33 In resurrectione ergo, cujus eorum erit uxor? siquidem septem habuerunt eam uxorem. Wem nun von ihnen wird bei der Auferstehung das Weib angehören? Denn die sieben haben sie zum Weibe gehabt. Lukas Lk 49 20 34 Et ait illis Jesus: Filii hujus sæculi nubunt, et traduntur ad nuptias: Da sprach Jesus zu ihnen: Die Kinder dieser Welt²² heiraten und werden verheiratet; Lukas Lk 49 20 34 22 Die Menschen hier auf Erden. Lukas Lk 49 20 35 Illi vero, qui digni habebuntur sæculo illo, et resurrectione ex mortuis, neque nubent, neque ducent uxores: diejenigen aber, welche würdig erachtet werden, an jener Welt und der Auferstehung von den Toten teilzunehmen, werden weder verheiratet werden, noch heiraten;²³ Lukas Lk 49 20 35 23 Christus spricht nur von den Seligen wie der heil. Paulus [1Kor 15]; dass indes alle auferstehen werden, hat der Heiland [Joh 5,28.29] gesagt. Lukas Lk 49 20 36 Neque enim ultra mori poterunt: æquales enim Angelis sunt, et filii sunt Dei: cum sint filii resurrectionis. denn sie werden nicht mehr sterben können, sind sie doch den Engeln gleich, und Kinder Gottes, weil sie Kinder der Auferstehung sind.²⁴ Lukas Lk 49 20 36 24 Zu ewigem Leben auferweckt. Gegensatz zu V. 34. Die Auferstehung ist zudem eine Art Neuschaffung. Da niemand stirbt, braucht auch nicht durch die Ehe ein Ersatz für die durch den Tod hinweggenommenen geschafft werden. Lukas Lk 49 20 37 Quia vero resurgant mortui, et Moyses ostendit secus rubum, sicut dicit Dominum, Deum Abraham, et Deum Isaac, et Deum Jacob. Dass aber die Toten auferstehen, hat Moses angedeutet in der Stelle vom Dornbusche,²⁵ da er den Herrn den Gott Abrahams, den Gott Isaaks, und den Gott Jakobs nennt. [Ex 3,6] Lukas Lk 49 20 37 25 Siehe [Mk 12,26]. Lukas Lk 49 20 38 Deus autem non est mortuorum, sed vivorum: omnes enim vivunt ei. Gott aber ist nicht ein Gott von Toten, sondern von Lebendigen; denn alle leben ihm. Lukas Lk 49 20 39 Respondentes autem quidam Scribarum, dixerunt ei: Magister, bene dixisti. Da antworteten einige Schriftgelehrte, und sprachen zu ihm: Meister, du hast gut gesprochen! Lukas Lk 49 20 4 Baptismus Joannis de clo erat, an ex hominibus? Die Taufe des Johannes, war sie vom Himmel, oder von Menschen?⁵ Lukas Lk 49 20 4 5 Über die Taufe hattet ihr ja Johannes befragt. [Joh 1,25] Lukas Lk 49 20 40 Et amplius non audebant eum quidquam interrogare. Und sie wagten nicht mehr, ihn um etwas zu befragen. Lukas Lk 49 20 41 Dixit autem ad illos: Quomodo dicunt Christum, filium esse David? Er aber sprach zu ihnen:²⁶ Wie sagen sie denn, dass Christus Davids Sohn sei, Lukas Lk 49 20 41 26 Die Schriftgelehrten V. 39, die aber nicht allein da waren. Siehe [Mt 22,41, Mk 12,35]. Sie schweigen, damit ihnen nicht etwa die Wahrheit offenbar werde. Lukas Lk 49 20 42 Et ipse David dicit in libro Psalmorum: Dixit Dominus Domino meo, sede a dextris meis, da doch David selbst im Buche der Psalmen spricht: Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, [Ps 109,1, Mt 22,44, Mk 12,36] Lukas Lk 49 20 43 Donec ponam inimicos tuos, scabellum pedum tuorum? bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege? Lukas Lk 49 20 44 David ergo Dominum illum vocat: et quomodo filius ejus est? David nennt ihn also seinen Herrn; wie ist er nun sein Sohn? Lukas Lk 49 20 45 Audiente autem omni populo, dixit discipulis suis: Während aber das ganze Volk zuhörte, sprach er zu seinen Jüngern: Lukas Lk 49 20 46 Attendite a Scribis, qui volunt ambulare in stolis, et amant salutationes in foro, et primas cathedras in synagogis, et primos discubitus in conviviis: Hütet euch vor den Schriftgelehrten, welche gern in langen Gewändern einhergehen, und auf dem Markte gegrüßt sein wollen, in den Synagogen die ersten Sitze und bei Gastmahlen die ersten Plätze lieben!²⁷ [Mt 23,6, Mk 12,38, Lk 11,43] Lukas Lk 49 20 46 27 In religiösen und weltlichen Versammlungen. Lukas Lk 49 20 47 Qui devorant domus viduarum, simulantes longam orationem. Hi accipient damnationem majorem. Sie zehren die Häuser der Witwen auf, indem sie zum Schein lange Gebete sprechen. Diese werden eine größere Verdammnis erfahren.²⁸ [Mk 12,40] Lukas Lk 49 20 47 28 Weil sich zum Stolze rücksichtslose Habsucht und Heuchelei gesellt. Lukas Lk 49 20 5 At illi cogitabant intra se, dicentes: Quia si dixerimus, de clo, dicet: Quare ergo non credidistis illi? Da dachten sie bei sich selbst, und sprachen: Sagen wir, vom Himmel, so wird er sagen: Warum habt ihr ihm denn nicht geglaubt?⁶ Lukas Lk 49 20 5 6 Der von mir Zeugnis gab. Lukas Lk 49 20 6 Si autem dixerimus, Ex hominibus plebs universa lapidabit nos: certi sunt enim, Joannem prophetam esse. Sagen wir aber: Von Menschen, so wird das ganze Volk uns steinigen;⁷ denn es ist überzeugt, dass Johannes ein Prophet sei. Lukas Lk 49 20 6 7 Die Steinigung war die Strafe für Gotteslästerung. Vergl. [Joh 10,31, Apg 7,58]. Lukas Lk 49 20 7 Et responderunt se nescire unde esset. Und sie antworteten,⁸ sie wüssten nicht, woher sie sei.⁹ Lukas Lk 49 20 7 8 Feiglinge und Lügner zugleich. Lukas Lk 49 20 7 9 Vortreffliche Lehrer des Volkes. Lukas Lk 49 20 8 Et Jesus ait illis: Neque ego dico vobis in qua potestate hæc facio. Da sprach Jesus zu ihnen: So sage ich euch auch nicht, aus welcher Vollmacht ich dies tue.¹⁰ Lukas Lk 49 20 8 10 Der Heiland deutet an: Ihr wisst es zwar, wollt es aber nicht sagen. Lukas Lk 49 20 9 Cpit autem dicere ad plebem parabolam hanc: Homo plantavit vineam, et locavit eam colonis: et ipse peregre fuit multis temporibus. Er fing aber an, zu dem Volke dieses Gleichnis zu sprechen: Ein Mensch pflanzte einen Weinberg,¹¹ und verpachtete ihn an Winzer; und er war lange Zeit in der Ferne. [Jes 5,1, Jer 2,21, Mt 21,33, Mk 12,1] Lukas Lk 49 20 9 11 Wie? Siehe [Jes 5,2]. Es ist das Volk Israel, die Winzer sind die Führer und Lehrer desselben. Lukas Lk 49 0 1 Vorhersagung von Heimsuchungen (V. 19), der Zerstörung Jerusalems und der Wiederkunft Christi Lukas Lk 49 21 1 Respiciens autem vidit eos, qui mittebant munera sua in gazophylacium, divites. Als er aber aufblickte, sah er Reiche, die ihre Gaben in den Schatzkasten warfen. Lukas Lk 49 21 10 Tunc dicebat illis: Surget gens contra gentem, et regnum adversus regnum. Alsdann sagte er zu ihnen: Es wird Volk wider Volk, und Reich wider Reich aufstehen; Lukas Lk 49 21 11 Et terræmotus magni erunt per loca et pestilentiæ, et fames, terroresque de clo, et signa magna erunt. und es werden große Erdbeben sein von Ort zu Ort, Seuchen und Hungersnot, und Schrecknisse vom Himmel und große Zeichen werden sein. Lukas Lk 49 21 12 Sed ante hæc omnia injicient vobis manus suas, et persequentur tradentes in synagogas, et custodias, trahentes ad reges, et præsides propter nomen meum: Aber vor diesem allem werden sie an euch Hand anlegen, und euch verfolgen, indem sie euch an die Synagogen und Gefängnisse überliefern, und vor Könige und Statthalter schleppen um meines Namens willen. Lukas Lk 49 21 13 Continget autem vobis in testimonium. Es wird sich aber euch zu einem Zeugnisse gestalten. Lukas Lk 49 21 14 Ponite ergo in cordibus vestris non præmeditari quemadmodum respondeatis. So nehmet es euch also⁴ zu Herzen, nicht vorher darauf zu denken, wie ihr antworten möget. Lukas Lk 49 21 14 4 Es handelt sich um meine Sache. (V. 12). Lukas Lk 49 21 15 Ego enim dabo vobis os, et sapientiam, cui non poterunt resistere, et contradicere omnes adversarii vestri. Denn ich werde euch Mund und Weisheit geben, welcher alle eure Widersacher nicht werden widerstehen und widersprechen können. [Apg 6,10] Lukas Lk 49 21 16 Trademini autem a parentibus, et fratribus, et cognatis, et amicis, et morte afficient ex vobis: Ihr werdet aber von Eltern und Brüdern, Verwandten und Freunden überliefert werden, und sie werden einige aus euch um's Leben bringen, [Mt 10,21] Lukas Lk 49 21 17 Et eritis odio omnibus propter nomen meum: und ihr werdet von allen gehasst sein um meines Namens willen; Lukas Lk 49 21 18 Et capillus de capite vestro non peribit. aber nicht ein Haar von euerm Haupte wird verloren gehen.⁵ [Lk 12,7] Lukas Lk 49 21 18 5 Ein Sprichwort. Sinn: Ohne meine Zulassung wird euch nicht das Geringste geschehen; entweder wie es den drei Jünglingen im Feuerofen geschah [Dan 3,49], oder wie es [Weish 3,4.5] und [2Makk 7,11] beschrieben wird. Lukas Lk 49 21 19 In patientia vestra possidebitis animas vestras. Durch eure Geduld werdet ihr eure Seelen gewinnen.⁶ Lukas Lk 49 21 19 6 Wenn ihr standhaft im Guten ausharrt, werdet ihr eure Seele retten. Lukas Lk 49 21 2 Vidit autem et quamdam viduam pauperculam mittentem æra minuta duo. Da sah er auch eine arme Witwe, die zwei Heller hineinwarf. [Mk 12,41] Lukas Lk 49 21 20 Cum autem videritis circumdari ab exercitu Jerusalem, tunc scitote quia appropinquavit desolatio ejus: Wenn ihr aber sehen werdet, dass Jerusalem von einem Heere umlagert wird, dann wisset, dass seine Verwüstung nahe ist.⁷ [Dan 9,27, Mt 24,15, Mk 13,14] Lukas Lk 49 21 20 7 So [Dan 9,27]. Jerusalem galt bei den Juden als Hauptstadt des zukünftigen Gottesreiches. So lernen die Jünger: Das Reich Gottes wird fortbestehen, auch wenn Jerusalem untergeht. Lukas Lk 49 21 21 Tunc qui in Judæa sunt, fugiant ad montes: et qui in medio ejus, discedant: et qui in regionibus, non intrent in eam: Dann fliehe,⁸ wer in Judäa ist, auf die Berge; und wer in der Stadt ist, entweiche; und wer im Innern des Landes ist, gehe nicht hinein in dieselbe. Lukas Lk 49 21 21 8 Wenn die Feindesscharen heranziehen. Lukas Lk 49 21 22 Quia dies ultionis hi sunt, ut impleantur omnia, quæ scripta sunt. Denn dies sind Tage der Rache, damit alles erfüllt werde, was geschrieben steht. Lukas Lk 49 21 23 Væ autem prægnantibus, et nutrientibus in illis diebus; erit enim pressura magna super terram, et ira populo huic. Wehe aber den Schwangern und den Säugenden in jenen Tagen! denn es wird große Drangsal im Lande sein, und ein Zorngericht über dieses Volk. Lukas Lk 49 21 24 Et cadent in ore gladii: et captivi ducentur in omnes Gentes, et Jerusalem calcabitur a Gentibus: donec impleantur tempora nationum. Und sie werden durch die Schärfe des Schwertes fallen, und gefangen weggeführt werden unter alle Völker; und Jerusalem wird von den Völkern zertreten werden, bis dass die Zeiten der Völker erfüllt sind.⁹ Lukas Lk 49 21 24 9 Am Ende der Welt. Lukas Lk 49 21 25 Et erunt signa in sole, et luna et stellis, et in terris pressura Gentium præ confusione sonitus maris, et fluctuum: Und es werden Zeichen an Sonne, Mond und Sternen sein, und auf Erden große Angst unter den Völkern wegen des ungestümen Rauschens des Meeres und der Fluten; [Jes 13,10, Ez 32,7, Joel 2,10.31, Joel 3,15, Mt 24,29, Mk 13,24] Lukas Lk 49 21 26 Arescentibus hominibus præ timore, et exspectatione, quæ supervenient universo orbi: nam virtutes clorum movebuntur: und die Menschen werden vergehen vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den ganzen Erdkreis kommen werden; denn die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden. Lukas Lk 49 21 27 Et tunc videbunt Filium hominis venientem in nube cum potestate magna, et majestate. Dann werden sie den Menschensohn in der Wolke kommen sehen mit großer Macht und Herrlichkeit. Lukas Lk 49 21 28 His autem fieri incipientibus, respicite, et levate capita vestra: quoniam appropinquat redemptio vestra. Wenn nun dieses anfängt zu geschehen, dann schauet auf,¹⁰ und erhebet eure Häupter; denn es nahet eure Erlösung. Lukas Lk 49 21 28 10 Erhebet eure Augen. Wer hofft, blickt auf; wer verzagt, senkt den Blick. Lukas Lk 49 21 29 Et dixit illis similitudinem: Videte ficulneam, et omnes arbores: Und er sagte ihnen ein Gleichnis: Betrachtet den Feigenbaum, und alle Bäume. Lukas Lk 49 21 3 Et dixit: Vere dico vobis, quia vidua hæc pauper, plus quam omnes misit. Und er sprach: Wahrlich, ich sage euch, diese arme Witwe hat mehr hineingeworfen als alle! Lukas Lk 49 21 30 Cum producunt jam ex se fructum, scitis quoniam prope est æstas. Wenn sie bereits Frucht aus sich bringen, so wisset ihr, dass der Sommer nahe ist. Lukas Lk 49 21 31 Ita et vos cum videritis hæc fieri, scitote quoniam prope est regnum Dei. Ebenso wisset auch, dass, wenn ihr dies geschehen sehet, das Reich Gottes nahe ist.¹¹ Lukas Lk 49 21 31 11 Das Reich der Herrlichkeit. Die Kirche lässt die Worte Christi V. 25 33 am ersten Adventssonntage vorlesen, damit die Gläubigen sich bemühen, den Segen der gnadenreichen Ankunft des Herrn in der Zeitlichkeit zu erlangen, um dem künftigen Richter einst als wahre Nachfolger entgegenzutreten. Lukas Lk 49 21 32 Amen dico vobis, quia non præteribit generatio hæc, donec omnia fiant. Wahrlich, ich sage euch, dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis alles geschieht!¹² Lukas Lk 49 21 32 12 Vergl. [Mt 24,Anm.63]. Lukas Lk 49 21 33 Clum, et terra transibunt: verba autem mea non transibunt. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Lukas Lk 49 21 34 Attendite autem vobis, ne forte graventur corda vestra in crapula, et ebrietate, et curis hujus vitæ: et superveniat in vos repentina dies illa: Achtet aber auf euch selbst, dass eure Herzen nicht etwa beschwert werden durch Völlerei und Trunkenheit, und Sorgen dieses Lebens, und jener Tag euch unversehens überrasche; Lukas Lk 49 21 35 Tamquam laqueus enim superveniet in omnes, qui sedent super faciem omnis terræ. denn wie ein Fallstrick¹³ wird er kommen über alle, die auf dem ganzen Erdboden wohnen. Lukas Lk 49 21 35 13 Plötzlich. Lukas Lk 49 21 36 Vigilate itaque, omni tempore orantes, ut digni habeamini fugere ista omnia, quæ futura sunt, et stare ante Filium hominis. Darum wachet, allezeit betend, damit ihr wert erfunden werdet, allem dem zu entgehen, was da kommen wird, und vor den Menschensohn gestellt zu werden. Lukas Lk 49 21 37 Erat autem diebus docens in templo: noctibus vero exiens, morabatur in monte, qui vocatur Oliveti. Er lehrte aber bei Tage im Tempel, und des Nachts ging er hinaus, und weilte auf dem Berge, welcher Ölberg genannt wird. Lukas Lk 49 21 38 Et omnis populus manicabat ad eum in templo audire eum. Und alles Volk kam des Morgens früh zu ihm in den Tempel, um ihn zu hören. Lukas Lk 49 21 4 Nam omnes hi ex abundanti sibi miserunt in munera Dei: hæc autem ex eo, quod deest illi, omnem victum suum, quem habuit, misit. Denn diese alle haben von ihrem Überflusse zu den Gaben Gottes hineingeworfen; sie aber hat von ihrer Armut¹ alles, was sie zu ihrem Lebensunterhalte hatte, hineingeworfen. Lukas Lk 49 21 4 1 Da die meisten Christen arm waren, musste ihnen dieses Zeugnis großen Trost gewähren. Lukas Lk 49 21 5 Et quibusdam dicentibus de templo quod bonis lapidibus, et donis ornatum esset, dixit: Und als einige von dem Tempel sagten, dass er mit schönen Steinen und Weihgeschenken geschmückt sei, sprach er:² Lukas Lk 49 21 5 2 Außerhalb des Tempels. Die Veranlassung bietet vielleicht das Wort Christi [Mt 23,38] V. 5 7. Einleitung und Veranlassung der Rede. V. 8 19. Allgemeine Vorhersagung. V. 20 24 Strafgericht über Jerusalem. V. 25 36 Zweite Ankunft Christi. Lukas Lk 49 21 6 Hæc, quæ videtis, venient dies, in quibus non relinquetur lapis super lapidem, qui non destruatur. Das, was ihr da sehet, - es werden Tage kommen, in welchen kein Stein auf dem andern gelassen wird, der nicht herabgebrochen wird. [Mt 24,2, Mk 13,2, Lk 19,44] Lukas Lk 49 21 7 Interrogaverunt autem illum, dicentes: Præceptor, quando hæc erunt, et quod signum cum fieri incipient? Sie fragten ihn aber, und sprachen: Meister! wann wird dies geschehen, und welches ist das Zeichen, wann es anfangen wird zu geschehen?³ Lukas Lk 49 21 7 3 Die Jünger glauben, Christi Wiederkehr und die Zerstörung des Tempels werden zusammenfallen, und fragen also nach dem Zeichen der Wiederkunft (Cyr., Ambr.). Lukas Lk 49 21 8 Qui dixit: Videte ne seducamini: multi enim venient in nomine meo, dicentes quia ego sum: et tempus appropinquavit: nolite ergo ire post eos. Und er sprach: Sehet zu, dass ihr nicht irregeführt werdet; denn viele werden unter meinem Namen kommen, und sagen: Ich bin es, die Zeit ist gekommen; gehet ihnen also nicht nach! Lukas Lk 49 21 9 Cum autem audieritis prlia, et seditiones, nolite terreri: oportet primum hæc fieri, sed nondum statim finis. Wenn ihr aber von Kriegen und Empörungen höret, so erschrecket nicht; dies alles muss zuvor geschehen, aber das Ende ist noch nicht sogleich da. Lukas Lk 49 0 1 Das Ostermahl. (V. 23) Letzte Reden Jesu. (V. 38) 2. Leidensgeschichte. (22,39 23) Leiden Jesu im Garten Gethsemani. (V. 53) Dreimalige Verleugnung des heil. Petrus. (V. 62) Jesus wird von den Dienern und dem hohen Rate gemisshandelt Lukas Lk 49 22 1 Appropinquabat autem dies festus Azymorum, qui dicitur Pascha: Es nahete aber das Fest der ungesäuerten Brote, welches Ostern¹ genannt wird. [Mk 14,1, Mt 26,2] Lukas Lk 49 22 1 1 Der Name Pascha, eigentlich dem Mahle eigen, wurde auf die ganze Festfeier ausgedehnt. Lukas Lk 49 22 10 Et dixit ad eos: Ecce introeuntibus vobis in civitatem, occurret vobis homo quidam amphoram aquæ portans: sequimini eum in domum, in quam intrat, Er sprach zu ihnen: Siehe, wenn ihr in die Stadt hineinkommet, wird euch ein Mensch begegnen, der einen Wasserkrug trägt; folget ihm in das Haus,⁷ in welches er hineingeht, Lukas Lk 49 22 10 7 Nach einer alten Überlieferung war es das Haus des Johannes Markus. Lukas Lk 49 22 11 Et dicetis patrifamilias domus: Dicit tibi Magister: Ubi est diversorium, ubi pascha cum discipulis meis manducem? und saget zu dem Hausherrn: Der Meister lässt dir sagen: Wo ist das Gemach, wo ich mit meinen Jüngern das Osterlamm essen kann? Lukas Lk 49 22 12 Et ipse ostendet vobis cnaculum magnum stratum, et ibi parate. Und derselbe wird euch einen großen eingerichteten Speisesaal zeigen; daselbst bereitet es! Lukas Lk 49 22 13 Euntes autem invenerunt sicut dixit illis, et paraverunt pascha. Sie aber gingen hin, und fanden es, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Ostermahl. Lukas Lk 49 22 14 Et cum facta esset hora, discubuit, et duodecim Apostoli cum eo: Und als die Stunde gekommen war,⁸ setzte er sich zu Tische, und die zwölf Apostel mit ihm. [Mt 26,20, Mk 14,17] Lukas Lk 49 22 14 8 Die vom Gesetze bestimmte. Lukas Lk 49 22 15 Et ait illis: Desiderio desideravi hoc pascha manducare vobiscum, antequam patiar. Und er sprach zu ihnen: Sehnlichst hat mich verlangt, dieses Ostermahl⁹ mit euch zu essen, ehedenn ich leide. Lukas Lk 49 22 15 9 Das letzte hier auf Erden. Der hauptsächlichste Grund seines Verlangens ist der höchste Beweis seiner Liebe, die heil. Eucharistie, die er heute einsetzen will (Theoph., Bonav.). Nur Lukas berichtet diese Worte des Herrn. Lukas Lk 49 22 16 Dico enim vobis, quia ex hoc non manducabo illud, donec impleatur in regno Dei. Denn ich sage euch: Ich werde es von nun an nicht mehr essen, bis es seine Erfüllung erhält im Reiche Gottes. Lukas Lk 49 22 17 Et accepto calice gratias egit, et dixit: Accipite, et dividite inter vos. Und er nahm einen Kelch, dankte und sprach: Nehmet hin, und teilet ihn unter euch! Lukas Lk 49 22 18 Dico enim vobis quod non bibam de generatione vitis, donec regnum Dei veniat. Denn ich sage euch: Ich werde nicht mehr trinken von dem Erzeugnisse des Weinstocks, bis das Reich Gottes kommt.¹⁰ [Mt 26,29] Lukas Lk 49 22 18 10 Zweimal sagt er also, dass dies sein letztes Paschamahl auf Erden sein werde. Zugleich aber zeigt er, dass das selbe im Himmel eine viel vollkommenere Erfüllung finden werde als hier; dort nämlich wird nicht nur die Befreiung von der Knechtschaft Ägyptens, sondern von der Sünde und ihrer Herrschaft gefeiert. Die Ordnung, welche Lukas innehält, scheint die entsprechendste. Von diesem Kelche trank Christus selbst. Lukas Lk 49 22 19 Et accepto pane gratias egit, et fregit, et dedit eis, dicens: Hoc est corpus meum, quod pro vobis datur: hoc facite in meam commemorationem. Und er nahm das Brot,¹¹ dankte, brach es, und gab es ihnen, indem er sprach: Dieses ist mein Leib, der für euch hingegeben wird.¹² Dieses tut zu meinem Gedächtnisse!¹³ [1Kor 11,24] Lukas Lk 49 22 19 11 Ungesäuertes, denn anderes Brot war bei dem Paschamahle nicht vorhanden. Lukas Lk 49 22 19 12 Zu eurem Heile und an eurer Statt: als Opfer der Genugtuung und Sühne. Lukas Lk 49 22 19 13 Der heil. Paulus setzt die Worte [1Kor 11,25] hinter die Wandlung des heil. Blutes. Das heil. Opfer wird zum Andenken an den Tod des Herrn dargebracht und der Leib desselben wird durch die Wandlung gewissermaßen getötet, indem er in einen Zustand versetzt wird, der an sich (wenn dies nicht in wunderbarer Weise verhindert würde) alle Lebenstätigkeit behindert. Lukas Lk 49 22 2 Et quærebant principes sacerdotum, et Scribæ, quomodo Jesum interficerent: timebant vero plebem. Und die Hohenpriester und Schriftgelehrten trachteten, wie sie Jesus töten möchten; sie fürchteten jedoch² das Volk. Lukas Lk 49 22 2 2 Griech. denn: Grund, warum sie über die Weise unschlüssig sind. Lukas Lk 49 22 20 Similiter et calicem, postquam cnavit, dicens: Hic est calix novum testamentum in sanguine meo, qui pro vobis fundetur. Gleicherweise nahm er auch den Kelch, nach dem Mahle,¹⁴ und sprach: Dies ist der Kelch,¹⁵ der neue Bund in meinem Blute, das für euch vergossen wird! Lukas Lk 49 22 20 14 Wie er das Brot nahm. Dieser Kelch wird von dem anderen V. 18 unterschieden. Wie der Alte Bund, so wird der Neue mit einem Opfer geschlossen. Lukas Lk 49 22 20 15 Was im Kelche ist. Die Worte Christi sind wohl von Matthäus, welcher dieselben vernahm, genau berichtet, während Lukas sich damit begnügt, den genauen Sinn wiederzugeben. Daher setzt Lukas zur Konsekration die Worte: der für euch gegeben wird, hinzu. Der Apostel Paulus redet häufig von dem Kelche des Herrn. [1Kor 10,16.21, 1Kor 11,26.28] Daher rührt wohl die Ausdrucksweise: Dieser Kelch, das Neue Testament. Die Apostel sind bisweilen mehr bemüht, uns den Sinn als den genauen Wortlaut zu geben. So haben Lukas und Paulus die Worte: Dies tut zu meinem Gedächtnisse, bewahrt, während die übrigen heil. Schriftsteller die tägliche Übung für ein ausreichendes Zeugnis hielten, da die Christen sahen, dass die Apostel Brot und Wein dem Auftrage des Herrn gemäß wandelten. Lukas Lk 49 22 21 Verumtamen ecce manus tradentis me, mecum est in mensa. Jedoch siehe, die Hand meines Verräters ist mit mir auf dem Tische!¹⁶ Lukas Lk 49 22 21 16 Lukas scheint die Ordnung zu befolgen, dass er zuerst alles erzählt, was das Paschamahl betrifft, sodann was die Einsetzung der Eucharistie, endlich was vor dem Paschamahle, während desselben und nach Verlassen des Abendmahlsaales gesprochen ward. Nach anderen ist der Bericht streng chronologisch. Lukas Lk 49 22 22 Et quidem Filius hominis, secundum quod definitum est, vadit: verumtamen væ homini illi, per quem tradetur. Der Menschensohn geht zwar hin, wie es bestimmt ist;¹⁷ aber wehe jenem Menschen, durch welchen er verraten wird! [Mt 26,21, Mk 14,20, Joh 13,18, Ps 40,10] Lukas Lk 49 22 22 17 Und deshalb in der heil. Schrift vorhergesagt ist. Lukas Lk 49 22 23 Et ipsi cperunt quærere inter se, quis esset ex eis, qui hoc facturus esset. Und sie fingen an untereinander zu forschen, wer aus ihnen es wäre, der dies tun werde. [Mt 26,22, Mk 14,19] Lukas Lk 49 22 24 Facta est autem et contentio inter eos, quis eorum videretur esse major. Es entstand auch ein Streit unter ihnen,¹⁸ wer von ihnen der Größte zu sein scheine. Lukas Lk 49 22 24 18 Vielleicht bietet die V. 16, 18 erzählte Erwähnung des Reiches Gottes die Gelegenheit zum Streite, wie einst [Mt 20,20, Mk 10,37]. Vielleicht auch ist der Umstand, dass Johannes den nächsten Platz bei dem Heilande hat, die Ursache. Oder aber, und dies ist das wahrscheinlichste, der Streit ist nach der Fußwaschung und Belehrung des Herrn entstanden. Lukas Lk 49 22 25 Dixit autem eis: Reges gentium dominantur eorum: et qui potestatem habent super eos, benefici vocantur. Er sprach aber zu ihnen: Die Könige der Heiden herrschen über sie, und die über sie Gewalt üben, werden Gnädige genannt.¹⁹ [Mt 20,25, Mk 10,42] Lukas Lk 49 22 25 19 Üben Herrschaft und führen stolze Titel. Lukas Lk 49 22 26 Vos autem non sic: sed qui major est in vobis, fiat sicut minor, et qui præcessor est, sicut ministrator. Ihr aber nicht so;²⁰ sondern wer unter euch der Größte ist, werde wie der Kleinste, und wer der Vorsteher ist, werde wie der Dienende.²¹ Lukas Lk 49 22 26 20 Mein Reich ist kein irdisches. Lukas Lk 49 22 26 21 Es wird also im Reiche Christi Große und Vorsteher geben, aber sie sollen sich als die Diener derer betrachten, über welche sie gesetzt sind, da sie um dieser willen ihr Amt bekleiden. Lukas Lk 49 22 27 Nam quis major est, qui recumbit, an qui ministrat? nonne qui recumbit? Ego autem in medio vestrum sum, sicut qui ministrat: Denn wer ist größer, der zu Tische sitzt, oder der, welcher bedienet?²² Nicht wahr, der zu Tische sitzt? Ich aber bin in eurer Mitte wie der, welcher dient. Lukas Lk 49 22 27 22 Der Heiland weist hier offenbar auf die Fußwaschung hin (Cyr., Bed., Euth., Bon.), obwohl das ganze Leben des Herrn mit Recht ein Dienen heißen kann. Lukas Lk 49 22 28 Vos autem estis, qui permansistis mecum in tentationibus meis. Ihr aber seid es, welche mit mir in meinen Prüfungen²³ ausgeharrt haben. Lukas Lk 49 22 28 23 In Verfolgungen, Armut, beschwerlichen Reisen usw. Lukas Lk 49 22 29 Et ego dispono vobis sicut disposuit mihi Pater meus regnum, Darum bereite ich euch das Reich, wie mir es mein Vater bereitet hat,²⁴ Lukas Lk 49 22 29 24 Mit derselben Vollmacht, mir der der Vater mir das Reich gegeben, verspreche ich es euch, und zwar ein solches Reich, wie mir der Vater gegeben. Lukas Lk 49 22 3 Intravit autem satanas in Judam, qui cognominabatur Iscariotes, unum de duodecim. Da fuhr³ der Satan in Judas, welcher Iskariot genannt wurde, und einer von den Zwölfen war. [Mt 26,14, Mk 14,10] Lukas Lk 49 22 3 3 Durch Einflüsterung (Bonav.). Die Würde des Judas wird beigesetzt, um seinen Undank zu kennzeichnen. Schon ein Jahr zuvor hat ihn der Heiland einen Teufel genannt. [Joh 6,70] Lukas Lk 49 22 30 Ut edatis, et bibatis super mensam meam in regno meo: et sedeatis super thronos judicantes duodecim tribus Israel. dass ihr esset und trinket an meinem Tische in meinem Reiche,²⁵ und auf Thronen sitzet, die zwölf Stämme Israels richtend.²⁶ Lukas Lk 49 22 30 25 Meiner Seligkeit teilhaftig. Lukas Lk 49 22 30 26 Dem Herrn ist alles Gericht vom Vater gegeben, er teilt seine Macht den Aposteln mit. Lukas Lk 49 22 31 Ait autem Dominus: Simon, Simon, ecce satanas expetivit vos ut cribraret sicut triticum: Es sprach aber der Herr:²⁷ Simon, Simon! siehe, der Satan hat nach euch verlangt,²⁸ um euch sieben zu dürfen, wie den Weizen. Lukas Lk 49 22 31 27 Ehe sie zu seiner Herrlichkeit eingehen, drohen noch viele Gefahren, die siegreich zu bestehen sind. Lukas Lk 49 22 31 28 Der Satan hat Macht über euch gefordert, um den Glauben aus euren Herzen herauszureißen. Die Gefahr, die allen gilt, wird Simon in besonderer Weise von Christus angezeigt. Ist dies nicht ein Hinweis auf seine Würde als Oberhaupt, welche ihm die Notwendigkeit auferlegt, die Gefahr zu kennen und die anderen in derselben zu beschützen? Lukas Lk 49 22 32 Ego autem rogavi pro te ut non deficiat fides tua: et tu aliquando conversus confirma fratres tuos. Ich aber²⁹ habe für dich³⁰ gebeten, dass dein Glaube nicht aufhöre;³¹ und wenn du einst bekehrt bist,³² so stärke deine Brüder. Lukas Lk 49 22 32 29 Gegensatz zum Satan. Lukas Lk 49 22 32 30 Alle sind in Gefahr, für einen betet Jesus in besonderer Weise, mithin können alle die Gefahr überwinden, wenn er wohlbehalten ist, mosern sie ihm als Führer folgen und gehorchen. Lukas Lk 49 22 32 31 Der Teufel will den Glauben rauben, doch das Gebet des Erlösers ist stets wirksam. So verliert Petrus denn den Glauben bei der Verleugnung des Herrn nicht. Lukas Lk 49 22 32 32 Von der Sünde der Verleugnung (Theoph., Euth., Bed.). Vielleicht aber ist das Griechische aktiv zu übersetzen: Bekehre (wende zu Gott) deine Brüder. Lukas, der die [Mt 16,18] aufgezeichnete Verheißung nicht bringt, bietet eine gleiche Verheißung des Primates: Der Teufel versucht die Kirche zu Grunde zu richten, den Glauben zu vernichten, Christus steht seiner Kirche bei, Petri Amt macht die Kirche unbesiegbar. Mit Recht also konnte das vatikanische Konzil den Satz aufstellen, dass diese Verheißung des Herrn den Stuhl Petri und die Kirche allezeit vor jedem Irrtume im Glauben bewahrte. (Konstit. über die Kirche, Kap. 4) Lukas Lk 49 22 33 Qui dixit ei: Domine, tecum paratus sum et in carcerem, et in mortem ire. Da sprach er zu ihm: Herr! ich bin bereit, mit dir in den Kerker und in den Tod zu gehen.³³ Lukas Lk 49 22 33 33 Alles dies fällt wohl in die Zeit nach dem Verlassen des Abendmahlssaales. Dieses Mal wird Petrus sich nicht als Felsenmann bewähren. Lukas Lk 49 22 34 At ille dixit: Dico tibi Petre, non cantabit hodie gallus, donec ter abneges nosse me. Et dixit eis: Er aber sprach: Ich sage dir, Petrus! es wird heute der Hahn nicht krähen, bis du dreimal geleugnet hast, mich zu kennen. Und er sprach zu ihnen: [Mt 26,34, Mk 14,30] Lukas Lk 49 22 35 Quando misi vos sine sacculo, et pera, et calceamentis, numquid aliquid defuit vobis? Als ich euch aussandte ohne Beutel, ohne Tasche und Schuhe, hat euch etwas gemangelt? [Mt 10,9] Lukas Lk 49 22 36 At illi dixerunt: Nihil. Dixit ergo eis: Sed nunc qui habet sacculum, tollat similiter et peram: et qui non habet, vendat tunicam suam, et emat gladium. Sie aber sprachen: Nichts. Da sprach er zu ihnen:³⁴ Nun aber, wer einen Beutel hat, nehme ihn, desgleichen auch eine Tasche;³⁵ und wer es nicht hat,³⁶ verkaufe seinen Rock, und kaufe ein Schwert.³⁷ Lukas Lk 49 22 36 34 Das bevorstehende Leiden ist eine Vorbedeutung dessen, was die Apostel in Zukunft erwartet. Lukas Lk 49 22 36 35 Mit sich. Die Menschen werden nicht mehr eure Wohltäter sein. Lukas Lk 49 22 36 36 Einen Beutel. Lukas Lk 49 22 36 37 Wie notwendig es ist, zeigt der Befehl, selbst das Oberkleid zu verkaufen. Alle also sollen ein Schwert kaufen. Die Worte sind allegorisch. Es stehen so harte Verfolgungen bevor, dass nach menschlichem Ermessen das Oberkleid zu verkaufen wäre, um ein Schwert zu verschaffen (Theoph., Euth.). Lukas Lk 49 22 37 Dico enim vobis, quoniam adhuc hoc, quod scriptum est, oportet impleri in me: Et cum iniquis deputatus est. Etenim ea, quæ sunt de me, finem habent. Denn ich sage euch: Noch muss an mir erfüllet werden, was geschrieben steht: Er ist unter die Übeltäter gerechnet worden.³⁸ Denn was von mir geschrieben steht, hat ein Ende.³⁹ [Jes 53,12] Lukas Lk 49 22 37 38 Dies ist die in V. 36 beschriebene Veränderung. Lukas Lk 49 22 37 39 Mein öffentliches und mein irdisches Leben naht seinem Ende, und zwar so, wie es vorausgesagt ist. Lukas Lk 49 22 38 At illi dixerunt: Domine, ecce duo gladii hic. At ille dixit eis: Satis est. Sie aber sprachen: Herr! siehe, hier sind zwei Schwerter.⁴⁰ Er aber sprach zu ihnen: Es ist genug!⁴¹ Lukas Lk 49 22 38 40 Die Apostel verstanden nicht, dass V. 36 von einem geistigen Widerstande die Rede ist. Lukas Lk 49 22 38 41 Nach einigen Auslegern sind diese Worte ironisch, weil die Apostel den Herrn nicht verstanden haben, nach anderen bricht der Heiland die Rede ab. Lukas Lk 49 22 39 Et egressus ibat secundum consuetudinem in montem Olivarum. Secuti sunt autem illum et discipuli. Und er ging hinaus, und begab sich nach seiner Gewohnheit an den Ölberg; es folgten ihm aber auch die Jünger. [Mt 26,30.36, Mk 14,26.32, Joh 18,1] Lukas Lk 49 22 4 Et abiit, et locutus est cum principibus sacerdotum, et magistratibus, quemadmodum illum traderet eis. Und er ging hin, und redete mit den Hohenpriestern und den Befehlshabern, wie er ihnen denselben überliefern wollte. Lukas Lk 49 22 40 Et cum pervenisset ad locum, dixit illis: Orate ne intretis in tentationem. Und als er an den Ort kam, sprach er zu ihnen: Betet, dass ihr nicht in Versuchung fallet! Lukas Lk 49 22 41 Et ipse avulsus est ab eis quantum jactus est lapidis: et positis genibus orabat, Und er entfernte sich von ihnen einen Steinwurf weit,⁴² kniete nieder, und betete,⁴³ [Mt 26,39, Mk 14,35] Lukas Lk 49 22 41 42 Er riss sich schwer von den Seinigen los, sei es aus Liebe, sei es infolge der Betrübnis. Lukas Lk 49 22 41 43 Mit großer Ehrfurcht und Demut und höchstem Eifer. Lukas Lk 49 22 42 Dicens: Pater si vis, transfer calicem istum a me: Verumtamen non mea voluntas, sed tua fiat. und sprach: Vater! wenn du willst,⁴⁴ so nimm diesen Kelch hinweg von mir; jedoch nicht mein Wille, sondern der deine geschehe! Lukas Lk 49 22 42 44 Wenn es sich mit deinem Willen vereinigen lässt, dass mir das Leiden erspart bleibe. Lukas Lk 49 22 43 Apparuit autem illi Angelus de clo, confortans eum. Et factus in agonia, prolixius orabat. Es erschien⁴⁵ ihm aber ein Engel⁴⁶ vom Himmel, und stärkte ihn.⁴⁷ Und als ihn Todesangst befiel, betete er inständiger.⁴⁸ Lukas Lk 49 22 43 45 In sichtbarer Gestalt, wie es der menschlichen Natur, die der Engel stärken wollte, zukam. Lukas Lk 49 22 43 46 Ein Engel verkündet die Geburt des Herrn, Engel feiern dieselbe, Engel dienen dem Heilande in der Wüste, Engel verkünden seine Auferstehung, andere seine Himmelfahrt, so ziemt es sich, dass sie auch in dem Leiden Jesus ihre Dienste weihen. Lukas Lk 49 22 43 47 Seine menschliche Natur, Leib und Seele. Welcher Engel? Gabriel? Michael? Lukas Lk 49 22 43 48 Der Widerwille der Natur kämpft mit der Unterwerfung des Willens unter den Willen des himmlischen Vaters. Was Christus hier im Gebete sagte, erfuhren die Jünger wohl von ihm nach der Auferstehung (Euth.). Lukas Lk 49 22 44 Et factus est sudor ejus, sicut guttæ sanguinis decurrentis in terram. Und sein Schweiß ward wie⁴⁹ Tropfen auf die Erde herabrinnenden Blutes. Lukas Lk 49 22 44 49 Dieses Wort dient zur Hervorhebung der Wahrheit der Sache, nicht zum Vergleiche. So auch [Joh 1,14]. Oder aber der Vergleich ist abgekürzt: Wie ein Schweiß, der aus Blutstropfen besteht. Der Heiland vergoss in Wahrheit sein hl. Blut. Lukas Lk 49 22 45 Et cum surrexisset ab oratione, et venisset ad discipulos suos, invenit eos dormientes præ tristitia. Und er stand auf vom Gebete, kam zu seinen Jüngern, und fand sie vor Traurigkeit schlafend. Lukas Lk 49 22 46 Et ait illis: Quid dormitis? surgite, orate, ne intretis in tentationem. Und er sprach zu ihnen: Was schlafet ihr? Stehet auf, betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet!⁵⁰ Lukas Lk 49 22 46 50 Wenigstens zweimal mahnte er sie so. Lukas Lk 49 22 47 Adhuc eo loquente ecce turba: et qui vocabatur Judas, unus de duodecim, antecedebat eos: et appropinquavit Jesu ut oscularetur eum. Und da er noch redete, siehe da kam eine Schar; und einer von den Zwölf, mit Namen Judas, ging ihnen voraus; und er nahte sich Jesus, um ihn zu küssen. [Mt 26,47, Mk 14,43, Joh 18,3] Lukas Lk 49 22 48 Jesus autem dixit illi: Juda, osculo Filium hominis tradis? Jesus aber sprach zu ihm: Judas! mit einem Kusse verrätst du den Menschensohn?⁵¹ Lukas Lk 49 22 48 51 Der Heiland nennt Judas mit Namen, damit dieser sich des früheren vertrauten Umganges erinnere, weist auf das Widersprechende des Zeichens des Verrates hin und erinnert an seine eigene Würde. Lukas Lk 49 22 49 Videntes autem hi, qui circa ipsum erant, quod futurum erat, dixerunt ei: Domine, si percutimus in gladio? Als aber die, welche um ihn waren, sahen, was geschehen sollte, sprachen sie zu ihm: Herr! sollen wir mit dem Schwerte dreinschlagen?⁵² Lukas Lk 49 22 49 52 Vielleicht erinnern sie sich an die missverstandenen Worte des Herrn V. 36 38. Lukas Lk 49 22 5 Et gavisi sunt, et pacti sunt pecuniam illi dare. Sie freuten sich, und wurden mit ihm eines, ihm Geld zu geben.⁴ [Mt 26,15] Lukas Lk 49 22 5 4 Das er gefordert. [Mt 26,15]. Lukas Lk 49 22 50 Et percussit unus ex illis servum principis sacerdotum, et amputavit auriculam ejus dexteram. Und einer von ihnen schlug auf den Knecht des Hohenpriesters, und hieb ihm das rechte Ohr ab.⁵³ Lukas Lk 49 22 50 53 Während die anderen fragen, handelt Petrus bereits. Lukas Lk 49 22 51 Respondens autem Jesus, ait: Sinite usque huc. Et cum tetigisset auriculam ejus, sanavit eum. Jesus aber entgegnete, und sprach:⁵⁴ Lasset ab, nicht weiter! Und er rührte dessen Ohr an, und heilte ihn. Lukas Lk 49 22 51 54 Auf die Frage der Apostel oder aus Anlass der Tat des heil. Petrus. Lukas Lk 49 22 52 Dixit autem Jesus ad eos, qui venerant ad se, principes sacerdotum, et magistratus templi, et seniores: Quasi ad latronem existis cum gladiis, et fustibus? Zu denen aber, die wider ihn gekommen waren, zu den Hohenpriestern, Befehlshabern des Tempels und Ältesten sprach Jesus: Wie auf einen Mörder seid ihr ausgezogen mit Schwertern und Knütteln. Lukas Lk 49 22 53 Cum quotidie vobiscum fuerim in templo, non extendistis manus in me: sed hæc est hora vestra, et potestas tenebrarum. Indes ich täglich bei euch im Tempel war, habet ihr die Hände nicht gegen mich ausgestreckt; aber das ist eure Stunde, und die Gewalt der Finsternis.⁵⁵ Lukas Lk 49 22 53 55 Jetzt wird euch von Gott gestattet, mir den Tod zu bereiten. Ihr seid die Werkzeuge der Finsternis, des Feindes Gottes, Satans. Das Bild dieser Feindschaft ist die Nacht. Lukas Lk 49 22 54 Comprehendentes autem eum, duxerunt ad domum principis sacerdotum: Petrus vero sequebatur a longe. Sie aber ergriffen ihn, und führten ihn in das Haus des Hohenpriesters; und Petrus folgte von ferne. [Mt 26,57, Mk 14,53, Joh 18,24] Lukas Lk 49 22 55 Accenso autem igne in medio atrii, et circumsedentibus illis, erat Petrus in medio eorum. Als sie aber ein Feuer in der Mitte des Hofes angezündet, und sich herumgesetzt hatten, war Petrus mitten unter ihnen.⁵⁶ [Mt 26,69, Mk 14,66, Joh 18,25] Lukas Lk 49 22 55 56 Es war kalt. Lukas Lk 49 22 56 Quem cum vidisset ancilla quædam sedentem ad lumen, et eum fuisset intuita, dixit: Et hic cum illo erat. Da nun eine Magd⁵⁷ ihn beim Lichte sitzen sah, schaute sie ihn schärfer an, und sprach: Auch dieser war mit ihm!⁵⁸ Lukas Lk 49 22 56 57 Die Türsteherin [Joh 18,17]. Lukas Lk 49 22 56 58 Die Umstehenden sprachen also von Jesus. Lukas Lk 49 22 57 At ille negavit eum, dicens: Mulier, non novi illum. Er aber verleugnete ihn, und sprach: Weib, ich kenne ihn nicht! Lukas Lk 49 22 58 Et post pusillum alius videns eum, dixit: Et tu de illis es. Petrus vero ait: O homo, non sum. Und bald darnach sah ihn ein anderer, und sprach: Du bist auch einer von diesen!⁵⁹ Petrus aber sprach: O Mensch! ich bin es nicht. Lukas Lk 49 22 58 59 Nach Matt. und Mark. fragt zuvor die Magd: Bist du einer seiner Jünger? Lukas Lk 49 22 59 Et intervallo facto quasi horæ unius, alius quidam affirmabat, dicens: Vere et hic cum illo erat: nam et Galilæus est. Und über eine Weile, etwa nach einer Stunde,⁶⁰ bekräftigte es ein anderer, und sprach: Wahrlich, auch dieser war bei ihm; denn er ist auch ein Galiläer! [Joh 18,26] Lukas Lk 49 22 59 60 Der heil. Lukas sagt; Nach ungefähr einer Stunde, d. h. also weniger. Der Evangelist berichtet die Verleugnung des heil. Petrus so schonend wie möglich. Da er der Begleiter des heil. Paulus war, lässt sich schließen, wie der heil. Paulus über dieses Ereignis zu sprechen pflegte. Lukas Lk 49 22 6 Et spopondit. Et quærebat opportunitatem ut traderet illum sine turbis. Er sagte zu, und suchte eine Gelegenheit, ihn ohne Volksauflauf⁵ zu überliefern. Lukas Lk 49 22 6 5 Dies wünschte der hohe Rat. Lukas Lk 49 22 60 Et ait Petrus: Homo, nescio quid dicis. Et continuo adhuc illo loquente cantavit gallus. Petrus sprach: Mensch! ich weiß nicht, was du sagst. Und alsbald, während er noch redete, krähte ein Hahn. Lukas Lk 49 22 61 Et conversus Dominus respexit Petrum. Et recordatus est Petrus verbi Domini, sicut dixerat: Quia prius quam gallus cantet, ter me negabis: Da wandte sich der Herr um, und blickte Petrus an. Und Petrus erinnerte sich an das Wort des Herrn, wie er gesagt hatte: Ehe der Hahn krähet, wirst du mich dreimal verleugnen. [Mt 26,34, Mk 14,30, Joh 13,38] Lukas Lk 49 22 62 Et egressus foras Petrus flevit amare. Und Petrus ging hinaus, und weinte bitterlich. Lukas Lk 49 22 63 Et viri, qui tenebant illum, illudebant ei, cædentes. Die Männer, welche Jesus festhielten, verspotteten und schlugen ihn. Lukas Lk 49 22 64 Et velaverunt eum, et percutiebant faciem ejus: et interrogabant eum, dicentes: Prophetiza, quis est, qui te percussit? Und sie verhüllten ihn, und schlugen ihn in's Angesicht, fragten ihn, und sagten: Weissage, wer ist's, der dich geschlagen hat? Lukas Lk 49 22 65 Et alia multa blasphemantes dicebant in eum. Und viele andere Lästerungen redeten sie wider ihn.⁶¹ Lukas Lk 49 22 65 61 Vergl. [Mt 27,1]. Lukas Lk 49 22 66 Et ut factus est dies, convenerunt seniores plebis, et principes sacerdotum, et Scribæ, et duxerunt illum in concilium suum, dicentes: Si tu es Christus, dic nobis. Als es nun Tag geworden war, kamen die Ältesten des Volkes, die Hohenpriester und die Schriftgelehrten zusammen, und führten ihn in ihren Rat, und sprachen: Wenn du Christus bist, so sage es uns! Lukas Lk 49 22 67 Et ait illis: Si vobis dixero, non credetis mihi: Er sprach zu ihnen: Wenn ich es euch sage, so werdet ihr mir nicht glauben. Lukas Lk 49 22 68 Si autem et interrogavero, non respondebitis mihi, neque dimittetis. Wenn ich aber auch frage, so werdet ihr mir nicht antworten, noch mich loslassen. Lukas Lk 49 22 69 Ex hoc autem erit Filius hominis sedens a dextris virtutis Dei. Von nun aber⁶² wird der Menschensohn zur Rechten der Kraft Gottes sitzen. Lukas Lk 49 22 69 62 Sofort nach dem Tode. Lukas Lk 49 22 7 Venit autem dies Azymorum, in qua necesse erat occidi pascha. Es kam aber der Tag der ungesäuerten Brote,⁶ an welchem das Osterlamm geschlachtet werden musste. [Mt 26,17, Mk 14,12] Lukas Lk 49 22 7 6 So wurde der 14. Nisan genannt. Lukas Lk 49 22 70 Dixerunt autem omnes: Tu ergo es Filius Dei? Qui ait: Vos dicitis, quia ego sum. Da sprachen alle: Du⁶³ also bist der Sohn Gottes? Er sprach: Ihr saget es;⁶⁴ denn ich bin es! Lukas Lk 49 22 70 63 Mit großer Verachtung. Lukas Lk 49 22 70 64 So ist es durchaus, wie ihr sagt, weil ich in der Tat der Sohn Gottes bin. Lukas Lk 49 22 71 At illi dixerunt: Quid adhuc desideramus testimonium? ipsi enim audivimus de ore ejus. Sie aber sprachen: Was haben wir noch ein Zeugnis nötig?⁶⁵ wir haben es ja selbst aus seinem Munde gehört!⁶⁶ Lukas Lk 49 22 71 65 Dies von ihm zu hören, war also ihre Absicht bei der Frage. Lukas Lk 49 22 71 66 Das, was ohne weiteres ausreicht, ihn zum Tode zu verurteilen. Lukas Lk 49 22 8 Et misit Petrum, et Joannem, dicens: Euntes parate nobis pascha, ut manducemus. Da sandte er den Petrus und Johannes, und sprach: Gehet hin, und bereitet uns das Osterlamm, dass wir es essen. Lukas Lk 49 22 9 At illi dixerunt: Ubi vis paremus? Sie aber sprachen: Wo willst du, dass wir es bereiten? Lukas Lk 49 0 1 Jesus vor Pilatus und Herodes. (V. 25) Jesus wird gekreuzigt und stirbt. (V. 49) Begräbnis des Herrn. Lukas Lk 49 23 1 Et surgens omnis multitudo eorum, duxerunt illum ad Pilatum. Und die ganze Menge derselben¹ erhob sich, und sie führten ihn zu Pilatus. [Mt 27,2, Mk 15,1, Joh 18,28] Lukas Lk 49 23 1 1 Von denen [Lk 22,66-71] die Rede war. Lukas Lk 49 23 10 Stabant autem principes sacerdotum, et Scribæ constanter accusantes eum. Die Hohenpriester aber und Schriftgelehrten standen da, und verklagten ihn unaufhörlich.⁸ Lukas Lk 49 23 10 8 Ihre Anklagen finden bei Herodes keine Beachtung, aber er rächt sich für das ihm ärgerliche beharrliche Stillschweigen des Herrn. Lukas Lk 49 23 11 Sprevit autem illum Herodes cum exercitu suo: et illusit indutum veste alba, et remisit ad Pilatum. Da verachtete ihn Herodes mit seinen Kriegsleuten, ließ ihm zum Spotte ein weißes Kleid anziehen, und schickte ihn zu Pilatus zurück. Lukas Lk 49 23 12 Et facti sunt amici Herodes et Pilatus in ipsa die: nam antea inimici erant ad invicem. An demselben Tage wurden Herodes und Pilatus Freunde;⁹ denn vorher waren sie einander feind. Lukas Lk 49 23 12 9 Dass Pilatus den Heiland zu Herodes gesendet, war für diesen eine Ehre. Da aber Herodes den Herrn wieder zu Pilatus zurückschickt, bringt er der Majestät des römischen Richters seine Ehrerbietung dar. Lukas Lk 49 23 13 Pilatus autem convocatis principibus sacerdotum, et magistratibus, et plebe, Pilatus aber rief die Hohenpriester und die Vorsteher und das Volk zusammen,¹⁰ Lukas Lk 49 23 13 10 Da der Heiland als Erreger von Aufruhr angeklagt war, musste das Volk mit ihm fühlen. Lukas Lk 49 23 14 Dixit ad illos: Obtulistis mihi hunc hominem, quasi avertentem populum, et ecce ego coram vobis interrogans, nullam causam inveni in homine isto ex his, in quibus eum accusatis. und sprach zu ihnen: Ihr habt diesen Menschen zu mir gebracht als einen Volksaufwiegler, und siehe, ich habe ihn in eurer Gegenwart verhört, und an diesem Menschen nichts Schuldbares gefunden von dem, wessen ihr ihn anklaget. [Joh 18,38, Joh 19,4] Lukas Lk 49 23 15 Sed neque Herodes: nam remisi vos ad illum, et ecce nihil dignum morte actum est ei. Aber auch Herodes nicht; denn ich habe euch zu ihm gesendet, und siehe, es ist nichts von ihm getan, was ihn des Todes schuldig zeigte. Lukas Lk 49 23 16 Emendatum ergo illum dimittam. Ich werde ihn also züchtigen,¹¹ und freigeben. Lukas Lk 49 23 16 11 Um euch genugzutun, und damit er nicht ohne Grund von euch angeklagt zu sein scheine. Lukas Lk 49 23 17 Necesse autem habebat dimittere eis per diem festum, unum. Er musste ihnen nämlich auf das Fest einen freigeben. Lukas Lk 49 23 18 Exclamavit autem simul universa turba, dicens: Tolle hunc, et dimitte nobis Barabbam, Da schrie aber der ganze Haufe zusammen auf, und rief: Hinweg mit diesem, und gib uns den Barabbas frei!¹² Lukas Lk 49 23 18 12 Sie sahen aus dem Zugeständnisse des Pilatus V. 16, dass sie mit Einschüchterung alles erreichen konnten. Lukas Lk 49 23 19 Qui erat propter seditionem quandam factam in civitate et homicidium, missus in carcerem. Dieser war wegen eines in der Stadt erregten Aufruhrs und Totschlages in den Kerker geworfen. Lukas Lk 49 23 2 Cperunt autem illum accusare, dicentes: Hunc invenimus subvertentem gentem nostram, et prohibentem tributa dare Cæsari, et dicentem se Christum regem esse. Sie fingen aber an, ihn anzuklagen, und sagten: Diesen haben wir als Aufwiegler unseres Volkes befunden, und als einen, der verbietet, dem Kaiser Steuern zu geben, und sagt, er sei Christus, König.² [Mt 22,21, Mk 12,17] Lukas Lk 49 23 2 2 Jede folgende Anklage soll die vorhergehende beweisen und stützen. Deshalb fragt Pilatus den Heiland nur über die letzte. V. 3 Lukas Lk 49 23 20 Iterum autem Pilatus locutus est ad eos, volens dimittere Jesum. Abermals redete nun Pilatus zu ihnen, da er willens war, Jesus freizugeben; Lukas Lk 49 23 21 At illi succlamabant, dicentes: Crucifige, crucifige eum. sie aber schrien entgegen, und sprachen: Kreuzige, kreuzige ihn! Lukas Lk 49 23 22 Ille autem tertio dixit ad illos: Quid enim mali fecit iste? nullam causam mortis invenio in eo: corripiam ergo illum, et dimittam. Da sprach er zum dritten Male zu ihnen: Was hat denn dieser Böses getan? Ich finde¹³ keine Todesschuld an ihm; ich werde ihn somit züchtigen,¹⁴ und freigeben. [Mt 27,23, Mk 15,12] Lukas Lk 49 23 22 13 Griech.: Ich habe gefunden. Lukas Lk 49 23 22 14 Ich werde ihn geißeln lassen. Lukas Lk 49 23 23 At illi instabant vocibus magnis postulantes ut crucifigeretur: et invalescebant voces eorum. Sie aber setzten ihm mit großem Geschrei zu, und forderten, dass er gekreuziget werde; und ihr Geschrei nahm immer zu. Lukas Lk 49 23 24 Et Pilatus adjudicavit fieri petitionem eorum. Da sprach Pilatus das Urteil, dass nach ihrem Verlangen¹⁵ geschehen solle. Lukas Lk 49 23 24 15 Vergl. [Apg 2,24]. Lukas Lk 49 23 25 Dimisit autem illis eum, qui propter homicidium, et seditionem missus fuerat in carcerem, quem petebant, Jesum vero tradidit voluntati eorum. Und er gab ihnen jenen los, der wegen Mord und Aufruhr in den Kerker geworfen worden war, den sie verlangten, Jesus dagegen übergab er ihrem Willen. Lukas Lk 49 23 26 Et cum ducerent eum, apprehenderunt Simonem quendam Cyrenensem venientem de villa: et imposuerunt illi crucem portare post Jesum. Und da sie ihn hinführten, hielten sie einen gewissen Simon von Cyrene an, der vom Lande kam, und legten ihm das Kreuz auf, es Jesus nachzutragen. [Mt 27,32, Mk 15,21] Lukas Lk 49 23 27 Sequebatur autem illum multa turba populi, et mulierum: quæ plangebant, et lamentabantur eum. Es folgte ihm aber eine große Menge Volkes, und Weiber, die ihn beweinten¹⁶ und beklagten. Lukas Lk 49 23 27 16 Griech.: Sie schlugen an ihre Brust, nach orientalischer Sitte. Lukas Lk 49 23 28 Conversus autem ad illas Jesus, dixit: Filiæ Jerusalem, nolite flere super me, sed super vos ipsas flete, et super filios vestros. Jesus aber wendete sich zu ihnen,¹⁷ und sprach: Ihr Töchter Jerusalems! weinet nicht über mich,¹⁸ sondern weinet über euch selbst, und über eure Kinder. Lukas Lk 49 23 28 17 Es sind nicht die frommen Frauen, welche ihm aus Galiläa gefolgt sind. Lukas Lk 49 23 28 18 Ich trinke den Kelch, welchen mir der Vater gibt, und leiste für die Sünden der Menschen Genugtuung, um so in meine Herrlichkeit einzugehen. Lukas Lk 49 23 29 Quoniam ecce venient dies, in quibus dicent: Beatæ steriles, et ventres, qui non genuerunt, et ubera, quæ non lactaverunt. Denn siehe, es werden Tage kommen, an welchen man sagen wird: Selig sind die Unfruchtbaren, und die Leiber, die nicht geboren, und die Brüste, die nicht genährt haben!¹⁹ Lukas Lk 49 23 29 19 Im Gegensatz zu dem, was sonst bei den Israeliten als Glück galt. Den Grund siehe [Mt 27,25]. Lukas Lk 49 23 3 Pilatus autem interrogavit eum, dicens: Tu es rex Judæorum? At ille respondens ait: Tu dicis. Pilatus aber fragte ihn, und sprach: Du bist der König der Juden? Er antwortete und sprach: Du sagst es!³ [Mt 27,11, Mk 15,2, Joh 18,33] Lukas Lk 49 23 3 3 Ja, so ist es. Lukas Lk 49 23 30 Tunc incipient dicere montibus: Cadite super nos: et collibus: Operite nos. Dann wird man anfangen, zu den Bergen zu sagen: Fallet über uns! und zu den Hügeln: Bedecket uns! [Jes 2,19, Hos 10,8, Offb 6,16] Lukas Lk 49 23 31 Quia si in viridi ligno hæc faciunt, in arido quid fiet? Denn wenn sie am grünen Holze solches tun, was wird an dem dürren geschehen?²⁰ Lukas Lk 49 23 31 20 Sprichwort: Wenn dies an grünem Holze geschieht usw. Ein grüner Baum ist in der h. Schrift das Bild der Gerechten. [Ps 1,3, Jer 17,8] Wenn ich, der Gerechte, solchen Peinen unterworfen werde, was erwartet die Gottlosen? Lukas Lk 49 23 32 Ducebantur autem et alii duo nequam cum eo, ut interficerentur. Es wurden aber auch zwei andere, Missetäter, mit ihm hinausgeführt, um hingerichtet zu werden. Lukas Lk 49 23 33 Et postquam venerunt in locum, qui vocatur Calvariæ, ibi crucifixerunt eum: et latrones, unum a dextris, et alterum a sinistris. Und als sie an den Ort kamen, den man Schädelstätte heißt, kreuzigten sie ihn daselbst, und die Räuber, den einen zur Rechten, und den andern zur Linken. [Mt 27,33, Mk 15,22, Joh 19,17] Lukas Lk 49 23 34 Jesus autem dicebat: Pater, dimitte illis: non enim sciunt quid faciunt. Dividentes vero vestimenta ejus, miserunt sortes. Jesus aber sprach:²¹ Vater! vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun.²² Und sie teilten seine Kleider unter sich, das Los darüber werfend. [Mt 27,11, Apg 3,17] Lukas Lk 49 23 34 21 Wohl während der Kreuzigung. Lukas Lk 49 23 34 22 Vergl. [Apg 3,17]. Lukas Lk 49 23 35 Et stabat populus spectans, et deridebant eum principes cum eis, dicentes: Alios salvos fecit, se salvum faciat, si hic est Christus Dei electus. Und das Volk stand da und schaute zu.²³ Und die Vorsteher verlachten ihn²⁴ mit ihnen, und sprachen: Anderen hat er geholfen, er helfe sich selbst, wenn er Christus, der Auserwählte Gottes ist! Lukas Lk 49 23 35 23 Ein großer Teil des Volkes scheint also schon nicht mehr ganz auf der Seite des hohen Rates zu stehen, da es nicht mit ihm schmäht. So wird ihr Herz für die Reue vorbereitet V. 48. Lukas Lk 49 23 35 24 Mit anderen aus dem Volke. [Mt 27,39] Lukas Lk 49 23 36 Illudebant autem ei et milites accedentes, et acetum offerentes ei, Es verspotteten ihn aber auch die Soldaten, welche hinzutraten, ihm Essig reichten, Lukas Lk 49 23 37 Et dicentes: Si tu es rex Judæorum, salvum te fac. und sprachen: Bist du der König der Juden, so hilf dir! Lukas Lk 49 23 38 Erat autem et superscriptio scripta super eum litteris græcis, et latinis, et hebraicis: HIC EST REX Judæorum. Es war aber auch die Aufschrift über ihm geschrieben in griechischer, lateinischer und hebräischer Schrift: Dies ist der König der Juden.²⁵ Lukas Lk 49 23 38 25 Der Heiland ließ durch göttliche Anordnung diese Aufschrift machen, welche aussprach, was [Ez 21,27] vom Messias vorausgesagt hatte. Lukas Lk 49 23 39 Unus autem de his, qui pendebant, latronibus, blasphemabat eum, dicens: Si tu es Christus, salvum fac temetipsum, et nos. Einer aber von den Übeltätern, die am Kreuze hingen, lästerte ihn, und sprach: Wenn du Christus bist,²⁶ so hilf dir selber und uns!²⁷ Lukas Lk 49 23 39 26 Griech.: Bist du nicht Christus (der Messias)? Lukas Lk 49 23 39 27 Jetzt ist es klar, dass du dir den Namen angemaßt hast. Lukas Lk 49 23 4 Ait autem Pilatus ad principes sacerdotum, et turbas: Nihil invenio causæ in hoc homine. Pilatus aber sprach zu den Hohenpriestern und dem Volke: Ich finde nichts Schuldbares an diesem Menschen.⁴ Lukas Lk 49 23 4 4 Weil Christus erklärt hat, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist. [Joh 18,34.38] Lukas Lk 49 23 40 Respondens autem alter increpabat eum, dicens: Neque tu times Deum, quod in eadem damnatione es. Da antwortete der andere, verwies es ihm, und sprach: Fürchtest auch du Gott nicht,²⁸ da du doch dieselbe Strafe erleidest? Lukas Lk 49 23 40 28 Kann dich die Strafe, wenn nicht zur Reue bewegen, nicht wenigstens zur Furcht vor Gottes Gericht bringen? Lukas Lk 49 23 41 Et nos quidem juste, nam digna factis recipimus: hic vero nihil mali gessit. Und wir zwar mit Recht, denn wir empfangen, was unsere Taten verdient haben; dieser aber hat nichts Böses getan. Lukas Lk 49 23 42 Et dicebat ad Jesum: Domine, memento mei, cum veneris in regnum tuum. Und er sprach zu Jesus: Herr! gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst.²⁹ Lukas Lk 49 23 42 29 Der Schächer nimmt wohl an, dass Christus bald in Herrlichkeit wiederkehren wird. Jeder Zug seiner Bekehrung ist bewunderungswürdig. Lukas Lk 49 23 43 Et dixit illi Jesus: Amen dico tibi: Hodie mecum eris in paradiso. Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir, heute wirst du mit mir im Paradiese³⁰ sein! Lukas Lk 49 23 43 30 Nach einigen: In der Vorhölle, dem Aufenthaltsorte der Altväter, in welche der Herr in seiner Gottesherrlichkeit hinabstieg. Nach den meisten Vätern: In der Seligkeit. Es handelt sich nicht um den Ort, sondern um den Besitz Gottes. Vergl. auch [Offb 2,7]. Der Heiland verheißt dem guten Schächer also, dass er ihn mit sich zu den Auserwählten und Gerechten des A. B. nehmen werde. Lukas Lk 49 23 44 Erat autem fere hora sexta, et tenebræ factæ sunt in universam terram usque in horam nonam. Es war aber um die sechste Stunde, da ward eine Finsternis über die ganze Erde bis zur neunten Stunde. Lukas Lk 49 23 45 Et obscuratus est sol: et velum templi scissum est medium. Die Sonne verfinsterte sich, und der Vorhang des Tempels riss mitten entzwei. Lukas Lk 49 23 46 Et clamans voce magna Jesus ait: Pater, in manus tuas commendo spiritum meum. Et hæc dicens, exspiravit. Und Jesus rief mit lauter Stimme, und sprach: Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist. Und indem er dies sagte, verschied er. Lukas Lk 49 23 47 Videns autem centurio quod factum fuerat, glorificavit Deum, dicens: Vere hic homo justus erat. Als aber der Hauptmann sah, was geschehen war, pries er Gott, und sprach: Wahrlich, dieser Mensch war ein Gerechter! Lukas Lk 49 23 48 Et omnis turba eorum, qui simul aderant ad spectaculum istud, et videbant quæ fiebant, percutientes pectora sua revertebantur. Und alles Volk, das zusammengeströmt war zu diesem Schauspiel, und sah, was geschah, kehrte an seine Brust schlagend zurück. Lukas Lk 49 23 49 Stabant autem omnes noti ejus a longe: et mulieres, quæ secutæ eum erant a Galilæa hæc videntes. Es standen auch alle seine Bekannten von ferne,³¹ sowie die Frauen, welche ihm aus Galiläa gefolgt waren, und sahen dieses. Lukas Lk 49 23 49 31 Die Soldaten gestatteten nicht allen, nahe an das Kreuz hinzutreten. Lukas Lk 49 23 5 At illi invalescebant, dicentes: Commovet populum docens per universam Judæam, incipiens a Galilæa usque huc. Sie aber wurden ungestüm, und sprachen: Er wiegelt das Volk auf, indem er in ganz Judäa lehrt, von Galiläa angefangen bis hierher.⁵ Lukas Lk 49 23 5 5 Sein ganzes Leben und seine Lehre erregt Aufruhr in ganz Palästina. Vielleicht nennen sie Galiläa besonders, weil dessen Bewohner dem Pilatus als Unruhestifter bekannt waren (Theoph.). Lukas Lk 49 23 50 Et ecce vir nomine Joseph, qui erat decurio, vir bonus, et justus: Und siehe, ein Mann, Namens Joseph, ein Ratsherr, ein guter und gerechter Mann, [Mt 27,57, Mk 15,43, Joh 19,38] Lukas Lk 49 23 51 Hic non consenserat consilio, et actibus eorum, ab Arimathæa civitate Judææ, qui exspectabat et ipse regnum Dei. der ihrem Beschlusse und Verfahren nicht beigestimmt hatte,³² aus Arimathäa, einer Stadt in Judäa,³³ der selbst auch das Reich Gottes erwartete, Lukas Lk 49 23 51 32 Wahrscheinlich hatte er offen erklärt, dass er nicht einverstanden war. Lukas Lk 49 23 51 33 Jetzt aber in Jerusalem wohnend. Lukas Lk 49 23 52 Hic accessit ad Pilatum, et petiit corpus Jesu: dieser trat zu Pilatus, und bat um den Leib Jesu. Lukas Lk 49 23 53 Et depositum involvit sindone, et posuit eum in monumento exciso, in quo nondum quisquam positus fuerat. Und er nahm ihn ab, wickelte ihn in Leinwand, und legte ihn in ein ausgehauenes Grab, in das noch niemand gelegt worden war. Lukas Lk 49 23 54 Et dies erat Parasceves, et sabbatum illucescebat. Es war der Rüsttag, und der Sabbat brach an. Lukas Lk 49 23 55 Subsecutæ autem mulieres, quæ cum eo venerant de Galilæa, viderunt monumentum, et quemadmodum positum erat corpus ejus. Die Frauen aber, welche mit ihm aus Galiläa gekommen waren, folgten nach, und sahen das Grab an, und wie sein Leib beigesetzt war. Lukas Lk 49 23 56 Et revertentes paraverunt aromata, et unguenta: et sabbato quidem siluerunt secundum mandatum. Und sie kehrten zurück, und bereiteten Spezereien und Salben; am Sabbate aber ruhten sie nach dem Gebote.³⁴ Lukas Lk 49 23 56 34 Nach [Ex 20,8-10] u. a. Sie setzten ihr Werk nach Ablauf des Sabbats fort. [Mk 16,1] Lukas Lk 49 23 6 Pilatus autem audiens Galilæam, interrogavit si homo Galilæus esset. Da nun Pilatus von Galiläa hörte, fragte er, ob der Mensch ein Galiläer wäre? Lukas Lk 49 23 7 Et ut cognovit quod de Herodis potestate esset, remisit eum ad Herodem, qui et ipse Jerosolymis erat illis diebus. Und nachdem er erfahren, dass er aus dem Gebiete des Herodes sei,⁶ sandte er ihn zu Herodes,⁷ der in jenen Tagen ebenfalls zu Jerusalem anwesend war. Lukas Lk 49 23 7 6 Weil er in Nazareth herangewachsen war [Lk 2,51] und der Nazarener genannt wurde. Lukas Lk 49 23 7 7 Er hofft sich derart von der schlimmen Sache zu befreien. Die göttliche Vorsehung ordnete dies so an, weil Jesus das Zeugnis seiner Unschuld von mehreren erhalten sollte. Lukas Lk 49 23 8 Herodes autem viso Jesu, gavisus est valde: erat enim cupiens ex multo tempore videre eum, eo quod audierat multa de eo, et sperabat signum aliquod videre ab eo fieri. Als aber Herodes Jesus sah, freute er sich sehr; denn er war seit langer Zeit begierig, ihn zu sehen, weil er vieles von ihm gehört hatte, und hoffte, ein Wunder durch ihn wirken zu sehen. [Lk 13,31, Mt 14,1] Lukas Lk 49 23 9 Interrogabat autem eum multis sermonibus. At ipse nihil illi respondebat. Er stellte auch viele Fragen an ihn; allein er antwortete ihm nichts. Lukas Lk 49 0 1 3. Jesus glorreich auferstanden. (24.) Die Frauen am Grabe. (V. 12) Die zwei Jünger von Emmaus. (V. 35) Jesus offenbart sich seinen Jüngern. Lukas Lk 49 24 1 Una autem sabbati valde diluculo venerunt ad monumentum, portantes, quæ paraverant, aromata: Am ersten Tage der Woche aber kamen sie am frühesten Morgen zum Grabe, und brachten die Spezereien, welche sie bereitet hatten.¹ [Mt 28,1, Mk 16,2, Joh 20,1] Lukas Lk 49 24 1 1 Der Evangelist lässt mehrere Beweise für die Auferstehung folgen, weil diese schwer zu glauben war, vergl. [Lk 18,34], [Apg 17,32] Lukas Lk 49 24 10 Erat autem Maria Magdalene, et Joanna, et Maria Jacobi, et ceteræ, quæ cum eis erant, quæ dicebant ad Apostolos hæc. Es war aber Maria Magdalena, und Johanna, und Maria, die Mutter des Jakobus, und die übrigen, die bei ihnen waren,⁶ welche dieses den Aposteln sagten. Lukas Lk 49 24 10 6 Z. B. Salome [Mk 16,1] Lukas Lk 49 24 11 Et visa sunt ante illos, sicut deliramentum verba ista: et non crediderunt illis. Und ihre Worte kamen diesen wie ein Märchen vor, und sie glaubten ihnen nicht.⁷ Lukas Lk 49 24 11 7 Ihr Zweifel stellt unseren Glauben sicher: diejenigen, welche die ersten Zeugen der Auferstehung waren und später dieselbe so standhaft behaupteten, waren keine leichtgläubigen Menschen. Sodann musste Christus seine Auferstehung beweisen, und diese Beweise erleichtern auch uns den Glauben (Greg., Bed., Bon.). Lukas Lk 49 24 12 Petrus autem surgens cucurrit ad monumentum: et procumbens vidit linteamina sola posita, et abiit secum mirans quod factum fuerat. Petrus aber stand auf, und lief⁸ zum Grabe, und da er sich hineinbückte, sah er die Leintücher besonders liegen; und er ging hinweg,⁹ sich bei sich selbst über das verwundernd, was geschehen war. Lukas Lk 49 24 12 8 In gewohntem Eifer. Lukas Lk 49 24 12 9 Griech.: Nach Hause. Lukas Lk 49 24 13 Et ecce duo ex illis ibant ipsa die in castellum, quod erat in spatio stadiorum sexaginta ab Jerusalem, nomine Emmaus: Und siehe, zwei von ihnen¹⁰ gingen¹¹ an demselben Tage in einen Flecken mit Namen Emmaus,¹² der sechzig Stadien von Jerusalem entfernt war. [Mk 16,12] Lukas Lk 49 24 13 10 Von den Anhängern des Herrn (V. 9). Lukas Lk 49 24 13 11 Nachdem Petrus vom Grabe gekommen, wie V. 23, 24 zeigen, noch bevor Maria Magdalena den Herrn gesehen, also etwa vor 8 Uhr früh. Lukas Lk 49 24 13 12 Emmaus jetzt Kubeide, drei Stunden nordwestlich von Jerusalem. Lukas Lk 49 24 14 Et ipsi loquebantur ad invicem de his omnibus, quæ acciderant. Sie redeten miteinander über alles dies, was sich zugetragen hatte. Lukas Lk 49 24 15 Et factum est, dum fabularentur, et secum quærerent: et ipse Jesus appropinquans ibat cum illis: Und es geschah, als sie sich unterredeten, und einander sich befragten,¹³ nahete sich Jesus selbst, und ging mit ihnen. Lukas Lk 49 24 15 13 Worüber, zeigt V. 19. Lukas Lk 49 24 16 Oculi autem illorum tenebantur ne eum agnoscerent. Ihre Augen aber waren gehalten, dass sie ihn nicht erkannten.¹⁴ Lukas Lk 49 24 16 14 So geschah es auch Maria Magdalena [Joh 20,14] und den Jüngern am See Genesareth. [Joh 21,4] Einige Ausleger nehmen an, dass Christus ihnen in veränderter Gestalt erschien, doch ist diese Erklärung nicht notwendig zuzulassen. Da die Jünger von ihm reden, ist der Herr ihnen nahe, da sie aber an ihm zweifeln, können sie ihn nicht erkennen (Greg., Bedr.). Lukas Lk 49 24 17 Et ait ad illos: Qui sunt hi sermones, quos confertis ad invicem ambulantes, et estis tristes? Und er sprach zu ihnen: Was sind das für Reden, die ihr miteinander auf dem Wege führt, und seid traurig? Lukas Lk 49 24 18 Et respondens unus, cui nomen Cleophas, dixit ei: Tu solus peregrinus es in Jerusalem, et non cognovisti quæ facta sunt in illa his diebus? Da antwortete einer, mit Namen Kleophas,¹⁵ und sprach zu ihm: Bist du allein ein Fremdling in Jerusalem, und hast nicht erfahren, was darin in diesen Tagen geschehen ist? Lukas Lk 49 24 18 15 Wohl zusammengezogen aus Kleopatros. Wer der andere war, ist unbekannt. Lukas Lk 49 24 19 Quibus ille dixit: Quæ? Et dixerunt: De Jesu Nazareno, qui fuit vir propheta, potens in opere, et sermone coram Deo, et omni populo: Er sprach zu ihnen: Was? Sie sprachen: Die Begebenheiten mit Jesus von Nazareth, der ein Prophet war,¹⁶ mächtig in Tat und Wort angesichts Gottes und alles Volkes, Lukas Lk 49 24 19 16 Das Griech. hat den Sinn: War und sich als solchen bewährte. Lukas Lk 49 24 2 Et invenerunt lapidem revolutum a monumento. Da fanden sie den Stein vom Grabe weggewälzt. Lukas Lk 49 24 20 Et quomodo eum tradiderunt summi sacerdotes, et principes nostri in damnationem mortis, et crucifixerunt eum; und wie ihn die Hohenpriester und unsere Vorsteher der Verurteilung zum Tode überliefert und ihn gekreuzigt haben. Lukas Lk 49 24 21 Nos autem sperabamus quia ipse esset redempturus Israel: et nunc super hæc omnia, tertia dies est hodie quod hæc facta sunt. Wir aber hofften,¹⁷ dass er es sei, der Israel erlösen werde. Und nun ist heute nach diesem allem der dritte Tag, dass dieses geschehen ist. Lukas Lk 49 24 21 17 Jesus hatte in ihnen diese Hoffnung erweckt. Aber ist er der Messias, der Erlöser Israels, wie konnte er von den Vorstehern Israels so grausam getötet werden und die Hoffnung auf die Erlösung unerfüllt lassen? Lukas Lk 49 24 22 Sed et mulieres quædam ex nostris terruerunt nos, quæ ante lucem fuerunt ad monumentum, Auch haben uns einige Frauen von den Unsrigen in Erstaunen gesetzt, welche vor Sonnenaufgang am Grabe waren, Lukas Lk 49 24 23 Et, non invento corpore ejus, venerunt, dicentes se etiam visionem angelorum vidisse, qui dicunt eum vivere. und da sie seinen Leib nicht fanden, kamen sie und sagten, sie hätten auch eine Erscheinung von Engeln gehabt, welche sagten, dass er lebe. Lukas Lk 49 24 24 Et abierunt quidam ex nostris ad monumentum: et ita invenerunt sicut mulieres dixerunt, ipsum vero non invenerunt. Und einige von den Unsrigen¹⁸ gingen zu dem Grabe, und fanden es so, wie die Frauen gesagt hatten; ihn selbst aber fanden sie nicht. Lukas Lk 49 24 24 18 Petrus (V. 12) und Johannes [Joh 20,2] hieraus ist [Mt 28,9] zu erklären. Lukas Lk 49 24 25 Et ipse dixit ad eos: O stulti, et tardi corde ad credendum in omnibus, quæ locuti sunt prophetæ! Da sprach er zu ihnen: O ihr Unverständigen, wie schwer kommt es euch an alles zu glauben, was die Propheten geredet haben! Lukas Lk 49 24 26 Nonne hæc oportuit pati Christum, et ita intrare in gloriam suam? Musste nicht Christus dies¹⁹ leiden, und so²⁰ in seine Herrlichkeit eingehen? [Ps 109,7] Lukas Lk 49 24 26 19 Was geschehen (V. 18, 19) Lukas Lk 49 24 26 20 Siehe [Lk 23,43] Lukas Lk 49 24 27 Et incipiens a Moyse, et omnibus prophetis, interpretabatur illis in omnibus Scripturis, quæ de ipso erant. Und er fing an von Moses und allen Propheten, und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm geschrieben steht. Lukas Lk 49 24 28 Et appropinquaverunt castello quo ibant: et ipse se finxit longius ire. Und sie kamen nahe zu dem Flecken, wohin sie gingen; und er schickte sich an weiter zu gehen.²¹ Lukas Lk 49 24 28 21 Er wäre weiter gegangen, hätten sie ihn nicht so dringend eingeladen. Der Heiland stellt sie auf die Probe, ob sie ihn als Fremdling lieben (Beda). Lukas Lk 49 24 29 Et coegerunt illum, dicentes: Mane nobiscum, quoniam advesperascit, et inclinata est jam dies. Et intravit cum illis. Aber sie nötigten ihn, und sprachen: Bleibe bei uns, denn es wird Abend, und der Tag hat sich schon geneiget.²² Und er ging mit ihnen hinein. Lukas Lk 49 24 29 22 Vergl. [Ri 19,8]. Es war nach Mittag. Lukas Lk 49 24 3 Et ingressæ non invenerunt corpus Domini Jesu. Und sie gingen hinein, fanden aber den Leib des Herrn Jesus² nicht. Lukas Lk 49 24 3 2 Der Evangelist nennt den Heiland jetzt den Herrn Jesus. Vergl. [Mk 16,19] Lukas Lk 49 24 30 Et factum est, dum recumberet cum eis, accepit panem, et benedixit, ac fregit, et porrigebat illis. Und es geschah, als er mit ihnen zu Tische saß, nahm er das Brot, segnete es,²³ brach es, und reichte es ihnen. Lukas Lk 49 24 30 23 Jesus handelt nicht wie ein Gast, sondern wie der Familienvater. Ein Tischgebet war bei den Israeliten üblich; vor der Mahlzeit reichte dann der Familienvater Brot. Lukas Lk 49 24 31 Et aperti sunt oculi eorum, et cognoverunt eum: et ipse evanuit ex oculis eorum. Da wurden ihre Augen aufgetan, und sie erkannten ihn; er aber verschwand aus ihrem Gesichte. Lukas Lk 49 24 32 Et dixerunt ad invicem: Nonne cor nostrum ardens erat in nobis dum loqueretur in via, et aperiret nobis Scripturas? Und sie sprachen zueinander: War nicht unser Herz in uns brennend, während er auf dem Wege redete, und uns die Schrift aufschloss? Lukas Lk 49 24 33 Et surgentes eadem hora regressi sunt in Jerusalem: et invenerunt congregatos undecim, et eos, qui cum illis erant, Und in der nämlichen Stunde machten sie sich auf, und gingen nach Jerusalem zurück,²⁴ und fanden die Elf, und die mit ihnen waren, versammelt, Lukas Lk 49 24 33 24 Sie konnten leicht vor Anbruch der Finsternis in Jerusalem sein. Lukas Lk 49 24 34 Dicentes: quod surrexit Dominus vere, et apparuit Simoni. welche sprachen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden,²⁵ und ist dem Simon erschienen!²⁶ Lukas Lk 49 24 34 25 Es ist so, wie Maria Magdalena verkündet und wir nicht geglaubt hatten. [Mk 16,11] Lukas Lk 49 24 34 26 Vergl. [1Kor 15,5]. Petrus bestärkt zum ersten Male seine Brüder im Glauben. Lukas Lk 49 24 35 Et ipsi narrabant quæ gesta erant in via: et quomodo cognoverunt eum in fractione panis. Da erzählten auch sie, was sich auf dem Wege zugetragen, und wie sie ihn bei dem Brechen des Brotes erkannt hatten. Lukas Lk 49 24 36 Dum autem hæc loquuntur, stetit Jesus in medio eorum, et dicit eis: Pax vobis: ego sum, nolite timere. Während sie aber dieses redeten, stand²⁷ Jesus in ihrer Mitte, und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch. Ich bin es, fürchtet euch nicht! [Mk 16,14, Joh 20,19] Lukas Lk 49 24 36 27 Plötzlich. So offenbart der Heiland die Eigenschaften seines verklärten Leibes. Lukas Lk 49 24 37 Conturbati vero, et conterriti, existimabant se spiritum videre. Sie aber erschraken und fürchteten sich, und meinten, einen Geist zu sehen. Lukas Lk 49 24 38 Et dixit eis: Quid turbati estis, et cogitationes ascendunt in corda vestra? Und er sprach zu ihnen: Warum seid ihr erschrocken, und warum steigen solche Gedanken in euern Herzen auf? Lukas Lk 49 24 39 Videte manus meas, et pedes, quia ego ipse sum: palpate, et videte: quia spiritus carnem, et ossa non habet, sicut me videtis habere. Sehet meine Hände und meine Füße, ich bin es selbst.²⁸ Rühret mich an und sehet! denn ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, wie ihr sehet, dass ich habe. Lukas Lk 49 24 39 28 Sie tragen die Merkmale der Nägel. Der Heiland behielt seine Wundmale, um dadurch seinen Jüngern die Wahrheit seiner Auferstehung zu beweisen, dem Vater zu zeigen, was er für uns in diesem Leben erduldet, den Erlösten allezeit das Andenken an seine Erbarmung vor Augen zu stellen, den Ungläubigen zu offenbaren, wie gerecht sie verdammt werden (Beda.). Diese Wunden gehören auch zur Mehrung seiner Verherrlichung als Wahrzeichen seiner Tugenden (Thom.). Lukas Lk 49 24 4 Et factum est, dum mente consternatæ essent de isto, ecce duo viri steterunt secus illas in veste fulgenti. Und es geschah, während sie im Gemüte darüber bestürzt waren, siehe, standen zwei Männer in glänzenden Kleidern neben ihnen.³ Lukas Lk 49 24 4 3 Plötzlich. Lukas Lk 49 24 40 Et cum hoc dixisset, ostendit eis manus, et pedes. Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und die Füße. [Joh 20,27] Lukas Lk 49 24 41 Adhuc autem illis non credentibus, et mirantibus præ gaudio, dixit: Habetis hic aliquid, quod manducetur? Da sie aber noch nicht glaubten vor Freuden, und sich verwunderten,²⁹ sprach er: Habt ihr etwas zu essen hier? Lukas Lk 49 24 41 29 Alle Umstände, die sichtbare Erscheinung des Herrn, seine Ansprache, seine Wundmale, drängten die Tatsache auf: Er ist auferstanden, daher die Verwunderung: Ist es denn möglich, dass der vor drei Tagen Verstorbene heute lebendig vor uns steht? Lukas Lk 49 24 42 At illi obtulerunt ei partem piscis assi, et favum mellis. Da legten sie ihm einen Teil von einem gebratenen Fische, und eine Honigscheibe vor. Lukas Lk 49 24 43 Et cum manducasset coram eis, sumens reliquias dedit eis. Und nachdem er vor ihnen gegessen hatte, nahm er das übrige und gab es ihnen.³⁰ Lukas Lk 49 24 43 30 Griech.: Und er nahm es und aß es vor ihnen. Vergl. [Apg 10,40.41]. Lukas Lk 49 24 44 Et dixit ad eos: Hæc sunt verba, quæ locutus sum ad vos, cum adhuc essem vobiscum, quoniam necesse est impleri omnia, quæ scripta sunt in lege Moysi, et Prophetis, et Psalmis de me. Und er sprach zu ihnen:³¹ Das sind die Worte,³² die ich zu euch geredet habe, da ich noch bei euch war,³³ dass alles erfüllt werden müsse, was im Gesetze Moses, in den Propheten und Psalmen³⁴ von mir geschrieben steht. Lukas Lk 49 24 44 31 Vielleicht an einem anderen Tage. Lukas Lk 49 24 44 32 Nämlich: Dass alles erfüllt werden müsse. Lukas Lk 49 24 44 33 Im sterblichen Leibe. Lukas Lk 49 24 44 34 Die Bücher des A. T. wurden zur Zeit Christi, wie die Einleitung des Ekklesiastikus (Jesus Sirach) zeigt, in drei Klassen geteilt, welche der Heiland hier aufzählt. Lukas Lk 49 24 45 Tunc aperuit illis sensum ut intelligerent Scripturas. Dann erschloss er ihnen den Sinn, dass sie die Schrift verständen.³⁵ Lukas Lk 49 24 45 35 Die in den Evangelien und Briefen gelegentlich vorkommenden Schrifterklärungen sind also mit Recht dem Heilande selbst zuzuschreiben. Lukas Lk 49 24 46 Et dixit eis: Quoniam sic scriptum est, et sic oportebat Christum pati, et resurgere a mortuis tertia die: Und er sprach zu ihnen: Also steht es geschrieben, und also musste Christus leiden,³⁶ und am dritten Tage von den Toten auferstehen, [Ps 15,10, Ps 18,6] Lukas Lk 49 24 46 36 Also steht es geschrieben, und weil es geschrieben steht, musste es geschehen, dass Christus litt usw. Lukas Lk 49 24 47 Et prædicari in nomine ejus pnitentiam, et remissionem peccatorum in omnes gentes, incipientibus ab Jerosolyma. und es muss in seinem Namen Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden unter allen Völkern, von Jerusalem angefangen. [Apg 5,31] Lukas Lk 49 24 48 Vos autem testes estis horum. Ihr aber seid Zeugen hiervon.³⁷ [Apg 1,8] Lukas Lk 49 24 48 37 Des Leidens, der Auferstehung, der Vollendung des messianischen Werkes, der Erfüllung der Prophezeiungen. Lukas Lk 49 24 49 Et ego mitto promissum Patris mei in vos: vos autem sedete in civitate, quoadusque induamini virtute ex alto. Und ich sende die Verheißung meines Vaters auf euch herab;³⁸ ihr aber bleibet in der Stadt, bis ihr ausgerüstet werdet mit Kraft aus der Höhe.³⁹ Lukas Lk 49 24 49 38 Den vom Vater verheißenen heil. Geist. [Jes 44,3, Ez 11,19, Ez 36,26.27, Ez 39,29, Joel 2,28] Vergl. [Joh 14,16] [Joh 16,7] Lukas Lk 49 24 49 39 Mit dem von oben gesandten kraftspendenden heil. Geiste. Lukas Lk 49 24 5 Cum timerent autem, et declinarent vultum in terram, dixerunt ad illas: Quid quæritis viventem cum mortuis? Da sie nun erschraken, und ihr Angesicht zur Erde senkten, sprachen jene zu ihnen: Was suchet ihr den Lebenden bei den Toten? Lukas Lk 49 24 50 Eduxit autem eos foras in Bethaniam: et elevatis manibus suis benedixit eis. Er führte sie aber nach Bethanien⁴⁰ hinaus; und seine Hände erhebend, segnete er sie. Lukas Lk 49 24 50 40 Nach dem Griech. nicht in dem Flecken selbst. Lukas Lk 49 24 51 Et factum est, dum benediceret illis, recessit ab eis, et ferebatur in clum. Und es geschah, während er sie segnete, schied er von ihnen, und fuhr auf in den Himmel. [Apg 1,9, Mk 16,19] Lukas Lk 49 24 52 Et ipsi adorantes regressi sunt in Jerusalem cum gaudio magno: Und sie beteten ihn an,⁴¹ und kehrten nach Jerusalem mit großer Freude zurück. Lukas Lk 49 24 52 41 Nur an dieser Stelle lesen wir, dass die Jünger den Herrn angebetet. Lukas Lk 49 24 53 Et erant semper in templo, laudantes, et benedicentes Deum. Amen. Und sie waren immer im Tempel,⁴² Gott lobend und preisend. Amen. Lukas Lk 49 24 53 42 Täglich zu bestimmten Zeiten. Wie anders als zuvor, wo sie sich hinter verschlossenen Türen verbargen! Mit dem Opfer im Tempel hat das Evangelium begonnen, mit dem Lobe Gottes im Tempel, das die Priester des Neuen Testamentes Gott als Opfer darbringen, schließt es (Beda.) Lukas Lk 49 24 6 Non est hic, sed surrexit: recordamini qualiter locutus est vobis, cum adhuc in Galilæa esset, Er ist nicht hier, sondern ist auferstanden. Erinnert euch, wie er zu euch geredet hat, als er noch in Galiläa war,⁴ Lukas Lk 49 24 6 4 Lange vor dem Leiden. Lukas Lk 49 24 7 Dicens: Quia oportet Filium hominis tradi in manus hominum peccatorum, et crucifigi, et die tertia resurgere. da er sprach: Der Menschensohn muss in die Hände der Sünder überliefert und gekreuziget werden, und am dritten Tage auferstehen. [Mt 16,21, Mt 17,21] Lukas Lk 49 24 8 Et recordatæ sunt verborum ejus. Und sie erinnerten sich seiner Worte.⁵ [Mk 8,31, Mk 9,30, Lk 9,22] Lukas Lk 49 24 8 5 Sie wunderten sich wohl, dass sie diese klaren Worte nicht schon früher [Lk 18,34] verstanden. Lukas Lk 49 24 9 Et regressæ a monumento nuntiaverunt hæc omnia illis undecim, et ceteris omnibus. Da kehrten sie vom Grabe zurück, und verkündeten dies alles den Elf und allen übrigen. Apostelgeschichte Apg 51 0 1 I. Ursprung und Einrichtung der Kirche zu Jerusalem (Kap 1 Kap 8,4) 1. Himmelfahrt Christi und Vorbereitung der Gründung der Kirche. (Kap. 1) Verheißungen des auferstandenen Heilandes und Himmelfahrt Christi. (V. 11) Ergänzung des Apostelkollegiums. Apostelgeschichte Apg 51 1 1 PRIMUM quidem sermonem feci de omnibus o Theophile, quæ cpit Jesus facere, et docere. In der ersten Erzählung, o Theophilus! habe ich von allem gesprochen, was Jesus zu tun und zu lehren anfing¹ Apostelgeschichte Apg 51 1 1 1 Die erste Erzählung ist das Evangelium des heil. Lukas. Die beiden Worte: tuen und lehren fassen das ganze Leben des Heilandes zusammen. Vergl. [Lk 24,19] Apostelgeschichte Apg 51 1 10 Cumque intuerentur in clum euntem illum, ecce duo viri astiterunt juxta illos in vestibus albis. Und als sie zum Himmel emporschauten, während er fortging,¹¹ siehe, da standen zwei Männer bei ihnen in weißen Gewändern, Apostelgeschichte Apg 51 1 10 11 Ob außer den elf Aposteln noch andere Jünger zugegen waren? Wie bei der Geburt und der Auferstehung ihres Herrn, sind Engel bei seiner Himmelfahrt als Zeugen zugegen, als Vorboten jener Engelschar, welche den Heiland einst begleiten wird. [Mt 16,27]. Apostelgeschichte Apg 51 1 11 Qui et dixerunt: Viri Galilæi quid statis aspicientes in clum? hic Jesus, qui assumptus est a vobis in clum, sic veniet quemadmodum vidistis eum euntem in clum. welche sagten: Ihr Männer von Galiläa! was stehet ihr und schauet gen Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen ist, wird ebenso kommen, wie ihr ihn in den Himmel habt auffahren sehen.¹² Apostelgeschichte Apg 51 1 11 12 Dies hatte der Heiland mit den Worten [Dan 7,13] von sich vorausgesagt. Welche Freude muss dieser Trost den Jüngern bereiten! Das Wort so, welches auf eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Himmelfahrt und Wiederkunft hinweist, hat zu der Meinung Anlass gegeben, das Tal Josaphat werde einst der Schauplatz des Gerichtes sein. Apostelgeschichte Apg 51 1 12 Tunc reversi sunt Jerosolymam a monte, qui vocatur Oliveti, qui est juxta Jerusalem, sabbati habens iter. Hierauf kehrten sie von dem Berge, welcher Ölberg genannt wird, der nahe bei Jerusalem liegt, einen Sabbatweg weit entfernt, wieder nach Jerusalem zurück.¹³ Apostelgeschichte Apg 51 1 12 13 Nach alter Überlieferung fuhr der Heiland um Mittag gen Himmel. Die Entfernung des Ölberges von Jerusalem beträgt 5 6 Stadien, d. i. etwa 20 Minuten. Apostelgeschichte Apg 51 1 13 Et cum introissent in cnaculum, ascenderunt ubi manebant Petrus, et Joannes, Jacobus, et Andreas, Philippus et Thomas, Bartholomæus, et Matthæus, Jacobus Alphæi, et Simon Zelotes, et Judas Jacobi: Und als sie hineingekommen waren, stiegen sie in das Obergemach hinauf,¹⁴ wo sie sich aufzuhalten pflegten, nämlich Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, der Eiferer, und Judas, der Bruder des Jakobus.¹⁵ Apostelgeschichte Apg 51 1 13 14 Als sie in die Stadt gekommen waren, stiegen sie in das Obergemach, ein Gemach unter dem flachen Dache. Es ist schwerlich dasselbe, welches [Lk 22,12] erwähnt wird, vielleicht war es im Hause des Johannes Markus [Apg 12,12], vielleicht dasselbe wie [Joh 20,19.26]. Apostelgeschichte Apg 51 1 13 15 Die Gruppen der Apostel sind anders geordnet als [Mt 10,2-4, Mk 3,16-19, Lk 6,14-16]. An letzter Stelle steht hier Judas, der Bruder des Jakobus. In allen Verzeichnissen steht, ohne Rücksicht auf die sonstige Ordnung, Petrus allen voran, ein Zeichen, wie sehr alle Jünger von seinem Primate überzeugt waren. Apostelgeschichte Apg 51 1 14 Hi omnes erant perseverantes unanimiter in oratione cum mulieribus, et Maria matre Jesu, et fratribus ejus. Diese alle verharrten einmütig im Gebete samt den Frauen,¹⁶ und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern. Apostelgeschichte Apg 51 1 14 16 Zwar fehlt im Griechischen der Artikel, doch ist sicher die Rede von den bekannten Frauen [Lk 8,2ff, Mt 27,55ff, Lk 23,27ff]. Wie sie dem Herrn angehangen, schließen sie sich den Jüngern, den Fortsetzern seines Werkes, an. Zum letzten Male wird hier im Neuen Testamente Maria erwähnt. Von Anfang an ist sie mit der Kirche des Herrn und die Kirche nicht ohne sie. Die Brüder (Geschwisterkinder des Herrn vergl. [Mt 12,Anm.59]) sind wohl die [Joh 7,5] erwähnten, die aber jetzt, ohne Zweifel infolge der letzten Ereignisse, Tod und Auferstehung, gläubig geworden sind. Apostelgeschichte Apg 51 1 15 In diebus illis exsurgens Petrus in medio fratrum dixit (erat autem turba hominum simul, fere centum viginti): In diesen Tagen erhob sich Petrus¹⁷ inmitten der Brüder (es war aber eine Schar beisammen, von etwa hundert und zwanzig Personen)¹⁸ und sprach: Apostelgeschichte Apg 51 1 15 17 Bleibt Christus auch allezeit das unsichtbare Haupt seiner Kirche, so ist doch Petrus das sichtbare Haupt derselben auf erden. Der heil. Petrus konnte den Platz des Judas aus eigener Machtvollkommenheit besetzen, doch zieht er es vor, dessen Nachfolger wählen zu lassen, indem er selbst die Wahl leitet. Wie er später als erster den Juden und Heiden das Evangelium verkündet, so ist er hier besorgt, die vom Herrn bestimmte Apostelzahl wieder herzustellen. Apostelgeschichte Apg 51 1 15 18 Es waren damals etwa 120 Personen zugegen, die Zahl der Gläubigen war eine viel größere. Vergl. [1Kor 15,6]. Bereits sehen wir die noch heute bestehende Gliederung in der Kirche: den heil. Petrus als Haupt derselben, die lehrende Kirche in ihren höheren Vertretern und die hörende Kirche, die Laien. Apostelgeschichte Apg 51 1 16 Viri fratres, oportet impleri Scripturam, quam prædixit Spiritus sanctus per os David de Juda, qui fuit dux eorum, qui comprehenderunt Jesum: Brüder! Es muss¹⁹ das Schriftwort erfüllt werden, welches der heilige Geist durch den Mund Davids vorhergesagt hat von Judas, welcher denen, die Jesus gefangen nahmen, zum Führer diente, [Joh 13,18] Apostelgeschichte Apg 51 1 16 19 Im Griech.: Es musste. Dem heil. Petrus ist jetzt die Schrift erschlossen. Zuerst spricht er von der Berufung des Unglücklichen, seinem Abfall und seinem Ende, wie sich die Schrift an ihm erfüllte. Apostelgeschichte Apg 51 1 17 Qui connumeratus erat in nobis, et sortitus est sortem ministerii hujus. der uns beigezählet war und Anteil an diesem Amte erhalten hatte.²⁰ Apostelgeschichte Apg 51 1 17 20 Griech.: Weil Judas ein so hohes Amt bekleidete, dann aber schmählich abfiel und zum Verräter wurde, ist jene Schriftstelle an ihm in Erfüllung gegangen. Apostelgeschichte Apg 51 1 18 Et hic quidem possedit agrum de mercede iniquitatis et suspensus crepuit medius: et diffusa sunt omnia viscera ejus. Dieser nun erwarb sich einen Acker von dem Lohne der Ruchlosigkeit,²¹ und er erhängte sich, und barst mitten entzwei, und alle seine Eingeweide wurden verschüttet.²² Apostelgeschichte Apg 51 1 18 21 Judas hatte diesen Acker zwar nicht selbst erworben, doch war er mittelbar sein Besitz, da derselbe für das zurückgebrachte Blutgeld gekauft war, also gewissermaßen im Namen des Judas, weil die Juden das Geld als sein Eigentum betrachteten. Apostelgeschichte Apg 51 1 18 22 Griech.: Kopfüber stürzend zerbarst er. In Folge einer uns unbekannten Ursache stürzte der erhängte Körper herab. Zu einer allgemein bekannten Sache braucht der heil. Petrus nicht alle Einzelumstände anzugeben. Apostelgeschichte Apg 51 1 19 Et notum factum est omnibus habitantibus Jerusalem, ita ut appellaretur ager ille, lingua eorum, Haceldama, hoc est, ager sanguinis. Und es wurde allen Einwohnern von Jerusalem bekannt, so dass jener Acker in ihrer Sprache Hakeldama, das ist Blutacker, genannt wurde.²³ Apostelgeschichte Apg 51 1 19 23 Die erklärende Übersetzung ist wohl Zusatz des Evangelisten. Apostelgeschichte Apg 51 1 2 Usque in diem, qua præcipiens Apostolis per Spiritum sanctum, quos elegit, assumptus est: bis zu dem Tage, an welchem er aufgenommen ward, nachdem er den Aposteln, die er auserwählt hatte, durch den Heiligen Geist seine Aufträge gegeben;² [Mt 28,19] Apostelgeschichte Apg 51 1 2 2 Wie Christus alles in Kraft des heil. Geistes tat, von dem er erfüllt war, so ging insbesondere die Sendung der Apostel von dem heil. Geiste aus. Vergl. [Mt 28,19, Joh 20,21]. Die Aufträge betreffen die Aufgabe der Apostel. [Mt 28,1ff, Mk 16,14ff, Lk 24,46ff]. Apostelgeschichte Apg 51 1 20 Scriptum est enim in libro Psalmorum: Fiat commoratio eorum deserta, et non sit qui inhabitet in ea: et episcopatum ejus accipiat alter. Denn es steht im Buche der Psalmen geschrieben:²⁴ Ihre Wohnstätte stehe verödet, und niemand sei, der darin wohne! Und: Sein Amt erhalte ein anderer. Apostelgeschichte Apg 51 1 20 24 Jetzt führt der heil. Petrus die zuvor bereits erwähnte Vorhersagung des Heil. Geistes an. Der erste Teil derselbe ist [Ps 68,26] entnommen, der andere [Ps 108,8] An beiden Stellen spricht David den Fluch über seine Feinde und Verfolger aus, besonders über solche, von denen er statt des Hasses Liebe und Dankbarkeit hätte erwarten sollen. Was er von sich sagt, gilt auch von Jesus, als dessen Vorbild er spricht. Apostelgeschichte Apg 51 1 21 Oportet ergo ex his viris, qui nobiscum sunt congregati in omni tempore, quo intravit et exivit inter nos Dominus Jesus, Es muss also einer von den Männern, welche mit uns zusammen waren während der ganzen Zeit, da der Herr Jesus unter uns aus und ein ging,²⁵ Apostelgeschichte Apg 51 1 21 25 Buchstäblich traf dies nicht bei allen Aposteln zu, z. B. bei Matthäus. Es war die Hauptaufgabe des apostolischen Amtes, in der ganzen Welt Zeugnis zu geben wie von der Lehre und den Taten des Herrn, so ganz besonders von der Auferstehung, als dem vollkommensten Beweise seiner göttlichen Sendung. Apostelgeschichte Apg 51 1 22 Incipiens a baptismate Joannis usque in diem, qua assumptus est a nobis, testem resurrectionis ejus nobiscum fieri unum ex istis. von der Taufe des Johannes an bis auf den Tag, an welchem er von uns fort aufgenommen worden ist, mit uns Zeuge seiner Auferstehung werden.²⁶ Apostelgeschichte Apg 51 1 22 26 Dieser Hauptbedingung entsprach auch Paulus, da er den Herrn auf dem Wege nach Damaskus gesehen [1Kor 9,1]. Die zweite Bedingung, damit jemand zum Apostelamt berufen werden könne, ist die Auserwählung seitens Gottes, die dritte ist V. 8 genannt. Apostelgeschichte Apg 51 1 23 Et statuerunt duos, Joseph, qui vocabatur Barsabas, qui cognominatus est Justus: et Mathiam. Da stellten sie zwei vor, Joseph, genannt Barsabas,²⁷ mit dem Zunamen der Gerechte, und Matthias. Apostelgeschichte Apg 51 1 23 27 Barsabas: Sohn des Sabas. Es ist über denselben sonst nichts bekannt. Vielleicht ist der [Apg 15,22] erwähnte Judas Barsabas sein Bruder. Ob Joseph und Matthias zu den 70 Jüngern gehörten? Apostelgeschichte Apg 51 1 24 Et orantes dixerunt: Tu Domine, qui corda nosti omnium, ostende, quem elegeris ex his duobus unum. Und sie beteten, und sprachen:²⁸ Du, o Herr! der du die Herzen aller kennst, zeige an, welchen von diesen beiden du erwählet hast, Apostelgeschichte Apg 51 1 24 28 Einst hatte der Heiland vor der Wahl seiner Apostel die Nacht hindurch gebetet, jetzt richtet sich das Gebet seiner Apostel nach seinem Beispiele wiederum an Gott, da ihm, dem Herzenskundigen, die Wahl überlassen werden soll. Apostelgeschichte Apg 51 1 25 Accipere locum ministerii hujus, et apostolatus, de quo prævaricatus est Judas ut abiret in locum suum. die Stelle dieses Dienstes und Apostelamtes zu empfangen, von welchem Judas abgefallen ist, um hinzugehen an seinen Ort.²⁹ Apostelgeschichte Apg 51 1 25 29 An einen seiner würdigen Ort, die Hölle. Eine andere Stelle hatte der Heiland ihm angewiesen, eine andere sich Judas selbst gewählt. Apostelgeschichte Apg 51 1 26 Et dederunt sortes eis, et cecidit sors super Mathiam, et annumeratus est cum undecim Apostolis. Dann warfen sie das Los über sie, und es fiel das Los auf Matthias, und er ward den elf Aposteln beigezählt.³⁰ Apostelgeschichte Apg 51 1 26 30 Die von den Aposteln geleitete Versammlung hat zwei Personen bezeichnet, welche nach ihrer Überzeugung die für das Apostelamt erforderlichen Eigenschaften besitzen. Von diesen aber denjenigen auszuwählen, welcher das Amt den andern Aposteln ebenbürtig tatsächlich erlangen soll, bitten sie Gott selbst. Sie werfen das Los, wie dies im A. T. in vielen Fällen [Lev 16,8] u. a. geschah. Diese Weise war hier die angezeigteste, da eine Offenbarung, wer bestimmt sei, von Gott nicht gegeben war. Da es sich hier um die Wahl eines Apostels im engsten Sinne handelte, darf daraus kein Schluss gezogen werden, als ob auch andere Kirchenämter in dieser Weise zu besetzen seien. Apostelgeschichte Apg 51 1 3 Quibus et præbuit seipsum vivum post passionem suam in multis argumentis, per dies quadraginta apparens eis et loquens de regno Dei. denen er auch nach seinem Leiden durch viele Beweise³ als lebend sich zeigte, da er ihnen vierzig Tage hindurch erschien, und vom Reiche Gottes redete.⁴ Apostelgeschichte Apg 51 1 3 3 Das griechische Wort weist darauf hin, dass diese Beweise geeignet waren, eine sichere Überzeugung zu gewähren. Apostelgeschichte Apg 51 1 3 4 Es finden sich einige Spuren dieses Unterrichtes im Evangelium. So unterweist der Heiland die Apostel über die Kirche [Mt 28,20], die Ordnung in derselben [Joh 21,15-17] und die Sakramente. Was in der heil. Schrift nicht steht, hat die Kirche durch die Überlieferung erhalten. Während vierzig Tagen hatte Moses einst die Grundzüge des vorbildlichen Reiches Gottes empfangen. Vierzig Tage fastete der Heiland in der Wüste und überhaupt kommt die Zahl vierzig im A. und N. Bunde häufig vor. Wo der Heiland in den Zwischenzeiten, zwischen den Erscheinungen seinem heiligsten Leibe nach war, wissen wir nicht. Apostelgeschichte Apg 51 1 4 Et convescens, præcepit eis ab Jerosolymis ne discederent, sed exspectarent promissionem Patris, quam audistis (inquit) per os meum: Und da er mit ihnen aß, befahl er ihnen, von Jerusalem nicht wegzugehen, sondern auf die Verheißung des Vaters zu warten, die ihr (sprach er) aus meinem Munde gehört habet.⁵ Apostelgeschichte Apg 51 1 4 5 Die Apostel hätten Jerusalem wohl gerne aus Furcht vor den Juden und wegen der traurigen Erinnerungen an das Leiden des Herrn verlassen. Indes von dieser Stadt, welche das Bild der Kirche Christi gewesen, sollte das Wort des Herrn ausgehen [Jes 2,3], und wo der Herr selbst gelitten hatte, wollte er auch durch die Ankunft des heil. Geistes verherrlicht werden. Viele Väter nehmen an, dass an dieser Stelle von dem letzten Zusammensein des Heilandes mit den Jüngern die Rede ist. Den in Jerusalem zahlreich versammelten Juden will der Herr nochmals seine Gnade anbieten. Der Vater hatte den Heiligen Geist [Jes 44,3, Ez 36,26.27, Joel 2,28] verheißen, und der Heiland hatte diese Verheißung mehrfach bestätigt [Mt 10,19, Mk 13,11, Lk 12,12], besonders aber [Lk 24,49]. Vergl. [Joh 14,26]. Apostelgeschichte Apg 51 1 5 Quia Joannes quidem baptizavit aqua, vos autem baptizabimini Spiritu sancto non post multos hos dies. Denn Johannes zwar taufte mit Wasser⁶, ihr aber werdet mit dem Heiligen Geiste getauft werden, nach wenigen Tagen.⁷ Apostelgeschichte Apg 51 1 5 6 Nach einigen Vätern hatte Christus seine Jünger selbst getauft (Ambr., Aug., Thom.), so dass die Geistestaufe gleichsam die Vollendung jener Taufe war. Apostelgeschichte Apg 51 1 5 7 Der Heiland deutet an, dass die Erfüllung der Verheißung nahe ist, damit sein Scheiden die Apostel nicht entmutige, doch tut er ihnen den Zeitpunkt nicht kund, damit sie inzwischen wachsam seien. Die Mitteilung der Gnadenfülle des heil. Geistes wird eine Taufe genannt und derjenigen des heil. Johannes entgegengestellt, sofern diese nicht durch sich selbst gerecht und heilig machte, sondern nur ein Zeichen war und zur Bußstimmung erweckte, also nur auf die eigentliche Taufe vorbereitete, jene hingegen aus sich selbst innerlich heiligt. Apostelgeschichte Apg 51 1 6 Igitur qui convenerant, interrogabant eum, dicentes: Domine si in tempore hoc restitues regnum Israel? Die nun zusammengekommen waren, fragten ihn, und sprachen: Herr! wirst du wohl in dieser Zeit das Reich Israel wieder herstellen? Apostelgeschichte Apg 51 1 7 Dixit autem eis: Non est vestrum nosse tempora vel momenta, quæ Pater posuit in sua potestate: Er aber sprach zu ihnen: Es stehet euch nicht zu, Zeit oder Stunde zu wissen, welche der Vater in seiner Macht festgesetzt hat;⁸ Apostelgeschichte Apg 51 1 7 8 Wohl waren die zeitlichen Hoffnungen der Jünger durch den Tod des Herrn erschüttert [Lk 24,21], aber dieselben erwachten von neuem, als die Apostel den Heiland auferstanden sahen und ihn von dem Reiche Gottes reden hörten. Zu der Frage vergl. [Mk 13,32]. Der Heiland antwortet auf den Kern der Frage: wann wird Israel wieder hergestellt? mit der Belehrung, dass es den Jüngern nicht zukomme, diesen Zeitpunkt zu kennen. In welchem Sinne diese Wiederherstellung statthaben werde, lässt er unbeantwortet. Dass eine Wiederherstellung statthaben wird, ist vorausgesetzt, da sonst von einem Zeitpunkte der Wiederherstellung, nicht die Rede sein kann. Jedoch die Apostel haben nur auf ihre eigene Aufgabe ihr Augenmerk zu richten. Apostelgeschichte Apg 51 1 8 Sed accipietis virtutem supervenientis Spiritus sancti in vos, et eritis mihi testes in Jerusalem, et in omni Judæa, et Samaria, et usque ad ultimum terræ. aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der über euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem, und in ganz Judäa und Samaria, und bis an die Grenzen der Erde.⁹ Apostelgeschichte Apg 51 1 8 9 Das erste Zeugnis sollen die Apostel in Jerusalem ablegen, bald aber soll ihre Tätigkeit sich über die ganze Erde erstrecken. Apostelgeschichte Apg 51 1 9 Et cum hæc dixisset, videntibus illis, elevatus est: et nubes suscepit eum ab oculis eorum. Als er dies gesagt hatte, ward er vor ihren Blicken emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf, hinweg aus ihren Augen.¹⁰ Apostelgeschichte Apg 51 1 9 10 Während der Heiland durch die Macht seiner Gottheit erhoben wird, segnet er seine Jünger. [Lk 24,51]. Die Wolke ist ein sichtbares Zeichen der Gegenwart Gottes. (Wie im Tempel [1Kön 8,10, Jes 6,1-4] und bei der Verklärung [Mt 17,5].) Das Weggehen des Herrn aus der streitenden Kirche geschieht vor den Blicken der Apostel, den Eingang in die triumphierende Kirche bezeugen die Engel. So wird [Ps 23,7] erfüllt. Die Himmelfahrt wird [Mk 16,19, Lk 24,51] kurz erwähnt und [Joh 6,63] angedeutet. Matthäus schließt mit der Sendung der Apostel an alle Völker, weil gerade dies den Judenchristen besonders vor Augen zu stellen war, dass das Evangelium für alle Völker bestimmt ist. Der heil. Paulus weist [1Tim 3,16, Eph 2,6, Eph 4,8-10] auf dieselbe hin; ebenso der heil. Petrus [1Petr 3,22]. Im Alten Testamente war die Himmelfahrt des Herrn vorgebildet durch die Hinwegnahme des Henoch [Gen 5,24] und des Elias [2Kön 2,11]. Apostelgeschichte Apg 51 0 1 2. Gründung und erste Anfänge der Kirche zu Jerusalem. (Kap. 2) Ausgießung des Heil. Geistes. (V. 13) Pfingstrede des heil. Petrus. (V. 36) Wirkung der Rede des heil. Petrus. (V. 40) Die ersten Gläubigen und ihr Leben. Apostelgeschichte Apg 51 2 1 Et cum complerentur dies Pentecostes, erant omnes pariter in eodem loco: Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle einmütig an demselben Orte.¹ Apostelgeschichte Apg 51 2 1 1 Genauer nach dem Griech.: Als der Pfingsttag gekommen war. Das Pfingstfest war im A. B. das Fest der Ernte. [Ex 34,22] Da die fünfzig Tage vom zweiten Osterfeiertage gezählt wurden (also in jenem Jahre vom ersten Tage der jüdischen Woche) unserem Sonntage, dem Auferstehungstage, so begreift sich die altchristliche Einrichtung, das Pfingstfest auf einen Sonntag fallen zu lassen. Am Pfingstfeste wurden bei den Juden zwei Brote als Erstlinge der Weizenernte dargebracht und in späteren Zeiten die Gesetzgebung auf dem Sinai gefeiert. So wurden heut dem Herrn die Erstlinge des Geistes dargebracht (denn der Geist brachte sofort Wirkungen hervor V. 14) und die Kirche gegründet. Alle [Apg 1,15] erwähnten sind beisammen und empfangen den Heil. Geist. Die Überlieferung der Kirche von Jerusalem bezeichnete als Stätte der Geistessendung den [Apg 1,13] erwähnten Versammlungssaal (Cyr. v. Jerus.). Apostelgeschichte Apg 51 2 10 Phrygiam, et Pamphyliam, gyptum, et partes Libyæ, quæ est circa Cyrenen, et advenæ Romani. von Phrygien und Pamphylien, Ägypten und den Landstrichen Libyens bei Cyrene, und Fremdlinge aus Rom,⁷ Apostelgeschichte Apg 51 2 10 7 Wahrscheinlich hatten sich auch die aus Rom Eingewanderten in Jerusalem ansässig gemacht. Apostelgeschichte Apg 51 2 11 Judæi quoque, et Proselyti, Cretes, et Arabes: audivimus eos loquentes nostris linguis magnalia Dei. Juden sowohl wie Bekehrte, Kreter und Araber, wir hören sie in unsern Sprachen die großen Taten Gottes verkündigen.⁸ Apostelgeschichte Apg 51 2 11 8 Die großen Taten Gottes sind alles, was Gott von Moses bis auf Christus und jetzt durch die Ausgießung des Heiligen Geistes getan hat. Der menschliche Stolz hatte bewirkt, dass die Sprachen verwirrt wurden, und die Menschen getrennt. [Gen 11,7ff] Der göttliche Geist macht, dass die verschiedensten Menschen gleichzeitig dasselbe verstehen, und eint sie. Apostelgeschichte Apg 51 2 12 Stupebant autem omnes, et mirabantur ad invicem dicentes: Quidnam vult hoc esse? Und alle staunten, und sprachen voll Verwunderung⁹ zueinander: Was mag dies wohl bedeuten? Apostelgeschichte Apg 51 2 12 9 Die Wiederholung der bereits V. 7 gegebenen Schilderung hebt die Darstellung. Griech.: Alle staunten und waren in Verlegenheit, nämlich wie sie sich diesen Vorgang erklären sollten. Apostelgeschichte Apg 51 2 13 Alii autem irridentes dicebant: Quia musto pleni sunt isti. Einige aber spotteten, und sagten: Sie sind voll süßen Weines!¹⁰ Apostelgeschichte Apg 51 2 13 10 Unter diesen sind wohl Juden von Jerusalem, Anhänger der Pharisäer, Feinde der Jünger, wie sie Feinde des Meisters gewesen. Sie gehören zu jenen, von denen der Psalmist [Ps 1,1] redet. Erscheinung und Wirkung des Heiligsten führen sie (wie die von [Lk 11,15] Genannten) auf eine möglich niedrige und unheilige Ursache zurück. Apostelgeschichte Apg 51 2 14 Stans autem Petrus cum undecim levavit vocem suam, et locutus est eis: Viri Judæi, et qui habitatis Jerusalem universi, hoc vobis notum sit, et auribus percipite verba mea. Da stand Petrus auf mit den Elfen, und seine Stimme erhebend sprach er zu ihnen:¹¹ Ihr Männer von Judäa, und alle ihr Bewohner von Jerusalem, kund sei euch dieses und vernehmet meine Worte!¹² Apostelgeschichte Apg 51 2 14 11 Das Haupt der Kirche, der Verteidiger des Glaubens, des sichtbare Stellvertreter des unsichtbaren Hirten ist auch der Mund der Kirche (Chrys.) und ergreift zuerst das Wort. Die Ankündigung seiner Rede hat ebenso wie diese selbst etwas Feierliches. Es ist die erste Belehrung der soeben gestifteten Kirche an die Menschheit. Apostelgeschichte Apg 51 2 14 12 Der heil. Petrus redet wohl, zumal er sich besonders an die Bewohner von Jerusalem und Judäa wendet, aramäisch. Die Rede zerfällt in zwei Teile: V. 16 21 zeigt er, dass nicht Trunkenheit die Ursache der begeisterten und wunderbaren Rede sei, sondern die von Propheten vorhergesagte Geistesausgießung; V. 22 -36, dass Jesus der erwartete Messias sei, welcher auferstanden, und in den Himmel aufgestiegen ist, und den Heil. Geist gesendet hat. Es ist die dritte Stunde, morgens gegen 9 Uhr. Um diese Stunde, in der ersten der drei Gebetsstunden, zur Zeit des Morgenopfers ist niemand berauscht. Apostelgeschichte Apg 51 2 15 Non enim, sicut vos æstimatis, hi ebrii sunt, cum sit hora diei tertia: Diese sind nicht trunken, wie ihr meinet, ist es ja erst die dritte Stunde des Tages; Apostelgeschichte Apg 51 2 16 Sed hoc est, quod dictum est per prophetam Joel: sondern dies ist, was durch den Propheten Joel gesagt ist:¹³ Apostelgeschichte Apg 51 2 16 13 Die Worte werden aus [Joel 2,28-31] frei nach der Septuag. gegeben. Apostelgeschichte Apg 51 2 17 Et erit in novissimis diebus (dicit Dominus) effundam de Spiritu meo super omnem carnem: et prophetabunt filii vestri, et filiæ vestræ, et juvenes vestri visiones videbunt, et seniores vestri somnia somniabunt. Es wird geschehen in den letzten Tagen¹⁴ (spricht der Herr), ich werde von meinem Geiste¹⁵ über alles Fleisch ausgießen; und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen,¹⁶ eure Jünglinge werden Gesichte schauen, und euren Greisen werden Traumgesichte erscheinen.¹⁷ Apostelgeschichte Apg 51 2 17 14 Die letzten Tage: die ganze Zeit von der Ankunft des Messias bis zum Ende der Welt. Sie ist die letzte, weil in ihr alle Hoffnungen und Vorhersagungen der Propheten ihre Erfüllung finden und sie die letzte Periode der Entwicklung des Reiches Gottes auf Erden ist. Sie ist für die Juden die letzte in dem Sinne, als vor dem Untergange von Jerusalem noch eine Gnadenfrist angeboten war. Apostelgeschichte Apg 51 2 17 15 Im Hebr. steht: meinen Geist. Die Übersetzung der Septuag. drückt aus, dass, wenn der Geist auch noch so reichlich mitgeteilt (ausgegossen) wird, dennoch seine Fülle von keinem Menschen erlangt wird. Apostelgeschichte Apg 51 2 17 16 Das Wort weissagen bedeutet ebenso jede übernatürliche Erkenntnis des Verborgenen, wie jede von Gott angeredete Rede, durch welche der Nächste erbaut und belehrt wird. Apostelgeschichte Apg 51 2 17 17 Gesichte: sie werden Übernatürliches sehen oder doch auf übernatürliche Weise das aus der Offenbarung Bekannte erkennen. Traumgesicht: es ist selbstverständlich an Träume zu denken, die von Gott verursacht sind, und eine höhere Wahrheit erkennen lassen. Meine in V. 15 ist nicht im hebr. Texte Joels und ist nicht notwendig, da es sonst leicht scheinen könnte, als ob die V. 17 Genannten nicht Diener Gottes wären. Der Sinn ist: Nicht allein über die Israeliten (die Kinder), sondern auch über die dem Volke Israel sich anschließenden Heiden (Knechte und Mägde), werde ich meinen Geist ausgießen. Apostelgeschichte Apg 51 2 18 Et quidem super servos meos, et super ancillas meas in diebus illis effundam de Spiritu meo, et prophetabunt: Ja, auch über meine Knechte und über meine Mägde werde ich in jenen Tagen von meinem Geiste ausgießen, und sie werden weissagen. Apostelgeschichte Apg 51 2 19 Et dabo prodigia in clo sursum, et signa in terra deorsum, sanguinem, et ignem, et vaporem fumi: Und ich werde Wunderzeichen am Himmel oben, und Zeichen auf der Erde unten geben, Blut und Feuer, Dampf und Rauch.¹⁸ Apostelgeschichte Apg 51 2 19 18 Zu den Bildern des Propheten vergl. [Mt 24,29]. Da der heil. Petrus wohl nur die Erfüllung der Vorhersagung des Propheten dartun will, ist V. 19ff wahrscheinlich nur angeführt, um die ganze Stelle wiederzugeben. Deshalb ist es nicht notwendig, die Frage zu stellen, worauf diese Worte von dem Apostelfürsten bezogen werden, ob auf die Zerstörung Jerusalems oder auf das Weltende. Apostelgeschichte Apg 51 2 2 Et factus est repente de clo sonus, tamquam advenientis spiritus vehementis, et replevit totam domum ubi erant sedentes. Da entstand plötzlich vom Himmel herab ein Brausen, gleich dem eines daherfahrenden gewaltigen Windes, und erfüllte das ganze Haus, wo sie saßen. Apostelgeschichte Apg 51 2 20 Sol convertetur in tenebras, et luna in sanguinem, antequam veniat dies Domini magnus et manifestus. Die Sonne wird in Dunkel verwandelt werden und der Mond in Blut, ehedenn der große und offenbare Tag des Herrn¹⁹ kommt. Apostelgeschichte Apg 51 2 20 19 Der Tag, welcher sich als großer Tag des Herrn offenbaren wird, da der Herr selbst an ihm erscheint. Apostelgeschichte Apg 51 2 21 Et erit: omnis, quicumque invocaverit nomen Domini, salvus erit. Dann wird es geschehen: Ein jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.²⁰ Apostelgeschichte Apg 51 2 21 20 Unter des Herrn Namen kann man hier den Namen Jesus verstehen. Vergl. V. 38; [Apg 4,12]. Apostelgeschichte Apg 51 2 22 Viri Israelitæ, audite verba hæc: Jesum Nazarenum, virum approbatum a Deo in vobis, virtutibus et prodigiis, et signis, quæ fecit Deus per illum in medio vestri, sicut et vos scitis: Ihr Männer von Israel! höret diese Worte: Jesus von Nazareth, einen Mann, dem Gott unter euch Zeugnis gab durch Machterweise, Wunder und Zeichen, welche Gott durch ihn in eurer Mitte wirkte, wie ihr auch selbst wisset, Apostelgeschichte Apg 51 2 23 Hunc definito consilio, et præscientia Dei traditum, per manus iniquorum affligentes interemistis: diesen, der nach dem festgesetzten Ratschlusse und dem Vorherwissen Gottes überliefert ward, habt ihr durch die Hände der Gottlosen²¹ an's Kreuz geschlagen und getötet. Apostelgeschichte Apg 51 2 23 21 Griech.: Gesetzeslosen [1Kor 9,21] die Heiden, welche die Hinrichtung vollzogen. Die Bitterkeit des Vorwurfes mildert der heil. Petrus wie einst Joseph den Tadel des Frevels seiner Brüder [Gen 45,5], durch den Hinweis, wie auch diese Tat höchster Bosheit von Gott vorhergesehen und zu weisem Ende geordnet wurde. Apostelgeschichte Apg 51 2 24 Quem Deus suscitavit, solutis doloribus inferni, juxta quod impossibile erat teneri illum ab eo. Gott aber hat ihn auferweckt, von dem Schmerze des Totenreiches²² ihn befreiend, wie es denn unmöglich war, dass er von demselben festgehalten würde. Apostelgeschichte Apg 51 2 24 22 Griech.: Nachdem er die Schmerzen des Todes gelöst, d. i. aufgehoben hatte. Der Tod ist gleichsam in Wehen gedacht, bis er Christus in der Auferstehung wieder herausgab (Chrys.). Sehr wahrscheinlich ist, da der heil. Petrus aramäisch sprach, dass er nicht nach der Septuag. zitierte, sondern nach dem Grundtexte Fallstricke des Todes sagte Apostelgeschichte Apg 51 2 25 David enim dicit in eum: Providebam Dominum in conspectu meo semper: quoniam a dextris est mihi ne commovear: Denn David sagt von ihm:²³ Ich sah den Herrn vor meinen Augen allezeit; denn er ist mir zur Rechten, damit ich nicht wanke. Apostelgeschichte Apg 51 2 25 23 [Ps 15,8] Apostelgeschichte Apg 51 2 26 Propter hoc lætatum est cor meum, et exsultavit lingua mea, insuper et caro mea requiescet in spe: Darum freute sich mein Herz, und meine Zunge frohlockte,²⁴ ja auch mein Fleisch wird in Hoffnung ruhen. Apostelgeschichte Apg 51 2 26 24 Hebr.: meine Seele. Apostelgeschichte Apg 51 2 27 Quoniam non derelinques animam meam in inferno, nec dabis Sanctum tuum videre corruptionem. Denn du wirst meine Seele nicht im Totenreiche²⁵ lassen, noch zugeben, dass dein Heiliger die Verwesung schaue.²⁶ Apostelgeschichte Apg 51 2 27 25 Griech.: dem Totenreiche überlassen. Vergl. [1Petr 3,19]. Apostelgeschichte Apg 51 2 27 26 Die Verwesung schauen ist dasselbe, wie ihr unterworfen werden. Die beiden Glieder des Verses entsprechen den beiden Teilen des vorhergehenden Verses. Apostelgeschichte Apg 51 2 28 Notas mihi fecisti vias vitæ: et replebis me jucunditate cum facie tua. Du hast mir die Pfade des Lebens kundgetan,²⁷ du wirst mich mit Wonnen erfüllen vor deinem Angesichte. Apostelgeschichte Apg 51 2 28 27 Im Hebr. steht das Futurum. In der Vulgata ist die Tatsache als schon eingetreten gedacht. Apostelgeschichte Apg 51 2 29 Viri fratres, liceat audenter dicere ad vos de patriarcha David quoniam defunctus est, et sepultus: et sepulcrum ejus est apud nos usque in hodiernum diem. Ihr Brüder!²⁸ Es sei mir gestattet, freimütig zu euch zu reden von dem Erzvater David. Er ist gestorben und begraben, und sein Grab ist bei uns bis auf den heutigen Tag.²⁹ [1Kön 2,10] Apostelgeschichte Apg 51 2 29 28 Das Folgende scheint eine Verkleinerung Davids einzuschließen, deshalb wählt Petrus einen beruhigenden Übergang. Apostelgeschichte Apg 51 2 29 29 David heißt Erzvater als Stammherr [2Sam 7,12] und Gründer des königlichen Hauses, an welches die Verheißung des Messias geknüpft war. David ist gestorben und hat die Verwesung gesehen, also gilt die Prophezeiung von dem Messias. Apostelgeschichte Apg 51 2 3 Et apparuerunt illis dispertitæ linguæ tamquam ignis, seditque supra singulos eorum: Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und es ließ sich auf einen jeden von ihnen nieder.² Apostelgeschichte Apg 51 2 3 2 Es erhob sich nicht ein wirklicher Sturmwind, so wenig wie ein körperliches Feuer herabstieg, sondern die äußere Erscheinung von Wind und Feuer sind Sinnbilder, durch welche der Heil. Geist sein Kommen und seine Gegenwart zu erkennen gab. Der Wind ist wegen seiner Unsichtbarkeit ein Bild des Geistes, mit dem er in der hebräischen, griechischen und lateinischen Sprache gleichen Namen führt. Vergl. [Joh 3,8]. Ebenso ist das Feuer Sinnbild des Heil. Geistes, wegen seiner alles im Innersten durchdringenden, reinigenden und in seine eigene Natur umwandelnden Kraft. So erfüllte sich, was Johannes der Täufer von Christus [Mt 3,11] verkündet. Das Feuer erschien in Gestalt von Zungen, zur Andeutung der äußeren Wirksamkeit des Heil. Geistes, der Gabe der Sprachen, ist aber auch ein Sinnbild der Gegenwart Gottes. [Ex 3,2.6] Apostelgeschichte Apg 51 2 30 Propheta igitur cum esset, et sciret quia jurejurando jurasset illi Deus de fructu lumbi ejus sedere super sedem ejus: Weil er nun ein Prophet war, und wusste, dass ihm Gott mit einem Eide geschworen, es werde einer seiner Nachkommen auf seinem Throne sitzen, Apostelgeschichte Apg 51 2 31 Providens locutus est de resurrectione Christi, quia neque derelictus est in inferno, neque caro ejus vidit corruptionem. so hat er in die Zukunft schauend von der Auferstehung Christi gesprochen, dass dieser nämlich nicht im Totenreiche gelassen ward, noch sein Fleisch die Verwesung schaute. Apostelgeschichte Apg 51 2 32 Hunc Jesum resuscitavit Deus, cujus omnes nos testes sumus. Diesen Jesus hat Gott auferweckt; des sind wir alle Zeugen. Apostelgeschichte Apg 51 2 33 Dextera igitur Dei exaltatus, et promissione Spiritus sancti accepta a Patre, effudit hunc, quem vos videtis, et auditis. Nachdem er nun zur Rechten Gottes erhöht worden ist, und die Verheißung des Heiligen Geistes vom Vater empfangen hat, hat er diesen ausgegossen, wie ihr sehet und höret.³⁰ Apostelgeschichte Apg 51 2 33 30 Die Ausgießung des Heiligen Geistes ist ein Beweis, dass Jesus der Messias ist, da er in der innigsten Verbindung mit Gott ist und (V. 36) diese Aussendung Gott selbst zugeschrieben wird. Apostelgeschichte Apg 51 2 34 Non enim David ascendit in clum: dixit autem ipse: Dixit Dominus Domino meo, sede a dextris meis. Denn David ist nicht in den Himmel aufgefahren; er sagt aber selbst: Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, Apostelgeschichte Apg 51 2 35 Donec ponam inimicos tuos scabellum pedum tuorum. bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße lege.³¹ Apostelgeschichte Apg 51 2 35 31 Beweis aus [Ps 109,1]. Über die Partikel bis vergl. [Mt 1,Anm.24]. Gott hat den Herrn zum Messias gemacht, indem er dem menschgewordenen Worte das Amt des Erlösers übergab. Zum Herrn hat Gott Jesus gemacht, da in der Menschwerdung die göttliche Natur sich mit der menschlichen so vereinigte, dass dieselbe Person Gott und Mensch zugleich war. Jetzt aber hat Gott ihn als Herrn und Christus vor aller Welt geoffenbart durch die Auferstehung und Geistessendung. Apostelgeschichte Apg 51 2 36 Certissime sciat ergo omnis domus Israel, quia et Dominum eum, et Christum fecit Deus, hunc Jesum, quem vos crucifixistis. So wisse denn das ganze Haus Israel unfehlbar gewiss, dass Gott ihn zum Herrn und Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuziget habt. Apostelgeschichte Apg 51 2 37 His autem auditis, compuncti sunt corde, et dixerunt ad Petrum, et ad reliquos Apostolos: Quid faciemus, viri fratres? Als sie dies hörten, wurden sie im Herzen zerknirscht, und sie sprachen zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, ihr Brüder?³² Apostelgeschichte Apg 51 2 37 32 Sie erkennen, dass Israel seinen Erlöser gekreuzigt hat, und richten an den heil. Petrus die einst auch dem heil. Johannes gestellte Frage. [Lk 3,10, Lk 12,14] Apostelgeschichte Apg 51 2 38 Petrus vero ad illos: Pnitentiam (inquit) agite, et baptizetur unusquisque vestrum in nomine Jesu Christi in remissionem peccatorum vestrorum: et accipietis donum Spiritus sancti. Petrus aber sprach zu ihnen: Tuet Buße, und ein jeder von euch lasse sich taufen im Namen Jesu Christi³³ zur Vergebung eurer Sünden; so werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Apostelgeschichte Apg 51 2 38 33 Mit dem Worte: im Namen Jesu Christi wird nicht etwa die Taufformel ausgedrückt, denn diese enthält der Befehl des Herrn. [Mt 28,19] Der Name Jesu ist vielmehr die Zusammenfassung des Glaubens, und somit ist Im Namen Jesu im Glauben und Gehorsam gegen Jesus, der dieses Mittel der Heiligung eingesetzt hat. Die Worte des heil. Petrus weisen auf einen tiefgreifenden Unterschied zwischen der christlichen Taufe und der des heil. Johannes hin: die Buße muss als notwendige Bedingung der christlichen Taufe vorausgehen, während die Taufe des heil. Johannes gleichsam die Pforte zur Buße bildete. Apostelgeschichte Apg 51 2 39 Vobis enim est repromissio, et filiis vestris, et omnibus, qui longe sunt, quoscumque advocaverit Dominus Deus noster. Denn euch gilt die Verheißung, und euren Kindern und allen, die ferne sind,³⁴ so viele immer der Herr, unser Gott, berufen wird. Apostelgeschichte Apg 51 2 39 34 Wahrscheinlich bezeichnet der heil. Petrus hier die Heiden (Theoph., Ökum.) Vergleiche denselben Ausdruck [Eph 2,17]. Andere Ausleger denken an die von Jerusalem entfernt lebenden Israeliten. Apostelgeschichte Apg 51 2 4 Et repleti sunt omnes Spiritu sancto, et cperunt loqui variis linguis, prout Spiritus sanctus dabat eloqui illis. Und es wurden alle mit dem Heiligen Geiste erfüllet,³ und fingen an, in verschiedenen Sprachen zu reden, so wie der Heilige Geist ihnen verlieh auszusprechen.⁴ [Mt 3,11, Joh 7,39] Apostelgeschichte Apg 51 2 4 3 Wohl hatten die Apostel den Heil. Geist empfangen [Joh 20,22] aber damals war ihnen nur die Gewalt der Sündenvergebung erteilt worden. [Jes 11,2] Doch heute werden sie angetan mit der Kraft aus der Höhe, dass sie in der Folge mutig überall den Glauben verkünden (Eug. IV); heute wird in ihnen die heiligmachende Gnade vermehrt und sie erhalten jene besondere Gnade, welche im Sakramente der Firmung erteilt wird (Thom.). Heut wird auch [Joh 14,26] erfüllt, denn der Geist macht sie unfehlbar in der Lehre. Apostelgeschichte Apg 51 2 4 4 Die Jünger redeten in den V. 9 11 aufgezählten Sprachen, damit es offenbar werde, dass alle Völker im Christentum die Seligkeit erlangen sollen. Diese Sprachengabe ist nicht zu verwechseln mit der anderen [Apg 10,46, 1Kor 14,2] erwähnten Gabe des Heil. Geistes. Übrigens gehen auch die Ansichten über die Natur dieser Sprachengabe auseinander. Die einen sind der Ansicht, die Apostel hätten in ihrer Sprache geredet; seien jedoch von den Hörern allen Volkes durch die Erleuchtung des Heil. Geistes so verstanden worden, als hörten dieselben ihre eigene Sprache (Greg. Naz., Ökum.). Die meisten Erklärer indes sind der Meinung, dass der Heil. Geist den Aposteln die Gabe jeder Sprache verlieh (Cyr. v. Jerus., Aug., Leo, Greg. d. Gr.). Einige sind endlich der Ansicht, dass beide Arten der Sprachengabe am Pfingstfeste verliehen wurden (V. 37 die erstere, V. 6 die zweite). (Bed., Thom. v. Aqu.). Apostelgeschichte Apg 51 2 40 Aliis etiam verbis plurimis testificatus est, et exhortabatur eos, dicens: Salvamini a generatione ista prava. Noch mit sehr vielen anderen Worten legte er Zeugnis ab,³⁵ und ermahnte sie, indem er sprach: Rettet euch hinweg von diesem verderbten Geschlechte! Apostelgeschichte Apg 51 2 40 35 Mit dem Eifer des Apostels bezeugt Petrus die Wahrheit, welche rettet; mit der Liebe eines Vaters und Bruders mahnt er die zu Rettenden. Nach dem Griech. beschwor und bat der Apostel, wohl die angebotene Gnade zu ergreifen. Apostelgeschichte Apg 51 2 41 Qui ergo receperunt sermonem ejus, baptizati sunt: et appositæ sunt in die illa animæ circiter tria millia. Diejenigen, welche sein Wort annahmen,³⁶ wurden getauft. Und es wurden an jenem Tage hinzugetan bei dreitausend Seelen. Apostelgeschichte Apg 51 2 41 36 Wie die Worte: so viele der Herr berufen wird V. 39 die Notwendigkeit der göttlichen Gnade zeigen, so weisen diese auf die Freiheit des Menschen hin, den Glauben anzunehmen oder zurückzuweisen. Apostelgeschichte Apg 51 2 42 Erant autem perseverantes in doctrina Apostolorum, et communicatione fractionis panis, et orationibus. Sie verharrten aber in der Lehre der Apostel,³⁷ in der Gemeinschaft des Brotbrechens und in den Gebeten.³⁸ Apostelgeschichte Apg 51 2 42 37 Sie ließen sich von den Aposteln weiter unterrichten und hielten an ihrer Lehre fest. Apostelgeschichte Apg 51 2 42 38 Griech.: In der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft, im Brechen des Brotes und in den Gebeten. D. h. sie waren geeint durch Glauben, brüderliches Zusammenhalten und Gottesdienst. Werden die Worte getrennt, so bedeutet die Gemeinschaft wohl das die erste Christengemeinde auszeichnende gemeinsame brüderliche Leben. Das Brotbrechen ist ein dem Berichte über das letzte Abendmahl entlehnter Ausdruck [Mt 26,24, Mk 14,22, Lk 22,19, 1Kor 11,24] vergl. [1Kor 10,16] Das Brotbrechen im Verein mit dem Gebete entspricht unserer heutigen Messe, deren Feier hier also zum ersten Male erwähnt wird. Apostelgeschichte Apg 51 2 43 Fiebat autem omni animæ timor: multa quoque prodigia, et signa per Apostolos in Jerusalem fiebant, et metus erat magnus in universis. Und es kam Furcht über alle Seelen; auch geschahen viele Wunder und Zeichen durch die Apostel in Jerusalem, und die Furcht war bei allen groß.³⁹ Apostelgeschichte Apg 51 2 43 39 Eine solche Furcht hatten auch die Wunder des Heilandes hervorgerufen. Das Pfingstereignis, Petri Predigt und die folgenden Wunder ließen eine besondere Nähe Gottes fühlen und riefen daher auch Furcht wach. Apostelgeschichte Apg 51 2 44 Omnes etiam, qui credebant, erant pariter, et habebant omnia communia. Auch hielten sich alle Gläubigen zusammen,⁴⁰ und hatten alles gemeinsam.⁴¹ Apostelgeschichte Apg 51 2 44 40 Das Griech. kann bedeuten: Sie versammelten sich öfter oder: Sie waren eines Sinnes. Apostelgeschichte Apg 51 2 44 41 Der Glaubensmut drängte einige, auch die äußere Gleichheit unter den Brüdern herzustellen. Vergl. [Apg 4,34]. Es bestand eine gemeinsame Kasse zur Unterstützung, in die manche Wohlhabende ihr ganzes Vermögen legten. Nicht alle indes verließen alles, wie [Apg 12,12] und [Apg 4,36] zeigen. Nur in der Muttergemeinde Jerusalem wurde dieses Ideal christlicher Lebensgemeinschaft auch unter den gewöhnlichen Gläubigen äußerlich verwirklicht. Bald gestaltete sich hier wie in den anderen Kirchen das gemeinsame Leben (Cönobium) zu dem von einzelnen besonders erwählten Stande der ausschließlich Gottgeweihten. Apostelgeschichte Apg 51 2 45 Possessiones et substantias vendebant, et dividebant illa omnibus, prout cuique opus erat. Ihr Hab und Gut verkauften sie, und teilten davon allen mit, nach eines jeden Bedürfnis. Apostelgeschichte Apg 51 2 46 Quotidie quoque perdurantes unanimiter in templo, et frangentes circa domos panem, sumebant cibum cum exsultatione, et simplicitate cordis, Auch verharrten sie täglich einmütig im Tempel,⁴² und brachen das Brot von Haus zu Haus und nahmen Speise in Freudigkeit und Einfalt des Herzens, Apostelgeschichte Apg 51 2 46 42 Im Tempel hatte Christus das Volk gelehrt, in der Zeit zwischen der Himmelfahrt und dem Pfingstfeste waren die Jünger in denselben hinaufgegangen [Lk 24,53], und auch nachher besuchten sie denselben. (V. 3,1) So erhielten sie Gelegenheit, dem jüdischen Volke das Heil zu verkünden. Die Vorbilder vermittelten den Übergang zur Wahrheit. Das heil. Opfer ward nach dem Griech. zu Hause (im Gegensatze zu dem Tempel) gefeiert. Auch [Röm 16,5, 1Kor 16,19, Kol 4,15] (Philem. V. 2) kann so aufgefasst werden, dass unter der Kirche ein Teil der Gläubigen zu verstehen ist, welche in dem genannten Hause ihre gottesdienstlichen Versammlungen abhielten, nicht aber, als ob dies Haus das gemeinsame Gotteshaus aller dort befindlichen Christen gewesen wäre. Apostelgeschichte Apg 51 2 47 Collaudantes Deum, et habentes gratiam ad omnem plebem. Dominus autem augebat qui salvi fierent quotidie in idipsum. und lobten Gott, und alles Volk⁴³ war ihnen wohlgeneigt. Der Herr aber führte täglich diejenigen, welche selig werden sollten, der Gemeinde zu. Apostelgeschichte Apg 51 2 47 43 Der Herr ist der Heiland. Nie duldet indes die Welt lange den Gottesfrieden. Wie der Meister [Mt 10,25] musste die Kirche ihre Wohltaten mit Undank gelohnt sehen. [Joh 10,32] Apostelgeschichte Apg 51 2 5 Erant autem in Jerusalem habitantes Judæi, viri religiosi ex omni natione, quæ sub clo est. Es waren aber in Jerusalem Juden wohnhaft, gottesfürchtige Männer,⁵ aus allen Völkern, die unter dem Himmel sind. Apostelgeschichte Apg 51 2 5 5 Das Beiwort gottesfürchtig kennzeichnet die Ursache ihrer Übersiedlung nach Jerusalem (Chrys.). Apostelgeschichte Apg 51 2 6 Facta autem hac voce, convenit multitudo, et mente confusa est, quoniam audiebat unusquisque lingua sua illos loquentes. Als nun dieses Getöse entstand, kam die Menge zusammen, und ward bestürzt; denn es hörte sie ein jeder in seiner Sprache reden. Apostelgeschichte Apg 51 2 7 Stupebant autem omnes, et mirabantur, dicentes: Nonne ecce omnes isti, qui loquuntur Galilæi sunt, Es waren aber alle außer sich, und sprachen voll Verwunderung zueinander: Sehet, sind nicht alle diese, die da reden, Galiläer? Apostelgeschichte Apg 51 2 8 Et quomodo nos audivimus unusquisque linguam nostram, in qua nati sumus? Wie hören wir denn ein jeder unsere eigene Sprache, in der wir geboren sind? Apostelgeschichte Apg 51 2 9 Parthi, et Medi, et lamitæ, et qui habitant Mesopotamiam, Judæam, et Cappadociam, Pontum, et Asiam, Parther,⁶ Meder, Elamiter und Bewohner von Mesopotamien, von Judäa, Cappadocien, Pontus und Asien, Apostelgeschichte Apg 51 2 9 6 Nach Flav. Josephus kamen bis zu drei Millionen fremder Juden zu den Festzeiten nach Jerusalem. Die Parther sind wohl das jenseits des Euphrat wohnende, den Römern feindliche Volk, die Elamiter bewohnten eine Landschaft am persischen Meerbusen. Asien ist das Küstenland mit der Hauptstadt Ephesus. Libyen zerfiel in Unter- und Oberlibyen. Letzteres hieß das cyrenäische, weil Cyrene die bekannteste Stadt in Oberlibyen war. Apostelgeschichte Apg 51 0 1 3. Weitere Zunahme und Stärkung der Kirche zu Jerusalem. (Kap. 3 5) Heilung des Lahmen an der Tempelpforte. (V. 10) Rede des heil. Petrus im Tempel. Apostelgeschichte Apg 51 3 1 Petrus autem, et Joannes ascendebant in templum ad horam orationis nonam. Petrus aber und Johannes¹ gingen hinauf in den Tempel zur neunten Stunde des Gebetes.² Apostelgeschichte Apg 51 3 1 1 Vor ihrer Berufung bereits sind Petrus und Johannes Genossen [Lk 5,10], nach derselben stets auf das innigste verbunden, z. B. [Lk 22,8, Joh 21,21, Gal 2,9] Apostelgeschichte Apg 51 3 1 2 Um 3 Uhr nachmittags wurde das Abendopfer im Tempel dargebracht. Schon seit langer Zeit [Ps 55,18, Dan 6,11] beteten die Israeliten dreimal am Tage, eine Sitte, welche auch die Christen annahmen. Apostelgeschichte Apg 51 3 10 Cognoscebant autem illum, quod ipse erat, qui ad eleemosynam sedebat ad Speciosam portam templi: et impleti sunt stupore et exstasi in eo, quod contigerat illi. Da sie nun erkannten, dass er der war, welcher des Almosens wegen an der schönen Pforte des Tempels saß, wurden sie voll Staunens und außer sich über das, was mit ihm vorgegangen war. Apostelgeschichte Apg 51 3 11 Cum teneret autem Petrum, et Joannem, cucurrit omnis populus ad eos ad porticum, quæ appellatur Salomonis, stupentes. Da er aber Petrus und Johannes festhielt, lief alles Volk zu ihnen in die Halle, welche Salomons Halle heißt, voll Erstaunen. Apostelgeschichte Apg 51 3 12 Videns autem Petrus, respondit ad populum: Viri Israelitæ quid miramini in hoc, aut nos quid intuemini, quasi nostra virtute aut potestate fecerimus hunc ambulare? Als Petrus das sah, sprach er zu dem Volke: Ihr Männer von Israel! Was wundert ihr euch hierüber, oder was blicket ihr auf uns, als hätten wir aus eigener Kraft oder Macht diesen gehen gemacht? Apostelgeschichte Apg 51 3 13 Deus Abraham, et Deus Isaac, et Deus Jacob, Deus patrum nostrorum glorificavit Filium suum Jesum, quem vos quidem tradidistis, et negastis ante faciem Pilati, judicante illo dimitti. Der Gott Abrahams, der Gott Isaaks, der Gott Jakobs, der Gott unserer Väter⁸ hat seinen Sohn Jesus verherrlicht, welchen ihr überliefert, und vor dem Angesichte des Pilatus verleugnet habt, während er entschieden hatte, ihn freizulassen; Apostelgeschichte Apg 51 3 13 8 Der eine, alte Gott der Väter, der von Jeher Wunderbares wirkt [Ps 71,18], hat durch das Wunder Jesus, seinen Sohn, verherrlicht. Der Alte und der Neue Bund gehören zusammen. Apostelgeschichte Apg 51 3 14 Vos autem sanctum, et justum negastis, et petistis virum homicidam donari vobis: ihr aber habt den Heiligen und Gerechten verleugnet, und verlangt, dass man euch einen Mann, der ein Mörder war, schenkte.⁹ [Mt 27,20, Mk 15,11, Lk 23,18, Joh 18,40] Apostelgeschichte Apg 51 3 14 9 Welcher grausiger Gegensatz! Sie haben für den gebeten, der Leben geraubt, doch den Urheber des Lebens [Joh 10,10] haben sie verleugnet. Apostelgeschichte Apg 51 3 15 Auctorem vero vitæ interfecistis, quem Deus suscitavit a mortuis, cujus nos testes sumus. Den Urheber des Lebens dagegen habt ihr getötet, und Gott hat ihn von den Toten auferweckt; des sind wir Zeugen! Apostelgeschichte Apg 51 3 16 Et in fide nominis ejus, hunc, quem vos vidistis, et nostis, confirmavit nomen ejus: et fides, quæ per eum est, dedit integram sanitatem istam in conspectu omnium vestrum. Durch den Glauben an seinen Namen hat sein Name diesen, den ihr sehet und kennet, gestärket; und der Glaube, der durch ihn ist, hat diesem die vollkommene Gesundheit gegeben, wie ihr alle sehet.¹⁰ Apostelgeschichte Apg 51 3 16 10 Auf den Glauben an seinem Namen hin, durch die Kraft seines Namens, ist der Lahme geheilt. (Bis V. 16: Anregung zum Glauben und zur Furcht vor Gottes Strafgerichten. V. 17 26: Folgerung: Buße und Bekehrung.) Apostelgeschichte Apg 51 3 17 Et nunc fratres scio quia per ignorantiam fecistis, sicut et principes vestri. Und nun, meine Brüder! ich weiß, dass ihr es aus Unwissenheit getan habt, wie auch eure Vorsteher.¹¹ Apostelgeschichte Apg 51 3 17 11 Wie liebevoll mildert der heil. Petrus die V. 13 15 ausgesprochenen Vorwürfe! Das Volk hat sich durch seine Vorsteher verführen lassen, aber selbst diese waren durch Vorurteile und Leidenschaften verblendet, so dass ihr Vergehen, dass sie den Heiland nicht als Sohn Gottes erkannten, dadurch einigermaßen geringer ward. Sind die Worte des Apostelfürsten nicht gleichsam eine Wiederholung der Worte Christi am Kreuze? [Lk 23,34] Apostelgeschichte Apg 51 3 18 Deus autem, quæ prænuntiavit per os omnium prophetarum, pati Christum suum, sic implevit. Gott aber hat das, was er durch den Mund aller Propheten vorherverkündigt hat, dass sein Gesalbter leiden werde, so erfüllt.¹² Apostelgeschichte Apg 51 3 18 12 Ihr waret die verblendeten Werkzeuge, welche Gottes Pläne auch gegen ihre eigene Absicht erfüllten. Gott hat das Leiden des Heilandes vorhergesehen und durch die Propheten vorausgesagt. Christus hat die Sündenvergebung verdient, aber dieselbe wird nur denen zugewendet, welche Buße tun. So tuet also, belehrt, jetzt Buße. Apostelgeschichte Apg 51 3 19 Pnitemini igitur, et convertimini, ut deleantur peccata vestra: So tuet denn Buße, und bekehret euch, damit eure Sünden getilgt werden; Apostelgeschichte Apg 51 3 2 Et quidam vir, qui erat claudus ex utero matris suæ, bajulabatur: quem ponebant quotidie ad portam templi, quæ dicitur Speciosa, ut peteret eleemosynam ab introeuntibus in templum. Da wurde ein Mann herbeigetragen, der von Mutterleibe an lahm war; den setzten sie täglich an die Pforte des Tempels, welche die schöne heißt,³ hin, dass er von denen, welche in den Tempel gingen, Almosen heische. Apostelgeschichte Apg 51 3 2 3 Die Heiland fand im Tore statt, das aus dem Vorhofe der Heiden in den Vorhof der Frauen führt, welches auch Tor des Nikanor hieß. [1Makk 7,47, 2Makk 15,33] Es wird hervorgehoben, dass der Bettler von Geburt lahm war, also sein Übel menschlicherweise nicht heilbar war, und dass alle Besucher des Tempels ihn kannten. Apostelgeschichte Apg 51 3 20 Ut cum venerint tempora refrigerii a conspectu Domini, et miserit eum, qui prædicatus est vobis, Jesum Christum, damit die Zeiten der Erquickung von dem Angesichte des Herrn kommen,¹³ wenn er den, welcher euch verkündigt worden ist, sendet, Jesus Christus. Apostelgeschichte Apg 51 3 20 13 Es ist die Aufgabe der in Mitte der Himmelfahrt und der Wiederkunft des Herrn liegenden Zeiten, deren Dauer die Apostel nicht kannten, die Entsündigung und Heiligung aller Menschen herbeizuführen, welche dem Rufe zur Buße folgen. [Offb 22,10] Die Erquickungszeit, d. i. die Zeit der Tröstung Israels [Lk 2,25] und der vollendeten Frucht des Erlösungswerkes [Lk 21,28] wird mit der Wiederkehr des verherrlichten Erlösers anbrechen. Apostelgeschichte Apg 51 3 21 Quem oportet quidem clum suscipere usque in tempora restitutionis omnium, quæ locutus est Deus per os sanctorum suorum a sæculo prophetarum. Für jetzt muss der Himmel denselben aufnehmen bis zu den Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge, wovon Gott durch den Mund seiner heiligen Propheten von Alters her geredet hat.¹⁴ Apostelgeschichte Apg 51 3 21 14 Alle Dinge, von denen Gott geredet (von [Gen 3,15] an), werden wiederhergestellt werden. Dies geschieht indes erst, wenn Israel sich von der Verleugnung des Herrn bekehrt hat. Schon jetzt ist Christus verherrlicht, aber seine Herrlichkeit ist gleichsam im Himmel verschlossen und verborgen. In V. 20 sind die Zeiten dem göttlichen Ursprunge nach, hier als Erfüllung der Weissagungen bezeichnet. Vergl. Judasbr. V. 14. Apostelgeschichte Apg 51 3 22 Moyses quidem dixit: Quoniam Prophetam suscitabit vobis Dominus Deus vester de fratribus vestris, tamquam me, ipsum audietis juxta omnia quæcumque locutus fuerit vobis. So sagte schon Moses: Der Herr, euer Gott, wird euch einen Propheten wie mich aus euren Brüdern erwecken; den sollet ihr hören in allem, was er euch immer sagen wird.¹⁵ [Dtn 18,15] Apostelgeschichte Apg 51 3 22 15 Bereits Johannes der Täufer war gefragt worden, ob er dieser, alle anderen überragende Prophet sei. Zu dem angeführten Texte vergl. [Mk 16,16]. Apostelgeschichte Apg 51 3 23 Erit autem: omnis anima, quæ non audierit Prophetam illum, exterminabitur de plebe. Es wird aber geschehen: jede Seele, welche diesen Propheten nicht hört, wird aus dem Volke vertilgt werden.¹⁶ [Dtn 18,19] Apostelgeschichte Apg 51 3 23 16 Im jetzigen hebr. Texte lauten die Worte etwas anders. Die von dem heil. Petrus gewählten Worte sind eine seit [Gen 17,14] oft wiederkehrende Formel des Todesurteils. Hier ist der ewige Tod zu verstehen, welcher jeden ereilt, der sich von Christus, dem Leben, abwendet. Apostelgeschichte Apg 51 3 24 Et omnes prophetæ a Samuel, et deinceps, qui locuti sunt, annuntiaverunt dies istos. Und alle Propheten, welche geredet haben, von Samuel angefangen¹⁷ und fernerhin, verkündigten diese Tage. Apostelgeschichte Apg 51 3 24 17 Samuel steht an der Spitze, weil er (nach Moses) die Reihe der Propheten im engeren Sinne genommen eröffnete. [1Kön 3,1] Apostelgeschichte Apg 51 3 25 Vos estis filii prophetarum et testamenti, quod disposuit Deus ad patres nostros, dicens ad Abraham: Et in semine tuo benedicentur omnes familiæ terræ. Ihr seid die Kinder der Propheten und des Bundes, den Gott mit unsern Vätern geschlossen hat, da er zu Abraham sprach: Und in deinem Samen werden alle Geschlechter der Erde gesegnet werden.¹⁸ [Gen 12,3] Apostelgeschichte Apg 51 3 25 18 Von euch als den Nachkommen Abrahams soll der Segen auf die übrigen Völker der Erde übergehen. Darum muss dieser Segen, den Gott durch seinen Sohn verleiht, das messianische Heil, zuerst und vor allem euch zu Teil werden. Apostelgeschichte Apg 51 3 26 Vobis primum Deus suscitans Filium suum, misit eum benedicentem vobis: ut convertat se unusquisque a nequitia sua. Euch zuerst hat Gott seinen Sohn erweckt und gesandt, um euch zu segnen,¹⁹ damit sich ein jeder von seiner Bosheit bekehre. Apostelgeschichte Apg 51 3 26 19 Von Sünde und Strafe und von der sündhaften Gesinnung zu erlösen, das ist des Sohnes Segen, das Vergangene tilgend, das Neue anbahnend. (Chrys.) Apostelgeschichte Apg 51 3 3 Is cum vidisset Petrum, et Joannem incipientes introire in templum, rogabat ut eleemosynam acciperet. Als dieser den Petrus und Johannes sah, die eben im Begriffe waren in den Tempel hineinzugehen, bat er sie, um ein Almosen zu empfangen. Apostelgeschichte Apg 51 3 4 Intuens autem in eum Petrus cum Joanne, dixit: Respice in nos. Petrus aber mit Johannes blickte auf ihn und sprach: Siehe uns an!⁴ Apostelgeschichte Apg 51 3 4 4 Die Apostel befehlen ihm, auf sie zu blicken, um seine Aufmerksamkeit zu wecken und sein Vertrauen zu erregen. Apostelgeschichte Apg 51 3 5 At ille intendebat in eos, sperans se aliquid accepturum ab eis. Da richtete er seinen Blick auf sie, in der Hoffnung, etwas von ihnen zu empfangen. Apostelgeschichte Apg 51 3 6 Petrus autem dixit: Argentum et aurum non est mihi: quod autem habeo, hoc tibi do: In nomine Jesu Christi Nazareni surge, et ambula. Petrus aber sagte: Silber und Gold habe ich nicht, was ich aber habe, das gebe ich dir:⁵ Im Namen Jesu Christi,⁶ des Nazareners, stehe auf und wandle! Apostelgeschichte Apg 51 3 6 5 Ich habe die von Gott verliehene Macht dich zu heilen und diese will ich ausüben. O selige Armut, die nichts besitzt an irdischen Schätzen, aber dennoch so Großes aus himmlischen gibt! Apostelgeschichte Apg 51 3 6 6 Im Namen: in Kraft der Macht Jesu Christi. Der Leidende soll wissen, wem er im Grunde die Heilung zu verdanken habe, darum die genaue Bezeichnung: Jesu Christi, des Nazareners. Apostelgeschichte Apg 51 3 7 Et apprehensa manu ejus dextera, allevavit eum, et protinus consolidatæ sunt bases ejus, et plantæ. Und er fasste ihn bei der rechten Hand an und richtete ihn auf; und alsbald kam Kraft in seine Füße und Sohlen. Apostelgeschichte Apg 51 3 8 Et exsiliens stetit, et ambulabat: et intravit cum illis in templum ambulans, et exsiliens, et laudans Deum. Und aufspringend, stand er und wandelte umher; und er trat mit ihnen in den Tempel, gehend, hüpfend und Gott lobend.⁷ Apostelgeschichte Apg 51 3 8 7 Alle diese Handlungen sollen ihn und andere überzeugen, dass er geheilt sei. Die Dankbarkeit hält ihn alsdann in der Nähe seiner Wohltäter, mit denen er in den Männervorhof eintritt. Die Halle Salomons lag auf der inneren Seite der den Vorhof der Heiden abschließenden Mauer. Es war eine etwa 16 Meter breite Säulenhalle mit flachem Dache, deren Fundamente Salomon gelegt hatte. Apostelgeschichte Apg 51 3 9 Et vidit omnis populus eum ambulantem, et laudantem Deum. Und alles Volk sah ihn umhergehen und Gott loben. Apostelgeschichte Apg 51 0 1 Petrus und Johannes vor Gericht. (V. 22) Gebet der christlichen Gemeinde nach der Freilassung der Apostel Petrus und Johannes. (V. 31) Einheit und Liebe der ersten Christen. Apostelgeschichte Apg 51 4 1 Loquentibus autem illis ad populum, supervenerunt sacerdotes, et magistratus templi, et Sadducæi, Da sie aber zu dem Volke redeten, kamen die Priester und der Tempelhauptmann und die Sadducäer¹ dazu, Apostelgeschichte Apg 51 4 1 1 Der Grund, welcher die hier Genannten gegen den Herrn aufgestachelt, musste sie auch gegen die Apostel aufreizen, da diese die Anerkennung Jesu als Messias zum Ziele ihrer Tätigkeit hatten. Dazu kam, dass die Apostel, die von den Sadducäern geleugnete Auferstehung der Toten [Mt 22,23] verkündeten. Jesus und die Auferstehung gehören zusammen. So werden denn die Sadducäer, zu denen auch Annas und Kaiphas gehörten, die Hauptgegner und Verfolger der Apostel und der Christen zu Jerusalem [Apg 4,1ff, Apg 5,17ff], während die Pharisäer nach dem Rate des Gamaliel [Apg 5,34] zunächst eine abwartende Stellung einnehmen, ja zum Teil selbst gläubig werden. Apostelgeschichte Apg 51 4 10 Notum sit omnibus vobis, et omni plebi Israel: quia in nomine Domini nostri Jesu Christi Nazareni, quem vos crucifixistis, quem Deus suscitavit a mortuis, in hoc iste astat coram vobis sanus. so sei euch allen und dem ganzen Volke Israel kund: Im Namen unsers Herrn Jesus Christus, des Nazareners, den ihr gekreuziget, den Gott aber von den Toten auferwecket hat, durch diesen steht dieser gesund vor euch.⁹ Apostelgeschichte Apg 51 4 10 9 Petrus bekennt den Heiland als Messias, bezeugt seine Auferstehung und seine Wunderkraft und wiederholt das Bekenntnis, dass Jesus der Messias ist, in doppelter Weise. Apostelgeschichte Apg 51 4 11 Hic est lapis, qui reprobatus est a vobis ædificantibus, qui factus est in caput anguli: Er ist jener von euch Bauleuten verworfene Stein, der zum Eckstein geworden ist, [Ps 117,22, Jes 28,16, Mt 21,42, Mk 12,10, Lk 20,17, Röm 9,33, 1Petr 2,7] Apostelgeschichte Apg 51 4 12 Et non est in alio aliquo salus. Nec enim aliud nomen est sub clo datum hominibus, in quo operteat nos salvos fieri. und es ist in keinem andern Heil; denn kein anderer Name unter dem Himmel ist den Menschen gegeben, durch den wir selig werden sollten.¹⁰ Apostelgeschichte Apg 51 4 12 10 Nach Gottes Bestimmung. Wohl sagen manche: Rechtschaffen leben, macht selig. Aber Gott verlangt mehr als eine bloß äußere natürliche Rechtschaffenheit, er will eine innere übernatürliche Gerechtigkeit, welche nur durch Anschluss an Christus erlangt wird. Wer also diese nicht besitzt, hat auch nicht die wahre Rechtschaffenheit, welche zu besitzen er verpflichtet ist. Apostelgeschichte Apg 51 4 13 Videntes autem Petri constantiam, et Joannis, comperto quod homines essent sine litteris, et idiotæ, admirabantur, et cognoscebant eos quoniam cum Jesu fuerant: Da sie nun die Standhaftigkeit des Petrus und Johannes¹¹ sahen, und inne wurden, dass sie ungelehrte und gewöhnliche Leute seien,¹² verwunderten sie sich, und erkannten jetzt auch, dass sie mit Jesus gewesen waren.¹³ Apostelgeschichte Apg 51 4 13 11 Johannes gab durch seine Haltung zu erkennen, dass er ebenso wie Petrus bereit war, Zeugnis abzulegen, und in allem dasselbe fühlte und wollte wie dieser. Apostelgeschichte Apg 51 4 13 12 Die Apostel sind ungelehrt, d. i. ohne rabbinische Bildung, und ungebildet, d. i. Privatpersonen ohne amtlichen Beruf, und die dazu gehörige Ausbildung Apostelgeschichte Apg 51 4 13 13 Dass sie Jesu Jünger gewesen waren. Apostelgeschichte Apg 51 4 14 Hominem quoque videntes stantem cum eis, qui curatus fuerat, nihil poterant contradicere. Und da sie auch den Menschen, der geheilt worden war, bei ihnen stehen sahen, konnten sie nichts dagegen sagen.¹⁴ Apostelgeschichte Apg 51 4 14 14 Da sie das Wunder nicht strafen können, wollen sie wenigstens die weitere Bekanntmachung desselben und die Verbreitung der Lehre hindern. Apostelgeschichte Apg 51 4 15 Jusserunt autem eos foras extra concilium secedere: et conferebant ad invicem, Sie befahlen ihnen aber, aus der Versammlung abzutreten, und berieten sich untereinander. Apostelgeschichte Apg 51 4 16 Dicentes: Quid faciemus hominibus istis? quoniam quidem notum signum factum est per eos, omnibus habitantibus Jerusalem: manifestum est, et non possumus negare. indem sie sprachen: Was sollen wir mit diesen Leuten machen? Denn es ist doch ein Wunder durch sie geschehen, das allen Bewohnern von Jerusalem bekannt ist, es ist offenkundig, und wir können es nicht leugnen. Apostelgeschichte Apg 51 4 17 Sed ne amplius divulgetur in populum, comminemur eis, ne ultra loquantur in nomine hoc ulli hominum. Damit es jedoch nicht noch weiterhin unter das Volk verbreitet werde, wollen wir sie scharf bedrohen, nicht mehr in diesem Namen zu irgendeinem Menschen zu reden.¹⁵ Apostelgeschichte Apg 51 4 17 15 Jerusalem kannte wohl das wunderbare Ereignis, aber nicht alle Bewohner der heil. Stadt wussten, dass es im Namen Jesu geschehen sei. Die Besorgnis, der Glaube und die Anhänglichkeit an Jesus und seine Lehre möchte aufs neue im Volk erwachen, bewegt sie, den Aposteln vollständiges Schweigen aufzuerlegen. Wie oft geschieht es auch noch heut zu Tage, dass die Menschen den Verkündern des Heiles Stillschweigen auferlegen möchten! Apostelgeschichte Apg 51 4 18 Et vocantes eos, denuntiaverunt ne omnino loquerentur, neque docerent in nomine Jesu. Sie riefen sie hinein, und geboten ihnen, durchaus nicht mehr zu reden und zu lehren im Namen Jesu. Apostelgeschichte Apg 51 4 19 Petrus vero, et Joannes respondentes, dixerunt ad eos: Si justum est in conspectu Dei, vos potius audire quam Deum, judicate: Petrus aber und Johannes antworteten, und sprachen zu ihnen: Ob es recht ist vor Gottes Angesicht, euch mehr zu gehorchen als Gott, das urteilet selbst.¹⁶ Apostelgeschichte Apg 51 4 19 16 Das Gebot der Obrigkeit steht dem Willen Gottes entgegen. Der Wille Gottes war, die Apostel sollten Jesu Leiden, Auferstehung und Lehre überall verkünden. [Mt 28,19ff] vergl. [Apg 1,8] Die Obrigkeit, als Stellvertreterin Gottes, durfte sich diesem Willen nicht widersetzen; tat sie es dennoch, so handelte sie nicht als Obrigkeit, sondern als eine Versammlung von Menschen, und konnte Gott gegenüber nicht in Betracht kommen. Apostelgeschichte Apg 51 4 2 Dolentes quod docerent populum, et annuntiarent in Jesu resurrectionem ex mortuis: die unwillig waren, dass sie das Volk lehrten, und in Jesus die Auferstehung von den Toten verkündigten. Apostelgeschichte Apg 51 4 20 Non enim possumus quæ vidimus et audivimus non loqui. Denn wir können nicht unterlassen das zu verkünden, was¹⁷ wir gesehen und gehört haben. Apostelgeschichte Apg 51 4 20 17 Wir dürfen nicht, weil es der Wille Gottes ist, dass wir predigen Was wir gesehen usw. sagen wir mit voller Überzeugung, da wir Augen- und Ohrenzeugen sind. Apostelgeschichte Apg 51 4 21 At illi comminantes dimiserunt eos: non invenientes quomodo punirent eos propter populum, quia omnes clarificabant id, quod factum fuerat in eo quod acciderat. Jene aber drohten ihnen, und entließen sie, da sie keine Mittel fanden, dieselben zu strafen, wegen des Volkes, weil alle das, was geschehen war, priesen. Apostelgeschichte Apg 51 4 22 Annorum enim erat amplius quadraginta homo, in quo factum fuerat signum istud sanitatis. Denn der Mann, an dem dieses Wunder der Heilung geschehen, war über vierzig Jahre alt.¹⁸ Apostelgeschichte Apg 51 4 22 18 Also war sein Lahmsein längst bekannt, mithin das Wunder unleugbar. Apostelgeschichte Apg 51 4 23 Dimissi autem venerunt ad suos: et annuntiaverunt eis quanta ad eos principes sacerdotum, et seniores dixissent. Als sie nun freigelassen waren, kamen sie zu den Ihrigen, und verkündigten ihnen alles, was die Hohenpriester und Ältesten zu ihnen gesagt hatten. Apostelgeschichte Apg 51 4 24 Qui cum audissent, unanimiter levaverunt vocem ad Deum, et dixerunt: Domine, tu es qui fecisti clum, et terram, mare, et omnia, quæ in eis sunt: Da diese es hörten, erhoben sie einmütig ihre Stimme zu Gott, und sprachen:¹⁹ Herr! du bist es, der den Himmel und die Erde, das Meer und alles, was in ihnen ist, gemacht hat, Apostelgeschichte Apg 51 4 24 19 Die Gläubigen scheinen an einem Orte versammelt gewesen zu sein. (V. 31) Der heil. Petrus spricht das Gebet wohl vor und die übrigen folgen mit dem Herzen. Es ist das älteste Dankgebet der Kirche. Mit dem Lobe Gottes als des Schöpfers beginnend hat es weiter Ähnlichkeit mit dem Gebete des Ezechias. [Jes 37,16-20] Apostelgeschichte Apg 51 4 25 Qui Spiritu sancto per os patris nostri David, pueri tui, dixisti: Quare fremuerunt gentes, et populi meditati sunt inania? Apostelgeschichte Apg 51 4 26 Astiterunt reges terræ, et principes convenerunt in unum adversus Dominum, et adversus Christum ejus? Es stehen auf die Könige der Erde, und die Fürsten kommen zusammen wider den Herrn und wider seinen Gesalbten. Apostelgeschichte Apg 51 4 27 Convenerunt enim vere in civitate ista adversus sanctum puerum tuum Jesum, quem unxisti, Herodes, et Pontius Pilatus cum gentibus, et populis Israel, Denn es sind in Wahrheit in dieser Stadt wider deinen heiligen Sohn Jesus, den du gesalbt hast, Herodes und Pontius Pilatus, mit Heiden und den Stämmen Israels verbunden, zusammengekommen, Apostelgeschichte Apg 51 4 28 Facere quæ manus tua, et consilium tuum decreverunt fieri. um zu tun,²¹ was deine Hand und dein Ratschluss festgesetzt hatte, dass geschehen sollte. Apostelgeschichte Apg 51 4 28 21 Sie kommen zusammen um ihre Absichten auszuführen, erfüllen aber, ohne es zu wissen, den Willen Gottes. Apostelgeschichte Apg 51 4 29 Et nunc Domine respice in minas eorum, et da servis tuis cum omni fiducia loqui verbum tuum, Und nun, o Herr! siehe herab auf ihre Drohungen,²² und gib deinen Dienern, dass sie mit allem Freimut dein Wort reden, Apostelgeschichte Apg 51 4 29 22 Verhindere die Ausführung dieser Drohungen oder gib wenigstens die Gnade, dass die Glaubensboten sich von diesen Drohungen nicht einschüchtern und von ihrer Pflicht, dein Wort zu verkünden, nicht abschrecken lassen. Apostelgeschichte Apg 51 4 3 Et injecerunt in eos manus, et posuerunt eos in custodiam in crastinum: erat enim jam vespera. Und sie legten Hand an sie, und brachten sie in Gewahrsam bis zum anderen Tage, denn es war schon Abend.² Apostelgeschichte Apg 51 4 3 2 Es war wohl bereits gegen 6 Uhr abends. In der Nacht konnte keine Gerichtssitzung stattfinden. Apostelgeschichte Apg 51 4 30 In eo quod manum tuam extendas ad sanitates, et signa, et prodigia fieri per nomen sancti Filii tui Jesu. indem du deine Hand zu Heilungen ausstreckest, und dass Zeichen und Wunder geschehen durch den Namen deines heiligen Sohnes Jesus.²³ Apostelgeschichte Apg 51 4 30 23 Stärke unseren Mut, indem du auch fürderhin, wie heute, unsere Predigt mit Wundern begleitest. Apostelgeschichte Apg 51 4 31 Et cum orassent, motus est locus, in quo erant congregatio: et repleti sunt omnes Spiritu sancto, et loquebantur verbum Dei cum fiducia. Als sie gebetet hatten, ward die Stätte, wo sie versammelt waren, erschüttert, und sie wurden alle mit dem Heiligen Geiste erfüllt, und redeten das Wort Gottes mit Zuversicht.²⁴ Apostelgeschichte Apg 51 4 31 24 Wie einst am Pfingstfeste sendet Gott heut ein Zeichen, damit sie erkennen, dass er sie gehört und erhört. Wie sie erfleht, kommt der heil. Geist als Geist der Stärke über sie, damit sie das Wort mit Zuversicht reden. Apostelgeschichte Apg 51 4 32 Multitudinis autem credentium erat cor unum, et anima una: nec quisquam eorum, quæ possidebat, aliquid suum esse dicebat, sed erant illis omnia communia. Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele;²⁵ und keiner sagte, dass etwas von dem, was er besaß, sein eigen sei, sondern sie hatten alles miteinander gemein. Apostelgeschichte Apg 51 4 32 25 Der von Seite der Welt drohende Kampf (V. 29) unterbrach das Liebesleben der Kirche nicht. Der Verfasser schildert in V. 32 35 das Leben der ersten Christen in Jerusalem, ähnlich wie [Apg 2,42-47], will aber an demselben auch eine Schattenseite hervorheben. [Apg 5,1ff] Apostelgeschichte Apg 51 4 33 Et virtute magna reddebant Apostoli testimonium resurrectionis Jesu Christi Domini nostri: et gratia magna erat in omnibus illis. Und mit großer Kraft gaben die Apostel Zeugnis von der Auferstehung Jesu Christi unsers Herrn; und große Gnade war in ihnen allen. Apostelgeschichte Apg 51 4 34 Neque enim quisquam egens erat inter illos. Quotquot enim possessores agrorum, aut domorum erant vendentes afferebant pretia eorum, quæ vendebant, Denn es war kein Dürftiger unter ihnen;²⁶ alle diejenigen nämlich, welche Besitzer von Äckern oder Häusern waren, verkauften dieselben, und brachten den Erlös des Verkauften herbei, Apostelgeschichte Apg 51 4 34 26 So erfüllte die christliche Gemeinde buchstäblich, was Gott einst dem auserwählten Volke empfohlen. [Dtn 15,4] Apostelgeschichte Apg 51 4 35 Et ponebant ante pedes Apostolorum. Dividebatur autem singulis prout cuique opus erat. und legten ihn zu den Füßen der Apostel.²⁷ Es wurde aber einem jeden zugeteilt, so viel er bedurfte. Apostelgeschichte Apg 51 4 35 27 Indem die Gläubigen ihre Habe zu den Füßen der Apostel niederlegten, statt sie ihnen zu übergeben, offenbaren dieselben ihren Glauben, ihre kindliche Liebe und Ehrfurcht. Dies Niederlegen bedeutet nach morgenländischer Sitte, vergl. [Ps 8,8], dass den Aposteln alles Verfügungsrecht über das niedergelegte Gut zusteht. Wie sehr bemüht man sich in unseren Tagen, Armut und Unzufriedenheit zu bannen! Doch vergeblich bauen, die ohne Christus bauen, und die Gegensätze weichen nur der christlichen Liebe. Apostelgeschichte Apg 51 4 36 Joseph autem, qui cognominatus est Barnabas ab Apostolis, (quod est interpretatum Filius consolationis) Levites, Cyprius genere, Joseph aber, der von den Aposteln den Zunamen Barnabas erhielt (das ist Sohn der Tröstung), ein Levit, aus Cypern gebürtig, Apostelgeschichte Apg 51 4 37 Cum haberet agrum, vendidit eum, et attulit pretium, et posuit ante pedes Apostolorum. verkaufte einen Acker, den er besaß, und brachte das Geld und legte es zu den Füßen der Apostel nieder.²⁸ Apostelgeschichte Apg 51 4 37 28 Dem schönen Beispiele des Joseph aus Cypern wird im folgenden Kapitel das traurige Beispiel des Ananias und der Saphira gegenübergestellt. Apostelgeschichte Apg 51 4 4 Multi autem eorum, qui audierant verbum, crediderunt: et factus est numerus virorum quinque millia. Viele aber von denen, die das Wort gehört hatten, wurden gläubig, und die Anzahl der Männer ward fünftausend.³ Apostelgeschichte Apg 51 4 4 3 Die Worte des Textes machen es wahrscheinlich, dass an diesem Tage gegen 2000 gläubig wurden, so dass die Zahl der Christen auf 5000 stieg. Immerhin ist die Mehrzahl der älteren Ausleger der Meinung, dass, wie Christus einst 4000 Menschen wunderbar speiste [Mt 14,21], so heut sich 5000 bekehrten (Hier., Aug., Chrys.). Apostelgeschichte Apg 51 4 5 Factum est autem in crastinum, ut congregarentur principes eorum et seniores, et scribæ in Jerusalem: Es geschah aber am andern Tage, dass sich ihre Vorsteher und Ältesten, und die Schriftgelehrten zu Jerusalem versammelten;⁴ Apostelgeschichte Apg 51 4 5 4 Nach Ähnlichkeit des von Moses zu seiner Unterstützung in der Verwaltung berufenen Rates von Ältesten [Num 11,16], bestand der hohe Rat aus 71 Mitgliedern, welche aus dem Hohenpriester und den Häuptern der 24 Priesterklassen, aus Stammesältesten und Schriftgelehrten sich zusammensetzten. Vergl. [Mt 23,Anm.41]. Er war die höchste Justizstelle und Zivilbehörde. Sicher war der hohe Rat schon vor Antipater und Herodes dem großen eingeführt. Vergl. [2Makk 1,10]. Apostelgeschichte Apg 51 4 6 Et Annas princeps sacerdotum, et Caiphas, et Joannes, et Alexander, et quotquot erant de genere sacerdotali. auch Annas, der Hohepriester, und Kaiphas, Johannes und Alexander,⁵ und alle, die aus priesterlichem Geschlechte waren. Apostelgeschichte Apg 51 4 6 5 Über Johannes und Alexander ist weiter nichts bekannt. Apostelgeschichte Apg 51 4 7 Et statuentes eos in medio, interrogabant: In qua virtute, aut in quo nomine fecistis hoc vos? Und sie stellten sie in die Mitte, und fragten: Aus welcher Macht, oder in welchem Namen habt ihr dies getan?⁶ Apostelgeschichte Apg 51 4 7 6 Diese Frage ist der einst dem Heilande vorgelegten [Mt 21,23] ähnlich. Der hohe Rat leugnet die Heilung nicht (V. 16), deutet aber die Vermutung an, dass sie dies (verächtlich) durch magische Kräfte vollbracht. Vergl. [Lk 11,15]. Apostelgeschichte Apg 51 4 8 Tunc repletus Spiritu sancto Petrus, dixit ad eos: Principes populi, et seniores audite: Da ward Petrus vom heiligen Geiste erfüllt, und sprach zu ihnen:⁷ Ihr Vorsteher des Volkes und ihr Ältesten höret! Apostelgeschichte Apg 51 4 8 7 Ein wie anderer ist Petrus heut, als zu der Zeit, vor dem hohen Rate stand. Wie einst auf Samson, ehe er etwas Großes tat, der Geist des Herrn kam [Ri 14,6, Ri 15,14], so erhält heute der heil. Petrus eine neue Kraft von dem Heiligen Geiste, wie der Heiland verheißen. [Lk 12,11.12, Mt 10,20]. Zum ersten Male legt das Haupt der Kirche vor den höchsten Würdenträgern der Synagoge das Zeugnis des Glaubens ab, zum vierten Male führt er die Sache der Kirche. Apostelgeschichte Apg 51 4 9 Si nos hodie dijudicamur in benefacto hominis infirmi, in quo iste salvus factus est, Wenn wir heute vor Gericht gezogen werden wegen einer diesem⁸ kranken Menschen erwiesenen Wohltat, durch die er geheilt worden ist, Apostelgeschichte Apg 51 4 9 8 Der Geheilte ist zugegen. Apostelgeschichte Apg 51 0 1 Ananias und Saphira. (V. 11) Wunder der Apostel und Wachsen der Gemeinde. (V. 16) Gefangennahme und wunderbare Befreiung der Apostel. (V. 25) Die Apostel zum zweiten Male vor Gericht. (V. 33) Rat des Gamaliel und Folgen desselben Apostelgeschichte Apg 51 5 1 Vir autem quidam nomine Ananias, cum Saphira uxore sua vendidit agrum, Ein Mann aber mit Namen Ananias verkaufte samt Saphira, seinem Weibe,¹ einen Acker, Apostelgeschichte Apg 51 5 1 1 Wie unter den Aposteln sich ein Judas gefunden, so fand sich in der ersten Christengemeinde ein räudiges Schaf. Ananias: Gott erbarmt sich; nach anderen: Gott tritt entgegen. Saphira: Wohlgestaltet oder: Saphir (Edelstein). Apostelgeschichte Apg 51 5 10 Confestim cecidit ante pedes ejus, et exspiravit. Intrantes autem juvenes invenerunt illam mortuam: et extulerunt, et sepelierunt ad virum suum. Alsbald fiel sie zu seinen Füßen nieder, und gab den Geist auf. Als aber die Jünglinge hereinkamen, fanden sie dieselbe tot, trugen sie hinaus, und begruben sie neben ihrem Manne. Apostelgeschichte Apg 51 5 11 Et factus est timor magnus in universa ecclesia, et in omnes, qui audierunt hæc. Und es kam große Furcht über die ganze Gemeinde, und über alle, die dies hörten.⁹ Apostelgeschichte Apg 51 5 11 9 Die Furcht erfasste auch diejenigen, welche außerhalb der christlichen Gemeinde standen. Hier tritt uns zum ersten Male die Gemeinde der Gläubigen, die christliche Gemeinde in Jerusalem, als Gemeinde, Kirche entgegen. Jetzt führt sie den Namen, den bis dahin die Gemeinde Israels getragen. Vergl. nach der Sept. [Dtn 18,16, Dtn 23,1, Ps 21, Ps 33, Ps 34,18] Apostelgeschichte Apg 51 5 12 Per manus autem Apostolorum fiebant signa, et prodigia multa in plebe. Et erant unanimiter omnes in porticu Salomonis. Durch die Hände der Apostel aber geschahen viele Zeichen und Wunder unter dem Volke. Und sie waren alle einmütig beisammen in der Halle Salomons.¹⁰ Apostelgeschichte Apg 51 5 12 10 Der Verfasser nimmt die [Apg 4,32] begonnene Schilderung des Lebens der ersten Christen wieder auf. Das Ansehen der Kirche wächst durch die Zeichen und Wunder, welches die Apostel wirken. [Apg 4,30] Über die Halle Salomons siehe [Apg 3,Anm.17]. Apostelgeschichte Apg 51 5 13 Ceterorum autem nemo audebat se conjungere illis: sed magnificabat eos populus. Von den andern jedoch wagte es keiner, sich zu ihnen zu gesellen;¹¹ das Volk aber pries sie hoch. Apostelgeschichte Apg 51 5 13 11 Sie bildeten eine geschlossene Gemeinde. Wer nicht zu ihnen gehörte, wagte nicht sich unter sie zu drängen, dies verhinderte die Ehrfurcht, wie V. 13 zeigt. Apostelgeschichte Apg 51 5 14 Magis autem augebatur credentium in Domino multitudo virorum, ac mulierum, Und die Menge der Männer und Weiber, die an den Herrn glaubten, nahm mehr und mehr zu, [Apg 2,47, Apg 11,24] Apostelgeschichte Apg 51 5 15 Ita ut in plateas ejicerent infirmos, et ponerent in lectulis ac grabatis, ut, veniente Petro, saltem umbra illius obumbraret quemquam illorum, et liberarentur ab infirmitatibus suis. so dass sie die Kranken auf die Straßen heraustrugen, und auf Betten und Tragbahren legten, damit, wenn Petrus¹² käme, wenigstens sein Schatten jemanden von ihnen überschattete, und sie von ihren Krankheiten befreit würden. Apostelgeschichte Apg 51 5 15 12 Dies beweist zwar nicht, dass Petrus allein die Wundermacht besaß, wohl aber, dass sein Ansehen so groß war, dass man glaubte, auch im Wirken von Wundern stehe er den übrigen voran. Das Heraustragen auf die Straße ist ein Beweis der Lebendigkeit und Kraft ihres Glaubens (Chrys., Aug.), der nicht ohne Belohnung bleibt. Apostelgeschichte Apg 51 5 16 Concurrebat autem et multitudo vicinarum civitatum Jerusalem, afferentes ægros, et vexatos a spiritibus immundis: qui curabantur omnes. Es strömten aber auch viele Menschen aus den umliegenden Städten nach Jerusalem zusammen, und brachten Kranke und von unreinen Geistern Geplagte dahin, welche alle geheilt wurden.¹³ Apostelgeschichte Apg 51 5 16 13 In den von bösen Geistern Besessenen hatte die Apostel bereits früher die Kraft des Namens Jesu erfahren. [Lk 10,17] Apostelgeschichte Apg 51 5 17 Exsurgens autem princeps sacerdotum, et omnes, qui cum illo erant, (quæ est hæresis Sadducæorum) repleti sunt zelo: Da erhob sich¹⁴ der Hohepriester¹⁵ und alle, die es mit ihm hielten (nämlich die Sekte der Sadducäer),¹⁶ und wurden voll Zorneifers; Apostelgeschichte Apg 51 5 17 14 D. i.: Trat feindselig auf. Vergl. [Apg 6,9, Apg 23,9] Apostelgeschichte Apg 51 5 17 15 Wohl Annas. [Apg 4,6] Apostelgeschichte Apg 51 5 17 16 Annas gehörte zur Partei der Sadducäer. Siehe [Mt 3,Anm.13], welche gegen Jesus und sein Werk besonders feindlich gesinnt war, weil sie die Auferstehung leugneten. Apostelgeschichte Apg 51 5 18 Et injecerunt manus in Apostolos, et posuerunt eos in custodia publica. und sie legten Hand an die Apostel, und setzten sie in das öffentliche Gefängnis. Apostelgeschichte Apg 51 5 19 Angelus autem Domini per noctem aperiens januas carceris, et educens eos, dixit: Ein Engel des Herrn aber öffnete in der Nacht die Türen des Gefängnisses, führte sie hinaus,¹⁷ und sprach: Apostelgeschichte Apg 51 5 19 17 Wozu diese wunderbare Befreiung, da die Apostel doch bald wieder in das Gefängnis geworfen wurden? Gott will ihnen ein Zeichen geben, dass alles, was ihnen widerfährt, Gefangenschaft und Befreiung, reden und Schweigen usw. von seiner ewigen Weisheit geordnet werde. Gleichzeitig wird dem hohen Rate dadurch offenbar, dass er aus sich selbst ohnmächtig ist und der Herr der Kirche das Martyrium der Seinen nur zulässt, soweit es den Absichten Gottes zur Vermehrung seiner Verherrlichung und der Rettung der Seelen entspricht. Apostelgeschichte Apg 51 5 2 Et fraudavit de pretio agri, conscia uxore sua: et afferens partem quamdam, ad pedes Apostolorum posuit. und unterschlug etwas von dem Erlöse des Ackers mit Wissen seines Weibes, und brachte einen Teil, und legte ihn zu den Füßen der Apostel.² Apostelgeschichte Apg 51 5 2 2 Die Sünde bestand darin, dass Ananias einen Teil der Verkaufssumme behielt und trotzdem vorgab, er lege den Gesamterlös zu den Füßen der Apostel. Es ist also ein Verbrechen der Lüge und der Heuchelei. Ananias will sich den Anschein besonderer Frömmigkeit und Uneigennützigkeit geben und die Kirche täuschen. Er will als einer erscheinen, der aus Liebe zu den Armen arm geworden ist und deshalb ein besonderes Anrecht auf die Fürsorge der Gemeinde hat. Ananias hatte auch das Gelübde der Armut gemacht, wie Chrys., Aug., Hier., Greg. u. a. annehmen. Hierfür spricht auch die Größe der Strafe. Apostelgeschichte Apg 51 5 20 Ite, et stantes loquimini in templo plebi omnia verba vitæ hujus. Gehet hin, tretet im Tempel auf,¹⁸ und sprechet zu dem Volke alle Worte dieses Lebens!¹⁹ Apostelgeschichte Apg 51 5 20 18 Tretet kühn auf. Apostelgeschichte Apg 51 5 20 19 Dieses Lebens: des Lebens in Christus, welches von ihm geweckt wird und zum ewigen Leben führt. Vergl. [Joh 6,69] Apostelgeschichte Apg 51 5 21 Qui cum audissent, intraverunt diluculo in templum, et docebant. Adveniens autem princeps sacerdotum, et qui cum eo erant, convocaverunt concilium, et omnes seniores filiorum Israel: et miserunt ad carcerem ut adducerentur. Als sie dies gehört hatten, gingen sie bei Tagesanbruch in den Tempel, und lehrten. Da aber der Hohepriester kam, und die mit ihm waren, beriefen sie den hohen Rat und alle Ältesten der Kinder Israels,²⁰ und sandten in das Gefängnis, dass sie vorgeführt würden. Apostelgeschichte Apg 51 5 21 20 Der gesamte hohe Rat versammelt sich. Die Juden fühlen bereits die Bedeutung des Kampfes gegen die Apostel. Apostelgeschichte Apg 51 5 22 Cum autem venissent ministri, et aperto carcere non invenissent illos, reversi nuntiaverunt, Als aber die Diener hinkamen, und das Gefängnis öffneten, und sie nicht fanden, kehrten sie zurück, und berichteten es, Apostelgeschichte Apg 51 5 23 Dicentes: Carcerem quidem invenimus clausum cum omni diligentia, et custodes stantes ante januas: aperientes autem neminem intus invenimus. indem sie sagten: Das Gefängnis fanden wir zwar mit aller Sorgfalt²¹ verschlossen, und die Wächter vor den Türen stehend; als wir es aber öffneten, fanden wir niemand darin. Apostelgeschichte Apg 51 5 23 21 Es fand sich keine Spur einer Gewalttat. Diesen Sinn bietet der griechische Text noch klarer: sie fanden das Gefängnis in aller Sicherheit verschlossen. Apostelgeschichte Apg 51 5 24 Ut autem audierunt hos sermones magistratus templi, et principes sacerdotum, ambigebant de illis quidnam fieret. Als nun der Tempelhauptmann und die Hohenpriester diese Reden hörten, wurden sie wegen derselben ratlos, was wohl daraus werden sollte.²² Apostelgeschichte Apg 51 5 24 22 Sie fragten sich, welchen Ausgang wohl eine Sache nehmen werde, gegen die solche Vorsichtsmaßregeln umsonst waren. Apostelgeschichte Apg 51 5 25 Adveniens autem quidam nuntiavit eis: Quia ecce viri, quos posuistis in carcerem, sunt in templo stantes, et docentes populum. Da kam jemand, und verkündete ihnen: Sehet, die Männer, die ihr in das Gefängnis gesetzt habet, stehen im Tempel und lehren das Volk.²³ Apostelgeschichte Apg 51 5 25 23 Treu dem erhaltenen Befehle (V. 20) und mit beharrlichem Mute predigen die Apostel, obgleich sie, sich an ihres Meisters Leiden und Sterben erinnernd, wissen mussten, wozu der hohe Rat fähig war. Vergl. V. 33. Apostelgeschichte Apg 51 5 26 Tunc abiit magistratus cum ministris, et adduxit illos sine vi: timebant enim populum ne lapidarentur. Da ging der Tempelhauptmann hin mit den Dienern, und führte sie herbei, jedoch ohne Gewalt; denn sie fürchteten das Volk, sie möchten gesteinigt werden. Apostelgeschichte Apg 51 5 27 Et cum adduxissent illos, statuerunt in concilio: Et interrogavit eos princeps sacerdotum, Als sie dieselben nun herbeigeführt hatten, stellten sie sie vor den hohen Rat. Und der Hohepriester fragte sie, Apostelgeschichte Apg 51 5 28 Dicens: Præcipiendo præcepimus vobis ne doceretis in nomine isto: et ecce replestis Jerusalem doctrina vestra: et vultis inducere super nos sanguinem hominis istius. und sprach: Haben wir euch nicht auf das strengste geboten, nicht in diesem Namen zu lehren? und sehet, ihr habt Jerusalem mit eurer Lehre erfüllt, und wollet das Blut dieses Menschen auf uns bringen.²⁴ Apostelgeschichte Apg 51 5 28 24 Der Hohepriester vermeidet es, den Namen des Herrn zu nennen, umso entschiedener tut es Petrus. (V. 30) Im Namen Jesu lehren ist: Im Auftrage Jesu und von ihm lehren, diesen Namen zur Grundlage der Lehre machen. Die Anklage der Jünger [Apg 2,36, Apg 3,13, Apg 4,10] lässt den Hohenpriester befürchten, dass die Apostel ihn und seine Genossen vor ganz Jerusalem für den Tod des Heilandes verantwortlich machen wollen. Dazu bedurfte es nicht einmal eines direkten Vorwurfes: es genügte, wenn die Apostel dartaten, der auf Anstiften des hohen Rates Gekreuzigte sei der Messias, der Gesandte, der Sohn Gottes; denn so erschien die Tat der Vorsteher im schlimmsten Lichte. Die Juden fürchteten also doch, als Urheber seines Todes angesehen zu werden. Vergl. [Mt 27,25]. Apostelgeschichte Apg 51 5 29 Respondens autem Petrus, et Apostoli, dixerunt: Obedire oportet Deo magis, quam hominibus. Petrus aber und die Apostel antworteten, und sprachen: Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.²⁵ Apostelgeschichte Apg 51 5 29 25 Die Vorwürfe des Hohenpriesters waren an alle Apostel gerichtet. Der heil. Petrus antwortet als ihr Wortführer. Durch sein herrliches Zeugnis sühnt er die Verleugnung seines Meisters, die er beging, als derselbe vor eben diesem Gerichtshofe stand, und kündigt der jüdischen Behörde den gehorsam in dem auf, worin sie nichts befehlen konnte. Apostelgeschichte Apg 51 5 3 Dixit autem Petrus: Anania, cur tentavit satanas cor tuum, mentiri te Spiritui sancto, et fraudare de pretio agri? Da sprach Petrus: Ananias! warum ließest du vom Satan dein Herz verleiten, dass du dem heiligen Geiste logest und von dem Erlöse des Ackers unterschlugest? Apostelgeschichte Apg 51 5 30 Deus patrum nostrorum suscitavit Jesum, quem vos interemistis, suspendentes in ligno. Der Gott unserer Väter²⁶ hat Jesus wieder auferweckt, den ihr an das Holz gehängt und getötet habt. Apostelgeschichte Apg 51 5 30 26 Der Ausdruck: Der Gott unserer Väter macht dem hohen rate fühlbar, dass er, soweit es an ihm liegt, gegen Gott selbst und die Hoffnungen der Vorzeit ankämpft (Chrys.) Apostelgeschichte Apg 51 5 31 Hunc principem et salvatorem Deus exaltavit dextera sua ad dandam pnitentiam Israeli, et remissionem peccatorum: Diesen hat Gott zu seiner Rechten zum Fürsten²⁷ und Heiland²⁸ erhöht, um Israel Buße zu verleihen und Vergebung der Sünden.²⁹ Apostelgeschichte Apg 51 5 31 27 Der Heiland ist Führer und Fürst des Gottesreiches. Apostelgeschichte Apg 51 5 31 28 Christus ist unser Heiland, da er nach seiner Erhöhung uns die Verdienste der Erlösung mitteilt. Apostelgeschichte Apg 51 5 31 29 Damit ist das nächste Werk des Erlösungswerkes angezeigt: Buße und Sündenvergebung. Damit begannen Johannes der Täufer und Christus ihre Predigt. Vergl. auch [Apg 3,19, Lk 25,47]. Apostelgeschichte Apg 51 5 32 Et nos sumus testes horum verborum, et Spiritus sanctus, quem dedit Deus omnibus obedientibus sibi. Und wir sind Zeugen dieser Dinge, und der Heilige Geist, welchen Gott allen, die ihm gehorchen, gegeben hat.³⁰ Apostelgeschichte Apg 51 5 32 30 Wovon die Apostel Augenzeugen sind [Apg 1,21ff] und von dem Herrn bevollmächtigte Zeugnisgeber [Lk 24,48], das bezeugt auch der Heil. Geist durch außerordentliche Zeichen und seinen ununterbrochenen Beistand. Apostelgeschichte Apg 51 5 33 Hæc cum audissent, dissecabantur, et cogitabant interficere illos. Als sie dies hörten, ergrimmten sie, und gedachten sie zu töten.³¹ Apostelgeschichte Apg 51 5 33 31 Von der Drohung [Apg 4,17ff] will der hohe Rat nunmehr zur Tat übergehen. Doch nach Gottes Rat erhebt sich eine Stimme gegen das Vorhaben. Apostelgeschichte Apg 51 5 34 Surgens autem quidam in concilio pharisæus, nomine Gamaliel, legis doctor honorabilis universæ plebi, jussit foras ad breve homines fieri: Es erhob sich aber im hohen Rate ein Pharisäer, namens Gamaliel, ein Gesetzeslehrer, angesehen bei dem ganzen Volke;³² dieser befahl, die Männer ein wenig abtreten zu lassen. Apostelgeschichte Apg 51 5 34 32 Gamaliel, ein Enkel des gefeierten Lehrers Hillel, war der Lehrer des heil. Paulus. [Apg 22,3] Als Pharisäer war er wenig geneigt, die Pläne der sadducäischen Partei zu unterstützen, umso mehr, als es sich um die Auferstehung handelte. Er sprach als ruhig denkender Mensch, der weiß, dass betrügerischer Fanatismus bald zu Grunde geht. Zudem ist es ihm nicht klar, ob nicht die Apostel in einem Punkte Recht haben. Petrus hat ein offenbares Wunder getan [Apg 4,16], die Behauptung der Jünger, Jesus sei der Messias, wurde durch große Zeichen [Apg 5,12] und aus der heil. Schrift bewiesen, die Apostel selbst waren Männer von unbescholtenem Lebenswandel. Es könnte also das, was sie sagen und tun, von Gott sein. Einstweilen also sei eine abwartende Stellung einzunehmen. Apostelgeschichte Apg 51 5 35 Dixitque ad illos: Viri Israelitæ attendite vobis super hominibus istis quid acturi sitis. Und er sprach zu ihnen: Ihr Männer von Israel! sehet euch wohl vor, was ihr mit diesen Menschen tun wollet.³³ Apostelgeschichte Apg 51 5 35 33 Gamaliel zeigt die Notwendigkeit der Vorsicht und Klugheit durch die Erinnerung an zwei Ereignisse. Apostelgeschichte Apg 51 5 36 Ante hos enim dies exstitit Theodas, dicens se esse aliquem, cui consensit numerus virorum circiter quadringentorum: qui occisus est: et omnes, qui credebant ei, dissipati sunt, et redacti ad nihilum. Denn vor diesen Tagen stand Theodas³⁴ auf, und sagte, er sei etwas, und es schlug sich eine Zahl von etwa vierhundert Männern zu ihm. Er wurde getötet, und alle, welche ihm glaubten, zerstreuten sich, und wurden zunichte. Apostelgeschichte Apg 51 5 36 34 Theudas (Theodus) hebr. Matthias, Gottgegeben, ein sonst unbekannter Mann. Dieser Theudas ist nicht zu verwechseln mit einem andern, der im Jahre 45 nach Christus auftrat. Apostelgeschichte Apg 51 5 37 Post hunc exstitit Judas Galilæus in diebus professionis, et avertit populum post se, et ipse periit: et omnes, quotquot consenserunt ei, dispersi sunt. Nach diesem erhob sich Judas,³⁵ der Galiläer, in den Tagen der Schätzung, und zog viel Volk zum Abfall nach sich; auch dieser kam um, und alle, so viele ihrer mit ihm hielten, wurden zerstreut. Apostelgeschichte Apg 51 5 37 35 Judas, aus Nieder-Gaulonitis in Galiläa, erregte in Verbindung mit dem Pharisäer Zaddok einen Aufstand gegen den römischen Statthalter Quirinus, weil die Israeliten dem Kaiser keine Abgaben zahlen durften. Seine Partei bestand unter dem Namen Zeloten, Eiferer, fort. Apostelgeschichte Apg 51 5 38 Et nunc itaque dico vobis, discedite ab hominibus istis, et sinite illos: quoniam si est ex hominibus consilium hoc, aut opus, dissolvetur: Und nun sage ich euch: Stehet ab von diesen Menschen, und lasset sie; denn wenn dieses Vorhaben oder dieses Werk von Menschen ist, so wird es zunichte werden, Apostelgeschichte Apg 51 5 39 Si vero ex Deo est, non poteritis dissolvere illud, ne forte et Deo repugnare inveniamini. Consenserunt autem illi. wenn es aber von Gott ist,³⁶ so werdet ihr nicht vermögen, es zunichte zu machen, ihr möchtet sonst etwa als Widersacher Gottes erfunden werden.³⁷ Da stimmten sie ihm bei. Apostelgeschichte Apg 51 5 39 36 Gamaliel neigt selbst mehr der Meinung zu, dass das Werk göttlichen Ursprunges sei. Nach dem Griech. lauten seine Worte: wenn es von Menschen sein sollte (Form des Zweifels): wenn es aber (Form des gewissen Dafürhaltens) von Gott ist. Apostelgeschichte Apg 51 5 39 37 Das Gesagte war an sich richtig, aber die Anwendung auf den vorliegenden Fall ist unvollkommen, denn wo so offenbare Zeichen des göttlichen Eingreifens vorhanden waren, musste der hohe Rat, als religiöse Behörde, sich volle Klarheit verschaffen, und durfte nicht alles dahingestellt sein lassen. Allerdings war, wie Gamaliel einsah, vor der Hand nichts anderes zu erwarten. Apostelgeschichte Apg 51 5 4 Nonne manens tibi manebat, et venundatum in tua erat potestate? Quare posuisti in corde tuo hanc rem? Non es mentitus hominibus, sed Deo. Blieb er nicht unverkauft dein eigen? und als er verkauft war, hattest du nicht Macht, mit dem Gelde zu tun, was du wolltest? Warum beschlossest du solche Tat in deinem Herzen? Nicht Menschen hast du gelogen, sondern Gott!³ Apostelgeschichte Apg 51 5 4 3 Ananias wusste durch die außerordentlichen Zeichen, dass die Apostel mit besonderer Kraft des Heiligen Geistes ausgestattet waren. Darum ist die Täuschung nicht nur gegen die Apostel, sondern auch gegen den heiligen Geist versucht. Petrus erkannte im Heiligen Geiste die Sünde des Ananias und in der Sünde den Einfluss des Teufels. Ananias hatte den Einflüsterungen des Feindes Gottes nachgegeben. Diese Stelle ist ein Beweis für die Gottheit des Heil. Geistes (Athan., Greg. v. Nyss., Hier.). Apostelgeschichte Apg 51 5 40 Et convocantes Apostolos, cæsis denuntiaverunt ne omnino loquerentur in nomine Jesu, et dimiserunt eos. Alsdann riefen sie die Apostel herein, ließen ihnen Streiche geben, befahlen ihnen, ja nicht mehr im Namen Jesu zu reden, und entließen sie. Apostelgeschichte Apg 51 5 41 Et illi quidem ibant gaudentes a conspectu concilii, quoniam digni habiti sunt pro nomine Jesu contumeliam pati. Diese gingen nun³⁸ freudig vom Angesichte des hohen Rates hinweg, weil sie würdig befunden worden, um des Namen Jesu willen, Schmach zu leiden.³⁹ [Mt 5,10.12] Apostelgeschichte Apg 51 5 41 38 Gamaliels Darlegung hat von den Aposteln das Äußerste abgewehrt. So weit war er ein Werkzeug des göttlichen Willens gewesen. Das eine indes verlangt die Rachsucht der Sadducäer, dass die Jünger des Herrn die Strafe des Ungehorsams, die Geißelung, erleiden müssen. Apostelgeschichte Apg 51 5 41 39 Diese Freude der Apostel ist bewundernswerter als ihre größten Wunder (Chrys.). In den meisten Handschriften ist der Name Jesus ausgelassen. Das Wort des Herrn [Mt 10,17] erfüllt sich an den Aposteln, aber auch das andere, [Mt 5,11]. Apostelgeschichte Apg 51 5 42 Omni autem die non cessabant in templo, et circa domos docentes, et evangelizantes Christum Jesum. Täglich aber ohne Unterlass lehrten sie im Tempel⁴⁰ wie in den Häusern umher, und verkündeten die frohe Botschaft von Christus Jesus. Apostelgeschichte Apg 51 5 42 40 Da der hohe Rat beschlossen hat, der Sache ihren Lauf zu lassen tritt der Tempelhauptmann den Aposteln nicht entgegen. Apostelgeschichte Apg 51 5 5 Audiens autem. Ananias hæc verba, cecidit, et exspiravit. Et factus est timor magnus super omnes, qui audierunt. Als Ananias diese Worte hörte, fiel er nieder, und gab den Geist auf. Und große Furcht kam über alle, die es hörten.⁴ Apostelgeschichte Apg 51 5 5 4 Petrus spricht von der Schuld des Ananias, Gott selbst richtet den Schuldigen. Eine ähnliche Strafe hatte einst Achan getroffen. [Jos 7,1.25] Anstatt, dass Ananias und Saphira vom heil. Petrus nur durch den Bann von dem geistigen Leibe des Herrn getrennt wurden, griff Gottes Hand ein und trennte sie selbst von dem sichtbaren Leibe der Kirche. Dass Ananias und Saphira mit dem Leben des Leibes auch das Heil der Seele verloren, lässt sich aus der heil. Schrift nicht nachweisen. Zwar war der Tod nach dem Willen Gottes eine Strafe und trat zur Warnung für andere ein; aber dennoch konnte bei dem Worte des heil. Petrus so große Reue das Herz der Schuldigen ergreifen, dass sie vor der Hölle bewahrt blieben. (Orig., Aug., Isid., Petr. Damian) Apostelgeschichte Apg 51 5 6 Surgentes autem juvenes amoverunt eum, et efferentes sepelierunt. Da standen die Jünglinge auf, räumten ihn hinweg, trugen ihn hinaus, und begruben ihn.⁵ Apostelgeschichte Apg 51 5 6 5 Diese Eile, den Verstorbenen zu begraben entsprach der jüdischen Sitte. Vergl. [2Kön 9,34] Apostelgeschichte Apg 51 5 7 Factum est autem quasi horarum trium spatium, et uxor ipsius, nesciens quod factum fuerat, introivit. Es vergingen aber etwa drei Stunden, da kam auch sein Weib herein,⁶ ohne zu wissen, was geschehen war. Apostelgeschichte Apg 51 5 7 6 Ihr Eintritt war eine stillschweigende Frage, wo ihr Mann sei. Apostelgeschichte Apg 51 5 8 Dixit autem ei Petrus: Dic mihi mulier, si tanti agrum vendidistis? At illa dixit: Etiam tanti. Und Petrus sprach zu ihr: Sage mir, Weib! habt ihr den Acker um diesen Preis verkauft?⁷ Sie sagte: Ja, um diesen. Apostelgeschichte Apg 51 5 8 7 Petrus hat sie nicht vorgerufen, so ist ihr also Zeit zur Sinnesänderung gelassen (Ökum.). Der Apostel weist auf das noch daliegende Geld. Seine Frage soll ihr Gelegenheit geben zu einem freimütigen Geständnis; doch leider benutzt sie diese nicht. Apostelgeschichte Apg 51 5 9 Petrus autem ad eam: Quid utique convenit vobis tentare Spiritum Domini? Ecce pedes eorum, qui sepelierunt virum tuum ad ostium, et efferent te. Petrus aber sprach zu ihr: Warum seid ihr miteinander übereingekommen, den Geist des Herrn zu versuchen?⁸ Siehe die Füße derer, die deinen Mann begraben haben, sind vor der Türe, und werden auch dich hinaustragen. Apostelgeschichte Apg 51 5 9 8 Das Versuchen bestand darin, dass sie es darauf ankommen ließ, ob der in dem Apostel wohnende Heil. Geist wirklich die Geheimnisse der Herzen kennt. In prophetischer Erleuchtung sagt der heil. Petrus ihr ihr Schicksal vorher, keineswegs aber verhängt er diese Strafe nach seinem oder der Kirche Urteil. Apostelgeschichte Apg 51 0 1 4. Einsetzung der Diakone. Stephanus und die erste Verfolgung der Christen. (6,1 8,4) Einsetzung der sieben Diakone. (V. 7) Wirken, Gefangennahme und Anklage des Stephanus. (7,1) Apostelgeschichte Apg 51 6 1 In diebus autem illis, crescente numero discipulorum, factum est murmur Græcorum adversus Hebræos, eo quod despicerentur in ministerio quotidiano viduæ eorum. In diesen Tagen aber entstand, als die Zahl der Jünger wuchs, ein Murren der Griechen wider die Hebräer,¹ weil ihre Witwen bei der täglichen Ausspeisung zurückgesetzt würden.² Apostelgeschichte Apg 51 6 1 1 Griechen-Juden oder Hellenisten sind hier im Gegensatze zu den Hebräern, d. h. den in Syrien und Palästina ansässigen Juden, die im Auslande geborenen Juden, welche sich der griechischen Sprache als Muttersprache bedienten, währen die Hebräer die aramäische (syr.-chaldäische) Sprache redeten. Die Kirche Jesu Christi hatte durch die Aufnahme der Hellenisten insofern einen Schritt weiter in der Entwicklung ihrer Katholizität getan, als die Griechen-Juden örtlich wie bürgerlich und wissenschaftlich eine Mittelstellung zwischen Hebräern und Heiden einnahmen. Apostelgeschichte Apg 51 6 1 2 Diese Zurücksetzung ging selbstverständlich nicht von den Aposteln aus, schon deswegen nicht weil es sich um freiwillige Wohltätigkeit der Gläubigen handelte. Eine Witwenunterstützung, z. B. aus dem Tempelschatze, war auch in der jüdischen Gemeinde üblich gewesen. Vergl. [2Makk 3,10] Apostelgeschichte Apg 51 6 10 Et non poterant resistere sapientiæ, et Spiritui, qui loquebatur. doch sie vermochten der Weisheit und dem Geiste, der aus ihm redete, nicht zu widerstehen.¹⁴ Apostelgeschichte Apg 51 6 10 14 Die Verheißung des Herrn [Lk 21,15] geht in Erfüllung. Apostelgeschichte Apg 51 6 11 Tunc summiserunt viros, qui dicerent se audivisse eum dicentem verba blasphemiæ in Moysen, et in Deum. Da stifteten sie Männer an, welche sagen sollten, sie hätten ihn Worte der Lästerung wider Moses und wider Gott sprechen hören.¹⁵ Apostelgeschichte Apg 51 6 11 15 Da die Feinde dem heil. Stephanus in der Rede nicht gewachsen sind, suchen sie ihn durch Hinterlist zum Schweigen zu bringen. Er soll gegen Moses, den Vermittler des Gesetzes, und insofern gegen Gott, den Urheber desselben, geredet haben. Apostelgeschichte Apg 51 6 12 Commoverunt itaque plebem, et seniores, et Scribas: et concurrentes rapuerunt eum, et adduxerunt in concilium. Diese also regten das Volk und die Ältesten und Schriftgelehrten auf; es entstand ein Auflauf, und sie schleppten ihn mit sich fort, führten ihn vor den hohen Rat, Apostelgeschichte Apg 51 6 13 Et statuerunt falsos testes, qui dicerent: Homo iste non cessat loqui verba adversus locum sanctum, et legem. und stellten falsche Zeugen auf, welche sagten: Dieser Mensch hört nicht auf, wider die heilige Stätte und das Gesetz Reden auszustoßen; Apostelgeschichte Apg 51 6 14 Audivimus enim eum dicentem: Quoniam Jesus Nazarenus hic, destruet locum istum, et mutabit traditiones, quas tradidit nobis Moyses. denn wir haben ihn sagen hören: Dieser Jesus, der Nazarener, wird diese Stätte zerstören, und die Überlieferungen ändern, welche uns Moses übergeben hat.¹⁶ Apostelgeschichte Apg 51 6 14 16 So hatten sie einst auch gegen den Herrn gehandelt. [Mt 26,61, Mk 14,58] Vielleicht wiederholte Stephanus die Prophezeiung des Herrn. [Mt 24,2] Jedenfalls aber lehrte er, dass das mosaische Gesetz nicht in dem Sinne unveränderlich sei, wie die Juden meinten [Apg 7,46], und dass die wahre Gottesverehrung nicht an den Tempel gebunden sei. [Apg 7,48ff] Apostelgeschichte Apg 51 6 15 Et intuentes eum omnes, qui sedebant in concilio, viderunt faciem ejus tamquam faciem Angeli. Und da alle, die im hohen Rate saßen, auf ihn ihre Blicke richteten, sahen sie sein Angesicht wie das Angesicht eines Engels.¹⁷ Apostelgeschichte Apg 51 6 15 17 Was Stephanus in des Herzens Tiefen trug, des Heil. Geistes Fülle und Schönheit, leuchtete jetzt auf seiner Stirn und machte sein Antlitz engelgleich (Hil.). Wehrlos steht er in Mitte der Wölfe; doch selbst die grimmigen Feinde sehen einen Strahl des Lichtes, das von der Sonne der Gerechtigkeit, dem verklärten Heilande, auf Stephanus strahlt. (Aug.) Apostelgeschichte Apg 51 6 2 Convocantes autem duodecim multitudinem discipulorum dixerunt: Non est æquum nos derelinquere verbum Dei, et ministrare mensis. Da riefen die Zwölf die Menge der Jünger zusammen,³ und sprachen: Es geht nicht an, dass wir vom Worte Gottes ablassen, und den Tisch besorgen.⁴ Apostelgeschichte Apg 51 6 2 3 Die Apostel wollen ähnlichen Anklagen vorbeugen, mochte die jetzt vorgebrachte begründet sein oder nicht. Die zwölf sind Jünger im engsten Sinne [Apg 1,13.26], die Christen in weiterem. Apostelgeschichte Apg 51 6 2 4 Vermutlich hatten die Hellenisten gewünscht, die Apostel möchten die Sorge für die Almosenverteilung auf sich nehmen. Apostelgeschichte Apg 51 6 3 Considerate ergo fratres, viros ex vobis boni testimonii septem, plenos Spiritu sancto, et sapientia, quos constituamus super hoc opus. Darum, Brüder! ersehet euch⁵ sieben⁶ Männer unter euch aus, die ein gutes Zeugnis haben, und voll des Heiligen Geistes und der Weisheit sind, diese wollen wir für dieses Geschäft bestellen.⁷ Apostelgeschichte Apg 51 6 3 5 Die Apostel konnten selbst die Wahl vornehmen, indes übertrugen sie den Christen dieses Recht, indem sie sich vorbehielten, die Eigenschaften zu bestimmen, welche der zu Wählende haben musste, den Gewählten das Amt zu übertragen und ihnen zur Weihe die Hände aufzulegen. Apostelgeschichte Apg 51 6 3 6 Dass sieben Männer erwählt werden sollen, ist sicher nicht zufällig. Die Zahl sieben findet sich bedeutungsvoll [Lev 23,15, Ex 25,37, Sach 4,2.10, Offb 1,4]. Vielleicht zerfiel auch die Stadt in sieben Viertel oder war die Kirche von Jerusalem in sieben Hausgemeinden eingeteilt. Apostelgeschichte Apg 51 6 3 7 Die zu Erwählenden sollen vor allem allgemeines Vertrauen genießen. Das gute Zeugnis (der gute Ruf) hat besonders zwei Dinge zu betreffen: dass sie voll des Heil. Geistes, d. i. übernatürlicher Gnade sind, und dass sie Weisheitsfülle besitzen, um ihr Amt recht zu verwalten. Apostelgeschichte Apg 51 6 4 Nos vero orationi, et ministerio verbi instantes erimus. Wir aber werden bei dem Gebete und dem Dienste des Wortes beharren.⁸ Apostelgeschichte Apg 51 6 4 8 Durch das Gebet erwarben sich die Apostel ihre Schätze des Geistes, durch die Predigt spendeten sie dieselben aus. Das Gebet steht für den gemeinsamen Gottesdienst, dessen Mittelpunkt das heil. Opfer ist. Apostelgeschichte Apg 51 6 5 Et placuit sermo coram omni multitudine. Et elegerunt Stephanum, virum plenum fide, et Spiritu sancto, et Philippum, et Prochorum, et Nicanorem, et Timonem, et Parmenam, et Nicolaum advenam Antiochenum. Diese Rede fand Beifall bei der ganzen Menge; und sie erwählten Stephanus, einen Mann voll des Glaubens und des Heiligen Geistes, und Philippus, und Prochorus, und Nikanor, und Timon, und Parmenas, und Nikolaus, einen Judengenossen aus Antiochia.⁹ Apostelgeschichte Apg 51 6 5 9 Mit Ausnahme des Nikolaus waren die übrigen von Geburt Juden. Der heilige Stephanus steht als der bedeutendste voran. Der Diakon Philippus ist nicht mit dem gleichnamigen Apostel zu verwechseln. Vergl. [Apg 8,5, Apg 21,8]. Er lebte später zu Cäsarea, wo ihn Paulus besuchte. Da er zu dieser Zeit vier erwachsene Töchter hatte, muss er bei seiner Wahl zum Diakon verheiratet gewesen sein. Nikolaus wird von manchen als der Stifter der Sekte der Nikolaiten angesehen [Offb 2,6.14f] was aber wenig verbürgt ist. Apostelgeschichte Apg 51 6 6 Hos statuerunt ante conspectum Apostolorum: et orantes imposuerunt eis manus. Diese stellten sie den Aposteln vor, und sie legten ihnen unter Gebet die Hände auf.¹⁰ Apostelgeschichte Apg 51 6 6 10 Die Handauflegung war schon im A. T. das Sinnbild der Übertragung einer Gewalt. [Num 27,18, Dtn 34,9] Vergl. [Num 8,10]. Im N. Testamente ist die Handauflegung Zeichen und Mittel der Übertragung stärkender Macht für Leib und Seele [Mk 10,16, Mt 9,18, Lk 13,13, Apg 9,12], oder der Mitteilung des Heiligen Geistes an die Gläubigen [Apg 8,17-19, Apg 19,6], oder endlich, wie hier, der Übertragung einer Amtsgewalt und Amtsgnade an einzelne. Eine so feierlich durch Weihe übertragene Gewalt konnte sich nicht auf die Almosenverteilung beschränken, mochte dies auch die nächste Aufgabe der Diakone sein, sondern enthielt in sich die Befähigung zu anderen höheren Verrichtungen. Hiermit waren die damit Betrauten deutlich von den übrigen Gläubigen abgegrenzt. Dass das Ziel ihres Amtes ein höheres war, beweist die Sorgfalt, mit der die Diakone ausgewählt wurden und die Eigenschaften, und die Eigenschaften, die man von ihnen verlangte. (Iren., Cypr., Clem. Rom., Justin) Vergl. [Apg 8,5ff], wo einer derselben bereits mit Lehren beschäftigt ist. Der Überlieferung nach hatten mehrere der neuen Diakone zuvor den siebzig Jüngern zugehört. Apostelgeschichte Apg 51 6 7 Et verbum Domini crescebat, et multiplicabatur numerus discipulorum in Jerusalem valde: multa etiam turba sacerdotum obediebat fidei. Und das Wort des Herrn wuchs, und die Zahl der Jünger zu Jerusalem vermehrte sich sehr, auch eine große Menge von Priestern ward dem Glauben gehorsam.¹¹ Apostelgeschichte Apg 51 6 7 11 Sie ließen sich durch kein Bedenken abhalten, ihren Verstand dem Glauben zu unterwerfen. So gewann das Christentum auch solche, die in der Schrift und überhaupt in jüdischer Wissenschaft gelehrt waren. Bemerke das Wehen des Geistes: Gerade Priester und Schriftgelehrte waren früher so feindselig gewesen. Apostelgeschichte Apg 51 6 8 Stephanus autem plenus gratia, et fortitudine faciebat prodigia, et signa magna in populo. Stephanus aber, voll Gnade und Kraft, tat Wunder und große Zeichen unter dem Volke.¹² Apostelgeschichte Apg 51 6 8 12 Gott wirkte durch den heil. Stephanus die gleichen Wunder wie durch die Apostel. Apostelgeschichte Apg 51 6 9 Surrexerunt autem quidam de synagoga, quæ appellatur Libertinorum, et Cyrenensium, et Alexandrinorum, et eorum qui erant a Cilicia, et Asia, disputantes cum Stephano: Es erhoben sich aber einige aus der Synagoge, welche die der Libertiner heißt, und der Cyrenäer und der Alexandriner, und von denen, die aus Cilicien und Asien waren, und stritten mit Stephanus,¹³ Apostelgeschichte Apg 51 6 9 13 Es gab damals in Jerusalem viele Synagogen. Libertiner sind von Römern Freigelassene (Chrys.). Es sind geborene Juden, welche von den Römern als Kriegsgefangene nach Rom gebracht und dann freigelassen und in ihre Heimat zurückgekehrt waren. Diese bilden mit den Cyrenäern, vergl. [Mt 27,32] und Alexandrinern eine Synagoge, die Cilicier mit den Asiaten, d. i. den aus dem westlichen Küstenlande Vorderasiens gekommenen, eine andere. In Alexandria waren die Juden etwa 100000 Mann stark. Von dort hatte sich die Septuaginta als heil. Schrift der Hellenisten über das ganze römische Reich verbreitet. Apostelgeschichte Apg 51 0 1 Die Rede des heil. Stephanus (V. 53) und sein Tod. Apostelgeschichte Apg 51 7 1 Dixit autem princeps sacerdotum: Si hæc ita se habent? Der Hohepriester aber sprach: Ist dem also? Apostelgeschichte Apg 51 7 10 Et eripuit eum ex omnibus tribulationibus ejus: et dedit ei gratiam, et sapientiam in conspectu pharaonis regis gypti: et constituit eum præpositum super gyptum, et super omnem domum suam. und errettete ihn aus allen seinen Drangsalen, und gab ihm Gnade und Weisheit vor Pharao, dem Könige von Ägypten, und setzte ihn zum Vorsteher über Ägypten und über sein ganzes Haus.⁸ Apostelgeschichte Apg 51 7 10 8 Hier und im Folgenden zeigt Stephanus, dass Gott seinem erwählten Volke auch im fremden Lande Segen und Schutz angedeihen ließ, die Verheißungen also nicht ausschließlich an das Land Chanaan geknüpft waren. Die Verheißung ging dem Bunde der Beschneidung vorauf. Mit Josephs Schicksale tritt in der Geschichte Israels der Gegensatz zwischen dem Willen des Volkes und Gottes Ratschlüssen ein. So tritt das Volk Moses und den Propheten entgegen, bis es endlich den Urheber des Lebens tötet. Apostelgeschichte Apg 51 7 11 Venit autem fames in universam gyptum, et Chanaan, et tribulatio magna: et non inveniebant cibos patres nostri. Es kam aber eine Hungersnot über ganz Ägypten und Chanaan, und große Drangsal; und unsere Väter fanden keine Nahrung. Apostelgeschichte Apg 51 7 12 Cum audisset autem Jacob esse frumentum in gypto: misit patres nostros primum: Als aber Jakob hörte, dass in Ägypten Getreide sei, sandte er unsere Väter zum ersten Male hin. [Gen 42] Apostelgeschichte Apg 51 7 13 Et in secundo cognitus est Joseph a fratribus suis, et manifestatum est Pharaoni genus ejus. Und beim zweiten Male ward Joseph von seinen Brüdern erkannt, und seine Herkunft dem Pharao kund. [Gen 43, Gen 45] Apostelgeschichte Apg 51 7 14 Mittens autem Joseph accersivit Jacob patrem suum, et omnem cognationem suam in animabus septuaginta quinque. Joseph aber sandte hin, und ließ seinen Vater Jakob kommen samt dessen ganzer Verwandtschaft, fünfundsiebzig⁹ Seelen. Apostelgeschichte Apg 51 7 14 9 So die Septuag., nach welcher Stephanus zitiert. Der hebräische Text und die Vulgata zählen 70 Seelen, welche Zählung vorzuziehen ist. Ein in eine Übersetzung eingeschlichener Fehler fällt selbstverständlich nicht dem heil. Schriftsteller zur Last, der sie anführt. Apostelgeschichte Apg 51 7 15 Et descendit Jacob in gyptum, et defunctus est ipse, et patres nostri. Und Jakob zog hinab nach Ägypten, und starb, er und unsere Väter. Apostelgeschichte Apg 51 7 16 Et translati sunt in Sichem, et positi sunt in sepulcro, quod emit Abraham pretio argenti a filiis Hemor filii Sichem. Und sie wurden nach Sichem gebracht,¹⁰ und in der Grabstätte beigesetzt, welche Abraham um Geld von den Söhnen Hemors, des Sohnes Sichems, gekauft hatte. Apostelgeschichte Apg 51 7 16 10 Dies ist nicht auch auf Jakob zu beziehen, der nicht in Sichem, sondern in Hebron begraben wurde. Statt Abraham ist nach [Jos 24,32] Jakob zu lesen. Der heil. Stephanus hat wohl im Eifer der Rede die beiden Namen verwechselt, der heil. Lukas aber seine Worte genau wiedergegeben, ohne dadurch die Verwechslung zu billigen (Beda u. a.). Andere Lösungsversuche sind mehr oder weniger künstlich. Des Sohnes Sichem besser nach dem Griechischen: In Sichem. Apostelgeschichte Apg 51 7 17 Cum autem appropinquaret tempus promissionis, quam confessus erat Deus Abrahæ, crevit populus, et multiplicatus est in gypto, Als aber die Zeit der Verheißung¹¹ nahte, die Gott dem Abraham zugesagt hatte, wuchs das Volk und mehrte sich in Ägypten, Apostelgeschichte Apg 51 7 17 11 Die Zeit der Verheißung war die von Gott bestimmte Zeit der Besitznahme des verheißenen Landes. Eben als Ägypten Israel zu knechten versucht, ist die Zeit seiner Befreiung da, und sein Führer, das Vorbild des Erlösers, ihm geboren. (V. 20) Übrigens ist so wenig wie in der Zeit der Patriarchen in der Zeit des Moses die Offenbarung der Herrlichkeit Gottes an den Tempel geknüpft gewesen. Apostelgeschichte Apg 51 7 18 Quoadusque surrexit alius rex in gypto, qui non sciebat Joseph. bis ein anderer König¹² in Ägypten aufstand, welcher den Joseph nicht kannte. Apostelgeschichte Apg 51 7 18 12 Ein anderer König: ein fremder König. Mit ihm kam ein anderes Haus auf den Königsthron. Vergl. [Ex 1,10] Apostelgeschichte Apg 51 7 19 Hic circumveniens genus nostrum, afflixit patres nostros ut exponerent infantes suos ne vivificarentur. Dieser verfuhr arglistig gegen unser Geschlecht, und drückte unsere Väter, dass sie ihre Kinder aussetzen mussten, damit diese nicht am Leben blieben. Apostelgeschichte Apg 51 7 2 Qui ait: Viri fratres, et patres audite: Deus gloriæ apparuit patri nostro Abrahæ cum esset in Mesopotamia, prius quam moraretur in Charan, Da sprach er: Ihr Brüder und Väter,¹ höret! Der Gott der Herrlichkeit erschien unserm Vater Abraham, als er in Mesopotamien war, ehe er in Charan wohnte,² Apostelgeschichte Apg 51 7 2 1 Der heil. Stephanus bezeichnet wohl die Richter als Väter, die übrigen als Brüder. Apostelgeschichte Apg 51 7 2 2 Dieser Ausdruck ist mit Bezugnahme auf den äußeren Glanz gewählt, mit dem Gott sich im A. Testamente offenbarte. Durch dies feierliche Wort weist der heil. Stephanus auch die Verleumdung zurück, als lästere er Jahve [Apg 6,11], wie er durch den Ausdruck Unserm Vater Abraham seine Angehörigkeit zu Israels Rechten und Hoffnungen betont. Apostelgeschichte Apg 51 7 20 Eodem tempore natus est Moyses et fuit gratus Deo, qui nutritus est tribus mensibus in domo patris sui. Zu eben dieser Zeit ward Moses geboren; und Gott hatte Wohlgefallen an ihm.¹³ Und er ward drei Monate in seines Vaters Hause genährt. Apostelgeschichte Apg 51 7 20 13 Gott hatte in freier Wahl dieses Kind zu Großem erwählt. Stephanus hebt aus der Geschichte des Moses nur jene Züge hervor, welche ihn als Vorbild für Christus erscheinen lassen. Apostelgeschichte Apg 51 7 21 Exposito autem illo, sustulit eum filia Pharaonis, et nutrivit eum sibi in filium. Als er aber ausgesetzt wurde, nahm ihn die Tochter Pharao's auf, und erzog ihn als ihren Sohn. Apostelgeschichte Apg 51 7 22 Et eruditus est Moyses omni sapientia gyptiorum, et erat potens in verbis, et in operibus suis. Und Moses ward in aller Weisheit der Ägypter unterrichtet,¹⁴ und war mächtig in seinen Worten und Taten. Apostelgeschichte Apg 51 7 22 14 Die Moses mitgeteilten Kenntnisse bezogen sich hauptsächlich auf die Naturkunde, Sternkunde, Arzneiwissenschaft u. a. Mächtig in seinen Worten ist nicht gegen [Ex 4,10ff], da jemand durch das Wort gewaltig wirken kann, ohne ein gewandter Redner zu sein, falls andere Eigenschaften und Gottes Beistand das Mangelnde ersetzen. Vergl. ebenda. V. 12. Auch aus heidnischen Schriftstellern dürfen wir Schätze der Bildung schöpfen. Apostelgeschichte Apg 51 7 23 Cum autem impleretur ei quadraginta annorum tempus, ascendit in cor ejus ut visitaret fratres suos filios Israel. Als er aber vierzig Jahre alt war, kam es ihm in den Sinn, seine Brüder, die Kinder Israels, zu besuchen.¹⁵ Apostelgeschichte Apg 51 7 23 15 Moses, unabhängig und nichts bedürfend, am Hofe mächtig, kommt mitleidig zu seinen Brüdern. Apostelgeschichte Apg 51 7 24 Et cum vidisset quemdam injuriam patientem, vindicavit illum: et fecit ultionem ei, qui injuriam sustinebat, percusso gyptio. Und da er einen Unrecht leiden sah, verteidigte er ihn, und rächte den, der Unrecht litt, indem er den Ägypter erschlug. [Ex 2,12] Apostelgeschichte Apg 51 7 25 Exstimabat autem intelligere fratres, quoniam Deus per manum ipsius daret salutem illis: at illi non intellexerunt. Er glaubte aber, seine Brüder würden verstehen, dass Gott ihnen Rettung durch seine Hand verschaffen wolle, allein sie verstanden es nicht.¹⁶ Apostelgeschichte Apg 51 7 25 16 Selbst wenn Moses nur aus menschlicher Aufwallung gehandelt hätte, konnten die Israeliten erkennen, dass Gerechtigkeitsgefühl, Mut und selbstverleugnende Liebe ihn befähigte, an ihre Spitze zu treten. Nun war aber Moses bereits über seine Berufung von Gott übernatürlich belehrt, also entsprang das Strafgericht über den Ägypter göttlichem Antriebe. Doch schon damals begann Israel sein Heil zu verkennen und zurückzustoßen. (V. 26 28) Apostelgeschichte Apg 51 7 26 Sequenti vero die apparuit illis litigantibus: et reconciliabat eos in pace, dicens: Viri, fratres estis, ut quid nocetis alterutrum? Am folgenden Tage zeigte er sich ihnen, als sie eben stritten; und er suchte zwischen ihnen Frieden zu stiften, und sprach: Männer! ihr seid Brüder, warum tut ihr einander Unrecht? Apostelgeschichte Apg 51 7 27 Qui autem injuriam faciebat proximo, repulit eum, dicens: Quis te constituit principem, et judicem super nos? Derjenige aber, welcher seinem Nächsten Unrecht tat, stieß ihn zurück, und sagte: Wer hat dich zum Vorsteher und Richter über uns gesetzt?¹⁷ Apostelgeschichte Apg 51 7 27 17 Moses, der seiner glänzenden Stellung uneingedenk seine armen Stammesbrüder aufgesucht und tatkräftig gegen die Unterdrücker verteidigt hat, findet seinen wohlwollenden Vermittlungsversuch schnöde zurückgewiesen. Wieder ist menschlichem Ermessen nach mit der Flucht des Moses (V. 29) das Werk der Rettung zerstört, und doch ist gerade dies wiederum der Weg Gottes, der den Erlöser seines Volkes erst jetzt seiner wahren Berufung und Bestimmung entgegenführt. (V. 30 34) Apostelgeschichte Apg 51 7 28 Numquid interficere me tu vis, quemadmodum interfecisti heri gyptium? Willst du mich etwa töten, wie du gestern den Ägypter getötet hast?¹⁸ Apostelgeschichte Apg 51 7 28 18 Wie alt ist die Widersetzlichkeit des Volkes gegen gottgesandte Männer! Apostelgeschichte Apg 51 7 29 Fugit autem Moyses in verbo isto: et factus est advena in terra Madian, ubi generavit filios duos. Da floh Moses auf dieses Wort, und ward ein Fremdling im Lande Madian, wo er zwei Söhne zeugte.¹⁹ [Ex 2,21ff] Apostelgeschichte Apg 51 7 29 19 Wie am Beginne seines Lebens (V. 21), so ist Moses auch in der Mitte desselben seinem Volke entzogen. Er ist Fremdling, Teil eines anderen Volkes, und seine Rückkehr zu seinem Volke steht nicht zu erwarten, aber gerade da ist die Zeit da, wo Gott ihn beruft, Israel zu befreien. (V. 34) Apostelgeschichte Apg 51 7 3 Et dixit ad illum: Exi de terra tua, et de cognatione tua, et veni in terram, quam monstravero tibi. und sprach zu ihm: Gehe hinweg aus deinem Lande und von deiner Verwandtschaft, und komme in ein Land, das ich dir zeigen werde!³ Apostelgeschichte Apg 51 7 3 3 Es ist dies kein Widerspruch gegen [Gen 12,1], denn der dort angeführte Befehl ist eben der in Ur (in Chaldäa) an Abraham ergangene. Dadurch wird [Gen 11,31] näher bestimmt, da es nach dieser Stelle scheinen könnte, als ob der Auszug auf den Willen Tharas zurückzuführen wäre, während Gott denselben veranlasst hatte. [Apg 12,1] ist also eine nachholende Bemerkung. Es ist mithin zu übersetzen: Es hatte Gott zu Abraham gesagt. Zudem passt der ganze Vers nicht auf Charan, denn dort war nicht Abrams Heimat: Aus dem Hause deines Vaters. Thara war bereits gestorben. Vergl. auch [Jos 24,2ff, Jdt 5,6ff, Gen 15,7]. Apostelgeschichte Apg 51 7 30 Et expletis annis quadraginta, apparuit illi in deserto montis Sina Angelus igne flammæ rubi. Und als vierzig Jahre erfüllt waren, erschien ihm in der Wüste des Berges Sina ein Engel in der Feuerflamme eines Dornbusches.²⁰ Apostelgeschichte Apg 51 7 30 20 Die Wüste, in welcher der Berg Sinai liegt, erstreckt sich vor und zwischen zwei Gipfeln, deren nördlicher der Berg Horeb ist. Der hier erwähnte Engel ist wohl der Engel des Herrn [Ex 3,2], nach dem Hebräischen Gott selbst, insofern er sich offenbart, der Sohn Gottes, das ewige Wort (Iren., Basil., Cypr., Ambros., Aug.). Apostelgeschichte Apg 51 7 31 Moyses autem videns, admiratus est visum. Et accedente illo ut consideraret, facta est ad eum vox Domini, dicens: Da Moses dies sah, staunte er über die Erscheinung; und als er hinzutrat, um sie zu betrachten, erging an ihn eine Stimme des Herrn: Apostelgeschichte Apg 51 7 32 Ego sum Deus patrum tuorum, Deus Abraham, deus Isaac, et Deus Jacob. Tremefactus autem Moyses, non audebat considerare. Ich bin der Gott deiner Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs. Da zitterte Moses, und wagte nicht hinzuschauen. Apostelgeschichte Apg 51 7 33 Dixit autem illi Dominus: Solve calceamentum pedum tuorum: locus enim in quo stas, terra sancta est. Der Herr aber sprach zu ihm: Löse die Schuhe von deinen Füßen; denn die Stätte, auf der du stehest, ist heiliger Boden.²¹ Apostelgeschichte Apg 51 7 33 21 In der Wüste war kein Tempel und doch heiliges Land. Apostelgeschichte Apg 51 7 34 Videns vidi afflictionem populi mei, qui est in gypto, et gemitum eorum audivi, et descendi liberare eos. Et nunc veni, et mittam te in gyptum. Ich habe sehr wohl die Bedrückung meines Volkes, das in Ägypten ist, gesehen, und habe ihr Seufzen gehört, und ich bin herabgekommen, sie zu befreien. Und nun komme, ich will dich nach Ägypten senden. Apostelgeschichte Apg 51 7 35 Hunc moysen, quem negaverunt, dicentes: Quis te constituit principem, et judicem? hunc Deus principem et redemptorem misit, cum manu Angeli, qui apparuit illi in rubo. Diesen Moses, den sie verleugneten, da sie sprachen: Wer hat dich zum Vorsteher und Richter gesetzt? diesen²² sandte Gott als Oberhaupt und Erretter durch die Hand des Engels,²³ der ihm im Dornbusche erschienen war. Apostelgeschichte Apg 51 7 35 22 Gott sandte in seiner unerschöpflichen Güte gerade den als Retter, den sie trotzig abgewiesen hatten. Apostelgeschichte Apg 51 7 35 23 Mit dem Schutze und der Beihilfe des unerschaffenen Engels, welcher Moses im Dornbusche erschienen war. Je unverkennbarer Moses sich als Erretter seines Volkes zeigte (V. 35ff), je gnadenvoller Gott selbst mit ihm verkehrte (V. 37ff), desto tadelnswerter war Israels Undank (V. 35) und Abtrünnigkeit. (V. 40ff) Moses ein Fürst, vergl. [Apg 5,31], Erlöser und Mittler (V. 39), das Vorbild des Herrn, wie V. 37 zeigt. Apostelgeschichte Apg 51 7 36 Hic eduxit illos faciens prodigia, et signa in terra gypti, et in rubro mari, et in deserto annis quadraginta. Dieser führte sie heraus, unter Wundern und Zeichen, die er tat, im Lande Ägypten, und im roten Meere, und in der Wüste vierzig Jahre hindurch. Apostelgeschichte Apg 51 7 37 Hic est Moyses, qui dixit filiis Israel: Prophetam suscitabit vobis Deus de fratribus vestris, tamquam me, ipsum audietis. Dies ist jener Moses, der zu den Kindern Israels sprach: Einen Propheten wird euch Gott aus euern Brüdern erwecken, wie mich; diesen sollet ihr hören!²⁴ Apostelgeschichte Apg 51 7 37 24 Wie Moses durch das Werk der Befreiung und seiner Wunder ein Vorbild des Herrn war, so hat er als Prophet auf ihn, die Erfüllung aller Prophezeiungen, hingewiesen. Vergl. [Apg 3,22] Apostelgeschichte Apg 51 7 38 Hic est, qui fuit in Ecclesia in solitudine cum Angelo, qui loquebatur ei in monte Sina, et cum patribus nostris: qui accepit verba vitæ dare nobis. Dieser ist es, der bei der Gemeinde²⁵ in der Wüste mit dem Engel, der zu ihm auf dem Berge Sina redete, und mit unsern Vätern war; der Worte des Lebens²⁶ empfing, um sie uns zu geben; Apostelgeschichte Apg 51 7 38 25 Bei dem behufs Empfanges des Gesetzes versammelten Volke. Apostelgeschichte Apg 51 7 38 26 Das Gesetz bietet Worte des Lebens, soferne es von dem lebendigen Gott ausgeht und wenn vollständig beobachtet, auch innerliches übernatürliches Leben verlieh, denn es verlangte auch den Glauben, die Hoffnung auf den Erlöser und die Liebe; es bereitete auf Christus vor, welcher das wahre Leben ist. Wenn der heilige Paulus [Gal 3,11.12] und an anderen Stellen dem Gesetze jede Lebenskraft abzusprechen scheint, so spricht er vom Gesetze mit Ausschluss des Glaubens an den Erlöser und somit von dem Gesetze ohne die Gnade, durch die es erfüllt werden kann. Das nur vorschreibende, aber nicht stärkende Gesetz kann allerdings kein Leben vermitteln. Apostelgeschichte Apg 51 7 39 Cui noluerunt obedire patres nostri: sed repulerunt, et aversi sunt cordibus suis in gyptum, dem unsere Väter nicht gehorsam sein wollten, sondern sie verwarfen ihn, und wandten ihre Herzen nach Ägypten hin,²⁷ [Ex 32,1ff] Apostelgeschichte Apg 51 7 39 27 Trotz aller Wohltaten und Offenbarungen Gottes verfuhren die Israeliten mit Moses wie ihre Kinder mit Christus. Apostelgeschichte Apg 51 7 4 Tunc exiit de terra Chaldæorum, et habitavit in Charan. Et inde, postquam mortuus est pater ejus, transtulit illum in terram istam, in qua nunc vos habitatis. Da zog er fort aus dem Lande der Chaldäer, und wohnte in Charan.⁴ Und von da versetzte Gott ihn nach seines Vaters Tode in dieses Land, in welchem ihr jetzt wohnet. Apostelgeschichte Apg 51 7 4 4 Vergl. [Gen 11,31]. Apostelgeschichte Apg 51 7 40 Dicentes ad Aaron: Fac nobis deos, qui præcedant nos: Moyses enim hic, qui eduxit nos de terra gypti, nescimus quid factum sit ei. indem sie zu Aaron sprachen: Mache uns Götter,²⁸ die vor uns hergehen sollen; denn dieser Moses,²⁹ der uns aus dem Lande Ägypten geführt hat, wir wissen nicht, was mit ihm geschehen ist. Apostelgeschichte Apg 51 7 40 28 Götter: Irgend einen (V. 41), wie sie in Ägypten gesehen hatten [Neh 9,18], um von ihm weiter vorwärts oder nach Ägypten zurückgeführt zu werden [Ex 16,3, Num 14,4] Apostelgeschichte Apg 51 7 40 29 Wie verächtlich. Apostelgeschichte Apg 51 7 41 Et vitulum fecerunt in diebus illis, et obtulerunt hostiam simulacro, et lætabantur in operibus manuum suarum. Und sie machten ein Kalb³⁰ in jenen Tagen, und brachten dem Götzenbilde ein Opfer dar, und erfreuten sich an den Gebilden ihrer Hände. Apostelgeschichte Apg 51 7 41 30 Nachahmung des ägyptischen Stieres Apis, der der Sonne (Osiris) geweiht war. Aaron gebraucht das den Israeliten bekannte Bild als Sinnbild Jahve's, diese aber beteten es als Götzenbild an. So dankbar waren sie nach ihrer Rettung, so gehorsam ihrem Retter, so willig gegen Gottes neue Anordnungen! Ein trauriges Vorbild der Juden zur Zeit des Herrn. Apostelgeschichte Apg 51 7 42 Convertit autem Deus, et tradidit eos servire militiæ cli, sicut scriptum est in libro prophetarum: Numquid victimas, et hostias obtulistis mihi annis quadraginta in deserto, domus Israel? Gott aber wandte sich,³¹ und gab sie preis,³² dem Heere des Himmels zu dienen,³³ wie geschrieben steht im Buche der Propheten:³⁴ Habt ihr mir etwa Schlachtopfer und Gaben dargebracht die vierzig Jahre hindurch in der Wüste, Haus Israel?³⁵ Apostelgeschichte Apg 51 7 42 31 Gott wandte sich ab, änderte sein Verhalten gegen sie, hörte auf, ihnen gnädig zu sein. Apostelgeschichte Apg 51 7 42 32 Dieses Wort wird hier in derselben Bedeutung gebraucht wie [Röm 1,24]. Gott entzog ihnen zur Strafe für ihren Götzendienst reichere Gnaden. So fielen sie, ihrem verderbten Willen überlassen, zur Strafe für die ersten ungebüßten Sünden anderen Sünden anheim. Apostelgeschichte Apg 51 7 42 33 Das Himmelsheer sind die Sterne. Vergl. [Jer 8,2]. Apostelgeschichte Apg 51 7 42 34 Gemeint ist [Am 5,25.27] nach der Septuag. Apostelgeschichte Apg 51 7 42 35 Die Frage setzt eine verneinende Antwort voraus und enthält einen bitteren Vorwurf. Apostelgeschichte Apg 51 7 43 Et suscepistis tabernaculum Moloch, et sidus Dei vestri Rempham, figuras, quas fecistis, adorare eas. Et transferam vos trans Babylonem. Ihr habt ja das Zelt des Moloch aufgenommen,³⁶ und das Gestirn eures Gottes Rempham,³⁷ die Bilder, welche ihr gemacht, sie anzubeten. Und ich werde euch wegführen bis über Babylon hinaus.³⁸ [Am 5,25] Apostelgeschichte Apg 51 7 43 36 Wie man die Bundeslade trug, führten die Israeliten auf ihrer Wanderung einen Schrein mit dem Götzenbilde des Moloch mit sich, des damals in Chanaan verehrten Himmels- und Sonnengottes. Apostelgeschichte Apg 51 7 43 37 Remphan (Septuag), richtiger wohl Rijun, ist wahrscheinlich der koptische Name des Planeten Saturn. Vergl. [Am 5,26] nach der Peschitto. Apostelgeschichte Apg 51 7 43 38 Der heil. Stephanus ändert das Zitat aus Amos, indem er statt: über Damaskus hinaus sagt: über Babylon hinaus, um durch den in der Geschichte längst näher bestimmten Sinn der Weissagung die so demütigende Erinnerung an Babylon den ahnenstolzen Juden nahezulegen. Welch Gegensatz zu diesen heidnischen Greueln bildet nicht Gottes barmherzige Führung mit den Vätern (V. 44), durch alle Wanderungen und Wandlungen ihrer Geschichte hindurch (V. 45, V. 46), bis zum Baue des Tempels! Und dennoch änderten Gottes stete Erbarmungen das Volk nicht. (V. 51 53) Apostelgeschichte Apg 51 7 44 Tabernaculum testimonii fuit cum patribus nostris in deserto, sicut disposuit illis Deus; loquens ad Moysen, ut faceret illud secundum formam, quam viderat. Das Zelt des Zeugnisses³⁹ war mit unsern Vätern in der Wüste, wie Gott es ihnen verordnet hatte, da er zu Moses sprach, er solle es nach dem Vorbilde machen, welches er gesehen hatte. Apostelgeschichte Apg 51 7 44 39 Das Zelt des Zeugnisses [Ex 25,8-40], so übersetzt die Septuag. Man erklärte infolge dessen, im Zelte habe Gott von sich Zeugnis gegeben, d. h. sich offenbart, z. B. in den dort aufbewahrten Gesetzestafeln. Hebr. hieß es Zelt der Zusammenkunft, nämlich Gottes mit seinem Volke. Eine solche Zusammenkunft geschah aber auch durch die Offenbarung, und so ist der Sinn des Hebr. von dem der Septuag nicht verschieden. Apostelgeschichte Apg 51 7 45 Quod et induxerunt, suscipientes patres nostri cum Jesu in possessionem gentium, quas expulit Deus a facie patrum nostrorum, usque in diebus David, Dieses brachten auch unsere Väter, die es überkommen hatten, mit Jesus⁴⁰ in das Besitztum der Heiden, die Gott austrieb vor dem Angesichte unserer Väter, bis zu den Tagen Davids. Apostelgeschichte Apg 51 7 45 40 Jesus: Josua, vergl. [Sir 46,1] zog in Chanaan ein, das Land zu erobern [Jos 3, Jos 4]. Bis zur Regierung Davids wechselte das Heiligtum mehrfach seinen Standort, es gab also in Israel keine bleibende heil. Stätte. [Jos 6,13] Der Entschluss eine solche zu schaffen, reiste in dem frommen David (V. 46), ward aber erst durch Salomon verwirklicht. (V. 47). Apostelgeschichte Apg 51 7 46 Qui invenit gratiam ante Deum, et petiit ut inveniret tabernaculum Deo Jacob. Dieser fand Gnade vor Gott, und bat, dass er eine Wohnung finden möchte für den Gott Jakobs.⁴¹ Apostelgeschichte Apg 51 7 46 41 [2Sam 7,2, 1Chr 17,1, Ps 13,1.2ff] Apostelgeschichte Apg 51 7 47 Salomon autem ædificavit illi domum. Salomon aber baute ihm ein Haus.⁴² Apostelgeschichte Apg 51 7 47 42 Nicht weil Gott es David oder ihm befohlen, oder als ob der Tempel notwendig gewesen, sondern um den Wunsch Davids zu erfüllen (Vergl. Anm. 41) und in Kraft der David für Salomon gegebenen Erlaubnis. [2Sam 7,13, 1Chr 28,2.6] Der Tempel ist also menschlichem Willen entsprungen, wenn auch mit Genehmigung Gottes. Wie mithin die Verehrung Gottes vom Tempel nicht abhing, so sollte sie auch nach Vollendung desselben nicht auf ihn beschränkt bleiben. Apostelgeschichte Apg 51 7 48 Sed non Excelsus in manufactis habitat, sicut Propheta dicit: Allein der Höchste⁴³ wohnt nicht in Gebäuden, von Menschen Händen gemacht, wie der Prophet sagt: [Jes 66,1] Apostelgeschichte Apg 51 7 48 43 Der Höchste: den Gegensatz bildet die Niedrigkeit eines Gebäudes durch Menschenhand. Apostelgeschichte Apg 51 7 49 Clum mihi sedes est: terra autem scabellum pedum meorum. Quam domum ædificabitis mihi, dicit Dominus? aut quis locus requietionis meæ est? Der Himmel ist mein Thron, die Erde aber der Schemel meiner Füße. Welches Haus werdet ihr mir bauen? spricht der Herr; oder welches ist die Stätte meiner Ruhe? Apostelgeschichte Apg 51 7 5 Et non dedit illi hereditatem in ea, nec passum pedis: sed repromisit dare illi eam in possessionem, et semini ejus post ipsum, cum non haberet filium. Und er gab ihm keinen Erbbesitz in demselben, auch nicht einen Fuß breit; sondern verhieß es ihm zum Besitze zu geben und seinen Nachkommen nach ihm, obwohl er noch keinen Sohn hatte.⁵ Apostelgeschichte Apg 51 7 5 5 Der heil. Stephanus hebt gewisse Grundzüge der Leitung Gottes hervor. Hoffen wider Hoffen [Röm 4,18] und Gehorsam aus dem Glauben, hier aus dem Glauben an das Wort des Herrn. [Gal 3,6] Gott gab dem Abraham nicht einen Fuß breit als vererbbaren Besitz, die Stelle des Gebens vertrat das Versprechen, und dies zu einer Zeit, wo Abraham noch kinderlos war. [Gen 12,7, Gen 15,18, Gen 13,15] So zeigte Gott schon am Beginn der Geschichte des auserwählten Volkes, dass dessen Geschick und Heil sich nicht nach irdischem Ermessen und Wollen gestalten solle, sondern dass Gott alles nach seinem Ratschlusse leiten werde. Da die Anklage besonders betont hatte, Stephanus rede gegen Moses und den Tempel, [Apg 6,11.13.14] so zeigt er, dass die gnädigen Verheißungen und Führungen Gottes längst vor Moses und dem Tempel und unabhängig davon sich zeigten, während die damaligen Juden sich gerade derart an Gesetz und Tempel hielten, als ob allein davon alles abhing. Apostelgeschichte Apg 51 7 50 Nonne manus mea fecit hæc omnia? Hat nicht meine Hand dieses alles gemacht?⁴⁴ Apostelgeschichte Apg 51 7 50 44 Der wahre Gott, der Schöpfer Himmels und der Erde, ist unendlich groß. Was ist gegen und für ihn auch ein großer prachtvoller Tempel? Überdies bauen die Menschen nichts aus ihrem Eigenen, alles zum Bau verwendete ist sein Werk. Vergl. [Jes 66,1.2] Apostelgeschichte Apg 51 7 51 Dura cervice, et incircumcisis cordibus, et auribus, vos semper Spiritui sancto resistitis, sicut patres vestri, ita et vos. Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren, ihr widerstehet allezeit dem Heiligen Geiste; wie eure Väter, so auch ihr!⁴⁵ Apostelgeschichte Apg 51 7 51 45 Entweder fühlte der heil. Stephanus, dass seine Worte den Juden anstößig waren, oder diese gaben Zeichen ihres Unwillens. Daher diese plötzliche vorwurfsvolle Anrede. Andere nehmen an, der Gegenstand sei erschöpft: Die Gnadenerweise Gottes waren nicht an den Tempel gebunden bis Salomon, also könne es kommen, dass Gott sich den Menschen überall offenbare und gnädig zeige. Nun folge die Anwendung: Indem ihr jetzt noch alles vom Tempel abhängig machet, widersteht ihr dem heil. Geiste. Vergl. [Apg 3,8]. Als der Tempel stand, verehrtet ihr Götzen, wenn Gott ohne Tempel verehrt werden will, tut ihr das Gegenteil (Chrys.). Die aus dem Gesetze und die Propheten entnommenen Worte mussten seine Hörer hart treffen: der Vorwurf der Widerspenstigkeit [Ex 32,9, Dtn 9,6], der Geistesrohheit [Lev 26,41], fast heidnischer Stumpfheit und Gleichgültigkeit. Vergl. [Jer 6,10] Apostelgeschichte Apg 51 7 52 Quem prophetarum non sunt persecuti patres vestri? Et occiderunt eos, qui prænuntiabant de adventu Justi, cujus vos nunc proditores, et homicidæ fuistis: Welchen der Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Sie haben die getötet, die da weissagten von der Ankunft des Gerechten, dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid,⁴⁶ Apostelgeschichte Apg 51 7 52 46 Der Gerechte ist Christus. Die Juden sind seine Verräter geworden, insofern sie ihn den Römern durch falsche Anklagen überlieferten, und seine Mörder, weil sie Pilatus zur Kreuzigung zwangen. Apostelgeschichte Apg 51 7 53 Qui accepistis legem in dispositione Angelorum, et non custodistis. die ihr das Gesetz durch die Dienstleistung der Engel⁴⁷ empfangen, aber nicht bewahrt habt. Apostelgeschichte Apg 51 7 53 47 Vergl. [Gal 3,19, Hebr 2,2]. Die Überlieferung, dass Engel das Gesetz dem Volke mitteilten, beruht auf [Dtn 33,2], wo es im Hebräischen heißt, dass Gott mit Tausenden der Heiligkeit d. h. in Begleitung zahlloser himmlischer Heerscharen erschien. Die Gesetzesübertretung ist umso strafbarer, weil das Gesetz durch Engel übermittelt ward. Apostelgeschichte Apg 51 7 54 Audientes autem hæc dissecabantur cordibus suis, et stridebant dentibus in eum. Als sie dieses hörten, ergrimmten sie in ihren Herzen, und knirschten mit den Zähnen wider ihn. Apostelgeschichte Apg 51 7 55 Cum autem esset plenus Spiritu sancto, intendens in clum, vidit gloriam Dei, et Jesum stantem a dextris Dei. Er aber voll des Heiligen Geistes, blickte gen Himmel, und sah die Herrlichkeit Gottes,⁴⁸ und Jesus zur Rechten Gottes stehen,⁴⁹ Apostelgeschichte Apg 51 7 55 48 Den Lichtglanz, in welchem Gott zu erscheinen pflegt, in einer Weise, die dem noch mit dem Leibe verbundenen Geiste angemessen war. Vergl. [Ex 16,10] Apostelgeschichte Apg 51 7 55 49 Nicht in sitzender Stellung. [Mt 26,64] Er hat sich gleichsam vom Throne erhoben, um seinem treuen Diener und Blutzeugen in seinem Triumphe beizustehen, (Greg. Gr.) und ihn als Sieger zu empfangen. Apostelgeschichte Apg 51 7 56 Et ait: Ecce video clos apertos, et Filium hominis stantem a dextris Dei. und sprach: Sehet, ich sehe die Himmel offen,⁵⁰ und den Menschensohn⁵¹ zur Rechten Gottes stehend. Apostelgeschichte Apg 51 7 56 50 Die Himmel: Mehrzahl nach dem Hebräischen. Er sieht mit den Augen des Geistes den Himmel offen. Apostelgeschichte Apg 51 7 56 51 Außer in den Evangelien kommt im N. T. dieses Wort nur an dieser Stelle vor. Es erinnert an das, was der Herr selbst an gleicher Stätte gesprochen. [Lk 22,69]. Die Juden wähnen eine neue Gotteslästerung zu hören, da er den Menschensohn Gott gleichstellt. Apostelgeschichte Apg 51 7 57 Exclamantes autem voce magna continuerunt aures suas, et impetum fecerunt unanimiter in eum. Sie aber mit lauter Stimme aufschreiend, hielten ihre Ohren zu, und stürzten einmütig auf ihn los.⁵² Apostelgeschichte Apg 51 7 57 52 Das hier Berichtete gilt wohl von allen Anwesenden. In V. 58 sind die Ankläger, Zeugen und andere mehr untergeordnete Juden zu verstehen. Der hohe Rat hatte zu diesem Vorgehen mitgeholfen und die Steinigung nicht verhindert. Apostelgeschichte Apg 51 7 58 Et ejicientes eum extra civitatem lapidabant: et testes deposuerunt vestimenta sua secus pedes adolescentis, qui vocabatur Saulus. Und nachdem sie ihn zur Stadt hinausgeschleppt, steinigten sie ihn,⁵³ und die Zeugen legten ihre Kleider zu den Füßen eines jungen Mannes nieder, der Saulus hieß.⁵⁴ Apostelgeschichte Apg 51 7 58 53 Nach dem Gesetze stand auf Gotteslästerung Steinigung. [Lev 24,14] Jene haben mich verstoßen, nimm du mich auf, ruft der heil. Märtyrer (Aug.). Was das in der rechten Seelenverfassung erduldete Martyrium Schuld und Strafe vollkommen tilgt, (Thom.) gelangen nach gewöhnlicher Annahme die Märtyrer unmittelbar nach dem Tode zur Seligkeit. Apostelgeschichte Apg 51 7 58 54 Junge Männer hießen die unverheirateten Männer bis zum 40. Jahre. Saulus stand damals jedenfalls schon im 30. Lebensjahre, denn öffentliche Ämter wurden vor diesem Alter nicht verliehen. Nach [Apg 8,3] ist aber Saulus mit einem solchen bekleidet. Die Ermordung des Stephanus fällt um das Jahr 37. (Nach anderen 33.) Wer hätte meinen sollen, dass derselbe Mann, der in so besonderer Weise seine Zustimmung zum Morde des heil. Stephanus gab, Erbe seines Geistes sein und denselben Glauben in der ganzen Welt verbreiten werde? Wie blieb ihm diese Stunde im Gedächtnisse bis an's Ende seines Lebens! Sind nicht die Worte des heil. Stephanus fast die letzten, die Paulus geschrieben: Ich bitte Gott, dass es ihnen nicht angerechnet werde? [2Tim 4,16] Apostelgeschichte Apg 51 7 59 Et lapidabant Stephanum invocantem, et dicentem: Domine Jesu suscipe spiritum meum. Und sie steinigten den Stephanus, welcher betete, und sprach: Herr Jesus, nimm meinen Geist auf!⁵⁵ Apostelgeschichte Apg 51 7 59 55 Jesu Worte [Lk 23,46] standen dem heil. Märtyrer wohl vor Augen. Der heil. Stephanus ist als erster Märtyrer einer der vorzüglichsten lebendigen Steine, aus denen Christus seine Kirche zu bauen beginnt. Apostelgeschichte Apg 51 7 6 Locutus est autem ei Deus: Quia erit semen ejus accola in terra aliena, et servituti eos subjicient, et male tractabunt eos annis quadringentis: Gott aber sprach zu ihm: Seine Nachkommen werden heimatlos sein in fremdem Lande, und man wird sie dienstbar machen und übel behandeln vierhundert Jahre.⁶ Apostelgeschichte Apg 51 7 6 6 Genauer 430 Jahre. [Ex 12,40] In dem mehr feierlichen Tone der Weissagung wird die runde Zahl genommen. Apostelgeschichte Apg 51 7 60 Positis autem genibus, clamavit voce magna, dicens: Domine ne statuas illis hoc peccatum. Et cum hoc dixisset, obdormivit in Domino. Saulus autem erat consentiens neci ejus. Und auf die Kniee fallend, rief er mit lauter Stimme, und sprach: Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an! und als er dies gesagt hatte, entschlief er im Herrn.⁵⁶ Saulus aber willigte mit ein in seinen Tod. Apostelgeschichte Apg 51 7 60 56 Dies Wort gebraucht das N. T. gern vom Tode der Gerechten. Vergl. [Apg 13,36, 1Kor 7,39, 1Kor 15,18] u. a. Apostelgeschichte Apg 51 7 7 Et gentem cui servierint, judicabo ego, dixit Dominus: et post hæc exibunt, et servient mihi in loco isto. Aber das Volk, dem sie dienstbar sein werden, werde ich richten, sprach der Herr; und darnach werden sie ausziehen, und werden mir an diesem Orte dienen. Apostelgeschichte Apg 51 7 8 Et dedit illi testamentum circumcisionis: et sic genuit Isaac, et circumcidit eum die octavo: et Isaac, Jacob: et Jacob, duodecim patriarchas. Und er gab ihm den Bund der Beschneidung;⁷ und so zeugte er den Isaak, und beschnitt ihn am achten Tage; und Isaak den Jakob, und Jakob die zwölf Stammväter. Apostelgeschichte Apg 51 7 8 7 [Gen 17,10, Röm 4,11] Der Herr schloss einen Bund, dessen Zeichen die Beschneidung war. Apostelgeschichte Apg 51 7 9 Et patriarchæ æmulantes, Joseph vendiderunt in gyptum: et erat Deus cum eo: Und die Stammväter beneideten den Joseph, und verkauften ihn nach Ägypten; aber Gott war mit ihm, Apostelgeschichte Apg 51 0 1 II. Die Verbreitung der Kirche in Syrien und Palästina. Die Bekehrung des heil. Paulus. (8,4 9,43) Verbreitung der Kirche in Judäa und Samaria. (V. 25) Die Bekehrung des äthiopischen Kämmerers. (V. 39) Verbreitung des Christentumes in den westlichen Küstenstädten von Azotus bis Cäsarea. Apostelgeschichte Apg 51 8 1 Facta est autem in illa die persecutio magna in Ecclesia, quæ erat Jerosolymis, et omnes dispersi sunt per regiones Judææ, et Samariæ præter Apostolos. Es erhob sich aber an jenem Tage¹ eine große Verfolgung gegen die Kirche zu Jerusalem, und alle zerstreuten² sich in die Gegenden von Judäa und Samaria, die Apostel ausgenommen. Apostelgeschichte Apg 51 8 1 1 Es ist dies wohl der Tag, an welchem Stephanus gesteinigt ward. Apostelgeschichte Apg 51 8 1 2 Nach Judäa und Samaria zu gehen lag den Christen zunächst. Dort wurden die Vertriebenen selbst Glaubensboten (V. 4). Die Apostel blieben in Jerusalem, weil sie keine Mietlinge waren. [Joh 10,13] Nach einer Überlieferung (Clem. Alex., Euseb.) sollen sie von dem Heilande den Auftrag gehabt haben, zwölf Jahre in Jerusalem zu bleiben. Apostelgeschichte Apg 51 8 10 Cui auscultabant omnes a minimo usque ad maximum, dicentes: Hic est virtus Dei, quæ vocatur magna. Alle hingen ihm an vom Kleinsten bis zum Größten, indem sie sagten: Dieser ist die Kraft Gottes, welche die große heißt.⁶ Apostelgeschichte Apg 51 8 10 6 Simon der Magier galt demnach den Samaritern als offenbar gewordener Gott, oder, wie der heil. Justin sagt, als der erste Gott, über aller anderen Gewalt und Macht. Die große: das griechische Wort ist gleichklingend mit einem samaritischen, welches offenbarend bedeutet. Man hat deshalb auch vermutet, dass der Sinn ist: Die Kraft Gottes, welche die offenbarende genannt wird. Apostelgeschichte Apg 51 8 11 Attendebant autem eum: propter quod multo tempore magiis suis dementasset eos. Sie achteten aber auf ihn, weil er sie lange Zeit mit seinen Zauberkünsten betört hatte. Apostelgeschichte Apg 51 8 12 Cum vero credidissent Philippo evangelizanti de regno Dei, in nomine Jesu Christi baptizabantur viri, ac mulieres. Als sie aber dem Philippus glaubten, der ihnen die frohe Botschaft vom Reiche Gottes verkündigte, ließen sich Männer und Frauen taufen im Namen Jesu Christi.⁷ Apostelgeschichte Apg 51 8 12 7 Griech.: Nachdem sie aber dem Philippus geglaubt, welcher ihnen die frohe Botschaft von dem Reiche Gottes und dem Namen Jesu Christi brachte, wurden sie getauft. Apostelgeschichte Apg 51 8 13 Tunc Simon et ipse credidit: et cum baptizatus esset, adhærebat Philippo. Videns etiam signa, et virtutes maximas fieri, stupens admirabatur. Da glaubte⁸ auch Simon selbst, ließ sich taufen, und hielt sich zu Philippus; und da er Zeichen und sehr große Wunder geschehen sah, staunte er und verwunderte sich. Apostelgeschichte Apg 51 8 13 8 Er gab vor zu glauben (Ambr., Cyr. v. Jerus., Chrys., Hier.) oder er glaubte zwar, aber nur äußerlich, ohne die rechtfertigende Gnade in sein Herz aufzunehmen. Da er nun vom Christentume nur die Wundermacht begehrte, nicht innere Rechtfertigung und Heilung (V. 22), so nützte ihm die Taufe nichts, weil die Erleuchtung und Heiligung des Herzens durch den Heil. Geist nicht stattfand. Der heil. Chrysostomos vergleicht ihn mehrfach mit Judas, dem Verräter. Apostelgeschichte Apg 51 8 14 Cum autem audissent Apostoli, qui erant Jerosolymis, quod recepisset Samaria verbum Dei, miserunt ad eos Petrum, et Joannem: Als aber die Apostel, die in Jerusalem waren, hörten, dass Samaria das Wort Gottes angenommen habe, sandten sie den Petrus und Johannes⁹ zu ihnen. Apostelgeschichte Apg 51 8 14 9 Johannes, der einst auf die Samariter Rache (Feuer) herabrufen wollte [Lk 9,54], soll nun auf sie das milde Feuer des Heil. Geistes herabrufen. Apostelgeschichte Apg 51 8 15 Qui cum venissent, oraverunt pro ipsis ut acciperent Spiritum sanctum: Da diese gekommen waren, beteten sie für dieselben, dass sie den heiligen Geist empfangen möchten; Apostelgeschichte Apg 51 8 16 Nondum enim in quemquam illorum venerat, sed baptizati tantum erant in nomine Domini Jesu. denn er war noch über keinen von ihnen gekommen, sondern sie waren nur im Namen des Herrn getauft worden. Apostelgeschichte Apg 51 8 17 Tunc imponebant manus super illos, et accipiebant Spiritum sanctum. Darauf legten sie ihnen die Hände auf, und sie empfingen den Heiligen Geist.¹⁰ Apostelgeschichte Apg 51 8 17 10 Das Innewohnen der Heil. Geistes gibt sich in den Gläubigen dieser Zeit oft durch ein äußeres Zeichen kund. So äußerte er sich in den Aposteln durch die Sprachengabe [Apg 2,14], so auch vor der Taufe des ersten Heiden, damit der heil. Petrus erkannte, dass Gott die Heiden so wie die Juden mit seiner Gnade beschenke. Das apostolische Jahrhundert soll den Übergang von der außerordentlichen, mithin zur zeitweiligen unmittelbar gottmenschlichen Tätigkeit zu der in der Kirche gegründeten, ordentlichen und dauernden Wirksamkeit des verklärten Heilandes vollenden. Was die Apostel selbst empfangen, die Fülle des Heil. Geistes zur Vollkraft des in der Taufe durch denselben heil. Geist gewirkten neuen Lebens, spenden sie nun selbst in dem Sakramente der Firmung, das von der Taufe unterschieden ist. Ein besonders äußeres Zeichen, die Handauflegung, kennzeichnet das Sakrament, welches durch die mit dem Zeichen verbundenen Worte vollendet wird. Wenn jemand sagt, bestimmt der Kirchenrat von Trient (Sitzung 7, Kann. 1), die Firmung der Getauften sei eine bloße Zeremonie und nicht vielmehr ein wahres und eigentliches Sakrament, oder sie sei einst nichts anderes gewesen als ein Unterricht, mit dem diejenigen, welche den Jünglingsjahren nahe gekommen waren, die Art ihres Glaubens in der Kirche erklärten, der sei im Banne. Dass Philippus nicht die Hände auflegte, geschah nicht aus Mangel an Eifer, sondern an Machtvollkommenheit. Die wunderbaren Gaben, welche Gott bei dieser Gelegenheit spendete, wurden allmählich seltener. Apostelgeschichte Apg 51 8 18 Cum vidisset autem Simon quia per impositionem manus Apostolorum daretur Spiritus sanctus, obtulit eis pecuniam. Als aber Simon sah, dass durch die Auflegung der Hände der Apostel der Heilige Geist verliehen werde, bot er ihnen Geld an, Apostelgeschichte Apg 51 8 19 Dicens: Date et mihi hanc potestatem, ut cuicumque imposuero manus, accipiat Spiritum sanctum. Petrus autem dixit ad eum: indem er sprach: Gebet auch mir diese Gewalt, dass jeder, dem ich die Hände auflege, den Heiligen Geist empfange.¹¹ Petrus aber sprach zu ihm: Apostelgeschichte Apg 51 8 19 11 Die Handauflegung kam dem Zauberer wie ein Zaubermittel vor. Nicht die innere erleuchtende und seligmachende Wirksamkeit des heil. Geistes, sondern nur die äußere wunderbare Erscheinung hatte für den ganz in's Zeitliche versunkenen Mann Wert, den er nach Geld bemessen wollte. Deshalb hat die Kirche das sündhafte Bestreben, die geistlichen Güter zum zeitlichen Gewinne zu missbrauchen, und insbesondere geistliche Ämter wegen des mit denselben verbundenen zeitlichen Vorteiles geistige Güter zu kaufen oder zu verkaufen, nach dem Namen jenes Zauberers Simonie genannt. Apostelgeschichte Apg 51 8 2 Curaverunt autem Stephanum viri timorati, et fecerunt planctum magnum super eum. Den Stephanus aber bestatteten gottesfürchtige Männer,³ und hielten eine große Klage über ihn. Apostelgeschichte Apg 51 8 2 3 Damit können Christen oder auch fromme Juden, vergl. [Lk 2,25, Apg 2,5], gemeint sein. Apostelgeschichte Apg 51 8 20 Pecunia tua tecum sit in perditionem: quoniam donum Dei existimasti pecunia possideri. Dein Geld sei mit dir in's Verderben, weil du meintest, die Gabe Gottes werde um Geld erworben.¹² Apostelgeschichte Apg 51 8 20 12 Die Worte des heil. Petrus enthalten eine Androhung, nicht die Verhängung des Fluches und des Ausschlusses vom ewigen Heile: weil und wenn diese Bosheit in deinem Herzen bleibt. Der Apostelfürst möchte den Vollzug des angedrohten Urteils durch die Bekehrung des Sünders abgewendet sehen (V. 22). Das ist der Geist der Kirche zu allen Zeiten, dass sie nie straft, ohne zugleich das Heil des Gestraften zu suchen. Apostelgeschichte Apg 51 8 21 Non est tibi pars, neque sors in sermone isto: cor enim tuum non est rectum coram Deo. Du hast keinen Anteil noch Erbe an dieser Lehre;¹³ denn dein Herz ist nicht gerade¹⁴ vor Gott. Apostelgeschichte Apg 51 8 21 13 D. i. an der Sache: der Fähigkeit, den Heil. Geist zu erteilen, welche vor allem eine wahre Zugehörigkeit zu Christus voraussetzt. Apostelgeschichte Apg 51 8 21 14 Dein Herz ist im Gegenteile von Gott abgewendet und trotz der Taufe voll Geldsucht, Ehrgeiz und Heuchelei. Apostelgeschichte Apg 51 8 22 Pnitentiam itaque age ab hac nequitia tua: et roga Deum, si forte remittatur tibi hæc cogitatio cordis tui. Bekehre dich also von dieser deiner Bosheit, und bitte Gott, ob dir vielleicht dieser Gedanke deines Herzens vergeben werde.¹⁵ Apostelgeschichte Apg 51 8 22 15 Die Worte lassen einen Zweifel erkennen, ob Simon wirklich Buße tun wird. Jedenfalls kann im Augenblick von einer Lossprechung nicht die Rede sein (V. 23). Apostelgeschichte Apg 51 8 23 In felle enim amaritudinis, et obligatione iniquitatis video te esse. Denn ich sehe, dass du in der Galle der Bitterkeit¹⁶ und in der Fessel der Ruchlosigkeit bist. Apostelgeschichte Apg 51 8 23 16 In Bitterkeit, wie in Galle; in Ruchlosigkeit befangen, wie in einer Fessel. Der Gedanke lehnt sich wohl an [Dtn 29,18] an: du bist in großer sittlicher Verderbnis. Apostelgeschichte Apg 51 8 24 Respondens autem Simon, dixit: Precamini vos pro me ad Dominum, ut nihil veniat super me horum, quæ dixistis. Simon aber antwortete, und sprach: Bittet ihr den Herrn für mich, dass nichts von dem, was ihr gesagt habet, über mich komme!¹⁷ Apostelgeschichte Apg 51 8 24 17 Simon wünscht der Strafe zu entgehen. Er hat nicht Vertrauen genug, um sich selbst an Gott zu wenden, und bittet Petrus um sein Gebet bei Gott. Hiermit scheidet die Apostelgeschichte von ihm. Nach Iren., Euseb. u. a. war seine Reue keine tiefgehende und dauernde. Er blieb Zauberer, wurde Irrlehrer und war dem Christentume feindlich. Wie viel von dem sonst noch über ihn Berichteten der Geschichte angehört, ist unentschieden. Bekannt ist die Legende von seinem durch den heil. Petrus bewirkten Sturze, als Simon der Magier sich anmaß, gen Himmel zu fahren. Apostelgeschichte Apg 51 8 25 Et illi quidem testificati, et locuti verbum Domini, redibant Jerosolymam, et multis regionibus Samaritanorum evangelizabant. Nachdem nun diese Zeugnis gegeben und das Wort des Herrn geredet hatten, kehrten sie nach Jerusalem zurück, und verkündeten in vielen Gegenden der Samariter¹⁸ die frohe Botschaft. Apostelgeschichte Apg 51 8 25 18 Nur ein Teil des samaritischen Volkes wurde christlich. Auch bei diesen Bekehrungen war Philippus ein Werkzeug des Herrn. Apostelgeschichte Apg 51 8 26 Angelus autem Domini locutus est ad Philippum, dicens: Surge, et vade contra meridianum ad viam, quæ descendit ab Jerusalem in Gazam: hæc est deserta. Ein Engel des Herrn aber redete zu Philippus, und sprach: Mache dich auf, und gehe gegen Mittag auf den Weg, der von Jerusalem nach Gaza¹⁹ hinabführt. Es ist der öde Weg. Apostelgeschichte Apg 51 8 26 19 Gaza war eine uralte Stadt, welche lange Zeit von den Philistern bewohnt ward, an der Grenze von Kanaan am mittelländischen Meere gelegen. Da mehrere Straßen dorthin führten, wird Philippus diejenige genannt, auf welche er den Äthiopier nicht verfehlen konnte (Chrys.). Wieder ist es Christus selbst, welcher in außerordentlicher Weise der Mission seiner Kirche Ziel und Wege zeigt. Deshalb wird Philippus nicht durch die Apostel, sondern durch die Erscheinung eines Engels aus Samaria abgerufen. Apostelgeschichte Apg 51 8 27 Et surgens abiit. Et ecce vir thiops, eunuchus, potens Candacis reginæ thiopum, qui erat super omnes gazas ejus: venerat adorare in Jerusalem: Da machte er sich auf, und ging. Und siehe, ein Mann aus Äthiopien, ein Kämmerer,²⁰ ein Gewalthaber der Kandace,²¹ der Königin von Äthiopien, der über alle ihre Schätze gesetzt war, war nach Jerusalem gekommen, um anzubeten. Apostelgeschichte Apg 51 8 27 20 Eigentlich: Ein Verschnittener, ein hoher Hof- oder Palastbeamte. Von Geburt ein Heide, war er wohl ein Proselyt. (V. 30ff) Apostelgeschichte Apg 51 8 27 21 Kandace: die Beherrscherinnen der Halbinsel Merve am oberen Nil führten diesen Titel. Apostelgeschichte Apg 51 8 28 Et revertebatur sedens super currum suum, legensque Isaiam prophetam. und kehrte nun zurück, auf seinem Wagen sitzend, und las den Propheten Isaias.²² Apostelgeschichte Apg 51 8 28 22 Er las den Propheten Isaias in der Übersetzung der Septuaginta (V. 32) und zwar laut. Apostelgeschichte Apg 51 8 29 Dixit autem Spiritus Philippo: Accede, et adjunge te ad currum istum. Der Geist aber sprach zu Philippus: Gehe hinzu, und halte dich zu diesem Wagen! Apostelgeschichte Apg 51 8 3 Saulus autem devastabat Ecclesiam per domos intrans, et trahens viros, ac mulieres, tradebat in custodiam. Saulus aber verwüstete die Kirche, indem er in die Häuser eindrang, und Männer und Weiber fortschleppte, und sie ins Gefängnis lieferte. Apostelgeschichte Apg 51 8 30 Accurrens autem Philippus, audivit eum legentem Isaiam prophetam, et dixit: Putasne intelligis quæ legis? Da lief Philippus hinzu, und hörte ihn den Propheten Isaias lesen, und sprach: Verstehst du wohl, was du liesest? Apostelgeschichte Apg 51 8 31 Qui ait: Et quomodo possum, si non aliquis ostenderit mihi? Rogavitque Philippum ut ascenderet, et sederet secum. Er sagte: Wie kann ich es, wenn mich niemand anleitet?²³ Und er bat den Philippus, aufzusteigen und sich zu ihm zu setzen. Apostelgeschichte Apg 51 8 31 23 Die heilige Schrift ist also auch für gebildete Leser nicht so klar, dass diese nicht der Unterweisung bedürften (Hier.). Apostelgeschichte Apg 51 8 32 Locus autem Scripturæ, quam legebat, erat hic: Tamquam ovis ad occisionem ductus est: et sicut agnus coram tondente se, sine voce, sic non aperuit os suum. Die Stelle der Schrift aber, die er las, war diese: Wie ein Schaf ward er zur Schlachtbank geführt; und wie ein Lamm, das vor seinem Scherer stumm ist, so tat er seinen Mund nicht auf. Apostelgeschichte Apg 51 8 33 In humilitate judicium ejus sublatum est. Generationem ejus quis enarrabit, quoniam tolletur de terra vita ejus? In seiner Erniedrigung²⁴ ward sein Gericht²⁵ aufgehoben. Sein Geschlecht²⁶ aber wer wird es beschreiben? denn sein Leben wird von der Erde hinweggenommen werden. [Jes 53,7-8] Apostelgeschichte Apg 51 8 33 24 In der Erniedrigung bis zum Tode am Kreuze. Apostelgeschichte Apg 51 8 33 25 Er ward höchst niedrig behandelt, so dass er kein gerechtes Gericht fand (Hier.). Apostelgeschichte Apg 51 8 33 26 Die meisten griech. Väter fassen dies Wort im Sinne von Herkunft, doch der eigentliche Sinn ist wohl: wer kann jenes (boshafte, ungerechte) Geschlecht beschreiben, das ihn so grausam zum Tode brachte! Apostelgeschichte Apg 51 8 34 Respondens autem eunuchus Philippo, dixit: Obsecro te, de quo Propheta dicit hoc? de se, an de alio aliquo? Es hob aber der Kämmerer an, und sprach zu Philippus: Ich bitte dich, von wem sagt der Prophet dieses? von sich selbst oder von einem andern?²⁷ Apostelgeschichte Apg 51 8 34 27 Der Kämmerer kante wohl die Überlieferung über das grausame Ende des Propheten. Er liest die Worte des Propheten noch einmal an der Seite des Philippus, ohne zu ahnen, dass Gott seiner ernstlich die Wahrheit suchenden Seele selbst einen Boten wunderbar gesendet hat. Apostelgeschichte Apg 51 8 35 Aperiens autem Philippus os suum, et incipiens a Scriptura ista, evangelizavit illi Jesum. Da tat Philippus seinen Mund auf, und verkündigte ihm, von dieser Schriftstelle anfangend, die frohe Botschaft von Jesus.²⁸ Apostelgeschichte Apg 51 8 35 28 Jesus war im Buchstaben der Weissagung verborgen. Doch der Weg zu ihm wird nicht gefunden ohne die führende Hand seiner Boten, ohne die Leitung der Kirche (Hier.). Philippus spricht dem Kämmerer wohl vom Leben und Leiden des Herrn und von der Taufe. Apostelgeschichte Apg 51 8 36 Et dum irent per viam, venerunt ad quamdam aquam: et ait eunuchus: Ecce aqua, quid prohibet me baptizari? Und als sie auf dem Wege fortzogen, kamen sie an ein Wasser, und der Kämmerer sprach: Siehe, da ist Wasser! Was hindert, dass ich getauft werde? Apostelgeschichte Apg 51 8 37 Dixit autem Philippus: Si credis ex toto corde, licet. Et respondens ait: Credo Filium Dei esse Jesum Christum. Philippus aber sprach: Wenn du von ganzem Herzen glaubst, so kann es geschehen. Er antwortete, und sprach: Ich glaube, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist. Apostelgeschichte Apg 51 8 38 Et jussit stare currum; et descenderunt uterque in aquam, Philippus, et eunuchus, et baptizavit eum. Da ließ er den Wagen halten; und sie stiegen beide hinab in das Wasser, Philippus und der Kämmerer; und er taufte ihn. Apostelgeschichte Apg 51 8 39 Cum autem ascendissent de aqua, Spiritus Domini rapuit Philippum, et amplius non vidit eum eunuchus. Ibat autem per viam suam gaudens. Als sie aber aus dem Wasser heraufgestiegen waren, entrückte der Geist des Herrn den Philippus²⁹ und der Kämmerer sah ihn nicht mehr. Er setzte aber seinen Weg fort, voll Freuden. Apostelgeschichte Apg 51 8 39 29 Auf wunderbare Weise wird Philippus entrückt. Vor der Taufe hatte der Kämmerer das Wort des Herrn zur Stütze seines Glaubens gehabt. Nach derselben wird ihm durch das Wunder gezeigt, dass Philippus nicht zufällig mit ihm zusammengetroffen ist. Mit welcher Freude kehrt er jetzt in seine Heimat zurück, in welcher fortan nach dem Zeugnisse der Geschichte das Licht des Glaubens nicht erlosch. Apostelgeschichte Apg 51 8 4 Igitur qui dispersi erant pertransibant, evangelizantes verbum Dei. Diejenigen nun, welche sich zerstreut hatten, zogen umher, und verkündigten die frohe Botschaft des Wortes Gottes. Apostelgeschichte Apg 51 8 40 Philippus autem inventus est in Azoto, et pertransiens evangelizabat civitatibus cunctis, donec veniret Cæsaream. Philippus aber ward in Azot³⁰ gefunden. Und er zog durch das Land, und verkündigte das Evangelium allen Städten, bis er nach Cäsarea kam.³¹ Apostelgeschichte Apg 51 8 40 30 Azot oder Asdod war eine Stadt am mittelländischen Meere, nördlich von Gaza. Apostelgeschichte Apg 51 8 40 31 Cäsarea, mit dem Namen Augusti, lag nordwestlich von Jerusalem am Mittelmeere. Man hält die Stadt für den Wohnort des Philippus. Vergl. [Apg 21,8]. Apostelgeschichte Apg 51 8 5 Philippus autem descendens in civitatem Samariæ, prædicabat illis Christum. Philippus aber⁴ zog hinab in die Hauptstadt Samaria's, und predigte ihnen Christus. Apostelgeschichte Apg 51 8 5 4 Ausführlich wird die Wirksamkeit eines Glaubensboten geschildert, des Diakonen Philippus, vergl. [Apg 6,5], der wegen seiner Tätigkeit [Apg 21,8] Evangelist genannt wird. Die damalige Hauptstadt von Samaria war Sebaste, das frühere Samaria. Apostelgeschichte Apg 51 8 6 Intendebant autem turbæ his, quæ a Philippo dicebantur unanimiter audientes, et videntes signa quæ faciebat. Und das Volk achtete einmütig auf das, was Philippus sagte, da es die Zeichen hörte und sah, die er tat. Apostelgeschichte Apg 51 8 7 Multi enim eorum, qui habebant spiritus immundos, clamantes voce magna exibant. Multi autem paralytici, et claudi curati sunt. Denn von vielen, welche unreine Geister hatten, fuhren dieselben unter lautem Geschrei aus. Und viele Gichtbrüchige und Lahme wurden geheilt. Apostelgeschichte Apg 51 8 8 Factum est ergo gaudium magnum in illa civitate. Es entstand also eine große Freude in jener Stadt. Apostelgeschichte Apg 51 8 9 Vir autem quidam nomine Simon, qui ante fuerat in civitate magnus, seducens gentem Samariæ, dicens se esse aliquem magnum: Es war aber ein Mann da mit Namen Simon, der zuvor in der Stadt Zauberei getrieben und das Volk von Samaria irre geführt hatte, indem er vorgab, er sei etwas Großes.⁵ Apostelgeschichte Apg 51 8 9 5 Simon stammte aus Samaria (Justin). Wie Elymas aus Cypern [Apg 13,6] und die umherziehenden Teufelsbeschwörer zu Ephesus [Apg 19,13], gehört er zu der in der Zeit nach Christus zahlreichen Klasse von Zauberschwindlern. Er trieb wohl Geisterbeschwörungen, Weissagekunst, Krankenheilung usw. Apostelgeschichte Apg 51 0 1 Sendung des Saulus nach Damaskus und seine Bekehrung. (V. 19) Missionstätigkeit des heil. Paulus zu Damaskus und Flucht. (V. 25) Erster Besuch des heil. Paulus zu Jerusalem. (V. 30) Wirksamkeit des heil. Petrus zu Lydda und Joppe. Apostelgeschichte Apg 51 9 1 Saulus autem adhuc spirans minarum, et cædis in discipulos Domini, accessit ad principem sacerdotum. Saulus aber noch¹ Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn atmend, ging zum Hohenpriester,² [Gal 1,13] Apostelgeschichte Apg 51 9 1 1 Während durch Philippus Belehrung das Licht des Evangeliums bereits in fernen Heidenländern leuchtete, war Paulus noch bemüht, es unter den Juden auszulöschen. Apostelgeschichte Apg 51 9 1 2 Der Hohepriester ist wohl Theophilus, der in den Jahren 37 42 die höchste Würde innehatte. Apostelgeschichte Apg 51 9 10 Erat autem quidam discipulus Damasci, nomine Ananias: et dixit ad illum in visu Dominus: Anania. At ille ait: Ecce ego, Domine. Es war aber ein Jünger zu Damaskus, mit Namen Ananias.¹⁰ Zu diesem sprach der Herr in einem Gesichte: Ananias! Er antwortete: Siehe, Herr, hier bin ich. Apostelgeschichte Apg 51 9 10 10 Ananias war selbst ein streng gesetzlicher Jude gewesen. Vergl. [Apg 22,12] und wohl in Damaskus heimisch. Nach einer Überlieferung war er einer der 70 Jünger. (Ökum.) Apostelgeschichte Apg 51 9 11 Et Dominus ad eum: Surge, et vade in vicum, qui vocatur rectus: et quære in domo Judæ Saulum nomine Tarsensem: ecce enim orat. Und der Herr sprach zu ihm: Stehe auf, und gehe in die Straße, welche die gerade heißt, und frage im Hause des Judas nach jemanden mit Namen Saulus aus Tarsus; denn siehe, er betet. Apostelgeschichte Apg 51 9 12 (Et vidit virum Ananiam nomine, introeuntem, et imponentem sibi manus ut visum recipiat.) (Und er hat einen Mann mit Namen Ananias eintreten, und ihm die Hände auflegen sehen, damit er wieder sehend werde.)¹¹ Apostelgeschichte Apg 51 9 12 11 Er hat in einem Gesichte bereits dich tun gesehen, was ich dir jetzt auftrage. Dieses Ereignis hat große Ähnlichkeit mit der Geschichte des Kornelius und Petrus. Apostelgeschichte Apg 51 9 13 Respondit autem Ananias: Domine, audivi a multis de viro hoc, quanta mala fecerit sanctis tuis in Jerusalem: Ananias aber antwortete: Herr! ich habe von vielen gehört, wie viel Böses dieser Mann deinen Heiligen in Jerusalem angetan hat. Apostelgeschichte Apg 51 9 14 Et hic habet potestatem a principibus sacerdotum alligandi omnes, qui invocant nomen tuum. Und hier hat er Vollmacht von den Hohenpriestern, alle, die deinen Namen anrufen,¹² zu fesseln. Apostelgeschichte Apg 51 9 14 12 Der Name Heilige oder die den Herrn anrufen, vergl. [Ps 15,3] und [Joel 2,21], wird häufig zur Bezeichnung der Christen gebraucht. Apostelgeschichte Apg 51 9 15 Dixit autem ad eum Dominus: Vade, quoniam vas electionis est mihi iste, ut portet nomen meum coram gentibus, et regibus, et filiis Israel. Der Herr sprach zu ihm: Gehe hin! denn dieser ist mir ein auserwähltes Werkzeug, meinen Namen vor Heiden¹³ und Könige und die Kinder Israels zu tragen. Apostelgeschichte Apg 51 9 15 13 Wie wenig sind oft unsere Gedanken Gottes Gedanken! Die Heiden stehen voran, weil der heil. Paulus hauptsächlich für sie berufen wird. Apostelgeschichte Apg 51 9 16 Ego enim ostendam illi quanta oporteat eum pro nomine meo pati. Denn¹⁴ ich werde ihm zeigen, wie viel er für meinen Namen leiden muss. Apostelgeschichte Apg 51 9 16 14 Zusammenhang: Ich habe ihn erwählt und er wird der Erwählung heldenmütig entsprechen, denn ich werde ihm offenbaren, wie viel er leiden muss. Infolge dieser Offenbarung wird er große Leiden übernehmen, um seinem Berufe zu entsprechen. Die Aufgabe des apostolischen Arbeiters besteht also ebenso im Leiden, wie im Wirken. Vergl. [Röm 5,3, 2Kor 1,5] Apostelgeschichte Apg 51 9 17 Et abiit Ananias, et introivit in domum: et imponens ei manus, dixit: Saule frater, Dominus misit me Jesus, qui apparuit tibi in via, qua veniebas, ut videas, et implearis Spiritu sancto. Da ging Ananias hin, und trat in das Haus, und ihm die Hände auflegend¹⁵ sprach er: Bruder Saulus! der Herr Jesus, der dir auf dem Wege, auf dem du kamest, erschienen ist, hat mich zu dir gesandt, damit du sehend und mit dem Heiligen Geiste erfüllt werdest. Apostelgeschichte Apg 51 9 17 15 [Mk 16,18] wird erfüllt. Apostelgeschichte Apg 51 9 18 Et confestim ceciderunt ab oculis ejus tamquam squamæ, et visum recepit: et surgens baptizatus est. Und sogleich fiel es wie Schuppen¹⁶ von seinen Augen, und er erhielt das Gesicht wieder, stand auf, und wurde getauft.¹⁷ Apostelgeschichte Apg 51 9 18 16 Vergl. [Tob 11,14.15]. Apostelgeschichte Apg 51 9 18 17 Nicht durch die Berufung des Herrn, sondern durch die Taufe wurde Paulus ein Glied der sichtbaren Kirche. Die Blindheit des Saulus wie deren Aufhebung haben übernatürlichen, und sinnbildlichen Charakter. Eigenwille und falsches Wissen hatten das Herz des Saulus mit Dunkel und Härte überzogen; als diese Schleier fielen, stand klares Gotteslicht vor ihm. (Greg. v. Nyss.) Die Kirche sah zu aller Zeit in der Bekehrung des Verfolgers Saulus die kostbarste Frucht des Gebetes und des Opfers ihres ersten Märtyrers Stephanus. Apostelgeschichte Apg 51 9 19 Et cum accepisset cibum, confortatus est. Fuit autem cum discipulis, qui erant Damasci, per dies aliquot. Dann nahm er Speise, und kam wieder zu Kräften. Er hielt sich aber bei den Jüngern, die zu Damaskus waren, einige Tage auf.¹⁸ Apostelgeschichte Apg 51 9 19 18 Die Bekehrung des heil. Paulus war für die Kirche ein so folgenschweres Ereignis, dass sie das Gedächtnis derselben jährlich am 25. Januar begeht. Bald begibt sich Paulus nach Arabien [Gal 1,17] an die Stätte, wo der A. B. seinen Anfang genommen und Elias göttliche Aufträge empfing. [1Kön 19] Diese Reise wird vom heil. Lukas übergangen, da sie eine private, nicht eine apostolische Reise war. Er erzählt nur die Geschichte der Urkirche, will aber nicht eine Lebensbeschreibung der einzelnen Apostel geben. Solche Auslassungen (wie hier zwischen V. 22 und V. 13 die aramäische Reise einzuschalten wäre), kommen bei dem heil. Lukas öfter vor. Apostelgeschichte Apg 51 9 2 Et petiit ab eo epistolas in Damascum ad synagogas: ut si quos invenisset hujus viæ viros, ac mulieres, vinctos perduceret in Jerusalem. und erbat sich von ihm Briefe nach Damaskus an die Synagogen, damit, wenn er welche fände, die dieses Weges³ wären, Männer und Weiber, er sie gefesselt nach Jerusalem führte.⁴ Apostelgeschichte Apg 51 9 2 3 Des Weges sein: eine religiöse Überzeugung und Lehre haben. Hier ist die christliche gemeint. An anderen Stellen [Apg 18,25.26] heißt der christliche Glaube der Weg des Herrn, der Weg Gottes, während er hier und an anderen Orten [Apg 19,9.23, Apg 22,4, Apg 24,14] schlechthin der Weg genannt wird. Mit der größeren Verbreitung des Christentums verschwand der Name. Apostelgeschichte Apg 51 9 2 4 Die örtlichen Gerichtshöfe konnten nicht über Gotteslästerung und Abfall urteilen, sondern diese Sachen gehörten vor den hohen Rat. Vergl. [Mt 5,22, Mt 10,17]. Die Christen standen noch in Verbindung mit den Synagogen, zumal sie sich in Palästina noch als ein Volk mit den Juden fühlten. Apostelgeschichte Apg 51 9 20 Et continuo in synagogis prædicabat Jesum, quoniam hic est Filius Dei. Und alsbald predigte er in den Synagogen Jesus, dass dieser der Sohn Gottes sei. Apostelgeschichte Apg 51 9 21 Stupebant autem omnes, qui audiebant, et dicebant: Nonne hic est, qui expugnabat in Jerusalem eos, qui invocabant nomen istud: et huc ad hoc venit ut vinctos illos duceret ad principes sacerdotum? Es staunten aber alle, die es hörten, und sprachen: Ist nicht dieser es, welcher in Jerusalem die Jünger verfolgte, die diesen Namen anriefen? und der dazu hierher gekommen ist, um sie zu fesseln und zu den Hohenpriestern zu führen? Apostelgeschichte Apg 51 9 22 Saulus autem multo magis convalescebat, et confundebat Judæos, qui habitabant Damasci, affirmans quoniam hic est Christus. Saulus aber erstarkte immer mehr, und brachte die Juden, welche zu Damaskus wohnten, in Verwirrung, indem er bewies,¹⁹ dass dieser Christus sei. Apostelgeschichte Apg 51 9 22 19 Das griechische Wort weist darauf hin, dass Paulus Stellen aus dem A. T. mit dem Leben des Herrn zusammenstellte, und so diesen als Messias erwies. Apostelgeschichte Apg 51 9 23 Cum autem implerentur dies multi, consilium fecerunt in unum Judæi ut eum interficerent. Als nun viele Tage²⁰ verflossen waren, hielten die Juden miteinander Rat, ihn zu töten. Apostelgeschichte Apg 51 9 23 20 Genauer etwa 3 Jahre. Die Reise nach Jerusalem fällt also, wenn wir die Bekehrung in das Jahr 37 setzen (andere setzen dieselbe in das Jahr 34), in das Jahr 39 oder 40 n. Chr. Apostelgeschichte Apg 51 9 24 Notæ autem factæ sunt Saulo insidiæ eorum. Custodiebant autem et portas die ac nocte, ut eum interficerent. Jedoch wurden ihre Anschläge dem Saulus bekannt. Sie²¹ bewachten aber Tag und Nacht die Tore, damit sie ihn töteten. [2Kor 11,32.33] Apostelgeschichte Apg 51 9 24 21 Entweder die Juden selbst oder auf ihr Anstiften die Soldaten des Statthalters. [2Kor 11,32] Apostelgeschichte Apg 51 9 25 Accipientes autem eum discipuli nocte, per murum dimiserunt eum, submittentes in sporta. Da nahmen ihn die Jünger bei Nacht, und ließen ihn über die Mauer in einem Korbe hinab.²² Apostelgeschichte Apg 51 9 25 22 Ein Haus stieß wohl mit der Rückwand an die Mauer. Als Bevollmächtigter des hohen Rates war Paulus nach Damaskus zu den Synagogen gesandt worden, als Prediger des Herrn entflieht er ihrem Zorne bei Nacht, wie ehedem die Kundschafter aus dem Hause der Rahab. [Jos 2,15] Apostelgeschichte Apg 51 9 26 Cum autem venisset in Jerusalem, tentabat se jungere discipulis, et omnes timebant eum, non credentes quod esset discipulus. Als er nun nach Jerusalem kam,²³ suchte er sich den Jüngern anzuschließen; aber alle fürchteten sich vor ihm, da sie nicht glaubten, dass er ein Jünger sei. Apostelgeschichte Apg 51 9 26 23 Von dieser Reise spricht der Apostel selbst. [Gal 1,18] Apostelgeschichte Apg 51 9 27 Barnabas autem apprehensum illum duxit ad Apostolos: et narravit illis quomodo in via vidisset Dominum, et quia locutus est ei, et quomodo in Damasco fiducialiter egerit in nomine Jesu. Barnabas²⁴ aber nahm sich seiner an, führte ihn zu den Aposteln, und erzählte diesen, wie er auf dem Wege den Herrn gesehen, dass dieser zu ihm geredet, und wie er in Damaskus freimütig im Namen Jesu gepredigt habe. Apostelgeschichte Apg 51 9 27 24 Barnabas war der Überlieferung nach einer der 70 Jünger. Bekannt durch christliche Wohltätigkeit [Apg 4,36.37] und seine Verwandtschaft mit Maria, der Mutter des heil. Markus. Vergl. [Kol 4,10], deren Haus in Jerusalem der Hauptversammlungsort der Christen war [Apg 12,12ff], war er ein Hellenist wie Paulus, gebürtig von Cypern. Bald nach der Bekehrung des heil. Paulus war zwischen dem arabischen Fürsten Aretas und den Römern ein Krieg entstanden. Dadurch war die Verbindung zwischen Jerusalem und Damaskus teilweise unterbrochen worden. Man hatte wohl von der Bekehrung des heil. Paulus etwas gehört, aber dann (während des Aufenthaltes in Arabien) nichts mehr erfahren. Als er nun wieder erschien, musste die Erinnerung an seine frühere Verfolgungswut viel stärker sein, als das Gerücht von seiner Bekehrung. Apostelgeschichte Apg 51 9 28 Et erat cum illis intrans et exiens in Jerusalem, et fiducialiter agens in nomine Domini. Und er ging mit ihnen in Jerusalem ein und aus, und sprach freimütig im Namen des Herrn. Apostelgeschichte Apg 51 9 29 Loquebatur quoque gentibus, et disputabat cum Græcis: illi autem quærebant occidere eum. Er redete auch mit den Heiden,²⁵ und stritt mit den griechischen Juden; diese aber suchten ihn zu töten. Apostelgeschichte Apg 51 9 29 25 Dies Wort: Mit den Heiden ist sicher auszulassen, da es in den besten lateinischen Handschriften fehlt, ebenso wie im griechischen Texte und allen nichtlateinischen Übersetzungen. Paulus war damals noch nicht Heidenapostel. Kornelius ist der erste in die Kirche aufgenommene Heide, seine Aufnahme aber fällt später und geschah durch Petrus. Der heil. Paulus will seine Schuld sühnen, dass er gerade mit den hellenistischen Juden gegen den heil. Stephanus und den christlichen Glauben gewütet hat. Apostelgeschichte Apg 51 9 3 Et cum iter faceret, contigit ut appropinquaret Damasco: et subito circumfulsit eum lux de clo. Als er nun auf dem Wege war, und sich Damaskus näherte, umleuchtete ihn plötzlich ein Licht vom Himmel.⁵ Apostelgeschichte Apg 51 9 3 5 Nach der Überlieferung ist die Stätte der Bekehrung etwa 10 Minuten vor dem östlichen Tore gelegen. Das Licht übertraf den Glanz der Sonne [Apg 26,13] und umleuchtete auch die Gefährten des Saulus. Es war der Glanz des verklärten Leibes Christi (V. 5). Apostelgeschichte Apg 51 9 30 Quod cum cognovissent fratres, deduxerunt eum Cæsaream, et dimiserunt Tarsum. Da dieses die Brüder erfuhren, geleiteten sie ihn nach Cäsarea,²⁶ und entsandten ihn nach Tarsus. Apostelgeschichte Apg 51 9 30 26 Es ist die am Mittelmeere gelegene Stadt gemeint. Es wurde ihm schwer die Stadt zu verlassen, wo der Herr gelebt und gelehrt. Vergl. [Apg 22,17] Apostelgeschichte Apg 51 9 31 Ecclesia quidem per totam Judæam, et Galilæam, et Samariam habebat pacem, et ædificabatur ambulans in timore Domini, et consolatione sancti Spiritus replebatur. Die Kirche nun in ganz Judäa, Galiläa und Samaria hatte Frieden und wurde erbauet, wandelnd in der Furcht des Herrn, und mit dem Troste des Heiligen Geistes erfüllet.²⁷ Apostelgeschichte Apg 51 9 31 27 Ehe der Verfasser zur Darstellung der Aufnahme der Heiden in die Kirche übergeht, bietet er noch einige Züge aus dem Leben der ersten Kirche. Sie wurde erbaut: nahm innerlich an Kraft und äußerlich an Zahl ihrer Glieder zu. Sie wandelte in der Furcht des Herrn, d. i. in treuer Befolgung der Gebote Gottes. Man kann das Griechische auch wiedergeben: Vermöge des Zuspruches des Heil. Geistes (innerlich durch Erleuchtung, äußerlich durch die Predigt) wurde sie mit neuen Mitgliedern erfüllt. Apostelgeschichte Apg 51 9 32 Factum est autem, ut Petrus dum pertransiret universos, deveniret ad sanctos, qui habitabant Lyddæ. Es geschah aber, dass Petrus,²⁸ als er alle besuchte, auch zu den Heiligen kam, die in Lydda wohnten.²⁹ Apostelgeschichte Apg 51 9 32 28 Ein Beispiel der Tröstungen des Heil. Geistes bietet die Visitationsreise des heil. Petrus. Wie er früher in Samaria tätig gewesen [Apg 8,14ff, Apg 17,25], so machte er jetzt allgemeine Rundreisen als Oberhaupt der Kirche. Apostelgeschichte Apg 51 9 32 29 Lydda, im A. T. Lot [1Chr 8,12, Esra 2,33, Neh 11,34], lag nahe bei Joppe am Mittelmeer. Apostelgeschichte Apg 51 9 33 Invenit autem ibi hominem quemdam, nomine neam, ab annis octo jacentem in grabato, qui erat paralyticus. Daselbst fand er einen Menschen, mit Namen Äneas,³⁰ der gelähmt war, und seit acht Jahren zu Bette lag.³¹ Apostelgeschichte Apg 51 9 33 30 Der Name weist auf einen Hellenisten. Da ihn der heil. Petrus besucht, war er wohl ein Christ. Apostelgeschichte Apg 51 9 33 31 Petrus, auch in der Gnadengabe der Wunder am meisten vor anderen bevorzugt [Apg 5,15], spricht auch hier als Stellvertreter des Herrn, dessen Willen er kennt und dessen Macht durch ihn wirkt. Apostelgeschichte Apg 51 9 34 Et ait illi Petrus: nea, sanat te Dominus Jesus Christus: surge, et sterne tibi. Et continuo surrexit. Und Petrus sprach zu ihm: Äneas! der Herr Jesus Christus macht dich gesund; stehe auf, und richte dein Bett zurecht. Und sogleich stand er auf. Apostelgeschichte Apg 51 9 35 Et viderunt eum omnes, qui habitabant Lyddæ, et Saronæ: qui conversi sunt ad Dominum. Da sahen ihn alle Bewohner von Lydda und Sarona,³² und bekehrten sich zu dem Herrn. Apostelgeschichte Apg 51 9 35 32 Sarona war eine durch Schönheit berühmte Ebene zwischen Joppe und Cäsarea. Apostelgeschichte Apg 51 9 36 In Joppe autem fuit quædam discipula, nomine Tabitha, quæ interpretata dicitur Dorcas. Hæc erat plena operibus bonis, et eleemosynis, quas faciebat. In Joppe³³ aber war eine Jüngerin, mit Namen Tabitha, was auf griechisch Dorkas heißt.³⁴ Diese war voll guter Werke und Almosen, welche sie spendete. Apostelgeschichte Apg 51 9 36 33 Joppe, das heutige Jaffa, war der Jerusalem nächstgelegene Hafen, etwa 18 Kilometer (4 Stunden) von Lydda. Apostelgeschichte Apg 51 9 36 34 Dorkas, d. i. Gazelle, war ein nicht unbeliebter Frauenname bei Orientalen, vergl. [Spr 5,19], und Griechen. Den Doppelnamen verdankt sie der zweisprachigen Bevölkerung von Joppe. Die Jüngerin Tabitha ist wohl eine aus der nochmals unzähligen Schar der gottgeweihten Jungfrauen, deren Familie die Armen des Herrn sind (V. 39) und deren Beschäftigung Beten und Wohltun. Apostelgeschichte Apg 51 9 37 Factum est autem in diebus illis, ut infirmata moreretur. Quam cum lavissent, posuerunt eam in cnaculo. Es begab sich aber in jenen Tagen, dass sie krank wurde und starb. Als man sie nun gewaschen hatte, legte man sie in das Obergemach. Apostelgeschichte Apg 51 9 38 Cum autem prope esset Lydda ad Joppen, discipuli audientes quia Petrus esset in ea, miserunt duos viros ad eum, rogantes: Ne pigriteris venire ad nos. Da aber Lydda nahe bei Joppe ist, sandten die Jünger, welche hörten, dass Petrus dort sei, zwei Männer zu ihm, und baten: Säume nicht, zu uns zu kommen! Apostelgeschichte Apg 51 9 39 Exsurgens autem Petrus venit cum illis. Et cum advenisset, duxerunt illum in cnaculum: et circumsteterunt illum omnes viduæ flentes, et ostendentes ei tunicas, et vestes, quas faciebat illis Dorcas. Petrus nun machte sich auf, und ging mit ihnen. Und da er angekommen war, führten sie ihn in das Obergemach. Und es standen um ihn herum alle Witwen, und weinten, und zeigten ihm die Unter- und Oberkleider, welche ihnen Dorkas gemacht hatte. Apostelgeschichte Apg 51 9 4 Et cadens in terram audivit vocem dicentem sibi: Saule, Saule, quid me persequeris? Und er fiel auf die Erde, und hörte eine Stimme, die zu ihm sprach: Saulus, Saulus! warum verfolgst du mich? Apostelgeschichte Apg 51 9 40 Ejectis autem omnibus foras: Petrus ponens genua oravit: et conversus ad corpus, dixit: Tabitha, surge. At illa aperuit oculos suos: et viso Petro, resedit. Da hieß Petrus alle hinausgehen, kniete nieder, und betete. Dann wandte er sich zu der Leiche, und sprach: Tabitha, stehe auf! Sie aber öffnete ihre Augen; und da sie Petrus sah, setzte sie sich auf. Apostelgeschichte Apg 51 9 41 Dans autem illi manum, erexit eam. Et cum vocasset sanctos, et viduas, assignavit eam vivam. Und er reichte ihr die Hand, und richtete sie auf, rief die Heiligen und die Witwen herein, und stellte sie ihnen lebend vor. Apostelgeschichte Apg 51 9 42 Notum autem factum est per universam Joppen: et crediderunt multi in Domino. Dies ward in ganz Joppe kund, und viele glaubten an den Herrn. Apostelgeschichte Apg 51 9 43 Factum est autem, ut dies multos moraretur in Joppe, apud Simonem quemdam coriarium. Es geschah aber, dass er viele Tage in Joppe, bei einem gewissen Simon, einem Gerber, blieb.³⁵ Apostelgeschichte Apg 51 9 43 35 Die Gerberei galt bei den Juden, wegen der Beschäftigung mit Tierleichen, als unrein. Mit einer gewissen Freiheit wohnt Petrus dennoch bei einem Gerber; es sollte ihm aber in der Folge noch klarer werden, inwiefern die alttestamentlichen Vorstellungen von rein und unrein aufzugeben waren. Apostelgeschichte Apg 51 9 5 Qui dixit: Quis es Domine? Et ille: Ego sum Jesus, quem tu persequeris: durum est tibi contra stimulum calcitrare. Er sprach: Wer bist du, Herr? und dieser antwortete: Ich bin Jesus, den du verfolgst; es ist dir hart, wider den Stachel auszuschlagen.⁶ Apostelgeschichte Apg 51 9 5 6 Sprichwort: Je mehr der Ochs gegen den Stachel, der ihn zum Gehen antreibt, ausschlägt, desto mehr wird er von demselben getroffen. So ist der Widerstand gegen die Macht Gottes unnütz und gefährlich. Paulus hatte nicht darauf geachtet, wie Stephanus mit Weisheit und Kraft redete [Apg 6,9.10], nicht, dass sein Antlitz wie das eines Engels war [Apg 6,15] und er noch sterbend für seine Feinde betete [Apg 7,59], nicht, dass Gamaliel geraten, von den Christen abzulassen [Apg 5,34ff] nicht, wie starkmütig die Christen litten. Die Worte des Herrn sind ebenso zerschmetternd für die Verfolger, wie trostreich für seine Jünger. Er selbst fühlt sich verfolgt in seinen Gläubigen, und erhöht zur Rechten des Vaters weiß er ihnen zu Hilfe zu kommen. Apostelgeschichte Apg 51 9 6 Et tremens, ac stupens dixit: Domine, quid me vis facere? Et Dominus ad eum: Surge, et ingredere civitatem, et ibi dicetur tibi quid te oporteat facere. Da sprach er zitternd und staunend: Herr! was willst du, dass ich tun soll?⁷ Und der Herr sprach zu ihm: Stehe auf, und gehe in die Stadt; dort wird dir gesagt werden, was du tun sollst! Apostelgeschichte Apg 51 9 6 7 Zu der Furcht vor der Strafe kommt der Glaube und die freiwillige Unterwerfung des Gehorsams, und so vollendet sich die Bekehrung. Dieser Vorgang wird noch [Apg 22,6ff, Apg 26,13ff] erzählt. Die Verschiedenheiten in den Berichten sind nur scheinbare. Wenn hier nur Paulus zu fallen scheint, die Begleiter aber stehen, hingegen [Apg 26,14] alle zu Boden stürzen, so ist zu sagen, dass eben die Begleiter sich bald erhoben und aufstanden, Paulus aber liegen blieb. Hier hören sie die Stimme, d. h. sie hören Laute, nach [Apg 22,9] aber verstehen dieselben nicht, d. h. erkennen nicht, wer und was er spricht. Vergl. [Joh 12,28ff]. Bezüglich des Sehens ist zwischen dieser Stelle und [Apg 22,9] keine eigentliche Differenz, da nach letzterer Stelle die Begleiter keine Person, sondern nur ein Licht sahen. Apostelgeschichte Apg 51 9 7 Viri autem illi, qui comitabantur cum eo, stabant stupefacti, audientes quidem vocem, neminem autem videntes. Die Männer aber, welche mit ihm reisten, standen sprachlos, da sie zwar die Stimme hörten, aber niemanden sahen. [Apg 22,9, Apg 26,14] Apostelgeschichte Apg 51 9 8 Surrexit autem Saulus de terra, apertisque oculis nihil videbat. Ad manus autem illum trahentes, introduxerunt Damascum. Da stand Saulus von der Erde auf; und als er die Augen auftat, sah er nichts.⁸ Sie nahmen ihn also bei der Hand, und führten ihn nach Damaskus. Apostelgeschichte Apg 51 9 8 8 Die Blindheit war ein deutlicher Beweis der Wirklichkeit der Erscheinung. Der stolze Pharisäer ist tief gedemütigt. Es fehlt ihm aber doch nicht ganz an Trost. (Die V. 12 erwähnte Vision.) Apostelgeschichte Apg 51 9 9 Et erat ibi tribus diebus non videns, et non manducavit, neque bibit. Daselbst war er drei Tage, ohne zu sehen; und er aß nicht, und trank nicht.⁹ Apostelgeschichte Apg 51 9 9 9 Der eine kurze Blick in das Licht der göttlichen Herrlichkeit des Herrn hat Saulus geblendet. Diese leibliche Blindheit sollte ihm ein Zeichen der geistigen Blindheit sein, in welcher er bisher gewandelt, die Heilung von der leiblichen Blindheit ein Zeichen und Unterpfand der Eröffnung seines geistigen Auges für das Licht der Wahrheit und der Gnade. Apostelgeschichte Apg 51 0 1 III. Die erste Verbreitung des Christentums unter den Heiden. (10,1 12,25) 1. Die Belehrung des Hauptmanns Kornelius. (10,1 11,18) Gesicht des Kornelius. (V. 8) Gesicht des heil. Petrus. (V. 16) Die Botschaft des Kornelius an Petrus. (V. 24) Rede des heil. Petrus im Hause des Kornelius. (V. 43) Die Ausgießung des heil. Geistes und die Taufe des Kornelius und der Seinen. Apostelgeschichte Apg 51 10 1 Vir autem quidam erat in Cæsarea, nomine Cornelius, centurio cohortis, quæ dicitur Italica, Ein Mann aber in Cäsarea mit Namen Kornelius,¹ ein Hauptmann von der Schar, welche die italische hieß;² Apostelgeschichte Apg 51 10 1 1 Die Kirche Jesu Christi empfängt durch Petrus, ihr Oberhaupt, (nicht durch Paulus, den Apostel der Heiden) die Erstlinge der Heiden unmittelbar aus dem Heidentume, ohne Vermittlung des mosaischen Gesetzes und ohne Durchgang durch das Judentum. Zugleich tritt durch Kornelius Rom und das lateinische Abendland zum ersten Male in Berührung mit Petrus und der Kirche. Ein Vorbild für den Eintritt der Heiden in die Kirche war die Geschichte der Rut gewesen. Die Kornelier zählten zu den ersten und weitestverzweigten Adelsgeschlechtern Roms. Apostelgeschichte Apg 51 10 1 2 Eine Legion bestand aus zehn Kohorten (Scharen), jede zu 400 500 Mann, mit Ausnahme der ersten, welche 1000 zählte. Jede Kohorte zerfiel in Centurien, welche durch Centurionen (Hauptleuten) befehligt wurden, die gewöhnlich aus der Truppe hervorgegangen waren. Die in Cäsarea stationierte Kohorte hieß die italische, weil sie nicht aus Eingeborenen, sondern aus Italienern bestand. Apostelgeschichte Apg 51 10 10 Et cum esuriret, voluit gustare. Parantibus autem illis, cecidit super eum mentis excessus: Und er ward hungrig, und wollte essen. Während sie aber zurichteten, kam eine Entzückung über ihn:⁸ Apostelgeschichte Apg 51 10 10 8 Eine Verzückung ist ein Zustand, in dem den Sinnen des Menschen die äußere Welt entzogen, sein Geist dem Wahrnehmen des Übersinnlichen erschlossen ist. In diesem Zustand weiß man nicht, ob man im Leibe oder außer dem Leibe ist. [2Kor 12,2ff] Apostelgeschichte Apg 51 10 11 Et vidit clum apertum, et descendens vas quoddam, velut linteum magnum, quatuor initiis submitti de clo in terram, Er sah den Himmel geöffnet, und ein Behältnis herabkommen, wie ein großes Leintuch, welches an vier Enden vom Himmel zur Erde herabgelassen wurde. Apostelgeschichte Apg 51 10 12 In quo erant omnia quadrupedia, et serpentia terræ, et volatilia cli. In demselben waren alle vierfüßigen und kriechenden Tiere der Erde und die Vögel des Himmels. Apostelgeschichte Apg 51 10 13 Et facta est vox ad eum: Surge Petre, occide, et manduca. Und eine Stimme ließ sich vernehmen: Stehe auf⁹ Petrus, schlachte und iss! Apostelgeschichte Apg 51 10 13 9 Wohlan, mache dich auf! Er lag wohl auf den Knien (Chrys.). Apostelgeschichte Apg 51 10 14 Ait autem Petrus: Absit Domine, quia numquam manducavi omne commune, et immundum. Petrus aber sprach: Das sei ferne, Herr! denn niemals habe ich etwas gegessen, was gemein und unrein¹⁰ ist. Apostelgeschichte Apg 51 10 14 10 Der Apostel sieht in dem Befehle, in dem er die Stimme des Herrn erkennt, nur eine Prüfung seiner Gesetzestreue. Gemein hieß, was nicht nach der Vorschrift der Pharisäer gereinigt war, z.B. ungewaschene Hände; unrein, was im Gesetze zu essen verboten war, z. B. Schwein, Hase, Geier usw. Im Alten Testamente, wo die Sünde noch herrschte, weil sie Christus noch nicht weggenommen, hatte das Gesetz unter anderem auch den Zweck, auf die Sünde hinzuweisen, um von ihr abzuschrecken. Es enthielt daher nicht bloß genaue Verbote in allem, worin man sich versündigen konnte, sondern wies auch auf jene natürlichen Zustände und jene Geschöpfe hin, in denen die Sünde besonders anschaulich war. Diese Zustände und jene Geschöpfe stellte das Gesetz als abscheulich und unrein vor, und verbot, mit ihnen in Berührung zu kommen, um dadurch von der Sünde selbst abzuschrecken. Dazu gehörte z. B. der Aussatz, der Blutfluss, das Gewürm und anderes Getier, in welchem etwas Unordentliches sichtbar war. Vergl. das Nähere im [Lev 11Lev 15]. Apostelgeschichte Apg 51 10 15 Et vox iterum secundo ad eum: Quod Deus purificavit, tu commune ne dixeris. Und zum zweiten Male sprach eine Stimme zu ihm: Was Gott gereiniget hat, nenne du nicht gemein.¹¹ Apostelgeschichte Apg 51 10 15 11 Die Reinigung geschah durch den Opfertod Jesu Christi. Durch diesen wurde der auf der sündigen Menschheit lastende Fluch aufgehoben, und deshalb auch der um des Menschen willen über die sichtbare Schöpfung verhängte Fluch. [Gen 3,17ff] Folglich sind die Geschöpfe gereinigt, denn da die Sünde hinweggenommen ist, sind auch die Geschöpfe von jener Makel befreit, die sie als unrein erscheinen ließ, welche aus der Sünde folgte, oder an die Sünde erinnerte. Das Ziel des Menschen, Gott, ist wieder erreichbar gemacht, und da alle Geschöpfe, recht gebraucht, zum Ziele führen können, sind alle gut. Zunächst und unmittelbar ward hier dem heil. Petrus gezeigt, dass der Unterschied von reinen und unreinen Geschöpfen, besonders Speisen, aufgehoben sei, also auch der gesellschaftliche Verkehr mit Heiden gestattet; sodann wurde versinnbildet, dass die (den Juden als unrein geltenden) Heiden des messianischen Heiles teilhaftig werden. (V. 16 werden alle, reine und unreine Tiere in den Himmel genommen.) Vergl. [Apg 28,45.47] Apostelgeschichte Apg 51 10 16 Hoc autem factum est per ter: et statim receptum est vas in clum. Dies aber geschah zu dreien Malen;¹² und sofort wurde das Behältnis in den Himmel aufgenommen. Apostelgeschichte Apg 51 10 16 12 Dreimal, damit der heil. Petrus an der Wahrheit der Worte nicht zweifelte, und zum Gedächtnisse der heil. Dreifaltigkeit, unter deren Anrufung alle Völker getauft werden sollten (Aug.). Das Tuch ward wieder in den Himmel zurückgenommen, weil Rechtfertigung und Heiligung aus Christus von nun an auch die Heiden zur Gemeinschaft der himmlischen Seligkeit bringen soll. Wie viel weiter erstreckt sich das Hirtenamt und die Hirtensorge, welche der Heiland dem heil. Petrus [Joh 21,15] anvertraut hat, als der Apostel selbst anzunehmen geneigt war! Apostelgeschichte Apg 51 10 17 Et dum intra se hæsitaret Petrus quidnam esset visio, quam vidisset: ecce viri, qui missi erant a Cornelio, inquirentes domum Simonis, adstiterunt ad januam. Als nun Petrus bei sich selbst in Zweifel war, was wohl das Gesicht, welches er gesehen, zu bedeuten habe,¹³ siehe, da standen die Männer, welche Kornelius gesandt hatte, nach Simons Hause fragend, an der Türe. Apostelgeschichte Apg 51 10 17 13 Petrus vermutete mit Recht, dass mit dem Gesichte nicht nur die Aufhebung levitischer Unreinheit gelehrt, sondern noch etwas Höheres angedeutet sei; was aber dies war, war ihm noch verborgen. Apostelgeschichte Apg 51 10 18 Et cum vocassent, interrogabant, si Simon qui cognominatur Petrus, illic haberet hospitium. Sie riefen und fragten, ob Simon, mit dem Zunamen Petrus, sich daselbst aufhalte. Apostelgeschichte Apg 51 10 19 Petro autem cogitante de visione, dixit Spiritus ei: Ecce viri tres quærunt te. Indem aber Petrus über das Gesicht nachdachte, sprach der Geist¹⁴ zu ihm: Siehe, drei Männer suchen dich! Apostelgeschichte Apg 51 10 19 14 Eine innere Stimme. Apostelgeschichte Apg 51 10 2 Religiosus, ac timens Deum cum omni domo sua, faciens eleemosynas multas plebi, et deprecans Deum semper: fromm, und gottesfürchtig³ mit seinem ganzen Hause, der dem Volke viele Almosen spendete, und zu Gott immerdar betete, Apostelgeschichte Apg 51 10 2 3 Kornelius verehrte den wahren Gott, wenngleich selbst noch ein Heide. Apostelgeschichte Apg 51 10 20 Surge itaque, descende, et vade cum eis nihil dubitans: quia ego misi illos. Stehe also auf, steige hinab, und gehe ohne Bedenken mit ihnen; denn ich¹⁵ habe sie gesendet. Apostelgeschichte Apg 51 10 20 15 Ich steht mit Nachdruck; ich, der Herr selbst. Petrus wird allmählich immer weiter geführt. Apostelgeschichte Apg 51 10 21 Descendens autem Petrus ad viros, dixit: Ecce ego sum, quem quæritis: quæ causa, est, propter quam venistis? Da ging Petrus hinab zu den Männern, und sprach: Sehet, ich bin es, den ihr suchet. Was ist die Ursache, weswegen ihr gekommen seid? Apostelgeschichte Apg 51 10 22 Qui dixerunt: Cornelius centurio, vir justus et timens Deum, et testimonium habens ab universa gente Judæorum, responsum accepit ab Angelo sancto accersire te in domum suam, et audire verba abs te. Sie sprachen: Kornelius, ein Hauptmann,¹⁶ ein gerechter und gottesfürchtiger Mann, der auch von dem ganzen Volk der Juden ein gutes Zeugnis hat, hat durch einen heiligen Engel Offenbarungen erhalten, dich in sein Haus rufen zu lassen, und Worte von dir zu hören. Apostelgeschichte Apg 51 10 22 16 Ob Petrus sich an den Hauptmann von Kapharnaum [Mt 8,5ff] erinnerte? Apostelgeschichte Apg 51 10 23 Introducens ergo eos, recepit hospitio. Sequenti autem die surgens profectus est cum illis: et quidam ex fratribus ab Joppe comitati sunt eum. Da führte er sie hinein, und beherbergte sie. Am folgenden Tage aber machte er sich auf, und zog mit ihnen, und einige der Brüder von Joppe geleiteten ihn.¹⁷ Apostelgeschichte Apg 51 10 23 17 Es war der dritte Tag, seitdem die Boten von Joppe aufgebrochen waren. An diesem erwartete der Hauptmann ihn wohl. Apostelgeschichte Apg 51 10 24 Altera autem die introivit Cæsaream. Cornelius vero exspectabat illos, convocatis cognatis suis, et necessariis amicis. Des andern Tages kam er nach Cäsarea. Kornelius aber erwartete sie, und hatte seine Verwandten und vertrauten Freunde zusammenberufen. Apostelgeschichte Apg 51 10 25 Et factum est cum introisset Petrus, obvius venit ei Cornelius, et procidens ad pedes ejus adoravit. Und es geschah, da Petrus eintrat, kam ihm Kornelius entgegen, fiel ihm zu Füßen, und betete an.¹⁸ Apostelgeschichte Apg 51 10 25 18 Das Sich-nieder-werfen (anbeten) ist eine morgenländische Ehrenbezeugung. Apostelgeschichte Apg 51 10 26 Petrus vero elevavit eum, dicens: Surge, et ego ipse homo sum. Petrus aber hob ihn auf, und sprach: Steh auf, auch ich selbst bin ein Mensch!¹⁹ Apostelgeschichte Apg 51 10 26 19 Da Kornelius in einem Gesichte über Petrus unterrichtet worden war, dachte er sich denselben wohl als übernatürliches Wesen. Petrus erkannte, welchen Sinn die Ehrenbezeugung hier hatte, und wehrt sie ab, da die Voraussetzung, er sei mehr als ein Mensch, unrichtig ist. Apostelgeschichte Apg 51 10 27 Et loquens cum illo intravit, et invenit multos, qui convenerant: Und mit ihm redend ging er hinein, und fand viele versammelt. Apostelgeschichte Apg 51 10 28 Dixitque ad illos: Vos scitis quomodo abominatum sit viro Judæo conjungi, aut accedere ad alienigenam: sed mihi ostendit Deus, neminem communem aut immundum dicere hominem. Da sprach er zu ihnen: Ihr wisset, wie ein Jude es verabscheut, sich einem Fremdlinge²⁰ anzuschließen, oder zu ihm zu gehen; mir aber hat Gott gezeigt, keinen Menschen gemein oder unrein zu heißen. Apostelgeschichte Apg 51 10 28 20 Fremdling bedeutet dasselbe wie Heide. Der nähere Verkehr mit den Heiden, besonders durch gemeinsames Essen, wurde von den strengeren Juden sorgfältig gemieden, wegen der Gefahr levitischer Verunreinigung. Petrus war belehrt worden (V. 11ff, V. 20), diese Bedenken abzulegen. Da Kornelius seine Freunde und Verwandten (V. 24) und Petrus zu sich gerufen und als Gast aufgenommen hatte, wusste Letzterer, dass er mit Heiden essen solle; daher seine Erklärung: Ihr wisset usw. Er gebraucht aber aus Bescheidenheit den allgemeinen Ausdruck anschließen, zu ihm gehen um nicht vom Essen zu sprechen. Mir aber hat Gott usw. Diese Erklärung war notwendig, da [Mt 5,17] den Zweifel erregen konnte, ob nicht die levitischen Gesetze von rein oder unrein fortdauerten. Apostelgeschichte Apg 51 10 29 Propter quod sine dubitatione veni accersitus. Interrogo ergo, quam ob causam accersistis me? Darum bin ich ohne Bedenken gekommen, als ich hergerufen ward. So frage ich denn: Aus welcher Ursache habt ihr mich rufen lassen? Apostelgeschichte Apg 51 10 3 Is vidit in visu manifeste, quasi hora diei nona, Angelum Dei introeuntem ad se, et dicentem sibi, Corneli. dieser sah in einem Gesichte deutlich, um die neunte Stunde des Tages,⁴ einen Engel Gottes zu sich hereintreten, und zu ihm sagen: Kornelius! Apostelgeschichte Apg 51 10 3 4 Er beobachtete auch die jüdischen Gebetsstunden. Die Erscheinung ist wohl eine Erhörung seines Gebetes. Sie war kein Traumgesicht, wie das Josephs [Mt 1,20], noch eine Verzückung, wie die des heil. Petrus (V. 11), sondern ein deutliches Schauen im wachenden Zustande. Apostelgeschichte Apg 51 10 30 Et Cornelius ait: A nudiusquarta die usque ad hanc horam, orans eram hora nona in domo mea, et ecce vir stetit ante me in veste candida, et ait: Und Kornelius sprach: Vor vier Tagen um eben diese Stunde betete ich zur neunten Stunde in meinem Hause, und siehe, ein Mann stand vor mir in weißem Gewande, und sprach: Apostelgeschichte Apg 51 10 31 Corneli, exaudita est oratio tua, et eleemosynæ tuæ commemoratæ sunt in conspectu Dei. Kornelius, dein Gebet ist erhört, und deiner Almosen ist gedacht worden vor Gott.²¹ Apostelgeschichte Apg 51 10 31 21 Sein Gebet war also eine Bitte um vollkommene Erkenntnis der Wahrheit und um göttliche Hilfe gewesen. Apostelgeschichte Apg 51 10 32 Mitte ergo in Joppen, et accersi Simonem, qui cognominatur Petrus: hic hospitatur in domo Simonis coriarii juxta mare. Sende also nach Joppe, und lass Simon kommen, der den Beinamen Petrus hat. Er hat seine Herberge im Hause Simons, eines Gerbers, nahe am Meere. Apostelgeschichte Apg 51 10 33 Confestim ergo misi ad te: et tu bene fecisti veniendo. Nunc ergo omnes nos in conspectu tuo adsumus audire omnia quæcumque tibi præcepta sunt a Domino. Sogleich nun habe ich zu dir gesendet; und du hast wohl getan, dass du gekommen bist. Jetzt also sind wir alle vor dir gegenwärtig, um alles zu hören, was dir vom Herrn aufgetragen worden ist.²² Apostelgeschichte Apg 51 10 33 22 Kornelius setzt voraus, dass, wie ihm in der Vision der Auftrag zuteil ward, den heil. Petrus rufen zu lassen, so auch dieser von Gott beauftragt sei, ihm Belehrungen und Vorschriften zu geben. Apostelgeschichte Apg 51 10 34 Aperiens autem Petrus os suum, dixit: In veritate comperi quia non est personarum acceptor Deus, Da tat Petrus seinen Mund auf, und sprach:²³ In Wahrheit erfahre ich, dass Gott nicht die Person ansieht: [Dtn 10,17, 2Chr 19,7, Ijob 34,19, Weish 6,8, Sir 35,15, Röm 2,11, Gal 2,6, Eph 6,9, Kol 3,25, 1Petr 1,17] Apostelgeschichte Apg 51 10 34 23 Der Hauptgedanke der Rede ist die Katholizität des Heiles, der Kirche. In Wahrheit: mit der größten Gewissheit und in umfassendsten Sinne. Apostelgeschichte Apg 51 10 35 Sed in omni gente qui timet eum, et operatur justitiam, acceptus est illi. sondern in jedem Volke ist, wer ihn fürchtet und Gerechtigkeit übet, ihm angenehm.²⁴ Apostelgeschichte Apg 51 10 35 24 Die Person ansehen heißt: mit gewissen Menschen nicht nach dem wirklichen Tatbestande, sondern nach der Rücksicht auf gewisse Eigenschaften, die kein Verdienst begründen, verfahren, z. B. einen Vornehmen oder Reichen nicht strafen, weil er vornehm oder reich ist. Den Grundsatz, dass Gott nicht so verfährt, wendet nun der heil. Petrus auf den vorliegenden Fall an. Ansehen der Person wäre es gewesen, wenn Gott nur die Juden, eben weil sie Juden sind, zum Heile berufen hätte. Da er nun auch Heiden beruft, welche seiner Gnade entsprechen, zeigt er, dass bei ihm kein Ansehen der Person ist. Es ist indes zu erwägen, dass das Heil nur durch Christus ist, folglich wäre es gänzlich verkehrt, wollte jemand, besonders trotz V. 43, aus dieser Stelle folgern, man brauche gar nicht Christ zu sein, um Gott zu gefallen. Apostelgeschichte Apg 51 10 36 Verbum misit Deus filiis Israel, annuntians pacem per Jesum Christum: (Hic est omnium Dominus.) Gott sandte das Wort den Kindern Israels, und verkündete Frieden durch Jesus Christus. (Dieser ist Herr über alle.)²⁵ Apostelgeschichte Apg 51 10 36 25 Gott ist Herr über Juden und Heiden. Apostelgeschichte Apg 51 10 37 Vos scitis quod factum est verbum per universam Judæam: incipiens enim a Galilæa post baptismum, quod prædicavit Joannes, Ihr kennt die Begebenheit, welche sich durch ganz Judäa zugetragen hat, von Galiläa angefangen, nach der Taufe, welche Johannes predigte; [Mt 4,12-17] Apostelgeschichte Apg 51 10 38 Jesum a Nazareth: quomodo unxit eum Deus Spiritu sancto, et virtute, qui pertransiit benefaciendo, et sanando omnes oppressos a diabolo, quoniam Deus erat cum illo. wie Gott Jesus von Nazareth mit dem Heiligen Geist und mit Kraft salbte; welcher umherging, Gutes tuend, und alle, die vom Teufel bewältigt waren, heilend, denn Gott war mit ihm.²⁶ Apostelgeschichte Apg 51 10 38 26 Vergl. [Mt 3,16.17] u. a. Die Austreibung von bösen Geistern wird angeführt, weil der heil. Petrus (und der heil. Lukas) den Heiden gegenüber, welche die bösen Geister verehrten, Jesus als Herrscher und Besieger der hinter den falschen Göttern sich verbergenden Geister hinstellen wollte. Auch im Markusevangelium, das besonders für die Heidenchristen geschrieben war, wird die Herrschaft Jesu über die bösen Geister betont. Apostelgeschichte Apg 51 10 39 Et nos testes sumus omnium, quæ fecit in regione Judæorum, et Jerusalem, quem occiderunt suspendentes in ligno. Und wir sind Zeugen von allem, was er im Lande der Juden und zu Jerusalem getan hat. Sie aber hingen ihn an das Kreuz und töteten ihn. Apostelgeschichte Apg 51 10 4 At ille intuens eum, timore correptus, dixit: Quid est, Domine? Dixit autem illi: Orationes tuæ, et eleemosynæ tuæ ascenderunt in memoriam in conspectu Dei. Er aber schaute ihn an, und sprach von Furcht ergriffen: Was ist, Herr? Dieser sagte zu ihm: Deine Gebete und deine Almosen sind emporgestiegen zum Andenken vor Gott.⁵ Apostelgeschichte Apg 51 10 4 5 Die Gebete und Almosen des Kornelius gingen aus seinem, wenn auch noch unvollkommenen Glauben hervor, und diesen hatte Gottes zuvorkommende Gnade in ihm gewirkt, so dass auch die immerhin beschränkte Verdienstlichkeit seiner Gebete und Almosen in der Gnade ihre Wurzel hatte. Apostelgeschichte Apg 51 10 40 Hunc Deus suscitavit tertia die, et dedit eum manifestum fieri, Diesen hat Gott am dritten Tage auferweckt, und ihn offenbar werden lassen, Apostelgeschichte Apg 51 10 41 Non omni populo, sed testibus præordinatis a Deo: nobis, qui manducavimus, et bibimus cum illo postquam resurrexit a mortuis. nicht dem ganzen Volke,²⁷ sondern den von Gott vorherbestimmten Zeugen, uns, die wir mit ihm gegessen und getrunken haben, nachdem er von den Toten auferstanden war.²⁸ Apostelgeschichte Apg 51 10 41 27 Den Grund gibt wohl der Heiland selbst [Lk 16,31] an. Apostelgeschichte Apg 51 10 41 28 Vergl. [Joh 5,22.27, Lk 24,41ff, Joh 21,12, Apg 17,31]. Apostelgeschichte Apg 51 10 42 Et præcepit nobis prædicare populo, et testificari quia ipse est, qui constitutus est a Deo judex vivorum, et mortuorum. Und er hat uns geboten, dem Volke zu predigen,²⁹ und Zeugnis zu geben, dass er es ist, der von Gott als Richter der Lebendigen und der Toten bestellt ist. [Mt 25,31] Apostelgeschichte Apg 51 10 42 29 Zunächst dem israelitischen Volke. Apostelgeschichte Apg 51 10 43 Huic omnes prophetæ testimonium perhibent remissionem peccatorum accipere per nomen ejus omnes, qui credunt in eum. Diesem geben alle Propheten Zeugnis, dass alle, die an ihn glauben, durch seinen Namen³⁰ Vergebung der Sünden erlangen. [Jer 31,34] Apostelgeschichte Apg 51 10 43 30 Durch ihn, wie er sich uns offenbart; er hat sich aber geoffenbart als den Erlöser. Vergl. [Joh 20,22.23]. Von dem künftigen Richter (V. 42) leitet Petrus die Seelen seiner Zuhörer zu Jesus, dem Erbarmer. Apostelgeschichte Apg 51 10 44 Adhuc loquente Petro verba hæc, cecidit Spiritus sanctus super omnes, qui audiebant verbum. Während Petrus noch diese Worte sprach, kam der Heilige Geist auf alle, welche das Wort hörten.³¹ Apostelgeschichte Apg 51 10 44 31 Die Heiden erhalten den Heil. Geist noch vor der Taufe und tun wie die Erstlinge aus den Juden am Tage des Pfingstfestes. [Apg 2,4] Vergl. [Apg 11,15]. Gott selbst gibt den Christen zu erkennen, dass er nicht auf die leibliche Abstammung von Abraham schaut, und dass die Heiden nicht unrein sind. Die Worte: der Heil. Geist kam sind nicht notwendig so zu verstehen, als ob die Heiden die heiligmachende Gnade empfangen hätten. Vielleicht verlieh der Heil. Geist ihnen nur gewisse äußerlich bemerkbare Gaben, wie der Gabe der Sprache, die Gabe der Prophezeiung usw. Vergl. V. 46. Es waren wohl auch feurige Zungen bemerkbar. Vergl. [Apg 11,5]. Andere (z. B. Thom.) glauben, sie empfingen hier die heiligmachende und rechtfertigende Gnade, welche sonst in der heil. Taufe erteilt wird, vermöge ihres Glaubens, ihrer vollkommenen Liebe und der Begierdentaufe. Indes mussten sie auch alsdann die Wassertaufe empfangen, behufs größerer Gnaden und Nachlassung aller Sündenstrafen, und weil die Wassertaufe nach Christi Anordnung den Zugang zur Kirche bildet. Vergl. [Joh 3,5] Apostelgeschichte Apg 51 10 45 Et obstupuerunt ex circumcisione fideles, qui venerant cum Petro: quia et in nationes gratia Spiritus sancti effusa est. Und die Gläubigen aus der Beschneidung, die mit Petrus gekommen waren, staunten, dass auch über die Heiden die Gnade des Heiligen Geistes ausgegossen wurde; Apostelgeschichte Apg 51 10 46 Audiebant enim illos loquentes linguis, et magnificantes Deum. denn sie hörten sie in Sprachen reden, und Gott verherrlichen. [Apg 2,4] Apostelgeschichte Apg 51 10 47 Tunc respondit Petrus: Numquid aquam quis prohibere potest ut non baptizentur hi, qui Spiritum sanctum acceperunt sicut et nos? Da nahm Petrus das Wort: Kann wohl jemand das Wasser versagen, dass diese nicht getauft werden, die den Heiligen Geist empfangen haben, so wie auch wir? Apostelgeschichte Apg 51 10 48 Et jussit eos baptizari in nomine Domini Jesu Christi. Tunc rogaverunt eum ut maneret apud eos aliquot diebus. Und er befahl, sie im Namen des Herrn Jesus Christus zu taufen.³² Darnach baten sie ihn, einige Tage bei ihnen zu bleiben. Apostelgeschichte Apg 51 10 48 32 Es fehlte ihnen nur noch die Aufnahme in die sichtbare Gemeinschaft der Kirche. Die Taufe, dies von Christus eingesetzte Mittel des Heiles durfte umso weniger vernachlässigt werden, als Gott dies Wunder gerade getan hatte, um zu zeigen, dass auch die Heiden der Taufe teilhaftig werden konnten. In außerordentlicher Weise hatte Gott die Ordnung umgekehrt und dem Kornelius den Heil. Geist verliehen, ehe er noch die Taufe empfangen. Aber dadurch hob er die Ordnung nicht auf. Apostelgeschichte Apg 51 10 5 Et nunc mitte viros in Joppen, et accersi Simonem quemdam, qui cognominatur Petrus: Und jetzt sende Männer nach Joppe, und lass einen gewissen Simon holen, der Petrus genannt wird.⁶ Apostelgeschichte Apg 51 10 5 6 Wie sich Gott zur Bekehrung des Kämmerers des Philippus, zur Aufnahme des heil. Paulus in die Kirche des Ananias bedient, so belehrt der Engel den Kornelius nicht selbst über den Weg des Heils, sondern weist ihn an Petrus, an das ordentliche Lehramt der Kirche. Apostelgeschichte Apg 51 10 6 Hic hospitatur apud Simonem quemdam coriarium, cujus est domus juxta mare: hic dicet tibi quid te oporteat facere. Dieser wohnt bei einem gewissen Simon, einem Gerber, dessen Haus am Meere liegt; er wird dir sagen, was du tun sollst.⁷ Apostelgeschichte Apg 51 10 6 7 Ehe die Gesandten ankamen, war auch der heil. Petrus von Gott so vorbereitet, dass er der Einladung, in ein heidnisches Haus zu kommen, entsprach. Apostelgeschichte Apg 51 10 7 Et cum discessisset Angelus, qui loquebatur illi, vocavit duos domesticos suos, et militem metuentem Dominum ex his, qui illi parebant. Als nun der Engel, der zu ihm redete, weggegangen war, rief er zwei seiner Diener und einen gottesfürchtigen Soldaten von denen, die unter ihm standen. Apostelgeschichte Apg 51 10 8 Quibus cum narrasset omnia, misit illos in Joppen. Diesen erzählte er alles, und sandte sie nach Joppe. Apostelgeschichte Apg 51 10 9 Postera autem die iter illis facientibus, et appropinquantibus civitati, ascendit Petrus in superiora ut oraret circa horam sextam. Am andern Tage aber, als jene auf dem Wege waren, und sich der Stadt näherten, stieg Petrus auf das Dach hinauf, um zu beten, um die sechste Stunde. Apostelgeschichte Apg 51 0 1 Billigung der Aufnahme des Kornelius in Jerusalem. (V. 18) 2. Vorbereitung des Glaubens unter den Heiden zu Antiochia. (11,19 12. 25): Gründung der christlichen Gemeinde zu Antiochia. (V. 26) Liebestätigkeit der Gemeinde in Antiochia an den Christen in Jerusalem. (11,25): Weissagung einer Hungersnot durch Agabus und Sendung des Barnabas und Paulus nach Jerusalem. Apostelgeschichte Apg 51 11 1 Audierunt autem Apostoli, et fratres, qui erant in Judæa: quoniam et gentes receperunt verbum Dei. Es hörten aber die Apostel und die Brüder, die in Judäa waren, dass auch die Heiden das Wort Gottes angenommen hätten. Apostelgeschichte Apg 51 11 10 Hoc autem factum est per ter: et recepta sunt omnia rursum in clum. Dieses aber geschah zu dreien Malen; und alles ward wieder in den Himmel aufgenommen. Apostelgeschichte Apg 51 11 11 Et ecce viri tres confestim adstiterunt in domo, in qua eram, missi a Cæsarea ad me. Und sehet, alsbald standen drei Männer an dem Hause, in dem ich war, die von Cäsarea zu mir gesandt waren. Apostelgeschichte Apg 51 11 12 Dixit autem Spiritus mihi ut irem cum illis, nihil hæsitans. Venerunt autem mecum et sex fratres isti, et ingressi sumus in domum viri. Und der Geist sprach zu mir, ich sollte mit ihnen gehen ohne Bedenken. Es kamen aber auch diese sechs Brüder mit mir, und wir traten in das Haus des Mannes. Apostelgeschichte Apg 51 11 13 Narravit autem nobis, quomodo vidisset Angelum in domo sua, stantem et dicentem sibi: Mitte in Joppen, et accersi Simonem, qui cognominatur Petrus, Da erzählte er uns, wie er den Engel in seinem Hause habe stehen sehen, der zu ihm sprach: Sende nach Joppe, und lass Simon, mit dem Beinamen Petrus, kommen. Apostelgeschichte Apg 51 11 14 Qui loquetur tibi verba, in quibus salvus eris tu, et universa domus tua. Dieser wird Worte zu dir sprechen, durch welche du Heil erlangen wirst, du und dein ganzes Haus. Apostelgeschichte Apg 51 11 15 Cum autem cpissem loqui, cecidit Spiritus sanctus super eos, sicut et in nos in initio. Als ich nun zu reden anfing,³ kam plötzlich der Heilige Geist auf sie, so wie auch auf uns am Anfange. Apostelgeschichte Apg 51 11 15 3 Petrus hatte seine Rede [Apg 10,34ff] erst begonnen, als der heil. Geist über die anwesenden Heiden kam. Doch hatte seine Rede einen gewissen Abschluss gefunden in der Verkündigung, dass jeder, der glaubt, der Seligkeit teilhaftig wird. Apostelgeschichte Apg 51 11 16 Recordatus sum autem verbi Domini, sicut dicebat: Joannes quidem baptizavit aqua, vos autem baptizabimini Spiritu sancto. Da gedachte ich des Wortes des Herrn, als er sagte: Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber werdet mit dem Heiligen Geiste getauft werden. [Apg 1,5, Mt 3,11, Mk 1,8, Lk 3,16, Joh 1,26, Apg 19,4] Apostelgeschichte Apg 51 11 17 Si ergo eamdem gratiam dedit illis Deus, sicut et nobis, qui credidimus in Dominum Jesum Christum: ego quis eram, qui possem prohibere Deum? Wenn also Gott ihnen dieselbe Gnade gegeben hat, wie auch uns, die wir an den Herrn Jesus Christus geglaubt haben, wer war ich, dass ich vermocht hätte, Gott zu wehren?⁴ Apostelgeschichte Apg 51 11 17 4 Hiermit antwortet Petrus auf den zweiten Vorwurf (den ersten siehe V. 3), welcher nicht ausdrücklich erwähnt ist, aber sicher gemacht wurde: Warum hast du Heiden, ohne sie zuerst zum Judentum übertreten zu lassen, zu taufen befohlen? Seine Antwort ist sehr fachgemäß: Gott hat auf sie, obwohl sie Heiden waren, den heil. Geist gesendet, so gut wie auf uns Juden, also konnte ich ihnen den förmlichen Eintritt in die christliche Kirche nicht verwehren. Apostelgeschichte Apg 51 11 18 His auditis, tacuerunt: et glorificaverunt Deum, dicentes: Ergo et gentibus pnitentiam dedit Deus ad vitam. Nachdem sie dies gehört hatten, schwiegen sie, und priesen Gott, indem sie sprachen: Also auch den Heiden hat Gott Buße⁵ verliehen zum Leben!⁶ Apostelgeschichte Apg 51 11 18 5 Buße: christliche Sinnesänderung. Apostelgeschichte Apg 51 11 18 6 Zur Erlangung des Heiles in Christus. Vergl. [Apg 5,31]. Es wird hier die Tatsache anerkannt, dass Gott auch die Heiden ohne vorherigen Durchgang durch das Judentum, berufe. Später [Apg 15] wurde einem judenchristlichen Teile gegenüber noch ausdrücklich erklärt, dass angesichts solcher Berufung für die Heiden keine Verpflichtung bestehe, das Judentum anzunehmen, bevor sie Christen würden. Apostelgeschichte Apg 51 11 19 Et illi quidem, qui dispersi fuerant a tribulatione, quæ facta fuerat sub Stephano, perambulaverunt usque Phnicen, et Cyprum, et Antiochiam, nemini loquentes verbum, nisi solis Judæis. Jene nun, welche wegen der um Stephanus willen⁷ gekommenen Bedrängnis zerstreut waren, zogen umher bis Phönicien und Cypern und Antiochia, ohne jemand anders das Wort zu verkündigen, als allein den Juden. Apostelgeschichte Apg 51 11 19 7 Wegen der ob des eifrigen Auftretens des heil. Stephanus ausgebrochenen Bedrängnis. Apostelgeschichte Apg 51 11 2 Cum autem ascendisset Petrus Jerosolymam, disceptabant adversus illum, qui erant ex circumcisione, Als nun Petrus hinaufkam nach Jerusalem, stritten die, welche aus der Beschneidung waren, gegen ihn,¹ Apostelgeschichte Apg 51 11 2 1 Von Petrus hatten die Brüder aus der Beschneidung (V. 2), d. i. die jüdisch geborenen Christen, die sorgfältigste Einhaltung des gesetzlichen Standpunktes und eine Bevorzugung Israels erwartet. Dieser Erwartung entsprach das Verhalten des Apostels zu Cäsarea nicht, da er mit Heiden Tisch und Wohnung geteilt hatte. Der Apostel musste, um Ärgernis zu vermeiden, die Gründe seines Verhaltens darlegen (V. 4). Apostelgeschichte Apg 51 11 20 Erant autem quidam ex eis viri Cyprii, et Cyrenæi, qui cum introissent Antiochiam, loquebantur et ad Græcos, annuntiantes Dominum Jesum. Es waren aber unter ihnen einige Männer aus Cypern und Cyrene,⁸ diese redeten, als sie nach Antiochia⁹ gekommen, auch zu den Griechen,¹⁰ und verkündigten den Herrn Jesus. Apostelgeschichte Apg 51 11 20 8 Vergl. [Apg 13,1] wo Lucius von Cyrene unter den Propheten genannt wird. Apostelgeschichte Apg 51 11 20 9 Antiochia vermittelte damals den Handel zwischen dem Westen und Mesopotamien, Arabien und dem Innern von Asien. Die Stadt war die Residenz des römischen Statthalters von Syrien und genoss alle Vorrechte einer freien Stadt. Apostelgeschichte Apg 51 11 20 10 Die Griechen sind Heiden. Apostelgeschichte Apg 51 11 21 Et erat manus Domini cum eis: multusque numerus credentium conversus est ad Dominum. Und die Hand des Herrn war mit ihnen; und eine große Anzahl ward gläubig, und bekehrte sich zu dem Herrn.¹¹ Apostelgeschichte Apg 51 11 21 11 Die Gründung der Kirche zu Antiochia, welche vorerst nur aus bekehrten Juden bestand, wird in der ältesten Überlieferung auf den Apostelfürsten zurückgeführt. So lange nun Petrus ausschließlich in Palästina weilte, betrachte ich die antiochenische Kirche als ihren Bischof. Hiernach hat die Überlieferung ein siebenjähriges Episkopat des heil. Petrus (37 43) in Antiochia festgestellt. Durch Petrus nimmt dann auch die Kirche zu Jerusalem innigsten Anteil an den Interessen der antiochenischen. [Apg 15,1.2] Die neue Gemeinde (V. 20), welche sich aus Gläubigen, welche vom Heidentume übergetreten waren, gebildet hatte, bedurfte der kirchlichen Prüfung und Leitung. Zu dieser wird Barnabas, vergl. [Apg 4,36ff], abgeordnet, der selbst Hellenist, sich am leichtesten, und ohne den Juden Anstoß zu geben, mit jener Gemeinde verständigen konnte, wie die Lauterkeit und Heiligkeit seines Charakters für sein rechtes Urteil und Wirken bürgten. Apostelgeschichte Apg 51 11 22 Pervenit autem sermo ad aures ecclesiæ, quæ erat Jerosolymis, super istis: et miserunt Barnabam usque ad Antiochiam. Es kam aber die Kunde hiervon zu den Ohren der Kirche zu Jerusalem; und sie sandten den Barnabas bis nach Antiochia. Apostelgeschichte Apg 51 11 23 Qui cum pervenisset, et vidisset gratiam Dei, gavisus est: et hortabatur omnes in proposito cordis permanere in Domino: Als dieser nun hinkam, und die Gnade Gottes¹² sah, freute er sich, und ermahnte alle, mit dem Vorsatze ihres Herzens auszuharren im Herrn; Apostelgeschichte Apg 51 11 23 12 Die Gnade Gottes zeigte sich besonders darin, dass so viele Heiden den Glauben annahmen und nach demselben ihr Leben einrichteten. Apostelgeschichte Apg 51 11 24 Quia erat vir bonus, et plenus Spiritu sancto, et fide. Et apposita est multa turba Domino. denn er war ein trefflicher Mann, voll Heiligen Geistes und Glaubens. Und es wurde dem Herrn eine große Menge zugetan. Apostelgeschichte Apg 51 11 25 Profectus est autem Barnabas Tarsum, ut quæreret Saulum: quem cum invenisset, perduxit Antiochiam. Barnabas aber reiste nach Tarsus, um Saulus zu suchen; und da er ihn gefunden hatte, führte er ihn nach Antiochia. Apostelgeschichte Apg 51 11 26 Et annum totum conversati sunt ibi in ecclesia: et docuerunt turbam multam, ita ut cognominarentur primum Antiochiæ discipuli, Christiani. Und sie hielten sich daselbst in der Kirche ein ganzes Jahr auf, und lehrten eine große Menge, so dass die Jünger zuerst zu Antiochia Christen genannt wurden.¹³ Apostelgeschichte Apg 51 11 26 13 Es traten so viele Heiden zum Christentum über, dass die christliche Gemeinde auch äußerlich nicht als Sekte des Judentums, sondern als eine besondere Gemeinschaft erschien. Der Name Christen ging nicht von diesen selbst aus, die sich Brüder, Gläubige, Heilige nannten. Er kommt außer an dieser Stelle nur noch zwei Mal im Neuen Testamente vor: [Apg 26,28] und [1Petr 4,16]. Indes auch von den Juden ging diese Namensgebung nicht aus, da der Name Christus, Messias, ihnen zu geheiligt war, um die verhassten Nazarener [Apg 24,5] nach demselben zu nennen. Mithin entstand er zuerst unter den Heiden, und zwar, wie die lateinische Form des Namens und die seltene Erwähnung desselben im Neuen Testamente es wahrscheinlich macht, durch die Römer, welche Christus als Haupt einer Partei betrachtete und deshalb die Christen als Anhänger des Christus bezeichnen wollten. Der dritte Bischof von Antiochia, der heil. Ignatius, ist der erste, welcher das Wort Christentum im Gegensatze zum Judentum braucht und von der Kirche als der katholischen spricht. Die Christen nahmen also später diesen Namen als einen ehrenvollen und für sie höchst bedeutungsvollen an. Apostelgeschichte Apg 51 11 27 In his autem diebus supervenerunt ab Jerosolymis prophetæ Antiochiam: In diesen Tagen aber kamen Propheten¹⁴ von Jerusalem herab nach Antiochia. Apostelgeschichte Apg 51 11 27 14 Propheten sind gottbegeisterte Lehrer, welche im Heil. Geiste zu den Gläubigen redeten. Vergl. [1Kor 14,1]. Einer derselben ist der auch [Apg 21,10] genannte Agabus. Apostelgeschichte Apg 51 11 28 Et surgens unus ex eis nomine Agabus, significabat per spiritum famem magnam futuram in universo orbe terrarum, quæ facta est sub Claudio. Und einer von ihnen, namens Agabus, stand auf, und zeigte durch den Geist an, dass eine große Hungersnot über den ganzen Erdkreis kommen werde, welche auch wirklich unter Claudius eintrat.¹⁵ Apostelgeschichte Apg 51 11 28 15 Während der ganzen Regierung des Kaisers Claudius entstand vielfach Misswachs und Hungersnot. Palästina wurde davon besonders im vierten Jahre dieses Kaisers, im Jahre 44 n. Chr. G. heimgesucht. Apostelgeschichte Apg 51 11 29 Discipuli autem, prout quis habebat, proposuerunt singuli in ministerium mittere habitantibus in Judæa fratribus: Die Jünger aber beschlossen alle, je nachdem ein jeder hatte, etwas an die in Judäa wohnenden Brüder zur Unterstützung zu senden. Apostelgeschichte Apg 51 11 3 Dicentes: Quare introisti ad viros præputium habentes, et manducasti cum illis? und sprachen: Warum bist du zu Unbeschnittenen eingekehrt, und hast mit ihnen gegessen? Apostelgeschichte Apg 51 11 30 Quod et fecerunt, mittentes ad seniores per manus Barnabæ, et Sauli. Dies taten sie auch, indem sie es an die Vorsteher¹⁶ durch die Hand des Barnabas und Saulus sandten. Apostelgeschichte Apg 51 11 30 16 Von jeher behaupteten die Greise einen gewissen Vorrang vor jüngeren Männern (Vergl. [Gen 50,7, Ex 3,16.18]), und wurden vorzugsweise zu Ämtern ausersehen, weswegen man die Würdenträger den einfach Ältere nannte. (Vergl. das deutsche: Die Graven, d. i. die Grauen, die Alten, neuhochd. die Grafen). Die Apostel, welche mehrere jüdische Gewohnheiten auf die Kirche übertrugen, nannten deshalb jene Männer, die sie zu Vorstehern der einzelnen Gemeinden bestimmten, ebenfalls Älteste, d. i. Presbyteri, welches das griechische Wort dafür ist, und im Deutschen zusammengezogen Priester heißt. Vergl. [Apg 20,17, Tit 1,5, Jak 5,14, 1Tim 5,17]. Sie selbst waren die obersten Priester und behielten die oberste Leitung der Kirchen [Apg 15,2] für sich, oder sie bestellten, wo sie selbst nicht gegenwärtig sein konnten, andere Oberälteste, wie Timotheus und Titus [1Tim 5,19, Tit 1,5], die sie Bischöfe (presbyteros episcopos) nannten. Auf seiner letzten Reise nach Jerusalem rief Paulus die Presbyter der Kirchen zu sich und erinnerte sie, dass der Geist Gottes sie eingesetzt, die Kirche Gottes zu leiten. Da den Presbytern die Spendung des Sakramentes der letzten Ölung empfohlen wird, sie das heil. Opfer darbringen und ihre Einsetzung durch Weihe erhalten, ist ihr Amt göttlichen Ursprungs. Die Aufgabe dieser Presbyter oder Bischöfe genannten Personen ist es, auf die ihnen anvertraute Herde acht zu haben und sie zu weihen [Apg 20,28.31, 1Petr 5,2-5], besonders auch sie in der christlichen Lehre zu unterrichten [1Tim 5,17, Tit 1,9] und allen ein Vorbild zu sein. [1Tim 4,12.15, 2Tim 2,15, Tit 2,7ff, 1Petr 5,3] Der Ausdruck Presbyter ist ein sehr allgemeiner, weshalb auch die Apostel mit demselben bezeichnet werden, [1Petr 5,1, 2Joh 1, 3Joh 1] indes diejenigen Presbyter, von denen feststeht, dass sie nur Priester waren, werden nie Bischöfe genannt. Vergl. [Apg 20,28] mit [Apg 20,17] und [Tit 1,7] mit [Tit 1,5]. In manchen Kirchen gab es damals keine Priester, sondern nur Bischöfe und Diakone. Apostelgeschichte Apg 51 11 4 Incipiens autem Petrus exponebat illis ordinem dicens: Da begann Petrus, und erzählte ihnen den Hergang der Ordnung nach, und sprach:² Apostelgeschichte Apg 51 11 4 2 Der heil. Lukas hält die Sache für wichtig genug, einen zweiten Bericht über die Ereignisse mit den Worten des Apostelfürsten selbst zu geben. Der heil. Petrus legt die geschichtlichen Tatsachen dar (V. 5 15), deren Ergebnis ist: Gott selbst hat es unmittelbar so gewollt und getan (V. 17); von ihm durch Zeichen und Wunder geleitet hatte Petrus nur zu gehorchen. Apostelgeschichte Apg 51 11 5 Ego eram in civitate Joppe orans, et vidi in excessu mentis visionem, descendens vas quoddam velut linteum magnum quatuor initiis summitti de clo, et venit usque ad me. Ich war in der Stadt Joppe im Gebete, und sah in der Verzückung ein Gesicht: ein Behältnis, wie ein großes Leintuch, herabsteigen, welches an den vier Enden vom Himmel herabgelassen wurde, und es kam bis zu mir. Apostelgeschichte Apg 51 11 6 In quod intuens considerabam, et vidi quadrupedia terræ, et bestias, et reptilia, et volatilia cli. Und indem ich auf dasselbe hinsah, und es betrachtete, sah ich die vierfüßigen Tiere der Erde, und die wilden und die kriechenden Tiere, und die Vögel des Himmels. Apostelgeschichte Apg 51 11 7 Audivi autem et vocem dicentem mihi: Surge Petre, occide, et manduca. Ich hörte aber auch eine Stimme, die zu mir sprach: Stehe auf Petrus, schlachte und iss! Apostelgeschichte Apg 51 11 8 Dixi autem: Nequaquam Domine: quia commune aut immundum nunquam introivit in os meum. Da sprach ich: Keinesweges, Herr! denn etwas Gemeines oder Unreines ist noch nie in meinen Mund eingegangen. Apostelgeschichte Apg 51 11 9 Respondit autem vox secundo de clo: Quæ Deus mundavit, tu ne commune dixeris. Eine Stimme aber antwortete zum zweiten Male vom Himmel: Was Gott rein gemacht hat, nenne du nicht gemein. Apostelgeschichte Apg 51 0 1 Schicksal des heil. Jakobus und des heil. Petrus in der Verfolgung des Herodes. (V. 17) Das Ende des Herodes. (V. 24) Rückkehr des Paulus und Barnabas. Apostelgeschichte Apg 51 12 1 Eodem autem tempore misit Herodes rex manus, ut affligeret quosdam de Ecclesia. Zu derselben Zeit legte König Herodes¹ Hand an, um einige der Angehörigen der Kirche zu misshandeln. Apostelgeschichte Apg 51 12 1 1 Herodes Agrippa I., Enkel Herodes des Großen, Bruder der Herodias. Seit dem Jahre 41 n. Chr. Hatte er das ganze ehemalige Gebiet Herodes des Großen unter sich. Apostelgeschichte Apg 51 12 10 Transeuntes autem primam et secundam custodiam, venerunt ad portam ferream, quæ ducit ad civitatem: quæ ultro aperta est eis. Et exeuntes processerunt vicum unum: et continuo discessit Angelus ab eo. Sie gingen nun vor der ersten und zweiten Wache vorüber, und kamen zu dem eisernen Tore, welches in die Stadt führt.⁹ Dieses öffnete sich ihnen von selbst; und sie traten hinaus, und gingen eine Straße vorwärts, und alsbald schied der Engel von ihm.¹⁰ Apostelgeschichte Apg 51 12 10 9 Das Gefängnis war in der Stadt, vielleicht im Palaste des Herodes selbst. Apostelgeschichte Apg 51 12 10 10 Jetzt, da der Engel dem heil. Petrus nicht mehr notwendig war, verließ er ihn. Apostelgeschichte Apg 51 12 11 Et Petrus ad se reversus, dixit: Nunc scio vere quia misit Dominus Angelum suum, et eripuit me de manu Herodis, et de omni exspectatione plebis Judæorum. Da kam Petrus zu sich selbst, und sprach: Jetzt weiß ich wahrhaft, dass der Herr seinen Engel gesandt und mich aus der Hand des Herodes und aller Erwartung des Volkes der Juden entrissen hat.¹¹ Apostelgeschichte Apg 51 12 11 11 Zum dritten Male war das Oberhaupt der Kirche gefangen gewesen [Apg 4,3, Apg 5,18ff], und zum zweiten Male hatte der Herr ihn wunderbar befreit. Dieses Mal umso herrlicher, als der Mächtigste des Landes, Herodes, den Apostel gewissermaßen dem Judenvolke, welches seine Hinrichtung mit Ungeduld erwartete, als Opfer verpfändet hatte, Apostelgeschichte Apg 51 12 12 Consideransque venit ad domum Mariæ matris Joannis, qui cognominatus est Marcus, ubi erant multi congregati, et orantes. Und sich besinnend kam er zum Hause der Maria, der Mutter des Johannes, mit dem Zunamen Markus, wo viele versammelt waren, und beteten.¹² Apostelgeschichte Apg 51 12 12 12 Der Mann der Maria, der Mutter des Markus, war wohl schon tot, da er nirgends erwähnt wird. Apostelgeschichte Apg 51 12 13 Pulsante autem eo ostium januæ, processit puella ad audiendum, nomine Rhode. Als er aber an der Pforte des Vorplatzes anklopfte, trat eine Magd, mit Namen Rhode,¹³ heraus, um zu horchen. Apostelgeschichte Apg 51 12 13 13 D. i. Rosenstrauch. Apostelgeschichte Apg 51 12 14 Et ut cognovit vocem Petri, præ gaudio non aperuit januam, sed intro currens nuntiavit stare Petrum ante januam. Und da sie die Stimme des Petrus erkannte, machte sie vor Freude die Pforte nicht auf, sondern lief hinein, und meldete, Petrus stehe vor der Türe. Apostelgeschichte Apg 51 12 15 At illi dixerunt ad eam: Insanis. Illa autem affirmabat sic se habere. Illi autem dicebant: Angelus ejus est. Sie aber sagten zu ihr: Du bist von Sinnen. Allein sie versicherte, dass es so sei. Jene dagegen sagten: Es ist sein Engel! Apostelgeschichte Apg 51 12 16 Petrus autem perseverabat pulsans. Cum autem aperuissent, viderunt eum, et obstupuerunt. Petrus aber fuhr fort zu klopfen. Da sie nun aufmachten, sahen sie ihn, und staunten. Apostelgeschichte Apg 51 12 17 Annuens autem eis manu ut tacerent, narravit quomodo Dominus eduxisset eum de carcere, dixitque: Nuntiate Jacobo, et fratribus hæc. Et egressus abiit in alium locum. Er aber winkte ihnen mit der Hand, dass sie schweigen sollten, und erzählte, wie der Herr ihn aus dem Gefängnisse geführt habe, und sprach: Verkündet dies dem Jakobus¹⁴ und den Brüdern! Und er ging hinaus, und begab sich an einen andern Ort.¹⁵ Apostelgeschichte Apg 51 12 17 14 Jakobus [Mt 13,55] war also der Mittelpunkt der Gemeinde zu Jerusalem. Der Grund, weshalb von allen Jüngern gerade er ungefährdet in Jerusalem bleiben konnte, lag außer einem besonderen Schutze der göttlichen Vorsehung in dem Ansehen, welches er bei den Juden wegen seiner genauen Gesetzesbeobachtung und großen Lebensstrenge hatte. Von vielem Beten in knieender Stellung waren seine Knie mit Schwielen bedeckt (Heges.). Es wäre von Herodes unklug gewesen, diesem Manne ein Leid zuzufügen. Apostelgeschichte Apg 51 12 17 15 Warum nennt Lukas den Ort nicht? Warum schweigt er über die weiteren Schicksale des heil. Petrus? Hatten diese etwa für Theophilus kein Interesse? Gewiss war der Ort ebenso wie die folgenden Ereignisse dem Theophilus und den sonstigen Lesern der Apostelgeschichte bekannt. Der Ort war kein anderer als Rom selbst. Es hätte der römischen Gemeinde Gefahr gebracht, wenn Lukas ausdrücklich geschrieben hätte, der Fürst der Apostel halte sich daselbst auf. Die Apostelgeschichte ist nämlich kurz vor dem Ausbruche der Neronischen Verfolgung geschrieben, die man bereits vorfühlt. Nach Hier. und Euseb. kam der heil. Petrus um das Jahr 42 nach Rom. Apostelgeschichte Apg 51 12 18 Facta autem die, erat non parva turbatio inter milites, quidnam factum esset de Petro. Als es nun Tag geworden war, entstand unter den Soldaten eine nicht geringe Bestürzung, was wohl aus Petrus geworden sei. Apostelgeschichte Apg 51 12 19 Herodes autem cum requisisset eum, et non invenisset, inquisitione facta de custodibus, jussit eos duci: descendensque a Judæa in Cæsaream, ibi commoratus est. Herodes aber hielt, als er ihn suchte und nicht fand, Gericht über die Wächter, und befahl sie zum Tode zu führen.¹⁶ Hierauf zog er von Judäa hinab nach Cäsarea, und hielt sich daselbst auf. Apostelgeschichte Apg 51 12 19 16 Da die wachen die Flucht ihres Gefangenen nicht auf glaubhafte Weise zu erklären vermochten, verfielen sie der Strafe, welche diesem zugedacht war. Diesen Umstand fügt der heil. Lukas bei, um zu zeigen, wie fest Herodes entschlossen war, dem heil. Petrus zu töten. Wie einst die Kinder zu Betlehem als schuldlose Opfer der Furcht und Rache seines Großvaters starben, so opfert Herodes Agrippa die Soldaten seiner Politik. Apostelgeschichte Apg 51 12 2 Occidit autem Jacobum fratrem Joannis gladio. Er tötete Jakobus, den Bruder des Johannes, mit dem Schwerte.² Apostelgeschichte Apg 51 12 2 2 Jetzt trank der heil. Jakobus den Kelch, wie der Herr ihm vorausgesagt [Mt 20,23], und ging als der erste Apostel in den Himmel ein, da Herodes ihn mit dem Schwerte enthaupten ließ. Apostelgeschichte Apg 51 12 20 Erat autem iratus Tyriis, et Sidoniis. At illi unanimes venerunt ad eum, et persuaso Blasto, qui erat super cubiculum regis, postulabant pacem, eo quod alerentur regiones eorum ab illo. Er war aber sehr erzürnt¹⁷ über die Tyrier und Sidonier. Sie aber kamen einmütig zu ihm, und gewannen den Blastus, den Kämmerer des Königs, und baten um Frieden;¹⁸ denn ihr Land bezog von ihm Nahrungsmittel. Apostelgeschichte Apg 51 12 20 17 Der Zorn entsprang wohl der Handelseifersucht. Apostelgeschichte Apg 51 12 20 18 Sie baten um freundliche Beziehungen, welche ihren Handel nicht schädigten. Apostelgeschichte Apg 51 12 21 Statuto autem die Herodes vestitus veste regia, sedit pro tribunali, et concionabatur ad eos. An einem bestimmten Tage nun setzte sich Herodes mit königlichem Gewande angetan, auf seinen Thron, und hielt eine Rede an sie.¹⁹ Apostelgeschichte Apg 51 12 21 19 An die Gesandten von Tyrus und Sidon. Apostelgeschichte Apg 51 12 22 Populus autem acclamabat: Dei voces, et non hominis. Das Volk aber rief ihm zu: Eines Gottes Stimme, und nicht eines Menschen!²⁰ Apostelgeschichte Apg 51 12 22 20 Herodes tadelte weder die Rufenden, noch wies er ihre Schmeichelei zurück. Da Agrippa das Zepter des Hauses Juda führte und über das Erbland der Verheißung herrschte, forderte das Wohlgefallen, welches er an der Vergötterung empfand, die göttliche Gerechtigkeit heraus. Des Herrn strafender Engel, vergl. [2Sam 24,16] überantwortet ihn derselbe peinlichen und tödlichen Krankheit, an der einst der gottesräuberische König Antiochus Epiphanes [2Makk 9,5] zu Grunde gegangen war. Apostelgeschichte Apg 51 12 23 Confestim autem percussit eum Angelus Domini, eo quod non dedisset honorem Deo: et consumptus a vermibus, exspiravit. Alsbald aber schlug ihn ein Engel des Herrn, dafür, dass er nicht Gott die Ehre gab; und von den Würmern verzehrt, gab er den Geist auf.²¹ Apostelgeschichte Apg 51 12 23 21 Welcher Gegensatz zwischen dem Ende des Verfolgers und den Schicksalen der Verfolgten! Apostelgeschichte Apg 51 12 24 Verbum autem Domini crescebat, et multiplicabatur. Das Wort des Herrn aber wuchs, und mehrte sich. Apostelgeschichte Apg 51 12 25 Barnabas autem et Saulus reversi sunt ab Jerosolymis expleto ministerio, assumpto Joanne, qui cognominatus est Marcus. Barnabas aber und Saulus kehrten, nachdem sie die Verteilung der Unterstützung vollzogen, von Jerusalem zurück, und nahmen den Johannes, welcher den Zunamen Markus hat, mit sich.²² Apostelgeschichte Apg 51 12 25 22 Mit Kap. 12 endet die Geschichte des Reiches Gottes unter den Juden von Jerusalem bis Antiochia. Die folgenden Kapitel berichten vor allem über die Ausbreitung des Christentums über die ganze heidnische Welt bis zu jener Stätte, wo sich die Tätigkeit des heil. Paulus mit der des heil. Petrus vereint und der Mittelpunkt der Kirche erreicht ist. Apostelgeschichte Apg 51 12 3 Videns autem quia placeret Judæis, apposuit ut apprehenderet et Petrum. Erant autem dies Azymorum. Und da er sah, dass es den Juden wohlgefiel, fuhr er fort, ergriff auch den Petrus. Es waren aber die Tage der ungesäuerten Brote.³ Apostelgeschichte Apg 51 12 3 3 Für Agrippa handelt es sich lediglich um politische Gründe. Er will den Juden gefallen. Die anlässlich des Osterfestes anwesenden Juden sollen Zeugen seines vorgeblichen Eifers für das Gesetz sein. Apostelgeschichte Apg 51 12 4 Quem cum apprehendisset, misit in carcerem, tradens quatuor quaternionibus militum custodiendum, volens post Pascha producere eum populo. Als er ihn nun ergriffen hatte, warf er ihn in's Gefängnis, und übergab ihn einer vierfachen Wache, von je vier Soldaten zur Bewachung, da er ihn nach Ostern dem Volke vorführen wollte.⁴ Apostelgeschichte Apg 51 12 4 4 D. i. auf den Platz führen lassen wollte, wo das Urteil gesprochen werden sollte. Apostelgeschichte Apg 51 12 5 Et Petrus quidem servabatur in carcere. Oratio autem fiebat sine intermissione ab Ecclesia ad Deum pro eo. Nun ward Petrus in dem Gefängnisse gehalten; aber die Kirche betete ohne Unterlass für ihn zu Gott.⁵ Apostelgeschichte Apg 51 12 5 5 Nicht bei Menschen, nur bei Gott sucht die bekümmerte Herde Hilfe für ihren gefangenen Hirten. In der letzten Nacht vor dem entscheidenden Tage krönt der Herr die Beharrlichkeit der Gebete seiner Kirche. (V. 7) Apostelgeschichte Apg 51 12 6 Cum autem producturus eum esset Herodes, in ipsa nocte erat Petrus dormiens inter duos milites, vinctus catenis duabus: et custodes ante ostium custodiebant carcerem. Als aber Herodes im Begriffe war, ihn vorzuführen, in derselben Nacht schlief Petrus zwischen zwei Soldaten, mit zwei Ketten gefesselt; und Wächter bewachten vor der Türe das Gefängnis.⁶ Apostelgeschichte Apg 51 12 6 6 Tag und Nacht wurden in vier Wachen eingeteilt, von denen jede vier Soldaten zugewiesen ward. Zwei von denselben standen als Außenposten (V. 6) an der Türe des Kerkers, vergl. [Apg 5,23], zwei waren im Kerker selbst, und war der Gefangene mit seinen Ketten an diese angeschlossen. Apostelgeschichte Apg 51 12 7 Et ecce Angelus Domini adstitit: et lumen refulsit in habitaculo: percussoque latere Petri, excitavit eum, dicens: Surge velociter. Et ceciderunt catenæ de manibus ejus. Da siehe, trat ein Engel des Herrn heran, und Licht strahlte im Gemache; und indem er Petrus an die Seite schlug, weckte er ihn auf, und sprach: Stehe eilig auf! Und es fielen ihm die Ketten von den Händen.⁷ Apostelgeschichte Apg 51 12 7 7 Das Gedächtnis dieser Befreiung lebt in den Ketten fort, welche in Jerusalem als Reliquien aufbewahrt und im Jahre 463 der Eudokia, der Gemahlin Theodosius II., durch den Patriarchen Juvenal geschenkt wurden. Eine derselben hinterlegte Eudokia in der Peterskirche zu Konstantinopel, die andere sandte sie nach Rom, wo sie noch jetzt aufbewahrt wird, vereinigt mit der Kette, an welche Petrus im mamertinischen Kerker geschlossen war. Apostelgeschichte Apg 51 12 8 Dixit autem Angelus ad eum: Præcingere, et calcea te caligas tuas. Et fecit sic. Et dixit illi: Circumda tibi vestimentum tuum, et sequere me. Der Engel aber sprach zu ihm: Umgürte dich, und ziehe deine Schuhe an! Und er tat also. Jener aber sprach zu ihm: Wirf deinen Mantel⁸ um dich, und folge mir! Apostelgeschichte Apg 51 12 8 8 Als der Apostel sich zum Schlafe niederlegte, hatte er seinen Mantel und seine Sandalen abgelegt und den Gürtel, mit dem sein langes Unterkleid den Tag über geschützt war, gelöst. Apostelgeschichte Apg 51 12 9 Et exiens sequebatur eum, et nesciebat quia verum est, quod fiebat per Angelum: existimabat autem se visum videre. Da ging er hinaus, und folgte ihm, und er wusste nicht, dass es Wirklichkeit war, was durch den Engel geschah; sondern er glaubte ein Gesicht zu sehen. Apostelgeschichte Apg 51 0 1 IV. Missionstätigkeit des heil. Paulus (13,1 21,16) 1. Die erste Missionsreise des heil. Paulus und des Barnabas in Cypern und Kleinasien. (Kap 13, 14): Aussendung des heil. Barnabas und des heil. Paulus. (V. 3) Wirksamkeit der Apostel auf Cypern. (V. 12) Die Apostel in Pamphylien und Pisidien. Rückkehr des heil. Markus. (V. 15) Rede des heil. Paulus zu Antiochia in Pisidien. (V. 41) Weitere Wirksamkeit der Apostel in Antiochia und Vertreibung von dort. Apostelgeschichte Apg 51 13 1 Erant autem in Ecclesia, quæ erat Antiochiæ, prophetæ, et doctores, in quibus Barnabas, et Simon, qui vocabatur Niger, et Lucius Cyrenensis, et Manahen, qui erat Herodis Tetrarchæ collactaneus, et Saulus. Es waren aber in der Kirche zu Antiochia Propheten und Lehrer;¹ darunter Barnabas,² Simon, genannt Niger,³ Lucius von Cyrene, Manahen, der Milchbruder des Herodes, des Vierfürsten, und Saulus.⁴ Apostelgeschichte Apg 51 13 1 1 In den neuen Gemeinden wurden besonders solche Gläubige, welche die Gabe der Weissagung vom Heil. Geist mitgeteilt hatten oder denen derselbe eine besondere Lehrgabe verliehen, zu kirchlichen Vorstehern eingesetzt. Apostelgeschichte Apg 51 13 1 2 Barnabas wird zuerst genannt, weil er zuerst von den Aposteln nach Antiochia gesendet wurde, Paulus an letzter Stelle, weil er erst von Barnabas als Gehilfe herbeigezogen und sein Beruf noch nicht in seiner Größe offenbar war. Apostelgeschichte Apg 51 13 1 3 Simon's Beiname unterscheidet ihn von dem heil. Petrus. Apostelgeschichte Apg 51 13 1 4 Von den Genannten ist wenig bekannt. Manahen war mit Herodes Antipas, dem Sohne Herodes des Großen, auferzogen worden. Apostelgeschichte Apg 51 13 10 Dixit: O plene omni dolo, et omni fallacia, fili diaboli, inimice omnis justitiæ, non desinis subvertere vias Domini rectas. und sprach: O du allen Trugs und aller Arglist voll, du Sohn des Teufels,¹⁵ du Feind aller Gerechtigkeit! hörst du nicht auf, die geraden Wege des Herrn zu verkehren?¹⁶ Apostelgeschichte Apg 51 13 10 15 Der Apostel wirft ihm vor, eher ein Sohn des Teufels, als Jesu (Bar = Jesu) zu sein. Apostelgeschichte Apg 51 13 10 16 Die geraden Wege des Herrn waren: den Prokonsul Sergius den Aposteln und dem Einflusse der Gnade zu überlassen. Apostelgeschichte Apg 51 13 11 Et nunc ecce manus Domini super te, et eris cæcus, non videns solem usque ad tempus. Et confestim cecidit in eum caligo, et tenebræ, et circuiens quærebat qui ei manum daret. Und jetzt, siehe,¹⁷ die Hand des Herrn kommt über dich, und du wirst blind sein, und die Sonne nicht sehen¹⁸ eine Zeitlang! Und sogleich fiel Dunkel und Finsternis auf ihn, und umhergehend suchte er nach jemanden, der ihm die Hand reichte. Apostelgeschichte Apg 51 13 11 17 Weil du ein solcher Mensch bist. Apostelgeschichte Apg 51 13 11 18 Die Wiederholung verleiht der Rede größeren Nachdruck. Apostelgeschichte Apg 51 13 12 Tunc proconsul cum vidisset factum, credidit admirans super doctrina Domini. Als der Statthalter sah, was geschehen war, glaubte er, staunend über die Lehre des Herrn.¹⁹ Apostelgeschichte Apg 51 13 12 19 Die Lehre, welche von dem Herrn handelt. Zwar erwähnt Lukas nicht, dass Sergius getauft ward, indes wird auch sonst bei denen, welche gläubig geworden sind, die Spendung der Taufe als selbstverständlich ausgelassen. (V. 48) Vergl. [Apg 2,44, Apg 4,4, Apg 8,12ff], da die taufe die Türe zur Kirche bildet. Die Überlieferung der gallischen Kirche (siehe Röm. Martyr. 22. April) nennt den von Paulus bekehrten Prokonsul als dessen Begleiter nach Spanien und als ersten Bischof von Narbonne. Wie die Geschichte und der plötzliche Tod des Ananias und der Saphira, so ist die Strafe des Elymas eine Warnung, nicht dem Heil. Geiste zu widerstehen. Wie bei dem ersteren Ereignisse der heil. Petrus, so ist hier der heil. Paulus der Mund des Herrn. Apostelgeschichte Apg 51 13 13 Et cum a Papho navigassent Paulus, et qui cum eo erant, venerunt Pergen Pamphyliæ. Joannes autem discedens ab eis, reversus est Jerosolymam. Paulus nun und seine Gefährten fuhren von Paphus ab, und kamen nach Perge in Pamphylien.²⁰ Johannes aber trennte sich von ihnen, und kehrte nach Jerusalem zurück. Apostelgeschichte Apg 51 13 13 20 Pamphylien grenzte im Osten an Cilicien, die Heimat des heil. Paulus. Die Hauptstadt war Perge. [Apg 14,24] Hier trennt sich Johannes Markus von den Aposteln, um nach Jerusalem zurückzukehren, aus einem Grunde, welcher dem heil. Paulus ungenügend scheint. [Apg 15,38] Apostelgeschichte Apg 51 13 14 Illi vero pertranseuntes Pergen, venerunt Antiochiam Pisidiæ: et ingressi synagogam die sabbatorum, sederunt. Sie zogen nun von Perge weiter, und kamen nach Antiochia in Pisidien;²¹ und gingen in die Synagoge²² am Sabbat und setzten sich. Apostelgeschichte Apg 51 13 14 21 Die Reise erforderte etwa eine Woche. Antiochia lag auf den Abhängen des Taurus. Apostelgeschichte Apg 51 13 14 22 Auch der Heidenapostel Paulus bricht nicht von vorneherein jede Verbindung mit dem Judentume ab. Zudem wurden die Synagogen häufig von Heiden, besonders Proselyten, besucht und boten so einen günstigen Anknüpfungspunkt für das Bekehrungswerk. Apostelgeschichte Apg 51 13 15 Post lectionem autem legis, et prophetarum, miserunt principes synagogæ ad eos, dicentes: Viri fratres, si quis est in vobis sermo exhortationis ad plebem, dicite. Nach der Vorlesung aus dem Gesetze und den Propheten aber sandten die Vorsteher der Synagoge zu ihnen, und ließen ihnen sagen: Brüder! Falls ihr ein Wort der Erbauung für das Volk habet, so redet! Apostelgeschichte Apg 51 13 16 Surgens autem Paulus, et manu silentium indicens, ait: Viri Isralitæ, et qui timetis Deum, audite: Da stand Paulus auf, gebot mit der Hand Stillschweigen, und sprach: Ihr Männer Israels, und ihr, die ihr Gott fürchtet,²³ höret! Apostelgeschichte Apg 51 13 16 23 Die Anrede selbst gibt die Einteilung der Rede. V. 16: Wohltaten Gottes gegen die Israeliten bis zum Erscheinen des Messias. V. 26: Jesus, ob auch zu Jerusalem verworfen, ist der Messias. V. 38 Folgerung: Also sind die Worte Jesu anzunehmen und zu befolgen, da sonst ewige Strafe zu fürchten ist. Apostelgeschichte Apg 51 13 17 Deus plebis Isral elegit patres nostros, et plebem exaltavit cum essent incolæ in terra gypti, et in brachio excelso eduxit eos ex ea, Der Gott des Volkes Israel hat sich unsere Väter erwählt,²⁴ und hat das Volk erhöht,²⁵ da sie Fremdlinge im Lande Ägypten waren, und mit erhobenem Arme hat er sie aus demselben herausgeführt.²⁶ [Ex 1,1, Ex 13,21.22, Ex 16,3] Apostelgeschichte Apg 51 13 17 24 Die Rede des Apostels soll in seinen Zuhörern das dankbare Bewusstsein ihrer besonderen göttlichen Auserwählung wecken. Diese Auserwählung zeigt sich schon in der Urgeschichte des Volkes, da Gott sich mit besonderer und wunderbarer Fürsorge seiner Schicksale annahm (V. 17 22), noch mehr darin, dass er aus ihm den Heiland erwählte (V. 23 27), endlich darin, dass das Heil, welches Jesus gebracht hat, ihnen vor allem zugedacht ist. Apostelgeschichte Apg 51 13 17 25 An Zahl vermehrt und durch Wunder verherrlicht. Apostelgeschichte Apg 51 13 17 26 Der Arm ist das Symbol der Macht. Gott hat ihn zur Verteidigung und zum Schutze des Volkes ausgestreckt. [Ex 6,6, Dtn 4,34.37] Apostelgeschichte Apg 51 13 18 Et per quadraginta annorum tempus mores eorum sustinuit in deserto. Eine Zeit von vierzig Jahren hindurch ertrug er ihr Gebahren in der Wüste. Apostelgeschichte Apg 51 13 19 Et destruens gentes septem in terra Chanaan, sorte distribuit eis terram eorum, Und er vertilgte sieben Völker im Lande Chanaan, verteilte das Land derselben unter sie durch das Los, [Dtn 7,1, Jos 14,2] Apostelgeschichte Apg 51 13 2 Ministrantibus autem illis Domino, et jejunantibus, dixit illis Spiritus sanctus: Segregate mihi Saulum, et barnabam in opus, ad quod assumpsi eos. Als diese nun den heiligen Dienst des Herrn verrichteten und fasteten, sprach der Heilige Geist zu ihnen: Sondert mir den Saulus und Barnabas zu dem Werke aus, zu dem ich sie mir berufen habe, Apostelgeschichte Apg 51 13 20 Quasi post quadringentos et quinquaginta annos: et post hæc dedit judices, usque ad Samuel prophetam. ungefähr nach vierhundert und fünfzig Jahren.²⁷ Und darnach gab er ihnen Richter bis auf den Propheten Samuel. [Ri 2,16, Ri 3,9] Apostelgeschichte Apg 51 13 20 27 Vergl. [Num 26,55ff]. 450 Jahre vergingen von der Geburt Isaaks bis zur Verteilung des Landes unter Josua. Apostelgeschichte Apg 51 13 21 Et exinde postulaverunt regem: et dedit illis Deus Saul filium Cis, virum de tribu Benjamin, annis quadraginta. Und von da an verlangten sie einen König; und Gott gab ihnen den Saul, den Sohn des Kis, einen Mann aus dem Stamme Benjamin, vierzig Jahre lang.²⁸ Apostelgeschichte Apg 51 13 21 28 Eine solche Zeitbestimmung findet sich im A. T. nicht, dieselbe entspringt also der Überlieferung. Apostelgeschichte Apg 51 13 22 Et amoto illo, suscitavit illis David regem: cui testimonium perhibens, dixit: Inveni David filium Jesse, virum secundum cor meum, qui faciet omnes voluntates meas. Und nachdem er diesen verworfen hatte, erweckte er ihnen den David zum Könige, dem er Zeugnis gab, und sprach: Ich habe David, den Sohn des Jesse, als einen Mann nach meinem Herzen gefunden, der meinen Willen in allem tun wird. [1Sam 13,14, 1Sam 16,13, Ps 88,21] Apostelgeschichte Apg 51 13 23 Hujus Deus ex semine secundum promissionem eduxit Isral salvatorem Jesum. Aus dessen Nachkommen hat Gott nach seiner Verheißung Israel einen Heiland gebracht, Jesus,²⁹ Apostelgeschichte Apg 51 13 23 29 Von David geht die Rede auf den über, dessen Bild er war, Jesus. Apostelgeschichte Apg 51 13 24 Prædicante Joanne ante faciem adventus ejus baptismum pnitentiæ omni populo Isral. nachdem Johannes vor dessen Auftreten die Taufe der Buße allem Volke Israel gepredigt. [Mt 3,1, Mk 1,4, Lk 3,3] Apostelgeschichte Apg 51 13 25 Cum impleret autem Joannes cursum suum, dicebat: Quem me arbitramini esse, non sum ego, sed ecce venit post me, cujus non sum dignus calceamenta pedum solvere. Als aber Johannes seinen Lauf vollendete, sprach er: Der, für den ihr mich haltet, bin ich nicht, sondern sehet, er kommt nach mir, dem ich nicht würdig bin, die Schuhe von den Füßen zu lösen. [Joh 1,20.27, Mt 3,11, Mk 1,7] Apostelgeschichte Apg 51 13 26 Viri fratres, filii generis Abraham, et qui in vobis timent Deum, vobis verbum salutis hujus missum est. Brüder, Kinder des Geschlechtes Abrahams, und wer unter euch Gott fürchtet, euch ist das Wort dieses Heiles gesandt! Apostelgeschichte Apg 51 13 27 Qui enim habitabant Jerusalem, et principes ejus hunc ignorantes, et voces prophetarum, quæ per omne sabbatum leguntur, judicantes impleverunt, Denn die Bewohner von Jerusalem und ihre Vorsteher haben diesen nicht erkannt, und die Worte der Propheten, welche jeden Sabbat vorgelesen werden, durch seine Verurteilung erfüllt.³⁰ Apostelgeschichte Apg 51 13 28 Et nullam causam mortis invenientes in eo, petierunt a Pilato, ut interficerent eum. Und obwohl sie an ihm keine Todesschuld fanden, verlangten sie doch von Pilatus, dass er getötet würde. [Mt 27,20.23, Mk 15,12ff] Apostelgeschichte Apg 51 13 29 Cumque consummassent omnia quæ de eo scripta erant, deponentes eum de ligno, posuerunt eum in monumento. Als sie dann alles, was von ihm geschrieben war,³⁰ erfüllt hatten, nahmen sie ihn vom Holze ab, und legten ihn in ein Grab. [Mt 27,59ff] Apostelgeschichte Apg 51 13 29 30 Wenn der hohe Rat Jesus nicht als Messias anerkannte, konnte er da von Gott gesandt sein? Jerusalem hat in Unwissenheit das Heil zurückgewiesen und den Heiland getötet. Aber gerade so wurden die Weissagungen über Jesus erfüllt, und durch die Auferstehung des Herrn wurden Gottes höchste Verheißungen (V. 32 36) und Israels Hoffnung (V. 38) verwirklicht. (V. 37) Mit der Auferweckung Jesu tritt Gott wie am Anfange der Geschichte Israels (V. 17) wieder unmittelbar wirksam ein. So muss denn von jetzt an zwischen ihm und jedem einzelnen, ohne weiteres Dazwischentreten der durch sich selbst gerichteten Autorität der Obersten zu Jerusalem (V. 27) sich alles entscheiden: durch Glauben Rechtfertigung (V. 38, 39), durch Unglauben Verwerfung. (V. 40, 41). Apostelgeschichte Apg 51 13 29 30 Wenn der hohe Rat Jesus nicht als Messias anerkannte, konnte er da von Gott gesandt sein? Jerusalem hat in Unwissenheit das Heil zurückgewiesen und den Heiland getötet. Aber gerade so wurden die Weissagungen über Jesus erfüllt, und durch die Auferstehung des Herrn wurden Gottes höchste Verheißungen (V. 32 36) und Israels Hoffnung (V. 38) verwirklicht. (V. 37) Mit der Auferweckung Jesu tritt Gott wie am Anfange der Geschichte Israels (V. 17) wieder unmittelbar wirksam ein. So muss denn von jetzt an zwischen ihm und jedem einzelnen, ohne weiteres Dazwischentreten der durch sich selbst gerichteten Autorität der Obersten zu Jerusalem (V. 27) sich alles entscheiden: durch Glauben Rechtfertigung (V. 38, 39), durch Unglauben Verwerfung. (V. 40, 41). Apostelgeschichte Apg 51 13 3 Tunc jejunantes, et orantes, imponentesque eis manus, dimiserunt illos. Da fasteten und beteten sie, und legten ihnen die Hände auf,⁵ und entließen sie.⁶ Apostelgeschichte Apg 51 13 3 5 Barnabas und Paulus wurden zu Bischöfen geweiht (Chrys., Leo). Obwohl Paulus bereits zum Apostel berufen war, musste er dennoch die Weihe empfangen, wie er nach seiner Bekehrung noch der heil. Taufe teilhaftig geworden war. [Apg 9,18] Simon, Lucius und Manahen waren wohl schon Bischöfe, da sie die Vollmacht der Weihe hatten (V. 3), welche nur die Apostel [Apg 6,6] und die Bischöfe [1Tim 5,22, Tit 1,5] ausübten. Barnabas war nur im weiteren Sinne Apostel [Apg 14,4, Gal 2,9, 1Kor 9,5], da dieser Name im N. T. noch nicht auf die eigentlichen Apostel beschränkt wird. Vergl. [Hebr 3,1, 2Kor 8,23]. Apostelgeschichte Apg 51 13 3 6 Sie baten Gott, sie durch seinen Heil. Geist zu leiten. Vergl. [Apg 14,25]. Apostelgeschichte Apg 51 13 30 Deus vero suscitavit eum a mortuis tertia die: qui visus est per dies multos his, Gott aber hat ihn am dritten Tage von den Toten auferweckt, und er ist viele Tage hindurch denen erschienen, Apostelgeschichte Apg 51 13 31 Qui simul ascenderant cum eo de Galilæa in Jerusalem: qui usque nunc sunt testes ejus ad plebem. die zugleich mit ihm aus Galiläa nach Jerusalem hinaufgegangen waren, sie sind jetzt seine Zeugen vor dem Volke.³¹ Apostelgeschichte Apg 51 13 31 31 Wie für Israel das Gesetz und die Propheten der geschichtliche Untergrund war, so ist jetzt das apostolische Zeugnis der geschichtliche Überzeugungsgrund für die neuen, jedoch mit der Verheißung wesentlich verknüpften Gottestaten, die Auferweckung (V. 33) und die Erhöhung des Herrn. Dies Zeugnis gilt nicht nur einer einzelnen, sondern vielen Erscheinungen des Auferstandenen (V. 30), und ist das Zeugnis derjenigen, welche als Begleiter des Herrn ihn als irrtumslos erkannt (V. 31), und zur Ablegung dieses Zeugnisses göttlichen Auftrag erhalten haben. Apostelgeschichte Apg 51 13 32 Et nos vobis annuntiamus eam, quæ ad patres nostros repromissio facta est: Und wir verkündigen euch die Verheißung, welche an unsere Väter ergangen ist; Apostelgeschichte Apg 51 13 33 Quoniam hanc Deus adimplevit filiis nostris resuscitans Jesum, sicut et in psalmo secundo scriptum est: Filius meus es tu, ego hodie genui te. dass Gott diese an unsern Kindern erfüllt hat, indem er Jesus auferweckt hat, wie es auch im zweiten Psalme geschrieben steht: Mein Sohn bist du, heute habe ich dich gezeuget.³² Apostelgeschichte Apg 51 13 33 32 [Ps 2,7] Wie im Hinblick auf die ewige Zeugung und auf die Zeugung in der Zeit, so hat Gott für diesen neuen Lebensanfang gezeigt, dass der Messias ist, was er von Ewigkeit her war: der Sohn Gottes. Vergl. [Hebr 1,5, Hebr 5,5]. Apostelgeschichte Apg 51 13 34 Quod autem suscitavit eum a mortuis, amplius jam non reversurum in corruptionem, ita dixit: Quia dabo vobis sancta David fidelia. Dass er ihn aber von den Toten erwecket hat, und er nicht mehr zur Verwesung zurückkehren wird, hat er also ausgesprochen: Ich will euch das Heilige³³ Davids, das Getreue³⁴ geben. Apostelgeschichte Apg 51 13 34 33 Hebr.: die Gnade Davids, die David versprochenen messianischen Güter. Apostelgeschichte Apg 51 13 34 34 Die Güter sind zuverlässig. Dies wären sie nicht, könnte der Vermittler sterben. Apostelgeschichte Apg 51 13 35 Ideoque et alias dicit: Non dabis Sanctum tuum videre corruptionem. Darum sagt er auch an einer anderen Stelle: Du wirst nicht zulassen, dass dein Heiliger die Verwesung schaue.³⁵ Apostelgeschichte Apg 51 13 35 35 Wie Petrus in seiner Pfingstrede begründet Paulus zwei Wahrheiten: die Prophezeiung ist nicht in David erfüllt; der, an welchem sie in Erfüllung gegangen ist, steht unendlich hoch über David: in ihm also ist für alle Heil. Apostelgeschichte Apg 51 13 36 David enim in sua generatione cum administrasset, voluntati Dei dormivit: et appositus est ad patres suos, et vidit corruptionem. Denn David ist, nachdem er zu seiner Zeit dem Willen Gottes gedient hatte, entschlafen, und wurde bei seinen Vätern beigesetzt, und sah die Verwesung; [1Kön 2,10] Apostelgeschichte Apg 51 13 37 Quem vero Deus suscitavit a mortuis, non vidit corruptionem. jener aber, den Gott von den Toten auferwecket hat, sah die Verwesung nicht. Apostelgeschichte Apg 51 13 38 Notum igitur sit vobis viri fratres, quia per hunc vobis remissio peccatorum annuntiatur, et ab omnibus, quibus non potuistis in lege Moysi justificari, So sei es euch deshalb kund, Brüder! dass durch diesen euch Vergebung der Sünden³⁶ verkündigt wird; und von allem, wovon ihr nicht gerechtfertiget werden konntet im Gesetze Moses', Apostelgeschichte Apg 51 13 38 36 Die Vergebung der Sünden, welche durch Jesus erworben und vermittelt ist. So predigte einst Johannes der Täufer [Mt 3,2.6], so begann der Herr selbst seine Predigt [Lk 7,47, Lk 24,47], so Petrus [Apg 2,38, Apg 5,31, Apg 10,43]. Apostelgeschichte Apg 51 13 39 In hoc omnis, qui credit, justificatur. wird in diesem ein jeder, der glaubt, gerechtfertiget. Apostelgeschichte Apg 51 13 4 Et ipsi quidem missi a Spiritu sancto abierunt Seleuciam; et inde navigaverunt Cyprum. Diese, ausgesandt vom Heiligen Geiste, gingen nach Seleucia;⁷ und von da fuhren sie zu Schiff nach Cypern. Apostelgeschichte Apg 51 13 4 7 Seleucia ist eine syrische Stadt am Mittelmeere. Apostelgeschichte Apg 51 13 40 Videte ergo ne superveniat vobis quod dictum est in prophetis: Sehet also zu, dass nicht über euch komme, was in den Propheten gesagt ist: Apostelgeschichte Apg 51 13 41 Videte contemptores, et admiramini, et disperdimini: quia opus operor ego in diebus vestris, opus quod non credetis, si quis enarraverit vobis. Sehet, ihr Verächter! und verwundert euch und vergehet; denn ich tue ein Werk in euren Tagen, ein Werk, das ihr nicht glauben werdet, wenn jemand es euch erzählet.³⁷ [Hab 1,5] Apostelgeschichte Apg 51 13 41 37 Wie der Prophet das Strafgericht Gottes durch die Chaldäer angekündigt hat, so sieht er ein Gericht über alle Verräter herannahen: die Verwerfung des Volkes. Apostelgeschichte Apg 51 13 42 Exeuntibus autem illis rogabant ut sequenti sabbato loquerentur sibi verba hæc. Als sie aber hinausgingen, baten sie, dass sie auch am künftigen Sabbate diese Worte zu ihnen reden möchten. Apostelgeschichte Apg 51 13 43 Cumque dimissa esset synagoga, secuti sunt multi Judæorum, et colentium advenarum, Paulum, et Barnabam: qui loquentes suadebant eis ut permanerent in gratia Dei. Und als die Versammlung entlassen war, folgten viele Juden und gottesfürchtige Judengenossen dem Paulus und Barnabas; und diese redeten zu ihnen, und ermahnten sie, in der Gnade Gottes zu verharren. Apostelgeschichte Apg 51 13 44 Sequenti vero sabbato pene universa civitas convenit audire verbum Dei. Am folgenden Sabbate aber versammelte sich fast die ganze Stadt, um das Wort Gottes zu hören. Apostelgeschichte Apg 51 13 45 Videntes autem turbas Judæi, repleti sunt zelo, et contradicebant his, quæ a Paulo dicebantur, blasphemantes. Als nun die Juden das Volk sahen, wurden sie von Zorneifer erfüllt, und widersprachen dem, was Paulus sagte, und lästerten.³⁸ Apostelgeschichte Apg 51 13 45 38 Als die Juden die Volksscharen sahen, und darunter viele Heiden bemerkten, erkannten sie, dass das Evangelium nicht für sie allein bestimmt sei, und ihre frühere günstige Gesinnung (V. 42) ging in Eifersucht und Zorn über. Apostelgeschichte Apg 51 13 46 Tunc constanter Paulus et Barnabas dixerunt: Vobis oportebat primum loqui verbum Dei: sed quoniam repellitis illud, et indignos vos judicatis æternæ vitæ, ecce convertimur ad gentes: Da sprachen Paulus und Barnabas mit Freimut: Zu euch musste zuerst das Wort Gottes geredet werden; weil ihr es aber von euch stoßet, und euch des ewigen Lebens unwürdig erachtet, sehet, so wenden wir uns zu den Heiden. Apostelgeschichte Apg 51 13 47 Sic enim præcepit nobis Dominus: Posui te in lucem gentium, ut sis in salutem usque ad extremum terræ. Denn also hat es uns der Herr geboten: Ich habe dich zum Lichte der Heiden gesetzt, damit du zum Heile seiest bis an die äußersten Grenzen der Erde.³⁹ [Jes 49,6] Apostelgeschichte Apg 51 13 47 39 Insofern Christus die Apostel ausgewählt und ausgesendet hat, seine Lehre zu verkünden, bezieht sich das an den Messias gerichtete Wort auch auf sie. Apostelgeschichte Apg 51 13 48 Audientes autem gentes gavisæ sunt, et glorificabant verbum Domini: et crediderunt quotquot erant præordinati ad vitam æternam. Da dies die Heiden hörten, freuten sie sich und priesen das Wort des Herrn; und soviel ihrer zum ewigen Leben verordnet waren, wurden gläubig.⁴⁰ Apostelgeschichte Apg 51 13 48 40 Nicht alle glauben. Die Bemerkung ist eine mehr historische als dogmatische, wie der Zusammenhang zeigt. Nur durch ihre eigene Schuld gingen die Juden der Vorherbestimmung zum ewigen Leben verlustig. Für die Heiden bestand eine solche Vorherbestimmung und damit ein Anrecht auf das Evangelium nicht, denn kein Heide ist deshalb zum ewigen Leben berufen, weil er Heide ist, sondern kann von Gott vorherbestimmt werden, obwohl er noch Heide ist. Wer nach dem ewigen Wissen und Willen Gottes zum ewigen Leben bestimmt ist, empfängt von ihm auch alle Gnadenmittel, welche ihn dazu führen, also vor allem den Glauben. Keiner ist von Gott zum ewigen Leben bestimmt, der nicht den guten Willen hat, zu glauben. Andererseits ist nicht jeder, der glaubt, bereits durch ewigen und unabänderlichen Ratschluss zum ewigen Leben bestimmt; kann er doch noch vom Glauben abfallen oder ihn durch sein Leben verleugnen. Apostelgeschichte Apg 51 13 49 Disseminabatur autem verbum Domini per universam regionem. Und es ward das Wort des Herrn durch das ganze Land hin ausgebreitet.⁴¹ Apostelgeschichte Apg 51 13 49 41 Die Tätigkeit muss eine geraume Zeit in Anspruch genommen haben. Apostelgeschichte Apg 51 13 5 Et cum venissent Salaminam, prædicabant verbum Dei in synagogis Judæorum. Habebant autem et Joannem in ministerio. Und als sie nach Salamis⁸ gekommen waren, predigten sie das Wort Gottes in den Synagogen der Juden; sie hatten aber auch den Johannes zum Gehilfen.⁹ Apostelgeschichte Apg 51 13 5 8 Salamis, in der Nähe des heutigen Famagosta, an der Ostseite der Insel. Apostelgeschichte Apg 51 13 5 9 Wahrscheinlich zum Taufen. [Apg 10,48, 1Kor 1,14.17] Apostelgeschichte Apg 51 13 50 Judæi autem concitaverunt mulieres religiosas, et honestas, et primos civitatis, et excitaverunt persecutionem in Paulum, et Barnabam: et ejecerunt eos de finibus suis. Die Juden aber reizten die andächtigen⁴² und angesehenen Frauen und die Ersten der Stadt auf, und erregten eine Verfolgung gegen Paulus und Barnabas, und vertrieben sie aus ihrem Gebiete. Apostelgeschichte Apg 51 13 50 42 Heidnische Frauen, welche sich zur Synagoge hielten. Vergl. [Apg 16,13ff]. Diese konnten durch ihre einflussreichen Männer den beiden Glaubensboten viel schaden. Apostelgeschichte Apg 51 13 51 At illi excusso pulvere pedum in eos, venerunt Iconium. Diese jedoch schüttelten den Staub von ihren Füßen wider sie ab,⁴³ und kamen nach Ikonium.⁴⁴ Apostelgeschichte Apg 51 13 51 43 Diese Handlung war gegen die Juden gerichtet und galt als Zeichen, dass man mit ihnen keine Gemeinschaft haben wolle. Vergl. [Mt 14,14, Mk 6,11, Lk 9,5]. Apostelgeschichte Apg 51 13 51 44 Ikonium, das heutige Koniath, lag auf dem Wege von Antiochia nach Lystra 150 Kilom. südlich von dem ersteren Orte. Apostelgeschichte Apg 51 13 52 Discipuli quoque replebantur gaudio, et Spiritu sancto. Die Jünger hingegen wurden mit Freude erfüllt und dem Heiligen Geiste.⁴⁵ Apostelgeschichte Apg 51 13 52 45 Die Jünger hingegen, d. i. die Neubekehrten, im Gegensatz zu den Verfolgern, wurden mit Freude über das Heil in Christus erfüllt und führten ein neues geistiges Leben. Apostelgeschichte Apg 51 13 6 Et cum perambulassent universam insulam usque Paphum, invenerunt quemdam virum magnum pseudoprophetam, Judæum, cui nomen erat Barjesu, Da sie die ganze Insel bis Paphus¹⁰ durchzogen hatten, fanden sie einen Zauberer und falschen Propheten, einen Juden, mit Namen Barjesu.¹¹ Apostelgeschichte Apg 51 13 6 10 Paphus, eine Stadt im westlichen Teile der Insel, mit einem berühmten Venus-Tempel. Apostelgeschichte Apg 51 13 6 11 Auch Elymas, der Magier, der Weise, genannt. (S. V. 8) Apostelgeschichte Apg 51 13 7 Qui erat cum proconsule Sergio Paulo viro prudente. Hic, accersitis Barnaba, et Saulo, desiderabat audire verbum Dei. Dieser war bei dem Statthalter Sergius Paulus, einem verständigen Manne. Sergius¹² berief Barnabas und Saulus zu sich, und begehrte das Wort Gottes zu hören. Apostelgeschichte Apg 51 13 7 12 Die Provinzen, welche nur einer bürgerlichen Verwaltung, keiner Verteidigung bedurften, standen unter Prokonsulen. Die Lehre des Elymas genügte dem nach Wahrheit strebenden Manne nicht. Apostelgeschichte Apg 51 13 8 Resistebat autem illis Elymas magus, (sic enim interpretatur nomen ejus) quærens avertere proconsulem a fide. Doch Elymas, der Zauberer (denn also wird sein Name verdolmetscht), widersetzte sich ihnen, und suchte den Statthalter vom Glauben abzuwenden.¹³ Apostelgeschichte Apg 51 13 8 13 Die Apostel waren zu Sergius gekommen, und Elymas wohnte wohl dem Unterrichte bei. Apostelgeschichte Apg 51 13 9 Saulus autem, qui et Paulus, repletus Spiritu sancto, intuens in eum, Saulus aber, der auch Paulus heißt,¹⁴ heftete, erfüllt vom Heiligen Geiste, den Blick auf ihn, Apostelgeschichte Apg 51 13 9 14 Von diesem Zeitpunkte an wird Saulus (Saul: der Begehrte, Ersehnte) Paulus genannt. Da Paulus nun zum ersten Male als Heidenapostel auftritt, nimmt er, vielleicht zur Erinnerung an die Bekehrung des Sergius den Beinamen Paulus an, der ihm als römischen Bürger und Träger eines römischen Namens leichter bei den Heiden den Zugang eröffnet (Hier.). Apostelgeschichte Apg 51 0 1 Wirksamkeit der Apostel in Ikonium. (V. 7) Heilung eines Lahmen zu Lystra. (V. 18) Steinigung des heil. Paulus zu Lystra. Rückkehr nach Syrien. Apostelgeschichte Apg 51 14 1 Factum est autem Iconii, ut simul introirent in synagogam Judæorum, et loquerentur, ita ut crederet Judæorum, et Græcorum copiosa multitudo. Es geschah aber zu Ikonium, dass sie miteinander in die Synagoge der Juden gingen und mit solchem Erfolge redeten, dass eine große Zahl von Juden und Griechen¹ gläubig ward. Apostelgeschichte Apg 51 14 1 1 Diese Griechen sind wohl Heiden, die Gott fürchten [Apg 13,16] und die Synagoge zu besuchen pflegen. Apostelgeschichte Apg 51 14 10 Turbæ autem cum vidissent quod fecerat Paulus, levaverunt vocem suam Lycaonice dicentes: Dii similes facti hominibus, descenderunt ad nos. Da nun das Volk sah, was Paulus getan hatte, erhob es seine Stimme und sagte auf lykaonisch: Die Götter sind Menschen ähnlich geworden, und zu uns herabgekommen! Apostelgeschichte Apg 51 14 11 Et vocabant Barnabam Jovem, Paulum vero Mercurium: quoniam ipse erat dux verbi. Und sie nannten den Barnabas Jupiter, den Paulus aber, weil dieser das Wort führte, Merkurius.¹⁰ Apostelgeschichte Apg 51 14 11 10 Jupiter oder Zeus hieß bei den Römern und Griechen der oberste Gott, der Herr des Weltalls. Merkur oder Hermes war der Gott der Beredsamkeit und begleitete der Fabel nach den Jupiter, wenn dieser zur Erde herabstieg. Barnabas war ohne Zweifel der Ältere und Stattlichere, und wurde deshalb für zeus gehalten. Apostelgeschichte Apg 51 14 12 Sacerdos quoque Jovis, qui erat ante civitatem, tauros, et coronas ante januas afferens, cum populis volebat sacrificare. Und der Priester des vor der Stadt befindlichen Jupiters brachte Stiere und Kränze vor die Torhalle, und wollte mit dem Volke opfern. Apostelgeschichte Apg 51 14 13 Quod ubi audierunt Apostoli, Barnabas et Paulus, conscissis tunicis suis exsilierunt in turbas clamantes, Als das die Apostel Barnabas und Paulus hörten, zerrissen sie ihre Kleider, und sprangen hinaus unter das Volk,¹¹ rufend, Apostelgeschichte Apg 51 14 13 11 Sie eilten aus dem hause, in dem sie wohnten, hinaus. Über das Zerreißen der Kleider siehe [Mt 26,Anm.116]. Apostelgeschichte Apg 51 14 14 Et dicentes: Viri, quid hæc facitis? et nos mortales sumus, similes vobis homines, annuntiantes vobis ab his vanis converti ad Deum vivum, qui fecit clum, et terram, et mare, et omnia quæ in eis sunt: und sprechend: Ihr Männer! was tut ihr da? Auch wir sind Sterbliche, Menschen euresgleichen, und verkündigen euch, dass ihr euch von diesen nichtigen Göttern zu dem lebendigen Gott bekehrt, der den Himmel und die Erde, und das Meer und alles, was darin ist, gemacht hat; [Ps 145,6] Apostelgeschichte Apg 51 14 15 Qui in præteritis generationibus dimisit omnes gentes ingredi vias suas. welcher in den vergangenen Zeitaltern alle Völker ihre eigenen Wege wandeln ließ.¹² Apostelgeschichte Apg 51 14 15 12 D. i. nach ihren Neigungen leben ließ, ohne ihnen wie dem auserwählten Volke seinen Willen durch das Gesetz und die Propheten kundzugeben. Vergl. [Röm 1,19ff, Ps 147,9]. So war der Götzendienst Lykaoniens etwas entschuldigt. Apostelgeschichte Apg 51 14 16 Et quidem non sine testimonio semetipsum reliquit, benefaciens de clo, dans pluvias, et tempora fructifera, implens cibo, et lætitia corda nostra. Dennoch ließ er sich nicht unbezeugt, indem er Wohltaten vom Himmel her spendete, Regen und fruchtbare Zeiten gab, und unsere Herzen mit Speise und Freude erfüllte.¹³ Apostelgeschichte Apg 51 14 16 13 Gott offenbart sich in der Natur und zwar als Wohltäter, indem er Regen und dadurch gute Ernten gibt, den Körper nährt und gesund erhält und so die Seele erfreut. Vor den gebildeten Athenern ruft Paulus später auch das Zeugnis des Gewissens für Gott an. [Apg 17,28] Apostelgeschichte Apg 51 14 17 Et hæc dicentes, vix sedaverunt turbas ne sibi immolarent. Durch diese Rede brachten sie das Volk mit Mühe davon ab, dass sie ihnen opferten. Apostelgeschichte Apg 51 14 18 Supervenerunt autem quidam ab Antiochia, et Iconio Judæi: et persuasis turbis, lapidantesque Paulum, traxerunt extra civitatem, existimantes eum mortuum esse. Es kamen aber von Antiochia¹⁴ und Ikonium Juden hinzu, und überredeten das Volk, und sie steinigten den Paulus, und schleiften ihn zur Stadt hinaus, in der Meinung, er sei tot. Apostelgeschichte Apg 51 14 18 14 Antiochia ist etwa 170 Kilom. von Lystra entfernt. Dass die Gegner die weite Reise nicht scheuten, zeigt, wie sehr sie den heil. Paulus hassten. Das hier Erzählte folgte kaum unmittelbar auf das V. 10 18 Erzählte. Es ergeht dem heil. Paulus jetzt umgekehrt, wie später auf Malta. [Apg 28,4.6] Die Steinigung war, menschlich gesprochen, gleichsam eine Vergeltung für den Anteil des heil. Paulus an der Steinigung des heil. Stephanus. Vergl. auch [2Tim 3,11] Apostelgeschichte Apg 51 14 19 Circumdantibus autem eum discipulis, surgens intravit civitatem, et postera die profectus est cum Barnaba in Derben. Da sich aber die Jünger um ihn versammelten, stand er auf,¹⁵ und ging in die Stadt; und am folgenden Tage reiste er mit Barnabas nach Derbe.¹⁶ Apostelgeschichte Apg 51 14 19 15 Gott hat ihn wunderbar erhalten. Apostelgeschichte Apg 51 14 19 16 Derbe lag etwa 65 Kilom. östlich. Dort bekehrte sich Gajus von Derbe. [Apg 20,4] Apostelgeschichte Apg 51 14 2 Qui vero increduli fuerunt Judæi, suscitaverunt, et ad iracundiam concitaverunt animas gentium adversus fratres. Die Juden aber, welche ungläubig geblieben waren, erregten und verbitterten die Gemüter der Heiden gegen die Brüder.² Apostelgeschichte Apg 51 14 2 2 D. i. gegen die Gläubigen. Vergl. [Apg 10,23]. Unter den Erstbekehrten zu Ikonium war der Überlieferung nach (Chrys., Epiph.) die heil. Thekla. Apostelgeschichte Apg 51 14 20 Cumque evangelizassent civitati illi, et docuissent multos, reversi sunt Lystram, et Iconium, et Antiochiam, Nachdem sie nun dieser Stadt das Evangelium verkündigt und viele unterrichtet hatten, kehrten sie nach Lystra, Ikonium und Antiochia zurück, Apostelgeschichte Apg 51 14 21 Confirmantes animas discipulorum, exhortantesque ut permanerent in fide: et quoniam per multas tribulationes oportet nos intrare in regnum Dei. bestärkten die Seelen der Jünger, und ermahnten sie, im Glauben auszuharren, und dass wir durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen müssen.¹⁷ Apostelgeschichte Apg 51 14 21 17 Ein ähnliches Wort siehe [2Tim 3,12]. Wenn es etwas Besseres und für das Seelenheil Nützlicheres gäbe als Leiden, so würde es Christus durch sein Wort und Beispiel uns gezeigt haben. (Thom. v. Kemp.) Apostelgeschichte Apg 51 14 22 Et cum constituissent illis per singulas ecclesias presbyteros, et orassent cum jejunationibus, commendaverunt eos Domino, in quem crediderunt. Und nachdem sie¹⁸ ihnen mit Gebet und Fasten in jeder Kirche Vorsteher bestellt hatten,¹⁹ empfahlen sie sie dem Herrn, an welchen sie gläubig geworden.²⁰ Apostelgeschichte Apg 51 14 22 18 Es handelt sich um eine sakramentale Weihe. Apostelgeschichte Apg 51 14 22 19 Von Jerusalem und selbst von Antiochia konnten nur selten Apostel kommen, deshalb setzten diese in jeder Gemeinde Presbyter ein. Apostelgeschichte Apg 51 14 22 20 Christus ist der oberste Leiter und Schützer der Kirche. Apostelgeschichte Apg 51 14 23 Transeuntesque Pisidiam, venerunt in Pamphyliam, Und Pisidien durchziehend, kamen sie nach Pamphylien,²¹ Apostelgeschichte Apg 51 14 23 21 Siehe oben [Apg 13,13.14]. Apostelgeschichte Apg 51 14 24 Et loquentes verbum Domini in Perge, descenderunt in Attaliam: verkündeten das Wort des Herrn in Perge, und zogen hinab nach Attalia,²² Apostelgeschichte Apg 51 14 24 22 Atalia war eine Seestadt in Pamphylien. Apostelgeschichte Apg 51 14 25 Et inde navigaverunt Antiochiam, unde erant traditi gratiæ Dei in opus, quod compleverunt. und von dort schifften sie sich nach Antiochia ein, von wo aus sie der Gnade Gottes übergeben worden waren, zu dem Werke, welches sie vollendet hatten. Apostelgeschichte Apg 51 14 26 Cum autem venissent, et congregassent ecclesiam, retulerunt quanta fecisset Deus cum illis, et quia aperuisset gentibus ostium fidei. Als sie aber angekommen waren, und die Gemeinde versammelt hatten, berichteten sie, wie Großes Gott mit ihnen getan, und dass er den Heiden eine Türe des Glaubens geöffnet habe.²³ Apostelgeschichte Apg 51 14 26 23 Der Heil. Geist hatte sie sichtlich geführt, gestärkt und geschützt, und durch augenfällige Wunder wie durch seine Gnadeneinwirkung auf die Herzen gezeigt, dass er die Predigt unter den Heiden wolle. Apostelgeschichte Apg 51 14 27 Morati sunt autem tempus non modicum cum discipulis. Sie verweilten aber eine geraume Zeit bei den Jüngern.²⁴ Apostelgeschichte Apg 51 14 27 24 Die Reise dürfte drei bis vier Jahre gedauert haben und wohl in die Jahre 44 48 fallen. Hierauf blieben die Apostel eine geraume Zeit (etwa 48 51) in Antiochia. Apostelgeschichte Apg 51 14 3 Multo igitur tempore demorati sunt, fiducialiter agentes in Domino, testimonium perhibente verbo gratiæ suæ, dante signa, et prodigia fieri per manus eorum. Eine geraume Zeit³ nun weilten sie daselbst, freimütig redend im Herrn,⁴ der dem Worte seiner Gnade Zeugnis gab, indem er verlieh, dass Zeichen und Wunder durch ihre Hände geschahen. Apostelgeschichte Apg 51 14 3 3 Wohl einige Monate. Apostelgeschichte Apg 51 14 3 4 Voll Vertrauen auf den Herrn, d. i. wohl auf Gott, wie [Apg 4,29ff20.32] Apostelgeschichte Apg 51 14 4 Divisa est autem multitudo civitatis: et quidam quidem erant cum Judæis, quidam vero cum Apostolis. Allein die Volksmenge der Stadt war geteilt; einige hielten es nämlich mit den Juden, andere hingegen mit den Aposteln.⁵ Apostelgeschichte Apg 51 14 4 5 Der größere Teil der heidnischen Bevölkerung hielt es mit den Juden, der kleinere mit den Aposteln. An dieser Stelle werden Barnabas und Paulus zum ersten Male Apostel genannt und so mit demselben Namen bezeichnet wie die Zwölf [Apg 15,2]. Vergl. [Apg 13,Anm.5] Apostelgeschichte Apg 51 14 5 Cum autem factus esset impetus gentilium, et Judæorum cum principibus suis, ut contumeliis afficerent, et lapidarent eos, Als aber die Heiden und die Juden mit ihren Vorstehern sich erhoben, um sie zu misshandeln und zu steinigen,⁶ Apostelgeschichte Apg 51 14 5 6 Die Steinigung war die Strafe der Gotteslästerung. Dieser Sünde also wurden sie wie einst Stephanus beschuldigt. Apostelgeschichte Apg 51 14 6 Intelligentes confugerunt ad civitates Lycaoniæ Lystram, et Derben, et universam in circuitu regionem, et ibi evangelizantes erant. flohen⁷ die Apostel, davon in Kenntnis gesetzt, in die Städte von Lykaonien, Lystra und Derbe,⁷ und in die ganze Gegend im Umkreise; und dort verkündeten sie das Evangelium.⁸ Apostelgeschichte Apg 51 14 6 7 Die Apostel gehorchen dem Worte des Herrn. [Mt 10,23] Apostelgeschichte Apg 51 14 6 7 Die Apostel gehorchen dem Worte des Herrn. [Mt 10,23] Apostelgeschichte Apg 51 14 6 8 Lystra lag ungefähr 40 Kilom. südlich von Ikonium am Fuße eines Berges, Derbe etwa 75 Kilom. weiter östlich an der Grenze von Isaurien und Kappadocien. Apostelgeschichte Apg 51 14 7 Et quidam vir Lystris infirmus pedibus sedebat, claudus ex utero matris suæ, qui nunquam ambulaverat. Und ein Mann saß in Lystra, kraftlos an den Füßen, lahm vom Mutterleibe an, der noch niemals gegangen war. Apostelgeschichte Apg 51 14 8 Hic audivit Paulum loquentem. Qui intuitus eum, et videns quia fidem haberet ut salvus fieret, Dieser hörte Paulus reden. Da blickte ihn Paulus an, und sah, dass er Glauben hatte, Heilung zu finden,⁹ Apostelgeschichte Apg 51 14 8 9 Damals wurde Timotheus von Lystra gebürtig [Apg 16,1], seine jüdische Mutter Eunice und seine Großmutter Lois [2Tim 1,5] und Gajus von Derbe [Apg 20,4] bekehrt. Apostelgeschichte Apg 51 14 9 Dixit magna voce: Surge super pedes tuos rectus. Et exsilivit, et ambulabat. und sprach mit lauter Stimme: Stelle dich auf deine Füße aufrecht! Und er sprang auf, und ging umher. Apostelgeschichte Apg 51 0 1 2. Das Apostelconcil. (V. 34): Veranlassung. (V. 5) Erörterung. (V. 21) Entscheidung und Ausführung. (V. 34) 3. Zweite Missionsreise des heil. Paulus. (15,35 18,28): Paulus und Barnabas trennen sich. (V. 40) Paulus besucht die kleinasiatischen Gemeinden. Apostelgeschichte Apg 51 15 1 Et quidam descendentes de Judæa, docebant fratres: Quia nisi circumcidamini secundum morem Moysi, non potestis salvari. Es waren nun einige aus Judäa herab gekommen, welche die Brüder lehrten: Wenn ihr euch nicht gemäß dem Brauche des Moses beschneiden lasset, so könnet ihr nicht selig werden.¹ [Gal 5,2] Apostelgeschichte Apg 51 15 1 1 Judenchristliche Eiferer lehrten, das Gesetz Moses sei auch für die Christen notwendig, wenigstens die Beschneidung; keinesfalls (so die Milderen unter ihnen) seien die unbeschnittenen Christen den Judenchristen gleichzustellen, obgleich sie das Heil zu erlangen vermöchten. Da nun die Heidenchristen, welche einer solchen Anschauung nicht nachkamen, sehr zahlreich waren, erklärten jene nicht mehr Glauben und Gnade als Mittelpunkt des Heiles, sondern die Zugehörigkeit zu dem mosaischen Gesetze, wie umgekehrt eine Partei (gegen welche der Brief des heil. Jakobus gerichtet ist) den Glauben ohne die Werke pries. Das Auftreten der verwirrenden Eiferer fällt in die Zeit, in welcher Paulus und Barnabas in Antiochia wirkten. Unter den Eiferern war nach Epiphanius auch Cerinthus. Apostelgeschichte Apg 51 15 10 Nunc ergo quid tentatis Deum, imponere jugum super cervices discipulorum, quod neque patres nostri, neque nos portare potuimus? Nun denn, warum versuchet ihr Gott, dem Nacken der Jünger ein Joch aufzulegen, welches weder unsere Väter, noch wir zu tragen vermochten?¹⁰ Apostelgeschichte Apg 51 15 10 10 Die Erfüllung des ganzen Gesetzes ist unmöglich und unnütz, selbst für die Juden. Vergl. [Gal 3,10ff] Apostelgeschichte Apg 51 15 11 Sed per gratiam Domini Jesu Christi credimus salvari, quemadmodum et illi. Vielmehr glauben wir, durch die Gnade des Herrn Jesus Christus selig zu werden, gleichwie auch jene. Apostelgeschichte Apg 51 15 12 Tacuit autem omnis multitudo: et audiebant Barnabam, et Paulum narrantes quanta Deus fecisset signa, et prodigia in gentibus per eos. Da schwieg die ganze Menge, und lauschte dem Barnabas¹¹ und Paulus, welche erzählten, wie große Zeichen und Wunder Gott unter den Heiden durch sie getan. Apostelgeschichte Apg 51 15 12 11 Barnabas steht wegen seiner alten Verbindung mit der Kirche von Jerusalem an erster Stelle. Apostelgeschichte Apg 51 15 13 Et postquam tacuerunt, respondit Jacobus, dicens: Viri fratres, audite me. Als sie nun schwiegen, nahm Jakobus¹² das Wort, und sprach: Brüder, höret mich! Apostelgeschichte Apg 51 15 13 12 Jakobus hatte als Vorsteher der Kirche von Jerusalem keine Gelegenheit gehabt, mit Heiden in Berührung zu kommen, und besaß gewiss als der treueste Beobachter des Gesetzes das höchste Ansehen in dieser Frage. Er will den Heidenchristen eine kleine Beschränkung auferlegen, die sie noch nicht als Joch (V. 10) empfinden, die aber notwendig ist, um den Juden besonders anstößige Dinge zu beseitigen (Götzenopfer und Genuss von Blut). Zudem wünscht er ein besonderes Verbot der durch das Sittengesetz verbotenen Unzucht, welche damals vielfach unter den Heiden als erlaubt galt. (V. 20) Der Grund davon ist wohl, dass die Brüder aus den Pharisäern (V. 5) gerade diese Punkte hervorgehoben und als besonders anstößig bezeichnet haben. Apostelgeschichte Apg 51 15 14 Simon narravit quemadmodum primum Deus visitavit sumere ex gentibus populum nomini suo. Simon hat erzählt, wie Gott das erste Mal die Heiden heimgesucht hat, ein Volk aus ihnen für seinen Namen zu gewinnen. Apostelgeschichte Apg 51 15 15 Et huic concordant verba prophetarum, sicut scriptum est: Und hiermit¹³ stimmen die Worte der Propheten überein, wie geschrieben steht:¹⁴ Apostelgeschichte Apg 51 15 15 13 Mit der V. 14 erwähnten Handlungsweise Gottes. Apostelgeschichte Apg 51 15 15 14 Der Text des Propheten ist nach der Septuag angeführt. Nach dem Hebr. wird eine Zeit verheißen, in welcher die Herrschaft Davids wiederhergestellt wird und alle Völker durch Israel dem Herrn zugeführt werden. Nach der Septuag ist ein Suchen der Heidenvölker nach dem Herrn Israels angedeutet, wie [Jes 2,1ff, Mi 4,1ff]. Die Verheißung ist in beiden Texten dieselbe: Das Zelt Davids, d. i. die Herrschaft des Messias, die Kirche wird aufgerichtet werden. Apostelgeschichte Apg 51 15 16 Post hæc revertar, et reædificabo tabernaculum David, quod decidit: et diruta ejus reædificabo, et erigam illud: Darnach will ich wiederkommen, und das zerfallene Zelt Davids wieder aufrichten, das daran Zerstörte wiederherstellen, und es wieder aufrichten, Apostelgeschichte Apg 51 15 17 Ut requirant ceteri hominum Dominum, et omnes gentes, super quas invocatum est nomen meum, dicit Dominus faciens hæc. damit die übrigen Menschen den Herrn suchen, und alle Völker, über welche mein Name angerufen ist, spricht der Herr, der dieses tut. [Am 9,11.12] Apostelgeschichte Apg 51 15 18 Notum a sæculo est Domino opus suum. Von Ewigkeit her ist ja dem Herrn sein Werk kund.¹⁵ Apostelgeschichte Apg 51 15 18 15 Gott hat seit Urbeginn beschlossen, die Heiden in der messianischen Zeit zu einem Volke mit den Juden zu vereinen. Apostelgeschichte Apg 51 15 19 Propter quod ego judico non inquietari eos, qui ex gentibus convertuntur ad Deum, Darum urteile ich, dass man die Heiden, welche sich zu Gott bekehren, nicht belästigen soll,¹⁶ Apostelgeschichte Apg 51 15 19 16 Hätte Gott die Völker durch das Gesetz vereinigen wollen, so wäre dies bereits früher geschehen. Apostelgeschichte Apg 51 15 2 Facta ergo seditione non minima Paulo, et Barnabæ adversus illos, statuerunt ut ascenderent Paulus, et Barnabas, et quidam alii ex aliis ad Apostolos, et Presbyteros in Jerusalem super hac quæstione. Da nun Paulus und Barnabas nicht wenig wider sie zu streiten hatten, so ward beschlossen, dass Paulus und Barnabas und einige andere von den übrigen zu den Aposteln und Vorstehern wegen dieser Streitfrage nach Jerusalem hinaufziehen sollten.² Apostelgeschichte Apg 51 15 2 2 Das Ansehen des Paulus und Barnabas genügte nicht, um den Streit zu entscheiden. Deswegen musste eine autoritative, für die ganze christliche Kirche geltende Entscheidung herbeigeführt werden, wie es den beiden Aposteln daran liegen musste, in vollster Übereinstimmung mit der Kirche von Jerusalem zu handeln. Paulus hatte als besonderen Grund der reise noch eine göttliche Mahnung. [Gal 2,2] Apostelgeschichte Apg 51 15 20 Sed scribere ad eos ut abstineant se a contaminationibus simulacrorum, et fornicatione, et suffocatis, et sanguine. sondern an sie schreibe, dass sie sich von den Befleckungen durch Götzen, von der Unzucht, vom Erstickten und vom Blute¹⁷ enthalten sollen. Apostelgeschichte Apg 51 15 20 17 Die Befleckung durch Götzen ist der Genuss von heidnischen Opfern. (V. 29) Bei den heidnischen Opfern wurde ein Teil des zum Opfer dargebrachten Tieres bei dem Opfer verbrannt, ein zweiter gehörte den Priestern, ein dritter denen, welche das Opfer darbrachten. Diese letzteren veranstalteten damit teils religiöse Festmahle, teils benutzten sie das Fleisch zu den gewöhnlichen Mahlzeiten, häufig indes wurde das Fleisch zu Gunsten der betreffenden Familie oder des Opferpriesters auf dem Markte verkauft. Der Genuss solchen Fleisches war den Juden ausdrücklich [Ex 34,15] verboten. Dieselbe Frage entschied der heil. Paulus. [1Kor 8] und [1Kor 10]. Das Opferfleisch hing nach jüdischer Auffassung auf das innigste mit dem Opfer selbst zusammen. Jedenfalls lag in dem Genusse eine Gefahr, dass die Neubekehrten zu ihren früheren Ansichten zurückkehrten. Die Unzucht wird besonders erwähnt, weil das Heidentum alle Ehrfurcht vor dem eigenen Leibe und dem Frauengeschlechte verloren hatte. Die Macht der Gewohnheit und des Beispiels machte selbst für die aus dem Heidentum bekehrten Brüder eine Mahnung erforderlich. Der Blutgenuss endlich war den Juden ein Greuel, weil das Blut das Leben darstellte und somit Gott geweiht war. Vergl. [Gen 9,4, Lev 3,17] u. a. Apostelgeschichte Apg 51 15 21 Moyses enim a temporibus antiquis habet in singulis civitatibus qui eum prædicent in synagogis, ubi per omne sabbatum legitur. Denn Moses hat von alten Zeiten her in jeder Stadt seine Prediger in den Synagogen, wo er an jedem Sonnabende vorgelesen wird.¹⁸ Apostelgeschichte Apg 51 15 21 18 Immerhin ist einige Rücksicht auf die Bekehrung der Juden zu nehmen, welche durch das Hören des Gesetzes unablässig daran erinnert werden, in welchem Gegensatze das Verhalten der Heidenchristen zu demselben stehe. Damit also die Kirche keinen Schaden leide, sind einige kleine Konzessionen zu machen. Es ist mithin nicht innere Notwendigkeit, sondern liebevolle Rücksicht, weshalb der Apostel wünscht, diese wenigen Bestimmungen des Gesetzes den Heiden auferlegt zu sehen. Die völlige Niederreißung der Scheidewand, welche die beiden Teile der Kirche noch trennte, musste der Zukunft vorbehalten und Gott selbst überlassen bleiben. Apostelgeschichte Apg 51 15 22 Tunc placuit Apostolis, et senioribus cum omni Ecclesia, eligere viros ex eis, et mittere Antiochiam cum Paulo, et Barnaba, Judam, qui cognominabatur Barsabas, et Silam viros primos in fratribus. Da gefiel es den Aposteln und den Vorstehern samt der ganzen Gemeinde,¹⁹ Männer aus ihrer Mitte auszuerwählen, und mit Paulus und Barnabas nach Antiochia zu senden, nämlich Judas, mit dem Zunamen Barsabas,²⁰ und Silas, Männer, die zu den Angesehensten unter den Brüdern gehörten. Apostelgeschichte Apg 51 15 22 19 Die Hauptfrage ist durch die Apostel gelöst, die Gemeinde erklärt nur damit einverstanden zu sein, wie man das Dekret den Heidenchristen mitteilen sollte. Apostelgeschichte Apg 51 15 22 20 Über Judas, genannt Barsabas (Bruder des Joseph Barsabas [Apg 1,23]?) ist weiter nichts bekannt. Silas oder Silvanus ist als Begleiter des heil. Paulus auf dessen Reisen in Kleinasien bekannt. Judas und Silas waren Propheten. (V. 32) Die Botschaft soll mündlich und schriftlich zugleich ausgerichtet werden: schriftlich, damit der genaue Wortlaut des Beschlusses feststehe, mündlich aber (V. 27), damit das lebendige Zeugnis, das Lehrwort im Namen der Kirche den Beschluss ebenso authentisch veröffentliche, wie im einzelnen auslege. (V. 32) Sonach bieten V. 23 30 die erste geschriebene Urkunde der Kirche. Die mündliche Überlieferung des gleichen Inhaltes siehe [2Tim 2,2]. Apostelgeschichte Apg 51 15 23 Scribentes per manus eorum: Apostoli et seniores fratres, his, qui sunt Antiochiæ, et Syriæ, et Ciliciæ fratribus ex gentibus, salutem. Und man gab ihnen folgendes Schreiben mit: Die Apostel und die Presbyter entbieten als Brüder den Brüdern aus den Heiden, die zu Antiochia, und in Syrien und Cilicien sind,²¹ ihren Gruß! Apostelgeschichte Apg 51 15 23 21 Syrien und Cilicien standen in engster Verbindung mit Antiochia, deshalb war die Entscheidung auch für diese Provinzen wichtig. Apostelgeschichte Apg 51 15 24 Quoniam audivimus quia quidam ex nobis exeuntes, turbaverunt vos verbis, evertentes animas vestras, quibus non mandavimus: Da wir gehört haben, dass einige, die von uns ausgegangen sind, euch durch Reden beunruhigt und eure Gemüter verwirrt haben, ohne von uns einen Auftrag erhalten zu haben,²² Apostelgeschichte Apg 51 15 24 22 Ob die falschen Lehrer sich etwa auf die Apostel und die Presbyter oder die Kirche von Jerusalem berufen hatten? Apostelgeschichte Apg 51 15 25 Placuit nobis collectis in unum, eligere viros, et mittere ad vos cum carissimis nostris Barnaba, et Paulo, so haben wir hierüber in einer gemeinsamen Beratung für gut befunden, Männer auszuwählen und zu euch zu senden mit unseren vielgeliebten Barnabas und Paulus, Apostelgeschichte Apg 51 15 26 Hominibus, qui tradiderunt animas suas pro nomine Domini nostri Jesu Christi. Männern, welche ihr Leben preisgegeben haben für den Namen unsers Herrn Jesus Christus.²³ Apostelgeschichte Apg 51 15 26 23 Welche Empfehlung seitens der Kirche von Jerusalem! Apostelgeschichte Apg 51 15 27 Misimus ergo Judam, et Silam, qui et ipsi vobis verbis referent eadem. Wir haben also den Judas und den Silas abgesandt, welche euch ebenfalls mündlich dasselbe melden werden.²⁴ Apostelgeschichte Apg 51 15 27 24 Inhalt und Auslegung des Briefes werden sie mündlich melden. Apostelgeschichte Apg 51 15 28 Visum est enim Spiritui sancto, et nobis nihil ultra imponere vobis oneris quam hæc necessaria: Denn es hat dem Heiligen Geiste²⁵ und uns gefallen, euch weiter keine Last aufzulegen, als folgende notwendige Stücke:²⁶ Apostelgeschichte Apg 51 15 28 25 Haben auch die Apostel den Beschluss gefasst, so hat doch nicht ihre Klugheit allein dies gewählt, noch ihr Wille nur dies vorgeschrieben, sondern der die Kirche leitende Heil. Geist durch sie, als die von ihm eingesetzten unfehlbaren Organe. Vergl. [Lk 10,16]. Von diesem Augenblick war die Kirche sich stets dessen bewusst, dass bei Entscheidungen von Fragen über Glaube und ewiges Heil der göttliche Lehrmeister sie vor allem Irrtume bewahrt und in alle Wahrheit führt. Wie ganz anders als V. 28: Wir haben unter Leitung des Heil. Geistes für gut befunden lautet deshalb V. 25: wir haben für gut befunden. Die erste der hier gegebenen Bestimmungen ist eine Lehrbestimmung, das weitere ist ein Ausfluss der gesetzgeberischen Gewalt der Kirche. Diese Vorschriften haben zunächst örtliche Geltung, wie die Adresse zeigt. Damit war zugleich eine zeitliche Beschränkung gegeben: so lange es notwendig ist zur besseren Vereinigung der Heiden- und Judenchristen innerhalb der Kirche. Die griechische Kirche hält freilich noch an diesen Vorschriften fest, jedenfalls dem Geiste derselben minder entsprechend als die abendländische. Apostelgeschichte Apg 51 15 28 26 Da die strengen Judenchristen diese Stücke sehr verabscheuten, waren sie im Verkehr mit den Heidenchristen vielfach behindert, wenn diese sich nicht von denselben enthielten. Apostelgeschichte Apg 51 15 29 Ut abstineatis vos ab immolatis simulacrorum, et sanguine, et suffocato, et fornicatione, a quibus custodientes vos, bene agetis. Valete. dass ihr euch von Götzenopfern, von Blut und Ersticktem, und der Unzucht enthaltet. Wenn ihr euch davor bewahret, werdet ihr wohl tun.²⁷ Lebet wohl! Apostelgeschichte Apg 51 15 29 27 Nach dem Griechischen richtiger: werdet ihr euch wohl befinden, d. h. Frieden und Einigkeit haben. Diese Vorschriften haben eine entfernte Ähnlichkeit mit den noachischen Geboten, deren Befolgung des Proselyten des Tores, siehe [Mt 23,Anm.21] auferlegt wurde, und die zum Teil aus [Gen 9,4ff] genommen wurden. Götzenfleisch ist das Fleisch, welches bei Götzenopfern verwendet worden war und dann gegessen oder verkauft wurde. An sich konnte es gegessen werden, da man durch den Genuss außerhalb der Opferhandlung den Götzen keine Verehrung erwies; den Juden schien es jedoch befleckt zu sein. Ersticktes sollte verboten sein, weil das Blut in demselben enthalten war, mithin der Genuss des Erstickten mit Blutgenuss gleichbedeutend schien. Unzucht bezeichnet nicht sowohl die durch das Naturgesetz bereits verbotenen Sünden, denn, dass Christen sich von solchen enthielten, bedurfte keines neuen Gesetzes, sondern heiraten in solchen Verwandtschafts- und Schwangerschaftsverhältnissen, in welchen den Juden die eheliche Verbindung untersagt war. So verstanden es auch die jüdischen Gesetzlehrer in ihren Aufstellungen der noachischen Gebote. Vergl. auch [Lev 18,6ff]. Das Jahr der Abhaltung des Apostelkonzils fällt wahrscheinlich in die erste Hälfte des Jahres 51, frühestens in das Ende des Jahres 50. Apostelgeschichte Apg 51 15 3 Illi ergo deducti ab ecclesia pertransibant Phnicem, et Samariam, narrantes conversionem gentium: et faciebant gaudium magnum omnibus fratribus. Diese also machten sich, geleitet von der Gemeinde, auf den Weg und durchzogen Phönicien und Samaria, die Bekehrung der Heiden berichtend, und verursachten große Freude bei allen Brüdern.³ Apostelgeschichte Apg 51 15 3 3 Sie zogen an der Küste entlang über Sidon und Tyrus, wohl durch Cäsarea und dann nach Samaria. Sowohl in Phönizien wie in Samaria fanden sie christliche Gemeinden. Apostelgeschichte Apg 51 15 30 Illi ergo dimissi, descenderunt Antiochiam: et congregata multitudine tradiderunt epistolam. Diese wurden also entlassen, und zogen nach Antiochia hinab, und nachdem die ganze Gemeinde versammelt war, übergaben sie den Brief. Apostelgeschichte Apg 51 15 31 Quam cum legissent, gavisi sunt super consolatione. Als sie diesen gelesen hatten, wurden sie getröstet und freuten sich. Apostelgeschichte Apg 51 15 32 Judas autem, et Silas, et ipsi cum essent prophetæ, verbo plurimo consolati sunt fratres, et confirmaverunt. Aber auch Judas und Silas sprachen, da sie Propheten waren,²⁸ viel zum Troste der Brüder, und stärkten sie. Apostelgeschichte Apg 51 15 32 28 Die Hauptaufgabe der Propheten ist der Zuspruch, die Ermahnung, Tröstung. Apostelgeschichte Apg 51 15 33 Facto autem ibi aliquanto tempore, dimissi sunt cum pace a fratribus ad eos, qui miserant illos. Da sie nun einige Zeit daselbst gewesen, wurden sie von den Brüdern mit Friedenswünschen zu denen entlassen, welche sie gesandt hatten. Apostelgeschichte Apg 51 15 34 Visum est autem Silæ ibi remanere: Judas autem solus abiit Jerusalem. Silas aber beschloss, daselbst zu bleiben, und Judas ging allein nach Jerusalem. Apostelgeschichte Apg 51 15 35 Paulus autem, et Barnabas demorabantur Antiochiæ docentes, et evangelizantes cum aliis pluribus verbum Domini. Paulus aber und Barnabas blieben in Antiochia, und lehrten daselbst und verkündeten mit vielen anderen das Wort des Herrn.²⁹ Apostelgeschichte Apg 51 15 35 29 In diese Zeit fällt wahrscheinlich die Rundreise des heil. Petrus in die von ihm gegründeten Gemeinden und damit sei Besuch in Antiochia, dessen der heil. Paulus [Gal 2,11ff] Erwähnung tut. Apostelgeschichte Apg 51 15 36 Post aliquot autem dies, dixit ad Barnabam Paulus: Revertentes visitemus fratres per universas civitates, in quibus prædicavimus verbum Domini, quomodo se habeant. Nach einigen Tagen³⁰ aber sprach Paulus zu Barnabas: Lass uns zurückkehren und nach den Brüdern sehen in allen Städten, in denen wir das Wort des Herrn gepredigt haben, wie es mit ihnen steht. Apostelgeschichte Apg 51 15 36 30 Nach einigen Tagen des Lehrens und Wirkens. Apostelgeschichte Apg 51 15 37 Barnabas autem volebat secum assumere et Joannem, qui cognominabatur Marcus. Da wollte Barnabas auch den Johannes, der den Zunamen Markus hat, mit sich nehmen. Apostelgeschichte Apg 51 15 38 Paulus autem rogabat eum (ut qui discessisset ab eis de Pamphylia, et non isset cum eis in opus) non debere recipi. Paulus aber stellte ihm vor (weil er sie von Pamphylien aus verlassen, und nicht an ihrem Wirken teilgenommen hätte), so solle er nicht mitgenommen werden. [Apg 13,13] Apostelgeschichte Apg 51 15 39 Facta est autem dissensio, ita ut discederent ab invicem, et Barnabas quidem assumpto Marco navigaret Cyprum. Da entstand ein Zwiespalt,³¹ so dass sie sich voneinander trennten, und Barnabas den Markus mit sich nahm, und nach Cypern segelte.³² Apostelgeschichte Apg 51 15 39 31 Erregung, Erbitterung. Jeden von beiden schmerzte es, dass der Andere nicht nachgehen wollte, aber es entstand keine Feindschaft oder Zank (Chrys.). Apostelgeschichte Apg 51 15 39 32 Barnabas wie Paulus wollen der Sache Christi dienen. Indes würdigt Barnabas, eingenommen von seiner Liebe zu Markus, nicht genugsam die gerechte und vorsichtige Strenge des heil. Paulus, dieser nicht die versöhnliche Milde des heil. Barnabas (Chrys.). Auch die Apostel sind für menschliche Schwächen nicht unzugänglich. Es entstand eine Spannung, keine Aufhebung der innigsten Freundschaft. Diese Trennung sollte übrigens nach Gottes Ratschlusse eine allseitig heilsame sein. So ward das Evangelium in verschiedenen Ländern gepredigt, in den westlichen Teilen Kleinasiens von Paulus, von Barnabas und Markus in Cypern. Die Letztgenannten werden in der Apostelgeschichte nicht mehr erwähnt. Durch diese Zurückweisung musste Markus zu größerem Eifer angespornt werden (Chrys.). Apostelgeschichte Apg 51 15 4 Cum autem venissent Jerosolymam, suscepti sunt ab ecclesia, et ab Apostolis, et senioribus annuntiantes quanta Deus fecisset cum illis. Als sie aber nach Jerusalem gekommen waren, wurden sie von der Gemeinde und von den Aposteln und Vorstehern empfangen; und sie verkündeten, wie Großes Gott mit ihnen getan habe. Apostelgeschichte Apg 51 15 40 Paulus vero electo Sila profectus est, traditus gratiæ Dei a fratribus. Paulus aber wählte den Silas,³³ und reiste ab, der Gnade Gottes von den Brüdern empfohlen. Apostelgeschichte Apg 51 15 40 33 Silas war in Antiochia geblieben. Welches Ansehen er genoss, siehe [Apg 15,22]. Apostelgeschichte Apg 51 15 41 Perambulabat autem Syriam, et Ciliciam, confirmans ecclesias: præcipiens custodire præcepta Apostolorum, et seniorum. Er nahm aber seinen Weg durch Syrien und Cilicien,³⁴ und stärkte die Kirchen, und gebot die Vorschriften der Apostel und Vorsteher zu halten. Apostelgeschichte Apg 51 15 41 34 In diese Landschaften wandten sie sich zunächst. Die Kirchen, die Paulus jetzt besucht, sind jedenfalls von ihm gegründet. Apostelgeschichte Apg 51 15 5 Surrexerunt autem quidam de hæresi pharisæorum, qui crediderunt, dicentes quia oportet circumcidi eos, præcipere quoque servare legem Moysi. Da traten einige aus der Sekte der Pharisäer, welche gläubig geworden waren, auf und sprachen: Man muss sie beschneiden, und ihnen auch gebieten, das Gesetz Moses zu halten.⁴ Apostelgeschichte Apg 51 15 5 4 Die Vertreter der pharisäischen Richtung fordern unumwunden Judaisirung der in der Kirche aufzunehmenden Heiden. Apostelgeschichte Apg 51 15 6 Conveneruntque Apostoli, et seniores videre de verbo hoc. Und die Apostel und Vorsteher versammelten sich, um diese Sache zu untersuchen.⁵ Apostelgeschichte Apg 51 15 6 5 Die Apostel, eingedenk der Zusage des Herrn, dass er selbst stets in der Mitte der in seinem Namen Versammelten sein [Mt 18,20] und die Kirche durch den Heil. Geist in alle Wahrheit werde geleitet werden [Joh 16,13], beschlossen, die vorgelegte Frage unter dem Beistande des heil. Geistes zu prüfen und zu entscheiden. So versammelt sich denn die lehrende Kirche, welche in Jerusalem noch ausschließlich durch die Apostel dargestellt war, zu dem ersten allgemeinen Konzil. Die Entscheidung geben die Apostel, die Vorsteher beraten, apostolische Männer (V. 12) aus Antiochia und andere Lehrer dürfen Anträge stellen. Den Vorsitz führte das Haupt der Kirche, Petrus, welcher nach Gründung der Kirche zu Rom nach Jerusalem gekommen war. Beratung und Beschlussfassung zeigen, wie sehr die Apostel von dem Bewusstsein durchdrungen sind, dass der heil. Geist mit ihnen ist. (V. 28) Die Entscheidung wird in Form eines alle verbindenden Kirchengesetzes gegeben. (V. 29) Es war durchaus notwendig, dass hier Klarheit geschafft wurde, da die irrige Meinung, das alte Gesetz verbinde noch, die Judenchristen ständen höher als die Heidenchristen usw. geeignet war, viele vom Eintritt in die Kirche abzuhalten und in der Kirche selbst eine tiefgehende Spaltung hervorzurufen. Auch lag in einer solchen Ansicht eine Geringschätzung, ja eine Aufhebung des Wertes der Erlösung. Vergl. [Gal 2,21] Apostelgeschichte Apg 51 15 7 Cum autem magna conquisitio fieret, surgens Petrus dixit ad eos: Viri fratres, vos scitis quoniam ab antiquis diebus Deus in nobis elegit, per os meum audire gentes verbum Evangelii, et credere. Als aber viel hin und her geredet ward,⁶ erhob sich Petrus, und sprach zu ihnen:⁷ Männer, Brüder! Ihr wisset, dass Gott vor langer Zeit⁸ mich unter uns erwählet hat, dass die Heiden durch meinen Mund das Wort des Evangeliums hören und glauben sollen. [Apg 10,20] Apostelgeschichte Apg 51 15 7 6 Der heil. Petrus schlägt den Beschluss vor, den das Konzil annimmt. Jakobus bringt eine Zusatzbestimmung in Vorschlag, welche ein moralisches und ein Disziplinargebot enthält. Apostelgeschichte Apg 51 15 7 7 Zunächst war viel Streit über Titus. [Gal 2,2-5] Paulus der später selbst den Timotheus beschnitt [Apg 16,3], gab hier nicht nach, da es sich um eine grundsätzliche Entscheidung handelte. Der heil. Paulus macht zuerst (V. 7 9) die Erfahrung und das Zeugnis Gottes zu Gunsten der Freiheit geltend, worauf er (V. 11) den inneren Grund dieser Freiheit angibt. Apostelgeschichte Apg 51 15 7 8 Am Anfange der Kirche, vor etwa 12 Jahren. Apostelgeschichte Apg 51 15 8 Et qui novit corda Deus, testimonium perhibuit, dans illis Spiritum sanctum, sicut et nobis, Und Gott, der die Herzen kennt, hat für sie Zeugnis gegeben, indem er ihnen den Heiligen Geist gab, sowie auch uns; [Apg 10,45] Apostelgeschichte Apg 51 15 9 Et nihil discrevit inter nos et illos, fide purificans corda eorum. und er machte keinen Unterschied zwischen uns und ihnen, indem er durch den Glauben ihre Herzen reinigte.⁹ Apostelgeschichte Apg 51 15 9 9 Durch den lebendigen Glauben, der in der Liebe tätig ist. Da Gott selbst entschieden hat, wie darf man ihn noch zweifelnd versuchen (V. 10), ob seine Weisheit hierin recht gehandelt habe, (Crys., Oek., Bed.) oder ob seine Langmut es ertrage, die, welche er frei gemacht, wieder unter das Joch gezwungen zu sehen. Die Worte des heil. Petrus erinnern an die Aussprüche des Herrn [Mt 23,4] und [Mt 11,30] Apostelgeschichte Apg 51 0 1 Paulus besucht die kleinasiatischen Gemeinden. Das Gesicht des heil. Paulus in Troas. (V. 10) Paulus zu Philippi. Apostelgeschichte Apg 51 16 1 Pervenit autem Derben, et Lystram. Et ecce discipulus quidam erat ibi nomine Timotheus, filius mulieris Judææ fidelis, patre gentili. Er kam aber nach Derbe und Lystra. Und siehe, da war ein Jünger mit Namen Timotheus, der Sohn einer gläubigen jüdischen Frau und eines heidnischen Vaters.¹ Apostelgeschichte Apg 51 16 1 1 Timotheus war der Sohn eines heidnischen Vaters, aber einer judenchristlichen Mutter, die ihn von Jugend auf zur Gottesfurcht erzogen hatte. [2Tim 1,5, 2Tim 2,14.15] Solche Ehen waren zwar im Gesetze untersagt [Esra 10,2], wurden aber in der Fremde leicht entschuldigt. Vergl. [Apg 24,24] Timotheus war von Paulus auf der ersten Missionsreise bekehrt und hatte sich, obwohl nicht viel über 20 Jahre alt, bereits bei den Brüdern in Lystra und Ikonium einen sehr guten Ruf erworben. Sein Verhalten in der Folge rechtfertigte die Hoffnungen vollkommen, die Paulus auf ihn setzte. Vergl. [Phil 2,20ff, 1Kor 4,17, 1Kor 16,10] Apostelgeschichte Apg 51 16 10 Ut autem visum vidit, statim quæsivimus proficisci in Macedoniam, certi facti quod vocasset nos Deus evangelizare eis. Sogleich nach dieser Erscheinung suchten wir⁹ nach Macedonien zu reisen, überzeugt, dass uns Gott berufen habe, ihnen das Evangelium zu verkünden. Apostelgeschichte Apg 51 16 10 9 Wir, also auch der Verfasser der Apostelgeschichte ist jetzt in Begleitung des heil. Paulus. Der vielgeliebte Arzt [Kol 4,14] war auch selbst ein Prediger des Evangeliums. Apostelgeschichte Apg 51 16 11 Navigantes autem a Troade, recto cursu venimus Samothraciam, et sequenti die Neapolim: Von Troas absegelnd, kamen wir geraden Laufes¹⁰ nach Samothrace,¹¹ und am folgenden Tage nach Neapolis,¹² Apostelgeschichte Apg 51 16 11 10 Ohne ein Hindernis und ohne Umweg. Apostelgeschichte Apg 51 16 11 11 Samothrace ist eine Insel im ägäischen Meere, in der Mitte zwischen dem asiatischen und dem europäischen Festlande. Apostelgeschichte Apg 51 16 11 12 Neapolis, jetzt Kawala, Hafenstadt am strymonischen Meerbusen. In umgekehrter Richtung nahm die Reise von Philippi nach Troas später fünf Tage in Anspruch. [Apg 20,6] In Neapolis betrat Paulus zum ersten Mal den Boden von Europa, indes begann seine Missionstätigkeit nicht hier, sondern in dem etwa 12 13 Kilometer entfernten Philippi. Da dort eine von Augustus angelegte Militärkolonie war, kam Paulus daselbst in unmittelbare Beziehung zu den Römern. (Vergl. V. 21) Apostelgeschichte Apg 51 16 12 Et inde Philippos, quæ est prima partis Macedoniæ civitas, colonia. Eramus autem in hac urbe diebus aliquot, conferentes. und von da nach Philippi, welches die angesehenste Pflanzstadt dieses Teiles von Macedonien ist. Wir waren in dieser Stadt einige Tage, und hielten Unterredungen. Apostelgeschichte Apg 51 16 13 Die autem sabbatorum egressi sumus foras portam juxta flumen, ubi videbatur oratio esse: et sedentes loquebamur mulieribus, quæ convenerant. Am Sabbat aber gingen wir zum Stadttore hinaus an einen Fluss, wo ein Betort zu sein schien;¹³ wir setzten uns, und redeten zu den Frauen, welche dort versammelt waren. Apostelgeschichte Apg 51 16 13 13 Griech.: Wo herkömmlicher Weise ein Betort war, eine umwallte oder nicht umschlossene Stelle am Ufer unter freiem Himmel. Die Juden pflegten an Orten, wo sie keine Synagogen hatten, sich ein Stück Land in der Nähe eines Flusses zur Abhaltung ihrer Gebete und Waschungen zu kaufen (Tert.). Da nur einige Frauen, keine Männer, zu Philippi diese Stätte besuchten, war die Zahl der Juden wohl sehr klein und diese Frauen an Heiden verheiratete Jüdinnen oder Proselytinnen des Judentumes. Apostelgeschichte Apg 51 16 14 Et quædam mulier nomine Lydia, purpuraria civitatis Thyatirenorum, colens Deum, audivit: cujus Dominus aperuit cor intendere his, quæ dicebantur a Paulo. Eine Frau, mit Namen Lydia, eine Purpurhändlerin aus der Stadt Thyatira, welche Gott fürchtete, hörte zu; und der Herr öffnete ihr das Herz, dass sie auf das merkte, was von Paulus gesagt wurde.¹⁴ Apostelgeschichte Apg 51 16 14 14 Lydia scheint ihr Geschäft selbständig betrieben zu haben, da ihr Mann nicht erwähnt wird. Sie war gottesfürchtig, d. i. jüdische Proselytin, und sehr wohlhabend, wie ihr Geschäft und ihre Gastfreundschaft zeigen. Die Gnade erleuchtete ihren Verstand und bewegte ihren Willen, und sie wirkte mit derselben mit (Chrys.). So wurde sie die erste Bekehrte des heil. Paulus in Philippi und in Europa überhaupt. Apostelgeschichte Apg 51 16 15 Cum autem baptizata esset, et domus ejus, deprecata est dicens: Si judicastis me fidelem Domino esse, introite in domum meam, et manete. Et coegit nos. Als sie nun samt ihrem Hause getauft worden war, bat sie uns, und sprach: Wenn ihr mir Treue gegen den Herrn zutrauet, so kommet in mein Haus, und bleibet daselbst.¹⁵ Und sie nötigte uns. Apostelgeschichte Apg 51 16 15 15 Eigentlich: da ihr geurteilt habt, ich sei eine Gläubige (sonst hättet ihr mich nicht getauft), so würdiget euch usw. Bescheiden sagt sie: wenn ihr geurteilt habt. Apostelgeschichte Apg 51 16 16 Factum est autem euntibus nobis ad orationem, puellam quamdam habentem spiritum pythonem obviare nobis, quæ quæstum magnum præstabat dominis suis divinando. Es begab sich aber, als wir zu dem Betorte gingen, kam uns eine Magd entgegen, die einen Wahrsagergeist¹⁶ hatte, und ihrer Herrschaft mit Wahrsagen großen Gewinn verschaffte. Apostelgeschichte Apg 51 16 16 16 Einen Drachen Python sollte Apollo bei Delphi erlegt haben. Nach demselben nannten die Alten einen Wahrsagegeist aus dem Innern Python. Die Magd war besessen. (Cyr. v. Jer., Chrys.) Ob der Teufel sich durch sein Wissen in Ansehen setzen wollte? (Oekum.) Apostelgeschichte Apg 51 16 17 Hæc subsecuta Paulum, et nos, clamabat dicens: Isti homines servi Dei excelsi sunt, qui annuntiant vobis viam salutis. Diese ging hinter Paulus und uns her und rief: Diese Menschen sind Diener des Allerhöchsten, Gottes, die euch den Weg des Heiles verkünden. Apostelgeschichte Apg 51 16 18 Hoc autem faciebat multis diebus. Dolens autem Paulus, et conversus, spiritui dixit: Præcipio tibi in nomine Jesu Christi exire ab ea. Et exiit eadem hora. Dieses tat sie viele Tage lang. Ungehalten aber darüber wandte sich Paulus um, und sprach zu dem Geiste: Ich befehle dir im Namen Jesu Christi, von ihr auszufahren! Und zu derselben Stunde fuhr er aus. Apostelgeschichte Apg 51 16 19 Videntes autem domini ejus quia exivit spes quæstus eorum, apprehendentes Paulum, et Silam perduxerunt in forum ad principes: Da nun ihre Herren sahen, dass die Hoffnung ihres Gewinnes ausgefahren war, ergriffen sie den Paulus und Silas, und führten sie auf den Markt vor die Obrigkeit;¹⁷ Apostelgeschichte Apg 51 16 19 17 Die Obrigkeit führte den Titel von Prätoren, griech. Befehlshaber. Apostelgeschichte Apg 51 16 2 Huic testimonium bonum reddebant qui in Lystris erant, et Iconio fratres. Diesem gaben die Brüder, die zu Lystra und Ikonium wohnten, gutes Zeugnis. Apostelgeschichte Apg 51 16 20 Et offerentes eos magistratibus, dixerunt: Hi homines conturbant civitatem nostram, cum sint Judæi: und indem sie dieselben der Obrigkeit vorstellten, sprachen sie: Diese Menschen bringen unsere Stadt in Verwirrung; sie sind Juden, Apostelgeschichte Apg 51 16 21 Et annuntiant morem, quem non licet nobis suscipere, neque facere, cum simus Romani. und verkündigen eine Lebensweise, die wir nicht annehmen noch üben dürfen, da wir Römer sind.¹⁸ Apostelgeschichte Apg 51 16 21 18 Die Römer (zu denen die Philipper sich als Kolonie rechneten) durften keine Religion annehmen, welche nicht von Staatswegen als zulässig erklärt war. Apostelgeschichte Apg 51 16 22 Et cucurrit plebs adversus eos: et magistratus, scissis tunicis eorum, jusserunt eos virgis cædi. Da erhob sich das Volk wider sie; und die Stadtrichter ließen ihnen die Kleider herabreißen, und sie mit Ruten schlagen.¹⁹ [2Kor 11,25, Phil 1,13] Apostelgeschichte Apg 51 16 22 19 Bei der Geißelung wurde wenigstens der Oberkörper entblößt. Die Art der Geißelung war die römische. Vergl. über diese Geißelung auch [1Thess 2,1ff]. (Dieselbe und zwei andere werden [2Kor 11,25] erwähnt.) Apostelgeschichte Apg 51 16 23 Et cum multas plagas eis imposuissent, miserunt eos in carcerem, præcipientes custodi ut diligenter custodiret eos. Und nachdem sie ihnen viele Schläge gegeben hatten, warfen sie dieselben in's Gefängnis, und befahlen dem Kerkermeister, sie sorgfältig zu verwahren. Apostelgeschichte Apg 51 16 24 Qui cum tale præceptum accepisset, misit eos in interiorem carcerem, et pedes eorum strinxit ligno. Da dieser solchen Befehl erhalten hatte, warf er sie in das innerste Gefängnis, und schloss ihre Füße in den Block.²⁰ Apostelgeschichte Apg 51 16 24 20 Ähnlich [Jer 20,2]. Oft wurden auch Haupt und Hände in den Block gelegt. Apostelgeschichte Apg 51 16 25 Media autem nocte Paulus, et Silas orantes, laudabant Deum: et audiebant eos, qui in custodia erant. Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas, und lobten Gott; und die Gefangenen hörten ihnen zu. Apostelgeschichte Apg 51 16 26 Subito vero terræmotus factus est magnus, ita ut moverentur fundamenta carceris. Et statim aperta sunt omnia ostia: et universorum vincula soluta sunt. Da entstand plötzlich ein starkes Erdbeben, so dass der Kerker bis auf den Grund erschüttert wurde. Und alsbald öffneten sich alle Türen, und die Bande aller wurden gelöst.²¹ Apostelgeschichte Apg 51 16 26 21 Der Herr gibt seinen Zeugen Zeugnis. Nur so lange und so weites der Herr zur Mehrung der Verdienste seiner Auserwählten und zur Offenbarung ihrer inneren Heiligkeit gestattet, leiden dieselben. Wie der Tod des Herrn den Tod getötet, so lösen die Bande der Apostel den Kerker und die Ketten der Gefesselten (Chrys.). Das Wunder hält indes selbst die Fessellosen von der Flucht zurück (V. 28). Apostelgeschichte Apg 51 16 27 Expergefactus autem custos carceris, et videns januas apertas carceris, evaginato gladio volebat se interficere, æstimans fugisse vinctos. Als aber der Kerkermeister erwachte, und die Türen des Gefängnisses offen sah, zog er das Schwert, und wollte sich töten, denn er glaubte, die Gefangenen seien entflohen. Apostelgeschichte Apg 51 16 28 Clamavit autem Paulus voce magna, dicens: Nihil tibi mali feceris: universi enim hic sumus. Paulus aber rief mit lauter Stimme, und sprach: Tue dir kein Leid; denn wir sind alle hier!²² Apostelgeschichte Apg 51 16 28 22 Wenn es auch im inneren Kerker dunkel war, konnte Paulus doch sehen, was der Kerkermeister vor demselben tat, oder wenigstens hören, wie derselbe in seiner Aufregung mit lauter Stimme den Vorsatz aussprach, sich selbst zu entleiben. Apostelgeschichte Apg 51 16 29 Petitoque lumine, introgressus est: et tremefactus procidit Paulo et Silæ ad pedes: Da forderte er Licht, und ging hinein; und zitternd fiel er Paulus und Silas zu Füßen, Apostelgeschichte Apg 51 16 3 Hunc voluit Paulus secum proficisci: et assumens circumcidit eum propter Judæos, qui erant in illis locis. Sciebant enim omnes quod pater ejus erat gentilis. Ihn wünschte Paulus als Begleiter auf der Reise. Er nahm ihn also, und ließ ihn beschneiden der Juden wegen, welche an jenem Orte waren; denn alle wussten, dass sein Vater ein Heide war.² Apostelgeschichte Apg 51 16 3 2 Einen Jüngling von solcher Abstammung bei sich zu haben, war für den heil. Paulus eine Hilfe nach beiden Seiten, da ihn Heiden und Juden als den ihrigen betrachten konnten. Da aber der Apostel die Gewohnheit hatte, sich zuerst an die Juden zu wenden, so hätte er seinem Wirken Eintrag getan, wenn Timotheus unbeschnitten geblieben wäre, da die Religion der Mutter die jüdische war, und die noch unbekehrten Juden mit dem unbeschnittenem Sohne einer Jüdin nicht hätten verkehren wollen. Es war eine Maßregel der Klugheit, um die Juden nicht abzustoßen, hatte aber keineswegs die Bedeutung, als ob Timotheus ohne Beschneidung kein vollgültiger Christ sei, am wenigsten bei Paulus, welcher der strengste Gegner einer solchen Ansicht war, und welcher gerade jetzt die bezüglichen Entscheidungen des Apostelkonzils verkündete (V. 4). Doch scheint von einigen judaisirenden Christen diese Beschneidung ausgenützt worden zu sein, als ob Paulus selbst diese Zeremonie für notwendig erachte. Darum beruft er sich [Gal 2,3] mit solchem Nachdrucke darauf, dass Titus zu Jerusalem nicht zur Beschneidung gezwungen worden sei, auch nicht von den Säulen, Petrus, Jakobus und Johannes. Apostelgeschichte Apg 51 16 30 Et producens eos foras, ait: Domini, quid me oportet facere, ut salvus fiam? und führte sie hinaus, und sprach: Ihr Herren! was muss ich tun, um selig zu werden?²³ Apostelgeschichte Apg 51 16 30 23 Der Kerkermeister zweifelt nicht, dass hier Gottes Hand eingegriffen hat. Er fragt nicht erst, wie und was geschehen ist, sondern bereits von der Gnade erfasst, fragt er nur, wie er sein Heil wirken könne (Chrys.). Als Verkünder eines solchen Heilsweges war ja Paulus bereits in Philippi bekannt. (Vergl. V. 17) Apostelgeschichte Apg 51 16 31 At illi dixerunt: Crede in Dominum Jesum: et salvus eris tu, et domus tua. Sie aber sprachen: Glaube an den Herrn Jesus,²⁴ so wirst du selig werden, du und dein Haus. Apostelgeschichte Apg 51 16 31 24 Der Glaube an Jesus Christus schließt den Willen ein, seine Gebote zu halten. Apostelgeschichte Apg 51 16 32 Et locuti sunt ei verbum Domini cum omnibus, qui erant in domo ejus. Und sie redeten zu ihm und zu allen, die in seinem Hause waren, das Wort des Herrn. Apostelgeschichte Apg 51 16 33 Et tollens eos in illa hora noctis, lavit plagas eorum: et baptizatus est ipse, et omnis domus ejus continuo. Da nahm er sie in derselben Stunde der Nacht, und wusch ihnen die Striemen ab, und ließ sich sogleich mit seinem ganzen Hause taufen. Apostelgeschichte Apg 51 16 34 Cumque perduxisset eos in domum suam, apposuit eis mensam, et lætatus est cum omni domo sua credens Deo. Und nachdem er sie in sein Haus²⁵ geführt hatte, setzte er ihnen ein Mahl vor; und frohlockte mit seinem ganzen Hause, gläubig geworden an Gott.²⁶ Apostelgeschichte Apg 51 16 34 25 In die Dienstwohnung, die wohl über den Gefängnisräumen war. Apostelgeschichte Apg 51 16 34 26 Wie wunderbar sind die Wege der göttlichen Vorsehung! Apostelgeschichte Apg 51 16 35 Et cum dies factus esset, miserunt magistratus lictores, dicentes: Dimitte homines illos. Da es nun Tag geworden war, sandten die Stadtobersten ihre Gerichtsdiener, und ließen ihm sagen: Lass diese Menschen frei!²⁷ Apostelgeschichte Apg 51 16 35 27 Ob nicht das Erdbeben und die durch die Kunde von den wunderbaren Vorgängen erweckte Furcht dazu beitrugen, die Obrigkeit so umzustimmen? Oder, wenn sie keine Kunde davon hatten, waren sie wohl bei ruhiger Überlegung zur Erkenntnis gekommen, dass sie aus Furcht vor dem lärmenden Pöbel vorschnell und willkürlich gegen unbescholtene Männer vorgegangen waren. Paulus und Silas waren nach der Mahlzeit wieder in das Gefängnis zurückgekehrt, um dem Kerkermeister keine Verlegenheit zu bereiten. Apostelgeschichte Apg 51 16 36 Nuntiavit autem custos carceris verba hæc Paulo: Quia miserunt magistratus ut dimittamini, nunc igitur exeuntes, ite in pace. Der Kerkermeister aber meldete Paulus diese Worte: Die Stadtobersten haben hergesandt, dass ihr freigelassen werden sollet. So gehet nun hinaus, und ziehet im Frieden.²⁸ Apostelgeschichte Apg 51 16 36 28 Hätten die Apostel dies getan, so wären sie in den Augen der Philipper als heimlich entflohene Verbrecher erschienen, die Sache des Evangeliums wäre in üblen Ruf gekommen und ihre weitere Tätigkeit in Europa untergraben. Apostelgeschichte Apg 51 16 37 Paulus autem dixit eis: Cæsos nos publice, indemnatos, homines Romanos miserunt in carcerem, et nunc occulte nos ejiciunt? Non ita: sed veniant, Paulus aber sprach zu ihnen: Öffentlich, unverhört haben sie uns,²⁹ römische Bürger, geißeln lassen, und ins Gefängnis geworfen, und jetzt wollen sie uns heimlich hinausschaffen? Nicht so, sondern sie sollen kommen, Apostelgeschichte Apg 51 16 37 29 Die Mehrzahl deutet darauf hin, dass auch Silas das römische Bürgerrecht hatte, oder Paulus fasste der Kürze halber sich und Silas mit der Bezeichnung römische Bürger zusammen. Apostelgeschichte Apg 51 16 38 Et ipsi nos ejiciant. Nuntiaverunt autem magistratibus lictores verba hæc. Timueruntque audito quod Romani essent: und uns selbst hinausführen. Die Gerichtsdiener berichteten also den Stadtobersten diese Worte, und diese fürchteten sich, da sie hörten, dass es römische Bürger³⁰ seien. Apostelgeschichte Apg 51 16 38 30 An der Wahrheit der Worte konnten sie nicht zweifeln, da auf falsches Vorgeben dieses rechtes schwere Strafe stand. Die Verletzung eines Römers war ein Verbrechen gegen die Majestät des römischen Volkes. Apostelgeschichte Apg 51 16 39 Et venientes deprecati sunt eos, et educentes rogabant ut egrederentur de urbe. Und sie kamen, taten Abbitte, führten sie heraus und baten sie, aus der Stadt fortzugehen.³¹ Apostelgeschichte Apg 51 16 39 31 Sie entschuldigten sich, baten aber die Apostel, die Stadt zu verlassen, aus Furcht, das Volk möchte sich von neuem gegen sie erheben. Wie es scheint, begleitete Lukas den heil. Paulus nicht, da er nicht, wie [Apg 16,11-16] in der ersten Person redet. Ein Denkmal der Liebe zwischen den Christen von Philippi und ihrem geistlichen Vater bildet der Brief, welchen der heil. Paulus von Rom aus an sie schrieb. Apostelgeschichte Apg 51 16 4 Cum autem pertransirent civitates, tradebant eis custodire dogmata, quæ erant decreta ab Apostolis et senioribus, qui erant Jerosolymis. Wie sie nun von Stadt zu Stadt zogen, übergaben sie denselben die Beschlüsse, welche von den Aposteln und Vorstehern in Jerusalem festgesetzt worden waren,³ zur Beobachtung, Apostelgeschichte Apg 51 16 4 3 Wenngleich die Vorschriften des Konzils zunächst für Antiochia, Syrien und Cilicien erlassen waren, wendet Paulus sie dennoch auch hier an und mit recht, da sie auf einem allgemeinen Grundsatze fußten: Heiden können ohne mosaisches Gesetz Christen werden, sollen sich aber um des Friedens willen von einigen Stücken enthalten. Apostelgeschichte Apg 51 16 40 Exeuntes autem de carcere, introierunt ad Lydiam: et visis fratribus consolati sunt eos, et profecti sunt. Da gingen sie aus dem Gefängnisse und begaben sich in das Haus der Lydia. Und sie besuchten die Brüder, trösteten sie, und reisten ab. Apostelgeschichte Apg 51 16 5 Et ecclesiæ quidem confirmabantur fide, et abundabant numero quotidie. Und so wurden die Kirchen im Glauben gestärkt, und nahmen täglich an Zahl zu. Apostelgeschichte Apg 51 16 6 Transeuntes autem Phrygiam, et Galatiæ regionem, vetati sunt a Spiritu sancto loqui verbum Dei in Asia. Als sie aber Phrygien und das Gebiet von Galatien⁴ durchzogen, ward ihnen vom Heiligen Geiste gewehrt, das Wort Gottes in Asien⁵ zu verkünden. Apostelgeschichte Apg 51 16 6 4 Galatien war der Wohnsitz einer keltischen, aus Gallien eingewanderten Bevölkerung. Apostelgeschichte Apg 51 16 6 5 Die westliche Küstenlandschaft von Kleinasien mit der Hauptstadt Ephesus. Apostelgeschichte Apg 51 16 7 Cum venissent autem in Mysiam, tentabant ire in Bithyniam: et non permisit eos Spiritus Jesu. Und da sie nach Mysien⁶ kamen, versuchten sie nach Bithynien zu gehen; aber der Geist Jesu ließ sie nicht. Apostelgeschichte Apg 51 16 7 6 An der Grenze Mysiens hin. Nach dem Griech.: Gegen Mysien. Apostelgeschichte Apg 51 16 8 Cum autem pertransissent Mysiam, descenderunt Troadem: Nachdem sie nun an Mysien vorübergezogen waren, gingen sie hinab nach Troas.⁷ Apostelgeschichte Apg 51 16 8 7 Die Stadt Troas war ein Seehafen jetzt Erki-Stambul (Alt-Konstantinopel) genannt. So hatte der Heil. Geist den heil. Paulus von der Südostspitze von Kleinasien bis zum nordwestlichen Punkte des Landes geführt. Wie oft mag der Apostel den Heil. Geist angefleht haben, seine Schritte zu lenken! Apostelgeschichte Apg 51 16 9 Et visio per noctem Paulo ostensa est: Vir Macedo quidam erat stans, et deprecans eum, et dicens: Transiens in Macedoniam, adjuva nos. Da hatte Paulus in der Nacht ein Gesicht: Ein Macedonier stand vor ihm, bat ihn, und sprach: Ziehe hinüber nach Macedonien,⁸ und hilf uns! Apostelgeschichte Apg 51 16 9 8 Macedonien umschloss als römische Provinz, außer dem eigentlichen Macedonien, auch Illyrien, Epirus und Thessalien. Im Traumgesicht (Chrys., Oekum.) hört Paulus den Hilferuf des gebildeten Griechenlands. Das Licht des Evangeliums soll nach Westen getragen werden. Apostelgeschichte Apg 51 0 1 Paulus und Silas in Thessalonich. (V. 9) Paulus und Silas in Beröa. (V. 15) Paulus in Athen. Apostelgeschichte Apg 51 17 1 Cum autem perambulassent Amphipolim, et Apolloniam, venerunt Thessalonicam, ubi erat synagoga Judæorum. Nachdem sie nun durch Amphipolis und Apollonia gezogen waren, kamen sie nach Thessalonich,¹ wo eine Synagoge der Juden war. Apostelgeschichte Apg 51 17 1 1 Thessalonich, die Hauptstadt von Macedonien, lag etwa drei Tagereisen von Philippi entfernt. Die beiden Städte Amphipolis und Apollonia werden wohl erwähnt, weil der Apostel dort übernachtete. Amphipolis lag etwa 53 Kilometer von Philippi entfernt, Apollonia noch 48 Kilometer weiter. Apostelgeschichte Apg 51 17 10 Fratres vero confestim per noctem dimiserunt Paulum, et Silam in Beram. Qui cum venissent, in synagogam Judæorum introierunt. Die Brüder aber entsendeten alsbald bei der Nacht Paulus und Silas nach Beröa.¹⁰ Als diese dorthin kamen, gingen sie in die Synagoge der Juden. Apostelgeschichte Apg 51 17 10 10 Von Timotheus wird nichts gesagt. Vielleicht blieb er inzwischen in Thessalonich und kam erst später nach Beröa nach. Beröa lag abgelegen und mochte deshalb wohl als ein sicherer Aufenthalt erscheinen. Von den in Beröa Bekehrten ist Sopater [Apg 20,4] bekannt. Apostelgeschichte Apg 51 17 11 Hi autem erant nobiliores eorum, qui sunt Thessalonicæ, qui susceperunt verbum cum omni aviditate, quotidie scrutantes Scripturas, si hæc ita se haberent. Diese nun waren edler als jene zu Thessalonich; sie nahmen das Wort mit aller Begierde auf, und forschten täglich in der Schrift nach, ob dieses sich also verhalte. Apostelgeschichte Apg 51 17 12 Et multi quidem crediderunt ex eis, et mulierum gentilium honestarum, et viri non pauci. Und viele von ihnen wurden gläubig, wie auch von angesehenen heidnischen Frauen und Männer nicht wenige. Apostelgeschichte Apg 51 17 13 Cum autem cognovissent in Thessalonica Judæi, quia et Beræ prædicatum est a Paulo verbum Dei, venerunt et illuc commoventes, et turbantes multitudinem. Als aber die Juden in Thessalonich erfuhren, dass auch in Beröa das Wort Gottes von Paulus verkündet werde, kamen sie auch dahin, und brachten das Volk in Bewegung und Aufruhr.¹¹ Apostelgeschichte Apg 51 17 13 11 Der heil. Paulus muss in Beröa bereits einige Wochen gewirkt haben, da er viele für den Glauben gewann, und auch mehrmals den Versuch machte, nach Thessalonich zurückzukehren. [1Thess 2,17] Apostelgeschichte Apg 51 17 14 Statimque tunc Paulum dimiserunt fratres, ut iret usque ad mare: Silas autem, et Timotheus remanserunt ibi. Sogleich sandten die Brüder den Paulus fort, dass er bis an das Meer reiste.¹² Silas aber und Timotheus blieben daselbst zurück. Apostelgeschichte Apg 51 17 14 12 Er schifft sich im nächsten Hafen ein, wohl in der am Fuße des Olymp gelegenen Hafenstadt Dium. Apostelgeschichte Apg 51 17 15 Qui autem deducebant Paulum, perduxerunt eum usque Athenas, et accepto mandato ab eo ad Silam, et Timotheum ut quam celeriter venirent ad illum, profecti sunt. Die aber Paulus das Geleite gaben, brachten ihn bis nach Athen;¹³ und nachdem sie von ihm den Auftrag an Silas und Timotheus erhalten hatten, dass dieselben so schnell wie möglich zu ihm kommen sollten, reisten sie ab. Apostelgeschichte Apg 51 17 15 13 Nach [1Thess 3,1-3] blieb Paulus allein in Athen und sandte Timotheus, auf den er dort gewartet (V. 16), nach Thessalonich zurück, die dortigen Christen im Glauben zu befestigen. Dieser kam von Thessalonich wieder zum heil. Paulus nach Korinth. [1Thess 3,6] Dort war auch Silas wieder bei Paulus, als dieser den ersten Brief an die Thessalonicher schrieb. [1Thess 1,1] Apostelgeschichte Apg 51 17 16 Paulus autem cum Athenis eos exspectaret, incitabatur spiritus ejus in ipso, videns idololatriæ deditam civitatem. Da nun Paulus zu Athen auf sie wartete, geriet sein Geist in ihm in Eifer, als er sah, dass die Stadt dem Götzendienste ergeben war.¹⁴ Apostelgeschichte Apg 51 17 16 14 An allen Straßenecken standen Hermesbüsten, in der Vorhalle jedes Hauses Statuen und Altäre, überall waren Tempel mit Götzenbildern. Apostelgeschichte Apg 51 17 17 Disputabat igitur in synagoga cum Judæis, et colentibus, et in foro, per omnes dies ad eos, qui aderant. Er redete daher in der Synagoge mit den Juden und den Gottesfürchtigen, und auf dem Marktplatze alle Tage mit denen, die zugegen waren. Apostelgeschichte Apg 51 17 18 Quidam autem Epicurei, et Stoici philosophi disserebant cum eo, et quidam dicebant: Quid vult seminiverbius hic dicere? Alii vero: Novorum dæmoniorum videtur annuntiator esse: quia Jesum, et resurrectionem annuntiabat eis. Einige epikuräische und stoische Weltweise aber¹⁵ stritten mit ihm, und einige sagten: Was will dieser Schwätzer sagen? Andere aber: Er scheint ein Verkündiger neuer Gottheiten zu sein; weil er ihnen Jesus und die Auferstehung verkündete.¹⁶ Apostelgeschichte Apg 51 17 18 15 Die Epikuräer und Stoiker waren am wenigsten unter allen Philosophen für die Lehre des heil. Paulus empfänglich. Epikur war um 270 v. Chr. gestorben. Er hatte gelehrt, dass die Götter sich nicht um die Schmerzen und Freuden der Menschen kümmern, und weder Opfer noch Gebete verlangen, dass die Welt durch zufälligen Zusammenstoß der Atome entstanden, die Seele stofflich und ewige Vergeltung eine Fabel sei. Was sollte diesen Epikuräern, welchen die Luft als höchstes Gut galt, das Evangelium? Die Stoiker leiteten ihre Lehre von Zeno her. (Zwischen 350 und 250 v. Chr.) Gott galt ihnen als die die Welt durchdringende Vernunft. Nach dem Tode hörten nach ihrer Lehre die Seelen auf, ein bestimmtes und bewusstes Dasein zu führen. Ihre Sittenlehre hatte als Kern die Gleichgültigkeit gegen Schmerz und Lust, und die Vernunft als höchste Führerin. Wie die Epikuräer den Sadducäern, so glichen die Stoiker in der Strenge, aber auch in der Heuchelei den Pharisäern. Apostelgeschichte Apg 51 17 18 16 Die Athener hielten wohl auch die Auferstehung für eine fremde Gottheit (Chrys.). Apostelgeschichte Apg 51 17 19 Et apprehensum eum ad Areopagum duxerunt, dicentes: Possumus scire quæ est hæc nova, quæ a te dicitur, doctrina? Und sie nahmen ihn und führten ihn vor den Areopag,¹⁷ und sprachen: Können wir erfahren, was das für eine neue Lehre ist, welche von dir verkündigt wird? Apostelgeschichte Apg 51 17 19 17 Auf dem Areopag konnte Paulus ungestörter reden. Apostelgeschichte Apg 51 17 2 Secundum consuetudinem autem Paulus introivit ad eos, et per sabbata tria disserebat eis de Scripturis, Da ging Paulus nach seiner Gewohnheit zu ihnen hinein, und sprach drei Sabbate nacheinander zu ihnen aus der Heiligen Schrift, Apostelgeschichte Apg 51 17 20 Nova enim quædam infers auribus nostris. Volumus ergo scire quidnam velint hæc esse. Denn fremdartig sind die Dinge, welche du uns hören lassest. Wir wollen also wissen, was dies wohl sein mag! Apostelgeschichte Apg 51 17 21 (Athenienses autem omnes, et advenæ hospites, ad nihil aliud vacabant nisi aut dicere, aut audire aliquid novi.) Die Athener aber insgesamt und die sich dort aufhaltenden Fremden hatten für nichts anderes Sinn, als dafür etwas Neues zu reden, oder zu hören.¹⁸ Apostelgeschichte Apg 51 17 21 18 Von der Neugier und der Schwatzhaftigkeit der Athener erzählen verschiedene Schriftsteller. Apostelgeschichte Apg 51 17 22 Stans autem Paulus in medio Areopagi, ait: Viri Athenienses per omnia quasi superstitiosiores vos video. Da trat Paulus auf, mitten auf dem Areopag, und sprach:¹⁹ Ihr Männer von Athen! Ich sehe, dass ihr in allen Dingen, ich möchte sagen, übergläubig²⁰ seid. Apostelgeschichte Apg 51 17 22 19 Die Rede des Apostels zerfällt in drei Teile: V. 22 25. Gott in seinem Wesen als Schöpfer aller Dinge. V. 26 29. Gott als Regierer derselben. V. 30, 31. Gott im Verhältnis zur endlichen Bestimmung des Menschengeschlechtes. Apostelgeschichte Apg 51 17 22 20 Der heil. Paulus beginnt mit vollendeter Menschenkenntnis, um dem Evangelium nicht den Zugang zum Herzen zu verschließen, mit Anerkennung. Der heil. Chrys. und Theoph. fassen das Wort in gutem Sinne: gottesfürchtiger (als die übrigen Griechen oder die Heiden überhaupt). Die Vulgata übersetzt abergläubisch. Der griechische Ausdruck kann in gutem und in bösem Sinne aufgefasst werden. Apostelgeschichte Apg 51 17 23 Præteriens enim, et videns simulacra vestra, inveni et aram, in qua scriptum erat: IGNOTO DEO. Quod ergo ignorantes colitis, hoc ego annuntio vobis. Denn als ich an euren Götterbildern vorüberging und sie betrachtete, fand ich auch einen Altar, auf dem geschrieben stand: Einem unbekannten Gott.²¹ Was ihr nun verehret, ohne es zu kennen, das verkündige ich euch! Apostelgeschichte Apg 51 17 23 21 Die Tatsache wird von mehreren Schriftstellern berichtet. Die Inschrift bezeugte, dass die Athener ihre religiöse Erkenntnis für unvollkommen hielten. Damit war ein Anknüpfungspunkt gegeben. Apostelgeschichte Apg 51 17 24 Deus, qui fecit mundum, et omnia quæ in eo sunt, hic cli et terræ cum sit Dominus, non in manufactis templis habitat, Der Gott, welcher die Welt gemacht hat, und alles, was in ihr ist, der der Herr des Himmels und der Erde ist, wohnt nicht in Tempeln, die von Händen gemacht sind;²² [Apg 7,48] Apostelgeschichte Apg 51 17 24 22 So hatte auch Stephanus [Apg 7,48] und Paulus in Lystra [Apg 14,14] gesprochen. Apostelgeschichte Apg 51 17 25 Nec manibus humanis colitur indigens aliquo, cum ipse det omnibus vitam, et inspirationem, et omnia: noch wird er von Menschenhänden bedient, als bedürfte er etwas, da er selbst allen Leben und Odem und alles gibt. Apostelgeschichte Apg 51 17 26 Fecitque ex uno omne genus hominum inhabitare super universam faciem terræ, definiens statuta tempora, et terminos habitationis eorum, Er hat gemacht, dass aus einem Einzigen²³ sich das ganze Menschengeschlecht über die gesamte Erde verbreitete, und ordnete und bestimmte vorweg die Zeiten²⁴ und die Grenzen ihres Aufenthaltes, Apostelgeschichte Apg 51 17 26 23 Der Einheit Gottes entspricht die Einheit des Menschengeschlechtes, das eines seinem Ursprunge (V. 26), also auch seinem Endziel nach ist. (V. 27) Mithin hat kein Volk einen besonderen Ursprung, und alle leitet derselbe Gott. Ihm sollen alle dienen, und ist auch das Leben mit mancherlei Finsternis umgeben, Gott ist leicht zu finden, und wer ihn nicht findet, verdient Tadel. Apostelgeschichte Apg 51 17 26 24 Zeiten: die Jahreszeiten. Vergl. [Apg 14,17]. Die Grenzen sind die von der Natur durch Berge, Flüsse, Meere, klimatische Verhältnisse usw. gezogenen Grenzen. Durch beides, den weisen und wohltätigen Wechsel der Jahreszeiten und durch die sie umgebende Natur hätten die Menschen zur Erkenntnis des weisen und gütigen Ordners gelangen sollen. Apostelgeschichte Apg 51 17 27 Quærere Deum si forte attrectent eum, aut inveniant, quamvis non longe sit ab unoquoque nostrum. damit sie Gott suchen, ob sie ihn etwa fühlen oder finden möchten, obwohl er nicht ferne von einem jeden aus uns ist. Apostelgeschichte Apg 51 17 28 In ipso enim vivimus, et movemur, et sumus: sicut et quidam vestrorum potarum dixerunt: Ipsius enim et genus sumus. Denn in ihm leben wir, und bewegen wir uns, und sind wir;²⁵ wie auch einige von euern Dichtern gesagt haben: Denn seines Geschlechtes sind auch wir.²⁶ Apostelgeschichte Apg 51 17 28 25 Gott ist in Allem durch seine Macht, sofern alles derselben unterworfen ist, durch seine Gegenwart, sofern er alles durch seine Unendlichkeit durchdringt, durch seine Wesenheit, insofern die göttliche Macht, welche alle Dinge schafft und erhält, nicht von seiner göttlichen Wesenheit verschieden ist. Wir leben in ihm: wir hängen von ihm so ab, dass sein Lebenseinfluss uns gleichsam so umschließt wie die Luft, und wie das Sein hängt auch alle Bewegung und Tätigkeit von ihm ab, da er nicht nur unsere körperlichen und geistigen Kräfte erhält, sondern auch bei allen einzelnen Handlungen unmittelbar mitwirkt. Apostelgeschichte Apg 51 17 28 26 Dieser halbe Hexameter findet sich bei Aratus, einem Dichter des 3. Jahrhunderts v. Chr., der wie der heil. Paulus aus Cilicien war, und ein ganz ähnlicher bei Klenthes aus Assos in Mysien, einem Schüler des Zeno. Was jener von Jupiter sagte, wendet Paulus auf Gott an, selbstverständlich nicht im Sinne der griechischen Mythologie, als ob die Menschen aus Göttern gezeugt wären, noch auch in dem Sinne, als ob das menschliche Sein ein Ausfluss aus dem Sein Gottes wäre, sondern wir sind aus Gottes Geschlecht, sofern wir Gottes Bild in uns tragen. Wie Kinder denen ähnlich sind, aus deren Geschlecht sie entsprossen, so der Mensch dem Schöpfer, der ihn nach seiner Ähnlichkeit gebildet hat. Apostelgeschichte Apg 51 17 29 Genus ergo cum simus Dei, non debemus æstimare auro, aut argento, aut lapidi, sculpturæ artis, et cogitationis hominis, Divinum esse simile. Da wir nun also ein Geschlecht Gottes sind, so dürfen wir nicht meinen, die Gottheit sei dem Golde oder Silber ähnlich, einem Gebilde menschlicher Kunst und Erfindung.²⁷ Apostelgeschichte Apg 51 17 29 27 Da wir nun Gott ähnlich sind, so dürfen wir uns Gott mindestens nicht geringer vorstellen als wir selbst sind, also nicht als leblos, nicht als Menschenwerk, wie die Bildsäulen es sind, sondern als ein lebendes, vernünftiges Wesen. Apostelgeschichte Apg 51 17 3 Adaperiens et insinuans quia Christum oportuit pati, et resurgere a mortuis: et quia hic est Jesus Christus, quem ego annuntio vobis. indem er es ihnen eröffnete und auslegte, dass Christus leiden und von den Toten auferstehen musste, und dass eben dieser Christus Jesus ist, den ich euch verkündige.² Apostelgeschichte Apg 51 17 3 2 Besonders über drei Dinge gab Paulus Aufschluss: der Messias muss leiden, der Messias muss auferstehen. Jesus war der verheißene Messias. Vergl. [1Thess 4,13] und [1Thess 1,10]. Über die Tätigkeit des heil. Paulus vergleiche auch [1Thess 2,2.9]. Apostelgeschichte Apg 51 17 30 Et tempora quidem hujus ignorantiæ despiciens Deus, nunc annuntiat hominibus ut omnes ubique pnitentiam agant. Gott hat nun die Zeiten dieser Unwissenheit nachgesehen, und tut jetzt den Menschen kund, dass sie alle, aller Orten, Buße²⁸ tun sollen; Apostelgeschichte Apg 51 17 30 28 Der ausgelassene Zwischensatz ist: wenn Gott nicht leblos usw. ist, ihr aber dennoch leblose Dinge für Götter gehalten habt, waret ihr doch unwissend. Jedoch Gott sieht darüber hinweg, wenn ihr jetzt euren Sinn ändert und Buße tut. Die Buße stand im Gegensatze zu den Herzenswünschen der Epikuräer und den Ansichten der Stoiker über die blinde Notwendigkeit. Apostelgeschichte Apg 51 17 31 Eo quod statuit diem, in quo judicaturus est orbem in æquitate, in viro, in quo statuit, fidem præbens omnibus, suscitans eum a mortuis. denn er hat einen Tag festgesetzt, an welchem er den Erdkreis richten wird in Gerechtigkeit, durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat es Jedermann glaubwürdig gemacht, indem er ihn von den Toten auferweckte.²⁹ Apostelgeschichte Apg 51 17 31 29 Christus ist also auch dazu von den Toten auferweckt worden, damit er als Richter der lebendigen und der Toten bei allen beglaubigt werde. Apostelgeschichte Apg 51 17 32 Cum audissent autem resurrectionem mortuorum, quidam quidem irridebant, quidam vero dixerunt: Audiemus te de hoc iterum. Als sie aber von der Auferstehung der Toten hörten, spotteten einige, die anderen aber sagten: Wir werden dich hierüber ein anderes Mal hören. Apostelgeschichte Apg 51 17 33 Sic Paulus exivit de medio eorum. Also ging Paulus hinweg aus ihrer Mitte. Apostelgeschichte Apg 51 17 34 Quidam vero viri adhærentes ei, crediderunt: in quibus et Dionysius Areopagita, et mulier nomine Damaris, et alii cum eis. Einige Männer aber schlossen sich an ihn an, und wurden gläubig. Unter diesen war auch Dionysius,³⁰ ein Mitglied des Areopages, und eine Frau mit Namen Damaris,³¹ und andere mit ihnen. Apostelgeschichte Apg 51 17 34 30 Dionysius war ein Mitglied des aus vornehmen Leuten zusammengesetzten Gerichtshofes des Areopages. Er wurde erster Bischof von Athen und soll ebenda gestorben sein (Euseb.). Unter seinem Namen wurden später einige Bücher verbreitet. Einer Legende zufolge kam er nach Paris, wo er in der Verfolgung des Hadrian den Märtyrertod erlitt. Apostelgeschichte Apg 51 17 34 31 Von Damaris ist weiter nichts bekannt. Die griechische Kirche feiert ihr Andenken am 4. Oktober. Apostelgeschichte Apg 51 17 4 Et quidam ex eis crediderunt, et adjuncti sunt Paulo, et Silæ, et de colentibus, gentilibusque multitudo magna, et mulieres nobiles non paucæ. Und einige von ihnen wurden gläubig, und schlossen sich Paulus und Silas an, auch eine große Menge von den gottesfürchtigen Heiden, und nicht wenige angesehene Frauen.³ Apostelgeschichte Apg 51 17 4 3 Nur wenige von den Juden schlossen sich dem Evangelium an. Siehe [Apg 20,4]. Die Hauptmasse der Christen in Thessalonich bestand also aus Heiden. Die vornehmen Frauen waren wohl jüdische Proselytinnen gewesen. Apostelgeschichte Apg 51 17 5 Zelantes autem Judæi, assumentesque de vulgo viros quosdam malos, et turba facta, concitaverunt civitatem: et assistentes domui Jasonis quærebant eos producere in populum. Die Juden aber wurden eifersüchtig, nahmen einige schlechte Männer vom Pöbel zu sich, rotteten sich zusammen, und brachten die Stadt in Aufruhr;⁴ sie erschienen plötzlich vor dem Hause des Jason,⁵ und suchten sie unter das Volk herauszuführen. Apostelgeschichte Apg 51 17 5 4 Der Zorn der Juden hatte wohl besonders den Verlust ihrer Proselyten zum Anlasse. Apostelgeschichte Apg 51 17 5 5 Jason war wahrscheinlich ein Jude, welcher den hebräischen Namen Jesus in den griechischen Jason umgewandelt hatte. Vielleicht ist er derselbe, den Paulus [Röm 16,21] erwähnt. Apostelgeschichte Apg 51 17 6 Et cum non invenissent eos, trahebant Jasonem, et quosdam fratres ad principes civitatis, clamantes: Quoniam hi, qui urbem concitant, et huc venerunt, Da sie aber dieselben nicht fanden, schleppten sie den Jason und etliche Brüder vor die Stadtobersten,⁶ und schrieen: Jene Leute, welche die Stadt in Aufruhr bringen,⁷ sind auch hierher gekommen, Apostelgeschichte Apg 51 17 6 6 Die Politarchen, Stadtobersten, hatten die richterliche Gewalt inne. Apostelgeschichte Apg 51 17 6 7 Griech.: welche die Welt umstürzen. Entweder hat sich in der Vulgatahandschrift an die Stelle des o ein u (der Cod. Fuld. hat o) eingeschlichen oder die Vulgata denkt an Rom, die Trägerin der Weltherrschaft. Apostelgeschichte Apg 51 17 7 Quos suscepit Jason, et hi omnes contra decreta Cæsaris faciunt, regem alium dicentes esse, Jesum. und Jason hat sie aufgenommen; diese alle handeln gegen die Verordnungen des Kaisers, indem sie sagen, ein anderer sei König, nämlich Jesus.⁸ Apostelgeschichte Apg 51 17 7 8 Wie gegen den Heiland [Lk 23,2, Joh 19,12.15], so wird gegen den Apostel die Anklage des Hochverrates erhoben. Paulus hatte wohl auch vom Reiche und von der Wiederkunft des auferstandenen Jesus gesprochen. Vergl. [1Thess 5,23, 2Thess 2,1ff]. Apostelgeschichte Apg 51 17 8 Concitaverunt autem plebem, et principes civitatis audientes hæc. So reizten sie das Volk, und die Stadtobersten, die dieses hörten, auf. Apostelgeschichte Apg 51 17 9 Et accepta satisfactione a Jasone, et a ceteris, dimiserunt eos. Nachdem aber Jason und die übrigen Bürgschaft geleistet hatten,⁹ entließen sie dieselben. Apostelgeschichte Apg 51 17 9 9 Ob sie Geld oder Bürgen stellten, geht aus dem Text nicht hervor. Apostelgeschichte Apg 51 0 1 Paulus zu Korinth. (V. 17) Rückkehr des heil. Paulus nach Jerusalem und Antiochia. Beginn der dritten Missionsreise. (V. 23) Apollo zu Ephesus und in Achaja. Apostelgeschichte Apg 51 18 1 Post hæc egressus ab Athenis, venit Corinthum: Hierauf schied Paulus von Athen, und kam nach Korinth.¹ Apostelgeschichte Apg 51 18 1 1 Paulus kam wohl auf dem Seewege nach Korinth, da keine Stationen genannt werden. Die Reise erforderte einen Tag. Korinth war damals eine der reichsten Städte und römische Kolonie. Apostelgeschichte Apg 51 18 10 Propter quod ego sum tecum: et nemo apponetur tibi ut noceat te: quoniam populus est mihi multus in hac civitate. Ich bin mit dir, und niemand wird dich antasten um dir ein Leides zu tun; denn viel Volk in dieser Stadt gehört mir zu. Apostelgeschichte Apg 51 18 11 Sedit autem ibi annum et sex menses, docens apud eos verbum Dei. Er blieb also ein Jahr und sechs Monate daselbst, und predigte bei ihnen das Wort Gottes.¹² Apostelgeschichte Apg 51 18 11 12 In diese Zeit fällt die Gründung der Gemeinde zu Kenchreä, deren Dasein Paulus einige Jahre später [Röm 16,1] voraussetzt. Apostelgeschichte Apg 51 18 12 Gallione autem proconsule Achaiæ, insurrexerunt uno animo Judæi in Paulum, et adduxerunt eum ad tribunal, Als aber Gallio¹³ Statthalter von Achaja war, erhoben sich die Juden einmütig gegen Paulus, und führten ihn vor den Richterstuhl, Apostelgeschichte Apg 51 18 12 13 Gallio war der Bruder des Philosophen und Staatsmannes Annäus Seneka und wurde später auf Befehl Neros hingerichtet. Apostelgeschichte Apg 51 18 13 Dicentes: Quia contra legem hic persuadet hominibus colere Deum. und sprachen: dieser Mensch beredet die Leute zu einer gesetzeswidrigen¹⁴ Gottesverehrung. Apostelgeschichte Apg 51 18 13 14 Gegen das jüdische Gesetz, wie die Antwort des Gallio zeigt. Apostelgeschichte Apg 51 18 14 Incipiente autem Paulo aperire os, dixit Gallio ad Judæos: Si quidem esset iniquum aliquid, aut facinus pessimum o viri Judæi, recte vos sustinerem. Da nun Paulus im Begriff war, den Mund zu öffnen, sagte Gallio zu den Juden: Wenn es sich um ein Unrecht oder ein grobes Vergehen handelte, ihr Juden! so würde ich euch mit Grund anhören. Apostelgeschichte Apg 51 18 15 Si vero quæstiones sunt de verbo, et nominibus, et lege vestra, vos ipsi videritis: judex ego horum nolo esse. Wenn es sich aber um Streitfragen handelt über Lehre und Namen und euer Gesetz, so möget ihr selbst zusehen;¹⁵ Richter über solche Dinge will ich nicht sein. Apostelgeschichte Apg 51 18 15 15 Er hielt es für unter seiner Würde, sich mit Lehrstreitigkeiten der Juden zu befassen. Apostelgeschichte Apg 51 18 16 Et minavit eos a tribunali. Und er wies sie von dem Richterstuhle weg. Apostelgeschichte Apg 51 18 17 Apprehendentes autem omnes Sosthenem principem synagogæ, percutiebant eum ante tribunal: et nihil eorum Gallioni curæ erat. Da ergriffen alle den Sosthenes, den Synagogenvorsteher,¹⁶ und schlugen ihn vor dem Richterstuhle. Und alles dessen nahm Gallio sich nicht an. Apostelgeschichte Apg 51 18 17 16 Sosthenes war wohl dem Krispus nach dessen Bekehrung im Amte als Synagogenvorsteher gefolgt. Da der Statthalter die Juden mit Verachtung abwies, glaubten die Umstehenden (wahrscheinlich die Heiden) gegen den Sprecher desselben ungestraft etwas wagen zu dürfen. Apostelgeschichte Apg 51 18 18 Paulus vero cum adhuc sustinuisset dies multos, fratribus valefaciens, navigavit in Syriam, (et cum eo Priscilla, et Aquila) qui sibi totonderat in Cenchris caput: habebat enim votum. Nachdem nun Paulus viele Tage noch daselbst verweilt hatte, nahm er Abschied von den Brüdern, und ging nach Syrien unter Segel (und mit ihm Priscilla und Aquila); zu Kenchreä aber hatte er sich das Haupt scheeren lassen, denn er hatte ein Gelübde.¹⁷ [Apg 21,24] Apostelgeschichte Apg 51 18 18 17 Aquila hatte ein Gelübde gemacht. Wer ein Gelübde machte, ließ sich, wenn die bestimmte Zeit vorüber war, das Haar im Tempel abschneiden und brachte ein Opfer dar. Das Haar wurde in das Feuer des Friedopfers auf dem Brandopferaltar geworfen. Indes konnten diejenigen, welche sich außerhalb Jerusalems befanden, sich nach Ablauf der festgesetzten Zeit das Haar auch auswärts abschneiden lassen, um es dann in der heiligen Stadt verbrennen zu lassen. Dies war freilich bei dem eigentlichen Nasiräatsgelübde nicht gestattet. Daher handelt es sich hier um ein mehr privates Gelübde. Das Gelübde Aquilas ist an sich nebensächlich, wird aber deshalb erwähnt, weil aus demselben hervorgeht, dass Paulus nicht seine jüdische Umgebung zur Aufgebung aller mosaischen Gebräuche bestimmte. Vergl. [Apg 21,21]. Gewöhnlich machte man das Gelübde auf 30 Tage. Apostelgeschichte Apg 51 18 19 Devenitque Ephesum, et illos ibi reliquit. Ipse vero ingressus synagogam, disputabat cum Judæis. Und er kam nach Ephesus, und ließ sie daselbst. Er selbst aber ging in die Synagoge, und unterredete sich mit den Juden. Apostelgeschichte Apg 51 18 2 Et inveniens quemdam Judæum nomine Aquilam, Ponticum genere, qui nuper venerat ab Italia, et Priscillam uxorem ejus, (eo quod præcepisset Claudius discedere omnes Judæos a Roma) accessit ad eos. Daselbst fand er einen Juden,² Namens Aquila, gebürtig aus Pontus, welcher kürzlich mit seinem Weibe Priscilla aus Italien gekommen war, denn Claudius hatte befohlen, dass sich alle Juden aus Rom entfernen sollten;³ zu diesen gesellte er sich. Apostelgeschichte Apg 51 18 2 2 Ob Aquila bereits Christ war oder erst in Korinth durch Paulus bekehrt wurde, ist zweifelhaft. Letzteres ist wahrscheinlicher. Apostelgeschichte Apg 51 18 2 3 Pompejus hatte zahlreiche Juden als Sklaven nach Rom gebracht, die später freigelassen in einem besonderen Quartiere wohnten und Handel trieben. Die Bekehrung zahlreicher Landsleute zum Christentume hatte die Juden zu Unruhen verführt (Sueton.), sie ihre (und der Judenchristen) Vertreibung herbeiführten. Übrigens scheint das Edikt nicht allzu strenge ausgeführt worden zu sein. Vergl. [Apg 28,17ff]. Apostelgeschichte Apg 51 18 20 Rogantibus autem eis ut ampliori tempore maneret, non consensit, Als sie ihn aber baten, längere Zeit zu bleiben, willigte er nicht ein, Apostelgeschichte Apg 51 18 21 Sed valefaciens, et dicens, Iterum revertar ad vos Deo volente, profectus est ab Epheso. sondern nahm Abschied, und sprach: Ich werde wieder zu euch zurückkehren, so Gott will. Dann reiste er von Ephesus ab. Apostelgeschichte Apg 51 18 22 Et descendens Cæsaream, ascendit, et salutavit ecclesiam, et descendit Antiochiam. Und nach Cäsarea¹⁸ hinabgekommen, ging er hinauf,¹⁹ und begrüßte die Kirche, und kam hinab nach Antiochia. Apostelgeschichte Apg 51 18 22 18 Cäsarea Strabonis war der gewöhnliche Landungsplatz für alle, welche vom Westen nach Palästina oder Jerusalem wollten. Apostelgeschichte Apg 51 18 22 19 Nach Jerusalem. Der heil. Paulus besucht die Mutterkirche zu Jerusalem zum vierten Male. Vergl. [Apg 9,26, Apg 11,30, Apg 12,25, Apg 15,4ff] Apostelgeschichte Apg 51 18 23 Et facto ibi aliquanto tempore profectus est, perambulans ex ordine Galaticam regionem, et Phrygiam, confirmans omnes discipulos. Daselbst blieb er einige Zeit und setzte dann seine Reise fort, indem er von Ort zu Ort das Galatische Land und Phrygien durchzog, und alle Jünger bestärkte.²⁰ Apostelgeschichte Apg 51 18 23 20 Die dritte Missionsreise nach Kleinasien (55 59 n. Chr.) machte der Apostel in umgekehrter Reihenfolge der Orte, als die zweite. [Apg 16,6] Ehe er ein neues Arbeitsfeld betrat, pflegte Paulus die früher gegründeten Kirchen zu besuchen. Genaueres über die Reise durch Galatien und Phrygien ist nicht bekannt. Nur [Gal 1,9, Gal 4,16, Gal 5,21] werfen einiges Licht auf die Verhältnisse der Galater: Die Galater waren wankelmütig und judaisirenden Einflüssen ausgesetzt. Er befahl auch den Kirchen Galatiens, für die armen Brüder in Judäa beizusteuern. [1Kor 16,1] Apostelgeschichte Apg 51 18 24 Judæus autem quidam, Apollo nomine, Alexandrinus genere, vir eloquens, devenit Ephesum, potens in Scripturis. Ein Jude aber namens Apollo,²¹ aus Alexandria gebürtig, ein beredter, in der Schrift sehr bewanderter Mann, kam nach Ephesus. Apostelgeschichte Apg 51 18 24 21 Abkürzung von Apollonius. Er hatte von dem Christentum gehört, dass es der rechte Weg sei, auf dem man nach Gottes Willen wandeln müsse; und besaß also eine nur allgemeine, nicht in's Einzelne gehende Kenntnis des Christentums. Vergl. Apg 18,25. Apostelgeschichte Apg 51 18 25 Hic erat edoctus viam Domini: et fervens spiritu loquebatur, et docebat diligenter ea, quæ sunt Jesu, sciens tantum baptisma Joannis. Dieser war unterrichtet in dem Wege des Herrn,²² und redete glühenden Geistes, und lehrte eifrig von Jesus, obwohl er nur von der Taufe des Johannes Kenntnis hatte. Apostelgeschichte Apg 51 18 25 22 Die christliche Religion. Von der Vorhersagung des heil. Johannes, dass Jesus im Heil. Geiste taufen werde [Joh 1,33, Mt 3,11, Mk 1,8, Lk 3,16], hatte Apollo freilich nicht gehört. Immerhin bereitete er dem Apostel einigermaßen die Wege. Apostelgeschichte Apg 51 18 26 Hic ergo cpit fiducialiter agere in synagoga. Quem cum audissent Priscilla et Aquila, assumpserunt eum, et diligentius exposuerunt ei viam Domini. Dieser nun fing an, in der Synagoge zuversichtlich zu reden. Als aber Aquila und Priscilla ihn gehört hatten, nahmen sie ihn zu sich, und legten ihm den Weg des Herrn genauer dar.²³ Apostelgeschichte Apg 51 18 26 23 Damals also erhielt er wohl die christliche Taufe. Apostelgeschichte Apg 51 18 27 Cum autem vellet ire Achaiam, exhortati fratres, scripserunt discipulis ut susciperent eum. Qui cum venisset, contulit multum his, qui crediderant. Da er aber nach Achaja²⁴ gehen wollte, ermahnten die Brüder in einem Schreiben die Jünger, ihn aufzunehmen.²⁵ Als er dahin gekommen war, war er denen, die gläubig geworden waren, sehr förderlich.²⁶ Apostelgeschichte Apg 51 18 27 24 Wahrscheinlich hatten Aquila und Priscilla seine Aufmerksamkeit auf Achaja gelenkt. Apostelgeschichte Apg 51 18 27 25 Wir haben hier das erste Beispiel eines Empfehlungsschreibens seitens einer Kirche an eine andere. Vergl. [2Kor 3,1] Apostelgeschichte Apg 51 18 27 26 Er begoss das schon gepflanzte. Vergl. [1Kor 3,6]. Das Griechische fügt bei: durch die Gnade, d. i. entweder durch den Gnadenbeistand im allgemeinen oder durch gewisse, Apollo verliehene Gnadengaben, welche seinen Worten Erfolg verschafften. Apostelgeschichte Apg 51 18 28 Vehementer enim Judæos revincebat publice, ostendens per Scripturas, esse Christum Jesum. Denn mit Kraft widerlegte er die Juden öffentlich, und zeigte durch die Schriften, dass Jesus der Christus sei.²⁷ Apostelgeschichte Apg 51 18 28 27 Ist Jesus der Messias, so war es nicht gesetzwidrig (vergl. V. 13), sondern dem Gesetze gemäß, ihn zu verehren. Apollo machte großen Eindruck, so dass sich eine Partei nach ihm benannte. Vergl. [1Kor 1,12]. Jedenfalls gab er zu den Spaltungen in Korinth keinen Anlass, da dieselben ihn derart betrübten, dass er später trotz des Wunsches des heil. Paulus nicht nach Korinth gehen wollte. [1Kor 16,12] Apostelgeschichte Apg 51 18 3 Et quia ejusdem erat artis, manebat apud eos, et operabatur: (erant autem scenofactoriæ artis.) Und weil er vom gleichen Handwerke war, blieb er bei ihnen und arbeitete (sie waren aber Zelttuchmacher,⁴ ihrem Handwerke nach). Apostelgeschichte Apg 51 18 3 4 Zeltschneider, Zeltnäher. Die jüdischen Gelehrten lernten alle ein Handwerk, welches sie im Falle der Notwendigkeit ernähren konnte. Zelte waren im Altertum sehr gesucht. Um nicht anderen zur Last zu fallen und in seiner apostolischen Tätigkeit frei und unabhängig zu bleiben, bemüht sich Paulus, obgleich auch er von den Gläubigen den nötigen Lebensunterhalt beanspruchen konnte [2Thess 3,8.9, 1Kor 9,4ff], seinen Unterhalt durch seiner Hände Arbeit zu erwerben. Apostelgeschichte Apg 51 18 4 Et disputabat in synagoga per omne sabbatum, interponens nomen Domini Jesu, suadebatque Judæis, et Græcis. Und er redete in der Synagoge an jedem Sabbat, indem er dabei den Namen des Herrn Jesus vorbrachte,⁵ und überzeugte Juden und Griechen.⁶ Apostelgeschichte Apg 51 18 4 5 Die Worte: Indem er dabei den Namen des Herrn Jesus vorbrachte, fehlen in den griechischen Handschriften. Apostelgeschichte Apg 51 18 4 6 Wohl Proselyten, da sie in der Synagoge die Predigt anhören. Apostelgeschichte Apg 51 18 5 Cum venissent autem de Macedonia Silas et Timotheus, instabat verbo Paulus, testificans Judæis esse Christum Jesum. Als aber Silas und Timotheus aus Macedonien ankamen,⁷ predigte Paulus noch eifriger, und bezeugte den Juden, dass Jesus der Christus sei. Apostelgeschichte Apg 51 18 5 7 Eine Unterstützung aus Macedonien gestattete ihm von der Arbeit abzusehen, und sich ganz der Verkündigung des Evangeliums zu widmen. Apostelgeschichte Apg 51 18 6 Contradicentibus autem eis, et blasphemantibus, excutiens vestimenta sua, dixit ad eos: Sanguis vester super caput vestrum: mundus ego, ex hoc ad gentes vadam. Da sie aber widersprachen und lästerten, schüttelte er seine Kleider aus, und sprach zu ihnen: Euer Blut komme über euer Haupt!⁸ ich bin rein; von nun an werde ich zu den Heiden gehen. Apostelgeschichte Apg 51 18 6 8 Die Redeweise ist hebraisirend. Der heil. Paulus ist rein von jeden Anteile an dem Blute, d. i. dem Straf- und Rachegerichte Gottes, welches die boshafte Verschmähung der Wahrheit auf die Beteiligten herabrufen muss. Der Apostel kündet den Juden die Gemeinschaft auf. (Über die Zeremonie vergl. [Apg 13,51]) Apostelgeschichte Apg 51 18 7 Et migrans inde, intravit in domum cujusdam, nomine Titi Justi, colentis Deum, cujus domus erat conjuncta synagogæ. Und er ging von da hinweg, und kam in das Haus eines gottesfürchtigen Mannes, namens Titus Justus, dessen Haus an die Synagoge stieß.⁹ Apostelgeschichte Apg 51 18 7 9 Justus war ein Proselyt. Das von Israel zurückgestoßene Erbe des Geistes und der Gnaden geht auf die Heiden über. Unmittelbar von der Synagoge weg geht Paulus in das nächstliegende nichtjüdische Haus, um sein Sichlossagen recht augenscheinlich zu machen. Apostelgeschichte Apg 51 18 8 Crispus autem archisynagogus credidit Domino cum omni domo sua: et multi Corinthiorum audientes credebant, et baptizabantur. Krispus aber, der Synagogenvorsteher, glaubte an den Herrn mit seinem ganzen Hause; und viele von den Korinthern, welche davon hörten, glaubten und wurden getauft.¹⁰ Apostelgeschichte Apg 51 18 8 10 Krispus wurde von der Hand des Apostels selbst getauft [1Kor 1,14] und bildete mit Stephanus [1Kor 16,15] und Gajus [Röm 16,23], und wohl auch Quartus und Tertius, der Schreiber des Römerbriefes [Apg 16,22], damals oder später von Paulus bekehrt. Welcher Art Leute die Bekehrten zuvor gewesen, siehe [1Kor 6,9ff] Apostelgeschichte Apg 51 18 9 Dixit autem Dominus nocte per visionem Paulo: Noli timere, sed loquere, et ne taceas: Der Herr aber sprach des Nachts in einem Gesichte zu Paulus: Fürchte dich nicht, sondern rede, und schweige nicht!¹¹ Apostelgeschichte Apg 51 18 9 11 Die Schwierigkeiten machten wohl auch auf den Apostel Eindruck, und es gab vielleicht Augenblicke, wo die Versuchung zum Kleinmut an ihn herantrat, und er der Stärkung bedurfte wie Elias [1Kön 19,4-19] und Jeremias [Jer 1,6-8, Jer 15,15-21]. Apostelgeschichte Apg 51 0 1 4. Dritte Missionsreise des heil. Paulus (Kap. 19,1 21,16) Paulus und die Johannesjünger zu Ephesus (V. 7) Paulus trennt sich von der Synagoge zu Ephesus. (V. 26) Reisepläne des heil. Paulus. Der Aufruhr zu Ephesus. Apostelgeschichte Apg 51 19 1 Factum est autem, cum Apollo esset Corinthi, ut Paulus peragratis superioribus partibus veniret Ephesum, et inveniret quosdam discipulos: Es geschah aber, als Apollo in Korinth war, dass Paulus von den oberen Ländern, welche er durchzogen hatte, nach Ephesus kam.¹ Daselbst fand er einige Jünger. Apostelgeschichte Apg 51 19 1 1 Paulus erfüllt sein früher [Apg 18,21] gegebenes Versprechen. Ephesus war damals die Hauptstadt der römischen prokonsularischen Provinz Asien, welche den westlichen Teil des jetzigen Kleinasien umfasste. Die Stadt ward durch die Arbeiten des heil. Paulus und des heil. Johannes die Mutterkirche aller asiatischen Gemeinden. In ihr ward 431 das zweite allgemeine Konzil gehalten. Heute liegt sie in Trümmern. Apostelgeschichte Apg 51 19 10 Hoc autem factum est per biennium, ita ut omnes, qui habitabant in Asia, audirent verbum Domini, Judæi atque gentiles. Dies geschah zwei Jahre lang,⁸ so dass alle Bewohner Asiens, Juden und Heiden, das Wort des Herrn vernahmen. Apostelgeschichte Apg 51 19 10 8 Da die Lehrtätigkeit in dem Hause des Tyrannus zwei Jahre dauerte, der heil. Paulus schon drei Monate in der Synagoge gelehrt hatte, blieb er in Ephesus den ersten Teil des dritten Jahres [Apg 20,31], wohl auch jene anderen Gemeinden gründend, deren Offb. Kap 2 u. 3 Erwähnung geschieht. Apostelgeschichte Apg 51 19 11 Virtutesque non quaslibet faciebat Deus per manum Pauli: Auch wirkte Gott nicht geringe Wunder durch die Hand des Paulus, Apostelgeschichte Apg 51 19 12 Ita ut etiam super languidos deferrentur a corpore ejus sudaria, et semicinctia, et recedebant ab eis languores, et spiritus nequam egrediebantur. so dass man auch auf die Kranken von seinem Leibe weg Schweißtücher und Gürtel legte,⁹ und es wichen die Krankheiten von ihnen, und die bösen Geister fuhren aus. Apostelgeschichte Apg 51 19 12 9 Vergl. die Heilung des blutflüssigen Weibes [Mt 9,20] und der Kranken [Apg 5,15]. Apostelgeschichte Apg 51 19 13 Tentaverunt autem quidam et de circumeuntibus Judæis exorcistis, invocare super eos, qui habebant spiritus malos, nomen Domini Jesu, dicentes: Adjuro vos per Jesum, quem Paulus prædicat. Es versuchten aber einige von den herumziehenden jüdischen Teufelsbeschwörern über diejenigen, welche von bösen Geistern besessen waren, den Namen des Herrn Jesus anzurufen, und sagten: Ich beschwöre euch bei Jesus, welchen Paulus verkündet!¹⁰ Apostelgeschichte Apg 51 19 13 10 Sie meinten wohl, der Name Jesus sei eine Zauberformel, wie sie solche gebrauchten. Apostelgeschichte Apg 51 19 14 Erant autem quidam Judæi Scevæ principis sacerdotum septem filii, qui hoc faciebant. Es waren nämlich einige Juden, die sieben Söhne des jüdischen Oberpriesters Scevas, die dieses taten.¹¹ Apostelgeschichte Apg 51 19 14 11 Ein besonderer Fall. Nur zwei von den Brüdern sind zugegen. Da aber diese die von allen sieben gebrauchte Beschwörungsformel anwenden, redet der böse Geist zu ihnen insgesamt. Apostelgeschichte Apg 51 19 15 Respondens autem spiritus nequam dixit eis: Jesum novi, et Paulum scio: vos autem qui estis? Der böse Geist aber antwortete, und sprach zu ihnen: Jesus kenne ich, und von Paulus weiß ich; ihr aber, wer seid ihr?¹² Apostelgeschichte Apg 51 19 15 12 Jesus und Paulus kenne ich, denn ich habe ihre Macht an mir erfahren. Von euch weiß ich nichts, weshalb ich euch fürchten und vor euch weichen sollte. Nicht das bloße äußere Aussprechen des Namens Jesus gibt die Gewalt über die bösen Geister, sondern das gläubige Aussprechen, und dieses fehlte ihnen. Überdies hatten sie von Jesus keinen Auftrag. Apostelgeschichte Apg 51 19 16 Et insiliens in eos homo, in quo erat dæmonium pessimum, et dominatus amborum, invaluit contra eos, ita ut nudi, et vulnerati effugerent de domo illa. Und der Mensch, in welchem der böse Geist war, sprang auf sie zu, wurde Herr über zwei, und vergewaltigte sie, so dass sie nackt und verwundet aus jenem Hause flohen.¹³ Apostelgeschichte Apg 51 19 16 13 Einen anderen Ausgang hatte das [Lk 9,49] erzählte Ereignis. Indes der dort erwähnte Mensch hatte, wie in V. 50 vorausgesetzt wird, eine mittelbare Erlaubnis und war kein Gegner des Heilandes und der Jünger, wie diese verstockten und ungläubigen Juden (V. 9). Ihr Erfolg würde das Ansehen des heil. Paulus und des Evangeliums untergraben haben. Apostelgeschichte Apg 51 19 17 Hoc autem notum factum est omnibus Judæis, atque gentilibus, qui habitabant Ephesi: et cecidit timor super omnes illos, et magnificabatur nomen Domini Jesu. Dies wurde nun allen Juden und Heiden kund, die zu Ephesus wohnten; und es kam über sie alle Furcht, und der Name des Herrn Jesus ward gepriesen. Apostelgeschichte Apg 51 19 18 Multique credentium veniebant confitentes, et annuntiantes actus suos. Und viele der Gläubigen kamen, und bekannten und sagten, was sie getan hatten.¹⁴ Apostelgeschichte Apg 51 19 18 14 Die Folge des Ereignisses ist allgemeine Furcht, Hochpreisung des Namens Jesu (V. 17), Bekenntnis böser Taten seitens der Christen vor Paulus oder anderen christlichen Lehrern. Einige Ausleger erklären dies von der sakramentalen Beicht (Oekum.). Apostelgeschichte Apg 51 19 19 Multi autem ex eis, qui fuerant curiosa sectati, contulerunt libros, et combusserunt coram omnibus: et computatis pretiis illorum, invenerunt pecuniam denariorum quinquaginta millium. Viele aber von denen, welche Aberglauben getrieben hatten, brachten ihre Bücher zusammen, und verbrannten sie vor aller Augen. Und als man ihren Wert berechnete, fand man eine Summe von fünfzigtausend Denaren.¹⁵ Apostelgeschichte Apg 51 19 19 15 Die Vulgata bezeichnet die Münzen als Denare. Die griechischen Drachmen hatten übrigens damals gleichen Wert, d. i. etwa 72 Pfennig. Somit war der Wert jener Bücher etwa 36000 Mark, wobei aber der höhere Wert des Geldes in damaliger Zeit zu berücksichtigen ist, da ein Denar einen Taglohn ausmachte. Sie übergaben die Bücher dem Feuer, damit sie nicht selber dem (ewigen) Feuer einst übergeben würden (Aug.). Apostelgeschichte Apg 51 19 2 Dixitque ad eos: Si Spiritum sanctum accepistis credentes? At illi dixerunt ad eum: Sed neque si Spiritus sanctus est, audivimus. und er sprach zu ihnen: Habt ihr, da ihr gläubig geworden seid, den Heiligen Geist empfangen? Sie aber sprachen zu ihm: Nein, sondern wir haben nicht einmal gehört, ob ein Heiliger Geist ist.² Apostelgeschichte Apg 51 19 2 2 Es waren Leute, die auf die Predigt des heil. Johannes auf das hin, was sie über Jesus und seine Apostel gehört, sich dem Christentume angeschlossen hatten, aber ohne die Taufe und genaueren Unterricht. Völlig unbekannt konnte ihnen als Juden, vergl. [Apg 2,17], wie als Johannesjüngern [Mk 1,8, Lk 3,16] der Heil. Geist nicht sein. Die Antwort: Wir haben nicht einmal gehört, ob ein Heil. Geist ist, hat wohl nicht den Sinn, dass sie nicht wussten, ob es einen Heil. Geist gibt, sondern ob der verheißene Heil. Geist schon da sei. Vergl. den griechischen Text von [Joh 7,39] und die Vulgata ebenda. Apostelgeschichte Apg 51 19 20 Ita fortiter crescebat verbum Dei, et confirmabatur. So breitete sich das Wort Gottes mächtig aus, und ward gewaltig. Apostelgeschichte Apg 51 19 21 His autem expletis, proposuit Paulus in Spiritu, transita Macedonia et Achaia ire Jerosolymam, dicens: Quoniam postquam fuero ibi, oportet me et Romam videre. Als nun dies vollbracht war, nahm sich Paulus im Geiste vor, durch Macedonien und Achaja zu ziehen, und nach Jerusalem zu gehen. Und er sprach: Wenn ich dort gewesen bin, muss ich auch Rom sehen.¹⁶ Apostelgeschichte Apg 51 19 21 16 Zunächst wollte Paulus die Kirche in Macedonien und Achaja besuchen und daselbst die Brüder stärken, alsdann mit der für die Brüder in Judäa gesammelten Kollekte nach Jerusalem gehen. Ursprünglich hatte er einen anderen Plan gehabt. Der Glaube der Römer hatte seine Verwunderung erregt [Röm 1,8], und er fühlte sich ohne Zweifel von Gott angetrieben, nach Rom zu gehen. Ich muss Rom sehen. Vergl. [Apg 23,11] Apostelgeschichte Apg 51 19 22 Mittens autem in Macedoniam duos ex ministrantibus sibi Timotheum, et Erastum, ipse remansit ad tempus in Asia. Er sandte aber zwei seiner Gehilfen, Timotheus und Erastus¹⁷ nach Macedonien; er selbst blieb noch einige Zeit in Asien. Apostelgeschichte Apg 51 19 22 17 Erastus ist wahrscheinlich derselbe, der [Röm 16,23] erwähnt wird, der bei der ersten Anwesenheit des heil. Paulus zu Korinth bekehrt [Apg 18,1ff], nun bei ihm in Ephesus geweilt hat. Jedenfalls ist er derselbe, der [2Tim 4,20] erwähnt wird. Apostelgeschichte Apg 51 19 23 Facta est autem illo tempore turbatio non minima de via Domini. Um diese Zeit entstand ein nicht geringer Aufruhr, ob des Weges des Herrn. Apostelgeschichte Apg 51 19 24 Demetrius enim quidam nomine, argentarius, faciens ædes argenteas Dianæ, præstabat artificibus non modicum quæstum: Ein gewisser Demetrius nämlich, ein Silberschmied, welcher silberne Tempelchen verfertigte,¹⁸ verschaffte den Künstlern einen nicht geringen Erwerb. Apostelgeschichte Apg 51 19 24 18 Im Jahre 356 v. Chr. war der Tempel von Herostratus verbrannt, aber alsdann noch schöner aufgebaut. Die Pilger kauften sich Nachbildungen desselben mit dem Bilde der Göttin. Apostelgeschichte Apg 51 19 25 Quos convocans, et eos, qui hujusmodi erant opifices, dixit: Viri, scitis quia de hoc artificio est nobis acquisitio: Diese versammelte er samt den auf solche Weise beschäftigten Arbeitern, und sagte: Ihr Männer, ihr wisset, dass wir von dieser Arbeit unsern Erwerb haben. Apostelgeschichte Apg 51 19 26 Et videtis, et auditis quia non solum Ephesi, sed pene totius Asiæ, Paulus hic suadens avertit multam turbam, dicens: Quoniam non sunt dii, qui manibus fiunt. Ihr sehet und höret auch, dass nicht nur zu Ephesus, sondern fast in ganz Asien dieser Paulus viel Volk überredet und abwendig gemacht hat, indem er sagt: Das sind keine Götter, welche durch Hände entstehen.¹⁹ Apostelgeschichte Apg 51 19 26 19 Das Volk hielt wirklich die Bilder der Götter für diese selbst, oder dachte sich wenigstens die Bilder mit der Gottheit erfüllt. Apostelgeschichte Apg 51 19 27 Non solum autem hæc periclitabitur nobis pars in redargutionem venire, sed et magnæ Dianæ templum in nihilum reputabitur, sed et destrui incipiet majestas ejus, quam tota Asia, et orbis colit. Aber nicht allein dieser Erwerb läuft uns Gefahr in Verruf zu kommen, sondern auch der Tempel der großen Diana wird für nichts geachtet werden; ja die Herrlichkeit derjenigen, die doch ganz Asien und der Erdkreis verehret, wird allmählich zu nichts werden. Apostelgeschichte Apg 51 19 28 His auditis, repleti sunt ira, et exclamaverunt dicentes: Magna Diana Ephesiorum. Da sie dies hörten, wurden sie von Zorn erfüllt und schrieen: Groß ist die Diana der Epheser! Apostelgeschichte Apg 51 19 29 Et impleta est civitas confusione, et impetum fecerunt uno animo in theatrum, rapto Gaio, et Aristarcho Macedonibus, comitibus Pauli. Und die ganze Stadt war voll Verwirrung, und alles stürzte einmütig in das Theater,²⁰ wohin man den Gajus²¹ und Aristarchus²² fortschleppte,²³ die Macedonier, Gefährten des Paulus. Apostelgeschichte Apg 51 19 29 20 Die ganze Stadt gerät in Aufruhr, als ob eine Verschwörung gegen die Göttin entdeckt sei. Das Theater zu Ephesus konnte bis zu 25000 Menschen fassen. Apostelgeschichte Apg 51 19 29 21 Der Name Gajus kommt mehrfach im N. T. vor. [Apg 20,4] wird ein Gajus aus Derbe erwähnt [1Kor 1,14, Röm 16,23], ein zu Korinth bekehrter Gajus, der mit dem [Apg 20,4] erwähnten nicht identisch ist, da er ein Macedonier ist. Von dem Gajus, an welchen der heil. Johannes seinen dritten Brief richtet, ist nichts bekannt. Apostelgeschichte Apg 51 19 29 22 Aristarchus war aus Thessalonich [Apg 20,4] und begleitete später den Apostel auf dessen Reise von Cäsarea nach Rom [Apg 27,2], wo er bei Paulus während dessen erster Gefangenschaft weilte. Apostelgeschichte Apg 51 19 29 23 Von der Straße? Aus dem Hause? Apostelgeschichte Apg 51 19 3 Ille vero ait: in quo ergo baptizati estis? Qui dixerunt: In Joannis baptismate. Da sprach er: Worauf seid ihr denn also getauft worden?³ Sie sagten: Auf die Taufe des Johannes.⁴ Apostelgeschichte Apg 51 19 3 3 Hättet ihr die christliche Taufe empfangen, so wüsstet ihr sicher, dass der heil. Geist schon da ist, denn auf das Bekenntnis seiner (wie des Vaters und Sohnes) wäret ihr getauft worden, ihr hättet seinen Namen in der Taufformel gehört und er wäre über euch herabgekommen. Also seid ihr auf etwas anderes getauft worden; auf was denn? Apostelgeschichte Apg 51 19 3 4 Sie verstehen die Frage nicht ganz. Der Sinn derselben ist: man wird getauft, weil man etwas glaubt usw. Sie verstanden: was für eine Taufe habt ihr empfangen? Vergl. über diese Worte das Konzil von Trid. Sitz 7 Kann 1. Apostelgeschichte Apg 51 19 30 Paulo autem volente intrare in populum, non permiserunt discipuli. Als aber Paulus unter das Volk treten wollte, ließen es die Jünger nicht zu.²⁴ Apostelgeschichte Apg 51 19 30 24 Paulus ist wahrhaft ein guter Hirt, der sein Leben für die Seinen zu lassen begehrt. [Joh 10,15] Aber er gehorcht ebenso der Stimme der brüderlichen Liebe, vergl. [Apg 17,10] wie wohlwollender Klugheit. (V. 31) Apostelgeschichte Apg 51 19 31 Quidam autem et de Asiæ principibus, qui erant amici ejus, miserunt ad eum rogantes ne se daret in theatrum: Auch einige asiatische Vornehme,²⁵ die seine Freunde waren, sandten zu ihm, und baten ihn, sich nicht in das Theater zu wagen. Apostelgeschichte Apg 51 19 31 25 Asiarchen, Vorsteher des Landtages der Provinz Asien. Diese wurden je auf ein Jahr aus den angesehensten und wohlhabendsten Männern der Provinz gewählt und hatten die öffentlichen Spiel- und Kultusangelegenheiten der Provinz zu verwalten. Ihr Titel verblieb ihnen nach Ablauf des Jahres. Apostelgeschichte Apg 51 19 32 Alii autem aliud clamabant. Erat enim ecclesia confusa: et plures nesciebant qua ex causa convenissent. Die einen schrieen nun dies, die andern das; denn die Versammlung war voll Verwirrung, und die meisten wussten nicht, warum sie zusammengekommen waren. Apostelgeschichte Apg 51 19 33 De turba autem detraxerunt Alexandrum, propellentibus eum Judæis. Alexander autem manu silentio postulato, volebat reddere rationem populo. Da zogen sie den Alexander, welchen die Juden vorwärts drängten, aus der Menge hervor.²⁶ Alexander winkte mit der Hand Stillschweigen, und wollte sich vor dem Volke verantworten. Apostelgeschichte Apg 51 19 33 26 Christen und Juden wurden vielfach verwechselt, deshalb fehlte es gewiss nicht an Äußerungen gegen Alexander, den man an der Kleidung und vielleicht auch an der Sprache erkannte. Dieser soll den Zusammenhang zwischen den Juden und Paulus leugnen. Ob Alexander mit dem [2Tim 4,14] erwähnten Kupferschmiede identisch ist? Apostelgeschichte Apg 51 19 34 Quem ut cognoverunt Judæum esse, vox facta una est omnium, quasi per horas duas clamantium: Magna Diana Ephesiorum. Als sie aber erkannten, dass er ein Jude sei, erhob sich der einstimmige Ruf von allen, und sie schrieen fast zwei Stunden lang: Groß ist die Diana der Epheser! Apostelgeschichte Apg 51 19 35 Et cum sedasset scriba turbas, dixit: Viri Ephesii, quis enim est hominum, qui nesciat Ephesiorum civitatem cultricem esse magnæ Dianæ, Jovisque prolis? Endlich hatte der Stadtschreiber²⁷ das Volk beruhigt, und sagte: Männer von Ephesus! Wo ist wohl ein Mensch, der nicht wüsste, dass die Stadt der Epheser eine Verehrerin der großen Diana, der Tochter des Jupiter ist? Apostelgeschichte Apg 51 19 35 27 Der Stadtschreiber entspricht etwa einem heutigen Gemeindesekretär und genoss hohes Ansehen. Apostelgeschichte Apg 51 19 36 Cum ergo his contradici non possit, oportet vos sedatos esse, et nihil temere agere. Da nun dies unwidersprechlich ist, so solltet ihr ruhig sein, und nichts Übereiltes tun. Apostelgeschichte Apg 51 19 37 Adduxistis enim homines istos, neque sacrilegos, neque blasphemantes deam vestram. Ihr habt nämlich diese Männer hierhergeführt, die weder Tempelräuber noch Lästerer eurer Göttin sind.²⁸ Apostelgeschichte Apg 51 19 37 28 Dass sie die Göttin nicht gelästert, d. h. dass sie nicht, wenigstens indirekt, erklärt hätten, sie sei eine falsche Göttin, war unrichtig (Chrys.) und wurde nur zur Beruhigung des Volkes gesagt. Apostelgeschichte Apg 51 19 38 Quod si Demetrius, et qui cum eo sunt artifices, habent adversus aliquem causam, conventus forenses aguntur, et proconsules sunt, accusent invicem. Hat nun Demetrius, und haben die Künstler, die ihm anhängen, eine Klage gegen jemand, so werden ja Gerichtssitzungen gehalten, und sind Statthalter da; mögen sie einander verklagen! Apostelgeschichte Apg 51 19 39 Si quid autem alterius rei quæritis: in legitima ecclesia poterit absolvi. Habt ihr aber ein anderes Gesuch, so kann es in einer gesetzmäßigen²⁹ Volksversammlung entschieden werden. Apostelgeschichte Apg 51 19 39 29 In einer ordentlichen und gesetzmäßigen, nicht in einer außerordentlichen und tumultuarischen Versammlung, wie die heutige ist, mag alles entschieden werden. Apostelgeschichte Apg 51 19 4 Dixit autem Paulus: Joannes baptizavit baptismo pnitentiæ populum, dicens: In eum, qui venturus esset post ipsum, ut crederent, hoc est, in Jesum. Paulus aber sprach: Johannes taufte das Volk mit einer Bußtaufe, indem er sagte, sie sollten an den, welcher nach ihm käme, glauben, das ist, an Jesus. Apostelgeschichte Apg 51 19 40 Nam et periclitamur argui seditionis hodiernæ: cum nullus obnoxius sit (de quo possimus reddere rationem) concursus istius. Et cum hæc dixisset, dimisit ecclesiam. Denn wir laufen sogar Gefahr, wegen des heutigen Aufruhrs zur Verantwortung gezogen zu werden, da kein Schuldiger da ist, von dem wir erweisen könnten, dass er den Auflauf veranlasst habe. Und als er dies gesagt hatte, entließ er die Versammlung.³⁰ Apostelgeschichte Apg 51 19 40 30 So war Paulus durch den Schutz der göttlichen Vorsehung einer großen Lebensgefahr entronnen. Apostelgeschichte Apg 51 19 5 His auditis, baptizati sunt in nomine Domini Jesu. Da sie dies hörten, ließen sie sich auf den Namen des Herrn Jesus taufen. Apostelgeschichte Apg 51 19 6 Et cum imposuisset illis manus Paulus, venit Spiritus sanctus super eos et loquebantur linguis, et prophetabant. Und als Paulus ihnen die Hände auflegte, kam der Heilige Geist über sie, und sie redeten in Sprachen und weissagten.⁵ Apostelgeschichte Apg 51 19 6 5 Mit dem Sakramente der Firmung empfingen sie auch verschiedene Geistesgaben. Apostelgeschichte Apg 51 19 7 Erant autem omnes viri fere duodecim. Es waren aber in allem etwa zwölf Männer. Apostelgeschichte Apg 51 19 8 Introgressus autem synagogam, cum fiducia loquebatur per tres menses, disputans, et suadens de regno Dei. Und er ging in die Synagoge,⁶ und redete drei Monate hindurch mit Zuversicht, von dem Reiche Gottes lehrend und überzeugend. Apostelgeschichte Apg 51 19 8 6 In der Woche arbeitete der heil. Paulus, am Sabbate ging er in die Synagoge. Apostelgeschichte Apg 51 19 9 Cum autem quidam indurarentur, et non crederent, maledicentes viam Domini coram multitudine, discedens ab eis, segregavit discipulos, quotidie disputans in schola Tyranni cujusdam. Da aber einige verstockt waren, und ungläubig blieben, und von dem Wege des Herrn vor der Menge schlecht redeten, trennte er sich von ihnen, und sonderte die Jünger ab, indem er täglich in der Schule eines gewissen Tyrannus⁷ Unterredungen hielt. Apostelgeschichte Apg 51 19 9 7 Tyrannus muss ein bekannter Mann gewesen sein. Der Ausdruck Schule weist auf einen Lehrsaal hin, den der heil. Paulus wohl mietete. Was der Apostel in Ephesus weiter erduldet, schildert er [1Kor 15,32]. Apostelgeschichte Apg 51 0 1 Reise des heil. Paulus durch Macedonien und Griechenland. Rückkehr nach Troas. (V. 6) Wundertat des heil. Paulus in Troas. (V. 12) Reise des heil. Paulus bis Milet. (V. 16) Abschiedsrede und Abschied des heil. Paulus zu Milet. Apostelgeschichte Apg 51 20 1 Postquam autem cessavit tumultus, vocatis Paulus discipulis, et exhortatus eos, valedixit, et profectus est ut iret in Macedoniam. Nachdem nun der Aufruhr aufgehört hatte, rief Paulus die Jünger zu sich, gab ihnen Ermahnungen, nahm Abschied, und reiste ab, um nach Macedonien zu gehen.¹ Apostelgeschichte Apg 51 20 1 1 Die Abreise war zwar schon früher beschlossen [Apg 19,21], jedoch mögen die eben erzählten Ereignisse dieselbe beschleunigt haben. Titus war nach Korinth vorausgegangen, um den Eindruck des ersten Briefes des heil. Paulus festzustellen. In Troas sollte er mit Paulus zusammentreffen. [2Kor 2,12ff] Diese Verabredung hatte freilich zur Voraussetzung, dass der Apostel bis Pfingsten in Ephesus blieb. [1Kor 16,8] Da der Apostel früher wegging, traf er Titus nicht in Troas und reiste, ohne auf ihn zu warten, nach Macedonien. [2Kor 2,12ff] Hier sah er den Titus in Philippi [2Kor 7,6], und sandte ihn mit dem zweiten Briefe nach Korinth [2Kor 8,16.17], um ihn später zu folgen. S. [Apg 20,2]. Apostelgeschichte Apg 51 20 10 Ad quem cum descendisset Paulus, incubuit super eum: et complexus dixit: Nolite turbari, anima enim ipsius in ipso est. Da ging Paulus zu ihm hinab, legte sich auf ihn, umfasste ihn, und sprach: Seid unbesorgt, denn seine Seele ist in ihm.⁸ Apostelgeschichte Apg 51 20 10 8 Wie Elias [1Kön 17,17ff] und Elisäus [2Kön 4,34] gibt er dem Toten durch ein Wunder das Leben zurück. Apostelgeschichte Apg 51 20 11 Ascendens autem, frangensque panem, et gustans, satisque allocutus usque in lucem, sic profectus est. Dann ging er wieder hinauf, brach das Brot,⁹ aß, und redete noch geraume Zeit, bis zu Tagesanbruch, und so reiste er ab. Apostelgeschichte Apg 51 20 11 9 Paulus feierte das heil. Opfer nach Mitternacht. Einige Ausleger nehmen mit minderer Wahrscheinlichkeit an, es habe sich um ein gewöhnliches Mahl gehandelt. Apostelgeschichte Apg 51 20 12 Adduxerunt autem puerum viventem, et consolati sunt non minime. Den Jüngling aber führten sie lebend herbei, und wurden nicht wenig getröstet.¹⁰ Apostelgeschichte Apg 51 20 12 10 Dieser Wiedererweckte war gleichsam das tröstende Abschiedsgeschenk des Apostels an die teure Gemeinde. Apostelgeschichte Apg 51 20 13 Nos autem ascendentes navem, navigavimus in Asson, inde suscepturi Paulum: sic enim disposuerat ipse per terram iter facturus. Wir aber gingen zu Schiff, und fuhren nach Assos,¹¹ wo wir Paulus aufnehmen wollten; denn so hatte er angeordnet, da er selbst zu Lande hinreisen wollte. Apostelgeschichte Apg 51 20 13 11 Paulus gelangt auf dem Landwege dorthin. Warum der Apostel dies tat, ist ungewiss. Nach Chrys. wollte er auf dem Wege manche Anordnungen treffen, und Belehrungen spenden. Apostelgeschichte Apg 51 20 14 Cum autem convenisset nos in Asson, assumpto eo, venimus Mitylenen. Als er nun in Assos zu uns kam, nahmen wir ihn auf, und kamen nach Mitylene. Apostelgeschichte Apg 51 20 15 Et inde navigantes, sequenti die venimus contra Chium, et alia applicuimus Samum, et sequenti die venimus Miletum. Von dort fuhren wir ab, und kamen am folgenden Tage Chios gegenüber. Des andern Tages landeten wir bei Samos, und am folgenden Tage kamen wir nach Milet.¹² Apostelgeschichte Apg 51 20 15 12 Diese verschiedenen Punkte werden erwähnt, weil das Schiff auf seiner Küstenfahrt jeden Abend in einem Hafen vor Anker ging. Apostelgeschichte Apg 51 20 16 Proposuerat enim Paulus transnavigare Ephesum, ne qua mora illi fieret in Asia. Festinabat enim, si possibile sibi esset, ut diem Pentecostes faceret Jerosolymis. Denn Paulus hatte beschlossen, an Ephesus vorbeizufahren, damit er in Asien nicht aufgehalten würde;¹³ er eilte nämlich, um, wofern es ihm möglich wäre, am Pfingsttage in Jerusalem zu sein. Apostelgeschichte Apg 51 20 16 13 In Ephesus hätten die Christen ihn sonst festzuhalten gesucht. Milet lag eine Tagereise südlich von Ephesus. Apostelgeschichte Apg 51 20 17 A Mileto autem mittens Ephesum, vocavit majores natu Ecclesiæ. Von Milet aber sandte er nach Ephesus, und berief die Vorsteher der Kirche.¹⁴ Apostelgeschichte Apg 51 20 17 14 Paulus berief die Vorsteher der Nachbarkirche von Ephesus (Iren.), wenigstens einige derselben sind Bischöfe. (V. 28) Apostelgeschichte Apg 51 20 18 Qui cum venissent ad eum, et simul essent, dixit eis: Vos scitis a prima die, qua ingressus sum in Asiam, qualiter vobiscum per omne tempus fuerim. Als sie nun zu ihm kamen und beisammen waren, sprach er zu ihnen: Ihr wisset, wie ich vom ersten Tage an, da ich nach Asien gekommen, die ganze Zeit hindurch, unter euch gewesen bin, Apostelgeschichte Apg 51 20 19 Serviens Domino cum omni humilitate, et lacrymis, et tentationibus, quæ mihi acciderunt ex insidiis Judæorum: indem ich dem Herrn diente mit aller Demut, unter Tränen¹⁵ und Prüfungen, die mir durch die Nachstellungen der Juden zustießen; Apostelgeschichte Apg 51 20 19 15 Die Tränen waren teils Zeugen seiner Liebe und Sorge, teils durch die erlittenen Trübsale ausgepresst. Apostelgeschichte Apg 51 20 2 Cum autem perambulasset partes illas, et exhortatus eos fuisset multo sermone, venit ad Græciam: Als er aber jene Gegenden durchzogen, und die Jünger mit vielen Worten ermahnt hatte, kam er nach Griechenland.² Apostelgeschichte Apg 51 20 2 2 Gewiss besuchte Paulus die von ihm gestiftete Gemeinde, auch sammelte er in Korinth eine Kollekte für die Brüder in Judäa und ließ sich von der Kirche Abgeordnete nach Jerusalem beigeben. [Röm 15,26, 2Kor 8,18] Vergl. [Apg 20,4]. Er muss damals auch im westlichen Teile von Macedonien gepredigt haben. [Röm 15,19.23] Von Macedonien kam er nach Griechenland, d. i. Achaja. Da nun sein Werk in diesen Ländern vollendet war [Röm 15,23], drängte es den heil. Paulus immer mehr, seinen Vorsatz nach Rom zu gehen auszuführen. [Apg 19,21] Von Korinth schrieb er an die Römer. [Röm 15,24ff] In letzter Stunde änderte er seinen Plan und beschloss durch Macedonien zurückzukehren. (V. 3) Apostelgeschichte Apg 51 20 20 Quomodo nihil subtraxerim utilium, quominus annuntiarem vobis, et docerem vos publice, et per domos. wie ich nichts vorenthielt von dem was heilsam ist, dass ich es euch nicht verkündet, und sowohl öffentlich, als auch in den Häusern gelehrt hätte, Apostelgeschichte Apg 51 20 21 Testificans Judæis, atque gentilibus in Deum pnitentiam, et fidem in Dominum nostrum Jesum Christum. Juden und Heiden Zeugnis gebend von der Bekehrung zu Gott, und dem Glauben an unsern Herrn Jesus Christus.¹⁶ Apostelgeschichte Apg 51 20 21 16 Diese beiden Punkte machen für jeden die Zusammenfassung des christlichen Lebens aus: Bekehrung zu Gott (Buße, christliches Leben) und Glaube an Jesus Christus. Apostelgeschichte Apg 51 20 22 Et nunc ecce alligatus ego spiritu, vado in Jerusalem, quæ in ea ventura sint mihi, ignorans. Und nun sehet, gehe ich gebunden im Geiste¹⁷ nach Jerusalem, ohne zu wissen, was mir dort begegnen wird, Apostelgeschichte Apg 51 20 22 17 Gebunden im Geiste: innerlich gezwungen. Andere: im Geiste sehe ich mich bereits in Ketten. Früher sah er Gefahren in Jerusalem voraus, aber hoffte zugleich Errettung aus denselben [Röm 15,30ff], jetzt ist die Hoffnung ein wenig der Furcht gewichen. Apostelgeschichte Apg 51 20 23 Nisi quod Spiritus sanctus per omnes civitates mihi protestatur, dicens: quoniam vincula, et tribulationes Jerosolymis me manent. außer dass der Heilige Geist mir von Stadt zu Stadt Zeugnis gibt, und sagt, dass Fesseln und Drangsale zu Jerusalem meiner warten.¹⁸ Apostelgeschichte Apg 51 20 23 18 Nicht innere Offenbarungen, sondern Prophetenstimmen sagen ihm dies. Ebenso später in Tyrus [Apg 21,4] und Cäsarea. [Apg 21,10ff]. Die frühere Warnung teilt Lukas nicht mit. Zu Jerusalem fehlt im Griechischen und auch in einigen lateinischen Handschriften. Demzufolge wusste Paulus nur, dass irgendwo Fesseln usw. seiner warteten, aber nicht, was zu Jerusalem seiner harrte. Vergl. V. 22. Apostelgeschichte Apg 51 20 24 Sed nihil horum vereor: nec facio animam meam pretiosiorem quam me, dummodo consummem cursum meum, et ministerium verbi, quod accepi a Domino Jesu, testificari Evangelium gratiæ Dei. Allein von diesem allem fürchte ich nichts, und achte mein Leben nicht höher als mich,¹⁹ wenn ich nur meinen Lauf und den Dienst des Wortes vollende, den ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, Zeugnis abzulegen von dem Evangelium der Gnade Gottes. Apostelgeschichte Apg 51 20 24 19 Ich schätze mein Leben nicht so hoch, wie mich selbst, d. h. ich will nicht aus Liebe zum Leben meine Pflicht vernachlässigen und so meine Seele verderben. Nach den besten griechischen Handschriften ist der Sinn: ich achte mein Leben keines Wortes wert für mein eigenes Interesse, damit ich so (durch solche Todesverachtung) meinen Lauf vollende. Apostelgeschichte Apg 51 20 25 Et nunc ecce ego scio quia amplius non videbitis faciem meam vos omnes, per quos transivi prædicans regnum Dei. Und nun sehet, ich weiß, dass ihr alle, bei denen ich auf meinen Reisen das Reich Gottes verkündet habe, mein Angesicht nicht mehr sehen werdet.²⁰ Apostelgeschichte Apg 51 20 25 20 Paulus spricht, wie V. 21 zeigt, nur seine persönliche Ansicht aus; tatsächlich kam er später, wie sich aus den Pastoralbriefen ergibt, wieder nach Asien [2Tim 1,15, Tit 1,5], insbesondere nach Troas [2Tim 4,13], Milet [2Tim 4,20], Ephesus [1Tim 1,3, 1Tim 3,14, 1Tim 4,13, Tit 3,12]. Auch in der ersten römischen Gefangenschaft wusste er nicht, ob und wann er befreit würde. [Phil 1,20-25, Phil 2,17] Apostelgeschichte Apg 51 20 26 Quapropter contestor vos hodierna die, quia mundus sum a sanguine omnium. Darum bezeuge ich euch an dem heutigen Tage, dass ich rein bin vom Blute aller. Apostelgeschichte Apg 51 20 27 Non enim subterfugi, quominus annuntiarem omne consilium Dei vobis. Denn ich habe mich nicht entzogen, euch den ganzen Ratschluss Gottes zu verkünden. Apostelgeschichte Apg 51 20 28 Attendite vobis, et universo gregi, in quo vos Spiritus sanctus posuit Episcopos regere Ecclesiam Dei, quam acquisivit sanguine suo. Habet Acht auf euch und auf die gesamte Herde, in welcher euch der Heilige Geist zu Bischöfen²¹ gesetzet hat, die Kirche Gottes zu regieren, welche er mit seinem Blute erworben. Apostelgeschichte Apg 51 20 28 21 Der Grund, weshalb die Namen Presbyter (Vorsteher) und Bischöfe noch nicht immer genau auseinander gehalten werden, lag darin, dass der eigentliche Bischof und Hirte jedes Mal in dem Apostel verehrt ward, welcher die Kirche gestiftet und von Anfang an geleitet hatte. Nach dem Tridentiner Konzil (Sitz 23. Über das Sakrament der Priesterweihe Kap. 6) sind hier die Bischöfe angeredet. Die Bischöfe sind durch den Heil. Geist gesetzt, da derselbe nicht nur die Wahl der Bischöfe leitet, sondern auch selbst durch Handauflegung oder Weihe innerlich als Gnadengabe zur Ausübung des Amtes mitgeteilt wird. Vergl. [1Kor 12,28, Eph 4,11]. Die Kirche ist eine Herde [Lk 12,32, Joh 10,11ff], die Bischöfe die Stellvertreter des guten Hirten. [Joh 21,15.17] Vergl. [1Petr 5,2.3ff]. Die Kirche Gottes ist hier die Gesamtkirche, wie der Zusatz zeigt; sie gehört dem, der sie mit seinem Blute erworben hat. Diese Worte enthalten einen herrlichen Beweis für die Gottheit Christi: die Kirche Gottes, die er, Gott, mit seinem Blut erwerben hat. Das Blut hat Christus vergossen, also ist Christus Gott. Der Apostel eignet hier der Gottheit zu, was von der Menschheit des Herrn eigentlich zu sagen ist. Dies ist indes zulässig, da in Christus nur eine Person ist. Apostelgeschichte Apg 51 20 29 Ego scio quoniam intrabunt post discessionem meam lupi rapaces in vos, non parcentes gregi. Ich weiß, dass nach meiner Abreise reißende Wölfe unter euch eindringen werden, die der Herde nicht schonen.²² Apostelgeschichte Apg 51 20 29 22 Die reißenden Wölfe [Mt 7,15, Lk 10,3, Joh 10,12] sind falsche Lehrer. [2Tim 3,1ff, Offb 2,2.6.14.20] u. a. Apostelgeschichte Apg 51 20 3 Ubi cum fecisset menses tres, factæ sunt illi insidiæ a Judæis navigaturo in Syriam: habuitque consilium ut reverteretur per Macedoniam. Nachdem er dort drei Monate zugebracht hatte, wurden ihm, als er eben nach Syrien absegeln wollte, von den Juden Nachstellungen bereitet, und er entschloss sich, den Rückweg über Macedonien zu nehmen. Apostelgeschichte Apg 51 20 30 Et ex vobis ipsis exsurgent viri loquentes perversa, ut abducant discipulos post se. Und aus euch selbst werden Männer aufstehen, welche Verkehrtes reden, um die Jünger nach sich zu ziehen.²³ Apostelgeschichte Apg 51 20 30 23 So verließ Demas den heil. Paulus [2Tim 4,9], und Irrlehrer, wie Hymenäus und Philetus raubten einigen den Glauben. [2Tim 2,17ff] Apostelgeschichte Apg 51 20 31 Propter quod vigilate memoria retinentes, quoniam per triennium nocte et die non cessavi, cum lacrymis monens unumquemque vestrum. Darum wachet, und seid eingedenk, dass ich drei Jahre lang, Tag und Nacht, nicht aufgehört habe, einen jeden einzelnen von euch mit Tränen zu ermahnen. [Apg 19,10] Apostelgeschichte Apg 51 20 32 Et nunc commendo vos Deo, et verbo gratiæ ipsius, qui potens est ædificare, et dare hereditatem in sanctificatis omnibus. Und nunmehr empfehle ich euch Gott²⁴ und dem Worte seiner Gnade, ihm, der da mächtig ist aufzubauen,²⁵ und euch mit allen Geheiligten das Erbe zu geben. Apostelgeschichte Apg 51 20 32 24 Wem konnte er seine von Gefahren bedrohten Mitbrüder besser übergeben? (Chrys.) Apostelgeschichte Apg 51 20 32 25 Das christliche Leben zu fördern. Vergl. [Eph 2,20ff, Eph 4,12.16.29] Apostelgeschichte Apg 51 20 33 Argentum, et aurum, aut vestem nullius concupivi, sicut Silber und Gold oder Kleider habe ich von niemanden begehrt, wie Apostelgeschichte Apg 51 20 34 Ipsi scitis: quoniam ad ea, quæ mihi opus erant, et his, qui mecum sunt, ministraverunt manus istæ. ihr selbst wisset, dass diese meine Hände für meine, und die Bedürfnisse derer, die bei mir waren, gesorgt haben. [Apg 18,3, 1Kor 4,12, 1Thess 2,9, 2Thess 3,8] Apostelgeschichte Apg 51 20 35 Omnia ostendi vobis, quoniam sic laborantes, oportet suscipere infirmos, ac meminisse verbi Domini Jesu, quoniam ipse dixit: Beatius est magis dare, quam accipere. In allen Stücken habe ich euch gezeigt, dass man so arbeitend sich der Schwachen annehmen²⁶ und eingedenk sein muss des Wortes des Herrn Jesus, da er sagte: Geben ist seliger als nehmen.²⁷ Apostelgeschichte Apg 51 20 35 26 Es sind wohl die Hilfsbedürftigen gemeint (Chrys., Oekum., Theoph.). Apostelgeschichte Apg 51 20 35 27 Diese Worte des Herrn finden sich nicht im Evangelium, sind also durch mündliche Überlieferung erhalten. Apostelgeschichte Apg 51 20 36 Et cum hæc dixisset, positis genibus suis oravit cum omnibus illis. Als er dies gesagt hatte, kniete er nieder, und betete mit ihnen allen.²⁸ Apostelgeschichte Apg 51 20 36 28 Den Inhalt des Gebetes teilt der heil. Lukas nicht mit. Nach dem Vorbilde des Heilandes wurde das Niederknien als die eigentliche Haltung des Leibes zum Gebete bei den Gläubigen üblich. Vergl. [Apg 9,40, Apg 7,60, Apg 21,5] Apostelgeschichte Apg 51 20 37 Magnus autem fletus factus est omnium: et procumbentes super collum Pauli, osculabantur eum, Es entstand aber ein lautes Weinen bei allen, und sie fielen Paulus um den Hals, und küssten ihn,²⁹ Apostelgeschichte Apg 51 20 37 29 Welche liebevolle Anhänglichkeit an den Oberhirten, wie groß musste die Treue und Liebe sein, durch welche Paulus sich dieselbe seitens der Hirten verdient hatte! Apostelgeschichte Apg 51 20 38 Dolentes maxime in verbo, quod dixerat, quoniam amplius faciem ejus non essent visuri. Et deducebant eum ad navem. am meisten betrübt über das Wort, welches er gesagt hatte, dass sie sein Angesicht nicht mehr sehen würden. Und sie geleiteten ihn an das Schiff. Apostelgeschichte Apg 51 20 4 Comitatus est autem eum Sopater Pyrrhi Berensis, Thessalonicensium vero Aristarchus, et Secundus, et Gaius Derbeus, et Timotheus: Asiani vero Tychicus, et Trophimus. Es begleiteten ihn aber Sopater aus Beröa, Sohn des Pyrrhus; von den Thessalonichern Aristarchus und Secundus; und Gajus von Derbe und Timotheus; aus Asien aber Tychicus und Trophimus.³ Apostelgeschichte Apg 51 20 4 3 Diese sieben waren Vertreter der Kirchen, in deren Gebieten die Kollekte gesammelt war. [2Kor 8,19ff] Aristarchus war mit Paulus in Ephesus gewesen. [Apg 19,29] Apostelgeschichte Apg 51 20 5 Hi cum præcessissent, sustinuerunt nos Troade: Diese gingen voran, und warteten auf uns⁴ in Troas. Apostelgeschichte Apg 51 20 5 4 Lukas, der zuletzt in Philippi [Apg 16,12.40] bei dem heil. Paulus war, hat sich demselben wieder zugesellt. Apostelgeschichte Apg 51 20 6 Nos vero navigavimus post dies Azymorum a Philippis, et venimus ad eos Troadem in diebus quinque, ubi demorati sumus diebus septem. Wir aber fuhren nach den Tagen der ungesäuerten Brote von Philippi ab, und kamen in fünf Tagen⁵ zu ihnen nach Troas, wo wir sieben Tage verweilten. Apostelgeschichte Apg 51 20 6 5 Vergl. [Apg 16,11]. Da sie in Troas sieben Tage blieben und der letzte dieser Tage ein Sonntag war, waren sie am Montag angekommen und reisten auch an einem solchen ab. Apostelgeschichte Apg 51 20 7 Una autem sabbati cum convenissemus ad frangendum panem, Paulus disputabat cum eis profecturus in crastinum, protraxitque sermonem usque in mediam noctem. Als wir aber am ersten Tage der Woche zum Brotbrechen zusammengekommen waren, hielt Paulus eine Unterredung mit ihnen, weil er am folgenden Tage abreisen wollte, und setzte seine Rede fort bis Mitternacht.⁶ Apostelgeschichte Apg 51 20 7 6 Man feierte also bereits den Sonntag durch gottesdienstliche Zusammenkünfte. Vergl. [1Kor 16,2, Offb 1,10]. Jedenfalls wurde am Ende des ersten Jahrhunderts bei den Heidenchristen überall der Sonntag zur Erinnerung an die Auferstehung des Herrn festlich begangen (Barn., Ignat., Justin). Die Feier des Brotbrechens wurde in Nachahmung des letzten Abendmahles noch Abends gehalten. Apostelgeschichte Apg 51 20 8 Erant autem lampades copiosæ in cnaculo, ubi eramus congregati. Es waren aber viele Lampen⁷ im Obergemache, wo wir versammelt waren. Apostelgeschichte Apg 51 20 8 7 Die Lichter dienten wohl nicht nur zur Erleuchtung, sondern auch zur freudigen Kundgebung der Anwesenheit des Herrn und Bräutigams. [Mt 25,1ff] Apostelgeschichte Apg 51 20 9 Sedens autem quidam adolescens nomine Eutychus super fenestram, cum mergeretur somno gravi, disputante diu Paulo, ductus somno cecidit de tertio cnaculo deorsum, et sublatus est mortuus. Nun saß da ein Jüngling mit Namen Eutychus auf dem Fenster. Dieser sank in tiefen Schlaf, als Paulus so lange redete, fiel vom Schlafe überwältigt vom dritten Stockwerke hinunter, und wurde tot aufgehoben. Apostelgeschichte Apg 51 0 1 Reise des heil. Paulus nach Cäsarea und Jerusalem. (V. 16) V. Gefangenschaft des heil. Paulus zu Jerusalem, Cäsarea und Rom. (21,17 Kap. 28) 1. Gefangennahme des heil. Paulus zu Jerusalem. (21,17 23,55) Unterredung des heil. Paulus mit Jakobus und den Vorstehern. (V. 26) Gefangennahme des heil. Paulus zu Jerusalem. Apostelgeschichte Apg 51 21 1 Cum autem factum esset ut navigaremus abstracti ab eis, recto cursu venimus Coum, et sequenti die Rhodum, et inde Pataram. Als es aber geschehen war, dass wir uns von ihnen losgerissen hatten und abfuhren, kamen wir geraden Laufes nach Kos, am folgenden Tage nach Rhodus, und von da nach Patara. Apostelgeschichte Apg 51 21 10 Et cum moraremur per dies aliquot, supervenit quidam a Judæa propheta, nomine Agabus. Als wir dort einige Tage verweilten, kam ein Prophet von Judäa hinzu, Agabus mit Namen. [Apg 11,28] Apostelgeschichte Apg 51 21 11 Is cum venisset ad nos, tulit zonam Pauli: et alligans sibi pedes, et manus dixit: Hæc dicit Spiritus sanctus: Virum, cujus est zona hæc, sic alligabunt in Jerusalem Judæi, et tradent in manus gentium. Da dieser zu uns kam, nahm er den Gürtel des Paulus, band sich Hände und Füße, und sprach: So spricht der Heilige Geist: Den Mann, dem dieser Gürtel gehört, werden die Juden zu Jerusalem also binden, und ihn in die Hände der Heiden überliefern.⁸ Apostelgeschichte Apg 51 21 11 8 Agabus ahmt die symbolische Art zu weissagen der alten Propheten nach, z. B. des Jeremias. [Jer 27,2] Apostelgeschichte Apg 51 21 12 Quod cum audissemus, rogabamus nos, et qui loci illius erant, ne ascenderet Jerosolymam. Da wir dies hörten, baten wir und die Einwohner des Ortes, er möchte nicht nach Jerusalem hinaufgehen. Apostelgeschichte Apg 51 21 13 Tunc respondit Paulus, et dixit: Quid facitis flentes, et affligentes cor meum? Ego enim non solum alligari, sed et mori in Jerusalem paratus sum propter nomen Domini Jesu. Paulus aber antwortete, und sprach: Was tut ihr, dass ihr weinet, und mir mein Herz betrübet? Ich bin ja bereit, nicht nur mich binden zu lassen, sondern auch zu sterben in Jerusalem für den Namen des Herrn Jesus. Apostelgeschichte Apg 51 21 14 Et cum ei suadere non possemus, quievimus, dicentes: Domini voluntas fiat. Da wir ihn nun nicht überreden konnten, ließen wir ab und sprachen: Des Herrn Wille geschehe!⁹ Apostelgeschichte Apg 51 21 14 9 Sie nehmen an, dass Paulus von Gott geleitet auf der Reise bestehe und fügen sich in diesen göttlichen Willen, was immer auch daraus entstehen möge. Apostelgeschichte Apg 51 21 15 Post dies autem istos præparati, ascendebamus in Jerusalem. Nach diesen Tagen aber machten wir uns reisefertig, und gingen hinauf nach Jerusalem. Apostelgeschichte Apg 51 21 16 Venerunt autem et ex discipulis a Cæsarea nobiscum, adducentes secum apud quem hospitaremur Mnasonem quemdam Cyprium, antiquum discipulum. Auch einige von den Jüngern aus Cäsarea kamen mit uns, und brachten einen gewissen Mnason aus Cypern, einen alten Jünger mit sich, bei dem wir herbergen sollten. Apostelgeschichte Apg 51 21 17 Et cum venissemus Jerosolymam, libenter exceperunt nos fratres. Da wir nun nach Jerusalem kamen, nahmen uns die Brüder mit Freuden auf. Apostelgeschichte Apg 51 21 18 Sequenti autem die introibat Paulus nobiscum ad Jacobum, omnesque collecti sunt seniores. Am folgenden Tage aber ging Paulus mit uns zu Jakobus, und alle Vorsteher kamen dort zusammen.¹⁰ Apostelgeschichte Apg 51 21 18 10 Ein feierlicher, wie wir sagen würden, amtlicher Empfang. Außer Jakobus war wohl kein anderer Apostel in Jerusalem anwesend. Da Paulus am Pfingstfeste in Jerusalem sein wollte [Apg 20,16], trifft diese Zusammenkunft vielleicht auf das Fest. Apostelgeschichte Apg 51 21 19 Quos cum salutasset, narrabat per singula, quæ Deus fecisset in gentibus per ministerium ipsius. Nachdem er diese begrüßt hatte, erzählte er ihnen im einzelnen, was Gott durch seinen Dienst unter den Heiden gewirkt habe. Apostelgeschichte Apg 51 21 2 Et cum invenissemus navem transfretantem in Phnicen, ascendentes navigavimus. Und da wir ein Schiff fanden, welches nach Phönicien fuhr, stiegen wir ein, und fuhren ab. Apostelgeschichte Apg 51 21 20 At illi cum audissent, magnificabant Deum, dixeruntque ei: Vides frater, quot millia sunt in Judæis, qui crediderunt, et omnes æmulatores sunt legis. Als diese es hörten, priesen sie Gott, und sprachen zu ihm: Du siehst, Bruder! wie viele Tausende unter den Juden gläubig geworden sind, die doch alle Eiferer für das Gesetz sind.¹¹ Apostelgeschichte Apg 51 21 20 11 Die Erleuchteten unter ihnen taten es mit dem Bewusstsein, dass sie im Gewissen nicht dazu verpflichtet seien, und dass ihr Heil nicht davon abhänge. Vielen aber schien die Bezeugung, dass das alte Gesetz seine Gültigkeit verloren habe, noch nicht deutlich genug. Übrigens war auf dem Apostelkonzil nur für die Heidenchristen Vorsorge getroffen worden. Apostelgeschichte Apg 51 21 21 Audierunt autem de te quia discessionem doceas a Moyse eorum, qui per gentes sunt, Judæorum: dicens non debere eos circumcidere filios suos, neque secundum consuetudinem ingredi. Nun haben sie von dir gehört, dass du die Juden, welche unter den Heiden wohnen, zum Abfalle von Moses beredest, und sagest, sie sollten ihre Söhne nicht beschneiden, und nicht nach den Gebräuchen wandeln.¹² Apostelgeschichte Apg 51 21 21 12 Paulus lehrte nur, dass die Judenchristen zur Beobachtung der mosaischen Gebräuche nicht verpflichtet seien, sie aber doch beobachten könnten und, wenn sie durch das Abweichen von denselben Anstoß gäben, halten müssten. [Röm 14,13ff, Röm 15,1ff, 1Kor 7,17-19] Deshalb konnte er den Juden ein Jude sein [1Kor 9,20] und Timotheus beschneiden lassen. [Apg 16,3] Vergl. [Apg 18,18], wo ein Gefährte des heil. Paulus ein bei den Juden übliches Gelübde erfüllt. Apostelgeschichte Apg 51 21 22 Quid ergo est? utique oportet convenire multitudinem: audient enim te supervenisse. Was ist nun zu tun? Jedenfalls wird das Volk zusammenströmen, denn sie werden hören, dass du gekommen bist. Apostelgeschichte Apg 51 21 23 Hoc ergo fac quod tibi dicimus: Sunt nobis viri quatuor, votum habentes super se. Deshalb tue das, was wir dir sagen: Es sind vier Männer bei uns, die ein Gelübde auf sich haben.¹³ Apostelgeschichte Apg 51 21 23 13 Es galt als etwas besonders Lobenswertes, wenn man sich dadurch an den Gelübden anderer beteiligte, dass man die Kosten für die vorgeschriebenen Opfer, vergl. [Num 6,14], auf sich nahm. Apostelgeschichte Apg 51 21 24 His assumptis, sanctifica te cum illis: et impende in illis ut radant capita: et scient omnes quia quæ de te audierunt, falsa sunt, sed ambulas et ipse custodiens legem. Diese nimm zu dir, lasse dich mit ihnen heiligen, und bezahle für sie, damit sie sich das Haupt scheren lassen;¹⁴ und so werden alle inne werden, dass das, was sie von dir gehört haben, falsch ist, dass du vielmehr selbst das Gesetz treu beobachtest. Apostelgeschichte Apg 51 21 24 14 Das Haar wurde erst nach Darbringung des Opfers, zweier Lämmer und eines Widders für jeden, geschoren. Apostelgeschichte Apg 51 21 25 De his autem, qui crediderunt ex gentibus, nos scripsimus judicantes ut abstineant se ab idolis, immolato, et sanguine, et suffocato, et fornicatione. Was aber die Heiden angeht, welche gläubig geworden sind, haben wir geschrieben und entschieden, dass sie sich vom Götzenopfer, vom Blute, vom Erstickten und von der Unzucht enthalten sollen. Apostelgeschichte Apg 51 21 26 Tunc Paulus, assumptis viris, postera die purificatus cum illis intravit in templum, annuntians expletionem dierum purificationis, donec offerretur pro unoquoque eorum oblatio. Da nahm Paulus die Männer zu sich, reinigte sich mit ihnen am folgenden Tage, ging in den Tempel, und kündigte an,¹⁵ dass die Tage der Reinigung zu Ende gingen, sobald für einen jeden von ihnen das Opfer dargebracht sein würde. Apostelgeschichte Apg 51 21 26 15 Nämlich den Priestern. So sahen die Judenchristen, dass Paulus nicht daran dachte, aus prinzipiellen Gründen die geborenen Juden von der Beobachtung des Gesetzes abwendig zu machen. Um den Heidenchristen jeden Argwohn zu benehmen, führen Jakobus und die Vorsteher das Dekret des Apostelkonzils für sie an und bestätigen es so von neuem. So zeigen sie gleichzeitig, dass das Gesetz zur Erlangung des Heiles nicht notwendig ist. Apostelgeschichte Apg 51 21 27 Dum autem septem dies consummarentur, hi, qui de Asia erant, Judæi, cum vidissent eum in templo, concitaverunt omnem populum, et injecerunt ei manus, clamantes: Als aber die sieben Tage vorüber waren,¹⁶ und die Juden aus Asien ihn im Tempel sahen, brachten sie das ganze Volk in Aufruhr, legten Hand an ihn, und schrien: Apostelgeschichte Apg 51 21 27 16 Diese sieben Tage sind wohl diejenigen, welche erfordert waren, um für alle Teilnehmer die Opfer darzubringen. Apostelgeschichte Apg 51 21 28 Viri Israelitæ, adjuvate: hic est homo, qui adversus populum, et legem, et locum hunc, omnes ubique docens, insuper et gentiles induxit in templum, et violavit sanctum locum istum. Ihr Männer von Israel, helft. Dies ist der Mensch, welcher wider das Volk, das Gesetz und diese Stätte alle allenthalben lehrt, überdies hat er auch Heiden in den Tempel eingeführt und diese heilige Stätte entweihet.¹⁷ Apostelgeschichte Apg 51 21 28 17 Fast mit denselben Worten war einst Stephanus angeklagt worden. [Apg 6,13] Apostelgeschichte Apg 51 21 29 Viderant enim Trophimum Ephesium in civitate cum ipso, quem æstimaverunt quoniam in templum introduxisset Paulus. Sie hatten nämlich den Trophimus aus Ephesus in der Stadt mit ihm gesehen, und glaubten, Paulus habe ihn mit sich in den Tempel genommen. Apostelgeschichte Apg 51 21 3 Cum apparuissemus autem Cypro, relinquentes eam ad sinistram, navigavimus in Syriam, et venimus Tyrum: ibi enim navis expositura erat onus. Als wir nun Cypern zu Gesichte bekamen, ließen wir es links liegen, und fuhren auf Syrien zu, und kamen nach Tyrus;¹ denn dort sollte das Schiff die Fracht ausladen. Apostelgeschichte Apg 51 21 3 1 Die Reise von Patara nach Tyrus beanspruchte im ganzen etwa vier Tage. Apostelgeschichte Apg 51 21 30 Commotaque est civitas tota, et facta est concursio populi. Et apprehendentes Paulum, trahebant eum extra templum: et statim clausæ sunt januæ. Da kam die ganze Stadt in Bewegung, und es entstand ein Zusammenlauf des Volkes. Und sie ergriffen den Paulus, und schleppten ihn aus dem Tempel heraus, und sogleich wurden die Tore geschlossen.¹⁸ Apostelgeschichte Apg 51 21 30 18 Innerhalb des Tempels durfte kein Menschenblut vergossen werden. Die Leviten schließen eiligst die Tempeltore, um die Entweihung des Heiligtums zu verhindern. Apostelgeschichte Apg 51 21 31 Quærentibus autem eum occidere, nuntiatum est tribuno cohortis: Quia tota confunditur Jerusalem. Da sie ihn nun zu töten suchten, wurde dem Obersten der Wache¹⁹ angezeigt: Ganz Jerusalem ist in Aufruhr. Apostelgeschichte Apg 51 21 31 19 An der Nordwestseite des Tempels, denselben überragend, erhob sich auf einem über 26 Meter hohen Felsen die von Herodes dem Großen erbaute Burg Antonia. Aus derselben führten zwei Treppen in die nördliche und in die westliche Säulenhalle des Tempels herab, so dass man leicht dorthin gelangen konnte. Der Befehlshaber war ein Chiliarch (Vulg. Tribun) und hatte 10 Centurionen unter sich. Es war dies damals Claudius Lysias. Er stand unmittelbar unter dem Prokurator von Judäa. S. [Apg 23,26ff]. Apostelgeschichte Apg 51 21 32 Qui statim assumptis militibus, et centurionibus, decurrit ad illos. Qui cum vidissent tribunum, et milites, cessaverunt percutere Paulum. Dieser nahm sogleich Soldaten und Hauptleute zu sich, und eilte zu ihnen hinab. Als sie nun den Obersten und die Soldaten sahen, hörten sie auf, Paulus zu schlagen.²⁰ Apostelgeschichte Apg 51 21 32 20 Paulus sollte ohne vorhergegangene richterliche Entscheidung getötet werden, wie Stephanus. [Apg 7,56] Heiden schützen das Ansehen des gemeinen menschlichen Rechtes gegen die vorgeblichen Verteidiger des göttlichen Gesetzes. (V. 28) Apostelgeschichte Apg 51 21 33 Tunc accedens tribunus apprehendit eum, et jussit eum alligari catenis duabus: et interrogabat quis esset, et quid fecisset. Der Oberste aber trat hinzu, ergriff ihn, befahl, ihn mit zwei Ketten zu fesseln,²¹ und fragte ihn, wer er sei, und was er getan habe. Apostelgeschichte Apg 51 21 33 21 Der Tribun glaubt, Paulus sei ein schlimmer Verbrecher, an dem das Volk Rache nehmen wolle. Er lässt ihn ergreifen und mit jedem Arme an einen Soldaten fesseln. Apostelgeschichte Apg 51 21 34 Alii autem aliud clamabant in turba. Et cum non posset certum cognoscere præ tumultu, jussit duci eum in castra. Da schrien die einen in der Volksmenge dies, die andern jenes. Weil er nun wegen des Getümmels nichts Gewisses erfahren konnte, befahl er ihn in das Lager²² zu bringen. Apostelgeschichte Apg 51 21 34 22 Das Lager ist das römische Standlager in der Burg Antonia, eine Kaserne. Apostelgeschichte Apg 51 21 35 Et cum venisset ad gradus, contigit ut portaretur a militibus propter vim populi. Als er nun an die Stufen kam, geschah es, dass er von den Soldaten wegen des andrängenden Volkes getragen wurde. Apostelgeschichte Apg 51 21 36 Sequebatur enim multitudo populi, clamans: Tolle eum. Denn die Volksmenge drängte nach, und schrie: Hinweg mit ihm!²³ Apostelgeschichte Apg 51 21 36 23 So riefen sie einst auch gegen den Heiland. [Lk 23,18, Joh 19,15] Apostelgeschichte Apg 51 21 37 Et cum cpisset induci in castra Paulus, dicit tribuno: Si licet mihi loqui aliquid ad te? Qui dixit: Græce nosti? Da nun Paulus eben in das Lager geführt werden sollte,²⁴ sagte er zu dem Obersten: Ist es mir erlaubt, etwas zu dir zu reden? Er sprach: Du verstehst griechisch?²⁵ Apostelgeschichte Apg 51 21 37 24 Auf der obersten Stufe, als man den Zugang zur Burg öffnete. Apostelgeschichte Apg 51 21 37 25 Daraus, dass Paulus griechisch kann, schließt der Oberste, dass er nicht der Ägypter ist. Derselbe hatte versprochen, dass man sein bloßes Wort die Mauern von Jerusalem wie ehedem die von Jericho [Jos 6,20] zusammenstürzen sollten. Der Prokurator Felix aber griff das von dem Egypter geführte Volk am Ölberge an, 400 Juden fielen, 200 wurden gefangen genommen, er selbst entkam. Apostelgeschichte Apg 51 21 38 Nonne tu es Aegyptius, qui ante hos dies tumultum concitasti, et eduxisti in desertum quatuor millia virorum sicariorum? Bist du denn nicht der Ägypter, der vor diesen Tagen Aufruhr anstiftete, und die viertausend Meuchelmörder in die Wüste hinausführte? Apostelgeschichte Apg 51 21 39 Et dixit ad eum Paulus: Ego homo sum quidem Judæus a Tarso Ciliciæ, non ignotæ civitatis municeps. Rogo autem te, permitte mihi loqui ad populum. Paulus aber sprach zu ihm: Ich bin ein Jude aus Tarsus, Bürger einer nicht unberühmten Stadt Ciliciens. Ich bitte dich aber, erlaube mir zum Volke zu reden. Apostelgeschichte Apg 51 21 4 Inventis autem discipulis, mansimus ibi diebus septem: qui Paulo dicebant per Spiritum ne ascenderet Jerosolymam. Hier fanden wir Jünger,² und blieben daselbst sieben Tage. Diese sagten Paulus durch den Geist,³ er solle nicht nach Jerusalem hinaufgehen. Apostelgeschichte Apg 51 21 4 2 In Tyrus war bald nach der Verfolgung des Stephanus das Evangelium gepredigt. [Apg 11,19, Apg 15,3] Immerhin war die Zahl der Gläubigen klein, denn sonst wäre es nicht möglich gewesen in der großen Stadt alle zu finden, auch wäre es nicht denkbar, dass alle (V. 5) Paulus und seine Gefährten geleitet hätten, wenn viele gewesen wären. Apostelgeschichte Apg 51 21 4 3 Die Erkenntnis, dass Paulus Schlimmes erfahren werde, war durch den Geist gegeben, d. i. geoffenbart; die Mahnung, dem Übel auszuweichen, folgerten sie nach ihrem natürlichen Dafürhalten, denn Paulus ging auf Antrieb des Heil. Geistes, vergl. [Apg 20,13]. Apostelgeschichte Apg 51 21 40 Et cum ille permisisset, Paulus stans in gradibus, annuit manu ad plebem, et magno silentio facto, allocutus est lingua Hebræa, dicens: Als er es nun erlaubte,²⁶ trat Paulus auf die Stufen und winkte mit der Hand dem Volke. Da entstand eine große Stille, und er redete sie in hebräischer Sprache an, und sagte: Apostelgeschichte Apg 51 21 40 26 Da der Tribun sich über die Person des heil. Paulus geirrt und nur widersprechende Gerüchte gehört hatte, glaubte er wohl, Paulus werde sich vor dem Volke rechtfertigen, um weiteren Unruhen vorzubeugen. Die wütende Menge, der er eben erst durch die Römer entrissen ist, vermag den Apostel nicht einzuschüchtern. Apostelgeschichte Apg 51 21 5 Et expletis diebus profecti ibamus, deducentibus nos omnibus cum uxoribus, et filiis usque foras civitatem: et positis genibus in littore, oravimus. Nachdem die Tage zu Ende waren, begaben wir uns auf die Reise. Alle geleiteten uns mit Frauen und Kindern bis zur Stadt hinaus; und am Ufer knieten wir nieder und beteten. Apostelgeschichte Apg 51 21 6 Et cum valefecissemus invicem, ascendimus navem: illi autem redierunt in sua. Und als wir voneinander Abschied genommen, stiegen wir in das Schiff, sie aber kehrten nach Hause zurück. Apostelgeschichte Apg 51 21 7 Nos vero navigatione expleta a Tyro descendimus Ptolemaidam: et salutatis fratribus, mansimus die una apud illos. Wir beschlossen unsere Seereise mit der Fahrt von Tyrus nach Ptolemais;⁴ dort begrüßten wir die Brüder, und blieben einen Tag bei ihnen. Apostelgeschichte Apg 51 21 7 4 Ptolemais wird bereits [Ri 1,31] unter dem Namen Akcho erwähnt. Die Strecke von Tyrus nach Ptolemais konnte in einem Tag zurückgelegt werden. Apostelgeschichte Apg 51 21 8 Alia autem die profecti, venimus Cæsaream. Et intrantes domum Philippi Evangelistæ, qui erat unus de septem, mansimus apud eum. Am anderen Tage aber reisten wir ab, und kamen nach Cäsarea.⁵ Dort traten wir in das Haus des Evangelisten Philippus,⁶ der einer von den Sieben war, und blieben bei ihm. Apostelgeschichte Apg 51 21 8 5 Cäsarea lag etwa 2 Tagereisen von Ptolemais entfernt. Von dort reiste man in längstens drei Tagen nach Jerusalem. Apostelgeschichte Apg 51 21 8 6 Philippus ist zuletzt [Apg 8,40] erwähnt worden. Sein Wirkungskreis beschränkte sich wohl nicht nur auf Cäsarea, da es das Amt eines Evangelisten war, den Aposteln als Gehilfe zu dienen. Später wurde der Name Evangelist auf die Verfasser der vier Evangelien beschränkt. Apostelgeschichte Apg 51 21 9 Huic autem erant quatuor filiæ virgines prophetantes. Dieser hatte vier Töchter, welche Jungfrauen waren, und weissagten.⁷ Apostelgeschichte Apg 51 21 9 7 Der besondere Beisatz, dass die Töchter des Evangelisten Jungfrauen waren, deutet nach mehreren Erklärern an, dass sie sich diesem Stande durch ein Gelübde geweiht, ja dass man hier die Anfänge des klösterlichen Lebens vor sich habe. Noch zur Zeit des heil. Hieronymus wurden ihre Zellen gezeigt und von der heil. Paula in frommer Andacht besucht (Hier.). Da jedoch nach Clem. Alex. und Euseb. die eine oder die andere derselben sich später verheiratet zu haben scheint und der heil. Text selbst nicht entscheidet, muss man es auf sich beruhen lassen, ob alle ewige Jungfräulichkeit gelobt hatten. Das Weissagen bedeutet, dass sie unter der Eingebung Gottes redeten. Apostelgeschichte Apg 51 0 1 Verteidigungsrede des heil. Paulus vor dem Volke. (V. 21) Nächste Folgen dieser Rede. Apostelgeschichte Apg 51 22 1 Viri fratres, et patres, audite quam ad vos nunc reddo rationem. Brüder und Väter!¹ höret jetzt meine Verantwortung vor euch. Apostelgeschichte Apg 51 22 1 1 Dieselben Worte hatte einst Stephanus gebraucht. Als Väter sind wohl hier die Mitglieder des hohen Rates gemeint. Apostelgeschichte Apg 51 22 10 Et dixi: Quid faciam, Domine? Dominus autem dixit ad me: Surgens vade Damascum: et ibi tibi dicetur de omnibus, quæ te oporteat facere. Und ich sagte: Was soll ich tun, Herr? Der Herr aber sprach zu mir: Stehe auf, und gehe nach Damaskus; dort wird dir alles gesagt werden, was du tun sollst. Apostelgeschichte Apg 51 22 11 Et cum non viderem præ claritate luminis illius, ad manum deductus a comitibus, veni Damascum. Als ich nun vor der Klarheit jenes Lichtes nicht mehr sah, ward ich von meinen Begleitern an der Hand geführt, und kam so nach Damaskus. Apostelgeschichte Apg 51 22 12 Ananias autem quidam, vir secundum legem testimonium habens ab omnibus cohabitantibus Judæis, Ein gewisser Ananias aber, ein Mann nach dem Gesetze, der Zeugnis hat von allen dort wohnenden Juden,⁹ Apostelgeschichte Apg 51 22 12 9 Ein den Zuhörern des heil. Paulus nicht verdächtiger Mann, ein eifriger Jude und als solcher in Damaskus bekannt. Apostelgeschichte Apg 51 22 13 Veniens ad me, et adstans dixit mihi: Saule frater respice. Et ego eadem hora respexi in eum. kam zu mir, trat vor mich hin, und sprach: Bruder Saulus, siehe auf! Und zu derselben Stunde schaute ich zu ihm auf. Apostelgeschichte Apg 51 22 14 At ille dixit: Deus patrum nostrorum præordinavit te, ut cognosceres voluntatem ejus, et videres justum, et audires vocem ex ore ejus: Er aber sprach: Der Gott unserer Väter hat dich vorherbestimmt, seinen Willen zu erkennen, und den Gerechten zu schauen, und seine Stimme aus seinem Munde zu hören. Apostelgeschichte Apg 51 22 15 Quia eris testis illius ad omnes homines eorum, quæ vidisti, et audisti. Denn du wirst vor allen Menschen sein Zeuge sein von dem, was du gesehen und gehört hast.¹⁰ Apostelgeschichte Apg 51 22 15 10 Es ist dies die Berufung des heil. Paulus zum Apostelamt. Vergl. [Apg 1,8]. Apostelgeschichte Apg 51 22 16 Et nunc quid moraris? Exsurge, et baptizare, et ablue peccata tua invocato nomine ipsius. Und nun was zögerst du? Stehe auf, lasse dich taufen, und wasche deine Sünden ab,¹¹ nachdem du seinen Namen angerufen! Apostelgeschichte Apg 51 22 16 11 Griech.: Lasse dir deine Sünden abwaschen. Letzteres ist die Wirkung der Taufe, wird aber in der Weise eines Befehles gegeben, wie öfters im Hebräischen. Vergl. [Gen 42,18]. Zuvor aber soll Petrus den Glauben an Jesus bekennen. Apostelgeschichte Apg 51 22 17 Factum est autem revertenti mihi in Jerusalem, et oranti in templo, fieri me in stupore mentis, Es geschah aber, als ich nach Jerusalem zurückkehrte, und im Tempel betete, dass ich in Verzückung geriet,¹² Apostelgeschichte Apg 51 22 17 12 Diese Mitteilung musste einen stärkeren Eindruck auf die Juden machen, als die [Apg 9] ff. erzählte Tatsache. Vergl. [Apg 26,2ff]. Zudem zeigte dieselbe, dass Paulus kein Verächter des Tempels war. Die Zeit der Erscheinung ist wohl die des ersten Besuches des Tempels nach der Bekehrung des heil. Paulus [Apg 9,26]. Vergl. [Apg 22,17-21]. Apostelgeschichte Apg 51 22 18 Et videre illum dicentem mihi: Festina, et exi velociter ex Jerusalem: quoniam non recipient testimonium tuum de me. und ich ihn sah, wie er zu mir sagte: Eile, und verlasse geschwind Jerusalem; denn sie werden dein Zeugnis von mir nicht annehmen. Apostelgeschichte Apg 51 22 19 Et ego dixi: Domine ipsi sciunt quia ego eram concludens in carcerem, et cædens per synagogas eos, qui credebant in te: Und ich sprach: Herr! sie wissen ja selbst, dass ich diejenigen, welche an dich glaubten, in das Gefängnis warf, und in den Synagogen geißeln¹³ ließ. [Apg 8,3] Apostelgeschichte Apg 51 22 19 13 Über die Geißelstrafe siehe [Mt 10,Anm.37]. Apostelgeschichte Apg 51 22 2 Cum audissent autem quia Hebræa lingua loqueretur ad illos, magis præstiterunt silentium. Da sie nun hörten, dass er in hebräischer Sprache² zu ihnen redete, wurden sie noch stiller. Apostelgeschichte Apg 51 22 2 2 Noch mehr als die Anrede musste es ihnen gefallen, dass er in Gegenwart der römischen Soldaten zu ihnen redete. Apostelgeschichte Apg 51 22 20 Et cum funderetur sanguis Stephani testis tui, ego astabam, et consentiebam, et custodiebam vestimenta interficientium illum. Und als das Blut des Stephanus, deines Zeugen,¹⁴ vergossen wurde, stand ich dabei, und hatte Wohlgefallen daran, und verwahrte die Kleider derer, die ihn töteten. [Apg 7,58] Apostelgeschichte Apg 51 22 20 14 Das Wort Martyr, das hier im Griech. steht, findet sich [Offb 17,6] als besonderer Name für Blutzeuge. Apostelgeschichte Apg 51 22 21 Et dixit ad me: Vade quoniam ego in nationes longe mittam te. Er aber sprach zu mir: Gehe, denn ich will dich fernhin unter die Heiden senden. Apostelgeschichte Apg 51 22 22 Audiebant autem eum usque ad hoc verbum, et levaverunt vocem suam dicentes: Tolle de terra hujusmodi: non enim fas est eum vivere. Bis zu diesem Worte hörten sie ihn an, doch nun erhoben sie ihre Stimme, und riefen: Weg von der Erde mit einem solchen Menschen! Denn ein solcher Mensch darf nicht leben bleiben. Apostelgeschichte Apg 51 22 23 Vociferantibus autem eis, et projicientibus vestimenta sua, et pulverem jactantibus in arem, Als sie nun schrien, und ihre Kleider schüttelten, und Staub in die Luft¹⁵ warfen, Apostelgeschichte Apg 51 22 23 15 Beides ist Zeichen heftiger Erregung und der Bereitwilligkeit auf Paulus einen Angriff zu machen, was jetzt allerdings nicht möglich war, da er sich in den Händen der Römer befand. Apostelgeschichte Apg 51 22 24 Jussit tribunus induci eum in castra, et flagellis cædi, et torqueri eum, ut sciret propter quam causam sic acclamarent ei. befahl der Oberste, ihn in das Lager zu führen, zu geißeln und zu foltern, um zu erfahren, aus welcher Ursache sie so wider ihn schrien.¹⁶ Apostelgeschichte Apg 51 22 24 16 Die Wut des Volkes lässt den Tribunen wiederum vermuten, dass er einen schweren Verbrecher vor sich hat. Das Verfahren war rechtswidrig, denn jede Tortur war verboten und nur für Sklaven bei schweren Verbrechen zugelassen. Aber auch in solchem Falle durfte die Untersuchung nicht damit beginnen. Apostelgeschichte Apg 51 22 25 Et cum adstrinxissent eum loris, dicit adstanti sibi centurioni Paulus: Si hominem Romanum, et indemnatum licet vobis flagellare? Als sie ihn aber zur Geißelung festgebunden hatten, sprach Paulus zu dem Hauptmanne, der dabei stand: Ist es euch erlaubt, einen römischen Bürger, und zwar ohne Richterspruch zu geißeln? Apostelgeschichte Apg 51 22 26 Quo audito centurio accessit ad tribunum, et nuntiavit ei, dicens: Quid acturus es? hic enim homo civis Romanus est. Da der Hauptmann dies hörte, ging er zu dem Obersten, meldete es ihm, und sprach: Was beginnst du? denn dieser Mensch ist ein römischer Bürger. Apostelgeschichte Apg 51 22 27 Accedens autem tribunus, dixit illi: Dic mihi si tu Romanus es? At ille dixit: Etiam. Da trat der Oberste hinzu, und sprach zu ihm: Sage mir, bist du¹⁷ ein Römer? Er aber sprach: Ja! Apostelgeschichte Apg 51 22 27 17 Du ist wohl etwas nachdrücklich und in verächtlicher Verwunderung gesagt. Das Äußere des Apostels mochte ihm zu unansehnlich erscheinen. Apostelgeschichte Apg 51 22 28 Et respondit tribunus: Ego multa summa civilitatem hanc consecutus sum. Et Paulus ait: Ego autem et natus sum. Der Oberste antwortete: Ich habe dies Bürgerrecht um eine hohe Summe erworben.¹⁸ Und Paulus sprach: Ich aber habe es schon von Geburt. Apostelgeschichte Apg 51 22 28 18 Du aber scheinst mir nicht der Mann zu sein, der so viel Geld für das Bürgerrecht ausgeben könnte. Der Name des Tribunen lässt vermuten, dass er ein Grieche war. Vielleicht nahm er den Namen Claudius an, weil er unter Kaiser Claudius sich das Bürgerrecht kaufte. Apostelgeschichte Apg 51 22 29 Protinus ergo discesserunt ab illo, qui eum torturi erant. Tribunus quoque timuit postquam rescivit, quia civis Romanus esset, et quia alligasset eum. Sogleich nun standen die, welche ihn foltern wollten, von ihm ab. Auch dem Obersten ward bange, nachdem er erfahren, dass er römischer Bürger sei, und dass er ihn hatte binden lassen. Apostelgeschichte Apg 51 22 3 Et dicit: Ego sum vir Judæus, natus in Tarso Ciliciæ, nutritus autem in ista civitate, secus pedes Gamaliel eruditus juxta veritatem paternæ legis, æmulator legis, sicut et vos omnes estis hodie: Und er sprach: Ich bin ein Jude, zu Tarsus in Cilicien geboren, auferzogen aber in dieser Stadt, zu den Füßen³ Gamaliels, nach der Strenge des väterlichen Gesetzes⁴ unterrichtet, war ich ein Eiferer für das Gesetz, wie auch ihr alle es heute seid. Apostelgeschichte Apg 51 22 3 3 Die Schüler saßen oder standen niedriger als die Lehrer. Vergl. [Lk 10,39]. Apostelgeschichte Apg 51 22 3 4 Das väterliche Gesetz: das von den Vätern ererbte mosaische Gesetz. Strenge: So nach dem Griechischen. Nach der Vulgata: nach der Wahrheit, d. i. genau nach dem väterlichen Gesetze. Apostelgeschichte Apg 51 22 30 Postera autem die volens scire diligentius qua ex causa accusaretur a Judæis, solvit eum, et jussit sacerdotes convenire, et omne concilium, et producens Paulum, statuit inter illos. Am folgenden Tage aber ließ er, da er genau erfahren wollte, aus welcher Ursache er von den Juden angeklagt würde, ihm die Fesseln abnehmen, und befahl, dass die Priester und der ganze hohe Rat sich versammelten,¹⁹ und führte Paulus hin, und stellte ihn in ihre Mitte. Apostelgeschichte Apg 51 22 30 19 Der hohe Rat pflegte sich früher auf der Südseite im Innern des Tempels zu versammeln, seit dem Jahre 30 n. Chr. etwa indes in einer Halle im äußersten Vorhofe, dem Vorhofe der Heiden. Apostelgeschichte Apg 51 22 4 Qui hanc viam persecutus sum usque ad mortem, alligans et tradens in custodias viros ac mulieres, Und ich habe diese Lehre⁵ bis auf den Tod verfolgt, indem ich Männer und Frauen fesselte und in's Gefängnis schleppte, Apostelgeschichte Apg 51 22 4 5 Die christliche Religion. Bis auf den Tod: ich wollte die Christen sogar hinrichten lassen. Apostelgeschichte Apg 51 22 5 Sicut princeps sacerdotum mihi testimonium reddit, et omnes majores natu, a quibus et epistolas accipiens ad fratres Damascum pergebam, ut adducerem inde vinctos in Jerusalem ut punirentur. wie der Hohepriester⁶ mir bezeugt und alle Älteste, von welchen ich auch Briefe erhielt, als ich zu den Brüdern⁷ nach Damaskus zog, um die, welche dort waren, gefesselt nach Jerusalem zu führen, damit sie gestraft würden. Apostelgeschichte Apg 51 22 5 6 Der damals amtierende Hohepriester Kaiphas. Vergl. [Apg 9,1]. Apostelgeschichte Apg 51 22 5 7 Die Brüder sind die Juden. Der spätere christliche Sprachgebrauch ist also aus dem jüdischen entlehnt. Apostelgeschichte Apg 51 22 6 Factum est autem, eunte me, et appropinquante Damasco media die, subito de clo circumfulsit me lux copiosa: Da geschah es aber, als ich auf dem Wege war, und mich Damaskus näherte, dass um Mittag,⁸ plötzlich vom Himmel her ein großes Licht mich umstrahlte. Apostelgeschichte Apg 51 22 6 8 Vergl. [Apg 9,3ff]. Die Beifügung, dass das Wunder am Mittag stattfand, soll wohl auf die Unmöglichkeit einer Sinnestäuschung hinweisen, wie sie in der Dämmerung oder bei Nacht möglich ist. Apostelgeschichte Apg 51 22 7 Et decidens in terram, audivi vocem dicentem mihi: Saule, Saule, quid me persequeris? Ich fiel zu Boden, und hörte eine Stimme, die zu mir sprach: Saulus, Saulus! was verfolgst du mich? Apostelgeschichte Apg 51 22 8 Ego autem respondi: Quis es Domine? Dixitque ad me: Ego sum Jesus Nazarenus, quem tu persequeris. Ich aber antwortete: Wer bist du Herr? Und er sprach zu mir: Ich bin Jesus von Nazareth, den du verfolgst. Apostelgeschichte Apg 51 22 9 Et qui mecum erant, lumen quidem viderunt, vocem autem non audierunt ejus, qui loquebatur mecum. Und die bei mir waren, sahen zwar das Licht, aber die Stimme dessen, der mit mir sprach, hörten sie nicht. Apostelgeschichte Apg 51 0 1 Paulus vor dem hohen Rate. (V. 11) Der heil. Paulus wegen einer Verschwörung der Juden gegen sein Leben nach Cäsarea gebracht. Apostelgeschichte Apg 51 23 1 Intendens autem in concilium Paulus ait: Viri fratres, ego omni conscientia bona conversatus sum ante Deum usque in hodiernum diem. Paulus aber richtete seine Augen auf den hohen Rat, und sprach: Brüder! Mit vollkommen gutem Gewissen habe ich vor Gott gewandelt bis auf den heutigen Tag.¹ Apostelgeschichte Apg 51 23 1 1 Also hättet ihr mich gestern nicht wie den ärgsten Verbrecher behandeln sollen. Apostelgeschichte Apg 51 23 10 Et cum magna dissensio facta esset, timens tribunus ne discerperetur Paulus ab ipsis, jussit milites descendere, et rapere eum de medio eorum, ac deducere eum in castra. Als nun der Streit heftig wurde, besorgte der Oberste, Paulus möchte von ihnen zerrissen werden, und befahl, die Soldaten sollten herabkommen, ihn aus ihrer Mitte reißen, und in das Lager führen. Apostelgeschichte Apg 51 23 11 Sequenti autem nocte assistens ei Dominus, ait: Constans esto: sicut enim testificatus es de me in Jerusalem, sic te oportet et Romæ testificari. In der darauffolgenden Nacht aber stand der Herr vor ihm,⁸ und sprach: Sei guten Mutes! Denn wie du von mir Zeugnis gegeben in Jerusalem, so musst du auch in Rom Zeugnis ablegen. Apostelgeschichte Apg 51 23 11 8 In der Einsamkeit hat Paulus wie einst in Korinth [Apg 18,9ff] eine Erscheinung des Herrn. Der langjährige Wunsch des Apostels [Apg 19,21, Röm 1,13, Röm 15,23] soll in Erfüllung gehen. Apostelgeschichte Apg 51 23 12 Facta autem die collegerunt se quidam ex Judæis, et devoverunt se dicentes, neque manducaturos, neque bibituros donec occiderent Paulum. Da es aber Tag geworden, rotteten sich einige Juden zusammen, und verschworen sich,⁹ weder essen noch trinken zu wollen, bis sie Paulus getötet hätten. Apostelgeschichte Apg 51 23 12 9 Sie weihten sich dem Fluche Gottes, indem sie seine Rache auf sich herabriefen (V. 21), wenn sie das so gelobte Werk nicht ausführten. Apostelgeschichte Apg 51 23 13 Erant autem plus quam quadraginta viri, qui hanc conjurationem fecerant: Es waren aber mehr als vierzig Männer, welche diese Verschwörung machten. Apostelgeschichte Apg 51 23 14 Qui accesserunt ad principes sacerdotum, et seniores, et dixerunt: Devotione devovimus nos nihil gustaturos, donec occidamus Paulum. Diese gingen zu den Hohenpriestern und Ältesten,¹⁰ und sprachen: Wir haben uns verwünscht und verschworen, nichts zu genießen, bis wir Paulus töten. Apostelgeschichte Apg 51 23 14 10 Sie besprachen sich mit dem sadduzäischen Teile des Rates. Apostelgeschichte Apg 51 23 15 Nunc ergo vos notum facite tribuno cum concilio, ut producat illum ad vos, tamquam aliquid certius cognituri de eo. Nos vero prius quam appropiet, parati sumus interficere illum. Deshalb nun tuet in Gemeinschaft mit dem hohen Rate dem Obersten kund, dass er ihn euch vorführe, als wolltet ihr seine Sache genauer untersuchen. Wir aber sind bereit, ihn, bevor er herbeikommt, zu töten.¹¹ Apostelgeschichte Apg 51 23 15 11 Um jeden Verdacht von dem hohen Rate fernzuhalten, soll das Werk als eine Tat der sanatisirten Volksmenge erscheinen. Apostelgeschichte Apg 51 23 16 Quod cum audisset filius sororis Pauli insidias, venit, et intravit in castra, nuntiavitque Paulo. Als aber der Schwestersohn des Paulus¹² von dem Anschlage hörte, kam er, und trat in das Lager, und teilte es Paulus mit. Apostelgeschichte Apg 51 23 16 12 Ob die Schwester des heil. Paulus oder ihr Sohn in Jerusalem wohnte, wird nicht gesagt. Auch in Rom hatte Paulus Verwandte. [Röm 16,7] Der Neffe des heil. Paulus war wohl ein Christ. Paulus wurde durch eine Kette an der rechten Hand an einen Soldaten geschlossen. Apostelgeschichte Apg 51 23 17 Vocans autem Paulus ad se unum ex centurionibus, ait: Adolescentem hunc perduc ad tribunum, habet enim aliquid indicare illi. Da rief Paulus einen der Hauptleute zu sich, und sprach: Führe diesen Jüngling zum Obersten, denn er hat ihm etwas anzuzeigen. Apostelgeschichte Apg 51 23 18 Et ille quidem assumens eum duxit ad tribunum, et ait: Vinctus Paulus rogavit me hunc adolescentem perducere ad te, habentem aliquid loqui tibi. Dieser nahm ihn mit sich, führte ihn zu dem Obersten, und sprach: Der gefangene Paulus hat mich gebeten, diesen Jüngling zu dir zu führen, da er dir etwas zu sagen hat. Apostelgeschichte Apg 51 23 19 Apprehendens autem tribunus manum illius, secessit cum eo seorsum, et interrogavit illum: Quid est, quod habes indicare mihi? Da nahm ihn der Oberste bei der Hand, führte ihn abseits, und fragte ihn: Was ist es, was du mir anzuzeigen hast? Apostelgeschichte Apg 51 23 2 Princeps autem sacerdotum Ananias præcepit adstantibus sibi percutere os ejus. Der Hohepriester Ananias aber befahl denen, die bei ihm standen, ihn auf den Mund zu schlagen.² Apostelgeschichte Apg 51 23 2 2 Den Hohenpriester kränkt wohl die Anrede an den hohen Rat, da der heil. Paulus nur Brüder sagt, nicht auch Väter; dazu behauptet, er habe das Gesetz nicht verletzt. Von 47 59 war Ananias Hoherpriester, ein grausamer und ungerechter Mensch. Apostelgeschichte Apg 51 23 20 Ille autem dixit: Judæis convenit rogare te, ut crastina die producas Paulum in concilium, quasi aliquid certius inquisituri sint de illo: Er aber sagte: Die Juden haben sich verabredet, dich zu bitten, dass du morgen Paulus vor den hohen Rat führen lassest, als wollten sie ihn in genaueres Verhör nehmen; Apostelgeschichte Apg 51 23 21 Tu vero ne credideris illis, insidiantur enim ei ex eis viri amplius quam quadraginta, qui se devoverunt non manducare, neque bibere, donec interficiant eum: et nunc parati sunt, exspectantes promissum tuum. du aber traue ihnen nicht, denn es stellen ihm mehr als vierzig Männer von ihnen nach, die sich verschworen haben, weder zu essen noch zu trinken, bis sie ihn töten; und jetzt sind sie bereit, in Erwartung deiner Zusage. Apostelgeschichte Apg 51 23 22 Tribunus igitur dimisit adolescentem, præcipiens ne cui loqueretur quoniam hæc nota sibi fecisset. Da entließ der Oberste den Jüngling, und gebot ihm, niemanden zu sagen, dass er ihm dies angezeigt habe.¹³ Apostelgeschichte Apg 51 23 22 13 Die Absicht des Tribunen ist, seine Maßregel nicht vereitelt zu sehen. Sodann konnte er seinen Eifer für einen römischen Bürger zeigen (V. 27) und sich ehrenvoll eines Gefangenen entledigen, welcher jeden Augenblick Veranlassung zu einem Aufruhr werden konnte. Apostelgeschichte Apg 51 23 23 Et vocatis duobus centurionibus, dixit illis: Parate milites ducentos ut eant usque Cæsaream, et equites septuaginta, et lancearios ducentos a tertia hora noctis: Und er rief zwei Hauptleute,¹⁴ und sprach zu ihnen: Machet zweihundert Soldaten marschbereit, dass sie nach Cäsarea ziehen, und siebzig Reiter und zweihundert Lanzenträger, von der dritten Stunde der Nacht an; Apostelgeschichte Apg 51 23 23 14 Die Soldaten sind schwer bewaffnet, Wurfspießschützen sind leicht bewaffnet. Die Truppen sollen von abends 9 Uhr an bereit stehen. Apostelgeschichte Apg 51 23 24 Et jumenta præparate ut imponentes Paulum, salvum perducerent ad Felicem præsidem, haltet auch Lasttiere bereit; damit sie den Paulus aufsteigen lassen, und ihn wohlbehalten zum Landpfleger Felix¹⁵ bringen. Apostelgeschichte Apg 51 23 24 15 Felix war ein Freigelassener der Mutter des Kaisers Claudius, Schwiegersohn Agrippas I., Schwagers Agrippas II., ein grausamer und ungerechter Mensch. Apostelgeschichte Apg 51 23 25 (Timuit enim ne forte raperent eum Judæi, et occiderent, et ipse postea calumniam sustineret tamquam accepturus pecuniam) (Denn er fürchtete, die Juden möchten ihn in ihre Gewalt bringen und töten, er selbst aber möchte nachher in Verdacht geraten, als habe er Geld annehmen wollen.)¹⁶ Apostelgeschichte Apg 51 23 25 16 So die Vulg., die Syr. und Arm. Übersetzung, im Griech. fehlt dieser Vers. Apostelgeschichte Apg 51 23 26 Scribens epistolam continentem hæc: CLAUDIUS Lysias optimo Præsidi, Felici salutem. Und er schrieb einen Brief dieses Inhalts: Claudius Lysias entbietet dem würdigsten Landpfleger Felix Gruß. Apostelgeschichte Apg 51 23 27 Virum hunc comprehensum a Judæis, et incipientem interfici ab eis, superveniens cum exercitu eripui, cognito quia Romanus est: Diesen Mann haben die Juden ergriffen, und es war nahe daran, dass sie ihn töteten; da kam ich mit Kriegsvolk herbei, und rettete ihn, nachdem ich erfahren, dass er ein Römer ist.¹⁷ Apostelgeschichte Apg 51 23 27 17 Lysias stellt die Sache ein wenig zu seinem Vorteile dar. Vergl. [Apg 21,31] und [Apg 22,25ff]. Deshalb verschweigt er seine V. 28 erwähnte Absicht, durch die Tortur die Ursache der Unruhe zu erfahren. Apostelgeschichte Apg 51 23 28 Volensque scire causam, quam objiciebant illi, deduxi eum in concilium eorum. Und da ich die Ursache wissen wollte, deretwegen sie ihn beschuldigten, führte ich ihn vor ihren hohen Rat. Apostelgeschichte Apg 51 23 29 Quem inveni accusari de quæstionibus legis ipsorum, nihil vero dignum morte aut vinculis habentem criminis. Da fand ich, dass er wegen Streitfragen ihres Gesetzes angeklagt, aber keines Verbrechens schuldig ist, welches Tod oder Fesseln verdiente. Apostelgeschichte Apg 51 23 3 Tunc Paulus dixit ad eum: Percutiet te Deus, paries dealbate. Et tu sedens judicas me secundum legem, et contra legem jubes me percuti? Da sprach Paulus zu ihm: Gott wird dich schlagen, du übertünchte Wand! Du sitzest hier, mich nach dem Gesetze zu richten, und heißest mich wider das Gesetz schlagen?³ Apostelgeschichte Apg 51 23 3 3 Die Prophezeiung des heil. Paulus ging in Erfüllung, da Ananias von Räubern ermordet ward. Der Apostel redet nicht aus Zorn, sondern kraft apostolischer Autorität und aus Eifer für die Gerechtigkeit. Übertünchte Wand: ein Mensch, der äußerlich rein und gut erscheint, innen voll von Schmutz und Moder ist. Vergl. [Mt 23,27, Lk 11,44]. Vielleicht denkt man aber besser an [Ez 13,10ff]. Der Sinn wäre alsdann: du dünkst dich fest zu sein in Amt und Würden, aber du wirst (durch gewaltsamen Tod) einstürzen, wie eine nur scheinbar feste Mauer. Apostelgeschichte Apg 51 23 30 Et cum mihi perlatum esset de insidiis, quas paraverant illi, misi eum ad te denuntians: et accusatoribus ut dicant apud te. Vale. Da mir nun angezeigt ward, dass sie einen Anschlag gegen ihn vorbereitet hatten, habe ich ihn zu dir gesendet, und die Ankläger beschieden, die Klage vor dir vorzubringen. Lebe wohl!¹⁸ Apostelgeschichte Apg 51 23 30 18 Dieser Bescheid ist den Juden nach der Abführung des heil. Paulus gegeben worden. Die vierzig Juden sahen sich wohl nunmehr als vom Eide gelöst an. Apostelgeschichte Apg 51 23 31 Milites ergo secundum præceptum sibi, assumentes Paulum, duxerunt per noctem in Antipatridem. Die Soldaten also nahmen, wie ihnen befohlen war, den Paulus mit sich und führten ihn bei Nacht nach Antipatris.¹⁹ Apostelgeschichte Apg 51 23 31 19 Bei Nacht sagt nur, dass die Reise bei Nacht begonnen und der größte Teil derselben nächtlicher Weile zurückgelegt wurde. Wegen der großen Entfernung von Jerusalem (16 Stunden) brauchte man sicher noch einen bedeutenden Teil des Vormittages. Die Entfernung von dort bis Cäsarea betrug 9 10 Stunden. Die Reiter konnten also nach einer Rast von einigen Stunden abends Cäsarea erreichen. Apostelgeschichte Apg 51 23 32 Et postera die dimissis equitibus ut cum eo irent, reversi sunt ad castra. Am andern Tage aber ließen sie die Reiter mit ihm ziehen, und kehrten in das Lager zurück. Apostelgeschichte Apg 51 23 33 Qui cum venissent Cæsaream, et tradidissent epistolam præsidi, statuerunt ante illum et Paulum. Als sie nun nach Cäsarea gekommen waren, übergaben sie das Schreiben dem Landpfleger, und stellten ihm auch Paulus vor. Apostelgeschichte Apg 51 23 34 Cum legisset autem, et interrogasset de qua provincia esset: et cognoscens quia de Cilicia, Als er es aber gelesen, fragte er, aus welcher Provinz er sei? und da er vernahm, dass er aus Cilicien sei, Apostelgeschichte Apg 51 23 35 Audiam te, inquit, cum accusatores tui venerint. Jussitque in prætorio Herodis custodiri eum. sprach er: Ich werde dich verhören, wenn deine Ankläger gekommen sind. Und er befahl, ihn im Gerichtshause des Herodes zu verwahren.²⁰ Apostelgeschichte Apg 51 23 35 20 Also nicht im gewöhnlichen Gefängnisse, wozu das im Ganzen günstige Schreiben des Lysias beitrug. In Cäsarea blieb Paulus zwei Jahre, 58 60. Apostelgeschichte Apg 51 23 4 Et qui adstabant dixerunt: Summum sacerdotem Dei maledicis? Die aber dabei standen, sprachen: Den Hohenpriester Gottes lästerst du? Apostelgeschichte Apg 51 23 5 Dixit autem Paulus: Nesciebam fratres quia princeps est sacerdotum. Scriptum est enim: Principem populi tui non maledices. Und Paulus sprach: Ich wusste nicht, Brüder! dass es der Hohepriester ist.⁴ Denn es steht geschrieben: Einen Vorsteher deines Volkes sollst du nicht lästern. [Ex 22,28] Apostelgeschichte Apg 51 23 5 4 Dass Paulus nicht den Hohenpriester nicht von Angesicht kannte, ist bei seinen vielen Reisen im Auslande leicht erklärlich. Wahrscheinlich trug Ananias bei dieser außerordentlichen, auf Befehl der heidnischen Römer einberufenen Versammlung die Amtstracht nicht, noch saß er an dem für ihn bestimmten Platze, sonst hätte Paulus ihn als Hohenpriester erkennen müssen. Apostelgeschichte Apg 51 23 6 Sciens autem Paulus quia una pars esset Sadducæorum, et altera Pharisæorum, exclamavit in concilio: Viri fratres, ego Pharisæus sum, filius Pharisæorum, de spe et resurrectione mortuorum ego judicor. Da aber Paulus wusste, dass der eine Teil Sadducäer, und der andere Pharisäer waren, rief er im hohen Rate mit lauter Stimme: Brüder! ich bin ein Pharisäer, ein Sohn von Pharisäern, wegen der Hoffnung und Auferstehung der Toten werde ich gerichtet.⁵ [Phil 3,5] Apostelgeschichte Apg 51 23 6 5 Paulus war ein Pharisäer, insofern er von Pharisäern abstammte, in ihrer Schule erzogen worden war und auch jetzt noch einige Lehren mit ihnen gemeinsam hatte, so dass Fortleben der Seele nach dem Tode, die Auferstehung, die Existenz der Engel. Wegen der Hoffnung usw., d. h. wegen der Hoffnung und zwar der Hoffnung auf die Auferstehung. Der hier bezeichnete Punkt ist übrigens auch die Grundlage des christlichen Glaubens. Vergl. [1Kor 15,16ff]. Apostelgeschichte Apg 51 23 7 Et cum hæc dixisset, facta est dissensio inter Pharisæos, et Sadducæos, et soluta est multitudo. Als er dies gesagt hatte, entstand ein Zwiespalt zwischen den Pharisäern und Sadducäern,⁶ und die Menge wurde uneins. Apostelgeschichte Apg 51 23 7 6 Über die Sadducäer vergl. [Mt 22,23, Lk 20,27]. Apostelgeschichte Apg 51 23 8 Sadducæi enim dicunt, non esse resurrectionem, neque Angelum, neque Spiritum: Pharisæi autem utraque confitentur. Denn die Sadducäer sagen, es gebe weder Auferstehung, noch Engel, noch Geist; die Pharisäer aber bekennen beides. [Mt 22,23] Apostelgeschichte Apg 51 23 9 Factus est autem clamor magnus. Et surgentes quidam Pharisæorum, pugnabant, dicentes: Nihil mali invenimus in homine isto: quid si Spiritus locutus est ei, aut Angelus? Es erhob sich aber ein großes Geschrei; und einige von den Pharisäern⁷ standen auf, stritten heftig, und sprachen: Wir finden nichts Böses an diesem Menschen. Wie? wenn etwa ein Geist oder ein Engel zu ihm geredet hat? Apostelgeschichte Apg 51 23 9 7 Die Pharisäer nahmen eine ähnliche Stellung ein, wie einst Gamaliel. [Apg 5,34] Apostelgeschichte Apg 51 0 1 2. Gefangenschaft des heil. Paulus zu Cäsarea. (Kap. 24 Kap. 26) Anklage des Tertullus gegen Paulus. (V. 9) Verteidigungsrede des heil. Paulus vor Felix. (V. 21) Weitere Haft des heil. Paulus. Apostelgeschichte Apg 51 24 1 Post quinque autem dies descendit princeps sacerdotum, Ananias, cum senioribus quibusdam, et Tertullo quodam oratore, qui adierunt præsidem adversus Paulum. Nach fünf Tagen¹ aber zog der Hohepriester Ananias mit einigen Ältesten und einem gewissen Redner² Tertullus hinab, und wandten sich an den Landpfleger gegen Paulus. Apostelgeschichte Apg 51 24 1 1 Fünf Tage nach der Ankunft des heil. Paulus in Cäsarea. Apostelgeschichte Apg 51 24 1 2 Tertullus war ein Gerichtsredner, der das römische Prozessverfahren kannte. Apostelgeschichte Apg 51 24 10 Respondit autem Paulus (annuente sibi præside dicere): Ex multis annis te esse judicem genti huic sciens, bono animo pro me satisfaciam. Paulus aber antwortete, als ihm der Landpfleger winkte, dass er reden sollte: Da ich weiß, dass du seit vielen Jahren Richter über dieses Volk bist, so werde ich mich guten Mutes verantworten.⁶ Apostelgeschichte Apg 51 24 10 6 Paulus widerlegt in ruhiger Weise die ihm gemachten drei Hauptvorwürfe: V. 10 13 die Unruhestiftung, V. 14 16 die Häresie, V. 17 21 die Tempelschändung. Die ganze Rede ist versöhnlich gegen die Ankläger und ehrfurchtsvoll gegen den Richter. Der heil. Paulus beginnt auch mit einer Höflichkeit, wenngleich nicht mit einer Schmeichelei. Felix war 52 Landpfleger von Judäa geworden, aber bereits früher in Palästina gewesen. Die Gefangennahme des heil. Paulus fällt in das Jahr 59. Apostelgeschichte Apg 51 24 11 Potes enim cognoscere quia non plus sunt mihi dies quam duodecim, ex quo ascendi adorare in Jerusalem: Du kannst erfahren, dass es nicht mehr als zwölf Tage sind, seitdem ich nach Jerusalem hinaufgezogen bin, um anzubeten. Apostelgeschichte Apg 51 24 12 Et neque in templo invenerunt me cum aliquo disputantem, aut concursum facientem turbæ, neque in synagogis, Und weder im Tempel fanden sie mich mit jemand streitend, oder einen Volksauflauf erregend, noch in den Synagogen, Apostelgeschichte Apg 51 24 13 Neque in civitate: neque probare possunt tibi de quibus nunc me accusant. oder in der Stadt, auch können sie dir das nicht beweisen, wessen sie mich jetzt anklagen.⁷ Apostelgeschichte Apg 51 24 13 7 Ich bin nicht gekommen, um Aufruhr zu stiften, usw. (dazu würde wohl auch mein Aufenthalt zu Jerusalem zu kurz gewesen sein), sondern um anzubeten (V. 12). Ein anderer Grund wird V. 17 genannt. Die Verhandlung findet wohl am fünften Tage nach der Ankunft des heil. Paulus in Cäsarea, also am 13. Nach der Gefangennahme statt. Apostelgeschichte Apg 51 24 14 Confiteor autem hoc tibi, quod secundum sectam, quam dicunt hæresim, sic deservio Patri, et Deo meo, credens omnibus, quæ in lege, et prophetis scripta sunt: Das aber bekenne ich dir, dass ich nach der Lehre, die sie eine Sekte nennen, meinem Gott und Vater so diene, dass ich alles glaube, was im Gesetze und in den Propheten geschrieben ist, Apostelgeschichte Apg 51 24 15 Spem habens in Deum, quam et hi ipsi exspectant, resurrectionem futuram justorum, et iniquorum. und die Hoffnung zu Gott habe, welche jene auch selbst erwarten,⁸ dass eine Auferstehung der Gerechten und Ungerechten sein wird. [Apg 23,6] Apostelgeschichte Apg 51 24 15 8 Wer so glaubt, kann nicht der Führer einer neuen Sekte sein. Sein Glaube war der richtig entwickelte jüdische, war doch sein Mittelpunkt der Messias, Jesus, den Gesetz und Propheten als solchen erwiesen. Er leugnet nicht, dass der Weg ein besonderer sei, wohl aber, dass er selbst sich durch denselben mit dem Gotte der Väter, dem Gesetze und den Propheten in Widerspruch setze. Apostelgeschichte Apg 51 24 16 In hoc et ipse studeo sine offendiculo conscientiam habere ad Deum, et ad homines semper. Darum⁹ befleiße ich mich auch selbst, allezeit ein vorwurfsfreies Gewissen vor Gott und den Menschen zu haben. Apostelgeschichte Apg 51 24 16 9 Weil ich an die Wirklichkeit der Auferstehung und das darauffolgende Gericht glaube. Apostelgeschichte Apg 51 24 17 Post annos autem plures eleemosynas facturus in gentem meam, veni, et oblationes, et vota, Nach mehreren Jahren aber bin ich gekommen, meinem Volke¹⁰ Almosen zu bringen, zu opfern und zu geloben. Apostelgeschichte Apg 51 24 17 10 Es waren vier bis fünf Jahre seit seinem letzten Besuche verflossen. [Apg 18,22] Da die Almosen für Judenchristen bestimmt waren, lag darin ein neuer Beweis, dass Paulus nicht nach Jerusalem gekommen war, um die Juden zu befeinden. Apostelgeschichte Apg 51 24 18 In quibus invenerunt me purificatum in templo: non cum turba, neque cum tumultu. Dabei fanden sie mich, nachdem ich mich gereinigt, im Tempel, nicht mit Volksauflauf, noch mit Aufruhr, Apostelgeschichte Apg 51 24 19 Quidam autem ex Asia Judæi, quos oportebat apud te præsto esse, et accusare si quid haberent adversum me: und zwar einige Juden aus Asien; diese hätten nun vor dir erscheinen und Anklage erheben müssen, wenn sie etwas wider mich haben sollten.¹¹ Apostelgeschichte Apg 51 24 19 11 Nach der Anklage V. 5 konnte der Landpfleger glauben, der hohe Rat selbst habe den heil. Paulus im Tempel gefunden. Vergl. dagegen [Apg 21,27]. Um dies zu berichtigen, sagt Paulus V. 18: Sie fanden mich zwar im Tempel, aber nicht mit Volksauflauf, und nicht diese meine Ankläger fanden mich, sondern einige asiatische Juden. Diese also hätten anklagen sollen; da sie aber nicht hier sind, so mögen die Anwesenden sagen, welches Verbrechen sie an mir entdeckt haben. Apostelgeschichte Apg 51 24 2 Et citato Paulo cpit accusare Tertullus, dicens: Cum in multa pace agamus per te, et multa corrigantur per tuam providentiam, Als nun Paulus vorgerufen war, begann Tertullus die Anklage, indem er sprach: Dass wir in tiefem Frieden leben durch dich, und dass durch deine Fürsorge viele Verbesserungen getroffen werden, Apostelgeschichte Apg 51 24 20 Aut hi ipsi dicant si quid invenerunt in me iniquitatis cum stem in concilio, Oder diese selbst hier mögen sagen, ob sie an mir etwas Unrechtes gefunden haben, als ich vor dem hohen Rate stand, Apostelgeschichte Apg 51 24 21 Nisi de una hac solummodo voce, qua clamavi inter eos stans: Quoniam de resurrectione mortuorum ego judicor hodie a vobis. es müsste denn einzig das Wort sein, das ich rief, als ich unter ihnen stand: Der Auferstehung der Toten wegen werde ich heute von euch gerichtet. [Apg 23,6] Apostelgeschichte Apg 51 24 22 Distulit autem illos Felix, certissime sciens de via hac, dicens: Cum tribunus Lysias descenderit, audiam vos. Felix aber, der von dieser Lehre genaue Kenntnis hatte, hielt sie hin, und sprach: Wenn der Oberste Lysias herabkommt, werde ich euch Gehör geben.¹² Apostelgeschichte Apg 51 24 22 12 Vielleicht ist der Sinn: Infolge der Rede des heil. Paulus war Felix jetzt besser über das Christentum unterrichtet und fand sich daher nicht bewogen, zu Gunsten der Juden zu entscheiden. Apostelgeschichte Apg 51 24 23 Jussitque centurioni custodire eum, et habere requiem, nec quemquam de suis prohibere ministrare ei. Und er befahl dem Hauptmanne, ihn in Verwahr zu nehmen, und milde zu behandeln, auch keinem von den Seinigen zu verwehren, ihm Dienste zu leisten.¹³ Apostelgeschichte Apg 51 24 23 13 An einen Soldaten mit dem rechten Arme gefesselt, genoss Paulus sonst volle Freiheit. Apostelgeschichte Apg 51 24 24 Post aliquot autem dies veniens Felix cum Drusilla uxore sua, quæ erat Judæa, vocavit Paulum, et audivit ab eo fidem, quæ est in Christum Jesum. Nach einigen Tagen aber kam Felix mit Drusilla, seiner Gattin, die eine Jüdin war, und ließ den Paulus holen, und hörte von ihm den Glauben an Jesus Christus.¹⁴ Apostelgeschichte Apg 51 24 24 14 Drusilla war eine Tochter König Agrippa I. und einer Jüdin und selbst Jüdin. Apostelgeschichte Apg 51 24 25 Disputante autem illo de justitia, et castitate, et de judicio futuro, tremefactus Felix respondit: Quod nunc attinet, vade: tempore autem opportuno accersam te: Da er aber von Gerechtigkeit, Keuschheit und dem zukünftigen Gerichte sprach, geriet Felix in Furcht und antwortete: Für jetzt gehe, zu einer gelegenen Zeit aber werde ich dich rufen lassen! Apostelgeschichte Apg 51 24 26 Simul et sperans, quod pecunia ei daretur a Paulo, propter quod et frequenter accersens eum, loquebatur cum eo. Zugleich hoffte er von Paulus Geld zu bekommen; darum ließ er ihn oft zu sich rufen, und redete mit ihm.¹⁵ Apostelgeschichte Apg 51 24 26 15 Er hoffte wohl, bei einer solchen Gelegenheit werde Paulus einen Bestechungsversuch machen. Apostelgeschichte Apg 51 24 27 Biennio autem expleto, accepit successorem Felix Portium Festum. Volens autem gratiam præstare Judæis Felix, reliquit Paulum vinctum. Nachdem aber zwei Jahre verflossen waren, erhielt Felix den Portius Festus¹⁶ zum Nachfolger. Da nun Felix sich den Juden gefällig zeigen wollte, ließ er Paulus gefangen zurück. Apostelgeschichte Apg 51 24 27 16 Portius Festus war besser als Felix. Um den Juden zu gefallen, ließ letzterer den heil. Paulus gefangen zurück. Apostelgeschichte Apg 51 24 3 Semper et ubique suscipimus, optime Felix, cum omni gratiarum actione. das erkennen wir immer und überall, vortrefflichster Felix! mit aller Dankbarkeit an.³ Apostelgeschichte Apg 51 24 3 3 Das Lob ist wenig begründet. Wohl traf er strenge Maßregeln gegen Räuber und Mörder, indes bedrückte er auch die Juden, weshalb sie ihn nach Beendigung seiner Amtstätigkeit in Rom verklagten. Apostelgeschichte Apg 51 24 4 Ne diutius autem te protraham, oro, breviter audias nos pro tua clementia. Um dich aber nicht länger aufzuhalten, so bitte ich dich, uns nach deiner Güte in Kürze anzuhören. Apostelgeschichte Apg 51 24 5 Invenimus hunc hominem pestiferum, et concitantem seditiones omnibus Judæis in universo orbe, et auctorem seditionis sectæ Nazarenorum: Wir haben diesen Menschen erfunden als eine Pest, und einen Aufruhrstifter unter allen Juden auf dem ganzen Erdkreise, und als einen Anführer der empörerischen Sekte der Nazarener.⁴ Apostelgeschichte Apg 51 24 5 4 Verächtlicher Ausdruck für: Anhänger Jesu. Tertullus tut, als ob er sich bereits Mühe gegeben, alle Freveltaten dieses Mannes ausfindig zu machen, und nun das Ergebnis mitteile: Felix ein Friedensstifter, dieser Mensch ein Aufrührer im ganzen Römerreiche. Zu diesem Hauptverbrechen kommen noch einige andere gegen den jüdischen Kult. Apostelgeschichte Apg 51 24 6 Qui etiam templum violare conatus est, quem et apprehensum voluimus secundum legem nostram judicare. Er hat sogar versucht, den Tempel zu entweihen. Wir haben ihn darum ergriffen, und nach unserm Gesetze richten wollen.⁵ Apostelgeschichte Apg 51 24 6 5 Tertullus greift die bereits früher [Apg 21,28] vorgebrachte Anschuldigung wieder auf, da auf diesem Verbrechen selbst für Römer der Tod stand. Er stellt die Sache so dar, als sei Paulus auf frischer Tat ertappt und solle nun in gehöriger Form gerichtet werden. Aller Tadel soll auf den Tribunen fallen. (V. 7) Apostelgeschichte Apg 51 24 7 Superveniens autem tribunus Lysias, cum vi magna eripuit eum de manibus nostris, Da kam aber der Kriegsoberste Lysias hinzu, und entriss ihn mit großer Gewalt unsern Händen, Apostelgeschichte Apg 51 24 8 Jubens accusatores ejus ad te venire: a quo poteris ipse judicans, de omnibus istis cognoscere, de quibus nos accusamus eum. indem er seinen Anklägern befahl, zu dir zu kommen. Von ihm kannst du, wenn du ihn selbst verhörst, alles dies erfahren, wessen wir ihn anklagen. Apostelgeschichte Apg 51 24 9 Adjecerunt autem et Judæi, dicentes hæc ita se habere. Die Juden bestätigten alles dies, und sagten, dass es sich so verhalte. Apostelgeschichte Apg 51 0 1 Die Juden erneuern ihre Anklage vor Festus. Paulus appelliert an den Kaiser. (V. 12) Verhandlung des Festus mit König Agrippa über Paulus. Apostelgeschichte Apg 51 25 1 Festus ergo cum venisset in provinciam, post triduum ascendit Jerosolymam a Cæsarea. Als nun Festus in die Provinz gekommen war, begab er sich nach drei Tagen von Cäsarea hinauf nach Jerusalem.¹ Apostelgeschichte Apg 51 25 1 1 Der neue Landpfleger will sich mit seiner Provinz bekannt machen. Apostelgeschichte Apg 51 25 10 Dixit autem Paulus: Ad tribunal Cæsaris sto, ibi me oportet judicari: Judæis non nocui, sicut tu melius nosti. Paulus aber sprach: Ich stehe vor dem Richterstuhle des Kaisers, da muss ich gerichtet werden.⁶ Den Juden habe ich kein Leid getan, wie du besser weißt. Apostelgeschichte Apg 51 25 10 6 Der Apostel geht nicht von seinem Rechte ab und ergreift das letzte ihm zu Gebote stehende Mittel. Es gab einige Fälle, in denen einer Berufung an den Kaiser nicht stattzugeben war, deshalb berät sich Festus. Apostelgeschichte Apg 51 25 11 Si enim nocui, aut dignum morte aliquid feci, non recuso mori: si vero nihil est eorum, quæ hi accusant me, nemo potest me illis donare. Cæsarem appello. Wenn ich also im Unrecht bin, oder etwas Todeswürdiges getan habe, so weigere ich mich nicht zu sterben; ist aber nichts an dem, dessen mich diese beschuldigen, so vermag niemand mich ihnen preiszugeben. Ich lege Berufung an den Kaiser ein. Apostelgeschichte Apg 51 25 12 Tunc Festus cum concilio locutus, respondit: Cæsarem appellasti? ad Cæsarem ibis. Da besprach sich Festus mit dem Rate, und antwortete: An den Kaiser hast du Berufung eingelegt? zum Kaiser sollst du gehen! Apostelgeschichte Apg 51 25 13 Et cum dies aliquot transacti essent: Agrippa rex, et Bernice descenderunt Cæsaream ad salutandum Festum. Nach Verlauf einiger Tage kam der König Agrippa⁷ und Bernice hinab nach Cäsarea, um den Festus zu begrüßen. Apostelgeschichte Apg 51 25 13 7 Agrippa II. war der Sohn jenes Herodes, welcher den heil. Jakobus töten ließ. [Apg 12,1ff] Bei den Juden stand er in geringer Achtung, da er Hohepriester ein- und absetzte. Seine Schwester Bernice labte seit dem Tode ihres Onkels, Herodes von Chalcis, den sie geheiratet hatte, bei ihrem Bruder. Beide wollten dem Festus zu seinem Amtsantritt Glück wünschen. Da Agrippa selbst Jude war und die Aufsicht über den Tempel führte, war er sehr geeignet, über jüdische Angelegenheiten von Festus befragt zu werden. Apostelgeschichte Apg 51 25 14 Et cum dies plures ibi demorarentur, Festus regi indicavit de Paulo, dicens: Vir quidam est derelictus a Felice vinctus, Da sie sich nun mehrere Tage daselbst aufhielten, erzählte Festus dem Könige von Paulus, und sprach: Es ist ein Mann von Felix als Gefangener zurückgelassen worden, Apostelgeschichte Apg 51 25 15 De quo cum essem Jerosolymis, adierunt me principes sacerdotum, et seniores Judæorum, postulantes adversus illum damnationem. wegen dessen die Hohenpriester und die Ältesten der Juden, als ich in Jerusalem war, mit einer Klage zu mir traten, und seine Verurteilung verlangten. Apostelgeschichte Apg 51 25 16 Ad quos respondi: Quia non est Romanis consuetudo damnare aliquem hominem prius quam is, qui accusatur, præsentes habeat accusatores, locumque defendendi accipiat ad abluenda crimina. Ich antwortete ihnen: Es ist nicht Sitte bei den Römern, jemanden zu verurteilen, bevor dem Angeklagten seine Kläger gegenübergestellt sind, und er Gelegenheit hat, sich zu verteidigen, und von den Beschuldigungen zu reinigen. Apostelgeschichte Apg 51 25 17 Cum ergo huc convenissent sine ulla dilatione, sequenti die sedens pro tribunali, jussi adduci virum. Als sie nun hierher zusammengekommen waren, setzte ich mich ohne Verzug am folgenden Tage auf den Richterstuhl, und ließ den Mann vorführen. Apostelgeschichte Apg 51 25 18 De quo, cum stetissent accusatores, nullam causam deferebant, de quibus ego suspicabar malum: Allein als die Kläger gegen ihn auftraten, beschuldigten sie ihn keiner Art von solchen Verbrechen, wie ich vermutete.⁸ Apostelgeschichte Apg 51 25 18 8 Bei einem so angefeindeten Manne hätte ich schwere politische Verbrechen vermutet. Man hatte Paulus allerdings auch politisch zu verdächtigen gesucht, aber der Landpfleger erkannte, dass ein eigentliches Vergehen nicht vorlag. Apostelgeschichte Apg 51 25 19 Quæstiones vero quasdam de sua superstitione habebant adversus eum, et de quodam Jesu, defuncto, quem affirmabat Paulus vivere. Dagegen hatten sie gewisse Streitfragen über ihre Religion gegen ihn, und über einen gewissen verstorbenen Jesus, von dem Paulus behauptete, er lebe. Apostelgeschichte Apg 51 25 2 Adieruntque eum principes sacerdotum, et primi Judæorum adversus Paulum: et rogabant eum, Da traten die Hohenpriester und die Vornehmsten der Juden zu ihm mit der Klage gegen Paulus, und baten es sich Apostelgeschichte Apg 51 25 20 Hæsitans autem ego de hujusmodi quæstione, dicebam si vellet ire Jerosolymam, et ibi judicari de istis. Da ich nun wegen der Untersuchung solcher Dinge verlegen war, sagte ich, ob er nach Jerusalem gehen, und sich dort hierüber richten lassen wolle. Apostelgeschichte Apg 51 25 21 Paulo autem appellante ut servaretur ad Augusti cognitionem, jussi servari eum, donec mittam eum ad Cæsarem. Weil aber Paulus Berufung einlegte, und bis auf das Erkenntnis des Kaisers in Gewahrsam bleiben wollte, so befahl ich, ihn in solchem zu behalten, bis ich ihn zum Kaiser senden würde. Apostelgeschichte Apg 51 25 22 Agrippa autem dixit ad Festum: Volebam et ipse hominem audire. Cras, inquit, audies eum. Agrippa aber sprach zu Festus: Ich wünschte selbst diesen Menschen zu hören. Morgen, erwiderte er, sollst du ihn hören. Apostelgeschichte Apg 51 25 23 Altera autem die cum venisset Agrippa, et Bernice cum multa ambitione, et introissent in auditorium cum tribunis, et viris principalibus civitatis, jubente Festo, adductus est Paulus. Als nun am folgenden Tage Agrippa und Bernice mit großem Gepränge gekommen, und mit den Kriegsobersten und den vornehmsten Männern der Stadt in den Verhörsaal eingetreten waren, ward Paulus auf Festus Geheiß vorgeführt. Apostelgeschichte Apg 51 25 24 Et dicit Festus: Agrippa rex, et omnes, qui simul adestis nobiscum viri, videtis hunc, de quo omnis multitudo Judæorum interpellavit me Jerosolymis, petentes et acclamantes non oportere eum vivere amplius. Und Festus sprach: König Agrippa, und ihr Männer alle, die ihr zugleich mit uns zugegen seid! da sehet ihr den Mann, wegen dessen die ganze Menge der Juden mich in Jerusalem angegangen hat, mit Bitten und Geschrei, dass er nicht länger leben dürfe. Apostelgeschichte Apg 51 25 25 Ego vero comperi nihil dignum morte eum admisisse. Ipso autem hoc appellante ad Augustum, judicavi mittere. Ich aber habe befunden, dass er nichts begangen hat, was den Tod verdiente! Doch da er selbst an den Kaiser Berufung eingelegt hat, so habe ich beschlossen, ihn dahin zu senden. Apostelgeschichte Apg 51 25 26 De quo quid certum scribam domino, non habeo. Propter quod produxi eum ad vos, et maxime ad te rex Agrippa, ut interrogatione facta habeam quid scribam. Was ich Sicheres über ihn dem Herrn⁹ schreiben soll, weiß ich nicht. Darum habe ich ihn zu euch hergeführt, und vorzüglich zu dir, König Agrippa! damit ihr ihn fraget und ich wissen möchte, was ich schreiben soll. Apostelgeschichte Apg 51 25 26 9 Dem Kaiser. Apostelgeschichte Apg 51 25 27 Sine ratione enim mihi videtur mittere vinctum, et causas ejus non significare. Denn es scheint mir unvernünftig, dass jemand, der einen Gefangenen schickt, nicht auch die Anklage gegen ihn angibt. Apostelgeschichte Apg 51 25 3 Postulantes gratiam adversus eum, ut juberet perduci eum in Jerusalem, insidias tendentes ut interficerent eum in via. als eine Vergünstigung gegen ihn aus, dass er ihn nach Jerusalem holen lasse, indem sie den Anschlag machten, ihn auf dem Wege zu töten. Apostelgeschichte Apg 51 25 4 Festus autem respondit servari Paulum in Cæsarea: se autem maturius profecturum. Festus aber antwortete, Paulus werde zu Cäsarea in Gewahrsam gehalten, er selbst aber wolle in Bälde abreisen.² Apostelgeschichte Apg 51 25 4 2 Festus schöpft wohl Verdacht. Apostelgeschichte Apg 51 25 5 Qui ergo in vobis (ait) potentes sunt, descendentes simul, si quod est in viro crimen, accusent eum. Die also unter euch ermächtigt sind,³ sagte er, mögen hinabkommen, und, wenn der Mann ein Verbrecher ist, ihn anklagen. Apostelgeschichte Apg 51 25 5 3 Der eben in das Land gekommene Landpfleger kannte die bei den Juden üblichen Bezeichnungen noch nicht. Apostelgeschichte Apg 51 25 6 Demoratus autem inter eos dies non amplius quam octo, aut decem, descendit Cæsaream, et altera die sedit pro tribunali, et jussit Paulum adduci. Nachdem er sich aber bei ihnen nicht länger als acht oder zehn Tage aufgehalten hatte, zog er nach Cäsarea hinab, setzte sich am andern Tage auf den Richterstuhl, und ließ Paulus vorführen. Apostelgeschichte Apg 51 25 7 Qui cum perductus esset, circumsteterunt eum, qui ab Jerosolyma descenderant Judæi, multas, et graves causas objicientes, quas non poterant probare, Als dieser herbeigeführt war, waren die Juden, welche von Jerusalem herabgekommen waren, zur Stelle, und brachten viele und schwere Anklagen vor, welche sie nicht beweisen konnten, Apostelgeschichte Apg 51 25 8 Paulo rationem reddente: Quoniam neque in legem Judæorum, neque in templum, neque in Cæsarem quidquam peccavi. da Paulus zu seiner Verteidigung sagte: Weder gegen das Gesetz der Juden, noch gegen den Tempel, noch gegen den Kaiser habe ich etwas begangen.⁴ Apostelgeschichte Apg 51 25 8 4 Wie aus der Verteidigung des heil. Paulus hervorgeht, verklagten sie ihn wegen Häresie, Heiligtumschändung und Hochverrat. Apostelgeschichte Apg 51 25 9 Festus autem volens gratiam præstare Judæis, respondens Paulo, dixit: Vis Jerosolymam ascendere, et ibi de his judicari apud me? Festus aber, der sich den Juden gefällig erweisen wollte, antwortete dem Paulus, und sprach: Willst du nach Jerusalem hinaufgehen, und dich dort über diese Punkte vor mir richten lassen?⁵ Apostelgeschichte Apg 51 25 9 5 Willst du dich vom Synodium in Gegenwart des Prokurators richten lassen, der dich nötigenfalls schützen kann? Paulus musste um seine Zustimmung ersucht werden, da er bereits einem höheren Tribunal übergeben war. Apostelgeschichte Apg 51 0 1 Verteidigungsrede des heil. Paulus vor Agrippa. (V. 23) Eindruck der Rede des heil. Paulus auf Festus und Agrippa Apostelgeschichte Apg 51 26 1 Agrippa vero ad Paulum ait: Permittitur tibi loqui pro temetipso. Tunc Paulus extenta manu cpit rationem reddere. Agrippa aber sprach zu Paulus: Es wird dir gestattet, für dich selbst zu reden.¹ Da streckte Paulus die Hand aus, und hob an sich zu verantworten. Apostelgeschichte Apg 51 26 1 1 So stand Paulus vor einem Könige, Zeugnis für Christus abzulegen, wie der Herr [Apg 9,15] von ihm vorhergesagt. Festus überließ dem Agrippa aus Höflichkeit den Vorsitz, so kann Paulus auf Agrippas Kenntnis des Judentums rechnen. Apostelgeschichte Apg 51 26 10 Quod et feci Jerosolymis, et multos sanctorum ego in carceribus inclusi, a principibus sacerdotum potestate accepta: et cum occiderentur, detuli sententiam. Das habe ich denn auch getan in Jerusalem, und viele der Heiligen habe ich in die Gefängnisse geworfen, nachdem ich von den Hohenpriestern Vollmacht erhalten hatte; und wenn sie getötet werden sollten, habe ich meine Stimme⁷ dazu gegeben. [Apg 8,3] Apostelgeschichte Apg 51 26 10 7 Ob außer Stephanus noch andere Christen getötet worden sind, ist angedeutet [Apg 8,1, Apg 9,1.13]. Apostelgeschichte Apg 51 26 11 Et per omnes synagogas frequenter puniens eos, compellebam blasphemare: et amplius insaniens in eos, persequebar usque in exteras civitates. Und von Synagoge zu Synagoge zog ich sie oftmals zur Strafe, und trieb⁸ sie an zu lästern; ja immer mehr wutentbrannt verfolgte ich sie bis in die auswärtigen Städte. Apostelgeschichte Apg 51 26 11 8 Im Griech. steht das Imperfektum, welches den Versuch der Handlung ausdrückt, wobei es ungewiss bleibt, ob derselbe von Erfolg begleitet war. Apostelgeschichte Apg 51 26 12 In quibus dum irem Damascum cum potestate, et permissu principum sacerdotum, Als ich aber in solcher Absicht nach Damaskus reiste, mit Vollmacht und Auftrag von den Hohenpriestern, [Apg 9,2-15, Apg 22,4-15] Apostelgeschichte Apg 51 26 13 Die media in via, vidi, rex, de clo supra splendorem solis circumfulsisse me lumen, et eos, qui mecum simul erant. da sah ich mitten am Tage, auf dem Wege, o König! ein Licht vom Himmel, heller als der Glanz der Sonne, mich und die, welche mit mir waren, umstrahlen. Apostelgeschichte Apg 51 26 14 Omnesque nos cum decidissemus in terram, audivi vocem loquentem mihi Hebraica lingua: Saule, Saule, quid me persequeris? durum est tibi contra stimulum calcitrare. Und während wir alle zu Boden fielen, hörte ich eine Stimme in hebräischer Sprache⁹ zu mir sagen: Saulus, Saulus! was verfolgst du mich? Es ist hart für dich, gegen den Stachel auszuschlagen.¹⁰ Apostelgeschichte Apg 51 26 14 9 Er redet zu dem Könige in griechischer Sprache, deshalb erwähnt er ausdrücklich, dass die Stimme in aramäischer (hebräischer) Sprache sich vernehmen ließ. Apostelgeschichte Apg 51 26 14 10 Wie das Zugtier, gegen den Stachel des Treibers ausschlagend, seine Plage nur vermehrt, so plagst du dich nur selbst, wenn du mir widerstrebst und mich verfolgst. Vergl. [Apg 9,5]. Apostelgeschichte Apg 51 26 15 Ego autem dixi: Quis es Domine? Dominus autem dixit: Ego sum Jesus, quem tu persequeris. Ich aber sprach: Wer bist du, Herr? Der Herr aber sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst. Apostelgeschichte Apg 51 26 16 Sed exsurge, et sta super pedes tuos: ad hoc enim apparui tibi, ut constituam te ministrum, et testem eorum, quæ vidisti, et eorum, quibus apparebo tibi, Aber stehe auf, und stelle dich auf deine Füße; denn ich bin erschienen, dich zum Diener und zum Zeugen dessen zu bestellen, was du gesehen hast, und dessen, was ich dir erscheinend kundgeben werde, Apostelgeschichte Apg 51 26 17 Eripiens te de populo, et gentibus, in quas nunc ego mitto te, indem ich dich aussondere von dem Volke und von den Heiden, unter welche ich dich jetzt sende, Apostelgeschichte Apg 51 26 18 Aperire oculos eorum ut convertantur a tenebris ad lucem, et de potestate satanæ ad Deum, ut accipiant remissionem peccatorum, et sortem inter sanctos per fidem, quæ est in me. um ihre Augen zu öffnen, auf dass sie sich von der Finsternis zum Lichte, und von der Gewalt des Satans zu Gott bekehren, damit sie die Vergebung der Sünden und ein Erbe unter den Heiligen durch den Glauben an mich erlangen. [Jes 35,5, Eph 1,18] Apostelgeschichte Apg 51 26 19 Unde rex Agrippa, non fui incredulus clesti visioni: Darum, o König Agrippa! war ich der himmlischen Erscheinung nicht ungläubig, Apostelgeschichte Apg 51 26 2 De omnibus, quibus accusor a Judæis, rex Agrippa, æstimo me beatum, apud te cum sim defensurus me hodie, Ich schätze mich glücklich, König Agrippa! dass ich über alles, dessen die Juden mich beschuldigen, mich vor dir heute verantworten darf, Apostelgeschichte Apg 51 26 20 Sed his, qui sunt Damasci primum, et Jerosolymis, et in omnem regionem Judææ, et gentibus annuntiabam, ut pnitentiam agerent, et converterentur ad Deum, digna pnitentiæ opera facientes. sondern verkündete¹¹ zuerst denen, die zu Damaskus und Jerusalem bis hinaus in das ganze Land Judäa waren, und den Heiden, dass sie Buße tun, und sich zu Gott bekehren sollten, indem sie würdige Früchte der Buße wirkten. Apostelgeschichte Apg 51 26 20 11 Paulus schildert seine Tätigkeit nicht der Zeitfolge nach, sondern im kurzen Überblicke. Den Inhalt der Predigt gibt er ähnlich wie [Apg 20,21] an. Apostelgeschichte Apg 51 26 21 Hac ex causa me Judæi, cum essem in templo, comprehensum tentabant interficere. Um deßwillen ergriffen mich die Juden, als ich im Tempel war, und versuchten mich zu töten. [Apg 21,31] Apostelgeschichte Apg 51 26 22 Auxilio autem adjutus Dei usque in hodiernum diem sto, testificans minori, atque majori, nihil extra dicens quam ea, quæ prophetæ locuti sunt futura esse, et Moyses, Durch Gottes Hilfe aber geschützt, stehe ich bis auf den heutigen Tag, und lege Zeugnis ab vor Klein und Groß, indem ich nichts anderes sage, als was die Propheten und Moses¹² gesagt haben, dass es geschehen werde; [Lk 24,44] Apostelgeschichte Apg 51 26 22 12 Er setzt Moses an das Ende, vielleicht weil in den Propheten viel mehr direkte Weissagungen auf Christus enthalten sind, als in den Büchern Moses, vielleicht aber ohne Absicht. Apostelgeschichte Apg 51 26 23 Si passibilis Christus, si primus ex resurrectione mortuorum, lumen annuntiaturus est populo, et gentibus. ob Christus dem Leiden unterworfen, ob er als Erster aus der Auferstehung der Toten dem Volke und den Heiden Licht verkünden werde. [Joh 1,4.9] Apostelgeschichte Apg 51 26 24 Hæc loquente eo, et rationem reddente, Festus magna voce dixit: Insanis Paule: multæ te litteræ ad insaniam convertunt. Da er dies zu seiner Verteidigung redete, rief Festus mit lauter Stimme: Du bist von Sinnen, Paulus! Das viele Studieren macht dich unsinnig. Apostelgeschichte Apg 51 26 25 Et Paulus: Non insanio (inquit) optime Feste, sed veritatis, et sobrietatis verba loquor. Paulus aber sagte: Ich bin nicht von Sinnen, vortrefflichster Festus, sondern ich rede Worte der Wahrheit und Besonnenheit.¹³ Apostelgeschichte Apg 51 26 25 13 Die Rede des heil. Paulus, die auf den mit der jüdischen Lehre vertrauten Agrippa berechnet war, war dem heidnischen Römer Festus unverständlich. Paulus verliert den Gleichmut nicht: Meine Worte stimmen mit der Wirklichkeit überein und mit der Besonnenheit, die nicht aus der Einbildung schöpft. Apostelgeschichte Apg 51 26 26 Scit enim de his rex, ad quem et constanter loquor: latere enim eum nihil horum arbitror. Neque enim in angulo quidquam horum gestum est. Dem Könige sind diese Dinge bekannt, darum rede ich zu ihm mit Freimut, denn ich glaube, dass ihm nichts von diesen Dingen verborgen sein kann; ist doch nichts davon in einem Winkel geschehen. Apostelgeschichte Apg 51 26 27 Credis rex Agrippa prophetis? Scio quia credis. Glaubst du den Propheten, König Agrippa? Ja, ich weiß, dass du glaubst.¹⁴ Apostelgeschichte Apg 51 26 27 14 Als Jude konnte Agrippa in Gegenwart der Juden nicht den Glauben an die Propheten verleugnen. Apostelgeschichte Apg 51 26 28 Agrippa autem ad Paulum: In modico suades me Christianum fieri. Agrippa aber sprach zu Paulus: Beinahe¹⁵ überredest du mich, ein Christ zu werden. Apostelgeschichte Apg 51 26 28 15 Fast überredest du mich (Oek.). Andere: Mit geringer Mühe, mit wenigen Worten. Agrippa fühlt die Macht der Wahrheit, aber will sein sündliches Herz derselben nicht unterwerfen (Chrys., Cyr. v. Jer.). Apostelgeschichte Apg 51 26 29 Et Paulus: Opto apud Deum, et in modico, et in magno, non tantum te, sed etiam omnes, qui audiunt, hodie fieri tales, qualis et ego sum, exceptis vinculis his. Und Paulus sprach: Wollte Gott, dass sowohl durch Weniges, als durch Großes, nicht allein du, sondern auch alle, die mich hören, heute das würden, was ich bin, diese Bande ausgenommen.¹⁶ Apostelgeschichte Apg 51 26 29 16 Ich wünschte, dass du und alle Christen würden, ob dies nun mit kleiner Mühe oder mit großer, mit wenigen oder mit vielen Worten erreicht wird. Apostelgeschichte Apg 51 26 3 Maxime te sciente omnia, et quæ apud Judæos sunt consuetudines, et quæstiones: propter quod obsecro patienter me audias. vorzüglich darum, weil dir alle jüdischen Gebräuche und Streitfragen bekannt sind. Darum bitte ich, du wollest mich mit Geduld anhören.² Apostelgeschichte Apg 51 26 3 2 Kluge, gewinnende Einleitung. Apostelgeschichte Apg 51 26 30 Et exsurrexit rex, et præses, et Bernice, et qui assidebant eis. Da stand der König auf, und der Landpfleger und Bernice, und die bei ihnen saßen. Apostelgeschichte Apg 51 26 31 Et cum secessissent, loquebantur ad invicem, dicentes: Quia nihil morte, aut vinculis dignum quid fecit homo iste. Und als sie sich zurückgezogen hatten, sprachen sie miteinander und sagten: Dieser Mensch hat nichts, was Tod oder Bande verdient, getan.¹⁷ Apostelgeschichte Apg 51 26 31 17 Juden und Heiden gaben ein gutes Zeugnis von Paulus. Vergl. [Apg 23,9.29, Apg 25,25]. Apostelgeschichte Apg 51 26 32 Agrippa autem Festo dixit: Dimitti poterat homo hic, si non appellasset Cæsarem. Agrippa aber sagte zu Festus: Man hätte diesen Menschen bereits in Freiheit setzen können, wenn er nicht an den Kaiser Berufung eingelegt hätte.¹⁸ Apostelgeschichte Apg 51 26 32 18 Diese Antwort ist vom jüdischen Standpunkte aus gegeben und soll Festus kundgeben, was er an den Kaiser schreiben kann. [Apg 25,14.21.26] Nach diesen Worten fasste Festus wohl den Begleitbrief ab, und das Endergebnis der Appellation des heil. Paulus war seine Freisprechung in Rom. Apostelgeschichte Apg 51 26 4 Et quidem vitam meam a juventute, quæ ab initio fuit in gente mea in Jerosolymis, noverunt omnes Judæi: Mein Leben von Jugend auf, wie ich es von Anfang an unter meinem Volke in Jerusalem geführt, kennen alle Juden. Apostelgeschichte Apg 51 26 5 Præscientes me ab initio (si velint testimonium perhibere) quoniam secundum certissimam sectam nostræ religionis vixi Pharisæus. Sie kennen mich von jeher (wofern sie es bezeugen wollen), dass ich ehedem nach der strengsten Schule unserer Religion als Pharisäer gelebt habe. [Apg 23,6, Apg 22,3] Apostelgeschichte Apg 51 26 6 Et nunc in spe, quæ ad patres nostros repromissionis facta est a Deo, sto judicio subjectus: Und nun stehe ich vor Gericht wegen der Hoffnung jener Verheißung, welche von Gott an unsere Väter ergangen ist,³ Apostelgeschichte Apg 51 26 6 3 Zusammenhang: Früher war ich eifriger Jude und auch jetzt bekenne und lehre ich etwas, wegen dessen mich gerade Juden mich nicht anklagen sollten, nämlich den verheißenen Messias, Jesus. Apostelgeschichte Apg 51 26 7 In quam duodecim tribus nostræ nocte ac die deservientes, sperant devenire. De qua spe accusor a Judæis, rex. zu welcher unsere zwölf Stämme,⁴ Tag und Nacht Gott dienend, zu gelangen hoffen. Dieser Hoffnung wegen, o König! werde ich von den Juden angeklagt. Apostelgeschichte Apg 51 26 7 4 Ehrenname für das Volk Israel. Vergl. [Jak 1,1]. Apostelgeschichte Apg 51 26 8 Quid incredibile judicatur apud vos, si Deus mortuos suscitat? Warum wird es bei euch für unglaublich⁵ gehalten, wenn Gott Tote auferweckt?⁶ Apostelgeschichte Apg 51 26 8 5 Ich werde angeklagt, weil ich Jesus, den Auferstandenen, verkündige, und zwar von Juden (V. 7). Dies ist höchst befremdlich, denn inwiefern (gleichsam ironisch: seit wann) wird es bei euch Juden für unglaublich gehalten, dass Gott Tote auferweckt? Apostelgeschichte Apg 51 26 8 6 Beispiele von Totenerweckung: [2Kön 4,18ff]. Also war auch Jesu Auferweckung möglich. Apostelgeschichte Apg 51 26 9 Et ego quidem existimaveram, me adversus nomen Jesu Nazareni debere multa contraria agere: Auch ich war der Meinung gegen den Namen Jesus, des Nazareners, viel Feindliches tun zu müssen. Apostelgeschichte Apg 51 0 1 3. Reise des heil. Paulus nach Rom und Aufenthalt dort selbst. (Kap. 27, 28) Fahrt von Cäsarea nach Kreta. (V. 13) Sturm auf der Reise nach Rom. (V. 26) Strandung und Rettung des heil. Paulus. Apostelgeschichte Apg 51 27 1 Ut autem judicatum est navigare eum in Italiam, et tradi Paulum cum reliquis custodiis centurioni nomine Julio cohortis Augustæ, Nachdem es nun beschlossen war, dass Paulus nach Italien absegeln, und mit anderen Gefangenen einem Hauptmanne von der kaiserlichen Cohorte, namens Julius, übergeben werden sollte, Apostelgeschichte Apg 51 27 10 Dicens eis: Viri, video quoniam cum injuria, et multo damno non solum oneris, et navis, sed etiam animarum nostrarum incipit esse navigatio. und sprach zu ihnen: Männer! ich sehe, dass die Fahrt anfängt, mit Ungemach und großem Schaden verbunden zu sein, nicht nur für die Ladung, sondern auch für unser Leben.¹¹ Apostelgeschichte Apg 51 27 10 11 Paulus hatte bereits drei Mal Schiffbruch gelitten [2Kor 11,25], und redet als Mann von Erfahrung. Apostelgeschichte Apg 51 27 11 Centurio autem gubernatori et nauclero magis credebat, quam his, quæ a Paulo dicebantur. Der Hauptmann aber glaubte dem Steuermanne und dem Schiffsherrn mehr als dem, was Paulus sagte. Apostelgeschichte Apg 51 27 12 Et cum aptus portus non esset ad hiemandum, plurimi statuerunt consilium navigare inde, si quomodo possent, devenientes Phnicen, hiemare, portum Cretæ respicientem ad Africum, et ad Corum. Und weil auch der Hafen¹² zum Überwintern nicht bequem war, rieten die meisten von da abzufahren, um, wo möglich, nach Phönice, einem Hafen von Kreta, der gegen Süd- und Nordwest liegt,¹³ zu kommen und dort zu überwintern. Apostelgeschichte Apg 51 27 12 12 Guthafen (griech. Schönhafen) bot keinen Schutz gegen Ost- und Südostwind. Apostelgeschichte Apg 51 27 12 13 Vom Meere aus geschaut. Apostelgeschichte Apg 51 27 13 Aspirante autem Austro, æstimantes propositum se tenere, cum sustulissent de Asson, legebant Cretam. Da nun ein leichter Südwind wehte, glaubten sie ihr Vorhaben erreichen zu können, segelten von Asson¹⁴ ab, und fuhren an der Küste von Kreta hin. Apostelgeschichte Apg 51 27 13 14 Asson ist nach vielen nicht Eigenname, sondern bedeutet näher. Sie hielten sich an der Südseite von Kreta, was ihnen leichter war, da eben der Südwind sie darin unterstützte. Apostelgeschichte Apg 51 27 14 Non post multum autem misit se contra ipsam ventus Typhonicus, qui vocatur Euroaquilo. Nach kurzer Zeit aber warf sie ein Wirbelwind gegen die Insel herab, Nord-Oststurm genannt. Apostelgeschichte Apg 51 27 15 Cumque arrepta esset navis, et non posset conari in ventum, data nave flatibus, ferebamur. Dieser riss das Schiff fort, und da es dem Winde nicht widerstehen konnte, überließen wir das Schiff den Winden, und wurden fortgetrieben. Apostelgeschichte Apg 51 27 16 In insulam autem quamdam decurrentes, quæ vocatur Cauda, potuimus vix obtinere scapham. Wir liefen aber gegen eine kleine Insel, namens Kauda, und konnten kaum des Bootes habhaft werden. Apostelgeschichte Apg 51 27 17 Qua sublata, adjutoriis utebantur, accingentes navem, timentes ne in Syrtim inciderent, summisso vase sic ferebantur. Nachdem sie dieses heraufgezogen hatten, wendeten sie Schutzmittel an, indem sie das Schiff unterbanden;¹⁵ und da sie fürchteten, in die Syrte zu geraten, zogen sie die Segel ein, und ließen sich treiben. Apostelgeschichte Apg 51 27 17 15 Sie ziehen um die Langseite mehrmals ein starkes Tau, damit das Schiff von demselben zusammengehalten, nicht so leicht scheiterte. Der starke Nord-Ost treibt sie gegen Süd-West, daher fürchten sie, in die große Syrthe zu geraten. Apostelgeschichte Apg 51 27 18 Valida autem nobis tempestate jactatis, sequenti die jactum fecerunt: Da wir nun vom Sturme gewaltig hin und her getrieben wurden, warfen sie am folgenden Tage einen Teil der Ladung über Bord,¹⁶ Apostelgeschichte Apg 51 27 18 16 Das Schiff soll weniger Tiefgang haben, und daher minder leicht aufstoßen. Apostelgeschichte Apg 51 27 19 Et tertia die suis manibus armamenta navis projecerunt. und am dritten Tage warfen sie mit eigenen Händen das Schiffsgerät hinaus.¹⁷ Apostelgeschichte Apg 51 27 19 17 Wohl die Schiffsmöbel, Tische usw. Der Zusatz: mit eigener Hand hebt die Notwendigkeit hervor. Apostelgeschichte Apg 51 27 2 Ascendentes navem Adrumetinam, incipientes navigare circa Asiæ loca, sustulimus, perseverante nobiscum Aristarcho Macedone Thessalonicensi. bestiegen wir¹ ein Schiff von Adrumet, lichteten die Anker, und schickten uns an, die Seeplätze Asiens anzulaufen. Mit uns war Aristarchus,² ein Macedonier, aus Thessalonich. [Apg 19,29, Apg 20,4] Apostelgeschichte Apg 51 27 2 1 Der heil. Paulus war in Cäsarea bei dem Apostel, wie er ihn auch von Philippi nach Jerusalem begleitet hatte. [Apg 20,621,17] Von Julius ist sonst nichts bekannt. Apostelgeschichte Apg 51 27 2 2 Aristarchus reist freiwillig mit. Während der ersten Gefangenschaft des Apostels war er in Rom bei ihm. [Kol 4,10, Phil 1,24] Apostelgeschichte Apg 51 27 20 Neque autem sole, neque sideribus apparentibus per plures dies, et tempestate non exigua imminente, jam ablata erat spes omnis salutis nostræ. Da aber mehrere Tage hindurch weder die Sonne schien, noch Sterne zu sehen waren, und der Sturm mit nicht geringer Gewalt anhielt, war uns forthin alle Hoffnung zu unserer Rettung benommen. Apostelgeschichte Apg 51 27 21 Et cum multa jejunatio fuisset, tunc stans Paulus in medio eorum, dixit: Oportebat quidem o viri, audito me, non tollere a Creta, lucrique facere injuriam hanc, et jacturam. Und da sie lange nichts mehr gegessen hatten, trat Paulus mitten unter sie,¹⁸ und sprach: Ihr Männer! man hätte zwar auf mich hören, und nicht von Kreta abfahren, und sich dieses Ungemach und den Schaden ersparen sollen. Apostelgeschichte Apg 51 27 21 18 In die Mitte der Schiffsleute. Apostelgeschichte Apg 51 27 22 Et nunc suadeo vobis bono animo esse: amissio enim nullius animæ erit ex vobis, præterquam navis. Und nun ermahne ich euch, guten Mutes zu sein; denn keiner von euch wird verloren gehen, sondern nur das Schiff.¹⁹ Apostelgeschichte Apg 51 27 22 19 Da sich die frühere Warnung des Apostels als begründet gezeigt hat, musste die Schiffsmannschaft zu den Worten des heil. Paulus auch jetzt Vertrauen haben. Apostelgeschichte Apg 51 27 23 Astitit enim mihi hac nocte Angelus Dei, cujus sum ego, et cui deservio, In dieser Nacht nämlich trat zu mir ein Engel Gottes, dem ich angehöre, und dem ich diene, Apostelgeschichte Apg 51 27 24 Dicens: Ne timeas Paule, Cæsari te oportet assistere: et ecce donavit tibi Deus omnes, qui navigant tecum. und sprach: Fürchte dich nicht, Paulus! Du musst vor dem Kaiser stehen; und siehe, Gott hat dir alle geschenkt, die mit dir im Schiffe sind.²⁰ Apostelgeschichte Apg 51 27 24 20 Zu Gunsten deiner, deinetwegen will ich auch die anderen retten. Apostelgeschichte Apg 51 27 25 Propter quod bono animo estote viri: credo enim Deo, quia sic erit, quemadmodum dictum est mihi. Darum also seid guten Mutes, Männer! denn ich habe auf Gott das Vertrauen, dass es so geschehen wird, wie mir gesagt worden ist. Apostelgeschichte Apg 51 27 26 In insulam autem quamdam oportet nos devenire. Wir müssen aber auf eine Insel gelangen. Apostelgeschichte Apg 51 27 27 Sed posteaquam quarta decima nox supervenit, navigantibus nobis in Adria circa mediam noctem, suspicabantur nautæ apparere sibi aliquam regionem. Als nun die vierzehnte Nacht²¹ kam, und wir im adriatischen Meere²² fuhren, vermuteten die Schiffer um Mitternacht, dass ihnen Land in Sicht komme. Apostelgeschichte Apg 51 27 27 21 Die vierzehnte Nacht ist es seit der Abfahrt von Guthafen. Apostelgeschichte Apg 51 27 27 22 Adriatisches Meer hieß damals das Meer zwischen Griechenland, Italien und Afrika. Apostelgeschichte Apg 51 27 28 Qui et summittentes bolidem, invenerunt passus viginti: et pusillum inde separati, invenerunt passus quindecim. Sie warfen also das Senkblei, und fanden zwanzig Faden Tiefe,²³ und ein wenig weiter davon fanden sie fünfzehn Faden. Apostelgeschichte Apg 51 27 28 23 Ein Faden hat 1,85 Meter. Apostelgeschichte Apg 51 27 29 Timentes autem ne in aspera loca incideremus, de puppi mittentes anchoras quatuor, optabant diem fieri. Da sie nun fürchteten, wir möchten auf Klippen stoßen, warfen sie vom Hinterteile des Schiffes vier Anker aus, und erwarteten mit Sehnsucht den Tag. Apostelgeschichte Apg 51 27 3 Sequenti autem die devenimus Sidonem. Humane autem tractans Julius Paulum, permisit ad amicos ire, et curam sui agere. Am folgenden Tage liefen wir in Sidon ein. Da nun Julius den Paulus menschenfreundlich behandelte, erlaubte er ihm, zu seinen Freunden zu gehen, und ihre Pflege zu genießen. Apostelgeschichte Apg 51 27 30 Nautis vero quærentibus fugere de navi, cum misissent scapham in mare, sub obtentu quasi inciperent a prora anchoras extendere, Als aber die Schiffsleute von dem Schiffe zu fliehen suchten, und schon das Boot in's Meer gelassen hatten, unter dem Vorwande, sie wollten auch vom Vorderteile Anker auswerfen, Apostelgeschichte Apg 51 27 31 Dixit Paulus centurioni, et militibus: Nisi hi in navi manserint, vos salvi fieri non potestis. sprach Paulus zu dem Hauptmanne und den Soldaten: Wenn diese nicht im Schiffe bleiben, könnet ihr nicht gerettet werden.²⁴ Apostelgeschichte Apg 51 27 31 24 Wer sollte bei der Flucht der Schiffer das Schiff unter so schwierigen Umständen regieren? Dieses Wort widerspricht nicht dem V. 26 gegebenen Versprechen. Letzteres setzt ja voraus, dass jeder seine Pflicht tue, denn das Geschick der Seeleute sollte ausführen, was Gott versprach. Apostelgeschichte Apg 51 27 32 Tunc absciderunt milites funes scaphæ, et passi sunt eam excidere. Da hieben die Soldaten die Taue des Bootes ab, und ließen es fahren. Apostelgeschichte Apg 51 27 33 Et cum lux inciperet fieri, rogabat Paulus omnes sumere cibum, dicens: Quarta decima die hodie exspectantes jejuni permanetis, nihil accipientes. Als es nun anfing Tag zu werden, ermahnte Paulus alle, Speise zu nehmen, und sprach: Vierzehn Tage sind es heute, dass ihr wartet und nüchtern bleibet, ohne etwas zu euch zu nehmen. Apostelgeschichte Apg 51 27 34 Propter quod rogo vos accipere cibum pro salute vestra: quia nullius vestrum capillus de capite peribit. Darum bitte ich euch, Speise zu eurer Erhaltung zu nehmen;²⁵ denn keinem von euch wird ein Haar vom Haupte verloren gehen. Apostelgeschichte Apg 51 27 34 25 Die Zeit bis zum Tagesanbruch wird so am besten benutzt und so Kraft für die bevorstehende Arbeit gesammelt. Sie hatten keine ordentliche Mahlzeit in der Zwischenzeit zu sich genommen. Apostelgeschichte Apg 51 27 35 Et cum hæc dixisset, sumens panem, gratias egit Deo in conspectu omnium: et cum fregisset, cpit manducare. Da er dies gesagt hatte, nahm er Brot, dankte Gott vor aller Augen, brach es, und begann zu essen. Apostelgeschichte Apg 51 27 36 Animæquiores autem facti omnes, et ipsi sumpserunt cibum. Da wurden alle ermutigt, und nahmen gleichfalls Speise zu sich. Apostelgeschichte Apg 51 27 37 Eramus vero universæ animæ in navi ducentæ septuaginta sex. Es waren aber unser im ganzen im Schiffe zweihundertsechsundsiebzig Seelen. Apostelgeschichte Apg 51 27 38 Et satiati cibo alleviabant navem, jactantes triticum in mare. Da sie sich nun mit Speise gesättiget hatten, erleichterten sie das Schiff, indem sie das Getreide²⁶ in's Meer warfen. Apostelgeschichte Apg 51 27 38 26 Es ist wohl der Mundvorrat, der bei der großen Zahl der Personen eine bedeutende Last war. Sie konnten dies ohne Leichtfertigkeit tun, da sie auf keinen Fall noch lange auf dem Meere bleiben konnten und das Schiff ohnehin verloren gehen sollte. Vergl. 22. Apostelgeschichte Apg 51 27 39 Cum autem dies factus esset, terram non agnoscebant: sinum vero quemdam considerabant habentem littus, in quem cogitabant, si possent, ejicere navem. Als es aber Tag geworden war, erkannten sie nicht, was für ein Land es sei, doch gewahrten sie einen Meerbusen, der einen Strand hatte; dahin gedachten sie, wenn möglich, das Schiff zu treiben. Apostelgeschichte Apg 51 27 4 Et inde cum sustulissemus, subnavigavimus Cyprum, propterea quod essent venti contrarii. Als wir von da wieder abfuhren, segelten wir unterhalb Cypern hin,³ weil uns die Winde nicht günstig waren. Apostelgeschichte Apg 51 27 4 3 Sie segelten an der Küste entlang, welche hier vor dem Winde schützte. Dem Zusammenhange nach segelten sie nordöstlich und nördlich von der Insel. Apostelgeschichte Apg 51 27 40 Et cum anchoras sustulissent, committebant se mari, simul laxantes juncturas gubernaculorum: et levato artemone secundum auræ flatum tendebant ad littus. Sie lösten also die Anker ab, und überließen sich dem Meere, indem sie zugleich die Bande der Steuerruder lösten; und nachdem sie das Vordersegel nach dem Winde gerichtet hatten, steuerten sie dem Ufer zu.²⁷ Apostelgeschichte Apg 51 27 40 27 Die Anker wurden abgelöst und in's Meer fallen gelassen, um keine Zeit zu verlieren und das Schiff nicht zu beschweren. Die Steuerruder, welche während des Ankerns zum Schutze gegen die Wellen festgebunden waren, wurden jetzt losgemacht, um in Gebrauch genommen zu werden. Apostelgeschichte Apg 51 27 41 Et cum incidissemus in locum dithalassum, impegerunt navem: et prora quidem fixa manebat immobilis, puppis vero solvebatur a vi maris. Und da wir auf einen Ort gerieten, wo zwei Meeresarme²⁸ zusammenstießen, ließen wir das Schiff auflaufen, und das Vorderteil blieb, nachdem es sich festgesetzt, unbeweglich, das Hinterteil aber fing durch die Gewalt des Meeres an auseinanderzugehen. Apostelgeschichte Apg 51 27 41 28 Diese Stelle erhielt später den Namen St. Paulusbucht. Sie liegt im N. O. der Insel. An der Westseite derselben liegt die kleine Insel Salmonetta. Dort ist eine vom Schlamme gebildete Untiefe. Die Worte am Schlusse des Verses durch die Gewalt des Meeres fehlen im Griechischen. Der Grund, warum der Stern des Schiffes entzwei ging, lag wohl in der Gewalt des Anpralles, auch das Vorderteil wäre geborsten, wenn es nicht tief in weichen Sand eingebohrt gewesen wäre. Apostelgeschichte Apg 51 27 42 Militum autem consilium fuit ut custodias occiderent: ne quis cum enatasset, effugeret. Da waren die Soldaten Willens, die Gefangenen zu töten, damit keiner fortschwimme und entkäme.²⁹ Apostelgeschichte Apg 51 27 42 29 Nach dem römischen Gesetze hafteten die Soldaten mit dem Leben für die ihrer Obhut Anvertrauten. Apostelgeschichte Apg 51 27 43 Centurio autem volens servare Paulum, prohibuit fieri: jussitque eos, qui possent natare, emittere se primos, et evadere, et ad terram exire: Der Hauptmann aber, welcher den Paulus retten wollte, ließ es nicht geschehen, sondern befahl, dass die, welche schwimmen könnten, sich zuerst ins Meer werfen sollten, um sich zu retten, und an's Land zu kommen.³⁰ Apostelgeschichte Apg 51 27 43 30 Damit der heil. Paulus, dem er günstig war (V. 3), gerettet wurde, ließ der Hauptmann gar keinen Gefangenen töten. Apostelgeschichte Apg 51 27 44 Et ceteros alios in tabulis ferebant: quosdam super ea, quæ de navi erant. Et sic factum est, ut omnes animæ evaderent ad terram. Die übrigen brachten sie, einige auf Bretter, andere auf Schiffstrümmer; und so geschah es, dass sich alle an das Land retteten.³¹ Apostelgeschichte Apg 51 27 44 31 So ward das prophetische Wort des heil. Paulus von V. 22 erfüllt. Apostelgeschichte Apg 51 27 5 Et pelagus Ciliciæ, et Pamphyliæ navigantes, venimus Lystram, quæ est Lyciæ: Und wir durchfuhren das Meer längs Cilicien⁴ und Pamphylien, und kamen nach Lystra in Lycien.⁵ Apostelgeschichte Apg 51 27 5 4 Siehe oben. [Apg 6,9, Apg 2,10] Apostelgeschichte Apg 51 27 5 5 Siehe oben [Apg 14,6]. Im Griech. Steht hier Myrrha. Apostelgeschichte Apg 51 27 6 Et ibi inveniens centurio navem Alexandrinam navigantem in Italiam, transposuit nos in eam. Dort traf der Hauptmann ein Schiff⁶ von Alexandria, das nach Italien fuhr, und brachte uns auf dasselbe. Apostelgeschichte Apg 51 27 6 6 Vielleicht war es ein Kornschiff, da Rom von Ägypten mit Korn versehen wurde. Es muss sehr groß gewesen sein, da es 270 Personen trug. Apostelgeschichte Apg 51 27 7 Et cum multis diebus tarde navigaremus, et vix devenissemus contra Gnidum, prohibente nos vento, adnavigavimus Cretæ juxta Salmonem: Als wir nun viele Tage⁷ langsam gesegelt waren, und mit Mühe die Höhe von Gnidus erreicht hatten, schifften wir, weil uns der Wind entgegen war, an Kreta hin, nahe bei Salmone.⁸ Apostelgeschichte Apg 51 27 7 7 Etwa zwei bis drei Wochen. Sie hatten den Schutz der Küste nicht mehr. Apostelgeschichte Apg 51 27 7 8 Salmone ist ein Vorgebirge im N. O. der Insel. Apostelgeschichte Apg 51 27 8 Et vix juxta navigantes, venimus in locum quemdam, qui vocatur Boniportus, cui juxta erat civitas Thalassa. Und indem wir mühsam der Küste entlang fuhren, kamen wir an einen Ort, welcher Guthafen heißt, in dessen Nähe die Stadt Thalassa⁹ war. Apostelgeschichte Apg 51 27 8 9 Griech.: Lasäa. Apostelgeschichte Apg 51 27 9 Multo autem tempore peracto, et cum jam non esset tuta navigatio, eo quod et jejunium jam præteriisset, consolabatur eos Paulus. Da aber geraume Zeit verflossen,¹⁰ und die Fahrt bereits gefährlich geworden war, denn es war auch schon die Fastenzeit vorüber, ermahnte sie Paulus, Apostelgeschichte Apg 51 27 9 10 Seit der Abfahrt von Cäsarea. Nach römischer Gewohnheit konnte man von März bis November das Meer durchfahren, die Juden schränkten diese Zeit mehr ein. Apostelgeschichte Apg 51 0 1 Paulus auf der Insel Malta. (V. 10) Reise von Malta nach Rom und Ankunft daselbst. (V. 16) Aufenthalt und Wirksamkeit des heil. Paulus in Rom. Apostelgeschichte Apg 51 28 1 Et cum evasissemus, tunc cognovimus quia Melita insula vocabatur. Barbari vero præstabant non modicam humanitatem nobis. Als wir nun gerettet waren, erfuhren wir, dass die Insel Malta heiße. Die Eingeborenen¹ aber erzeigten uns nicht geringe Menschenfreundlichkeit, Apostelgeschichte Apg 51 28 1 1 Griech.: Barbaren, d. i. nicht griechisch noch römisch nach Sprache und Nation, sondern punisch. Apostelgeschichte Apg 51 28 10 Qui etiam multis honoribus nos honoraverunt, et navigantibus imposuerunt quæ necessaria erant. Sie erzeigten uns auch viele Ehren, und bei unserer Abfahrt brachten sie, was wir nötig hatten, auf das Schiff. Apostelgeschichte Apg 51 28 11 Post menses autem tres navigavimus in navi Alexandrina, quæ in insula hiemaverat, cui erat insigne Castorum. Nach drei Monaten aber fuhren wir ab⁹ auf einem Schiffe von Alexandria, das auf der Insel überwintert hatte, und als Zeichen die Dioskuren führte.¹⁰ Apostelgeschichte Apg 51 28 11 9 Wohl gegen Anfang Februar des Jahres 62. Apostelgeschichte Apg 51 28 11 10 Jedes Schiff der Alten führte am Schnabel ein geschnitztes Bild des Zeichens oder Wappens seines Namens, und am Sterne ein Bild seiner Schutzgottheit. Die Dioskuren Kastor und Pollur, Söhne des Jupiter und der Leda galten als Schutzgötter der Seeleute. Apostelgeschichte Apg 51 28 12 Et cum venissemus Syracusam, mansimus ibi triduo. Wir kamen nach Syrakus, und blieben daselbst drei Tage. Apostelgeschichte Apg 51 28 13 Inde circumlegentes devenimus Rhegium: et post unum diem flante Austro, secunda die venimus Puteolos; Von dort fuhren wir längs der Küste herum,¹¹ und kamen nach Rhegium;¹² und als des Tags darauf ein Südwind blies, kamen wir am zweiten Tage nach Puteoli.¹³ Apostelgeschichte Apg 51 28 13 11 Nach besserer Lesart: von dort kamen wir, nachdem wir die Anker gelichtet, nach Rhegium. Apostelgeschichte Apg 51 28 13 12 In Rhegium, einer Seestadt Siliciens, pflegten die alexandrinischen Schiffe anzulegen. Apostelgeschichte Apg 51 28 13 13 In Puteoli pflegten damals die ägyptischen Getreideschiffe ihre Ladungen zu löschen. Dass hier bereits Christen waren, ist ein Zeichen, wie weit bereits das Christentum damals verbreitet war. Der Hauptmann gibt Paulus einen neuen Beweis seiner Gunst, indem er ihm erlaubt, mit den Christen von Puteoli in Verbindung zu treten. Apostelgeschichte Apg 51 28 14 Ubi inventis fratribus rogati sumus manere apud eos dies septem: et sic venimus Romam. Da wir dort Brüder fanden, wurden wir gebeten, sieben Tage lang¹⁴ bei ihnen zu bleiben. Und so kamen wir nach Rom. Apostelgeschichte Apg 51 28 14 14 Die Brüder wünschen wohl, dass Paulus an einem Sonntage bei ihnen sei, um sie zu unterrichten und das heil. Opfer darzubringen. Apostelgeschichte Apg 51 28 15 Et inde cum audissent fratres, occurrerunt nobis usque ad Appii forum, ac tres Tabernas. Quos cum vidisset Paulus, gratias agens Deo, accepit fiduciam. Da es nun die Brüder gehört hatten, kamen sie uns von dort entgegen bis Forum,¹⁵ Appii und Tres Tabernä.¹⁶ Als Paulus diese sah, dankte er Gott, und fasste Mut.¹⁷ Apostelgeschichte Apg 51 28 15 15 Nachdem im V. 14 die Ankunft am Reiseziel kurz berichtet ist, werden jetzt noch einige Umstände nachgeholt. Die Appische Straße ist die älteste Verbindung Roms mit dem Süden. Während des Aufenthaltes des heil. Paulus in Puteoli waren die Christen benachrichtigt worden und kamen ihm auf eine Tagreise entgegen. Manchen derselben, vergl. [Röm 16,3ff], war Paulus persönlich bekannt, und sein Brief, den er drei Jahre zuvor an die Römer geschrieben, musste alle begierig machen, ihn als Apostel zu ehren und als Bruder zu begrüßen. Apostelgeschichte Apg 51 28 15 16 Als sie 10 römische Meilen (4 Stunden) weiter gezogen waren, fanden sie zu Tres Tabernä (Dreiherbergen) andere Christen, welche die weitere Reise bis nach Forum Appii nicht hatten machen können. Apostelgeschichte Apg 51 28 15 17 Nicht wie ein Gefangener, sondern wie im Triumphzuge wird Paulus nach Rom geführt. Es ist begreiflich, dass der Apostel nach so vielen ausgestandenen Leiden sich in etwas gedrückter Stimmung befand, jetzt aber beim Anblick der anhänglichen und liebevollen Christen wieder Mut gefasst. Es sind ja die Brüder aus der Kirche, die Petrus gegründet, nach deren Angesicht er sich so lange schon gesehnt hat [Röm 1,11], deren Glauben er mit der ganzen christlichen Welt bewundert [Röm 1,8], es sind die Boten der Kirche, welche zur Welt- und Mutterkirche von Gott für alle Zeiten erwählt ist und zu deren Fortbaue auch Paulus so wunderbar berufen ist. Apostelgeschichte Apg 51 28 16 Cum autem venissemus Romam, permissum est Paulo manere sibimet cum custodiente se milite. Als wir nun nach Rom gekommen waren, wurde dem Paulus erlaubt, für sich zu bleiben mit dem Soldaten, der ihn bewachte.¹⁸ Apostelgeschichte Apg 51 28 16 18 Der Apostel war an einen Soldaten der kaiserlichen Garde gekettet. Da aber diese Wache häufiger wechselte, konnte er das Evangelium und die Kenntnis seiner Angelegenheit unter den kaiserlichen Garden verbreiten. [Phil 4,22] Da er in einer Mietwohnung herbergte (V. 30), befand er sich wohl außerhalb des Soldatenlagers, wenn auch in dessen Nähe. Den Lebensunterhalt gewann er entweder durch die Arbeit seiner Hände, oder durch Unterstützung von Seiten der Gläubigen oder durch beides. Wie viele seiner Freunde ihn aufsuchten, zeigt [Kol 1,7, Kol 4,9ff, Phil 2,25, Phil 1,10ff.24]. Apostelgeschichte Apg 51 28 17 Post tertium autem diem convocavit primos Judæorum. Cumque convenissent, dicebat eis: Ego, viri fratres, nihil adversus plebem faciens, aut morem paternum, vinctus ab Jerosolymis traditus sum in manus Romanorum. Nach drei Tagen rief Paulus die Vornehmsten der Juden zusammen.¹⁹ Als sie zusammengekommen waren, sprach er zu ihnen: Brüder! Obwohl ich nichts getan habe wider das Volk,²⁰ oder die väterlichen Gebräuche, bin ich doch gefesselt aus Jerusalem in die Hände der Römer überliefert worden.²¹ Apostelgeschichte Apg 51 28 17 19 Unter Nero genossen die Juden durch die ersten fünf Jahre seiner Regierung vollständige Duldung. Die Ersten der Juden sind wohl die Synagogenvorsteher. (V. 21) Apostelgeschichte Apg 51 28 17 20 Das Volk d. h. unser Volk. So spricht Paulus, um sich als Angehörigen Israels zu bezeichnen. Apostelgeschichte Apg 51 28 17 21 Es ist eine kurze Angabe des Erfolges, den der Aufstand [Apg 21,27ff] gehabt hat. Apostelgeschichte Apg 51 28 18 Qui cum interrogationem de me habuissent, voluerunt me dimittere, eo quod nulla esset causa mortis in me. Als diese mich verhört hatten,²² wollten sie mich in Freiheit setzen, weil keine Todesschuld an mir sei. [Apg 25,25, Apg 26,31, Apg 23,29, Apg 24,26] Apostelgeschichte Apg 51 28 18 22 Diese Worte beziehen sich auf das [Apg 25,18.19.25.26] Berichtete. Apostelgeschichte Apg 51 28 19 Contradicentibus autem Judæis, coactus sum appellare Cæsarem, non quasi gentem meam habens aliquid accusare. Da aber die Juden widersprachen,²³ war ich gezwungen, an den Kaiser zu appellieren; nicht als ob ich wider mein Volk eine Anklage hätte. [Apg 25,11] Apostelgeschichte Apg 51 28 19 23 Die Juden hatten wohl gegen die Freilassung des heil. Paulus bei Festus Widerspruch erhoben. Apostelgeschichte Apg 51 28 2 Accensa enim pyra, reficiebant nos omnes propter imbrem, qui imminebat, et frigus. indem sie nämlich ein Feuer anzündeten, und erquickten uns alle wegen des eintretenden Regens und der Kälte.² Apostelgeschichte Apg 51 28 2 2 Zum Regen und zu der Kälte kam hinzu, dass die Geretteten im Meere durchnässt waren. Apostelgeschichte Apg 51 28 20 Propter hanc igitur causam rogavi vos videre, et alloqui. Propter spem enim Israel catena hac circumdatus sum. Aus diesem Grunde²⁴ nun lud ich euch ein, um euch zu sehen, und mit euch zu reden, denn um der Hoffnung Israels willen bin ich mit dieser Fessel umschlossen. [Apg 26,6ff] Apostelgeschichte Apg 51 28 20 24 Weil ich nicht in feindseliger Absicht gekommen bin, wollte ich euch dies erklären, damit ihr wisset, dass ihr nicht einen Feind Israels vor euch habet; im Gegenteile, ich trage die Ketten um Israels Messias willen. Apostelgeschichte Apg 51 28 21 At illi dixerunt ad eum: Nos neque litteras accepimus de te a Judæa, neque adveniens aliquis fratrum nuntiavit, aut locutus est quid de te malum. Sie aber sprachen zu ihm: Wir haben weder Briefe über dich aus Judäa empfangen, noch ist einer der Brüder gekommen, und hat etwas Böses von dir berichtet oder geredet. Apostelgeschichte Apg 51 28 22 Rogamus autem a te audire quæ sentis; nam de secta hac notum est nobis quia ubique ei contradicitur. Wir wünschten aber von dir zu hören, welcher Meinung du bist;²⁵ denn von dieser Sekte ist uns bekannt, dass ihr allenthalben widersprochen wird.²⁶ Apostelgeschichte Apg 51 28 22 25 Solange Paulus im Oriente weilte, lag für die palästinischen Juden keine Veranlassung vor, die römischen Juden vor Paulus zu warnen; als er aber wirklich nach Rom reiste, war er ihren Briefen zuvorgekommen. Die römischen Juden drücken sich sehr vorsichtig aus. Es war wohl noch keine Zeit gewesen sie zu benachrichtigen. Sie waren selbst kaum in Rom geduldet und wollten also nicht die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen, indem sie sich in eine Sache einmischten, über welche dem Kaiser das Urteil zustand. Apostelgeschichte Apg 51 28 22 26 Wir wünschen von dir Genaueres zu hören. Sie sehen nicht von vornherein etwas Böses darin, dass Paulus ein Christ ist. Die römische Christengemeinde war den Juden wohl weniger bekannt, da sie hauptsächlich aus Heidenchristen bestand und eine Gemeinschaft für sich bildete, die in der 2 Millionen zählenden Stadt nicht so sehr auffiel. Übrigens wussten die Juden denn doch mehr als sie dem heil. Paulus eingestehen wollte, sie drücken sich zurückhaltend aus, um mehr aus ihm herauszubringen. Apostelgeschichte Apg 51 28 23 Cum constituissent autem illi diem, venerunt ad eum in hospitium plurimi, quibus exponebat testificans regnum Dei, suadensque eis de Jesu ex lege Moysi, et prophetis a mane usque ad vesperam. Da sie ihm nun einen Tag bestimmt hatten, kamen sehr viele zu ihm in die Herberge. Diesen erklärte er, Zeugnis gebend, das Reich Gottes, und suchte sie von Jesus zu überzeugen aus dem Gesetze Moses und den Propheten vom Morgen bis zum Abend. Apostelgeschichte Apg 51 28 24 Et quidam credebant his, quæ dicebantur: quidam vero non credebant. Und die einen glaubten dem, was gesagt wurde, die anderen aber glaubten nicht.²⁷ Apostelgeschichte Apg 51 28 24 27 Der Erfolg ist gering. Apostelgeschichte Apg 51 28 25 Cumque invicem non essent consentientes, discedebant dicente Paulo unum verbum: Quia bene Spiritus sanctus locutus est per Isaiam prophetam ad Patres nostros, Da sie nun untereinander nicht einig waren, gingen sie auseinander, nachdem Paulus ein Wort gesprochen: Treffend hat der Heilige Geist durch den Propheten Isaias zu unsern Vätern gesprochen, Apostelgeschichte Apg 51 28 26 Dicens: Vade ad populum istum, et dic ad eos: Aure audietis, et non intelligetis: et videntes videbitis, et non perspicietis. da er sagte: Gehe hin zu diesem Volke, und sprich zu ihnen: Mit Ohren werdet ihr hören, und nicht verstehen; mit Augen sehen, und nicht erkennen; Apostelgeschichte Apg 51 28 27 Incrassatum est enim cor populi hujus, et auribus graviter audierunt, et oculos suos compresserunt: ne forte videant oculis, et auribus audiant, et corde intelligant, et convertantur, et sanem eos. denn das Herz dieses Volkes ist verstockt; mit den Ohren hörten sie schwer, und ihre Augen haben sie zugedrückt, damit sie nicht etwa mit den Augen sehen, und mit den Ohren hören, und mit dem Herzen verstehen, und sich bekehren, und ich sie heile.²⁸ [Jes 6,9.10, Mt 13,14.15, Joh 12,40] Apostelgeschichte Apg 51 28 27 28 Diese Worte hat auch der Heiland gebraucht. [Mt 13,13ff, Mk 4,12, Lk 8,10] Paulus hat das Zeugnis von dem Heile, welches Jerusalem mit Drohen zurückgewiesen [Apg 22,22], nach des Herrn Willen auch in Rom mit und nach dem Apostelfürsten den Juden angeboten. Die Ankunft des heil. Paulus war der entscheidende Augenblick, in dem die römischen Juden des Heiles in Christus in der Hauptstadt der Kirche teilhaftig werden sollten. Sie weisen das Heil zurück und Paulus widmet jetzt seine ganze Tätigkeit der Heidenwelt. Apostelgeschichte Apg 51 28 28 Notum ergo sit vobis, quoniam gentibus missum est hoc salutare Dei, et ipsi audient. So sei euch denn kundgetan, dass den Heiden dieses Heil Gottes gesandt ist; und diese werden hören! Apostelgeschichte Apg 51 28 29 Et cum hæc dixisset, exierunt ab eo Judæi, multam habentes inter se quæstionem. Als er dies gesagt hatte, gingen die Juden von ihm hinaus, indem sie vielen Streit unter sich hatten. Apostelgeschichte Apg 51 28 3 Cum congregasset autem Paulus sarmentorum aliquantam multitudinem, et imposuisset super ignem, vipera a calore cum processisset, invasit manum ejus. Da nun Paulus einen Haufen Reiser³ zusammengefasst und auf das Feuer gelegt hatte, kam wegen der Hitze eine Natter hervor, und hing sich an seine Hand. Apostelgeschichte Apg 51 28 3 3 Wahrscheinlich strauchartige Gewächse, wie sie sich noch jetzt in der St. Paulusbucht finden. Apostelgeschichte Apg 51 28 30 Mansit autem biennio toto in suo conducto: et suscipiebat omnes, qui ingrediebantur ad eum, Er blieb aber zwei volle Jahre in seiner Mietwohnung, und nahm alle auf, die zu ihm kamen, Apostelgeschichte Apg 51 28 31 Prædicans regnum Dei, et docens quæ sunt de Domino Jesu Christo cum omni fiducia, sine prohibitione. indem er das Reich Gottes predigte, und von dem Herrn Jesus Christus mit aller Zuversicht, ungehindert lehrte.²⁹ Apostelgeschichte Apg 51 28 31 29 In seiner Mietwohnung predigte Paulus ungehindert. Diese Art der Wirksamkeit hatte das Gute, dass sie keine öffentliche Feindschaft hervorrief. Da es ihm aber nicht an Gehilfen fehlte, muss die Christengemeinde sich sehr vermehrt haben. Dass der Prozess sich hinzog, lag wohl besonders daran, dass nur geschriebene Anklagen vorlagen und die Ankläger nicht persönlich gegen Paulus auftraten. Ohne allen Zweifel ist der Apostel in Rom freigesprochen worden, wie schon das Urteil des Agrippa [Apg 26,32] andeutet. Auf diese Befreiung weist der Schluss der Apostelgeschichte auch selbst hin. Wie der Anfang der Apostelgeschichte dem beginne des Lukasevangeliums entspricht und dessen Fortsetzung bildet, so entspricht auch der Schluss der Apostelgeschichte, welcher bis zum Weggang des heil. Paulus von Rom führt, dem Schlusse des Evangeliums, welches über den Weggang Christi von seinen Jüngern berichtet. Die Geschichte der Kirche, welche von Jerusalem ausgegangen ist, ist hiermit abgeschlossen, denn der Untergang jener Stadt naht. Die neue Entwicklung der Kirche von Rom aus ist für den heiligen Verfasser der Apostelgeschichte noch Zukunft, eine Zukunft, deren unermessliche Größe durch alle Zeiten und Räume erst die späteren Geschlechter in den Taten, Kämpfen und Siegen der römisch-katholischen Kirche geschaut haben. Da nun die Apostelgeschichte ausdrücklich sagt, dass Paulus zwei volle Jahre in der Mietwohnung predigte, deutet sie Veränderung in der Lage des Apostels nach dieser Zeit an. Diese Veränderung fällt in den Anfang des Jahres 64. Apostelgeschichte Apg 51 28 4 Ut vero viderunt Barbari pendentem bestiam de manu ejus, ad invicem dicebant: Utique homicida est homo hic, qui cum evaserit de mari, ultio non sinit eum vivere. Als die Einwohner das Tier an seiner Hand herabhängen sahen, sprachen sie zueinander: Gewiss ist dieser Mensch ein Mörder, den, nachdem er dem Meere entkommen ist, die Vergeltung nicht leben lässt.⁴ Apostelgeschichte Apg 51 28 4 4 Die Einwohner wussten wahrscheinlich, dass Paulus ein Gefangener war, da die Soldaten, wie [Apg 27,42] vermuten lässt, es nicht an Wachsamkeit fehlen ließen. Aber auch wenn sie dies nicht wussten, schlossen sie aus dem Umstande, dass der kaum dem Schiffbruch Entkommene in eine neue Gefahr geraten, er müsse von der göttlichen Gerechtigkeit verfolgt werden. Apostelgeschichte Apg 51 28 5 Et ille quidem excutiens bestiam in ignem, nihil mali passus est. Er aber schüttelte das Tier ab in's Feuer und es geschah ihm kein Leid. [Mk 16,18] Apostelgeschichte Apg 51 28 6 At illi existimabant eum in tumorem convertendum, et subito casurum, et mori. Diu autem illis exspectantibus, et videntibus nihil mali in eo fieri, convertentes se, dicebant eum esse Deum. Jene dagegen erwarteten, er werde aufschwellen, und plötzlich tot niederfallen. Als sie nun nach langem Warten sahen, dass ihm kein Leid widerfuhr, kamen sie auf andere Gedanken, und sagten, er sei ein Gott.⁵ [Apg 14,10.11] Apostelgeschichte Apg 51 28 6 5 Umgekehrt hatten ehedem die Lykaonier ihre Meinung zum Bösen geändert. Auch der Berichterstatter glaubt, dass ein Wunder geschehen ist. Das Wort des Herrn [Mk 16,18] erfüllt sich. Apostelgeschichte Apg 51 28 7 In locis autem illis erant prædia principis insulæ, nomine Publii, qui nos suscipiens, triduo benigne exhibuit. In jener Gegend aber gehörten die Ländereien dem Vornehmsten⁶ der Insel, mit Namen Publius. Dieser nahm uns⁷ auf, und bewirtete uns drei Tage lang freundlich. Apostelgeschichte Apg 51 28 7 6 Der Vornehmste ist wohl der Legat des Prätors von Sicilien. Apostelgeschichte Apg 51 28 7 7 Paulus und seine Reisegefährten, oder vielleicht auch den Hauptmann Julius. Das Unterkommen war nur für die nächste Zeit, bis sie sich ein Quartier für den Winter verschafft hatten. Man zeigt auf Malta eine Grotte, in welcher Paulus die drei Monate zugebracht haben soll. Apostelgeschichte Apg 51 28 8 Contigit autem, patrem Publii febribus, et dysenteria vexatum jacere. Ad quem Paulus intravit: et cum orasset, et imposuisset ei manus, salvavit eum. Es traf sich aber, dass der Vater des Publius am Fieber und an der Ruhr schwer darnieder lag. Zu diesem trat Paulus ein, betete, legte ihm die Hände auf, und machte ihn gesund. [Mt 8,14] Apostelgeschichte Apg 51 28 9 Quo facto omnes, qui in insula habebant infirmitates, accedebant, et curabantur: Da dies geschehen war, kamen alle Kranken, die auf der Insel waren, herbei und wurden geheilt.⁸ Apostelgeschichte Apg 51 28 9 8 Diese wunderbaren Heilungen gewannen dem Christentum wohl auch Jünger. Nach der Überlieferung war Publius der erste Bischof von Malta. Das römische Martyrologium nennt ihn am 21. Januar. Johannes Joh 51 0 1 Prolog (V. 18): Das Gott wesensgleiche Wort tat sich durch die Schöpfung und die übernatürliche Offenbarung kund und ward dennoch nicht von den sündigen Menschen erkannt. (V. 5) Selbst als es von seinem Vorläufer angekündigt in das Seinige kam, ward es von den Seinen nicht aufgenommen, denen aber, die es aufnahmen, gab es die höchste Würde. (V. 13) Dennoch ward das Wort Fleisch und offenbarte seine Herrlichkeit. (V. 18) I. 1-12,50 1. Das Wort wird von denen, die guten Willens sind, aufgenommen, aber nicht von allen mit ausreichendem Glauben. a. Mit vollkommenem Glauben von dem heil. Johannes dem Täufer, der ihn vor den Abgesandten des hohen Rates (V. 28) und vor seinen Jüngern bekennt (V. 34), von den ersten Jüngern des Herrn, nach einem zweiten Zeugnis des Johannes (V. 42) und der Offenbarung seiner Allwissenheit seitens des Herrn. Johannes Joh 51 1 1 In principio erat verbum, et verbum erat apud Deum, et Deus erat verbum. Im Anfange¹ war² das Wort,³ und das Wort war bei⁴ Gott,⁵ und Gott⁶ war das Wort. Johannes Joh 51 1 1 1 Ehe etwas ward. [Gen 1,1, Spr 8,23] Mittelbar folgt hieraus nach dem Sprachgebrauche der heil. Schrift die Ewigkeit des Wortes. Johannes Joh 51 1 1 2 Gegensatz zu [Gen 1,1]: Im Anfange schuf Gott. Durch die Form des Zeitwortes war wird das Sein des Wortes als anfangs- und endlos bezeichnet. Johannes Joh 51 1 1 3 Es war steht vier Mal. Was du immer ausdenken magst, der Sohn war. (Ambr.); du wirst keinen Zeitraum finden, in dem er nicht war. Die Offenbarung vom Sohne Gottes war auch den Israeliten zuteil geworden, wie [Spr 8,22-31, Weish 7, Weish 8, Sir 24, Bar 3,94,4] zeigen. Dieses Wort ist offenbar eine Person, denn später werden von ihm Dinge gesagt, welche nur von Personen ausgesagt werden können; und zwar eine göttliche Person. (V. 1, 14) Der Gedanke, dass das Wort Gottes persönlich, Sohn Gottes sei, war den Juden in der der Menschwerdung unseres Herrn unmittelbar vorhergehenden Zeit geläufig und hatte in der Schrift ihren Halt, z. B. [Weish 18,15, Weish 10,15] Johannes Joh 51 1 1 4 Von dem Vater unterschieden und doch mit ihm in innigster Lebensgemeinschaft stehend. Johannes Joh 51 1 1 5 Dem Vater. Johannes Joh 51 1 1 6 Die Weglassung des Artikels im Griechischen deutet an, dass das Wort Gottes im zweiten Falle nicht auf eine Person bezogen wird, wie in der ersten Hälfte des Verses (Orig., Euseb.) Johannes Joh 51 1 10 In mundo erat, et mundus per ipsum factus est, et mundus eum non cognovit. Er war in der Welt,²⁷ und die Welt ist durch dasselbe gemacht worden, und die Welt²⁸ hat ihn nicht erkannt. Johannes Joh 51 1 10 27 Vor der Menschwerdung (Chrys., Aug., Bed.). Johannes Joh 51 1 10 28 Die Menschen, welche der Welt anhängen und das Irdische suchen (Chrys., Aug.). Johannes Joh 51 1 11 In propria venit, et sui eum non receperunt. Er kam²⁹ in sein Eigentum,³⁰ und die Seinigen nahmen ihn nicht auf.³¹ Johannes Joh 51 1 11 29 In der Menschwerdung zu allen Menschen (Chrys., Euth.), vorzüglich den Juden. (Aug., Bed.) Steigerung der Verkündigung. Johannes Joh 51 1 11 30 V. 9 wurde das Wort Licht genannt, V. 10 wird das Wirken des Wortes als Licht bei den Heiden, V. 11 besonders bei den Juden geschildert. Johannes Joh 51 1 11 31 Vergl. [Sir 24,1]. Johannes Joh 51 1 12 Quotquot autem receperunt eum, dedit eis potestatem filios Dei fieri, his, qui credunt in nomine ejus: Wie viele ihn aber aufnahmen, denen³² gab er Macht,³³ Kinder Gottes zu werden, denen nämlich, die an seinen Namen glauben,³⁴ Johannes Joh 51 1 12 32 Eine Ausnahme, wohl besonders die Heiden (Cyr.). Johannes Joh 51 1 12 33 Durch den Glauben wird der Mensch auf die Taufe vorbereitet, in der er ein Kind Gottes wird. (Thom.) Der Evangelist bemerkt vorweg, wie die, welche die ihnen gegebene Macht benutzen, Kinder Gottes werden. Johannes Joh 51 1 12 34 Vergl. [Mt 5,45]. Johannes Joh 51 1 13 Qui non ex sanguinibus, neque ex voluntate carnis, neque ex voluntate viri, sed ex Deo nati sunt. welche nicht aus dem Geblüte, auch nicht aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes,³⁵ sondern aus Gott geboren sind.³⁶ Johannes Joh 51 1 13 35 Das Geblüt ist gleichsam der Stoff, der Wille des Fleisches die sinnliche wirksame Ursache, der Wille des Mannes die vernünftige wirkende Ursache. Ein Kind Gottes wird man nicht, wie die Juden meinten, lediglich durch leibliche Abstammung. Johannes Joh 51 1 13 36 Der Evangelist schildert die hohe Würde der Kindschaft, um die Gläubigen zur Bewahrung dieses herrlichen Vorzuges anzustacheln (Chrys., Euth. Theoph.). Johannes Joh 51 1 14 Et verbum caro factum est, et habitavit in nobis: et vidimus gloriam ejus, gloriam quasi Unigeniti a Patre plenum gratiæ, et veritatis. Und das Wort ist Fleisch³⁷ geworden,³⁸ und hat unter uns³⁹ gewohnet;⁴⁰ und wir haben seine Herrlichkeit gesehen,⁴¹ eine Herrlichkeit als⁴² des Eingebornen vom Vater, voll der Gnade und Wahrheit.⁴³ [Mt 1,16, Lk 2,7] Johannes Joh 51 1 14 37 Das Wort nahm die menschliche Natur an, die vernunftbegabte Seele einbegriffen (Aug.). Die Kirche verwarf deshalb den Apollinarismus, der lehrte, dass bei dem Heilande das Wort die vernunftbegabte Seele vertrat. Da der Ausdruck Fleisch die Nebenbedeutung der Schwäche einschließt, stellt der Evangelist durch den Gegensatz Wort und Fleisch die Größe dieses Geheimnisses der göttlichen Liebe vor Augen. Christus ist Gott und Mensch zugleich in einer Person, aber nicht durch Verwandlung der Gottheit in das Fleisch, nicht durch Vermischung der Naturen, sondern durch die Einheit der Person. (Athanas., Glaubensbek. 5. Ökum. Konzil Kann 4) Johannes Joh 51 1 14 38 Um die Menschenkinder zu Gotteskinder (V. 13) zu machen, ist Gottes eingeborener Sohn Menschensohn geworden (Chrys.). Johannes Joh 51 1 14 39 Unter den Aposteln und anderen, die ihn gekannt. Johannes Joh 51 1 14 40 In der menschlichen Natur und auf Erden wie in einem Zelte. [2Petr 1,13.14]. Dieses Bild ist wohl mit Rücksicht auf die Verheißungen des A. T. [Ex 25,8, Joel 3,21, Ez 37,27, Hag 2,8] gewählt und soll dies Erdenleben als ein schnell vorübergehendes bezeichnen. Johannes Joh 51 1 14 41 Die unter der menschlichen Hülle verborgene Herrlichkeit (Chrys., Bed.) sehen wir durch seine Wunder [Joh 2,11, Joh 11,40], seine Verklärung [Lk 9,32] und seine Auferstehung (Euth., Bed.). Diese Herrlichkeit war vorgebildet [Ex 24,16, 2Chr 5,13] und ist ein Anfang der zukünftigen Offenbarung Gottes. [Offb 21,3] Sie ist jener Himmelsglanz, der die heil. Gegenwart Gottes unmittelbar und allezeit umgibt. [Ex 40,36, Offb 15,8] Johannes Joh 51 1 14 42 Wie sie dem zukam, der Eingeborener vom Vater ist. Johannes Joh 51 1 14 43 Gnade und Wahrheit bezeichnen im A. T. Gottes Liebeserweisungen gegen die Frommen und seine Treue in der Erfüllung seiner Verheißungen. Beide haben sich also in der Menschwerdung am vollkommensten offenbart. Johannes Joh 51 1 15 Joannes testimonium perhibet de ipso, et clamat dicens: Hic erat, quem dixi: Qui post me venturus est, ante me factus est: quia prior me erat. Johannes gibt Zeugnis von ihm,⁴⁴ und ruft und spricht: Dieser war es, von dem ich gesagt habe: Der nach mir kommen wird,⁴⁵ ist vor mir gewesen;⁴⁶ denn er war eher als ich. Johannes Joh 51 1 15 44 Das Zeugnis des heil. Johannes musste bei den Juden, bei denen er im hohen Ansehen stand, besonders von Wert sein. Die Erzählung des vierten Evangeliums schließt sich hier an die Versuchung des Herrn [Mt 4,1-11, Mk 1,12.13, Lk 4,1-13] an und berichtet bis zum Ende des 3. Kapitels Ereignisse, welche bei den Synoptikern nicht berührt werden. Johannes Joh 51 1 15 45 Von dem öffentlichen Auftreten des Herrn gesagt (Chrys., Ambr., Aug.). Johannes Joh 51 1 15 46 Hat mich an Würde übertroffen. Der Beisatz: denn er war eher gibt den Grund an, weshalb das Wort Johannes an Würde übertrifft: Obgleich dem Auftreten und dem leiblichen Alter nach später als der Täufer ist Christus doch schon vor ihm gewesen, also hat er außer dem menschlichen Sein noch ein anderes, göttliches. Darauf weist [Mt 3,11, Mk 1,17, Lk 3,16] hin. Auch V. 27 schließt sich so passend an und der Täufer selbst bezeugt so die Ewigkeit des Wortes (Aug., Thom.). V. 15 ist wegen der Wichtigkeit des grundlegenden V. 14 gesetzt. Der Prophet sieht das Zukünftige als bereits geschehen. Johannes Joh 51 1 16 Et de plenitudine ejus nos omnes accepimus, et gratiam pro gratia. Und⁴⁷ aus seiner Fülle⁴⁸ haben wir alle⁴⁹ empfangen, Gnade um Gnade.⁵⁰ Johannes Joh 51 1 16 47 Die richtigere Lesart ist weil, nicht: und. Der Evangelist knüpft an V. 14 an: Wir haben ihn als voll von Gnade usw. erkannt, weil wir selbst aus seiner Fülle empfangen haben. Johannes Joh 51 1 16 48 Da in ihm die unerschöpfliche Fülle ist, kann er allen mitteilen. Johannes Joh 51 1 16 49 Wie V. 14 unter uns. Der Apostel bezeugt die Wahrheit des Zeugnisses des Täufers, alle Gläubigen bestätigen das Zeugnis des Apostels, so dass der V. 14 ausgesprochene Hauptsatz unanfechtbar ist. Johannes Joh 51 1 16 50 In überreichem Maße. Johannes Joh 51 1 17 Quia lex per Moysen data est, gratia, et veritas per Jesum Christum facta est. Denn das Gesetz⁵¹ wurde durch Moses⁵² gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.⁵³ Johannes Joh 51 1 17 51 Das A. T. befahl, aber half nicht. Vergl. [Röm 5,20]. Es enthielt Wahrheit, aber gab nicht aus sich die innere Kraft zur vollständigen Erfüllung, und wurde dadurch Veranlassung zu vielen Übertretungen. Zudem enthielt es nicht alle Heilswahrheiten und viele von denen, welche es bot, waren unentwickelt und durch Bilder verschleiert. Es war freilich auch der A. B., das Gesetz eine Gnade [Röm 3,1.2], besonders weil er eine Erziehungsanstalt auf Christus hin war [Gal 3,24] und es lag den Israeliten viel näher gerettet zu werden als den Heiden, aber die Rettung konnte durch die äußere Gnade, Offenbarung, Gesetz, Zeremonien an sich nicht geschehen, sondern ward nur durch die Gnade vollbracht, welche der kommende Messias verdienen sollte. Darum wird hier das Alte Testament als Gesetz dem neuen Testament als Gnade gegenübergestellt. Vergl. [Hebr 10,1]. Zwar konnten auch die Frommen des Alten Bundes Gnade erlangen, aber sie erlangten dieselbe nicht vermöge und aus ihrer Religionseinrichtung, sondern vermöge und in Kraft des zukünftigen Heils, das sie durch den Glauben an die göttlichen Verheißungen erreichen mussten. Johannes Joh 51 1 17 52 Moses, der den Juden weit über Johannes steht, steht dennoch tief unter Christus. Johannes Joh 51 1 17 53 Von dieser ersten Nennung des Heilandes an wird in der Folge im Evangelium die Bezeichnung Wort nicht mehr gebraucht. Johannes Joh 51 1 18 Deum nemo vidit umquam: unigenitus Filius, qui est in sinu Patris, ipse enarravit. Gott hat niemand⁵⁴ je gesehen;⁵⁵ der eingeborne Sohn, der im Schoße⁵⁶ des Vaters ist,⁵⁷ er hat es uns kund getan.⁵⁸ [1Tim 6,16, 1Joh 4,12] Johannes Joh 51 1 18 54 Moses und die Propheten haben Gott zwar gesehen, aber unter einer die Herrlichkeit und das Wesen Gottes verbergenden Hülle. Darum konnten sie auch die Wahrheit selbst nicht lehren. Selbst im Himmel ist das Schauen Gottes seitens der Seligen kein solches, das die göttliche Wesenheit ganz erfasste, so weit sie nur erfasst zu werden vermag. Johannes Joh 51 1 18 55 In seiner unverhüllten Wesenheit. Johannes Joh 51 1 18 56 Bezeichnung der innigsten Lebensgemeinschaft. Johannes Joh 51 1 18 57 Der eingeborene Sohn sieht den Vater unaufhörlich. Johannes Joh 51 1 18 58 Als er auf Erden wandelte, hat er die Geheimnisse der Gottheit kundgetan. Johannes Joh 51 1 19 Et hoc est testimonium Joannis, quando miserunt Judæi ab Jerosolymis sacerdotes et Levitas ad eum ut interrogarent eum: Tu quis es? Und dieses ist das Zeugnis des Johannes,⁵⁹ als die Juden von Jerusalem⁶⁰ Priester und Leviten⁶¹ an ihn sandten, um ihn zu fragen: Wer bist du? Johannes Joh 51 1 19 59 Das Zeugnis ist bereits V. 7 und V. 15 angedeutet. Johannes Joh 51 1 19 60 Besonders der hohe Rat. Johannes Joh 51 1 19 61 Johannes hebt den religiösen Charakter der Sendung hervor. Die Leviten waren wie die Priester aus dem Stamme Levi, hatten aber in späteren Zeiten eine untergeordnete Bedeutung [Ez 44,6ff] Mit Serubabel kamen nur 74 Leviten aus der Gefangenschaft zurück. [Esra 2,40]. Esdras (Esra) konnte nur 38 bewegen, nach Jerusalem überzusiedeln. Sie wurden, obwohl sie auch lehren konnten, fast den Tempeldienern gleichgestellt. Johannes Joh 51 1 2 Hoc erat in principio apud Deum. Dieses⁷ war im Anfange bei Gott. Johannes Joh 51 1 2 7 Das zuvor in seiner Erhabenheit beschriebene ewige, persönliche, göttliche Wort (Cyr., Euth.). Johannes Joh 51 1 20 Et confessus est, et non negavit: et confessus est: Quia non sum ego Christus. Und er bekannte, und leugnete nicht; und er bekannte: Ich⁶² bin nicht Christus! Johannes Joh 51 1 20 62 Die Voranstellung des Ich zeigt, dass er nur verneint, er selbst sei Christus, nicht aber, dass dieser schon gekommen sei. Johannes Joh 51 1 21 Et interrogaverunt eum: Quid ergo? Elias es tu? Et dixit: Non sum. Propheta es tu? Et respondit: Non. Und sie fragten ihn: Was dann? Bist du Elias? Er sprach: Ich bin es nicht.⁶³ Bist du der Prophet?⁶⁴ Er antwortete: Nein.⁶⁵ Johannes Joh 51 1 21 63 Die verneinende Antwort konnte die Abgesandten nicht befriedigen, deshalb gehen sie vom Messias zu seinem Vorläufer über. Als solcher wurde nach [Mal 4,5] Elias erwartet. Vergl. [Mt 11,10]. Johannes verneint auch diese Frage, da er nicht der Elias des A. T. ist [Lk 1,17] Johannes Joh 51 1 21 64 So bist du der [Dtn 18,15.18] verheißene Prophet? Dies sollte freilich der Messias selbst sein, wie [Apg 3,22.23] zeigt, indes war dies den Juden nicht klar. Dass der heil. Johannes ein Prophet ist, bezeugt der Heiland [Mt 11,9], und dies leugnet auch der Täufer hier nicht (Orig.). Er leugnet nur der Prophet zu sein. Johannes Joh 51 1 21 65 Johannes antwortet auf den Sinn, nicht auf die Worte der Frage. (Aug., Chrys.) Der Sinn war: Bist du vielleicht Christus? Johannes Joh 51 1 22 Dixerunt ergo ei: Quis es ut responsum demus his, qui miserunt nos? quid dicis de teipso? Sie sprachen also zu ihm: Wer bist du? damit wir denen, die uns gesandt haben, Antwort geben. Was sagst du von dir selbst?⁶⁶ Johannes Joh 51 1 22 66 Um eine klare Antwort zu erhalten, berufen sich die Abgesandten jetzt auf ihre Würde. Auf die jetzt gestellte Frage musste der Täufer umso lieber antworten, als er auf den Messias vorbereiten sollte. Johannes Joh 51 1 23 Ait: Ego vox clamantis in deserto: Dirigite viam Domini, sicut dixit Isaias propheta. Er sprach: Ich bin die Stimme eines Rufenden in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, wie der Prophet Isaias⁶⁷ gesprochen hat. [Jes 40,3, Mt 3,3, Mk 1,3, Lk 3,4] Johannes Joh 51 1 23 67 Der Evangelist führt die Worte des Täufers an, weil das Zeugnis durch die Berufung auf den Propheten Isaias besonders Gewicht erhielt (Cyr., Chrys.). Johannes Joh 51 1 24 Et qui missi fuerant, erant ex Pharisæis. Die Abgesandten aber waren aus den Pharisäern.⁶⁸ Johannes Joh 51 1 24 68 Schon hier tritt die Gehässigkeit der Pharisäer und ihre Unempfindlichkeit hervor. Dieser Umstand wird wegen des folgenden Verses eingefügt, weil gerade die Pharisäer lehrten, nur Christus oder Elias oder der Prophet könnten taufen. Johannes Joh 51 1 25 Et interrogaverunt eum, et dixerunt ei: Quid ergo baptizas, si tu non es Christus, neque Elias, neque propheta? Und sie fragten ihn und sprachen zu ihm: Warum taufest du denn, wenn du nicht Christus bist, noch Elias, noch der Prophet?⁶⁹ Johannes Joh 51 1 25 69 Sie wählen statt des allgemeinen Wortes die charakteristische Handlung des Täufers; zumal [Ez 36,25] und [Sach 13,1] das Taufen dem Messias und seinen Begleitern zugeschrieben schien. Johannes Joh 51 1 26 Respondit eis Joannes, dicens: Ego baptizo in aqua: medius autem vestrum stetit, quem vos nescitis. Johannes antwortete ihnen und sprach:⁷⁰ Ich taufe mit Wasser, mitten unter euch⁷¹ steht der, den ihr nicht kennet. [Apg 1,5, Apg 11,16, Apg 19,4] Johannes Joh 51 1 26 70 Johannes rechtfertigte sich durch sein Verhältnis zu dem nach ihm Kommenden: Meine Taufe ist eigentlich nur mit Wasser, die Taufe des Messias reinigt und heiligt innerlich. Johannes Joh 51 1 26 71 Ihr seid um mich und mein Wirken besorgt und kümmert euch nicht um den, dem all euer Sinnen und Mühen gelten sollte; ihn kennt ihr nicht, obgleich er schon in eurer Mitte ist. Ich muss vorbereitend taufen, da er schon so nahe ist. Johannes Joh 51 1 27 Ipse est, qui post me venturus est, qui ante me factus est: cujus ego non sum dignus ut solvam ejus corrigiam calceamenti. Er ist es, der nach mir kommen wird, der vor mir gewesen ist, und dessen Schuhriemen aufzulösen ich nicht würdig bin.⁷² [Mk 1,7, Lk 3,16] Johannes Joh 51 1 27 72 Christus wird so die höchste Würde zugeschrieben, wenn ein Mann wie Johannes sich nicht für würdig hält, ihm die niedrigsten Dienste zu leisten. Johannes Joh 51 1 28 Hæc in Bethania facta sunt trans Jordanem, ubi erat Joannes baptizans. Dies geschah zu Bethania,⁷³ jenseits des Jordans, wo Johannes taufte. Johannes Joh 51 1 28 73 Johannes fügt den Ort hinzu, um durch die Genauigkeit der Erzählung die Bedeutung des wichtigen Zeugnisses noch mehr zu zeigen (Cyr.). Es ist die Jordansau am mittleren Jordan gemeint [Mt 3,5, Lk 3,3], in der der Täufer seinen Standort mehrfach wechselte. Johannes Joh 51 1 29 Altera die vidit Joannes Jesum venientem ad se, et ait: Ecce agnus Dei, ecce qui tollit peccatum mundi. Am andern Tage sah Johannes Jesus zu sich kommen, und sprach:⁷⁴ Sehet,⁷⁵ das Lamm⁷⁶ Gottes,⁷⁷ sehet, welches hinwegnimmt⁷⁸ die Sünde der Welt!⁷⁹ Johannes Joh 51 1 29 74 Dies zweite Zeugnis ist nach der Taufe des Herrn, ja nach seiner Versuchung abgelegt, am Tage nach dem V. 19ff Erzählten. Der Täufer geht dieses Mal in seiner Bezeugung weiter und hebt das Ziel der Menschwerdung hervor. Johannes Joh 51 1 29 75 Er hatte seine Jünger wohl bereits auf das Erscheinen des Herrn vorbereitet (Chrys.). Johannes Joh 51 1 29 76 Diese Bezeichnung ist dem heil. Johannes eigen. Da er mit dem Bilde des Lammes die Sündenvergebung verbindet, deutet dasselbe auf den Opferdienst des A. T. zurück. [Ex 29,38, Num 28,1.3] (Orig., Cyr., Thom.), der nur vorbildlich war. Aber gewiss nahm er auch Bezug auf [Jes 53,7] (Orig., Chrys., Theoph., Thom.), deshalb will er sagen: Sehet das Lamm, das von den Propheten vorausverkündete. Johannes Joh 51 1 29 77 Das von Gott gesandte (Euth., Theoph., Thom.) Johannes Joh 51 1 29 78 Jesus nimmt die Sünden auf sich und tilgt sie am Kreuze, uns mit seinem Blute reinigend. Das Zeitwort steht in der Gegenwart, weil er dies auf immer tut (Chrys.). Johannes Joh 51 1 29 79 Alle Sünden, in erster Linie die Erbsünde, (Thom.) die ein Makel der Natur ist. Wenngleich der Heiland erst am Kreuze das Opfer für dieselben darbrachte, konnte er doch mit Rücksicht auf den Kreuzestod allezeit die Vergebung der Sünden gewähren. Johannes Joh 51 1 3 Omnia per ipsum facta sunt: et sine ipso factum est nihil, quod factum est, Alles⁸ ist durch⁹ dasselbe¹⁰ geworden,¹¹ und ohne dasselbe ist nichts geworden, was geworden ist.¹² Johannes Joh 51 1 3 8 Griech. mit Artikel: Alles ohne Ausnahme, Sichtbares und Unsichtbares (Ir., Chrys.). Mithin ist auch alles, was außer Gott ist, geschaffen. Johannes Joh 51 1 3 9 Die Schöpfung ist eine Offenbarung Gottes. Das Wort ist der Mittler. Johannes Joh 51 1 3 10 Vater und Sohn wirkten in gleicher Freiheit und Macht. Johannes Joh 51 1 3 11 Gegensatz zu war V. 1. Vergl. [Kol 1,16]. Johannes Joh 51 1 3 12 Dreifache Wahrheit: Was nicht Gott selbst ist, ist nicht allezeit seiendes, sondern gewordenes, von einem außer ihm bestehenden Macht gesetztes Sein. Alles Geschöpfliche ist durch die aus Vater und heil. Geiste im Worte wirkende Schöpfermacht geworden. Was immer ist außer Gott, verdankt sein Dasein dem Worte und nicht sich selbst oder etwaigen anderen unabhängigen Ursachen. Johannes Joh 51 1 30 Hic est, de quo dixi: Post me venit vir, qui ante me factus est: quia prior me erat. Dieser⁸⁰ ist es, von dem ich gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann, der mir vorgegangen ist; denn er war eher als ich.⁸¹ Johannes Joh 51 1 30 80 Dieser, der eben herankommende Jesus. Dieser Vers bildet eine Ergänzung zu V. 29. Im letzteren hat Johannes den Heiland als den Erlöser der ganzen Menschheit dargestellt, hier schildert er unter Berufung auf einen früheren Ausspruch die Würde und Erhabenheit Jesu an sich (V. 15). Johannes Joh 51 1 30 81 Die genaue Erfüllung der Voraussage des heil. Johannes zeigte den Jüngern, wie richtig ihr Meister über Jesus und sich selbst und ihr gegenseitiges Verhältnis gelehrt hatte. Johannes Joh 51 1 31 Et ego nesciebam eum, sed ut manifestetur in Israel, propterea veni ego in aqua baptizans. Und ich kannte ihn nicht;⁸² aber damit er in Israel offenbar würde, deshalb kam ich, mit Wasser taufend. Johannes Joh 51 1 31 82 Nachdem der Täufer den Heiland als Messias bezeichnet hat, muss er die Glaubwürdigkeit seines Zeugnisses nachweisen. Er beruft sich also auf eine göttliche Offenbarung (Orig., Chrys., Cyr.). Der heil. Johannes kannte den Heiland nicht (V. 31) bis zur Taufe. (V. 33, Aug., Rup., Theoph.) Als Jesus an den Jordan kam, ahnte er, dass er der Messias sei; aber erst durch die Herabkunft des heil. Geistes erkannte er, dass Jesus der im Geiste Taufende (V. 33), der Sohn Gottes sei. (V. 34) Johannes Joh 51 1 32 Et testimonium perhibuit Joannes, dicens: Quia vidi Spiritum descendentem quasi columbam de clo, et mansit super eum. Und Johannes gab Zeugnis, und sprach: Ich sah den Geist wie eine Taube vom Himmel herabsteigen,⁸³ und er weilte über ihm.⁸⁴ [Mt 3,16] Johannes Joh 51 1 32 83 Der Evangelist setzt hier die Kenntnis der Synoptiker voraus. [Mt 3,13-17, Mk 1,9-11, Lk 3,21.22] Johannes Joh 51 1 32 84 Auch die Juden haben das Zeichen gesehen; wenn es für sie vergeblich geschieht, liegt der Grund in der Bosheit ihres Herzens (Chrys., Thom.). Der heil. Geist bleibt bei dem Heiland und wirkt in ihm während seines Erdenwandels. (Orig., Athan., Chrys., Cyr., Hier., Ambr.) Johannes Joh 51 1 33 Et ego nesciebam eum: sed qui misit me baptizare in aqua, ille mihi dixit: Super quem videris Spiritum descendentem, et manentem super eum, hic est, qui baptizat in Spiritu sancto. Und ich kannte ihn nicht; aber der, welcher mich gesandt hat,⁸⁵ mit Wasser zu taufen, sprach zu mir:⁸⁶ Über wen du den Geist herabsteigen sehen wirst und über ihm weilen, dieser ist es, der mit dem heiligen Geiste tauft. [Mk 1,10, Lk 3,22] Johannes Joh 51 1 33 85 Gott, der auch den Messias gesandt. Johannes Joh 51 1 33 86 Innerlich, wohl als Johannes in der Wüste weilte. Johannes Joh 51 1 34 Et ego vidi: et testimonium perhibui quia hic est Filius Dei. Und ich habe gesehen,⁸⁷ und habe Zeugnis gegeben, dass dieser der Sohn Gottes⁸⁸ ist. Johannes Joh 51 1 34 87 Was Gott mir verheißen zu zeigen, habe ich gesehen und habe unmittelbar nach der Taufe Zeugnis gegeben. Dasselbe ist nicht berichtet (Chrys.). Johannes Joh 51 1 34 88 Nicht adoptiert, wie viele, sondern von Natur, also selbst Gott, der, den [Ps 2,7] preist. Johannes Joh 51 1 35 Altera die iterum stabat Joannes, et ex discipulis ejus duo. Des andern Tages stand Johannes abermals⁸⁹ da und zwei von seinen Jüngern. Johannes Joh 51 1 35 89 Mit Bezug auf V. 29. Der heil. Johannes stand an demselben Platze wie das letzte Mal. Damals war die Begegnung eine mehr zufällige, heute ist sie eine absichtliche. Der eine der beiden Jünger ist Andreas, der andere der Verfasser selbst. Die hohe Enthaltsamkeit, Jungfräulichkeit und Herzensreinheit scheint von dem Täufer auf den scheidenden Jünger gleichsam übergegangen zu sein. Johannes Joh 51 1 36 Et respiciens Jesum ambulantem, dixit: Ecce agnus Dei. Und als er Jesus umherwandeln⁹⁰ sah, sprach er:⁹¹ Sehet, das Lamm Gottes! Johannes Joh 51 1 36 90 Jesus kam also nicht auf ihn zu. Beide haben verschiedene Aufgaben. Von vornherein mussten die Wege des Neuen Testamentes von denen des Alten geschieden werden. Vor der Taufe fand kein persönlicher Verkehr statt, bei der Taufe nur eine kurze Unterredung. [Mt 3,13-15] Über das persönliche Verhältnis nach der Taufe wissen wir nur, was [Joh 1,29.31] ferner [Joh 3,23] endlich [Mt 11,2] berichtet wird. Johannes Joh 51 1 36 91 Drittes Zeugnis: Kurze Wiederholung des zweiten V. 29. Der heil. Johannes übergeht die von den Synoptikern, z.B. [Mt 4,18] erzählte Berufung der Apostel in Galiläa. Gewiss war ihm die hier V. 36 erzählte Szene tief in das Herz geschrieben, war sie doch der entscheidendste Augenblick seines Lebens. Johannes Joh 51 1 37 Et audierunt eum duo discipuli loquentem, et secuti sunt Jesum. Und die zwei Jünger hörten ihn das sagen, und folgten Jesus nach.⁹² Johannes Joh 51 1 37 92 Sie gingen ihm nach, ohne sich ihm bleibend anzuschließen. Johannes Joh 51 1 38 Conversus autem Jesus, et videns eos sequentes se, dicit eis: Quid quæritis? Qui dixerunt ei: Rabbi, (quod dicitur interpretatum Magister) ubi habitas? Jesus aber wandte sich um, und da er sah, dass sie ihm folgten, sprach er zu ihnen: Was suchet ihr?⁹³ Sie sprachen zu ihm: Rabbi! (das heißt verdolmetschet Meister)⁹⁴ wo wohnest du?⁹⁵ Johannes Joh 51 1 38 93 Jesus war wohl schon auf dem Heimwege. Er fragt, um ihrem guten Willen zuvorzukommen und ihnen Zuversicht einzuflößen; denn nach dem Zeugnisse ihres Meisters konnten sie dem Herrn nur mit Scheu und Furcht nahen (Chrys.). Johannes Joh 51 1 38 94 Noch haben sie das Zeugnis des Täufers über die Würde des Herrn nicht genugsam verstanden. Johannes Joh 51 1 38 95 Sie wollen weitere Belehrung erhalten. Johannes Joh 51 1 39 Dicit eis: Venite, et videte. Venerunt, et viderunt ubi maneret, et apud eum manserunt die illo: hora autem erat quasi decima. Er sprach zu ihnen: Kommet,⁹⁶ und sehet es!⁹⁷ Da kamen sie, und sahen, wo er sich aufhielt, und blieben diesen Tag bei ihm.⁹⁸ Es war um die zehnte Stunde.⁹⁹ Johannes Joh 51 1 39 96 Da ihr guten Willens seid. Johannes Joh 51 1 39 97 Da ihr voller Eifer seid, so sehet, wo ich wohne. Johannes Joh 51 1 39 98 Wie viel Belehrung und Trost sie an einem Tage empfangen, geht daraus hervor, dass sie sogleich andere zu gewinnen suchen. Was sie mit dem Herrn gesprochen, sagt der Evangelist nicht; aber aus der Äußerung des heil. Andreas gegen seinen Bruder (V. 41) können wir schließen, dass die messianische Würde Jesu Gegenstand der Belehrung war. Johannes Joh 51 1 39 99 Gegen 4 Uhr nachmittags, zwei Stunden vor Sonnenuntergang. Vergl. [Mt 27,Anm.57] Johannes Joh 51 1 4 In ipso vita erat, et vita erat lux hominum: In ihm war das Leben,¹³ und das Leben¹⁴ war das Licht der Menschen.¹⁵ Johannes Joh 51 1 4 13 Das göttliche Leben, welches die Quelle alles physischen und geistigen Lebens ist (Cyr., Theoph., Euth.). Johannes Joh 51 1 4 14 Des Wortes. Licht und Finsternis, Wahrheit und Irrtum, Tugend und Sünde werden hier bereits angedeutet. Das Leben des Wortes war das Licht der Menschen mit Beziehung auf den Zeitpunkt der Menschwerdung. Johannes Joh 51 1 4 15 Zwischen V. 4 und 5 liegt das [Gen 3,1] Erzählte. Johannes Joh 51 1 40 Erat autem Andreas frater Simonis Petri unus ex duobus, qui audierant a Joanne, et secuti fuerant eum. Andreas¹⁰⁰ aber, der Bruder des Simon Petrus,¹⁰¹ war einer von den beiden, welche dies von Johannes gehört hatten, und ihm nachgefolgt waren. [Mt 4,18] Johannes Joh 51 1 40 100 Er macht seinen leiblichen Bruder zum geistigen und bereitet als Erstling der Gemeinde das Fundament für die Kirche vor. Johannes Joh 51 1 40 101 Noch ist Petrus nicht genannt und schon wird sein Bruder nach ihm bezeichnet. Welch hohe Stellung musste im Bewusstsein der Leser der heil. Petrus einnehmen! Johannes Joh 51 1 41 Invenit hic primum fratrem suum Simonem, et dicit ei: Invenimus Messiam, (quod est interpretatum Christus.) Dieser fand¹⁰² zuerst seinen Bruder Simon, und sprach zu ihm: Wir haben den Messias (das ist verdolmetschet Christus)¹⁰³ gefunden. Johannes Joh 51 1 41 102 Gott selbst leitet ihn. Vielleicht geschah dies noch am selben Tage. Johannes Joh 51 1 41 103 Die Erklärung ist für heidenchristliche Leser notwendig. Vergl. [Mt 1,Anm.1]. Johannes Joh 51 1 42 Et adduxit eum ad Jesum. Intuitus autem eum Jesus, dixit: Tu es Simon filius Jona: tu vocaberis Cephas, quod interpretatur Petrus. Und er führte ihn zu Jesus. Jesus aber sah ihn an,¹⁰⁴ und sprach: Du bist Simon, der Sohn des Jonas;¹⁰⁵ du wirst Kephas, das ist Petrus, heißen.¹⁰⁶ Johannes Joh 51 1 42 104 Der Heiland schaut bis in sein Herz. Petrus hatte am Anfange noch nicht die Festigkeit des Felsens. Die Kenntnis seines Namens schöpft Jesus aus sich (Chrys., Cyr., Aug.). Johannes Joh 51 1 42 105 Gleichbedeutend mit Johannes. Johannes Joh 51 1 42 106 Die Namengebung wird [Mk 3,16, Mt 16,18] berichtet. Johannes Joh 51 1 43 In crastinum voluit exire in Galilæam, et invenit Philippum. Et dicit ei Jesus: Sequere me. Am folgenden Tage wollte er fortgehen nach Galiläa, und fand den Philippus.¹⁰⁷ Und Jesus sprach zu ihm: Folge mir nach!¹⁰⁸ Johannes Joh 51 1 43 107 Ob Philippus ein Jünger des Johannes war, wird nicht gesagt. Er ist die erste Frucht der Predigt Jesu, (Thom.) da er, wie es scheint, das Zeugnis des Täufers nicht gehört hat. Der Evangelist nennt die Tage, um die rasch aufeinander folgenden Offenbarungen Jesu vor den Jüngern hervorzuheben. Johannes Joh 51 1 43 108 Es ist die Aufforderung zur Nachfolge als Jünger, ohne dass in dem Worte die Verpflichtung ständiger Lebensgemeinschaft liegt. Johannes Joh 51 1 44 Erat autem Philippus a Bethsaida, civitate Andreæ, et Petri. Es war aber Philippus aus Bethsaida, der Stadt des Andreas und Petrus. Johannes Joh 51 1 45 Invenit Philippus Nathanael, et dicit ei: Quem scripsit Moyses in lege, et prophetæ, invenimus Jesum filium Joseph a Nazareth. Philippus traf¹⁰⁹ den Nathanael¹¹⁰ und sprach zu ihm: Wir haben den gefunden, von welchem Moses im Gesetze und die Propheten geschrieben haben,¹¹¹ Jesus, den Sohn Josephs von Nazareth.¹¹² [Gen 49,10, Dtn 18,18, Jes 40,10, Jes 45,8, Jer 23,5, Ez 34,23, Ez 37,24, Dan 9,24.25] Johannes Joh 51 1 45 109 Nicht bloßer Zufall ist es. Wer Christus kennt, muss wünschen, dass andere des gleichen Glückes teilhaftig werden. Johannes Joh 51 1 45 110 Gott hat gegeben, Theodot. Er war wohl auf dem Wege zum Täufer. Es ist derselbe Jünger, der auch Bartholomäus heißt. Denn es ist nicht wahrscheinlich, dass der so sichtlich bevorzugte Nathanael von der Apostelwürde ausgeschlossen bleibt; außerdem wird er [Joh 21,2] so zwischen zwei Aposteln aufgeführt, dass an der gleichen Würde für ihn nicht zu zweifeln ist. Alsdann muss er aber mit einer der in den Apostelverzeichnissen aufgeführten Personen identisch sein. In drei Verzeichnissen [Mt 10,3, Mk 3,18, Lk 6,14] folgt auf Philippus, der Nathanael zu Jesus führte, Bartholomäus, Sohn des Tholmai. Nach Euseb. soll der heil. Bartholomäus bis nach Indien (Yemen) gekommen sein und das Evangelium des heil. Matthäus dorthin in der Ursprache gebracht haben. Johannes Joh 51 1 45 111 D. h. den Messias, denn auf diesen zielten Moses und die Propheten hin. Johannes Joh 51 1 45 112 Nach der gewöhnlichen Volksmeinung, wie er sie wohl von Andreas gehört. Johannes Joh 51 1 46 Et dixit ei Nathanael: A Nazareth potest aliquid boni esse? Dicit ei Philippus: Veni, et vide. Und Nathanael sprach zu ihm: Kann denn aus Nazareth etwas Gutes kommen?¹¹³ Philippus sprach zu ihm: Komm, und siehe.¹¹⁴ Johannes Joh 51 1 46 113 Nazareth war weder im A. T. bekannt, noch Gegenstand der messianischen Weissagungen. Auch war Nathanael in der Nähe zu Hause und schätzte, wie es zu geschehen pflegt, das Nachbarstädtchen gering. Er hält den bisherigen Aufenthaltsort für den Ort der Geburt. Johannes Joh 51 1 46 114 Philippus ist des Erfolges sicher. Sein Beispiel ist allen Ungläubigen guten Willens gegenüber die beste Richtschnur. Johannes Joh 51 1 47 Vidit Jesus Nathanael venientem ad se, et dicit de eo: Ecce vere Israelita, in quo dolus non est. Jesus sah den Nathanael zu sich kommen, und sprach von ihm: Siehe, ein wahrer Israelit,¹¹⁵ in welchem kein Falsch ist! [Ps 31,2] Johannes Joh 51 1 47 115 Wie V. 43 bekundet Jesus hier sein höheres Wissen, um die Jünger zum Glauben zu führen, da er noch kein Wunder tut. (Cyr.) Du bist nicht nur der Herkunft, sondern auch der Gesinnung nach ein Israelit. Vergl. [Gen 25,27]. Die Erklärung folgt im Nebensatze. Sein Kommen zeugt von seinem innersten Wesen: Er sehnt sich nach dem messianischem Heile (Aug.) und bereitet sich durch Gehorsam gegen Gott und die heil. Schrift auf dasselbe vor (Chrys.). Johannes Joh 51 1 48 Dicit ei Nathanael: Unde me nosti? Respondit Jesus, et dixit ei: Priusquam te Philippus vocaret, cum esses sub ficu, vidi te. Nathanael sprach zu ihm: Woher kennest du mich?¹¹⁶ Jesus antwortete, und sprach zu ihm: Bevor dich Philippus rief, da du unter dem¹¹⁷ Feigenbaume warest,¹¹⁸ sah ich dich. Johannes Joh 51 1 48 116 Nathanael lehnt den Lobspruch nicht ab, aber er ist verwundert über ein solches Urteil, das sich auf sein inneres Leben bezieht. Johannes Joh 51 1 48 117 Unter dem dir bekannten Feigenbaum. Es musste dort etwas für Nathanael überaus wichtiges geschehen sein. Johannes Joh 51 1 48 118 Die Morgenländer überlassen sich gern unter Bäumen zum Nachdenken. Johannes Joh 51 1 49 Respondit ei Nathanael, et ait: Rabbi, tu es Filius Dei, tu es Rex Israel. Nathanael antwortete ihm, und sprach: Rabbi, du bist der Sohn Gottes, du bist der König von Israel!¹¹⁹ Johannes Joh 51 1 49 119 Nathanael hat eine mehr geahnte als bewusste Kenntnis von dem höheren Wesen des Herrn. Der Zusatz zeigt, in welchem Sinne er das Wort Sohn Gottes versteht. Vergl. [Mt 16,18] Johannes Joh 51 1 5 Et lux in tenebris lucet, et tenebræ eam non comprehenderunt. Und das Licht¹⁶ leuchtet¹⁷ in der Finsternis,¹⁸ aber die Finsternis hat es nicht erfasst.¹⁹ Johannes Joh 51 1 5 16 Das Wort. Vergl. [Joh 8,12]. Johannes Joh 51 1 5 17 Es leuchtet ohne Unterlass, die von Sünden befleckten Seelen von Makeln befreiend. Johannes Joh 51 1 5 18 Es bleibt auch noch Finsternis zurück. Johannes Joh 51 1 5 19 Die Sünde stand dem entgegen. Johannes Joh 51 1 50 Respondit Jesus, et dixit ei: Quia dixi tibi: Vidi te sub ficu, credis: majus his videbis. Jesus antwortete, und sprach zu ihm: Weil ich dir gesagt habe, ich sah dich unter dem Feigenbaume, glaubest du: Größeres als dieses wirst du sehen. Johannes Joh 51 1 51 Et dicit ei: Amen, amen dico vobis, videbitis clum apertum, et Angelos Dei ascendentes, et descendentes supra Filium hominis. Und er sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich,¹²⁰ ich sage euch, ihr werdet den Himmel offen sehen und die Engel Gottes auf- und niedersteigen¹²¹ über dem Menschensohne!¹²² Johannes Joh 51 1 51 120 Dieses wiederholte Wahrlich ist dem heil. Johannes eigen, indes nur in den Reden des Herrn, in denen es 25 Mal wiederkehrt. Johannes Joh 51 1 51 121 Die älteren Erklärer fassen die Worte vom Auf- und Niedersteigen der Engel buchstäblich und verstehen sie von wirklichen Engelserscheinungen. Indes können die wenigen in der heil. Schrift berichteten Engelserscheinungen doch kaum das Größere sein, das der Herr verspricht, gegenüber der Offenbarung seiner Allwissenheit. So sind die Worte wohl als bildliche Darstellung der Wahrheit anzusehen, dass der Menschensohn während seines Erdenwandels in einer ununterbrochenen, wesenhaften Verbindung mit dem Himmel stand und durch ihn der Himmel den Menschen geöffnet ward. Der Heiland braucht fast die gleichen Worte, die [Gen 28,12] stehen, also hatte er diese Stelle wohl im Auge (Aug.). Da nun an jener Stelle dem Patriarchen im Traumgesichte gezeigt wird, dass Gott mit den Seinigen im Verkehr steht, wird hier gezeigt, dass mit dem Beginn der messianischen Zeit die durch die Sünde unterbrochene Verbindung mit dem Himmel wiederhergestellt ist. Johannes Joh 51 1 51 122 Der Heiland legt sich diesen Namen (über dessen Bedeutung siehe [Mt 8,Anm.28]) in den Evangelien etwa 80 Mal selbst bei, jedesmal, wenn er sich göttliche Eigenschaften zuschreibt oder von dem redet, was seiner unwürdig zu sein scheint, was er aber aus Liebe zu uns litt oder noch leiden wollte. Wie viele Titel werden dem Heilande in diesem ersten Kapitel mit Bezugnahme auf seine menschliche Natur gegeben! Er ist das Wort (V. 1, V. 14), das Licht (V. 9), der eingeborene Sohn des Vaters (V. 14), der Sohn Gottes (V. 34, V. 49), das Lamm Gottes (V. 36), ein verehrter Lehrer (V. 38, V. 49), der Messias (V. 41, V. 45), der König von Israel (V. 49), endlich der Menschensohn. Johannes Joh 51 1 6 Fuit homo missus a Deo, cui nomen erat Joannes. Es war²⁰ ein Mensch von Gott gesandt,²¹ sein Name war Johannes. [Mt 3,1, Mk 1,2] Johannes Joh 51 1 6 20 Trat auf. Johannes Joh 51 1 6 21 Mit bestimmtem Auftrage (V. 33, 28) [Mal 3,1]. Der Evangelist hat sich bis dahin vor dem vorweltlichen Sein des Wortes gesprochen, alsdann von seinem Verhältnis zur Welt, nunmehr geht er zur Menschwerdung über. Johannes Joh 51 1 7 Hic venit in testimonium ut testimonium perhiberet de lumine, ut omnes crederent per illum. Dieser kam zum Zeugnisse, damit er Zeugnis von dem Lichte gäbe, auf dass alle²² durch ihn glaubten.²³ Johannes Joh 51 1 7 22 Die Juden und alle Menschen. Johannes Joh 51 1 7 23 Der Glaube wird wie V. 20, V. 31 als Zweck des Evangeliums bezeichnet. Johannes Joh 51 1 8 Non erat ille lux, sed ut testimonium perhiberet de lumine. Er war nicht das Licht,²⁴ sondern er sollte Zeugnis geben von dem Lichte.²⁵ Johannes Joh 51 1 8 24 Ein Licht, doch nicht das Licht (Cyr.). Wie man an einem vom Lichte beschienenen Körper sehen kann, dass die Sonne aufgegangen ist, die man noch nicht sehen kann; wie man auch mit kranken Augen wenigstens an einem von der Sonne beschienenen Berg oder Baum zu erkennen im Stande ist, dass die Sonne bereits am Himmel steht, in die man nicht schauen kann, so leuchtet denen, die Christus noch nicht anzuschauen vermochten, Johannes, und durch ihn, welcher bekannte, er sei nur entlehntes Licht, wurde der Leuchtende selbst erkannt (Aug.). Johannes Joh 51 1 8 25 Von dem Licht. Das Zeugnis bezog sich auf das Licht, welches das Wort brachte. V. 19. Johannes Joh 51 1 9 Erat lux vera, quæ illuminat omnem hominem venientem in hunc mundum. Es war das wahre Licht, welches jeden Menschen erleuchtet,²⁶ der in diese Welt kommt. [Joh 3,19] Johannes Joh 51 1 9 26 [Lk 11,36, Offb 21,23] Wer nicht erleuchtet wird, trägt selbst die Schuld (Chrys., Aug.). Besonders die Taufe ist eine Erleuchtung. (Aug. a.) Johannes Joh 51 0 1 Die Jünger werden durch die erste Offenbarung der Allmacht des Herrn im Glauben gefestigt. (V. 12) b. Mit unvollkommenem Glauben wird der Heiland in Jerusalem aufgenommen am ersten Paschafeste: Im Tempel. Johannes Joh 51 2 1 Et die tertia nuptiæ factæ sunt in Cana Galilææ: et erat mater Jesu ibi. Am dritten Tage¹ ward eine Hochzeit gehalten zu Kana in Galiläa;² und die Mutter Jesu war dabei.³ Johannes Joh 51 2 1 1 Seit dem Aufbrechen nach Galiläa. Johannes Joh 51 2 1 2 Kana: Rohrstadt, nach der Tradition jetzt Kesr Kenna, 10 Kilometer nordöstlich von Nazareth auf dem Wege nach Tiberias. Die Entfernung vom Tauforte der heil. Johannes am Jordan betrug etwa 24 Wegstunden, so dass Jesus leicht am Abend des dritten Tages in Kana eintreffen konnte. Johannes Joh 51 2 1 3 Die Würde Maria's als Mutter Jesu wird wegen der folgenden Bitte besonders hervorgehoben. Der heil. Joseph war wohl schon tot. Maria war wohl mit einem der Brautleute verwandt oder nahe bekannt. Johannes Joh 51 2 10 Et dicit ei: Omnis homo primum bonum vinum ponit: et cum inebriati fuerint, tunc id, quod deterius est: tu autem servasti bonum vinum usque adhuc. und sprach zu ihm: Jedermann setzt zuerst den guten Wein auf, und wenn sie genug getrunken haben, dann erst den geringeren; du aber hast den guten Wein zurückgehalten bis jetzt. Johannes Joh 51 2 11 Hoc fecit initium signorum Jesus in Cana Galilææ: et manifestavit gloriam suam, et crediderunt in eum discipuli ejus. Diesen Anfang seiner Wunder machte Jesus zu Kana in Galiläa; und er offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.¹⁸ Johannes Joh 51 2 11 18 Ein Dreifaches wird von diesem Wunder ausgesagt: Es war das erste, es offenbarte die Wundermacht des Herrn und es bestärkte die Jünger im Glauben an ihn. Dieser Glaube hatte angefangen auf das Zeugnis Johannes des Täufers hin, war fortgeschritten, als die Jünger Jesus sahen und hörten, besonders als der Herr sich Nathanael gegenüber als Herzenskenner erwies, und dieser Glaube war jetzt zu einer gewissen Vollendung gediehen. Johannes Joh 51 2 12 Post hoc descendit Capharnaum ipse, et mater ejus, et fratres ejus, et discipuli ejus: et ibi manserunt non multis diebus. Darnach¹⁹ ging er hinab²⁰ nach Kapharnaum, er, seine Mutter, seine Brüder²¹ und seine Jünger; daselbst blieben sie nur wenige Tage.²² Johannes Joh 51 2 12 19 Johannes will zeigen, dass der Heiland sich von Anfang an in Judäa offenbarte, aber keinen oder geringen Glauben fand. Johannes Joh 51 2 12 20 Kapharnaum, das heutige Tell Hum, lag am See. Die Reise ist nicht die gleiche mit der [Mt 4,13] berichteten. Johannes Joh 51 2 12 21 Über die Brüder Jesu siehe [Mt 12,Anm.59]. Johannes Joh 51 2 12 22 Mutter und Brüder gehen wohl nach Nazareth. Johannes Joh 51 2 13 Et prope erat Pascha Judæorum, et ascendit Jesus Jerosolymam: Das Osterfest der Juden war nahe,²³ und Jesus ging hinauf nach Jerusalem. Johannes Joh 51 2 13 23 Mit dem Osterfeste beginnt das erste Jahr des öffentlichen Lebens Jesu, über das der Apostel bis zum Ende des vierten Kapitels berichtet. Johannes Joh 51 2 14 Et invenit in templo vendentes boves, et oves, et columbas, et nummularios sedentes. Und er fand im Tempel die Verkäufer von Ochsen, Schafen und Tauben, und die Wechsler da sitzend. [Mt 21,12] Johannes Joh 51 2 15 Et cum fecisset quasi flagellum de funiculis, omnes ejecit de templo, oves quoque, et boves, et nummulariorum effudit æs, et mensas subvertit. Da machte er eine Geißel aus Stricken,²⁴ und trieb sie alle zum Tempel hinaus, auch die Schafe und Ochsen, und stieß die Tische um, und verschüttete das Geld der Wechsler. Johannes Joh 51 2 15 24 Das Ansehen und die Macht seiner gottmenschlichen Erscheinung überwältigt alle. Die Geißel in seiner Hand ist daher nicht sowohl Werkzeug tatsächlicher Gewalt, als vielmehr Sinnbild des Schreckens. Ähnliche Sinnbilder bei den Propheten: Vergl. [1Kön 22,11, Jes 20,2ff]. Diese Tempelreinigung am Anfange der Lehrtätigkeit ist gänzlich von derjenigen verschieden, welche Christus am Ende derselben vornahm. [Mt 21,12ff] Johannes Joh 51 2 16 Et his, qui columbas vendebant, dixit: Auferte ista hinc, et nolite facere domum patris mei, domum negotiationis. Zu denen aber, welche Tauben verkauften, sprach er: Bringet dies weg von hier, und machet das Haus meines Vaters²⁵ nicht zu einem Kaufhause! Johannes Joh 51 2 16 25 Wenn er Gottes Sohn ist, kann niemand etwas dagegen haben, wenn er für die Ehre des Hauses Gottes streitet. Vergl. [Sach 14,21]. Johannes Joh 51 2 17 Recordati sunt vero discipuli ejus quia scriptum est: Zelus domus tuæ comedit me. Da erinnerten sich seine Jünger, dass geschrieben steht: Der Eifer für dein Haus verzehret mich.²⁶ [Ps 68,10] Johannes Joh 51 2 17 26 Der Eifer für die Heiligkeit des Hauses Gottes und für die Ehre des Herrn. Johannes Joh 51 2 18 Responderunt ergo Judæi, et dixerunt ei: Quod signum ostendis nobis quia hæc facis? Die Juden nun antworteten und sprachen zu ihm:²⁷ Welches Wunder zeigest du uns, da du dieses tust? Johannes Joh 51 2 18 27 Wie V. 17 die Wirkung der Handlung auf die Jünger, zeigt V. 18 die Aufnahme derselben seitens der jüdischen Lehrer. Die Lehrer wollen sagen: Dieses Kaufen und Verkaufen ist längst Gewohnheit und geschieht unter den Augen der Behörden. Wenn nun du, ein Privatmann, diesen Gebrauch abstellen heißest, musst du eine höhere Sendung haben; eine solche aber ist durch Wunder zu beweisen. Johannes Joh 51 2 19 Respondit Jesus, et dixit eis: Solvite templum hoc, et in tribus diebus excitabo illud. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Brechet diesen Tempel ab, und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten.²⁸ Johannes Joh 51 2 19 28 Jesus entlehnt das Bild vom Tempel, in dem er soeben das Recht des Sohnes Gottes ausübt (Orig.). Das Bild ist rätselhaft, wie oft Bilder in den Reden des Herrn, wenn die Hörer noch nicht die Wahrheit klar und unverhüllt ertragen können (Chrys.), aber nicht umsonst geboten, da auch die Böswilligen nach der Erfüllung die Wahrheit erkennen konnten. Der Heiland sagt die Auferstehung öfter vorher. Vergl. [Mt 12,39], da ihr das Ärgernis des Kreuzes vorausgeht. Der Tempel ist das Bild des Leibes Christi. In prophetischer Rede stellt Christus Vorbild und Sache gleich, weil in ihm die Gottheit leibhaftig wohnt. Vergl. [Jes 7,14]. Das Wort: Brechet ab, enthält so wenig wie seine Wiederholung [Mt 23,32] eine Aufforderung im strengen Sinne, sondern ist prophetisch: Ihr möget ihn wohl seiner Zeit abbrechen, er wird doch wieder auferstehen (Cyr., Euth., Thom.). Die Juden sind gegen seine Worte unempfänglich und forschen nicht nach dem tieferen Sinne. Johannes Joh 51 2 2 Vocatus est autem et Jesus, et discipuli ejus ad nuptias. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit geladen.⁴ Johannes Joh 51 2 2 4 Jesus wurde nach seiner Ankunft in Kana ebenfalls zu der Hochzeit eingeladen und seinetwegen auch die Jünger. Diese sind zunächst zur Jüngerschaft im weiteren Sinne berufen [Joh 1,35], auf welche dann [Mt 4,18-22] die Berufung zur Jüngerschaft im engeren Sinne folgt. Endlich werden die hierzu Auserwählten zu Aposteln gemacht. ([Mk 3,13ff, Lk 6,12], eine Auserwählung, die [Mt 10,1] und [Joh 6,71] bereits voraussetzen.) Scheinbar zufällig ist der Herr durch Gottes Ratschluss gegenwärtig. So ließ sich der Heiland herab, die irdische Freude der Menschen zur Förderung ihres Heiles zu benutzen. Denn er, welcher das Ehebündnis in der Schöpfung eingesetzt hatte, kam, um es als Erlöser durch seine Gegenwart zu heiligen. (Euth.) Johannes Joh 51 2 20 Dixerunt ergo Judæi: Quadraginta et sex annis ædificatum est templum hoc, et tu in tribus diebus excitabis illud? Da sprachen die Juden: In sechsundvierzig Jahren ist dieser Tempel gebaut worden, und du wirst ihn in drei Tagen aufrichten?²⁹ Johannes Joh 51 2 20 29 Herodes der Gr. hatte im Jahre 17 v. Chr. den Bau begonnen. Jetzt ist also etwa das 30. Lebensjahr Christi, doch sind die Daten genauer schwer festzustellen. Johannes Joh 51 2 21 Ille autem dicebat de templo corporis sui. Er aber redete von dem Tempel seines Leibes. Johannes Joh 51 2 22 Cum ergo resurrexisset a mortuis, recordati sunt discipuli ejus, quia hoc dicebat, et crediderunt Scripturæ, et sermoni, quem dixit Jesus. Als er nun von den Toten auferstanden war, erinnerten sich seine Jünger daran, dass er dies gesagt hatte, und sie glaubten der Schrift und der Rede, welche Jesus gesprochen hatte.³⁰ Johannes Joh 51 2 22 30 Sie überzeugten sich nach der Auferstehung von der Wahrheit dessen, was die Schrift von der Auferstehung voraussagt. [Ps 16,10, Jes 53]. Johannes Joh 51 2 23 Cum autem esset Jerosolymis in Pascha in die festo, multi crediderunt in nomine ejus videntes signa ejus, quæ faciebat. Als er nun zum Osterfeste zu Jerusalem war, glaubten viele an seinen Namen, da sie seine Wunder sahen, die er wirkte.³¹ Johannes Joh 51 2 23 31 Jesus bleibt in Judäa, bis die Gefährdung seiner Person und seines Werkes ihn zwingt, sich nach Galiläa zurückzuziehen. Die Einwohner von Judäa schauen nur auf die Wunder und werden in ihrer Anhänglichkeit wankend, wenn Schwierigkeiten entstehen. So wählt sich Jesus denn in Galiläa seine Jünger. Johannes Joh 51 2 24 Ipse autem Jesus non credebat semetipsum eis, eo quod ipse nosset omnes, Jesus selbst aber vertraute sich ihnen nicht,³² weil er sie alle kannte, Johannes Joh 51 2 24 32 Jesus gab ihnen keine weiteren Offenbarungen über sich selbst und ließ sie nicht zu vertrauterem Umgange zu, da es vielfach nur die befriedigte krankhafte Wundersucht war, welche sie zu einigem Glauben brachte. Johannes Joh 51 2 25 Et quia opus ei non erat ut quis testimonium perhiberet de homine: ipse enim sciebat quid esset in homine. und weil er nicht nötig hatte, dass ihm jemand Zeugnis gab von dem Menschen, denn er wusste selbst,³³ was im Menschen war. Johannes Joh 51 2 25 33 Jesus wusste selbst besser als die Menschen, was sich in ihrem Herzen barg, wie die Vorhersagung der Verleugnung des heil. Petrus zeigt (Aug.). Johannes Joh 51 2 3 Et deficiente vino, dicit mater Jesu ad eum: Vinum non habent. Und da der Wein ausging,⁵ sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein!⁶ Johannes Joh 51 2 3 5 Die Feier dauerte in der Regel mehrere Tage. Johannes Joh 51 2 3 6 Die Worte der heil. Jungfrau sind eine bescheidene Bitte und zeigen ihre Bereitwilligkeit, sich ganz dem Willen des Sohnes zu fügen. Welche Liebe zum Nächsten, welche Klugheit, welches Vertrauen! Sie erwartet eine wunderbare Hilfe, denn die Erinnerung an die Verkündigung und die Ereignisse bei der Geburt des Herrn wichen nie aus ihrem Herzen. Vielleicht hatte sie auch Kunde von dem, was am Jordan geschehen war (Chrys., Thom.). Die Jünger, welche den Herrn umgeben, zeigen ihr jedenfalls, dass derselbe seine öffentliche Tätigkeit begonnen hat. Johannes Joh 51 2 4 Et dicit ei Jesus: Quid mihi, et tibi est mulier? nondum venit hora mea. Jesus aber sprach zu ihr: Weib! was soll dies mir und dir?⁷ Noch ist meine Stunde nicht gekommen.⁸ Johannes Joh 51 2 4 7 Jesus hat, allen zum Vorbilde, alles verlassen, um allein Gottes Werk zu tun. [Joh 5,36ff] Die Worte: Was soll dies mir und dir? Haben eigentlich den Sinn: In dieser Sache besteht zwischen uns keine Gemeinschaft. Vergl. [Mk 1,Anm.32] und [2Kön 16,10] Jesus spricht dieselben nicht als Sohn zur Mutter (denn in dieser Beziehung besteht eine Gemeinschaft) sondern gleichsam als Amtsperson, als der von Gott Gesandte. Als solcher konnte er allerdings von niemand eine Mahnung annehmen, seine Wundertätigkeit zu beginnen. In welchem Sinne Jesus das Eingehen auf ihren Wunsch ablehnt, (wenn die Worte des Heilandes so weit gehen), sagt der erklärende Zusatz: Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Die Stunde war nicht vom göttlichen Vater vorgezeichnet, von Christus aber waren die Umstände ausgewählt, in welchen er durch sein erstes Wunder seine Sendung und Lehre beglaubigen und seine Herrlichkeit offenbaren wollte. Doch die fortgesetzten Bitten, welche aus der Tiefe des gottergebenen Herzens der Mutter den Sohn bestürmten, errangen gleichsam den Sieg über die anfangs widerstrebenden Absichten des Erlösers (Chrys., Cyr.). Dreimal hebt der Evangelist die Würde Marias hervor: Die Mutter Jesu. Dieses Verhältnis schmälert oder verkennt das Wort des Heilandes: Weib, nicht, denn dieses hat den ehrenvollen Sinn: Herrin. Der Heiland wählt ihn also wohl, seine Mutter zu ehren, da man auch Königinnen so anredete. Johannes Joh 51 2 5 Dicit mater ejus ministris: Quodcumque dixerit vobis, facite. Da sagte seine Mutter⁸ zu den Dienern: Was immer er euch sagt, das tuet!⁹ Johannes Joh 51 2 5 8 Die einst durch ihre freie Einwilligung der Welt den Erlöser geschenkt, von der im Ratschlusse Gottes die Hingabe ihres Sohnes zum Kreuzestode verlangt ward, die mit Recht neben ihrem Sohne als Mittlerin des Heiles gepriesen wird, sollte ihr eine Gewalt verweigert sein, wie sie die Schrift öfter dem gläubigen vertrauensvollen Beter über ausgesprochene göttliche Ratschlüsse einräumt? Auch das chananäische Weib ward einst erhört, obwohl der Heiland zuvor die abweisenden Worte gesprochen: Ich bin nur gesendet zu den verlorenen Schafen Israels. Und die bei dem ersten neutestamentlichen Gnadenerweis, bei der Heiligung des Täufers, als Mittlerin frei mitgewirkt, sollte durch die drei Jahre der öffentlichen Tätigkeit des Heilandes nichts haben tun, nicht durch ihr mächtiges Gebet eine beschleunigte Eröffnung des messianischen Reiches haben vermitteln können? Johannes Joh 51 2 5 8 Die einst durch ihre freie Einwilligung der Welt den Erlöser geschenkt, von der im Ratschlusse Gottes die Hingabe ihres Sohnes zum Kreuzestode verlangt ward, die mit Recht neben ihrem Sohne als Mittlerin des Heiles gepriesen wird, sollte ihr eine Gewalt verweigert sein, wie sie die Schrift öfter dem gläubigen vertrauensvollen Beter über ausgesprochene göttliche Ratschlüsse einräumt? Auch das chananäische Weib ward einst erhört, obwohl der Heiland zuvor die abweisenden Worte gesprochen: Ich bin nur gesendet zu den verlorenen Schafen Israels. Und die bei dem ersten neutestamentlichen Gnadenerweis, bei der Heiligung des Täufers, als Mittlerin frei mitgewirkt, sollte durch die drei Jahre der öffentlichen Tätigkeit des Heilandes nichts haben tun, nicht durch ihr mächtiges Gebet eine beschleunigte Eröffnung des messianischen Reiches haben vermitteln können? Johannes Joh 51 2 5 9 Maria bereitet die Diener auf etwas Außerordentliches vor. Johannes Joh 51 2 6 Erant autem ibi lapideæ hydriæ sex positæ secundum purificationem Judæorum, capientes singulæ metretas binas vel ternas. Es standen aber dort¹⁰ sechs steinerne Wasserkrüge zu den bei den Juden üblichen Reinigungen,¹¹ wovon ein jeder zwei bis drei Maß hielt.¹² Johannes Joh 51 2 6 10 Dass die Krüge von Stein waren, ist zufällig. Johannes Joh 51 2 6 11 Die Reinigung bestand im Waschen der Hände und Gefäße vor und nach dem Essen. Die Unterscheidung von Weinkrügen zeigt die Unmöglichkeit einer Vermischung des Wassers mit Weinresten. Johannes Joh 51 2 6 12 Eine Metrete, hebr. Bath, hatte 36 40 Liter, jeder Krug mithin etwa 80 oder 120 Liter. Dadurch tritt die Großartigkeit des Wunders noch mehr vor Augen. Johannes Joh 51 2 7 Dicit eis Jesus: Implete hydrias aqua. Et impleverunt eas usque ad summum. Jesus sprach zu ihnen:¹³ Füllet die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis oben.¹⁴ Johannes Joh 51 2 7 13 Den Dienern. Johannes Joh 51 2 7 14 Die Menge des Wassers und die Wahrheit des Wunders (man konnte nichts hinzugießen) werden hervorgehoben. Johannes Joh 51 2 8 Et dicit eis Jesus: Haurite nunc, et ferte architriclino. Et tulerunt. Und Jesus sprach zu ihnen: Schöpfet nun, und bringet es dem Speisemeister!¹⁵ Und sie brachten es ihm. Johannes Joh 51 2 8 15 Es gehörte zu dem Amte des Speisemeisters, den Wein zu kosten und ihn den Gästen vorzusetzen. So wurde ein unverdächtiger Zeuge für das Wunder gewonnen (Chrys., Theoph.). Johannes Joh 51 2 9 Ut autem gustavit architriclinus aquam vinum factam, et non sciebat unde esset, ministri autem sciebant, qui hauserant aquam: vocat sponsum architriclinus, Als aber der Speisemeister das Wasser¹⁶ kostete, welches zu Wein geworden war, und nicht wusste, woher¹⁷ es kam (die Diener aber, welche das Wasser geschöpft hatten, wussten es), rief der Speisemeister den Bräutigam Johannes Joh 51 2 9 16 Er kostete eigentlich den Wein, der Wasser genannt wird, weil er es einen Augenblick zuvor noch gewesen ist. Johannes Joh 51 2 9 17 Die Wasserkrüge standen also wohl nicht im Speisezimmer selbst. Johannes Joh 51 0 1 Bei Nikodemus findet der Heiland schwachen und furchtsamen Glauben. (V. 21) In Judäa, wo Christus tauft, findet er unvollkommenen Glauben. Johannes Joh 51 3 1 Erat autem homo ex Pharisæis, Nicodemus nomine, princeps Judæorum. Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern,¹ Nikodemus mit Namen,² ein Vorsteher³ der Juden. Johannes Joh 51 3 1 1 Selbst dieser ihm so feindlich gesinnten Partei gewann Jesus eine teilweise Anerkennung ab. Johannes Joh 51 3 1 2 Nikodemus soll ein Priester, hebr. Bonai genannt, gewesen sein. Johannes Joh 51 3 1 3 Er war Vorsteher einer Schule (V. 10) und Mitglied des hohen Rates. Das römische Martyrologium feiert ihn am 3. August als Heiligen. Johannes Joh 51 3 10 Respondit Jesus, et dixit ei: Tu es magister in Israel, et hæc ignoras? Jesus antwortete, und sprach zu ihm:²³ Du bist ein Lehrer Israels²⁴ und weißt dies nicht? Johannes Joh 51 3 10 23 Jesus antwortet mit einer Gegenfrage, die einen leichten Vorwurf enthält (Euth., Aug.). Johannes Joh 51 3 10 24 Du gehörst zu den Lehrern Israels. Die Juden hatten bei der Lesung der heil. Schrift eine Binde vor den Augen. Vergl. [2Kor 3,13]. Johannes Joh 51 3 11 Amen, amen dico tibi, quia quod scimus loquimur, et quod vidimus testamur, et testimonium nostrum non accipitis. Wahrlich, wahrlich,²⁵ ich sage dir, was wir wissen,²⁶ reden wir, und was wir gesehen haben, bezeugen wir, und ihr²⁷ nehmet unser Zeugnis nicht an! Johannes Joh 51 3 11 25 Jesus lässt den Satz von der Wiedergeburt und zeigt die Notwendigkeit des Glaubens an ihn, den Messias, die Quelle der Wahrheit und neuen Lebens, auch für die Lehrer Israels. Dieser Glaube fehlt Nikodemus noch (V. 12), ist aber Bedingung für das ewige Leben (V. 15), ohne deren Erfüllung das Gericht kommt (V. 18), das bereits begonnen (V. 19 21). Johannes Joh 51 3 11 26 Christus spricht nur von sich (Theoph.). Gegensatz zu V. 2 Mein Wissen ist ein unmittelbares (V. 32). Johannes Joh 51 3 11 27 Die jüdischen Lehrer. Johannes Joh 51 3 12 Si terrena dixi vobis, et non creditis: quomodo, si dixero vobis clestia, credetis? Wenn ich Irdisches zu euch redete, und ihr nicht glaubet, wie werdet ihr glauben,²⁸ wenn ich zu euch Himmlisches²⁹ rede? Johannes Joh 51 3 12 28 Die Aussichten für die Zukunft sind noch trauriger. Johannes Joh 51 3 12 29 Über rein irdische Dinge hat Jesus nie eine Lehre gegeben, mithin kann das Wort irdisch hier nicht lediglich solche bezeichnen. Irdisches enthielt die vorher gegebene Erklärung über die Wiedergeburt, das vom Winde hergenommene Beispiel, die Wirkungen des Geistes im erneuten Menschen, weil die gebrauchten Bilder und teilweise auch die Dinge selbst unter die Sinne fallen, z. B. Wind, Geboren werden, Sausen. Himmlisch sind hingegen z. B. die Lehren über die Dreifaltigkeit, die Erlösung, die Seligkeit. Johannes Joh 51 3 13 Et nemo ascendit in clum, nisi qui descendit de clo, Filius hominis, qui est in clo. Und niemand ist in den Himmel aufgestiegen, als der von dem Himmel herabgestiegen ist, der Menschensohn, der im Himmel ist.³⁰ Johannes Joh 51 3 13 30 Das Aufsteigen ist hier nicht in sinnlicher Weise zu verstehen. Der Sohn Gottes war von Ewigkeit her im Himmel als Gott, durch die Menschwerdung kam er auf die Erde herab, dennoch als Gott zugleich im Himmel bleibend. Den Ausdruck aufsteigen wählt der Gottmensch, indem er sich unserer Sprechweise anbequemt. Ist nun der Heiland der einzige Lehrer der himmlischen Geheimnisse aus eigener Anschauung, so ist ihm Glauben zu schenken. Aus diesen Geheimnissen hebt der Heiland eines hervor, welches die Quelle ist, aus der dem Menschen die neu gestaltende Kraft zufließt. Johannes Joh 51 3 14 Et sicut Moyses exaltavit serpentem in deserto: ita exaltari oportet Filium hominis: Und gleichwie Moses die Schlange in der Wüste erhöhet hat, so muss³¹ der Menschensohn erhöhet werden,³² Johannes Joh 51 3 14 31 Nach göttlichem Ratschlusse Gottes unendliche Liebe kund zu tun. Johannes Joh 51 3 14 32 Die tote Schlange zur Rettung der Kranken ist ein Bild des durch den Tod Leben wirkenden Christus. Die eherne Schlange ohne Gift ist das Bild des sündlosen Erlösers, der am Kreuze die von der Sünde verwundeten Menschen heilte (Chrys.) Vergl. [Weish 16,7]. Johannes Joh 51 3 15 Ut omnis, qui credit in ipsum, non pereat, sed habeat vitam æternam. damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben habe.³³ Johannes Joh 51 3 15 33 Dort bewirkte leibliches Schauen die Rettung, hier das Schauen des Glaubens. Johannes Joh 51 3 16 Sic enim Deus dilexit mundum, ut Filium suum unigenitum daret: ut omnis, qui credit in eum, non pereat, sed habeat vitam æternam. Denn³⁴ so sehr hat Gott die Welt³⁵ geliebt, dass er seinen eingebornen Sohn hingab,³⁶ damit jeder, der an ihn glaubt,³⁷ nicht verloren gehe, sondern das ewige Leben habe.³⁸ Johannes Joh 51 3 16 34 Begründung zu V. 14, V. 15. Die folgenden Worte gehören noch zur Rede Jesu. Welche Majestät der Rede! (Chrys.) Johannes Joh 51 3 16 35 Die sündige Menschheit. Johannes Joh 51 3 16 36 Welch große Liebe! Den Eingeborenen in den Tod -, damit die Menschen nicht verloren gehen! Johannes Joh 51 3 16 37 An den Heiland glaubt, wer glaubt, dass er Gottes Sohn und Gesandter, der Erlöser der Welt ist, dass in ihm allein Heil ist, und wer eben deshalb ihm anhängt, seine Lehre festhält, seine Gebote beobachtet, seine Gnadenmittel gebraucht. Vergl. auch [Gal 5,19]. Mit der Betonung des Glaubens hebt der Heiland, die V. 3, V. 5 aufgestellte Bedingung der Wiedergeburt nicht auf. Johannes Joh 51 3 16 38 Das ewige Leben nimmt hier seinen Anfang, die Verdammnis tritt im Jenseits ein. Johannes Joh 51 3 17 Non enim misit Deus Filium suum in mundum, ut judicet mundum, sed ut salvetur, mundus per ipsum. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn selig werde.³⁹ Johannes Joh 51 3 17 39 Die Juden erwarteten den Messias als Richter und Rächer, Jesus aber erscheint als Retter und Erlöser. Das Gericht ist allen Sündern angedroht; nun sind auch die Juden Sünder, also sollten sie lieber die Barmherzigkeit als die Gerechtigkeit anrufen. Erst bei der zweiten Ankunft wird Christus richten und verdammen. Johannes Joh 51 3 18 Qui credit in eum, non judicatur: qui autem non credit, jam judicatus est: quia non credit in nomine unigeniti Filii Dei. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, weil er nicht an den Namen des eingebornen Sohnes Gottes glaubt.⁴⁰ [Joh 1,12] Johannes Joh 51 3 18 40 Wer nicht glaubt, stößt die Quelle alles Heiles zurück und ist jetzt durch das Gewissen gerichtet (Cyr. Chrys.). Er ist durch seine Sünde dem Gerichte verfallen. Johannes Joh 51 3 19 Hoc est autem judicium: quia lux venit in mundum, et dilexerunt homines magis tenebras, quam lucem: erant enim eorum mala opera. Das aber⁴¹ ist das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und es liebten die Menschen die Finsternis mehr als das Licht; denn ihre Werke waren böse.⁴² Johannes Joh 51 3 19 41 Begründung (Chrys., Cyr.) oder Erklärung (Thom.). Daher aber kommt das Verdammungsurteil, dass die Menschen aus eigenem Willen sich der besseren Einsicht verschließen. Johannes Joh 51 3 19 42 Der Mensch überliefert sich selbst dem Verderben, indem er aus freiem Entschlusse sich der geistigen Finsternis zuwendet. Der Unglaube hat fast immer seinen Grund in einem sündhaften Leben. Vergl. [Röm 1,21]. Johannes Joh 51 3 2 Hic venit ad Jesum nocte, et dixit ei: Rabbi: scimus quia a Deo venisti magister, nemo enim potest hæc signa facere, quæ tu facis, nisi fuerit Deus cum eo. Dieser kam zu Jesus des Nachts⁴ und sprach zu ihm: Rabbi!⁵ wir wissen,⁶ dass du von Gott gekommen bist als Lehrer;⁷ denn niemand kann diese Wunder⁸ wirken, welche du tuest, wenn nicht Gott mit ihm ist.⁹ Johannes Joh 51 3 2 4 Aus Furcht. Die Nacht ist ein Bild seiner noch umnachteten Erkenntnis (Cyr., Aug., Thom.). Johannes Joh 51 3 2 5 Gewöhnliche Anrede. Johannes Joh 51 3 2 6 Er und einige angesehene Juden, welche die gleiche Überzeugung hegen. So bildet dies Wort eine Ergänzung zu [Joh 2,23] Johannes Joh 51 3 2 7 Diese Bezeichnung geht bereits über die gewöhnliche Vorstellung hinaus: Ein nicht gewöhnlicher Lehrer, einer, der von Gott eine ganz besondere Sendung hat. Johannes Joh 51 3 2 8 Vergl. [Joh 2,23]. Also nicht die Lehre ist Anlass. Johannes Joh 51 3 2 9 Wenn er nicht in der Kraft Gottes wirkt. Johannes Joh 51 3 20 Omnis enim, qui male agit, odit lucem, et non venit ad lucem, ut non arguantur opera ejus: Denn jeder, der Böses tut,⁴³ hasset das Licht, und kommt nicht an das Licht, damit seine Werke nicht gerügt werden. [Eph 5,13] Johannes Joh 51 3 20 43 Erklärung der Schlussworte von V. 19. Johannes Joh 51 3 21 Qui autem facit veritatem, venit ad lucem, ut manifestentur opera ejus, quia in Deo sunt facta. Wer aber die Wahrheit tut,⁴⁴ kommt an das Licht,⁴⁵ damit seine Werke offenbar werden,⁴⁶ weil sie in Gott getan sind.⁴⁷ Johannes Joh 51 3 21 44 Die Wahrheit wird mit dem Lichte passend verglichen. Übrigens ist Wahrheit hier dasselbe, wie das Gute. Vergl. den Gegensatz V. 20. der Böses tut. Johannes Joh 51 3 21 45 Wer die Wahrheit tut, nimmt die Offenbarung gern an, weil sich dann zeigt, dass seine Werke derselben entsprechen. Johannes Joh 51 3 21 46 Die Heiden hatten die Vernunft, die Juden zudem das Gesetz als Lehrmeister. Johannes Joh 51 3 21 47 Die Gott als Richtschnur des Handelns haben. Vergl. [Jes 26,9, Tob 4,6] u. a. Johannes Joh 51 3 22 Post hæc venit Jesus, et discipuli ejus in terram Judæam: et illic demorabatur cum eis, et baptizabat. Darnach⁴⁸ kam Jesus mit seinen Jüngern in die Landschaft Judäa,⁴⁹ und hielt sich daselbst mit ihnen auf, und taufte.⁵⁰ Johannes Joh 51 3 22 48 Nach dem Gespräch mit Nikodemus (Cyr., Thom.) oder nach allem, was in der Stadt geschehen von [Joh 2,13] an (Chrys., Theoph.). Johannes Joh 51 3 22 49 Der Unglaube zwingt den Heiland, einen anderen Wohnort aufzusuchen. Dennoch bleibt der Herr in Judäa und sucht das Volk durch die Taufe an sich zu ziehen. Johannes Joh 51 3 22 50 Es ist wohl nur eine Bußtaufe, nicht die sakramentale; denn noch war das Erlösungswerk nicht vollbracht (Chrys., Euth., Theoph., Leo) und die Jünger hatten noch keinen Auftrag zu taufen erhalten. [Mt 28,19]. Aus diesem Grunde kann auch Johannes seine Taufe fortsetzen. Johannes Joh 51 3 23 Erat autem et Joannes baptizans in nnon, juxta Salim: quia aquæ multæ erant illic, et veniebant, et baptizabantur. Es taufte⁵¹ aber auch Johannes zu Ännon⁵² bei Salim, weil daselbst viel Wasser war; und die Menschen kamen und ließen sich taufen. Johannes Joh 51 3 23 51 Mit Taufen beschäftigt. Johannes Joh 51 3 23 52 Ännon-Quelle. Nach Euseb. und Hieron. lagen beide Städte etwa 18 Kilometer südlich von Stinthopholis, in der Nähe des Jordans, aber nicht in demselben. Johannes Joh 51 3 24 Nondum enim missus fuerat Joannes in carcerem. Denn noch war Johannes nicht in das Gefängnis geworfen worden. Johannes Joh 51 3 25 Facta est autem quæstio ex discipulis Joannis cum Judæis de Purificatione. Es erhob sich aber eine Streitfrage unter den Jüngern des Johannes⁵³ und den Juden über die Reinigung.⁵⁴ Johannes Joh 51 3 25 53 Der Heiland wirkte also neben Johannes. Die Jünger des Täufers werden eifersüchtig und beginnen den Streit. Ob der Jude von den Jüngern Jesu getauft war? (Chrys., Euth. u. a. bejahen diese Frage.) Johannes Joh 51 3 25 54 Die Taufe. Johannes Joh 51 3 26 Et venerunt ad Joannem, et dixerunt ei: Rabbi, qui erat tecum trans Jordanem, cui tu testimonium perhibuisti, ecce hic baptizat, et omnes veniunt ad eum. Und sie kamen zu Johannes, und sagten zu ihm: Rabbi! der, welcher bei dir war jenseits des Jordans, dem du Zeugnis gegeben hast,⁵⁵ siehe, dieser tauft, und alle kommen zu ihm. Johannes Joh 51 3 26 55 Der dein Jünger sein wollte, und dem du durch dein Zeugnis Ansehen verschafft hast (Chrys., Euth., Bed.). Johannes Joh 51 3 27 Respondit Joannes, et dixit: Non potest homo accipere quidquam, nisi fuerit ei datum de clo. Da antwortete Johannes, und sprach: Ein Mensch⁵⁶ kann⁵⁷ nichts⁵⁸ nehmen, wenn es ihm nicht vom Himmel gegeben ist. Johannes Joh 51 3 27 56 Ein allgemeiner Satz mit besonderer Beziehung auf Christus (Chrys., Euth.). Aus dem von euch selbst zugestandenen Erfolge Jesu ist zu erkennen, dass er ein ihm vom Himmel anvertrautes Amt verwaltet. Dass dies das Amt des Messias ist, sagt Johannes im folgenden Verse. Johannes Joh 51 3 27 57 Moralisch. Johannes Joh 51 3 27 58 Kein Amt und keinen Erfolg im Amte (Bed.). Johannes Joh 51 3 28 Ipsi vos mihi testimonium perhibetis, quod dixerim: Non sum ego Christus: sed quia missus sum ante illum. Ihr selbst gebet mir Zeugnis,⁵⁹ dass ich gesagt habe:⁶⁰ Ich bin nicht Christus, sondern ich bin vor ihm hergesandt. Johannes Joh 51 3 28 59 Johannes überweist die Jünger aus ihrem eigenen Munde (Aug.). Johannes Joh 51 3 28 60 Nämlich [Joh 1,19.28]. Johannes Joh 51 3 29 Qui habet sponsam, sponsus est: amicus autem sponsi, qui stat, et audit eum, gaudio gaudet propter vocem sponsi. Hoc ergo gaudium meum impletum est. Wer die Braut hat, ist der Bräutigam;⁶¹ der Freund des Bräutigams aber, welcher da stehet⁶² und ihn höret, freuet sich hoch über die Stimme⁶³ des Bräutigams. Nun denn, diese meine Freude⁶⁴ ist erfüllt.⁶⁵ Johannes Joh 51 3 29 61 Ein neues Zeugnis. Das Bild ist von der Ehe genommen, unter dem das Verhältnis Gottes zu seinem Volke [Jes 54,6, Jes 62,4] u. a. und Jesu zu seiner Kirche [2Kor 11,2, Eph 5,32, Offb 19,7] dargestellt wird. Es ist nur ein Bräutigam, und alle anderen sind für ihn da. Johannes Joh 51 3 29 62 Zum Dienste bereit. Johannes Joh 51 3 29 63 Aus dem Tone der Stimme und den Worten erkennt der Freund die freudige Stimmung des Bräutigams. Freund des Bräutigams heißt der Begleiter desselben bei der Abholung der Braut. Johannes Joh 51 3 29 64 Johannes hat durch die Bußpredigt für Christus geworben, sein Zeugnis hat auf Jesus hingewiesen, und er hat ihm die ersten Jünger gesendet. Johannes Joh 51 3 29 65 Das messianische Reich, das Ziel meiner Wünsche, hat seinen Anfang genommen. Johannes Joh 51 3 3 Respondit Jesus, et dixit ei: Amen, amen dico tibi, nisi quis renatus fuerit denuo, non potest videre regnum Dei. Jesus antwortete,¹⁰ und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn jemand nicht von neuem geboren wird,¹¹ so kann er das Reich Gottes¹² nicht sehen!¹³ Johannes Joh 51 3 3 10 Der Herr las wohl in der Seele des Besuchers die Sehnsucht nach religiöser und sittlicher Erneuerung und geht daher sogleich auf diesen Gegenstand ein. So bekundet er zugleich seine Herzenskenntnis und seine Worte machen größeren Eindruck. Johannes Joh 51 3 3 11 Eine geistig-sittliche Umwandlung wird verlangt. Johannes Joh 51 3 3 12 Das messianische Reich. Johannes Joh 51 3 3 13 Sehen: in dasselbe eingehen, Bürger desselben werden. Nur dem Getauften steht dies zu. Johannes Joh 51 3 30 Illum oportet crescere, me autem minui. Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.⁶⁶ Johannes Joh 51 3 30 66 Dieses Verhältnis muss sich immer mehr zu Gunsten Jesu gestalten: Jesus muss zunehmen an Macht und Ansehen, und mehr und mehr Glauben und Liebe finden. Johannes war gleichsam der der Sonne vorausgehende Morgenstern (Aug., Euth.) oder der Mond, der seinen Glanz verliert, wenn die Sonne heraufkommt. Warum wies aber der Täufer seine Jünger nicht mit ausdrücklichen Worten an, sich zu Jesus zu begeben? Weil sie durch freien Glauben zu ihm gelangen sollten. Sein Zeugnis war deutlich genug, um sie zum Glauben zu führen. Was ihnen dunkel war, sollten sie durch den Glauben überwinden, wie dies Andreas und Johannes taten. Johannes Joh 51 3 31 Qui desursum venit, super omnes est. Qui est de terra, de terra est, et de terra loquitur. Qui de clo venit, super omnes est. Wer von oben kommt,⁶⁷ ist über allen.⁶⁸ Wer von der Erde ist, ist von der Erde, und redet von der Erde.⁶⁹ Wer vom Himmel kommt, ist über allen. Johannes Joh 51 3 31 67 Wohl noch Rede des Täufers. Johannes Joh 51 3 31 68 An Würde und Macht über allen Propheten, welche den Willen Gottes zu offenbaren hatten, da er die höchste Offenbarung bringt. Johannes Joh 51 3 31 69 Der Mensch als Erdenwesen spricht aus sich Irdisches, nur Natürliches, und soll er Übernatürliches sprechen, so bedarf er einer besonderen Offenbarung (Aug., Thom.). Auch diese aber gibt er nach seiner beschränkten Fassungskraft und seiner erdhaften Natur entsprechend wieder. Johannes Joh 51 3 32 Et quod vidit, et audivit, hoc testatur: et testimonium ejus nemo accipit. Und was er gesehen und gehört hat,⁷⁰ das bezeuget er; und niemand nimmt sein Zeugnis an.⁷¹ Johannes Joh 51 3 32 70 Das Zeugnis eines Augenzeugen ist unanfechtbar. Johannes Joh 51 3 32 71 Der Schmerz verursacht den starken Ausdruck. Der Sinn ist: Verhältnismäßig wenige. Selbst ein Teil der Jünger des heil. Johannes gehörte zu den Ungläubigen. Johannes Joh 51 3 33 Qui accepit ejus testimonium, signavit quia Deus verax est. Wer aber sein Zeugnis angenommen hat, der hat besiegelt,⁷² dass Gott wahrhaftig ist.⁷³ Johannes Joh 51 3 33 72 Die gläubige Annahme ist gleichsam das Siegel, mit dem der Mensch die Wahrhaftigkeit Gottes bestätigt. Johannes Joh 51 3 33 73 Treu in seinen Verheißungen. Johannes Joh 51 3 34 Quem enim misit Deus, verba Dei loquitur: non enim ad mensuram dat Deus spiritum. Denn der, welchen Gott gesandt hat, redet Worte Gottes; denn Gott gibt den Geist nicht nach einem Maße.⁷⁴ Johannes Joh 51 3 34 74 Worte Gottes redet Jesus, nicht wie die Propheten auch Menschenworte. Darum ist nach ihm keine vollendetere Offenbarung mehr zu erwarten. Jesus hat den heil. Geist ohne Maß. Johannes Joh 51 3 35 Pater diligit Filium: et omnia dedit in manu ejus. Der Vater liebt den Sohn,⁷⁵ und hat alles in seine Hand⁷⁶ gegeben. Johannes Joh 51 3 35 75 Warum empfängt Jesus ohne Maß? Weil der Vater den Sohn mit ewiger, wesenhafter Liebe liebt (Chrys., Cyr., Aug.). Johannes Joh 51 3 35 76 In die Hand des Gottmenschen (Cyr., Thom.) [Mt 11,27; Mt 28,18] Johannes Joh 51 3 36 Qui credit in Filium, habet vitam æternam: qui autem incredulus est Filio, non videbit vitam, sed ira Dei manet super eum. Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben;⁷⁷ wer aber dem Sohne den Glauben verweigert, der wird das Leben nicht sehen,⁷⁸ sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.⁷⁹ Johannes Joh 51 3 36 77 Das ewige Leben beginnt hier in der heiligmachenden Gnade und wird dort zur ewigen Herrlichkeit. Johannes Joh 51 3 36 78 Erlangen (V. 3) Johannes Joh 51 3 36 79 Es ist in keinem anderen Heil als in Jesus, darauf hat Johannes als Vorläufer des Heilandes hingewiesen, damit nimmt er auch Abschied von seiner Tätigkeit. Johannes Joh 51 3 4 Dicit ad eum Nicodemus: Quomodo potest homo nasci, cum sit senex? numquid potest in ventrem matris suæ iterato introire, et renasci? Da sprach Nikodemus zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er etwa in seiner Mutter Schoß noch einmal eingehen und wiedergeboren werden?¹⁴ Johannes Joh 51 3 4 14 Nikodemus musste aus dem Alten Testament wissen, dass Gott eine Erneuerung des Geistes [Ez 18,31], eine Beschneidung des Herzens fordert. [Jer 4,4] Da er aber nur versteht, dass Christus das, was zum Eintritt in das Reich Gottes notwendig ist, in einem Bilde ausdrücken will, das Bild sich aber umso weniger deuten kann, als er wohl jene innere Erneuerung nicht für die Juden gefordert glauben konnte, stellt er sich, als ob er das Bild ganz wörtlich auffasse, um den Heiland zu einer Erklärung zu bringen. Johannes Joh 51 3 5 Respondit Jesus: Amen, amen dico tibi, nisi quis renatus fuerit ex aqua, et Spiritu sancto, non potest introire in regnum Dei. Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, wenn jemand nicht wiedergeboren wird aus dem Wasser und dem heiligen Geiste, so kann er in das Reich Gottes nicht eingehen!¹⁵ Johannes Joh 51 3 5 15 Wie einst der Mensch aus einem sichtbaren, körperlichen und einem geistigen Elemente, Erde und Geist, geschaffen ward (Chrys., Theod., Euth.) und im Heilande die Gottheit sich mit der Menschheit vereint (Thom.), so findet die Wiedergeburt durch ein körperliches Element, das Wasser, und ein geistiges, den heil. Geist, statt. Das Wasser ist Sinnbild der Reinigung. Der Täufling wird mit Christus begraben, um als neues Geschöpf in ihm aufzuerstehen (Chrys., Ambr.) Fast allen großen Tatsachen im Leben des Herrn geht ihre Vorherverkündigung voraus. So [Mt 16,17] der Einsetzung des Primates, [Joh 6,51ff] der Einsetzung des heil. Abendmahles, diese Stelle der Einsetzung der sakramentalischen Taufe. Die Taufe ist nach den Worten Christi ein unbedingt erforderliches Mittel zur Seligkeit, wie das Konzil von Trient authentisch diese Stelle erklärt, eine symbolische Auslegung als Irrtum verwerfend (Sitz. 7, Kann. 2) Ob die Apostel getauft worden sind? Eine Notwendigkeit, sie zu taufen, lag jedenfalls für denjenigen nicht vor, der dem Kranken durch sein Wort die Sünden vergab. Aug. bezeugt mit guten Gründen, dass die Apostel die heil. Taufe empfangen haben. Johannes Joh 51 3 6 Quod natum est ex carne, caro est: et quod natum est ex spiritu, spiritus est. Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch; und was aus dem Geiste geboren ist, ist Geist.¹⁶ Johannes Joh 51 3 6 16 Fleisch und Geist stehen für fleischliche und geistige (Gott zugewendete) Menschen. (Chrys.) Johannes Joh 51 3 7 Non mireris quia dixi tibi: oportet vos nasci denuo. Wundere dich nicht,¹⁷ dass ich dir sagte: Ihr müsset von neuem geboren werden! Johannes Joh 51 3 7 17 Auch für euch Juden besteht die Notwendigkeit, wenn ihr auch leiblich von Abraham abstammt. Johannes Joh 51 3 8 Spiritus ubi vult spirat: et vocem ejus audis, sed nescis unde veniat, aut quo vadat: sic est omnis, qui natus est ex spiritu. Der Wind¹⁸ weht, wo er will;¹⁹ und du hörest sein Sausen, aber du weißt nicht, woher er kommt, oder wohin er geht; so ist jeder, der aus dem Geiste geboren wird.²⁰ Johannes Joh 51 3 8 18 Das Bild ist umso passender, als im Semitischen dasselbe Wort Wind und Geist bedeutet. Johannes Joh 51 3 8 19 Unabhängig vom Menschen (Chrys.). Johannes Joh 51 3 8 20 Vier Vergleichungspunkte betreffs des Wirkens des heil. Geistes: Der geistige Mensch ist frei, man hört aus seinen Worten die geistige Gesinnung, aber die innere Heiligkeit entzieht sich der Betrachtung; bis zu welchem Grade der Vollkommenheit er gelangen wird, ist unbekannt, und das Endziel verborgen. Die ewige Seligkeit vermag der Mensch hier auf Erden nicht zu erfassen. [1Kor 2,9] Johannes Joh 51 3 9 Respondit Nicodemus, et dixit ei: Quomodo possunt hæc fieri? Nikodemus antwortete, und sprach zu ihm: Wie²¹ kann dieses²² geschehen? Johannes Joh 51 3 9 21 Trotz aller Belehrung kommt Nikodemus auf seine frühere Frage: Wie kann das geschehen? zurück. Johannes Joh 51 3 9 22 Alles, was Jesus von V. 3 an gesagt. Johannes Joh 51 0 1 c. Der Heiland findet vollkommenen Glauben in Samaria: Reise durch Samaria. (V. 4) Jesus offenbart sich der Samariterin als Messias. (V. 26) Der Heiland sagt den Jüngern eine große Ernte unter den Heiden voraus. (V. 38) Viele Samariter glauben an ihn. (V. 42) Einen gleich vollkommenen Glauben findet Jesus bei den Galiläern. Heilung des Sohnes eines königlichen Beamten in Kana. Johannes Joh 51 4 1 Ut ergo cognovit Jesus quia audierunt Pharisæi quod Jesus plures discipulos facit, et baptizat, quam Joannes, Als nun Jesus erfuhr,¹ dass die Pharisäer gehört hatten, Jesus² gewinne mehr Jünger, und taufe mehr als Johannes,³ [Joh 3,22] Johannes Joh 51 4 1 1 Vor diesem Ereignisse liegt das [Mt 4,12] Erzählte. Der Heiland hat von dem Osterfeste bis zum Spätherbste seiner Lehre in Judäa Eingang zu verschaffen gesucht. Dem Unglauben und Halbglauben der Juden tritt jetzt der Glaube der Samariter entgegen, der einem Abkömmlinge des gehassten Judenvolkes entgegengebracht wird und ohne Wunder zu Stande kommt (Chrys.). Mit diesem Anfange ist die Ausdehnung des Reiches auf die Heiden angedeutet. (V. 35) Wenngleich die Pharisäer die Taufe des heil. Johannes nicht anerkannten, beobachteten sie ihn jedenfalls genau. Da Jesus nun in ähnlicher Weise wirkt, wächst die Aufregung, und sie suchen vorderhand den bereits mehr bekannten Täufer unschädlich zu machen. Johannes Joh 51 4 1 2 Sie haben das Auftreten des Herrn im Tempel nicht vergessen. Johannes Joh 51 4 1 3 Jesu Tauftätigkeit hatte Aufsehen erregt. Vergl. [Joh 3,25.26]. Johannes Joh 51 4 10 Respondit Jesus, et dixit ei: Si scires donum Dei, et quis est, qui dicit tibi: Da mihi bibere: tu forsitan petisses ab eo, et dedisset tibi aquam vivam. Jesus antwortete, und sprach zu ihr: Wenn du die Gabe Gottes¹⁷ erkenntest, und wer der ist, der zu dir spricht: Gib mir zu trinken; so würdest du ihn wohl gebeten haben, und er hätte dir lebendiges Wasser gegeben.¹⁸ Johannes Joh 51 4 10 17 Dass Gott sie gerade jetzt zum Brunnen geführt. Der Heiland gibt zu erkennen, dass er ihr empfängliches Herz kennt. Johannes Joh 51 4 10 18 Lebendiges Wasser ist fließendes Wasser, im Gegensatz zum stehenden Zisternenwasser. Hier weist es wohl auf die Lehre Jesu hin (Basil., Theod., Euth.), jedenfalls im Vereine mit der [Joh 1,14] neben der Wahrheit genannten Gnade. Johannes Joh 51 4 11 Dicit ei mulier: Domine, neque in quo haurias habes, et puteus altus est: unde ergo habes aquam vivam? Das Weib sprach zu ihm: Herr! du hast doch nichts, womit du schöpfest,¹⁹ und der Brunnen ist tief; woher also²⁰ hast du denn das lebendige Wasser?²¹ Johannes Joh 51 4 11 19 Weder Schöpfeimer noch Strick, was beides bei der Tiefe des Brunnens notwendig ist. Zur Zeit ist der Brunnen noch 23 Meter tief bei 2,3 Meter Durchmesser. Johannes Joh 51 4 11 20 Etwa aus einem anderen Brunnen? Johannes Joh 51 4 11 21 Zwar bleibt die Frau noch am Äußeren hängen (Aug., Cyr. wie Nikodemus [Joh 3,4]), aber sie fühlt bereits, dass der, der vor ihr steht, mehr ist als ein gewöhnlicher Jude, und redet ihn ehrerbietig Herr an (Chrys.). Johannes Joh 51 4 12 Numquid tu major es patre nostro Jacob, qui dedit nobis puteum, et ipse ex eo bibit, et filii ejus, et pecora ejus? Bist du etwa größer als unser Vater Jakob,²² der uns den Brunnen gegeben hat? Er selbst trank daraus, auch seine Kinder und sein Vieh.²³ Johannes Joh 51 4 12 22 Wenn du das könntest, müsstest du größer sein als Jakob, denn dieser grub diesen gewöhnlichen Brunnen und benützte ihn auf gewöhnliche Weise, du aber willst ohne die gewöhnlichen Mittel lebendiges Wasser geben. Sie nennt Jakob ihren Vater, weil die Samariter sich für Abkömmlinge Josephs hielten und jedenfalls keine reinen Heiden waren. [2Chr 30,6.10, 2Chr 34,9] Johannes Joh 51 4 12 23 Der Brunnen stammt von Jakob her, und er hat daraus getrunken; diese beiden Punkte begründen ihren Zweifel, zeigen aber auch, dass sie die Tragweite der Worte des Heilandes ahnt (Chrys., Cyr.) Johannes Joh 51 4 13 Respondit Jesus, et dixit ei: Omnis, qui bibit ex aqua hac, sitiet iterum: qui autem biberit ex aqua, quam ego dabo ei, non sitiet in æternum: Jesus antwortete, und sprach zu ihr: Jeder, der von diesem Wasser trinkt, den wird wieder dürsten; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird nicht dürsten²⁴ in Ewigkeit;²⁵ Johannes Joh 51 4 13 24 Gnade und Wahrheit, die Christus verleiht, sättigen die Seele vollständig, den Besitz Gottes gewährend, hier im Glauben, dort im Genusse. Johannes Joh 51 4 13 25 Jesus zieht die Folgerung aus der Frage der Frau. Johannes Joh 51 4 14 Sed aqua, quam ego dabo ei, fiet in eo fons aquæ salientis in vitam æternam. sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm Quelle eines Wassers werden, das fortströmt²⁶ in das ewige Leben. Johannes Joh 51 4 14 26 Das Wasser, welches der Mensch trinkt, wird vom Organismus aufgesogen; das Wasser das Christus gibt, gestaltet sich im Menschen zu einer Quelle von solcher Kraft, dass es für das ewige Leben entscheidet. Johannes Joh 51 4 15 Dicit ad eum mulier: Domine, da mihi hanc aquam, ut non sitiam: neque veniam huc haurire. Das Weib sprach zu ihm: Herr! gib mir dieses Wasser, damit ich nicht mehr dürste, und nicht mehr hierher kommen darf, um zu schöpfen.²⁷ Johannes Joh 51 4 15 27 Die Frau erkennt den Sinn der Rede noch nicht, aber sie beginnt zu glauben, dass der Heiland ein wunderbares Wasser hat (Cyr., Aug., Thom.). Johannes Joh 51 4 16 Dicit ei Jesus: Vade, voca virum tuum, et veni huc. Jesus sprach zu ihr: Gehe hin, rufe deinen Mann, und komm hierher!²⁸ Johannes Joh 51 4 16 28 Die Aufforderung des Heilandes zielt auf die weitere Belehrung ab. Die Frau hat guten Willen, deshalb will der Heiland in ihr die Erkenntnis ihrer eigenen Unwürdigkeit und den Glauben an sein höheres Wissen erwecken. Johannes Joh 51 4 17 Respondit mulier, et dixit: Non habeo virum. Dicit ei Jesus: Bene dixisti, quia non habeo virum: Das Weib antwortete, und sagte: Ich habe keinen Mann!²⁹ Jesus sprach zu ihr: Du hast mit Recht gesagt: Ich habe keinen Mann!³⁰ Johannes Joh 51 4 17 29 Es ist dies eine Ausflucht. Sie will den Betreffenden nicht als rechtmäßigen Mann hinstellen, aber auch nicht die verbotene Verbindung eingestehen. Johannes Joh 51 4 17 30 Der Heiland gibt zu, dass die Antwort nicht unrichtig war, aber zeigt, dass sie das tatsächliche Verhältnis nicht klar legt: Du hast keinen rechtmäßigen Mann. Johannes Joh 51 4 18 Quinque enim viros habuisti, et nunc, quem habes, non est tuus vir: hoc vere dixisti. Denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann; das hast du der Wahrheit gemäß gesagt. Johannes Joh 51 4 19 Dicit ei mulier: Domine, video quia propheta es tu. Da sprach das Weib zu ihm: Herr! ich sehe,³¹ dass du ein Prophet bist.³² Johannes Joh 51 4 19 31 Zweifaches Bekenntnis: der eigenen Sünde und der Würde Christi. Johannes Joh 51 4 19 32 Ein von Gott erleuchteter Mann. [1Sam 9,6]. Johannes Joh 51 4 2 (Quamquam Jesus non baptizaret, sed discipuli ejus) (obwohl Jesus selbst nicht taufte, sondern seine Jünger)⁴ Johannes Joh 51 4 2 4 Der Apostel berichtigt das den Pharisäern zu Ohren gekommene Gerücht (Chrys., Hier.). Hiernach ist [Joh 3,22.26] zu erklären: durch andere (Tert.). Johannes Joh 51 4 20 Patres nostri in monte hoc adoraverunt, et vos dicitis, quia Jerosolymis est locus, ubi adorare oportet. Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr saget, dass zu Jerusalem der Ort sei, wo man anbeten muss.³³ Johannes Joh 51 4 20 33 Da sie den Heiland als Propheten erkannt hat, legt die Frau die Streitfrage von ihrem Nationalstandpunkte aus dar, indem sie den gegenwärtig lebenden Juden die Väter gegenüberstellt: Abraham, der hier seinen Sohn opfern sollte, [Gen 22,7.8] (Chrys., Euth., Theoph.) oder Jakob und seine Söhne, die hier einen Altar errichteten, [Gen 33,20] (Euth.), Moses, der hier den Segen über die treuen Beobachter des Gesetzes sprach, [Dtn 27,11ff] oder alle zusammen (Thom.). Die Trennung in Bezug auf die Gottesverehrung wurde aber erst nach der babylonischen Gefangenschaft eingeführt, seitdem die vom Nationalheiligtum ausgeschlossenen Samariter zur Zeit Alexander des Gr. oder früher auf dem Berge Garizim einen Tempel gebaut. Derselbe war freilich von Hirkanus 129 v. Chr. Zerstört worden, die Stelle desselben blieb aber für die Samariter heilig. Johannes Joh 51 4 21 Dicit ei Jesus: Mulier crede mihi, quia venit hora, quando neque in monte hoc, neque in Jerosolymis adorabitis Patrem. Jesus sprach zu ihr: Weib! glaube mir,³⁴ es kommt eine Stunde,³⁵ da ihr³⁶ weder auf diesem Berge, noch zu Jerusalem den Vater³⁷ anbeten werdet. Johannes Joh 51 4 21 34 Die Prophezeiung fordert Glauben. Weder der eine noch der andere Ort ist für die zukünftige Gottesverehrung erfordert. Johannes Joh 51 4 21 35 Die von Gott bestimmte Zeit, nach der Auferstehung des Herrn. Johannes Joh 51 4 21 36 Die Bekehrung der Frau und anderer Samariter stand unmittelbar bevor. Johannes Joh 51 4 21 37 Vom Standpunkte Christi und des Neuen Bundes wird Gott Vater genannt. Johannes Joh 51 4 22 Vos adoratis quod nescitis: nos adoramus quod scimus, quia salus ex Judæis est. Ihr betet an, was ihr nicht kennet;³⁸ wir beten an, was wir wissen; denn das Heil³⁹ kommt von den Juden. Johannes Joh 51 4 22 38 Da die Samariter die Propheten verwarfen, durch welche Gott den Messias versprach und sich offenbarte, kannten sie Gottes Heilsplan nicht, also auch ihn selbst nicht voll und klar (dennoch erwarteten auch sie einen Messias). Johannes Joh 51 4 22 39 Das messianische Heil. (Orig., Tert., Chrys.) Da das Heil, die rechte Gotteserkenntnis und die Kenntnis des Messias von den Juden kommt, mussten sie selbst die Erkenntnis haben. Johannes Joh 51 4 23 Sed venit hora, et nunc est, quando veri adoratores adorabunt Patrem in spiritu et veritate. Nam et Pater tales quærit, qui adorent eum. Aber es kommt eine Stunde, und jetzt ist sie da, wo die wahren Anbeter⁴⁰ den Vater in⁴¹ Geist⁴² und Wahrheit⁴³ anbeten werden; denn auch der Vater verlangt solche Anbeter. Johannes Joh 51 4 23 40 Solche sind bereits seine Jünger, die den Vater wahrhaft, d. i. vollkommen anbeten. Johannes Joh 51 4 23 41 In ist hebräisch: durch den Geist, vermittelt der wahren Erkenntnis. Johannes Joh 51 4 23 42 Da der Heiland dasselbe Zeitwort braucht, das V. 21 steht, redet auch er von dem öffentlichen Gottesdienste. Im Gegensatze zu dem samaritischen und jüdischen Kulte ist der christliche nicht an eine ausschließliche Kultstätte gebunden. Gott ist als Geist überall, also muss auch der vollendete Gottesdienst ihm überall dargebracht werden. Ferner muss der christliche Kult seinem innersten Wesen nach Geist sein, d. h. aus dem Innern hervorgehen, aus Glaube, Hoffnung, Liebe Hingabe an Gott. Der äußere Gottesdienst ist nicht ausgeschlossen und kann nicht ausgeschlossen sein. Vergl. [Eph 3,14, Röm 12,13, Apg 9,40], aber derselbe soll der Ausdruck der geistigen, inneren Gesinnung sein, welche vor Allem erfordert wird (Aug.). Die äußeren Zeichen sind der durch die menschliche Natur bedingte Ausdruck der inneren Gesinnung, dessen keine Religion entraten kann (Aug.). Johannes Joh 51 4 23 43 In Wahrheit war freilich die Anbetung der Juden, aber sehr unvollkommen, da weder die ganze Wahrheit geoffenbart, noch die geoffenbarte klar dargestellt, sondern in vielen Bildern eingeschlossen war. In der vollkommensten und erhabensten Weise wird diese Anbetung in Geist und Wahrheit durch das heilige Messopfer dargebracht, in welchem der verklärte Heiland, das Haupt der Kirche, sich selbst seinem himmlischen Vater aufopfert und von den Gläubigen durch den Priester aufgeopfert wird. Johannes Joh 51 4 24 Spiritus est Deus: et eos, qui adorant eum, in spiritu et veritate oportet adorare. Gott⁴⁴ ist ein Geist, und die ihn anbeten, müssen ihn in Geist und Wahrheit anbeten. [2Kor 3,17] Johannes Joh 51 4 24 44 Der Heiland sagt Gott, nicht der Vater, weil er uns aus dem Wesen Gottes zeigen will, dass man geistig anbeten müsse. Johannes Joh 51 4 25 Dicit ei mulier: Scio quia Messias venit, (qui dicitur Christus): cum ergo venerit ille, nobis annuntiabit omnia. Das Weib sagte zu ihm: Ich weiß,⁴⁵ dass der Messias kommt, (der Christus heißt); wenn nun dieser kommen wird, wird er uns alles verkünden.⁴⁶ Johannes Joh 51 4 25 45 Vielleicht aus [Gen 49,10, Dtn 18,15.18]. Die Hoffnung der Samariter war freier von irdischen Vorstellungen als die der Juden. Sie dachten sich den Messias freilich zunächst als hochgestellten Lehrer (er wird uns alles verkünden), den sie Wiederhersteller nannten. Johannes Joh 51 4 25 46 Die Frau glaubt jetzt, dass ein höherer Kult notwendig ist, aber sie erwartet weitere Aufschlüsse vom Messias. Johannes Joh 51 4 26 Dicit ei Jesus: Ego sum, qui loquor tecum. Da sprach Jesus zu ihr: Ich bin es, der ich mit dir rede!⁴⁷ Johannes Joh 51 4 26 47 Dies war das Ziel des Gespräches, dies auch die Ursache, weshalb der Evangelist dieses Ereignis erzählt. Der Heiland gibt von sich das Zeugnis, das der Evangelist zuvor in seinem und des Täufers Namen gegeben. Jesus hat in Samaria kein Missverständnis zu befürchten [Joh 6,15, Joh 10,24], sondern darf demütigen Glauben und gehorsame Unterwerfung erwarten (Chrys.). Johannes Joh 51 4 27 Et continuo venerunt discipuli ejus: et mirabantur quia cum muliere loquebatur. Nemo tamen dixit: Quid quæris, aut quid loqueris cum ea? Während dessen kamen seine Jünger, und sie verwunderten sich, dass er mit einem Weibe redete;⁴⁸ keiner jedoch sagte: Was wünschest du, oder⁴⁹ was redest du mit ihr? Johannes Joh 51 4 27 48 Man sprach öffentlich nicht zu einer Frau, am wenigsten aber ließ ein Lehrer sich dazu herab. Der Heiland zeigt auch hier seine Barmherzigkeit. Johannes Joh 51 4 27 49 Wenn du nichts wünschest. Sie wussten, dass nur Jesus das Gespräch angefangen haben konnte. Johannes Joh 51 4 28 Reliquit ergo hydriam suam mulier, et abiit in civitatem, et dicit illis hominibus: Das Weib ließ nun ihren Wasserkrug zurück⁵⁰ und ging in die Stadt, und sagte zu den Leuten: Johannes Joh 51 4 28 50 Sie vergisst vor Freude, wozu sie gekommen ist. Johannes Joh 51 4 29 Venite, et videte hominem, qui dixit mihi omnia quæcumque feci: numquid ipse est Christus? Kommet, und sehet einen Mann, der mir alles gesagt hat, was ich je getan habe.⁵¹ Ist er nicht etwa Christus?⁵² Johannes Joh 51 4 29 51 Ein offenes Schuldbekenntnis. Johannes Joh 51 4 29 52 Wie [Joh 1,47] eilt die Frau, andere für den Glauben zu gewinnen. Die Überlieferung gibt ihr den Namen Photina. Johannes Joh 51 4 3 Reliquit Judæam, et abiit iterum in Galilæam. so verließ er Judäa, und ging wieder nach Galiläa.⁵ Johannes Joh 51 4 3 5 Der Herr will nicht jetzt vorzeitig in seinem Werke gestört werden (Cyr., Chrys.). Ein Beispiel für die Gläubigen, dass sie bei großen Verfolgungen fliehen dürfen (Cypr., Athan.). Johannes Joh 51 4 30 Exierunt ergo de civitate, et veniebant ad eum. Sie gingen also aus der Stadt, und kamen zu ihm.⁵³ Johannes Joh 51 4 30 53 Das Erscheinen der Jünger in der Stadt hat die Einwohner auf fremden Besuch vorbereitet. Johannes Joh 51 4 31 Interea rogabant eum discipuli, dicentes: Rabbi, manduca. Unterdessen⁵⁴ baten ihn seine Jünger, und sprachen: Rabbi, iss! Johannes Joh 51 4 31 54 In der Zwischenzeit zwischen dem Weggange der Frau und der Ankunft der Leute. Johannes Joh 51 4 32 Ille autem dicit eis: Ego cibum habeo manducare, quem vos nescitis. Er aber sprach zu ihnen: Ich habe eine Speise zu essen, die ihr nicht kennet. Johannes Joh 51 4 33 Dicebant ergo discipuli ad invicem: Numquid aliquis attulit ei manducare? Da sagten die Jünger untereinander: Hat ihm etwa jemand zu essen gebracht?⁵⁵ Johannes Joh 51 4 33 55 Wie Jesus in der Unterredung mit der Samariterin von dem natürlichen Wasser Veranlassung nahm, um von dem geistigen zu reden, so lenkt er hier die Rede von der natürlichen Speise auf die geistige. Die Jünger verstehen ihn ebenso sinnlich wie die Samariterin. Johannes Joh 51 4 34 Dicit eis Jesus: Meus cibus est ut faciam voluntatem ejus, qui misit me, ut perficiam opus ejus. Jesus sprach zu ihnen: Meine Speise ist, dass ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat,⁵⁶ damit ich sein Werk vollbringe.⁵⁷ Johannes Joh 51 4 34 56 Gottes ewiger Heilswillen, hier im Besonderen betreffs der Sichemiten. Johannes Joh 51 4 34 57 Das Erlösungswerk. Johannes Joh 51 4 35 Nonne vos dicitis, quod adhuc quatuor menses sunt, et messis venit? Ecce dico vobis: Levate oculos vestros, et videte regiones, quia albæ sunt jam ad messem. Saget ihr nicht:⁵⁸ Noch⁵⁹ vier Monate, und die Ernte kommt? Siehe, ich sage euch: Erhebet eure Augen,⁶⁰ und betrachtet die Felder,⁶¹ die bereits zur Ernte reif sind! [Mt 9,37, Lk 10,2] Johannes Joh 51 4 35 58 Unter den gegenwärtigen Umständen. Johannes Joh 51 4 35 59 Von jetzt an. Es ist Dezember oder Anfang Januar. Es sind also seit dem Osterfeste [Joh 2,13] etwa neun Monate verflossen. Johannes Joh 51 4 35 60 Der Herr will sagen: Auf die geistige Ernte ist nicht mehr zu warten, sie ist bereits reif. Johannes Joh 51 4 35 61 Der Heiland sieht die Sichemiten nahen, die Erstlinge des großen Ährenfeldes, das die Menschheit darstellt. Johannes Joh 51 4 36 Et qui metit, mercedem accipit, et congregat fructum in vitam æternam: ut, et qui seminat, simul gaudeat, et qui metit. Und wer erntet, empfängt Lohn, und sammelt Frucht für's ewige Leben, dass sowohl der Säende sich freuet wie der Erntende.⁶² Johannes Joh 51 4 36 62 Wer tätig ist in der geistigen Ernte, empfängt für seine Mühen Lohn, und erzielt einen herrlichen Erfolg, indem er Seelen für das Himmelreich gewinnt. Christus ist der Sämann, die Apostel die Erntenden. Johannes Joh 51 4 37 In hoc enim est verbum verum: quia alius est qui seminat, et alius est qui metit. Denn hierin ist das Wort bewahrheitet: Ein anderer ist, der säet, und ein anderer, der erntet.⁶³ Johannes Joh 51 4 37 63 Was in der Welt Zufall ist, dass ein anderer die Früchte der Mühen des Vorgängers erntet, ist im Reiche Gottes Ordnung (V. 38). Der Heiland übernimmt den schwersten, leidvollen Anteil des Erlösungswerkes. Er bringt die Lehre, gibt das Beispiel, verdient die Gnade, setzt die Sakramente ein; seine Apostel und Priester wirken nur mit dem, was er so reich gegeben. Johannes Joh 51 4 38 Ego misi vos metere quod vos non laborastis: alii laboraverunt, et vos in labores eorum introistis. Ich⁶⁴ habe euch gesandt,⁶⁵ zu ernten, was ihr nicht gearbeitet habet; andere⁶⁶ haben gearbeitet, und ihr seid in ihre Arbeiten eingetreten.⁶⁷ Johannes Joh 51 4 38 64 Des Heilandes Lehre und Leiden ist die Grundlage der Bekehrung der ganzen Menschheit. Johannes Joh 51 4 38 65 Der Heiland schaut die erst in der Zukunft erfolgende Sendung als schon jetzt erfolgt. Johannes Joh 51 4 38 66 Die Propheten und Christus. Die Arbeit ist die Aussaat. Johannes Joh 51 4 38 67 Ihr seid an ihre Stelle getreten, um durch die Ernte ihre Arbeit zu Ende zu führen. Johannes Joh 51 4 39 Ex civitate autem illa multi crediderunt in eum Samaritanorum, propter verbum mulieris testimonium perhibentis: Quia dixit mihi omnia quæcumque feci. Aus jener Stadt aber glaubten⁶⁸ viele der Samariter an ihn wegen der Rede des Weibes,⁶⁹ welches bezeugte: Er hat mir alles gesagt, was ich je getan habe. Johannes Joh 51 4 39 68 Mit anfangendem Glauben. (V. 42) Johannes Joh 51 4 39 69 Hier und V. 41 ist das Wort das Motiv des Glaubens, anders als bei den wundersüchtigen Juden (V. 48). Später geschahen auch in Samaria Wunder zur Kräftigung des Glaubens. [Apg 8,6]. Johannes Joh 51 4 4 Oportebat autem eum transire per Samariam. Er musste⁶ aber seinen Weg durch Samaria nehmen. Johannes Joh 51 4 4 6 Der nächste Weg führte durch Samaria. Johannes Joh 51 4 40 Cum venissent ergo ad illum Samaritani, rogaverunt eum ut ibi maneret. Et mansit ibi duos dies. Als nun die Samariter zu ihm kamen, baten sie ihn, er möchte⁷⁰ dort bleiben. Und er blieb daselbst zwei Tage. Johannes Joh 51 4 40 70 Welch Gegensatz gegen das Verhalten der Juden! Aus der Mitte der Juden musste Christus, obwohl er sie aufsuchte und sich ihnen durch so viele Wunder bezeugte, oft fliehen; die Bewohner von Sichem haben kaum Kunde von ihm erhalten, so suchen sie ihn auf und rechnen es sich zur Ehre, ihn in ihrer Mitte zu haben. Johannes Joh 51 4 41 Et multo plures crediderunt in eum propter sermonem ejus. Und viel mehrere glaubten an ihn seiner Lehre wegen.⁷¹ Johannes Joh 51 4 41 71 Sie heben es hervor, weil sie ein Bekenntnis ablegen, das formell und sachlich über die Worte der Frau V. 29 hinausgeht. Johannes Joh 51 4 42 Et mulieri dicebant: Quia jam non propter tuam loquelam credimus: ipsi enim audivimus, et scimus quia hic est vere Salvator mundi. Und sie sprachen zu dem Weibe: Wir glauben nun nicht mehr um deiner Rede willen; denn wir haben ihn selbst gehört, und wissen, dass dieser wahrhaftig⁷² der Heiland der Welt ist.⁷³ Johannes Joh 51 4 42 72 Mit Bezug auf V. 29 oder auf etwa vorhandene Zweifel. Johannes Joh 51 4 42 73 Ihre Vorstellung ist umfassender als die der Juden. Johannes Joh 51 4 43 Post duos autem dies exiit inde: et abiit in Galilæam. Nach zwei Tagen⁷⁴ aber zog er von da weg, und begab sich nach Galiläa;⁷⁵ Johannes Joh 51 4 43 74 Die Unterredung mit der Samariterin und der Aufenthalt in Sichem war nur eine Reisebegebenheit. Nach [Mt 4,13] ging der Herr an Nazareth vorüber weiter. Johannes Joh 51 4 43 75 Nur eine Tat Jesu in Galiläa wird berichtet, welche zeigt, dass er dort eine bessere Aufnahme fand als in Judäa. Johannes Joh 51 4 44 Ipse enim Jesus testimonium perhibuit quia propheta in sua patria honorem non habet. denn⁷⁶ Jesus selbst bezeugte, dass ein Prophet in seinem Vaterlande nicht geehrt wird. [Mk 6,4, Lk 4,24] Johannes Joh 51 4 44 76 Dieser Vers wird sehr verschieden erklärt. Am meisten empfiehlt es sich, den Ausdruck mit Vaterstadt zu erklären und dann ist der Sinn: Jesus ging nicht nach Nazareth, seiner Vaterstadt, weil dort seiner keine gute Aufnahme harrte, sondern in die Landschaft Galiläa. Johannes Joh 51 4 45 Cum ergo venisset in Galilæam, exceperunt eum Galilæi, cum omnia vidissent quæ fecerat Jerosolymis in die festo: et ipsi enim venerant ad diem festum. Als er nun nach Galiläa⁷⁷ kam, nahmen ihn die Galiläer auf, weil sie alles gesehen hatten, was er zu Jerusalem an dem Feste getan; denn auch sie waren zu dem Feste gekommen. Johannes Joh 51 4 45 77 Das nächste Ziel der Reise ist Kana, wo der Boden für die Wirksamkeit bereits vorbereitet ist (Chrys., Cyr.). Johannes Joh 51 4 46 Venit ergo iterum in Cana Galilææ, ubi fecit aquam vinum. Et erat quidam regulus, cujus filius infirmabatur Capharnaum. Er kam nun wieder nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser in Wein verwandelt hatte. Und es war da ein königlicher Beamter,⁷⁸ dessen Sohn zu Kapharnaum krank lag. Johannes Joh 51 4 46 78 Der König ist der Vierfürst Herodes Antipas. Johannes Joh 51 4 47 Hic cum audisset quia Jesus adveniret a Judæa in Galilæam, abiit ad eum, et rogabat eum ut descenderet, et sanaret filium ejus: incipiebat enim mori. Da dieser gehört hatte, dass Jesus von Judäa nach Galiläa gekommen sei, begab er sich zu ihm, und bat ihn, dass er hinabgehe, und seinen Sohn heile; denn er war nahe am Sterben. Johannes Joh 51 4 48 Dixit ergo Jesus ad eum: Nisi signa, et prodigia videritis, non creditis. Da sprach Jesus zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder sehet, glaubet ihr nicht.⁷⁹ Johannes Joh 51 4 48 79 Das Hören genügt euch nicht. Der Beamte soll gemahnt werden, dass es ihm selbst am rechten, vollkommenen Glauben fehlt. Johannes Joh 51 4 49 Dicit ad eum regulus: Domine, descende prius quam moriatur filius meus. Der königliche Beamte sprach zu ihm: Herr! gehe hinab, ehe mein Sohn stirbt.⁸⁰ Johannes Joh 51 4 49 80 Der Beamte lässt sich durch den Tadel nicht abschrecken. Seine Beharrlichkeit wird belohnt. Johannes Joh 51 4 5 Venit ergo in civitatem Samariæ, quæ dicitur Sichar, juxta prædium, quod dedit Jacob Joseph filio suo. Da kam er zu einer Stadt von Samaria, welche Sichar⁷ heißt, in der Nähe des Feldes, welches Jakob seinem Sohne Joseph gegeben hatte.⁸ [Gen 48,22, Gen 33,19] Johannes Joh 51 4 5 7 Am Fuße des Berges Ebal, 2 Kilometer von Sichem. Johannes Joh 51 4 5 8 Vergl. [Jos 24,32]. Johannes Joh 51 4 50 Dicit ei Jesus: Vade, filius tuus vivit. Credidit homo sermoni, quem dixit ei Jesus, et ibat. Jesus sprach zu ihm: Gehe hin,⁸¹ dein Sohn lebt! Und der Mann glaubte dem Worte, welches ihm Jesus gesagt hatte, und ging. Johannes Joh 51 4 50 81 Der Befehl: Gehe hinab, ist eine Glaubensprüfung. Vergl. [2Kön 1,2, 2Kön 8,8]; das Wort: Dein Sohn lebt, Lohn der bestandenen Prüfung (Cyr.). Johannes Joh 51 4 51 Jam autem eo descendente, servi occurrerunt ei, et nuntiaverunt dicentes, quia filius ejus viveret. Während er aber bereits hinabging, begegneten ihm seine Knechte, und meldeten ihm, und sagten, dass sein Sohn lebe.⁸² Johannes Joh 51 4 51 82 Die Knechte sind wohl selbst erstaunt. Dein Sohn lebt, d. i. er ist gesund. Johannes Joh 51 4 52 Interrogabat ergo horam ab eis, in qua melius habuerit. Et dixerunt ei: Quia heri hora septima reliquit eum febris. Er erforschte also von ihnen die Stunde, in welcher es mit ihm besser geworden war.⁸³ Sie sprachen zu ihm: Gestern um die siebente Stunde verließ ihn das Fieber. Johannes Joh 51 4 52 83 Der Beamte will die Wirkung des Wortes Jesu feststellen. Die siebente Stunde ist 1 Uhr Nachmittags. Da die Entfernung zwischen Kana und Kapharnaum etwa 22 29 Kilometer betrug, musste der Vater wohl unterwegs übernachten, hatte er doch bereits an demselben Tage die Herreise gemacht. Johannes Joh 51 4 53 Cognovit ergo pater, quia illa hora erat, in qua dixit ei Jesus: Filius tuus vivit: et credidit ipse, et domus ejus tota. Da erkannte der Vater, dass es in jener Stunde war, in welcher Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt! Und er selbst ward gläubig und sein ganzes Haus.⁸⁴ Johannes Joh 51 4 53 84 Sie glaubten, dass Christus der Messias ist. Johannes Joh 51 4 54 Hoc iterum secundum signum fecit Jesus, cum venisset a Judæa in Galilæam. Dieses war das zweite Zeichen, das Jesus tat, als er von Judäa nach Galiläa gekommen war.⁸⁵ Johannes Joh 51 4 54 85 Der heil. Johannes zählt die von den Bericht der Synoptiker fallenden Wunder auf. Johannes Joh 51 4 6 Erat autem ibi fons Jacob. Jesus ergo fatigatus ex itinere, sedebat sic supra fontem. Hora erat quasi sexta. Es war aber daselbst der Jakobsbrunnen.⁹ Da nun Jesus von der Reise ermüdet war, setzte er sich so¹⁰ an dem Brunnen nieder. Es war um die sechste Stunde.¹¹ Johannes Joh 51 4 6 9 Der Weg von Jerusalem betrug etwa 60 Kilometer. Der Brunnen bot den Pilgern einen bequemen Ruheort. Johannes Joh 51 4 6 10 Ohne weiteres, ohne erst nach einem bequemen Platze zu suchen (Chrys., Euth.). Johannes Joh 51 4 6 11 Etwa 12 Uhr Mittags. Johannes Joh 51 4 7 Venit mulier de Samaria haurire aquam. Dicit ei Jesus: Da mihi bibere. Da kam ein Weib, eine Samariterin,¹² um Wasser zu schöpfen. Jesus sprach zu ihr: Gib mir zu trinken!¹³ Johannes Joh 51 4 7 12 Dies wird wegen des religiösen Gegensatzes zwischen Juden und Samaritern besonders hinzugesetzt. Johannes Joh 51 4 7 13 Jesus kommt als guter Hirte zuvor, und beginnt das Gespräch, um sie auf passende Weise zum Heile zu führen (Aug., Cyr.). Johannes Joh 51 4 8 (Discipuli enim ejus abierant in civitatem ut cibos emerent.) (Seine Jünger waren nämlich in die Stadt gegangen, um Speise zu kaufen.)¹⁴ Johannes Joh 51 4 8 14 Dies erklärt, warum nicht seine Jünger ihm zu trinken gaben. Johannes Joh 51 4 9 Dicit ergo ei mulier illa Samaritana: Quomodo tu Judæus cum sis, bibere a me poscis, quæ sum mulier Samaritana? non enim coutuntur Judæi Samaritanis. Das samaritische Weib sagte zu ihm: Wie begehrest du, da du ein Jude bist,¹⁵ von mir zu trinken, da ich ein samaritisches Weib bin? denn¹⁶ die Juden haben keine Gemeinschaft mit den Samaritern. Johannes Joh 51 4 9 15 Sie hat ihn an Haltung, Kleidung und Sprache erkannt. Sie fühlt sich geschmeichelt, dass ein Angehöriger des jüdischen Volkes sie bittet. Johannes Joh 51 4 9 16 Wohl Worte des Evangelisten. Johannes Joh 51 0 1 2. Christus offenbart seine Herrlichkeit und wird von den Pharisäern bekämpft und verworfen. (5 11) a. Der Unglaube der Juden von Jerusalem, welcher sich bereits bei dem ersten Paschafeste zu erkennen gegeben, zeigt sich am zweiten Osterfeste offen (5): Die Heilung des achtunddreißigjährigen Kranken. (V. 16) Der Heiland, Herr des Sabbats, weil dem Vater gleich. (V. 30) Von ihm zeugen Johannes (V. 35) sein Vater, (V. 38) Moses. Johannes Joh 51 5 1 Post hæc erat dies festus Judæorum, et ascendit Jesus Jerosolymam. Hierauf¹ war ein Fest der Juden,² und Jesus ging hinauf nach Jerusalem. Johannes Joh 51 5 1 1 Das zweite Jahr der öffentlichen Tätigkeit des Heilandes beginnt. Nach den Ereignissen dieses Kapitels begibt sich Jesus nach Galiläa zurück. Johannes Joh 51 5 1 2 Das hier erwähnte Fest ist vielleicht das Paschafest (Iren., Tert., Eus.), nach anderen das Purimfest, das am 14. und 15. Adar (im März) zum Andenken an die Vereitelung der Pläne Hamans gefeiert wurde. Johannes Joh 51 5 10 Dicebant ergo Judæi illi, qui sanatus fuerat: Sabbatum est, non licet tibi tollere grabatum tuum. Da sprachen die Juden zu dem, der geheilt worden war: Es ist Sabbat; es ist dir nicht erlaubt, dein Bett zu tragen!¹¹ Johannes Joh 51 5 10 11 Das Sabbatgesetz ist [Ex 20,8-11, Ex 31,13-17] aufgezeichnet. Die Rabbiner hatten die Beobachtung desselben mit 1279 Regeln umgeben. Die Juden fragen nicht nach der Heilung, sondern einzig nach der vermeintlichen Verletzung des Sabbats. Johannes Joh 51 5 11 Respondit eis: Qui me sanum fecit, ille mihi dixit: Tolle grabatum tuum, et ambula. Er antwortete ihnen: Der mich gesund gemacht hat, sagte zu mir: Nimm dein Bett, und wandle!¹² Johannes Joh 51 5 11 12 Der Geheilte beruft sich auf das Ansehen dessen, der ihn wunderbar geheilt, also nur von Gott sein konnte. Ein solcher musste das Recht haben, von einem Verbote der Rabbinen zu dispensieren. Johannes Joh 51 5 12 Interrogaverunt ergo eum: Quis est ille homo, qui dixit tibi, Tolle grabatum tuum, et ambula. Da fragten sie ihn: Wer ist der Mensch,¹³ der zu dir gesagt hat: Nimm dein Bett, und wandle? Johannes Joh 51 5 12 13 Verächtlich. Johannes Joh 51 5 13 Is autem, qui sanus fuerat effectus, nesciebat quis esset. Jesus enim declinavit a turba constituta in loco. Der Geheilte aber wusste nicht, wer es war; denn Jesus war der Volksmenge ausgewichen, die sich an dem Orte befand.¹⁴ Johannes Joh 51 5 13 14 Der Herr ging fort, damit das Zeugnis des Geheilten weniger Verdacht erregte, denn wenn der Wohltäter nicht anwesend war, konnte der Geheilte freier sprechen (Chrys.). Johannes Joh 51 5 14 Postea invenit eum Jesus in templo, et dixit illi: Ecce sanus factus es: jam noli peccare, ne deterius tibi aliquid contingat. Darnach fand ihn Jesus im Tempel,¹⁵ und sprach zu ihm: Siehe, du bist gesund geworden; sündige nicht mehr, dass dir nicht etwas Schlimmeres widerfahre!¹⁶ Johannes Joh 51 5 14 15 Wohl an demselben Tage. Johannes Joh 51 5 14 16 Eine schlimmere Krankheit und ewige Strafen. Johannes Joh 51 5 15 Abiit ille homo, et nuntiavit Judæis quia Jesus esset, qui fecit eum sanum. Da ging jener Mann hin, und meldete den Juden, dass Jesus es sei, der ihn gesund gemacht habe.¹⁷ Johannes Joh 51 5 15 17 Das Ansehen des Heilandes steht ihm höher als das der Juden und er sucht es nachträglich geltend zu machen. Johannes Joh 51 5 16 Propterea persequebantur Judæi Jesum, quia hæc faciebat in sabbato. Darum¹⁸ verfolgten¹⁹ die Juden Jesus, weil er dieses²⁰ an einem Sabbate getan hatte. Johannes Joh 51 5 16 18 Jetzt hatten sie erfahren, wer den Befehl gegeben, das Bett zu tragen. Johannes Joh 51 5 16 19 Von dem Augenblick an fortgesetzt, bis sie ihr Ziel erreichten. Johannes Joh 51 5 16 20 Besonders die Krankenheilung und der Befehl, das Bett zu tragen. Johannes Joh 51 5 17 Jesus autem respondit eis: Pater meus usque modo operatur, et ego operor. Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater wirket bis zur Stunde, und auch ich wirke.²¹ Johannes Joh 51 5 17 21 Gott wirkt fort und fort, indem er das Geschaffene erhält und regiert, und wirkt in seinen Veranstaltungen für das Heil der Menschen. So ruht Gott in seiner Tätigkeit und ist tätig in seiner Ruhe. Der Heiland gibt gleichzeitig zu erkennen, dass er als mit dem Vater gleichwesentlicher Gott an das für die Menschen gegebene Gesetz nicht gebunden sei. Dass er gleichwesentlich mit Gott, beweist der dadurch, dass ihm die gleiche Tätigkeit zukommt, denn die Tätigkeit entspricht der Natur jedes Wesens. Johannes Joh 51 5 18 Propterea ergo magis quærebant eum Judæi interficere: quia non solum solvebat sabbatum, sed et Patrem suum dicebat Deum, æqualem se faciens Deo. Respondit itaque Jesus, et dixit eis: Deshalb also trachteten die Juden noch viel mehr,²² ihn zu töten,²³ weil er nicht nur den Sabbat brach, sondern auch Gott seinen Vater nannte, sich Gott gleichstellend.²⁴ Jesus antwortete daher, und sprach zu ihnen: Johannes Joh 51 5 18 22 Ein neuer Grund, seinen Tod zu suchen: Gotteslästerung [Lev 24,16] Johannes Joh 51 5 18 23 Hier tritt ein Wendepunkt ein. Der verblendete Hass und der falsche Eifer führen schon jetzt zu dem Gedanken, den Herrn zu töten. Johannes Joh 51 5 18 24 Im eigensten Sinne. Der Heiland hat sich Sohn Gottes genannt, weil er es war, also hat er nicht gelästert. Dies beweist Jesus jetzt und reinigt sich so von beiden ihm gemachten Vorwürfen. Johannes Joh 51 5 19 Amen, amen dico vobis: non potest Filius a se facere quidquam, nisi quod viderit Patrem facientem: quæcumque enim ille fecerit, hæc et Filius similiter facit. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, der Sohn kann nichts aus sich tun, außer was er den Vater tun sieht; denn alles, was dieser tut, das tut auch der Sohn gleicher Weise.²⁵ Johannes Joh 51 5 19 25 Jesus bestätigt den Juden (der heil. Johannes bezeichnet mit diesem Namen die Bewohner von Judäa, besonders die Mitglieder des hohen Rates und die Pharisäer) feierlich die Wahrheit seiner Aussage, und zwar in dem Sinne, in welchem sie dieselbe verstanden hatten, dass er dem Vater gleich wesentlich sei (V. 18). Der Herr lässt, soweit menschliche Worte das Geheimnis auszudrücken vermögen, sein gottmenschliches Selbstbewusstsein klarer hervortreten (V. 19 33). Seine Zuhörer, die Theologen Israels (V. 33 35), sollen und können sein Zeugnis verstehen. (V. 36) Ihnen waren die heil. Schriften anvertraut (V. 37 39), so dass nicht die Unmöglichkeit der Erkenntnis (V. 32 -36), sondern nur böser Wille (V. 40), erzeugt und genährt durch den Hochmut (V. 41 44), sie zum Glauben (V. 45 47) und zur Liebe Gottes (V. 42) unfähig macht. Im vorliegenden Verse spricht der Heiland nicht von dem, was die menschliche Natur nicht aus sich vermag ([Joh 6,19] auf dem Wasser wandeln), noch von der menschlichen Natur, soweit sie mit der Gottheit verbunden ist (denn an der Schöpfung nahm jene nicht teil), sondern von der göttlichen Natur und der gleichen Tätigkeit mit dem Vater. Die Worte: Das tut der Sohn auf gleiche Weise, besagen drei Dinge: Der Sohn tut alles, was der Vater tut, ohne Ausnahme, nichts anderes (was das), gleich vollkommen (gleicher Weise.) (Thom.) Johannes Joh 51 5 2 Est autem Jerosolymis Probatica piscina, quæ cognominatur Hebraice Bethsaida, quinque porticus habens Es ist aber in Jerusalem ein Schafteich, welcher auf hebräisch Bethsaida³ heißt, und fünf Hallen hat. Johannes Joh 51 5 2 3 Haus der Gnade. Nach dem griechischen Texte ist ein am Schaftor gelegener Teich, dessen eigentlicher Name nicht angeführt wird, der Schauplatz des Wunders. Johannes Joh 51 5 20 Pater enim diligit Filium, et omnia demonstrat ei, quæ ipse facit: et majora his demonstrabit ei opera, ut vos miremini. Denn der Vater liebt den Sohn,²⁶ und zeigt ihm alles, was er selbst tut;²⁷ und er wird ihm noch größere Werke²⁸ als diese zeigen, dass ihr staunen werdet.²⁹ Johannes Joh 51 5 20 26 Die Mitteilung der Natur findet zwar mit unendlicher Liebe statt, aber geht nicht aus derselben als Ursache hervor. (Thom.) Göttliche Natur, Liebe und Tätigkeit sind im Vater und im Sohn die gleichen. Johannes Joh 51 5 20 27 Wie Jesus das Verhältnis des Sohnes zum Vater durch das Wort sehen ausdrückt, so jenes des Vaters zum Sohne durch zeigen, sehen lassen. Es sind aus den menschlichen Verhältnissen entlehnte Ausdrücke eines eigenartigen Verhältnisses, in welchem der Vater zu dem aus seiner Wesenheit gezeugten und ihm wesensgleichen Sohne steht. Johannes Joh 51 5 20 28 Nicht wie der Lehrer dem Schüler zeigt der Vater, sondern wie Gott, d. i. er teilt ihm die Kenntnis aller seiner Werke mit, der Vater erzeugt den Sohn (Aug.). Man kann also auch fachgemäß das Zeigen mit dem Geben, Mitteilen erklären. Mit der göttlichen Wesenheit hat der Vater dem Sohne auch die Macht gegeben, die Werke die Vaters zu tun. Johannes Joh 51 5 20 29 Welche, zeigt das Folgende bis V. 30: Die Auferweckung des Lazarus und anderer (Tert., Chrys., Cyr.), oder die allgemeine Auferstehung (Aug., Bed., Thom.) mit dem Gerichte oder beides, da einzelne Auferweckungen nur Vorzeichen und Unterpfänder der allgemeinen Auferstehung sind. Da das Zeigen ein ewiges ist, kann der Sinn nicht sein: Dem Sohne als göttlichen Erlöser wird etwas ihm bisher Unbekanntes gezeigt werden, sondern man muss entweder an die menschliche Natur des Herrn denken, oder, wenn man die Worte auf die göttliche Natur bezieht, sagen: den Menschen wird offenbar werden, welche Werke der Vater dem Sohne gezeigt hat (Aug., Thom.). Johannes Joh 51 5 21 Sicut enim Pater suscitat mortuos, et vivificat: sic et Filius, quos vult, vivificat. Denn wie der Vater die Toten auferweckt und lebendig macht, so macht auch der Sohn lebendig, welche er will.³⁰ Johannes Joh 51 5 21 30 Eine doppelte Auslegung ist möglich, jede gut begründet. Es ist die Rede vom leiblichen Leben und Tode (Chrys., Cyr., Hil., Thom.). Hierfür spricht V. 26 und V. 28 und die Verbindung der Auferweckung mit dem Gerichte. Oder: Der Heiland spricht von dem übernatürlichen Leben der Gnade und Herrlichkeit und dem Tode der Sünde (Aug.). V. 24 heißt dieses übernatürliche Leben das ewige Leben, das jeder hat, der an Christus glaubt und wird V. 24 und 29 dem Gerichte entgegengestellt. V. 26 scheint mit [Joh 1,4], V. 24 mit [Joh 3,16-18] parallel. Dem Sohne ist gleiche Ehre zu erweisen wie dem Vater. Johannes Joh 51 5 22 Neque enim Pater judicat quemquam: sed omne judicium dedit Filio, Denn der³¹ Vater richtet niemand, sondern das ganze Gericht hat er dem Sohne übergeben,³² Johannes Joh 51 5 22 31 Begründung zu: macht lebendig. Johannes Joh 51 5 22 32 Der Heiland spricht wohl hier nicht von der Macht des Gerichthaltens an sich, sondern von der Befugnis der Ausübung der göttlichen Richtergewalt, die dem Sohne ausschließlich übertragen wurde, weil er Mensch ward, und als solcher die Menschen erlöst hat. Da er allen die Möglichkeit geboten hat, das Leben zu haben, steht es ihm zu, die Lebendigen und die Toten zu richten. Johannes Joh 51 5 23 Ut omnes honorificent Filium, sicut honorificant Patrem: qui non honorificat Filium, non honorificat Patrem, qui misit illum. damit alle den Sohn ehren, ebenso³³ wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehret, ehret auch den Vater nicht, welcher ihn gesandt hat. Johannes Joh 51 5 23 33 Nicht weniger (Cyr., Al., Azh., Hil., Aug.). Wegen der Macht der Wiederbelebung und des Gerichthaltens, da diese Tätigkeit göttliche Macht bekundet. Wer den Sohn nicht ehrt, ist kein Diener Gottes. Johannes Joh 51 5 24 Amen, amen dico vobis, quia qui verbum meum audit, et credit ei, qui misit me, habet vitam æternam, et in judicium non venit, sed transiit a morte in vitam. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer mein Wort hört,³⁴ und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben,³⁵ und kommt nicht in's Gericht,³⁶ sondern ist vom Tode zum Leben übergegangen!³⁷ Johannes Joh 51 5 24 34 Zunächst verlangt der Herr das Hören. Aus seinen Worten und den begleitenden Wundern soll dann der Glaube folgen, vermöge des Schlusses: Wer so lehrt und so wirkt, ist von Gott gesendet. Nicht meinen Worten allein, aber dem glaubet, der mich gesandt hat. Der Unglaube ist eine Sünde gegen den Vater, der den Glauben mit dem ewigen Leben belohnt, jetzt in Hoffnung und Anrecht, einst im Besitze selbst. Johannes Joh 51 5 24 35 Die Grundlage zur Auferstehung zum ewigen Leben ist das auf den Glauben hin in der Rechtfertigung eingegossene neue Leben der heiligmachenden Gnade. Johannes Joh 51 5 24 36 Im strengsten Sinne kommt nur der in's Gericht, der angeklagt wird und die Verdammnis zu befürchten hat. Vergl. [Joh 3,18]. Johannes Joh 51 5 24 37 Der Sohn spendet das Leben, wem er will; er will es aber nur denen geben, welche an ihm glauben. Wer glaubt, kommt in kein verdammendes Gericht, weil der Glaube das Recht gibt auf das ewige Leben. Wer glaubt, hat den Todeszustand schon überschritten, ist des Lebens teilhaftig. Dass ein bloßes Hören und Glauben zur Seligkeit genüge, folgt daraus nicht, sondern der in Werken tätige Glaube wird gefordert. Vergl. [Joh 8,51, 1Joh 3,14]. Johannes Joh 51 5 25 Amen, amen dico vobis, quia venit hora, et nunc est, quando mortui audient vocem Filii Dei: et qui audierint, vivent. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, es kommt die Stunde, und jetzt ist sie da, dass die Toten die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und die sie hören, werden leben!³⁸ Johannes Joh 51 5 25 38 Die Toten sind die geistig Toten. [Mt 8,22, Offb 3,1] (Aug., Ambros., Rup.) Von nun an wird die dem Tode der Sünde anheimgefallene Menschheit die erweckende Stimme des Sohnes Gottes, sein gnadenreiches Evangelium, hören, und die es gläubig annehmen, werden dadurch zum wahren Leben erweckt werden. Johannes Joh 51 5 26 Sicut enim Pater habet vitam in semetipso: sic dedit et Filio habere vitam in semetipso: Denn wie der Vater das Leben in sich selber hat, so hat er auch dem Sohne gegeben, das Leben in sich selber zu haben;³⁹ Johannes Joh 51 5 26 39 Zum Wesen des Vaters und des Sohnes gehört es, Leben zu haben in sich selbst, und dies Leben aus sich selbst ist der Inhalt ihres Wesens. Es wird also V. 25 begründet. Deshalb kann der Sohn Gottes die Toten erwecken, weil er in sich die vom Vater mitgeteilte unerschöpfliche Lebensfülle hat. Johannes Joh 51 5 27 Et potestatem dedit ei judicium facere, quia Filius hominis est. und er hat ihm Macht gegeben, auch Gericht zu halten,⁴⁰ weil er der Menschensohn ist.⁴¹ Johannes Joh 51 5 27 40 Nach Gottes Ratschluss sollte die Erlösung durch den menschgewordenen Sohn Gottes stattfinden, also auch der Abschluss der Erlösung, das Gericht, bei welchem diejenigen, welche sich die Erlösung zu Nutze gemacht, von denen geschieden werden, welche sie verschmähten. Johannes Joh 51 5 27 41 Vergl. die vorhergehende Anmerkung. Johannes Joh 51 5 28 Nolite mirari hoc, quia venit hora, in qua omnes, qui in monumentis sunt, audient vocem Filii Dei: Wundert euch nicht darüber;⁴² denn es kommt eine Stunde,⁴³ in der alle, welche in den Gräbern sind, die Stimme des Sohnes Gottes hören werden.⁴⁴ Johannes Joh 51 5 28 42 Über V. 27 (Aug.) oder V. 26, V. 27. Eine Weissagung für die Zukunft, für deren Erfüllung Christi Wunder die Bürgschaft gaben. ist jetzt da. Johannes Joh 51 5 28 43 Nicht wie V. 25: sie ist jetzt da. Der Heiland spricht von der allgemeinen Auferstehung. Johannes Joh 51 5 28 44 Alle leiblich Toten. Johannes Joh 51 5 29 Et procedent qui bona fecerunt, in resurrectionem vitæ: qui vero mala egerunt, in resurrectionem judicii. Und sie werden hervorgehen,⁴⁵ die das Gute getan haben, zur Auferstehung des Lebens, die aber das Böse getan haben, zur Auferstehung des Gerichtes.⁴⁶ Johannes Joh 51 5 29 45 Die Auferstandenen zerfallen in zwei Klassen. Das unterscheidende Merkmal sind die Werke. Johannes Joh 51 5 29 46 Der verdammenden Gerichtes. (Aug.) In diesem Sinne kommen die Gerechten nicht in's Gericht. Johannes Joh 51 5 3 In his jacebat multitudo magna languentium, cæcorum, claudorum, aridorum exspectantium aquæ motum. In diesen lag eine große Menge von Kranken, Blinden, Lahmen, Schwachen,⁴ welche auf die Bewegung des Wassers warteten. Johannes Joh 51 5 3 4 Dem allgemeinen Ausdruck Kranke werden besondere Arten von Kranken hinzugefügt. Johannes Joh 51 5 30 Non possum ego a meipso facere quidquam. Sicut audio, judico: et judicium meum justum est: quia non quæro voluntatem meam, sed voluntatem ejus, qui misit me. Ich kann nichts aus mir selbst tun.⁴⁷ Wie ich höre,⁴⁸ richte ich, und mein Gericht ist gerecht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat. Johannes Joh 51 5 30 47 Der Herr begegnet dem Einwurfe, wie er als Menschensohn richten könne: Als Gottes- und Menschensohn habe ich alles vom Vater. Im ersten Teile des Verses lehrt der Heiland, dass sein Wille notwendig mit dem des Vaters übereinstimmt (V. 19), im zweiten wendet er dies auf sein Gericht an, im dritten schließt er auf die Gerechtigkeit seines Gerichtes. Johannes Joh 51 5 30 48 Als eingeborener Sohn, also kann ich mit ihm eines Wesens nicht anders richten als er. Ich suche nicht meinen Willen: d. h. mein göttlicher und mein menschlicher Willen ist in allem, also auch in Bezug auf das Richten in vollster Übereinstimmung mit dem Willen des Vaters. Johannes Joh 51 5 31 Si ego testimonium perhibeo de meipso, testimonium meum non est verum. Wenn ich von mir selbst Zeugnis gebe, so ist mein Zeugnis nicht wahr.⁴⁹ Johannes Joh 51 5 31 49 Die Aussprüche über seine erhabene Würde führen den Heiland auf die Zeugnisse für dieselbe, zumal solche wohl von den Zuhörern erwartet wurden. Vergl. [Joh 8,13]. Der Herr bestätigt also sein Selbstzeugnis: durch das Zeugnis Gottes (V. 32, V. 36 ff), und das Zeugnis des Täufers (V. 33 ff), durch das Zeugnis der heil. Schrift (V. 39). Johannes Joh 51 5 32 Alius est, qui testimonium perhibet de me: et scio quia verum est testimonium, quod perhibet de me. Ein anderer⁵⁰ ist, der von mir Zeugnis gibt, und ich weiß, dass das Zeugnis wahrhaftig ist, welches er von mir ablegt. Johannes Joh 51 5 32 50 Der Vater (Cyr., Aug.). Vergl. [Joh 8,14]. Johannes Joh 51 5 33 Vos misistis ad Joannem: et testimonium perhibuit veritati. Ihr habt zu Johannes gesandt, und er hat der Wahrheit Zeugnis gegeben;⁵¹ Johannes Joh 51 5 33 51 Die Juden hatten bei dem Worte Ein anderer wohl an den heil. Johannes gedacht. Der Heiland lässt es für die Juden gelten. Johannes Joh 51 5 34 Ego autem non ab homine testimonium accipio: sed hæc dico ut vos salvi sitis. ich aber nehme von einem Menschen kein Zeugnis an, sondern ich sage dies, damit ihr das Heil erlanget. Johannes Joh 51 5 35 Ille erat lucerna ardens, et lucens. Vos autem voluistis ad horam exsultare in luce ejus. Jener war die brennende und Licht gebende Leuchte; ihr aber wolltet euch für eine Weile an seinem Lichte ergötzen.⁵² Johannes Joh 51 5 35 52 Das Zeugnis des heil. Johannes sollte ihnen zum Heile gereichen. Wenn ihr Gottes Zeugnis nicht fasst, glaubet wenigstens wegen jenes Zeugnisses. Johannes war eine Leuchte, die ihr Licht von Christus hatte, weil er von Gott erleuchtet war. Johannes brennend im Eifer für das Reich Gottes schimmerte in der Finsternis seiner Zeitgenossen, auf den Erlöser hinweisend. Sie freuten sich desselben, solange Johannes ihren irdischen Messiashoffnungen nicht entgegentrat. Als diese Freude durch seine strengen Forderungen getrübt ward, und ihre Messiashoffnungen nicht erfüllt wurden, wendeten sie sich von ihm ab. Johannes Joh 51 5 36 Ego autem habeo testimonium majus Joanne. Opera enim, quæ dedit mihi Pater ut perficiam ea: ipsa opera, quæ ego facio, testimonium perhibent de me, quia Pater misit me: Ich aber habe ein Zeugnis, welches größer ist, als das des Johannes. Denn die Werke,⁵³ welche der Vater mir übertragen hat, dass ich sie vollbringe; eben die Werke, welche ich tue, geben Zeugnis von mir, dass der Vater mich gesandt hat. Johannes Joh 51 5 36 53 Das messianische Werk, zu dem auch die Wunder gehören. Die Macht und den Auftrag, diese zu tun, hat der Vater im Augenblicke der Menschwerdung verliehen. Damit sind sie auch ein Werk des Vaters und darum auch ein Zeugnis, das der Vater von Christus gibt, dass Christus der höchstbegnadete Gottgesandte, der Gründer des Messiasreiches, Gottes Sohn ist. Johannes Joh 51 5 37 Et qui misit me Pater, ipse testimonium perhibuit de me: neque vocem ejus umquam audistis, neque speciem ejus vidistis: Und der mich gesandt hat, der Vater, hat Zeugnis gegeben von mir;⁵⁴ weder habt ihr je seine Stimme gehört, noch seine Gestalt gesehen.⁵⁵ Johannes Joh 51 5 37 54 Die Auslegung dieses Verses ist eine sehr verschiedene. Nach einer Ansicht spricht Christus hier noch von dem Zeugnisse, das in seinen Werken enthalten ist (Aug., Hil.), nach einer anderen von dem Zeugnisse des Johannes (Chrys.), nach einer dritten von den durch die Propheten gegebenen und in den Schriften des Alten Testamentes aufgezeichneten Zeugnissen (Cyr., Theoph., Euth., Bed.). Vielleicht ist aber an das Zeugnis des Vaters [Mt 3,17] zu denken. In den Schriften des Alten Testamentes ist ein Zeugnis des Vaters, weil die Propheten in seinem Auftrage die Person und Wirksamkeit des verheißenen Messias beschrieben. Johannes Joh 51 5 37 55 Der Heiland antwortet auf einen möglichen Einwand der Juden: Wir wissen nichts von einem solchen Zeugnisse (Cyr., Chrys.). Wie die Worte hören und sehen sind Stimme und Gestalt geistig zu fassen. Gott nahm in den Offenbarungen gleichsam eine Gestalt an, welche die Juden mit dem Geistesauge schauen konnten. Johannes Joh 51 5 38 Et verbum ejus non habetis in vobis manens: quia quem misit ille, huic vos non creditis. Und sein Wort habt ihr nicht bleibend in euch, weil ihr demjenigen nicht glaubet, welchen er gesandt hat.⁵⁶ Johannes Joh 51 5 38 56 Der innere, bleibende Besitz, durch den das Wort Gottes seine belebende Kraft ausübt und Richtschnur des ganzen sittlich-religiösen Lebens wird, fehlt euch. Die alttestamentliche Gottesordnung und die Offenbarung des Alten Testamentes weisen auf Christus als auf ihr Ziel und Ende hin. Wie also derjenige, welcher den Inhalt der alttestamentlichen Offenbarung richtig erfasst hat, zum Glauben an Christus kommt, so ist der Unglaube Christus gegenüber ein Beweis, dass viele Offenbarungen nicht geistiges Eigentum des Menschen geworden sind. Johannes Joh 51 5 39 Scrutamini Scripturas, quia vos putatis in ipsis vitam æternam habere: et illæ sunt, quæ testimonium perhibent de me: Ihr forschet in der Schrift, weil ihr glaubet, in ihr das ewige Leben zu haben,⁵⁷ und sie ist es, welche von mir Zeugnis gibt: Johannes Joh 51 5 39 57 Die Schriften zeigen den Weg zum ewigen Leben, aber nur denjenigen, welche durch das Durchforschen derselben zum Glauben an Christus kommen, der das Leben ist. Vergl. [Apg 10,43] und [2Tim 3,15]. Johannes Joh 51 5 4 Angelus autem Domini descendebat secundum tempus in piscinam: et movebatur aqua. Et qui prior descendisset in piscinam post motionem aquæ, sanus fiebat a quacumque detinebatur infirmitate. Denn ein Engel des Herrn stieg zu Zeiten in den Teich hinab, und das Wasser kam in Bewegung. Wer nun zuerst nach der Bewegung des Wassers in den Teich hinabstieg, wurde gesund, mit welcher Krankheit er auch behaftet sein mochte. Johannes Joh 51 5 40 Et non vultis venire ad me ut vitam habeatis. und ihr wollet⁵⁸ nicht zu mir kommen, damit ihr das Leben habet.⁵⁹ Johannes Joh 51 5 40 58 Und Ausdruck des Staunens und der Wehmut. Ihr waret im Besitze der heil. Schriften, aber entschiedet euch frei, mir nicht im Glauben anzuhängen. Diese Worte bilden eine Ergänzung zu [Joh 6,44ff]. Dort lehrt der Heiland, dass man nur durch die zuvorkommende Gnade zum Glauben kommen kann, hier betont der Herr, dass der Mensch mit der Gnade mitwirken muss. Johannes Joh 51 5 40 59 Nicht der Besitz der Schriften an sich, sondern der gläubige Anschluss an mich führt zum ewigen Leben. Johannes Joh 51 5 41 Claritatem ab hominibus non accipio. Ich nehme nicht Ehre von Menschen an.⁶⁰ Johannes Joh 51 5 41 60 Wenn ich Glauben an mich verlange und sage, dass in mir allein das Leben zu finden sei, geschieht es nicht, um Ehre bei den Menschen zu erlangen, sondern um euch zur Liebe Gottes zu führen. Denn diese gerade fehlt euch. Johannes Joh 51 5 42 Sed cognovi vos, quia dilectionem Dei non habetis in vobis. Aber ich kenne euch, dass ihr die Liebe Gottes nicht in euch habet.⁶¹ Johannes Joh 51 5 42 61 Dies zeigt euer Verhalten gegen den Gottgesandten. Johannes Joh 51 5 43 Ego veni in nomine Patris mei, et non accipitis me: si alius venerit in nomine suo, illum accipietis. Ich bin im Namen meines Vaters⁶² gekommen, und ihr nehmet mich nicht an; wenn ein anderer in seinem eigenen Namen kommt, den werdet ihr annehmen. Johannes Joh 51 5 43 62 Meines Vaters: durch Werke meine Sendung beweisend und die Weissagungen an mir erfüllend. Es werden falsche Messiasse kommen und von euch aufgenommen werden. Johannes Joh 51 5 44 Quomodo vos potestis credere, qui gloriam ab invicem accipitis: et gloriam, quæ a solo Deo est, non quæritis? Wie könnet ihr glauben, da ihr Ehre voneinander nehmet, und die Ehre, welche von dem alleinigen Gott ist, nicht suchet?⁶³ Johannes Joh 51 5 44 63 Steigerung. V. 40: Ihr wollet nicht, hier: Ihr könnet nicht, denn ihr strebet nach der Ehre vor den Menschen, nicht aber vor Gott. Vor den Menschen war es wenig Ehre, an den demütigen Herrn zu glauben. Überdies verblendet die Ehrsucht. Ein Ungläubiger, der glauben will, bete vor allem und unterwerfe sich. Johannes Joh 51 5 45 Nolite putare quia ego accusaturus sim vos apud Patrem: est qui accusat vos Moyses, in quo vos speratis. Glaubet nicht, dass ich euer Ankläger werde bei dem Vater; es ist einer, der euch anklagt, Moses, auf den ihr eure Hoffnung setzet.⁶⁴ Johannes Joh 51 5 45 64 Die Juden hatten gegen den Heiland wegen Sabbatverletzung das Ansehen des Gesetzes angerufen und somit Moses zum Ankläger des Heilandes machen wollen. Doch das Verhältnis ist umgekehrt. Der Heiland braucht nicht als Ankläger gegen die Juden vor dem Vater aufzutreten, denn es wird ein anderer für ihn anklagen, Moses, auf den die Juden ihre Hoffnung gesetzt, um durch sein Gesetz Heil zu finden. [2Kor 1,10]. Er wird gegen diejenigen auftreten, die auf seinem Stuhle sitzend Beruf und Amt hatten, das Gesetz zu lehren, und sie nicht mit einer einzelnen Übertretung, sondern des Unglaubens wider den gesamten Geist und Zweck des Gesetzes, das Vorbild und Weissagung des Erlösungswerkes in Jesus war (Cyr., Aug.) beschuldigen. Johannes Joh 51 5 46 Si enim crederetis Moysi, crederetis forsitan et mihi: de me enim ille scripsit. Denn wenn ihr Moses glaubtet, so würdet ihr wohl auch mir glauben; denn von mir hat er geschrieben.⁶⁵ [Gen 3,15, Gen 22,18, Dtn 18,15] Johannes Joh 51 5 46 65 Dies ist auch ein Beweis für V. 45. Johannes Joh 51 5 47 Si autem illius litteris non creditis: quomodo verbis meis credetis? Wenn ihr aber seinen Schriften nicht glaubet, wie werdet ihr meinen Worten glauben?⁶⁶ Johannes Joh 51 5 47 66 Wenn ihr nun jenen Schriften nicht glaubt, deren Verfasser über alle Maßen zu ehren und zu preisen euer Stolz ist, wie werdet ihr meinen Worten glauben, den ihr ebenso ungemessen zu verachten und zu lästern gewohnt seid? (Euth.) So erwartet denn der Heiland von den Lehrern der Juden nichts, als was sie bereits beschlossen (V. 16), seinen Tod. Johannes Joh 51 5 5 Erat autem quidam homo ibi triginta et octo annos habens in infirmitate sua. Es war aber ein Mann daselbst, welcher seit achtunddreißig Jahren krank war.⁵ Johannes Joh 51 5 5 5 Er war wohl gelähmt, doch lag er noch nicht 38 Jahre an dem Teiche. Johannes Joh 51 5 6 Hunc cum vidisset Jesus jacentem, et cognovisset quia jam multum tempus haberet, dicit ei: Vis sanus fieri? Als Jesus diesen daliegen sah,⁶ und wusste, dass er bereits lange Zeit leide, sprach er zu ihm: Willst du gesund werden?⁷ Johannes Joh 51 5 6 6 Wie [Joh 4,1] von der äußeren Erfahrung. Jesus wusste von vornherein, was er tun wollte. Johannes Joh 51 5 6 7 Der Kranke glaubt vielleicht, Jesus wolle ihm hinabhelfen (Chrys., Cyr., Thom.), darum antwortet er nicht kurzweg bejahend. Johannes Joh 51 5 7 Respondit ei languidus: Domine, hominem non habeo, ut cum turbata fuerit aqua, mittat me in piscinam: dum venio enim ego, alius ante me descendit. Der Kranke antwortete ihm: Herr!⁸ ich habe keinen Menschen, der mich, wenn das Wasser in Wallung kommt, in den Teich brächte; denn während ich komme, steigt ein anderer vor mir hinab.⁹ Johannes Joh 51 5 7 8 Wie [Joh 4,11]. Johannes Joh 51 5 7 9 Die Erzählung ist durchaus verschieden von [Mt 9,6, Mk 2,9.11]. Der Kranke, der bis dahin keinen Helfer gefunden, ist das Bild der Menschheit, die durch Jahrtausende des Erlösers harrt, unfähig sich selbst zu helfen. Johannes Joh 51 5 8 Dicit ei Jesus: Surge, tolle grabatum tuum, et ambula. Da sprach Jesus zu ihm: Stehe auf, nimm dein Bett, und wandle! Johannes Joh 51 5 9 Et statim sanus factus est homo ille: et sustulit grabatum suum, et ambulabat. Erat autem sabbatum in die illo. Und sogleich ward der Mann gesund; und er nahm sein Bett, und wandelte. Es war aber Sabbat an jenem Tage.¹⁰ Johannes Joh 51 5 9 10 Dies wird wegen der nachfolgenden Ereignisse erwähnt. Johannes Joh 51 0 1 b. Am dritten Osterfeste zeigt sich auch unter den Jüngern aus Galiläa Unglaube (6.): Der Heiland offenbart seine Herrlichkeit durch wunderbare Brotvermehrung (V. 15) und Wandeln auf dem Meere. (V. 21) Die Juden fordern in Kapharnaum ein größeres Wunder, besonders Brot vom Himmel. (V. 31) Der Heiland weist auf sich selbst als das Brot des Lebens, das durch den Glauben zu empfangen ist (V. 42), und verheißt seinen Leib und sein Blut als Speise. (V. 60) Unglaube der Juden und des Judas. Johannes Joh 51 6 1 Post hæc abiit Jesus trans mare Galilææ, quod est Tiberiadis: Hiernach¹ fuhr Jesus über das Meer von Galiläa, das ist von Tiberias.² [Mt 14,13, Mk 6,32] Johannes Joh 51 6 1 1 Nach der Lehre vom geistigen Leben handelt der Evangelist von der geistigen Nahrung (Thom.). Das dritte Jahr beginnt. Die erste Hälfte desselben, April Oktober, umfasst das 6. Kapitel und Kapitel 7 V. 1. Johannes Joh 51 6 1 2 Tiberias war eine von Herodes Antipas erbaute und zu Ehren des Kaisers Tiberius benannte Stadt am jüdischen Teile des Westufers. Johannes Joh 51 6 10 Dixit ergo Jesus: Facite homines discumbere. Erat autem fnum multum in loco. Discubuerunt ergo viri, numero quasi quinque millia. Jesus aber sprach: Lasset die Leute sich niedersetzen! Es war aber viel Gras an dem Orte. Da ließen sich die Männer nieder, gegen fünftausend an der Zahl. Johannes Joh 51 6 11 Accepit ergo Jesus panes: et cum gratias egisset, distribuit discumbentibus; similiter et ex piscibus quantum volebant. Jesus aber nahm die Brote, und nachdem er Dank gesagt hatte, teilte er sie unter die aus, welche sich niedergesetzt hatten; desgleichen auch von den Fischen, so viel sie wollten. Johannes Joh 51 6 12 Ut autem impleti sunt, dixit discipulis suis: Colligite quæ superaverunt fragmenta, ne pereant. Als sie aber satt geworden waren, sprach er zu seinen Jüngern: Sammelt die übriggebliebenen Stücke, damit sie nicht zu Grunde gehen! Johannes Joh 51 6 13 Collegerunt ergo, et impleverunt duodecim cophinos fragmentorum ex quinque panibus hordeaceis, quæ superfuerunt his, qui manducaverant. Sie sammelten also, und füllten zwölf Körbe mit den Stücken an, welche von den fünf Gerstenbroten denen übriggeblieben waren, die gegessen hatten.¹² Johannes Joh 51 6 13 12 Um den Jüngern das Wunder noch augenscheinlicher zu machen, befiehlt Jesus die nach der Sättigung noch übrigen Stücke zu sammeln, und siehe da, es war mehr übrig, als ursprünglich vorhanden gewesen. Die Sammlung der Überreste in die Körbe der Apostel deutet auf den überreichen Lohn hin, der einem jeden für seine Wirksamkeit zuteil werden wird. Johannes Joh 51 6 14 Illi ergo homines cum vidissent quod Jesus fecerat signum, dicebant: Quia hic est vere propheta, qui venturus est in mundum. Als nun diese Leute das Wunder sahen, welches Jesus gewirkt hatte, sprachen sie: Dieser ist wahrhaftig der Prophet, welcher in die Welt kommen soll!¹³ Johannes Joh 51 6 14 13 Die Messiashoffnungen der Juden waren sinnlich, darum erwarten sie von dem, der sie gesättigt, Hebung aller zeitlichen Not. Johannes Joh 51 6 15 Jesus ergo cum cognovisset quia venturi essent ut raperent eum, et facerent eum regem, fugit iterum in montem ipse solus. Als aber Jesus erkannte, dass sie kommen würden, um ihn mit Gewalt fortzuführen, und ihn zum Könige zu machen,¹⁴ zog er sich wieder¹⁵ auf den Berg zurück, allein. [Mt 14,23, Mk 6,46] Johannes Joh 51 6 15 14 Welch Unterschied zwischen den törichten Hoffnungen der Juden und dem wahren Königtum Jesu! Vergl. [Joh 18,37]. Wie ähnlich der Versuchung des Herrn durch Satan ist ihr Verhalten! Jesus soll den Weg der Leiden und des Kreuzes verlassen. Wie schmerzlich sind die Bestrebungen des Volkes für den Heiland, der weiß, dass die heutige Stimmung in das kreuzige ihn umschlagen wird! Johannes Joh 51 6 15 15 Vergl. V. 3. Johannes Joh 51 6 16 Ut autem sero factum est, descenderunt discipuli ejus ad mare. Da es nun Abend geworden war, gingen seine Jünger hinab an das Meer. Johannes Joh 51 6 17 Et cum ascendissent navim, venerunt trans mare in Capharnaum: et tenebræ jam factæ erant: et non venerat ad eos Jesus. Und sie stiegen in das Schiff,¹⁶ und fuhren über das Meer nach Kapharnaum. Es war schon dunkel geworden, und Jesus war nicht zu ihnen gekommen. Johannes Joh 51 6 17 16 Die Jünger waren zu Schiff gekommen und hatten ein solches also in Bereitschaft. Johannes Joh 51 6 18 Mare autem, vento magno flante, exsurgebat. Das Meer aber wogte, weil ein starker Wind wehte. Johannes Joh 51 6 19 Cum remigassent ergo quasi stadia viginti quinque aut triginta, vident Jesum ambulantem supra mare, et proximum navi fieri, et timuerunt. Als sie nun gegen fünfundzwanzig oder dreißig Stadien¹⁷ gerudert waren, sahen sie Jesus auf dem Meere wandeln und dem Schiffe nahe kommen; und sie fürchteten sich. Johannes Joh 51 6 19 17 Eine bis ein und eine halbe Stunde, d. i. etwas über die Hälfte des Weges, wenn die Überfahrt mitten durch den See statthatte. Der Augenzeuge berichtet nach seiner damaligen Schätzung. Johannes Joh 51 6 2 Et sequebatur eum multitudo magna, quia videbant signa, quæ faciebat super his, qui infirmabantur. Und³ es folgte ihm eine große Menge Volkes nach,⁴ weil sie die Wunder sahen, welche er an den Kranken tat. Johannes Joh 51 6 2 3 Das hier berichtete Wunder wird auch von [Mt 14,14, Mk 6,32, Lk 9,12ff] erzählt. Johannes Joh 51 6 2 4 Nach [Lk 9,10] war Bethsaida das Reiseziel. Das im Griech. gesetzte Imperfekt weist wohl auf eine längere galiläische Tätigkeit des Heilandes hin. Johannes Joh 51 6 20 Ille autem dicit eis: Ego sum, nolite timere. Er aber sprach zu ihnen: Ich bin es, fürchtet euch nicht! Johannes Joh 51 6 21 Voluerunt ergo accipere eum in navim: et statim navis fuit ad terram, in quam ibant. Da wollten sie ihn in das Schiff aufnehmen;¹⁸ und alsbald war das Schiff am Lande, nach welchem sie hinfuhren. Johannes Joh 51 6 21 18 Der Apostel berichtet, was die Jünger wollten, im Gegensatze zu ihrer früheren Furcht, zwischen den Willen und die Ausführung fällt das [Mt 14,28-32] erzählte Ereignis. Ob das Schiff durch ein Wunder schneller an's Ufer kam, steht nicht fest. Johannes Joh 51 6 22 Altera die, turba, quæ stabat trans mare, vidit quia navicula alia non erat ibi nisi una, et quia non introisset cum discipulis suis Jesus in navim, sed soli discipuli ejus abiissent: Am andern Tage erfuhr das Volk, welches jenseits des Meeres stand,¹⁹ dass kein anderes Schiff daselbst war als das eine, und dass Jesus nicht mit seinen Jüngern in das Schiff gestiegen, sondern seine Jünger allein abgefahren waren. Johannes Joh 51 6 22 19 Das örtliche Ufer wird vom Standpunkte der am anderen Ufer angekommenen Jünger bezeichnet, während V. 25 mit Rücksicht auf die Überfahrt des Volkes das westliche Ufer gemeint ist. Johannes Joh 51 6 23 Aliæ vero supervenerunt naves a Tiberiade juxta locum ubi manducaverant panem, gratias agente Domino. Andere Schiffe aber kamen herüber von Tiberias nahe an den Ort, wo sie das Brot gegessen hatten, nachdem der Herr Dank gesagt. Johannes Joh 51 6 24 Cum ergo vidisset turba quia Jesus non esset ibi, neque discipuli ejus, ascenderunt in naviculas, et venerunt Capharnaum quærentes Jesum. Als nun das Volk sah, dass Jesus nicht da sei, noch auch seine Jünger, stiegen sie in die Schiffe, und kamen nach Kapharnaum, Jesus suchend. Johannes Joh 51 6 25 Et cum invenissent eum trans mare, dixerunt ei: Rabbi, quando huc venisti? Und da sie ihn jenseits des Meeres gefunden hatten, sprachen sie zu ihm: Meister! wann bist du hierher gekommen?²⁰ Johannes Joh 51 6 25 20 Fast kommt ihnen die Vermutung eines wunderbaren Herüberkommens (Chrys., Cyr., Aug.). Johannes Joh 51 6 26 Respondit eis Jesus, et dixit: Amen, amen dico vobis: quæritis me non quia vidistis signa, sed quia manducastis ex panibus, et saturati estis. Jesus antwortete ihnen, und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ihr suchet mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen,²¹ sondern weil ihr von den Broten gegessen habet, und gesättigt worden seid! Johannes Joh 51 6 26 21 Der Heiland geht nun auf die Absicht des Suchens ein. Das Wort Zeichen wird gebraucht, um den Zweck des Wunders hervorzuheben: die Aufweisung der göttlichen Macht Jesu als Beweggrund zum Glauben. Das Ziel des Volkes ist Befriedigung sinnlicher Bedürfnisse. So wird vorweg der Mangel an höherer Auffassung der folgenden Worte Christi angedeutet, in denen der Herr sich als die geistige Speise bezeichnet. Johannes Joh 51 6 27 Operamini non cibum, qui perit, sed qui permanet in vitam æternam, quem Filius hominis dabit vobis. Hunc enim Pater signavit Deus. Bemühet euch nicht um vergängliche Speise, sondern um jene Speise, welche zum ewigen Leben²² bleibet, die euch der Menschensohn geben wird.²³ Denn diesen hat Gott der Vater mit seinem Siegel bezeichnet. [Mt 3,17, Mt 17,5, Joh 1,32] Johannes Joh 51 6 27 22 Da der Heiland seinen heil. Leib verheißen wollte, hier aber von einer zukünftig zu gebenden Speise redet (wie V. 52), so ist wohl die heil. Eucharistie zu verstehen. (Cyr. Alex., Theoph.). Johannes Joh 51 6 27 23 Soweit er vom Vater diese Macht empfangen hat. Diese Speise bleibt in sich ewig, weil sie unverweslich ist, in ihrem Erfolge, weil der, welcher sie würdig empfängt, ewig leben wird. Mit dem Siegel hat der Vater den Heiland bezeichnet, weil er ihn auf vielfache Weise als seinen Gesandten kenntlich gemacht hat. Johannes Joh 51 6 28 Dixerunt ergo ad eum: Quid faciemus ut operemur opera Dei? Da sprachen sie zu ihm:²⁴ Was sollen wir tun, um die Werke Gottes zu wirken? Johannes Joh 51 6 28 24 Welche Werke verlangt Gott von uns (Werke Gottes), damit wir dieser Speise würdig werden? Die Frage hat ihren Anlass in dem Worte: Bemühet euch V. 27, welches den Zuhörern den Gedanken an äußere Werke erweckt. Johannes Joh 51 6 29 Respondit Jesus, et dixit eis: Hoc est opus Dei, ut credatis in eum quem misit ille. Jesus antwortete, und sprach zu ihnen: Dieses ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubet, welchen er gesandt hat.²⁵ [1Joh 3,23] Johannes Joh 51 6 29 25 Statt einzelner Werke nennt der Heiland an ihren Ausdruck anknüpfend das Hauptwerk, den Grund des inneren Lebens, den Glauben, aus dem alle guten Werke hervorgehen müssen, sollen sie Gott gefallen. Johannes Joh 51 6 3 Subiit ergo in montem Jesus: et ibi sedebat cum discipulis suis. Da ging Jesus auf den Berg,⁵ und setzte sich daselbst mit seinen Jüngern nieder. Johannes Joh 51 6 3 5 Der Evangelist setzt denselben als bekannt voraus. Johannes Joh 51 6 30 Dixerunt ergo ei: Quod ergo tu facis signum ut videamus, et credamus tibi? quid operaris? Sie sprachen zu ihm: Welches Zeichen also tuest du, dass wir es sehen, und dir glauben? Was wirkest du?²⁶ Johannes Joh 51 6 30 26 Dem vom Heiland ihrer deutlich ausgesprochenen Forderung gegenüber (V. 15) verlangten Glauben, dass er der Gesandte Gottes ist, soll ein Zeichen der Beglaubigung vorhergehen. Was tust du? Ein Hinweis auf V. 27, wo der Heiland sich darauf beruft, dass er vom Vater mit dem Siegel bezeichnet sei. War nicht aber die vorhergegangene wunderbare Brotvermehrung bereits ein Zeichen? Johannes Joh 51 6 31 Patres nostri manducaverunt manna in deserto, sicut scriptum est: Panem de clo dedit eis manducare. Unsere Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, wie geschrieben steht: Brot vom Himmel gab er ihnen zu essen.²⁷ [Ex 16,14, Num 11,7, Ps 77,24, Weish 16,20] Johannes Joh 51 6 31 27 Weniger als das Manna war, kann der Messias nicht geben, da Moses das Vorbild des Messias war. Johannes Joh 51 6 32 Dixit ergo eis Jesus: Amen, amen dico vobis: Non Moyses dedit vobis panem de clo, sed Pater meus dat vobis panem de clo verum. Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Moses hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel!²⁸ Johannes Joh 51 6 32 28 Mit feierlichen Worten verbessert der Heiland den doppelten Irrtum, als ob Moses das Manna gegeben (Cyr.) und als ob das Manna das wahre Himmelsbrot sei. Das Manna ist Schatten und Vorbedeutung des wahren Brotes, das der Vater gibt (Chrys., Cyr., Aug.). Johannes Joh 51 6 33 Panis enim Dei est, qui de clo descendit, et dat vitam mundo. Denn das Brot Gottes ist dasjenige, welches vom Himmel herabkommt, und der Welt das Leben gibt!²⁹ Johannes Joh 51 6 33 29 Dem Ursprunge nach: Gottes, der Wirkung nach: der ganzen Welt das wahre, sittliche Leben gebend. Johannes Joh 51 6 34 Dixerunt ergo ad eum: Domine, semper da nobis panem hunc. Da sprachen sie zu ihm: Herr, immerdar gib uns dieses Brot!³⁰ Johannes Joh 51 6 34 30 Sie denken an ein leibliches Brot und bitten, Jesus möchte es ihnen geben, da der Vater dies Brot wohl durch den Sohn verleiht, und zwar auf immer geben, gleichsam als ewiges Mannawunder. Johannes Joh 51 6 35 Dixit autem eis Jesus: Ego sum panis vitæ: qui venit ad me, non esuriet: et qui credit in me, non sitiet unquam. Jesus aber sprach zu ihnen: Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nicht hungern, und wer an mich glaubt, wird nimmermehr dürsten.³¹ Johannes Joh 51 6 35 31 Ich, der Gottmensch, bin das Brot des Lebens. Wer zu mir im Glauben kommt (Aug., Cyr.), wird kein Bedürfnis mehr haben, wenn er dies Brot empfangen hat. Christus verheißt die heil. Kommunion (Cyr. Alex.). Gleichlautend mit diesem Verse ist V. 48. Noch sagt der Heiland nicht, dass dies Brot sein Leib ist. Andere erklären die Worte: Wer zu mir kommt durch den Glauben, wird nicht hungern, das Brot also ist der Glaube. Es ist zuzugeben, dass Jesus von V. 35 51 lehrt, dass er selbst das Brot ist, ohne auf die Art einzugehen, wie dieses zu geben oder zu empfangen ist, hingegen von V. 52 59 von dem Empfangen seines Fleisches und Blutes spricht. Mit einem Worte: Brot ist Christus in mehrfachem Sinne. Hier redet der Heiland noch ganz allgemein, später erklärt er eine besondere Weise, in welcher er Speise und Trank ist. Für das letzte Abendmahl behält er sich vor, den letzten Aufschluss zu geben, zu offenbaren, dass diese Nahrung der Seele im Sakramente gespendet wird. Johannes Joh 51 6 36 Sed dixi vobis quia et vidistis me, et non creditis. Aber ich habe es euch gesagt,³² auch habet ihr mich gesehen, und glaubet doch nicht. Johannes Joh 51 6 36 32 Ich habe euch offen gesagt, dass ich das Lebensbrot bin, aber umsonst habt ihr mich nicht nur reden gehört, sondern auch Wunder wirken sehen, ihr glaubt dennoch nicht (V. 26). Johannes Joh 51 6 37 Omne, quod dat mihi Pater, ad me veniet: et eum, qui venit ad me, non ejiciam foras: Alles, was mir der Vater gibt, wird zu mir kommen,³³ und den, welcher zu mir kommt, werde ich nicht hinausstoßen;³⁴ Johannes Joh 51 6 37 33 Jedoch, wenn auch ihr nicht glaubt, werden doch alle Menschen ohne Ausnahme, welche Gott mir gibt, welche er durch seine Gnade zu mir zieht, zu mir kommen, an mich glauben usw. (V. 44). Johannes Joh 51 6 37 34 Die Tätigkeit des Vaters und des Sohnes widerstreitet sich nicht, sondern greift ineinander. Die Gläubigen sind durch den Glauben und die Liebe zu Christus mit Gott vereint (Thom.). Aus dieser Vereinigung stößt Christus nicht heraus, indem er seine Gnade entzieht; nur der Mensch löst sich durch Sünde und Abfall selbst von derselben los. Johannes Joh 51 6 38 Quia descendi de clo, non ut faciam voluntatem meam, sed voluntatem ejus, qui misit me. denn³⁵ ich bin vom Himmel herabgekommen, nicht damit ich meinen Willen tue, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.³⁶ Johannes Joh 51 6 38 35 V. 37 39 bilden einen Schluss, wenngleich in umgekehrter Ordnung. V. 38 Obersatz: Ich tue den Willen meines Vaters. V. 39 Untersatz: Nun ist es der Wille meines Vaters, dass ich keine mir anvertraute Seele verliere. V. 37 Schluss: Also werde ich niemanden, der zu mir kommt, hinausstoßen. Johannes Joh 51 6 38 36 Meinen Willen: meinen menschlichen Willen. Johannes Joh 51 6 39 Hæc est autem voluntas ejus, qui misit me, Patris: ut omne, quod dedit mihi, non perdam ex eo, sed resuscitem illud in novissimo die. Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, des Vaters, dass ich nichts von dem, was er mir gegeben hat, verliere, sondern dass ich es auferwecke³⁷ am jüngsten Tage. Johannes Joh 51 6 39 37 Da hier die Rede von denen ist, welche der Vater gibt, diese aber nach V. 37 zum Leben kommen, fragt es sich, warum der Herr nur von diesen sagt, dass er sie auferwecken werde, da doch auch die Verworfenen auferstehen. Darauf ist zu antworten, dass die Auferstehung der Letzteren hier nicht geleugnet, sondern nur von derselben abgesehen wird, da hier von der Auferstehung zum Leben die Rede ist. Vergl. [Joh 5,25-30]. Johannes Joh 51 6 4 Erat autem proximum Pascha dies festus Judæorum. Es war aber das Osterfest der Juden nahe.⁶ Johannes Joh 51 6 4 6 Diese Zeitbestimmung ist wohl eingefügt, damit der Leser nicht meine, das jetzt Erzählte schließe sich unmittelbar an das Vorhergehende an. Johannes Joh 51 6 40 Hæc est autem voluntas Patris mei, qui misit me: ut omnis, qui videt Filium, et credit in eum, habeat vitam æternam, et ego resuscitabo eum in novissimo die. Das ist aber der Wille meines Vaters, der mich gesandt hat, dass jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt,³⁸ das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage. Johannes Joh 51 6 40 38 Das Wort sieht kann bezüglich der Zeitgenossen des Herrn vom leiblichen Schauen verstanden werden, nicht aber bezüglich der nach Christus Lebenden, denn auch diese sollen gerettet werden, obgleich sie den Herrn nicht leiblich sehen. Sie sehen ihn aber, indem sie von ihm Kenntnis haben. Doch auch die Ungläubigen haben solche, aber sie glauben nicht, darum fügt der Heiland ein zweites Erfordernis bei: Wer an den Sohn glaubt. Johannes Joh 51 6 41 Murmurabant ergo Judæi de illo, quia dixisset: Ego sum panis vivus, qui de clo descendi, Da murrten die Juden über ihn, dass er gesagt hatte: Ich bin das lebendige Brot, der ich vom Himmel herabgekommen bin,³⁹ Johannes Joh 51 6 41 39 Die Juden sind, wie bereits bemerkt, im Sprachgebrauche des heil. Johannes besonders die Partei der Pharisäer und ihnen gleich gesinnte Eiferer. Sie murren besonders deshalb, weil Christus sich das Himmelbrot genannt und gesagt hat, er sei vom Himmel herabgekommen. Johannes Joh 51 6 42 Et dicebant: Nonne hic est Jesus filius Joseph, cujus nos novimus patrem, et matrem? Quomodo ergo dicit hic: Quia de clo descendi? und sie sagten: Ist dieser⁴⁰ nicht Jesus, der Sohn Josephs,⁴¹ dessen Vater und Mutter⁴² wir kennen? Wie also sagt dieser: Ich bin vom Himmel herabgestiegen? [Mt 13,55] Johannes Joh 51 6 42 40 Verächtlich. Johannes Joh 51 6 42 41 Nach seinem vermeintlichen Vater wurde Jesus benannt. Johannes Joh 51 6 42 42 Die Semiten haben kein Wort für Eltern. Sie nennen Maria und Joseph, um ihre genaue Bekanntschaft zu bekunden. Johannes Joh 51 6 43 Respondit ergo Jesus, et dixit eis: Nolite murmurare in invicem: Da antwortete Jesus, und sprach zu ihnen: Murret nicht untereinander! Johannes Joh 51 6 44 Nemo potest venire ad me, nisi Pater, qui misit me, traxerit eum: et ego resuscitabo eum in novissimo die. Niemand kann zu mir kommen, wenn der Vater, der mich gesandt hat, ihn nicht zieht;⁴³ und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage. Johannes Joh 51 6 44 43 Jesus gibt ihnen keine Erklärung, wie er als Gottessohn himmlischer Herkunft ist, sondern zeigt den tiefsten Grund, warum die Juden murren, weil sie selbst nicht glauben. Sie glauben aber nicht, weil der Vater sie nicht zieht. Er wiederholt den V. 37 getanen Ausspruch in anderer Form und erklärt das Geben näher. Bedingung für den Glauben ist die zuvorkommende und helfende Gnade, durch welche Gott den Verstand erleuchtet, den Willen erregt, anregt und unterstützt. Das Wort ziehen bedeutet keinen Zwang. Der Mensch soll mitwirken, kann sich aber auch widersetzen. Gott zieht, aber der Mensch muss sich ziehen lassen. Den starken Ausdruck ziehen hat der Heiland gewählt, um zu zeigen, eine wie starke Gnade dem Menschen nach dem Falle notwendig ist, damit er zu Christus komme. Du wirst noch nicht gezogen? So bete, dass du gezogen werdest (Aug.). Zu den Worten: Wenn der Vater ihn nicht zieht, ergänze: Denjenigen aber, welchen er zieht, werde ich auferwecken usw. Johannes Joh 51 6 45 Est scriptum in prophetis: Et erunt omnes docibiles Dei. Omnis, qui audivit a Patre, et didicit, venit ad me. Es steht geschrieben in den Propheten: Und sie werden alle von Gott gelehrt werden. Jeder, der von dem Vater gehört und gelernt hat, kommt zu mir.⁴⁴ Johannes Joh 51 6 45 44 Erklärung der Natur der Gnade: Derjenige wird vom Vater gezogen, dessen Verstand erleuchtet und dessen Wille bewegt wird. Derjenige aber, der die Erleuchtung und Anregung aufnimmt, ihr zustimmt und sich so zu eigen macht, hat von dem Vater gelernt und glaubt an mich. Das Zitat findet sich im Buche der Propheten [Apg 7,42] und ist frei zitiert aus [Jes 54,13]. Johannes Joh 51 6 46 Non quia Patrem vidit quisquam, nisi is, qui est a Deo, hic vidit Patrem. Nicht dass jemand den Vater gesehen⁴⁵ hat, außer derjenige, welcher von Gott ist, dieser hat den Vater gesehen. [Mt 11,27] Johannes Joh 51 6 46 45 Der Herr will verhüten, dass die Juden das Hören und Lernen des vorigen Verses fleischlich auffassen, als ob die Menschen Gott, wie er ist, sehen und hören könnten. Unmittelbares Schauen der Gottheit hat der Heiland in seinem ewigen Sein vor der Menschwerdung gehabt, Gott aus Gott geboren (Chrys., Aug.), und hat es in seiner heiligsten Menschheit vom ersten Augenblicke an bis in Ewigkeit. Johannes Joh 51 6 47 Amen, amen dico vobis: Qui credit in me, habet vitam æternam. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer an mich glaubt, hat das ewige Leben!⁴⁶ Johannes Joh 51 6 47 46 Das Recht auf das ewige Leben, durch das Gnadenleben, welches er durch den christlichen Glauben empfängt, und zwar deswegen, weil ich das Brot des Lebens bin. Der Gedankengang von V. 49 54 ist folgender: Das Manna war nicht wahrhaft Lebensbrot, weil es von denen, die es genossen, nicht einmal den leiblichen Tod, geschweige den Tod der Seele fern halten konnte. Das wahrhaft vom Himmel kommende Brot muss den geistigen Tod, den ewigen Tod, hindern und so auch den leiblichen Tod unwirksam machen, indem dieser die Pforte zum ewigen Leben wird. Dieses wahre Brot aber bin ich, wer sich von diesem Brote nährt, d. i. wer mich mit lebendigem Glauben empfängt, (V. 47) wird ewig leben. Aber noch in einem anderen Sinne bin ich das Himmelsbrot: Mein Fleisch ist das Brot, welches zum ewigen Leben nährt. Johannes Joh 51 6 48 Ego sum panis vitæ. Ich bin das Brot des Lebens. Johannes Joh 51 6 49 Patres vestri manducaverunt manna in deserto, et mortui sunt. Eure Väter haben das Manna in der Wüste gegessen, und sind gestorben. [Ex 16,13] Johannes Joh 51 6 5 Cum sublevasset ergo oculos Jesus, et vidisset quia multitudo maxima venit ad eum, dixit ad Philippum: Unde ememus panes, ut manducent hi? Als nun Jesus die Augen aufhob, und sah, dass eine sehr große Menge Volkes zu ihm kam, sprach er zu Philippus: Woher werden wir Brot kaufen, dass diese zu essen haben? Johannes Joh 51 6 50 Hic est panis de clo descendens: ut si quis ex ipso manducaverit, non moriatur. Dieses ist das Brot, welches vom Himmel herabkommt,⁴⁷ auf dass derjenige, der davon isst, nicht sterbe.⁴⁸ Johannes Joh 51 6 50 47 Gegensatz zum Manna (V. 33) Johannes Joh 51 6 50 48 Das Manna war auf die Vorfahren der Zuhörer und die Zeit ihres Aufenthaltes in der Wüste beschränkt, und vermochte gleich der gewöhnlichen Speise das leibliche Leben nur eine Zeitlang zu erhalten. Dieses Brot, nämlich Christus, ist für alle, es hat in sich die Kraft, zuerst den geistigen Tod zu verhindern und dem Leibe die Unsterblichkeit in der seligen Verklärung zu sichern (V. 40, V. 55, V. 59 Kap 11,25.26). Johannes Joh 51 6 51 Ego sum panis vivus, qui de clo descendi. Ich bin das lebendige Brot, der ich vom Himmel herabgekommen bin.⁴⁹ Johannes Joh 51 6 51 49 Zusammenfassung des Redeabschnittes von V. 34 an. Bis hierher hat Christus sich allgemein als das Brot des Lebens bezeichnet, jetzt offenbart er, in welcher Weise er es besonders ist: durch seinen heiligsten Leib. Der Heilend sagt zweimal, er werde sich geben: nämlich das Fleisch, welches am Kreuze für das Heil der Welt leiden, das Blut, das an demselben vergossen werden wird. Vergl. [Mt 20,28, Mk 10,45, Lk 22,19, Gal 1,4, 1Tim 2,6, Tit 2,14]. Da die Eucharistie ein Gedächtnis des Leidens ist [1Kor 11,26], so war eine Erwähnung dieses Leidens bei der Verheißung desselben zu erwarten. Zudem wird, wenn der heil. Leib des Herrn genommen wird, auch sein Opfer erneuert. Johannes Joh 51 6 52 Si quis manducaverit ex hoc pane, vivet in æternum: et panis, quem ego dabo, caro mea est pro mundi vita. Wenn jemand von diesem Brote isst,⁵⁰ so wird er leben in Ewigkeit; und das Brot, welches ich geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt.⁵¹ Johannes Joh 51 6 52 50 In der heil. Eucharistie. (Chrys., Cyr., Ir., Theoph., Euth., auch das Tridentiner Konzil neigt sich dieser Aussage zu Sitz 21 Kap 1) Der heil. Johannes übergeht gewöhnlich, was die anderen Evangelisten berichten. Sollte er aber von der heil. Eucharistie ganz schweigen? Da er die Geschichte zur Einsetzung nicht bringt, erzählt er wenigstens die Verheißung. Johannes Joh 51 6 52 51 Die geheimnisvolle Rede ist geeignet, die Wissbegierde der Jünger anzuregen. Das Wort Fleisch bedeutet hier die ganze menschliche Natur Christi, also genau dasselbe, was die Worte Fleisch und Blut (V. 54, V. 55, V. 56, V. 57), wie Christus selbst deutlich V. 58 zeigt: Wer mich isst. Mithin verheißt der Heiland, seine ganze Menschheit, und damit auch die unzertrennlich damit verbundene Gottheit (V. 64) denen, die an ihn glauben, als Speise zu geben (Chrys.). Johannes Joh 51 6 53 Litigabant ergo Judæi ad invicem, dicentes: Quomodo potest hic nobis carnem suam dare ad manducandum? Da stritten die Juden untereinander, und sprachen: Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben?⁵² Johannes Joh 51 6 53 52 Die Frage: Wie? Welche die Juden untereinander erörtern, ist nicht so eine Frage nach der Art und Weise, wie dieses Geben vor sich gehen soll, als ein Ausruf der ungläubigen Verwunderung (Chrys., Cyr.). Nach allem, was sie gesehen und gehört, wäre eine demütige Bitte um Belehrung geziemend gewesen. Johannes Joh 51 6 54 Dixit ergo eis Jesus: Amen, amen dico vobis: Nisi manducaveritis carnem Filii hominis, et biberitis ejus sanguinem, non habebitis vitam in vobis. Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch:⁵³ Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht essen und sein Blut nicht trinken werdet,⁵⁴ so werdet ihr das Leben nicht in euch haben!⁵⁵ Johannes Joh 51 6 54 53 Wie [Joh 3,5] wiederholt der Heiland feierlich seine Aussage. Eine Erklärung des Wie hätte für die Juden keinen Wert gehabt, da dieselbe nur gläubigen Gemütern fassbar ist. Da die Worte: Blut trinken, Fleisch essen, übertragen zuweilen auch den Sinn hatten, jemanden mit Schmähungen überhäufen und bis zum Tode verfolgen [Ps 26,2, Ijob 19,22, Mi 3,3] hingegen denen, welche den Leib des Herrn empfangen, das ewige Leben verheißen wird, verstanden die Juden mit Recht im eigentlichen, nicht in jenem anderen Sinne. Johannes Joh 51 6 54 54 Dass von wirklichem Fleisch und Blut die Rede ist, ergibt sich aus den Worten: des Menschensohnes, da der Mensch wahres Fleisch und Blut hat. Aus den obigen Worten folgt nicht, dass der Genuss der heil. Eucharistie allen, auch den Kindern, ebenso notwendig ist, wie die Taufe, denn die Stelle [Joh 3,5] ist viel allgemeiner, als [Mk 16,16] und hier werden Erwachsene angeredet. Auch folgt nicht die Notwendigkeit, unter beiden Gestalten zu kommunizieren, denn abgesehen von anderen Gründen, heißt es nicht: Wenn ihr nicht beides tut: das Fleisch essen und das Blut trinken, sondern: Wenn ihr keines tut, wenn ihr das Fleisch nicht esset, noch das Blut trinket. Endlich ist zu erwägen, dass der ganze Christus unter beiden Gestalten gegenwärtig ist. Johannes Joh 51 6 54 55 Der Heiland wiederholt von neuem, dass er seinen Leib zu essen und sein Blut, gleichsam vergossen und vom Leibe getrennt, zu trinken geben werde, und zwar mit einer Art Eidschwur, indem er nicht nur die Worte wiederholt, welche die Juden gebraucht und buchstäblich gefasst haben, sondern auch noch dieselben durch den Zusatz: mein Blut trinkt verstärket. Der Heiland bestätigt hier also feierlich und ausdrucksvoll (auch durch die verneinende Form) die buchstäbliche Auffassung seiner Rede von Seite der Juden. Der Messias selbst ist zu genießen, und der Natur der Gabe entspricht die Wirkung, das ewige Leben und die Auferstehung des Fleisches am letzten Tage. Übrigens setzt diese Speise das höhere Leben der Gläubigen in Christus bereits voraus und nährt, kräftigt, vollendet es nur, wie nur der Lebende, nicht der Tote, durch körperliche Speise genährt wird. Johannes Joh 51 6 55 Qui manducat meam carnem, et bibit meum sanguinem, habet vitam æternam: et ego resuscitabo eum in novissimo die. Wer mein Fleisch isst, und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben; und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage.⁵⁶ Johannes Joh 51 6 55 56 Die Auferstehung krönt das Werk des Gottmenschen, die heil. Kommunion ist gleichsam der Same der Unsterblichkeit (Cyr.) Johannes Joh 51 6 56 Caro enim mea, vere est cibus: et sanguis meus, vere est potus. Denn mein Fleisch ist wahrhaft⁵⁷ eine Speise, und mein Blut ist wahrhaft ein Trank. [1Kor 11,27] Johannes Joh 51 6 56 57 Eigentlich, nicht in übertragenem Sinne. Dieser Vers begründet die vorher bezeugte Notwendigkeit. Johannes Joh 51 6 57 Qui manducat meam carnem, et bibit meum sanguinem, in me manet, et ego in illo. Wer mein Fleisch isst, und mein Blut trinkt, bleibt in mir, und ich in ihm.⁵⁸ Johannes Joh 51 6 57 58 Nähere Erklärung zu V. 53 ff. Der Nachdruck liegt auf den Worten: Er bleibt in mir und ich in ihm. Dieselben bedeuten die engste Lebensgemeinschaft, die zwischen Christus und den Gläubigen besteht und die dadurch begründet wird, dass Christus mit seiner göttlichen Kraft im Menschen wohnt und dessen Erkennen, Wollen und Tun nach dem seinen umgestaltet. Zwar führt schon die Liebe eine enge Verbindung mit Jesus herbei, aber in der heil. Kommunion tritt der Mensch in die hier auf Erden denkbar engste Verbindung mit Christus. Wohl hört diese engste Verbindung mit dem Schwinden der Gestalten auf, aber die Vereinigung durch die heiligmachende Gnade ist inniger geworden, und der Heiland scheidet nicht, ohne reiche Gnade zu hinterlassen. Johannes Joh 51 6 58 Sicut misit me vivens Pater, et ego vivo propter Patrem: et qui manducat me, et ipse vivet propter me. Gleichwie mich der lebendige Vater gesandt hat, und ich lebe um des Vaters willen, so wird auch, wer mich isst, leben um meinetwillen.⁵⁹ Johannes Joh 51 6 58 59 Verbindung mit dem Vorhergehenden: Bleibt in mir und lebt daher, denn: die Begründung folgt in V. 58. Der Vater ist der Lebendige, d. i. die Quelle des Lebens. Der Heiland lebt des Vaters wegen, d. h. sein Leben hat seinen Grund im lebendigen Vater, von dem er es so empfangen hat, dass ihm dasselbe wesentlich zu eigen ist. Um meinetwillen lebend heißt: weil ich um des Vaters willen lebe, d. h. das Leben in mir selbst habe, bin ich auch der Grund des Lebens der Menschen und die Erhaltung desselben ist bedingt durch den Genuss meines Fleisches. Johannes Joh 51 6 59 Hic est panis, qui de clo descendit. Non sicut manducaverunt patres vestri manna, et mortui sunt. Qui manducat hunc panem, vivet in æternum. Dies ist das Brot, welches vom Himmel herabgekommen ist, nicht so, wie eure Väter das Manna gegessen haben und gestorben sind. Wer dieses Brot isst, wird ewig leben.⁶⁰ Johannes Joh 51 6 59 60 Mit diesem Schlusse kehrt der Herr noch einmal zu dem Anfange seiner Rede zurück. Die Antwort auf die Frage der Juden nach dem Zeichen, das er tut, und dem Himmels- und Lebensbrote des Messias ist gegeben; das Zeichen, das Wunder ist, dass er sich selbst als Speise gibt und diese Speise, obwohl aus Fleisch und Blut bestehend, das Himmelsbrot ist, der Heiland selbst, der vom Himmel gekommen. Johannes Joh 51 6 6 Hoc autem dicebat tentans eum: ipse enim sciebat quid esset facturus. Das sagte er aber, um ihn zu prüfen;⁷ denn er selbst⁸ wusste wohl, was er tun würde. Johannes Joh 51 6 6 7 Philippus ist wie Thomas langsam zum Glauben und Verstehen (Chrys., Aug.). Vergl. [Joh 14,8.9]. Es war eine Glaubensprobe für ihn und alle (Bed., Theoph.) und eine Befestigung im Glauben. Der h. Johannes lässt hier mehrere Umstände aus, welche die Leser aus den Synoptikern kannten, schaltet aber dies bei jenen fehlende Gespräch des Herrn mit Philippus ein. Johannes Joh 51 6 6 8 Er brauchte Philippus nicht um Rat zu bitten. Johannes Joh 51 6 60 Hæc dixit in synagoga docens, in Capharnaum. Dieses sagte er in der Synagoge lehrend, in Kapharnaum. Johannes Joh 51 6 61 Multi ergo audientes ex discipulis ejus, dixerunt: Durus est hic sermo, et quis potest eum audire? Viele nun von seinen Jüngern, welche es hörten, sagten: Diese Rede ist hart, und wer kann sie hören?⁶¹ Johannes Joh 51 6 61 61 Jünger im weiteren Sinne, gläubige Anhänger Jesu nehmen Anstoß, denn sie fassten die Rede viel zu roh auf: das Fleisch eines Menschen essen. Es ist die sogenannte kapharnaitische Auffassung. Dass der Genuss des Leibes Christi ein höchst edler, auf die Nahrung des Geistes abzielender sei, fiel ihnen nicht bei. Vielleicht scheint ihnen dazu auch das V. 41 Gesagte zu schwer. Johannes Joh 51 6 62 Sciens autem Jesus apud semetipsum quia murmurarent de hoc discipuli ejus, dixit eis: Hoc vos scandalizat? Weil aber Jesus bei sich selbst wusste, dass seine Jünger darüber murrten, sagte er zu ihnen: Gibt euch dies Anstoß?⁶² Johannes Joh 51 6 62 62 Unter den Jüngern haben viele guten Willen, deshalb gibt der Heiland ihnen eine Erklärung, welche seinen Worten das Anstößige benimmt. Johannes Joh 51 6 63 Si ergo videritis Filium hominis ascendentem ubi erat prius? Wenn ihr nun den Menschensohn dahin auffahren sehet, wo er zuvor war? -⁶³ Johannes Joh 51 6 63 63 Werdet ihr euch dann noch ärgern? Johannes Joh 51 6 64 Spiritus est, qui vivificat: caro non prodest quidquam: verba, quæ ego locutus sum vobis, spiritus et vita sunt. Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützet nichts. Die Worte, welche ich zu euch geredet habe, sind Geist und Leben.⁶⁴ Johannes Joh 51 6 64 64 Wie die Seele des Menschen das Fleisch belebt und es zu dem macht, was es ist, so leitet sich die ganze Würde und der Wert des Fleisches Christi daher, dass die menschliche Natur persönliches Eigentum der göttlichen Person ist. Daher ist auch die lebenspendende Kraft des Leibes Christi nicht im Fleische als solchem, sondern im Fleische, das mit dem lebendigen Gott verbunden ist (Aug., Cyr. Chrys.). Und weil der Geist lebendig macht, sollen auch die Worte Christi geistig, d. i. in dem angeführten Sinne, verstanden werden, dann geben sie Leben, d. i. Glauben, Verlangen nach dieser Speise u. a. Fleischlich verstanden bringen sie Tod, d. i. Abfall. Vergl. V. 67. Johannes Joh 51 6 65 Sed sunt quidam ex vobis, qui non credunt. Sciebat enim ab initio Jesus qui essent non credentes, et quis traditurus esset eum. Doch es sind unter euch etliche, welche nicht glauben. Denn von Anfang an⁶⁵ wusste Jesus, welche es seien, die nicht glaubten, und wer ihn verraten würde. Johannes Joh 51 6 65 65 Vom Anfange der Berufung der Apostel an. Johannes Joh 51 6 66 Et dicebat: Propterea dixi vobis, quia nemo potest venire ad me, nisi fuerit ei datum a Patre meo. Und er sprach: Darum⁶⁶ habe ich euch gesagt: Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht von meinem Vater gegeben ist. Johannes Joh 51 6 66 66 Weil zum vollkommenen Verständnisse meiner Rede der Glaube an mich notwendig ist, dieser aber ein Geschenk Gottes ist. Johannes Joh 51 6 67 Ex hoc multi discipulorum ejus abierunt retro: et jam non cum illo ambulabant. Von der Zeit an traten viele von seinen Jüngern zurück, und wandelten nicht mehr mit ihm. Johannes Joh 51 6 68 Dixit ergo Jesus ad duodecim: Numquid et vos vultis abire? Da sprach Jesus zu den Zwölfen: Wollet etwa auch ihr weggehen?⁶⁷ Johannes Joh 51 6 68 67 Diese Frage drückt nicht einen Zweifel an ihre Treue aus, (die griechische Fragepartikel setzt eine verneinende Antwort voraus), sondern die Apostel sollten vor den Ungläubigen und Abgefallenen ein öffentliches Zeugnis ablegen und in ihrer Anhänglichkeit an den Herrn bestärkt werden. Johannes Joh 51 6 69 Respondit ergo ei Simon Petrus: Domine, ad quem ibimus? verba vitæ æternæ habes; Simon Petrus antwortete ihm: Herr! zu wem werden wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens!⁶⁸ Johannes Joh 51 6 69 68 Wir kennen niemand, dem wir uns lieber anvertrauen. Petrus denkt an nichts Irdisches mehr, Jesus ist sein einziges Glück. Worte des ewigen Lebens: Deine Worte führen zum ewigen Leben, geben dasselbe. Johannes Joh 51 6 7 Respondit ei Philippus: Ducentorum denariorum panes non sufficiunt eis, ut unusquisque modicum quid accipiat. Philippus antwortete ihm: Brot für zweihundert Denare ist nicht hinreichend für sie, dass jeder nur etwas Weniges bekomme.⁹ Johannes Joh 51 6 7 9 Wird der Preis nach [Hos 3,2] gerechnet, so kostet der Chomer (10 Sikel) 26,2 Mark, der Liter 0,13 Mark, mithin erhielt man für 200 Denare, d. i. 130 140 Mark 1000 Liter. Philippus nennt den Betrag, welchen die Jünger aufwenden zu müssen meinten. Johannes Joh 51 6 70 Et nos credidimus, et cognovimus quia tu es Christus Filius Dei. Und wir haben geglaubt und erkannt,⁶⁹ dass du Christus, der Sohn Gottes bist.⁷⁰ [Mt 16,15.16, Mk 8,29, Lk 9,20] Johannes Joh 51 6 70 69 Und wir, Antwort auf V. 68: und ihr. Sie sind vom Glauben zum Verstehen gekommen. Johannes Joh 51 6 70 70 Nach den besten griechischen Handschriften: Der Heilige Gottes, d. i. der Gott in besonderer Weise Angehörige. Diesen Glauben fordert Jesus vor allem für den Genuss des Lebensbrotes. (V. 35 40) Johannes Joh 51 6 71 Respondit eis Jesus: Nonne ego vos duodecim elegi: et ex vobis unus diabolus est? Jesus antwortete ihnen: Habe ich nicht euch Zwölfe auserwählet, und von euch ist einer ein Teufel?⁷¹ Johannes Joh 51 6 71 71 Der Heiland weist sie darauf hin, dass dieser Glaube ein Werk der göttlichen Gnade ist und keinen Grund zum Selbstvertrauen geben darf: denn er hat sie auserwählt und einer ist ein Teufel, ein böser Mensch. Also war Judas bereits böse, wenngleich noch kein Verräter. Petrus hatte gesagt: Wir und meinte alle Apostel. Der Heiland, welcher das Herz kennt, sagt: nicht alle. Er flößt den Aposteln eine heilsame Furcht ein, da sie hörten: sogar unter den Erwählten ist ein Teufel, ein Jünger, der nicht glaubt (V. 65) und trotz der Lehre des Herrn, des Umganges mit den Jüngern und der Beispiele des Erlösers durch und durch böse wird. Johannes Joh 51 6 72 Dicebat autem Judam Simonis Iscariotem: hic enim erat traditurus eum, cum esset unus ex duodecim. Er redete aber von Judas Iskariot, Simons Sohne; denn dieser sollte ihn hernach verraten; obwohl er einer aus den Zwölfen war.⁷² Johannes Joh 51 6 72 72 Als Jesus den Judas berief, musste dieser gut sein, denn die Auserwählung zum Apostel ist etwas Gutes, wenngleich sie nicht die Auserwählung zur Seligkeit, sondern zum Amte enthält; das Amt aber rettet nicht, sondern die gute Verwaltung desselben. Da Gott nur die Gegenwart seinem Urteile über die Würdigkeit zu Grunde legt, nicht die Zukunft, so verurteilt er nicht jetzt den, der ihm einst missfallen wird, sondern geht so weit in seiner Güte, dass er den beruft den er zur Zeit gut befindet, indem er ihm die Gnade gibt, treu zu bleiben und sich zu bekehren und Buße zu tun (Hier.). Warum der Heiland den Judas berief, obgleich er dessen Abfall und Verrat voraussah, kann man nicht vollständig, aber doch einigermaßen begreifen. Er tat es, um das Böse zum Guten zu wenden: der abscheuliche Verrat diente dem Erlösungstode (Aug.). Jesus kannte den Ratschluss Gottes und ertrug deshalb den Verräter aus Gehorsam und in Liebe. Judas aber ging nur aus eigener Schuld verloren. Johannes Joh 51 6 8 Dicit ei unus ex discipulis ejus, Andreas frater Simonis Petri: Da sprach einer von seinen Jüngern, Andreas, der Bruder des Simon Petrus, zu ihm:¹⁰ Johannes Joh 51 6 8 10 Andreas hat sich bereits über den vorhandenen Vorrat Kunde verschafft und antwortet statt des Philippus unmittelbar auf die Frage des Herrn. Johannes Joh 51 6 9 Est puer unus hic, qui habet quinque panes hordeaceos, et duos pisces: sed hæc quid sunt inter tantos? Es ist ein Knabe hier, welcher fünf Gerstenbrote¹¹ und zwei Fische hat; allein was ist das auf so viele? Johannes Joh 51 6 9 11 Gerstenbrot war rauher und weniger nahrhaft, die gewöhnliche Nahrung des gemeinen Mannes. [Ri 7,13, Rut 3,17] Johannes Joh 51 0 1 c. Bei dem Laubhüttenfest steigert sich der Unglaube der Juden zu Jerusalem zu offener Feindschaft gegen den Herrn. (7 10,21) Der Heiland kommt insgeheim nach Jerusalem. (V. 13) Während des Festes rechtfertigt sich der Heiland im Tempel über seine Sendung. (V. 24) Das Volk schwankt zwischen Glauben und Unglauben. Die Pharisäer wollen den Herrn ergreifen. (V. 36) Am letzten Festtage offenbart Jesus sich als Quelle des Lebens. Das Volk bleibt schwankend. Nikodemus verteidigt den Herrn im hohen Rate. Johannes Joh 51 7 1 Post hæc autem ambulabat Jesus in Galilæam, non enim volebat in Judæam ambulare: quia quærebant eum Judæi interficere. Hierauf¹ wandelte Jesus in Galiläa umher; denn in Judäa wollte er nicht umherwandeln, weil ihn die Juden umzubringen suchten. Johannes Joh 51 7 1 1 Der Evangelist berichtet nun den Aufenthalt des Heilandes in Galiläa. Johannes Joh 51 7 10 Ut autem ascenderunt fratres ejus, tunc et ipse ascendit ad diem festum non manifeste, sed quasi in occulto. Nachdem aber seine Brüder hinaufgezogen waren,¹³ ging auch er hinauf zu dem Feste, nicht offenbar, sondern wie¹⁴ im Geheimen. Johannes Joh 51 7 10 13 Nach dem Griechischen: Nachdem aber seine Brüder zum Festtage hinaufgezogen waren, zog auch er hinauf. Es wird nicht gesagt: Er zog zum Festtage hinauf, sondern nur: Er ging nach Jerusalem. Damit fällt jeder Widerspruch gegen V. 8. Johannes Joh 51 7 10 14 Ohne Aufsehen, auch in Jerusalem (Cyr., Euth.), im Gegensatze zum Festgepränge. Die Juden verschmähen die Wohltaten, welche der Messias ihnen bringen möchte. Johannes Joh 51 7 11 Judæi ergo quærebant eum in die festo, et dicebant: Ubi est ille? Die Juden¹⁵ nun suchten¹⁶ ihn an dem Feste, und sprachen: Wo ist er doch? Johannes Joh 51 7 11 15 Die Einwohner von Judäa im Gegensatze zu den Galiläern, insbesondere die Schriftgelehrten, Pharisäer, der hohe Rat und andere Feinde Jesu aus Jerusalem und Judäa werden vom Evangelisten hier und weiterhin so genannt. Johannes Joh 51 7 11 16 Es scheint ihnen selbstverständlich, dass er von dem allgemeinen Wallfahrtsfeste nicht fern bleiben wird, (Cyr.) und deshalb haben wohl auch die Brüder des Herrn verstanden, wenn er sagte, er gehe nicht hinauf, dass die Worte in einem besonderen Sinne galten. Johannes Joh 51 7 12 Et murmur multum erat in turba de eo. Quidam enim dicebant: Quia bonus est. Alii autem dicebant: Non, sed seducit turbas. Und es war viel Redens unter dem Volke von ihm. Denn die einen sagten: Er ist gut. Andere aber sagten: Nein, sondern er verführet das Volk.¹⁷ Johannes Joh 51 7 12 17 Das Volk ist geteilt, während der größte Teil seiner Führer dem Heilande feindlich gesinnt ist. Johannes Joh 51 7 13 Nemo tamen palam loquebatur de illo propter metum Judæorum. Niemand jedoch redete offen von ihm aus Furcht vor den Juden.¹⁸ Johannes Joh 51 7 13 18 Es ist noch keine Entscheidung des hohen Rates gegeben, deshalb halten beide Teile zurück. Unter niemand sind indes nach Chrys., Cyr., Aug., Thom. besonders Freunde Jesu zu verstehen. Johannes Joh 51 7 14 Jam autem die festo mediante, ascendit Jesus in templum, et docebat. Als aber das Fest schon halb vorüber war,¹⁹ ging Jesus hinauf in den Tempel und lehrte. Johannes Joh 51 7 14 19 Wohl am vierten Tage, obgleich der Heiland bereits früher angekommen sein mochte. Johannes Joh 51 7 15 Et mirabantur Judæi, dicentes: Quomodo hic litteras scit, cum non didicerit? Und die Juden verwunderten sich, und sprachen: Wie versteht dieser die Schriftgelehrsamkeit, da er sie nicht gelernt hat?²⁰ Johannes Joh 51 7 15 20 Die Juden, d. i. die Einwohner von Judäa, besonders die Pharisäer und andere Führer, fühlen die Überlegenheit des Herrn, aber ohne deshalb zu besserer Einsicht zu kommen. Wie es scheint, werfen sie ihm selbst vor, dass er die heil. Schrift nach seinem Gutdünken erkläre. Johannes Joh 51 7 16 Respondit eis Jesus, et dixit: Mea doctrina non est mea, sed ejus, qui misit me. Jesus antwortete ihnen, und sprach: Meine Lehre ist nicht mein,²¹ sondern dessen, der mich gesandt hat. Johannes Joh 51 7 16 21 Mein Wissen stammt vom Vater. Christus als Gottes Sohn hat die Wissenschaft vom Vater, auch als Mensch, da er die eingegossene Wissenschaft vom Vater hat. Der Heiland ist als Mensch gesandt (Aug., Ambr., Chrys.). Johannes Joh 51 7 17 Si quis voluerit voluntatem ejus facere: cognoscet de doctrina, utrum ex Deo sit, an ego a me ipso loquar. Wenn jemand dessen Willen tun will,²² so wird er inne werden, ob diese Lehre von Gott sei, oder ob ich aus mir selber rede.²³ Johannes Joh 51 7 17 22 Wenn ihr das nicht glaubt, dass ich vom Vater die Wissenschaft habe, machet den Versuch, tut den Willen des Vaters und ihr werdet bald durch Erfahrung und innere Erleuchtung erkennen, wie genau meine Lehre mit Gottes Wort übereinstimmt, dass sie also nicht menschlich, sondern göttlich ist (Chrys., Aug.). Der Gehorsam gegen Gott führt zum Glauben, der Glaube zur Erkenntnis. Johannes Joh 51 7 17 23 Stillschweigender Tadel der Juden. Der Heiland gibt zwei Mittel an, durch welche der Mensch zur Erkenntnis kommen kann, dass die Lehre Jesu von Gott ist: Wenn jemand Gottes Willen tun will, wenn der Mensch innere Empfänglichkeit gegen denselben zeigt und bereit ist, ihn auszuführen. Der Wille Gottes ist ganz allgemein von jeder Offenbarung desselben zu verstehen. Mit anderen Worten: Die sittliche Umgestaltung, welche das Leben nach der Lehre Christi im Menschen bewirkt, ist der klarste Beweis für den göttlichen Ursprung dieser Lehre. Johannes Joh 51 7 18 Qui a semetipso loquitur, gloriam propriam quærit; qui autem quærit gloriam ejus, qui misit eum, hic verax est, et injustitia in illo non est. Wer aus sich selber redet, suchet seine eigene Ehre; wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, der ist wahrhaft, und es ist keine Ungerechtigkeit in ihm.²⁴ Johannes Joh 51 7 18 24 Sehet, ob ich meine eigene Ehre suche, denn wenn ich das tue, möget ihr behaupten, dass ich nur aus mir selber rede. Wenn ich aber die Ehre Gottes suche, bin ich wahrhaft Gottes Gesandter, denn nur ein treuer Gesandter vertritt so die Interessen dessen, der ihn gesandt hat. Johannes Joh 51 7 19 Nonne Moyses dedit vobis legem: et nemo ex vobis facit legem? Hat euch nicht Moses das Gesetz gegeben?²⁵ Und niemand von euch hält das Gesetz.²⁶ Johannes Joh 51 7 19 25 Ihr klagt mich tatsächlich an, ich sei ein Gesetzesübertreter, weil ich am Sabbat heile (Vergl. V. 21 23), aber hat nicht auch euch Moses das Gesetz gegeben, damit ihr es haltet? Als das Gesetz, das sie nicht halten, scheint das fünfte Gebot gemeint zu sein. Johannes Joh 51 7 19 26 Die Pharisäer vernichten den Geist des Gesetzes [Mk 7,6] unter dem Scheine, es äußerlich zu erfüllen. Johannes Joh 51 7 2 Erat autem in proximo dies festus Judæorum, Scenopegia. Es war aber² ein Fest der Juden, das Laubhüttenfest, sehr nahe.³ Johannes Joh 51 7 2 2 Der zweite Teil des dritten Jahres der öffentlichen Tätigkeit unseres Herrn vom Oktober bis zum Dezember, vom Laubhüttenfest bis zur Tempelweihe, bis [Joh 10,21] Johannes Joh 51 7 2 3 Das Laubhüttenfest war nicht nach den im vorigen Kapitel erzählten Ereignissen sehr nahe, sondern nachdem der Herr noch ungefähr ein halbes Jahr in Galiläa herumgewandert war. Da in diesen Zeitraum fallenden Ereignisse übergeht der heil. Johannes. Das Laubhüttenfest war ursprünglich ein Erntedankfest [Ex 23,16], wurde aber später als ein nationales Fest begangen, zu welchem jeder Israelite im Tempel erscheinen musste. Es fiel auf den 15. 21. Tisri (Oktober). Die Teilnehmer wohnten zum Andenken an die Wohltaten, welche Gott dem Volke in der Wüste gespendet, acht Tage lang in aus Baumzweigen geflochtenen Hütten. Johannes Joh 51 7 20 Quid me quæritis interficere? Respondit turba, et dixit: Dæmonium habes: quis te quærit interficere? Warum suchet ihr mich zu töten? Das Volk antwortete, und sprach: Du hast einen bösen Geist! Wer suchet dich zu töten?²⁷ [Joh 5,18] Johannes Joh 51 7 20 27 Der Mordanschlag der Juden gegen Jesus wird als einzelnes, jedoch als furchtbarstes Beispiel ihrer Frevel gegen Gottes Gesetz hervorgehoben. [Ex 20,13] Ein Teil des Volkes, wohl meist Pilger, halten eine so schreckliche Absicht ihrer geistlichen Vorgesetzten für undenkbar. Ein böser Geist der Schwermut, meinen sie mitleidig, hat das Gemüt des Herrn verdüstert. Johannes Joh 51 7 21 Respondit Jesus, et dixit eis: Unum opus feci, et omnes miramini. Jesus antwortete, und sprach zu ihnen: Ein einziges²⁸ Werk habe ich getan, und ihr alle verwundert euch. Johannes Joh 51 7 21 28 Der Heiland antwortet nicht direkt. Es ist etwa zu ergänzen: Gewiss wollt ihr mich töten und zwar wegen eines einzelnen Werkes. Ein Werk: [Joh 5,2-16]. An dieses knüpfte ich die Anklage. Ihr verwundert euch: ihr nehmt Anstoß. Der Heiland macht nicht den einzelnen diesen Vorwurf (da doch viele für ihn günstig gestimmt sind), sondern der Allgemeinheit. Johannes Joh 51 7 22 Propterea Moyses dedit vobis circumcisionem: (non quia ex Moyse est, sed ex patribus) et in sabbato circumciditis hominem. Deshalb hat Moses euch die Beschneidung gegeben (nicht als ob sie von Moses herrührte, sondern von den Vätern), und ihr beschneidet einen Menschen am Sabbate.²⁹ [Lev 12,3] Johannes Joh 51 7 22 29 Deshalb, weil ihr an meiner Sabbatheilung Anstoß nehmet, halte ich euch folgendes entgegen: Das Gesetz der Beschneidung (am achten Tag) scheint euch in seiner Heiligkeit [Gen 17,10] über dem Sabbatgebote zu stehen, und ihr glaubt durch die Vornahme der Beschneidung den Sabbat nicht zu verletzen. Johannes Joh 51 7 23 Si circumcisionem accipit homo in sabbato, ut non solvatur lex Moysi: mihi indignamini quia totum hominem sanum feci in sabbato? Wenn nun ein Mensch am Sabbate die Beschneidung empfängt, ohne dass das Gesetz Moses'³⁰ verletzt wird, zürnet ihr über mich, dass ich am Sabbate einen ganzen Menschen gesund gemacht habe?³¹ Johannes Joh 51 7 23 30 Von der Haltung des Sabbats. Johannes Joh 51 7 23 31 Die Beschneidung heilt nur etwas am Menschen, was das Symbol der verderbten Natur gilt. Ist es erlaubt, dieses am Sabbate zu beseitigen, so ist noch vielmehr die Heilung des ganzen Menschen gestattet. Johannes Joh 51 7 24 Nolite judicare secundum faciem, sed justum judicium judicate. Richtet nicht nach dem Scheine, sondern fället ein gerechtes Urteil!³² [Dtn 1,16] Johannes Joh 51 7 24 32 Die Heilung und der Befehl das Bett nach Hause zu tragen sind nur scheinbar eine Sabbatverletzung und verstoßen nicht gegen den Geist des Gesetzes. Johannes Joh 51 7 25 Dicebant ergo quidam ex Jerosolymis: Nonne hic est, quem quærunt interficere? Da sprachen einige von Jerusalem: Ist dies nicht der, den sie zu töten suchen?³³ Johannes Joh 51 7 25 33 Andere als die V. 20 genannten, wohl Einwohner von Jerusalem. Sie verwundern sich, dass der hohe Rat die gute Gelegenheit nicht benutzt, sondern dem Herrn sogar Gelegenheit verstattet, die angeschuldigte Handlung zu rechtfertigen. Johannes Joh 51 7 26 Et ecce palam loquitur, et nihil ei dicunt. Numquid vere cognoverunt principes quia hic est Christus? Und sehet, er redet freimütig, und sie sagen ihm nichts. Haben etwa die Vorsteher wirklich erkannt, dass er Christus ist?³⁴ Johannes Joh 51 7 26 34 Ist ein Wechsel der Gesinnung eingetreten? Aber an Jesus können doch die Ältesten nicht glauben, dem steht seine Herkunft entgegen. Johannes Joh 51 7 27 Sed hunc scimus unde sit: Christus autem cum venerit, nemo scit unde sit. Jedoch von diesem wissen wir ja, woher er ist; wenn aber Christus kommen wird, so weiß niemand, woher er ist.³⁵ Johannes Joh 51 7 27 35 Woher stammt die Meinung, dass man die Herkunft des Messias nicht kennen werde? Vielleicht aus [Jes 53,2.8, Mi 5,2] (Cyr., Aug.) Aber dann hätten die Juden auf seine Gottheit schließen müssen (Cyr., Aug., Thom.). Sie verwechselten ferner die erste und die zweite Ankunft des Messias und bildeten sich die Meinung, der Messias werde zuerst zum Gerichte zur Bestrafung der Bösen erscheinen, sich inzwischen nur Auserwählten offenbarend. Johannes Joh 51 7 28 Clamabat ergo Jesus in templo docens, et dicens: Et me scitis, et unde sim scitis: et a meipso non veni, sed est verus, qui misit me, quem vos nescitis. Da rief Jesus im Tempel, lehrte³⁶ und sprach: Wohl kennet ihr mich, und wisset, woher ich bin;³⁷ und doch bin ich nicht von mir selbst gekommen, sondern wahrhaft ist, der mich gesandt hat, den ihr nicht kennet.³⁸ Johannes Joh 51 7 28 36 Der Heiland will durch seine Lehre die falsche Beweisführung zurückweisen, mit welcher jene bestritten, dass er der Messias sei. Johannes Joh 51 7 28 37 Ihr wisst, woher ich als Mensch bin, aber falsch ist, dass ihr vollständig meine Herkunft kennt. (V. 27) Ich bin nicht von mir selbst gekommen, sondern von einem anderen, dieser ist wahrhaft der Sender, also mein Ursprung. Gerade diesen aber kennt ihr nicht. Also ist euer Schluss falsch, dass ich nicht der Messias bin. Johannes Joh 51 7 28 38 V. 27: Niemand weiß. Gegensatz: Ich bin vom Vater, wie ihr aus meinen Taten hättet erkennen können. Er ist wahrhaft, da er die Abraham und den Vätern gegebenen Verheißungen erfüllt. Ihr kennet den Vater nicht voll und ganz, denn nur der Sohn Gottes, der allein die wesenhafte Gotteserkenntnis besitzt, vermag diese Kenntnis zu geben. Johannes Joh 51 7 29 Ego scio eum: quia ab ipso sum, et ipse me misit. Ich kenne ihn; denn ich bin von ihm, und er hat mich gesandt.³⁹ Johannes Joh 51 7 29 39 Ich kenne ihn wesenhaft, denn ich bin von ihm, aus seiner Wesenheit von Ewigkeit gezeugt und in der Zeit von ihm in die Welt gesendet, der Gesandte aber muss den kennen, der ihn gesandt hat. Johannes Joh 51 7 3 Dixerunt autem ad eum fratres ejus: Transi hinc, et vade in Judæam, ut et discipuli tui videant opera tua, quæ facis. Da sprachen seine Brüder⁴ zu ihm: Begib dich weg von hier, und gehe nach Judäa, damit auch deine Jünger deine Werke sehen, welche du tust.⁵ Johannes Joh 51 7 3 4 Vier Personen werden als Verwandte des Herrn genannt: Jakob, Joseph (Joses), Judas und Simon, Söhne des Kleophas, Bruders des heil. Joseph. Sicher waren Jakobus und Judas Apostel; ob Simon mit dem Apostel identisch ist, steht nicht ganz fest. Im vorliegenden Verse sind diese vier jedenfalls nicht zu verstehen, sondern andere Verwandte des Herrn. Warum die Verwandten ihn nach Judäa senden wollten, ist nicht ganz klar. Vielleicht suchten sie den Herrn unter irgend einem Vorwande aus Galiläa wegzubringen, denn es war ihnen unangenehm, die ganze Familie dem öffentlichen Aufsehen preisgegeben zu sehen. Johannes Joh 51 7 3 5 Jesus hatte in Galiläa wie im Verborgenen gewirkt. Deine Jünger: die du in Judäa zurückgelassen. [Joh 2,23] Johannes Joh 51 7 30 Quærebant ergo eum apprehendere: et nemo misit in illum manus, quia nondum venerat hora ejus. Sie suchten ihn also zu ergreifen;⁴⁰ aber niemand legte Hand an ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen. Johannes Joh 51 7 30 40 Die Juden (Hohepriester, Pharisäer usw.) zeigen die Absicht, den Heiland zu ergreifen, weil er sich als Gesandten Gottes, ja einigermaßen als Sohn Gottes erklärt hat. Vielleicht sind sie auch beleidigt, weil er ihnen die volle Gotteserkenntnis abspricht. Johannes Joh 51 7 31 De turba autem multi crediderunt in eum, et dicebant: Christus cum venerit, numquid plura signa faciet quam quæ hic facit? Von dem Volke aber glaubten viele an ihn, und sprachen: Wenn Christus kommt,⁴¹ wird er etwa mehr Wunder tun als dieser tut?⁴² Johannes Joh 51 7 31 41 Wenn, wie seine Feinde meinen, der Messias erst zu erwarten ist (Chrys., Aug.). Johannes Joh 51 7 31 42 Volk und Pharisäer treten in Gegensatz. (Vergl. V. 5) Johannes Joh 51 7 32 Audierunt Pharisæi turbam murmurantem de illo hæc: et miserunt principes, et Pharisæi ministros ut apprehenderent eum. Die Pharisäer hörten, dass das Volk dies von ihm murmelte; und die Hohenpriester und Pharisäer schickten Diener aus, dass sie ihn ergreifen sollten.⁴³ Johannes Joh 51 7 32 43 Die Pharisäer ersuchen den hohen Rat um einen Haftbefehl, der bei günstiger Gelegenheit auszuführen ist, damit nicht noch mehrere für den Heiland Partei ergreifen. Johannes Joh 51 7 33 Dixit ergo eis Jesus: Adhuc modicum tempus vobiscum sum: et vado ad eum, qui me misit. Da sprach Jesus zu ihnen: Noch eine kurze Zeit bin ich bei euch;⁴⁴ und ich gehe zu dem, der mich gesandt hat. Johannes Joh 51 7 33 44 Der Heiland sieht die Häscher in der Menge (Chrys.). Mit welcher Ruhe spricht er von seinem Heimgange: Ich bleibe noch eine, wenn auch kurze Zeit, ihr möget tun, was ihr wollt. Noch eine kurze Zeit: etwa 6 Monate. Ich gehe: Die Gegenwart ist gesetzt, weil es bald geschehen wird. Ich gehe, nicht wohin ihr wollt, sondern zu dem, der mich gesandt hat (Chrys., Cyr.). Johannes Joh 51 7 34 Quæretis me, et non invenietis: et ubi ego sum, vos non potestis venire. Ihr werdet mich suchen und nicht finden;⁴⁵ und wo ich bin, dahin könnet ihr nicht kommen.⁴⁶ Johannes Joh 51 7 34 45 Vergl. [Joh 13,33]. Johannes Joh 51 7 34 46 Ihr könnet nicht in die Herrlichkeit und Seligkeit des Himmels eingehen, weil ihr meine Gegner seid (Aug., Thom.). Andere Ausleger erklären die Worte des Heilandes dahin, dass die Juden ihn in der Stunde der Not, bei der Belagerung Jerusalems, suchen würden. Johannes Joh 51 7 35 Dixerunt ergo Judæi ad semetipsos: Quo hic iturus est, quia non inveniemus eum? numquid in dispersionem gentium iturus est, et docturus gentes? Da sprachen die Juden untereinander: Wohin will dieser gehen, dass wir ihn nicht finden werden? Er will doch nicht etwa in die Zerstreuung unter die Heiden gehen, und die Heiden lehren?⁴⁷ Johannes Joh 51 7 35 47 Die Frage der Feinde Jesu ist töricht (Chrys.) und höhnisch (Cyr.). In die Zerstreuung: Zu den unter den Heiden zerstreuten Juden, und wenn er bei diesen keinen Glauben finden sollte, zu den Heiden. Die Berührung mit den Heiden galt als unrein, und das Lehren unter den Heiden war verboten (Cyr.). Johannes Joh 51 7 36 Quis est hic sermo, quem dixit: Quæretis me, et non invenietis: et ubi sum ego, vos non potestis venire? Was ist das für eine Rede, die er gesprochen hat: Ihr werdet mich suchen, und nicht finden; und wo ich bin, dahin könnet ihr nicht kommen?⁴⁸ Johannes Joh 51 7 36 48 Sie erkennen, dass in den Worten des Herrn eine Drohung für die Zukunft liegt. Ratlos und zugleich verblendet wiederholen sie die Worte Jesu. Johannes Joh 51 7 37 In novissimo autem die magno festivitatis stabat Jesus, et clamabat, dicens: Si quis sitit, veniat ad me, et bibat. Am letzten, großen Tage⁴⁹ des Festes aber trat Jesus auf, rief und sprach: Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir, und trinke.⁵⁰ Johannes Joh 51 7 37 49 Der letzte Tag des Festes hieß der große. [Lev 23,36]. Johannes Joh 51 7 37 50 Mitten in den Festjubel hinein tönt die Mahnung des Herrn zur Einkehr: Höret meine Lehre, glaubet an mich, empfanget Gnade! Die Worte des Heilandes schließen sich wohl an den Festgebrauch an. Mit dem Morgen- und Abendopfer waren Trankopfer verbunden, welche als Glanzpunkt des Festes galten. Ein Priester holte in einem goldenen Kruge drei Log (0,84 oder 1,5 Liter) Wasser aus der am Tempelberge dahinfließenden Quelle Siloe und trug es durch das Wassertor in den Tempelvorhof. Dort vermischte er es mit Trankopferwein und goss es unter Musik und Gesang der Priester (die Worte wurden [Jes 12,3] entnommen) zum Zeichen der Freude über das kommende Heil in eine an der Südwestecke des Altares befindliche Schale. Man vermutet, dass [Sach 14,17] zu diesem Brauche Veranlassung gegeben und dass damit die Vorstellung von der Segensquelle aus Sion [Joel 3,23, Ez 47] verbunden wurde. Johannes Joh 51 7 38 Qui credit in me, sicut dicit Scriptura, flumina de ventre ejus fluent aquæ vivæ. Wer an mich glaubt, aus dessen Innerem werden, wie die Schrift sagt,⁵¹ Ströme lebendigen Wassers fließen!⁵² [Joh 4,14, Jes 12,3] Johannes Joh 51 7 38 51 Der Heiland fasst verschiedene Gedanken zusammen. Es liegt besonders nahe, an [Jes 41,18, Jes 44,3, Jes 55,1, Ez 36,25, Ez 39,29, Joel 2,28] zu denken. Johannes Joh 51 7 38 52 Diese Gnade wird zur Einwirkung auf anderen mitgeteilt, gleich dem starken Strome, der alles mit sich fortreißt (Orig., Chrys., Hier.), aber auch anderen mitteilt (Chrys., Ambr., Aug.). Der innere Glaube verlangt ein äußeres Bekenntnis, die Nächstenliebe das Bestreben, das Glück anderer zu fördern (Ambr., Greg.). Johannes Joh 51 7 39 Hoc autem dixit de Spiritu, quem accepturi erant credentes in eum: nondum enim erat Spiritus datus, quia Jesus nondum erat glorificatus. Dies sagte er aber von dem Geiste, welchen diejenigen empfangen sollten, die an ihn glauben würden; denn noch⁵³ war der Geist nicht gegeben,⁵⁴ weil Jesus noch nicht verherrlichet war.⁵⁵ [Apg 2,17] Johannes Joh 51 7 39 53 Der heil. Johannes gibt die Erklärung der Worte der Propheten. Johannes Joh 51 7 39 54 Der heil. Geist war noch nicht gegeben will nicht sagen, dass noch niemand die Gnade des h. Geistes empfangen hatte, denn auch die Gerechten des Alten Bundes wurden durch diese Gnade geheiligt, sondern will heißen: Noch war der heilige Geist selbst nicht in seiner Fülle gekommen, noch nicht mit jener Feierlichkeit und so offenbar, wie später am Pfingstfeste. Ist der heil. Geist auch als Gott infolge seiner Unermesslichkeit fortwährend in der Seele des Menschen zugegen und infolge seiner alles erhaltenden Allmacht auch immerwährend in ihr tätig, so sagen wir doch mit Recht, dass er da einkehre, wo er auf eine neue Weise zu wirken beginnt. Bringt er nun, wie dies durch die Rechtfertigung geschieht, eine andauernde Wirkung in ihr hervor, so kann dies ein Wohnen genannt werden. Dieses Wirken des heil. Geistes will der Heiland nach seiner Auferstehung verleihen, zuerst am Pfingstfest und sodann in seiner Kirche durch alle Jahrhunderte. Johannes Joh 51 7 39 55 Durch Auferstehung und Himmelfahrt (Aug., Leo). Zuvor musste das Erlösungswerk vollbracht, zuerst die Menschen mit Gott versöhnt werden, ehe sie durch den heiligen Geist zur innigsten Vereinigung mit Gott zugelassen wurden. Johannes Joh 51 7 4 Nemo quippe in occulto quid facit, et quærit ipse in palam esse: si hæc facis, manifesta teipsum mundo. Denn niemand tut etwas im Verborgenen, und sucht dabei allgemein bekannt zu sein. Wenn du solche Dinge tust, so mache dich der Welt kund.⁶ Johannes Joh 51 7 4 6 Der großen Masse, welche in Jerusalem zusammenströmt. Johannes Joh 51 7 40 Ex illa ergo turba cum audissent hos sermones ejus, dicebant: Hic est vere propheta. Als nun einige aus dem Volke diese seine Worte hörten, sprachen sie: Dieser ist wahrhaftig der Prophet!⁵⁶ Johannes Joh 51 7 40 56 Welch schöner Erfolg der letzten Reden des Herrn! Möchte es ein dauernder gewesen sein! Der Prophet ist der [Dtn 18,18] verheißene und ihrer Meinung nach vom Messias verschiedene. Johannes Joh 51 7 41 Alii dicebant: Hic est Christus. Quidam autem dicebant: Numquid a Galilæa venit Christus? Andere sagten: Dieser ist Christus! Wieder andere aber sprachen: Soll Christus etwa aus Galiläa kommen?⁵⁷ Johannes Joh 51 7 41 57 Sie wissen nichts von Christi Geburt in Bethlehem. Sie streiten unter sich und fragen nicht weiter bei dem Herrn selbst an. Jesus schweigt auch, weil sie nicht so empfängliche Herzen haben, wie einst, bei gleichem Bedenken, Nathanael zeigte (Chrys.). Johannes Joh 51 7 42 Nonne Scriptura dicit: Quia ex semine David, et de Bethlehem castello, ubi erat David, venit Christus? Sagt nicht die Schrift: Aus der Nachkommenschaft Davids, und aus dem Flecken Bethlehem, wo David war, kommt Christus? [Mi 5,2] Johannes Joh 51 7 43 Dissensio itaque facta est in turba propter eum. Es entstand also unter dem Volke eine Spaltung um seinetwillen. Johannes Joh 51 7 44 Quidam autem ex ipsis volebant apprehendere eum: sed nemo misit super eum manus. Einige aber von ihnen wollten ihn ergreifen; allein niemand legte Hand an ihn. Johannes Joh 51 7 45 Venerunt ergo ministri ad pontifices et Pharisæos. Et dixerunt eis illi: Quare non adduxistis illum? Es kamen also die Gerichtsdiener zu den Hohenpriestern und Pharisäern; und diese sprachen zu ihnen: Warum habt ihr ihn nicht hergebracht? Johannes Joh 51 7 46 Responderunt ministri: Numquam sic locutus est homo, sicut hic homo. Die Diener antworteten: Niemals hat ein Mensch so geredet, wie dieser Mensch!⁵⁸ Johannes Joh 51 7 46 58 Dieses Zeugnis, abgelegt von Männern die abgesendet waren, um den Herrn gefangen zu nehmen, und zwar vor den Vorgesetzten, deren tödlicher Hass gegen Christus offenkundig war, ist ein sprechender Beweis für die Macht, welche die Worte des Heilandes auf jedes Herz ausübten, das nicht für alles Höhere gänzlich unempfänglich war. Anstatt einen anderen Grund für das Misslingen ihres Auftrages vorzuschützen, geben die Gerichtsdiener gerade jenen an, der zugleich eine Verherrlichung Jesu war. Sie waren gekommen, um gefangen zu nehmen, und gingen fort, selbst gefangen von Bewunderung (Chrys.). Johannes Joh 51 7 47 Responderunt ergo eis Pharisæi: Numquid et vos seducti estis? Da antworteten ihnen die Pharisäer: Seid etwa auch ihr verführt? Johannes Joh 51 7 48 Numquid ex principibus aliquis credidit in eum, aut ex Pharisæis? Ist etwa jemand von den Vorstehern oder Pharisäern gläubig geworden?⁵⁹ Johannes Joh 51 7 48 59 Die Schriftgelehrten und Pharisäer sind es, nach denen sich das Volk zu richten hat. Wenn er Christus wäre, müssten dies die Vorsteher und Pharisäer am besten wissen, von diesen aber glaubt keiner daran. Übrigens ist es falsch, dass keiner glaubte, man denke an Nikodemus und vergl. [Joh 12,42, Apg 15,5]. Johannes Joh 51 7 49 Sed turba hæc, quæ non novit legem, maledicti sunt. Doch dieses Volk, welches das Gesetz nicht kennt, verflucht sind sie!⁶⁰ Johannes Joh 51 7 49 60 Sie beschuldigen das Volk der Unwissenheit im Gesetze, weil es an Christus glaubt, und überließen es dem Fluche, weil es einem falschen Propheten folge. Da sie aber trotz [Dtn 18,15.19] an den wahren Propheten nicht glauben, also das Gesetz verletzen, kehrt sich der Fluch gegen sie selbst (Cyr.). Johannes Joh 51 7 5 Neque enim fratres ejus credebant in eum. Denn auch seine Brüder glaubten nicht an ihn.⁷ Johannes Joh 51 7 5 7 Sie haben noch keinen festen Glauben. Nach der Auferstehung indes gehörten sie zu den Gläubigen. [Apg 1,14]. Johannes Joh 51 7 50 Dixit Nicodemus ad eos, ille, qui venit ad eum nocte, qui unus erat ex ipsis: Da sprach⁶¹ Nikodemus zu ihnen, derselbe, welcher des Nachts zu ihm gekommen, und einer von ihnen war: [Joh 3,2] Johannes Joh 51 7 50 61 Ruhig und bescheiden, aber voller Mut hält Nikodemus den Pharisäern ihr Unrecht vor. Er widerlegt zwei Punkte, den einen durch die Tat, den anderen durch das Wort (Chrys., Cyr.). Johannes Joh 51 7 51 Numquid lex nostra judicat hominem, nisi prius audierit ab ipso, et cognoverit quid faciat? Richtet etwa unser Gesetz einen Menschen, wenn es ihn nicht zuvor verhört, und erkannt hat,⁶² was er tut? [Dtn 17,8, Dtn 19,15] Johannes Joh 51 7 51 62 Nach gründlicher Untersuchung. Ihr verurteilt Jesus und seine Anhänger ohne weiteres. Johannes Joh 51 7 52 Responderunt, et dixerunt ei: Numquid et tu Galilæus es? Scrutare Scripturas, et vide quia a Galilæa propheta non surgit. Sie antworteten, und sprachen zu ihm: Bist etwa auch du ein Galiläer? Durchforsche die Schrift, und siehe, dass aus Galiläa kein Prophet ersteht!⁶³ Johannes Joh 51 7 52 63 Die Pharisäer fragen höhnisch, ob er ein einfältiger Galiläer sei, als ob sie sagen wollen: Nur ein Galiläer kann für einen galiläischen falschen Propheten Partei ergreifen (Euth.). Aber wenn der Prophet wirklich aus Galiläa, so wäre auch dann seine Sendung zu prüfen. Debora und Jonas waren aus Galiläa, vielleicht auch Nahum. Johannes Joh 51 7 53 Et reversi sunt unusquisque in domum suam. Und sie kehrten zurück, ein jeder in sein Haus.⁶⁴ Johannes Joh 51 7 53 64 Die im nächsten Kapitel folgende Erzählung ist vielfach als eingeschoben und unecht bezeichnet worden. Indes sprechen erstlich keineswegs alle Handschriften noch weniger die ältesten Übersetzungen und die Väter für die Wahrheit einer solchen Vermutung, sodann dürfte eine derartige Behauptung gegen das Tridentiner Konzil Sitz 4 und Vatik. Konz. Sitz 3 Kap. 2 sein, denn diese Erzählung ist ein Teil der Vulgata, welche nach den genannten Konzilien in allen Teilen für echt zu halten ist. Dass diese Erzählung in vielen Handschriften fehlt, ist leicht erklärlich. Manche Bischöfe und Priester wollten sie in der Kirche nicht vorlesen lassen, damit nicht leichtsinnige Christen aus der Milde des Heilandes Gelegenheit nahmen zu meinen, der Ehebruch sei nicht überaus verwerflich. Infolge dessen wurde dieser Abschnitt in vielen Lektionarien (Vorlesebücher) nicht mehr aufgenommen, was aber keineswegs bedeutet, dass sie ursprünglich nicht im Texte stand. Johannes Joh 51 7 6 Dicit ergo eis Jesus: Tempus meum nondum advenit: tempus autem vestrum semper est paratum. Da sprach Jesus zu ihnen: Meine Zeit⁸ ist noch nicht gekommen; eure Zeit aber ist immer gelegen.⁹ Johannes Joh 51 7 6 8 Der Zeitpunkt, mich öffentlich zu zeigen (Cyr.). Da der Heiland sagt: noch nicht, weist der darauf hin, dass er eine bestimmte Zeit hat. Johannes Joh 51 7 6 9 Ihr könnt ohne Gefahr hinaufgehen nach Jerusalem (Euth.). Der Grund folgt in V. 7. Johannes Joh 51 7 7 Non potest mundus odisse vos: me autem odit: quia ego testimonium perhibeo de illo quod opera ejus mala sunt. Die Welt kann euch nicht hassen,¹⁰ mich aber hasset sie; denn ich bezeuge von ihr, dass ihre Werke böse sind.¹¹ Johannes Joh 51 7 7 10 Sie tun nichts gegen die Welt. Johannes Joh 51 7 7 11 Die Welt kann diejenigen nicht ertragen, welche ihr die Sünden vorhalten. Zudem lässt schon sein heiliges Wirken allein die Werke der Welt in ihrer Bosheit erkennbar werden, wie der Schatten sich vom Lichte abhebt. Johannes Joh 51 7 8 Vos ascendite ad diem festum hunc, ego autem non ascendo ad diem festum istum: quia meum tempus nondum impletum est. Gehet ihr hinauf zu diesem Feste, ich aber gehe nicht hinauf zu diesem Feste;¹² denn meine Zeit ist noch nicht erfüllt. Johannes Joh 51 7 8 12 Der Heiland sagt nicht: Ich werde überhaupt nicht hinaufgehen, sondern: Ich gehe nicht jetzt hinauf, mit euch, mit dem feierlichen Karawanenzuge, und um mich, wie ihr wollt, als Messias zu erklären. Noch einfacher nach Aug., Thom. u. a.: Ich gehe nicht hinauf zum Festtage. Johannes Joh 51 7 9 Hæc cum dixisset, ipse mansit in Galilæa. Also sprach er, und blieb in Galiläa. Johannes Joh 51 0 1 Die Ehebrecherin. (V. 11) Der Heiland zeigt, dass sein Zeugnis wahrhaft ist. (V. 20) Jesus sagt seinen Tod und das unbußfertige Ende seiner Gegner voraus, deren Vater der Teufel ist. (V. 47) Sie werfen dem Heilande Besessenheit vor, Jesus spricht von seiner Erhabenheit über Abraham, die Pharisäer wollen ihn steinigen. Johannes Joh 51 8 1 Jesus autem perrexit in montem Oliveti: Jesus aber¹ ging fort auf den Ölberg; Johannes Joh 51 8 1 1 Gegensatz zu [Joh 7,53]. Johannes Joh 51 8 10 Erigens autem se Jesus, dixit ei: Mulier, ubi sunt, qui te accusabant? nemo te condemnavit? Jesus aber richtete sich auf, und sprach zu ihr: Weib! wo sind die, welche dich anklagten? Hat niemand dich verdammet?¹¹ Johannes Joh 51 8 10 11 Hat niemand dich vor Gericht zu schleppen und deine Verurteilung erwirken zu wollen erklärt? Johannes Joh 51 8 11 Quæ dixit: Nemo, Domine. Dixit autem Jesus: Nec ego te condemnabo: Vade, et jam amplius noli peccare. Das Weib sprach: Niemand, Herr! Da sagte Jesus: Auch ich werde dich nicht verdammen. Gehe hin, und sündige fortan nicht mehr!¹² Johannes Joh 51 8 11 12 Jesus weist zwar jedes richterliche Amt zurück, zugleich aber deutet er an, dass er zwar den sündigen Menschen jetzt bei seiner ersten Ankunft nicht verurteile, wohl aber die Sünde verabscheue (Aug.). Johannes Joh 51 8 12 Iterum ergo locutus est eis Jesus, dicens: Ego sum lux mundi: qui sequitur me, non ambulat in tenebris, sed habebit lumen vitæ. Wiederum nun redete Jesus zu ihnen, und sprach:¹³ Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wandelt nicht in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.¹⁴ Johannes Joh 51 8 12 13 Na demselben oder einen anderen Tage. Sachlich ist die Rede des Herrn mit [Joh 7,37-44] zu verbinden. Johannes Joh 51 8 12 14 Der Weibervorhof war wenigstens in der Nacht vom ersten auf den zweiten Tag des Festes mit vier goldenen Leuchtern derart erhellt, dass das Licht in die Höfe der Häuser strahlte. Außerdem fand eine Prozession mit Fackeln statt, an welcher die angesehensten Männer mit den Priestern teilnahmen. Dies musste den Zuhörern vor Augen stehen. Andererseits ist das Bild Licht der Welt geläufig. Vergl. [Mt 4,15], nach [Jes 9,1] und [Lk 2,32]. Die Finsternis ist Unwissenheit und Sünde. Der Heiland ist der Quell des übernatürlichen Lichtes, des Lichtes des Lebens. Johannes Joh 51 8 13 Dixerunt ergo ei Pharisæi: Tu de teipso testimonium perhibes: testimonium tuum non est verum. Da sprachen die Pharisäer zu ihm: Du gibst Zeugnis von dir selbst; dein Zeugnis ist nicht wahr.¹⁵ Johannes Joh 51 8 13 15 Die Pharisäer bedienen sich eines Grundes, den der Heiland selbst, freilich in anderem Zusammenhange [Joh 5,31] angewendet. Dein Zeugnis ist juristisch nicht wahr, hat keine Geltung. Johannes Joh 51 8 14 Respondit Jesus, et dixit eis: Et si ego testimonium perhibeo de meipso, verum est testimonium meum: quia scio unde veni, et quo vado: vos autem nescitis unde venio, aut quo vado. Jesus antwortete, und sprach zu ihnen: Auch wenn ich von mir selbst Zeugnis gebe,¹⁶ so ist mein Zeugnis wahr, denn ich weiß, woher ich gekommen bin, und wohin ich gehe;¹⁷ ihr aber wisset nicht, woher ich komme, oder wohin ich gehe.¹⁸ Johannes Joh 51 8 14 16 Der Grundsatz (V. 13) trifft bei mir nicht zu, denn ich komme von Gott und gehe zu Gott, also bin ich in der Verbindung mit der absoluten Wahrheit und kann mit vollster Gewissheit ein Selbstzeugnis ablegen. Johannes Joh 51 8 14 17 Ich weiß, dass ich Gottes Sohn bin, von dem ich durch die Menschwerdung ausgegangen und zu dem ich durch die Himmelfahrt zurückkehre; deshalb sage ich, dass ich das Licht der Welt bin. Johannes Joh 51 8 14 18 Darum glaubet ihr, ich sei nichts als ein Mensch, dessen Zeugnis man nicht anzunehmen brauche, wenn es nicht durch andere unterstützt wird. Johannes Joh 51 8 15 Vos secundum carnem judicatis: ego non judico quemquam: Ihr richtet nach dem Fleische;¹⁹ ich richte niemanden.²⁰ Johannes Joh 51 8 15 19 Dem äußeren Anschein nach. Johannes Joh 51 8 15 20 Ich richte als Messias überhaupt nicht, viel weniger nach dem äußeren Scheine. Vergl. [Joh 3,17] (Cyr., Aug.). Johannes Joh 51 8 16 Et si judico ego, judicium meum verum est, quia solus non sum: sed ego, et qui misit me, Pater. Auch wenn ich richte,²¹ ist mein Gericht wahrhaft;²² denn ich bin nicht allein, sondern ich, und der mich gesandt hat, der Vater. Johannes Joh 51 8 16 21 Ausnahme von der V. 15 aufgestellten Regel, d. h. wenn ich in einem besonderen Falle, aus ganz besonderem Grunde richte. Johannes Joh 51 8 16 22 Der Heiland antwortet auf den (V. 13) gemachten Vorwurf. Er verneint die Voraussetzung, als ob er jemals allein, nur als Mensch, Zeugnis gäbe oder richtete. Johannes Joh 51 8 17 Et in lege vestra scriptum est, quia duorum hominum testimonium verum est. In eurem Gesetze steht auch geschrieben, dass das Zeugnis zweier Menschen wahr sei.²³ [Dtn 17,6, Dtn 19,15] Johannes Joh 51 8 17 23 In eurem Gesetze: damit wird der göttliche Ursprung desselben nicht in Frage gezogen (Aug.). Die Stelle ist nur ihrem wesentlichen Inhalte nach angegeben. Was Christus als Mensch bezeugt hat, dafür treten als Zeugen Gott der Vater und der Sohn ein (Chrys., Thom.). Der Vater hat den Heiland durch die Prophezeiungen und durch die Wunder bezeugt [Joh 5,36.37], der Sohn, indem er seine göttliche Natur in Jesus offenbarte, durch Wunder, Prophezeiungen, Kenntnis der Herzen. Wenn die Juden diese Worte nicht verstehen, so ist das ihre Schuld, da selbst die geheimnisvollen Worte Christi ein neuer Antrieb sind, die Wahrheit zu suchen. Johannes Joh 51 8 18 Ego sum, qui testimonium perhibeo de meipso: et testimonium perhibet de me, qui misit me, Pater. Nun bin ich es, der von sich selbst Zeugnis gibt; und Zeugnis gibt von mir, der mich gesandt hat, der Vater. Johannes Joh 51 8 19 Dicebant ergo ei: Ubi est Pater tuus? Respondit Jesus: Neque me scitis, neque Patrem meum: si me sciretis, forsitan et Patrem meum sciretis. Da sprachen sie zu ihm: Wo ist dein Vater?²⁴ Jesus antwortete: Weder mich kennet ihr noch meinen Vater; wenn ihr mich kennen würdet, so würdet ihr auch wohl²⁵ meinen Vater kennen.²⁶ Johannes Joh 51 8 19 24 Die Frage ist eine unnötige, denn trotz [Joh 7,15-41] konnten sie wenigstens wissen, wen Jesus meinte, da die Worte: der mich ausgesandt hat besonders darauf hinweisen. Johannes Joh 51 8 19 25 Richtiger wird das Griechische wiedergegeben: sicherlich. Johannes Joh 51 8 19 26 Der Sohn ist der Abglanz des Vaters [Hebr 1,3] allerdings gilt letzteres zunächst von Christus als göttlicher Person, aber er zeigt sich doch auch als Gottmensch als besonderes Ebenbild Gottes. Johannes Joh 51 8 2 Et diluculo iterum venit in templum. Et omnis populus venit ad eum, et sedens docebat eos. und früh Morgens kam er wieder in den Tempel, und alles Volk kam zu ihm,² und er setzte sich, und lehrte sie. Johannes Joh 51 8 2 2 Das Volk, welches nach dem Feste gegenwärtig und zum Morgenopfer in den Tempel gekommen war. Johannes Joh 51 8 20 Hæc verba locutus est Jesus in gazophylacio, docens in templo: et nemo apprehendit eum, quia necdum venerat hora ejus. Diese Worte redete Jesus bei dem Opferkasten,²⁷ indem er im Tempel lehrte; und niemand ergriff ihn, denn seine Stunde war noch nicht gekommen. Johannes Joh 51 8 20 27 Eigentlich: Schatzbehälter. Derselbe befand sich im Vorhofe der Frauen, in der Nähe befanden sich Räume für die Zusammenkünfte der Schriftgelehrten. Johannes Joh 51 8 21 Dixit ergo iterum eis Jesus: Ego vado, et quæretis me, et in peccato vestro moriemini. Quo ego vado, vos non potestis venire. Und Jesus sprach abermals zu ihnen:²⁸ Ich gehe hin, und ihr werdet mich suchen,²⁹ aber ihr werdet in eurer Sünde sterben. Wo ich hingehe, dahin könnet ihr nicht kommen.³⁰ Johannes Joh 51 8 21 28 Denn schon [Joh 7,34] hatte er ähnlich gesprochen. Johannes Joh 51 8 21 29 Siehe [Joh 7,Anm.45]. Johannes Joh 51 8 21 30 Der Grund ist in V. 23 enthalten. Johannes Joh 51 8 22 Dicebant ergo Judæi: Numquid interficiet semetipsum, quia dixit: Quo ego vado, vos non potestis venire? Da sprachen die Juden: Will er sich etwa selbst töten, dass er sagt: Wo ich hingehe, dahin könnet ihr nicht kommen?³¹ Johannes Joh 51 8 22 31 Der Selbstmord galt als ein Eingriff in das Recht Gottes und als ein verdammniswürdiges Verbrechen. Die Feinde des Herrn zeigen ihre Kurzsichtigkeit und Torheit. Sie dachten nicht an das ewige Leben, in das Christus übergehen will, in den Tod freilich könnten sie an sich folgen (Aug.). Johannes Joh 51 8 23 Et dicebat eis: Vos de deorsum estis, ego de supernis sum. Vos de mundo hoc estis, ego non sum de hoc mundo. Und er sprach zu ihnen:³² Ihr seid von unten, ich bin von oben.³³ Ihr seid von dieser Welt, ich bin nicht von dieser Welt. Johannes Joh 51 8 23 32 Der Heiland antwortet zunächst auf die unmittelbar vorherstehenden Reden, aber so, dass er zugleich das, was er V. 21 gesagt hat, begründet und erklärt. Johannes Joh 51 8 23 33 Es ist kein Wunder, dass ihr so niedrig von mir denkt, denn ihr seid fleischlich gesinnt und versteht nichts Göttliches (Aug.). Johannes Joh 51 8 24 Dixi ergo vobis quia moriemini in peccatis vestris: si enim non credideritis quia ego sum, moriemini in peccato vestro. Darum³⁴ habe ich euch gesagt: Ihr werdet in euern Sünden sterben; denn wenn ihr nicht glaubet,³⁵ dass ich es bin, so werdet ihr in eurer Sünde sterben. Johannes Joh 51 8 24 34 Da ihr zur Welt gehört. Johannes Joh 51 8 24 35 Ihr müsst verloren gehen, denn weil ihr so gesinnt seid, kommt ihr nicht zum Glauben. Der einzige Rettungsanker ist der Glaube, dass ich der Messias und Sohn Gottes bin, der allein Rettung bringen kann (Cyr., Euth.). Johannes Joh 51 8 25 Dicebant ergo ei: Tu quis es? Dixit eis Jesus: Principium, qui et loquor vobis. Da sagten sie zu ihm: Wer bist du denn?³⁶ Jesus sprach zu ihnen: Der Anfang, der ich auch zu euch rede.³⁷ Johannes Joh 51 8 25 36 Diese Frage ist veranlasst durch die Worte des Herrn: dass ich es bin (V. 14). Es lag nahe zu sagen: Was bist du, dass der Glaube an dich notwendig ist, um nicht in Sünden zu sterben? Johannes Joh 51 8 25 37 Die bessere Lesart ist: der Anfang, weil ich auch zu euch rede. Also: Gerade das bin ich, was ich euch auch sage, d. h. jener bin ich, als den ich mich so oft erkläre. Johannes Joh 51 8 26 Multa habeo de vobis loqui, et judicare: sed qui me misit, verax est: et ego quæ audivi ab eo, hæc loquor in mundo. Vieles habe ich über euch zu sagen und zu richten; aber³⁸ der mich gesandt hat, ist wahrhaft, und was ich von ihm gehört habe, das rede ich in der Welt. [Röm 3,4] Johannes Joh 51 8 26 38 Ich habe vieles von euch zu sagen (die ihr mich fragt, wer ich bin) und zu verdammen, aber ich will dies jetzt nicht tun; nur eines sei euch kund: Ihr seid der Sünde des Unglaubens schuldig, denn der mich gesandt hat usw. Johannes Joh 51 8 27 Et non cognoverunt quia Patrem ejus dicebat Deum. Und sie erkannten nicht, dass er Gott seinen Vater nannte.³⁹ Johannes Joh 51 8 27 39 Zwar gebt ihr in eurem Unglauben nichts auf das, was ich sage, aber ihr täuscht euch, denn der mich gesandt hat, ist wahrhaft. Johannes Joh 51 8 28 Dixit ergo eis Jesus: Cum exaltaveritis Filium hominis, tunc cognoscetis quia ego sum, et a meipso facio nihil, sed sicut docuit me Pater, hæc loquor: Jesus sprach also zu ihnen: Wenn ihr den Menschensohn werdet erhöht haben,⁴⁰ dann werdet ihr erkennen,⁴¹ dass ich es bin, und von mir selbst nichts tue, sondern dieses so rede, wie mich mein Vater gelehret hat. Johannes Joh 51 8 28 40 Da sie seine Berufung auf den Vater nicht erkannt haben, verweist Jesus sie auf eine spätere Zeit, auf die Zeit nach der Kreuzigung. [Joh 3,14, Joh 6,62]. Johannes Joh 51 8 28 41 Viele Juden bekehrten sich nach dem Leiden und Sterben des Heilandes und beim Anblicke der Wunder bei seinem Tode und nach seiner Auferstehung. Machten diese Tatsachen großen Eindruck, so hatte der Tod des Heilandes auch reiche Gnaden für die Juden erlangt (Chrys., Aug.). Die Nichtbekehrten aber müssen, ob auch wider Willen, die Macht des Herrn erkennen (Cyr.). Johannes Joh 51 8 29 Et qui me misit, mecum est, et non reliquit me solum: quia ego quæ placita sunt ei, facio semper. Und der mich gesandt hat, ist mit mir, und lässt mich nicht allein,⁴² weil ich allezeit tue,⁴³ was ihm wohlgefällig ist.⁴⁴ Johannes Joh 51 8 29 42 Ich könnte sogleich um Beistand bitten. Vergl. [Mt 26,53]. Nur nach dem Willen des Vaters übergebe ich mich der Gewalt meiner Feinde. Dies versteht sich zwar von selbst, musste aber gegenüber den Zuhörern betont werden. Johannes Joh 51 8 29 43 Da ich meinerseits stets Gottes Willen tue, wird er mir seinerseits den Schutz nie versagen. Johannes Joh 51 8 29 44 Also auch die Heilungen am Sabbat gefallen ihm. Johannes Joh 51 8 3 Adducunt autem Scribæ, et Pharisæi mulierem in adulterio deprehensam: et statuerunt eam in medio, Die Schriftgelehrten und Pharisäer aber führten ein Weib hinzu, welches im Ehebruch ertappt worden war, stellten es in die Mitte, Johannes Joh 51 8 30 Hæc illo loquente, multi crediderunt in eum. Als er dies sagte, glaubten viele an ihn.⁴⁵ Johannes Joh 51 8 30 45 Die Rede des Herrn war so kraftvoll und erschütternd, (z. B. V. 21, V. 24), so überzeugend und beweiskräftig, (V. 28, V. 29) dass es nicht zu verwundern ist, wenn in einigen der Glaube begann (Chrys., Euth.). Johannes Joh 51 8 31 Dicebat ergo Jesus ad eos, qui crediderunt ei, Judæos: Si vos manseritis in sermone meo, vere discipuli mei eritis: Jesus sprach also zu den Juden, die an ihn glaubten: Wenn ihr in meinem Worte verharret,⁴⁶ werdet ihr wahrhaft meine Jünger sein;⁴⁷ Johannes Joh 51 8 31 46 Leider besteht ihr Glaube die Probe nicht. Johannes Joh 51 8 31 47 Jünger im weiteren Sinne: Alle, die mit Jesus in Glaube und Liebe vereint sind. [Joh 6,60.66]. Die Folge wird die Erkenntnis der Wahrheit sein, die in Christus erschienen ist (Chrys., Cyr.). Johannes Joh 51 8 32 Et cognoscetis veritatem, et veritas liberabit vos. und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.⁴⁸ Johannes Joh 51 8 32 48 Die Wahrheit befreit zunächst vom Irrtum, dann aber auch von der Sünde. Johannes Joh 51 8 33 Responderunt ei: Semen Abrahæ sumus, et nemini servivimus unquam: quomodo tu dicis: Liberi eritis? Sie antworteten ihm:⁴⁹ Wir sind Nachkommen Abrahams, und waren niemals jemandes Knechte. Wie sagst du: Ihr werdet frei sein?⁵⁰ Johannes Joh 51 8 33 49 Ungläubige, welche sich unter den Zuhörern befinden (Aug.), fühlen sich durch die Verheißung Christi, welche sie im politischen Sinne fassen, in ihrer Nationalehre verletzt. Nach anderen Auslegern sind es solche, welche noch kurz zuvor gläubig waren (V. 30), bei denen aber infolge der Äußerung des Herrn (V. 32) der alte jüdische Charakter wieder zum Durchbruch kommt. Der Heiland hatte klar gesprochen: die Wahrheit wird euch frei machen, doch sie denken an politische Freiheit. Johannes Joh 51 8 33 50 Nach der Anschauung der Juden sind die Nachkommen Chams [Gen 9,27] und die des Stammes Esau geborene Knechte [Gen 27,29], Abrahams Söhne aber edel- und freigeborene. [Jes 51,1ff]. Nur Gott ist ihr Herr, und sein Wille und seine Verheißung stellen die fremden Völker und Könige, welche etwa tatsächlich und vorübergehend über Israel geboten, alle unter das auserwählte Volk. Dem Rechte und der Bestimmung nach sind jene alle Knechte, dereinst werden sie es tatsächlich sein. Und die Israeliten, die Nachkommen Abrahams, sollen sich als Unfreie bekennen? Johannes Joh 51 8 34 Respondit eis Jesus: Amen, amen dico vobis: quia omnis, qui facit peccatum, servus est peccati: Jesus antwortete ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, jeder, der Sünde tut,⁵¹ ist ein Knecht der Sünde!⁵² Johannes Joh 51 8 34 51 Der Heiland weist ihre Anmaßung zurück und zeigt, dass jeder, auch ein Nachkomme Abrahams, [Röm 6,19]. Johannes Joh 51 8 34 52 Diese Knechtschaft ist umso drückender, als sie dem Menschen überallhin folgt. Es gibt nur einen Weg zur Freiheit: sich dem Herrn anschließen. Johannes Joh 51 8 35 Servus autem non manet in domo in æternum: Filius autem manet in æternum: Der Knecht aber bleibt nicht auf ewig in dem Hause;⁵³ der Sohn aber bleibt ewig.⁵⁴ Johannes Joh 51 8 35 53 Der Knecht wird auf eine Zeit in's Haus aufgenommen; wird er nicht an Kindes statt angenommen, so ist er stets in Gefahr entlassen zu werden. So wird auch der Sünder eine Zeit lang im Gottesreiche geduldet; ringt er sich aber nicht rechtzeitig zur Kindschaft Gottes empor [Joh 1,12], so wird er ausgestoßen (Cyr.). Johannes Joh 51 8 35 54 Der Sohn hat das Recht, auf immer im Hause des Vaters zu weilen und ist so der Erbe des Hauses. Vielleicht liegt hierin eine Anspielung auf Agar und Ismael, die das Haus Abrahams verlassen mussten, während Isaak in demselben verblieb. Unter dem Sohne versteht der Heiland zunächst sich selbst (Chrys., Aug., Euth.). Es liegt aber auch der Gedanke in diesen Worten: Suchet Söhne zu werden. Johannes Joh 51 8 36 Si ergo vos Filius liberaverit, vere liberi eritis. Wenn euch also der Sohn frei macht, so werdet ihr wahrhaft frei sein.⁵⁵ Johannes Joh 51 8 36 55 Vergl. V. 32: Ihr werdet wahrhaft frei sein, im Gegensatze zu der scheinbaren Freiheit, welche ihr zu besitzen glaubt. Die sittliche Freiheit erhebt den Menschen wahrhaft. Johannes Joh 51 8 37 Scio quia filii Abrahæ estis: sed quæritis me interficere, quia sermo meus non capit in vobis. Ich weiß, dass ihr Söhne Abrahams seid; aber ihr suchet mich zu töten, weil mein Wort in euch nicht Raum gewinnet.⁵⁶ Johannes Joh 51 8 37 56 Vor Gott gilt vor allem geistige Verwandtschaft mit Abraham. Besitzt ihr diese? Nein, denn ihr wollt mich töten, was ganz gegen Abrahams Gesinnung ist. Vergl. [Mt 23,29-35]. Johannes Joh 51 8 38 Ego quod vidi apud Patrem meum, loquor: et vos quæ vidistis apud patrem vestrum, facitis. Ich rede, was ich bei meinem Vater gesehen habe; und ihr tut, was ihr bei eurem Vater gesehen habt.⁵⁷ Johannes Joh 51 8 38 57 Die Lehre des Herrn ist von Gott, die Juden lassen sich von dem Teufel leiten, beide Gegensätze sind unvereinbar. Johannes Joh 51 8 39 Responderunt, et dixerunt ei: Pater noster Abraham est. Dicit eis Jesus: Si filii Abrahæ estis, opera Abrahæ facite. Sie antworteten, und sprachen zu ihm: Unser Vater ist Abraham.⁵⁸ Jesus sprach zu ihnen: Wenn ihr Kinder Abrahams seid, so tuet die Werke Abrahams!⁵⁹ Johannes Joh 51 8 39 58 Wenn wir tun, was wir bei unserem Vater Abraham gesehen, steht es um uns nicht schlecht, denn unser Vater ist ein gottgefälliger Patriarch. Johannes Joh 51 8 39 59 Wären sie Abrahams Söhne, so müssten sie ihn nachahmen, besonders in seinem Glauben, seinem Gehorsam und seiner Milde. Nun aber wollen sie den Herrn töten. Johannes Joh 51 8 4 Et dixerunt ei: Magister, hæc mulier modo deprehensa est in adulterio. und sprachen zu ihm:³ Meister! dieses Weib ist auf frischer Tat im Ehebruch ergriffen worden. Johannes Joh 51 8 4 3 Die Entscheidung gehörte vor den hohen Rat, sie benutzen indes die Gelegenheit, den Heiland zu versuchen. [Lev 20,10] ist auf den Ehebruch für beide Teile der Tod gesetzt. Vergl. auch [Dtn 22,20]. Johannes Joh 51 8 40 Nunc autem quæritis me interficere, hominem, qui veritatem vobis locutus sum, quam audivi a Deo: hoc Abraham non fecit. Nun aber suchet ihr mich zu töten, einen Menschen, der zu euch die Wahrheit geredet hat, welche ich von Gott gehört habe; dies hat Abraham nicht getan.⁶⁰ Johannes Joh 51 8 40 60 Der Gegensatz ist: Abraham glaubte an die von Gott geoffenbarte Wahrheit, ihr wollt dem Verkünder der Offenbarung nicht glauben, sondern ihn sogar töten. Johannes Joh 51 8 41 Vos facitis opera patris vestri. Dixerunt itaque ei: Nos ex fornicatione non sumus nati: unum patrem habemus Deum. Ihr tuet die Werke eures Vaters. Da sprachen sie zu ihm: Wir sind nicht aus Ehebruch⁶¹ geboren; einen Vater haben wir, Gott.⁶² Johannes Joh 51 8 41 61 Die Juden erkennen, dass der Herr von einer geistigen Knechtschaft spreche. Der Götzendienst wird häufig bei den Propheten Ehebruch und Unzucht genannt. Johannes Joh 51 8 41 62 Vergl. [Jer 3,1-14, Ez 16,15ff, Hos 2,4.5] Johannes Joh 51 8 42 Dixit ergo eis Jesus: Si Deus pater vester esset: diligeretis utique me. Ego enim ex Deo processi, et veni: neque enim a me ipso veni, sed ille me misit. Jesus aber sprach zu ihnen: Wenn Gott euer Vater wäre, so würdet ihr mich ja gewiss lieben; weil ich von Gott ausgegangen und gekommen bin; weil ich nicht von mir selbst gekommen bin, sondern er hat mich gesandt.⁶³ Johannes Joh 51 8 42 63 Ich bin von Gott ausgegangen, der Sohn Gottes, und bin Mensch geworden (Orig., Chrys.) und als Mensch zu euch gesendet. Johannes Joh 51 8 43 Quare loquelam meam non cognoscitis? Quia non potestis audire sermonem meum. Warum verstehet ihr meine Sprache nicht? Weil ihr mein Wort nicht hören könnet.⁶⁴ Johannes Joh 51 8 43 64 Da die Leidenschaften in euch herrschen, besteht eine gewisse Unmöglichkeit hören zu wollen und zu verstehen (Cyr.). In diese aber würdet ihr nicht gefallen sein, wäret ihr wahre Kinder Gottes. Johannes Joh 51 8 44 Vos ex patre diabolo estis: et desideria patris vestri vultis facere; ille homicida erat ab initio, et in veritate non stetit: quia non est veritas in eo: cum loquitur mendacium, ex propriis loquitur, quia mendax est, et pater ejus. Ihr habt den Teufel zum Vater,⁶⁵ und wollet nach den Gelüsten euers Vaters tun.⁶⁶ Dieser war ein Menschenmörder von Anbeginn,⁶⁷ und ist in der Wahrheit nicht bestanden; denn Wahrheit ist nicht in ihm.⁶⁸ Wenn er Lüge redet, so redet er aus dem, was ihm eigen ist, weil er ein Lügner ist und Vater der Lüge. Johannes Joh 51 8 44 65 Was der Heiland bisher andeutend und ausschließlich gesagt (V. 38 und 41), verkündet er jetzt offen. Die Quelle eurer feindseligen, ungläubigen Gesinnung ist der Teufel, dessen Einfluss ihr euch unterwerfet. Johannes Joh 51 8 44 66 An den Begierden (Orig.), besonders den aus Neid entspringenden Mordgelüsten (Chrys.) wird die Vaterschaft des Teufels erkannt. Ihr seid seine Söhne durch Nachahmung (Aug.). Johannes Joh 51 8 44 67 Zwei Vergleichungspunkte: der Teufel ist ein Menschenmörder, und: Er besteht nicht in der Wahrheit. Der Teufel ein Menschenmörder: [1Joh 3,15], vom Anfang an: [1Joh 3,8], seitdem es Menschen gibt (Greg., Isid.). Johannes Joh 51 8 44 68 Alle seine Taten sind gegen die Wahrheit gerichtet, weil seine böse Natur vor derselben Abscheu hat. Johannes Joh 51 8 45 Ego autem si veritatem dico, non creditis mihi. Wenn⁶⁹ ich aber die Wahrheit rede, so glaubet ihr mir nicht. Johannes Joh 51 8 45 69 Griech.: Weil. Scharfe Gegenüberstellung: Dem Lügner glaubet und folget ihr, mir, dem Verkünder der Wahrheit, nicht. Johannes Joh 51 8 46 Quis ex vobis arguet me de peccato? Si veritatem dico vobis, quare non creditis mihi? Wer aus euch kann mich einer Sünde beschuldigen?⁷⁰ Wenn ich euch die Wahrheit sage, warum glaubet ihr mir nicht?⁷¹ Johannes Joh 51 8 46 70 Die Juden konnten dem Heilande wohl Verletzung des Sabbats und Lästerung vorwerfen, aber beides schwand, wenn Christus der Sohn Gottes war. Es war also eine solche Handlung des Heilandes aufzuweisen, welche mit seinem Anspruch auf diese Würde in Widerspruch stand. Dem Sündlosen ist unbedingt zu glauben, denn er kann weder sich irren noch andere täuschen. Johannes Joh 51 8 46 71 Ihr, die ihr vorgebt, für die Wahrheit einzutreten. Johannes Joh 51 8 47 Qui ex Deo est, verba Dei audit. Propterea vos non auditis, quia ex Deo non estis. Wer aus Gott ist, der höret die Worte Gottes; darum höret ihr nicht darauf, weil ihr nicht aus Gott seid.⁷² Johannes Joh 51 8 47 72 Da die Juden keine Antwort geben, führt der Heiland den letzten Grund des Unglaubens an: Ihr seid nicht aus Gott, durch eigene Schuld (Aug.). Wer Gott liebt, hört gerne Gottes Wort; da ihr aber nicht hört, seid ihr offenbar nicht aus Gott, d. i. nicht mit ihm durch Glaube und Liebe verbunden. Johannes Joh 51 8 48 Responderunt ergo Judæi, et dixerunt ei: Nonne bene dicimus nos quia Samaritanus es tu, et dæmonium habes? Da antworteten die Juden, und sprachen zu ihm:⁷³ Sagen wir nicht mit Recht, dass du ein Samariter bist,⁷⁴ und einen bösen Geist hast?⁷⁵ Johannes Joh 51 8 48 73 Die Wut der Juden macht sich Luft. Johannes Joh 51 8 48 74 Du bist ein Feind der Juden und des Heiligtumes, von dir ist nichts Besseres zu erwarten (Orig., Cyr.). Johannes Joh 51 8 48 75 Es ist die Antwort auf den Vorwurf des Heilandes, dass sie den Teufel zum Vater haben. Nur ein vom bösen Geiste Besessener kann dem auserwählten Volke einen solchen Vorwurf machen und für sich einen solchen Anspruch auf Wahrheit erheben, wie er Gott allein zugehört. Johannes Joh 51 8 49 Respondit Jesus: Ego dæmonium non habeo: sed honorifico Patrem meum, et vos inhonorastis me. Jesus antwortete:⁷⁶ Ich⁷⁷ habe keinen bösen Geist, sondern ich ehre meinen Vater, und ihr verunehret mich. Johannes Joh 51 8 49 76 Die Beschimpfung Gottes straft der Heiland, auf persönliche Vorwürfe antwortet er mit Ruhe (Cyr., Chrys., Aug.). Johannes Joh 51 8 49 77 Ich im Gegensatze zu euch. Den Vorwurf, dass er ein Samariter sei, lässt der Heiland unberücksichtigt, weil derselbe mit der Widerlegung des anderen hinfällig wurde (Orig.), denn wenn der Herr nicht unter dem Einflusse des bösen Geistes spricht, ist er ein wahrer Gottesverehrer, kein Samariter. Vielleicht auch übergeht er diesen Vorwurf, weil er selbst der barmherzige Samariter ist [Lk 10,30] (Orig., Hier., Aug.), oder auf nationale Gegensätze nicht eingehen will. Jesus ist für die Ehre Gottes tätig. Wer nicht blind ist und sein will, muss ihn als Messias anerkennen. Johannes Joh 51 8 5 In lege autem Moyses mandavit nobis hujusmodi lapidare. Tu ergo quid dicis? Nun hat uns Moses im Gesetze befohlen, solche zu steinigen; was sagst du also? [Lev 20,10] Johannes Joh 51 8 50 Ego autem non quæro gloriam meam: est qui quærat, et judicet. Ich aber suche nicht meine Ehre; es ist einer, der sie suchet und richtet.⁷⁸ Johannes Joh 51 8 50 78 Ihr verunehret mich: Dies sage ich euch nicht aus Ehrsucht, denn ich habe nicht nötig meine Ehre zu suchen, der Vater sucht dieselbe und wird diejenigen richten, welche mich verunehren. Jesus weist indes noch im folgenden Verse auf den Weg der Rettung hin. Johannes Joh 51 8 51 Amen, amen dico vobis: si quis sermonem meum servaverit, mortem non videbit in æternum. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wenn jemand meine Worte bewahrt, wird er den Tod⁷⁹ nicht sehen in Ewigkeit! Johannes Joh 51 8 51 79 Vergl. [Joh 5,24]. Unter dem Tode ist der Verlust der Gnade und der ewigen Herrlichkeit verstanden. Nach der Drohung wendet sich der Heiland wieder zur Verheißung, alle Mittel anwendend, um die Zuhörer zu gewinnen. Er hatte V. 31, V. 32 denen, die an ihn glauben würden, bereits zwei Güter verheißen: dass sie wahrhaft seine Jünger und dass sie von der Knechtschaft der Sünde frei sein würden. Jetzt fügt er ein drittes Gut hinzu. Johannes Joh 51 8 52 Dixerunt ergo Judæi: Nunc cognovimus quia dæmonium habes. Abraham mortuus est, et prophetæ: et tu dicis: Si quis sermonem meum servaverit, non gustabit mortem in æternum. Da sprachen die Juden: Nun wissen wir, dass du einen bösen Geist hast. Abraham ist gestorben und die Propheten, und du sprichst: Wenn jemand mein Wort bewahrt, wird er den Tod nicht kosten in Ewigkeit!⁸⁰ Johannes Joh 51 8 52 80 Die Juden legen die Worte Jesu von dem natürlichen Tode aus und finden dieselben unbegreiflich. Um so mehr halten sie an dem gemachten Vorwurfe fest. Johannes Joh 51 8 53 Numquid tu major es patre nostro Abraham, qui mortuus est? et prophetæ mortui sunt. Quem te ipsum facis? Bist du⁸¹ denn größer als unser Vater Abraham, der gestorben ist?⁸² Auch die Propheten sind gestorben. Zu wem machest du dich selbst? Johannes Joh 51 8 53 81 Mit Abraham kann sich niemand vergleichen, und du willst es tun? Auch über die Propheten stellst du dich? Johannes Joh 51 8 53 82 Die Juden beziehen das nicht sterben böswillig auf den Heiland selbst. Insofern mit Recht, als der, welcher andere vor dem Tode bewahrt, auch sich selbst Unsterblichkeit zuschreiben muss. Johannes Joh 51 8 54 Respondit Jesus: Si ego glorifico meipsum, gloria mea nihil est: est Pater meus, qui glorificat me, quem vos dicitis quia Deus vester est; Jesus antwortete: Wenn ich mich selbst verherrliche,⁸³ so ist meine Ehre nichts; mein Vater ist es, der mich verherrlicht, von welchem ihr saget, er sei euer Gott. Johannes Joh 51 8 54 83 Es ist die Antwort auf die Frage: Zu wem machest du dich selbst? (V. 53) Nicht ich, sondern der Vater macht mich zu etwas, und er wird zeigen, dass ich der bin, für den ich mich erkläre. Johannes Joh 51 8 55 Et non cognovistis eum: ego autem novi eum: Et si dixero quia non scio eum, ero similis vobis, mendax. Sed scio eum, et sermonem ejus servo. Und ihr kennet ihn nicht;⁸⁴ ich aber kenne ihn, und wenn ich sagen würde: Ich kenne ihn nicht, so wäre ich ein Lügner,⁸⁵ gleichwie ihr. Aber ich⁸⁶ kenne ihn, und bewahre sein Wort. Johannes Joh 51 8 55 84 Ihr hättet Gott aus dem Alten Testamente wenigstens so weit erkennen können, dass ihr den Messias als Gottgesandten aufnahmt. Johannes Joh 51 8 55 85 Mit Bezug auf V. 44. Johannes Joh 51 8 55 86 Im Gegenteile. Jesus vollbringt den Willen des Vaters auf Erden, weil er ihn kennt, und darum sind auch die Worte des Herrn wahr, weil es Gottes Worte sind. Johannes Joh 51 8 56 Abraham pater vester exsultavit ut videret diem meum: vidit, et gavisus est. Abraham, euer Vater, frohlockte,⁸⁷ dass er meinen Tag sehen⁸⁸ sollte; er sah ihn,⁸⁹ und freute sich. Johannes Joh 51 8 56 87 Antwort auf V. 53. Abraham frohlockte, als ihm die Prophezeiung zuteil wurde [Gen 18,18, Gen 22,18] Johannes Joh 51 8 56 88 Die Menschwerdung erfahren (Ir., Orig., Cyr., Aug.). Johannes Joh 51 8 56 89 Geistig an dem Orte, wo die Seelen der Väter weilten. Johannes Joh 51 8 57 Dixerunt ergo Judæi ad eum: Quinquaginta annos nondum habes, et Abraham vidisti? Da sprachen die Juden zu ihm:⁹⁰ Du bist noch nicht fünfzig Jahre alt,⁹¹ und hast Abraham gesehen? Johannes Joh 51 8 57 90 Die Juden fassen die Worte wie immer äußerlich, vom sinnlichen Erkennen. Johannes Joh 51 8 57 91 50 Jahre sind der Höhepunkt des Mannesalters. Johannes Joh 51 8 58 Dixit eis Jesus: Amen, amen dico vobis, antequam Abraham fieret, ego sum. Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ehedenn Abraham ward, bin ich!⁹² Johannes Joh 51 8 58 92 Abraham ward d. h. ist in der Zeit erschaffen worden, Jesus ist, ist nicht geworden. Im göttlichen Sein gibt es kein früher oder später (Chrys., Aug., Greg.). Johannes Joh 51 8 59 Tulerunt ergo lapides, ut jacerent in eum: Jesus autem abscondit se, et exivit de templo. Da hoben sie Steine auf, um sie auf ihn zu werfen;⁹³ Jesus aber verbarg sich, und ging hinweg aus dem Tempel.⁹⁴ Johannes Joh 51 8 59 93 Die Juden geraten über diese vermeintliche Gotteslästerung derart in Wut, dass sie die Strafe für dieselbe [Lev 24,16] sofort vollstrecken wollen (Chrys., Euth., Aug.). Johannes Joh 51 8 59 94 Er wurde für die Juden unsichtbar (Cyr., Euth., Theoph., Thom.). Andere denken nicht an ein Wunder (Chrys.). So zeigt Jesus seine Macht und die Ohnmacht der Juden. Jesus geht aus dem Tempel und lässt diesen ohne Messias, ohne Gott zurück. So weicht Jesus auch aus der Seele des Sünders und nimmt den Frieden mit sich, jenen der Qual des Gewissens und, kehrt er nicht um, dem ewigen Verderben überlassend. Johannes Joh 51 8 6 Hoc autem dicebant tentantes eum, ut possent accusare eum. Jesus autem inclinans se deorsum, digito scribebat in terra. Dies sprachen sie aber, um ihn zu versuchen, damit sie ihn anklagen könnten.⁴ Jesus aber bückte sich nieder,⁵ und schrieb mit dem Finger auf die Erde. Johannes Joh 51 8 6 4 Für was wird Jesus sich entscheiden? Für die Gerechtigkeit oder für die Milde? Entschied er sich für die Anwendung des Gesetzes, so nahm er die Gehässigkeit eines Todesurteils aus privater Autorität auf sich, übte er Milde, so konnte man ihn vor dem hohen Rate als Gesetzesverächter anklagen (Ambr., Aug., Greg. Nyss.) Johannes Joh 51 8 6 5 Jesus deutet an, dass er mit diesem Falle nichts zu tun haben will und die Sache der Obrigkeit überlässt. Vielleicht schrieb er das, was er V. 7 sagt (Thom.). Johannes Joh 51 8 7 Cum ergo perseverarent interrogantes eum, erexit se, et dixit eis: Qui sine peccato est vestrum, primus in illam lapidem mittat. Als sie nun auf ihre Frage an ihn bestanden, richtete er sich auf, und sprach zu ihnen:⁶ Wer ohne Sünde ist unter euch, werfe zuerst den Stein auf sie!⁷ [Dtn 17,7] Johannes Joh 51 8 7 6 Der Herr gibt zu, dass das Gesetz besteht, deutet aber zugleich an, dass, wer die Strafe vollziehen will, geziemender Weise selbst von (größeren) Vergehen frei sein muss, was bei den Pharisäern nicht zutrifft (Aug.). Johannes Joh 51 8 7 7 Nach dem Gesetze [Dtn 17,7]. Vergl. [Apg 7,58] hatten die Zeugen des ersten Stein zu werfen. Johannes Joh 51 8 8 Et iterum se inclinans, scribebat in terra. Und er bückte sich abermals, und schrieb auf die Erde.⁸ Johannes Joh 51 8 8 8 Der Grund ist derselbe wie V. 6. Johannes Joh 51 8 9 Audientes autem unus post unum exibant, incipientes a senioribus: et remansit solus Jesus, et mulier in medio stans. Da sie es aber hörten, gingen sie einer nach dem andern hinaus, von den Ältesten angefangen;⁹ und Jesus blieb allein zurück, und das Weib, das in der Mitte stand.¹⁰ Johannes Joh 51 8 9 9 Die Ältesten gingen zuerst davon, entweder ob größeren Schuldbewusstseins (sie hatten ein langes Leben hinter sich) oder weil sie die Klügeren waren und daher zuerst einsahen: Sich entfernen ist das Beste (Ambr., Thom.). Johannes Joh 51 8 9 10 Zwei blieben (außer dem nur zuschauenden Volke) zurück: Das Elend und die Barmherzigkeit. Johannes Joh 51 0 1 Am nächsten Sabbat heilt Jesus einen Blindgeborenen. (V. 12) Die Pharisäer wollen das Wunder nicht anerkennen und stoßen den Geheilten aus der Synagoge. Johannes Joh 51 9 1 Et præteriens Jesus vidit hominem cæcum a nativitate: Und als Jesus vorüberging,¹ sah er einen Menschen, der von Geburt an blind war.² Johannes Joh 51 9 1 1 Dies Ereignis folgte unmittelbar nach dem zuvor erzählten (Orig., Cyr.). Nicht zufällig lenkt Jesus seine Schritte dorthin, wo der Blinde ist, wohl vor dem Tempel. Johannes Joh 51 9 1 2 Der Blindgeborene ist das Bild der Heiden. Johannes Joh 51 9 10 Dicebant ergo ei: Quomodo aperti sunt tibi oculi? Da sprachen sie zu ihm: Wie sind dir die Augen aufgetan worden?¹⁵ Johannes Joh 51 9 10 15 Wie also, wenn du wirklich der blindgeborene Bettler bist? Johannes Joh 51 9 11 Respondit: Ille homo, qui dicitur Jesus, lutum fecit: et unxit oculos meos, et dixit mihi: Vade ad natatoria Siloe, et lava. Et abii, lavi, et video. Er antwortete: Jener Mann, welcher Jesus genannt wird, bereitete einen Teig, und bestrich meine Augen, und sprach zu mir: Gehe hin zu dem Teiche Siloe, und wasche dich! Da ging ich hin, wusch mich, und ich sehe.¹⁶ Johannes Joh 51 9 11 16 Die Nachbarn haben aus Pflichteifer oder aus Furcht bei dem hohen Rat Anzeige erstattet. Der Blinde hatte nicht um Heilung gebeten, darum muss er sich allmählich in die Sachlage hineinfinden. Zuerst nennt er den Heiland jenen Menschen, dann einen Diener Gottes (V. 31), endlich den Messias (V. 36). Johannes Joh 51 9 12 Et dixerunt ei: Ubi est ille? Ait: Nescio. Und sie sprachen zu ihm: Wo ist er?¹⁷ Er sprach: Ich weiß es nicht. Johannes Joh 51 9 12 17 Die Frage der Juden verrät bereits eine feindselige Stimmung (Cyr., Chrys.), denn da sie Jesus gut kannten, wozu wollen sie wissen, wo er ist? Johannes Joh 51 9 13 Adducunt eum ad Pharisæos, qui cæcus fuerat. Da führten sie den, der blind gewesen, zu den Pharisäern.¹⁸ Johannes Joh 51 9 13 18 Es ist nicht der hohe Rat zu verstehen, denn dieser hielt am Sabbat keine Sitzungen, sondern ein Conventikel von Pharisäern. Johannes Joh 51 9 14 Erat autem sabbatum quando lutum fecit Jesus, et aperuit oculos ejus. Es war aber Sabbat, als Jesus den Teig bereitete, und ihm die Augen öffnete. Johannes Joh 51 9 15 Iterum ergo interrogabant eum Pharisæi quomodo vidisset. Ille autem dixit eis: Lutum mihi posuit super oculos, et lavi, et video. Wiederum also fragten ihn die Pharisäer, wie er sehend geworden sei. Er aber sagte zu ihnen: Er legte mir einen Teig auf die Augen, ich wusch mich, und ich sehe.¹⁹ Johannes Joh 51 9 15 19 Der Geheilte antwortet kurz, weil der Tatbestand den Pharisäern bereits bekannt ist. Johannes Joh 51 9 16 Dicebant ergo ex Pharisæis quidam: Non est hic homo a Deo, qui sabbatum non custodit. Alii autem dicebant: Quomodo potest homo peccator hæc signa facere? Et schisma erat inter eos. Hierauf sprachen einige von den Pharisäern: Dieser Mensch ist nicht von Gott, da er den Sabbat nicht hält. Andere aber sagten: Wie kann ein sündhafter Mensch diese Wunder tun? Und es war eine Spaltung unter ihnen.²⁰ Johannes Joh 51 9 16 20 Nach der lächerlich strengen Gesetzesauslegung der Pharisäer war die Handlung des Herrn (V. 6) eine Sabbatverletzung. Johannes Joh 51 9 17 Dicunt ergo cæco iterum: Tu quid dicis de illo, qui aperuit oculos tuos? Ille autem dixit: Quia propheta est. Sie sprachen also abermals zu dem Blinden:²¹ Was sagst du von dem, der deine Augen aufgetan hat? Er aber sprach: Er ist ein Prophet! Johannes Joh 51 9 17 21 Der Streit nötigt die Pharisäer, sich wieder an den Geheilten zu wenden, um von ihm ein Urteil über Jesus zu erlangen. Die Antwort des Geheilten verwandelt die Frage der besser Gesinnten in die richtige Aussage (Cyr.). Johannes Joh 51 9 18 Non crediderunt ergo Judæi de illo, quia cæcus fuisset et vidisset, donec vocaverunt parentes ejus, qui viderat: Nun glaubten die Juden nicht von ihm, dass er blind gewesen und sehend geworden sei, bis sie die Eltern des Sehendgewordenen herbeiriefen.²² Johannes Joh 51 9 18 22 Die Pharisäer haben von vornherein nur nach einem Anklagepunkt gesucht, um aus demselben die Verletzung des Sabbatgebotes zu beweisen. Da der Geheilte nicht nach ihrem Wunsche aussagt, wollen sie ihm nicht glauben und schlagen einen anderen Weg ein. Johannes Joh 51 9 19 Et interrogaverunt eos, dicentes: Hic est filius vester, quem vos dicitis quia cæcus natus est? Quomodo ergo nunc videt? Diese fragten sie, und sprachen: Ist dies euer Sohn, von welchem ihr saget, dass er blind geboren ist? Wie ist er denn jetzt sehend geworden?²³ Johannes Joh 51 9 19 23 Zwei Fragen: Euer Sohn ist angeblich blind geboren? (Sie bekunden von vornherein ihr Misstrauen.) Er ist geheilt worden? Johannes Joh 51 9 2 Et interrogaverunt eum discipuli ejus: Rabbi, quis peccavit, hic, aut parentes ejus, ut cæcus nasceretur? Da fragten ihn seine Jünger: Meister! wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren wurde?³ Johannes Joh 51 9 2 3 Alle Übel galten bei den Juden als Folgen eigener oder fremder Sünden. Der Blinde aber hätte schon im Mutterleibe gesündigt? Warum stellen die Jünger eine solche Frage? Wohl in Erinnerung an den Gelähmten [Mt 9,2]. Im vorliegenden Falle trägt weder er die Schuld, noch seine Eltern, noch die Erbsünde. Johannes Joh 51 9 20 Responderunt eis parentes ejus, et dixerunt: Scimus quia hic est filius noster, et quia cæcus natus est: Seine Eltern antworteten ihnen, und sprachen: Wir wissen, dass dieser unser Sohn ist, und dass er blind geboren ist; Johannes Joh 51 9 21 Quomodo autem nunc videat, nescimus: aut quis ejus aperuit oculos, nos nescimus: ipsum interrogate: ætatem habet, ipse de se loquatur. wie er aber jetzt sehend geworden ist, wissen wir nicht; oder wer ihm die Augen aufgetan hat, wissen wir nicht. Fraget ihn selbst! Er ist alt genug, er mag selber von sich reden.²⁴ Johannes Joh 51 9 21 24 Die Eltern bejahen die erste Frage, der zweiten weichen sie zweimal aus, aus Furcht vor den Juden. Fraget unseren Sohn, über die Heilung kann niemand besser Auskunft geben als er selbst. Johannes Joh 51 9 22 Hæc dixerunt parentes ejus, quoniam timebant Judæos: jam enim conspiraverant Judæi, ut si quis eum confiteretur esse Christum, extra synagogam fieret. Dies sagten seine Eltern, weil sie sich vor den Juden fürchteten; denn die Juden hatten sich schon verabredet, jeden, der ihn als Christus bekennen würde, aus der Gemeinschaft auszuschließen.²⁵ Johannes Joh 51 9 22 25 Die Pharisäer suchen tyrannisch jeden Glauben zu unterdrücken. Seit der Rückkehr aus der Gefangenschaft war an die Stelle des früheren Bannes der Synagogenbann, der Ausschluss aus der gottesdienstlichen Versammlung getreten [Esra 10,8]. Man unterschied einen niederen, auf dreißig Tage, und den von der Gemeindevertretung zu verhängenden höheren. Johannes Joh 51 9 23 Propterea parentes ejus dixerunt: Quia ætatem habet, ipsum interrogate. Darum sprachen seine Eltern: Er ist alt genug, fraget ihn selbst! Johannes Joh 51 9 24 Vocaverunt ergo rursum hominem, qui fuerat cæcus, et dixerunt ei: Da gloriam Deo: nos scimus quia hic homo peccator est. Sie riefen also den Menschen, der blind gewesen, noch einmal, und sprachen zu ihm: Gib Gott die Ehre!²⁶ Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist. Johannes Joh 51 9 24 26 Der Sohn wird wieder herbeigerufen, das eingeschüchterte Wesen der Eltern soll auf ihn einwirken. Gib Gott die Ehre! Vergl. [Jos 7,19]. Ehre den wahren Gott durch wahrhaftige Aussage. Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist; ein Sünder aber kann nicht Wunder wirken, also hat er keine gewirkt. Gestehe also, dass du nicht von ihm geheilt worden bist. Johannes Joh 51 9 25 Dixit ergo eis ille: Si peccator est, nescio: unum scio, quia cæcus cum essem, modo video. Da sprach er zu ihnen: Ob er ein Sünder ist, weiß ich nicht; eines weiß ich, dass ich blind war, und nun sehe.²⁷ Johannes Joh 51 9 25 27 Der Geheilte antwortet ausweichend, um die Juden nicht zu reizen (Chrys.). Johannes Joh 51 9 26 Dixerunt ergo illi: Quid fecit tibi? quomodo aperuit tibi oculos? Da sprachen sie zu ihm: Was hat er dir getan? Wie hat er dir die Augen aufgetan?²⁸ Johannes Joh 51 9 26 28 Den Gründen der Pharisäer stellt der Geheilte die Tatsache entgegen. Deshalb kehren die Feinde des Herrn zu ihren früheren Fragen V. 15 zurück, in der Hoffnung, den Geheilten durch vieles Fragen irre zu machen. Dieser indes bleibt unerschütterlich. Johannes Joh 51 9 27 Respondit eis: Dixi vobis jam, et audistis: quid iterum vultis audire? numquid et vos vultis discipuli ejus fieri? Er antwortete ihnen: Ich habe es euch schon gesagt, und ihr habt es gehört; warum wollet ihr es noch einmal hören? Wollet etwa auch ihr²⁹ seine Jünger werden?³⁰ Johannes Joh 51 9 27 29 Ihr fraget so sorgfältig, als ob ihr seine Jünger werden wolltet, wie ich und andere (Chrys., Cyr., Aug.). Johannes Joh 51 9 27 30 Der Geheilte redet ironisch (Theoph.). Johannes Joh 51 9 28 Maledixerunt ergo ei, et dixerunt: Tu discipulus illius sis: nos autem Moysi discipuli sumus. Da fluchten sie ihm,³¹ und sprachen: Du³² magst sein Jünger sein, wir aber sind Moses Jünger. Johannes Joh 51 9 28 31 Die Zumutung, Jünger Jesu zu werden, schien ihnen eine schwere Beleidigung. Sie nennen ihn einen Jünger Jesu, weil er für den Heiland redet. Johannes Joh 51 9 28 32 Du unwissender Mensch! Tatsächlich sind sie freilich von Moses abgefallen. Vergl. [Joh 5,45ff]. Johannes Joh 51 9 29 Nos scimus quia Moysi locutus est Deus: hunc autem nescimus unde sit. Wir wissen, dass Gott zu Moses geredet hat; woher aber dieser ist, wissen wir nicht.³³ Johannes Joh 51 9 29 33 Dass Moses von Gott war, wissen wir bestimmt; woher Jesus ist, wissen wir nicht. Johannes Joh 51 9 3 Respondit Jesus: Neque hic peccavit, neque parentes ejus: sed ut manifestentur opera Dei in illo. Jesus antwortete: Weder dieser hat gesündigt noch seine Eltern; sondern⁴ die Werke Gottes sollen an ihm offenbar werden.⁵ Johannes Joh 51 9 3 4 Deshalb ist er blind geboren, denn usw. Johannes Joh 51 9 3 5 Die Wunderkräfte Gottes sollen sich an ihm offenbaren. An anderen wird Gottes Zweck in anderer Weise erreicht. Stets muss das Böse zur Förderung des Guten beitragen, ob auch die Menschen den Zusammenhang nicht sehen. Dem Blindgeborenen wird sein Unglück zum Glücke, denn die leibliche Heilung macht seinen Geist dem Licht zugänglich, während die sehenden Juden geistig blind bleiben (Chrys.). Johannes Joh 51 9 30 Respondit ille homo, et dixit eis: In hoc enim mirabile est quia vos nescitis unde sit, et aperuit meos oculos: Der Mensch antwortete, und sprach zu ihnen:³⁴ Das ist doch wunderbar, dass ihr nicht wisset, woher er ist, und er hat mir doch die Augen aufgetan! Johannes Joh 51 9 30 34 Der Geheilte wird eifriger. Johannes Joh 51 9 31 Scimus autem quia peccatores Deus non audit: sed si quis Dei cultor est, et voluntatem ejus facit, hunc exaudit. Wir wissen aber, dass Gott Sünder nicht erhört,³⁵ hingegen wenn jemand Gott dient, und seinen Willen tut, den erhört er. Johannes Joh 51 9 31 35 Der Geheilte stellt diesen Satz als sicher und zugestanden voraus, wohl mit Rücksicht auf V. 16, V. 19ff. Nun aber hat Jesus das unerhörte Wunder getan, einen Blindgeborenen zu heilen, und zwar durch ein Gebet, das Gott erhört hat. Zu dem ersten Satze ist freilich zu bemerken, dass auch die Propheten Sünder sind, und dass, wenn der Ausspruch ganz ohne Beschränkung gelten sollte, der Sünder nicht einmal um Verzeihung seiner Sünden bitten dürfte (Aug.). Zudem, ist auch jeder Bittende ein Büßer, so ist er doch Sünder (Theoph.). Die Worte des Blindgeborenen enthalten also insofern eine Wahrheit, als sie aussagen, der Sünder bleibe ohne Erhörung, wenn er eben als Sünder, d. i. als hartnäckiger Sünder in sündlicher Absicht [Jes 59,1.2] betet (Thom.). Johannes Joh 51 9 32 A sæculo non est auditum quia quis aperuit oculos cæci nati. Von Ewigkeit her ist es nicht erhört worden, dass jemand die Augen eines Blindgebornen aufgetan hat. Johannes Joh 51 9 33 Nisi esset hic a Deo, non poterat facere quidquam. Wenn dieser nicht von Gott wäre, so hätte er nichts ausrichten können.³⁶ Johannes Joh 51 9 33 36 Folgerung aus der Voraussetzung: Es ist ein Wunder geschehen und konnte nur von jemand gewirkt werden, der mit Gott in inniger Verbindung und Freundschaft steht. Johannes Joh 51 9 34 Responderunt, et dixerunt ei: In peccatis natus es totus, et tu doces nos? Et ejecerunt eum foras. Sie antworteten, und sprachen zu ihm: Du bist ganz und gar in Sünden geboren,³⁷ und du lehrest uns?³⁸ Und sie stießen ihn hinaus.³⁹ Johannes Joh 51 9 34 37 Anwendung des V. 2 genannten Vorurteiles (Cyr., Chrys.). Dein eigener Leib, der Mangel des Augenlichtes, gibt ja gegen dich Zeugnis (Thom.). Johannes Joh 51 9 34 38 Du Blindgeborener willst uns belehren? Das gestatten wir niemand, am allerwenigsten aber einem so offenbaren Sünder! Johannes Joh 51 9 34 39 Sie werfen ihn aus dem Hause (Cyr., Aug.), der Mann folgt wohl. Johannes Joh 51 9 35 Audivit Jesus quia ejecerunt eum foras: et cum invenisset eum, dixit ei: Tu credis in Filium Dei? Jesus hörte,⁴⁰ dass sie ihn ausgestoßen hatten, und als er auf ihn traf,⁴¹ sprach er zu ihm: Glaubst du⁴² an den Sohn Gottes?⁴³ Johannes Joh 51 9 35 40 Nach einiger Zeit. Johannes Joh 51 9 35 41 Nicht rein zufällig, doch ohne ihn gerade zu suchen. Johannes Joh 51 9 35 42 Auch von dem geistigen Auge des Geheilten soll nun der Schleier sinken. Er sollte Jesus sehen (V. 37) nicht mehr als den bloßen Freund Gottes (V.31), sondern als den Sohn Gottes, den Erlöser Israels. Johannes Joh 51 9 35 43 Der Geheilte ahnt wohl bereits, wer Christus ist, aber er weiß es noch nicht. Johannes Joh 51 9 36 Respondit ille, et dixit: Quis est, Domine, ut credam in eum? Er antwortete, und sprach: Wer ist es, Herr! dass ich an ihn glaube? Johannes Joh 51 9 37 Et dixit ei Jesus: Et vidisti eum, et qui loquitur tecum, ipse est. Und Jesus sprach zu ihm: Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist es.⁴⁴ Johannes Joh 51 9 37 44 Und du schaust ihn jetzt (Euth.). Johannes Joh 51 9 38 At ille ait: Credo Domine. Et procidens adoravit eum. Er aber sprach: Herr! ich glaube. Und er fiel nieder, und betete ihn an. Johannes Joh 51 9 39 Et dixit Jesus: In judicium ego in hunc mundum veni: ut qui non vident videant, et qui vident cæci fiant. Und Jesus sprach: Ich bin zum Gerichte in diese Welt gekommen,⁴⁵ dass die Nichtsehenden sehend, und die Sehenden blind werden.⁴⁶ Johannes Joh 51 9 39 45 Das Gericht ist die Scheidung in Gläubige und Freunde, und in Ungläubige und Feinde Christi. [Lk 2,34]. Mithin widerspricht dies Wort nicht dem [Joh 3,17] und [Joh 8,15] Gesagten. Im Griech. wird zwischen dem Scheidungsgerichte und der Verdammnis durch unter sich verschiedene Worte unterschieden. Johannes Joh 51 9 39 46 Jesus bringt das Beispiel der leiblichen Blindheit zur Anwendung auf die geistige Blindheit der Umgebung. Die nichts Sehenden sind diejenigen, welche fühlen und wissen, dass sie die Wahrheit nicht besitzen, die geistig Armen [Mt 5,3]; die Sehenden sind diejenigen, welche zu sehen vermeinen, aber in der Tat die Wahrheit nicht besitzen. Diese sollen nicht nur zur Wahrheit nicht gelangen, sondern selbst den Schein der Wahrheit verlieren und durch ihre Schuld für die Aufnahme der Wahrheit unfähig werden. Vergl. [Jes 6,9, Mt 13,14] Johannes Joh 51 9 4 Me oportet operari opera ejus, qui misit me, donec dies est: venit nox, quando nemo potest operari. Ich muss die Werke desjenigen wirken, der mich gesandt hat,⁶ so lange es Tag ist;⁷ es kommt die Nacht, da niemand wirken kann. Johannes Joh 51 9 4 6 Der Heiland will im Folgenden nun von seiner Wirksamkeit als des vom Vater Gesandten ein Beispiel geben. Johannes Joh 51 9 4 7 Solange es der Vater für angemessen hält: die Lebenszeit (Cyr.). Mit dem Tode des Heilandes ist das Heilswerk in sich vollbracht, und niemand kann an die Stelle des Herrn treten; nur eine Aneignung des Himmels kann statthaben. Johannes Joh 51 9 40 Et audierunt quidam ex Pharisæis, qui cum ipso erant, et dixerunt ei: Numquid et nos cæci sumus? Dieses hörten einige von den Pharisäern, die bei ihm waren, und sprachen zu ihm: Sind etwa auch wir blind?⁴⁷ Johannes Joh 51 9 40 47 Gehören etwa auch wir zu denen, die aus Sehenden Blinde werden? Johannes Joh 51 9 41 Dixit eis Jesus: Si cæci essetis, non haberetis peccatum: nunc vero dicitis: Quia videmus. Peccatum vestrum manet. Jesus sprach zu ihnen: Wenn ihr blind wäret, so hättet ihr keine Sünde; nun aber saget ihr: Wir sehen! Eure Sünde bleibt.⁴⁸ Johannes Joh 51 9 41 48 Wenn ihr wirklich jene Kenntnis nicht besäßet, welche die, die guten Willens sind, zu mir führt, wäret ihr ohne Sünde. Nun aber gesteht ihr selbst, dass ihr jene Kenntnis habt (die Kenntnis der Schrift, die auf Christus hinweist) und dennoch glaubt ihr nicht. Wie die leibliche Blindheit keine Sünde ist, so kann auch die geistige vielleicht nach Zeit und Umständen schuldlos sein; herrscht aber die Blindheit der Sünde in einem Herzen und verschließt sich jemand um derselben willen in hochmütiger Einbildung, er sei sehend, gegen die Wahrheit, so findet er nicht Vergebung (Cyr., Theoph.). Johannes Joh 51 9 5 Quamdiu sum in mundo, lux sum mundi. So lange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.⁸ Johannes Joh 51 9 5 8 Urheber des natürlichen und geistigen Lichtes. Indem der Heiland dem Blindgeborenen das natürliche Licht verleiht, gibt er ein Vorbild für das geistige Licht, dem sich die Juden öffnen sollen, so lange es bei ihnen ist. Nur durch ihn allein ist das ewige Licht zu erlangen (Aug.). Johannes Joh 51 9 6 Hæc cum dixisset, exspuit in terram, et fecit lutum ex sputo, et linivit lutum super oculos ejus, Als er dies gesagt hatte, spuckte er auf die Erde, machte aus dem Speichel einen Teig und strich den Teig auf die Augen desselben,⁹ Johannes Joh 51 9 6 9 Dies Mittel ist an sich eher zweckwidrig. Jesus will zeigen, dass solche Handlungen zu einem solchen Zwecke am Sabbat vorgenommen werden können und die heil. Sakramente vorbilden, [2Kön 5,1ff] in Naaman. Johannes Joh 51 9 7 Et dixit ei: Vade, lava in natatoria Siloe (quod interpretatur Missus). Abiit ergo, et lavit, et venit videns. und sprach zu ihm: Gehe hin, und wasche dich in dem Teiche Siloe¹⁰ (das heißt der Gesandte). Da ging er hin, wusch sich,¹¹ und kam sehend.¹² Johannes Joh 51 9 7 10 [Jes 8,6] wird Siloam eine Quelle, [Neh 3,15] ein Teich genannt, am Südende Jerusalems gelegen. Der im Evangelium erwähnte Teich war wahrscheinlich in einen Felsen gehauen. Der heil. Johannes erklärt den Namen typisch: der Gesandte, ein Vorbild Christi, der im höchsten Sinne der Gesandte Gottes ist (Cyr., Chrys., Aug.). Johannes Joh 51 9 7 11 Dieses Hingehen und Waschen beweist seinen Glauben, da er wohl wusste, dass solche Mittel an sich nicht helfen. Johannes Joh 51 9 7 12 Nach Haus, wie V. 8 zeigt. Johannes Joh 51 9 8 Itaque vicini, et qui viderant eum prius quia mendicus erat, dicebant: Nonne hic est, qui sedebat, et mendicabat? Alii dicebant: Quia hic est. Die Nachbarn aber, und die ihn zuvor, weil er ein Bettler war,¹³ gesehen hatten, sprachen: Ist dies nicht derselbe, welcher da saß und bettelte? Einige sagten: Er ist es! Johannes Joh 51 9 8 13 Da er ein Bettler war, bot er häufig Gelegenheit ihn zu sehen. Johannes Joh 51 9 9 Alii autem: Nequaquam, sed similis est ei. Ille vero dicebat: Quia ego sum. Andere aber: Nein, sondern er sieht ihm ähnlich. Jener aber sprach: Ich bin es!¹⁴ Johannes Joh 51 9 9 14 Der Streit der Juden erhebt das Wunder über jeden Zweifel. Johannes Joh 51 0 1 Die Pharisäer sind keine guten Hirten. (V. 6) Der Heiland ist der gute Hirt, der alle Völker zur Einheit des Glaubens berufen wird. (V. 21) d. Der Heiland bekennt (zwei Monate später) seine Wesensgleichheit mit dem Vater und beruft sich auf seine Werke. Jesus entzieht sich den Nachstellungen seiner Feinde und begibt sich nach Peräa, wohin viele kommen, die an ihn glauben. Johannes Joh 51 10 1 Amen, amen dico vobis: qui non intrat per ostium in ovile ovium, sed ascendit aliunde: ille fur est, et latro. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch,¹ wer² nicht durch die Tür³ in den Schafstall eingeht, sondern anderswo einsteigt, der ist ein Dieb und ein Räuber! Johannes Joh 51 10 1 1 Fortsetzung von [Joh 9,39] Johannes Joh 51 10 1 2 Der Ausschluss des Geheilten ist für die Juden vorbildlich. Die Pharisäer haben sich als schlechte Lehrer und Hirten erwiesen, indem sie den Glauben an den Messias zum Grunde der Ausstoßung aus dem auserwählten Volke nahmen und andere täuschten. Im Gegenteile werden die, welche an Christus glauben, durch ihn in das messianische Reich eingehen. Unter dem schon im Alten Bunde wohlbekannten Bilde des Hirten [Jer 23,1ff, Jes 40,11, Ez 34, Ez 36] spricht der Heiland von dem wahren Lehramte. Zuerst stellt er die Kennzeichen desselben auf (V. 1 9) und bezeichnet sich alsdann als den einzig wahren Lehrer und Leiter des Volkes Gottes und aller Gläubigen. Johannes Joh 51 10 1 3 Die Herde übernachtete in einer festen Umfriedung, die meist aus Mauerwerk bestand. Bei dem Tore war ein Torwächter aufgestellt. Die Tür ist im übertragenen Sinne die Berufung durch Christus, der Heiland selbst, wie Jesus V. 7 sagt (Cyr., Aug.). [Ez 34,8, Jer 23,1]; Räuber, sofern sie dabei Gewalt brauchen, z. B. durch Ausschluss aus der Synagoge. Die Schafe sind zunächst die Juden jener Zeit. (Euth.) [Lk 11,52]. Nur der Glaube an Christus und die Liebe zu ihm führt zum ewigen Leben. Außer den Schafen aus Israel sind noch andere V. 16. Johannes Joh 51 10 10 Fur non venit nisi ut furetur, et mactet, et perdat. Ego veni ut vitam habeant, et abundantius habeant. Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu morden und zu verderben;¹⁵ ich bin gekommen,¹⁶ damit sie das Leben haben,¹⁷ und überreichlich haben.¹⁸ Johannes Joh 51 10 10 15 Der Gegensatz soll klarer zeigen, was Christus ist. Johannes Joh 51 10 10 16 Zu den Schafen. Johannes Joh 51 10 10 17 Das höhere, von ihm verliehene Leben. Johannes Joh 51 10 10 18 Durch Rechtfertigung, Gnade und Verleihung der himmlischen Herrlichkeit, deren Vollendung die Auferstehung des Leibes ist. Man kann das Wort überreichlich auch auf die Mittel beziehen, durch welche das geistige Leben genährt wird; äußere und innere Gnaden, Sakramente und deren Wirkungen. Johannes Joh 51 10 11 Ego sum pastor bonus. Bonus pastor animam suam dat pro ovibus suis. Ich bin der gute Hirt.¹⁹ Der gute Hirt setzt sein Leben ein für seine Schafe. Johannes Joh 51 10 11 19 Der gute Hirt, den die Propheten vorherverkündet haben. [Jes 40,11, Ez 34,23, Ez 37,24, Sach 11,4]. Der Heiland ist der gute Hirt, das Vorbild aller Seelenhirten, besonders in der Hingabe des eigenen Lebens [Mt 20,28, 1Tim 2,6] für die Schafe. Johannes Joh 51 10 12 Mercenarius autem, et qui non est pastor, cujus non sunt oves propriae, videt lupum venientem, et dimittit oves, et fugit: et lupus rapit, et dispergit oves: Der Mietling aber,²⁰ der nicht Hirt ist, und dem die Schafe nicht eigen sind,²¹ sieht den Wolf²² kommen, und verlässt die Schafe und flieht; und der Wolf raubt und zerstreuet die Schafe.²³ Johannes Joh 51 10 12 20 Der ist kein wahrer Hirt, der das Hirtenamt nur um des Lohnes willen übernimmt. Immerhin ist ein großer Unterschied zwischen den Dieben und den Mietlingen. Jene sind keine Hirten, und darum ist ihr Tun verderblich, diese sind Hirten, aber keine guten, weil sie in Tagen der Gefahr dem Berufe untreu werden, da sie vor allem ihr eigenes Wohl im Auge haben. Johannes Joh 51 10 12 21 Eigen im höchsten Sinne sind die Schafe nur dem höchsten Hirten, dem guten Hirten Christus. Wer aber durch die Türe eingeht, wird selbst ein solcher guter Hirte und wird als Gesandter an Christi statt [2Kor 5,20] von den Schafen erkannt und geliebt. Johannes Joh 51 10 12 22 In Palästina gingen die Wölfe vereinzelt auf Raub aus. Böse Menschen, die durch falsche Vorspiegelungen Schafe von der Herde Christi entfernen wollen, sind Wölfe. [Mt 7,15, Apg 20,29]. Ihr Haupt ist der Teufel. Johannes Joh 51 10 12 23 Die einen raubt er, die anderen zerstreut er. Johannes Joh 51 10 13 Mercenarius autem fugit, quia mercenarius est, et non pertinet ad eum de ovibus. Der Mietling aber flieht, weil er Mietling ist, und ihm an den Schafen nichts liegt.²⁴ Johannes Joh 51 10 13 24 Er weidet sie nur wegen des Lohnes. Johannes Joh 51 10 14 Ego sum pastor bonus: et cognosco meas, et cognoscunt me meæ. Ich bin der gute Hirt, und kenne die meinen, und die meinen kennen mich,²⁵ Johannes Joh 51 10 14 25 Ich aber bin kein Mietling, sondern der gute Hirt. Der Herr kennt die seinen, er kennt auch die anderen, aber nicht als die seinen, wie auch die Gläubigen schlechte Hirten kennen, aber nicht als ihre Hirten anerkennen. Johannes Joh 51 10 15 Sicut novit me Pater, et ego agnosco Patrem: et animam meam pono pro ovibus meis. wie²⁶ mich der Vater kennt, und ich den Vater kenne; und ich gebe mein Leben für meine Schafe.²⁷ [Mt 11,27, Lk 10,22] Johannes Joh 51 10 15 26 Ein Zwischensatz. Johannes Joh 51 10 15 27 Das erste Merkmal des guten Hirten ist in V. 14 dargestellt. Ein zweites Kennzeichen desselben wird hier angegeben: Sein Leben für das Heil der Schafe hingeben. Der Heiland sagt seinen schmerzvollen Tod voraus. Vergl. [Jes 53,10]. Johannes Joh 51 10 16 Et alias oves habeo, quæ non sunt ex hoc ovili: et illas oportet me adducere, et vocem meam audient, et fiet unum ovile, et unus pastor. Ich habe²⁸ noch andere Schafe,²⁹ welche nicht aus diesem Schafstalle sind; auch diese muss ich herbeiführen,³⁰ und sie werden meine Stimme hören; und es wird eine Herde³¹ werden und ein Hirt.³² Johannes Joh 51 10 16 28 Die Liebe des guten Hirten erstreckt sich auf alle im A. B. verheißenen Schafe. [Mi 4,2, Jes 49,1ff, Jes 52,13ff, Jes 53,10ff, Jes 55,4ff] Ich habe: weil er sie bereits kennt und ihre Bekehrung bevorsteht. Johannes Joh 51 10 16 29 Die anderen Schafe sind die Heiden, welche dem alttestamentlichen Gottesreiche nicht angehören. Johannes Joh 51 10 16 30 Dazu bin ich vom Vater gesendet. [Lk 2,32]. Diese führt der Herr nicht unmittelbar selbst, sondern durch die Apostel und ihre Nachfolger herbei. Johannes Joh 51 10 16 31 Eine Kirche aus Juden- und Heidenchristen zusammengesetzt. Johannes Joh 51 10 16 32 Einem obersten Hirten werden alle folgen. Erst am Ende der Tage wird diese Verheißung des Herrn ihre volle Erfüllung finden. Vergl. [Röm 11,25] Johannes Joh 51 10 17 Propterea me diligit Pater: quia ego pono animam meam, ut iterum sumam eam. Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe,³³ um es wieder zu nehmen.³⁴ [Jes 53,7] Johannes Joh 51 10 17 33 Die Liebe des Vaters hat ihren ersten Grund in der Wesensgemeinschaft des göttlichen Sohnes, aber auch die heiligste Menschheit des Herrn bietet Beweggründe für die Liebe des Vaters zu ihm dar. Ein solcher Beweggrund ist der Wille des Herrn, den Vater durch seinen Opfertod zu verherrlichen. Johannes Joh 51 10 17 34 Nicht so aber gebe ich mein Leben hin, dass ich im Tode bleibe, sondern dass ich von den Toten auferstehe. Vergl. [1Kor 15,14]. Johannes Joh 51 10 18 Nemo tollit eam a me: sed ego pono eam a meipso, et potestatem habeo ponendi eam: et potestatem habeo iterum sumendi eam. Hoc mandatum accepi a Patre meo. Niemand nimmt es von mir, sondern ich gebe es von mir selbst hin;³⁵ und ich habe Macht, es hinzugeben, und habe Macht,³⁶ es wieder zu nehmen.³⁷ Diesen Auftrag³⁸ habe ich von meinem Vater empfangen. Johannes Joh 51 10 18 35 Erklärung des Vorhergehenden. Deshalb kann ich mein Leben wieder annehmen, d. h. auferstehen, weil ich es ganz in meiner Gewalt habe, darum hat niemand das Recht, es mir zu nehmen, aber auch nicht die Kraft dazu. Johannes Joh 51 10 18 36 Mir durch die Gottheit innewohnende Macht (Cyr., Chrys., Aug.). Die Hingabe des Heilandes ist vollkommen freiwillig; denn nicht nur hatte kein Mensch die Gewalt, ihn zu töten, wenn er nicht selbst wollte, sondern es bestand auch kein strenges Gebot des Vaters, die Erlösung gerade so, nämlich durch den blutigen Kreuzestod zu vollziehen, denn sonst hätte Christus, als notwendig sündenlos, diesen Auftrag vollziehen müssen. Dann wäre aber die Hingabe nicht in gleichem Umfange freiwillig gewesen. Johannes Joh 51 10 18 37 Bei der Auferstehung ist Jesus als Gott selbst mittätig. [Joh 2,19] Vergl. [Joh 20,9, Lk 24,46] Mithin sind in Christus zwei Naturen vereinigt (Cyr.). Johannes Joh 51 10 18 38 Der Herr wählte von verschiedenen Weisen, die Erlösung zu vollziehen, welche ihm der Vater vorlegte, eine aus. Die ausgewählte, weil gleichfalls vom Vater vorgelegt, kann des Vaters Auftrag genannt werden. Johannes Joh 51 10 19 Dissensio iterum facta est inter Judæos propter sermones hos. Da entstand wiederum³⁹ eine Spaltung unter den Juden um dieser Rede willen. Johannes Joh 51 10 19 39 Wie [Joh 9,16]. Johannes Joh 51 10 2 Qui autem intrat per ostium, pastor est ovium. Wer aber durch die Tür eingeht, der ist ein Hirt der Schafe.⁴ Johannes Joh 51 10 2 4 Eigenschaften des wahren Hirten. Der Türhüter wird des Bildes wegen genannt, ohne Anwendung (Chrys.), oder den Heil. Geist, der in die Heil. Schriften einführt (Theod., Aug., Theoph.), oder Christus selbst (Cyr., Aug.). Johannes Joh 51 10 20 Dicebant autem multi ex ipsis: Dæmonium habet, et insanit: quid eum auditis? Viele von ihnen sagten: Er hat einen bösen Geist, und ist von Sinnen;⁴⁰ was höret ihr ihn an? Johannes Joh 51 10 20 40 Steigerung des [Joh 7,20, Joh 8,48.52] gemachten Vorwurfes. Johannes Joh 51 10 21 Alii dicebant: Hæc verba non sunt dæmonium habentis: numquid dæmonium potest cæcorum oculos aperire? Andere aber sprachen: Das sind nicht die Reden eines Besessenen. Kann denn ein böser Geist Blinden die Augen öffnen?⁴¹ Johannes Joh 51 10 21 41 Die anderen bestreiten die Berechtigung des Vorwurfes, weil der Inhalt der Rede und das Wunder dagegen zeugen. Im zweiten Punkte stimmen sie mit den anderen [Joh 9,16] und dem Geheilten [Joh 9,31] überein. Johannes Joh 51 10 22 Facta sunt autem Encænia in Jerosolymis: et hiems erat. Es war aber das Fest der Tempelweihe⁴² zu Jerusalem, und Winter.⁴³ Johannes Joh 51 10 22 42 Zwischen Laubhüttenfest und Tempelweihe lagen etwa zwei Monate. Jesus kehrt wieder nach Jerusalem zurück. Das Fest der Tempelweihe war 164 v. Chr. Von Judas Machabäus zur Erinnerung an die Wiederherstellung des Gottesdienstes im Tempel und der neuen Weihe eingesetzt. [1Makk 4,52, 2Makk 10,5] Es fiel auf den 25. Kisleu, d. i. in die Mitte Dezember, und wurde acht Tage lang gefeiert. Bis zum Ende des 11. Kapitels folgen die übrigen der Leidenswoche vorausgehenden Ereignisse. Johannes Joh 51 10 22 43 Dies wird wegen der nicht aus dem Judentum stammenden Leser bemerkt, damit sie die Zeit kennen, wann das Fest war. Auch in den Herzen der Juden war es kalt (Aug., Greg., Euth.). Johannes Joh 51 10 23 Et ambulabat Jesus in templo, in porticu Salomonis. Und Jesus wandelte im Tempel in der Halle Salomons.⁴⁴ Johannes Joh 51 10 23 44 Der Tempel war auf drei Seiten mit doppelten, auf der Südseite mit dreifachen Säulengängen umgeben. Nach dem Vorbilde des Heilandes besuchten auch die Christen gern die Halle. Johannes Joh 51 10 24 Circumdederunt ergo eum Judæi, et dicebant ei: Quousque animam nostram tollis? si tu es Christus, dic nobis palam. Da umringten ihn die Juden, und sprachen zu ihm: Wie lange⁴⁵ hältst du unsere Seele in Ungewissheit? wenn du Christus bist, so sag es uns frei heraus! Johannes Joh 51 10 24 45 Aus der Person der Fragesteller lässt sich auf die Absicht schließen, in welcher die Frage gestellt ward. Die dem Heilande feindlich gesinnten Bewohner Jerusalems wollen dem Herrn eine bestimmte Antwort ablocken, um ihn zu verderben. Sie umringen ihn, scheinbar lernbegierig, und fordern, er solle sich endlich einmal über seine Person bestimmt aussprechen. Johannes Joh 51 10 25 Respondit eis Jesus: Loquor vobis, et non creditis: opera, quæ ego facio in nomine Patris mei, hæc testimonium perhibent de me: Jesus antwortete ihnen: Ich sage es euch,⁴⁶ und ihr glaubet nicht. Die Werke, welche ich tue im Namen meines Vaters,⁴⁷ diese geben Zeugnis von mir.⁴⁸ Johannes Joh 51 10 25 46 Griech.: Ich habe es gesagt. Es sind wohl die [Joh 5,17ff, Joh 7,14] berichteten Reden gemeint. Der Samariterin gegenüber hat sich Jesus als Messias zu erkennen gegeben [Joh 4,26], weil sie sich empfänglich zeigte. Den Juden kann ein offenes Selbstzeugnis nur zum Vorwande der Verfolgung dienen. Wenn Jesus redet, fordern sie Zeichen [Joh 2,18, Joh 6,30], wenn er Wunder tut, Reden (Chrys.). Gibt er von sich selbst Zeugnis, so verwerfen sie es [Joh 8,13] beruft er sich auf die Werke und das Zeugnis des Vaters, so fordern sie ein Bekenntnis. Wo der gute Wille gänzlich mangelt, finden alle Heilsmittel unempfänglichen Boden. Johannes Joh 51 10 25 47 Beständig, auch jetzt noch. Johannes Joh 51 10 25 48 Wer den Werken nicht glaubt, wird den Worten noch weniger glauben. Johannes Joh 51 10 26 Sed vos non creditis, quia non estis ex ovibus meis. Aber ihr glaubet nicht,⁴⁹ weil ihr nicht zu meinen Schafen gehört.⁵⁰ Johannes Joh 51 10 26 49 Ihr gehört nicht zu meinen Schafen, weil ihr nicht innerlich so beschaffen seid, wie die sein müssen, welche an mich glauben sollen. Johannes Joh 51 10 26 50 Ich habe als guter Hirt getan, was sich gebührte. (V. 25) Wenn ihr mir nicht glaubt, so geschieht dies nicht, weil ich nicht euer Hirt sein wollt. Und dennoch versucht der Herr, die harten Seelen noch einmal zu einem besseren Entschlusse zu bewegen, indem er ihnen sein Verhältnis zu den Schafen (V. 27) und die Größe und Gewissheit ihres ewigen Glückes schildert (V. 28). Johannes Joh 51 10 27 Oves meæ vocem meam audiunt: et ego cognosco eas, et sequuntur me: Meine Schafe hören meine Stimme; ich kenne sie, und sie folgen mir.⁵¹ Johannes Joh 51 10 27 51 Meine Schafe: die mich kennen und lieben (V. 14). Johannes Joh 51 10 28 Et ego vitam æternam do eis: et non peribunt in æternum, et non rapiet eas quisquam de manu mea. Und ich gebe ihnen das ewige Leben; und sie werden in Ewigkeit nicht verloren gehen,⁵² und niemand wird sie meiner Hand entreißen.⁵³ Johannes Joh 51 10 28 52 Soviel an mir liegt, wenn sie nur aus freiem Willen bei mir bleiben. Der Gegensatz zum Leben ist das ewige Verderben. Johannes Joh 51 10 28 53 Sie können sich aber selbst preisgeben (Konz. von Trient Sitz 6 Kap. 2) und hören dann freilich auf, seine Schafe zu sein. Johannes Joh 51 10 29 Pater meus quod dedit mihi, majus omnibus est: et nemo potest rapere de manu Patris mei. Was mein Vater mir gegeben hat, ist größer als alles,⁵⁴ und niemand vermag sie der Hand meines Vaters zu entreißen. Johannes Joh 51 10 29 54 Was der Vater dem Sohne gegeben hat, ist die gemeinsame göttliche Natur. Die Worte mein Vater sind nachdrucksvoll vorangesetzt. Die göttliche Natur und macht ist größer als alles, als jede Wesenheit und Macht, mithin sind die Gläubigen, welche unter dem Schutze des Sohnes stehen, auch des göttlichen Schutzes teilhaftig. Viele Handschriften und Väter (Basil., Chrys.) haben: Mein Vater, welcher mir (die Werke) gegeben hat, ist größer als alle (nämlich als alle Feinde der Herde Christi). Johannes Joh 51 10 3 Huic ostiarius aperit, et oves vocem ejus audiunt, et proprias oves vocat nominatim, et educit eas. Diesem macht der Türhüter auf, und die Schafe hören seine Stimme;⁵ und er ruft die eigenen Schafe mit Namen,⁶ und führt sie heraus. Johannes Joh 51 10 3 5 Sie erschrecken also nicht, wie dies der Fall ist, wenn der Dieb kommt. Johannes Joh 51 10 3 6 Beim Ein- und Ausgehen werden die Tiere gezählt. Johannes Joh 51 10 30 Ego, et Pater unum sumus. Ich und der Vater sind eines.⁵⁵ Johannes Joh 51 10 30 55 Zwei verschiedene Personen in einer Natur. (Basil., Chrys., Hil., Athan.). der Heiland hat den Juden mehr von sich geoffenbart, als sie erwarten konnten: nicht nur, dass er der Messias ist, sondern auch, dass er dem Vater wesensgleich ist. Johannes Joh 51 10 31 Sustulerunt ergo lapides Judæi, ut lapidarent eum. Da hoben die Juden Steine auf, um ihn zu steinigen. Johannes Joh 51 10 32 Respondit eis Jesus: Multa bona opera ostendi vobis ex Patre meo, propter quod eorum opus me lapidatis? Jesus entgegnete⁵⁶ ihnen: Viele gute Werke habe ich euch von meinem Vater her gezeigt, wegen welches dieser Werke steinigt ihr mich?⁵⁷ Johannes Joh 51 10 32 56 Jesus nahm aus der drohenden Haltung der Juden Anlass zum Reden. Johannes Joh 51 10 32 57 Die Werke hätten sie zum Glauben und zur Anerkennung seiner göttlichen Sendung führen sollen (V. 25 [Joh 5,36, Joh 8,38]), und sie wollen ihn deshalb steinigen. V. 31 (Griech.: Sie hoben wieder Steine auf, nämlich wie [Joh 8,59]). Man steinigt wegen böser Werke, ich aber habe euch gute Werke gezeigt, und zwar solche, die ich im Auftrage und mit der Macht des Vaters verrichtete. Johannes Joh 51 10 33 Responderunt ei Judæi: De bono opere non lapidamus te, sed de blasphemia: et quia tu homo cum sis, facis teipsum Deum. Die Juden antworteten ihm:⁵⁸ Nicht eines guten Werkes wegen steinigen wir dich, sondern wegen Gotteslästerung, weil du, ein Mensch, dich selbst zu Gott machst. Johannes Joh 51 10 33 58 Der Heiland beweist aus dem Gesetze, weil seine Feinde dieses immer im Munde führen, sie konnten also nichts dagegen einwenden. Vergl. [Joh 5,18]. Johannes Joh 51 10 34 Respondit eis Jesus: Nonne scriptum est in lege vestra: quia Ego dixi, dii estis? Jesus antwortete ihnen:⁵⁹ Steht nicht in euerm Gesetze⁶⁰ geschrieben: Ich habe gesagt,⁶¹ ihr seid Götter?⁶² [Ps 81,6] Johannes Joh 51 10 34 59 Jesus beweist, dass er recht gesprochen, aus der Heil. Schrift und den Werken. Johannes Joh 51 10 34 60 Unter Gesetz versteht man oft die ganze Heil. Schrift. Die angeführte Stelle findet sich [Ps 81,6]. Johannes Joh 51 10 34 61 Als sie zur Obrigkeit bestellt wurden. Johannes Joh 51 10 34 62 Weil sie ihre Macht und Erleuchtung von Gott empfangen haben. Johannes Joh 51 10 35 Si illos dixit deos, ad quos sermo Dei factus est, et non potest solvi Scriptura: Wenn es diejenigen Götter genannt hat, an welche die Rede Gottes gerichtet war, und die Schrift nicht aufgehoben werden kann,⁶³ Johannes Joh 51 10 35 63 Mit diesen Worten hat der Heiland die Heilige Schrift als Richtschnur anerkannt und auch für den N. B. als solche bestätigt. Johannes Joh 51 10 36 Quem Pater sanctificavit, et misit in mundum, vos dicitis: Quia blasphemas: quia dixi, Filius Dei sum? wie saget ihr zu dem, welchen der Vater⁶⁴ geheiliget⁶⁵ und in die Welt gesandt hat: Du lästerst Gott! weil ich gesagt habe: Ich bin der Sohn Gottes?⁶⁶ Johannes Joh 51 10 36 64 Wenn ihn der Vater geheiligt hat, hat er ihn offenbar als Sohn geheiligt (Thom.), d. h. er hat die menschliche Natur bestimmt, dass sie in der zweiten Person mit der göttlichen Natur vereinigt, dass Christus auch als Mensch der wahre Sohn Gottes sei. Diesen vollen Sinn konnten jedoch wohl die Zuhörer nicht fassen, jedenfalls aber den nächsten Sinn: Wenn es genügte, von Gott einer Ansprache gewürdigt zu sein, damit jemand Gott genannt ward, um wie viel mehr kann ich Sohn Gottes genannt werden, da ich zum Erlöser auserwählt und in die Welt gesandt bin, die Erlösung zu vollbringen. Johannes Joh 51 10 36 65 Da die Heiligung der Sendung vorausgeht und den Vater zum Urheber hat, beruht sie auf der ewigen Auswahl und Heiligung zum messianischen Amte. Dieser entsprach in der Zeit die wirkliche Sendung in die Welt. Johannes Joh 51 10 36 66 Der wahre Sohn Gottes lästert nicht, wenn er sich Gott nennt. Damit ist die Anklage der Juden widerlegt. Hiermit schwächt Christus nicht ab, was er V. 30 sagte, wo er sich als wesensgleich mit Gott erklärt. Wenn ich mich den Sohn Gottes nenne, so wäre dies auch dann keine Lästerung, wenn ich nicht der wahre und eigentliche Sohn Gottes wäre, sondern nur vom Vater geheiliget und gesandt. Denn auch andere werden Götter genannt, wenngleich sie kein so wichtiges Amt bekleideten, also darf ich mich umso mehr Gottes Sohn nennen, da ich es nicht nur in einem gewissen Sinne, sondern wirklich und eigentlich bin. Johannes Joh 51 10 37 Si non facio opera Patris mei, nolite credere mihi. Wenn ich nicht die Werke meines Vaters tue,⁶⁷ so glaubet mir nicht. Johannes Joh 51 10 37 67 Wenn ich die Werke meines Vaters unterlasse, euch also die Beweise meiner göttlichen Sendung vorenthalte, so erlaube ich euch, nicht nur mir nicht zu glauben, nein ich gebiete es sogar. Johannes Joh 51 10 38 Si autem facio: et si mihi non vultis credere, operibus credite, ut cognoscatis, et credatis quia Pater in me est, et ego in Patre. Wenn ich sie aber tue, so glaubet, wenn ihr mir nicht glauben wollet, den Werken,⁶⁸ damit ihr erkennet und glaubet, dass der Vater in mir ist, und ich in dem Vater.⁶⁹ Johannes Joh 51 10 38 68 Glaubet dem Zeugnisse meiner Werke, d. h. glaubet an mich als denjenigen, als welchen mich meine Werke bezeugen: als Gottgesandten, als Sohn Gottes. Johannes Joh 51 10 38 69 Es wird hier die Lehre von der wechselseitigen Durchdringung der göttlichen Personen und die göttliche Natur der Person Christi ausgesprochen. Denn von einem Geschöpfe kann nie gesagt werden, dass es in Gott ist, wie Gott in ihm. Johannes Joh 51 10 39 Quærebant ergo eum apprehendere: et exivit de manibus eorum. Da suchten sie ihn zu ergreifen,⁷⁰ er aber entging ihren Händen.⁷¹ Johannes Joh 51 10 39 70 Die Verteidigung des Herrn hat insoweit auf sie Eindruck gemacht, als sie die Steinigung aufgaben. Dennoch suchen sie von neuem wie [Joh 7,30.32] des Heilandes habhaft zu werden, weil er die vermeintliche Gotteslästerung wiederholt und bekräftigt hat. Johannes Joh 51 10 39 71 Wie, sagt der Evangelist nicht. Es war wohl die ehrfurchtgebietende Majestät Jesu, welche seine Verfolger zurückschreckte; vielleicht war es auch Furcht vor dem Volke, welche für den Augenblick ihrer Rachsucht Einhalt gebot. Nach einigen war es ein wunderbares Entgehen. Johannes Joh 51 10 4 Et cum proprias oves emiserit, ante eas vadit: et oves illum sequuntur, quia sciunt vocem ejus. Und wenn er die eigenen Schafe herausgeführt hat, so geht er vor ihnen her;⁷ und die Schafe folgen ihm nach, denn sie kennen seine Stimme. Johannes Joh 51 10 4 7 Jesus geht voraus, weil er der Weg ist [Joh 14,6], die Schafe folgen, weil sie seine Stimme erkennen, den göttlichen Mahnruf im Herzen vernehmen. Johannes Joh 51 10 40 Et abiit iterum trans Jordanem in eum locum, ubi erat Joannes baptizans primum: et mansit illic: Und er begab sich wieder jenseits des Jordan an den Ort, wo Johannes zuerst getauft hatte,⁷² und blieb daselbst.⁷³ Johannes Joh 51 10 40 72 Der Heiland begibt sich an den Ort, wo der Täufer zuerst [Joh 1,28] gewirkt, und wo ihm selbst die ersten Jünger zugeführt worden, um nach so vielem Schmerzlichen etwas Trost zu finden, indem er dort dem Volke in Erinnerung bringt, was Johannes ehedem von ihm bezeugt (Chrys.). Johannes Joh 51 10 40 73 Jesus blieb dort, bis er nach Judäa ging, um Lazarus aufzuwecken. Johannes Joh 51 10 41 Et multi venerunt ad eum, et dicebant: Quia Joannes quidem signum fecit nullum. Und viele kamen zu ihm, und sprachen: Johannes hat zwar keine Wunder gewirkt, Johannes Joh 51 10 42 Omnia autem quæcumque dixit Joannes de hoc, vera erant. Et multi crediderunt in eum. alles aber, was Johannes von diesem gesagt hat, ist wahr gewesen.⁷⁴ Und viele glaubten an ihn.⁷⁵ Johannes Joh 51 10 42 74 Haben wir dem Johannes geglaubt, der kein Wunder getan hat, wie sollen wir dem nicht glauben, der Wunder tut, und den Johannes als Messias verkündet hat? Johannes Joh 51 10 42 75 Griech.: Glaubten dortselbst. Johannes Joh 51 10 5 Alienum autem non sequuntur, sed fugiunt ab eo: quia non noverunt vocem alienorum. Einem Fremden aber folgen sie nicht, sondern fliehen vor ihm; denn sie kennen die Stimme der Fremden nicht.⁸ Johannes Joh 51 10 5 8 Der Fremde, der kein Recht hat, der Dieb und Räuber ist (Chrys.). Johannes Joh 51 10 6 Hoc proverbium dixit eis Jesus. Illi autem non cognoverunt quid loqueretur eis. Dieses Gleichnis sagte Jesus zu ihnen; sie aber verstanden nicht, was er zu ihnen redete. Johannes Joh 51 10 7 Dixit ergo eis iterum Jesus: Amen, amen dico vobis, quia ego sum ostium ovium. Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ich bin die Türe zu den Schafen!⁹ Johannes Joh 51 10 7 9 Ich bin die Türe, durch welche die Schafe eingehen, d. h. die Gläubigen gehen durch Christus in die Kirche ein, von ihm erhalten sie Belehrung, Gnade usw. Johannes Joh 51 10 8 Omnes quotquot venerunt, fures sunt, et latrones, et non audierunt eos oves. Alle, soviel ihrer kamen,¹⁰ sind Diebe und Räuber, und die Schafe haben auf sie nicht gehört.¹¹ Johannes Joh 51 10 8 10 Griech.: Vor mir, die Pharisäer und die ganze Partei, dazu falsche Propheten des A. B. [Jer 23,21.28, Jer 17,15] (Cyr., Hier.), die Ahnen der Pharisäer. Vergl. [Mt 7,15]. Die wahren Propheten machten mit Christus gleichsam eine Person aus, und ihre Lehre war seine Lehre (Aug., Chrys., Bed.). Johannes Joh 51 10 8 11 D. h. ihnen nicht geglaubt. Angehört werden falsche Lehrer auch wohl von Gläubigen, aber bald erkannt und verlassen. Johannes Joh 51 10 9 Ego sum ostium. Per me si quis introierit, salvabitur: et ingredietur, et egredietur, et pascua inveniet. Ich bin die Türe.¹² Wenn jemand durch mich eingeht,¹³ wird er gerettet werden; er wird eingehen und ausgehen, und Weide finden.¹⁴ Johannes Joh 51 10 9 12 Der Heiland will den Nutzen zeigen, den es hat, durch die wahre Türe einzugehen. Johannes Joh 51 10 9 13 Wenn jemand von mir berufen ist. Eingehen und ausgehen ist ein Hebraismus, dessen Sinn ist: Er wird in Sicherheit leben und wandeln. Johannes Joh 51 10 9 14 Die zur Erlangung des Heiles notwendigen Mittel in der Gemeinschaft mit Christus (Chrys., Aug.). Johannes Joh 51 0 1 Der Heiland geht nach Bethanien, um durch die Auferweckung des Lazarus den Glauben seiner Jünger zu stärken. (V. 15), sich als das Leben und die Auferstehung zu zeigen (V. 27) und Gottes Macht zu offenbaren. (V. 40) Auferweckung des Lazarus und Glauben der Anwesenden. (V. 45) Der hohe Rat beschließt den Tod des Heilandes und gebietet allen, seinen Aufenthaltsort anzugeben. Jesus zieht sich in die Stadt Ephrem zurück. Johannes Joh 51 11 1 Erat autem quidam languens Lazarus a Bethania, de castello Mariæ, et Marthæ sororis ejus. Es war aber ein Kranker mit Namen Lazarus,¹ von Bethania,² dem Flecken der Maria, und Martha, ihrer Schwester. Johannes Joh 51 11 1 1 Über den Namen siehe [Lk 16,Anm.27]. Lazarus tritt mit seinen Schwestern hier zum ersten Male in die Geschichte ein. Nach der Überlieferung war er damals 30 Jahre alt und lebte noch andere 30. Er soll unter den 120 gewesen sein, welche am Pfingstfest den Heil. Geist empfingen, und nach der [Apg 8,3] berichteten Zerstreuung der Jünger in das Abendland gekommen sein. Marseille verehrt ihn als einen der ersten Glaubensboten in Südfrankreich. Johannes Joh 51 11 1 2 Siehe [Mt 21,17]. Johannes Joh 51 11 10 Si autem ambulaverit in nocte, offendit, quia lux non est in eo. wenn aber jemand bei Nacht wandelt, so stößt er an,¹⁶ weil das Licht nicht in ihm ist.¹⁷ Johannes Joh 51 11 10 16 Der Heiland kann der Gefahr nicht mehr ausweichen, weil er selbst und der Vater es so will. Johannes Joh 51 11 10 17 In anderer Form dasselbe wie V. 9. Johannes Joh 51 11 11 Hæc ait, et post hæc dixit eis: Lazarus amicus noster dormit: sed vado ut a somno excitem eum. Dieses sagte er, und darnach sprach er zu ihnen: Lazarus, unser Freund, schläft;¹⁸ aber ich gehe,¹⁹ dass ich ihn aus dem Schlummer wecke. Johannes Joh 51 11 11 18 Der Heiland nennt den Tod des Lazarus einen Schlaf, weil er vorhatte, ihn zum Leben zurückzurufen. Vergl. [Mt 9,24] Für den Heiland schlummerte der Freund nur, für die Menschen war er tot. (Aug.) Der Tod der Gläubigen wird oft in der Heil. Schrift [Mt 27,52, Apg 7,59, Apg 13,36, 1Kor 7,39, 1Kor 11,30, 1Kor 15,6.20.51, 1Thess 4,13-15, 2Petr 3,4] und in der Sprache der Kirche als Schlaf bezeichnet, weil dieses Wort den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele und an die Auferstehung des Leibes auf die beste Weise zum Ausdruck bringt. Der Heiland will seine Jünger auf die Auferstehung vorbereiten, geheimnisvoll redend wie V. 4. Johannes Joh 51 11 11 19 Aber ich will ihn auferwecken, und darum gehe ich hin. Vergl. V. 8. Johannes Joh 51 11 12 Dixerunt ergo discipuli ejus: Domine, si dormit, salvus erit. Da sprachen seine Jünger: Herr! wenn er schläft,²⁰ so wird er gesund werden. Johannes Joh 51 11 12 20 Die Jünger blieben, wie oft, an dem letzten Ausdruck hängen, um so lieber, als sie so einen neuen Vorwand zu haben glaubten, die Reise in die Nähe von Jerusalem zu verhindern (Cyr., Chrys.): Lazarus wird nach dem natürlichen Verlaufe der Krankheit gerettet werden, ohne dass du nötig hast, dich der Gefahr auszusetzen. Johannes Joh 51 11 13 Dixerat autem Jesus de morte ejus: illi autem putaverunt quia de dormitione somni diceret. Jesus aber hatte von seinem Tode gesprochen; sie dagegen meinten, er rede von dem Schlummer des Schlafes.²¹ Johannes Joh 51 11 13 21 Erklärung des Evangelisten. Johannes Joh 51 11 14 Tunc ergo Jesus dixit eis manifeste: Lazarus mortuus est: Darum sagte nun Jesus es ihnen gerade heraus: Lazarus ist gestorben; Johannes Joh 51 11 15 Et gaudeo propter vos, ut credatis, quoniam non eram ibi: sed eamus ad eum. und ich freue mich euretwillen,²² dass ich nicht dort war, damit ihr glaubet.²³ Aber lasst uns zu ihm gehen! Johannes Joh 51 11 15 22 Christus freut sich seiner Jünger wegen, denen die größere Offenbarung der göttlichen Macht ein Mittel zur Glaubensstärkung werden soll (Cyr., Thom.), eine Stärkung deren sie wegen der Nähe der Leidenswoche wohl bedürfen. Johannes Joh 51 11 15 23 Damit ihr im Glauben wachset. Johannes Joh 51 11 16 Dixit ergo Thomas, qui dicitur Didymus, ad condiscipulos: Eamus et nos, ut moriamur cum eo. Da sprach Thomas, welcher Zwilling²⁴ genannt wird, zu seinen Mitjüngern: Gehen auch wir, mit ihm zu sterben!²⁵ Johannes Joh 51 11 16 24 Hebr. Thoma. Nach der Überlieferung hatte er eine Zwillingsschwester mit Namen Lysia. Johannes erwähnt ihn noch dreimal [Joh 14,5, Joh 20,24, Joh 21,2], die Synoptiker je einmal in den Apostelverzeichnissen, ebenso die Apostelgeschichte. [Apg 1,13] Nach der Eusebius aufgezeichneten Nachricht des Origenes verkündete er das Evangelium in Parthien, d. i. in den Ländern zwischen Euphrat und Indus. Johannes Joh 51 11 16 25 Die Antwort des Thomas setzt Zweifel oder Unkenntnis der Macht Jesu voraus. Wohl zeigte er große Liebe für Jesus, aber zugleich, dass er den früheren Ausspruch des Herrn (V. 9, V. 10) nicht verstanden hat. Er ist zu Zweifeln geneigt. [Joh 14,5, Joh 20,25], aber sein Glaube ist nach gewonnener Überzeugung um so fester. [Joh 20,28.29] Johannes Joh 51 11 17 Venit itaque Jesus: et invenit eum quatuor dies jam in monumento habentem. Jesus kam also dahin und fand ihn bereits vier Tage im Grabe liegend.²⁶ Johannes Joh 51 11 17 26 Von Peräa hatte Jesus einen Weg von 9 - 10 Stunden (36 - 40 Kilom.), der unter Umständen am einem Tage zurückgelegt werden konnte. Ist der Tod am gleichen Tage, an dem die Botschaft den Herrn traf, erfolgt und das Begräbnis an eben demselben vorgenommen worden, was sehr wahrscheinlich ist, so ist dieser Tag mitzuzählen. Johannes Joh 51 11 18 (Erat autem Bethania juxta Jerosolymam quasi stadiis quindecim.) (Bethania war aber nahe bei Jerusalem, ungefähr fünfzehn Stadien²⁷ entfernt.) Johannes Joh 51 11 18 27 Daraus, dass Jerusalem so nahe lag, erklärt sich, warum so viele Besucher kommen konnten. 15 Stadien sind etwa 3 Kilometer, gegen 3/4 Stunden Weges. Johannes Joh 51 11 19 Multi autem ex Judæis venerant ad Martham, et Mariam, ut consolarentur eas de fratre suo. Und es waren viele Juden zu Martha und Maria gekommen, um sie ihres Bruders wegen zu trösten.²⁸ Johannes Joh 51 11 19 28 Während der 7 Tage dauernden Trauerzeit kamen Verwandte und Bekannte, die Leidtragenden zu trösten. Es wurde das Brot der Trauer und der Becher der Tröstung gereicht. [Dtn 26,14, Hos 9,4, Ez 24,17.22, Spr 31,6, Tob 4,18] Hieraus entstanden später Leichenschmausereien. [Jer 16,7, 2Sam 12,17] Johannes Joh 51 11 2 (Maria autem erat, quæ unxit Dominum unguento, et extersit pedes ejus capillis suis: cujus frater Lazarus infirmabatur). (Maria war diejenige, die den Herrn mit Balsam gesalbt,³ und seine Füße mit ihren Haaren getrocknet hatte, deren Bruder Lazarus krank lag.) Johannes Joh 51 11 2 3 Der Apostel weist auf die [Lk 7,36-50] erzählte Salbung hin, durch welche die vorangestellte Maria bekannter war. Gleichzeitig will der Evangelist wohl das Verhältnis des Heilandes zu der Familie schildern. Johannes Joh 51 11 20 Martha ergo ut audivit quia Jesus venit, occurrit illi: Maria autem domi sedebat. Sobald nun Martha hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen; Maria aber saß²⁹ zu Hause.³⁰ Johannes Joh 51 11 20 29 Beileidsbesuche wurden sitzend empfangen. Johannes Joh 51 11 20 30 Sie wird ihre Schwester erst gerufen haben, nachdem diese mit dem Heilande gesprochen und Hoffnung geschöpft hat (Cyr., Theoph.). Johannes Joh 51 11 21 Dixit ergo Martha ad Jesum: Domine, si fuisses hic, frater meus non fuisset mortuus: Da sprach Martha zu Jesus: Herr! wärest du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben.³¹ Johannes Joh 51 11 21 31 Martha machte dem Heilande wohl einen leisen Vorwurf. Ob es ihr nicht in den Sinn kommt, dass der Heiland auch aus der Ferne helfen kann? Johannes Joh 51 11 22 Sed et nunc scio quia quæcumque poposceris a Deo, dabit tibi Deus. Doch auch jetzt³² weiß ich, was du immer von Gott begehrest, das wird Gott³³ dir geben.³⁴ Johannes Joh 51 11 22 32 Auch jetzt, wo der Bruder gestorben, hegt sie die feste Überzeugung, Gott werde dem Herrn alles gewähren, um was er ihn bitten werde. Ohne Zweifel wusste Martha von der Auferweckung der Tochter des Jairus und des Jünglings zu Naim, zudem gedachte sie der durch die Botschaft (V. 4) erhaltenen Zusage. Johannes Joh 51 11 22 33 Ob Martha in dem Heilande mehr sah als einen von Gott besonders Begnadigten? (Cyr., Chrys.) Johannes Joh 51 11 22 34 Der Klage folgt der Glaube, diesem die Hoffnung und der Wunsch. Indes redet Martha im allgemeinen und wagt nicht ausdrücklich den Wunsch auszusprechen, dass Lazarus vom Tode erweckt werde. Johannes Joh 51 11 23 Dicit illi Jesus: Resurget frater tuus. Jesus sprach zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.³⁵ Johannes Joh 51 11 23 35 Der Heiland will ihren Glauben fördern und redet zunächst so allgemein, dass Martha nicht erkennen kann, ob die allgemeine oder die jetzige Auferstehung gemeint sei. Sie soll sich bestimmter erklären und auch an die jetzige Auferstehung glauben. Johannes Joh 51 11 24 Dicit ei Martha: Scio quia resurget in resurrectione in novissimo die. Martha sprach zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird in der Auferstehung am jüngsten Tage.³⁶ [Lk 14,14, Joh 6,40] Johannes Joh 51 11 24 36 Allerdings, am jüngsten Tag wird er auferstehen, aber -. Das Folgende wagt sie noch nicht zu sagen. Johannes Joh 51 11 25 Dixit ei Jesus: Ego sum resurrectio, et vita: qui credit in me, etiam si mortuus fuerit, vivet: Jesus sprach zu ihr:³⁷ Ich³⁸ bin die Auferstehung³⁹ und das Leben;⁴⁰ wer an mich glaubt,⁴¹ wird leben,⁴² selbst wenn er gestorben ist;⁴³ Johannes Joh 51 11 25 37 Jesus will Martha durch den Glauben an die allgemeine Auferstehung zum Glauben an die Erfüllung ihrer Bitte führen: Jene wird durch ihn bewirkt werden, also liegt es in seiner Macht, auch diese herbeizuführen (Aug.). Johannes Joh 51 11 25 38 Mit gegensätzlicher Beziehung zu V. 22: Ich, der Sohn Gottes, der Messias. Johannes Joh 51 11 25 39 Die leibliche und die geistige Auferstehung. Johannes Joh 51 11 25 40 Das wahre, ewige Leben. Jesus ist die Auferstehung, d. i. der Erwecker vom Tode, das Leben, d. i. der Spender des Lebens, welches als die Folge der Auferstehung dem Auferweckten selber innewohnt. Johannes Joh 51 11 25 41 Im Glauben, der sich in der Liebe tätig erweist. Johannes Joh 51 11 25 42 In der glückseligen Ewigkeit. Johannes Joh 51 11 25 43 Leiblich, wie Lazarus. Johannes Joh 51 11 26 Et omnis, qui vivit, et credit in me, non morietur in æternum. Credis hoc? und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit.⁴⁴ Glaubst du das?⁴⁵ Johannes Joh 51 11 26 44 Der Nachdruck liegt auf den letzten Worten. Beide sterben, der Christusgläubige und der Ungläubige, aber der erstere stirbt nicht für immer. Er erwacht zum ewigen Leben; der andere erwacht zwar auch, aber zum ewigen Tode. Wer sich gläubig an Jesus anschließt, ist mit Christus durch Glaube und Buße vom Tode der Sünde auferstanden zum Leben der Seele. Mit dieser geistigen Auferstehung ist aber auch der Keim des Verklärungsleibes in den Wiedergeborenen gelegt worden, der, genährt durch die hl. Eucharistie, bei der allgemeinen Auferstehung zur vollen Entfaltung gelangen wird. So gibt die Auferstehung vom Sündentode der Seele neues Leben, die leibliche Auferstehung dem Leibe. Johannes Joh 51 11 26 45 Sie soll den Glauben bekennen und dadurch gewissermaßen die Auferweckung ihres Bruders verdienen. Öfter verlangt der Herr den Glauben der Angehörigen dessen, dem er eine Wohltat erweisen will, ein Beweis, dass die guten Werke der Gläubigen auch anderen helfen sollen. Vergl. [Mt 9,2]. Johannes Joh 51 11 27 Ait illi: Utique Domine, ego credidi, quia tu es Christus Filius Dei vivi, qui in hunc mundum venisti. Sie sprach zu ihm: Ja, Herr! ich glaube,⁴⁶ dass du Christus,⁴⁷ der Sohn des lebendigen Gottes bist, der in diese Welt gekommen ist.⁴⁸ Johannes Joh 51 11 27 46 Griech.: Ich habe geglaubt, ich bin zum Glauben gelangt, der auch jetzt noch fortdauert. Johannes Joh 51 11 27 47 Christus, der Messias. Johannes Joh 51 11 27 48 Martha hat noch kein volles Verständnis der Worte des Herrn, indes bekennt sie den Glauben an eine Wahrheit, welche die in Frage stehende einschließt (Aug., Thom.). Sie bekennt, dass Jesus der Messias, der von Gott gesandte Sohn und dass seine Lehre, dass er die Auferstehung und das Leben ist, mithin wahr ist. Aber auch jetzt bekennt sie nicht ausdrücklich, was sie bekennen sollte: du wirst meinen Bruder auferwecken. Johannes Joh 51 11 28 Et cum hæc dixisset, abiit, et vocavit Mariam sororem suam silentio, dicens: Magister adest, et vocat te. Und als sie dies gesagt hatte, ging sie hin, rief leise⁴⁹ ihre Schwester Maria, und sprach: Der Meister ist da, und ruft dich.⁵⁰ Johannes Joh 51 11 28 49 Auch Maria soll ungestört von den Juden die tröstliche Freude genießen. Die Juden folgen ihr erst später. Johannes Joh 51 11 28 50 Der Auftrag Christi ist nicht besonders erwähnt (Aug., Theoph.). Johannes Joh 51 11 29 Illa ut audivit, surgit cito, et venit ad eum: Da diese es hörte, stand sie eilends auf,⁵¹ und kam zu ihm. Johannes Joh 51 11 29 51 Die Eile kennzeichnet die innige Liebe Maria's zum Heilande. Wenn Jesus ruft, gibt es keinen Aufschub. Johannes Joh 51 11 3 Miserunt ergo sorores ejus ad eum dicentes: Domine, ecce quem amas infirmatur. Da schickten seine Schwestern zu ihm, und ließen ihm sagen: Herr! siehe, der, den du lieb hast,⁴ ist krank.⁵ Johannes Joh 51 11 3 4 Den du deiner besonderen Freundschaft würdigest. Johannes Joh 51 11 3 5 Den Schluss aus der Botschaft zu ziehen, überlassen sie dem Heilande: Du liebst nicht so, dass du den Geliebten verlassen könntest (Aug.). Johannes Joh 51 11 30 Nondum enim venerat Jesus in castellum: sed erat adhuc in illo loco, ubi occurrerat ei Martha. Denn noch war Jesus nicht in den Flecken gekommen, sondern war noch an der Stätte, wo ihm Martha entgegengekommen war. Johannes Joh 51 11 31 Judæi ergo, qui erant cum ea in domo, et consolabantur eam, cum vidissent Mariam quia cito surrexit, et exiit, secuti sunt eam dicentes: Quia vadit ad monumentum, ut ploret ibi. Da die Juden, welche bei ihr im Hause waren und sie trösteten, sahen, dass Maria eilends aufstand und hinausging, folgten sie ihr nach,⁵² indem sie sagten: Sie geht zu dem Grabe, um dort zu weinen.⁵³ Johannes Joh 51 11 31 52 Wie wunderbar fügt es Gott, dass die Juden ohne zutun des Heilandes, und ohne eigene Absicht unverdächtige Zeugen des Wunders werden! (Euth.) Johannes Joh 51 11 31 53 Man besuchte während der Trauerzeit das Grab öfter. Johannes Joh 51 11 32 Maria ergo, cum venisset ubi erat Jesus, videns eum, cecidit ad pedes ejus, et dicit ei: Domine, si fuisses hic, non esset mortuus frater meus. Als nun Maria dahin kam, wo Jesus war, fiel sie ihm zu Füßen,⁵⁴ sobald sie ihn sah, und sprach zu ihm: Herr! wärest du hier gewesen, so würde mein Bruder nicht gestorben sein.⁵⁵ Johannes Joh 51 11 32 54 Maria bekundet zuerst ihre innige Liebe und Verehrung durch die Tat, dann bekennt sie mit denselben Worten wie ihre Schwester den festen Glauben an die Macht der Bereitwilligkeit des Heilandes, zu helfen. Johannes Joh 51 11 32 55 Jesus antwortet nicht durch Worte, aber durch Taten. Johannes Joh 51 11 33 Jesus ergo, ut vidit eam plorantem, et Judæos, qui venerant cum ea, plorantes, infremuit spiritu, et turbavit seipsum, Da nun Jesus sah, wie sie weinte, und wie die Juden, welche mit ihr gekommen waren, weinten, erschauerte er⁵⁶ im Geiste,⁵⁷ und erbebte innerlich,⁵⁸ Johannes Joh 51 11 33 56 Die tiefe Gemütsbewegung des Herrn gibt sich auch nach außen kund. Nach einigen ist die Ursache des Erschauerns und der Tränen die Erwägung, dass der Tod der Sünde Sold ist (Theod., Thom.). Johannes Joh 51 11 33 57 Im innersten Wesen seiner menschlichen Natur. Johannes Joh 51 11 33 58 Als Mensch ist Jesus aller rein menschlicher Gefühle fähig, doch stehen diese bei ihm völlig unter der Herrschaft des Geistes und nicht umgekehrt, wie dies häufig bei uns stattfindet. Johannes Joh 51 11 34 Et dixit: Ubi posuistis eum? Dicunt ei: Domine, veni, et vide. und sprach: Wo habt ihr ihn hingelegt?⁵⁹ Sie sprachen zu ihm: Herr, komm und siehe! Johannes Joh 51 11 34 59 Jesus fragt, um die Aufmerksamkeit der Angeredeten zu erregen, Er fragt menschlich, aber erweckt Lazarus göttlich (Athan.). Johannes Joh 51 11 35 Et lacrymatus est Jesus. Und Jesus weinte.⁶⁰ Johannes Joh 51 11 35 60 Das griechische Wort kennzeichnet den Gegensatz zu der Gefühlsäußerung des Herrn und dem lauten Klageweinen Maria's und der Juden. Der Heiland fühlt als wahrer Mensch den gegenwärtigen Schmerz mit, auch wenn er weiß, dass bald ein anderes Gefühl denselben verdrängen wird. Wie trostreich ist dies für uns! Alles Leiden dieser Erde nimmt ein Ende, alle Trübsal der einzelnen hat ihr Ziel und Maß. Gott weiß dies, und dennoch sieht er teilnehmend auf unsere jeweilige, wenn auch bald vorübergehende, ja in seinem Ratschlusse bereits aufgehobene Not. Dieses Weinen über den Toten bezeugte auch, dass derselbe wirklich tot war, denn über einen Schlafenden weint man nicht. Johannes Joh 51 11 36 Dixerunt ergo Judæi: Ecce quomodo amabat eum. Da sprachen die Juden: Sehet, wie lieb er ihn hatte! Johannes Joh 51 11 37 Quidam autem ex ipsis dixerunt: Non poterat hic, qui aperuit oculos cæci nati, facere ut hic non moreretur? Einige aber von ihnen sagten: Hätte nicht der, welcher die Augen des Blindgebornen geöffnet hat, machen können, dass dieser nicht stürbe?⁶¹ [Joh 9,7] Johannes Joh 51 11 37 61 Nach vielen Erklärern (Chrys., Euth., Theoph., u. a.) sind es feindselige Juden, die so reden und den Heiland verhöhnen. Zugleich soll in dem Hervorheben der Ohnmacht Jesu gegenüber dem kranken Freund auch ein Zweifel an dem Wunder der Blindenheilung liegen. Wahrscheinlicher indes ist es wohl, dass die Juden nicht so eine böswillige Gesinnung kundgeben, als vielmehr ihr Befremden und Mitleid äußern, dass der Herr den Lazarus nicht vor dem Tode bewahrt habe. Der Freund sollte, wenn er konnte, den Freund vor dem Tode bewahrt haben. Der Herr wollte Lazarus sterben lassen, weil er höhere Absichten hatte, denn die Allmacht zeigte sich ungleich klarer in der Auferweckung des Toten, als in der Bewahrung vor dem Tode. Johannes Joh 51 11 38 Jesus ergo rursum fremens in semetipso, venit ad monumentum; erat autem spelunca: et lapis superpositus erat ei. Da erschauerte Jesus abermal in sich selbst, und kam zu dem Grabe. Es war aber eine Höhle, und ein Stein war darauf gelegt.⁶² Johannes Joh 51 11 38 62 Die Gräber waren meistens in den Fels gehauene Grabkammern. Johannes Joh 51 11 39 Ait Jesus: Tollite lapidem. Dicit ei Martha soror ejus, qui mortuus fuerat: Domine, jam ftet, quatriduanus est enim. Jesus sprach: Hebet den Stein weg! Da sagte Martha, die Schwester des Verstorbenen zu ihm: Herr! er riecht schon, denn er liegt vier Tage.⁶³ Johannes Joh 51 11 39 63 Martha erwartet die Erweckung ihres Bruders nicht mehr, sondern meint, Jesus wolle dessen Leiche noch einmal sehen. Der natürliche Schauer vor dem Gedanken, den ganz entstellten geliebten Bruder (des Verstorbenen Schwester) ansehen zu müssen, drängt bei Martha momentan alle anderen Gefühle und Gedanken zurück. Sie will dem Heilande den Anblick des Toten und die unangenehme Geruchsempfindung, welche ein verwesender Leib erregt, ersparen. Dieser Gedanke lässt sie auch die trostvollen Verheißungen des Heilandes vergessen. Ähnlich ist das Verhalten der Jünger bei der Nachricht von der Auferstehung des Herrn, die doch mehrfach und ausdrücklich vorausverkündet war. [Mk 16,11.13]. Johannes Joh 51 11 4 Audiens autem Jesus dixit eis: Infirmitas hæc non est ad mortem, sed pro gloria Dei, ut glorificetur Filius Dei per eam. Als Jesus dies hörte, sprach er zu ihnen:⁶ Diese Krankheit ist nicht zum⁷ Tode,⁸ sondern zur Ehre Gottes,⁹ damit der Sohn Gottes durch sie verherrlichet werde. Johannes Joh 51 11 4 6 Jesus gibt keine ausdrückliche, aber immerhin eine stillschweigende Zusage (Chrys.). Die Schwestern werden durch den trotzdem eintretenden Tod des Bruders auf eine harte Probe gestellt, verlieren aber das Vertrauen zu Jesus nicht. Johannes Joh 51 11 4 7 Das Ziel Gottes bei dieser Krankheit ist nicht der bleibende Tod. Johannes Joh 51 11 4 8 Der Tod im strengsten Sinne, von dem es vor dem jüngsten Tage keine Rückkehr gibt (Euth.). Johannes Joh 51 11 4 9 Diese Krankheit und der Tod als Folge derselben sind darum vorhanden, dass Gott durch die Erweckung des Toten seine göttliche Macht offenbare. Der Vater wird im Sohne verherrlicht, der das Werk Gottes ausführt. Andere Ausleger erklären: Diese Krankheit hat die Verherrlichung Gottes bei den Menschen zum Ziele, die darin besteht, dass der Sohn verherrlicht wird (Aug.). Jesus spendete dem Boten der Schwestern und den Jüngern Trostworte, aber sie sind, wie die Wege der göttlichen Vorsehung, geheimnisvoll und dunkel, ob auch voll der Liebe. Johannes Joh 51 11 40 Dicit ei Jesus: Nonne dixi tibi quoniam si credideris, videbis gloriam Dei? Jesus sprach zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt, wenn du glaubst,⁶⁴ so wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?⁶⁵ Johannes Joh 51 11 40 64 In dem bedingten Wenn liegt ein leiser Tadel, dass sie die frühere Verheißung des Herr vergessen hat. Johannes Joh 51 11 40 65 Jesus erinnert Martha an das, was er V. 23 - 26 von der Auferstehung und dem Glauben gesagt hat. Nicht um das Grauen des Todes, sondern um die Macht Gottes zu zeigen, soll sich das Grab öffnen. So vereinigt das gütige Wort des Heilandes den schonendsten Tadel mit dem erhabensten Troste. Johannes Joh 51 11 41 Tulerunt ergo lapidem: Jesus autem elevatis sursum oculis, dixit: Pater gratias ago tibi quoniam audisti me. Sie hoben also den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen zum Himmel und sprach: Vater! ich danke dir, dass du mich erhört hast.⁶⁶ Johannes Joh 51 11 41 66 Entsprechend dem feierlichen Augenblicke spricht der Heiland das folgende Dankgebet, dem also wohl ein innerliches Bittgebet vorangegangen war, mit zum Himmel gerichteten Blicken, um schon durch seine Haltung anzudeuten, dass hier himmlische, göttliche Macht wirksam sei. Johannes Joh 51 11 42 Ego autem sciebam quia semper me audis, sed propter populum, qui circumstat, dixi: ut credant quia tu me misisti. Ich aber wusste, dass du mich allezeit erhörest; jedoch um des Volkes willen, das herumsteht, habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast.⁶⁷ Johannes Joh 51 11 42 67 Dass du mich erhört hast: Dies sage ich nicht, als ob du mich nur in gewissen Fällen erhörtest, sondern deswegen sage ich für die Erhörung öffentlich Dank, damit die Umstehenden erkennen, dass du mich gesandt hast, dies Werk zu vollbringen. Es lag gerade daran sehr viel, dass die Juden auch in diesem Wunder die innige Verbindung zwischen Gott und Jesus erkannten und so zum Glauben geführt wurden. Johannes Joh 51 11 43 Hæc cum dixisset, voce magna clamavit: Lazare veni foras. Als er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme:⁶⁸ Lazarus, komm heraus!⁶⁹ Johannes Joh 51 11 43 68 Der Heiland ruft mit lauter Stimme, der größeren Feierlichkeit halber und um die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf das, was er tut, mehr hinzulenken. Johannes Joh 51 11 43 69 Das Wort bewirkt die Auferstehung. - Stufenreihe: Die Tochter des Jairus, der Jüngling von Naim, Lazarus! Der heil. Johannes will durch die ausführliche Darstellung dieses größten Wunders die Allmacht Jesu über allen Zweifel erheben. Johannes Joh 51 11 44 Et statim prodiit qui fuerat mortuus, ligatus pedes, et manus institis, et facies illius sudario erat ligata. Dixit eis Jesus: Solvite eum, et sinite abire. Und sogleich kam der Verstorbene⁷⁰ heraus, gebunden mit Grabtüchern an Händen und Füßen, und sein Angesicht war mit einem Schweißtuche umwunden. Da sprach Jesus zu ihnen: Machet ihn los,⁷¹ und lasset ihn fortgehen! Johannes Joh 51 11 44 70 Sogleich: dies Wort fehlt im Griech. Kaum hört Lazarus die Stimme des Herrn, so kommt er hervor, lebend und völlig genesen. Johannes Joh 51 11 44 71 Damit die Zeugen, die im Herzen nicht glauben wollten, ihren eigenen Augen glauben müssen, wälzen sie den Stein hinweg, sehen die Leiche und lösen selbst die Binden des Erstandenen. So sahen sie die Zeichen des Todes und zugleich die Bürgschaften des Lebens (Ambr.). Johannes Joh 51 11 45 Multi ergo ex Judæis, qui venerant ad Mariam, et Martham, et viderant quæ fecit Jesus, crediderunt in eum. Viele nun von den Juden, welche zu Maria und Martha gekommen waren, und gesehen hatten, was Jesus tat, glaubten an ihn.⁷² Johannes Joh 51 11 45 72 Der Glaube an den Herrn wächst. Das Wunder hat eine Entscheidung herbeigeführt. Johannes Joh 51 11 46 Quidam autem ex ipsis abierunt ad Pharisæos, et dixerunt eis quæ fecit Jesus. Einige aber von ihnen gingen hin zu den Pharisäern, und sagten ihnen, was Jesus getan hatte.⁷³ Johannes Joh 51 11 46 73 Aber zeigt einen Gegensatz gegen die V. 45 Genannten an; der Umstand, dass die Kunde gerade den erklärten Feinden des Heilandes gebracht wird, deutet darauf hin, dass die Anzeigenden einen feindseligen Beweggrund haben oder zu mindesten, dass sie fürchten, durch Unterlassung der Anzeige als heimliche Anhänger Jesu bei ihren Oberen verdächtigt zu werden und dem Banne zu verfallen. Vergl. [Joh 9,22]. Johannes Joh 51 11 47 Collegerunt ergo Pontifices et Pharisæi concilium et dicebant: Quid facimus, quia hic homo multa signa facit? Da versammelten die Hohenpriester und Pharisäer den hohen Rat, und sprachen: Was tun wir,⁷⁴ da dieser Mensch viele Wunder tut?⁷⁵ Johannes Joh 51 11 47 74 Es ist ihnen zweifellos, dass sie gegen den Heiland vorzugehen haben, fraglich ist nur, welche Maßregel gegen ihn zu ergreifen ist. Johannes Joh 51 11 47 75 Nur widerwillig erkennen sie den Herrn solche Macht zu. Sie sagen nicht: Er scheint Wunder zu tun, sondern: er tut Wunder. Die Wunder lassen sich weder leugnen noch bezweifeln. Johannes Joh 51 11 48 Si dimittimus eum sic, omnes credent in eum: et venient Romani, et tollent nostrum locum, et gentem. Wenn wir ihn so gehen lassen,⁷⁶ werden alle an ihn glauben; und die Römer werden kommen, und unsere Stätte⁷⁷ und das Volk wegnehmen. Johannes Joh 51 11 48 76 Wenn wir ihn so fortwirken lassen, wenn wir seiner Wundertätigkeit nicht Einhalt tun. Sie befürchten, Christus werde vom Volke als Messias und König ausgerufen werden und dadurch die Römer zum Einschreiten veranlassen. Alsdann würden die Juden als Rebellen behandelt und dem hohen Rat seine Scheinmacht ganz genommen (Chrys., Cyr.). Hätte der Herr mit ihnen gehalten, ihr Entschluss wäre ein ganz anderer geworden. Johannes Joh 51 11 48 77 Sie werden uns Land und Hauptstadt und Volk wegnehmen. Johannes Joh 51 11 49 Unus autem ex ipsis Caiphas nomine, cum esset pontifex anni illius, dixit eis: Vos nescitis quidquam. Einer aber unter ihnen, Kaiphas mit Namen,⁷⁸ der in diesem Jahre Hoherpriester war, sprach zu ihnen: Ihr wisset nichts,⁷⁹ [Joh 18,14] Johannes Joh 51 11 49 78 Über Kaiphas siehe [Mt 26,5]. In diesem Jahre besagt nicht, dass die Hohenpriester alle Jahre gewechselt wurden, sondern, dass dieses denkwürdige Jahr in die Amtszeit des Kaiphas fiel. Johannes Joh 51 11 49 79 Ihr wisst nicht, was euch, dem hohen Rate, in dieser Sache von Nutzen ist. Ihr eigenes Interesse ist die Ursache ihres Vorgehens. Johannes Joh 51 11 5 Diligebat autem Jesus Martham, et sororem ejus Mariam, et Lazarum. Jesus aber hatte die Martha, und ihre Schwester Maria, und den Lazarus lieb.¹⁰ Johannes Joh 51 11 5 10 Auch die von Gott geliebten Personen trifft Krankheit und Leiden (Cyr., Chrys.), die aber nach seiner Vorsehung zu ihrem Besten gereichen. Die Bemerkung des Evangelisten soll zeigen, dass nicht Gleichgültigkeit, sondern höhere Rücksichten den Heiland noch zurückhalten. Johannes Joh 51 11 50 Nec cogitatis quia expedit vobis ut unus moriatur homo pro populo, et non tota gens pereat. und bedenket nicht, dass es besser für euch ist,⁸⁰ dass ein Mensch für das Volk⁸¹ stirbt, und nicht das ganze Volk zu Grunde geht. Johannes Joh 51 11 50 80 Griech.: Uns. Johannes Joh 51 11 50 81 Zum Nutzen. Johannes Joh 51 11 51 Hoc autem a semetipso non dixit: sed cum esset pontifex anni illius, prophetavit, quod Jesus moriturus erat pro gente, Dies sagte er aber nicht aus sich selbst;⁸² sondern, da er in diesem Jahre Hoherpriester war, weissagte er,⁸³ dass Jesus für das Volk sterben werde; Johannes Joh 51 11 51 82 Durch Gottes Fügung hatte er gerade diese Worte gewählt. Johannes Joh 51 11 51 83 Dieses, den Tod des Herrn. Der Gegensatz zu aus sich selbst sagen ist das Weissagen, durch göttliche Anregung und Eingebung sprechen, Zukünftiges verkünden. Als zweiter Bileam [Num 23,24] spricht Kaiphas weissagend den ganzen Inhalt des göttlichen Ratschlusses der Erlösung der Welt aus, und somit über Jesus und das wahre Volk Gottes, denen er fluchen wollte, den Segen, über sich aber und die Seinigen, denen er Segen zuwenden wollte, den Fluch. Denn gerade das geschah, dem sie durch die Tötung des Herrn entgehen wollten. (V. 48) Die Worte des Hohenpriesters hatten nach seiner Absicht einen fleischlich klugen Sinn: Jesus soll geopfert werden, damit die Pharisäer ihre politische Herrschaft über das Volk bewahren. In diesem feierlichen Augenblicke gibt Gott dem Hohenpriester vorübergehend die einst durch Urim und Thumim [Ex 28,30] demselben eigene Gabe der Weissagung zurück, damit er als rechtmäßiger Vertreter des auserwählten Volkes die Bedeutung des Todes Jesu für das Volk verkünde. Da er aber den Heiland nicht als Messias der Juden erkannte oder nicht erkennen wollte, musste er nach göttlicher Fügung unbewusst und ohne seinen Willen seine Aufgabe erfüllen. Johannes Joh 51 11 52 Et non tantum pro gente, sed ut filios Dei, qui erant dispersi, congregaret in unum. und nicht allein für das Volk,⁸⁴ sondern damit er auch die zerstreuten Kinder Gottes in Eins zusammenbrächte.⁸⁵ Johannes Joh 51 11 52 84 Das auserwählte Volk. Johannes Joh 51 11 52 85 Die Heiden werde vorwegnehmend Kinder Gottes genannt. Vergl. [Joh 10,16], zerstreute, weil sie noch ohne den einigenden Mittelpunkt sind. Vergl. [Eph 2,12]. In Zukunft sollen sie eines werden, denn sie werden durch Christus in eine Herde aufgenommen [Joh 10,16] und werden Glieder eines Leibes, dessen Haupt Christus ist. [Eph 2,16] Kaiphas hat die Wirkung des Todes des Herrn für das alttestamentliche Bundesvolk verkündet, der Evangelist weist auf den Umfang des Neuen Bundes hin. Johannes Joh 51 11 53 Ab illo ergo die cogitaverunt ut interficerent eum. Von diesem Tage an also beschlossen sie,⁸⁶ ihn zu töten. Johannes Joh 51 11 53 86 Ein fester und förmlicher Beschluss. Johannes Joh 51 11 54 Jesus ergo jam non in palam ambulabat apud Judæos, sed abiit in regionem juxta desertum, in civitatem, quæ dicitur Ephrem, et ibi morabatur cum discipulis suis. Daher⁸⁷ wandelte Jesus nicht mehr öffentlich unter den Juden, sondern ging hinweg in die Gegend nahe bei der Wüste, in eine Stadt, welche Ephrem heißt,⁸⁸ und weilte daselbst mit seinen Jüngern. Johannes Joh 51 11 54 87 Infolge dieses Beschlusses, der bekannt wurde (Cyr.). Damit gab der Herr wie [Joh 10,40] den Gläubigen ein Beispiel, dass sie sich nicht ohne Not der Gefahr aussetzen sollen (Orig., Cyr.). Johannes Joh 51 11 54 88 Griech.: Ephraim, nahe bei der bis Jericho hinaufreichenden Wüste. Johannes Joh 51 11 55 Proximum autem erat Pascha Judæorum: et ascenderunt multi Jerosolymam de regione ante Pascha, ut sanctificarent se ipsos. Es war aber das Osterfest der Juden⁸⁹ nahe, und viele zogen aus derselben Gegend vor dem Osterfeste nach Jerusalem hinauf, um sich zu heiligen.⁹⁰ Johannes Joh 51 11 55 89 Es ist das vierte Osterfest seit dem Beginn der öffentlichen Tätigkeit des Herrn. Da [Joh 10,22] das Kirchweihfest erwähnt wird und [Joh 10,40] ein Aufenthalt im Ostjordanlande erwähnt wird, kam der Herr wohl erst im Januar oder Februar nach Ephraim. Johannes Joh 51 11 55 90 Sie wollen sich von der gesetzlichen Unreinheit befreien, um das Osterfest feiern zu können. So müssen auch die Gläubigen die Fastenzeit benutzen und sich durch Fasten und gute Werke würdig machen, den Leib des Herrn zum heiligen Osterfeste zu empfangen (Thom.). Johannes Joh 51 11 56 Quærebant ergo Jesum: et colloquebantur ad invicem, in templo stantes: Quid putatis, quia non venit ad diem festum? Dederant autem pontifices, et Pharisæi mandatum, ut si quis cognoverit ubi sit, indicet, ut apprehendant eum. Diese suchten nun Jesus,⁹¹ und sagten zueinander, im Tempel⁹² stehend: Was dünket euch? Er kommt wohl nicht auf das Fest? Es hatten aber die Hohenpriester und Pharisäer Befehl gegeben, es sollte wer etwa wüsste, wo er sei, es anzeigen, damit sie ihn ergreifen könnten. Johannes Joh 51 11 56 91 Ähnlich wie [Joh 7,11]. Eine böse Absicht ist wohl ausgeschlossen, da es Bewohner von Judäa waren. Johannes Joh 51 11 56 92 Im Vorhofe. Johannes Joh 51 11 6 Ut ergo audivit quia infirmabatur, tunc quidem mansit in eodem loco duobus diebus: Als er nun vernommen hatte, dass er krank sei, blieb er gleichwohl noch zwei Tage an dem Orte, wo er war;¹¹ Johannes Joh 51 11 6 11 Jesus wartet noch zwei Tage, damit eine längere Zeit zwischen Tod und Auferstehung verfließe und es so gewisser werde, dass Lazarus wahrhaft tot gewesen (Cyr., Chrys., Aug.) Johannes Joh 51 11 7 Deinde post hæc dixit discipulis suis: Eamus in Judæam iterum. hierauf aber sprach er zu seinen Jüngern: Lasset uns wieder nach Judäa¹² gehen! Johannes Joh 51 11 7 12 D. h. nach Bethania in Judäa. Der Herr befand sich in Peräa. Johannes Joh 51 11 8 Dicunt ei discipuli: Rabbi, nunc quærebant te Judæi lapidare, et iterum vadis illuc? Die Jünger sprachen zu ihm: Meister! eben erst suchten dich die Juden zu steinigen, und du gehst wieder dorthin?¹³ Johannes Joh 51 11 8 13 Die Jünger fürchten für den Herrn oder auch für sich selbst. Vergl. [Joh 10,31.39]. Johannes Joh 51 11 9 Respondit Jesus: Nonne duodecim sunt horæ diei? Si quis ambulaverit in die, non offendit, quia lucem hujus mundi videt: Jesus antwortete: Sind nicht zwölf Stunden im Tage?¹⁴ Wenn jemand bei Tage wandelt, so stößt er nicht an, weil er das Licht dieser Welt sieht;¹⁵ Johannes Joh 51 11 9 14 Die Zeit zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, die Zeit seines Wandels auf Erden, in der die Juden ihm nichts antun können. Die Nacht ist die Zeit seines Leidens und Sterbens. Schon neigt sich der Tag, aber noch ist die Stunde des Herrn nicht gekommen. Johannes Joh 51 11 9 15 Vergleiche dasselbe Bild [Joh 9,4]. Johannes Joh 51 0 1 3. Offenbarung der Herrlichkeit des Herrn, ein Vorzeichen des baldigen Sieges über seine Feinde (V. 1 36). Die Salbung des Heilandes in Bethanien (V. 11). Einzug des Heilandes in Jerusalem am Tage darauf (V. 19). Heiden wünschen den Herrn zu sehen, eine Stimme vom Himmel verheißt seine Verherrlichung (V. 36). Abschluss des ersten Teiles: Viele glauben nicht, andere wagen den Glauben nicht zu bekennen (V. 43). Der wahre Glaube. Johannes Joh 51 12 1 Jesus ergo ante sex dies Paschæ venit Bethaniam, ubi Lazarus fuerat mortuus, quem suscitavit Jesus. Sechs Tage vor dem Osterfeste¹ kam Jesus nach Bethanien, wo Lazarus war, der gestorben gewesen und den Jesus auferweckt hatte.² [Mt 26,6, Mk 14,3] Johannes Joh 51 12 1 1 Jetzt war die Stunde des Herrn gekommen. Wenngleich es schwer ist, den ersten Tag genau festzustellen, ist es doch das wahrscheinlichste, dass die Ankunft des Herrn in Jerusalem auf den Sonntag traf. Johannes Joh 51 12 1 2 Lazarus wird erwähnt, weil seine Auferweckung zu dem Maßregeln des hohen Rates die Veranlassung geworden und weil er Teilnehmer an dem Mahle ist. Johannes Joh 51 12 10 Cogitaverunt autem principes sacerdotum ut et Lazarum interficerent: Die Hohenpriester aber gingen mit dem Gedanken um, auch den Lazarus zu töten,¹⁸ Johannes Joh 51 12 10 18 Sie denken nicht daran, die Wahrheit des Wunders zu bestreiten, sondern wollen den lebendigen Beweis bei Seite schaffen. Mit dem Gegenstande soll auch die Erinnerung an das Wunder des Herrn dem Volke (V. 17) entrückt werden. Der Beschluss gegen Lazarus kam nicht zur Ausführung, da sich bald die Gelegenheit bot, den Heiland selbst zu töten. Johannes Joh 51 12 11 Quia multi propter illum abibant ex Judæis, et credebant in Jesum. weil viele Juden um seinetwillen hingingen, und an Jesus glaubten.¹⁹ Johannes Joh 51 12 11 19 Dies hatte am Sonnabend statt. Johannes Joh 51 12 12 In crastinum autem turba multa, quæ venerat ad diem festum, cum audissent quia venit Jesus Jerosolymam: Als aber am folgenden Tage²⁰ eine große Volksmenge, welche zu dem Feste gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem komme, [Mt 21,1, Mk 11,1, Lk 19,29] Johannes Joh 51 12 12 20 Dem Tage nach dem Mahle in Bethanien. Johannes Joh 51 12 13 Acceperunt ramos palmarum, et processerunt obviam ei, et clamabant: Hosanna, benedictus, qui venit in nomine Domini, Rex Israel. nahmen sie Palmzweige²¹ und gingen hinaus ihm entgegen, und riefen: Hosanna! Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König Israels! [Mt 21,9] Johannes Joh 51 12 13 21 Palmen wurden als Sieges- und Freudenzeichen bei festlichen Gelegenheiten, namentlich beim Einzuge von Königen, getragen. [1Makk 13,51]. Während die einen Palmen tragen, hauen andere Zweige von den Bäumen und werfen sie hin auf den Weg. Der Heiland zieht als Friedensfürst ein. Dass das Volk den feierlichen Einzug veranstaltet, hat wohl vor allem seinen Grund in dem an Lazarus vollbrachten Wunder und an dem besonderen Willen des Herrn, welcher die Herzen bewegte. Der Evangelist übergeht das, was die Jünger tun, um den feierlichen Einzug ganz als Werk des Volkes erscheinen zu lassen. Johannes Joh 51 12 14 Et invenit Jesus asellum, et sedit super eum, sicut scriptum est: Und Jesus fand einen jungen Esel,²² und setzte sich auf denselben, wie geschrieben steht: [Sach 9,9, Mt 21,7, Mk 11,7, Lk 19,35] Johannes Joh 51 12 14 22 Wie? Siehe [Mt 21,7, Mk 11,7, Lk 19,35]. Johannes Joh 51 12 15 Noli timere filia Sion: ecce rex tuus venit sedens super pullum asinæ. Fürchte dich nicht, du Tochter Sion! Siehe, dein König kommt, sitzend auf dem Füllen einer Eselin.²³ [Mt 21,5] Johannes Joh 51 12 15 23 Die Juden bezogen diese Stelle auf den Messias. Der Evangelist zitiert dem Sinne nach. Johannes Joh 51 12 16 Hæc non cognoverunt discipuli ejus primum: sed quando glorificatus est Jesus, tunc recordati sunt quia hæc erant scripta de eo: et hæc fecerunt ei. Dies verstanden seine Jünger vorerst nicht; als aber Jesus verherrlicht worden war, da erinnerten sie sich daran, dass dies von ihm geschrieben war, und sie dies an ihm betätigt hatten.²⁴ Johannes Joh 51 12 16 24 Dies: die Umstände, unter denen der Einzug geschah, besonders das Reiten auf den Eselsfüllen. Die Jünger kannten wohl die Prophezeiung, aber nicht, dass sie sich auf ihn bezog und sie zur Erfüllung derselben, ohne es zu wissen, mitwirkten, ähnlich wie die Soldaten [Joh 19,36.37] Johannes Joh 51 12 17 Testimonium ergo perhibebat turba, quæ erat cum eo quando. Lazarum vocavit de monumento, et suscitavit eum a mortuis. Das Volk aber, welches bei ihm war, als er den Lazarus aus dem Grabe rief, und von den Toten auferweckte, legte Zeugnis ab. Johannes Joh 51 12 18 Propterea et obviam venit ei turba: quia audierunt fecisse hoc signum. Darum ging ihm auch das Volk entgegen,²⁵ weil sie gehört hatten, dass er dieses Wunder getan habe.²⁶ Johannes Joh 51 12 18 25 Die Volksschar V. 18 ist verschieden von der V. 17 genannten. Johannes Joh 51 12 18 26 Vergl. V. 12. Johannes Joh 51 12 19 Pharisæi ergo dixerunt ad semetipsos: Videtis quia nihil proficimus? ecce mundus totus post eum abiit. Da sprachen die Pharisäer zueinander: Sehet ihr, dass wir nichts ausrichten? Siehe, alle Welt läuft ihm nach.²⁷ Johannes Joh 51 12 19 27 Die ganze Welt geht von uns weg und ihm nach. Die bisher unbestrittenen Führer des Volkes müssen bekennen, dass sie der jetzigen Bewegung machtlos gegenüberstehen. Die Worte: Die ganze Welt sind eine Übertreibung des Neides, aber ein bezeichnender Ausdruck des großen Erfolges Jesu und zugleich eine unbewusste Voraussage, was in Zukunft eintreten werde. Johannes Joh 51 12 2 Fecerunt autem ei cnam ibi: et Martha ministrabat, Lazarus vero unus erat ex discumbentibus cum eo. Daselbst³ bereiteten sie ihm ein Abendmahl, und Martha diente; Lazarus aber war einer von denen, die mit ihm zu Tische saßen. Johannes Joh 51 12 2 3 Bei Simon dem Aussätzigen: [Mt 26,6ff, Mk 14,3ff]. Johannes Joh 51 12 20 Erant autem quidam gentiles ex his, qui ascenderant ut adorarent in die festo. Es waren aber unter denen, welche hinaufgekommen waren, um am Feste anzubeten, einige Heiden.²⁸ Johannes Joh 51 12 20 28 Auch Heiden kamen zum Tempel (bis in den ihnen bestimmten Vorhof), um zu beten oder für sich Opfer darbringen zu lassen. Die hier erwähnten waren vielleicht solche, welche sich zum Judentume bekehren wollten. Johannes Joh 51 12 21 Hi ergo accesserunt ad Philippum, qui erat a Bethsaida Galilææ, et rogabant eum, dicentes: Domine, volumus Jesum videre. Diese traten²⁹ zu Philippus, der von Bethsaida in Galiläa war,³⁰ baten ihn, und sprachen: Herr!³¹ wir möchten gern Jesus sehen.³² Johannes Joh 51 12 21 29 Wohl am Mittwoch, nach den [Mt 21,1923,39] erzählten Ereignissen. Johannes Joh 51 12 21 30 Philippus war aus Galiläa. Vielleicht kannten sie ihn von dort her. Johannes Joh 51 12 21 31 Sie übertragen die Achtung vor dem Meister auf die Jünger. Johannes Joh 51 12 21 32 Sie wünschen mit ihm zu reden, nicht aus bloßer Neugier, denn dies konnten sie ohne Vermittlung. Johannes Joh 51 12 22 Venit Philippus, et dicit Andreæ: Andreas rursum, et Philippus dixerunt Jesu. Philippus kam, und sagte es dem Andreas,³³ Andreas hinwiederum und Philippus sagten es Jesus.³⁴ Johannes Joh 51 12 22 33 Philippus, bedächtig und schüchtern, wusste, dass der Heiland den Verkehr mit den Heiden mied, besonders im Tempel (Chrys., Cyr.). Er wagt es nicht allein zu vermitteln und wendet sich an Andreas, der mit ihm aus demselben Orte stammte und ihm deshalb vertrauter war. Auch hoffte er wohl, Andreas, der als der erste zum Apostelamt berufen war [Joh 1,44] und sich von Anfang an entschlossen gezeigt hatte, [Joh 1,40] werde es wagen, ihm in dieser Angelegenheit zu helfen. Johannes Joh 51 12 22 34 Als der Heiland in die Welt eintrat, kamen Heiden aus dem Morgenlande, ihn anzubeten [Mt 2,1], am Ende seiner Lehrtätigkeit verlangen wieder Heiden, wohl aus dem Westen kommend, ihm zu huldigen. Die Zulassung derselben wird nicht ausdrücklich erzählt, ist aber sicher erfolgt. Johannes Joh 51 12 23 Jesus autem respondit eis, dicens: Venit hora, ut clarificetur Filius hominis. Jesus aber antwortete ihnen, und sprach: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlichet werde.³⁵ Johannes Joh 51 12 23 35 Dieses Verlangen der Heiden, zu mir zu kommen, zeigt an, dass die Zeit meiner Verherrlichung gekommen ist, in welcher ich als Gottes Sohn und Erlöser von den Völkern anerkannt werde. Johannes Joh 51 12 24 Amen, amen dico vobis, nisi granum frumenti cadens in terram, mortuum fuerit, Wahrlich, wahrlich, ich sage euch,³⁶ wenn das Weizenkorn³⁷ nicht in die Erde fällt, und stirbt,³⁸ Johannes Joh 51 12 24 36 Die Verherrlichung steht bevor, aber zuvor kommt nach dem Willen des Vaters Leiden und Tod. Und der Lohn desselben wird meine Verherrlichung sein. Vergl. [Phil 2,8]. Johannes Joh 51 12 24 37 Das Weizenkorn muss sterben, d. h. ausgelöst werden: so muss ich, das himmlische Weizenkorn, welches gleichsam durch die Menschwerdung in die Erde fiel, durch den Tod ausgelöst werden. Aber eben durch diesen Tod werde ich die belebende Kraft für Unzählige gewinnen, dass sie guter Weizen für die himmlischen Scheuern werden. Johannes Joh 51 12 24 38 Welch ungeheure Umwälzung hat dieselbe in der ganzen Welt hervorgebracht! So ist es denn nicht wunderbar, wenn der göttliche Lehrer diese Lehre mit dem doppelten Wahrlich einleitet, die er stillschweigend auf sich selbst, sodann auf die Jünger anwendet. Johannes Joh 51 12 25 Ipsum solum manet: si autem mortuum fuerit, multum fructum affert. Qui amat animam suam, perdet eam: et qui odit animam suam in hoc mundo, in vitam æternam custodit eam. so bleibt es allein;³⁹ wenn es aber stirbt, so bringt es viele Frucht! Wer sein Leben liebt, wird es verlieren; und wer sein Leben in dieser Welt hasset,⁴⁰ bewahrt es zum ewigen Leben.⁴¹ [Mt 10,39, Mt 16,25, Mk 8,35, Lk 9,24, Lk 17,33] Johannes Joh 51 12 25 39 Ohne Furcht. Die Furcht ist das Heil, das ewige Leben, das der Heiland für viele, insbesondere für die Heiden, erwirbt. Johannes Joh 51 12 25 40 Hebraismus für: weniger liebt, nämlich als zeitliches Gut. Johannes Joh 51 12 25 41 Dieser rettet seine Seele für das ewige Leben. Wer also so am Leben hängt, dass er ihm Glauben und Tugend opfert, verliert das ewige Leben. Johannes Joh 51 12 26 Si quis mihi ministrat, me sequatur: et ubi sum ego, illic et minister meus erit. Si quis mihi ministraverit, honorificabit eum Pater meus. Wenn jemand mir dient, folge er mir nach;⁴² und wo ich bin,⁴³ da wird auch mein Diener sein.⁴⁴ Wenn jemand mir dienet, wird ihn mein Vater ehren.⁴⁵ Johannes Joh 51 12 26 42 Erklärung, was die Liebe der Seele bedeutet. Der Diener muss dem Herrn überall hin folgen, auch in den Tod. [Mt 10,38, Mt 16,24] (Chrys., Aug.). Johannes Joh 51 12 26 43 Nach Tod und Auferstehung in der himmlischen Herrlichkeit. Oder: Zur beseligen Anschauung Gottes, in der ich jetzt schon bin, wird auch mein Diener gelangen. Johannes Joh 51 12 26 44 Nach der Auferstehung (Aug.). Johannes Joh 51 12 26 45 Dienen und ehren stehen gegensätzlich zueinander. Im anderen Leben zu belohnen ist Sache des Vaters. [Mt 20,23] Johannes Joh 51 12 27 Nunc anima mea turbata est. Et quid dicam? Pater, salvifica me ex hac hora. Sed propterea veni in horam hanc. Jetzt ist meine Seele in Bangigkeit,⁴⁶ und was soll ich sagen?⁴⁷ Vater, rette mich aus dieser Stunde! Doch⁴⁸ darum⁴⁹ bin ich in diese Stunde gekommen. Johannes Joh 51 12 27 46 Schon jetzt ist die Seele des Heilandes erschüttert durch den Gedanken an das bevorstehende Leiden. Christus leidet dies, weil er es selbst so will. Das Gefühl bangt, wie in Gethsemani. Wie der Herr und Mittler uns zu dem Höchsten bringt, will er mit uns unser Elend dulden, uns zum Troste (Aug.). Johannes Joh 51 12 27 47 Soll ich bitten, der Vater möge diese Erschütterung hinwegnehmen, indem er mir die Ursache dieser Stimmung, Leiden und Tod, erlässt? Johannes Joh 51 12 27 48 Das Gebet war bedingt gewesen. Johannes Joh 51 12 27 49 Nicht um von der Todesstunde befreit zu werden, sondern um dieselbe zu bestehen, um den Vater zu verherrlichen, ist Jesus in diese Stunde gekommen. Johannes Joh 51 12 28 Pater, clarifica nomen tuum. Venit ergo vox de clo: Et clarificavi, et iterum clarificabo. Vater, verherrliche⁵⁰ deinen Namen!⁵¹ Da kam eine Stimme vom Himmel: Ich habe verherrlichet,⁵² und wieder werde ich verherrlichen!⁵³ Johannes Joh 51 12 28 50 Ich will meiner Bestimmung nachkommen: Verherrliche durch meinen Tod deinen Namen. (Wie V. 23) Wie im Garten Gethsemani: Nicht wie ich will, sondern wie du. Johannes Joh 51 12 28 51 Der Name Gottes steht oft für Gott selbst, insofern und wie er sich offenbart. Im Tode Christi offenbart er sich als der unendlich gütige Gott, der seinen Eingeborenen für die Sünder hingibt [Joh 3,16] und in dieser Selbstoffenbarung wird er verherrlicht. Johannes Joh 51 12 28 52 Zum dritten Male ertönt eine Stimme vom Himmel. Wie einst über dem Opfer, das Abraham darzubringen bereit war, zum Lohne für den Gehorsam eine Stimme vom Himmel über ihn den Verheißungssegen sprach [Gen 22,15ff], so verbürgt jetzt der Vater welcher Abraham zu seinem Bilde gewählt hat, dem Sohne, dessen Vorbild Isaak gewesen, den Lohn des Gehorsams. Ich habe meinen Namen verherrlicht: durch das gesamte nun am Abschluss stehende Wirken des Heilandes. So wird das Zeugnis des Herrn [Joh 7,18] bestätigt, dass sein ganzes Wirken nur die Ehre Gottes im Auge hatte. Johannes Joh 51 12 28 53 Durch den Tod, die Auferstehung usw. des Heilandes und durch die Kirche. Johannes Joh 51 12 29 Turba ergo, quæ stabat, et audierat, dicebat tonitruum esse factum. Alii dicebant: Angelus ei locutus est. Das Volk nun, welches dastand, und die Stimme gehört hatte, sagte, es habe gedonnert.⁵⁴ Andere sprachen: Ein Engel hat zu ihm geredet! Johannes Joh 51 12 29 54 Eine vernehmbare Stimme redet zu dem Heilande in deutlichen Worten. So bezeugt der Heiland selbst, so ein Teil der Anwesenden, indem sie sagen: Ein Engel hat gesprochen. Selbst die von einem Donner reden, setzen eine besondere göttliche Anordnung voraus. Jede Offenbarung von oben weckt in den Menschen den Sinn, der sie aufnehmen soll. Trifft sie in der Gnadenzeit des N. Bundes auf einen inneren Widerstand des Menschen gegen ihr Ziel, auf völlige Entfremdung des Herzens von Gott, so zwingt sie sich ihm nicht auf. Die Notwendigkeit einer inneren Empfänglichkeit deutet der Heiland selbst V. 30 an. Wie hier nur die Empfänglichen die Stimme ungetrübt in sich aufnehmen, heißt es [Apg 9,7] von den Begleitern des Saulus, dass sie einen Lichtglanz sahen und einen Schall hörten, aber keine Gestalt wahrnahmen und keine Stimme vernahmen. Ähnliches bietet die tägliche Erfahrung. Gottes Stimme ertönt zu uns aus der Heiligen Schrift, aber nehmen alle dieses Wort in ihren Herzen auf? Gott spricht zu uns durch das Gewissen, aber nur der willig Empfängliche hört und versteht diese Stimme. Die ganze Natur ist nach dem Zeugnis der Väter eine Schrift Gottes an die Menschen, doch wie wenige verstehen dieselbe zu lesen! Johannes Joh 51 12 3 Maria ergo accepit libram unguenti nardi pistici, pretiosi, et unxit pedes Jesu, et extersit pedes ejus capillis suis: et domus impleta est ex odore unguenti. Da nahm Maria ein Pfund⁴ kostbaren Salböls⁵ von echter Narde,⁶ und salbte die Füße⁷ Jesu, und trocknete seine Füße mit ihren Haaren.⁸ Und das Haus ward voll von dem Dufte der Salbe. Johannes Joh 51 12 3 4 Etwa 327,5 Gramm. Johannes Joh 51 12 3 5 Man pflegte das Haupt und den Bart geladener Gäste zu salben. Johannes Joh 51 12 3 6 Die Narde ist eine im Altertum berühmte Pflanze aus D. = Indien, aus deren Wurzel und unterstem Stengelteile das Nardenöl bereitet wurde. Salböl von echter Narde war ungemein wertvoll. Johannes Joh 51 12 3 7 Ein Beweis der höchsten Liebe. Die Größe ihrer Liebe heißt sie ihr Bestes opfern, der Gedanke an die Trennung bewegt den Heiland, die Huldigung anzunehmen. Johannes Joh 51 12 3 8 Damit das Öl nicht auf den Teppich herabtropfte. Johannes Joh 51 12 30 Respondit Jesus, et dixit: Non propter me hæc vox venit, sed propter vos. Jesus antwortete und sprach: Nicht um meinetwillen⁵⁵ ist diese Stimme gekommen, sondern um euretwillen.⁵⁶ [Joh 11,42, Joh 6,44] Johannes Joh 51 12 30 55 Damit ich erfahre, dass der Vater mich erhört. Ich weiß, dass der Vater mich allezeit erhört, also auch hier, wo ich gebetet, er möge sich durch mich verherrlichen. [Joh 11,42] Johannes Joh 51 12 30 56 Damit ihr glaubet, dass mein Tod bevorsteht und Gott verherrlichen wird. Johannes Joh 51 12 31 Nunc judicium est mundi: nunc princeps hujus mundi ejicietur foras. Jetzt ergeht das Gericht über die Welt, jetzt wird der Fürst dieser Welt hinausgestoßen werden.⁵⁷ Johannes Joh 51 12 31 57 Jetzt: im Gegensatze zur Vergangenheit. Jetzt ergeht das Gericht der Verdammnis über die verkehrte Welt, welche Gottes Wort nicht erkannt hat. [Joh 7,7] Die Tatsache, dass Jesus, an dem keine Sünde gefunden ward, [Joh 8,46] am Kreuze sterben muss, war nicht nur ein Zeugnis für die Sündhaftigkeit der Welt, sondern auch eine Verurteilung derselben. Das Leiden und Sterben des Herrn gereicht ferner allen Widerspenstigen zum Gerichte, weil ihnen durch den Versöhnungstod Christi das Heil angeboten war und sie es von sich zurückgewiesen haben. Die zweite Folge des Kreuzestodes: Der Fürst der Welt, der Teufel, wird hinausgestoßen, nämlich aus dem Reiche Christi, nicht als ob er ein Glied desselben gewesen, sondern soweit seine Macht aus demselben entfernt wird. Jetzt kann jeder durch die aus dem Tode des Herrn fließende Gnadenfülle der Knechtschaft des Bösen entgehen. Johannes Joh 51 12 32 Et ego si exaltatus fuero a terra, omnia traham ad me ipsum. Und ich,⁵⁸ wenn ich von der Erde erhöhet bin,⁵⁹ werde alles an mich ziehen.⁶⁰ Johannes Joh 51 12 32 58 Ich aber, der Mittelpunkt des Gottesreiches. Johannes Joh 51 12 32 59 Wenn ich am Kreuze erhöht bin [Joh 3,14, Joh 8,28]. (Cyr., Aug.) Johannes Joh 51 12 32 60 Alle, auch die Heiden will der Heiland an sich ziehen. Durch den Kreuzestod wurde der mächtige Zug der Gnade zu Christus verdient. Die unermessliche Liebe, welche der Herr in demselben offenbarte, wird sehr schön durch die ausgestreckten Arme des Kreuzes versinnbildlicht. Johannes Joh 51 12 33 (Hoc autem dicebat, significans qua morte esset moriturus.) (Dies sagte er aber, um anzudeuten, welchen Todes er sterben werde.)⁶¹ Johannes Joh 51 12 33 61 Erklärung des Evangelisten. Johannes Joh 51 12 34 Respondit ei turba: Nos audivimus ex lege, quia Christus manet in æternum: et quomodo tu dicis, Oportet exaltari Filium hominis? Quis est iste Filius hominis? Da antwortete ihm das Volk: Wir haben aus dem Gesetze gehört,⁶² dass Christus bleibt in Ewigkeit; wie sagst du denn: Der Menschensohn muss erhöht werden? Wer ist dieser Menschensohn?⁶³ [Ps 109,4, Ez 37,25, Dan 7,14] Johannes Joh 51 12 34 62 Sie deuten die Stellen über die Ewigkeit des Messias und seines Reiches [2Sam 7,16, Ps 110,4, Jes 9,5.7, Dan 7,13] von seinem irdischen Wandel. Sie übersahen, dass in der prophetischen Anschauung des A. T. die erste und die zweite Ankunft des Herrn nicht stets voneinander geschieden werden, und konnten den Gedanken an einen leidenden und sterbenden Erlöser nicht fassen. Johannes Joh 51 12 34 63 Ist dieser Menschensohn ein anderer als du? Bist aber du es, wie wir es bisher glaubten, wie kannst du einerseits sagen, du werdest gekreuzigt werden, andererseits, du seiest der Messias, der doch nicht gekreuzigt wird, sondern ewig lebt? Johannes Joh 51 12 35 Dixit ergo eis Jesus: Adhuc modicum, lumen in vobis est. Ambulate dum lucem habetis, ut non vos tenebræ comprehendant: et qui ambulat in tenebris, nescit quo vadat. Jesus aber antwortete ihnen: Noch eine kurze Zeit ist das Licht unter euch.⁶⁴ Wandelt,⁶⁵ so lange ihr das Licht habet, damit euch nicht die Finsternis⁶⁶ überfalle; und wer in der Finsternis wandelt, weiß nicht, wohin er geht. Johannes Joh 51 12 35 64 Jesus antwortet auf ihre Frage durch die Aufforderung zum gläubigen Anschluss an seine Person und den Hinweis an das traurige Los der Ungläubigen. Das persönliche Licht, der Heiland, ist nur noch kurze Zeit unter ihnen, die Gnadenzeit geht zu Ende, es gilt sie, zu benutzen. Weiter ist das Licht jenes Licht, das den Menschen durch Jesus zu Teil wird, das Licht des Evangeliums. Johannes Joh 51 12 35 65 Auf dem rechten Wege, der zum Ziele führt, dem Wege des Glaubens und der Liebe. Johannes Joh 51 12 35 66 Die Finsternis besteht in der Verblendung des Verstandes und der Verhärtung des Herzens. Ein Mensch, in dessen Herzen sie herrscht, weiß nicht, wohin er geht, d. h. er erkennt sein letztes Ziel nicht mehr, und merkt auch nicht, dass er dem Verderben zuschreitet. Johannes Joh 51 12 36 Dum lucem habetis, credite in lucem, ut filii lucis sitis. Hæc locutus est Jesus: et abiit, et abscondit se ab eis. So lange ihr das Licht habet, glaubet an das Licht, damit ihr Kinder des Lichtes⁶⁷ seiet. Als Jesus dies gesagt hatte, ging er hinweg, und verbarg sich vor ihnen.⁶⁸ Johannes Joh 51 12 36 67 Hebräismus für: Angehörige des Lichtes. Wie die Kinder dem Vater ähnlich sind, so sind sie durch den Glauben die Wahrheit Erkennenden Gott, dem Lichte, d. i. der Wahrheit, ähnlich. Johannes Joh 51 12 36 68 Der Heiland endet seine öffentliche Wirksamkeit und zieht sich in den Kreis seiner vertrauten Jünger, wohl nach Bethanien, vergl. [Lk 21,37], zurück. Die anderen Evangelien ergänzend, teilt der Evangelist die letzte Rede des Herrn im Kreise seiner auserwählten Jünger mit (Kap. 13 16), die er durch eine Schlussbetrachtung einleitet. Johannes Joh 51 12 37 Cum autem tanta signa fecisset coram eis, non credebant in eum: Obwohl er aber so große Wunder vor ihnen getan hatte, glaubten sie nicht an ihn,⁶⁹ Johannes Joh 51 12 37 69 Umfang und Grund des Unglaubens (V. 37 43), Wesen (V. 44, V. 45), Zweck (V. 46), Erfolg (V. 47, V. 48) und letzter Grund des durch den Heiland verlangten Glaubens. Die Klage des Prologs [Joh 1,11] wird in diesem Epilog wieder aufgenommen. Zuerst spricht der Evangelist von den gänzlich Ungläubigen, dann von denen, welche aus Menschenfurcht ihren Glauben nicht zu bekennen wagen. Johannes Joh 51 12 38 Ut sermo Isaiæ prophetæ impleretur, quem dixit: Domine, quis credidit auditui nostro? et brachium Domini cui revelatum est? damit das Wort des Propheten Isaias erfüllt würde,⁷⁰ das er gesprochen: Herr! wer glaubte unserer Verkündigung? und der Arm des Herrn,⁷¹ wem ist er kund geworden? [Jes 53,1] Johannes Joh 51 12 38 70 Durch den Mund der Propheten hat Gott gesprochen. Die Worte werden nach der Septuag. angeführt. Ihrem historischen Sinne nach gehen sie auf den Unglauben der Juden gegen die Tätigkeit des Isaias, ihrem vollen Sinne nach sind sie eine Voraussagung des Unglaubens der Juden gegen die Tätigkeit des Messias. Was der Prophet vorausgesagt, muss eintreffen. Gott hat den Unglauben der Juden als freie Tat voraus gesehen und durch seinen Propheten vorausverkündet. Ist nun Gottes Voraussage unfehlbar, so musste sie sich in der Zeit erfüllen, ohne dass darum der Unglauben der Juden aufhört, ein freiwilliger zu sein. Wie Tatsachen, an die du dich erinnerst, allerdings geschehen sein müssen, (sonst könntest du dich nicht erinnern), aber dein Erinnern nicht die Ursache ist, weshalb sie geschehen, so bewirkt Gottes Voraussicht nicht, dass zukünftige Dinge unter dem Zwange der Notwendigkeit stehen (Aug.). Johannes Joh 51 12 38 71 Wer erkennt die Macht Gottes, wer erkennt sie aus den vom Heilande gewirkten Wundern? Johannes Joh 51 12 39 Propterea non poterant credere, quia iterum dixit Isaias: Darum konnten sie nicht glauben;⁷² denn Isaias hat abermal gesagt:⁷³ Johannes Joh 51 12 39 72 Darum: aus dem V. 37 genannten Grunde: Weil sie nach so vielen Beweisen für die göttliche Sendung des Herrn ihr Geistesauge der besseren Einsicht verschlossen, entstand in ihrer Seele eine gewisse Unmöglichkeit zu glauben, weil Verfinsterung des Verstandes und Widerwille gegen die Wahrheit eintrat. Nach dem Grundtexte ist es der Prophet, der auf Befehl Gottes die Verhärtung bewirkt; hier, wo der Befehl als erfüllt nachgewiesen werden soll, ist es Gott. Johannes Joh 51 12 39 73 Das Zitat ist nach dem hebräischen Texte und der Septuag. angeführt. Es folgt die genauere Begründung, warum sie nicht glauben konnten. Johannes Joh 51 12 4 Dixit ergo unus ex discipulis ejus, Judas Iscariotes, qui erat eum traditurus: Da sagte einer von seinen Jüngern, Judas Iskariot,⁹ der ihn darnach verraten sollte:¹⁰ Johannes Joh 51 12 4 9 Welch Gegensatz zur Liebe Maria's liegt in seiner scheelsüchtigen Bemerkung! Johannes Joh 51 12 4 10 Im Herzen war der traurige Entschluss vielleicht bereits gereift. Johannes charakterisiert die Apostel stets genau. Zudem ist es die Absicht des Evangelisten, die übrigen Apostel vor dem Verdachte zu bewahren, als ob sie mit Judas übereinstimmten. Murrten sie, so hatte ihr Murren einen anderen Beweggrund. Johannes Joh 51 12 40 Excæcavit oculos eorum, et induravit cor eorum: ut non videant oculis, et non intelligant corde, et convertantur, et sanem eos. Er⁷⁴ hat ihre Augen verblendet, und ihr Herz verstockt, dass sie mit den Augen nicht sehen, und mit dem Herzen nicht verstehen, und sie sich bekehren, und ich sie heile. [Jes 6,9.10] Johannes Joh 51 12 40 74 Es ist allerdings zunächst nur Zulassung Gottes, dass sie verblendet werden usw., aber doch nicht bloße Zulassung, denn wenn Gott ihnen wegen ihrer Widerspenstigkeit mehr und mehr die Gnaden entzieht, so hat diese Handlung ihre Verstocktheit zur Folge. Johannes Joh 51 12 41 Hæc dixit Isaias, quando vidit gloriam ejus, et locutus est de eo. Dies sagte Isaias, da er seine Herrlichkeit⁷⁵ sah,⁷⁶ und von ihm redete. Johannes Joh 51 12 41 75 Des Heilandes, in der Herrlichkeit des Vaters (Orig., Chrys.). Johannes Joh 51 12 41 76 Der Prophet hat die göttliche Macht und Natur des Messias, welche sich den Juden in der Lehre und den Wundern des Herrn offenbart, vorausgeschaut. [Joh 6,1ff] Da er die Herrlichkeit des Herrn voraussah und von ihm prophetisch sprach, darum hat er auch dies gesagt, dass die Juden für seine Lehre kein Gehör, für seine Werke kein Verständnis haben und infolge dessen in völlige Blindheit verfallen würden. Johannes Joh 51 12 42 Verumtamen et ex principibus multi crediderunt in eum: sed propter Pharisæos non confitebantur, ut e synagoga non ejicerentur. Doch glaubten auch viele von den Vorstehern an ihn; aber der Pharisäer wegen bekannten sie es nicht, damit sie nicht aus der Gemeinschaft gestoßen würden. Johannes Joh 51 12 43 Dilexerunt enim gloriam hominum magis, quam gloriam Dei. Denn sie liebten die Ehre bei den Menschen mehr als die Ehre bei Gott. Johannes Joh 51 12 44 Jesus autem clamavit, et dixit: Qui credit in me, non credit in me, sed in eum, qui misit me. Jesus aber rief laut und sprach:⁷⁷ Wer an mich glaubt, der glaubt nicht an mich,⁷⁸ sondern an den, der mich gesandt hat. Johannes Joh 51 12 44 77 Der Evangelist stellt hier den Hauptinhalt der Reden des Herrn zusammen, die seine Person und die Notwendigkeit des Glaubens an ihn betreffen und in die letzten drei Tage fallen. Das Wort: Jesus rief laut soll den Nachdruck hervorheben, mit dem der Herr die folgenden Aussprüche vor allem Volke verkündete, so die Wichtigkeit derselben fühlbar machen und die Entschuldigung der Unkenntnis abschneiden. Johannes Joh 51 12 44 78 Hebraismus: Nicht sowohl an mich als an den, der mich gesandt, da der Heiland lehrt als von Gott gesendet. Es liegt der schon öfter ausgesprochene Gedanke zugrunde: Ihr braucht nicht zu glauben, wenn ich allein von mir rede und wenn ich mich nicht auf das Zeugnis des Vaters berufen kann. Johannes Joh 51 12 45 Et qui videt me, videt eum, qui misit me. Und wer mich sieht, der sieht den, der mich gesandt hat.⁷⁹ Johannes Joh 51 12 45 79 Wer mich sieht und gläubig erkennt, sieht in mir das Abbild des Vaters. Johannes Joh 51 12 46 Ego lux in mundum veni: ut omnis, qui credit in me, in tenebris non maneat. Ich bin als das Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe.⁸⁰ [Joh 1,5ff, Joh 8,12, Joh 12,35.36] Johannes Joh 51 12 46 80 Nur Jesus ist das Licht der Welt. Da er aber gekommen ist zu erleuchten, so kann jeder erleuchtet werden. Wer dies Licht nicht aufnimmt, hat sich selbst die Folgen zuzuschreiben. Johannes Joh 51 12 47 Et si quis audierit verba mea, et non custodierit: ego non judico eum: non enim veni ut judicem mundum, sed ut salvificem mundum. Und wenn jemand meine Worte hört, und nicht bewahrt, ich richte ihn nicht; denn ich bin nicht gekommen, die Welt zu richten,⁸¹ sondern die Welt selig zu machen. Johannes Joh 51 12 47 81 Zu verurteilen. Johannes Joh 51 12 48 Qui spernit me, et non accipit verba mea: habet qui judicet eum: sermo, quem locutus sum, ille judicabit eum in novissimo die. Wer mich verachtet und meine Worte nicht annimmt, der hat einen, welcher ihn richtet.⁸² Das Wort, das ich geredet habe, das wird ihn richten am jüngsten Tage. [Joh 3,18] Johannes Joh 51 12 48 82 Am jüngsten Tage wird das Wort, die Lehre Jesu, als vollkommen wahr und göttlich vor den Ungläubigen mit furchtbarer Klarheit dastehen und also erkannt werden. Ich hätte es annehmen sollen und habe es nicht angenommen, also bin ich verdammungswürdig. Johannes Joh 51 12 49 Quia ego ex me ipso non sum locutus, sed qui misit me Pater, ipse mihi mandatum dedit quid dicam, et quid loquar. Denn ich habe nicht von mir selbst geredet, sondern der mich gesandt hat, der Vater, er hat mir⁸³ das Gebot gegeben, was ich sagen, und was ich reden soll. Johannes Joh 51 12 49 83 Ein Gebot kann Christus nur nach seiner menschlichen Natur empfangen. Mir drückt allerdings die Person aus, und so kann man sagen: Der Sohn Gottes hat dieses Wort empfangen, aber in seiner menschlichen Natur. Johannes Joh 51 12 5 Quare hoc unguentum non veniit trecentis denariis, et datum est egenis? Warum hat man diese Salbe nicht um dreihundert Denare verkauft, und den Armen gegeben?¹¹ [Mk 14,5] Johannes Joh 51 12 5 11 Judas hat kein Verständnis für die Liebestat Maria's. Leider hat er viele Nachfolger gefunden, welche nicht wissen oder sich den Anschein geben nicht zu wissen, dass gerade jene, welche viel für die Ehre Gottes ausgeben (z. B. für Kirchen), auch für die Armen große Opfer bringen. Johannes Joh 51 12 50 Et scio quia mandatum ejus vita æterna est. Quæ ergo ego loquor, sicut dixit mihi Pater, sic loquor. Und ich weiß, dass sein Gebot das ewige Leben ist.⁸⁴ Was ich also rede, rede ich so, wie es mir der Vater gesagt hat.⁸⁵ Johannes Joh 51 12 50 84 Deswegen hat mir der Vater geboten, so zu reden, damit die Menschen zum ewigen Leben geführt werden und darum bin ich so eifrig bestrebt sein Wort zu verkünden. Johannes Joh 51 12 50 85 Die von Gott aufgetragenen Reden müsst ihr annehmen, sonst steht ihr gegen Gott selbst. Johannes Joh 51 12 6 Dixit autem hoc, non quia de egenis pertinebat ad eum, sed quia fur erat, et loculos habens, ea, quæ mittebantur, portabat. Das sagte er aber nicht, weil er sich um die Armen kümmerte, sondern weil er ein Dieb war, und den Beutel hatte, und das trug,¹² was hineingelegt wurde.¹³ Johannes Joh 51 12 6 12 Wie hätte Judas sich um die abwesenden Dürftigen sehr kümmern können, da er von dem Anblicke des gegenwärtigen Heilandes und Maria's ungerührt blieb. Wenn Jesus trotz seines Vorherwissens ihm die Kasse anvertraute und trotz des Missbrauches nicht abnahm, so wollte er wohl durch seine Nachgiebigkeit ihn vor Schwererem bewahren (Orig., Chrys.). Johannes Joh 51 12 6 13 Judas hatte die Gaben der Freunde und Anhänger Jesu in Verwahrung, denn der Heiland, der Tausende wunderbar speiste, wollte mit seinen Aposteln von Almosen der Liebe leben. Johannes Joh 51 12 7 Dixit ergo Jesus: Sinite illam ut in diem sepulturæ meæ servet illud. Da sprach Jesus: Lasset sie,¹⁴ damit sie es für den Tag meines Begräbnisses bewahre.¹⁵ Johannes Joh 51 12 7 14 Viele griechische Handschriften haben: Lass sie, so dass der Heiland sich an Judas wendet. Johannes Joh 51 12 7 15 Eigentlich: Beobachte. Der Sinn ist: Lasset sie gewähren, denn sie beobachtet das Geziemende, nämlich mich am Begräbnistage zu salben, schon heute. (Der Leib des Herrn wurde nach seinem Tode wegen der vorgerückten Zeit wirklich nicht gesalbt. Vergl. [Lk 23,56, Lk 24,1ff]). Johannes Joh 51 12 8 Pauperes enim semper habetis vobiscum: me autem non semper habetis. Denn die Armen habt ihr allezeit bei euch, mich aber habt ihr nicht allezeit.¹⁶ Johannes Joh 51 12 8 16 Die Gelegenheit, den Armen Gutes zu tun, werdet ihr immer haben, nicht aber die Möglichkeit, mich auf solche Weise zu ehren. Johannes Joh 51 12 9 Cognovit ergo turba multa ex Judæis quia illic est: et venerunt, non propter Jesum, tantum, sed ut Lazarum viderent, quem suscitavit a mortuis. Da nun eine große Menge Juden erfuhr,¹⁷ dass er da sei, kamen sie nicht um Jesu willen allein, sondern auch um Lazarus zu sehen, den er von den Toten auferweckt hatte. Johannes Joh 51 12 9 17 Der Artikel im Griech. scheint auf die große Menge der in Jerusalem befindlichen Juden hinzuweisen, im Gegensatze zu den in Bethania weilenden. Johannes Joh 51 0 1 II. Offenbarung der Herrlichkeit des sterbenden Erlösers (13 21). 1. Offenbarung der Herrlichkeit Jesu bei dem letzten Abendmahle durch den Glauben der Jünger (13 17). 1. Einleitung: Die Fußwaschung (V. 17), der Fortgang des Verräters (V. 32), Voraussagung des Todes, Mahnung zur Liebe, Vorherverkündigung der dreifachen Verleugnung des heil. Petrus. Johannes Joh 51 13 1 Ante diem festum Paschæ, sciens Jesus quia venit hora ejus ut transeat ex hoc mundo ad Patrem: cum dilexisset suos, qui erant in mundo, in finem dilexit eos. Johannes Joh 51 13 10 Dicit ei Jesus: Qui lotus est, non indiget nisi ut pedes lavet, sed est mundus totus. Et vos mundi estis, sed non omnes. Jesus sprach zu ihm: Wer gewaschen ist, bedarf nicht mehr, als dass er sich die Füße wasche, sondern er ist ganz rein.¹⁸ Auch ihr seid rein, aber nicht alle.¹⁹ Johannes Joh 51 13 10 18 Physisch und gesetzlich. Er hat also, wenn er in ein Haus kommt, nur nötig, die ungeschützten Füße zu waschen. Johannes Joh 51 13 10 19 Der Heiland geht von der leiblichen Reinheit auf die geistige über. Die Apostel sind durch die Lehre und Gnade des Herrn geistig, innerlich rein. Immerhin hafteten ihren menschlichen Gefühlen und Bestrebungen (Füße) jene kleinen Fehler an, von denen sich der Mensch in seinem Erdenwandel nicht ganz frei zu halten vermag. Wie also physisch und levitisch Reine nur der Fußwaschung bedürfen, so die schon mit der heiligmachenden Gnade ausgestatteten Apostel nur einer Reinigung von kleinen Gebrechen (durch die Akte der Demut, Liebe, Reue usw.). Nicht alle: Judas hat die heiligmachende Gnade verloren. Welch liebreiche Mahnung an ihn, sie wieder zu gewinnen! Johannes Joh 51 13 11 Sciebat enim quisnam esset qui traderet eum: propterea dixit: Non estis mundi omnes. Er wusste nämlich, wer der sei, der ihn verraten würde; darum sagte er: Ihr seid nicht alle rein. Johannes Joh 51 13 12 Postquam ergo lavit pedes eorum, et accepit vestimenta sua: cum recubuisset iterum, dixit eis: Scitis quid fecerim vobis? Nachdem er nun ihre Füße gewaschen, und seine Oberkleider angelegt hatte, setzte er sich wieder zu Tische, und sprach zu ihnen: Wisset ihr, was ich euch getan habe?²⁰ Johannes Joh 51 13 12 20 Was meine Tat bedeutet und warum ich sie verrichtet habe? Johannes Joh 51 13 13 Vos vocatis me Magister, et Domine: et bene dicitis: sum etenim. Ihr nennet mich Meister und Herr, und mit Recht sagt ihr es; denn ich bin es.²¹ Johannes Joh 51 13 13 21 Meiner Stelle und Würde mir voll bewusst, habe ich dies getan. Johannes Joh 51 13 14 Si ergo ego lavi pedes vestros, Dominus, et Magister: et vos debetis alter alterius lavare pedes. Wenn nun ich euch die Füße gewaschen habe, euer Herr und Meister, so müsset auch ihr, einer dem andern, die Füße waschen.²² Johannes Joh 51 13 14 22 Es ist höchst geziemend, dass die Untergebenen sich wechselseitig leiten, was der Höhere dem Untergebenen gewährt. Johannes Joh 51 13 15 Exemplum enim dedi vobis, ut quemadmodum ego feci vobis, ita et vos faciatis. Denn ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so tuet, wie ich euch getan habe.²³ Johannes Joh 51 13 15 23 Die Einzelhandlung des Fußwaschens hat in der kirchlichen Feier des Gründonnerstages als Auftrag seine rituelle Vergegenwärtigung behalten. Betreffs der sonstigen Nachahmung ist das Wort wie zu beachten: der Heiland befiehlt den Jüngern in erster Linie nicht die Vornahme der gleichen Handlung, sondern die Übung der durch dieselbe gelehrten Tugend der Demut und Nächstenliebe. Johannes Joh 51 13 16 Amen, amen, dico vobis: Non est servus major domino suo: neque apostolus major est eo, qui misit illum. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ein Diener ist nicht größer als sein Herr, und ein Gesandter nicht größer als der, welcher ihn gesandt hat! [Mt 10,24, Lk 6,40, Joh 15,20] Johannes Joh 51 13 17 Si hæc scitis, beati eritis si feceritis ea. Wenn ihr dieses wisset, selig seid ihr, wenn ihr es tut!²⁴ Johannes Joh 51 13 17 24 Ihr wisset es nun, aber selig in diesem und im anderen Leben seid ihr erst dann, wenn ihr es auch ausübet. Diese Mahnung ist nur scheinbar selbstverständlich, denn leicht ist es zwar die Demut zu kennen, aber oft sehr schwer, sie zu üben. Johannes Joh 51 13 18 Non de omnibus vobis dico: ego scio quos elegerim: sed ut adimpleatur Scriptura: Qui manducat mecum panem, levabit contra me calcaneum suum. Nicht von euch allen²⁵ rede ich. Ich weiß,²⁶ welche ich erwählet habe;²⁷ aber damit die Schrift erfüllet werde:²⁸ Der mit mir das Brot isst, wird wider mich seine Ferse erheben.²⁹ [Ps 40,10] Johannes Joh 51 13 18 25 Jesus offenbart seine Kenntnis des Verrates, um den Verräter zu warnen und die anderen vor Ärgernis zu bewahren. Johannes Joh 51 13 18 26 Judas fehlt die Liebe: Aber noch mehr, er geht in seiner Anmaßung so weit, seinen Meister wie einen verächtlichen Sklaven zu verkaufen. Johannes Joh 51 13 18 27 Nicht nur zur zeitweiligen Nachfolge, sondern zum Ausharren. Dass Judas nicht ausharrte, war allerdings seine Schuld, aber da sein Verhalten von Ewigkeit her vorhergesehen war, hat er nie zu den Auserwählten gehört. Johannes Joh 51 13 18 28 Nichtsdestoweniger habe ich ihn so lange unter meinen Vertrauten geduldet, damit die Schrift erfüllt werde. Johannes Joh 51 13 18 29 Im Psalme ist zunächst von Achitophel die Rede, welcher bereits Verräter ward. Wie David ein Vorbild des Messias, so ist Achitophel das Vorbild des Judas. Griech.: hat erhoben. Judas hat schon Vorkehrungen für den Verrat getroffen. Das Bild ist vom Pferde entlehnt und fand seine Erfüllung, als Judas mittels des Friedenskusses den Heiland den Händen der Schergen überlieferte. Johannes Joh 51 13 19 Amodo dico vobis, priusquam fiat: ut cum factum fuerit, credatis, quia ego sum. Schon jetzt sage ich es euch, ehe es geschieht, damit ihr, wenn es geschehen ist, glaubet, dass ich es bin.³⁰ Johannes Joh 51 13 19 30 Dass ich jener von David Vorgebildete bin, der dem Verrate zum Opfer fällt. Wenn Jesus den Verrat bestimmt voraussagt, mussten die Jünger nach dem Eintreffen einsehen: Der Herr unterliegt dem Verrate nicht aus Schwäche sondern aus freiem Willen, denn er hat alles vorausgewusst und hätte also leicht Vorsorge treffen können. Er ist und bleibt also der Messias. Johannes Joh 51 13 2 Et cna facta, cum diabolus jam misisset in cor ut traderet eum Judas Simonis Iscariotæ: Und als das Abendmahl gehalten ward, da der Teufel dem Judas Iskariot, dem Sohne Simons, schon in's Herz gegeben hatte, ihn zu verraten,⁷ Johannes Joh 51 13 2 7 Griech.: des Judas. Der Teufel knüpfte an die in Judas herrschende Leidenschaft, die Habsucht, an und bewegte ihn heftig, dieselbe durch elenden Verrat zu befriedigen. Johannes Joh 51 13 20 Amen, amen dico vobis: Qui accipit si quem misero, me accipit: qui autem me accipit, accipit eum, qui me misit. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch:³¹ Wer jemanden aufnimmt, den ich senden werde, der nimmt mich auf; wer aber mich aufnimmt, der nimmt den auf, der mich gesandt hat! Johannes Joh 51 13 20 31 Nach der kleinen Abschweifung bezüglich des Verrates kehrt der Herr zu dem früheren Gegenstande seiner Rede: Gegenseitige demütige Liebesweise zurück: Wer euch die Füße wäscht, oder allgemeiner: Wer euch Liebe und Gastfreundschaft erweist. Johannes Joh 51 13 21 Cum hæc dixisset Jesus, turbatus est spiritu: et protestatus est, et dixit: Amen, amen dico vobis: Quia unus ex vobis tradet me. Als Jesus dieses gesagt hatte,³² wurde er im Geiste bewegt, und bezeugte und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Einer von euch wird mich verraten!³³ Johannes Joh 51 13 21 32 Zwischen V. 20 und 21 setzen manche Erklärer die Einsetzung der hl. Eucharistie wegen [Lk 22,21]. In der Tat meinen Hier., Cyrill v. Jerus., August., Cyr. v. Alex., Chrysost., Leo u. a., dass Judas das heiligste Abendmahl empfing. Wenngleich es nun wahr ist, dass Lukas mehr als Matthäus die Reihenfolge der Tatsachen in seiner Erzählung zur Richtschnur nimmt, so dürfte er doch in einem Einzelumstande leichter die Ordnung vertauschen als ein Augenzeuge, wie Matthäus war. Nach dem vorliegenden Evangelium ging Judas fort, sobald er sich entdeckt sah. [Joh 13,30] Die Ansicht, dass Judas den heiligen Leib des Herrn nicht empfangen habe, halten u. a. Hilar. Rupert, Aphraatis, die Apostol. Konstitutionen, Innocenz III und die meisten neueren Ausleger. Vergl. auch [Mt 26,Anm.53] Johannes Joh 51 13 21 33 Der Gedanke an den bevorstehenden Verrat, auf welchen der Heiland bereits zweimal hingewiesen (V. 11, V. 18), erschüttert sein Inneres mächtig. Jetzt erklärt Jesus bestimmt, dass der Verräter dem Apostelkreise angehört. Der Evangelist sagt: Jesus bezeugte und sprach, um hervorzuheben, dass der Herr diese Worte mit Feierlichkeit vor allen sprach. Nicht nur das doppelte Wahrlich, auch Haltung und Stimme des Herrn trugen wohl zu der Feierlichkeit bei. Johannes Joh 51 13 22 Aspiciebant ergo ad invicem discipuli, hæsitantes de quo diceret. Da sahen die Jünger einander an, und waren ungewiss, von wem er redete.³⁴ Johannes Joh 51 13 22 34 Die Jünger sind von Schreck ergriffen. Waren sie sich auch nichts Bösen bewusst, so mussten sie doch das Wort ihres Meisters höher stellen als ihre eigene Meinung. Vergl. [Mt 25,22]. Wir sind stets allzu geneigt, die Sünde im eigenen Herzen nicht zu erkennen, wie der Kranke seinen Zustand nicht kennt (Basil.). Der hl. Matthäus hebt mehr die Unsicherheit über die eigene Beharrlichkeit hervor, der hl. Johannes die Ungewissheit, wer von ihnen wohl dieser Tat fähig wäre. Der Heiland hat also so lange die zarteste Schonung gegen Judas geübt, da keiner auf diesen verfiel. Johannes Joh 51 13 23 Erat ergo recumbens unus ex discipulis ejus in sinu Jesu, quem diligebat Jesus. Einer aber von seinen Jüngern³⁵ lag zu Tische an der Brust Jesu,³⁶ der, welchen Jesus liebte. Johannes Joh 51 13 23 35 Der heil. Johannes bezeichnet sich bei der Erinnerung an diesen feierlichen Augenblick hier zum ersten Male als den Jünger, den der Herr lieb hatte. [Joh 18,15, Joh 19,26.35, Joh 20,2]. Johannes Joh 51 13 23 36 Dies deutet eine besondere Bevorzugung an. Man lag bei Tische mit dem linken Ellenbogen auf das Polster gestützt und die Füße rückwärts gestreckt, so dass der rechts Liegende dem Links Liegenden den Kopf gegen die Brust hielt. Johannes lag also rechts. Der Platz auf der linken Seite war der Ehrenplatz, den Platz rechts nahmen vertraute Freunde ein; hier wahrscheinlich Petrus. Der hl. Petrus winkt dem hl. Johannes zu, weil er wegen seines Platzes bei Tische den Herrn nicht selbst fragen kann. Die Frage ist wohl auch im Namen der übrigen Anwesenden durch deren Haupt gestellt (Cyr. v. Alex.), und zwar nicht aus Neugier, sondern um den Herrn, wenn möglich, zu beschützen vergl. [Lk 22,38] und um die durch angstvolle Blicke sich gegenseitig und mittelbar den Heiland fragenden Jünger (V. 22) vergl. [Mt 26,22] zu beruhigen. Gewiss aus dem letzten Grunde beantwortet der Heiland leise die Frage des hl. Johannes. Johannes Joh 51 13 24 Innuit ergo huic Simon Petrus, et dixit ei: Quis est, de quo dicit? Diesem nun winkte Simon Petrus zu, und sprach zu ihm: Wer ist es, von dem er redet?³⁷ Johannes Joh 51 13 24 37 Der Herr antwortet leise, und wählte zur Bezeichnung des Verräters eine Handlung, die nichts Auffallendes hatte, umso mehr, als auch jeder einzelne die gleiche Handlung für sich vornehmen konnte. [Mt 26,23] Johannes Joh 51 13 25 Itaque cum recubuisset ille supra pectus Jesu, dicit ei: Domine quis est? Da lehnte sich dieser an die Brust Jesu, und sprach zu ihm: Herr! wer ist es? Johannes Joh 51 13 26 Respondit Jesus: Ille est, cui ego intinctum panem porrexero. Et cum intinxisset panem, dedit Judæ Simonis Iscariotæ. Jesus antwortete: Der ist es, dem ich das Brot, welches ich eintauche, reichen werde.³⁸ Und er tauchte das Brot ein, und gab es dem Judas Iskariot, dem Sohne Simons. Johannes Joh 51 13 26 38 Es war vielleicht eben die Reihe an Judas gekommen, dass ihm Jesus als Hausvater ein Stück Brot in die Paschamahlsbrühe eingetaucht zu reichen hatte. Vergl. V. 18: Der mit mir das Brot isst usw. Viele Väter verstehen unter dem Brot das hl. Abendmahl, indes ist es doch nicht wahrscheinlich, dass der Herr dieses eintauchte. Johannes Joh 51 13 27 Et post buccellam, introivit in eum satanas. Et dixit ei Jesus: Quod facis, fac citius. Und nach dem Bissen fuhr der Satan in ihn.³⁹ Und Jesus sprach zu ihm: Was du tun willst, das tue bald!⁴⁰ Johannes Joh 51 13 27 39 In V. 2 wird gesagt, dass Satan dem Judas den Gedanken des Verrates eingab, hier gibt Judas seinen Willen demselben ebenso gänzlich hin und darum wird gesagt: Der Satan sei eingetreten in ihn. Dies wird freilich auch [Lk 22,3] gesagt, aber dort ist ein früherer Zeitpunkt und kann dies Wort deshalb an jener Stelle nur von einer heftigen Versuchung verstanden sein, der Judas zuzustimmen geneigt war, sonst würde hier nichts Neues gesagt. An dieser Stelle wird also ausgedrückt: Die Ausführung des Verrates war jetzt beschlossene Sache (Thom.). Zur teuflischen Bosheit gesellt sich dann noch die heuchlerische Frechheit, da er nach [Mt 26,25] noch mit der Frage vor den Heiland hintritt: Ich bin es doch nicht, Meister? Johannes Joh 51 13 27 40 An die Antwort: Du sagst es, schließen sich wohl die von dem hl. Johannes erwähnten Worte: Was du tun willst, das tue bald. Dem zum Verrate schon entschlossenen Judas konnte der Herr diese Worte sagen, denn sie bedeuten nur: Wenn du schon durchaus das Böse vollbringen willst, ist es aus verschiedenen Gründen besser, wenn du es bald tust. Auch konnte Jesus nach dem Fortgange des Verräters ungestört zu seinen Treuen reden. Johannes Joh 51 13 28 Hoc autem nemo scivit discumbentium ad quid dixerit ei. Es verstand aber keiner von denen, welche zu Tische waren, warum er ihm dieses sagte.⁴¹ Johannes Joh 51 13 28 41 Obgleich wenigstens Johannes und Petrus jetzt wussten, dass Judas der Verräter sei (V. 26), konnten sie doch nur schwer darauf kommen, dass der unbestimmte Ausdruck: Was du tun willst, tue bald! sich auf die Ausführung des Verrates beziehe. Johannes Joh 51 13 29 Quidam enim putabant, quia loculos habebat Judas, quod dixisset ei Jesus: Eme ea, quæ opus sunt nobis ad diem festum: aut egenis ut aliquid daret. Denn einige meinten, weil Judas den Beutel hatte, habe Jesus ihm gesagt: Kaufe, was wir auf das Fest brauchen; oder er sollte den Armen etwas geben.⁴² Johannes Joh 51 13 29 42 Dies spricht wiederum dafür, dass der eigentliche Festtag anderenfalls schon begonnen und es wären nur die dringendsten Einkäufe (für den Lebensunterhalt) erlaubt gewesen. Eine solche Dringlichkeit aber lag sicher nicht vor, da der Heiland mit seinen Jüngern bereits beim Mahle saß. Auch die Vermutung einer Armenspende lag nahe, da auch die Armen das Paschalamm essen mussten. Wir sehen aus dieser Stelle auch, dass der Heiland gewohnt war, aus seiner Armut den Armen zu spenden. Johannes Joh 51 13 3 Sciens quia omnia dedit ei Pater in manus, et quia a Deo exivit, et ad Deum vadit: stand er, ob er gleich wusste, dass der Vater ihm alles in die Hände gegeben habe, und dass er von Gott ausgegangen sei, und zu Gott zurückkehre,⁸ Johannes Joh 51 13 3 8 Ungeachtet seiner Machtfülle und seiner Würde als eines von Gott Ausgegangenen und zu ihm Zurückkehrenden. Das letztere deutet an, dass er bald auch als Mensch zur höchsten Herrlichkeit gelangen werde, nämlich nach der Himmelfahrt. Johannes Joh 51 13 30 Cum ergo accepisset ille buccellam, exivit continuo. Erat autem nox. Als er nun den Bissen genommen hatte, ging er sogleich hinaus.⁴³ Es war aber Nacht.⁴⁴ Johannes Joh 51 13 30 43 Er sah sich von dem Meister entdeckt und fürchtete auch vor den Aposteln als Verräter bezeichnet zu werden. Das Bewusstsein, entdeckt zu sein, bewog sein böses Herz nicht zur Reue, sondern trieb ihn zu Trotz und Verhärtung. Johannes Joh 51 13 30 44 Diese Worte haben etwas in ihrer Kürze Ergreifendes und Erschütterndes. Auch in Judas Herzen ist es jetzt ganz Nacht geworden. Hat Judas das hl. Abendmahl mitgefeiert, so ist die Einsetzung desselben wohl vor V. 21 zu setzen und das Brot V. 26 von einem nachträglich gereichten Bissen zu verstehen. Johannes berichtet die Einsetzung der hl. Eucharistie nicht, weil diese seinen Lesern aus den anderen drei Evangelien, der mündlichen Überlieferung und der Feier der hl. Geheimnisse hinreichend bekannt war. Die Sorge vor Entweihung, Verrat, Missverständnis, welche im zweiten Jahrhunderte und später die höchsten Geheimnisse des Christentums vor Nichtchristen auszusprechen verbot, war es vielleicht auch, welche schon bei Abfassung dieses am spätesten geschriebenen Evangeliums einer neuen Berichterstattung über das hl. Opfer und Sakrament des N. B. entgegenwirkte. Dafür hatte aber der Evangelist mit der großen eucharistischen Rede des Herrn (Kap. 6) den Gläubigen die geheimnisvolle Tiefe des ihnen in Lehre und Leben längst gegenwärtigen Geheimnisses geboten. Johannes Joh 51 13 31 Cum ergo exisset, dixit Jesus: Nunc clarificatus est Filius hominis: et Deus clarificatus est in eo. Nachdem er nun hinausgegangen war, sprach Jesus: Jetzt ist der Menschensohn verherrlicht,⁴⁵ und Gott ist verherrlicht in ihm!⁴⁶ Johannes Joh 51 13 31 45 Die Verherrlichung besteht im Leiden des Herrn, das mit dem Verrate beginnt und dem Kreuze endet (Orig., Chrys.), aber zur Herrlichkeit führt. Johannes Joh 51 13 31 46 Durch Christi Tod und seinen beseligenden Folgen wird ja Gottes Gerechtigkeit und unendliche Liebe offenbar. Auch wird Gott durch den Gehorsam des Eingeborenen auf's höchste verherrlicht. Johannes Joh 51 13 32 Si Deus clarificatus est in eo, et Deus clarificabit eum in semetipso: et continuo clarificabit eum. Wenn Gott in ihm verherrlicht ist, so wird Gott ihn auch in sich selbst verherrlichen, ja alsbald wird er ihn verherrlichen.⁴⁷ Johannes Joh 51 13 32 47 Weil Gott durch den Menschensohn verherrlicht wird, wird er seinerseits diesen verherrlichen und zwar in ihm selbst (so nach der besseren griech. Leseart), d. i. in seiner Gottheit, indem er die göttliche Natur des Sohnes offenbart. Ein schöner Gegensatz: Der Sohn Gottes verbirgt seine Gottheit, um den Vater zu verherrlichen, der Vater offenbart die Gottheit des menschgewordenen Sohnes, indem er zeigt, dass der Menschensohn wahrer Gott ist. Johannes Joh 51 13 33 Filioli, adhuc modicum vobiscum sum. Quæretis me: et sicut dixi Judæis: Quo ego vado, vos non potestis venire: et vobis dico modo. Kindlein!⁴⁸ Noch eine kurze Zeit⁴⁹ bin ich bei euch. Ihr werdet mich suchen; aber wie ich den Juden gesagt habe:⁵⁰ Wo ich hingehe, dahin könnet ihr nicht kommen; so sage ich jetzt auch euch. [Joh 7,34] Johannes Joh 51 13 33 48 Dieser Ausdruck findet sich nur an dieser Stelle und [Mk 10,24]. Der Heiland will durch die liebevolle Anrede die Kundgebung der schmerzlichen Nachricht der Trennung einleiten, auch sollte in der schweren Zukunft die Erinnerung an diese Ansprache sie stärken und trösten. Johannes Joh 51 13 33 49 Bis zur Gefangennehmung. Johannes Joh 51 13 33 50 Vergl. [Joh 7,34, Joh 8,21.24]. Zu den Juden hatte der Heiland diese Worte in einem anderen Sinne und in anderer Absicht gesprochen. Dort erklärte der Heiland unbeschränkt, dass die Juden nicht zu ihm in den Himmel kommen würden. Hier sagt der Heiland dasselbe, nur von der Jetztzeit. Dort sprach der Herr diese Worte, um zu strafen, hier um zu rühren und die Gemüter der Jünger für das folgende Gebot empfänglicher zu machen. Der Herr sagt den Jüngern dies jetzt, weil er von ihnen geht. Johannes Joh 51 13 34 Mandatum novum do vobis: Ut diligatis invicem, sicut dilexi vos, ut et vos diligatis invicem. Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr einander liebet, wie ich euch geliebet habe, so sollt auch ihr einander lieben.⁵¹ [Mt 22,39, Joh 15,12] Johannes Joh 51 13 34 51 Wie ein scheidender Vater seinen Kindern gibt der Heiland das neue Gebot. Wohl heißt es [Lev 19,18]: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst, und wohl hat der Heiland das Gebot der Nächstenliebe nächst dem Gebote der Gottesliebe das Höchste genannt [Mt 22,37]; aber neu war das Vorbild und damit der Beweggrund und das Maß der Liebe. Zudem war das Gebot der Nächstenliebe im A. T. besonders den Volksgenossen gegenüber geboten, und war ein Mittel der nationalen und religiösen Einheit, die selbst wieder nur Vorbild und Vorbereitung auf eine höhere Einheit war. Von jetzt ab aber, nachdem der eingeborene Sohn Gottes sich für alle Menschen hingegeben [Joh 15,13] und die Offenbarung der höchsten Liebe am Kreuze gegeben, sich selbst und seine Gnaden auch ferner uns in Opfer und Sakrament spendend, ist die Liebe nach seinem Vorbilde, der Inhalt und das höchste Ziel des N. B. geworden, und zwar die selbstlose Liebe. Christus hat die Menschen geliebt ohne ihr Verdienst, ja trotz ihrer Missverdienste, während im A. B. dieser Gedanke sich nur unvollkommen findet. Wie in der Bergpredigt stellt hier Christus den Geboten, welche den Alten zu Teil geworden, seine neuen, höheren Gebote gegenüber, nachdem er dem A. B. einen neuen Bund in seinem Blute entgegengestellt und einen ewig gültigen Erweis seiner sich selbst entäußernden Liebe gegeben. Johannes Joh 51 13 35 In hoc cognoscent omnes quia discipuli mei estis, si dilectionem habueritis ad invicem. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe habet zueinander.⁵² Johannes Joh 51 13 35 52 Diese Worte enthalten einen Befehl und sind eine Voraussage. Der ganze erste Brief des hl. Johannes ist gleichsam ein Kommentar zu demselben. Dass sie zu allen Zeiten in Erfüllung gingen, bezeugt die Kirchengeschichte. Johannes Joh 51 13 36 Dicit ei Simon Petrus: Domine, quo vadis? Respondit Jesus: Quo ego vado, non potes me modo sequi: sequeris autem postea. Simon Petrus sprach zu ihm: Herr! wohin gehst du?⁵³ Jesus antwortete: Wohin ich gehe, dahin kannst du mir jetzt nicht folgen; du wirst mir aber nachmals folgen.⁵⁴ Johannes Joh 51 13 36 53 Die Liebe zu seinem Meister erfüllt den hl. Petrus derart, dass er nur immer an die Voraussagung der Trennung (V. 33) denkt. Johannes Joh 51 13 36 54 Petrus hat noch nicht den Beruf, noch die Kraft, mit Christus und für Christus zu sterben. Später aber wird er ihm durch sein glorreiches Martyrium in den Tod und in die Herrlichkeit folgen. Johannes Joh 51 13 37 Dicit ei Petrus: Quare non possum te sequi modo? animam meam pro te ponam. Petrus sprach zu ihm: Warum kann ich dir jetzt nicht folgen? Ich will mein Leben für dich einsetzen.⁵⁵ Johannes Joh 51 13 37 55 Es sind Worte eines liebeglühenden, aber zu sehr auf sich selbst vertrauenden Herzens. Johannes Joh 51 13 38 Respondit ei Jesus: Animam tuam pro me pones? Amen, amen dico tibi: Non cantabit gallus, donec ter me neges. Jesus antwortete ihm: Du willst dein Leben für mich einsetzen? Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Der Hahn wird nicht krähen, bis du mich dreimal verleugnet hast.⁵⁶ [Lk 22,34] Johannes Joh 51 13 38 56 Zweimal sagte der Heiland dem hl. Petrus seinen Fall voraus: bei Tisch [Lk 22,34] und auf dem Wege nach Gethsemani. [Mt 26,34, Mk 14,30]. Die übrigen Evangelisten fassen besonders das zweite Krähen des Hahnes in's Auge, während der hl. Markus in der Vorhersagung des Herrn das zweimalige Krähen erwähnt und die Erfüllung eingehender berichtet. [Mt 26,6ff, Mk 14,68.72] Johannes Joh 51 13 4 Surgit a cna, et ponit vestimenta sua: et cum accepisset linteum, præcinxit se. vom Mahle⁹ auf, legte seine Oberkleider ab, nahm ein leinenes Tuch, und umgürtete sich damit.¹⁰ Johannes Joh 51 13 4 9 Es ist das Paschamahl [Mt 26,20ff, Mk 14,17ff, Lk 22,14ff]. Die Einsetzung der heil. Eucharistie erwähnt Johannes nicht, wohl weil er diese als aus den anderen Evangelien bekannt voraussetzt, und wählt von den Ereignissen dieser Nacht nur das aus, was seinem Zwecke, den Heiland als den Eingeborenen vom Vater in der Fülle seiner Gnade und Wahrheit zu zeigen, am meisten entsprach. Die Fußwaschung wird am wahrscheinlichsten hinter das Paschamahl, das mit seinen streng vorgeschriebenen Zeremonien nicht unterbrochen werden durfte, aber vor den Beginn des eucharistischen Mahles gesetzt. Johannes Joh 51 13 4 10 Im Griechischen steht überall die gegenwärtige Zeit. Ist dies auch der lebhafteren Schilderung halber geschehen, wie tiefen Eindruck muss das Ereignis auf den Apostel gemacht haben, dass er noch im Greisenalter alles lebendig vor sich sieht! Johannes Joh 51 13 5 Deinde mittit aquam in pelvim, et cpit lavare pedes discipulorum, et extergere linteo, quo erat præcinctus. Dann goss er Wasser in ein Becken,¹¹ und fing an, seinen Jüngern die Füße zu waschen, und sie mit dem leinenen Tuche, mit dem er umgürtet war, abzutrocknen. Johannes Joh 51 13 5 11 Das Waschbecken, das bereit stand. Johannes Joh 51 13 6 Venit ergo ad Simonem Petrum. Et dicit ei Petrus: Domine, tu mihi lavas pedes? Er kam also zu Simon Petrus.¹² Petrus aber sprach zu ihm: Herr! du¹³ willst mir die Füße waschen? Johannes Joh 51 13 6 12 Er beginnt wohl mit dem hl. Petrus, dem Oberhaupte der Apostel. Einige griechische Ausleger nehmen an, Jesus habe aus Demut und Abtötung bei Judas angefangen. Auch der hl. Thomas glaubt so. Wahrscheinlicher indes ist es, dass der hl. Petrus auch hier die erste Stelle einnahm (Aug., Bed.). Johannes Joh 51 13 6 13 Du, der Meister, mir, dem Jünger, und dazu die Füße? Johannes Joh 51 13 7 Respondit Jesus, et dixit ei: Quod ego facio, tu nescis modo, scies autem postea. Jesus antwortete, und sprach zu ihm: Was ich tue, verstehst du jetzt nicht; du wirst es aber nachher verstehen.¹⁴ Johannes Joh 51 13 7 14 Du verstehst jetzt noch nicht die sittliche Bedeutung meiner Handlung, ich werde dir dieselbe nachher erklären. Es ist wohl die (V. 12) beginnende Belehrung gemeint (Cyr., Euth., Thom.), vielleicht auch die Erleuchtung nach der Ankunft des Heil. Geistes. Johannes Joh 51 13 8 Dicit ei Petrus: Non lavabis mihi pedes in æternum. Respondit ei Jesus: Si non lavero te, non habebis partem mecum. Petrus sprach zu ihm: In Ewigkeit wirst du mir die Füße nicht waschen!¹⁵ Jesus antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, so wirst du keinen Teil mit mir haben.¹⁶ Johannes Joh 51 13 8 15 Petrus überhört in seinem Eifer die Andeutung des höheren Sinnes und weigert sich seinem Charakter gemäß in fast schroffer Weise (Chrys.) die Verdemütigung des Herrn zuzulassen: in Ewigkeit. Johannes Joh 51 13 8 16 Die Fußwaschung war zwar an sich zum Heile nicht notwendig, doch aber in dem Sinne, dass die innere Waschung notwendig war, deren Bild die äußere bot; sodann weil der, welcher sich beharrlich geweigert hätte, diese Waschung an sich vornehmen zu lassen, von der Gemeinschaft mit Christus ausgeschlossen worden wäre (Cyr.). Johannes Joh 51 13 9 Dicit ei Simon Petrus: Domine, non tantum pedes meos, sed et manus, et caput. Da sprach Simon Petrus zu ihm: Herr! nicht allein meine Füße, sondern auch die Hände und das Haupt.¹⁷ Johannes Joh 51 13 9 17 Der Grundzug des Charakters des hl. Petrus ist die Liebe zu dem Heilande. Diese hat ihn veranlasst, den Dienst zurückzuweisen, der des Heilandes unwürdig schien, sie gibt ihm jetzt den Wunsch ein, der Heiland möchte ihm auch Hände und Haupt waschen, hofft er doch, so noch mehr mit dem Herrn vereint zu werden. Hände und Haupt wurden auch häufigsten gewaschen. Johannes Joh 51 0 1 2. Des Herrn Trost (K. 14): Verheißung der Wiederkehr des Heilandes (V. 3), Stärkung der Jünger im Glauben an seine Wesensgleichheit mit dem Vater, welche er durch seine Werke offenbart hat und die Gläubigen durch noch größere Werke offenbaren werden. (V. 12) Verheißung der Kraft von oben, der Sendung des hl. Geistes und der Wiedervereinigung mit Jesus (V. 24). Johannes Joh 51 14 1 Non turbetur cor vestrum. Creditis in Deum, et in me credite. Euer Herz bange nicht! Ihr glaubet an Gott; glaubet auch an mich!¹ Johannes Joh 51 14 1 1 Die Trauer der Jünger hat durch die Vorhersagung der Verleugnung des hl. Petrus zugenommen (Chrys., Cyr., Theod.). Banget nicht, denn ihr glaubet ja. Oder: Banget nicht, sondern vertraut. Ihr glaubt an Gott, der nicht irren noch euch täuschen kann, so glaubet auch an mich, da ich nur rede, was ich von Gott gehört. Die griech. Form des Zeitwortes wird von einigen Vätern auch in der ersten Satzhälfte als Befehl aufgefasst (Chrys., Cyr. v. Alex., Hil.). Johannes Joh 51 14 10 Non creditis quia ego in Patre, et Pater in me est? Verba, quæ ego loquor vobis, a meipso non loquor. Pater autem in me manens, ipse facit opera. Glaubet ihr nicht, dass ich im Vater bin, und der Vater in mir ist? Die Worte, welche ich zu euch rede, rede ich nicht von mir selbst. Der Vater aber, der in mir wohnt, er tut die Werke.¹⁴ Johannes Joh 51 14 10 14 Oder glaubst du das nicht, dass es genügt, mich zu sehen, um auch den Vater zu sehen? Da müsstest du zweifeln, dass ich und der Vater vollkommen eines sind durch dieselbe Natur und die gegenseitige Durchdringung. Sind wir also so eines, so denke, rede und tue ich nur das, was ich vom Vater überkommen empfange. Johannes Joh 51 14 11 Non creditis quia ego in Patre, et Pater in me est? Glaubet ihr nicht,¹⁵ dass ich im Vater bin, und der Vater in mir ist? Johannes Joh 51 14 11 15 Griech.: Glaubet mir. Johannes Joh 51 14 12 Alioquin propter opera ipsa credite. Amen, amen dico vobis, qui credit in me, opera quæ ego facio, et ipse faciet, et majora horum faciet: quia ego ad Patrem vado. Wo nicht, so glaubet mir doch um der Werke willen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer an mich glaubt, der wird die Werke, die ich tue, auch tun, und noch größere als diese tun;¹⁶ denn ich gehe zum Vater!¹⁷ Johannes Joh 51 14 12 16 Eine Steigerung des Beweises. So sehr gibt mir der Vater durch die Werke Zeugnis, dass er nicht nur mich, sondern auch meine Gläubigen dieselben und noch größere vollbringen lassen wird. Johannes Joh 51 14 12 17 Beim Vater werde ich erwirken, dass er euch diese Macht gebe. Oder: Ihr meine Nachfolger müsst solche Werke vollbringen, da ich nicht mehr sichtbar auf Erden wandeln werde. Johannes Joh 51 14 13 Et quodcumque petieritis Patrem in nomine meo, hoc faciam: ut glorificetur Pater in Filio. Und um was immer ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, das werde ich tun, damit der Vater in dem Sohne verherrlicht werde.¹⁸ [Mt 7,7, Mt 21,22, Mk 11,24, Joh 16,23] Johannes Joh 51 14 13 18 Damit die Jünger Großes wirken können, müssen sie mit Jesus in Verbindung bleiben. Die Jünger werden ihre Gebete zu ihm emporsenden, er ihnen durch Erhörung und Erfüllung antworten. Aber was ist im Namen Jesu bitten? Der Name bedeutet die Person, sofern sie uns kund geworden. Vergl. [Joh 17,6.26] ebenso [Joh 17,11, Joh 20,31] u. a. Jesus ist uns kund geworden als Sohn Gottes und Erlöser, als Lehrer der Wahrheit und Beispiel der Tugend usw. In seinem Namen beten heißt also: Im Vertrauen auf seine Würde, Verdienste, Liebe, und auch in seiner Gesinnung beten, denn auch in dieser ist er uns geoffenbart worden. Der Vater wird durch die Erhörung verherrlicht in seiner Güte, aber durch den Sohn, weil eben das im Namen des Sohnes verrichtete Gebet sich so wirksam zeigt. Johannes Joh 51 14 14 Si quid petieritis me in nomine meo, hoc faciam. Wenn ihr mich um etwas bitten werdet in meinem Namen, so werde ich es tun.¹⁹ Johannes Joh 51 14 14 19 Der Heiland wiederholt die Verheißung und legt den Jüngern nahe, dass sie nach seiner Erhöhung ebenso zu ihm beten werden wie zu dem Vater. Bisher haben sie ihn gebeten, aber nicht zu ihm gebetet. Johannes Joh 51 14 15 Si diligitis me: mandata mea servate. Wenn ihr mich liebet, so haltet meine Gebote.²⁰ Johannes Joh 51 14 15 20 Nicht nur im Wirken werden die Jünger mit dem Herrn vereint bleiben, nicht nur seine Hilfe wird ihnen nahe sein, er selbst fügt einen neuen Trostgrund hinzu (V. 16): Die Sendung des Hl. Geistes. Damit sie aber sich auf seine Ankunft würdig vorbereiten, sollen sie Christus lieben und diese Liebe durch die Beobachtung seiner Vorschriften, insbesondere der heute gegebenen, beweisen (Thom.). Johannes Joh 51 14 16 Et ego rogabo Patrem, et alium Paraclitum dabit vobis, ut maneat vobiscum in æternum, Und ich werde den Vater bitten,²¹ und er wird euch einen anderen Tröster²² geben, damit er bei euch bleibe²³ in Ewigkeit, Johannes Joh 51 14 16 21 Als Gott sendet er den Hl. Geist selbst, als Mensch erfleht er ihn vom Vater, nachdem er durch sein Leiden die Sendung für uns verdient hat. Johannes Joh 51 14 16 22 Der Hl. Geist wird anstatt des die Erde verlassenden Heilandes ein anderer Beistand und insofern Tröster sein, weil auch der Heiland selbst Beistand ist. [1Joh 2,1]. Der Hl. Geist ist Tröster, weil er in das volle Verständnis der Lehre Jesu einführt (V. 17), weil er den Jüngern in allen Gefahren beisteht [Mt 10,19ff], weil er, in uns wohnend, uns heiligt [1Kor 6,19], uns zu Kindern Gottes macht und diese Gotteskindschaft bezeugt; endlich weil er uns verbürgt, dass wir das himmlische Erbe erlangen werden [Eph 1,14], und so die Gläubigen ganz besonders tröstet und ermutigt [1Petr 1,3]. Der Hl. Geist ist ein anderer Tröster, also ist er vom Sohne verschieden. Er wird vom Vater gesendet, also ist er auch vom Vater verschieden. Andererseits wird er hier und an anderen Orten als Gott gekennzeichnet. So sind also drei verschiedene göttliche Personen. Johannes Joh 51 14 16 23 Der Hl. Geist wird den Aposteln und ihren Nachfolgern verheißen, jenen, welche der Heiland aussendet, alle Völker zu lehren, alles zu halten, was er ihnen befohlen. [Mt 28,20] Johannes Joh 51 14 17 Spiritum veritatis, quem mundus non potest accipere, quia non videt eum, nec scit eum: vos autem cognoscetis eum: quia apud vos manebit, et in vobis erit. den Geist der Wahrheit, welchen die Welt²⁴ nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht, und ihn nicht kennt. Ihr aber werdet ihn kennen; denn er wird bei euch bleiben, und in euch sein. Johannes Joh 51 14 17 24 Die im Argen liegende Welt kann den Hl. Geist nicht empfangen, weil ihr das geistige Auge fehlt, ihn zu schauen und die innere Empfänglichkeit, ihn aufzunehmen und an seinen Wirkungen zu erkennen. Johannes Joh 51 14 18 Non relinquam vos orphanos: veniam ad vos. Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen; ich werde zu euch kommen.²⁵ Johannes Joh 51 14 18 25 Der Heiland will wiederkommen, vorübergehend nach der Auferstehung (Chrys.), für immer im Kommen des Hl. Geistes (Cyr.). Johannes Joh 51 14 19 Adhuc modicum: et mundus me jam non videt. Vos autem videtis me: quia ego vivo, et vos vivetis. Noch eine kleine Weile, und die Welt sieht mich nicht mehr. Ihr aber werdet mich sehen, weil ich lebe, und ihr leben werdet.²⁶ Johannes Joh 51 14 19 26 Der Heiland ist das Leben. [Joh 5,26] Darum geht ihm das Leben auch im Tode nicht verloren, sondern triumphiert über denselben, die menschliche Natur des Herrn zur Auferstehung und zum ewigen Leben bringend. Die Verheißung: Ihr werdet leben kann sich unmöglich nur auf das natürliche Leben beziehen, denn dieses hat auch die Welt und doch sieht, d. i. erkennt sie weder Christus noch den Hl. Geist. Es ist also das übernatürliche, gotterleuchtete Leben zu verstehen. Mit dem Leben des Herrn ist das durch den Hl. Geist in den Jüngern begründete Leben eng verbunden. Johannes Joh 51 14 2 In domo Patris mei mansiones multæ sunt. Si quo minus dixissem vobis: Quia vado parare vobis locum. In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen.² Wenn es nicht so wäre, so hätte ich es euch gesagt;³ denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten.⁴ Johannes Joh 51 14 2 2 Glaubet an mich, der ich euch sage, dass in meines Vaters Hause viele Wohnungen sind, also auch für euch. Der Heiland sagt nicht: Wohnungen für viele, sondern viele Wohnungen. Mit Recht schließen viele Väter daraus, dass die Seligkeit verschiedene Stufen hat. Johannes Joh 51 14 2 3 Gäbe es im Himmel keine Stätte für euch und keine Wiedervereinigung, ich hätte euch auch diese schmerzliche Wahrheit mitgeteilt, damit ihr euch keine eitle Hoffnung machet. Also glaubet gewiss: Sehet ihr auch den Weg noch nicht, den Gott euch durch dieses Leben führen wird, er führt euch dennoch sicher in die Heimat. Johannes Joh 51 14 2 4 Aber es ist keine eitle Hoffnung, denn ich gehe ja hin, euch eine Stätte zu bereiten. Wendet also euren Blick auf den Himmel. Die Wohnungen sind von Ewigkeit her bestimmt [Mt 25,34]; der Heiland geht, den Eingang in den Himmel durch sein Leiden und die Himmelfahrt zu öffnen und die Teilnahme an der Seligkeit zu sichern. [Joh 17,24] Johannes Joh 51 14 20 In illo die vos cognoscetis quia ego sum in Patre meo, et vos in me, et ego in vobis. An jenem Tage werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin, und ihr in mir, und ich in euch.²⁷ Johannes Joh 51 14 20 27 In der Zeit, welche mit der Auferstehung beginnt und in der Sendung des Hl. Geistes ihren Höhepunkt findet, werdet ihr erkennen, dass ich mit dem Vater wesensgleich bin (V. 11), und zwischen mir und euch die engste Lebensgemeinschaft besteht. Vergl. [Joh 15,4.5, Joh 6,57]. Wäre ich nicht mit dem lebendigen Gotte eines, so könnte ich nicht aus dem Tode zum Leben zurückkehren. Die zweite Wahrheit erkannten die Apostel besonders aus den wunderbaren Wirkungen, welche die Herabkunft des Hl. Geistes hervorbrachte: Christus wirkte durch den Hl. Geist in ihnen, sie zu seiner Ähnlichkeit umwandelnd. Johannes Joh 51 14 21 Qui habet mandata mea, et servat ea: ille est, qui diligit me. Qui autem diligit me, diligetur a Patre meo: et ego diligam eum, et manifestabo ei meipsum. Wer meine Gebote hat, und sie hält, der ist es, der mich liebt.²⁸ Wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden; und ich werde ihn lieben, und mich selbst ihm offenbaren.²⁹ Johannes Joh 51 14 21 28 Es wird vorangestellt, was von Seite des Menschen zu geschehen hat, damit der Lebensbund sich schließe. Dem Glauben muss sich Gehorsam und Liebe zugesellen. Johannes Joh 51 14 21 29 Wer den Heiland liebt, wird vom Vater und von Christus geliebt, innere Offenbarungen Gottes werden ihm zu Teil. Johannes Joh 51 14 22 Dicit ei Judas, non ille Iscariotes: Domine, quid factum est, quia manifestaturus es nobis teipsum, et non mundo? Da sprach Judas, nicht der Iskariot, zu ihm: Herr! was ist geschehen, dass du dich uns offenbaren willst,³⁰ und nicht der Welt? Johannes Joh 51 14 22 30 Über Judas siehe [Lk 6,16]. Nicht Iskariot: Dies Wort soll die Leser aufmerksam machen, dass der andere Judas (Thaddäus) gemeint ist. Er nahm den Ausdruck Welt V. 17, V. 19 zu allgemein von allen Menschen, oder doch vom ganzen Volke, und wundert sich nun, dass der Welterlöser, vergl. [Joh 1,29] sich nur einer kleinen Schar offenbarte. Johannes Joh 51 14 23 Respondit Jesus, et dixit ei: Si quis diligit me, sermonem meum servabit, et Pater meus diliget eum, et ad eum veniemus, et mansionem apud eum faciemus: Jesus antwortete, und sprach zu ihm: Wenn jemand mich liebt, so wird er meine Lehre halten, und mein Vater wird ihn lieben; und wir werden zu ihm kommen, und Wohnung bei ihm nehmen.³¹ Johannes Joh 51 14 23 31 Der Heiland antwortet nicht direkt, aber doch so, dass man die eigentliche Antwort herausfinden kann: Ich offenbare mich nur denen, die mich lieben und mein Wort halten, dies tun aber die Weltlichgesinnten nicht. Wie einst Gott im Tempel von Jerusalem, so will die hl. Dreifaltigkeit in höherem und innigerem Sinne in dem wohnen, der seine Seele durch Gehorsam und Liebe ihr zur Wohnung anbietet. Die äußere Offenbarung der Herrlichkeit ist für die Wiederkunft des Herrn aufbewahrt. Johannes Joh 51 14 24 Qui non diligit me, sermones meos non servat. Et sermonem, quem audistis, non est meus: sed ejus, qui misit me, Patris. Wer mich nicht liebt, der hält meine Lehre nicht;³² und die Lehre, welche ihr gehört habet, ist nicht meine, sondern dessen, der mich gesandt hat, des Vaters. Johannes Joh 51 14 24 32 Ergänze: und zu dem werden wir nicht kommen. In dem Folgenden: Und das Wort usw. liegt die Begründung des Nichtkommens! Ein solcher verachtet nicht Menschen-, sondern Gotteswort, so können also die göttlichen Personen nicht bei ihm einkehren. Johannes Joh 51 14 25 Hæc locutus sum vobis apud vos manens. Dieses habe ich euch gesagt, da ich noch bei euch weile. Johannes Joh 51 14 26 Paraclitus autem Spiritus sanctus, quem mittet Pater in nomine meo, ille vos docebit omnia, et suggeret vobis omnia, quæcumque dixero vobis. Der Tröster aber, der heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen,³³ er wird euch alles lehren,³⁴ und euch alles in Erinnerung bringen, was immer ich euch gesagt habe. Johannes Joh 51 14 26 33 Diese Stelle wird verschieden erklärt. Mit Rücksicht auf V. 16: Ich will den Vater bitten ist als Sinn wohl dieser anzunehmen: Wegen meiner Verdienste und Bitten. Oder: Der Geist kommt im Namen Christi, weil er Christi Geist ist [Röm 8,9, Gal 4,6], wie der Sohn im Namen des Vaters kommt. [Joh 5,44], weil er der Sohn des Vaters ist (Thom.). So oft der Heiland in dieser Rede von dem Hl. Geist spricht, ebenso oft erwähnt er sich und den Vater. Jeder Sendung wesentlich ist der Ausgangspunkt: hier Gott der Vater und die gesandte Person: der Hl. Geist, der mithin als Person vom Vater unterschieden ist; das Ziel der Sendung: die Apostel, in deren Seelen er auf neue Weise zugegen sein will; endlich das Verhältnis zwischen dem Sendenden und dem Gesandten: Gewöhnlich hat der Sendende eine Autorität über den Gesandten. Da aber in der hl. Dreifaltigkeit nichts größer und nichts kleiner ist, liegt der Grund, warum gerade der Hl. Geist gesendet wird, darin, dass er die göttliche Wesenheit vom Vater und Sohn empfängt, aber sendet auch, weil er mit dem Vater dem Hl. Geist die göttliche Wesenheit mitteilt. Da es sich um eine Wirksamkeit Gottes nach außen handelt, ist diese der ganzen hl. Dreifaltigkeit eigen und wird dem Hl. Geist nur zugeschrieben. Johannes Joh 51 14 26 34 Die volle Kraft des Trostes konnte in den Jüngern nicht zur Geltung kommen, da sie die Worte des Herrn teils nicht verstanden, teils zweifelnd an denselben haften blieben. Deshalb befreit Jesus sie von aller Beängstigung, indem er sagt: Der Hl. Geist wird euch alles lehren (Chrys.), so dass alsdann kein Fragen mehr notwendig ist [Joh 16,23]. Die Lehre des Hl. Geistes enthält indes nichts, was Christus nicht selbst mittelbar bereits offenbart hätte. Ein besonderer Punkt des Lehramtes des Hl. Geistes ist, dass er die Jünger auch an alles erinnert, was Jesus gesagt. Dies gibt uns die Bürgschaft, dass alles wahr ist, was die Apostel über das Leben und die Lehre des Heilandes aufgezeichnet haben. Johannes Joh 51 14 27 Pacem relinquo vobis, pacem meam do vobis: non quomodo mundus dat, ego do vobis. Non turbetur cor vestrum, neque formidet. Frieden hinterlasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch;³⁵ nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch.³⁶ Euer Herz beunruhige sich nicht, und zage nicht! Johannes Joh 51 14 27 35 Die Wiederholung: Frieden, meinen Frieden bekräftigt die Verheißung und macht auf den hohen Wert der Gabe aufmerksam. Friede ist Ruhe, welche aus der Ordnung entspringt. Die Apostel stehen zu Gott und den Menschen im rechten Verhältnisse; sie bekennen Gott als ihren Herrn, sich als Diener und Freunde, die Mitmenschen als Brüder, welche sie zu retten haben, die Geschöpfe als Mittel. Seinen Frieden nennt der Herr diesen Frieden, weil er allein ihn besitzt und geben kann im Gegensatze zur Welt. Mit dem Friedensgruße der Engel war Jesus in die Welt eingetreten [Lk 2,14], mit dem Vermächtnisse des Friedens verlässt er dieselbe. Was der Herr gibt, ist nicht bloße Trost- oder Beruhigungsformel [Gen 43,23, Ri 6,23], sondern das Wort mit der Tat. Johannes Joh 51 14 27 36 Die Welt wünscht nur den Frieden, gibt ihn aber nicht; sie gibt keinen dauernden Frieden, weil die Weltmenschen durch die hervorbrechenden Leidenschaften sich gegenseitig beunruhigen, keinen wahren Frieden, denn sie glaubt im Frieden zu sein, wenn ihre Wünsche erfüllt sind, wenn sie keine Abtötung zu üben, keine Verfolgung zu leiden braucht, während der wahre Friede aus der Selbstverleugnung, aus Kampf und Geduld entspringt. Johannes Joh 51 14 28 Audistis quia ego dixi vobis: Vado, et venio ad vos. Si diligeretis me, gauderetis utique, quia vado ad Patrem: quia Pater major me est. Ihr habt gehört, dass ich euch gesagt habe: Ich gehe hin, und komme zu euch. Wenn ihr mich liebtet, so würdet ihr euch ja freuen, dass ich zum Vater hingehe;³⁷ denn der Vater ist größer als ich.³⁸ Johannes Joh 51 14 28 37 Der Gedanke an den Heimgang des Herrn darf den Frieden nicht stören. Denken die Apostel an sich, so muss sie das Wort trösten: Ich komme zu euch. Denken sie an den Heiland, und dies fordert die vollkommene Liebe, welche sich selbst verleugnet [Joh 10,11], so muss Freude an die Stelle des Schmerzes treten. Johannes Joh 51 14 28 38 Der Vater ist größer als der Sohn im Stande seiner Erniedrigung, seiner hl. Menschheit nach ist. Diese soll nunmehr glorreich der höchsten Verherrlichung teilhaftig werden (Cyr., Athanas., Aug.). Einige Väter übertragen das Wort größer als ich im uneigentlichen Sinne auf das Geheimnis der hl. Dreifaltigkeit, sofern der Sohn vom Vater gezeugt wird, während der Vater Ursprung ohne Ursprung ist, d. h. von seiner göttlichen Person die Wesenheit mitgeteilt erhält (Athanas., Bas., Greg. Naz., Epiph., u. a.). Johannes Joh 51 14 29 Et nunc dixi vobis priusquam fiat: ut cum factum fuerit, credatis. Auch jetzt habe ich es euch gesagt, ehe es geschieht, damit ihr glaubet, wenn es geschehen ist. Johannes Joh 51 14 3 Et si abiero, et præparavero vobis locum: iterum venio, et accipiam vos ad meipsum, ut ubi sum ego, et vos sitis. Und wenn ich hingegangen bin, und euch eine Stätte bereitet habe, so komme ich wieder,⁵ und werde euch zu mir nehmen, damit auch ihr seiet, wo ich bin. Johannes Joh 51 14 3 5 Der Herr kommt bei dem Tode jedes Einzelnen und kommt am Ende der Tage, wo die Gerechten auch dem Leibe nach im Himmel ihre Stätte finden. Johannes Joh 51 14 30 Jam non multa loquar vobiscum: venit enim princeps mundi hujus, et in me non habet quidquam. Nicht mehr vieles werde ich mit euch reden; denn es kommt der Fürst dieser Welt,³⁹ und an mir hat er keinen Teil.⁴⁰ Johannes Joh 51 14 30 39 Diese Worte beziehen sich auf das Hingehen des Herrn, besonders wie er V. 28 verkündet hat. Satan naht dem Heilande feindlich, um zu sehen, ob er kein Recht über ihn geltend machen kann. Er steht an der Spitze der Feinde. Johannes Joh 51 14 30 40 Zwar hat er kein Recht über mich [Joh 12,31] aber ich lasse seine Gewalt über mich ergehen, damit die Menschen erkennen, dass ich den Vater liebe und aus Liebe gehorche. Zum Zeichen dieser Gesinnung erhebt er sich mit den Seinen. Da aber erst [Joh 18,1] berichtet wird, dass Jesus hinausging (doch wohl aus dem Speisesaale), so sind die von 15 17 mitgeteilten Reden wohl auch noch im Speisesaale zu Jerusalem vom Herrn stehend gehalten worden. Viele angesehene Lehrer indes glauben, der Heiland sei jetzt wirklich fortgegangen und habe die übrigen Reden außerhalb der Stadt an einem einsamen Orte gehalten. Johannes Joh 51 14 31 Sed ut cognoscat mundus quia diligo Patrem, et sicut mandatum dedit mihi Pater, sic facio. Surgite, eamus hinc. Aber damit die Welt erkenne, dass ich den Vater liebe, und wie mir der Vater aufgetragen hat, also tue: Stehet auf, lasset uns von hinnen gehen! Johannes Joh 51 14 4 Et quo ego vado scitis, et viam scitis. Wohin ich gehe, wisset ihr, und den Weg wisset ihr auch.⁶ Johannes Joh 51 14 4 6 Ihr wisset, dass ich von euch gehe und zwar auf dem Wege des schmerzlichen Todes, so beherzigt auch zu eurem Troste, wohin ich gehe: in den Himmel, zu dem auch euer Weg führt. Johannes Joh 51 14 5 Dicit ei Thomas: Domine, nescimus quo vadis: et quomodo possumus viam scire? Da sprach Thomas zu ihm: Herr! wir wissen nicht, wohin du gehst; und wie können wir den Weg wissen?⁷ Johannes Joh 51 14 5 7 Der hl. Thomas hat in seiner Betrübnis das Wort in meines Vaters Hause überhört. Ihm erscheint alles trüb und dunkel. Vergl. [Joh 11,16]. Er weiß nicht, wohin der Herr geht, noch viel weniger kennt er den Weg, auf dem er ihm folgen soll. Johannes Joh 51 14 6 Dicit ei Jesus: Ego sum via, et veritas, et vita: nemo venit ad Patrem, nisi per me. Jesus sprach zu ihm: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.⁸ Niemand kommt zum Vater, außer durch mich.⁹ Johannes Joh 51 14 6 8 Ich bin ja selbst der Weg zum Vater, zur Heimat; schließe dich an mich an in Glaube und Liebe, und du gelangst zum Himmel. Ich bin der Weg, weil ich die göttliche Wahrheit bin, die gekommen ist, jeden Menschen zu erleuchten und zum Vater zu führen; ich bin das göttliche Leben, welches das Leben der Gnade und der Herrlichkeit verleiht. Wie oft im Leben stellen auch wir die Frage: Wo will das hinaus? Wie soll das enden? Wir schauen nur auf den Weg, den Gott uns auf Erden führt und dieser scheint sich in's Dunkle zu verlieren, bleiben wir in Glaube und Liebe mit Christus vereint, dann sind wir stets auf dem rechten Wege, denn Christus ist der Weg: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben! Johannes Joh 51 14 6 9 Das gemeinsame Ziel für mich und für euch ist der Vater. Ohne Weg kann man nicht gehen, ohne Wahrheit und Leben nicht zur Vereinigung mit Gott gelangen, der die Wahrheit und das Leben selber ist. Sofern nun der Herr sein Amt als Mittler durch die Kirche fortsetzt, ist auch diese der alleinige Weg, auf dem der Mensch das Heil erlangt. Mit Recht also heißt sie alleinseligmachend, denn außerhalb derselben ist so wenig Heil zu finden wie außer Christus. Wer also in keiner Weise, nicht einmal dem Verlangen nach, zur Kirche gehört, oder wer von derselben abfällt, muss des Heiles verlustig gehen. Johannes Joh 51 14 7 Si cognovissetis me, et Patrem meum utique cognovissetis: et amodo cognoscetis eum, et vidistis eum. Wenn ihr mich erkannt hättet, so würdet ihr auch meinen Vater erkannt haben;¹⁰ aber von nun an werdet ihr ihn erkennen, und ihr habt ihn gesehen.¹¹ Johannes Joh 51 14 7 10 Der Heiland antwortet auf den zweiten Teil der Frage des hl. Thomas: Wie können wir den Weg wissen? Antwort: Ihr konntet ihn nicht wissen, weil ihr mich, den wahren Weg, nicht vollkommen erkannt habt; doch wie derjenige, welcher den Weg kennt, zum Ziele gelangt, so kommt derjenige zur Erkenntnis des Vaters, der mich kennt. Johannes Joh 51 14 7 11 Von dieser Stunde an kommt euch die rechte Erkenntnis, tiefer als je werdet ihr heute Abend mein Wesen schauen und damit den Vater. So helle Lichtstrahlen der Offenbarung wie an diesem Abende hat der Heiland den Aposteln noch nicht gespendet, so bereit dieselben aufzunehmen wie heute ist ihr Herz noch nie gewesen. Was heute in ihnen beginnt, wird die Auferstehung des Herrn und die Sendung des Heil. Geistes vollenden. Johannes Joh 51 14 8 Dicit ei Philippus: Domine, ostende nobis Patrem, et sufficit nobis. Philippus sprach zu ihm: Herr! zeige uns den Vater, und es genügt uns.¹² Johannes Joh 51 14 8 12 Ähnlich sprach einst Moses. [Ex 33,11.18] Philippus wünscht, der Heiland soll durch ein Wunder den Himmel öffnen und die Apostel einen Blick tun lassen in seine Herrlichkeit. Wenn solches Licht in diese trübe Stunde fallen könnte, so sind wir zufrieden. Johannes Joh 51 14 9 Dicit ei Jesus: Tanto tempore vobiscum sum: et non cognovistis me? Philippe, qui videt me, videt et Patrem. Quomodo tu dicis: Ostende nobis Patrem? Jesus sprach zu ihm: So lange Zeit bin ich bei euch, und ihr habt mich noch nicht erkannt? Philippus! wer mich sieht, sieht auch den Vater. Wie kannst du sagen: Zeige uns den Vater?¹³ Johannes Joh 51 14 9 13 Im griech. Texte: Du hast mich noch nicht erkannt, Philippus. Da von einem Schauen der göttlichen Natur keine Rede sein kann, ist an ein Schauen zu denken, wie es im Erdenleben möglich ist. Es war aber den Aposteln einzig möglich, den Herrn in seiner heiligsten Menschheit und seinem Wirken zu sehen, woraus sie freilich auf die ihm innewohnende Gottheit schließen konnten. Der Sinn ist also: Ich und der Vater sind derart eines, dass es dasselbe ist, mich oder den Vater zu sehen, denn in nichts würde er anders handeln als ich, wäre er als Mensch unter euch erschienen. Johannes Joh 51 0 1 3. Des Herrn Mahnung (Kap. 15): Zur innigsten Vereinigung mit ihm, dem wahren Weinstock (V. 11), zur gegenseitigen Liebe (V. 17), zur Furchtlosigkeit gegen den Hass der Welt. Johannes Joh 51 15 1 Ego sum vitis vera: et Pater meus agricola est. Ich bin der wahre Weinstock,¹ und mein Vater ist der Weingärtner.² Johannes Joh 51 15 1 1 Das Bild vom Weinstocke lag nahe. Ein Prophet hat dasselbe gleichsam dem anderen übergeben, es war die Bezeichnung für den A. B. geworden [Ps 79, Jes 5,1, Jer 2,21, Ez 19, Hos 10,1]. An diesem Abende hatten die Jünger den eucharistischen Kelch genossen und die Worte des Herrn [Mk 14,25] vernommen. Christus, der menschgewordenen Sohn Gottes (Aug.), ist der wahre Weinstock nicht in dem Sinne, als ob der natürliche Weinstock kein wahrer sei, sondern weil er im übernatürlichen Gebiete in so ausgezeichneter Weise das wirkt, was der Weinstock in der Natur, dass dieser im Vergleich mit ihm nur ein Sinnbild des wahren Weinstockes ist. Johannes Joh 51 15 1 2 Denn er hat mich gepflanzt, d. i. durch die Menschwerdung in die Menschheit eingesenkt und alles getan, damit das Reich Gottes auf Erden (der Weingarten) entstehe. Johannes Joh 51 15 10 Si præcepta mea servaveritis, manebitis in dilectione mea, sicut et ego Patris mei præcepta servavi, et maneo in ejus dilectione. Wenn ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr in meiner Liebe bleiben; so wie auch ich die Gebote meines Vaters gehalten habe, und in seiner Liebe bleibe. Johannes Joh 51 15 11 Hæc locutus sum vobis: ut gaudium meum in vobis sit, et gaudium vestrum impleatur. Dieses habe ich zu euch geredet, damit meine Freude in euch sei, und eure Freude vollkommen werde.¹² Johannes Joh 51 15 11 12 Bleiben sie in der Liebe, so bleiben sie auch in der Freude Christi, denn die Freude besteht aus dem Besitze des höchsten Gutes. Dieser Besitz wird dem Liebenden zu Teil; in der anderen Welt wird sie vollkommen sein, weil auch die Liebe vollkommen ist, wenn Gott in sich selbst geschaut wird. [1Kor 13,12, Offb 21,4] Johannes Joh 51 15 12 Hoc est præceptum meum ut diligatis invicem, sicut dilexi vos. Dies ist mein Gebot, dass ihr euch einander liebet, wie ich euch geliebet habe.¹³ [Joh 13,34] Johannes Joh 51 15 12 13 Zu der Liebespflicht gegen den Heiland kommt die Pflicht der Liebe gegeneinander. Keine wahre Verbindung mit Jesus ohne die Nächstenliebe. Für diese ist die Liebe des Heilandes Antrieb und Vorbild. So wird die Gemeinschaft mit dem Herrn wahrhaft erhalten. Wenn das Bleiben in Jesus von der Liebe kommt, das Lieben aber von der Erfüllung der Gebote, das Gebot aber dies ist, dass wir einander lieben, so ist folglich das Bleiben in Gott abhängig von der Liebe zueinander. (Chrys.) Mein Gebot, d. i.: Der Inbegriff meiner Gebote. Wer liebt, erfüllt alle Gebote, und zwar aus Liebe. Die Liebe ist der Ausgang und das Ziel der Geboteerfüllung (Thom.). Johannes Joh 51 15 13 Majorem hac dilectionem nemo habet, ut animam suam ponat quis pro amicis suis. Eine größere Liebe hat niemand als diese, dass er sein Leben für seine Freunde hingibt.¹⁴ Johannes Joh 51 15 13 14 Liebet wie ich. (V. 12) Ich aber liebe im höchstem Grade, bis zur Hingabe aller Güter, selbst des Lebens, also seid zu solcher Nächstenliebe bereit. Dieselbe muss durch kleinere Opfer geübt werden, denn, sagt der heil. Gregor, wer zur Zeit der Ruhe nicht seinen Rock opfern will, wie wird ein solcher zur Zeit der Trübsal sein Leben geben? Johannes Joh 51 15 14 Vos amici mei estis, si feceritis quæ ego præcipio vobis. Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete.¹⁵ Johannes Joh 51 15 14 15 V. 13 musste dazu anspornen, ein Freund Christi zu werden, nun sagt der Herr, was dazu notwendig ist. Johannes Joh 51 15 15 Jam non dicam vos servos: quia servus nescit quid faciat dominus ejus. Vos autem dixi amicos: quia omnia quæcumque audivi a Patre meo, nota feci vobis. Ich nenne euch nun nicht mehr Knechte, denn der Knecht weiß nicht, was sein Herr tut; euch aber habe ich Freunde genannt;¹⁶ denn alles, was ich von meinem Vater gehört, habe ich euch kundgetan.¹⁷ Johannes Joh 51 15 15 16 Wohl hat der Heiland die Jünger mehrfach Knechte und Diener genannt [Joh 12,26, Joh 13,13ff, Lk 17,7-10], aber doch ist er stets mit ihnen mehr wie mit Freunden als wie mit Dienern umgegangen. Denn das ist der Unterschied zwischen Knecht und Freund, dass dem ersteren nur Befehle erteilt werden, den Freund aber lässt man in sein Herz schauen. Am heutigen Abend hat der Herr die Apostel tiefer in sein Herz schauen lassen, er hat ihnen den ganzen Heilsplan geoffenbart und sie in die Zukunft schauen lassen, nun war ihr Gehorchen ein erleuchtetes und mit innerem Anschluss gepaartes. Damit ist also nicht gesagt, dass sie nicht auch ferner noch Diener des Herrn sind; denn es ist in der Natur des Geschöpfes gelegen, dass es Gott gegenüber im Verhältnisse eines Dieners stehe. Johannes Joh 51 15 15 17 Dem widerspricht nicht [Joh 16,12]. Der Heiland hat den Aposteln nicht sein ganzes göttliches Wissen geoffenbart, sondern dasjenige, was er vom Vater für sie gehört hat und in der Zeit seines Wandels mit ihnen sie lehren wollte. Übrigens ist alles, was der Hl. Geist sie lehren wird, nur Entwicklung dessen, was der Herr gesagt. Johannes Joh 51 15 16 Non vos me elegistis: sed ego elegi vos, et posui vos ut eatis, et fructum afferatis: et fructus vester maneat: ut quodcumque petieritis Patrem in nomine meo, det vobis. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt, und habe euch gesetzt, dass ihr hingehet und Frucht bringet, und eure Frucht bleibe;¹⁸ damit euch der Vater alles gebe, um was ihr ihn in meinem Namen bitten werdet.¹⁹ [Mt 28,19] Johannes Joh 51 15 16 18 Ich habe euch aus der sündigen Welt auserwählt und habe euch als Zweige in den Weinstock, zu Aposteln eingesetzt. Wozu? Damit ihr hingehet [Mt 28,19, Lk 10,3] und die Menschen bekehret und sie des ewigen Lebens teilhaftig machet. Man kann auch die Worte: Eure Frucht bleibe von der Kirche verstehen, welche, von den Aposteln gestiftet, dauern soll bis an das Ende der Zeiten (Apollin.). Johannes Joh 51 15 16 19 Ich habe euch durch meine Erwählung in eine Würde und einen Stand versetzt, dass der Vater auch um meinetwillen alles gewähren wird. Ohne Gebet bleibt das apostolische Amt ohne Frucht. Wie oft weist der Heiland in diesem Verse die Apostel darauf hin, dass sie alles von ihm haben und von ihm und dem Vater abhängig sind! Wie hoch muss ihnen ihr Amt erscheinen, wie groß aber auch die Notwendigkeit, mit dem Herrn vereinigt zu bleiben! Johannes Joh 51 15 17 Hæc mando vobis, ut diligatis invicem. Dies²⁰ gebiete ich euch, dass ihr euch einander liebet! [1Joh 3,11, 1Joh 4,7] Johannes Joh 51 15 17 20 Entweder: was ich bisher (V. 12 16) sagte, wollte ich euch zu dem Zwecke einprägen, dass ihr dadurch zur gegenseitigen Liebe bewogen würdet, oder: was ich euch schon zuvor gesagt (V. 12), sage ich euch nochmals. Johannes Joh 51 15 18 Si mundus vos odit: scitote quia me priorem vobis odio habuit. Wenn euch die Welt hasst, so wisset, dass sie mich vor euch gehasst hat.²¹ Johannes Joh 51 15 18 21 Zusammenhang: Liebet ihr einander, so wird es auch genug Menschen geben, welche euch nicht lieben, sondern hassen, aber dies soll euch nicht wundern, noch verwirren, denn hat die Welt mich gehasst, wird sie auch euch, meine Freunde und Jünger, hassen. Diesen Trostgrund des Heilandes wiederholt der hl. Petrus. [1Petr 2,21ff] Johannes Joh 51 15 19 Si de mundo fuissetis: mundus quod suum erat diligeret: quia vero de mundo non estis, sed ego elegi vos de mundo, propterea odit vos mundus. Wäret ihr von der Welt gewesen, so würde die Welt das Ihrige lieben; weil ihr aber nicht von der Welt seid, sondern ich euch von der Welt auserwählt habe, darum hasset euch die Welt.²² Johannes Joh 51 15 19 22 Würdet ihr in Gesinnung, Wort und Tat, mit der Welt halten, so würde sie euch als ihre Angehörigen lieben, weil ihr aber als meine Jünger zu ihr im Gegensatze steht, hasst sie euch. Johannes Joh 51 15 2 Omnem palmitem in me non ferentem fructum, tollet eum: et omnem, qui fert fructum, purgabit eum, ut fructum plus afferat. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, wird er wegnehmen; und jede, die Frucht bringt, wird er reinigen, damit sie mehr Frucht trage.³ Johannes Joh 51 15 2 3 Die Rebenzweige sind diejenigen, welche dem Herrn durch Glaube und Liebe eingepflanzt und durch den Empfang des Hl. Geistes seiner Gemeinschaft teilhaftig geworden sind. Die unnützen Zweige werden abgeschnitten: Wer äußerlich in der Gemeinschaft mit Christus steht, aber keine Früchte des Glaubens, keine guten Werke zeitigt (Aug., Chrys., Cyr.). Die gesunden Zweige werden von allem befreit, was sie hindern kann, Frucht zu tragen, durch Heimsuchungen und Trübsale (Cyr., Chrys.), und durch alles, was die Gottesliebe anfacht und nährt (Cyr.). Ein Beispiel für beide steht vor Augen: Judas als tote Rebe, die Jünger als fruchtbare Reben. Johannes Joh 51 15 20 Mementote sermonis mei, quem ego dixi vobis: Non est servus major domino suo. Si me persecuti sunt, et vos persequentur: si sermonem meum servaverunt, et vestrum servabunt. Gedenket meiner Worte, die ich zu euch gesagt habe: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie mich verfolgt, so werden sie euch auch verfolgen; haben sie meine Worte bewahrt, so werden sie auch das eurige bewahren.²³ [Joh 13,16, Mt 10,24] Johannes Joh 51 15 20 23 Der Heiland stellt das Verhalten der Welt gegen Person und Botschaft der Gottesgesandten seinen Jüngern vor Augen. Wenn sie mich verfolgt haben und ihr wisst, dass dies geschah, so werden sie auch euch verfolgen. Wenn sie mein Wort angenommen haben und ihr wisst, dass dies nicht geschah, so werden sie das Gleiche eurem Worte gegenüber tun. Johannes Joh 51 15 21 Sed hæc omnia facient vobis propter nomen meum: quia nesciunt eum, qui misit me. Aber²⁴ dies alles werden sie euch tun um meines Namens²⁵ willen, weil sie den nicht kennen, der mich gesandt hat.²⁶ Johannes Joh 51 15 21 24 Aber der Grund dieses Hasses liegt nicht in euch, lasset euch also nicht beunruhigen. Johannes Joh 51 15 21 25 Um seiner Person und seines Erlösungswerkes willen wird zunächst Christus gehasst, da aber der Name daran erinnert, gewissermaßen die Zusammenfassung des Ganzen ist, wird auch er gehasst. Johannes Joh 51 15 21 26 Die Trostgedanken, welche der Heiland in den vorhergegangenen Versen geboten, lassen sich in drei Worte zusammenfassen: Sie werden euch hassen und verfolgen nach mir, wie mich, meinetwegen. Wie reichen Trost die Jünger in diesem Gedanken fanden, zeigt [Apg 5,41, Apg 21,13, 2Kor 12,10ff, Gal 6,17, 1Petr 4,12ff] Johannes Joh 51 15 22 Si non venissem, et locutus fuissem eis, peccatum non haberent: nunc autem excusationem non habent de peccato suo. Wenn ich nicht gekommen wäre, und zu ihnen geredet hätte, so hätten sie keine Sünde; nun aber haben sie keine Entschuldigung für ihre Sünde.²⁷ Johannes Joh 51 15 22 27 Nicht kennen: Die Sünde besteht darin, dass sie den Vater nicht als denjenigen erkannt haben, von dem der Heiland in die Welt gesandt war, und demgemäß ihren Hass gegen diesen ausübten und ihn verfolgten. Der einzige Vorwand, nämlich dass sie es nicht wissen konnten, ist ihnen benommen, also ist ihr Unglaube sündhaft. Johannes Joh 51 15 23 Qui me odit, et Patrem meum odit. Wer mich hasst, hasset auch meinen Vater.²⁸ Johannes Joh 51 15 23 28 Der Heiland zeigt die Größe ihrer Sünde: sie ist Gotteshass, wenn seine Feinde sich auch den Anschein geben, für die Ehre Gottes zu eifern. Johannes Joh 51 15 24 Si opera non fecissem in eis, quæ nemo alius fecit, peccatum non haberent: nunc autem et viderunt, et oderunt et me, et Patrem meum. Wenn ich nicht die Werke unter ihnen getan hätte,²⁹ die kein anderer getan, so hätten sie keine Sünde; nun aber haben sie mich wie den Vater gesehen und doch gehasst. Johannes Joh 51 15 24 29 Weitere Beleuchtung der Unentschuldbarkeit des Unglaubens. Zu dem Zeugnisse der Lehre trat das Zeugnis der Werke. Er hat Werke getan, welche keiner vor ihm getan. Vergl. [Joh 3,2, Joh 5,36, Joh 9,3.32, Joh 10,37, Joh 14,10, Mt 9,33], um die Wahrheit seiner Lehre, dass er Gottes Sohn und der Messias sei, zu beweisen. Darum sind seine Werke unmittelbar göttliche Werke. Dass die Juden in den Werken den Heiland als Messias hätten sehen können: vergl. [Joh 10,25]; und zugleich den Vater: vergl. [Joh 14,10]. Johannes Joh 51 15 25 Sed ut adimpleatur sermo, qui in lege eorum scriptus est: Quia odio habuerunt me gratis. Doch es sollte das Wort erfüllet werden, das in ihrem Gesetze geschrieben steht: Sie haben mich ohne Ursache gehasst.³⁰ Johannes Joh 51 15 25 30 Das auserwählte Volk gehörte Gott an wie kein anderes. Und dennoch steht jetzt an der Spitze der dem Heilande feindlichen Welt! So wird das Wort erfüllt, das in ihrem Gesetze steht, in dem Gesetze, das sie fortwährend im Munde führen. Die angeführte Stelle findet sich [Ps 34,19] und [Ps 68,5]. Da die Juden sich des Hasses schuldig machten, wurde das Eintreten desselben von dem göttlichen Gesetze vorherverkündet, damit der Heil. Geist zeigte, dass ihm nichts unbekannt ist. Johannes Joh 51 15 26 Cum autem venerit Paraclitus, quem ego mittam vobis a Patre, Spiritum veritatis, qui a Patre procedit, ille testimonium perhibebit de me: Wenn aber der Tröster kommen wird, den ich euch vom Vater senden werde, den Geist der Wahrheit, welcher vom Vater ausgeht, so wird er von mir Zeugnis geben.³¹ [Lk 24,49] Johannes Joh 51 15 26 31 Auch in Zukunft wird sich niemand mit Unwissenheit entschuldigen können, denn der Heil. Geist wird von mir Zeugnis geben (Thom.). Dieses Zeugnis geschah teils durch innere Erleuchtung, teils durch die wunderbaren. Offenkundigen Wirkungen des Heil. Geistes. Der Herr schreibt sich hier das Senden des Heil. Geistes zu, weil derselbe von ihm ausgeht wie vom Vater. Zum Vater heimgekehrt wird er ihn von demselben und in Verbindung mit dem Vater senden. (IV. Lateran. Konzil Kap. 1) Johannes Joh 51 15 27 Et vos testimonium perhibebitis, quia ab initio mecum estis. Und auch ihr werdet Zeugnis geben, weil ihr von Anfang an bei mir seid.³² Johannes Joh 51 15 27 32 Dem Zeugnis der Heil. Geistes schließt sich das der Apostel an. Auch ihr Mund soll und wird in den Verfolgungen der Welt nicht verstummen. Die Apostel legen ein historisches Zeugnis ab, indem der Heil. Geist sie erfüllt und beseelt und demselben Kraft und Erfolg verleiht, sie legen weiter Zeugnis ab über alle Wahrheit, in welche der Heil. Geist sie einführt. Dieses Zeugnis der Apostel erhält der Heil. Geist in der Kirche durch alle Zeiten unversehrt, durchleuchtet und erklärt es seinem Inhalte nach und verleiht ihm lebenspendende Kraft. So vereinigt sich das doppelte Zeugnis in schönster Weise. Johannes Joh 51 15 3 Jam vos mundi estis propter sermonem, quem locutus sum vobis. Schon seid ihr rein wegen des Wortes, das ich zu euch gesprochen habe.⁴ Johannes Joh 51 15 3 4 Vater und Sohn vereinigen sich in der Sorge um den Weinstock, der die Jünger sind. Was soeben dem Vater zugeschrieben, wird jetzt vom Sohne ausgesagt (Cyr., Chrys.). Das Winzermesser des Herrn ist seine letzte Rede nach einigen, nach anderen seine gesamte Heilslehre. Das Wort Christi, seine dreijährige Tätigkeit reinigte den Verstand von Irrtum, den Willen von bösen Bestrebungen, die ganze Seele von Sünden, aber nur wenn es geglaubt ward (Thom.). Johannes Joh 51 15 4 Manete in me: et ego in vobis. Sicut palmes non potest ferre fructum a semetipso, nisi manserit in vite: sic nec vos, nisi in me manseritis. Bleibet in mir, und ich in euch.⁵ Gleichwie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstocke bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht in mir bleibet.⁶ Johannes Joh 51 15 4 5 Wie die Apostel nur durch Christus rein geworden sind, so kann auch nur in der Gemeinschaft mit ihm das neue Leben erhalten und erhöht werden. Daher die Aufforderung: Bleibet in mir! Und die Verheißung: Und ich in euch. Johannes Joh 51 15 4 6 So notwendig der Rebe die Vereinigung mit dem Weinstocke ist, so notwendig ist die Verbindung mit mir, denn ohne diese ist es nicht möglich, jene übernatürlichen guten Werke zu vollbringen. Johannes Joh 51 15 5 Ego sum vitis, vos palmites: qui manet in me, et ego in eo, hic fert fructum multum: quia sine me nihil potestis facere. Ich bin der Weinstock, ihr die Reben. Wer in mir bleibet, und ich in ihm, der bringt viele Frucht; denn ohne mich könnet ihr nichts tun.⁷ Johannes Joh 51 15 5 7 Erst hier sagt der Heiland ausdrücklich, dass durch das Bild vom Rebzweige das Verhältnis der Apostel zu ihm dargestellt werden soll. Wer mit dem Heilande verbunden ist, der allein trägt Frucht und zwar reiche Frucht. Wer aber nicht mit Jesus verbunden ist, ist unfähig zu jedem übernatürlichen guten Werke, denn der Herr ist nicht mehr in ihm. (Konz. v. Trient, Sitz 6 Kap 16) Johannes Joh 51 15 6 Si quis in me non manserit: mittetur foras sicut palmes, et arescet, et colligent eum, et in ignem mittent, et ardet. Wenn jemand nicht in mir bleibt, so wird er wie ein Rebzweig hinausgeworfen werden, und wird verdorren, man wird ihn auflesen und in das Feuer werfen, und er verbrennt.⁸ Johannes Joh 51 15 6 8 Im Griech. ist die Folge des Nicht in Christus bleiben als bereits eingetreten gedacht, in der Vulg. die augenblicklich eintretende Folge des Nichtbleibens ausgedrückt. Das schließliche Los ist die endgültige Scheidung von Christus durch Überantwortung in die ewigen Höllenstrafen. Das Auflesen geschieht von den Engeln, welche den zum Gerichte wiederkommenden Erlöser begleiten, sowie die Sammlung und Scheidung der Menschen vornehmen werden. [Mt 13,41.42, Mt 25,31ff] In der Hölle brennen die verdorrten Reben, aber verbrennen nicht (Euth.). Johannes Joh 51 15 7 Si manseritis in me, et verba mea in vobis manserint: quodcumque volueritis petetis, et fiet vobis. Wenn ihr in mir bleibet, und meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, um was immer ihr wollet, und es wird euch gewährt werden.⁹ Johannes Joh 51 15 7 9 Der Heiland will die Drohung für die Jünger mildern und fügt eine Verheißung bei. Dem Vergleiche folgt nun die Auslegung: Wenn ihr in mir bleibet und meine Worte in euch bleiben beides liegt in eurer Macht so könnt ihr bitten, um was ihr wollt, und es wird jede Bitte Erhörung finden, weil ihr mit mir vereinigt seid und ich deshalb selbst mit euch bete, mein Gebet aber wird immer erhört. Vergl. [Joh 11,42]. Johannes Joh 51 15 8 In hoc clarificatus est Pater meus, ut fructum plurimum afferatis, et efficiamini mei discipuli. Darin ist mein Vater verherrlichet, dass ihr viele Frucht bringet, und meine Jünger werdet.¹⁰ Johannes Joh 51 15 8 10 Die Verherrlichung jedes Vaters, also auch des himmlischen Vaters, sind gute Söhne. Eine besondere Verherrlichung für Gott ist es, wenn viele dem Beispiele des Sohnes folgen. Johannes Joh 51 15 9 Sicut dilexit me Pater, et ego dilexi vos. Manete in dilectione mea. So wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt. Bleibet in meiner Liebe!¹¹ Johannes Joh 51 15 9 11 Das den Heiland mit seinen Jüngern vereinigende Band ist die Liebe. Zwischen der Liebe des Vaters zum Sohne einerseits und der Liebe zu den Jüngern andererseits ist selbstverständlich nur Ähnlichkeit, nicht Gleichheit. Der Sinn ist wohl: wie euch der Vater wahrhaft, tatkräftig geliebt hat, so liebe ich euch. Bleibet usw.: sorget dass ihr immer meiner Liebe wert seiet (Aug.). Johannes Joh 51 0 1 4. Erneuter Trost (Kap. 16): Vorhersagung der bevorstehenden Verfolgungen. (V. 4) Notwendigkeit des Heimganges Christi, damit der Heil. Geist komme. (V. 11) Kürze der Trennung und freudenvolle Wiederkehr des Herrn. (V. 24) Der Ausgang des Sohnes vom Vater, Versprechen der Jünger, zu glauben und bei dem Leiden des Herrn standhaft zu bleiben. Johannes Joh 51 16 1 Hæc locutus sum vobis, ut non scandalizemini. Dieses¹ habe ich zu euch geredet, damit ihr nicht Anstoß nehmet.² Johannes Joh 51 16 1 1 Viele Ausleger beginnen mit dem Anfange dieses Kapitels einen neuen Abschnitt, andere ziehen V. 1 4 zu dem vorhergehenden. Das Wort dieses bezieht sich auf die Ankündigung der Leiden [Joh 15,18ff] zurück. Johannes Joh 51 16 1 2 Es wird dem Heilande schwer, so schmerzliche Bilder seinen Jüngern vor Augen zu stellen, doch es ist notwendig, damit ihr Glauben nicht Schaden leide und jedes Misstrauen und Murren fern gehalten werde. Johannes Joh 51 16 10 De justitia vero: quia ad Patrem vado: et jam non videbitis me: Von der Gerechtigkeit aber, weil ich zum Vater gehe, und ihr mich nicht mehr sehen werdet.¹⁰ Johannes Joh 51 16 10 10 Der Heil. Geist überführt die Welt, dass es eine Gerechtigkeit gebe, und wo und welche sie sei. Ist Jesus zum Vater gegangen, so war auf seiner Seite Gerechtigkeit, ob auch die Welt an ihm Sünde entdecken wollte, denn dass nur der Gerechte in den Himmel aufgenommen wird, musste auch der Welt einleuchten. Hat die Welt den Gerechten verfolgt, so ermangelt sie der Gerechtigkeit, die nur bei Jesus im Anschlusse an die im Himmel verherrlichte Gerechtigkeit zu finden ist. Diese Erkenntnis, dass nur bei Christus die wahre Gerechtigkeit zu finden ist, wird bei den Böswilligen fruchtlos bleiben, ja sie noch mehr verstocken; andere aber werden sich zu Jesus führen lassen und der Gerechtigkeit teilhaftig werden. Der Zusatz: Ihr werdet mich nicht mehr sehen betont das bleibende Wohnen beim Vater auf ewig (Chrys.). Johannes Joh 51 16 11 De judicio autem: quia princeps hujus mundi jam judicatus est. Von dem Gerichte, weil der Fürst dieser Welt schon gerichtet ist.¹¹ Johannes Joh 51 16 11 11 Der Tod des Herrn ist die Stunde des Gerichtes [Joh 12,31] über den Satan, welchem durch Christi Erlösungstod alle Seelen entrissen werden, außer jenen, welche sich nachher wieder freiwillig ihm übergeben. Der Heil. Geist wird die Welt lehren, dass es über alle ein Gericht gibt, und zum Beweise dafür dient das über den Teufel bereits verhängte Gericht. Die Erneuerung des Menschengeschlechtes, die Gewalt der Jünger Jesu über die bösen Geister bezeugte deutlich, dass das Gottesreich gegen das Reich Satans errichtet, dieser also gerichtet sei. Über der Welt schwebt beständig die Wetterwolke des Gerichtes, aus welcher der Blitz bereits auf den Satan herabgefahren ist. Die beiden ersten Dinge führen auf das dritte, bei dem Gerichte handelt es sich um Sünde und Gerechtigkeit. Johannes Joh 51 16 12 Adhuc multa habeo vobis dicere: sed non potestis portare modo. Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnet es jetzt nicht tragen.¹² Johannes Joh 51 16 12 12 Will der Heiland sagen, dass der Heil. Geist ganz neue, bisher noch nicht verkündete Geheimnisse offenbaren wird oder ist nur die tiefere Einführung in das Verständnis der schon offenbarten Wahrheiten gemeint? Nur das letztere. Der Geist der Wahrheit, der nicht irren und nicht irre führen kann, wird die von Christus gelegten Keime immer mehr entwickeln und entfalten bis an das Ende der Tage. Wie von Christus einst gesagt ward, dass er wuchs [Lk 2,52], so wächst die Kirche an Alter und Weisheit (Hilar.). Dazu wird der Heil. Geist freilich auch die künftigen Entwicklungen und Schicksale der Kirche offenbaren. (Offenbarung des Johannes) Johannes Joh 51 16 13 Cum autem venerit ille Spiritus veritatis, docebit vos omnem veritatem: non enim loquetur a semetipso: sed quæcumque audiet loquetur, et quæ ventura sunt annuntiabit vobis. Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, so wird er euch in alle Wahrheit einführen; denn er wird nicht von sich selbst reden, sondern alles, was er hört, wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkünden.¹³ Johannes Joh 51 16 13 13 Der Heil. Geist ist gleichsam ein Wegführer, welcher die rechten Geistesbedürfnisse weckt und befriedigt, des Menschen eigenes Mitgehen und Mittun berücksichtigend. Alle Lehren des Heil. Geistes sind aber in der Lehre Jesu grundgelegt und treten zu ihr nur als Erklärung, Entwicklung und Ergänzung hinzu (V. 16). So wirket der Heil. Geist fort in der Kirche durch alle Zeiten und bewirkt, dass sie sich nie im geringsten von der Lehre Jesu entfernt, sondern dieselbe nach ihrem Bedürfnisse vollkommen besitzt, wie das Sonnenlicht von der Morgendämmerung bis zur Mittagshöhe wächst und dennoch das gleiche ist. (Vinz. von Lerin.) Johannes Joh 51 16 14 Ille me clarificabit: quia de meo accipiet, et annuntiabit vobis. Dieser wird mich verherrlichen; denn er wird von dem Meinigen nehmen, und euch verkünden. Johannes Joh 51 16 15 Omnia quæcumque habet Pater, mea sunt. Propterea dixi: quia de meo accipiet, et annuntiabit vobis. Alles, was immer der Vater hat, ist mein; darum habe ich gesagt: Er wird von dem Meinigen nehmen, und wird es euch verkündigen.¹⁴ Johannes Joh 51 16 15 14 Der Heil. Geist ist Lehrer der Wahrheit, weil er nur redet, was er hört (V. 13). Die Wahrheit selbst entnimmt er aus dem Schatze der Erlösungswahrheiten des Sohnes (V. 14). Nun ist was immer das Wahrheitseigentum des Sohnes umfasst, dem Vater eigen, der den ewigen Heilsratschluss aus dem Schatze seiner Weisheit entnommen und dem Sohne mitgeteilt hat, also teilen beide diese Wahrheiten dem Heil. Geist mit, der sie seiner Braut, der Kirche vermittelt. Wenngleich die Worte des Herrn nicht das Verhältnis der drei göttlichen Personen zueinander darstellen sollen, lassen sie doch auf dasselbe schließen. Deshalb beweisen die hl. Väter und der allgemeine Kirchenrat von Florenz (Sitz 25) die Gottheit des Sohnes und den Ausgang des Heil. Geistes vom Sohne wie vom Vater aus dieser Stelle. Über das Verhältnis der göttlichen Personen zueinander bekennt die Kirche im Athanasianischen Glaubensbekenntnisse: Der katholische Glaube besteht darin, dass man einen alleinigen Gott in der Dreifaltigkeit, und die Dreifaltigkeit in der Einigkeit bekenne und anbete, ohne die Personen untereinander zu vermischen, noch die Wesenheit zu trennen. Denn eine andere Person ist die des Vaters, eine andere die des Sohnes, eine andere die des Heiligen Geistes. Doch ist die Gottheit des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes an sich nur eine, auch ihre Glorie durchaus dieselbe, und ihre Majestät von gleicher Ewigkeit. Was und wie hierin der Vater ist, ist auch der Sohn und der Heilige Geist. Der Vater ist von niemanden weder gemacht, noch erschaffen oder erzeugt. Der Sohn ist vom Vater allein, nicht gemacht, noch geschaffen, sondern gezeugt. Der Heilige Geist ist zwar von dem Vater und dem Sohne, aber nicht von ihnen gemacht oder erschaffen, noch erzeugt, sondern geht von ihnen beiden aus. Es ist demnach ein Vater, nicht drei Väter; ein Sohn, nicht drei Söhne; ein Heiliger Geist, nicht drei Heilige Geiste. Das Ziel und der Erfolg des Wirkens des Heil. Geistes ist die Verherrlichung Jesu (V.14), wie der Sohn einst auf Erden den Vater verherrlicht. Johannes Joh 51 16 16 Modicum, et jam non videbitis me: et iterum modicum, et videbitis me: quia vado ad Patrem. Noch eine kleine Weile, und ihr werdet mich nicht mehr sehen; und wieder eine kleine Weile, und ihr werdet mich sehen;¹⁵ denn ich gehe zum Vater. Johannes Joh 51 16 16 15 Von demselben Wiedersehen spricht der Heiland. V. 22, 23, 25, 26. Es ist das Wiedersehen nach der Auferstehung bis zum Pfingstfeste gemeint wie [Joh 14,18] Johannes Joh 51 16 17 Dixerunt ergo ex discipulis ejus ad invicem: quid est hoc, quod dicit nobis: Modicum, et non videbitis me, et iterum modicum, et videbitis me, et quia vado ad Patrem? Da sprachen einige von seinen Jüngern zueinander: Was ist das, was er uns sagt: Noch eine kleine Weile, und ihr werdet mich nicht mehr sehen; und wieder eine kleine Weile, und ihr werdet mich sehen: und: Denn ich gehe zum Vater? Johannes Joh 51 16 18 Dicebant ergo: Quid est hoc, quod dicit, Modicum? nescimus quid loquitur. Sie sagten also: Was ist das, was er sagt: Noch eine kleine Weile? Wir wissen nicht, was er meint.¹⁶ Johannes Joh 51 16 18 16 Vor kurzem hatte der Heiland von seinem Heimgange zum Vater gesprochen und damit das Nichtmehrsehen in Zusammenhang gebracht (V.10). Dort ist sicher die Himmelfahrt gemeint, hier das Sterben und Auferstehen. Denn ich gehe zum Vater fehlt in manchen Handschriften. Wie dunkel der Ausspruch des Herrn war, zeigen die verschiedenartigen Erklärungen, welche auch jetzt, nachdem die angekündigten Ereignisse bereits eingetreten sind, gegeben werden. Johannes Joh 51 16 19 Cognovit autem Jesus, quia volebant eum interrogare, et dixit eis: De hoc quæritis inter vos quia dixi: Modicum, et non videbitis me: et iterum modicum, et videbitis me. Jesus aber erkannte, dass sie ihn fragen wollten, und sprach zu ihnen: Darüber fraget ihr einander, dass ich gesagt habe: Eine kleine Weile, und ihr werdet mich nicht sehen; und wieder eine kleine Weile, und ihr werdet mich sehen?¹⁷ Johannes Joh 51 16 19 17 Der Heiland sagt nicht geradezu, welchen Zeitabschnitt jede der beiden kleinen Weilen umfasst. Die Jünger hätten wohl nur auf das Betrübende geachtet und die Verkündigung der Auferstehung kaum noch empfunden. Johannes Joh 51 16 2 Absque synagogis facient vos: sed venit hora, ut omnis, qui interficit vos, arbitretur obsequium se præstare Deo. Sie werden euch aus den Synagogen ausstoßen; ja, es kommt die Stunde, wo jeder, der euch tötet, meinen wird, Gott einen Dienst zu erweisen.³ Johannes Joh 51 16 2 3 Die Ältesten haben die Verabredung getroffen, jeden, der Jesus als Messias anerkennen würde, aus der Synagoge auszustoßen. Die Prophezeiung des Heilandes ging wohl nach dem Ausbruch der Verfolgung in Jerusalem [Apg 8,1] in Erfüllung. Ja noch Schwereres steht bevor. Nachdem der Heiland wegen Gotteslästerung des Todes schuldig erklärt ist [Mt 26,65], wird das Blut des heil. Stephanus wegen angeblicher Lästerung wider Moses und Gott vergossen. [Apg 6,11] Vergl. auch [Apg 8,3, Apg 9,1, Gal 1,13, Apg 26,9]. Johannes Joh 51 16 20 Amen, amen, dico vobis: quia plorabitis, et flebitis vos, mundus autem gaudebit: vos autem contristabimini, sed tristitia vestra vertetur in gaudium. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ihr werdet weinen und wehklagen; die Welt aber wird sich freuen. Ihr werdet traurig sein; aber eure Traurigkeit wird in Freude gewandelt werden!¹⁸ Johannes Joh 51 16 20 18 Die beiden Gegensätze entsprechen wohl den beiden anderen in V. 16 mit den Worten, eine kleine Weile eingeleiteten. Die Worte weinen und wehklagen bezeichnen den höchsten Schmerz, welcher laut hervorbricht. Was gibt es Traurigeres als das Scheiden durch den Tod? Dies deutet also der Herr schonend an. Weiter, während die Jünger trauern, freut sich die gottentfremdete Welt. Also was dieser Freude macht, muss ihnen Kummer bereiten. Aber was jetzt für die Jünger Ursache der Betrübnis ist, wird beim Wiedersehen Anlass zur Freude werden, weil aus dem Grabe Leben, aus dem Leiden Herrlichkeit hervorging. [Joh 20,20] Johannes Joh 51 16 21 Mulier cum parit, tristitiam habet, quia venit hora ejus: cum autem pepererit puerum, jam non meminit pressuræ propter gaudium: quia natus est homo in mundum. Wenn das Weib gebärt, ist es traurig, weil seine Stunde gekommen ist; wenn es aber das Kind geboren hat, so gedenkt es nicht mehr an die Bedrängnis, um der Freude willen, dass ein Mensch zur Welt geboren ist. Johannes Joh 51 16 22 Et vos igitur nunc quidem tristitiam habetis, iterum autem videbo vos, et gaudebit cor vestrum: et gaudium vestrum nemo tollet a vobis. Auch ihr habt jetzt zwar Traurigkeit, wiederum aber werde ich euch sehen, und euer Herz wird sich freuen; und eure Freude wird niemand von euch nehmen.¹⁹ Johannes Joh 51 16 22 19 Der Vergleich in V. 21 zeigt, in wie rascher Folge Leid und Freud aufeinander folgen, und wie die Freude aus dem Schmerze herausgeboren wird. Die Jünger trauern des Heilandes wegen, und des Heilandes wegen wird alle Trauer von den Jüngern weichen und sich in Freude wandeln. Johannes Joh 51 16 23 Et in illo die me non rogabitis quidquam. Amen, amen dico vobis: si quid petieritis Patrem in nomine meo, dabit vobis. An jenem Tage werdet ihr mich um nichts fragen. Wahrlich,²⁰ wahrlich, ich sage euch, wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, so wird er es euch geben! [Mt 7,7, Mt 21,22, Mk 11,24, Lk 11,9, Joh 14,13, Jak 1,5] Johannes Joh 51 16 23 20 Es ist an V. 17, 18, 19 zu denken. Nach der Auferstehung war ihnen klar, was bis dahin dunkel war. Einige Erklärer übersetzen: Um nichts bitten: weil nach der Auferstehung die Versöhnung mit Gott schon eingetreten war, brauchten die Apostel sich nicht mehr an Christus als menschlichen Vermittler zu wenden, sondern konnten, freilich eben wegen der Verdienste Christ (in meinem Namen) sich unmittelbar an die Gottheit wenden (Thom.). Johannes Joh 51 16 24 Usque modo non petistis quidquam in nomine meo: Petite, et accipietis, ut gaudium vestrum sit plenum. Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen.²¹ Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude vollkommen sei. Johannes Joh 51 16 24 21 Weil ich selbst mit euch war und mit euch betete (Chrys.). Man bittet im Namen eines Abwesenden, nicht eines Gegenwärtigen. Johannes Joh 51 16 25 Hæc in proverbiis locutus sum vobis. Venit hora cum jam non in proverbiis loquar vobis, sed palam de Patre annuntiabo vobis. Dieses habe ich in Gleichnissen zu euch geredet. Es kommt die Stunde, da ich nicht mehr in Gleichnissen zu euch rede, sondern unverhüllt euch vom Vater Kunde geben werde.²² Johannes Joh 51 16 25 22 Alles, was von V.16 an gesprochen wurde, ist so gehalten, dass die Apostel den eigentlichen Sinn nicht erfassten. Einige sagen, die ganze Lehrweise des Herrn sei so geartet gewesen. Vergl. [Mt 13,10ff]. Nach der Auferstehung und bei der Geistessendung erhielten die Jünger die volle Aufklärung. Vergl. [Apg 1,13, Lk 24,45] Johannes Joh 51 16 26 In illo die in nomine meo petetis: et non dico vobis quia ego rogabo Patrem de vobis: An jenem Tage werdet ihr in meinem Namen bitten; und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde; Johannes Joh 51 16 27 Ipse enim Pater amat vos, quia vos me amastis, et credidistis, quia ego a Deo exivi. denn der Vater selbst liebt euch, weil ihr mich geliebt, und geglaubt habet, dass ich von Gott ausgegangen bin.²³ Johannes Joh 51 16 27 23 Die Jünger sollen nicht meinen, ihr Gebet zum Vater werde erst wirksam, wenn er auch seinerseits nach diesem Gebete der Jünger zum Vater bete. In meinem Namen, in meinen Verdiensten hat euer Gebet seine Weihe und seine Kraft, deshalb bedarf es keiner weiteren Vermittlung und Empfehlung beim Vater. Der Vater liebt den Sohn und alle, welche ihm in Glaube und Liebe angehören. Johannes Joh 51 16 28 Exivi a Patre, et veni in mundum: iterum relinquo mundum, et vado ad Patrem. Ich bin vom Vater ausgegangen, und in die Welt gekommen; wiederum verlasse ich die Welt, und gehe zum Vater.²⁴ Johannes Joh 51 16 28 24 Diese Worte enthalten einen Abriss der Lebensgeschichte des Herrn. Die Worte: Ich bin vom Vater ausgegangen sind nicht von der Zeugung der zweiten Person zu verstehen, sondern davon, dass der Vater die menschliche Natur Christi erschuf, mit der göttlichen Natur in der zweiten Person vereinigte und in die Welt sandte. Der Heiland muss das Wort vom Gehen und Scheiden noch einmal aussprechen, ehe er schließt, und er tut es, indem er dasselbe den Jüngern unter einem Gesichtspunkte zeigt, der keine Trauer mehr zulässt, sondern zur gläubigen Anbetung der ewigen Ratschlüsse und zur demütigen Unterwerfung unter seine Heilsabsichten führt. Jetzt ist es den Jüngern, als ob ein heller Lichtstrahl in das Dunkel fiele, das sie umgibt (V. 30). Jetzt ahnen sie, dass es ein göttliches Gesetz ist, nach dem er die Welt verlässt und zum Vater heimkehrt. Johannes Joh 51 16 29 Dicunt ei discipuli ejus: Ecce nunc palam loqueris, et proverbium nullum dicis: Da sprachen seine Jünger zu ihm: Siehe, jetzt redest du unverhüllt, und sagst kein Gleichnis. Johannes Joh 51 16 3 Et hæc facient vobis, quia non noverunt Patrem, neque me. Und dies werden sie euch tun, weil sie weder den Vater noch auch mich kennen.⁴ Johannes Joh 51 16 3 4 Es ist dies nicht eine Entschuldigung wie [Joh 15,21], sondern eine Erklärung, wie es komme, dass sie meinen, Gott durch Verfolgung seiner Diener und Freunde, der Apostel, einen Dienst zu leisten. Also nicht die Jünger tragen die Schuld, wenn sie ein so herbes Geschick trifft (Chrys., Theoph., Aug.). Sie wollen ja der Ehre Gottes dienen und das Heil der Menschen fördern. Johannes Joh 51 16 30 Nunc scimus quia scis omnia, et non opus est tibi ut quis te interroget: in hoc credimus quia a Deo existi. Jetzt wissen wir, dass du alles weißt, und nicht nötig hast, dass jemand dich frage; darum glauben wir, dass du von Gott ausgegangen bist.²⁵ Johannes Joh 51 16 30 25 Seine Kenntnis der Herzensgeheimnisse ist ihnen ein Beweis seiner Allwissenheit. Ehe du fragen hörst, weißt du als Gott, was uns Bedenken verursacht, und hast du diese Bedenken behoben (Chrys.). Nur wer von Gott dem Allwissenden ausgegangen, konnte dies wissen. Johannes Joh 51 16 31 Respondit eis Jesus: Modo creditis? Jesus antwortete ihnen: Jetzt²⁶ glaubet ihr? Johannes Joh 51 16 31 26 Der Heiland deutet an, dass ihr glaube nicht die Festigkeit habe, welche sie ihm in ihrem Meinen und Reden beilegten. Deshalb lässt er ihrem feurigen Siehe wir glauben die Warnung folgen: euer Glaube wird schwach werden, so dass er euch nicht mehr miteinander noch mit mir vereint zu halten vermag (Chrys., Euth., Theoph.). Johannes Joh 51 16 32 Ecce venit hora, et jam venit, ut dispergamini unusquisque in propria, et me solum relinquatis: et non sum solus, quia Pater mecum est. Siehe, es kommt die Stunde, und sie ist schon da, wo ihr euch zerstreuen werdet, ein jeder in das Seinige, und mich allein lasset. Und ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir.²⁷ [Mt 26,31, Mk 14,27] Johannes Joh 51 16 32 27 Ich bin nur scheinbar allein, denn der Vater unterstützt meine menschliche Natur mit seiner allmächtigen Hilfe, dass ich den Kampf siegreich zu Ende führe. An die Wesenseinheit mit dem Vater ist zunächst wohl nicht zu denken, denn in diesem Sinne konnten ihn die Jünger nicht allein lassen, dauerte jene doch ununterbrochen fort. Johannes Joh 51 16 33 Hæc locutus sum vobis, ut in me pacem habeatis. In mundo pressuram habebitis: sed confidite, ego vici mundum. Dies habe ich zu euch geredet, auf dass ihr in mir Frieden habet.²⁸ In der Welt werdet ihr Bedrängnis haben; doch seid getrost: Ich habe die Welt überwunden!²⁹ Johannes Joh 51 16 33 28 Frieden in mir, das war das Ziel meiner Reden. Johannes Joh 51 16 33 29 Nach dem Friedenswort noch ein Kampfwort. Es erwartet euch Kampf seid getrost! nicht wäre ich der Sieger über die Welt, könnte die Welt meine Glieder überwinden! (Aug.) Johannes Joh 51 16 4 Sed hæc locutus sum vobis: ut cum venerit hora eorum reminiscamini, quia ego dixi vobis. Aber dies habe ich euch gesagt, damit, wenn diese Stunde kommt, ihr euch daran erinnert, dass ich es euch gesagt habe.⁵ Johannes Joh 51 16 4 5 Früher hatte der Heiland mehr im Allgemeinen von Verfolgungen gesprochen, nicht aber von den seitens der Juden bevorstehenden, doch gegen diese, als von den eigenen Volksgenossen ausgehende, und darum besonders schmerzliche, mussten die Jünger jetzt gewappnet werden. Die Worte: weil ich bei euch war haben wohl den Sinn: ich wollte durch eine so traurige Voraussagung eure Freude an meiner Gegenwart nicht trüben. Zudem hatte der Herr in der Tat nie gesagt, dass ihr eigenes Volk die Tötung der Jünger als Opferdienst ansehen werde. Johannes Joh 51 16 5 Hæc autem vobis ab initio non dixi, quia vobiscum eram: Et nunc vado ad eum, qui misit me; et nemo ex vobis interrogat me, Quo vadis? Dies habe ich euch vom Anfang an nicht gesagt, weil ich bei euch war. Nun aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat; und niemand von euch fragt mich: Wo gehst du hin?⁶ Johannes Joh 51 16 5 6 Die Jünger dachten im tiefstem Schmerze nur daran, dass der Herr von ihnen weggehe, derart, dass die Traurigkeit jede Frage erstickte, wohin er denn gehe. War in den Fluten der Betrübnis das alles versunken, was der Herr über Zeit und Zweck seines Heimganges gesagt? Dies ist's, weshalb er ihnen vorhält, dass sie ihn nicht fragen, wohin er gehe. Johannes Joh 51 16 6 Sed quia hæc locutus sum vobis, tristitia implevit cor vestrum. Vielmehr weil ich dies zu euch gesagt habe, hat Traurigkeit euer Herz erfüllt. Johannes Joh 51 16 7 Sed ego veritatem dico vobis: expedit vobis ut ego vadam: si enim non abiero, Paraclitus non veniet ad vos: si autem abiero, mittam eum ad vos. Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich hingehe; denn wenn ich nicht hingehe, so wird der Tröster nicht zu euch kommen; wenn ich aber weggehe, so werde ich ihn zu euch senden.⁷ Johannes Joh 51 16 7 7 Mit großem Nachdrucke beginnt die Rede. Die letzte Ursache dieser Heilsordnung ist der Wille Gottes. Johannes Joh 51 16 8 Et cum venerit ille, arguet mundum de peccato, et de justitia, et de judicio; Und wenn dieser kommt, wird er die Welt überführen von der Sünde, und von der Gerechtigkeit, und von dem Gerichte.⁸ Johannes Joh 51 16 8 8 Das Überführen geschieht durch Erleuchtung, Predigt, Wunder. Das Wort überführen hat gewöhnlich die Nebenbedeutung, dass das Ziel desselben Buße und Wirkung des Heiles ist. Wenngleich also der Heil. Geist die Welt vor allem besiegen und überwinden will, ist doch die Bekehrung einzelner aus der Welt nicht ausgeschlossen. Die Welt ist also hier die Gesamtheit der Menschheit nach Ausschluss der bereits zum Glauben Gekommenen, jedoch mit Einschluss derer, welche zwar noch zur Welt gehören, aber durch die Sendung der Jünger an die Welt [Joh 17,18] noch zum Glauben geführt und zu ihrem Heile von der Welt losgelöst werden. [Joh 17,20]. Der Heil.Geist überführt die Welt durch sein Zeugnis in der Welt und an die Welt [Joh 15,26]. Das Organ des Heil. Geistes ist die Kirche. Auf was sich die Überführung des Geistes bezieht, wird gleichfalls gesagt: dass es Sünde, Gerechtigkeit, Gericht gebe, und was es damit für eine Bewandtnis habe. Johannes Joh 51 16 9 De peccato quidem: quia non crediderunt in me: Von der Sünde, weil sie nicht an mich geglaubt haben.⁹ Johannes Joh 51 16 9 9 Der Heil. Geist sagt der Welt, dass es Sünde gibt, und stellt es ihr so vor Augen, dass sie ihren Irrtum anerkennen muss: er weist sie hin auf ihren Unglauben gegen Jesus und überführt sie dadurch der Sünde, und dass sie selbst in Sünden liege. Nicht glauben ist Quelle anderer Sünden. Johannes Joh 51 0 1 5. Das hohepriesterliche Gebet des Herrn (Kap. 17): Bitte des Herrn für sich selbst um Verklärung. (V. 5) Fürbitte Jesu für die Jünger um Beharrlichkeit im Glauben, Bewahrung vor dem Bösen und Heiligung. (V. 19) Fürbitte für die Gläubigen um Vereinigung untereinander, mit Jesus und dem Vater, jetzt und in der seligen Ewigkeit. Johannes Joh 51 17 1 Hæc locutus est Jesus: et sublevatis oculis in clum, dixit: Pater venit hora, clarifica Filium tuum, ut Filius tuus clarificet te: Dieses redete Jesus; und die Augen zum Himmel erhebend, sprach er:¹ Vater!² die Stunde ist gekommen, verherrliche deinen Sohn, damit dein Sohn dich verherrliche.³ Johannes Joh 51 17 1 1 Der Name: Hohepriesterliches Gebet ist diesem Kapitel zuerst von Chyträus ( 1600) gegeben worden, doch der Gedanke stammt bereits vom hl. Cyrill her. Ist der Heiland Hoherpriester und Opfer zugleich, so ist sein vorstehendes Gebet das Gebet des Hohenpriesters, das Gebet im Garten Gethsemani das Gebet des Opfers. Dies Gebet ist gleichsam auf den Flammen der Liebe entzündeter Weihrauch (Rup.), welchen unser Hoherpriester vor dem Blutopfer Gott darbringt. Wie ein Vater von seinen Kindern umringt, so steht der Heiland in der Mitte seiner Jünger. Wie er am Grabe des Lazarus den Grund angibt, warum er laut betet, [Joh 11,41ff], so auch hier (V. 13). Der in den Abschiedsreden gespendete Trost soll noch wirksamer werden. Die Apostel sollen sich dem Heilande innerlich anschließen. Welcher Trost in der Tat! Der Heiland selbst bezeugt seine Gottheit vor dem Vater, seine treue Pflichterfüllung, seine Siegesgewissheit. Welch Trost ferner das Zeugnis des Herrn vor dem Vater über die Apostel! Welch hohe Güter erfleht ihnen Jesus! Wie weckt er endlich die Hoffnung auf Wiedersehen! Johannes Joh 51 17 1 2 Noch fünfmal ruft der Herr im Verlaufe des Gebetes diesen Namen. Johannes Joh 51 17 1 3 Die Leidensstunde hat mit dem Weggange des Judas ihren Anfang genommen. Der Herr erinnert hier gleichsam den Vater an die [Joh 12,28] gemachte Zusage. Die Verherrlichung geschah durch verschiedene Ereignisse bei dem Leiden und Sterben und bei der Auferstehung, durch welche der Vater seinem Sohne wunderbar Zeugnis gab, besonders aber durch den Triumph über Tod, Hölle, Sünde und Feinde. Deinen Sohn, d. i. weil ich dein Sohn bin. Damit dein Sohn dich verherrliche: dies ist die Folge der vom Vater gewirkten Verherrlichung, denn eben wenn der Sohn triumphiert, wird der Vater verherrlicht, ist aber auch Zweck, denn zuletzt muss das ganze Erlösungswerk zur Ehre Gottes dienen. Vergl. [1Kor 15,24.28]. Johannes Joh 51 17 10 Et mea omnia tua sunt, et tua mea sunt: et clarificatus sum in eis. Und alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein;¹³ und ich bin verherrlicht in ihnen.¹⁴ Johannes Joh 51 17 10 13 Die Jünger sind ebenso Eigentum des Vaters wie des Sohnes. Johannes Joh 51 17 10 14 Ein weiterer Grund für den Vater, die Jünger zu beschützen. Ich bin in ihren gläubigen Herzen verherrlicht. Johannes Joh 51 17 11 Et jam non sum in mundo, et hi in mundo sunt, et ego ad te venio. Pater sancte, serva eos in nomine tuo, quos dedisti mihi: ut sint unum, sicut et nos. Ich bin nicht mehr in der Welt, aber sie sind in der Welt, und ich komme zu dir.¹⁵ Heiliger Vater! bewahre sie in deinem Namen, die du mir gegeben hast, damit sie eines seien, sowie auch wir.¹⁶ Johannes Joh 51 17 11 15 Da sie meiner Gegenwart entbehren, bedürfen sie umso mehr meines Schutzes. Johannes Joh 51 17 11 16 Es ist die in V. 9 angekündigte und in den folgenden Versen dem Vater an's Herz gelegte Bitte. Vater, der du im Gegensatz zur Welt heilig bist, beschütze sie in der Welt, die sie hasst (V. 14), indem du sie in der neuen Lebensgemeinschaft mit dir bewahrst, welche durch meine Offenbarung gestiftet ist; bewahre sie, damit sie eines seien wie wir. Christus, eines mit dem Vater, hat den Vater geoffenbart, und durch den gläubigen an Christus sind die Jünger in die Gemeinschaft des Vaters eingetreten. Ein Ausfluss und Abbild dieser Gemeinschaft ist die Einheit der Jünger untereinander. Diese Einheit der Jünger ist die Einheit der Kirche. Wie die drei göttlichen Personen durch ihre Wesenheit sollen die Gläubigen mit ihnen und untereinander durch das Wirken der Gnade verbunden sein. Johannes Joh 51 17 12 Cum essem cum eis, ego servabam eos in nomine tuo. Quos dedisti mihi, custodivi: et nemo ex eis periit, nisi filius perditionis, ut Scriptura impleatur. Da ich bei ihnen war, bewahrte ich sie in deinem Namen. Die du mir gegeben hast, habe ich behütet; und keiner von ihnen ging verloren, außer der Sohn des Verderbens, damit die Schrift erfüllt werde.¹⁷ [Joh 13,18, Ps 108,8] Johannes Joh 51 17 12 17 Auch Judas war in die Namensgemeinschaft mit dem Vater aufgenommen, da ihm die Offenbarung Zu Teil geworden, und ihn suchte der Heiland in der Seelengemeinschaft mit dem Vater zu erhalten. Doch Judas blieb nur äußerlich in der äußeren Gemeinschaft. Ein Sohn des Verderbens (Gegensatz: Kinder des Lichtes) ist der, welcher sich diesem selbst freiwillig übergibt und ihm unrettbar anheimgefallen ist. Noch einmal gedenkt der Heiland wehmütig seines Verräters vor Gott und den Aposteln, indem er sich vor dem Vater für den Verlust verantwortet und feierlich bezeugt, dass er keine Schuld an seinem Untergange hat. Damit die Schrift erfüllt würde. Wie solche und ähnliche Stellen zu verstehen sind, siehe [Joh 13,18, Joh 15,25] Johannes Joh 51 17 13 Nunc autem ad te venio: et hæc loquor in mundo, ut habeant gaudium meum impletum in semetipsis. Jetzt aber komme ich zu dir, und dieses rede ich in der Welt, damit sie meine Freude vollkommen in sich haben.¹⁸ Johannes Joh 51 17 13 18 Der Heiland gibt die Ursache an, weshalb er laut betet: die Erinnerung an seine Fürbitte soll die Jünger jetzt und immerdar über die Trauer des Erdenlebens hinausheben. Meine Freude usw.: Damit auch sie jene Freude haben, von welcher ich erfüllt bin. Johannes Joh 51 17 14 Ego dedi eis sermonem tuum, et mundus eos odio habuit, quia non sunt de mundo, sicut et ego non sum de mundo. Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, so wie auch ich nicht von der Welt bin.¹⁹ [Joh 15,18.19] Johannes Joh 51 17 14 19 Ein neuer Grund, warum der Vater die (V. 11) vorgelegte Bitte erhören soll: sie haben deine Lehre, und weil sie dieselbe angenommen, werden sie von der Welt gehasst, denn eben daraus, dass sie die von mir verkündete Lehre annehmen, erkennt die dieser Lehre feindselige Welt, dass sie nicht mit ihr halten. Als Gehasste bedürfen sie deines besonderen Schutzes. Johannes Joh 51 17 15 Non rogo ut tollas eos de mundo, sed ut serves eos a malo. Nicht bitte ich, dass du sie aus der Welt wegnehmest, sondern dass du sie bewahrest vor dem Bösen.²⁰ Johannes Joh 51 17 15 20 Vielleicht konnte mancher Jünger denken: Nimm mich mit dir! Doch der Heiland befiehlt ihnen, sich zu schicken: Bewahre sie vor dem in der Welt überall vorhandenen Bösen, lass sie im Kampfe nicht unterliegen! Johannes Joh 51 17 16 De mundo non sunt, sicut et ego non sum de mundo. Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Johannes Joh 51 17 17 Sanctifica eos in veritate. Sermo tuus veritas est. Heilige sie in der Wahrheit. Dein Wort ist Wahrheit.²¹ Johannes Joh 51 17 17 21 Heiligen kann in weiterem Sinne gebraucht werden und in engerem. Im letzteren bezeichnet es Gnade verleihen, in besonderer Weise am Heilungswerk teilnehmen lassen [Jes 1,5, Ps 105,16, Ex 28,36]. Außer Christus heißen in diesem Sinne im N. T. Heilige die Propheten [Lk 1,70, Apg 3,21], Johannes der Täufer [Mk 6,20], die Apostel [Eph 3,5]. Also ist hier wohl zu erklären: Mache sie zu Vermittlern deiner Heilsgnade, zu Priestern des Neuen Bundes, welche die Wahrheit verkünden, nachdem sie von mir zu dieser Würde auserwählt sind. Johannes Joh 51 17 18 Sicut tu me misisti in mundum, et ego misi eos in mundum. Wie du mich in die Welt gesandt hast, habe ich auch sie in die Welt gesandt.²² Johannes Joh 51 17 18 22 Zu dem V. 16 angeführten Beweggründe kommt hinzu, warum sie der Vater in der Wahrheit befestigen soll. Er hat ja Christus gesandt, dass er der Wahrheit Zeugnis gebe [Joh 18,37], zu demselben Zwecke sendet der Herr seine Apostel. Johannes Joh 51 17 19 Et pro eis ego sanctifico meipsum, ut sint et ipsi sanctificati in veritate. Und für sie heilige ich mich selbst, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt seien.²³ Johannes Joh 51 17 19 23 Ich bringe mich zum Opfer dar für sie, damit sie zum Apostolat geheiligt seien. Der Opfertod Christi verdient die Amtsweihe der Jünger und das Feststehen in der Wahrheit. Diese Heiligung fand durch den Heil. Geist am Pfingstfeste statt. So treten in der Heiligung der Jünger alle göttlichen Personen in Tätigkeit, der Sohn Gottes bittend und verdienend, der Vater gewährend und der Geist die Heiligung vollziehend. Johannes Joh 51 17 2 Sicut dedisti ei potestatem omnis carnis, ut omne, quod dedisti ei, det eis vitam æternam. Gleichwie du ihm Macht gegeben hast über alles Fleisch, damit er allen, die du ihm gegeben, das ewige Leben verleihe.⁴ [Mt 28,18] Johannes Joh 51 17 2 4 Ich werde dich verherrlichen, denn du hast mir Macht gegeben, allen Menschen, die sich nicht selbst vom Heile ausschließen, das ewige Leben zu verleihen. Johannes Joh 51 17 20 Non pro eis autem rogo tantum, sed et pro eis, qui credituri sunt per verbum eorum in me: Aber nicht für sie allein bitte ich, sondern auch für diejenigen, welche durch ihr Wort an mich glauben werden,²⁴ Johannes Joh 51 17 20 24 Nachdem der Heiland für die Jünger als Apostel der Welt gebetet, betet er jetzt für die, welche durch das Apostolat an allen Orten und zu allen Zeiten zum Glauben und Heile geführt werden. Der Weg zum Glauben ist das Wort der Apostel, vorweg das mündliche. Alle Zeiten sind an die Apostel gewiesen, ihre Nachfolger erhalten nicht von Christus unmittelbar den Inhalt ihrer Lehre, sondern von den Aposteln. So ist also die Apostolizität ein Kennzeichen der wahren Kirche. Johannes Joh 51 17 21 Ut omnes unum sint, sicut tu Pater in me, et ego in te, ut et ipsi in nobis unum sint: ut credat mundus, quia tu me misisti. damit alle eins seien, wie du, Vater! in mir, und ich in dir, damit auch sie in uns eins seien; damit die Welt glaube, dass du mich gesandt hast.²⁵ Johannes Joh 51 17 21 25 Eine ähnliche Bitte wie V. 11. In uns seien: indem sie an denselben Vater und denselben Sohn glauben, und zwar durch die allen von Vater und Sohn (durch den Heil. Geist) gespendete Glaubensgnade. Damit die Welt glaube: damit die Welt an dieser wunderbaren Einheit in meiner Kirche einen gewichtigen Beweggrund habe zu glauben. Nur ein Gottgesandter konnte eine solche, durch alle Zeiten dauernde, Einheit erzielen. Dass die Welt glaube, ist Gottes Absicht, dass viele nicht glauben, ihre Schuld. Vergl. [1Joh 1,3] Johannes Joh 51 17 22 Et ego claritatem, quam dedisti mihi, dedi eis: ut sint unum, sicut et nos unum sumus. Und ich habe die Herrlichkeit, welche du mir gegeben hast, ihnen gegeben;²⁶ damit sie eins seien, wie auch wir eins sind.²⁷ Johannes Joh 51 17 22 26 Der Heiland gab den Gläubigen Macht, Kinder Gottes zu werden, und dies ist die größte Herrlichkeit, welche dem Geschöpfe verliehen werden kann. Allerdings besteht ein großer Unterschied zwischen der Christus verliehenen Herrlichkeit und der unseren, der Mensch Christus ist der wahre Sohn Gottes, wir nur angenommene Kinder. Johannes Joh 51 17 22 27 Die Gläubigen sind eins, weil sie Kinder eines Gottes sind. Aber auch Vater und Sohn sind eins in der Gottheit. Christus ist als Haupt des geistlichen Leibes in den Gläubigen, seinem mystischen Leibe, der Vater ist in Christus und Christus in den Gläubigen, also ist auch der Vater in den Gläubigen, und so sind sie vollkommen eins, weil in Gott, dem vollkommensten Einigkeitsprinzipe, geeint. Johannes Joh 51 17 23 Ego in eis, et tu in me: ut sint consummati in unum: et cognoscat mundus quia tu me misisti, et dilexisti eos, sicut et me dilexisti. Ich in ihnen und du in mir; damit sie vollkommen eins seien, und die Welt erkenne, dass du mich gesandt, und sie geliebt hast, wie du auch mich geliebt.²⁸ Johannes Joh 51 17 23 28 Die Welt erkennt in dieser wunderbaren Einheit Gottes Werk. Gott aber ist die Liebe und wirkt aus Liebe; daher kann seine Absicht bei Verleihung dieser Einheit nur eine höchst wohlwollende gewesen sein. Johannes Joh 51 17 24 Pater, quos dedisti mihi, volo ut ubi sum ego, et illi sint mecum: ut videant claritatem meam, quam dedisti mihi: quia dilexisti me ante constitutionem mundi. Vater! ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen, welche du mir verliehen hast, weil du mich liebtest vor Gründung der Welt.²⁹ Johannes Joh 51 17 24 29 Alle, die der Vater dem Heilande gegeben, von seiner hl. Mutter und den Aposteln an bis zum letzten Christen am Ende der Zeiten, bilden eine Gemeinschaft und das vom Vater dem Sohne anheimgegebene Eigentum. Über dieses zu verfügen ist Sache des Erlösers. Bereits sieht er sich in der Herrlichkeit des Himmels und will, dass dort mit ihm alle vereint seien, welche hier mit ihm in Gnadengemeinschaft standen. Das Schauen ist ein Eingehen in die Herrlichkeit [Röm 8,17, Kol 3,4, 2Tim 2,12], die Quelle der Seligkeit (Chrys., Euth.). Weil du mich liebtest: Auch als Mensch war Christus von Ewigkeit her Gegenstand der Liebe Gottes. Johannes Joh 51 17 25 Pater juste, mundus te non cognovit: ego autem te cognovi: et hi cognoverunt, quia tu me misisti. Gerechter Vater! die Welt hat dich nicht erkannt; ich aber habe dich erkannt, und diese haben erkannt, dass du mich gesandt hast.³⁰ Johannes Joh 51 17 25 30 Die Welt hat, weil ungerecht, den gerechten Vater nicht erkannt, auch die ungläubigen Juden nicht, denn mochten sie auch Gott etwas erkennen, sie erkannten ihn doch nicht als den, der Christus gesandt. Johannes Joh 51 17 26 Et notum feci eis nomen tuum, et notum faciam: ut dilectio, qua dilexisti me, in ipsis sit, et ego in ipsis. Und ich habe ihnen deinen Namen kund getan, und ich werde ihn kund tun, damit die Liebe, mit welcher du mich geliebet, in ihnen sei, und ich in ihnen.³¹ Johannes Joh 51 17 26 31 Ich habe sie gelehrt, dich zu erkennen und werde diese Erkenntnis durch den Heil. Geist noch vervollkommnen. Vergl. [Joh 16,13]. Dann werden sie erkennen, wie sehr du mich geliebt, und diese Liebe zu mir von dir lernen, und dann werde ich in ihnen sein, der Geliebte in der Seele des Liebenden, da dieser durch alle Fähigkeiten der Seele sich mit dem Geliebten beschäftigt. Vergl. [Joh 14,23]. Herrlich schließt das Gebet mit dem Hinweis auf das letzte Ziel des Menschen: Gott zu erkennen und zu lieben und so mit ihm vereinigt zu werden. Johannes Joh 51 17 3 Hæc est autem vita æterna: ut cognoscant te, solum Deum verum, et quem misisti Jesum Christum. Dies ist aber das ewige Leben, dass sie dich erkennen, den alleinigen wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus.⁵ Johannes Joh 51 17 3 5 Das übernatürliche Leben besteht zwar nicht nur in der Erkenntnis Gottes und seines Gesandten, sondern auch in dem auf diese Personen gerichteten Willen (Lieben), aber da nichts geliebt wird, was nicht erkannt, ist die Erkenntnis die notwendige Voraussetzung und im Jenseits besteht das Leben eben in anschauendem Erkennen, welches notwendig mit der Liebe verbunden ist. Ewig kann auch das diesseitige Gnadenleben genannt werden, weil es der Beginn und die Voraussetzung des ewigen Lebens ist. Das Wort den alleinigen wahren Gott bedeutet nicht etwa, dass der Vater allein Gott sei, sondern sagt lediglich, dass es nur einen wahren Gott gibt, schließt also mehrere göttliche Personen nicht aus. Im Gegenteile, dieser Vers beweist die Gottheit Christi, sonst könnte das Leben nicht ebenso von der Erkenntnis des Heilandes wie von der Erkenntnis Gottes des Vaters abhängen. Zugleich erhellt, dass im N. T. die wahre, lebenspendende Gotteserkenntnis die christliche sein muss. Nur an dieser Stelle nennt der Heiland sich im Evangelium selbst mit vollem Namen. In diesem Namen schloss sich der A. und der N. Bund zusammen, und deshalb nennt auch der hl. Petrus in seiner ersten Predigt diesen Heilsnamen [Apg 2,38, Apg 3,6], der den Wahlspruch der ganzen Christenheit werden sollte. Johannes Joh 51 17 4 Ego te clarificavi super terram: opus consummavi, quod dedisti mihi ut faciam: Ich habe dich verherrlichet auf Erden; ich habe das Werk vollbracht, das du mir zu verrichten gegeben.⁶ Johannes Joh 51 17 4 6 Verherrliche mich (V.1), denn ich habe dich verherrlicht (V. 4), indem ich deine Eigenschaften offenbarte, zur Liebe und Verehrung gegen dich anleitete, durch Gehorsam mich dir unterwarf, alles dir zuschrieb. Ich habe vollbracht, kann der Herr sagen, weil er schon am Schlusse seiner Laufbahn steht, und dem Willen nach auch das Schmerzlichste vollzogen hat. Und jetzt (V. 5), nachdem ich vollbracht habe, und weil ich vollbracht habe. Johannes Joh 51 17 5 Et nunc clarifica me tu Pater apud temetipsum, claritate, quam habui prius, quam mundus esset, apud te. Und jetzt, verherrliche du mich, Vater! bei dir selbst mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war. Johannes Joh 51 17 6 Manifestavi nomen tuum hominibus, quos dedisti mihi de mundo. Tui erant, et mihi eos dedisti: et sermonem tuum servaverunt. Ich habe deinen Namen den Menschen kundgetan, welche du mir von der Welt gegeben hast.⁷ Sie waren dein, und du hast sie mir gegeben; und sie haben dein Wort bewahrt.⁸ Johannes Joh 51 17 6 7 Die Juden hatten gleichsam nur einzelne Buchstaben des Gottesnamens. Dass Gott der Vater des Heilandes ist, das ist gleichsam die betonte Silbe des Gottesnamens (Aug.), und die andere ist, dass dieser sein Vater zugleich unser Vater ist, der aus Liebe zu uns den eingeborenen Sohn in die Welt sandte. [Joh 3,16] Johannes Joh 51 17 6 8 Sie waren dein, des Schöpfers Eigentum; du hast sie mir, dem Menschensohne geschenkt, d. i. bewirkt, dass sie an mich glaubten, und mir anhingen. Dein d. i. des Vaters heißt das Werk, die ganze Lehre des Herrn, weil er vom Vater gesandt ist und von ihm die Lehre mitgeteilt erhalten hat. Johannes Joh 51 17 7 Nunc cognoverunt quia omnia, quæ dedisti mihi, abs te sunt: Jetzt haben sie erkannt, dass alles, was du mir gegeben, von dir ist.⁹ [Joh 5,19] Johannes Joh 51 17 7 9 Jetzt, nachdem sie die Lehre erkannt und bewahrt, d. i. geübt haben, erkennen sie, dass dieselbe göttlich ist. Vergl. [Joh 7,17] Johannes Joh 51 17 8 Quia verba, quæ dedisti mihi, dedi eis: et ipsi acceperunt, et cognoverunt vere quia a te exivi, et crediderunt quia tu me misisti. Denn die Worte, die du mir gegeben hast,¹⁰ habe ich ihnen gegeben, und sie haben dieselben angenommen, und wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und geglaubt, dass du mich gesandt hast.¹¹ [Joh 12,49] Johannes Joh 51 17 8 10 Die Offenbarung. Johannes Joh 51 17 8 11 Sie nahmen meine Worte an: sie glaubten und übten meine Lehre, und erkannten so, dass ich dein Sohn und Gesandter bin. Ich glaube, damit ich erkenne (Aug.). Johannes Joh 51 17 9 Ego pro eis rogo: Non pro mundo rogo, sed pro his, quos dedisti mihi: quia tui sunt: Ich bitte für sie. Nicht für die Welt bitte ich, sondern für die, welche du mir gegeben hast, weil sie dein sind.¹² Johannes Joh 51 17 9 12 Die Welt ist hier die bis zum Ende Christusfeindliche und verhärtete Welt (Aug., Thom.). Für diese hat Christus zwar auch gebetet und den Tod erlitten, an dieser Stelle aber betet er nur für die, welche des Heiles teilhaftig werden. Johannes Joh 51 0 1 2. Offenbarung der Herrlichkeit des sterbenden Erlösers (18 19,37): Im Garten Gethsemani. (V. 12) Vor dem Hohenpriester. (V. 24) Vor Pilatus. (V. 38) Johannes Joh 51 18 1 Hæc cum dixisset Jesus, egressus est cum discipulis suis trans torrentem Cedron, ubi erat hortus, in quem introivit ipse, et discipuli ejus. Als Jesus dies gesagt hatte,¹ begab er sich mit seinen Jüngern hinaus² über den Bach Cedron,³ wo ein Garten war;⁴ in diesen trat er mit seinen Jüngern ein. [2Sam 15,23, Mt 26,36, Mk 14,32, Lk 22,39] Johannes Joh 51 18 1 1 Vergl. [Mt 26,30] Johannes Joh 51 18 1 2 [Mt 26,30, Mk 14,26] Vergl. [Lk 22,39] bezeichnet dies Wort den Aufbruch aus dem Speisesaale, also wohl auch hier. Bergl. Übrigens [Joh 14,Anm.40] Johannes Joh 51 18 1 3 Schwarzbach, östlich vor der Stadt, dem Toten Meere zufließend. Der Evangelist erwähnt den Übergang wohl wegen des Vorbildes [2Sam 15,23] Johannes Joh 51 18 1 4 Der Evangelist setzt den Todeskampf des Heilandes als bekannt voraus. Im Garten Eden war der Beginn unserer Erdentrübsal und wieder in einem Garten, in Gethsemani, nimmt mit dem Leiden des Herrn unser Heil seinen Anfang. Johannes Joh 51 18 10 Simon ergo Petrus habens gladium eduxit eum: et percussit pontificis servum: et abscidit auriculam ejus dexteram. Erat autem nomen servo Malchus. Simon Petrus also,¹⁴ der ein Schwert hatte, zog es und schlug den Knecht des Hohenpriesters, und hieb ihm sein rechtes Ohr ab.¹⁵ Der Name des Knechtes aber war Malchus.¹⁶ Johannes Joh 51 18 10 14 Also: weil er sah, dass die Gefangennahme bevorstand. Zu dem Folgenden vergl. [Lk 22,38] Johannes Joh 51 18 10 15 Der Hieb ging fehl. Johannes Joh 51 18 10 16 Nur der heil. Johannes nennt Petrus und den Knecht mit Namen. Er kannte den Malchus wohl als Bekannter des Hohenpriesters (V. 15). Johannes Joh 51 18 11 Dixit ergo Jesus Petro: Mitte gladium tuum in vaginam. Calicem, quem dedit mihi Pater, non bibam illum? Da sprach Jesus zu Petrus: Stecke dein Schwert in die Scheide! Soll ich den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, nicht trinken?¹⁷ [Mt 20,22, Mt 26,42] Johannes Joh 51 18 11 17 Das Bild des Kelches war den Juden bekannt. Vergl. [Mt 20,22, Mk 10,38]. Johannes Joh 51 18 12 Cohors ergo, et tribunus, et ministri Judæorum comprehenderunt Jesum, et ligaverunt eum: Die Wache aber, der Kriegsoberst¹⁸ und die Diener der Juden ergriffen Jesus, und banden ihn. Johannes Joh 51 18 12 18 Der jüdischen Gewalttat wird die römische Gewalt zu Diensten gestellt. Johannes Joh 51 18 13 Et adduxerunt eum ad Annam primum, erat enim socer Caiphæ, qui erat pontifex anni illius. Und sie führten ihn zuerst zu Annas;¹⁹ er war nämlich der Schwiegervater des Kaiphas, welcher in diesem Jahre Hoherpriester war. [Lk 3,2, Mt 26,3] Johannes Joh 51 18 13 19 Hiermit wird erklärt, warum Annas auch [Lk 3,2] neben Kaiphas genannt ist. Die Schuld der Juden wächst, da sie ein doppeltes Verhör brauchen, um einen Vorwand für die Verurteilung zu finden. Es geschah wohl der Ehre wegen, dass Kaiphas den gefangenen Heiland zuerst vor seinen Schwiegervater führen ließ. Unterdessen fand der hohe Rat Zeit, auf die Kunde der geglückten Unternehmung hin sich zu einer Sitzung bei Kaiphas zu versammeln. In diesem Jahre: In jenem denkwürdigen Jahre, in dem der Heiland der Welt sich für uns opferte, war Kaiphas Hoherpriester. Johannes Joh 51 18 14 Erat autem Caiphas, qui consilium dederat Judæis: Quia expedit, unum hominem mori pro populo. Kaiphas aber war derjenige, welcher den Juden den Rat gegeben hatte: Es ist gut, wenn ein Mensch für das Volk stirbt.²⁰ [Joh 11,49] Johannes Joh 51 18 14 20 Johannes gedenkt noch einmal der Weissagung [Joh 11,49], um wiederum hervorzuheben, dass das Leiden des Herrn ein für die ganze Welt dargebrachtes Opfer war. Gleichzeitig deutet er wohl darauf hin, dass der Richter bereits den Todesbeschluss gegen den Angeklagten unwiderruflich festgesetzt hat, lange bevor er jetzt heuchlerisch die gerichtliche Verhandlung beginnt. Johannes Joh 51 18 15 Sequebatur autem Jesum Simon Petrus, et alius discipulus. Discipulus autem ille erat notus pontifici, et introivit cum Jesu in atrium pontificis. Simon Petrus aber und ein anderer Jünger folgten Jesus nach.²¹ Dieser Jünger war dem Hohenpriester bekannt, und ging mit Jesus hinein in den Vorhof des Hohenpriesters. Johannes Joh 51 18 15 21 Dieser andere Jünger ist höchstwahrscheinlich Johannes selbst. Die erste Verleugnung des hl. Petrus fand während des Verhöres Jesu vor Annas statt, der hier, wie [Lk 3,2, Apg 4,6] Hoherpriester genannt wird. Da die Synoptiker nur das Verhör vor Kaiphas erwähnen, bringen sie alle Verleugnungen mit dieser in Verbindung, und mit Recht, da das Verhör bei Annas nur ein Vorverhör war, das aus einer gewissen Höflichkeit und verwandtschaftlichen Rücksichten zugestanden wurde. Da ferner Annas und Kaiphas höchstwahrscheinlich in demselben Gebäudekomplex wohnten, ist es einerlei, ob die Verleugnung in den Hof des Annas oder bei Kaiphas verlegt wird. Bezüglich der Zeit der Verleugnung ist die Schwierigkeit gering, denn in dem, worauf es ankommt, stimmt [Joh 18] V. 27 mit den anderen Evangelisten überein. Die Verleugnungen fanden ihren Beschluss vor dem zweiten Hahnenrufe, d. i. am Ende der dritten Nachtwache. Johannes Joh 51 18 16 Petrus autem stabat ad ostium foris. Exivit ergo discipulus alius, qui erat notus pontifici, et dixit ostiariæ: et introduxit Petrum. Petrus aber stand draußen am Torweg.²² Da ging der andere Jünger, welcher dem Hohenpriester bekannt war, hinaus,²³ redete mit der Türhüterin,²⁴ und führte Petrus hinein.²⁵ Johannes Joh 51 18 16 22 Petrus und Johannes erscheinen oft eng verbunden, [Joh 20,4, Joh 21,7.21, Apg 3,1,] Johannes Joh 51 18 16 23 Der heil. Johannes bemerkt, dass sein Mitapostel nicht mit ihm eingetreten ist, und vermutet die Ursache. Johannes Joh 51 18 16 24 Johannes bittet die Türhüterin, dem Freunde zu öffnen Johannes Joh 51 18 16 25 Wo Johannes sich weiter aufhielt, wird nicht gesagt. Er erscheint erst wieder unter dem Kreuze des Herrn. Vielleicht war es ihm möglich bei den Verhören in der Nähe zu sein. Johannes Joh 51 18 17 Dicit ergo Petro ancilla ostiaria: Numquid et tu ex discipulis es hominis istius? Dicit ille: Non sum. Da sprach die Magd, welche Türhüterin war,²⁶ zu Petrus: Bist etwa auch du einer von den Jüngern dieses Menschen? Er sprach: Ich bin keiner.²⁷ Johannes Joh 51 18 17 26 Eine von den Mägden des Hohenpriesters. Johannes Joh 51 18 17 27 Wenn Petrus zum Anhange Jesu gehörte, konnte es für sie schlimme Folgen haben, ihn einzulassen. Petrus leugnet es ab. Der Evangelist stellt die Sache kurz dar, weil er nur die Erfüllung von [Joh 13,38] nachweisen will. Johannes Joh 51 18 18 Stabant autem servi, et ministri ad prunas: quia frigus erat, et calefaciebant se: erat autem cum eis et Petrus stans, et calefaciens se. Es standen²⁸ aber die Knechte und die Diener am Kohlenfeuer, und wärmten sich, denn es war kalt; auch Petrus stand bei ihnen, und wärmte sich. Johannes Joh 51 18 18 28 Dass die Diener hier stehen, nach den Synoptikern sitzen, kann nicht befremden. Einige standen, andere saßen, zudem wechselte man öfter die Stellung. Nur noch die Diener des Hohenpriesters und einige von der levitischen Tempelwache sind da, die römischen Soldaten sind in ihre Quartiere zurückgekehrt. Johannes Joh 51 18 19 Pontifex ergo interrogavit Jesum de discipulis suis, et de doctrina ejus. Der Hohepriester also²⁹ fragte Jesus über seine Jünger und über seine Lehre.³⁰ Johannes Joh 51 18 19 29 Diese Partikel führt zu den durch V. 15 18 unterbrochenen Berichte über das Verhör zurück. Johannes Joh 51 18 19 30 Der Hohepriester sucht einen Vorwand zur Anklage. Johannes Joh 51 18 2 Sciebat autem et Judas, qui tradebat eum, locum: quia frequenter Jesus convenerat illuc cum discipulis suis. Es wusste aber auch Judas, welcher ihn verriet, den Ort; denn Jesus war oft mit seinen Jüngern dorthin gekommen. Johannes Joh 51 18 20 Respondit ei Jesus: Ego palam locutus sum mundo: ego semper docui in synagoga, et in templo, quo omnes Judæi conveniunt: et in occulto locutus sum nihil. Jesus antwortete ihm: Ich habe öffentlich zu der Welt geredet; ich habe allezeit in der Synagoge³¹ und im Tempel gelehrt, wo alle Juden zusammenkommen; und im Verborgenen habe ich nichts³² geredet. Johannes Joh 51 18 20 31 In den verschiedenen Synagogen und im Tempel. Johannes Joh 51 18 20 32 Es steht die Tätigkeit des Heilandes als Volkslehrer in Frage. Das Wort nichts schließt also keine besonderen Unterweisungen über solche Punkte aus, welche die Fassungskraft des Volkes überstiegen. Indes auch was er den Aposteln gesagt, steht mit der öffentlichen Lehre in Übereinstimmung und soll einst von denselben verkündet werden. Vergl. [Mt 10,27]. Johannes Joh 51 18 21 Quid me interrogas? interroga eos, qui audierunt quid locutus sim ipsis: ecce hi sciunt quæ dixerim ego. Was frägst du mich? Frage diejenigen, welche gehört haben, was ich zu ihnen geredet habe; siehe, diese wissen, was ich gesagt habe.³³ Johannes Joh 51 18 21 33 Mit Nachdruck betont der Heiland die Worte mich und diese (die Hörer). Seine Lehrtätigkeit war eine öffentliche, zudem gilt das Zeugnis der Hörer mehr als sein eigenes. Johannes Joh 51 18 22 Hæc autem cum dixisset, unus assistens ministrorum dedit alapam Jesu, dicens: Sic respondes pontifici? Als er aber dieses gesagt hatte, gab einer von den Dienern, der dabei stand, Jesus einen Backenstreich, und sprach: So antwortest du dem Hohenpriester?³⁴ Johannes Joh 51 18 22 34 Die Antwort hatte nichts Beleidigendes, mithin war die Misshandlung seitens des Dieners (wohl ein Faustschlag) eine ungerechte, umso mehr, als eine Verweigerung der Antwort nicht vorlag. Johannes Joh 51 18 23 Respondit ei Jesus: Si male locutus sum, testimonium perhibe de malo: si autem bene, quid me cædis? Jesus antwortete ihm: Wenn ich unrecht geredet habe, so beweise, dass es unrecht sei; wenn ich aber recht geredet habe, warum schlägst du mich?³⁵ Johannes Joh 51 18 23 35 Die gesetzlose, freche Tat des Knechtes fällt dem Annas selbst zur Schuld, der kein Wort des Tadels für dieselbe hat. Einem Frevel gegenüber, ob dessen der Himmel erschauerte (Chrys.), spricht sich der, welcher den Frevler durch ein Wort zermalmen oder in die Tiefen des Abgrundes stürzen konnte, nur mit himmlischer Ruhe aus (Aug.). Solche Sanftmut und Geduld würde jeden Grimm entwaffnet haben, jenen der Feinde Jesu allein ausgenommen. (Euth.) Des Heilandes Verhalten widerspricht nicht der [Mt 5,39] von ihm aufgestellten Regel; ist er doch bereit, seinen ganzen heil. Leib den Peinen hinzugeben (Aug.), und war jene Vorschrift keine Bestimmung betreffs des Verhaltens vor Gericht. Johannes Joh 51 18 24 Et misit eum Annas ligatum ad Caipham pontificem. Und³⁶ Annas schickte ihn gebunden zu dem Hohenpriester Kaiphas. [Mt 26,57, Mk 14,53, Lk 22,54] Johannes Joh 51 18 24 36 Griech.: Annas also. Er konnte mit seinen Fragen zu keinem Resultate kommen und brach deshalb die Verhandlung ab. Der Evangelist will wohl andeuten, dass die zweite Verleugnung statthatte, als der Heiland von Annas zu Kaiphas geführt ward. Mit der Änderung des Ortes wird am besten die Unterbrechung in der Erzählung erklärt. Johannes Joh 51 18 25 Erat autem Simon Petrus stans, et calefaciens se. Dixerunt ergo ei: Numquid et tu ex discipulis ejus es? Negavit ille, et dixit: Non sum. Simon Petrus aber stand da, und wärmte sich.³⁷ Da sprachen sie³⁸ zu ihm: Bist etwa auch du einer von seinen Jüngern? Er leugnete, und sprach: Ich bin es nicht. Johannes Joh 51 18 25 37 In der Mitte des Hofes, wohin er nach kurzer Zeit zurückgekehrt war [Lk 22,58]. Zuerst sagt einer diese Worte, dann mehrere. Johannes Joh 51 18 25 38 Das Subjekt ist aus V. 18 zu ergänzen. Das Zusammensein mit den Häschern erhöht die Gefahr für Petrus. Johannes Joh 51 18 26 Dicit ei unus ex servis pontificis, cognatus ejus, cujus abscidit Petrus auriculam: Nonne ego te vidi in horto cum illo? Einer von den Knechten des Hohenpriesters, ein Verwandter desjenigen, dem Petrus das Ohr abgehauen hatte,³⁹ sprach zu ihm: Habe ich dich nicht im Garten bei ihm gesehen? Johannes Joh 51 18 26 39 Das Auftreten eines Augenzeugen musste die Angst des Apostels steigern, besonders, wenn Perus wusste, dass jener ein Verwandter des Verwundeten war. Der Sprecher scheint aber doch nicht gewusst zu haben, dass Petrus der Angreifer des Malchus war, sonst hätte er ihm dies sicher vorgeworfen. Johannes Joh 51 18 27 Iterum ergo negavit Petrus: et statim gallus cantavit. Da leugnete Petrus abermals; und sogleich krähte der Hahn.⁴⁰ Johannes Joh 51 18 27 40 Nach den drei anderen Evangelisten wurde Petrus das dritte Mal an seiner galiläischen Mundart erkannt. Dies wird durch die vom heil. Johannes erzählten Einzelheiten nicht ausgeschlossen. Nach Markus kräht der Hahn bei der ersten und dritten Verleugnung, die übrigen Evangelisten führen nur das zweite Krähen an. Nach der dritten Verleugnung blickt der Heiland den heil. Petrus an. [Lk 22,61] Johannes Joh 51 18 28 Adducunt ergo Jesum a Caipha in prætorium. Erat autem mane: et ipsi non introierunt in prætorium, ut non contaminarentur, sed ut manducarent Pascha. Sie führten nun Jesus von Kaiphas in das Gerichtshaus.⁴¹ Es war aber früh Morgens.⁴² Sie selbst gingen⁴³ nicht in das Gerichtshaus hinein, damit sie nicht unrein würden,⁴⁴ sondern das Ostermahl essen dürften. Johannes Joh 51 18 28 41 Welche Gegensätze! Hier die Juden, die Bilder vollendeten Unglaubens, dort Pilatus, der Vertreter der Halbheit, des Indisserentismus und der gewöhnlichen Lebensklugheit. Die Juden bekämpfen die Wahrheit, Pilatus verzweifelt an ihr und gibt sie preis. Was bei Kaiphas geschah, lässt der heil. Johannes aus, weil es aus den Synoptikern bekannt war. Das römische Gerichtshaus lag in der Burg Antonia, nordwestlich vom Tempel und nahe bei demselben. Sie, nämlich die Mitglieder des hohen Rates und andere Feinde Jesu. Johannes Joh 51 18 28 42 Die Römer pflegten die Gerichtssitzungen mit Tagesanbruch zu beginnen. Es ist also etwa zwischen 6 und 7 Uhr morgens. Johannes Joh 51 18 28 43 Die Wohnung des Statthalters hieß allgemein Prätorium. Johannes Joh 51 18 28 44 Der Eintritt in ein heidnisches Haus konnte leicht levitisch unrein machen, da verschiedene verunreinigende Gegenstände oder Personen sich oft dort befanden; überdies waren es die Tage der ungesäuerten Brote, aus dem heidnischen Hause aber sicher der Sauerteig nicht entfernt. Vergl. [Ex 12,19]. Sie blieben also am Fuße der 28 Stufen zählenden Treppe, die noch jetzt in Rom verehrt wird. O gottlos blinder Aberwitz! Eine fremde Behausung sollte die Juden beflecken, und nicht der eigene, entsetzliche, zur Stunde begangene Frevel! (Aug.) Johannes Joh 51 18 29 Exivit ergo Pilatus ad eos foras, et dixit: Quam accusationem affertis adversus hominem hunc? Pilatus ging also zu ihnen hinaus,⁴⁵ und sprach: Welche Anklage bringt ihr gegen diesen Menschen vor?⁴⁶ Johannes Joh 51 18 29 45 Pilatus nimmt auf ihre religiösen Bedenken Rücksicht. Johannes Joh 51 18 29 46 Da sie den Heiland selbst zu ihm führen, setzt er voraus, dass sie eine vor seinen Richterstuhl gehörige Anklage gegen denselben haben. Er verlangt daher dem römischen Gebrauche gemäß eine bestimmt formulierte Anklage, die auf ein bürgerliches Verbrechen laute. Von der Gefangennahme des Herrn hatte er bereits Kunde, da er selbst dazu Soldaten gegeben. Johannes Joh 51 18 3 Judas ergo cum accepisset cohortem, et a Pontificibus, et Pharisæis ministros, venit illuc cum laternis, et facibus, et armis. Da nun Judas die Wache⁵ mitgenommen hatte und Diener von den Hohenpriestern und Pharisäern, kam er mit Laternen, Fackeln und Waffen dahin.⁶ [Mt 26,47, Mk 14,43, Lk 22,47] Johannes Joh 51 18 3 5 Judas hatte den römischen Soldaten, welche zu der Besatzung der Burg Antonia gehörten, den Weg zu zeigen. Der Anführer der Cohorte, der Tribun, ist selbst mitgekommen (V. 12). Die römische Behörde hatte ein starkes Aufgebot von Mannschaften gewährt, vergl. [Mt 26,47], weil die etwa kundwerdende Gefangennahme des so angesehenen Meisters einen Aufstand des Volkes zu dessen Gunsten befürchten ließ. Außer den römischen Soldaten war die Dienerschaft der vornehmen Mitglieder des hohen Rates (V. 26) und die Tempelwache ausgezogen. [Lk 22,52] Johannes Joh 51 18 3 6 Trotz des Vollmondes nahmen sie Lichter mit, denn der Mond konnte durch Wolken verdeckt sein oder der Herr sich im Schatten der Bäume befinden. Johannes Joh 51 18 30 Responderunt, et dixerunt ei: Si non esset hic malefactor, non tibi tradidissemus eum. Sie antworteten, und sprachen zu ihm: Wenn dieser kein Übeltäter wäre, so würden wir ihn dir nicht überliefert haben.⁴⁷ Johannes Joh 51 18 30 47 Da die Juden einsehen, dass es schwer halten wird, beweise für die Beschuldigung eines bürgerlichen Verbrechens vorzubringen, verlangen sie, Pilatus solle sich mit ihrer Untersuchung der Sache begnügen. Schon dies, dass sie den Heiland vorführen, soll Pilatus als Beweis genügen, dass Jesus ein Missetäter sei, denn sie, die Gerechten und Priester, werden doch keinen Unschuldigen vor Gericht bringen. Sie wollen die Bestätigung ihres Urteiles ertrotzen und hoffen, Pilatus werde wegen des Festes keine Schwierigkeiten machen. In der Aufforderung, den Heiland nach dem jüdischen Gesetze zu richten, lag ein Hohn, da Pilatus wusste, dass sie bereits nach demselben die Sache untersucht hatten. Die Erscheinung des Heilandes muss auf den sonst wenig skrupulösen Mann einen tiefen Eindruck gemacht haben. Zu den dreien Malen erklärt er unumwunden den Heiland für unschuldig [Joh 18,39, Joh 19,4.6]. Zu bemerken ist, dass der Evangelist als bekannt voraussetzt, dass Pilatus der Landpfleger ist, von dem er zuvor gesprochen. Johannes Joh 51 18 31 Dixit ergo eis Pilatus: Accipite eum vos, et secundum legem vestram judicate eum. Dixerunt ergo ei Judæi: Nobis non licet interficere quemquam. Da sprach Pilatus zu ihnen: Nehmet ihr ihn hin, und richtet ihn nach euerm Gesetze! Die Juden aber sagten zu ihm: Uns ist es nicht erlaubt, jemanden zu töten.⁴⁸ Johannes Joh 51 18 31 48 Gewiss würden wir selbst das Urteil vollziehen, aber es lautet auf Tod, eine Strafe, deren Vollstreckung uns durch die Römer entzogen ist. Johannes Joh 51 18 32 Ut sermo Jesu impleretur, quem dixit, significans qua morte esset moriturus. Damit⁴⁹ das Wort Jesu erfüllet würde, das er gesagt hatte, um anzudeuten, welches Todes er sterben werde.⁵⁰ Johannes Joh 51 18 32 49 Vergl. [Mt 20,19] (Aug., Thom.). Eben dieser Umstand, dass die Juden nicht töten durften, zwang sie sich an die Heiden zu wenden, und so wurde die Voraussage des Herrn, dass er von den Heiden verspottet, misshandelt und getötet werden würde, erfüllt. Johannes Joh 51 18 32 50 Der Heiland spricht von dem Tode am Kreuze, der bei den Heiden üblich war. [Mt 20,19, Joh 3,14, Joh 8,28, Joh 12,32-34]. Nach dem jüdischen Gesetze stand auf Gotteslästerung die Strafe der Steinigung, [Lev 24,14] Johannes Joh 51 18 33 Introivit ergo iterum in prætorium Pilatus, et vocavit Jesum, et dixit ei: Tu es rex Judæorum? Da ging Pilatus wieder in das Gerichtshaus hinein, rief Jesus, und sprach zu ihm:⁵¹ Bist du⁵² der König der Juden? [Mt 27,11, Mk 15,2, Lk 23,3] Johannes Joh 51 18 33 51 Indessen haben die Juden einige politische Anklagen vorgebracht und Pilatus muss über dieselben eine Untersuchung anstellen. Vergl. [Lk 23,2] Johannes Joh 51 18 33 52 Du? Die höchste Verwunderung. Oder: du bist also der König der Juden, von dem die Priester sprachen? Alsdann hat die Antwort des Herrn die Bedeutung: Ich bin es nicht in dem Sinne, welchen du damit verbindest; denn dann wäre es deine (des Vertreters der kaiserlichen Rechte) Sache gewesen zu wachen, und hätten nicht die Juden mich angeklagt. Pilatus: Bin ich denn ein Jude, der eure religiösen Streitigkeiten kennt? Johannes Joh 51 18 34 Respondit Jesus: A temetipso hoc dicis, an alii dixerunt tibi de me? Jesus antwortete: Sagst du dieses von dir selbst, oder haben es dir andere von mir gesagt?⁵³ Johannes Joh 51 18 34 53 Der Heiland lenkt durch diese Frage die Aufmerksamkeit des Landpflegers auf die Ungerechtigkeit der Anklage (Chrys.). Zugleich gewinnt Jesus damit die Gelegenheit, Pilatus über sein Königtum zu belehren, das keine Gefahr für die Römer in sich schließt. Bei den Synoptikern bejaht der Heiland die Frage einfach. Auch hier tut er dies, aber indirekt. Johannes Joh 51 18 35 Respondit Pilatus: Numquid ego Judæus sum? Gens tua, et pontifices tradiderunt te mihi: quid fecisti? Pilatus antwortete: Bin ich denn ein Jude?⁵⁴ Dein Volk und⁵⁵ die Hohenpriester haben dich mir überliefert; was hast du getan?⁵⁶ Johannes Joh 51 18 35 54 Pilatus sieht es als eine Beleidigung an, den Juden irgendwie gleichgestellt zu werden. Mit der Frage: Bin ich denn ein Jude? Hat er den ersten Teil der frage V. 34 verneint. Dein Volk: er will auch den Heiland die Verachtung fühlen lassen, welche er für dasselbe hegt. Johannes Joh 51 18 35 55 Ergänze: ganz besonders. Johannes Joh 51 18 35 56 Er will die Sache möglichst kurz abmachen. Der Ursprung des Reiches ist im Himmel, auch Ziel und Mittel sind übernatürlich. Johannes Joh 51 18 36 Respondit Jesus: regnum meum non est de hoc mundo: si ex hoc mundo esset regnum meum, ministri mei utique decertarent ut non traderer Judæis: nunc autem regnum meum non est hinc. Jesus antwortete: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Reich von dieser Welt wäre, so würden wohl meine Diener kämpfen, dass ich den Juden nicht überliefert würde.⁵⁷ Nun aber ist mein Reich nicht von hinnen.⁵⁸ Johannes Joh 51 18 36 57 Das Reich des Herrn ist in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt. Sein Reich sind die Gläubigen. Johannes Joh 51 18 36 58 Wenn der Erlöser ein politisches Reich hätte aufrichten wollen, hätte er auch für Verteidiger gesorgt. Nun er dies nicht getan, ist dies ein Beweis, dass sein Reich anderer Art ist als die Reiche dieser Erde. Es ist das Reich der Wahrheit. (V. 37) Johannes Joh 51 18 37 Dixit itaque ei Pilatus: Ergo rex es tu? Respondit Jesus: Tu dicis quia rex sum ego. Ego in hoc natus sum, et ad hoc veni in mundum, ut testimonium perhibeam veritati: omnis, qui est ex veritate, audit vocem meam. Da sprach Pilatus zu ihm: Also ein König bist du?⁵⁹ Jesus antwortete: Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu⁶⁰ geboren,⁶¹ und dazu in die Welt gekommen, dass ich der Wahrheit Zeugnis gebe.⁶² Jeder der aus der Wahrheit ist,⁶³ höret meine Stimme. Johannes Joh 51 18 37 59 Pilatus greift nur einen Punkt heraus. Welcher Gegensatz: der arme Gefangene ein König! Johannes Joh 51 18 37 60 Dazu zweimal mit Nachdruck. Johannes Joh 51 18 37 61 In der Zeit geboren und gesendet (Euth.). Johannes Joh 51 18 37 62 Der Heiland gibt von der Wahrheit Zeugnis, da er das, was an sich wahr ist, auch als wahr erklärt und verkündet. Vergl [Hebr 1,1]. Johannes Joh 51 18 37 63 Jeder, der die Wahrheit liebt und ihr angehören will. Der Heiland will Pilatus zu weiterem Nachdenken führen (Chrys.). Johannes Joh 51 18 38 Dicit ei Pilatus: Quid est veritas? Et cum hoc dixisset, iterum exivit ad Judæos, et dicit eis: Ego nullam invenio in eo causam. Pilatus sprach zu ihm: Was ist Wahrheit?⁶⁴ Und da er dies gesagt hatte, ging er wieder hinaus zu den Juden, und sprach zu ihnen: Ich finde keine Schuld an ihm. Johannes Joh 51 18 38 64 Angesehene Väter, wie Aug., Chrys., Thom. glauben, Pilatus habe diese Frage aus aufrichtigerem Verlangen nach Wahrheit gestellt, indes die Mehrzahl der Erklärer fasst die Frage dahin auf: Wahrheit willst du lehren? Als wenn die Wahrheit je gefunden wäre! Da Pilatus keine Antwort erwartet, also keine Belehrung will, scheint diese Auffassung die richtigere. Hier schließt sich die Sendung des Heilandes zu Herodes an [Lk 23,4ff] Johannes Joh 51 18 39 Est autem consuetudo vobis ut unum dimittam vobis in Pascha: vultis ergo dimittam vobis regem Judæorum? Es ist aber bei euch Herkommen, dass ich euch am Osterfeste einen freigebe. Wollt ihr nun, dass ich euch den König der Juden freigebe?⁶⁵ [Mt 27,15, Mk 15,6, Lk 23,17] Johannes Joh 51 18 39 65 Diese Frage ist ungerecht, denn er musste den Unschuldigen (V. 38) freigeben, und er fragt das Volk, ob er ihn freigeben soll; ungerecht ferner, weil nur Verbrecher freigegeben werden. Unklug, denn durch die verhasste Bezeichnung König der Juden gießt Pilatus Öl in's Feuer (Rup.), wie V. 40 zeigt. Johannes Joh 51 18 4 Jesus itaque sciens omnia, quæ ventura erant super eum, processit, et dixit eis: Quem quæritis? Jesus nun, der alles wusste, was über ihn kommen sollte,⁷ trat hervor, und sprach zu ihnen: Wen suchet ihr?⁸ Johannes Joh 51 18 4 7 Ergänze: Und da er wollte, dass es über ihn komme. Sobald Judas seiner ansichtig wurde, eilte er der Schar voran und gab, indem er den Heiland küsste, das verabredete Zeichen. Nach dem Kusse des Judas trat der Heiland auf die Rotte zu. Johannes Joh 51 18 4 8 Diese Frage und das Ich bin es sind keineswegs überflüssig, obwohl Judas den Heiland durch den Kuss bezeichnet hat. Bald umringten die Jünger den Herrn und die Soldaten konnten unsicher werden, wer der Gesuchte sei. Der heil. Johannes setzt den Kuss des Verräters als bekannt voraus und hebt die Selbstangabe des Herrn hervor. Johannes Joh 51 18 40 Clamaverunt ergo rursum omnes, dicentes: Non hunc, sed Barabbam. Erat autem Barabbas latro. Da schrieen sie wiederum⁶⁶ alle, und sagten: Nicht diesen, sondern den Barabbas. Barabbas aber war ein Räuber.⁶⁷ Johannes Joh 51 18 40 66 Da der Evangelist noch kein anderes Geschrei erwähnt hat, setzt er die [Mk 15,8, Lk 23,4.5] erzählten Ereignisse voraus. Johannes Joh 51 18 40 67 Diese Bezeichnung widerspricht den Synoptikern nicht, nach denen er während eines Aufstandes einen Mord begangen hatte, den Aufstand und Mord werden von Räubern als Mittel zu ihrem Zwecke angewendet. Johannes Joh 51 18 5 Responderunt ei: Jesum Nazarenum. Dicit eis Jesus: Ego sum. Stabat autem et Judas, qui tradebat eum, cum ipsis. Sie antworteten ihm: Jesus von Nazareth. Jesus sprach zu ihnen: Ich bin es! Es stand aber auch Judas, der ihn verriet, bei ihnen.⁹ Johannes Joh 51 18 5 9 Wie frech ist der abtrünnige Jünger! Offen stellt er sich zu den Feinden seines Meisters! Er stürzt mit den Häschern. Johannes Joh 51 18 6 Ut ergo dixit eis: Ego sum: abierunt retrorsum, et ceciderunt in terram. Als er ihnen nun sagte: Ich bin es! wichen sie zurück, und fielen zu Boden.¹⁰ Johannes Joh 51 18 6 10 Der Heiland will seinen Feinden Gelegenheit zur Umkehr bieten und ihnen zeigen, dass sie nichts gegen ihn vermögen, wenn er es nicht selbst zulässt. Ehe sich das Lamm Gottes den Wölfen überlässt, gibt es zu erkennen, dass es auch der Löwe ist aus dem Stamme Juda (Aug.). Johannes Joh 51 18 7 Iterum ergo interrogavit eos: Quem quæritis? Illi autem dixerunt: Jesum Nazarenum. Da fragte er sie wiederum: Wen suchet ihr? Sie aber sagten: Jesus von Nazareth.¹¹ Johannes Joh 51 18 7 11 Man gibt verschiedene Gründe an, warum der Herr diese Frage noch einmal stellte. Ein Grund ist wohl: er will sagen: Wer ist der, den ihr suchet? Einem, der euch mit einem Worte zu Boden streckt! Bedenket es nochmals! Johannes Joh 51 18 8 Respondit Jesus: Dixi vobis, quia ego sum: si ergo me quæritis, sinite hos abire. Jesus antwortete: Ich habe es euch gesagt, dass ich es bin; wenn ihr also mich suchet, so lasset diese gehen.¹² Johannes Joh 51 18 8 12 Der Heiland bezeichnet die Jünger nicht als die Seinen, um sie nicht in sein Schicksal zu verwickeln. Johannes Joh 51 18 9 Ut impleretur sermo, quem dixit: Quia quos dedisti mihi, non perdidi ex eis quemquam. Damit das Wort erfüllet würde, welches er gesprochen hatte: Die du mir gegeben hast, keinen von ihnen habe ich verloren.¹³ [Joh 17,12] Johannes Joh 51 18 9 13 Der gute Hirt denkt vor allem an die Rettung seiner Schafe. Wenngleich der Heiland die [Joh 7,12] enthaltenen Worte zunächst von der Rettung von dem ewigen Verderben gemeint hatte, dehnt der Evangelist dieselben hier auch auf die Befreiung von zeitlichen Übeln aus (Thom., nach Chrys.). Johannes Joh 51 0 1 Verherrlichung des sterbenden Heilandes vor Pilatus, (V. 14) im Tode (V. 32), nach dem Tode (V. 37). 3. Offenbarung der Herrlichkeit des Herrn durch seinen Triumph über seine Gegner. (19,38 21,23) 1. Joseph von Arimathäa und Nikodemus. Johannes Joh 51 19 1 Tunc ergo apprehendit Pilatus Jesum, et flagellavit. Da¹ ließ Pilatus Jesus ergreifen und geißeln. [Mt 27,27, Mk 15,16] Johannes Joh 51 19 1 1 Als das Volk von Jerusalem den Barabbas forderte und nach der Handwaschung [Mt 27,24]. Pilatus hat den Rechtsboden verlassen, er macht den Juden ein neues Zugeständnis. Johannes Joh 51 19 10 Dicit ergo ei Pilatus: Mihi non loqueris? nescis quia potestatem habeo crucifigere te, et potestatem habeo dimittere te? Da sprach Pilatus zu ihm: Zu mir redest du nicht? Weißt du nicht, dass ich Macht habe, dich zu kreuzigen, und Macht habe, dich freizulassen?¹¹ Johannes Joh 51 19 10 11 Pilatus fürchtet sich selbst und will Furcht einflößen (Euth.). Johannes Joh 51 19 11 Respondit Jesus: Non haberes potestatem adversum me ullam, nisi tibi datum esset desuper. Propterea qui me tradidit tibi, majus peccatum habet. Jesus antwortete: Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht von oben herab gegeben wäre;¹² darum¹³ hat der, welcher mich dir überlieferte, eine größere Sünde.¹⁴ Johannes Joh 51 19 11 12 Pilatus prahlt mit seiner Macht und will sie doch gegen einen Unschuldigen gebrauchen. Jesus handelt und leidet nach göttlichem Ratschluss. Pilatus ist mit seinen freien Handlungen und Entschlüssen dennoch wieder nur das dienende Werkzeug jenes höheren, auf ewige Macht und Weisheit gegründeten Ratschlusses. Darum und nur so weit hat Pilatus auch Gewalt des Lebens und Todes (V. 10) selbst über den Herrn des Lebens. [Apg 3,15]. Die Rollen werden gleichsam gewechselt, und Pilatus wird in der letzten Antwort, die der Heiland ihm gibt, statt des Richters der Angeklagte. Johannes Joh 51 19 11 13 Darum: Nicht irgendein Unschuldiger ist dir überliefert worden, sondern der, welcher wegen seiner hohen Würde keiner menschlichen Gewalt, außer auf besondere Anordnung Gottes, unterworfen ist. Darum ist die Sünde derer, die mich überliefert haben, größer. Johannes Joh 51 19 11 14 Es gibt also einen Unterschied in der Schwere der Sünden (Thom.). Johannes Joh 51 19 12 Et exinde quærebat Pilatus dimittere eum. Judæi autem clamabant dicentes: Si hunc dimittis, non es amicus Cæsaris. Omnis enim, qui se regem facit, contradicit Cæsari. Von nun an suchte Pilatus ihn freizulassen.¹⁵ Die Juden aber schrieen, und sprachen: Wenn du diesen freigibst, so bist du kein Freund¹⁶ des Kaisers; denn jeder, der sich zum Könige macht, erklärt sich gegen den Kaiser.¹⁷ Johannes Joh 51 19 12 15 Griech.: Infolge dessen. Diese Partikel ist vorzuziehen, da Pilatus den Herrn nicht erst jetzt freilassen wollte. Die Worte des Heilandes hatten einen tiefen Eindruck auf ihn gemacht. Der Evangelist sagt: freizulassen, nicht freizusprechen. Pilatus hatte schon früher die Unschuld unseres Herrn erklärt, fortan kann er auf Mittel, ihm, ohne die Juden zu beleidigen, die Freiheit zu verschaffen. Umsonst, die Feinde Jesu merkten die Absicht des Römers. Johannes Joh 51 19 12 16 Kein treuer Diener des Kaisers. Johannes Joh 51 19 12 17 Zurückweisung auf die bereits [Joh 18,33] vorgebrachte Anklage. Johannes Joh 51 19 13 Pilatus autem cum audisset hos sermones, adduxit foras Jesum: et sedit pro tribunali, in loco, qui dicitur Lithostrotos, Hebraice autem Gabbatha. Als aber Pilatus diese Reden hörte, führte er Jesus hinaus,¹⁸ und setzte sich auf den Richterstuhl,¹⁹ an dem Orte, der Lithostrotos heißt, hebräisch aber Gabbatha.²⁰ Johannes Joh 51 19 13 18 Nach der letzten an den Herrn gerichteten Frage hatte Pilatus den Heiland im Richthause zurückgelassen (V. 9). Johannes Joh 51 19 13 19 Der Richterstuhl wurde wohl nach dem sogleich genannten Orte übertragen. Das Urteil musste im Freien vor dem Angeklagten gefällt werden. Johannes Joh 51 19 13 20 Gabbatha: Anhöhe. Es ist wohl ein mit Mosaikboden gepflasterter Platz gegen den Tempelvorhof gelegen. Um die Wichtigkeit des Augenblickes zu kennzeichnen, gibt der Evangelist genau Ort, Stunde und Tag an. Nur an fünf Stellen gibt der heil. Johannes eine nähere Zeitbestimmung: [Joh 1,39, Joh 4,6.52, Joh 11,9] und an unserer Stelle. Johannes Joh 51 19 14 Erat autem parasceve Paschæ, hora quasi sexta, et dicit Judæis: Ecce rex vester. Es war aber der Rüsttag des Osterfestes, ungefähr die sechste Stunde,²¹ und er sprach zu den Juden: Sehet, euer König!²² Johannes Joh 51 19 14 21 Markus nennt als Zeit der Kreuzigung die dritte Stunde, Johannes sagt, es sei ungefähr die sechste gewesen. Vergl. [Mk 15,Anm.19]. Übrigens sind die Zeitangaben bei Johannes genauer als bei Markus, da letzterer nach Abteilungen von je drei Stunden rechnet. Johannes Joh 51 19 14 22 Diese Worte sind wohl ein letzter Versuch, die Juden zum Mitleid zu bewegen (Aug., Chrys., Thom.). seht seinen erbarmungswürdigen Zustand! Sollte ein solcher König euch schrecklich erscheinen? Johannes Joh 51 19 15 Illi autem clamabant: Tolle, tolle, crucifige eum. Dicit eis Pilatus: Regem vestrum crucifigam? Responderunt pontifices: Non habemus Regem, nisi Cæsarem. Diese aber schrieen: Hinweg! Hinweg! Kreuzige ihn! Pilatus sprach zu ihnen: Euern König soll ich kreuzigen?²³ Die Hohenpriester antworteten: Wir haben keinen König, als den Kaiser.²⁴ Johannes Joh 51 19 15 23 Auch diese Worte sind in Pilatus Munde ein Hohn. Johannes Joh 51 19 15 24 Die Juden sprechen sich selbst das Verdammungsurteil. Sie sagen sich von dem messianischen Königtume los und geben sich in ihrer Wut selbst auf. Vergl. dagegen [Joh 8,33]. Gott ließ ihr eigenes Urteil an ihnen vollziehen, indem er sie bei der Zerstörung Jerusalems der Rache des selbstgewählten Herrschers überließ (Chrys.). Johannes Joh 51 19 16 Tunc ergo tradidit eis illum ut crucifigeretur. Susceperunt autem Jesum, et eduxerunt. Da übergab er ihnen²⁵ denselben, dass er gekreuziget würde. Sie übernahmen also Jesus, und führten ihn hinaus. Johannes Joh 51 19 16 25 Den Hohenpriestern u. a. als den Anstiftern, beziehungsweise den Soldaten, welche ihn hinausführen und kreuzigen sollten. Johannes Joh 51 19 17 Et bajulans sibi crucem exivit in eum, qui dicitur Calvariæ, locum, Hebraice autem Golgotha: Und sich selbst das Kreuz tragend,²⁶ ging er hinaus zu dem Orte, den man Schädelstätte nennt, hebräisch aber Golgotha. [Mt 27,33, Mk 15,22, Lk 23,33] Johannes Joh 51 19 17 26 Es ist wohl gegen 11 Uhr. Johannes hebt hervor, dass der Heiland selbst sein Kreuz trug, und lässt deshalb den Bericht über Simon von Cyrene weg. Ob auch der Heiland jetzt noch die Dornenkrone trug? Einige Überlieferungen aus sehr alten Zeiten bejahen diese Frage. Johannes Joh 51 19 18 Ubi crucifixerunt eum, et cum eo alios duos hinc, et hinc, medium autem Jesum. Da kreuzigten sie ihn,²⁷ und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, in der Mitte aber Jesus. Johannes Joh 51 19 18 27 Die meisten Ausleger sind, gestützt auf die Gewohnheit der Römer, der Ansicht, dass der Heiland das bereits aufgerichtete Kreuz bestieg, nicht vorher an dasselbe geschlagen und mit ihm erhoben wurde. Johannes Joh 51 19 19 Scripsit autem et titulum Pilatus: et posuit super crucem. Erat autem scriptum: JESUS NAZARENUS, REX JUDORUM. Pilatus aber schrieb auch eine Aufschrift, und setzte sie über das Kreuz. Es war aber geschrieben: Jesus von Nazareth, der König der Juden.²⁸ Johannes Joh 51 19 19 28 Die Aufschrift ist eine Beleidigung der Juden (Chrys.). Ohne dass es der Landpfleger ahnte, gab er dem Heilande seinen wahren Titel. Pilatus hatte die Aufschrift schreiben lassen, als der Zug aufbrach. Johannes Joh 51 19 2 Et milites plectentes coronam de spinis, imposuerunt capiti ejus: et veste purpurea circumdederunt eum. Und die Soldaten flochten eine Krone von Dornen, und setzten sie ihm auf sein Haupt, und legten ihm einen Purpurmantel um. Johannes Joh 51 19 20 Hunc ergo titulum multi Judæorum legerunt: quia prope civitatem erat locus, ubi crucifixus est Jesus: Et erat scriptum Hebraice, Græce, et Latine. Diese Aufschrift nun lasen viele Juden; denn der Ort, wo Jesus gekreuziget wurde, war nahe bei der Stadt, und es war hebräisch, griechisch und lateinisch geschrieben.²⁹ Johannes Joh 51 19 20 29 Da die Aufschrift nun jedermann verständlich war, erbosten sich die Juden noch mehr. Sie baten Pilatus um eine Änderung, weil die Aufschrift sagte: Sehet, Juden, euer König hängt am Holze der Schande und des Fluches. Johannes Joh 51 19 21 Dicebant ergo Pilato pontifices Judæorum: Noli scribere, Rex Judæorum: sed quia ipse dixit: Rex sum Judæorum. Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: Schreibe nicht:³⁰ der König der Juden, sondern dieser hat gesagt: Ich bin der König der Juden. Johannes Joh 51 19 21 30 Sie reden, als ob Pilatus noch im Schreiben begriffen wäre, weil sie die Aufschrift nicht als endgültig ansehen wollten. Johannes Joh 51 19 22 Respondit Pilatus: Quod scripsi, scripsi. Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben.³¹ Johannes Joh 51 19 22 31 Pilatus freut sich, nach allen Zugeständnissen wenigstens in diesem untergeordneten Punkte die Juden den Stachel fühlen zu lassen, und will sich das Ansehen eines unerschütterlichen Römers geben. Johannes Joh 51 19 23 Milites ergo cum crucifixissent eum, acceperunt vestimenta ejus, (et fecerunt quatuor partes: unicuique militi partem) et tunicam. Erat autem tunica inconsutilis, desuper contexta per totum. Nachdem³² nun die Soldaten Jesus gekreuzigt hatten, nahmen sie seine Kleider (und machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten einen Teil), und den Rock.³³ Der Rock aber war ohne Naht, von oben bis unten ganz gewebt. [Mt 27,35, Mk 15,24, Lk 23,34] Johannes Joh 51 19 23 32 Die Partikel weist auf V. 18 hin. Johannes Joh 51 19 23 33 Ein Kommando von je vier Soldaten, vergl. [Apg 12,4] wurde zur Bewachung von Gefangenen und zu Strafvollstreckungen aufgeboten. Solche vier teilen sich gleichsam nach Erbrecht (Cyr., Al.) in die Gewänder des Heilandes. Johannes Joh 51 19 24 Dixerunt ergo ad invicem: Non scindamus eam, sed sortiamur de illa cujus sit. Ut Scriptura impleretur, dicens: Partiti sunt vestimenta mea sibi: et in vestem meam miserunt sortem. Et milites quidem hæc fecerunt. Da sagten sie zueinander: Diesen wollen wir nicht zerschneiden,³⁴ sondern das Los darüber werfen, wessen er sein soll. Damit³⁵ die Schrift erfüllet würde, welche sagt: Sie haben meine Kleider unter sich geteilt, und über mein Gewand haben sie das Los geworfen. Die Soldaten also taten dies. Johannes Joh 51 19 24 34 Der Rock des Herrn, nach Art der Priesterkleider [Ex 28,4.39] von oben herab zu einem Stücke gewebt, würde zerschnitten und geteilt keinem der Soldaten Nutzen gebracht haben. Daher losen sie unter dem Kreuze [Lk 23,34, Mk 15,24]. Das eine, ungeteilte Kleid des Herrn deutet auf das Geheimnis der untrennbaren Einheit der Kirche. Niemand kann Christus anziehen, der die Kirche Gottes zertrennen und spalten will. (Cypr.) Nach [Mk 15,24] wurde über alle Kleider das Los geworfen. Der heil. Johannes widerspricht dem nicht, sondern sagt nur, dass die Soldaten über das ganze ungenähte Kleid des Herrn, nicht über seine Teile das Los warfen. Johannes Joh 51 19 24 35 Dies Zitat ist aus [Ps 21,19] nach der Septuaginta gegeben. Johannes Joh 51 19 25 Stabant autem juxta crucem Jesu mater ejus, et soror matris ejus, Maria Cleophæ, et Maria Magdalene. Es standen aber bei dem Kreuze Jesu seine Mutter, und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Kleophas, und Maria Magdalena.³⁶ Johannes Joh 51 19 25 36 Das hier Erzählte fällt vor [Mt 27,55] (Aug., Thom.). Wie am Beginne der öffentlichen Tätigkeit des Heilandes, so erscheint Maria am Schlusse derselben. Die Frauen standen einige Zeit nicht unmittelbar unter dem Kreuze. [Mt 27,55, Mk 15,40, Lk 23,49] Sie waren zuerst nahe getreten, hatten sich dann aber ein wenig zurückgezogen (Thom.). Johannes Joh 51 19 26 Cum vidisset ergo Jesus matrem, et discipulum stantem, quem diligebat, dicit matri suæ: Mulier, ecce filius tuus. Da nun Jesus seine Mutter, und den Jünger, den er lieb hatte, stehen sah, sprach er zu seiner Mutter: Weib, siehe da, dein Sohn!³⁷ Johannes Joh 51 19 26 37 Dieses Wort des Heilandes musste eine der schönsten Erinnerungen des greisen Apostels bilden. Der Heiland nennt die heil. Jungfrau nicht Mutter, da sie bald ihren Sohn verlieren soll, oder um ihren Schmerz nicht noch mehr zu vergrößern. Die Anrede Weib drückt die Ehrerbietung aus. Siehe [Joh 2,Anm.7]. Johannes Joh 51 19 27 Deinde dicit discipulo: Ecce mater tua. Et ex illa hora accepit eam discipulus in sua. Hierauf sprach er zu dem Jünger: Siehe da, deine Mutter!³⁸ Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.³⁹ Johannes Joh 51 19 27 38 Siehe, wie ehrt der Heiland den Jünger, da er ihn, seiner Mutter ihn zum Sohne gebend, zu seinem Bruder macht! So gut ist es, bei dem Kreuze zu stehen und auszuharren bei dem leidenden Heiland (Theoph.). In mystischem Sinne sagt Rupertus (12. Jahrhundert): Johannes war unterm Kreuze der Vertreter aller Gläubigen, ja aller Menschen, und alle hat Jesus damals seiner heil. Mutter empfohlen, allen sie zur Mutter gegeben. Diese Worte enthalten eine Wahrheit, welche jetzt alle Katholiken glauben und bekennen. Sind wir nicht Adoptivbrüder des Herrn, der Mensch geworden ist, und also auch Adoptivkinder seiner heiligsten Mutter? Johannes Joh 51 19 27 39 Dass seine eigene Mutter noch lebte, konnte für den heil. Johannes kein Hindernis sein. Er hatte wohl in Jerusalem eine Unterkunft. Da der heil. Joseph schon vor der öffentlichen Tätigkeit des Herrn gestorben war und nun auch ihr göttlicher Sohn diese Erde verlässt, hat Maria keine eigene Heimat mehr. Aber sie gehört nun der Kirche an, für welche sie, als Jungfrau zugleich und als Mutter, deren reinstes Bild und ein kostbares Kleinod ist, das wir durch das Testament unseres gekreuzigten Herrn für alle Zeiten ererbt haben. Johannes Joh 51 19 28 Postea sciens Jesus quia omnia consummata sunt, ut consummaretur Scriptura, dixit: Sitio. Hierauf, da Jesus wusste, dass alles vollbracht sei,⁴⁰ sprach er, damit die Schrift ganz erfüllet würde: Mich dürstet. Johannes Joh 51 19 28 40 Johannes berichtet von den sieben Worten, welche der Heiland am Kreuze gesprochen, V. 26 das dritte, V. 28 das fünfte. Auch durch dieses wird ein prophetisches Wort erfüllt [Ps 68,22]. [Mt 27,48] und [Lk 23,36], die nur die Darreichung des Essigtrankes berichten, setzen dabei dies Wort des Heilandes voraus. V. 30 berichtet Johannes über das sechste Wort. Johannes Joh 51 19 29 Vas ergo erat positum aceto plenum. Illi autem spongiam plenam aceto, hyssopo circumponentes, obtulerunt ori ejus. Es stand aber ein Gefäß da voll Essig. Und sie füllten einen Schwamm mit Essig, steckten ihn auf einen Ysopstengel, und brachten ihn an seinen Mund.⁴¹ Johannes Joh 51 19 29 41 Johannes und Lukas sprechen von mehreren, Markus von einem. Erstere erwähnen den Handelnden und die Zustimmenden, Markus nur den ersteren. Vergl. auch [Lk 23,36]. Johannes Joh 51 19 3 Et veniebant ad eum, et dicebant: Ave rex Judæorum: et dabant ei alapas. Und sie traten zu ihm, und sprachen: Sei gegrüßt, du König der Juden! Und sie gaben ihm Backenstreiche.² Johannes Joh 51 19 3 2 Nach [Mt 27,26-31] und [Mk 15,15-20] könnte es scheinen, als ob Pilatus das Urteil vor der Dornenkrönung sprach; die Darstellung des heil. Johannes wirft auch auf diesen Punkt Licht. (V. 5 16) Pilatus duldet es, weil er glaubt, der elende Zustand, in welchen der Herr dadurch versetzt wird, werde Mitleid erregen. Johannes Joh 51 19 30 Cum ergo accepisset Jesus acetum, dixit: Consummatum est. Et inclinato capite tradidit spiritum. Da nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und das Haupt⁴² neigend, übergab er seinen Geist. Johannes Joh 51 19 30 42 Weil alles vollbracht ist und weil er sterben will. Er neigt das Haupt vor dem Sterben, wie die heil. Väter erwägen, um zu zeigen, dass er freiwillig sein Leben dahingibt. Johannes Joh 51 19 31 Judæi ergo, (quoniam Parasceve erat) ut non remanerent in cruce corpora sabbato, (erat enim magnus dies ille Sabbati) rogaverunt Pilatum ut frangerentur eorum crura, et tollerentur. Damit nun die Leiber nicht am Sabbate am Kreuze blieben, weil es der Rüsttag war (denn jener Sabbat war groß), baten die Juden den Pilatus, dass ihnen die Beine gebrochen, und sie abgenommen werden möchten.⁴³ Johannes Joh 51 19 31 43 Das jüdische Gesetz gebot, die Leiche (welche nach der Steinigung an einem Phahl gehängt worden) noch am Tage der Hinrichtung zu bestatten. [Dtn 21,22] Diese Vorschrift wendeten die Juden nun auf die Gekreuzigten an. Der Rüsttag (V. 14) neigte sich bereits zu Ende. Der mit dem Erscheinen des Abendsternes beginnende Sabbat war dieses Mal ein großer oder hoher Sabbat, weil er mit der Feier des Osterfestes zusammentraf. Vergl. [Mt 27,62]. Johannes Joh 51 19 32 Venerunt ergo milites: et primi quidem fregerunt crura, et alterius, qui crucifixus est cum eo. Da kamen die Soldaten, und zerbrachen dem ersten die Beine und dem anderen, der mit ihm gekreuzigt war.⁴⁴ Johannes Joh 51 19 32 44 Die Soldaten haben auf beiden Seiten zugleich angefangen. Johannes Joh 51 19 33 Ad Jesum autem cum venissent, ut viderunt eum jam mortuum, non fregerunt ejus crura. Als sie aber zu Jesus kamen, und sahen, dass er schon gestorben sei, brachen sie ihm die Beine nicht, Johannes Joh 51 19 34 Sed unus militum lancea latus ejus aperuit, et continuo exivit sanguis, et aqua. sondern einer von den Soldaten öffnete seine Seite mit einem Speere,⁴⁵ und sogleich kam Blut und Wasser heraus.⁴⁶ Johannes Joh 51 19 34 45 Um den Tod Jesu sicher zu stellen, durchbohrt einer von ihnen die Seite und das Herz des Heilandes. Die Überlieferung nennt ihn nach der Lanze (Lonche) Longinus. Johannes Joh 51 19 34 46 Blut und Wasser sind getrennt. Das Blut floss nach den Gesetzen der Natur, das Wasser wohl durch ein Wunder. Sie bedeuten die Erlösung des Herrn, die uns in seinem Blute [1Joh 1,7, Offb 7,14] und in der Wiedergeburt (3,5 Cyr., Chrys., Aug., Thom.) zu Teil wird. Aus der geöffneten Seite ging die Kirche hervor (Cyr.), wie Eva aus der Seite des schlafenden Adam (Cyr. v. Jer., Mar. v. Tours, Aug., Thom.). Die Seite Christi ward geöffnet, damit wir in ihr das Leben fänden, wie einst alle Wesen, die Gott erhalten wollte, durch die geöffnete Tür der Arche eingingen. Die Verehrung des heil. Herzens Jesu findet in diesem Vorgange eine starke Anregung, da Jesus, als er noch lebte, aus Liebe zu den Menschen einwilligte, dass sein Herz für sie durchbohrt werden sollte. Johannes Joh 51 19 35 Et qui vidit, testimonium perhibuit: et verum est testimonium ejus. Et ille scit quia vera dicit: ut et vos credatis. Und der dies gesehen hat,⁴⁷ hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahrhaftig. Und er weiß, dass er die Wahrheit sagt, damit auch ihr glaubet.⁴⁸ Johannes Joh 51 19 35 47 Hierauf liegt der Nachdruck, denn bei geschichtlichen Tatsachen haben Augenzeugen das größte Gewicht. Johannes Joh 51 19 35 48 Dass er die Wahrheit sagt, und zwar sagt er sie in dieser Absicht, damit ihr glaubet. Sie sollen fest glauben, dass Jesus der verheißene Messias ist, denn die heil. Schrift hat dies vom Messias vorausgesagt. (V. 36, V. 37) Nun ist dies aber an Jesus in Erfüllung gegangen, also ist er der Messias. Johannes Joh 51 19 36 Facta sunt enim hæc ut Scriptura impleretur: Os non comminuetis ex eo. Denn⁴⁹ dies ist geschehen, damit die Schrift erfüllet würde: Ihr sollet kein Bein an ihm zerbrechen.⁵⁰ Johannes Joh 51 19 36 49 Ihr könnet glauben (V. 35) denn an ihm erfüllte sich durch das Erzählte die Schrift. Johannes Joh 51 19 36 50 Anführung aus [Ex 12,46, Num 9,12]. Jesus ist das wahre Osterlamm. [1Kor 5,7] Johannes Joh 51 19 37 Et iterum alia Scriptura dicit: Videbunt in quem transfixerunt. Und wiederum eine andere Schriftstelle spricht: Sie werden auf den schauen, den sie durchbohrt haben.⁵¹ Johannes Joh 51 19 37 51 [Sach 12,10] Nach dem hebr. Texte nach der besseren Lesart: sie werden auf mich schauen. Die Juden hatten den Lanzenstich mittelbar veranlasst (V. 31). Johannes Joh 51 19 38 Post hæc autem rogavit Pilatum Joseph ab Arimathæa, (eo quod esset discipulus Jesu, occultus autem propter metum Judæorum) ut tolleret corpus Jesu. Et permisit Pilatus. Venit ergo, et tulit corpus Jesu. Hierauf aber bat Joseph von Arimathäa⁵² (weil er ein Jünger Jesu war, jedoch aus Furcht vor den Juden ein heimlicher) den Pilatus, dass er den Leichnam Jesu abnehmen dürfte. Und Pilatus erlaubte es. Er kam also, und nahm den Leichnam Jesu ab. [Mt 27,57, Mk 15,43, Lk 23,50] Johannes Joh 51 19 38 52 Der Name Joseph steht im Griechischen mit dem Artikel: der (aus den übrigen Evangelien) bekannte Joseph. Johannes Joh 51 19 39 Venit autem et Nicodemus, qui venerat ad Jesum nocte primum, ferens mixturam myrrhæ, et aloes, quasi libras centum. Es kam aber auch Nikodemus, welcher vormals bei Nacht zu Jesus gekommen war, und brachte eine Mischung von Myrrhe⁵³ und Aloe,⁵⁴ gegen hundert Pfund.⁵⁵ [Joh 3,2] Johannes Joh 51 19 39 53 Vergl. [Mt 2,11] das Geschenk der heiligen drei Könige. Johannes Joh 51 19 39 54 Die Myrrhe, ein balsamisches Harz, und die Aloe, ein wohlriechendes, würziges Holz, wurden gepulvert, miteinander vermengt und zwischen den Leichnam und die umhüllenden Binden gelegt. Johannes Joh 51 19 39 55 Die große Menge dieser Spezereien, welche Nikodemus mitbrachte, lässt vermuten, dass für den heil. Leib ein ganzes Lager von Gewürzen bereitet wurde. Doch selbst dies genügte der Liebe der frommen Frauen nicht, die auch ihrerseits Gewürze und besonders Salben kauften, um dem Leibe des Herrn die letzte Ehre zu erweisen. [Mk 16,1, Lk 23,56] Johannes Joh 51 19 4 Exivit ergo iterum Pilatus foras, et dicit eis: Ecce adduco vobis eum foras, ut cognoscatis quia nullam invenio in eo causam. Da ging Pilatus abermals hinaus, und sprach zu ihnen: Sehet, ich führe ihn zu euch heraus, damit ihr erkennet, dass ich keine Schuld an ihm finde.³ Johannes Joh 51 19 4 3 Pilatus kommt selbst heraus: Ich will ihn nun vor euch anhören, damit usw. Indem er sagt, dass er keine Schuld an dem Heilande finde, verurteilt er die grausame Geißelung und Verspottung selbst. Johannes Joh 51 19 40 Acceperunt ergo corpus Jesu, et ligaverunt illud linteis cum aromatibus, sicut mos est Judæis sepelire. Da nahmen sie den Leichnam Jesu, und wickelten ihn samt den Spezereien in leinene Tücher ein, wie es die Sitte der Juden beim Begraben ist. Johannes Joh 51 19 41 Erat autem in loco, ubi crucifixus est, hortus: et in horto monumentum novum, in quo nondum quisquam positus erat. Es war aber an der Stätte, wo er gekreuzigt ward, ein Garten, und in dem Garten ein neues Grab, in welches noch niemand gelegt worden war.⁵⁶ [Mt 27,60] Johannes Joh 51 19 41 56 Gott hatte Sorge getragen, dass der heil. Leib in ein reines, unberührtes Grab kam. Wegen des Rüsttages: Der anbrechende Sabbat erlaubte nicht ein entfernteres Grab zu suchen, welches von dem Richtplatze weiter ab lag. Johannes Joh 51 19 42 Ibi ergo propter Parasceven Judæorum, quia juxta erat monumentum, posuerunt Jesum. Dorthin legten sie Jesus wegen des Rüsttages der Juden; denn das Grab war nahe. Johannes Joh 51 19 5 (Exivit ergo Jesus portans coronam spineam, et purpureum vestimentum:) Et dicit eis: Ecce homo. (Jesus also trat hinaus, mit der Dornenkrone und dem Purpurmantel angetan.)⁴ Und er sprach zu ihnen: Sehet da den Menschen!⁵ Johannes Joh 51 19 5 4 Jesus blieb bis zum Abschluss der Verhandlungen vor den Augen der Juden. Johannes Joh 51 19 5 5 Das Wort ist halb verächtlich, halb mitleidig: Da kommt der Mann, dessen Erscheinen ich euch angekündigt. Johannes Joh 51 19 6 Cum ergo vidissent eum pontifices, et ministri, clamabant, dicentes: Crucifige, crucifige eum. Dicit eis Pilatus: Accipite eum vos, et crucifigite: ego enim non invenio in eo causam. Als ihn aber die Hohenpriester und Diener⁶ sahen, schrieen sie, und sprachen: Kreuzige, kreuzige ihn! Pilatus sprach zu ihnen: Nehmet ihr ihn hin, und kreuziget ihn; denn ich finde keine Schuld an ihm.⁷ Johannes Joh 51 19 6 6 Wie die Hohenpriester das Volk angestiftet, die Freilassung des Barabbas zu fordern [Mt 27,20], so halten sie es jetzt von Mitleid zurück. Die Diener sind insbesondere die Tempeldiener. Johannes Joh 51 19 6 7 Pilatus antwortet ihnen ärgerlich: ich kann mich nicht zu einer solchen Ungerechtigkeit hergeben, dies möget ihr tun. Da sie selbst nicht das Recht hatten zu kreuzigen, lag in seinen Worten eine Ablehnung. Sie haben als Juden für einen Angehörigen ihres Volkes zu ihrer eigenen Schande die Kreuzigung verlangt. Johannes Joh 51 19 7 Responderunt ei Judæi: Nos legem habemus, et secundum legem debet mori, quia Filium Dei se fecit. Die Juden antworteten ihm: Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetze muss er sterben, weil er sich zum Sohne Gottes gemacht hat.⁸ Johannes Joh 51 19 7 8 Wenn du keine Schuld findest, wir haben eine solche bereits gefunden, denn wer sich Gott gleichstellt, ist ein Lästerer, ein solcher aber muss nach unserem Gesetz sterben, und dieses Urteil zu vollziehen liegt dir ob. Das Gesetz, auf welches sie sich beziehen, ist das [Lev 24,15ff, Dtn 18,20] aufgezeichnete. Johannes Joh 51 19 8 Cum ergo audisset Pilatus hunc sermonem, magis timuit. Als nun Pilatus diese Worte hörte, fürchtete er sich noch mehr.⁹ Johannes Joh 51 19 8 9 Die Furcht des Pilatus wächst. An diese Stelle gehört wohl der Traum seiner Frau. [Mt 27,19] (Aug.). Ob Pilatus vermutet, der Herr möchte ein Halbgott sein? Jedenfalls konnten selbst gebildete Heiden sich nicht von dem Aberglauben frei machen, dass die Götter in Menschengestalt unter Menschen wandelten und Söhne und Töchter, sogenannte Halbgötter hatten. Vergl. [Apg 14,11, Apg 28,6]. Johannes Joh 51 19 9 Et ingressus est prætorium iterum: et dixit ad Jesum: Unde es tu? Jesus autem responsum non dedit ei. Und er ging wiederum in das Gerichtshaus, und sprach zu Jesus: Woher bist du? Aber Jesus gab ihm keine Antwort.¹⁰ Johannes Joh 51 19 9 10 Weil eine Antwort, die einzig zur Unterweisung für Pilatus selbst gedient hätte, keine Stätte in seinem Herzen gefunden haben würde (Chrys., Cyr.), und weil Pilatus wegen seines schwankenden Verhaltens einer Antwort nicht würdig war, der Herr zudem den Gang der Ereignisse nicht aufhalten wollte. Johannes Joh 51 0 1 Jesus zeigt sich nach seiner Auferstehung der heil. Maria Magdalena. (V. 18) Der Heiland erscheint den Jüngern außer Thomas. (V. 24) Der Herr offenbart sich allen Jüngern insgesamt. Johannes Joh 51 20 1 Una autem sabbati, Maria Magdalene venit mane, cum adhuc tenebræ essent, ad monumentum: et vidit lapidem sublatum a monumento. Am ersten Tage der Woche aber kam Maria Magdalena¹ früh, da es noch finster war, zum Grabe, und sah den Stein vom Grabe weggenommen. Johannes Joh 51 20 1 1 Die heil. Maria Magdalena geht ein klein wenig früher als die anderen frommen Frauen zum Grabe. Während sie auf dem Wege sind, wälzt ein Engel den Stein von der Tür des Grabes. Magdalena sieht den Stein abgewälzt und meldet es den Aposteln Petrus und Johannes. Inzwischen langen die andern Frauen am Grabe an und erhalten die Engelsbotschaft von der Auferstehung des Herrn. Die Frauen erzählen des Aposteln alles [Lk 24,9-11], ohne Glauben zu finden. Inzwischen [Lk 24,12, Joh 20,3-10] eilen Petrus und Johannes, von Maria Magdalena gerufen, zum Grabe und finden alles, wie die Frauen berichtet. Während sie in die Stadt zurückkehren, bleibt Maria Magdalena bei dem Grabe, wo ihr der Herr erscheint. [Joh 29,11-18], der sich auch den anderen Frauen auf dem Wege zeigt. Der heil. Johannes nennt nur Maria Magdalena, weil er von ihr die erste Kunde erhalten hat, und weil sie sich durch die heißeste Liebe zum Herrn auszeichnete (Aug., Thom.). die Worte: Da es noch finster war lassen sich unschwer mit [Mk 16,2]: da die Sonne eben aufgegangen war vereinen, denn zwischen Finsternis (Morgendämmerung) und Sonnenaufgang liegt im Morgenlande eine sehr kurze Zeit. Diese konnte verfließen, bis die übrigen Frauen an das Grab kamen, während es in dem Augenblicke, als die vorangeeilte Magdalena ankam, noch finster, d. h. die Sonne noch nicht aufgegangen war. Johannes Joh 51 20 10 Abierunt ergo iterum discipuli ad semetipsos. Da gingen die Jünger wieder fort nach Hause.⁹ Johannes Joh 51 20 10 9 Aus Furcht vor den Juden. (V. 19) Johannes Joh 51 20 11 Maria autem stabat ad monumentum foris, plorans. Dum ergo fleret, inclinavit se, et prospexit in monumentum: Maria aber stand draußen an dem Grabe und weinte.¹⁰ Während sie nun weinte, bückte sie sich, und sah in das Grab hinein. Johannes Joh 51 20 11 10 Zu bleiben gebot ihr die Liebe zu Jesus, zu weinen der Schmerz um ihn. Noch immer wähnt sie den heiligsten Leib geraubt, und so sucht sie mit Sehnsucht wenigstens die Stätte noch zu erblicken, wo ihr höchstes Gut zuletzt geruht. Johannes Joh 51 20 12 Et vidit duos Angelos in albis, sedentes, unum ad caput, et unum ad pedes, ubi positum fuerat corpus Jesu. Da erblickte sie zwei Engel¹¹ in weißen Kleidern da sitzend, wo der Leichnam Jesu gelegen hatte, einen zu Häupten und einen zu Füßen. Johannes Joh 51 20 12 11 Ihr sehnsüchtiges Schauen wird durch eine Engelserscheinung belohnt. Vergl. [Lk 24,4]. Die Engel erscheinen ihr wohl nicht in leuchtenden Gewändern, da sie sonst wie ihre Genossinnen [Mk 16,5] erschrocken wäre. Sie erschrickt nicht über die Erscheinung der Engel, ja, sie scheint sich nicht einmal zu wundern, derart nimmt der Gedanke an den Herrn ganz ihr Herz ein. Johannes Joh 51 20 13 Dicunt ei illi: Mulier, quid ploras? Dicit eis: Quia tulerunt Dominum meum: et nescio ubi posuerunt eum. Diese sagten zu ihr: Weib! was weinest du? Sie sprach zu ihnen: Weil sie meinen Herrn weggenommen haben; und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben.¹² Johannes Joh 51 20 13 12 Aus die teilnahmsvolle Frage der Engel antwortet sie mit den Worten, in denen sie auch zu den Aposteln gesprochen. Johannes Joh 51 20 14 Hæc cum dixisset, conversa est retrorsum, et vidit Jesum stantem: et non sciebat quia Jesus est. Als sie dies gesagt hatte, wandte sie sich um, und sah Jesus stehen; sie wusste aber nicht, dass es Jesus sei.¹³ Johannes Joh 51 20 14 13 Vielleicht veranlassten die Engel selbst Maria Magdalena, sich umzuwenden. Als sie ihren Herrn sah, sagt Chrys., erhoben sie sich sofort, gleich ehrerbietigen Dienern. (Euth.) Dass sie den Herrn nicht erkannte, ist entweder daraus zu erklären, dass seine Gestalt verändert war (Chrys., Athan.), oder mit einer wunderbaren Verhinderung des Erkennens oder daraus, dass sie durchaus nicht darauf gefasst war, Jesus vor sich zu sehen (Cyr., Hier.). Johannes Joh 51 20 15 Dicit ei Jesus: Mulier, quid ploras? quem quæris? Illa existimans quia hortulanus esset, dicit ei: Domine, si tu sustulisti eum, dicito mihi ubi posuisti eum: et ego eum tollam. Jesus sprach zu ihr: Weib! was weinest du? Wen suchest du? Da meinte sie, es wäre der Gärtner,¹⁴ und sprach zu ihm: Herr! wenn du ihn weggetragen hast, so sage mir, wo du ihn¹⁵ hingelegt hast, und ich werde ihn holen.¹⁶ Johannes Joh 51 20 15 14 Es war noch früh. Wer also sollte sonst hierher kommen als der Gärtner? Johannes Joh 51 20 15 15 Sie sprach, als ob jeder wüsste, wen sie meinte, weil eben er alle ihre Gedanken in Anspruch nahm. Übrigens konnte sie voraussetzen, dass der Gärtner wusste, wer im Garten begraben sei. Johannes Joh 51 20 15 16 In ihrer Liebe vergisst sie, dass ihre Kräfte dazu nicht ausreichen. Johannes Joh 51 20 16 Dicit ei Jesus: Maria. Conversa illa, dicit ei: Rabboni (quod dicitur Magister). Jesus sprach zu ihr: Maria!¹⁷ Da wandte sie sich um, und sprach zu ihm: Rabboni¹⁸ (das heißt Meister)! Johannes Joh 51 20 16 17 Maria hatte sich nach den obigen Worten V. 15 wohl wieder nach dem Grabe gewendet. Jetzt offenbart sich der Heiland durch die Stimme. Maria Magdalena ist so ergriffen, dass sie nur ein Wort findet. Johannes Joh 51 20 16 18 Eigentlich: Mein Meister. Die Beifügung des hebräischen Wortes erhöht die Feierlichkeit der Erzählung. Maria betet den Heiland an (Aug., Chrys., Greg., Euth.). Johannes Joh 51 20 17 Dicit ei Jesus: Noli me tangere, nondum enim ascendi ad Patrem meum: vade autem ad fratres meos, et dic eis: Ascendo ad Patrem meum, et Patrem vestrum, Deum meum, et Deum vestrum. Jesus sprach zu ihr: Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zu meinem Vater;¹⁹ gehe aber hin zu meinen Brüdern,²⁰ und sage ihnen: Ich fahre auf²¹ zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.²² [Ps 21,23ff.] Johannes Joh 51 20 17 19 Das Wort ist schwer zu erklären. Viele Ausleger neigen der Ansicht zu, Maria Magdalena habe sich zu lange mit der Bezeugung ihrer Ehrfurcht und Liebe aufgehalten und sei deshalb von dem Herrn gemahnt worden, für jetzt jene Erweise zu enden und seinen Jüngern die Botschaft seiner nahen Auffahrt zum Vater zu bringen. Sie selbst werde bis zu jener Himmelfahrt noch Gelegenheit haben, sich seiner Gegenwart zu freuen. Der Sinn ist etwa dieser: Es ist noch nicht die Zeit für jenen traulichen Verkehr, welchen ich den Meinen gestatten werde, wenn ich in den Himmel aufgefahren bin und sie zu mir genommen habe. Denn dort wird der vertrauliche Verkehr mit dem Herrn geläutert sein, während hier solche stürmische Beweise von Ehrfurcht und Liebe, wie Magdalena sie geben will, nicht gänzlich von etwas Leidenschaftlichkeit und Unvollkommenheit frei sind. Johannes Joh 51 20 17 20 Wie gewinnend ist diese Bezeichnung der Apostel! Zuletzt hatte sie der Heiland seine Freunde genannt [Joh 15,14], jetzt sind sie seine Brüder und Miterben des Himmelreichs. [Röm 8,12]. Johannes Joh 51 20 17 21 Die Himmelfahrt ist gleichsam die Vollendung der Auferstehung. Johannes Joh 51 20 17 22 Der Heiland sagt: Mein Gott, indem er dabei von seiner menschlichen Natur redet. [Mt 27,46]. Christi Vater ist Gott von Natur, unser Vater durch Adoption und Gnade (Aug.). War diese Erscheinung des Auferstandenen die erste? So kann es nach [Mk 16,9] scheinen, während der Heiland nach [Mt 28,9] zuerst den übrigen Frauen erschienen zu sein scheint. Die Frauen haben sich wohl auf dem Wege länger aufgehalten, während dieser Zeit konnte Magdalena zum Grabe zurückgekehrt sein und die Erscheinung des Herrn gesehen haben, der sogleich darauf auch den übrigen Frauen erschien. Johannes Joh 51 20 18 Venit Maria Magdalene annuntians discipulis: Quia vidi Dominum, et hæc dixit mihi. Da kam Maria Magdalena, und verkündigte den Jüngern: Ich habe den Herrn gesehen, und dies hat er mir gesagt. Johannes Joh 51 20 19 Cum ergo sero esset die illo, una sabbatorum, et fores essent clausæ, ubi erant discipuli congregati propter metum Judæorum: venit Jesus, et stetit in medio, et dixit eis: Pax vobis. Als es nun an demselben Tage, am ersten der Woche, Abend war,²³ und die Türen des Hauses, wo die Jünger sich versammelt hatten, aus Furcht vor den Juden verschlossen waren,²⁴ kam Jesus, stand in ihrer Mitte, und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch!²⁵ [Lk 24,36] Johannes Joh 51 20 19 23 Der hier erzählten Erscheinung des Auferstandenen ging außer den Begebenheiten des Morgens [Joh 20,1-18] am nämlichen Nachmittage des Ostersonntages vorher: die Kundgebung des Herrn an Simon Petrus [Lk 24,34, 1Kor 15,5] und an die Jünger zu Emmaus. [Lk 24,13-33]. Johannes Joh 51 20 19 24 Die Türen waren aus Furcht vor den Juden verschlossen. Die Jünger aus Emmaus erzählten noch. [Lk 24,36]. Wie der Heiland aus dem Grabe hervorgegangen, ohne dass der Stein abgewälzt war, so trat er hier wunderbar zu seinen Jüngern. Wohl ist der Leib des Herrn ein wahrer (V. 17, V. 20), aber nicht mehr ist er an die Schranken irdischer Räumlichkeit gebunden. Sein verklärter Leib durchdringt die Körper, so dass diese für ihn kein Hindernis bilden. Johannes Joh 51 20 19 25 Der Sieger über alles, was den Frieden stört, Sünde, Tod, Hölle, wünscht Frieden und spendet Frieden. Johannes Joh 51 20 2 Cucurrit ergo, et venit ad Simonem Petrum, et ad alium discipulum, quem amabat Jesus, et dicit illis: Tulerunt Dominum de monumento, et nescimus ubi posuerunt eum. Da lief sie, und kam zu Simon Petrus, und zu dem andern Jünger,² welchen Jesus lieb hatte, und sprach zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem Grabe weggenommen, und wir wissen nicht, wo sie ihn hingelegt haben.³ Johannes Joh 51 20 2 2 Maria fürchtet wohl eine Bosheit der Juden und sucht sich die Hilfe der Jünger zu sichern. Sie wendet sich an Petrus, der das Haupt der Apostel ist, und an Johannes, den Lieblingsjünger des Herrn. Johannes Joh 51 20 2 3 Sie redet nicht von der Engelserscheinung, weil sie (siehe Anm. 1) bei derselben nicht zugegen war. Johannes Joh 51 20 20 Et cum hoc dixisset, ostendit eis manus, et latus. Gavisi sunt ergo discipuli, viso Domino. Und als er dieses gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und die Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen. Johannes Joh 51 20 21 Dixit ergo eis iterum: Pax vobis. Sicut misit me Pater, et ego mitto vos. Er sprach abermals zu ihnen:²⁶ Friede sei mit euch! Wie²⁷ mich der Vater gesandt hat, so sende auch ich euch. Johannes Joh 51 20 21 26 Sie selbst sollen den Frieden haben, damit sie denselben auch anderen mitteilen; darum wird die Sendung angefügt. Johannes Joh 51 20 21 27 Der Heiland lenkt die Aufmerksamkeit der Apostel auf das enge Verhältnis zwischen seiner Sendung und ihrer Sendung und derer, von denen sie ihre Sendung empfingen. Vergl. [Joh 17,18]. Sie sollen das Werk des Herrn fortsetzen. Das Wort wie deutet also erstlich auf die Ähnlichkeit in der Aussendung hin: auch ihre Sendung ist von Gott. Wie mich der Vater gesendet, sende ich, der Sohn Gottes, Gott von Gott, euch in die Welt als meine Stellvertreter. Zweitens sollt ihr die Welt wie ich bekehren, entsündigen und heiligen (V. 23) vermittelst der Verdienste meines Opfertodes. Der Heiland richtet seine Worte einzig an die Apostel, nicht an die übrigen gegenwärtigen Jünger, welche er nicht zu dem Amte seiner Gesandten (Apostel) berufen hatte. Andererseits beschränkt sich diese Sendung nach der Absicht des Herrn nicht auf die Personen der gegenwärtigen Apostel, sondern erstreckt sich auch auf ihre Nachfolger. Das Werk Christi ist beständig in der Kirche fortzuführen, so muss also auch die Sendung derer, welche es fortführen sollen, bis an das Ende der Zeiten [Mt 28,20] dauern. Da nun an die Stelle der Apostel Bischöfe mit der priesterlichen Vollgewalt und Priester mit beschränkter Gewalt getreten sind, musste der Heil. Geist die Kirche belehren, welche Teile der Gewalt den letztern zuzuweisen waren. Johannes Joh 51 20 22 Hæc cum dixisset, insufflavit: et dixit eis: Accipite Spiritum sanctum: Da er dies gesagt hatte, hauchte er sie an,²⁸ und sprach zu ihnen: Empfanget den heiligen Geist!²⁹ Johannes Joh 51 20 22 28 Der Hauch ist wegen seiner unsichtbaren Kraft und Wirksamkeit ein Bild des Geistes. Überdies dient im Aramäischen dasselbe Wort, um Hauch und Geist zu bezeichnen. Zu bemerken ist, dass nicht allein lateinische, sondern auch griechische Väter in diesem Vorgange, dass der Sohn den Geist aushaucht, die Lehre angedeutet finden, dass der Heil. Geist auch vom Sohne ausgeht. Johannes Joh 51 20 22 29 Jesus setzt die Apostel durch diese Worte in eine solche Verbindung mit dem Heil. Geiste, dass sie die Werkzeuge seiner göttlichen Wirksamkeit werden, dass der Heil. Geist durch sie die ihm ewig eigene Gewalt der Sündenvergebung und Rechtfertigung ausübt. Diese Mitteilung des Heil. Geistes ist daher wohl zu unterscheiden von der Geistessendung am Pfingstfeste. An diesem empfangen sie den Heil. Geist in seiner ganzen Fülle, hier nur zu einer bestimmten Wirksamkeit; dort vor allem zu ihrer eigenen Heiligung, hier, nachdem sie bei dem letzten Abendmahle zu Priestern geweiht sind, zur Heiligung anderer. Johannes Joh 51 20 23 Quorum remiseritis peccata, remittuntur eis, et quorum retinueritis, retenta sunt. Welchen ihr die Sünden nachlassen werdet, denen sind sie nachgelassen;³⁰ und welchen ihr sie behalten werdet, denen sind sie behalten.³¹ [Mt 18,18] Johannes Joh 51 20 23 30 Eine wirkliche Nachlassung der Sünden findet durch die Apostel statt; nicht etwa nur eine Erklärung oder ein Gebet, die Sünden möchten nachgelassen werden. Das Wort Sünden ist ferner ohne Einschränkung gesetzt. Nun pflegt das hier im Urtexte gebrauchte Wort in der hl. Schrift Todsünden zu bedeuten, also ist keine Todsünde ausgenommen, so groß sie immer sei oder wie oft sie auch begangen sein mag. Johannes Joh 51 20 23 31 Da der Heiland den Aposteln nicht allein die Gewalt gibt, die Sünden nachzulassen, sondern auch zu behalten, so macht er die Apostel zu Richtern über ihre Mitmenschen, die nach der Empfänglichkeit und Würdigkeit des Sünders die Sündenvergebung spenden oder vorenthalten sollen. Mithin muss jeder Sündenvergebung ein Urteil über die Empfänglichkeit des Sünders vorausgehen. Gott selbst fällt dies Urteil mittels der Allwissenheit, mit der er das Herz des Menschen durchschaut und sowohl die Sünde wie die Reue kennt. Der Mensch aber, der an Gottes Stelle die Sünde vergibt, kann dieses Urteil nur fällen, wenn der Sünder selbst ihm seinen Seelenzustand darlegt. Nun kann aber über den Seelenzustand nicht geurteilt werden, wenn der Sünder nicht angibt, welche Sünden er begangen und wie oft er die Hölle verdient usw., und ob er Buße tun will, d. i. wenn er nicht beichtet. Denn sonst wäre es bloße Willkür, dem einen die Sünden nachzulassen, dem andern nicht. Hat der Heiland also gewollt, dass die Sünden je nach dem Seelenzustande der Sünder nachgelassen oder behalten werden, so wollte er auch die Beichte. Dieselbe ist mithin, wie auch die heil. Väter bezeugen, göttlicher Einsetzung. Könnte über den Sinn der Worte des Herrn ein Zweifel sein, so hätte denselben die unfehlbare Kirche durch ihre Erklärung gehoben. Der Kirchenrat von Trient sagt: wenn jemand sagt: die Worte des Herrn: Nehmet hin usw. seien nicht von der Gewalt zu verstehen, die Sünden im Sakramente der Buße zu vergeben oder zu behalten, wie dies die katholische Kirche von Anbeginn an verstanden hat, der sei im Banne (Sitzg. 14 Kann. 3). Johannes Joh 51 20 24 Thomas autem unus ex duodecim, qui dicitur Didymus, non erat cum eis quando venit Jesus. Thomas aber, einer von den Zwölf, der Zwilling genannt, war nicht bei ihnen, als Jesus kam.³² Johannes Joh 51 20 24 32 So gut wie trotz der Meldung der Frauen zwei Jünger nach Emmaus gehen können, vermag Thomas einen Verhinderungsgrund zu haben, der ihn fernhält. Johannes Joh 51 20 25 Dixerunt ergo ei alii discipuli: Vidimus Dominum. Ille autem dixit eis: Nisi videro in manibus ejus fixuram clavorum, et mittam digitum meum in locum clavorum, et mittam manum meam in latus ejus, non credam. Die andern Jünger sagten ihm also: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht an seinen Händen das Mal der Nägel sehe, und meinen Finger in die Stätte der Nägel, und meine Hand in seine Seite lege, so werde ich nicht glauben.³³ Johannes Joh 51 20 25 33 Thomas, der mit dem Herrn hat sterben wollen, ist durch den Tod Jesu so niedergeschmettert, dass er an allem zweifelt, was man ihm sagt. Wenn er also nachher glaubt, so muss die Auferstehung ganz unzweifelhaft geschehen sein und niemand kann an der Tatsache zweifeln. Thomas Unglaube hilft uns mehr zum Glauben, als der Glaube der übrigen Jünger (Greg. d. Gr.). Johannes Joh 51 20 26 Et post dies octo, iterum erant discipuli ejus intus: et Thomas cum eis. Venit Jesus januis clausis, et stetit in medio, et dixit: Pax vobis. Nach acht Tagen waren seine Jünger wieder im Hause beisammen und Thomas mit ihnen. Da kam Jesus bei verschlossenen Türen, stand in ihrer Mitte, und sprach: Friede sei mit euch!³⁴ Johannes Joh 51 20 26 34 Die Jünger waren an der Oktave des Auferstehungstages noch einmal versammelt, ehe sie nach Ablauf der Festzeit wieder nach Galiläa zurückkehrten. Johannes Joh 51 20 27 Deinde dicit Thomæ: Infer digitum tuum huc: et vide manus meas, et affer manum tuam, et mitte in latus meum: et noli esse incredulus, sed fidelis. Dann sagte er zu Thomas: Lege deinen Finger hierher, und siehe meine Hände, und reiche deine Hand her, und lege sie in meine Seite;³⁵ und sei³⁶ nicht ungläubig, sondern gläubig! Johannes Joh 51 20 27 35 Warum erschien der Heiland dem heil. Thomas erst nach acht Tagen? Damit er, zuvor von den Jüngern noch besser unterrichtet, sich inniger nach dem Heilande sehnte und dann desto sicherer im Glauben gestärkt ward (Crys.). Ob Thomas die Berührung vornahm, wird nicht gesagt. Jesus kannte die Eigentümlichkeit seines Charakters, und welchen Einfluss die traurigen und aufregenden Ereignisse der letzten Tage auf sein Herz geübt (Cyr. Alex.). So konnte Thomas besonderer Herablassung seines Meisters gewürdigt werden. Johannes Joh 51 20 27 36 Griech.: Werde nicht ungläubig. Noch war er nicht im Stande des Unglaubens verhärtet. Johannes Joh 51 20 28 Respondit Thomas, et dixit ei: Dominus meus, et Deus meus. Thomas antwortete, und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott!³⁷ Johannes Joh 51 20 28 37 Dem Zweifel folgt der Glaube. Er erkennt seinen Meister als Herrn und Gott an, ihn in einer Person in zwei Naturen verehrend (Hil., Theoph.). Dass der heil. Thomas diese Worte von dem Auferstandenen sprach, so dass sie den Sinn haben: Dieser vor mir Stehende ist mein Herr und mein Gott (dass also die Worte nicht ein bloßer Ausruf sind, der auf Christus keine Anwendung findet), ist von dem zweiten Konstantinopolitanischen Konzil bestätigt worden. (Kap. 12) Johannes Joh 51 20 29 Dixit ei Jesus: Quia vidisti me Thoma, credidisti: beati qui non viderunt, et crediderunt. Jesus sprach zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas! hast du geglaubt;³⁸ selig, die nicht gesehen, und doch geglaubt haben.³⁹ Johannes Joh 51 20 29 38 Solche lobt auch der heil. Petrus [1Petr 1,8]. Thomas ist dadurch nicht von der Seligkeit ausgeschlossen, sondern es wird nur das hohe Verdienst jener hervorgehoben, die, ohne gesehen zu haben, doch an ihn glauben. Johannes Joh 51 20 29 39 Diese Seligkeit ist das Erbe der Kirche. Johannes Joh 51 20 3 Exiit ergo Petrus, et ille alius discipulus, et venerunt ad monumentum. Da gingen Petrus und der andere Jünger⁴ hinaus, und kamen zum Grabe. Johannes Joh 51 20 3 4 Die innere Liebe beflügelt die Schritte des Lieblingsjüngers. Johannes Joh 51 20 30 Multa quidem, et alia signa fecit Jesus in conspectu discipulorum suorum, quæ non sunt scripta in libro hoc. Es hat Jesus zwar noch viele andere Zeichen vor den Augen seiner Jünger getan, welche nicht in diesem Buche geschrieben sind; Johannes Joh 51 20 31 Hæc autem scripta sunt ut credatis, quia Jesus est Christus Filius Dei: et ut credentes, vitam habeatis in nomine ejus. diese aber sind geschrieben, damit⁴⁰ ihr glaubet, dass Jesus Christus ist, der Sohn Gottes; und damit ihr durch den Glauben das Leben habet in seinem Namen.⁴¹ Johannes Joh 51 20 31 40 Das Ziel des Evangeliums ist die Erweckung und Bestärkung des Glaubens, dass der Jesus genannte Mensch Christus, der verheißene Messias ist, der wahre Sohn Gottes, und die Erlangung des ewigen Lebens. In seinem Namen, d. i. in dem uns geoffenbarten Jesus Christus. Das Leben ist also nur in Christus zu finden. Vergl. [Apg 4,12]. Johannes Joh 51 20 31 41 Dies Schlusswort enthält den Inhalt und Hauptzweck des Evangeliums, sowie den Grundgedanken, welcher den heil. Johannes bei der Auswahl der Begebenheiten aus dem Leben des göttlichen Meisters geleitet hat. Was in Kap. 21 folgt, hat der heil. Apostel als Nachtrag zu dem Evangelienbuche aus einem ihn persönlich angehenden Beweggrund (vergl. Kap. 21 V. 23) beigefügt. Johannes Joh 51 20 4 Currebant autem duo simul, et ille alius discipulus præcucurrit citius Petro, et venit primus ad monumentum. Beide liefen aber zugleich, doch der andere Jünger lief schneller voran als Petrus, und kam zuerst zum Grabe. Johannes Joh 51 20 5 Et cum se inclinasset, vidit posita linteamina, non tamen introivit. Und sich vorwärts neigend, sah er die Leintücher da liegen, trat jedoch nicht in das Grab.⁵ Johannes Joh 51 20 5 5 In einiger Entfernung sieht der heil. Johannes die Leintücher liegen, mit welche der Leib des Herrn umwickelt gewesen war, aber tritt nicht in das Grab. Aus Scheu, sagt Euthymius; aus Ehrfurcht gegen den älteren Petrus, das Haupt der Apostel, der heil. Thomas. Johannes Joh 51 20 6 Venit ergo Simon Petrus sequens eum, et introivit in monumentum, et vidit linteamina posita, Da kam Simon Petrus, der ihm folgte, trat in das Grab, und sah die Leintücher liegen, Johannes Joh 51 20 7 Et sudarium, quod fuerat super caput ejus, non cum linteaminibus positum, sed separatim involutum in unum locum. und das Schweißtuch, welches auf seinem Haupte gewesen war, das aber nicht zu den Leintüchern gelegt, sondern abgesondert an einem eigenen Orte zusammengewickelt war.⁶ Johannes Joh 51 20 7 6 In solche Ordnung hätten Räuber die Tücher nicht gebracht. Johannes Joh 51 20 8 Tunc ergo introivit et ille discipulus, qui venerat primus ad monumentum: et vidit, et credidit: Dann trat auch jener Jünger, welcher zuerst zum Grabe gekommen war, in dasselbe; und er sah, und glaubte;⁷ Johannes Joh 51 20 8 7 Johannes sieht und glaubt, dass der Heiland durch göttliche Macht auferstanden ist (Chrys., Cyr., Euth.). Johannes Joh 51 20 9 Nondum enim sciebant Scripturam, quia oportebat eum a mortuis resurgere. denn noch verstanden sie die Schrift nicht, dass er von den Toten auferstehen müsse.⁸ Johannes Joh 51 20 9 8 Es bedurfte des Augenscheines, ehe sie an die Tatsache der Auferstehung glaubten, und erst nachher kam zu dem Glauben das Verständnis durch die Erklärung der heil. Schrift. [Lk 24,7.46ff, Apg 1,3]. Die Leidensweissagungen hatten die Jünger von dem bevorstehenden Tode des Herrn nicht zu überzeugen vermocht. Jetzt war der Tod eingetreten, umso notwendiger war hier für sie nun der Augenschein der Auferstehung. Es ist dies ein Fingerzeig, wie wenig das Alte Testament ohne die Offenbarung in Christus erfasst wird. Johannes Joh 51 0 1 3. Der Heiland zeigt sich den Jüngern am Meere von Tiberias (V. 14) und vertraut dem heil. Petrus die Leitung seiner gesamten Herde an. (V. 23) Schlusswort: Die Erzählung dieses Evangeliums ist wahr, aber unvollständig. Johannes Joh 51 21 1 Postea manifestavit se iterum Jesus discipulis ad mare Tiberiadis. Manifestavit autem sic: Darnach¹ offenbarte sich Jesus² abermals den Jüngern an dem Meere von Tiberias. Er offenbarte sich aber auf folgende Weise: Johannes Joh 51 21 1 1 Dieses Kapitel wurde wohl geschrieben, um die V. 23 angeführte falsche Ansicht zu berichtigen und um in V. 15 17 ein Gegengewicht gegen die früher erzählte dreimalige Verleugnung des heil. Petrus zu bieten. Johannes Joh 51 21 1 2 Es heißt nicht: er erschien, sondern er offenbarte sich, damit so angezeigt werde, dass er nur erschien, wann er wollte. Johannes Joh 51 21 10 Dicit eis Jesus: Afferte de piscibus, quos prendidistis nunc. Jesus sprach zu ihnen: Bringet her von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habet! Johannes Joh 51 21 11 Ascendit Simon Petrus, et traxit rete in terram, plenum magnis piscibus centum quinquaginta tribus. Et cum tanti essent, non est scissum rete. Simon Petrus stieg hinauf, und zog das Netz an's Land,¹² welches mit einhundertdreiundfünfzig großen Fischen angefüllt war; und obwohl ihrer so viele waren, zerriss das Netz nicht.¹³ Johannes Joh 51 21 11 12 Der heil. Johannes hat die Fische genau nachgezählt; so ward das Wunder umso offenbarer. Einige Väter deuten die Zahl der Fische mystisch. Johannes Joh 51 21 11 13 Als der heil. Petrus zum Apostelamt berufen ward, sollte ihm ein gesegneter Fischfang zu Teil werden. [Lk 5,6]. Nun, da er bestimmt wird, auf Erden an die Stelle des Herrn zu treten (V. 15, V. 17), segnet Jesus wieder seinen Zug, ohne Zweifel, um die gesegnete Wirksamkeit des Apostelfürsten zu bezeichnen, durch welche die Gläubigen in die Kirche eingehen sollen. Das nicht zerrissene Netz wird auf die Einheit der Kirche bezogen Johannes Joh 51 21 12 Dicit eis Jesus: Venite, prandete. Et nemo audebat discumbentium interrogare eum: Tu quis es? scientes, quia Dominus est. Jesus sprach zu ihnen: Kommet und haltet das Mahl! Aber keiner von denen, die sich zum Mahle lagerten, wagte es, ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr ist.¹⁴ Johannes Joh 51 21 12 14 Aus dem Wunder und dem ganzen Verhalten Jesu schlossen sie mit Sicherheit, dass er Herr bei ihnen sei, aber sie hätten gern aus seinem eigenen Munde gehört: Ich bin es. Aus Ehrfurcht wagten sie nicht, diese Erklärung durch eine Frage zu veranlassen. Johannes Joh 51 21 13 Et venit Jesus, et accipit panem, et dat eis, et piscem similiter. Da kam Jesus, nahm das Brot, und gab es ihnen, und ebenso auch den Fisch.¹⁵ Johannes Joh 51 21 13 15 Der Heiland nahm wohl wie bei der Erscheinung, welche [Lk 24,43] erzählt, am Mahle teil. Wie der Fischfang die Aufnahme der Gläubigen in die Kirche, so sinnbildet das Mahl die zeitliche und ewige Seligkeit der Kirche in Christus. Vergl. [Mt 8,11]. Johannes Joh 51 21 14 Hoc jam tertio manifestatus est Jesus discipulis suis cum resurrexisset a mortuis. Dieses war bereits das dritte Mal, dass sich Jesus seinen Jüngern offenbarte,¹⁶ nachdem er von den Toten auferstanden war. Johannes Joh 51 21 14 16 Johannes spricht hier nur von solchen Erscheinungen, welche mehreren Jüngern zugleich zu Teil geworden waren: die erste am Auferstehungstage [Joh 20,19], die zweite am Sonntage darauf [Joh 20,26ff], die dritte, die hier erzählte, welche zugleich die erste in Galiläa war. Johannes Joh 51 21 15 Cum ergo prandissent, dicit Simoni Petro Jesus: Simon Joannis, diligis me plus his? Dicit ei: Etiam Domine, tu scis quia amo te. Dicit ei: Pasce agnos meos. Als sie nun gegessen hatten, sprach Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes!¹⁷ liebst du mich mehr als diese?¹⁸ Er sprach zu ihm: Ja, Herr!¹⁹ du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sprach zu ihm: Weide meine Lämmer!²⁰ Johannes Joh 51 21 15 17 Die Anrede ist die gleiche wie [Joh 1,42, Mt 16,17]. Der Vatername ist beigesetzt, um die Feierlichkeit zu erhöhen. Auch die Wiederholung der Frage trägt dazu bei. Johannes Joh 51 21 15 18 Der Auszeichnung, welche der Heiland ihm verleihen will, soll ein höheres Maß von Liebe entsprechen. Der Heiland fragt, nicht weil er nicht weiß, ob Petrus ihn mehr lieb hat, sondern um die übrigen Apostel aufmerksam zu machen, dass das höchste Hirtenamt auch eine besondere Liebe zum Herrn erfordert. Dass Jesus fragt: Liebst du mich mehr als diese? kann den Aposteln nicht auffallen. Denn wegen des tieferen Falles bei der Verleugnung (Thom.) und wegen des Amtes, mit dem der heil. Petrus bekleidet ward, und der vielfachen Auszeichnungen die ihm schon zu Teil geworden waren, musste eine größere Liebe von ihm erwartet werden. Johannes Joh 51 21 15 19 Mit Zuversicht, aber auch mit Demut flieht Petrus zur Allwissenheit des Herrn vielmehr, als dass er sich auf das Zeugnis seines Gewissens beruft. Johannes Joh 51 21 15 20 Der Heiland ist selbst der gute Hirt [Joh 10,11] der Hirt und Bischof der Seelen [1Petr 2,25], der Oberhirt [Joh 5,4], der große Hirt der Schafe [Hebr 13,20]. Jetzt, da er von dieser Erde scheidet, um heimzugehen zum Vater, überträgt er dem heil. Petrus die Stellvertretung zum Hirtenamte (Ambr.). Lämmer und Schafe bezeichnen zusammen die dem Hirtenstabe des heil. Petrus anvertraute Gemeinschaft der durch Christus Erlösten, die ganze Kirche, welche durch das Blut des Herrn erkauft, immerdar sein eigen bleiben wird. Die Lämmer zuerst und dann die Schafe übergibt Jesus Simon Petrus, weil er ihn zum Hirten der Hirten bestellt hat. Petrus ist Hirte der Lämmer und der Schafe, der Kinder und der Mütter, der Untergebenen und der Vorgesetzten (Euseb.). Das vatikanische Konzil erklärt die Worte des Heilandes (V. 15 17) als einen Beweis für den Primat (oberste Regierungsgewalt) des heil. Petrus über die ganze katholische Kirche. (Sitz 4 Kap. 1). Johannes Joh 51 21 16 Dicit ei iterum: Simon Joannis, diligis me? Ait illi: Etiam Domine, tu scis quia amo te. Dicit ei: Pasce agnos meos. Abermals sagte er zu ihm: Simon, Sohn des Johannes! liebst du mich? Er sprach zu ihm: Ja, Herr! du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer! Johannes Joh 51 21 17 Dicit ei tertio: Simon Joannis, amas me? Contristatus est Petrus, quia dixit ei tertio, Amas me? et dixit ei: Domine tu omnia nosti: tu scis quia amo te. Dixit ei: Pasce oves meas. Er sprach zu ihm²¹ zum dritten Male: Simon, Sohn des Johannes! liebst du mich? Da ward Petrus traurig, dass er zum dritten Male zu ihm sagte: Liebst du mich? und sagte zu ihm: Herr! du weißt alles, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sprach zu ihm: Weide meine Schafe! Johannes Joh 51 21 17 21 Dreimal richtet der Herr die gleiche Frage an den Apostel, ihn schonend an die dreimalige Verleugnung zu erinnern. Unaufgefordert hatte sich einst Petrus vermessen, opfer- und todesmutiger sein zu wollen als alle anderen Apostel [Joh 13,37, Mt 26,33]; doch seine Furcht war größer gewesen als seine Liebe. Jetzt wird Petrus feierlich aufgefordert, gleichsam in die Hände und in das Herz des Heilandes, welcher ihm seine gesamte Herde zur Leitung übergeben will, das Gelöbnis der Liebe abzulegen. Mit dem Primat der Rechte soll sich in Petrus der Primat der Liebe zu Christus verbinden und ewig verbunden bleiben. Petrus wird traurig ob der Erinnerung an die Verleugnung, und weil diese wiederholten Fragen einen Zweifel auszudrücken scheinen, ob der Apostel den Heiland wirklich liebe. Johannes Joh 51 21 18 Amen, amen dico tibi: cum esses junior, cingebas te, et ambulabas ubi volebas: cum autem senueris, extendes manus tuas, et alius te cinget, et ducet quo tu non vis. Wahrlich, wahrlich, ich sage dir,²² da du jünger warest, gürtetest du dich selbst,²³ und wandeltest, wohin du wolltest; wenn du aber alt geworden sein wirst, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten, und dich führen, wohin du nicht willst!²⁴ [2Petr 1,14] Johannes Joh 51 21 18 22 Deine Liebe zu beweisen, wirst du hinreichend Gelegenheit haben, einmal durch die Hirtensorge für die Meinen und sodann durch den gewaltsamen Tod, den du meinetwegen leiden wirst. Johannes Joh 51 21 18 23 Diese Worte sind der Gegensatz zu den folgenden: Ein anderer wird dich gürten, nämlich der Henker mit Stricken. Johannes Joh 51 21 18 24 Du wirst deine Hände ausstrecken, nämlich am Kreuze. So die älteren Erklärer. Zuerst wir der Kreuzestod im Allgemeinen vorausgesagt, dann wird durch den Zusatz: ein anderer usw. beigefügt wie dies geschehen wird (Aug.). Andere: die Hände zum Fesseln ausstrecken, an fremde Gewalt sich hingeben u. a. Vergl. [2Petr 1,14]. Der heil. Johannes kannte übrigens die Erfüllung der Prophezeiung bereits, da der heil. Petrus am 29. Juni 67 am Kreuze den Märtyrertod erlitten hat. Johannes Joh 51 21 19 Hoc autem dixit significans qua morte clarificaturus esset Deum. Et cum hoc dixisset, dicit ei: Sequere me. Dieses aber sagte er, um anzuzeigen, durch welchen Tod er Gott verherrlichen würde.²⁵ Und als er dies gesagt hatte, sprach er zu ihm: Folge mir nach!²⁶ Johannes Joh 51 21 19 25 Was der Mensch aus Liebe zu Gott tut oder leidet, verherrlicht den Herrn. Johannes Joh 51 21 19 26 Vermutlich ging der Heiland einige Schritte voran und Petrus folgte. Es war dies eine symbolische Handlung, durch welche angedeutet wurde: folge mir nach, besonders im Leiden und Sterben am Kreuze (Aug., Theod. a.). Johannes Joh 51 21 2 Erant simul Simon Petrus, et Thomas, qui dicitur Didymus, et Nathanael, qui erat a Cana Galilææ, et filii Zebedæi, et alii ex discipulis ejus duo. Es waren beieinander Simon Petrus, Thomas, der Zwilling genannt wird, Nathanael von Cana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus, und zwei andere von seinen Jüngern.³ Johannes Joh 51 21 2 3 Die beiden nicht genannten waren wohl nicht Apostel, sonst wären ihre Namen ebenfalls genannt. Diese Offenbarung des Herrn fällt vor [Mk 16,14ff] und [Lk 24,44ff]. Johannes Joh 51 21 20 Conversus Petrus vidit illum discipulum, quem diligebat Jesus, sequentem, qui et recubuit in cna super pectus ejus, et dixit: Domine quis est qui tradet te? Petrus wandte sich um,²⁷ und sah den Jünger, welchen Jesus lieb hatte, nachfolgen, denselben, welcher auch beim Abendmahle an seiner Brust gelegen, und sagte: Herr! wer ist es, der dich verraten wird? [Joh 13,23] Johannes Joh 51 21 20 27 Petrus wandte sich zu Johannes zurück, welcher, weil nicht aufgefordert, nicht folgte. Das innige Verhältnis zwischen beiden Jüngern veranlasst den heil. Petrus zur Frage, wie denn der Lieblingsjünger des Herrn werde ausgezeichnet werden (Chrys., Euth.). Soll nicht auch er folgen, und zwar zum Märtyrertode, wie ich? Wie bei dem letzten Abendmahl Johannes für den heil. Petrus den Herrn gefragt hat, so vergilt der Apostelfürst jetzt den Dienst durch eine Frage für Johannes. Johannes Joh 51 21 21 Hunc ergo cum vidisset Petrus, dixit Jesu: Domine hic autem quid? Da nun Petrus diesen sah, sprach er zu Jesus: Herr! was ist es aber mit diesem? Johannes Joh 51 21 22 Dicit ei Jesus: Sic eum volo manere donec veniam, quid ad te? tu me sequere. Jesus sprach zu ihm: Wenn²⁸ ich will,²⁹ dass er bleibe, bis ich komme;³⁰ was geht es dich an?³¹ Du, folge mir! Johannes Joh 51 21 22 28 Die Lesart so in der heutigen Vulgata scheint einer Unaufmerksamkeit der Abschreiber zu entstammen. Im Griechischen steht: wenn, womit auch einige Itala-Handschriften übereinstimmen sowie auch die Erklärungen des heil. Hieronymus und anderer Väter. Johannes Joh 51 21 22 29 Der Heiland zeigt, dass er Macht hat über Leben und Tod. Johannes Joh 51 21 22 30 Das Wort dass er bleibe hat wegen des Gegensatzes zu dem gewaltsamen Tode des heil. Petrus den Sinn: nicht dem Märtyrertode soll er zugleich mit dir (dies hatte Petrus wohl gewünscht) geweiht werden. Bis ich komme: entweder: bis ich ihn durch einen natürlichen Tod abberufe, oder: wenn ich wollte, dass er bis zu meiner zweiten Ankunft bleibe, was geht es dich an? Du tue das, wozu du berufen bist! Johannes Joh 51 21 22 31 Diese Worte haben bei den Morgenländern nicht den bitteren Tod, der ihnen bei uns eigen ist. Johannes Joh 51 21 23 Exiit ergo sermo iste inter fratres quia discipulus ille non moritur. Et non dixit ei Jesus: Non moritur; sed: Sic eum volo manere donec veniam, quid ad te? Daher ging diese Sage aus unter die Brüder, dass jener Jünger nicht sterben werde. Jesus aber sprach nicht zu ihm: Er wird nicht sterben;³² sondern: Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme; was geht es dich an? Johannes Joh 51 21 23 32 Die Brüder dachten: Nach der zweiten Ankunft Christi stirbt niemand mehr; lebt also Johannes bis dahin, so stirbt er überhaupt nicht. Der Fehler dieser Schlussfolgerung lag darin, dass sie die Worte: wenn ich will so nahmen, als hätte der Heiland gesagt: ich will. Johannes stellt diesen Irrtum richtig, damit man nicht bei seinem Tode sage: er ist trotz der gegenteiligen Voraussage gestorben. V. 24 und besonders V. 25 wird von vielen als nicht johanneisch angesehen. V. 24 kann indes sehr wohl von dem heil. Johannes selbst herrühren; V. 25 ist vielleicht von einem Schüler des Apostels hinzugefügt, bevor das Evangelium den Gläubigen übergeben wurde. Aber auch diese Ansicht ist nur eine nicht der Wahrscheinlichkeit entbehrende, möglicherweise ist auch V. 25 seinem ersten Ursprunge nach johanneisch. Johannes Joh 51 21 24 Hic est discipulus ille, qui testimonium perhibet de his, et scripsit hæc: et scimus, quia verum est testimonium ejus. Das ist der Jünger,³³ welcher hiervon Zeugnis gibt, und dies geschrieben hat; und wir wissen,³⁴ dass sein Zeugnis wahr ist. Johannes Joh 51 21 24 33 Vergl. [Joh 19,35] Johannes Joh 51 21 24 34 Der Evangelist selbst und seine Schüler. Johannes Joh 51 21 25 Sunt autem et alia multa, quæ fecit Jesus: quæ si scribantur per singula, nec ipsum arbitror mundum capere posse eos, qui scribendi sunt, libros. Es sind aber auch noch viele andere Dinge, die Jesus getan hat; wollte man dieses einzeln aufschreiben, so glaube ich, würde die Welt die Bücher nicht fassen, die zu schreiben wären.³⁵ Johannes Joh 51 21 25 35 Der Apostel preist die Erhabenheit und den Wert der Taten Christi in gesteigerter Redeweise. Vergl. ähnliche Redeweisen [Mt 19,24, Gen 22,17] Johannes Joh 51 21 3 Dicit eis Simon Petrus: Vado piscari. Dicunt ei: Venimus et nos tecum. Et exierunt, et ascenderunt in navim: et illa nocte nihil prendiderunt. Da sagte Simon Petrus zu ihnen: Ich gehe fischen.⁴ Sie sprachen zu ihm: Auch wir gehen mit dir. Sie gingen also hinaus, und stiegen in das Schiff; und in dieser Nacht fingen sie nichts. Johannes Joh 51 21 3 4 Inzwischen, ehe sie ihr Amt antreten können, wollen die Apostel eine nützliche Beschäftigung haben, vielleicht auch ihren Lebensunterhalt gewinnen. Johannes Joh 51 21 4 Mane autem facto stetit Jesus in littore: non tamen cognoverunt discipuli quia Jesus est. Als es aber Morgen geworden war, stand Jesus am Ufer; jedoch erkannten die Jünger nicht, dass es Jesus sei. Johannes Joh 51 21 5 Dixit ergo eis Jesus: Pueri numquid pulmentarium habetis? Responderunt ei: Non. Jesus sprach zu ihnen: Kinder! habt ihr etwas zu essen?⁵ Sie antworteten ihm: Nein. Johannes Joh 51 21 5 5 Der Heiland redet die Jünger an, als wenn er Fische kaufen wollte (Chrys., Euth.). Kinder: das hier gebrauchte griechische Wort hat etwa den Sinn, den unser Wort Leute hat. Das eigentliche Kind bedeutende zärtliche Wort hätte ihn zu schnell verraten. Johannes Joh 51 21 6 Dicit eis: Mittite in dexteram navigii rete: et invenietis. Miserunt ergo: et jam non valebant illud trahere præ multitudine piscium. Er aber sprach zu ihnen: Werfet das Netz zur Rechten⁶ des Schiffes aus, so werdet ihr etwas finden. Da warfen sie es aus, und konnten es nicht mehr ziehen vor der Menge der Fische. Johannes Joh 51 21 6 6 Warum die Jünger den scheinbar so unnützen Rat befolgten, wird verschieden erklärt. Vielleicht taten sie es, weil sie vom Herrn gelernt hatten, die Ratschläge anderer dem eigenen Urteile vorzuziehen. Auch als Prediger und Lehrer sind die Apostel Fischer. Ihr Netz ist das Evangelium und jedes Wort aus Gott. Zur rechten Seite das Netz auswerfen heißt: die wahre, katholische Lehre mit aufrichtiger Gesinnung und reinem Herzen verkünden (Aug.). Johannes Joh 51 21 7 Dixit ergo discipulus ille, quem diligebat Jesus, Petro: Dominus est. Simon Petrus cum audisset quia Dominus est, tunica succinxit se (erat enim nudus), et misit se in mare. Da sagte jener Jünger, den Jesus lieb hatte, zu Petrus: Es ist der Herr!⁷ Als Simon Petrus hörte: es ist der Herr, gürtete er sich das Oberkleid um (denn er war unbekleidet),⁸ und warf sich in das Meer.⁹ Johannes Joh 51 21 7 7 Der heil. Johannes hat den Heiland an dem Wunder erkannt, dessen Vorbild ihm noch im Gedächtnis ist. Dazu schärft seine Liebe den Blick, vielleicht auch lässt sich der Herr von ihm leichter erkennen. Johannes Joh 51 21 7 8 Petrus hatte nur das Hüftkleid um. Vergl. [Jes 20,2] und gürtete, wie wohl begierig, unverweilt zu dem Herrn zu kommen, noch eiligst aus Ehrfurcht einen leinenen Überwurf um. Johannes Joh 51 21 7 9 Das Benehmen beider Jünger entspricht ganz ihrem Charakter (Chrys.). Johannes Joh 51 21 8 Alii autem discipuli navigio venerunt: (non enim longe erant a terra, sed quasi cubitis ducentis) trahentes rete piscium. Die andern Jünger aber kamen auf dem Schiffe (denn sie waren nicht weit vom Lande, nur etwa zweihundert Ellen);¹⁰ das Netz mit den Fischen hinter sich ziehend. Johannes Joh 51 21 8 10 Ein halbes Stadium, etwa 0,1 Kilometer. Johannes Joh 51 21 9 Ut ergo descenderunt in terram, viderunt prunas positas, et piscem superpositum, et panem. Als sie nun an's Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer angelegt und einen Fisch darauf, und Brot dabei.¹¹ Johannes Joh 51 21 9 11 Mit welch rührender Sorgfalt bereitet der Herr seinen ermüdeten Jüngern eine Erquickung! Dieselbe ist wohl durch ein Wunder des Herrn gegenwärtig. Bereits in ältester Zeit hob die Kirche die mystische Bedeutung dieses Mahles hervor. Durch die Menschwerdung ist der Sohn Gottes in die Gewässer des Menschengeschlechtes eingesenkt worden, wurde für uns gefangen und in das Feuer der Leiden gelegt (Aug.). Vielleicht ist es auf dies Ereignis zurückzuführen, dass Christus in der alten Kirche so oft unter dem Sinnbilde des Fisches erscheint, wozu beitrug, dass die Anfangsbuchstaben der griechischen Worte: Jesus Christus, Gottes Sohn, Erlöser das griechische Wort ergeben, welches Fisch (Ichthys) bedeutet. Das Brot versinnbildet das Lebensbrot im heil. Altarssakramente. 1 Korinther 1Kor 54 0 1 I. Eingang des Briefes (1, V. 1 9): Überschrift. (V. 3) Danksagung (V. 9) II. Mahnungen des Apostels wegen einiger in Korinth herrschenden Umstände. (1,10 6,20) 1. Spaltungen sind zu meiden (1,10 4,21) A. Die in der christlichen Gemeinde zu Korinth herrschenden Verhältnisse. (V. 12) B. Verwerflichkeit der Parteizerrissenheit (1,13 3,17): 1) Die Zerreißung in Parteien ist der Beziehung der Christen zu Christus zuwider. (V. 16) 2) Die demutsvolle Predigt des heil. Paulus war kein genügender Anlass, Parteien zu bilden (1,17 3,3): a. Gründe, warum der Apostel eine einfache Predigtweise befolgt. (Kap. 2 V. 5) 1 Korinther 1Kor 54 1 1 PAULUS vocatus Apostolus Jesu Christi per voluntatem Dei, et Sosthenes frater, Paulus, berufener Apostel Jesu Christi¹ durch den Willen Gottes,² und Sosthenes, der Bruder,³ 1 Korinther 1Kor 54 1 1 1 Der heil. Paulus betont, dass er nicht weniger unmittelbar als die anderen Apostel von Christus berufen ist. 1 Korinther 1Kor 54 1 1 2 Daher liegt ihm die Pflicht ob, das Evangelium zu verkünden. [1Kor 9,16] 1 Korinther 1Kor 54 1 1 3 Sosthenes war kein Apostel, aber ein Mitarbeiter des heil. Paulus, der jedenfalls bei den Korinthern hohes Ansehen genoss. Ob er der [Apg 18,17] Genannte (und etwa Bekehrte) ist, steht nicht fest. 1 Korinther 1Kor 54 1 10 Obsecro autem vos fratres per nomen Domini nostri Jesu Christi: ut idipsum dicatis omnes, et non sint in vobis schismata: sitis autem perfecti in eodem sensu, et in eadem sententia. Ich bitte aber euch,¹⁷ Brüder! bei dem Namen unsers Herrn Jesus Christus,¹⁸ dass ihr alle die nämliche Sprache führet, und keine Spaltungen unter euch seien; dass ihr vielmehr vollkommen seiet in demselben Sinne und in derselben Meinung. 1 Korinther 1Kor 54 1 10 17 Die Vereinigung mit Christus ist nur möglich, wenn die Korinther auch untereinander einig sind. Daher der Gegensatz zum Vorhergehenden: Aber. 1 Korinther 1Kor 54 1 10 18 Durch diesen Zusatz will der Apostel seiner Mahnung einen größeren Nachdruck verschaffen. 1 Korinther 1Kor 54 1 11 Significatum est enim mihi de vobis fratres mei ab iis, qui sunt Chloes, quia contentiones sunt inter vos. Es ist mir nämlich über euch, meine Brüder!¹⁹ von den Angehörigen der Chloe²⁰ bedeutet worden, dass Streitigkeiten unter euch sind. 1 Korinther 1Kor 54 1 11 19 Wie zart und schonend weiß der Apostel den Tadel vorzubringen. Vorher bereits hat er die Korinther Brüder genannt; auch hier wiederholt er diese Anrede und zeigt, dass er nicht leichthin irgendwelcher Anklage Glauben geschenkt hat. 1 Korinther 1Kor 54 1 11 20 Es ist dies eine christliche Familie in Korinth. 1 Korinther 1Kor 54 1 12 Hoc autem dico, quod unusquisque vestrum dicit: Ego quidem sum Pauli: ego autem Apollo: ego vero Cephæ: ego autem Christi. Ich meine aber dies, dass ein jeder von euch²¹ sagt: Ich bin des Paulus; ich aber des Apollo; ich hinwieder des Kephas; ich aber bin Christi.²² [Apg 18,24] 1 Korinther 1Kor 54 1 12 21 Nicht gerade allen ohne Ausnahme. Der heil. Paulus redet die ganze Gemeinde an, in welcher sicher viele waren, welche den rechten Wahlspruch hochhielten: Ich bin Christi. Indes auch diese verteidigten denselben wohl mit allzu großem Eifer, so dass sie die Würde der Diener des Herrn herabsetzten. Immerhin bleiben so nur drei Parteien übrig (Klem. Rom.), weshalb der Apostel auch nur drei ausdrücklich verwirft. Apollo hatte vielleicht einige schwierigere Punkte der christlichen Lehre berührt, welche der heil. Paulus absichtlich übergangen, und so schätzten wohl einige Vornehmere die Lehrweise des Apostels gering. Judaisierende Christen suchten zwischen dem heil. Petrus und dem heil. Paulus einen Unterschied zu finden. 1 Korinther 1Kor 54 1 12 22 Den falschen Wahlsprüchen stellt Paulus nach der Meinung einiger Erklärer den richtigen entgegen: ich bin Christi. Andere sind der Meinung, dass es sich um eine Partei handelte, welche jede apostolische Autorität verwerfend sich unmittelbar auf Christus berief. 1 Korinther 1Kor 54 1 13 Divisus est Christus? Numquid Paulus crucifixus est pro vobis? aut in nomine Pauli baptizati estis? Ist Christus geteilt?²³ Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt worden? Oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft worden?²⁴ 1 Korinther 1Kor 54 1 13 23 Der heil. Apostel führt insbesondere drei Gründe für Widerlegung an: die Einheit der Kirche (V. 13 17), die gänzlich ungerechtfertigte Ursache zur Spaltung: seine einfache Lehrweise (1,18 3,4), die Einheit des Fundamentes für alle Lehrer. (3,5 17) 1 Korinther 1Kor 54 1 13 24 Zwei Gnaden sind es, welche die Zugehörigkeit zu Christus begründen, keine davon kommt Paulus zu. Das griech.: auf den Namen wird in der Vulgata mit einer scheinbaren Veränderung gegeben. Indes wird in dem nicht klassischen Latein oft in mit dem Ablat. statt des Accus. gesetzt. Im Übrigen wurde die von Christus vorgeschriebene Form angewendet. Auf den Namen Christi getauft werden bedeutet; durch die Taufe Christus geweiht und seinem geistigen Leibe eingegliedert werden. Vergl. die Apostellehre. 1 Korinther 1Kor 54 1 14 Gratias ago Deo, quod neminem vestrum baptizavi, nisi Crispum, et Cajum: Ich sage Gott Dank, dass ich niemanden von euch getauft habe, als den Krispus und Kajus; [Apg 18,8] 1 Korinther 1Kor 54 1 15 Ne quis dicat quod in nomine meo baptizati estis. damit nicht jemand sagen könne, ihr seiet auf meinen Namen getauft. 1 Korinther 1Kor 54 1 16 Baptizavi autem et Stephanæ domum: ceterum nescio si quem alium baptizaverim. Doch habe ich auch des Stephanas Haus getauft; außerdem bin ich mir nicht bewusst, einen andern getauft zu haben. 1 Korinther 1Kor 54 1 17 Non enim misit me Christus baptizare, sed evangelizare: non in sapientia verbi, ut non evacuetur crux Christi. Denn Christus hat mich nicht gesandt zu taufen, sondern das Evangelium zu verkünden;²⁵ doch nicht mit Wortweisheit, damit das Kreuz Christi nicht seiner Kraft beraubt werde.²⁶ [2Petr 1,16, 1Kor 2,1.4] 1 Korinther 1Kor 54 1 17 25 Wenngleich Christus [Mt 28,19] den Aposteln Lehre und Taufe aufgetragen hat, bleibt die erstere doch stets ihr hauptsächliches Amt. Vergl. auch [Apg 10,48]. 1 Korinther 1Kor 54 1 17 26 Damit die göttliche Macht, welche durch die Verdienste des Gekreuzigten sich wirksam erweist, nicht etwa ihrer Kraft beraubt scheine, wenn menschliche Beredsamkeit die Bekehrung herbeigeführt zu haben scheint. 1 Korinther 1Kor 54 1 18 Verbum enim crucis pereuntibus quidem stultitia est: iis autem, qui salvi fiunt, id est nobis, Dei virtus est. Denn das Wort²⁷ vom Kreuze ist zwar denen, die verloren gehen, Torheit; denen aber, die selig werden, das ist uns, ist es Gottes Kraft.²⁸ 1 Korinther 1Kor 54 1 18 27 Die Predigt. Der heil. Paulus unterscheidet bisweilen (z. B. [2Kor 2,15]) zwei Klassen von Menschen: diejenigen, welche auf dem Wege zum Untergange sind, die Ungläubigen, und die, welche auf dem Wege zur Seligkeit sind, die Gläubigen. 1 Korinther 1Kor 54 1 18 28 Das Evangelium ist kein philosophisches Lehrgebäude, sondern erweist seine innere Kraft an den Gläubigen. 1 Korinther 1Kor 54 1 19 Scriptum est enim: Perdam sapientiam sapientium, et prudentiam prudentium reprobabo. Denn es steht geschrieben: Zu Grunde richten werde ich die Weisheit der Weisen, und die Klugheit der Klugen werde ich verwerfen.²⁹ [Jes 29,14] 1 Korinther 1Kor 54 1 19 29 Was der Prophet von seinen Zeitgenossen gesagt, ist, wie der heil. Paulus sagt, ein Vorbild auf die Zeit des Messias. Ähnlich hat der Heiland [Mt 15,7.8] die bei dem Propheten unmittelbar vorhergehenden Worte (29,13) auf die Juden seiner Zeit angewendet. Ein größeres Wunder, als jenes war, hat Gott jetzt getan und von einer größeren Gefahr befreit, indem er die Gläubigen durch den Tod seines Sohnes der ewigen Verdammnis entriss; und wie er einst die Weisheit der Ratgeber des Ezechias zu Schanden gemacht, so jetzt alle Weisheit der Menschen. 1 Korinther 1Kor 54 1 2 Ecclesiæ Dei, quæ est Corinthi, sanctificatis in Christo Jesu, vocatis sanctis, cum omnibus, qui invocant nomen Domini nostri Jesu Christi, in omni loco ipsorum, et nostro. an die Gemeinde Gottes⁴ zu Korinth, die Geheiligten in Christus Jesus, die berufenen Heiligen samt allen, welche den Namen unsers Herrn Jesus Christus anrufen an jeglichem Orte,⁵ dem ihrigen wie dem unseren.⁶ 1 Korinther 1Kor 54 1 2 4 Kirche des Herrn heißt in der Septuag das auserwählte Volk. Die Schriftsteller des N. T. gebrauchen die gleiche Bezeichnung für die gesamte Christenheit oder für einzelne Gemeinden oder selbst für einen bestimmten Teil einer Gemeinde. [Röm 16,4] Auch auf den Versammlungsort wurde später dieser Name übertragen. Die Christen sind die Kirche Christi, weil Christus ihr Stifter ist, mit dem sie wie die Glieder mit dem Haupte vereint sind, und Kirche Gottes, weil sie mit dem Blute des Sohnes Gottes erworben [Apg 20,28] und zu Gott geführt werden. Endlich heißt die Kirche auch die Kirche der Heiligen, weil alle ihre Glieder durch die Taufe in Christus geheiligt, von der Welt abgesondert und Gott geweiht sind. 1 Korinther 1Kor 54 1 2 5 Achaja. Vergl. [2Kor 1,1]. 1 Korinther 1Kor 54 1 2 6 Vielleicht Korinth: deshalb der unsere, weil die dortige Gemeinde von uns gestiftet ist. 1 Korinther 1Kor 54 1 20 Ubi sapiens? ubi scriba? ubi conquisitor hujus sæculi? Nonne stultam fecit Deus sapientiam hujus mundi? Wo ist ein Weiser?³⁰ Wo ein Schriftgelehrter? Wo ein Forscher dieser Welt? Hat Gott nicht die Weisheit dieser Welt³¹ zur Torheit gemacht?³² [Jes 33,18] 1 Korinther 1Kor 54 1 20 30 Wo ist ein Weiser im Apostelkolleg? Der Apostel nennt besonders zwei Klassen von Weisen: die jüdischen Schriftgelehrten und die griechischen Philosophen (Chrys., Theod., Ök., Theoph.) 1 Korinther 1Kor 54 1 20 31 Diese Welt ist im N. T. entweder die Welt bis zur Ankunft Christi [Mt 12,32, Mk 10,30, Tit 2,13] oder die Zeit des Unglaubens überhaupt, welche für viele noch andauert. [Röm 13,2, 1Kor 1,20, 1Kor 2,6.8] 1 Korinther 1Kor 54 1 20 32 Es gibt keine Torheit, welche nicht schon von irgend einem Philosophen behauptet worden wäre. 1 Korinther 1Kor 54 1 21 Nam quia in Dei sapientia non cognovit mundus per sapientiam Deum: placuit Deo per stultitiam prædicationis salvos facere credentes. Denn weil die Welt durch ihre Weisheit Gott nicht in seiner Weisheit erkannt, so hat es Gott gefallen, durch die Torheit der Verkündigung diejenigen selig zu machen, welche glauben.³³ 1 Korinther 1Kor 54 1 21 33 Weil die Menschen dieser Welt, Griechen und Juden, durch ihre Weisheit nicht die gebührende Kenntnis Gottes erlangt haben, nach der sie ihr Leben einrichten und ihr Heil wirken sollten, vergl. [Röm 1,21], so gefiel es Gott, durch die Torheit, welche die Zusammenfassung der Predigt des Evangeliums ist, d. i. durch die Predigt vom Kreuze, nicht alle zwar, aber die selig zu machen, welche die von Gott geforderte Vorbedingung besitzen, den Glauben. 1 Korinther 1Kor 54 1 22 Quoniam et Judæi signa petunt, et Græci sapientiam quærunt: Denn die Juden fordern Wunderzeichen, und die Griechen suchen Weisheit;³⁴ 1 Korinther 1Kor 54 1 22 34 Die einen finden in der Predigt nicht das, was sie suchen, die anderen (V. 24) erkennen in ihr das an, was in derselben enthalten ist, und werden so selig. 1 Korinther 1Kor 54 1 23 Nos autem prædicamus Christum crucifixum: Judæis quidem scandalum, gentibus autem stultitiam, wir aber verkünden Christus, den Gekreuzigten, den Juden ein Anstoß,³⁵ den Heiden aber eine Torheit,³⁶ 1 Korinther 1Kor 54 1 23 35 Die Juden fordern, wie einst dem Herrn gegenüber [Joh 6,30], eine Reihe von Offenbarungen der göttlichen Allmacht, wie einst die Übergabe des Gesetzes von zahlreichen Wundern begleitet war. 1 Korinther 1Kor 54 1 23 36 Beide suchen, auf eigene Kraft vertrauend, eine Lehre, die ihren Wünschen entspricht. Doch statt der Wunder wird den Juden ein am Kreuze leidender Erlöser dargeboten, statt menschlicher Weisheit den Heiden ein Retter, der am Kreuze stirbt, ein Gerechter, der sich freiwillig dem schimpflichen Tode preisgibt (Thom.). 1 Korinther 1Kor 54 1 24 Ipsis autem vocatis Judæis, atque Græcis Christum Dei virtutem, et Dei sapientiam: den Berufenen³⁷ dagegen, Juden sowohl als Griechen, Christus Gottes Kraft und Gottes Weisheit;³⁸ 1 Korinther 1Kor 54 1 24 37 Die Berufenen sind dieselben, welche V. 21 die Glaubenden, V. 18 diejenigen heißen, welche selig werden. 1 Korinther 1Kor 54 1 24 38 Gottes Kraft gibt sich in den Wundern und Taten des Herrn und der alles neu gestaltenden Predigt der Apostel kund. 1 Korinther 1Kor 54 1 25 Quia quod stultum est Dei, sapientius est hominibus: et quod infirmum est Dei, fortius est hominibus. weil das Törichte, das von Gott kommt, die Weisheit der Menschen übertrifft; und das Schwache, das von Gott kommt, mehr vermag, als die Menschen. 1 Korinther 1Kor 54 1 26 Videte enim vocationem vestram fratres, quia non multi sapientes secundum carnem, non multi potentes, non multi nobiles: Denn sehet eure Berufung an, Brüder!³⁹ es sind nicht viele Weise nach dem Fleische, nicht viele Mächtige, nicht viele Vornehme, 1 Korinther 1Kor 54 1 26 39 Der Apostel wendet sich an die Gläubigen. In drei kurzen Sätzen nimmt er alles aus, was die Menschen hochzuschätzen pflegen. Diese Güter helfen dem Menschen nicht zur Erreichung seines Zieles. 1 Korinther 1Kor 54 1 27 Sed quæ stulta sunt mundi elegit Deus, ut confundat sapientes: et infirma mundi elegit Deus, ut confundat fortia: sondern was⁴⁰ vor der Welt töricht ist, hat Gott auserwählt, um die Weisen zu beschämen; und das vor der Welt Schwache hat Gott auserwählt, um das Starke zu Schanden zu machen; 1 Korinther 1Kor 54 1 27 40 Das Neutrum steht für die ganze Klasse von Personen, ohne Rücksicht auf die einzelnen Glieder. Die Törichten sind hier die Ungebildeten, diejenigen, welche kein Ansehen haben. 1 Korinther 1Kor 54 1 28 Et ignobilia mundi, et contemptibilia elegit Deus, et ea, quæ non sunt, ut ea quæ sunt destrueret: und das vor der Welt Unangesehene, und das Verachtete, und das, was nichts ist, hat Gott auserwählt, um das, was etwas ist, zunichte zu machen, 1 Korinther 1Kor 54 1 29 Ut non glorietur omnis caro in conspectu ejus. damit kein Mensch sich vor ihm rühme.⁴¹ 1 Korinther 1Kor 54 1 29 41 Das letzte Ziel Gottes ist, dass alle erkennen, dass das Heil nicht natürlichen Gaben zu verdanken ist. 1 Korinther 1Kor 54 1 3 Gratia vobis, et pax a Deo Patre nostro, et Domino Jesu Christo. Gnade⁷ sei euch und Friede von Gott,⁸ unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!⁹ [Röm 1,7] 1 Korinther 1Kor 54 1 3 7 Eine freiwillige Gabe Gottes, die zum Heile dient. 1 Korinther 1Kor 54 1 3 8 Die Frucht der Gnade. 1 Korinther 1Kor 54 1 3 9 Christus ist einer göttlichen Natur nach zugleich mit dem Vater und dem heil. Geiste der Spender der Gnade und des Friedens, die er durch seine menschliche Natur verdient hat. 1 Korinther 1Kor 54 1 30 Ex ipso autem vos estis in Christo Jesu, qui factus est nobis sapientia a Deo, et justitia, et sanctificatio, et redemptio: Aus ihm aber seid ihr in Christus Jesus, welcher uns zur Weisheit von Gott geworden ist, zur Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung,⁴² [Jer 23,5] 1 Korinther 1Kor 54 1 30 42 Christus wurde von Gott bestimmt, unser göttlicher Lehrer, Rechtfertiger [Röm 3,24.25], Heiligmacher und Erlöser von allem Übel zu werden. 1 Korinther 1Kor 54 1 31 Ut quemadmodum scriptum est: Qui gloriatur, in Domino glorietur. damit, wie geschrieben steht, wer sich rühmt, sich im Herrn rühme.⁴³ [2Kor 10,17] 1 Korinther 1Kor 54 1 31 43 Diese Worte finden sich zwar nicht genau so in der heil. Schrift, sind aber eine Folgerung aus [Jer 9,23.24]. Der Mensch kann sich einzig rühmen, dass er Gott, der seine Barmherzigkeit und Gerechtigkeit offenbart, erkennt. Eine solche Erkenntnis aber verleiht nicht die Natur, sondern Gott selbst. 1 Korinther 1Kor 54 1 4 Gratias ago Deo meo semper pro vobis in gratia Dei, quæ data est vobis in Christo Jesu: Ich sage meinem Gott allezeit Dank um euretwillen für die Gnade Gottes, die euch in Christus Jesus geschenkt ist;¹⁰ 1 Korinther 1Kor 54 1 4 10 In allen Briefen, außer demjenigen an die Galater, fügt der Apostel der Adresse eine Danksagung an. 1 Korinther 1Kor 54 1 5 Quod in omnibus divites facti estis in illo, in omni verbo, et in omni scientia: dass ihr in allem durch ihn reich geworden seid, in aller Lehre und in aller Erkenntnis.¹¹ 1 Korinther 1Kor 54 1 5 11 In aller Erkenntnis dessen, was zum Heile dient. 1 Korinther 1Kor 54 1 6 Sicut testimonium Christi confirmatum est in vobis: Wie denn das Zeugnis von Christus unter euch befestigt worden ist;¹² 1 Korinther 1Kor 54 1 6 12 Die Korinther hatten die Predigt der Apostel durch Wunder und innere Gnaden bestätigt gesehen. 1 Korinther 1Kor 54 1 7 Ita ut nihil vobis desit in ulla gratia, exspectantibus revelationem Domini nostri Jesu Christi, so dass es euch an keiner Gnade mangelt,¹³ die ihr die Offenbarung unsers Herrn Jesus Christus erwartet,¹⁴ 1 Korinther 1Kor 54 1 7 13 Griech.: so dass ihr keiner anderen Kirche in einer Gnade nachsteht. 1 Korinther 1Kor 54 1 7 14 Die Wiederkunft des Herrn. Wie kann aber der Apostel gerade die, die er hier so lobt, nachher [1Kor 3,1] fleischlich nennen? Weil die heil. Schrift von dem Ganzen so zu reden pflegt, wie es einem Teile zukommt (Aug.). 1 Korinther 1Kor 54 1 8 Qui et confirmabit vos usque in finem sine crimine, in die adventus Domini nostri Jesu Christi. welcher¹⁵ euch auch bis an's Ende festigen wird, so dass ihr am Tage der Ankunft unsers Herrn Jesus Christus unsträflich sein werdet. 1 Korinther 1Kor 54 1 8 15 Gott, der getreu ist (V. 9): Ich sage meinem Gott Dank, der euch an allen Gaben reich gemacht hat und euch alle stärken wird, euch Hilfe gewährend. 1 Korinther 1Kor 54 1 9 Fidelis Deus: per quem vocati estis in societatem filii ejus Jesu Christi Domini nostri. Getreu ist Gott, durch welchen ihr zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn, berufen seid.¹⁶ [1Thess 5,24] 1 Korinther 1Kor 54 1 9 16 Da Gott getreu ist, gewährt er allen, die er beruft, alle für die Berufung erforderliche Hilfe, damit sie ohne Sünde dem Tage des Gerichtes entgegenharren. Dies gilt umso mehr, da die Berufung die Gemeinschaft mit dem Sohne Gottes zum Ziele hat. 1 Korinther 1Kor 54 0 1 Der Apostel hat mit Recht eine demutsvolle Predigtweise gewählt. (V. 5) b. Warum hat der heil. Paulus nicht höhere Lehren gewählt? (2,6 3,3) Wenngleich im Evangelium hohe Geheimnisse enthalten sind (V. 12), sind diese doch nur den Vollkommenen zu verkünden. 1 Korinther 1Kor 54 2 1 Et ego, cum venissem ad vos, fratres, veni non in sublimitate sermonis, aut sapientiæ, annuntians vobis testimonium Christi. Auch ich, als ich zu euch kam, Brüder! trat nicht in erhabener Rede oder Weisheit auf,¹ euch das Zeugnis von Christus verkündend; 1 Korinther 1Kor 54 2 1 1 So forderte dies mein Amt. 1 Korinther 1Kor 54 2 10 Nobis autem revelavit Deus per Spiritum suum: Spiritus enim omnia scrutatur, etiam profunda Dei. uns aber hat es Gott geoffenbart durch seinen Geist;¹⁴ denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen der Gottheit.¹⁵ 1 Korinther 1Kor 54 2 10 14 Den Beweis gibt der Apostel in den folgenden Versen: der Geist Gottes besitzt alle Weisheit. (V. 10, 11) Dieser Geist ist den Aposteln verliehen, damit sie die göttlichen Gaben erkennen (V. 12) also. 1 Korinther 1Kor 54 2 10 15 Nicht wie einer, der Unbekanntes sucht, sondern wie einer, der nichts übrig lässt, was ihm verborgen bliebe (Aug.). Vergl. [Röm 8,27]. Aus diesem Verse wird auch die Gottheit des Heil. Geistes erwiesen. Es wird ihm als einer vom Vater unterschiedenen Person göttliche Weisheit zugeschrieben, und zwar so, dass er die Tiefen der Gottheit aus sich erkennt. 1 Korinther 1Kor 54 2 11 Quis enim hominum scit quæ sunt hominis, nisi spiritus hominis, qui in ipso est? ita et quæ Dei sunt, nemo cognovit, nisi Spiritus Dei. Denn welcher Mensch weiß, was des Menschen ist, als der Geist des Menschen, der in ihm selbst ist? So erkennt auch das, was Gottes ist, niemand, als der Geist Gottes.¹⁶ 1 Korinther 1Kor 54 2 11 16 Wie der menschliche Geist, mit dem Menschen seinem Wesen nach vereint, allein das, was im Menschen vorgeht, erkennt, so durchdringt der Heil. Geist, mit Vater und Sohn wesensgleich, die Tiefen der Gottheit. Hiermit wird eine gleiche Kenntnis den anderen beiden göttlichen Personen nicht abgesprochen, sonst wären Stellen wie [Mt 11,27, Lk 10,22] gleichfalls ausschließend aufzufassen. Im Gegenteile hat der Apostel bereits V. 10 gesagt, dass der Vater die Weisheit durch den Geist offenbart, sie also besitzt. 1 Korinther 1Kor 54 2 12 Nos autem non spiritum hujus mundi accepimus, sed Spiritum, qui ex Deo est, ut sciamus quæ a Deo donata sunt nobis: Wir¹⁷ aber haben nicht den Geist dieser Welt¹⁸ empfangen, sondern den Geist, welcher aus Gott ist,¹⁹ damit wir wissen, was uns von Gott verliehen worden ist.²⁰ 1 Korinther 1Kor 54 2 12 17 Die Apostel. 1 Korinther 1Kor 54 2 12 18 Den Geist des Bösen. 1 Korinther 1Kor 54 2 12 19 Der vom Vater und Sohn ausgeht und mit ihnen Gott ist. 1 Korinther 1Kor 54 2 12 20 Die Dinge, von denen V. 9 handelt. 1 Korinther 1Kor 54 2 13 Quæ et loquimur non in doctis humanæ sapientiæ verbis, sed in doctrina Spiritus, spiritualibus spiritualia comparantes. Und dieses²¹ reden wir auch, nicht in erlernten Worten menschlicher Weisheit, sondern wie der Geist lehrt, indem wir Geistiges durch Geistiges erläutern.²² 1 Korinther 1Kor 54 2 13 21 Die Geheimnisse des Heiles. 1 Korinther 1Kor 54 2 13 22 Die vom Heil. Geist überlieferten Lehren legen wir in Worten und mit Gründen dar, welche derselbe Heil. Geist eingibt. 1 Korinther 1Kor 54 2 14 Animalis autem homo non percipit ea, quæ sunt Spiritus Dei: stultitia enim est illi, et non potest intelligere: quia spiritualiter examinatur. Der sinnliche Mensch aber nimmt das nicht auf, was des Geistes Gottes ist;²³ denn ihm ist es Torheit, und er vermag es nicht zu verstehen, weil es geistig beurteilt werden muss.²⁴ 1 Korinther 1Kor 54 2 14 23 Der sinnliche Mensch hält die Offenbarung Gottes an die Apostel für töricht und weist sie ohne Prüfung zurück, weil er dieselbe nicht versteht. So wenig die Sinne geistige Dinge, so wenig vermag der Geist göttliche Dinge aus eigener Kraft voll und ganz zu erfassen. 1 Korinther 1Kor 54 2 14 24 Geistige Dinge und Dinge niedriger Ordnung. 1 Korinther 1Kor 54 2 15 Spiritualis autem judicat omnia: et ipse a nemine judicatur. Der Geistige aber beurteilt alles, er selbst aber wird von niemanden²⁵ beurteilt. 1 Korinther 1Kor 54 2 15 25 Von niemanden, der nicht geistig ist, also nur von geistigen Menschen. 1 Korinther 1Kor 54 2 16 Quis enim cognovit sensum Domini, qui instruat eum? Nos autem sensum Christi habemus. Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt, dass er ihn unterweise?²⁶ Wir aber haben den Sinn Christi. [Jes 40,13, Weish 9,13, Röm 11,34] 1 Korinther 1Kor 54 2 16 26 Die Worte sind aus [Jes 40,13, Jes 5,54] nach der Septuag, mit Weglassung einiger Mittelglieder, genommen. Des Herrn Sinn ist die Weisheit Gottes. Kann niemand den Sinn Gottes sehen, so kann er denselben noch viel weniger belehren und zurechtweisen. Nun aber haben wir Geistige den Sinn der Weisheit Christi (Gottes), also können die Geistigen von niemanden, der nicht geistig ist, beurteilt werden. 1 Korinther 1Kor 54 2 2 Non enim judicavi me scire aliquid inter vos, nisi Jesum Christum, et hunc crucifixum. denn ich nahm mir vor, nichts unter euch zu wissen, als Jesus Christus, und diesen als Gekreuzigten. [1Kor 1,17] 1 Korinther 1Kor 54 2 3 Et ego in infirmitate, et timore, et tremore multo fui apud vos: Und ich war in Schwachheit und Furchtsamkeit und vielem Zagen bei euch,² 1 Korinther 1Kor 54 2 3 2 Über die damalige Stimmung des heil. Paulus siehe [Apg 18,9]. Die Ursache derselben war vielleicht der geringe Erfolg seiner Mühen. [Apg 17,33] Über die Schwachheit siehe [2Kor 10,10, 2Kor 11,6, 2Kor 12,10]. Furcht und Zittern entsprangen den Verfolgungen (Chrys., Theodos.). Die Wiederholung der Worte: zu euch, unter euch zeigt, dass der Apostel in Korinth, das auf Reichtum und Weisheit stolz war, durch besondere Fügung der göttlichen Vorsehung zeigte, dass das Evangelium nicht menschlicher Mittel zu seiner Ausbreitung bedarf. 1 Korinther 1Kor 54 2 4 Et sermo meus, et prædicatio mea non in persuasibilibus humanæ sapientiæ verbis, sed in ostensione spiritus, et virtutis: und meine Rede³ und meine Predigt bestand nicht in überredenden Worten menschlicher Weisheit, sondern in Erweisung von Geist und Kraft;⁴ 1 Korinther 1Kor 54 2 4 3 Meine Privatgespräche (Thom.). 1 Korinther 1Kor 54 2 4 4 Der Heil. Geist erleuchtete den heil. Paulus und stimmte die Herzen seiner Zuhörer günstig. 1 Korinther 1Kor 54 2 5 Ut fides vestra non sit in sapientia hominum, sed in virtute Dei. damit euer Glaube nicht auf Menschenweisheit,⁵ sondern auf Gottes Kraft beruhe. 1 Korinther 1Kor 54 2 5 5 Menschenweisheit kann irren und täuschen, nicht so Gottes Gnade, die aus seiner Kraft entspringt. 1 Korinther 1Kor 54 2 6 Sapientiam autem loquimur inter perfectos: sapientiam vero non hujus sæculi, neque principum hujus sæculi, qui destruuntur: Freilich reden wir Weisheit unter den Vollkommenen;⁶ nicht jedoch Weisheit dieser Welt,⁷ noch der Fürsten dieser Welt,⁸ welche abgetan werden, 1 Korinther 1Kor 54 2 6 6 Die Korinther schätzten den heil. Paulus wohl gering, weil er weder eine so kunstvolle Form der Predigt anwendete, wie Apollo, noch so erhabene Wahrheiten vortrug, wie dieser. Paulus unterscheidet zwei Klassen von Gläubigen: die Anfänger, welche noch fleischlich sind [1Kor 2,14, 1Kor 3,1] und der Milch bedürfen [1Kor 3,2], und die Vollkommenen, welche bereits im Stande sind, feste Speise zu genießen. [1Kor 2,13, 1Kor 3,2] So gibt es auch eine doppelte christliche Weisheit: jene, welche der heil. Paulus oben Torheit genannt und der menschlichen Weisheit entgegengestellt hat, und eine andere, welche nur den in Geist und Willen Fortgeschrittenen zukommt, die Lehren, welche sich bis auf die verborgenen Geheimnisse der Gottheit erstrecken (Thom.). Welche Lehren der ersten Klasse von Gläubigen zugehören, siehe [Hebr 5,116,3]. Die Klasse der Vollkommenen wird in die Kenntnis der Vorbilder eingeführt. Vergl. [1Kor 14,20]. 1 Korinther 1Kor 54 2 6 7 Weisheit, welche von dieser Welt ausgeht, diese Welt betrifft, aus ihr ihre Beweise hernimmt. 1 Korinther 1Kor 54 2 6 8 Seien es heidnische Philosophen oder jüdische Schriftgelehrte, heidnische Könige oder jüdische Priester (Chrys.), oder vor allem böse Geister; was von vergänglichen Wesen ausgeht und abhängt, muss auch selbst einst ein Ende nehmen. 1 Korinther 1Kor 54 2 7 Sed loquimur Dei sapientiam in mysterio, quæ abscondita est, quam prædestinavit Deus ante sæcula in gloriam nostram, sondern wir reden Gottes Weisheit im Geheimnis,⁹ die verborgen ist, welche Gott vor Beginn der Welt zu unserer Herrlichkeit bestimmt hat,¹⁰ 1 Korinther 1Kor 54 2 7 9 Etwas, was nicht durch natürliche Kraft erlangt werden kann, sondern nur durch göttliche Offenbarung erschlossen wird. 1 Korinther 1Kor 54 2 7 10 Ein Geheimnis, das zu aller Zeit verborgen bliebe, wenn Gott es nicht offenbaren und damit den Gläubigen zur ewigen Herrlichkeit verhelfen würde. 1 Korinther 1Kor 54 2 8 Quam nemo principum hujus sæculi cognovit: si enim cognovissent, numquam Dominum gloriæ crucifixissent. die keiner von den Fürsten dieser Welt erkannt hat; denn hätten sie diese erkannt, nie würden sie den Herrn der Herrlichkeit gekreuziget haben.¹¹ 1 Korinther 1Kor 54 2 8 11 Ihre Unkenntnis war indes schuldvoll. [Apg 3,17] 1 Korinther 1Kor 54 2 9 Sed sicut scriptum est: Quod oculus non vidit, nec auris audivit, nec in cor hominis ascendit, quæ præparavit Deus iis, qui diligunt illum: Sondern wie geschrieben steht:¹² Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat, und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott denen bereitet hat, die ihn lieben;¹³ 1 Korinther 1Kor 54 2 9 12 [Jes 64,4] mit einer kleinen Änderung. 1 Korinther 1Kor 54 2 9 13 Die Güter der Ewigkeit, welche hier mit Glaube und Liebe grundgelegt werden. 1 Korinther 1Kor 54 0 1 Den Korinthern als fleischlichen Menschen konnten jene höheren Geheimnisse des Evangeliums nicht verkündet werden. (V. 3) c. Die Parteizerrissenheit der Korinther ist unverständig. (V. 17) C. Praktische Folgerungen aus der vorgetragenen Lehre (3,18 4,13): a. die Gläubigen sollen sich hüten, einen Lehrer am anderen vorzuziehen. 1 Korinther 1Kor 54 3 1 Et ego, fratres, non potui vobis loqui quasi spiritualibus, sed quasi carnalibus. Tamquam parvulis in Christo, Auch ich,¹ Brüder! konnte nicht zu euch reden als zu Geistigen, sondern als zu Fleischlichen. Als Unmündigen in Christus² 1 Korinther 1Kor 54 3 1 1 Als Geistiger. 1 Korinther 1Kor 54 3 1 2 Diese Worte gehören nach dem griechischen Texte zu dem Vorhergehenden. 1 Korinther 1Kor 54 3 10 Secundum gratiam Dei, quæ data est mihi, ut sapiens architectus fundamentum posui: alius autem superædificat. Unusquisque autem videat quomodo superædificet. Gemäß der Gnade Gottes, die mir gegeben ist, habe ich wie ein weiser Baumeister den Grund gelegt,¹³ ein anderer aber baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baue.¹⁴ 1 Korinther 1Kor 54 3 10 13 Außer Paulus, der den Grund gelegt, waren drei Klassen von Arbeitern tätig: die einen mit guten Steinen, so dass ihr Teil dem Feuer widersteht; die zweiten mit schlechtem Material, welches vom Feuer vernichtet wird, während die Arbeiter gestraft werden, aber nicht der Seligkeit verlustig gehen, da sie das Fundament nicht verletzt oder gearbeitet haben (V. 12 15); die letzten endlich bauen nicht sowohl als sie zerstören, weshalb sie schwere Strafen verdienen. (V. 16, 17) 1 Korinther 1Kor 54 3 10 14 Der ganze Bau hängt vom Fundamente ab. Wie, mit welchem Stoffe. 1 Korinther 1Kor 54 3 11 Fundamentum enim aliud nemo potest ponere præter id, quod positum est, quod est Christus Jesus. Denn einen andern Grund kann niemand legen, als den, welcher gelegt ist, welcher ist Christus Jesus.¹⁵ 1 Korinther 1Kor 54 3 11 15 Jesus Christus, von den Aposteln verkündet und von den Korinthern geglaubt, ist das Fundament, oder: die Lehre, dass Jesus, der Messias ist. 1 Korinther 1Kor 54 3 12 Si quis autem superædificat super fundamentum hoc aurum, argentum, lapides pretiosos, ligna, fnum, stipulam, Wenn aber jemand auf diesen Grund¹⁶ aufbaut Gold, Silber, Edelsteine, Holz,¹⁷ Heu, Stoppeln, 1 Korinther 1Kor 54 3 12 16 Wenn jemand auf das gleiche Fundament, aber seinen Teil, aufbaut. 1 Korinther 1Kor 54 3 12 17 Zwei Arten von Lehren werden geschildert: Holz usw., unnütze, wenn auch nicht falsche Lehren. Vielleicht die über das Vorrecht der Juden, durch welche die judaisierenden Lehrer sich den Weg zur Verkündigung von Irrtümern bereiteten. Vergl. [2Kor 11,21ff]. Es ist wohl die dritte der obengenannten Parteien gemeint, jene, welche sich auf den heil. Petrus berief. 1 Korinther 1Kor 54 3 13 Uniuscujusque opus manifestum erit: Dies enim Domini declarabit, quia in igne revelabitur: et uniuscujusque opus quale sit, ignis probabit. so wird eines jeden Werk offenbar werden; denn der Tag des Herrn¹⁸ wird es kundmachen, weil es im Feuer offenbar werden wird, und wie das Werk eines jeden ist, wird das Feuer erproben.¹⁹ 1 Korinther 1Kor 54 3 13 18 Der heil. Paulus spricht oft so von dem Tage des Gerichtes, als ob er und seine Zeitgenossen denselben noch erleben könnten. Es fehlte ihm die Offenbarung über den Zeitpunkt desselben. 1 Korinther 1Kor 54 3 13 19 Das Haus ist die Kirche von Korinth. Der Lohn der Lehrer ist ein besonderer, wie er dem Gebäude und dem Material entspricht. 1 Korinther 1Kor 54 3 14 Si cujus opus manserit quod superædificavit, mercedem accipiet. Wenn jemandes Werk, welches er aufgebaut hat, besteht, so wird er Lohn empfangen. 1 Korinther 1Kor 54 3 15 Si cujus opus arserit, detrimentum patietur: ipse autem salvus erit: sic tamen quasi per ignem. Wenn jemandes Werk verbrennt, so wird er Schaden leiden;²⁰ er selbst aber wird selig werden, so jedoch wie durch Feuer.²¹ 1 Korinther 1Kor 54 3 15 20 Er wird den außerordentlichen Lohn verlieren. Er hat einige Aspekte erregt, aber nicht zur Tugend geführt, die Aufmerksamkeit gefesselt, aber das Herz nicht wirksam geleitet. 1 Korinther 1Kor 54 3 15 21 Er hat gegen den Willen seines Herrn minder gutes Material gebraucht, deshalb verzehrt das Feuer den von ihm gebauten Teil, er selbst aber muss durch dasselbe leiden. Der Zusatz wie (durch Feuer) stellt die Wirklichkeit des Feuers nicht in Abrede, so wenig wie es [Joh 1,14] eine Abschwächung ist. Die entsprechende hebräische Partikel (Ke) bezeichnet vielmehr die vollkommene Einheit, oder: wie jemand, der durch Feuer hindurchgeht. Das Feuer, von dem der Apostel hier spricht, kann nicht das Feuer der Trübsale auf der Welt sein; denn er redet von einem Feuer, das am Gerichtstage, also nach dieser Zeit des Lebens brennt (V. 13). Es kann auch nicht die bloße Prüfung des Richters bedeuten; denn es prüft nicht nur, sondern macht auch brennen, so dass der Brennende leidet (V. 15). Es kann ebenso wenig das Feuer der Hölle sein; denn der in dem hier genannten Feuer Brennende wird, nachdem der Schaden gelitten, selig. (V. 15) Es kann einzig und allein das Feuer nach dem Tode im Reinigungsorte, Fegefeuer genannt, sein, welches noch in der Zeit zur Läuterung der nicht ganz reinen, abgeschiedenen Seelen brennt, bis es mit dem allgemeinen Gerichte und dem allgemeinen Weltbrande [2Petr 3,10-13] endet. In Übereinstimmung hiermit erklären die heil. Väter die obige Stelle, und wir haben sogar eine unfehlbare Erklärung derselben im gegebenen Sinne von dem Kirchenrate zu Florenz (letzte Sitzung). 1 Korinther 1Kor 54 3 16 Nescitis quia templum Dei estis, et Spiritus Dei habitat in vobis? Wisset ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid, und der Geist Gottes in euch wohnt?²² 1 Korinther 1Kor 54 3 16 22 Der Apostel ruft eine bereits dargelegte Wahrheit in das Gedächtnis zurück. Die Korinther konnten sich wundern, dass Lehrer, welche sie hochschätzten, einzig wegen unnützer Lehren schwere Strafen leiden sollten, ehe sie selig würden. 1 Korinther 1Kor 54 3 17 Si quis autem templum Dei violaverit, disperdet illum Deus. Templum enim Dei sanctum est, quod estis vos. Wenn aber jemand den Tempel Gottes²³ versehrt, so wird ihn Gott verderben;²⁴ denn der Tempel Gottes ist heilig, das seid ihr. [1Kor 6,9] 1 Korinther 1Kor 54 3 17 23 Mit Recht leiten viele Väter die Gottheit des Heil. Geistes aus dieser Stelle her. (Athan., Basil., Greg. v. Naz., Aug.) 1 Korinther 1Kor 54 3 17 24 Im Griech. wird beide Male dasselbe Wort gebraucht. Die Vulg. nimmt durch die Verschiedenheit des Ausdruckes auf die Verschiedenartigkeit der Sache, welche die Handlung trifft, Rücksicht. Der heil. Paulus droht gleichsam die Strafe der Wiedervergeltung an. Dennoch ist ein Unterschied zwischen dem versehren und verderben. Durch falsche Lehren wird die Kirche nicht erbaut, sondern zerstört. Wie die Arbeit dieser Arbeiter, so ist ihr Ende dem der vorhergehenden Werkleute entgegengesetzt: sie werden auf ewig verdammt. Jede Verletzung eines Tempels Gottes ist eine Heiligtumsschändung, nun aber ist die korinthische Gemeinde ein solcher. 1 Korinther 1Kor 54 3 18 Nemo se seducat: si quis videtur inter vos sapiens esse in hoc sæculo, stultus fiat ut sit sapiens. Niemand betrüge sich selbst!²⁵ Wenn jemand unter euch als ein Weiser in dieser Welt gilt, der werde ein Tor, auf dass er ein Weiser werde.²⁶ 1 Korinther 1Kor 54 3 18 25 Niemand betrüge sich selbst absichtlich, indem er meint, dass diese Dinge anders seien, als ich gesagt habe (Theoph.), und er über Kephas und Apollo und Paulus urteilen könne. Dies ist keine wahre Weisheit. Wahre Weisheit gewinnt man nur, wenn man vor der Welt ein Tor wird, jene aber wollen vor derselben wegen der Vorzüge ihres Lehrers für weise gelten. 1 Korinther 1Kor 54 3 18 26 Griech.: Wenn jemand sich unter euch für weise hält, werde er töricht in dieser Welt (Chrys., Dam., Ök.). 1 Korinther 1Kor 54 3 19 Sapientia enim hujus mundi, stultitia est apud Deum. Scriptum est enim: Comprehendam sapientes in astutia eorum. Denn die Weisheit dieser Welt²⁷ ist Torheit vor Gott.²⁸ Denn es steht geschrieben: Ich werde die Weisen fangen in ihrer Schlauheit.²⁹ [Ijob 5,13] 1 Korinther 1Kor 54 3 19 27 Die nicht vom Heil. Geiste erleuchtete Weisheit. 1 Korinther 1Kor 54 3 19 28 Sie wird durch Gottes unfehlbares Urteil als Torheit erklärt und überführt. 1 Korinther 1Kor 54 3 19 29 Ein Beispiel hierfür sind die Söhne Jakobs, welche ihren Bruder Joseph verkauften, damit er die ihm verheißene Würde nicht erlangte, und die ihm gerade dadurch den Zugang zu derselben öffneten (Thom.). 1 Korinther 1Kor 54 3 2 Lac vobis potum dedi, non escam: nondum enim poteratis: sed nec nunc quidem potestis: adhuc enim carnales estis. gab ich euch Milch zu trinken, nicht feste Speise,³ denn noch waret ihr nicht stark genug; ja, auch jetzt seid ihr es noch nicht, denn noch seid ihr fleischlich. 1 Korinther 1Kor 54 3 2 3 Sind auch andere Speisen als Milch an sich besser, würden dieselben doch schaden. 1 Korinther 1Kor 54 3 20 Et iterum: Dominus novit cogitationes sapientium quoniam vanæ sunt. Und wiederum: Der Herr kennt die Gedanken der Weisen, dass sie nichtig sind. [Ps 93,11] 1 Korinther 1Kor 54 3 21 Nemo itaque glorietur in hominibus. Darum rühme sich niemand der Menschen.³⁰ 1 Korinther 1Kor 54 3 21 30 Die wahre Weisheit gestattet nicht, dass die Korinther einen Lehrer vorziehen und sich seiner rühmen. Alle Lehrer sind Verkünder des Evangeliums, Diener dessen, durch den sie gläubig geworden (V. 5), zur Ehre der Gläubigen gesendet. 1 Korinther 1Kor 54 3 22 Omnia enim vestra sunt, sive Paulus, sive Apollo, sive Cephas, sive mundus, sive vita, sive mors, sive præsentia, sive futura: omnia enim vestra sunt: Denn alles ist euer;³¹ sei es Paulus oder Apollo oder Kephas,³² oder Welt oder Leben oder Tod, oder Gegenwart oder Zukunft; denn alles ist euer; 1 Korinther 1Kor 54 3 22 31 Die Korinther sahen sich gleichsam als Eigentum der Lehrer an. Der Apostel zeigt, dass die Wahrheit eine entgegengesetzte ist: die Lehrer sind wegen der Gläubigen da. Niemand aber rühmt sich dessen, der seinetwegen da ist. 1 Korinther 1Kor 54 3 22 32 Alle sind Diener Christi und durch Christus eure Diener [2Kor 4,5]. Ja, alles ist zum Nutzen der Gläubigen bestimmt: die ganze sichtbare Welt, das leben, die Zeit des Verdienstes, der Tod, die Tür zum ewigen Lohne, die in dieser Zeitlichkeit verliehenen, die dem anderen Leben vorbehaltenen Güter, alles ohne Ausnahme. 1 Korinther 1Kor 54 3 23 Vos autem Christi: Christus autem Dei. ihr aber seid Christi, Christus aber Gottes.³³ 1 Korinther 1Kor 54 3 23 33 So dürfen die Gläubigen sich vielleicht ihrer selbst rühmen? Nein, sondern alles ist dem zuzuschreiben, von dem und durch den alles ist und sie selbst, unserm Schöpfer [Joh 1,3] und Erlöser. Seiner göttlichen und menschlichen Natur mögen wir uns rühmen. (Chrys.) 1 Korinther 1Kor 54 3 3 Cum enim sit inter vos zelus, et contentio: nonne carnales estis, et secundum hominem ambulatis? Denn da unter euch Eifersucht herrscht und Streit,⁴ seid ihr da nicht fleischlich und wandelt nach menschlicher Weise?⁵ 1 Korinther 1Kor 54 3 3 4 Wenngleich getauft und Christi Glieder geworden, hatten die Korinther dennoch nicht alle verkehrten Gemütsneigungen abgelegt, sondern es war etwas von dem Fleische, der Herrschaft des niederen Teiles, in ihnen zurückgeblieben. In diesen Worten liegt ein gewisser Tadel, doch ist derselbe nicht so scharf, wie der [Hebr 5,11] erteilte. Die korinthische Kirche war etwa 5 oder 6 Jahre, ehe dieser Brief geschrieben ward, gegründet, die Kirche der Hebräer bestand bereits seit mehr als 30 Jahren; die Hebräer waren vom Wege der Vollkommenheit abgewichen [Hebr 5,14], die Korinther hatten denselben noch nicht betreten. 1 Korinther 1Kor 54 3 3 5 Fleischlich. 1 Korinther 1Kor 54 3 4 Cum enim quis dicat: Ego quidem sum Pauli. Alius autem: Ego Apollo: nonne homines estis? Quid igitur est Apollo? quid vero Paulus? Denn wenn einer sagt: Ich bin des Paulus; der andere aber: Ich des Apollo, seid ihr da nicht Menschen? Was ist denn Apollo? oder was Paulus? 1 Korinther 1Kor 54 3 5 Ministri ejus, cui credidistis, et unicuique sicut Dominus dedit. Diener dessen, an den ihr gläubig geworden seid, und jeglicher so, wie es der Herr ihm gegeben hat.⁶ 1 Korinther 1Kor 54 3 5 6 Sie sind nicht Herren des Glaubens, den sie predigen, euer Glaube beruht einzig auf dem Ansehen des Herrn, also sind sie ihrem Amte nach gleich. Hat also auch Paulus den Glauben verkündet, Apollo ihn gestärkt, so ist doch alle Würde und Wirksamkeit der Diener des Evangeliums von Gott. Nach dem Griech. noch kräftiger: ein jeder nach dem Maße, wie es ihm der Herr verliehen hat. 1 Korinther 1Kor 54 3 6 Ego plantavi, Apollo rigavit: sed Deus incrementum dedit. Ich habe gepflanzt, Apollo hat begossen; aber Gott hat das Gedeihen gegeben. 1 Korinther 1Kor 54 3 7 Itaque neque qui plantat est aliquid, neque qui rigat: sed, qui incrementum dat, Deus. Daher ist weder der etwas, welcher pflanzt, noch der, welcher begießt, sondern der das Gedeihen gibt, Gott.⁷ 1 Korinther 1Kor 54 3 7 7 Die Christen sind gleichsam ein Feld, in welches Paulus den Samen des Glaubens gestreut hat. Apollo hatte die jungen Pflänzchen begossen. Vergl. [Apg 18,27]. Aber der, welcher sät, und der, welcher bewässert, schaffen nur die äußeren Bedingungen, damit die Pflanze wachse, geben ihr indes nicht die innere Lebenskraft; so können auch die Verkünder des Evangeliums nur eine äußere Bedingung erfüllen, den Glauben aber gibt Gott. Hieraus zieht der Apostel zwei Folgerungen: die eine über das Verhältnis der Verkünder des Evangeliums zu Gott (V. 7), die andere über das Verhältnis derselben zueinander (V. 8). 1 Korinther 1Kor 54 3 8 Qui autem plantat, et qui rigat, unum sunt. Unusquisque autem propriam mercedem accipiet secundum suum laborem. Der da pflanzt, und der begießt, sind eines;⁸ ein jeder aber wird seinen Lohn je nach seiner Arbeit⁹ empfangen.¹⁰ [Mt 20,4.8] 1 Korinther 1Kor 54 3 8 8 Eines im Amte. Sie sind Diener eines und desselben Gottes, also mögen ihre Dienstverrichtungen verschieden sein, ist es töricht, Spaltungen hervorzurufen. 1 Korinther 1Kor 54 3 8 9 Nicht nach seinem Amte. Das Amt gibt kein Recht auf Lohn, da der Erfolg nicht von den Arbeitern abhängt, das Maß des Lohnes ist die Arbeit. 1 Korinther 1Kor 54 3 8 10 Wenn die Arbeiter einen ihnen gebührenden Lohn empfangen, und zwar nach der Arbeit verschieden, so ist also die Arbeit die Ursache des Lohnes und verdienstvoll. 1 Korinther 1Kor 54 3 9 Dei enim sumus adjutores: Dei agricultura estis, Dei ædificatio estis. Denn wir sind Gottes Mitarbeiter,¹¹ ihr seid Gottes Ackerfeld, seid Gottes¹² Bau. 1 Korinther 1Kor 54 3 9 11 Freie Arbeiter, die ein recht auf Lohn haben, anders als der unfreie Knecht. 1 Korinther 1Kor 54 3 9 12 Die dreifache Wiederholung des Wortes Gottes weist wieder auf das V. 8 bereits gesagte hin, dass eine Verschiedenheit der Diener nur von Gott selbst gesetzt ist. 1 Korinther 1Kor 54 0 1 Die Gläubigen sollen ihre Lehrer nicht richten. (V. 6) b. Die Lehrer müssen sich der Demut befleißigen (V. 8), indem sie auf die Apostel schauen. (V. 13) D. Schluss dieser Abteilung 1 Korinther 1Kor 54 4 1 Sic nos existimet homo ut ministros Christi: et dispensatores mysteriorum Dei. Also sehe uns jedermann an als Diener Christi, und Verwalter der Geheimnisse Gottes.¹ 1 Korinther 1Kor 54 4 1 1 Dies ist als Richtschnur bei dem Urteile über sie festzuhalten. Ein Verwalter ist nur seinem Herrn über die Verwaltung der anvertrauten Güter Rechenschaft schuldig, sonst niemanden. Die Apostel sind Verwalter der Geheimnisse Gottes, weil es ihr Amt ist, die ihnen von Gott geoffenbarten Lehren anderen mitzuteilen. Da nun Christus seiner Kirche nicht nur die Glaubenslehren, sondern auch die Sakramente des Mittel des Heiles hinterlassen, und derselben alles, was er auf die Erde gebracht, Wahrheit und Gnade [Joh 1,17], anvertraut hat, da er endlich den Aposteln und ihren Nachfolgern die volle und ganze Gewalt über die Kirche übertragen hat, so kommt den Aposteln, welche die Lehren des Glaubens nach Zeit und Maß zu spenden haben, wie es ihnen gut scheint, ein ähnliches Recht betreffs der Sakramente zu. Nach dem Konzil zu Trient (Sitz 21 Kap. 2) hat der Apostel mit diesen Worten nicht undeutlich zu erkennen gegeben, dass die Kirche die Gewalt hat, in der Verwaltung der Sakramente, ausschließlich der Wesenheit, dasjenige zu bestimmen oder zu ändern, was sie für mehr ersprießlich erachtet. 1 Korinther 1Kor 54 4 10 Nos stulti propter Christum, vos autem prudentes in Christo: nos infirmi, vos autem fortes: vos nobiles, nos autem ignobiles. Wir sind Toren um Christi willen, ihr aber seid klug in Christus; wir sind schwach, ihr aber seid stark; ihr seid hochgeehrt, wir aber geringgeachtet.¹⁵ 1 Korinther 1Kor 54 4 10 15 Die Apostel entsagten, um das Reich Christi auszubreiten, allem, was die Welt schätzt und liebt, und wurden von den Ungläubigen für Toren gehalten, aller menschlichen Hilfsmittel entblößt, von Juden und Heiden verfolgt, ohne weltliche Weisheit und Beredsamkeit, von den Vertretern derselben geringgeschätzt. Wie anders ist das Bild der Parteiführer! Sie wurden wegen ihrer Klugheit in Christus gefeiert, als starke Männer, welche auf ihre Kraft vertrauen konnten, verherrlicht, als berühmte Männer verehrt. Der Beisatz: in Christus gehört wohl zu allen Gliedern. 1 Korinther 1Kor 54 4 11 Usque in hanc horam et esurimus, et sitimus, et nudi sumus, et colaphis cædimur, et instabiles sumus, Bis zu dieser Stunde hungern und dürsten wir, sind entblößt, und werden mit Fäusten geschlagen, haben keine Stätte,¹⁶ 1 Korinther 1Kor 54 4 11 16 Wir entbehren alles dessen, was als zum Leben notwendig gilt. 1 Korinther 1Kor 54 4 12 et laboramus operantes manibus nostris: maledicimur, et benedicimus: persecutionem patimur, et sustinemus: und mühen uns arbeitend mit eigener Hand; wir werden geschmäht, und wir segnen; wir werden verfolgt, und wir leiden es geduldig;¹⁷ 1 Korinther 1Kor 54 4 12 17 Dies sind die Waffen der Apostel. 1 Korinther 1Kor 54 4 13 Blasphemamur, et obsecramus: tamquam purgamenta hujus mundi facti sumus, omnium peripsema usque adhuc. wir werden gelästert, und wir beten; wie ein Auswurf dieser Welt sind wir geworden, wie ein Abschaum aller bis zu dieser Stunde.¹⁸ 1 Korinther 1Kor 54 4 13 18 So ist es nicht zu verwundern, wenn die Apostel die Ankunft des Herrn herbeisehnen, dem sie ähnlich geworden. 1 Korinther 1Kor 54 4 14 Non ut confundam vos, hæc scribo, sed ut filios meos carissimos moneo. Nicht um euch zu beschämen,¹⁹ schreibe ich dieses, sondern als meine geliebten Kinder ermahne ich euch.²⁰ 1 Korinther 1Kor 54 4 14 19 Die Erkenntnis, welche Führer sich die Korinther an Stelle der Apostel gewählt, musste sie mit Scham erfüllen. 1 Korinther 1Kor 54 4 14 20 Der Vater, welcher seinen Sohn straft, will nicht die Strafe um ihrer selbst willen, sondern die Besserung des Sohnes. 1 Korinther 1Kor 54 4 15 Nam si decem millia pædagogorum habeatis in Christo: sed non multos patres. Nam in Christo Jesu per Evangelium ego vos genui. Denn wenn ihr zehntausend Erzieher hättet in Christus, so habt ihr doch nicht viele Väter. Denn in Christus Jesus habe ich euch durch das Evangelium gezeugt.²¹ 1 Korinther 1Kor 54 4 15 21 Ähnlich [Gal 4,19]. Ich nenne euch mit Recht meine Kinder. Wie der Lehrmeister zum Vater, so verhält sich der, welcher über das Fundament baut, zu dem Gründer (Thom.). 1 Korinther 1Kor 54 4 16 Rogo ergo vos, imitatores mei estote, sicut et ego Christi. So bitte ich euch denn,²² seid meine Nachfolger,²³ gleichwie ich Christi Nachfolger bin.²⁴ 1 Korinther 1Kor 54 4 16 22 Weil die Söhne eher auf den Vater als auf den Lehrmeister zu achten haben. 1 Korinther 1Kor 54 4 16 23 Wohl besonders in der Demut, dem Gegensatze des zu Spaltungen führenden Hochmutes, und in der Selbstverleugnung. 1 Korinther 1Kor 54 4 16 24 Die Worte fehlen in den alten Handschriften der Vulgata, im Griechischen und den meisten Übersetzungen. Sie sind wohl aus [1Kor 11,1] hierher versetzt. Wie groß muss das Vertrauen des Apostels auf seinen Wandel sein, da er andere zur Nachfolge auffordert. Saget nicht, ihr könnt mir nicht nachfolgen! Zwischen euch und mir ist sicher kein so großer Abstand, wie zwischen mir und Christus. Und doch folge ich diesem nach! (Chrys.) 1 Korinther 1Kor 54 4 17 Ideo misi ad vos Timotheum, qui est filius meus carissimus, et fidelis in Domino: qui vos commonefaciet vias meas, quæ sunt in Christo Jesu, sicut ubique in omni Ecclesia doceo. Darum habe ich den Timotheus zu euch gesandt, der mein geliebtes und getreues Kind im Herrn ist; er wird euch meine Wege²⁵ in's Gedächtnis rufen, die in Christus Jesus sind, so wie ich allenthalben in allen Gemeinden lehre.²⁶ 1 Korinther 1Kor 54 4 17 25 Alle meine Werke. Das gesamte Verhalten des Apostels war in Christus Jesus. Timotheus war seit einigen Jahren der Begleiter des heil. Paulus und wusste also am besten, was Paulus von den anderen Gemeinden forderte. 1 Korinther 1Kor 54 4 17 26 Dies Wort umfasst das gesamte Verhalten des Apostels als Lehrers der Heiden. 1 Korinther 1Kor 54 4 18 Tamquam non venturus sim ad vos, sic inflati sunt quidam. Als ob ich nicht zu euch kommen würde, so aufgeblasen sind einige geworden.²⁷ 1 Korinther 1Kor 54 4 18 27 Einige Gegner des Apostels hatten wohl das Gerücht verbreitet, er wage nicht nach Korinth zu kommen, nachdem Apollo mit seiner Beredsamkeit und Weisheit sich größeren Ruhm erworben. Vergl. [2Kor 10,9-10]. 1 Korinther 1Kor 54 4 19 Veniam autem ad vos cito, si Dominus voluerit: et cognoscam non sermonem eorum, qui inflati sunt, sed virtutem. Ich werde aber bald zu euch kommen, wenn der Herr will; und werde nicht die Worte der Aufgeblasenen, sondern ihre Kraft kennenlernen.²⁸ 1 Korinther 1Kor 54 4 19 28 Es gibt Leute, welche gegen Abwesende groß tun, aber sich vor ihnen fürchten, sobald sie ihnen persönlich gegenüberstehen. Der heil. Paulus will als Richter kommen und sein Urteil nicht nach der Schönheit der Rede jener Lehrer, sondern nach den Früchten fällen, welche sie hervorgebracht. 1 Korinther 1Kor 54 4 2 Hic jam quæritur inter dispensatores ut fidelis quis inveniatur. Hier² wird nun von den Verwaltern gefordert, dass ein jeder treu erfunden werde. 1 Korinther 1Kor 54 4 2 2 Da wir Diener und Verwalter sind, muss uns das eigen sein, was von allen Verwaltern gefordert wird: Treue. Ob aber die Apostel treu sind, darüber kann kein Mensch urteilen, da selbst der heil. Paulus nicht über sich selbst unfehlbar urteilt. 1 Korinther 1Kor 54 4 20 Non enim in sermone est regnum Dei, sed in virtute. Denn nicht in Worten besteht das Reich Gottes, sondern in Kraft.²⁹ 1 Korinther 1Kor 54 4 20 29 Die Predigt des Evangeliums hat ihre Kraft aus dem Beistande der Gnade des Heil. Geistes. In Kraft: in Wunderkraft. (Chrys., Theoph.) 1 Korinther 1Kor 54 4 21 Quid vultis? in virga veniam ad vos, an in caritate, et spiritu mansuetudinis? Was wollt ihr?³⁰ Soll ich mit der Rute zu euch kommen, oder in Liebe und im Geiste der Milde?³¹ 1 Korinther 1Kor 54 4 21 30 Ihr könnt frei wählen. 1 Korinther 1Kor 54 4 21 31 Auch wenn Paulus mit der Rute käme, würde er mit Liebe kommen, aber der, welcher mit der Rute gezüchtigt wird, fühlt nicht so die Süßigkeit der Liebe (Thom.). V. 21 schließt den vorhergehenden Abschnitt und leitet zugleich den folgenden ein. 1 Korinther 1Kor 54 4 3 Mihi autem pro minimo est ut a vobis judicer, aut ab humano die: sed neque meipsum judico. Mir aber gilt es als etwas sehr Geringes, dass ich von euch oder von einem menschlichen Gerichtstage³ gerichtet werde;⁴ allein auch ich richte mich selbst nicht. 1 Korinther 1Kor 54 4 3 3 Der Gerichtstag steht bildlich für den richtenden Menschen. 1 Korinther 1Kor 54 4 3 4 Nach dem Griech. ist der Sinn: ob ich von euch einem anderen vor- oder nachgesetzt werde. 1 Korinther 1Kor 54 4 4 Nihil enim mihi conscius sum: sed non in hoc justificatus sum: qui autem judicat me, Dominus est. Denn bin ich mir auch nichts bewusst,⁵ so bin ich doch darum noch nicht gerechtfertigt; der mich aber richtet, ist der Herr. 1 Korinther 1Kor 54 4 4 5 Was mein Amt angeht. Die menschliche Gebrechlichkeit ist so groß, dass kein Mensch auf sich selbst vertrauen darf. Vergl. Konzil von Trient, Sitz 6 Kap. 16. 1 Korinther 1Kor 54 4 5 Itaque nolite ante tempus judicare, quoadusque veniat Dominus: qui et illuminabit abscondita tenebrarum, et manifestabit consilia cordium: et tunc laus erit unicuique a Deo. Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt,⁶ welcher auch das im Finstern Verborgene an das Licht bringen und die Absichten der Herzen offenbar machen wird; und dann wird einem jeden⁷ sein Lob werden von Gott.⁸ 1 Korinther 1Kor 54 4 5 6 Zum Gerichte. Alsdann ist die Zeit zu richten da, denn dann wird alles offenbar werden. 1 Korinther 1Kor 54 4 5 7 Einem jeden der Lehrer der korinthischen Kirche. 1 Korinther 1Kor 54 4 5 8 Nämlich das 3,4 9 Gesagte. 1 Korinther 1Kor 54 4 6 Hæc autem, fratres, transfiguravi in me et Apollo, propter vos, ut in nobis discatis, ne supra quam scriptum est, unus adversus alterum infletur pro alio. Dies aber, Brüder! habe ich auf mich und Apollo übertragen um euretwillen, damit ihr an uns lernet, dass keiner sich wider den andern über das hinaus, was geschrieben steht, erhebe, um eines andern willen.⁹ 1 Korinther 1Kor 54 4 6 9 Einer erhebt sich über den anderen, wenn er es sich zum Ruhme anrechnet, dass er diesem viel mehr als einem andern anhängt; gegen den anderen aber, wenn er diesen herabzudrücken sucht, um sich als sein Sieger zu rühmen. Auf welche Vorschrift der heil. Schrift weist der Apostel hier hin? Die griechischen Väter denken an ein Wort des Herrn, etwa [Mt 7,1.3, Mt 20,27, Mt 23,12, Mk 9,34, Mk 10,44] u. a. (Chrys., Dam., Ök., Theoph.); indes konnten die Korinther bei einer so allgemeinen Anführungsweise nicht leicht an das erst wenige Jahre zuvor verfasste Evangelium denken. Der Apostel stellt also wohl das ganze A. T. als Richtschnur des Denkens und Fühlens auf, da dies in der Tat überall die Demut lehrte. 1 Korinther 1Kor 54 4 7 Quis enim te discernit? Quid autem habes quod non accepisti? Si autem accepisti, quid gloriaris quasi non acceperis? Denn wer zeichnet dich aus?¹⁰ Was hast du aber, das du nicht empfangen hättest? Wenn du es aber empfangen hast, warum rühmst du dich, als hättest du es nicht empfangen? 1 Korinther 1Kor 54 4 7 10 Der Apostel wendet sich an die Parteiführer. Indem er einen einzelnen anredet, beschämt er alle. Wer sich von anderen unterscheiden will, muss etwas haben, was diesen abgeht. Nun haben die Führer aber nichts derartiges. Hat aber jemand wirklich etwas voraus, so hat er dies von Gott, und es fehlt ihm jeder Grund, sich zu rühmen. Es handelt sich hier übrigens nur um natürliche Gaben, nicht um die übernatürlichen, obwohl die von dem Apostel ausgesprochene Wahrheit auch auf diese Anwendung findet. 1 Korinther 1Kor 54 4 8 Jam saturati estis, jam divites facti estis: sine nobis regnatis: et utinam regnetis, ut et nos vobiscum regnemus. Schon seid ihr¹¹ gesättigt, schon seid ihr reich geworden, ohne uns herrschet ihr; und möchtet ihr doch herrschen,¹² damit auch wir mit euch herrschten! 1 Korinther 1Kor 54 4 8 11 Die drei Glieder des Satzes werden am besten von dem Reiche des Erlösers und seinen himmlischen Gütern verstanden. Jene stolzen Führer rühmten sich, als ob sie schon mit allen Gütern der Seligen gesättigt und bereichert wären, ja mit Christus schon herrschten, was alles andere nur in jenem Leben erlangen. 1 Korinther 1Kor 54 4 8 12 Zur Herrschaft gelangt sein. Dann würden auch die Apostel hoffen dürfen, dass ihnen ein gleiches Glück zu Teil wird. 1 Korinther 1Kor 54 4 9 Puto enim quod Deus nos Apostolos novissimos ostendit, tamquam morti destinatos: quia spectaculum facti sumus mundo, et Angelis, et hominibus. Denn ich glaube, dass Gott uns Apostel als die Allerletzten dargestellt habe,¹³ als wie dem Tode Geweihte; denn ein Schauspiel sind wir geworden der Welt, den Engeln und den Menschen.¹⁴ 1 Korinther 1Kor 54 4 9 13 Gott hat die Apostel in eine solche Stellung gebracht, dass wir die verachtesten unter allen Menschen scheinen. Der heil. Paulus will zeigen, warum er die baldige Ankunft des Messias ersehnt, und zugleich die stolzen Parteiführer beschämen. 1 Korinther 1Kor 54 4 9 14 Paulus deutet die beständigen Gefahren an, in denen die Apostel wegen ihres Amtes schwebten. Sie sind gleichsam im Amphitheater, das die Welt ist; die Zuschauer sind Menschen und Engel. 1 Korinther 1Kor 54 0 1 2. Die Gemeinschaft mit Sündern ist zu meiden (Kap. 5 V. 1 13): Die Korinther sind zu tadeln, weil sie einen Blutschänder in der Kirche behalten haben (Kap. 5): Vorschrift über die Ausweisung der Sünder aus der Kirche. (V. 8) Weitere Erklärung der Vorschrift die Sünder zu meiden. 1 Korinther 1Kor 54 5 1 Omnino auditur inter vos fornicatio, et talis fornicatio, qualis nec inter gentes, ita ut uxorem patris sui aliquis habeat. Überhaupt hört man von Unzucht unter euch, und gar von solcher Unzucht, wie sie selbst unter den Heiden nicht vorkommt,¹ dass nämlich jemand das Weib seines Vaters hat.² 1 Korinther 1Kor 54 5 1 1 Als Paulus wegen der Spaltung Vorwürfe machen wollte, redete er zuerst milde; ein anderes Verbrechen straft er sofort hart, indem er alle Korinther in die Anklage hineinzieht: in der Gemeinde von Korinth ist eine Sünde geschehen. Es ist eine Doppelanklage: es kommen besonders Nachrichten von einer gewissen Unzucht, und zwar einer solchen, vor der selbst die Heiden Abscheu haben. Dieselbe dauert dazu fort in der Gemeinde zu Korinth. 1 Korinther 1Kor 54 5 1 2 Der Apostel nennt den Namen nicht. Jemand hat seine Stiefmutter zum Weibe, während der Vater noch lebt. [2Kor 7,12]. Da das Weib selbst nicht getadelt wird, scheint es keine Christin gewesen zu sein. Eine solche blutschänderische Verbindung war durch die Gesetze der Griechen und Römer und durch das mosaische Gesetz [Lev 18,8, Dtn 22,30] verboten. 1 Korinther 1Kor 54 5 10 Non utique fornicariis hujus mundi, aut avaris, aut rapacibus, aut idolis servientibus: alioquin debueratis de hoc mundo exiisse. Dies meinte ich aber nicht überhaupt von den Unzüchtigen dieser Welt, oder den Habsüchtigen, oder Raubsüchtigen, oder Götzendienern; denn sonst müsstet ihr aus dieser Welt hinausgehen. 1 Korinther 1Kor 54 5 11 Nunc autem scripsi vobis non commisceri: si is, qui frater nominatur, est fornicator, aut avarus, aut idolis serviens, aut maledicus, aut ebriosus, aut rapax: cum ejusmodi nec cibum sumere. Nun aber¹⁹ schrieb ich euch, keinen Verkehr zu haben, wenn einer, der sich Bruder nennt,²⁰ ein Unzüchtiger, oder ein Habsüchtiger, oder ein Götzendiener,²¹ oder ein Lästerer, oder ein Trunkenbold, oder ein Raubsüchtiger ist; mit einem solchen nicht einmal zu essen.²² 1 Korinther 1Kor 54 5 11 19 Da ich euch den Umgang mit den Heiden nicht untersagen konnte. 1 Korinther 1Kor 54 5 11 20 Vielleicht in anderer Verbindung der Worte: Wenn der Bruder ein Unzüchtiger genannt wird und als solcher durch den Ausspruch der Obrigkeit bezeichnet ist (Aug.) usw. Nicht dem einzelnen steht es zu, zu bestimmen, wer zu meiden ist, sondern den Vorstehern der Kirche. Vergl. [2Thess 3,14ff]. 1 Korinther 1Kor 54 5 11 21 Manche Neubekehrte schwebten in Gefahr, in den alten Aberglauben zurückzufallen. Noch etwa vierzig Jahre später muss der heil. Johannes die Christen von Asien mahnen, sich vor Götzendienst zu hüten. [1Joh 5,21] 1 Korinther 1Kor 54 5 11 22 Also noch viel weniger mit einem solchen die heil. Geheimnisse zu feiern. 1 Korinther 1Kor 54 5 12 Quid enim mihi de iis, qui foris sunt, judicare? Nonne de iis, qui intus sunt, vos judicatis? Denn was steht es mir zu über die, welche draußen sind, zu richten?²³ Richtet ihr nicht die, welche drinnen sind? 1 Korinther 1Kor 54 5 12 23 Der heil. Paulus kann nur über Untergebene richten, mithin nicht über Heiden. Das Gericht über diese gehört Gott zu (V. 13 Konzil von Trient Sitz 14. Über die Buße Kap. 2) Wie bei den Juden alle, welche nicht zu ihrem Volke gehörten, die hießen, welche draußen sind, so nennt der Apostel hier die Nichtchristen so. 1 Korinther 1Kor 54 5 13 Nam eos, qui foris sunt, Deus judicabit. Auferte malum ex vobis ipsis. Denn die, welche draußen sind, wird Gott richten. Schaffet den Bösen hinweg aus eurer Mitte!²⁴ 1 Korinther 1Kor 54 5 13 24 Mit solchen Worten befahl Moses einst die Tötung [Dtn 17,7.13, Dtn 19,19, Dtn 24,7]; was also im A. B. die Tötung, tut in der Kirche die Exkommunikation (Aug.). Diese Vorschrift des heil. Paulus ist nicht strenger als die des Herrn. [Mt 18,17] Die Juden mieden Heiden und Zöllner [Mt 9,11, Apg 11,3], so befiehlt Paulus, die Exkommunizierten zu meiden. Die geringere Strenge den Heiden gegenüber [1Kor 10,27] hat ihren Grund darin, dass deren Schuld geringer ist: sündigen sie doch mehr aus Unwissenheit als aus Bosheit, und sind so des Erbarmens würdiger. Zudem können die Heiden durch den Umgang zum Glauben geführt werden, die Christen aber sollen durch die Ausschließung die Größe ihrer Schuld erkennen und so zur Buße kommen. Übrigens werden auch die Exkommunizierten nicht von der Liebe ausgeschlossen. [2Thess 3,15]. 1 Korinther 1Kor 54 5 2 Et vos inflati estis: et non magis luctum habuistis ut tollatur de medio vestrum qui hoc opus fecit. Und ihr seid aufgeblasen und nicht vielmehr in Trauer versetzt,³ damit der aus eurer Mitte hinweggeschafft werde, welcher diese Tat begangen hat. 1 Korinther 1Kor 54 5 2 3 So seid ihr also mitschuldig. 1 Korinther 1Kor 54 5 3 Ego quidem absens corpore, præsens autem spiritu, jam judicavi ut præsens, eum, qui sic operatus est, Ich meinerseits,⁴ zwar abwesend dem Leibe nach, aber gegenwärtig dem Geiste nach, habe schon, als wäre ich gegenwärtig, über den, der solches verübt hat, entschieden:⁵ 1 Korinther 1Kor 54 5 3 4 Griech.: denn ich. 1 Korinther 1Kor 54 5 3 5 Während die Korinther mit ihren Spaltungen beschäftigt, obgleich gegenwärtig, nichts taten, um das Ärgernis zu beseitigen, hat Paulus, nachdem er kaum von dem Frevel gehört, bereits entschieden, was zu tun ist. Seine Hirtensorge kennt keine Schranke von Zeit und Ort. 1 Korinther 1Kor 54 5 4 In nomine Domini nostri Jesu Christi, congregatis vobis et meo spiritu, cum virtute Domini nostri Jesu, Im Namen unsers Herrn Jesu Christi, während ihr und mein Geist versammelt seid, mit der Kraft unsers Herrn Jesus,⁶ 1 Korinther 1Kor 54 5 4 6 Die Verbindung der Worte ist nicht sicher festzustellen. In feierlicher Versammlung, in welcher Paulus den Vorsitz führt und der Christus beiwohnt, um dem Spruche seines Apostels Kraft und Wirksamkeit zu verleihen. [Mt 18,20] usw. Paulus beschließt die Exkommunikation, nicht die Gemeinde, in dieser soll sie nur vollzogen werden zum warnenden Beispiele. 1 Korinther 1Kor 54 5 5 Tradere hujusmodi satanæ in interitum carnis, ut spiritus salvus sit in die Domini nostri Jesu Christi. einen solchen dem Satan zu übergeben zum Verderben des Fleisches,⁷ damit der Geist gerettet werde an dem Tage unsers Herrn Jesus Christus.⁸ 1 Korinther 1Kor 54 5 5 7 Job ward einst dem Satan preisgegeben, um eine Himmelskrone zu gewinnen, der Blutschänder, um Nachlass seiner Sünden zu erlangen. (Chrys., Ambr., Aug.) Der Sünder wird also erstlich aus der Kirche entfernt. Es werden ihm die Gnadenmittel des Gebetes, des Opfers, der Sakramente entzogen und er dem Satan preisgegeben, dessen Reich außerhalb der Kirche [Joh 14,30] ist. (Chrys., Uns., Aug.) Wohl versucht dieser auch die in der Kirche befindlichen Gläubigen, doch ist seine Macht stärker gegen diejenigen, welche den Schutz der kirchlichen Gnadenmittel nicht haben. (Ambr., Aug., Hier.) Zweitens wird der Leib durch die Exkommunikation dem Satan preisgegeben, damit dieser denselben mit Krankheiten heimsuche und ihn so von der Begierlichkeit des Fleisches befreie. Ähnlich [1Tim 1,20]. Eine so außerordentliche Gewalt, welche Christus den Aposteln gegeben, musste sehr zur Stärkung des Glaubens dienen. 1 Korinther 1Kor 54 5 5 8 Damit er Buße tun und im Gerichte des Herrn bestehen möge. Der Zweck der Exkommunikation ist das Seelenheil des Ausgeschlossenen. Ist dieser Zweck, die Besserung des Sünders, erreicht, so kann er wieder in die Gemeinschaft aufgenommen werden. 1 Korinther 1Kor 54 5 6 Non est bona gloriatio vestra. Nescitis quia modicum fermentum totam massam corrumpit? Nicht gut ist euer Rühmen!⁹ Wisset ihr nicht, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert?¹⁰ [Gal 5,9] 1 Korinther 1Kor 54 5 6 9 Das bereits getadelte Rühmen [1Kor 4,6ff.18ff]. 1 Korinther 1Kor 54 5 6 10 Ein einziger Sünder kann, wenn die Kirche sich seiner nicht erwehrt, alle ihre Glieder anstecken. 1 Korinther 1Kor 54 5 7 Expurgate vetus fermentum, ut sitis nova conspersio, sicut estis azymi. Etenim Pascha nostrum immolatus est Christus. Feget aus den alten Sauerteig,¹¹ damit ihr ein neuer Teig seiet,¹² wie ihr denn auch ungesäuert seid; denn unser Osterlamm ist geopfert, Christus.¹³ 1 Korinther 1Kor 54 5 7 11 Von dem Sprichwort geht der heil. Paulus zur symbolischen Anwendung der für das Osterfest geltenden jüdischen Vorschrift über. Der Sünder war in die alte Sünde früheren Verderbnisses zurückgefallen (Thom.). 1 Korinther 1Kor 54 5 7 12 Eine ungesäuerte Masse. Die Christen sind ihrem Berufe nach ungesäuert, heilig. 1 Korinther 1Kor 54 5 7 13 Griech.: denn auch unser Osterlamm ist geopfert, Christus. Sobald das Osterlamm im Vorhofe des Tempels getötet und dargebracht war, durften die Juden kein gesäuertes Brot mehr essen. Nun ist aber unser Osterlamm, welches von dem jüdischen nur vorgebildet war, schon getötet, also dürfen wir den alten Sauerteig nicht mehr zurückbehalten. Die Juden enthielten sich durch eine Woche des gesäuerten Brotes, denn sie brachten jährlich das Osterlamm dar, unser Osterlamm ist ein Mal auf ewig dargebracht und hat durch ein Opfer in Ewigkeit die Geheiligten vollendet [Hebr 10,5], so dass wir uns stets des Sauerteiges enthalten müssen. 1 Korinther 1Kor 54 5 8 Itaque epulemur: non in fermento veteri, neque in fermento malitiæ, et nequitiæ: sed in azymis sinceritatis, et veritatis. So lasset uns also Feste feiern¹⁴ nicht mit dem alten Sauerteige, noch mit dem Sauerteige¹⁵ der Bosheit und Schalkheit,¹⁶ sondern mit dem ungesäuerten Brote der Lauterkeit und Wahrheit. 1 Korinther 1Kor 54 5 8 14 Genießen wir also unser Osterlamm nicht allein sakramental, sondern auch geistig (Thom.). 1 Korinther 1Kor 54 5 8 15 Da die Gläubigen selbst ungesäuert genannt worden sind, wird hier gesäuertes und ungesäuertes Brot von Personen verstanden. Die gesäuerten Brote sind die mit Lastern befleckten Menschen. Der Brief wurde kurz vor Ostern verfasst, wie [1Kor 4,19] und [1Kor 16,8ff] zeigen. So legte die Zeit selbst unser Bild nahe: die Christen scheinen damals, etwa dreißig Jahre nach dem Tode des Herrn, noch den Gebrauch des ungesäuerten Brotes festgehalten zu haben, sonst hätten die korinthischen Gläubigen, von denen die meisten Heiden gewesen waren, den Vergleich nicht verstanden. 1 Korinther 1Kor 54 5 8 16 Heuchelei (Theoph.) Den Gegensatz zu den mit Lastern Befleckten und Heuchlern bilden die Reinen und die, welche ihre Fehler nicht unter dem nur erborgten Mantel der Frömmigkeit verstecken. 1 Korinther 1Kor 54 5 9 Scripsi vobis in epistola: Ne commisceamini fornicariis: Ich habe euch in dem Briefe geschrieben:¹⁷ Habet keinen Verkehr mit Unzüchtigen.¹⁸ 1 Korinther 1Kor 54 5 9 17 In einem uns verloren gegangenen Briefe. 1 Korinther 1Kor 54 5 9 18 Vergl. [1Kor 1,20]. Der Apostel spricht von denjenigen, welcher der Erlösung noch nicht teilhaftig, dem Fürsten dieser Welt untertan sind. Einzelne Klassen werden aufgezählt: Sünder gegen sich selbst, gegen das Gut des Nächsten (durch List und Gewalt), Gott die gebührende Ehre versagend. (Götzendiener) Nicht alle Sünder gehören indes zu dieser Welt, sondern einige gehören zu der zukünftigen, dem messianischen Reiche, der Kirche: diejenigen, welche sich durch Glauben und Taufe von der Welt losgesagt haben, wenn sie sich auch nachher durch Sünden zum Teil dem Fürsten dieser Welt ergeben haben. Es ist also eine apostolische Lehre, dass in der Kirche Gute mit Bösen vermischt sind, ja sogar hartnäckige Sünder sein können. Wenn Paulus gewollt hätte, dass die Korinther auch alle Heiden meiden sollten, würden dieselben nicht allein eine andere Stadt, sondern eine neue Erde haben suchen müssen (Theoph.). 1 Korinther 1Kor 54 0 1 3. Streitigkeiten unter Christen sind nicht vor einen heidnischen Richter zu bringen (V. 1 11): es ist dies ungeziemend (V. 6), ja es ist überhaupt nicht gut, wenn Christen untereinander Rechtsstreitigkeiten haben. (V. 11) 4. Die Sünde der Unzucht (V. 12 20): die Unzucht ist niemals eine an sich gleichgültige Sache (V. 14), sondern eine Schmach, welche einem Gliede Christi und Tempel des Heil. Geistes angetan wird. 1 Korinther 1Kor 54 6 1 Audet aliquis vestrum habens negotium adversus alterum, judicari apud iniquos, et non apud sanctos? Wagt es jemand von euch, der einen Handel mit einem andern hat,¹ denselben bei den Ungerechten entscheiden zu lassen,² und nicht bei den Heiligen? 1 Korinther 1Kor 54 6 1 1 Ein zweiter Fehler der Korinther. Die Juden hatten ihre eigenen Gerichte. Die bekehrten Heiden blieben vielfach ihrer eigenen Gewohnheit treu, vor den heidnischen Richtern Prozesse zu führen. Dies konnte in den ersten Zeiten des Christentums Ärgernis geben und eine Spaltung zwischen Heiden- und Judenchristen herbeiführen. 1 Korinther 1Kor 54 6 1 2 Es ist dies erstlich der Würde der Christen wenig angemessen, sodann (V. 2) zweckwidrig, Gerechtigkeit bei den Ungerechten zu suchen. 1 Korinther 1Kor 54 6 10 Neque molles, neque masculorum concubitores, neque fures, neque avari, neque ebriosi, neque maledici, neque rapaces regnum Dei possidebunt. noch Weichlinge,¹¹ noch Knabenschänder, noch Habsüchtige, noch Geizige, noch Trunkenbolde, noch Lästerer, noch Raubsüchtige werden das Reich Gottes ererben. 1 Korinther 1Kor 54 6 10 11 Die, welche Unsittliches dulden. Der Apostel stellt zwei Klassen von Sündern vor Augen. Zuerst solche, welche sich gegen das Gebot, dann diejenigen, welche sich zugleich gegen die Gerechtigkeit verfehlen. Gegen die Keuschheit nennt er fünf Sünden. Götzendiener sind hier wohl solche, welche mit den im Tempel der Aphrodite Dienenden sündigten. So ist in der Aufzählung eine gewisse Steigerung. 1 Korinther 1Kor 54 6 11 Et hæc quidam fuistis: sed abluti estis, sed sanctificati estis, sed justificati estis in nomine Domini nostri Jesu Christi, et in Spiritu Dei nostri. Und solche sind einige von euch¹² gewesen; aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt, aber ihr seid gerechtfertigt in dem Namen unsers Herrn Jesus Christus¹³ und in dem Geiste unseres Gottes.¹⁴ 1 Korinther 1Kor 54 6 11 12 Eine Milderung des vorhergehenden Vorwurfes. Zugleich erinnert der Apostel an die ihnen zu Teil gewordene Wohltat. 1 Korinther 1Kor 54 6 11 13 Durch die Taufe. 1 Korinther 1Kor 54 6 11 14 Diese Stelle zeigt die Gleichheit der drei göttlichen Personen. 1 Korinther 1Kor 54 6 12 Omnia mihi licent, sed non omnia expediunt: omnia mihi licent, sed ego sub nullius redigar potestate. Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles frommt;¹⁵ alles ist mir erlaubt, aber ich will mich von nichts knechten lassen.¹⁶ 1 Korinther 1Kor 54 6 12 15 Alles: alle an sich gleichgültigen Dinge. Solche sind nur gestattet, wenn ein berechtigter Nutzen erstrebt wird. 1 Korinther 1Kor 54 6 12 16 Wenn etwas, was an sich erlaubt ist, mich so fesselt, dass ich bei seinem Gebrauche meine Freiheit nicht wahren kann, sondern gleichsam ein Sklave werde, muss ich mich dessen enthalten. Noch eine dritte Einschränkung, welche für die an sich gleichgültigen Dinge gilt, siehe [1Kor 10,22.23]. 1 Korinther 1Kor 54 6 13 Esca ventri, et venter escis: Deus autem hunc, et has destruet: corpus autem non fornicationi, sed Domino: et Dominus corpori. Die Speise ist für den Bauch, und der Bauch für die Speise; Gott aber wird sowohl jene als diese abtun.¹⁷ Aber der Leib ist nicht für die Unzucht, sondern für den Herrn, und der Herr für den Leib.¹⁸ 1 Korinther 1Kor 54 6 13 17 Nach den griech. Vätern beginnt der heil. Paulus über die Unzucht zu sprechen. Nach anderen gehört V. 12 und die erste Hälfte von V. 13 zu dem vorhergehenden Abschnitte über die Gerichte: wenn diese auch gerecht sind, stören sie den Frieden zwischen den Gläubigen und den Frieden des Herzens, und betreffen zudem ganz geringfügige, schnell vergehende Dinge (Thom.). 1 Korinther 1Kor 54 6 13 18 Der Apostel erklärt durch ein Beispiel, welche Dinge an sich gleichgültig sind, damit es desto deutlicher hervortrete, dass die Unzucht nicht zu solchen zu rechnen ist. Der Gebrauch der Speise ist erlaubt, weil die Speise für den Magen, dieser zum Verdauen bestimmt ist. Wer isst, handelt also nach der Bestimmung Gottes. Zudem sind Speise und Magen, soweit sie der Ernährung dienen, vergängliche Dinge, denn im anderen Leben essen und trinken die Seligen nicht. (Theod.) Dinge aber, die durch ihren Gebrauch untergehen, haben an sich keine Beziehung zur Seligkeit. Anders sind die Beziehungen des Leibes. Der Leib ist nicht dazu gebildet, damit er der Schwelgerei anheimfalle, sondern damit er Christus als Haupt folge und damit der Herr ist den Menschen gegeben, damit er die menschlichen Leiber seiner Herrlichkeit gleichförmig mache (Thom.). Dieses Ziel des Leibes wird nicht aufhören, wie Speise und Magen. Wer also Unzucht treibt, braucht seinen Leib zu etwas, wozu dieser nicht bestimmt ist, und missbraucht nicht etwas Vergängliches, sondern in Ewigkeit Dauerndes. Auf keine Weise also kann die Unzucht den gleichgültigen Dingen beigezählt werden. 1 Korinther 1Kor 54 6 14 Deus vero et Dominum suscitavit: et nos suscitabit per virtutem suam. Gott aber hat nicht nur den Herrn auferweckt, sondern er wird auch uns durch seine Kraft auferwecken. 1 Korinther 1Kor 54 6 15 Nescitis quoniam corpora vestra membra sunt Christi? Tollens ergo membra Christi, faciam membra meretricis? Absit. Wisset ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind? Sollte ich also die Glieder Christi nehmen und sie zu Gliedern einer Buhlerin machen?¹⁹ Das sei ferne! 1 Korinther 1Kor 54 6 15 19 Weitere Erklärung der Worte: der Herr für den Leib. (V. 13) Wie unser Leib wahrhaft mit Christus vereint ist, wissen wir nicht vollkommen, so wenig wir alle anderen Geheimnisse ergründen, indes kommt der Apostel an mehreren Stellen darauf zurück, und gibt einige Andeutungen. Christus ist das Haupt seiner Kirche; alle Gläubigen aber sind nicht nur der Seele, sondern auch dem Leibe nach Glieder Christi. Wie das Wort die ganze menschliche Natur angenommen hat, Seele und Leib, so hat auch Christus sich mit uns ganz, nach Leib und Seele, vereinigen wollen. Wie Eva [Gen 2,23] Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch heißt, so nennt auch der Apostel uns Glieder des Leibes Christi, von seinem Fleische und seinem Gebein. [Eph 5,30] Vergl. [1Kor 12,27]. Wenn wir in Christus wiedergeboren werden, wird nicht allein unsere Seele zu neuem Leben erhoben, sondern auch der Leib der zukünftigen Herrlichkeit fähig gemacht. Vergl. [1Kor 15,42ff]. Dazu nährt uns Christus mit seinem Fleisch und Blute und legt gleichsam den Samen der Unsterblichkeit in uns. (Cyr.) 1 Korinther 1Kor 54 6 16 An nescitis quoniam qui adhæret meretrici, unum corpus efficitur? Erunt enim (inquit) duo in carne una. Oder wisset ihr nicht, dass wer einer Buhlerin anhängt, ein Leib mit ihr wird? Denn es werden (sagt er)²⁰ die Zwei ein Leib sein. 1 Korinther 1Kor 54 6 16 20 Im Sinne des Apostels sagt dies Gott. Ähnlich [Mt 19,4]. Freilich hat nach [Gen 2,23.24] Adam diese Worte gesprochen, aber doch auf Gottes Eingebung (Konzil von Trient, Sitz 24 Von der Ehe.) Der heilige Paulus redet von dem natürlichen Akte, welcher nicht unterschieden ist, ob es sich um Ehe oder Unzucht handelt (Thom.). Auch eine gewisse Vereinigung der Gemüter hat in beiden Fällen statt. In der Ehe werden die Willen geeint, und da das Band dieser Vereinigung ein geistiges ist, konnte der heil. Paulus die Vereinigung zwischen dem Heilande und der Kirche damit vergleichen. [Eph 5,22] Bei der Unzucht werden Mann und Weib durch das Band der Begierlichkeit vereint, und die Vereinigung ist mithin eine rein fleischliche. 1 Korinther 1Kor 54 6 17 Qui autem adhæret Domino, unus spiritus est. Wer aber dem Herrn anhängt, ist ein Geist mit ihm.²¹ 1 Korinther 1Kor 54 6 17 21 Wie die Unzüchtigen durch das niedrigste Band verbunden werden, die fleischliche Begierde, so werden die, welche dem Herrn anhängen, mit ihm durch das höchste Band vereint, welches uns mit Gott verbindet, die Liebe, welche der Heil. Geist in unsere Herzen ausgießt, so dass wir mit Gott ein Geist werden. Da nun der Leib dem Geiste dient, so sind unsere Leiber gleichfalls Glieder dessen, dem wir durch den Geist vereint werden. Mithin raubt der Christ, welcher Unzucht begeht, wahrhaft die Glieder Christi und übergibt sie der Buhlerin. 1 Korinther 1Kor 54 6 18 Fugite fornicationem. Omne peccatum, quodcumque fecerit homo, extra corpus est: qui autem fornicatur, in corpus suum peccat. Fliehet die Unzucht!²² Jede Sünde, welche der Mensch begeht, bleibt außerhalb des Leibes; wer aber Unzucht treibt, sündigt gegen seinen eigenen Leib.²³ 1 Korinther 1Kor 54 6 18 22 Alle übrigen Laster werden durch Widerstand überwunden, denn je mehr der Mensch sie im einzelnen betrachtet, desto weniger findet er an ihnen, was ihn erfreuen kann. Das Laster der Unzucht hingegen wird durch die Flucht überwunden, d. i. indem man die unreinen Gedanken und alle Gelegenheiten meidet (Thom.). 1 Korinther 1Kor 54 6 18 23 In allen Sünden braucht der Mensch den Leib als Mittel, da die Seele, so lange sie mit dem Körper verbunden ist, zu ihren Handlungen nach außen eines körperlichen Organes bedarf. In diesem Sinne ist also keine Sünde außerhalb des Leibes. Indes für alle anderen Sünden, außer der Unzucht, bedarf der Mensch einer Sache außerhalb seines Leibes, nach der er auf ungeordnete Weise strebt, oder die er ungebührlich gebraucht, wie der Unmäßige die Speise. So wendet der Mensch die Dinge von dem Ziele ab, welches Gott ihnen bestimmt hat, und weist ihnen ein neues zu, tut ihnen Gewalt an und vergeht sich gleichsam gegen sie. Der Unzüchtige hingegen gebraucht nur seinen Leib und zwar zu einem Ziele, das Gott diesem nicht gestellt hatte, und tut so seinem Leibe Unrecht. So der heil. Augustin, der zugleich bekennt, dass diese Stelle des heil. Paulus schwer zu erklären ist. Andere erklären dieselbe deshalb verschieden. 1 Korinther 1Kor 54 6 19 An nescitis quoniam membra vestra, templum sunt Spiritus sancti, qui in vobis est, quem habetis a Deo, et non estis vestri? Oder wisset ihr nicht, dass eure Glieder²⁴ ein Tempel des Heiligen Geistes sind, der in euch ist, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euer eigen seid? 1 Korinther 1Kor 54 6 19 24 Griech.: Euer Leib. 1 Korinther 1Kor 54 6 2 An nescitis quoniam sancti de hoc mundo judicabunt? Et si in vobis judicabitur mundus, indigni estis qui de minimis judicetis? Oder wisset ihr nicht, dass die Heiligen über diese Welt Richter sein werden?³ Wenn denn die Welt durch euch gerichtet werden wird, seid ihr nicht würdig, über geringfügige Dinge zu Gericht zu sitzen? 1 Korinther 1Kor 54 6 2 3 Wenngleich die Korinther keine feste Speise ertragen konnten, hatten sie doch über das letzte Gericht Unterricht erhalten, gehört doch dieses zu den Anfangswahrheiten. [Hebr 6,2] Keine andere Wahrheit schreckt so vom Bösen ab, wie diese. Hier erwähnt der Apostel das Gericht, indes in der Absicht, die große Würde der Christen zu zeigen. 1 Korinther 1Kor 54 6 20 Empti enim estis pretio magno. Glorificate, et portate Deum in corpore vestro. Denn um hohen Preis seid ihr erkauft worden.²⁵ Verherrlichet und traget Gott in eurem Leibe!²⁶ 1 Korinther 1Kor 54 6 20 25 Wer Unzucht begeht, sündigt gegen seinen Leib, nun ist aber der Leib ein Tempel des Heil. Geistes, also ist jene Sünde eine Heiligtumsschändung. Wie groß ist die Würde des Leibes: Der Heil. Geist, den der Vater gibt, wohnt in der Seele durch die heiligmachende Gnade und weiht dieselbe zu seinem Tempel durch die göttliche Liebe, welche er in sie ausgießt! Er heiligt auch den Leib, dass er ein geeignetes Werkzeug der mit der heiligmachenden Gnade ausgestatteten Seele sei. Im Heil. Geiste besitzen wir auch das Unterpfand der künftigen Herrlichkeit des Leibes. [2Kor 5,5] Dieser Leib, ein Tempel des Heil. Geistes, ist von Gott erkauft. Einst war Seele und Leib in der Gewalt des Fürsten dieser Welt, Christus hat für uns das Lösegeld bezahlt und seinen Geist in uns gesendet. Also: Christus hat den Leib mit seinem Blute erkauft, der Vater hat den Heil. Geist in denselben gesendet, dieser weiht ihn zu einem Tempel der heil. Dreifaltigkeit. 1 Korinther 1Kor 54 6 20 26 Wir dürfen nicht nur das Heiligtum Gottes nicht verletzen, sondern müssen auch den, der uns durch seine Gegenwart verherrlicht, in unserem Leibe als seinem Heiligtume verherrlichen, indem wir diesen als Gott geweiht betrachten und ihn nur nach Gottes Willen gebrauchen. Auch aus dieser Stelle folgt, wie aus [1Kor 3,16], die Gottheit des Heil. Geistes. 1 Korinther 1Kor 54 6 3 Nescitis quoniam angelos judicabimus? quanto magis sæcularia? Wisset ihr nicht, dass wir Engel richten werden?⁴ Um wie viel mehr weltliche Dinge? 1 Korinther 1Kor 54 6 3 4 Zugleich mit Christus. Christus ist das Haupt des mystischen Leibes, dessen Glieder die Heiligen sind. Was das Haupt tut, tun auch die Glieder, nicht aus eigener Machtvollkommenheit, sondern aus derjenigen ihres Hauptes. Der heil. Paulus betrachtet die Glieder stets als die mit ihrem Haupte vereint. So [Röm 6,6, Gal 2,20]: mitgekreuzigt werden, mitsterben mit Christus [2Tim 2,11], mitbegraben werden [Röm 6,4], miterweckt werden [Eph 2,5.6, Kol 2,13, Kol 3,1], mitleben [2Tim 2,12, Röm 6,18], Miterben werden [Röm 8,17], mitverherrlicht werden [Röm 8,17], mitsitzen [Eph 2,6], mitherrschen [2Tim 2,12]. Der göttlichen Natur teilhaftig geworden [2Petr 1,4], werden alle Christen als Adoptivkinder des Vaters und Brüder Christi mit dem Erstgeborenen erben, herrschen, richten. Ist dieses Richten ein Wort ohne Name? So wenig wie der Tod in Adam [Röm 12,6], so wenig wie das neue Leben, welches die Gnade verleiht, oder die künftige Erbschaft oder Herrschaft. Wie die Seligen in verschiedenem Maße an der Erbschaft und dem Reiche teilnehmen, so auch am Richten, und darum verheißt der Herr den Aposteln, welche um seinetwillen alles verlassen haben, einen so hervorragenden Anteil an seiner Richtergewalt und Herrschaft, obwohl nach dem heil. Paulus alle Heiligen Richter sein und nach der Verheißung des Herrn alle die Herrschaft erlangen werden [Mt 25,34]. Welches sind aber die Engel, über welche die Gläubigen richten werden? Die meisten griechischen und lateinischen Väter verstehen dies von den verworfenen Engeln, vergl. [2Petr 2,4, Jud 1,6], einige indes (und der heil. Thomas) beziehen das Gericht auf alle Engel. Wie nämlich bei dem letzten Gerichte die meisten Menschen entweder bereits zu ewigen Peinen verurteilt oder der Zahl der Seligen beigesellt sind, und dennoch am jüngsten Tage alle ihr Urteil empfangen werden, so ist es geziemend, dass an jenem Tage alle Geschöpfe vor Christus und den mit ihm zu Gericht sitzenden Heiligen erscheinen, damit die göttliche Weisheit und Gerechtigkeit verherrlicht werde. Wie hoch ist die Würde, zu welcher der Herr seine treuen Diener erhebt! 1 Korinther 1Kor 54 6 4 Sæcularia igitur judicia si habueritis: contemptibiles, qui sunt in Ecclesia, illos constituite ad judicandum. Wenn ihr nun weltliche Rechtshändel habt, so bestellet die unansehnlichsten in der Gemeinde zu Richtern. 1 Korinther 1Kor 54 6 5 Ad verecundiam vestram dico. Sic non est inter vos sapiens quisquam, qui possit judicare inter fratrem suum? Zu eurer Beschämung sage ich es.⁵ Also ist denn kein Weiser unter euch, auch nicht einer, der zwischen seinen Brüdern Recht sprechen könnte? 1 Korinther 1Kor 54 6 5 5 Vers 5 war ironisch gesprochen. So viele rühmten sich in der korinthischen Kirche ihrer Weisheit, und nicht einer findet sich unter allen, der jene geringfügigen Dinge zwischen Bruder und Bruder beilegen kann. 1 Korinther 1Kor 54 6 6 Sed frater cum fratre judicio contendit: et hoc apud infideles? Vielmehr rechtet ein Bruder mit dem Bruder, und das vor den Ungläubigen?⁶ 1 Korinther 1Kor 54 6 6 6 Ein doppelter Verstoß: sie verletzen die Bruderliebe und machen die Kirche vor den Heiden zum Gespött, wenn diese sehen, dass die Christen wie vor ihrer Bekehrung wegen Ungerechtigkeit und Habsucht angeklagt werden. Dieser Vorschrift des Apostels gemäß ward in den ersten drei Jahrhunderten keine Streitsache unter Christen vor heidnische Richter gebracht; und noch im vierten und fünften Jahrhunderte pflegten die Bischöfe in Zivilsachen Recht zu sprechen. 1 Korinther 1Kor 54 6 7 Jam quidem omnino delictum est in vobis, quod judicia habetis inter vos. Quare non magis injuriam accipitis? quare non magis fraudem patimini? Nun ist es schon überhaupt ein Fehler⁷ unter euch, dass ihr Rechtsstreite miteinander habt. Warum leidet ihr nicht lieber Unrecht? Warum lasset ihr euch nicht lieber übervorteilen?⁸ [Mt 5,39, Lk 6,29, Röm 12,17, 1Thess 4,6] 1 Korinther 1Kor 54 6 7 7 Den einen dieser beiden Gründe führt der Apostel des weiteren aus. Ein Fehler: nicht eine Sünde. 1 Korinther 1Kor 54 6 7 8 Wenn die Ehre Gottes und die Liebe des Nächsten es fordert, ist dies sicher eine Vorschrift unter einer Sünde; wo jenes nicht der Fall ist, ist es nur ein Rat, von seinem Rechte abzustehen. Ja, um eines größeren Gutes willen kann es geschehen, dass wir verpflichtet sind das Unrecht zurückzuweisen, wie der Heiland [Joh 18,23] und Paulus [Apg 16,37, Apg 32,24] durch ihr Beispiel gelehrt haben (Thom.). 1 Korinther 1Kor 54 6 8 Sed vos injuriam facitis, et fraudatis: et hoc fratribus. So aber tut ihr selbst Unrecht und übervorteilt,⁹ und das an Brüdern. 1 Korinther 1Kor 54 6 8 9 Diese Dinge sind unbedingt verboten. Was gegen alle Menschen zu beobachten ist, wahrten die Korinther nicht einmal gegen die, welche mit ihnen durch das Band des gleichen Glaubens verbunden waren. 1 Korinther 1Kor 54 6 9 An nescitis quia iniqui regnum Dei non possidebunt? Nolite errare: Neque fornicarii, neque idolis servientes, neque adulteri, Oder wisset ihr nicht, dass Ungerechte das Reich Gottes nicht besitzen werden?¹⁰ Täuschet euch nicht! Weder Unzüchtige, noch Götzendiener, noch Ehebrecher, 1 Korinther 1Kor 54 6 9 10 Da die Ungerechtigkeit eine schwere Sünde ist und also des Anrechtes auf den Himmel beraubt, fügt der Apostel eine Mahnung an andere bei, welche in gleicher Gefahr sind. Er will alle die zurechtweisen, welche sich einen falschen Begriff von der christlichen Freiheit machten und wähnten: das mosaische Gesetz ist abgeschafft, also bindet die Christen kein Gesetz mehr. 1 Korinther 1Kor 54 0 1 III. Beantwortung der von der korinthischen Kirche dem Apostel vorgelegten Fragen. (7,1 15,58) 1. Fragen über Ehe und Ehelosigkeit [1Kor 7]: a: Der Gebrauch der Ehe. (V. 9) b. Die Unlöslichkeit der Ehe. Die Ständigkeit der Ehe unter Christen und der Mischehen. (V. 16) Die Ständigkeit anderer Verhältnisse nach der Bekehrung. (V. 24) c. Die Ehelosigkeit (V. 40): der Apostel rät den Jungfrauen die Ehelosigkeit an (V. 28), preist die Vorzüge der Jungfräulichkeit vor der Ehe (V. 35), stellt einige praktische Folgerungen auf (V. 38) und wendet dieselben auch auf die Witwen an. 1 Korinther 1Kor 54 7 1 De quibus autem scripsistis mihi: Bonum est homini mulierem non tangere: In Betreff dessen, wovon ihr mir geschrieben habt,¹ so tut der Mensch wohl daran,² kein Weib zu berühren;³ 1 Korinther 1Kor 54 7 1 1 Der Apostel beantwortet eine Anzahl von Fragen, welche die Korinther ihm vorgelegt haben. An den Tadel gegen die Unzucht schließt sich naturgemäß die Belehrung über die Ehe. Einige von den Korinthern waren aus Abscheu gegen die Unzucht so weit gegangen, dass sie sogar die Ehe verwarfen, vergl. [1Tim 4,3], weshalb die Neubekehrten sich an den heil. Paulus wendeten. (Aug.) 1 Korinther 1Kor 54 7 1 2 Es hat geistigen Nutzen, trägt zum ewigen Leben bei; dem, der das Bessere und Vollkommenere sucht, weise ich dies. (Aug.) Wer hingegen das Sichere will und Hilfe sucht gegen seine Schwäche (Chrys.), für den gilt V. 2. 1 Korinther 1Kor 54 7 1 3 Im Griech. steht die Mehrzahl. Ebenso lesen Tert., Aug., Hier. Um der mannigfachen Sünden der Unenthaltsamkeit willen, denen der Mensch sonst ausgesetzt ist, gibt der Apostel diese Regel (Hier., Chrys., Theod.). 1 Korinther 1Kor 54 7 10 Iis autem, qui matrimonio juncti sunt, præcipio non ego, sed Dominus, uxorem a viro non discedere: Denen aber, welche ehelich verbunden sind, gebiete nicht ich, sondern der Herr,¹² dass die Frau sich nicht von dem Manne trenne.¹³ [Mt 5,32, Mt 19,9] 1 Korinther 1Kor 54 7 10 12 Sind nicht auch andere Vorschriften, welche der Apostel im weiteren Verlaufe des Briefes gibt, Gebote des Herrn [1Kor 14,37], nicht aus privater Autorität, sondern kraft apostolischer Vollmacht und unter Leitung des Heil. Geistes gegeben? (Vergl. V. 40). Gewiss; der heil. Paulus redet also hier von einem unmittelbar von dem Herrn selbst verkündeten Gebote, an anderen Stellen aber von einem Gebote des Herrn, das er selbst verkündet. Die Verpflichtung beider ist gleich, doch scheint dem ersteren eine größere Würde zuzukommen. Die an dieser Stelle erwähnte Vorschrift ist nicht aus dem Evangelium, sondern aus der Tradition geschöpft. [Mt 5,32] und [Mt 19,9, Lk 16,18] redet der Herr nur von dem Manne, der sein Weib entlässt, weil es bei den Juden nicht gestattet war, den Mann zu verlassen. [Mk 10,11.12] antwortet der Heiland den Jüngern. Die Form dieser Frage hat der Apostel vor Augen, hält aber eine andere Ordnung inne. 1 Korinther 1Kor 54 7 10 13 Der in V. 12 folgende Gegensatz zeigt, dass hier von christlichen Eheleuten die Rede ist. 1 Korinther 1Kor 54 7 11 Quod si discesserit, manere innuptam, aut viro suo reconciliari. Et vir uxorem non dimittat. Wenn sie sich aber getrennt hat,¹⁴ bleibe sie unvermählt, oder versöhne sich wieder mit ihrem Manne. Auch entlasse der Mann die Frau nicht. 1 Korinther 1Kor 54 7 11 14 Trotz des entgegenstehenden Gebotes. Die Vorschrift des V. 11 gilt für beide Teile. Die Gegenüberstellung beider Ursachen zeigt, dass der heil. Paulus den Eheleuten nicht freistellt, welchen von den beiden Teilen sie wählen wollen, sondern dass für jeden von beiden Fällen verschiedene Ursachen maßgeblich sind. Wie hätte er auch sonst vorher sagen können: Entzieht euch einander nicht, hier aber gestatten, dass das Weib sich gegen den Willen ihres Mannes von ihm trenne? Endlich bedeutet das Wort: Wenn sie sich aber getrennt hat, nicht, dass sie dies aus eigener Autorität tun dürfte. Was aus dieser allein geschehen kann, hat der Apostel in V. 5 gesagt. 1 Korinther 1Kor 54 7 12 Nam ceteris ego dico, non Dominus. Si quis frater uxorem habet infidelem, et hæc consentit habitare cum illo, non dimittat illam. Den übrigen aber¹⁵ sage ich, nicht der Herr: Wenn ein Bruder eine ungläubige Frau hat,¹⁶ und diese willigt ein, bei ihm zu wohnen, so entlasse er sie nicht. 1 Korinther 1Kor 54 7 12 15 Denen, welche gläubig geworden sind, während der andere Teil heidnisch blieb. Der Apostel gibt hier entweder eine Erlaubnis oder eine Vorschrift. Wenn aber eine Vorschrift, dann wohl nicht ein vom Heilande selbst gegebenes, aber nicht verkündetes Gebot, sondern eine Vorschrift, die Paulus aus apostolischer Machtvollkommenheit kundgibt. Im letzteren Falle setzt die von dem Apostel gegebene Vorschrift das göttliche Recht betreffs der Trennung der dieserart gemischten Ehe voraus, denn Gott allein ist Herr auch des nicht sakramentalen Ehebandes. Da nun Paulus vorschreibt, dass in bestimmten Fällen eine solche Mischehe nicht getrennt werde, so setzt er voraus, dass nach göttlicher Anordnung in anderen Fällen eine solche Trennung stattfinden kann. Der Apostel unterscheidet im Folgenden zwei Fälle: V. 12, 13, zu denen als Begründung V. 14 tritt, und V. 15, dessen Begründung V. 16 enthält. 1 Korinther 1Kor 54 7 12 16 Es handelt sich um bereits geschlossene Ehen. Die Taufe allein löst die Ehe nicht. Aber eine solche Ehe mit Nichtchristen hat nicht die gleiche Festigkeit wie die der Christen unter sich (Greg. XIII:). Der Kirche kommt es zu, die Bedingungen zu bestimmen, unter denen ein Gläubiger der Vorschrift des Apostels zu folgen hat. 1 Korinther 1Kor 54 7 13 Et si qua mulier fidelis habet virum infidelem, et hic consentit habitare cum illa, non dimittat virum: Und wenn eine gläubige Frau einen ungläubigen Mann hat, und dieser willigt ein, mit ihr zu wohnen, so entlasse sie den Mann nicht; 1 Korinther 1Kor 54 7 14 Sanctificatus est enim vir infidelis per mulierem fidelem, et sanctificata est mulier infidelis per virum fidelem: alioquin filii vestri immundi essent, nunc autem sancti sunt. denn der ungläubige Mann ist durch die gläubige Frau geheiligt, und die ungläubige Frau ist durch den gläubigen Mann geheiligt; sonst wären eure Kinder unrein, nun aber sind sie heilig.¹⁷ 1 Korinther 1Kor 54 7 14 17 Nach dem Sprachgebrauche der heil. Schrift werden alle Dinge geheiligt, welche auf besondere Weise dem Reiche des Fürsten dieser Welt entzogen und Gottes Dienst geweiht werden. Beide Stücke sind gewöhnlich verbunden, können indes auch getrennt werden. Die Christen sind alle heilig, da sie durch die Taufe nicht allein der Seele nach, sondern auch dem Leibe nach Gott geweiht und Tempel des Heil. Geistes sind. [1Kor 6,15.19] Nun sind Mann und Weib durch die Ehe vereint ein Leib, also beginnt der Ungläubige in der Vereinigung und durch die Vereinigung mit einem gläubigen Weibe, indem er einwilligt mit ihr ohne Beleidigung des Schöpfers zu leben, sich der Herrschaft des Fürsten dieser Welt zu entziehen und einiger maßen mit Christus vereinigt zu werden. Selbst die Speisen, sagt der heil. Augustin, die wir zur Erhaltung des Lebens nehmen, werden, wie der Apostel bezeugt, durch das Wort Gottes und das Gebet geheiligt. [1Tim 4,5] Zudem kann das der Kirche angehörige Weib durch ihre Frömmigkeit den Mann leicht für Gott gewinnen. Die Kinder, von denen hier die Rede ist, sind wohl die nicht getauften. Diese sind zum Teile der Herrschaft des Fürsten dieser Welt entzogen und haben ein entferntes Anrecht auf die Taufe. 1 Korinther 1Kor 54 7 15 Quod si infidelis discedit, discedat: non enim servituti subjectus est frater, aut soror in hujusmodi: in pace autem vocavit nos Deus. Wenn aber der Ungläubige sich trennt,¹⁸ so trenne er sich; denn nicht ist der Bruder oder die Schwester an solche gefesselt;¹⁹ im Frieden hat uns Gott berufen.²⁰ 1 Korinther 1Kor 54 7 15 18 Wenn er die Bedingungen zurückweist. Alsdann kann das Band gelöst werden. 1 Korinther 1Kor 54 7 15 19 Gegensatz zu V. 11. 1 Korinther 1Kor 54 7 15 20 In solchem Falle ist der Bruder so wenig gefesselt, dass Gott vielmehr will, er solle vollen Frieden genießen. Dies kann nicht geschehen, wenn der Gläubige täglich mit dem Ungläubigen streiten muss, um seine Religion zu wahren. 1 Korinther 1Kor 54 7 16 Unde enim scis mulier, si virum salvum facies? aut unde scis vir, si mulierem salvam facies? Denn woher weißt du, Weib! ob du den Mann zum Heile führen werdest? Oder woher weißt du, Mann! ob du das Weib zum Heile führen werdest?²¹ 1 Korinther 1Kor 54 7 16 21 Indem du ihn zur Annahme der Taufe bewegst. Also die Gewissheit künftiger Bekehrung des ungläubigen Teiles kann unter allen Umständen Beweggrund zur Fortsetzung der Mischehe mit Heiden sein. Da diese Gewissheit nun nicht gegeben ist, steht eine zweifelhafte Möglichkeit dem Rechte des christlichen Eheteiles auf Wahrung des eigenen Friedens nicht entgegen. 1 Korinther 1Kor 54 7 17 Nisi unicuique sicut divisit Dominus, unumquemque sicut vocavit Deus, ita ambulet, et sicut in omnibus Ecclesiis doceo. Nur soll ein jeder, wie es ihm der Herr zugeteilt hat²² und wie Gott einen jeden berufen hat, so wandeln;²³ so lehre ich in allen Gemeinden. 1 Korinther 1Kor 54 7 17 22 Nicht wie das Eheband, werden andere Verhältnisse durch die Bekehrung verändert. Jeder bleibe in dem Stande, in welchem er ohne Sünde zu verharren vermag. 1 Korinther 1Kor 54 7 17 23 Er ist nicht gefesselt (V. 15), nur wandle er in dem Stande, den Gottes Vorsehung ihm gegeben, und in welchem er den Beruf zum Glauben erlangt hat. 1 Korinther 1Kor 54 7 18 Circumcisus aliquis vocatus est? non adducat præputium. In præputio aliquis vocatus est? non circumcidatur. Ist jemand als Beschnittener berufen, so stelle er sich keine Vorhaut künstlich her; ist jemand als Unbeschnittener berufen, so lasse er sich nicht beschneiden. 1 Korinther 1Kor 54 7 19 Circumcisio nihil est, et præputium nihil est: sed observatio mandatorum Dei. Die Beschneidung ist nichts, und die Vorhaut ist nichts, sondern die Beobachtung der Gebote Gottes. 1 Korinther 1Kor 54 7 2 Propter fornicationem autem unusquisque suam uxorem habeat, et unaquæque suum virum habeat. jedoch um Unzucht zu verhüten, möge ein jeder sein Weib, und eine jede Frau ihren Mann haben. 1 Korinther 1Kor 54 7 20 Unusquisque in qua vocatione vocatus est, in ea permaneat. Ein jeder bleibe in dem Berufe, in welchem er berufen ist. [Eph 4,1] 1 Korinther 1Kor 54 7 21 Servus vocatus es? non sit tibi curæ: sed et si potes fieri liber, magis utere. Bist du als Sklave berufen, so lass dich dies nicht kümmern;²⁴ doch wenn du frei werden kannst, so mache es dir lieber zunutze.²⁵ 1 Korinther 1Kor 54 7 21 24 Ein neues Beispiel, damit es desto klarer werde, wie weit jenes Gebot (V. 17) sich erstreckt. 1 Korinther 1Kor 54 7 21 25 So diene noch mehr, auch wenn du frei werden kannst (Chrys.). Alle Christen sind gleich, welches auch ihre äußere Stellung sein mag. 1 Korinther 1Kor 54 7 22 Qui enim in Domino vocatus est servus, libertus est Domini: similiter qui liber vocatus est, servus est Christi. Denn²⁶ wer im Herrn berufen ward als Knecht, ist ein Freigelassener des Herrn; gleicherweise wer als Freier berufen ist, ist ein Knecht Christi. 1 Korinther 1Kor 54 7 22 26 Suche nicht die äußere Freiheit, denn wenn du sie erlangtest, würdest du dennoch innerlich unfrei bleiben, wie auch der, welcher als Freier berufen ist, nach seiner Berufung ein Unfreier ist: frei von der Herrschaft des Fürsten dieser Welt, aber Knecht Christi, durch sein Blut erkauft. Der Unfreie stelle sich die Freiheit der Kinder Gottes vor Augen, der Freie beherzige, dass er ein Knecht Christi ist. 1 Korinther 1Kor 54 7 23 Pretio empti estis, nolite fieri servi hominum. Ihr seid teuer erkauft, werdet nicht Knechte von Menschen!²⁷ [1Kor 6,20, 1Petr 1,18] 1 Korinther 1Kor 54 7 23 27 So dass ihr Gott dem Herrn die gebührende Unterwerfung verweigert oder dieselbe irgendwie mindert, indem ihr den Menschen mehr als Gott zu gefallen sucht und, um den Menschen zu gefallen, euren früheren Lebensstand ändern wollt. 1 Korinther 1Kor 54 7 24 Unusquisque in quo vocatus est, fratres, in hoc permaneat apud Deum. Worin ein jeder berufen ist, Brüder! darin bleibe er bei Gott.²⁸ 1 Korinther 1Kor 54 7 24 28 Jeder bleibe so in seinem früheren Stande, dass er sich nicht von Gott entfernt, mithin, wenn derselbe sich mit dem Dienste Gottes nicht vereinigen lässt, ändere er denselben. 1 Korinther 1Kor 54 7 25 De virginibus autem præceptum Domini non habeo: consilium autem do, tamquam misericordiam consecutus a Domino, ut sim fidelis. In Hinsicht der Jungfrauen aber habe ich kein Gebot vom Herrn;²⁹ einen Rat³⁰ indes gebe ich, als einer, der vom Herrn die Barmherzigkeit erlangt hat, treu zu sein. 1 Korinther 1Kor 54 7 25 29 Waren auch diejenigen, welche als Ledige oder Verwitwete zum Glauben kamen, weiter ehelos zu bleiben verpflichtet? Der Heiland hatte zwar auf Erden weilend die Vorzüge der Jungfräulichkeit gepriesen, aber nichts darüber bestimmt, ja jedes Gebot fast untersagt (Chrys.), denn ein Werk der Gnade ist ein Gegenstand des Wunsches und freier Wahl, nicht des Zwanges (Ambros.). Der Apostel redet hier von beiden Geschlechtern, ähnlich wie der Heiland [Mt 19,12]. 1 Korinther 1Kor 54 7 25 30 Der Unterschied zwischen Gebot und Rat ist der, dass der Ungehorsam gegen das erstere eine Sünde ist, betrifft es doch ein notwendiges Gut, das Nichtannehmen des Letzteren keine Sünde (Aug.), weil der Rat das bessere Gute vorstellt. Da Paulus fürchtet, auch so auf Widerspruch zu treffen, fügt er die Erinnerung an seine apostolische Würde bei. Nicht als privater, dem Irrtum unterworfener Mensch gibt er diesen Rat, sondern fest überzeugt, dass er den Heil. Geist besitzt. 1 Korinther 1Kor 54 7 26 Existimo ergo hoc bonum esse propter instantem necessitatem, quoniam bonum est homini sic esse. Ich erachte also dafür, es sei dies gut³¹ wegen der obwaltenden Not,³² nämlich, dass es dem Menschen gut ist, so zu sein. 1 Korinther 1Kor 54 7 26 31 Dies: dass es dem Menschen gut ist, wenn er unvermählt bleibt. 1 Korinther 1Kor 54 7 26 32 Wegen der Vielen und mannigfachen Heimsuchungen und Kümmernisse, welche das gegenwärtige Leben mit sich bringt, und welchen die Verheirateten vielmehr als die Unverheirateten ausgesetzt sind, da jene für sich zugleich und die ihrigen sorgen müssen. Die Not ist obwaltend, weil die Eheleute sich nie von derselben losmachen können. Diese Not hindert den Menschen, sich ganz Gottes Dienst zu weihen (V. 32ff). 1 Korinther 1Kor 54 7 27 Alligatus es uxori? noli quærere solutionem. Solutus es ab uxore? noli quærere uxorem. Bist du an eine Frau gebunden, so suche keine Lösung;³³ bist du aber frei, so suche keine Frau. 1 Korinther 1Kor 54 7 27 33 Damit niemand aber die Ehe derart herabsetze, dass er vermeinte, eine bereits geschlossene müsse gelöst, eine neue dürfe von Unverheirateten nicht eingegangen werden, weist der heil. Paulus darauf hin, dass er nur von den Ledigen gesprochen und zudem nur einen Rat gegeben hat. Für Verheiratete gelten jene Gebote und Räte, welche bereits in V. 10ff aufgestellt sind. 1 Korinther 1Kor 54 7 28 Si autem acceperis uxorem: non peccasti. Et si nupserit virgo, non peccavit: tribulationem tamen carnis habebunt hujusmodi. Ego autem vobis parco. Wenn du aber eine Frau nimmst, so sündigst du nicht; und wenn die Jungfrau heiratet, so sündigt sie nicht;³⁴ jedoch werden solche Bedrängnis des Fleisches haben.³⁵ Ich aber schone eurer.³⁶ 1 Korinther 1Kor 54 7 28 34 Dieser Zusatz soll zeigen, dass die vorhergehenden Worte nur ein Rat sind, selbstverständlich nur für die, welche durch kein Gelübde Gott verbunden sind (Chrys., Theod.). 1 Korinther 1Kor 54 7 28 35 Die in V. 26 erwähnten. 1 Korinther 1Kor 54 7 28 36 Euch die Bedrängnisse zu ersparen wünschend, gebe ich euch den Rat, ehelos zu bleiben. 1 Korinther 1Kor 54 7 29 Hoc itaque dico, fratres: Tempus breve est: reliquum est, ut et qui habent uxores, tamquam non habentes sint: Dies nun, Brüder! sage ich:³⁷ Die Zeit ist kurz,³⁸ es erübrigt, dass auch die, welche Frauen haben, seien, als hätten sie keine;³⁹ 1 Korinther 1Kor 54 7 29 37 V. 29 31 sind der Obersatz, V. 32 34 der Untersatz, V. 35 die Folgerung eines Syllogismus. 1 Korinther 1Kor 54 7 29 38 Die Zeit dieses Lebens ist nach Gottes Vorsehung eine kurze (Hieron., Thom.). 1 Korinther 1Kor 54 7 29 39 Der Gebrauch der Ehe wird nicht verboten, doch soll sich niemand durch ihre Annehmlichkeiten oder Lasten von seiner Hauptpflicht, dem Dienste Gottes, zurückhalten oder abwenden lassen. 1 Korinther 1Kor 54 7 3 Uxori vir debitum reddat: similiter autem et uxor viro. Dem Weibe leiste der Mann die Pflicht, gleicherweise auch das Weib dem Manne. [1Petr 3,7] 1 Korinther 1Kor 54 7 30 Et qui flent, tamquam non flentes: et qui gaudent, tamquam non gaudentes: et qui emunt, tamquam non possidentes: und die, welche weinen, als weinten sie nicht; und die, welche sich freuen, als freuten sie sich nicht; und die, welche kaufen, als besäßen sie nichts; 1 Korinther 1Kor 54 7 31 Et qui utuntur hoc mundo, tamquam non utantur: præterit enim figura hujus mundi. und die, welche diese Welt genießen, als genössen sie dieselbe nicht;⁴⁰ denn die Gestalt⁴¹ dieser Welt vergeht. 1 Korinther 1Kor 54 7 31 40 Der Apostel spricht (wie der griech. Text zeigt) von einem Genusse, der über das Maß der Notwendigkeit hinausgeht. 1 Korinther 1Kor 54 7 31 41 Die äußere Gestalt. Wir dürfen uns den Dingen dieser Welt und ihren Sorgen nicht gänzlich überlassen, da eine Sorge unser ganzes Herz erfüllen soll, von der in den nächsten Versen die Rede ist. 1 Korinther 1Kor 54 7 32 Volo autem vos sine sollicitudine esse. Qui sine uxore est, sollicitus est quæ Domini sunt, quomodo placeat Deo. Ich wünschte aber, ihr möchtet ohne Sorge sein. Wer unverheiratet ist, ist um das besorgt, was des Herrn ist, wie er Gott wohlgefallen möge. 1 Korinther 1Kor 54 7 33 Qui autem cum uxore est, sollicitus est quæ sunt mundi, quomodo placeat uxori, et divisus est. Wer aber verheiratet ist, ist um das besorgt, was der Welt ist, wie er seinem Weibe gefallen möge, und ist geteilt.⁴² 1 Korinther 1Kor 54 7 33 42 Es gilt dies für beide Geschlechter. 1 Korinther 1Kor 54 7 34 Et mulier innupta, et virgo cogitat quæ Domini sunt, ut sit sancta corpore, et spiritu. Quæ autem nupta est, cogitat quæ sunt mundi, quomodo placeat viro. Und das unverheiratete Weib und die Jungfrau⁴³ ist auf das bedacht, was des Herrn ist, dass sie heilig sei an Leib und Geist; die Verheiratete aber ist auf das bedacht, was der Welt ist, wie sie dem Manne gefallen möge.⁴⁴ 1 Korinther 1Kor 54 7 34 43 Der Zusatz: Jungfrau ist beigesetzt, damit die Leser nicht nur an die Witwen dachten. 1 Korinther 1Kor 54 7 34 44 Zwar will der Apostel, dass alle Christen heilig seien an Leib und Seele; dennoch hält er es für notwendig, darauf hinzuweisen, dass es den Verheirateten schwerer ist, sich vom Geiste der Welt frei zu halten, als den Ehelosen, da jene größerer Gnaden bedürfen, mithin ist die Ehelosigkeit vorzuziehen. (Aug.) 1 Korinther 1Kor 54 7 35 Porro hoc ad utilitatem vestram dico: non ut laqueum vobis injiciam, sed ad id, quod honestum est, et quod facultatem præbeat sine impedimento Dominum obsecrandi. Dieses sage ich jedoch zu eurem Besten;⁴⁵ nicht um euch eine Schlinge überzuwerfen, sondern zur Wohlanständigkeit⁴⁶ und zur Förderung ungestörten Gebetes zum Herrn. 1 Korinther 1Kor 54 7 35 45 Sorgfältig scheidet der Apostel das, was nützlich ist, von dem, was notwendig ist. Wie die Jäger die Tiere des Waldes mit Schlingen ihrer Freiheit berauben, so wird die Freiheit der Menschen durch Gesetze beschränkt; aber der heil. Apostel will den Gläubigen nicht ihre Freiheit rauben, sondern stellt ihnen als guter Vater, der ihr Bestes sucht, jenes große Vorrecht vor Augen, dessen sich alle unverheirateten und jungfräulichen Menschen erfreuen. 1 Korinther 1Kor 54 7 35 46 Der Apostel hat hier die Vollkommenheit derselben, nicht das gewöhnliche Maß im Sinne (Aug.). 1 Korinther 1Kor 54 7 36 Si quis autem turpem se videri existimat super virgine sua, quod sit superadulta, et ita oportet fieri: quod vult faciat: non peccat, si nubat. Wenn aber jemand meint,⁴⁷ es gereiche ihm zur Unehre, wenn seine Jungfrau über die Jahre hinauskommt, und es so geschehen muss,⁴⁸ so tue er, was er will; er sündigt nicht, wenn sie heiratet. 1 Korinther 1Kor 54 7 36 47 Für die jungen Männer, welche über sich selbst zu bestimmen berechtigt sind, konnte der V. 27 erteilte Rat ausreichen, da aber die Jungfrauen von den Eltern abhängen, gibt der Apostel auch diesen einige Anweisungen. Sie sündigen nicht, wenn sie ihre Töchter zur Ehe geben (V. 36), tun aber gut daran, wenn sie dieselben ihre Jungfräulichkeit bewahren lassen (V. 37); gut ist die Ehe, besser die Jungfräulichkeit (V. 38). 1 Korinther 1Kor 54 7 36 48 Wohl ist es auch für die Eltern eine Ehre, eine Tochter zu haben, die Jungfrau ist, doch nicht alle fassen dies. Wenn aber der Vater urteilt, dass die Tochter, wenn sie über die Jahre hinauskommt, leicht sich und ihre Familie in Schande bringen würde, und dass er sie deshalb verheiraten muss, so tue er, was er will. 1 Korinther 1Kor 54 7 37 Nam qui statuit in corde suo firmus, non habens necessitatem, potestatem autem habens suæ voluntatis, et hoc judicavit in corde suo, servare virginem suam, bene facit. Wer aber in seinem Herzen fest beschlossen hat, ohne Zwang, vielmehr nach seinem Willen frei handelnd, und sich dafür in seinem Herzen entschieden hat, seine Jungfrau zu bewahren, der tut wohl daran.⁴⁹ 1 Korinther 1Kor 54 7 37 49 Jeder einzelne Ausdruck ist ein Gegenstand zu den entsprechenden Worten des vorhergehenden Verses. Wer in seinem Herzen fest beschlossen hat, weil für ihn keine Notwendigkeit vorliegt, die seiner Tochter den Wunsch einer Heirat, ihm die Zustimmung nahe legt, tut recht, indem er sie die freiwillige Jungfrauschaft bewahren lässt. 1 Korinther 1Kor 54 7 38 Igitur et qui matrimonio jungit virginem suam, bene facit: et qui non jungit, melius facit. Sonach denn, wer seine Jungfrau verheiratet, tut recht; und wer sie nicht verheiratet, tut besser. 1 Korinther 1Kor 54 7 39 Mulier alligata est legi quanto tempore vir ejus vivit: quod si dormierit vir ejus, liberata est: cui vult nubat: tantum in Domino. Das Weib ist an das Gesetz gebunden,⁵⁰ so lange ihr Mann lebt; wenn aber ihr Mann entschlafen ist,⁵¹ so ist sie frei geworden; sie heirate, wen sie will, allein im Herrn.⁵² [Röm 7,2] 1 Korinther 1Kor 54 7 39 50 Das Gesetz der Ehe, dass sie mit keinem anderen Manne sein darf. 1 Korinther 1Kor 54 7 39 51 Dieser Ausdruck wird in der heil. Schrift nur bei denen angewendet, welche auf eine glorreiche Auferstehung hoffen dürfen, d. i. den Gerechten. 1 Korinther 1Kor 54 7 39 52 Der Zusatz bestimmt die Person näher: wen sie will. 1 Korinther 1Kor 54 7 4 Mulier sui corporis potestatem non habet, sed vir. Similiter autem et vir sui corporis potestatem non habet, sed mulier. Das Weib hat nicht Gewalt über ihren Leib, sondern der Mann; gleicherweise aber hat auch der Mann nicht Gewalt über seinen Leib, sondern das Weib.⁴ 1 Korinther 1Kor 54 7 4 4 Begründung zu V. 3. Das Gegenteil schließt eine Verletzung der Gerechtigkeit ein. Das Recht bleibt innerhalb der Grenzen, welche die Natur der Ehe selbst zieht. 1 Korinther 1Kor 54 7 40 Beatior autem erit si sic permanserit secundum meum consilium: puto autem quod et ego Spiritum Dei habeam. Seliger aber wird sie sein, wenn sie so bleibt, nach meinem Rate;⁵³ ich meine aber, dass auch ich Gottes Geist habe.⁵⁴ 1 Korinther 1Kor 54 7 40 53 Warum sie seliger ist, sagt der Apostel zwar nicht ausdrücklich, der vorhergehende Preis der Jungfräulichkeit aber zeigt, dass sie so einen geistigen Vorteil gewinnt. 1 Korinther 1Kor 54 7 40 54 Wie der heil. Paulus vom Anfange seiner Erörterung über die Ehelosigkeit auf seine Würde hinweist (V. 25), ob auch mit großer Bescheidenheit, so auch hier. 1 Korinther 1Kor 54 7 5 Nolite fraudare invicem, nisi forte ex consensu ad tempus, ut vacetis orationi: et iterum revertimini in idipsum, ne tentet vos Satanas propter incontinentiam vestram. Entziehet euch einander nicht, es sei denn mit gegenseitiger Einwilligung, auf eine Zeit, um euch dem Gebete zu widmen; dann kommet wiederum zusammen, damit euch der Satan nicht versuche eurer Unenthaltsamkeit wegen.⁵ 1 Korinther 1Kor 54 7 5 5 Der Apostel erklärt die von ihm aufgestellte Vorschrift dahin, dass dieselbe unter gewissen Bedingungen auf immer oder auf eine gewisse Zeit keine Anwendung findet. Wenn die Eheleute einander ungerechterweise entziehen, ein Teil gegen den Willen des anderen, begehen sie eine Sünde gegen die Gerechtigkeit. Damit von der Enthaltung jede Sünde fern sei, muss erstlich gegenseitiges Einverständnis vorhanden sein, die Enthaltung nur kurze Zeit dauern, endlich ein höheres Ziel die Ursache sein. (Gebetsübung) Vergl. [1Petr 3,7]. Die Worte des heil. Paulus zeigen, wie recht die Kirche handelte, als sie die Ehelosigkeit der Priester vorschrieb, welche allezeit im Gebete anhalten, allezeit Gott das heilige Opfer darbringen sollen. Nur der darf das unaufhörliche Opfer darbringen, sagt bereits Origenes, der sich beständiger und ununterbrochener Keuschheit geweiht hat. Da auch bei den Juden für gewisse feierliche Gelegenheiten die Enthaltung vorgeschrieben [Ex 19,15, 1Kön 21,5] und selbst den Heiden nicht unbekannt war, ist es nicht zu verwundern wenn der Apostel seine Leser darauf hinweist, dass die Ehe ein Hindernis bildet, zu einer innigeren Verbindung und dem engeren Verkehr mit Gott zu gelangen. Da unter den Bedingungen auch die ist: auf eine Zeit, so gibt der Apostel an, was nach derselben zu geschehen hat. 1 Korinther 1Kor 54 7 6 Hoc autem dico secundum indulgentiam, non secundum imperium. Dies aber sage ich als Zugeständnis, nicht als Gebot.⁶ 1 Korinther 1Kor 54 7 6 6 Das Letztgesagte (V. 5) war ein Zugeständnis in Rücksicht auf die menschliche Schwäche, nicht ein Gebot. Ein Zugeständnis betrifft entweder ein minderes Übel, wie Moses wegen der Herzenshärtigkeit gestattete, einen Scheidebrief zu geben, oder ein geringeres Gutes, da kein Mensch durch die Gebote zu einem höheren Guten verpflichtet ist. So gestattet der Apostel an dieser Stelle die Ehe als ein geringeres Gutes im Vergleich zur Enthaltsamkeit (Thom.). 1 Korinther 1Kor 54 7 7 Volo enim omnes vos esse sicut meipsum: sed unusquisque proprium donum habet ex Deo: alius quidem sic, alius vero sic. Denn ich wünschte, dass ihr alle⁷ seiet, wie ich selbst; doch ein jeder hat seine eigene Gabe⁸ von Gott, der eine so, der andere aber so. 1 Korinther 1Kor 54 7 7 7 Griech.: Alle Menschen. Der Apostel weiß aber, dass nicht alle dieses Ziel erreichen können, da eine besondere Gnade hierzu notwendig ist, die Gott nach seiner Weisheit dem einen gewährt, dem andern nicht. 1 Korinther 1Kor 54 7 7 8 Die beständige Enthaltung, welche er und andere üben, ist ein besonderes Geschenk Gottes. Freilich fordert auch dies noch, dass der Mensch, dem es zu Teil wird, mitwirkt (Chrys.). Bitten wir im Namen Jesu um dieselbe, so werden wir sie erhalten. Diese Wahrheit ist besonders von jenen zu beherzigen, welche durch Gelübde oder äußere Umstände (z. B. Krankheit des Gatten) enthaltsam zu sein verpflichtet oder genötigt sind. Übrigens nennt der Apostel auch die Ehe ein Geschenk Gottes. 1 Korinther 1Kor 54 7 8 Dico autem non nuptis, et viduis: bonum est illis si sic permaneant, sicut et ego. Ich sage aber den Unverheirateten und den Witwen: Es ist ihnen gut, wenn sie so bleiben, wie auch ich.⁹ 1 Korinther 1Kor 54 7 8 9 Der Mensch überlege wohl, wozu er sich entscheidet. Die Witwen sind jene, welche gewisse Ämter in der Kirche bekleideten, wegen deren sie unverheiratet bleiben mussten. 1 Korinther 1Kor 54 7 9 Quid si non se continent, nubant. Melius est enim nubere, quam uri. Wenn sie aber nicht enthaltsam sind,¹⁰ so sollen sie heiraten; denn es ist besser heiraten, als entbrannt sein.¹¹ 1 Korinther 1Kor 54 7 9 10 Wenn sie fühlen, dass ihnen die Gabe der Enthaltsamkeit nicht zu Teil geworden ist. 1 Korinther 1Kor 54 7 9 11 Von heftigen Versuchungen heimgesucht und besiegt zu werden. Nicht der, welcher die Hitze des Feuers fühlt, wird verbrannt, sondern wer vom Feuer ergriffen und verletzt wird. 1 Korinther 1Kor 54 0 1 2. Fragen über die Götzenopfer. (8,1 11,1): a. Theoretische Lösung der Frage (V. 13): das Essen des den Götzen geopferten Fleisches ist an sich nicht verboten (V. 8), indes führt der Genuss desselben bisweilen die Gefahr eines Ärgernisses herbei. 1 Korinther 1Kor 54 8 1 De iis autem, quæ idolis sacrificantur, scimus quia omnes scientiam habemus. Scientia inflat, caritas vero ædificat. Hinsichtlich dessen aber, was den Götzen geopfert wird,¹ wissen wir,² weil wir alle³ Erkenntnis haben. Die Erkenntnis macht aufgeblasen, die Liebe hingegen erbaut.⁴ 1 Korinther 1Kor 54 8 1 1 Wenngleich die Frage über die Götzenopfer durch den Erlass des Apostelkonzils [Apg 15,23ff] bereits ihre Entscheidung gefunden hatte, waren dennoch in Korinth verschiedene Zweifel aufgetaucht. Das Aposteldekret war freilich zunächst nur für die Heidenchristen von Antiochia, Syrien und Cilicien erlassen [Apg 15,23] und in den Kirchen dieser Länder verkündet worden. [Apg 15,30.41Apg 16,4], Für jene Gegenden lag auch eine besondere Notwendigkeit für dasselbe vor, da in denselben die Zahl der Juden überaus groß war. Anders verhielt sich die Sache in Macedonien und Griechenland, wo die Juden so wenig zahlreich waren, dass sie nicht einmal in allen größeren Städten Synagogen hatten. War hier die Gefahr des Ärgernisses eine geringere, so war auch die Schwierigkeit, das Dekret in seiner ganzen Ausdehnung auszuführen, größer. Die Ursache des Ärgernisses, das man nehmen konnte, lag darin, dass diejenigen Teile des Opfertieres, welche den Opfernden zurückgegeben wurden, gleichsam von den Götzen zurückgeschenkt schienen. Diese zurückgegebenen Teile wurden entweder von den Opfernden selbst verzehrt, oder verkauft, oder den Armen geschenkt. Viele Korinther hielten den Genuss dieses Fleisches für erlaubt [1Kor 6,12, 1Kor 10,23], einige nahmen wohl selbst an Opfermahlzeiten im heidnischen Tempel teil, andere wagten das Letztere zwar nicht, aber aßen im Übrigen alles Fleisch, ohne nach dem Ursprunge zu forschen, wieder andere endlich fragten, ehe sie kauften oder genossen, ängstlich, ob es nicht etwa von einem Götzenopfer herrühre. Es handelte sich also für den Apostel darum, weder die unberechtigte Ängstlichkeit der Schwachen zu vermehren, noch die christliche Freiheit für die gebührende Grenze auszudehnen. Bei seiner Lösung der Frage steht ihm das Opferdekret vor Augen, das er, ob er es gleich nicht anführt, authentisch erklärt. 1 Korinther 1Kor 54 8 1 2 Der Satz ist nicht vollendet. Die Erwähnung des Wissens führt den Apostel dazu, die Eigenschaften des rechten Wissens darzulegen, so dass erst V. 4 der Gegenstand des Wissens genannt wird. 1 Korinther 1Kor 54 8 1 3 Die Vollkommeneren, die Geistigen. [1Kor 2,12] 1 Korinther 1Kor 54 8 1 4 Die rein menschliche Erkenntnis macht aufgeblasen, wenn man sie ohne die Hilfe der Liebe schlecht anwendet. (Aug., Thom.) Die Liebe erbaut: die ganze Kirche und die einzelnen Gläubigen sind gleichsam ein Tempel Gottes; wer zum Fortschritt der Kirche und ihrer Glieder beiträgt, erbaut jenen; dies tut die Liebe im Verein mit der Erkenntnis. 1 Korinther 1Kor 54 8 10 Si enim quis viderit eum, qui habet scientiam, in idolio recumbentem: nonne conscientia ejus, cum sit infirma, ædificabitur ad manducandum idolothyta? Denn wenn jemand den, welcher die Erkenntnis hat, im Götzentempel zu Tische sitzen sieht, wird nicht sein Gewissen, da es schwach ist, ermutigt werden, Götzenopfer zu essen?¹⁶ 1 Korinther 1Kor 54 8 10 16 Wie sehr ein solches Verhalten dem christlichen Gesetze widerspricht, zeigt der Apostel unten [1Kor 10,14ff]; hier will er nur auf den Schaden hinweisen, den es dem Nächsten bringt, wenn dieser dem Beispiele anderer folgt und so gegen sein Gewissen handelt. Ironisch nennt der Apostel dieses Vorgehen erbauen, um die Christen an die Pflicht, zu erbauen und nicht Ärgernis zu geben, zu erinnern. Dem Schwachen wird ein Unrecht angetan, der doch seiner Schwachheit wegen größerer Rücksicht bedarf, dem Bruder, dem man größere Liebe schuldet als anderen, dem Bruder, den Christus so hoch geschätzt hat, dass er für ihn sein Leben dahingab! Dazu ist das Unrecht ein überaus schweres: der Bruder geht zu Grunde, das Blut, welches Christus für ihn vergossen, wird seiner Frucht beraubt. Endlich ist die Ursache, aus welcher man ein so großes Unrecht tut, eine überaus leichte: Weil du deine richtige Erkenntnis öffentlich zeigen willst. 1 Korinther 1Kor 54 8 11 Et peribit infirmus in tua scientia frater, propter quem Christus mortuus est? So wird durch deine Erkenntnis der schwache Bruder verloren gehen, um dessen willen Christus gestorben ist. [Röm 14,15] 1 Korinther 1Kor 54 8 12 Sic autem peccantes in fratres, et percutientes conscientiam eorum infirmam, in Christum peccatis. Wenn ihr euch aber so gegen die Brüder versündigt und ihr schwaches Gewissen verletzt, sündigt ihr gegen Christus.¹⁷ [Röm 14,21 (korr.Röm 4,21Röm 14,21; vgl. Allioli 1839)] 1 Korinther 1Kor 54 8 12 17 Eure schwachen Brüder sind nicht weniger als ihr, Glieder des Leibes Christi. 1 Korinther 1Kor 54 8 13 Quapropter si esca scandalizat fratrem meum: non manducabo carnem in æternum, ne fratrem meum scandalizem. Darum¹⁸ werde ich, wenn eine Speise meinem Bruder Anstoß gibt, kein Fleisch¹⁹ essen in Ewigkeit, damit ich meinem Bruder nicht Anstoß gebe. 1 Korinther 1Kor 54 8 13 18 Aus allen angeführten Gründen, besonders aber wegen des V. 12 angegebenen. 1 Korinther 1Kor 54 8 13 19 Ich will überhaupt kein Fleisch essen, und dies auf immer und einzig, um dem schwachen Bruder kein Ärgernis zu geben. Er erklärt sich dazu bereit, falls die angegebene Bedingung es erfordert. 1 Korinther 1Kor 54 8 2 Si quis autem se existimat scire aliquid, nondum cognovit quemadmodum oporteat eum scire. Wenn aber jemand vermeint, etwas zu wissen, so hat er noch nicht erkannt, wie er wissen muss.⁵ 1 Korinther 1Kor 54 8 2 5 Wer von Stolz verblendet etwas zu wissen glaubt, was eine tiefere Erkenntnis des Christentums zum Gegenstande hat, kennt noch nicht einmal die Weise, wie er wissen soll, geschweige die Sache, welche er zu kennen meint; denn eine wahre Erkenntnis muss praktisch und nützlich sein. 1 Korinther 1Kor 54 8 3 Si quis autem diligit Deum, hic cognitus est ab eo. Wenn jemand Gott liebt,⁶ der ist von ihm erkannt.⁷ 1 Korinther 1Kor 54 8 3 6 Die wahre Gottesliebe schließt die Nächstenliebe in sich. 1 Korinther 1Kor 54 8 3 7 Dieser ist zur Freundschaft mit Gott erhoben und mit allen Gütern bereichert, unter denen auch die rechte Erkenntnis ist (Chrys.). 1 Korinther 1Kor 54 8 4 De escis autem, quæ idolis immolantur, scimus quia nihil est idolum in mundo, et quod nullus est Deus, nisi unus. In Betreff der Speisen aber, welche den Götzen geopfert werden, wissen wir,⁸ dass ein Götze nichts in der Welt ist, und dass kein Gott ist, als nur der eine.⁹ 1 Korinther 1Kor 54 8 4 8 Vergl. Anm. 2. 1 Korinther 1Kor 54 8 4 9 Der Apostel hat wohl [Ps 95,5] vor Augen. Ein Götze ist ein Name ohne Sache, ein Bildnis menschlichen Irrtums, nichts in der Wirklichkeit der Dinge. 1 Korinther 1Kor 54 8 5 Nam etsi sunt qui dicantur dii sive in clo, sive in terra (siquidem sunt dii multi, et domini multi): Denn wenn es auch sogenannte Götter gibt, sei es im Himmel, sei es auf Erden (wie es denn viele Götter gibt und viele Herren¹⁰), 1 Korinther 1Kor 54 8 5 10 Durch Missbrauch des Namens. (Tert.) Wir Christen kennen die wahre Bedeutung der Namen. Darum haben wir Christen einen Gott und einen Herrn. (Chrys., Thom.). In Wahrheit ist nur der Gott, welcher der Urheber aller Dinge und unser letztes Ziel ist, wie es nur einen Herrn gibt: den, durch welchen alles erschaffen ist, und durch den wir erlöst sind, das Mensch gewordene Wort Gottes. 1 Korinther 1Kor 54 8 6 Nobis tamen unus est Deus, Pater, ex quo omnia, et nos in illum: et unus Dominus Jesus Christus, per quem omnia, et nos per ipsum. so haben wir doch nur einen Gott, den Vater, von dem alles ist, und für den wir sind; und einen Herrn, Jesus Christus, durch welchen alles ist, und wir durch ihn.¹¹ 1 Korinther 1Kor 54 8 6 11 In beiden Gliedern dieses Verses wird die Schöpfung und Erlösung berührt. 1 Korinther 1Kor 54 8 7 Sed non in omnibus est scientia. Quidam autem cum conscientia usque nunc idoli, quasi idolothytum manducant: et conscientia ipsorum cum sit infirma, polluitur. Allein nicht alle haben die Erkenntnis;¹² vielmehr essen einige, mit ihren noch nicht abgelegten Begriffen von den Götzen, es als Götzenopfer, und ihr Gewissen wird, weil es schwach ist, dadurch befleckt.¹³ 1 Korinther 1Kor 54 8 7 12 Sind die Götzenbilder nichts, so ist auch das Götzenopfer nichts, d. i.: das Fleisch ändert seine Natur nicht durch die den Götzen gemachte Darbringung, es erwirbt weder eine Kraft, wie die Heiden vermeinten, noch wird es befleckt, wie die Juden glaubten, und macht also die, welche es genießen, durch sich weder heiliger, noch unreiner. Alles ist von Gott dem Vater und durch Jesus Christus, also ist auch der Genuss von allem gestattet, aber dennoch kann das, was an sich erlaubt ist, durch die Umstände unerlaubt werden. Nicht alle haben eine ausreichende Erkenntnis. Dass nur ein Gott ist und die Götzenbilder nichts sind, wussten die Christen alle, aber nicht alle machten die praktische Anwendung, und in den sechs Jahren seit ihrer Bekehrung hatten noch nicht alle Gläubigen die Ehrfurcht oder die Furcht vor den Götzen genügend überwunden. 1 Korinther 1Kor 54 8 7 13 Das Gewissen ist der innere Richter, welcher lehrt, was zu tun ist, und das Rechte billigt, das Böse missbilligt, im Verein mit dem, von dem es die Kenntnis des Guten und Bösen hat. Vor der Bekehrung waren dies die Götzen. 1 Korinther 1Kor 54 8 8 Esca autem nos non commendat Deo. Neque enim si manducaverimus, abundabimus: neque si non manducaverimus, deficiemus. Speise gibt uns keinen Wert bei Gott. Denn weder werden wir etwas voraus haben, wenn wir essen, noch nachstehen, wenn wir nicht essen.¹⁴ [Röm 14,17 (korr.Röm 14,7Röm 14,17; vgl. Allioli 1839)] 1 Korinther 1Kor 54 8 8 14 Die Speise fordert den Fortgang im Guten nicht, noch bringt die Enthaltung davon geistigen Schaden. 1 Korinther 1Kor 54 8 9 Videte autem ne forte hæc licentia vestra offendiculum fiat infirmis. Sehet aber zu, dass diese eure Freiheit¹⁵ nicht etwa den Schwachen zum Anstoß werde. [Röm 14,20] 1 Korinther 1Kor 54 8 9 15 Dieses Wort nimmt wohl etwas ironisch Bezug auf den Wahlspruch der Korinther [1Kor 6,12, 1Kor 10,23] (Chrys.). 1 Korinther 1Kor 54 0 1 b. Der Apostel stellt sein Beispiel vor Augen: da er alle retten wollte, hat er es vermieden, irgend jemanden Anstoß zu geben (9,1 10,14): 1. Der Apostel hat größerer Vollkommenheit halber dem Rechte entsagt, dass er als Apostel hatte, von anderen erhalten zu werden. (V. 18) 2. Der Apostel ist, um sicherer das Heil zu erlangen, allen alles geworden. (V. 23) 3. So müssen also die Korinther seinem Vorbilde folgen, wollen sie den Siegespreis erlangen. (9,24 10,14) 1 Korinther 1Kor 54 9 1 Non sum liber? Non sum Apostolus? Nonne Christum Jesum Dominum nostrum vidi? Nonne opus meum vos estis in Domino? Bin ich nicht frei?¹ Bin ich nicht ein Apostel? Habe ich nicht Christus Jesus, unsern Herrn, gesehen?² Seid nicht ihr mein Werk im Herrn? 1 Korinther 1Kor 54 9 1 1 Der Apostel hat sich bereit erklärt, nie Fleisch zu essen. Damit es klar werde, dass nur die Liebe ihn dazu bewegt, zeigt er, dass er durchaus frei ist (Thom.) und einzig die Rücksicht auf das Ärgernis seiner Brüder ihn dazu bewegen werde, sich des Erlaubten zu enthalten. 1 Korinther 1Kor 54 9 1 2 Der Apostel beweist seine Würde als Apostel: er ist Augenzeuge der Auferstehung Jesu Christi gewesen [Apg 26,15-18, Apg 9,17, Apg 22,14ff] und unten [1Kor 15,8] und hat wirksam das Evangelium verkündet. 1 Korinther 1Kor 54 9 10 An propter nos utique hoc dicit? Nam propter nos scripta sunt: quoniam debet in spe qui arat, arare: et qui triturat, in spe fructus percipiendi. Oder sagt er dies nicht vielmehr unsertwegen?¹¹ Ja, unsertwegen ist es geschrieben; dass der Pflügende in Hoffnung pflügen soll,¹² und der Dreschende in der Hoffnung, an der Frucht Anteil zu haben. 1 Korinther 1Kor 54 9 10 11 Der Apostel redet von jener besonderen Vorsehung, welche vernünftige Geschöpfe durch bestimmte Vorschriften zu ihren besonderen Zielen leitet. Mehr als die Tiere ist jeder Mensch, der für andere tätig ist, Lohnes würdig. 1 Korinther 1Kor 54 9 10 12 Die Pflicht liegt dem Herrn der Ernte und es Ackers ob. 1 Korinther 1Kor 54 9 11 Si nos vobis spiritualia seminavimus, magnum est si nos carnalia vestra metamus? Wenn wir euch das Geistige gesät haben, ist es da etwas Großes, wenn wir euer Fleischliches ernten?¹³ [Röm 15,27] 1 Korinther 1Kor 54 9 11 13 Der Apostel ändert das Gleichnis ein wenig: die Säenden entsprechen den Pflügenden und Dreschenden, die Erntenden denen, welche ihre Früchte bereits erhalten. Die apostolischen Arbeiter säen, indem sie das Evangelium predigen, aus dem die reichste Ernte geistiger Güter hervorgeht, sie ernten Fleischliches, dasjenige, was zum Lebensunterhalte notwendig ist. Die Ackerbauer pflegen sonst weit mehr Früchte zu ernten und derselben Art zwar, als sie säen; die Apostel weniger und niedriger Art. 1 Korinther 1Kor 54 9 12 Si alii potestatis vestræ participes sunt, quare non potius nos? Sed non usi sumus hac potestate: sed omnia sustinemus, ne quod offendiculum demus Evangelio Christi. Wenn andere¹⁴ des Anrechtes auf euch teilhaftig sind, warum nicht vielmehr wir? Aber wir haben von diesem Rechte keinen Gebrauch gemacht, sondern wir ertragen alles, um nicht dem Evangelium Christi ein Hindernis zu bereiten.¹⁵ 1 Korinther 1Kor 54 9 12 14 Untergeordnete Lehrer. 1 Korinther 1Kor 54 9 12 15 Wenn die Heiden sahen, wie die Apostel von Land zu Land zogen, konnten sie leicht Anstoß nehmen, wenn diese sich von den Gläubigen erhalten ließen, und auch ärmere Christen konnten den Beitrag für die Erhaltung ihrer Lehrer schwer empfinden. Welche Hochachtung hingegen mussten die Heiden hegen, wenn sie sahen, wie der Apostel Tag und Nacht arbeitete, um niemand lästig zu fallen, und wie er nicht die Habe, sondern die Seelen der Neubekehrten suchte. 1 Korinther 1Kor 54 9 13 Nescitis quoniam qui in sacrario operantur, quæ de sacrario sunt edunt: et qui altari deserviunt, cum altari participant? Wisset ihr nicht, dass die, welche im Heiligtume beschäftigt sind, von dem Heiligtume essen, und die, welche des Altares warten, vom Altare ihren Teil empfangen?¹⁶ 1 Korinther 1Kor 54 9 13 16 Mit dem Altare teilen, so dass der Altar einen Teil, sie den anderen empfangen. Der Apostel redet von den jüdischen Priestern, die kein Erbteil außer diesen Anteil am Altare empfangen hatten. 1 Korinther 1Kor 54 9 14 Ita et Dominus ordinavit iis, qui Evangelium annuntiant, de Evangelio vivere. So hat auch der Herr verordnet, dass die, welche das Evangelium predigen, vom Evangelium leben sollen.¹⁷ 1 Korinther 1Kor 54 9 14 17 Für die Apostel ist dies ein Vorrecht, dessen sie sich begeben dürfen, für die Gläubigen ein Gebot. Der heil. Paulus wählt jedes Wort geeignet. Er sagt nicht: die im Heiligtum beschäftigt sind, empfangen von denen, welche opfern, sondern: vom Altare, damit jene nicht stolz seien. So auch empfangen die Apostel vom Evangelium. Er sagt auch nicht (V. 14). Vom Evangelium Reichtümer sammeln, sondern nur leben (Chrys.). 1 Korinther 1Kor 54 9 15 Ego autem nullo horum usus sum. Non autem scripsi hæc ut ita fiant in me: bonum est enim mihi magis mori, quam ut gloriam meam quis evacuet. Ich aber habe von nichts derartigem Gebrauch gemacht.¹⁸ Doch schreibe ich dieses nicht, damit es so mit mir gehalten werde; denn besser ist es für mich zu sterben, als dass jemand meinen Ruhm vernichtete. 1 Korinther 1Kor 54 9 15 18 Von keinem dieser Gründe, um den mir gebührenden Unterhalt zu fordern (Chrys., Ökum., Thom.). 1 Korinther 1Kor 54 9 16 Nam si evangelizavero, non est mihi gloria: necessitas enim mihi incumbit: væ enim mihi est, si non evangelizavero. Denn wenn ich das Evangelium verkünde, gereicht dies mir nicht zum Ruhme, weil es mir als Notwendigkeit auferlegt ist; denn wehe mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde.¹⁹ 1 Korinther 1Kor 54 9 16 19 Zur Verkündigung des Evangeliums war Paulus streng verpflichtet, so dass er vor Gott straffällig wäre, wollte er dieses unterlassen. Deshalb kann er sich ihrer so wenig rühmen, wie der Knecht, dem der Herr bei Androhung von Strafe etwas anbefiehlt. Aber dass er um des Herrn willen mehr getan, als er verpflichtet war, dessen will er sich rühmen im Herrn. 1 Korinther 1Kor 54 9 17 Si enim volens hoc ago, mercedem habeo: si autem invitus, dispensatio mihi credita est. Denn tue ich dies aus eigenem Antrieb,²⁰ so habe ich Belohnung; tue ich es aber geheißen, so ist mir das Amt anvertraut.²¹ 1 Korinther 1Kor 54 9 17 20 Dass das ihm anvertraute Amt seinen Lohn haben wird, erwähnt der heil. Paulus nicht, da dies allen bekannt ist, um nur von dem Werke zu reden, das er freiwillig auf sich genommen. Dieses wird ihm einen außerordentlichen Lohn erlangen. 1 Korinther 1Kor 54 9 17 21 Tut er das, was er selbst auf sich nimmt, nicht, so geht ihm der besondere Lohn verloren; vollbringt er aber das ihm aufgetragene Werk nicht, so verliert er nicht allein den Lohn, den Gott verheißen, sondern wird auch wegen seines Ungehorsams mit Recht gestraft. 1 Korinther 1Kor 54 9 18 Quæ est ergo merces mea? Ut Evangelium prædicans, sine sumptu ponam Evangelium, ut non abutar potestate mea in Evangelio. Welches ist also mein Lohn?²² Dies, dass ich das Evangelium, welches ich verkünde, ohne Entgelt predige, so dass ich das Recht, das mir bei seiner Verkündung zukommt, nicht ausnütze. 1 Korinther 1Kor 54 9 18 22 Was tue ich also, da die Sachen sich so verhalten, damit ich jenen besonderen Lohn erlange, den meine Predigt nicht verdient? 1 Korinther 1Kor 54 9 19 Nam cum liber essem ex omnibus, omnium me servum feci, ut plures lucrifacerem. Denn ob ich gleich keinem pflichtig war,²³ habe ich mich doch zum Knechte aller gemacht, um desto mehrere zu gewinnen. 1 Korinther 1Kor 54 9 19 23 Weil ich in der Wahl des Ortes, um das Evangelium zu verkünden, und in der Lebensweise von niemanden abhängig war, habe ich mich allen, denen ich das Evangelium verkündet habe, anbequemt, wie der Knecht seinem Herrn, einzig, um möglichst viele von denen, deren Knecht ich so ward, zu Christus und zur Seligkeit zu führen. 1 Korinther 1Kor 54 9 2 Et si aliis non sum Apostolus, sed tamen vobis sum: nam signaculum Apostolatus mei vos estis in Domino. Wenn ich für andere kein Apostel bin,³ so bin ich es doch für euch; denn das Siegel meines Apostelamtes seid ihr im Herrn. 1 Korinther 1Kor 54 9 2 3 Dass er auch anderen ein Apostel gewesen, sagt er selbst [Röm 15,18ff]. Der Sinn ist mithin: wenn vielleicht andere, unter denen ich das Evangelium nicht verkündet habe, meine Würde in Zweifel ziehen, eure Kirche ist mein Zeugnis. 1 Korinther 1Kor 54 9 20 Et factus sum Judæis tamquam Judæos, ut Judæos lucrarer: Den Juden²⁴ bin ich wie ein Jude geworden, um die Juden zu gewinnen; 1 Korinther 1Kor 54 9 20 24 Wie er aller Knecht geworden ist, zeigt der heil. Paulus an drei Klassen: Juden (V. 20, 21) Heiden (V. 21) und schwachen Christen. (V. 22). Zuerst nennt er die Juden das Volk, um dann den Kreis erweiternd und die Religion bezeichnend (unter dem Gesetze) auch die Proselyten einzuschließen. Beispiele, wie Paulus den ungläubigen Juden ein Jude ward, siehe [Apg 16,3, Apg 21,18ff, Apg 24,17]. Er bequemte sich ihnen in Dingen an, welche an sich weder gut, noch böse waren. Sobald aber diese Anbequemung ein Ärgernis geben konnte, da die jüdischen Riten als zur Erlangung des Heiles notwendig hingestellt wurden, widerstand er heftig [Apg 15,2, Gal 2,1ff]. Er hatte durch seine Rücksichtnahme jene Juden allmählich auf seinen erhabenen Standpunkt erheben wollen. Nie aber ließ der heil. Paulus sich dazu herbei, eine dogmatische Anbequemung vorzunehmen. 1 Korinther 1Kor 54 9 21 Iis qui sub lege sunt, quasi sub lege essem (cum ipse non essem sub lege) ut eos, qui sub lege erant, lucrifacerem: iis, qui sine lege erant, tamquam sine lege essem (cum sine lege Dei non essem: sed in lege essem Christi) ut lucrifacerem eos, qui sine lege erant. denen, welche unter dem Gesetze sind, als wäre ich unter dem Gesetze (obwohl ich selbst nicht unter dem Gesetze war), um die, welche unter dem Gesetze waren, zu gewinnen; denen, welche ohne Gesetz waren,²⁵ als wäre ich ohne Gesetz (obwohl ich nicht ohne Gottes Gesetz war, sondern unter dem Gesetze Christi),²⁶ um die zu gewinnen, welche ohne Gesetz waren. 1 Korinther 1Kor 54 9 21 25 Den Heiden, welche ohne das mosaische Ritualgesetz waren. 1 Korinther 1Kor 54 9 21 26 Damit niemand den Ausdruck ohne Gesetz falsch auslege, als ob die Christen kein Gesetz hätten, fügt er sogleich bei: ich war unter dem Gesetze Christi. Die Gegenüberstellung beider Gesetze zeigt, dass das mosaische Gesetz für die Christen keine Geltung hat; nur das moralische Gesetz ist geblieben, von Christus erneuert. [Gal 5,14, Gal 6,2, Röm 13,9.10] So ist also Christus nicht nur ein Erlöser, auf den wir bauen, sondern auch ein Gesetzgeber, dem wir gehorchen sollen. (Kirchenr. v. Trient, Sitz 6 Kann 21) 1 Korinther 1Kor 54 9 22 Factus sum infirmis infirmus, ut infirmos lucrifacerem. Omnibus omnia factus sum, ut omnes facerem salvos. Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, um die Schwachen zu gewinnen.²⁷ Allen bin ich alles geworden, um alle zu retten. 1 Korinther 1Kor 54 9 22 27 Um schwachen Christen kein Ärgernis zu geben, hat Paulus sich nach ihrer Schwäche gerichtet; bis er sie allmählich zu festerem Glauben und zu vollerer Kenntnis des Christentums emporgeführt hatte. Welche Vorbilder für die Korinther! (Chrys.) 1 Korinther 1Kor 54 9 23 Omnia autem facio propter Evangelium: ut particeps ejus efficiar. Alles aber tue ich um des Evangeliums²⁸ willen, damit ich desselben teilhaftig werde.²⁹ 1 Korinther 1Kor 54 9 23 28 Nach einigen griech. Handschriften: dass ich wenigstens einige errette. 1 Korinther 1Kor 54 9 23 29 Alles, was geschehen kann. Das Evangelium sind hier die im Evangelium allen, die Christi-Lehren und Gebote bewahren, gemachten Verheißungen. Das Griech. setzt bezeichnender: damit ich desselben mit denen, denen ich gepredigt, teilhaftig werde. In der Arbeit der erste, will er im Lohne aus Demut nicht der erste sein. Wie klar zeigt hier der Apostel, dass die Frommen auf den ihnen verheißenen Lohn schauen dürfen, um sich von aller Trägheit frei zu machen und ihren Eifer anzuspornen, wenn sie auch für Gottes Ehre vor allem wirken! (Vergl. Kirchenr. v. Trient, Sitz 6, Kap. 11, Kan. 31) 1 Korinther 1Kor 54 9 24 Nescitis quod ii, qui in stadio currunt, omnes quidem currunt, sed unus accipit bravium? Sic currite ut comprehendatis. Wisset ihr nicht,³⁰ dass die, welche in der Rennbahn laufen, zwar alle laufen, aber nur einer erlangt den Preis? Laufet so, dass ihr ihn erlanget!³¹ 1 Korinther 1Kor 54 9 24 30 Ich habe alles aus freien Stücken getan. Wundert euch nicht, sondern ahmet nach! 1 Korinther 1Kor 54 9 24 31 Das Bild ist von den Theatern hergenommen, welche in jeder Stadt sich fanden. In der Rennbahn erlangt nur einer den Siegespreis, den Christen ist derselbe ohne Ausnahme vorbereitet, wenn sie nur so laufen, wie jener eine. Laufet so, dass ihr ihn erlanget. Was dazu notwendig ist, sagt er im folgenden Verse. 1 Korinther 1Kor 54 9 25 Omnis autem, qui in agone contendit, ab omnibus se abstinet, et illi quidem ut corruptibilem coronam accipiant: nos autem incorruptam. Jeder aber, der im Kampfspiele ringt, enthält sich von allem, und zwar jene, um eine vergängliche Krone zu empfangen, wir aber eine unvergängliche. 1 Korinther 1Kor 54 9 26 Ego igitur sic curro, non quasi in incertum: sic pugno, non quasi arem verberans: Ich³² laufe demnach, nicht wie in's Ungewisse;³³ ich kämpfe,³⁴ nicht indem ich Luftstreiche tue,³⁵ 1 Korinther 1Kor 54 9 26 32 Ich, der ich weiß, dass mir eine unvergängliche Krone hinterlegt ist, wenn ich recht laufe usw. 1 Korinther 1Kor 54 9 26 33 Wer nicht weiß, wohin er laufen soll, läuft in's Ungewisse. 1 Korinther 1Kor 54 9 26 34 Wie es einem (Faust-) Kämpfer geziemt. 1 Korinther 1Kor 54 9 26 35 Dies Glied entspricht dem anderen: nicht in's Ungewisse. So darf derer, welcher sein Ziel erreichen will, nicht handeln. 1 Korinther 1Kor 54 9 27 Sed castigo corpus meum, et in servitutem redigo: ne forte cum aliis prædicaverim, ipse reprobus efficiar. sondern³⁶ ich züchtige meinen Leib, und bringe ihn in die Botmäßigkeit, damit ich nicht etwa, nachdem ich anderen gepredigt habe, selbst verworfen werde.³⁷ 1 Korinther 1Kor 54 9 27 36 Wer ist der im geistlichen Kampfe zu überwindende Feind? Sein Leib, dem er alle Beschwerden auflädt, welche er Tag und Nacht für das Evangelium wirkend auf sich nimmt, um keinem der Neubekehrten lästig zu fallen [1Thess 2,9ff], alle Leiden und Verfolgungen, denen er ausgesetzt ist usw. 1 Korinther 1Kor 54 9 27 37 Auch für den Apostel handelt es sich dabei, wie für die Gläubigen, um die Krone des Sieges. Wie der Herold hat der heil. Paulus andere zum Kampfe gerufen, um dann selbst als Kämpfer in die Schranken zu treten, damit er nicht selbst verworfen würde. Die Verse 24 27 zeigen, wie recht die katholische Kirche lehrt, wenn sie sagt, dass der Glaube allein zur Seligkeit nicht ausreicht. Wer da glaubt, dass Christus ihm ein Erbteil erworben hat, aber nicht mit ihm leiden will, wird der wohl mit ihm verherrlicht werden? (Vergl. Kirchenr. v. Trient, Sitz 6, Kap 11) Auch zeigt der letzte Vers, dass niemand ohne besondere Offenbarung sicher sein kann, dass er selig wird. 1 Korinther 1Kor 54 9 3 Mea defensio apud eos, qui me interrogant, hæc est. Meine Verteidigung vor denen, welche mich zur Rede stellen, ist diese: 1 Korinther 1Kor 54 9 4 Numquid non habemus potestatem manducandi, et bibendi? Haben wir nicht die Befugnis,⁴ uns Essen und Trinken reichen zu lassen? [Lk 10,8] 1 Korinther 1Kor 54 9 4 4 Da Paulus ein wahrer Apostel ist, hat er auch die Rechte eines solchen. Zu diesen gehört u. a. das Recht von den Kirchen, in denen er tätig ist, den Unterhalt zu empfangen, wie dies das Verhalten anderer Apostel (V. 5, 6), Beispiele aus dem täglichen Leben (V. 7), die heil. Schrift (V. 8 11), der Vergleich mit anderen Lehren und den Dienern des Tempels (V. 12, 13), das Gebot des Herrn zeigt. 1 Korinther 1Kor 54 9 5 Numquid non habemus potestatem mulierem sororem circumducendi sicut et ceteri Apostoli, et fratres Domini, et Cephas? Haben wir nicht die Befugnis, eine Frau, eine Schwester, mitzuführen,⁵ wie auch die übrigen Apostel, und die Brüder des Herrn, und Kephas?⁶ 1 Korinther 1Kor 54 9 5 5 Es war jüdische Sitte, welche durchaus gebilligt war, dass vermögende Frauen den Lehrern die Mittel zum Unterhalte gewährten, indes konnte eine solche Gewohnheit bei den Heiden Ärgernis erregen (Hier.). Das Wort eine Frau weist darauf hin, dass dieselbe bereits vorgerückt war an Jahren, eine Witwe, der Zusatz Schwester bezeichnet sie als Christin. 1 Korinther 1Kor 54 9 5 6 Die Aufzählung enthält eine Steigerung: wie die übrigen Apostel und wie jene, welche als Brüder des Herrn im Apostelkolleg ein besonderes Ansehen genießen, und endlich das Haupt desselben, Kephas. Die Brüder des Herrn unter den Aposteln sind Jakobus der Jüngere, Simon der Eiferer, Judas Thaddäus. Der Heiland hatte ihnen, wohl damit sie ihre Berufung nicht der Verwandtschaft zuschrieben, die letzten Stellen vor Judas zugewiesen. [Mt 10,3, Mk 3,18] Die Mutter Jakobus des Jüngeren war Maria, die Schwester der Mutter des Herrn [Joh 19,25], d. i. die Frau des Kleophas, Bruder des heil. Joseph, nicht leibliche Schwester der heil. Jungfrau. Jene Brüder des Herrn waren also seine Vettern. 1 Korinther 1Kor 54 9 6 Aut ego solus, et Barnabas, non habemus potestatem hoc operandi? Oder haben nur ich und Barnabas nicht die Befugnis, dies zu tun?⁷ 1 Korinther 1Kor 54 9 6 7 Griech.: Die Befugnis nicht (mit den Händen) zu arbeiten; Barnabas war also, obwohl die Apostelgeschichte davon nichts sagt, bei der Gründung der Kirche von Korinth mittätig, oder hatte die Arbeiten des heil. Paulus fortgeführt. 1 Korinther 1Kor 54 9 7 Quis militat suis stipendiis umquam? Quis plantat vineam, et de fructu ejus non edit? Quis pascit gregem, et de lacte gregis non manducat? Wer dient je im Kriege auf eigene Kosten? Wer pflanzt einen Weinberg, und genießt nicht von seiner Frucht? Wer weidet eine Herde, und nährt sich nicht von der Milch der Herde?⁸ 1 Korinther 1Kor 54 9 7 8 Auch die Apostel sind Soldaten, Weingärtner, Hirten. Wie also der Soldat nicht mit seiner Hände Arbeit sich den Unterhalt erwerben darf, sondern von denen erhalten wird, zu deren Nutzen er die Waffen trägt, wie die Weingärtner kein anderes Gewerbe treiben, sondern von den Früchten ihren Lebensbedarf erhalten, wie die Hirten das, wessen sie bedürfen, der Herde entnehmen, so können jene, welche als Streiter Christi gegen den bösen Feind kämpfen und die Gläubigen zum Heile führen, nicht gezwungen werden, sich den täglichen Unterhalt durch die Arbeit ihrer Hände zu suchen. Die Gemeinden sind Weingärten, welche sie gepflanzt haben und bebauen, ihre Herden, welche sie weiden und verteidigen, also haben sie das Recht, von ihnen unterhalten zu werden. Das erste Bild weist gleichzeitig auf die Gefahren hin, denen sich die Apostel beständig aussetzen müssen, das andere auf die Mühen, das dritte auf die beständige Sorge für die Gläubigen (Chrys.). Endlich verlangt der Apostel nichts Überflüssiges, sondern nur das Notwendigste. 1 Korinther 1Kor 54 9 8 Numquid secundum hominem hæc dico? An et lex hæc non dicit? Sage ich dies nach Menschenweise? Oder sagt dies nicht auch das Gesetz?⁹ 1 Korinther 1Kor 54 9 8 9 Damit dies alles nicht allein Forderungen menschlicher Weisheit scheinen, fügt der Apostel das Zeugnis der heil. Schrift bei. 1 Korinther 1Kor 54 9 9 Scriptum est enim in lege Moysi: Non alligabis os bovi trituranti. Numquid de bobus cura est Deo? Denn es steht geschrieben im Gesetze Moses: Du sollst dem dreschenden Ochsen nicht das Maul verbinden.¹⁰ Trägt Gott etwa für die Ochsen Sorge? 1 Korinther 1Kor 54 9 9 10 [Dtn 25,4] In Palästina drischt man, indem man Ochsen über das Getreide führt, damit sie die Körner austreten. 1 Korinther 1Kor 54 0 1 Das Schicksal der Israeliten, welche aus Ägypten auszogen, soll den Korinthern zur Warnung dienen. (V. 14) 3. Praktische Lösung der Frage über die Götzenopfermahle (V. 22) und das bei Tisch vorgesetzte Opferfleisch. 1 Korinther 1Kor 54 10 1 Nolo enim vos ignorare fratres quoniam patres nostri omnes sub nube fuerunt, et omnes mare transierunt, Denn ich will euch nicht in Unwissenheit lassen, Brüder!¹ dass unsere Väter alle unter der Wolke waren,² und alle durch das Meer hindurch gingen, 1 Korinther 1Kor 54 10 1 1 Die Taufe und die heil. Eucharistie sind die höchsten Wohltaten, welche dem Christen zu Teil werden. Jene führt den Menschen in die Kampfesbahn ein, diese gibt ihm immer neue Kräfte zum Kampfe. Das Vorbild beider Wohltaten ward auch den Israeliten zu Teil. Das vorhergehende Bild vom Kampfspiel war für Heidenchristen mehr geeignet, dies ist für die Judenchristen zunächst bekannter, beide redet er in beiden Beweisführungen als Brüder an. 1 Korinther 1Kor 54 10 1 2 Die Wolke umhüllte und schützte die Israeliten. Da sie schon vor dem Durchzug durch das rote Meer erschien, stellte der Apostel sie an die erste Stelle. 1 Korinther 1Kor 54 10 10 Neque murmuraveritis, sicut quidam eorum murmuraverunt, et perierunt ab exterminatore. Auch murret nicht, wie einige von ihnen gemurrt haben und durch den Verderber zu Grunde gegangen sind.¹⁴ 1 Korinther 1Kor 54 10 10 14 Die meisten Ausleger denken hier an das [Num 16,46ff] erzählte Ereignis, das [Weish 18,25] mit demselben Namen bezeichnet wir, wie hier. (Würgeengel: wohl eine Personifikation des göttlichen Zornes.) Auch die Korinther hatten gegen die Strenge gemurrt oder ihren Lehrern Übles nachgeredet. 1 Korinther 1Kor 54 10 11 Hæc autem omnia in figura contingebant illis: scripta sunt autem ad correptionem nostram, in quos fines sæculorum devenerunt. Dieses alles¹⁵ aber widerfuhr ihnen vorbildlich; es ist nämlich zur Warnung geschrieben für uns,¹⁶ die wir in den letzten Zeiten leben.¹⁷ 1 Korinther 1Kor 54 10 11 15 Sünden und Strafen. 1 Korinther 1Kor 54 10 11 16 Nicht um des Nutzen jener willen ließ Gott dies geschehen, denn welchen Nutzen sollten die Toten aus den Schriften schöpfen? (Theod.) Alle Schriften sind für die Zeit des Messias verfasst. Dienten sie auch dem alten Volke als Wegweiser zu Christus, so zeigten sie doch ihren vollen Nutzen erst, als die Vorbilder des A. T. im N. T. erfüllt waren. 1 Korinther 1Kor 54 10 11 17 Die letzten Zeiten sind die Zeiten von der ersten bis zur zweiten Ankunft Christi, von dem irdischen Reiche des Messias bis zur Umwandlung desselben in das himmlische. Der Apostel scheint hier auch auf verschiedene Perioden des Reiches hinzudeuten. 1 Korinther 1Kor 54 10 12 Itaque qui se existimat stare, videat ne cadat. Wer demnach zu stehen vermeint, sehe zu, dass er nicht falle.¹⁸ 1 Korinther 1Kor 54 10 12 18 Wer auf dem Wege der Tugend steht, sehe zu, dass er nicht in Sünden falle. (Chrys., Thom.) Dieser Text zeigt dass auch der Gerechte die Gnade Gottes verlieren kann (Kirchenr. v. Trient, Sitz 6, Kap. 13), und dass der Mensch nicht vollkommene Sicherheit hat, ob er im Stande der Gnade ist. 1 Korinther 1Kor 54 10 13 Tentatio vos non apprehendat nisi humana: fidelis autem Deus est, qui non patietur vos tentari supra id, quod potestis, sed faciet etiam cum tentatione proventum ut possitis sustinere. Möge euch keine Versuchung¹⁹ befallen,²⁰ außer eine menschliche.²¹ Gott aber ist getreu; er wird euch nicht über eure Kräfte versuchen lassen, sondern der Versuchung auch einen solchen Verlauf geben, dass ihr sie bestehen könnet.²² 1 Korinther 1Kor 54 10 13 19 Damit die Korinther nicht etwa auch das V. 5 Gesagte als Vorbild für sich auffassen, unterscheidet der Apostel zwei Arten von Versuchungen: die einen, welche den Menschen ohne seine Schuld ereilen und keine große Gefahr verursachen, da die Hilfe Gottes zum Siege nicht fehlt (V. 13); die anderen, welche so sorgfältig wie möglich zu meiden sind, jene, welchen sich jemand aus freien Stücken ohne Not und nutzen aussetzt. (V. 14) 1 Korinther 1Kor 54 10 13 20 Griech.: es befiel euch keine Versuchung usw. Genügt die Mahnung des Apostels V. 12 ihnen nicht, so möge die eigene Erfahrung ihnen Vertrauen geben. Eine Versuchung ist alles, was den Menschen zur Sünde reizt und ihm Ursache des geistlichen Falles werde kann. 1 Korinther 1Kor 54 10 13 21 Menschlich sind die der menschlichen Schwachheit angemessenen, kleinen, kurzen, mäßigen Versuchungen (Chrys.), wie in der Tat das zweite Glied zeigt: nicht über eure Kräfte, nämlich die von der Gnade unterstützen Kräfte der Seele. Was die Erfahrung lehrt, bestätigt Gottes Treue: Gott befiehlt nicht Unmögliches, sondern mahnt uns, indem er befiehlt, das zu tun, was wir können, und das zu erbitten, was wir nicht können, und er hilft uns, dass wir können. (Kirchenr. v. Trient, Sitz 6, Kap. 11) 1 Korinther 1Kor 54 10 13 22 Wahrhaft ist Gott getreu, da er Kraft gibt, dass wir nicht besiegt werden, Gnade, dass wir Verdienst haben, Standhaftigkeit, dass wir überwinden (Thom.). 1 Korinther 1Kor 54 10 14 Propter quod carissimi mihi, fugite ab idolorum cultura: Darum, meine Geliebten, fliehet vor dem Götzendienste!²³ 1 Korinther 1Kor 54 10 14 23 Von allen Versuchungen, denen der Mensch sich selbst aussetzen kann, wählt der heil. Paulus eine, die mit der größten Gefahr verbunden ist, Götzendienst zu üben, da die Opfermahlzeit leicht einen Teil desselben ausmacht. Der Zusatz: meine Geliebten zeigt, dass er etwas Großes fordert, das zwar schwer, aber notwendig ist. 1 Korinther 1Kor 54 10 15 Ut prudentibus loquor, vos ipsi judicate quod dico. Als zu Verständigen rede ich,²⁴ beurteilet ihr selbst, was ich sage. 1 Korinther 1Kor 54 10 15 24 Ihr habt eine so reiche Kenntnis der rechten Lehre, dass ihr meine Worte beurteilen könnt. Sie rühmten sich ja ihrer Weisheit. 1 Korinther 1Kor 54 10 16 Calix benedictionis, cui benedicimus, nonne communicatio sanguinis Christi est? et panis, quem frangimus, nonne participatio corporis Domini est? Der Kelch der Segnung, welchen wir segnen, ist er nicht die Mitteilung des Blutes Christi? Und das Brot, das wir brechen, ist es nicht Teilnahme an dem Leibe des Herrn?²⁵ 1 Korinther 1Kor 54 10 16 25 Diese Ordnung ist vielleicht gewählt, weil die heidnischen Götzenmahlzeiten mit einem Trankopfer begannen. Der Kelch, den wir unter Gebeten konsekrieren, steht für das, was er enthält. Das Brotbrechen ist der gebräuchlichste Ausdruck für die Feier des heil. Opfers. Die Worte des Apostels zeigen, dass unter beiden Gestalten Leib und Blut des Heilandes gegenwärtig sind. Statt Teilnahme griech.: Vereinigung mit dem Leibe des Herrn. In dieser Vereinigung ist die Kraft des ganzen Beweises. 1 Korinther 1Kor 54 10 17 Quoniam unus panis, unum corpus multi sumus, omnes, qui de uno pane participamus. Denn ein Brot, ein Leib sind wir viele, wir alle, die wir an dem einen Brote teilnehmen.²⁶ 1 Korinther 1Kor 54 10 17 26 Wenngleich wir viele sind, bilden wir alle doch ein geistiges Brot, einen geistigen Leib; woher anders aber, als weil wir alle an einem und demselben Brote teilhaben? Aber wie kann die Teilnahme an einem Brote bewirken, dass wir ein Leib sind? Weil dieses Brot der Leib des Herrn ist, der uns in sich umwandelt, wenn wir ihn genießen. Wahrlich, ein herrliches Zeugnis für die Wahrheit, dass Christus hier wirklich zugegen ist! (Iren.) 1 Korinther 1Kor 54 10 18 Videte Israel secundum carnem: nonne qui edunt hostias, participes sunt altaris? Sehet auf Israel nach dem Fleische;²⁷ haben nicht die, welche die Opfer essen, Teil an dem Altare?²⁸ 1 Korinther 1Kor 54 10 18 27 Israel nach dem Fleische sind die Juden, welche den Messias von sich gestoßen und keinen Anteil mehr an den, den Vätern verheißenen Segnungen hatten. Ihnen steht das Israel Gottes entgegen, welches mit Christus vereint zu jenen Nachkommen Abrahams gehört, denen die Verheißungen gegeben sind. [Gal 3,29] 1 Korinther 1Kor 54 10 18 28 Vor dem Leiden des Herrn waren die Opfer Israels Gott angenehm und hatten, nicht zwar aus sich, aber aus dem Opfer, dessen Vorbild sie waren, eine gewisse Kraft. Zwar wurde das ganze Opfertier Gott dargebracht, doch überließ dieser den Opfernden einen Teil zum Mahle. Diejenigen, welche an diesem Mahle teilnahmen, waren Gäste Gottes und galten so als mit ihm versöhnt. Nach dem Tode Christi wurden die jüdischen Opfer leere Zeremonien ohne Bedeutung vor Gott. Der Apostel sagt nicht, dass jene mit Gott, sondern dass sie mit dem Altare vereint werden; denn Israel nach dem Fleische kann nicht mit Gott vereint werden. 1 Korinther 1Kor 54 10 19 Quid ergo? dico quod idolis immolatum sit aliquid? aut quod idolum sit aliquid? Was sage ich nun? dass das Götzenopfer etwas sei, oder dass das Götzenbild etwas sei? 1 Korinther 1Kor 54 10 2 Et omnes in Moyse baptizati sunt in nube, et in mari: und alle auf Moses getauft wurden, in der Wolke und in dem Meere,³ 1 Korinther 1Kor 54 10 2 3 Moses ist das Vorbild Christi. Wie der Heiland im N. T., so war Moses im A. T. Mittler zwischen Gott und dem Volke. Die Wolke war das Bild des Heil. Geistes, der in der Taufe gegeben werden sollte, der Durchgang durch das rote Meer mit trockenem Fuße das Bild der Eintauchung in der Taufe. Wie endlich die christliche Taufe uns von allen Sünden abwäscht, so bestreite jene vorbildliche Taufe die Israeliten von dem Unglauben, d. h. sie bewirkte, dass jene Moses nachher glaubten. [Ex 14,31] Jene vorbildliche Taufe weihte sie dem Gesetze, wie unsere Taufe uns Christus weiht, und befreite sie aus der Gewalt Pharaos, wie die christliche Taufe aus der Gewalt des Teufels befreit. 1 Korinther 1Kor 54 10 20 Sed quæ immolant gentes, dæmoniis immolant, et non Deo. Nolo autem vos socios fieri dæmoniorum: non potestis calicem Domini bibere, et calicem dæmoniorum: Mitnichten, sondern was die Heiden opfern, das opfern sie den bösen Geistern, und nicht Gott.²⁹ Ich will aber nicht, dass ihr Gemeinschaft habet mit den bösen Geistern. Ihr könnet nicht den Kelch des Herrn trinken und den Kelch der bösen Geister; 1 Korinther 1Kor 54 10 20 29 Da die Götzen, welche die Heiden zu verehren behaupten, nichts sind und nichts bewirken können, so kann jene wunderbare Kraft, welche sich in gewissen Orakeln und Wundern und scheinbarer Erhörung von Gebeten zeigt, nur von einer nicht menschlichen Gewalt ausgehen, nämlich dem Teufel und seinen Engeln, welche die Heiden verblenden. Wenngleich nun die Heiden diesen ihre Opfer nicht unmittelbar darbringen wollen, und sich klar bewusst sind, dass jene dieselben annehmen, so beabsichtigen sie es mittelbar und erkennen es dunkel, da sie wissen, dass ihr Götzendienst gegen den wahren Gott streitet. 1 Korinther 1Kor 54 10 21 Non potestis mensæ Domini participes esse, et mensæ dæmoniorum. ihr könnet nicht am Tische des Herrn teilhaben und am Tische der bösen Geister. 1 Korinther 1Kor 54 10 22 An æmulamur Dominum? Numquid fortiores illo sumus? Omnia mihi licent, sed non omnia expediunt. Oder wollen wir den Herrn herausfordern?³⁰ Sind wir etwa stärker als er?³¹ Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles frommt.³² [1Kor 6,12] 1 Korinther 1Kor 54 10 22 30 Ihn versuchen, ob er strafen kann. 1 Korinther 1Kor 54 10 22 31 Dieser ganze Abschnitt V. 15 33 setzt voraus, dass die heil. Eucharistie ein wahres Opfer ist. Besonders klar ist V. 20, 21, weshalb der Kirchenrat von Trient (Sitz 22, Kap. 1) mit Recht sagt: Nicht undeutlich weist der Apostel auf das reine Opfer, welches Malachias vorausgesagt, hin, wenn er sagt, dass diejenigen, welche durch die Teilnahme am Tische der bösen Geister befleckt sind, nicht des Tisches des Herrn teilhaftig werden können, beide Male unter Tisch Altar verstehend. 1 Korinther 1Kor 54 10 22 32 Wenn es sich um den praktischen Gebrauch der Dinge handelt, ist nicht einzig die Frage zu beantworten, ob dieselben an sich erlaubt sind, sondern es ist auch der Nutzen zu erwägen, dem sie den Handelnden oder seinem Nächsten bringen. Bringen sie einen von beiden Schaden, so sind sie zu unterlassen. Ihm selbst V. 22: nicht alles frommt. Dem Nächsten V. 23: nicht alles erbaut. 1 Korinther 1Kor 54 10 23 Omnia mihi licent, sed non omnia ædificant. Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles erbaut. [1Kor 8,1] 1 Korinther 1Kor 54 10 24 Nemo quod suum est quærat, sed quod alterius. Niemand suche das Seinige, sondern was des andern ist.³³ 1 Korinther 1Kor 54 10 24 33 Indem jemand das sucht, was dem Bruder hilft, fördert er sein eigenes geistiges Wohl. Es folgen zwei Regeln über den Genuss von Opferfleisch zu Hause (V. 25, 26) und bei Fremden (V. 27). 1 Korinther 1Kor 54 10 25 Omne, quod in macello venit, manducate: nihil interrogantes propter conscientiam. Alles, was auf dem Fleischmarkte verkauft wird, das esset, ohne um des Gewissens willen nachzuforschen.³⁴ 1 Korinther 1Kor 54 10 25 34 Nämlich: woher das Fleisch stammt. 1 Korinther 1Kor 54 10 26 Domini est terra, et plenitudo ejus. Des Herrn ist die Erde, und alles, was sie erfüllt.³⁵ [Ps 23,1] 1 Korinther 1Kor 54 10 26 35 Alles ist an sich rein, da es des Herrn ist, aber wird unrein aus irrigem Gewissen und Ungehorsam. 1 Korinther 1Kor 54 10 27 Si quis vocat vos infidelium, et vultis ire: omne quod vobis apponitur, manducate, nihil interrogantes propter conscientiam. Wenn einer von den Ungläubigen euch einladet,³⁶ und ihr wollet hingehen,³⁷ so esset alles, was euch vorgesetzt wird, ohne um des Gewissens willen nachzuforschen.³⁸ 1 Korinther 1Kor 54 10 27 36 Zu einem gewöhnlichen Mahle. 1 Korinther 1Kor 54 10 27 37 Dies ist nicht verboten. 1 Korinther 1Kor 54 10 27 38 Bei diesen Regeln hat der Apostel einzig den Satz: Alles ist mir erlaubt angewendet. Anders aber wird die Entscheidung lauten, wenn auch das Gewissen des Nächsten in Frage kommt. 1 Korinther 1Kor 54 10 28 Si quis autem dixerit: Hoc immolatum est idolis: nolite manducare propter illum, qui indicavit, et propter conscientiam: Wenn aber jemand³⁹ sagt: Dies ist den Götzen geopfert, so esset nicht, um dessentwillen, welcher es kundgetan hat, und um des Gewissens willen.⁴⁰ 1 Korinther 1Kor 54 10 28 39 Wenn jemand auf dem Markte oder bei einem Gastmahle im Hause eines Heiden, ohne dass du gefragt hast, so sagt. Ist es ein Heide, der in guter oder in böser Absicht mahnt, so würde er von der Annahme der christlichen Religion zurückhalten, noch mehr Ärgernis nähme ein Jude, am meisten ein schwacher Christ. 1 Korinther 1Kor 54 10 28 40 Um seines Gewissens willen, damit er keinen geistigen Schaden leide. 1 Korinther 1Kor 54 10 29 Conscientiam autem dico non tuam, sed alterius. Ut quid enim libertas mea judicatur ab aliena conscientia? Aber nicht dein Gewissen meine ich, sondern das des andern. Denn warum wird meine Freiheit von einem fremden Gewissen gerichtet?⁴¹ 1 Korinther 1Kor 54 10 29 41 Mein Gewissen wird nicht befleckt, wenn ich das tue, was ich als erlaubt kenne, wenn auch ein anderer dies für Sünde hält. 1 Korinther 1Kor 54 10 3 Et omnes eandem escam spiritalem manducaverunt, und alle dieselbe geistige Speise aßen,⁴ 1 Korinther 1Kor 54 10 3 4 Da das Manna, welches den Israeliten während ihres ganzen Zuges durch die Wüste zu Teil ward, seinem Ursprunge, seiner Natur und seiner Bedeutung nach wunderbar war, heißt es mit Recht geistige Speise. Dieselbe geistige Speise: nämlich untereinander dieselbe. Und alle, um in V. 5 den Unterschied zwischen einzelnen zu zeigen. 1 Korinther 1Kor 54 10 30 Si ego cum gratia participo, quid blasphemor pro eo quod gratias ago? Wenn ich mit Dank teilnehme, warum werde ich gelästert wegen dessen, wofür ich Dank sage?⁴² 1 Korinther 1Kor 54 10 30 42 Wenn ich eine Sache mit Danksagung gegen Gott und den Geber genieße, warum soll ich mir über dieselbe Gewissensbisse machen? Beide Sätze (V. 29b und 30) dienen zur Erläuterung der Worte: ich meine aber nicht dein Gewissen, sondern das des andern. (V. 29) 1 Korinther 1Kor 54 10 31 Sive ergo manducatis, sive bibitis, sive aliud quid facitis: omnia in gloriam Dei facite. Ihr möget also essen, oder trinken, oder etwas anderes tun, tuet alles zur Ehre Gottes.⁴³ [Kol 3,17] 1 Korinther 1Kor 54 10 31 43 Auch in den an sich gleichgültigen Dingen sollen die Christen nicht ihre Befriedigung oder ihren Vorteil, sondern ihr letztes und höchstes Ziel vor Augen haben, eifrigst besorgt, nichts zu tun, was Gottes Ehre verminderte, und vielmehr bemüht, alles zur Vermehrung der Ehre Gottes zu lenken. 1 Korinther 1Kor 54 10 32 Sine offensione estote Judæis, et gentibus, et Ecclesiæ Dei: Seid ohne Anstoß für Juden, und Heiden, und die Kirche Gottes;⁴⁴ 1 Korinther 1Kor 54 10 32 44 Gottes Ehre wird nicht gefördert, sondern verletzt, wenn die Christen durch ihre Handlungen Glaube und Gesetz verletzen, und so durch ihr Beispiel die Juden und Heiden von der Annahme des Christentums zurückhalten, noch, wenn schwache Christen durch das Beispiel anderer verführt werden, das zu tun, was sie für Sünde halten. 1 Korinther 1Kor 54 10 33 Sicut et ego per omnia omnibus placeo, non quærens quod mihi utile est, sed quod multis: ut salvi fiant. sowie auch ich allen in allem⁴⁵ zu Gefallen bin, und nicht suche, was mir, sondern was den vielen nützt, damit sie das Heil erlangen.⁴⁶ 1 Korinther 1Kor 54 10 33 45 In allem, was an sich gleichgültig ist. 1 Korinther 1Kor 54 10 33 46 Gegen Ende des ersten oder Anfang des zweiten Jahrhunderts wurde das Aposteldekret [Apg 15,29] strenger ausgelegt und ausgeführt, als Paulus es hier erklärt hat. Den Grund für die strengere Übung boten wohl die Irrtümer gewisser Ketzer, der Nikolaiten, Basilidianer, Valentinianer u. a., welche ohne Rücksicht auf das Dekret Opferfleisch aßen, und von denen die Katholiken sich durch ihre Enthaltung von demselben unterschieden. 1 Korinther 1Kor 54 10 4 Et omnes eundem potum spiritalem biberunt: (bibebant autem de spiritali, consequente eos, petra: petra autem erat Christus) und alle denselben geistigen Trank⁵ tranken (sie tranken nämlich aus einem geistigen, sie begleitenden Felsen, der Felsen aber war Christus);⁶ 1 Korinther 1Kor 54 10 4 5 Das Wasser war ein natürliches, wie nennt also der Apostel es einen geistigen Trank? Weil es auf außernatürliche Weise gegeben war und das Blut Christi im N. B. vorbildete. 1 Korinther 1Kor 54 10 4 6 Wie du den Leib Christi issest, so jene das Manna, und wie du das Blut trinkest, so tranken jene Wasser aus dem Felsen. Waren jene Dinge auch sinnbildlich, so wurden sie dennoch auf geistige Weise geboten, nicht nach der Forderung der Natur, sondern nach der Gnade der Gabe, und mit dem Leibe nährten sie auch die Seele, weil sie zum Glauben führten. Darum sagt Paulus nichts von der Speise: diese war nicht allein der Weise nach, wie sie gegeben wurde, sondern auch in sich wunderbar. Da aber in dem Tranke nur die Weise, wie er gegeben wird, außerhalb der Grenzen der Natur lag, erklärt der Apostel die Bedeutung. Nicht die Natur des Felsens hatte ja das Wasser gegeben, sonst wäre dies auch schon vorher herausgesprudelt, sondern ein anderer geistiger Fels bewirkte dies, Christus, der ihnen stets gegenwärtig war und alles wunderbar tat. Deshalb heißt es: aus dem ihnen folgenden Felsen (Chrys.). Das Wort, das einst Fleisch werden sollte, war es, welche den Israeliten aus dem Felsen Wasser gab, Jahve, der dem Volke nahe war und ihm Wasser gab. Vergl. [Ex 17,6, Num 20,8]. Der Apostel gebraucht dieses Bild, weil Gott im A. T. oft Fels genannt wird. 1 Korinther 1Kor 54 10 5 Sed non in pluribus eorum beneplacitum est Deo: nam prostrati sunt in deserto. aber an der Mehrzahl von ihnen hatte Gott kein Wohlgefallen; denn sie wurden niedergestreckt in der Wüste.⁷ [Num 26,64.65] 1 Korinther 1Kor 54 10 5 7 Von mehr als 600000 Israeliten kamen nur zwei, Josue und Kaleb, in das gelobte Land. 1 Korinther 1Kor 54 10 6 Hæc autem in figura facta sunt nostri, ut non simus concupiscentes malorum, sicut et illi concupierunt: Dies ist uns zum Vorbilde geschehen,⁸ dass wir nicht nach dem Bösen begierlich seien, sowie jene begierlich waren.⁹ [Num 11,33.34] 1 Korinther 1Kor 54 10 6 8 In wunderbarer Leitung seiner Vorsehung ordnete Gott die Geschicke des auserwählten Volkes so, dass sie die Geschichte seiner Kirche vorbildeten und voraussagten. 1 Korinther 1Kor 54 10 6 9 Alle Sünden entspringen aus der Begierlichkeit (Chrys.). Die einzelnen Sünden der Israeliten gegen Gott nennt der Apostel in der Absicht, die Korinther vom Genusse der Götzenopfer abzubringen: Götzendienst (V. 7, 8), Versuchung Christi (V. 9), Murren gegen Gott (V. 10), doch werden sie zuletzt (V. 11) wie der (wie V. 6) zusammengefasst. 1 Korinther 1Kor 54 10 7 Neque idololatræ efficiamini, sicut quidam ex ipsis: quemadmodum scriptum est: Sedit populus manducare, et bibere, et surrexerunt ludere. Werdet auch nicht Götzendiener, wie einige von ihnen,¹⁰ wie geschrieben steht: Das Volk setzte sich zu essen und zu trinken, und sie standen auf zu spielen. [Ex 32,6] 1 Korinther 1Kor 54 10 7 10 Der Apostel unterscheidet hier wohl zwischen Verführer und Verführten, oder mit Gewalt Gezwungenen. Da der Apostel auf das Mahl hinweist, welches das Volk dem goldenen Kalbe zu Ehren veranstaltete, tritt von selbst bei den Lesern die Parallele mit den Götzenmahlzeiten vor Augen. 1 Korinther 1Kor 54 10 8 Neque fornicemur, sicut quidam ex ipsis fornicati sunt, et ceciderunt una die viginti tria millia. Treiben wir auch nicht Unzucht,¹¹ wie einige von ihnen Unzucht getrieben haben, und an einem Tage dreiundzwanzig Tausend¹² umgekommen sind. 1 Korinther 1Kor 54 10 8 11 Vergl. [Num 25,1]. Auch hierfür fehlt die Parallele nicht im Dienste der Aphrodite von Korinth. 1 Korinther 1Kor 54 10 8 12 Nach [Num 25,9] waren es 24000, es liegt also hier ein leicht erklärlicher Irrtum der Abschreiber vor, da drei und vier mit fast gleichen Konsonanten bezeichnet wurden. 1 Korinther 1Kor 54 10 9 Neque tentemus Christum: sicut quidam eorum tentaverunt, et a serpentibus perierunt. Lasset uns auch Christus nicht versuchen, wie einige von ihnen ihn versucht haben¹³ und durch Schlangen zu Grunde gegangen sind. 1 Korinther 1Kor 54 10 9 13 Sie versuchten das göttliche Wort, da sie nach [Num 21,4ff] zweifelten, ob Gott seine Verheißungen erfüllen werde. So fingen die Korinther auch an, am christlichen Gesetz Überdruss zu empfinden und von der Einfachheit der christlichen Feier sich nach dem heidnischen Pompe zu sehnen. 1 Korinther 1Kor 54 0 1 3. Die Stellung der Frauen in den kirchlichen Versammlungen (11,2 16): die Frauen müssen wegen ihrer niedrigen Stellung in der Kirche ihr Haupt verhüllen. (V. 6) Die Geschichte der Schöpfung weist ihnen gleichfalls einen untergeordneten Platz an. (V. 12) Den Gebrauch des Schleiers empfiehlt die Natur und die Gewohnheit der Kirche. 4. Die bei den Liebesmahlen zu beobachtende Ordnung (11,17 34): Tadel der Missbräuche bei den Liebesmahlen. (V. 22) Die Liebesmahle der Korinther sind keine geeignete Vorbereitung auf die heil. Eucharistie. (V. 32) Vorschriften über die Liebesmahle. 1 Korinther 1Kor 54 11 1 Imitatores mei estote, sicut et ego Christi. Seid meine Nachfolger, wie auch ich Christi Nachfolger bin.¹ 1 Korinther 1Kor 54 11 1 1 Da die an die Neubekehrten gestellten Forderungen schwer zu sein scheinen, stellt Paulus sein Beispiel, ja das des Herrn, zur Nachahmung vor Augen. Dieser Vers ist der Schluss des vorhergehenden Abschnittes. 1 Korinther 1Kor 54 11 10 Ideo debet mulier potestatem habere supra caput propter angelos. Darum¹⁰ soll das Weib ein Zeichen der Herrschaft¹¹ auf dem Haupte haben, um der Engel willen.¹² 1 Korinther 1Kor 54 11 10 10 Weil das Weib hier auf Erden jemanden über sich hat. 1 Korinther 1Kor 54 11 10 11 Der sie unterworfen ist. 1 Korinther 1Kor 54 11 10 12 Achtest du den Mann gering, scheue wenigstens die Engel (Chrys.). Da diese Gottes Willen betreffs der Ehrbarkeit kennen, zürnen sie, wenn derselbe verletzt wird (Cyr. v. Alex.). Die Engel sind aber besonders zahlreich zugegen, wenn die heil. Geheimnisse gefeiert werden (Thom.). 1 Korinther 1Kor 54 11 11 Verumtamen neque vir sine muliere: neque mulier sine viro in Domino. Jedoch ist weder der Mann ohne das Weib, noch das Weib ohne den Mann im Herrn; 1 Korinther 1Kor 54 11 12 Nam sicut mulier de viro, ita et vir per mulierem: omnia autem ex Deo. denn wie das Weib aus dem Manne ist, so auch der Mann durch das Weib; alles aber ist aus Gott.¹³ 1 Korinther 1Kor 54 11 12 13 Mann und Weib sind aufeinander angewiesen und so voneinander abhängig und nebeneinander gestellt, nicht so, dass die Frau die Sklavin des Mannes sei. Diese Ordnung hat Gott einst gesetzt, in der Natur zum Ausdruck gebracht und durch Christus wiederhergestellt. Zeigt auch die erste Schöpfung die Unterordnung des Weibes, weil das erste Weib von dem Manne stammt, so ist doch jetzt auch eine gewisse Abhängigkeit des Mannes vom Weibe da, da auch die Männer von Weibern geboren werden. Alles dies ist von Gott geordnet, daher muss der Mann das Weib als seine gleichgestellte Gehilfin ansehen, muss diese der Unterordnung unter ich eingedenk bleiben. Gelten die Auseinandersetzungen des Apostels auch am meisten für Ehegatten, so beschränken sie sich doch nicht auf diese. 1 Korinther 1Kor 54 11 13 Vos ipsi judicate: decet mulierem non velatam orare Deum? Urteilet ihr selbst: ist es schicklich, dass ein Weib unverhüllt zu Gott bete?¹⁴ 1 Korinther 1Kor 54 11 13 14 Der Apostel spricht von dem öffentlichen Gebete. 1 Korinther 1Kor 54 11 14 Nec ipsa natura docet vos, quod vir quidem si comam nutriat, ignominia est illi: Lehrt euch nicht die Natur selbst, dass, wenn ein Mann das Haar wachsen lässt, es ihm zur Unehre gereicht, 1 Korinther 1Kor 54 11 15 Mulier vero si comam nutriat, gloria est illi: quoniam capilli pro velamine ei dati sunt. wenn aber ein Weib das Haar wachsen lässt, es ihr eine Zierde ist? denn die Haare sind ihr zum Schleier gegeben.¹⁵ 1 Korinther 1Kor 54 11 15 15 Die auf der ganzen Erde herrschende Gewohnheit hat ihren Ursprung in der verschiedenen natürlichen Anlage der Geschlechter. In allen Dingen, über welche die heil. Schrift keine bestimmte Regel aufgestellt hat, ist die Sitte und das Herkommen als Gesetz anzusehen (Thom.). Der Apostel meint die Sitte, dass die Frauen ohne Schleier dem Gottesdienste beiwohnen (Theod., Lomb., Thom.). 1 Korinther 1Kor 54 11 16 Si quis autem videtur contentiosus esse: nos talem consuetudinem non habemus, neque Ecclesia Dei. Wenn aber jemand meint, streitsüchtig sein zu dürfen, der wisse, wir haben einen solchen Brauch nicht, und auch die Kirche Gottes nicht. 1 Korinther 1Kor 54 11 17 Hoc autem præcipio: non laudans quod non in melius, sed in deterius convenitis. Dies¹⁶ verordne ich. Ich lobe aber nicht, dass ihr nicht zur Besserung, sondern zur Verschlimmerung zusammenkommet.¹⁷ 1 Korinther 1Kor 54 11 17 16 Das Vorhergesagte. (Aug., Lomb., Thom.) 1 Korinther 1Kor 54 11 17 17 Da ihr nicht zur Besserung, sondern zur Verschlimmerung zusammenkommt, schreitet ihr nicht in der Tugend, sondern im Bösen fort. 1 Korinther 1Kor 54 11 18 Primum quidem convenientibus vobis in Ecclesiam, audio scissuras esse inter vos, et ex parte credo. Erstens nämlich,¹⁸ wenn ihr zusammenkommet zur Versammlung, sind, wie ich höre, Spaltungen unter euch; und zum Teile glaube ich es,¹⁹ 1 Korinther 1Kor 54 11 18 18 Der Apostel nimmt in V. 20 nach kurzer Unterbrechung die Sache auf. V. 22 bezieht sich auf V. 17 klar zurück, so dass also in V. 17 22 derselbe Übelstand gerügt wird. 1 Korinther 1Kor 54 11 18 19 Den Grund, warum der Apostel den an ihn gelangenden Nachrichten nicht allen Glauben versagt hat, fügt er sofort bei. 1 Korinther 1Kor 54 11 19 Nam oportet et hæreses esse, ut et qui probati sunt, manifesti fiant in vobis. denn es muss ja Irrlehren geben, damit die, welche bewährt sind, offenbar werden unter euch.²⁰ 1 Korinther 1Kor 54 11 19 20 Wenn es selbst Irrlehren in der Kirche geben muss, ist es nicht wunderbar, dass ich es glaube, dass unter euch Spaltungen ausgebrochen sind wegen der Liebesmahle. (Chrys., Theod., Thom.) Freilich würde Gott auch Irrlehren nie zulassen, gereichte dies nicht zum Besten der Gläubigen: damit usw. 1 Korinther 1Kor 54 11 2 Laudo autem vos fratres quod per omnia mei memores estis: et sicut tradidi vobis, præcepta mea tenetis. Ich lobe euch aber, Brüder! dass ihr in allem meiner eingedenk seid, und meine Vorschriften² haltet, sowie ich sie euch überliefert habe.³ 1 Korinther 1Kor 54 11 2 2 Betreffs der Sache, welche dem Apostel Anlass zum Tadel gibt, hatte der heil. Paulus zuvor noch keine Anordnungen getroffen. 1 Korinther 1Kor 54 11 2 3 Die lateinische Übersetzung schränkt den Sinn etwas ein. Der Apostel spricht nach dem Griech. von allem, was er mündlich überliefert. 1 Korinther 1Kor 54 11 20 Convenientibus ergo vobis in unum, jam non est Dominicam cnam manducare. Wenn ihr also miteinander zusammenkommet, so ist es nicht mehr, um das Abendmahl des Herrn zu halten.²¹ 1 Korinther 1Kor 54 11 20 21 Nicht ist dies, das Abendmahl des Herrn halten, sondern etwas ganz anderes ist es. (Chrys., Theod., Thom.) Um die Feier des letzten Abendmahles nachzuahmen und an sie zu erinnern, feierten die Christen an bestimmten Tagen ein Gastmahl, dessen ersten oder letzten, aber Hauptteil der Genuss der heil. Eucharistie bildete. Nach [Apg 2,46] und [Apg 20,11] ging die Feier des heil. Opfers und der Empfang der heil. Kommunion voraus, bei den Korinthern hielt man auch an der bei dem letzten Abendmahle beobachteten Reihenfolge fest. 1 Korinther 1Kor 54 11 21 Unusquisque enim suam cnam præsumit ad manducandum. Et alius quidem esurit: alius autem ebrius est. Denn ein jeder nimmt sein eigenes Abendmahl vorweg beim Essen, und der eine leidet Hunger, der andere hingegen trinkt in Fülle.²² 1 Korinther 1Kor 54 11 21 22 Ohne, wenn die Zeit des Essens kommt, mit anderen zu teilen. Jeder brachte nach seinem Vermögen Speisen mit, welche allen dienen sollten, indes teilten die Reichen nicht mit den Armen und schmausten so herrlich, dass sie Sklaven des Bauches schienen. 1 Korinther 1Kor 54 11 22 Numquid domos non habetis ad manducandum, et bibendum? aut Ecclesiam Dei contemnitis, et confunditis eos, qui non habent? Quid dicam vobis? Laudo vos? in hoc non laudo. Habt ihr denn nicht Häuser, um zu essen und zu trinken? Oder verachtet ihr die Kirche Gottes,²³ und beschämt die, welche nichts haben? Was soll ich euch sagen? Lobe ich euch? Hierin lobe ich euch nicht. 1 Korinther 1Kor 54 11 22 23 Die Kirche Gottes besteht aus Reichen und Armen, diese alle aber sind vor Gott gleich. Wer sich nun von der Gemeinschaft trennt, so dass er gleichsam ein besonderes Mahl zu halten scheint, und die Armen für unwürdig hält, sie einzuladen, daran teilzunehmen, verachtet die Kirche Gottes. 1 Korinther 1Kor 54 11 23 Ego enim accepi a Domino quod et tradidi vobis, quoniam Dominus Jesus in qua nocte tradebatur, accepit panem, Denn²⁴ ich habe vom Herrn empfangen,²⁵ was ich euch auch überliefert habe, dass der Herr Jesus in der Nacht, in welcher er verraten wurde,²⁶ Brot nahm, 1 Korinther 1Kor 54 11 23 24 Die Liebesmahle der Korinther sind keine würdige Vorbereitung auf die heil. Eucharistie, da Christi Leiden in diesem Geheimnisse zu verkünden ist. Dies beweist der Apostel, indem er zuerst die Geschichte der Einsetzung der heil. Eucharistie, die er vom Herrn selbst empfangen und den Korinthern bereits mitgeteilt hat, in's Gedächtnis zurückruft. 1 Korinther 1Kor 54 11 23 25 Unmittelbar vom Herrn selbst. So stellt er sich auch in einen gewissen Gegensatz gegen die Korinther. Gewiss gehörte das, was er hier von der Einsetzung der heil. Eucharistie und sonst [1Kor 15,3] von dem Tode und der Auferstehung des Herrn verkündet, zu dem Evangelium, das er nicht von Menschen empfangen. [Gal 1,12] 1 Korinther 1Kor 54 11 23 26 Die einzelnen Umstände sollen die Korinthe beschämen. In derselben Nacht, in welcher sich die Menschen gegen ihn so undankbar zeigten, dass einer seiner Jünger ihn sogar verriet, nahm Jesus eines von den ungesäuerten Broten usw. 1 Korinther 1Kor 54 11 24 Et gratias agens fregit, et dixit: Accipite, et manducate: hoc est corpus meum, quod pro vobis tradetur: hoc facite in meam commemorationem. und danksagend²⁷ brach und sprach: Nehmet hin und esset, dies ist mein Leib,²⁸ der für euch da hingegeben werden wird;²⁹ dieses tuet zu meinem Gedächtnisse!³⁰ 1 Korinther 1Kor 54 11 24 27 Danksagung und Segnung waren miteinander verbunden. Die Worte: Nehmet hin und esset sind wohl aus [Mt 26,26] hier eingesetzt, wie die Handschriften vermuten lassen. Auch bei [Lk 22,19] fehlen dieselben, obwohl derselbe im übrigen durchaus mit dem heil. Paulus übereinstimmt. 1 Korinther 1Kor 54 11 24 28 Können Worte klarer sein, als diese? Gegen die gesamte Kirche von ihrem Beginn bis jetzt lehnt sich frevelnd auf, wer durch dieselben nicht den wahren Leib und das wahre Blut Christi bezeichnet wähnt. (Kirchenrecht von Trient, Sitz 13, Kap. 1) In der Tat, das Wort: dies bezeichnet die hier gegenwärtige Sache, die Verbindung ist die Einheit und Gleichheit zwischen Subjekt und Prädikat. Nie kann ein Zuhörer einen Satz in uneigentlichem Sinne verstehen, wenn die Umstände einen solchen nicht nahelegen. Der einzige Grund, einen uneigentlichen Sinn anzunehmen, wäre, weil die Wandlung des Brotes und Weines in Fleisch und Blut des Herrn seine Allmacht überstiege. 1 Korinther 1Kor 54 11 24 29 Der Ausdruck besagt: das Opfer. 1 Korinther 1Kor 54 11 24 30 Mit denselben Worten, wie der Herr es getan, sollen auch die Apostel das Brot wandeln in seinen heiligen Leib und so das unblutige Opfer darbringen. Zugleich aber wird mit dem Auftrage ihnen die Vollmacht dazu verliehen und werden sie zu Priestern des N. B. gemacht. (Kirchenrecht von Trient, Sitz 22, Kan. 2) 1 Korinther 1Kor 54 11 25 Similiter et calicem, postquam cnavit, dicens: Hic calix novum testamentum est in meo sanguine: hoc facite quotiescumque bibetis, in meam commemorationem. Gleicherweise³¹ auch den Kelch nach dem Mahle,³² indem er sprach: Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blute;³³ dieses tuet, so oft ihr trinket, zu meinem Gedächtnisse!³⁴ 1 Korinther 1Kor 54 11 25 31 Gleicherweise nahm er den Kelch, segnete ihn und gab ihn seinen Jüngern. 1 Korinther 1Kor 54 11 25 32 Da Paulus von der Einsetzung der heil. Eucharistie noch nicht gesprochen hat, setzt er bei der ersten Konsekration die Zeit bei, zu welcher das Abendmahl gehalten ward, während er vor Anführung der zweiten Konsekration den Zeitpunkt angibt, wo diese selbst statthatte. 1 Korinther 1Kor 54 11 25 33 [Mt 26,28] und [Mk 14,24] weisen unmittelbar auf das hin, was nach der Konsekration gegenwärtig ist, mittelbar auf die Wirkung (mein Blut, durch welches der N. B. geschlossen wird), während Paulus und Lukas bildlich redend, unmittelbar den Erfolg, mittelbar das, was im Kelche ist, bezeichnen. (Dieser Kelch, das, was in diesem Kelche ist, ist der N. B., welcher durch mein Blut besiegelt ist.) 1 Korinther 1Kor 54 11 25 34 Dieses vom Herrn selbst angegebene Ziel zeigt, wie sehr die Liebesmahle der Korinther mit einer würdigen Feier in Widerspruch stehen. 1 Korinther 1Kor 54 11 26 Quotiescumque enim manducabitis panem hunc, et calicem bibetis: mortem Domini annuntiabitis donec veniat. Denn so oft ihr dieses Brot esset und diesen Kelch trinket, verkündet ihr³⁵ den Tod des Herrn, bis er kommt.³⁶ 1 Korinther 1Kor 54 11 26 35 Wenngleich die griech. Form die des Befehles sein kann (Chrys.), ist dieselbe doch richtiger als Indikativ zu fassen (Theod.), da der Apostel nicht mit seinen Worten das Gebot Christi wiederholen will, sondern den Grund des Gebotes angeben. Der Tod des Herrn wird verkündet und in dem heil. Opfer durch die getrennten Gestalten dargestellt, weil dies so dargebracht wird, dass in Kraft der Worte des Priesters der Leib Christi ohne das Blut und gleichsam leblos zugegen ist (wenngleich in Wirklichkeit, aber nicht kraft jener Worte, sondern weil der glorreiche Christus unteilbar ist, der ganze Christus zugegen ist), und kraft der Worte das heil. Blut ohne den Leib (wenngleich auch dieser sich nicht in Wirklichkeit getrennt findet) auf dem Altare gegenwärtig ist. 1 Korinther 1Kor 54 11 26 36 Das heiligste Opfer wird nicht aufhören bis zum Ende der Welt (Chrys., Thom.), mithin erhielten die Apostel durch diese Worte auch die Gewalt, Nachfolger einzusetzen, welche dasselbe in gleicher Weise zu feiern berufen sind. 1 Korinther 1Kor 54 11 27 Itaque quicumque manducaverit panem hunc, vel biberit calicem Domini indigne: reus erit corporis, et sanguinis Domini. Wer daher unwürdig dieses Brot isst,³⁷ oder den Kelch des Herrn trinkt, wird des Leibes und Blutes des Herrn schuldig sein.³⁸ [Joh 6,59] 1 Korinther 1Kor 54 11 27 37 Daraus, dass Christus dieses heilige Geheimnis zur Erinnerung an ihn zu feiern befohlen hat, und dass es eine beständige Verkündigung des Leidens des Herrn ist, folgt, dass jeder sich schwer versündigt, der diese Geheimnisse unwürdig behandelt, und dass mithin niemand ohne sorgfältige Vorbereitung zu denselben hinzutreten darf. (V. 27 29) Zuerst zeigt Paulus die Sündhaftigkeit des unwürdigen Empfanges der heil. Kommunion. 1 Korinther 1Kor 54 11 27 38 Wer den Leib oder das Blut des Herrn unwürdig empfängt, ist des Leibes und Blutes Christi schuldig, also ist der ganze Christus unter beiden Gestalten gegenwärtig. 1 Korinther 1Kor 54 11 28 Probet autem seipsum homo: et sic de pane illo edat, et de calice bibat. Es prüfe aber der Mensch sich selbst; und so esse er von diesem Brote und trinke von dem Kelche.³⁹ 1 Korinther 1Kor 54 11 28 39 Der Mensch prüfe sein Gewissen, und wenn er sich unwürdig findet ob einer schweren Sünde, mache er sich würdig, und zwar verlangt hierfür das ausdrückliche Gebot der heil. Kirche die Beichte. (Kirchenrecht von Trient, Sitz 13, Kap. 7) 1 Korinther 1Kor 54 11 29 Qui enim manducat, et bibit indigne, judicium sibi manducat, et bibit: non dijudicans corpus Domini. Denn wer unwürdig isst und trinkt, isst und trinkt sich das Gericht,⁴⁰ indem er den Leib des Herrn nicht unterscheidet.⁴¹ 1 Korinther 1Kor 54 11 29 40 Welche Strafe dieses Gericht ist, sagt der heil. Apostel nicht. Es hängt von dem Grade der Unwürdigkeit ab, ob eine zeitliche Strafe oder die ewige Verdammnis die Folge ist. 1 Korinther 1Kor 54 11 29 41 Indem er die Größe der Gaben, die ihm zu Teil werden sollten, nicht gebührend würdigt und den Leib des Herrn einer gewöhnlichen Speise gleichstellt. 1 Korinther 1Kor 54 11 3 Volo autem vos scire quod omnis viri caput, Christus est, caput autem mulieris, vir: caput vero Christi, Deus. Ihr sollt aber wissen,⁴ dass das Haupt jedes Mannes Christus ist; das Haupt des Weibes aber ist der Mann; Christi Haupt endlich Gott.⁵ 1 Korinther 1Kor 54 11 3 4 Mit großer Feierlichkeit verkündet er den Korinthern die hierarchische Ordnung in der Kirche: Gott, Christus, der Mann, das Weib. Die inneren Gnaden empfangen Mann und Weib unmittelbar von Christus, stehen also diesen gegenüber auf gleicher Stufe, doch gilt das Gleiche nicht von dem äußeren Leben der Kirche. 1 Korinther 1Kor 54 11 3 5 Der Apostel sagt damit nicht, dass jeder Mann in gleicher Weise von Christus, dem Haupte der Kirche regiert wird; weist er doch in fast allen Briefen auf den Unterschied zwischen Untergebenen und Höheren, d. i. Laien und Klerikern mit ihren verschiedenen Rangstufen hin, und schreibt für sich selbst über die Kirchen, welche er gestiftet hat, eine Oberhoheit zu. Nur die Männer allein können zur Regierung der Kirche bestimmt werden, und die, welche dazu angenommen werden, leiten ihre Brüder als Stellvertreter und Diener Christi, so dass sie nicht aus sich im strengen Sinne Häupter sind. Christi Haupt, seiner heiligsten Menschheit nach, ist Gott. [Apg 20,28, Mt 28,18] 1 Korinther 1Kor 54 11 30 Ideo inter vos multi infirmi et imbecilles, et dormiunt multi. Deswegen sind unter euch viele Kranke und Schwache, und entschlafen viele.⁴² 1 Korinther 1Kor 54 11 30 42 Wegen der nicht dem christlichen Geiste entsprechend gefeierten Liebesmahle ließen viele auch bei der Feier der heil. Geheimnisse es an Ehrfurcht fehlen. Die Worte: es entschlafen viele bedeuten zwar einen vorzeitigen Tod als Strafe, aber nicht einen unglücklichen. Wird nun eine minder würdige heil. Kommunion von dem gerechten Richter so schwer auf dieser Erde gestraft, wird da eine wahrhaft unwürdige nicht den ewigen Tod nach sich ziehen? 1 Korinther 1Kor 54 11 31 Quod si nosmetipsos dijudicaremus, non utique judicaremur. Wenn wir uns aber selbst richteten,⁴³ so würden wir nicht gerichtet werden.⁴⁴ 1 Korinther 1Kor 54 11 31 43 Der Mahnung des V. 28 gemäß. 1 Korinther 1Kor 54 11 31 44 So würden wir nicht zu den V. 30 genannten zeitlichen Strafen verurteilt werden. 1 Korinther 1Kor 54 11 32 Dum judicamur autem, a Domino corripimur, ut non cum hoc mundo damnemur. Indem wir aber gerichtet werden, werden wir vom Herrn gezüchtigt, damit wir nicht mit dieser Welt verdammt werden. 1 Korinther 1Kor 54 11 33 Itaque fratres mei, cum convenitis ad manducandum, invicem exspectate. Darum, meine Brüder! wenn ihr zum Essen⁴⁵ zusammenkommet, so wartet aufeinander. 1 Korinther 1Kor 54 11 33 45 Zu Liebesmahlzeiten. (Chrys.) An dem letzten Abendmahle, dessen Nachahmungen die Liebesmahle sein sollten, hatten alle Apostel mit dem Herrn teilgenommen, bei demselben hatte der Erlöser seine höchste Liebe gegen seine Jünger offenbart und allen, die zu ihm gehören wollten, die Liebe als unterscheidendes Merkmal empfohlen, und hatte den Vater gebeten, dass alle Gläubigen eins seien. Entsprachen die Liebesmahle der Korinther diesen Merkmalen christlicher Vereinigungen zum Andenken an das letzte Abendmahl? 1 Korinther 1Kor 54 11 34 Si quis esurit, domi manducet: ut non in judicium conveniatis. Cetera autem, cum venero, disponam. Ist aber jemand hungrig, so esse er zu Hause, damit ihr nicht zum Gerichte zusammenkommet. Das übrige aber werde ich anordnen, wenn ich komme.⁴⁶ 1 Korinther 1Kor 54 11 34 46 Da der Apostel nicht alles glauben wollte, was ihm mitgeteilt war, wollte er das übrige erst untersuchen, um dann die nötigen Anordnungen zu treffen. Auch diese Worte des heil. Paulus zeigen, dass die Kirche viele Anordnungen der Apostel besitzt, welche in der heil. Schrift nicht aufgezeichnet sind. (Thom.) 1 Korinther 1Kor 54 11 4 Omnis vir orans, aut prophetans velato capite, deturpat caput suum. Jeder Mann, der mit bedecktem Haupte betet, oder weissagt, entehrt sein Haupt. 1 Korinther 1Kor 54 11 5 Omnis autem mulier orans, aut prophetans non velato capite, deturpat caput suum: unum enim est ac si decalvetur. Jedes Weib aber, das mit unverhülltem Haupte betet, oder weissagt, entehrt ihr Haupt; denn es ist ein und dasselbe, als wäre sie kahl geschoren.⁶ 1 Korinther 1Kor 54 11 5 6 Die Vorschrift der Apostel ist an alle Frauen, Witwen und Jungfrauen gerichtet, welche in den gottesdienstlichen Versammlungen auf das Gebet oder die Ermahnungen mit Amen antworteten. Die Vorschrift bezieht sich also auf den äußeren Anstand, welchen christliche Frauen in der Kirche zu beobachten haben. Jeder, der vor dem Richter steht, muss seinen Stand und seine Würde bekennen (Thom.), wie auch niemand vor dem Fürsten erscheint, ohne seiner eigenen Würde gemäß ausgestattet zu sein (Chrys.). Nun ist das Zeichen der Herrschaft das unbedeckte Haupt, der freie Aufblick zum Himmel, der gleichsam besagt, dass man nur einen Herrn auf Erden über sich anerkenne, Christus. Das Haupt unbedeckt zu haben, kommt also nur dem Manne zu. 1 Korinther 1Kor 54 11 6 Nam si non velatur mulier, tondeatur. Si vero turpe est mulieri tonderi, aut decalvari, velet caput suum. Denn wenn ein Weib sich nicht verhüllt, so schneide man ihr die Haare ab; ist es aber für ein Weib schimpflich, geschoren oder kahl gemacht zu werden, so verhülle sie ihr Haupt.⁷ 1 Korinther 1Kor 54 11 6 7 Die öffentlichen Dirnen und andere trugen das Haupt geschoren, bei den Israeliten wurde den des Ehebruchs Beschuldigten das Haar abgeschnitten. [Num 5,18] Bei allen Völkern gilt es als eine Schande für die Frauen, das Haar kurz zu tragen. Tragen die Frauen keinen Schleier, so sollen sie zur Strafe auch den Schleier verlieren, den die Natur selbst gegeben, und in der äußeren Erscheinung gänzlich den verworfenen Weibern ähnlich werden. Wollen sie aber nicht die Haare abschneiden, so mögen sie auch den Schleier tragen, den die Ehrbarkeit eingeführt hat, damit sie so zeigen, dass sie sich erinnern, dass ihnen in der Kirche eine niedrigere Würde zukommt. 1 Korinther 1Kor 54 11 7 Vir quidem non debet velare caput suum: quoniam imago et gloria Dei est, mulier autem gloria viri est. Der Mann allerdings soll das Haupt nicht verhüllen, denn er ist das Bild und die Ehre Gottes; das Weib aber ist des Mannes Ehre.⁸ 1 Korinther 1Kor 54 11 7 8 Der Mann hat, wie die Geschichte der Schöpfung zeigt, zwar nicht mehr von dem Schöpfer erhalten, als die Frau, aber ist doch keinem anderen Wesen untergeordnet worden, sondern vielmehr allen vorgesetzt, um die Ehre Gottes, des Herrn der Welt, auf vollkommenste Weise, auf welche ein Geschöpf es vermag, darzustellen. Deshalb soll er kein Zeichen der Untertänigkeit auf dem Haupte führen. Da aber der erste Mensch keine Gefährtin unter allen Geschöpfen fand, die ihm ähnlich war, ist das Weib in gewissen Maße nach der Ähnlichkeit und dem Bilde des Mannes geschaffen worden, gleichsam als Bild des Bildes Gottes. (Cyr. v. Alex., Theod., Ök., Theoph., Lombard) So ist das Weib also in der Ordnung der Geschöpfe zunächst die Ehre des Mannes, mittelbar die Ehre Gottes. Dies zeigt der Apostel weiter in den folgenden Versen. Bemerke, dass die Priester in der Kirche das Haupt bald bedeckt, bald unbedeckt haben; sie sind unbedeckt, wenn sie im Namen Christi fürbitten, opfern und die heil. Sakramente ausspenden; bedeckt, wenn sie im Namen seiner Braut, der lehrenden Mutter Kirche, auftreten, die als Zeichen ihrer Unterwürfigkeit die bräutliche Krone trägt. [Offb 21,2] 1 Korinther 1Kor 54 11 8 Non enim vir ex muliere est, sed mulier ex viro. Denn der Mann ist nicht aus dem Weibe, sondern das Weib aus dem Manne; [Gen 2,21.22] 1 Korinther 1Kor 54 11 9 Etenim non est creatus vir propter mulierem, sed mulier propter virum. auch ist der Mann nicht des Weibes wegen geschaffen, sondern das Weib des Mannes wegen.⁹ [Gen 2,18ff] 1 Korinther 1Kor 54 11 9 9 Da das Weib vom Manne und wegen des Mannes ist, ist sie die Ehre des Mannes; denn den anderen Geschöpfen gegenüber ihm gleich, stellt sie seine Vollkommenheit dar, wie der Mann, als Herr über alle lebenden Wesen, die Ehre Gottes, des höchsten Herrn, darstellt. 1 Korinther 1Kor 54 0 1 5. Die rechte Wertschätzung der Gnadengaben und ihr rechter Gebrauch. (12,1 14,40) a. Der Ursprung und der Wert der Gnadengaben (V. 30): Merkmale wahrer Gnadengaben. (V. 3) Einziger Ursprung und einziges Ziel der Gnadengaben. (V. 11) Praktische Folgerungen: alle Gnadengaben tragen zum Heile der Kirche bei. (V. 20) Die Gnadengaben, welche geringer scheinen, sind bisweilen nützlicher. (V. 30) b. Beziehungen der Gnadengaben zur Liebe (12,31 13,13): was sind die Gnadengaben wert ohne die Liebe? (12,31 13,3) 1 Korinther 1Kor 54 12 1 De spiritualibus autem, nolo vos ignorare fratres. Über die Geistesgaben aber¹ will ich euch nicht ohne Belehrung lassen, Brüder! 1 Korinther 1Kor 54 12 1 1 Es waren in den ersten Zeiten besondere Gnadengaben notwendig, damit jene, welche ihr ganzes Leben in Götzendienst, von den bösen Geistern verblendet, zugebracht hatten, ungebildeten und armen Leuten glaubten und von ihnen die Wahrheit annahmen. Ohne dass ganz offenbare Wunder der göttlichen Gnade sich zeigten, konnte dies nicht geschehen. (Theod.) Durch diese außerordentlichen Gaben wurden freilich die von Christus eingeführten Ämter in der Kirche nicht überflüssig. Über diese Gnadengaben hatten die Korinther an Paulus Fragen gerichtet. Jedenfalls befanden sie sich in einem zweifachen Irrtum: sie beurteilten den Wert der Gnadengaben nach der Außenseite, nach der Bewunderung, welche diese wachriefen. Infolge dessen stellten sie die Sprachengabe allen anderen Gnadengaben voran und wünschten, dieselbe zu erlangen, während die Gabe der Prophezeiung ihnen wenig beachtenswert schien. Aber: weiteres über die Liebesmahle zu bestimmen, behielt der Apostel seiner Ankunft vor, die Antwort auf die Frage nach den Geistesgaben aber will er nicht verschieben. 1 Korinther 1Kor 54 12 10 Alii operatio virtutum, alii prophetia, alii discretio spirituum, alii genera linguarum, alii interpretatio sermonum. einem andern die Gabe Wunder zu wirken, einem andern Weissagung, einem andern Unterscheidung der Geister, einem andern mancherlei Sprachen, einem andern Sprachenauslegung.⁹ 1 Korinther 1Kor 54 12 10 9 Das Wesen der einzelnen Geistesgaben lässt sich nicht mit vollkommener Gewissheit bestimmen. Die Weisheit [1Kor 2,6ff] ist die genaue Kenntnis der verborgenen Geheimnisse Gottes. Das Wort der Weisheit ist mithin die Gabe, die tiefsten Geheimnisse zu lehren. Da nun diese Gabe besonders den apostolischen Männern eigen sein muss, ist sie wohl die gleiche wie die V. 28 als diese eigene genannte. Die Rede der Wissenschaft ist die Gabe, jene Wahrheiten, welche alle Christen kennen müssen, so zu erklären und darzulegen, dass alle sie verstehen und behalten. Diese Gabe wird besonders den Lehrern (V. 28) eigen sein müssen. Die Gabe des Glaubens ist die Gabe des wunderwirkenden Glaubens [Mt 17,20], wie [1Kor 13,2] angedeutet. (Chrys., Cyr. v. Alex.) Gott gab den Aposteln, um ihr Ansehen zu mehren, die Gabe wunderbarer Heilungen [Apg 5,15, Apg 19,12], ohne dass sie selbst dabei mitwirkten. Über diese Gabe wie über die anderen Wunder zu wirken ist nichts weiter bekannt. Die vier letzten Gnadengaben werden paarweise verbunden, weil sie eine ohne die andere keinen großen Nutzen schafft. Doch über die Gabe der Sprachen und der Prophezeiung handelt das ganze vierzehnte Kapitel, weshalb dort mehr über dieselben gesagt werden wird. 1 Korinther 1Kor 54 12 11 Hæc autem omnia operatur unus atque idem Spiritus, dividens singulis prout vult. Dieses alles aber wirkt ein und derselbe Geist, einem jeden zuteilend, wie er will.¹⁰ [Röm 12,6, Eph 4,7] 1 Korinther 1Kor 54 12 11 10 Ein und derselbe Geist wirkt dies alles, gewiss dabei auf die natürliche Veranlagung dessen, dem eine Gabe zu Teil werden soll, Rücksicht nehmend, oder auf die Beschaffenheit des Herzens. Stets aber gibt der Heil. Geist frei, wem er will, ohne dass die Gläubigen auf irgendeine Gabe ein Recht besäßen. 1 Korinther 1Kor 54 12 12 Sicut enim corpus unum est, et membra habet multa, omnia autem membra corporis cum sint multa, unum tamen corpus sunt: ita et Christus. Wie nämlich der Leib einer ist¹¹ und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obschon ihrer viele sind, dennoch ein Leib sind, so auch Christus.¹² 1 Korinther 1Kor 54 12 12 11 Damit die Folgerungen, welche der Apostel in bildlicher Form vorlegen will, richtig erscheinen, weist er zuvor nach, dass die Kirche sich mit dem menschlichen Leibe vergleichen lässt (V. 12 14). 1 Korinther 1Kor 54 12 12 12 Der mystische Christus, die Kirche, welche der Leib Christi ist, deren Haupt der Herr ist. Christus heißt Haupt und Leib wegen der unerforschlichen Einheit zwischen Haupt und Gliedern. Ein Geist wirkt alles in den Gliedern Christi, wie eine und dieselbe Seele in dem Auge sieht, im Ohre hört und in allen Gliedern alles tut. So ist der mystische Christus einer und vielfach, so viel Glieder er hat, so viel Gläubige sind, welche durch den Heil. Geist zu einem Leibe vereint werden. Wenn die Mannigfaltigkeit die Einheit aufheben würde, könnte man nicht mehr von einem Leibe reden, und doch bilden viele Glieder einen Leib, weil derselbe Lebensgrund, die Seele, alle erfüllt. 1 Korinther 1Kor 54 12 13 Etenim in uno Spiritu omnes nos in unum corpus baptizati sumus, sive Judæi, sive gentiles, sive servi, sive liberi: et omnes in uno Spiritu potati sumus. Denn in einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden, gleichviel ob Juden oder Heiden, Knechte oder Freie; und alle sind wir in einem Geiste getränkt worden.¹³ 1 Korinther 1Kor 54 12 13 13 Alles, was einst unterschied und trennte, Judentum oder Heidentum, Freiheit oder Knechtschaft, ist verschwunden, eines ist an die Stelle getreten, der Geist, der alle zu Gliedern macht. Der Taufe, von der im ersten Gliede des Verses die Rede ist, schloss sich die Firmung (Chrys.) an, deren Gnaden dem Wasser verglichen werden, mit dem die Menschen getränkt werden. Ein ähnliches Bild siehe [Jes 12,3, Jer 2,13, Ez 47,1, Sach 14,8] und [Joh 4,13.14, Joh 7,37ff]. 1 Korinther 1Kor 54 12 14 Nam et corpus non est unum membrum, sed multa. Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern besteht aus vielen. 1 Korinther 1Kor 54 12 15 Si dixerit pes: Quoniam non sum manus, non sum de corpore: num ideo non est de corpore? Wenn der Fuß sagte: Weil ich nicht Hand bin, gehöre ich nicht zum Leibe; gehört er darum etwa nicht zum Leibe?¹⁴ 1 Korinther 1Kor 54 12 15 14 Wenn der Fuß, der das Gewicht des Leibes trägt und den Staub der Erde tritt, mit der Hand verglichen wird, und das Ohr, das dem Auge nachsteht, mit diesem, so sind sie Glieder minderen Ranges, und dennoch gehören sie ebenso zum Leibe, wie die vornehmen Glieder, da sie auf gleiche Weise mit ihnen verbunden sind. Es wäre also töricht, wollten Glieder der Kirche, welche etwa niedere Gnadengaben empfangen haben, deshalb meinen, sie seien von der Kirche ausgeschlossen. Der Apostel hat die Glieder überaus passend einander entgegengestellt, da wir diejenigen, welche um weniges (nicht um vieles) höher sind als wir, zu beneiden pflegen (Chrys.). 1 Korinther 1Kor 54 12 16 Et si dixerit auris: Quoniam non sum oculus, non sum de corpore: num ideo non est de corpore? Und wenn das Ohr sagte: Weil ich nicht Auge bin, gehöre ich nicht zum Leibe; gehört es darum etwa nicht zum Leibe? 1 Korinther 1Kor 54 12 17 Si totum corpus oculus: ubi auditus? Si totum auditus: ubi odoratus? Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo wäre das Gehör? Wenn der ganze Leib Gehör wäre, wo wäre der Geruch? 1 Korinther 1Kor 54 12 18 Nunc autem posuit Deus membra, unumquodque eorum in corpore sicut voluit. Nun aber hat Gott die Glieder, ein jedes von ihnen, an dem Leibe gesetzt, wie es ihm wohlgefiel. [V. 11] 1 Korinther 1Kor 54 12 19 Quod si essent omnia unum membrum, ubi corpus? Wenn alle ein Glied wären, wo wäre der Leib? 1 Korinther 1Kor 54 12 2 Scitis quoniam cum gentes essetis, ad simulacra muta prout ducebamini euntes. Ihr wisset, dass ihr, als ihr Heiden waret, zu den stummen Götzen hinginget, wie ihr geführt wurdet.² 1 Korinther 1Kor 54 12 2 2 Wie vernunftlose Tiere. Es war wohl der Teufel, der sie von Gott ab- und den Götzen zuführte. 1 Korinther 1Kor 54 12 20 Nunc autem multa quidem membra, unum autem corpus. Nun aber sind zwar viele Glieder,¹⁵ aber nur ein Leib. 1 Korinther 1Kor 54 12 20 15 Und zwar dem göttlichen Willen gemäß verschiedene. 1 Korinther 1Kor 54 12 21 Non potest autem oculus dicere manui: Opera tua non indigeo: aut iterum caput pedibus: Non estis mihi necessarii. Es kann aber das Auge nicht zur Hand sagen: Ich bedarf deiner Dienste nicht; oder auch das Haupt zu den Füßen: Ihr seid mir nicht nötig!¹⁶ 1 Korinther 1Kor 54 12 21 16 Oben, wo der Apostel von dem Verhältnisse der Glieder zu dem Leibe sprach, wählte er Glieder gleicher Art, jetzt, die Glieder unter sich vergleichend solche verschiedener Art. Der Apostel will die Anwendung auf die Kirche noch nicht machen. 1 Korinther 1Kor 54 12 22 Sed multo magis quæ videntur membra corporis infirmiora esse, necessariora sunt: Sondern vielmehr sind diejenigen Glieder des Leibes, welche die schwächeren zu sein scheinen, die notwendigeren;¹⁷ 1 Korinther 1Kor 54 12 22 17 Die inneren Organe. (Theod., Thom.) 1 Korinther 1Kor 54 12 23 Et quæ putamus ignobiliora membra esse corporis, his honorem abundantiorem circumdamus: et quæ inhonesta sunt nostra, abundantiorem honestatem habent, und die als die minder ansehnlichen Glieder des Leibes gelten, diese umgeben wir mit reichlicherer Ehre; und die an uns schamhaft sind, haben reichlichere Anständigkeit.¹⁸ 1 Korinther 1Kor 54 12 23 18 Der heil. Apostel wählt seine Ausdrücke. Die beiden ersten Klassen werden von uns für schwächer und minder ansehnlich gehalten, die dritte Klasse ist das, was sie genannt wird, da allen Menschen das Schamgefühl angeboren ist. 1 Korinther 1Kor 54 12 24 Honesta autem nostra nullius egent: sed Deus temperavit corpus, ei, cui deerat, abundantiorem tribuendo honorem, Das Wohlanständige an uns bedarf nichts;¹⁹ Gott aber hat den Leib so eingerichtet, dass er dem mehr Ehre zu Teil werden ließ, was nachstand, 1 Korinther 1Kor 54 12 24 19 Keiner von außen ihnen verschafften Ehrbarkeit. 1 Korinther 1Kor 54 12 25 Ut non sit schisma in corpore, sed idipsum pro invicem sollicita sint membra. damit keine Spaltung im Leibe sei, sondern die Glieder einmütig füreinander Sorge tragen. 1 Korinther 1Kor 54 12 26 Et si quid patitur unum membrum, compatiuntur omnia membra: sive gloriatur unum membrum, congaudent omnia membra. Und wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit; oder, wenn ein Glied verherrlicht wird, freuen sich alle Glieder mit. 1 Korinther 1Kor 54 12 27 Vos autem estis corpus Christi, et membra de membro. Ihr aber seid Christi Leib, und Glied um Glied.²⁰ 1 Korinther 1Kor 54 12 27 20 Da das Bild leicht verständlich ist, erklärt der Apostel es nicht weiter, sondern betont noch einmal einzig den Grund, auf dem der Schluss, den er einprägen will, beruht, nämlich dass die Einheit der Kirche, des Körpers Christi, und die Verschiedenheit der Glieder von Gott selbst gesetzt ist. Glied um Glied: so voneinander abhängig und zueinander geordnet wie ein Glied zum andern (Thom.). 1 Korinther 1Kor 54 12 28 Et quosdam quidem posuit Deus in Ecclesia primum Apostolos, secundo Prophetas, tertio Doctores, deinde virtutes, exinde gratias curationum, opitulationes, gubernationes, genera linguarum, interpretationes sermonum. Und die einen hat Gott in der Kirche gesetzt, erstens als Apostel, zweitens als Propheten, drittens als Lehrmeister, dann Wunderkräfte, ferner Gaben der Heilungen, Hilfeleistungen, Verwaltungen, mancherlei Sprachen zu reden, Reden auszulegen.²¹ [Eph 4,11] 1 Korinther 1Kor 54 12 28 21 Der Apostel redet hier nicht von den gewöhnlichen von Christus in der Kirche eingesetzten Ämtern. Acht Gnadengaben werden von dem Apostel aufgezählt, denn die in der heutigen Vulgata an neunter Stelle genannte fehlt in den griechischen und den älteren lateinischen Manuskripten. Apostel sind hier alle diejenigen, welche den Ungläubigen das Evangelium verkündeten und neue Kirchen gründeten. Propheten sind, wie die Lehrer, für schon gegründete Kirchen berufen. Die Propheten wurden vom Heil. Geiste erfüllt, um die Gläubigen zu ermahnen, zu trösten, zu erbauen, die Lehrer, um sie im Glauben zu unterweisen. Zu den bereits gleichfalls V. 9 erwähnten Wunderkräften und Gaben der Heilung kommen zwei vorher nicht genannte: Hilfe zu leisten und wohl zu verwalten, die beide für äußere Dinge gegeben wurden, die eine Gabe, um Kranken und Armen zu Hilfe zu kommen (Chrys.), die andere, um das Haus, die Gemeinde, oder in außerordentlicher Weise selbst die Kirche, zu leiten. Vergl. [Röm 12,8]. Auch jetzt noch verleiht Gott bisweilen diese Gnadengaben, wie wir in den Lebensbeschreibungen der Heiligen lesen, wo dieselben außerordentliche Erfolge erzielten, die ohne die besondere Beihilfe des Heil. Geistes nicht zu erlangen waren. 1 Korinther 1Kor 54 12 29 Numquid omnes Apostoli? numquid omnes Prophetæ? numquid omnes Doctores? Sind etwa alle Apostel, alle Propheten, alle Lehrer? 1 Korinther 1Kor 54 12 3 Ideo notum vobis facio, quod nemo in Spiritu Dei loquens, dicit anathema Jesu. Et nemo potest dicere, Dominus Jesus, nisi in Spiritu sancto. Darum³ tue ich euch kund, dass niemand, der im Geiste Gottes redet, sagt: Fluch über Jesus; und niemand kann sagen: Herr Jesus, außer im Heiligen Geiste.⁴ [Mk 9,38] 1 Korinther 1Kor 54 12 3 3 Dies waret ihr, ehe euch die Gnade zu Teil ward, wie sehr ist diese notwendig! 1 Korinther 1Kor 54 12 3 4 Vergl. [1Joh 4,1-3]. Wie der heil. Johannes dort ein Merkmal aufstellt, an dem wahre Propheten und Lehrer von falschen Propheten und Irrlehrern unterschieden werden, so gibt der heil. Paulus hier das gleiche als Unterscheidungsmerkmal für geistliche Gnadengaben. Wer im außerordentlichen Zustande sagt: Verflucht ist (sei) Jesus, also nicht nur seine Gottheit leugnet, sondern ihn selbst verabscheut und sein Reich zu zerstören sucht, redet und handelt nicht unter dem Einflusse des Heil. Geistes. Hingegen wer den Glauben an Jesus mehrt oder fördert, ist vom Heil. Geiste erfüllt. 1 Korinther 1Kor 54 12 30 Numquid omnes virtutes? numquid omnes gratiam habent curationum? numquid omnes linguis loquuntur? numquid omnes interpretantur? Haben etwa alle Wunderkräfte, alle die Gabe zu heilen, reden alle in Sprachen, können alle auslegen?²² 1 Korinther 1Kor 54 12 30 22 Vergl. V. 11, V. 18. 1 Korinther 1Kor 54 12 31 mulamini autem charismata meliora. Et adhuc excellentiorem viam vobis demonstro. Beeifert euch um die besseren Gnaden.²³ Und noch einen vorzüglicheren Weg zeige ich euch.²⁴ 1 Korinther 1Kor 54 12 31 23 Wenngleich alle Gnadengaben von dem freien Ermessen des Heil. Geistes abhängen, können sie doch durch frommes Flehen von ihm erlangt werden, vergl. [1Kor 14,13], zumal der Heil. Geist sie gewiss denen leicht gewährt, welche sie nach dem Willen des Spenders zum Nutzen der Kirche zu gebrauchen verheißen. 1 Korinther 1Kor 54 12 31 24 Der Apostel führt indes erst [1Kor 14,1] diese Aufforderung weiter. Einen Weg, welcher vorzüglicher ist, als die Gnadengaben, die Liebe zeige ich euch. 1 Korinther 1Kor 54 12 4 Divisiones vero gratiarum sunt, idem autem Spiritus: Es sind jedoch verschiedene Gnadengaben, allein derselbe Geist.⁵ 1 Korinther 1Kor 54 12 4 5 Wie die Heiden verschiedene Gaben verschiedenen Götzen zuschrieben, so konnten die Neubekehrten, wenn sie von dem Geiste der Weisheit, dem Geiste der Prophezeiung usw. hörten, sich leicht falsche Vorstellungen über die Gnadengaben machen. 1 Korinther 1Kor 54 12 5 Et divisiones ministrationum sunt, idem autem Dominus: Und es sind verschiedene Ämter, aber derselbe Herr. 1 Korinther 1Kor 54 12 6 Et divisiones operationum sunt, idem vero Deus, qui operatur omnia in omnibus. Und es sind verschiedene Wirkungsweisen, allein es ist derselbe Gott, welcher alles in allen wirkt.⁶ 1 Korinther 1Kor 54 12 6 6 Aus dem, was den beiden anderen Personen der Gottheit zugeeignet wird (dem Sohne V. 5, dem Vater V. 6), folgert der Apostel, dass auch die Verschiedenheit der Gnadengabe einem Geiste zukommt. 1 Korinther 1Kor 54 12 7 Unicuique autem datur manifestatio Spiritus ad utilitatem. Einem jeden aber wird die Offenbarung des Geistes⁷ zum Nutzen gegeben. 1 Korinther 1Kor 54 12 7 7 Gnadengabe. 1 Korinther 1Kor 54 12 8 Alii quidem per Spiritum datur sermo sapientiæ: alii autem sermo scientiæ secundum eundem Spiritum, Dem einen wird durch den Geist das Wort der Weisheit verliehen, dem andern aber die Rede der Wissenschaft nach demselben Geiste;⁸ 1 Korinther 1Kor 54 12 8 8 Durch den Heil. Geist und nach seinem Willen werden die Gnadengaben verteilt, weil sie in ihm ihre gemeinsame Quelle haben und meist in ihm verliehen werden, da er, wenn er sich selbst den Gläubigen schenkt, ihnen auch seine Gaben zu Teil werden lässt. Der Apostel zählt die Gaben übrigens nicht alle auf. An dieser Stelle erwähnt er neun, weiter unten (V. 28) acht, unter ihnen Apostelgabe und Lehrgabe, die wohl auch hier unter anderen Namen angeführt werden, und die Gnade Hilfe zu leisten und wohl zu verwalten, die hier übergangen sind. Wollen wir die hier genannten Gaben in Klassen teilen, so umfasst die erste vier Gaben, welche zur Lehre über göttliche Dinge helfen, die zweite drei, welche in den bereits überlieferten Lehren bestärken, die dritte vier, welche dazu dienen, die Gläubigen zu ermuntern, die Ungläubigen zurückzuweisen. Als vierte Klasse können diejenigen Gaben angesehen werden, durch welche der Heil. Geist einige Menschen geeignet macht, andere in äußeren Dingen zu leiten (V. 28). 1 Korinther 1Kor 54 12 9 Alteri fides in eodem Spiritu: alii gratia sanitatum in uno Spiritu, einem andern Glaube in demselben Geiste; einem andern Gnadengabe zu Heilungen in dem einen Geiste; 1 Korinther 1Kor 54 0 1 Was sind die Gnadengaben wert ohne die Liebe? (V. 3) Was ist die Liebe wert ohne die Gnadengaben? (V. 7) Die Liebe übertrifft durch ihre ewige Dauer die Gnadengaben. 1 Korinther 1Kor 54 13 1 Si linguis hominum loquar, et angelorum, caritatem autem non habeam, factus sum velut æs sonans, aut cymbalum tinniens. Wenn ich mit den Zungen der Menschen und Engel rede,¹ aber die Liebe nicht habe, so bin ich wie ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle geworden. 1 Korinther 1Kor 54 13 1 1 Wenn ich das höchste Maß der Sprachengabe besäße, dass ich mit Menschen- und Engelzungen Gott preisen könnte, mir selbst würde dies nichts helfen zum ewigen Leben, ohne die Liebe, jene göttliche Tugend, mit welcher wir Gott um seiner selbst willen, den Nächsten um Gottes willen lieben (Aug.). 1 Korinther 1Kor 54 13 10 Cum autem venerit quod perfectum est, evacuabitur quod ex parte est. Wenn aber das Vollkommene kommt, dann wird das, was Stückwerk ist, abgetan werden.¹⁵ 1 Korinther 1Kor 54 13 10 15 Dieser Satz wird durch das Folgende weiter beleuchtet und erklärt. 1 Korinther 1Kor 54 13 11 Cum essem parvulus, loquebar ut parvulus, sapiebam ut parvulus, cogitabam ut parvulus. Quando autem factus sum vir, evacuavi quæ erant parvuli. Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind; als ich aber Mann ward, legte ich ab, was des Kindes war. 1 Korinther 1Kor 54 13 12 Videmus nunc per speculum in ænigmate: tunc autem facie ad faciem. Nunc cognosco ex parte: tunc autem cognoscam sicut et cognitus sum. Jetzt sehen wir durch einen Spiegel im Rätsel, alsdann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt ist mein Erkennen Stückwerk, dann aber werde ich erkennen, so wie auch ich erkannt bin.¹⁶ 1 Korinther 1Kor 54 13 12 16 Der Apostel stellt einen Schluss auf, dessen Obersatz V. 11, dessen Untersatz V. 12 enthält: wenn das Vollkommene kommt, weicht das Unvollkommene, nun aber ist unsere jetzige Erkenntnis unvollkommen, die zukünftige wird vollkommen sein. Die Unvollkommenheit und Vollkommenheit erklärt der Apostel durch Bilder. Jetzt bedürfen wir, um Gott zu erkennen, eines Mittels, wir erkennen ihn in der Natur [Röm 1,20] und in Jesus, seinem Leben und seinen Lehren [Joh 14,9], also im Bilde, mithin bleibt ein Dunkel und Geheimnis, dass wir nicht durchdringen und dem wir uns durch den Glauben unterwerfen. Anders wird es im seligen Leben sein, wenn wir Gott in sich schauen. Ich werde erkennen, wie ich auch erkannt bin: ich werde so vollkommen rein erkennen, wie ein Geschöpf dies nur vermag, wie die göttliche Erkenntnis in ihrer Art vollkommen ist. Nicht der Umfang der Erkenntnis, sondern die Weise: unmittelbare Anschauung (gegenüber der jetzigen mittelbaren) wird verglichen. Noch ist dieser glückselige Stand nicht erreicht; doch allen Menschen bleiben ja, wenn wir auch nicht alle die Gabe der Rede, der Wissenschaft oder der Prophezeiung haben können, die drei göttlichen Tugenden (Justin, Chrys.). 1 Korinther 1Kor 54 13 13 Nunc autem manent, fides, spes, caritas: tria hæc: major autem horum est caritas. Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei;¹⁷ das größte aber unter diesen ist die Liebe. 1 Korinther 1Kor 54 13 13 17 Die Gnadengaben verteilt der Heil. Geist, wie er will [1Kor 12,11], und wenngleich er sie zum Nutzen der Gläubigen gibt [1Kor 12,7], ist doch keine derselben unbedingt oder immer notwendig. Darum gibt oder nimmt er sie, je nachdem es der Kirche nützlich ist. Die theologischen Tugenden hingegen sind allen Gläubigen unbedingt und stets notwendig, darum bleiben sie in der streitenden Kirche bis zur zweiten Ankunft Christi. Ja, eine Tugend bleibt selbst im anderen Leben (V. 8), die, welche die anderen beiden übertrifft, die Liebe. 1 Korinther 1Kor 54 13 2 Et si habuero prophetiam, et noverim mysteria omnia, et omnem scientiam: et si habuero omnem fidem ita ut montes transferam, caritatem autem non habuero, nihil sum. Und wenn ich die Gabe der Weissagung habe, und kenne alle Geheimnisse und alle Wissenschaft, und wenn ich allen Glauben habe, so dass ich Berge versetzen könnte, die Liebe aber nicht habe, so bin ich nichts.² 1 Korinther 1Kor 54 13 2 2 Vier Gnadengaben werden in diesem Verse mit der Liebe verglichen: Prophezeiung, Weisheit, Wissenschaft, wunderwirkender Glaube, die vier vorzüglichsten. Siehe [1Kor 12,8.28] Weisheit und Wissenschaft können auch Gaben des Heil. Geistes sein, alsdann sind sie aber mit der Liebe verbunden (Thom.). 1 Korinther 1Kor 54 13 3 Et si distribuero in cibos pauperum omnes facultates meas, et si tradidero corpus meum ita ut ardeam, caritatem autem non habuero, nihil mihi prodest. Und wenn ich alle meine Habe zur Speisung der Armen austeile, und wenn ich meinen Leib dahingebe, dass ich verbrannt werde, die Liebe aber nicht habe, so nützt es mir nichts.³ 1 Korinther 1Kor 54 13 3 3 Der Apostel geht nunmehr zu jenen Gnadengaben über, welche den Menschen befähigen, dem Nächsten im täglichen Leben zu helfen, die zwar weniger bewunderungswert erscheinen, aber den Tugenden ähnlicher sind. 1 Korinther 1Kor 54 13 4 Caritas patiens est, benigna est: caritas non æmulatur, non agit perperam, non inflatur. Die Liebe⁴ ist langmütig, ist gütig;⁵ die Liebe eifert nicht, sie handelt nicht unbescheiden, sie bläht sich nicht auf; 1 Korinther 1Kor 54 13 4 4 Die Gnadengaben ohne die Liebe nützen dem nichts, der sie besitzt. Stets aber ist die Liebe nütz, ob sie auch nicht mit Gnadengaben geschmückt erscheint. Da der Mensch sich und andere über seine Liebe zu Gott leicht täuschen kann, die Liebe zum Nächsten aber ohne die Liebe zu Gott nicht bestehen kann, zählt der Apostel die Eigenschaften der Liebe gegen den Nächsten auf, damit die Gläubigen sich prüfen, ob sie diese so notwendige Gabe besitzen. Zuerst nennt er die zwei allgemeinen Eigenschaften der Liebe (V. 4), alsdann die besonderen, acht negative (V. 4 6), fünf positive. 1 Korinther 1Kor 54 13 4 5 Jede Tugend erweist ihre Kraft im Ertragen des Bösen und dem Tun des Guten. (Thom.) Gütig: sie teilt alles, was sie hat, gern mit. (Thom.) 1 Korinther 1Kor 54 13 5 Non est ambitiosa, non quærit quæ sua sunt, non irritatur, non cogitat malum, sie ist nicht ehrsüchtig,⁶ sucht nicht das ihre,⁷ sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht an; 1 Korinther 1Kor 54 13 5 6 Griech.: Sie handelt nicht ungeziemend. 1 Korinther 1Kor 54 13 5 7 Sie sucht nicht das Ihre mit Hintansetzung dessen, was anderen nützlich ist; denn wer den Nächsten liebt wie sich selbst, sucht auch dessen Wohl wie das eigene (Thom.). 1 Korinther 1Kor 54 13 6 Non gaudet super iniquitate, congaudet autem veritati: sie freut sich nicht der Ungerechtigkeit,⁸ sie freut sich aber mit der Wahrheit;⁹ 1 Korinther 1Kor 54 13 6 8 Der Ungerechtigkeit, die sie an anderen sieht. 1 Korinther 1Kor 54 13 6 9 Die Wahrheit wird hier wie die Liebe als Person gedacht, welche sich freut, wenn sie ihr Ziel erreicht, d. i. von allen erkannt und anerkannt wird; die Liebe freut sich mit ihr, wenn sie ihr Reich sich ausbreiten sieht. 1 Korinther 1Kor 54 13 7 Omnia suffert, omnia credit, omnia sperat, omnia sustinet. alles erträgt sie,¹⁰ alles glaubt sie, alles hofft sie, alles übersteht sie.¹¹ 1 Korinther 1Kor 54 13 7 10 Griech.: Sie bedeckt alles, deckt gleichsam alle Mängel des Nächsten zu, um das Wohlwollen nicht zu verlieren. 1 Korinther 1Kor 54 13 7 11 Ohne Misstrauen (wenngleich nicht ohne Klugheit) lässt der, welcher die Liebe hat, die Worte des Nächsten zu, hofft von ihm das Beste, auch wenn er ihn einmal straucheln sieht, und hilft ihm aufstehen; endlich erträgt er alle Übel ebenso starkmütig und geduldig. 1 Korinther 1Kor 54 13 8 Caritas numquam excidit: sive prophetiæ evacuabuntur, sive linguæ cessabunt, sive scientia destruetur. Die Liebe hört nie auf,¹² wenn auch die Weissagungen abgetan werden oder die Sprachen ein Ende nehmen, und die Erkenntnis vergehen wird.¹³ 1 Korinther 1Kor 54 13 8 12 Mit dem Lobe der Liebe als der Seele aller anderen Tugenden ist der Apostel noch nicht zufrieden und führt ein drittes Lob derselben an, ihre Ewigkeit, die sie über die Gnadengaben (V. 9 12) und die anderen theologischen Tugenden stellt (V. 13). 1 Korinther 1Kor 54 13 8 13 Nicht allein jene Gnadengabe, welche die Korinther irrtümlich überschätzten, sondern auch jene, welche mit Recht als die ersten gelten, Prophezeiung und Wissenschaft (und Weisheit) werden ein Ende haben, wieviel mehr die unter diesen stehenden. Da die Gnadengaben zum Nutzen der Gläubigen gewährt werden, hören sie freilich auf, sobald das Ziel, für welches sie gegeben werden, aufhört, wenigstens also mit der zweiten Ankunft Christi; indes schließt der Apostel vielmehr aus ihrer inneren Unvollkommenheit auf die Notwendigkeit des Aufhörens derselben. 1 Korinther 1Kor 54 13 9 Ex parte enim cognoscimus, et ex parte prophetamus. Denn unser Erkennen ist Stückwerk, und unser Weissagen ist Stückwerk.¹⁴ 1 Korinther 1Kor 54 13 9 14 Auch die Gabe der Wissenschaft ist unvollkommen; denn weder erfasst sie alle Wahrheiten, noch erkennt sie diejenigen, welche sie erfasst, ohne Dunkelheit. Auch was die Gabe der Prophezeiung der Gläubigen bietet, nimmt an der Dunkelheit des Glaubens teil. 1 Korinther 1Kor 54 0 1 c. Vergleich der Gnadengaben der Sprachen und der Prophezeiung untereinander. (V. 25): die Prophezeiung ist den Gläubigen nützlicher, als die Sprachengabe. (V. 6) Die Sprachengabe hat an und für sich keinen großen Nutzen. (V. 12) Ebenso hat sie in den Versammlungen der Gläubigen keine geeignete Stelle, wenn ein Erklärer fehlt. (V. 20) Sie ist ein Zeichen für die Ungläubigen, aber weniger nützlich, als die Prophezeiung. (V. 24) d. Vorschriften über den öffentlichen Gebrauch der Gnadengaben. (V. 40) 1 Korinther 1Kor 54 14 1 Sectamini caritatem, æmulamini spiritalia: magis autem ut prophetetis. Trachtet nach der Liebe! Beeifert euch um die Geistesgaben, vorzüglich aber, dass ihr weissaget.¹ 1 Korinther 1Kor 54 14 1 1 Vergl. [1Kor 12,13]. Die Gabe der Prophezeiung gehört demnach zu den vorzüglichsten Gnadengaben des Heil. Geistes. 1 Korinther 1Kor 54 14 10 Tam multa, ut puta genera linguarum sunt in hoc mundo: et nihil sine voce est. So viele Arten von Sprachen sind wohl in der Welt, und keine davon ist ohne verständlichen Laut. 1 Korinther 1Kor 54 14 11 Si ergo nesciero virtutem vocis, ero ei, cui loquor, barbarus: et qui loquitur, mihi barbarus. Wenn ich also die Bedeutung des Wortes nicht kenne, so werde ich dem Sprechenden ein Fremdling sein, und der Redende wird mir ein Fremdling sein. 1 Korinther 1Kor 54 14 12 Sic et vos, quoniam æmulatores estis spirituum, ad ædificationem Ecclesiæ quærite ut abundetis. Trachtet also auch ihr, weil ihr euch um die Geistesgaben beeifert, sie zur Erbauung der Kirche in Fülle zu haben. 1 Korinther 1Kor 54 14 13 Et ideo qui loquitur lingua: oret ut interpretetur. Wer daher in Sprachen redet, der bitte um die Gnade der Auslegung.¹⁰ 1 Korinther 1Kor 54 14 13 10 Er tue, was in seiner Macht liegt, die Kirche zu erbauen. 1 Korinther 1Kor 54 14 14 Nam si orem lingua, spiritus meus orat, mens autem mea sine fructu est. Denn wenn ich in Sprachen bete, so betet zwar mein Geist, aber mein Verstand ist ohne Frucht.¹¹ 1 Korinther 1Kor 54 14 14 11 Der Geist ist hier der Sitz der Anmutungen, der durch den Heil. Geist zu geistlichen Dingen, also besonders zu Gott, hingezogen wird; der Verstand hingegen die Geisteskraft, welche die Wahrheit durchdringt und beachtet. Wer z. B. den lateinischen Psalm Misere mit der rechten Absicht betet, ohne doch die lateinische Sprache zu kennen, betet im Geiste, wird in Andacht zu Gott entflammt und erfleht von ihm die geistige Gabe der Sündenvergebung; doch sein Verstand durchdringt und erwägt den Sinn der einzelnen Worte nicht, die er spricht, und bleibt so ohne eine ihm eigene Frucht. So ruht auch der Geist in der Beschauung zu Gott, während in der gewöhnlichen Betrachtung der Verstand viel mittätig sein muss. Wohl hat jemand aus der Tröstung, die er empfangen, alsdann reichen Nutzen gezogen, dennoch geschieht es bisweilen, dass er nachher von einer Versuchung überwältigt wird, weil sein Verstand weder die nahe Gefahr derselben vorausgehen, noch um Mittel Vorsorge getragen, derselben zu begegnen. Damit also der ganze Mensch durch das Gebet Hilfe erlange, muss man beten mit Geist und Verstand, sich nicht nur durch den Affekt inniger mit Gott vereinigen, sondern auch mit dem Verstande das, was wir im Gebete sagen, durchdringen und erwägen. 1 Korinther 1Kor 54 14 15 Quid ergo est? Orabo spiritu, orabo et mente: psallam spiritu, psallam et mente. Wie ist es demnach? Ich will mit dem Geiste beten, aber ich will auch mit dem Verstande beten; ich will mit dem Geiste singen, aber ich will auch mit dem Verstande singen. 1 Korinther 1Kor 54 14 16 Ceterum si benedixeris spiritu: qui supplet locum idiotæ, quomodo dicet, Amen, super tuam benedictionem? quoniam quid dicas, nescit. Sonst, wenn du mit dem Geiste lobpreisest,¹² wie soll der, welcher die Stelle eines Unwissenden¹³ einnimmt, zu deiner Lobpreisung das Amen sagen?¹⁴ Er weiß ja nicht, was du sagst. 1 Korinther 1Kor 54 14 16 12 Mit dem Geiste: in unbekannten Sprachen. Lobpreisen und danksagen sind gleichbedeutend. 1 Korinther 1Kor 54 14 16 13 Ein Unwissender ist jeder, welcher bloßer Zuhörer ist im Gegensatze zu dem in Sprachen Redenden, der in der Kirche seine Gabe in Anwendung bringend, eine öffentliche Person darstellt. 1 Korinther 1Kor 54 14 16 14 Wenn der Bischof, oder ein Priester, oder selbst ein Prophet oder Sprachenbegabter vorbetete, antwortete die ganze Gemeinde Amen. Durch diese aus dem Judentume übernommene Sitte bekannte sie, dass sie mit jenen die Gebete Gott aufopferte. Die gleiche Gewohnheit besteht ja auch noch heut zu Tage, dass im Namen der ganzen Gemeinde Amen geantwortet wird. Der Apostel tadelt es, wenn jene mit den Gaben des Heil. Geistes ausgestatteten Menschen in Sprachen redeten, die keiner der Anwesenden verstand. Aber kennt denn das Volk die lateinische Sprache, in welcher die Kirche betet? Antwort: Erstlich kennt das Volk den Inhalt der kirchlichen Gebete in der Tat, wenn es auch nicht jedes Wort versteht; und da es weiß, dass die ganze heilige Handlung nur Heiligkeit bietet und die Herzen zu Gott emporhebt, so kann und müssen alle durch ihr Amen diese Gebete gutheißen und sich zu eigen machen. Zweitens tadelt der Apostel jene außerordentlichen Gebete nur, wenn niemand da ist, welcher den Sinn erklären kann; dem christlichen Volke aber sind tausend Mittel geboten, sich das Verständnis der liturgischen Gebete zu verschaffen. Zudem hat auch der Kirchenrat von Trient verordnet: Damit die Schafe Christi nicht hungern, und die Kleinen nicht um Brot bitten, ohne dass jemand da ist, der es ihnen bricht, verordnet der hl. Kirchenrat von Trient, dass alle Hirten und alle, welchen die Seelsorge obliegt, oftmals in der Predigt selbst oder durch andere etwas erklären von dem, was in der Messe gelesen wird, und unter anderen ein Geheimnis dieses heil. Opfers erklären, besonders an Sonn- und Festtagen. (Sitz 22, Kap. 8) Ebenso schrieb derselbe heil. Kirchenrat den Bischöfen vor: Nicht allein, wenn sie die Sakramente dem Volke spenden müssen, sollen sie vorher deren Kraft und Gebrauch nach der Fähigkeit der Empfänger erklären, sondern auch dafür Sorge tragen, dass die Pfarrer dies tun usw. (Sitz 24 von der Ref., Kap. 7) 1 Korinther 1Kor 54 14 17 Nam tu quidem bene gratias agis: sed alter non ædificatur. Denn du sprichst zwar ein schönes Dankgebet, aber der andere wird nicht erbaut. 1 Korinther 1Kor 54 14 18 Gratias ago Deo meo, quod omnium vestrum lingua loquor. Ich danke meinem Gott, dass ich in euer aller Sprachen rede;¹⁵ 1 Korinther 1Kor 54 14 18 15 So dass ich selbst die Worte verstehe, die ich rede, und sie den Bedürfnissen der Zuhörer anpassen kann. 1 Korinther 1Kor 54 14 19 Sed in Ecclesia volo quinque verba sensu meo loqui, ut et alios instruam: quam decem millia verborum in lingua. aber in der gottesdienstlichen Versammlung will ich lieber fünf Worte mit meinem Verstande reden, damit ich auch andere unterweise, als zehntausend Worte in Sprachen. 1 Korinther 1Kor 54 14 2 Qui enim loquitur lingua, non hominibus loquitur, sed Deo: nemo enim audit. Spiritu autem loquitur mysteria: Denn wer in Sprachen redet,² redet nicht für Menschen, sondern für Gott; denn niemand versteht es. Im Geiste aber redet er Geheimnisse. 1 Korinther 1Kor 54 14 2 2 Die Sprachengabe ist die Gabe, fremde Sprachen zu reden, welche man nicht gelernt hat. Indes gab diese Gabe allein noch nicht das Verständnis der fremden Sprachen (Chrys., Ök., Theoph., Thom.), wie dies Kapitel zeigt. Auch bei dem ersten Pfingstfeste sind zwei Dinge zu unterscheiden. Das Wunder, indem die Apostel in verschiedenen Sprachen redeten, und die Erklärung des heil. Petrus an die ungläubigen Juden. Solange die Apostel bei dem Pfingstfeste in Sprachen redeten, sagten manche der Anwesenden, welche die Sprachen nicht verstanden, die Jünger seien voll süßen Weines [Apg 2,14ff], während die, welche die Sprachen verstanden, sich verwunderten, die Apostel in ihrer Muttersprache reden zu hören. [Apg 2,1-13] Auch in Korinth sagten die Ungläubigen, dass die, welche die Sprachengabe hatten, von Sinnen seien. [1Kor 14,23] Als aber Petrus am Pfingstfeste sprach, wurden die Zuhörer im Herzen zerknirscht, wie die ungläubigen Korinther bei den Worten der Propheten auf ihr Angesicht niederfielen und Gott anbeteten. [1Kor 14,25] Es ist indes wohl zu unterscheiden zwischen jener außerordentlichen Kenntnis, welche der Heiland einst verheißen [Mk 16,17], und der Sprachengabe: wer diese hatte, betete zu Gott, lobte Gott oder sagte ihm Dank, wie der Heil. Geist ihm Gesinnung und Worte eingab. Indes verstanden sie diese Worte selbst nicht, und, wenn niemand da war, der sie übersetzte, oft auch keiner der Zuhörer. 1 Korinther 1Kor 54 14 20 Fratres, nolite pueri effici sensibus, sed malitia parvuli estote: sensibus autem perfecti estote. Brüder! werdet nicht Kinder an Einsicht,¹⁶ sondern an Bosheit seid Kinder;¹⁷ aber an Einsicht seid vollkommen. 1 Korinther 1Kor 54 14 20 16 Kinder urteilen über alles nicht nach dem wahren Werte der Dinge, sondern nach dem äußeren Scheine und der Ergötzlichkeit. Der Apostel redet die Korinther mit großer Liebe Brüder an, aber mahnt die stolzen und sich rühmenden Christen, nicht Kinder zu werden an Einsicht. 1 Korinther 1Kor 54 14 20 17 Nach der Mahnung des Herrn. [Mt 10,16] 1 Korinther 1Kor 54 14 21 In lege scriptum est: Quoniam in aliis linguis et labiis aliis loquar populo huic: et nec sic exaudient me, dicit Dominus. Im Gesetze¹⁸ steht geschrieben: In fremden Sprachen und mit anderen Lippen werde ich zu diesem Volke reden; und auch so werden sie nicht auf mich hören, spricht der Herr. [Jes 28,11] 1 Korinther 1Kor 54 14 21 18 Auch den Ungläubigen bringt die Gabe der Prophezeiung mehr Nutzen, als die der Sprachen. Gesetz sind die Schriften des A. T. 1 Korinther 1Kor 54 14 22 Itaque linguæ in signum sunt non fidelibus, sed infidelibus: prophetiæ autem non infidelibus, sed fidelibus. Demnach sind die Sprachen zum Zeichen nicht für die Gläubigen, sondern für die Ungläubigen;¹⁹ die Weissagungen aber nicht für die Ungläubigen, sondern für die Gläubigen.²⁰ 1 Korinther 1Kor 54 14 22 19 Die Assyrer, deren Sprache die Juden nicht verstanden und in deren Heere viele Barbaren dienten, sind dem Apostel ein Bild derer, die im N.T. die Sprachengabe besitzen: die Sendung der Assyrer offenbarte den Unglauben der Juden, aber beseitigte ihn nicht, obwohl er es war, der Israel unwürdig machte, dass Gott zu ihm in einer verständlichen Sprache redete. Auch die Gabe der Sprachen, welche die Apostel am Pfingstfeste erhielten, war ein Zeichen für das ungläubige Volk und bekehrte es nicht. So schickt er auch jetzt die mit der Sprachengabe Ausgestatteten zum Zeichen. Doch etwas anderes ist zum Zeichen, etwas anderes zum Nutzen. Indem also der heil. Paulus sagt, die Sprachengabe sei den Gläubigen nicht zum Zeichen gegeben, leugnet er nicht den Nutzen. (V. 4) Übrigens können auch die Sprachen die Bekehrung der Ungläubigen entfernt vorbereiten, wie der Einbruch der Assyrier die Bekehrung der Juden. 1 Korinther 1Kor 54 14 22 20 Der Apostel fügt diesen Teil der Folgerung aus der Prophezeiung des Isaias als bekannte Wahrheit bei. Ergänze: sind zum Zeichen. 1 Korinther 1Kor 54 14 23 Si ergo conveniat universa Ecclesia in unum, et omnes linguis loquantur, intrent autem idiotæ, aut infideles: nonne dicent quod insanitis? Wenn also die ganze Gemeinde miteinander zusammenkommt, und alle in Sprachen reden,²¹ es kommen aber Unkundige oder Ungläubige hinein, werden sie nicht sagen, dass ihr von Sinnen seid? 1 Korinther 1Kor 54 14 23 21 Da die Sprachenbegabten zu Gott redeten, so sprachen sie vielleicht bisweilen gleichzeitig. 1 Korinther 1Kor 54 14 24 Si autem omnes prophetent, intret autem quis infidelis, vel idiota, convincitur ab omnibus, dijudicatur ab omnibus: Wenn aber alle weissagen, und es kommt ein Ungläubiger, oder ein Unkundiger herein, so wird er von allen überwiesen, von allen geurteilt; 1 Korinther 1Kor 54 14 25 Occulta cordis ejus manifesta fiunt: et ita cadens in faciem adorabit Deum, pronuntians quod vere Deus in vobis sit. das Verborgene seines Herzens wird offenbar, und so wird er niederfallend auf sein Angesicht Gott anbeten, und verkündigen, dass Gott wahrhaft in euch ist.²² 1 Korinther 1Kor 54 14 25 22 Ein Sünder wird seiner Schuld vor Gott überwiesen, so dass er das Bild seiner Seele klar vor sich hat (wird geurteilt), und die Quelle der Sünde, Hochmut, Begierlichkeit der Augen und des Fleisches, wird offenbar werden, so dass er erkennt, dass Gott in den Propheten redet, und Buße tut und gläubig wird. Wäre es nicht, so kann man bei dieser Gelegenheit fragen, besser, wenn die heil. Messe in der Landessprache gefeiert würde, und auch die Spendung der Sakramente in derselben stattfände? Dem entgegen möchten wir so fragen: Ist es nicht erhebend, wenn in dem Reiche Christi, in seiner Kirche, in der alle nur eine Gesinnung haben sollen, alle auch eine Sprache reden, wie es einst war, ehe Gott die Sprachenverwirrung sandte? [Gen 11,1] Wenn die Kinder einer Familie auch eine Sprache führen, wenn die Väter in einer Sprache zu ihren Kindern reden, deuten sie nicht schon dadurch ihnen an, dass alle, wenn auch nicht eine Zunge, doch die eine Sprache des Glaubens und der Liebe untereinander haben sollen? Welches wäre aber auch der Vorteil, wenn die liturgischen Gebete in der Landessprache verfasst würden? Müsste nicht auch so ihr Sinn noch erklärt werden? Würden nicht viele in Versuchung kommen, das Heilige, das sie nicht verstehen, zu verunglimpfen, zumal wenn das ehrwürdige Kleid der lateinischen Sprache nicht mehr als Schutz dasteht? Wie ferner wäre es zu erreichen, dass alle in der Kirche Anwesenden alle Worte hörten? Doch die Belehrungen und Ermahnungen, von denen der Apostel hier redet, werden ja in der Landessprache gehalten, so dass niemanden etwas fehlen kann; die lateinischen Gebete aber, welche der Priester verrichtet, sind ihrem Inhalte und Sinne nach genügend bekannt. Vergl. Anm. 14. 1 Korinther 1Kor 54 14 26 Quid ergo est, fratres? cum convenitis, unusquisque vestrum psalmum habet, doctrinam habet, apocalypsim habet, linguam habet, interpretationem habet: omnia ad ædificationem fiant. Was ist also zu tun, Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, so hat der eine²³ von euch einen Lobgesang, er hat eine Lehre, oder eine Offenbarung, oder eine Sprache, eine Auslegung, alles geschehe zur Erbauung.²⁴ 1 Korinther 1Kor 54 14 26 23 Von den Geistlichen. 1 Korinther 1Kor 54 14 26 24 Alles habe den Nutzen des Nächsten als Ziel. 1 Korinther 1Kor 54 14 27 Sive lingua quis loquitur, secundum duos, aut ut multum tres, et per partes, et unus interpretetur. Redet jemand in einer Sprache, so seien es nur zwei oder höchstens drei, und nacheinander, und einer gebe die Auslegung. 1 Korinther 1Kor 54 14 28 Si autem non fuerit interpres, taceat in Ecclesia, sibi autem loquatur, et Deo. Ist aber kein Ausleger da,²⁵ so schweige er in der Versammlung;²⁶ zu sich selbst aber rede er, und zu Gott. 1 Korinther 1Kor 54 14 28 25 Kann weder der in Sprachen Redende, noch einer der Anwesenden es auslegen. 1 Korinther 1Kor 54 14 28 26 Weil es nicht zur Erbauung der Gläubigen beiträgt. Wenigstens einige der mit Gnadengaben ausgestatteten konnten dieselben nach ihrem Belieben benutzen, wie diese Stelle zeigt. Welche Gabe ein solcher besaß, wussten die Gläubigen, so dass sie sich von der Anwesenheit eines Auslegers überzeugen konnten. Die Propheten redeten indes nur auf besonderen Antrieb des Heil. Geistes (V. 30) 1 Korinther 1Kor 54 14 29 Prophetæ autem duo, aut tres dicant, et ceteri dijudicent. Weissagend sollen zwei oder drei reden,²⁷ und die übrigen mögen es beurteilen. 1 Korinther 1Kor 54 14 29 27 In einer Versammlung. Da nun aber ein Prophet in das, was der heil. Geist eingab, Menschliches einmischen konnte, sollen die übrigen Propheten nach der Gnadengabe des Urteils, die wohl meist mit der Gabe der Prophezeiung verbunden war, das Gesagte beurteilen. 1 Korinther 1Kor 54 14 3 Nam qui prophetat, hominibus loquitur ad ædificationem, et exhortationem, et consolationem. Wer aber weissagt,³ redet für Menschen zur Erbauung, zur Ermahnung und Tröstung. 1 Korinther 1Kor 54 14 3 3 Die Gabe der Prophezeiung war die Anregung des Heiligen Geistes, zu ermahnen und zu allen Tugenden zu führen. Damit es aber mit größerem Eindrucke und mehr Nachhaltigkeit geschah, zeigte der heil. Geist bisweilen, indem er verborgene Dinge offenbarte, dass er aus denen rede, welche diese Gabe besaßen. Selbstredend mussten solche auch durch einen heiligen Lebenswandel das empfehlen, was sie anderen zu Herzen führten. 1 Korinther 1Kor 54 14 30 Quod si alii revelatum fuerit sedenti, prior taceat. Wenn aber einem andern, während er da sitzt, eine Offenbarung zu Teil wird, so soll der erste schweigen.²⁸ 1 Korinther 1Kor 54 14 30 28 Damit es indes nicht scheine, als ob er gleichsam dem Heil. Geiste Vorschriften mache, fügt der Apostel den Grund seiner Vorschrift bei. 1 Korinther 1Kor 54 14 31 Potestis enim omnes per singulos prophetare: ut omnes discant, et omnes exhortentur. Denn ihr könnt alle, einer nach dem andern, weissagen, damit alle lernen und alle ermahnt werden.²⁹ 1 Korinther 1Kor 54 14 31 29 Die Bedürfnisse der Gläubigen sind verschieden. Wenn also der Heil. Geist einem zweiten zu reden befiehlt, gibt er seinen Willen kund, dass der erste abtrete. 1 Korinther 1Kor 54 14 32 Et spiritus prophetarum prophetis subjecti sunt. Und die Geister der Propheten sind den Propheten unterworfen.³⁰ 1 Korinther 1Kor 54 14 32 30 Die in verschiedenen Propheten verschiedene Offenbarung des Heil. Geistes wird den Propheten so gegeben, dass es in ihrer Macht ist, zu reden und zu schweigen (Hier.). 1 Korinther 1Kor 54 14 33 Non enim est dissensionis Deus, sed pacis: sicut et in omnibus Ecclesiis sanctorum doceo. Denn Gott ist nicht ein Gott der Uneinigkeit, sondern des Friedens;³¹ wie ich auch in allen Gemeinden der Heiligen lehre.³² 1 Korinther 1Kor 54 14 33 31 Gott als Urheber des Friedens kann nicht zulassen, dass einer dem andern nicht Platz machen soll, und dass sie etwa zugleich reden. 1 Korinther 1Kor 54 14 33 32 Das Wort lehre fehlt in den meisten griech. Handschriften. Deshalb ziehen viele diese Worte zum Folgenden. In der Vulgata gehören sie als Schluss zu V. 27 30, worauf V. 31 33 (erste Hälfte) eine Parenthese bilden (Thom.). 1 Korinther 1Kor 54 14 34 Mulieres in Ecclesiis taceant, non enim permittitur eis loqui, sed subditas esse, sicut et lex dicit. Die Frauen sollen in den Versammlungen schweigen; denn es ist ihnen nicht gestattet zu reden,³³ sondern untertänig zu sein,³⁴ wie auch das Gesetz sagt. 1 Korinther 1Kor 54 14 34 33 Amen mit allen Anwesenden zu sagen, kann ihnen gestattet werden [1Kor 11,16], hier aber handelt der Apostel von denen, die öffentlich reden. 1 Korinther 1Kor 54 14 34 34 Nicht ohne einige Ironie sagt der Apostel, es sei den Frauen gestattet, untertänig zu sein, und ruft denen, welche die Gottesordnung zu verletzen suchten, das ihre Stammmutter gesagte Wort in's Gedächtnis zurück: [Gen 3,16]. Vergl. auch [1Tim 2,11ff]. 1 Korinther 1Kor 54 14 35 Si quid autem volunt discere, domi viros suos interrogent. Turpe est enim mulieri loqui in Ecclesia. Wenn sie aber etwas lernen wollen, so mögen sie zu Hause ihre Männer befragen; denn es steht dem Weibe übel an, in der Versammlung zu reden.³⁵ 1 Korinther 1Kor 54 14 35 35 Die Frauen sind schwach und unbeständig (Chrys.). Zunächst redet der heil. Paulus von den verheirateten Frauen, doch gilt dasselbe Gesetz sicher auch von den Jungfrauen und Witwen. Der beigefügte Grund schließt auch diese ein, seine weitere Erklärung hat derselbe in der [1Kor 11,2ff] bereits erwähnten, von Gott bestimmten niedrigeren Stellung der Frau, wie in der bürgerlichen, so in der kirchlichen Gemeinschaft. 1 Korinther 1Kor 54 14 36 An a vobis verbum Dei processit? aut in vos solos pervenit? Ist etwa von euch Gottes Wort ausgegangen? oder ist es zu euch allein gelangt?³⁶ 1 Korinther 1Kor 54 14 36 36 Um jede Entschuldigung abzuschneiden, stellt der Apostel diese Frage. Wäre die korinthische Kirche die Mutter und das Haupt aller Kirchen, so könnte sie ihre Gewohnheiten mit Recht nicht nur selbst behalten, sondern auch anderen als Gesetze auferlegen; desgleichen wenn sie die einzige Kirche war, konnte sie allein wissen, was sich für Christen ziemt oder nicht ziemt. Der Apostel zeigt uns hier, dass wir in allen Fragen, welche über Lehren und Gewohnheiten in der Kirche auftauchen, das Altertum befragen müssen. Was haben die Apostel, was die ersten Gläubigen, was ihre Nachfolger gelehrt und überliefert? (Aug.) 1 Korinther 1Kor 54 14 37 Si quis videtur propheta esse, aut spiritualis, cognoscat quæ scribo vobis, quia Domini sunt mandata. Wenn jemand vermeint, ein Prophet oder ein Geistbegabter zu sein, so erkenne er, dass dies, was ich euch schreibe, Gebote des Herrn sind.³⁷ 1 Korinther 1Kor 54 14 37 37 Damit die Korinther nicht glauben, es handle sich um eine geringfügige Sache und die Vorschriften des Apostels hätten nicht viel zu bedeuten, sagt er ihnen, dass dieselben das höchste, nämlich göttliches Ansehen haben: wenn jemand mit Recht oder mit Unrecht glaubt, ein Prophet zu sein oder eine andere Lehrgabe erhalten zu haben, der erkenne, dass das, was ich schreibe, Gebote Christi sind. 1 Korinther 1Kor 54 14 38 Si quis autem ignorat, ignorabitur. Wenn es aber jemand nicht erkennt, so wird er auch nicht erkannt werden.³⁸ 1 Korinther 1Kor 54 14 38 38 Erkennt jemand diese Gebote nicht als solch des Herrn an, so wird er auch von Gott nicht als wahrer Prophet anerkannt werden. 1 Korinther 1Kor 54 14 39 Itaque fratres æmulamini prophetare: et loqui linguis nolite prohibere. Darum, Brüder! strebet nach der Weissagungsgabe, und in Sprachen zu reden wehret nicht. 1 Korinther 1Kor 54 14 4 Qui loquitur lingua, semetipsum ædificat: qui autem prophetat, Ecclesiam Dei ædificat. Wer in Sprachen redet, erbaut sich selbst; wer aber weissagt, erbaut die Kirche Gottes.⁴ 1 Korinther 1Kor 54 14 4 4 Wer die Gabe der Sprache hat, wird zwar von Gott verstanden, an den er seine Worte richtet, aber da seine Worte nicht für die Menschen bestimmt sind, verstehen diese ihn auch nicht; so redet er in seinem eigenen Geiste, was anderen unverständlich ist (Geheimnisse im weiteren Sinne). (V. 2) Ein Prophet hingegen redet zu den Menschen und erbaut, ermahnt und tröstet sie. Erbauen ist im Guten fördern, und bezieht sich auf alle Gläubigen, während der Mahnung nur die bedürfen, welche träge sind in der Tugend, und des Trostes diejenigen, welche Schwierigkeiten zu überwinden haben oder wegen der Heimsuchungen kleinmütig zu werden beginnen. Auch Zukünftiges sagt der Prophet bisweilen zur Erbauung, Mahnung, Tröstung voraus. 1 Korinther 1Kor 54 14 40 Omnia autem honeste, et secundum ordinem fiant. Alles aber geschehe geziemend und nach der Ordnung.³⁹ 1 Korinther 1Kor 54 14 40 39 In den letzten beiden Versen ruft der Apostel noch einmal alles Gesagte in's Gedächtnis zurück: in V. 39 die Lehre, in V. 40 die Vorschriften. Zu den Dingen, welche mit Wohlanständigkeit geschehen sollen, gehören wohl die Vorschriften über die Stellung der Frauen und die Liebesmahle, während der Gebrauch der Gnadengaben die Ordnung angeht. 1 Korinther 1Kor 54 14 5 Volo autem omnes vos loqui linguis: magis autem prophetare. Nam major est qui prophetat, quam qui loquitur linguis: nisi forte interpretetur ut Ecclesia ædificationem accipiat. Ich wünsche aber, dass ihr alle in Sprachen redet, mehr jedoch, dass ihr weissaget; denn größer ist der, welcher weissagt, als der, welcher in Sprachen redet, wenn er es nicht etwa auslegt, damit die Gemeinde Erbauung empfange.⁵ 1 Korinther 1Kor 54 14 5 5 Das, was nur demjenigen nützt, der es übt, ist weniger als das, was auch anderen nützt: in Sprachen reden nützte nur den Redenden, Prophezeien aber anderen. Zudem muss der Prophet, soll er nicht für einen falschen Propheten gelten, selbst das zuerst tun, wozu er auffordert. (Apostellehre) 1 Korinther 1Kor 54 14 6 Nunc autem, fratres, si venero ad vos linguis loquens: quid vobis prodero, nisi vobis loquar aut in revelatione, aut in scientia: aut in prophetia, aut in doctrina? Nun aber,⁶ Brüder! wenn ich zu euch komme und in Sprachen rede, was würde ich euch nützen, wenn ich nicht zu euch rede, entweder in Offenbarungen, oder in Wissenschaft, oder in Weissagung, oder in Lehre?⁷ 1 Korinther 1Kor 54 14 6 6 Da die Gabe er Prophezeiung die der Sprachen übertrifft und diese allein den Gläubigen keinen Nutzen bringt. 1 Korinther 1Kor 54 14 6 7 Der Apostel bezeichnet zwei Gaben, welche zum Nutzen notwendig sind, nach ihrer inneren und äußeren Seite: die Offenbarung verborgener Dinge, damit die Prophezeiung möglich sei, die Erkenntnis göttlicher Dinge, damit man die Lehre [1Kor 12,8] zu überliefern vermöge. Das Amt eines Propheten und eines Lehrers werden der Sprachengabe gegenübergestellt. Damit hat der Apostel den Übergang zu dem Folgenden gegeben. 1 Korinther 1Kor 54 14 7 Tamen quæ sine anima sunt vocem dantia, sive tibia, sive cithara: nisi distinctionem sonituum dederint, quomodo scietur id, quod canitur, aut quod citharizatur? Schon bei leblosen Dingen, die einen Laut von sich geben, bei einer Flöte oder Zither ist es so. Wenn sie nicht bestimmt unterschiedene Töne geben, wie soll man das Geblasene oder Gespielte erkennen?⁸ 1 Korinther 1Kor 54 14 7 8 Wozu es dienen soll. 1 Korinther 1Kor 54 14 8 Etenim si incertam vocem det tuba, quis parabit se ad bellum? Denn wenn die Trompete einen unbestimmten Ton gibt, wer wird sich zum Kampfe rüsten? 1 Korinther 1Kor 54 14 9 Ita et vos per linguam nisi manifestum sermonem dederitis: quomodo scietur id, quod dicitur? eritis enim in ara loquentes. So auch ihr mit der Sprache!⁹ Wenn ihr nicht eine verständliche Rede von euch gebet, wie wird man erkennen, was gesagt wird? Denn ihr werdet in den Wind reden! 1 Korinther 1Kor 54 14 9 9 Sprachengabe 1 Korinther 1Kor 54 0 1 6. Die zukünftige Auferstehung der Gerechten. (Kap. 15) a. Die Sicherheit der zukünftigen Auferstehung der Gerechten (V. 34): Christus ist von den Toten auferstanden, wie aus vielen Zeugnissen feststeht (V. 11) und ohne den größten Widersinn nicht geleugnet werden kann. (V. 20) Christus ist als der Erstling aller Schlafenden auferstanden. (V. 28) Bekräftigung der Lehre von der zukünftigen Auferstehung. (V. 34) b. Die Weise der zukünftigen Auferstehung (V. 38): die neuen Eigenschaften des auferweckten Leibes. (V. 44) Die Umwandlung unseres Leibes in einen geistigen Leib ist möglich (V. 49), ja selbst notwendig. 1 Korinther 1Kor 54 15 1 Notum autem vobis facio, fratres, Evangelium, quod prædicavi vobis, quod et accepistis, in quo et statis, Ich tue euch aber, Brüder! das Evangelium kund, welches ich euch verkündet habe, das ihr auch angenommen habt, in welchem ihr auch feststehet, [Gal 1,11] 1 Korinther 1Kor 54 15 10 Gratia autem Dei sum id, quod sum, et gratia ejus in me vacua non fuit, sed abundantius illis omnibus laboravi: non ego autem, sed gratia Dei mecum: Durch Gottes Gnade aber bin ich, was ich bin, und seine Gnade gegen mich ist nicht unwirksam gewesen, sondern ich habe reichlicher als sie alle gearbeitet, doch nicht ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir ist.⁷ 1 Korinther 1Kor 54 15 10 7 Die Gnade, dass er Apostel der Heiden ist. Vergl. [Röm 15,15]. Unter den Heiden hat Paulus mehr gearbeitet, als die anderen Apostel. Da er aber fast die Grenzen der Bescheidenheit damit überschritten zu haben scheint, weist er, gleichsam sich verbessernd, der Gnade die erste Stelle zu: doch nicht ich usw. Nach der Sprachweise der Hebräer bedeutet die Verneinung nur eine Hervorhebung: nicht so ich, wie die Gnade, welche mit mir ist. Vergl. [1Kor 1,17]. 1 Korinther 1Kor 54 15 11 Sive enim ego, sive illi: sic prædicamus, et sic credidistis. Sei es nun ich, seien es jene, so predigen wir, und so habt ihr geglaubt.⁸ 1 Korinther 1Kor 54 15 11 8 Zum Gegenstand zurückkehrend, versichert der Apostel, dass das Zeugnis der Apostel ein einmütiges ist. 1 Korinther 1Kor 54 15 12 Si autem Christus prædicatur quod resurrexit a mortuis, quomodo quidam dicunt in vobis, quoniam resurrectio mortuorum non est? Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferstanden ist, wie sagen einige unter euch, es gebe keine Auferstehung der Toten? 1 Korinther 1Kor 54 15 13 Si autem resurrectio mortuorum non est: neque Christus resurrexit. Wenn es keine Auferstehung der Toten gibt, so ist auch Christus nicht auferstanden.⁹ 1 Korinther 1Kor 54 15 13 9 Die Auferstehung des Heilandes ist das Vorbild unserer Auferstehung. Die Glieder müssen dem Haupte gleichförmig werden, an seinem Leben und seiner Herrlichkeit teilnehmen. Der Apostel redet von der Auferstehung der Gerechten, da er die Auferstehung in Herrlichkeit vor Augen hat. 1 Korinther 1Kor 54 15 14 Si autem Christus non resurrexit, inanis est ergo prædicatio nostra, inanis est et fides vestra: Wenn aber Christus nicht auferstanden ist, so ist unsere Predigt eitel, so ist auch euer Glaube eitel.¹⁰ 1 Korinther 1Kor 54 15 14 10 Die gesamte Predigt der Apostel und der ihr bei dem Gläubigen entsprechende Glaube. Der Heiland hatte selbst seine Auferstehung als Zeichen und Siegel seiner messianischen und göttlichen Würde hingestellt [Joh 2,18ff, Mt 12,38], mithin ist das ganze Evangelium als falsch, Christus als falscher Prophet anzusehen, wenn der Herr nicht auferstanden ist. 1 Korinther 1Kor 54 15 15 Invenimur autem et falsi testes Dei: quoniam testimonium diximus adversum Deum quod suscitaverit Christum, quem non suscitavit, si mortui non resurgunt. Wir werden aber sogar als falsche Zeugen gegen Gott befunden, weil wir wider Gott bezeugt haben, dass er Christus auferweckt habe, den er nicht auferweckt hat, wenn ja die Toten nicht auferstehen. 1 Korinther 1Kor 54 15 16 Nam si mortui non resurgunt, neque Christus resurrexit. Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist auch Christus nicht auferstanden. 1 Korinther 1Kor 54 15 17 Quod si Christus non resurrexit, vana est fides vestra, adhuc enim estis in peccatis vestris. Wenn aber Christus nicht auferstanden ist, so ist euer Glaube eitel; denn ihr seid dann noch in euern Sünden.¹¹ 1 Korinther 1Kor 54 15 17 11 Ist Christus nicht auferstanden, so ist er nicht der wahre Messias, da dieser nach der heil. Schrift auferstehen musste. Ist er nicht der wahre Messias, so ist er nicht derjenige, welcher der heil. Schrift gemäß für unsere Sünden genugtun musste, also sind uns die Sünden noch nicht nachgelassen (Chrys.). 1 Korinther 1Kor 54 15 18 Ergo et qui dormierunt in Christo, perierunt. Folglich sind auch die in Christus Entschlafenen verloren.¹² 1 Korinther 1Kor 54 15 18 12 Also sind alle, welche in Christus das Heil zu haben glaubten, im Irrtum gewesen und in Sünden abgeschieden. 1 Korinther 1Kor 54 15 19 Si in hac vita tantum in Christo sperantes sumus, miserabiliores sumus omnibus hominibus. Wenn wir nur in diesem Leben auf Christus hoffen, so sind wir elender, als alle Menschen.¹³ 1 Korinther 1Kor 54 15 19 13 Wenn der Glaube nicht die Hoffnung auf die Seligkeit gewährt, so musste er uns wenigstens in diesem Leben glücklich machen. Doch nein, er zwingt uns, so vielen Dingen zu entsagen, deren andere sich erfreuen, so viel Schweres auf uns zu nehmen, unzählige Verfolgungen zu ertragen und selbst wohl den Tod zu erdulden! 1 Korinther 1Kor 54 15 2 Per quod et salvamini: qua ratione prædicaverim vobis, si tenetis, nisi frustra credidistis. durch das ihr auch errettet werdet,¹ wenn ihr in der Weise, wie ich es euch verkündet habe, es festhaltet, es sei denn, dass ihr vergeblich geglaubt hättet.² 1 Korinther 1Kor 54 15 2 1 Damit die Korinther nicht meinen, dass der Apostel ihnen eine neue und unerhörte Lehre vortrage, weist der Apostel auf seine früheren Predigten hin, in denen er bereits diesen Gegenstand des christlichen Glaubens erklärt hat. Hie will er sie indes auf neue und ausführlichere Weise auseinandersetzen und begründen. Der Predigt des Apostels ist der Glaube der Korinther gefolgt, in dem sie beharrten und den lebendig bewahrend sie das Heil zu erlangen begonnen haben, dessen Vollendung im jenseitigen Leben zu Teil wird. 1 Korinther 1Kor 54 15 2 2 Bedingung des Heiles: Festhalten am gesamten Glauben. Sicherheit des Heiles: Es sei denn usw. 1 Korinther 1Kor 54 15 20 Nunc autem Christus resurrexit a mortuis primitiæ dormientium. Nun aber ist Christus von den Toten auferstanden als Erstling der Entschlafenen.¹⁴ 1 Korinther 1Kor 54 15 20 14 Also ist die Predigt der Apostel nicht eitel, der Glaube der Bekehrten nicht unnütz. Als Erstling der Entschlafenen: hiermit deutet der heil. Paulus den Gegenstand an, den er im folgenden Abschnitte behandeln will, dass wir in Christus das Unterpfand unserer Auferstehung besitzen. Die Erstlinge sind die ersten von allen Früchten; wo solche nicht sind, werden auch jene nicht Gott dargebracht. Die ganze Erde ist gleichsam ein Acker, auf dem die Leiber der Verstorbenen als Same ausgestreut sind, und der bereits begonnen hat, Früchte zu tragen. Die Entschlafenen sind die Gerechten. 1 Korinther 1Kor 54 15 21 Quoniam quidem per hominem mors, et per hominem resurrectio mortuorum. Denn wie durch einen Menschen der Tod, so kommt auch die Auferstehung der Toten durch einen Menschen.¹⁵ 1 Korinther 1Kor 54 15 21 15 Zwischen der Auferstehung Christi und der der Gerechten ist dasselbe Verhältnis, wie zwischen dem Tode Adams und denjenigen aller Menschen. 1 Korinther 1Kor 54 15 22 Et sicut in Adam omnes moriuntur, ita et in Christo omnes vivificabuntur. Und gleichwie in Adam alle sterben, so werden auch in Christus alle zum Leben kommen.¹⁶ 1 Korinther 1Kor 54 15 22 16 Wie Adam im sterblichen Leben unser Vater ist, so Christus im geistlichen; wie wir in Adam alle gesündigt, und in ihm die Strafe des Todes auf uns gezogen haben, so kehren wir in Christus gerechtfertigt zu einem neuen Leben zurück. 1 Korinther 1Kor 54 15 23 Unusquisque autem in suo ordine primitiæ Christus: deinde ii, qui sunt Christi, qui in adventu ejus crediderunt. Ein jeder aber nach seiner Ordnung,¹⁷ als Erstling Christus; darnach die, welche Christus angehören und an seine Ankunft¹⁸ geglaubt haben. [1Thess 4,15] 1 Korinther 1Kor 54 15 23 17 Der heil. Paulus unterscheidet verschiedene Klassen, die nach Würde und Zeit sich verteilen (Thom.): Christus, der Erstling der Entschlafenen, - alle Auserwählten, sie mögen von der ersten Ankunft Christi oder nach derselben entschlafen sein. 1 Korinther 1Kor 54 15 23 18 Die zweite Ankunft. Der griech. Text, welcher die Zeit angibt, in der die der zweiten Klasse Angehörigen auferstehen werden, ist indes vorzuziehen: dann diejenigen, welche Christi sind, bei seiner Ankunft. 1 Korinther 1Kor 54 15 24 Deinde finis: cum tradiderit regnum Deo et Patri, cum evacuaverit omnem principatum, et potestatem, et virtutem. Hierauf ist das Ende,¹⁹ wenn er das Reich Gott²⁰ und dem Vater übergeben, und jede Herrschaft, jede Gewalt und Macht abgetan haben wird.²¹ 1 Korinther 1Kor 54 15 24 19 Das Ende dieser Welt und die Vollendung aller Dinge (Chrys.). 1 Korinther 1Kor 54 15 24 20 Gott, der der Vater Christi ist. 1 Korinther 1Kor 54 15 24 21 Zuerst wird Christus jede Herrschaft, Macht und Gewalt abtun, alsdann dem Vater das Reich übergeben. Herrschaften, Mächte und Gewalten sind die bösen Geister, welche nach dem Chore der Engel, zu dem sie einst gehört haben, genannt werden. Zugleich wird auch wohl die Sünde eingeschlossen (V. 56) und der Tod (V. 26, 56), vielleicht auch jene bösen Menschen, welche dem Teufel gleich die Kirche Gottes bekämpfen. Doch, welches Reich wird Christus dem Vater übergeben? Man kann ein doppeltes Reich Christi unterscheiden: das Reich der Schöpfung, vermöge dessen Christus, Gott und Mensch zugleich, über Engel und Teufel, Gerechte und Verstoßene seine Herrschaft übt, und das Reich der Erlösung, welches die Gerechten und Auserwählten umfasst, welche sich freiwillig der Herrschaft Christi unterworfen haben. Von diesen letzteren spricht der heil. Paulus hier. Passend lassen sich hier die Worte des Heilandes [Joh 17,4ff24] anfügen. Der Herr verliert das Reich nicht, indem er es dem Vater übergibt, da er selbst mit dem Vater Gott ist (Aug., Chrys.). Indes, wie Christus, obwohl Priester nach der Ordnung Melchisedechs in Ewigkeit, alsdann nicht mehr für uns fürbitten wird bei dem Vater (Aug.), so wird er auch den Teil seiner Herrschaft, welchen er in der Leitung der streitenden Kirche übte, nicht mehr ausüben. 1 Korinther 1Kor 54 15 25 Oportet autem illum regnare donec ponat omnes inimicos sub pedibus ejus. Er muss aber²² herrschen, bis er alle Feinde unter seine Füße legt.²³ [Ps 109,1] 1 Korinther 1Kor 54 15 25 22 Griech.: denn er muss herrschen. 1 Korinther 1Kor 54 15 25 23 Der heil. Paulus spricht von der Herrschaft Christi über die streitende Kirche und deutet auf den Zeitpunkt hin, in dem jene ein Ende haben wird (Ökum., Greg. v. Naz., Nyss.). Der Apostel will das beweisen, was er im vorhergehenden Verse gesagt hat. 1 Korinther 1Kor 54 15 26 Novissima autem inimica destruetur mors: Omnia enim subjecit sub pedibus ejus. Cum autem dicat: Als letzter Feind aber wird der Tod vernichtet werden;²⁴ denn alles hat er unter seine Füße unterworfen. Wenn er aber sagt: [Ps 8,8] 1 Korinther 1Kor 54 15 26 24 So wird die Herrschaft des Herrn eine vollkommene sein, wenn der Tod nicht mehr über die Glieder Christi herrscht. 1 Korinther 1Kor 54 15 27 Omnia subjecta sunt ei, sine dubio præter eum, qui subjecit ei omnia. Alles ist ihm unterworfen, so ist ohne Zweifel der ausgenommen, welcher ihm alles unterworfen hat.²⁵ 1 Korinther 1Kor 54 15 27 25 Alles, sowohl was ihm freiwillig untergeben ist, wie das, was mit Gewalt unterworfen wird, wie der Tod. Der ihm alles unterworfen hat, ist Gott der Vater. 1 Korinther 1Kor 54 15 28 Cum autem subjecta fuerint illi omnia: tunc et ipse Filius subjectus erit ei, qui subjecit sibi omnia, ut sit Deus omnia in omnibus. Wenn ihm aber alles unterworfen sein wird, dann wird auch der Sohn²⁶ selbst dem unterworfen sein, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott alles in allem sei. 1 Korinther 1Kor 54 15 28 26 Der mit der heil. Menschheit vereinigte Sohn, der Gottmensch. Nur das Reich Gottes, des Dreieinigen, wird bestehen, in dem derselbe als Herr anerkannt alle Auserwählten selig macht. Ist auch jetzt der Heiland seiner heiligsten Menschheit nach unterworfen, so doch als König der streitenden Kirche, dann aber als Haupt der verherrlichten und vollendeten Kirche dem Vater ewig Dank sagend. 1 Korinther 1Kor 54 15 29 Alioquin quid facient qui baptizantur pro mortuis, si omnino mortui non resurgunt? ut quid et baptizantur pro illis? Was werden sonst die tun, welche sich für die Toten taufen lassen, wenn die Toten überhaupt nicht auferstehen? Warum lassen sie sich für dieselben taufen?²⁷ 1 Korinther 1Kor 54 15 29 27 Was die Worte sich für die Toten taufen lassen bedeuten, war den Korinthern sicher bekannt, uns aber und selbst den heil. Vätern sind sie ein Rätsel. Will man die allereigenste Bedeutung derselben festhalten, so waren also in der apostolischen Zeit Männer, welche sich für Verwandte und Freunde, die, ohne die Taufe empfangen zu haben, gestorben waren, taufen ließen, um jene der Früchte der Taufe teilhaftig und der glorreichen Auferstehung fähig zu machen. Alsdann ist der Grund des Apostels ihrer, wenngleich irrtümlichen Meinung angepasst und derselben gemäß beweisend. In diesem Sinne erklärt Tertullian die Stelle, und seine Erklärung scheint dem heil. Thomas und vielen Auslegern die wahrscheinlichste. Durch diese symbolische Stellvertretung wollten die Neubekehrten wohl auch nur andeuten, dass der Verstorbene im Glauben an Christus abgeschieden sei, und bezeugen, dass er des Gebetes der Gläubigen würdig sei. Später artete diese Übung allerdings bei einigen Häretikern, wie den Korinthianern und Marcioniten, in einen törichten Aberglauben aus. 1 Korinther 1Kor 54 15 3 Tradidi enim vobis in primis quod et accepi: quoniam Christus mortuus est pro peccatis nostris secundum Scripturas: Denn ich habe euch vor allem überliefert, was ich auch empfangen habe, dass Christus für unsere Sünden gestorben ist, der Schrift gemäß, [Jes 53,5] 1 Korinther 1Kor 54 15 30 Ut quid et nos periclitamur omni hora? Zu was bestehen auch wir²⁸ Gefahren jede Stunde? 1 Korinther 1Kor 54 15 30 28 Paulus und die übrigen Apostel. Bin ich durch Mühen und Gefahren dem Tode nahe. 1 Korinther 1Kor 54 15 31 Quotidie morior per vestram gloriam, fratres, quam habeo in Christo Jesu Domino nostro. Täglich sterbe ich, bei dem Ruhme über euch, Brüder! den ich in Christus Jesus, unserm Herrn, habe.²⁹ 1 Korinther 1Kor 54 15 31 29 Dem Herrn allein ist die Bekehrung der Korinther zu verdanken, ihm auch der Fortschritt, der dem Apostel Grund zum Ruhme ist. 1 Korinther 1Kor 54 15 32 Si (secundum hominem) ad bestias pugnavi Ephesi, quid mihi prodest, si mortui non resurgunt? Manducemus, et bibamus, cras enim moriemur. Wenn ich nach Menschenweise in Ephesus mit wilden Tieren³⁰ gekämpft habe, was nützt es mir, wenn die Toten nicht auferstehen?³¹ Lasset uns dann essen und trinken, denn morgen werden wir sterben.³² [Weish 2,6] 1 Korinther 1Kor 54 15 32 30 Mit erbitterten Feinden. (Tert., Chrys., Thom.) Vielleicht bezieht sich das Wort auf die [Apg 19,9] erzählten Ereignisse. Nach Menschenweise kämpft, wen allein menschliche Gründe zu demselben bewegen und in demselben aufrecht erhalten. War es nicht die Hoffnung auf die Auferstehung, welche den Apostel erfüllte, so hat sein Kampf keinen Nutzen gehabt. 1 Korinther 1Kor 54 15 32 31 Dieser Bedingungssatz wird besser zu den folgenden Worten gezogen, die aus [Jes 22,13] entnommen sind. 1 Korinther 1Kor 54 15 32 32 Die Lehren von der Unsterblichkeit der Seelen und der Auferstehung des Leibes hängen so eng miteinander zusammen, dass, wer der einen widerspricht, stets auch der anderen entgegentritt. Die Seele ist mit dem Leibe zu einem Wesen vereinigt, dem Menschen und wird gegen ihre eigentliche Bestimmung von demselben getrennt. So ist sie, solange sie nicht mit dem Körper wieder vereint wird, unvollkommen. Nun kann aber das, was natürlich und wesentlich ist, nicht gleichsam nichts sein, das hingegen, was gegen die Natur ist, unendlich; dies wäre aber der Fall, bliebe die Seele ohne den Leib (Thom.). Wie der Heiland, um die Sadducäer zu widerlegen, einen Grund braucht, der zunächst nur die Unsterblichkeit der Seele zeigt [Mt 22,31ff], so hielt Paulus eine ähnliche Beweisführung hier für ausreichend. Zudem gilt seine Beweisführung in Voraussetzung der gegenwärtigen Ordnung der göttlichen Vorsehung. Wer die Auferstehung des Leibes leugnet, bestreitet jede Seligkeit, welche eine ausreichende Belohnung der apostolischen Mühen zu sein vermag. Ja noch mehr, selbst die Erlösung wird in Frage gestellt. Gott hatte ja verheißen, durch die Erlösung allen Schaden, den Adams Ungehorsam über die Menschen gebracht, aufzuheben; würde die Erlösung also nicht dem Leibe durch die Auferstehung die Gabe der Unsterblichkeit wiedergeben, so wäre Jesus nicht mehr der verheißene Erlöser und unser Glaube eitel. 1 Korinther 1Kor 54 15 33 Nolite seduci: Corrumpunt mores bonos colloquia mala. Lasset euch nicht verführen; böse Reden verderben gute Sitten.³³ 1 Korinther 1Kor 54 15 33 33 Eine sprichwörtliche Redensart, die aus dem Dichter Menander (342 290 v. Chr.) entnommen ist. 1 Korinther 1Kor 54 15 34 Evigilate justi, et nolite peccare: ignorantiam enim Dei quidam habent, ad reverentiam vobis loquor. Werdet nüchtern, ihr Gerechten! und sündiget nicht, denn einige haben keine Erkenntnis Gottes;³⁴ zu eurer Beschämung sage ich es. 1 Korinther 1Kor 54 15 34 34 Vergl. [Mt 22,29] 1 Korinther 1Kor 54 15 35 Sed dicet aliquis: Quomodo resurgunt mortui? qualive corpore venient? Aber, wird jemand sagen: Wie stehen die Toten auf? oder mit welchem Leibe werden sie kommen?³⁵ 1 Korinther 1Kor 54 15 35 35 Wie die Sadducäer die Möglichkeit einer Auferstehung leugneten, weil sie meinten, der auferstandene Leib müsse den irdischen Bedürfnissen und Wünschen unterworfen sein, so scheinen auch die Gegner des heil. Paulus daher einen Einwurf zu entnehmen. 1 Korinther 1Kor 54 15 36 Insipiens, tu quod seminas non vivificatur, nisi prius moriatur. Du Unverständiger!³⁶ Was du säest, wird nicht lebendig, wenn es nicht zuvor stirbt.³⁷ 1 Korinther 1Kor 54 15 36 36 Der heil. Paulus will auf die große Unwissenheit dessen hinweisen, der so redet, nicht ihn beschimpfen. 1 Korinther 1Kor 54 15 36 37 Der Same wird mit dem toten Leibe verglichen. Freilich hat jener in sich einen Lebenskeim, dieser ist im Gegenteil von dem getrennt, was ihm Leben gab. Aber der heil. Paulus hat die Auferstehung schon so weit bewiesen, dass er dem Leibe ein, wenn auch nicht ihm innewohnendes, doch außer ihm befindliches Lebensprinzip zuschreiben kann: Gottes Bestimmung. 1 Korinther 1Kor 54 15 37 Et quod seminas, non corpus, quod futurum est, seminas, sed nudum granum, ut puta tritici, aut alicujus ceterorum. Und was du säest, nicht den Körper, welcher werden wird, säest du, sondern ein bloßes Korn, etwa von Weizen, oder von etwas anderem. 1 Korinther 1Kor 54 15 38 Deus autem dat illi corpus sicut vult: et unicuique seminum proprium corpus. Gott aber gibt ihm einen Körper, so wie er will, und einer jeden Samenart einen eigenen Körper.³⁸ 1 Korinther 1Kor 54 15 38 38 Wie der Same sich zur Pflanze verhält, die sich aus ihm entwickelt, so der tote Leib des Gerechten zu dem auferweckten Leibe: wie also der Same, der in der Erde verwest, keimt, wird der Leib, der gestorben ist, zu neuem Leben erwachen. Wie der Same in seinem neuen Leben höhere Eigenschaften hat, so der auferweckte Leib. Wie nach Gottes weisestem Ratschlusse die Eigenschaft der neuen Pflanzen von der Natur des verschiedenen Samens abhängt, so die Eigenschaften der auferweckten Leiber, je nachdem sie als Werkzeuge der Seele größerer oder minderer Ehre würdig sind. Die neuen Eigenschaften heben die Natur des früheren Körpers übrigens nicht auf, wie der Apostel nunmehr V. 39 41 zeigt. 1 Korinther 1Kor 54 15 39 Non omnis caro, eadem caro: sed alia quidem hominum, alia vero pecorum, alia volucrum, alia autem piscium. Nicht jedes Fleisch ist dasselbe Fleisch; sondern ein anderes ist das der Menschen, ein anderes das des Viehes, ein anderes das der Vögel, ein anderes das der Fische.³⁹ 1 Korinther 1Kor 54 15 39 39 Das Wort Fleisch bedeutet hier den ganzen belebten Leib und seine Natur. 1 Korinther 1Kor 54 15 4 Et quia sepultus est, et quia resurrexit tertia die secundum Scripturas: dass er begraben worden und am dritten Tage wieder auferstanden ist, der Schrift gemäß,³ 1 Korinther 1Kor 54 15 4 3 Damit pflegte der heil. Paulus bei Juden und Heiden zu beginnen. Vergl. [Apg 2,22ff, Apg 10,40ff, Apg 13,29ff, Apg 17,18.31] Dass Christus wirklich gestorben ist, beweist seine Grablegung, dass er auferstanden ist, seine Erscheinungen. Die beiden Zusätze: für unsere Sünden (gestorben), am dritten Tage (auferstanden) zeigen die Notwendigkeit des Todes Christi und die Gewissheit seiner Auferstehung. Übrigens hatte Isaias das erstere vorausgesagt [Jes 53,4], die Auferstehung nach kurzer Frist David vorherverkündet [Ps 15,8] den Petrus [Apg 2,25] und Paulus [Apg 13,35ff] anführen, dass sie aber am dritten Tage statthaben werde, der Herr im Vorbilde des Jonas gezeigt. [Mt 12,39.40] 1 Korinther 1Kor 54 15 40 Et corpora clestia, et corpora terrestria: sed alia quidem clestium gloria, alia autem terrestrium: So gibt es himmlische Körper und irdische Körper; aber eine andere ist die Herrlichkeit⁴⁰ der himmlischen, eine andere die der irdischen. 1 Korinther 1Kor 54 15 40 40 Im Griech. steht hier derselbe Ausdruck wie V. 41, weshalb auch dieselbe lateinische Übersetzung vielleicht passender gewesen wäre. 1 Korinther 1Kor 54 15 41 Alia claritas solis, alia claritas lunæ, et alia claritas stellarum. Stella enim a stella differt in claritate: Ein anderer ist der Glanz der Sonne, ein anderer der Glanz des Mondes, und ein anderer der Glanz der Sterne; denn ein Stern ist vom anderen verschieden an Glanz.⁴¹ 1 Korinther 1Kor 54 15 41 41 Wenn die Körper der lebenden Wesen, obgleich alle sterblich, dennoch nach der Verschiedenheit jener Wesen verschieden sind, und wenn die Körper, obwohl alle sichtbar, dennoch nach der Verschiedenheit des Ortes verschieden sind, so dass die Himmelskörper einen anderen Glanz haben, als die irdischen, und selbst wenn die am Himmel leuchtenden Sterne dennoch an Licht einander übertreffen oder sich gegenseitig nachstehen, so ist es nicht wunderbar, wenn auch bei der Auferstehung der Toten die Herrlichkeit der Verdienste verschieden ist (Aug.). 1 Korinther 1Kor 54 15 42 Sic et resurrectio mortuorum. Seminatur in corruptione, surget in incorruptione. So ist es auch mit der Auferstehung der Toten.⁴² Es wird gesäet in Verweslichkeit,⁴³ es wird auferstehen in Unverweslichkeit.⁴⁴ 1 Korinther 1Kor 54 15 42 42 Die einzelnen Teile des Vergleiches wendet der Apostel indes nicht an, sondern kehrt zu dem V. 37 angeführten Beispiele von dem Samen zurück, und nennt einige allen in Herrlichkeit auferstehenden Leibern gemeinsamen Eigenschaften. (V. 42 44) 1 Korinther 1Kor 54 15 42 43 Im Tode. (Tert.) 1 Korinther 1Kor 54 15 42 44 Frei von jenem Leiden, die erste Eigenschaft des auferstandenen Leibes. 1 Korinther 1Kor 54 15 43 Seminatur in ignobilitate, surget in gloria: Seminatur in infirmitate, surget in virtute: Es wird gesäet in Unehre, auferstehen wird es in Herrlichkeit;⁴⁵ gesäet wird es in Schwachheit, auferstehen wird es in Kraft.⁴⁶ 1 Korinther 1Kor 54 15 43 45 Auf Erden ist der Leib tausend Unvollkommenheiten unterworfen, ganz besonders im Tode. Im Himmel wird gleichsam die Herrlichkeit Gottes, welche seine Seele schaut, an ihm widerstrahlen: die Klarheit, die zweite Eigenschaft des auferstandenen Leibes. 1 Korinther 1Kor 54 15 43 46 Hier auf Erden waren die Kräfte des Körpers schwach, so dass der Leib ein unvollkommenes Werkzeug der Seele war; dort wird er bereit und geeignet sein, der Seele in allem zu gehorchen: die dritte Eigenschaft des verklärten Leibes, seine Beweglichkeit. 1 Korinther 1Kor 54 15 44 Seminatur corpus animale, surget corpus spiritale. Si est corpus animale, est et spiritale, sicut scriptum est: Es wird gesäet ein sinnlicher Leib, auferstehen wird ein geistiger Leib.⁴⁷ Wenn ein sinnlicher Leib ist, so ist auch ein geistiger Leib,⁴⁸ wie geschrieben steht: 1 Korinther 1Kor 54 15 44 47 Der Apostel fasst das Gesagte zusammen. Die Seele gibt das mit den Tieren gemeinsame, rein körperliche Leben, wie sie in anderen Tätigkeiten als ein rein geistiges Wesen handelt. In diesen geistigen Dingen leistet zwar der Leib der Seele einige Dienste, aber noch mehr ist er ihr hinderlich. [Weish 6,15] Im Zustand der Auferstandenen werden die uns mit den Tieren gemeinsamen Tätigkeiten dem Körper nicht mehr eigen sein, und so wird der Leib ohne Hindernis und Ermüdung der Seele zu dienen vermögen, welche vom Heil. Geist beglückt ist (Chrys.). 1 Korinther 1Kor 54 15 44 48 Dem die Seele das Leben gibt. Wie die Seele den Leib hier zu den Lebensverrichtungen des tierischen Lebens gebraucht, so wird er ihr dort auch zu ihrer höheren geistigen Wirksamkeit dienstbar sein. 1 Korinther 1Kor 54 15 45 Factus est primus homo Adam in animam viventem, novissimus Adam in spiritum vivificantem. Der erste Mensch Adam ward eine lebendige Seele,⁴⁹ der letzte Adam ein lebendig machender Geist.⁵⁰ 1 Korinther 1Kor 54 15 45 49 [Gen 2,7] Der zweite Teil ist in dem angeführten Texte bereits angedeutet, wenn man die vorbildliche Stellung des ersten Menschen in's Auge fasst. Vergl. [Röm 5,14ff]. Auf diese aber weist der Gegensatz hin: Der erste der letzte.. (V. 47 der zweite) Lebendige Seele: zu einem in Kraft der Seele lebenden Wesen, einem tierischen Leibe. Freilich erhielt er noch die heiligmachende Gnade und andere Gaben des Heil. Geistes; aber diese waren nicht seiner Natur gebührend und gingen mit der ersten Sünde bereits verloren. 1 Korinther 1Kor 54 15 45 50 Ein Wesen, welches durch den Geist lebt und Leben gibt. Die Seele des Heilandes konnte wegen der Vereinigung des Wortes mit der menschlichen Natur nicht ohne die heiligmachende Gnade und die Gabe des Heil. Geistes sein, ja war sogar vom ersten Augenblicke ihres Daseins an zur seligen Anschauung der Gottheit erhoben. Deshalb heißt sie mit vollerem Rechte Geist. Diese Seele hätte nach ihrer Beziehung zum Leibe auch diesen geistig gemacht, indem sie ihm die Gaben der Verklärung zu Teil werden ließ, wenn nicht nach Gottes besonderem Ratschlusse dies verhindert worden wäre; der Sohn Gottes wollte uns in allem, außer der Sünde, ähnlich werden, und in einem dem Leiden unterworfenen Leibe unsere Erlösung vollbringen. Nachdem diese durch die Auferstehung vollendet war, verklärte und verherrlichte die Seligkeit des Geistes auch den Leib, und ward so zu einem lebenspendenden Geiste; doch ist dieser Geist auch allen, die durch ihn auferstehen werden, Urheber und Quell des unvergänglichen und glorreichen Lebens, da er den Leib unserer Niedrigkeit dem Leibe seiner Herrlichkeit gleichförmig machen wird. 1 Korinther 1Kor 54 15 46 Sed non prius quod spiritale est, sed quod animale: deinde quod spiritale. Aber das Geistige ist nicht das erste, sondern das Sinnliche; dann das Geistige.⁵¹ 1 Korinther 1Kor 54 15 46 51 Warum ist der erste Adam nicht ein lebendigmachender Geist gewesen? Diese Frage beantwortet der Apostel durch den Hinweis, dass Gott durch das Unvollkommene zum Vollkommenen fortführt (Chrys., Thom.) 1 Korinther 1Kor 54 15 47 Primus homo de terra, terrenus: secundus homo de clo, clestis. Der erste Mensch aus Erde ist irdisch, der zweite Mensch vom Himmel ist himmlisch.⁵² 1 Korinther 1Kor 54 15 47 52 Aus derselben Schriftstelle, welche in V. 45 dem Apostel vor Augen schwebt, zieht Paulus aus der Erschaffung des ersten Menschen den Schluss auf seine irdische Natur. Der Leib Adams war aus sich selbst der Vergänglichkeit und dem Tode unterworfen und wäre diesem anheimgefallen, wenn Gott nicht ein anderes Mittel dagegen, den Baum des Lebens, gegeben hätte. Der zweite Mensch ist Christus, das zweite Haupt des Menschengeschlechtes, das Haupt der Auserwählten. Er ist vom Himmel als eingeborener Sohn Gottes, der für uns Mensch ward aus Maria der Jungfrau. Sein Leib aber war nicht nur vom ersten Augenblick der Menschwerdung an der Herrlichkeit fähig, sondern hatte auch ein Recht auf dieselbe, wie er sie bei der Auferstehung auch empfing (Cyr., Tert., Thom.). Aus erde, vom Himmel sagt der Apostel, weil man zu sagen pflegt, dass eine Sache aus demjenigen Teil, welcher der erste bei ihrem Entstehen ist, dasjenige ist, woraus sie wird. Adam ward zuerst aus Erde gebildet, Christi Gottheit war, ehe sie sich mit seiner heil. Menschheit vereinte, im Himmel (Thom.). 1 Korinther 1Kor 54 15 48 Qualis terrenus, tales et terreni: et qualis clestis, tales et clestes. Wie der irdische, so auch die irdischen, und wie der himmlische, so auch die himmlischen.⁵³ 1 Korinther 1Kor 54 15 48 53 Wie wir von Adam einen sterblichen Leib empfangen haben, so erlangen wir auch, so viele wir durch den himmlischen Adam neu geschaffen werden, von ihm einen unsterblichen und verklärten Leib. 1 Korinther 1Kor 54 15 49 Igitur, sicut portavimus imaginem terreni, portemus et imaginem clestis. Wie wir daher das Bild des Irdischen getragen haben, so lasst uns auch das Bild des Himmlischen tragen.⁵⁴ 1 Korinther 1Kor 54 15 49 54 Die Ähnlichkeit mit Adam haben wir durch den tierischen Leib, die Verähnlichung mit Christus hängt von unserem freien Willen ab. In der Taufe legen wir das Bild des irdischen Adam ab, mit Christus dem Gekreuzigten den Leib der Sünde zerstörend [Röm 6,6]; aber dass wir bis an's Ende die Ähnlichkeit des himmlischen tragen und nach Leib und Seele Glieder Christi, Tempel des Heil. Geistes bleiben, hängt von unserer Mitwirkung ab. 1 Korinther 1Kor 54 15 5 Et quia visus est Cephæ, et post hoc undecim: und dass er dem Kephas erschienen ist und darnach den Elf. 1 Korinther 1Kor 54 15 50 Hoc autem dico, fratres: quia caro et sanguis regnum Dei possidere non possunt: neque corruptio incorruptelam possidebit. Dieses aber sage ich, Brüder! Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht in Besitz nehmen; auch wird die Verwesung nicht die Unverweslichkeit besitzen.⁵⁵ 1 Korinther 1Kor 54 15 50 55 Fleisch und Blut bezeichnen hier die sterbliche Natur (Tert., Aug., Hier., Thom.). Wer da meint, dass dieser irdische Leib so in einen himmlischen verwandelt werden soll, dass weder diese Glieder, noch die Substanz des Fleisches sein werden, irrt ganz offenbar. Christus ist das Vorbild der Auferstehung, er zeigte sich mit den gleichen Gliedern, im gleichen Leibe, Augen und Händen wahrnehmbar. [Lk 24,39] Nicht also sagt der Apostel: Die Substanz des Leibes wird nicht im Reiche Gottes sein, sondern die Vergänglichkeit des Leibes wird dort nicht mehr sein (Aug.). 1 Korinther 1Kor 54 15 51 Ecce mysterium vobis dico: Omnes quidem resurgemus, sed non omnes immutabimur. Sehet, ein Geheimnis sage ich euch:⁵⁶ Alle zwar werden wir auferstehen, aber nicht alle werden wir verwandelt werden. 1 Korinther 1Kor 54 15 51 56 Der Apostel nennt die nachfolgende Belehrung ein Geheimnis, nicht allein weil der Gegenstand zu den schwierigeren Wahrheiten gehört, die wir einzig aus der Offenbarung kennen, sondern auch weil es ihm besonders offenbart ist. Vergl. [1Thess 4,14]. Der von der Vulgata gegebene Text findet sich nur in einer griechischen Handschrift. Die anderen haben: Wir werden zwar nicht alle entschlafen, aber wir werden alle verwandelt werden. So lasen auch Orig., Greg. v. Nyss., Chrys., Cyr. v. Alex., Theod. und die meisten Übersetzungen, ja selbst der heil. Hieronymus zitiert den Text einmal so als authentisch. Aber müssen nicht alle Menschen nach anderen Zeugnissen der heil. Schrift sterben? [Hebr 9,27, Röm 5,12] Gewiss ist es so gesagt; aber wenn Gott, der so vielen Gläubigen die Sünden erlässt, einigen auch die Strafe der Sünde erlassen will, wollen wir ihm Vorschriften machen? (Aug., Thom.) Dass die Gerechten, welche Christus bei seiner zweiten Ankunft hier auf Erden lebend findet, aus dieser Sterblichkeit ohne Tod in die Unsterblichkeit eingehen werden, ist die fast einmütige Meinung der griechischen Väter, welche auch unter den lateinischen Vätern ihre Vertreter hat (Tert., Hier.). da der heil. Augustin ihr nicht beitrat, sind sehr viele Theologen seiner Autorität gefolgt. Nach der Lesart, welche die Vulgata bietet, ist von der allgemeinen Auferstehung die Rede: Gerechte und Verworfene werden auferstehen, aber nur die ersteren werden in jenen glorreichen Stand umgewandelt werden. 1 Korinther 1Kor 54 15 52 In momento, in ictu oculi, in novissima tuba: canet enim tuba, et mortui resurgent incorrupti: et nos immutabimur: Plötzlich, in einem Augenblick, auf den Schall der letzten Posaune; denn schallen wird die Posaune,⁵⁷ und die Toten werden unverweslich auferstehen, und wir werden verwandelt werden.⁵⁸ 1 Korinther 1Kor 54 15 52 57 Das Bild hat der Apostel wohl aus [Ex 19,13.16] genommen. Welches das große und offenbare Zeichen sein wird, das der Apostel auch die Stimme des Erzengels und der Posaune Gottes nennt [1Thess 4,15], und das auch die Stimme des Herrn selbst im Evangelium heißt [Joh 5,28], wissen wir nicht (Aug.). Es wird das letzte Zeichen sein, das dieser Welt gegeben wird. 1 Korinther 1Kor 54 15 52 58 Die Überlebenden werden so verwandelt, dass der Leib von dieser Seele nicht verlassen, sondern, während diese in ihm bleibt, verklärt wird. (Chrys., Tert., Hier.) Der Apostel rechnet sich hier nicht zu denen, welche bei der Ankunft des Herrn, noch leben werden, da er sich [1Kor 6,14] bereits zu denen gerechnet hat, welche der Herr auferwecken wird, und da er einige Monate nach der Abfassung dieses Briefes noch schreibt, er wisse nicht, ob der Herr ihn noch in diesem Leben finden werde oder nicht. [2Kor 4,14] Er gebraucht also die erste Person der Mehrheit, wie an anderen Stellen, in kommunikativem Sinne (Chrys., Aug.), da er durchaus nicht weiß, wann der Herr kommen wird. 1 Korinther 1Kor 54 15 53 Oportet enim corruptibile hoc induere incorruptionem: et mortale hoc induere immortalitatem. Denn dieses Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit, und dieses Sterbliche anziehen die Unsterblichkeit.⁵⁹ 1 Korinther 1Kor 54 15 53 59 Im ersten Gliede spricht der Apostel von der Auferstehung, im zweiten von der Verwandlung. Er betrachtet, ähnlich wie [2Kor 5,2ff], den verherrlichten Leib wie ein Kleid, das die Verstorbenen anziehen, mit dem die Lebenden sich überkleiden. Warum beide mit dem unverweslichen und unsterblichen Leibe bekleidet werden müssen, hat Paulus V. 50 gesagt: Weil Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht besitzen kann. 1 Korinther 1Kor 54 15 54 Cum autem mortale hoc induerit immortalitatem, tunc fiet sermo, qui scriptus est: Absorpta est mors in victoria. Wenn aber dieses Sterbliche die Unsterblichkeit angezogen hat, dann wird das Wort erfüllt werden, das geschrieben steht: Verschlungen ist der Tod im Sieg.⁶⁰ 1 Korinther 1Kor 54 15 54 60 Vielleicht rufen die Seligen so, vergl. [Joh 10,35], wenn der volle Sieg Christi davongetragen ist. Das angeführte Wort steht [Jes 25,8] (Hier.). 1 Korinther 1Kor 54 15 55 Ubi est mors victoria tua? ubi est mors stimulus tuus? Wo ist dein Sieg, Tod? wo ist dein Stachel, Tod?⁶¹ 1 Korinther 1Kor 54 15 55 61 Der als Person gedachte Tod wird spöttisch gefragt, wo der Sieg ist, den er über die Gestorbenen davongetragen zu haben glaubte, und der Stachel, mit dem er die Lebenden verfolgte und sich zu unterwerfen versuchte. 1 Korinther 1Kor 54 15 56 Stimulus autem mortis peccatum est: virtus vero peccati lex. Der Stachel des Todes⁶² aber ist die Sünde;⁶³ die Stärke der Sünde aber das Gesetz.⁶⁴ 1 Korinther 1Kor 54 15 56 62 Der Stachel des Todes, seine Waffe, auf der seine Kraft beruht. Wie der Skorpion ein kleines Tier ist, aber durch seinen giftigen Stachel auch die Tapfersten zu Falle bringt, so hat der Tod, der durch sich und ohne die Sünde nichts vermochte, durch diese sich die Herrlichkeit über die ganze Menschheit erworben. 1 Korinther 1Kor 54 15 56 63 Die Erbsünde. 1 Korinther 1Kor 54 15 56 64 Durch das Gesetz ist die Sünde wie durch eine gebotene Gelegenheit stärker geworden und gleichsam auf ihr höchstes Maß gestiegen. 1 Korinther 1Kor 54 15 57 Deo autem gratias, qui dedit nobis victoriam per Dominum nostrum Jesum Christum. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg verliehen hat durch unsern Herrn Jesus Christus.⁶⁵ 1 Korinther 1Kor 54 15 57 65 Was das Gesetz nicht gewähren konnte, hat Christus gewährt, der durch seinen Tod das Gesetz aufhob und der Sünde die Kraft nahm, für dieselbe Genugtuung leistete und uns erlösend dem Tode den Stachel nahm und ihn selbst vernichtete. Der Apostel wählt die Zeit der Gegenwart, um diesen Sieg, den der Herr durch seine glorreiche Auferstehung an sich bereits davongetragen hat, der aber noch für uns bevorsteht, als ganz sicher zu bezeichnen. Wie die Wespe, die einen Felsen stechen will, nichts vermag, sondern ihren Stachel vielmehr verliert, so verlor auch der Tod, als er mit Christus, dem Leben kämpfen wollte, seinen Stachel (Athanas.). 1 Korinther 1Kor 54 15 58 Itaque fratres mei dilecti, stabiles estote, et immobiles: abundantes in opere Domini semper, scientes quod labor vester non est inanis in Domino. Darum, meine lieben Brüder! seid standhaft und unerschütterlich;⁶⁶ voll des Eifers im Werke des Herrn⁶⁷ allezeit, da ihr wisset, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist im Herrn.⁶⁸ 1 Korinther 1Kor 54 15 58 66 Da Gott uns durch Christus den Sieg gibt über Tod und Sünde, können und müssen wir feststehen im Glauben an die zukünftige Auferstehung. 1 Korinther 1Kor 54 15 58 67 Jedes gute Werk ist des Herrn, sowohl weil es von ihm geheißen ist (Theoph.), wie besonders weil es nur mit dem Beistande seiner Gnade geschehen kann. 1 Korinther 1Kor 54 15 58 68 Auf der sicheren Überzeugung, dass unsere Mühen im Herrn nicht ohne Frucht bleiben, sondern uns für dieselben die ewige Herrlichkeit zu Teil werden wird, beruht unser Eifer. So dürfen wir also bei unseren guten Werken uns durchaus des Lohnes erinnern, den Gott uns verheißt. 1 Korinther 1Kor 54 15 6 Deinde visus est plus quam quingentis fratribus simul: ex quibus multi manent usque adhuc, quidam autem dormierunt: Hierauf ist er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich erschienen, von welchen viele jetzt noch am Leben, einige aber entschlafen sind.⁴ 1 Korinther 1Kor 54 15 6 4 Der Apostel hatte diejenigen Zeugnisse für die Auferstehung gewählt, welche ihm für die Neubekehrten am geeignetsten schienen: den heil. Petrus, das Haupt der Apostel [Lk 24,34], und das Apostelkolleg. [Joh 20,19ff, Lk 24,36ff] Diese allein erwähnt deshalb auch der heil. Lukas. Jetzt fügt Paulus noch andere Zeugnisse bei. Wann der Heiland den fünfhundert erschienen ist, steht nicht fest. Von der Erscheinung des Auferstandenen, deren Zeuge die ganze damalige Kirche war, kehrt der Apostel zu dem zurück, welche nach dem Willen Christi Zeugen der Auferstehung sein sollten. [Apg 1,22] 1 Korinther 1Kor 54 15 7 Deinde visus est Jacobo, deinde Apostolis omnibus: Darauf ist er dem Jakobus⁵ erschienen, dann sämtlichen Aposteln; 1 Korinther 1Kor 54 15 7 5 Jakobus, dem Sohn des Alphäus, dem Jüngeren [Mk 15,40], dem Bruder des Herrn. [Gal 1,19] Dann allen Aposteln: bei der V. 5 erwähnten Erscheinung waren also nicht alle Apostel zugegen. Entweder spricht der Apostel hier von der [Joh 20,26ff] oder der [Mt 28,16-20] oder von der mit der Himmelfahrt verbundenen [Lk 24,44] oder aber einer ähnlichen, über welche die Evangelisten nichts berichten. 1 Korinther 1Kor 54 15 8 Novissime autem omnium tamquam abortivo, visus est et mihi. zuletzt aber unter allen ist er auch mir, gleichsam einer Fehlgeburt erschienen.⁶ 1 Korinther 1Kor 54 15 8 6 Auf dem Wege nach Damaskus und in Arabien. [Apg 9,1ff] Diese Erscheinung muss eine ebenso wahre gewesen sein, wie die, durch welche der Heiland den übrigen Aposteln die Wirklichkeit seines auferstandenen Leibes zeigte (Thom.). Was der Apostel durch den Ausdruck Fehlgeburt besagen will, wird verschiedenartig erklärt. Am wahrscheinlichsten ist es, dass es bedeutet: Wie eine Fehlgeburt unvollkommen und gleichsam nicht würdig ist, unter die Menschen gerechnet zu werden, so verdiente ich nicht, unter die Apostel gerechnet zu werden (Thom.). Vergl. die Begründung V. 9. 1 Korinther 1Kor 54 15 9 Ego enim sum minimus Apostolorum, qui non sum dignus vocari Apostolus, quoniam persecutus sum Ecclesiam Dei. Denn ich bin der geringste unter den Aposteln, der ich nicht würdig bin, Apostel zu heißen, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe. [Apg 8,1ff, Eph 3,8] 1 Korinther 1Kor 54 0 1 IV. Schlusswort des Briefes: 1. Die zu sammelnde Kollekte und die Ankunft des heil. Paulus. (V. 9) 2. Timotheus, Apollo und die Gesandten der Korinther. (V. 18) 3. Grüße und Segen des Apostels. 1 Korinther 1Kor 54 16 1 De collectis autem, quæ fiunt in sanctos, sicut ordinavi Ecclesiis Galatiæ, ita et vos facite. Mit der Sammlung aber,¹ welche für die Heiligen gehalten wird, machet es so, wie ich es für die Gemeinden von Galatien angeordnet habe. 1 Korinther 1Kor 54 16 1 1 Auf seiner dritten Missionsreise befahl der Apostel den Gemeinden, welche er auf seiner ersten Reise im Süden von Galatien gegründet hatte, Kollekten zu veranstalten [Apg 18,23], zu Gunsten armer Christen in Jerusalem. Von Ephesus aus hatte er den Korinthern diese Kollekte empfohlen [2Kor 8,10] und ihre Bereitwilligkeit den Macedoniern als Vorbild vor Augen gestellt. [2Kor 9,2] Über diese Kollekte spricht der heil. Paulus auch [2Kor 8,1-9.15] und [Röm 15,25ff]. Der Apostel nennt dieselben nirgends Almosen, sondern überall entweder Kollekte oder Segen [2Kor 9,5] oder Mitteilung [Röm 15,26], ja selbst heiligen Dienst. [2Kor 9,12] 1 Korinther 1Kor 54 16 10 Si autem venerit Timotheus, videte ut sine timore sit apud vos: opus enim Domini operatur, sicut et ego. Wenn aber Timotheus kommt, so sehet zu, dass er ohne Furcht bei euch sei;¹⁰ denn er arbeitet am Werke des Herrn, wie auch ich.¹¹ 1 Korinther 1Kor 54 16 10 10 Wie der Apostel fürchtet, die Epheser möchten ihn seiner Jugend halber geringschätzen [1Tim 4,12], so musste er auch seitens der Parteiführer in Achaja etwas besorgen, obwohl Timotheus in Korinth mit ihm gewirkt hatte. [2Kor 1,19, Apg 18,5ff] 1 Korinther 1Kor 54 16 10 11 Das Apostelamt. 1 Korinther 1Kor 54 16 11 Ne quis ergo illum spernat: deducite autem illum in pace, ut veniat ad me: exspecto enim illum cum fratribus. Niemand also verachte ihn, geleitet ihn aber in Frieden,¹² dass er zu mir komme; denn ich erwarte ihn mit den Brüdern.¹³ 1 Korinther 1Kor 54 16 11 12 Ohne Streit und ihn als Lehrer verehrend. 1 Korinther 1Kor 54 16 11 13 Paulus erwartet Timotheus und die Brüder (Thom.), besonders Erastus. [Apg 19,22] 1 Korinther 1Kor 54 16 12 De Apollo autem fratre vobis notum facio, quoniam multum rogavi eum ut veniret ad vos cum fratribus: et utique non fuit voluntas ut nunc veniret: veniet autem, cum ei vacuum fuerit. Von dem Bruder Apollo aber tue ich euch kund, dass ich ihn dringend gebeten habe, mit den Brüdern zu euch zu kommen;¹⁴ und war es zwar sein Wille nicht, jetzt zu kommen, indes wird er kommen, wenn er Zeit haben wird. 1 Korinther 1Kor 54 16 12 14 Der heil. Paulus muss den Apollo als wahrhaft apostolischen Mann gekannt haben, wohl geeignet, das Ackerfeld, das er angebaut, zu bewässern und zu bearbeiten. 1 Korinther 1Kor 54 16 13 Vigilate, state in fide, viriliter agite, et confortamini. Seid wachsam; stehet fest im Glauben; handelt mannhaft, und seid stark!¹⁵ 1 Korinther 1Kor 54 16 13 15 Habet Mannesmut und Kraft. 1 Korinther 1Kor 54 16 14 Omnia vestra in caritate fiant. Alles, was ihr tuet, geschehe in Liebe!¹⁶ 1 Korinther 1Kor 54 16 14 16 Diese Mahnung war den Korinthern besonders notwendig, denn alles, was der Apostel in diesem Briefe erinnern musste, ging aus dem Mangel an Liebe hervor (Chrys.). Die Erwähnung des Namens Apollo legte die Mahnung nahe. 1 Korinther 1Kor 54 16 15 Obsecro autem vos fratres, nostis domum Stephanæ, et Fortunati, et Achaici: quoniam sunt primitiæ Achaiæ, et in ministerium sanctorum ordinaverunt seipsos: Ich ermahne euch, Brüder! ihr kennet das Haus des Stephanas, des Fortunatus und des Achaikus, dass sie Erstlinge von Achaja sind¹⁷ und sich dem Dienste der Heiligen gewidmet haben;¹⁸ 1 Korinther 1Kor 54 16 15 17 Die Namen Fortunatus und Achaikus sind wohl durch einen Fehler der Abschreiber aus V. 17 hier noch einmal eingesetzt worden. Die Hausgenossen des Stephanas hatte Paulus selbst getauft. [1Kor 1,16] Ähnlich nennt der Apostel den Epänetus den Erstling Asiens. [Röm 16,5] 1 Korinther 1Kor 54 16 15 18 Diese V. 16 vorhergehenden Worte enthalten die Gründe, weshalb sie sich den Hausgenossen des neubekehrten Stephanas unterordnen (d. i. ihnen besondere Zuvorkommenheit und Ehrfurcht erweisen) sollen: jene sind die Erstlinge Achajas, die Erstlinge aber sind besonderer Ehre würdig (Chrys.); sodann sind sie auch eifriger und frömmer (Thom.), da sie freiwillige Gastfreundschaft und andere Liebesbeweise gegen die Brüder üben. (Dienst der Heiligen.) 1 Korinther 1Kor 54 16 16 Ut et vos subditi sitis ejusmodi, et omni cooperanti, et laboranti. ordnet auch ihr euch solchen unter, und allen, welche mitwirken und arbeiten. 1 Korinther 1Kor 54 16 17 Gaudeo autem in præsentia Stephanæ, et Fortunati, et Achaici: quoniam id, quod vobis deerat, ipsi suppleverunt: Ich freue mich über die Anwesenheit des Stephanas, Fortunatus und Achaikus,¹⁹ denn, was eurerseits mangelte, haben diese ersetzt;²⁰ 1 Korinther 1Kor 54 16 17 19 Über Fortunatus und Achaikus ist sonst nichts Sicheres bekannt. Man nimmt an, dass sie den Brief der korinthischen Kirche gebracht und diesen des heil. Paulus in ihre Heimat mit sich genommen haben. 1 Korinther 1Kor 54 16 17 20 Die Übersetzung der Vulgata scheint einen Vorwurf gegen die Korinther zu enthalten, den der Apostel am Ende seines Briefes doch kaum gemacht hätte. Der heil. Paulus will wohl sagen: Durch ihre Anwesenheit haben die Gesandten für eure Abwesenheit Ersatz geleistet (Chrys., Thom.). 1 Korinther 1Kor 54 16 18 Refecerunt enim et meum spiritum, et vestrum. Cognoscite ergo qui hujusmodi sunt. denn sie haben meinen Geist erquickt und den eurigen.²¹ Erkennet sie denn als solche an! 1 Korinther 1Kor 54 16 18 21 Sie haben Paulus und die Korinther erfreut, denn stellten die ganze Gemeinde dar (Chrys.). 1 Korinther 1Kor 54 16 19 Salutant vos Ecclesiæ Asiæ. Salutant vos in Domino multum, Aquila, et Priscilla, cum domestica sua Ecclesia: apud quos et hospitor. Es grüßen euch die Gemeinden von Asien.²² Es grüßen euch vielmals im Herrn²³ Aquila und Priscilla samt der Versammlung in ihrem Hause,²⁴ bei welchen ich auch herberge.²⁵ 1 Korinther 1Kor 54 16 19 22 Drei Jahre in Ephesus weilend, hatte Paulus in der ganzen Provinz Asien, deren Hauptstadt Ephesus war, Gemeinden gegründet. [Apg 19,10] 1 Korinther 1Kor 54 16 19 23 Alle Gläubigen grüßen sich im Herrn, in dem alle Glieder der Kirche eines sind. 1 Korinther 1Kor 54 16 19 24 Die treuen Helfer des heil. Paulus, welche ihn in Korinth in ihrem Hause aufgenommen [Apg 18,1ff] und Apollo weiter unterrichtet hatten. [Apg 18,26ff] In Ephesus hatten sie wohl das von Paulus gestreute Samenkorn weiter gepflegt und, die Neubekehrten in ihrem Hause versammelnd, gleichsam den Grundstein der Kirche von Ephesus gelegt. Ein Teil der Gläubigen versammelte sich auch jetzt noch dort. 1 Korinther 1Kor 54 16 19 25 Diese Worte fehlen in den meisten griechischen und den besseren lateinischen Handschriften. 1 Korinther 1Kor 54 16 2 Per unam sabbati unusquisque vestrum apud se seponat, recondens quod ei bene placuerit: ut non, cum venero, tunc collectæ fiant. Am ersten Tage der Woche² lege ein jeder von euch bei sich zurück und spare auf, was ihm gut dünkt,³ damit nicht erst, wenn ich komme, dann die Sammlung veranstaltet werde. 1 Korinther 1Kor 54 16 2 2 Am Tage der Auferstehung des Herrn. Dieser ward also in besonderer Ehe gehalten. 1 Korinther 1Kor 54 16 2 3 Griech.: je nach Gewinn, Einnahme. Um allem Argwohn und allem Tadel zu entgehen, will der Apostel die Sache nicht allein auf sich nehmen. Vergl. [2Kor 8,18ff]. 1 Korinther 1Kor 54 16 20 Salutant vos omnes fratres. Salutate invicem in osculo sancto. Es grüßen euch alle Brüder. Grüßet einander mit heiligem Kusse.²⁶ 1 Korinther 1Kor 54 16 20 26 Im Morgenlande, und ganz besonders bei den Juden, war die Sitte, sich durch einen Kuss zu begrüßen, eine sehr allgemeine. Nicht allein Verwandte und Freunde küssten sich untereinander, sondern auch Obere und Untergebene, um Liebe, Freundschaft und Ehrfurcht auszudrücken. Von den Juden ging der Kuss als Zeichen der brüderlichen Liebe, durch welche alle Glieder des geistigen Leibes miteinander verbunden sind, auf die Christen so über, dass diese jede Bedeutung fleischlicher Liebe davon ausschlossen, wie die Namen zeigen: heiliger Kuss, Kuss der Liebe, Kuss im Herrn, Friedenskuss usw. Zudem grüßten sich nur Männer untereinander und Frauen untereinander mit demselben. Der Kuss ist Versöhnung, sagt der heil. Cyrill von Jerusalem, und darum heilig. 1 Korinther 1Kor 54 16 21 Salutatio, mea manu Pauli. Mein Gruß von meiner, des Paulus, Hand.²⁷ 1 Korinther 1Kor 54 16 21 27 Das übrige hat der Apostel diktiert, den Gruß setzt er selbst bei. Den Grund gibt [2Thess 2,2, 2Thess 3,17] an. Keine Partei in Korinth kann mehr in Zweifel ziehen, dass der Brief von ihm herrührt. 1 Korinther 1Kor 54 16 22 Si quis non amat Dominum nostrum Jesum Christum, sit anathema, Maran Atha. Wenn jemand unsern Herrn Jesus Christus nicht liebt, der sei ausgeschlossen.²⁸ Maran atha.²⁹ 1 Korinther 1Kor 54 16 22 28 Dem ewigen Untergange geweiht. 1 Korinther 1Kor 54 16 22 29 Die Bedeutung dieser aramäischen Worte ist nicht ganz klar. Wahrscheinlich bedeuten sie: Unser Herr, komme! Und wurden so bei dem Gottesdienste gebraucht. 1 Korinther 1Kor 54 16 23 Gratia Domini nostri Jesu Christi vobiscum. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit euch! 1 Korinther 1Kor 54 16 24 Caritas mea cum omnibus vobis in Christo Jesu. Amen. Meine Liebe mit euch allen in Christus Jesus. Amen.³⁰ 1 Korinther 1Kor 54 16 24 30 Mit allen, auch denen, die er getadelt hat. So schließt er mit Worten der Liebe. 1 Korinther 1Kor 54 16 3 Cum autem præsens fuero: quos probaveritis per epistolas, hos mittam perferre gratiam vestram in Jerusalem. Wenn ich aber anwesend sein werde, so will ich diejenigen, welche ihr durch Briefe für tauglich erklärt, nach Jerusalem absenden, eure Gabe zu überbringen. 1 Korinther 1Kor 54 16 4 Quod si dignum fuerit ut et ego eam, mecum ibunt. Wenn es wert ist, dass auch ich reise,⁴ so sollen sie mit mir reisen. 1 Korinther 1Kor 54 16 4 4 Da der Apostel sich feierlichst zur Sammlung verpflichtet hatte, und von den Aposteln gleichsam derselben vorgesetzt worden war, konnte er dieselbe nicht kurzweg anderen überlassen, sondern musste sich alle Anordnungen vorbehalten. In jedem Falle sollen Abgesandte das Geld nach Jerusalem überbringen. Seine wichtigen Arbeiten kann er nicht aus jedem geringfügigen Anlasse unterbrechen. 1 Korinther 1Kor 54 16 5 Veniam autem ad vos, cum Macedoniam pertransiero: nam Macedoniam pertransibo. Ich will aber zu euch kommen, wenn ich Macedonien durchreist habe; denn ich will Macedonien durchreisen.⁵ 1 Korinther 1Kor 54 16 5 5 Als der heil. Paulus diesen Brief schrieb, wollte er von Ephesus nach Korinth kommen, um von dort nach Macedonien zu reisen und dann wieder nach Korinth zurückzukehren. [2Kor 1,15ff] Da die Korinther dies wussten, musste er ihnen anzeigen, dass eine Änderung eintritt: Seid nicht eifersüchtig, als ob ich die Macedonier euch vorziehe, ich werde dort nur kurze Zeit weilen (V. 6), bei euch aber länger bleiben, damit ihr mich dahin geleitet, wohin ich gehen werde. Die Ursache der Änderung seines Reiseplanes gibt der Apostel nicht an: er will nicht kommen, sie zu strafen, und will sie nicht betrüben, sondern ihnen Zeit zur Buße lassen. Vergl. [2Kor 1,15ff, 2Kor 2,1ff]. Diesen Grund übergeht er, um ihnen nur von seiner Liebe zu sprechen (V. 7). 1 Korinther 1Kor 54 16 6 Apud vos autem forsitan manebo, vel etiam hiemabo: ut vos me deducatis quocumque iero. Bei euch aber werde ich vielleicht verweilen, oder sogar überwintern, damit ihr mir das Geleite gebet, wohin ich etwa gehe. 1 Korinther 1Kor 54 16 7 Nolo enim vos modo in transitu videre, spero enim me aliquantulum temporis manere apud vos, si Dominus permiserit. Ich will euch jetzt nämlich nicht im Vorbeigehen sehen,⁶ denn ich hoffe, einige Zeit bei euch zu verweilen, wenn der Herr es gestattet.⁷ 1 Korinther 1Kor 54 16 7 6 Dies müsste ich tun, wollte ich noch über Korinth nach Macedonien reisen. 1 Korinther 1Kor 54 16 7 7 Längerer oder kürzerer Aufenthalt hängt nicht allein von dem Willen des Apostels, sondern besonders vom Willen Gottes ab, der den heil. Paulus auf allen Reisen leitete und sich ihm bisweilen aus außerordentliche Weise kundgab, z. B. [Apg 16,6]. 1 Korinther 1Kor 54 16 8 Permanebo autem Ephesi usque ad Pentecosten. In Ephesus aber werde ich bis Pfingsten bleiben.⁸ 1 Korinther 1Kor 54 16 8 8 Etwa zwei Monate. 1 Korinther 1Kor 54 16 9 Ostium enim mihi apertum est magnum, et evidens: et adversarii multi. Denn eine große und weitausschauende Tür⁹ ist mir eröffnet, und der Widersacher sind viele. 1 Korinther 1Kor 54 16 9 9 Das Bild bezeichnet eine Gelegenheit, das Evangelium zu predigen. Vergl. [Apg 19] 2 Korinther 2Kor 55 0 1 Eingang des Briefes (Kap. 1, V. 1 14): Überschrift. (V. 2) Danksagung. (V. 11) Übergang (V. 14) I. Apologetischer Teil. (1,15 7,16): 1. Verteidigung des Apostels gegen die Anschuldigung der Leichtfertigung und Unbeständigkeit (1,15 2,17): der Anschuldigung der Leichtfertigkeit gegenüber weist der heil. Paulus auf seine Standhaftigkeit hin. (V. 22) Die Verleumdung wird als unbegründet erwiesen durch die Darlegung der Gründe, welche den Apostel zu einer Änderung seiner Reisepläne veranlassten. [2Kor 2,11] 2 Korinther 2Kor 55 1 1 Paulus Apostolus Jesu Christi per voluntatem Dei, et Timotheus frater, Ecclesiæ Dei, quæ est Corinthi cum omnibus sanctis, qui sunt in universa Achaia. Paulus, Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes, und Timotheus, der Bruder, an die Kirche Gottes zu Korinth und an alle Heiligen, welche in ganz Achaja sind. 2 Korinther 2Kor 55 1 10 Qui de tantis periculis nos eripuit, et eruit: in quem speramus quoniam et adhuc eripiet, der uns aus so großen Gefahren errettet hat und errettet; auf den wir hoffen, dass er auch ferner erretten wird, 2 Korinther 2Kor 55 1 11 Adjuvantibus est vobis in oratione pro nobis: ut ex multorum personis, ejus quæ in nobis est donationis, per multos gratiæ agantur pro nobis. da auch ihr durch euer Gebet¹⁵ für uns mitbehilflich seid, damit für die Gabe, die uns um vieler willen verliehen ist, durch viele für uns Dank gesagt werde. 2 Korinther 2Kor 55 1 11 15 Diese Gebete sind notwendig, denn Gott erteilt einem viele Güter, wenn viele darum bitten. Gott will, dass man ihm für seine Gaben dankt, und dass viele zur Danksagung gehalten seien (Thom.). Die Danksagung, welche Gott voraussieht, bewegt ihn gleichsam, seine Erbarmung zu spenden. 2 Korinther 2Kor 55 1 12 Nam gloria nostra hæc est, testimonium conscientiæ nostræ quod in simplicitate cordis et sinceritate Dei: et non in sapientia carnali, sed in gratia Dei conversati sumus in hoc mundo: abundantius autem ad vos. Denn¹⁶ das ist unser Ruhm, das Zeugnis unseres Gewissens, dass wir in Einfalt des Herzens und Aufrichtigkeit aus Gott, und nicht in fleischlicher Weisheit, sondern in der Gnade Gottes¹⁷ in dieser Welt gewandelt haben, ganz besonders bei euch.¹⁸ 2 Korinther 2Kor 55 1 12 16 Indem der Apostel zum ersten Teile seines Briefes übergeht, seiner Rechtfertigung, erklärt er, warum er sicher hofft, durch das Gebet der Korinther unterstützt zu werden: es ist das Zeugnis seines Gewissens. 2 Korinther 2Kor 55 1 12 17 Hiermit bestimmt er die Quellen seiner Einfalt und Aufrichtigkeit noch einmal. 2 Korinther 2Kor 55 1 12 18 Da er bei den Korinthern länger weilte, hatte er dort reichere Gelegenheit dazu. Doch gerade diese Aufrichtigkeit stellten die Gegner des Apostels in Abrede. Deshalb beruft sich der heil. Paulus auf die Erfahrung der Gläubigen. 2 Korinther 2Kor 55 1 13 Non enim alia scribimus vobis, quam quæ legistis, et cognovistis. Spero autem quod usque in finem cognoscetis, Denn wir schreiben euch nichts anderes, als was ihr gelesen und erkannt habt;¹⁹ ja, ich hoffe, ihr werdet es bis an's Ende²⁰ erkennen, 2 Korinther 2Kor 55 1 13 19 Er schreibt nichts anderes in diesem Briefe, als was sie bereits in den früheren gelesen und in seinen Predigten gehört haben. 2 Korinther 2Kor 55 1 13 20 Bis an das Ende dieses Lebens oder: der Welt, also immer. 2 Korinther 2Kor 55 1 14 Sicut et cognovistis nos ex parte, quod gloria vestra sumus, sicut et vos nostra, in die Domini nostri Jesu Christi. wie ihr uns auch zum Teil erkannt habt, dass wir euer Ruhm sind, gleichwie auch ihr der unsrige, am Tage unseres Herrn Jesus Christus.²¹ 2 Korinther 2Kor 55 1 14 21 Der Apostel hofft, die Korinther werden sich seiner am Tage des Gerichtes rühmen. Damit dies nicht anmaßend scheine, nennt er sie wechselweise seinen Ruhm. Jetzt erkennen die Korinther unvollkommen, was ihnen bei dem jüngsten Gerichte ganz klar vor Augen stehen wird (Thom.). 2 Korinther 2Kor 55 1 15 Et hac confidentia volui prius venire ad vos, ut secundam gratiam haberetis: Und in diesem Vertrauen wollte ich schon früher²² zu euch kommen, damit ihr einen zweiten Gnadenerweis hättet,²³ 2 Korinther 2Kor 55 1 15 22 Ehe ich nach Macedonien ging. 2 Korinther 2Kor 55 1 15 23 Wenn ich aus Macedonien zu euch zurückkam. 2 Korinther 2Kor 55 1 16 Et per vos transire in Macedoniam, et iterum a Macedonia venire ad vos, et a vobis deduci in Judæam. und zwar von euch nach Macedonien reisen, und wiederum von Macedonien zu euch kommen, und mich von euch nach Judäa geleiten lassen.²⁴ 2 Korinther 2Kor 55 1 16 24 Diesen Plan hatte der heil. Paulus durch den verloren gegangenen Brief oder durch einen Boten kundgegeben. In dem ersten Briefe an die Korinther aber [1Kor 16,5ff] hatte er eine Änderung eintreten lassen. Der Apostel wusste, dass seine Ankunft ihnen geistige Gnaden vermitteln werde, die ersten, wenn der durch Korinth nach Macedonien, die zweiten, wenn er aus Macedonien durch Korinth nach Palästina reiste. 2 Korinther 2Kor 55 1 17 Cum ergo hoc voluissem, numquid levitate usus sum? Aut quæ cogito, secundum carnem cogito, ut sit apud me EST, et NON? Habe ich nun, da ich dieses vorhatte,²⁵ leichtsinnig gehandelt? Oder was ich vorhabe, habe ich es dem Fleische gemäß vor, so dass bei mir bald Ja, bald Nein ist?²⁶ 2 Korinther 2Kor 55 1 17 25 Da ich dieses vorhatte, aber nachher meinen Plan aus wichtigen Gründen änderte usw. 2 Korinther 2Kor 55 1 17 26 Nämlich. Zu gleicher Zeit und aus Laune. Wer die Dinge nach dem Geiste ansieht und beschließt, achtet allein auf das, was Gott will, nimmt sich das vor, was er als Gotteswillen erkennt, und führt es mit allem Eifer aus. 2 Korinther 2Kor 55 1 18 Fidelis autem Deus, quia sermo noster, qui fuit apud vos, non est in illo EST, et NON. Getreu aber ist Gott! Denn unsere Predigt an euch war nicht bald Ja, bald Nein.²⁷ 2 Korinther 2Kor 55 1 18 27 Die Treue Gottes ist die letzte Ursache der apostolischen Standhaftigkeit. Gott hält seine Versprechungen. Er hatte verheißen, auch Prediger der Wahrheit zu senden, und da ich von ihm zu euch gesendet bin, ist unser Wort an euch nicht bald Ja, bald Nein, ist in ihm keine Veränderlichkeit. 2 Korinther 2Kor 55 1 19 Dei enim filius Jesus Christus, qui in vobis per nos prædicatus est, per me, et Silvanum, et Timotheum, non fuit EST et NON, sed EST in illo fuit. Denn der Sohn Gottes, Jesus Christus, der bei euch durch uns gepredigt worden ist, durch mich, Silvanus und Timotheus, war nicht bald Ja, bald Nein, sondern Ja ist in ihm gewesen.²⁸ 2 Korinther 2Kor 55 1 19 28 Bisweilen redet der heil. Paulus hier in der Einzahl, bisweilen in der Mehrzahl. Indes wenn er auch, in der Mehrzahl redend, Timotheus (oder andere) mit einschließt, ist stets der Apostel selbst vor allem gemeint. Der Sohn Gottes war der Gegenstand aller Predigten, der wahrste und vollkommene, unveränderliche Gegenstand derselben, und Gott muss seiner treue gemäß wachen, dass derselbe ohne Falsch und Wechsel verkündet werde. 2 Korinther 2Kor 55 1 2 Gratia vobis, et pax a Deo Patre nostro, et Domino Jesu Christo. Gnade sei euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus.¹ 2 Korinther 2Kor 55 1 2 1 Die Überschrift weicht von der im ersten Briefe gebrauchten wenig ab. Gleichsam als zweiter Verfasser wird Timotheus genannt (wie im Briefe an die Philipper, Kolosser, Philemon, 1. und 2. Thess.). Niemand außer Titus, der den Brief selbst an die Korinther überbringen sollte, war den letzteren so bekannt und galt bei ihnen so viel, wie Timotheus. Die Grußformel ist die gleiche, wie in anderen Briefen. 2 Korinther 2Kor 55 1 20 Quotquot enim promissiones Dei sunt, in illo EST: ideo et per ipsum Amen Deo ad gloriam nostram. Denn alle Verheißungen Gottes sind in ihm Ja,²⁹ darum ist auch durch ihn das Amen zu Gott zu unserem Ruhme. 2 Korinther 2Kor 55 1 20 29 Die messianischen Verheißungen, welche Gott den Patriarchen gegeben und durch die Propheten den Kindern Israels verkündet, sind in Christus erfüllt worden (Aug.), in ihm als wahr erschienen, so dass wir zu denselben Amen sagen können. Zur Ehre der Apostel? Ja, weil eure Bekehrung unser Ruhm ist, oder weil es unser Ruhm ist, das Wort Gottes zu zeigen und zu verkünden (Thom.). 2 Korinther 2Kor 55 1 21 Qui autem confirmat nos vobiscum in Christo, et qui unxit nos Deus: Gott aber ist es, der uns mit euch in Christus befestigt, und der uns gesalbt hat, 2 Korinther 2Kor 55 1 22 Qui et signavit nos, et dedit pignus Spiritus in cordibus nostris. der uns auch das Siegel aufgedrückt, und das Pfand des Geistes in unsere Herzen gegeben hat.³⁰ 2 Korinther 2Kor 55 1 22 30 Nicht auf gleiche Weise festigt indes Gott die Apostel und die Gläubigen. Jenen steht er bei, dass sie nicht schwanken, noch sich ändern in der Lehre, die sie zu überliefern haben; diesen, dass sie die empfangene Lehre fest bewahren. Dass der heil. Paulus in V. 21 die Korinther sich beigesellt (uns mit euch), geschieht, um sie selbst zu Zeugen seiner Unveränderlichkeit aufzurufen. In den folgenden drei Gliedern spricht er indes ausschließlich von den apostolischen Arbeitern. Der uns gesalbt hat: Im N. T. werden als von Gott gesalbt außer Jesus [Lk 4,18, Apg 4,27, Apg 10,38, Hebr 1,9], welcher der Gesalbte im höchsten Sinne ist, nur Paulus und seine Mitarbeiter an dieser Stelle bezeichnet. Es handelt sich also um eine Gnade, welche denjenigen, welcher sie erhält, zu einem zweiten Christus macht, geeignet, seine Worte fortzusetzen und seine Lehre ohne Irrtum zu verbreiten. Es wird demnach das Apostelamt bezeichnet und die Mitteilung des Heil. Geistes, welche zur Verwaltung desselben erfordert wird. Das Siegel hat (wie aus [Eph 1,13] zu schließen) den Zweck, etwas zu bezeugen. Hier also soll es bezeugen, dass Paulus und seine Genossen wahre Apostel sind. Vergl. [1Kor 9,3]. Es ist dies die Verleihung der Gnadengaben des Heil. Geistes. Das Pfand ist der Heil. Geist, als Unterpfand der ewigen Seligkeit. Also: der Vater gibt den apostolischen Arbeitern den Geist der Gnadengaben, um sie als seine wahren Gesandten kundzutun. Aus dieser ihnen verliehenen Gabe kann und muss geschlossen werden, dass sie auch mit den inneren Gaben des Heil. Geistes ausgerüstet sind, durch welche sie vor allem Irrtum in ihrer Predigt bewahrt werden. So ist es klar, dass sie in Christus befestigt sind. 2 Korinther 2Kor 55 1 23 Ego autem testem Deum invoco in animam meam, quod parcens vobis, non veni ultra Corinthum: non quia dominamur fidei vestræ, sed adjutores sumus gaudii vestri: nam fide statis. Ich aber rufe Gott³¹ zum Zeugen auf meine Seele an, dass ich aus Schonung für euch noch nicht wieder nach Korinth gekommen bin; nicht als ob wir über euern Glauben Herrschaft ausüben wollten,³² sondern um Mitbeförderer eurer Freude zu sein; denn ihr stehet fest im Glauben.³³ 2 Korinther 2Kor 55 1 23 31 Gott, den Zeugen meiner Gedanken, rufe ich zum Zeugen über meine Seele an, deren Geheimnisse er kennt, damit er mich strafe, wenn ich lüge. 2 Korinther 2Kor 55 1 23 32 Paulus will jeden Schein von Anmaßung fern halten, im Gegensatze zu den korinthischen Pseudoaposteln (Chrys., Theoph., Thom.). Euer Glaube muss dem freien Willen entspringen, die Apostel aber sind nur Diener Christi und Verwalter der Geheimnisse Gottes. [1Kor 4,1] 2 Korinther 2Kor 55 1 23 33 Der Apostel kann sich um so weniger eine solche Herrschaft über die Korinther anmaßen, als sie im Glauben feststehen. Nicht in diesem Punkte also gilt ihnen die Schonung, sondern in ihren Taten bedarf etwas der Besserung. 2 Korinther 2Kor 55 1 3 Benedictus Deus et pater Domini nostri Jesu Christi, Pater misericordiarum, et Deus totius consolationis, Gepriesen sei Gott² und der Vater unseres Herrn Jesus Christus,³ der Vater der Erbarmungen, und der Gott alles Trostes,⁴ [Eph 1,3, 1Petr 1,3] 2 Korinther 2Kor 55 1 3 2 Diese Worte entsprechen einer im A. T. häufigen Formel. [Gen 9,26, Gen 14,20] u. a. Das gleiche Wort wird für segnen gebraucht. Gott segnet, indem er seine Wohltaten erweist; der Mensch segnet ein Geschöpf, wenn er ihm Gutes wünscht, und Gott, indem er ihn preist. 2 Korinther 2Kor 55 1 3 3 Die Worte unseres Herrn Jesus Christus hängen ebenso von Gott wie von Vater ab. Der Apostel hat das fleischgewordene Wort vor Augen. (Chrys., Tert., Hier.) Ähnlich spricht der Heiland selbst [Joh 20,17]. 2 Korinther 2Kor 55 1 3 4 Die Barmherzigkeit wird dem Vater besonders zugeschrieben (Chrys.). Gott ist der Gott alles Trostes, d. i. jeder Trost, der uns zukommt, hat ihn zum Urheber und Spender. Wie also der Heil. Geist in besonderer Weise der Tröster heißt, und auch dem Sohne dieser Name zukommt [Joh 14,16], so ist auch der Vater wahrhaft ein Tröster. 2 Korinther 2Kor 55 1 4 Qui consolatur nos in omni tribulatione nostra: ut possimus et ipsi consolari eos, qui in omni pressura sunt, per exhortationem, qua exhortamur et ipsi a Deo. der uns⁵ tröstet in aller unserer Trübsal, auf dass auch wir diejenigen trösten können, welche in allerlei Bedrängnis sind, durch die Ermunterung, mit der auch wir von Gott getröstet werden.⁶ 2 Korinther 2Kor 55 1 4 5 Besonders Paulus und Timotheus. 2 Korinther 2Kor 55 1 4 6 Mit wenigen Worten stellt uns der heil. Paulus das Bild eines apostolischen Mannes vor Augen, der weiß, dass alles, Heimsuchungen und Tröstungen ihm von Gott gespendet werden, damit sie zum Nutzen und Fortschritt der Gläubigen beitragen. Gott hält in seinen Gaben eine strenge Ordnung inne, und will, wenn er besondere Gnaden verleiht, dass dieselben anderen Nutzen bringen. 2 Korinther 2Kor 55 1 5 Quoniam sicut abundant passiones Christi in nobis: ita et per Christum abundat consolatio nostra. Denn so wie die Leiden Christi⁷ uns reichlich zu Teil werden, so wird uns auch durch Christus reicher Trost gewährt. 2 Korinther 2Kor 55 1 5 7 Die in Christus wegen unserer Sünden begonnenen Leiden (Thom.), welche so gewissermaßen auf uns herabgeleitet werden. 2 Korinther 2Kor 55 1 6 Sive autem tribulamur pro vestra exhortatione et salute, sive consolamur pro vestra consolatione, sive exhortamur pro vestra exhortatione et salute, quæ operatur tolerantiam earundem passionum, quas et nos patimur: Ob wir aber Trübsal erleiden, so ist es zu eurer Ermahnung und eurem Heile, oder ob wir getröstet werden, so ist es zu euerm Troste, oder ob wir ermuntert werden,⁸ so ist es zu eurer Ermahnung und zu euerm Heile, welches⁹ geduldiges Ertragen derselben Leiden wirkt, die auch wir dulden, 2 Korinther 2Kor 55 1 6 8 Die Worte: oder ob wir ermuntert werden usw. sind in der Vulg. eine zweite Übersetzung derselben schon unmittelbar vorher wiedergegebenen griechischen Worte und daher auszulassen. 2 Korinther 2Kor 55 1 6 9 Welche Hoffnung des Heiles usw. Der griechische Text lautet zwar abweichend, hat aber gleichfalls seine Schwierigkeit. Am richtigsten scheint es, mit den besten griech. Handschriften, der Itala und den älteren Handschriften der Vulg. vor den Worten welches wirkt, die anderen zu eurem Heile auszulassen. 2 Korinther 2Kor 55 1 7 Ut spes nostra firma sit pro vobis: scientes quod sicut socii passionum estis, sic eritis et consolationis. so dass¹⁰ unsere Hoffnung fest ist um euretwillen, da wir wissen, dass ihr, wie ihr Teilhaber der Leiden seid, so es auch der Tröstung sein werdet. 2 Korinther 2Kor 55 1 7 10 Richtiger: und (Hieronymus und die lat. Handschriften) 2 Korinther 2Kor 55 1 8 Non enim volumus ignorare vos fratres de tribulatione nostra, quæ facta est in Asia, quoniam supra modum gravati sumus supra virtutem, ita ut tæderet nos etiam vivere. Denn wir wollen euch, Brüder! nicht in Unkenntnis lassen über unsere Trübsal, die uns in Asien widerfahren ist, dass wir über die Maßen beschwert wurden, über Vermögen,¹¹ so dass wir sogar des Lebens überdrüssig wurden.¹² 2 Korinther 2Kor 55 1 8 11 Mehr als die Kraft des Menschen tragen kann, ja weit über die menschlichen Kräfte, so dass nur eine außerordentliche Hilfe den Apostel aufrecht erhielt. Welche Heimsuchung der heil. Paulus meint, kann nicht mit Sicherheit gesagt werden. Die meisten Ausleger nehmen an, dass er von dem durch Demetrius angestifteten Aufstande [Apg 19,23-40] redet (Theod., Thom.). 2 Korinther 2Kor 55 1 8 12 Besser: so dass wir sogar am Leben verzweifelten, sicher sterben zu müssen glaubten. 2 Korinther 2Kor 55 1 9 Sed ipsi in nobismetipsis responsum mortis habuimus, ut non simus fidentes in nobis, sed in Deo, qui suscitat mortuos: Aber wir hatten in uns selbst das Todesurteil gesprochen,¹³ damit wir unser Vertrauen nicht auf uns selbst setzten, sondern auf Gott, der die Toten auferweckt;¹⁴ 2 Korinther 2Kor 55 1 9 13 Ich war ohne Hoffnung auf Erhaltung meines Lebens. Welches Gottes Absicht dabei war, sagen die folgenden Worte. 2 Korinther 2Kor 55 1 9 14 Also um so mehr kann Gott die Todesgefahr entreißen. 2 Korinther 2Kor 55 0 1 Die Verleumdung, dass der Apostel unbeständig sei, wird durch die Darlegung der Gründe widerlegt, welche den Apostel zu einer Änderung seiner Reisepläne veranlassten. (V. 11) Der heil. Paulus sagt Gott Dank, der ihn als seinen wahren Apostel anerkennt. 2 Korinther 2Kor 55 2 1 Statui autem hoc ipsum apud me, ne iterum in tristitia venirem ad vos. Ich habe aber eben dies bei mir beschlossen, nicht wieder mit Betrübnis zu euch zu kommen.¹ 2 Korinther 2Kor 55 2 1 1 Der Apostel wird, indem er strafend viele betrübt, selbst mitbetrübt. Da der heil. Paulus jetzt die dritte Reise nach Korinth machen will, muss seine zweite Anwesenheit bereits nicht ohne Betrübnis gewesen sein. 2 Korinther 2Kor 55 2 10 Cui autem aliquid donastis, et ego: nam et ego quod donavi, si quid donavi, propter vos in persona Christi, Wenn ihr aber etwas verziehen habt, dem habe auch ich verziehen;¹³ denn was ich vergeben habe, wenn ich etwas vergeben habe, habe ich vergeben um euretwillen an Christi Statt, 2 Korinther 2Kor 55 2 10 13 Es handelt sich um den Blutschänder. Der Apostel weist wohl auf den Erlass der schwereren Strafe hin, deren er den Blutschänder wert erklärt hatte. Damit niemand glaube, Paulus setze aus Streben nach Menschengunst die Sorge um die Gerechtigkeit hintan, fügt er bei: an Christi Statt. (Eigentlich: indem Christus es sieht und gutheißt.) 2 Korinther 2Kor 55 2 11 Ut non circumveniamur a satana: non enim ignoramus cogitationes ejus. damit wir nicht vom Satan überlistet werden;¹⁴ denn seine Anschläge sind uns nicht unbekannt.¹⁵ 2 Korinther 2Kor 55 2 11 14 Stets will der Satan schaden, stets übervorteilen, um uns den Tod zu bringen; aber wir müssen uns hüten, dass unser Heilmittel nicht sein Sieg werde, indem er durch unsere Strenge verloren geht, der durch unsere Nachsicht befreit werden konnte (Ambr.). 2 Korinther 2Kor 55 2 11 15 Diese ganze Stelle wird oft für das Recht der Kirche, Ablässe zu verleihen, angeführt. Zunächst ist freilich die Rede von der Lösung und Aufhebung des Kirchenbannes; indes ist diese Aufnahme hier, da die der Sünde gebührende Strafe noch nicht voll gebüßt ist, eine Nachlassung der zeitlichen, von der Kirche auferlegten Strafe. Dass aber auch Gott gleichzeitig einen Teil der ihm noch gebührenden Strafe nachließ, folgt daraus, dass der heil. Paulus dem Sünder mehr Schaden zugefügt als Nutzen gewährt hätte, wenn dieser durch den Erlass der Kirchenstrafe nun genötigt ward im Fegefeuer mehr abzubüßen. 2 Korinther 2Kor 55 2 12 Cum venissem autem Troadem propter Evangelium Christi, et ostium mihi apertum esset in Domino, Als ich aber um der Verkündigung des Evangeliums Christi willen nach Troas kam¹⁶ und mir eine Türe im Herrn aufgetan war, 2 Korinther 2Kor 55 2 12 16 Das Zeit nach ist V. 12 mit V. 3, 4 zu verbinden. Da die Korinther durch den Bericht des Titus bereits wussten, wo er seinen Meister treffen sollte, und vermuteten, dass derselbe dem heil. Paulus von ihnen Nachrichten bringen sollte, ist alles nur kurz angedeutet, nicht ausgeführt. 2 Korinther 2Kor 55 2 13 Non habui requiem spiritui meo, eo quod non invenerim Titum fratrem meum, sed valefaciens eis, profectus sum in Macedoniam. hatte ich keine Ruhe in meinem Geiste, weil ich Titus, meinen Bruder, nicht antraf; sondern ich nahm von ihnen Abschied und zog nach Macedonien. 2 Korinther 2Kor 55 2 14 Deo autem gratias, qui semper triumphat nos in Christo Jesu, et odorem notitiæ suæ manifestat per nos in omni loco: Gott aber sei Dank, der allezeit macht, dass wir den Sieg erlangen in Christus Jesus,¹⁷ und dass der Wohlgeruch seiner Erkenntnis sich durch uns verbreitet aller Orten;¹⁸ 2 Korinther 2Kor 55 2 14 17 Durch Christus Jesus, dessen Glieder und Werkzeuge die apostolischen Arbeiter sind. 2 Korinther 2Kor 55 2 14 18 Das Bild ist von dem Opfer hergenommen. 2 Korinther 2Kor 55 2 15 Quia Christi bonus odor sumus Deo in iis, qui salvi fiunt, et in iis, qui pereunt: denn¹⁹ wir sind für Gott ein Wohlgeruch Christi unter denen, die gerettet werden, und unter denen, die zu Grunde gehen:²⁰ 2 Korinther 2Kor 55 2 15 19 Gott hat dem Apostel bei seinen Arbeiten beigestanden, jedenfalls nicht weil er, wie seine Gegner sagen, leichtsinnig und unbeständig gewesen ist, sondern weil er treu und aufrichtig sein Amt verwaltet hat. 2 Korinther 2Kor 55 2 15 20 Die Apostel sind ein Wohlgeruch Christi für Gott, weil Christus in ihnen lebt [Gal 2,20] und der einzige Gegenstand ihrer Predigt ist. Da aber die Menschen einen freien Willen haben und das Gute nicht aus Notwendigkeit tun müssen, damit die Gläubigen die Krone erlangen, die Ungläubigen den Strafen anheimfallen, so geht unser Wohlgeruch, der an sich gut ist, durch die Beschaffenheit derjenigen, welche ihn aufnehmen oder nicht aufnehmen, zum Leben oder zum Tode über (Hier.). 2 Korinther 2Kor 55 2 16 Aliis quidem odor mortis in mortem: aliis autem odor vitæ in vitam. Et ad hæc quis tam idoneus? den einen ein Geruch des Todes zum Tode, den andern ein Geruch des Lebens zum Leben.²¹ Und wer ist hierzu so tauglich?²² 2 Korinther 2Kor 55 2 16 21 Den einen sind die Apostel ein Geruch des Todes, d. i. der Sünden, welche zum ewigen Tode führen, den andern ein Geruch des Lebens, d. i. der Liebe und anderer Tugenden, welche zum ewigen Leben führen (Thom.). Wie der Heiland, so sind die Apostel zur Auferstehung und zum Falle vieler in Israel gesetzt. 2 Korinther 2Kor 55 2 16 22 Das Wörtchen so fehlt im Griech. und bei den meisten lat. Vätern. 2 Korinther 2Kor 55 2 17 Non enim sumus sicut plurimi, adulterantes verbum Dei, sed ex sinceritate, sed sicut ex Deo, coram Deo, in Christo loquimur. Denn wir sind nicht, wie so viele, Fälscher²³ des Wortes Gottes, sondern aus lauterem Triebe, sondern so wie aus Gott reden wir²⁴ vor Gott, in Christus. 2 Korinther 2Kor 55 2 17 23 Das Bild ist nach dem Griechischen, von dem Wirte hergenommen, der Wasser in den Wein gießt und das für Geld verkauft, was umsonst gegeben werden sollte. 2 Korinther 2Kor 55 2 17 24 Die Apostel überliefern die reine Lehre aus Gott redend, d. i. von Gott selbst inspiriert, vor Gott, den sie als Zeugen ihrer Verkündigung vor Augen haben, in Christus, dem sie als Glieder und Werkzeuge angehören. 2 Korinther 2Kor 55 2 2 Si enim ego contristo vos: et quis est, qui me lætificet, nisi qui contristatur ex me? Denn wenn ich euch betrübe, wer ist es da, der mich erfreue, als eben der, welcher durch mich betrübt wird?² 2 Korinther 2Kor 55 2 2 2 Vergeblich erwartet man von denen, welche von Trauer verzehrt werden, Trost und Freude. Nun aber hätte Paulus die Korinther zuvor zurechtweisen müssen (Thom.). Viele heil. Väter erklären die Stelle freilich in einem fast entgegengesetzten Sinne. 2 Korinther 2Kor 55 2 3 Et hoc ipsum scripsi vobis, ut non cum venero, tristitiam super tristitiam habeam, de quibus oportuerat me gaudere: confidens in omnibus vobis, quia meum gaudium, omnium vestrum est. Eben darum habe ich dieses geschrieben, damit ich nicht, wenn ich komme, Betrübnis über Betrübnis von Seiten derer habe, an welchen ich Freude haben sollte;³ denn ich habe zu euch allen das Vertrauen, dass meine Freude euer aller Freude ist. 2 Korinther 2Kor 55 2 3 3 Damit zu der früheren Betrübnis, welche die Nachrichten über eure Verirrungen mir verursacht haben, nicht eine neue Betrübnis hinzukomme, wenn ich nach Korinth zurückkehrend euch in die gleichen Fehler versunken finde. 2 Korinther 2Kor 55 2 4 Nam ex multa tribulatione, et angustia cordis scripsi vobis per multas lacrimas: non ut contristemini: sed ut sciatis, quam caritatem habeam abundantius in vobis. Denn aus vieler Trübsal und Herzensangst heraus habe ich euch unter vielen Tränen geschrieben,⁴ nicht damit ihr betrübt würdet, sondern damit ihr erkennet, welche Liebe ich vorzüglich gegen euch hege.⁵ 2 Korinther 2Kor 55 2 4 4 Es steht nicht fest, was der heil. Paulus geschrieben hat und wann. Vielleicht ist von dem 1. Briefe an die Korinther die Rede. Ich habe euch deshalb denselben geschrieben, damit ihr durch denselben zwar betrübt würdet, aber zur Buße. [1Kor 7,9] Um also das in [2Kor 1], V. 23 Gesagte zu erklären: Ich bin aus Schonung gegen euch nicht gekommen, führt er nun alles an, was er damals getan. 2 Korinther 2Kor 55 2 4 5 Der Zusammenhang forderte, dass Paulus sagte: Nicht dass ihr betrübt würdet, sondern damit ihr Buße tatet, denn zu diesem Zwecke hatte er geschrieben. Statt dessen aber sagt er, um ihre Herzen zu gewinnen: damit ihr meine Liebe erkennet, und zwar gegen euch (Chrys.). 2 Korinther 2Kor 55 2 5 Si quis autem contristavit, non me contristavit: sed ex parte, ut non onerem omnes vos. Wenn aber jemand Betrübnis verursacht hat,⁶ so hat er nicht mich allein, sondern zum Teile, um ihn nicht zu belasten, wenigstens euch alle betrübt.⁷ 2 Korinther 2Kor 55 2 5 6 Da der Apostel inzwischen durch Titus erfahren hatte, dass der Sünder, den er mit Strafe belegt, Buße getan habe, musste er nunmehr auch bestimmen, was mit ihm geschehen sollte. 2 Korinther 2Kor 55 2 5 7 Die Übersetzung entspricht der Erklärung des heil. Chrysostomos u. a. Nach der Interpunktion der heutigen Vulgata kann man indes auch erklären: er hat nicht mir allein Betrübnis verursacht, sondern auch vielen von euch. Warum aber fügt er bei: zum Teil? Um euch nicht zu belasten, d. i. nicht alle von der Teilnahme an der Betrübnis auszunehmen, was dasselbe wäre, wie euch der Härte des Herzens beschuldigen. 2 Korinther 2Kor 55 2 6 Sufficit illi, qui ejusmodi est, objurgatio hæc, quæ fit a pluribus: Es genügt einem solchen diese Züchtigung, die von der Mehrheit zu Teil geworden,⁸ 2 Korinther 2Kor 55 2 6 8 Der Blutschänder wird, wie in dem vorhergehenden Briefe, nur mittelbar bezeichnet, dort freilich, um ihn zu beschämen, wie wenn er nicht würdig sei, dass sein Name genannt werde, hier aus Nachsicht, um seinen Namen und sein Vergehen gleichsam geheim zu halten (Chrys.). Die Strafe genügt, nicht um Gott eine in jeder Weise genügende Buße zu leisten, sondern nach Zeit und Umständen. Besser ist es, dass durch die Reue die Frucht der Besserung erlangt werde, als dass der Sünder verzweifle und in größere Sünden stürze (Thom.). Nicht also nur die Natur der Sünde, sondern auch die Beschaffenheit des Herzens des Sünders ist bei der Abmessung der Sünde in Frage zu ziehen (Chrys.). 2 Korinther 2Kor 55 2 7 Ita ut e contrario magis donetis, et consolemini, ne forte abundantiori tristitia absorbeatur qui ejusmodi est. so möget ihr ihm nun im Gegenteile vielmehr verzeihen und ihn trösten, damit er, der in dieser Lage ist, nicht etwa in allzugroße Traurigkeit versinke.⁹ 2 Korinther 2Kor 55 2 7 9 Der Apostel redet dieselben an, welche er sich [1Kor 5,13] gewendet, da alle wie an der Ausschließung, so an der Aufnahme des Sünders ihren Teil haben: die Vorgesetzten, indem sie dieselbe anordnen, die Untergebenen, indem sie dieselbe beobachten und ausführen. 2 Korinther 2Kor 55 2 8 Propter quod obsecro vos, ut confirmetis in illum caritatem: Darum ermahne ich euch,¹⁰ dass ihr gegen ihn Liebe beweiset.¹¹ 2 Korinther 2Kor 55 2 8 10 Oder: Ich befehle euch mahnend, denn der Apostel gibt eine Vorschrift. 2 Korinther 2Kor 55 2 8 11 Wie der Blutschänder durch den Befehl der kirchlichen Vorsteher aus der Kirche gestoßen war, dem der größere Teil der Gläubigen im Gehorsam nachlebte, so will der Apostel, soll der Ausgestoßene auch durch einen neuen Erlass der kirchlichen Oberen wieder aufgenommen werden. 2 Korinther 2Kor 55 2 9 Ideo enim et scripsi, ut cognoscam experimentum vestrum, an in omnibus obedientes sitis. Denn deswegen habe ich euch geschrieben,¹² um euch zu prüfen, ob ihr in allem gehorsam seid. 2 Korinther 2Kor 55 2 9 12 Nicht sowohl das, was er jetzt über die Aufnahme des Blutschänders bestimmt (Theod., Chrys.), als vielmehr was der Apostel im ersten Briefe geschrieben hat: Ich schreibe seine Aufnahme mit Recht vor; denn auch in dem früheren Briefe habe ich, als ich befahl, ihn aus der Kirche auszusetzen, nicht die Absicht gehabt, nach der größten Strenge verfahrend ihn zur Verzweiflung zu bringen, sondern vielmehr euren Gehorsam kennen zu lernen und jenen zur Buße zu bewegen. 2 Korinther 2Kor 55 0 1 2. Verteidigung des heil. Paulus gegen die Anschuldigung des Hochmutes (3,1 4,6) a. Der Anschuldigung der Anmaßung stellt der Apostel den Hinweis auf sein Amt entgegen. (V. 6) b. Die Erhabenheit derselben gibt ihm jene Zuversicht, welche seine Gegner Anmaßung nennen. [2Kor 4,6]: wegen der Erhabenheit des Neuen Testamentes gebührt dem Apostel große Herrlichkeit (V. 11), und so ziemt es sich für ihn, mit großer Zuversicht zu reden. 2 Korinther 2Kor 55 3 1 Incipimus iterum nosmetipsos commendare? aut numquid egemus (sicut quidam) commendatitiis epistolis ad vos, aut ex vobis? Fangen wir an, uns wiederum selbst zu empfehlen? Oder bedürfen wir etwa (wie einige) Empfehlungsbriefe an euch, oder von euch?¹ 2 Korinther 2Kor 55 3 1 1 Der Apostel widerlegt die stillschweigenden Anklagen seiner Gegner. Er hat weder seinen Ruhm, noch seinen Vorteil gesucht. Muss der Vater seinen Söhnen empfohlen werden oder begehrt er, von seinen Kindern andern empfohlen zu werden? Einige: die falschen Lehrer in Korinth. 2 Korinther 2Kor 55 3 10 Nam nec glorificatum est, quod claruit in hac parte, propter excellentem gloriam. Ja, was dort verherrlicht war, ist im Vergleich hierzu nicht verherrlicht, wegen der weit überstrahlenden Herrlichkeit.¹² 2 Korinther 2Kor 55 3 10 12 So groß ist die Herrlichkeit, welche den Dienern des Neuen Bundes vorbehalten ist, dass im Vergleich zu ihr die Herrlichkeit Moses kaum diesen Namen verdient. Sie war eine die Nacht erhellende Leuchte, doch wenn es Mittag ist, verschwindet eine solche und gilt nicht einmal mehr als Licht (Theod.). 2 Korinther 2Kor 55 3 11 Si enim quod evacuatur, per gloriam est: multo magis quod manet, in gloria est. Denn wenn das, was vergänglich ist, voll Herrlichkeit ist, so wird noch viel mehr das, was bleibt, Herrlichkeit haben.¹³ 2 Korinther 2Kor 55 3 11 13 Das, was gegeben wird, um vorüber zu gehen, ist nichts im Vergleich zu dem, was gegeben wird, um immer zu dauern (Thom.). Nicht allein an die äußere Herrlichkeit, sondern auch an die zukünftige, welche bei der zweiten Ankunft Christi verliehen wird, ist zu denken. 2 Korinther 2Kor 55 3 12 Habentes igitur talem spem, multa fiducia utimur: Da wir nun¹⁴ eine solche Hoffnung¹⁵ haben, so handeln wir mit großer Zuversicht,¹⁶ 2 Korinther 2Kor 55 3 12 14 Wie gezeigt ist, als Diener des Evangeliums. 2 Korinther 2Kor 55 3 12 15 Auch eine viel größere und ewig dauernde Herrlichkeit. 2 Korinther 2Kor 55 3 12 16 Ohne etwas zu verbergen, sondern offen redend, und fürchten nicht, euren Augen wehe zu tun, wie Moses denen der Juden (Chrys.). Zunächst gilt seine Zuversicht der Empfehlung seiner selbst, sodann seiner gesamten Predigt. 2 Korinther 2Kor 55 3 13 Et non sicut Moyses ponebat velamen super faciem suam, ut non intenderent filii Israel in faciem ejus, quod evacuatur, und nicht so wie Moses, der eine Hülle über sein Angesicht legte, damit die Söhne Israels das auf seinem Angesichte nicht schauen möchten, was abgetan wird.¹⁷ 2 Korinther 2Kor 55 3 13 17 Der lateinische Text ist hier sicher verdorben. Nach dem Griechischen und selbst allen lateinischen Vätern muss es heißen: auf das Ziel und Ende dessen usw. Nach der heil. Schrift bedeckte Moses mit einer Hülle sein Angesicht, um mit dem Volke, welches den Glanz desselben nicht ertragen konnte, ungehindert zu reden. Indessen Gott, der den Glanz nicht hinwegnahm, aber Moses befahl, denselben mit einer Decke zu verbergen, hatte eine andere Absicht dabei; diese ist es, welche Paulus hier offenbart: die Kinder Israels sollten das Ziel und Ende dessen, was abgetan wird, noch nicht fest in's Auge fassen und vollkommen erkennen, so verhüllte ihnen Moses, der ihnen die Gebote offenbarte, etwas anders als die Apostel, welche alles offenbaren. Das, was abgetan wird, ist der Alte Bund (Chrys., Theod., Aug.), sein Ziel und zugleich sein Ende ist Christus. 2 Korinther 2Kor 55 3 14 Sed obtusi sunt sensus eorum. Usque in hodiernum enim diem, idipsum velamen in lectione veteris testamenti manet non revelatum, (quoniam in Christo evacuatur) Aber ihr Sinn ist abgestumpft;¹⁸ denn bis auf den heutigen Tag bleibt dieselbe Hülle bei der Lesung des Alten Bundes unaufgedeckt, weil sie in Christus abgenommen wird,¹⁹ 2 Korinther 2Kor 55 3 14 18 Der Sinn der jüngeren Juden, denen Christus (im Gegensatze zu ihren Vätern in der Wüste) offen gepredigt wird, ist durch ihre Schuld abgestumpft. 2 Korinther 2Kor 55 3 14 19 Die Hülle ist hier sinnbildlich gebraucht, mit Bezug auf die Wirkung. Sie erkennen Christus nicht. Nur der Glaube nimmt die Decke hinweg. 2 Korinther 2Kor 55 3 15 Sed usque in hodiernum diem, cum legitur Moyses, velamen positum est super cor eorum: Vielmehr bis auf den heutigen Tag, wenn Moses gelesen wird, liegt die Decke auf ihrem Herzen. 2 Korinther 2Kor 55 3 16 Cum autem conversus fuerit ad Dominum, auferetur velamen. Wenn sich aber jemand zu dem Herrn bekehrt, wird die Decke weggenommen werden.²⁰ 2 Korinther 2Kor 55 3 16 20 Die Worte weisen wohl auf [Ex 34,34] zurück. 2 Korinther 2Kor 55 3 17 Dominus autem Spiritus est: Ubi autem Spiritus Domini: ibi libertas. Der Herr ist Geist;²¹ wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.²² [Joh 4,24] 2 Korinther 2Kor 55 3 17 21 Auch diese Worte weisen auf [Ex 34,34] zurück: der Herr aber ist jener Heil. Geist, von dem ich vorher geredet habe, welcher den Neuen Bund in die Herzen schreibt usw. (V. 6ff). Diese Worte beweisen auch die Gottheit des Heil. Geistes. 2 Korinther 2Kor 55 3 17 22 Im Gegensatze zur Knechtschaft des A. T. 2 Korinther 2Kor 55 3 18 Nos vero omnes, revelata facie gloriam Domini speculantes, in eandem imaginem transformamur a claritate in claritatem, tamquam a Domini Spiritu. Und wir²³ alle schauen mit enthülltem Angesichte wie in einem Spiegel²⁴ die Herrlichkeit des Herrn und werden umgewandelt in dasselbe Bild von Klarheit zu Klarheit,²⁵ eben wie von dem Geiste des Herrn.²⁶ 2 Korinther 2Kor 55 3 18 23 Wir Christen genießen das Glück bereits alle (Chrys., Thom.). 2 Korinther 2Kor 55 3 18 24 Im Spiegel des Evangeliums, in welchem die Herrlichkeit des Herrn widerstrahlt. 2 Korinther 2Kor 55 3 18 25 Nicht weil wir dies Bild wie einen Spiegel zurückwerfen, sondern weil wir dieses Bild empfangen und bewahren. Täglich wird diese Ähnlichkeit mit Christus größer, zunächst indem wir denken, lieben, suchen, was des Herrn ist, dann auch innerlich durch Gnade und Liebe, denen unsere zukünftige Umwandlung in der Herrlichkeit entspricht. 2 Korinther 2Kor 55 3 18 26 Der Erfolg entspricht der Ursache und solchem Urheber die Größe des Erfolges. 2 Korinther 2Kor 55 3 2 Epistola nostra vos estis, scripta in cordibus nostris, quæ scitur, et legitur ab omnibus hominibus: Unser Brief seid ihr, uns in die Herzen geschrieben, gekannt und gelesen von allen Menschen.² 2 Korinther 2Kor 55 3 2 2 Ähnlich [1Kor 9,2ff]. Dieser Brief ist zwar im Herzen geschrieben, zugleich aber doch allen Christen sichtbar und lesbar. Der Apostel hatte wohl die Tugenden der Korinther in allen Kirchen verkündet und so den Brief allen Kirchen zu lesen gegeben. 2 Korinther 2Kor 55 3 3 Manifestati quod epistola estis Christi, ministrata a nobis, et scripta non atramento, sed spiritu Dei vivi. Non in tabulis lapideis, sed in tabulis cordis carnalibus. Ihr seid offenbar ein Brief Christi, ausgefertigt von uns, und geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geiste des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln des Herzens.³ 2 Korinther 2Kor 55 3 3 3 Welch ein Brief! Sein Urheber ist Christus, unter dessen Diktat der Apostel und seine Genossen denselben geschrieben. So sind sie denn in erster Linie ein Brief Christi, in zweiter des heil. Paulus, durch dessen Wirksamkeit jener in ihren Herzen Glaube, Hoffnung, Liebe und die übrigen Tugenden geschrieben hat (Thom.). Nicht mit Tinte, sondern mit dem Geiste Gottes; denn um in der Seele die Tugenden zu wecken, gebraucht Christus den Heil. Geist. Zudem werden die Prediger des Evangeliums nicht nur von dem Heil. Geist angetrieben, das, was zu glauben, zu hoffen und zu lieben ist, vorzulegen, sondern sie bringen dem heiligen Geiste, der im innersten Herzen wirkt, auch gleichsam das, was er wirken soll, dar und schreiben somit auch selbst als Helfer des Heiligen Geistes durch den Geist des lebendigen Gottes die Heilslehren den Herzen ein. Wenigstens in dem letzten Gliede des Satzes hat der Apostel den Unterschied der beiden Testamente vor Augen. Das A. T. war auf steinerne Tafeln geschrieben, die gleichsam das Bild der steinernen Herzen der Juden waren, welche weder durch Wohltaten, noch durch Drohungen und Strafen zum Gehorsam gebracht werden konnten. Deshalb hatte Gott verheißen, im N. T. fleischerne Herzen zu geben [Ez 36,26, Ez 11,9], in die er sein Gesetz schreiben könnte. Vergl. [Jer 31,38]. 2 Korinther 2Kor 55 3 4 Fiduciam autem talem habemus per Christum ad Deum: Ein solches Vertrauen aber haben wir durch Christus zu Gott,⁴ 2 Korinther 2Kor 55 3 4 4 Dieses Vertrauen hat Gott als Ziel, aus dessen Kraft ich dies sage, denn er wirkt in mir (Thom.). 2 Korinther 2Kor 55 3 5 Non quod sufficientes simus cogitare aliquid a nobis, quasi ex nobis: sed sufficientia nostra ex Deo est: nicht als ob wir tüchtig wären, von uns selbst etwas zu denken, als aus uns selbst, sondern unsere Tüchtigkeit ist aus Gott,⁵ 2 Korinther 2Kor 55 3 5 5 Beide Verhältniswörter von und aus bezeichnen zwar den Ursprung, mit dem Unterschiede indes, dass von den näheren, aus den weiteren bezeichnet. Von der Gnade Gottes unterstützt kann der heil. Paulus wohl kaum etwas von sich denken, aber die Fähigkeit dazu habe er nicht aus sich selbst als dem letzten Grunde, sondern aus Gott. Indem er sagt von uns, nimmt er den freien Willen in Schutz, indem er sagt als aus uns empfiehlt er die göttliche Gnade (Thom.). Der Apostel redet von allem Guten, welches zum Heile des ewigen Lebens dient. (II. Konzil v. Orange, Aug.) 2 Korinther 2Kor 55 3 6 Qui et idoneos nos fecit ministros novi testamenti: non littera, sed Spiritu: littera enim occidit, Spiritus autem vivificat. welcher uns auch fähig gemacht hat, Diener des Neuen Bundes,⁶ nicht dem Buchstaben, sondern dem Geiste nach zu sein;⁷ denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig.⁸ 2 Korinther 2Kor 55 3 6 6 Jenes Bundes, der von Jeremias vorhergesagt [Jer 31,31ff] und durch Jesus mit dem ganzen Menschengeschlechte geschlossen ist [Hebr 9,15], und der an die Stelle des Alten, einst auf dem Berge Sinai mit den Kindern Israels geschlossenen, getreten ist. 2 Korinther 2Kor 55 3 6 7 Griech.: nicht des Buchstaben, sondern des Geistes. Mit Rücksicht auf V. 3 erklärt Paulus den verschiedenen Charakter der beiden Testamente, und bald auch die Tugenden, durch welche das Neue den Vorzug hat vor dem Alten, weitläufiger zu erklären. Das alte Gesetz war zwar geistig [Röm 7,14], aber gab den Geist nicht, da Moses nicht diesen, sondern Buchstaben brachte (Chrys.). 2 Korinther 2Kor 55 3 6 8 Wohl war das Gesetz heilig [Röm 7,12], aber der durch die Sünde verdorbene Mensch hatte weder in sich selbst die nötige Kraft, um das Gesetz zu erfüllen, noch erhielt er dieselbe von dem Gesetze. Im Gegenteile mehrte das Gesetz durch seine Verbote die böse Lust. 2 Korinther 2Kor 55 3 7 Quod si ministratio mortis litteris deformata in lapidibus, fuit in gloria, ita ut non possent intendere filii Israel in faciem Moysi propter gloriam vultus ejus, quæ evacuatur: Wenn nun⁹ das Amt des todbringenden Buchstabens, das in Steine eingegraben war, eine solche Herrlichkeit hatte, dass die Kinder Israels nicht Moses in das Angesicht schauen konnten, wegen des Glanzes seines Antlitzes, der doch vergänglich war, 2 Korinther 2Kor 55 3 7 9 Auf dreifache Weise vergleicht der Apostel die beiden Testamente, um den Vorzug des Neuen zu zeigen: die Offenbarung derselben (V. 7, 8), ihre Wirkung (V. 9, 10), ihre Dauer. (V. 11) 2 Korinther 2Kor 55 3 8 Quomodo non magis ministratio Spiritus erit in gloria? wie wird nicht viel mehr das Amt des Geistes voll Herrlichkeit sein?¹⁰ 2 Korinther 2Kor 55 3 8 10 Wie das Amt verschieden ist, so die Herrlichkeit: der Glanz auf dem Angesichte des Moses bedurfte fortwährender Erneuerung [Ex 34,35], und während das Amt des A. T. in Herrlichkeit war, heißt es von dem des Neuen, dass es noch weit mehr ein solches sein wird. 2 Korinther 2Kor 55 3 9 Nam si ministratio damnationis gloria est: multo magis abundat ministerium justitiæ in gloria. Denn wenn das Amt der Verdammung Herrlichkeit ist,¹¹ so ist viel mehr das Amt der Gerechtigkeit überreich an Herrlichkeit. 2 Korinther 2Kor 55 3 9 11 Richtiger: war. 2 Korinther 2Kor 55 0 1 Ihres Amtes eingedenk, empfehlen sich die Apostel durch Offenbarung der Wahrheit. (V. 6) 3. Darlegung der Weise, wie die Apostel ihr Amt verwalten. (4,7 6,10): a. Welches Ziel die Apostel bei der Verwaltung ihres Amtes im Auge haben [2Kor 5,10]: warum führen dieselben trotz ihres erhabenen Berufes ein hartes und demütiges Leben? (V. 12) Sie ertragen alles wegen der Hoffnung auf die glorreiche Auferstehung. 2 Korinther 2Kor 55 4 1 Ideo habentes administrationem, juxta quod misericordiam consecuti sumus non deficimus, Darum,¹ weil wir dieses Amt haben, vermöge der uns widerfahrenen Barmherzigkeit, verlieren wir den Mut nicht; 2 Korinther 2Kor 55 4 1 1 Darum: die Partikel bezieht sich auf die unmittelbar vorhergehende Beschreibung des glücklichen Standes der Christen zurück. 2 Korinther 2Kor 55 4 10 Semper mortificationem Jesu in corpore nostro circumferentes, ut et vita Jesu manifestetur in corporibus nostris. Immerdar tragen wir die Tötung Jesu an unserem Leibe herum, damit auch das Leben Jesu an unserem Leibe offenbar werde.¹⁴ 2 Korinther 2Kor 55 4 10 14 Damit die Apostel auch den auferweckten und in der Herrlichkeit lebenden Heiland an ihrem Leibe offenbar machen. Vom Tage seiner Bekehrung an bis zu der Zeit, wo der heil. Paulus diesen Brief schrieb, war er bereits 24 oder 25 Jahre allen Heimsuchungen preisgegeben. 2 Korinther 2Kor 55 4 11 Semper enim nos, qui vivimus, in mortem tradimur propter Jesum: ut et vita Jesu manifestetur in carne nostra mortali. Denn immerdar werden wir, die wir leben, dem Tode überliefert um Jesu willen, damit auch das Leben Jesu an unserem sterblichen Fleische offenbar werde.¹⁵ 2 Korinther 2Kor 55 4 11 15 Immer tragen die Apostel die Tötung des Herrn an ihrem Leibe, weil sie immer, lebend, wegen Jesus fortwährender Todesgefahren ausgesetzt werden. Das Leben Jesu aber offenbart sich durch die Erhaltung des Lebens der Apostel. 2 Korinther 2Kor 55 4 12 Ergo mors in nobis operatur, vita autem in vobis. Demnach ist in uns der Tod wirksam, das Leben aber in euch.¹⁶ 2 Korinther 2Kor 55 4 12 16 Tod und Leben werden wie Personen hingestellt. Wohl werden die Apostel tausend Gefahren preisgegeben, aber sie werden nicht überwunden, noch behindert, ihr Amt bei den Gläubigen auszuüben; auch diesen das Leben mitteilend, dass in ihnen das Leben des Herrn sich offenbart, indem sie gläubig werden. 2 Korinther 2Kor 55 4 13 Habentes autem eundem spiritum fidei, sicut scriptum est: Credidi, propter quod locutus sum: et nos credimus, propter quod et loquimur: Da wir aber denselben Geist des Glaubens haben, wie geschrieben steht: Ich glaubte, darum redete ich; so glauben auch wir, und darum reden wir auch,¹⁷ [Ps 115,1] 2 Korinther 2Kor 55 4 13 17 Wir reden mitten unter den Verfolgungen. Der Glaube ist, wie der beigefügte Text zeigt, hier der Glaube an die Treue und Gerechtigkeit Gottes, der seine Verheißungen erfüllt und seinen Dienern beisteht, schließt also eine gewisse Hoffnung ein. Die Apostel haben denselben Geist wie jene, die diese Worte geschrieben haben. (Aug., Chrys.) 2 Korinther 2Kor 55 4 14 Scientes quoniam qui suscitavit Jesum, et nos cum Jesu suscitabit, et constituet vobiscum. weil wir wissen, dass der, welcher Jesus auferweckt hat, auch uns mit Jesus auferwecken und mit euch darstellen wird.¹⁸ 2 Korinther 2Kor 55 4 14 18 Gott wird seinen Dienern, seiner Verheißung gemäß. Das ewige Leben geben. Er wird uns mit Jesus auferwecken, damit wir dieselbe Herrlichkeit mit Jesus in Besitz nehmen; denn da wir seine Glieder sind, müssen wir bei dem Haupte sein. 2 Korinther 2Kor 55 4 15 Omnia enim propter vos: ut gratia abundans, per multos in gratiarum actione, abundet in gloriam Dei. Denn alles geschieht um euretwillen,¹⁹ damit die Gnade, durch den Dank vieler wachsend, zu desto größerer Verherrlichung Gottes diene. 2 Korinther 2Kor 55 4 15 19 Alles tun und tragen wir um euretwillen. 2 Korinther 2Kor 55 4 16 Propter quod non deficimus: sed licet is, qui foris est, noster homo corrumpatur: tamen is, qui intus est, renovatur de die in diem. Darum verlieren wir nicht den Mut, sondern wenn auch unser äußerer Mensch aufgerieben wird, so wird doch der innere von Tag zu Tag neu.²⁰ 2 Korinther 2Kor 55 4 16 20 Der heil. Paulus unterscheidet den äußeren und den inneren Menschen nicht etwa in gleicher Weise wie den alten und neuen. Der äußere Mensch ist der Leib mit seinen Sinnen, der innere die Seele mit ihren Kräften. Der sterbliche Leib leidet unter den beständigen Heimsuchungen, während die Seele durch dieselben gestärkt wird, die Sünden abzulegen, und täglich neue Kräfte gewinnt, da sie auf den Lohn schaut, den sie durch Heimsuchungen erlangt. 2 Korinther 2Kor 55 4 17 Id enim, quod in præsenti est momentaneum et leve tribulationis nostræ, supra modum in sublimitate æternum gloriæ pondus operatur in nobis, Denn unsere gegenwärtige Trübsal, die augenblicklich und erträglich ist, bewirkt eine überschwengliche, ewige, alles überwiegende Herrlichkeit in uns,²¹ 2 Korinther 2Kor 55 4 17 21 Ähnlich [Röm 8,18]. Paulus vergleicht die gegenwärtigen Trübsale mit dem zukünftigen Lohne, aber zeigt zugleich durch die Gegenüberstellung, wie sehr der Lohn die Leiden übertreffen wird. Obgleich in der heil. Schrift den guten Werken so viel zugemessen wird, dass Christus selbst verheißt, es werde der, der einem von den Niedrigsten einen Trunk Wasser gebe, seines Lohnes nicht ermangeln, und der Apostel bezeugt, dass das, was in der Gegenwart augenblicklich und leicht an unserer Bedrängnis ist, eine über die Maßen große Herrlichkeit in uns bewirken wird, so sei es doch ferne, dass ein Mensch auf sich selber vertraue oder sich rühme, und nicht im Herrn, dessen Güte gegen alle Menschen so groß ist, dass er will, es soll ihr Verdienst sein, was sein Geschenk ist. (Konzil von Trient, Sitz 6, Kap. 16) 2 Korinther 2Kor 55 4 18 Non contemplantibus nobis quæ videntur, sed quæ non videntur. Quæ enim videntur, temporalia sunt: quæ autem non videntur, æterna sunt. wenn wir nicht auf das Sichtbare schauen, sondern auf das Unsichtbare. Denn das Sichtbare ist zeitlich, das Unsichtbare aber ist ewig.²² 2 Korinther 2Kor 55 4 18 22 Jene widersprechen der rechtgläubigen Lehre der Religion, welche sagen, dass der Gerechte bei jedem guten Werke wenigstens lässlich sündige oder gar die ewigen Strafen verdiene; sowie auch jene, welche behaupten, dass die Gerechten durch alle Werke sündigen, wenn sie bei denselben, um ihre Lässigkeit anzueifern und sich zum Laufe zu ermuntern, außer der Absicht, Gott zu verherrlichen, auch auf den ewigen Lohn schauen. (Konzil von Trient, Sitz 6, Kap. 11) 2 Korinther 2Kor 55 4 2 Sed abdicamus occulta dedecoris, non ambulantes in astutia, neque adulterantes verbum Dei, sed in manifestatione veritatis commendantes nosmetipsos ad omnem conscientiam hominum coram Deo. sondern weisen von uns zaghafte Zurückhaltung,² indem wir nicht in Arglist wandeln, noch das Wort Gottes fälschen, sondern uns selbst durch die Offenbarung der Wahrheit an jedes Gewissen der Menschen vor Gott empfehlen.³ 2 Korinther 2Kor 55 4 2 2 Der Sinn ist nach dem griech. Texte, den die Vulgata nicht ganz klar wiedergibt, der in der Übersetzung ausgedrückte. Der Gegensatz zu diesem Satzgliede ist die Offenbarung der Wahrheit. Daher liegt der Nachdruck auf der Heimlichkeit. 2 Korinther 2Kor 55 4 2 3 Während die falschen Apostel sich den verkehrten Leidenschaften der Menschen durch Schlauheit und Verfälschung der Wahrheit empfahlen, wendet sich Paulus an die Gewissen aller Menschen, Gläubigen und Ungläubigen, da dieser innere Richter, wenn er nicht von Sünden verblendet ist, die offene Handlungsweise des Apostels billigen muss. Vor Gott: Paulus ruft Gott, der weder irren, noch uns täuschen kann, zum Zeugen dessen an, was er gesagt hat. 2 Korinther 2Kor 55 4 3 Quod si etiam opertum est Evangelium nostrum: in iis, qui pereunt, est opertum: Wenn aber unser Evangelium auch verhüllt ist,⁴ so ist es nur vor denen verhüllt, welche verloren gehen; 2 Korinther 2Kor 55 4 3 4 Dieses Bild ruft die Verhüllung des Moses in's Gedächtnis zurück: nur diejenigen, welche auf dem Wege des Verderbens wandeln, werden durch einen Vorhang an der Erkenntnis des Evangeliums behindert. 2 Korinther 2Kor 55 4 4 In quibus Deus hujus sæculi excæcavit mentes infidelium, ut non fulgeat illis illuminatio Evangelii gloriæ Christi, qui est imago Dei. den Ungläubigen, deren Herzen der Gott dieser Welt⁵ verblendet hat,⁶ dass ihnen die Erleuchtung des Evangeliums der Herrlichkeit Christi nicht strahle, welcher das Ebenbild Gottes ist.⁷ 2 Korinther 2Kor 55 4 4 5 Der Teufel. (Aug., Cyr. v. Alex., Thom.) 2 Korinther 2Kor 55 4 4 6 Die Ungläubigen werden solche, die verloren gehen, wenn sie sich vom Satan verblenden lassen. 2 Korinther 2Kor 55 4 4 7 Das Evangelium verbreitet Licht, weil es die Herrlichkeit Christi verkündet; wie groß aber diese Herrlichkeit ist, sagen die letzten Worte des Verses. Damit ein Bild vollkommen sei, sind drei Stücke erforderlich, welche sich in Christus voll finden: Ähnlichkeit, Ursprung, vollkommenste Gleichheit. 2 Korinther 2Kor 55 4 5 Non enim nosmetipsos prædicamus, sed Jesum Christum Dominum nostrum: nos autem servos vestros per Jesum: Denn nicht uns selbst verkündigen wir, sondern Jesus Christus als unsern Herrn, uns aber als treue Diener durch Jesus.⁸ 2 Korinther 2Kor 55 4 5 8 um Jesu willen. V. 5 ist dem V. 2 parallel und gleichsam seine Fortsetzung, wenngleich er vor allem eine weitere Zurückweisung der Beschuldigung enthält, dass die Predigt des Evangeliums dunkel sei. Der Gegenstand der Predigt ist Jesus Christus als Herr, mithin eine Predigt der Herrlichkeit Christi, der ein Bild Gottes ist. 2 Korinther 2Kor 55 4 6 Quoniam Deus, qui dixit de tenebris lucem splendescere, ipse illuxit in cordibus nostris ad illuminationem scientiæ claritatis Dei, in facie Christi Jesu. Denn Gott, welcher befahl, dass aus Finsternis Licht erglänzte, er ist es, der unsere Herzen erleuchtet hat, dass das Licht der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes strahlend aufging, im Angesichte Christi Jesu.⁹ 2 Korinther 2Kor 55 4 6 9 Nicht ohne besonderen Grund ruft der Apostel den Gläubigen den Akt in's Gedächtnis, durch welchen Gott das Werk der Scheidung begann [Gen 1,3]; denn er, der Vater des Lichtes [Jak 1,17], der gleich am Anfange der körperlichen Schöpfung die Finsternis nicht über dieselbe wollte herrschen lassen, konnte nicht zulassen, dass geistige Finsternis die ganze Erde bedeckte. Dies hatte Paulus an sich selbst einst erfahren, vergl. [1Joh 1,5], und auch die übrigen Apostel haben das Licht empfangen, um die Herzen durch die wahre Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes zu erleuchten. Doch diese Herrlichkeit kann von den Menschen hier auf Erden nicht in sich selbst geschaut werden, hat sich aber in Christus offenbart, der das Bild Gottes ist, damit es im Angesichte Jesu Christi strahlte. Diejenigen also, welche verloren gehen, werden auch der Herrlichkeit des Vaters beraubt, die sich in der heil. Menschheit des Herrn zu erkennen gibt. (Chrys., Ök., Theoph., Thom.) Moses verhüllt sein Haupt, da von seinem Antlitze des Heilandes widerstrahlte, welch andere Herrlichkeit, von dem Antlitze des Heilandes widerstrahlend, erleuchtet von den Aposteln kundgetan, die Welt! 2 Korinther 2Kor 55 4 7 Habemus autem thesaurum istum in vasis fictilibus: ut sublimitas sit virtutis Dei, et non ex nobis. Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen,¹⁰ damit die Überschwenglichkeit der Kraft¹¹ nicht uns, sondern Gott beigemessen werde. 2 Korinther 2Kor 55 4 7 10 Die Gegner hatten wohl das, was der Apostel im vorhergehenden Briefe [1Kor 4,8-13] von sich gesagt, benützt, ihn als einen gottverlassenen Menschen hinzustellen. Der Apostel bekennt noch einmal seine Schwachheit, aber, weist darauf hin, dass Gott dieselbe gewollt, um seine Kraft zu offenbaren. Der Schatz ist das Licht, welches die Apostel empfangen haben, andere zu erleuchten; der Körper ist wie ein irdenes Gefäß, das leicht zerbrochen wird. 2 Korinther 2Kor 55 4 7 11 Die erhabene Kraft, welche an uns erscheint. 2 Korinther 2Kor 55 4 8 In omnibus tribulationem patimur, sed non angustiamur: aporiamur, sed non destituimur: In allem sind wir bedrängt,¹² aber wir werden nicht mutlos; wir sind in Nöten, aber verzagen nicht. 2 Korinther 2Kor 55 4 8 12 Das erste allgemeine Glied wird durch die drei folgenden besonderen erklärt. 2 Korinther 2Kor 55 4 9 Persecutionem patimur, sed non derelinquimur: dejicimur, sed non perimus: Wir leiden Verfolgung, aber werden nicht preisgegeben; wir werden niedergeworfen, aber wir gehen nicht zu Grunde.¹³ 2 Korinther 2Kor 55 4 9 13 Im Folgenden gibt er Gottes Absicht bei diesen Heimsuchungen an. 2 Korinther 2Kor 55 0 1 In der Hoffnung auf eine glorreiche Auferstehung sucht der Apostel einzig Christus, dem Richter, zu gefallen. (V. 10) b. Beweggründe, welche die Apostel bei der Verwaltung ihres Amtes leiten (5,11 6,10): Welches ist das Ziel dieser Verteidigung? (V. 13) Die Liebe Christi treibt und leitet die Apostel. 2 Korinther 2Kor 55 5 1 Scimus enim quoniam si terrestris domus nostra hujus habitationis dissolvatur, quod ædificationem ex Deo habemus, domum non manufactam, æternam in clis. Denn wir wissen, dass, wenn diese unsere irdische Hütte abgebrochen wird, wir einen Bau von Gott empfangen, ein nicht mit Händen gemachtes ewiges Haus im Himmel. 2 Korinther 2Kor 55 5 10 Omnes enim nos manifestari oportet ante Tribunal Christi, ut referat unusquisque propria corporis, prout gessit, sive bonum, sive malum. Denn alle müssen wir⁸ offenbar werden⁹ vor dem Richterstuhle Christi, damit ein jeder, je nachdem er in seinem Leibe Gutes oder Böses getan hat, darnach empfange. [Röm 14,10] 2 Korinther 2Kor 55 5 10 8 Wir mögen noch leben oder schon gestorben sein. 2 Korinther 2Kor 55 5 10 9 Wir müssen am jüngsten Gerichte nicht nur erscheinen, sondern auch offenbar werden, damit wir, was wir durch den Leib (in der Zeit, wo der Mensch im Leibe war) gehandelt haben, hier, nachdem wir Gutes oder Böses getan, Lohn oder Strafe empfangen. Damit aber wird keineswegs der Nutzen geleugnet, den unsere Gebete den Abgeschiedenen bringen: dies eben haben ja die in der Gnade Abgeschiedenen sich erworben, dass ihnen die Fürbitten für sie Nutzen bringen, und darum können diese Fürbitten nicht allen zu Hilfe kommen, weil nicht alle gleich gelebt haben (Aug.). 2 Korinther 2Kor 55 5 11 Scientes ergo timorem Domini hominibus suademus, Deo autem manifesti sumus. Spero autem et in conscientiis vestris manifestos nos esse. Da wir nun wissen, dass der Herr zu fürchten ist,¹⁰ überzeugen wir die Menschen,¹¹ und Gott sind wir offenbar. Ich hoffe aber, dass wir auch in euren Gewissen offenbar sind. 2 Korinther 2Kor 55 5 11 10 Die Furcht des Herrn, von welcher der Apostel hier redet, ist die kindliche Furcht. Zuweilen bezeichnet das Wort Furcht auch den Gegenstand derselben, hier also das schreckliche Weltgericht: die Furcht vor dem Gerichte, welches der Herr einst halten wird (Chrys., Theod.). 2 Korinther 2Kor 55 5 11 11 Der Gegenstand der Überzeugung ist, dass wir uns bemühen, Christus, dem Richter, zu gefallen. Der Apostel denkt an seine Gegner. Um dem Herrn zu gefallen, muss man selbst jede böse Meinung zu entfernen suchen, welche unsere Tätigkeit für Gott beeinträchtigt (Chrys.). 2 Korinther 2Kor 55 5 12 Non iterum commendamus nos vobis, sed occasionem damus vobis gloriandi pro nobis: ut habeatis ad eos, qui in facie gloriantur, et non in corde. Wir wollen uns euch nicht wiederum empfehlen, sondern geben euch Anlass, euch unser zu rühmen, damit ihr denen antworten könnet, die ihren Ruhm im Äußern und nicht im Innern suchen.¹² 2 Korinther 2Kor 55 5 12 12 Der heil. Paulus beschreibt die falschen Apostel als Heuchler. 2 Korinther 2Kor 55 5 13 Sive enim mente excedimus, Deo: sive sobrii sumus, vobis. Denn sei es, dass wir uns übernehmen, so ist es für Gott; sei es, dass wir uns mäßigen, so ist es für euch.¹³ 2 Korinther 2Kor 55 5 13 13 Wir mögen, durch den Eifer hingerissen, das Evangelium gelegen oder ungelegen verkündend, gleichsam von Sinnen scheinen, so gereicht unser Tun zur Ehre Gottes, oder wir mögen mit Mäßigung unseren Beruf üben, so gereicht die Mäßigung zu eurem Nutzen. 2 Korinther 2Kor 55 5 14 Caritas enim Christi urget nos: æstimantes hoc, quoniam si unus pro omnibus mortuus est, ergo omnes mortui sunt: Denn die Liebe Christi¹⁴ drängt uns, indem wir also urteilen: Ist einer für alle gestorben, so sind alle gestorben;¹⁵ 2 Korinther 2Kor 55 5 14 14 Die Liebe Christi gegen die Menschen (Chrys., J. Dam., Thom.). 2 Korinther 2Kor 55 5 14 15 Alle sind durch Teilnahme an dem Tode Christi in dem gestorben, was sie zuvor waren, d. i. als Glieder des alten Menschen, Adam. Der Tod Christi hat so hohen Wert, dass er die Stelle des Todes aller vertritt seinem Werte nach, wenngleich er dies seiner Wirksamkeit nach nur für die tut, welche auf den Tod Christi getauft werden, und so geistig mit ihm sterben. 2 Korinther 2Kor 55 5 15 Et pro omnibus mortuus est Christus: ut, et qui vivunt, jam non sibi vivant, sed ei, qui pro ipsis mortuus est et resurrexit. und für alle ist Christus gestorben, damit auch die, welche leben, nicht mehr sich selbst leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferstanden ist.¹⁶ 2 Korinther 2Kor 55 5 15 16 Diejenigen, welche dem alten Menschen nach gestorben sind, haben in der Taufe ein neues Leben empfangen, dessen Ursprung der Tod Christi ist, und darum müssen sie es nach dem Willen dessen, dem sie es verdanken, gebrauchen; um so mehr als die Gläubigen nicht allein dem Tode des Herrn, sondern auch seiner Auferstehung vereint sind. Nun war das Ziel des Todes Christi, dass die, welche nach dem geistigen Tode des alten Menschen zu einem neuen Leben erweckt sind, dies nicht dazu verwenden, nur ihre eigenen Vorteile zu suchen und ihren Wünschen nachzujagen, sondern alle ihre Gedanken und Werke auf den zu richten, der für unsere Sünden gestorben und um unserer Rechtfertigung willen auferweckt und unser Vorbild ist. 2 Korinther 2Kor 55 5 16 Itaque nos ex hoc neminem novimus secundum carnem. Et si cognovimus secundum carnem Christum: sed nunc jam non novimus. Darum kennen wir von nun an dem Fleische nach niemand mehr; und wenn wir auch dem Fleische nach Christus gekannt haben, so kennen wir ihn doch jetzt nicht mehr.¹⁷ 2 Korinther 2Kor 55 5 16 17 Vor seiner Bekehrung hatte der Apostel alles darnach beurteilt, wie es der Natur, dem alten Menschen, gefiel, und sich dessen gerühmt, was bei den Juden hoch geachtet ward; doch seitdem er in Christus gestorben und ein neues Geschöpf geworden ist, beurteilte er alles nach der neuen Richtschnur, welche er mit dem neuen Leben empfangen hat. 2 Korinther 2Kor 55 5 17 Si qua ergo in Christo nova creatura, vetera transierunt: ecce facta sunt omnia nova. Wenn somit jemand in Christus ist, so ist er ein neues Geschöpf, so ist das Alte vorübergegangen; siehe, so ist alles neu geworden.¹⁸ [Jes 43,19, Offb 21,5] 2 Korinther 2Kor 55 5 17 18 Eine andere Art zu denken und die Dinge wertzuschätzen ist gekommen. Wenn der Apostel bei diesen Worten an eine Stelle des A. T. gedacht hat, so dürfte es am wahrscheinlichsten [Jes 43,18] sein. 2 Korinther 2Kor 55 5 18 Omnia autem ex Deo, qui nos reconciliavit sibi per Christum: et dedit nobis ministerium reconciliationis: Alles aber kommt von Gott, der uns mit sich versöhnt hat durch Christus, und uns¹⁹ das Amt der Versöhnung gegeben hat. 2 Korinther 2Kor 55 5 18 19 Den Aposteln. 2 Korinther 2Kor 55 5 19 Quoniam quidem Deus erat in Christo mundum reconcilians sibi, non reputans illis delicta ipsorum, et posuit in nobis verbum reconciliationis. Denn Gott hat in Christus die Welt mit sich versöhnt, indem er ihnen ihre Vergehen nicht anrechnete, und in uns das Wort der Versöhnung niedergelegt.²⁰ 2 Korinther 2Kor 55 5 19 20 Damit die Menschen mit Gott versöhnt werden können, sind zwei Dinge erforderlich: Gott muss ihnen die Sünde erlassen, die Menschen müssen die Bedingungen erfüllen, welche Gott für den Nachlass der Sünden stellt. Beides deutet der Apostel an: indem er nicht anrechnete er hat das Wort der Versöhnung niedergelegt. Der erste Teil wird nur angedeutet, denn die Eingießung der heiligmachenden Gnade wird nicht erwähnt. Das zweite hat den Sinn: er gab uns die Kraft und den Willen, der Welt diese in Christus vollbrachte Versöhnung zu verkünden, und dass wir so die Menschen dazu führen, durch die Taufe Christus gleichförmig zu werden. (Thom.) Aufmunterung und Darbietung der Mittel, die Versöhnung mit Gott zu erlangen, ist das Amt der Apostel. 2 Korinther 2Kor 55 5 2 Nam et in hoc ingemiscimus, habitationem nostram, quæ de clo est, superindui cupientes: Denn auch in dieser Hütte seufzen wir voll Verlangen, mit unserer Wohnung, die vom Himmel ist, überkleidet zu werden;¹ 2 Korinther 2Kor 55 5 2 1 Der Apostel stellt die gebrechliche und zeitweise Wohnung, den Leib, der festen und beständigen Wohnung entgegen, die derselbe verherrlicht im Himmel sein wird. 2 Korinther 2Kor 55 5 20 Pro Christo ergo legatione fungimur, tamquam Deo exhortante per nos. Obsecramus pro Christo, reconciliamini Deo. Für Christus also sind wir Gesandte, indem Gott gleichsam durch uns ermahnt. Wir bitten an Christi Statt:²¹ Lasset euch versöhnen mit Gott! 2 Korinther 2Kor 55 5 20 21 Die Apostel setzen das Werk Christi fort, und was der Vater einst durch den Heiland getan, tut er nun durch seine Stellvertreter, die Apostel. 2 Korinther 2Kor 55 5 21 Eum, qui non noverat peccatum, pro nobis peccatum fecit, ut nos efficeremur justitia Dei in ipso. Den, welcher von keiner Sünde wusste, hat er für uns zur Sünde gemacht, damit wir Gerechtigkeit Gottes in ihm würden.²² 2 Korinther 2Kor 55 5 21 22 Er hat ihn gleichsam wie den größten Sünder behandelt, in dem nichts außer der Sünde ist, und dies, damit wir ihm, der für uns genugtut und stirbt, verbunden, durch seine Gnade, nicht durch unser Verdienst, Gerechte würden in jener Gerechtigkeit, welche Gott uns barmherzig schenkte und in unsere Herzen gießt. 2 Korinther 2Kor 55 5 3 Si tamen vestiti, non nudi inveniamur. wenn anders wir bekleidet, nicht bloß befunden werden.² 2 Korinther 2Kor 55 5 3 2 Kann das Begehren der Natur nicht vergeblich sein, so noch weniger das der Gnade; denn ein Sehnen, das sein Ziel nicht erreicht, konnte Gott nicht in das Herz senken. Mit den letzten Worten verlässt der Apostel das vorige Bild und wählt das eines Kleides, welches angetan wird. In V. 4 verbindet er wiederum beide Bilder. Niemand wird überkleidet, der nicht bereits bekleidet ist (Tert.). Darum fügt der Apostel genauere Erklärungen bei: wenn wir indes mit dem sterblichen Leibe bekleidet, seiner noch nicht beraubt, erfunden werden. 2 Korinther 2Kor 55 5 4 Nam et qui sumus in hoc tabernaculo, ingemiscimus gravati: eo quod nolumus exspoliari, sed supervestiri, ut absorbeatur quod mortale est, a vita. Denn auch da wir in diesem Zelte sind, seufzen wir bedrückt, weil wir nicht entkleidet, sondern überkleidet werden wollen,³ so dass das Sterbliche vom Leben verschlungen wird. 2 Korinther 2Kor 55 5 4 3 Sie wünschen, dass der Leib, während die Seele in ihm bleibt, aus einem vergänglichen ein unsterblicher und verherrlichter werde. 2 Korinther 2Kor 55 5 5 Qui autem efficit nos in hoc ipsum, Deus, qui dedit nobis pignus spiritus. Der uns aber hierzu bereit macht, ist Gott,⁴ der uns das Unterpfand des Geistes gegeben hat.⁵ 2 Korinther 2Kor 55 5 5 4 Der Apostel deutet auf [Hos 13,14] hin. 2 Korinther 2Kor 55 5 5 5 Der Apostel muss noch beweisen, dass die Sehnsucht, von der er gesprochen, uns von Gott in's Herz gegeben ist: der uns hierzu bereit macht: dass wir nicht beraubt, sondern überkleidet werden wollen. (Cyr. v. Alex., Tert., Hier.) Jetzt glauben wir an die Herrlichkeit Christi, einst werden wir sie schauen. 2 Korinther 2Kor 55 5 6 Audentes igitur semper, scientes quoniam dum sumus in corpore, peregrinamur a Domino: Darum hegen wir festes Vertrauen immerdar, indem wir wissen, dass, so lange wir im Leibe sind, wir in der Fremde sind, fern vom Herrn, 2 Korinther 2Kor 55 5 7 (Per fidem enim ambulamus, et non per speciem.) (denn im Glauben wandeln wir, und nicht im Schauen.) 2 Korinther 2Kor 55 5 8 Audemus autem, et bonam voluntatem habemus magis peregrinari a corpore, et præsentes esse ad Dominum. Ja, wir hegen festes Vertrauen und unser Sinn geht darauf, eher auszuziehen aus dem Leibe und einzugehen zu dem Herrn.⁶ 2 Korinther 2Kor 55 5 8 6 Diese Erwägung, dass wir den Leib verlassend nicht mehr von dem Herrn fern sind, mehrt das Vertrauen der apostolischen Arbeiter und bewirkt, dass sie selbst den Tod, wenn auch die Natur eher verlangt, überkleidet als entkleidet zu werden, nicht nur nicht fürchten, sondern wünschen. 2 Korinther 2Kor 55 5 9 Et ideo contendimus sive absentes, sive præsentes placere illi. Darum bemühen wir uns auch, sei es im Leibe, sei es außerhalb desselben, ihm zu gefallen.⁷ 2 Korinther 2Kor 55 5 9 7 Am Tage, wo er kommt. 2 Korinther 2Kor 55 0 1 Wie die Liebe Christi in dem Leben der Apostel sich offenbart. (V. 10) 4. Beschluss der Verteidigung. (6,11 7,16) a. Der Liebe des Apostels entsprechen die Gläubigen, indem sie die Laster der Heiden meiden. (6,11 7,1) 2 Korinther 2Kor 55 6 1 Adjuvantes autem exhortamur ne in vacuum gratiam Dei recipiatis. Als Mitarbeiter¹ aber ermahnen wir euch, dass ihr nicht fruchtlos die Gnade Gottes empfanget.² 2 Korinther 2Kor 55 6 1 1 Da Gott durch sie ermahnt, gebraucht er ihre Hilfe (Ök., Thom.). 2 Korinther 2Kor 55 6 1 2 Richtiger: empfangen habet. Vergebens empfängt man die Gnade, wenn man sie in sich müßig lässt und nicht gute Werke mit ihr vollbringt. (Anselm., Thom.) 2 Korinther 2Kor 55 6 10 Quasi tristes, semper autem gaudentes: sicut egentes, multos autem locupletantes: tamquam nihil habentes, et omnia possidentes. als Trauernde, und doch immerdar Fröhliche, als Arme, und viele Bereichernde, als nichts Habende, und alles Besitzende.¹¹ 2 Korinther 2Kor 55 6 10 11 Sieben Verdächtigungen der Gegner stellt Paulus sieben wahre Umstände entgegen. Die Apostel werden Verführer genannt, welche das Volk in Irrtümer stürzen, und empfehlen sich durch das Wort der Wahrheit. Sie werden als solche hingestellt, welche sich noch nicht durch ihre Taten als Diener Gottes erwiesen haben (oder die keinen Wert haben), und sie sind wohlbekannt in der ganzen Kirche. Sie werden von den Gegnern als von Gott wegen ihrer Sünden gestrafte Menschen hingestellt, die er stets mit dem Tode bedroht, und siehe, Gott lässt sie nicht töten, damit das Leben Jesu an ihrem sterblichen Leibe offenbar werde. Die Apostel werden geschildert, als ob beständige Trauer sie heimsuche, und doch haben sie stets süßen Trost vom Herrn inmitten ihrer Trübsale. Sie werden als nichtsbesitzende Arme verspottet, und besitzen doch und teilen alle geistigen Güter mit, wenn auch die zeitlichen ihnen abgehen. 2 Korinther 2Kor 55 6 11 Os nostrum patet ad vos o Corinthii, cor nostrum dilatatum est. Unser Mund ist aufgetan gegen euch, ihr Korinther! unser Herz ist weit geworden.¹² 2 Korinther 2Kor 55 6 11 12 Damit es nicht scheine, als ob der Apostel sich haben loben wollen, fügt er bei, dass seine große Liebe zu den Korinthern ihn genötigt hat, so zu schreiben. Der Mund ist aufgetan: ich werde frei und offen, wie Freunde unter sich zu tun pflegen, die Liebe drängt mich ja. 2 Korinther 2Kor 55 6 12 Non angustiamini in nobis: angustiamini autem in visceribus vestris: Beengt werdet ihr nicht in uns, aber beengt in euren eigenen Herzen.¹³ 2 Korinther 2Kor 55 6 12 13 Wie der, welcher nicht geliebt wird, gleichsam aus dem Herzen getrieben wird, so dass nicht einmal sein Andenken bewahrt wird, so wohnt der, welcher geliebt wird, gleichsam in dem Herzen des Liebenden, wie in seinem Hause, und nimmt umso mehr Platz darin ein, je mehr er geliebt wird. Freilich liebten ihn die Korinther nicht ebenso, vergl. [2Kor 12,15], und doch wünscht der Apostel, der wie seine Kinder liebt, so sehr von ihnen wie ein Vater geliebt zu werden. 2 Korinther 2Kor 55 6 13 Eandem autem habentes remunerationem, tamquam filiis dico: dilatamini et vos. Da ihr nun die gleiche Vergeltung haben werdet, ich rede zu meinen Kindern, so erweitert auch ihr euer Herz.¹⁴ 2 Korinther 2Kor 55 6 13 14 Da ihr die gleiche Belohnung haben werdet wie wir, bemühet euch, ein weites Herz zu haben, wie wir (Thom.). 2 Korinther 2Kor 55 6 14 Nolite jugum ducere cum infidelibus. Quæ enim participatio justitiæ cum iniquitate? Aut quæ societas luci ad tenebras? Ziehet nicht ein Joch mit den Ungläubigen;¹⁵ denn welche Gemeinschaft hat die Gerechtigkeit mit der Ungerechtigkeit? Oder wie kann sich das Licht mit der Finsternis vereinigen?¹⁶ 2 Korinther 2Kor 55 6 14 15 Da ihr anderer Art seid, als die Heiden (das griech. Wort weist auf das [Dtn 22,10] gegebene Verbot hin), so heget keine Gemeinschaft mit den Heiden: Gehet nicht auf den verkehrten Weg, den jene verfolgen, wahret euch frei von aller Befleckung des Leibes und der Seele. 2 Korinther 2Kor 55 6 14 16 Das Licht ist die christliche Religion, das Heidentum die Finsternis der Unwissenheit und des Irrtums. 2 Korinther 2Kor 55 6 15 Quæ autem conventio Christi ad Belial? Aut quæ pars fideli cum infideli? Wie stimmt Christus mit Belial überein?¹⁷ Oder welchen Anteil hat der Gläubige mit dem Ungläubigen? 2 Korinther 2Kor 55 6 15 17 Dem Haupte des Gottesreiches stellt der Apostel das Haupt des Reiches des Verderbens entgegen, um damit die verschiedene Natur der Glieder beider Reiche zu kennzeichnen. Nur durch den Glauben wird man ein Glied des Reiches Christi. 2 Korinther 2Kor 55 6 16 Qui autem consensus templo Dei cum idolis? Vos enim estis templum Dei vivi, sicut dicit Deus: Quoniam inhabitabo in illis, et inambulabo inter eos, et ero illorum Deus, et ipsi erunt mihi populus. Wie verträgt sich der Tempel Gottes mit den Götzen?¹⁸ Denn ihr seid ein Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott spricht: Ich werde in ihnen wohnen, und unter ihnen wandeln, und ich werde ihr Gott, und sie werden mein Volk sein. [Lev 26,12] 2 Korinther 2Kor 55 6 16 18 Der Tempel des Herrn galt als so heilig, dass niemand es wagte, etwas, was zum Götzendienste gehörte, in denselben zu bringen. Vergl. [Ez 8,3ff]. Jener Gegensatz, der zwischen dem Tempel des wahren Gottes und den Götzenbildern ist, besteht auch zwischen Christen- und Heidentum. 2 Korinther 2Kor 55 6 17 Propter quod exite de medio eorum, et separamini, dicit Dominus, et immundum ne tetigeritis: Darum gehet hinweg aus ihrer Mitte, und sondert euch ab, spricht der Herr, und rühret nicht an, was unrein ist, [Jes 52,11] 2 Korinther 2Kor 55 6 18 Et ego recipiam vos: et ero vobis in patrem, et vos eritis mihi in filios, et filias, dicit Dominus omnipotens. so werde ich euch annehmen; und ich werde euer Vater sein, und ihr werdet meine Söhne und Töchter sein, spricht der Herr, der Allmächtige.¹⁹ [Jer 32,37] 2 Korinther 2Kor 55 6 18 19 Der Apostel verbindet, wie oft, mehrere Prophezeiungen miteinander. Die Stelle [Jer 32,37] erklärt der Apostel wohl gleichzeitig durch den Rückblick auf [Jer 31,35]. Er gibt eine Zusammenfassung der göttlichen Verheißungen. 2 Korinther 2Kor 55 6 2 Ait enim: Tempore accepto exaudivi te, et in die salutis adjuvi te. Ecce nunc tempus acceptabile, ecce nunc dies salutis: Denn er³ spricht: Zur genehmen Zeit habe ich dich erhört, und am Tage des Heiles habe ich dir geholfen!⁴ Sehet, jetzt ist die gnadenreiche Zeit, sehet, jetzt ist der Tag des Heiles!⁵ 2 Korinther 2Kor 55 6 2 3 Gott 2 Korinther 2Kor 55 6 2 4 [Jes 49,8] Diese Worte sind an den Knecht des Herrn, den Messias, gerichtet. Sie sind gleichsam eine Zusammenfassung der Segnungen des messianischen Zeitalters. 2 Korinther 2Kor 55 6 2 5 Vers 3 ist die Fortsetzung von V. 1. so dass V. 2 eine Parenthese bildet. 2 Korinther 2Kor 55 6 3 Nemini dantes ullam offensionem, ut non vituperetur ministerium nostrum: Geben wir niemanden irgend einen Anstoß, damit unser Amt nicht getadelt werde;⁶ [1Kor 10,32] 2 Korinther 2Kor 55 6 3 6 Wer anderen Anstoß gibt, dessen Predigt wird vernachlässigt, und er selbst verhindert es, dass seine Tätigkeit Frucht bringt. Ist nur einer der Diener des Evangeliums nicht treu, so schadet er allen. 2 Korinther 2Kor 55 6 4 Sed in omnibus exhibeamus nosmetipsos sicut Dei ministros in multa patientia, in tribulationibus, in necessitatibus, in angustiis, vielmehr erweisen⁷ wir uns in allen Dingen als Diener Gottes in vieler Geduld, in Trübsalen, in Nöten, in Ängsten, [1Kor 4,1] 2 Korinther 2Kor 55 6 4 7 Ein Apostel soll sich besonders durch Taten empfehlen. 2 Korinther 2Kor 55 6 5 In plagis, in carceribus, in seditionibus, in laboribus, in vigiliis, in jejuniis, bei Schlägen, in Gefängnissen, bei Aufruhr, bei Mühen, bei Nachtwachen, bei Fasten,⁸ 2 Korinther 2Kor 55 6 5 8 Die Geduld ist den Aposteln am meisten vonnöten; und die Gelegenheiten, sie zu üben, sind zahllos. Einige von diesen Gelegenheiten nennt der Apostel. Es sind neun, die in drei Klassen abgeteilt sind. In der ersten werden sie nach ihrer Schwere unterschieden, in der zweiten einige widrige Dinge genannt, deren Ursache andere sind, in der dritten einige Beispiele von Widerwärtigkeiten angeführt, welche die Apostel freiwillig auf sich nehmen. Die Nöte sind unvermeidliche, schwere Widerwärtigkeiten, die Ängste so gewaltige, dass der Mensch nicht weiß, wie er sich aus ihnen befreien soll. Die folgenden von anderen verursachten Prüfungen sind wohl nach dem Grade geordnet, in dem sie das Wirken der Apostel behindern. Der Aufruhr nötigt sie zur Unstätigkeit. 2 Korinther 2Kor 55 6 6 In castitate, in scientia, in longanimitate, in suavitate, in Spiritu sancto, in caritate non ficta, durch Reinheit, durch Weisheit, durch Langmut, durch Freundlichkeit, durch den Heiligen Geist, durch ungeheuchelte Liebe, 2 Korinther 2Kor 55 6 7 In verbo veritatis, in virtute Dei, per arma justitiæ a dextris, et a sinistris, durch das Wort der Wahrheit, durch die Kraft Gottes, durch die Waffen der Gerechtigkeit zum Angriff und zur Verteidigung,⁹ 2 Korinther 2Kor 55 6 7 9 Von der Geduld geht der heil. Paulus zu den übrigen apostolischen Tugenden über, von denen er acht anführt. Die ersten sechs müssen in der ganzen Art zu handeln sich zeigen, die beiden anderen die Predigt empfehlen, die letzte fasst alle vorhergehenden gleichsam zusammen. Reinheit: Reinheit des Herzens und Heiligkeit. Weisheit: besonders apostolische Klugheit, die nach Zeit und Umständen das Rechte trifft. Die Langmut erträgt Gegner und Sünder, die Freundlichkeit zeigt sich besonders gegen die Schwachen; beide wollen die, gegen welche sie geübt werden, zu Christus führen. Durch den Heil. Geist soll das ganze Tun der Apostel geleitet werden, damit es nur ein Ziel hat, dass sie selbst sich als würdige Wohnungen des Heil. Geistes bewähren; die Worte: durch die Waffen usw. schließen die Aufzählung. Diese Waffen werden von der Gerechtigkeit dargeboten, oder sind bestimmt, sie zu verbreiten. 2 Korinther 2Kor 55 6 8 Per gloriam, et ignobilitatem, per infamiam, et bonam famam: ut seductores, et veraces, sicut qui ignoti, et cogniti: bei Ehre und Schmach, bei schlechtem und gutem Ruf;¹⁰ als Verführer geachtet, und doch wahrhaft, als Unbekannte, und doch Bekannte; 2 Korinther 2Kor 55 6 8 10 Damit er zeige, dass die Apostel nicht von äußeren Dingen abhängen, fügt Paulus die Lebensumstände bei, in denen sich die Diener Gottes empfehlen. 2 Korinther 2Kor 55 6 9 Quasi morientes, et ecce vivimus: ut castigati, et non mortificati: als Sterbende, und siehe, wir leben; als Gezüchtigte, und doch nicht zum Tode Gebrachte; 2 Korinther 2Kor 55 0 1 b. Der Apostel weist seine beständige Liebe gegen die Gläubigen nach (V. 2 16): seine Herzensgesinnung früher und jetzt. (V. 7) Seine Freude über den Erfolg des früheren Briefes. (V. 12) Die Mehrung seiner Freude durch die Freude seines Jüngers. 2 Korinther 2Kor 55 7 1 Has ergo habentes promissiones, carissimi, mundemus nos ab omni inquinamento carnis, et spiritus perficientes sanctificationem in timore Dei. Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebteste! so lasset uns von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes uns reinigen, indem wir die Heiligung in der Furcht Gottes zur Vollendung bringen.¹ 2 Korinther 2Kor 55 7 1 1 Alle Sünden, sowohl jene, welche im Körper gleichsam ihren Sitz haben (Unmäßigkeit, Unlauterkeit usw.), wie die, welche ohne einer Ergötzung der Sinne vollbracht werden (wie Eitelkeit, Stolz u. a.) gehören gleichsam zum Heidentume (Thom.). Freilich sind die Gläubigen durch die Taufe von ihren früheren Befleckungen rein geworden, doch bleibt in ihnen der Zunder der Sünde und somit die Gefahr, sich von neuem zu beflecken. Deshalb befiehlt ihnen der Apostel, die in der Taufe erlangte Reinheit immer vollkommener zu machen, was nur geschehen kann, wenn sie in der kindlichen Furcht des Herrn leben. 2 Korinther 2Kor 55 7 10 Quæ enim secundum Deum tristitia est, pnitentiam in salutem stabilem operatur: sæculi autem tristitia mortem operatur. Denn die gottgefällige Betrübnis bewirkt standhafte Buße zum Heile; die Betrübung der Welt aber bewirkt Tod.¹⁵ [1Petr 2,19] 2 Korinther 2Kor 55 7 10 15 Jede Traurigkeit entspringt daraus, dass man das nicht hat, was man liebt. Welcher Art aber die Liebe ist, solcher Art ist auch die von ihr verursachte Traurigkeit. Liebt jemand Gott, so ist auch seine Traurigkeit Gott gemäß; liebt jemand die Welt, so ist seine Traurigkeit die der Welt (Thom.). Wie ihrem Ursprunge nach, so unterscheiden sich diese beiden Arten von Traurigkeit auch durch die Früchte. Die erste wirkt Buße, wahre und aufrichtige Sinnesänderung, die andere führt zum ewigen Tode. 2 Korinther 2Kor 55 7 11 Ecce enim hoc ipsum, secundum Deum contristari vos, quantam in vobis operatur sollicitudinem: sed defensionem, sed indignationem, sed timorem, sed desiderium, sed æmulationem, sed vindictam: in omnibus exhibuistis vos, incontaminatos esse negotio. Denn sehet,¹⁶ eben dies, dass ihr in gottgefällige Traurigkeit versetzt wurdet, welch große Sorgsamkeit hat es in euch gewirkt!¹⁷ ja vielmehr Verantwortung, ja, Unwillen, ja Furcht, ja Sehnsucht, ja Eifer, ja Bestrafung! In allem habt ihr bewiesen, dass ihr rein seid in ihrer Angelegenheit. 2 Korinther 2Kor 55 7 11 16 Der Apostel hat wohl besonders jene Traurigkeit vor Augen, in welche die Korinther seine Zurechtweisung wegen der Nichtbestrafung des Blutschänders gestürzt hat. 2 Korinther 2Kor 55 7 11 17 Die Sorgsamkeit ist etwas allgemeines, der Gegensatz zu der früheren Nachlässigkeit. Die übrigen sechs Früchte werden je zwei und zwei zusammengestellt, um die Art zu kennzeichnen, wie die Korinther diese Sorgsamkeit gegen ihn, gegen sich, gegen den Blutschänder bewiesen haben. Durch die Betrübnis sind sie veranlasst worden, sich vor Titus zu verteidigen, dass sie keinen Anteil hatten an jenem Verbrechen, und ihren Unwillen auszusprechen, dass sie ihre Gemeinde durch solchen Makel beflecken ließen, und denselben noch nicht beseitigt haben. Wohl fürchteten sie, der Apostel möchte als strenger Richter kommen, dennoch sehnten sie sich nach der Ankunft des liebenden Vaters. Vom Apostel ermahnt, wurden sie vom heil. Feuer entflammt und rächten die der Kirche angetane Unbill, indem sie den Blutschänder aus derselben ausstießen. So zeigten sie, dass sie an jenem Verbrechen keinen Anteil hatten. 2 Korinther 2Kor 55 7 12 Igitur, etsi scripsi vobis, non propter eum, qui fecit injuriam, nec propter eum, qui passus est: sed ad manifestandam sollicitudinem nostram, quam habemus pro vobis. Also, wenn ich euch schrieb, war es nicht um dessentwillen, der Unrecht getan hat, noch auch um dessentwillen, der es erduldet hat,¹⁸ sondern um unsere Sorge zu offenbaren,¹⁹ welche wir für euch haben 2 Korinther 2Kor 55 7 12 18 Der Blutschänder und sein Vater werden in zarter Liebe nur so bezeichnet. 2 Korinther 2Kor 55 7 12 19 Nicht so sehr wegen des Blutschänders, wie viel mehr um seine aufrichtige Sorge für das Heil der Korinther zu offenbaren. 2 Korinther 2Kor 55 7 13 Coram Deo: ideo consolati sumus. In consolatione autem nostra, abundantius magis gavisi sumus super gaudio Titi, quia refectus est spiritus ejus ab omnibus vobis. vor Gott; darum sind wir getröstet. In unserem Troste aber haben wir uns noch weit mehr gefreut über die Freude des Titus, dass sein Geist von euch allen erquickt worden ist.²⁰ 2 Korinther 2Kor 55 7 13 20 Wie Paulus sich über die Freude des Titus gefreut hat, erklärt er so, dass er seine frühere (V. 14) und seine gegenwärtige Liebe zu der korinthischen Gemeinde darlegt. 2 Korinther 2Kor 55 7 14 Et si quid apud illum de vobis gloriatus sum, non sum confusus: sed sicut omnia vobis in veritate locuti sumus, ita et gloriatio nostra, quæ fuit ad Titum, veritas facta est, Und wenn ich ihm etwas von euch gerühmt habe, so bin ich nicht zu Schanden geworden; sondern so wie wir euch alles der Wahrheit gemäß gesagt haben, so ist auch unser Rühmen vor Titus Wahrheit geworden;²¹ 2 Korinther 2Kor 55 7 14 21 Der Erfolg hat gezeigt, dass das Lob, welches ich euch vor Titus gespendet habe, der Wahrheit entsprach. 2 Korinther 2Kor 55 7 15 Et viscera ejus abundantius in vobis sunt: reminiscentis omnium vestrum obedientiam: quomodo cum timore, et tremore excepistis illum. und sein Herz ist euch in noch höherem Maße zugetan, da er sich des Gehorsams euer aller erinnert, wie ihr ihn mit Ehrfurcht und Zittern aufgenommen habt.²² 2 Korinther 2Kor 55 7 15 22 So groß war ihr Bestreben, ihm zu gehorchen. 2 Korinther 2Kor 55 7 16 Gaudeo quod in omnibus confido in vobis. Ich freue mich, dass ich mich in allem auf euch verlassen kann.²³ 2 Korinther 2Kor 55 7 16 23 Da Titus als Abgesandter des Paulus einen solchen Gehorsam gefunden hat, haben sich die Korinther gegen den Apostel selbst voller Gehorsam gezeigt. 2 Korinther 2Kor 55 7 2 Capite nos. Neminem læsimus, neminem corrupimus, neminem circumvenimus. Fasset uns!² Wir haben niemanden Unrecht getan, niemanden zu Grunde gerichtet, niemanden übervorteilt. 2 Korinther 2Kor 55 7 2 2 Wie [2Kor 6,13] mahnt der Apostel die Korinther zur Liebe: nehmet uns in euer Herz auf! Lasset uns keinen so engen Raum in demselben! (Theoph., Theod., Ök.) 2 Korinther 2Kor 55 7 3 Non ad condemnationem vestram dico: prædiximus enim quod in cordibus nostris estis ad commoriendum, et ad convivendum. Nicht um euch zu verurteilen sage ich das;³ denn wir haben schon zuvor gesagt, dass ihr in unseren Herzen seid, um zusammen zu sterben und zu leben.⁴ 2 Korinther 2Kor 55 7 3 3 Nicht ihr habt die Verleumdungen gegen uns aufgebracht oder sie gutgeheißen, indem ihr denselben glaubtet. 2 Korinther 2Kor 55 7 3 4 Welch Ausdruck der höchsten Liebe! 2 Korinther 2Kor 55 7 4 Multa mihi fiducia est apud vos, multa mihi gloriatio pro vobis, repletus sum consolatione, superabundo gaudio in omni tribulatione nostra. Groß ist meine Zuversicht euch gegenüber,⁵ groß mein Rühmen über euch, ich bin mit Trost erfüllt, überreich an Freude bei aller unserer Trübsal. 2 Korinther 2Kor 55 7 4 5 Mein Freimut, mit dem ich eure Fehler getadelt habe. (Chrys., Theod.) 2 Korinther 2Kor 55 7 5 Nam et cum venissemus in Macedoniam, nullam requiem habuit caro nostra, sed omnem tribulationem passi sumus: foris pugnæ, intus timores. Denn auch als wir nach Macedonien kamen, hatte unser Fleisch keine Ruhe, sondern wir erduldeten Trübsale aller Art; von außen Kämpfe, von innen Befürchtungen.⁶ 2 Korinther 2Kor 55 7 5 6 Fleisch und Geist bedeuten beide den Menschen. Doch immerhin litt der Apostel innere Betrübnis, da er den Titus nicht in Troas fand; in Macedonien kamen zu derselben noch äußere Heimsuchungen hinzu. 2 Korinther 2Kor 55 7 6 Sed qui consolatur humiles, consolatus est nos Deus in adventu Titi. Der aber, welcher die Niedergebeugten tröstet, Gott, tröstete uns durch die Ankunft des Titus;⁷ 2 Korinther 2Kor 55 7 6 7 Da Titus von euch freudige Nachrichten brachte. 2 Korinther 2Kor 55 7 7 Non solum autem in adventu ejus, sed etiam in consolatione, qua consolatus est in vobis, referens nobis vestrum desiderium, vestrum fletum, vestram æmulationem pro me, ita ut magis gauderem. nicht allein aber durch seine Ankunft, sondern auch durch den Trost, den er bei euch gefunden,⁸ indem er uns von eurer Sehnsucht, euren Tränen und von eurem Eifer für mich berichtete,⁹ so dass ich mich noch mehr freute.¹⁰ 2 Korinther 2Kor 55 7 7 8 Gott tröstete den Apostel durch die Tröstungen des Titus. Titus aber hatte gleichsam doppelten Trost in Korinth empfunden. Er hatte die Gläubigen gebessert gefunden, was für ihn keine kleine Freude war, und wiederum, als er, zu Paulus zurückgekehrt, seinem Meister die frohen Nachrichten überbrachte. 2 Korinther 2Kor 55 7 7 9 Titus berichtete von der Sehnsucht der Korinther den heil. Paulus bei sich zu sehen, ihrer Betrübnis über die Nichtbeachtung der Mahnungen ihres Vaters, ihrem Eifer, dessen Verteidigung zu führen. 2 Korinther 2Kor 55 7 7 10 Meine gegenwärtige Freude überwand meine vorhergehende Betrübnis und vertilgte sie gänzlich (Phot., Thom.). Die weitere Erklärung folgt im nächsten Verse. 2 Korinther 2Kor 55 7 8 Quoniam etsi contristavi vos in epistola, non me pnitet: etsi pniteret, videns quod epistola illa (etsi ad horam) vos contristavit; Denn wenn ich euch auch durch den Brief betrübt habe, so bereue ich es nicht; und wenn es mich auch reute, als ich sah, dass jener Brief euch (obwohl nur auf kurze Zeit) betrübte, 2 Korinther 2Kor 55 7 9 Nunc gaudeo: non quia contristati estis, sed quia contristati estis ad pnitentiam. Contristati enim estis secundum Deum, ut in nullo detrimentum patiamini ex nobis. so freue ich mich jetzt,¹¹ nicht dass ihr betrübt wurdet, sondern dass ihr zur Buße betrübt worden seid; denn¹² ihr seid gottgefällig betrübt worden,¹³ damit ihr durch uns in nichts Schaden leidet.¹⁴ 2 Korinther 2Kor 55 7 9 11 Wenn der Sohn eine Operation bestehen muss, freut sich der Vater, nicht weil der Sohn leiden muss, sondern weil die Krankheit verjagt wird. 2 Korinther 2Kor 55 7 9 12 Warum ihre Betrübnis diese herrliche Frucht der Buße getragen hat, erklärt der Apostel durch die doppelte Art von Trauer und ihre verschiedenen Früchte. 2 Korinther 2Kor 55 7 9 13 Die Betrübnis aus Liebe zu Gott und zur Gerechtigkeit, die Gott befohlen, ist der Gegensatz zur Betrübnis der Welt. 2 Korinther 2Kor 55 7 9 14 Weit entfernt, Schaden zu leiden, habt ihr im Gegenteile großen Nutzen gehabt. Gott hat mich angetrieben, den strengen Brief zu schreiben, der euch betrübt hat, weil er euch auf diesem Wege zur Besserung führen wollte. Hätte ich euch nicht betrübt, so würdet ihr durch mich einen schweren Schaden erlitten haben. Ähnlich wie der, der dem Kaufmann das versagt, was er zum Handel braucht, im Schaden zufügt, so hätte ich euch Schaden angetan, wenn ich euch nicht zur Buße Gelegenheit gegeben hätte (Chrys.). 2 Korinther 2Kor 55 0 1 II. Ermahnender Teil (8,1 9,15): 1. Bestimmung der Weise, wie die Kollekte zu sammeln ist (8,1 15): welches Verdienst die Macedonier sich um die Kollekte erworben haben. (V. 6) Was die Korinther füglich leisten sollen. (V. 15) 2. Bestimmung der Personen, durch welche die Kollekte zu Ende zu führen ist (8,16 9,5): Empfehlung des Titus und seiner zwei Gefährten. 2 Korinther 2Kor 55 8 1 Notam autem facimus vobis, fratres, gratiam Dei, quæ data est in Ecclesiis Macedoniæ: Wir tun euch aber, Brüder! die Gnade Gottes kund, welche den Gemeinden Macedoniens verliehen worden ist,¹ 2 Korinther 2Kor 55 8 1 1 Wie die einzelnen Christen, sollen auch die Einzelgemeinden als Glieder des Leibes Christi untereinander so eng verbunden und vereinigt werden, dass sie nicht nur alle Freuden und Leiden gemeinsam haben, sondern dass sie sich auch gegenseitig durch ihr Beispiel zu allen Tugenden ermuntern. Deshalb stellt der Apostel den Korinthern die Freigebigkeit der Macedonier vor Augen. Welches die besondere den Gemeinden von Macedonien von Gott erwiesene Gnade ist, wird im Folgenden genauer gesagt. 2 Korinther 2Kor 55 8 10 Et consilium in hoc do: hoc enim vobis utile est, qui non solum facere, sed et velle cpistis ab anno priore: Und hierin gebe ich euch einen Rat; denn dies ist für euch nützlich, die ihr nicht nur mit dem Tun, sondern auch mit dem Wollen seit dem vorigen Jahre den Anfang gemacht habt; [2Kor 9,2] 2 Korinther 2Kor 55 8 11 Nunc vero et facto perficite: ut quemadmodum promptus est animus voluntatis, ita sit et perficiendi ex eo, quod habetis. jetzt aber führet es auch durch die Tat zu Ende, damit, wie die Bereitwilligkeit des Wollens da ist, so auch das Vollbringen da sei, nach dem Maße dessen, was ihr habt.¹³ 2 Korinther 2Kor 55 8 11 13 Macedonier und Korinther werden der Zeit nach in Vergleich gestellt, seit welcher sie für das Liebeswerk tätig sind, und die Korinther werden jenen vorgezogen. Die Korinther hatten begonnen zu tun, aber waren durch die Parteistreitigkeiten von dem Werke abgezogen worden, so dass sie jetzt für dasselbe nicht eintraten, obwohl ihr guter Wille geblieben war. Vergl. [1Kor 16,1]. Den Macedoniern, die selbst arm waren (V. 2), scheint der Apostel erst von dem Liebeswerke gesprochen zu haben, als er nach der Absendung des ersten Briefes an die Korinther nach Macedonien kam. Die Macedonier sammelten also, während in Korinth das Werk stockte. Nachdem Paulus durch Titus erfahren, dass der Friede wiederhergestellt sei, will er den Eifer wecken. Damit aber das den Macedoniern gespendete Lob sie nicht beleidige, erkennt er auch die Verdienste der Korinther an. Von welchem Monate an Paulus das Jahr rechnet, ist uns unbekannt. Dieser Brief ist um den September 58 geschrieben, der vorhergehende um das Osterfest desselben Jahres. Da aber im letzteren die Angelegenheit der Sammlung bereits als bekannt vorausgesetzt wird, hatte Paulus diese selbst wohl in dem [1Kor 5,9] erwähnten, uns verloren gegangenen Briefe angeordnet. 2 Korinther 2Kor 55 8 12 Si enim voluntas prompta est, secundum id, quod habet, accepta est, non secundum id, quod non habet. Denn wenn der Wille bereit ist, so ist er nach dem, was er hat, wohlgefällig, nicht nach dem, was er nicht hat.¹⁴ 2 Korinther 2Kor 55 8 12 14 Der eine Grund ist dem Wesen der Wohltätigkeit, der andere dem Ziele des Almosens entnommen. So sehr auch der heil. Paulus die außerordentliche Freigebigkeit der Macedonier gelobt hat, mahnt er doch, dass Gott von uns nichts fordert, als was wir nach unseren Kräften leisten können. Nicht die Größe des Geschenkes, sondern der bereite Wille macht angenehm bei Gott. 2 Korinther 2Kor 55 8 13 Non enim ut aliis sit remissio, vobis autem tribulatio, sed ex æqualitate. Denn es sollen andere nicht Behaglichkeit, ihr aber Bedrängnis haben, sondern es sei Gleichheit. 2 Korinther 2Kor 55 8 14 In præsenti tempore vestra abundantia illorum inopiam suppleat: ut et illorum abundantia vestræ inopiæ sit supplementum, ut fiat æqualitas, sicut scriptum est: In der gegenwärtigen Zeit soll euer Überfluss ihrem Mangel¹⁵ abhelfen, damit auch ihr Überfluss eurem Mangel¹⁶ abhelfe, auf dass Gleichheit eintrete, wie geschrieben steht: 2 Korinther 2Kor 55 8 14 15 Ihrem Mangel an zeitlichen Gütern. 2 Korinther 2Kor 55 8 14 16 Eurem Mangel an geistlichen Gütern. (Chrys., Theod., Thom.) Vergl. [Röm 15,27]. 2 Korinther 2Kor 55 8 15 Qui multum non abundavit: et qui modicum, non minoravit. Wer vieles hatte, hatte nicht Überfluss; und wer wenig, litt nicht Mangel.¹⁷ 2 Korinther 2Kor 55 8 15 17 Jene Gleichheit, welche bei der Sammlung des Mannas ein Wunder bewirkte, dass alle so viele hatten, als jeder bedurfte, soll unter Christen die brüderliche Liebe herstellen. Paulus passt die Worte [Ex 16,18] seinem Gegenstande an. 2 Korinther 2Kor 55 8 16 Gratias autem Deo, qui dedit eamdem sollicitudinem pro vobis in corde Titi, Dank aber sei Gott,¹⁸ welcher denselben Eifer für euch Titus in das Herz gegeben hat; 2 Korinther 2Kor 55 8 16 18 Da jede gute Gabe von Gott kommt, müssen wir ihm für seine beständige Güte beständig Dank sagen. 2 Korinther 2Kor 55 8 17 Quoniam exhortationem quidem suscepit: sed cum sollicitior esset, sua voluntate profectus est ad vos. denn die Aufforderung zwar hat er angenommen, ja, da er eifervoller war, ist er aus freiem Willen zu euch gereist.¹⁹ 2 Korinther 2Kor 55 8 17 19 Der Apostel versetzt sich nach der Weise des Altertums in seinem Briefe in die Zeit, wo der Brief gelesen wurde. Vergl. [Apg 15,22-27] 2 Korinther 2Kor 55 8 18 Misimus etiam cum illo fratrem, cujus laus est in Evangelio per omnes Ecclesias: Wir haben auch mit ihm den Bruder gesandt, dessen Lob in Sache des Evangeliums bei allen Gemeinden ist.²⁰ 2 Korinther 2Kor 55 8 18 20 Wenn der Name dieses Bruders im Neuen Testamente aufbewahrt ist, kann er sich nur [Apg 20,4] finden, wo die Reisegenossen des Apostels genannt werden. Alsdann kann es wiederum nur einer der drei ersten sein, Sopater, Aristarchus und Sekundus, da es sich um einen von den macedonischen Kirchen Erwählten handelt. 2 Korinther 2Kor 55 8 19 Non solum autem, sed et ordinatus est ab Ecclesiis comes peregrinationis nostræ in hanc gratiam, quæ ministratur a nobis ad Domini gloriam, et destinatam voluntatem nostram: Nicht allein aber dies, sondern er ist auch von den Gemeinden²¹ als unser Reisegefährte zu diesem Liebeswerke abgeordnet worden, das von uns zur Ehre des Herrn und unserem bestimmten Willen gemäß besorgt wird, 2 Korinther 2Kor 55 8 19 21 Macedoniens. 2 Korinther 2Kor 55 8 2 Quod in multo experimento tribulationis abundantia gaudii ipsorum fuit, et altissima paupertas eorum abundavit in divitias simplicitatis eorum: dass bei vieler Prüfung durch Trübsal ihre Freude übergroß war, und ihre tiefe Armut sich reich zeigte in der Fülle ihrer Einfalt; 2 Korinther 2Kor 55 8 20 Devitantes hoc, ne quis nos vituperet in hac plenitudine, quæ ministratur a nobis. um zu verhüten, dass nicht jemand uns wegen dieser reichen Gabe, die von uns vermittelt wird, übel nachrede; 2 Korinther 2Kor 55 8 21 Providemus enim bona non solum coram Deo, sed etiam coram hominibus. denn wir tragen Sorge für das Gute nicht allein vor Gott, sondern auch vor den Menschen.²² [Spr 3,4] 2 Korinther 2Kor 55 8 21 22 Nach der Vorschrift des Herrn [Mt 5,16]. Für uns selbst genügt das gute Gewissen, für euch aber muss ich Sorge tragen, dass niemand unsern guten Ruf bei euch schädige. Wer auf sein Gewissen vertrauend seinen guten Ruf vernachlässigt, ist grausam gegen den Nächsten, besonders wenn seine Stellung eine solche ist wie die, welche der Apostel [Tit 2,7] erwähnt (Aug.). 2 Korinther 2Kor 55 8 22 Misimus autem cum illis et fratrem nostrum, quem probavimus in multis sæpe sollicitum esse: nunc autem multo sollicitiorem, confidentia multa in vos, Wir haben aber mit ihnen auch unsern Bruder gesandt, dessen Eifer wir oft in vielen Dingen erprobt haben, und der jetzt in großem Zutrauen zu euch noch viel eifriger ist.²³ 2 Korinther 2Kor 55 8 22 23 Es ist unbekannt, wer gemeint ist. 2 Korinther 2Kor 55 8 23 Sive pro Tito, qui est socius meus, et in vos adjutor, sive fratres nostri, Apostoli Ecclesiarum, gloria Christi. Gilt es Titus: er ist mein Gefährte und Mitarbeiter bei euch, oder unsere Brüder: sie sind die Abgesandten der Gemeinde, Christi Ehre.²⁴ 2 Korinther 2Kor 55 8 23 24 Betreffs Titus genügt es zu sagen, dass er einer der gewöhnlichen Genossen des heil. Paulus ist, die beiden anderen, Brüder des heil. Paulus und der Korinther, sind als Abgesandte von Gemeinden der Liebe würdig. 2 Korinther 2Kor 55 8 24 Ostensionem ergo, quæ est caritatis vestræ, et nostræ gloriæ pro vobis, in illos ostendite in faciem Ecclesiarum. Gebet denn den Erweis eurer Liebe und unsers Rühmens über euch gegen sie im Angesichte der Gemeinden kund.²⁵ 2 Korinther 2Kor 55 8 24 25 Bietet alle Schätze eurer Liebe auf und bestätiget meine Lobsprüche über euch, so werdet ihr alle Gemeinden ehren. 2 Korinther 2Kor 55 8 3 Quia secundum virtutem testimonium illis reddo, et supra virtutem voluntarii fuerunt, denn nach Vermögen, ich bezeuge es ihnen, ja über Vermögen sind sie willfährig gewesen,² 2 Korinther 2Kor 55 8 3 2 Sie waren freudig im Leiden und reich an Freigebigkeit in schwerster Armut. Die Prüfung umfasst wohl beide Glieder. 2 Korinther 2Kor 55 8 4 Cum multa exhortatione obsecrantes nos gratiam, et communicationem ministerii, quod fit in Sanctos. und haben uns mit vielem Zureden³ um die Gnade und die Teilnahme an der Hilfeleistung gebeten, welche für die Heiligen veranstaltet wird.⁴ 2 Korinther 2Kor 55 8 4 3 Sie glaubten, nicht uns eine Gnade zu erweisen, sondern eine solche zu erhalten (Thom.). 2 Korinther 2Kor 55 8 4 4 V. 3 5 sind nach dem Griechischen ein Satzgefüge. Die Gabe der Macedonier wird wegen der Größe der Gabe, des bereiten Willens, der reinen Absicht gelobt. 2 Korinther 2Kor 55 8 5 Et non sicut speravimus, sed semetipsos dederunt primum Domino, deinde nobis per voluntatem Dei, Und nicht nur wie wir gehofft hatten, sondern sich selbst gaben sie zuerst dem Herrn hin, dann uns durch den Willen Gottes;⁵ 2 Korinther 2Kor 55 8 5 5 Die Hauptabsicht wird von der zweiten, untergeordneten Meinung unterschieden. Beide hat Gott ihnen verliehen. Ungebeten nahmen sie sich der Sache an, und verlangten ihren Anteil daran. Ja sie brachten sich selbst mit ihrer ganzen Habe dar, damit alles, was etwa zu nehmen ihm gefiele, zur Hilfe für die armen Brüder diente. Mit welch reiner Absicht handelten sie zudem! Dem Heilande, der für sie arm geworden, wollten sie wiedervergelten und zugleich dem Apostel, dem Stellvertreter Christi, durch den sie zum Glauben geführt waren, ihre Liebe und Dankbarkeit beweisen, da sie wussten, wie sehr ihm diese Frage am Herzen lag. 2 Korinther 2Kor 55 8 6 Ita ut rogaremus Titum: ut quemadmodum cpit, ita et perficiat in vobis etiam gratiam istam. so dass wir den Titus baten, er möchte, wie er angefangen, so auch dieses Liebeswerk unter euch vollenden.⁶ 2 Korinther 2Kor 55 8 6 6 Da wir die Macedonier so überaus eifrig erfunden haben, senden wir den Titus, damit auch ihr jenem an Tugend gleichkommet. 2 Korinther 2Kor 55 8 7 Sed sicut in omnibus abundatis fide, et sermone, et scientia, et omni sollicitudine, insuper et caritate vestra in nos, ut et in hac gratia abundetis. Doch wie ihr in allen Dingen überreich seid,⁷ in Glauben,⁸ und in Wort, und in Erkenntnis,⁹ und allem Eifer, überdies auch in eurer Liebe zu uns, so sollt ihr auch in dieser Gnade¹⁰ euch auszeichnen. 2 Korinther 2Kor 55 8 7 7 Von der mittelbaren Mahnung geht Paulus zur unmittelbaren über. Sein Vorgehen ist ein Meisterwerk von Pastoralklugheit. Damit die Korinther nicht durch das den Macedoniern gespendete Lob beleidigt werden, lobt er auch sie und spricht den Wunsch aus, ihre Freigebigkeit möchte ihren übrigen Tugenden gleichkommen (V. 7), damit es nicht nachher scheine, er wolle sie zur Spendung zwingen. In dieser Sache will er nichts durch ein Gebot erlangen, es genüge, wenn sie sich des Heilandes erinnerten, der für uns arm geworden ist. (V. 8, 9) Damit er nun nichts Neues zu fordern scheine, mahnt er sie, dass es sich nur um ihren eigenen Nutzen handle, und nur das zu Ende zu führen sei, was sie bereits seit einem Jahre sich vorgenommen. (V. 10, 11) Damit die Last endlich nicht zu hart erscheine, gibt er ihnen Maß und Ziel der Freigebigkeit an. Die Korinther scheinen in Geldsachen nicht allzu leicht zu behandeln gewesen sein. 2 Korinther 2Kor 55 8 7 8 In der Tugend des Glaubens. 2 Korinther 2Kor 55 8 7 9 Vergl. [1Kor 1,5]. 2 Korinther 2Kor 55 8 7 10 Gabe Gottes. Der Apostel bezeichnet damit auch den Glauben usw. als Gnaden. 2 Korinther 2Kor 55 8 8 Non quasi imperans dico: sed per aliorum sollicitudinem, etiam vestræ caritatis ingenium bonum comprobans. Nicht, als wollte ich befehlen, sage ich es, sondern um durch den Eifer anderer die Echtheit eurer Liebe zu bewähren. 2 Korinther 2Kor 55 8 9 Scitis enim gratiam Domini nostri Jesu Christi, quoniam propter vos egenus factus est, cum esset dives, ut illius inopia vos divites essetis. Denn¹¹ ihr kennet die Gnade unsers Herrn Jesus Christus, dass er um euretwillen arm geworden ist, da er reich war, damit ihr durch seine Armut reich würdet.¹² 2 Korinther 2Kor 55 8 9 11 Der braucht kein Gebot, der sich an Christi Armut erinnert. 2 Korinther 2Kor 55 8 9 12 Vergl. [Phil 2,5ff]. Dieses Vorbild kann sehr wohl die Stelle eines Gebotes vertreten. Die allen Menschen erwiesene Wohltat stellt der Apostel den Gläubigen so dar, als ob sie den Gläubigen von eigen wäre. Der Heiland ward ein Kind, damit du ein vollkommener Mann sein könnest, er ward in Windeln gewickelt, damit du aus den Banden des Todes befreit würdest. Jene Armut ist mein Reichtum, die Schwachheit des Herrn meine Stärke. Meine Seele waschen die Tränen jenes Kindes ab. (Ambr.) 2 Korinther 2Kor 55 0 1 Ursache, warum der Apostel bereits jetzt Titus mit zwei Gefährten nach Korinth sendet. (V. 5) 3. Die Kollekte ist mit fröhlicher Freigebigkeit zu vollenden. 2 Korinther 2Kor 55 9 1 Nam de ministerio, quod fit in sanctos ex abundanti est mihi scribere vobis. Denn von der Hilfeleistung,¹ welche für die Heiligen geschieht, ist es überflüssig für mich, euch zu schreiben.² 2 Korinther 2Kor 55 9 1 1 Von der Almosensammlung. 2 Korinther 2Kor 55 9 1 2 Es konnte jemand dem Apostel sagen: Du mahnst uns, die Boten, welche du uns sendest, gut aufzunehmen. Warum wünschest du nicht vielmehr, dass wir reichlich zu der Kollekte beitragen? Solchen Fragen beugt der Apostel vor. Er gibt an, warum er die Abgesandten einzig der Person nach empfohlen hat, ohne von ihrem Auftrage zu reden. 2 Korinther 2Kor 55 9 10 Qui autem administrat semen seminanti: et panem ad manducandum præstabit, et multiplicabit semen vestrum, et augebit incrementa frugum justitiæ vestræ: Und der, welcher dem Säemanne Samen darreicht, wird auch Brot zur Speise gewähren, und euren Samen vervielfältigen, und die Früchte eurer Gerechtigkeit mehren,¹⁷ 2 Korinther 2Kor 55 9 10 17 Einige griechische Erklärer setzen die Interpunktion so, dass das Subjekt ist: der, welcher dem Sämanne Samen gibt und Brot zur Speise. Dies scheint richtig, da der Apostel wohl [Jes 55,10] vor Augen hatte (Theoph.). 2 Korinther 2Kor 55 9 11 Ut in omnibus locupletati abundetis in omnem simplicitatem, quæ operatur per nos gratiarum actionem Deo. dass ihr in allem reich werdet und Überfluss habet zu aller Einfalt,¹⁸ welche durch uns Danksagung gegen Gott bewirkt.¹⁹ 2 Korinther 2Kor 55 9 11 18 Jedes Werk der Barmherzigkeit in Einfalt zu vollbringen, auf die Bedürftigkeit der Brüder schauend, denen ihr helfen wollt, und auf Gottes Ehre, wegen dessen ihr eure Brüder liebt und ihnen helft. 2 Korinther 2Kor 55 9 11 19 Die Einfalt der Gläubigen, welche den Armen beisteht, treibt diese an, Gott Dank zu sagen. 2 Korinther 2Kor 55 9 12 Quoniam ministerium hujus officii non solum supplet ea, quæ desunt sanctis, sed etiam abundat per multas gratiarum actiones in Domino, Denn die Leistung dieser Liebesspende²⁰ ersetzt nicht nur das, was den Heiligen mangelt, sondern bringt auch reiche Frucht durch viele Danksagungen im Herrn,²¹ 2 Korinther 2Kor 55 9 12 20 Das griech. Wort deutet an, dass die Gabe gleichsam ein Gott dargebrachtes Opfer ist, dessen Diener die Gläubigen sind. 2 Korinther 2Kor 55 9 12 21 Die Kollekte hat zwei Ziele: ein minder hohes und ein höheres. 2 Korinther 2Kor 55 9 13 Per probationem ministerii hujus, glorificantes Deum in obedientia confessionis vestræ, in Evangelium Christi, et simplicitate communicationis in illos, et in omnes, indem sie wegen dieses erprobten Liebesdienstes Gott preisen für den Gehorsam eures Bekenntnisses gegen das Evangelium Christi,²² und für die Wohlgeneigtheit im Mitteilen, an sie und an alle, 2 Korinther 2Kor 55 9 13 22 D. i. für euren Gehorsam des Glaubens. Aus der Liebe gegen die Brüder erkennt man, ob jemand Gott liebt. [1Joh 4,20] Wenn also die Korinther dieses höchste Gebot beobachteten, lag für die Bewohner von Jerusalem der Schluss für den Glauben der ersteren nahe. Welches Lob spendet der Apostel den Christen Palästinas, die aus so hohen Gründen sich freuen und über das, was anderen zu Teil wird! 2 Korinther 2Kor 55 9 14 Et in ipsorum obsecratione pro vobis, desiderantium vos propter eminentem gratiam Dei in vobis. und in ihrem Gebete für euch, da sie sich herzlich nach euch sehnen wegen der überschwenglichen Gnade Gottes gegen euch.²³ 2 Korinther 2Kor 55 9 14 23 Welch innige Vereinigung der Liebe unter den Kirchen hofft der Apostel durch diese Kollekte herbeizuführen! 2 Korinther 2Kor 55 9 15 Gratias Deo super inenarrabili dono ejus. Gott sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!²⁴ 2 Korinther 2Kor 55 9 15 24 Jene Güter, welche Gott denen, die das Almosen empfangen, und denen, welche es spenden, verleiht. (Chrys.) 2 Korinther 2Kor 55 9 2 Scio enim promptum animum vestrum: pro quo de vobis glorior apud Macedones. Quoniam et Achaia parata est ab anno præterito, et vestra æmulatio provocavit plurimos. Kenne ich doch euer williges Gemüt, wegen dessen ich mich eurer bei den Macedoniern rühme, dass auch Achaja von dem vergangenen Jahre her bereit ist, und euer Eifer hat so viele von ihnen zur Nachahmung angeeifert. 2 Korinther 2Kor 55 9 3 Misi autem fratres: ut ne quod gloriamur de vobis, evacuetur in hac parte, ut (quemadmodum dixi) parati sitis: Ich habe aber doch die Brüder gesandt, damit unser Rühmen über euch nicht in diesem Stücke³ zunichte werde,⁴ und ihr (wie ich gesagt habe) bereit seiet,⁵ 2 Korinther 2Kor 55 9 3 3 Betreffs der Kollekten. 2 Korinther 2Kor 55 9 3 4 Als nichtig erfunden werde. 2 Korinther 2Kor 55 9 3 5 Die Kollekte zu glücklichem Ende führend. 2 Korinther 2Kor 55 9 4 Ne cum venerint Macedones mecum, et invenerint vos imparatos, erubescamus nos (ut non dicamus vos) in hac substantia. dass nicht, wenn die Macedonier mit mir kommen und euch unvorbereitet finden sollten, wir⁶ (um nicht zu sagen ihr) beschämt würden in dieser Sache. 2 Korinther 2Kor 55 9 4 6 Der heil. Paulus wird beschämt, wenn er sich zu Unrecht gerühmt hat. 2 Korinther 2Kor 55 9 5 Necessarium ergo existimavi rogare fratres, ut præveniant ad vos, et præparent repromissam benedictionem hanc paratam esse sic, quasi benedictionem, non tamquam avaritiam. Ich habe es daher für nötig erachtet, die Brüder zu bitten, dass sie zu euch vorausreisen und den verheißenen Segen vorbereiten, damit derselbe bereit liege, und zwar wie Segen,⁷ und nicht wie Geiz. 2 Korinther 2Kor 55 9 5 7 Was hierzu erfordert wird, sagen die folgenden Verse (6 15): Freudigkeit und Freigebigkeit. (Theoph., Ök.) 2 Korinther 2Kor 55 9 6 Hoc autem dico: Qui parce seminat, parce et metet: et qui seminat in benedictionibus, de benedictionibus et metet. Dies aber sage ich: Wer spärlich säet, der wird auch spärlich ernten; und wer in Segnungen säet, wird auch in Segnungen ernten.⁸ 2 Korinther 2Kor 55 9 6 8 Die wohltätige Liebe wird ewigen Lohn erlangen. In Segnungen säet, wer aus gutem Willen im Vertrauen auf die zukünftige Vergeltung säet; er wird diese Hoffnung nicht getäuscht sehen, wenn er erntet. Wie der Same in der natürlichen Ordnung aus sich Frucht trägt, so dass diese aus ihm hervorgeht, so stehen die guten Werke nach Gottes Anordnung mit der himmlischen Herrlichkeit in Verbindung und verdienen sie. Ist zudem auch das Wesen der ewigen Seligkeit die gleiche für alle, da Gott ihr Untergrund ist, so ist doch der Grad derselben je nach den Verdiensten verschieden. Wohl steht der, der weniger sät, ebenso auf der rechten Seite des Richters wie der, welcher mehr säet, und wohl ist alle Gattung des Samens gleich, aber doch die Zahl verschieden. (Hier.) Spärlich säet auch der Habsüchtige, dem das, was er gibt, gleichsam abgepresst werden muss; denn sein Herz ist eng, mag auch die Gabe groß sein. Hingegen die arme Witwe, welche zwei Heller in den Opferkasten wirft, hat mehr gegeben, als alle Reichen. Der säet am besten, der so viel gibt, wie er kann. 2 Korinther 2Kor 55 9 7 Unusquisque prout destinavit in corde suo, non ex tristitia, aut ex necessitate: hilarem enim datorem diligit Deus. Jeder gebe, wie er es sich in seinem Herzen vorgenommen hat,⁹ nicht mit Traurigkeit¹⁰ oder aus Zwang;¹¹ denn einen freudigen Geber liebt Gott.¹² [Sir 35,11] 2 Korinther 2Kor 55 9 7 9 Der Apostel setzt voraus, dass alle bereits bestimmt haben, wie viel sie geben wollen, und will einzig, dass sie mit rechter Gesinnung geben und in gebührender Weise die Kollekte beendigen. 2 Korinther 2Kor 55 9 7 10 D. i. nicht traurig, wie der Geizige, der alles für verloren ansieht, was er etwa gibt. 2 Korinther 2Kor 55 9 7 11 D. i. nicht ungern, gleichsam durch das Ansehen der Höheren, oder die Scham vor den Brüdern oder durch die Umstände gezwungen. 2 Korinther 2Kor 55 9 7 12 Nicht den Geber schlechthin, sondern den fröhlichen Geber lobt und belohnt Gott (Thom.). Gibst du das Brot betrübt, so hast du das Brot verloren und das Verdienst dazu (Aug.). 2 Korinther 2Kor 55 9 8 Potens est autem Deus omnem gratiam abundare facere in vobis: ut in omnibus semper omnem sufficientiam habentes, abundetis in omne opus bonum, Gott aber hat die Macht, euch jegliche Gabe im Überflusse zu geben;¹³ damit ihr in allem immer volle Genüge habet¹⁴ und überreich seiet zu jedem guten Werke,¹⁵ 2 Korinther 2Kor 55 9 8 13 Diese Worte sind aus der Septuag, [Spr 8,22] entnommen, ähnliche Worte finden sich in der dem Texte beigefügten Parallelstelle. 2 Korinther 2Kor 55 9 8 14 Damit die Freudigkeit nicht durch die Sorge um zeitliche Dinge erstickt, und die Freigebigkeit nicht durch unnütze Bekümmernis um die Zukunft gemindert werde, zeigt der Apostel, dass der Barmherzige nichts zu fürchten hat. Er entbehrt seine Güter auf einige Zeit, aber nur um sie nachher mit Gewinn wieder zurück zu erlangen. Ja noch mehr, wie V. 8 verheißt. 2 Korinther 2Kor 55 9 8 15 Was Gott kann, wird er auch tun, wenn ein Grund dazu da ist. Ein solcher Grund fehlt nicht, denn nach Gottes Wille ist das Almosen nicht geboten, damit es dem Empfänger völlige Sorglosigkeit, dem Geber Not verursache. [2Kor 8,12] Ein anderer Grund aus der Erfahrung folgt V. 10ff. 2 Korinther 2Kor 55 9 9 Sicut scriptum est: Dispersit, dedit pauperibus: justitia ejus manet in sæculum sæculi. wie geschrieben steht: Er hat ausgestreut, den Armen gegeben; seine Gerechtigkeit währet von Ewigkeit zu Ewigkeit.¹⁶ 2 Korinther 2Kor 55 9 9 16 [Ps 111,9] Gerecht ist derjenige, der alle Tugenden hat, durch die er Gott gefällt. 2 Korinther 2Kor 55 0 1 III. Polemischer Teil. (10,1 13,10) 1. Die Apostelgewalt des heil. Paulus (K. 10,1-18): Paulus bittet seine Gegner, ihn nicht zu zwingen, seine Gewalt gegen sie zu gebrauchen. (V. 6) Auch persönlich gegenwärtig fehle ihm nicht der Mut, gegen sie aufzutreten. (V. 11) Sein Rühmen stützt sich nicht, wie das ihre, auf eine angemaßte Gewalt. 2 Korinther 2Kor 55 10 1 Ipse autem ego Paulus obsecro vos per mansuetudinem, et modestiam Christi, qui in facie quidem humilis sum inter vos, absens autem confido in vobis. Ich selbst aber, Paulus, bitte euch bei der Sanftmut und Milde Christi, der ich in's Angesicht zwar gering bin unter euch, abwesend aber Mut habe gegen euch.¹ 2 Korinther 2Kor 55 10 1 1 Wenngleich die Herzen der Gläubigen zum größten Teil dem Apostel sicher bereits wiedergewonnen waren, war doch zu befürchten, dass einige neuen Verleumdungen der Gegner ihr Ohr leihen möchten. Deshalb muss der Apostel seine Autorität noch gegen diese wahren. Daraus, dass der heil. Paulus nur in seinen Briefen strenger war, schlossen seine Feinde, er habe keine Macht. Die Schilderung seiner Person ist eine ironische Wiederholung der Worte seiner Verleumder. Trotzdem möchte der Apostel auch jetzt lieber die Milde des Heilandes nachahmen, wie er durch die eingefügte Beschwörung der Ungehorsamen zeigt. 2 Korinther 2Kor 55 10 10 Quoniam quidem epistolæ, inquiunt, graves sunt et fortes: præsentia autem corporis infirma, et sermo contemptibilis: denn die Briefe, sagen sie, sind streng und heftig, seine leibliche Gegenwart aber ist schwach, und seine Rede verächtlich - 2 Korinther 2Kor 55 10 11 Hoc cogitet qui ejusmodi est, quia quales sumus verbo per epistolas absentes, tales et præsentes in facto. so bedenke ein solcher,¹¹ dass, wie wir abwesend in Worten durch Briefe sind, wir so auch anwesend in der Tat sein werden. 2 Korinther 2Kor 55 10 11 11 Derjenige, der dies für wahr hält. Als der Apostel zum ersten Male nach Korinth kam, geschah es in Schwachheit und Furcht und Zittern, und er predigte nur einfache Wahrheiten. Zum zweiten Male kam er in Trauer und musste überaus milde verfahren. Zum dritten Male kommend [2Kor 13,1] wird er die Strenge und Stärke zeigen, welche sich in seinen Briefen offenbart; ob dies aber jenen gefallen wird, welche den Verleumdungen noch immer Glauben schenken? 2 Korinther 2Kor 55 10 12 Non enim audemus inserere, aut comparare nos quibusdam, qui seipsos commendant: sed ipsi in nobis nosmetipsos metientes, et comparantes nosmetipsos nobis. Denn wir wagen es nicht, uns gewissen Leuten beizugesellen, die sich selbst empfehlen, oder uns mit ihnen zu vergleichen; sondern wir messen uns nach dem, was wir in uns sind, und wir vergleichen uns mit uns selbst.¹² 2 Korinther 2Kor 55 10 12 12 Der griechische Text ist mit den griechischen Vätern und dem heil. Augustin anders zu übersetzen, nämlich: sondern sie selbst (die Gegner) werden von Sinnen, sich nach dem messend, was sie in sich sind, und sich mit sich selbst vergleichend. Bereits die alten Ausleger klagen darüber, dass der heil. Paulus, um seine Gegner zu schonen, so dunkel rede. 2 Korinther 2Kor 55 10 13 Nos autem non in immensum gloriabimur, sed secundum mensuram regulæ, qua mensus est nobis Deus, mensuram pertingendi usque ad vos. Wir werden uns nicht in's Unbemessene rühmen, sondern nach dem Maße der Richtschnur, welche uns Gott zugeteilt hat, als Maß, um bis zu euch hinzureichen.¹³ [Eph 4,7] 2 Korinther 2Kor 55 10 13 13 Der Apostel erklärt sich mit großer Ironie für unwürdig, sich mit jenen großen Männern zu vergleichen, welche ihr eigenes Lob verkünden und sich so selbst empfehlen. Als Grund seiner Unwürdigkeit führt er den ungeheuren Unterschied an, der zwischen seiner und ihrer Handlungsweise besteht und der jeden Vergleich ausschließt. Seine Gegner loben sich, da ihnen jede Richtschnur, außer ihnen selbst, nach der sie sich beurteilen möchten, abgeht, in's Unendliche; denn Gott hat ihnen das Apostelamt nicht anvertraut, sondern sie schreiben sich fremde Arbeiten zu und stellen als Richtschnur, nach der sie sich messen, ihre eitle Meinung von sich und ihren Verdiensten auf. So finden sie niemand würdig, sich mit ihnen zu vergleichen, erheben sich über alle und kommen von Sinnen. Paulus wird sich nicht in's Unendliche rühmen, denn er hat von Gott eine Richtschnur außer sich empfangen, nach der er sich und seine Arbeiten beurteilt: es ist sein Beruf, innerhalb eines ihm zugemessenen Gebietes das Evangelium zu verkünden. Wie Gott ihm dies bei seiner Bekehrung zuwies [Gal 1,16, Gal 2,7, Eph 3,8] u.a. und durch besondere Weisungen ihn leitete, vergl. [Apg 16,6-8], so hat er ihn auch durch den Erfolg seiner Anstrengungen, und durch innere und äußere Gnaden gewiss gemacht, dass er die Grenzen seines Amtes nicht überschritten habe. (Chrys., Theod., Aug.) Der Sinn der Vulgata ist der gleiche: Wir sagen das von uns, was uns angemessen ist, d. i. was an unseren Taten seinen Maßstab findet (Thom.). 2 Korinther 2Kor 55 10 14 Non enim quasi non pertingentes ad vos, superextendimus nos: usque ad vos enim pervenimus in Evangelio Christi: Denn nicht, als wenn wir nicht bis zu euch reichten, dehnen wir uns über Gebühr aus; sondern wir sind bis zu euch hingelangt mit dem Evangelium Christi.¹⁴ 2 Korinther 2Kor 55 10 14 14 Indem der Apostel sich der korinthischen Kirche rühmt, überschreitet er das ihm zugewiesene Maß nicht, da Korinth innerhalb des dem Apostel zugewiesenen Gebietes liegt. Wenn die Korinther alles das erwägen, was Paulus durch die Kraft Gottes unter ihnen vollbracht, können sie nicht zweifeln, dass auch sie seiner Sorge anvertraut sind. 2 Korinther 2Kor 55 10 15 Non in immensum gloriantes in alienis laboribus: spem autem habentes crescentis fidei vestræ, in vobis magnificari, secundum regulam nostram in abundantiam, Nicht in's Unbemessene rühmen wir uns fremder Arbeiten;¹⁵ wir haben vielmehr die Hoffnung, wenn euer Glaube wächst, durch euch unserer Aufgabe gemäß reichlich zu wachsen, 2 Korinther 2Kor 55 10 15 15 Die Gegner des Apostels rühmen sich ohne Maß und schmücken sich mit fremden Verdiensten, indem sie sich die Arbeiten anderer zueignen (Chrys.). 2 Korinther 2Kor 55 10 16 Etiam in illa, quæ ultra vos sunt, evangelizare, non in aliena regula in iis quæ præparata sunt gloriari. so dass wir auch in jenen Gegenden, welche über euch hinausliegen, das Evangelium verkünden, nicht innerhalb einer fremden Aufgabe uns dessen rühmen müssen, was schon zu Stande gebracht ist.¹⁶ 2 Korinther 2Kor 55 10 16 16 Nachdem der Apostel den ganzen Orient mit seinen Arbeiten erfüllt hat, will er jetzt dem Occidente die Predigt des Heiles bringen, besonders Spanien, und wählt Korinth zum Ausgangspunkte für das Abendland, wie Antiochia der Mittelpunkt seines Wirkens im Morgenlande gewesen war. 2 Korinther 2Kor 55 10 17 Qui autem gloriatur, in Domino glorietur. Wer sich aber rühmt, der rühme sich im Herrn;¹⁷ [1Kor 1,31, Jer 9,23] 2 Korinther 2Kor 55 10 17 17 Alles soll der Mensch auf Gott beziehen, von dem alles Gute herabsteigt, und ohne dessen Gnade er selbst nichts vermag. 2 Korinther 2Kor 55 10 18 Non enim qui seipsum commendat, ille probatus est: sed quem Deus commendat. denn nicht, wer sich selbst empfiehlt, ist bewährt, sondern der, welchen Gott empfiehlt.¹⁸ 2 Korinther 2Kor 55 10 18 18 Denjenigen empfiehlt Gott und der ist bewährt, den Gott aussendet zu predigen; wen er aber nicht sendet, empfiehlt er nicht. Wer nicht gesandt predigt, empfiehlt sich selbst und ist nicht bewährt. 2 Korinther 2Kor 55 10 2 Rogo autem vos ne præsens audeam per eam confidentiam, qua existimor audere in quosdam, qui arbitrantur nos tamquam secundum carnem ambulemus. Ich bitte euch nun, dass ich nicht anwesend Mut haben müsse mit jener Zuversicht, mit der ich, wie man meint, Mut habe gegen gewisse, die dafürhalten, dass wir nach dem Fleische wandeln.² 2 Korinther 2Kor 55 10 2 2 Ich bitte euch, versetzet mich nicht in die Notwendigkeit, euch zu zeigen, dass ich auch persönlich gegenwärtig der Kraft und Macht nicht ermangle. Indes nur seinen Verleumdern gilt die Strenge. 2 Korinther 2Kor 55 10 3 In carne enim ambulantes, non secundum carnem militamus. Denn ob wir auch im Fleische wandeln, so kämpfen wir nicht nach dem Fleische.³ 2 Korinther 2Kor 55 10 3 3 Wohl wandelt auch der heil. Paulus noch in dieser Leiblichkeit und trägt die Begierlichkeit in sich, aber er folgt ihren Anreizungen nicht und wird nicht durch die niedrigen Neigungen geleitet in der Verwaltung des ihm von Gott anvertrauten Amtes, sondern er kämpft als rechter Streiter Christi mit guten Waffen. 2 Korinther 2Kor 55 10 4 Nam arma militiæ nostræ non carnalia sunt, sed potentia Deo ad destructionem munitionum, consilia destruentes, Denn die Waffen unsers Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig durch Gott zur Zerstörung von Festen,⁴ indem wir die Ratschläge zerstören⁵ 2 Korinther 2Kor 55 10 4 4 Was von dem sterblichen und schwachen Fleische herrührt, ist schwach, was aber vom Geiste, ist stark durch Gottes Kraft. Welcher Art sind die Waffen der Gegner? Fleischliche Waffen sind die bösen Künste, mit denen der Apostel nach der Behauptung der Verleumder das Evangelium verfälscht und die Gläubigen betört und in das Verderben stürzt, mächtige Waffen sind diejenigen, mit welchen er ausgerüstet war. Dass die Waffen des Apostels geistige sind, zeigt auch das Ziel, für welches er dieselben erhalten hat. Welches die Festen sind, sagt der Apostel im folgenden Verse. 2 Korinther 2Kor 55 10 4 5 Die Waffen des Apostels sind stark, wie die Erfolge zeigen. 2 Korinther 2Kor 55 10 5 Et omnem altitudinem extollentem se adversus scientiam Dei, et in captivitatem redigentes omnem intellectum in obsequium Christi, und jede Hoheit, welche sich erhebt wider die Erkenntnis Gottes, jeden Verstand zum Gehorsame Christi gefangen nehmen,⁶ 2 Korinther 2Kor 55 10 5 6 Der Verstand, welcher durch fleischliche Neigungen fortgerissen, sich gegen die von Gott offenbarte Lehre erhebt, ist so gefangen zu nehmen, dass er sich demütig Christus unterwirft. Das harte Wort gefangen nehmen mildert der heil. Paulus durch den Zusatz zum Gehorsame Christi (Chrys.); denn wer sich dem Herrn gefangen gibt, wird nicht als Feind niedergeworfen, sondern als Freund der Wahrheit teilhaftig. Das Wort Gehorsam zeigt, dass der wahre Glaube nicht allein vom Verstande ausgeht, sondern auch die Unterwerfung des Wollens fordert. 2 Korinther 2Kor 55 10 6 Et in promptu habentes ulcisci omnem inobedientiam, cum impleta fuerit vestra obedientia. und bereit sind, allen Ungehorsam zu züchtigen, sobald euer Gehorsam vollendet sein wird.⁷ 2 Korinther 2Kor 55 10 6 7 Der Apostel wendet das Bild auf die Gegner und die korinthische Gemeinde an. Er betrachtet dieselbe als eine von seinen Gegnern mit Wall und Befestigungen umgebene Burg, welche Paulus für seinen König erobern soll und kann. Diejenigen, welche sich in Güte unterwerfen und die etwa hartnäckig bleibenden Irrlehrer verlassen, wird er gütig aufnehmen, und alsdann erst gegen diejenigen mit Strafen vorgehen, deren Bosheit unheilbar scheint. 2 Korinther 2Kor 55 10 7 Quæ secundum faciem sunt, videte. Si quis confidit sibi Christi se esse, hoc cogitet iterum apud se: quia sicut ipse Christi est, ita et nos. Sehet, was vor Augen liegt!⁸ Wenn jemand sich zutraut, Christi zu sein, so bedenke er dies wiederum bei sich, dass, wie er Christi ist, so auch wir.⁹ 2 Korinther 2Kor 55 10 7 8 Alles liegt so klar vor Augen, dass das Urteil über die Verleumdungen der Gegner leicht ist. 2 Korinther 2Kor 55 10 7 9 Wir sind Apostel Christi, nicht weniger als jene. Allmählich wächst die Heftigkeit der Rede (Chrys.). 2 Korinther 2Kor 55 10 8 Nam, et si amplius aliquid gloriatus fuero de potestate nostra, quam dedit nobis Dominus in ædificationem, et non in destructionem vestram: non erubescam. Denn wenn ich mich auch etwas mehr unserer Gewalt rühmen werde, die uns der Herr zur Auferbauung, und nicht zu eurer Zerstörung gegeben hat,¹⁰ so werde ich nicht zu Schanden werden. 2 Korinther 2Kor 55 10 8 10 Die Verneinung steht nicht im Widerspruch mit V. 4, wenn man auf die Zusätze eure (V. 8) und der Festen (V. 4) achtet. Übrigens fordert jeder Bau, dass die Hindernisse beseitigt werden, schlechtes Material entfernt, und nur gutes gebraucht werde. Der Apostel hat eine Gewalt empfangen, um zu bauen, eine andere, alle hartnäckig Widerspenstigen niederzuwerfen (Chrys.). 2 Korinther 2Kor 55 10 9 Ut autem non existimer tamquam terrere vos per epistolas: Damit ihr aber nicht glaubet, ich wollte euch schrecken durch Briefe , 2 Korinther 2Kor 55 0 1 2. Rühmen des Apostels gegen seine Verleumder. (11,1 12,10) a. Rühmen des Apostels über seine Tätigkeit (V. 1 15): Entschuldigung. (V. 6) Rühmen, dass er das Evangelium stets gepredigt habe und predigen werde. (V. 15) b. Rühmen des heil. Paulus über die von ihm ertragenen Heimsuchungen. (V. 16 33) Wiederholte Entschuldigung. (V. 21) Aufzählung seiner Trübsale, um zu zeigen, wie sehr er seine Gegner übertrifft. 2 Korinther 2Kor 55 11 1 Utinam sustineretis modicum quid insipientiæ meæ, sed et supportate me: Möchtet ihr ein wenig Torheit von mir ertragen! Ja, ertraget mich!¹ 2 Korinther 2Kor 55 11 1 1 Jedes Rühmen, auch das notwendige und der Wahrheit entsprechende, gilt denen, welche Notwendigkeit und Wahrheit nicht anerkennen, als Torheit. Ihrer Meinung sich anbequemend nennt Paulus sein Rühmen Torheit. 2 Korinther 2Kor 55 11 10 Est veritas Christi in me, quoniam hæc gloriatio non infringetur in me in regionibus Achaiæ. So gewiss die Wahrheit Christi in mir ist, wird dies mein Rühmen mir in den Gegenden Achajas nicht geschmälert werden.¹³ 2 Korinther 2Kor 55 11 10 13 Damit es klar sei, dass er mit Überlegung so rede, ruft er Christus als Zeugen an, der mit seiner Wahrheit in ihm lebt. 2 Korinther 2Kor 55 11 11 Quare? quia non diligo vos? deus scit. Warum? weil ich euch nicht liebe? Gott weiß es!¹⁴ 2 Korinther 2Kor 55 11 11 14 Weiter unten, [2Kor 12,13], kommt der Apostel auf diesen Punkt zurück. 2 Korinther 2Kor 55 11 12 Quod autem facio, et faciam: ut amputem occasionem eorum, qui volunt occasionem, ut in quo gloriantur, inveniantur sicut et nos. Was ich aber tue, werde ich auch ferner tun, um denen die Gelegenheit abzuschneiden, welche eine Gelegenheit suchen, in dem, worin sie sich rühmen, so erfunden zu werden, wie wir.¹⁵ 2 Korinther 2Kor 55 11 12 15 Der Sinn dieser Worte war den Korinthern klar, uns fehlt die Kenntnis der näheren Umstände. Am wahrscheinlichsten ist die Annahme, dass die falschen Apostel sogar mit Gewalt den Gläubigen Geschenke abdrangen, ein anderes Verfahren eines wahren Apostels für unwürdig erklärten (V. 7) und den heil. Paulus der Heuchelei beschuldigten, dass er zwar selbst nichts von den Korinthern angenommen, aber durch seine Abgesandten den Korinthern mit List ihr Geld abgenommen habe. Vergl. [2Kor 12,16ff]. So hofften sie, ihre Handlungsweise zu rechtfertigen und den Aposteln in schiefes Licht zu setzen (Aug., Thom.). Der Sinn des Verses ist also. Ich werde meine frühere Weise, das Evangelium zu predigen, beibehalten, damit ich die Gelegenheit, sich über den Empfang des Unterhaltes als über ein apostolisches Privileg zu rühmen, denen abschneide, welche darnach trachten, dass sie in dem, dessen sie sich rühmen (dem Rechte auf den Unterhalt), wie wir erfunden werden. Wenn wir nichts annehmen, rühmen jene sich umsonst der Ähnlichkeit mit uns. 2 Korinther 2Kor 55 11 13 Nam ejusmodi pseudoapostoli, sunt operarii subdoli, transfigurantes se in apostolos Christi. Denn solche¹⁶ Leute sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, welche die Gestalt der Apostel Christi annehmen. 2 Korinther 2Kor 55 11 13 16 D. i. die, welche eine solche Gelegenheit suchen. Der wahre Apostel sucht Christi Sache, der falsche einen eigenen Nutzen. 2 Korinther 2Kor 55 11 14 Et non mirum: ipse enim satanas transfigurat se in angelum lucis. Und kein Wunder! denn der Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichtes an!¹⁷ 2 Korinther 2Kor 55 11 14 17 Sie nehmen die äußere Gestalt an ohne innere Ähnlichkeit. 2 Korinther 2Kor 55 11 15 Non est ergo magnum, si ministri ejus transfigurentur velut ministri justitiæ: quorum finis erit secundum opera ipsorum. Darum ist es nichts Sonderliches, wenn seine Diener die Gestalt von Dienern der Gerechtigkeit annehmen; doch ihr Ende wird nach ihren Werken sein. 2 Korinther 2Kor 55 11 16 Iterum dico, (ne quis me putet insipientem esse, alioquin velut insipientem accipite me, ut et ego modicum quid glorier) Abermals sage ich:¹⁸ Niemand halte mich für töricht! Wenn aber, so nehmet mich wie einen Törichten auf, damit auch ich mich ein wenig rühme. 2 Korinther 2Kor 55 11 16 18 Wenn der Fürst der Geister der Finsternis bisweilen die Gestalt eines Engels des Lichtes annehmen kann, obwohl zwischen Licht und Finsternis der höchste Gegensatz ist, so ist es nicht wunderbar, wenn jene Menschen sich heuchlerisch für Apostel ausgeben. Die Engel des Lichtes genießen das Licht, in dem Gott wohnt, und tragen es wie ein Strahlenkleid mit sich; ihre Aufgabe ist es, die Menschen zu erleuchten, welche die bösen Geister in die Finsternis der Sünde zu stürzen suchen. Der böse Geist erscheint bisweilen in der Gestalt eines Engels des Lichtes, häufiger indes stellt er dem Menschen anscheinende oder wahre Güter vor Augen, um ihn zu täuschen und in schwere Sünden zu stürzen. Als der Apostel sich zum ersten Male empfahl, bat er die Korinther um Geduld, weil er aus vernünftigem Eifer handle; hier zeigt er, dass, wenn er selbst nach ihrer Meinung töricht handeln sollte, jene ihn ertragen müssten (Thom.). 2 Korinther 2Kor 55 11 17 Quod loquor, non loquor secundum Deum, sed quasi in insipientia, in hac substantia gloriæ. Was ich rede, sage ich nicht nach Gott, sondern wie in Torheit in diesem Gegenstande des Rühmens.¹⁹ 2 Korinther 2Kor 55 11 17 19 Das Beiwort: wie zeigt, dass das Rühmen des Apostels nur nach äußerem Scheine dem der Menschen ähnlich sei, welche Gottes Gebote über demselben vernachlässigen. 2 Korinther 2Kor 55 11 18 Quoniam multi gloriantur secundum carnem: et ego gloriabor. Da viele sich rühmen nach dem Fleische, so werde auch ich mich rühmen.²⁰ 2 Korinther 2Kor 55 11 18 20 Nach dem Fleische rühmt sich, wer sich seines vornehmen Standes oder anderer äußerer Dinge rühmt. 2 Korinther 2Kor 55 11 19 Libenter enim suffertis insipientes: cum sitis ipsi sapientes. Gerne ertragt ihr ja die Toren, da ihr selbst weise seid.²¹ 2 Korinther 2Kor 55 11 19 21 Der heil. Paulus ward umso mehr veranlasst, seine Gegner nachzuahmen, als er sah, wie die Korinther ihrer Weisheit gemäß jene Torheit liebten. Die Worte sind ironisch. 2 Korinther 2Kor 55 11 2 mulor enim vos Dei æmulatione. Despondi enim vos uni viro virginem castam exhibere Christo. Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifersucht;² denn ich habe euch verlobt einem Manne, als keusche Jungfrau euch Christus darzustellen.³ 2 Korinther 2Kor 55 11 2 2 Indem der Apostel sich rühmt, sucht er sich nicht selbst, noch seinen Ruhm. Paulus liebt die Gläubigen derart, dass er ihren Verkehr mit den falschen Aposteln, da derselbe voller Gefahren ist, nicht ertragen kann (Chrys., Thom.). Um aber jeden Gedanken an natürliche Eifersucht fernzuhalten, setzt der Apostel bei: mit ähnlicher Eifersucht, wie die, welche Gott selbst hegt. Wie Gott im A. B. um das Volk Israel, welches er sich verlobt [Ez 16,8], eiferte [Sach 1,14ff], so jetzt nicht minder um die Kirche, welche er sich nach den Verheißungen [Hos 2,19ff, Jes 54,2ff] in Christus verlobt hat. [Eph 5,25ff] Paulus ist nur gleichsam der Brautführer, der Vermittler der Ehe, durch welchen die Braut die Gaben Christi erhalten hat. 2 Korinther 2Kor 55 11 2 3 Jetzt ist die Zeit der Verlobung, die Hochzeit hat statt, wenn der Heiland kommt. 2 Korinther 2Kor 55 11 20 Sustinetis enim si quis vos in servitutem redigit, si quis devorat, si quis accipit, si quis extollitur, si quis in faciem vos cædit. Denn ihr ertragt es, wenn jemand euch knechtet, wenn jemand euch aussaugt, wenn jemand euch das eure nimmt, wenn jemand sich überhebt, wenn jemand euch in's Angesicht schlägt.²² 2 Korinther 2Kor 55 11 20 22 Wie herrschsüchtig, habgierig, listig, stolz als Kinder Abrahams und gewalttätig müssen die falschen Apostel gewesen sein! Paulus hingegen hatte die Korinther stets als Vater, nicht als Herr behandelt [2Kor 1,23], sich von Eifer ganz für sie aufgezehrt [2Kor 12,15] und für ihr Heil besorgt [2Kor 7,12], das Evangelium umsonst verkündet. [1Kor 9,1ff] Frei von aller List hatte er das Wort Gottes auch nicht verfälscht. [2Kor 4,2] In allen diesen Dingen, welche die Korinther so gern von den falschen Aposteln ertragen, lässt Paulus ihnen Vorrang zu. 2 Korinther 2Kor 55 11 21 Secundum ignobilitatem dico, quasi nos infirmi fuerimus in hac parte. In quo quis audet (in insipientia dico) audeo et ego: Zur Schande sage ich es, als wenn wir in diesem Stücke schwach gewesen; worüber jemand sich zu rühmen wagt,²³ (ich rede in Torheit),²⁴ wage auch ich es. 2 Korinther 2Kor 55 11 21 23 Der Apostel fährt in seiner ironischen Sprechweise fort: Zu meine Schande gestehe ich, dass ich in allen diesen Dingen hinter den falschen Aposteln zurückgeblieben bin, wie die Gegner sagen. Freilich wagten dieselben nicht, sich dessen offen zu rühmen; doch welcher guten Sache jemand sich rühmt, dieser kann sich auch der Apostel rühmen. 2 Korinther 2Kor 55 11 21 24 Selbst im Falle der Notwendigkeit von sich etwas Großes sagen, nennt der Apostel Torheit, um uns zu zeigen, wie sehr alles Rühmen zu fliehen ist (Chrys.). 2 Korinther 2Kor 55 11 22 Hebræi sunt, et ego: Israelitæ sunt, et ego: Semen Abrahæ sunt, et ego: Sie sind Hebräer, auch ich; sie sind Israeliten, auch ich; sie sind Nachkommen Abrahams, auch ich; 2 Korinther 2Kor 55 11 23 Ministri Christi sunt, (ut minus sapiens dico) plus ego: in laboribus plurimis, in carceribus abundantius, in plagis supra modum, in mortibus frequenter. sie sind Diener Christi (dass ich es unweise sage), ich noch mehr;²⁵ durch Mühseligkeiten in großer Zahl, bei Kerker in Fülle, bei Schlägen über die Maßen, bei häufigen Todesgefahren.²⁶ 2 Korinther 2Kor 55 11 23 25 Zweier Vorzüge rühmten die falschen Apostel sich besonders: ihrer jüdischen Abstammung und ihrer apostolischen Würde. Das erstere scheint dem Apostel keine lange Erörterung zu verdienen. Hebräer: Name der Nation, der sie von allen anderen Völkern unterscheidet. Israeliten: auserwähltes Volk Gottes, Bezeichnung der Religion. Nachkommen Abrahams: Anrecht auf die messianischen Verheißungen besitzend. 2 Korinther 2Kor 55 11 23 26 Lukas hat nur einer Gefangenschaft vor der Abfassung dieses Briefes berichtet [Apg 16,23]; der heilige Klemens von Rom bezeugt, dass der Apostel sieben Male in Fesseln geworfen ward, wohl diejenigen mit eingerechnet, welche er von Jerusalem nach Cäsarea und Rom trug. [Apg 22,23ff] 2 Korinther 2Kor 55 11 24 A Judæis quinquies, quadragenas, una minus, accepi. Von den Juden habe ich fünfmal je vierzig Streiche weniger einen bekommen. 2 Korinther 2Kor 55 11 25 Ter virgis cæsus sum, semel lapidatus sum, ter naufragium feci, nocte et die in profundo maris fui, Dreimal bin ich mit Ruten geschlagen, einmal bin ich gesteinigt worden, dreimal habe ich Schiffbruch gelitten, einen Tag und eine Nacht bin ich in der Meerestiefe gewesen,²⁷ 2 Korinther 2Kor 55 11 25 27 Das Gesetz gestattete nur vierzig Streiche. Um jede Verletzung desselben zu verhüten, schrieben die Pharisäer vor, einen Streich weniger zu geben. Auf die Absicht des Gesetzgebers zu achten, kam ihnen freilich nicht in den Sinn, weshalb die Geißelung bisweilen mit dem Tode des Bestraften endete. Lukas berichtet keine von den durch die Juden vollzogenen Geißelungen, nur eine von den drei seitens der Heiden vorgenommenen. [Apg 16,22] Warum der heil. Paulus sich nicht auch bei den beiden anderen Geißelungen auf sein römisches Bürgerrecht berufen, wissen wir nicht. Die Steinigung erlitt der Apostel auf seiner ersten Missionsreise in Lystra. [Apg 14,18] Die drei Schiffbrüche übergeht Lukas, denn der von ihm erwähnte [Apg 27,41ff] fällt etwa drei Jahre nach Abfassung dieses Briefes. Was die Worte: einen Tag und eine Nacht bin ich in der Meerestiefe gewesen andeuten, ist nicht klar. Der heil. Chrys. u. a. nehmen an, dass Paulus, nachdem das Schiff zerschellt, einen Tag und eine Nacht von den Wogen umhergetrieben ward, bis ein anderes Schiff ihn aufnahm; wenige fassen den Ausdruck ganz wörtlich und nehmen ein Wunder an. 2 Korinther 2Kor 55 11 26 In itineribus sæpe, periculis fluminum, periculis latronum, periculis ex genere, periculis ex gentibus, periculis in civitate, periculis in solitudine, periculis in mari, periculis in falsis fratribus: auf Reisen oftmals, in Gefahren von Flüssen, Gefahren von Räubern, Gefahren von meinem Volke, Gefahren von Heiden, Gefahren in Städten, Gefahren in den Wüsteneien, Gefahren auf dem Meere, Gefahren von falschen Brüdern,²⁸ 2 Korinther 2Kor 55 11 26 28 Drei große Missionsreisen und zwei Reisen nach Jerusalem werden in der Apostelgeschichte erwähnt. Zu diesen kommt die Reise nach Arabien [Gal 1,17], nach Illyrien [Röm 15,9], die zweite Reise nach Achaja [2Kor 13,1], und vielleicht auch andere kleine Reisen. Lukas hat einzig die Ausbreitung der Kirche unter den Heiden vor Augen, und lässt deshalb weg, was die ungläubigen Juden und Heiden in Asien, Macedonien und Achaja taten, um die Predigt des heil. Paulus zu behindern. 2 Korinther 2Kor 55 11 27 In labore, et ærumna, in vigiliis multis, in fame, et siti, in jejuniis multis, in frigore, et nuditate. bei Mühsal und Anstrengungen, bei vielfältigen Nachtwachen, bei Hunger und Durst, bei vielmaligem Fasten, bei Kälte und Blöße,²⁹ 2 Korinther 2Kor 55 11 27 29 Es sind dies Beschwerden, welche größtenteils aus seiner Armut herrührten. 2 Korinther 2Kor 55 11 28 Præter illa, quæ extrinsecus sunt, instantia mea quotidiana, sollicitudo omnium Ecclesiarum. außer dem, was sonst sich zutrifft, der tägliche Andrang zu mir, die Sorge für alle Gemeinden.³⁰ 2 Korinther 2Kor 55 11 28 30 Der Apostel zählt die Schwierigkeiten auf, welche ihm die Leitung der von ihm gestifteten Kirchen verursacht. Zwei Beispiele erklären dies weiter im folgenden Verse. 2 Korinther 2Kor 55 11 29 Quis infirmatur, et ego non infirmor? quis scandalizatur, et ego non uror? Wer wird schwach, und ich werde nicht schwach? Wer wird geärgert, und es brennt mich nicht?³¹ 2 Korinther 2Kor 55 11 29 31 Der Apostel glaubte seiner Pflicht nicht genügt zu haben, wenn er durch seine tausendfältigen Mühen nur Söhne in Christus zeugte, sondern er wollte sie auch als Söhne nähren, als Vater erziehen, als Lehrer unterrichten. Das Wort brennen drückt einen ungeheuren Schmerz aus. Alle übrigen Widrigkeiten vermochten nicht seinen inneren Frieden zu stören; was er aber durch das Ärgernis an den schwachen Brüdern litt, zerriss sein Herz (Chrys.). 2 Korinther 2Kor 55 11 3 Timeo autem ne sicut serpens Hevam seduxit astutia sua, ita corrumpantur sensus vestri, et excidant a simplicitate, quæ est in Christo. Ich fürchte aber, dass, gleichwie die Schlange mit ihrer Arglist Eva verführt hat, so auch euer Sinn verderbt und der Einfalt entfremdet werden möchte, die in Christus ist.⁴ [Gen 3,4] 2 Korinther 2Kor 55 11 3 4 Wie Adam das Vorbild Christi ist [Röm 5,14], so stellt Eva als Mutter der Lebenden die Kirche und die Kirchen dar. Auch Eva war von Gott rein erschaffen und rein dem Adam verlobt, aber vom Teufel verführt brach sei dem Manne, durch welchen sie Gottes Gebot erfahren, und Gott selbst, der das Gebot gegeben, die Treue; so können die Korinther den einfachen und reinen Glauben Christi verlassen. 2 Korinther 2Kor 55 11 30 Si gloriari oportet: quæ infirmitatis meæ sunt, gloriabor. Wenn ich mich rühmen soll, so will ich mich nur meiner Schwachheit rühmen. 2 Korinther 2Kor 55 11 31 Deus et Pater Domini nostri Jesu Christi, qui est benedictus in sæcula, scit quod non mentior. Gott und der Vater unsers Herrn Jesu Christi, der hochgelobt ist in Ewigkeit, weiß, dass ich nicht lüge!³² 2 Korinther 2Kor 55 11 31 32 Was der Apostel in wenigen Jahren gelitten, schien die Kräfte eines einzelnen Menschen zu übersteigen. Der Apostel bestätigt die Wahrheit des Erzählten mit einem Eide und mahnt zugleich, dass er die Beweise seiner Schwachheit nicht ohne Grund angeführt hat. Die glorreichen Früchte seiner Tätigkeit standen in so zahlreichen von ihm gegründeten Gemeinden vor Augen; indem er also auf seine Schwachheiten hinwies, zeigte er zugleich, wie groß die göttliche Kraft gewesen sein musste, die solches vollbracht. 2 Korinther 2Kor 55 11 32 Damasci præpositus gentis Aretæ regis, custodiebat civitatem Damascenorum ut me comprehenderet: Zu Damaskus ließ der Statthalter des Königs Aretas die Stadt der Damascener bewachen, um mich zu ergreifen; 2 Korinther 2Kor 55 11 33 Et per fenestram in sporta dimissus sum per murum, et sic effugi manus ejus. und aus einem Fenster wurde ich in einem Korbe durch die Mauer hinabgelassen, und so entfloh ich seinen Händen.³³ 2 Korinther 2Kor 55 11 33 33 Zur Bekräftigung dessen, was in der vorhergehenden Anmerkung als die Absicht des heil. Paulus bezeichnet ist, führt er den Beweis seiner Schwäche an, mit der er sein Amt begonnen, und die gleichsam ein Vorzeichen der Beschwerden und Verfolgungen war, welche ihn in seiner ganzen Tätigkeit erwarteten. Vergl. [Apg 9,23ff]. 2 Korinther 2Kor 55 11 4 Nam si is, qui venit, alium Christum prædicat, quem non prædicavimus, aut alium spiritum accipitis, quem non accepistis: aut aliud Evangelium, quod non recepistis: recte pateremini. Denn wenn der, welcher kommt,⁵ einen andern Christus predigt, den wir nicht gepredigt, oder ihr einen andern Geist empfanget, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht überkommen habt, so würdet ihr es mit Recht ertragen.⁶ 2 Korinther 2Kor 55 11 4 5 D. i. wer sich selbst zum Lehrer aufwirft. 2 Korinther 2Kor 55 11 4 6 Der Apostel macht den Korinthern einen ironischen Vorwurf wegen der Leichtigkeit, mit der sie eine Lehre aufnahmen, die von der seinigen abwich. Die falschen Apostel verhießen wohl, ein vollkommeneres Bild von Christus zu geben, einen anderen Geist und ein anderes Evangelium. Wären die Verheißungen wahr gewesen, so hätten die Korinther jene Lehre mit Recht ertragen. 2 Korinther 2Kor 55 11 5 Existimo enim nihil me minus fecisse a magnis Apostolis. Denn ich glaube, dass ich nicht weniger getan habe, als die großen Apostel.⁷ 2 Korinther 2Kor 55 11 5 7 Die wahrscheinlichste Auslegung nimmt an, dass der Apostel sich mit den falschen Lehrern vergleicht. In nichts steht er diesen nach, als in einem Punkte. (V. 6) 2 Korinther 2Kor 55 11 6 Nam etsi imperitus sermone, sed non scientia, in omnibus autem manifestati sumus vobis. Denn wenn ich auch unerfahren in der Rede bin, so doch nicht in der Erkenntnis,⁸ sondern in allem sind wir euch offenbar geworden. 2 Korinther 2Kor 55 11 6 8 Jene aufgeblasene Beredsamkeit, deren die Gegner sich rühmten, ist dem heil. Paulus fremd. Diesen Vorzug lässt er den Gegnern, für sich aber nimmt er die Erkenntnis in Anspruch. Die Wahrheit beider Aussagen steht den Korinthern aus eigener Erfahrung fest. 2 Korinther 2Kor 55 11 7 Aut numquid peccatum feci, meipsum humilians, ut vos exaltemini? quoniam gratis Evangelium Dei evangelizavi vobis? Oder habe ich etwa eine Sünde begangen, dass ich mich erniedrigte, damit ihr erhöht würdet? dass ich euch unentgeltlich das Evangelium Gottes verkündet habe?⁹ 2 Korinther 2Kor 55 11 7 9 Die falschen Apostel behaupteten, das Evangelium selbst werde verächtlich, wenn seine Verkünder wie niedrige Sklaven durch ihrer Hände Arbeit ihren Unterhalt suchten. Der Apostel hingegen will alles leiden, wenn er dadurch einige aus der Sünde zum Stande der Gnade emporführt. 2 Korinther 2Kor 55 11 8 Alias Ecclesias exspoliavi, accipiens stipendium ad ministerium vestrum. Andere Kirchen habe ich beraubt, indem ich Unterstützung annahm,¹⁰ um euch zu dienen. 2 Korinther 2Kor 55 11 8 10 Die armen macedonischen Kirchen sind wohl gemeint. Nur in der äußersten Notwendigkeit nahm der Apostel von ihnen das wenige an, was zu seinem Lebensunterhalte notwendig war, anders als seine Gegner. 2 Korinther 2Kor 55 11 9 Et cum essem apud vos, et egerem; nulli onerosus fui: nam quod mihi deerat, suppleverunt fratres, qui venerunt a Macedonia: et in omnibus sine onere me vobis servavi, et servabo. Und als ich bei euch war¹¹ und Mangel litt, bin ich keinem lästig gewesen; denn was mir mangelte, dem halfen die Brüder ab, welche aus Macedonien kamen;¹² und in allem habe ich mich gehütet, euch beschwerlich zu sein, und werde es auch ferner tun. 2 Korinther 2Kor 55 11 9 11 Um eure Kirche zu gründen. 2 Korinther 2Kor 55 11 9 12 Silas und Timotheus. 2 Korinther 2Kor 55 0 1 c. Rühmen des Apostels über die ihm von Gott verliehenen Gaben. (V. 1 10) Über die Visionen darf er sich mit Recht rühmen (V. 5), doch rühmt er sich lieber seiner Schwachheiten. (V. 10) 3. Schluss des polemischen Teiles (12,11 13,10) a. Da die Korinthe geschwiegen, hat der heil. Paulus sich selbst empfehlen müssen. (V. 11 18) b. Das Ziel dieser Verteidigung war die Erbauung und Besserung der Korinther. (12,19 13,10) Die Korinther erkennt er nicht als seine Richter an. 2 Korinther 2Kor 55 12 1 Si gloriari oportet (non expedit quidem: ) veniam autem ad visiones, et revelationes Domini. Wenn ich mich rühmen muss (es frommt zwar nicht), so will ich auf die Gesichte und Offenbarungen des Herrn kommen.¹ 2 Korinther 2Kor 55 12 1 1 Der Anfang ist ähnlich wie [2Kor 11,1ff]. Die falschen Apostel hatten die von dem Apostel im vorhergehenden Briefe [1Kor 9,1, 1Kor 15,8] zum Beweis seiner Apostelwürde angeführte Erscheinung in Zweifel gezogen und für erdichtet ausgegeben. So muss denn Paulus noch weiter von seinen Gesichten und Offenbarungen sprechen, indes führt er nur eine ausführlicher an. 2 Korinther 2Kor 55 12 10 Propter quod placeo mihi in infirmitatibus meis, in contumeliis, in necessitatibus, in persecutionibus, in angustiis pro Christo: Cum enim infirmor, tunc potens sum. Darum habe ich Wohlgefallen an meinen Schwachheiten, an Schmähungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Bedrängnissen um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark. 2 Korinther 2Kor 55 12 11 Factus sum insipiens, vos me coegistis. Ego enim a vobis debui commendari: nihil enim minus fui ab iis, qui sunt supra modum Apostoli: tametsi nihil sum: Ich bin ein Tor geworden, ihr habt mich dazu gezwungen;¹³ denn ich hätte von euch sollen empfohlen werden, da ich in nichts denen nachgestanden bin, welche die ausgezeichnetsten Apostel sind, wenn ich auch nichts bin.¹⁴ 2 Korinther 2Kor 55 12 11 13 Nämlich: mich zu empfehlen. Der Ausruf ist entweder ironisch, oder im Sinne der Gegner gemeint. 2 Korinther 2Kor 55 12 11 14 Ich war nichts weniger zu jener Zeit, als ich bei euch war, als die falschen Apostel. Indem Paulus hinzufügt, dass er nichts sei, demütigt er seine Gegner, welche sich als die hervorragendsten Apostel hinstellten. 2 Korinther 2Kor 55 12 12 Signa tamen Apostolatus mei facta sunt super vos in omni patientia, in signis, et prodigiis, et virtutibus. Sind doch die Erweise meines Apostelamtes¹⁵ unter euch erbracht durch alle Geduld,¹⁶ durch Zeichen und Wunder und Kraft.¹⁷ [Röm 15,18-19] 2 Korinther 2Kor 55 12 12 15 Meines echten und wahren Apostelamtes. 2 Korinther 2Kor 55 12 12 16 Die apostolische Geduld ist jene Tugend der Seele, welche ihr die Stärke verleiht, nicht einmal in den größten Unglücksfällen vom Wege der Gebote Gottes abzuweichen. 2 Korinther 2Kor 55 12 12 17 Die drei Namen bezeichnen die gleichen außergewöhnlichen Werke mit verschiedenen Namen nach ihren verschiedenen Beziehungen. Zeichen erwerben den Gottgesandten Autorität und beglaubigen die Offenbarung, Wunder sind Dinge, welche die Kräfte der Natur überragen und die Aufmerksamkeit und Bewunderung der Menschen erregen, Kräfte offenbaren eine außergewöhnliche, göttliche Macht. Der erste Name bezeichnet also das Ziel, der zweite die Natur, der dritte die Ursache der Wunder. 2 Korinther 2Kor 55 12 13 Quid est enim, quod minus habuistis præ ceteris Ecclesiis, nisi quod ego ipse non gravavi vos? Donate mihi hanc injuriam. Denn was ist es, worin ihr verkürzt worden wäret gegen die übrigen Gemeinden, außer dass ich euch nicht zur Last fiel?¹⁸ Verzeihet mir dieses Unrecht! 2 Korinther 2Kor 55 12 13 18 Diese Worte enthalten eine Anspielung auf die Verleumdung der falschen Apostel, als ob er von den Korinthern wegen seiner geringeren Liebe zu ihnen nicht den Unterhalt habe annehmen wollen, und ironisch nennt er diese Fürsorge, den Korinthern nicht zur Last zu fallen, ein Unrecht. 2 Korinther 2Kor 55 12 14 Ecce tertio hoc paratus sum venire ad vos: et non ero gravis vobis. Non enim quæro quæ vestra sunt, sed vos. Nec enim debent filii parentibus thesaurizare, sed parentes filiis. Sehet, zum dritten Male bin ich jetzt bereit, zu euch zu kommen, und ich werde euch nicht zur Last fallen;¹⁹ denn ich suche nicht das Eurige, sondern euch. Nicht die Kinder sollen ja für die Eltern Schätze sammeln, sondern die Eltern für die Kinder.²⁰ 2 Korinther 2Kor 55 12 14 19 Glaubet nicht, dass ich deshalb, weil ich von euch nichts annehme, nicht zu euch kommen werde, bin ich doch das zweite Mal gekommen; nein, ich bin auch jetzt bereit, zum dritten Male zu kommen, ohne euch zur Last zu fallen (Chrys.). Liebe ich euch deshalb weniger? 2 Korinther 2Kor 55 12 14 20 Ich suche nicht eure zeitlichen Güter, sondern eure Seelen. Kinder müssen den Eltern in ihren Nöten zu Hilfe kommen, nicht für sie Schätze sammeln. Schätze sammelt man für die Zukunft; nun pflegen aber die Kinder den Eltern zu folgen, nicht umgekehrt, also gehört das Sammeln den Eltern zu (Thom.). 2 Korinther 2Kor 55 12 15 Ego autem libentissime impendam, et superimpendar ipse pro animabus vestris: licet plus vos diligens, minus diligar. Überaus gern will ich alles aufopfern, ja mich selbst will ich opfern für eure Seelen, obgleich ich, je mehr ich euch liebe, um so weniger geliebt werde. [Röm 9,3] 2 Korinther 2Kor 55 12 16 Sed esto: ego vos non gravavi: sed cum essem astutus, dolo vos cepi. Doch dem sei so, ich bin euch nicht zur Last gefallen; allein da ich verschlagen sei, habe ich euch mit List gefangen.²¹ 2 Korinther 2Kor 55 12 16 21 Die Worte sind gleichsam dem Munde der Gegner entnommen. 2 Korinther 2Kor 55 12 17 Numquid per aliquem eorum, quos misi ad vos, circumveni vos? Habe ich etwa durch einen von denen, die²² ich zu euch gesandt habe, euch überlistet? 2 Korinther 2Kor 55 12 17 22 Der Apostel hatte also mehrere Personen gesendet, unter ihnen Timotheus [1Kor 16,10] und Titus. 2 Korinther 2Kor 55 12 18 Rogavi Titum, et misi cum illo fratrem. Numquid Titus vos circumvenit? nonne eodem spiritu ambulavimus? nonne iisdem vestigiis? Ich habe den Titus gebeten und mit ihm den Bruder gesendet. Hat euch etwa Titus überlistet? Sind wir nicht in demselben Geiste gewandelt? nicht in denselben Fußstapfen? 2 Korinther 2Kor 55 12 19 Olim putatis quod excusemus nos apud vos? Coram Deo in Christo loquimur: Omnia autem carissimi propter ædificationem vestram. Ihr meint wohl lange schon, dass wir uns bei euch entschuldigen? Vor Gott in Christus reden wir; alles aber, Geliebte! geschieht um eurer Erbauung willen.²³ 2 Korinther 2Kor 55 12 19 23 Gott allein erkennen wir als Richter an, in Christus reden wir als seine Glieder und Diener, alles aber soll zu eurer Erbauung dienen. 2 Korinther 2Kor 55 12 2 Scio hominem in Christo ante annos quatuordecim, sive in corpore nescio, sive extra corpus nescio, Deus scit, raptum hujusmodi usque ad tertium clum. Ich kenne einen Menschen in Christus, der vor vierzehn Jahren² - ob in dem Leibe, ich weiß es nicht, ob außer dem Leibe, ich weiß es nicht, Gott weiß es,³ - entrückt wurde, bis in den dritten Himmel;⁴ 2 Korinther 2Kor 55 12 2 2 Die Zeitangabe unterstützt die Glaubenswürdigkeit der Erzählung. Wenn der Brief im Jahre 58 geschrieben, fällt die Vision in das Jahr 44, dasselbe, in dem er mit Barnabas von den Antiochienern nach Jerusalem gesandt wurde, um Almosen zu überbringen. [Apg 11,27ff] Ob dies das Gesicht ist, dessen Paulus vor den Juden Erwähnung tut [Apg 22,17ff], lässt sich nicht bestimmen. 2 Korinther 2Kor 55 12 2 3 Paulus weiß nicht, ob er durch Beschauung oder seiner Seele nach in den Himmel entrückt war; nach anderen, ob er nur der Seele oder auch dem Leibe nach entrückt ward. 2 Korinther 2Kor 55 12 2 4 Dieser Ausdruck deutet etwas Erhabenes an, wenngleich man nicht bestimmt sagen kann, was. Es wird in der Heiligen Schrift sonst ein dreifacher Himmel erwähnt: die niedere Luftregion, der Sternenhimmel und der Aufenthalt der Gerechten und Engel bei Gott. Nach einigen (Joh. Damasc., Thom.) ward Paulus durch die materiellen Himmel bis vor Gott entrückt, nach anderen sind gleichsam drei Stufen der Seligkeit zu unterscheiden. Nach Aug. und Thom. sah Paulus Gott in seiner Wesenheit, andere bestreiten dies. 2 Korinther 2Kor 55 12 20 Timeo enim ne forte cum venero, non quales volo, inveniam vos: et ego inveniar a vobis, qualem non vultis: ne forte contentiones, æmulationes, animositates, dissensiones, detractiones, susurrationes, inflationes, seditiones sint inter vos: Denn ich fürchte,²⁴ dass ich, wenn ich komme, euch etwa nicht so finde, wie ich euch wünsche, und dass ihr mich so findet, wie ihr nicht wünscht;²⁵ es möchten etwa Streitigkeiten, Eifersüchteleien, Erzürnungen, Entzweiungen, Verleumdungen, Ohrenbläsereien, Aufgeblasenheit, Auflehnungen unter euch sein; 2 Korinther 2Kor 55 12 20 24 Wenn Gott allein sein Richter ist, wozu hat Paulus also sich vor den Korinthern gerechtfertigt? Er wollte dieselben bewegen, alle Überbleibsel der Sünden zu beseitigen. 2 Korinther 2Kor 55 12 20 25 Der Apostel wünscht, sie frei zu finden von dem im ersten Briefe gerügten Fehlern; die Korinther möchten ihn nicht als strengen Richter haben. 2 Korinther 2Kor 55 12 21 Ne iterum cum venero, humiliet me Deus apud vos, et lugeam multos ex iis, qui ante peccaverunt, et non egerunt pnitentiam super immunditia, et fornicatione, et impudicitia, quam gesserunt. Gott möchte mich wiederum, wenn ich komme, bei euch demütigen, und ich viele betrauern müssen von denen, welche vorher gesündigt und nicht Buße getan haben wegen der Unlauterkeit, Unzucht und Geilheit, die sie getrieben haben.²⁶ 2 Korinther 2Kor 55 12 21 26 Sich selbst keiner Sünde bewusst, betrübt sich der Apostel über fremde Sünden, und nennt es eine Demütigung, wenn er erfahren müsste, dass seine Predigt nicht die erhofften Früchte getragen. Im ersten, heute verlorenen Briefe hatte Paulus befohlen, die Gesellschaft derer, welche der Unzucht ergeben waren, zu meiden [1Kor 5,9ff], im zweiten hatte er mit Strenge eingeschärft, diese Sünde zu fliehen, damit er nicht viele strafen müsse. [1Kor 6,12ff] Die Unlauterkeit umfasst alle Sünden gegen das sechste Gebot, die Unzucht, die bei den Korinthern häufigere Art derselben, die Geilheit, zügellose Begierden und schwere Sünden. 2 Korinther 2Kor 55 12 3 Et scio hujusmodi hominem sive in corpore, sive extra corpus nescio, Deus scit: und ich weiß, dass dieser Mensch, - ob in dem Leibe, oder außer dem Leibe, ich weiß es nicht, Gott weiß es - 2 Korinther 2Kor 55 12 4 Quoniam raptus est in Paradisum: et audivit arcana verba, quæ non licet homini loqui. in das Paradies entrückt ward, und geheimnisvolle Worte hörte, die ein Mensch nicht aussprechen darf.⁵ 2 Korinther 2Kor 55 12 4 5 Zur höchsten Erkenntnis, deren sich diejenigen erfreuen, welche mit Gott selbst im Himmel sind (V. 2), erhoben ward Paulus zugleich zur höchsten Seligkeit entrückt. (Aug., Ambr., Thom.) In einem inneren neuen Zustande der Seele erfasste der Apostel Wahrheiten, deren Offenbarung Gott sich vorbehält. 2 Korinther 2Kor 55 12 5 Pro hujusmodi gloriabor: pro me autem nihil gloriabor nisi in infirmitatibus meis. Von einem solchen will ich rühmen, von mir aber will ich nichts rühmen, außer meine Schwachheiten.⁶ 2 Korinther 2Kor 55 12 5 6 In dieser Entrückung hatte Paulus selbst nichts getan, deshalb spricht er von sich in der dritten Person. Von dieser, welche ohne alles Verdienst die höchsten Gnaden Gottes empfangen hat, unterscheidet er eine andere, welche täglichen Schwachheiten unterliegt, aber trotz derselben sich als Werkzeug in Gottes Hand erweist. 2 Korinther 2Kor 55 12 6 Nam, et si voluero gloriari, non ero insipiens: veritatem enim dicam: parco autem, ne quis me existimet supra id, quod videt in me, aut aliquid audit ex me. Denn wenn ich mich auch rühmen wollte, so werde ich nicht töricht sein, denn ich werde die Wahrheit sagen; ich enthalte mich aber dessen, damit niemand mehr von mir halte, als er an mir sieht, oder von mir hört.⁷ 2 Korinther 2Kor 55 12 6 7 Aus seinen Handlungen, welche alle bekannt sind, und seinen Worten, welche von allen gehört werden, will er beurteilt werden; denn er ist sicher, dass die Gläubigen, deren Gemüter nicht mit Vorurteilen erfüllt sind, alsdann ein gerechtes Urteil über ihn fällen werden, so dass kein Grund da ist, sein eigenes Lob zu verkünden. 2 Korinther 2Kor 55 12 7 Et ne magnitudo revelationum extollat me, datus est mihi stimulus carnis meæ angelus satanæ, qui me colaphizet. Und damit ich mich nicht wegen der Größe der Offenbarungen überhebe, wurde mir ein Stachel in mein Fleisch gegeben, ein Engel des Satans, dass er mich mit Fäusten schlage.⁸ 2 Korinther 2Kor 55 12 7 8 Die schwere Heimsuchung erinnert ihn, dass er noch im sterblichen Leibe weilt, wenngleich er in den dritten Himmel verzückt war. Welcher Art diese Heimsuchung war, war den Korinthern bekannt, uns indes ist dies unbekannt. Diese Heimsuchung rührt zunächst von dem bösen Geiste her, indes lässt Gott dieselbe eines höheren Zweckes halber zu (Aug.). Es muss ein großer Schmerz gewesen sein, zumal er beständig war, also wahrscheinlich eine Krankheit (Basil., Greg. v. Naz., Theoph., Hier., Aug., Thom.), über deren Art indes nichts feststeht. Andere Erklärer denken an Versuchungen. 2 Korinther 2Kor 55 12 8 Propter quod ter Dominum rogavi ut discederet a me: Um dessentwillen⁹ habe ich dreimal den Herrn gebeten, dass jener von mir weichen möge;¹⁰ 2 Korinther 2Kor 55 12 8 9 Wegen dieses Engels des Satans. 2 Korinther 2Kor 55 12 8 10 Der Engel des Satans. 2 Korinther 2Kor 55 12 9 Et dixit mihi: Sufficit tibi gratia mea: nam virtus in infirmitate perficitur. Libenter igitur gloriabor in infirmitatibus meis, ut inhabitet in me virtus Christi. er aber¹¹ sprach zu mir: Es genügt dir meine Gnade; denn die Kraft kommt in der Schwachheit zur Vollendung. Gerne will ich mich darum meiner Schwachheiten rühmen, damit in mir die Kraft Christi wohne.¹² 2 Korinther 2Kor 55 12 9 11 Der Herr, der ihm entweder sichtbar erschien, oder im Herzen zu ihm redete. Gott erhörte ihn auf vollkommene Weise, indem er ihm die Hilfe seiner Gnade versprach, die ihm Sieg und höheres Verdienst verschaffen sollte. Gott gibt oft den Betenden nicht das, was sie wollen, sondern das, was sie lieber wollen (Thom.). 2 Korinther 2Kor 55 12 9 12 Grund: Weil die Kraft Christi in mir gleichsam Wohnung nehmen will. 2 Korinther 2Kor 55 0 1 Der heil. Apostel wird als ein strenger Richter aller derer kommen, welche sich nicht bessern wollen. (V. 6) Indes hegt er die Hoffnung, dass er seine von Gott erhaltene Gewalt nicht wird in Anwendung bringen müssen. (V. 10) IV. Schluss des Briefes (13,11 13) 2 Korinther 2Kor 55 13 1 Ecce tertio hoc venio ad vos: In ore duorum, vel trium testium stabit omne verbum. Sehet, ich komme zum dritten Male zu euch.¹ Auf die Aussage zweier oder dreier Zeugen wird eine Sache feststehen. [Dtn 19,15, Mt 18,16, Joh 8,17, Hebr 10,28] 2 Korinther 2Kor 55 13 1 1 Auf seiner ersten Reise hatte der Apostel die Kirche gegründet, auf der zweiten sich zwar über die Laster der Gläubigen betrübt, doch erst jetzt will er als Richter kommen. 2 Korinther 2Kor 55 13 10 Ideo hæc absens scribo, ut non præsens durius agam secundum potestatem, quam Dominus dedit mihi in ædificationem, et non in destructionem. Darum schreibe ich dies¹³ abwesend, damit ich anwesend nicht mit Strenge verfahren müsse, vermöge der Gewalt, die mir der Herr verliehen hat zur Erbauung, und nicht zur Zerstörung. [2Kor 10,8] 2 Korinther 2Kor 55 13 10 13 Dies: den dritten Teil dieses Briefes, von [2Kor 10,1] an. Die gesamte kirchliche, auch die Strafgewalt hat als Ziel die Erbauung; wer also den Sünder durch Härte zu brechen sucht, welchen er durch Güte bessern kann, missbraucht seine Gewalt. Hingegen ist der hart zu behandeln, der durch Sanftmut sich nicht bessern lässt. 2 Korinther 2Kor 55 13 11 De cetero, fratres, gaudete, perfecti estote, exhortamini, idem sapite, pacem habete, et Deus pacis, et dilectionis erit vobiscum. Übrigens, Brüder! freuet euch, werdet vollkommen, tröstet einander, seid gleichgesinnt, haltet Frieden, und der Gott des Friedens und der Liebe wird mit euch sein.¹⁴ 2 Korinther 2Kor 55 13 11 14 Wenn ihr gleichgesinnt seid und Friede haltet. 2 Korinther 2Kor 55 13 12 Salutate invicem in osculo sancto. Salutant vos omnes sancti. Grüßet einander in heiligem Kusse!¹⁵ Es grüßen euch alle Heiligen.¹⁶ 2 Korinther 2Kor 55 13 12 15 Siehe [Röm 16,16]. 2 Korinther 2Kor 55 13 12 16 Alle Brüder jener Gemeinde, in welcher Paulus diesen Brief schrieb. 2 Korinther 2Kor 55 13 13 Gratia Domini nostri Jesu Christi, et caritas Dei, et communicatio sancti Spiritus sit cum omnibus vobis. Amen. Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus, und die Liebe Gottes, und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.¹⁷ 2 Korinther 2Kor 55 13 13 17 Eine feierlichere Segensformel findet sich in seinem Briefe. Die Gnade Christi, durch welche wir gerechtfertigt und selig werden, die Liebe Gottes des Vaters, durch welche wir mit ihm vereinigt werden, die Gemeinschaft des Heiligen Geistes, der uns seine göttlichen Gaben gibt, sei mit euch allen. (Thom.) Dieser Segensspruch ist ein Bekenntnis der drei Personen und ihrer einheitlichen Macht, welche der Anfang alles Heiles ist. Die Liebe Gottes sandte uns den Erlöser Jesus, durch dessen Gnade wir gerettet sind. Dass wir diese Gnade besitzen, gewährt uns die Gemeinschaft des Heil. Geistes. Diese schützt die von Gott Geliebten und durch die Gnade Christi Geretteten. Diese Stelle lehrt die Gleichheit des Heil. Geistes mit dem Vater und dem Sohne, (Chrys.) das gemeinsame Handeln der Personen in dem Wirken nach außen, die Gleichheit des Sohnes, der vor dem Vater genannt wird, mit diesem. Allen Christen, auch denen, von denen er das Schlimmste gelitten, wünscht Paulus das Beste, so beweisend, dass auch das, was er Hartes gesagt, nur der Liebe entsprang. 2 Korinther 2Kor 55 13 2 Prædixi, et prædico, ut præsens, et nunc absens iis, qui ante peccaverunt, et ceteris omnibus, quoniam si venero iterum, non parcam. Ich habe es vorhergesagt, und sage es vorher, wie bei meiner Anwesenheit,² so jetzt bei meiner Abwesenheit, sowohl denen, die vorher³ gesündigt haben, wie allen übrigen,⁴ dass, wenn ich wieder komme, ich nicht schonen werde.⁵ 2 Korinther 2Kor 55 13 2 2 Jetzt wird jeder auf das Zeugnis zweier oder dreier hin als unschuldig erklärt oder verurteilt werden. Bei seiner zweiten Ankunft. 2 Korinther 2Kor 55 13 2 3 Vor der zweiten Ankunft. 2 Korinther 2Kor 55 13 2 4 D. i. allen übrigen, welche sich gleichen Lastern ergeben haben. 2 Korinther 2Kor 55 13 2 5 Die Korinther haben ihn gezwungen, sein apostolisches Ansehen zu gebrauchen, da sie an demselben zu zweifeln scheinen. Christus redet in dem Apostel, und dessen Drohungen gehen von dem Herrn aus, der sie in Erfüllung gehen lassen wird. 2 Korinther 2Kor 55 13 3 An experimentum quæritis ejus, qui in me loquitur Christus, qui in vobis non infirmatur, sed potens est in vobis? Verlangt ihr eine Bewährung dessen, der in mir redet, Christus, der an euch nicht schwach, sondern mächtig unter euch ist? 2 Korinther 2Kor 55 13 4 Nam etsi crucifixus est ex infirmitate: sed vivit ex virtute Dei. Nam et nos infirmi sumus in illo: sed vivemus cum eo ex virtute Dei in vobis. Denn wenn er auch aus Schwachheit gekreuzigt worden ist, so lebt er doch aus Gottes Kraft; denn auch wir sind schwach in ihm, doch werden wir mit ihm leben aus Gottes Kraft in euch.⁶ 2 Korinther 2Kor 55 13 4 6 Auch Paulus ist mächtig, trotz seiner scheinbaren Schwäche. Wie Christus in seinem Leben schwach schien, aber durch die Kraft Gottes auferweckt als Richter zur Rechten des Vaters sitzt, so scheinen die Apostel, in denen der auferstandene Christus redet, indem sie um seinetwillen vieles leiden, schwach; aber durch die Kraft Gottes mit Christus gestärkt, leben sie, und sind mächtig, und üben ihre Macht über die Christen aus. Wenn der Apostel nach Korinth kommt, wird er diese seine apostolische Machtvollkommenheit offenbaren. 2 Korinther 2Kor 55 13 5 Vosmetipsos tentate si estis in fide: ipsi vos probate. An non cognoscitis vosmetipsos quia Christus Jesus in vobis est? nisi forte reprobi estis. Stellet euch selbst auf die Probe, ob ihr im Glauben seid,⁷ prüfet euch selbst! Oder erkennet ihr euch selbst nicht, dass Christus Jesus in euch ist? ihr müsstet denn etwa unbewährt sein.⁸ 2 Korinther 2Kor 55 13 5 7 Jede Prüfung ist zwar ein auf die Probe stellen, aber das Wort auf die Probe stellen lässt noch nicht erkennen, welches der Ausgang sein wird, während das Prüfen einen guten Ausgang erhoffen lässt. Der Gegenstand der Prüfung und der Erforschung ist, ob sie lebendigen Glauben haben und also Christus in ihnen lebt. 2 Korinther 2Kor 55 13 5 8 Nicht aufrichtige Christen, in denen Christus nicht wohnen kann. 2 Korinther 2Kor 55 13 6 Spero autem quod cognoscetis, quia nos non sumus reprobi. Ich hoffe aber, ihr werdet erkennen, dass wir nicht unbewährt sind.⁹ 2 Korinther 2Kor 55 13 6 9 Die Korinther sollen sich als wahre Christen erweisen, Paulus als wahrer Apostel. Für jene genügt es also, wenn sie in lebendigem Glauben erfunden werden, für ihn, wenn er die apostolische Gewalt übt: ich will machen, dass ihr meine Gewalt anerkennt, und werde nicht gestatten, sie zu verachten. 2 Korinther 2Kor 55 13 7 Oramus autem Deum ut nihil mali faciatis, non ut nos probati appareamus, sed ut vos quod bonum est faciatis: nos autem ut reprobi simus. Wir flehen aber zu Gott, dass ihr nichts Böses tun möget, nicht, dass wir bewährt erscheinen, sondern damit ihr das Gute tuet, wir aber wie unbewährt seien.¹⁰ 2 Korinther 2Kor 55 13 7 10 Der Apostel wünscht, dass die Korinther, von Gottes Gnade unterstützt, sich von Sünden freihalten; durchaus aber nicht, dass er selbst Gelegenheit finde, seine Gewalt zu üben, und so als bewährt zu erscheinen, sondern lieber jede Gelegenheit, diese auszuüben, zu entbehren. Wo keine Schuld ist, sind wir gleich, und einer hat nicht das Recht, über andere zu richten. 2 Korinther 2Kor 55 13 8 Non enim possumus aliquid adversus veritatem, sed pro veritate. Denn wir vermögen nichts wider die Wahrheit, sondern für die Wahrheit.¹¹ 2 Korinther 2Kor 55 13 8 11 Die Wahrheit ist die durch Christus gebrachte und im Evangelium offenbarte, welche diejenigen mit Wort und Tat bekennen, welche in lebendigem Glauben leben und deshalb sich rühmen können, dass Christus in ihnen lebt. Um für diese evangelische Wahrheit einzutreten und sie zu verbreiten, sind die Apostel als Richter eingesetzt; gegen diejenigen also können sie ihre Gewalt nicht üben, welche in dem Glauben des Evangeliums feststehen und ihn durch ein gutes Leben zum Ausdruck bringen. 2 Korinther 2Kor 55 13 9 Gaudemus enim, quoniam nos infirmi sumus, vos autem potentes estis. Hoc et oramus vestram consummationem. Wir freuen uns ja, wenn wir schwach sind, ihr aber stark seid;¹² darum beten wir auch um eure Vollendung. 2 Korinther 2Kor 55 13 9 12 Der Apostel liebt die Korinther so sehr, dass er auf seinen Ruf vergessend nur ihren Fortschritt im Auge hatte. Deshalb freut er sich, wenn er die Gelegenheit, seine Gewalt zu üben, nicht findet, und so schwach erscheint, sofern er diese Gewalt, deren er sich rühmte, nicht in Anwendung bringen konnte, wenn nur die gläubigen im christlichen Leben so fest begründet sind, dass sie gleichsam der richterlichen Gewalt der Apostel entzogen scheinen. Galater Gal 55 0 1 Eingang des Briefes (Kap. 1, V. 1 11): Überschrift. (V. 5) Tadel der Galater. (V. 11) I. Apologetischer Teil. (1,11 2,21): Die apostolische Gewalt und Lehre des heil. Paulus. 1. Der göttliche Ursprung der Lehre des heil. Paulus (1,11 24): Weder konnte er vor der Bekehrung seine Lehre von Menschen empfangen (V. 14), noch hat er sie nach derselben von den Aposteln erhalten. Galater Gal 55 1 1 PAULUS Apostolus non ab hominibus, neque per hominem, sed per Jesum Christum, et Deum Patrem, qui suscitavit eum a mortuis: Paulus, Apostel, nicht von Menschen, noch durch einen Menschen,¹ sondern durch Jesus Christus und Gott, den Vater,² der ihn von den Toten auferweckt hat, Galater Gal 55 1 1 1 Um die Gläubigen gegen die Irrtümer der judaisierenden Christen zu schützen, will der Apostel seine Autorität nachweisen und zeigen, dass das Gesetz zur Erlangung der Rechtfertigung unnütz ist. Die ersten Verse bereits weisen auf dies sein Vorhaben hin: V. 1, 2 seine apostolische Autorität; V. 3 5 unsere Erlösung durch Christus. Ein Apostel den anderen gleichgestellt, nicht von Menschen berufen als der Haupt- und bewirkenden Ursache, noch auch durch ihre Mitwirkung. Das erstere ist zwar allen Arbeitern des Evangeliums gemeinsam, das andere aber den Aposteln eigen, welche Christus selbst berufen (Chrys.). Galater Gal 55 1 1 2 Der Apostel vereint Vater und Sohn, um den unmittelbaren Urheber seiner Berufung anzugeben, Gott. Indirekt deutet er an, dass der Vater ihn durch den Sohn, den er von den Toten auferweckt, berufen hat. Galater Gal 55 1 10 Modo enim hominibus suadeo, an Deo? An quæro hominibus placere? Si adhuc hominibus placerem, Christi servus non essem. Suche ich denn¹⁵ nun Menschengunst zu gewinnen, oder ist es mir um Gottes Beifall zu tun? Oder trachte ich, Menschen zu gefallen? Wenn ich noch Menschen gefallen wollte,¹⁶ so wäre ich nicht Christi Diener. Galater Gal 55 1 10 15 Der Apostel begegnet dem stillschweigenden Einwurfe: Warum bist du so hart? Galater Gal 55 1 10 16 Wie vor meiner Bekehrung. Der heil. Paulus weist nur jenes Bemühen, den Menschen zu gefallen, von sich, welches das Bemühen, Gott zu gefallen, ausschließt (Thom.). Galater Gal 55 1 11 Notum enim vobis facio, fratres, Evangelium, quod evangelizatum est a me, quia non est secundum hominem: Denn ich tue euch kund, Brüder!¹⁷ das Evangelium, welches ich verkündet habe,¹⁸ ist nicht Menschenlehre; [1Kor 15,1] Galater Gal 55 1 11 17 Der Beisatz Brüder soll die Galater erinnern, dass Paulus nur aus Liebe streng ist. Galater Gal 55 1 11 18 Das Evangelium, welches die Gegner unvollkommen nennen und der Lehre anderer Apostel nachstellen, als ob es von ihrer Lehre verschieden wäre. Galater Gal 55 1 12 Neque enim ego ab homine accepi illud, neque didici, sed per revelationem Jesu Christi. denn auch ich habe es nicht von einem Menschen empfangen, noch gelernt,¹⁹ sondern durch eine Offenbarung Jesu Christi. [Eph 3,3] Galater Gal 55 1 12 19 Derjenige empfängt das Evangelium, der es von Christus erhält und durch dasselbe zum Glauben kommt. Wer die in demselben dargestellten Wahrheiten klar durch einen anderen erklärt erhält, lernt dasselbe. (Hier.) Der Apostel hat die ganze Wahrheit nicht auf einmal erhalten, wie [Apg 26,15ff] zeigt. Galater Gal 55 1 13 Audistis enim conversationem meam aliquando in Judaismo: quoniam supra modum persequebar Ecclesiam Dei, et expugnabam illam, Denn ihr habt ja von meinem ehemaligen Wandel im Judentume gehört, dass ich die Kirche Gottes über die Maßen verfolgte, und sie zu zerstören suchte, Galater Gal 55 1 14 Et proficiebam in Judaismo supra multos coætaneos meos in genere meo, abundantius æmulator existens paternarum mearum traditionum. und wie ich es im Judentume vielen meiner Altersgenossen in meinem Volke zuvorgetan, da ich heftiger eiferte für die Satzungen meiner Väter.²⁰ Galater Gal 55 1 14 20 Nur Gottes Eingreifen hat aus dem Eiferer für das Gesetz gleichsam einen Gegner des Gesetzes gemacht, mithin handelt der Apostel nicht aus Hass gegen das Gesetz, wenn er jetzt nicht wünscht, dass es von den Galatern angenommen werde. Der Vergleich seines früheren Lebenslaufes mit dem jetzigen bietet den Galatern einen gewichtigen Grund, das Gesetz nicht auf sich zu nehmen. Der Apostel weist V. 13 auf sein Verhalten zur Kirche, V. 14 auf seine Stellung zum Gesetze hin. Er verfolgte die Kirche Gottes nicht nur wie die anderen Juden, sondern über die Maßen, und nicht zufrieden selbst mit der Beobachtung der in seiner Familie gleichsam erblichen pharisäischen Vorschriften, offenbarte er sich als ein heftiger Eiferer um dieselben. Nun blieben die Pharisäer auch jetzt noch Feinde des Evangeliums, und jene von ihnen, welche Christen geworden waren, blieben dem mosaischen Gesetze zugetan [Apg 15,15]; also war es undenkbar, dass Paulus vor seiner Bekehrung etwas von den Christen gelernt hatte oder sich von Hass gegen das Gesetz leiten ließ, wen er jetzt lehrte, dass alle vom Gesetze frei sind. Galater Gal 55 1 15 Cum autem placuit ei, qui me segregavit ex utero matris meæ, et vocavit per gratiam suam, Als es aber dem, der mich von meiner Mutter Schoße an ausgesondert und durch seine Gnade berufen hat, gefiel, Galater Gal 55 1 16 Ut revelaret Filium suum in me, ut evangelizarem illum in gentibus: continuo non acquievi carni et sanguini, seinen Sohn in mir zu offenbaren, damit ich ihn unter den Heiden verkündete,²¹ habe ich mich keinen Augenblick an Fleisch und Blut gewandt, Galater Gal 55 1 16 21 Gott hat das ganze Leben, Gaben und Erziehung des heiligen Paulus so geordnet oder zugelassen, dass er zu der Zeit, welche Gott auserwählt hatte, ein geeignetes Werkzeug war, den Heiden das Evangelium zu verkünden (Chrys., Ök.). Die Berufung zum Glauben fiel bei Paulus mit der Berufung zum Apostelamt zusammen. Gott offenbarte seinen Sohn in dem Apostel, so dass dieser den Herrn ganz in sich aufnahm. Galater Gal 55 1 17 Neque veni Jerosolymam ad antecessores meos Apostolos: sed abii in Arabiam: et iterum reversus sum Damascum: noch bin ich nach Jerusalem zu denen gegangen, die vor mir Apostel waren,²² sondern ich zog nach Arabien, und kehrte dann wieder zurück nach Damaskus.²³ Galater Gal 55 1 17 22 In der früheren Berufung erkennt Paulus also keine höhere Autorität den übrigen Aposteln zu, weshalb er, ebenso wie sie durch den Herrn berufen, auch nicht für nötig hielt, sie zu befragen. Galater Gal 55 1 17 23 Um zu zeigen, dass er bis zu der Zeit, wo er sein Amt auszuüben begann, nichts von einem Apostel gelernt hat, noch hat lernen können, zählt Paulus die verschiedenen Länder, in welchen er sich seit einer Bekehrung aufgehalten hat, genau auf. Der heil. Lukas berichtet zwar auch [Apg 9,19-28] von den Anfängen der Kirche bei Juden und Heiden, aber berührt die besondere Geschichte der Apostel nur, soweit sie dazu dient, die Geschichte der Kirche zu beleuchten; deshalb übergeht er die Reise des heil. Paulus nach Arabien mit Stillschweigen, während er seine Bekehrung und seine Reise nach Jerusalem erzählt. In Jerusalem sah Paulus mehrere zur Zeit seiner Anwesenheit dort weilende Apostel [Apg 9,27], Petrus und Jakobus. Die Flucht aus Damaskus erzählt der Apostel selbst [2Kor 11,32ff]. Hier übergeht er dieselbe, weil ihre Erwähnung nichts zur Sache tut. Bei dem heil. Lukas ist ein doppelter Aufenthalt in Damaskus erwähnt: [Apg 9], V. 19 und V. 22. Die Rückkehr nach Damaskus fällt vor das V. 22 erzählte Ereignis. Galater Gal 55 1 18 Deinde post annos tres veni Jerosolymam videre Petrum, et mansi apud eum diebus quindecim: Hierauf, drei Jahre später, kam ich nach Jerusalem,²⁴ um Petrus zu sehen,²⁵ und blieb bei ihm fünfzehn Tage; Galater Gal 55 1 18 24 Bei seiner Flucht aus Damaskus, wo er zum zweiten Male weilend wohl mehrere Monate zugebracht hatte. Galater Gal 55 1 18 25 Der griech. Ausdruck ist ein für den heil. Petrus überaus ehrenvoller. Übrigens wollte Paulus, vom Heilande selbst belehrt, nichts von ihm lernen, zumal er nur fünfzehn Tage blieb, sondern nur dem Apostelfürsten die gebührende Ehre erweisen (Chrys.). Galater Gal 55 1 19 Alium autem Apostolorum vidi neminem, nisi Jacobum fratrem Domini. einen andern aber von den Aposteln habe ich nicht gesehen, als Jakobus, den Bruder des Herrn.²⁶ Galater Gal 55 1 19 26 Jakobus, den Sohn des Alphäus, den Bischof von Jerusalem, der ein großes Ansehen genoss. Warum der Apostel so schnell Jerusalem verlassen musste, erzählt der heil. Lukas [Apg 9,29]. Galater Gal 55 1 2 Et qui mecum sunt omnes fratres, Ecclesiis Galatiæ. und alle Brüder, die bei mir sind,³ an die Gemeinden von Galatien.⁴ Galater Gal 55 1 2 3 Die Mitarbeiter des Apostels, welche den Galatern wohl bekannt waren. Galater Gal 55 1 2 4 Allen Gemeinden, die Paulus in den Städten von Südgalatien gegründet hatte. Dass der heil. Paulus dem Worte Gemeinden sein Lob beifügt, ist ein Zeichen seiner Betrübnis. Galater Gal 55 1 20 Quæ autem scribo vobis, ecce coram Deo quia non mentior. Was ich euch aber schreibe, sehet, bei Gott, ich lüge nicht!²⁷ Galater Gal 55 1 20 27 So wichtig erscheint ihm seine Behauptung, dass er erst drei Jahre nach seiner Bekehrung Petrus und Jakobus gesehen, und dies durch wenige Tage. Galater Gal 55 1 21 Deinde veni in partes Syriæ, et Ciliciæ. Dann kam ich in die Gegenden von Syrien und Cilicien.²⁸ Galater Gal 55 1 21 28 In die Gegenden, in welchen Paulus das Evangelium verkündete. [Apg 11,25] Galater Gal 55 1 22 Eram autem ignotus facie Ecclesiis Judææ, quæ erant in Christo: Ich war aber den Gemeinden von Judäa,²⁹ die in Christus sind,³⁰ von Angesicht unbekannt. Galater Gal 55 1 22 29 Wenngleich Judäa ein Teil der römischen Provinz Syrien war, betrachtet Paulus sie hier im Gegensatze zu Syrien als eine besondere Provinz im Gegensatze zu den Gegenden von Syrien. Galater Gal 55 1 22 30 D. i. mit Christus, ihrem Haupte, innigst vereint. Galater Gal 55 1 23 Tantum autem auditum habebant: Quoniam qui persequebatur nos aliquando, nunc evangelizat fidem, quam aliquando expugnabat: Nur durch Hörensagen erfuhren sie: Der uns ehedem verfolgte, verkündet nun den Glauben, welchen er ehemals anfocht; Galater Gal 55 1 24 Et in me clarificabant Deum. und sie priesen Gott meinetwegen.³¹ Galater Gal 55 1 24 31 Mithin billigten sie seine Verkündigung des Evangeliums und ihren Inhalt. (Hier., Tert.) Galater Gal 55 1 3 Gratia vobis, et pax a Deo Patre, et Domino nostro Jesu Christo, Gnade euch und Friede von Gott, dem Vater, und unserm Herrn Jesus Christus,⁵ Galater Gal 55 1 3 5 Der Apostel wünscht den Galatern alle übernatürlichen Wohltaten, durch welche dieselben fähig gemacht werden, ein wahrhaft christliches Leben zu führen, und deren Frucht jener Friede ist, den die Welt nicht geben kann. Galater Gal 55 1 4 Qui dedit semetipsum pro peccatis nostris, ut eriperet nos de præsenti sæculo nequam, secundum voluntatem Dei et Patris nostri, welcher sich selbst dahingegeben hat⁶ für unsere Sünden,⁷ um uns von der gegenwärtigen bösen Welt⁸ zu erretten, nach dem Willen Gottes, unseres Vaters, Galater Gal 55 1 4 6 Nämlich in den Tod. Der Sohn Gottes hat sich dahingegeben, um die Ungerechtigkeit in uns durch die Gerechtigkeit zu vertreiben, die Weisheit hat sich dahingegeben, um unsere Torheit zu besiegen, die Heiligkeit und Stärke hat sich dahingegeben, um unsere Bosheit und Schwäche wegzunehmen. So hat er uns nach der Hoffnung, in der wir glauben, nicht allein im zukünftigen Leben von den Strafen befreit, sondern auch von dieser Welt, indem wir mit Christus gestorben zur Neuheit des Lebens umgewandelt werden (Hier.). Galater Gal 55 1 4 7 Ist der Tod Christi die genügende Ursache unseres Heiles und wird uns in den Sakramenten des Neuen Testamentes, welche ihre Wirksamkeit aus dem Leiden Christi herleiten, Gnade zu Teil, so ist es überflüssig, mit dem Neuen Testamente die Vorschriften des Alten zu beobachten, durch welche weder die Gnade gewährt, noch das Heil erworben wird (Thom.). Galater Gal 55 1 4 8 Die Welt ist böse, weil der Satan, der Fürst dieser Welt, auch nach der Ankunft Christi seine Herrschaft über alle diejenigen behält, welche die Gnade Gottes nicht annehmen, und auch weil er andere sich wieder zu unterwerfen sucht. Galater Gal 55 1 5 Cui est gloria in sæcula sæculorum: Amen. dem die Ehre ist von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen. Galater Gal 55 1 6 Miror quod sic tam cito transferimini ab eo, qui vos vocavit in gratiam Christi in aliud Evangelium: Ich bin erstaunt, dass ihr euch so bald⁹ abwenden lasset von dem, der euch zur Gnade Christi berufen hat, zu einem anderen Evangelium,¹⁰ Galater Gal 55 1 6 9 Vor wenigen Wochen erst hat der Apostel die Galater im besten Stande verlassen. Der Ausruf des heil. Paulus zeigt ihnen, wie hoch er sie geschätzt hatte. Ihre Schuld ist groß, denn sie haben sich mit freiem Willen, in großem Unverstande abwenden lassen, dazu von dem, der sie berufen, von Gott, dem Vater, um ihnen alle übernatürlichen Gaben zu verleihen; und zu was sind sie abgefallen? Galater Gal 55 1 6 10 Wenn die Gegner ihre Lehren nicht mit diesem ehrenvollen Namen geschmückt hätten, würden die Christen nicht auf sie gehört haben, und wenn sie nicht behauptet hätten, ein vollkommeneres Evangelium zu verkünden als Paulus, wären die Gläubigen nicht auf ihre Seite getreten. Aber ein anderes Evangelium ist kein Evangelium, sondern nur Bosheit der falschen Apostel. Galater Gal 55 1 7 Quod non est aliud, nisi sunt aliqui, qui vos conturbant, et volunt convertere Evangelium Christi. da es doch kein anderes gibt; nur dass sich etliche finden, die euch verwirren und die das Evangelium Christi verkehren wollen.¹¹ Galater Gal 55 1 7 11 Der Versuch dieser Menschen ist freilich ein vergeblicher, denn das Evangelium kann kein anderes als das wahre sein. Galater Gal 55 1 8 Sed licet nos, aut Angelus de clo evangelizet vobis præterquam quod evangelizavimus vobis, anathema sit. Allein wenn auch wir, oder ein Engel vom Himmel euch ein anderes Evangelium verkündete, als wir euch verkündet haben, der sei ausgestoßen!¹² Galater Gal 55 1 8 12 Damit niemand behaupte, dass er seine eigene Meinung preise, will er sich selbst in den Fluch einschließen, ja, da die Gegner zu der Autorität des heil. Jakobus und Johannes fliehen, auch die Engel Gottes. Der Fall freilich, dass Paulus oder ein Engel ein entgegengesetztes Evangelium predigen sollten, ist ein unmöglicher. Galater Gal 55 1 9 Sicut prædiximus, et nunc iterum dico: Si quis vobis evangelizaverit præter id, quod accepistis, anathema sit. Wie wir eben gesagt haben,¹³ so sage ich auch jetzt abermals: Wenn jemand euch ein anderes Evangelium verkündet als das, welches ihr empfangen habt, der sei ausgestoßen!¹⁴ Galater Gal 55 1 9 13 Bei euch weilend (Aug., Hier.), auf der zweiten Missionsreise. Galater Gal 55 1 9 14 In den Worten des heil. Paulus liegt die Rechtfertigung der Kirche, wenn dieselbe über die Irrlehre ein ähnliches Verdammungsurteil spricht. Derselbe Geist, der Paulus erfüllte, leitet auch die Kirche. Diese äußerste Strafe der Ausstoßung ist dem Bestande des Leibes Christi so notwendig als die Liebe, mit welcher sie allen Irrenden nachgeht; denn ein Körper, der seine unverbesserlich faulen Glieder nicht abschneidet und ausschneidet, muss endlich selbst faulen. Galater Gal 55 0 1 2. Übereinstimmung des Evangeliums des heil. Paulus mit der Lehre der übrigen Apostel (2,1 21): a. Das Evangelium des Völkerapostels ist von den Autoritäten der Kirche im Apostelkonzile gutgeheißen worden (V. 10): 1. Durch die von den Aposteln zurückgewiesene Forderung der Beschneidung des Titus. (V. 5) 2. Durch die Anerkennung der Lehre und Würde des heil. Paulus seitens der Säulen der Kirche. (V. 10) b. Das Evangelium des heil. Paulus ist in der Streitfrage mit Petrus bewährt erfunden (V. 21): 1. Anfang der Streitfrage und Tadel des heil. Petrus. (V. 14) 2. Beweis für die Berechtigung des Tadels: Das Gesetz ist abgeschafft. (V. 21) Galater Gal 55 2 1 Deinde post annos quatuordecim, iterum ascendi Jerosolymam cum Barnaba, assumpto et Tito. Hierauf, vierzehn Jahre¹ darnach, ging ich wiederum nach Jerusalem hinauf mit Barnabas, und nahm auch den Titus mit.² Galater Gal 55 2 1 1 Die Partikel darauf, welche der heil. Paulus dreimal wiederholt [Apg 1,18.21, Apg 2,1] verteilt das Leben des Völkerapostels seit seiner Bekehrung in verschiedene aufeinander folgende Abschnitte: Reise nach Arabien und Aufenthalt in Damaskus Reise nach Jerusalem und Apostolat in Syrien und Cilicien. Neue Reise nach Jerusalem. Wie also drei Jahre [Gal 1,18.21, Gal 2,1] die Zeit der Reise nach Arabien und des Aufenthaltes in Damaskus bestimmen, so 14 die Zeit der apostolische Wirksamkeit in Syrien und Cilicien. Seit der Bekehrung im Jahre 34 waren also 17, seit der ersten Reise nach Jerusalem im Jahre 37 waren 14 Jahre verflossen, mithin fällt die zweite Reise nach Jerusalem, zum Apostelkonzil, in das Jahr 51. Galater Gal 55 2 1 2 Wenngleich der heil. Paulus nur Titus als Begleiter ausdrücklich mit Namen nennt, hatte er doch wohl noch andere außer Barnabas. [Apg 15,2] Galater Gal 55 2 10 Tantum ut pauperum memores essemus, quod etiam sollicitus fui hoc ipsum facere. nur sollten wir der Armen eingedenk sein, was auch wirklich zu tun ich mich beeifert habe. Galater Gal 55 2 11 Cum autem venisset Cephas Antiochiam: in faciem ei restiti, quia reprehensibilis erat. Als aber Kephas¹³ nach Antiochia gekommen war,¹⁴ widerstand ich ihm in's Angesicht,¹⁵ weil er tadelnswert war.¹⁶ Galater Gal 55 2 11 13 Das ganze Altertum (außer Klem. von Alexand. allein) stimmt darin überein, dass dieser Kephas kein anderer ist, als der heil. Petrus. Da aber in der hier berichteten Tatsache eine große Schwierigkeit zu liegen schien, nahm Orig., dem Chrys. und Hier. folgten, an, Paulus habe nach Übereinkunft mit Petrus denselben nur scheinbar getadelt. Dann aber fiele auf die heil. Schrift selbst ein Irrtum zurück, da sie bezeugt, dass Petrus nicht recht wandelte (Aug.). Galater Gal 55 2 11 14 Der Apostel zeigt, dass er nicht nur auf dem Konzil als gleichberechtigt anerkannt ward, sondern dass er auch als Gleichberechtigter im Apostolat dem Apostelfürsten Petrus gegenüber gehandelt habe. Galater Gal 55 2 11 15 Der Ausdruck besagt nichts weiter als: öffentlich und frei widerstehen, also in Gegenwart aller. (V. 14) Galater Gal 55 2 11 16 Wegen seines Verhaltens. (Vergl. V. 14) Damit ist aber nicht gesagt, dass Petrus gesündigt habe. Galater Gal 55 2 12 Prius enim quam venirent quidam a Jacobo, cum gentibus edebat: cum autem venissent, subtrahebat, et segregabat se timens eos, qui ex circumcisione erant. Denn bevor einige von Jakobus her kamen,¹⁷ aß er mit den Heiden;¹⁸ als sie aber gekommen waren, zog er sich zurück und sonderte sich ab, aus Furcht vor denen, die aus der Beschneidung waren. Galater Gal 55 2 12 17 Hausgenossen des Jakobus, welche wie er selbst Eiferer um das Gesetz waren [Apg 21,20], aber noch keine volle Kenntnis dieser Frage und ihrer Lösung besaßen, da sie die Heidenchristen von der Beobachtung des Gesetzes befreiten, die Judenchristen zu derselben zwangen. Sie glaubten sich noch an das Gesetz gebunden, und der heil. Petrus hielt die Zeit noch nicht für gekommen, ihnen ihre volle Freiheit in Christus zu offenbaren, sondern glaubte, es sei besser, sich im Verkehr mit den Heidenchristen einige Schranken zu setzen, d. i. nicht mehr mit ihnen zu speisen. Da nun aber mit der Feier der heil. Geheimnisse Liebesmahle verbunden waren, musste sich diese seine Trennung auch bei denselben offenbaren. Überall zwar waren die Liebesmahle gemeinsam unter Wahrung des Aposteldekretes, die Judenchristen und Jerusalem indes, welche in ihrer Vaterstadt nur reine Speisen auftragen ließen, glaubten in Antiochia denselben Titus beobachten zu müssen. Da der heil. Petrus sich ihnen ganz besonders widmete, fürchtete er ihnen Ärgernis zu geben, wenn er mit den Heidenchristen speiste. So kam selbst in die religiösen Versammlungen eine Sonderung, welche der Anfang einer größeren Spaltung werden konnte. Galater Gal 55 2 12 18 Was Petrus von dem Gesetze, seiner Verpflichtung und seinem Werte hielt, hatte er bereits mehrfach offenbart. [Apg 11,1ff, Apg 15,8ff] Ebenso aß er, nach Antiochia gekommen, regelmäßig mit den Heidenchristen, nur das Aposteldekret beobachtend. Er stimmte also mit Paulus überein, dass nicht allein die bekehrten Heiden, sondern auch die Judenchristen nicht mehr an das Gesetz gebunden seien und wenngleich das Konzil hierüber nichts ausdrücklich bestimmt, sondern einzig die Brüder unter den Heiden im Auge gehabt hatte [Apg 15,23], billigte er dennoch die Lehre des heil. Paulus über diese Sache. Deshalb gab Petrus diese Lebensweise nur gleichsam gezwungen auf. Galater Gal 55 2 13 Et simulationi ejus consenserunt ceteri Judæi, ita ut et Barnabas duceretur ab eis in illam simulationem. Und seiner Verstellung¹⁹ schlossen sich die übrigen Juden an, so dass sogar Barnabas zu der gleichen Verstellung von ihnen verleitet wurde. Galater Gal 55 2 13 19 Der Apostel nennt das Verhalten des heil. Petrus und der übrigen Verstellung, insofern die äußere Handlung nicht mit ihrem inneren Urteile übereinstimmte: sie waren überzeugt, dass die mosaischen Ritualvorschriften sie nicht verpflichteten und handelten doch, indem sie sich von den Heidenchristen zurückzogen, als ob sie noch an dieselben gebunden wären. Ähnlich verstellte sich auch Paulus. [Apg 21,20ff] Aber war auch Handlung und Ursache derselben bei Paulus und Petrus gleich, die Folgen der Handlung waren doch verschiedene. Das Beispiel des Hauptes der Kirche zog alle nach sich, und da auch Barnabas mit den Judenchristen sich von Paulus zurückzogen, durfte er nicht länger schweigen. Galater Gal 55 2 14 Sed cum vidissem quod non recte ambularent ad veritatem Evangelii, dixi Cephæ coram omnibus: Si tu, cum Judæus sis, gentiliter vivis, et non judaice: quomodo Gentes cogis judaizare? Da ich aber sah, dass sie nicht recht wandelten,²⁰ entsprechend der Wahrheit des Evangeliums, sprach ich zu Kephas in Gegenwart aller: Wenn du, obwohl du ein Jude bist, in heidnischer und nicht in jüdischer Weise lebst, wie kannst du die Heiden zwingen jüdische Gebräuche zu beobachten?²¹ Galater Gal 55 2 14 20 Sie wandelten auf dem rechten Wege, aber nicht recht, d. i. nicht entsprechend der Wahrheit. Der Fehler lag im Wandel, nicht in der Lehre (Tert.). Wäre der Fehler in der Lehre gewesen, wie hätte Paulus nachweisen können, dass sie in derselben übereinstimmten? Da der Irrtum allen schadete, genügte es nicht, ihn insgeheim zu bessern (Aug.). Galater Gal 55 2 14 21 Jüdische Gebräuche beobachten: Sich den Vorschriften des Gesetzes, insbesondere über den Unterschied der Speisen unterwerfen. Zwingen: moralisch, da du die Heidenchristen gleichsam als unrein erniedrigst, müssen sie zu der Meinung kommen, dass die Beobachtung des Mosaischen Gesetzes ihnen eine größere Vollkommenheit und Würde mitteilen würde und sie dieselbe mithin auf sich nehmen sollen, um den Judenchristen gleich zu stehen. Wie groß war das Ansehen des heil. Petrus in der jungen Kirche! Paulus, ihren Apostel, der sie, unter ihnen weilend, durch so viele Jahre nicht nur durch Beispiele, sondern auch durch Worte belehrt hatte, und der lehrte, dass das ganze Gesetz abgeschafft sei, verließen die Heidenchristen, sobald Petrus durch sein verändertes Verhalten nicht mehr mit ihnen übereinzustimmen schien! Ja, Paulus hielt auch selbst sein Ansehen nicht für genügend, um die Antiochener zurückzuhalten und von der vermeintlichen Meinung des heil. Petrus abzuwenden, da er sich bemüht, dass Petrus erklären soll, er stimme mit ihm überein. Das Wort Verstellung (V. 13) ist mithin in sehr weitem Sinne zu nehmen. Hätte Paulus gemeint, dass Petrus dadurch sündigte, so hätte er ihn gleich anfangs mahnen müssen; er tat dies aber erst, als die Folgen sich zeigten und die Einheit der Kirche gefährdet ward. Der heil. Paulus entdeckte diese Gefahr zuerst, darum erhob er seine Stimme. Galater Gal 55 2 15 Nos natura Judæi, et non ex Gentibus peccatores. Wir sind von Geburt Juden, und nicht Sünder aus den Heiden her.²² Galater Gal 55 2 15 22 Die Rede des heil. Paulus wird weiter geführt. Nicht zufrieden mit seiner Frage will Paulus auch den Judenchristen, welche mit Petrus Verstellung geübt, und die der Meinung zu sein schienen, die Beobachtung des Gesetzes sei notwendig, zeigen, dass dieselbe mit dem Glauben an Christus in Widerspruch steht. Wir: zunächst Paulus und Petrus, sodann auch die übrigen anwesenden Judenchristen. Der Apostel nennt die Heiden Sünder, weil sie den wahren Gott nicht kannten, während die Juden das Gesetz, Auserwählung als Gottesvolk und die Verheißungen hatten. Galater Gal 55 2 16 Scientes autem quod non justificatur homo ex operibus legis, nisi per fidem Jesu Christi: et nos in Christo Jesu credimus, ut justificemur ex fide Christi, et non ex operibus legis: propter quod ex operibus legis non justificabitur omnis caro. Weil wir aber wissen, dass der Mensch nicht gerechtfertigt wird durch Werke des Gesetzes, sondern durch den Glauben an Jesus Christus, so haben auch wir den Glauben an Christus Jesus angenommen, damit wir gerechtfertigt werden durch den Glauben an Christus, und nicht durch Werke des Gesetzes, weil durch Werke des Gesetzes kein Mensch gerechtfertigt werden wird.²³ Galater Gal 55 2 16 23 Wie hoch die Judenchristen auch das Gesetz vor ihrer Bekehrung gestellt hatten, jetzt war es ihnen aus der göttlichen Offenbarung klar geworden, dass dasselbe nicht die Gerechtigkeit wirkt, die vor Gott Wert hat. Durch die Beifügung: nicht durch Werke des Gesetzes erklärt Paulus den Sinn des von ihm angeführten [Ps 142,2]. Vergl. [Röm 3,20]. Das Wort rechtfertigen bedeutet gerecht machen. Dieser Bedeutung verwandt ist eine andere, davon abgeleitete: jemanden (im Gerichte) für gerecht erklären. Auch dies kann Gott, der die Wahrheit und Gerechtigkeit selbst ist, nicht tun, wenn jemand nicht wirklich innerlich gerecht ist. Werke des Gesetzes: Das ganze Gesetz. (Aug.) Mithin ist der Glaube an Jesus Christus zwar zunächst die gläubige Annahme seiner Offenbarung, sodann aber auch alles dessen, was er uns gebracht hat. Galater Gal 55 2 17 Quod si quærentes justificari in Christo, inventi sumus et ipsi peccatores, numquid Christus peccati minister est? Absit. Wenn wir nun aber, die wir in Christo gerechtfertigt zu werden suchen, selbst auch als Sünder erfunden wurden, ist dann Christus etwa ein Helfer der Sünde?²⁴ Das sei ferne! Galater Gal 55 2 17 24 Wir Judenchristen haben erkannt, dass wir einzig durch den Glauben an Jesus Christus gerechtfertigt werden können und haben das Gesetz hintangesetzt, um an den Glauben an Christus, welcher die verdienstliche Ursache unserer Gerechtigkeit ist, die Rechtfertigung zu suchen. Wenn wir aber so, d. i. nach Hintansetzung des Gesetzes, die Gerechtigkeit suchend, Sünder, den Heiden ähnlich geworden und erfunden sind, so ist also Christus, um dessentwillen wir diesen Weg betreten und das Gesetz hintangesetzt haben, ein Helfer der Sünde, da er die Ursache und der Beförderer unserer (vorausgesetzten) Sünden ist? Galater Gal 55 2 18 Si enim quæ destruxi, iterum hæc ædifico: prævaricatorem me constituo. Denn wenn ich das, was ich niedergerissen habe, wiederum aufbaue, so stelle ich mich als Übertreter dar.²⁵ Galater Gal 55 2 18 25 Jene versuchten zu beweisen, dass der, welcher das Gesetz nicht beobachtet, ein Sünder sei. Paulus wendete den Vorwurf auf seine Gegner zurück, indem er zeigt: Wer das Gesetz beobachtet, versündigt sich nicht allein gegen den Glauben, sondern auch gegen das Gesetz selbst. Das Gesetz wird als ein Gebäude aufgefasst, welches die zerstören, die es verwerfen, diejenigen wieder aufzubauen versuchen, welche es, nachdem sie es verworfen, derart wieder aufnehmen und es für so notwendig halten, dass sie es an die Stelle setzen, welche zuvor der Tod Christi inne hatte. Ohne weiter auf das in Antiochia Geschehene Rücksicht zu nehmen, legt der heil. Paulus die Lehre von der Auffassung des Gesetzes allgemein vor und spricht deshalb in der ersten Person. Derjenige übertritt das Gesetz, der es, nachdem es ihn selbst zum Glauben geführt und seine eigene Abschaffung nachgewiesen hat, dennoch an Stelle desselben setzen will. (Chrys., Theod.) Galater Gal 55 2 19 Ego enim per legem, legi mortuus sum, ut Deo vivam: Christo confixus sum cruci. Durch das Gesetz bin ich ja dem Gesetze abgestorben, damit ich Gott lebe;²⁶ ich bin mit Christus an das Kreuz geheftet.²⁷ Galater Gal 55 2 19 26 Der Lehrmeister übt sein Amt, um nicht mehr notwendig zu sein, das Kind wird an der Brust genährt, um ihrer nicht mehr zu bedürfen, durch das Schiff kommen wir in das Vaterland und bedürfen des Schiffes nicht mehr (Aug.). Galater Gal 55 2 19 27 Durch das Gesetz waren alle dem Fluche unterworfen, so dass Christus, als er für uns zum Fluche geworden unseren Fluch auf sich nahm, durch das Gesetz dem Tode überliefert und gekreuzigt ward. [Gal 3,10ff] Alle nun, die auf Christus getauft sind, sind auf seinen Tod getauft und sterben, Christus vereint, mit ihm. [Röm 6,3ff] Also sterben sie durch das Gesetz; da nun dieses nur gilt, solange der Mensch lebt, werden sie durch diesen Tod, der durch das Gesetz eintritt, von dem Joche des Gesetzes befreit. [Röm 6,8ff] Nun erstehen aber die Getauften auch mit Christus zu neuem Leben, in dem sie nicht mehr sterben, sondern von dem Gesetze gelöst Gott dienen. Galater Gal 55 2 2 Ascendi autem secundum revelationem: et contuli cum illis Evangelium, quod prædico in gentibus, seorsum autem iis, qui videbantur aliquid esse: ne forte in vacuum currerem, aut cucurrissem. Ich ging aber hin, einer Offenbarung folgend, und legte ihnen das Evangelium vor,³ das ich unter den Heiden verkünde,⁴ insbesondere aber denen, die in Ansehen standen,⁵ dass ich nicht etwa vergeblich liefe, oder gelaufen wäre.⁶ Galater Gal 55 2 2 3 Nach Lukas ist er von den Antiochenern gesendet, aber wie der heil. Petrus von Kornelius eingeladen, dennoch auf Befehl des Heil. Geistes sich nach Cäsarea begab [Apg 10,19], so war Paulus durch eine göttliche Offenbarung belehrt sich nach Jerusalem zu begeben, wohin die Antiochener ihn entsendeten. Die Ursache der Offenbarung war wohl die Streitfrage über die Notwendigkeit der Beschneidung. Galater Gal 55 2 2 4 Der Zusatz: unter den Heiden ist gemacht, um anzudeuten, dass die Frage über die Freiheit von den legalen Vorschriften des alten Bundes, die er von Anbeginn seines Apostolates an verkündet und auch damals noch verkündete, erörtert wurde. Galater Gal 55 2 2 5 Paulus verhandelte zuerst in einer öffentlichen Versammlung vor der versammelten Gemeinde und dann insbesondere mit den Aposteln und Vorstehern. Was in dieser Verhandlung mit den Aposteln geschah, berichtet Paulus, während der heil. Lukas eine zweite öffentliche Verhandlung beschreibt, in welcher die Apostel den Gläubigen ihre und der Vorsteher Beschlüsse mitteilten. [Apg 15,7-22] Übrigens bezeichnet der Ausdruck: die in Ansehen standen die gesamten Autoritäten der Kirche von Jerusalem, Apostel und Bischöfe, nicht die V. 9 genannten Apostel allein, die Säulen der Gesamtkirche sind. Galater Gal 55 2 2 6 Die Kirche zu Jerusalem soll von dem durch Paulus gepredigten Evangelium Kenntnis nehmen und prüfen, ob wirklich seine apostolischen Arbeiten sämtlich nutzlos und vergeblich seien, wie seine Gegner behaupteten (Aug., Phot.). Wird die lat. Übersetzung durch: damit wiedergegeben, so ist der Sinn, dass der Apostel anderen die Überzeugung verschaffen will, dass das, was er gepredigt, mit der Lehre der anderen Apostel übereinstimmte (Theod.). Galater Gal 55 2 20 Vivo autem, jam non ego: vivit vero in me Christus. Quod autem nunc vivo in carne: in fide vivo Filii Dei, qui dilexit me, et tradidit semetipsum pro me. Ich lebe aber, doch nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir.²⁸ Sofern ich aber jetzt im Fleische lebe,²⁹ lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich dahingegeben hat. Galater Gal 55 2 20 28 Nicht mehr der alte Mensch, sondern wie die Rebe dem Weinstocke, bin ich Christus verbunden. Galater Gal 55 2 20 29 Im sterblichen Leben, im Gegensatze zu dem übernatürlichen Leben. Jetzt: Im Gegensatze zur Zeit vor der Taufe. Galater Gal 55 2 21 Non abjicio gratiam Dei. Si enim per legem justitia, ergo gratis Christus mortuus est. Ich verwerfe die Gnade Gottes³⁰ nicht. Denn wenn durch das Gesetz die Gerechtigkeit kommt, so ist Christus vergeblich gestorben.³¹ Galater Gal 55 2 21 30 Das Opfer des Heilandes, der sich für uns dargebracht hat. Galater Gal 55 2 21 31 Wenn der lebendige Glaube zur Rechtfertigung nicht genügt, sondern nur einen Teil der Ursache derselben bildet, den anderen aber das Gesetz, so leugne ich, dass die Verdienste Christi ausreichend sind. Galater Gal 55 2 3 Sed neque Titus, qui mecum erat, cum esset gentilis, compulsus est circumcidi: Aber nicht einmal⁷ Titus, der bei mir war, wurde, obschon er ein Heide war, gezwungen, sich beschneiden zu lassen. Galater Gal 55 2 3 7 Nicht nur erklärte man, ich sei nicht vergeblich gelaufen, sondern usw. Einige Christen forderten also die Beschneidung des Titus, doch stimmten die Apostel nicht zu (Chrys.). Der Grund dafür folgt in V. 4. Galater Gal 55 2 4 Sed propter subintroductos falsos fratres, qui subintroierunt explorare libertatem nostram, quam habemus in Christo Jesu, ut nos in servitutem redigerent. Wegen der eingeschlichenen falschen Brüder aber,⁸ welche sich eingedrängt hatten, um unserer Freiheit, die wir in Christus Jesus haben, aufzulauern, damit sie uns in Knechtschaft brächten; Galater Gal 55 2 4 8 Ohne alles Recht haben sie sich heimlich eingedrängt. So wollen sie ausspüren, wo sie einen Angriff versuchen und wie sie uns in Knechtschaft des Gesetzes bringen können. Ohne Zweifel hatte Paulus auf seiner zweiten Reise das Dekret des Apostelkonzils verkündet. Hätten die Apostel die Beschneidung des Titus gestattet, so würden die falschen Lehrer gesucht haben, den Gläubigen einzureden, auch die aus dem Heidentum Bekehrten müssten sich der Beschneidung unterwerfen. Wohl dachten die Apostel hierbei an alle aus dem Heidentume Bekehrten, aber deshalb kann Paulus auch V. 5 sagen: Bei euch. Obgleich also Titus nicht beschnitten war, behandelten ihn die Apostel dennoch als vollen Christen, dem nichts fehlte. [Gal 3,3] Auch das Evangelium des heil. Paulus ward nicht als unvollständig erfunden (V. 6), sondern die Säulen der Kirche erkannten sein Apostolat als durch göttliche Gnaden bestätigt, an (V. 7, 8) ihn aber als wahren Apostel, mit dem sie sich innigst vereinten und über die Verteilung der Länder verständigten, in denen jeder tätig sein sollte. (V. 9, 10) Wenngleich der heil. Lukas von diesem allem nichts ausdrücklich berichtet, schildert er doch, wie Paulus der Übereinkunft gemäß unter den Heiden arbeitet und von seinen apostolischen Reisen nach Jerusalem zurückgekehrt, auf's innigste mit dieser Kirche verbunden. Galater Gal 55 2 5 Quibus neque ad horam cessimus subjectione, ut veritas Evangelii permaneat apud vos: diesen gaben wir auch nicht einen Augenblick durch Unterwerfung nach, damit die Wahrheit des Evangeliums bei euch Bestand habe. Galater Gal 55 2 6 Ab iis autem, qui videbantur esse aliquid, (quales aliquando fuerint, nihil mea interest. Deus personam hominis non accipit) mihi enim qui videbantur esse aliquid, nihil contulerunt. Diejenigen dagegen, welche in Ansehen standen (wer sie sonst gewesen sind, tut für mich nichts zur Sache;⁹ Gott sieht nicht auf das Ansehen der Person), auch diese, welche in Ansehen standen, haben mich nichts Neues gelehrt; [Röm 2,11] Galater Gal 55 2 6 9 Wie hoch ihr Ansehen auf dem Konzil gewesen sein mag, ist ohne Bedeutung und kümmert mich nicht, denn Gott schaut nur auf die inneren Gaben. Was diese angeht, sind die, welche in Jerusalem hochstehen, nicht über mir; denn sie fügten meiner Lehre nichts bei, noch verbesserten sie dieselbe, obwohl sie wussten, dass ich nach Jerusalem gekommen war, sie zu befragen, und obgleich sie es tun mussten, wenn meine Lehre der Christi nicht entsprach (Chrys.). Galater Gal 55 2 7 Sed econtra cum vidissent quod creditum est mihi Evangelium præputii, sicut et Petro circumcisionis: sondern im Gegenteile, als sie sahen, dass mir das Evangelium bei den Unbeschnittenen anvertraut ist, wie dem Petrus bei den Beschnittenen,¹⁰ Galater Gal 55 2 7 10 Paulus vergleicht sein Apostelamt nur mit dem des heil. Petrus und stellt sich ihm gleich im Amte. Ohne Zweifel erwähnt er ihn deshalb allein von allen Aposteln, weil sein Primat in der ganzen Kirche bekannt war. Petrus hatte als erster, zwölf Jahre noch vor dem Konzil, den Heiden das Wort des Herrn verkündet [Apg 15,14], und Paulus selbst hatte auf seiner ersten Reise in jenen Städten, an welche dieser Brief gerichtet ist, stets zuerst den Juden das Evangelium angeboten. Der Apostel berichtet also hier lediglich die damalige Wirksamkeit der Apostel. Wie Petrus viele Kirchen unter bekehrten Juden errichtet hat, so Paulus unter den Heiden, und dies mit vielen außerordentlichen Gnaden, welche von Gottes Beistand Zeugnis geben. Galater Gal 55 2 8 (Qui enim operatus est Petro in Apostolatum circumcisionis, operatus est et mihi inter gentes) (denn der mit Petrus wirksam war zum Apostelamte bei den Beschnittenen, war auch mit mir wirksam unter den Heiden) Galater Gal 55 2 9 Et cum cognovissent gratiam, quæ data est mihi, Jacobus, et Cephas, et Joannes, qui videbantur columnæ esse, dextras dederunt mihi, et Barnabæ societatis: ut nos in gentes, ipsi autem in circumcisionem: und da sie die Gnade erkannten, die mir verliehen ist, gaben Jakobus und Kephas und Johannes, welche als Säulen galten,¹¹ mir und Barnabas die Hand zur Gemeinschaft,¹² dass wir uns an die Heiden, sie aber sich an die Beschnittenen wendeten; Galater Gal 55 2 9 11 Den Aposteln war nicht die Sorge für eine einzelne Kirche, sondern die Verbreitung des Evangeliums auf dem ganzen Erdkreise anvertraut, auf ihnen beruht deshalb die ganze Kirche. Jakobus, Sohn des Alphäus, steht voran, weil die judaisierenden Christen seinen Namen missbrauchten, um Paulus zu bekämpfen. Galater Gal 55 2 9 12 Wenngleich, wie [Apg 11,22.29ff] erzählt wird, eine gewisse Verbindung zwischen den heidenchristlichen Kirchen und Jerusalem bestand, so ließ Gott doch die heidenchristlichen Kirchen sich mehren und stark werden, ehe er die letzten Ruinen der Scheidewand, welche die Heiden von den Juden getrennt hatte und die durch Christi Tod beseitigt war, entfernte. Die Apostel geben sich die Rechte, damit nicht die verschiedene Übung auch ein verschiedenes Evangelium schien. Da Juden und Heiden in den Schafstall Christi zu führen waren, die in Palästina wohnenden Juden aber vor allem Verkehr mit Heiden mehr zurückschreckten, wurden die Arbeitsfelder so verteilt, dass die einen besonders in Palästina, die anderen vorzüglich unter den Heiden das Evangelium verkünden sollten. Übrigens sollte diese Abmahnung nur für einige Zeit gelten. Ein neuer Beweis der Übereinstimmung des heil. Paulus mit den übrigen Aposteln: Wir haben uns den Erdkreis für die Predigt geteilt, doch die Sorge für die Armen in Judäa sollte uns gemeinsam sein. Wäre unter uns Streit und Krieg gewesen, die anderen Apostel hätten dies nicht angenommen (Chrys.). Galater Gal 55 0 1 II. Dogmatischer Teil. (3,1 4,31): Das Gesetz Moses hilft nicht des Abraham verheißenen Segens teilhaftig zu werden. 1. Die Nutzlosigkeit des Gesetzes steht aus der Erfahrung der Galater selbst fest. (V. 1 7) 2. Die Nutzlosigkeit des Gesetzes zeigt sich aus der ganzen Natur der Abraham gemachten Verheißungen. (3,8 4,20) a. Nur die an Christus glauben, haben ein Anrecht auf die Abraham gemachten Verheißungen. (V. 14) b. Die Abraham gemachte Verheißung ist durch das Gesetz nicht geändert. (V. 18) c. Welche Stelle also hat das Gesetz in der Heilsordnung eingenommen? [Gal 4,6] Es war ein Lehrmeister auf Christus. (V. 24) Als Christus kam, hörte es auf, ein solcher zu sein. Galater Gal 55 3 1 O insensati Galatæ, quis vos fascinavit non obedire veritati, ante quorum oculos Jesus Christus præscriptus est, in vobis crucifixus? O ihr unverständigen Galater!¹ Wer hat euch bezaubert, der Wahrheit nicht zu gehorchen? euch, denen Jesus Christus vor Augen gestellt worden, als wäre er unter euch gekreuzigt?² Galater Gal 55 3 1 1 Unverständig ist, wer die Wahrheit nicht besitzt. Galater Gal 55 3 1 2 Sie waren auf das beste über den Tod Christi, dessen Ursache und seine Verdienste unterrichtet worden und hatten sich dennoch verführen lassen, denselben gering zu schätzen. Galater Gal 55 3 10 Quicumque enim ex operibus legis sunt, sub maledicto sunt. Scriptum est enim: Maledictus omnis, qui non permanserit in omnibus, quæ scripta sunt in libro legis ut faciat ea. Denn alle, die sich auf die Werke des Gesetzes stützen, sind unter dem Fluche; denn es steht geschrieben: Verflucht ein jeder, der nicht verharret in allem, was in dem Buche des Gesetzes geschrieben ist, dass er es tue.¹³ Galater Gal 55 3 10 13 [Dtn 27,26] Wer dem Fluche entgehen will, muss jede Vorschrift des Gesetzes, ohne Ausnahme, stets und überall erfüllen. Nun kann dies aber niemand leisten, da das Gesetz zwar Erkenntnis der Sünde gewährt, nicht aber die Kraft, es zu halten. So wirkt es also Zorn. [Röm 3,20] Galater Gal 55 3 11 Quoniam autem in lege nemo justificatur apud Deum, manifestum est: quia justus ex fide vivit. Dass aber durch das Gesetz niemand bei Gott gerechtfertigt wird, ist offenbar; denn der Gerechte lebt aus dem Glauben.¹⁴ Galater Gal 55 3 11 14 Der Gerechte, welcher meinen Worten glaubt und an denselben nicht zweifelt, wird als Lohn das ewige Leben haben. Galater Gal 55 3 12 Lex autem non est ex fide, sed, Qui fecerit ea, vivet in illis. Das Gesetz aber ist nicht aus dem Glauben,¹⁵ sondern wer es tut, wird darin leben. [Lev 18,5] Galater Gal 55 3 12 15 Das Gesetz, d. i. die verschiedenen Vorschriften, welche Moses gegeben, schreibt vor, was zu tun, nicht, was zu glauben ist (Thom.). Die Heiligen des A. T. glaubten wohl und liebten, wie das Gesetz es vorschrieb, aber nicht in Kraft des Gesetzes, welches Vorschriften gab, sondern in Kraft des Messias, der in demselben verheißen war, den sie im Glauben erwarteten und auf dessen Ankunft sie durch dasselbe vorbereitet wurden. Galater Gal 55 3 13 Christus nos redemit de maledicto legis, factus pro nobis maledictum: quia scriptum est: Maledictus omnis qui pendet in ligno: Christus hat uns losgekauft vom Fluche des Gesetzes,¹⁶ da er für uns zum Fluche¹⁷ geworden; denn es steht geschrieben: Verflucht ist jeder, der am Holze hängt;¹⁸ Galater Gal 55 3 13 16 Vers 13 bildet den Gegensatz zu V. 11, 12. Weit entfernt, den Galatern alle Hoffnung zu nehmen, will er ihnen vielmehr die wahre Quelle aller Hoffnung und alles Vertrauens eröffnen. Deshalb bezeichnet das Objekt uns diejenigen, welche dem Fluche des Gesetzes unterworfen waren, die Juden. Diese waren zuerst von dem Fluche zu befreien, damit alsdann auch die Heiden zum Heile gelangten. Galater Gal 55 3 13 17 Wie Christus selbst unschuldig die Sünden der Welt auf sich nehmend nicht ein Sünder sein, sondern als Sünder erscheinen wollte [2Kor 5,21], so wollte er auch, indem er allen Fluch auf nahm, nicht als Verfluchter, denn vielmehr als Fluch erscheinen, d. i. als Mann, in dem außer dem Fluche sich nichts findet. Die Worte: verflucht usw. sind keine Beschimpfung des Heilandes. Dem sterblichen Teile nach hing er am Kreuze; woher aber die Sterblichkeit ist, wissen die Gläubigen, es ist die Strafe und der Fluch des ersten Menschen, die der Herr auf sich genommen hat, unsere Sünden an seinem Leib an das Kreuz tragend. Wenn man also sagte: Der Tod ist verflucht, würde niemand erschrecken, was anders aber hat am Kreuze, wenn nicht die Sünde des alten Menschen, welche der Herr für uns in der Sterblichkeit seines Fleisches auf sich nahm? (Aug.) Galater Gal 55 3 13 18 [Dtn 21,23] Galater Gal 55 3 14 Ut in gentibus benedictio Abrahæ fieret in Christo Jesu, ut pollicitationem Spiritus accipiamus per fidem. damit über die Heiden der Segen Abrahams käme durch Christus Jesus,¹⁹ so dass wir die Verheißung des Geistes empfangen durch den Glauben. Galater Gal 55 3 14 19 Christus hat die Scheidewand zwischen Juden und Heiden niedergerissen und beide empfangen nun Galater Gal 55 3 15 Fratres (secundum hominem dico) tamen hominis confirmatum testamentum nemo spernit, aut superordinat. Brüder!²⁰ (ich rede nach Menschenweise)²¹ eines Menschen rechtskräftiges Testament hält doch niemand für nicht verpflichtend oder fügt etwas hinzu. [Hebr 9,17] Galater Gal 55 3 15 20 Die er zuvor unverständige Galater genannt, redet er jetzt Brüder an. Galater Gal 55 3 15 21 Der vorhergehende Beweisgrund war der heil. Schrift entnommen, dieser stützt sich auf die Vernunft (Chrys.). Galater Gal 55 3 16 Abrahæ dictæ sunt promissiones, et semini ejus. Non dicit: Et seminibus, quasi in multis: sed quasi in uno: Et semini tuo, qui est Christus. Nun sind die Verheißungen²² dem Abraham zugesagt worden und seinem Samen.²³ Es heißt nicht: Und den Samen, wie in Bezug auf viele, sondern von einem: Und deinem Samen,²⁴ das ist Christus. Galater Gal 55 3 16 22 Die oftmals wiederholte Verheißung. Galater Gal 55 3 16 23 Da die Verheißung nicht allein Abraham sondern auch seinem Samen gegeben ist, so hat dieselbe nicht mit Abrahams Tode ein Ende genommen, sondern ist auch auf seinen Samen übergegangen. Galater Gal 55 3 16 24 [Gen 17,8] (Iren., Orig.) Indem Gott in der Verheißung den Sammelnamen wählte, nicht hingegen die Mehrzahl, welche einzelne bezeichnet, zeigte er gleichsam, dass Abrahams Nachkommen in einen Körper vereinigt werden sollen. Als Einheit ist den leiblichen Kindern Abrahams das Recht auf seine Erbschaft zu Teil geworden, als Einheit den geistigen, soweit diese eines sind in dem geistigen Christus, der Kirche (Iren., Aug.) Galater Gal 55 3 17 Hoc autem dico, testamentum confirmatum a Deo: quæ post quadringentos et triginta annos facta est lex, non irritum facit ad evacuandam promissionem. Da sage ich nun also: Das von Gott bekräftigte Testament²⁵ wird durch das Gesetz, welches vierhundert und dreißig Jahre darnach gegeben ward,²⁶ nicht aufgehoben, so dass die Verheißung vereitelt werden sollte. Galater Gal 55 3 17 25 Darf keines Menschen Testament, wenn es in gesetzmäßiger Form abgefasst ist, ungültig gemacht werden, so kann dies noch viel weniger mit einem von Gott vorher, d. i. vor dem Gesetze, bekräftigten Testamente geschehen. Galater Gal 55 3 17 26 Die Zahl stimmt nicht mit [Gen 15,3] verglichen mit [Ex 12,40] überein, denn von der Verheißung bis zum Gesetze verflossen mehr als 600 Jahre. Viele alte Erklärer nehmen an, dass die auch von der Vulgata [Ex 12,40] beibehaltene Lesart des heutigen hebräischen Textes, welche den Aufenthalt in Ägypten auf 430 Jahre bestimmt, nicht unversehrt ist, und lesen mit der Sept., dem chaldäischen Paraphrasten und dem samarit. Pentateuch: In Chanaan und Ägypten (Eus., Aug., Thom.). Andere nehmen an, dass Paulus seine Zählung mit der letzten, Jakob gemachten Verheißung beginnt. Galater Gal 55 3 18 Nam si ex lege hereditas, jam non ex promissione. Abrahæ autem per repromissionem donavit Deus. Denn wenn die Erbschaft kraft des Gesetzes käme, so käme sie nicht kraft der Verheißung; dem Abraham aber hat Gott durch die Verheißung sich gnädig erwiesen. Galater Gal 55 3 19 Quid igitur lex? Propter transgressiones posita est donec veniret semen, cui promiserat, ordinata per Angelos in manu mediatoris. Wozu nun das Gesetz? Der Übertretungen wegen ist es aufgestellt worden,²⁷ bis der Same käme, dem die Verheißung galt, verordnet durch Engel, aufgestellt durch einen Mittler.²⁸ Galater Gal 55 3 19 27 Nach dem Griech.: Den Verheißungen beigefügt. Einige (Chrys., Theod., Hier.) erklären: Das Gesetz ist gegeben, die Übertretungen zu strafen und in Schranken zu halten. Besser scheint eine andere Erklärung: Das Gesetz ward gegeben, um die Übertretungen zu offenbaren und zu vermehren, damit der Mensch so seine Schwäche erkannte und angespornt würde, zur Gnade und zum Glauben, mit deren Hilfe er sie meiden könnte, seine Zuflucht zu nehmen (Aug., Thom.). Die Menschen (sagt der heil. Thomas) hatten eine doppelte falsche Meinung von sich: Sie überhoben sich ihres Wissens und ihrer Kraft. Indem Gott sie eine Zeit lang ohne Unterweisung dem Naturgesetze überließ, zeigte er ihnen, dass sie in stolzem Wahne ihres Wissens sich überhoben. Da sie indes noch im Irrtume über ihre eigene Kraft befangen waren, indem sie sagten: Es gibt keinen, der Gebote gebe, er sollte wohl sehen, dass wir dieselben zu beobachten im Stande sind, so ward ihnen das Gesetz zu Teil, welches Erkenntnis der Sünde bringen sollte. Denn da der Mensch sah, dass er ohne die Gnade sich nicht von Sünden freihalten konnte, musste die Erkenntnis davon, welche das Gesetz vermittelte, die Sehnsucht nach der Gnade wecken. Galater Gal 55 3 19 28 Der Mittler war Moses. Das mosaische Gesetz also stand dem Bündnis der Verheißungen weit nach und konnte nicht an dessen Stelle treten. Galater Gal 55 3 2 Hoc solum a vobis volo discere: Ex operibus legis Spiritum accepistis, an ex auditu fidei? Dieses nur will ich von euch erfahren: Habt ihr den Geist³ durch Werke des Gesetzes empfangen, oder durch Annahme des Glaubens?⁴ Galater Gal 55 3 2 3 Den Heiligen Geist. Galater Gal 55 3 2 4 In der ersten Kirche offenbarte sich der Heil. Geist nach der Predigt des Glaubens sichtbar in den Gläubigen. Auch die Galater hatten seine Gaben empfangen. Woher aber? Nicht durch Werke des Gesetzes, da sie Heiden gewesen waren, also durch die Annahme des Glaubens. Konnte dies die Kraft des Glaubens, so suchen wir vergeblich ein anderes Mittel zur Vollkommenheit zu gelangen; denn schwerer ist es, den Ungerechten zu einem Gerechten zu machen, als den Gerechten in der Gerechtigkeit zu bewahren. Galater Gal 55 3 20 Mediator autem unius non est: Deus autem unus est. Ein Mittler aber ist nicht eines einzigen,²⁹ Gott hingegen ist ein einziger.³⁰ Galater Gal 55 3 20 29 Ein Mittler gehört, wie der Name bereits angibt, nicht nur sich selbst an, wenigstens zwei Personen müssen vorhanden sein, zwischen denen jener vermittelt, um einen beide verpflichtenden Vertrag zu Stande zu bringen. Ein solcher Vertrag war also das Gesetz. Gott verhieß seinerseits Segnungen, aber unter der Bedingung, dass das Gesetz beobachtet werde. Galater Gal 55 3 20 30 Eine Verheißung ist eine einfache Verpflichtung, durch welche der Versprechende sich anheischig macht, etwas umsonst zu leisten. Als Gott dem Abraham und seinem Samen Verheißungen gab, nahm er die Erfüllung derselben auf sich, ohne dass eine Bedingung zu erfüllen war. So ist er denn allein verpflichtet, und wird, was er versprochen, nach seiner Treue und Unveränderlichkeit erfüllen. Mit anderen Worten: Das Gesetz, welches durch einen Mittler gegeben ist, enthält eine zweiseitige Verpflichtung, der Segen hängt von der Erfüllung des Gesetzes ab. Die Abraham gegebenen Verheißungen legen nur Gott eine Verpflichtung auf und sind bedingungslos, also konnte das Gesetz nicht an deren Stelle treten und sie aufheben. Diese Stelle ist eine der schwersten und findet unzählige der verschiedenartigsten Erklärungen. Galater Gal 55 3 21 Lex ergo adversus promissa Dei? Absit. Si enim data esset lex quæ posset vivificare, vere ex lege esset justitia. Ist also das Gesetz wider die Verheißungen Gottes?³¹ Das sei ferne! Denn wenn das Gesetz gegeben wäre, so dass es lebendig machen könnte, so käme wirklich die Gerechtigkeit aus dem Gesetze.³² Galater Gal 55 3 21 31 Es könnte so scheinen, da es die Übertretungen offenbaren und mehren soll (V. 19) und zu der freiwilligen Verheißung eine Bedingung beifügt. Galater Gal 55 3 21 32 Wenn das Gesetz eine solche Kraft hätte, dass es das Leben der Gnade geben und das ewige Leben verschaffen könnte, so entspränge die Gerechtigkeit in Wahrheit und nicht nur zum Scheine aus dem Gesetze, so würde das Gesetz das bewirken, was dem Glauben zugeschrieben wird, und so wäre der Glaube vergeblich (Thom.). Die Gerechtigkeit ist die Grundlage jenes wahren Lebens, welches in diesem Leben beginnt, aber erst in der ewigen Seligkeit voll besessen wird, welches die Summe der dem Abraham und seinem Samen verheißenen Erbschaft ist. Nach der Lehre der judaisierenden Lehrer mussten die Gläubigen das Gesetz beobachten, wollten sie der verheißenen Erbschaft voll teilhaftig werden, mithin müsste auch die Gerechtigkeit, die Grundlage der Erbschaft, aus dem Gesetze sein, wenn die Erbschaft aus dem Gesetze wäre, und Gerechtigkeit und Leben wären dem Gesetze verliehen, nicht mehr umsonst gewährte, den Gläubigen verheißene Gaben, sondern ein dem die Werke des Gesetzes tuenden gebührender Lohn (Hier.). Galater Gal 55 3 22 Sed conclusit Scriptura omnia sub peccato, ut promissio ex fide Jesu Christi daretur credentibus. Aber die Schrift³³ hat alles unter die Sünde einbeschlossen,³⁴ damit die Verheißung³⁵ durch den Glauben an Jesus Christus denen zu Teil würde, die glauben.³⁶ Galater Gal 55 3 22 33 Die gesamte heil. Schrift. Galater Gal 55 3 22 34 D. i. gleichsam derart, dass keine Flucht möglich ist. Alle Menschen ohne Ausnahme haben Strafe verdient, vor allem die Juden, welche das Gesetz hatten. Galater Gal 55 3 22 35 Das Abraham und seinem Samen verheißene Erbe. Galater Gal 55 3 22 36 Gott ließ die Menschen ihre Schuld und die gebührende Strafe erkennen, damit sei einen Erlöser suchten und den Weg des Heils beschritten, welchen Gott durch den Glauben an Christus bereitet. Galater Gal 55 3 23 Prius autem quam veniret fides, sub lege custodiebamur conclusi, in eam fidem quæ revelanda erat. Bevor aber der Glaube³⁷ kam, wurden wir unter dem Gesetze in Gewahrsam gehalten,³⁸ verschlossen auf jenen Glauben hin, der geoffenbart werden sollte. Galater Gal 55 3 23 37 Der subjektive Glaube, d. i. die Zeit der neuen Heilsordnung. Galater Gal 55 3 23 38 Paulus spricht jetzt von den Juden allein. Der erste Teil des Verses bezeichnet die Zeit bis zur Verkündigung des Evangeliums. Das Gesetz hielt die Juden wie ein Wächter, freilich zu ihrem Heile; denn sonst wären sie nicht zu dem ihnen verheißenen Guten gelangt. Galater Gal 55 3 24 Itaque lex pædagogus noster fuit in Christo, ut ex fide justificemur. Somit ist das Gesetz unser Zuchtmeister auf Christus hin gewesen,³⁹ damit wir durch den Glauben gerechtfertigt würden. Galater Gal 55 3 24 39 Bei Römern und Griechen wurden die Kinder, zwar nicht zur Erziehung, aber zur Überwachung, einem gebildeten Sklaven übergeben, welcher den Namen Pädagoge, Zuchtmeister führte und die Kinder zum Lehrer führte, welcher sie erzog und unterrichtete. Galater Gal 55 3 25 At ubi venit fides, jam non sumus sub pædagogo. Nachdem aber der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter dem Zuchtmeister.⁴⁰ Galater Gal 55 3 25 40 Wie der schon erwachsene junge Mann nicht mehr der Strenge des Zuchtmeisters unterworfen bleibt, so wäre es töricht, wollten die Judenchristen sich noch jetzt dem Gesetze unterworfen glauben, nachdem sie durch den Glauben schon zu Christus gelangt sind. Aber sind auch die Heidenchristen vom Gesetze frei? Die nachfolgenden Verse (26 29) antworten auf diese Frage. Galater Gal 55 3 26 Omnes enim filii Dei estis per fidem, quæ est in Christo Jesu. Denn ihr alle seid Kinder Gottes durch den Glauben, der in Christus Jesus ist.⁴¹ Galater Gal 55 3 26 41 Der Glaube hat alle aus dem Kindesalter herausgeführt. Nun haben auch die Heidenchristen die gleiche Würde wie die Judenchristen, mithin bezieht sich das Wort alle auch auf beide. Ihr seid alle Kinder Gottes, da ihr durch den Glauben mit dem natürlichen Sohne Gottes vereint seid (Thom.). Galater Gal 55 3 27 Quicumque enim in Christo baptizati estis, Christum induistis. Denn ihr alle, die ihr in Christus getauft seid, habt Christus angezogen.⁴² Galater Gal 55 3 27 42 Durch die Taufe geben sich die Christen gänzlich Christus als Eigentum hin und weihen sich ihm. Wechselseitig schenkt Christus sich den Getauften und wandelt sie in sich selbst um (Chrys.). Galater Gal 55 3 28 Non est Judæus, neque Græcus: non est servus, neque liber: non est masculus, neque femina. Omnes enim vos unum estis in Christo Jesu. Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann noch Weib; denn ihr alle seid eines in Christus Jesus.⁴³ Galater Gal 55 3 28 43 Alle sind Kinder Gottes durch den Glauben, alle haben Christus angezogen, alle sind eines in Christus, haben die gleiche Gestalt mit Christus. Wer zuvor Heide oder Sklave war, hat jetzt nicht die Gestalt eines Engels oder Erzengels angenommen, sondern des Heilandes selbst. (Chrys.) Wenn jemand einmal den Herrn angezogen hat und in die Flamme des Heil. Geistes versetzt glüht, so lässt sich nicht erkennen, ob er Gold oder Silber ist, so lange er im Feuer bleibt, nur Feuer ist an ihm bemerklich, so ist an den Christen nur Christus sichtbar (Hier.). Ja, von heiliger Begeisterung fortgerissen erkennt der Apostel nicht einmal mehr die sozialen und die natürlichen Unterschiede unter den Menschen an: in der Vereinigung mit Christus sind alle eine moralische Person, ein neuer Mensch Galater Gal 55 3 29 Si autem vos Christi, ergo semen Abrahæ estis, secundum promissionem heredes. Wenn ihr aber Christi seid, so seid ihr Abrahams Same, Erben⁴⁴ gemäß der Verheißung. Galater Gal 55 3 29 44 Ihr seid Glieder Christi (V. 27, 28), nun ist Christus der Same Abrahams, dem die Verheißungen gegeben sind (V. 16), euch also sind dieselben auch gegeben. (Aug., Thom.) Galater Gal 55 3 3 Sic stulti estis, ut cum spiritu cperitis, nunc carne consummemini? So töricht seid ihr, dass, nachdem ihr im Geiste⁵ angefangen, ihr im Fleische zur Vollendung geführt werden wollt? Galater Gal 55 3 3 5 Im Heil. Geiste, der die Kirche lehrt und regiert und die einzelnen Gläubigen innerlich erneuert. Den Gegensatz bildet das Fleisch, mit dem das Zeremonialgesetz sich beschäftigt, durch welches die falschen Apostel die Galater zur Vollkommenheit führen wollten. Galater Gal 55 3 4 Tanta passi estis sine causa? si tamen sine causa. So Großes habt ihr ohne Grund gelitten? wenn jedoch⁶ ohne Grund! Galater Gal 55 3 4 6 Wenn es jedoch wahr ist, was ich nicht glauben möchte, dass euer Abfall schon vollendet ist und alles, was ihr wegen des Glaubens erduldet habt, von euch umsonst und ohne Furcht ertragen ist (Theod., Vikt.). Wie schwere Verfolgungen sie erlitten hatten, berichtet der heil. Lukas [Apg 13,50, Apg 14,2.5ff.18ff]. Auch der Apostel erwähnt solche [Gal 4,13.29]. Galater Gal 55 3 5 Qui ergo tribuit vobis Spiritum, et operatur virtutes in vobis: ex operibus legis, an ex auditu fidei? Nun also, der euch den Geist verleiht und Wunder unter euch wirkt, tut er es durch Gesetzeswerke, oder durch die Annahme der Glaubenspredigt? Galater Gal 55 3 6 Sicut scriptum est: Abraham credidit Deo, et reputatum est illi ad justitiam. Wie geschrieben steht:⁷ Abraham glaubte Gott, und es ward ihm zur Gerechtigkeit angerechnet. Galater Gal 55 3 6 7 [Gen 15,6] Galater Gal 55 3 7 Cognoscite ergo quia qui ex fide sunt, ii sunt filii Abrahæ. Erkennet also: die, welche aus dem Glauben sind, diese⁸ sind Kinder Abrahams.⁹ Galater Gal 55 3 7 8 Diese: keine anderen. Galater Gal 55 3 7 9 Die falschen Apostel suchten die Galater zu überreden, dass sie sich beschneiden lassen müssten, wollten sie als Kinder Abrahams der ihm gemachten Verheißungen teilhaftig werden. Paulus zeigt also, dass sie schon durch den Glauben Kinder Abrahams sind, da sie der Segnungen bereits teilhaftig geworden. Jemand ist dessen Sohn, dessen Werke er nachahmt; nun suchte Abraham nicht durch die Beschneidung gerechtfertigt zu werden, sondern durch den Glauben, also sind die, welche durch den Glauben gerechtfertigt zu werden suchen, Kinder Abrahams (Thom.). Galater Gal 55 3 8 Providens autem Scriptura quia ex fide justificat gentes Deus, prænuntiavit Abrahæ: Quia benedicentur in te omnes gentes. Da aber die Schrift¹⁰ voraussah,¹¹ dass Gott die Heiden durch den Glauben rechtfertigt, verkündete sie dem Abraham voraus: In dir sollen alle Völker gesegnet werden.¹² [Gen 12,3, Gen 18,18] Galater Gal 55 3 8 10 Gott, der Urheber der heil. Schrift. Galater Gal 55 3 8 11 Ehe das Gesetz gegeben wurde. Galater Gal 55 3 8 12 Alle Gnaden hat Christus verdient und dies für alle, also nicht nur für einen Teil, wie die falschen Lehrer den Gläubigen einreden wollten. In dir, in dir, dem Vater der Gläubigen, werden alle Gläubigen gesegnet. Wie nur die Juden, welche seinen Glauben nachahmen, seine Söhne sind, so werden die Heiden seine Söhne, indem sie glauben (Chrys.). Galater Gal 55 3 9 Igitur qui ex fide sunt, benedicentur cum fideli Abraham. Somit werden die, welche aus dem Glauben sind, mit dem gläubigen Abraham gesegnet werden. Galater Gal 55 0 1 Die Zeit des Gesetzes, die Zeit der Unmündigkeit und der Knechtschaft, hat durch die Ankunft Christi ihr Ende erreicht. (V. 7) d. Ermahnung (V. 20): Die Galater möchten nicht zu dem Stande der Knechtschaft zurückkehren (V. 11), sondern ihrer früheren Liebe gegen den Apostel eingedenk ihm nachfolgen. (V. 16) und sich vor den falschen Aposteln hüten. (V. 20) 3. Die Unnützlichkeit des Gesetzes wird aus dem vorbildlichen Sinne der Geschichte der beiden Söhne Abrahams nachgewiesen. Galater Gal 55 4 1 Dico autem: Quanto tempore heres parvulus est, nihil differt a servo, cum sit dominus omnium: Ich sage aber:¹ So lange der Erbe² unmündig ist, unterscheidet er sich nicht von dem Knechte, obwohl er Herr von allem ist; Galater Gal 55 4 1 1 Der Apostel fügt seiner Auseinandersetzung eine neue Erklärung bei. Galater Gal 55 4 1 2 Der Erbe ist hier wohl in einem Alter zu denken, bei dem auch der Vater noch am Leben ist (Chrys., Hier., Thom.). Galater Gal 55 4 10 Dies observatis, et menses, et tempora, et annos. Ihr beobachtet Tage, und Monate, und Zeiten, und Jahre.¹³ Galater Gal 55 4 10 13 Der Apostel nennt die Teile des jüdischen Kultes, welchen die Galater bereits angenommen. Die Irrlehrer gingen klüglich allmählich und langsam vor. Die Tage sind die Sabbate, die Monate der erste und der siebente, die heiligen Zeiten Ostern, Pfingsten, Laubhüttenfest, die Jahre des Sabbats (7.) und Jubiläums (50.) Jahr. Aber haben nicht auch wir noch bestimmte Zeiten und Tage im Kirchenjahre? Gewiss, aber dieselben haben eine ganz andere Bedeutung für uns, als jene der Juden. Wir feiern nicht das Fest der ungesäuerten Brote, sondern der Auferstehung und des Kreuzes des Herrn, wir rechnen nicht wie die Juden sieben Wochen bis Pfingsten, sondern verehren die Ankunft des Heil. Geistes. Und damit nicht der Mangel an geordneten Versammlungen den Glauben des Volkes an Christus mindere, sind einige Tage bestimmt, an denen wir zusammenkommen, nicht weil die Tage an sich eine besondere Bedeutung haben, sondern damit aus dem gegenseitigen Anblicke, an welchem Tage wir auch zusammenkommen, eine größere Freude entstehe. Aber sind nicht alle Tage zuletzt gleich? Ist Christus nur am Karfreitag am Kreuze zu verehren, nur am Sonntage als auferstanden anzubeten? Gewiss ist jeder Tag ein Tag der Auferstehung des Herrn, und stets genießen wir seinen Leib, aber es sind bestimmte Fast- und Festtage weise aufgestellt worden, um derentwillen, welche mehr der Welt sich weihen als Gott, und nicht ihr ganzes Leben in der Kirche zubringen und vor den menschlichen Handlungen Gott das Opfer ihrer Gebete weder darbringen wollen, noch können. Während wir stets fasten oder immer beten und den Tag des Herrn durch den Empfang seines heil. Leibes feiern können, dürfen die Juden nicht ebenso zu allen Zeiten das Lamm opfern, Pfingsten feiern, fasten usw. (Orig., Hier.) Galater Gal 55 4 11 Timeo vos, ne forte sine causa laboraverim in vobis. Ich bin um euch in Sorge, ich möchte vielleicht vergeblich unter euch gearbeitet haben.¹⁴ Galater Gal 55 4 11 14 Ich fürchte, aber verzweifle nicht, ich sehe den Sturm, doch noch habt ihr nicht Schiffbruch gelitten (Chrys.). Galater Gal 55 4 12 Estote sicut ego, quia et ego sicut vos: fratres obsecro vos: Nihil me læsistis. Seid wie ich;¹⁵ denn auch ich bin wie ihr.¹⁶ Brüder! ich bitte euch, in nichts habt ihr mich gekränkt.¹⁷ Galater Gal 55 4 12 15 Verlasset die Vorschrift des Gesetzes, wie ich sie verlassen habe. Galater Gal 55 4 12 16 Auch ich bin vom Gesetze frei geworden, wie ihr es vor eurer Bekehrung waret (Theod.). Galater Gal 55 4 12 17 Im Gegenteile; waret ihr mir bisher stets gehorsam, so werdet ihr mich denn auch jetzt nicht durch Ungehorsam betrüben. Galater Gal 55 4 13 Scitis autem quia per infirmitatem carnis evangelizavi vobis jampridem: et tentationem vestram in carne mea Ihr wisset aber, dass ich in Schwachheit des Fleisches¹⁸ euch ehedem das Evangelium verkündet habe, und eure Prüfung durch mein Fleisch Galater Gal 55 4 13 18 Als ich Verfolgung litt (Aug., Hier., Chrys.) Galater Gal 55 4 14 Non sprevistis, neque respuistis: sed sicut Angelum Dei excepistis me, sicut Christum Jesum. habt ihr nicht für wert gehalten, gegen sie zu kämpfen und sie verschmäht,¹⁹ sondern wie einen Engel Gottes habt ihr mich aufgenommen, wie Jesus Christus. Galater Gal 55 4 14 19 Es war keine geringe Versuchung für euch vorhanden, euch meiner Predigt zu verschließen; doch ihr habt die Versuchung nicht für wert gehalten, sie zu besiegen, derart waret ihr hochherzig, ihr habt sie derart verabscheut, dass nicht einmal der Versuch eines Kampfes notwendig ward. Galater Gal 55 4 15 Ubi est ergo beatitudo vestra? Testimonium enim perhibeo vobis, quia, si fieri posset, oculos vestros eruissetis, et dedissetis mihi. Wo ist daher eure Seligpreisung?²⁰ Ich gebe euch nämlich das Zeugnis, dass ihr, wenn es möglich wäre, euch die Augen ausgerissen und mir gegeben hättet. Galater Gal 55 4 15 20 Ihr prieset euch selig, dass ihr mich, wenn ich auch durch Verfolgungen und Heimsuchungen behaftet war, aufgenommen hattet. Galater Gal 55 4 16 Ergo inimicus vobis factus sum, verum dicens vobis? Bin ich denn euer Feind geworden, weil ich euch die Wahrheit sagte?²¹ Galater Gal 55 4 16 21 Dies wäre im Gegenteile Ursache gewesen, mich mehr zu ehren; nun aber bin ich euer Feind, da ich euch das wahre Evangelium verkündet habe? Galater Gal 55 4 17 mulantur vos non bene: sed excludere vos volunt, ut illos æmulemini. Sie eifern um euch nicht, wie es recht ist, sondern vielmehr wollen sie euch ausschließen,²² damit ihr euch um sie beeifert. Galater Gal 55 4 17 22 Nämlich von der Gemeinschaft mit jenem Lehrer, der nicht auf ihrer Seite stand. (Thom.) Galater Gal 55 4 18 Bonum autem æmulamini in bono semper: et non tantum cum præsens sum apud vos. Es ist aber gut, wenn immer um des Guten willen um euch geeifert wird, und nicht nur, wenn ich bei euch anwesend bin.²³ Galater Gal 55 4 18 23 Jetzt habt ihr den rechten Weg verlassen. Als ich bei euch war, waret ihr würdig, dass alle um euch eiferten. Meine Abwesenheit war euch Gelegenheit zum Falle. (Chrys., Theoph., Theod.) Galater Gal 55 4 19 Filioli mei, quos iterum parturio, donec formetur Christus in vobis. O meine Kindlein, die ich abermals mit Schmerzen gebäre, bis Christus in euch gestaltet wird!²⁴ Galater Gal 55 4 19 24 Nur an dieser Stelle nennt der heil. Paulus die Christen seine Kinder, wie der heil. Johannes oft. Schmerzen bereiten dem heil. Paulus die Sorgen wegen der Gefahr der Verführung, welche die Galater umgibt (Aug.). Galater Gal 55 4 2 Sed sub tutoribus, et actoribus est usque ad præfinitum tempus a patre: sondern er steht unter Vormündern und Sachwaltern bis zu der vom Vater festgesetzten Zeit. Galater Gal 55 4 20 Vellem autem esse apud vos modo, et mutare vocem meam: quoniam confundor in vobis. Ich wünschte wohl jetzt bei euch zu sein, und meine Stimme zu ändern;²⁵ denn ich bin verlegen um euch.²⁶ Galater Gal 55 4 20 25 Der Apostel weiß, dass das lebendige Wort mehr vermag als das geschriebene. Er möchte die Stimme des Briefes umändern in die Stimme des Wortes. Galater Gal 55 4 20 26 Ich weiß nicht, was ich sagen oder tun soll. Galater Gal 55 4 21 Dicite mihi qui sub lege vultis esse: legem non legistis? Saget mir, die ihr unter dem Gesetze sein wollt, habt ihr das Gesetz nicht gelesen?²⁷ Galater Gal 55 4 21 27 Griech.: Hört ihr das Gesetz nicht? Die Galater waren nicht beschnitten, als sie Christen wurden, so wählen sie also jetzt freiwillig die Beschneidung. Die, welche unter dem Joche der mosaischen Vorschriften sein wollen, sendet er zu dem Pentateuch zurück, der in den christlichen Versammlungen gelesen zu werden pflegte. Galater Gal 55 4 22 Scriptum est enim: Quoniam Abraham duos filios habuit: unum de ancilla, et unum de libera. Es steht nämlich geschrieben: Abraham hatte zwei Söhne;²⁸ einen von der Magd, und einen von der Freien. [Gen 16,15] Galater Gal 55 4 22 28 Er hatte nur diese beiden, als das geschah, was weiter erzählt wird. Galater Gal 55 4 23 Sed qui de ancilla, secundum carnem natus est: qui autem de libera, per repromissionem: Aber der von der Magd war nach dem Fleische geboren, der von der Freien aber kraft der Verheißung.²⁹ Galater Gal 55 4 23 29 Der auf die gewöhnliche Weise der Natur erzeugte Sohn war das Bild der leiblich von Abraham abstammenden Israeliten, der kraft der göttlichen Verheißung auf außernatürliche und wunderbare Weise geborene war das Vorbild derer, die nicht nach dem Fleische, sondern nach dem Geiste, durch den Glauben, Kinder Abrahams sind. Galater Gal 55 4 24 Quæ sunt per allegoriam dicta. Hæc enim sunt duo testamenta. Unum quidem in monte Sina, in servitutem generans: quæ est Agar: Das ist vorbildlich gesprochen;³⁰ denn dies sind die zwei Testamente:³¹ das eine auf dem Berge Sina, welches zur Knechtschaft gebiert, dies ist Agar; Galater Gal 55 4 24 30 Gott leitete die Ereignisse so, dass jene beiden Frauen und ihre Kinder Abbild einer das messianische Reich angehenden Wahrheit wurden. Galater Gal 55 4 24 31 D. i. die Vorbilder zweier Testamente. Galater Gal 55 4 25 Sina enim mons est in Arabia, qui conjunctus est ei, quæ nunc est Jerusalem, et servit cum filiis suis. denn der Sina ist ein Berg in Arabien,³² der mit dem jetzigen Jerusalem³³ zusammenhängt, das mit seinen Kindern dienstbar ist.³⁴ Galater Gal 55 4 25 32 Agar ist die Mutter der Araber, welche von Ismael abstammen [Gen 25,12ff] und die Gegend um den Sina bewohnen [Gen 21,21, Gen 25,18]. Gott also hat in seiner Vorsehung alles so angeordnet, dass im Lande der Söhne Agars [Bar 3,23], welche in ihrem Vater Ismael von der Erbschaft Abrahams ausgeschlossen waren, das Bündnis des Gesetzes geschlossen ward, so dass dieses durch seinen Ursprung gleichsam anzeigt, dass es kein Recht auf das Erbe der Kinder gewährt, sondern vielmehr Unfreien zukommt. Galater Gal 55 4 25 33 Das irdische Jerusalem wird dem zukünftigen gegenübergestellt. Das jetzige Jerusalem gehört derselben Ordnung an wie der Berg Sina. Galater Gal 55 4 25 34 Da Agar notwendig ihre Kinder als Unfreie gebärt, also auch Jerusalem. Galater Gal 55 4 26 Illa autem, quæ sursum est Jerusalem, libera est, quæ est mater nostra. Jenes Jerusalem von oben³⁵ aber ist die Freie, welche unsere Mutter ist. Galater Gal 55 4 26 35 Das Reich des Messias, die Kirche, die freilich ihre höchste Vollendung in der Auferstehung der Toten und bei dem allgemeinen Gerichte erreichen wird. Ihr Geist und ihr Ziel ist himmlisch, im Himmel ist auch ihr Haupt. Die Kirche ist eine Freie, weil ihr Vorbild Sara ist, reicher an Kindern als die jüdische Kirche durch die göttlichen Verheißungen (V. 27), unser aller Mutter, weil auch wir nicht nach dem Fleische, sondern nach der Verheißung geboren und also, wie Isaak, Freie und erben sind. (V. 28) Galater Gal 55 4 27 Scriptum est enim: Lætare sterilis, quæ non paris: erumpe, et clama, quæ non parturis: quia multi filii desertæ, magis quam ejus, quæ habet virum. Denn es steht geschrieben:³⁶ Freue dich du Unfruchtbare, die du nicht gebierst, frohlocke und jauchze, die du keine Geburtswehen hast; denn viele Kinder hat die Vereinsamte, mehr als die einen Mann hat. Galater Gal 55 4 27 36 [Jes 54,1-3] Die Unfruchtbarkeit Abrahams und Saras war für die Propheten das Bild der Unfruchtbarkeit Sions. Wie Sara zuerst unfruchtbar, dann durch Gottes Verheißung reich wird an Söhnen, ihre Gegnerin reich überragend, so schien das himmlische Jerusalem, welches bei der ersten Verheißung des zukünftigen Erlösers gleichsam seinen Ursprung genommen hatte, zur Zeit des Gesetzes, während dessen das irdische Jerusalem sich seiner Vereinigung mit Gott rühmte und viele Söhne nach dem Fleische zeugte, unfruchtbar und von Gott vergessen und verlassen, aber nach dem Tode des Erlösers zeigte es sich sofort fruchtbar und erfreut sich zahlreicher Nachkommenschaft nicht nach dem Fleische, sondern durch göttliche Verheißung, die Synagoge übertreffend. Galater Gal 55 4 28 Nos autem, fratres, secundum Isaac promissionis filii sumus. Wir aber, Brüder! sind nach der Weise Isaaks Kinder der Verheißung.³⁷ [Gen 17,16] Galater Gal 55 4 28 37 Weit entfernt, dass die Gläubigen eine neue Vollkommenheit erwerben, wenn sie sich dem Gesetze unterwerfen, verlieren sie dadurch vielmehr die Rechte der wahren Christen. Galater Gal 55 4 29 Sed quomodo tunc is, qui secundum carnem natus fuerat, persequebatur eum, qui secundum spiritum: ita et nunc. Aber so wie damals der nach dem Fleische Geborene den nach dem Geiste Geborenen verfolgte, so auch jetzt.³⁸ Galater Gal 55 4 29 38 Die Neubekehrten dürfen sich nicht wundern, wenn sie verfolgt werden. Galater Gal 55 4 3 Ita et nos cum essemus parvuli, sub elementis mundi eramus servientes. So waren auch wir,³ als wir unmündig waren, den Anfangsgründen der Welt dienstbar.⁴ Galater Gal 55 4 3 3 Die zum Glauben bekehrten Juden (Chrys., Theod., Thom.). Die Juden waren bereits vor ihrer Bekehrung natürliche Nachkommen Abrahams und hatten in ihren Vätern die Verheißungen empfangen, welche ihnen wegen der Treue Gottes ein gewisses Recht zu dem Erbe verliehen. Galater Gal 55 4 3 4 Das Zeremonialgesetz ist gemeint, welchem die Juden sich wie einem Vormunde und Sachwalter unterwerfen mussten. Es waren äußere Dinge, von denen die Juden in ihren gottesdienstlichen Verrichtungen abhingen, und denen sie so gewissermaßen dienten. Galater Gal 55 4 30 Sed quid dicit Scriptura? Ejice ancillam, et filium ejus: non enim heres erit filius ancillæ cum filio liberæ. Allein was sagt die Schrift?³⁹ Verstoße die Magd und ihren Sohn; denn der Sohn der Magd soll nicht Erbe sein mit dem Sohne der Freien! Galater Gal 55 4 30 39 Zwar sprach Sara diese Worte, aber da Gott sie billigte und Abraham befahl, nach denselben zu handeln, schreibt der Apostel dieselben mit recht Gott zu. Übrigens ward Ismael nicht zur Strafe für eine zeitliche Verfolgung des Erbes beraubt, sondern weil er als Sohn der Unfreien kein Recht auf dasselbe hatte, wie Paulus andeutet, indem er den Sohn der Magd dem Sohne der Freien entgegenstellt. Galater Gal 55 4 31 Itaque, fratres, non sumus ancillæ filii, sed liberæ: qua libertate Christus nos liberavit. Demnach, Brüder! sind wir nicht Kinder der Magd, sondern der Freien, vermöge der Freiheit, mit der Christus uns befreit hat.⁴⁰ Galater Gal 55 4 31 40 Die Kirche ist frei, weil sie Sara, der freien, entspricht (V. 26); wir sind Söhne der freien, weil wir wie Isaak nicht nach dem Fleische, sondern nach dem Geiste kraft der der Kirche gemachten Verheißung gezeugt werden (V. 28), und weil wir deshalb wie Isaak von den Söhnen der Magd Verfolgung dulden und wie er das Recht auf das Erbe besitzen. Galater Gal 55 4 4 At ubi venit plenitudo temporis, misit Deus Filium suum factum ex muliere, factum sub lege, Als aber die Fülle der Zeit kam,⁵ sandte Gott seinen Sohn, gebildet aus einem Weibe,⁶ unter das Gesetz gestellt,⁷ Galater Gal 55 4 4 5 Gott hatte eine bestimmte Zeit festgesetzt, in der das Gesetz sein Ziel, ein Zuchtmeister zu sein, erreichen sollte. Der Apostel stellt die Zeit gleichsam als Maß dar, welches durch die Jahre gefüllt wird. Galater Gal 55 4 4 6 Diese Worte widerlegen den Irrtum des Valentinus und anderer, welche sagten, Christus habe einen Leib aus dem Himmel gebracht, und der Doketen, welche ihm einen Scheinleib zuschrieben (Tert., Bas., Hier.). Ebenso vernichtet diese Stelle die Irrlehre des Nestorius, welcher leugnete, dass Maria die Mutter Gottes sei. (Cyr. Alex., Theod.). Gegen die Ebioniter und andere, welche die Mutter Gottes nach der Geburt des Herrn nicht mehr als Jungfrau betrachten wollten, mahnen die heil. Väter, dass das Wort Weib hier ebenso gebraucht wird wie im Evangelium, nämlich einzig um das Geschlecht zu bezeichnen. (Tert., Hier.) Im übrigen weist gerade der kurze Ausspruch: Aus einem Weibe auf den Ausschluss jeder menschlichen Mitwirkung und das Wunder des Heiligen Geistes hin. Galater Gal 55 4 4 7 Christus war nicht nur wahrer Mensch, sondern auch vom Eintritt in dieses Leben an dem Gesetze unterworfen. Vergl. [Lk 2,21ff]. Der Apostel betont die Wahrheit der Menschwerdung und der Unterwerfung des Herrn unter das Gesetz, weil sie der Grundstein jener Wahrheit ist, die er sein Evangelium zu nennen pflegt: Die Aufhebung des Gesetzes durch den Tod Christi und die Allgemeinheit des Heiles durch Christus. Galater Gal 55 4 5 Ut eos, qui sub lege erant, redimeret, ut adoptionem filiorum reciperemus. damit er die, welche unter dem Gesetze standen, erlöste, damit wir an Kindes Statt angenommen würden.⁸ Galater Gal 55 4 5 8 Die beiden Satzglieder erklären in umgekehrter Folge die beiden letzten Glieder von V. 4; der heil. Paulus kehrt die Folge um, das Verhältnis der Zeiten zu wahren. Christi Sendung hatte als untergeordnetes Ziel die Befreiung der Juden von der Knechtschaft des Gesetzes, und damit die Niederreißung der Trennungsmauer zwischen Juden und Heiden, als höchstes Ziel die verheißene Annahme aller an Kindes Statt. Galater Gal 55 4 6 Quoniam autem estis filii, misit Deus Spiritum Filii sui in corda vestra clamantem: Abba, Pater. Weil ihr aber Kinder seid, so sandte Gott den Geist seines Sohnes in eure Herzen, der da ruft: Abba, Vater!⁹ Galater Gal 55 4 6 9 Nur die, welche Kinder Gottes sind, aber diese alle, empfangen den Heil. Geist in ihren Herzen. Die Sendung des Heil. Geistes ist also das göttliche Siegel ihrer Annahme an Kindes Statt und das Unterpfand des zukünftigen Erbes. Dieser lehrt alle rufen, so rufen, wie einst der Heiland rief [Mk 14,36]: Vater! Von der 1. Person Plur., mit welcher Paulus alle Personen umfasst hatte, geht der Apostel zur Anrede an die Galater über, indem er ihre eigene Erfahrung anruft. Der Geist des Sohnes ist die Person des Heil. Geistes selbst. Das aramäische Abba wurde wohl in den Kirchen gebraucht (Grund: [Mt 6,9]) Doch fügte man dem hebräischen die griechische Übersetzung bei, um durch diese Wiederholung das kindliche Vertrauen noch klarer auszudrücken. Galater Gal 55 4 7 Itaque jam non est servus, sed filius: Quod si filius: et heres per Deum. So ist er denn¹⁰ nicht mehr Knecht, sondern Sohn; wenn aber Sohn, auch Erbe durch Gott. Galater Gal 55 4 7 10 Griech.: So bist du denn nicht usw. Galater Gal 55 4 8 Sed tunc quidem ignorantes Deum, iis qui natura non sunt dii, serviebatis. Damals freilich dientet ihr, weil ihr Gott nicht kanntet, Göttern, die in Wirklichkeit keine sind; Galater Gal 55 4 9 Nunc autem cum cognoveritis Deum immo cogniti sitis a Deo: quomodo convertimini iterum ad infirma, et egena elementa, quibus denuo servire vultis? jetzt aber, da ihr Gott erkannt habt, oder vielmehr von Gott erkannt seid,¹¹ wie wendet ihr euch wieder zu den schwachen und dürftigen Anfangsgründen, denen ihr von neuem dienen wollet?¹² Galater Gal 55 4 9 11 Da ihr von Gott mannigfache Wohltaten erlangt habt: den Heil. Geist und andere Gaben. Galater Gal 55 4 9 12 Zu den jüdischen Riten. Dieselben sind schwach, weil sie keine Kraft hatten zu heiligen, dürftig, weil sie nur der Schatten künftiger Güter waren. Sie kehren wieder zurück, nachdem sie Christus angezogen und in ihm das Gesetz erfüllt hatten. Vor der Bekehrung hatten sie ein der Knechtschaft des Gesetzes ähnliches Joch getragen, das freilich noch härter war, als das Gesetz. Galater Gal 55 0 1 III. Ermahnender Teil (5,1 6,10): Praktische Folgerungen und Mahnungen. 1. Praktische Folgerungen aus der vorgelegten Lehre (5,11 25): a: Die Galater mögen sich hüten, die Gnade Gottes zu verlieren, indem sie sich dem Gesetze unterwerfen. (V. 6) b. Die Verführer der Galater verdienen schwere Strafe. (V. 12) c. Die Gläubigen mögen sich hüten, nicht die Freiheit des Evangeliums in die Knechtschaft des Fleisches zu verkehren (V. 25): Von dem Gesetze befreit, mögen sie die Feindschaft durch die Übung der Liebe meiden. (V. 15) Um die Knechtschaft des Fleisches zu meiden, mögen sie im Geiste wandeln. (V. 25) 2. Verschiedene Mahnungen (5,26 6,10) Galater Gal 55 5 1 State, et nolite iterum jugo servitutis contineri. Seid standhaft, und lasset euch nicht wieder unter das Joch der Knechtschaft zwingen! Galater Gal 55 5 10 Ego confido in vobis in Domino, quod nihil aliud sapietis: qui autem conturbat vos, portabit judicium, quicumque est ille. Ich¹⁶ habe das Vertrauen zu euch im Herrn,¹⁷ dass ihr nicht anders gesinnt sein werdet; wer euch aber irre macht, wird sein Urteil tragen,¹⁸ wer er auch sein mag.¹⁹ Galater Gal 55 5 10 16 Ich: Wie ich denke, denket auch ihr! Galater Gal 55 5 10 17 Der Herr ist die Quelle aller Hoffnung und Zuversicht, er wird die irrtümliche Meinung der Galater bessern. Galater Gal 55 5 10 18 Das Urteil wird wohl die Verdammnis sein. Galater Gal 55 5 10 19 Die falschen Propheten genossen großes Ansehen. Galater Gal 55 5 11 Ego autem, fratres, si circumcisionem adhuc prædico: quid adhuc persecutionem patior? Ergo evacuatum est scandalum crucis. Wenn ich aber, Brüder! noch die Beschneidung predigte,²⁰ warum leide ich dann noch Verfolgung?²¹ So ist ja das Ärgernis des Kreuzes abgetan!²² Galater Gal 55 5 11 20 Die falschen Apostel sagten wohl, dass Paulus selbst das Gesetz beobachte und nicht überall dasselbe predige (Theod.), indem sie die Anbequemung des Apostels [1Kor 9,1.22] so auslegten. Zudem hatte der Apostel beim Beginne seiner zweiten Reise mitten in Galatien den Timotheus beschnitten. [Apg 16,3] Galater Gal 55 5 11 21 Die ersten Christen wurden von den Juden nicht so verfolgt, weil sie Jesus als den verheißenen Messias predigten, als vielmehr weil man meinte, dass sie das Gesetz abschafften. Vergl. [Apg 6,13, Apg 21,28]. Auf dieser Weise waren die Verfolgungen besonders zahlreich und schwer gewesen. [Apg 16,16ff, Apg 17,5ff13ff, Apg 18,6.9ff] Galater Gal 55 5 11 22 Der Apostel redet ironisch. Galater Gal 55 5 12 Utinam et abscindantur qui vos conturbant. Möchten doch die, welche euch irre machen, auch abgeschnitten werden!²³ Galater Gal 55 5 12 23 Eigentlich: Verstümmelt werden. Mögen sie sich nicht nur beschneiden, sondern selbst verstümmeln. Denn wenn die Beschneidung eines Gliedes schon so viel nützt, wie viel mehr erst die Verstümmelung. Götzendiener nahmen eine solche zu Ehren ihrer Götzen vor (Tert., Ambr., Chrys., Hier., Theoph.). Der Apostel redet nicht aus Abneigung gegen seine Gegner, sondern aus Liebe zur Kirche so hart. Galater Gal 55 5 13 Vos enim in libertatem vocati estis, fratres: tantum ne libertatem in occasionem detis carnis, sed per caritatem Spiritus servite invicem. Denn ihr seid zur Freiheit²⁴ berufen, Brüder! nur gebrauchet die Freiheit nicht zum Anlasse für das Fleisch, sondern dienet einander durch die Liebe des Geistes.²⁵ Galater Gal 55 5 13 24 Zur Freiheit von dem Gesetze. Galater Gal 55 5 13 25 Das Fleisch ist der niedere Teil des Menschen, welcher nach dem Verluste der ursprünglichen Gnade nicht allein der Neigung zum Guten entbehrt, sondern auch die Reizung der Sünde in sich bewahrt und gegen den Geist sich erhebend dem Gesetze der Sünde dient. Nicht dazu ist euch von Christus die Freiheit gegeben, damit ihr das Gute verlasset, sondern damit ihr ohne Joch recht wandelt. Galater Gal 55 5 14 Omnis enim lex in uno sermone impletur: Diliges proximum tuum sicut teipsum. Denn das ganze Gesetz wird durch das eine Wort erfüllt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.²⁶ [Lev 19,18, Mt 22,39, Röm 13,8] Galater Gal 55 5 14 26 Da die Liebe in zwei Geboten ihre Erfüllung findet, der Liebe Gottes und des Nächsten, warum erwähnt der Apostel hier und in dem Briefe an die Römer nur die Nächstenliebe? Weil die Menschen die Gottesliebe heucheln können, da seltener Versuchungen diese treffen, wer aber die Nächstenliebe nicht hat, wird dessen bald überführt. Übrigens wird der, welcher Gott aus ganzem Herzen liebt, auch den Nächsten lieben wie sich selbst, weil der es befiehlt, den er von ganzem Herzen liebt; und umgekehrt, wie kann der, der alle Menschen liebt, Gott nicht lieben, durch dessen Gnade er die Liebe des Nächsten vollbringt? Da also ein Gebot ohne das andere nicht sein kann, genügte es das eine zu erwähnen, und zwar das, über dessen Erfüllung die Gewissheit leichter ist. Galater Gal 55 5 15 Quod si invicem mordetis, et comeditis: videte ne ab invicem consumamini. Wenn ihr aber einander beißet und esset, sehet zu, dass ihr euch nicht gegenseitig aufzehret.²⁷ Galater Gal 55 5 15 27 Der Apostel stellt die gegenseitige Feindschaft, welche aus Parteisucht hervorgeht, klar vor Augen: Jene verharren in der Bosheit und üben die äußerste Grausamkeit, bis sie endlich sich wechselseitig verderben. Galater Gal 55 5 16 Dico autem: Spiritu ambulate, et desideria carnis non perficietis. Ich sage aber:²⁸ Wandelt im Geiste, so werdet ihr die Gelüste des Fleisches nicht vollbringen.²⁹ [1Petr 2,11] Galater Gal 55 5 16 28 Der Apostel erklärt die vorhergehenden Worte. Galater Gal 55 5 16 29 Über den Sinn des Wortes Fleisch siehe Anmerkung 25. Der Geist ist der höhere Teil des Menschen, soweit er, mit der Gnade ausgestattet, den Heil. Geist besitzt, den Ursprung der übernatürlichen Handlungen (Ök., Thom.). Im Geiste wandelt der Mensch, dessen Handlungen sich nach den Eingebungen der Gnade richten. Galater Gal 55 5 17 Caro enim concupiscit adversus spiritum: spiritus autem adversus carnem: hæc enim sibi invicem adversantur: ut non quæcumque vultis, illa faciatis. Denn das Fleisch begehrt wider den Geist, der Geist aber wider das Fleisch;³⁰ denn diese widerstreben einander, damit ihr nicht das tuet, was ihr wollt.³¹ Galater Gal 55 5 17 30 Das Fleisch möchte dem Geiste die Herrschaft entreißen, der Geist das Fleisch unterdrücken; hieraus entsteht ein beständiger Widerstreit. Galater Gal 55 5 17 31 Was wir tun und wem wir folgen, hängt von unserer Wahl ab. Galater Gal 55 5 18 Quod si spiritu ducimini, non estis sub lege. Wenn ihr aber durch den Geist geleitet werdet, so seid ihr nicht unter dem Gesetze.³² Galater Gal 55 5 18 32 D. i. unter der Knechtschaft des Gesetzes. Durch die Taufe sind sie Christus einverleibt und frei geworden, sie fallen aber in die Knechtschaft zurück, sobald sie nicht dem Geiste gehorchen, sondern dem Fleische zu dienen beginnen. Der Geist ist der Heil. Geist selbst, oder die göttliche Gnade, die in dem Herzen der Gläubigen wohnt. Galater Gal 55 5 19 Manifesta sunt autem opera carnis: quæ sunt fornicatio, immunditia, impudicitia, luxuria, Offenkundig sind die Werke des Fleisches,³³ welche sind: Unzucht, Unlauterkeit, Unschamhaftigkeit, Unkeuschheit, Galater Gal 55 5 19 33 Man erkennt den Baum an seinen Früchten [Mt 12,33]. Der Apostel will nicht alle Laster aufzählen, sondern einzig die herrschenden hervorheben. Die erste Gattung derselben umfasst drei Sünden gegen das sechste Gebot. Die Worte Unschamhaftigkeit, Unkeuschheit sind Übersetzungen für ein und dasselbe Wort. An zweiter Stelle werden zwei Sünden gegen Gott genannt; ihnen folgen neun Sünden gegen den Nächsten, der erste Name ist ein Sammelname. Die vierte Klasse der Sünden sind zwei Vergehen gegen die Mäßigkeit. Galater Gal 55 5 2 Ecce ego Paulus dico vobis: quoniam si circumcidamini, Christus vobis nihil proderit. Sehet, ich Paulus¹ sage euch: Wenn ihr euch beschneiden lasset, so wird Christus euch nichts nützen.² Galater Gal 55 5 2 1 Apostel Jesu Christi. Galater Gal 55 5 2 2 Widerspricht dem nicht [Röm 2,25]? Keineswegs, da der Apostel an der letzten Stelle von der Beschneidung vor der Verkündigung des Evangeliums redet. Wenn der Apostel ferner den Timotheus beschnitt, so tat er dies nicht, weil er ihn so zu einem vollkommenen Christen machen wollte, sondern um zu verhindern, dass dieser von den ungläubigen Juden, unter denen er das Evangelium verkünden wollte, als unreiner Heide verworfen würde. Dem also schadet die Beschneidung, der von ihr etwas erhofft (Hier.), nicht dem, der ihr keine Bedeutung für seine Seele zuschreibt (Aug.). Wer sich beschneiden lässt, tut es aus Furcht vor dem Gesetze, wer aber das Gesetz fürchtet, glaubt nicht an die Macht Christi, wer aber nicht an Christus glaubt, erlangt auch nichts von ihm (Chrys.). Die Beschneidung war das Zeichen des noch zukünftigen Messias; wer sich aus religiöser Verehrung beschneiden ließ, glaubte also nicht, dass er schon gekommen sei (Thom.). Galater Gal 55 5 20 Idolorum servitus, veneficia, inimicitiæ, contentiones, æmulationes, iræ, rixæ, dissensiones, sectæ, Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Streitigkeiten, Eifersucht, Zorn, Hader, Zerwürfnisse, Spaltungen, Galater Gal 55 5 21 Invidiæ, homicidia, ebrietates, comessationes, et his similia, quæ prædico vobis, sicut prædixi: quoniam qui talia agunt, regnum Dei non consequentur. Missgunst, Mordtaten, Trunkenheit, Schwelgerei, und diesen ähnliches, wovon ich euch voraussage,³⁴ wie ich es schon ehedem gesagt habe,³⁵ dass die, welche solches tun,³⁶ das Reich Gottes nicht erlangen werden.³⁷ Galater Gal 55 5 21 34 Jetzt in diesem Briefe. Galater Gal 55 5 21 35 Als ich bei euch war. Galater Gal 55 5 21 36 Nachdem sie zumal zum Glauben gekommen sind. Galater Gal 55 5 21 37 Wer etwas von alledem tut, kommt nicht in das Himmelreich (Aug., Hier.), soweit diese Sünden schwere sind. Galater Gal 55 5 22 Fructus autem Spiritus est: caritas, gaudium, pax, patientia, benignitas, bonitas, longanimitas, Die Frucht des Geistes aber ist:³⁸ Liebe, Freude,³⁹ Friede,⁴⁰ Geduld, Milde, Güte, Langmut, Galater Gal 55 5 22 38 Während jedes Laster für sich bestehen und so vom Himmel ausschließen kann, ist jede Tugend notwendig mit anderen verbunden. Im griech. Texte werden nur 9 Früchte aufgezählt, so dass also mehrere in der Vulgata eine doppelte Übersetzung erhalten haben. Der griechische Text hat: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Milde, Rechtschaffenheit, Treue, Sanftmut, Reinheit. Galater Gal 55 5 22 39 Freude über die Vermehrung der Ehre Gottes. Galater Gal 55 5 22 40 Friede mit anderen. Galater Gal 55 5 23 Mansuetudo, fides, modestia, continentia, castitas. Adversus hujusmodi non est lex. Sanftmut, Treue, Bescheidenheit, Enthaltsamkeit, Keuschheit; gegen dergleichen ist das Gesetz nicht.⁴¹ Galater Gal 55 5 23 41 Das Gesetz setzt für Tugenden keine Strafen fest und hat für die, welche mit Tugenden geschmückt sind, keine Drohungen. Vergl. [1Tim 1,9]. Galater Gal 55 5 24 Qui autem sunt Christi, carnem suam crucifixerunt cum vitiis, et concupiscentiis. Die aber, welche Christus angehören, haben ihr Fleisch gekreuzigt, samt Leidenschaften und Begierlichkeiten.⁴² Galater Gal 55 5 24 42 Durch die Taufe werden wir dem am Kreuze sterbenden Christus verbunden, und mit Christus stirbt unser alter Mensch, d. i. das Fleisch mit seinen Leidenschaften und Begierlichkeiten, aus der Taufe aber geht ein neuer Mensch hervor, so dass nun Christus selbst in uns durch seinen Geist lebt. Vergl. [Röm 6,3ff]. Galater Gal 55 5 25 Si spiritu vivimus, spiritu et ambulemus. Wenn wir im Geiste leben, lasset uns auch im Geiste wandeln. Galater Gal 55 5 26 Non efficiamur inanis gloriæ cupidi, invicem provocantes, invicem invidentes. Lasset uns nicht lüstern sein nach eitler Ehre, so dass wir einander herausfordern, einander beneiden! Galater Gal 55 5 3 Testificor autem rursus omni homini circumcidenti se, quoniam debitor est universæ legis faciendæ. Ich bezeuge³ es noch einmal jedem Menschen, der sich beschneiden lässt:⁴ er ist schuldig, das ganze Gesetz zu erfüllen.⁵ Galater Gal 55 5 3 3 Ich rufe Gott zum Zeugen an. Galater Gal 55 5 3 4 Der sich jetzt noch beschneiden lässt in der falschen Meinung, die Beschneidung sei notwendig. Galater Gal 55 5 3 5 Wer im Gesetze Gerechtigkeit und Seligkeit zu finden hofft, hat keinen Teil an Christus. Durch Taufe und Glaube hatten sie Christus angezogen und waren ihm eingepflanzt worden [Joh 15,4ff]; sobald sie sich dem Gesetze zuwenden, welches nur der Zuchtmeister auf Christus war, sagen sie sich von diesem los. Galater Gal 55 5 4 Evacuati estis a Christo, qui in lege justificamini: a gratia excidistis. Ihr habt keinen Teil mehr an Christus, wenn ihr durch das Gesetz wollt gerechtfertigt werden; ihr seid der Gnade verlustig gegangen. Galater Gal 55 5 5 Nos enim spiritu ex fide, spem justitiæ exspectamus. Denn wir⁶ erwarten im Geiste⁷ aus dem Glauben die Hoffnung der Gerechtigkeit.⁸ Galater Gal 55 5 5 6 Die durch die Taufe mit Christus verbundenen. Galater Gal 55 5 5 7 Im Heil. Geiste (Chrys., Theod.). Wie der Heil. Geist die bewirkende Ursache, so ist der Glaube die subjektive, disponierende. Galater Gal 55 5 5 8 Das, was die Gerechtigkeit hofft (Theod., Thom.). Galater Gal 55 5 6 Nam in Christo Jesu neque circumcisio aliquid valet, neque præputium: sed fides, quæ per caritatem operatur. In Christus Jesus⁹ vermag ja weder Beschneidung etwas, noch Unbeschnittensein, sondern der Glaube, der durch die Liebe wirksam ist.¹⁰ Galater Gal 55 5 6 9 Bei denen, die in Christus Jesus sind. Beschneidung und Vorhaut tun nichts für die Seligkeit. Galater Gal 55 5 6 10 Wie wir das Leben des Körpers aus seiner Bewegung erkennen, so das Leben des Glaubens aus den guten Werken. Wie der Leib tot ist, wenn die Seele ihn verlässt, so der Glaube, wenn die Liebe weicht. Um diesen lebendigen Glauben bitten die Katechumenen vor der Taufe, denn kein anderer vereint mit Christus. (Konzil von Trient, Sitz 6, Von der Rechtfert. 7) Galater Gal 55 5 7 Currebatis bene: quis vos impedivit veritati non obedire? Ihr waret in gutem Laufe,¹¹ wer hat euch aufgehalten, der Wahrheit nicht zu gehorchen? Galater Gal 55 5 7 11 Das Bild ist von den in öffentlichen Wettläufen um eine Belohnung Streitenden hergenommen. Vergl. [1Kor 9,24]. Wer dort zu gewinnen wünscht, muss den rechten Weg und die vorgeschriebene Weise innehalten und so an das Ziel kommen. Die Galater hatten, noch ehe sie das Ziel erreicht, den rechten Weg verlassen. Galater Gal 55 5 8 Persuasio hæc non est ex eo, qui vocat vos. Diese Überredung¹² kommt nicht von dem, der euch beruft.¹³ Galater Gal 55 5 8 12 Die Bemühungen der falschen Apostel, die Gläubigen mitten im Laufe aufzuhalten. Galater Gal 55 5 8 13 Wenn nicht von Gott dem Vater, werden die Verführer vom Teufel geleitet (Thom.). Galater Gal 55 5 9 Modicum fermentum totam massam corrumpit. Ein wenig¹⁴ Sauerteig¹⁵ zersetzt die ganze Masse. [1Kor 5,6] Galater Gal 55 5 9 14 Sind jene Irrlehrer auch wenig zahlreich, so ist die Gefahr doch nicht klein. Ein Funke ist etwas Kleines, und dennoch kann er Häuser und Städte in Asche legen, und wie der Krebs den ganzen Körper allmählich angreift und ein räudiges Schaf alle ansteckt, so bringen jene sicheres Unheil, wenn ihr euch nicht von ihnen entfernt (Hier.). Galater Gal 55 5 9 15 Die Verführer. Galater Gal 55 0 1 2. Verschiedene Mahnungen. (V. 10) Schlusswort des Briefes (6,11 18) Galater Gal 55 6 1 Fratres, et si præoccupatus fuerit homo in aliquo delicto, vos, qui spirituales estis, hujusmodi instruite in spiritu lenitatis, considerans te ipsum, ne et tu tenteris. Brüder! wenn einmal ein Mensch von irgend einer Sünde übereilt worden ist, so sollt ihr, die ihr geistig gesinnt seid,¹ einen solchen im Geiste der Sanftmut zurechtweisen;² auch habe acht auf dich selbst, damit nicht auch du versucht werdest.³ Galater Gal 55 6 1 1 Alle Gläubigen, welche im Geiste wandeln. Galater Gal 55 6 1 2 Wenngleich die Gläubigen durch die Taufe Christus einverleibt sind, ist doch die böse Lust noch nicht in ihnen gänzlich erstorben, so dass es geschehen kann, dass Jemand dem Heil. Geiste nicht folgend einer plötzlichen Versuchung nachgibt und vom rechten Wege abweicht. Auch dann hat er noch ein Anrecht auf unsere Liebe. Er ist mit Sanftmut zu behandeln, damit er sich bekehre. Niemals also dürfen wir einen anderen zurechtweisen, mahnt der heil. Augustin, ohne uns zuvor vor Gott geprüft zu haben, ob die Liebe uns treibt. Wenn der, welchen du so zurechtweisest, dich beschimpft, dir droht, dich verfolgt, so antworte ihm nichts, bis deine Wunde geheilt ist, damit deine Zunge nicht der Sünde diene und du nicht Böses mit Bösem vergeltest. Denn was du mit erbittertem Herzen sagst, gibt die Aufregung des Rasenden ein, nicht die Liebe der Bessernden. Liebe und sage was du willst. Glaubst du in Schärfe des Wortes Gottes den Irrenden von der Belagerung der Laster befreien zu sollen, tue es, es wird kein Fluch sein. Wenn du aber zwar mit Liebe beginnst, du aber dann, wenn der Widerstand entgegentritt, nicht sowohl dem Fehler entgegentrittst als dem Menschen Feind wirst, so musst du diesen Staub nachher mit Tränen abwaschen. Ach, wie viel öfter macht uns der Zorn der Zurechtgewiesenen zornig als sein Elend barmherzig! Anders freilich sind die zu behandeln, welche im Bösen beharren. Galater Gal 55 6 1 3 Nichts bricht die Härte bei der Bestrafung so wie die Furcht eigenen Falles (Thom.). Galater Gal 55 6 10 Ergo dum tempus habemus, operemur bonum ad omnes, maxime autem ad domesticos fidei. Darum, so lange wir Zeit haben, lasset uns Gutes tun an allen, besonders aber an den Glaubensgenossen.¹³ Galater Gal 55 6 10 13 Wohlzutun und alles Gute zu tun empfiehlt der Apostel. Darf man aber einen mehr lieben als den andern? Die Liebe kann größer sein ebenso ihrem Gegenstande, wie ihrem eigenen Grade nach. Jemanden lieben heißt ihm Gutes wünschen. Wir lieben also den einen mehr als den andern, ebenso wenn wir ihm ein größeres Gut wünschen wie wenn wir ihn inniger lieben. Was das erste angeht, müssen wir alle Menschen gleichmäßig lieben, denn allen müssen wir das ewige Leben wünschen, indes die Stärke des inneren Aktes muss nicht allen gegenüber die gleiche sein. Der Grund der intensiveren Handlung ist die Vereinigung und die Ähnlichkeit, mithin müssen wir jene stärker und inniger lieben, welche uns ähnlicher und inniger vereint sind (Thom.). Ist nicht aber unsere Ähnlichkeit und Vereinigung größer mit denen, welche mit uns durch die taufe Christus vereint und seine Glieder geworden sind? Galater Gal 55 6 11 Videte qualibus litteris scripsi vobis mea manu. Sehet, mit welchen Buchstaben ich euch mit eigener Hand geschrieben habe!¹⁴ Galater Gal 55 6 11 14 Der Apostel schreibt mit eigener Hand und mit größeren Buchstaben einige Mahnungen unter das, was er einem anderer diktiert hat. Ich habe geschrieben: Die Alten versetzten sich in den Briefen in die Zeit, wo der Empfänger den Brief erhielt. Die Worte beziehen sich also auf das Folgende (Hier., Mops.) Galater Gal 55 6 12 Quicumque enim volunt placere in carne, hi cogunt vos circumcidi, tantum ut crucis Christi persecutionem non patiantur. Denn alle, die dem Fleische nach gefallen wollen, diese nötigen euch, euch beschneiden zu lassen, nur damit sie nicht um des Kreuzes Christi willen Verfolgung zu leiden haben.¹⁵ Galater Gal 55 6 12 15 D. i. alle, die in äußeren Dingen schön erscheinen und anderen gefallen wollen, ohne auf die Beschaffenheit ihres Herzens zu achten. Die äußeren Dinge sind die Beschneidung und andere fleischliche Beobachtungen (Thom.). Sie sind Heuchler, da bei der Einführung des Mosaischen Gesetzes kein gutes Ziel haben. Indem sie die Galater zur Beschneidung zu bringen suchen, wollen sie sich den durch das Kreuz Christi hervorgerufenen Verfolgungen entziehen. Die römischen Kaiser hatten den Juden im ganzen römischen Reiche freie Religionsübung gestattet; so wurden die Christen, welche beschnitten waren, von den Heiden für Juden gehalten, während die Unbeschnittenen von Heiden und Juden zugleich angefochten und verfolgt wurden. Dieser doppelten Verfolgung suchten die falschen Apostel durch die Empfehlung der Beschneidung zu entgehen. Galater Gal 55 6 13 Neque enim qui circumciduntur, legem custodiunt: sed volunt vos circumcidi, ut in carne vestra glorientur. Denn auch die, welche sich beschneiden lassen, halten das Gesetz nicht;¹⁶ aber sie wollen, dass ihr euch beschneiden lasset, damit sie sich eures Fleisches rühmen können. Galater Gal 55 6 13 16 Die falschen Apostel wollen, um den Verfolgungen zu entgehen, die Privilegien der Juden genießen und suchen sich als wahre Juden zu erweisen, nicht etwa durch Beobachtung des Gesetzes, sondern indem sie sich rühmen, dass sie das Gesetz unter den Heidenchristen verbreitet hätten. Galater Gal 55 6 14 Mihi autem absit gloriari, nisi in cruce Domini nostri Jesu Christi: per quem mihi mundus crucifixus est, et ego mundo. Von mir aber sei es fern mich zu rühmen, außer in dem Kreuze unsers Herrn Jesus Christus,¹⁷ durch welchen mir die Welt¹⁸ gekreuzigt ist, und ich der Welt.¹⁹ Galater Gal 55 6 14 17 Der Apostel sagt nicht: Ich rühme mich nicht, sondern: Das sei fern von mir, dass ich mich rühme! Doch einer Sache wünscht er sich zu rühmen, des Kreuzes des Herrn. Die Kreuzesstrafe war bei den Juden selbst nicht eine Todesart, sondern eine Schmach, welche Hingerichteten angetan ward. Wohl ist alles, was Christus getan, Grund, uns dessen zu rühmen und es zu preisen, doch das Kreuz Christi ist der höchste Gegenstand unseres Rühmens (Cyr. v. Jerus.). Galater Gal 55 6 14 18 Die Welt sind alle zeitlichen Dinge, soweit sie von Gott abgewendet sind und dem Fleische dienen. Galater Gal 55 6 14 19 Der Apostel findet nichts in der Welt, was er nicht verabscheute, wie die Welt das Kreuz Christi verabscheut. Galater Gal 55 6 15 In Christo enim Jesu neque circumcisio aliquid valet, neque præputium, sed nova creatura. Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung etwas, noch Unbeschnittensein, sondern ein neues Geschöpf.²⁰ Galater Gal 55 6 15 20 Vergl. [Gal 3,27ff, Gal 5,6]. Nur eines hat Wert vor Gott, der Stand der übernatürlichen Gnade, der Mensch im durch die Liebe tätigen Glauben, Christi Miterbe. So lebt und urteilt Paulus, so müssen alle urteilen, welche auf Christus getauft, den alten Menschen ausgezogen und sich nach dem Bilde ihres Schöpfers erneuert haben. [Kol 3,9ff] Galater Gal 55 6 16 Et quicumque hanc regulam secuti fuerint, pax super illos, et misericordia, et super Israel Dei. Und alle, welche dieser Richtschnur²¹ folgen, Friede über sie und Barmherzigkeit,²² und über das Israel Gottes!²³ Galater Gal 55 6 16 21 Diese Richtschnur des Glaubens und Handelns: Die V. 15 aufgestellte. Galater Gal 55 6 16 22 Er wünscht ihnen den Frieden, den die Vereinigung mit Christus gewährt, und die göttliche Barmherzigkeit, welche alle Glieder Christi erfahren, worin immer sie derselben bedürfen, und ganz besonders am Tage des Gerichtes. Galater Gal 55 6 16 23 Das Israel Gottes steht im Gegensatze zu dem Israel nach dem Fleische. Es sind dies alle Gläubigen, sei es heidnischer, sei es jüdischer Herkunft (Chrys., Ök., Hier., Thom.). Das Wörtchen und hat mithin erklärenden Sinn. Galater Gal 55 6 17 De cetero nemo mihi molestus sit: ego enim stigmata Domini Jesu in corpore meo porto. Fernerhin falle mir Niemand lästig; denn ich trage die Wundmale des Herrn Jesus an meinem Leibe.²⁴ Galater Gal 55 6 17 24 Durch sein Ansehen will der Apostel den Streitigkeiten ein Ende machen, und zum Beweise seines Ansehens fügt er diese Worte bei. Die Sklaven trugen im Morgenlande ein Zeichen eingebrannt, welches kundtat, wem sie gehörten, so will der heil. Paulus als wahrer Diener Christi und als Apostel an dem Zeichen Christi erkannt werden, welches er an seinem Leibe trägt. Es sind die Narben der Schläge und Wunden, welche Paulus für Christus gelitten und die Spuren der Verfolgungen und Trübsale, die ihm sein Apostelamt zugezogen. Schön sagt der Apostel: Ich trage, gleichsam im Triumphe, nicht einfach: ich habe (Chrys.). Ich schreibe euch nichts weiter, statt der Buchstaben zeige ich euch die Spuren meiner Wunden, diese sind das Zeugnis, dass meine Predigt wahr ist, da ich solches für dieselbe gern getragen (Theod.). Galater Gal 55 6 18 Gratia Domini nostri Jesu Christi, cum spiritu vestro, fratres. Amen. Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus sei mit eurem Geiste, Brüder! Amen.²⁵ Galater Gal 55 6 18 25 Der Apostel wünscht die Gnade dem Geiste, weil dieselbe im Geiste und vom Geiste empfangen wird und auf den Geist ihre Kraft übt. Galater Gal 55 6 2 Alter alterius onera portate, et sic adimplebitis legem Christi. Traget einer des andern Last,⁴ und so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.⁵ Galater Gal 55 6 2 4 Du hast diesen Fehler, jenen nicht, ein anderer hat zwar den, von dem du frei bist, aber er hat deinen Fehler nicht. Trage sein Gebrechen und er das deine (Theod.). Es ist von solchen Unvollkommenheiten die Rede, welche sich nach außen kundtun. Galater Gal 55 6 2 5 Das Gebot der Liebe wird voll erfüllt, wenn die Liebe auch die Sünder umfasst. Galater Gal 55 6 3 Nam si quis existimat se aliquid esse, cum nihil sit, ipse se seducit. Denn wenn Jemand etwas zu sein glaubt, da er doch nichts ist, so betrügt er sich selbst.⁶ Galater Gal 55 6 3 6 Wenn Jemand sich für etwas Großes hält, täuscht er sich selbst, weil er nichts ist (Hier.) und aus sich nur Lüge und Sünde hat. (2. Araus. Konzil K. 22) Galater Gal 55 6 4 Opus autem suum probet unusquisque, et sic in semetipso tantum gloriam habebit, et non in altero. Ein jeder aber prüfe sein eigenes Tun,⁷ und so wird er nur in sich selbst Ruhm haben, und nicht in dem andern;⁸ Galater Gal 55 6 4 7 Sein gesamtes Verhalten prüfe jeder selbst. Galater Gal 55 6 4 8 Dieser Teil des Satzes hat ironischen Sinn: Dann wird er nicht in Versuchung kommen, andere gering zu schätzen, wohl aber sich gering achten, da er sich mit so zahlreichen Unvollkommenheiten belastet sieht. Galater Gal 55 6 5 Unusquisque enim onus suum portabit. denn ein jeder wird seine eigene Last⁹ tragen. [1Kor 3,8] Galater Gal 55 6 5 9 Die eigenen Fehler und Sünden, mit denen sein Gewissen beschwert ist. Es wird dies vor dem Gerichte Gottes geschehen, wo Niemand mehr für uns eintreten kann (Hier., Chrys., Aug.). Galater Gal 55 6 6 Communicet autem is, qui catechizatur verbo, ei, qui se catechizat, in omnibus bonis. Wer aber unterwiesen wird im Worte, teile dem, der ihn unterweist, von allem Guten mit.¹⁰ Galater Gal 55 6 6 10 Er teile von dem zum Leben notwendigen Gütern mit (Chrys., Theod., Aug., Hier.). Die Galater waren wohl nicht besonders eifrig im Geben. Vergl. [Gal 2,10] und [1Kor 16,1]. Galater Gal 55 6 7 Nolite errare: Deus non irridetur. Täuschet euch nicht! Gott lässt seiner nicht spotten.¹¹ Galater Gal 55 6 7 11 Wenngleich der heil. Paulus zunächst die Pflicht der Gläubigen im Auge hat, die Lehrer zu erhalten, gilt seine Mahnung sicher allen, dass sie freigebig und wohltätig seien. Gott zeigt nicht sofort, dass die Entschuldigungen, welche die kargen Geber vor anderen und dem eigenen Gewissen vorbringen, eitel und nichtig sind, sondern erwartet die Zeit der Ernte, um die Spreu von dem Weizen zu trennen und jene verbrennen zu lassen. Galater Gal 55 6 8 Quæ enim seminaverit homo, hæc et metet. Quoniam qui seminat in carne sua, de carne et metet corruptionem: qui autem seminat in spiritu, de spiritu metet vitam æternam. Denn was der Mensch säet, das wird er auch ernten. Wer auf sein Fleisch säet, wird von dem Fleische auch Verderben ernten; wer aber auf den Geist säet, wird von dem Geiste ewiges Leben ernten.¹² Galater Gal 55 6 8 12 Der Apostel empfiehlt die Freigebigkeit. (Vergl. Anm. 11) Je nach der Art des Samens wird auch die Ernte sein. Wer Unkraut säet, kann von seinem Acker keinen Weizen als Frucht erwarten. Übrigens ist auch die Natur des Ackers zu erwägen, ob derselbe ein guter oder schlechter ist. Was wir denken, sagen, tun, wird auf einem von zwei Äckern gesäet, dem Fleische oder dem Geiste. Was Gutes aus dem Herzen oder Munde hervorgeht oder von uns getan wird, ist auf den Geist gesäet und wird reiche Frucht tragen für das ewige Leben; was böse ist, fällt auf den Acker des Fleisches und wird die Ernte des Verderbens tragen (Hier.). Paulus spricht nicht in gleicher Weise von beiden Äckern: Das Böse wird auf sein Fleisch gesäet, das Gute auf den Geist. So ist also der erstgenannte Acker in Wahrheit des Menschen, der andere vielmehr Gottes. Galater Gal 55 6 9 Bonum autem facientes, non deficiamus: tempore enim suo metemus non deficientes. Lasset uns also Gutes tun und nicht ermüden; denn zu seiner Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht nachlassen. [2Thess 3,13] Epheser Eph 56 0 1 Aufschrift des Briefes. (V. 1, 2) I. Dogmatischer Teil. (1,3 3,21) Der Apostel bringt Gott Dank und Gebet dar und preist dessen Wohltaten, die er allen Gläubigen insgesamt, insbesondere aber den Heidenchristen durch Christus und in Christus erwiesen. (1,3 3,21) 1. Der Apostel sagt für alle Wohltaten Dank, welche Gott allen Gläubigen durch Christus erwiesen hat (1, V. 3 14): Für die Auserwählung. (V. 6) Für die Erlösung. (V. 12) Für das Geschenk des Heil. Geistes. (V. 14) 2. Besondere Danksagung für die Beharrlichkeit der Epheser im Glauben und in der Liebe. (1,15 2,22) a. Gebet für die Epheser, dass sie die Erhabenheit der Berufung zum Glauben und der zukünftigen Herrlichkeit, sowie die Größe der Macht Gottes erkennen mögen. (V. 19) b. Kurze Erklärung, wie groß Gottes Kraft ist (V. 20 2,10): er hat Christus von den Toten erweckt ihn über alles erhoben und zum Haupte seiner Kirche gemacht. Epheser Eph 56 1 1 PAULUS Apostolus Jesu Christi per voluntatem Dei, omnibus sanctis, qui sunt Ephesi, et fidelibus in Christo Jesu. Paulus, Apostel Jesu Christi¹ durch den Willen Gottes,² an alle Heiligen³ zu Ephesus und Gläubigen in Christus Jesus.⁴ Epheser Eph 56 1 1 1 Überall hebt der heil. Paulus in seinen Briefen seine apostolische Würde hervor. Epheser Eph 56 1 1 2 Gottes: Die Bedingungen, damit Jemand im strengen Sinne Apostel heißen konnte, waren: Von Gott berufen und Zeuge der Auferstehung Jesu Christi gewesen zu sein. Vergl. [Apg 1,21ff]. Epheser Eph 56 1 1 3 Heilige heißen die Christen, da sie von Gott aus der Welt auserwählt und seiner Kirche eingepflanzt sind. Epheser Eph 56 1 1 4 Die Worte: In Christus Jesus gehören zu dem anderen: Gläubigen. Die Christen wurzeln gleichsam in Christus, stehen in innigster Lebensgemeinschaft mit ihm. Epheser Eph 56 1 10 In dispensatione plenitudinis temporum, instaurare omnia in Christo, quæ in clis, et quæ in terra sunt, in ipso: die Fülle der Zeiten eintreten zu lassen²⁰ und alles in Christus²¹ zu erneuern, was im Himmel und was auf Erden ist, in ihm, Epheser Eph 56 1 10 20 Die Zeit, welche Gott zur Vorbereitung auf die Ankunft des Erlösers bestimmt hatte, war vorüber. Juden wie Heiden hatten die Einsicht gewinnen können, dass das Heil nicht durch eigene Kraft und Weisheit erlangt wird, und so war die Sehnsucht nach dem Erlöser geweckt. (Die Zeit ist gleichsam als Gefäß gedacht, welches durch die einzelnen Zeitabschnitte allmählich gefüllt wird.) Zudem war herangereift, was zu Trägern des neuen Heils bestimmt war. Mit Christus kam der Zeitpunkt, auf welchen die vorhergehende Zeit abzielte, die folgende zurückweist. Epheser Eph 56 1 10 21 Wie ist dies möglich, da es für die gefallenen Engel keine Erlösung gibt, die guten aber einer solchen nicht bedürfen? Der heil. Augustin antwortet: Der Verlust, welchen der Himmel durch den Fall der bösen Engel erlitten, wir durch die Auserwählten ersetzt. Nach den griech. Vätern, entsprechend dem Griech.: Er wird Christus zum Herrn der Engel und Menschen hinstellen. Epheser Eph 56 1 11 In quo etiam et nos sorte vocati sumus prædestinati secundum propositum ejus, qui operatur omnia secundum consilium voluntatis suæ: in welchem²² auch wir zur Erbschaft²³ berufen sind, vorherbestimmt nach dem Ratschlusse dessen, der alles nach dem Entschlusse seines Willens²⁴ wirkt, Epheser Eph 56 1 11 22 Christus ist die Grundlage, auf der unsere Hoffnung sich erhebt. Epheser Eph 56 1 11 23 Es handelt sich um eine dritte Gabe zu der Erlösung und dem Besitze aller Weisheit und Einsicht (V. 8) als weiteren Inhalt der Segnung. V. 3. Epheser Eph 56 1 11 24 Sein Wille war der Grund aller Dinge, seine Verherrlichung ist ihr letztes Ziel. [Spr 16,4] Epheser Eph 56 1 12 Ut simus in laudem gloriæ ejus nos, qui ante speravimus in Christo: damit wir ein Lob seiner Herrlichkeit seien, die wir schon vorher auf Christus gehofft haben;²⁵ Epheser Eph 56 1 12 25 Die Worte: ein Lob seiner Herrlichkeit sind eine Wiederholung von V. 6 und 12. Das Lob ist das Ziel, zu dem wir gelangen sollen, seine Verherrlichung das Ziel, zu dem Gott durch uns gelangen will. Die Erwartung des Messias war gleichsam die Seele des Judentums, ohne die es tot ist. Epheser Eph 56 1 13 In quo et vos, cum audissetis verbum veritatis (Evangelium salutis vestræ), in quo et credentes signati estis Spiritu promissionis sancto, in welchem²⁶ auch ihr²⁷ berufen wurdet, nachdem ihr das Wort von der Wahrheit (die frohe Botschaft eures Heiles) gehört habt,²⁸ in welchem ihr auch gläubig und so besiegelt²⁹ wurdet mit dem Heiligen Geiste der Verheißung,³⁰ Epheser Eph 56 1 13 26 Wiederaufnahme von V. 11. Epheser Eph 56 1 13 27 Der Wechsel der Person zeigt, dass der Apostel sich jetzt an die Heidenchristen wendet. Epheser Eph 56 1 13 28 Dem Hören folgt der Glaube, diesem die Besiegelung durch den Heil. Geist in Taufe und Firmung. Epheser Eph 56 1 13 29 Das Bild des Siegels kann in doppelter Weise angewendet werden: Das Siegel bewahrt den Inhalt des Versiegelten oder es bewährt die Echtheit. Im letzteren Sinne wird das Bild hier und [Röm 4,11] gebraucht: Der Heil. Geist bewährt die Christen. Doch da das Unterpfand auf die Zukunft hinweist, tritt auch die zweite Bedeutung in Kraft, ähnlich wie das Siegel am Grabe des Heilandes beides gewährte. Das Siegel ist also Kennzeichen des Christen und bewahrende Macht. Epheser Eph 56 1 13 30 Der durch die Propheten verheißene Heil. Geist. [Joel 3,1, Sach 12,10] u.a. Vergl. [Lk 24,19, Apg 11,4] u. a. Ist das Unterpfand (griech. Angeld) so groß, dass der Heil. Geist selbst es ist, wie groß wird da das Eigentum sein! Epheser Eph 56 1 14 Qui est pignus hæreditatis nostræ, in redemptionem acquisitionis, in laudem gloriæ ipsius. welcher das Unterpfand unserer Erbschaft ist, zur Erlösung seines Eigentums,³¹ zum Lobe seiner Herrlichkeit. Epheser Eph 56 1 14 31 Diejenigen, welche erworben werden. Im A. T. war dies die Bezeichnung für das auserwählte Volk, im N. wird der Name für das Volk Gottes angewendet. [Apg 20,28, 1Petr 2,9] Epheser Eph 56 1 15 Propterea et ego audiens fidem vestram, quæ est in Domino Jesu, et dilectionem in omnes sanctos, Darum auch, seitdem ich von eurem Glauben an den Herrn Jesus,³² und von eurer Liebe³³ zu allen Heiligen gehört habe,³⁴ Epheser Eph 56 1 15 32 Überall verbindet der Apostel mit dem Glauben die Liebe (Chrys.). Epheser Eph 56 1 15 33 Der Glaube ist das Fundament, die Liebe der Gipfel, der Glaube ist die Wurzel, die Liebe die Frucht. Epheser Eph 56 1 15 34 Da der Apostel die ephesinische Gemeinde kennt, bezieht sich dies wohl auf andere, an welche das Schreiben vermittelt werden soll. Epheser Eph 56 1 16 Non cesso gratias agens pro vobis, memoriam vestri faciens in orationibus meis: höre ich nicht auf,³⁵ euretwillen Dank zu sagen, eurer gedenkend³⁶ in meinen Gebeten. Epheser Eph 56 1 16 35 Paulus würde nicht dafür Dank sagen, wüsste er nicht, dass beides Gaben dessen sind, dem er dafür Dank darbringt. Epheser Eph 56 1 16 36 Für wie viele betet Paulus! Der Vorschrift schließt sich das Vorbild an. Epheser Eph 56 1 17 Ut Deus, Domini nostri Jesu Christi pater gloriæ, det vobis spiritum sapientiæ et revelationis, in agnitione ejus: dass der Gott unsers Herrn Jesus Christus³⁷ der Vater der Herrlichkeit, euch den Geist der Weisheit und Offenbarung³⁸ verleihe,³⁹ ihn zu erkennen, Epheser Eph 56 1 17 37 Der menschlichen Natur nach. Als Gott ist Christus die Herrlichkeit, der Abglanz der Herrlichkeit des Vaters. Als Gottmensch aber ist er der Vermittler aller Gnade und Gaben, deren Urquell der Vater ist (Theodor.). Epheser Eph 56 1 17 38 Da der heil. Geist verschiedene Gaben und in verschiedenem Maße den Menschen mitteilen kann, erklärt es sich, dass er den Lesern, die nach V. 13 den Heil. Geist bereits haben, hier denselben noch wünscht. Dort wird der Besitz des Heil. Geistes als etwas die Christen Auszeichnendes genannt, hier wird ihnen die Fülle der Gnaden gewünscht. Epheser Eph 56 1 17 39 Derselbe Gott, welcher die Auserwählung (V. 4), die Kindschaft (V. 5), den Reichtum (V. 7) gegeben, dem wir das Siegel und die Loskaufung verdanken. Epheser Eph 56 1 18 Illuminatos oculos cordis vestri, ut sciatis quæ sit spes vocationis ejus, et quæ divitiæ gloriæ hæreditatis ejus in sanctis, Erleuchtung der Augen eures Herzens,⁴⁰ damit ihr wisset, welches⁴¹ die Hoffnung seiner Berufung, und welches der Reichtum der Herrlichkeit seines Erbes⁴² unter den Heiligen ist,⁴³ Epheser Eph 56 1 18 40 Eine Wiederholung des im vorigen Satze enthaltenen Gedankens. Was zuvor als Wirkung des Heil. Geistes hingestellt war, wird hier als Eröffnung des inneren Auges der Leser bezeichnet. Epheser Eph 56 1 18 41 Was sie wissen sollen, ist in den drei mit welche anfangenden Sätzen angegeben. Der zweite sagt, was wir erhoffen dürfen, während der dritte darlegt, dass wir wirklich darauf hoffen dürfen. Epheser Eph 56 1 18 42 Die Vollendung des Heiles mit allen seinen Gütern, vergl. [Röm 14,37]: Teilnahme an Gottes Leben, am Reichtum seiner Herrlichkeit. Epheser Eph 56 1 18 43 Den zum Glauben Berufenen. Epheser Eph 56 1 19 Et quæ sit supereminens magnitudo virtutis ejus in nos, qui credimus secundum operationem potentiæ virtutis ejus, und welches die überschwengliche Größe seiner Macht in uns ist, die wir glauben, nach der Wirksamkeit der Kraft seiner⁴⁴ Stärke, [Eph 3,7] Epheser Eph 56 1 19 44 Gottes. Epheser Eph 56 1 2 Gratia vobis, et pax a Deo Patre nostro, et Domino Jesu Christo. Gnade sei euch und Friede⁵ von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!⁶ Epheser Eph 56 1 2 5 Der Friede ist die Frucht der Mitwirkung mit der Gnade. Dieser Teil des Grußes ist dem der Juden nachgebildet. Epheser Eph 56 1 2 6 Der uns Gnade und Frieden erworben hat. Vergl. [Joh 14,27]. Mit ähnlichen Wünschen beginnen die Apostel Petrus, Johannes und Judas ihre Briefe. Epheser Eph 56 1 20 Quam operatus est in Christo, suscitans illum a mortuis, et constituens ad dexteram suam in clestibus: welche er an Christus wirkte, indem er ihn von den Toten auferweckte,⁴⁵ und zu seiner Rechten im Himmel setzte,⁴⁶ Epheser Eph 56 1 20 45 Der Apostel hat 3 Dinge genannt: 1. Welches der herrliche Gegenstand der Hoffnung ist (Theod., Thom.). 2. Welche die Erbschaft ist, auf welches seine Kinder Anspruch haben und deren Angeld und Bürgschaft der Heil. Geist ist (V. 14). Im Keime ist das Erbe den Gläubigen hier schon durch die Hoffnung eigen. 3. Wodurch diese Hoffnung verwirklicht wird, die Macht Gottes. (V. 19) Diese Macht Gottes offenbarte sich auch durch die Auferweckung des Herrn. Epheser Eph 56 1 20 46 Das Sitzen zur Rechten ist ein Zeichen der Ehre und Hoheit. Vergl. [Gen 48,13-19, 1Kön 2,19, Ps 110,1] Epheser Eph 56 1 21 Supra omnem principatum et potestatem, et virtutem, dominationem, et omne nomen, quod nominatur non solum in hoc sæculo, sed etiam in futuro. über alle Oberherrschaften und Gewalten, Mächte, Herrschaften⁴⁷ und alle Namen, die genannt werden nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen. Epheser Eph 56 1 21 47 Vier Chöre werden des Beispiels halber genannt, weil ihre Namen eine Würde enthalten. Dass es Rangklassen unter den Engeln gibt, steht fest. Der Name steht für die Bezeichnung der Wesenheit. Weder in der irdischen, noch in der überirdischen Welt (die als für uns zukünftig auch schlechtweg die zukünftige heißt) findet sich ein Name, der Christus gleichstände. Das Zitat [Ps 8,7] fügt eine dritte Stufe der an Christus betätigten Macht Gottes an anderen bei. Epheser Eph 56 1 22 Et omnia subjecit sub pedibus ejus: et ipsum dedit caput supra omnem Ecclesiam, Und alles hat er ihm zu Füßen gelegt⁴⁸ und ihn als Haupt über die gesamte Kirche gegeben,⁴⁹ Epheser Eph 56 1 22 48 [Ps 8,6] Wie V. 21 die erhabene Würde des Herrn, so schildert der heil. Paulus hier dessen Herrschermacht. Über alles erhaben ist Christus der Kirche als Haupt gegeben und erfüllt sie mit seinem Lebensgeiste. Auf welche Höhe wird sein Leib, die Kirche so gestellt! Epheser Eph 56 1 22 49 Griechisch: Und ihn gab er als Haupt über alles der Kirche. Epheser Eph 56 1 23 Quæ est corpus ipsius, et plenitudo ejus, qui omnia in omnibus adimpletur. welche sein Leib⁵⁰ ist, und die Fülle dessen, der in allem durch alle erfüllt wird.⁵¹ Epheser Eph 56 1 23 50 Was das Haupt für den Leib, ist Christus für die Kirche. So kann also die Kirche nicht von Christus geschieden werden. Epheser Eph 56 1 23 51 Wie der Körper die Erfüllung und Ergänzung des Hauptes ist, so ist die Kirche die Erfüllung Christi, in Hinsicht auf die Hände in dem Menschen, der wohltätig ist, in Hinsicht auf die Füße in dem Menschen, der die Kranken besucht, in Hinsicht auf die Zunge in dem, der lehrt (Theoph.). Damit ist V. 19 beleuchtet. Was Gott in machtvoller Weise an Christus getan, wird er auch an der Kirche tun, ja hat es schon getan, hat an ihr seine überweltliche Herrlichkeit und Herrschaft verwirklicht. Epheser Eph 56 1 3 Benedictus Deus et Pater Domini nostri Jesu Christi, qui benedixit nos in omni benedictione spirituali in clestibus in Christo, Gepriesen⁷ sei der Gott und Vater unsers Herrn Jesus Christus,⁸ der uns gesegnet hat mit jeglichem geistlichen Segen im Himmel⁹ in Christus, [2Kor 1,3-5] Epheser Eph 56 1 3 7 Das entsprechende hebräische, griechische und lateinische Wort bedeutet sowohl segnen wie preisen. Gott segnet durch die Tat, durch Wohltun, so sollen wir wenigstens mit Worten des Dankes und Preises wieder segnen. Wie alle Briefe des Apostels, beginnt auch dieser mit Danksagung, doch so, dass, entsprechend dem gehobenen Tone der ersten drei Kapitel, diese die Form einer Doxologie annimmt. Epheser Eph 56 1 3 8 Gepriesen sei der, welcher Gott ist und Vater unsers Herrn Jesus Christus, des fleischgewordenen Wortes (Theoph., Chrys.), und so auch unser Vater. Epheser Eph 56 1 3 9 Der gleiche Ausdruck kehrt in diesem Briefe fünfmal, jedes Mal in örtlicher Bedeutung, wieder. Der Apostel stellt diese Gaben vielleicht in Gegensatz zu den irdischen Segnungen, welche der Synagoge gewährt waren. Der geistliche Segen, dessen Ursprung der Himmel ist, ist uns in Christus und durch ihn zu Teil geworden. Epheser Eph 56 1 4 Sicut elegit nos in ipso ante mundi constitutionem, ut essemus sancti et immaculati in conspectu ejus in caritate. wie er uns denn in ihm auserwählt¹⁰ hat vor Grundlegung der Welt,¹¹ dass wir heilig¹² und unbefleckt vor ihm seien in Liebe; Epheser Eph 56 1 4 10 Wie in der Person Abrahams das ganze Volk Israel Gegenstand der göttlichen Erwählung geworden war, so sind im Neuen Testament alle, die mit Christus verbunden sind, in und mit ihm Gegenstand der göttlichen Auserwählung. Im Griech. lauten die Worte: Wie er sich uns denn usw. Epheser Eph 56 1 4 11 Von Ewigkeit her. Epheser Eph 56 1 4 12 Heilig durch die Wiedergeburt, unbefleckt (griech. untadelig), durch die Beobachtung der Gebote Gottes. Vor ihm: In Wahrheit. Nicht deshalb, weil Gott voraussah, dass wir heilig und unbefleckt sein werden, erwählte er uns aus der Welt aus, sondern damit wir es seien. Nicht unsere Heiligkeit war der Grund seiner Auserwählung, sondern die Auserwählung seitens Gottes war der Grund unserer Heiligkeit (Aug.). Diese Heiligkeit muss eine wahre, innerliche sein, wie das Tridentiner Konzil bezeugt: Wenn Jemand sagt, dass die Menschen gerechtfertigt werden, entweder allein durch die Zurechnung der Gerechtigkeit Christi, oder allein durch die Vergebung der Sünden, mit Ausschluss der Gnade und Liebe, welche durch den Heil. Geist in ihren Herzen ausgegossen wird und in ihnen bleibt, oder auch dass die Gnade, durch die wir gerechtfertigt werden, nur eine Begünstigung vor Gott sei, der sei ausgeschlossen. (Sitz 6 Kann. 11) Epheser Eph 56 1 5 Qui prædestinavit nos in adoptionem filiorum per Jesum Christum in ipsum: secundum propositum voluntatis suæ, indem er uns vorherbestimmte zur Annahme an Kindesstatt durch Jesus Christus für sich, nach dem Ratschlusse seines Willens,¹³ Epheser Eph 56 1 5 13 Die wirkende Ursache der Vorherbestimmung ist der Wille Gottes (V. 6), die verdienstliche Jesus Christus (V. 5), das nächste Ziel unsere Heiligung. Die Liebe Gottes zu uns ist als bewegende Ursache an die Spitze des folgenden Satzes gestellt (Aug., Theoph.). Das letzte Ziel ist die Verherrlichung der Barmherzigkeit und Güte Gottes. (V. 5) Gott verherrlichen ist, ihn dankbar preisen (Aug.). Epheser Eph 56 1 6 In laudem gloriæ gratiæ suæ, in qua gratificavit nos in dilecto Filio suo. zum Lobe der Herrlichkeit seiner Gnade, die er uns huldreich erwies in seinem geliebten Sohne;¹⁴ Epheser Eph 56 1 6 14 Wir sind Gott nur soweit angenehm, als wir Christus eingepflanzt sind. Epheser Eph 56 1 7 In quo habemus redemptionem per sanguinem ejus, remissionem peccatorum secundum divitias gratiæ ejus, in welchem¹⁵ wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Nachlassung der Sünden nach dem Reichtume seiner¹⁶ Gnade, Epheser Eph 56 1 7 15 Jesus Christus ist die Quelle unserer Erlösung, seine Person und sein Werk sind voneinander unzertrennlich. Nun sind aber beide in der Kirche gegenwärtig, und nur in dieser, ist sie doch sein geistlicher Leib und die Fortsetzung seines Werkes, also ist nur in der Kirche Erlösung und Heil zu finden. Die Erlösung (Loskauf) ward uns zu Teil, indem Christus sich als das der Gerechtigkeit voll entsprechende Lösegeld darbrachte, ohne welches der Vater uns nicht freigeben wollte. So ward Schuld und Strafe von uns genommen, der Friede mit Gott wieder hergestellt und die Obmacht des Satans über uns aufgehoben. Epheser Eph 56 1 7 16 Gottes. Epheser Eph 56 1 8 Quæ superabundavit in nobis in omni sapientia, et prudentia: welche uns überreich zu Teil geworden ist durch alle Weisheit und Einsicht,¹⁷ Epheser Eph 56 1 8 17 Welche reichliche Gnade sich in der Weisheit und Einsicht kundtut, die wir in göttlichen Dingen haben (Thom.). Die Weisheit ist die Kenntnis der Geheimnisse der christlichen Offenbarungen, die Einsicht die praktische Fähigkeit, das Erkannte nützlich zu gebrauchen. Epheser Eph 56 1 9 Ut notum faceret nobis sacramentum voluntatis suæ, secundum beneplacitum ejus, quod proposuit in eo, indem er uns das Geheimnis¹⁸ seines Willens¹⁹ nach seinem Wohlgefallen kundtat, nach welchem er bei sich beschlossen hat, Epheser Eph 56 1 9 18 Geheimnis ist im Neuen Testamente eine Tatsache, welche nicht nur den Menschen unbekannt ist, sondern mit dem Verstande allein nicht gewusst werden kann, die mithin eine göttliche Offenbarung zu ihrer Kundwerdung fordert. Epheser Eph 56 1 9 19 Die Menschwerdung Christi und das Erlösungswerk. Durch Adams Sünde sind Himmel und Erde getrennt, in Christus als ihrem gemeinsamen Haupte werden sie wieder vereint. Epheser Eph 56 0 1 Die Größe der Kraft Gottes erhellt ferner aus dem, was Gott an den Ephesern getan, die er ebenso wie die Juden aus dem Tode der Sünde (V. 3) aus Liebe mit Christus auferweckt und erhöht hat, um die Reichtümer seiner Gnade zu offenbaren (V. 7), denn aus Gnaden sind sie gerettet, nicht aus Werken eigener Kraft. (V. 10) c. Damit die Epheser also die Größe ihrer Berufung stets würdigen (V. 11 22), sollen sie sich an ihren früheren Zustand erinnern und dessen Gegensatz gegen die Juden (V. 12) erwägen, dass sie jetzt durch Christi Blut seinem Volke beigesellt sind (V. 13), da Christus durch seinen Tod Juden und Heiden versöhnt und ihnen gleicherweise den Zugang zum Vater eröffnet hat (V. 18), so dass die Heiden jetzt gleichfalls Bürger des messianischen Reiches und Steine jenes Baues sind, dessen Eckstein Christus ist. Epheser Eph 56 2 1 Et vos, cum essetis mortui delictis, et peccatis vestris, Auch euch,¹ die ihr tot waret durch eure Übertretungen und Sünden,² Epheser Eph 56 2 1 1 Der Gedanke wird V. 4 wiederaufgenommen. Zunächst redet Paulus die Heidenchristen an, um hierauf auch die Judenchristen einzuschließen. Epheser Eph 56 2 1 2 Die Leser sind am überweltlichen Lebensstande Christi beteiligt und so ist ihre Hoffnung gewiss. Wie bei Jesus, handelt es sich bei ihnen um eine Auferweckung aus einem Todeszustande, den der Apostel V. 1 3 beschreibt. Epheser Eph 56 2 10 Ipsius enim sumus factura, creati in Christo Jesu in operibus bonis, quæ præparavit Deus ut in illis ambulemus. Denn sein Gebilde sind wir, geschaffen¹⁸ in Christus Jesus¹⁹ zu guten Werken, welche Gott vorherbereitet hat, dass wir in denselben wandeln sollen.²⁰ Epheser Eph 56 2 10 18 Neu geschaffen durch die Rechtfertigung. [2Kor 5,17, Gal 6,15] Epheser Eph 56 2 10 19 Christus eingegliedert. Epheser Eph 56 2 10 20 Wenn auch die Rechtfertigung nicht aus Werken kommt, muss der mit Christus verbundene Christ doch in ihm gute Werke zeitigen, welche Gott durch seine Gnade vorbereitet. Dass der Mensch mitwirken muss zeigt das vom Apostel angewendete Bild: wandeln. Den Weisungen des Apostels also folgend, definierte das Tridentiner Konzil: 1. Die Rechtfertigung ist nicht nur Vergebung der Sünden, sondern auch Heiligung und Erneuerung des inneren Menschen durch die freigewollte Aufnahme der Gnade und Gaben, wodurch der Mensch aus einem Ungerechten ein Gerechter, aus einem Feinde ein Freund wird (Sitz 6, Kap. 7). 2. Wenn Jemand sagt, der Gerechte begehe bei jedem guten Werke wenigstens eine lässliche, oder, was noch unzulässiger ist, eine Todsünde, und verdiene deshalb die ewigen Strafen, werde aber nur darum nicht verdammt, weil Gott diese Werke nicht zur Verdammnis anrechnet, der sei ausgeschlossen (Sitz 6, Kann. 25). 3. Des Herrn Güte ist gegen alle Menschen so groß, dass er will, es soll ihr Verdienst sein, was sein Geschenk ist (Sitz 6, Kap. 16). Gottes Gaben werden unser Verdienst, indem wir dieselben, von seiner Gnade angeregt und unterstützt, aus freien Willen aufnehmen und mit der Gnade mitwirken. Epheser Eph 56 2 11 Propter quod memores estote, quod aliquando vos gentes in carne, qui dicimini præputium ab ea, quæ dicitur circumcisio in carne, manu facta: Darum²¹ seid eingedenk, dass einst ihr,²² die ihr Heiden waret dem Fleische nach²³ und Unbeschnittene von denen genannt wurdet, an welchen die Beschneidung im Fleische mit Händen geschehen ist, Epheser Eph 56 2 11 21 Darum: Wegen des V. 4 10 Gesagten. Epheser Eph 56 2 11 22 Wie V. 12: In jener Zeit. Epheser Eph 56 2 11 23 Nach dem Fleische der Vorhaut, als ihr verächtlich nach eurem sinnlichen Leben genannt wurdet. Epheser Eph 56 2 12 Quia eratis illo in tempore sine Christo, alienati a conversatione Israel, et hospites testamentorum, promissionis spem non habentes, et sine Deo in hoc mundo. dass ihr in jener Zeit ohne Christus waret, ausgeschlossen von der Gemeinschaft Israels, und fremd den Bündnissen waret, ohne Hoffnung auf die Verheißung, und ohne Gott in dieser Welt.²⁴ Epheser Eph 56 2 12 24 Die Heiden waren fern von Christus, während die Juden die Verheißung auf ihn hatten. Die Heiden waren fern vom Gottesreiche, dem verlorenen Sohne ähnlich; sie standen den Verheißungen, welche die Erzväter erhalten, fern, ohne Hoffnung; ohne den wahren Gott in dieser schlimmen Welt. Die Absonderung vom Judentum, welche sich in dem Mangel der Beschneidung kundtat, war der Grund für ihre einstmalige Entfernung von Gott, da ihnen mit dem Kennzeichen des Judentums auch dessen religiöse Güter fehlten. Den Erzvater Abraham hatten sie weder zum Vater, soweit derselbe als Stammvater das Ziel vermittelt [Gal 3,16], auf dem das Vorrecht seiner Nachkommen beruht [Röm 1,16, Röm 3,1ff], noch sofern derselbe das Vorbild des Glaubens war, der ihn gerecht machte [Röm 4,3.5, Gal 3,6] u. a. und ihm den Verheißungssegen erlangte. [Röm 4,13] Epheser Eph 56 2 13 Nunc autem in Christo Jesu vos, qui aliquando eratis longe, facti estis prope in sanguine Christi. Jetzt²⁵ aber seid ihr in Christus Jesus,²⁶ die ihr einst ferne, nahe gebracht worden²⁷ durch das Blut Christi.²⁸ Epheser Eph 56 2 13 25 Gegensatz: einst (V. 11), in jener Zeit. (V. 12) Epheser Eph 56 2 13 26 In Christus (Gegensatz: ohne Christus), nicht nur mit Christus, in die Kirche, in seine Lebensgemeinschaft aufgenommen. Epheser Eph 56 2 13 27 Israel war durch die ihm zu Teil gewordene Offenbarung, Verheißung und Ordnung als Bundesvolk von allen Völkern abgegrenzt, und diese seine Besonderheiten bildeten die Scheidewand, so dass kein anderes Volk an seinen Gütern teilhatte. Epheser Eph 56 2 13 28 Durch seinen Opfertod hob Christus das Gesetz auf, das in zahlreichen Vorschriften bestand. Schon der Prophet Ezechiel hatte diese Vereinigung von Juden und Heiden vorausgesagt [Ez 37,1ff]. Epheser Eph 56 2 14 Ipse enim est pax nostra, qui fecit utraque unum, et medium parietem maceriæ solvens, inimicitias in carne sua: Denn er ist unser Friede,²⁹ er, der aus beiden eines gemacht und die in Mitte stehende Scheidewand, die Feindschaft, durch sein Fleisch aufgehoben hat, Epheser Eph 56 2 14 29 Im A. T. heißt Christus der Friedensfürst [Jes 9,6] und bei seiner Geburt verkünden Engel Frieden auf Erden [Lk 2,14]. Christus ist der Friede, weil durch ihn aller Unterschied der Menschen Gott gegenüber aufgehört hat. In der gleichen Stellung zu ihm, und durch ihn zum Vater (V. 18), ist das Friedensverhältnis aller, die zu ihm gehören, verbürgt. Epheser Eph 56 2 15 Legem mandatorum decretis eva cuans, ut duos condat in semetipso in unum novum hominem, faciens pacem indem er das Gesetz der Gebote durch Satzungen aufhob, auf dass er die zwei in sich selbst zu einem neuen Menschen schaffe,³⁰ indem er Frieden stiftete, Epheser Eph 56 2 15 30 Der Tod am Kreuze löste den Heiland aus der Gemeinschaft des jüdischen Volkes aus, da über das Kreuz der Fluch gesprochen war. [Dtn 21,23, Gal 3,13] War der Heiland aus dem jüdischen Volke ausgestoßen, so verlor das Gesetz seine Geltung für ihn, und so auch für alle die, welche dem Gekreuzigten zugehören. Seitdem bleibt nur die Wahl: Entweder das Gesetz, das den am Kreuze hängenden Heiland ausstoßt, oder Christus. Indem Christus das Gesetz aufhob, fiel die Scheidewand zwischen Juden und Heiden, und indem er für beide starb, versöhnte er beide mit Gott. Judentum und Heidentum werden gleichsam personifiziert: Jetzt gibt es nur noch eine Art von Menschen, eine neue Menschheit durch Christus. Epheser Eph 56 2 16 Et reconciliet ambos in uno corpore, Deo per crucem, interficiens inimicitias in semetipso. und beide, zu einem Leibe vereinigt, mit Gott versöhnte durch das Kreuz,³¹ nachdem er die Feindschaft an sich selbst getötet. Epheser Eph 56 2 16 31 Drei Folgen für die Menschen unter sich, eine Gott gegenüber (V. 16); das zweite Ziel bei der Aufhebung des Gesetzes am Kreuze war die Versöhnung mit Gott. Das Gesetz fordert Werke und spricht nur dem das Leben zu, der seine Forderungen erfüllt. [Lev 18,5] Da nun Niemand diesen zu entsprechen vermochte, rechtfertigte es keinen Menschen: nicht den Juden, denn er erfüllte es nicht; nicht den Heiden, den er hatte keinen Anteil an demselben. Das Gesetz ist ein toter Buchstabe [2Kor 3,6], der das Innere des Menschen nicht ändert und ihm keine Kraft verleiht, es zu erfüllen. Es musste aufgehoben werden, damit Gott es nicht mehr von denen forderte, die mit ihm in Gemeinschaft treten wollten. Epheser Eph 56 2 17 Et veniens evangelizavit pacem vobis, qui longe fuistis, et pacem iis, qui prope: Er kam und verkündete den Frieden³² euch, die ihr ferne waret, und Frieden denen, die nahe waren;³³ Epheser Eph 56 2 17 32 Den Frieden, der er selbst ist, den Frieden zwischen Heiden und Juden und zwischen Menschen und Gott. Er verkündete ihn entweder wie [Joh 10,16, Mt 8,11] durch Prophezeiung, oder als das Haupt der Kirche durch die Apostel. [Mt 28,19, Mk 16,15] Epheser Eph 56 2 17 33 Die Juden standen Gott durch die Verheißungen und ihren Glauben nahe, doch sein Wort galt Nahen wie Fernen. Epheser Eph 56 2 18 Quoniam per ipsum habemus accessum ambo in uno Spiritu ad Patrem. denn durch ihn haben wir beide in einem Geiste Zutritt³⁴ zum Vater. [Röm 5,2] Epheser Eph 56 2 18 34 In ihm ist die erlöste Menschheit zu einem Leibe vereinigt, in dem Heil. Geiste zu einem Geiste. Die Kirche ist der Leib Christi, den sein Geist belebt und mit dem Haupte vereint. Epheser Eph 56 2 19 Ergo jam non estis hospites, et advenæ: sed estis cives sanctorum, et domestici Dei: So³⁵ seid ihr denn nicht mehr Fremdlinge und Beisassen,³⁶ sondern ihr seid Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes, Epheser Eph 56 2 19 35 Rückblick auf V. 12. Epheser Eph 56 2 19 36 Beisassen hießen die unter den Juden wohnenden Heiden, die zwar im heiligen Land weilten, aber nicht als Gleichberechtigte. Jetzt stehen Juden und Heiden im gleichen Verhältnis zum Vater. Mitbürger der wahren Glieder des Gottesreiches, nicht der Juden im nationalen Sinne, (vergl. V. 12), ja Glieder derselben Familie sind alle zum Glauben Berufene. Epheser Eph 56 2 2 In quibus aliquando ambulastis secundum sæculum mundi hujus, secundum principem potestatis aris hujus, spiritus, qui nunc operatur in filios diffidentiæ, in welchen ihr einst wandeltet³ nach dem Zeitlaufe dieser Welt, nach dem Herrscher,⁴ der Macht hat über diese Luft,⁵ über den Geist, welcher jetzt wirksam ist in den Kindern des Unglaubens,⁶ [Kol 2,13] Epheser Eph 56 2 2 3 Einst, also nicht mehr. Welch süßer Trost (Theophil.). Epheser Eph 56 2 2 4 Adam hatte von Gott die Herrschaft über die Natur erhalten [Gen 2,15], verlor dieselbe aber durch die Sünde und ließ den bösen Geist sich zum Fürsten dieser Welt machen. Unter diesem Herrscher seufzt nun die Natur, welche bestimmt war im Dienste des Menschen Gott zu verherrlichen. Wenngleich die Erlösung bereits in Christus vollendet ist und in der Kirche allen Geschlechtern zugeeignet wird, kann dennoch die Natur ihrerseits derselben erst an dem Tage teilhaftig werden, wo der Mensch nicht allein dem Geiste, sondern auch dem Leibe nach ihre volle Frucht erlangt hat, denn erst dann wird dem Satan seine Herrschaft ganz genommen und er seinem Endurteile unterworfen. Auf diese Wahrheit gründen sich die Exorzismen der Kirche. Über die Gläubigen indes hat der Satan keine Herrschaft; denn diese wurde ihm durch Christus genommen. [Lk 10,18] Er kann sie nur zum Bösen versuchen [1Petr 5,8], nicht ihnen schaden, wenn sie mit der Gnade Gottes die Versuchung überwinden. Der Teufel, sagt der heil. Augustin, ist ein Kettenhund, der nur die beißen kann, die sich ihm nahen. Epheser Eph 56 2 2 5 Der Ausdruck zeigt eine Ähnlichkeit mit [Joh 12,31]. Die Geister wirken auf den Menschen ein, deshalb müssen sie ihm nahe sein. Nichts ist ihm näher als die Luft, die in ihrer Unsichtbarkeit gleichsam eine Analogie zur Unsichtbarkeit der Geister bietet. In einzelnen Fällen nehmen die bösen Geister selbst vom Menschen Besitz. Wenn [Eph 6,12] gesagt wird, dass die bösen Geister unter dem Himmel wohnen, so ist damit ihre höhere Natur bezeichnet, wie hier ihre unmittelbare Nähe hervorgehoben wird. Epheser Eph 56 2 2 6 Ungläubige. (Hebraismus) Epheser Eph 56 2 20 Superædificati super fundamentum Apostolorum, et prophetarum, ipso summo angulari lapide Christo Jesu: auferbaut³⁷ auf dem Grunde der Apostel und Propheten,³⁸ indem Christus Jesus³⁹ selbst der Eckstein ist, Epheser Eph 56 2 20 37 Das Bild wechselt. Die Gläubigen sind auf der Grundlage aufgebaut, welche die Apostel und Propheten des A. B. (nach anderen: die Lehrer des N. T.) sind. Christus ist das Fundament der Kirche, sofern der Glaube an ihn die Grundlage bildet, welche die ganze Kirche trägt. Die Apostel und Propheten sind das Fundament durch ihr Amt, insofern sie die Botschaft des Heiles verkünden, die Propheten weniger hell, die Apostel klarer und offenbarer. Epheser Eph 56 2 20 38 Die Apostel stehen ihrer Würde und ihrer näheren Beziehung zu den Heiden wegen voran. Epheser Eph 56 2 20 39 Derselbe, der einst auf Erden gewandelt. Vergl. [Mt 20,42, 1Petr 2,6]. Epheser Eph 56 2 21 In quo omnis ædificatio constructa crescit in templum sanctum in Domino, in welchem⁴⁰ der ganze Bau zusammengefügt ist und heranwächst zu einem heiligen Tempel im Herrn,⁴¹ Epheser Eph 56 2 21 40 Auf ihm als Eckstein des Fundamentes, der die Teile zur Einheit verbindet und zusammenhält, sind die Propheten und Apostel gegründet, um von da aus die Gläubigen für den Bau der Kirche, als Bausteine zu gewinnen, sich das gewonnene Material gleichsam beizufügen und zwischen diesen Steinen und Christus die Verbindung zu bilden. Auch für die Apostel bildet freilich Petrus [Mt 16,18] die Vermittlung mit Christus, das Fundament. Durch die Propheten war die alttestamentliche Kirche eine prophetische, durch die Apostel ist die Kirche des N. T. eine apostolische, durch die Verbindung beider ist die Kirche eine ewige und allumfassende, die mit der ersten Verheißung des Erlösers [Gen 3,15] begann und bis zur Vollendung fortdauert. Glaube und Liebe sind das Leben, welches der heil. Geist den einzelnen Steinen verleiht. Epheser Eph 56 2 21 41 Der Tempel ist als solcher heilig: der Zusatz: Im Herrn unterscheidet ihn von der rein rituellen Heiligkeit des Tempels im A. B. Epheser Eph 56 2 22 In quo et vos coædificamini in habitaculum Dei in Spiritu. auf welchem⁴² auch ihr⁴³ miterbaut werdet zu einer Wohnung Gottes im Geiste.⁴⁴ Epheser Eph 56 2 22 42 Ecksteine. Epheser Eph 56 2 22 43 Heiden- und Judenchristen. Paulus nimmt seinen Hauptgedanken wieder auf, dass beide im Gottesreiche gleichberechtigt sind. Epheser Eph 56 2 22 44 Der Apostel hat in diesem Kapitel die Kennzeichen der wahren Kirche angegeben: Einheit (V. 14), Sichtbarkeit (V. 16, 18), Heiligkeit (V. 19, 22), Katholizität (V. 20), Apostolizität (V. 20). Epheser Eph 56 2 3 In quibus et nos omnes aliquando conversati sumus in desideriis carnis nostræ, facientes voluntatem carnis, et cogitationum, et eramus natura filii iræ, sicut et ceteri: unter welchen auch wir alle einst wandelten⁷ in den Begierden unseres Fleisches,⁸ die Gelüste des Fleisches und der Gedanken vollbringend, und wir waren von Natur Kinder des Zorns,⁹ wie auch die übrigen; Epheser Eph 56 2 3 7 Auch wir Christen einst, wie jene jetzt. Epheser Eph 56 2 3 8 Das Fleisch ist die nach dem Sündenfalle von Gott abgewendete menschliche Natur. Epheser Eph 56 2 3 9 Dem Zorne anheimgefallen (Hebraism.). Ein Gott, der nicht zürnt, liebt auch nicht. Epheser Eph 56 2 4 Deus autem, qui dives est in misericordia, propter nimiam caritatem suam, qua dilexit nos, Gott aber, welcher reich ist an Erbarmen, hat um seiner überaus großen Liebe willen, mit der er uns geliebt hat,¹⁰ Epheser Eph 56 2 4 10 Gegenstand der göttlichen Liebe ist Christus ebenso wie der Sünder. Erbarmen ist die Liebe, welche durch das Elend dessen, gegen den es geübt wird, bestimmt ist. Gnade ist die Liebe, soweit sie sich durch die Schuld das anderen nicht behindern lässt, sich zu erweisen. Epheser Eph 56 2 5 Et cum essemus mortui peccatis, convivificavit nos in Christo, (cujus gratia estis salvati) uns,¹¹ ob wir gleich tot waren durch Übertretungen,¹² lebendig gemacht mit Christus (durch dessen Gnade ihr gerettet seid)¹³ Epheser Eph 56 2 5 11 Die Heidenchristen. Diese Stelle ist ein Beweis für die Richtigkeit der katholischen Lehre von der Erbsünde (Aug.). Epheser Eph 56 2 5 12 Paulus hat nachgewiesen, dass zwischen Jude und Heide kein Unterschied im Erlösungsbedürfnis obwaltet. Epheser Eph 56 2 5 13 In V. 5 bezeichnet der Apostel das Erbarmen Gottes als Grund des Heiles, betont V. 7 die Unwürdigkeit der Empfänger und stellt V. 8 den Umfang der Gnade dar. Epheser Eph 56 2 6 Et conresuscitavit, et consedere fecit in clestibus in Christo Jesu: und mitauferweckt und mitversetzt in den Himmel in Christus Jesus,¹⁴ Epheser Eph 56 2 6 14 Dreimal wiederholt der Apostel, was Gott kraft seines Erbarmens getan, dreimal uns Christus zugesellend, nur das Sitzen zur Rechten Gottes ihm allein zueignend, um das Verhältnis der Erlösten zum Erlöser klar vor Augen zu stellen. Christi Auferweckung und Himmelfahrt beginnt in seinen Gliedern mit der Wiedergeburt und endet am Tage der Auferstehung von den Toten. Der Apostel unterscheidet die Belebung von der Mitauferweckung, insofern im Sünder zwischen der ersten Anregung des neuen Lebens und der Rechtfertigung ein großer Zwischenraum liegt. Epheser Eph 56 2 7 Ut ostenderet in sæculis supervenientibus abundantes divitias gratiæ suæ in bonitate super nos in Christo Jesu. damit er in den folgenden Zeiten¹⁵ den überströmenden Reichtum seiner Gnade zeige in Güte gegen uns in Christus Jesus. Epheser Eph 56 2 7 15 Nach seiner Wiederkunft (Aug., Theoph.). Durch alle Ewigkeit wird die Güte, welche uns Gott in Christus bewiesen hat, ein Beweis seiner überschwenglichen Gnade sein. Epheser Eph 56 2 8 Gratia enim estis salvati per fidem, et hoc non ex vobis: Dei enim donum est, Denn durch die Gnade seid ihr errettet mittels des Glaubens,¹⁶ und dies nicht aus euch, denn es ist Gottes Gabe, Epheser Eph 56 2 8 16 Erst der Glaube öffnet Christus und seinen Gaben die Tür des Herzens. Doch auch er ist nicht aus uns, aus den Kräften der Natur, denn auch er betrifft übernatürliche Güter; wohl aber kommt mit uns zu Stande, indem Gottes Gnade uns zuvorkommt und begleitet. Epheser Eph 56 2 9 Non ex operibus, ut ne quis glorietur. nicht aus Werken,¹⁷ damit Niemand sich rühme. Epheser Eph 56 2 9 17 Nicht aus Werken, welche den natürlichen Kräften ihr Dasein verdanken, denn solche vermögen weder die erste Gnade, noch die Rechtfertigung zu verdienen. [Röm 11,6] Wenn der Apostel sagt, dass der Mensch durch den Glauben und aus Gnade gerechtfertigt werde, so sind diese Worte in dem Sinne aufzufassen, welche die immerwährende Übereinstimmung der katholischen Kirche festhält und ausspricht; dass wir nämlich deshalb durch den Glauben gerechtfertigt heißen, weil der Glaube der Anfang des menschlichen Heiles, die Grundlage und Wurzel der ganzen Rechtfertigung ist, ohne welche es unmöglich ist Gott zu gefallen und zur Gemeinschaft seiner Kinder zu gelangen. Aus Gnade gerechtfertigt aber heißen wir darum, weil nichts von dem, was der Rechtfertigung vorangeht, weder Glauben, noch Werke, die Gnade der Rechtfertigung selbst verdient (Konzil von Trient, Sitz 6, Kap. 8) Epheser Eph 56 0 1 3. Gebet, dass Gott die Epheser in ihrer Berufung bewahre (Kap. 3, V. 1 20): a. Beginn des Gebetes (V. 1), das er abbricht, um den Ephesern darzulegen, wie hoch er das Apostolat unter den Heiden stellt. (V. 13) b. Fortsetzung des Gebetes: Gott möge die Epheser im Glauben stärken, in der Liebe fest wurzeln lassen, sie zu der alles Erkennen übersteigenden Liebe führen und mit der Fülle der Gnaden ausstatten. (V. 19) c. Gebet und Danksagung werden mit einer kurzen Doxologie geschlossen. Epheser Eph 56 3 1 Hujus rei gratia, ego Paulus vinctus Christi Jesu, pro vobis gentibus, Um deswillen¹ ich Paulus, der Gefangene Christi Jesu für euch Heiden,² Epheser Eph 56 3 1 1 Wegen des [Eph 2,22] Gesagten. Dieser Satz wird erst V. 14 wieder aufgenommen (Theodor). Die dazwischen liegenden Verse sind gleichsam eine Parenthese, in welcher Paulus den Ephesern den Wert ihres Glaubens zeigt. Epheser Eph 56 3 1 2 Es handelt sich um die erste Gefangenschaft. Christus ist es, der den Apostel gefesselt hat, um seinetwillen trägt Paulus diese Ketten zum Besten der Heiden. Das Leiden eines Gliedes kommt allen Gläubigen zu Gute, kraft der Vereinigung zu derselben Gemeinschaft. Epheser Eph 56 3 10 Ut innotescat principatibus, et potestatibus in clestibus per Ecclesiam, multiformis sapientia Dei, damit den Herrschaften und Gewalten im Himmel durch die Kirche die mannigfaltige Weisheit Gottes kund werde,¹⁶ Epheser Eph 56 3 10 16 Dieses Wort ist grammatisch abhängig von: verborgen. (V. 9) Durch die Kirche soll auch den Geistern die Weisheit Gottes offenbar werden. Die guten Engel kannten Gottes Ratschluss betreffs der Menschwerdung im allgemeinen, doch findet die Offenbarung der Einzelheiten in der Kirche statt, und so erfahren die Engel dieselben durch sie. Über ein Nichtwissen der Engel siehe [Mk 13,32]. Epheser Eph 56 3 11 Secundum præfinitionem sæculorum, quam fecit in Christo Jesu Domino nostro: nach dem von Ewigkeit gefassten Ratschlusse, den er in Christus Jesus, unserm Herrn, vollzogen hat,¹⁷ Epheser Eph 56 3 11 17 Der jetzt kundgewordene Ratschluss Gottes hat von Ewigkeit her bestanden. (Vergl. V. 9) In der Person Christi ist derselbe gleichsam im Keime gegeben: damit der Herr das Haupt sein könne, schuf ihm Gott den Leib der Kirche, und damit er alles in allem sei, wird auch die himmlische Geisterwelt in diese Heilsordnung einbezogen. Epheser Eph 56 3 12 In quo habemus fiduciam, et accessum in confidentia per fidem ejus. in welchem¹⁸ wir Vertrauen und Zutritt in Zuversicht haben durch den Glauben an ihn. Epheser Eph 56 3 12 18 Mittler Epheser Eph 56 3 13 Propter quod peto ne deficiatis in tribulationibus meis pro vobis: quæ est gloria vestra. Darum¹⁹ bitte ich, werdet nicht mutlos bei den Drangsalen, die ich für euch leide, welche euer Ruhm sind. Epheser Eph 56 3 13 19 Weil wir in Christus Zuversicht zu Gott haben können. Dieser Vers findet nach dem Griech. eine doppelte Auslegung. Die Vulgata mit Chrys., Ökum., Theoph. lassen Paulus die Leser bitten, nicht mutlos zu werden. Nach anderen (Syr., Theod.) bedeuten die Worte im Anschluss an V. 8 10: Ich bitte Gott, dass ich nicht mutlos werde. Die erste Erklärung verdient den Vorzug. Die Epheser sollen nicht mutlos werden, denn es ist ein Apostel, der für sie leidet, die Größe des Opfers aber ist ein Maßstab für die Würde dessen, dem es dargebracht wird. Wie spricht sich nach der persönlichen Demut V. 7 hier das Bewusstsein der Würde seines Amtes aus! Epheser Eph 56 3 14 Hujus rei gratia flecto genua mea ad Patrem Domini nostri Jesu Christi, Deshalb²⁰ beuge ich meine Kniee²¹ vor dem Vater unsers Herrn Jesu Christi, Epheser Eph 56 3 14 20 Anschließend an [Eph 2,22]. Epheser Eph 56 3 14 21 Gehobene Rede des A. T. [Jes 45,23, 1Kön 19,18] Epheser Eph 56 3 15 Ex quo omnis paternitas in clis, et in terra nominatur, von dem alle Vaterschaft im Himmel und auf Erden ihren Namen hat,²² Epheser Eph 56 3 15 22 Die lat. Übersetzung ist nicht ganz entsprechend, da die Rede von den Engeln ist. Das griech. Wort bezeichnet die Gesamtheit derer, die von einem Vater abstammen: Von dem jedes Geschlecht im Himmel und auf Erden den Namen führt, der Vater aller Engel und Menschen ist. Die irdische Stellung des Kindes zum Vater ist nur gleichsam ein Schattenbild dessen, was in der Vaterstellung Gottes zu seinen wahren Kindern gegeben ist. Welch enge Vereinigung besteht zwischen der triumphierenden und der kämpfenden Kirche! Epheser Eph 56 3 16 Ut det vobis secundum divitias gloriæ suæ, virtute corroborari per Spiritum ejus in interiorem hominem., dass²³ er euch nach dem Reichtume seiner Herrlichkeit verleihen wolle, mit Kraft gestärkt²⁴ zu werden durch seinen Geist am innern Menschen,²⁵ Epheser Eph 56 3 16 23 Absicht des Gebetes. Epheser Eph 56 3 16 24 Gestärkt wird der, der noch einige Kraft hat. Durch die Erbsünde ist uns nicht alle Fähigkeit genommen, das Wahre zu erkennen und das Gute zu wollen, und selbst in gewissem Maße (das natürlich Gute) zu vollbringen. Epheser Eph 56 3 16 25 Gegensatz zum sinnlichen Menschen. Epheser Eph 56 3 17 Christum habitare per fidem in cordibus vestris: in caritate radicati, et fundati, auf dass Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne, und ihr, in der Liebe festgewurzelt und gegründet,²⁶ Epheser Eph 56 3 17 26 Die beiden nebeneinander gestellten Bilder sollen die Festigkeit doppelt hervorheben, die sie in der Liebe erlangt haben sollen, derart, dass es ihnen unmöglich ist, diese nicht zu üben, so dass die Liebe untrennbar zu ihrem ganzen Wesen gehört. Nur wenn sie selbst lieben, vermögen sie auch, seine Liebe zu verstehen. Epheser Eph 56 3 18 Ut possitis comprehendere cum omnibus sanctis, quæ sit latitudo, et longitudo, et sublimitas, et profundum: damit ihr vermöget mit allen Heiligen inne²⁷ zu werden, welches die Breite und Länge und Höhe und Tiefe sei,²⁸ Epheser Eph 56 3 18 27 Das Objekt ist die allgemeine Heilsordnung Gottes (Chrys., Ökum., Theophyl.) V. 16 und 17 haben die Vorbedingungen angegeben, damit die Christen diese Erkenntnis gewinnen können. V. 16: Das Gott im Menschen Widerstrebende muss zurückgedrängt werden und Gottes Geist muss in den Menschen eingehen. Nur in dem Maße, wie beides geschieht, gewinnt das Gottesreich für den Menschen Bedeutung. V. 17: Ebenso muss der Glaube in ihm leben, soll er das Reich Christi, also auch dessen Umfang, erkennen. Endlich ist es notwendig, dass er in der Liebe festgewurzelt sei, damit er verstehe, dass das Reich Christi keine nationalen Schranken kennt. Epheser Eph 56 3 18 28 Einige Ausleger verstehen die vier Ausdehnungen von der Form des Kreuzes Christi (Hier., Chrys.), besser indes werden dieselben von der in dem Leiden sich offenbarenden Liebe Gottes verstanden. Diese erstreckt sich über die ganze Erde (Breite), ist von Ewigkeit her beschlossen in Ewigkeit (Länge), bevölkert durch Menschen den Himmel (Höhe) und reicht bis in die Unterwelt [1Petr 3,19] (Tiefe). Der heil. Paulus spielt wohl auf [Ijob 11,8] an (Thom.). Epheser Eph 56 3 19 Scire etiam supereminentem scientiæ caritatem Christi, ut impleamini in omnem plenitudinem Dei. und auch die Liebe Christi zu erkennen, welche alles Erkennen übersteigt, damit ihr bis zur ganzen Fülle Gottes erfüllt werdet.²⁹ Epheser Eph 56 3 19 29 Dies ist das Ziel seines vorhergehenden Gebetes: Dass ihr mit aller Vollkommenheit erfüllt werdet, deren Fülle Gott besitzt (Theophyl.). Epheser Eph 56 3 2 Si tamen audistis dispensationem gratiæ Dei, quæ data est mihi in vobis: wenn anders ihr von der Mitteilung³ der Gnade Gottes gehört habt,⁴ die mir für euch zu Teil geworden ist; Epheser Eph 56 3 2 3 Berufung zu der Gnade, dem Amte eines Heidenapostels. Epheser Eph 56 3 2 4 Nicht alle Leser kennen den Apostel persönlich. Epheser Eph 56 3 20 Ei autem, qui potens est omnia facere superabundanter quam petimus, aut intelligimus, secundum virtutem, quæ operatur in nobis: Dem aber, welcher über alles hinaus zu tun vermag, über die Maßen mehr als was wir bitten oder verstehen, nach der in uns wirksamen Kraft, Epheser Eph 56 3 21 Ipsi gloria in Ecclesia, et in Christo Jesu in omnes generationes sæculi sæculorum. Amen. ihm sei die Ehre³⁰ in der Kirche³¹ und in Christus Jesus durch alle Geschlechter von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.³² Epheser Eph 56 3 21 30 Die ihm gebührende Ehre. Epheser Eph 56 3 21 31 Die Kirche ist der äußere Bereich des Lobes, die geistige Sphäre ist Christus. Epheser Eph 56 3 21 32 Der erste Teil endet mit einer der gehobenen Haltung desselben entsprechenden Doxologie an den Gott, der die Gebete erhört und überschwenglich erhört. Epheser Eph 56 3 3 Quoniam secundum revelationem notum mihi factum est sacramentum, sicut supra scripsi in brevi: dass mir durch Offenbarung⁵ das Geheimnis⁶ kund getan ward, wie ich es oben in Kürze beschrieben habe; Epheser Eph 56 3 3 5 Gott berief ihn durch Christus und machte ihn so zum Zeugen der Auferstehung des Herrn und zum wahren Apostel. Epheser Eph 56 3 3 6 Das Geheimnis der Berufung der Heiden. Epheser Eph 56 3 4 Prout potestis legentes intelligere prudentiam meam in mysterio Christi: woraus ihr, wenn ihr es leset, meine Einsicht in das Geheimnis Christi⁷ erkennen könnt, Epheser Eph 56 3 4 7 Das in Christus enthaltene Geheimnis, der Inbegriff aller Geheimnisse. Epheser Eph 56 3 5 Quod aliis generationibus non est agnitum filiis hominum, sicuti nunc revelatum est sanctis Apostolis ejus, et prophetis in Spiritu, welches⁸ in andern Zeiten den Menschenkindern nicht kund geworden, wie es jetzt seinen heiligen Aposteln und Propheten⁹ durch den Geist geoffenbart worden ist,¹⁰ Epheser Eph 56 3 5 8 Gegenüberstellung: andere Zeiten jetzt, nicht kundgeworden offenbart, Menschenkinder heilige Apostel und Propheten. Epheser Eph 56 3 5 9 Der Apostel will wohl nur die Klassen der Träger der Offenbarung angeben. Die Propheten sind hier wohl von Gott besonders erleuchtete Lehrer des Christentums. Heilig sind sie, weil von der Welt für Gott abgesondert. Epheser Eph 56 3 5 10 Schon im A. B. wurde der Eintritt der Heiden in das Gottesreich vorausgesagt [Jes 60,3ff], indes war nicht bestimmt, ob dies ohne die Übernahme des jüdischen Zeremonialgesetzes geschehen werde. Da der Heil. Geist indes über diesen Punkt eine Offenbarung gab [Apg 10,28, Apg 15,1ff], war der allumfassende Beruf des Christentums klar, und der Beruf des heil. Paulus war es vor allen Aposteln, diese Wahrheit zu verteidigen und in's Leben einzuführen. Epheser Eph 56 3 6 Gentes esse cohæredes, et concorporales, et comparticipes promissionis ejus in Christo Jesu per Evangelium: dass die Heiden Miterben sind und Miteinverleibte und Mitteilnehmer¹¹ an seiner Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium, Epheser Eph 56 3 6 11 Die dreifache Wiederholung des Mit hebt den Gedanken kräftig hervor. Epheser Eph 56 3 7 Cujus factus sum minister secundum donum gratiæ Dei, quæ data est mihi secundum operationem virtutis ejus. dessen Diener ich geworden bin infolge der Gabe der Gnade Gottes, welche mir nach der Wirksamkeit seiner Macht verliehen ward. [Eph 1,19] Epheser Eph 56 3 8 Mihi omnium sanctorum minimo data est gratia hæc, in gentibus evangelizare investigabiles divitias Christi, Mir, dem geringsten unter allen Heiligen,¹² ward diese Gnade verliehen, unter den Heiden den unergründlichen Reichtum Christi zu verkünden,¹³ Epheser Eph 56 3 8 12 Im Griech. steht der vom Superlativ gebildete Comparativ. Epheser Eph 56 3 8 13 Er, der geringer ist als alle Christen ([1Kor 15,8]: als alle Apostel, hier noch mehr), ist von Gott zum Apostelamt berufen. (V. 2) Epheser Eph 56 3 9 Et illuminare omnes, quæ sit dispensatio sacramenti absconditi a sæculis in Deo, qui omnia creavit: und alle zu erleuchten, welches die Veranstaltung des Geheimnisses¹⁴ sei, das von Ewigkeit her in Gott verborgen war, der alles erschaffen hat,¹⁵ Epheser Eph 56 3 9 14 Das V. 6 bezeichnete Geheimnis und die Erlösung überhaupt. Epheser Eph 56 3 9 15 Da die Erlösung eine Art Neuschaffung ist, konnte sie nur im Schöpfer verborgen sein, nur von ihm ausgehen. Epheser Eph 56 0 1 II. Ermahnender Teil: Über die Pflichten eines wahrhaft christlichen Lebens und die Bekämpfung heidnischer Laster. (Kap. 4,1 6,9) 1. Die Einheit der Kirche ist zu wahren. (Kap. 4, V. 1 16) a. Da die Bekehrten den Judenchristen gleichstehen, müssen beide Teile sich bemühen, die Einheit zu wahren, und zwar nicht nur eine äußere, sondern die innere (V. 3), da sie einen Leib bilden, ein Geist sie beseelt, und sie zu demselben Ziele mit gleichen Mitteln hinstreben. (V. 6) b. Die Verschiedenheit der Glieder darf diese Einheit in keiner Weise stören (V. 7 16), denn: Christus verteilt seine Gaben, einem jeden nach seinem Wohlgefallen spendend (V. 11); diese Verschiedenheit aber führt die Menschen zur vollkommenen Einheit im Glauben. (V. 16) 2. Die Gläubigen müssen ein von dem Leben der Heiden verschiedenes Leben führen. (4,17 5,20): a. Schilderung der heidnischen Sitten (V. 19), denen entgegen die Christen den alten Menschen ablegen und den neuen anziehen müssen (V. 24), besonders vor der Lüge und anderen heidnischen Lastern sich hütend (V. 30) und wahre Liebe übend. Epheser Eph 56 4 1 Obsecro itaque vos ego vinctus in Domino, ut digne ambuletis vocatione, qua vocati estis, Ich ermahne euch also,¹ ich, der Gefesselte im Herrn,² wandelt würdig des Berufes,³ zu dem ihr berufen seid, [1Kor 7,20, Phil 1,27] Epheser Eph 56 4 1 1 Dem vorausgehenden Gedanken entsprechend. Auch im folgenden kommt der Apostel beständig auf die Bruderliebe, die Einheit und den Frieden zurück. Epheser Eph 56 4 1 2 Für Christus gefesselt zu sein ist Paulus ruhmvoller, als sein Apostel zu heißen (Chrys.). Epheser Eph 56 4 1 3 Der Beruf ist [Eph 2,19] bereits erklärt. Nicht für sich, sondern für das Heil anderer fleht Paulus Gott an. Epheser Eph 56 4 10 Qui descendit, ipse est et qui ascendit super omnes clos, ut impleret omnia. Der hinabgestiegen, eben der ist es auch, welcher aufgefahren ist weit über alle Himmel, damit er alles erfülle. Epheser Eph 56 4 11 Et ipse dedit quosdam quidem Apostolos, quosdam autem prophetas, alios vero Evangelistas, alios autem pastores, et doctores. Und¹³ eben er hat die einen als Apostel eingesetzt, die anderen als Propheten, die anderen als Evangelisten, die anderen aber als Hirten und Lehrer,¹⁴ Epheser Eph 56 4 11 13 Die Psalmenstelle klingt an die eigenen Worte des Apostels V. 7 an, deshalb geht er bis V. 16 dazu über, das Ziel zu erklären, dem die Verschiedenheit der Gaben dient. Epheser Eph 56 4 11 14 Die Ämter werden absteigend genannt. Apostel sind die zwölf neben Paulus, Propheten, vergl. [1Kor 14,3], die Verkündiger des göttlichen Wortes. Als Evangelist wird Philippus [Apg 21,8] genannt, Timotheus wird als einer angeredet, der mit dem Amte eines Evangelisten betraut ist. [2Tim 4,5] Hirten und Lehrer (Bischöfe) sind dasselbe. Die Hauptpflicht der Vorsteher ist es also, das Volk zu belehren (Hier., Aug.). Der Schluss des 16. Verses nimmt den Gedanken wieder auf, indem er das letzte Ziel dieser Ämter angibt. Epheser Eph 56 4 12 Ad consummationem sanctorum in opus ministerii, in ædificationem corporis Christi: für die Vollendung der Heiligen¹⁵ zur Ausübung des Dienstes, zur Erbauung des Leibes Christi; Epheser Eph 56 4 12 15 Der Zweck der Ämter: Für die Vollendung der Heiligen hat der Heiland verschiedene Ämter in seiner Kirche eingesetzt, deren Aufgabe es ist, den Leib Christi zu erbauen. In den letzten Worten vereinigt Paulus zwei oben [Eph 1,23, Eph 2,20ff] gebrauchte Bilder. Warum also zürnst du, als ob du eine mindere Gabe erhalten? Tue das deinige zur Vollendung der Heiligen. Hüte dich zu Falle zu kommen, indem du andere beneidest. Hat ein anderer zur Erbauung der Gläubigen eine größere Gabe empfangen, so bedenke, dass er auch desto mehr arbeiten muss und seine Schuld größer ist, vernachlässigt er die Gnadengabe. (Chrys.) Epheser Eph 56 4 13 Donec occurramus omnes in unitatem fidei, et agnitionis filii Dei, in virum perfectum, in mensuram ætatis plenitudinis Christi: bis¹⁶ wir alle¹⁷ hingelangen zur Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes, zur vollen Mannesreife, zum Altersmaße der Fülle Christi;¹⁸ Epheser Eph 56 4 13 16 Das in diesem Leben von Christus beabsichtigte Ziel. (Aug., Hier., Thom.) Epheser Eph 56 4 13 17 Alle Christen. Epheser Eph 56 4 13 18 Die Wortfolge zeigt, dass zuerst der Glaube vorhanden sein muss, ehe die Erkenntnis gewährt wird. Das Maß des zu erreichenden Alters ist die Fülle Christi. Epheser Eph 56 4 14 Ut jam non simus parvuli fluctuantes, et circumferamur omni vento doctrinæ in nequitia hominum, in astutia ad circumventionem erroris. auf dass¹⁹ wir nicht mehr unmündige Kinder seien,²⁰ hin- und herschwankend und umhergetrieben von jedem Winde der Lehre, durch die Bosheit der Menschen, durch die Arglist, welche durch Ränke der Irrlehre zu verführen weiß,²¹ Epheser Eph 56 4 14 19 Dieser Satz hängt von V. 11, 12 ab. Epheser Eph 56 4 14 20 Den unmündigen Kindern fehlt jedes eigene Urteil, so dass sie sich keines Einflusses erwehren können, sondern wie die Wogen vom Winde bewegt werden. Um diesen Stand von den Christen fern zu halten, hat der Herr verschiedene Ämter eingesetzt. Die ganze Darstellung weist darauf hin, dass Irrlehrer in der Gemeinde ihren Einfluss zu über begannen. Epheser Eph 56 4 14 21 Griech.: durch Würfel, d. i. Betrug. Die falschen Lehrer wollten die Gläubigen, dieser auf diesen, jener auf jenen Punkt subjektiver und willkürlicher Meinungen führen (Theod.). Epheser Eph 56 4 15 Veritatem autem facientes in caritate, crescamus in illo per omnia, qui est caput Christus: vielmehr die Wahrheit²² üben in Liebe,²³ und wachsen in allen Stücken in ihm,²⁴ der das Haupt ist, Christus, Epheser Eph 56 4 15 22 Wahrheit: Gegensatz zu V. 14. Der Apostel hat nur solche Personen genannt, welche mit der Lehre zu tun haben. Die Wahrheit ist der Inhalt des Evangeliums. Epheser Eph 56 4 15 23 Sie sollen in allen Stücken wachsen, doch ist dies nur in der Liebe möglich. Epheser Eph 56 4 15 24 Gleichsam mit ihm verwachsend. Epheser Eph 56 4 16 Ex quo totum corpus compactum, et connexum per omnem juncturam subministrationis, secundum operationem in mensuram uniuscujusque membri, augmentum corporis facit in ædificationem sui in caritate. von dem aus der ganze Leib zusammengefügt und verbunden, und mittels aller Bande der Hilfeleistung, nach der einem jeden Gliede zugemessenen Wirksamkeit, das Wachstum des Leibes bewirkt zu seiner Auferbauung in Liebe.²⁵ Epheser Eph 56 4 16 25 Wie er das Ziel des Wachstumes jedes Gliedes ist, so ist Christus die Quelle des Wachstumes seines ganzen Leibes: Aus dem der ganze Leib das Wachstum des Leibes bewirkt. Die Kirche ist ein lebendiger Organismus, in dem jedes Glied mit dem Haupte, und damit auch mit dem Ganzen verbunden, für das Ganze wirksam ist. Diese Wirksamkeit jedes einzelnen Gliedes richtet sich aber nach den ihm zuerteilten Kräften und dem ihm zugewiesenen Platze. Das Endziel ist die Auferbauung in Liebe. Epheser Eph 56 4 17 Hoc igitur dico, et testificor in Domino, ut jam non ambuletis, sicut et gentes ambulant in vanitate sensus sui, Dies²⁶ also²⁷ sage ich, und beschwöre euch im Herrn,²⁸ dass ihr nicht mehr wandeln möget, wie die Heiden wandeln in der Eitelkeit ihres Sinnes,²⁹ [Röm 1,21] Epheser Eph 56 4 17 26 Das Folgende. Epheser Eph 56 4 17 27 Wiederaufnahme von V. 1. Epheser Eph 56 4 17 28 In dem Verhältnis zu ihm begründet sich das Gebot. So betont Paulus seine Autorität. Epheser Eph 56 4 17 29 Diese Eitelkeit wird in V. 18 geschildert: Der Verstand ist verfinstert, weil ihm die Erkenntnis Gottes fehlt, ihr Herz ist allem Höheren entfremdet. Ist der Mensch nicht durch Glaube und Liebe mit Gott verbunden, so ist er leer. Epheser Eph 56 4 18 Tenebris obscuratum habentes intellectum, alienati a vita Dei per ignorantiam, quæ est in illis, propter cæcitatem cordis ipsorum, sie, deren Verstand verfinstert ist, die entfremdet sind dem Leben aus Gott um der Unwissenheit willen, die in ihnen ist, wegen der Verstockung ihres Herzens, Epheser Eph 56 4 19 Qui desperantes, semetipsos tradiderunt impudicitiæ, in operationem immunditiæ omnis in avaritiam. da sie, ohne Hoffnung³⁰ sich³¹ der Unzucht ergeben haben, zur Ausübung jedweder Unlauterkeit in Gewinnsucht.³² Epheser Eph 56 4 19 30 Ohne Hoffnung auf ein zukünftiges Leben. Griech.: Fühllos geworden, so dass sie leichter fallen (Hier.). Epheser Eph 56 4 19 31 Während [Röm 1,27] Gott als der Hingebende bezeichnet wird, um die Entziehung der Gnade zu kennzeichnen, hebt Paulus hier mehr die eigene Freiheitsbestimmung des Menschen hervor (Chrys.). Epheser Eph 56 4 19 32 Der Grundquell des Heidentums war die Sünde. So oft der Mensch sündigt, ist er taub gegen eine Mahnung Gottes in seinem Herzen und begeht also gleichsam eine praktische Gottesleugnung, die nach und nach zur theoretischen wird. Von da bis zur Anbetung der Natur und den sittlichen Folgen hieraus ist nur ein Schritt. Epheser Eph 56 4 2 Cum omni humilitate, et mansuetudine, cum patientia, supportantes invicem in caritate, mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld, einander in Liebe ertragend, Epheser Eph 56 4 20 Vos autem non ita didicistis Christum, Ihr aber habt Christus³³ nicht also kennen gelernt, Epheser Eph 56 4 20 33 Christus selbst ist der Gegenstand seiner Lehre. Epheser Eph 56 4 21 Si tamen illum audistis, et in ipso edocti estis, sicut est veritas in Jesu: wenn³⁴ anders ihr ihn gehört habt und in ihm unterrichtet worden seid, wie die Wahrheit³⁵ in Jesus³⁶ ist; Epheser Eph 56 4 21 34 Das wenn ist nicht das des Zweifels, sondern starker Bejahung (Chrys.). Epheser Eph 56 4 21 35 Diese Wahrheiten werden in den folgenden Versen angegeben. Epheser Eph 56 4 21 36 In der in der Person Jesu dastehenden Wirklichkeit. Epheser Eph 56 4 22 Deponere vos secundum pristinam conversationem veterem hominem, qui corrumpitur secundum desideria erroris. dass ihr den alten Menschen³⁷ nach dem früheren Wandel ablegen sollt, welcher verderbt wird infolge der Lüste des Truges.³⁸ [Kol 3,8] Epheser Eph 56 4 22 37 Der rechte Unterricht über Christus lehrt zweierlei. Negativ: Ablegung des alten Menschen, der durch die Sünden dem Untergange zueilt, weil diese sich auf die vergängliche Welt richten. Positiv, (V. 23, 24), doch mit gewissen Voraussetzungen: Wer Gottes Geist in sein Herz aufnimmt, kann ein anderes Leben beginnen. Unter dem Einflusse dieses Geistes wird der neue Mensch gestaltet, wie der alte unter dem Einflusse der Sünde. Der neue Mensch ist schon von Gott geschaffen, so dass man ihn nur wie ein Kleid anzulegen hat. Ein ähnlicher Gedanke [Eph 2,10]. Epheser Eph 56 4 22 38 Die bösen Begierden, welche zu immer neuen Sünden verführen und so das Licht und das Gute, welche nach dem Falle des Menschen noch zurückgeblieben sind, immer mehr ersticken und auslöschen, Glück verheißend und nie gewährend. Epheser Eph 56 4 23 Renovamini autem spiritu mentis vestræ, Erneuert euch aber im Geiste eures Sinnes, [Röm 6,4] Epheser Eph 56 4 24 Et induite novum hominem, qui secundum Deum creatus est in justitia, et sanctitate veritatis. und ziehet den neuen Menschen an,³⁹ der nach Gott⁴⁰ geschaffen ist,⁴¹ in Gerechtigkeit und Heiligkeit der Wahrheit.⁴² [Kol 3,12] Epheser Eph 56 4 24 39 Vergl. [Joh 3,3]. Der Mensch ist neu, sofern er den alten Adam ablegt oder weil er dem neuen Adam, Jesus Christus, sein Dasein verdankt. Epheser Eph 56 4 24 40 Nach Gottes Bild. [Gen 1,27]. Epheser Eph 56 4 24 41 Adam und Eva waren also einst von Gott mit Gerechtigkeit und Heiligkeit ausgestattet (Aug.). Epheser Eph 56 4 24 42 Das Wort Wahrheit gehört zu beiden Substantiven. Epheser Eph 56 4 25 Propter quod deponentes mendacium, loquimini veritatem unusquisque cum proximo suo: quoniam sumus invicem membra. Darum⁴³ leget die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten;⁴⁴ denn wir sind untereinander Glieder.⁴⁵ [1Petr 2,1, Sach 8,16] Epheser Eph 56 4 25 43 Die positive Mahnung kleidet Paulus in die Worte [Sach 8,16]. Epheser Eph 56 4 25 44 Der Nächste ist jeder Mensch (Hier., Aug.). Die Sprache verbindet die Menschen, jede rechte Verbindung beruht auf Wahrhaftigkeit. Epheser Eph 56 4 25 45 Besonders die Christen, als Glieder des Leibes Christi, doch dieselbe ebenso, ob auch nur als Menschen betrachtet. Epheser Eph 56 4 26 Irascimini, et nolite peccare: sol non occidat super iracundiam vestram. Zürnet ihr, so sündiget nicht; die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorne!⁴⁶ [Ps 4,5] Epheser Eph 56 4 26 46 Die Worte sind [Ps 4,5] nach der Septuag entnommen. Das Zürnen ist an sich kein Unrecht, ist aber mit Gefahr verbunden, sofern leicht die Quelle keine reine, das Ziel nicht als das rechte oder die Art des Zürnens eine fehlerhafte ist. Diesen letzten Punkt hebt der Apostel hervor. Die Nacht soll die Keime des Zornes (griech. der heftigen Zornerregung) nicht tiefer einsenken. Die Mahnung des Apostels entspricht der Vorschrift des Alten Testamentes [Ps 4,5]. Ein solcher anhaltender Zorn würde auch dem Teufel leicht Zugang verschaffen [Röm 12,19]. Epheser Eph 56 4 27 Nolite locum dare diabolo: Gebet nicht dem Teufel Raum!⁴⁷ [Jak 4,7] Epheser Eph 56 4 27 47 Im Zorne tritt die Leidenschaft wie eine Wolke vor die Einsicht und entzündet das Herz wie ein Feuer. Jene Dunkelheit benutzt der Böse, dieses Feuer nährt er. Epheser Eph 56 4 28 Qui furabatur, jam non furetur: magis autem laboret, operando manibus suis, quod bonum est, ut habeat unde tribuat necessitatem patienti. Wer ein Dieb war, stehle nicht mehr, sondern arbeite vielmehr, mit seinen Händen Gutes wirkend, damit er etwas habe, dem, der Mangel leidet, mitzuteilen.⁴⁸ Epheser Eph 56 4 28 48 Drei Dinge werden dem Diebe (den es ist vom Laster des Stehlens die Rede) aufgegeben: Sich nicht ferner die Frucht fremder Arbeit anzueignen, selbst zu arbeiten, um für sich und andere sorgen zu können, und endlich, da der Dieb das tut, was schlecht ist, das Ziel der Arbeit zu verfolgen: Sittlich Gutes zu wirken. Der Dieb soll nicht nur seinen eigenen Unterhalt gewinnen, sondern auch ein Werk der Liebe und so zugleich Wiedererstattung üben. Aus Teufeln macht das Evangelium Engel. (Theophyl.) Epheser Eph 56 4 29 Omnis sermo malus ex ore vestro non procedat: sed si quis bonus ad ædificationem fidei ut det gratiam audientibus. Keine böse Rede gehe aus eurem Munde, sondern solche, die tauglich ist zur Erbauung im Glauben,⁴⁹ dass sie den Hörern Gnade bringe. Epheser Eph 56 4 29 49 Griech.: In einem nötigen Stücke. Epheser Eph 56 4 3 Solliciti servare unitatem Spiritus in vinculo pacis. eifrig bemüht, die Einheit des Geistes zu bewahren durch das Band des Friedens!⁴ [Röm 12,10] Epheser Eph 56 4 3 4 Welche Gesinnung erfordert ein solcher Beruf? Die Wurzel derselben muss die Demut sein, aus welcher Sanftmut und Langmut in Liebe hervorgehen. Dies zu erlangen müssen die Christen ernstlich bestrebt sein, handelt es sich doch um etwas Großes (Chrys.): Die Einheit im Glauben zu wahren. So wird aus der gegenseitigen Liebe der Friede erwachsen, der alle umschlingt. Epheser Eph 56 4 30 Et nolite contristare Spiritum sanctum Dei: in quo signati estis in diem redemptionis. Und betrübet nicht den Heiligen Geist Gottes, mit welchem ihr besiegelt seid auf den Tag der Erlösung.⁵⁰ Epheser Eph 56 4 30 50 Dieser übertragende Ausdruck soll zeigen, wie sehr Gottes Geist uns liebt. Wer Schlechtes redet, vertreibt ihn aus seinem und anderer Herzen. Der Geist wird in seiner Bosheit durch mehrere Zusätze kenntlich gemacht, damit die Christen sich desto sorgfältiger hüten, sich dieses Vergehens schuldig zu machen. Er ist heilig, gehört nicht dieser Welt an, ja noch mehr, er ist der Geist Gottes, Gott selbst. Der Heil. Geist, welcher den Christen in der Taufe verliehen ist, ist das Siegel, durch das Gott uns als seine Kinder kenntlich macht und uns das Erbe gewährleistet, das uns voll bei der Auferstehung zu Teil wird. Epheser Eph 56 4 31 Omnis amaritudo, et ira, et indignatio, et clamor, et blasphemia tollatur a vobis cum omni malitia. Alle Bitterkeit, Groll, Zorn, Geschrei und Lästerung werde entfernt von euch, zusammt aller Bosheit! Epheser Eph 56 4 32 Estote autem invicem benigni, misericordes, donantes invicem sicut et Deus in Christo donavit vobis. Seid vielmehr gegeneinander gütig, barmherzig, einander vergebend, wie auch Gott in Christus euch vergeben hat.⁵¹ [Kol 3,13] Epheser Eph 56 4 32 51 Die Verzeihung, welche Gott uns hat zu Teil werden lassen, ist wie der Beweggrund, so der Maßstab, nach dem wir unsern Mitmenschen vergeben müssen. Gott, der Beleidigte, gab seinen Sohn zur Versöhnung dahin, uns aber kostet es nichts, und wir wollten nicht vergeben? (Chrys.) Drei von den Ausdrücken gehen das Gemüt an, zwei kennzeichnen tätliche Äußerungen jener Gesinnung. Epheser Eph 56 4 4 Unum corpus, et unus Spiritus sicut vocati estis in una spe vocationis vestræ. Ein⁵ Leib und ein Geist, wie ihr ja auch berufen seid zu einer Hoffnung eures Berufes.⁶ Epheser Eph 56 4 4 5 Was dem Apostel am meisten am Herzen liegt, zeigt die stete Wiederholung Ein: die Einheit. Epheser Eph 56 4 4 6 Ein Leib: die äußere Einheit; ein Geist: die innere. Diese zu bewahren, treibt auch das gemeinsame Ziel an: Ein Gegenstand der Hoffnung, ein Herr, ein Glaube, eine Taufe (der subjektive und der objektive Grund des nahen Verhältnisses zum Herrn), ein Gott. Epheser Eph 56 4 5 Unus Dominus, una fides, unum baptisma. Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe, Epheser Eph 56 4 6 Unus Deus et Pater omnium, qui est super omnes, et per omnia, et in omnibus nobis. ein Gott und Vater aller, der da ist über allen, und durch alles⁷ und in uns allen.⁸ Epheser Eph 56 4 6 7 Besser: durch alle. Epheser Eph 56 4 6 8 Wenngleich die drei Präpositionen den göttlichen Personen gemeinschaftlich zugehören, ist doch über alle dem Vater, dem Schöpfer aller Dinge, durch alles (alle) dem Sohne, durch den alles geschaffen ist und geleitet wird, in allem dem heil. Geiste zugeeignet, der in allen Gläubigen wohnt. (Hier., Thom.) Welch schöne Steigerung: die Kirche, Christus, Gott! Und welch herrliches Bekenntnis der heiligen Dreifaltigkeit, Geist, Herr, Vater! Epheser Eph 56 4 7 Unicuique autem nostrum data est gratia secundum mensuram donationis Christi. Einem jeden einzelnen aber von uns ist die Gnade⁹ nach dem Maße verliehen, wie Christus sie gegeben.¹⁰ Epheser Eph 56 4 7 9 Charismen. Epheser Eph 56 4 7 10 Wenn auch Einheit notwendig ist, so doch nicht Einerleiheit. Vergl. [1Kor 11,19]. Der Gedanke der Mannigfaltigkeit der Gaben wird V. 11 wieder aufgenommen. Epheser Eph 56 4 8 Propter quod dicit: Ascendens in altum captivam duxit captivitatem: dedit dona hominibus. Daher¹¹ heißt es:¹² Auffahrend zur Höhe führte er die Gefangenschaft gefangen, teilte er den Menschen Gaben aus. Epheser Eph 56 4 8 11 Beweise für V. 7. Epheser Eph 56 4 8 12 [Ps 67,19 (korr.)] heißen die Worte: Du stiegst auf zur Höhe, nahmest die Gefangenschaft gefangen. Du hast Gaben von den Menschen empfangen. In der jüdischen Tradition indes wurden die Worte so verstanden, wie der Apostel sie gibt, Beweis dessen ist die chaldäische Paraphrase und die syrische Übersetzung des A. T. Die Worte des Psalmes klingen an die Worte des Apostels V. 7 an. Wer stieg hinauf? Nur Christus kann es sein, denn das Hinaufsteigen setzt ein Herabsteigen voraus. Nun ist aber Christus vom Himmel zur Erde herniedergestiegen, also ist er es, der aufgestiegen. Wohin? Zur Höhe, antwortet der Psalm. Wir wissen aber, dass Christus zum Himmel aufgestiegen ist, also ist die Höhe der Himmel. Heißt es ferner: Der Aufgestiegene teilt Geschenke an die Menschen aus, so bedeutet dies, dass Christus vom Himmel aus seine Gaben den Gliedern der Kirche spendet. Was der Psalm von Jahve sagt, schreibt Paulus hier dem Heilande zu, ihm so göttliche Würde beilegend. Von der Unterwelt ist an dieser Stelle nicht die Rede, da es eine dem Apostel fremde Vorstellung ist, dass die bösen Geister etwa dort wohnen sollten. Er weist ihnen ihren Aufenthalt [Eph 6,12] unter dem Himmel an, sie sind [Eph 2,2] die Mächte der Luft. Ferner ist der Teufel am Kreuze [Kol 2,15], nicht bei der Höllenfahrt überwunden. Aus diesem Grunde hat wohl der Apostel die Worte des Psalmes, welche nicht für seinen Zweck passten, fortgelassen. Die räumlich vorgestellte Erhöhung Christi über die Himmel ist der Ausdruck seiner geistigen Erhöhung. Epheser Eph 56 4 9 Quod autem ascendit, quid est, nisi quia et descendit primum in inferiores partes terræ? Das Wort aber: er ist aufgefahren, was bedeutet es anders, als dass er auch hinabgestiegen ist in die Teile der Erde unten? Epheser Eph 56 0 1 Diese Liebe werden sie üben, wenn sie Gott nachahmen, dessen Kinder sie sind, und Christus, der sich selbst für sie dahingegeben. (V. 2) Endlich müssen sie von jeder Unreinheit sich fernhalten. (V. 5) b. Warnung vor Verführern (V. 7), denn da sie nicht mehr Finsternis sind, sondern Licht, müssen sie die Werke der Finsternis meiden. (V. 14) c. Als Weise mögen sie die Zeit auskaufen, Gottes Willen tun und mit dem Heil. Geiste erfüllt in Danksagung und Gebet beharren. (V. 20) 3. Besondere Vorschriften für die christlichen Familien. (5,21 6,9) a. Allen Vorgesetzten ist Gehorsam zu erweisen. (V. 21) b. Die gegenseitigen Pflichten der Gatten (V. 22 33): der Ehefrauen (V. 24), der Männer. (V. 27) Der tiefste Grund der für beide gegebenen Vorschriften. Epheser Eph 56 5 1 Estote ergo imitatores Dei, sicut filii carissimi: Seid denn Nachahmer Gottes als geliebte Kinder;¹ Epheser Eph 56 5 1 1 Kinder müssen den Vater nachahmen. Worin sollen wir Gott nachahmen? In der Güte und Barmherzigkeit (Chrys.). Epheser Eph 56 5 10 Probantes quid sit beneplacitum Deo: Prüfet, was Gott wohlgefällig ist,¹⁵ Epheser Eph 56 5 10 15 Das Licht zur Prüfung bietet objektiv das Evangelium, subjektiv das von Gott erleuchtete Gewissen. Epheser Eph 56 5 11 Et nolite communicare operibus infructuosis tenebrarum, magis autem redarguite. und nehmet nicht teil an den unfruchtbaren¹⁶ Werken der Finsternis,¹⁷ sondern rüget sie vielmehr!¹⁸ Epheser Eph 56 5 11 16 Die Finsternis ist unfruchtbar, weil sie nichts für das ewige Leben vermag, wohl aber zum ewigen Tode führt. Epheser Eph 56 5 11 17 Auch die geringste Teilnahme ist verboten. (V. 3, 4) Epheser Eph 56 5 11 18 Es gibt Sünden, welche dem Sünder keine zu sein scheinen, so lange sie verborgen bleiben. Werden sie aber offenkundig, so erscheinen sie als das, was sie sind, Sünden. Der Apostel wiederholt die in V. 7 ausgesprochene Mahnung noch einmal und zeigt durch die zweite Hälfte des V. 11, dass er noch immer von den Verkündigungen in Worten redet. Vers 8 10 sind also nur eine Vorbereitung für die erneute Mahnung und eine Begründung (V. 9: denn) für die gegebene. Epheser Eph 56 5 12 Quæ enim in occulto fiunt ab ipsis, turpe est et dicere. Denn das, was im Verborgenen von ihnen geschieht, ist schändlich auch nur auszusprechen. Epheser Eph 56 5 13 Omnia autem, quæ arguuntur, a lumine manifestantur: omne enim, quod manifestatur, lumen est. Alles aber, was gerügt wird, wird durch das Licht offenbar; denn alles, was offenbar gemacht wird, ist Licht.¹⁹ Epheser Eph 56 5 13 19 Soweit die bösen Werke abgelegt werden, dringt das Licht in die Herzen der Heiden, und diese selbst werden Licht. (Hier.) Epheser Eph 56 5 14 Propter quod dicit: Surge qui dormis, et exsurge a mortuis, et illuminabit te Christus. Darum²⁰ heißt es: Wache auf, der du schläfst, und stehe auf von den Toten, so wird Christus dich erleuchten!²¹ Epheser Eph 56 5 14 20 Weil es heilsam ist, die bösen Worte zu rügen. Epheser Eph 56 5 14 21 Der Apostel bezieht sich auf [Jes 26,19] und [Jes 60,1.2]. Zur Rechtfertigung sind zwei Dinge erforderlich: Der freie mittätige Wille des Sünders: Wache auf, der du schläfst, und, da der Sünder dies nicht allein zu tun vermag, die Gnade Gottes: Christus, wird dich erleuchten (Thom.). Zu diesem Erwachen und Aufstehen soll das Licht beitragen, das den Gläubigen leuchte. Vergl. [Röm 13,11]. Der hymnologische Charakter des V. 14 scheint auf ein den Christen bekanntes Lied zu deuten (Theod.). Das Zitat soll eine Bestätigung der Mahnung bilden. Epheser Eph 56 5 15 Videte itaque fratres, quomodo caute ambuletis: non quasi insipientes, So sehet denn zu, Brüder! wie ihr vorsichtig wandelt; nicht wie Unweise, [Kol 4,5] Epheser Eph 56 5 16 Sed ut sapientes: redimentes tempus, quoniam dies mali sunt. sondern wie Weise, indem ihr die Zeit wohl benützet;²² denn die Tage sind böse.²³ Epheser Eph 56 5 16 22 Rückkehr zu der Mahnung V. 7 10. Was wir kaufen müssen, halten wir höher als das, was uns ohne unser Zutun zu Teil wird. Epheser Eph 56 5 16 23 Wegen der vielen Gefahren und Versuchungen, die wie damals, so zu allen Zeiten drohen. Epheser Eph 56 5 17 Propterea nolite fieri imprudentes: sed intelligentes quæ sit voluntas Dei. Darum²⁴ werdet nicht unverständig, sondern sehet ein, was der Wille Gottes ist. [Röm 12,2, 1Thess 4,3] Epheser Eph 56 5 17 24 Weil die Tage schlecht sind. Epheser Eph 56 5 18 Et nolite inebriari vino, in quo est luxuria: sed implemini Spiritu sancto, Auch berauschet euch nicht mit Wein,²⁵ da dies zur Unreinigkeit führt, sondern werdet voll des Heiligen Geistes, Epheser Eph 56 5 18 25 Die vorhergehende Warnung galt der Schamlosigkeit, diese dem, was zu ihr führt. Vergl. [Spr 23,31]. Nie werde ich glauben, dass ein Trinker rein sein kann (Hier.). Epheser Eph 56 5 19 Loquentes vobismetipsis in psalmis, et hymnis, et canticis spiritualibus, cantantes, et psallentes in cordibus vestris Domino. zueinander redend in Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern,²⁶ dem Herrn in euren Herzen²⁷ singend und jubelnd; Epheser Eph 56 5 19 26 Ob der heil. Paulus die Bedeutung dieser Worte unterscheidet? Ein Hymnus heißt ein Gedicht, das Gottes Stärke und Majestät preist und die Bewunderung seiner Großtaten ausspricht. Die Psalmen enthalten eine Sittenlehre. Wer die Harmonie der Schöpfung preist, singt ein geistliches Lied. Es ist hier wohl allgemein an Lieder zu denken, welche der Heil. Geist in der Versammlung der Gemeinde eingab. Vergl. [1Kor 14,15.26]. Nach Tertullian war schon in der ersten christlichen Kirche der Gesang ein Teil des gemeinsamen Gottesdienstes. Epheser Eph 56 5 19 27 Dem Worte des Mundes muss die Stimme des Herzens Wert verleihen (Hier.). Danksagung ziemt dem Christen in allem. Auch in scheinbar geringfügigen Dingen und in Widerwärtigkeiten erkennt er Gottes Hand. Epheser Eph 56 5 2 Et ambulate in dilectione, sicut et Christus dilexit nos, et tradidit semetipsum pro nobis oblationem, et hostiam Deo in odorem suavitatis. und wandelt in Liebe,² wie auch Christus uns geliebt und sich selbst für uns dahingegeben hat als Gabe und Opfer,³ Gott zum lieblichen Geruche.⁴ Epheser Eph 56 5 2 2 Die Liebe ist das Fundament alles Guten und die Abwehr alles Bösen. Vergl. [Eph 4,32]. Wie der Apostel nach Aufzählung aller Arten der Verletzung der Liebe schloss: zusammt aller Bosheit [Eph 4,31], so hier: Wandelt in Liebe. Epheser Eph 56 5 2 3 Vergl. [Ps 39,7]. Die Verdoppelung des Ausdruckes soll den Einschluss jedes Opfers bedeuten. Wie der Heiland ein Brandopfer geworden ist, so verzehret auch ihr euch im Dienste der Brüder. Epheser Eph 56 5 2 4 Ein wohlgefälliges Opfer. Vergl. [Gen 8,24, Lev 3,5] u. a. Epheser Eph 56 5 20 Gratias agentes semper pro omnibus, in nomine Domini nostri Jesu Christi Deo et Patri. immerdar danksagend für alles im Namen unsers Herrn Jesu Christi,²⁸ Gott und dem Vater!²⁹ Epheser Eph 56 5 20 28 Wie uns durch Christus und seine Erlösung alle Gnaden zufließen, so können wir auch nur durch ihn, in seinem Namen, Gott wohlgefälligen Dank darbringen. Epheser Eph 56 5 20 29 Gott, der unser Vater ist. Epheser Eph 56 5 21 Subjecti invicem in timore Christi. Seid einander untertänig in der Furcht Christi!³⁰ Epheser Eph 56 5 21 30 Ähnlich [Röm 12,10]. Indes hat die allgemeine Regel eine Ausnahme. (V. 22) Die Unterwerfung soll keine knechtische Menschenfurcht sein, sondern ehrfurchtsvolle Furcht vor Christus, soll zur Unterwerfung bewegen. Anders steht der Mann der Frau gegenüber, in einem Herrschaftsverhältnisse, wie es zwischen Christus und der Kirche besteht. Daher die Mahnung an die Frau, dem Manne unterwürfig zu sein, wie dem Herrn. Epheser Eph 56 5 22 Mulieres viris suis subditæ sint, sicut Domino: Die Frauen seien ihren Männern untergeben wie dem Herrn;³¹ [Kol 3,18] Epheser Eph 56 5 22 31 In allem, was nicht gegen den Herrn selbst ist. Epheser Eph 56 5 23 Quoniam vir caput est mulieris: sicut Christus caput est Ecclesiæ: Ipse, salvator corporis ejus. denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie Christus das Haupt der Kirche ist; er, der Erlöser seines Leibes.³² Epheser Eph 56 5 23 32 So soll also der Mann die Frau lieben mit einer Liebe, die selbst den Tod nicht fürchtet. Epheser Eph 56 5 24 Sed sicut Ecclesia subjecta est Christo, ita et mulieres viris suis in omnibus. Nun aber wie die Kirche Christus untertan ist, so seien auch die Frauen ihren Männern in allem unterwürfig. Epheser Eph 56 5 25 Viri diligite uxores vestras, sicut et Christus dilexit Ecclesiam, et seipsum tradidit pro ea, Ihr Männer! liebet eure Frauen, so wie auch Christus die Kirche geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat, [Kol 3,19] Epheser Eph 56 5 26 Ut illam sanctificaret, mundans lavacro aquæ in verbo vitæ, sie zu heiligen, indem er sie reinigte durch das Bad des Wassers,³³ vermittels des Wortes des Lebens,³⁴ Epheser Eph 56 5 26 33 Die Taufe. Epheser Eph 56 5 26 34 Durch das Evangelium, die Lehre des Christentums (Hier., Aug.). Beides, Reinigung durch die Taufe und Heiligung durch das Evangelium, hat seinen Urgrund im Versöhnungstode Christi, denn dieser ist die verdienstliche Ursache der Taufwirkung und der Inhalt des Evangeliums. Epheser Eph 56 5 27 Ut exhiberet ipse sibi gloriosam Ecclesiam, non habentem maculam, aut rugam, aut aliquid hujusmodi, sed ut sit sancta et immaculata. damit³⁵ er sich selbst die Kirche herrlich darstellte, ohne Makel, ohne Runzel³⁶ oder etwas dergleichen, vielmehr dass sie heilig und fleckenlos sei. Epheser Eph 56 5 27 35 Ziel des V. 25, 26 Gesagten. Epheser Eph 56 5 27 36 Nicht allein ohne Makel, ohne hässlichen Schmutzfleck, sondern selbst ohne Runzel, ohne Unvollkommenheit. Epheser Eph 56 5 28 Ita et viri debent diligere uxores suas ut corpora sua. Qui suam uxorem diligit, seipsum diligit. So³⁷ sind auch die Männer schuldig ihre Frauen zu lieben, wie ihre eigenen Leiber.³⁸ Wer sein Weib liebt, liebt sich selbst. Epheser Eph 56 5 28 37 Zusammenfassung des V. 25 27 Gesagten. Epheser Eph 56 5 28 38 Ein neuer Grund der Liebe. Epheser Eph 56 5 29 Nemo enim unquam carnem suam odio habuit: sed nutrit, et fovet eam, sicut et Christus Ecclesiam: Denn niemand hat noch sein eigenes Fleisch³⁹ gehasst, sondern er hegt und pflegt es, wie auch Christus die Kirche;⁴⁰ Epheser Eph 56 5 29 39 Seinen Leib an sich betrachtet hasst niemand, sondern wünscht ihm von Natur, dass ihm wohl sei und bemüht sich, ihm wohlzutun, soweit die ihm anhaftende Begierlichkeit nicht etwa einem höheren Gute hinderlich entgegentritt. Alsdann aber ist der Hass auch nur ein scheinbarer, als es dem Leibe gut ist, dem Geiste, wie es für den Menschen gut ist, Gott unterworfen zu sein. Epheser Eph 56 5 29 40 Christus nährt die Kirche mit seinem Leibe und Blute, und pflegt sie durch seinen Geist. Epheser Eph 56 5 3 Fornicatio autem, et omnis immunditia, aut avaritia nec nominetur in vobis, sicut decet sanctos: Unzucht aber und jede Art von Unlauterkeit⁵ oder Habsucht⁶ werde nicht einmal genannt unter euch, wie es Heiligen geziemt, [Kol 3,5] Epheser Eph 56 5 3 5 Sünde gegen die Natur. Epheser Eph 56 5 3 6 Der Apostel nennt die beiden Hauptlaster der Heiden. Epheser Eph 56 5 30 Quia membra sumus corporis ejus, de carne ejus, et de ossibus ejus. weil wir Glieder seines Leibes sind, von seinem Fleisch und von seinem Gebein.⁴¹ Epheser Eph 56 5 30 41 Wie das Weib aus dem Manne ihren Ursprung hat, so die Kirche aus Christus. Diese Parallele ist schon im A. T. im Bilde der Ehe Jahves mit dem Bundesvolke ausgesprochen. Im N. T. ist die Verbindung nicht nur eine geistige, sondern ist auch eine leibliche geworden, insoweit Christus in seiner verklärten Menschheit das Haupt, der Stammvater der Kirche und jedes Gliedes ist, das in der Taufe nicht allein der Seele, sondern auch dem Leibe nach wiedergeboren wird. Wie der Leib durch die Sünde des ersten Adam dem Tode unterworfen ward, so wird uns in der Taufe gleichsam als Ausfluss des verklärten Leibes Christi ein Keim der Verklärung verliehen, der durch die Gnade, welche der Herr uns spendet, und ganz besonders durch die heil. Eucharistie [Joh 6,54] genährt wird und am Tage der Auferstehung zur vollen Entfaltung kommt (Chrys.). Epheser Eph 56 5 31 Propter hoc relinquet homo patrem, et matrem suam, et adhærebit uxori suæ: et erunt duo in carne una. Darum⁴² wird der Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen, und seinem Weibe anhangen; und die zwei werden ein Fleisch sein.⁴³ Epheser Eph 56 5 31 42 Wegen dieser innigen Verbindung. Epheser Eph 56 5 31 43 Schon in V. 30 hatte der Apostel angedeutet, dass ihm die Stelle [Gen 2,24] (Septuag) vor Augen stehe, Worte, welche Adam einst aus Eingebung Gottes gesprochen. (Konzil von Trient, Sitz 24 Vom Sakrament der Ehe) Epheser Eph 56 5 32 Sacramentum hoc magnum est, ego autem dico in Christo et in Ecclesia. Dieses Geheimnis ist groß, ich sage aber in Christus und der Kirche.⁴⁴ Epheser Eph 56 5 32 44 Die Gnade, welche die natürliche Liebe vervollkommnen, die unauflösliche Einheit bekräftigen und die Gatten heiligen soll, hat Christus selbst, der Einsetzer und Vollender der hochwürdigen Sakramente, uns durch sein Leiden verdient, was der heil. Paulus andeutet, da er sagt: Männer, liebet eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt und sich selbst dargegeben hat für sie; alsbald beifügend: Dieses Geheimnis ist groß, ich sage aber in Christus und in der Kirche. (Konzil von Trient, Sitz 24 Lehre vom Sakrament der Ehe) Weil die christliche Ehe das Abbild der Vereinigung Christi mit der Kirche ist, ist sie ein äußeres Zeichen, und zwar ein von Christus eingesetztes, da er sie zum Bilde seiner Vereinigung mit der Kirche erhob. Nun wäre sie aber kein wahres Bild jener Vereinigung, wenn sie nicht mit Gnadenspendungen verknüpft wäre, wie die Vereinigung Christi mit der Kirche. Also hat die Ehe alles, was zu einem Sakramente erfordert wird. Soweit die Andeutungen des heil. Paulus, welche durch die einmütige Auslegung der heil. Väter ein helles Licht empfangen. Epheser Eph 56 5 33 Verumtamen et vos singuli, unusquisque uxorem suam sicut seipsum diligat: uxor autem timeat virum suum. Indes sollt auch ihr insgesamt ein jeder sein Weib lieben wie sich selbst; das Weib aber fürchte ihren Mann.⁴⁵ Epheser Eph 56 5 33 45 Zusammenfassung der für Mann und Frau gegebenen Ermahnungen. Epheser Eph 56 5 4 Aut turpitudo, aut stultiloquium, aut scurrilitas, quæ ad rem non pertinet: sed magis gratiarum actio. noch schandbares Wesen, oder törichte oder leichtfertige Reden, was ungeziemend ist,⁷ sondern vielmehr Danksagung. Epheser Eph 56 5 4 7 Ergänze: Werde genannt, sei der Gegenstand eurer Rede. Epheser Eph 56 5 5 Hoc enim scitote intelligentes: quod omnis fornicator, aut immundus, aut avarus, quod est idolorum servitus, non habet hæreditatem in regno Christi, et Dei. Denn das⁸ wisset, indem ihr erkennt, dass kein Unzüchtiger oder Unreiner oder Habsüchtiger, was Götzendienst ist,⁹ ein Erbteil hat im Reiche Christi und Gottes.¹⁰ [1Kor 6,9.10] Epheser Eph 56 5 5 8 Was? Dass ihr nicht an solchen Dingen teilnehmen dürft. Dies sagt er V. 7 in direkter Rede, inzwischen fügt er die Begründung bei. Epheser Eph 56 5 5 9 Wohl in demselben Sinne wie [Eph 4,19] und [Eph 6,3]. Die Leidenschaft ist gleichsam der Gott des mit ihr Behafteten. Epheser Eph 56 5 5 10 Entweder: Deren Reich eines ist: beiden (bzw. Christus als Gott) stehen sie als Feinde gegenüber. Oder: Christi, der Gott ist. Das Reich Gottes ist nach der Himmelfahrt des Heilandes das Reich Christi. Epheser Eph 56 5 6 Nemo vos seducat inanibus verbis: propter hæc enim venit ira Dei in filios diffidentiæ. Lasset euch von Niemanden täuschen mit eitlen Worten;¹¹ denn um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Kinder des Unglaubens.¹² [Mt 24,4] Epheser Eph 56 5 6 11 Es sind wohl Lehrer verstanden, welche unter dem Vorwande der christlichen Freiheit Loslösung vom sechsten Gebote lehrten. Epheser Eph 56 5 6 12 Ungläubige, wie [Eph 2,2], Menschen, welche dem Evangelium hartnäckig des Glauben versagen. Epheser Eph 56 5 7 Nolite ergo effici participes eorum. Werdet also nicht Teilnehmer an solchen Sünden! Epheser Eph 56 5 8 Eratis enim aliquando tenebræ: nunc autem lux in Domino. Ut filii lucis ambulate: Denn ihr waret einst Finsternis, jetzt aber seid ihr Licht im Herrn. Wandelt als Kinder des Lichtes!¹³ Epheser Eph 56 5 8 13 Der Gegensatz von Licht und Finsternis wird in der heiligen Schrift häufig von geistigen Verhältnissen angewendet, Z. B. [Joh 1,9]. Die Finsternis macht die Seele selbst gleichsam zur Finsternis, so das Licht sie zu Licht. Epheser Eph 56 5 9 Fructus enim lucis est in omni bonitate, et justitia, et veritate: Denn die Frucht des Lichtes besteht in jeglicher Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.¹⁴ Epheser Eph 56 5 9 14 Die drei Früchte bilden den Gegensatz zu den drei Lastern, die Güte (rechte Gesinnung) ist der Bosheit [Eph 4,31], die Gerechtigkeit der ungerechten Aneignung fremden Gutes [Eph 4,28], die Wahrheit in Gott der Lüge entgegengesetzt. [Eph 4,25] Epheser Eph 56 0 1 Die gegenseitigen Pflichten der Kinder (V. 3) und Eltern. (V. 4) d. Pflichten der Knechte (V. 8) und Herren gegeneinander. (V. 9) Epilog (V. 10 24) 1. Mahnung an alle, stark im Herrn zu sein (V. 10), zum Kampfe gegen den Teufel (V. 12), gegen den sie sich mit der Rüstung Gottes wappnen müssen (V. 17), und insbesondere zum Gebet, welchem sich auch der Apostel selbst empfiehlt. (V. 20) 2. Zuletzt verweist Paulus die Epheser an Tychikus betreffs Nachrichten über ihn (V. 22) und gibt ihnen seinen Segen. Epheser Eph 56 6 1 Filii, obedite parentibus vestris in Domino: hoc enim justum est. Ihr Kinder! gehorchet euren Eltern im Herrn;¹ denn das ist recht.² Epheser Eph 56 6 1 1 Der Herr sei die bewegende Ursache und auch die Grenze. Epheser Eph 56 6 1 2 Recht nach Gottes Gesetz (Theod.), sittliche Pflicht. Epheser Eph 56 6 10 De cetero fratres confortamini in Domino, et in potentia virtutis ejus. Im übrigen, Brüder! erstarket im Herrn¹³ und in der Kraft seiner Macht. Epheser Eph 56 6 10 13 Die gleiche Mahnung wie [Eph 3,16]. Die Stärke ist wohl notwendig, wo es gegen übersinnliche Mächte zu kämpfen gilt. Die Kraft aber, deren wir bedürfen, vermag einzig Christus und seine Gnade zu gewähren. Aber eben deshalb muss auch das Vertrauen groß sein, da der Herr gleichsam hinter uns steht. Epheser Eph 56 6 11 Induite vos armaturam Dei, ut possitis stare adversus insidias diaboli. Ziehet an die Waffenrüstung Gottes, damit ihr standzuhalten vermöget gegen die Nachstellungen des Teufels; Epheser Eph 56 6 12 Quoniam non est nobis colluctatio adversus carnem et sanguinem: sed adversus principes, et potestates, adversus mundi rectores tenebrarum harum, contra spiritualia nequitiæ, in clestibus. denn wir haben nicht den Kampf wider Fleisch und Blut zu führen,¹⁴ sondern wider die Mächte und Gewalten, wider die Weltbeherrscher dieser Finsternis,¹⁵ wider die Geister der Bosheit unter dem Himmel. Epheser Eph 56 6 12 14 Nicht gegen schwache Menschen, denn wenn auch solche uns angreifen, tun sie es doch als Werkzeuge Satans, wie Judas ein solches war (Aug.). Epheser Eph 56 6 12 15 Es sind verschiedene Ordnungen der bösen Geister. Sie heißen Weltbeherrscher, weil die noch nicht erlösten Menschen und die ganze Natur ihnen unterworfen sind. Der Zusatz: dieser Finsternis bezeichnet die gegenwärtige aus der Sünde entstandene Verfinsterung des Verstandes und Herzens. Epheser Eph 56 6 13 Propterea accipite armaturam Dei, ut possitis resistere in die malo, et in omnibus perfecti stare. Darum ergreifet die Waffenrüstung Gottes,¹⁶ damit ihr am bösen Tage¹⁷ widerstehen und in allem vollkommen standhalten könnet.¹⁸ Epheser Eph 56 6 13 16 Haben wir gegen Geister zu kämpfen, so tut uns eine geistige Waffenrüstung, eine Waffenrüstung Gottes not. Epheser Eph 56 6 13 17 Wenn eine Zeit der Versuchung und die Gefahr des Unterliegens kommt. Eine schöne Steigerung im Griechischen: Widerstehen, niederkämpfen, das Feld behaupten. Epheser Eph 56 6 13 18 Wie Vers 11. Epheser Eph 56 6 14 State ergo succincti lumbos vestros in veritate, et induti loricam justitiæ, So stehet denn, eure Lenden umgürtet mit Wahrheit, angetan mit dem Panzer der Gerechtigkeit,¹⁹ Epheser Eph 56 6 14 19 Man gürtet sich zum Kampfe und zur Arbeit. Der Gürtel ist also das Zeichen der Kraft und der Bereitschaft, die der Christ aus der Wahrheit schöpft, wie die Lüge das Element des Teufels ist. Die Rechtfertigung und Heiligung wird als ein Panzer bezeichnet, da dem, der mit Gott vereint ist, keine Versuchung beizukommen vermag. Epheser Eph 56 6 15 Et calceati pedes in præparatione Evangelii pacis: eure Füße beschuht mit der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens;²⁰ Epheser Eph 56 6 15 20 Im Griech. sind die Stiefeln selbst das Bild der Bereitschaft, das Evangelium des Friedens zu verkünden (Chrys.), die nicht auf Dornen und Rauheit des Weges achtet. Epheser Eph 56 6 16 In omnibus sumentes scutum fidei, in quo possitis omnia tela nequissimi ignea exstinguere: zu allem den Schild des Glaubens ergreifend, mit welchem ihr alle feurigen Geschosse des Argen auslöschen könnt,²¹ Epheser Eph 56 6 16 21 Nur der Glaube an Christus überwindet die Welt. [1Joh 5,4] Auch schützt er den Christen durch seine Gründe. (Vergl. [Mt 4,3-10], wo der Heiland den Bösen durch Worte der Offenbarung abwehrt.) Epheser Eph 56 6 17 Et galeam salutis assumite: et gladium spiritus (quod est verbum Dei) und nehmet den Helm des Heiles,²² und das Schwert des Geistes²³ (welches ist das Wort Gottes²⁴) Epheser Eph 56 6 17 22 Vergl. [Jes 59,17] (Septuag). Klarer [1Thess 5,8]: Hoffnung des Heiles. Die Hoffnung erhebt den Blick des Christen zu Gott und hält ich in allen Stürmen aufrecht. Epheser Eph 56 6 17 23 Am ausführlichsten beschreibt der Apostel die Schutzwaffen des Christen gegen die Angriffe. Als Trutzwaffe nennt er nur das Schwert, gilt doch unser Kampf auf Erden mehr der Verteidigung als dem Angriffe. Das Bild der geistlichen Waffenrüstung findet sich auch [Jes 59,17] von Jahve, und Paulus braucht es in gedrängterer Weise. [2Kor 10,4, 1Thess 5,8, Röm 6,13.23] Epheser Eph 56 6 17 24 Zunächst denkt der Apostel wohl an das N. T. Epheser Eph 56 6 18 Per omnem orationem, et obsecrationem orantes omni tempore in spiritu: et in ipso vigilantes in omni instantia, et obsecratione pro omnibus sanctis: unter Gebet und Flehen jeder Art, indem ihr zu aller Zeit im Geiste²⁵ bittet, und dafür wachsam seid, mit aller Beharrlichkeit und in Fürbitte für alle Heiligen, Epheser Eph 56 6 18 25 Unser Gebet darf nicht ein bloßes Lippengebet sein. Ein Gebet im Geiste aber erfordert Wachsamkeit und Beharrlichkeit. Epheser Eph 56 6 19 Et pro me, ut detur mihi sermo in apertione oris mei cum fiducia, notum facere mysterium Evangelii: auch für mich, damit²⁶ mir das Wort gegeben werde, wenn ich meinen Mund auftue, das Geheimnis des Evangeliums mit Zuversicht kundzutun,²⁷ [Kol 4,3, 2Thess 3,1] Epheser Eph 56 6 19 26 Inhalt der Fürbitte Epheser Eph 56 6 19 27 Paulus schreibt aus seiner Gefangenschaft, in der er vor dem höchsten Gerichtshofe und dem Kaiser Rechenschaft ablegen sollte. Epheser Eph 56 6 2 Honora patrem tuum, et matrem tuam; quod est mandatum primum in promissione: Ehre deinen Vater und deine Mutter; dies ist das erste Gebot mit der Verheißung, [Ex 20,12, Dtn 5,16, Sir 3,9, Mt 15,4] Epheser Eph 56 6 20 Pro quo legatione fungor in catena, ita ut in ipso audeam, prout oportet me, loqui. für welches ich das Botschafteramt übe in Banden,²⁸ so dass ich in ihm Zuversicht beweisen möge,²⁹ wie es meine Pflicht ist zu reden. Epheser Eph 56 6 20 28 Auch in Banden hat Paulus das Evangelium zu verkünden. Botschafter in Banden, ein schöner Gegensatz. Nach dem Völkerrechte soll ein Botschafter frei und ungehindert sein, denn er stellt seinen König vor. Paulus nun ist Botschafter des Königs der Könige; seine Botschaft war die des frohe Heiles, und er liegt in Ketten! Epheser Eph 56 6 20 29 Wohl hat Paulus den heil. Geist empfangen und damit auch die Gabe der rechten Rede. Aber diese wird ihm nach Umständen und in verschiedenen Graden gewährt. Vergl. [Apg 16,6]. Darum ist das Gebet nicht überflüssig. Epheser Eph 56 6 21 Ut autem et vos sciatis quæ circa me sunt, quid agam: omnia vobis nota faciet Tychicus, carissimus frater, et fidelis minister in Domino: Damit aber auch ihr wisset, wie es mit mir steht, wie ich mich befinde, so wird euch Tychikus³⁰ alles kund tun, der geliebte Bruder und treue Diener im Herrn, Epheser Eph 56 6 21 30 Vergl. [2Tim 4,12]. Epheser Eph 56 6 22 Quem misi ad vos in hoc ipsum, ut cognoscatis quæ circa nos sunt, et consoletur corda vestra. welchen ich eben zu dem Zwecke zu euch gesandt habe, damit ihr erfahret, wie es mit uns stehe, und er eure Herzen tröste. Epheser Eph 56 6 23 Pax fratribus, et caritas cum fide a Deo Patre, et Domino Jesu Christo. Friede sei den Brüdern, und Liebe mit Glaube von Gott dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!³¹ Epheser Eph 56 6 23 31 Mit demselben Segenswunsche, mit dem der Apostel den Brief begonnen, schließt er ihn. Im Beginne hat er den Lesern Gnade und Frieden gewünscht, hier wünscht er ihnen Frieden, Liebe mit Glaube und Gnade. In diesen drei Worten liegt der Inbegriff des ganzen christlichen Lebens: die göttliche Gnade als Wurzel, die Liebe mit dem Glauben, d. i. der in der Liebe tätige Glaube als Stamm, der innere Friede als Blüte des geistlichen Lebens. Epheser Eph 56 6 24 Gratia cum omnibus, qui diligunt Dominum nostrum Jesum Christum in incorruptione. Amen. Die Gnade sei mit allen, welche unsern Herrn Jesum Christum in Unvergänglichkeit lieben!³² Amen. Epheser Eph 56 6 24 32 In dieser Gestalt soll die Gnade den Christen zu teil werden, d. i. wie Gott unvergänglich ist, so ist auch die Unvergänglichkeit das höchste Gut, welches die Gnade zu bieten vermag, und dies wünscht der Apostel den Lesern. Epheser Eph 56 6 3 Ut bene sit tibi, et sis longævus super terram. dass es dir wohl gehe und du lange lebest auf Erden.³ Epheser Eph 56 6 3 3 Paulus hat wohl auch die in der Folge gegebenen Gebote vor Augen. [Ex 20,6, Dtn 5,16] Das lange Leben im Lande Chanaan ist ein Vorbild des ewigen Lebens im Himmel. Diese Erklärung der Worte: mit der Verheißung, ist die gewöhnliche. Epheser Eph 56 6 4 Et vos patres nolite ad iracundiam provocare filios vestros: sed educate illos in disciplina, et correptione Domini. Und ihr Väter! erbittert eure Kinder nicht,⁴ sondern ziehet sie auf in der Zucht und Zurechtweisung des Herrn.⁵ Epheser Eph 56 6 4 4 Im Altertum stand den Vätern ein viel größeres Recht über ihre Kinder zu als in unserer Zeit. Epheser Eph 56 6 4 5 Ernst und Milde sollen sich zusammenfinden, beide aber im Herrn. Epheser Eph 56 6 5 Servi obedite dominis carnalibus cum timore, et tremore, in simplicitate cordis vestri, sicut Christo: Ihr Knechte!⁶ gehorchet euren leiblichen Herren mit Furcht und Zittern,⁷ in der Einfalt eures Herzens, wie Christus;⁸ Epheser Eph 56 6 5 6 Ein Teil der ersten christlichen Gemeinde bestand wohl aus Sklaven. Stand auch die Sklaverei, eine Folge der Sünde, im Widerspruch mit dem Christentum, so wollte dieses jene doch nicht in revolutionärer Weise aufheben. Die Welt sollte sich von innen umgestalten, und so sollte eine Änderung der Verhältnisse herbeigeführt werden. Epheser Eph 56 6 5 7 Mit Besorgnis, eine Pflicht zu versäumen. Vergl. [Kol 3,22ff]. Epheser Eph 56 6 5 8 So wird zwar der gehorsam noch mehr eingeschärft, aber auch erleichtert. Epheser Eph 56 6 6 Non ad oculum servientes, quasi hominibus placentes, sed ut servi Christi, facientes voluntatem Dei ex animo, nicht in Augendienerei als solche, die Menschen gefallen wollen, sondern als Diener Christi, den Willen Gottes von Herzen erfüllend, Epheser Eph 56 6 7 Cum bona voluntate servientes, sicut Domino, et non hominibus: mit gutem Willen⁹ dienend, als dem Herrn, und nicht Menschen; Epheser Eph 56 6 7 9 Ohne den guten Willen ist aller gehorsam Augendienerei. Epheser Eph 56 6 8 Scientes quoniam unusquisque quodcumque fecerit bonum, hoc recipiet a Domino, sive servus, sive liber. im Bewusstsein, dass ein jeder das Gute, das er tut, vom Herrn zurückempfangen wird, er sei Knecht oder Freier.¹⁰ Epheser Eph 56 6 8 10 Am Tage des Gerichtes wird die ungleiche Verteilung der irdischen Schicksale ausgeglichen. Knechte wie Herren werden auf Christus hingewiesen. Epheser Eph 56 6 9 Et vos domini eadem facite illis, remittentes minas: scientes quia et illorum, et vester Dominus est in clis: et personarum acceptio non est apud eum. Und ihr Herren! tuet dasselbe¹¹ gegen sie und lasset ab von Drohungen;¹² euch bewusst, dass ihr wie sie einen Herrn im Himmel habt, und dass bei ihm kein Ansehen der Person gilt. [Röm 2,11] Epheser Eph 56 6 9 11 Zwar nicht dem Inhalte, aber doch der Weise, dem Wohlwollen nach. Epheser Eph 56 6 9 12 Von der Härte, aus der diese hervorgehen. Philliper Phil 58 0 1 Eingang. (Kap. 1, V. 1 11): Aufschrift. (V. 2) Danksagung für den Eifer der Philipper (V. 8), für dessen Wachstum und Belohnung der Apostel betet. (V. 11) I. Erzählender Teil. (Kap. 1, V. 12 Kap. 2, V. 30): Nachrichten über Paulus und seine Gefährten untermischt mit Mahnungen. 1. Nachrichten über Paulus (V. 26): a. Seine Gefangenschaft hat der Verbreitung des Evangeliums Nutzen gebracht. (V. 14) b. Wenngleich nicht alle Brüder in guter Absicht wirken, sondern manche, um dem Apostel zu schaden, bleibt sein Wahlspruch: Wenn nur Christus verkündet wird. (V. 18) c. Paulus sucht allein die Ehre Gottes und hofft durch die Gebete der Philipper zu erlangen, dass er sie durch Leben wie durch Tode wirke. (V. 21) d. Was besser für ihn sei, weiß er nicht, ob zu leben oder zu sterben. Das letztere wünscht er, doch da er den Philippern noch notwendig, hofft er noch, wieder zu ihnen zu kommen. (V. 26) 2. Mahnungen. (Kap. 1 V. 27 Kap 2 V. 18) a. Die Philipper mögen des Evangeliums würdig wandeln, für den Glauben kämpfend und leidend. Philliper Phil 58 1 1 PAULUS, et Timotheus servi Jesu Christi, omnibus sanctis in Christo Jesu, qui sunt Philippis, cum Episcopis, et Diaconibus. Paulus und Timotheus,¹ Diener Jesu Christi,² an alle Heiligen in Christus Jesus, die zu Philippi sind, samt den Bischöfen³ und Diakonen. Philliper Phil 58 1 1 1 Timotheus weilt mit Paulus in Rom. Der Apostel setzt dessen Namen bei, weil Timotheus sein vorzüglichster Mitarbeiter und zugleich Mitverkündiger des Evangeliums bei den Philippern war. [Apg 16,10ff] Vergl. auch [1Kor 1,1, 2Kor 1,1, 2Thess 1,1]. Der Apostel will seinen Jünger den Philippern empfehlen, vergl. [Phil 2,20], und dessen Wirken bei den Philippern eine günstige Aufnahme sichern. Philliper Phil 58 1 1 2 Den Namen Apostel lässt Paulus in einigen Briefen (1., 2. Thess., Phil.) aus. Er betont diese seine Würde da, wo dieselbe nicht genügend anerkannt wird (Kor., Gal.) oder bei den Gemeinden, denen er nicht selbst das Evangelium verkündet hat (Röm., Kol.) oder endlich, bei denen er dadurch seinem Schreiben einen größeren Nachdruck geben will (Ephes., 2. Tim., Tit.). Hier ist der Amtsname wohl ausgelassen, weil Paulus den Timotheus sich selbst möglichst gleichstellen wollte. Diener Gottes heißen im A. T. Moses, Josue, und David; Paulus und Timotheus sind als Verkünder des Evangeliums auserwählte Diener Gottes. Philliper Phil 58 1 1 3 Bischöfe und Diakone hatten wohl an Paulus geschrieben und den Epaphroditus gesendet (Chrys.). Mit dem Namen Bischöfe werden die Kirchenvorsteher bezeichnet, weshalb die Presbyter wohl mit einbegriffen werden. So lange die Apostel lebten, leiteten jene die von ihnen gestifteten Gemeinden in Abhängigkeit von den Jüngern des Herrn. Dass die kirchlichen Oberen nach der Gemeinde genannt werden, erklärt sich daraus, dass der Brief an die letzteren gerichtet ist. Philliper Phil 58 1 10 Ut probetis potiora, ut sitis sinceri, et sine offensa in diem Christi, auf dass ihr das Bessere erprobet, damit ihr lauter und ohne Anstoß seiet auf den Tag Christi,¹⁴ Philliper Phil 58 1 10 14 Der Tag Christi ist der Tag des Gerichtes. Philliper Phil 58 1 11 Repleti fructu justitiæ per Jesum Christum, in gloriam et laudem Dei. erfüllt mit Frucht der Gerechtigkeit¹⁵ durch Jesus Christus, zur Ehre und zum Lobe Gottes.¹⁶ Philliper Phil 58 1 11 15 Dem göttlichen Wohlgefallen, das Gottes Werk ist. Philliper Phil 58 1 11 16 Zur Anerkennung der sich offenbarenden Vollkommenheiten Gottes und zu seinem Lobe. Gute Werke kann der Mensch nur durch Christus wirken [Joh 15,5] und soll sie auf Gott lenken. Philliper Phil 58 1 12 Scire autem vos volo fratres, quia quæ circa me sunt, magis ad profectum venerunt Evangelii: Ich will aber,¹⁷ dass ihr wisset,¹⁸ Brüder! dass meine Lage vielmehr zur Förderung des Evangeliums ausgeschlagen ist, Philliper Phil 58 1 12 17 Es liegt mir am Herzen. Philliper Phil 58 1 12 18 Der Apostel will die etwaige Besorgnis der Philipper zerstreuen, dass seine Gefangenschaft die Ausbreitung des Evangeliums hemme. Philliper Phil 58 1 13 Ita ut vincula mea manifesta fierent in Christo in omni prætorio et in ceteris omnibus, so dass meine Bande in Christus kundgeworden sind¹⁹ bei der ganzen Leibwache²⁰ und bei allen übrigen,²¹ Philliper Phil 58 1 13 19 Das Wort Bande hebt den Begriff stärker hervor, als wenn Paulus sich schlechthin einen Gefangenen nennen würde. Die Gefangenschaft, welche sonst den Menschen der Kenntnis der Welt entzieht, ward für mich die Ursache, kundzuwerden durch Christus, der es mir ermöglicht hat, vielen zu predigen. Philliper Phil 58 1 13 20 Den Prätorianern. Philliper Phil 58 1 13 21 Durch meine ungehinderte Tätigkeit. Philliper Phil 58 1 14 Et plures e fratribus in Domino confidentes vinculis meis, abundantius auderent sine timore verbum Dei loqui. und die Mehrzahl der Brüder im Herrn,²² ermutigt durch meine Bande, es mehr und mehr wagen, ohne Furcht das Wort Gottes zu verkündigen. Philliper Phil 58 1 14 22 Im Glauben an den Herrn. Der standhafte Mut des heiligen Paulus war ihnen ein Beweis für die Göttlichkeit der Sache, für die er eintrat und litt. Philliper Phil 58 1 15 Quidam quidem et propter invidiam, et contentionem: quidam autem et propter bonam voluntatem Christum prædicant, Einige freilich verkündigen Christus aus Neid und Streitsucht, aber auch andere aus guter Gesinnung,²³ Philliper Phil 58 1 15 23 Zwei Beweggründe werden genannt. Auch die an erster Stelle Genannten predigen Christus ohne Furcht. Alle haben durch die Lage des heil. Paulus Mut gewonnen, doch ist ihre persönliche Stellung zu ihm eine verschiedene. Philliper Phil 58 1 16 Quidam ex caritate: scientes quoniam in defensionem Evangelii positus sum. die einen aus Liebe,²⁴ weil sie wissen, dass ich zur Verteidigung des Evangeliums bestimmt bin; Philliper Phil 58 1 16 24 Es sind die V. 14 als die Mehrzahl Bezeichneten. Da sie mich in die Unmöglichkeit versetzt sehen, das Evangelium vollkommen frei zu predigen, wollen sie mich unterstützen. Philliper Phil 58 1 17 Quidam autem ex contentione Christum annuntiant non sincere, existimantes pressuram se suscitare vinculis meis. die anderen aber verkündigen Christus aus Streitsucht, nicht aus reiner Absicht, weil sie wähnen, meinen Banden Trübsal zu erwecken.²⁵ Philliper Phil 58 1 17 25 Die bereits V. 15 Genannten, welche aus Neid über das wachsende Ansehen des Apostels und aus Streitsucht gegen ihn Christus verkünden, sind wohl judaisierende Lehrer, welche Paulus als den Verächter des Gesetzes ansahen. Indem sie den Apostel nach sich beurteilen, meinen sie dem Apostel Schmerz zuzufügen, wenn sie sich Ruhm erwerben. Zweimal werden die beiden Klassen aufgezählt: V. 14 nach ihrem Charakter, V. 16 in umgekehrter Ordnung, um die Richtigkeit ihrer Kennzeichnung durch ihre Stellung zu Paulus zu erweisen. Nicht die böse Absicht jener Lehrer schuf neue Gläubige, sondern das Evangelium, das sie verkündeten. So wendete Gott das Böse zum Guten, und das ist es, was dem heil. Paulus zur Freude gereicht. Philliper Phil 58 1 18 Quid enim? Dum omni modo sive per occasionem, sive per veritatem Christus annuntietur: et in hoc gaudeo, sed et gaudebo. Doch was liegt daran? Wenn nur auf alle Weise Christus verkündigt wird, sei es zum Vorwande,²⁶ sei es in Wahrheit; darüber freue ich mich, ja, werde ich mich auch ferner freuen.²⁷ Philliper Phil 58 1 18 26 So nach dem Griech. klarer, nämlich in Wahrheit in unlauterer Absicht. Philliper Phil 58 1 18 27 Nicht nur die Gegenwart gibt Paulus Anlass zur Freude, sondern auch die Zukunft, wie diese sich auch gestalten mag. Stand im Vorhergehenden der Fortgang des Evangeliums im Vordergrunde, so richtet der Apostel jetzt den Blick auf sein eigenes Heil. Zwei Gründe sind es, die ihm Zuversicht gewähren: Die Fürbitte der Gemeinde und der Beistand des Geistes Christi. Philliper Phil 58 1 19 Scio enim quia hoc mihi proveniet ad salutem, per vestram orationem, et subministrationem Spiritus Jesu Christi, Denn ich weiß, dass mir dies zum Heile²⁸ gereichen wird durch euer Gebet und den Beistand des Geistes Jesu Christi, Philliper Phil 58 1 19 28 Zum ewigen Heile. Philliper Phil 58 1 2 Gratia vobis, et pax a Deo Patre nostro, et Domino Jesu Christo. Gnade euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus! Philliper Phil 58 1 20 Secundum exspectationem, et spem meam, quia in nullo confundar: sed in omni fiducia sicut semper, et nunc magnificabitur Christus in corpore meo, sive per vitam, sive per mortem. wie ich denn die Erwartung und Hoffnung hege, dass ich in keinem Stücke werde zu Schanden werden, sondern dass in aller Zuversicht, wie allezeit, so auch jetzt Christus an meinem Leibe verherrlicht werden wird, sei es durch Leben oder durch Tod.²⁹ Philliper Phil 58 1 20 29 Stirbt Paulus, so ist sein Bekenntnis, das seinen Tod verursacht, für Christus ein Ruhm; bleibt er am Leben, so weiht er seine ganze Tätigkeit wie seine Leiden Gottes Ehre. An unserem Leibe wird Christus verherrlicht, indem wir diesem seinem Dienste weihen [1Kor 6,20] oder indem wir ihn für Christus zum Opfer bringen. So gereicht alles Gott zur Verherrlichung, uns zur Seligkeit. Philliper Phil 58 1 21 Mihi enim vivere Christus est, et mori lucrum. Denn für mich³⁰ ist Christus das Leben, und das Sterben Gewinn.³¹ Philliper Phil 58 1 21 30 Das für mich wird betont vorangestellt. Christus, der Gegenstand seiner ganzen Liebe, der Mittelpunkt seines Denkens und Strebens, gleichsam der Grund, in dem sein ganzes Leben wurzelt. Philliper Phil 58 1 21 31 Andere denken, wenn sie vom Leben sprechen, an diese Welt, ich lebe nur für Christus, denn nur ihn liebe ich. Vergl. [Gal 2,20]. Durch den Tod aber werde ich des ewigen Lebens und der Vereinigung mit Christus teilhaftig (Aug., Ambr.). Philliper Phil 58 1 22 Quod si vivere in carne, hic mihi fructus operis est, et quid eligam ignoro. Wenn aber das Leben im Fleische dazu dient, mein Wirken fruchtbar zu machen, so weiß ich nicht, was ich wählen soll.³² Philliper Phil 58 1 22 32 Da andererseits das Leben Bedingung ist für die Fortsetzung des apostolischen Wirkens und für die Verbreitung des Evangeliums, so weiß ich nicht, was vorzuziehen ist. Philliper Phil 58 1 23 Coarctor autem e duobus: desiderium habens dissolvi, et esse cum Christo, multo magis melius: Ich werde vielmehr von beiden Seiten gedrängt: da ich das Verlangen habe, abzuscheiden und mit Christus zu sein,³³ denn dies³⁴ ist um vieles besser; Philliper Phil 58 1 23 33 Losgelöst zu werden von den Ketten dieser Sterblichkeit. (Aug., ähnlich [2Kor 5,8]) Der Tod ist an sich weder etwas Gutes, noch etwas Böses. Deshalb fügt der Apostel bei: Und mit Christus zu sein. Die Seelen der gerechten also, welche nichts abzubüßen haben, werden alsbald der beseligenden Anschauung Gottes teilhaftig. (Chrys., Aug., Hier.) Philliper Phil 58 1 23 34 Gerade dies. Philliper Phil 58 1 24 Permanere autem in carne, necessarium propter vos. im Fleische aber zu bleiben ist notwendig um euretwillen.³⁵ Philliper Phil 58 1 24 35 Dem natürlichen Menschen ist Sterben eine harte Pein, doch die Liebe überwindet alle Schrecken des Todes. Wie erhaben ist das Herz des heil. Paulus! Die Liebe zu Christus und die Liebe zu den Mitmenschen kämpfen gleichsam miteinander. Die erstere von Christus, dem Quelle der Liebe ausgehend und zu ihm zurückkehrend, ist stärker, doch auch die letztere fordert um jener willen ihr Recht. So ist denn der Kämpfer, der bereits die Krone empfangen kann, zu weiterem Kampfe zum Besten aller Christen bereit. Philliper Phil 58 1 25 Et hoc confidens scio quia manebo, et permanebo omnibus vobis ad profectum vestrum, et gaudium fidei: Und dies weiß ich zuversichtlich, dass ich bleiben und bei euch allen verbleiben werde zu eurer Förderung und Freude im Glauben,³⁶ Philliper Phil 58 1 25 36 Dieser Vers enthält in seiner gewöhnlichen Erklärung eine unüberwindliche Schwierigkeit. Leben und Sterben ist dem Apostel wünschenswert, ein jedes aus einem anderen Grunde. Was auch geschehen mag, es wird dem Apostel zum Heile und Christus zum Ruhme gereichen. Was aber wird eintreten? Nach [Phil 2,17] rechnet Paulus mit der Möglichkeit seines gewaltsamen Todes, mithin kann der Apostel es hier nicht als sicher bezeichnen, dass er leben werde. Er weiß, dass er auf Erden noch nützlich sein kann (V. 25, 26), so wagt er sich noch nicht die selige Ewigkeit zu wünschen und überlässt dem Herrn die Entscheidung. Das aber weiß ich: Bleibe ich, so verbleibe ich bei euch usw. Stände an dieser Stelle: Das weiß ich, dass ich mit Christus sein werde, so würde man ergänzen: Wen ich sterbe. Da Paulus nun die andere Möglichkeit erwägt: ich werde mit euch bleiben, so ist zu erklären: Wenn ich bleibe. Philliper Phil 58 1 26 Ut gratulatio vestra abundet in Christo Jesu in me, per meum adventum iterum ad vos. damit euer Frohlocken in Christo Jesu durch mich um so reicher werde durch meine abermalige Hinkunft zu euch. Philliper Phil 58 1 27 Tantum digne Evangelio Christi conversamini: ut sive cum venero, et videro vos, sive absens audiam de vobis quia statis in uno spiritu unanimes, collaborantes fidei Evangelii: Nur wandelt würdig des Evangeliums Christi, damit ich, sei es, dass ich komme und euch sehe, sei es, dass ich fern bin, von euch höre, dass ihr feststehet³⁷ in einem Geiste, eines Sinnes, zusammen kämpfend für den Glauben an das Evangelium, [Eph 4,1, Kol 1,10, 1Thess 2,12] Philliper Phil 58 1 27 37 Wie das Heer gegen den Feind dasteht, so dass ein Wille alle leitet und eine Gesinnung alle belebt, so soll auch die Gemeinde der Philipper in einem Geiste, dem heil. Geiste zusammenstehen, er soll sie führen und stärken. Philliper Phil 58 1 28 Et in nullo terreamini ab adversariis: quæ illis est causa perditionis, vobis autem salutis, et hoc a Deo: und dass ihr euch in Nichts schrecken lasset von den Widersachern; denn dies ist für sie eine Ursache des Verderbens, für euch aber des Heiles, und das von Gott;³⁸ Philliper Phil 58 1 28 38 Eine solche Unerschrockenheit zeugt von der Gerechtigkeit der Sache, die ihr verteidigt, und gibt euch die Sicherheit des Sieges, die den Feind entmutigt und ihm gleichsam seine Niederlage ankündigt. Die gerechte Sache siegt zuletzt und bringt euch Heil, dem Feinde Verderben, da sie euch diese Unerschrockenheit verleiht. So griechisch. Lateinisch: Dass sie euch verfolgen, ist für sie die Ursache des Verderbens. Philliper Phil 58 1 29 Quia vobis donatum est pro Christo, non solum ut in eum credatis, sed ut etiam pro illo patiamini: denn³⁹ euch ist die Gnade zu Teil geworden für Christus, nicht nur an ihn zu glauben, sondern auch für ihn zu leiden, Philliper Phil 58 1 29 39 Gründe für unerschrockenes Leiden um des Evangeliums willen: Leiden für Christus ist Gottes Geschenk und nicht weniger eine Gnade vom Herrn als der Glaube (Aug.), mithin ein Zeichen besonderer Liebe Gottes. Sodann teilen sie mit Paulus, ihrem Lehrer, das gleiche Los. Sie haben ihn in Philippi leiden sehen [Apg 16,19-24] und erfahren aus diesem Briefe und durch Epaphroditus, dass er noch fortwährend leidet und kämpft. Philliper Phil 58 1 3 Gratias ago Deo meo in omni memoria vestri, Ich danke meinem Gott,⁴ so oft ich eurer gedenke, Philliper Phil 58 1 3 4 Vergl. [Apg 27,23] und unten [Phil 4,19]. Philliper Phil 58 1 30 Idem certamen habentes, quale et vidistis in me, et nunc audistis de me. indem ihr denselben Kampf habt, wie ihr ihn an mir gesehen und jetzt von mir höret.⁴⁰ Philliper Phil 58 1 30 40 Zuerst stellt der Apostel den Wert der Mahnung vor Augen: Im Zusammenhang mit Christus und in der liebevollen Gesinnung, welche die Mahnung eingibt. Von dem Werte der Mahnung geht er zum Wert der Gemeinschaft über, welche zwischen ihm und den Philippern im Heil. Geiste besteht und die sie veranlassen muss, seinen Wünschen zu entsprechen. Den letzten Grund bildet ihre Willfährigkeit zu guten Werken, ihre Liebe zu ihm und insbesondere ihr Mitleid mit seiner gegenwärtigen Lage. Philliper Phil 58 1 4 Semper in cunctis orationibus meis pro omnibus vobis, cum gaudio deprecationem faciens, indem ich allezeit in allen meinen Gebeten für euch alle⁵ mit Freuden das Gebet verrichte, Philliper Phil 58 1 4 5 Die Häufung des Wortes alle (allezeit, für alle) zeigt, wie liebeerfüllt das Herz des Apostels ist. Philliper Phil 58 1 5 Super communicatione vestra in Evangelio Christi a prima die usque nunc. wegen der Gemeinschaft mit euch für das Evangelium Christi⁶ vom ersten Tage an bis jetzt.⁷ Philliper Phil 58 1 5 6 Die übersandte Hilfeleistung ist Gegenstand des Dankes, wie Veranlassung dieses Briefes. Nach dem Griech. ist zu übersetzen: Wegen eures einmütigen Zusammenstehens für das Evangelium. Vergl. [Phil 4,10.14ff]. Philliper Phil 58 1 5 7 Ich danke Gott, dass ihr Teilnehmer und Mitgenossen gewesen seid an den apostolischen Arbeiten für das Evangelium (B. T.) von Anfang bis jetzt. (Chrys., Theoph.) Andere denken an die Liebesspenden. Philliper Phil 58 1 6 Confidens hoc ipsum, quia qui cpit in vobis opus bonum, perficiet usque in diem Christi Jesu. Ich hoffe eben dies mit Zuversicht, dass der, welcher in euch das gute Werk angefangen hat, es auch vollenden wird, bis auf den Tag Christi Jesu;⁸ Philliper Phil 58 1 6 8 Gott hat durch seine zuvorkommende Gnade das gute Werk in euch begonnen, auch zur Vollendung bedarf es seiner Gnade. Eine absolute Gewissheit über die Beharrlichkeit kann niemand haben, es sei denn durch besondere Offenbarung. (Trid. Konz. Sitz 6, Kap. 13, Kann. 16) Deshalb spricht der Apostel nur die zuversichtliche Hoffnung aus, deren Grund er in Gott setzt. Philliper Phil 58 1 7 Sicut est mihi justum hoc sentire pro omnibus vobis: eo quod habeam vos in corde, et in vinculis meis, et in defensione, et confirmatione Evangelii, socios gaudii mei omnes vos esse. wie es denn billig für mich ist, solches für euch alle zu denken, weil ich euch im Herzen trage, die ihr sowohl in meinen Banden⁹ wie bei der Verteidigung und Bekräftigung des Evangeliums insgesamt Mitgenossen meiner Freude¹⁰ seid. Philliper Phil 58 1 7 9 Die Fesseln und seine Arbeiten sind seine Freude, da er auch in Banden das Evangelium zu befestigen vermag. Siehe [Apg 28,30.31]. Philliper Phil 58 1 7 10 Griech.: Gnade. Eigentlich haben sie in der Tat am Verdienste des Apostels, an seinen apostolischen Arbeiten und Leiden Anteil. Vergl. [Mt 10,41]. Philliper Phil 58 1 8 Testis enim mihi est Deus, quomodo cupiam omnes vos in visceribus Jesu Christi. Denn Gott ist mein Zeuge,¹¹ wie ich mich nach euch allen sehne in der innigsten Liebe Jesu Christi.¹² Philliper Phil 58 1 8 11 Gott allein kennt sein Herz ganz. Philliper Phil 58 1 8 12 Seine Sehnsucht richtet sich nicht darauf, nach Philippi zu kommen, sondern er begründet das V. 7 Gesagte. Die geistige Gemeinschaft mit den Philippern ist ihm Gegenstand sehnenden Verlangens, ihm also von höchster Wichtigkeit, und seine Leser ermöglichen dieselbe zu seiner Freude. In der innigsten Liebe Jesu Christi: Es ist gleichsam der Ort, in dem er die Philipper liebt, im Herzen Jesu (Thom.), mit dem sich der Apostel verbunden weiß. Paulus lebt in Christus und Christus in ihm, so schlägt Christi Herz gleichsam in Paulus für die Philipper. Philliper Phil 58 1 9 Et hoc oro ut caritas vestra magis ac magis abundet in scientia, et in omni sensu: Und zwar bete ich darum, dass eure Liebe mehr und mehr zunehme an Erkenntnis und in allem Verständnis,¹³ Philliper Phil 58 1 9 13 Die Liebe soll klarer Erkenntnis und richtiger Wahl folgen (Chrys.). Zwar fehlt es den Philippern nicht daran, indes ist ihnen ein höheres Maß von klarer Erkenntnis und richtigem sittlichen Takte zu wünschen. Warum? Zeigt er [Phil 3,2ff]. Ohne dies vermögen sie das Schlechte nicht als schlecht zu erkennen (V. 10), noch lauter erfunden zu werden. Philliper Phil 58 0 1 b. Die Philipper möchten insbesondere vollkommene Eintracht, die Frucht der Demut und Selbstverleugnung bewahren. (V. 4) Nach dem Beispiele Christi (V. 5) und dem Vorbilde seiner Demut und seines Gehorsams, durch welche er die Herrlichkeit erlangte (V. 11) c. Wie unter den Augen des Apostels, so sollen sie jetzt in seiner Abwesenheit eifrig ihr Heil wirken, eingedenk dessen, dass Gott ihr Helfer ist (V. 13), wie Leuchten in der Finsternis sein und so dem Apostel eine Ursache des Ruhmes am Tage des Gerichtes werden, dass er nicht umsonst gearbeitet. (V. 18) 3. Empfehlungen betreffs seiner Genossen (V. 19 30): Des Timotheus, den er zu ihnen zu senden verheißt (V. 24), des Epaphroditus, der krank gewesen und den er jetzt schon sendet. Philliper Phil 58 2 1 Si qua ergo consolatio in Christo, si quod solatium caritatis, si qua societas spiritus, si qua viscera miserationis: Wenn es also irgend einen Zuspruch in Christus gibt,¹ wenn irgend einen Trost der Liebe, wenn irgendwelche Gemeinschaft des Geistes, wenn irgend herzliches Erbarmen, Philliper Phil 58 2 1 1 Die Häufung der Voraussetzungen zeigt, wie sehr ihm dies am Herzen liegt und wie er es nicht genug empfehlen kann (Chrys.). Philliper Phil 58 2 10 Ut in nomine Jesu omne genu flectatur clestium, terrestrium, et infernorum, auf dass in dem Namen¹⁴ Jesu sich jedes Knie beuge aller Wesen¹⁵ im Himmel, auf Erden und unter der Erde, [Jes 45,24, Röm 14,11] Philliper Phil 58 2 10 14 Auf Grund des Namens. Was der her als Mensch auf Erden getan, ist Grund dieser Verehrung. Vergl. [Offb 5,12]. Philliper Phil 58 2 10 15 Die Absicht, in der Gott Christus über alle Wesen erhoben hat, ist, damit ihm von allen Geschöpfen Huldigung und Anbetung dargebracht werde, wofür die Kniebeugung der Ausdruck ist. [Eph 3,14] Also auch den Menschen Christus dürfen und sollen wir anbeten, weil die menschliche Natur mit der zweiten Person der Gottheit hypostatisch vereint ist. Vergl. [Jes 45,23]. Unter der Erde sind die Abgeschiedenen gedacht. Philliper Phil 58 2 11 Et omnis lingua confiteatur quia Dominus Jesus Christus in gloria est Dei Patris. und jede Zunge¹⁶ bekenne, dass Jesus Christus der Herr zum Preise Gottes, des Vaters ist.¹⁷ Philliper Phil 58 2 11 16 Alle Geschöpfe müssen bekennen, dass Christus der Herr aller geschaffenen Wesen ist. Philliper Phil 58 2 11 17 Griech.: Dass Jesus Christus der Herr sei zur Verherrlichung Gottes des Vaters. Da Gott dem Herrn diese Herrschaft gegeben, ist die freudige Anerkennung derselben eine Verherrlichung des Vaters. Das Reich Gottes ist jetzt das Reich Christi geworden, und wir können uns Gott nur nahen, indem wir Christus nahen. Die Verehrung des Heilandes ist der Gottesdienst, der den Vater ehrt. Das Reich Christi begann mit der Erhöhung des Herrn nach seinem Tode und währt, bis der letzte Feind überwunden ist und der Herr dem Vater alles zu Füßen legt. Philliper Phil 58 2 12 Itaque carissimi mei (sicut semper obedistis): non ut in præsentia mei tantum, sed multo magis nunc in absentia mea, cum metu et tremore vestram salutem operamini. Demnach, meine Geliebten! (wie ihr allezeit gehorsam gewesen seid), lasset es nicht bewenden bei dem, was in meiner Anwesenheit geschehen,¹⁸ sondern wirket noch viel mehr jetzt, bei meiner Abwesenheit, mit Furcht und Zittern¹⁹ euer Heil. Philliper Phil 58 2 12 18 Die Gegenwart des Apostels war den Philippern ein großer Sporn gewesen, der Tugend nachzustreben, jetzt, wo er fern ist, bedarf es einer noch größeren Anstrengung, um festzustehen. Der Vers bezieht sich auf [Phil 1,27] zurück. Der Zusatz: Wie in meiner Anwesenheit nimmt der Mahnung die Bitterkeit. Philliper Phil 58 2 12 19 Wie sollten wir ohne Furcht je zum Heile gelangen, wo der Kampf so groß, die Hindernisse so viele sind? Weder das Wollen, noch das Vollbringen liegt in euren eigenen Kräften, erklärt der heil. Augustin, sondern Gott ist es, der beides durch seine Gnade in euch wirkt. So ist also stets zu besorgen, er möchte seine Gnade entziehen und euch eurer Ohnmacht überlassen. Also für das Wollen, wie für das Vollbringen, ist Gottes zuvorkommende Gnade erforderlich. Andererseits aber darf diese nicht unbenützt bleiben, sondern der Mensch soll die höchste Ehre und Auszeichnung erlangen, mit Gott durch die von diesem erlangte Kraft mitzuwirken (Trid. Konz. Sitz 6, Kap. 5). Philliper Phil 58 2 13 Deus est enim, qui operatur in vobis et velle, et perficere pro bona voluntate. Denn Gott ist es, der in euch sowohl das Wollen wie das Vollbringen wirkt nach seinem Wohlgefallen.²⁰ Philliper Phil 58 2 13 20 Gnädigen Beschluss, Wohlwollen. Gott ist ihnen gegenwärtig, wenn Paulus auch fern ist. Philliper Phil 58 2 14 Omnia autem facite sine murmurationibus, et hæsitationibus: Tuet alles ohne Murren und Zaudern,²¹ [1Petr 4,9] Philliper Phil 58 2 14 21 Ohne Murren gegen Gott, wegen der Strenge seiner Gebote, der Verfolgungen usw. Ohne Vernünftelei und Zweifel, hinter denen der ungehorsam sich zu verbergen sucht. Gott fordert willigen Gehorsam und volle Hingebung. Philliper Phil 58 2 15 Ut sitis sine querela, et simplices filii Dei, sine reprehensione in medio nationis pravæ, et perversæ: inter quos lucetis sicut luminaria in mundo, damit ihr tadellos und lautere Kinder Gottes seiet, unsträflich inmitten eines verderbten und verkehrten Geschlechtes, unter denen ihr leuchtet²² wie Gestirne in der Welt, Philliper Phil 58 2 15 22 Christus ist gleichsam die Sonne der geistigen Welt. Wer seine Wahrheit, die das Leben gibt, in sich aufnimmt, wird selbst Licht. Die Gläubigen sind gleichsam die Sterne, welche in das Dunkel der Welt hineinleuchten und ihr den Weg zur Rettung weisen. Philliper Phil 58 2 16 Verbum vitæ continentes ad gloriam meam in die Christi, quia non in vacuum cucurri, neque in vacuum laboravi. indem ihr am Worte des Lebens festhaltet, mir zum Ruhme auf den Tag Christi, dass ich nicht vergeblich gelaufen bin und nicht vergeblich gearbeitet habe.²³ Philliper Phil 58 2 16 23 Die Verdoppelung: Gelaufen, gearbeitet, sowie die Wiederholung des vergeblich sind Zeichen der großen Freude, welche der Apostel erhofft. Philliper Phil 58 2 17 Sed et si immolor supra sacrificium, et obsequium fidei vestræ, gaudeo, et congratulor omnibus vobis. Aber wenn ich auch hingeopfert werde zu der Opfergabe und dem Dienste eures Glaubens,²⁴ so freue ich mich und frohlocke mit euch allen. Philliper Phil 58 2 17 24 Die Ausdrücke sind vom jüdischen Opferkultes hergenommen. Nach [Num 15,5ff] war zu den Schlachtopfern noch ein Trankopfer von Wein darzubringen. Der Glaube ist ein Opfer: vermittels desselben bringen sich die Christen Gott dar als Eigentum, so dass sie das Opfer sind, und vermöge desselben üben sie eine heilige Tätigkeit, ein priesterliches Amt. Nach anderen freut sich der Apostel, sein Blut für den Glauben vergießen zu dürfen, welcher durch ihn die von ihm Bekehrten Gott zu eigen gegeben hatte. Philliper Phil 58 2 18 Idipsum autem et vos gaudete, et congratulamini mihi. Über eben dies freuet auch ihr euch und frohlocket mit mir. Philliper Phil 58 2 19 Spero autem in Domino Jesu, Timotheum me cito mittere ad vos: ut et ego bono animo sim, cognitis quæ circa vos sunt. Ich hoffe aber im Herrn Jesus,²⁵ den Timotheus bald zu euch senden zu können, damit auch ich guten Mutes sei, indem ich erfahre, wie es um euch steht.²⁶ Philliper Phil 58 2 19 25 Jesus wird dies durch seine Gewalt ermöglichen. Philliper Phil 58 2 19 26 Indem der Apostel die Hoffnung ausspricht, von den Philippern gute Nachrichten zu erhalten, weckt er ihren Eifer und tröstet sie, da sie sehen, wie sehr sie ihm am Herzen liegen. Philliper Phil 58 2 2 Implete gaudium meum, ut idem sapiatis, eandem caritatem habentes, unanimes, idipsum sentientes, so machet meine Freude voll,² dass ihr gleichgesinnt seiet, indem ihr gleiche Liebe habet, einmütig, eines Sinnes,³ Philliper Phil 58 2 2 2 Euer Zustand ist erfreulich, machet ihn, wie meine Freude vollkommen. Philliper Phil 58 2 2 3 Beweis der gleichen Liebe. Eines Sinnes in der Beurteilung und Behandlung jeder Sache. Wie das geschehen soll, gibt V. 2 4 an. Eines Sinnes: Griech.: Das eine in's Auge fassend, also die Sache Christi, euer Heil. Philliper Phil 58 2 20 Neminem enim habeo tam unanimem, qui sincera affectione pro vobis sollicitus sit. Denn ich habe keinen an Sinnesart ihm Gleichstehenden,²⁷ der mit herzlicher Teilnahme für euch besorgt sei. Philliper Phil 58 2 20 27 In der Verkündigung des Evangeliums und der Sorge um die Philipper. Philliper Phil 58 2 21 Omnes enim quæ sua sunt quærunt, non quæ sunt Jesu Christi. Denn alle suchen das Ihrige, nicht das, was Jesu Christi ist.²⁸ [1Kor 13,5] Philliper Phil 58 2 21 28 Außer Timotheus hat der Apostel niemand, der die Reise übernehmen wollte, die doch ein Dienst Christi ist, sondern jeder suchte das Seine. So hat Timotheus eine einzigartige Selbstlosigkeit gezeigt. Lukas und andere waren wohl damals nicht in Rom, wie das Fehlen der Grüße am Ende des Briefes zeigt. Philliper Phil 58 2 22 Experimentum autem ejus cognoscite, quia sicut patri filius, mecum servivit in Evangelio. Wie bewährt er aber ist, sollt²⁹ ihr daran erkennen, dass er, wie ein Sohn seinem Vater, mit mir gedient hat für das Evangelium.³⁰ Philliper Phil 58 2 22 29 Die indikative Form: ihr wisst, wäre vorzuziehen, da der Apostel sich so auf die Kenntnis der Philipper bezieht. Philliper Phil 58 2 22 30 Der heil. Paulus wollte eigentlich sagen: Er hat mir gedient wie ein Kind dem Vater. Doch wendet er den Satz so, dass Timotheus nicht als ihm dienend, sondern als sein Genosse, er aber als Diener des Evangeliums hingestellt wird. Philliper Phil 58 2 23 Hunc igitur spero me mittere ad vos, mox ut videro quæ circa me sunt. Ihn also hoffe ich zu euch zu senden, sobald ich meine Lage absehen kann. Philliper Phil 58 2 24 Confido autem in Domino quoniam et ipse veniam ad vos cito. Ich habe aber die Zuversicht im Herrn, dass ich auch selbst bald zu euch kommen werde.³¹ Philliper Phil 58 2 24 31 Die Sendung des Timotheus ist noch nicht alles, was der Apostel tun will; er will auch selbst kommen, wenn der Herr es so will. Philliper Phil 58 2 25 Necessarium autem existimavi Epaphroditum fratrem, et cooperatorem, et commilitonem meum, vestrum autem apostolum, et ministrum necessitatis meæ, mittere ad vos: Indes habe ich für notwendig erachtet, den Epaphroditus, meinen Bruder, Mitarbeiter und Mitstreiter, euren Abgesandten und Diener meiner Bedürfnisse,³² zu euch zu senden, Philliper Phil 58 2 25 32 Die zarte Rücksicht, mit der Paulus den Epaphroditus verteidigt und in den Augen der Philipper hebt, hat ein Gegenstück nur in der Fürsorge für Onesimus. (Brief an Philem.) Die Rückkehr des Epaphroditus ist das Werk des Paulus. Notwendig: Ihr habt gehört, dass er in Rom krank geworden ist, dies aber, dass ihr von seiner Krankheit erfahren, hat den Kranken beunruhigt, die Krankheit ward lebensgefährlich. So wehrt Paulus jeden Vorwurf ab, als ob Epaphroditus den Apostel aus Bequemlichkeit verließ. Philliper Phil 58 2 26 Quoniam quidem omnes vos desiderabat: et mstus erat, propterea quod audieratis illum infirmatum. da er sich nach euch allen sehnte und bekümmert war, weil ihr gehört hattet, dass er krank sei. Philliper Phil 58 2 27 Nam et infirmatus est usque ad mortem: sed deus misertus est ejus: non solum autem ejus, verum etiam et mei, ne tristitiam super tristitiam haberem. Denn wirklich war er dem Tode nahe; aber Gott hat sich seiner erbarmt, nicht allein aber seiner, sondern auch meiner, dass ich nicht Betrübnis über Betrübnis hätte.³³ Philliper Phil 58 2 27 33 Zur Betrübnis über seine eigene Lage sollte nicht die Trauer über Epaphroditus kommen. Philliper Phil 58 2 28 Festinantius ergo misi illum, ut viso eo iterum gaudeatis, et ego sine tristitia sim. Um so eiliger also sende ich ihn, damit ihr euch seines Wiedersehens freuet, und ich keine³⁴ Betrübnis habe. Philliper Phil 58 2 28 34 Griech.: weniger. Philliper Phil 58 2 29 Excipite itaque illum cum omni gaudio in Domino, et ejusmodi cum honore habetote. Heißet ihn denn willkommen im Herrn³⁵ mit aller Freude und haltet solche Männer in Ehren. Philliper Phil 58 2 29 35 Als solchen, der Christus angehört. Philliper Phil 58 2 3 Nihil per contentionem, neque per inanem gloriam: sed in humilitate superiores sibi invicem arbitrantes, dass ihr nichts aus Streitsucht noch aus eitler Ehrsucht tuet, sondern in Demut einer den andern für höher achtend als sich selbst,⁴ Philliper Phil 58 2 3 4 Da die rechte Eintracht aus der wahren und vollkommenen Demut hervorwächst, empfiehlt der Apostel diese besonders. Aber wie kann man andere als höhere ansehen? Niemand ist so gut, dass an ihm keine Unvollkommenheit wäre, wenn dieselbe auch verborgen ist. Zudem hat der Nächste vielleicht etwas, was ihn über unsere offenbaren Vorzüge stellt (Aug.). Endlich kennt der, der sich selbst kennt, seine Untreue und schätzt sich deshalb gering. Philliper Phil 58 2 30 Quoniam propter opus Christi usque ad mortem accessit, tradens animam suam ut impleret id, quod ex vobis deerat erga meum obsequium. Denn um des Werkes Christi willen³⁶ ist er dem Tode nahe gekommen, indem er sein Leben auf's Spiel setzte, um das zu ersetzen, was von eurer Seite fehlte an der Dienstleistung für mich.³⁷ Philliper Phil 58 2 30 36 Sei es durch apostolische Tätigkeit, sei es, was wahrscheinlicher, durch die Paulus geleisteten Dienste. Philliper Phil 58 2 30 37 Da ihr selbst nicht zugegen seid. Philliper Phil 58 2 4 Non quæ sua sunt singuli considerantes, sed ea, quæ aliorum. dass nicht jeder auf das Seinige sehe, sondern auf das, was der andern ist.⁵ Philliper Phil 58 2 4 5 Mit der Demut muss die Opferwilligkeit verbunden sein. Philliper Phil 58 2 5 Hoc enim sentite in vobis, quod et in Christo Jesu: Denn so sollt ihr gesinnt sein, wie auch Christus Jesus gesinnt war,⁶ Philliper Phil 58 2 5 6 Um seinen Mahnungen größeren Nachdruck zu geben, stellt Paulus (V. 5 11) das Beispiel des Herrn vor Augen, der in seiner Menschwerdung, in seinem Gehorsam und endlich im Tode am Kreuze ein unerreichbares Vorbild der Selbstentäußerung und Opferwilligkeit gegeben hat. Philliper Phil 58 2 6 Qui cum in forma Dei esset, non rapinam arbitratus est esse se æqualem Deo: welcher, da er in Gottes Gestalt war,⁷ es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein; Philliper Phil 58 2 6 7 Die Form ist eigentlich das Gleiche wie die Gestalt. In der zweiten Person gewann Gott gleichsam Gestalt, sofern er sich selbst schaut. Nun ist aber alles Sein in Gott Wesen, also auch dieses Bild. Trägt dies Bild Gottes Wesenheit, so setzten die griechischen Väter an dieser Stelle mit Recht den Ausdruck Natur dafür ein (Chrys., Theod., Ökum.). Die Worte Gott gleich stellen die Wesenheit in den Vordergrund. Da Christus als das ewige Wort in der Gestalt Gottes, das Prinzip aller Offenbarung nach innen und nach außen war, hielt er sein Gottgleichsein nicht für etwas Angemaßtes, sondern für ihn von Natur zukommend. Aber im Bewusstsein seiner gottgleichen Wesenheit und Herrlichkeit entäußerte er sich, und zwar der göttlichen Gestalt bei der Menschwerdung, indem er Knechtsgestalt annahm. Knechtsgestalt wird die menschliche Natur im Gegensatze zu Gott genannt, weil dieser der Herr aller Geschöpfe, sie ihm gegenüber also Knechte sind, doch fehlt wohl nicht die Anspielung auf das A. T. Einen schönen Gegensatz bildet die Selbstentäußerung zur unrechtmäßigen Aneignung fremden Eigentums: Raub. Philliper Phil 58 2 7 Sed semetipsum exinanivit formam servi accipiens, in similitudinem hominum factus, et habitu inventus ut homo. sondern sich selbst entäußerte,⁸ indem er Knechtsgestalt annahm, den Menschen gleich⁹ geworden und im Äußeren¹⁰ als ein Mensch erfunden ward. Philliper Phil 58 2 7 8 Wie entäußerte er sich? Indem er annahm, was er zuvor nicht wahr; nicht indem er verlor, was er gewesen, sondern indem er dies verbarg. Er erniedrigte sich; da er Gott war, erschien er als Mensch (Aug.). Philliper Phil 58 2 7 9 Nicht dass er kein wahrer Mensch war, sondern weil er kein bloßer Mensch, weil er ein Gottmensch war. Zudem hatte er nicht alles mit und gemeinsam, nicht die Art der Herkunft, nicht die Sünde (Chrys.). Philliper Phil 58 2 7 10 Durch die äußere Erscheinung und den Wandel bewies Christus, dass er ein Mensch, wenn er auch wahrer Gott war. Das als bezeichnet, wie die entsprechende hebräische Partikel, die Wahrheit: Als wahrer Mensch. Vergl. [Joh 11,14]. Philliper Phil 58 2 8 Humiliavit semetipsum factus obediens usque ad mortem, mortem autem crucis. Er erniedrigte sich selbst, indem er gehorsam ward¹¹ bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuze. Philliper Phil 58 2 8 11 Nämlich Gott den Vater. Hätte Christus gelitten, aber nicht aus Gehorsam, so wäre dies nichts so Großes gewesen wie jetzt, wo zu dem Leiden der Gehorsam hinzutritt (Thom.). Als Beweis des Gehorsams wird wie [Hebr 5,8] die höchste Stufe desselben erwähnt. Der Tod war für ihn noch viel mehr als für uns, die wir in Adam gesündigt, etwas der Natur Widerstreitendes. Mit dem Tode am Kreuze war zudem die Ausstoßung aus der Gottesgemeinde verbunden. Philliper Phil 58 2 9 Propter quod et Deus exaltavit illum, et donavit illi nomen, quod est super omne nomen: Darum¹² hat ihn auch Gott hoch erhoben, und ihm einen Namen¹³ gegeben, der über alle Namen ist, Philliper Phil 58 2 9 12 Dem demütigen Gehorsame folgt die Erhöhung der menschlichen Natur, denn als Gott besaß Christus stets die Herrlichkeit und wird sie besitzen. Durch seinen Gehorsam erwarb Christus nicht nur uns, sondern auch sich Verdienste: die Verklärung seines Leibes, die Auffahrt zum Himmel, sein glorreiches Sitzen zur Rechten Gottes. Philliper Phil 58 2 9 13 Der Name, mit dem wir den Herrn bezeichnen, drückt nun etwas Höheres aus als irgendein Name, mit dem ein Geschöpf benannt wird. Der Name Gottes ist im A. T. Gott, soweit er sich der Welt offenbart. Hier also ist mit dem Ausdruck Name die hohe, alles überragende Würde des Heilandes bezeichnet, welche er vom Vater erhalten. Philliper Phil 58 0 1 II. Ermahnender Teil (Kap. 3, V. 1 Kap. 4, V. 7): 1. Mahnung zur Vorsicht gegen die Gefahren seitens judaisierender Lehrer (Kap 3, V. 1 Kap. 4, V. 1): a. Die falsche und die wahre Beschneidung. (V. 3) b. Paulus verachtet die Werke nicht, weil er etwa selbst nie solche gehabt (V. 6), sondern weil er nach der wahren Gerechtigkeit trachtet, die aus Gott ist und im Glauben wurzelt (V. 11), c. demütig bekennend, dass er der ewigen Glorie noch nicht sicher sei, aber aus allen Kräften darnach trachte, sie zu erlangen. (V. 14) d. Mahnung an die Leser, als geistliche und vollkommene Menschen so zu fühlen, wie der Apostel selbst, und auf dem rechten Wege zu beharren. (V. 17) e. Um dieser Mahnung Nachdruck zu geben, vergleicht er die, welche dem Untergange zueilen und die zur Teilnahme an der Herrlichkeit Christi Berufenen. Philliper Phil 58 3 1 De cetero fratres mei gaudete in Domino. Eadem vobis scribere, mihi quidem non pigrum, vobis autem necessarium. Im Übrigen,¹ meine Brüder! freuet euch im Herrn. Das nämliche² euch zu schreiben, ist mir nicht lästig, euch aber notwendig. Philliper Phil 58 3 1 1 Der Apostel wollte hier den Brief enden, doch veranlasst ihn die Erinnerung an die Gefahr, in welcher die Philipper schweben, noch eine weitere Mahnung beizufügen, um erst [Phil 4,8] den Schluss zu machen. Philliper Phil 58 3 1 2 Die folgenden Warnungen vor Irrlehrern. Sind solche vielleicht in einem verloren gegangenen Briefe bereits gegeben worden? Philliper Phil 58 3 10 Ad cognoscendum illum, et virtutem resurrectionis ejus, et societatem passionum illius: configuratus morti ejus: um ihn zu erkennen und die Kraft seiner Auferstehung und die Gemeinschaft seiner Leiden, indem ich seinem Tode gleichgestaltet werde,¹² Philliper Phil 58 3 10 12 Zerlegung des V. 8. Um ihn zu gewinnen, und dies Gewinnen hat als Zweck, ihn zu erkennen. Der Inhalt des christlichen Lebens sind überirdische Ziele und Güter. Das erste, was das Gewinnen Christi gewährt, ist der Anteil an seinem überirdischen Leben, das zweite die Teilnahme an seinem Leiden. Wie der Tod den Heiland Von der Welt schied, so scheidet das Leben den Christen, indem sein alter Mensch der Welt gekreuzigt wird. Philliper Phil 58 3 11 Si quo modo occurram ad resurrectionem, quæ est ex mortuis: ob ich etwa zur Auferstehung von den Toten gelangen möge.¹³ Philliper Phil 58 3 11 13 Die anderen bleiben im Todesstande, der Christ aber erwirbt einen Leib der Herrlichkeit. Philliper Phil 58 3 12 Non quod jam acceperim, aut jam perfectus sim: sequor autem, si quomodo comprehendam in quo et comprehensus sum a Christo Jesu. Nicht, dass ich es¹⁴ schon erlangt hätte oder schon vollkommen geworden wäre; ich strebe aber darnach, ob ich es etwa ergreifen möchte, weil ich auch von Christus Jesus ergriffen bin. Philliper Phil 58 3 12 14 Die in V. 9, 10 beschriebenen Güter. Der Apostel hat die Güter des Judentums als fleischliche bezeichnet, welche er verschmäht, um höhere, die sich in Christus befinden, zu gewinnen. Hat er diese schon vollkommen erlangt? Er geht (12 14) daran, ein etwaiges Missverständnis fernzuhalten. Philliper Phil 58 3 13 Fratres, ego me non arbitror comprehendisse. Unum autem: quæ quidem retro sunt obliviscens, ad ea vero, quæ sunt priora, extendens meipsum, Brüder!¹⁵ ich halte nicht von mir selbst, dass ich es ergriffen habe;¹⁶ eines aber tue ich: Das, was hinter mir liegt, vergessend,¹⁷ nach dem aber, was vor mir ist, mich ausstreckend,¹⁸ Philliper Phil 58 3 13 15 Wenn Paulus in V. 14 das V. 13 Gesagte noch einmal wiederholt, und zwar mit der Anrede: Brüder, so zeigt das betont vorangestellte ich, dass er sein Urteil über sich selbst in Gegensatz stellt zu dem Urteile anderer. Vielleicht fürchtet er, die Philipper möchten von sich selbst eine zu hohe Meinung haben: Ich bin fern, von mir eine solche zu hegen, ziemt es sich für euch, stolz von euch zu denken? Ich nehme für mich nur eines in Anspruch, das eifrige Bemühen (V. 14). Philliper Phil 58 3 13 16 Wie weit ich auch etwa fortgeschritten, noch bin ich fern von meinem Vorbilde, Christus. Philliper Phil 58 3 13 17 Vergiss das, was hinter dir liegt, schaue nicht darauf zurück, damit du nicht dort bleibest, wohin du schaust (Aug.). Philliper Phil 58 3 13 18 Wie der Läufer im Wettlauf. Das Ziel des Apostels ist Christus, sein Lohn die ewige Glückseligkeit. Philliper Phil 58 3 14 Ad destinatum persequor, ad bravium supernæ vocationis Dei in Christo Jesu. eile ich dem vorgesteckten Ziele zu, dem Siegespreise der von oben erhaltenen Berufung Gottes¹⁹ in Christus Jesus.²⁰ Philliper Phil 58 3 14 19 Der von Gott erfolgten Berufung. (Akt der Berufung) Philliper Phil 58 3 14 20 In Christus ist die Berufung zum Heile begründet, durch ihn wird sie vermittelt. Philliper Phil 58 3 15 Quicumque ergo perfecti sumus, hoc sentiamus: et si quid aliter sapitis, et hoc vobis Deus revelabit. So viele nun vollkommen sind,²¹ lasset uns diese Gesinnung haben; und wenn ihr in irgend etwas anderen Sinnes seid, so wird euch Gott auch dies offenbaren.²² Philliper Phil 58 3 15 21 Geistig, nach der Vollkommenheit trachtend. Zuvor hat der Apostel gesagt (V. 12): Nicht, dass ich schon vollkommen bin, hier wendet er sich an die Vollkommenen. Ob die Leser sich vielleicht etwas überhoben? Die wahre Vollkommenheit ist ja, sich seiner Unvollkommenheit bewusst zu sein und vorwärts zu streben. Philliper Phil 58 3 15 22 Vers 12 14 sind zur Abwehr eines möglichen Missverständnisses des vorher Gesagten (Nicht dass) vom Apostel eingeschoben, und dabei ist die Mahnung, sich vor Selbstüberschätzung zu hüten, beigefügt. Diese Gesinnung bezieht sich auf eine Sache zurück, also auf das V. 12 14 Gesagte, das damit seinen Abschluss findet. Worauf aber geht die zweite Hälfte des 15. Verses? Gewiss nicht wieder auf den Wert der Demut, da die Mahnung abgeschlossen ist, dass die Einbildung, vollkommen zu sein, eine große Gefahr für das Heil der Philipper enthalten habe, über welche der heil. Paulus nicht ruhig hinweggehen konnte, es auch hierüber keiner besonderen Offenbarung bedurfte, da seine kräftige Abmahnung deutlich genug war. Es dürfte das in etwas auf dasselbe gehen, was nach V. 1 dem Apostel nicht lästig ist zu schreiben, den Philippern aber notwendig. Die Ruhe, mit der der Apostel spricht, schließt den Gedanken an eine der Gemeinde drohende Gefahr aus. Es ist also wohl das scharfe Urteil über die Judaisten gemeint, welches den Philippern zu hart erscheinen konnte. Philliper Phil 58 3 16 Verumtamen ad quod pervenimus ut idem sapiamus, et in eadem permaneamus regula. Indes,²³ wozu wir gelangt sind, in derselben Richtung wollen wir auch, damit wir eines Sinnes seien, verharren. Philliper Phil 58 3 16 23 Das Urteil über die Irrlehrer sei dahingestellt, bleiben wir in Übereinstimmung, und zwar in der Richtung, zu der wir in der Anschauung über die Gnade gelangt sind. Philliper Phil 58 3 17 Imitatores mei estote fratres, et observate eos qui ita ambulant, sicut habetis formam nostram. Werdet meine Nachfolger,²⁴ Brüder! und schauet auf die, welche also wandeln, wie ihr uns zum Vorbilde habt. Philliper Phil 58 3 17 24 Griech.: Mitnachfolger, nämlich mit anderen, welche so wandeln, wie der Apostel. Philliper Phil 58 3 18 Multi enim ambulant, quos sæpe dicebam vobis (nunc autem et flens dico) inimicos crucis Christi: Denn viele wandeln, wie ich euch von ihnen oft gesagt habe,²⁵ (jetzt aber unter Tränen sage), als die Feinde des Kreuzes Christi,²⁶ Philliper Phil 58 3 18 25 Sie waren also nicht in der Gemeinde von Philippi. Ihr Gegensatz ist V. 17: uns. Philliper Phil 58 3 18 26 Die Christen, welche in weltlichen Lüsten ihr Ziel suchen (Chrys.). Philliper Phil 58 3 19 Quorum finis interitus: quorum Deus venter est: et gloria in confusione ipsorum, qui terrena sapiunt. deren Ende das Verderben,²⁷ deren Gott der Bauch ist, und deren Ruhm in ihrer Schande besteht, die nach dem Irdischen trachten. Philliper Phil 58 3 19 27 Das Schrecklichste stellt Paulus an die Spitze: Ihr Ende ist ewiger Untergang, weil die sinnliche Lust ihr höchstes Gut ist. Philliper Phil 58 3 2 Videte canes, videte malos operarios, videte concisionem. Hütet euch³ vor den Hunden,⁴ hütet euch vor den bösen Arbeitern,⁵ hütet euch vor der Zerschneidung!⁶ Philliper Phil 58 3 2 3 Die dreimalige Wiederholung dieser Aufforderung erhöht das Angelegentliche dieser Warnung. Philliper Phil 58 3 2 4 Das Bild des Hundes kommt in verschiedener Bedeutung in der heil. Schrift vor. Hier kommt der Hund als ein verächtliches Tier in Betracht, in welcher Beziehung er auch das Bild der Heiden für die Juden war. Dazu kommt die Zudringlichkeit. Wie eine Meute umstellen sie den Apostel. Philliper Phil 58 3 2 5 Sie scheinen für das Evangelium zu arbeiten und verkehren doch die Lehre Christi durch ihre Irrtümer. Philliper Phil 58 3 2 6 Das Abstraktum für: die Zerschnittenen. Die Beschreibung entfernt etwas Überflüssiges und dient zur Reinheit, die Zerschneidung zerstört eine Sache. Es handelt sich um die auch [Gal 5,11] bekämpften judaisierenden Lehrer. Die Beschneidung war das Zeichen des Glaubens Abrahams an die Verheißung. Deshalb wird bereits im A. T. die Beschneidung symbolisch verstanden. [Lev 26,41, Dtn 10,16, Dtn 30,6, Ez 44,7] ist von der Beschneidung des Herzens, [Jer 6,10] von der der Ohren, [Ez 6,12.30] von derjenigen der Lippen die Rede. Der heil. Paulus deutet sie hier auf die Umänderung des Herzens. Die körperliche Beschneidung hat nur Wert als religiöses Gut; als solches ist sie aber durch den Tod des Herrn aufgehoben und heißt nun mit Recht Zerschneidung. Philliper Phil 58 3 20 Nostra autem conversatio in clis est: unde etiam Salvatorem exspectamus Dominum nostrum Jesum Christum, Unser²⁸ Wandel²⁹ aber ist im Himmel, von wo wir auch den Heiland erwarten, unsern Herrn Jesus Christus, Philliper Phil 58 3 20 28 Aller in V. 17 Bezeichneten. Philliper Phil 58 3 20 29 Griech.: Bürgerschaft; wir sind Bürger der triumphierenden Kirche, deren Haupt schon jetzt glorreich im Himmel herrscht. Jener gehört der wahre Christ der Bestimmung und den Heilsgütern nach an, wenn er auch tatsächlich noch in der streitenden weilt. Philliper Phil 58 3 21 Qui reformabit corpus humilitatis nostræ, configuratum corpori claritatis suæ, secundum operationem, qua etiam possit subjicere sibi omnia. welcher den Leib unserer Niedrigkeit umgestalten wird, dass er gleichgestaltet werde dem Leibe seiner Herrlichkeit, vermöge der Kraft, durch welche er sich auch alles unterwerfen kann.³⁰ Philliper Phil 58 3 21 30 In der dereinstigen Auferweckung und Umwandlung unserer Leiber wird sich dieselbe Kraft Christi offenbaren, durch welche er über seine Feine triumphieren und sich alles unterwerfen wird. Das Ende der Feinde des Kreuzes Christi also wird ewiges Verderben sein, jener aber, die mit Paulus dem Heilande entgegenharren, Verklärung und Sieg. Philliper Phil 58 3 3 Nos enim sumus circumcisio, qui spiritu servimus Deo, et gloriamur in Christo Jesu, et non in carne fiduciam habentes, Denn wir sind die Beschneidung, die wir im Geiste Gott dienen, und uns in Christus Jesus rühmen, und nicht auf das Fleisch unser Vertrauen setzen, Philliper Phil 58 3 4 Quamquam ego habeam confidentiam et in carne. Si quis alius videtur confidere in carne, ego magis, obwohl ich meinerseits auch auf das Fleisch Vertrauen setzen könnte.⁷ Wenn irgendein anderer meint, auf das Fleisch vertrauen zu können, so ich noch mehr. [2Kor 11,18] Philliper Phil 58 3 4 7 Wenn der Apostel gegen Beschneidung und Gesetz eifert, so könnte jemand ihm vorwerfen, er tue es, weil er sie nicht habe. Indem Paulus das gering schätzt, was er selber besitzt, werden seine Worte wirksamer. Philliper Phil 58 3 5 Circumcisus octavo die, ex genere Israel, de tribu Benjamin, Hebræus ex Hebræis, secundum legem Pharisæus, Ich bin beschnitten am achten Tage, bin aus dem Geschlechte Israel, aus dem Stamme Benjamin, ein Hebräer von Hebräern, dem Gesetze nach ein Pharisäer, Philliper Phil 58 3 6 Secundum æmulationem persequens Ecclesiam Dei, secundum justitiam, quæ in lege est, conversatus sine querela: dem Eifer nach ein Verfolger der Kirche Gottes,⁸ und der auf das Gesetz sich gründenden Gerechtigkeit nach von untadelhaftem Wandel. Philliper Phil 58 3 6 8 Die ersten drei sind anererbte Vorzüge des Apostels, die folgenden selbsterworbene: Weder er noch seine Voreltern waren Proselyten, er stammt von Abraham, Isaak und Jakob, aus dem Stamme, der mit Juda und Levi vereint Gott treu blieb, und in dessen Gebiet Jerusalem und der Tempel liegt, aus einer hebräisch redenden Familie, die nichts vom israelitischen Wesen verloren. Dazu gehörte er zuvor zu der streng orthodoxen und am meisten geachteten Partei der Pharisäer, ja, war ein Eiferer für das Gesetz und ein Verfolger alles dessen, was diesem entgegenstand. Endlich hatte er sich in Hinsicht auf die Gerechtigkeit, die das Gesetz fordert, untadelig erwiesen, so dass menschliches Urteil an ihm nichts auszusetzen fand. [Apg 23,1] Philliper Phil 58 3 7 Sed quæ mihi fuerunt lucra, hæc arbitratus sum propter Christum detrimenta. Doch was mir Gewinn war, das alles habe ich um Christi willen für Schaden erachtet. Philliper Phil 58 3 8 Verumtamen existimo omnia detrimentum esse propter eminentem scientiam Jesu Christi Domini mei: propter quem omnia detrimentum feci, et arbitror ut stercora, ut Christum lucrifaciam, Ja, ich halte⁹ alles für Schaden gegen die alles übertreffende Erkenntnis Jesu Christi, meines Herrn, um dessentwillen ich dieses allen verlustig gegangen bin, und es für Kot erachte, damit ich Christus gewinne, Philliper Phil 58 3 8 9 Griech.: auch jetzt noch. Philliper Phil 58 3 9 Et inveniar in illo non habens meam justitiam, quæ ex lege est, sed illam, quæ ex fide est Christi Jesu: quæ ex Deo est justitia in fide und in ihm erfunden werde,¹⁰ nicht mit meiner Gerechtigkeit, die aus dem Gesetze kommt, sondern mit jener, welche aus dem Glauben an Christus Jesus stammt der Gerechtigkeit aus Gott auf Grund des Glaubens;¹¹ Philliper Phil 58 3 9 10 Das Sein in Christus wird negativ und positiv bestimmt. Philliper Phil 58 3 9 11 Dies wird mit feierlichem Nachdrucke wiederholt. Philliper Phil 58 0 1 f. Schluss: Mahnung zur Beharrlichkeit. (V. 1) 2. Besondere Mahnungen (V. 2 7): a. Mahnung an zwei Frauen und einen Mitarbeiter. (V. 3) b. Mahnungen an alle betreffs verschiedener Tugenden und Friedenswunsch. (V. 7) Schluss (Kap. 4, V. 8 23): 1. Allgemeine Ermunterung zu allen Tugenden. (V. 9) 2. Danksagung für die durch Epaphroditus gespendeten Almosen. (V. 18) 3. Segenswünsche, Grüße, Segen des Apostels. Philliper Phil 58 4 1 Itaque fratres mei carissimi, et desideratissimi, gaudium meum, et corona mea: sic state in Domino, carissimi: Demnach,¹ meine geliebten und ersehnten Brüder, meine Freude² und meine Krone!³ stehet also fest im Herrn, Geliebte! Philliper Phil 58 4 1 1 Nach dem [Phil 3,20] Gesagten. Philliper Phil 58 4 1 2 Durch eure Festigkeit im Glauben. Philliper Phil 58 4 1 3 Paulus sah seine Krone, den Kranz seines Sieges, bereits errungen, und so erübrigte ihm nur die Bitte um Feststehen, um Ausdauer im dem errungenen. Philliper Phil 58 4 10 Gavisus sum autem in Domino vehementer, quoniam tandem aliquando refloruistis pro me sentire, sicut et sentiebatis: occupati autem eratis. Höchlich aber habe ich mich im Herrn gefreut, dass ihr endlich einmal wieder aufgeblüht seid, für mich besorgt zu sein, wie ihr ja auch besorgt waret; doch ihr waret durch die Umstände behindert.¹⁸ Philliper Phil 58 4 10 18 Eine Zeit lang habt ihr mir keine Hilfe senden können, da über euch selbst drückende Umstände hereingebrochen waren, doch nun ist euer Wohlstand wieder ausgesprosst, so dass eure Liebe sich wieder betätigen kann. Nicht eure Nachlässigkeit war die Ursache eurer Unterlassung, sondern eure Not. Da das Bild einen stillschweigenden Vorwurf zu enthalten scheint, beseitigt Paulus jeden Argwohn eines Tadels durch den Zusatz: wie (griech.: worin) ihr auch besorgt waret. Wohl waret ihr auch damals um mich besorgt, doch war es euch unmöglich, mich zu unterstützen (Chrys., Theoph.). Philliper Phil 58 4 11 Non quasi propter penuriam dico: ego enim didici, in quibus sum, sufficiens esse. Nicht als ob ich dies des Mangels wegen sagte; denn ich habe gelernt, mich mit dem, was ich habe, zu begnügen. Philliper Phil 58 4 12 Scio et humiliari, scio et abundare: (ubique et in omnibus institutus sum) et satiari, et esurire, et abundare, et penuriam pati: Ich weiß mich in kümmerliche Lage zu finden, ich weiß auch in Überfluss mich zu schicken (ich bin in allen Lagen und in allen Verhältnissen geübt), satt zu werden wie zu hungern, Überfluss zu haben, wie Mangel zu leiden.¹⁹ Philliper Phil 58 4 12 19 Ich habe gelernt (griech.: bin eingeweiht), in jeder Lebenslage auf mir selbst zu stehen. Nicht also meiner Not wegen habe ich mich gefreut, dass ihr wieder für mich besorgt seid (Ambr.). Not leiden kann jeder, doch wer versteht die Not zu ertragen? Wer vermag nicht im Überflusse zu leben? Doch wer ist es, dem der Überfluss nicht Schaden tun kann? (Aug.) Philliper Phil 58 4 13 Omnia possum in eo, qui me confortat. Alles vermag ich in dem, der mich stark macht.²⁰ Philliper Phil 58 4 13 20 Durch diesen Zusatz hält Paulus allen Schein, als vertraue er auf seine Kraft, fern. Die gleiche Zuversicht darf jeder Christ im Herrn hegen. Philliper Phil 58 4 14 Verumtamen bene fecistis, communicantes tribulationi meæ. Gleichwohl habt ihr wohl daran getan, dass ihr an meiner Bedrängnis Teil nahmet.²¹ Philliper Phil 58 4 14 21 So haben wir also vielleicht nicht wohl getan, wenn wir dir zu Hilfe kamen? Konnten die Philipper fragen. Nein, ihre Gabe war ein Ausdruck der Gemeinschaft der Liebe; jeder von beiden hat Teil an dem, was der andere hat oder erduldet. Wie die Philipper durch die Hilfe gleichsam einen Teil seiner Drangsale übernommen haben, so werden sie auch am Verdienste seines Leidens Teil haben und so sich selbst nützen. Philliper Phil 58 4 15 Scitis autem et vos Philippenses, quod in principio Evangelii, quando profectus sum a Macedonia, nulla mihi Ecclesia communicavit in ratione dati et accepti, nisi vos soli: Es ist euch aber auch selbst bekannt, Philipper, dass im Anfange des Evangeliums,²² als ich aus Macedonien auszog, keine Gemeinde mit mir in Hinsicht auf Geben und Empfangen in Gemeinschaft trat,²³ als ihr allein. Philliper Phil 58 4 15 22 Über den Aufenthalt des Apostels in Philippi siehe [Apg 16], über seine Reise von da durch Macedonien [Apg 17,14.15]. Philliper Phil 58 4 15 23 Diese Ausdrücke sind aus dem Kaufmannsleben genommen. Wie der Kaufmann mit denen, mit welchen er Handelsgeschäfte anknüpft, in Berechnung über Einnahmen und Ausgaben tritt, und wie seine Rechnung dann richtig ist, wenn diese sich decken, so sind auch die Philipper mit dem, was das Evangelium verkündet, in das Verhältnis von Geben und Nehmen getreten. Ein ähnliches Bild [1Kor 9,11]. Philliper Phil 58 4 16 Quia et Thessalonicam semel et bis in usum mihi misistis. Denn auch nach Thessalonich habt ihr einmal und ein zweites Mal²⁴ gesendet, was ich bedurfte. Philliper Phil 58 4 16 24 Auf der zweiten Missionsreise, als der Apostel schon in Macedonien war. Ihr habt gleichsam ein Kapital bei mir angelegt, das Zinsen trägt, die ewige Seligkeit. Diese hat der Apostel vor allem im Auge. Philliper Phil 58 4 17 Non quia quæro datum, sed requiro fructum abundantem in ratione vestra. Nicht als suchte ich die Gabe, sondern ich suche den Gewinn, der sich für eure Rechnung mehrt. Philliper Phil 58 4 18 Habeo autem omnia, et abundo: repletus sum, acceptis ab Epaphrodito quæ misistis odorem suavitatis, hostiam acceptam, placentem Deo. Ich habe aber alles, und habe reichlich; mir ist die Fülle geworden, seitdem ich von Epaphroditus das erhalten habe, was ihr gesandt habt, einen lieblichen Wohlgeruch, ein angenehmes Gott wohlgefälliges Opfer.²⁵ Philliper Phil 58 4 18 25 Das Bild ist von den alten Opfern hergenommen. Was sie in Liebe gegeben, haben sie zuletzt Gott dargebracht. Philliper Phil 58 4 19 Deus autem meus impleat omne desiderium vestrum secundum divitias suas in gloria in Christo Jesu. Mein Gott²⁶ aber erfülle all euer Verlangen²⁷ nach seinem Reichtume in Herrlichkeit in Christus Jesus. Philliper Phil 58 4 19 26 Mein Gott: Da Paulus der Empfänger einer Gabe gewesen ist, welche die Philipper Gott als Opfer dargebracht haben. Philliper Phil 58 4 19 27 All euer Verlangen nach irdischen oder himmlischen Gütern wird er erfüllen, in Fülle übernatürlicher Güter und auf überweltliche Art. Dieser Segen wird durch Christus zu Teil. Philliper Phil 58 4 2 Evodiam rogo, et Syntychen deprecor idipsum sapere in Domino. Die Evodia⁴ ermahne ich, und die Syntyche⁵ bitte ich,⁶ eines Sinnes zu sein im Herrn.⁷ Philliper Phil 58 4 2 4 Evodia und Syntyche waren für die Sache des Evangeliums tätig, werden indes sonst nicht weiter genannt. Philliper Phil 58 4 2 5 Der bewährte Eifer der beiden Frauen (V. 3) erregte in beiden wohl eine Versuchung zur Eifersucht. Philliper Phil 58 4 2 6 Das doppelte Mahnwort gibt der Aufforderung größeren Nachdruck. Der Zusatz: Im Herrn, der das gleiche Verhältnis zu Christus in Erinnerung bringt, bietet zugleich das Mittel zur Wiedergewinnung des Friedens. Philliper Phil 58 4 2 7 In den Gemeinden von Macedonien waren die Frauen von großer Bedeutung. Vergl. [Apg 16,13, Apg 17,4.12]. Philliper Phil 58 4 20 Deo autem et Patri nostro gloria in sæcula sæculorum: Amen. Unserem Gott und²⁸ Vater aber sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.²⁹ Philliper Phil 58 4 20 28 Und: der unser Vater ist. Philliper Phil 58 4 20 29 Es sei, wie ich wünsche. Vergl. [Röm 16,27]. Philliper Phil 58 4 21 Salutate omnem sanctum in Christo Jesu. Grüßet einen jeden Heiligen³⁰ in Christus Jesus.³¹ Philliper Phil 58 4 21 30 Jedem Gläubigen insbesondere. Philliper Phil 58 4 21 31 Ihm alles Heil wünschend, das Christus erworben hat. Philliper Phil 58 4 22 Salutant vos, qui mecum sunt, fratres. Salutant vos omnes sancti, maxime autem qui de Cæsaris domo sunt. Es grüßen euch die Brüder, welche bei mir sind.³² Es grüßen euch alle Heiligen, besonders aber die von des Kaisers Hause.³³ Philliper Phil 58 4 22 32 Die mir beistehen in der Gefangenschaft und in der Verkündigung des Evangeliums. Philliper Phil 58 4 22 33 Es sind wohl Angehörige der Dienerschaft gemeint. Welch große Liebe muss zwischen den Christen damals geherrscht haben, wenn die römischen die zu Philippi so grüßen! (Chrys.) Philliper Phil 58 4 23 Gratia Domini nostri Jesu Christi cum spiritu vestro. Amen. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit eurem Geiste! Amen.³⁴ Philliper Phil 58 4 23 34 Möchten auch wir diesen Segen erlangen durch die Fürsprache dessen, der diesen Brief geschrieben und durch die Gnade unseres Herrn! (Theod.) Philliper Phil 58 4 3 Etiam rogo et te germane compar, adjuva illas, quæ mecum laboraverunt in Evangelio cum Clemente, et ceteris adjutoribus meis, quorum nomina sunt in libro vitæ. Ja, ich bitte auch dich, treuer Genosse!⁸ nimm dich ihrer an, die mit mir für das Evangelium gearbeitet haben, in Gemeinschaft mit Clemens⁹ und meinen übrigen Mitarbeitern, deren Namen im Buche des Lebens stehen.¹⁰ Philliper Phil 58 4 3 8 Aufrichtiger Genosse meiner Predigt (Thom.). Das Bild ist im Griech. vom Joche hergenommen (Theodor.) und die christliche Gemeinde als Acker Gottes betrachtet. Die Anrede gilt wohl dem Vorsteher der Gemeinde. Philliper Phil 58 4 3 9 Clemens Romanus. (Hier., Eus., Epiphan) Auch die Kirche billigt diese Meinung, indem sie in der Messe des heil. Clemens diesen Text lesen lässt. Philliper Phil 58 4 3 10 Ich will die Namen nicht alle aufzählen, da ich zuversichtlich hoffe, dass sie an anderer Stelle, im Buche des Lebens, besser verzeichnet sind. Das Buch des Lebens als Bild der göttlichen Vorherbestimmung findet sich häufig in der heil. Schrift. [Ps 68,29, Lk 10,20, Offb 20,15] u. a. Philliper Phil 58 4 4 Gaudete in Domino semper: iterum dico gaudete. Freuet euch im Herrn allezeit; abermals sage ich, freuet euch!¹¹ Philliper Phil 58 4 4 11 Bereits [Phil 3,1] hat er die Philipper zur Freude ermuntert: Im Herrn, nicht in der Welt (Aug.), im Glauben an Christus, in Bewahrung seiner Gebote und in der Erwartung ewigen Lohnes. Schön wiederholt der Apostel die Mahnung: Freuet euch zwei Mal, denn da die Lage eher Trauer erzeugte, wies er durch die Wiederholung kräftig darauf hin, dass man sich auf alle Weise freuen soll (Chrys.). Philliper Phil 58 4 5 Modestia vestra nota sit omnibus hominibus: Dominus prope est. Euer freundliches Wesen¹² werde allen Menschen kund; der Herr ist nahe!¹³ Philliper Phil 58 4 5 12 So nach dem Griech. Philliper Phil 58 4 5 13 Begründung des Vorausgehenden, insbesondere aber der Mahnung zur Freude. Vergl. [1Kor 16,22]. Philliper Phil 58 4 6 Nihil solliciti sitis: sed in omni oratione, et obsecratione, cum gratiarum actione petitiones vestræ innotescant apud Deum. Um nichts seid in Sorgen, sondern in allen Dingen mögen durch das Gebet und das Flehen nebst Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden.¹⁴ [Mt 6,25] Philliper Phil 58 4 6 14 Nur der ist ängstlich besorgt, der nicht alle Verhältnisse seines Lebens in der Abhängigkeit von Gott zu betrachten gewöhnt ist. Gott liebt uns, darum ist das beste Mittel gegen die Sorgen, seine Anliegen Gott kundzugeben und gleichsam in seine Hand zu legen. Doch noch bleibt die Frage, ob Gott die Bitte auch erhört? Die volle Überwindung der Sorge wird erst statthaben, wenn wir unsere Angelegenheiten mit Danksagung darlegen. Hat uns Gott bisher so gut geleitet, so wird er auch Gegenwart und Zukunft so ordnen, dass wir ihm danken müssen. Werfen wir alle Sorgen auf ihn, ob kleine, ob große, und statt der Sorge wird uns jener Friede zu Teil, der mehr leistet, als der höchste Verstand vermag. Philliper Phil 58 4 7 Et pax Dei, quæ exsuperat omnem sensum, custodiat corda vestra, et intelligentias vestras in Christo Jesu. Und der Friede Gottes, der allen Begriff übersteigt, bewahre eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus. Philliper Phil 58 4 8 De cetero fratres, quæcumque sunt vera, quæcumque pudica, quæcumque justa, quæcumque sancta, quæcumque amabilia, quæcumque bonæ famæ, si qua virtus, si qua laus disciplinæ, hæc cogitate. Im übrigen, Brüder! was immer¹⁵ wahr ist, was ehrbar, was gerecht, was heilig, was liebenswürdig, was rühmlich, wenn etwas eine Tugend, wenn etwas eine löbliche Zucht¹⁶ ist, darauf seid bedacht. Philliper Phil 58 4 8 15 Das sechsmal wiederholte was immer und zweimalige wenn etwas macht die Mahnung besonders dringlich und zeigt den weiten Umfang, in dem sie gemeint ist. Alle Lüge und Heuchelei, alles leichtfertige Wesen, alle Ungerechtigkeit gegen Mitmenschen, alles Unheilige (griech. Unreine), alles Rohe, alles, was den guten Namen in Gefahr bringt, sei fern! Philliper Phil 58 4 8 16 Keine sittliche Tüchtigkeit in Gesinnung und Handlung sei den Christen fern! Philliper Phil 58 4 9 Quæ et didicistis, et accepistis, et audistis, et vidistis in me, hæc agite: et Deus pacis erit vobiscum. Was ihr auch gelernt, empfangen, gehört und an mir gesehen habt, das tuet; und der Gott des Friedens¹⁷ wird mit euch sein. Philliper Phil 58 4 9 17 Der Urheber und die Quelle des inneren Friedens. 1 Thessalonicher 1Thess 59 0 1 I. Eingang. (Kap. 1): Aufschrift und Danksagung für die Früchte, welche das Evangelium unter den Thessalonichern getragen hat: 1. Danksagung für ihren Glauben. (V. 4) 2. Ausdruck der Zuversicht, dass Gott sie auserwählt hat, da der Apostel bei ihnen in Kraft gepredigt und sie den Glauben mit Freuden angenommen haben, derart, dass sie anderen Kirchen zum Vorbilde geworden sind. 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 1 PAULUS, et Silvanus, et Timotheus Ecclesiæ Thessalonicensium in Deo Patre, et Domino Jesu Christo. Paulus und Silvanus und Timotheus¹ an die Gemeinde der Thessalonicher, die da ist in Gott dem Vater und dem Herrn Jesus Christus.² 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 1 1 Die Aufschrift des ersten Briefes an die Thessalonicher ist kürzer als die in allen anderen paulinischen Briefen. Dass Paulus sich nicht wie in den meisten übrigen Briefen als Apostel bezeichnet, hat wohl seinen Grund in seiner Stellung zu der Gemeinde von Thessalonich, hatte er sie doch selbst erst vor kurzem gegründet und hing diese doch treu an ihm. Dazu kommt, dass dieser Brief die Christen nur loben und ermutigen soll. Silvanus oder Silas war nach dem Apostelkonzil ausgewählt worden, mit Paulus und Barnabas zur Verkündigung der Beschlüsse des Konzils nach Antiochia gesendet zu werden; er gehörte zu den angesehensten Brüdern. [Apg 25,22.32]. Seit Jahren war er der Gefährte des heil. Paulus Durch ihn sandte der Apostel Petrus seinen ersten Brief an die Gemeinden von Kleinasien. Timotheus war auf der zweiten Missionsreise von Paulus von Lystra an als Reisegenosse erwählt worden. [Apg 16,17] Seine Sendung nach Thessalonich ist der erste Akt größerer Wirksamkeit. 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 1 2 Die Worte In Gott (unserem) Vater und in dem Herrn Jesus Christus kennzeichnen die Gemeinde als eine christliche. Der heil. Paulus unterscheidet sorgfältig die historische gottmenschliche Person des Herrn, Jesus, von seiner Würde als Messias, Christus, wie dies in diesem Briefe besonders deutlich hervortritt. Welch hehren Klang hatte auch das Wort Gott (der wahre einzige Gott) für die bekehrten Thessalonicher, so oft es ihnen aus diesen Briefen entgegentönt! 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 10 Et exspectare Filium ejus de clis (quem suscitavit ex mortuis) Jesum, qui eripuit nos ab ira ventura. und seinen Sohn vom Himmel herab zu erwarten (den er von den Toten auferweckt hat), Jesus,¹⁶ der uns von dem zukünftigen Zorngerichte¹⁷ errettet hat. 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 10 16 Zwei Dinge werden verkündet: Wie die Apostel voll Kraft und Geist das Evangelium in Thessalonich gepredigt, vergl. [1Thess 2,1], und wie die Thessalonicher dasselbe aufgenommen. (V. 6) Durch das Christentum ist ihnen der rechte Gottesdienst zu Teil geworden und die Hoffnung auf den auferstandenen Heiland. Der lebendige und wahre Gott heißt Gott schon im A. T. oft im Gegensatze zu den toten, nichtigen Götzen. Auch die letzten Worte des 10. Verses klingen an das A. T. [Dan 7,13] an. Jesus ist als der Sohn Gottes durch die Auferstehung beglaubigt. 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 10 17 Dem Gerichte. 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 2 Gratia vobis, et pax. Gratias, agimus Deo semper pro omnibus vobis, memoriam vestri facientes in orationibus nostris sine intermissione, Gnade und Friede sei euch!³ Wir sagen Gott Dank allezeit für euch alle, euer eingedenk in unseren⁴ Gebeten, ohne Unterlass⁵ 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 2 3 Eine der Vorschrift des Herrn [Mt 10,12.13] entsprechende Umbildung der heidnischen (Freude) und der jüdischen Grußformel (Friede). Ähnlich lautet schon der Gruß Josephs. [Gen 43,23] Gnade und Friede verhalten sich wie Keim und Frucht, Ursache und Wirkung. 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 2 4 Ob die Mehrzahl auf Paulus allein oder auf alle drei in V. 1 genannten Personen geht, ist nicht zu entscheiden, so wenig wie an allen anderen Stellen des Briefes. [1Thess 1,5.6.8.9, 1Thess 2,1-11] usw. Nur selten spricht Paulus von sich in Singular [1Thess 2,18, 1Thess 3,5, 1Thess 5,27], sich dabei ausdrücklich von seinen Gehilfen unterscheidend. Der Dank, dessen Gegenstand die Gläubigen sind, richtet sich an Gott, der sie mit seinem Evangelium begnadet und so mit Paulus vereint hat. Der liebevolle, überschwengliche Aspekt der Liebe, welcher sich hier offenbart, kehrt im Briefe häufig wieder. [1Thess 1,7.8, 1Thess 2,13, 1Thess 3,6.16, 1Thess 4,10] 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 2 5 Ohne Unterlass gehört zu dem Folgenden. (Chrys., Theoph.) 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 3 Memores operis fidei vestræ, et laboris, et caritatis, et sustinentiæ spei Domini nostri Jesu Christi, ante Deum et Patrem nostrum: gedenkend eures Glaubenswerkes und eurer Mühe und Liebe und Standhaftigkeit in der Hoffnung auf unsern Herrn Jesus Christus,⁶ vor Gott und unserm Vater, 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 3 6 Die drei göttlichen Tugenden sind die Ursache seines Dankes, so dass er denselben steigernd drei Betätigungen parallel stellt, welche deren Wesen entsprechen. Der Glaube befähigt zum Werke, die Liebe zur Aufopferung, die Hoffnung zur Beharrlichkeit in Trübsalen. Die Hoffnung ist auf den Herrn gegründet. 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 4 Scientes fratres, dilecti a Deo, electionem vestram: indem wir überzeugt sind, von Gott geliebte Brüder!⁷ von eurer Auserwählung, 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 4 7 Diese feierliche Anrede findet sich nur an dieser Stelle, wo Paulus den Beweis der göttlichen Liebe beifügt, ihre Auserwählung und Berufung zum Glauben. Wie die Juden im A. T. von den Heiden für Gott ausgeschieden waren, so werden im N. T. die Christen aus der Welt von Gott auserwählt, zum Glauben berufen und Gegenstand seiner Liebe. 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 5 Quia Evangelium nostrum non fuit ad vos in sermone tantum, sed et in virtute, et in Spiritu sancto, et in plenitudine multa, sicut scitis quales fuerimus in vobis propter vos. denn unser Evangelium kam nicht zu euch nur in Worten allein, sondern auch in Kraft und im Heiligen Geiste, und in reicher Fülle,⁸ wie ihr denn wisset, was wir bei euch waren um euretwillen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 5 8 Unsere Verkündigung des Evangeliums. Kraft, Geist, Fülle sind verschiedene Gesichtspunkte für dieselbe Sache, wobei der zweite und dritte Ausdruck enger verbunden werden: erfolgreiche Kraft, welche im Heiligen Geist ihren Ursprung hatte, der die Verkünder des Evangeliums mit seiner Fülle ausstattete. 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 6 Et vos imitatores nostri facti estis, et Domini, excipientes verbum in tribulatione multa, cum gaudio Spiritus sancti: Und ihr seid unsere und des Herrn Nachfolger geworden,⁹ indem ihr das Wort unter vieler Bedrängnis aufnahmet mit der Freudigkeit des Heiligen Geistes,¹⁰ 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 6 9 Zweiter Erkenntnisgrund für die gewisse Erwählung der Thessalonicher: Ihre eigene Stellung zum Evangelium, die Nachfolge des heil. Paulus und des Herrn. Die Parallelen [Gal 4,12, 1Kor 4,16, 1Kor 11,1, Phil 3,17] machen es wahrscheinlich, dass der Apostel die Nachfolge im allgemeinen Sinne nimmt. Paulus stellt sich voran, weil die Thessalonicher nicht den Herrn selbst zu sehen das Glück gehabt, sondern nur ihn, doch ihn als Nachfolger des Heilandes. So sagt der heil. Paulus der Gemeinde das höchste Lob, denn so sind auch sie selbst wieder Vorbilder für andere Christen geworden. (V. 7) 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 6 10 Das Evangelium, das sie mit der Freudigkeit, welche der Heil. Geist verleiht, unter den höchsten Opfern angenommen, hat sie so hoch emporgeführt. 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 7 Ita ut facti sitis forma omnibus credentibus in Macedonia, et in Achaia. so dass ihr ein Vorbild geworden seid für alle Gläubigen in Macedonien und Achaja.¹¹ 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 7 11 Griechenland wurde von den Römern in die beiden Provinzen Macedonien und Achaja (Hellas und Peloponnes, mit Athen und Korinth) eingeteilt. 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 8 A vobis enim diffamatus est sermo Domini, non solum in Macedonia, et in Achaia, sed et in omni loco fides vestra, quæ est ad Deum, profecta est, ita ut non sit nobis necesse quidquam loqui. Denn von euch her ist das Wort des Herrn¹² erschollen, nicht nur in Macedonien und Achaja, sondern überallhin¹³ ist euer Glaube an Gott¹⁴ kund geworden, so dass wir nicht nötig haben, etwas davon zu sagen.¹⁵ 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 8 12 Das Wort, welches der Herr verkündigen lässt, das Evangelium, ist weit hinausgeklungen, und sein Ausgangspunkt war Thessalonich. 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 8 13 In die ganze Welt. Ähnlich [Röm 1,8, Kol 1,6.23]. 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 8 14 Sie waren einst Heiden gewesen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 8 15 Derselbe Gedanke wird in V. 9 noch einmal begründet. 1 Thessalonicher 1Thess 59 1 9 Ipsi enim de nobis annuntiant qualem introitum habuerimus ad vos: et quomodo conversi estis ad Deum a simulacris, servire Deo vivo, et vero, Denn sie selbst verkündigen von uns, welchen Eingang wir bei euch gefunden, und wie ihr euch zu Gott von den Götzen hinweg bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen, 1 Thessalonicher 1Thess 59 0 1 II. Berichtender Teil (Kap. 2,1 Kap. 3,13): Was der Apostel gegenwärtig und abwesend für die Thessalonicher getan und wie diese sich jetzt und zuvor verhalten. 1. Die Anwesenheit des Apostels. (V. 1 16) a. Was Paulus bei den Thessalonichern weilend getan und was die Thessalonicher gesehen (V. 1 12): 1) Nicht gebrochen durch die Heimsuchungen verkündete er ihnen das Evangelium, Kraft schöpfend aus der Wahrheit der heiligen Lehre und seiner reinen Absicht, nur Gott zu gefallen. (V. 4) 2) Denn nicht hat er bei ihnen Menschengunst gesucht, noch Reichtum oder Ruhm, sondern einzig aus Liebe zu ihnen hat er seines Amtes gewaltet. (V. 8) 3) Darum hat er, um ihnen nicht zur Last zu fallen, Tag und Nacht mit seinen Händen gearbeitet. So können also die neugewonnenen Christen ihm mit Gott Zeugnis geben, wie väterlich er um ihr Heil bemüht war. (V. 12) b. Was die Thessalonicher waren, bezeugt er selbst (V. 13 16): 1) Sie haben das Evangelium nicht als Menschenwort, sondern als Wort Gottes aufgenommen. (V. 13) 2) Sie haben in Verfolgungen, dessen Kraft in sich gezeigt, den ersten Christen von Jerusalem so ähnlich geworden. (V. 16) 2. Die Abwesenheit des Apostels (Kap. 2, V. 17 Kap. 3, V. 10) 1) Fern weilend hegte Paulus das innigste Verlangen, zu den Thessalonichern zurückzukehren, doch Satan verhinderte dies. (V. 20) 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 1 Nam ipsi scitis, fratres, introitum nostrum ad vos, quia non inanis fuit: Ihr selbst wisset es ja,¹ Brüder! dass unser Eingang bei euch nicht erfolglos gewesen ist,² 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 1 1 Anknüpfung an [1Thess 1,9]. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 1 2 Vergl. [Apg 17]. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 10 Vos testes estis, et deus, quam sancte, et juste, et sine querela, vobis, qui credidistis, fuimus: Ihr seid Zeugen und Gott, wie heilig, gerecht und untadelig²² wir uns bei euch erwiesen haben, die ihr gläubig geworden seid; 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 10 22 Heilig drückt das rechte Verhalten gegen Gott, gerecht das gegen die Menschen aus, untadelig fasst beide zusammen. Da der Apostel von der Pflichtmäßigkeit seines Verhaltens gegen Gott und Menschen spricht, ruft er die Thessalonicher wie Gott zu Zeugen an. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 11 Sicut scitis, qualiter unumquemque vestrum (sicut pater filios suos) wie wir, ihr wisset es ja, einen jeden von euch (wie ein Vater seine Kinder)²³ 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 11 23 Seine hingebende Liebe hat Paulus im Bilde der Mutter vor Augen gestellt, das Bild des Vaters zeigt ihn in treu und unermüdlich leitender Liebe, die sich einem jeden einzelnen gegenüber bewiesen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 12 Deprecantes vos, et consolantes, testificati sumus, ut ambularetis digne Deo, qui vocavit vos in suum regnum, et gloriam. gebeten, ermuntert und beschworen haben,²⁴ dass ihr Gottes würdig²⁵ wandeln möchtet, der euch zu seinem Reiche und zu seiner Herrlichkeit berufen hat. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 12 24 Die drei Zeitworte bilden eine Steigerung. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 12 25 Das Wort würdig bringt zwei Gedanken zum Ausdruck: Die Pflicht, Gottes Vorschriften gemäß zu wandeln, und die Herrlichkeit der Berufung zu Gottes Reich. Gott ist Grund, Vorbild und Ziel des Wandels der Christen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 13 Ideo et nos gratias agimus Deo sine intermissione: quoniam cum accepissetis a nobis verbum auditus Dei, accepistis illud, non ut verbum hominum, sed (sicut est vere) verbum Dei, qui operatur in vobis, qui credidistis. Darum²⁶ danken auch wir Gott ohne Unterlass dafür,²⁷ dass ihr die Verkündigung des Wortes Gottes, das ihr von uns²⁸ vernahmet, aufgenommen habt nicht als Menschenwort, sondern (wie es Wahrheit ist) als Gottes Wort,²⁹ der in euch wirkt,³⁰ die ihr gläubig geworden seid. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 13 26 Wegen des V. 10 12 Gesagten. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 13 27 Da die Apostel in Gottes Auftrage wirken, danken sie ihm auch für den Erfolg ihrer Predigt. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 13 28 Zunächst Paulus und Silas [Apg 17,5ff], dann die Apostel und Lehrer des Evangeliums überhaupt. [Apg 5,17ff, Apg 6,12ff] 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 13 29 Das Wort, das Gott durch uns zu euch redet. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 13 30 Die Wirksamkeit ist ein Merkmal des Gotteswortes [Ps 33,4, Ps 118, Ps 137,2, Jes 55,11, Hebr 4,12, Jak 1,21, 1Petr 1,23], doch zeigt dies sich nur da wirksam, wo es die rechte Aufnahme, den Glauben findet. (Vergl. V. 10) 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 14 Vos enim imitatores facti estis fratres ecclesiarum Dei, quæ sunt in Judæa in Christo Jesu: quia eadem passi estis et vos a contribulibus vestris, sicut et ipsi a Judæis: Denn ihr seid Nachahmer geworden, Brüder, der Kirchen Gottes, welche in Judäa sind in Christus Jesus, da auch ihr dasselbe erlitten habet von euren eigenen Volksgenossen, wie sie von den Juden,³¹ 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 14 31 Die Verfolgung, deren Ziel der heil. Paulus gewesen, hatte sich nach seiner Abreise gegen die Christen gewendet und für diese eine große Gefahr des Abfalls herbeigeführt. Seit kurzer Zeit erst hatten sie das Christentum als eine Botschaft des Heiles angenommen, waren nicht wankend geworden, wahre Nachahmer des Heilandes und seiner Jünger in den übrigen Gemeinden. Kann noch ein Zweifel sein, dass die Aufnahme des Evangeliums eine wirksame war? 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 15 Qui et Dominum occiderunt Jesum, et prophetas, et nos persecuti sunt, et Deo non placent, et omnibus hominibus adversantur, welche den Herrn³² Jesus getötet, ebenso wie die Propheten, und auch uns verfolgt haben,³³ und Gott missfällig und allen Menschen feindlich sind,³⁴ 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 15 32 Den Herrn, den Messias, der Jesus war. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 15 33 Paulus stellt hier gleichsam ein Verzeichnis der Sünden der Juden zusammen. An die Spitze setzt er den schlimmsten Frevel, die Kreuzigung des Messias. Diese können sich nicht mit Unwissenheit entschuldigen, da sie den getötet, welchen die Propheten vorausverkündet, vergl. [Mt 23,31.37, Apg 7,52], und den jetzt die Apostel bezeugen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 15 34 Dadurch dass sie Christus, den Mittelpunkt ihres religiösen Lebens, verwarfen, haben sie aufgehört, das geliebte Volk Gottes zu sein. Da sie ferner verkannten, was die wahren Kinder Abrahams ausmacht, verschlossen sie sich in törichten Partikularismus und meinten, außerhalb des Judenvolkes gebe es kein Heil, und hinderten, als Abbilder des höllischen Feindes im Paradiese, den Apostel, den Heiden das Evangelium zu predigen. Als Ganzes betrachtet, erwirbt das Volk so zu alten Feinden neue und eilt, sein Maß voll zu machen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 16 Prohibentes nos gentibus loqui ut salvæ fiant, ut impleant peccata sua semper: pervenit enim ira Dei super illos usque in finem. da sie uns wehren wollen, den Heiden zu predigen, damit diese selig werden, um immerdar das Maß ihrer Sünden voll zu machen;³⁵ denn der Zorn Gottes ist über sie³⁶ gekommen zum Ende hin. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 16 35 Gottes Güte lässt die Sünden sich häufen bis zu einem bestimmten Maße, alsdann tritt seine Gerechtigkeit hervor und verhängt ihre Strafen. Die thessalonischen Christen versicherte Paulus zuvor [1Thess 1,10], dass sie vor dem kommenden Zorne gerettet seien, hier bietet er ihnen durch den Hinweis auf Gottes Gerechtigkeit Trost. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 16 36 Griech.: Es eilt aber der Zorn. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 17 Nos autem fratres desolati a vobis ad tempus horæ, aspectu, non corde, abundantius festinavimus faciem vestram videre cum multo desiderio: Wir aber, Brüder!³⁷ verwaist³⁸ von euch auf eine kurze Zeit³⁹ dem Angesichte, nicht dem Herzen nach, haben uns um so mehr beeilt, euer Angesicht zu sehen mit großem Verlangen; 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 17 37 Der Apostel häuft die Ausdrücke der Zärtlichkeit, um den Christen die Größe seiner Liebe zu zeigen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 17 38 Wenn dieses Wort auch zunächst auf Kinder angewendet wird, welche ihre Eltern verloren haben, so doch auch umgekehrt auf Eltern, die ihrer Kinder beraubt sind. Paulus ist der geistliche Vater der Thessalonicher. Die Bilder erinnern an die V. 7 und 11 gebrauchten. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 17 39 Die Zeit bis zur Sendung des Timotheus nach Thessalonich. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 18 Quoniam voluimus venire ad vos: ego quidem Paulus, et semel, et iterum, sed impedivit nos satanas. wollten wir doch⁴⁰ zu euch kommen, nämlich ich, Paulus, einmal und ein zweites Mal, doch der Satan⁴¹ hat uns gehindert. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 18 40 Begründung zu V. 17 und zugleich zu [1Thess 3,1] V. 19 gilt von allen Gemeinden, die der Apostel gestiftet, vergl. [Phil 4,1], V. 20 von den Thessalonichern insbesondere. Die Gläubigen sind seine Hoffnung, sofern er sie bei dem Gerichte hofft vom Heilande treu und rein erfunden zu sehen, eine herrliche Frucht seiner Mühen. Im Griech. reiht sich die zweite Frage an: Oder seid nicht auch ihr es? 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 18 41 Derselbe, der sich der Verkündigung des Evangeliums durch seine Werkzeuge, die Juden, widersetzt. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 19 Quæ est enim nostra spes, aut gaudium, aut corona gloriæ? Nonne vos ante Dominum nostrum Jesum Christum estis in adventu ejus? Denn wer ist unsere Hoffnung oder unsere Freude oder unsere Ruhmeskrone? Seid es nicht ihr vor unserm Herrn Jesus Christus bei seiner Ankunft? 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 2 Sed ante passi, et contumeliis affecti (sicut scitis) in Philippis, fiduciam habuimus in Deo nostro loqui ad vos Evangelium Dei in multa sollicitudine. sondern obwohl wir zuvor, wie ihr wisst, in Philippi Leiden und Schmach erduldet hatten,³ fassten wir, im Vertrauen auf unsern Gott,⁴ doch den Mut, euch das Evangelium Gottes zu verkünden in großer Sorgsamkeit.⁵ 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 2 3 Der Apostel hebt alles hervor, was ihn mit der Gemeinde von Thessalonich vereinigt. (Ebenso [1Thess 1,52,2.5, 1Thess 3,4, 1Thess 2,11] u. a. m.) 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 2 4 Wie süß musste dies Wort den Herzen der Thessalonicher sein. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 2 5 Griech.: Unter vielen Kämpfen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 20 Vos enim estis gloria nostra et gaudium. Ja, ihr seid unsere Ehre und unsere Freude! 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 3 Exhortatio enim nostra non de errore, neque de immunditia, neque in dolo, Denn⁶ unser Zuspruch geht nicht aus Irrwahn, noch aus Unlauterkeit hervor, noch ist er mit Trug verbunden,⁷ 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 3 6 Antwort auf die stillschweigend vorausgesetzte Frage: Woher hatten die Apostel nach allen vorhergegangenen Leiden den Mut, das Evangelium in Thessalonich zu verkünden? 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 3 7 Nicht aus einem Irrwahn ist ihre Verkündigung entsprungen, noch hat Unlauterkeit sie zu derselben bewogen, noch haben sie List und Trug angewendet. Dieser negativen Begründung folgt V. 16 die positive. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 4 Sed sicut probati sumus a Deo ut crederetur nobis Evangelium: ita loquimur non quasi hominibus placentes, sed Deo, qui probat corda nostra. sondern so wie wir von Gott bewährt erfunden wurden,⁸ mit dem Evangelium betraut zu werden, so reden wir nicht als solche, die Menschen gefallen wollen, sondern dem Gott, der unsere Herzen prüft.⁹ 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 4 8 Die göttliche Berufung hat Paulus die Pflicht auferlegt, das Evangelium zu verkünden. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 4 9 Bisweilen müssen wir auch den Menschen zu gefallen suchen, wenn dies nämlich die Ehre Gottes fordert, wie der Apostel selbst bezeugt. [1Kor 10,33] (Thom.) 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 5 Neque enim aliquando fuimus in sermone adulationis, sicut scitis: neque in occasione avaritiæ: Deus testis est: Denn¹⁰ weder haben wir uns je schmeichlerischer Worte bedient, wie ihr wisset, noch haben wir Vorwand zur Habsucht gesucht, Gott ist Zeuge!¹¹ 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 5 10 Der Apostel will V. 4 begründen, geht aber unvermerkt zu einer Schilderung seiner gesamten Tätigkeit über: Drei Glieder, deren letztes in V. 6, 7 noch eine weitere Ausführung findet. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 5 11 Das erste ist offenbar, darum ruft Paulus die Thessalonicher selbst als Zeugen an, das zweite ist im Herzen verborgen, darum kann nur Gott die Wahrheit der Behauptung bezeugen. (Chrys.) 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 6 Nec quærentes ab hominibus gloriam, neque a vobis, neque ab aliis. noch auch suchten wir Ehre von den Menschen,¹² weder von euch, noch von andern.¹³ 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 6 12 Nicht bei den Menschen hat Paulus Ehre gesucht, sondern Gott zu gefallen war sein Bestreben. (V. 4) 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 6 13 Weder von den Thessalonichern selbst, noch von anderen Gemeinden hat er Lob und Beifall gewünscht für das, was er in Thessalonich getan. Und doch hätte es nahe gelegen, Ehren zu fordern. (V. 7) 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 7 Cum possemus vobis oneri esse ut Christi Apostoli: sed facti sumus parvuli in medio vestrum, tamquam si nutrix foveat filios suos. Obwohl wir euch hätten beschwerlich sein dürfen als Apostel Christi,¹⁴ sind wir vielmehr Kinder¹⁵ geworden in eurer Mitte, wie wenn eine Säugende¹⁶ ihre Kinder pflegt. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 7 14 Griech.: Gewichtig auftreten (auf Ehren Anspruch erheben) als Sendboten des Messias, des Himmelskönigs. Der Ausdruck entspricht dem Ehre suchen. (V. 6) Die Übersetzung der Vulgata entspricht so nicht ganz dem Sinne. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 7 15 Positive Schilderung. Mit kindlicher Demut. Klem., Orig., Chrys., Euth. u. a. lesen im Griech. (mit manchen Handschriften) mit Weglassung eines Buchstabens: mild. Damit wird der schroffe Übergang zu dem teilweise entgegengesetzten Bilde gemindert. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 7 16 Eine Mutter, die ihre Kinder nährt. Auch [Gal 4,19] stellt Paulus sein Verhältnis zur Gemeinde unter dem Bilde einer Mutter dar, die ihren Kindern das Leben gibt. [1Kor 4,15, Phlm 1,10] nennt er sich einen geistigen Vater. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 8 Ita desiderantes vos, cupide volebamus tradere vobis non solum Evangelium Dei, sed etiam animas nostras: quoniam carissimi nobis facti estis. So wünschten wir voll Liebe zu euch, von Herzen, euch nicht nur das Evangelium Gottes mitzuteilen, sondern auch unser Leben¹⁷ für euch hinzugeben, weil ihr uns überaus lieb geworden waret.¹⁸ 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 8 17 Auch sein dem Evangelium ganz gehörendes Leben. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 8 18 Die Interpunktion der beiden letzten Verse ist besser so zu ordnen, dass hinter V. 6 ein Komma steht, hinter in eurer Mitte ein Punkt, so dass V. 7 wieder mit einem Komma schließt. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 9 Memores enim estis fratres laboris nostri, et fatigationis: nocte ac die operantes, ne quem vestrum gravaremus, prædicavimus in vobis Evangelium Dei. Ihr erinnert euch ja,¹⁹ Brüder!²⁰ unserer Mühe und Beschwerde; wie wir Tag und Nacht arbeiteten,²¹ um keinem von euch beschwerlich zu fallen, da wir euch das Evangelium Gottes verkündeten. [1Kor 4,12, 2Thess 3,8] 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 9 19 Ja: Begründung von V. 7ff. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 9 20 Das Wort Brüder, welches Paulus in diesem Briefe allein dreizehn Mal anwendet, hat an keiner Stelle nun den Zweck, die Anrede zu erneuern, sondern mildert entweder eine Mahnung, oder dient zu einer dem sonstigen Zusammenhange entsprechenden Beteuerung der Liebe. 1 Thessalonicher 1Thess 59 2 9 21 Indem der Apostel die Thessalonicher an seine Arbeit erinnert, stellt er wiederum die Verkündigung des Evangeliums als Hauptsache vor Augen. Über die Sache vergl. [1Kor 9,6-18, 2Thess 1,7ff, Apg 26,33ff] 1 Thessalonicher 1Thess 59 0 1 2) So hat er wenigstens Timotheus zu ihnen senden wollen, sie in ihren Drangsalen zu trösten und zu stärken, obwohl er ihnen bereits zuvor gezeigt, dass Christen nicht ohne Heimsuchung bleiben können. (V. 5) 3) Nicht minder zeigt sich seine Liebe in der Freude über die günstigen Nachrichten, welche Timotheus ihm über ihre Standhaftigkeit im Glauben und in der Liebe gebracht (V. 6), die ihn zu neuem Danke gegen Gott, aber auch zu erneutem Gebete an den Herrn veranlasst, ihn wieder nach Thessalonich zurückkehren zu lassen. (V. 10) 4) Der Apostel beschließt diesen Abschnitt mit der Bitte an Gott, er wolle ihn zu den Gläubigen zurückführen, jene aber in der Liebe und allen Tugenden stetig wachsen lassen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 1 Propter quod non sustinentes amplius, placuit nobis remanere Athenis, solis: Darum konnten wir¹ es nicht länger ertragen und entschlossen uns, allein in Athen² zurückzubleiben, 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 1 1 Paulus 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 1 2 [Apg 17,10] wird nur berichtet, dass der Apostel Silas und Timotheus befahl, nach Athen zu kommen. Diese Stelle zeigt, dass jene dem Befehle nachkamen und Timotheus von dort nach Thessalonich entsandt ward. 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 10 Nocte ac die abundantius orantes, ut videamus faciem vestram, et compleamus ea, quæ desunt fidei vestræ? indem wir Tag und Nacht eifrigst flehen, dass wir euer Angesicht sehen mögen und das, was eurem Glauben abgeht, vervollständigen dürfen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 11 Ipse autem Deus, et Pater noster, et Dominus noster Jesus Christus dirigat viam nostram ad vos. Er aber, Gott, unser Vater, und unser Herr Jesus Christus, wolle unsern Weg zu euch ebnen.¹³ 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 11 13 Das V. 10 erwähnte Gebet, dessen Ziel Satan entgegentritt. 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 12 Vos autem Dominus multiplicet, et abundare faciat caritatem vestram in invicem, et in omnes, quemadmodum et nos in vobis: Euch aber wolle der Herr¹⁴ wachsen und reich werden lassen in eurer Liebe gegeneinander und gegen alle,¹⁵ so wie auch wir sie haben gegen euch,¹⁶ 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 12 14 Der Herr der Kirche und Teilnehmer an der Weltregierung. 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 12 15 Gegen eure Mitchristen in Thessalonich und gegen alle Menschen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 12 16 Das Maß und Vorbild der Liebe habt ihr an uns (Theoph.). 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 13 Ad confirmanda corda vestra sine querela in sanctitate, ante Deum et Patrem nostrum, in adventu Domini nostri Jesu Christi cum omnibus sanctis ejus. Amen. eure Herzen zu festigen, dass sie tadellos seien in der Heiligkeit¹⁷ vor Gott und unserem Vater bei der Ankunft unsers Herrn Jesus Christus mit allen seinen Heiligen.¹⁸ Amen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 13 17 Zustand der Heiligkeit. 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 13 18 Bei dem letzten Gerichte, wenn der Herr mit allen Engeln kommt. (Sap. 14,5) Dann wird Paulus auf ewig mit seinen Brüdern vereint und sein Gebet im Übermaß erhört sein. 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 2 Et misimus Timotheum fratrem nostrum, et ministrum Dei in Evangelio Christi ad confirmandos vos, et exhortandos pro fide vestra: inzwischen aber sandten wir den Timotheus, unsern Bruder und Diener Gottes im Evangelium Christi,³ um euch zu festigen und zu ermuntern in eurem Glauben, [Apg 16,1] 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 2 3 Der Apostel pflegt seine Gehilfen, wenn er ihrer in seinen Briefen Erwähnung tut, durch ehrenvolle Beinamen auszuzeichnen. Timotheus war noch jung und vielleicht noch wenig hervorgetreten, wie sein Zurückbleiben in Thessalonich [Apg 17,10] vermuten lässt. Damit also die Thessalonicher die Größe der Liebe des heil. Paulus erkennen, die sich darin kundgibt, dass er ihn gerade sendet, fügt er innige Worte über dessen Stellung zu ihm selbst bei. Timotheus ist ein von den Aposteln als Bruder anerkannter Mann; mit Paulus selbst also treten die Thessalonicher, soweit dies möglich, durch ihn in Verbindung. Doch Timotheus ist noch mehr, er ist ein Mitarbeiter (so das Griech.) des einen, wahren, lebendigen Gottes in der Verkündigung des Messias. Nur einmal noch braucht der heil. Paulus die Bezeichnung: Mitarbeiter Gottes für die Apostel. [1Kor 3,9] 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 3 Ut nemo moveatur in tribulationibus istis: ipsi enim scitis quod in hoc positi sumus. damit niemand in diesen Drangsalen⁴ wankend werde; wisset ihr doch selbst, dass wir⁵ dazu bestimmt sind. 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 3 4 Die Drangsale, welche die Thessalonicher noch soeben erfahren [1Thess 2,14] und die jeden Augenblick wiederkehren können. 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 3 5 Alle Christen (Chrys.). Wohl geht das Leiden vorüber, aber dass wir in dieser bösen Welt leiden, ist ein von Gott gewolltes Merkmal des Christentums. Vergl. [Apg 14,22]. 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 4 Nam et cum apud vos essemus, prædicebamus vobis passuros nos tribulationes, sicut et factum est, et scitis. Schon als wir bei euch waren, haben wir es euch ja vorhergesagt, dass wir Drangsale leiden würden, wie es auch geschehen und euch kund ist.⁶ 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 4 6 Das Bewusstsein, dass das Kreuz der Anteil der Christen ist, wird so Ursache des Trostes und der Kraft, da die Gläubigen wissen, wer es sendet und wozu es dient. 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 5 Propterea et ego amplius non sustinens, misi ad cognoscendam fidem vestram: ne forte tentaverit vos is, qui tentat, et inanis fiat labor noster. Darum⁷ habe ich auch, da ich es nicht länger ertrug, hingesendet,⁸ um Kunde zu erlangen von eurem Glauben,⁹ ob nicht vielleicht der Versucher euch versucht habe, und so unsere Arbeit vereitelt werde. 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 5 7 Neuer Grund zu dem V. 1 angegebenen. Dort war es liebevolles Verlangen nach ihnen, hier ist es liebevolle Sorge um die Thessalonicher, welche den Apostel zur Sendung des Timotheus veranlasst: Die Heimsuchungen könnten ihre Beständigkeit im Glauben erschüttern. 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 5 8 Hatte der Apostel [1Thess 2,18] bereits zweimal den festen Entschluss gefasst, selbst nach Thessalonich zu kommen, so lag ihm daran zu zeigen, dass Timotheus Sendung einen würdigen Ersatz bietet. Der Nachweis hat den Zusammenhang unterbrochen, den er nun durch die Wiederholung des V. 2 bereits gesagten Ich habe Timotheus gesendet herstellt. 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 5 9 Der feste Glaube der Thessalonicher und ihre Anhänglichkeit an ihn, ihr Glaube und ihre Liebe, haben den Apostel getröstet. 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 6 Nunc autem veniente Timotheo ad nos a vobis, et annuntiante nobis fidem et caritatem vestram, et quia memoriam nostri habetis bonam semper, desiderantes nos videre, sicut et nos quoque vos: Jetzt aber, da Timotheus von euch zu uns gekommen ist und uns die Botschaft¹⁰ von eurem Glauben und eurer Liebe gebracht hat, und dass ihr uns stets in gutem Andenken habet, euch sehnend uns zu sehen, wie auch wir euch, 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 6 10 Im Griech. steht, um die überaus große Freude des heil. Paulus zu kennzeichnen, Freudenbotschaft. Welch zarte Hirtenliebe! So lange der Apostel fürchten muss, seinen Schäflein möchte eine Gefahr drohen, bangt er; empfängt er gute Nachrichten über sie, vergisst er der eigenen Heimsuchungen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 7 Ideo consolati sumus fratres in vobis in omni necessitate, et tribulatione nostra per fidem vestram, so sind wir deshalb, meine Brüder, euretwegen getröstet worden bei all unserer Not und Bedrängnis durch euren Glauben; 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 8 Quoniam nunc vivimus, si vos statis in Domino. denn nun leben wir,¹¹ wenn ihr feststehet im Herrn. 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 8 11 Die Botschaft war mehr als ein Trost, sie war eine Neubelebung des Apostels. Die Worte bilden im Griechischen einen Pentameter, was vielleicht auf ein Zitat urchristlicher Poesie hinweist. 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 9 Quam enim gratiarum actionem possumus Deo retribuere pro vobis in omni gaudio, quo gaudemus propter vos ante Deum nostrum, Denn welchen Dank¹² können wir Gott für euch darbringen zur Vergeltung für alle Freude, die wir eurethalben empfinden vor unserem Gott, 1 Thessalonicher 1Thess 59 3 9 12 Kein Dank reicht aus für die in V. 7,8 aufgezählten Wohltaten Gottes. (Theoph.) 1 Thessalonicher 1Thess 59 0 1 III. Ermahnender Teil: Mahnung an die Leser, alle Laster zu meiden und der Tugend nachzueifern. Belehrung über die Wiederkunft des Herrn. (Kap. 4,1 5,22) 1. Mahnung alle Laster zu meiden (Kap. 4, V. 1 12): a. Nach der allgemeinen Mahnung alle ihnen gegebenen Vorschriften zu beobachten (V. 2), b. muntert der Apostel die Thessalonicher insbesondere auf: 1) die standesgemäße Keuschheit zu wahren (V. 5), insbesondere sich von dem Ehebruche unbefleckt zu erhalten (V. 6), indem er heilsame Beweggründe dazu beifügt (V. 8), 2) in der Liebe sich immer mehr auszuzeichnen (V. 10), 3) ruhig ihren Pflichten lebend ein gutes Beispiel zu geben. (V. 12) 2. Belehrung über die Wiederkunft des Herrn (Kap. 4,13 Kap. 5,11): a. Um die bange Besorgnis um die Verstorbenen zu bannen, zeigt der Apostel, dass jene mit den noch Lebenden dem Heilande bei seiner Wiederkunft entgegen kommen werden. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 1 De cetero ergo, fratres, rogamus vos et obsecramus in Domino Jesu, ut quemadmodum accepistis a nobis quomodo oporteat vos ambulare, et placere Deo, sic et ambuletis, ut abundetis magis. Im übrigen nun,¹ Brüder! bitten und ermahnen wir euch im Herrn Jesus,² dass ihr so, wie ihr von uns vernommen habet, wie ihr wandeln und Gott wohlgefallen sollt, so auch wirklich wandelt,³ damit ihr immer mehr zunehmet.⁴ 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 1 1 Das nun knüpft an die beiden letzten Briefe des vorigen Kapitels an. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 1 2 Indem Paulus im Herrn Jesus mahnt, wird die Mahnung eine Mahnung des Herrn selbst. Herr Jesus ist gleichbedeutend mit Jesus Christus; Jesus, der Gesalbte. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 1 3 Dem Inhalte des Evangeliums gemäß. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 1 4 In solchem Wandel. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 10 Etenim illud facitis in omnes fratres in universa Macedonia. Rogamus autem vos fratres ut abundetis magis, Und ihr tut es denn auch gegen alle Brüder in ganz Macedonien.¹⁶ Wir bitten euch aber, Brüder! nehmet darin mehr und mehr zu,¹⁷ 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 10 16 Menschen vermögen nur, den rechten Weg zu weisen, wenn Gott lehrt, gibt er zugleich die Kraft, ihn zu beschreiten. Vielleicht redet der Apostel hier besonders von dem Beweise der Liebe, welcher in der Gastfreundschaft besteht. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 10 17 In jeder Beziehung. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 11 Et operam detis ut quieti sitis, et ut vestrum negotium agatis, et operemini manibus vestris, sicut præcepimus vobis: und bestrebet euch, ein stilles Leben zu führen, eure eigenen Angelegenheiten zu besorgen und mit euren Händen zu arbeiten,¹⁸ wie wir es euch geboten haben, 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 11 18 Die erste christliche Gemeinde in Thessalonich bestand also aus Leuten, die ihren Unterhalt mit der Hände Arbeit verdienen mussten. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 12 Et ut honeste ambuletis ad eos, qui foris sunt: et nullius aliquid desideretis. ehrbar zu wandeln vor denen, die draußen sind,¹⁹ und von niemanden etwas zu begehren.²⁰ 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 12 19 Den Nichtchristen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 12 20 Die Christen sollen also aus zwei Gründen ein arbeitsames Leben führen: Um den Heiden keinen Anstoß zu geben und um nicht anderen zur Last zu fallen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 13 Nolumus autem vos ignorare fratres de dormientibus, ut non contristemini sicut et ceteri, qui spem non habent. Wir wollen euch aber, Brüder! nicht in Unkunde lassen²¹ über die Entschlafenen,²² damit ihr nicht traurig seiet wie die übrigen, welche keine Hoffnung haben.²³ 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 13 21 Es waren wohl in der Gemeinde von Thessalonich manchen solche gestorben, die ihrem Herzen nahe gestanden, und betreffs dieser entstand der bange Zweifel, ob auch für sie die frohe Botschaft von der Wiederkehr des Herrn Geltung habe. Wenn solche Zweifel weitergriffen und ohne Lösung blieben, konnten sie leicht das ganze Evangelium als ungewiss hinstellen. Die ersten Christen hofften die Wiederkunft des Heilandes noch zu erleben, deshalb steht diese so oft im Vordergrunde ihrer Erwägungen und Wünsche. Erst nachdem mehrere Generationen in's Grab gesunken, ward es allen klar bewusst, dass die offenbarten Wahrheiten, die Auferstehung der Toten, den Ausgangspunkt aller Zukunftshoffnungen bilden müssen, nicht aber die ungewisse Hoffnung, jene noch lebend zu schauen. Paulus beschränkt sich in seiner Belehrung darauf, von der Auferstehung der Gläubigen zu sprechen, da er die Lehre von der allgemeinen Auferstehung und dem Weltgerichte wohl bereits persönlich vorgetragen. Die Formel: Wir wollen euch nicht in Unkunde lassen, pflegt der Apostel zu gebrauchen, wenn er bisher unbekannte Tatsachen oder Geheimnisse mitteilt. [Röm 1,13, 2Kor 11,3, Röm 11,25, 1Kor 10,1ff] Die Thessalonicher hatten die Frage vermutlich selbst vorgelegt. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 13 22 Der Ausdruck ist mit besonderer Rücksicht auf die sofort zur Sprache kommende Wiederauferweckung gewählt. Vergl. [Mk 5,39, Joh 11,11]. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 13 23 Die Heiden und alle, welche gleich ihnen nicht an ein ewiges Leben glauben. Die Auferstehung des Leibes und die Unsterblichkeit der Seelen gehören dem Apostel zusammen: wer die eine verwirft, hält ihm zufolge auch die andere nicht fest. Vergl. [1Kor 15,32]. Darf nun aber der Christ nicht trauern? Gewiss darf er es, denn der Tod unserer Lieben ist ein Opfer, das Gott verlangt. Doch der Glaube muss die Trauer mindern, da wir wissen, dass die Verstorbenen nur auf kurze Zeit von uns getrennt und in ein besseres Vaterland gegangen sind. (Aug.) 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 14 Si enim credimus quod Jesus mortuus est, et resurrexit: ita et deus eos, qui dormierunt per Jesum, adducet cum eo. Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so²⁴ wird ja auch Gott die, welche durch Jesus entschlafen sind, mit ihm herbeiführen.²⁵ 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 14 24 Der Vergleich wird nicht genau durchgeführt. Statt im ersten Gliede ebenfalls Gott zum Subjekt zu machen, wählt der Apostel einen neutralen Ausdruck: Jesus ist gestorben (nicht: entschlafen) und auferstanden. Im zweiten Teile setzt Paulus statt der Auferweckung das ein, was derselben Folge wird: Die Einführung in das Reich der Seligkeit. Mit ihm: die Trennung von Jesus war ja die Ursache der Unruhe für die Thessalonicher. Wo das Haupt ist, werden auch die Glieder sein. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 14 25 Die Worte durch Jesus verbinden wie die Vulgata Chrysostomus und Theophylakt mit entschlafen sind: Die in der Glaubens- und Liebesgemeinschaft mit Jesus entschlafen sind. Verbindet man jene Worte mit: herbeiführen, so weisen sie auf Christus, den Urheber der Erlösung und den Vermittler der vollendeten Frucht der Erlösung. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 15 Hoc enim vobis dicimus in verbo Domini, quia nos, qui vivimus, qui residui sumus in adventum Domini, non præveniemus eos, qui dormierunt. Denn das sagen wir euch als das Wort des Herrn:²⁶ Wir, die wir leben, die wir übriggelassen werden²⁷ bis zur Ankunft des Herrn, werden denen, die entschlafen sind, nicht zuvorkommen. [1Kor 15,23] 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 15 26 Der Herr, der es verheißen, wird es auch ausführen. Vielleicht hatte der Herr ihm dies besonders offenbart. (Chrys., Theod.) 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 15 27 Wenn der Apostel hier sich und die Thessalonicher einschließt, so kann die Erwartung, die Ankunft des Herrn zu erleben, nur auf einem Wunsche und der aus diesem entspringenden Hoffnung beruhen, ohne dass Paulus eine Zeit angeben will, in der Christus glorreich erscheinen wird, wie [1Thess 5,1ff] und [2Thess 2,2ff] zeigen. Es lässt sich keine Stelle in allen Briefen aufweisen, aus der mit Bestimmtheit nachgewiesen werden könnte, Paulus habe sicher geglaubt, er werde die Ankunft des Herrn zum Gerichte noch erleben. Denn [1Kor 6,14] und [2Kor 4,14] sagt er, Gott werde uns auferwecken, [2Tim 4,6] die Zeit seiner Auflösung stehe bevor, [2Thess 2,2ff] der Tag der Ankunft des Herrn sei unbekannt. Worauf es ihm hier also ankommt, ist die Wahrheit, dass bei der Wiederkunft Christi die noch Lebenden nichts vor den Verstorbenen voraus haben werden, und dies allein verbürgt das Wort des Herrn. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 16 Quoniam ipse Dominus in jussu, et in voce Archangeli, et in tuba Dei descendet de clo: et mortui, qui in Christo sunt, resurgent primi. Denn²⁸ er, der Herr wird beim Aufrufe, bei der Stimme des Erzengels und bei der Posaune Gottes, vom Himmel herniedersteigen,²⁹ und die Toten, die in Christus sind,³⁰ werden zuerst auferstehen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 16 28 Die vom Apostel gewählten Züge zeigen teils die gemeinsame Vollendung der Lebenden und Verstorbenen, teils haben sie grundlegende Bedeutung für die Auferstehung der Entschlafenen, teils stellen sie den Heiland als den Bürgen und Mittelpunkt der Hoffnung hin. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 16 29 Die Schilderung erinnert an die Erscheinung Gottes auf dem Berge Sinai. [Ex 19] V. 11ff. Der Aufrufende ist wohl nicht Gott selbst, wenngleich dieser befiehlt, dass nun alles seine Vollendung habe. Über die Stimme des Erzengels siehe [Dan 12,1]. Nach dem heil. Thomas ist Michael, der Führer der guten Engel und der Schützer der Kirche A. und N. T., dieser Engel. Die Erscheinungen Gottes wurden schon im A. T. durch Posaunenstöße angekündigt und von solchen begleitet [Ex 19,13.16, Ps 47,6, Joel 2,1] u. a., wie auch die feierlichen, sichtbar durch Gottes Hand gewirkten Katastrophen [Offb 811] von Posaunenschall begleitet werden. Was nun freilich an dieser Stelle unter dieser himmlischen Posaune, vergl. [Mt 24,31, Offb 11,15-18], zu verstehen ist, ist nicht zu ermessen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 16 30 Die ihm eingegliedert sind, die Gerechten. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 17 Deinde nos, qui vivimus, qui relinquimur, simul rapiemur cum illis in nubibus obviam Christo in ara, et sic semper cum Domino erimus. Alsdann³¹ werden wir, die wir noch leben, die wir übriggelassen sind, zugleich mit ihnen entrückt werden auf Wolken, Christus entgegen in die Luft,³² und so werden wir³³ immerdar bei dem Herrn sein.³⁴ 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 17 31 In dramatischer Darstellung zerlegt der Apostel die Ereignisse gleichsam in verschiedene Akte. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 17 32 Werden die zur Zeit der Ankunft Christi noch Lebenden sterben, ehe ihre Umwandlung erfolgt? Aug., Thom. u. a. antworten hierauf mit Ja, die griech. Väter, sowie Tertull. und Hier. mit Nein. Der Strafe des Todes sind alle Menschen unterworfen [Röm 5,12], doch muss dieselbe nicht notwendig an allen vollstreckt werden. Die Frommen werden in die Luft entrückt, dem Herrn entgegen. Während die Sünder auf der Erde das Urteil ihrer Verdammnis erwarten, werden die Gerechten auf Wolken gen Himmel geführt, wie Christus von einer solchen aufgenommen ward [Apg 1,9] und nach [Mt 24,30, Apg 1,11] auf einer Wolke wiederkehren wird. Der Ort der Begegnung der Gerechten mit dem Herrn ist also zwischen Himmel und Erde; nicht als ob wir dort bleiben werden, gehen wir doch dem kommenden, nicht dem bleibenden Christus entgegen. (Aug.) 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 17 33 Alle, Lebende und Heimgegangene. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 17 34 Die völlige Vereinigung mit Jesus ist für Paulus überall das, woran er zuerst denkt bei der Erwähnung der Seligkeit. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 18 Itaque consolamini invicem in verbis istis. So tröstet denn einander mit diesen Worten!³⁵ 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 18 35 Den Trost, den ich hier schriftlich spende, führet euch oft gegenseitig zu Herzen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 2 Scitis enim quæ præcepta dederim vobis per Dominum Jesum. Ihr wisset ja, welche Vorschriften ich euch gegeben habe durch den Herrn Jesus.⁵ 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 2 5 In Christus haben die Gebote des heil. Paulus alles, was an ihnen lediglich sein Gedanke und Wille war, verloren und haben den Charakter des Heilandes angenommen, der zwischen der Gemeinde und dem Apostel steht, und dem, was dieser sagt, jener gegenüber Kraft verleiht. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 3 Hæc est enim voluntas Dei, sanctificatio vestra: ut abstineatis vos a fornicatione, Das nämlich ist der Wille Gottes, eure Heiligung;⁶ dass ihr euch enthaltet der Unzucht,⁷ [Röm 12,2, Eph 5,17] 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 3 6 Nicht durch äußere Gaben und Zeremonien wird Gottes Wohlgefallen gewonnen, sondern Gott verlangt, dass wir selbst heilig seien. Vergl. [Hebr 12,14]. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 3 7 Von jeder Sünde der Unreinheit. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 4 Ut sciat unusquisque vestrum vas suum possidere in sanctificatione, et honore: dass ein jeder von euch wisse sein Gefäß⁸ in Heiligkeit und Ehre zu besitzen, 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 4 8 Jüdischer Sprachgebrauch für Bezeichnung des Weibes (mit Bezugnahme auf [1Petr 3,7] Aug., Theod., Thom.). Andere verstehen darunter den eigenen Leib. (Tert., Chrys.) 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 5 Non in passione desiderii, sicut et gentes, quæ ignorant Deum: nicht in sinnlicher Leidenschaft, wie die Heiden, welche Gott nicht kennen;⁹ 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 5 9 Der Mangel an wahrer Gotteserkenntnis hatte bei den Heiden einen seiner Hauptgründe in der Unzucht. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 6 Et ne quis supergrediatur, neque circumveniat in negotio fratrem suum: quoniam vindex est Dominus de his omnibus, sicut prædiximus vobis, et testificatisumus. und¹⁰ dass niemand übergreife, und seinen Bruder im Geschäfte übervorteile; denn der Herr ist Rächer von allem diesem, wie wir euch schon verkündet und bezeugt haben. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 6 10 Zweites Hauptmoment des Willens Gottes (Siehe V. 3 Orig., Thom.): Vermeidung aller Verletzung der Gerechtigkeit. Unsittlichkeit und Habsucht waren die Hauptfehler des Heidentums. Bruder bezeichnet hier wohl jeden Mitmenschen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 7 Non enim vocavit nos Deus in immunditiam, sed in sanctificationem. Denn Gott hat uns nicht berufen zur Unlauterkeit, sondern zur Heiligung.¹¹ 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 7 11 Also wird Gott alle, welche der Unlauterkeit nachgegeben und nicht der Heiligung gelebt haben, strafen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 8 Itaque qui hæc spernit, non hominem spernit, sed Deum: qui etiam dedit Spiritum suum sanctum in nobis. Wer daher dies missachtet, missachtet nicht einen Menschen, sondern Gott, denselben, der seinen Heiligen Geist in unsere Herzen gegeben hat.¹² 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 8 12 Gott wohlzugefallen, [1Thess 4,1] heilig und untadelig vor ihm zu sein. [1Thess 3,13] Diese Heiligung ist Gottes Wille [1Thess 4,3] und ein Merkmal des christlichen Berufes [1Thess 4,7], der sie aber gibt, ist Gott. Die besseren Handschriften der Vulgata lesen wie der griech. Text: In eure Herzen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 9 De caritate autem fraternitatis non necesse habemus scribere vobis: ipsi enim vos a Deo didicistis ut diligatis invicem. Wegen der Bruderliebe¹³ aber haben wir nicht nötig, euch zu schreiben,¹⁴ denn ihr seid selbst von Gott gelehrt, euch einander zu lieben.¹⁵ [Joh 13,34] 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 9 13 Was [1Thess 3,12] als Wunsch ausgesprochen, dass Gott es verleihe, wird hier als Pflicht der Christen bezeichnet. Die Nächstenliebe, welche selbst die Feinde umfasst, sieht in dem Nächsten nur einen Menschen, den Gott zu lieben befohlen. Die Bruderliebe hingegen fasst auch das Gemeinsame, das Band der heiligsten Vereinigung in Gott und den göttlichen Gütern ins Auge und lässt die Herzen in gemeinsamer Liebe sich zusammenschließen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 9 14 Wenn es nicht notwendig ist, davon zu sprechen, warum erwähnt der Apostel dies noch? Indem er sagt: Es ist nicht notwendig, prägt er mit größerer Kraft ein, wie hoch diese Liebe zu schätzen und wie sehr sie zu wahren ist. 1 Thessalonicher 1Thess 59 4 9 15 Ähnlich der Heiland selbst. [Mt 23,8] 1 Thessalonicher 1Thess 59 0 1 b. Jeder vorwitzigen Frage über die Wiederkunft des Herrn vorbeugend, erinnert Paulus an das, was er gelehrt, dass dieselbe plötzlich statthaben wird. (V. 3) c. So mögen den alle wachen und die Tugenden des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe gleichsam als Waffen ergreifen. (V. 11) 3. Weitere Mahnungen (V. 12 22): a. Über die Pflichten der Untergebenen, dankbar, liebevoll, friedvoll zu sein (V. 13), über die Pflicht der Vorgesetzten, einem jeden nach seinem Bedürfnisse beizustehen. (V. 15) Mahnungen zu weisem Gebrauche der geistigen Gaben, zur Meidung aller Sünden. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 1 De temporibus autem, et momentis fratres non indigetis ut scribamus vobis. Über die Zeit und Stunde¹ aber, Brüder! habt ihr nicht nötig, dass wir euch schreiben; 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 1 1 Zu welcher der Herr kommt, Gericht zu halten. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 10 Qui mortuus est pro nobis: ut sive vigilemus, sive dormiamus, simul cum illo vivamus. der für uns gestorben ist,¹⁹ damit wir, mögen wir nun wachen oder schlafen, zugleich mit ihm leben. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 10 19 Zwar wird die Auferstehung des Herrn nicht ausdrücklich genannt, doch zeigt das letzte Wort des Verses, dass der Apostel sie bei der Nennung des Todes Jesu gleichfalls im Auge hatte. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 11 Propter quod consolamini invicem: et ædificate alterutrum, sicut et facitis. Darum tröstet einander, und erbauet einander, wie ihr ja auch tuet.²⁰ 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 11 20 Der einzelne Christ und sein Leben ist gleichsam ein Bau, an dessen Vollendung andere mithelfen können und sollen. Vergl. [1Kor 14,4] und [Eph 2,20]. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 12 Rogamus autem vos fratres ut noveritis eos, qui laborant inter vos, et præsunt vobis in Domino, et monent vos, Wir bitten euch aber, Brüder! dass ihr die anerkennet, welche unter euch arbeiten, und euch im Herrn vorstehen, und euch zurechtweisen,²¹ 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 12 21 Der Beruf der Vorsteher der Gemeinde ist es, zu arbeiten für das geistliche Wohl der ihnen anvertrauten Seelen, der Gemeinde vorzustehen in geistlichen Angelegenheiten, im Herrn (im Zusammenhang mit ihm und auf seine Autorität gestützt) zurechtzuweisen, d. i. zu belehren und die Zucht zu handhaben. Den Gläubigen werden drei Pflichten auferlegt: Dankbarkeit und Ehrerbietung, Liebe, Friede und Unterwerfung. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 13 Ut habeatis illos abundantius in caritate propter opus illorum: pacem habete cum eis. dass ihr sie überaus hochhaltet in Liebe um ihres Werkes willen; lebet im Frieden mit ihnen!²² 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 13 22 Besser nach dem Griech.: Wahret den Frieden durch sie. Sie seien eure Schiedsrichter. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 14 Rogamus autem vos fratres, corripite inquietos, consolamini pusillanimes, suscipite infirmos, patientes estote ad omnes. Wir bitten euch aber, Brüder!²³ weiset die Unruhigen²⁴ zurecht, tröstet die Kleinmütigen,²⁵ nehmet euch der Schwachen²⁶ an, seid langmütig²⁷ gegen alle.²⁸ 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 14 23 Die folgenden Mahnungen sind wohl an die Vorsteher gerichtet. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 14 24 Griech.: die Unordentlichen, die ein ungeordnetes Leben führen, das der göttlichen Ordnung widerspricht. (Chrys.) 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 14 25 Welches immer der Grund des Kleinmutes sein mag. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 14 26 Die im Glauben, der Erkenntnis oder der Lebensführung Schwachen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 14 27 Ertraget Enttäuschungen und Misserfolge mit einem Herzen voller Liebe und Hoffnung. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 14 28 Gegen alle Glieder der Gemeinde. Mit der zweiten Hälfte dieses Verses richtet sich die Mahnung wohl über den Kreis der Vorsteher hinaus auch an die übrigen Gläubigen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 15 Videte ne quis malum pro malo alicui reddat: sed semper quod bonum est sectamini in invicem, et in omnes. Sehet zu, dass keiner dem andern Böses mit Bösem vergelte; sondern befleißet euch immerdar des Guten gegeneinander und gegen alle. [Spr 17,13, Spr 20,22, Röm 12,17, 1Petr 3,9] 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 16 Semper gaudete. Freuet euch allezeit!²⁹ [Phil 4,4, Röm 12,12, Mt 5,12] 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 16 29 Zu dieser geistigen Freudigkeit, welche aus lebendigem Glauben, fester Hoffnung und aufrichtiger Liebe entspringt, ermuntert Paulus häufig in seinen Briefen. [Röm 13,12, 2Kor 13,11, Phil 3,1, Phil 4,4] Und in der Tat, wie kann der traurig sein, der weiß, dass die göttliche Vorsehung auch widrige Dinge zur Erlangung des Himmelreiches ordnet? 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 17 Sine intermissione orate. Betet ohne Unterlass!³⁰ [Lk 18,1, Kol 4,2] 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 17 30 Ein beständiges Gebet in Worten ist dem Menschen nicht möglich, mithin wollte der Apostel ein solches nicht vorschreiben. Wohl aber können und sollen wir alles, was wir denken, wollen und tun, auf Gott beziehen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 18 In omnibus gratias agite: hæc est enim voluntas Dei in Christo Jesu in omnibus vobis. Bei allem³¹ saget Dank; denn dies³² ist der Wille Gottes in Christus Jesus an euch alle. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 18 31 Dies ist nicht nur meine Vorschrift, sondern so will es Gott von euch in Christus Jesus. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 18 32 Vielleicht bezieht sich dies noch weiter zurück auf alles, was V. 16 18 gesagt ist. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 19 Spiritum nolite exstinguere. Den Geist³³ löschet nicht aus! 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 19 33 Den Heil. Geist. Derselbe wird [Röm 12,11, Apg 18,25, Apg 2,3] mit Feuer verglichen. Entweder sind die Geistesgaben gemeint, vergl. [1Kor 12,5ff], dann bietet V. 21 die positive Mahnung, (Chrys., Ambr.) oder die heiligmachende Gnade (Athanas., Aug.). 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 2 Ipsi enim diligenter scitis quia dies Domini, sicut fur in nocte, ita veniet. denn ihr selbst wisset gar wohl, dass der Tag des Herrn so wie ein Dieb in der Nacht kommen wird.² 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 2 2 Vergl. [Mt 24,43, Lk 12,39, 2Petr 3,10]. Paulus wählt dies Bild, indem er sich auf den Standpunkt der Weltmenschen stellt. Für diese, welche in irdischem Besitze ihr Glück gesucht, wird die Ankunft des Herrn sein, wie wenn ein Dieb bei Nacht in ein Haus einbricht. Nach der Tradition der Juden wird der Messias, wie einst in Ägypten der Würgeengel, in der Osternacht kommen. Daran anknüpfend feierten die ersten Christen die Ostervigil (Laktant., Hier.). 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 20 Prophetias nolite spernere. Weissagungen achtet nicht gering!³⁴ 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 20 34 Weissagungen, Prophezeiungen, sind im Sinne der heil. Schrift nicht nur Offenbarungen der Zukunft, sondern alles gottgewirkte Aussprechen des Willens Gottes. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 21 Omnia autem probate: quod bonum est tenete. Alles aber prüfet;³⁵ was gut ist, behaltet! 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 21 35 Ob es gut oder böse ist. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 22 Ab omni specie mala abstinete vos: Meidet jeden Schein³⁶ des Bösen! 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 22 36 Wohl: Jede Art des Bösen, alles Böse. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 23 Ipse autem Deus pacis sanctificet vos per omnia: ut integer spiritus vester, et anima, et corpus sine querela in adventu Domini nostri Jesu Christi servetur. Er³⁷ aber, der Gott des Friedens,³⁸ heilige euch vollkommen, damit euer Geist, eure Seele³⁹ und euer Leib ganz untadelhaft bewahrt werde zur Ankunft unsers Herrn Jesu Christi.⁴⁰ 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 23 37 Er, von dem alles abhängt und ohne den wir nichts vermögen; Gegensatz zu allem rein menschlichen Streben. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 23 38 Sind nicht die Mahnungen von V. 12 an Mahnungen zum Frieden? 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 23 39 Bei der Dreiteilung der Seele ist der Geist die Seele als Vernunft, die Seele aber der Lebensgrund, welcher dem Leibe das Leben verleiht und mit ihm durch die Sinne wahrnimmt und tätig ist. Der ganze Mensch also erfahre die Erlösung des Gottes des Friedens an sich. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 23 40 Der Geist wird untadelig bewahrt, wenn die Vernunft durch den Glauben erleuchtet, der Wille an Liebe und Gerechtigkeit Wohlgefallen findet, die Seele, wenn sie die Sinnlichkeit im Zaume hält, der Leib, wenn er rein bewahrt und nicht zum Werkzeug böser Handlungen herabgewürdigt ist. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 24 Fidelis est, qui vocavit vos: qui etiam faciet. Treu ist, der euch berufen hat; er wird es auch vollbringen.⁴¹ [1Kor 1,9] 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 24 41 Gottes Liebe bleibt stets die gleiche. Dies ist der Grund unserer Hoffnung und die Bürgschaft unseres Heils. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 25 Fratres orate pro nobis. Brüder! betet für uns.⁴² 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 25 42 Wie wir für euch: [1Thess 1,2, 1Thess 2,13ff, 1Thess 3,9ff]. Griech.: Betet auch für uns; so dass Paulus in die Zahl derer aufgenommen zu werden wünscht, für welche die Thessalonicher bereits beten. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 26 Salutate fratres omnes in osculo sancto. Grüßet alle Brüder mit heiligem Kusse!⁴³ 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 26 43 Mit dem Bruderkusse. Im Morgenlande war es Sitte, mit dem Gruße den Kuss zu verbinden. Der Kuss heißt heilig, d. i. Zeichen nicht nur der Liebe, sondern auch der Heiligkeit, der heiligen Liebesgemeinschaft der Gläubigen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 27 Adjuro vos per Dominum ut legatur epistola hæc omnibus sanctis fratribus. Ich beschwöre euch bei dem Herrn, diesen Brief allen heiligen Brüdern vorlesen zu lassen.⁴⁴ 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 27 44 Der Brief ist wohl an die geistlichen Vorsteher gesendet, damit diese ihn vorlesen. Wie der ganze Brief, so zeigen die Schlussworte die Innigkeit der Liebe des Apostels zu allen Gliedern der Gemeinde von Thessalonich. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 28 Gratia Domini nostri Jesu Christi vobiscum. Amen. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit euch! Amen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 3 Cum enim dixerint pax, et securitas: tunc repentinus eis superveniet interitus, sicut dolor in utero habenti, et non effugient. Denn wenn sie³ sagen: Friede und Sicherheit! dann wird plötzliches Verderben⁴ sie überfallen, wie die Wehen die Schwangere, und sie werden nicht entrinnen.⁵ 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 3 3 Die Kinder der Welt. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 3 4 Weil der Gerichtstag sie in unbußfertiger Sicherheit und Abkehr von Gott findet, wird er für sie zu einem Tage des Verderbens. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 3 5 Das Bild zeigt die Plötzlichkeit, die unfehlbare Sicherheit und die bittere Pein des Gerichtes. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 4 Vos autem fratres non estis in tenebris, ut vos dies illa tamquam fur comprehendat: Ihr aber, Brüder! seid nicht in Finsternis,⁶ so dass euch jener Tag wie ein Dieb überrasche,⁷ 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 4 6 Fern von Gott und seine Feinde. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 4 7 Ihr gehört dem Tage an, da ihr im Tageslichte wandelt, und so vermag euch jener Tag nicht zu überraschen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 5 Omnes enim vos filii lucis estis, et filii diei: non sumus noctis, neque tenebrarum. denn alle seid ihr Kinder des Lichtes und Kinder des Tages;⁸ wir⁹ gehören nicht der Nacht, noch der Finsternis an. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 5 8 Hebraismus: Ihr gehört der Gerechtigkeit und Heiligkeit an. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 5 9 Alle Christen. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 6 Igitur non dormiamus sicut et ceteri, sed vigilemus, et sobrii simus. So lasset uns denn nicht schlafen,¹⁰ wie die übrigen, sondern lasset uns wachen und nüchtern sein.¹¹ 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 6 10 Sorglos nur dem Irdischen leben und das Ewige aus den Augen verlieren. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 6 11 Nüchtern sein: Alle Begierden bezähmen. (Chrys.) das Wachen allein reicht nicht aus, seine Stärke ist die Nüchternheit. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 7 Qui enim dormiunt, nocte dormiunt: et qui ebrii sunt, nocte ebrii sunt. Die, welche schlafen, schlafen ja des Nachts, und die, welche sich berauschen, sind des Nachts berauscht.¹² 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 7 12 Die Alten hielten ihre Festgelage abends und nachts. Zu der Mahnung vergl. [Mt 24,48ff]. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 8 Nos autem, qui diei sumus, sobrii simus, induti loricam fidei, et caritatis, et galeam spem salutis: Wir¹³ aber, die wir dem Tage angehören,¹⁴ wollen nüchtern sein,¹⁵ angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe, und mit dem Helme der Hoffnung des Heils.¹⁶ 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 8 13 Indem der Apostel sich und alle Christen einschließt, wird die Mahnung eindringlicher. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 8 14 Vergl. [Lk 16,8, Joh 12,36]. Der Tag des Herrn ist ein Tag der Erscheinung des Lichtes, wie schon die Propheten bezeugen [Hos 6,5, Mi 7,9] vergl. [1Kor 5,5], selbst wenn sie denselben für die Sünder einen Tag der Finsternis nennen. [Am 5,18.20] 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 8 15 Wiederaufnahme von V. 5, 6. Von der Tagesstimmung wendet der Apostel sich indes zur Tageskleidung, vergl. [Offb 16,5] u. a., ja, dem Zusammenhange entsprechend, zur Waffenrüstung. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 8 16 Das Gleichnis hat schon im A. T. Vorbilder. [Jes 59,17, Weish 5,19] und [Bar 5,2]. Der Apostel nennt hier wie sonst [Eph 6,11] nur Verteidigungswaffen und bekleidet die Grundtugenden des Christentums, Glaube, Hoffnung und Liebe mit denselben. Der Glaube kann Schild [Eph 6,16] und Panzer zugleich sein; Schild, da er die Geschosse des Feindes auffängt und abhält, Panzer, da er ihnen nicht gestattet, in dein Herz einzudringen. (Aug.) 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 9 Quoniam non posuit nos Deus in iram, sed in acquisitionem salutis per Dominum nostrum Jesum Christum, Denn¹⁷ Gott hat uns nicht zum Zorne bestimmt,¹⁸ sondern zur Erwerbung des Heiles durch unsern Herrn Jesus Christus, 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 9 17 Der Helm der Hoffnung ist an dieser Stelle besonders wichtig, da er den künftigen Sieg verbürgt, weshalb der Apostel ihm eine Begründung beifügt. 1 Thessalonicher 1Thess 59 5 9 18 Gott hat uns Christen nicht dazu bestimmt, dass wir am Tage des Gerichtes dem Zorne anheimfallen sollen. Kolosser Kol 59 0 1 Eingang des Briefes (Kap. 1, V. 1 8): Aufschrift (V. 3) und Danksagung für die reiche Frucht, welche die Predigt des Evangeliums unter den Kolossern getragen hat. (V. 8) I. Dogmatisch polemischer Teil (Kap. 1, V, V. 9 Kap. 2, V. 23): 1. Der Apostel verheißt, auch ferner für die Kolosser zu beten, dass sie immer mehr in der Wissenschaft des Heilandes zunehmen. (V. 12) 2. Nachweis der Würde Christi, unseres Erlösers (V. 13 23) a. Aus den Wohltaten, die wir von ihm erhalten haben: Erlösung und Nachlass der Sünden. (V. 14) b. Aus seinem Verhältnisse zum Vater als dessen Abbild (V. 15), zu allen Geschöpfen als ihr Schöpfer und Erhalter (V. 17), zur Kirche als deren Haupt, da in ihm die Fülle der Gottheit ist und durch ihn alle mit Gott versöhnt sind. (V. 20) c. Ermahnung zur Festigkeit im Glauben, der ihnen überliefert ist und der ganzen Erde verkündet wird. (V. 23) a. Damit die Leser diese Mahnungen desto besser aufnehmen, schickt er den Grund voraus, warum er ihnen schreibt (1,24 2,3): er ist von Gott zum Heidenapostel bestimmt, um sie über die übergroßen Reichtümer, welche Christus den Heiden gebracht, zu unterrichten und sie zur Vollkommenheit zu führen. Kolosser Kol 59 1 1 PAULUS Apostolus Jesu Christi per voluntatem Dei, et Timotheus frater: Paulus, Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes,¹ und Timotheus, der Bruder,² Kolosser Kol 59 1 1 1 Da Paulus diese Kirche nicht selbst gegründet, fügt er seinem Namen die Bezeichnung seiner Würde bei. Der Zusatz durch den Willen Gottes ist einerseits ein Ausdruck seiner persönlichen Demut, andererseits das Bewusstsein der Würde seines Amtes. Wie [Phil 1] und [Phlm 1] stellt er sich den Timotheus zur Seite, dem er vielleicht auch diesen Brief diktierte. Kolosser Kol 59 1 1 2 Als Sohn desselben himmlischen Vaters durch den Glauben und als Mitarbeiter in der Predigt des Evangeliums. Kolosser Kol 59 1 10 Ut ambuletis digne Deo per omnia placentes: in omni opere bono fructificantes, et crescentes in scientia Dei: dass ihr Gottes würdig wandelt, ihm in allem wohlgefällig, indem ihr an jeglichem guten Werke Frucht bringt und wachset in der Erkenntnis Gottes;¹⁹ Kolosser Kol 59 1 10 19 Ein der Kinder Gottes und Jünger Christi würdiger Wandel trägt erstlich Früchte guter Werke, wie ein guter Baum gute Früchte bringt, indem er auch die Erkenntnis wachsen lässt, sodann führt er in gleichem Maße zur geduldigen Ertragung der Schwierigkeiten in diesem Leben (V. 11) und zu freudigem Danke für die Berufung zum Christentum und für die Verheißung des ewigen Erbteiles. Kolosser Kol 59 1 11 In omni virtute confortati secundum potentiam claritatis ejus in omni patientia, et longanimitate cum gaudio mit aller Kraft gestärkt, nach der Macht seiner Herrlichkeit, zu aller Standhaftigkeit und Langmut, mit Freuden,²⁰ Kolosser Kol 59 1 11 20 Der Christ muss beständig kämpfen und braucht Kraft, ja volle Kraft, wie solche nur Gott nach Maßgabe der Macht seiner Herrlichkeit geben kann. Der von außen entgegentretende Widerstand, wie die innere Leidensscheu, werden so überwunden. Kolosser Kol 59 1 12 Gratias agentes Deo Patri, qui dignos nos fecit in partem sortis sanctorum in lumine: indem wir Gott, dem Vater,²¹ Dank sagen, der uns würdig gemacht hat,²² Teil zu nehmen am Erbe der Heiligen im Lichte;²³ Kolosser Kol 59 1 12 21 Weil er unser Vater ist, als den er sich erwiesen hat, indem er uns an dem Lichte teilnehmen ließ, in dem er selbst wohnt, am Gottesreiche. Da Paulus jetzt zu der Beschreibung einer allen Christen erwiesenen Wohltat übergeht, fährt er in der ersten Person der Mehrzahl fort. Kolosser Kol 59 1 12 22 Wir sind also nicht aus uns selbst würdig, sondern dass wir es sind, ist Gottes Geschenk. Denselben Gedanken legt V. 12 das Wort Erbe der heiligen nahe. Kolosser Kol 59 1 12 23 Schon im A. T. ist das Licht Bild des Heiles. [Jes 49,6] u. a. Das Licht ist also hier die Stätte des Lichtes, das Gottesreich, im Gegensatze zur Finsternis der Welt. Das Erbe der Heiligen im Lichte ist das Gut, welches (V. 5) im Himmel aufbehalten ist. Kolosser Kol 59 1 13 Qui eripuit nos de potestate tenebrarum, et transtulit in regnum filii dilectionis suæ, welcher uns aus der Gewalt der Finsternis befreit und in das Reich des Sohnes seiner Liebe²⁴ versetzt hat, Kolosser Kol 59 1 13 24 Eine solche Bezeichnung des Heilandes (Sohn, der seine Liebe besitzt) findet sich nur an dieser Stelle. Die Errettung ist die negative, die Erlösung, die Versetzung in das Reich des Sohnes seiner Liebe, die positive Seite des Anteils, den wir am Gottesreiche haben. Kolosser Kol 59 1 14 In quo habemus redemptionem per sanguinem ejus, remissionem peccatorum: in welchem wir die Erlösung haben²⁵ durch sein Blut,²⁶ die Vergebung der Sünden; Kolosser Kol 59 1 14 25 Christus ist die fortdauernde Quelle der Erlösung. Kolosser Kol 59 1 14 26 Der Zusatz durch sein Blut fehlt in den meisten griechischen Handschriften. Kolosser Kol 59 1 15 Qui est imago Dei invisibilis, primogenitus omnis creaturæ: welcher²⁷ das Ebenbild Gottes ist, des Unsichtbaren,²⁸ der Erstgeborne²⁹ vor aller Schöpfung;³⁰ Kolosser Kol 59 1 15 27 Mit V. 15 geht Paulus von dem, was Christus für uns getan, zu dem über, was er ist. Und zwar V. 15 17: Was er seinem Verhältnis zum Vater gemäß der Welt gegenüber ist. V. 18 20: Was der Heiland als Haupt, Stammvater und Erlöser der Kirche ist. Kolosser Kol 59 1 15 28 Was Paulus von der Erhabenheit Christi vor dessen Menschwerdung sagt, soll dazu dienen, das, was er über den erhöhten Heiland sagt, vor jeder Einschränkung zu bewahren. In Christus ist der an sich unsichtbare Gott für uns im Glauben sichtbar, offenbar geworden (Chrys.). Der Sohn heißt Ebenbild des Vaters, weil er zwar die Gottheit besitzt, aber mitgeteilt. Kolosser Kol 59 1 15 29 Der Apostel sagt nicht: Der zuerst Erschaffene, sondern: Der Vom Vater Erzeugte (Ambr.). Der Sinn dieses Wortes ist (wie seine Anwendung auf die Israeliten [Ex 4,22] und auf die Christen [Hebr 12,22] zeigt) nicht an sich das zeitlich frühere Dasein, sondern das besondere Vorrecht der Erstgeburt. So wird es von Christus [Röm 8,27, Hebr 1,6] gebraucht. Indes hat Paulus auch den Vorrang der Ewigkeit Christi vor allen Geschöpfen im Auge (Theoph., Theod.). Erklärte das erste Wort Bild das Verhältnis des Heilandes zu Gott, so bezeichnet das zweite seine Stellung zu den Geschöpfen. Die Auffassung der Arianer, als ob Christus hier das erste der Geschöpfe genannt werde, widerstreitet, wie der Bedeutung der Worte, so dem Zusammenhange. Wenn nämlich nach V. 16 alles Geschaffene von ihm abhängt, kann er unmöglich selbst ein Geschöpf sein. Kolosser Kol 59 1 15 30 Die geistigen Wesen, denn wie V. 16 zeigt, ist an Himmel und Erde selbst nicht gedacht, wie auch V. 16 für ihn V. 20 mit sich bestätigen. Der Apostel will ja nachweisen, dass Christus über alle Engel erhaben ist. Kolosser Kol 59 1 16 Quoniam in ipso condita sunt universa in clis, et in terra, visibilia, et invisibilia, sive throni, sive dominationes, sive principatus, sive potestates: omnia per ipsum, et in ipso creata sunt: denn in ihm ist alles erschaffen, was im Himmel und was auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare,³¹ seien es Throne oder Herrschaften, oder Fürstentümer oder Gewalten, alles ist durch ihn und für ihn³² geschaffen; Kolosser Kol 59 1 16 31 Die unsichtbaren, geistigen Wesen sind die höchsten unter allen Geschöpfen, doch auch sie sind Christus untergeordnet. Da die Reihenfolge in der Aufzählung der Engelordnungen an den verschiedenen Stellen verschieden ist, wird hier keine Rangordnung derselben beabsichtigt, sondern durch die Häufung der Namen die keine Ordnung ausschließende Herrschaftsstellung Christi hervorgehoben. Kolosser Kol 59 1 16 32 Wie Christus Ursprung der Welt, so ist er ihr Ziel. Für ihn: Dies ist der Sinn der Übersetzung nach dem griech. Urtexte. Was [Röm 11,36, 1Kor 8,6] von Gott, wird hier von Christus dem Herrn ausgesagt. Doch ist hier nicht das Verhältnis des Heilandes zu Gott, sondern das der Welt zu Christus dargestellt. Kolosser Kol 59 1 17 Et ipse est ante omnes, et omnia in ipso constant. und er³³ ist vor allen,³⁴ und alles hat seinen Bestand in ihm.³⁵ Kolosser Kol 59 1 17 33 Er selbst und kein anderer. Kolosser Kol 59 1 17 34 Besser: vor allem. Kolosser Kol 59 1 17 35 Ähnlich [Hebr 1,3]. Kolosser Kol 59 1 18 Et ipse est caput corporis Ecclesiæ, qui est principium, primogenitus ex mortuis: ut sit in omnibus ipse primatum tenens. Und er³⁶ ist das Haupt des Leibes der Kirche,³⁷ er, der da ist der Anfang, der Erstgeborne von den Toten,³⁸ damit er in allem³⁹ den Vorrang habe; Kolosser Kol 59 1 18 36 Wie V. 17 im Gegensatze zu der Engellehre der Irrlehrer: Er, kein anderer. Kolosser Kol 59 1 18 37 Das Bild des Leibes wird von der Kirche gebraucht, ihre innere Einheit als eines gegliederten Organismus [Röm 12,4, 1Kor 12,12ff] zu kennzeichnen, zugleich mit ihrer Vereinigung mit dem Haupte, Christus. [1Kor 11,3, Eph 5,23] Die Genitive des Leibes der Kirche sind einander also untergeordnet: Die Kirche ist ein Leib, das Haupt dieses Leibes ist Christus. Kolosser Kol 59 1 18 38 Wenn auch andere vor Christus auferstanden sind, starben sie doch wieder und besiegten den Tod nicht auf immer. Christi Auferstehung ist uns durch die Taufe zu eigen gegeben, wenn sie auch erst in unserer Auferstehung vollkommen ihre Früchte zeigt. Diese Würde als Haupt der Kirche, als Stammvater des neuen Geschlechtes, als erster in der Auferstehung war dem Heilande von Ewigkeit her bestimmt. (Damit.) Kolosser Kol 59 1 18 39 Diese Stellung zur Kirche hat Gott dem Erlöser gegeben, damit er in jeder Beziehung der erste sei: Wie der Höchste über alle Geschöpfe, so der erste als Haupt der Kirche und der erste in der Auferstehung. Kolosser Kol 59 1 19 Quia in ipso complacuit, omnem plenitudinem inhabitare: denn in ihm gefiel es Gott, die ganze Fülle wohnen zu lassen,⁴⁰ Kolosser Kol 59 1 19 40 Der Anteil am göttlichen Wesen gebührte der menschlichen Natur nicht aus sich, sondern ward ihr zu Teil, als das Wort sie annahm. Also Christus gebührt der Vorrang, weil er nicht nur Mensch, sondern auch Gott war. Die Fülle der Gottheit wohnte in ihm: wohl eine Anspielung auf das sichtbare Wohnen Gottes unter seinem Volke. Kolosser Kol 59 1 2 Eis, qui sunt Colossis, sanctis, et fidelibus fratribus in Christo Jesu. den Heiligen³ und gläubigen Brüdern in Christus Jesus zu Kolossä. Kolosser Kol 59 1 2 3 Dem aus der gottesfeindlichen Welt in das Gottesreich Berufenen. Kolosser Kol 59 1 20 Et per eum reconciliare omnia in ipsum, pacificans per sanguinem crucis ejus, sive quæ in terris, sive quæ in clis sunt. und durch ihn alles mit sich zu versöhnen, indem er Frieden stiftete durch das Blut seines Kreuzes, sowohl was auf der Erde,⁴¹ als was im Himmel ist.⁴² Kolosser Kol 59 1 20 41 Paulus nennt zuerst die irdischen Geschöpfe, weil die Versöhnung auf Erden geschehen ist und das Irdische zunächst betraf. Christus hat die ganze Welt in das rechte Verhältnis zu Gott gebracht. Durch die bei den Engeln beginnende und zu den Menschen fortschreitende Sünde war ein Riss in die Schöpfung gebracht, welche die Geister- und Körperwelt und der beide verbindende und sich vereinigende Mensch darstellt. Gehören nun die Engel zu denen, für welche das Werk der Versöhnung gleichfalls seine Wirkung übt, siehe [Eph 3,10], so sind sie nicht, wie die Irrlehrer meinen, die Versöhner. Kolosser Kol 59 1 20 42 Der Apostel ruft die historische Art des Todes Christi in's Gedächtnis, der ein Opfer war zur Versöhnung im Himmel und auf Erden. Kolosser Kol 59 1 21 Et vos cum essetis aliquando alienati, et inimici sensu in operibus malis: Auch euch,⁴³ die ihr ehedem entfremdet und feindlich gesinnt waret in bösen Werken,⁴⁴ Kolosser Kol 59 1 21 43 Der Apostel kehrt zu dem Gedanken V. 13, 14 zurück. Alles, was Paulus von der zweiten Hälfte des V. 15 an gesagt hat, war nur eine weitere Ausführung des ersten Teiles dieses Verses. Kolosser Kol 59 1 21 44 Ihr waret Gott entfremdet und feindselig, indem ihr böse Werke vollbrachtet. Diese waren Zeichen und Grund eurer Entfremdung und Feindschaft. Kolosser Kol 59 1 22 Nunc autem reconciliavit in corpore carnis ejus per mortem, exhibere vos sanctos, et immaculatos, et irreprehensibiles coram ipso: hat er jetzt versöhnt in dem Leibe seines Fleisches⁴⁵ durch den Tod, um euch heilig und unbefleckt und unsträflich⁴⁶ darzustellen⁴⁷ vor ihm; Kolosser Kol 59 1 22 45 Die Betonung dieses Wortes geschieht wohl im Gegensatze zu den Irrlehren: Die Engel vermochten nicht uns zu erlösen, weil ihnen der leidensfähige Leib fehlte. Kolosser Kol 59 1 22 46 Indem Christus sich für uns in den Tod dahingab, tilgte er für uns genugtuend das, was uns von Gott trennte, die Sündenschuld, und erwarb, was uns wieder mit ihm vereinte, den Heil. Geist, den Geist der Liebe. Die Häufung der Ausdrücke, welche die Umgestaltung bezeichnen, ist ein Anzeichen für die Vollkommenheit derselben. Kolosser Kol 59 1 22 47 Im zukünftigen Gericht. Kolosser Kol 59 1 23 Si tamen permanetis in fide fundati, et stabiles, et immobiles a spe Evangelii, quod audistis, quod prædicatum est in universa creatura, quæ sub clo est, cujus factus sum ego Paulus minister. wenn ihr anders im Glauben beharret, festgegründet⁴⁸ und beständig, und euch nicht wankend machen lasset in der Hoffnung des Evangeliums,⁴⁹ welches ihr gehört habt, das verkündigt worden ist in der ganzen Schöpfung unter dem Himmel,⁵⁰ dessen Diener ich, Paulus, geworden bin.⁵¹ Kolosser Kol 59 1 23 48 Die Gläubigen sind ein geistiger Bau, dessen Fundament der Glaube bildet und den die Hoffnung sich zum Himmel erheben lässt. Kolosser Kol 59 1 23 49 Das, was das Evangelium hoffen lässt, und seine Verkündigung. (V. 5) Kolosser Kol 59 1 23 50 Bei Juden und Heiden. Dürfen die Kolosser sich von dem Evangelium, das in der ganzen Welt verkündet wird, trennen und so von der Kirche scheiden? Kolosser Kol 59 1 23 51 Vergl. V. 9. Der Apostel weist auf seine Autorität hin, so seinen Mahnungen den Weg bahnend. Kolosser Kol 59 1 24 Qui nunc gaudeo in passionibus pro vobis, et adimpleo ea, quæ desunt passionum Christi, in carne mea pro corpore ejus, quod est Ecclesia: Jetzt freue ich mich in den Leiden für euch,⁵² und ergänze das an meinem Fleische,⁵³ was an den Leiden Christi noch mangelt⁵⁴ für seinen Leib, welcher die Kirche ist, Kolosser Kol 59 1 24 52 Ich freue mich, dass ich auch für euch, die ich nie gesehen, ein Diener des Evangeliums geworden bin, zwar nicht durch Verkündigung desselben, doch aber durch mein jetziges Leiden. Ich bin ein Diener der Gesamtheit, und so kommt mein Leiden auch euch zugute, ist für euch genugtuend, die ihr Glieder des Leibes Christi seid. Kolosser Kol 59 1 24 53 An meinem, den Drangsalen unterworfenen Leibe. Kolosser Kol 59 1 24 54 Christus hat also nicht alles gelitten, was zu leiden ist? Paulus muss in seinem Leiden an die Stelle Christi treten? Paulus leidet um Christi willen und als sein Glied, so leidet also Christus in ihm. So rief ja der Heiland selbst, als er sich Paulus offenbarte, ihm zu: Was verfolgst du mich? Ich bin Jesus, den du verfolgst. Das Leiden des Herrn wird bis zum Ende der Welt fortgesetzt, und wie er es ist, der in seinen Heiligen geehrt und geliebt und in den Armen gespeist und bekleidet wird, so ist er es auch, der mitleidet in allen denen, welche um der Gerechtigkeit willen Schmach leiden. (H. Leo.) Wenn auch Christus zur Genugtuung für uns gelitten hat, sind wir deshalb doch nicht befreit vom Kreuz, Übung der Tugenden und Buße. Die Mühen und Arbeiten Christi in der Verkündigung des göttlichen Wortes beschränkten sich ferner auf Palästina und dauerten nur kurze Zeit, den anderen Völkern müssen die Apostel predigen und so ergänzen, was den Mühen Christi zur Auferbauung der Kirche noch abgeht. Deshalb mahnt der heil. Petrus [1Petr 2,21], dass Christus ein Vorbild hinterlassen hat, dem wir folgen sollen. So ist also für Christus ein Leiden geblieben, das er zwar nicht selbst, aber in seinen Gliedern zu erdulden hat (Chrys.), damit sein Leib durch Leiden auferbaut werde. Sein Leiden für die Kirche aufzuopfern, leitet den heil. Paulus sein Amt an. (V. 23) Der Schatz der Verdienste, welche Christus einst in seinem irdischen Erdenwandel und jetzt in seinen Gerechten erwirbt, ist der Schatz der Kirche. Soweit die Leiden Christi denselben bilden, ist er nicht nur eine ausreichende, nein, selbst eine überfließende Genugtuung für alle Sünden; die Verdienste der Heiligen sind im Vereine mit den Verdiensten Christi nicht Sünden tilgend, sondern nur Sündenstrafen mildernd oder ganz erlassend, soweit sie uns zugewendet werden. Kolosser Kol 59 1 25 Cujus factus sum ego minister secundum dispensationem Dei, quæ data est mihi in vos, ut impleam verbum Dei: deren Diener ich geworden bin nach Gottes Veranstaltung, die mir für euch zuerteilt ward, das Wort Gottes voll zu machen,⁵⁵ Kolosser Kol 59 1 25 55 Die Vollendung des Gesetzes hat statt, wenn es treu beobachtet wird, die Vollendung der Weissagung, wenn sie eintritt, also des Evangeliums, der Heilsbotschaft, wenn dies Heil von allen Menschen angenommen wird. Kolosser Kol 59 1 26 Mysterium, quod absconditum fuit a sæculis, et generationibus, nunc autem manifestatum est sanctis ejus, das Geheimnis,⁵⁶ welches von Ewigkeit und Alters her⁵⁷ verborgen war, jetzt aber seinen Heiligen offenbart worden ist,⁵⁸ Kolosser Kol 59 1 26 56 Das Geheimnis der Berufung der Heiden zur Teilnahme am Gottesreiche. Kolosser Kol 59 1 26 57 Die beiden Worte zeigen die Allgemeinheit der Verborgenheit. Kolosser Kol 59 1 26 58 Den Christen. Kolosser Kol 59 1 27 Quibus voluit Deus notas facere divitias gloriæ sacramenti hujus in gentibus, quod est Christus, in vobis spes gloriæ, denen Gott kundtun wollte, welches der Reichtum⁵⁹ der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Heiden sei,⁶⁰ das ist Christus, der in euch die Hoffnung der Herrlichkeit ist,⁶¹ Kolosser Kol 59 1 27 59 Wie große Güter dies offenbarte Geheimnis, diese Berufung der Heiden, verleiht. Kolosser Kol 59 1 27 60 Die Herrlichkeit und Kraft des Evangeliums zeigte sich am klarsten unter den Heiden. Die Juden hatten die Propheten, sie durften also hoffen, nicht so die Heiden. [1Thess 4,13] Doch auch diese, die bis dahin nur irdische Ziele hatten, dürfen nun auf ein ewiges hoffen. Kolosser Kol 59 1 27 61 Christus ist, wie Gegenstand des Glaubens, so Grund der Hoffnung. Kolosser Kol 59 1 28 Quem nos annuntiamus, corripientes omnem hominem, et docentes omnem hominem, in omni sapientia, ut exhibeamus omnem hominem perfectum in Christo Jesu. welchen wir verkündigen, indem wir jedermann ermahnen und jedermann belehren in aller Weisheit, damit wir jedermann⁶² vollkommen in Christus Jesus⁶³ darstellen; Kolosser Kol 59 1 28 62 Die dreimalige Wiederholung jedermann ist gegen die Irrlehrer gerichtet. Wie fühlt der Apostel die Größe seines Berufes! Kolosser Kol 59 1 28 63 In Christus: Mit Christus durch Glaube und Liebe verbunden und ihm gleichsam eingepflanzt. Kolosser Kol 59 1 29 In quo et laboro, certando secundum operationem ejus, quam operatur in me in virtute. wofür⁶⁴ ich mich auch mühe,⁶⁵ kämpfend vermöge seiner Wirksamkeit, die in mir in Kraft schafft. Kolosser Kol 59 1 29 64 Griech.: Auf welches Ziel hin. Kolosser Kol 59 1 29 65 Die Gefangenschaft macht den Kampf doppelt schwierig. Dass er aber die Schwierigkeiten überwindet, ermöglicht die Machtwirksamkeit Christi, die sich fortwährend an ihm mächtig erweist. Kolosser Kol 59 1 3 Gratia vobis, et pax a Deo Patre nostro, et Domino Jesu Christo. Gratias agimus Deo, et Patri Domini nostri Jesu Christi semper pro vobis orantes: Gnade sei euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Wir⁴ danken Gott und⁵ dem Vater unsers Herrn Jesus Christus immerdar, für euch betend, Kolosser Kol 59 1 3 4 Paulus allein, oder etwa Timotheus mit ihm? Fast in allen Briefen folgt auf den Eingangsgruß eine Danksagung. Kolosser Kol 59 1 3 5 Der der Vater Jesu Christi ist (Chrys., Hier.). Kolosser Kol 59 1 4 Audientes fidem vestram in Christo Jesu, et dilectionem, quam habetis in sanctos omnes da wir von eurem Glauben⁶ an Christus Jesus,⁷ und von der Liebe, die ihr zu allen Heiligen hegt, gehört haben, Kolosser Kol 59 1 4 6 Er beginnt mit dem Glauben, weil dieser der Anfang und Grundstein des übernatürlichen Lebens ist. Glauben und Liebe sind Geschenke, denn wir könnte man Gott Dank sagen für das, was er nicht gegeben, noch getan hat? (Aug.) Kolosser Kol 59 1 4 7 Ihr Glaube wurzelt in Christus, so dass sie durch denselben ihm gleichsam einverpflanzt sind. Dieser Glaube ist in Liebe tätig. Kolosser Kol 59 1 5 Propter spem, quæ reposita est vobis in clis: quam audistis in verbo veritatis Evangelii: um der Hoffnung willen, die euch im Himmel⁸ aufbehalten ist,⁹ von welcher ihr gehört habt durch das Wort der Wahrheit des Evangeliums, Kolosser Kol 59 1 5 8 Im Himmel, über dieser Welt, sind die Güter, welche die Christen hoffen, sicher aufbewahrt, und von dort werden ihnen dieselben zu Teil werden. Das gleiche Bild findet sich [Mt 6,20, Mt 19,21] u. a. Dass diese Güter ihnen gewiss sind, haben sie auch in der Predigt des Evangeliums schon jetzt erfahren. Kolosser Kol 59 1 5 9 Da der heil. Paulus für Glauben, Hoffnung und Liebe Dank sagt, sind diese drei Tugenden ihm besondere Gaben Gottes. Kolosser Kol 59 1 6 Quod pervenit ad vos, sicut et in universo mundo est, et fructificat, et crescit sicut in vobis, ex ea die, qua audistis, et cognovistis gratiam Dei in veritate, welches zu euch gekommen ist,¹⁰ wie es auch in der ganzen Welt¹¹ ist, und es bringt Frucht¹² und nimmt zu, ebenso wie unter euch,¹³ von dem Tage an, da ihr gehört und die Gnade Gottes in Wahrheit erkannt habt, Kolosser Kol 59 1 6 10 Gegensatz zu V. 5: Aufbehalten. Der Glaube, der den Gegenstand der Hoffnung im Keime in sich trägt, ist euch zu Teil geworden. Kolosser Kol 59 1 6 11 Indem der Apostel für die Bekehrung der Kolosser dankt, geht sein Blick über die ganze Erde hin, auf der der gleiche Glaube überall seine Stätte gefunden. Kolosser Kol 59 1 6 12 Vom ersten Augenblick der Verkündigung an hat das Evangelium bei den Kolossern stetig Frucht getragen in Tugenden und guten Werken und ist gewachsen durch die sich mehrende Zahl der Gläubigen. (Theod., Chrys.). Kolosser Kol 59 1 6 13 Welche Kunst besitzt der Apostel, sich die Herzen zu gewinnen! Kolosser Kol 59 1 7 Sicut didicistis ab Epaphra carissimo conservo nostro, qui est fidelis pro vobis minister Christi Jesu, so wie ihr sie ja von Epaphras¹⁴ gelernt habt, unserm geliebten Mitdiener, welcher ein treuer Diener Christi Jesu für euch ist, Kolosser Kol 59 1 7 14 Epaphras, ein geborener Kolosser, war wohl der Stifter der Kirche von Kolossä. Dem rechten Erkennen ist die rechte Verkündigung vorausgegangen. Damit hat Paulus die Autorität des Epaphras anerkannt, war es doch sein, wie aller Apostel, Vorrecht und Pflicht, die rechten Lehrer zu stützen, die Irrlehrer kundzutun, gemäß [Lk 10,16, Joh 20,21]. Kolosser Kol 59 1 8 Qui etiam manifestavit nobis dilectionem vestram in spiritu: der uns auch eure Liebe im Geiste¹⁵ kundgetan hat. Kolosser Kol 59 1 8 15 Im Heil. Geiste. Jede andere Liebe hat nur den Namen, nicht die Wahrheit (Chrys.). Kolosser Kol 59 1 9 Ideo et nos ex qua die audivimus, non cessamus pro vobis orantes, et postulantes ut impleamini agnitione voluntatis ejus, in omni sapientia et intellectu spiritali: Deshalb hören auch wir von dem Tage an, da wir es vernommen haben, nicht auf, für euch zu beten und zu bitten,¹⁶ dass ihr erfüllt werden möget¹⁷ mit der Erkenntnis seines Willens in aller geistigen Weisheit und Einsicht,¹⁸ Kolosser Kol 59 1 9 16 Von dem Danke für das Gute an der Gemeinde geht der Apostel zur Fürbitte über. Die Nachricht von der Liebe der Kolosser trieb ihn an, im Gebete für sie zu beharren. Kolosser Kol 59 1 9 17 Die wahre christliche Erkenntnis ist nicht ein Erzeugnis des Verstandes, sondern eine Gabe Gottes. Kolosser Kol 59 1 9 18 Die Weisheit ist das Vermögen, aus einem höheren Gesichtspunkte das Einzelne zu beurteilen und zu wählen, die Einsicht, es nach seinem Wesen zu erkennen. Schon im A. T. finden sich diese beiden Ausdrücke verbunden, so [Ex 31,3, Dtn 4,6, 1Chr 22,12] u. a. Kolosser Kol 59 0 1 Kraft seines Amtes möchte Paulus also auch sie, ob er sie auch noch nicht gesehen, zur vollkommenen Erkenntnis des Evangeliums führen. (V. 3) b. Warnung vor falschen Aposteln und Mahnung, dass die Kolosser im Glauben standhaft (V. 6) nur Christus allein angehören mögen mit Verachtung eitler Weisheit (V. 8), denn in Christus wohnt die Fülle der Gottheit (V. 9), von ihm haben sie alle Güter empfangen, deren sie sich erfreuen (V. 10), durch ihn sind sie der geistigen Beschneidung teilhaftig geworden (V. 12), da er durch seinen Tod ihre Erlösung von der Sünde erworben, das alte Gesetz aufgehoben und einen vollständigen Sieg über die Feinde davongetragen. (V. 15) c. Praktischer Schluss: Die jüdischen Riten sind nicht mehr zu beobachten, denn sie waren nur Vorbilder (V. 17), noch sind die Engel mit Zurücksetzung Christi zu verehren (V. 19), noch ist endlich die falsche und Gott missfällige Askese der Irrlehrer zu üben. Kolosser Kol 59 2 1 Volo enim vos scire qualem sollicitudinem habeam pro vobis, et pro iis, qui sunt Laodiceæ, et quicumque non viderunt faciem meam in carne: Denn¹ ihr sollt wissen, welch große Sorge ich um euch und um die in Laodicea, und um alle habe, die mein Angesicht im Fleische nicht gesehen haben,² Kolosser Kol 59 2 1 1 Begründung zu [Kol 1,29]. Kolosser Kol 59 2 1 2 Dieser Vers zeigt, dass Paulus in Kolossä nicht selbst das Evangelium verkündet hat. (Chrys., Theoph., Ambr.) Seine Liebe aber umfasst alle Christen. Kolosser Kol 59 2 10 Et estis in illo repleti, qui est caput omnis principatus, et potestatis: und in ihm seid ihr erfüllt,²¹ der das Haupt aller Gewalten und Mächte ist;²² Kolosser Kol 59 2 10 21 Mit den Gaben, welche aus der Würde eures Herrn herfließen. Kolosser Kol 59 2 10 22 Wie solltet ihr also Erkenntnis und Weisheit erst durch Engeldienst suchen, mit Hintansetzung des Herrn und Königs der Engel? Kolosser Kol 59 2 11 In quo et circumcisi estis circumcisione non manu facta in exspoliatione corporis carnis, sed in circumcisione Christi: in dem ihr auch beschnitten seid, nicht durch eine Beschneidung, welche mit der Hand geschehen, durch Hinwegnahme des Fleisches am Leibe, sondern durch die Beschneidung Christi,²³ Kolosser Kol 59 2 11 23 Da in Christus der Kirche alle religiösen Güter geschenkt sind, so auch das, was die Beschneidung an solchen bot. In der jüdischen Beschneidung wurde ein Teil des äußeren Fleisches weggenommen, in der Beschneidung, welche Christus gewährt, wird die Gesamtheit, der ganze Leib sündhaften Wesens abgelegt. Der Ritus der Beschneidung hatte im A. T. eine symbolische Bedeutung, sofern er die ihr Unterworfenen dem Gottesvolke einreihte. An vielen Stellen, insbesondere bei den Propheten, wird das Wort Beschneidung bildlich für den rechten Herzenszustand genommen. (So schon [Lev 26,41, Dtn 10,16, Dtn 30,6, Jer 4,4, Ez 44,7] u. a.) Die jüdische Beschneidung bedeutete, was in Christus verwirklicht ward, die Ablegung des Leibes (Hinwegnahme des Fleisches am Leibe) auf die jüdische Beschneidung. Objektiv ist die Beschneidung Christi an allen vollbracht durch seinen Tod, individuell wird sie in der Taufe vollzogen, in welcher der Christ dem alten Menschen nach begraben wird, den Leib des Fleisches ablegt und den des Geistes anzieht. Kolosser Kol 59 2 12 Consepulti ei in baptismo, in quo et resurrexistis per fidem operationis Dei, qui suscitavit illum a mortuis. indem ihr mit ihm in der Taufe begraben wurdet, und in ihm durch den Glauben an die Macht Gottes, der ihn von den Toten auferweckt hat, auch auferstanden seid.²⁴ Kolosser Kol 59 2 12 24 Das Wort begraben weist auf den symbolischen Ritus der Taufe durch Untertauchen hin. Auferstanden: Im Griech.: Mitauferstanden. Der Glaube an die Macht Gottes ist für die Erwachsenen eine Vorbedingung der Taufe. (Trid. Konz. Sitz 6 Kap. 6) Die Wirksamkeit Gottes wird auf die Auferweckung beschränkt, zuerst weil der Apostel von unserer Auferweckung sprach, die in derjenigen des Herrn ihren Grund hat und in ihr vorbildlich geschehen ist, sodann weil die Auferstehung die stärkste Stütze unseres Glaubens ist. [1Kor 15,17] Kolosser Kol 59 2 13 Et vos cum mortui essetis in delictis, et præputio carnis vestræ, convivificavit cum illo, donans vobis omnia delicta: Auch euch, die ihr tot waret in den Vergehungen und in der Vorhaut eures Fleisches,²⁵ hat er lebendig gemacht mit ihm, indem er euch alle Vergehungen vergab, Kolosser Kol 59 2 13 25 Paulus wendet sich an die Heidenchristen. Der Tod erscheint hier im anderen Sinne als V. 12. Sie waren tot, da sie von Gott abgewendet der durch die Erbsünde verdorbenen Begierlichkeit folgten. Die Vorhaut ist das Bild der Sünde, in der wir geboren werden, und der Werke, die aus ihr folgen. Durch den Tod in der Taufe wurden euch eure Sünden nachgelassen, und durch die Auferstehung mit Christus ward euch ein neues Leben gegeben, das Unterpfand der künftigen Auferstehung. Kolosser Kol 59 2 14 Delens quod adversus nos erat chirographum decreti, quod erat contrarium nobis, et ipsum tulit de medio, affigens illud cruci: da er den wider uns lautenden Schuldbrief der Satzungen auslöschte und ihn an das Kreuz heftend wegnahm;²⁶ Kolosser Kol 59 2 14 26 Solange der Gesetzesbund bestand, der insbesondere in der Beschneidung seinen Ausdruck fand, war eine Scheidemauer zwischen Juden und Heiden errichtet. Die einzelnen zeremoniellen Satzungen des A. B. sind gleichsam die Buchstaben, aus denen der Bund besteht, und bilden eine zu bezahlende Schuld, welche die Juden durch ihre Unterschrift anerkannt haben. [Ex 24,3] Nun aber trat das Gesetz als Gegner auf, da sie es nicht erfüllt. Da beseitigte Christus den Schuldschein gänzlich, indem er ihn an das Kreuz nagelte, und so seine Gültigkeit aufhob und vernichtete. Christus ward ja von den Juden gekreuzigt und so aus ihrem Bunde ausgestoßen, derart, dass alle, die sich an ihn halten, außerhalb des Judentums stehen müssen. Ist er zudem durch seinen Tod irdischen Verhältnissen entrückt, so haben alle für irdische Verhältnisse gegebenen Vorschriften des Judentums für ihn ihre Kraft verloren, mithin auch für alle, die zu ihm gehören. Das Subjekt von V. 14 ist Gott. Kolosser Kol 59 2 15 Et exspolians principatus, et potestates traduxit confidenter, palam triumphans illos in semetipso. und da er die Mächte und die Gewalten entwaffnet,²⁷ stellte er sie kühnlich zur Schau, indem er sie im Triumphe aufführte in sich.²⁸ Kolosser Kol 59 2 15 27 Hinter dem Gesetze stehen geistige Mächte als Hüter. Christus ist nicht nur höher als diese, nein, er beseitigte sie sogar gleichsam im Kampfe, so dass die Irrlehrer sich als Gegner Christi darstellen, wenn sie jene über ihn setzen. Der Ausdruck weist auf die zweite Hälfte des 10. V. zurück. Nach anderer Erklärung ist hier von der Besiegung der bösen Geister die Rede. Kolosser Kol 59 2 15 28 Infolge des Todes Christi verloren jene Geisteswesen ihre beherrschende Stellung, und dies ward durch denselben offenbar, da der Herr sie im Triumph in sich (an seinem Kreuze) aufführte. Kolosser Kol 59 2 16 Nemo ergo vos judicet in cibo, aut in potu, aut in parte diei festi, aut neomeniæ, aut sabbatorum: So soll euch denn Niemand richten wegen Speise oder wegen Trank, oder betreffs eines Festtages oder eines Neumondes oder Sabbats,²⁹ Kolosser Kol 59 2 16 29 Niemand verurteile euch also (Folgerung aus V. 14, 15) wegen Essen und Trinken, dass das Gesetz verbiete. Da das Gesetz Moses nur Speiseverbote hatte [Lev 7,10-27] und nur für die Zeit des Nasiräats oder des priesterlichen Dienstes [Lev 10,9] Wein verbot, gingen die Irrlehrer über dasselbe hinaus und verschärften die Vorschriften des Gesetzes für Christen. Vergl. [Gal 4,10]. Kolosser Kol 59 2 17 Quæ sunt umbra futurorum: corpus autem Christi. denn diese sind ein Schatten dessen, was zukünftig war; der Körper aber ist Christi.³⁰ Kolosser Kol 59 2 17 30 Die Zeremonialvorschriften des Gesetzes waren in sich ein leerer und gehaltloser Schatten, nur ein Vorbild der Güter, welche uns zu teil werden sollten. Die Wahrheit aber gehört Christus und ist Christus, wie auch der fortgesetzte Christus, die Kirche. Statt also, dass die Unterwerfung der Christen unter das Ritualgesetz eine höhere Vollkommenheit ist, bildet sie vielmehr einen Rückschritt von den himmlischen Gütern zu ihrem vorbildlichen Schatten. Kolosser Kol 59 2 18 Nemo vos seducat, volens in humilitate, et religione Angelorum, quæ non vidit ambulans, frustra inflatus sensu carnis suæ, Lasset euch von niemand verführen,³¹ der an Demut und Dienst der Engel Gefallen findet,³² indem er sich zu Dingen, die er nicht gesehen hat, versteigt, ohne Grund aufgeblasen von dem Sinne seines Fleisches,³³ Kolosser Kol 59 2 18 31 Griech.: Niemand raube euch den Kampfpreis (die ewige Krone). Kolosser Kol 59 2 18 32 Als ob die Engel zwischen uns und Gott notwendig Mittler sein müssten, da wir zu gering sind, um es wagen zu dürfen, selbst Gott zu nahen. In der Folge artete der Engeldienst in Kleinasien bis zum Götzendienste aus, wie der 35. Kanon des Konzils von Laodicea zeigt. Man bemerke wohl, dass hier nicht eine jede Verehrung und Anrufung der Engel und Heiligen getadelt ist, sondern nur die falsche, sündhafte, abergläubische, nur eine solche, welche die Engel und Heiligen über Christus stellt. Die wahre Verehrung der Engel und Heiligen ist eigentlich eine Verehrung Christi selber; denn wir verehren in ihnen nicht das Geschöpf, sondern die Kraft Christi, die in ihnen auf eine bestimmte Weise offenbar geworden ist, und wir rufen nicht ihre helfende Kraft an, als wenn sie diese aus sich hätten, sondern insoferne sie selbst aus Christus haben, mit dem sie auf das innigste vereint sind. Kolosser Kol 59 2 18 33 Was die Irrlehrer Demut nennen, bezeichnet der Apostel als Hochmut, als eine Äußerung ihres fleischlichen Sinnes. Während die Irrlehrer (V. 16) wähnten, ganz dem Fleische entfremdet zu sein, herrscht dies in ihrem Herzen, da sie etwas Besonderes sein wollen, und ihrer scheinbaren Demut zum Trotz andere verurteilen (V. 16) und ihrer Krone zu berauben suchen. (V. 18) Dazu prahlen sie mit einer Weisheit, die sie nicht besitzen, als ob sie nämlich in die Tiefen der Geisterwelt durch geistige Anschauung einzudringen vermöchten. Kolosser Kol 59 2 19 Et non tenens caput, ex quo totum corpus per nexus, et conjunctiones subministratum, et constructum crescit in augmentum Dei. aber nicht festhaltend an dem Haupte, von welchem aus der ganze Leib, durch Gelenke und Bänder verbunden und zusammengehalten, heranwächst zum Wachstum in Gott.³⁴ Kolosser Kol 59 2 19 34 Aller religiöse Fortschritt ist davon abhängig, ob man mit Christus vereinigt ist; nun geben die Irrlehrer aber diese Vereinigung auf, so begeben sie sich also jeder Möglichkeit eines religiösen Wachstums. Soll das Haupt den Gliedern das Wachstum gewähren, so müssen diese mit ihm verbunden sein durch Gelenke und Bänder; durch jene wird jedes Glied in Stand gesetzt, den Auftrag des Hauptes auszuführen, durch diese der Leib zu einem zusammenhängenden Ganzen gestaltet. So hängt alles Wachstum, wie Gott es will, von Christus ab. Nur also mit ihm verbunden, nur indem in ihm alle Glieder vereint sind, vermag die gesamte Kirche Wachstum zu erlangen. Die gesamte Kirche, der Leib der Kirche, denn wer sich von dieser trennt, entzieht sich dem Einflusse des Hauptes. Ein Glaube und gemeinsame Sakramente verbinden die Christen untereinander und mit Christus, und durch diese ergießt sich die Lebenskraft, der Heil. Geist, in die einzelnen miteinander und mit Christus verbundenen Glieder. Indem die Irrlehrer dem Heilande die Engel zur Seite stellten, trennten sie sich vom Haupte. Kolosser Kol 59 2 2 Ut consolentur corda ipsorum, instructi in caritate, et in omnes divitias plenitudinis intellectus, in agnitionem mysterii Dei Patris et Christi Jesu: dass ihren Herzen Zuspruch zu Teil werde, indem sie in Liebe unterwiesen³ werden, und zu allem Reichtume der Fülle der Einsicht gelangen, zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes, des Vaters, und Christi Jesu,⁴ Kolosser Kol 59 2 2 3 In Liebe vereint sollen sie im Glauben und durch Glauben hingelangen zur festen Übung und zur klaren Erkenntnis des Geheimnisses, das im Gottmenschen offenbart ist. Diesem Glauben entspringt die Liebe, welche wiederum ihrerseits den Glauben stützt. Nur als lebendiges Glied der Kirche kann der Mensch zur wahren Erkenntnis Gottes gelangen, denn nur die Liebe vermag die unendliche Liebe zu erfassen, die uns in Christus erwiesen ist. Kolosser Kol 59 2 2 4 Zur vollen Erkenntnis des Geheimnisses, welches den Vater und seinen menschgewordenen Sohn betrifft. Es ist das [Kol 1,27] genannte. Kolosser Kol 59 2 20 Si ergo mortui estis cum Christo ab elementis hujus mundi: quid adhuc tamquam viventes in mundo decernitis? Wenn³⁵ ihr also mit Christus den Anfangsgründen dieser Welt abgestorben seid, was stellt ihr noch Satzungen auf, als lebtet ihr in der Welt?³⁶ Kolosser Kol 59 2 20 35 Wie es wirklich der Fall ist. Kolosser Kol 59 2 20 36 Griech.: Warum legt man euch Satzungen auf? Der Tadel gilt indes auch in der Vulgata (wie V. 16, 18) den Irrlehrern. Kolosser Kol 59 2 21 Ne tetigeritis, neque gustaveritis, neque contrectaveritis: Fasset nicht an, kostet nicht, berühret nicht!³⁷ Kolosser Kol 59 2 21 37 Das erste Gebot geht auf levitisch unreine Dinge, das zweite und dritte ist ein Speiseverbot. Die Art, wie der Apostel dieselben darstellt, zeigt die ängstliche Sorgsamkeit der Irrlehrer und ihre Kleinlichkeit, jede noch so äußerliche Berührung zu vermeiden. Kolosser Kol 59 2 22 Quæ sunt omnia in interitum ipso usu, secundum præcepta, et doctrinas hominum: Dinge, welche doch alle durch den Gebrauch der Vernichtung geweiht sind,³⁸ nach den Satzungen und Lehren der Menschen.³⁹ Kolosser Kol 59 2 22 38 Die unvollkommenen Zeremonien des Gesetzes schlossen einen Keim in sich, der sich in Christus entfaltete und zur Reife gelangte. Nicht diesen fasst der Apostel in's Auge, sondern die irdische, vergängliche Seite. Wohl waren auch in dieser Güter enthalten, sofern sie das Schuldbewusstsein und die Sehnsucht nach dem Erlöser wach erhielten, doch als Christus gekommen, verlor das Vorbild seine Bedeutung und wurde leere Form. Wer getauft ist, ist mit Christus allen jenen Satzungen gestorben. Der Zwischensatz enthält das Urteil des Apostels. Diese von den judaisierenden Lehrern verbotenen Dinge sind nach Gottes Absicht zum Gebrauch der Menschen und durch den Gebrauch zur Vernichtung bestimmt. Wie konnte es also Gottes Wille sein, dass der Mensch dieselben meiden, und gar, dass er durch ihre Meidung Heil und Seligkeit erlangen soll? Es fehlt Gottes Wille. Kolosser Kol 59 2 22 39 Damit hat der Apostel nicht die Fastengebote der Kirche verworfen, wie klar ist; hat doch die Kirche nach der vom Heilande erhaltenen Vollmacht göttliches Ansehen [Lk 10,16] und haben doch auch die Apostel selbst schon gewisse Vorschriften eingeschärft. Vergl. [Apg 16,4]. Kolosser Kol 59 2 23 Quæ sunt rationem quidem habentia sapientiæ in superstitione, et humilitate, et non ad parcendum corpori, non in honore aliquo ad saturitatem carnis. Denn haben diese auch den Schein⁴⁰ von Weisheit durch selbstgewählten Gottesdienst und Demut und Schonungslosigkeit gegen den Leib, so dienen sie doch nicht in irgend etwas, was ehrenhaft ist, zur Sättigung des Fleisches.⁴¹ Kolosser Kol 59 2 23 40 Schein, griech.: Ruf. Kolosser Kol 59 2 23 41 Die Askese der Irrlehrer sollte das Vertrauen erwecken, dass sie höhere Erleuchtungen hätten, und Mittel zur Erlangung von solchen sein. Sie legen sich über das allgemein Gebotene hinausgehende Andachtsübungen auf, tragen Demut zur Schau und kasteien ihren Leib, alles, um zuletzt ihrem Stolze zu schmeicheln. Anders handelt die katholische Kirche. Ihr fehlt nicht die [Röm 13,14] vom Apostel erwähnte Gesinnung Christi, und ihr Ziel ist nicht die Pflege des sündhaften ich, sondern die Bändigung desselben. In der Tat, während der Heiland z. B. das Fasten der Pharisäer verwirft, empfiehlt er zugleich das Fasten selbst und lehrt die rechte Weise desselben [Mt 6] (V. 16 18). Deshalb verwirft auch Paulus die Züchtigung des Leibes nicht. [1Kor 9,27] Kolosser Kol 59 2 3 In quo sunt omnes thesauri sapientiæ, et scientiæ absconditi. in welchem⁵ alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen sind.⁶ Kolosser Kol 59 2 3 5 In Christus. Kolosser Kol 59 2 3 6 Die Schätze liegen nicht offen zu Tage, sondern müssen gesucht werden, wenn auch keine menschliche Kraft sie zu entdecken vermag. In ihm sind alle Schätze der Weisheit, also wird, wer den Glauben nicht zum Führer nimmt, nie zu wahrer Weisheit gelangen, da außer ihm nur Scheinweisheit ist. Kolosser Kol 59 2 4 Hoc autem dico, ut nemo vos decipiat in sublimitate sermonum. Dies⁷ aber sage ich, damit euch niemand täusche mit hochfahrender Rede.⁸ Kolosser Kol 59 2 4 7 Das, was ich von den in Christus enthaltenen Schätzen gesagt habe, soll euch davor bewahren, euch, indem ihr Weisheit suchet, von falschen Lehrern irre führen zu lassen. Kolosser Kol 59 2 4 8 Griech.: Unter dem Scheine der Wahrheit. Einige lat. Handschriften lesen subtilitate. Das ist das Bestreben der Irrlehrer, nicht die Ungläubigen zu bekehren, sondern die Unsrigen zu verkehren (Tert.). Kolosser Kol 59 2 5 Nam etsi corpore absens sum, sed spiritu vobiscum sum: gaudens, et videns ordinem vestrum, et firmamentum ejus, quæ in Christo est, fidei vestræ. Denn wenn ich auch dem Leibe nach abwesend bin, so bin ich doch im Geiste⁹ bei euch, mich freuend, indem ich eure Ordnung und die Festigkeit¹⁰ eures Glaubens an Christus sehe. [1Kor 5,3] Kolosser Kol 59 2 5 9 Im Heil. Geiste nahe, freue ich mich über den günstigen Stand der Gemeinde, den Epaphras mir geschildert. Kolosser Kol 59 2 5 10 Die Gemeinde von Kolossä ist einem in Schlachtordnung aufgestellten Heere gleich, das in der festen Burg des Glaubens den Kampf aufnimmt. Kolosser Kol 59 2 6 Sicut ergo accepistis Jesum Christum Dominum, in ipso ambulate. So wie ihr also Jesus Christus, den Herrn, angenommen habt, so wandelt in ihm,¹¹ Kolosser Kol 59 2 6 11 Haltet fest an dem Herrn über alle Herren, so wie euch die Lehre überliefert ist. Er sei euer Wandel, er sei das Erdreich, in dem ihr so feste Wurzel geschlagen, dass nicht jeder Wind der Lehre euch erschüttert, er sei das Fundament, auf dem ihr erbaut werdet, sicher vor dem Einsturz. Kolosser Kol 59 2 7 Radicati, et superædificati in ipso, et confirmati fide, sicut et didicistis, abundantes in illo in gratiarum actione: festgewurzelt und auferbaut in ihm, und fest im Glauben,¹² so wie ihr gelehrt seid,¹³ zunehmend in ihm mit Danksagung.¹⁴ Kolosser Kol 59 2 7 12 Durch den Glauben eingepflanzt und gegründet in Christus. Kolosser Kol 59 2 7 13 Wie oft betont der Apostel die Notwendigkeit, der von den Boten Christi überlieferten Lehre treu anzuhängen! (V. 6, 7) Kolosser Kol 59 2 7 14 Wachsend und zunehmend in der Erkenntnis, dem Glauben und der Liebe (Chrys.) Der Glaube ist ein Geschenk Gottes. Andeutungsweise ist der Apostel bereits auf das gekommen, was die Veranlassung und der Gegenstand des Briefes ist. [Kol 1,7.23, Kol 2,6.7] u. a. Kolosser Kol 59 2 8 Videte ne quis vos decipiat per philosophiam, et inanem fallaciam secundum traditionem hominum, secundum elementa mundi, et non secundum Christum: Sehet zu, dass euch niemand verführe¹⁵ durch die Weltweisheit¹⁶ und eitlen Trug nach der Überlieferung der Menschen,¹⁷ nach den Anfangsgründen der Welt,¹⁸ und nicht nach Christus,¹⁹ Kolosser Kol 59 2 8 15 Griech.: dass euch niemand als Raub wegführe, der Kirche entreiße. Kolosser Kol 59 2 8 16 Die Lehre der Irrlehrer, welche sich mit Unrecht Weltweisheit, Philosophie nennt. [1Tim 6,20] Wie aus dem Folgenden erhellt, waren ihre Bestandteile die Lehre von der Notwendigkeit des jüdischen Zeremonialgesetzes (V. 11 ff.) und eine besondere Art orientalischer Engellehre. (V. 18 ff.) Kolosser Kol 59 2 8 17 Weil diese Philosophie nicht auf göttlicher Offenbarung, sondern auf menschlicher Einbildung beruht. Jede Religionsphilosophie, welche nicht die geoffenbarte Wahrheit zum Leitsterne hat, ist leer und trügerisch; leer, ohne Gehalt, weil nur die göttliche Offenbarung die reine und ganze Wahrheit in sich fasst; trügerisch, weil sie statt Wahrheit Irrtum, mehr oder weniger Lüge gibt. Kolosser Kol 59 2 8 18 Das Judentum mit seinen Lehren und Satzungen bot die Anfangsgründe, durch welche die Menschheit auf die eigentliche und wahre Wissenschaft in Christus, den Glauben und die Rechtfertigung, vorbereitet ward (Thom.). Die wahre Weisheit hat Christus zum Anfang und zur Richtschnur. Dazu kommt, dass nach der Lehre des späteren Judentums Engelmächte alles Körperliche leiten, aus der Rücksicht auf diese erflossen die Verbote der Irrlehrer. Kolosser Kol 59 2 8 19 In dem erhöhten Christus, der zur Rechten Gottes sitzt, wohnt die Fülle dessen, was Gott zum Gotte macht, die göttliche Wesenheit, bleibend, also auch die Fülle der Wahrheit, mithin haben die Kolosser nicht notwendig, sich anderswohin zu wenden. Kolosser Kol 59 2 9 Quia in ipso inhabitat omnis plenitudo divinitatis corporaliter: denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig,²⁰ Kolosser Kol 59 2 9 20 Leibhaftig: im Sinne von [Joh 1,14]: wesenhaft. (Aug.) Gegensatz V. 8 Anfangsgründe, V. 17: Schatten Christus. Wie hoch also steht er über allen Engelmächten! (V. 10) Kolosser Kol 59 0 1 II. Ermahnungen (Kap. 3, V. 1 4 V. 6): 1. Allgemeine Ermahnungen (Kap. 3, V. 1 17) a. Was oben ist, sollen die Gläubigen, welche zu neuem Leben auferstanden sind, suchen. (V. 4) b. Der alte Mensch der Sünde ist abzulegen (V. 9), c. der neue Mensch nach dem Vorbilde Christi anzuziehen (V. 11) und alle Tugenden, insbesondere die Liebe und die gute Meinung, zu üben. (V. 17) 2. Besondere Ermahnungen für Verhältnisse des Hauswesens (Kap 3, V. 18 Kap. 4, V. 1): a. Für Eheleute. (V. 19) b. Für Kinder und Eltern. (V. 21) c. Für Knechte und Herren. (4,1) Kolosser Kol 59 3 1 Igitur, si consurrexistis cum Christo: quæ sursum sunt quærite, ubi Christus est in dextera Dei sedens: Wenn¹ ihr nun mit Christus mit auferstanden seid,² so suchet, was droben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt.³ Kolosser Kol 59 3 1 1 Voraussetzung einer unzweifelhaften Tatsache. Kolosser Kol 59 3 1 2 Anknüpfend an [Kol 2,11-12; 20]. Wir sind mit Christus in der Taufe begraben und mit ihm auferstanden. Da nun Christus, unser Haupt und Erlöser, glorreich zum Himmel aufgefahren ist, muss auch unser Sinnen und Trachten himmelwärts gerichtet sein. Kolosser Kol 59 3 1 3 Das droben wird näher bestimmt. Nicht nur ist Christus hoch erhoben, sondern so hoch, dass der Himmelskönig ihm den Platz zu seiner rechten angewiesen hat [Ps 110,1] Vergl. [Mk 12,36] und [Apg 2,34], so kundgebend, dass der Heiland an allen Gütern und Ehren Gottes Anteil hat. Kolosser Kol 59 3 10 Et induentes novum eum, qui renovatur in agnitionem secundum imaginem ejus, qui creavit illum. und ziehet den neuen an,¹⁴ der da erneuert wird zur Erkenntnis nach dem Ebenbilde dessen, der ihn erschaffen hat,¹⁵ Kolosser Kol 59 3 10 14 Durch die Heiligung ist der alte Mensch in der Taufe abgelegt, der neue geboren, doch damit der neue Mensch bleibe, bedarf es des Kampfes. Wie [2Kor 5,1ff] der Leib, so wird hier die religiöse Seite der Menschen durch die Worte ablegen, anziehen wie ein Kleid dargestellt, während die Beifügung den alten, den neuen Menschen zeigt, wie umfassend das Ablegen und Anziehen zu verstehen ist. Kolosser Kol 59 3 10 15 Zur vollen und praktischen Erkenntnis dessen, der den neuen Menschen geschaffen, Christus, zur Ähnlichkeit unseres Lebens mit dem seinen. Es lassen sich drei Teile unterscheiden: Abwendung von Gott in dem Herzen des alten Menschen, Zuwendung zu Gott, Übereinstimmung seines Strebens mit dem ewigen Ziele bei dem neuen Menschen. Falsches Urteil des alten Menschen, der sein Ich zum Mittelpunkte der Verurteilung aller Lebensverhältnisse macht, Erkenntnis nach dem Ebenbilde Christi bei dem neuen. Endlich verschiedene Art des Handelns bei beiden. Der Apostel lässt bei der Beschreibung des alten Menschen den zweiten Teil unerwähnt und hebt nur den dritten hervor (mit seinen Taten V. 9), während er umgekehrt bei der Beschreibung des neuen Menschen nur den zweiten (V. 10) nennt als Grundlage des sich von selbst ergebenden dritten. Kolosser Kol 59 3 11 Ubi non est gentilis, et Judæus, circumcisio, et præputium, Barbarus, et Scytha, servus, et liber: sed omnia, et in omnibus Christus. wo nicht Heide, noch Jude ist, nicht Beschneidung noch Vorhaut, nicht Barbar und Scythe, nicht Knecht und Freier,¹⁶ sondern alles und in allen Christus.¹⁷ Kolosser Kol 59 3 11 16 Vier Wortpaare, um alles Trennende zu verneinen. Die Nationalität der durch ihre Sprache herrschenden Griechen wird im Griech. (wo nicht Grieche, noch Jude) den die Macht besitzenden Römern vorgezogen, bei der Religion kennzeichnet die Juden als durch den Besitz von Gottes Offenbarungen höherstehend. Unter den Nationalitäten geht der Begriff der Rohheit wachsend aufwärts, da die Scythen als halbe Wilde galten. Den Schluss bildet eine widernatürliche Folge der Sünde: Die Sklaverei. Kolosser Kol 59 3 11 17 Alle Christen sind in Christus ein Leib, von Christus kommen allen alle Güter zu. Kolosser Kol 59 3 12 Induite vos ergo sicut electi Dei, sancti, et dilecti, viscera misericordiæ, benignitatem, humilitatem, modestiam, patientiam: Ziehet also an als Auserwählte Gottes,¹⁸ Heilige und Geliebte, herzliches Erbarmen, Güte, Demut,¹⁹ Sanftmut, Langmut; [Eph 6,11] Kolosser Kol 59 3 12 18 Auserwählte und Kirche sind Wechselbegriffe. Indem jemand der Kirche eingegliedert wird, tritt zu Tage, dass Gott ihn auserwählt. Mit dieser Auserwählung ist die Absonderung von der sündigen Welt (Heilige) und die göttliche Liebe verbunden. Kolosser Kol 59 3 12 19 Diese Tugend konnte weder das Heidentum, noch als Gesinnung das Judentum, erst Christus hat sie gelehrt. Kolosser Kol 59 3 13 Supportantes invicem, et donantes vobismetipsis si quis adversus aliquem habet querelam: sicut et Dominus donavit vobis, ita et vos. indem ihr einander ertraget und einander verzeihet, wenn jemand wider den andern eine Klage hat; so wie der Herr euch vergeben hat, also auch ihr!²⁰ Kolosser Kol 59 3 13 20 Nicht allein, weil Christus, sondern auch wie Christus vergeben hat. Das gleiche Vergehen wird [Eph 4,32] Gott zugeschrieben. Kolosser Kol 59 3 14 Super omnia autem hæc, caritatem habete, quod est vinculum perfectionis: Über alles dies aber habet die Liebe, welche das Band der Vollkommenheit ist.²¹ Kolosser Kol 59 3 14 21 Die Liebe ist gleichsam ein Obergewand, das über alle anderen Tugenden gezogen werden soll, oder ein Gürtel, ein Einheitsband, das die Vollkommenheit ausmacht. Kolosser Kol 59 3 15 Et pax Christi exsultet in cordibus vestris, in qua et vocati estis in uno corpore: et grati estote. Und der Friede Christi herrsche²² in euren Herzen, zu welchem ihr ja auch berufen seid in einem Leibe; und beweiset euch dankbar! Kolosser Kol 59 3 15 22 Von dem sittlichen Verhalten der Kolosser geht Paulus auf die religiöse Verfassung über. Der Friede, den Christus gebracht [Joh 14,27] und den schon die Engel verkündet [Lk 2,14], wird wie ein Sieger im Kampfe dargestellt. Kolosser Kol 59 3 16 Verbum Christi habitet in vobis abundanter, in omni sapientia, docentes, et commonentes vosmetipsos, psalmis, hymnis, et canticis spiritualibus, in gratia cantantes in cordibus vestris Deo. Das Wort Christi wohne reichlich unter euch, so dass ihr euch einander mit aller Weisheit²³ belehret und ermuntert durch Psalmen und Lobgesänge und geistliche Lieder, so dass ihr Gott in der Gnade lobsinget in euren Herzen.²⁴ Kolosser Kol 59 3 16 23 Das Wort Gottes wohne in reicher Fülle unter euch, ohne dass Irrlehrer es zu verdrängen vermögen. Mit aller Weisheit: Gegensatz zur Scheinweisheit der Irrlehrer. Kolosser Kol 59 3 16 24 Über Psalmen und geistliche Lieder siehe [Eph 5,Anm.24]. Kolosser Kol 59 3 17 Omne, quodcumque facitis in verbo aut in opere, omnia in nomine Domini Jesu Christi, gratias agentes Deo et Patri per ipsum. Alles, was ihr immer tun möget in Wort und in Werk, das tuet alles im Namen des Herrn Jesus Christus,²⁵ indem ihr Gott und dem Vater durch ihn danksagt!²⁶ [1Kor 10,31] Kolosser Kol 59 3 17 25 Vergl. [1Kor 10,31]. Diese Mahnung als positives Gebot gefasst, gilt nicht für jeden Akt, wohl aber als negatives Gebot: Wir sollen Nichts tun, was unserem Verhältnis zu Christus (der Name steht für das Wesen der Persönlichkeit) entgegen ist. Wir tu etwas im Namen Jesu Christi, wenn der Glaube unser Führer ist, wenn die Hoffnung auf Christus, der uns durch sein Leiden alle Gnaden erworben, uns stützt, besonders aber, wenn wir aus Liebe zu dem, der für uns den Tod gelitten, zu seiner Ehre alles tun. Kolosser Kol 59 3 17 26 Alles Tun des Christen soll eine Erweisung des Dankes sein, den er Gott schuldet, und, da wir nur durch Christus mit Gott verbunden sind, durch ihn darbringt. Kolosser Kol 59 3 18 Mulieres subditæ estote viris, sicut oportet, in Domino. Ihr Frauen! seid euren Männern untergeben, wie es sich ziemt im Herrn.²⁷ Kolosser Kol 59 3 18 27 Paulus will verhüten, dass sein in V. 11 den Christen gegebener Grundsatz missverstanden werde, indem das, was von der religiösen Sphäre gilt, auf irdische Verhältnisse übertragen wird. Ähnlich [1Kor 7,24]. Nicht der untergeordnete Teil erhält den Anspruch, höhere Rechte geltend zu machen, sondern dem übergeordneten wird die Pflicht auferlegt, für die Übung seiner Rechte bestimmte Grenzen zu beachten. So ward den einen die Möglichkeit genommen, das Christentum zur Rechtfertigung gewaltsamen Umsturzes zu missbrauchen, den andern aber durch die Durchdringung mit dem Geiste des Christentums eine christliche Erneuerung aller Verhältnisse als Pflicht auferlegt. Kolosser Kol 59 3 19 Viri diligite uxores vestras, et nolite amari esse ad illas. Ihr Männer! liebet eure Frauen und lasset euch nicht gegen sie erbittern.²⁸ Kolosser Kol 59 3 19 28 Die Männer sollen nicht nur ihre Stellung als Haupt der Familie im Auge haben, sondern den Frauen christliche Liebe (diese bezeichnet das griech. und lat. Wort) zeigen und keine bittere Stimmung aufkommen lassen. Ähnlich lautet die Vorschrift für alle Christen. V. 13 Kolosser Kol 59 3 2 Quæ sursum sunt sapite, non quæ super terram. Auf das, was oben ist, lasset euren Sinn gerichtet sein, nicht auf das, was auf Erden ist.⁴ Kolosser Kol 59 3 2 4 Der Apostel wiederholt seine Mahnung mit Kennzeichnung dessen, was einem wahren Christen fern liegen muss. Statt des vorhergehenden suchet sagt er jetzt mit größerer Schärfe: Lasset euren Sinn gerichtet sein. Die Irrlehrer schrieben die äußere Meidung gewisser irdischer Dinge vor, Paulus fordert eine Gesinnung, die ihr Lebensziel über dem Irdischen sucht, wenngleich so wenig der äußere Genuss [Phil 4,12], wie die irdische Arbeit [1Thess 4,11, Eph 4,28] als Mittel der Betätigung der Gesinnung der Gläubigen versagt sind. Während das Fundament eines Hauses zuunterst kommt, ist unser Eckstein in der Höhe, damit er uns durch das Gewicht der Liebe nach oben ziehe (Aug.). Diese Stelle des Apostels hat die Kirche schon in ihren ersten Zeiten veranlasst, die Gläubigen in der heil. Messe aufzuopfern: Aufwärts die herzen! Kolosser Kol 59 3 20 Filii obedite parentibus per omnia: hoc enim placitum est in Domino. Ihr Kinder! gehorchet euren Eltern in allem; denn das ist wohlgefällig im Herrn.²⁹ Kolosser Kol 59 3 20 29 Die Kinder sollen nicht meinen, durch das Christentum eine gewisse Selbständigkeit den Eltern gegenüber erhalten zu haben. Kolosser Kol 59 3 21 Patres, nolite ad indignationem provocare filios vestros, ut non pusillo animo fiant. Ihr Väter! reizet eure Kinder nicht zum Zorne, damit sie nicht mutlos werden.³⁰ Kolosser Kol 59 3 21 30 Der Apostel verwirft die notwendige Züchtigung nicht, sondern nur die harte, launenhafte, ungerechte Behandlung, welche Verbitterung hervorruft, das Vertrauen und die Kraft zum Kampfe gegen das Böse raubt. Kolosser Kol 59 3 22 Servi obedite per omnia dominis carnalibus, non ad oculum servientes, quasi hominibus placentes, sed in simplicitate cordis, timentes Deum. Ihr Knechte!³¹ gehorchet in allem den leiblichen Herren, nicht in Augendienerei, als solche, die Menschen gefallen wollen, sondern in Einfalt des Herzens, als solche, die Gott fürchten. [Tit 2,9] Kolosser Kol 59 3 22 31 Die Schicksale des Onesimus sind dem Apostel Veranlassung, die Sklavenfrage ausführlicher zu behandeln. Besonders für die Sklaven lag die Versuchung nahe, die christliche Freiheit auf die soziale zu übertragen. Hatte nun Paulus auch durch die Rücksendung des Onesimus zu Philemon bereits einer solchen Folgerung vorgebeugt, so legte seine Fürbitte für jenen doch leicht den Gedanken nahe, als ob der Ungehorsam kein schweres Vergehen sei. Dem gegenüber betont der Apostel die Pflicht des Gehorsams, ja geht über das Maß des gesetzlich geforderten, der sich mit der Ausführung begnügen darf, hinaus und fordert inneren Gehorsam und aus höherem Beweggrunde. Der Sklave übt den Gehorsam, um nicht bestraft zu werden und soweit er beaufsichtigt wird, der Christ ist im Herzen willig aus Rücksicht auf Christus, den Herrn aller Herren. Kolosser Kol 59 3 23 Quodcumque facitis, ex animo operamini sicut Domino, et non hominibus: Was ihr immer tun möget, das tuet von Herzen, als für den Herrn und nicht für die Menschen; [Eph 6,7] Kolosser Kol 59 3 24 Scientes quod a Domino accipietis retributionem hereditatis. Domino Christo servite. da ihr wisset, dass ihr vom Herrn die Vergeltung des Erbes erhalten werdet.31a Christus, dem Herrn, dienet! [Röm 2,6] Kolosser Kol 59 3 24 31a Der Sklave hatte keinen Anspruch auf Lohn und war unfähig zu erben. Der Herr im Himmel, obwohl so viel höher als der irdische, der also auch ungleich mehr berechtigt ist, Gehorsam zu fordern, als der irdische, erkennt in seiner Gnade den Gehorsam als verdienstlich an und will ihm Vergeltung zu Teil werden lassen, ein Erbe, auf das die Sklaven nicht weniger Recht haben sollen als ihre zeitlichen Herren. Christus macht sie aus Sklaven zu Kindern Gottes. Kolosser Kol 59 3 25 Qui enim injuriam facit, recipiet id, quod inique gessit: et non est personarum acceptio apud Deum. Denn der, welcher Unrecht tut, wird die Vergeltung empfangen für das, was er Unrecht getan hat; und kein Ansehen der Person gilt bei Gott.³² Kolosser Kol 59 3 25 32 Die Sklaven sollen nicht meinen, dass, weil sie Christen sind, der Herr über ein Unrecht ihrerseits parteilich hinwegsehen werde. Kolosser Kol 59 3 3 Mortui enim estis, et vita vestra est abscondita cum Christo in Deo. Denn ihr seid gestorben und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott.⁵ Kolosser Kol 59 3 3 5 Wie der, welcher leiblich stirbt, nichts mehr mit der Erde gemeinsam hat, und wie er begraben den Augen der Menschen entrückt ist, so sollen auch die Christen, nachdem sie in der Taufe mit Christus gestorben, nichts mehr mit der Welt gemeinsam haben und gleichsam in Gott, wie in einem Zufluchtsort, sich verbergen (Gegensatz [Kol 2,20]), nicht mehr der Welt leben, damit sie, wie Christus jetzt verborgen herrscht und erst am Tage des Gerichtes als Sieger über alle Feinde in Herrlichkeit erscheint, wie jetzt Glieder des Verborgenen, so einst des in Herrlichkeit Erscheinenden seien. Denn wie die Perle in der Muschel verborgen ist (sagt Theoph.), aber herrlich leuchtet, sobald diese gebrochen ist, so werden auch wir, wenn unsere Sterblichkeit gelöst ist, in die Herrlichkeit eintreten. Was der Apostel V. 5ff als notwendige Betätigung dieser Vereinigung mit Christus bezeichnet, hebt die Verborgenheit des Christen nicht auf, da die Beweggründe desselben nur Gott offenbar sind. Kolosser Kol 59 3 4 Cum Christus apparuerit, vita vestra: tunc et vos apparebitis cum ipso in gloria. Wenn Christus, euer Leben,⁶ erscheinen wird,⁷ alsdann werdet auch ihr mit ihm erscheinen in Herrlichkeit. Kolosser Kol 59 3 4 6 Christus ist nicht nur der Grund unseres Lebens, er ist selbst dessen Inhalt. Kolosser Kol 59 3 4 7 Es erscheint, was zuvor in Dunkel gehüllt war. Kolosser Kol 59 3 5 Mortificate ergo membra vestra, quæ sunt super terram: fornicationem, immunditiam, libidinem, concupiscentiam malam, et avaritiam, quæ est simulacrorum servitus: So ertötet denn⁸ eure Glieder, welche irdisch sind, Unzucht, Unlauterkeit, Geilheit, böse Begierde, und die Habsucht, welche ja Götzendienst ist,⁹ Kolosser Kol 59 3 5 8 V. 3, 4 hatten das Nicht was auf Erden ist V. 2 begründet. Der Apostel nimmt den Gedanken wieder auf, indem er im Einzelnen zeigt, wie die Sünde fernzuhalten ist. (V. 5 7 negativ, V. 10 17 positiv, dort abmahnend, hier vorschreibend) Kolosser Kol 59 3 5 9 Während V. 2 vom Sterben die Rede war, spricht jetzt der Apostel von der Abtötung, die des Stand des mit Christus auferstandenen Christen herbeiführen helfen muss durch Unterwerfung der Begierden. Der Zusatz: Welche irdisch sind habt das Merkmal hervor, das den Gliedern eigen ist. Die nachfolgenden Sünden werden dann mit den Gliedern identifiziert, da diese ihre Träger sind. Die drei ersten Sünden sind tatsächliche Fleischessünden; die Habsucht, welche dem irdischen Gut einen selbständigen Wert beimisst, setzt sich ein Ziel außer Gott und wird damit Götzendienst. Kolosser Kol 59 3 6 Propter quæ venit ira Dei super filios incredulitatis: um deretwillen der Zorn Gottes¹⁰ über die Kinder des Unglaubens kommt, Kolosser Kol 59 3 6 10 Schon auf Erden, noch mehr beim Gerichte. Kolosser Kol 59 3 7 In quibus et vos ambulastis aliquando, cum viveretis in illis. in welchen auch ihr einst wandeltet, als ihr unter ihnen lebtet. Kolosser Kol 59 3 8 Nunc autem deponite et vos omnia: iram, indignationem, malitiam, blasphemiam, turpem sermonem de ore vestro. Jetzt aber leget auch ihr dies alles¹¹ ab: Zorn, Erbitterung, Bosheit, Lästerung,¹² unehrbare Reden aus eurem Munde. [Röm 6,4, Eph 4,22, Hebr 12,1] Kolosser Kol 59 3 8 11 Die vorher genannten Sünden, welche noch durch weitere Beifügungen ergänzt werden. Die Christen sollen die Sünde ablegen, wie etwas Angenommenes, wie ein Gewand, das den Menschen umgibt, nicht wie etwas demselben Natürliches. Kolosser Kol 59 3 8 12 Jede Rede, welche den andern schmäht und seiner Ehre Abbruch tut. Die ersten drei Worte bezeichneten die Gesinnung, Lästerung und unehrbare Reden die Verletzung der wahren Liebe im Worte. Kolosser Kol 59 3 9 Nolite mentiri invicem, exspoliantes vos veterem hominem cum actibus suis, Belüget einander nicht, ziehet aus den alten Menschen mit seinen Taten,¹³ Kolosser Kol 59 3 9 13 Durch beständige Bekämpfung. Lassen wir vom Kampfe ab, so werden jene Laster sofort wieder das Herz in Besitz nehmen und in Fesseln schlagen. (Aug.) Kolosser Kol 59 0 1 3. Allgemeine Mahnungen (V. 2 6): a. Zum Gebet, auch für den Apostel selbst (V. 4); b. Zur Klugheit im Reden und Handeln. (V. 6) Schluss (Kap. 4, V. 7 18): 1. Zweck der Sendung des Tychikus und Onesimus. (V. 9) 2. Grüße. (V. 15) 3. Ersuchen, diesen Brief den Laodicenern mitzuteilen wie auch den Brief des Apostels an die Laodicener in Kolossä zu lesen. (V. 17) 4. Eigenhändig geschriebener Gruß, apostolischer Segen. Kolosser Kol 59 4 1 Domini, quod justum est et æquum, servis præstate: scientes quod et vos Dominum habetis in clo. Ihr Herren! was gerecht und billig ist, gewähret den Knechten, da ihr wisset, dass auch ihr einen Herrn im Himmel habt.¹ Kolosser Kol 59 4 1 1 Wenn beide Teile sich als Diener Christi ansehen, werden die Sklaven gehorsam, die Herren gerecht und milde sein. Wie ganz anders klingen die Worte des Apostels als die der heutigen angeblichen Beglücker der Arbeiter! Wenn du meinst, mahnt der heil. Augustin die Herren, dass dein Diener dich braucht, damit du ihm Brot gebest, so benötigst auch du seiner, damit er dir helfe in deinen Arbeiten. So ist keiner von euch wahrhaft nur Herr, keiner wahrhaft nur Diener. Kolosser Kol 59 4 10 Salutat vos Aristarchus concaptivus meus, et Marcus consobrinus Barnabæ, de quo accepistis mandata: si venerit ad vos, excipite illum: Es grüßt euch Aristarchus, mein Mitgefangener,¹⁰ und Markus, der Geschwistersohn des Barnabas,¹¹ wegen dessen ihr Weisungen¹² erhalten habt; wenn er zu euch kommt, nehmet euch seiner an; Kolosser Kol 59 4 10 10 Aristarch stammte aus Thessalonich [Apg 20,4] und hatte den Apostel nach Jerusalem begleitet. [Apg 19,20, Apg 20,4] In Rom teilte Aristarch mit Epaphras [Phlm 1,23] freiwillig die Gefangenschaft des heil. Paulus. Kolosser Kol 59 4 10 11 Wohl Markus der Evangelist (Hier., Ökum., Theoph.); er wird zu seiner Empfehlung Vetter des bei allen Christen hochangesehenen Barnabas genannt. Kolosser Kol 59 4 10 12 Empfehlungsschreiben, die später litteræ testimoniales genannten Schreiben. Kolosser Kol 59 4 11 Et Jesus, qui dicitur Justus: qui sunt ex circumcisione: hi soli sunt adjutores mei in regno Dei, qui mihi fuerunt solatio. und Jesus, genannt Justus.¹³ Von denen, welche aus dem Judentume sind, sind diese meine einzigen Mitarbeiter für das Reich Gottes,¹⁴ die mir zum Troste gewesen sind. Kolosser Kol 59 4 11 13 Von Justus wissen wir weiter nichts. Es ist nicht der [Apg 18,7] erwähnte. Kolosser Kol 59 4 11 14 Die gebornen Juden, welche als solche das Gottesreich als höchste Sehnsucht kanten, hätten die gleichsam natürlichen Mitarbeiter des Apostels sein sollen. Da sie sich ihm entzogen, wurden die Genannten umso mehr sein Trost. Kolosser Kol 59 4 12 Salutat vos Epaphras, qui ex vobis est, servus Christi Jesu, semper sollicitus pro vobis in orationibus, ut stetis perfecti, et pleni in omni voluntate Dei. Es grüßt euch Epaphras,¹⁵ der aus eurer Stadt ist, ein Diener Christi Jesu, allezeit besorgt für euch im Gebete, dass ihr vollkommen feststehen möget und vollendet in allem, was Gottes Wille ist. Kolosser Kol 59 4 12 15 Über Epaphras siehe [Kol 1,7]. Kolosser Kol 59 4 13 Testimonium enim illi perhibeo quod habet multum laborem pro vobis, et pro iis, qui sunt Laodiceæ, et qui Hierapoli. Denn ich bezeuge ihm, dass er viel Mühsal hat um euch und um die, welche in Laodicea und in Hierapolis sind.¹⁶ Kolosser Kol 59 4 13 16 Erweiterung des V. 13: Für die Gemeinde von Kolossä betet Epaphras nicht nur, sondern nimmt mancherlei schwere Mühe für sie auf sich und ist auch für die Nachbargemeinde Laodicea (3 4 Stunden von Kolossä) und Hierapolis (2 Stunden von Laodicea) tätig. Epaphras hatte diese drei Gemeinden wohl gegründet. Kolosser Kol 59 4 14 Salutat vos Lucas medicus carissimus, et Demas. Es grüßt euch Lukas, der Arzt,¹⁷ der teure, und Demas.¹⁸ Kolosser Kol 59 4 14 17 Lukas war mit dem Apostel nach Rom gekommen [Apg 28,14], indes teilte er wohl die Gefangenschaft des heil. Paulus nicht, weshalb er erst jetzt genannt wird. Kolosser Kol 59 4 14 18 Demas erhält kein Lob. Entweder ist dies absichtslos ausgelassen (denn [Phlm 1,24] steht er mit einem lobenden Beinamen vor Lukas), oder aber ihm diktierte Paulus diesen Brief. Kolosser Kol 59 4 15 Salutate fratres, qui sunt Laodiceæ, et Nympham, et quæ in domo ejus est, ecclesiam. Grüßet die Brüder in Laodicea, und den Nymphas, und die in seinem Hause befindliche Gemeinde.¹⁹ Kolosser Kol 59 4 15 19 Der sich in seinem Hause versammelnde Teil der Gemeinde. Vergl. [Röm 16,5]. Kolosser Kol 59 4 16 Et cum lecta fuerit apud vos epistola hæc, facite ut et in Laodicensium ecclesia legatur: et eam, quæ Laodicensium est, vos legatis. Und wenn dieser Brief bei euch vorgelesen ist, so sorget, dass er auch in der Gemeinde von Laodicea vorgelesen werde; und dass ihr auch den von Laodicea leset.²⁰ Kolosser Kol 59 4 16 20 Die Verhältnisse dieser Gemeinden mussten einander ähnlich sein. Der Brief an die Laodicener ist (ebenso wie ein Brief an die Korinther, vergl. [1Kor 5,9], und einer an die Philipper, vergl. [Phil 3,1]) verloren gegangen. Kolosser Kol 59 4 17 Et dicite Archippo: Vide ministerium, quod accepisti in Domino, ut illud impleas. Und saget dem Archippus: Habe Acht auf das Amt, welches du empfangen hast im Herrn, dass du es vollkommen verwaltest.²¹ Kolosser Kol 59 4 17 21 Archippus war ein Verwandter des Philemon. Vergl. [Phlm 1,2]. Nach Hieronymus und Theodoret war er Bischof von Kolossä. Er soll aus der Zahl der 70 Jünger gewesen sein und bei Laodicea das Martyrium erlitten haben. Kolosser Kol 59 4 18 Salutatio, mea manu Pauli. Memores estote vinculorum meorum. Gratia vobiscum. Amen. Gruß mit meiner, des Paulus, Hand.²² Seid eingedenk meiner Bande.²³ Die Gnade sei mit euch! Amen. Kolosser Kol 59 4 18 22 Nur den Schluss schreibt Paulus eigenhändig. Kolosser Kol 59 4 18 23 Nicht allein, um für mich zu beten (V. 3), sondern auch, um im Glauben gestärkt zu werden, für den ihr mich solches leiden sehet. Kolosser Kol 59 4 2 Orationi instate, vigilantes in ea in gratiarum actione: Seid beharrlich im Gebete, und seid wachsam darin mit Danksagung.² Kolosser Kol 59 4 2 2 Wer nicht für die empfangenen Wohltaten Dank sagt, ist neuer nicht würdig. Kolosser Kol 59 4 3 Orantes simul et pro nobis, ut Deus aperiat nobis ostium sermonis ad loquendum mysterium Christi (propter quod etiam vinctus sum) Betet auch zugleich für uns,³ dass Gott uns eine Türe des Wortes auftuen möge, das Geheimnis Christi zu verkündigen (um dessen willen ich auch in Banden bin),⁴ [Eph 6,19, 2Thess 3,1] Kolosser Kol 59 4 3 3 Wenn Paulus um das Gebet der Kolosser bittet, so hat er nicht sich dabei im Auge, sondern das Reich Gottes, dass er die Möglichkeit erhalte, seine Wirksamkeit wieder zu üben. Das gleiche Bild [1Kor 16,9, 2Kor 2,12]. Kolosser Kol 59 4 3 4 Wohl sind auch seine Bande ein Dienst für das Evangelium, doch weiß er sich zu einer umfassenderen Aufgabe berufen. Kolosser Kol 59 4 4 Ut manifestem illud ita ut oportet me loqui. damit ich es kund tun möge,⁵ so wie ich es verkünden soll. Kolosser Kol 59 4 4 5 Das Offenbaren, verständlich machen, schließt bereits einen Erfolg des Verkündigens (V. 3) ein. Der Nachdruck liegt aber auf dem Wie ich es verkünden soll. Kolosser Kol 59 4 5 In sapientia ambulate ad eos, qui foris sunt: tempus redimentes. In Weisheit verhaltet euch gegen die, welche draußen sind, indem ihr die Zeit wohl benützet.⁶ Kolosser Kol 59 4 5 6 Jede Gelegenheit benützend. Vergl. [Eph 5,16]. Kolosser Kol 59 4 6 Sermo vester semper in gratia sale sit conditus, ut sciatis quomodo oporteat vos unicuique respondere. Eure Rede sei allezeit wohlgefällig, mit Salz gewürzt,⁷ so dass ihr wisset, wie ihr einem jeden antworten müsset! Kolosser Kol 59 4 6 7 Die Rede ist im Bilde einer geistigen Speise dargestellt. Das Salz ist in seiner würzenden Kraft das Bild der Weisheit und Klugheit und ist gleichbedeutend mit der Gnade. Die erste Hälfte des 6. Verses ist eine Anwendung des In Weisheit verhaltet euch V. 5, während die zweite Hälfte einen speziellen Fall der ersten bietet. Jede Frage ist eine Zeit (Gelegenheit), die wohl zu benützen ist, und zwar in der Weise, welche die Weisheit lehrt. Kolosser Kol 59 4 7 Quæ circa me sunt, omnia vobis nota faciet Tychicus carissimus frater, et fidelis minister, et conservus in Domino: Das, was mich betrifft, wird euch Tychikus alles kund tun, der geliebte Bruder und treue Diener und Mitknecht im Herrn,⁸ Kolosser Kol 59 4 7 8 Drei ehrende Beinamen. Vergl. [Eph 6,21]. Diener: Helfer, während das zweite Wort, Knecht, eine unbedingte Unterordnung anzeigt. Kolosser Kol 59 4 8 Quem misi ad vos ad hoc ipsum ut cognoscat, quæ circa vos sunt, et consoletur corda vestra, den ich eben darum zu euch gesandt habe, damit er erfahre, wie es um euch steht, und eure Herzen tröste, Kolosser Kol 59 4 9 Cum Onesimo carissimo, et fideli fratre, qui ex vobis est. Omnia, quæ hic aguntur, nota facient vobis. zugleich mit Onesimus, dem geliebten und treuen Bruder,⁹ welcher aus eurer Stadt ist. Alles, was hier vorgeht, werden sie euch kund tun. Kolosser Kol 59 4 9 9 Ein bewährter, mir nahestehender Christ. Über Onesimus siehe den Brief an Philemon. 2 Thessalonicher 2Thess 60 0 1 I. Eingang des Briefes (Kap. 1, V. 1 12): 1. Aufschrift. (V. 1 2) 2. Danksagung verbunden mit Mahnung und Tröstung (V. 3 12): a. Paulus sagt Gott Dank für den Fortschritt der Thessalonicher im Glauben, in der Bruderliebe und besonders in der geduldigen Ertragung der Widerwärtigkeiten (V. 5) b. Am Tage des Gerichtes wird Gott den Heimgesuchten Vergeltung gewähren, über die Verfolger aber schwere und ewige Strafe verhängen. (V. 10) c. Um sie noch mehr aufzumuntern und zu trösten, verspricht der Apostel den Thessalonichern, zu beten, dass Gott sie noch reichere Fortschritte in allen Tugenden machen lassen wolle. 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 1 PAULUS, et Silvanus, et Timotheus: Ecclesiæ Thessalonicensium in Deo Patre nostro, et Domino Jesu Christo. Paulus und Silvanus und Timotheus an die Gemeinde der Thessalonicher in Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 10 Cum venerit glorificari in sanctis suis, et admirabilis fieri in omnibus, qui crediderunt, quia creditum est testimonium nostrum super vos in die illo. wenn¹⁷ er kommen wird, herrlich und wunderbar zu erscheinen in seinen Heiligen,¹⁸ in allen, welche gläubig geworden,¹⁹ - denn unser Zeugnis an euch hat Glauben gefunden,²⁰ - an jenem Tage. 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 10 17 Gegenbild zur Strafe der Gottlosen. 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 10 18 In allen Gläubigen. 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 10 19 Die Worte von V. 7b bis V. 12a sind wohl einem etwas veränderten altchristlichen Hymnus auf alttestamentlicher Grundlage entnommen. 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 10 20 Das Evangelium mit seiner Kraft. Wie ein Feuer das andere entzündet, so ist das Zeugnis des Apostels in seiner Kraft auf die Thessalonicher übergegangen. 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 11 In quo etiam oramus semper pro vobis: ut dignetur vos vocatione sua Deus noster, et impleat omnem voluntatem bonitatis, et opus fidei in virtute, Darum²¹ beten wir auch immerdar für euch, dass unser Gott euch seiner Berufung würdigen, und alles ihm wohlgefällige Gute und das Werk des Glaubens in Kraft zur Vollendung bringen wolle, 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 11 21 Zu diesem Zwecke: Damit Christus einst in den Seinigen verherrlicht werde. Denn wie die Berufung zum Glauben, so ist auch die Gabe der Beharrlichkeit ein Ausfluss der besonderen Güte Gottes. (Trid. Konzil, Sitz 6, Kap. 13) 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 12 Ut clarificetur nomen Domini nostri Jesu Christi in vobis, et vos in illo secundum gratiam Dei nostri, et Domini Jesu Christi. damit der Name unsers Herrn Jesus Christus verherrlicht werde in euch, und ihr in ihm, nach der Gnade unsers Gottes und des Herrn Jesus Christus.²² 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 12 22 Was V. 10 als Ziel der ganzen Kirche, wird hier als Ziel der Thessalonicher und Gegenstand der Gebete des Apostels bezeichnet. Christus wird verherrlicht durch Standhaftigkeit im Glauben, durch Bekenntnis unter Leiden und Verfolgung, kurz, durch ein christliches Leben. Die Verherrlichung Christi in den Thessalonichern ist zugleich ihre Verherrlichung in Christus, da sie geistig immer inniger mit Christus vereinigt werden und am Tage der Auferstehung auch dem Leibe nach in seine Verklärung eingehen. Alles aber verdanken sie der Gnade, die uns Christus erworben. Der Name des Herrn Jesus Christus: Der Herr so weit er erkannt und bekannt ist. 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 2 Gratia vobis, et pax a Deo Patre nostro, et Domino Jesu Christo. Gnade euch und Friede von Gott unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus! 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 3 Gratias agere debemus semper Deo pro vobis, fratres, ita ut dignum est, quoniam supercrescit fides vestra, et abundat caritas uniuscujusque vestrum in invicem: Danksagen¹ müssen² wir Gott allezeit euretwegen, Brüder! wie es sich gebührt,³ weil euer Glaube über die Maßen zunimmt, und euer aller gegenseitige Liebe sich überaus mehrt;⁴ 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 3 1 V. 3 und 4 sind [1Thess 1,2.3] ähnlich. 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 3 2 Was zwingt den Apostel? Seine Liebe, die alles, was den Thessalonichern eigen, als ihm gehörig ansieht. 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 3 3 Wie groß muss ihr Fortschritt gewesen sein und wie sehr sollen die Thessalonicher denselben werthalten, da sie so ermahnt werden, ihn zu bewahren und zu mehren! 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 3 4 Wie der Anfang des Glaubens, so ist jede Zunahme desselben eine Gnade Gottes. Die Liebe, welche Paulus ihnen [1Thess 3,12] gewünscht und die sie nun beweisen, ist ein untrüglicher Beweis ihrer Berufung. 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 4 Ita ut et nos ipsi in vobis gloriemur in Ecclesiis Dei, pro patientia vestra, et fide, et in omnibus persecutionibus vestris, et tribulationibus, quas sustinetis. so dass auch wir selbst uns eurer vor den Gemeinden Gottes⁵ rühmen,⁶ wegen eurer Geduld und eurer Treue selbst unter allen euren Verfolgungen und den Drangsalen, die ihr ertraget, 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 4 5 In Korinth und den davon abhängigen Gemeinden. 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 4 6 Wie anders als [1Thess 1,8]! 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 5 In exemplum justi judicii Dei, ut digni habeamini in regno Dei, pro quo et patimini. zum Erweise des gerechten Gerichtes Gottes, so dass ihr würdig erachtet werdet⁷ des Reiches Gottes,⁸ für welches ihr ja auch leidet;⁹ 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 5 7 Dass ihr die Verfolgungen in Geduld und ohne Wanken ertragt, ist ein Beweis des gerechten Gerichtes, das Gott über die Gottlosen verhängen wird. Denn wenn Gott in dieser Welt die Guten mit Leiden heimsucht, um sie zu läutern und zu bewähren, welches Gericht muss da die Bösen treffen! (Ans., Thom.) Vergl. [1Petr 4,17]. 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 5 8 Das euch in der Ewigkeit zu Teil werden soll. 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 5 9 Dies ist auch eure Meinung bei dem Leiden. 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 6 Si tamen justum est apud Deum retribuere tribulationem iis, qui vos tribulant: wenn es anders gerecht ist vor Gott, dass er denjenigen, welche euch in Bedrängnis versetzen, mit Bedrängnis vergelte,¹⁰ 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 6 10 Gottes Gerechtigkeit fordert, dass die Verfolger der Thessalonicher bei der Wiederkunft Christi gestraft werden, sie selbst aber den ewigen Lohn erhalten, den sie sich durch ihr Leiden verdient, wenngleich die erste Wurzel dieses Verdienstes wiederum die göttliche Gnade ist. 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 7 Et vobis, qui tribulamini, requiem nobiscum in revelatione Domini Jesu de clo cum Angelis virtutis ejus, und euch, den Bedrängten, Ruhe verleihe zugleich mit uns,¹¹ wenn sich der Herr Jesus vom Himmel herab offenbaren wird¹² mit den Engeln seiner Macht 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 7 11 Den Aposteln. 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 7 12 Wenn der Heiland, der jetzt der Welt verborgen ist, als Herr und Richter derselben hervortritt. 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 8 In flamma ignis dantis vindictam iis, qui non noverunt Deum, et qui non obediunt Evangelio Domini nostri Jesu Christi. in Feuerflammen,¹³ wenn er Vergeltung üben wird an denen, welche Gott nicht kennen, und die dem Evangelium unsers Herrn Jesus Christus nicht gehorchen,¹⁴ 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 8 13 Was [Ex 3,2ff] von Jahve gesagt ist, wird hier auf Christus übertragen. Vergl. auch [Offb 19]. Das Feuer ist ein Zeichen der Majestät und Herrlichkeit des Herrn. 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 8 14 Die Heiden kennen Gott nicht, doch ist ihre Unwissenheit eine verschuldete. Auch der Unglaube der Juden, welche dem Evangelium nicht gehorchen, entspringt bösem Willen. Die Worte: Unseres Herrn Jesu Christi sind beigefügt, um die Gleichstellung des Herrn mit Gott hervorzuheben, ebenso wie es für das Gericht (V. 7, 8, 10) und die Verherrlichung (V. 10) geschieht. Die Verachtung des Evangeliums steht der Verachtung der rechten Gotteserkenntnis gleich. 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 9 Qui pnas dabunt in interitu æternas a facie Domini, et a gloria virtutis ejus: welche ewige Strafe¹⁵ erdulden werden im Verderben, hinweg von dem Angesichte des Herrn¹⁶ und von der Herrlichkeit seiner Macht, 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 9 15 Beweisstelle für die Ewigkeit der Höllenstrafen. Schön sagt der heilige Chrysostomus: Siehst du in diesem Leben etwas Angenehmes und Erhabenes, so denke an das Reich Gottes, und du wirst jenes für nichts achten. Siehst du etwas Schreckliches, so denke an die Hölle, und du wirst darüber lachen. Kommen über dich körperliche Begierden, denke an das Feuer der Hölle; denn wenn schon die weltlichen Gesetze durch Strafen vom Bösen abzuhalten vermögen, wie viel mehr das Andenken an die ewige, unaufhörliche Pein. 2 Thessalonicher 2Thess 60 1 9 16 Die Hauptstrafe der Verdammten ist die Strafe des Verlustes Gottes (Thom., vergl. [Mt 25,41]), besteht doch die Seligkeit der Seligen besonders in dem Schauen des Antlitzes des Herrn [Ps 11,7, Mt 5,8, Mt 18,10, Hebr 12,14], d. i. in der lebendigsten Vereinigung mit Gott und dem Heilande. 2 Thessalonicher 2Thess 60 0 1 II. Dogmatischer Teil: Die Zeit der Wiederkunft Christi. (Kap. 2, V. 1 16): 1. Die Thessalonicher mögen niemand glauben, der auf eine angebliche Offenbarung gestützt, oder einen gefälschten Brief des Apostels weisend, sie überreden wollte, der Tag des Herrn sei nahe. (V. 1, 2) 2. Christus wird nicht so bald kommen (V. 11): a. Der Ankunft des Herrn muss ein allgemeiner Abfall vom Glauben und das Erscheinen des Antichristes vorhergehen. (V. 5) b. Die Zeichen des Erscheinens des Antichristes zeigen sich zwar schon, indes kann er nicht kommen, ehe das, was ihn hemmt, weggeräumt ist. Was ihn aber hemmt, wissen die Thessalonicher aus der mündlichen Belehrung des Apostels. (V. 7) c. Beschreibung des Auftretens des Antichristes und Erklärung, warum Gott dessen Bosheit zulässt. (V. 11) 3. Paulus beschließt diesen Abschnitt mit Dank gegen Gott, der die Thessalonicher, so vertraut er fest, vor der Betörung durch den Antichrist bewahren wird, hat er sie doch zum Heile erwählt und berufen. (V. 13) So mögen sie denn ihrerseits in dem Glauben beharren, den sie von ihm gelernt, und mit der Gnade mitwirken, welche der Apostel ihnen von Christus und dem Vater erfleht. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 1 Rogamus autem vos fratres per adventum Domini nostri Jesu Christi, et nostræ congregationis in ipsum: Wir bitten euch aber, Brüder! bei der Ankunft¹ unsers Herrn Jesus Christus und unserer Vereinigung mit ihm, 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 1 1 Griech.: hinsichtlich. Eine Sache, über die der Apostel erst eine Belehrung geben will, kann nicht zur Beschwörung dienen. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 10 Et in omni seductione iniquitatis iis, qui pereunt: eo quod caritatem veritatis non receperunt ut salvi fierent. und in allem Truge der Ungerechtigkeit für die, welche verloren gehen, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht aufgenommen haben,¹⁷ um errettet zu werden. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 10 17 Dass sie selbst der Liebe zur Wahrheit den Zugang zu ihrem Herzen wehrten, die gleichfalls ein Geschenk Gottes ist. Wer die Wahrheit nicht liebt, ist, nach der von Gott gesetzten Ordnung, dem Irrtum zugänglich. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 11 Ideo mittet illis Deus operationem erroris ut credant mendacio, Deshalb wird Gott den Trug auf sie wirken lassen, dass sie der Lüge glauben, 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 12 Ut judicentur omnes, qui non crediderunt veritati, sed consenserunt iniquitati. damit alle gerichtet¹⁸ werden, welche der Wahrheit¹⁹ nicht geglaubt, sondern der Ungerechtigkeit Beifall geschenkt haben. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 12 18 Verurteilt. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 12 19 Die in Christus geoffenbarte Wahrheit. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 13 Nos autem debemus gratias agere Deo semper pro vobis fratres dilecti a Deo, quod elegerit vos Deus primitias in salutem in sanctificatione spiritus, et in fide veritatis: Wir aber müssen Gott allezeit danksagen um euretwillen, von Gott geliebte Brüder! dass Gott euch als Erstlinge²⁰ zur Seligkeit erwählt hat²¹ durch Heiligung des Geistes und Glauben an die Wahrheit; 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 13 20 Anspielung auf die Erstlinge, welche im A. T. Gott als Opfer dargebracht wurden. [Ex 25,4, Num 15,19] Das nächste Ziel Gottes ist das ewige Heil der Menschheit, das Mittel ein doppeltes: Von Seite Gottes die Mitteilung der Gnade, also die Heiligung des Geistes; von Seiten der Menschen der Glaube an die im Evangelium dargebotene Wahrheit, die ihn für die Aufnahme der heiligmachenden Gnade empfänglich macht. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 13 21 Aus freier Gnade. Vergl. [Röm 9,14ff]. Während die Gläubigen von Gott zum Heile erwählt sind (V. 13, 15), haben die Verdammten, wie Paulus zuvor gezeigt, sich selbst dem Heile verschlossen. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 14 In qua et vocavit vos per Evangelium nostrum in acquisitionem gloriæ Domini nostri Jesu Christi. wozu er euch auch durch unser Evangelium berufen hat, zur Erlangung der Herrlichkeit unsers Herrn Jesus Christus. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 15 Itaque fratres state: et tenete traditiones, quas didicistis, sive per sermonem, sive per epistolam nostram. So stehet denn fest, Brüder!²² und haltet an den Überlieferungen, die ihr gelernt habt, sei es durch mündliche Rede, sei es durch ein Schreiben von uns.²³ 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 15 22 Hat Gott euch auch berufen ohne euch, so wird er euch doch nicht die Herrlichkeit verleihen, wenn ihr nicht standhaft seid. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 15 23 Dass die Apostel nicht alles geschrieben haben, ist nicht wunderbar, da der Herr ihnen zwar aufgetragen hat, zu predigen, nicht aber, durch Schrift alle Völker zu lehren, so dass sie nur aus besonderer Veranlassung schrieben. Deshalb ist das, was sie ungeschrieben überliefert haben, so glaubhaft wie das, was sich in ihren Schriften findet. Es ist Überlieferung der Kirche, frage nichts weiter. (Chrys.) 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 16 Ipse autem Dominus noster Jesus Christus, et Deus et Pater noster, qui dilexit nos, et dedit consolationem æternam, et spem bonam in gratia. Er aber, unser Herr Jesus Christus, und Gott unser Vater,²⁴ der uns geliebt und ewigen Trost und gute Hoffnung in Gnade gegeben hat, 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 16 24 Der Apostel steigt von seiner eigenen Wirksamkeit für das Evangelium empor, zuerst zu Christus, dem Vermittler aller Gnaden, dann zu Gott, der letzten Quelle alles Heiles. Christus und Gott verbindet er im Griech. durch einen Artikel, wie er auch die Prädikate im Singularis setzt, um ihre vollkommenste Einheit zu kennzeichnen. In Christus hat uns Gott alles gegeben, Trost in den Nöten der Gegenwart und Hoffnung für die Zukunft. Der Trost ist ein ewiger, d. i. unvergänglicher, da keine Macht der Erde ihn zu rauben vermag. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 17 Exhortetur corda vestra, et confirmet in omni opere, et sermone bono. ermuntere eure Herzen und stärke sie²⁵ in jeglichem guten Werke und Worte! 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 17 25 Sie dem Bösen wie der Schwachheit entziehend. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 2 Ut non cito moveamini a vestro sensu, neque terreamini, neque per spiritum, neque per sermonem, neque per epistolam tamquam per nos missam, quasi instet dies Domini. dass ihr nicht so schnell² wankelmütig werdet, noch euch erschrecken lasset, weder durch Geisteseingebung,³ noch durch einen Ausspruch,⁴ noch durch einen Brief, als kämen sie von uns, wie wenn der Tag des Herrn nahe bevorstehe. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 2 2 Sobald ihr solche Prophezeiungen hört. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 2 3 Eine angebliche Prophezeiung. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 2 4 Ein dem heil. Paulus untergeschobenes Wort. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 3 Ne quis vos seducat ullo modo: quoniam nisi venerit discessio primum, et revelatus fuerit homo peccati, filius perditionis, Niemand betöre euch auf irgendeine Weise,⁵ denn zuvor⁶ muss der Abfall kommen und der Mensch der Sünde⁷ offenbar werden, der Sohn des Verderbens, [Eph 5,6] 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 3 5 Auf eine der drei genannten oder irgendwelche andere Weise. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 3 6 Anstatt in einem Hauptsatz fortzufahren, endet der Apostel mit einem Anakoluth. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 3 7 Vor dem Erscheinen des Herrn zum Gerichte muss erstlich der allgemeine Abfall vom Christentum auf der ganzen Erde stattfinden [Mt 24,11.12, Lk 18,8], sodann der Mensch der Sünde, der der Sünde gänzlich hingegebene Mensch erscheinen (Thom.). 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 4 Qui adversatur, et extollitur supra omne, quod dicitur Deus, aut quod colitur, ita ut in templo Dei sedeat ostendens se tamquam sit Deus. welcher⁸ der Widersacher ist und sich erhebt über alles, was Gott heißt oder göttlich verehrt wird, so dass er sich in den Tempel Gottes⁹ setzt und sich zur Schau stellt, als sei er Gott. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 4 8 Nachdem Paulus die Person des Antichrist ihrem inneren Wesen nach (Mensch der Sünde) und ihrem Endschicksale nach gekennzeichnet, stellt er nun ihr öffentliches Auftreten dar. Der Antichrist ist der Vorläufer der Wiederkunft Christi, und hat als Christi Zerrbild wie dieser eine Ankunft und Offenbarung. Er bringt die Macht des Bösen, welche sich feierlich gegen Christus erhebt, zur höchsten Macht. Seine Wirksamkeit ist der vollendetste Gegensatz zum Wirken Christi, dessen Erscheinung ihn vernichtet. Er überhebt sich über alles, was Gott heißt oder sonst Gegenstand der Verehrung ist. Dem Apostel steht [Dan 11,36] vor Augen, wo der Prophet von Antiochus redet. Die Folge seiner Anmaßung ist, dass der Antichrist sich selbst vergöttert und göttliche Verehrung fordert. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 4 9 Ein Gott geweihtes Haus (Theoph.) oder die christliche Kirche. (Chrys., Theodor.) 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 5 Non retinetis quod cum adhuc essem apud vos, hæc dicebam vobis? Erinnert ihr euch nicht, dass, als ich noch bei euch war, ich euch dies gesagt habe? 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 6 Et nunc quid detineat scitis, ut reveletur in suo tempore. Auch das, was jetzt noch hemmt,¹⁰ kennt ihr, dass es sich offenbare zu seiner Zeit.¹¹ 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 6 10 Dass der Antichrist eine Person ist, ist die Meinung aller Väter, welche die Häresiarchen und andere Feinde der Kirche als seine Vorgänger betrachten (Cypr., Hier.). Ihr wisst, worin das jetzt noch Hemmende besteht, dass darum das Erscheinen des Antichristes aufgehalten wird, damit dieser sich in der von Gott bestimmten Zeit offenbare und aus der Verborgenheit hervortrete, in der er schon durch seinen andere erfüllenden Geist zuvor tätig war. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 6 11 Dass der Antichrist zu der ihm von Gott vorherbestimmten Zeit erscheine. Nach einer anderen Erklärung: Dadurch, dass Gott die Erscheinung des Messias an die Bedingung geknüpft hat, dass der Antichrist erscheine, hat er ein solches Hemmendes in die Zeit hingestellt, und so Sorge getragen, dass der Herr gerade zu seiner Zeit offenbar werde. Darnach lautet V. 6: Damit er (Christus) erscheine zu seiner (zu der ihm von Gott bestimmten) Zeit. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 7 Nam mysterium jam operatur iniquitatis: tantum ut qui tenet nunc, teneat, donec de medio fiat. Denn das Geheimnis der Bosheit¹² ist bereits wirksam; nur dass der, welcher es jetzt aufhält,¹³ aufhalte, bis er hinweggeräumt wird. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 7 12 Die Ruchlosigkeit entspricht dem Abfall. V. 3. Die Ruchlosen, die sich bereits vielfach zeigen, werden wenig als Vorläufer des Antichristes erkannt, doch im Antichrist werden sie sich gleichsam wie in einem Mittelpunkte vereinigen. Wie Christus seit seiner Himmelfahrt sein Reich fördert und gegen seine Feinde kämpft und so sein endliches Kommen zum Gerichte der Welt verborgen vorbereitet, und wie sein Kommen nur vollendet, was er auch jetzt tut, ähnlich ist die Kraft und der Geist des Antichristes schon jetzt tätig, bis er selbst zu der von Gott bestimmten Zeit hervortritt. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 7 13 Der, welcher jetzt aufhält ist V. 6 neutral als eine Macht bezeichnet. Die heiligen Irenäus und Augustin, denen der heil. Thomas beitritt, halten die Bestimmung dieser Person und Macht, zumal die Zusätze des Apostels das Erkennen derselben erschweren, für nicht angänglich. Viele heil. Väter, unter ihnen Chrysostomus und Hieronymus, verstanden, wohl auf [Dan 2,40] blickend, das römische Reich als die hemmende Macht. Andere bezeichnen als die Macht und die Person den Antichrist selbst und erklären: Das Geheimnis der Gesetzlosigkeit (der Geist des Antichristentums, der mit dem Walten seiner geheimnisvollen Macht dem dereinstigen Offenbarwerden des persönlichen Antichristes zur Voraussetzung dient und in gewissem Sinne ihm zur Existenz verhelfen wird) ist schon jetzt wirksam, nur bis dass der jetzt Hinhaltende aus der Mitte hervorgegangen ist, d. h. das von dem Mysterium der Gesetzlosigkeit verfolgte Streben ist beharrlich nur auf das eine Ziel gerichtet, den Gesetzlosen im eminentesten Sinne des Wortes aus sich hervorgehen zu lassen, um in ihm seine vollendetste Entwicklung und Betätigung zu finden. In der Apokalypse [Offb 10,7] ist die Rede von dem Geheimnisse Gottes, das sich am Ende der Zeiten vollenden soll. Die Vollendung ist die Enthüllung des Menschensohnes, der aus dem Geheimnisse heraus, unter dessen Hülle, in dessen Mitte er sich verborgen hielt, sich offenbaren wird. Er, dessen Wiederkunft wir erwarten, ist seiner Kirche nahe, seit er Besitz von seiner Herrlichkeit genommen, aber diese Nähe ist noch eine unsichtbare und geheimnisvolle. Das ganze Leben der Kirche ist nichts anderes als die Wirkung dieser geheimnisvollen Nähe, die Entwicklung des Geheimnisses, das wirksam ist, bis mitten aus diesem Geheimnisse heraus derjenige sich offenbart, der die verborgene Seele dieses Lebens, die einzig bewegende Kraft dieses wirkenden Mysteriums war. So ist auch die Wiederkunft am Ende nichts anderes als das Hervortreten des Herrn aus der Verborgenheit, in der er seiner Kirche immer nahe ist, das letzte Ziel der Wirksamkeit, welche der Heiland in dieser Verborgenheit entfaltet: Das große Geheimnis des messianischen Lebens geht endlich über in den Glanz der Wiederkunft, wo der bisher Unsichtbare sichtbar wird, das Geheimnis sich vollendet. Und wie innerhalb der Kirche, solange das Unkraut nicht vom Weizen getrennt ist, der heiligen Mystik die unheilige zur Seite geht, so bewegt sich neben dem Mysterium Gottes das Mysterium der Gesetzlosigkeit. Der Gesetzlose, der Antichristus, kommt so wenig unvermittelt wie Christus. Vom Anbeginne des messianischen Reiches an ist auch er, der Gesetzlose, tätig, aber auch, wie der Heiland, nicht fühlbar, sondern unsichtbar im Mysterium. Diese unsichtbare Tätigkeit fasst der heil. Paulus zusammen als der Geheimnis der Anomie: Die Anomie, sofern sie ein Mysterium, eine verborgene Macht bildet, das Geheimnis, welches den Anomos in sich schließt, ist bereits tätig, nur bis der, welcher jetzt aufhält, mitten herausgeschafft oder geboren wird. Nach dieser Erklärung sind die Verse so zu ordnen: Und jetzt (nachdem ich auch hier noch einmal an meine früher schon mündlich gegebene Belehrung erinnert habe, vergl. V. 5) wisset ihr, was das Hemmende ist, auf dass Christus zu seiner Zeit erscheine. Hiernach stellt Vers 6 den anakoluthischen Nachsatz zu dem durch die Zwischenfrage V. 5 unterbrochenen Vordersatze dar, in welchem der Apostel (von V. 3 ab) die Weltereignisse beschreiben wollte, welche der Wiederkunft Christi vorangehen müssen. Das Hemmende und der Hemmende ist also der Antichrist selbst, sofern sein Erscheinen die Bedingung ist, an welche Gott in seinem ewigen Weltplane die Wiederkunft Christi geknüpft hat. Daher der Zusatz V. 6: Damit Christus erscheine zu seiner Zeit. Mit V. 8 ginge dann der Apostel zu der durch die letzte Zwischenbemerkung V. 7 abermals unterbrochenen Hauptgedankenreihe zurück, und das alsdann wäre ein erneuter Hinweis auf den V. 6 charakterisierten Zeitpunkt der Wiederkunft Christi. Alsdann, wenn die für die Wiederkunft Christi bestimmte Zeit gekommen ist, wird als Vorbote derselben der Gesetzeslose offenbar werden. Im Griech. lautet der Vers: Nur bis der bis jetzt Hinhaltende hinweggeräumt ist. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 8 Et tunc revelabitur ille iniquus, quem Dominus Jesus interficiet spiritu oris sui, et destruet illustratione adventus sui eum: Und alsdann¹⁴ wird jener Ruchlose offenbar hervortreten, doch der Herr Jesus wird ihn töten mit dem Hauche seines Mundes¹⁵ und zunichte machen durch den Glanz seiner Ankunft. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 8 14 Der Gedankengang erschwert das Verständnis für den Leser, insofern V. 8 die Vernichtung des Antichristes durch den Herrn, und erst dann (V. 9 12) seine verderbliche Wirksamkeit unter den Menschen erwähnt wird. Der Relativsatz V. 9 ist dem Relativsatz V. 8 parallel. Der Parallelismus der Glieder und die Ausführlichkeit der Schilderung, sowie ein gewisser Schwung der Rede erinnern an [2Thess 1,6ff]. Der Widerstand gegen die göttliche Wahrheit ist zugleich Wesensmerkmal der Verlorenen (V. 12), wie ihre Schuld und der Grund ihrer Verdammnis (V. 10, 12), Erfolg der Wirksamkeit des Antichrist (V. 9), und endlich göttliche Strafe. (V. 11) Der Ruchlose (V. 8) und die Ungerechtigkeit (V. 10) werden als Lüge (V. 9), Trug (V. 10), Ungerechtigkeit (V. 11) charakterisiert und in V. 10 und 12 einander gegenübergestellt. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 8 15 Um die Thessalonicher mit Trost zu erfüllen, fügt der Apostel dem Erscheinen des Antichristes und seiner Werke sofort dessen jammervolles Ende bei. Dass der Feind Gottes durch den Hauch des Mundes vernichtet wird, ist ein Zeichen und Beweis seiner Ohnmacht und der göttlichen Allgewalt. Das Bild lehnt sich wohl an [Jes 11,4] an. 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 9 Cujus est adventus secundum operationem satanæ in omni virtute, et signis, et prodigiis mendacibus. Dessen Ankunft erweist sich gemäß der Wirksamkeit des Satans in jeglicher Krafttat und trügerischen Zeichen und Wundern,¹⁶ 2 Thessalonicher 2Thess 60 2 9 16 Die Häufung der Ausdrücke, vergl. [Apg 2,22], zeigt das Auftreten des Antichristes als ein gewaltiges, übermenschliches, die ganze Welt betörendes. Das trügerisch gehört nach dem Griech. zu allen Substantiven. Wahre Wunder wirkt nur Gott, die Wunder des Teufels sind keine wirklichen. Wie Christus bei seiner Ankunft seine Sendung und Lehre durch mancherlei Wunder bewies, die er in der Kraft Gottes vollbrachte und die wahr waren, weil sie aus Gott herrührten und zur Wahrheit führten, so kommt der Antichrist auch mit Zeichen und Scheinwundern, die vom Vater der Lüge stammen und zur Lüge verführen. 2 Thessalonicher 2Thess 60 0 1 III. Ermahnender Teil (Kap. 3, V. 1 15): 1. Paulus bittet die Gläubigen, durch ihre Gebete den Fortschritt des Evangeliums und seine Befreiung von Gott zu erlangen. (V. 2) 2. In der Hoffnung, die Thessalonicher werden mit der Gnade Gottes in der Erfüllung der Vorschriften, die er ihnen gegeben, beharren (V. 5), a. mahnt der Apostel sie, sich von den Brüdern fernzuhalten, welche jene Vorschriften nicht beobachten (V. 6), b. und fordert die Unruhigen und Trägen auf, sich zu bessern, indem er ihnen sein Beispiel in's Gedächtnis zurückruft. (V. 12) c. Allen endlich wünscht er Fortschritte in der Tugend und schärft ihnen nochmals ein, sich von den Brüdern, welche auf seine Mahnungen nicht hören, fernzuhalten und sie zu strafen. (V. 15) Epilog (Kap. 3, V. 16 18): Apostolischer Segen und eigenhändiger Gruß. 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 1 De cetero fratres orate pro nobis ut sermo Dei currat, et clarificetur, sicut et apud vos: Im übrigen, Brüder! betet für uns, damit das Wort des Herrn seinen Lauf habe¹ und verherrlicht werde,² so wie es bei euch geschehen,³ [Eph 6,19, Kol 4,3] 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 1 1 Bild aus [Ps 145,15]. 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 1 2 Damit beides geschehen könne, muss das Wort Gottes, und müssen seinen Verkünder von dem schlimmsten Widersacher befreit werden (Theod.). Es ist wohl besonders an die [Apg 18] erwähnten Schwierigkeiten zu denken. 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 1 3 Stillschweigendes Lob. 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 10 Nam et cum essemus apud vos, hoc denuntiabamus vobis: quoniam si quis non vult operari, nec manducet. Denn¹⁵ auch als wir bei euch waren, haben wir euch dies anbefohlen: wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.¹⁶ 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 10 15 Zweiter Grund für V. 6 zu dem V. 7 9 gegebenen ersten. 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 10 16 Ein bei den Juden gebräuchliches Sprichwort, das sich auf [Gen 3,19] gründet. 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 11 Audivimus enim inter vos quosdam ambulare inquiete, nihil operantes, sed curiose agentes. Wir haben nämlich gehört, dass einige unter euch unstet wandeln, nicht arbeitend, sondern unnütze Dinge treibend.¹⁷ 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 11 17 Darin, dass der Apostel von ihnen in der dritten Person redet, liegt eine gewisse Rücksichtnahme, während das Gewicht des Befehles in dem doppelten Prädikate und dem Beisatze: im Herrn Jesus Christus zum Ausdruck kommt. 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 12 Iis autem, qui ejusmodi sunt, denuntiamus, et obsecramus in Domino Jesu Christo, ut cum silentio operantes, suum panem manducent. Solchen gebieten wir und ermahnen sie im Herrn Jesus Christus, dass sie, in Ruhe arbeitend, ihr eigenes Brot essen.¹⁸ 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 12 18 In Ruhe arbeiten bildet den Gegensatz zu: unnütze Dinge treiben. (V. 11) 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 13 Vos autem fratres nolite deficere benefacientes. Ihr aber, Brüder! werdet nicht müde, Gutes zu tun.¹⁹ [Gal 6,9] 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 13 19 Wohlzutun (Chrys., Theoph., Thom.) oder allgemein. 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 14 Quod si quis non obedit verbo nostro per epistolam, hunc notate, et ne commisceamini cum illo ut confundatur: Wenn aber jemand unserm Worte in diesem Briefe nicht gehorcht, so bezeichnet diesen,²⁰ und habet keinen Umgang mit ihm, damit er beschämt werde.²¹ 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 14 20 Durch ein richterliches Urteil. Dieser Brief ist also wie der vorige zunächst an die Vorsteher der Gemeinde gerichtet, der ihn derselben mitteilen sollen. 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 14 21 Griech.: damit er in sich gehe. 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 15 Et nolite quasi inimicum existimare, sed corripite ut fratrem. Indes betrachtet ihn nicht als Feind, sondern weiset ihn zurecht als Bruder.²² 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 15 22 Auch der Fehlende und Ausgeschlossene bleibt ein Bruder. Er ist ein krankes Glied am Leibe der Kirche, und Mangel an Vollkommenheit vermag so nicht, die Einheit auf immer zu zerstören (Aug.). 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 16 Ipse autem Dominus pacis det vobis pacem sempiternam in omni loco. Dominus sit cum omnibus vobis. Er aber, der Herr des Friedens, gebe euch Frieden immerdar aller Orten. Der Herr sei mit euch allen! 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 17 Salutatio, mea manu Pauli: quod est signum in omni epistola: ita scribo. Hier mein, des Paulus eigenhändiger Gruß, das Zeichen in jedem Briefe; so schreibe ich.²³ 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 17 23 Den vorigen Brief hatte er also nicht selbst unterschrieben. Die Worte des Apostels deuten an, dass ihm ein Brief unterschoben war. Vergl. [2Thess 2,2]. In jedem Briefe, den ich etwa noch an euch schreibe, sei meine Handschrift, wie ihr sie hier (V. 17) vor Augen habt, das Kennzeichen der Echtheit desselben. 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 18 Gratia Domini nostri Jesu Christi cum omnibus vobis. Amen. Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! Amen. 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 2 Et ut liberemur ab importunis, et malis hominibus: non enim omnium est fides. und dass wir befreit werden von den überlästigen⁴ und bösen Menschen; denn der Glaube ist nicht Jedermanns Sache.⁵ 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 2 4 Überlästig: Griech.: verwerflich, verworfen. 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 2 5 Wie oft empfiehlt der Apostel sich dem Gebete, doch stets um für das Evangelium wirken zu können! Nicht jeder Mensch hört auf Gottes Berufung zum Glauben. 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 3 Fidelis autem Deus est, qui confirmabit vos, et custodiet a malo. Getreu aber ist Gott, er wird euch stärken und vor dem Bösen bewahren.⁶ 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 3 6 Darin bewährt er seine Treue. 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 4 Confidimus autem de vobis, in Domino, quoniam quæ præcipimus, et facitis, et facietis. Wir haben aber das Vertrauen zu euch im Herrn, dass ihr sowohl jetzt tuet wie auch tun werdet, was wir anbefohlen.⁷ 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 4 7 Damit die in V. 3 enthaltene Verheißung die Thessalonicher nicht lästig mache, fügt Paulus diese Mahnung bei. (Chrys.) Alle Vorschriften, die er schon gegeben oder noch zu geben sich anschickt (V. 6), sind inbegriffen. Sein Vertrauen in die Folgsamkeit der Leser gründet sich auf Christus. 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 5 Dominus autem dirigat corda vestra in caritate Dei, et patientia Christi. Und der Herr lenke eure Herzen zur Liebe Gottes und zur Standhaftigkeit Christi. 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 6 Denuntiamus autem vobis fratres in nomine Domini nostri Jesu Christi, ut subtrahatis vos ab omni fratre ambulante inordinate, et non secundum traditionem, quam acceperunt a nobis. Wir gebieten euch aber,⁸ Brüder!⁹ im Namen unsers Herrn Jesus Christus,¹⁰ dass ihr euch von jedem Bruder zurückziehet,¹¹ der unordentlich wandelt,¹² und nicht nach der Vorschrift, welche sie von uns empfangen haben.¹³ 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 6 8 Die Liebe Gottes tröstet euch, dem gottgesandten König des Gottesreiches folget nach in der Standhaftigkeit, deren Vorbild er gegeben. 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 6 9 Gelegenheit, die Mahnung V. 4 zu üben. 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 6 10 Es ist ein Gebot des Herrn, (vergl. V. 12, 16), der Paulus zum Apostel berufen und ihm seine Autorität verliehen hat. Ähnlich [1Kor 5,4]. 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 6 11 Diese Maßregel ist Strafe zugleich und Heilmittel. Auch den Fehlenden nennt Paulus Bruder. 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 6 12 Im ersten Briefe hatte er diesen Missstand nur kurz berührt. Das Übel hatte wohl zugenommen. 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 6 13 Die zuerst mündlich (vergl. V. 10) erteilte, später schriftlich [1Kor 5,4] wiederholte Vorschrift. 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 7 Ipsi enim scitis quemadmodum oporteat imitari nos: quoniam non inquieti fuimus inter vos: Ihr wisset ja selbst, wie ihr uns nachahmen sollt, denn wir sind nicht unstet unter euch gewesen, 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 8 Neque gratis panem manducavimus ab aliquo, sed in labore, et in fatigatione, nocte et die operantes, ne quem vestrum gravaremus. noch haben wir umsonst Brot von jemand gegessen, sondern haben mit Mühe und Beschwerde Tag und Nacht gearbeitet, um niemand unter euch lästig zu fallen. [Apg 20,34, 1Kor 4,12] 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 9 Non quasi non habuerimus potestatem, sed ut nosmetipsos formam daremus vobis ad imitandum nos. Nicht als ob wir nicht dazu die Befugnis gehabt hätten, sondern um uns selbst als Vorbild aufzustellen für euch, damit ihr uns nachfolget.¹⁴ [1Kor 9,6] 2 Thessalonicher 2Thess 60 3 9 14 Der Hinweis auf sein eigenes Beispiel macht die Mahnung eindringlicher, nimmt ihr aber auch die etwa verletzende Schärfe. 1 Timotheus 1Tim 62 0 1 Nach kurzem Eingange (Kap. 1,1.2) folgen: I. Vorschriften über die rechte Weise, das Evangelium zu predigen (Kap. 1, V. 3 20): 1. Weder falsche noch unnütze Lehren sind zu überliefern. Das Ziel der Predigt sei die Liebe. (V. 5) 2. Von beiden Punkten sind einige abgeirrt, indem sie nicht einsehen, was zu lehren ist (V. 7) und von dem Gesetze, das in sich gut, aber der Ungerechten wegen gegeben ist, nicht recht reden. (V. 10) 3. Die rechte Predigt ist jene, mit welcher der Apostel betraut ist, der einst ein Verfolger, jetzt von Gott Barmherzigkeit erlangt hat, das Evangelium von dem durch Christus zu gewinnenden Heil verkündet in Wort und durch sein Beispiel. (V. 17) 4. Deshalb empfiehlt er dem Timotheus die gleiche Predigt; denn wer diese zurückweist, leidet am Glauben Schiffbruch, wie Hymenäus und Alexander, welche der Apostel selbst aus der Kirche entfernt hat. 1 Timotheus 1Tim 62 1 1 PAULUS Apostolus Jesu Christi secundum imperium Dei Salvatoris nostri, et Christi Jesu spei nostræ: Paulus, Apostel Jesu Christi¹ nach der Anordnung Gottes,² unsers Heilandes,³ und Christi Jesu, unserer Hoffnung,⁴ 1 Timotheus 1Tim 62 1 1 1 Wie in anderen Briefen, stellt der heil. Paulus hier seine apostolische Autorität an die Spitze, um dem Schreiben besonderen Nachdruck zu geben, wohl nicht so wegen Timotheus, als wegen der Gläubigen und der Irrlehrer, denen jener nun die Autorität des Apostels entgegenstellen konnte. 1 Timotheus 1Tim 62 1 1 2 Der Wille Gottes begründet ebenso die Pflicht wie das Recht des heil. Paulus. 1 Timotheus 1Tim 62 1 1 3 Ausführlicher findet sich der hier in ein Wort zusammengefasste Gedanke [1Kor 1,21, Eph 2,8] 1 Timotheus 1Tim 62 1 1 4 Des Urhebers und Vermittlers unserer Hoffnung. 1 Timotheus 1Tim 62 1 10 Fornicariis, masculorum concubitoribus, plagiariis, mendacibus, et perjuris, et si quid aliud sanæ doctrinæ adversatur, Unzüchtigen, Knabenschändern, Menschenräubern,²⁴ Lügnern, Meineidigen und was sonst noch der gesunden Lehre²⁵ widerstreitet, 1 Timotheus 1Tim 62 1 10 24 Hierauf stand im Alten Testamente die Todesstrafe. [Ex 21,16, Dtn 24,7] 1 Timotheus 1Tim 62 1 10 25 Sittenlehre 1 Timotheus 1Tim 62 1 11 Quæ est secundum Evangelium gloriæ beati Dei, quod creditum est mihi. welche dem herrlichen Evangelium des seligen Gottes gemäß ist,²⁶ das mir anvertraut ist. 1 Timotheus 1Tim 62 1 11 26 Seine Lehre von der Bedeutung des A. T. ist im Evangelium begründet und beruht nicht auf selbsteigener Willkür. In diesem Evangelium offenbart sich die Herrlichkeit des allseligen Gottes im Gegensatze zum Evangelium der Irrlehrer, der Erfindung von Menschen, die nicht beseligen kann. Gott ist in sich selig und will die Gläubigen selig machen. 1 Timotheus 1Tim 62 1 12 Gratias ago ei, qui me confortavit Christo Jesu Domino nostro, quia fidelem me existimavit, ponens in ministerio: Ich sage dem Dank,²⁷ der mir Kraft gegeben, Christus Jesus, unserm Herrn, dass er mich für treu erachtet hat, indem er mich in das Amt²⁸ einsetzte; 1 Timotheus 1Tim 62 1 12 27 Antwort auf einen stillschweigenden Einwurf gegen V. 11: Kann ein einstmaliger heftiger Verfolger des Evangeliums jetzt ein rechtmäßiger Apostel sein? 1 Timotheus 1Tim 62 1 12 28 [Apg 9,15]. Vergl. [Apg 22,15, Apg 26,16] und [Apg 13,2]. 1 Timotheus 1Tim 62 1 13 Qui prius blasphemus fui, et persecutor, et contumeliosus: sed misericordiam Dei consecutus sum, quia ignorans feci in incredulitate. der ich zuvor ein Lästerer und Verfolger und Bedrücker war; aber ich habe Gottes Barmherzigkeit erlangt, weil ich unwissend²⁹ gehandelt hatte im Unglauben. 1 Timotheus 1Tim 62 1 13 29 Wie groß war Gottes Barmherzigkeit, die sich seiner erbarmte, da ihn die Unwissenheit in so tiefes Verderben stürzte! Doch was er zuvor getan, war keine Sünde wider den Heil. Geist [Mt 12,31], sondern sein Unglaube entsprang aus dem Mangel an Erkenntnis. Er erwartete einen anderen Messias als einen solchen, wie Jesus sich gezeigt, ein anderes Reich, als er von diesem gestiftet sah. 1 Timotheus 1Tim 62 1 14 Superabundavit autem gratia Domini nostri cum fide, et dilectione, quæ est in Christo Jesu. Überschwänglich aber erwies sich die Gnade unsers Herrn mit dem Glauben und der Liebe,³⁰ die in Christus Jesus sind. 1 Timotheus 1Tim 62 1 14 30 Zweiter Grund der Begnadigung und Grund der Berufung zum Apostelamt. Der Apostel ist sich bewusst, dass er Glauben und Liebe des wahren Christen in sich trägt, vergl. [Gal 2,16, 2Tim 1,12, Phil 1,21, Phil 2,1ff], ja er darf sich selbst das Zeugnis geben, dass er durch seinen Glauben und durch seine Liebe ein würdiger Apostel des Herrn ist. (V. 29) Aber dass er den Unglauben überwand und ein solches Maß des Glaubens und der Liebe erlangte, durch das er ein Vorbild der Gläubigen ward, ist Gnade Gottes. 1 Timotheus 1Tim 62 1 15 Fidelis sermo, et omni acceptione dignus: quod Christus Jesus venit in hunc mundum peccatores salvos facere, quorum primus ego sum: Zuverlässig³¹ ist das Wort³² und aller Annahme würdig, dass Christus Jesus in diese Welt gekommen ist,³³ die Sünder zu retten, unter denen ich der erste bin.³⁴ [Mk 2,17] 1 Timotheus 1Tim 62 1 15 31 Im Gegensatze zu den Spekulationen der Irrlehrer. 1 Timotheus 1Tim 62 1 15 32 Das Folgende. Solche Formel fügt Paulus öfter einem Ausspruche bei, um diesen als besonders wichtig hervorzuheben. 1 Timotheus 1Tim 62 1 15 33 Durch die Menschwerdung. 1 Timotheus 1Tim 62 1 15 34 Ob Christus auch ohne ein solches Ziel zu haben, Mensch geworden wäre? Wohl mag dies wahrscheinlich sein, doch lässt es sich aus dieser Stelle nicht nachweisen. 1 Timotheus 1Tim 62 1 16 Sed ideo misericordiam consecutus sum: ut in me primo ostenderet Christus Jesus omnem patientiam ad informationem eorum, qui credituri sunt illi, in vitam æternam. Aber darum habe ich Barmherzigkeit erlangt, damit an mir, als dem ersten,³⁵ Christus Jesus das ganze Maß seiner Langmut zeigte, zur Belehrung für die, welche an ihn glauben werden zum ewigen Leben.³⁶ 1 Timotheus 1Tim 62 1 16 35 Dem größten (Aug.). Ist Paulus wirklich ein Sünder, wenn er aus Unwissenheit handelte (V. 13), wenn er mit gutem Gewissen für Gott eiferte [Apg 22,3] mit gutem Gewissen Gott diente [Apg 23,1] und in der Gerechtigkeit nach dem Gesetze tadellos war? [Phil 8,3] Die Leidenschaft, die ihn an der Erkenntnis der Wahrheit hinderte, war Sünde, hatte sie ihn doch Gottes Mahnungen überhören lassen, wie z. B. dem Tode des heil. Stephanus. Warum aber nennt er sich den größten Sünder, wie [1Kor 15,9] den letzten der Apostel? Die Demut denkt von sich gering und beschäftigt sich nur mit der eigenen Fehlerhaftigkeit. 1 Timotheus 1Tim 62 1 16 36 Wie der Arzt einen zuvor schweren Kranken anderen vorstellt, um auch ihnen Hoffnung zu machen, so hat Christus mich, den Sündhaftesten, nicht nur geheilt, sondern auch mit Gnaden überhäuft, um allen Menschen seine unendliche Langmut zu zeigen, damit keiner, wenn er auf mich schaut, an seinem Heile verzweifle. 1 Timotheus 1Tim 62 1 17 Regi autem sæculorum immortali, invisibili, soli Deo honor, et gloria in sæcula sæculorum. Amen. Dem Könige der Ewigkeit aber, dem unsterblichen,³⁷ unsichtbaren,³⁸ alleinigen³⁹ Gott sei Ehre und Herrlichkeit⁴⁰ in alle Ewigkeit! Amen.⁴¹ 1 Timotheus 1Tim 62 1 17 37 Als unsterblich ist Gott über alle Zeitlichkeit erhaben und kann also ein Herrscher der Ewigkeit sein. 1 Timotheus 1Tim 62 1 17 38 Seine Herrschaft muss im Glauben erfasst werden. [Hebr 11,27] 1 Timotheus 1Tim 62 1 17 39 Seine Herrschaft ist unbeschränkt, mit niemand geteilt. 1 Timotheus 1Tim 62 1 17 40 Diese Verbindung kehrt nur [Offb 5,12] wieder. 1 Timotheus 1Tim 62 1 17 41 Es geschehe! Diese Schlussformel ging aus dem israelitischen in den christlichen Gebrauch über. 1 Timotheus 1Tim 62 1 18 Hoc præceptum commendo tibi fili Timothee, secundum præcedentes in te prophetias, ut milites in illis bonam militiam, Diese Mahnung⁴² lege ich dir an's Herz, mein Sohn Timotheus! gemäß den früheren über dich ergangenen Weissagungen,⁴³ dass du in Kraft derselben den guten Kampf kämpfest, 1 Timotheus 1Tim 62 1 18 42 Die V. 3 5 ausgesprochene. 1 Timotheus 1Tim 62 1 18 43 Aussprüche über seine Würdigkeit zum bischöflichen Amte bei seiner Auserwählung. 1 Timotheus 1Tim 62 1 19 Habens fidem, et bonam conscientiam, quam quidam repellentes, circa fidem naufragaverunt: indem du den Glauben⁴⁴ und ein gutes Gewissen⁴⁵ bewahrst, welches⁴⁶ einige⁴⁷ von sich gestoßen und so im Glauben Schiffbruch gelitten haben; 1 Timotheus 1Tim 62 1 19 44 Vergl. [Eph 6,16]. 1 Timotheus 1Tim 62 1 19 45 Verfehlungen sind Quelle und Grund von Irr- und Unglauben. Vergl. [Röm 1,21ff]. Die evangelische Wahrheit ist kein reines Gedächtnis- oder Verstandeswerk, sondern leben und Kraft. 1 Timotheus 1Tim 62 1 19 46 Welches, nämlich: gute Gewissen, das ein hohes Gut, nicht einzig ein lästiger Warner ist. Wer gefehlt, sucht sich aus Furcht vor der zukünftigen Strafe zu überreden, die Religion sei nur Trug. (Theoph.) Ist die Schädigung des Glaubens die Folge des Verlierens des guten Gewissens, so ist klar, dass das gute Gewissen der Grund, nicht die Folge des Glaubens ist. 1 Timotheus 1Tim 62 1 19 47 Einige von den V. 3 Genannten. 1 Timotheus 1Tim 62 1 2 Timotheo dilecto filio in fide. Gratia, misericordia, et pax a Deo Patre, et Christo Jesu Domino nostro. an Timotheus, den geliebten⁵ Sohn im Glauben. Gnade, Erbarmung und Friede⁶ von Gott dem Vater und Christus Jesus, unserm Herrn. [Apg 16,1] 1 Timotheus 1Tim 62 1 2 5 Griech.: Dem echten. Das Kindesverhältnis des Timotheus zu Paulus hat einen tieferen Grund als das durch leibliche Erzeugung entstandene. 1 Timotheus 1Tim 62 1 2 6 Diese Erweiterung der üblichen Grußformel findet sich nur noch [2Tim 1,2] und [2Joh 1,3] und hat wohl in der großen Liebe des Apostels zu seinem Jünger (vergl. V. 5, 23) ihren Grund. 1 Timotheus 1Tim 62 1 20 Ex quibus est Hymenæus, et Alexander: quos tradidi Satanæ, ut discant non blasphemare. zu welchen Hymenäus⁴⁸ und Alexander⁴⁹ gehören, die ich dem Satan⁵⁰ übergeben habe,⁵¹ damit sie lernen, nicht zu lästern. 1 Timotheus 1Tim 62 1 20 48 Hymenäus wird [2Tim 2,17] wieder als Beispiel eines Irrlehrers angeführt. Er leugnete, wohl infolge unsittlichen Lebenswandels, die Auferstehung der Toten. 1 Timotheus 1Tim 62 1 20 49 Ob dies derselbe wie der [2Tim 4,14] erwähnte ist, steht nicht fest. 1 Timotheus 1Tim 62 1 20 50 Satan ist fortwährend zur Vermehrung des Bösen tätig, wie er der erste Urheber desselben war. 1 Timotheus 1Tim 62 1 20 51 Ähnlich [1Kor 5,5]. Die Exkommunikation ist an beiden Stellen mit einer ganz besonderen Strafe verbunden. Jedenfalls soll der böse Geist, wie dort ein leibliches Leiden, so hier eine schmerzliche Züchtigung herbeiführen. Im Griech. ist hinzugefügt: Damit sie gezüchtigt (und so verhindert) werden (ferner zu lästern). Wie paart sich aber die Liebe mit solcher Strenge? Paulus hasst die Sünde, diese soll verhütet werden, die Sünder aber umkehren. 1 Timotheus 1Tim 62 1 3 Sicut rogavi te ut remaneres Ephesi cum irem in Macedoniam, ut denuntiares quibusdam ne aliter docerent, Wie ich dich gebeten habe, in Ephesus zu bleiben, als ich nach Macedonien ging, damit du gewissen Leuten⁷ einschärftest, nicht anders zu lehren, 1 Timotheus 1Tim 62 1 3 7 Die Timotheus kennt. Ähnlich [Gal 1,7, 1Kor 4,18, 2Kor 3,1]. 1 Timotheus 1Tim 62 1 4 Neque intenderent fabulis, et genealogiis interminatis: quæ quæstiones præstant magis quam ædificationem Dei, quæ est in fide. und sich nicht mit Fabeln⁸ und endlosen Geschlechtsregistern⁹ zu befassen, welche viel mehr Streitfragen¹⁰ herbeiführen, als den Gottesbau,¹¹ welcher auf dem Glauben beruht, fördern. 1 Timotheus 1Tim 62 1 4 8 Erdichteten Erzählungen. 1 Timotheus 1Tim 62 1 4 9 Es sind die alttestamentlichen Geschlechtsregister oder ihre traditionellen Fortbildungen gemeint, mit denen man nie zu Ende kommen kann. 1 Timotheus 1Tim 62 1 4 10 Streitfragen, Meinungsverschiedenheiten, die aus den Grübeleien hervorgehen. Den Gegensatz bilden die beiden letzten Worte des Verses. Die ersten Samenkörner des Gnostizismus finden sich hier bereits ausgestreut. 1 Timotheus 1Tim 62 1 4 11 Die von Gott gesetzte Heilsordnung. Das gleiche Bild [1Kor 3,9]. Der Grund ist Christus. Zu der Ausrichtung, Befestigung und Vollendung ist Gott durch seine Diener tätig [Eph 4,11ff, 2Kor 10,8] und die jedem Gläubigen verliehenen Gnaden und Kräfte fördern den Bau Gottes. [1Kor 14,3.5, Röm 14,19, Röm 15,2] 1 Timotheus 1Tim 62 1 5 Finis autem præcepti est caritas de corde puro, et conscientia bona, et fide non ficta. Der Endzweck des Gebotes¹² aber ist Liebe¹³ aus reinem Herzen und gutem Gewissen und ungeheucheltem Glauben.¹⁴ 1 Timotheus 1Tim 62 1 5 12 Des V. 3 erwähnten Gebotes. (Chrys., Theoph.) 1 Timotheus 1Tim 62 1 5 13 Die Quelle der rechten Liebe ist die göttliche Liebe. Das Herz ist gleichsam der Herd der Flamme, das Gewissen die Luft, in der sie brennt. 1 Timotheus 1Tim 62 1 5 14 Wer, nachdem Gott sich geoffenbart, noch die Wahrheit selbst suchen will oder von der offenbarten Wahrheit nur annimmt, was ihm gefällt, glaubt nicht Gott, sondern sich. Die Liebe kann nur aus aufrichtigem Glauben kommen. Oder kann der Gott lieben, der seine Offenbarung nicht annimmt? Kann der Liebe gegen die Menschen besitzen, dem es an Demut gebricht? 1 Timotheus 1Tim 62 1 6 A quibus quidam aberrantes, conversi sunt in vaniloquium, Davon¹⁵ sind einige abgeirrt, und sind auf eitles Gerede verfallen, 1 Timotheus 1Tim 62 1 6 15 Von der rechten Lehre. 1 Timotheus 1Tim 62 1 7 Volentes esse legis doctores, non intelligentes neque quæ loquuntur, neque de quibus affirmant. indem sie Gesetzeslehrer sein wollten, ohne zu verstehen, weder was sie reden, noch worüber sie Behauptungen aufstellen.¹⁶ 1 Timotheus 1Tim 62 1 7 16 So tiefsinnig ihre Reden auch klangen, verstanden sie dieselben weder selbst, noch auch andere, denen sie ihre vermeintliche Weisheit empfahlen. Ihre Zuversichtlichkeit steht im geradesten Gegensatze zu dem Verständnis. Die Quelle der Verirrung ist Mangel an Glauben und sittliche Verirrung. Im Epheserbriefe wird das Wesen des Irrtums noch unbestimmter bezeichnet, hier schon genauer, noch mehr im Titusbrief [Tit 1,15ff]. 1 Timotheus 1Tim 62 1 8 Scimus autem quia bona est lex, si quis ea legitime utatur: Wir wissen aber,¹⁷ dass das Gesetz gut ist,¹⁸ wenn jemand es gesetzmäßig¹⁹ gebraucht, [Röm 7,12] 1 Timotheus 1Tim 62 1 8 17 Paulus zeigt, dass er kein unbedingter Verächter des Gesetzes ist. Dass die Judenchristen ihre Ehrfurcht für das väterliche Gesetz nicht aufgaben, war berechtigt und dem Ursprunge desselben wie dem Ausspruche des Herrn, siehe [Mt 5,17-19], gemäß; auch die Apostel taten nichts anderes [Apg 3,1, Apg 18,18, Apg 21,20ff]. Jedoch, dass viele von den Judenchristen den mosaischen Bund als die höchste Offenbarung, die Satzungen des A. T. in ihrer ganzen Ausdehnung als unwandelbar ansahen, das Evangelium nur für eine Vervollkommnung des Judentums hielten, nicht aber als Ende desselben und als eine neue Heilsanstalt anerkannten, war eine mit dem Geiste des Christentums unvereinbare Anschauungsweise. [Apg 15] 1 Timotheus 1Tim 62 1 8 18 Sittlich wertvoll. Ähnlich [Röm 3,31] und [Röm 7,12ff]. 1 Timotheus 1Tim 62 1 8 19 Seinem wahren Sinne und seiner Bestimmung nach. Das Gesetz sollte ein Zuchtmeister auf Christus sein [Gal 3,24], deshalb hörte mit dem Erscheinen des Herrn seine vorbereitende Bedeutung auf. Der Schatten wich, als das Licht erschien, die Weckung des Schuldbewusstseins und der Erlösungsbedürftigkeit machte der Anwesenheit des Heiles Platz. Nachdem der Heil. Geist erschienen, war das Gesetz nicht mehr ein äußeres, sondern war ein inneres Gebot geworden, da die Liebe den Christen zu dessen Erfüllung anleitete und befähigte. Für den Liebenden gibt es kein hartes, von außen herantretendes: Du sollst. 1 Timotheus 1Tim 62 1 9 Sciens hoc quia lex justo non est posita, sed injustis, et non subditis, impiis, et peccatoribus, sceleratis, et contaminatis, parricidis, et matricidis, homicidis, sofern er weiß, dass das Gesetz nicht dem Gerechten²⁰ auferlegt ist,²¹ sondern den Ungerechten²² und Unbotmäßigen, Gottlosen und Sündern, Lasterhaften und Unreinen, Vatermördern und Muttermördern, Totschlägern,²³ 1 Timotheus 1Tim 62 1 9 20 Den durch Christus Gerechtfertigten. 1 Timotheus 1Tim 62 1 9 21 Wie eine Last, die er aus Furcht tragen muss. 1 Timotheus 1Tim 62 1 9 22 Dies ich an kein Gesetz binden, deren Wille von Gott abgewendet ist. 1 Timotheus 1Tim 62 1 9 23 Zuerst zählt der Apostel drei Paare allgemeiner Laster auf, die sich überhaupt um Gesetze nicht kümmern, dann folgen bestimmte einzelne Laster. Nicht nur für die Personen, welche in Sünden leben, sondern auch für alles Sündhafte, das anderen, die sonst gut leben, anhaftet, ist ein Gesetz vorhanden es zu rügen und zu strafen. 1 Timotheus 1Tim 62 0 1 II. Vorschriften über das öffentliche Gebet (Kap. 2, V. 1 15): 1. Für wen ist zu beten? Für alle Menschen und Obrigkeiten (V. 2), so schreibt Gott vor, der alle Menschen selig machen will, wie er durch den Tod Christi für alle und durch die Sendung des Apostels an die Heiden gezeigt. (V. 7) 2. Wer soll beten und wie? Die Männer frei von Sünden (V. 8), die Frauen geschmückt mit Tugenden vielmehr als mit kostbaren Kleidern. (V. 10) 3. Die Frauen sollen in der christlichen Versammlung schweigen und lernen (V. 12), da die Frau, wie die Schöpfung und der Sündenfall zeigt, dem Manne unterworfen sein soll. (V. 14) Ihre Berufssphäre und der Weg zum Heil für sie. 1 Timotheus 1Tim 62 2 1 Obsecro igitur primum omnium fieri obsecrationes, orationes, postulationes, gratiarum actiones pro omnibus hominibus: Ich ermahne nun¹ vor allem,² Gebete, Bitten, Fürbitten, Danksagungen³ zu verrichten für alle Menschen,⁴ 1 Timotheus 1Tim 62 2 1 1 Zurückbeziehung auf [1Tim 1,3]. Der eigentliche Gegenstand meines Schreibens ist dieser. 1 Timotheus 1Tim 62 2 1 2 Unter allem, was zum christlichen Leben notwendig ist, nimmt das Gebet die erste Stelle ein, ist es doch der beste Schild gegen die Versuchungen, das beste Mittel zum Fortschritt. (Thom.) 1 Timotheus 1Tim 62 2 1 3 Gebet im allgemeinen, Bittgebet, Fürbitte und Dankgebet. Der heil. Augustin bezieht diese Stelle auf die heilige Messe und deren Gebete. 1 Timotheus 1Tim 62 2 1 4 Keiner wird ausgenommen. Man vergleiche die Eingangsgebete in der Liturgie des heil. Chrysostomus und die in der lateinischen Kirche jetzt noch am Karfreitag üblichen Gebete. 1 Timotheus 1Tim 62 2 10 Sed quod decet mulieres, promittentes pietatem per opera bona. sondern, wie es sich ziemt²⁹ für Frauen, welche sich zur Frömmigkeit bekennen, durch gute Werke. 1 Timotheus 1Tim 62 2 10 29 Sich zu schmücken. 1 Timotheus 1Tim 62 2 11 Mulier in silentio discat cum omni subjectione. Die Frau³⁰ lerne in der Stille in aller Untertänigkeit. 1 Timotheus 1Tim 62 2 11 30 Von dem Verhalten der Frauen beim Gebet geht der Apostel auf den anderen Teil des Gottesdienstes, die Lehrvorträge, über. In der Stille lernen ist eine Art der Untertänigkeit. 1 Timotheus 1Tim 62 2 12 Docere autem mulieri non permitto, neque dominari in virum: sed esse in silentio. Zu lehren aber gestatte ich der Frau nicht,³¹ noch auch sich über den Mann zu erheben,³² sondern sie soll sich still verhalten. [1Kor 14,34] 1 Timotheus 1Tim 62 2 12 31 In der christlichen Versammlung, das Evangelium auslegend, in seiner Wahrheit und in seinen Vorschriften, mit dem Anspruche auf Glauben und Gehorsam der übrigen, kraft eines Lehramtes. Es ist den Frauen hingegen nicht verboten, das, was sie gelernt haben, da mitzuteilen, wo es zu ihrem besonderen Berufe gehört, z. B. bei den Kindern (V. 15) oder wo besondere Umstände dies erfordern. [Apg 18,26] Wohl kann es geschehen, dass Frauen ihre inneren Erfahrungen auch in größeren Kreisen aussprechen [Apg 2,17.18, Apg 21,9] Vergl. [1Kor 11,7ff], indes dürfen sie nie als Lehrerinnen der Gläubigen auftreten, namentlich in der Versammlung. [1Kor 14,34.35] 1 Timotheus 1Tim 62 2 12 32 Auch in häuslichen Verhältnissen. 1 Timotheus 1Tim 62 2 13 Adam enim primus formatus est: deinde Heva: Denn³³ Adam wurde zuerst gebildet, darnach Eva;³⁴ 1 Timotheus 1Tim 62 2 13 33 Begründung zu V. 12 und damit auch zu V. 11. 1 Timotheus 1Tim 62 2 13 34 Da der Mann eine Zeit lang ohne das Weib war, ist er nicht auf deren Leitung angewiesen. Die Ergänzung, das Verhältnis des Weibes zum Manne, siehe [1Kor 11,7ff]. 1 Timotheus 1Tim 62 2 14 Et Adam non est seductus: mulier autem seducta in prævaricatione fuit. und Adam ward nicht verführt, das Weib aber ward verführt und beging so die Übertretung.³⁵ 1 Timotheus 1Tim 62 2 14 35 Eva ward durch die Verheißungen der Schlange getäuscht, während Adam der Stimme Evas gehorchte. [Gen 3,12.17] So ist das leicht zu täuschende Weib nicht geeignet, eine Lehrerin der Wahrheit zu sein. 1 Timotheus 1Tim 62 2 15 Salvabitur autem per filiorum generationem, si permanserit in fide, et dilectione, et sanctificatione cum sobrietate. Sie³⁶ wird das Heil aber erlangen durch Kindergebären,³⁷ wenn sie im Glauben und in Liebe und Heiligung mit Eingezogenheit verharrt.³⁸ 1 Timotheus 1Tim 62 2 15 36 Von der Vertreterin der Frauen geht der Apostel auf diese selbst über. Ist nach V. 11ff der Wirkungskreis der Frauen auch beschränkt, so hat sie doch auch einen solchen zur Erlangung des Heils. Der Apostel spricht hier von dem nach der natürlichen Gottesordnung besonderen Beruf der verheirateten Frau [Gen 3,16], während er [1Kor 7] die Frage erörtert, was für die Erfüllung der religiösen Aufgaben unter Umständen ratsamer ist. 1 Timotheus 1Tim 62 2 15 37 Das Kindergebären tritt an die Stelle des versagten Lehrberufes. War nun jener nicht als Mittel zur Seligkeit hier gedacht, so auch das Kindergebären nicht. Die Bedingungen der Seligkeit ferner, welche folgen, stehen in keiner Verbindung zum Kindergebären. Also muss die Präposition per (a) hier lokal genommen werden, ja, nach [2Kor 2,4] kann es selbst als begleitender Umstand gefasst werden. Um den Gedanken, dass die Frau durch Kindergebären das Heil wirkt, in dem vorliegenden Texte zu finden, dehnten einige das Kindergebären auf die Bedeutung der Erziehung und Erfüllung aller mütterlichen Pflichten aus (Chrys., Theoph.), während andere an die Schmerzen dachten, deren Ertragung eine gewisse Genugtuung leistet. 1 Timotheus 1Tim 62 2 15 38 Das Beharren im Glauben. Liebe und Heiligung soll noch besonders mit Mäßigung verbunden sein, weil die Frauen gern über die Schranken weiblichen Berufes hinaus eine Tätigkeit suchen. Griech. und in den letzten lat. Handschriften Plur.: Wenn sie (die Kinder) verharren (so weit die Mutter darauf einwirken kann). 1 Timotheus 1Tim 62 2 2 Pro regibus, et omnibus, qui in sublimitate sunt, ut quietam, et tranquillam vitam agamus in omni pietate, et castitate. für Könige und für alle, die in obrigkeitlichem Ansehen⁵ stehen, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen mögen in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit.⁶ 1 Timotheus 1Tim 62 2 2 5 Die Juden beteten nur in gewissen Umständen für die weltliche, nichtjüdische Gewalt [Bar 1,10, Jes 29,7, Esra 6,10] und nährten zur Zeit die Empörungssucht gegen heidnische Obrigkeiten. Dazu gingen die Verfolgungen von der Obrigkeit aus oder wurden von dieser geduldet, was nicht geeignet war, ihr die Liebe der Christen zu gewinnen. Kein besseres Mittel gab es nun, jeder feindseligen Gesinnung gegen dieselbe vorzubeugen, als indem der Apostel die Obrigkeit dem Gebete der Christen empfahl. Das Gebet für die Fürsten hängt nicht von dem Religionsbekenntnisse oder der Würdigkeit derselben ab, denn der Christ sieht in ihnen nicht die menschlichen Personen, sondern die Stellvertreter Gottes zur Handhabung des Rechtes. Vergl. [Tit 3,1]. Wie treu die Christen diese Mahnung des Apostels selbst heidnischen Verfolgern gegenüber beobachteten, bezeugen Justinus (Apol. 1) und Tertullian. (Apol. 30) 1 Timotheus 1Tim 62 2 2 6 Ziel und Frucht, nicht Gegenstand des Gebetes. 1 Timotheus 1Tim 62 2 3 Hoc enim bonum est, et acceptum coram Salvatore nostro Deo, Denn dies⁷ ist gut und wohlgefällig vor Gott, unserm Heilande,⁸ 1 Timotheus 1Tim 62 2 3 7 Der subjektiven Absicht werden die verpflichtenden Gründe beigefügt: Das Gebet ist an sich gut, Gott wohlgefällig, und entspricht insbesondere dem göttlichen Heilswillen. 1 Timotheus 1Tim 62 2 3 8 Die heil. Dreifaltigkeit. Unser Gebet für die Ungläubigen soll sich also besonders auf ihre Bekehrung richten. 1 Timotheus 1Tim 62 2 4 Qui omnes homines vult salvos fieri, et ad agnitionem veritatis venire. der da will,⁹ dass alle¹⁰ Menschen das Heil erlangen¹¹ und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.¹² 1 Timotheus 1Tim 62 2 4 9 Soviel auf ihn ankommt. Deshalb bietet er auch die dazu nötigen Mittel, deren Erfolg durch den Mangel an gutem Willen seitens der Menschen freilich vielfach vereitelt wird. 1 Timotheus 1Tim 62 2 4 10 Vergl. [2Petr 3,9]. Nicht nur etwa die Gläubigen oder nur die Vorherbestimmten, sondern jeder einzelne Mensch. 1 Timotheus 1Tim 62 2 4 11 Wenn die Ungläubigen das natürlich Gute tun, das in ihren Kräften steht, so hilft Gott durch besonderen Beistand weiter zum Heile. Die Treue gegen seine Eingebungen und Anregungen wird Gott bewegen, die Gnade des Glaubens zu gewähren. Wenn der Arzt alle Kranken einlädt, seine Hilfe anzunehmen, ist es da seine Schuld, wenn einer derselben sie zurückweist und stirbt? (Ambrosiaster) 1 Timotheus 1Tim 62 2 4 12 Der Apostel setzt hier die Vorbedingung, den Weg zum Heile, an die zweite Stelle, das Ziel aber voran, da dies von Gott zuerst in's Auge gefasst wird. 1 Timotheus 1Tim 62 2 5 Unus enim Deus, unus et mediator Dei et hominum homo Christus Jesus: Denn¹³ einer ist Gott, einer auch ist Mittler zwischen Gott und den Menschen,¹⁴ der Mensch¹⁵ Christus Jesus, 1 Timotheus 1Tim 62 2 5 13 Dritter und vierter Grund. Da einer Gott ist, folgt, dass der Gnadenweg nur einer ist, und darum ohne die Erkenntnis der denselben kundmachenden Wahrheit niemand gerettet werden kann. Einer ist der Erlöser, also kann niemand gerettet werden als durch ihn. 1 Timotheus 1Tim 62 2 5 14 Wohl waren die Menschen als Geschöpfe an Gott als den Schöpfer, als Untertanen an den Herrn, Gesetzgeber und Richter gebunden, indes war die Verbindung für den Menschen teils eine tote [Eph 2,5], da er das Bewusstsein davon verloren, teils zum Tode. [Eph 2,3] Da erschien Jesus Christus als Mensch und zeigte in seiner Person Gottheit und Menschheit auf das innigste vereinigt. Er gab sich als Lösegeld hin für alle und hob so das Verhältnis der Menschen zu Gott auf, soweit es eine Verbindung zum Tode war, indem er Schuld und Strafe des ganzen Menschengeschlechtes auf sich nahm. Alsdann kehrte er mit seiner heiligsten Menschheit in den Himmel zurück, wo er fort und fort das Mittleramt übt, die Menschheit mit Gott verbindet. 1 Timotheus 1Tim 62 2 5 15 Seine Mittlerschaft reicht also so weit als es nur Menschen gibt. 1 Timotheus 1Tim 62 2 6 Qui dedit redemptionem semetipsum pro omnibus, testimonium temporibus suis: welcher sich selbst als Lösegeld hingegeben hat¹⁶ für alle,¹⁷ ein Zeugnis¹⁸ zu seiner Zeit,¹⁹ 1 Timotheus 1Tim 62 2 6 16 Der Mensch war durch seinen Abfall von Gott unter die Herrschaft der Sünde und damit in die Sklaverei Satans gekommen. Da er aus freiem Willen sich in diese Lage gebracht, geriet er Gott gegenüber in Schuld. Die Gefangenschaft musste gelöst, die Schuld bezahlt werden. Beides leistete Christus, der für die Menschen vollbrachte, was diese hätten tun müssen, und so zugleich die Kette der Sklaverei löste. 1 Timotheus 1Tim 62 2 6 17 Da Christus sich für alle hingegeben, ging auch Gottes Heilswille auf alle. 1 Timotheus 1Tim 62 2 6 18 Von der Heiligkeit, wie von der Liebe Gottes. Von jener, da auf den Heiland die Strafe der Sünden gelegt ward, von dieser, da seine Hingabe ein Beweis ist, dass sie von Gott geliebt und zum Heile berufen sind. Der Heilswille Gottes, alle Menschen, Juden wie Heiden, zum Heile zu führen, war im A. T. Geheimnis, das zu seiner Zeit offenbart werden sollte [Gal 4,4] und von dem Christus Zeugnis gegeben. 1 Timotheus 1Tim 62 2 6 19 In dieser Zeit. 1 Timotheus 1Tim 62 2 7 In quo positus sum ego prædicator, et Apostolus (veritatem dico, non mentior) doctor gentium in fide, et veritate. für welches ich bestimmt bin als Prediger und Apostel²⁰ (ich rede die Wahrheit, ich lüge nicht), als Lehrer der Heiden in Glauben und Wahrheit.²¹ 1 Timotheus 1Tim 62 2 7 20 Die Berufung auf sein Apostelamt für die Heiden wird wohl mit Rücksicht auf den allgemeinen Heilswillen Gottes (V. 4) beigefügt. Sein Amtscharakter als Apostel ist schon bezeichnet, es kommt also nur darauf an, zu betonen, dass er als solcher insbesondere die Heiden zu lehren hat, was er durch die Bekräftigung: ich rede die Wahrheit, einleitet. 1 Timotheus 1Tim 62 2 7 21 Sphäre, in der er sein Amt als Heidenapostel verwalten soll: In der Erweckung des Glaubens und der Erkenntnis der Wahrheit. 1 Timotheus 1Tim 62 2 8 Volo ergo viros orare in omni loco, levantes puras manus sine ira, et disceptatione. Ich will²² nun,²³ dass die Männer aller Orten²⁴ beten, indem sie reine²⁵ Hände erheben,²⁶ ohne Zorn und Streit. 1 Timotheus 1Tim 62 2 8 22 Ich verordne. 1 Timotheus 1Tim 62 2 8 23 Wiederaufnahme von V. 1, der bis V. 7 begründet ist. 1 Timotheus 1Tim 62 2 8 24 An allen für das öffentliche Gebet bestimmten Orten. 1 Timotheus 1Tim 62 2 8 25 Dem religiösen Akte gemäß. 1 Timotheus 1Tim 62 2 8 26 Das Aufheben der Hände beim Gebet wie beim Segnen [Lk 24,50] ist jüdische [Ex 17,11, Ps 28,2, Ps 62,5] u. a. und altchristliche Sitte. (Tertull., Clem. Alex.) 1 Timotheus 1Tim 62 2 9 Similiter et mulieres in habitu ornato, cum verecundia, et sobrietate ornantes se, et non in tortis crinibus, aut auro, aut margaritis, vel veste pretiosa: Gleicherweise²⁷ auch, dass die Frauen sich schmücken mit ehrbarer Tracht, in Schamhaftigkeit und Sittsamkeit, nicht mit Haargeflechten, oder Gold, oder Perlen, oder kostbarer Kleidung;²⁸ [1Petr 3,3] 1 Timotheus 1Tim 62 2 9 27 Die den Männern gegebenen Vorschriften gelten zwar den Frauen gleicherweise, indes empfiehlt der Apostel jedem Geschlechte diejenigen Eigenschaften insbesondere, welche demselben vorzüglich notwendig sind. 1 Timotheus 1Tim 62 2 9 28 Auch außerhalb der heiligen Versammlung gilt diese Vorschrift. Die Frauen haben die Neigung zu gefallen, diese Neigung ist nicht zu tadeln, wohl aber die Gefallsucht, welche sich offenbart, wenn die Frau ohne Schamhaftigkeit und Mäßigung, also in übertriebener Ziersucht sich schmückt. Vergl. auch [1Kor 11,12.16]. 1 Timotheus 1Tim 62 0 1 III. Eigenschaften der Diener der Kirche (Kap. 3, V. 1 13): 1. Die Bischofswürde darf begehrt werden (V. 1), doch muss jeder Bewerber sowohl im Privatleben (V. 3), wie im häuslichen (V. 5) und öffentlichen Leben seine Tugend bewährt haben. (V. 7) 2. Auch die Diakone müssen sich durch Tugenden in ihrem Privatleben auszeichnen und sind deshalb vor der Berufung zu prüfen (V. 10); sie müssen auch in ihrem Familienkreise bewährt sein, denn nur wer auf der niederen Stufe treu ist, verdient zu höherer Würde befördert zu werden. (V. 13) Diese Vorschriften sollen Timotheus als Richtschnur dienen. (V. 15) IV. Mahnungen betreffs der Irrlehrer (3,16 4,16): 1. Preis des Geheimnisses der Menschwerdung. 1 Timotheus 1Tim 62 3 1 Fidelis sermo: Si quis episcopatum desiderat, bonum opus desiderat. Gewiss ist das Wort:¹ wenn jemand das Bischofsamt² verlangt, so verlangt er ein vorzügliches Amt. 1 Timotheus 1Tim 62 3 1 1 Diese Einleitung weist, wie [1Tim 1,15] auf die Wichtigkeit des Folgenden hin. 1 Timotheus 1Tim 62 3 1 2 Nicht die Würde, sondern die Bürde, die Tätigkeit. Die rechte Ordnung fordert, dass man für eine Würde jemanden suche, nicht dass die Menschen sich um eine solche bemühen (Greg.). Dies gilt für die bischöfliche Würde umso mehr, als die mit derselben verbundene Verantwortlichkeit und Amtslast selbst für die Schulter der Engel erschreckend ist. (Trid. Kirchenr. Sitz 6, Von der Reform 1) 1 Timotheus 1Tim 62 3 10 Et hi autem probentur primum: et sic ministrent, nullum crimen habentes. Und zwar sollen diese zuerst geprüft werden; dann erst, wenn sie untadelig sind, mögen sie das Amt ausüben.²³ 1 Timotheus 1Tim 62 3 10 23 Bei den Priestern und Bischöfen hat Paulus die Notwendigkeit der Prüfung nicht so hervorgehoben, doch ist sie auch dort genügend angedeutet. 1 Timotheus 1Tim 62 3 11 Mulieres similiter pudicas, non detrahentes, sobrias, fideles in omnibus. Die Frauen²⁴ sollen gleicherweise ehrbar sein, nicht verleumderisch, nüchtern,²⁵ treu in allem. 1 Timotheus 1Tim 62 3 11 24 Das Wort scheint auf eine besondere Stellung der hier gemeinten Frauen in der Kirche hinzuweisen. Es sind wohl also die Diakonissen (Chrys., Theoph., Ökum.) 1 Timotheus 1Tim 62 3 11 25 Voll Selbstbeherrschung. 1 Timotheus 1Tim 62 3 12 Diaconi sint unius uxoris viri: qui filiis suis bene præsint, et suis domibus. Die Diakone seien Männer einer Frau, ihren Kindern und dem eigenen Hause wohl vorstehend; 1 Timotheus 1Tim 62 3 13 Qui enim bene ministraverint, gradum bonum sibi acquirent, et multam fiduciam in fide, quæ est in Christo Jesu. denn diejenigen, welche ihr Amt gut verwalten, werden sich eine wertvolle Ehrenstufe²⁶ erwerben und große Zuversicht²⁷ im Glauben, der in Christus Jesus ist.²⁸ 1 Timotheus 1Tim 62 3 13 26 So Ambr., Theophyl., Thomas. der Apostel zeigt den Weg zu dem V. 1 erwähnten Amte. Das Amt heißt hier eigentlich gut mit Beziehung auf V. 1. 1 Timotheus 1Tim 62 3 13 27 Jene Stärke des christlichen Willens, vermöge der in seine Warnungen, Wünsche, Hoffnungen ohne Scheu ausspricht. 1 Timotheus 1Tim 62 3 13 28 Der in Christus seinen Grund hat. 1 Timotheus 1Tim 62 3 14 Hæc tibi scribo, sperans me ad te venire cito. Dies²⁹ schreibe ich dir, obgleich ich hoffe, bald zu dir zu kommen; 1 Timotheus 1Tim 62 3 14 29 Das von [1Tim 2,1] an Gesagte. 1 Timotheus 1Tim 62 3 15 Si autem tardavero, ut scias quomodo oporteat te in domo Dei conversari, quæ est Ecclesia Dei vivi, columna et firmamentum veritatis. wenn ich aber säume, damit du wissest, wie du im Hause Gottes wandeln sollst, das ja ist die Kirche des lebendigen Gottes,³⁰ eine Säule und Grundfeste der Wahrheit.³¹ 1 Timotheus 1Tim 62 3 15 30 Die Gemeinde der Christen heißt eine Herde Gottes, weil Gott sie weidet [1Thess 2,12, Eph 4,4], sie zusammenhält [Joh 19,28.29], sie leitet und vollendet. [Joh 17,11, Joh 17,24] Sie heißt Haus Gottes, weil sie auf Gott gegründet ist [1Kor 3,9, 1Petr 5,10, 2Tim 2,19], von ihm eingerichtet [Hebr 3,4], von ihm, dem in seinem Worte und seiner Kraft stets in der Gegenwärtigen, bewohnt wird [Eph 2,22], und ihm geweiht ist [Eph 3,21, Eph 5,26.27], damit er darin fort und fort verehrt werde. Sie ist auch Gottes Haus, weil eine Familie Gottes [Eph 2,19], denn die Glieder sind Kinder Gottes, er ihr Vater [Röm 8,15ff], und die Christen untereinander darum Brüder. [Apg 6,3, 1Kor 5,11, Phil 1,14, 1Petr 2,17] An dieser Stelle weist der Apostel besonders darauf hin, dass Gott durch sein Wort in der Kirche gegenwärtig ist, das er in ihr niedergelegt hat [Joh 17,6, Joh 8,11] und das in ihr verkündet wird. 1 Timotheus 1Tim 62 3 15 31 Soll die Wahrheit in dieser Welt eine Stätte finden, so bedarf sie einer Säule oder Unterlage. Die Säule bietet eine Stütze, so sichert also die vom Geiste Christi geleitete Kirche die durch den Herrn kundgewordene Wahrheit. In der Tat, blickt der Apostel auf die, welche der Kirche nicht angehören, sie sind Unwissende und Irrende [Eph 2,7-19], blickt er auf die von der Wahrheit Erleuchteten, diese sind Glieder der Kirche. [Apg 3,22-41] Schaut er aber einen Christen, der die Kirche verlässt oder von ihr ausgestoßen wird, so ist es ein dem Irrtum Verfallener. [1Tim 1,19.20] Nirgends also erblickt er die Wahrheit als in der Kirche. Die Kirche ist eine Grundfeste der Wahrheit, d. i. zwischen der Wahrheit und der Kirche ist eine notwendige Beziehung: Jene ist an diese gebunden, durch diese gesichert. Ist nun die Kirche Säule und Grundfeste der Wahrheit, so kann sie von der Wahrheit nicht verlassen werden. 1 Timotheus 1Tim 62 3 16 Et manifeste magnum est pietatis sacramentum, quod manifestatum est in carne, justificatum est in spiritu, apparuit angelis, prædicatum est gentibus, creditum est in mundo, assumptum est in gloria. Ja, anerkannt groß³² ist das Geheimnis der Frömmigkeit³³ von dem³⁴ der offenbar ward³⁵ im Fleische, gerechtfertigt³⁶ im Geiste,³⁷ von den Engeln geschaut,³⁸ verkündet unter den Heiden,³⁹ geglaubt in der Welt, erhoben in Herrlichkeit.⁴⁰ 1 Timotheus 1Tim 62 3 16 32 Die Wahrheit, deren Träger die Kirche ist, ist nach dem Urteil aller etwas Hochwichtiges. 1 Timotheus 1Tim 62 3 16 33 Diese Bezeichnung weist auf die hohe Bedeutung der Wahrheit hin: ein durch keine Menschenweisheit erforschbares Geheimnis, für das nur lautere Frömmigkeit empfänglich macht. 1 Timotheus 1Tim 62 3 16 34 Grammatisch geht dies auf Geheimnis, logisch auf Christus, weshalb griech. auch steht: Welcher. Das Subjekt war den Christen wohl aus einem altchristlichen Gesange bekannt, aus dem der Apostel hier einen Teil anführt. 1 Timotheus 1Tim 62 3 16 35 Offenbart wird, was vorher, wenn auch verborgen, doch schon da war. 1 Timotheus 1Tim 62 3 16 36 Gerecht erwiesen. 1 Timotheus 1Tim 62 3 16 37 Gegensatz: Im Fleische. Durch seine Auferstehung und die Ausgießung des Heil. Geistes erwies er sich als wahrer Erlöser. 1 Timotheus 1Tim 62 3 16 38 Er erschien den Engeln als der erhöhte. Die Engel schauten zwar in Gott auch den Ratschluss, die Menschheit zu erlösen, doch die Weise der Erlösung lernten sie in ihren Einzelheiten erst aus der Ausführung desselben kennen. 1 Timotheus 1Tim 62 3 16 39 Die höchsten (Engel) wie die niedrigsten vernünftigen Geschöpfe (die Heiden) erkannten ihn. 1 Timotheus 1Tim 62 3 16 40 Die Welt nahm ihn im Glauben auf, der Himmel in der göttlichen Herrlichkeit. Mit der Himmelfahrt endete das irdische Leben Christi und der Herr nahm auch als Mensch fortan Teil an der Herrlichkeit, welche er beim Vater vor Anbeginn der Welt hatte. 1 Timotheus 1Tim 62 3 2 Oportet ergo episcopum irreprehensibilem esse, unius uxoris virum, sobrium, prudentem, ornatum, pudicum, hospitalem, doctorem, Es muss also³ ein Bischof untadelhaft⁴ sein, nur eines Weibes Mann,⁵ nüchtern,⁶ klug, würdevoll,⁷ ehrbar, gastfrei,⁸ zum Lehren geschickt, [Tit 1,7] 1 Timotheus 1Tim 62 3 2 3 Folgerung aus dem Wesen des bischöflichen Amtes. 1 Timotheus 1Tim 62 3 2 4 Niemand eine gerechte Gelegenheit zum Tadel, zur Herabsetzung bietend. 1 Timotheus 1Tim 62 3 2 5 Eine solche Veranlassung zur Herabsetzung würde z.B. in der zweiten Ehe, dem Zeichen der Unenthaltsamkeit, liegen. Dass der Apostel nicht an gleichzeitige Bigamie denken kann, die ohnehin bei Juden und Heiden selten war, zeigt die entsprechende Redeweise [1Tim 5,9] (Theodor, Hier., Ök., Theoph.) Vielmehr ist von successiver Bigamie die Rede. (Tert., Orig. u. a.). Gewiss will Paulus auch nicht den Bischöfen gebieten, sich zu verheiraten, sondern nimmt den Stand der Ehe als das für die Männer damals gewöhnlich Zutreffende an. Soll dieser aber zur Zeit der Übernahme des Amtes als fortbestehend bezeichnet werden? In vielen Fällen traf dies wohl zu, mangels einer größeren Auswahl unter den Gläubigen, indes nehmen viele Ausleger an, und diese Meinung ist wohlbegründet, dass solche verheiratete Bischöfe vom Augenblick ihrer Erwählung an das Gesetz des Zölibates gebunden waren, vergl. [Tit 1,8], wie das 2. Konzil von Karthago i. J. 397 bezeugt: Was die Apostel gelehrt und das Altertum beobachtet, wollen auch wir bewahren. (Kan. 2) 1 Timotheus 1Tim 62 3 2 6 In geistigem Sinne: Durch keine Leidenschaft verblendet und mit richtigem Einblicke in die Verhältnisse des Lebens begabt. 1 Timotheus 1Tim 62 3 2 7 Im Griech. steht nur ein Wort für diese beiden Ausdrücke. 1 Timotheus 1Tim 62 3 2 8 Diese Tugend wird auch den einfachen Gläubigen empfohlen. [Röm 12,13] 1 Timotheus 1Tim 62 3 3 Non vinolentum, non percussorem, sed modestum: non litigiosum, non cupidum, sed nicht dem Trunke ergeben, kein Schläger,⁹ sondern eingezogen,¹⁰ nicht zänkisch, nicht habsüchtig, sondern 1 Timotheus 1Tim 62 3 3 9 Kein Polterer, Lärmer, ohne Selbstbeherrschung. 1 Timotheus 1Tim 62 3 3 10 Griech.: Milde, nachgiebig. 1 Timotheus 1Tim 62 3 4 Suæ domui bene præpositum: filios habentem subditos cum omni castitate. seinem eigenen Hause wohl vorstehend, und die Kinder in Untertänigkeit haltend¹¹ mit aller Ehrbarkeit. 1 Timotheus 1Tim 62 3 4 11 Wie soll der Fremde in Unterwürfigkeit halten, der seine eigenen Kinder nicht in Gehorsam zu halten vermag? Oder wer soll andere Keuschheit lehren, der seine eigenen Kinder nicht zur Sittsamkeit anzuleiten vermag? 1 Timotheus 1Tim 62 3 5 Si quis autem domui suæ præesse nescit, quomodo Ecclesiæ Dei diligentiam habebit? Wenn aber jemand seinem eigenen Hause nicht vorzustehen weiß, wie wird er für die Kirche Gottes¹² Sorge tragen? 1 Timotheus 1Tim 62 3 5 12 Die von Gott zu Heiligen Angenommenen, soweit diese unter ihrem Erlöser und dessen Aposteln eine Gemeinschaft bilden durch Einheit des Glaubens und Lebens [Apg 2,47] und durch Vereinigung zu Übungen des Glaubens und christlichen Lebens [1Kor 11,18]. Diese Gemeinde ist über die ganze Welt verbreitet [Eph 1,22], aber stellt sich auch in bestimmten kleineren Umgrenzungen, Provinzen, Städten dar [Gal 1,2, Apg 8,9, 1Kor 1,2, Kol 4,16, Röm 16,4]. 1 Timotheus 1Tim 62 3 6 Non neophytum: ne in superbiam elatus, in judicium incidat diaboli. Nicht ein Neubekehrter,¹³ damit er nicht, von Dünkel aufgeblasen,¹⁴ dem Gerichte des Teufels anheimfalle.¹⁵ 1 Timotheus 1Tim 62 3 6 13 Griech.: Neugepflanzte. Christus ist der Ölbaum, dem die Christen durch die Taufe eingepfropft werden. 1 Timotheus 1Tim 62 3 6 14 Wenn er ein Lehrer wird, bevor er noch recht Schüler geworden, und unter die Fürsten erhoben wird, ehe er gehorchen gelernt (Chrys.). 1 Timotheus 1Tim 62 3 6 15 In die Verdammnis, welche den Teufel getroffen. (Hier., Chrys., Aug.) Doch kann das Wort auch allgemeiner gefasst werden: Der Verleumders, dass er nicht durch Anstoß, den er gibt, Verleumder (vergl, V. 7 die draußen sind) zum Urteil über ihn veranlasse. Der Heiland will, dass niemand sich so Lehrer nennen lasse, dass der Erlöser selbst nicht mehr Lehrer bliebe, sondern indem jemand ohne Anschluss an ihn seine eigene Meinung verficht, und dass keiner sich Herr nennen lasse, so dass er nicht mehr Herr bliebe. Dies geschähe, wenn jemand nach seiner Willkür belohnte, strafte usw. [Mt 23,7-12, Mt 20,25-27]. Es gehört aber viel Weisheit und Selbstverleugnung dazu, ein rechter Verwalter zu sein, Eigenschaften, welche ein Neubekehrter kaum besitzt oder wenigstens noch nicht bewiesen hat. 1 Timotheus 1Tim 62 3 7 Oportet autem illum et testimonium habere bonum ab iis, qui foris sunt, ut non in opprobrium incidat, et in laqueum diaboli. Er muss aber auch ein gutes Zeugnis¹⁶ haben von denen, die draußen sind,¹⁷ damit er nicht in Schmach und in die Fallstricke des Teufels falle.¹⁸ 1 Timotheus 1Tim 62 3 7 16 Diese Vorschrift besteht fort und fort. (Kirchenr. v. Trient, Sitz 25, Von der Reform, Kap. 5) 1 Timotheus 1Tim 62 3 7 17 Von den Ungläubigen. 1 Timotheus 1Tim 62 3 7 18 Der ihn, wenn er selbst bei den Nichtchristen verrufen ist, wieder zu den Ungläubigen herüberzuziehen suchen wird. (Thom.) 1 Timotheus 1Tim 62 3 8 Diaconos similiter pudicos, non bilingues, non multo vino deditos, non turpe lucrum sectantes: Die Diakone¹⁹ seien desgleichen ehrbar, nicht doppelzüngig, nicht vielem Trinken ergeben, nicht nach schnödem Gewinne trachtend,²⁰ 1 Timotheus 1Tim 62 3 8 19 Ob solche schon [Apg 5,6.9.10] unter den Jünglingen zu verstehen sind? Der Name Diakon kommt jedenfalls erst bei der [Apg 6,1ff] erwähnten Gelegenheit vor, doch wird ihr Dienst bereits vorausgesetzt. Es gab also bereits im Beginne der christlichen Kirche solche, welche mit untergeordneten Dienstleistungen im Heiligtume beauftragt waren. [Apg 6,3-6, Apg 5,12] Diakone werden auch [Phil 1,1] erwähnt. Die Wichtigkeit ihres Amtes, wie ihr unmittelbarer Einfluss auf die Gemeindeglieder, machte die größte Behutsamkeit bei ihrer Auswahl zur Pflicht. 1 Timotheus 1Tim 62 3 8 20 Sie haben die Güter der Kirche zu verwalten und den Armen Unterstützungen auszuteilen. 1 Timotheus 1Tim 62 3 9 Habentes mysterium fidei in conscientia pura. das Geheimnis des Glaubens²¹ in einem reinen Gewissen²² bewahrend. 1 Timotheus 1Tim 62 3 9 21 Die gesamte Glaubenslehre. (Vergl. V. 16) 1 Timotheus 1Tim 62 3 9 22 In tadellosem Lebenswandel. Christlicher Glaube und christliches Leben entsprechen einander. Wer den Glauben im Leben praktisch verleugnet, wird ihn bald auch theoretisch verleugnen. 1 Timotheus 1Tim 62 0 1 Häretiker sind die, welche falsche Glaubenssätze und besonders eine falsche Askese lehren. (V. 3) Gründe, weshalb diese Askese eine falsche ist. (V. 5) 2. Nicht allein soll Timotheus dies den Gläubigen vorlegen, sondern auch selbst, trotz seines noch nicht vorgerückten Alters, allen in Wort und Tat als Vorbild der Tugend voranleuchten. (V. 12) 3. Deshalb soll er Lesung und Lehre seine Zeit widmen, jener Gnade eingedenk, welche er bei seiner Weihe empfangen, damit er seiner Herde das Heil verschaffen könne. 1 Timotheus 1Tim 62 4 1 Spiritus autem manifeste dicit, quia in novissimis temporibus discedent quidam a fide, attendentes spiritibus erroris, et doctrinis dæmoniorum, Der Geist¹ aber² sagt ausdrücklich,³ dass in späteren Zeiten manche vom Glauben abfallen werden,⁴ indem sie irreführenden Geistern⁵ und Lehren der bösen Geister⁶ Gehör geben; [2Tim 3,1, 2Petr 3,3, Jud 1,18] 1 Timotheus 1Tim 62 4 1 1 Der Heil. Geist der Prophezeiung. Die Weise, wie der Heil. Geist prophetisch wirkte, war verschieden. Bald verlieh er jemand selbst die Kenntnis der Dinge, welche er ihm zu erkennen geben wollte, wie [1Kor 12,10], bald vermittelte er dieselbe durch dritte Personen [Apg 21,11], bald gab er nur eine Ahnung des Bevorstehenden [Apg 20,22], bald war eine Prophezeiung in klaren und bestimmten Anschauungen und Worten vermittelt. [Apg 21,22] An dieser Stelle ist dem Apostel durch Dritte die Kunde in bestimmter und klarer Rede gegeben. 1 Timotheus 1Tim 62 4 1 2 Gegensatz zu [1Tim 3,15]. 1 Timotheus 1Tim 62 4 1 3 Unzweideutig. 1 Timotheus 1Tim 62 4 1 4 [1Tim 1,6ff] spricht er von der Gefahr, hier von der Tatsache des Abfalls. 1 Timotheus 1Tim 62 4 1 5 Lehrern, welchen selbst irrend auch andere in ihre Irrtümer zu verwickeln suchen [Mt 27,63, 2Kor 6,8, 2Joh 1,7], unter dem Vorwande höherer Eingebungen. 1 Timotheus 1Tim 62 4 1 6 Gegensatz zum Heil. Geiste der Wahrheit und Frömmigkeit. 1 Timotheus 1Tim 62 4 10 In hoc enim laboramus, et maledicimur, quia speramus in Deum vivum, qui est Salvator omnium hominum, maxime fidelium. Denn dafür²³ mühen wir²⁴ uns und leiden wir Schmach, weil wir unsere Hoffnung auf den lebendigen Gott setzen,²⁵ welcher der Erretter aller Menschen ist, vorzüglich der Gläubigen.²⁶ 1 Timotheus 1Tim 62 4 10 23 Mit Rücksicht auf den hohen Wert dieses Wortes. 1 Timotheus 1Tim 62 4 10 24 Paulus und andere christliche Lehrer. 1 Timotheus 1Tim 62 4 10 25 Wir hoffen, dass Gott uns nicht allein die gegenwärtigen Güter, sondern auch die zukünftigen gewähren wird, und so ertragen wir mit Gleichmut Mühe und Leiden. 1 Timotheus 1Tim 62 4 10 26 Derjenigen, welche mit der Gnade Gottes mitwirken, der übrigen, so viel an ihm liegt. 1 Timotheus 1Tim 62 4 11 Præcipe hæc, et doce. Dies²⁷ schreibe vor und lehre!²⁸ 1 Timotheus 1Tim 62 4 11 27 Das von [1Tim 3,16] bis hierher Gesagte. 1 Timotheus 1Tim 62 4 11 28 Schreibe vor, was zu tun ist, lehre, was zu glauben. 1 Timotheus 1Tim 62 4 12 Nemo adolescentiam tuam contemnat: sed exemplum esto fidelium in verbo, in conversatione, in caritate, in fide, in castitate. Niemand missachte deine Jugend,²⁹ vielmehr sei ein Vorbild für die Gläubigen in Wort, in Wandel, in Liebe, in Glauben, in Reinheit.³⁰ 1 Timotheus 1Tim 62 4 12 29 Hüte dich, so zu wandeln, dass jemand Grund hätte, deine Jugend (Timotheus war wohl etwa 33 37 Jahre alt) gering zu achten. Seine Taten sollen gleichsam sein Alter vergessen machen. 1 Timotheus 1Tim 62 4 12 30 Wort und Wandel offenbaren die im Innern verborgene Gesinnung. Liebe und Glauben sind die Grundpfeiler alles wahrhaft christlichen Lebens. Durch die Keuschheit empfängt das Leben des Vorstehers der christlichen Gemeinde eine höhere Weihe. Timotheus soll durch sein ganzes Leben predigen. 1 Timotheus 1Tim 62 4 13 Dum venio, attende lectioni, exhortationi, et doctrinæ. Bis ich komme,³¹ halte an mit Lesen,³² Ermahnen, Lehren. 1 Timotheus 1Tim 62 4 13 31 Vergl. Kap. 3 V. 14. 1 Timotheus 1Tim 62 4 13 32 Der heiligen Schrift in der Versammlung der Christen. 1 Timotheus 1Tim 62 4 14 Noli negligere gratiam, quæ in te est, quæ data est tibi per prophetiam, cum impositione manuum presbyterii. Vernachlässige nicht die Gnadengabe, die in dir ist,³³ welche dir durch Weissagung³⁴ mit Handauflegung der Priester verliehen ward.³⁵ 1 Timotheus 1Tim 62 4 14 33 Die Gnade ist allgemein ein Beweis der liebenden Gesinnung Gottes gegen die Menschen, ein Gnadengeschenk [Röm 11,29], das durch Christus erworben und vermittelt ist. [Röm 5,15.16, Röm 6,23] In besonderer Weise ist sie die durch den Heil. Geist in den Menschen gelegte Fähigkeit christlicher Erkenntnis und Wirksamkeit, sowohl im allgemeinen [1Kor 1,7, 1Kor 12,4], wie in bestimmter Richtung und Form [1Kor 12,8-10], für einzelne Bedürfnisse und Verhältnisse. [1Kor 12,9] Zu den letztern gehört der Beruf eines Lehrers und Vorstehers der Gläubigen, und die hierzu erteilte besondere Vollmacht, Erleuchtung und Kraft, ist also eine Gnadengabe. [Röm 12,7.8, 1Kor 12,28.30] 1 Timotheus 1Tim 62 4 14 34 Vergl. [1Tim 1,18]. 1 Timotheus 1Tim 62 4 14 35 Die Bischöfe ordinierten, die Priester assistierten. Die Handauflegung war bereits bei den Juden Symbol der Anerkennung, wie der Mitteilung. So legte der Opfernde dem Opfertiere die Hände auf, um es als seine Gabe Gott darzustellen [Ex 29,10-15.19], und die Söhne Israel legten ihre Hände auf die Leviten, um diese als Opfer an Gott, als Gottgeweihte anzuerkennen. [Num 8,10] Jakob legte Ephraim und Manasse die Hände auf, um ihnen den Segen Gottes mitzuteilen, Moses legte dem Josue die Hände auf, damit dieser mit der Gabe der Weisheit erfüllt würde. [Dtn 34,9] Beides vereint [Num 27,18-20]. Jesus legt den Kindern die Hände auf, indem er sie segnet; er und seine Apostel verleihen durch Händeauflegung Gesundheit. [Lk 13,13, Apg 8,17, Apg 28,8] An dieser Stelle ist die Handauflegung also (ähnlich wie [Apg 19,16]) ein Sinnbild der Mitteilung. Diese Handauflegung ist zu unterscheiden von der [2Tim 1,6] erwähnten. Letztere war eine Mitteilung der Gnade vermittelst der Handauflegung des Apostels, hier ist die assistierende Tätigkeit der anderen Bischöfe (denn auch diese heißen Presbyter) oder der Priester ausdrücklicher erwähnt. Vergl. auch [Apg 6,6] und [Apg 13,3]. 1 Timotheus 1Tim 62 4 15 Hæc meditare, in his esto: ut profectus tuus manifestus sit omnibus. Dies³⁶ nimm zu Herzen,³⁷ darin lebe, dass dein Fortschritt offenbar sei vor allen!³⁸ 1 Timotheus 1Tim 62 4 15 36 Das V. 12 14 Gesagte. 1 Timotheus 1Tim 62 4 15 37 Griech.: Sorge. 1 Timotheus 1Tim 62 4 15 38 Vor allen Gläubigen. 1 Timotheus 1Tim 62 4 16 Attende tibi, et doctrinæ: insta in illis. Hoc enim faciens, et teipsum salvum facies, et eos, qui te audiunt. Habe Acht auf dich selbst und auf die Lehre; dabei³⁹ verharre! Denn wenn du dies tust, so wirst du dich selbst retten und die, welche dich hören. 1 Timotheus 1Tim 62 4 16 39 Bei dem unmittelbar zuvor oder in V. 12 14 Gesagten. 1 Timotheus 1Tim 62 4 2 In hypocrisi loquentium mendacium, et cauteriatam habentium suam conscientiam, solche, die mit Heuchelei Lügen reden⁷ und ein Brandmal in ihrem eigenen Gewissen tragen,⁸ 1 Timotheus 1Tim 62 4 2 7 Nach außen geben sie sich den Anschein frommer Menschen durch Enthaltsamkeit, innerlich aber sind sie entweiht. Ihr Gewissen trägt das unauslöschliche Brandmal ihres bösen Lebens. (Theoph.) 1 Timotheus 1Tim 62 4 2 8 Die Missetäter wurden mit einem glühenden Eisen gezeichnet, ein ähnlich unauslöschliches Zeichen ist jenen in das Gewissen eingebrannt. 1 Timotheus 1Tim 62 4 3 Prohibentium nubere, abstinere a cibis, quos Deus creavit ad percipiendum cum gratiarum actione fidelibus, et iis, qui cognoverunt veritatem. die da verbieten zu heiraten⁹ und Speisen zu genießen,¹⁰ welche doch Gott geschaffen hat, dass sie mit Danksagung genossen werden¹¹ von den Gläubigen und¹² von denen, welche die Wahrheit erkannt haben. 1 Timotheus 1Tim 62 4 3 9 Sie verbieten die Gemeinschaft zur Erzeugung von Kindern. Hatten jene im Gewissen Gebrandmarkten, wie zu vermuten, vergl. [Tit 1,15ff], sich durch Unzucht entwürdigt, so war, wie es bei allen Dingen zu geschehen pflegt, die man missbraucht und durch deren sündhaften Genuss man sich herabwürdigt, jetzt in ihnen ein Überdruss an dem entstanden, was sie zuvor geliebt, und Vorwürfe des Gewissens erhoben sich. Beide führten sie dahin, nicht den Missbrauch zu bereuen und zu untersagen, sondern die Ehe selbst zu verbieten. Dabei gaben sie sich den falschen Schein von Frömmigkeit. Der Herr selbst war in der Ehelosigkeit vorangegangen, er hatte den Ehestand in seiner ganzen ernsten Bedeutung gezeigt [Mt 10,10], hatte gelehrt, dass die Zwecke des Himmels manchen gänzliche Enthaltung zur Pflicht machen. [Mt 19,12] Von seinen Aposteln waren die meisten ehelos, wer es aber nicht gewesen, hatte dem ehelichen Zusammenleben entsagt. Paulus selbst stelle den jungfräulichen Stand als Bedingung hin, Gott in vorzüglichster Weise zu dienen. [1Kor 7] So konnten jene sich das Ansehen geben, als prägten sie das Vorbild und die Lehre des Herrn am reinsten und vollkommensten aus. Und dennoch waren sie Heuchler, denn die Lehre des Herrn und seiner Apostel enthält keine Spur von Missbilligung der ehelichen Gemeinschaft und bezeichnet in keiner Weise die Enthaltung von der Ehe als etwas an sich Verdienstliches oder gar Gebotenes. Vielmehr gehört die Ehe in die ganze Heilsordnung des Evangeliums und ist also von dieser allen jenen geboten, welche nicht in der Beschaffenheit des Herzens oder in äußeren Verhältnissen entscheidenden Beruf zur Jungfräulichkeit haben. [1Kor 7] 1 Timotheus 1Tim 62 4 3 10 Haftete auch nach dem Sündenfalle der natürlichen Geschlechtsverbindung ein Makel an und lastete seitdem auch auf der ganzen Natur ein Fluch, so wird der erstere doch durch die sakramentalen Gnaden der Ehe weggenommen und der letztere durch Segnungen und Gebete aufgehoben. Auch hier war wohl Schwelgerei eine der tatsächlichen Ursachen des Irrtums. Zudem konnte das A. T. diesem einen gewissen Anhalt bieten, das Fasten des Herrn und die Empfehlung des Fastens, sowie die Übung desselben seitens der jünger zu höheren Zwecken [Apg 13,3] konnten ihnen einen Vorwand gewähren. Doch was die Irrlehrer veranlasste, gewisse Speisen zu meiden, war ihr irrendes Gewissen, während Christus kraft seiner Versenkung in Gott fastete. Die Verführer aßen nicht, weil sie gewisse Speisen für in sich böse hielten, die Apostel fasteten, weil sie sich scheuten, die gute Gabe zur Unzeit oder zum sittlichen Nachteil zu gebrauchen. Es ist ein Unterschied, sagt der heil. Augustin, ob man aus abergläubischer Ursache eine Speise nicht genießt, oder deshalb, weil man sich abtöten will. Diese Lehre stammt von den Propheten und Aposteln, jene ist eine Lüge der bösen Geister. Seine letzten Wurzeln hat dieser Irrtum in der Annahme, dass die Materie von Ewigkeit neben Gott als böses Prinzip bestand. Der Apostel widerlegt hier nur den auf die Enthaltung von Speisen bezüglichen Irrtum, da er die christliche Vorstellung von der Ehe bereits [1Tim 2,15] angedeutet hat. 1 Timotheus 1Tim 62 4 3 11 Die Irrlehre verleugnet Gottes Werk und arbeitet seiner Absicht entgegen, den Genuss der Speise durch dankbare Gesinnung und derselben angemessene Werke zu einem Preise Gottes zu machen. Gott hätte den Menschen nicht in eine die Speise darbietende Welt hineingesetzt, wenn er nicht in der angegebenen Weise daran Anteil haben sollte. 1 Timotheus 1Tim 62 4 3 12 Das ist. 1 Timotheus 1Tim 62 4 4 Quia omnis creatura Dei bona est, et nihil rejiciendum quod cum gratiarum actione percipitur: Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung genossen wird;¹³ 1 Timotheus 1Tim 62 4 4 13 Nach [Gen 1,31]. Das Verbot gewisser Speisen im A. T. hatte teils diätetische Gründe. Vor solchen Speisen braucht der Apostel nicht zu warnen, da diese sich von selbst verbieten. Teils hatte das Verbot politisch-religiöse Ursache, insofern es die Gelegenheit zur Vermischung mit den Heiden und zur Annahme ihrer Laster abschneiden sollte. Diese Rücksicht hält der Apostel aufrecht. [1Kor 8,9.10] Soweit der Zweck eine humane Absicht war (die Weckung und Bewahrung der Zartheit der Gesinnung), fiel er im N. T. fort, da dieses Ziel nur für den roheren Zustand des israelitischen Volkes gelten konnte. Die symbolische, typische Bedeutung der Enthaltsamkeit, die Erweckung des Bewusstseins der Notwendigkeit einer Befreiung von aller Unreinigkeit, hatte mit dem Erscheinen Christi und der Stiftung seiner Kirche ihre Bestimmung erfüllt. An sich aber hatte auch Moses keine Speise für unrein erklärt. Die Kirche untersagt an manchen Buß- und Trauertagen gewisse Speisen, weil es zum Heile unserer Seele zuträglich ist, wenn wir uns manchmal etwas Angenehmes versagen, die sinnliche Begierde zähmen und unsern Eigenwillen zum Opfer bringen. 1 Timotheus 1Tim 62 4 5 Sanctificatur enim per verbum Dei, et orationem. denn es wird geheiligt¹⁴ durch das Wort Gottes und das Gebet.¹⁵ 1 Timotheus 1Tim 62 4 5 14 Der Christ ist heilig und zur Heiligkeit berufen. Dieser Heiligkeit entbehrt die natürlich gute Speise. Hindert der Genuss derselben nun das Streben nach Heiligung? Nein, wenn die Speise durch die Danksagung gleichfalls etwas Gottgeweihtes wird. Aus den Worten des Apostels erhellt die Wichtigkeit des Tischgebetes. Seit dem Sündenfalle lastet auf der Schöpfung ein Fluch. Indem also der Mensch die Speise in sich aufnimmt, nimmt er gleichsam am Fluche, der die Natur betroffen, teil. Geheiligt, d. i. dem Fluche enthoben, wird die Nahrung durch das Tischgebet. Dieses ist im niedrigsten Grade, was im höheren die kirchliche Segnung ist, eine religiöse Weihe der Natur. So erhält die Legende von dem Giftbecher des heil. Johannes eine tiefere Bedeutung. Was der Heiland [Mt 15,11] sagt, steht damit nicht im Widerspruche, da er von einer geistigen Unreinheit redet, während hier von einer Wegnahme einer gewissen Makel die Rede ist. 1 Timotheus 1Tim 62 4 5 15 Das Gebet war meist aus dem geschriebenen Worte Gottes entnommen. 1 Timotheus 1Tim 62 4 6 Hæc proponens fratribus, bonus eris minister Christi Jesu enutritus verbis fidei, et bonæ doctrinæ, quam assecutus es. Wenn du dies den Brüdern darlegst, so wirst du ein guter Diener Christi¹⁶ Jesu sein, dich nährend mit den Worten des Glaubens und der guten Lehre,¹⁷ welcher du gefolgt bist. 1 Timotheus 1Tim 62 4 6 16 Stellt Timotheus die Brüder vor den Verirrungen sicher, so leistet er Christus selbst einen Dienst. 1 Timotheus 1Tim 62 4 6 17 Wie der Körper stets Nahrung zu sich nimmt, so muss die Seele durch die Glaubenslehre der Kirche genährt werden. 1 Timotheus 1Tim 62 4 7 Ineptas autem, et aniles fabulas devita: exerce autem teipsum ad pietatem. Mit albernen¹⁸ und altweibischen Fabeln dagegen befasse dich nicht; übe dich vielmehr in der Frömmigkeit.¹⁹ [2Tim 2,23, Tit 3,9] 1 Timotheus 1Tim 62 4 7 18 Griech.: Profanen, nicht heiligen. 1 Timotheus 1Tim 62 4 7 19 So dass du dazu tüchtig wirst. 1 Timotheus 1Tim 62 4 8 Nam corporalis exercitatio, ad modicum utilis est: pietas autem ad omnia utilis est, promissionem habens vitæ, quæ nunc est, et futuræ. Denn die leibliche Übung²⁰ ist zu wenigem nütze; die Frömmigkeit aber ist zu allem nützlich, da sie die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens hat.²¹ 1 Timotheus 1Tim 62 4 8 20 Der Kämpfer. (Theod.) 1 Timotheus 1Tim 62 4 8 21 Während die körperliche Übung nur für das körperliche Leben Nutzen bringt, umfasst die geistige Übung zur Frömmigkeit das zeitliche wie das jenseitige Leben; sie hat die Verheißung glücklichen Lebens. Das höchste der Erdengüter ist der Friede. 1 Timotheus 1Tim 62 4 9 Fidelis sermo, et omni acceptione dignus. Zuverlässig ist das Wort, und aller Annahme würdig.²² 1 Timotheus 1Tim 62 4 9 22 Damit wird das Vorhergehende abgeschlossen, anders als [1Tim 1,15]. 1 Timotheus 1Tim 62 0 1 V. Pflichten des Bischofes gegen die einzelnen Glieder der Gemeinde (Kap 5,1 6,2): 1. Pflichten gegen die Greise, Jüngeren und Frauen. (V. 2) 2. Pflichten gegen die Witwen: a. Welche Witwen sind auf Kosten der Gemeinde zu erhalten? Witwen ohne Stütze, die fromm leben. (V. 8) b. Welche Witwen sind in das Gemeindeamt der Witwen aufzunehmen? Sechzigjährige, nur einmal verheiratete, in allen Tugenden geübte. (V. 10) Jüngere hingegen sollen nicht zugelassen werden, da ihre Standhaftigkeit und ihr Eifer zweifelhaft sind. (V. 15) c. Wer soll die anderen Witwen erhalten? Die Angehörigen. (V. 16) 3. Pflichten gegen die Priester: a. Die Priester haben das Recht auf Unterhalt seitens der Gemeinde. (V. 18) b. Anklagen gegen dieselben sind nicht leicht zuzulassen. Fehlen sie öffentlich, so sind sie von den übrigen Priestern zu strafen. (V. 20) Vor aller Parteilichkeit muss man auf der Hut sein. (V. 21) c. Ehe ein Priester ordiniert wird, ist große Vorsicht notwendig. (V. 22) d. Um dies alles recht auszuführen, soll Timotheus selbst nach Heiligkeit streben, ohne indes seine Gesundheit in Gefahr zu bringen. (V. 24) e. Nicht alles Gute und Böse ist sofort offenbar. 1 Timotheus 1Tim 62 5 1 Seniorem ne increpaveris, sed obsecra ut patrem: juvenes, ut fratres: Einen Älteren fahre nicht hart an,¹ sondern ermahne ihn wie einen Vater, Jüngere wie Brüder; 1 Timotheus 1Tim 62 5 1 1 Die Achtung, welche das Alter fordert, darf auch der kirchliche Vorgesetzte nicht verletzen. 1 Timotheus 1Tim 62 5 10 In operibus bonis testimonium habens, si filios educavit, si hospitio recepit, si sanctorum pedes lavit, si tribulationem patientibus subministravit, si omne opus bonum subsecuta est. die das Zeugnis guter Werke hat, wenn sie Kinder auferzogen, wenn sie Gastfreundschaft geübt, wenn sie den Heiligen¹⁶ die Füße gewaschen,¹⁷ wenn sie den Bedrängten Hilfe geleistet, wenn sie jedem guten Werke nachgestrebt hat. 1 Timotheus 1Tim 62 5 10 16 Den Christen. 1 Timotheus 1Tim 62 5 10 17 Der niedrigste Dienst steht als Zeichen der Gastfreundschaft und Dienstfertigkeit im Allgemeinen. 1 Timotheus 1Tim 62 5 11 Adolescentiores autem viduas devita: Cum enim luxuriatæ fuerint in Christo, nubere volunt: Jüngere Witwen¹⁸ weise zurück; denn wenn sie Christus zuwider¹⁹ üppig geworden sind, wollen sie²⁰ heiraten, 1 Timotheus 1Tim 62 5 11 18 Jüngere allgemein, ohne dass gerade an die in V. 9 bezeichnete Altersgrenze zu denken ist. 1 Timotheus 1Tim 62 5 11 19 Dem sie wohl durch ein Gelübde verbunden sind. 1 Timotheus 1Tim 62 5 11 20 Mit ungestümem Begehr. 1 Timotheus 1Tim 62 5 12 Habentes damnationem, quæ primam fidem irritam fecerunt: und ziehen das Urteil auf sich, dass sie die erste Treue gebrochen haben.²¹ 1 Timotheus 1Tim 62 5 12 21 Da sie das Band nicht mehr anerkennt, das sie an Christus und die Kirche knüpft. 1 Timotheus 1Tim 62 5 13 Simul autem et otiosæ discunt circuire domos: non solum otiosæ, sed et verbosæ, et curiosæ, loquentes quæ non oportet. Zugleich²² lernen sie aber auch, müßig in den Häusern herumlaufen, und nicht nur müßig, sondern auch geschwätzig und vorwitzig, redend, was sich nicht ziemt. 1 Timotheus 1Tim 62 5 13 22 Ein zweiter Grund, weshalb Paulus die jüngeren Witwen zur Würde und Aufgabe einer Diakonissin nicht zulassen will. Da das Amt vielfach Gelegenheit bietet, in die Familien zu kommen, würden jüngere Frauen leicht die ihnen gestellte Aufgabe vernachlässigen, sich in die Familienangelegenheiten einmischen und die Zeit mit unnützen Gesprächen verlieren. 1 Timotheus 1Tim 62 5 14 Volo ergo juniores nubere, filios procreare, matresfamilias esse, nullam occasionem dare adversario maledicti gratia. Ich will daher,²³ dass die jüngeren²⁴ heiraten, Kinder gebären, Hausmütter seien, dem Widersacher²⁵ keinen Anlass geben zur Lästerung. 1 Timotheus 1Tim 62 5 14 23 Nicht als höchsten Grundsatz, sondern als Forderung, die sich aus seinen Beobachtungen und Erwägungen ergibt. (Vergl. V. 15.) 1 Timotheus 1Tim 62 5 14 24 Zunächst verwitwete, dann auch andere jüngere Frauen. 1 Timotheus 1Tim 62 5 14 25 Juden und Heiden. 1 Timotheus 1Tim 62 5 15 Jam enim quædam conversæ sunt retro satanam. Denn bereits haben sich einige abgewandt, dem Satan nach.²⁶ 1 Timotheus 1Tim 62 5 15 26 Sich auf den Weg der Sünde wendend. 1 Timotheus 1Tim 62 5 16 Si quis fidelis habet viduas, subministret illis, et non gravetur Ecclesia: ut iis, quæ vere viduæ sunt, sufficiat. Wenn einem Gläubigen die Sorge für Witwen obliegt,²⁷ so verpflege er sie, und die Gemeinde werde nicht belastet, damit diese für die, welche wahrhaft Witwen sind, sorgen könne. 1 Timotheus 1Tim 62 5 16 27 Als Verwandter. Anwendung des V. 4. 8 erörterten Grundsatzes. 1 Timotheus 1Tim 62 5 17 Qui bene præsunt presbyteri, duplici honore digni habeantur: maxime qui laborant in verbo et doctrina. Priester, die gut vorstehen, sollen doppelter Ehre²⁸ würdig geachtet werden, besonders solche, welche in Wort und Lehre arbeiten.²⁹ 1 Timotheus 1Tim 62 5 17 28 Durch ihre Stellung haben sie bereits Anspruch auf Ehre. 1 Timotheus 1Tim 62 5 17 29 Die Ehrenerweisung, welche in der Darreichung des Lebensunterhaltes besteht, ist hier eingeschlossen. 1 Timotheus 1Tim 62 5 18 Dicit enim Scriptura: Non alligabis os bovi trituranti. Et: Dignus est operarius mercede sua. Denn die Schrift sagt: Dem dreschenden Ochsen sollst du das Maul nicht verbinden.³⁰ Und: Der Arbeiter ist seines Lohnes wert.³¹ 1 Timotheus 1Tim 62 5 18 30 Die Stelle [Dtn 25,4] wird auch [1Kor 9,9] auf den Anspruch der Verkündiger des Evangeliums auf Unterhaltung durch die Gemeinde bezogen. 1 Timotheus 1Tim 62 5 18 31 Auf diesen Ausspruch Christi [Lk 10,7] weist Paulus auch [1Kor 9,14] hin. Dass Paulus bei der Anführung an dieser Stelle nicht beifügt: Der Herr sagt, erklärt sich daraus, dass Timotheus Ursprung und Bedeutung des Wortes genugsam kannte. 1 Timotheus 1Tim 62 5 19 Adversus presbyterum accusationem noli recipere, nisi sub duobus aut tribus testibus. Gegen einen Priester nimm keine Klage an, es sei denn, dass zwei oder drei Zeugen gegen ihn stehen.³² 1 Timotheus 1Tim 62 5 19 32 Die [Dtn 19,15], vergl. [Dtn 17,6], gegebene Regel ist besonders Priestern gegenüber zu beobachten, da ihr Amt ein solches ist, dass ihr Ruf leicht in Gefahr kommt. Zudem sind Untergebene immer geneigter, das Verfahren ihrer Oberen härter zu beurteilen, oder durch deren Mahnungen erbittert zu werden. 1 Timotheus 1Tim 62 5 2 Anus, ut matres: juvenculas, ut sorores in omni castitate: ältere Frauen wie Mütter, jüngere wie Schwestern in aller Reinheit.² 1 Timotheus 1Tim 62 5 2 2 Also ohne Vertraulichkeit. 1 Timotheus 1Tim 62 5 20 Peccantes coram omnibus argue: ut et ceteri timorem habeant. Die Fehlenden weise vor allen³³ zurecht, damit auch die übrigen Furcht bekommen.³⁴ 1 Timotheus 1Tim 62 5 20 33 Zunächst redet der Apostel von den Priestern, mithin sind es auch nur Priester, in deren Gegenwart jene zurechtzuweisen sind; in weiterer Folge gilt die Weisung von allen Menschen, welche durch eine öffentliche Ärgernis gebende Sünde sich verfehlen. (Kirchenr. von Trid. Sitz 24. Von der Reform Kap. 8) 1 Timotheus 1Tim 62 5 20 34 Vor gleicher Rüge. 1 Timotheus 1Tim 62 5 21 Testor coram Deo et Christo Jesu, et electis angelis, ut hæc custodias sine præjudicio, nihil faciens in alteram partem declinando. Ich beschwöre dich vor Gott und Christus Jesus und den auserwählten Engeln,³⁵ dass du dies³⁶ beobachtest ohne Vorurteil und nichts tuest nach parteiischer Zuneigung. 1 Timotheus 1Tim 62 5 21 35 Die Beschwörung soll Timotheus den heiligen Ernst der Mahnung zeigen, und ist zugleich eine Anrufung des allwissenden und allgegenwärtigen Gottes, jenen zu strafen, wenn er der Mahnung nicht folgt, und des Richters Jesus Christus, der einst fragen wird, ob er die Mahnung befolgt hat, sowie der auserwählten Engel (der Gott am nächsten stehenden Engel). (Leo.), welche den Thron Gottes umgeben und mit Christus zum Gerichte erscheinen werden. [Mt 25,31] 1 Timotheus 1Tim 62 5 21 36 V. 19, 20 (Chrys., Theoph.) Timotheus soll als Stellvertreter des Apostels handeln. 1 Timotheus 1Tim 62 5 22 Manus cito nemini imposueris, neque communicaveris peccatis alienis. Teipsum castum custodi. Lege niemand die Hände schnell auf³⁷ und mache dich nicht fremder Sünden teilhaftig. Bewahre dich selbst keusch.³⁸ 1 Timotheus 1Tim 62 5 22 37 Die Priesterweihe [Apg 6,6] ist nicht übereilt, ohne Prüfung, aus menschlicher Zuneigung (V. 21) zu erteilen: Nicht vor dem Alter der Reife, vor der Zeit der Prüfung, vor dem Verdienste der Arbeit, vor der Erfahrung über den Charakter. (Leo d. Gr.) 1 Timotheus 1Tim 62 5 22 38 Griech.: Ohne Makel ohne Flecken. 1 Timotheus 1Tim 62 5 23 Noli adhuc aquam bibere, sed modico vino utere propter stomachum tuum, et frequentes tuas infirmitates. Trinke nicht mehr Wasser,³⁹ sondern genieße ein wenig Wein um deines Magens und deiner häufigen Kränklichkeit willen. 1 Timotheus 1Tim 62 5 23 39 Timotheus hatte wohl bisher, um die am Ende des V. 22 erwähnte Tugend zu üben, nur Wasser getrunken. 1 Timotheus 1Tim 62 5 24 Quorundam hominum peccata manifesta sunt, præcedentia ad judicium: quosdam autem et subsequuntur. Mancher Menschen Sünden sind offenkundig und gehen zum Gerichte⁴⁰ voraus, manchen aber folgen sie erst nach.⁴¹ 1 Timotheus 1Tim 62 5 24 40 Sind so offenkundig, dass sie nicht erst durch ein Gericht festgestellt werden müssen. 1 Timotheus 1Tim 62 5 24 41 Manche Menschen muss man erst lange beobachten, ehe ihre Sünden offenbar werden. 1 Timotheus 1Tim 62 5 25 Similiter et facta bona manifesta sunt: et quæ aliter se habent, abscondi non possunt. Ebenso sind auch die guten Werke offenkundig, und die, mit denen es sich anders verhält, können nicht verborgen bleiben.⁴² 1 Timotheus 1Tim 62 5 25 42 Wie Timotheus durch seine gänzliche Enthaltsamkeit den Beweis seines makellosen Lebens gegeben hat. 1 Timotheus 1Tim 62 5 3 Viduas honora, quæ vere viduæ sunt. Witwen halte in Ehren,³ die wahrhaft Witwen sind.⁴ 1 Timotheus 1Tim 62 5 3 3 Durch Beihilfe zum Lebensunterhalt (vergl. V. 17, 18) aus den freiwilligen Gaben der Gläubigen. Immerhin sollen die Witwen gewissen Bedingungen entsprechen. 1 Timotheus 1Tim 62 5 3 4 Das griech. Wort für Witwe bedeutet eine Betrübte, der Hilfe Beraubte, das lateinische, eine Verwaiste, etwas Entbehrende. Nur jene sollen unterstützt werden, welche nicht allein des Mannes beraubt sind, sondern auch keine anderen Anverwandten haben, die sie unterstützen. (Aug., Hier., Thom.) 1 Timotheus 1Tim 62 5 4 Si qua autem vidua filios, aut nepotes habet: discat primum domum suam regere, et mutuam vicem reddere parentibus: hoc enim acceptum est coram Deo. Wenn aber eine Witwe Kinder oder Enkel hat, so lerne sie⁵ zuerst⁶ ihr eigenes Haus leiten und ihren Eltern Entgelt leisten; denn das ist angenehm vor Gott. 1 Timotheus 1Tim 62 5 4 5 Nach der Vulg. ist dies auf die Witwen zu beziehen, im Griech. indes steht der Plural und gilt das Wort mithin von den Söhnen (Ökum., Theoph.). Wenn eine Witwe Söhne oder Enkel hat, so mögen diese durch dich zuerst lernen, für ihre Mutter und Großmutter, von denen sie so lange erhalten wurden, Sorge zu tragen (Theoph., Hier.). Die Übersetzung entspricht auch in anderen Worten nicht ganz dem griech. Texte, nach dem das Subjekt das Haus nicht leiten, sondern kindliche Gesinnung, Familiensinn üben soll. Das eigene Haus steht im Gegensatze zu den fremden der Gemeindegenossen. Dass nun die Witwe die Dankbarkeit gegen ihre Eltern dadurch beweisen soll, dass sie ihre mütterlichen Pflichten gegen Kinder und Enkel treu erfüllt, ist ein sich nicht ungezwungen darbietender Gedanke. Bis V. 8 spricht der Apostel von Witwen, welche von der Gemeinde erhalten werden, von V. 9 an von solchen, welche im Dienste der Kirche stehen. 1 Timotheus 1Tim 62 5 4 6 Entweder: Ehe sie dieselben der Mildtätigkeit der Gläubigen empfehlen lässt, oder: Ehe die Kinder und Enkel anderen Wohltaten erweisen, mögen sie für Mutter und Großmutter gebührend Sorge tragen. 1 Timotheus 1Tim 62 5 5 Quæ autem vere vidua est, et desolata, speret in Deum, et instet obsecrationibus, et orationibus nocte ac die. Die aber wahrhaft Witwe und⁷ vereinsamt ist, setze⁸ ihre Hoffnung auf Gott, und verharre⁹ im Gebete und Flehen Tag und Nacht. 1 Timotheus 1Tim 62 5 5 7 Nämlich, Gegensatz zu V. 4. 1 Timotheus 1Tim 62 5 5 8 Griech.: Setzt. 1 Timotheus 1Tim 62 5 5 9 Griech.: Verharrt. Der Apostel gibt die Eigenschaften an, welche eine Witwe haben soll, die von der Gemeinde unterhalten wird. 1 Timotheus 1Tim 62 5 6 Nam quæ in deliciis est, vivens mortua est. Denn¹⁰ die, welche ein üppiges Leben führt, ist lebendig tot.¹¹ 1 Timotheus 1Tim 62 5 6 10 Griech.: Aber. Gegensatz zu V. 5. 1 Timotheus 1Tim 62 5 6 11 Sie scheint den Menschen zu leben, doch für Christus, der in das Verborgene sieht, ist sie tot (Hier.), nämlich dem Geiste nach. (Aug.) 1 Timotheus 1Tim 62 5 7 Et hoc præcipe ut irreprehensibiles sint. Dies¹² schärfe ein, damit sie untadelig seien.¹³ 1 Timotheus 1Tim 62 5 7 12 Mehrzahl, also V. 5, 6. 1 Timotheus 1Tim 62 5 7 13 Begründung zu V. 4: Sie mögen lernen. (Griech.) Wenn ein Sohn aber ein Enkel für seine Verwandten nicht sorgt, hat er, wenn auch nicht mit Worten, doch mit Taten den Glauben verleugnet, da der Inhalt des Glaubens nicht ein bloßes Gedankenwesen, sondern göttliche Gnade und Wahrheit ist, an welche der Glaubende seinen Geist so hingibt, dass der Gegenstand des Glaubens auch Gegenstand der Liebe des Herzens wird. Wo also die Liebe nicht ist und wirkt, da ist auch der Glaube nicht vorhanden. Die Liebespflicht ist besonders dringend gegen die durch Verwandtschaft und Glauben am nächsten Stehenden. Zudem sind solche Menschen auch Ursache, dass andere den Glauben geringschätzen. Ungläubige endlich haben keine so klare Erkenntnis dieser Pflicht. 1 Timotheus 1Tim 62 5 8 Si quis autem suorum, et maxime domesticorum curam non habet, fidem negavit, et est infideli deterior. Wenn aber jemand für die Seinigen, und besonders für die Hausgenossen nicht Sorge trägt, so hat er den Glauben verleugnet und ist schlimmer als ein Ungläubiger. 1 Timotheus 1Tim 62 5 9 Vidua eligatur non minus sexaginta annorum, quæ fuerit unius viri uxor, Als Witwe werde gewählt eine nicht unter sechzig Jahre alte,¹⁴ die nur eines Mannes Frau gewesen ist,¹⁵ 1 Timotheus 1Tim 62 5 9 14 Das Griech. bedeutet wohl: In ein Verzeichnis eintragen. In welches Verzeichnis? In das der zu Unterstützenden? (Chrys., Theod., Hier.) Dies ist nicht wahrscheinlich. Wir schon der Ausdruck eintragen von den zum Kriegsdienst bestimmten Bürgern gebraucht, so ist es auch klar, dass nicht erst das Lebensalter von 60 Jahren das Bedürfnis nach Unterstützung herbeiführt. Werden endlich die Eigenschaften erwogen, welche Paulus hier von den Witwen fordert, so ist ersichtlich, dass von solchen die Rede ist, welchen die Erziehung der von der Gemeinde übernommenen Kinder, sowie die Verpflegung von Armen und Kranken zugewiesen war, und die in der alten Kirche einen eigenen Stand bildeten. Der Apostel nennt sie Witwen, ein Name der wohl für den Sand in Übung blieb, auch wenn jene nicht Witwen waren. Die ersten Anfänge dieser Kirchendienerinnen sehen wir in den frommen Frauen, welche den Heiland unterstützten. Die hier Bezeichneten übten eine Art Aufsicht über die Witwen und Waisen der Gemeinde und legten das Versprechen steter Witwenschaft ab (Tertull.). Auf dem Konzil von Chalcedon wurde das Alter auf 40 Jahre herabgesetzt und alsbald Jungfrauen als Diakonissinnen angenommen. 1 Timotheus 1Tim 62 5 9 15 Öftere Heirat ist ein Zeichen der Unenthaltsamkeit (Theoph.). 1 Timotheus 1Tim 62 0 1 4. Pflichten der Knechte: Dieselben sind zu mahnen, dass sie ihre Herren ehren und auch jene, welche gläubig sind, nicht unter dem Vorwande, das sie Brüder seien, gering achten. (V. 2) VI. Besondere Vorschriften für Timotheus allein (Kap. 6, V. 3 21): 1. Mahnung, alles dies zu lehren. Wer anders lehrt, sucht nur Streit und seinen eigenen Nutzen. (V. 5) Den größten Nutzen bringt Frömmigkeit, die mit Genügsamkeit verbunden ist; wer hingegen Reichtum sucht, fällt in die Schlingen des Teufels (V. 10) 2. Solches meidend, soll Timotheus der Tugend nachstreben und den guten Kampf kämpfen, der zum Leben führt. (V. 12) Um diese Mahnung dem Herzen seines Jüngers tiefer einzuprägen, fügt der Apostel eine feierliche Beschwörung bei, alle diese Vorschriften ohne Flecken zu wahren. (V. 16) 3. Vorschrift, Reiche den Wert der Demut zu lehren. (V. 19) 4. Mahnung, die Hinterlage des Glaubens zu wahren, und von Neuerungen falscher Wissenschaft sich fern zu halten. Segen. 1 Timotheus 1Tim 62 6 1 Quicumque sunt sub jugo servi, dominos suos omni honore dignos arbitrentur, ne nomen Domini et doctrina blasphemetur. Alle, welche unter dem Joche als Sklaven dienen,¹ sollen ihre Herren aller Ehre wert halten, damit nicht der Name des Herrn und die Lehre gelästert werde.² 1 Timotheus 1Tim 62 6 1 1 Nichtchristlichen Herren gegenüber empfinden die Sklaven ihre Lage als ein Joch. Indes den Christen drängt der Glaube, welcher ihn mit dem Herrn verbindet, und die Liebe, die er diesem schuldig ist, die Dienste, welche verlangt werden, gern zu leisten. 1 Timotheus 1Tim 62 6 1 2 Als ob das Christentum Unbotmäßigkeit billigte. 1 Timotheus 1Tim 62 6 10 Radix enim omnium malorum est cupiditas: quam quidam appetentes erraverunt a fide, et inseruerunt se doloribus multis. Denn²³ die Habsucht ist eine Wurzel aller Übel;²⁴ einige, die sich ihr ergaben, sind vom Glauben abgeirrt²⁵ und haben sich in viele Schmerzen²⁶ verstrickt. 1 Timotheus 1Tim 62 6 10 23 Begründung zu dem ganzen V. 9. 1 Timotheus 1Tim 62 6 10 24 Es kann aus der Habsucht alles Böse hervorgehen. Unter anderen Gesichtspunkten wird der Stolz der Anfang aller Sünden genannt. [Sir 10,15], (vergl. Thom. 1,2 qu 84a 1.2) Der Stolz ist gleichsam Anfang und Keim eines Sündenbaumes, dessen Wurzel die Habsucht ist, die dem Sündenbaum fortwährend Saft und Kraft zuführt. 1 Timotheus 1Tim 62 6 10 25 Wie in V. 5 gesagt ist. 1 Timotheus 1Tim 62 6 10 26 Gewissensschmerzen. 1 Timotheus 1Tim 62 6 11 Tu autem o homo Dei hæc fuge: sectare vero justitiam pietatem, fidem, caritatem, patientiam, mansuetudinem. Du aber, o Mann Gottes!²⁷ fliehe dies;²⁸ strebe vielmehr nach Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Glauben, Liebe, Geduld, Sanftmut. 1 Timotheus 1Tim 62 6 11 27 Von Gott erwählte, Gott darstellende Person. Mit größerem Rechte als im A. T. die Propheten [1Kön 9,7, 2Chr 8,14] heißen im N. T. die Diener Christi und Hirten der Seelen so. Diese Anrede muss Timotheus veranlassen, die Mahnung des Apostels desto mehr zu beherzigen, die Habsucht und ihre Folgen zu fliehen und sich um alle christlichen Tugenden zu bemühen. 1 Timotheus 1Tim 62 6 11 28 Das V. 3 5 Gesagte. 1 Timotheus 1Tim 62 6 12 Certa bonum certamen fidei, apprehende vitam æternam, in qua vocatus es, et confessus bonam confessionem coram multis testibus. Kämpfe den guten Kampf des Glaubens,²⁹ ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen bist und für welches du das gute Bekenntnis³⁰ abgelegt hast vor vielen Zeugen. 1 Timotheus 1Tim 62 6 12 29 Der Glaube kämpft. Der Mensch kann nur als Gläubiger in diesen Kampf eintreten. 1 Timotheus 1Tim 62 6 12 30 Bei der Taufe. 1 Timotheus 1Tim 62 6 13 Præcipio tibi coram Deo, qui vivificat omnia, et Christo Jesu, qui testimonium reddidit sub Pontio Pilato, bonam confessionem: Ich gebiete dir vor Gott, der allem Leben gibt,³¹ und vor Christus Jesus, der unter Pontius Pilatus Zeugnis abgelegt hat, das gute Bekenntnis,³² 1 Timotheus 1Tim 62 6 13 31 Mit feierlichem Nachdrucke befiehlt der Apostel, was er V. 11 eingeschärft, vor Gott, der allem, was lebt, das Leben gibt und dem, der nach dem ewigen Leben ringt, auch dieses verleiht. 1 Timotheus 1Tim 62 6 13 32 Das bei der Taufe von Timotheus abgelegte Zeugnis von Christus, welches der Heiland, der erste und seinem Wesen nach vollgültige Zeuge, gleichfalls über sich gegeben, dass er der Messias sei. 1 Timotheus 1Tim 62 6 14 Ut serves mandatum sine macula, irreprehensibile usque in adventum Domini nostri Jesu Christi, das Gebot³³ unbefleckt und untadelhaft zu halten bis zur Ankunft unsers Herrn Jesus Christus,³⁴ 1 Timotheus 1Tim 62 6 14 33 Das in V. 11 gegebene. 1 Timotheus 1Tim 62 6 14 34 Griech.: Bis zur Erscheinung unsers Herrn zum Gerichte. 1 Timotheus 1Tim 62 6 15 Quem suis temporibus ostendet beatus et solus potens, Rex regum, et Dominus dominantium: welche zu seiner Zeit zeigen wird der selige und alleinige Machthaber,³⁵ der König der Könige, und der Herr der Herrschenden,³⁶ [Offb 17,14] 1 Timotheus 1Tim 62 6 15 35 Vergl. [2Makk 12,15, Sir 46,5]. Da Gott in sich selig ist, bedarf er keines Dinges außer sich. 1 Timotheus 1Tim 62 6 15 36 Nach [Dtn 10,17, Ps 135,3]. 1 Timotheus 1Tim 62 6 16 Qui solus habet immortalitatem, et lucem inhabitat inaccessibilem: quem nullus hominum vidit, sed nec videre potest: cui honor, et imperium sempiternum: Amen. der allein Unsterblichkeit besitzt³⁷ und in unnahbarem Lichte wohnt;³⁸ den kein Mensch gesehen hat, noch auch zu sehen vermag, dem Ehre und ewige Macht sei.³⁹ Amen. 1 Timotheus 1Tim 62 6 16 37 Vergl. [1Kor 15,53ff]. Hier Umschreibung von Dem Unsterblichen [1Tim 1,17] 1 Timotheus 1Tim 62 6 16 38 Der Himmel ist ein Reich des Lichtes, in dem der Glanz der göttlichen Herrlichkeit so groß ist, dass kein Auge denselben zu ertragen vermag. 1 Timotheus 1Tim 62 6 16 39 In V. 15 war seine Macht besonders gepriesen. 1 Timotheus 1Tim 62 6 17 Divitibus hujus sæculi præcipe non sublime sapere, neque sperare in incerto divitiarum, sed in Deo vivo (qui præstat nobis omnia abunde ad fruendum) Den Reichen⁴⁰ dieser Welt⁴¹ gebiete, nicht hochmütig zu sein und ihre Hoffnung nicht auf unsicheren Reichtum zu setzen,⁴² sondern auf den lebendigen Gott (der uns alles reichlich⁴³ zum Genusse darbietet),⁴⁴ 1 Timotheus 1Tim 62 6 17 40 Vers 3 16 sind eine Schlussermahnung für Timotheus. Eine Ermahnung an die, welche reich sind, ließ sich in die Erörterung V. 9 nicht gut einfügen, weshalb der Apostel sie hier gibt. 1 Timotheus 1Tim 62 6 17 41 Gegensatz zu der neuen Welt, welche die Ankunft Christi (V. 14) herbeiführt. 1 Timotheus 1Tim 62 6 17 42 Die Warnung einer Verkündigung gegen andere: sich nicht über sie zu erheben, wird die andere vor dem eitlen Vertrauen auf den Reichtum beigefügt. 1 Timotheus 1Tim 62 6 17 43 Da Gott allen, nicht nur den Reichen, alles, was sie brauchen, reichlich darbietet, kann man auf ihn vertrauen und bedarf nicht des Reichtums, um Vertrauen zu haben, ist doch jener auch ganz ungeeignet, solches in uns zu wecken. 1 Timotheus 1Tim 62 6 17 44 Was Gott gibt, genießen wir; so vergeht das Geschenk zwar mit dem Gebrauche, aber es bleibt auch nicht, wie bei dem Reichen, Hochmut, der sich seines Besitzes überhebe. 1 Timotheus 1Tim 62 6 18 Bene agere, divites fieri in bonis operibus, facile tribuere, communicare, Gutes zu tun, reich zu werden an guten Werken, freigebig zu sein, mitzuteilen,⁴⁵ 1 Timotheus 1Tim 62 6 18 45 Gleichsam andere zu Mitbesitzern zu machen. 1 Timotheus 1Tim 62 6 19 Thesaurizare sibi fundamentum bonum in futurum, ut apprehendant veram vitam. sich einen Schatz als eine gute Grundlage für die Zukunft zu sammeln,⁴⁶ damit sie das wahrhafte Leben ergreifen.⁴⁷ 1 Timotheus 1Tim 62 6 19 46 Man legt einen solchen Schatz zum eigenen Vorteil bei Seite auf die in V. 18 geschilderte Weise. 1 Timotheus 1Tim 62 6 19 47 Wer mit sicherer Hand etwas ergreifen will, muss eine feste Unterlage unter den Füßen haben. 1 Timotheus 1Tim 62 6 2 Qui autem fideles habent dominos, non contemnant, quia fratres sunt: sed magis serviant, quia fideles sunt et dilecti, qui beneficii participes sunt. Hæc doce, et exhortare. Diejenigen aber, welche gläubige Herren haben, sollen diese nicht deswegen geringschätzen, weil sie Brüder sind,³ sondern nur umso mehr dienstbar sein, weil es Gläubige und Geliebte sind, welche der Wohltat teilhaftig werden.⁴ Dies lehre und schärfe ein!⁵ 1 Timotheus 1Tim 62 6 2 3 Und somit vor dem himmlischen Vater gleich. Vielmehr sollen sie umso bereitwilliger dienen, da diejenigen, welchen sie ihre Dienste weihen, Christen, also mit größerer Liebe zu umfassen sind. 1 Timotheus 1Tim 62 6 2 4 Die gläubigen Herren befleißigen sich des Wohltuns allgemein und besonders gegen die Knechte, dieser Liebesbeweis aber verpflichtet die Knechte zu dankbarer Gegenliebe. (Chrys.) 1 Timotheus 1Tim 62 6 2 5 Das über das Verhalten der Sklaven Gesagte. 1 Timotheus 1Tim 62 6 20 O Timothee, depositum custodi, devitans profanas vocum novitates, et oppositiones falsi nominis scientiæ, O Timotheus!⁴⁸ bewahre, was dir anvertraut ist,⁴⁹ indem du die verwerflichen Neuerungen⁵⁰ im Reden und die Gegensätze⁵¹ der fälschlich so genannten Wissenschaft meidest,⁵² 1 Timotheus 1Tim 62 6 20 48 Die Innigkeit der Anrede wie [1Tim 1,18] wird durch das O wie [1Tim 6,11] noch eindringlicher. 1 Timotheus 1Tim 62 6 20 49 Was dir anvertraut ist, nicht was du erfunden hast; was du empfangen, nicht was du dir ausgedacht hast, nicht eine Sache deines Scharfsinnes, sondern der Überlieferung, deren Wächter und Nachfolger du bist (Vinz. von Lerin.). das Empfangene wird hier dem falschen Wissen gegenübergestellt, [2Tim 1,13.14] wird es heilsame Worte genannt. [Tit 2,2] wird der Jünger vom Apostel angewiesen, das von diesem Gehörte bei anderen niederzulegen. Alles dies gibt dem Ausdruck eine bestimmte Beziehung auf die Lehre des Evangeliums. Diese soll Timotheus so, wie er sie übernommen, rein und ungeschmälert festhalten. 1 Timotheus 1Tim 62 6 20 50 Griech.: Das leere, allen wahren Inhaltes entbehrende Geschwätz. 1 Timotheus 1Tim 62 6 20 51 Die Sätze, welche die Irrlehrer, gegeneinander und gegen die Wahrheit aufstellen, ohne Inhalt von Wahrheit. 1 Timotheus 1Tim 62 6 20 52 Einer Wissenschaft, die nur leeres Geschwätz und sich selbst widersprechende Säte hervorbringt, dazu gegen die Wahrheit kämpft, fehlt alles außer dem Namen. 1 Timotheus 1Tim 62 6 21 Quam quidam promittentes, circa fidem exciderunt. Gratia tecum. Amen. zu welcher einige sich bekannt haben,⁵³ und so vom Glauben abgefallen sind. Die Gnade sei mit dir! Amen. 1 Timotheus 1Tim 62 6 21 53 Welche besonders zu kennen einige gelten wollten. 1 Timotheus 1Tim 62 6 3 Si quis aliter docet, et non acquiescit sanis sermonibus Domini nostri Jesu Christi, et ei, quæ secundum pietatem est, doctrinæ: Wenn jemand anders lehrt,⁶ und nicht an den heilsamen Worten unsers Herrn Jesus Christus⁷ hält und der der Frömmigkeit gemäßen Lehre, 1 Timotheus 1Tim 62 6 3 6 Zum Schlusse eilend, greift der Apostel noch einmal auf die Irrlehren [1Tim 1,3] zurück. 1 Timotheus 1Tim 62 6 3 7 Worten, die von dem Heilande handeln. 1 Timotheus 1Tim 62 6 4 Superbus est, nihil sciens, sed languens circa quæstiones, et pugnas verborum: ex quibus oriuntur invidiæ, contentiones, blasphemiæ, suspiciones malæ, der ist dünkelhaft,⁸ während er doch nichts versteht, vielmehr kränkelt an Streitfragen und Wortgezänk,⁹ aus welchen Neid,¹⁰ Hader,¹¹ Lästerungen,¹² böser Argwohn¹³ entstehen, 1 Timotheus 1Tim 62 6 4 8 Indem er jene Torheiten, die er lehrt, für besonders hohe Wahrheiten ansieht. 1 Timotheus 1Tim 62 6 4 9 Nur solches, nicht die Wahrheit sucht er. 1 Timotheus 1Tim 62 6 4 10 Wenn einer gesiegt hat. 1 Timotheus 1Tim 62 6 4 11 Bei der Entscheidung, wer gesiegt hat. 1 Timotheus 1Tim 62 6 4 12 Gegen den, welchen er mit Gründen nicht hat besiegen können. 1 Timotheus 1Tim 62 6 4 13 Gegen den Gegner. 1 Timotheus 1Tim 62 6 5 Conflictationes hominum mente corruptorum, et qui veritate privati sunt, existimantium quæstum esse pietatem. stete Händel von Menschen, die in ihrem Urteil verdorben und der Wahrheit bar sind,¹⁴ welche wähnen, die Frömmigkeit sei ein Mittel zum Gewinn.¹⁵ 1 Timotheus 1Tim 62 6 5 14 Infolge der Verderbnis ihres Urteils. 1 Timotheus 1Tim 62 6 5 15 Wie können sie also meinen über anderen zu stehen in der Erkenntnis der Wahrheit! Daher auch Neid, Streit, Argwohn usw. 1 Timotheus 1Tim 62 6 6 Est autem quæstus magnus pietas cum sufficientia. In der Tat, ein großer Gewinn ist Frömmigkeit,¹⁶ wenn sie mit Genügsamkeit verbunden ist, 1 Timotheus 1Tim 62 6 6 16 Der Apostel verbessert sich gleichsam: Ja, die Frömmigkeit ist ein großer Gewinn, aber in dem [1Tim 4,8] erklärten Sinne (Theod.). 1 Timotheus 1Tim 62 6 7 Nihil enim intulimus in hunc mundum: haud dubium quod nec auferre quid possumus. denn nichts haben wir in diese Welt hereingebracht; ohne Zweifel können wir auch nichts mit hinausnehmen.¹⁷ [Ijob 1,21, Koh 5,14] 1 Timotheus 1Tim 62 6 7 17 Der liebe Gott hat uns beim Eintritt in die Welt mit dem ausgestattet, wessen wir bedürfen, um unser letztes Ziel erreichen zu können. Da er uns nun beim Eintritte keine irdischen Güter verliehen, können wir auch nichts mit uns nehmen, wenn der Tod Leib und Seele trennt. So bildet der Satz die Begründung zu V. 6: Da diese Güter für unser ewiges Sein ohne Wert sind, kann die Frömmigkeit, welche Gottes Wohlgefallen und unser letztes Ziel sucht, jenen Gütern gegenüber nur genügsam sein, erwirbt uns aber so das Höchste, das ewige Leben, Gott selbst. 1 Timotheus 1Tim 62 6 8 Habentes autem alimenta, et quibus tegamur, his contenti simus. Wenn wir jedoch¹⁸ Nahrung und Kleidung haben, so wollen wir uns daran¹⁹ genügen lassen. [Spr 27,26] 1 Timotheus 1Tim 62 6 8 18 Gegensatz zu der Zeit, wo wir noch nichts hatten, weil wir nichts in die Welt gebracht. 1 Timotheus 1Tim 62 6 8 19 An dem, was zur Nahrung und Kleidung notwendig ist. 1 Timotheus 1Tim 62 6 9 Nam qui volunt divites fieri, incidunt in tentationem, et in laqueum diaboli, et desideria multa inutilia, et nociva, quæ mergunt homines in interitum, et perditionem. Denn²⁰ die reich werden wollen,²¹ fallen in Versuchung und in Fallstricke des Teufels,²² und viele unnütze und schädliche Begierden, welche die Menschen in Untergang und Verderben stürzen. 1 Timotheus 1Tim 62 6 9 20 Gegensatz zu der Voraussetzung des V. 7ff und Begründung zu V. 8, dass die Christen genügsam sind. 1 Timotheus 1Tim 62 6 9 21 Die fest entschlossen sind, es zu werden. 1 Timotheus 1Tim 62 6 9 22 Dieser Zusatz fehlt im Griechischen. 2 Timotheus 2Tim 63 0 1 Feierlicher Eingang (Kap. 1, V. 1 5): 1. Feierliche Aufschrift. (V. 2) 2. Innige Danksagung. (V. 5) I. Der heil. Paulus ermuntert seinen Jünger zur Treue und Stärke. (Kap. 1, V. 16 Kap. 2, V. 13): 1. Timotheus soll sich treu an seinen Meister anschließen und eifrig das Evangelium verkünden (Kap. 1, V. 6 18): a. Paulus ruft Timotheus die durch die Weihe erlangte Gnadengabe in's Gedächtnis zurück (V. 7) und ermahnt ihn, sich der Fesseln seines Lehrers oder des Evangeliums nicht zu schämen, sondern das Evangelium eifrig zu verkünden. (V. 8) b. Hierzu ist er verpflichtet, da Timotheus, nur aus Gnade zur Verkündigung des Evangeliums berufen, durch dasselbe die höchsten Wohltaten erlangt hat (V. 10), und da sein Lehrer jetzt für eben dies Evangelium Fesseln trägt, des zukünftigen ewigen Lohnes gewiss. (V. 12) c. Seines Lehrers Vorbild folgend, soll Timotheus also an dem festhalten, was jener ihm überliefert (V. 14), indem er sich an die unglücklichen asiatischen Abtrünnigen erinnert und andererseits Onesiphorus vor Augen stellt, welcher den Apostel in Rom aufgesucht hat, ohne sich seiner Bande zu schämen. 2 Timotheus 2Tim 63 1 1 PAULUS Apostolus Jesu Christi per voluntatem Dei, secundum promissionem vitæ, quæ est in Christo Jesu: Paulus, Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes¹ nach der Verheißung des Lebens, welches in Christus Jesus ist,² 2 Timotheus 2Tim 63 1 1 1 Dieser Zusatz charakterisiert das Schreiben noch mehr als ein amtliches, als schon die Berufung auf die Apostelwürde getan. 2 Timotheus 2Tim 63 1 1 2 Der Apostel ist berufen, das Leben, welches durch Christus erlangt wird, den Menschen zu verkündigen. (Theod.) 2 Timotheus 2Tim 63 1 10 Manifestata est autem nunc per illuminationem Salvatoris nostri Jesu Christi, qui destruxit quidem mortem, illuminavit autem vitam, et incorruptionem per Evangelium: Jetzt aber ist sie offenbart worden¹⁷ durch die Erscheinung unsers Heilandes Jesus Christus, der den Tod¹⁸ vernichtet, dagegen Leben und Unverweslichkeit an's Licht gebracht hat durch das Evangelium, 2 Timotheus 2Tim 63 1 10 17 Durch die Verwirklichung. 2 Timotheus 2Tim 63 1 10 18 Gegensatz: Leben. [Tit 1,2] Für den Leib hat Christus den irdischen Tod vernichtet, der nur eine kurze Zeit währt [Joh 11,2.4, 1Kor 15]; in Beziehung auf den ganzen Menschen den Abgang des rechten Lebens, des Lichtes und der Kraft aus Gott, mit aller Sündhaftigkeit und allem Elend, die Ursache und Wirkung derselben sind. Christus hat die Macht der Finsternis und der Sünde, welcher den Menschen überwältigte, so dass dieser sich dem Geiste Gottes entzog, durch seine Lehre, sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung besiegt. Dazu gibt er allen, die sich mit ihm in Glauben und Liebe vereinen, den Geist Gottes und seinen Leib als Kraft zur seligen Auferstehung, selbst für den Leib. 2 Timotheus 2Tim 63 1 11 In quo positus sum ego prædicator, et Apostolus, et magister gentium. für welches ich bestellt bin als Verkündiger und Apostel und Lehrer der Heiden.¹⁹ 2 Timotheus 2Tim 63 1 11 19 Vergl. [Apg 22,21]. Durch diese ehrenvollen Titel, die er sich selbst gibt, stärkt er Timotheus. 2 Timotheus 2Tim 63 1 12 Ob quam causam etiam hæc patior, sed non confundor. Scio enim cui credidi, et certus sum quia potens est depositum meum servare in illum diem. Um dieser Ursache willen leide ich auch solches.²⁰ Aber ich schäme mich dessen nicht,²¹ denn ich weiß, auf wen ich mein Vertrauen gesetzt habe, und ich bin überzeugt, dass er mächtig ist, meine Hinterlage zu bewahren auf jenen Tag. 2 Timotheus 2Tim 63 1 12 20 Meine Gefangenschaft. 2 Timotheus 2Tim 63 1 12 21 Er würde sich schämen, wenn ihm das Leiden ein Zeichen wäre, dass der Herr seine Gesandten im Stich lässt und den Feinden des Evangeliums preisgibt. 2 Timotheus 2Tim 63 1 13 Formam habe sanorum verborum, quæ a me audisti in fide, et in dilectione in Christo Jesu. Das Vorbild heilsamer Worte, welche du von mir gehört hast, bewahre im Glauben und in der Liebe, die in Christus Jesus sind.²² 2 Timotheus 2Tim 63 1 13 22 Nur im Glauben, nicht durch bloße Verstandestätigkeit, nur in der Liebe, und zwar in jener Liebe, welche auf das innigste mit Christus vereint, kann die wahre Liebe festgehalten werden. 2 Timotheus 2Tim 63 1 14 Bonum depositum custodi per Spiritum sanctum, qui habitat in nobis. Die schöne Hinterlage bewahre durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt!²³ 2 Timotheus 2Tim 63 1 14 23 Darin besteht der Beistand, welchen der Heil. Geist der Kirche oder der Gesamtheit ihrer Vorsteher gewährt, dass die von den Aposteln ihr übergebene Lehre rein und unversehrt bewahrt wird. Die Kirche kann die Hinterlage nicht mehren, sondern sie nur entfalten und in ihre Bestandteile zerlegen. 2 Timotheus 2Tim 63 1 15 Scis hoc, quod aversi sunt a me omnes, qui in Asia sunt, ex quibus est Phigellus, et Hermogenes. Du weißt ja,²⁴ dass alle, die in Asien sind, sich von mir abgewendet haben, unter diesen Phigellus und Hermogenes.²⁵ 2 Timotheus 2Tim 63 1 15 24 Wie in V. 12 14 für das Schäme dich nicht des Zeugnisses (V. 8) das Vorbild des Apostels, so ist V. 16 18 für die Mahnung: noch meiner seines Gefangenen das Vorbild des Onesiphorus (V. 16) dem Timotheus vor Augen gestellt. V. 15 bildet hierzu die Einleitung und stellt alles in das rechte Licht. 2 Timotheus 2Tim 63 1 15 25 An diese hat Paulus wohl die Aufforderung gerichtet, nach Rom zu kommen und für ihn einzutreten. Timotheus kannte diese Tatsache, weil jene wohl in Ephesus lebten. 2 Timotheus 2Tim 63 1 16 Det misericordiam Dominus Onesiphori domui: quia sæpe me refrigeravit, et catenam meam non erubuit: Der Herr schenke dem Hause des Onesiphorus²⁶ sein Erbarmen; denn oftmals hat er mich erquickt²⁷ und sich meiner Ketten nicht geschämt. [2Tim 4,19] 2 Timotheus 2Tim 63 1 16 26 Wenn der Wunsch darauf hinweisen sollte, dass Onesiphorus bereits tot ist, so lehrt der Apostel durch sein Beispiel hier, für die Verstorbenen zu beten. 2 Timotheus 2Tim 63 1 16 27 Körperlich und geistig. 2 Timotheus 2Tim 63 1 17 Sed cum Romam venisset, sollicite me quæsivit, et invenit. Vielmehr forschte er, als er nach Rom kam, eifrig nach mir, und fand mich. 2 Timotheus 2Tim 63 1 18 Det illi Dominus invenire misericordiam a Domino in illa die. Et quanta Ephesi ministravit mihi, tu melius nosti. Der Herr²⁸ gebe ihm, dass er Erbarmung finde vor dem Herrn²⁹ an jenem Tage! Und wie große Dienste er mir³⁰ in Ephesus geleistet, weißt du am besten. 2 Timotheus 2Tim 63 1 18 28 Der Herr Jesus Christus. 2 Timotheus 2Tim 63 1 18 29 Von Gott, dem Weltenrichter. Wiedergabe des alttestamentlichen Jahve. 2 Timotheus 2Tim 63 1 18 30 Dies Wort fehlt im Griech. Seine Liebe erstreckte sich auf alle Christen, Niemand musste dies besser wissen als der Bischof von Ephesus. 2 Timotheus 2Tim 63 1 2 Timotheo carissimo filio, gratia, misericordia, pax a Deo Patre, et Christo Jesu Domino nostro. an Timotheus, meinen geliebten Sohn. Gnade, Erbarmung, Friede von Gott dem Vater und Christus Jesus, unserm Herrn. 2 Timotheus 2Tim 63 1 3 Gratias ago Deo, cui servio a progenitoribus in conscientia pura, quod sine intermissione habeam tui memoriam in orationibus meis, nocte ac die Ich sage Gott Dank,³ dem ich von den Voreltern her⁴ mit reinem Gewissen diene,⁵ wie ich ohne Unterlass deiner eingedenk bin in meinen Gebeten Tag und Nacht, 2 Timotheus 2Tim 63 1 3 3 Das Objekt der Danksagung folgt in V. 5. 2 Timotheus 2Tim 63 1 3 4 Er hat Gott gleichsam schon in seinen Voreltern gedient, sein Dienst ist die Fortsetzung des ihren, während der Vater des Timotheus Heide war. 2 Timotheus 2Tim 63 1 3 5 Demselben Gotte wie seine Vorfahren dient der Apostel mit reinem Gewissen. Welch Gegensatz gegen die Irrlehrer in Ephesus! [1Tim 1,19, Tit 1,15.16, Tit 3,11, Offb 2,14.20] 2 Timotheus 2Tim 63 1 4 Desiderans te videre, memor lacrimarum tuarum, ut gaudio implear, voll Sehnsucht dich zu sehen, wenn ich an deine Tränen⁶ denke, damit ich mit Freude erfüllt werden möchte,⁷ 2 Timotheus 2Tim 63 1 4 6 Welche Timotheus bei dem Abschiede vom Apostel vergossen. 2 Timotheus 2Tim 63 1 4 7 Die Freude des Timotheus soll auch das Herz des heil. Paulus mit Freude erfüllen. 2 Timotheus 2Tim 63 1 5 Recordationem accipiens ejus fidei, quæ est in te non ficta, quæ et habitavit primum in avia tua Loide, et matre tua Eunice, certus sum autem quod et in te. da ich mir jenen Glauben in die Erinnerung rufe, der ungeheuchelt in dir lebt, und der zuerst in deiner Großmutter Lois und deiner Mutter Eunice wohnte, und, ich bin gewiss, auch in dir.⁸ 2 Timotheus 2Tim 63 1 5 8 Der Glaube ist Timotheus gleichsam als teures Erbgut überkommen, da vor ihm Großmutter und Mutter denselben angenommen, und wurzelt so umso fester. (Parallele mit dem Anfange von V. 3.) Warum aber redet der Apostel von seiner Überzeugung, nicht schlechthin von der Tatsache? Die folgenden Ermahnungen zeigen, dass die Bewährung dieses Glaubens etwas zu wünschen übrig ließ, so dass das Feuer gleichsam unter der Asche glühte. (V. 6) 2 Timotheus 2Tim 63 1 6 Propter quam causam admoneo te ut resuscites gratiam Dei, quæ est in te per impositionem manuum mearum. Deshalb⁹ erinnere ich dich, dass du die Gnadengabe Gottes wieder erweckest, welche in dir ist durch die Auflegung meiner Hände.¹⁰ 2 Timotheus 2Tim 63 1 6 9 Weil ich von deinem ungeheucheltem Glauben überzeugt bin. 2 Timotheus 2Tim 63 1 6 10 Die Kraft des Geistes wird mit dem Feuer verglichen. Gemeint ist die [1Tim 4,14] erwähnte Gnadengabe. Diese ist eine Kraft, welche umso stärker wird, je mehr sie in Anwendung kommt, deren Vernachlässigung (ähnlich wie [Mt 25,28]) Strafe verdient. Die Lehre von der Unzerstörbarkeit der durch die Ordination mitgeteilten Gewalt (Aug.) findet hier ihren biblischen Anknüpfungspunkt. (Kirchenrecht von Trient, Sitz 7 Vom Priesterth. Kann. 9) Die Händeauflegung ist kein bloßes sinnbildliches Zeichen, da durch dieselbe die Weihe und Gnadengabe mitgeteilt wird. (Ebenda Kann. 6) 2 Timotheus 2Tim 63 1 7 Non enim dedit nobis Deus spiritum timoris: sed virtutis, et dilectionis, et sobrietatis. Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit, sondern der Stärke und Liebe und Selbstbeherrschung gegeben.¹¹ 2 Timotheus 2Tim 63 1 7 11 Der Geist der Kraft erfüllt das Herz mit freudiger Bereitwilligkeit zum Bekenntnis der göttlichen Lehre. Der Geist der Liebe macht der Aufopferung fähig und hält das Band der Gemeinschaft in Glauben und Leben aufrecht, der Geist der Selbstbeherrschung lässt sich durch keine Furcht beirren und gibt sich keiner Leidenschaft hin. Dies sind die Gnaden, welche die Weihe für das geistliche Amt mitteilt. 2 Timotheus 2Tim 63 1 8 Noli itaque erubescere testimonium Domini nostri, neque me vinctum ejus: sed collabora Evangelio secundum virtutem Dei: Schäme dich also nicht des Zeugnisses von unserem Herrn,¹² noch meiner, seines Gefangenen,¹³ sondern leide mit für das Evangelium vermöge der Kraft Gottes,¹⁴ 2 Timotheus 2Tim 63 1 8 12 Zeugnis zu geben von Christus. 2 Timotheus 2Tim 63 1 8 13 Christus schützte seine Zeugen nicht nur nicht vor der Welt, sondern legte ihnen selbst die Fesseln an, welche sie vor dieser schutzlos erscheinen ließen. Paulus war bereits zum zweiten Male in Gefangenschaft. 2 Timotheus 2Tim 63 1 8 14 Vermöge der Kraft, welche der Geist Gottes (V. 7) mitteilt. 2 Timotheus 2Tim 63 1 9 Qui nos liberavit, et vocavit vocatione sua sancta, non secundum opera nostra, sed secundum propositum suum, et gratiam, quæ data est nobis in Christo Jesu ante tempora sæcularia. der uns errettet und berufen hat durch seine heilige Berufung,¹⁵ nicht zufolge unserer Werke, sondern nach seinem Ratschlusse der Gnade, die uns verliehen worden in Christus Jesus vor ewigen Zeiten.¹⁶ [Tit 3,5] 2 Timotheus 2Tim 63 1 9 15 Durch seine heiligende, wirksame Berufung. Sie ist heilig, weil sie alles darreicht, was zur Heilsvollendung gehört, auch die Kraft zum Leiden. 2 Timotheus 2Tim 63 1 9 16 Dem von Ewigkeit her zum Mittler bestimmten Sohn Gottes. 2 Timotheus 2Tim 63 0 1 2. Timotheus soll sich stark zeigen in der Gnade (Kap. 2, V. 1 13): a. Daher soll er das, was er selbst gelernt, andere lehren, damit auch diese die Predigt des Evangeliums verbreiten. (V. 2) b. Mit Hintansetzung aller weltlichen Geschäfte soll er aus Kräften tätig sein, denn nur wer rechtmäßig kämpft, erlangt die Siegeskrone, und nur der Ackersmann, welcher arbeitet, hat ein Recht darauf, die Früchte einzuernten. (V. 7) c. Diese Stärke soll er nach dem Vorbilde seines Lehrers aus der Erinnerung an die Auferstehung Christi gewinnen, denn wer mit dem Herrn leidet und stirbt, wird mit ihm herrschen, wer ihn aber verleugnet, den wird er wieder verleugnen. (V. 13) II. Der Apostel wiederholt einige Vorschriften über die rechte Amtsführung. (Kap. 2,14 bis Kap. 4,18): 1. Das rechte Verhalten gegen Häretiker (Kap. 2 V. 14 Kap. 3 V. 17): a. Alles Streiten ist zu vermeiden (V. 26): 1) Durch das Streiten werden die Zuhörer verwirrt. Deshalb ist die rechte Lehre vorzulegen und ungeistliches und leeres Geschwätz zu meiden, durch das nur Gottlosigkeit geweckt und verbreitet wird. (V. 17) 2) Ein Beispiel von Häretikern bieten Hymeneus und Philetus, welche die zukünftige Auferstehung leugnen, aber das feste Fundament der Kirche nicht zu erschüttern vermögen, sondern nur zeigen, dass nicht alle Gefäße im Hause golden und silbern sind. (V. 21) 3) Timotheus soll sich also der Tugend befleißen, mit allen in Frieden leben und törichte Fragen meiden, die nur Streit zur Folge haben (V. 23), denn es ziemt sich nicht, dass ein Diener Gottes streitet. 2 Timotheus 2Tim 63 2 1 Tu ergo fili mi confortare in gratia, quæ est in Christo Jesu: Du also,¹ mein Sohn!² erstarke³ in der Gnade,⁴ die in Christus Jesus ist; 2 Timotheus 2Tim 63 2 1 1 Mit Rückblick auf [2Tim 1,14]. 2 Timotheus 2Tim 63 2 1 2 Das, wozu er ihn in seinem persönlichen Leben ermahnt, liegt seinem geistlichen Vater besonders am Herzen. 2 Timotheus 2Tim 63 2 1 3 Gott hat uns den Geist der Festigkeit gegeben, du hast in Onesiphorus ein Beispiel der Standhaftigkeit, also erstarke auch du. 2 Timotheus 2Tim 63 2 1 4 Die Gnade allein vermag uns stark zu machen, ihre Quelle aber ist Christus. 2 Timotheus 2Tim 63 2 10 Ideo omnia sustineo propter electos, ut et ipsi salutem consequantur, quæ est in Christo Jesu, cum gloria clesti. Deshalb ertrage ich alles¹⁹ um der Auserwählten²⁰ willen, damit auch sie das Heil, das in Christus Jesus ist, mit der himmlischen²¹ Herrlichkeit erlangen. 2 Timotheus 2Tim 63 2 10 19 Die Gewissheit, dass die Wirksamkeit des Evangeliums durch kein Missgeschick seiner Verkünder gehemmt werden kann, ermutigt Paulus zum Dulden, wie der gleiche Hinweis (V. 9) auch Timotheus ermutigen soll. 2 Timotheus 2Tim 63 2 10 20 Der anderen Gläubigen. 2 Timotheus 2Tim 63 2 10 21 Griech.: ewigen. 2 Timotheus 2Tim 63 2 11 Fidelis sermo: Nam si commortui sumus, et convivemus: Zuverlässig ist das Wort;²² denn²³ wenn wir mit ihm gestorben sind, werden wir auch mit ihm leben; 2 Timotheus 2Tim 63 2 11 22 Diese Formel bezieht sich auf das Vorhergehende wie [1Tim 4,9] (Chrys., Ökum., Theoph.), und zwar auf V. 8, die Auferstehung Christi zur Herrlichkeit, die er seinen Gläubigen mitteilen will. 2 Timotheus 2Tim 63 2 11 23 Besser Anführung: wie es in dem bekannten Hymnus heißt: Wer duldet, wird herrschen, und wer mit ihm stirbt, leben (V. 11) usw. Die Christen sind der mystische Leib Christi, der dem Haupte gleichgestaltet sein muss. 2 Timotheus 2Tim 63 2 12 Si sustinebimus, et conregnabimus: si negaverimus, et ille negabit nos: wenn wir duldend ausharren, werden wir auch mitherrschen; wenn wir ihn verleugnen, so wird auch er uns verleugnen; 2 Timotheus 2Tim 63 2 13 Si non credimus, ille fidelis permanet, negare seipsum non potest. wenn wir untreu sind, so bleibt er doch treu; er kann sich nicht selbst verleugnen.²⁴ 2 Timotheus 2Tim 63 2 13 24 Er hält seine Verheißungen und macht seine Drohungen wahr. 2 Timotheus 2Tim 63 2 14 Hæc commone: testificans coram Domino. Noli contendere verbis: ad nihil enim utile est, nisi ad subversionem audientium. Dieses²⁵ bringe in Erinnerung, Zeugnis ablegend vor dem Herrn. Lass dich nicht in Wortgezänk ein;²⁶ denn es nützet zu nichts,²⁷ als zur Verkehrung der Hörenden. 2 Timotheus 2Tim 63 2 14 25 Die V. 11 13 ausgesprochenen Wahrheiten. Sie leben im christlichen Bewusstsein, deshalb genügt es an, dieselben zu erinnern. 2 Timotheus 2Tim 63 2 14 26 Darf man also den Glauben nicht rechtfertigen, die Wahrheit nicht verteidigen? Gewiss, sagt doch Paulus dies selbst [Tit 1,9]. Mit Worten streitet der, sagt der heil. Augustin, der nicht darauf sieht, wie er den Irrtum durch die Wahrheit besiege, sondern wie sein Wort vor dem des anderen den Vorzug behalte. 2 Timotheus 2Tim 63 2 14 27 Griech.: was zu nichts nützt, zum Verderben der Hörenden. 2 Timotheus 2Tim 63 2 15 Sollicite cura teipsum probabilem exhibere Deo, operarium inconfusibilem, recte tractantem verbum veritatis: Sei eifrig bemüht, dich selbst Gott bewährt zu erweisen als einen Arbeiter, der keine Scheu kennt, der das Wort der Wahrheit recht behandelt.²⁸ 2 Timotheus 2Tim 63 2 15 28 Griech.: der gerade (nach der Norm V. 8) schneidet, d. i. den Inhalt der Wahrheit, nicht Worte bietet. 2 Timotheus 2Tim 63 2 16 Profana autem, et vaniloquia devita: multum enim proficiunt ad impietatem: Unheilige und leere Schwätzereien hingegen meide; denn sie schreiten zu immer größerer Gottlosigkeit fort,²⁹ 2 Timotheus 2Tim 63 2 16 29 Direkter Streit veranlasst die Irrlehrer sich noch fester in ihre Irrtümer zu verrennen. 2 Timotheus 2Tim 63 2 17 Et sermo eorum ut cancer serpit: ex quibus est Hymenæus, et Philetus, und ihr Gerede frisst um sich wie der Krebs.³⁰ Zu diesen gehören Hymenäus und Philetus,³¹ 2 Timotheus 2Tim 63 2 17 30 Wenn es in den entgegengestellten Wahrheiten neuen Stoff zum Spekulieren und Disputieren erhält. 2 Timotheus 2Tim 63 2 17 31 Hymenäus war nach [1Tim 1,20] wegen Lästerungen mit schwerer Strafe belegt worden, da Paulus ihn von seinem verkehrten Wege zurückführen wollte. Er, wie Philetus, leugnete die Auferstehung, und so auch die Wiederkunft Christi und das Gericht, und zerstörte so das ganze Glaubensleben. Nach V. 17 nahmen sie zwar scheinbar die christliche Wahrheit der Auferstehung an, wandelten sie aber in einer Weise um, dass sie vom Ziele der Wahrheit abirrten, indem sie die Auferstehung geistig deuteten und bei der Taufe geschehen meinten. 2 Timotheus 2Tim 63 2 18 Qui a veritate exciderunt, dicentes resurrectionem esse jam factam, et subverterunt quorumdam fidem. welche von der Wahrheit abgefallen sind, indem sie sagen, die Auferstehung sei schon geschehen, und die so den Glauben mancher zerstört haben. 2 Timotheus 2Tim 63 2 19 Sed firmum fundamentum Dei stat, habens signaculum hoc: Cognovit Dominus qui sunt ejus, et discedat ab iniquitate omnis, qui nominat nomen Domini. Jedoch der feste Grundbau Gottes³² steht unerschüttert und hat dies als Siegel:³³ Es kennt der Herr³⁴ die, welche sein sind,³⁵ und: Es stehe ab von Ungerechtigkeit ein jeder, der den Namen des Herrn nennt!³⁶ 2 Timotheus 2Tim 63 2 19 32 Das Grundgebäude, die Grundmauer, wie dieselbe durch den Eckstein zusammengehalten, den Hauptteil und die Stütze des Glaubens bildet [Offb 21,14, Am 1,4.7.10, Hos 8,14, Spr 18,19], so dass der Aufbau davon unterschieden werden kann. [Eph 2,2, Apg 16,16, Hebr 11,10] u. a. Das Gebäude ist im N. T., namentlich bei Paulus [1Kor 3,9] die von Christus gestiftete, von ihm zur Einheit verbundene und geleitete Gemeinschaft, die Kirche. Das Grundgebäude der Kirche leidet keinen Schaden. Diesen inneren Grundbau bilden diejenigen, welche in innigster Glaubenstreue und Heiligkeit mit dem äußeren, den Aposteln, Christus vereinigt sind. 2 Timotheus 2Tim 63 2 19 33 Das Siegel und die Inschrift des Grundsteines, vergl. [Offb 21,14], sind zugleich Beglaubigungsmittel, so dass das Siegel die feste Unerschütterlichkeit bekräftigt. 2 Timotheus 2Tim 63 2 19 34 Gott, Jahve. 2 Timotheus 2Tim 63 2 19 35 Anspielung auf [Num 16,5] (nach der Septuag.) 2 Timotheus 2Tim 63 2 19 36 Vergl. [Jes 26,13] nach der Septuag.: Wer den Namen Gottes als seines Gottes nennt, ist sein. Die Ungerechtigkeit ist das unreligiöse Wesen (V. 16), welches von der Wahrheit abführt und zum Umsturz des Glaubens bringt. (V. 18) 2 Timotheus 2Tim 63 2 2 Et quæ audisti a me per multos testes, hæc commenda fidelibus hominibus, qui idonei erunt et alios docere. und was du von mir vernommen hast durch viele Zeugen,⁵ das vertraue zuverlässigen Menschen an, welche tüchtig sein werden, auch andere zu lehren.⁶ 2 Timotheus 2Tim 63 2 2 5 In Gegenwart vieler Zeugen, welche zur Bekräftigung meines Wortes anwesend waren. Der Apostel spricht wohl von der Weihe. 2 Timotheus 2Tim 63 2 2 6 Durch das lebendige Wort hat Paulus dem Timotheus die reine Lehre anvertraut, dieser soll das hinterlegte Kleinod nicht nur sorgsam bewahren, sondern auch anderen zuverlässigen Männern überliefern, welche im Stande sind, die gleiche Lehre durch mündliche Überlieferung anderen zu übermitteln. An das lebendige Wort also, nicht an einen toten Buchstaben, knüpft Paulus die Fortpflanzung der Lehre. 2 Timotheus 2Tim 63 2 20 In magna autem domo non solum sunt vasa aurea, et argentea, sed et lignea, et fictilia: et quædam quidem in honorem, quædam autem in contumeliam. In einem großen Hause sind aber nicht nur goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene; und zwar die einen zur Ehre, die anderen aber zur Unehre.³⁷ 2 Timotheus 2Tim 63 2 20 37 Der Vergleich ist zwischen einem großen Hause und der Kirche angestellt. (Cypr., Aug.) Wer recht denkt und handelt, gleicht den goldenen Gefäßen; wer schwachgläubig usw. ist, ist, wenn er auch äußerlich noch zur Kirche gehört, einem tönernen Gefäße gleich. Doch beide Arten von Gefäßen werden auch ihrer Bestimmung nach unterschieden, da die goldenen Gefäße zu für sie ehrenvollen Gebrauch bestimmt sind, die geringwertigen zu gewöhnlichem Gebrauch. Die Tatsache nun, dass es in der Kirche auch solche Glieder gibt, deren Glaube schwankend wird, und die somit zu Falle kommen können, ist bereits durch V. 14, 18 als bestehend erwiesen. Wie können aber in der Kirche, die eine Einrichtung Gottes und somit heilig ist, und welche kräftige Mittel hat, ihre Glieder zur Herrlichkeit zu führen, Gute und Böse zugleich sein? Dies ist den Absichten Gottes nicht widersprechend, sodann aber liegt es (im Gegensatze zu der unveränderlichen Natur der Gefäße) in eines jeden Menschen Macht, ein wahres und nützliches Glied der Kirche zu werden, um so der ewigen Verdammnis zu entgehen. 2 Timotheus 2Tim 63 2 21 Si quis ergo emundaverit se ab istis, erit vas in honorem sanctificatum, et utile Domino ad omne opus bonum paratum. Wenn nun jemand sich rein hält von diesen,³⁸ so wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt und brauchbar für den Herrn, zu jedem guten Werke geschickt. 2 Timotheus 2Tim 63 2 21 38 Von diesen Gefäßen der Unreinigkeit und von allem, was sie zu solchen macht. Den Weg zeigt die zweite Siegelinschrift. V. 19 2 Timotheus 2Tim 63 2 22 Juvenilia autem desideria fuge, sectare vero justitiam, fidem, spem, caritatem, et pacem cum iis, qui invocant Dominum de corde puro. Die jugendlichen Gelüste³⁹ aber fliehe; strebe dagegen⁴⁰ nach Gerechtigkeit, Glaube, Hoffnung, Liebe und Friede mit denen, welche den Herrn aus reinem Herzen anrufen. 2 Timotheus 2Tim 63 2 22 39 Gelüste, wie sie bei jüngeren, ungereiften Christen vorkommen. Diese müssen dem Zusammenhange nach sich auf den Aufbau der Gemeinde und das Bestreben beziehen, alle Angehörigen derselben zu Gefäßen der Ehre zu machen. Nun hofft die Jugend leicht große Erfolge durch Eifern und Streiten, während diese doch nach V. 16 nicht zum Ziele führen. 2 Timotheus 2Tim 63 2 22 40 Ähnlich [1Tim 6,11]. der Apostel gibt ihm die positiven Mittel an, selbst ein Gefäß zur Ehre zu werden: Gerechtigkeit (Gegensatz V. 19: Ungerechtigkeit) und die beiden Hauptstücke des Christentums, wie [1Tim 6,11]: Glaube und Liebe, alsdann mit Beziehung auf V. 21. Friede mit denen usw., den echten Gliedern der Kirche. Sollte er nicht aber auch mit anderen Frieden halten? So viel an ihm lag, ja, doch kann zwischen Guten und Bösen kein wahrer Frieden sein, da der Frieden Eintracht bedeutet, die mit der Bosheit unmöglich ist. (Thom.) 2 Timotheus 2Tim 63 2 23 Stultas autem, et sine disciplina quæstiones devita: sciens quia generant lites. Die törichten⁴¹ und zur Lehre nicht gehörigen Fragen aber meide, da du weißt, dass sie Streitigkeiten erzeugen. 2 Timotheus 2Tim 63 2 23 41 Und sich doch als besondere Weisheit ausgebenden. 2 Timotheus 2Tim 63 2 24 Servum autem Domini non oportet litigare: sed mansuetum esse ad omnes, docibilem, patientem, Ein Diener des Herrn aber soll nicht streiten,⁴² sondern sanftmütig sein gegen alle, fähig zu lehren,⁴³ duldsam,⁴⁴ 2 Timotheus 2Tim 63 2 24 42 Ein Diener des Herrn, der der König des Friedens ist [Röm 15,33], soll nicht leidenschaftlich streiten. (V. 22) 2 Timotheus 2Tim 63 2 24 43 Der im Stande ist, durch sein freundliches Wort die Irrenden zu belehren. 2 Timotheus 2Tim 63 2 24 44 Geduldig, gelassen. Durch Milde wird der göttlichen Gnade der Weg gebahnt und der Irrende der Erkenntnis der Wahrheit zugänglich gemacht. 2 Timotheus 2Tim 63 2 25 Cum modestia corripientem eos, qui resistunt veritati: nequando Deus det illis pnitentiam ad cognoscendam veritatem, mit Milde die zurechtweisend, welche der Wahrheit⁴⁵ widerstreben; ob⁴⁶ Gott ihnen etwa Sinnesänderung verleiht zur Erkenntnis der Wahrheit, 2 Timotheus 2Tim 63 2 25 45 Das Wort fehlt im Griechischen. 2 Timotheus 2Tim 63 2 25 46 Zweifel und Hoffnung gemischt. Geschieht dies, so ist es Gottes Werk. 2 Timotheus 2Tim 63 2 26 Et resipiscant a diaboli laqueis, a quo captivi tenentur ad ipsius voluntatem. und sie wieder zu sich kommen⁴⁷ aus den Schlingen des Teufels,⁴⁸ von welchen sie gefangen gehalten werden zu seinem Willen.⁴⁹ 2 Timotheus 2Tim 63 2 26 47 Nach dem Griech. ist ihre Sinneserregung eine Art Rausch, in dem sie nicht im Stande sind, die Verkehrtheit derselben klar einzusehen. Der Teufel hat sie berückt, sich diesem umnebelten Erkenntnisstreben zuzustreben. 2 Timotheus 2Tim 63 2 26 48 Sie können nur zu sich kommen, indem sie zugleich aus dieser Schlinge befreit werden. 2 Timotheus 2Tim 63 2 26 49 Im Griech.: zum Willen jenes, also Gottes. Aus ihrem Rausch zu sich gekommen, werden sie Gottes Willen erfüllen, zu dessen Erkenntnis die Sinnesänderung sie geführt. 2 Timotheus 2Tim 63 2 3 Labora sicut bonus miles Christi Jesu. Leide als ein guter Kriegsmann Christi Jesu.⁷ 2 Timotheus 2Tim 63 2 3 7 Die Erstarkung in der Gnade (V. 1) soll sich besonders im Leiden für das Evangelium bewähren. Dass Timotheus mit jenen (so nach dem Griech.), denen er die fernere Verkündigung aufträgt, auf sich nimmt. Die Gründe, welche dazu verpflichten und ermutigen, bietet der Apostel V. 3 7. 2 Timotheus 2Tim 63 2 4 Nemo militans Deo implicat se negotiis sæcularibus: ut ei placeat, cui se probavit. Kein Streiter Gottes⁸ verwickelt sich in weltliche Geschäfte, damit er dem gefalle, dem er sich verpflichtet hat.⁹ 2 Timotheus 2Tim 63 2 4 8 Dies Wort fehlt im Griech. Es ist also die Rede von dem gewöhnlichen Kriegsdienst, ähnlich wie V. 5, 6 von menschlichen Verhältnissen handeln. Die Anwendung überlässt der Apostel seinem Jünger. 2 Timotheus 2Tim 63 2 4 9 Griech.: dem Kriegsherrn. 2 Timotheus 2Tim 63 2 5 Nam et qui certat in agone, non coronatur nisi legitime certaverit. Denn auch wer im Wettkampfe streitet,¹⁰ wird nicht gekrönt, wenn er nicht ordnungsgemäß gekämpft hat.¹¹ 2 Timotheus 2Tim 63 2 5 10 Dieser Vergleich ist dem Apostel sehr geläufig. Vergl. [1Kor 9,24.25, 1Tim 6,12, 2Tim 4,7]. 2 Timotheus 2Tim 63 2 5 11 Der apostolische Streiter darf nicht nur mutig beginnen, sondern muss auch ebenso fortsetzen und vollenden. Anzufangen, sagt der heil. Hieronymus, ist die Sache vieler, zu vollenden die Sache weniger. Bei den Christen handelt es sich nicht um den Anfang, sondern um das Ende. Paulus fing schlimm an, endete aber gut. Bei Judas ist der Anfang rühmlich, das Ende aber Verderben und Verdammnis. Die Ordnung für den Kämpfer Christi ist das Leiden. 2 Timotheus 2Tim 63 2 6 Laborantem agricolam oportet primum de fructibus percipere. Der arbeitende Ackersmann soll zuerst von den Früchten genießen.¹² 2 Timotheus 2Tim 63 2 6 12 Zuerst muss der Landmann arbeiten, alsdann kann er die Früchte seiner Arbeit erhoffen (Chrys.) So muss auch der Verkünder des Evangeliums zuerst die Leiden tragen, die aus der Feindschaft, auf die das Evangelium stößt, erwachsen. 2 Timotheus 2Tim 63 2 7 Intellige quæ dico: dabit enim tibi Dominus in omnibus intellectum. Verstehe wohl, was ich sage; denn der Herr wird dir in allen Dingen¹³ Einsicht geben. 2 Timotheus 2Tim 63 2 7 13 In allem, was dein Amt erfordert. 2 Timotheus 2Tim 63 2 8 Memor esto Dominum JESUM CHRISTUM resurrexisse a mortuis ex semine David, secundum Evangelium meum, Sei eingedenk, dass der Herr Jesus Christus, entsprossen aus dem Samen Davids,¹⁴ auferstanden ist von den Toten,¹⁵ nach meinem Evangelium,¹⁶ 2 Timotheus 2Tim 63 2 8 14 Die durch seine Abstammung bestimmte Herrscherwürde wird (wie V. 12) hervorgehoben. 2 Timotheus 2Tim 63 2 8 15 Erinnere dich, dass Jesus einmal von den Toten auferstanden, auf immer den Tod überwunden hat, damit du sicher seiest, dass du auch für ihn den Tod erleiden musst, der Sieg auch dir behalten ist. 2 Timotheus 2Tim 63 2 8 16 Dass Christus, der von den Toten auferstanden, der Herr sei, war der Hauptinhalt des Evangeliums, welches Paulus verkündete, und diese Wahrheit gerade musste Timotheus Kraft zum Leiden verheißen. 2 Timotheus 2Tim 63 2 9 In quo laboro usque ad vincula, quasi male operans: sed verbum Dei non est alligatum. dessentwegen ich leide¹⁷ bis zu Fesseln, wie ein Übeltäter; doch das Wort Gottes ist nicht gefesselt.¹⁸ 2 Timotheus 2Tim 63 2 9 17 Im Griech. ist eine schöne Gegenüberstellung: Ich leide Schlimmes wie einer, der Schlimmes tut. Ebenso: Bande, nicht gebunden. 2 Timotheus 2Tim 63 2 9 18 Das Evangelium, soweit es von seinen Verkündigern unabhängig ist. Nicht nur Paulus selbst ist noch schriftlich oder mündlich für das Evangelium tätig, sondern auch andere. 2 Timotheus 2Tim 63 0 1 b. Der Apostel beschreibt die Verkehrtheit der zukünftigen Häretiker: In alle Laster versunken werden sie unter dem Schein der Frömmigkeit andere zu verführen suchen und der Wahrheit allezeit widerstreben. (V. 5) Sie sind durchaus zu meiden, denn können sie auch einige schwache Frauen verführen, so werden sie ihr Ziel dennoch nicht erreichen, weil ihre Torheit allen offenbar ist. (V. 9) c. Timotheus möge der Lehre seine Meisters, welche dieser ihm voll überliefert, und dessen Beispiel, das er geschaut, allezeit folgen. (V. 11) 1) Er möge sich erinnern, dass alle, die fromm sind, Verfolgung leiden, die Bösen aber noch böser werden. (V. 13) 2) Er möge die rechte Lehre festhalten, da er weiß, von wem er sie erhalten und auf welches Fundament sich dieselbe stützt, nämlich auf die heiligen Schriften, welche von Gott eingegeben die Wahrheiten enthalten, deren ein Lehrer bedarf, um sein Amt recht zu verwalten. 2 Timotheus 2Tim 63 3 1 Hoc autem scito, quod in novissimis diebus instabunt tempora periculosa: Das aber wisse,¹ dass in den letzten Tagen² gefahrvolle Zeiten eintreten werden; 2 Timotheus 2Tim 63 3 1 1 Hinweis auf die Wichtigkeit des zu Sagenden. 2 Timotheus 2Tim 63 3 1 2 In den letzten Tagen des gegenwärtigen Weltlaufes. 2 Timotheus 2Tim 63 3 10 Tu autem assecutus es meam doctrinam, institutionem, propositum, fidem, longanimitatem, dilectionem, patientiam, Du aber bist mir in der Lehre nachgefolgt, im Wandel, im Streben, im Glauben, in der Langmut, in der Liebe, in der Geduld, 2 Timotheus 2Tim 63 3 11 Persecutiones, passiones: qualia mihi facta sunt Antiochiæ, Iconii, et Lystris: quales persecutiones sustinui, et ex omnibus eripuit me Dominus. in den Verfolgungen, in den Leiden, wie mich solche in Antiochia, Ikonium und Lystra¹⁴ getroffen haben, welche Verfolgungen ich bestanden habe, und aus allen hat mich der Herr¹⁵ errettet.¹⁶ 2 Timotheus 2Tim 63 3 11 14 [Apg 13,14.50, Apg 14,1-6.18] Der Apostel nennt diese Städte, weil er in ihnen gerade geweilt, als Timotheus Christ ward, und jene Erlebnisse also gleichsam das erste Vorbild für diesen wurden. 2 Timotheus 2Tim 63 3 11 15 Christus. 2 Timotheus 2Tim 63 3 11 16 Also vertraue auch du. 2 Timotheus 2Tim 63 3 12 Et omnes, qui pie volunt vivere in Christo Jesu, persecutionem patientur. So werden alle, die fromm leben wollen in Christus Jesus,¹⁷ Verfolgung leiden.¹⁸ 2 Timotheus 2Tim 63 3 12 17 Frommes Leben ist nur in Lebensgemeinschaft mit Christus möglich. 2 Timotheus 2Tim 63 3 12 18 Alle Christen. 2 Timotheus 2Tim 63 3 13 Mali autem homines, et seductores proficient in pejus, errantes, et in errorem mittentes. Böse Menschen¹⁹ aber und Verführer²⁰ werden immer weiter fortschreiten im Argen;²¹ irrend und in Irrtum führend.²² 2 Timotheus 2Tim 63 3 13 19 Solche, die in V. 1 5 Geschilderten. 2 Timotheus 2Tim 63 3 13 20 Wie die in V. 6 9 Gekennzeichneten. 2 Timotheus 2Tim 63 3 13 21 In V. 9 war von dem äußeren Erfolge die Rede, hier von der inneren Entwicklung. 2 Timotheus 2Tim 63 3 13 22 In der V. 6 geschilderten Weise. 2 Timotheus 2Tim 63 3 14 Tu vero permane in iis, quæ didicisti, et credita sunt tibi: sciens a quo didiceris. Du indes beharre in dem, was du gelernt hast und was dir anvertraut worden ist; denn du weißt ja, von wem du es gelernt hast;²³ 2 Timotheus 2Tim 63 3 14 23 Beweggründe zur Beharrlichkeit im Glauben: 1. Glaubwürdigkeit seines Lehrers, dessen Uneigennützigkeit, Einsicht, Erfolge, Wunder ihn als Apostel Christi beglaubigen, so dass Timotheus nicht sowohl ihm als Christus glaubt. (V. 14) 2. Das Zeugnis der Schriften des A. T. für die Wahrheit des Christentums. Die heil. Schriften des A. T. unterweisen nur denjenigen wahrhaft, der mit lebendigem Glauben an Christus an sie herantritt. Erst im Lichte des N. T. gelangen wir zum vollständigen Verständnisse des Alten. Das Lehramt ist das erste Motiv des Glaubens, die heil. Schriften setzen die Kenntnis des Glaubens bereits voraus, die sie stärken. (Vergl. Kirchenrecht von Trient Sitz 4 von der Herausgabe und dem Gebrauche der heiligen Bücher.) 2 Timotheus 2Tim 63 3 15 Et quia ab infantia sacras litteras nosti, quæ te possunt instruere ad salutem, per fidem, quæ est in Christo Jesu. und wie du von Kindheit an die heiligen Schriften kennst, welche dich unterweisen können zum Heile durch den Glauben an Christus Jesus. 2 Timotheus 2Tim 63 3 16 Omnis scriptura divinitus inspirata utilis est ad docendum, ad arguendum, ad corripiendum, ad erudiendum in justitia: Alle von Gott eingegebene Schrift ist nützlich²⁴ zur Belehrung, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit,²⁵ [2Petr 1,20] 2 Timotheus 2Tim 63 3 16 24 Der Apostel sagt nicht: reicht aus, behauptet nicht, dass die heil. Schrift an sich hinreiche, die volle Fülle des Glaubens und christlichen Lebens zu gewähren, so dass weder die Überlieferung, noch das Hirtenamt notwendig sind. Wäre dies seine Absicht, so folgte daraus sogar, dass das A. T. ausreicht und die Evangelien und Briefe des N. T. nicht dazu notwendig sind, da er diese nicht im Auge hat. 2 Timotheus 2Tim 63 3 16 25 Vierfache Aufgabe des Lehrers und vierfache Waffe, welche die heil. Schrift ihm bietet: Belehren, strafend von allen überführen, was dem göttlichen Willen zuwider ist (Theodor.), bessern, zur Gerechtigkeit erziehen. 2 Timotheus 2Tim 63 3 17 Ut perfectus sit homo Dei, ad omne opus bonum instructus. damit der gottgeweihte Mensch²⁶ vollkommen werde, zu jedem guten Werke geschickt. 2 Timotheus 2Tim 63 3 17 26 Die Gläubigen. Der Apostel wählt dies Wort wohl, um anzudeuten, dass die von Gott eingegebene heil. Schrift auch nur für solche, die Gott angehören, den genannten Nutzen hat. 2 Timotheus 2Tim 63 3 2 Erunt homines seipsos amantes, cupidi, elati, superbi, blasphemi, parentibus non obedientes ingrati, scelesti, denn es werden Menschen sein, die nur sich lieben³ habsüchtig, prahlerisch, hoffärtig, schmähsüchtig,⁴ gegen die Eltern ungehorsam, undankbar, lasterhaft, 2 Timotheus 2Tim 63 3 2 3 Aus dem Übermaße der Eigenliebe entspringt das Laster der Irrlehre. (Aug.) 2 Timotheus 2Tim 63 3 2 4 Gott und den Nächsten lästernd. 2 Timotheus 2Tim 63 3 3 Sine affectione, sine pace criminatores, incontinentes, immites, sine benignitate, lieblos, unfriedsam, verleumderisch, unenthaltsam, unbarmherzig, schonungslos,⁵ 2 Timotheus 2Tim 63 3 3 5 Griech.: Ohne Liebe zum Guten. 2 Timotheus 2Tim 63 3 4 Proditores, protervi, tumidi, et voluptatum amatores magis quam Dei: verräterisch, frech, aufgeblasen, die Wollust mehr liebend als Gott, 2 Timotheus 2Tim 63 3 5 Habentes speciem quidem pietatis, virtutem autem ejus abnegantes. Et hos devita: zwar den äußeren Schein der Frömmigkeit an sich tragend, die Kraft derselben aber verleugnend.⁶ Solche meide! 2 Timotheus 2Tim 63 3 5 6 Besäßen sie wahrhafte Frömmigkeit, so würde diese in ihnen andere Früchte zeitigen. 2 Timotheus 2Tim 63 3 6 Ex his enim sunt, qui penetrant domos, et captivas ducunt mulierculas oneratas peccatis, quæ ducuntur variis desideriis: Denn zu diesen gehören die,⁷ welche sich in die Häuser einschleichen und die schwachen Frauen gefangen nehmen,⁸ welche, mit Sünden beschwert, von mannigfaltigen Lüsten geleitet werden,⁹ 2 Timotheus 2Tim 63 3 6 7 Bei den Nachgenannten sind alle Versuche sie zu bessern vergeblich (V. 8) und deshalb unnötig. (V. 9) 2 Timotheus 2Tim 63 3 6 8 Diese Worte sind voller Ironie. Gefangen nehmen wird von Kriegsgefangenen gesagt, der gleiche Spott liegt in dem Ausdrucke: schwache, leicht verführbare Weiblein. Wie der erste Verführer, wenden sich die Irrlehrer zuerst an die Frauen und suchen diese zu gewinnen, um durch sie andere zu verführen. Der heil. Hieronymus zählt eine lange Reihe von Irrlehrern auf, die so gehandelt haben, von Simon Magus, Nikolaus, Marcion, Apelles, Montanus bis auf Arius und Donatus. 2 Timotheus 2Tim 63 3 6 9 Wegen der Menge der Sünden, mit denen sie belastet sind, suchen sie Beruhigung, ohne ihren Lüsten entsagen zu müssen. Die Irrlehrer gewähren diese mit leichten Gründen, ohne Umkehr zu fordern. 2 Timotheus 2Tim 63 3 7 Semper discentes, et nunquam ad scientiam veritatis pervenientes. die allezeit lernen und nie zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen können.¹⁰ 2 Timotheus 2Tim 63 3 7 10 Jene Frauen, welche mit ihren Lastern nicht brechen wollen, fühlen sich durch den Druck ihres Schuldgefühles getrieben, religiöse Belehrung, aber nur theoretische zu suchen, nicht solche, die sie zum Verlassen dessen zwingt, was sie lieben. Die Verderbnis des Herzens verblendet den Sinn, wie bei ihren Lehrern. 2 Timotheus 2Tim 63 3 8 Quemadmodum autem Jannes, et Mambres restiterunt Moysi: ita et hi resistunt veritati, homines corrupti mente, reprobi circa fidem, Wie aber Jannes und Mambres¹¹ dem Moses widerstanden, so widerstehen auch diese der Wahrheit, Menschen verderbten Sinnes, nicht bewährt im Glauben. 2 Timotheus 2Tim 63 3 8 11 Nach der jüdischen Tradition waren dies ägyptische Zauberer, welche Moses vor Pharao Widerstand leisteten, indem sie gleichfalls wunderbare Zeichen und Dinge taten. [Ex 7,11.22, Ex 8,7] 2 Timotheus 2Tim 63 3 9 Sed ultra non proficient: insipientia enim eorum manifesta erit omnibus, sicut et illorum fuit. Doch sie werden nicht weit vorankommen,¹² denn ihr Unverstand wird allen offenbar werden, wie es auch bei jenen geschah.¹³ 2 Timotheus 2Tim 63 3 9 12 Sie suchen mit ihren besonderen Mitteln zu erreichen, was Timotheus durch die Verkündigung der Wahrheit erreichen will, und fesseln die Verführten an sich, sie der Wahrheit entfremdend, dadurch dass sie sich als fromme Leute gebärden und zur Frömmigkeit anleiten wollen, während sie keine Frucht der Frömmigkeit besitzen und die von ihnen Geleiteten auf ihren Sündenwegen belassen. 2 Timotheus 2Tim 63 3 9 13 Ihre Torheit wird endlich offenbar werden, wie die Ohnmacht jener Zauberer. [Ex 8,18.19] Ist Lüge und Irrtum bis zu einem gewissen Punkte gelangt, so zerfallen sie in sich selbst. Sie können mächtig werden, doch nicht übermächtig, sie können die Kirche angreifen, doch nicht besiegen. So findet [2Tim 2,17, 2Tim 3,1.13] eine gewisse Einschränkung. 2 Timotheus 2Tim 63 0 1 2. Der Apostel beschwört seinen Jünger, bei der Ankunft des Richters (V. 1) sein Amt gut zu verwalten (V. 2 8): a. Timotheus soll das Evangelium mit Stärke, Geduld, Weisheit verkünden, und dies umso mehr, je mehr die Menschen sich von der Wahrheit ab- und verkehrten Lehren zuwenden. (V. 4) b. Er soll seines Amtes mit Eifer walten, denn Paulus wird bald aus diesem Leben scheiden, die Krone zu empfangen, welche ihm für seine Treue aufbehalten ist und welche der gerechte Richter allen denen geben will, die seine Ankunft lieben. (V. 8) IV. Längerer Schluss (V. 9 22): 1. Einladung an Timotheus bald zu kommen, da Paulus mit Lukas allein gelassen ist. Markus soll ihn begleiten. Den in Troas zurückgelassenen Mantel und Bücher möchte Timotheus mitbringen. (V. 13) 2. Mahnung an Timotheus sich vor Alexander zu hüten, der dem Apostel so viel Böses getan. Stand des Prozesses des heil. Paulus. (V. 18) 3. Grüße, wiederholte Einladung, apostolischer Segen für Timotheus und die Gläubigen. 2 Timotheus 2Tim 63 4 1 Testificor coram Deo, et Jesu Christo, qui judicaturus est vivos, et mortuos, per adventum ipsius, et regnum ejus: Ich beschwöre dich vor Gott und Jesus Christus,¹ der Lebendige und Tote richten wird, bei seiner Ankunft² und seinem Reiche; 2 Timotheus 2Tim 63 4 1 1 Wie [1Tim 5,21]. Christus, der einst als Richter kommen wird, ruft er als Zeugen an. 2 Timotheus 2Tim 63 4 1 2 Die dann noch Lebenden und die schon Gestorbenen. Vergl. [1Thess 4,17]. Weder Leben, noch Tod vermag sich deines Lohnes zu berauben, doch vermag auch der Tod nicht dich der Strafe zu entziehen, wenn du nicht treu bist. 2 Timotheus 2Tim 63 4 10 Crescens in Galatiam, Titus in Dalmatiam. Crescens nach Galatien, Titus nach Dalmatien.¹⁵ 2 Timotheus 2Tim 63 4 10 15 Dass beide vorher bei ihm waren, folgt aus der Tatsache, dass sie in jene Länder gereist sind, nicht. 2 Timotheus 2Tim 63 4 11 Lucas est mecum solus. Marcum assume, et adduc tecum: est enim mihi utilis in ministerium. Lukas ist allein¹⁶ bei mir. Nimm den Markus¹⁷ zu dir und bring ihn mit dir; denn er ist mir nützlich zur Dienstleistung. [Kol 4,14] 2 Timotheus 2Tim 63 4 11 16 Er allein genügte dem Apostel also nicht. 2 Timotheus 2Tim 63 4 11 17 Siehe [Kol 4,10, Phlm 1,24]. 2 Timotheus 2Tim 63 4 12 Tychicum autem misi Ephesum. Tychikus habe ich nach Ephesus gesandt.¹⁸ 2 Timotheus 2Tim 63 4 12 18 Diese Nachricht steht wohl in engerer Beziehung zu dem Auftrage betreffs des Markus. Tychikus soll vermutlich die Stelle des Timotheus während dessen Abwesenheit einnehmen, so dass Markus, der ihn sonst etwa vertritt, ihn ohne Gefährdung der Gemeinde von Ephesus begleiten kann. 2 Timotheus 2Tim 63 4 13 Penulam, quam reliqui Troade apud Carpum, veniens affer tecum, et libros, maxime autem membranas. Den Mantel,¹⁹ welchen ich in Troas²⁰ bei Karpus gelassen habe, bringe mit, wenn du kommst; auch die Bücher, besonders aber die Pergamentrollen.²¹ 2 Timotheus 2Tim 63 4 13 19 Nach anderen ist zu übersetzen: Bücherliste. 2 Timotheus 2Tim 63 4 13 20 Auf der [1Tim 3,14] als beabsichtigt bezeichneten Rückreise nach Ephesus hätte Paulus Troas berühren können. 2 Timotheus 2Tim 63 4 13 21 Diese waren kostbarer als auf Papier geschriebene Bücher. 2 Timotheus 2Tim 63 4 14 Alexander ærarius multa mala mihi ostendit: reddet illi Dominus secundum opera ejus: Alexander, der Schmied, hat mir viel Böses zugefügt;²² der Herr wird ihm vergelten nach seinen Werken.²³ 2 Timotheus 2Tim 63 4 14 22 Ob dies derselbe Alexander ist, der [1Tim 1,20] erwähnt wird? Jedenfalls ist es nicht der [Apg 19,33] erwähnte. 2 Timotheus 2Tim 63 4 14 23 Die sichere Vergeltung Christi soll die Schlechtigkeit der Handlungsweise noch stärker hervorheben. 2 Timotheus 2Tim 63 4 15 Quem et tu devita: valde enim restitit verbis nostris. Vor ihm magst auch du dich hüten,²⁴ denn er hat sich unsern Reden heftig widersetzt.²⁵ 2 Timotheus 2Tim 63 4 15 24 Alexander war also damals in Ephesus. 2 Timotheus 2Tim 63 4 15 25 In der Gerichtsverhandlung. Unseren Reden: Insofern Paulus im Namen der Christen sprach, deren Sache angeklagt war. 2 Timotheus 2Tim 63 4 16 In prima mea defensione nemo mihi affuit, sed omnes me dereliquerunt: non illis imputetur. Bei meiner ersten Verantwortung²⁶ hat mir niemand zur Seite gestanden, sondern alle²⁷ haben mich verlassen; möge es ihnen nicht zugerechnet werden! 2 Timotheus 2Tim 63 4 16 26 Weitere Begründung seiner Einladung durch die Schilderung seiner Verlassenheit bei der ersten Verantwortung in der gegenwärtigen zweiten Gefangenschaft. 2 Timotheus 2Tim 63 4 16 27 Alle die, deren Zeugnis für mich von Bedeutung war und deren Anwesenheit ich erwarten durfte. Es geschah wohl aus Mangel an Mut. 2 Timotheus 2Tim 63 4 17 Dominus autem mihi adstitit, et confortavit me, ut per me prædicatio impleatur, et audiant omnes gentes: et liberatus sum de ore Leonis. Der Herr aber hat mir beigestanden und hat mich gestärkt,²⁸ damit durch mich die Verkündigung vollbracht würde und alle Völker sie hörten, und ich ward aus dem Rachen des Löwen befreit.²⁹ 2 Timotheus 2Tim 63 4 17 28 Von den Menschen verlasen, erhielt ich von Gott Kraft, vor den Richtern das Evangelium zu verkünden und so durch meine Verteidigung und jene Verkündigung das Evangelium allen Völkern kundzutun, deren Vertreter sich in Rom befanden. 2 Timotheus 2Tim 63 4 17 29 Das Bild ist aus der Erzählung [Dan 6] entlehnt: Aus der Todesgefahr. 2 Timotheus 2Tim 63 4 18 Liberavit me Dominus ab omni opere malo: et salvum faciet in regnum suum cleste, cui gloria in sæcula sæculorum. Amen. Der Herr hat mich befreit von allem Bösen, das man mir bereitet, und wird mir in sein himmlisches Reich helfen, er, welchem Ehre sei von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 2 Timotheus 2Tim 63 4 19 Saluta Priscam, et Aquilam, et Onesiphori domum. Grüße Priska und Aquila,³⁰ und das Haus des Onesiphorus.³¹ 2 Timotheus 2Tim 63 4 19 30 Vergl. [Röm 16,3]. 2 Timotheus 2Tim 63 4 19 31 Vergl. [2Tim 1,16]. 2 Timotheus 2Tim 63 4 2 Prædica verbum, insta opportune, importune: argue, obsecra, increpa in omni patientia, et doctrina. verkünde das Wort, halte darauf, es sei gelegen oder ungelegen,³ überweise, ermahne, rüge⁴ in aller Langmut und Belehrung.⁵ 2 Timotheus 2Tim 63 4 2 3 Für die, zu welchen er redet. Du willst verloren gehen? Ich will es nicht. (Aug.) 2 Timotheus 2Tim 63 4 2 4 Im Griech. stehen diese beiden Worte in umgekehrter Folge. 2 Timotheus 2Tim 63 4 2 5 In jeder Erweisung langmütiger Liebe [1Kor 13,7] und jeder Art von Belehrung. 2 Timotheus 2Tim 63 4 20 Erastus remansit Corinthi. Trophimum autem reliqui infirmum Mileti. Erastus ist in Korinth zurückgeblieben, den Trophimus aber habe ich krank in Milet zurückgelassen.³² 2 Timotheus 2Tim 63 4 20 32 Die Grüße an die Freunde in Ephesus erinnern ihn, einige Personen zu erwähnen, von denen er vermutet, dass sie dort nicht sind und die als geborene Epheser Grüße dorthin gesandt hätten, wären sie in Rom. 2 Timotheus 2Tim 63 4 21 Festina ante hiemem venire. Salutant te Eubulus, et Pudens, et Linus, et Claudia, et fratres omnes. Beeile dich, vor dem Winter zu kommen!³³ Es grüßen dich Eubulus, und Pudens, und Linus, und Klaudia, und alle Brüder.³⁴ 2 Timotheus 2Tim 63 4 21 33 Vor dem Winter des Jahres 66 auf 67. 2 Timotheus 2Tim 63 4 21 34 Diese Namen kommen weder im Römerbrief, noch im Philipperbriefe vor. Pudens soll der Vater der beiden Jungfrauen und Märtyrinnen Praxedis und Pudentiana gewesen sein. Die römische Kirche feiert sein Fest am 14. Juni. Linus war der erste Nachfolger des heil. Petrus. (Iren.) Claudia soll die Frau des Pudens gewesen sein. Diese Grüße deuten darauf hin, dass Timotheus schon einmal in Rom und mit den römischen Christen bekannt war. 2 Timotheus 2Tim 63 4 22 Dominus Jesus Christus cum spiritu tuo. Gratia vobiscum. Amen. Der Herr Jesus Christus sei mit deinem Geiste! Die Gnade sei mit euch!³⁵ Amen. 2 Timotheus 2Tim 63 4 22 35 Der erste Gruß gilt wohl Timotheus persönlich, der andere ist an die von ihm geleitete Gemeinde gerichtet. 2 Timotheus 2Tim 63 4 3 Erit enim tempus, cum sanam doctrinam non sustinebunt, sed ad sua desideria coacervabunt sibi magistros, prurientes auribus, Denn es wird eine Zeit kommen,⁶ wo sie die gesunde Lehre nicht ertragen,⁷ sondern nach eigenen Gelüsten sich Lehrer über Lehrer nehmen werden,⁸ lüstern nach dem, was den Ohren angenehm, 2 Timotheus 2Tim 63 4 3 6 In der Zukunft, die Timotheus noch erleben wird. 2 Timotheus 2Tim 63 4 3 7 Weil sie mit ihren bösen Neigungen unverträglich ist. 2 Timotheus 2Tim 63 4 3 8 Nur wo jeder Lehrer Neues bringt und doch keiner das Rechte, lebt ein solches Verlangen. 2 Timotheus 2Tim 63 4 4 Et a veritate quidem auditum avertent, ad fabulas autem convertentur. und das Gehör von der Wahrheit abwenden, den Fabeln dagegen sich zuwenden werden.⁹ 2 Timotheus 2Tim 63 4 4 9 Schon werden diese Fabeln jetzt verbreitet, doch wann werden jene sich ihnen mit Begier zuwenden, da dieselben den Schein religiöser Dinge haben [2Tim 3,5.7] und doch nicht zwingen, mit den Sünden zu brechen. 2 Timotheus 2Tim 63 4 5 Tu vero vigila, in omnibus labora, opus fac Evangelistæ, ministerium tuum imple. Sobrius esto. Du aber sei wachsam, ertrage alle Mühseligkeiten, tue das Werk eines Evangelisten,¹⁰ vollbringe dein Amt. Sei nüchtern! 2 Timotheus 2Tim 63 4 5 10 Dies ist deine Lebensaufgabe. 2 Timotheus 2Tim 63 4 6 Ego enim jam delibor, et tempus resolutionis meæ instat. Denn ich werde schon hingeopfert, und die Zeit meiner Auflösung ist nahe.¹¹ 2 Timotheus 2Tim 63 4 6 11 Nimm du meine Stelle ein. Mein Blut wird im Märtyrertode vergossen werden. 2 Timotheus 2Tim 63 4 7 Bonum certamen certavi, cursum consummavi, fidem servavi. Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt. 2 Timotheus 2Tim 63 4 8 In reliquo reposita est mihi corona justitiæ, quam reddet mihi Dominus in illa die justus judex: non solum autem mihi, sed et iis, qui diligunt adventum ejus. Festina ad me venire cito. Im übrigen ist mir die Krone der Gerechtigkeit¹² hinterlegt, welche mir der Herr an jenem Tage geben wird, der gerechte Richter;¹³ nicht allein aber mir, sondern ebenso denen, die seine Ankunft lieben. Beeile dich, bald zu mir zu kommen. 2 Timotheus 2Tim 63 4 8 12 Der Kranz, welcher die Gerechtigkeit, das Gott wohlgefällige Verhalten [2Tim 3,16] krönt. 2 Timotheus 2Tim 63 4 8 13 Entspricht der Lohn der Gerechtigkeit, so entspringt er dem Verdienste. Demgemäß lehrt der heil. Kirchenrat von Trient: Gottes Güte gegen alle Menschen ist so groß, dass er will, es soll ihr Verdienst sein, was sein Geschenk ist. (Sitz 6) Aber auch: Wenn jemand sagt, die guten Werke des gerechtfertigten Menschen seien derart Gaben Gottes, dass sie nicht auch Verdienste des Gerechtfertigten selbst sind, oder der Gerechtfertigte selbst verdiene durch die guten Werke, welche von ihm durch die Gnade Gottes und das Verdienst Jesu Christi, dessen lebendiges Glied er ist, vollbracht werden, nicht wahrhaft eine Vermehrung der Gnade, das ewige Leben und, im Falle er in der Gnade dahinscheidet, die Erlangung eben dieses ewigen Lebens und auch eine Vermehrung der Herrlichkeit, der sei ausgeschlossen. (Sitz 6, Kann. 32) Wem indes würde der gerechte Richter diese Krone zuteilen, dem der barmherzige Vater nicht zuvor die Gnade geschenkt? Und wie wäre es eine Krone der Gerechtigkeit, wenn die Gnade nicht vorausgegangen wäre, welche den Sünder gerecht macht? Wie würde jene Krone aus Gerechtigkeit gegeben, wäre die Rechtfertigung nicht aus Gnaden verliehen? (Aug.) So ist Gott eigentlich sich, nicht dem Menschen ein Schuldner. Die Krone wird nach dem Tode der Seele des Menschen zu Teil, erst am großen Gerichtstage der Seele und dem Leibe. 2 Timotheus 2Tim 63 4 9 Demas enim me reliquit, diligens hoc sæculum, et abiit Thessalonicam: Denn Demas hat mich verlassen, aus Liebe zu dieser Welt,¹⁴ und ist nach Thessalonich gegangen, 2 Timotheus 2Tim 63 4 9 14 Gegensatz: Ankunft Christi V. 8, mit der die Ewigkeit beginnt. Demas (zusammengezogen aus Demetrius) war nach [Kol 4,14] und [Phlm 1,24] der Beistand des Apostels in Rom gewesen. Jetzt hat er ihn verlassen, wohl aus Furcht, in das gleiche Schicksal verwickelt zu werden. Titus Tit 63 0 1 Längere Aufschrift (Kap. 1, V. 1 4): Die Würde des heil. Paulus. (V. 3) Lob des Glaubens des Titus. I. Belehrung über die für das Vorsteheramt notwendigen Eigenschaften. (Kap. 1, V. 5 16) Paulus macht Titus aufmerksam, was bei der Aufstellung von geistlichen Vorstehern zu beachten ist: a. Er habe seinen Jünger auf Kreta zurückgelassen, damit derselbe in den einzelnen Städten geistliche Vorsteher einsetze. (V. 5) b. Bei der Auswahl derselben ist die erste Frage, ob sie von den Fehlern frei sind, welche der Apostel nennt, hingegen die Tugenden besitzen, welche er aufzählt. C. Mahnung darauf zu achten, dass die Lehrer glaubenstreu sind (V. 9): 1) und zwar nicht nur, weil viele Verführer da sind, die zurückgewiesen werden müssen (V. 11), sondern auch 2) weil die Kreter, ihrer natürlichen Anlage nach, sehr geneigt sind sich verführen zu lassen. (V. 13) Deshalb soll Titus sie streng mahnen, dass sie den jüdischen Fabeln keinen Glauben schenken und jenen nicht nachfolgen, die zwar mit Worten Gott bekennen, durch ihre Taten aber verleugnen. Titus Tit 63 1 1 PAULUS servus Dei, Apostolus autem Jesu Christi secundum fidem electorum Dei, et agnitionem veritatis, quæ secundum pietatem est. Paulus, Diener Gottes,¹ und Apostel Jesu Christi, für den Glauben der Auserwählten Gottes² und die Erkenntnis³ der Wahrheit, welche der Frömmigkeit gemäß ist, Titus Tit 63 1 1 1 Während Paulus sich [Röm 1,1] an erster Stelle als Diener Christi bezeichnet, nennt er sich hier allgemeiner Diener Gottes, ein Eingang, der sich nur noch [Jak 1,1] findet, hier aber mit dem Zusatze: und des Herrn Jesus Christus. Paulus bezeichnet damit seine besondere Amtsstellung Gott gegenüber. Vergl. [Jak 1,1] und [Apg 16,17, Offb 1,1]. So kennzeichnet er sein Schreiben als ein amtliches apostolisches, nicht privates. Titus Tit 63 1 1 2 Derer, die von der Welt ausgeschieden sind, um den Glauben des Heiles anzunehmen. Titus Tit 63 1 1 3 Volle Erkenntnis. Titus Tit 63 1 10 Sunt enim multi etiam inobedientes, vaniloqui, et seductores: maxime qui de circumcisione sunt: Denn es gibt viele Unbotmäßige, leere Schwätzer und Verführer, besonders unter denen aus der Beschneidung.²⁸ Titus Tit 63 1 10 28 Besonders Judenchristen verfälschten aus Gewinnsucht die reine Lehre. Titus Tit 63 1 11 Quos oportet redargui: qui universas domos subvertunt, docentes quæ non oportet, turpis lucri gratia. Diese muss man zum Schweigen bringen;²⁹ da sie ganze Häuser verkehren, indem sie lehren, was nicht recht ist, schnöden Gewinnes halber. Titus Tit 63 1 11 29 Zwei Gründe: Von Seiten der falschen Lehrer (V. 10, 11), von Seiten der Kreter. (V. 12) Titus Tit 63 1 12 Dixit quidam ex illis, proprius ipsorum propheta: Cretenses semper mendaces, malæ bestiæ, ventres pigri. Es hat einer aus ihnen,³⁰ ihr eigener Prophet³¹ gesagt: Die Kreter sind immerdar Lügner, bösartige Tiere,³² müßige Bäuche.³³ Titus Tit 63 1 12 30 Aus den Unbotmäßigen (V. 10), die Kreter sind. Titus Tit 63 1 12 31 Ihr ihnen angehöriger, also sie genau kennender und von ihnen anerkannter Prophet, dessen Urteil sie also müssen gelten lassen. Gemeint ist Epimenides aus dem 6. Jahrhundert vor Christus. (Chrys., Theoph., Epiph., Hier.) Titus Tit 63 1 12 32 Zu Tieren an sittlicher Rohheit und Bösartigkeit herabgesunkene Menschen. Titus Tit 63 1 12 33 Träges Wohlleben liebend. Titus Tit 63 1 13 Testimonium hoc verum est. Quam ob causam increpa illos dure, ut sani sint in fide, Dieses Zeugnis ist wahr. Deswegen weise sie³⁴ scharf zurecht,³⁵ damit sie gesund seien im Glauben. Titus Tit 63 1 13 34 Die Unbotmäßigen. (V. 9) Auf sie allein, wie sie V. 11 geschildert werden, passen die V. 12 gekennzeichneten Eigenschaften der Kreter. Titus Tit 63 1 13 35 Griech.: Überweise (wie die Ärzte scharf schneidend). Lass es unverkennbar sein, dass nicht Lust am Schelten dich bewegt, sondern die reine Absicht, vor Unheil zu bewahren. Allgemeine Regel [2Tim 2,24.25]: Wen die Sanftmut nicht zu bessern vermag, gegen diesen muss Strenge geübt werden. Titus Tit 63 1 14 Non intendentes Judaicis fabulis, et mandatis hominum aversantium se a veritate. und nicht jüdischen Fabeln³⁶ Gehör schenken und Geboten von Menschen, die sich von der Wahrheit abwenden. Titus Tit 63 1 14 36 Statt auf das eine, das Not tut, ihr Herz zu wenden, achten sie auf leere Fabeln, vergl. [1Tim 1,6], die wohl von der heiligen Geschichte ausgingen, aber in törichten Erfindungen sich verloren. Die geborenen Juden hielten am hartnäckigsten an diesen fest. (V. 10) Auf praktischem Gebiete wendeten sie sich von den Christenpflichten ab zur Beobachtung und Höherschätzung gewisser zeremoniellen Vorschriften [Kol 2,16.17.21] und Unterscheidung von Rein und Unrein. Titus Tit 63 1 15 Omnia munda mundis: coinquinatis autem, et infidelibus nihil est mundum, sed inquinatæ sunt eorum et mens, et conscientia. Alles ist den Reinen rein;³⁷ den Befleckten³⁸ und Ungläubigen aber ist nichts rein,³⁹ sondern⁴⁰ befleckt ist ihr Sinn und ihr Gewissen.⁴¹ [Röm 14,20] Titus Tit 63 1 15 37 Denen, die wahrhaft rein sind, ist alles, was von jenen als rein und unrein unterschieden wird, sittlich rein, vermag sie nicht in Gottes Augen zu beflecken. Titus Tit 63 1 15 38 Den sittlich Befleckten: Gegensatz zu: den reinen. Titus Tit 63 1 15 39 Ihr eigenes Wesen ist vor Gott befleckt, dies also macht, dass alles, womit sie in Berührung kommen, vor Gott nicht rein ist. Der Apostel sagt: Nichts ist rein; nicht aber: Alles ist unrein. Nichts, was der mit schwerer Sünde Belastete tut, ist in den Augen Gottes rein, aber nicht alles, was er tut, ist Sünde. (Kirchenrecht von Trient Sitz 6, Kann. 7) Titus Tit 63 1 15 40 Begründung der eben aufgestellten Behauptung. Titus Tit 63 1 15 41 Die Ursache, weshalb alles befleckt ist, was sie berühren, liegt nicht in den Dingen, sondern in ihrer Vernunft und ihrem Gewissen. Die Vernunft ist hier sittliches Bewusstsein, das Gewissen das Bewusstsein frei erweckter Gesinnung und vollbrachter Handlung: Ihr Inneres ist entweiht ebenso durch ihre böse Denkweise, wie durch ihr böses Gewissen. Titus Tit 63 1 16 Confitentur se nosse Deum, factis autem negant: cum sint abominati, et incredibiles, et ad omne opus bonum reprobi. Sie geben vor, Gott zu kennen, in den Werken aber verleugnen sie ihn;⁴² denn sie sind verabscheuungswürdig, dem Glauben ungehorsam und zu jedem guten Werke untauglich. Titus Tit 63 1 16 42 Sie rühmen sich zwar einer besonderen Erkenntnis Gottes, verleugnen ihn aber in Gesinnung und Handlung. Titus Tit 63 1 2 In spem vitæ æternæ, quam promisit qui non mentitur, Deus, ante tempora sæcularia: zur Hoffnung des ewigen Lebens,⁴ welches Gott, der nicht lügt,⁵ vor unvordenklichen Zeiten verheißen,⁶ Titus Tit 63 1 2 4 Zweites Ziel des Apostolates: in den Gläubigen die Hoffnung auf das ewige Leben zu wecken und zu erhalten. Titus Tit 63 1 2 5 Dessen Verheißung nicht trügen kann. Titus Tit 63 1 2 6 Der unvordenklichen Zeiten, im A. B. verheißen. Titus Tit 63 1 3 Manifestavit autem temporibus suis verbum suum in prædicatione, quæ credita est mihi secundum præceptum Salvatoris nostri Dei: zu seiner Zeit⁷ aber hat er sein Wort⁸ kundgetan durch die Verkündigung, mit der ich betraut bin, nach Anordnung unsers Heilandes, Gottes,⁹ Titus Tit 63 1 3 7 Zu geeigneter, von ihm erwählter Zeit. Vergl. [1Tim 2,6, 1Tim 6,15, Gal 4,4, Eph 1,10]. Titus Tit 63 1 3 8 Sein Wort: Das verheißene ewige Leben ist als solches noch nicht kundgetan und doch ist etwas anderes schon an die Stelle der Verheißung des Lebens getreten, was eine tatsächliche Kundgebung war und zum Leben in engster Beziehung stand, wen es dies selbst auch nicht war. Es ist dies die Botschaft des Heiles, welches der Apostel verkündet. Titus Tit 63 1 3 9 Erklärung, inwiefern er als Apostel Christi im Dienste Gottes steht. (V. 1) Titus Tit 63 1 4 Tito dilecto filio secundum communem fidem, gratia, et pax a Deo Patre, et Christo Jesu Salvatore nostro. an Titus, den geliebten Sohn vermöge des gemeinschaftlichen Glaubens,¹⁰ Gnade und Friede von Gott dem Vater und Christus Jesus, unserem Heiland.¹¹ Titus Tit 63 1 4 10 Griech.: dem wahren rechten Sohne. Titus war also von dem Apostel bekehrt. Er ist ein wahrer Sohn, vergl. [1Tim 1,2], weil der gleiche Glaube ihn erfüllt. Titus Tit 63 1 4 11 Wie Gott den Auftrag gegeben, die Botschaft des Heiles zu verkünden, welche den Weg zur Erlangung desselben zeigt, so ist Christus der Mittler der Erleuchtung und der Erlangung. Titus Tit 63 1 5 Hujus rei gratia reliqui te Cretæ, ut ea, quæ desunt, corrigas, et constituas per civitates presbyteros, sicut et ego disposui tibi. Deshalb habe ich dich auf Kreta zurückgelassen,¹² damit du das, was mangelt, in Ordnung bringest, und von Stadt zu Stadt Vorsteher bestellst,¹³ wie ich dich auch angewiesen habe: Titus Tit 63 1 5 12 Nachdem Paulus nach der ersten Gefangenschaft mit Titus nach Kreta gekommen. Titus Tit 63 1 5 13 Titus soll die geistlichen Vorsteher aus eigener Machtvollkommenheit aufstellen, auf die Gemeinde aber soll er insoweit Rücksicht nehmen, dass er nur solche wählt, die bei ihr guten Ruf genießen. (V. 6) Der Etymologie des Wortes nach soll Titus Älteste aufstellen. Doch bereits im A. T. führten Männer, welche in der Gemeinde ein Vorsteheramt bekleideten, diesen Namen ohne Rücksicht auf ihr Alter. Im N. T. werden mit diesem Namen entsprechend die Bischöfe und Priester bezeichnet. [Apg 11,30, Apg 14,22, Apg 20,17, 1Petr 5,1] Die einzelne Gemeinde ist ihre Herde. [Apg 20,28, 1Petr 5,2] Sie haben für die Reinheit der Lehre Sorge zu tragen [Apg 20,30], die Gebete und heiligen Handlungen zu verrichten und in Verbindung mit den Aposteln und mit gewisser Beteiligung der Gemeinde die kirchlichen Angelegenheiten zu beraten und zu entscheiden. [Apg 15,26, Apg 23,16.4] Titus Tit 63 1 6 Si quis sine crimine est, unius uxoris vir, filios habens fideles, non in accusatione luxuriæ, aut non subditos. wenn¹⁴ einer untadelig ist,¹⁵ nur eines Weibes Mann,¹⁶ gläubige Kinder hat,¹⁷ die nicht wegen Ausschweifung verrufen oder unbotmäßig sind.¹⁸ Titus Tit 63 1 6 14 Nur solche, die diese Eigenschaften haben. Titus Tit 63 1 6 15 Guten Ruf besitzt. Vergl. [1Tim 3,2]. Titus Tit 63 1 6 16 Bei Heiden und Juden standen alle, welche sich nur einmal verheirateten, in besonderen Ehren. Ganz besonderes Gewicht legte man auf die eine Ehe bei den Priestern. Bei den Christen der ersten Zeiten herrschte zudem eine besondere Abneigung gegen die zweite Ehe. (Athenag., Theoph., Minuc. Felix) Nach Eintritt in das Priestertum durfte niemand mehr heiraten. Titus Tit 63 1 6 17 Da die christliche Gemeinde noch jünger war, konnte es Familien geben, in denen einzelne Glieder der Wahrheit noch nicht gewonnen waren. Titus Tit 63 1 6 18 Wie könnte der andere lehren, der seine eigenen Söhne nicht belehrt? (Chrys.) Sind aber die Söhne ohne die Schuld des Vorstehers missraten, so könnte er sich ihretwegen schämen, andere zurechtzuweisen. (Hier.) Titus Tit 63 1 7 Oportet enim Episcopum sine crimine esse, sicut Dei dispensatorem: non superbum, non iracundum, non vinolentum, non percussorem, non turpis lucri cupidum: Denn der Bischof¹⁹ muss als Haushalter Gottes²⁰ untadelig²¹ sein, nicht eigenmächtig, nicht zornmütig, nicht dem Trunke ergeben, nicht händelsüchtig, nicht nach schnödem Gewinne begierig,²² Titus Tit 63 1 7 19 Während der Name Presbyter mehr die Würdestellung kennzeichnet, hebt die Bezeichnung Bischof die Amtstätigkeit der höchsten Vorsteher hervor. Titus Tit 63 1 7 20 Die Gemeinde ist als Haus, Familie Gottes gedacht, wie [1Kor 3,15], über welche der Bischof als Aufseher, Verwalter gesetzt ist, und zwar in Gottes Auftrag und Namen, so dass jeder Flecken an ihr Gottes Ehre schmälert. Titus Tit 63 1 7 21 In seinem persönlichen, wie im Familienleben. (V. 6) Titus Tit 63 1 7 22 Das Bild des wahren guten Hirten siehe [Joh 10, Mt 12,14]. Titus Tit 63 1 8 Sed hospitalem, benignum, sobrium, justum, sanctum, continentem, sondern gastfrei,²³ gütig, besonnen, gerecht,²⁴ heilig, sich selbst beherrschend,²⁵ Titus Tit 63 1 8 23 Fremde zu beherbergen ist eine Pflicht, welche der Apostel allen Gläubigen auferlegt. [Hebr 11,2, 1Petr 4,9] Darf da der geistliche Vorsteher, das Vorbild der Gemeinde, zurückbleiben? Und darf der, der vom Altare mehr erhält als er bedarf, den Überschuss anders verwenden als zu Werken der Barmherzigkeit und Liebe? Titus Tit 63 1 8 24 Ein Mann, so wie er nach Gottes Willen sein soll. Titus Tit 63 1 8 25 Die Selbstbeherrschung lehrt sich alles dessen zu enthalten, was die Leidenschaft verlangt (Chrys.). Titus Tit 63 1 9 Amplectentem eum, qui secundum doctrinam est, fidelem sermonem: ut potens sit exhortari in doctrina sana, et eos, qui contradicunt, arguere. festhaltend an dem der Lehre²⁶ entsprechenden zuverlässigen Worte, damit er im Stande sei, in der gesunden Lehre zu ermahnen und die Widersprechenden zurechtzuweisen.²⁷ Titus Tit 63 1 9 26 Nur das ist Gottes Wort, was der Lehre gemäß ist, welche Christus verkündet und von den Aposteln hat ausbreiten lassen. Nicht also die heil. Schrift ist nach dem heil. Paulus der letzte Richter, war diese doch damals, wenigstens das N. T., noch nicht vollständig vorhanden, noch die eigene Vernunft (ist doch Gottes Offenbarung die Quelle der übernatürlichen Wahrheit); sondern das kirchliche Lehramt und dessen Lehre. Titus Tit 63 1 9 27 Die übrigen Eigenschaften sind ihm mit den Christgläubigen gemein, doch wer Lehrer sein will, muss für den Glauben eintreten und die Irrenden von ihrem Unrecht strafend überführen können. Der Apostel fügt hier die [1Tim 3,6] gemachte Einschränkung nicht bei, da sich sonst vielleicht keine geeignete Persönlichkeit gefunden hätte. Titus Tit 63 0 1 II. Mahnung an Titus, allen die gesunde Lehre zu verkünden. (Kap. 2, V. 1 15): 1. Der Apostel zählt die Pflichten einzelner Altersstufen und Personen auf (V. 10): a. Die Greise sollen nüchtern, ehrbar usw. sein. (V. 2) b. Die bejahrten Frauen sollen heilig sein und durch ihre Tugenden den jüngeren Frauen den rechten Weg weisen. Ihr Hauswesen gut verwaltend mögen sie es nicht zulassen, dass ihretwegen das Evangelium gelästert werde. (V. 5) c. Auch die jüngeren Männer soll Titus zur Selbstbeherrschung anleiten, durch sein Beispiel voranleuchtend, so dass niemand den Christen einen Vorwurf machen kann. (V. 10) 2. Gründe, warum Titus dies alles leisten soll (V. 14): Dies zu lehren ist Christus gekommen (V. 12) und so handelnd bereiten wir uns auf die Wiederkunft Christi vor, der sich uns geschenkt, um sich ein auserwähltes und reines Volk zu schaffen. (V. 14) 3. Dies alles soll Titus lehren als einer der Gewalt hat, und niemand soll ihn wegen seines noch nicht sehr vorgerückten Alters geringschätzen. Titus Tit 63 2 1 Tu autem loquere quæ decent sanam doctrinam: Du aber rede,¹ was der gesunden Lehre angemessen ist: Titus Tit 63 2 1 1 Im Gegensatze zu den V. 10ff Geschilderten. Rede, wie man die erkannte Wahrheit im Leben bewährt. Titus Tit 63 2 10 Non fraudantes, sed in omnibus fidem bonam ostendentes: ut doctrinam Salvatoris nostri Dei ornent in omnibus. nichts entwendend, sondern in allem sich vollkommen treu erweisend, damit sie der Lehre Gottes, unsers Heilandes,¹² in allen Stücken zur Zierde gereichen. Titus Tit 63 2 10 12 Dem, was Gott im Evangelium als Richtschnur des Handelns offenbart hat. Titus Tit 63 2 11 Apparuit enim gratia Dei Salvatoris nostri omnibus hominibus, Denn¹³ die Gnade Gottes, unsers Heilandes¹⁴ ist allen Menschen erschienen.¹⁵ Titus Tit 63 2 11 13 Dogmatische Begründung der von V. 1 an gegebenen Vorschriften. Titus Tit 63 2 11 14 Griech.: Die Gnade Gottes ist, allen Menschen Heil bringend, erschienen. Titus Tit 63 2 11 15 Das Heil ist der Sonne gleich erschienen, allen Menschen bestimmt, in der Menschwerdung des Herrn. Titus Tit 63 2 12 Erudiens nos, ut abnegantes impietatem, et sæcularia desideria: sobrie, et juste, et pie vivamus in hoc sæculo, und unterweist uns, dass wir der Gottlosigkeit¹⁶ und den weltlichen Lüsten entsagen,¹⁷ sittsam, gerecht und fromm¹⁸ leben in dieser Welt,¹⁹ Titus Tit 63 2 12 16 Die Gott gebührende Verehrung anderen zollen ist Gottlosigkeit. Titus Tit 63 2 12 17 Die Entsagung bezeichnet Abwendung und Hass. Titus Tit 63 2 12 18 Die Pflichten gegen uns, den Nächsten, Gott treu erfüllend. Titus Tit 63 2 12 19 Zur Überleitung auf die Ankunft der Herrlichkeit gesetzt. Titus Tit 63 2 13 Exspectantes beatam spem, et adventum gloriæ magni Dei, et Salvatoris nostri Jesu Christi: indem wir der seligen Hoffnung²⁰ harren und der Ankunft der Herrlichkeit des großen Gottes, und unsers Heilandes Jesus Christus,²¹ Titus Tit 63 2 13 20 Sind dem Christen die weltlichen Begierden untersagt, so flößt die Gnade das Verlangen nach der Seligkeit und die Hoffnung auf dieselbe ein, einer andern Seligkeit, als die Welt zu geben vermag. Titus Tit 63 2 13 21 Bezeichnung Christi, dessen Herrlichkeit bei seiner Ankunft offenbar wird. (Chrys., Theod.) Es ist dies eine klassische Stelle für die Gottheit des Heilandes, wie [Röm 9,5, Kol 2,9], Paulus nennt Christus vielleicht mit Anspielung auf den großen Zeus, der auf Kreta verehrt ward, den großen Gott. Titus Tit 63 2 14 Qui dedit semetipsum pro nobis, ut nos redimeret ab omni iniquitate, et mundaret sibi populum acceptabilem, sectatorem bonorum operum. welcher sich selbst für uns dahingegeben hat,²² damit er uns von aller Ungerechtigkeit erlöste, und sich ein Volk rein darstellte, das er sich zu eigen nehmen könne,²³ das eifrig ist in guten Werken.²⁴ Titus Tit 63 2 14 22 Freiwillig und stellvertretend, so die Menschen aus der Gefangenschaft der Sünde loskaufend. Titus Tit 63 2 14 23 Griech.: Volk des Eigentums. Der Apostel hat wohl [Ex 19,5, Dtn 7,6, Dtn 14,2, Dtn 26,18] vor Augen. Wie Israel ein Gott besonders angehöriges Volk war, so sind die Christen noch viel mehr ein Christus gehörendes Volk, da er sie mit seinem Blut erkauft hat. Titus Tit 63 2 14 24 Die Erlösung war Christi Werk allein, zu guten Werken wird unsere Mitwirkung gefordert. Titus Tit 63 2 15 Hæc loquere, et exhortare, et argue cum omni imperio. Nemo te contemnat. So²⁵ rede und ermahne, und weise zurecht²⁶ mit allem Nachdruck.²⁷ Niemand dürfe dich gering achten!²⁸ Titus Tit 63 2 15 25 Wie in diesem Kapitel gesagt ist. Titus Tit 63 2 15 26 Stufenleiter: Lehre, ermuntere dazu, weise die Ungehorsamen zurecht. Titus Tit 63 2 15 27 Vergl. [Mt 7,29]. Mit aller Autorität als Diener Gottes. (Thom.) Dies gehört zu den beiden letzten: Sprich jedes Wort der Mahnung und Rüge mit vollem Nachdruck. Titus Tit 63 2 15 28 Vergl. [1Tim 4,12]. Titus Tit 63 2 2 Senes ut sobrii sint, pudici, prudentes, sani in fide, in dilectione, in patientia: Dass die bejahrten Männer nüchtern sein sollen, ehrbar, klug,² gesund im Glauben, in der Liebe, in der Geduld; Titus Tit 63 2 2 2 Vergl. [Sir 24,6]. Titus Tit 63 2 3 Anus similiter in habitu sancto, non criminatrices, non multo vino servientes, bene docentes: die bejahrten Frauen³ desgleichen in ihrer Haltung, wie es Heiligen geziemt,⁴ nicht verleumderisch,⁵ nicht dem Trunke ergeben, gute Lehren gebend, Titus Tit 63 2 3 3 Die Reise des Alters soll lehren alles Ungesunde von der Übung dieser Tugenden fernzuhalten. Titus Tit 63 2 3 4 Das Evangelium befreite die Person und den Beruf der Frau von der Geringschätzung, die auf ihnen lastete, setzte sie dem Werte nach vor Gott dem Manne gleich und gab ihr eine heilige Bedeutung. [Eph 5,21ff] Ebenso hob es den Beruf der Frau als Weib, Gattin und Mutter [1Tim 2,15] in seiner Wichtigkeit für die Gemeinde der Heiligen hervor. Titus Tit 63 2 3 5 Das Gefühl der schwäche verbunden mit dem Wunsche zu gefallen führen dies oft herbei. Titus Tit 63 2 4 Ut prudentiam doceant adolescentulas, ut viros suos ament, filios suos diligant, damit sie die jungen Frauen⁶ Besonnenheit lehren, ihre Männer und ihre Kinder zu lieben, Titus Tit 63 2 4 6 Die jüngeren Frauen. Hier ist das Motiv für die Entstehung des kirchlichen Witweninstitutes. [1Tim 5,9ff] Titus Tit 63 2 5 Prudentes, castas, sobrias, domus curam habentes, benignas, subditas viris suis, ut non blasphemetur verbum Dei: besonnen, keusch, sittsam, häuslich,⁷ gütig, ihren Männern untertan zu sein, damit das Wort Gottes nicht gelästert werde.⁸ Titus Tit 63 2 5 7 Das Haus ist der eigentlichste Wirkungskreis der Frau. Titus Tit 63 2 5 8 Das Wort Gottes wird verunehrt, wenn solche, die als Bekenner desselben gelten, sich vor den Nichtchristen nicht in aller sittlichen Stärke und Reinheit zeigen, welche das Evangelium verlangt und gewährt. Titus Tit 63 2 6 Juvenes similiter hortare ut sobrii sint. Die jüngeren Männer ermahne auf gleiche Weise, sittsam sich selbst zu beherrschen. Titus Tit 63 2 7 In omnibus teipsum præbe exemplum bonorum operum in doctrina, in integritate, in gravitate, In allen Dingen erweise dich selbst als Vorbild guter Werke,⁹ in Lehre, in Unsträflichkeit, in Würde.¹⁰ Titus Tit 63 2 7 9 Die Menschen glauben mehr den Augen als den Ohren. Titus Tit 63 2 7 10 Griech.: In der Lehre Unsträflichkeit und Würde. Das erste bezeichnet die Gesinnung, mit der Titus lehren soll, das andere den Inhalt dessen, was er den Gläubigen vorlegen soll. Die Weise endlich, wie er als Lehrer auftreten soll, gibt der würdevolle Ernst an. Der Inhalt sei gesund, durch keinen Irrtum entstellt, und daher untadelig. Ein Beweggrund das Lehramt so zu verwalten soll die Entwaffnung des Gegners sein. Titus Tit 63 2 8 Verbum sanum, irreprehensibile: ut is, qui ex adverso est, vereatur, nihil habens malum dicere de nobis: Deine Worte seien lauter, untadelig, damit der Widersacher¹¹ beschämt werde, wenn er nichts Böses hat, das er über uns sagen könnte. Titus Tit 63 2 8 11 Juden und Heiden. Titus Tit 63 2 9 Servos dominis suis subditos esse, in omnibus placentes, non contradicentes, Die Knechte ermahne, ihren Herren untertan, in allem wohlgefällig zu sein, nicht widersprechend, [Eph 6,5] Titus Tit 63 0 1 III. Allgemeinere Mahnungen: (Kap. 3, V. 1 11): 1. Mahnung zum Gehorsam gegen die Obrigkeiten. (V. 1) 2. Mahnung zur Liebe gegen alle Menschen und zur Nachgiebigkeit. Niemand ist zu verachten, denn auch jene Christen waren einst in Laster versunken, dass sie nun aber rein sind, ist nicht ihr Verdienst, sondern das Werk der Gnade Christi (V. 7), deshalb sollen sie täglich in guten Werken fortschreiten. (V. 8) 3. Mahnung, eitle Streitfragen zu meiden, welche die Irrlehrer aufzuwerfen pflegen, auch die Häretiker selbst zu meiden. (V. 11) Epilog (V. 12 15): Paulus lädt Titus zu sich nach Nikopolis ein. Grüße. Apostolischer Segen. Titus Tit 63 3 1 Admone illos principibus, et potestatibus subditos esse, dicto obedire, ad omne opus bonum paratos esse: Mahne sie, den Fürsten und Gewalten¹ untertan zu sein, den Befehlen Gehorsam zu leisten, zu jedem guten Werke bereit zu sein,² Titus Tit 63 3 1 1 Das Abstraktum stellt die verlangte Unterwürfigkeit als eine der Würde zu leistende dar. Über denselben Gegenstand [Röm 13] V. 1 7, [1Petr 2,13] Titus Tit 63 3 1 2 Die Aufgabe der Obrigkeit ist es, Gutes zu befehlen. Das Christentum gibt keine nähere Bestimmung über die Einrichtung der Staaten; dem bestehenden Rechtszustande unterwirft sich der Christ als einem von Gott zur Handhabung der Gerechtigkeit gesetzten. Titus Tit 63 3 10 Hæreticum hominem post unam, et secundam correptionem devita: Einen ketzerischen Menschen¹⁸ meide, nach ein- oder zweimaliger Zurechtweisung;¹⁹ Titus Tit 63 3 10 18 Die göttliche offenbarte Wahrheit duldet es nicht, dass man das eine vom Evangelium annehme, das andere für indifferent erkläre, das dritte verwerfe; aber auch nicht, dass man Dinge, die ihm fremd sind, beifüge. Als Wahrheit von Gott gegeben lässt das Evangelium nicht zu, dass man es nach Vorurteil oder persönlicher Neigung auffasse und gestalte. Als Wahrheit endlich für alle gestattet es nicht, dass die einen sich ein vollkommenes Wissen zuschreiben, das nicht für alle sei. In allen drei Punkten trugen die Verirrungen jener Irrlehrer auf Kreta den Charakter der Häresie, d. i. solcher Gesinnungsart, welche sich mit dem Glauben und dem Streben der Kirche in entschiedenen und hartnäckigen Widerspruch stellt. Titus Tit 63 3 10 19 Ist die Mahnung ohne Erfolg, so ist dies ein Zeichen, dass es jenem um etwas anderes zu tun ist als um Wahrheit und Tugend, sei es auch, dass er selber meint, nur im Interesse dieser zu sprechen und zu handeln. Will man seine Verirrung hinwegdisputieren? Es wäre, wie die Geschichte zeigt, alle Mühe verloren. Sind die Gründe für die Wahrheit stärker und die Geschicklichkeit des Disputierenden größer, so wird der Gegner vielmehr gereizt; gelingt es diesem, trotz seiner schlechten Sache durch seine Geschicklichkeit über den Gläubigen zu siegen, so schadet der Disputierende der guten Sache in den Augen vieler, die nur nach dem Scheine urteilen, und dem Verirrten selbst, dem sein Sieg alle Zweifel zerstreut und die Gewissensbisse erstickt. Die Mahnung ist notwendig, nicht allein, damit die Hartnäckigkeit feststehe, sondern auch damit dem Irrenden Gelegenheit geboten werde, den Irrtum zu erkennen und die Wahrheit anzunehmen. Vergl. [2Tim 2,25.26]. Die Zurechtweisung muss mit Geltendmachung der amtlichen Stellung des Bischofes geschehen und mit der Androhung der Ausschließung verbunden sein. Titus Tit 63 3 11 Sciens quia subversus est, qui ejusmodi est, et delinquit, cum sit proprio judicio condemnatus. da du weißt, dass ein solcher verkehrt²⁰ ist und sündigt, als einer, der durch sein eigenes Urteil verdammt ist.²¹ Titus Tit 63 3 11 20 Metapher vom Gebäude, das, wenn ein Teil einfällt, ausgebessert werden kann, doch wenn das Fundament wankt, selbst einstürzt. Der Apostel schließt übrigens nur die Hoffnung aus, welche sich auf die Mahnung gründet, denn das Wort [Röm 11,23] bleibt stets wahr. Titus Tit 63 3 11 21 Er vermag keine Entschuldigung und Verteidigung mehr vorzubringen. Titus Tit 63 3 12 Cum misero ad te Artemam, aut Tychicum, festina ad me venire Nicopolim: ibi enim statui hiemare. Wenn ich Artemas oder Tychikus²² zu dir sende, so eile zu mir nach Nikopolis²³ zu kommen; denn daselbst habe ich beschlossen, den Winter über zu bleiben. Titus Tit 63 3 12 22 Artemas ist unbekannt, Tychikus wird [Apg 20,4, Eph 6,21.22, Kol 4,7.8, 2Tim 4,12] erwähnt. Titus Tit 63 3 12 23 Eine Stadt dieses Namens gab es in Thracien und in Cilicien. Die erstere, die hier wohl gemeint ist, war als Übergangsstation von Griechenland nach Italien sehr gelegen. Titus Tit 63 3 13 Zenam legisperitum, et Apollo sollicite præmitte, ut nihil illis desit. Zenas, den Gesetzkundigen,²⁴ und Apollo²⁵ sende voraus,²⁶ und sorge, dass ihnen nichts mangle. Titus Tit 63 3 13 24 Entweder war Zenas vor seiner Bekehrung Schriftgelehrter, oder, da er seinen Beinamen nach der Bekehrung beibehielt, wahrscheinlich Rechtsgelehrter. Titus Tit 63 3 13 25 Der aus dem ersten Korintherbriefe bekannte Apollo. Siehe [1Kor 16,12]. Titus Tit 63 3 13 26 Wahrscheinlich kamen Zenas und Apollo mit diesem Briefe nach Kreta, und ihre Reise über diese Insel bestimmte den Apostel, diesen Brief an Titus zu schreiben. Titus Tit 63 3 14 Discant autem et nostri bonis operibus præesse ad usus necessarios: ut non sint infructuosi. Aber auch die Unsrigen²⁷ mögen lernen,²⁸ gute Werke zu üben zur Befriedigung nötiger Bedürfnisse,²⁹ damit sie nicht unfruchtbar seien. Titus Tit 63 3 14 27 Die Glieder der Gemeinde von Kreta. Titus Tit 63 3 14 28 An deinem Beispiele. Titus Tit 63 3 14 29 Die guten Werke sind hier wie V. 8 als selbstverständlich vorausgesetzt und erhalten nur ihre bestimmte Richtung angewiesen: Für bestimmte notwendige Bedürfnisse Sorge zu tragen. Dem Zusammenhange nach liegt der Gedanke an die Unterstützung Reisender nahe. Die bedürftigen Mitchristen sind es, welche an den gläubigen Christen Frucht suchen. Titus Tit 63 3 15 Salutant te qui mecum sunt omnes: saluta eos, qui nos amant in fide. Gratia Dei cum omnibus vobis. Amen. Es grüßen dich alle, die bei mir sind.³⁰ Grüße die, welche uns im Glauben lieben.³¹ Die Gnade Gottes sei mit euch allen! Amen. Titus Tit 63 3 15 30 Meine Mitarbeiter. Vergl. [2Tim 4,21]. Der Gruß des heiligen Paulus selbst geht noch an andere. Titus Tit 63 3 15 31 Der Zusatz weist wohl darauf hin, dass es in der Gemeinde auch solche bereits gab, die am Glauben Schiffbruch gelitten. Der Schlusssegenswunsch dagegen schließt alle ein. Titus Tit 63 3 2 Neminem blasphemare, non litigiosos esse, sed modestos, omnem ostendentes mansuetudinem ad omnes homines. niemanden zu lästern, nicht streitsüchtig, sondern nachgiebig zu sein, und alle Sanftmut zu beweisen gegen alle Menschen.³ Titus Tit 63 3 2 3 Eine nähere Bestimmung gibt der Apostel [Röm 12,18]. Titus Tit 63 3 3 Eramus enim aliquando et nos insipientes, increduli, errantes, servientes desideriis, et voluptatibus variis, in malitia et invidia agentes, odibiles, odientes invicem. Denn einst⁴ waren auch wir unverständig,⁵ ungläubig,⁶ verirrt, mancherlei Begierden und Lüsten fröhnend, in Bosheit und Neid dahinlebend, verabscheuungswürdig, einander hassend. Titus Tit 63 3 3 4 Die Erinnerung hieran ist ein Grund zum rechten Verhalten gegen andere (Chrys.). Titus Tit 63 3 3 5 Ohne die rechte Einsicht. Titus Tit 63 3 3 6 Griech.: Ungehorsam, nämlich gegen Gott und seine Gebote im Gewissen, woraus dann das völlige Abirren von dem Höchsten und von der wahren Bestimmung des Menschen entspringt. Titus Tit 63 3 4 Cum autem benignitas, et humanitas apparuit Salvatoris nostri Dei: Als aber⁷ die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes, unsers Heilandes,⁸ erschien,⁹ Titus Tit 63 3 4 7 Wenn wir jetzt nicht mehr sind, was wir waren, haben wir dies in keiner Weise uns selbst zu verdanken und also keinen Grund, auf andere verächtlich herabzublicken. Titus Tit 63 3 4 8 Des Vaters, der unser Erlöser ward, indem er seinen eingeborenen Sohn auf die Erde herniedersandte. Titus Tit 63 3 4 9 Wie ein leuchtendes Gestirn. Titus Tit 63 3 5 Non ex operibus justitiæ, quæ fecimus nos, sed secundum suam misericordiam salvos nos fecit per lavacrum regenerationis, et renovationis Spiritus sancti, hat er uns nicht wegen der Werke, die wir in Gerechtigkeit getan, sondern nach seiner Erbarmung gerettet durch das Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung des Heiligen Geistes,¹⁰ [2Tim 1,9] Titus Tit 63 3 5 10 Die gesamte Lehre von der Heiligung ist in diesem Verse enthalten. Wir sind gerechtfertigt ohne Werke, sei es der Natur, sei es des mosaischen Gesetzes; wir sind in der Taufe von den Sünden befreit worden; durch innerliche Erneuerung gerechtfertigt, deren Ursache der Heil. Geist ist. (Vergl. Kirchenrat von Trient Sitz 6, Kann. 11). Titus Tit 63 3 6 Quem effudit in nos abunde per Jesum Christum Salvatorem nostrum: welchen er überreichlich auf uns ausgegossen hat durch Jesus Christus, unsern Heiland,¹¹ Titus Tit 63 3 6 11 Zwei andere Ursachen der Rechtfertigung; die formale: die heiligmachende Gnade, durch welche die ganze heilige Dreifaltigkeit in uns ihren Sitz aufschlägt, die verdienstliche Ursache: Christus. Titus Tit 63 3 7 Ut justificati gratia ipsius, heredes simus secundum spem vitæ æternæ. damit wir, gerechtfertigt durch seine Gnade,¹² der Hoffnung gemäß Erben würden des ewigen Lebens.¹³ Titus Tit 63 3 7 12 Die Absicht Gottes bei der Ausgießung des Heil. Geistes ist zunächst unsere Rechtfertigung. Gerecht ist der, dessen Gesinnung und Handlungsweise mit dem Gesetze Gottes übereinstimmt. Da nun der Heil. Geist den Menschen innerlich umschafft und die Liebe, welches des Gesetzes Erfüllung ist, in sein Herz gießt, so macht der Heil. Geist auch den Menschen innerlich und wahrhaft vor Gott gerecht. Eine nur äußere Gerechterklärung, wie man sie bei den Akatholiken wohl aus dem gerichtlichen Gebrauche des griech. Wortes (dikaiun) herleiten möchte, widerspricht der heil. Schrift an jeder Stelle. Titus Tit 63 3 7 13 Die Endursache: die ewige Seligkeit, welche die Gerechtfertigten jetzt schon der Hoffnung nach besitzen. Das Wort Erben enthält eine Anspielung auf die Verteilung des heil. Landes. [Joh 13,23.28] Das Land der Väter war durch das Elend der Verbannung den Hebräern überaus teuer geworden und ward Bild und Ausdruck alles Heiles, das sie vom Messias erwarteten. Das N. T. nahm den gleichen Ausdruck Erbteil an, änderte aber die Bedeutung in dem Verhältnisse, als sein Heil höher und geistiger ist als das von den Juden erwartete. Titus Tit 63 3 8 Fidelis sermo est: et de his volo te confirmare: ut curent bonis operibus præesse qui credunt Deo. Hæc sunt bona, et utilia hominibus. Zuverlässig ist das Wort,¹⁴ und ich will, dass du dies bekräftigest, damit diejenigen, welche an Gott gläubig geworden sind, beflissen seien gute Werke zu üben. Dies¹⁵ ist den Menschen gut und heilsam. Titus Tit 63 3 8 14 Das in V. 4 7 Gesagte. Titus Tit 63 3 8 15 Dasselbe wie im Anfange des Verses. Titus Tit 63 3 9 Stultas autem quæstiones, et genealogias, et contentiones, et pugnas legis devita; sunt enim inutiles, et vanæ. Auf törichte Streitfragen aber, Geschlechtsregister,¹⁶ Zänkereien und Streitigkeiten über das Gesetz¹⁷ lass dich nicht ein; denn sie sind unnütz und eitel. [2Tim 2,23] Titus Tit 63 3 9 16 Die Lehren über Klassen, Emanation usw. der Geister. (Tertull.) Titus Tit 63 3 9 17 Vergl. [1Tim 6,4]. Es handelte sich wohl um einen angeblich tieferen Sinn des Gesetzes. Philemon Phlm 65 0 1 1. Briefaufschrift (V. 1 3) und Danksagung für die Beharrlichkeit des Philemon im Glauben und für seine Liebe gegen die Mitchristen. (V. 7) 2. Gegenstand des Briefes. (V. 8) Der heil. Paulus bittet Philemon seinem Sklaven zu verzeihen, indem er die Beweggründe nur kurz berührt: a. Wohl könnte Paulus befehlen, doch will er lieber bitten, als Freund des Philemon, als Greis, als Gefangener Christi, für seinen Sohn, den er in Fesseln gezeugt, der jetzt ein anderer als er fortgegangen, zu seinem Herrn zurückkehrt. (V. 11) b. Zwar ist Paulus berechtigt, den Sklaven bei sich zu behalten, damit dieser ihm statt seines Herrn Dienste erweise, doch will er von diesem Rechte keinen Gebrauch machen, damit Philemon über jenen selbst bestimmend sich ein größeres Verdienst erwerbe. (V. 14) c. Der Sklave ist durch eigene Schuld entflohen, doch die göttliche Vorsehung hat es zum Guten gewendet, da Onesimus dem Apostel und seinem Herrn den größten Nutzen gebracht hat. (V. 17) d. Den Schaden, den Onesimus verursacht, übernimmt Paulus als Verpflichtung, indem er die Zuversicht ausspricht, dass seine Bitte keine vergebliche sein werde. (V. 21) 3. Epilog. Ersuchen, ihm Gastfreundschaft zu gewähren. Grüße. Apostolischer Segen. Philemon Phlm 65 1 1 PAULUS vinctus Christi Jesu, et Timotheus frater: Philemoni dilecto, et adjutori nostro, Paulus, Gefesselter Christi Jesu,¹ und Timotheus, der Bruder,² an Philemon,³ unseren Geliebten,⁴ und Mitarbeiter,⁵ Philemon Phlm 65 1 1 1 Paulus fügt seinem Namen den Titel Apostel nicht bei. Nicht mit apostolischer Vollmacht will er hier auftreten, sondern er kommt als Bittender. Die Erwähnung seiner Fesseln, welche Christus ihm angelegt, muss seiner Bitte Nachdruck verleihen. Philemon Phlm 65 1 1 2 Timotheus war dem Philemon bekannt, weshalb Paulus ihn als Mitbittenden einfügt. Philemon Phlm 65 1 1 3 Philemon war ein Kolosser, wie aus [Kol 4,9.17] hervorgeht. V. 7 wird seine Mildtätigkeit gegen arme Christen gerühmt, V. 22 lädt sich der Apostel zu ihm ein, Umstände, die auf Wohlhabenheit hinweisen. Philemon Phlm 65 1 1 4 Ausdruck, der die Gegenliebe hervorrufen soll. Philemon Phlm 65 1 1 5 Nach den apostolischen Konstitutionen (7,46) war er (später?) Bischof von Kolossä. Er soll unter Nero den Märtyrertod gestorben sein. Philemon Phlm 65 1 10 Obsecro te pro meo filio, quem genui in vinculis, Onesimo, bitte ich dich für meinen Sohn,¹⁶ welchen ich in meinen Banden gezeugt habe, für Onesimus, Philemon Phlm 65 1 10 16 Nach dieser Vorbereitung folgt noch immer die Bitte selbst nicht, sondern zunächst nur der Hinweis auf die Person, welche sie betrifft. Es gilt das Wohlwollen für die Person, welche Gegenstand derselben ist, zu erwecken. Deshalb beschreibt er diese in einer Weise, welche das Herz gewinnt: es ist mein Kind, das ich in Banden, also in Leiden und Schmerzen gezeugt habe. Erst hierauf folgt der Name. Wohl hat Onesimus (der Nützliche) früher seinem Namen keine Ehre gemacht, doch da er sich bekehrt hat, wird er sich als treu und gewissenhaft bewähren. Philemon Phlm 65 1 11 Qui tibi aliquando inutilis fuit, nunc autem et mihi, et tibi utilis, der dir einst unnütz war, jetzt aber dir und mir nützlich ist, Philemon Phlm 65 1 12 Quem remisi tibi. Tu autem illum, ut mea viscera, suscipe. den ich dir zurücksende. Du aber nimm ihn auf, als wäre es mein eigenes Herz.¹⁷ Philemon Phlm 65 1 12 17 Wie könnte Philemon gegen das Herz des heil. Paulus hart sein? Philemon Phlm 65 1 13 Quem ego volueram mecum detinere, ut pro te mihi ministraret in vinculis Evangelii: Gern hätte ich ihn bei mir behalten,¹⁸ damit er mir an deiner Stelle diene¹⁹ in den Banden, die ich um des Evangeliums willen trage, Philemon Phlm 65 1 13 18 Der Grund ist bereits V. 11 angedeutet. Philemon Phlm 65 1 13 19 Da Philemon dem heil. Paulus in seinen Banden gewiss gern jede Erleichterung verschaffen würde, wäre die Dienste, die Onesimus ihm leistete, im Interesse seines Hauses, oder an seiner Statt geleistet. Philemon Phlm 65 1 14 Sine consilio autem tuo nihil volui facere, uti ne velut ex necessitate bonum tuum esset, sed voluntarium. doch ohne deine Zustimmung habe ich nichts tun wollen, damit deine Wohltat²⁰ nicht wie aus Zwang geschähe, sondern freiwillig. Philemon Phlm 65 1 14 20 Ich sende ihn dir zurück. Du hast nun das Recht, über ihn zu verfügen, doch ich habe durch die Rücksendung dir nur Gelegenheit geben wollen, demselben aus freien Stücken Gutes zu erweisen. Hätte Paulus den Onesimus bei sich behalten, so wäre Philemon dadurch gezwungen gewesen, seinem Sklaven zu verzeihen, nun aber wird dies ganz freiwillig geschehen. Philemon Phlm 65 1 15 Forsitan enim ideo discessit ad horam a te, ut æternum illum reciperes: Denn²¹ vielleicht²² ist er deswegen auf kurze Zeit von dir getrennt worden, damit du ihn auf ewig zurückempfingest, Philemon Phlm 65 1 15 21 Begründung zu V. 14: damit usw. Philemon Phlm 65 1 15 22 Die göttliche Vorsehung weiß alles zum Guten zu wenden, so auch diese Flucht des untreuen Sklaven zu seiner Bekehrung. Der Apostel sagt: vielleicht teils weil eine unbedingte Behauptung für den gekränkten Herrn des entwichenen Sklaven unzart und anstößig gewesen wäre, teils weil die Gerichte Gottes verborgen sind und sich nichts sicheres über dieselben sagen lässt. Der Apostel nennt die Flucht eine Trennung, um die Schuld des entlaufenen Sklaven nicht schroff zu bezeichnen: Die kurze Trennung hat eine ewige Wiedervereinigung bewirkt. Philemon ist jetzt mit Onesimus vereint in Christus durch Glauben und Liebe, und diese Vereinigung reicht in die Ewigkeit. Philemon Phlm 65 1 16 Jam non ut servum, sed pro servo carissimum fratrem, maxime mihi: quanto autem magis tibi et in carne, et in Domino? nicht ferner als Knecht, sondern anstatt eines Knechtes als geliebten Bruder,²³ was er mir vorzüglich ist, wie viel mehr aber dir, sowohl dem Fleische nach als im Herrn. Philemon Phlm 65 1 16 23 Euer gegenseitiges Verhältnis hat sich vervollkommnet. Das Christentum kennt zwar als solches keine Sklaverei, aber wo es solche vorfindet, sucht es auf das Innere zu wirken, damit diese der Nächstenliebe widersprechende Einrichtung unmöglich werde. Vergl. [Kol 3,Anm.30]. Auch wenn Onesimus Sklave bleibt, hat Philemon ihn in religiöser Beziehung als Bruder anzuerkennen und mit brüderlicher Liebe zu umfassen. Doch auch dies erwähnt Paulus nicht, ohne zu betonen, dass Onesimus zunächst und in erster Linie ihm selber Bruder ist. Von Paulus als Bruder anerkannt, wird er auch von anderen dafür angesehen werden, wie viel mehr von Philemon. Dem Philemon steht er nicht nur als Christ nahe, sondern auch vermöge des natürlich menschlichen Verhältnisses, als Hausgenosse. Philemon Phlm 65 1 17 Si ergo habes me socium, suscipe illum sicut me: Wenn ich dir daher Mitgenosse bin,²⁴ so nimm ihn auf wie mich.²⁵ Philemon Phlm 65 1 17 24 Genosse im Glauben und in der Liebe. Um unserer christlichen Gemeinschaft willen nimm ihn auf, wie du mich aufnehmen würdest, käme ich zu dir. Philemon Phlm 65 1 17 25 Nachdem der Apostel den Wert des Onesimus für sich und Philemon geschildert, dessen Rücksendung als ein persönliches Opfer seinerseits bezeichnet hat, das also Philemon zu dankbarer Erfüllung seines Wunsches bewegen muss, und hervorgehoben hat, dass Philemon in dem zurückkehrenden Sklaven vor allem seinen Bruder zu sehen hat, fügt er nun endlich die Bitte bei um freundliche Aufnahme des Sklaven. Aber auch diese wird wieder so eingekleidet, dass nicht nur der Anspruch ein weitgehender ist, sondern der Wunsch auch notwendig gewährt werden muss. Philemon Phlm 65 1 18 Si autem aliquid nocuit tibi, aut debet: hoc mihi imputa. Hat er dich aber irgendwie geschädigt, oder ist er dir etwas schuldig, so rechne dies mir an.²⁶ Philemon Phlm 65 1 18 26 Noch ein Punkt ist zu ordnen, damit Onesimus eine freundliche Aufnahme gesichert sei. Philemon ist durch seinen Sklaven ein Schaden zugefügt worden, und so ist Onesimus zum Schadenersatz verpflichtet. Mit zarter Schonung gegen Onesimus spricht Paulus von dem Falle, dass jener seinem Herrn ein Unrecht getan. Alsdann fügt er mit eigener Hand bei, dass er die Schuld auf sich nehme, so einen Schuldschein ausstellend: ich, Paulus, schreibe mit eigener Hand, ich, nicht der eigentliche Schuldner, werde es bezahlen. Er hat wohl nur diesen Satz selbst geschrieben, das Übrige diktiert. Philemon Phlm 65 1 19 Ego Paulus scripsi mea manu: ego reddam, ut non dicam tibi, quod et teipsum mihi debes: Ich, Paulus, schreibe es mit eigner Hand: Ich will es zurückzahlen, um dir nicht zu sagen, dass du auch dich selbst mir schuldig bist.²⁷ Philemon Phlm 65 1 19 27 Stelle die Schuld mir in Rechnung, damit ich nicht sage dir (so besser nach dem Griech.). Du bist mein Schuldner, ziehe also nur von der Gegenrechnung ab, was Onesimus schuldet. Du schuldest mir viel mehr als er dir, denn du schuldest mir dein eigenes Ich, dessen ewiges Heil. Also wirst du das Geld, das du von Onesimus nicht mehr verlangen darfst, auch von mir nicht einziehen. Philemon Phlm 65 1 2 Et Appiæ sorori carissimæ, et Archippo commilitoni nostro, et ecclesiæ, quæ in domo tua est. und an Appia,⁶ die geliebte Schwester, und an Archippus, unsern Mitstreiter,⁷ und an die zu deinem Hause⁸ gehörige Gemeinde. Philemon Phlm 65 1 2 6 Appia war wahrscheinlich die Frau des Philemon. (Chrys., Theod., Theoph., Ök.) Sie war, wie die Anrede zeigt, eine Christin. Das römische Martyrologium setzt ihr Martyrium auf den 22. November. Der Apostel wendet sich an sie, weil die Fürbitte für einen Sklaven die Hausfrau anging. Philemon Phlm 65 1 2 7 Archippus war in Abwesenheit des Epaphras der Vorsteher der Gemeinde in Kolossä. (V. 23) [Kol 4,17] Ob er mit Philemon verwandt war, ist nicht festzustellen. Philemon Phlm 65 1 2 8 Jener Teil der Gemeinde von Kolossä, der sich im Hause des Philemon versammelte. Wenngleich der Apostel im Folgenden nur zu Philemon redet, zieht er doch die Hausgemeinde in das Interesse, über diese aber geht er, da die Sache eine Hausangelegenheit ist, nicht hinaus. Philemon Phlm 65 1 20 Ita frater. Ego te fruar in Domino: Refice viscera mea in Domino. Ja, Bruder! ich selbst möchte von dir Nutzen ziehen im Herrn;²⁸ erquicke mein Herz im Herrn!²⁹ Philemon Phlm 65 1 20 28 Im Herrn: Es handelt sich nicht um äußere Dinge, sondern um religiöse Güter, ein christliches Werk, eine Tat, die Christus anrechnet. Philemon Phlm 65 1 20 29 Stille meine liebevolle Sorge für Onesimus durch deine Verzeihung und durch gütige Aufnahme. Philemon Phlm 65 1 21 Confidens in obedientia tua scripsi tibi: sciens quoniam et super id, quod dico, facies. Voll Vertrauen auf deine Folgsamkeit schreibe ich dir, denn ich weiß, dass du noch mehr tun wirst als ich sage.³⁰ Philemon Phlm 65 1 21 30 Wenn Paulus V. 8 gesagt, er wolle nicht befehlen, sondern nur bitten, lässt er doch hier seine apostolische Machtvollkommenheit leicht durchblicken und deutet auf die Pflicht Philemons hin, deren Erfüllung er ihm durch die Form der Bitte erleichtert hat. Doch sogleich fügt er in herzgewinnender Weise bei, er wisse, dass Philemon sogar mehr tun werde, als er in diesem Briefe sage, d. i. dass Philemon alle seine Erwartungen (denn Bestimmtes hat er ja in diesem Briefe außer der Verzeihung nicht erbeten) übertreffen werde. Philemon Phlm 65 1 22 Simul autem et para mihi hospitium: nam spero per orationes vestras donari me vobis. Zugleich aber bereite mir auch eine Unterkunft; denn ich hoffe, dass ich euch durch euere Gebete werde geschenkt werden.³¹ Philemon Phlm 65 1 22 31 Zugleich mit dem, was ich gleichzeitig tue. Es ist dies nicht nur ein Zeugnis der Liebe des heil. Paulus, sondern zugleich ein neuer Beweggrund für Philemon, die Bitte des Apostels zu erhören. Der Apostel hofft aus der Gefangenschaft befreit zu werden, doch geben ihm nicht so die Verhältnisse die Zuversicht, wie die Fürbitte der Gläubigen in Kolossä und anderwärts. Auf die Reise nach Spanien sollte also alsbald eine Visitationsreise durch Kleinasien folgen. Philemon Phlm 65 1 23 Salutat te Epaphras concaptivus meus in Christo Jesu, Es grüßt dich Epaphras, mein Mitgefangener in Christus Jesus, Philemon Phlm 65 1 24 Marcus, Aristarchus, Demas, et Lucas, adjutores mei. Markus, Aristarchus, Demas und Lukas, meine Mitarbeiter.³² Philemon Phlm 65 1 24 32 Es folgen Grüße von denselben, welche auch die Gemeinde von Kolossä im Briefe an diese haben grüßen lassen. An erster Stelle wird Epaphras als Mitbürger des Philemon genannt und Aristarch (wie [Kol 4,10] siehe diese Stelle) als Mitgefangener des heil. Paulus bezeichnet. Markus, Aristarch, von jüdischer Herkunft, Demas und Lukas, Heidenchristen, alle vier Mithelfer des heil. Paulus, senden dem Philemon als Zeichen ihrer Liebe ihren Gruß. Derselbe ist eine stillschweigende Fürbitte für Onesimus. Philemon Phlm 65 1 25 Gratia Domini nostri Jesu Christi cum spiritu vestro. Amen. Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus sei mit euerem Geiste! Amen.³³ Philemon Phlm 65 1 25 33 Dieselbe Formel [Gal 6,18]. Philemon Phlm 65 1 3 Gratia vobis, et pax a Deo Patre nostro, et Domino Jesu Christo. Gnade euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus. Philemon Phlm 65 1 4 Gratias ago Deo meo, semper memoriam tui faciens in orationibus meis, Ich danke⁹ meinem Gott, indem ich allezeit deiner eingedenk bin in meinen Gebeten, Philemon Phlm 65 1 4 9 Bevor der Apostel seine Bitte ausspricht, hebt er, gleichsam um das Wohlwollen Philemons zu wecken, die Tugenden desselben hervor, besonders seine Liebe und Treue zu Christus und gegen die Mitchristen. Da er aber dieses Lob in Form eines Dankes gegen Gott ausspricht, liegt darin für den gelobten zugleich eine Ermahnung, diesen Glauben und diese Liebe nicht als sein Verdienst, sondern vielmehr als eine Gabe Gottes anzusehen. Die Einzahl der redenden Person schließt Timotheus als Mitbriefschreiber aus. Philemon Phlm 65 1 5 Audiens caritatem tuam, et fidem, quam habes in Domino Jesu, et in omnes sanctos: da ich von deiner Liebe und dem Glauben höre, welchen du an den Herrn Jesus und für alle Heiligen hast,¹⁰ Philemon Phlm 65 1 5 10 Beide Eigenschaften hat Philemon besonders in der V. 7 erwähnten Liebeshandlung gezeigt, die aus dem Glauben stammte. Die Liebe hat Philemon gegen alle Heiligen gezeigt, den Glauben gegen den Heiland. Paulus stellt jene Liebe voran, weil er Philemon zur Liebe bewegen will. Philemon Phlm 65 1 6 Ut communicatio fidei tuæ evidens fiat in agnitione omnis operis boni, quod est in vobis in Christo Jesu. so dass die Gemeinschaft deines Glaubens¹¹ offenbar wird, indem all das Gute, das bei euch geschieht in Christus Jesus, anerkannt wird. Philemon Phlm 65 1 6 11 Der Sinn des Vulgatatextes ist: Deine Liebe und dein Glaube sind derart, dass die Glaubensgemeinschaft, in der du mit den übrigen Christen stehst, offenbar wird, indem alle das Gute, das bei euch um Christi willen geschieht, anerkennen. Anders der griechische Text: Deine Glaubensgemeinschaft möge sich wirksam erweisen um Christi willen, indem du recht lebendig die großen Heilsgüter erkennst, welche uns als Christen zuteil geworden sind. Der Apostel hat stets den Gegenstand seiner Bitte vor Augen. Philemon Phlm 65 1 7 Gaudium enim magnum habui, et consolationem in caritate tua: quia viscera sanctorum requieverunt per te, frater. Denn große Freude und Trost¹² habe ich in deiner Liebe gefunden, dass nämlich die Herzen der Gläubigen durch dich, Bruder, erquickt sind. Philemon Phlm 65 1 7 12 Wie in V. 5 den objektiven, so legt der Apostel hier den subjektiven Grund seines Dankes dar. Philemon Phlm 65 1 8 Propter quod multam fiduciam habens in Christo Jesu imperandi tibi quod ad rem pertinet: Darum,¹³ obschon ich in Christus Jesus große Zuversicht habe, dir das Geziemende zu befehlen, Philemon Phlm 65 1 8 13 Darum: Paulus bereitet der erst in V. 17 auszusprechenden Bitte den Weg. Philemon Phlm 65 1 9 Propter caritatem magis obsecro, cum sis talis, ut Paulus senex, nunc autem et vinctus Jesu Christi: bitte ich doch vielmehr um der Liebe willen,¹⁴ da du ein solcher bist,¹⁵ wie Paulus, ein Greis, jetzt aber auch Gefangener Jesu Christi, Philemon Phlm 65 1 9 14 Wenn er, der für Christus leidet, einen Christen um etwas bittet, so muss dieser willig sein, die Bitte zu gewähren: V. 8. Es ist etwas Besonderes, wenn ich bitte. V. 9: wenn ich bitte. V. 10: Gegenstand der Bitte. Philemon Phlm 65 1 9 15 Nach dem Griech. bezieht sich dies auf Paulus. Nach der Vulg. ist der Sinn: Da du ein Greis bist, wie ich, bitte ich, denn es ziemt sich nicht, einem Greise zu befehlen. Nach dem Griech. weist Paulus darauf hin, wie er, obwohl erst etwa 60 Jahre, doch durch die dreißigjährige Arbeit für das Evangelium, vergl. [2Kor 11,23ff], alt und grau geworden ist. Paulus, ein von Gott erkorener Apostel, bittet, ein im Dienste Christi ergrauter Mann, der Fesseln trägt um des Heilandes willen, zu welchem auch Philemon sich bekennt. Jakobus Jak 66 0 1 Eingang des Briefes (Kap. 1, V. 1 18): 1. Aufschrift. (V. 1) 2. Ermahnung die Trübsale geduldig zu ertragen (V. 1 18): a. Von der griechischen Grußformel ausgehend mahnt der Apostel die Gläubigen, die Trübsale freudig zu ertragen, da dieselben recht erduldet zur Vollkommenheit führen. (V. 4) b. Da niemand dieselben recht erduldet, er besitze denn die göttliche Weisheit, mögen die Gläubigen Gott mit Vertrauen um diese bitten, denn wer zweifelnd betet, wird nicht erhört. (V. 8) c. Die wahre Weisheit besteht darin, dass jeder mit seinem Lose zufrieden ist; so rühme sich also der Arme seines übernatürlichen Reichtums, und der Reiche demütige sich, da sein Reichtum vergänglich ist. (V. 11) d. Glückselig, wer in gebührender Weise die Trübsale erträgt, welche ihm die Krone verschaffen. (V. 12) Jene bilden auch keine Versuchung zur Sünde, denn Gott kann nicht zur Sünde reizen, sondern der Anregung zur Sünde, welche sich etwa in der Trübsal findet, rührt von der Begierlichkeit her. (V. 15) Von Gott aber kommt uns nur Gutes, wie er uns selbst gezeigt, da er uns zu dem neuen Leben seiner Wahrheit zeugte. (V. 18) I. Der Glaube, welcher durch die Liebe beseelt und lebendig gemacht wird und sich in Werken offenbart, ist notwendig. (1,19 2,26) 1. Die Christen müssen Täter des Wortes Christi sein (1,19 2,13): a. Da die Christen durch das Wort der Wahrheit wiedergeboren sind, müssen sie es gern und in Ruhe hören; (V. 21) doch nicht allein hören, sondern auch im Werke vollbringen. (V. 26) b. Diesen Satz beleuchtet der Apostel durch Beispiele (1,26 2,9): 1. Wer lehrt, ohne seine Zunge zu bezähmen, hat nicht die wahre Gottesverehrung, (V. 26) 2. So wenig wie der, welcher Witwen und Waisen im Stiche lässt. Jakobus Jak 66 1 1 JACOBUS Dei, et Domini nostri Jesu Christi servus, duodecim tribubus, quæ sunt in dispersione, salutem. Jakobus, Diener Gottes¹ und unsers Herrn² Jesus Christus,³ den zwölf Stämmen,⁴ die in der Zerstreuung⁵ sind, Gruß.⁶ Jakobus Jak 66 1 1 1 Gottes: des Vaters. Jakobus Jak 66 1 1 2 Des Herrn über alles Erschaffene [Ps 109,1], vergl. [Mt 22,43ff, Mk 12,36ff] und alle Erlösten. Jakobus Jak 66 1 1 3 Mit diesen Worten bezeichnet er sich als Apostel. Bruder des Herrn, wie er sonst wohl auch heißt [Mt 13,55ff, Gal 1,19] konnte er sich füglich nicht nennen, nachdem der Heiland zum Himmel gefahren zur Rechten Gottes sitzt. Ist der Diener Christi zugleich ein Diener Gottes, so ist A. und N. Bund einer. Jakobus Jak 66 1 1 4 Also allen Judenchristen. Die Juden nannten sich das Volk der zwölf Stämme, um sich als Erben der den Patriarchen gemachten Verheißungen zu bezeichnen. Jakobus ehrt mit dieser Bezeichnung die Judenchristen als den Kern und Stamm der christlichen Kirche. Jakobus Jak 66 1 1 5 Vergl. [Joh 7,35]. Jakobus Jak 66 1 1 6 Nur in dem Schreiben des Apostelkonzils von Jerusalem [Apg 15,23] kommt diese Form des Grußes außer an dieser Stelle im N. T. vor. Weiter angeführt findet sich derselbe [2Makk 9,19]. Ähnlich lautete auch der Gruß des Engels an Maria. [Lk 1,28] Jakobus Jak 66 1 10 Dives autem in humilitate sua, quoniam sicut flos fni transibit: der Reiche aber seiner Niedrigkeit;³² denn wie eine Grasesblume wird er vergehen.³³ [Sir 14,18] Jakobus Jak 66 1 10 32 Ist der Reiche als Christ anzusehen, wie der V. 9 Bruder genannte Arme? Die Unterscheidung der Christen in Arme und Reiche erschiene alsdann gänzlich unvermittelt. Da nun, vergl. [Jak 2,12], die Anfechtungen der Christen den leitenden Gedanken bilden, unter diese aber der Wohlstand einiger unter ihnen nicht fällt, sodann ein Christ des folgenden Hinweises nicht bedürfte, endlich aber das Subjekt in V. 10 und 11 nicht der Reichtum, sondern der Reiche ist, was offenbar nur von dem Reichen gelten kann, der zu der Niedrigkeit in Christus im Gegensatz steht, ist der hier bezeichnete Reiche wohl nicht als Christ zu denken. Dies gilt um so mehr, als Jakobus dem reichen durchweg etwas Tadelndes beilegt, so [Jak 2,6.7] und [Jak 5,1-6]. In gleich geringschätzendem Sinne findet sich das Wort auch [Lk 6,24ff, Jes 53,9, Sir 13,3]. Die Erniedrigung ist also das Verderben, dem der Reiche durch seine Hoffart verfallen ist. Vergl. [Lk 6,24-26]. Das Verderben im Gerichte (V. 11, Kap. 5) ist der einzige Gegenstand, dessen der Reiche sich rühmen soll (Hier., Thom.), während der arme Christ sich seiner Höhe rühmen darf. Nach anderen Auslegern gehört das Wort Bruder indes ebenso dem Reichen, wie dem Armen zu: Der Reiche soll in der Entsagung, in der Armut, im Geiste seinen Ruhm suchen. Jakobus Jak 66 1 10 33 Dies Bild ist im A. T. häufig. [Ijob 14,2, Ps 102,13, Jes 40,6.7] und der Mensch wird mit dem Grase und seiner Blume verglichen, insbesondere der Gottlose. [Ps 36,2] Das sich stets Wiederholende wird als schnell aufeinander folgend dargestellt. Jakobus Jak 66 1 11 Exortus est enim sol cum ardore, et arefecit fnum, et flos ejus decidit, et decor vultus ejus deperiit: ita et dives in itineribus suis marcescet. Denn die Sonne ging auf mit ihrer Glut und dörrte das Gras aus, seine Blume fiel ab, und die Schönheit ihres Ansehens verging; so wird auch der Reiche auf seinen Wegen³⁴ dahinsiechen. Jakobus Jak 66 1 11 34 In seinem Tun und Treiben, das auf Eitelkeit gerichtet ist, wie die Blume mitten in ihrem Blühen der Sonnenglut erliegt. Jakobus Jak 66 1 12 Beatus vir, qui suffert tentationem: quoniam cum probatus fuerit, accipiet coronam vitæ, quam repromisit Deus diligentibus se. Selig der Mann, welcher die Anfechtung besteht! denn wenn er bewährt erfunden ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche Gott denen verheißen hat, die ihn lieben.³⁵ Jakobus Jak 66 1 12 35 Wie ganz anders ist das Los der frommen Christen! Der Reiche verfällt dem Gerichte, der Christ, welcher die Anfechtung besteht, ist selig, denn ewiges Leben wird sein Anteil sein. Vergl. [Offb 2,10, 1Petr 5,4, 2Tim 4,8]. Eine Krone war den Juden Sinnbild hoher Ehre. [Weish 5,16.17] Ist nun der, welcher das Beste verheißt, was seine Liebe zu geben vermag, Gott, den Bedrängten abgeneigt? Diese Krone ist, da Gott sie verheißt, auch seinerseits gewiss und wird denen zuteil, die ihn beharrlich lieben bis an's Ende. Das ewige Leben ist eine den Kindern Gottes durch Christus Jesus aus Erbarmen verheißene Gnade und zugleich ein Lohn, der nach Gottes Verheißung den guten Werken und Verdiensten derselben getreulich wird gegeben werden. (Trid. Konz. Sitz 6 Kap. 16) Jakobus Jak 66 1 13 Nemo cum tentatur, dicat quoniam a Deo tentatur: Deus enim intentator malorum est: ipse autem neminem tentat. Niemand³⁶ sage,³⁷ wenn er versucht wird, dass er von Gott versucht werde;³⁸ denn Gott kann nicht zum Bösen versucht werden,³⁹ er⁴⁰ versucht aber auch niemanden. Jakobus Jak 66 1 13 36 Gegensätze: Wer bewährt erfunden ist (V. 12) wer versucht wird (V. 13); Leben (V. 12) Tod (V. 15) Zuerst weist der Apostel einen nichtigen Entschuldigungsgrund zurück, als ob Gott die Ursache des Falles sein könne, zumal wenn jemanden nicht um begangener Sünden willen Leiden treffen, sondern für Christus. Die Menschen schieben gern (wie Adam [Gen 3,12]) die Schuld auf andere, wenn sie zu Falle kommen. Jakobus Jak 66 1 13 37 Murrend. Jakobus Jak 66 1 13 38 Bei der Anfechtung sind drei Dinge zu beachten: Die Bedrängung, die Bewährung, die Anreizung zur Sünde. Die Bedrängung rührt meist von Menschen her und tritt mit Zulassung Gottes ein, die Bewährung verleiht Gott allein, die Anreizung zur Sünde kommt von der Welt und dem Teufel, wie auch von der Sinnlichkeit des Menschen. Hier fasst der Apostel besonders das letzte Moment in's Auge. Jakobus Jak 66 1 13 39 Griech.: Ist vom Bösen unversucht. Hierdurch wird seine Heiligkeit hervorgehoben und gezeigt, dass von ihm die Versuchung zum Bösen nicht ausgehen kann. Jakobus Jak 66 1 13 40 Ein anderer als er tut es. Widerstreitet dies nicht [Gen 22,1] und [Dtn 13,3]? Nein, denn Gott erprobt unsere Treue, der Teufel aber reizt zur Sünde. (Aug.) Jakobus Jak 66 1 14 Unusquisque vero tentatur a concupiscentia sua abstractus, et illectus. Ein jeder wird vielmehr versucht, indem er von seiner eigenen Begierlichkeit hingezogen und gelockt wird. Jakobus Jak 66 1 15 Deinde concupiscentia cum conceperit, parit peccatum: peccatum vero cum consummatum fuerit, generat mortem. Wenn alsdann die Begierlichkeit empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber gebiert, wenn sie vollendet ist, den Tod.⁴¹ Jakobus Jak 66 1 15 41 Die wahre Lehre: Die von außen kommenden Widerwärtigkeiten werden eine Anreizung zum Bösen durch die aus der Erbsünde noch im Menschen gebliebene, der Vernunft nicht unterworfene Regung der Begierlichkeit. Ist die Begierlichkeit auch keine Sünde, sondern im Getauften zum Kampfe zurückgelassen, damit er unter dem Beistande der Gnade Christi den Sieg davontrage (Trid. Konz. Sitz 5 Von der Erbsünde), so reizt sie doch durch Vorspiegelung von Lust und Freude den Willen zur Übertretung der Gebote an. Diese Reizung, welche der Tätigkeit des Verstandes vorausgeht, ist noch keine Sünde; stimmt aber der Wille zu, so entsteht die innere Todsünde, die ebenso wie das ihr entsprechende äußere Werk, den geistlichen Tod zur Folge hat. So ist die Sünde von ihrem ersten Keime an bis zu ihrer letzten Folge nicht Gottes, sondern des Menschen ausschließliches Werk. Die Begierlichkeit erscheint gleichsam personifiziert. Sie reizt den Willen wie eine Buhlerin zur Sünde. Wenn dieser sich mit ihr einlässt, ihr Beifall, Wohlgefallen, Einwilligung gewährt, gleichsam ihr beiwohnt, so entsteht aus dieser bösen Verbindung die Frucht, die Sünde (Aug.), und diese, wenn sie im Werke vollbracht ist, innerlich oder auch äußerlich sich vollendet hat, erzeugt, hat zur Folge den Tod der Seele und damit die ewige Verdammnis; denn nur was lebt, kann vor das Leben, vor Gott kommen, und mit ihm leben. Es sind also drei Grade in der Versuchung zu unterscheiden: die Anlockung der Begierlichkeit, das Wohlgefallen, welches Verstand und Wille daran haben, und die vollkommene Einwilligung. Erst mit dem zweiten Grade beginnt die Sünde. Jakobus Jak 66 1 16 Nolite itaque errare fratres mei dilectissimi. Irret also nicht, meine geliebten Brüder!⁴² Jakobus Jak 66 1 16 42 Ist die Frucht der erfolgreichen Versuchung zum Bösen der Tod, so kann jene nicht von Gott herrühren. Eine ähnliche Formel [1Kor 6,9, Gal 6,7]. Jakobus Jak 66 1 17 Omne datum optimum, et omne donum perfectum desursum est, descendens a Patre luminum, apud quem non est transmutatio, nec vicissitudinis obumbratio. Jede⁴³ gute Gabe und jedes vollkommene⁴⁴ Geschenk stammt von oben, herabsteigend vom Vater⁴⁵ der Lichter,⁴⁶ bei welchem keine Veränderung⁴⁷ statthat, noch ein Schatten⁴⁸ von Wandel ist. Jakobus Jak 66 1 17 43 Begründung zu V. 13b. Jakobus Jak 66 1 17 44 Dieselbe Sache wird als Gabe, als freiwillig gespendet, und als sittlich vollkommen charakterisiert. Jakobus Jak 66 1 17 45 Von dem, der Liebe und unendliche Barmherzigkeit ist. Jakobus Jak 66 1 17 46 Der Sterne, die nicht nur als seine Geschöpfe, sondern auch als seine symbolischen Abbilder seine Kinder sind. Jakobus Jak 66 1 17 47 Griech.: Verdunkelung. Das Licht der Geschöpfe ist wechselnd, Gott ist ein Licht ohne Veränderlichkeit. Jakobus Jak 66 1 17 48 Griech.: Beschattet werden. Jakobus Jak 66 1 18 Voluntarie enim genuit nos verbo veritatis, ut simus initium aliquod creaturæ ejus. Denn aus freiem Willen⁴⁹ hat er uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt,⁵⁰ damit wir gleichsam die Erstlinge seiner Geschöpfe seien.⁵¹ Jakobus Jak 66 1 18 49 Aus Güte. Jakobus Jak 66 1 18 50 Durch das Wort des Evangeliums. Vergl. [1Joh 3,9]. Jakobus Jak 66 1 18 51 Die aus Israel stammenden Christen sind unter allen Menschen und Völkern als die ersten Gott geweiht. Jakobus Jak 66 1 19 Scitis fratres mei dilectissimi. Sit autem omnis homo velox ad audiendum: tardus autem ad loquendum, et tardus ad iram. Ihr wisset es, meine geliebten Brüder!⁵² Es sei aber jeder Mensch⁵³ schnell zum Hören, langsam aber zum Reden, und langsam zum Zürnen.⁵⁴ Jakobus Jak 66 1 19 52 Nach einigen ist dies der Abschluss des Vorhergehenden, nach anderen die Einleitung zu dem Folgenden. Jakobus Jak 66 1 19 53 Eine allgemeine Wahrheit wird ausgesprochen, welche die christlichen Leser auf ihr Verhalten anwenden sollen. Demnach bezieht sich das Hören besonders auf das Wort der Wahrheit (V. 18) Griech.: Darum sei. Jakobus Jak 66 1 19 54 Der Zorn, die leidenschaftliche Gemütsverfassung, war ein Hauptfehler der Juden. Jakobus Jak 66 1 2 Omne gaudium existimate fratres mei, cum in tentationes varias incideritis: Achtet es für lauter Freude,⁷ meine Brüder! wenn ihr mannigfachen⁸ Anfechtungen⁹ anheimfallet, Jakobus Jak 66 1 2 7 Anlass zur Freude. Jakobus Jak 66 1 2 8 Anfechtungen, die in mannigfacher Gestalt entgegentreten. Jakobus Jak 66 1 2 9 Anfechtungen, welche den Christen auf die Probe stellen, also ihn im Glauben und gottgefälligen Wandel irre machen können. Vergl. [Joh 9,3, Apg 26,10]. Es ist hier wohl an die Anfechtungen seitens der christusfeindlichen Volksgenossen zu denken. Jakobus Jak 66 1 20 Ira enim viri, justitiam Dei non operatur. Denn der Zorn⁵⁵ des Menschen tut nicht, was vor Gott gerecht ist. Jakobus Jak 66 1 20 55 Der Mensch im Zorn. Jakobus Jak 66 1 21 Propter quod abjicientes omnem immunditiam, et abundantiam malitiæ, in mansuetudine suscipite insitum verbum, quod potest salvare animas vestras. Darum⁵⁶ nehmet als solche, die alle Unreinigkeit⁵⁷ und alle Überwucherung der Bosheit abgelegt haben, in Sanftmut das eingepflanzte Wort an,⁵⁸ das eure Seelen⁵⁹ retten kann.⁶⁰ Jakobus Jak 66 1 21 56 Durch die Ablegung des Bösen wird dem Guten der Zugang eröffnet. Jakobus Jak 66 1 21 57 Welche die Bosheit ist. Diese Gehässigkeit vergleicht Jakobus zuerst mit einem beschmutzten Gewande, vergl. [Offb 3,4, Offb 7,14], dann mit unfruchtbaren und die Fruchtbarkeit hindernden Auswüchsen an Bäumen. Jakobus Jak 66 1 21 58 In eure Herzen. Jakobus Jak 66 1 21 59 Vergl. [Mt 13,13ff] und [1Petr 1,23] sowie V. 18: Wort der Wahrheit. Das schon eingepflanzte Wort, durch welches die neue Geburt bewirkt ist, soll immer von neuem von den Christen aufgenommen werden, damit das neue Leben erhalten und gefördert werde. Jakobus Jak 66 1 21 60 Da es diese Kraft hat, muss es in rechter Weise aufgenommen werden, soll Rechtfertigung und Seligkeit erlangt werden. Jakobus Jak 66 1 22 Estote autem factores verbi, et non auditores tantum: fallentes vosmetipsos. Seid aber Vollbringer des Wortes,⁶¹ und nicht allein Hörer, indem ihr euch selbst betrügt.⁶² Jakobus Jak 66 1 22 61 Vergl. [Jak 4,11]. Zur Sache vergl. [Mt 7,24-27]. Jakobus Jak 66 1 22 62 Die Juden (und also leicht auch die Judenchristen) waren geneigt, die bloße Kenntnis des Gesetzes für etwas Gott überaus Wohlgefälliges zu halten. Jakobus Jak 66 1 23 Quia si quis auditor est verbi, et non factor: hic comparabitur viro consideranti vultum nativitatis suæ in speculo. Denn wenn jemand ein Hörer des Wortes ist und nicht Vollbringer, ein solcher gleicht einem Manne, welcher sein natürliches Antlitz im Spiegel beschaut.⁶³ Jakobus Jak 66 1 23 63 Die Alten hatten Metallspiegel. Der Spiegel ist das Bild des göttlichen Wortes. Es genügt nicht, sich in demselben zu erkennen, wenn man aus der Erkenntnis nicht Nutzen zieht. Jakobus Jak 66 1 24 Consideravit enim se, et abiit, et statim oblitus est qualis fuerit. Denn hat er sich beschaut und ist hinweggegangen,⁶⁴ so hat er sogleich vergessen, wie er aussah.⁶⁵ Jakobus Jak 66 1 24 64 So wendet der Hörer sein Gemüt von dem Gehörten ab und vernachlässigt es. Das sehen im Spiegel hinterlässt keine Spur, so auch das Hören ohne Tun. Jakobus Jak 66 1 24 65 Im Spiegel. Jakobus Jak 66 1 25 Qui autem perspexerit in legem perfectam libertatis, et permanserit in ea, non auditor obliviosus factus, sed factor operis: hic beatus in facto suo erit. Wer aber⁶⁶ das vollkommene⁶⁷ Gesetz der Freiheit aufmerksam betrachtet hat und dabei beharrt, wer nicht ein vergesslicher Hörer geworden ist, sondern ein Vollbringer der Werke, der wird selig sein durch sein Tun.⁶⁸ Jakobus Jak 66 1 25 66 Das Bild des rechten Hörers. Gegensatz zu V. 24: Beschaut aufmerksam betrachtet; hinweggegangen beharrt, vergessen nicht vergesslich. Jakobus Jak 66 1 25 67 Das in's Herz geschriebene [Jer 31,31ff], das Evangelium als Lebensregel, die aus freiem Gehorsam beobachtet wird. Dies Gesetz ist vollkommen, weil es das alte Gesetz erfüllt. [Mt 5,17] Jakobus Jak 66 1 25 68 Tun und Seligsein sind innigst verbunden. Jakobus Jak 66 1 26 Si quis autem putat se religiosum esse, non refrenans linguam suam, sed seducens cor suum, hujus vana est religio. Wenn aber jemand vermeint wahrhaft fromm⁶⁹ zu sein und hält seine Zunge nicht im Zaume, sondern täuscht sein Herz, dessen Gottesdienst ist eitel. Jakobus Jak 66 1 26 69 Die Leser fuhren wohl auch als Christen fort, alle Satzungen des Mosaischen Gesetzes zu beobachten, wie der heil. Jakobus ja selbst [Apg 15] empfahl, auf jene Rücksicht zu nehmen. Dennoch ist dies kein Grund, sich für fromm zu halten, wenn Mund und Herz nicht in Zucht gehalten werden. Wahre Frömmigkeit gründet sich auf Gott; wer aber seinen Bruder nicht liebt, sondern lieblos und gehässig über ihn urteilt, wie kann ein solcher Gott lieben? [1Joh 4,20] Jakobus Jak 66 1 27 Religio munda, et immaculata apud Deum et Patrem, hæc est: Visitare pupillos, et viduas in tribulatione eorum, et immaculatum se custodire ab hoc sæculo. Ein Gottesdienst rein und makellos⁷⁰ vor Gott und dem Vater⁷¹ ist dies:⁷² die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen, und sich unbefleckt bewahren durch Abwendung von dieser Welt. Jakobus Jak 66 1 27 70 Der falschen Frömmigkeit wird die wahre gegenübergestellt. Jakobus Jak 66 1 27 71 Wie ihn Christus uns kennen gelehrt. Jakobus Jak 66 1 27 72 Der Apostel will nicht den ganzen Begriff der Frömmigkeit erschöpfen, sondern hebt nur mit Berücksichtigung des Bedürfnisses seiner Leser zwei wesentliche Stücke hervor: Die Barmherzigkeit gegen den Nächsten, gegen die am meisten der Hilfe Bedürftigen, und die Reinhaltung seiner selbst von der Befleckung der sündigen Welt. [1Joh 5,19] Als Kinder Gottes gehören die Christen nicht mehr der Welt an, doch müssen sie mit derselben verkehren und haben sich also vor ihrem befleckenden Einflusse zu bewahren. Hilft Gott auch dabei [Joh 17,15], so müssen wir doch mitwirken. [1Tim 5,22] Jakobus Jak 66 1 3 Scientes quod probatio fidei vestræ patientiam operatur. da ihr wisset,¹⁰ dass die Prüfung¹¹ eures Glaubens Geduld wirkt. Jakobus Jak 66 1 3 10 Der Apostel fordert sie auf, sich einen ihnen bekannte Lehre [Röm 5,4] vor Augen zu stellen. Jakobus Jak 66 1 3 11 Prüfung in aktivem Sinne: Das was euren Glauben prüft, etwas anderes wird die gleiche Wahrheit [Röm 5,4] ausgesprochen. In der Geduld betätigt sich der Glaube. Jakobus Jak 66 1 4 Patientia autem opus perfectum habet: ut sitis perfecti et integri in nullo deficientes. Die Geduld aber hat ein vollkommenes Werk¹² inne, damit ihr vollkommen und vollendet seiet,¹³ in keiner Sache etwas fehlen lassend.¹⁴ [Röm 5,3] Jakobus Jak 66 1 4 12 Wie in allen inneren Eigenschaften, so auch hinsichtlich der Betätigung. (Ök.) Jakobus Jak 66 1 4 13 Damit ihr ganz das seiet, was ihr als Christen sein sollt. Jakobus Jak 66 1 4 14 An keiner Tugend Mangel leidend. Die Bedrängnisse nötigen zur Übung aller Tugenden. Jakobus Jak 66 1 5 Si quis autem vestrum, indiget sapientia, postulet a Deo, qui dat omnibus affluenter, et non improperat: et dabitur ei. Wenn es aber einem von euch an Weisheit¹⁵ gebricht, so¹⁶ bitte er Gott, welcher allen¹⁷ reichlich¹⁸ gibt, und es nicht vorrückt;¹⁹ und sie wird ihm gegeben werden.²⁰ Jakobus Jak 66 1 5 15 Wer nicht weiß, wozu ihm die Leiden gesendet werden, bitte Gott um Erkenntnis, wie viel Liebe darin liegt, dass der himmlische Vater seine Kinder durch Züchtigungen für den Besitz des ewigen Erbes tüchtig macht. (Beda) Die Weisheit ist jene Gabe, von welcher der Apostel [Jak 3,15.17] spricht, und wohl nicht wesentlich unterschieden von der Gabe des Heil. Geistes. [Lk 11,13] Jakobus Jak 66 1 5 16 Und zeige so, dass es ihm am Herzen liegt, jene zu erlangen. Jakobus Jak 66 1 5 17 Niemand meine, er sei zu gering. Jakobus Jak 66 1 5 18 Griech.: einfach, ohne Rückhalt, damit auch reichlich. Jakobus Jak 66 1 5 19 Vergl. [Sir 18,18, Sir 20,15, Sir 41,22] Jakobus Jak 66 1 5 20 Das, um was er bittet, hier die Weisheit. Jakobus Jak 66 1 6 Postulet autem in fide nihil hæsitans: qui enim hæsitat, similis est fluctui maris, qui a vento movetur et circumfertur. Er bitte aber im Glauben,²¹ ohne zu zweifeln;²² denn wer zweifelt, ist einer Meereswoge ähnlich, die vom Winde bewegt und hin und hergetrieben wird. Jakobus Jak 66 1 6 21 Ohne an Gottes Macht und Freigebigkeit zu zweifeln. Gott will gleichsam, dass ihm eine heilige Gewalt angetan werde. So siegte Jakob [Gen 32,24]. Jakobus Jak 66 1 6 22 Ohne praktisch zu zweifeln. Ein theoretischer Zweifel führt aus der christlichen Kirche, ein praktischer Zweifel, vergl. [Jak 2,4] und [Jak 4,3.4], ist ein Hindernis für die Erhörung des Gebetes. Anstatt sofort den Grund anzugeben, warum ein solcher Zweifelnder nichts erlangen kann, gibt der Apostel eine Charakteristik des Zweiflers, welche jenen Grund klar hervortreten lässt. In dem unruhigen Gemüte des Zweiflers kann Gott nicht Wohnung nehmen, so wenig sich im unruhigen Meere der Himmel mit seinen Sternen wiederspiegelt. Das tosende Meer ist in der heil. Schrift das Bild des Bösen. Vergl. [Jes 57,20]. Jakobus Jak 66 1 7 Non ergo æstimet homo ille quod accipiat aliquid a Domino. Es wähne also²³ ein solcher Mensch²⁴ ja nicht, dass er etwas von dem Herrn²⁵ empfangen werde.²⁶ Jakobus Jak 66 1 7 23 Begründung zu V. 6. Jakobus Jak 66 1 7 24 In diesem Ausdrucke liegt etwas Geringschätziges. Jakobus Jak 66 1 7 25 Gott, wie [Jak 4,10, Jak 5,4.10]. Nach dem Sprachgebrauche des A. T. lag der Ausdruck um so näher, als Gott als Herr die Entscheidung darüber hat, zu geben oder nicht zu geben. Jakobus Jak 66 1 7 26 Wie er sich einbildet. Jakobus Jak 66 1 8 Vir duplex animo inconstans est in omnibus viis suis. Ein im Herzen geteilter Mann²⁷ ist unbeständig auf allen seinen Wegen.²⁸ Jakobus Jak 66 1 8 27 Er hat gleichsam zwei Seelen; die eine gibt sich Gott im Glauben hin, die andere gehört der Welt an, die eine bejaht, die andere verneint. Vergl. [Sir 1,27]. Jakobus Jak 66 1 8 28 Indem er bald dem einen, bald dem anderen Antriebe seiner Seele folgt, ist er unstet und wandelt nicht auf einem, sondern auf zwei Wegen. [Sir 2,21] Jakobus Jak 66 1 9 Glorietur autem frater humilis in exaltatione sua: Es rühme sich aber²⁹ der niedrige³⁰ Bruder seiner Höhe,³¹ Jakobus Jak 66 1 9 29 Der Apostel kehrt zu V. 2 zurück. Um zur Freudigkeit im Leiden zu gelangen, muss man das menschliche Leben nach der von Gott stammenden Weisheit beurteilen, insbesondere aber Armut und Reichtum richtig würdigen. Jakobus Jak 66 1 9 30 Schon im A. T. werden die Frommen und Gerechten so bezeichnet: [Ps 73,21, Sir 13,3, Jes 61,6] Vergl. [Mk 10,23, 1Kor 1,26]. Die Niedrigkeit ist gleich Quelle der Anfechtung. Jakobus Jak 66 1 9 31 Nicht nur der gegenwärtigen, sondern der Zukünftigen. Vergl. [Mt 5,13, Mt 19,29, Röm 8,18]. Jakobus Jak 66 0 1 3. Auch der hat keine wahre Gottesverehrung, der in der heiligen Versammlung zwischen Arm und Reich einen unberechtigten Unterschied macht. (V. 4) Denn so wird der beschämt, den Gott zuerst zu seinem Reiche berufen, der aber geehrt, der als Bedrücker der Armen der Ehre unwürdig ist. (V. 9) c. Diese, wie alle übrigen Vorschriften, sind treu zu beobachten, weil der, welcher sich in einer verschuldet, aller schuldig ist, da der Urheber von allen einer ist, Gott. (V. 13) 2. Nachweis, dass der Glaube ohne die Werke nichts nützt (V. 14 26): a. Wie bloße Worte des Wunsches von seiten des Reichen dem Armen nichts helfen, so nützt der Glaube nichts, auch wenn er den Weg zum Heile zeigt, ohne gute Werke. (V. 18) b. Auch die bösen Geister haben eine Art Glauben. (V. 19) c. Die heil. Schrift beweist, dass außer dem Glauben Werke erfordert werden: Abraham zeigt, indem er seinen Sohn Gott darbringt, lebendigen Glauben, ebenso Rahab durch ihr gegen die Kundschafter geübtes Erbarmen. (V. 25) d. Wie also der Leib ohne Seele, so ist der Glaube ohne Werke tot. Jakobus Jak 66 2 1 Fratres mei, nolite in personarum acceptione habere fidem Domini nostri Jesu Christi gloriæ. Meine Brüder! haltet doch den Glauben an unsern Herrn der Herrlichkeit¹ Jesus Christus nicht gefangen unter Ansehen der Person. [Dtn 1,17, Spr 24,23, Sir 42,1] Jakobus Jak 66 2 1 1 Diese Beifügung hebt den Gegensatz zwischen dem Glauben und dem Ansehen der Person noch mehr hervor. Jakobus Jak 66 2 10 Quicumque autem totam legem servaverit, offendat autem in uno, factus est omnium reus. Wer immer nämlich das ganze Gesetz hält, jedoch in einem Stücke fehlt, hat sich an allem verschuldet. Jakobus Jak 66 2 11 Qui enim dixit, Non mchaberis, dixit et, Non occides. Quod si non mchaberis, occides autem, factus es transgressor legis. Denn der gesagt hat:²⁰ Du sollst nicht ehebrechen, hat auch gesagt: Du sollst nicht töten. Wenn du nun nicht ehebrichst, tötest aber, so bist du ein Übertreter des Gesetzes geworden. Jakobus Jak 66 2 11 20 Hätte das Gesetz mehrere voneinander unabhängige Gesetzgeber als Urheber, so würde die Übertretung eines Gebotes die anderen nicht berühren. Wenn aber alle Gebote Ausfluss eines Willens sind, so bilden sie ein Ganzes. Gegen welchen Punkt sich also auch der Ungehorsam richten mag, er verletzt das Recht des Gesetzgebers und verdient Strafe. Der Apostel redet hier vom Dekalog, der für ihn, wie für Paulus [Röm 13,8-10] die Zusammenfassung des Mosaischen Gesetzes ist; nicht aber vom Zeremonialgesetz, da er dies selbst auf dem Apostelkonzil als zur Erlangung des Heiles nicht erforderlich erklärt hat. Er führt die zwei Gebote an, welche unter den Pflichten gegen den Nächsten die erste Stelle einnehmen. Dass das sechste Gebot vorangestellt ist, beruht auf altem Herkommen. Vergl. [Mk 10,19, Lk 18,20, Röm 13,9]. Jakobus Jak 66 2 12 Sic loquimini, et sic facite sicut per legem libertatis incipientes judicari. Redet²¹ so²² und handelt so wie solche, welche durch das Gesetz der Freiheit²³ gerichtet werden sollen. Jakobus Jak 66 2 12 21 Auch für das reden soll der Hinblick auf das Gericht die rechte Weise lehren. Jakobus Jak 66 2 12 22 Wie im Folgenden gesagt wird. Jakobus Jak 66 2 12 23 Wie [Jak 1,25]. Jakobus Jak 66 2 13 Judicium enim sine misericordia illi, qui non fecit misericordiam: superexaltat autem misericordia judicium. Denn ein Gericht ohne Erbarmen wird über den ergehen, der nicht Erbarmen geübt hat,²⁴ die Barmherzigkeit aber überwiegt²⁵ das Gericht. Jakobus Jak 66 2 13 24 Auch wer sich als Christ bemüht hat, dem Gesetze nachzuleben, bedarf der Barmherzigkeit. Diese aber erlangt nur der, der selbst Barmherzigkeit geübt hat. Vergl. [Lk 6,38]. Ohne Erbarmen: Vergl. [Spr 17,5, Ijob 4,1-11]. Jakobus Jak 66 2 13 25 Griech.: Triumphiert. Nach der Vulg.: Geht über das Gericht hinaus, triumphiert über das Gericht. Gerechtigkeit und Erbarmen stehen vor dem Richter. Jene fordert für den Christen, der gefallen ist, Strafe, dieses tritt mit dem freudigen Bewusstsein auf, dass es siegen wird, wenngleich innerhalb der Grenzen des Rechtes. (Thom.) Jakobus Jak 66 2 14 Quid proderit fratres mei si fidem quis dicat se habere, opera autem non habeat? Numquid poterit fides salvare eum? Was nützet es,²⁶ meine Brüder! wenn jemand sagt, er habe Glauben, aber keine Werke hat? Wird etwa der Glaube vermögen, ihn zu retten?²⁷ Jakobus Jak 66 2 14 26 Wie Jakobus bereits [Jak 1,25] vor dem bloßen Hören ohne nachfolgendes Tun gewarnt hat, so weist er jetzt den Irrtum, der Glaube allein genüge, um im Gerichte gerechtfertigt zu werden, in zwei kurzen Fragen zurück. Bereits hat er den Glauben [Jak 1,6, Jak 2,1.5] kurz gezeichnet. Zu diesem muss sich das dem Glauben entsprechende Verhalten hinzugesellen. Jakobus Jak 66 2 14 27 Vor Gericht und Verdammnis [Jak 4,12]. Was Jakobus hier Glauben, der Werke hat, nennt, nennt Paulus den in Liebe tätigen Glauben. [Gal 5,6, 1Kor 13,2] Beide setzen die Rechtfertigung in den Glauben, der kein toter ist. Jakobus Jak 66 2 15 Si autem frater, et soror nudi sint, et indigeant victu quotidiano, Wenn aber ein Bruder oder eine Schwester²⁸ von Kleidung entblößt sind, und des täglichen Unterhaltes ermangeln, Jakobus Jak 66 2 15 28 Veranschaulichung der Wertlosigkeit des Glaubens ohne Werke. Die Hilfsbedürftigen werden als Glieder der christlichen Gemeinde geschildert, um die Verpflichtung zur tätigen Hilfe noch stärker hervortreten zu lassen. Jakobus Jak 66 2 16 Dicat autem aliquis ex vobis illis: Ite in pace, calefacimini et saturamini: non dederitis autem eis, quæ necessaria sunt corpori, quid proderit? und es sagt jemand unter euch zu ihnen:²⁹ Gehet in Frieden,³⁰ wärmet euch und sättiget euch! ihr gebt ihnen aber nicht, was zur Leibes Notdurft gehört, was nützt dies? Jakobus Jak 66 2 16 29 Er bekundet wohl ein Mitleid, doch ein wirkungsloses. Jakobus Jak 66 2 16 30 Sie mit der gewöhnlichen Verabschiedungsformel [2Sam 15,9] zu entlassen, als sei ihnen geholfen (wie der Heiland zu den Geheilten sprach [Mk 5,34, Lk 7,50]) oder sie aufzufordern: Wärmet euch usw., ohne ihnen doch Nahrung oder Kleider zu geben, ist nichts als bitterer Hohn. Jakobus Jak 66 2 17 Sic et fides, si non habeat opera, mortua est in semetipsa. So ist auch der Glaube, wenn er keine Werke hat, tot³¹ in sich selbst.³² Jakobus Jak 66 2 17 31 Wie solche Liebe ohne Nutzen ist, so auch der Glaube ohne Werke. Jakobus Jak 66 2 17 32 In seiner Wurzel. Jakobus Jak 66 2 18 Sed dicet quis: Tu fidem habes, et ego opera habeo: ostende mihi fidem tuam sine operibus: et ego ostendam tibi ex operibus fidem meam. Ja, es kann jemand sagen:³³ Du hast Glauben und ich habe Werke. Zeige mir deinen Glauben abgesondert von den Werken, und ich will dir aus meinen Werken meinen Glauben zeigen. Jakobus Jak 66 2 18 33 Der Apostel lässt nun jemanden auftreten, der sich auf seine Seite stellend das Gesagte noch steigert: Der Glaube ohne Werke ist nicht nur tot, er ist überhaupt nicht da. Ich kann meinen Glauben aus den Werken erweisen, doch ohne solche lässt er sich nicht aufzeigen. Jakobus Jak 66 2 19 Tu credis quoniam unus est Deus: Bene facis: et dæmones credunt, et contremiscunt. Du glaubst, dass ein einziger Gott ist? du tust wohl daran; auch die bösen Geister glauben und zittern.³⁴ Jakobus Jak 66 2 19 34 Du glaubst diese Wahrheit? Doch der Glaube allein bringt kein Heil, dies beweisen die bösen Geister: Sie zittern vor dem Gerichte. Der Glaube der bösen Geister stützt sich übrigens nicht auf Gottes Zeugnis, sondern auf ihre eigene Einsicht, und ist nicht mit der Unterwerfung, sondern mit der Empörung des Willens verbunden, so dass sie wünschen, das, was sie als wahr erkennen, möchte falsch sein. Durch diese Umstände ist der Glaube der bösen Geister kein Glaube im Sinne der christlichen Tugend. Mit der Liebe Glaube des Christen, sagt der heil. Augustin, ohne die Liebe Glaube des Dämons. Jakobus Jak 66 2 2 Etenim si introierit in conventum vestrum vir aureum annulum habens in veste candida, introierit autem et pauper in sordido habitu, Denn wenn in eure Versammlung² ein Mann einträte mit goldenem Ringe³ und in prächtigem Gewande,⁴ es käme aber auch ein Armer in schlechter⁵ Kleidung, Jakobus Jak 66 2 2 2 Griech.: Das gleiche Wort wie für Synagoge. Die Leser, geborne Juden, hielten wohl an ihrem Sprachgebrauche auch für die christliche Kirche fest. Jakobus Jak 66 2 2 3 Ringe waren das Abzeichen hoher Würde oder wenigstens großer Wohlhabenheit. Jakobus Jak 66 2 2 4 Ist der Reiche ein Christ? Er wird von den angeredeten Brüdern unterschieden (V. 6, V. 7) und nicht als Bruder bezeichnet, was doch in V. 5 nahe lag. Sein Verhalten gegen die Christen ist zudem derart, dass er auch hier wegen desselben hätte getadelt werden müssen. Fremde durften in die Versammlung kommen. Vergl. [1Kor 14,22]. Jakobus Jak 66 2 2 5 Nicht gewalkt, ungewaschen, wie Arme sie tragen. Jakobus Jak 66 2 20 Vis autem scire o homo inanis, quoniam fides sine operibus mortua est? Willst du aber erkennen,³⁵ o eitler Mensch!³⁶ dass der Glaube ohne Werke tot³⁷ ist? Jakobus Jak 66 2 20 35 Mit Ausschluss jeden Zweifels und Widerspruches. Jakobus Jak 66 2 20 36 O: Diese Anrede wird gern beim Tadel gebraucht. Vergl. [Mt 19,17, Lk 24,25, Röm 9,20]. O Gehaltloser, mit einem Glauben ohne Furcht dich begnügender Mensch. Jakobus Jak 66 2 20 37 Griech.: Unwirksam; wie Geld, das keine Zinsen trägt. Jakobus Jak 66 2 21 Abraham pater noster nonne ex operibus justificatus est, offerens Isaac filium suum super altare? Wurde nicht Abraham,³⁸ unser Vater,³⁹ aus Werken gerechtfertigt,⁴⁰ da er seinen Sohn Isaak auf dem Altare darbrachte?⁴¹ Jakobus Jak 66 2 21 38 Der werkelose Glaube hat die Rechtfertigung Abrahams gegen sich, welche durch Werke vollendet ward. [1Makk 2,52, Sir 44,20.21] Jakobus Jak 66 2 21 39 Abraham hat für judenchristliche Leser eine besondere heilsgeschichtliche Bedeutung. Jakobus Jak 66 2 21 40 Scheint nicht Paulus [Röm 4,2ff] das Gegenteil davon zu sagen? Gerechtfertigt werden heißt in der heil. Schrift in den Zustand der Rechtbeschaffenheit vor Gott versetzt werden, in dem der Mensch wahrhaft und innerlich gerecht in die Kindschaft Gottes aufgenommen wird. Darin stimmen beide Apostel klar überein. Was aber die Werke angeht, redet Paulus an der angeführten Stelle von den Werken des Gesetzes, welche im Fleisch getan werden [Gal 5,19], die zwar aus Gehorsam vollbracht werden, indes von dem noch seinen natürlichen Kräften überlassenen Menschen, während der heil. Jakobus, während er von rechtfertigenden Werken redet, solche Werke im Auge hat, die im lebendigen Glauben ihre Wurzel haben. Abraham ist im Laufe der Zeit den Israeliten ein Bild des doppelten Glaubens geworden, des Glaubens vor der Rechtfertigung, der keine Werke verlangt, und des Glaubens nach der Rechtfertigung, der mit Werken verbunden ist (Ökum.). Jakobus Jak 66 2 21 41 [Gen 22] kommt zwar dem gerechtfertigt entsprechende Ausdruck nicht vor, doch findet er sich der Sache nach in V. 12 und V. 16. Jakobus Jak 66 2 22 Vides quoniam fides cooperabatur operibus illius: et ex operibus fides consummata est? Siehst du, dass der Glaube zu seinen Werken mithalf, und dass aus den Werken sein Glaube zur Vollendung gebracht ward?⁴² Jakobus Jak 66 2 22 42 Jakobus will beweisen, dass der Glaube ohne Werke tot ist und vor Gott nicht rechtfertigt. Dass Abraham Glauben hatte, setzt er voraus und sagt nun: Abraham wurde durch seine Werke bei Gott gerechtfertigt, also wirkten bei Abraham Glaube und Werke zusammen zu seiner Rechtfertigung und sein Glaube gelangte erst durch seine Werke zur Vollendung. Von diesem mit den daraus folgenden Werken zusammenwirkenden und durch die Werke vollendeten Glauben spricht also die Schrift. Jakobus Jak 66 2 23 Et suppleta est Scriptura, dicens: Credidit Abraham Deo, et reputatum est illi ad justitiam, et amicus Dei appellatus est. So ward die Schrift ergänzt,⁴³ die da sagt: Abraham glaubte Gott, und es ward ihm zur Gerechtigkeit gerechnet, und er wurde Freund Gottes genannt.⁴⁴ Jakobus Jak 66 2 23 43 Griech.: erfüllt. Was an einer Stelle nicht ausgedrückt war, wird an einer anderen ergänzt: Dass Abraham auch Werke aus dem Glauben tun musste, um gerechtfertigt zu werden. Die scheinbar widersprechende Stelle [Gen 15,6] zieht Jakobus als Beweis heran. Das Wort erfüllt werden wird im N. T. von Prophezeiungen oder unvollendeten Dingen gebraucht. Wurde der Glaube Abrahams erst in der Darbringung Isaaks vollkommen, so konnte nach [Gen 15] erst der so vollendete Glaube eine vollkommene Rechtfertigung davon tragen, ein früher noch unvollkommener Glaubensbeweis erwies sich später voll, ward erfüllt, gleich einem prophetischen oder typischen Worte. Vergl. [Jdt 8,22, 2Chr 20,7, Jes 41,8]. Jakobus Jak 66 2 23 44 Aus Werken des Glaubens. So ist kein Widerstand mit [Röm 3,20] und Übereinstimmung mit [Gal 5,6]. Jakobus Jak 66 2 24 Videtis quoniam ex operibus justificatur homo, et non ex fide tantum? Sehet ihr, dass der Mensch aus Werken gerechtfertigt wird, und nicht aus dem Glauben allein? Jakobus Jak 66 2 25 Similiter et Rahab meretrix, nonne ex operibus justificata est suscipiens nuntios, et alia via ejiciens? Wurde nicht in gleicher Weise auch die Buhlerin Rahab⁴⁵ aus Werken gerechtfertigt, da sie die Boten aufnahm und auf einem anderen Wege fortschaffte? Jakobus Jak 66 2 25 45 Die Geschichte von Rahab siehe [Jos 2,1ff] und [Jos 6,22-25] wird Rahab als Vorbild des Glaubens angeführt, doch so, dass ihre Tat zugleich als Betätigung desselben erwähnt wird. Im Übrigen trifft bei ihr auf das genaueste der vom Apostel dargelegte Zusammenhang von Glauben und Werken zu. Der Glaube war der Grund ihres Handelns [Jos 2] V. 9 11, doch berief sie sich selbst auf ihr Tun V. 12. Ihre Aufnahme in das Gottesreich ward das Vorbild für die Aufnahme der späteren Proselyten der Gerechtigkeit. Jakobus Jak 66 2 26 Sicut enim corpus sine spiritu mortuum est, ita et fides sine operibus mortua est. Denn gleichwie der Leib⁴⁶ ohne Geist⁴⁷ tot ist, so ist auch der Glaube ohne Werke tot.⁴⁸ Jakobus Jak 66 2 26 46 Der von der Seele losgelöste, lebensfähige, aber nicht lebende. Jakobus Jak 66 2 26 47 Ohne den Geist, der den Leib belebt. Jakobus Jak 66 2 26 48 Wo keine Werke sind, tut sich der Glaube nicht kund, durchdringt und beherrscht den Menschen nicht. Erst die Werke zeigen, dass der Glaube eine lebendige Kraft Gottes in dem wiedergeborenen Menschen ist. Jakobus Jak 66 2 3 Et intendatis in eum, qui indutus est veste præclara, et dixeritis ei: Tu sede hic bene: pauperi autem dicatis: Tu sta illic; aut sede sub scabello pedum meorum: und ihr würdet auf den, der das prächtige Gewand trägt, schauen und zu ihm⁶ sprechen: Setze du dich bequem hierher! und ihr würdet zu dem Armen sagen: Bleib du dort stehen, oder setze dich hier unten an meinen Fußschemel! Jakobus Jak 66 2 3 6 Das Unrecht besteht nicht in einer an sich tadelnswerten Handlung, sondern in den begleitenden Umständen der sonst aus gutem Grunde zulässigen Bevorzugung. Ihr schaut nur nach dem Äußeren und fragt nicht nach dem Herzen. Bei dem Reichen heißt es: Ihr schaut auf den, der das prächtige Gewand trägt, und sprecht; bei dem Armen: Ihr sprecht seine Erscheinung ist euch gleichgültig. Zu beiden sagt ihr: Du du, aber zu dem einen: Sitze, zum andern: Stehe; hier dort, sitze hier bequem stehe dort auf dem Fußboden, gleichsam unter meinen Füßen. Jakobus Jak 66 2 4 Nonne judicatis apud vosmetipsos, et facti estis judices cogitationum iniquarum? würdet ihr da nicht ein eigenwilliges Urteil fällen,⁷ und Richter ungerechter Grundsätze sein? Jakobus Jak 66 2 4 7 Macht ihr nicht da eine Scheidung, die nicht von Christus kommt, noch vor ihm bestehen kann? Jakobus Jak 66 2 5 Audite fratres mei dilectissimi, nonne Deus elegit pauperes in hoc mundo, divites in fide, et heredes regni, quod repromisit Deus diligentibus se? Höret, meine geliebten Brüder!⁸ Hat nicht Gott die Armen in dieser Welt auserwählt⁹ zu Reichen im Glauben und zu Erben des Reiches, welches Gott denen verheißen hat,¹⁰ die ihn lieben? Jakobus Jak 66 2 5 8 Solches Verhalten ist unchristlich. Es steht im Widerspruch mit Gottes Urteil (V. 5, V. 6a) und mit dem inneren Wert des Reichen. (V. 6b, V. 7) Voran geht die dringende Aufforderung aufzumerken, ähnlich wie [Jak 1,16.19]. Jakobus Jak 66 2 5 9 Als er auf Erden erschien. Jakobus Jak 66 2 5 10 Des zukünftigen Gottesreiches. Die Worte erinnern an [Lk 6,20] und haben die Erfahrung des Apostels zur Grundlage. Vergl. [1Kor 1,26-28]. Jakobus Jak 66 2 6 Vos autem exhonorastis pauperem. Nonne divites per potentiam opprimunt vos, et ipsi trahunt vos ad judicia? Ihr aber habt den Armen verunehrt.¹¹ Sind es nicht die Reichen,¹² die euch vergewaltigen, und euch vor die Gerichte schleppen?¹³ Jakobus Jak 66 2 6 11 Durch das V. 2 beschriebene Verhalten. Jakobus Jak 66 2 6 12 Ihr Verhalten gegen die Reichen entspringt falscher Hochachtung vor dem Reichtum, die gegen den Glauben streitet. Jakobus Jak 66 2 6 13 Auch die reichen Christen hielten sich nicht überall davon frei. [1Kor 6,1ff] Der Gegensatz von: Sind es nicht die reichen und euch weist wieder darauf hin, dass der Reiche schwerlich als Christ gedacht ist. Jakobus Jak 66 2 7 Nonne ipsi blasphemant bonum nomen, quod invocatum est super vos? Sind sie es nicht,¹⁴ die den schönen Namen lästern, nach welchem ihr benannt seid?¹⁵ Jakobus Jak 66 2 7 14 Die Reichen schmähen selbst den Namen Christi, so dass ihre Bevorzugung eine Beeinträchtigung der Ehre des Herrn ist. Auch in diesem Verse tritt der Gegensatz zwischen den reichen und den Christen vor Augen (wie V. 6). Jakobus Jak 66 2 7 15 Wessen Namen man führt, dem gehört man an und auf dessen Schutz hat man Anspruch. Vergl. [Jes 65,15.19]. Von Israel wird häufig gesagt, dass Gottes Name über das auserwählte Volk genannt ist. [Dtn 28,10] u. a. Der Name ist der Name Christi. Vergl. [Apg 4,12, Phil 2,9ff]. Das Lästern dieses Namens seitens der Juden war nichts Seltenes. [Apg 18,6, Apg 26,11] Jakobus Jak 66 2 8 Si tamen legem perficitis regalem secundum Scripturas: Diliges proximum tuum sicut teipsum: bene facitis: Wenn¹⁶ ihr freilich das königliche¹⁷ Gebot erfüllt nach der Schrift: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst, so tut ihr wohl; [Mt 22,39] Jakobus Jak 66 2 8 16 Der Apostel verwirft es keineswegs, dass man einem Reichen mehr Ehre erweist, als einem Armen, wenn dies nur aus Rücksicht auf das Gemeinwohl geschieht, nicht aber lediglich deshalb, weil jener reich ist. Durch einen solchen Beweggrund wird der Begriff der Nächstenliebe [Lk 10,30ff] aufgehoben. Jakobus Jak 66 2 8 17 Das vorzüglichste Gebot. Vergl. [Mt 22,36ff]. Jakobus Jak 66 2 9 Si autem personas accipitis, peccatum operamini, redarguti a lege quasi transgressores. wenn ihr aber die Person ansehet, so begehet ihr Sünde, und werdet von dem Gesetze¹⁸ als Übertreter überwiesen.¹⁹ Jakobus Jak 66 2 9 18 Ihr beruft euch auf das Gesetz, und gerade dieses klagt euch an, weil ihr es übertreten habt. Das Ansehen der Person wird [Lev 19,15], vergl. [Dan 16,19], verurteilt. Jakobus Jak 66 2 9 19 Wie alle Glieder des Leibes leiden, wenn eines leidet, so sind alle Teile des Gesetzes Teile eines Ganzen. Die Treue gegen die übrigen macht nicht, dass die Verletzung eines Gebotes ohne Strafe bleibt. Jakobus Jak 66 0 1 II. Der Apostel mahnt die Christen, sich nicht um das Lehramt zu beeifern. (3,1 4,12): 1. Die vielen und großen Gefahren der Zunge (V. 1 12) a) In vielen Dingen verfehlen wir uns alle, besonders mit der Zunge. Ist diese auch ein kleines Glied, so kann sie doch Großes bewirken: wie Pferd und Schiff durch kleine Mittel geleitet werden und ein kleiner Funke einen großen Brand entzündet, so befleckt die Zunge zuweilen den ganzen Menschen. (V. 6) b) Der Mensch, der selbst die wildesten Tiere zu bändigen vermag, ist außer Stande, seine Zunge zu bezähmen. (V. 8) c) Der Christ aber, der mit seiner Zunge Gott verherrlicht, muss sich um so mehr hüten, mit diesem Gliede Menschen in's Verderben zu stürzen. (V. 12) 2. Die Sucht, als Lehrer unter den Christen aufzutreten, entspringt dem Mangel wahrer Weisheit. (V. 13 18) a) Denn nach dem Lehramte trachten beweist Mangel an Milde wie an anderen Eigenschaften der Weisheit, und ein Herz voll bitteren Zankes und voll Eifersucht. (V. 16) b) Eigenschaften der wahren Weisheit und Gerechtigkeit. Jakobus Jak 66 3 1 Nolite plures magistri fieri fratres mei, scientes quoniam majus judicium sumitis. Meine Brüder!¹ werdet nicht² zahlreich Lehrer, da ihr wisset, dass ihr ein strengeres Gericht auf euch ladet. Jakobus Jak 66 3 1 1 Der Tadel bezieht sich auf den Fehler, den auch Paulus [Röm 2,17ff] an den Juden rügt, nur dass bei denen, an welche Jakobus schreibt, zu dem Gesetze der Glaube hinzugetreten und vielen auch etwas Äußerliches geworden waren. Jakobus Jak 66 3 1 2 Dränget euch nicht herzu. Wie in der jüdischen Synagoge mit Erlaubnis des Vorstehers einzelne reden durften, vergl. [Lk 4,16ff], so war es auch in der christlichen Gemeinde. Vergl. [1Kor 14]. Jakobus Jak 66 3 10 Ex ipso ore procedit benedictio, et maledictio. Non oportet, fratres mei, hæc ita fieri. Aus einem und demselben Munde geht Segen und Fluch hervor. Nicht ziemt sich, meine Brüder! dass dies also geschehe.¹⁸ Jakobus Jak 66 3 10 18 Darf man also nie einen Fluch aussprechen? Ja, wenn der Christ nicht in seinem, sondern in Gottes Namen redet. Jakobus Jak 66 3 11 Numquid fons de eodem foramine emanat dulcem, et amaram aquam? Lässt etwa die Quelle aus einer und derselben Öffnung süßes und bitteres Wasser hervorsprudeln?¹⁹ Jakobus Jak 66 3 11 19 Das bittere Wasser ist ein Bild des Fluches, das süße des Segens. Jakobus Jak 66 3 12 Numquid potest, fratres mei, ficus uvas facere, aut vitis ficus? Sic neque salsa dulcem potest facere aquam. Kann wohl, meine Brüder! der Feigenbaum Trauben hervorbringen, oder der Weinstock Feigen tragen? So kann auch die Salzquelle kein süßes Wasser geben.²⁰ Jakobus Jak 66 3 12 20 Das erste Beispiel (V. 10) weist auf die sittliche Verwerflichkeit hin, das andere auf das Unmögliche solchen Verhaltens, da kein Ding etwas seiner Natur Widersprechendes hervorbringen kann. Spricht der Mund dennoch Segen und Fluch aus, so ist der Segen ein erheuchelter. Jakobus Jak 66 3 13 Quis sapiens, et disciplinatus inter vos? Ostendat ex bona conversatione operationem suam in mansuetudine sapientiæ. Wer ist unter euch weise und verständnisreich?²¹ Er zeige an seinem guten Wandel sein Wirken in der Sanftmut der Weisheit. Jakobus Jak 66 3 13 21 So die Septuag [Dtn 1,13, Dtn 4,6]. Weise ist, wer in göttlichen Dingen einsichtig ist; verständnisreich, wer die göttliche Wahrheit auf das Leben anzuwenden vermag. Ein solcher zeige dies durch werktätigen, guten Wandel (nicht nur durch Worte) und in sanftmütiger Weisheit. Die Grundeigenschaft der Weisheit ist Leidenschaftslosigkeit, Sanftmut des Herrn, denn die christliche Weisheit ist nicht ein Erfolg der Vernunft, sondern der Gnade. Ohne diese Eigenschaften dränge sich niemand zum Lehramte. Jakobus Jak 66 3 14 Quod si zelum amarum habetis, et contentiones sint in cordibus vestris: nolite gloriari, et mendaces esse adversus veritatem. Wenn ihr aber bittere Eifersucht habt und Parteilichkeit²² in euern Herzen²³ ist, so rühmet euch nicht und lüget nicht wider die Wahrheit. Jakobus Jak 66 3 14 22 Fehlt euch die Sanftmut, so rühmet euch nicht der Weisheit. Der Apostel redet jetzt seine Leser direkt an. Bitter nennt er den Eifer wohl mit Rückbeziehung auf V. 11. Jakobus Jak 66 3 14 23 Während eure Zunge sich der Wahrheit rühmt. Jakobus Jak 66 3 15 Non est enim ista sapientia desursum descendens: sed terrena, animalis, diabolica. Denn diese Weisheit²⁴ ist keine, die von oben²⁵ herabkommt, sondern eine irdische,²⁶ selbstische, teuflische.²⁷ Jakobus Jak 66 3 15 24 Die in V. 14 beschriebene. Jakobus Jak 66 3 15 25 Vergl. [Jak 1,17]. Jakobus Jak 66 3 15 26 Gegensatz: von oben herabkommend. Jakobus Jak 66 3 15 27 Steigerung Jakobus Jak 66 3 16 Ubi enim zelus et contentio: ibi inconstantia, et omne opus pravum. Denn wo Eifersucht und Parteisucht ist, da ist Unordnung und jegliches böse Tun. Jakobus Jak 66 3 17 Quæ autem desursum est sapientia, primum quidem pudica est, deinde pacifica, modesta, suadibilis, bonis consentiens, plena misericordia, et fructibus bonis, non judicans, sine simulatione. Die Weisheit aber, welche von oben ist,²⁸ ist erstlich lauter, dann friedfertig, bescheiden, nachgiebig, dem Guten zustimmend, voll Erbarmen und guter Früchte, nicht parteiisch, ohne Heuchelei. Jakobus Jak 66 3 17 28 Diese sieben Eigenschaften sind von den Wirkungen hergenommen, welche die göttliche Weisheit hervorbringt und die ihr eigenstes Wesen offenbaren. Lauter: frei von unlauterem Wesen. Hierauf werden zuerst drei genannt, welche sich gegen die Eifersucht und Parteisucht richten. Dem Guten zustimmend fehlt in den besten griech. Handschriften. Gute Früchte sind die Erweise werktätiger Liebe. (Gegensatz V. 16: jede böse Tat.) Jakobus Jak 66 3 18 Fructus autem justitiæ, in pace seminatur, facientibus pacem. Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird in Frieden gesäet bei denen, welche Frieden üben.²⁹ Jakobus Jak 66 3 18 29 Der Same, der die Frucht bildet, wird wieder gesät; die Frucht ist die Gerechtigkeit. Nur dem Friedfertigen erwächst aus der Aussaat der Gerechtigkeit, die sie üben, die Frucht der Gerechtigkeit. V. 17 entspricht dem V. 15, V. 18 dem V. 16. Jakobus Jak 66 3 2 In multis enim offendimus omnes. Si quis in verbo non offendit: hic perfectus est vir, potest etiam freno circumducere totum corpus. Denn vielfach fehlen wir alle;³ wer im Worte nicht fehlt, der ist ein vollkommener⁴ Mann; er vermag auch den ganzen Leib⁵ zu zügeln. Jakobus Jak 66 3 2 3 Der Apostel schließt sich aus Demut ein. Alle fehlen durch lässliche Sünde. Konzil von Trient Sitz 6 Kann. 23: Wenn jemand sagt, er könne durch das ganze Leben alle Sünden, selbst auch die lässlichen meiden, es sei denn etwa durch besondere Gnadenverleihung von Gott, wie die Kirche von der heil. Jungfrau annimmt, der sei ausgeschlossen. Jakobus Jak 66 3 2 4 Ein sittlich vollkommener Mann. Jakobus Jak 66 3 2 5 Im Gegensatz zum Geiste, der den Leib zügeln soll. Ähnlich Paulus [Röm 6,12.13.19, Röm 7,23, 1Kor 9,27] Nur wer vollkommen die Herrschaft über sich selbst erlangt hat, eignet sich als Lehrer. Jakobus Jak 66 3 3 Si autem equis frena in ora mittimus ad consentiendum nobis, et omne corpus illorum circumferimus. Wenn wir den Pferden Zäume in's Maul⁶ legen, dass sie uns folgsam seien, so lenken wir auch ihren ganzen Leib. Jakobus Jak 66 3 3 6 Vergleichungspunkte: Mäuler beherrschen, und V. 2: Zunge im Zaume halten. Jakobus Jak 66 3 4 Ecce et naves, cum magnæ sint, et a ventis validis minentur, circumferuntur a modico gubernaculo ubi impetus dirigentis voluerit. Sehet,⁷ auch die Schiffe, so groß sie sind, und obgleich von heftigen Winden getrieben,⁸ werden von einem kleinen Steuerruder gelenkt, wohin irgend der Wille des Steuernden will. Jakobus Jak 66 3 4 7 Wie kleine Dinge große Wirkungen haben. Jakobus Jak 66 3 4 8 Wer seine Zunge nicht bändigt, ist wie ein Reiter auf einem wilden Pferde ohne Zügel, wie ein Mensch auf stürmischem Meere in einem Schiffe ohne Steuerruder. Jakobus Jak 66 3 5 Ita et lingua modicum quidem membrum est, et magna exaltat. Ecce quantus ignis quam magnam silvam incendit! So ist auch die Zunge zwar ein kleines Glied, und tut doch gewaltig mit großen Dingen.⁹ Sehet, ein wie kleines Feuer, welch großen Wald zündet es an! Jakobus Jak 66 3 5 9 In den meisten Handschriften steht in dem lateinischen texte nicht exaltat sondern exsultat. Jakobus Jak 66 3 6 Et lingua ignis est, universitas iniquitatis. Lingua constituitur in membris nostris, quæ maculat totum corpus, et inflammat rotam nativitatis nostræ inflammata a gehenna. Auch die Zunge ist ein Feuer,¹⁰ die Welt der Ungerechtigkeit. Die Zunge steht da unter unsern Gliedern als die, welche den ganzen Leib befleckt und das Rad unseres Lebens in Flammen setzt, selbst entzündet von der Hölle.¹¹ Jakobus Jak 66 3 6 10 Hier im schlimmen Sinne. Jakobus Jak 66 3 6 11 Das menschliche Leben ist ein Rad, das von unserer Geburt bis zum Tode um sich selbst kreisend forteilt. Die Zunge ist gleichsam die Mitte des Rades, und von den Flammen der Hölle entzündet und genährt, wirkt sie, den ganzen Leib befleckend und das Leben von Anfang bis zu Ende in Brand setzend. Ehe die Leidenschaft sich anderweit betätigt, pflegt sie sich in der Rede zu offenbaren. Jakobus Jak 66 3 7 Omnis enim natura bestiarum, et volucrum, et serpentium, et ceterorum domantur, et domita sunt a natura humana: Denn die Natur aller wilden Tiere, und Vögel, und Schlangen, und der übrigen Tiere wird gezähmt und ist gezähmt worden von der menschlichen Natur;¹² Jakobus Jak 66 3 7 12 Die Einteilung der Tiere in vier Klassen entspricht der [Gen 9,2] angegebenen Ordnung. Von der ehemaligen Herrschaft über die Tiere, welche Gott einst den Menschen verliehen [Gen 1,28, Ps 8,7], ist nur noch dies geblieben, dass er die Tiere bändigen kann. Jakobus Jak 66 3 8 Linguam autem nullus hominum domare potest: inquietum malum, plena veneno mortifero. die Zunge aber vermag kein Mensch zu zähmen,¹³ dies nimmer müde Übel,¹⁴ tödlichen Giftes voll. Jakobus Jak 66 3 8 13 Der Apostel sagt nicht: Keiner kann die Zunge bändigen, sondern: Kein Mensch kann die Zunge bändigen, damit wir, wenn Gott uns dies verleiht, seine Gnade bekennen. (Aug.) Jakobus Jak 66 3 8 14 Nicht Sünde, wie das Gift an sich nicht Tod ist, sondern voll des totbringenden Giftes. Jakobus Jak 66 3 9 In ipsa benedicimus Deum et Patrem: et in ipsa maledicimus homines, qui ad similitudinem Dei facti sunt. Mit ihr preisen wir¹⁵ Gott und den Vater;¹⁶ und mit ihr verfluchen wir die Menschen, die nach dem Ebenbilde Gottes gemacht sind.¹⁷ Jakobus Jak 66 3 9 15 Nicht die Zunge, sondern wir. Die Zunge ist ein Mittel, das sich ebenso leicht der Begierde, wie dem Lobpreise anbequemt, den widersprechendsten Dingen. Jakobus Jak 66 3 9 16 Gott, der unser Vater ist. Jakobus Jak 66 3 9 17 So fällt der Fluch gleichsam auf Gott zurück. Jakobus Jak 66 0 1 3. Die Früchte dieses Ehrgeizes sind: Streit, Zwietracht und mancherlei Sünden (V. 1 12): a) Die Quelle dieser Sünden sind die Begierden, denen jene neuen Lehrer schmeicheln, die als Freunde der Welt Feinde Gottes sind, und denen Gott auch, weil sie hochmütig sind, widersteht. (V. 6) b) Mahnung an alle, deshalb mit wahrer Demut Gott zu nahen, (V. 10) c) und sich nicht gegenseitig wie Gesetzgeber und Richter zu richten, da Gott allein Richter und Gesetzgeber ist. (V. 12) III. Verschiedene Mahnungen. (Kap. 4 V. 13 Kap. 5 V. 18): 1. Die Leser sollen sich erinnern, dass alles von Gott abhängt, und deshalb sich nicht ihres Besitzes stolz rühmen. Jakobus Jak 66 4 1 Unde bella, et lites in vobis? Nonne hinc? ex concupiscentiis vestris, quæ militant in membris vestris? Woher sind Kriege¹ und Streitigkeiten² unter euch?³ Nicht daher? Aus euren Begierden,⁴ die in euren Gliedern kämpfen?⁵ Jakobus Jak 66 4 1 1 Zustand des Kampfes. Jakobus Jak 66 4 1 2 Einzelne Zusammenstöße. Jakobus Jak 66 4 1 3 Den Gläubigen. Jakobus Jak 66 4 1 4 Besonders die auf irdische Reichtümer gerichteten. Jakobus Jak 66 4 1 5 Die Begierden haben in den Gliedern gleichsam ihr Lager aufgeschlagen, von wo aus sie erobernd vorgehen. Jakobus Jak 66 4 10 Humiliamini in conspectu Domini, et exaltabit vos. Demütiget euch vor dem Herrn,²⁷ so wird er euch erhöhen.²⁸ Jakobus Jak 66 4 10 27 In frommer Ergebung. Jakobus Jak 66 4 10 28 Ebenso gegenwärtig, ob auch verborgen, wie in der zukünftigen offenbaren Herrlichkeit. Vergl. [Jak 1,9]. Ähnlich [1Petr 5,6]. Jakobus Jak 66 4 11 Nolite detrahere alterutrum fratres. Qui detrahit fratri, aut qui judicat fratrem suum, detrahit legi, et judicat legem. Si autem judicas legem.: non es factor legis, sed judex. Redet einander nicht übel nach,²⁹ Brüder!³⁰ Wer dem Bruder übel nachredet, oder wer seinen Bruder richtet, der redet dem Gesetze³¹ übel nach und richtet das Gesetz. Wenn du aber das Gesetz richtest,³² so bist du nicht ein Vollbringer des Gesetzes, sondern ein Richter desselben.³³ Jakobus Jak 66 4 11 29 Neue Ermahnung. Jakobus Jak 66 4 11 30 Immer von neuem hebt der Apostel die Gemeinschaft hervor, in welcher die Christen stehen, und durch welche das Vergehen verschlimmert wird. Die Anrede macht die Mahnung zugleich eindringlicher. Jakobus Jak 66 4 11 31 Wie [Jak 1,25, Jak 2,9.12] das A. und das N. T., dessen Zusammenfassung die Liebe ist. Durch das Richten und Schmähen des Bruders wird das Gesetz selbst verunglimpft und geurteilt, da eine gewisse Verachtung desselben, ja auch des Gesetzgebers, darin liegt. Jakobus Jak 66 4 11 32 Wer ein Recht zu haben vermeint, gegen das Gesetz zu handeln, kann kein Vollbringer desselben sein. Er stellt ein anderes Gesetz auf, um nach diesem seinen Nächsten zu richten. Jakobus Jak 66 4 11 33 Gegensatz gegen die Menschen. Jakobus Jak 66 4 12 Unus est legislator, et judex, qui potest perdere, et liberare. Ein einziger ist, der Gesetzgeber³⁴ und Richter ist, der Macht hat³⁵ zu verderben³⁶ und zu retten. Jakobus Jak 66 4 12 34 Das hier geschilderte Richten hat das Aufstellen des Gesetzes zur Voraussetzung. Die Menschen aber sind alle verpflichtet, dem gegebenen Gesetze zu gehorchen. Jakobus Jak 66 4 12 35 Nämlich der, der Macht hat. Jakobus Jak 66 4 12 36 Grund, warum der eine, und er allein, Gesetzgeber und Richter ist. Jakobus Jak 66 4 13 Tu autem quis es, qui judicas proximum? Ecce nunc qui dicitis: Hodie, aut crastino ibimus in illam civitatem, et faciemus ibi quidem annum, et mercabimur, et lucrum faciemus: Du aber, wer bist du,³⁷ der du den Nächsten richtest? Wohlan nun, die ihr sprechet:³⁸ Heute oder morgen werden wir in diese Stadt gehen, und dort ein Jahr zubringen, Handel treiben, und Gewinn machen,³⁹ - Jakobus Jak 66 4 13 37 Auf welchen Rechtsgrund stützest du dich? Jakobus Jak 66 4 13 38 Die Redeweise wird getadelt. Jakobus Jak 66 4 13 39 Die Aufforderung ist an weltlich gesinnte Christen gerichtet. Die Handeltreibenden sind am leichtesten der Gefahr ausgesetzt, alles ihrer eigenen Klugheit und Betriebsamkeit zuzuschreiben und der notwendigen Hilfe Gottes zu vergessen. Der in V. 14, V. 15 zu erwartende Imperativsatz bleibt aus und die Ermahnungen werden in eine andere Form gekleidet. Jakobus Jak 66 4 14 Qui ignoratis quid erit in crastino. die ihr doch nicht wisset, was morgen sein wird!⁴⁰ Jakobus Jak 66 4 14 40 [Spr 3,28, Spr 27,1] Jakobus Jak 66 4 15 Quæ est enim vita vestra? Vapor est ad modicum parens, et deinceps exterminabitur; pro eo ut dicatis: Si Dominus voluerit. Et: Si vixerimus, faciemus hoc, aut illud. Denn was ist euer Leben? Ein Dunst⁴¹ ist es, der eine kleine Weile sichtbar ist und dann verschwindet. Anstatt dass ihr sagtet: Wenn der Herr will, und: Wenn wir noch leben, werden wir dies oder das tun. Jakobus Jak 66 4 15 41 Ein Hauch des Mundes; nicht nur ihr Leben, sondern sie selbst. Vergl. [Ps 102,4]. Jakobus Jak 66 4 16 Nunc autem exsultatis in superbiis vestris. Omnis exsultatio talis, maligna est. Nun aber rühmt ihr euch⁴² in eurer Selbstüberhebung.⁴³ Alles solches Sichrühmen ist vom Übel. Jakobus Jak 66 4 16 42 Den Inhalt des Rühmens bildet V. 13. Jakobus Jak 66 4 16 43 Im Griech. und Lat. steht die Mehrzahl, da jene sich unter den verschiedensten Verhältnissen offenbart. Jakobus Jak 66 4 17 Scienti igitur bonum facere, et non facienti, peccatum est illi. Wer nun⁴⁴ Gutes zu tun weiß,⁴⁵ und es nicht tut, dem ist es Sünde.⁴⁶ Jakobus Jak 66 4 17 44 Abschluss und Ergebnis des Vorhergehenden. (V. 13 16) Jakobus Jak 66 4 17 45 Wie er Gott wohlgefällig zu handeln hat. Jakobus Jak 66 4 17 46 Vergl. [Lk 12,47]. Jakobus Jak 66 4 2 Concupiscitis, et non habetis: occiditis, et zelatis: et non potestis adipisci: litigatis, et belligeratis, et non habetis, propter quod non postulatis. Ihr begehret,⁶ und habet es nicht,⁷ ihr mordet und neidet, und könnet es nicht erlangen; ihr streitet und kämpfet, und habt es nicht, weil ihr nicht bittet. Jakobus Jak 66 4 2 6 Mit Zurückbeziehung auf V. 1 gesagt: Ihr begehrt irdischen Besitz und Genuss. Da ihr nicht erhaltet, was ihr begehrt, hegt ihr Hass (mordet vergl. [Mt 5,22, 1Joh 3,15] u. a.) und Neid gegen die, welche euch darin bevorzugt oder im Wege zu stehen scheinen. Jakobus Jak 66 4 2 7 Der Grund, weshalb sie nicht erlangen, was sie wünschen, ist der Mangel des Gebetes oder des rechten Gebetes, denn auch um zeitliche Güter dürfen wir Gott bitten, doch in rechter weise: in der Absicht, sie zu Gottes Ehre anzuwenden. Jakobus Jak 66 4 3 Petitis, et non accipitis: eo quod male petatis: ut in concupiscentiis vestris insumatis. Ihr bittet, und ihr empfanget es nicht, darum, weil ihr auf schlechte Art bittet, um es auf eure Gelüste zuwenden. Jakobus Jak 66 4 4 Adulteri nescitis quia amicitia hujus mundi, inimica est Dei? Quicumque ergo voluerit amicus esse sæculi hujus, inimicus Dei constituitur. Ihr Ehebrecher!⁸ wisset ihr nicht, dass die Freundschaft dieser Welt⁹ Feindschaft gegen Gott¹⁰ ist? Wer also immer Freund dieser Welt sein will, der stellt sich als Feind Gottes dar. Jakobus Jak 66 4 4 8 In uneigentlicher Bedeutung. Die Christen haben, ähnlich wie das auserwählte Volk [Ps 73,27, Jes 57,3ff, Hab 1,23.27] u. a. einen Bund mit Gott geschlossen, dessen Haupt Gott ist. Das Bild deutet auf ein zwischen Gott und der Welt geteiltes Herz. Jakobus Jak 66 4 4 9 Durch falsche Begierlichkeit und irdischen Gütern und Genüssen. Jakobus Jak 66 4 4 10 Siehe [Mt 6,24, Röm 6,7]. Jakobus Jak 66 4 5 An putatis quia inaniter Scriptura dicat: Ad invidiam concupiscit spiritus, qui habitat in vobis? Oder meinet ihr,¹¹ dass die Schrift ohne Grund sagt:¹² Mit Eifersucht liebt der Geist,¹³ der in uns¹⁴ wohnt? Jakobus Jak 66 4 5 11 Gegensatz zu V. 4: Wisset ihr nicht? Jakobus Jak 66 4 5 12 Diese Worte sind weder genau so, noch dem wesentlichen Zusammenhange nach an einer einzelnen Stelle des A. T. zu finden, sondern also wohl die Zusammenfassung einer dort vorgetragenen Lehre. Jakobus Jak 66 4 5 13 Der Heilige Geist. Jakobus Jak 66 4 5 14 Ein Herz, in dem Gott oder der Heil. Geist Wohnung genommen, liebt er so, dass er es auch allein besitzen will. Jakobus Jak 66 4 6 Majorem autem dat gratiam. Propter quod dicit: Deus superbis resistit, humilibus autem dat gratiam. Um so größer¹⁵ aber ist die Gnade, die er gibt. Deshalb heißt es:¹⁶ Gott widerstehet den Hoffärtigen,¹⁷ den Demütigen aber gibt er Gnade.¹⁸ Jakobus Jak 66 4 6 15 Im Vergleiche zu dem Falle, dass das Begehren nicht statthätte. Der Geist Gottes entschädigt für die Weltentsagung, welche er dem Christen auferlegt, durch desto reichere Gnade. Jakobus Jak 66 4 6 16 [Spr 3,34] nach der Septuag. Jakobus Jak 66 4 6 17 Den Freunden der Welt (V. 4) Jakobus Jak 66 4 6 18 Die sich Gott ganz und ungeteilt unterwerfen und hingeben. Jakobus Jak 66 4 7 Subditi ergo estote Deo, resistite autem diabolo, et fugiet a vobis. Unterwerfet euch also Gott; widerstehet dagegen dem Teufel,¹⁹ so wird er von euch fliehen.²⁰ Jakobus Jak 66 4 7 19 Vergl. die Versuchung des Herrn [Mt 4]. Jakobus Jak 66 4 7 20 Der Teufel kann wohl angreifen, doch nicht siegen, wenn wir nicht wollen. (Aug.) Vergl. [Mt 4,9, Lk 4,6]. Jakobus Jak 66 4 8 Appropinquate Deo, et appropinquabit vobis. Emundate manus, peccatores: et purificate corda, duplices animo. Nahet euch²¹ Gott, so wird er sich euch nahen.²² Machet rein die Hände, ihr Sünder,²³ und läutert die Herzen, ihr Doppelherzigen.²⁴ Jakobus Jak 66 4 8 21 Bittend und opfernd. [Ex 16,9, Ex 16,1, Ps 32,9, Ez 44,15] Jakobus Jak 66 4 8 22 Gegensatz zu: Wird fliehen V. 7. Gott kommt denen, die ihn vom Herzen suchen, entgegen. Vergl. [2Chr 15,2, Jes 57,15]. Doch nur mit reinen Händen darf man ihm nahen. Die Hände sind die Handwerkzeuge der Handlungen. Jakobus Jak 66 4 8 23 Die Sünde ist V. 1 4 beschrieben. Jakobus Jak 66 4 8 24 Solche wollen Sünder und zugleich Christen sein. Jakobus Jak 66 4 9 Miseri estote, et lugete, et plorate: risus vester in luctum convertatur, et gaudium in mrorem. Fühlet euer Elend,²⁵ trauert und klaget; euer Lachen wandle sich in Weinen, und eure Freude in Trauer.²⁶ Jakobus Jak 66 4 9 25 Nach dem Griech. vielmehr: Erwecket das Bewusstsein eurer Sündhaftigkeit und Schmerz über diese. Vergl. [Lk 15,17]. Jakobus Jak 66 4 9 26 Über die begangenen Sünden. Jakobus Jak 66 0 1 2. Der Apostel tadelt die Reichen heftig, dass sie ihren Reichtum missbrauchen und die Armen ohne Aufhören bedrücken, (V. 6) und tröstet die Armen, sie zur Geduld aufmunternd im Hinblick auf den zukünftigen Lohn. (V. 11) 3. Lehre über den Eid. (V. 12) 4. Vorschrift für das Verhalten der Schwerkranken (V. 13) und Mahnung, die Priester zur Spendung der heiligen Ölung zu rufen. (V. 15) 5. Empfehlung des Gebetes nach dem Vorbilde des Elias, welches zugleich den Wert des Gebetes zeigt. (V. 18) Epilog (V. 19, V. 20): Wer einen Sünder bekehrt, erlangt großen Lohn; um diesen mögen die Christen sich bemühen. Jakobus Jak 66 5 1 Agite nunc divites, plorate ululantes in miseriis vestris, quæ advenient vobis. Wohlan nun, ihr Reichen!¹ weinet und wehklaget² über die Trübsale, die über euch hereinbrechen werden.³ Jakobus Jak 66 5 1 1 Die Sprache des Apostels wird hier der Propheten des A. T. ähnlich, wenn sie das Strafgericht über Jerusalem verkünden. Er versichert die Christen, dass Gott sie nicht verlassen hat und ihre Bedrücker, jene Nichtchristen, auf welche das V. 4 6 Enthaltene Anwendung findet, heimsuchen wird. Da die Mahnung zur Bekehrung, anders als [Jak 4,1-10], fehlt, sind die Drohungen als gegen Nichtchristen gerichtet anzusehen, umso mehr als V. 7 die Brüder mit jenem Gerichte über die Reichen getröstet werden. Dass der Apostel solche anredet, die nicht zu seinen Hörern und Lesern gehören, ist dem Charakter der alttestamentlichen Prophezeiungen gemäß. Z. B. [Jes 33,1]. Vergl. [Mt 23,13ff.37]. Jakobus Jak 66 5 1 2 Vergl. [Lk 6,24.25]. Jakobus Jak 66 5 1 3 Für jeden bei dem Tode, für alle zugleich bei dem Weltgerichte. Jakobus Jak 66 5 10 Exemplum accipite, fratres, exitus mali, laboris, et patientiæ, prophetas: qui locuti sunt in nomine Domini. Zum Vorbilde eines harten Todes,²⁹ des Leidens und der Geduld nehmet, Brüder! die Propheten, welche im Namen³⁰ des Herrn geredet haben. Jakobus Jak 66 5 10 29 Die Worte eines harten Todes fehlen im Griech. Die Propheten sollen als Vorbild des geduldigen Leidens dienen. Jakobus Jak 66 5 10 30 Besonders Moses, Elias, Amos, Isaias, Jeremias. Vergl. [Apg 7,52]. Jakobus Jak 66 5 11 Ecce beatificamus eos, qui sustinuerunt. Sufferentiam Job audistis, et finem Domini vidistis, quoniam misericors Dominus est, et miserator. Sehet, wir preisen die selig, welche ausgeharrt haben!³¹ Von der Geduld Jobs³² habt ihr gehört und das Ende vom Herrn³³ gesehen; denn barmherzig ist der Herr und voll Erbarmung. Jakobus Jak 66 5 11 31 Aus ihrer Zahl wird alsbald Job besonders hervortreten. Jakobus Jak 66 5 11 32 Auf sein Beispiel wird auch [Tob 2,12-15] hingewiesen. Jakobus Jak 66 5 11 33 Welches der Herr gab, indem er Job erschien und ihn belehrte. Auch eurer Geduld wird von Gottes Barmherzigkeit der Lohn nicht fehlen. Jakobus Jak 66 5 12 Ante omnia autem fratres mei nolite jurare, neque per clum, neque per terram, neque aliud quodcumque juramentum. Sit autem sermo vester: Est, est: Non, non: ut non sub judicio decidatis. Vor allem³⁴ aber, meine Brüder! schwöret nicht, weder bei dem Himmel, noch bei der Erde, noch irgend einen anderen Schwur. Es sei aber eure Rede: Ja, Ja! Nein, Nein!³⁵ damit ihr nicht dem Gerichte anheimfallet.³⁶ Jakobus Jak 66 5 12 34 Die wichtigste Warnung. Das leichtfertige Schwören war wohl damals, wie bei Juden [Mt 23,16ff], so bei den Judenchristen häufig. Da die Worte des Apostels an [Mt 5,35.36] erinnern, sind sie in demselben Sinne zu nehmen wie die Vorschrift des Herrn, Alles, was über die einfache Aussage hinausgeht, ist eine Folge der Unwahrhaftigkeit der Menschen, den Kindern Gottes aber kommt es zu, das einfache Ja und Nein heilig und ohne Lüge zu gebrauchen. (Ökum., Beda.) Jakobus Jak 66 5 12 35 Euer Ja sei ein einfaches Ja, euer Nein Nein. Jakobus Jak 66 5 12 36 Wegen eures Tuns, wegen der Übertretung des Verbotes des Herrn. [Mt 5,37] Jakobus Jak 66 5 13 Tristatur aliquis vestrum? Oret: quo animo est? psallat. Ist³⁷ jemand unter euch traurig,³⁸ so bete er; ist jemand guten Mutes, so singe er Loblieder. Jakobus Jak 66 5 13 37 Keine Lage und Stimmung des Christen soll ohne Beziehung auf Gott sein. Leid und Freud sollen Anlass zum Gebete werden. Jakobus Jak 66 5 13 38 Griech.: Leidet Jemand. Jakobus Jak 66 5 14 Infirmatur quis in vobis? inducat presbyteros Ecclesiæ, et orent super eum, ungentes eum oleo in nomine Domini: Ist jemand unter euch krank,³⁹ so rufe er die Priester der Kirche,⁴⁰ und sie sollen über ihn⁴¹ beten, indem sie ihn mit Öl salben im Namen des Herrn;⁴² Jakobus Jak 66 5 14 39 Von der allgemeinen Mahnung (V. 13) geht Jakobus auf den besonderen Fall schwerer Krankheit über. Jakobus Jak 66 5 14 40 Da der Apostel hier die Mehrzahl setzt, werden in der griechischen Kirche, wenn möglich mehrere, 3 oder 7 Priester gerufen. Jakobus Jak 66 5 14 41 Die griech. Präposition drückt die Beziehung auf ihn hinaus. Ob der heil. Apostel dabei wollte, dass der Betende sich über den Kranken neige oder seine Hände über ihn ausstrecke, lässt sich aus dem Worte allein nicht herleiten. Jakobus Jak 66 5 14 42 Christi. Die Vorschrift über die Salbung kann sich nicht (wie einige nichtkatholische Ausleger annehmen wollen) auf das [Lk 10,34] Erzählte beziehen, denn die Salbung mit Öl ist doch nicht etwa ein natürliches, angeblich im Oriente gebrauchtes Universalmittel, zudem zeigt die Hinzuziehung der Priester noch mehr, dass eine solche Erklärung unmöglich ist, zumal sittlich religiöse Vorschriften vorangehen und nachfolgen. Andere akatholische Erklärer wollen, auf [Mt 6,13] hinweisend, vermuten, dass der Apostel von der charismatischen Krankenheilung spreche. Indes, wenngleich diese Gnadengabe in der ersten Kirche nicht selten war [1Kor 12,9], besaß doch nicht jeder Priester dieselbe, so dass Jakobus die Kranken an dieser Stelle an diese zur wunderbaren hätte verweisen können. Was hat ferner die Gnadengabe mit der Sündenvergebung zu tun, welche V. 15 als eine der Wirkungen dieser Salbung genannt wird? Es bleibt also einzig übrig, die Salbung, von welcher hier die Rede ist, als ein sakramentales Zeichen zu nehmen, das infolge der Anordnung Christi (im Namen des Herrn) die Kraft in sich trägt, den Kranken geistig, und oft selbst auch körperlich, zu heilen. Christus hat die Salbung der Kranken mit Öl angeordnet, wenngleich die Evangelisten (außer der Andeutung [Mk 6]) nichts darüber berichten. Ziel und Wirkung derselben werden in V. 15 angegeben. Jakobus Jak 66 5 15 Et oratio fidei salvabit infirmum, et alleviabit eum Dominus: et si in peccatis sit remittentur ei. so wird das Gebet des Glaubens⁴³ dem Kranken⁴⁴ zum Heile sein,⁴⁵ und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er in Sünden ist, werden sie ihm nachgelassen werden.⁴⁶ Jakobus Jak 66 5 15 43 Das Gebet, welches der Glaube verrichtet, der Glaube, wenn nicht des Priesters, so der Kirche, die er vertritt. Die Worte beziehen sich auf Gebet V. 14 zurück. Jakobus Jak 66 5 15 44 Dem Schwerkranken. (V. 14) Jakobus Jak 66 5 15 45 Leiblich, wenn es der Seele frommt. Ähnlich [Mt 9,22, Mk 5,25, Joh 11,12]. Jakobus Jak 66 5 15 46 Wenn der Kranke etwa Sünden begangen hat, die noch nicht anderweitig nachgelassen sind. Das Tridentiner Konzil führt in der 14. Sitzung Kap. 2 diese Stelle des Apostels als Beleg für die Wahrheit des Sakramentes der letzten Ölung an. Die entfernte Materie ist das Öl (Olivenöl), die nähere die Salbung mit diesem Öl, die Form das mit der Salbung verbundene Gebet. Die Einsetzung durch Christus liegt in den Worten: Im Namen (auf Befehl, mit Vollmacht) des Herrn. Als Wirkungen werden angegeben: 1. Die Gesundung des Leibes, wenn diese für das Heil der Seele förderlich ist. 2. Die Kräftigung der Seele, dass sie zu großem Vertrauen auf die göttliche Barmherzigkeit angeregt und durch dieses unterstützt sowohl die Mühsalen und Schmerzen der Krankheit leichter erträgt, wie auch den Versuchungen des Teufels leichter widersteht. 3. Die Tilgung etwa noch verbliebener Sünden. Jakobus Jak 66 5 16 Confitemini ergo alterutrum peccata vestra, et orate pro invicem ut salvemini: multum enim valet deprecatio justi assidua. Bekennet denn⁴⁷ einander eure Sünden, und betet füreinander, damit ihr das Heil erlanget;⁴⁸ denn viel vermag das beharrliche Gebet des Gerechten. Jakobus Jak 66 5 16 47 Will der Kranke durch die letzte Ölung Nachlass seiner Sünden erlangen, so ist es notwendig, dass er sie bereut. Eine solche Reue aber drängt zum offenen Bekenntnis, sei es vor dem Priester in sakramentaler Beicht (Chrysost.), sei es vor frommen Mitchristen, um von diesen Trost, Rat, Fürbitte zu erlangen. Jakobus Jak 66 5 16 48 Da soeben von den Fehlern die Rede war, ist zunächst wohl an eine geistige Heilung zu denken, indes ist auch, da die Sünden oft die Ursache körperlicher Krankheiten sind, der Gedanke an die körperliche Heilung nicht ganz ausgeschlossen. Jakobus Jak 66 5 17 Elias homo erat similis nobis passibilis: et oratione oravit ut non plueret super terram, et non pluit annos tres, et menses sex. Elias war ein Mensch, dem Leiden unterworfen, wie⁴⁹ wir, und er betete,⁵⁰ dass es nicht regnen möchte auf Erden; und es regnete nicht drei Jahre und sechs Monate hindurch. Jakobus Jak 66 5 17 49 Gleichgeartet, im gleichen Verhältnisse sich findend. Der heil. Jakobus schickt dies voraus, damit man nicht einwende, dies Beispiel finde wegen der Erhabenheit des Propheten [Sir 48,1-5] keine Anwendung. Jakobus Jak 66 5 17 50 Zwar ist [1Kön 17,1, 1Kön 18,1.4], welche Stelle der Apostel hier vor Augen hat, nicht ausdrücklich von einem Gebete die Rede, doch wird das 1. Gebet [1Kön 17,1] angedeutet, das zweite (V. 18) aber [1Kön 18,42] berichtet. Die Zeit findet sich im A. T. auf 3 Jahre, [Lk 4,25] und hier auf 3 Jahre angegeben. (November 908 November 905, so dass erst im April 904 wieder geerntet ward.) Das Latein. und Griech. ist ein Hebraismus, der andeutet, dass nichts anderes als sein Gebet die Dürre bewirkte. Jakobus Jak 66 5 18 Et rursum oravit: et clum dedit pluviam, et terra dedit fructum suum. Da betete er abermals, und der Himmel gab Regen, und die Erde brachte ihre Frucht hervor.⁵¹ Jakobus Jak 66 5 18 51 Das Gebet der Heiligen vermag viel. Eher verbietet Gott seinen Dienern, zu ihm zu flehen, als dass der sie nicht erhören sollte. Vergl. [Gen 20,7, 2Sam 17,1, 2Kön 6,17, Jer 7,16] u. a. Jakobus Jak 66 5 19 Fratres mei, si quis ex vobis erraverit a veritate, et converterit quis eum: Meine Brüder! wenn einer von euch abirrt von der Wahrheit⁵² und es führt ihn jemand zurück, Jakobus Jak 66 5 19 52 Wie immer, vom Glauben oder der Beobachtung der Gebote. Jakobus Jak 66 5 2 Divitiæ vestræ putrefactæ sunt: et vestimenta vestra a tineis comesta sunt. Euer Reichtum⁴ ist vermodert und eure Kleider⁵ sind von Motten zerfressen. Jakobus Jak 66 5 2 4 Bild des Verderbens, dem die Reichen anheimfallen. In prophetischer Redeweise wird das noch Zukünftige als bereits eingetreten bezeichnet. Jakobus Jak 66 5 2 5 Prachtgewänder. Vergl. [Mt 6,19]. Jakobus Jak 66 5 20 Scire debet quoniam qui converti fecerit peccatorem ab errore viæ suæ, salvabit animam ejus a morte, et operiet multitudinem peccatorum. so wisse er, dass, wer einen Sünder von seinem Irrwege zurückführt, der wird dessen Seele vom Tode⁵³ retten und eine Menge Sünden⁵⁴ zudecken.⁵⁵ Jakobus Jak 66 5 20 53 Dem geistigen Tode, der, wenn er nicht aufgehoben wird, in den ewigen übergeht. Jakobus Jak 66 5 20 54 Des zuvor Verirrten und nun Bekehrten. Jakobus Jak 66 5 20 55 Anfang an [Spr 10,12]. Vergl. [1Petr 4,8]. Da die Sünden in den Augen Gottes zu bedecken sind, sind sie nach dem Sprachgebrauche des A. T. als getilgt bezeichnet. Wohl kann nur Gott vergeben, dennoch wird dies hier in uneigentlicher Weise dem Menschen zugeschrieben, insofern er Gott dazu veranlasst. Diese Vergebung ist die Voraussetzung des Rettens. Jakobus Jak 66 5 3 Aurum, et argentum vestrum æruginavit: et ærugo eorum in testimonium vobis erit, et manducabit carnes vestras sicut ignis. Thesaurizastis vobis iram in novissimis diebus. Euer Gold und Silber ist verrostet,⁶ und ihr Rost wird ein Zeugnis wider euch sein⁷ und wird euer Fleisch wie Feuer verzehren. Ihr habt euch Schätze des Zornes aufgehäuft in den letzten Tagen.⁸ Jakobus Jak 66 5 3 6 Der Rost greift nur unedle Metalle an. Von seiner Schilderung hingerissen lässt Jakobus diesen Unterschied bei Seite und wendet die Art der Vernichtung der unedlen auf die edlen Metalle an. Jakobus Jak 66 5 3 7 In der ewigen Verdammnis. Jakobus Jak 66 5 3 8 Die Tage, welche der Wiederkunft des Herrn (V. 7) und damit dem Weltgerichte vorangehen. Ein Vorbild derselben war die Zerstörung Jerusalems. Jakobus Jak 66 5 4 Ecce merces operariorum, qui messuerunt regiones vestras, quæ fraudata est a vobis, clamat: et clamor eorum in aures Domini Sabaoth introivit. Sehet, der Lohn der Arbeiter, welche eure Felder gemäht haben,⁹ der von euch vorenthalten worden ist,¹⁰ schreit;¹¹ und ihr Ruf ist zu den Ohren des Herrn der Heerscharen¹² gedrungen. Jakobus Jak 66 5 4 9 Drei Sünden werden insbesondere genannt. Die erste ist die Ungerechtigkeit. Schnitter und Erntende gehören zusammen, sind aber unter sich verschiedene Personen. Der Apostel nennt sie wohl, anstatt allgemein von Lohnarbeitern zu sprechen, weil ihre Arbeit in brennender Sonnenhitze eine der schwersten ist, andererseits der Gegensatz des Erntereichtums die Lohnvorenthaltung in desto schlimmerem Licht zeigt. Jakobus Jak 66 5 4 10 Eine solche Schädigung durch Vorenthaltung oder Verzögerung der Bezahlung wird im Gesetze ganz besonders hart gerügt. [Lev 19,3, Dtn 24,14, Jer 22,13, Mal 3,5]. Jakobus Jak 66 5 4 11 Bis er bezahlt oder bis die Nichtbezahlung gestraft ist. Jakobus Jak 66 5 4 12 Gott, des Allmächtigen, dessen Engel bereit stehen, an den Bedrückern Rache zu nehmen. Jakobus Jak 66 5 5 Epulati estis super terram, et in luxuriis enutristis corda vestra in die occisionis. Ihr habt¹³ auf Erden¹⁴ üppig gelebt und eure Herzen mit Genüssen gemästet für den Tag der Schlachtung.¹⁵ Jakobus Jak 66 5 5 13 Zweite Sünde der reichen. Jakobus Jak 66 5 5 14 Gegensatz zu V. 5: zu den Ohren des Herrn. Während Gott im Himmel die Klage der Unterdrückten hört, leben die reichen auf Erden nur ihrer Lust, unbekümmert um den Zorn des Allmächtigen. Jakobus Jak 66 5 5 15 Tag des Gerichtes. Vergl. [Jer 12,3] (Sept.) Jakobus Jak 66 5 6 Addixistis, et occidistis justum, et non restitit vobis. Ihr habt den Gerechten verurteilt,¹⁶ ja getötet, und er widerstand euch nicht.¹⁷ Jakobus Jak 66 5 6 16 Zwar sind vorzugsweise die Richter gemeint, doch sind die Ankläger nicht ausgeschlossen, da auch ihre Absicht auf die Verdammung der Gerechten abzielt. Jakobus Jak 66 5 6 17 Griech.: widersteht euch nicht. Das Verhalten beider bleibt sich gleich. Jakobus Jak 66 5 7 Patientes igitur estote fratres usque ad adventum Domini. Ecce agricola exspectat pretiosum fructum terræ, patienter ferens donec accipiat temporaneum, et serotinum. So geduldet euch nun,¹⁸ Brüder!¹⁹ bis auf die Ankunft des Herrn. Sehet,²⁰ der Landmann wartet auf die köstliche²¹ Frucht der Erde, indem er geduldig harrt, bis sie den Frühregen und Spätregen²² empfängt.²³ Jakobus Jak 66 5 7 18 Die in V. 6 als leidende Gerechte Geschilderten. Die ganze Darstellung V. 1 6 soll ein Trost für die Christen sein. Jakobus Jak 66 5 7 19 Gegensatz zu: Ihr Reichen! V. 1 Jakobus Jak 66 5 7 20 Dasselbe Bild [Sir 6,19]. Jakobus Jak 66 5 7 21 Anwendung auf die Langmut. Jakobus Jak 66 5 7 22 Der Frühregen fiel in der Zeit von Anfang Oktober bis zum Anfange des Monat Dezember, bald nach der Aussaat, der Spätregen in der Zeit von Anfang März bis Anfang April, einige Zeit vor der Ernte. Von diesen beiden Regenzeiten [Dtn 11,14, Jer 5,24] hängt in Palästina alle Fruchtbarkeit ab. Jakobus Jak 66 5 7 23 Der Christ soll nicht aufhören im Glauben die Saat der Ewigkeit in guten Werken und geduldigem Leiden auszustreuen, in fester Zuversicht den Ausgang erwartend. Jakobus Jak 66 5 8 Patientes igitur estote et vos, et confirmate corda vestra: quoniam adventus Domini appropinquavit. So geduldet auch ihr euch und festiget²⁴ eure Herzen, denn die Ankunft des Herrn ist nahe.²⁵ Jakobus Jak 66 5 8 24 Ohne diese Festigung ist die Geduld nicht möglich. Ist auch die Festigung vorzüglich Gottes Sache [1Thess 3,13], so muss doch der Mensch mittätig sein. Jakobus Jak 66 5 8 25 So verkündete Johannes der Täufer, dass das Himmelreich nahe [Mt 3,2], und ebenso Christus [Mt 4,17]. Der Herr ist für jeden nahe, da die Todesstunde nicht fern ist, der ganzen Welt aber im nahenden Endgerichte. Jakobus Jak 66 5 9 Nolite ingemiscere fratres in alterutrum, ut non judicemini. Ecce judex ante januam assistit. Seufzet nicht gegeneinander, Brüder!²⁶ damit ihr nicht gerichtet werdet. Sehet, der Richter²⁷ steht vor der Türe.²⁸ Jakobus Jak 66 5 9 26 Bei der Bedrückung seitens der reichen. Das gegen schließt ein der Liebe widersprechendes Richten des Bruders ein. Jakobus Jak 66 5 9 27 Der Herr. Wie die Nähe desselben die Christen in ihrer Bedrängnis trösten soll, so soll sie dieselbe auch von der Verletzung der Liebe gegeneinander zurückhalten. Vergl. [Jak 2,13]. Jakobus Jak 66 5 9 28 Ist im Begriff einzutreten. Vergl. [Mt 24,33, Mk 13,29]. 1 Petrus 1Petr 68 0 1 Eingang des Briefes (1, V. 1 12): 1. Aufschrift, welche die Vorrechte der Christen kundgibt. (V. 2) 2. Danksagung und Empfehlung der durch das Evangelium den Christen gebrachten Güter (V. 3 12): a. Sie sind wiedergeboren als Erben des Himmels, der ihnen sicher ist, da Gott sie durch den Glauben für die Seligkeit bewahren wird. (V. 5) Wenn also auch jetzt Leiden sie heimsuchen, werden sie sich doch bei der Ankunft Christi freuen. (V. 9) b. Wie groß das Heil sein wird, das Christus bringt, geht daraus hervor, dass die Propheten es zu schauen und zu erforschen verlangten und selbst die Engel begehren es genau zu erkennen. (V. 12) I. Mahnung zu wahrhaft christlichem Leben (1,13 2,10) 1. Da ein solches Heil ihnen bereitet ist, müssen die Leser mit lebendiger Hoffnung erfüllt sein, die sie antreibt, dem, von welchem sie zum Heile berufen sind, durch ein heiliges Leben ähnlich zu werden. (V. 16) Die Christen haben einen Vater, der zugleich Richter ist (V. 17); sie sind durch das kostbare Blut Christi erkauft und haben durch Christus den Glauben empfangen. (V. 21) 2. Mit dieser Hoffnung vereinige sich wahre Bruderliebe (V. 22), denn wir sind Brüder aus unvergänglichem Samen gezeugt, d. i. aus dem ewigen Worte. 1 Petrus 1Petr 68 1 1 PETRUS Apostolus Jesu Christi, electis advenis dispersionis Ponti, Galatiæ, Cappadociæ, Asiæ, et Bithyniæ Petrus, Apostel Jesu Christi,¹ an die auserwählten² Fremdlinge in der Zerstreuung³ von Pontus, Galatien, Kappadocien, Asien und Bithynien,⁴ 1 Petrus 1Petr 68 1 1 1 Da die Würde des heil. Petrus angezweifelt wird, fehlt der vom heil. Paulus oft gemachte Zusatz: Durch den Willen Gottes. Als Apostel Jesu Christi hat Petrus ein Recht, die Gläubigen zu belehren und zu ermahnen, und diese haben die Pflicht, ihn ehrfurchtsvoll zu hören. 1 Petrus 1Petr 68 1 1 2 Das Wort Auswahl findet sich auch im A. T. [Num 11,28, Ps 106,6, Jes 65,9] u. a. Quellen, bezieht sich indes nicht auf die Auswahl einzelner im Sinne der Vorherbestimmung, sondern ist ein Attribut der Gemeinschaft: Jedes Glied der Gemeinde gehört zu dem auserwählten Geschlechte. Vergl. [Jak 2,5]. 1 Petrus 1Petr 68 1 1 3 Die Christen sind auf Erden Fremdlinge, weil Auserwählte und zum Glauben Berufene, denn ihre Heimat ist der Himmel. Dieser Gedanke kehrt im Briefe mehrfach wieder. Nach dem Sprachgebrauche wollen Euseb., Ökum., Hier. unter den Fremdlingen Judenchristen als Leser verstehen, während anderen dieses Wort auf Heidenchristen zu deuten scheint. (Aug., Cassiod.) Es sind wohl aber unter den Juden und Heiden verstreut lebende Juden- und Heidenchristen zu verstehen, da der heil. Petrus auch mehrmals [1Petr 1,14, 1Petr 2,10, 1Petr 4,3] ehemalige Heiden anredet und er nicht allein ein Judenapostel war, wie Jakobus. Die christliche Gemeinde schart sich noch immer um Jerusalem. 1 Petrus 1Petr 68 1 1 4 Die Aufzählung geht von Osten nach Westen. 1 Petrus 1Petr 68 1 10 De qua salute exquisierunt, atque scrutati sunt prophetæ, qui de futura in vobis gratia prophetaverunt: Über dieses Heil²⁵ suchten und forschten die Propheten, welche von der euch bestimmten Gnade geweissagt haben, 1 Petrus 1Petr 68 1 10 25 Das Heil in Christus, das im Glauben gegenwärtig dereinst erst vollendet zu Teil wird. 1 Petrus 1Petr 68 1 11 Scrutantes in quod, vel quale tempus significaret in eis Spiritus Christi: prænuntians eas quæ in Christo sunt passiones, et posteriores glorias: forschend,²⁶ auf welche Zeit und Umstände der Geist Christi in ihnen hindeute, indem er die Christus bestimmten Leiden und die darauf folgende Herrlichkeit²⁷ vorherverkündete, 1 Petrus 1Petr 68 1 11 26 Dass alle Propheten forschten, ist nur erklärlich, wenn es sich um eine Sache von unendlicher Bedeutung handelte. Die Offenbarung ward ihnen ohne menschliches Zutun, ihr Forschen Erfüllung und der Predigt des Evangeliums hervorgehoben, da auch das Evangelium kraft des Heiligen Geistes verkündet wird, wie das Pfingstfest zeigte. (V. 12) 1 Petrus 1Petr 68 1 11 27 Dem Apostel steht wohl besonders [Jes 53] vor Augen. Da nur der Amtsname des Herrn gesetzt ist, tritt das Leiden in seiner Bedeutung für unsere Erlösung stärker hervor. Die darauf folgende: [Lk 26,26]. Die Herrlichkeit offenbarte sich in der Auferstehung, der Himmelfahrt und dem Sitzen zur Rechten Gottes. 1 Petrus 1Petr 68 1 12 Quibus revelatum est quia non sibimetipsis, vobis autem ministrabant ea, quæ nunc nuntiata sunt vobis per eos, qui evangelizaverunt vobis, Spiritu sancto misso de clo in quem desiderant Angeli prospicere. da ihnen geoffenbaret wurde,²⁸ dass sie nicht für sich selbst, sondern für euch das mitteilten, was euch²⁹ jetzt durch diejenigen verkündet wird, die euch in Kraft des vom Himmel gesandten Heiligen Geistes³⁰ das Evangelium verkündigt haben,³¹ in welchen³² Einblick zu haben die Engel begehren. 1 Petrus 1Petr 68 1 12 28 Fortdauernd. Sie wussten, dass sie selbst das Ziel nicht mehr schauen würden. 1 Petrus 1Petr 68 1 12 29 Das wiederholte euch hebt die Bevorzugung der Leser den Propheten gegenüber hervor. Ist an ihnen bereits ein Teil der prophetischen Voraussagung in Erfüllung gegangen, so wird auch das übrige erfüllt und die Herrlichkeit ihnen zu Teil werden. 1 Petrus 1Petr 68 1 12 30 Dasselbe, was die Propheten weissagten, bildet den Inhalt des Evangeliums, und derselbe Geist, welcher die Propheten erleuchtete, erfüllt auch die Lehrer der Kirche. Alter und Neuer Bund sind einer. (Beda) 1 Petrus 1Petr 68 1 12 31 Obwohl die Propheten wussten, dass die Gnade, welche sie verkündeten, einer späteren Zeit zu Teil werden sollte, wurden sie in der Verkündigung nicht träge. Wie undankbar sind wir, wenn die Erfüllung, die wir gesehen, uns nicht im Leiden aufrecht erhält! 1 Petrus 1Petr 68 1 12 32 Christus (Beda) oder: den Heil. Geist, welchen mit dem Vater und dem Sohne zu schauen das stete Verlangen der Engel ist, um weitern Einblick (nach dem griech. Texte) in das Geheimnis der Erlösung zu erlangen, dessen Ratschluss Gott ihnen offenbart hat. Die Engel nahmen innigen Anteil an der Erlösung. [Hebr 1,14] Sie ziehen Israel voran in der Wüste, verkünden das Gesetz auf Sinai, flehen für Israel [Sach 1,12], geben den Propheten Aufschlüsse über die Zukunft und das messianische Heil. Ein Engel bringt die Botschaft, Engel verkünden die Geburt des Herrn, wachen über den Heiland und seine heil. Mutter [Mt 1,20, Mt 2,13ff]. Vergl. auch [Joh 1,52, Mt 4,11, Lk 22,43, Mt 28,26, Apg 1,10]. Sie sind auch in der Kirche und für die Kirche tätig: [Apg 8,26, Apg 10,3.6, Apg 11,13, Apg 27,23.24, Offb 1,1, Offb 20,1, Offb 22,6]. Sie sind bei den gottesdienstlichen Versammlungen der Gläubigen zugegen [1Kor 11,10], freuen sich über die Bekehrung der Sünder und die Gerechtigkeit der Gerechten [Lk 15,7], haben Kenntnis von der sich durch die Kirche offenbarenden mannigfaltigen Weisheit Gottes [Eph 3,10] und nehmen an den Leiden und Kämpfen der Kirche, deren Glieder sie sind [Hebr 12,22], mannigfachen Anteil. [Apg 5,19.20, Apg 12,7.11, 2Kor 4,9, Offb 5ff] Sie werden auch dermal einst bei dem Weltgerichte zugegen sein und es vollbringen helfen. [Mt 13,39ff] So begleiten die Engel das Erlösungswerk von Anfang bis zum Ende und haben Einsicht in dasselbe. Dennoch birgt es auch für die Geheimnisse, die sie nicht zu ergründen vermögen. 1 Petrus 1Petr 68 1 13 Propter quod succincti lumbos mentis vestræ, sobrii perfecte sperate in eam, quæ offertur vobis, gratiam, in revelationem Jesu Christi: Darum³³ umgürtet die Lenden eures Gemütes,³⁴ seid nüchtern,³⁵ und setzet eure ganze Hoffnung auf die Gnade, welche euch in der Offenbarung Jesu Christi³⁶ dargeboten wird, 1 Petrus 1Petr 68 1 13 33 Grund für das V. 3 12 Gesagte. 1 Petrus 1Petr 68 1 13 34 Wie man die Lenden gürtet. Arbeiter, Pilger, Kämpfer pflegten vor dem Beginne ihrer Tätigkeit das lange Obergewand durch einen Gürtel um die Lenden zusammenzufassen und in die Höhe zu schürzen, um nicht behindert zu sein und den Körper zu festigen. So ist der Gürtel das Bild der geistigen Bereitschaft und Kraft. Vergl. [Eph 6,14, Lk 12,35]. 1 Petrus 1Petr 68 1 13 35 Das Ziel der Hoffnung und den Weg im Auge behaltend, weder durch irdische Lockungen geblendet, noch durch das Leiden geschreckt. 1 Petrus 1Petr 68 1 13 36 In der Vollendung des Heiles. 1 Petrus 1Petr 68 1 14 Quasi filii obedientiæ, non configurati prioribus ignorantiæ vestræ desideriis: als³⁷ Kinder des Gehorsams, euer Leben nicht nach den Lüsten gestaltend, wie zuvor in eurer Unwissenheit,³⁸ 1 Petrus 1Petr 68 1 14 37 Da ihr Kinder des Gehorsams gegen die Wahrheit [1Petr 2,22] seid. 1 Petrus 1Petr 68 1 14 38 Die Unwissenheit ist bei den Propheten nie ein theoretisches Nichtwissen, sondern eine sittliche Haltung, die Tadel verdient und Ursache der Lüste ist. 1 Petrus 1Petr 68 1 15 Sed secundum eum, qui vocavit vos, Sanctum: et ipsi in omni conversatione sancti sitis: sondern nach dem Vorbilde des Heiligen,³⁹ der euch berufen hat,⁴⁰ erweiset euch auch selbst heilig in allem Wandel; 1 Petrus 1Petr 68 1 15 39 Der unendlich heilig in sich und Quelle aller Heiligkeit ist. 1 Petrus 1Petr 68 1 15 40 Mit Bezug auf V. 14 gesagt, Grund, warum die Christen heilig sein müssen. In der Berufung haben sie von Gott, wie die Kraft und Gnade, so auch die Pflicht erhalten, nach dem Vorbilde dessen, der sie zur Heiligkeit in Christus berufen, heilig zu sein. Diese innere Heiligkeit soll sich in ihrem ganzen Wandel wie ein Abbild Gottes ausprägen. 1 Petrus 1Petr 68 1 16 Quoniam scriptum est: Sancti eritis, quoniam ego sanctus sum. denn⁴¹ es steht geschrieben: Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.⁴² [Lev 11,44 (korr.Lev 11,14Lev 11,44; vgl. Allioli 1839)] 1 Petrus 1Petr 68 1 16 41 Begründung der gesamten Ermahnung. 1 Petrus 1Petr 68 1 16 42 Die Christen sind noch viel mehr Gottes auserwähltes Volk als Israel. 1 Petrus 1Petr 68 1 17 Et si patrem invocatis eum, qui sine acceptione personarum judicat secundum uniuscujusque opus, in timore incolatus vestri tempore conversamini. Und wenn ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person einen jeden nach seinen Werken richtet, so wandelt in Furcht,⁴³ so lange eure Pilgerfahrt währt,⁴⁴ [Dtn 10,17, Apg 10,34, Röm 2,11] 1 Petrus 1Petr 68 1 17 43 Dem Vater entspricht die Bezeichnung der Christen als Kinder (V. 14), das Anrufen dem Berufen. (V. 15) Ist Gott auch Vater, so ist er doch auch Richter. 1 Petrus 1Petr 68 1 17 44 Der Christ hat als Kind Gottes seine Heimat im Himmel. 1 Petrus 1Petr 68 1 18 Scientes quod non corruptibilibus auro, vel argento redempti estis de vana vestra conversatione paternæ traditionis: da ihr wisset, dass ihr nicht mit vergänglichen Dingen, Gold oder Silber, erlöst seid von eurem eitlen Wandel,⁴⁵ der sich von den Vätern auf euch vererbt hatte,⁴⁶ 1 Petrus 1Petr 68 1 18 45 Eitel ist der Wandel, der sein Ziel, das göttliche Wohlgefallen, nicht erreicht. 1 Petrus 1Petr 68 1 18 46 Es war also eine schwer zu sprengende Fessel, zumal es zuletzt der von Adam stammende Sündenbann war, den Christus löste. 1 Petrus 1Petr 68 1 19 Sed pretioso sanguine quasi agni immaculati Christi, et incontaminati: sondern mit dem kostbaren Blute Christi,⁴⁷ als eines unbefleckten und makellosen Lammes;⁴⁸ [1Kor 6,20, 1Kor 7,23, Hebr 9,14] 1 Petrus 1Petr 68 1 19 47 Das Blut war kostbar in sich, weil des Sohnes Gottes und des unbefleckten Lammes, für uns, weil es von der Sünde befreit und uns die Erbschaft des Himmels erwirbt. Vergl. [Röm 3,25, Hebr 9,14, Mt 26,28, Offb 5,9]. 1 Petrus 1Petr 68 1 19 48 Das Lamm war ein im A. T. oft erwähntes Opfertier. Christus heißt ein unbeflecktes Lamm, weil er als solches in dem Opferlamme vorgebildet und von den Propheten vorhergesagt war. [Jes 53, Jer 11,19, Ps 37,14.15] Das [Lev 22,18ff] für das Opfertier gebrauchte Wort makellos ist hier geistig zu nehmen. 1 Petrus 1Petr 68 1 2 Secundum præscientiam Dei Patris, in sanctificationem Spiritus, in obedientiam, et aspersionem sanguinis Jesu Christi: Gratia vobis, et pax multiplicetur. gemäß⁵ dem Vorauswissen Gottes des Vaters, zur Heiligung des Geistes, zum Gehorsame und zur Besprengung mit dem Blute Jesu Christi:⁶ Gnade und Friede werde euch in Fülle!⁷ 1 Petrus 1Petr 68 1 2 5 Gemäß Gottes ewigem Ratschlusse. Dieser Ratschluss hat sich an ihm in der Zeit in der Heiligung des Geistes erfüllt, zum Ziele des Glaubensgehorsames und zur Aufnahme in den von Gott durch den Tod Christi gestifteten Bund der Gnade. Dem Gesetzesgehorsam, den Israel gelobt, entspricht der Glaubensgehorsam der Christen. Beides aber, Gehorsam und Besprengung ist das einheitliche Ziel der doppelten Erwählung: die Heiligung des Geistes, die Taufe. [Apg 2,39] Über die Besprengung vergl. [Ex 24,8, Hebr 9,18ff, Hebr 12,24]. 1 Petrus 1Petr 68 1 2 6 Dieser Vers ist ein klares Zeugnis des Glaubens an die heil. Dreifaltigkeit. Der Vater ist die Ursache des Heiles durch Gnade und Vorherbestimmung, der Sohn durch sein Opfer, der heil. Geist durch die Neuschaffung. 1 Petrus 1Petr 68 1 2 7 Die Gnade ist die Wurzel, der Friede die Frucht des christlichen Lebens. Die zweite Hälfte dieses Wunsches: [Dan 3,21, Dan 6,26] Septuag. 1 Petrus 1Petr 68 1 20 Præcogniti quidem ante mundi constitutionem, manifestati autem novissimis temporibus propter vos, welcher vor Grundlegung der Welt ausersehen war,⁴⁹ in den letzten Zeiten⁵⁰ aber um euretwillen offenbart ward, 1 Petrus 1Petr 68 1 20 49 Daran erinnert der heil. Petrus öfter in seinen Reden. Vergl. [Apg 2,23, Apg 3,20, Apg 4,28]; auch Paulus [Eph 1,4, 1Kor 2,7]. 1 Petrus 1Petr 68 1 20 50 Das ist nicht dasselbe wie: in der letzten Zeit. (V. 5) Bezeichnet ist die letzte Periode der irdischen Entfaltung des Reiches Gottes. 1 Petrus 1Petr 68 1 21 Qui per ipsum fideles estis in Deo, qui suscitavit eum a mortuis, et dedit ei gloriam, ut fides vestra, et spes esset in Deo: die ihr durch ihn an Gott glaubt, der ihn von den Toten auferweckt und ihm Herrlichkeit verliehen hat, so dass⁵¹ euer Glaube und eure Hoffnung auf Gott beruht. 1 Petrus 1Petr 68 1 21 51 Folge der Auferweckung und Verherrlichung Christi, die das Unterpfand für die Vollendung der Glieder Christi ist. Im Griech. lauten die folgenden Worte: So dass euer Glaube auch Hoffnung auf Gott ist. 1 Petrus 1Petr 68 1 22 Animas vestras castificantes in obedientia caritatis, in fraternitatis amore, simplici ex corde invicem diligite attentius: Reiniget eure Seelen⁵² im Gehorsam der Liebe, zur Bruderliebe,⁵³ liebet einander innig aus aufrichtigem Herzen; 1 Petrus 1Petr 68 1 22 52 Von allem, was euch von der Welt anhaftet. Ohne Reinigung gelangt ihr nicht zur Liebe. Griech.: im Gehorsam der Wahrheit. In der demütigen Unterwerfung unter das, was die im Evangelium verkündete Wahrheit von uns fordert: Gläubige Annahme, willige Folgsamkeit in dem, wozu die Wahrheit uns verpflichtet. 1 Petrus 1Petr 68 1 22 53 Die Liebe der Christen zueinander. Durch die Wiedergeburt [1Petr 1,3] sind die Christen Kinder Gottes [1Petr 1,14.17] und dadurch untereinander Brüder geworden [1Petr 2,17, 1Petr 5,9.12], also zur Bruderliebe verpflichtet. [1Petr 1,22, 1Petr 2,17] Freilich vereint schon die gemeinsame Abstammung die Menschen zu einer Familie und verpflichtet sie zu gegenseitiger Liebe. Doch die natürliche Liebe ist oft selbstsüchtig und kalt, die wahre Liebe ist eine von Gott eingegossene Tugend. 1 Petrus 1Petr 68 1 23 Renati non ex semine corruptibili, sed incorruptibili per verbum Dei vivi, et permanentis in æternum: da ihr ja wiedergeboren seid nicht aus vergänglichem Samen, sondern aus unvergänglichem,⁵⁴ durch das Wort des lebendigen Gottes, der in Ewigkeit bleibt.⁵⁵ 1 Petrus 1Petr 68 1 23 54 Den Gegensatz gegen vergänglich und unvergänglich stellt Petrus auf, um etwas als überaus wertvoll zu bezeichnen. (V. 17, V. 18) Der unvergängliche Same ist die heiligmachende Gnade; das, wodurch dieser Keim in uns eingepflanzt, ist das im Glauben erfasste und im Sakramente der Taufe wirksame Wort Gottes. 1 Petrus 1Petr 68 1 23 55 Griech.: durch Gottes lebendiges Wort, das in Ewigkeit bleibt. Das Wort ist lebendig, weil es vom lebendigen Gott ausgeht und das Leben der Gnade und die Seligkeit verleiht. 1 Petrus 1Petr 68 1 24 Quia omnis caro ut fnum: et omnis gloria ejus tamquam flos fni: exaruit fnum, et flos ejus decidit. Denn alles Fleisch⁵⁶ ist wie Gras, und alle seine Herrlichkeit wie des Grases Blume; das Gras verdorrt, und seine Blume fällt ab; 1 Petrus 1Petr 68 1 24 56 Die sündhafte Menschennatur im Gegensatze zu dem neuen Leben der Gläubigen. Mit dem Welken des Grases fällt die Blume dahin, so die Blüte des Fleisches mit diesem. Die Worte sind aus [Jes 40,6] entlehnt. Vergl. [1Petr 1,10.11]. 1 Petrus 1Petr 68 1 25 Verbum autem Domini manet in æternum: hoc est autem verbum, quod evangelizatum est in vos. das Wort des Herrn aber bleibt in Ewigkeit!⁵⁷ Dies aber ist das Wort, welches euch als Evangelium verkündigt worden ist. 1 Petrus 1Petr 68 1 25 57 Das Zitat bestätigt zunächst nur das Beharren. Isaias versteht unter dem Worte Gottes alle göttliche Offenbarung, insbesondere die Verheißungen. Auch im A. T. war das Wort Gottes ein ewiges und lebendiges, aber nur insofern Christus und sein Evangelium darin verheißen war. In demselben verhüllt lag die jetzige Offenbarung. 1 Petrus 1Petr 68 1 3 Benedictus Deus et Pater Domini nostri Jesu Christi, qui secundum misericordiam suam magnam regeneravit nos in spem vivam, per resurrectionem Jesu Christi ex mortuis, Gepriesen sei⁸ Gott, der Vater unsers Herrn Jesus Christus,⁹ der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu lebendiger¹⁰ Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten,¹¹ [2Kor 1,3, Eph 1,3] 1 Petrus 1Petr 68 1 3 8 Solche Segensformeln waren vielleicht in der Liturgie der ersten Christengemeinde üblich. Vergl. [2Kor 4,3, Eph 1,3]. Ihre Wurzel [Gen 9,26, Dan 3,28]. 1 Petrus 1Petr 68 1 3 9 Vergl. [Röm 15,6]. Wie der Ausdruck Gott Abrahams usw. die Israeliten daran erinnerte, dass sie Glieder des auserwählten Volkes waren, so stellt dieses Wort den Christen ihre Würde vor Augen. 1 Petrus 1Petr 68 1 3 10 Die sich in einem christlichen Lebenswandel bewährt kraft der Gnade, welche der Auferstandene verleiht. 1 Petrus 1Petr 68 1 3 11 Statt der gesamten Erlösung erwähnt der Apostel nur den Schlussstein derselben. 1 Petrus 1Petr 68 1 4 In hæreditatem incorruptibilem, et incontaminatam, et immarcescibilem, conservatam in clis in vobis, zu einem unvergänglichen, unbefleckten und unverwelklichen Erbe,¹² welches im Himmel aufbehalten ist für euch,¹³ 1 Petrus 1Petr 68 1 4 12 Das Abraham und seinen Nachkommen verheißene Land war von jeher ein Bild der den Kindern Gottes zukommenden Fülle der Güter. Das Erbe wird durch drei Eigenschaften charakterisiert: Es trägt nicht die Keime des Todes, keine Sünde kann in dasselbe eindringen, anders als alles Irdische strahlt es in steter Blüte. 1 Petrus 1Petr 68 1 4 13 Wert und Sicherheit des Erbes: Gott bewahrt das Gut im Himmel und schützt die Christen auf Erden, dass sie zum Besitze des Erbes gelangen. 1 Petrus 1Petr 68 1 5 Qui in virtute Dei custodimini per fidem in salutem, paratam revelari in tempore novissimo. die ihr durch die Kraft Gottes mittelst des Glaubens bewahrt werdet für eine Seligkeit, welche bereit ist offenbart zu werden in der letzten Zeit.¹⁴ 1 Petrus 1Petr 68 1 5 14 Vor der ganzen Welt bei der Erscheinung des Herrn. Die Seligkeit ist für sie aufbewahrt, doch auch sie für die Seligkeit. 1 Petrus 1Petr 68 1 6 In quo exsultabitis, modicum nunc si oportet contristari in variis tentationibus: In dieser werdet ihr frohlocken, wenn ihr jetzt auf eine kleine Weile Betrübnis dulden müsst in mancherlei Anfechtungen,¹⁵ 1 Petrus 1Petr 68 1 6 15 Die jetzigen Leidenstage scheinen mit der künftigen Seligkeit in Widerspruch zu stehen, doch den Christen trifft nichts als nach Gottes Willen, und die Prüfungen dauern nur kurze Zeit. Die Leiden heißen Prüfungen, weil sie den Glauben auf die Probe stellen. Die mancherlei Prüfungen siehe [1Petr 2,12, 1Petr 3,9, 1Petr 4,4]; andere [1Petr 2,18ff, 1Petr 3,9]. Vergl. 31,16; [1Petr 5,8.9]. Der Apostel häuft in seiner Liebe gleichsam die Trostgründe, um die Gläubigen vor allen gefahren für den Glauben zu bewahren und sie im Wege des Heiles zu stärken. 1 Petrus 1Petr 68 1 7 Ut probatio vestræ fidei multo pretiosior auro (quod per ignem probatur) inveniatur in laudem, et gloriam, et honorem in revelatione Jesu Christi: damit¹⁶ die Bewährung eures Glaubens um vieles kostbarer als durch Feuer erprobtes Gold¹⁷ erfunden werde zum Lobe¹⁸ und zur Herrlichkeit,¹⁹ und zur Ehre bei der Offenbarung Jesu Christi,²⁰ 1 Petrus 1Petr 68 1 7 16 Neuer Trostgrund: Zweck der leiden nach Gottes Absicht und Erfolg des Ertragens. 1 Petrus 1Petr 68 1 7 17 Gold ist nach menschlicher Wertschätzung die kostbarste Sache. Aus dem Werte des Goldes auf Erden sollen die Christen auf die Herrlichkeit des erprobten Glaubens schließen. Vergl. [1Petr 1,18.19]. Nach dem Griech. heißt das Gold vergänglich: der Glaube hingegen hat ewigen Wert. Lässt Gold, obgleich es vergänglich ist, sich durch das verzehrende Feuer erproben, um wie viel mehr wird euer Glaube, der seinem Wesen und Werte nach unvergänglich ist, im Stande sein, sich im Feuer der Prüfung zu bewähren. Die Prüfungen werden in der heil. Schrift oft unter dem Bilde des Feuers dargestellt: [Ijob 23,10, Ps 65,10, Spr 17,3] u. a. 1 Petrus 1Petr 68 1 7 18 Anerkennung aus dem Munde des ewigen Richters. 1 Petrus 1Petr 68 1 7 19 Zur ewigen Herrlichkeit. 1 Petrus 1Petr 68 1 7 20 Zur aus beiden hervorgehenden Ehre vor Gott und der Welt. 1 Petrus 1Petr 68 1 8 Quem cum non videritis, diligitis: in quem nunc quoque non videntes creditis: credentes autem exsultabitis lætitia inenarrabili, et glorificata: welchen ihr,²¹ ohne ihn gesehen zu haben, liebt, an welchen ihr, obwohl ihr ihn nicht schaut, glaubt;²² weil ihr aber glaubt, werdet ihr frohlocken mit unaussprechlicher und verklärter Freude, 1 Petrus 1Petr 68 1 8 21 Der Apostel will von der Zukunft allmählich auf die Gegenwart zurückkommen. 1 Petrus 1Petr 68 1 8 22 In diesem Verse finden sich zum ersten Male bei dem Apostelfürsten die drei göttlichen Tugenden vereinigt: die Hoffnung indirekt im Frohlocken, direkt ist sie V. 3 erwähnt; die beiden anderen ausdrücklich. Die Worte des 8. Verses lassen sich auch passend auf den im heiligsten Sakrament verborgenen Heiland anwenden. 1 Petrus 1Petr 68 1 9 Reportantes finem fidei vestræ, salutem animarum. indem ihr das Ziel eures Glaubens erlangen werdet,²³ das Heil der Seelen.²⁴ 1 Petrus 1Petr 68 1 9 23 Griech.: davontragen wird. Man trägt davon, was man zuvor verdient hat. 1 Petrus 1Petr 68 1 9 24 Die Seligkeit wird auch dem Leibe zu Teil werden, doch nur um der Seele willen. 1 Petrus 1Petr 68 0 1 Da wir Brüder sind, müssen wir alles ablegen, was der Liebe entgegensteht. (V. 1) 3. Haben sie dies abgelegt, so mögen die Christen wie Kinder nach der Milch der wahren Lehre begehren, die sie wachsen lässt und stark macht, damit sie als lebendige Steine auf den wahren Eckstein gebaut werden und mit ihm auf das innigste vereinigt wahre geistige Opfer darzubringen vermögen. (V. 5) Diese Lehre wird aus der heil. Schrift bekräftigt (V. 8) und die Würde derer empfohlen, welche auf Christus gebaut das wahre Volk Gottes ausmachen. (V. 10) II. Verschiedene Mahnungen (2,11 4,19): 1. Verhalten derer, die sich unter Heiden finden (2,11 3,12) a. Die unter Heiden lebenden Christen müssen durch ihren guten Wandel die böse Nachrede der Heiden widerlegen und sie dazu bringen, Gott zu verherrlichen. (V. 12) b. Insbesondere ist der Gehorsam zu leisten: 1. Vor allem gegen die Obrigkeit, da dies der Wille Gottes ist und da so die Schmähsüchtigen zum Verstummen gebracht werden. 2. Von den Knechten (Sklaven) aber insbesondere gegen ihre Herren, auch gegen die unwirschen (V. 18), denn um des Gewissens willen ein Unrecht leiden zu dürfen ist eine Gnade (V. 20), werden wir doch so Christus ähnlich, der, selbst unschuldig, für unsere Sünden gelitten hat. 1 Petrus 1Petr 68 2 1 Deponentes igitur omnem malitiam, et omnem dolum, et simulationes, et invidias, et omnes detractiones, Leget also ab alle Bosheit¹ und alle Arglist, Verstellung und Neid,² und alle üblen Nachreden, [Röm 6,4, Mt 21,42] 1 Petrus 1Petr 68 2 1 1 Folgerung aus [1Petr 1,22.23]. Als Wiedergeborene. 1 Petrus 1Petr 68 2 1 2 Jede Art böser, der Bruderliebe entgegengesetzter Gesinnung. Der Apostel wiederholt dreimal alle (jeder Art), um anzudeuten, wie vielfach das Böse ist, gegen das er sich wendet. Als Fehler, die zu der ungeheuchelten Bruderliebe im schroffsten Gegensatze stehen, zählt der Apostel hauptsächlich fünf auf: Die Bosheit freut sich über das Übel des Nächsten und betrübt sich über sein Glück, die Arglist schafft ein doppeltes Herz, Verstellung macht doppelzüngig, Nachrede raubt den guten Ruf. (Aug.) 1 Petrus 1Petr 68 2 10 Qui aliquando non populus, nunc autem populus Dei: qui non consecuti misericordiam, nunc autem misericordiam consecuti. euch, die ihr einst ein Nichtvolk waret, jetzt aber Gottes Volk seid; die ihr Nichtbegnadigte waret, nun aber Begnadigte seid.²⁹ [Hos 2,24, Röm 9,25] 1 Petrus 1Petr 68 2 10 29 Als Heiden waret ihr ein Nicht Volk, da Gott das Haupt jedes Volkes sein muss, damit es ein Volk sei. Wie Gott der eigentliche König aller Völker ist, alle anderen aber nur in entfernterem Maße, wie nur Gottes Reich das wahre, in das einst alle weltlichen aufgelöst werden, so ist auch nur Gottes Volk ein wahres Volk, eine vollendete, eine mit seinem Könige wirklich vereinte Gemeinschaft. Begnadigte seid ihr durch die Berufung zum Christentum. 1 Petrus 1Petr 68 2 11 Carissimi, obsecro vos tamquam advenas et peregrinos abstinere vos a carnalibus desideriis, quæ militant adversus animam, Geliebte!³⁰ ich ermahne euch, enthaltet euch als³¹ Fremdlinge und Pilger, der fleischlichen³² Begierden, welche wider die Seele streiten, 1 Petrus 1Petr 68 2 11 30 Nur noch [1Petr 4,12] wiederkehrend. Beide Male ist diese Anrede nicht ohne Grund gebraucht; sie soll der folgenden Mahnung Nachdruck verleihen. 1 Petrus 1Petr 68 2 11 31 In dieser Eigenschaft gilt auch mein Wort. 1 Petrus 1Petr 68 2 11 32 Sofern sie in der verderbten, mit der Begierlichkeit behafteten und so zur Sünde neigenden Menschennatur ihren Sitz haben. So lange der Mensch hier auf Erden wandelt, umlagern ihn die Begierden gleichsam und suchen sich die Seele zu unterwerfen. 1 Petrus 1Petr 68 2 12 Conversationem vestram inter gentes habentes bonam: ut in eo, quod detrectant de vobis tamquam de malefactoribus, ex bonis operibus vos considerantes, glorificent Deum in die visitationis. indem ihr einen guten Wandel³³ unter den Heiden führt, damit sie, worin sie von euch, als wäret ihr Übeltäter, Arges reden, euch aus den guten Werken erkennen und Gott preisen am Tage der Heimsuchung.³⁴ 1 Petrus 1Petr 68 2 12 33 Der gute Wandel hat noch ein weiteres Ziel. 1 Petrus 1Petr 68 2 12 34 Heimsuchen ist jedes sich offenbaren Gottes, sei es zum Segen sei es zum Verderben. Hier ist eine gnadenreiche Heimsuchung, die Bekehrung gemeint. 1 Petrus 1Petr 68 2 13 Subjecti igitur estote omni humanæ creaturæ propter Deum: sive regi quasi præcellenti: Seid daher untertan aller menschlichen Ordnung³⁵ um Gottes willen, sei es dem Könige,³⁶ als dem Oberherrn, 1 Petrus 1Petr 68 2 13 35 Menschlich heißt die Ordnung, zunächst die Obrigkeit, im Gegensatze zu der unmittelbar von Gott eingesetzten und Gottes Gepräge tragenden kirchlichen Ordnung und Einrichtung, weil die Einrichtungen eines Landes Folgen menschlicher Entwicklung sind. Es liegt also hier kein Widerspruch mit [Röm 13,1] vor, denn dass die menschliche Obrigkeit ihren letzten Grund in Gott hat, liegt schon in dem Worte: durch den Herrn (Christus) ausgesprochen und wird V. 15 weiter ausgeführt. 1 Petrus 1Petr 68 2 13 36 Dem Kaiser. 1 Petrus 1Petr 68 2 14 Sive ducibus tamquam ab eo missis ad vindictam malefactorum, laudem vero bonorum: oder den Statthaltern, als solchen, welche von ihm abgeordnet sind zur Bestrafung der Übeltäter und zur Belobung derer, die Gutes tun. 1 Petrus 1Petr 68 2 15 Quia sic est voluntas Dei, ut benefacientes obmutescere faciatis imprudentium hominum ignorantiam: denn³⁷ so ist es der Wille Gottes, dass ihr durch Rechttun die Unwissenheit der unverständigen Menschen³⁸ zum Schweigen bringt; 1 Petrus 1Petr 68 2 15 37 Begründung zu der in V. 13 ausgesprochenen Mahnung. 1 Petrus 1Petr 68 2 15 38 Welche der höchsten Weisheit den Zutritt in ihre Seele versagen. 1 Petrus 1Petr 68 2 16 Quasi liberi, et non quasi velamen habentes malitiæ libertatem, sed sicut servi Dei. als solche, die frei sind,³⁹ aber nicht als solche, welche die Freiheit zum Deckmantel der Bosheit brauchen, sondern als Diener Gottes.⁴⁰ 1 Petrus 1Petr 68 2 16 39 V. 15 war eine Parenthese. Nunmehr kommt der Apostel dem Einwurfe zuvor, als ob die christliche Freiheit von dem Gehorsam gegen die staatlichen und sittlichen Gesetze entbinde. Wer sich in all seinem Tun nach Gottes Willen richtet, ist frei, frei von der Knechtschaft der Sünde, wie von der des A. T. 1 Petrus 1Petr 68 2 16 40 Für die Judenchristen lag es nahe, die Freiheit von dem mosaischen Gesetze auf die Freiheit von den Satzungen der heidnischen Obrigkeit auszudehnen und unter dem Deckmantel der christlichen Freiheit Ungesetzliches zu tun. Die Heidenchristen konnten ihrerseits meinen, da sie zu einer höheren Würde emporgehoben waren, sich von den natürlichen Pflichten frei machen zu können. 1 Petrus 1Petr 68 2 17 Omnes honorate: fraternitatem diligite: Deum timete: regem honorificate. Ehret alle,⁴¹ liebet die Brüder,⁴² fürchtet Gott,⁴³ ehret den König! 1 Petrus 1Petr 68 2 17 41 Ob Christen oder Nichtgläubige. Aus jedem Menschen leuchtet euch das Ebenbilde Gottes entgegen. 1 Petrus 1Petr 68 2 17 42 Zwar sind wir allen Menschen Liebe schuldig [Mt 22,37] u. a., in besonderer Weise indes denen, die mit uns durch das Band des Glaubens, dieselbe Hoffnung und die gleiche Liebe auf das innigste verbunden sind. 1 Petrus 1Petr 68 2 17 43 Vergl. [1Petr 1,17]. 1 Petrus 1Petr 68 2 18 Servi subditi estote in omni timore dominis, non tantum bonis et modestis, sed etiam dyscolis. Ihr Knechte!⁴⁴ seid untertan in aller Furcht⁴⁵ den Herren, nicht allein den gütigen und milden, sondern auch den unleidlichen. [Kol 3,22, Eph 6,5] 1 Petrus 1Petr 68 2 18 44 Sklaven 1 Petrus 1Petr 68 2 18 45 Besonders Gottes, der euch diesen Stand zugewiesen. 1 Petrus 1Petr 68 2 19 Hæc est enim gratia, si propter Dei conscientiam sustinet quis tristitias, patiens injuste. Denn das⁴⁶ ist wohlgefällig,⁴⁷ wenn jemand aus Gewissenhaftigkeit gegen Gott Widerwärtigkeiten erträgt, indem er unverschuldet leidet.⁴⁸ 1 Petrus 1Petr 68 2 19 46 Das Folgende. 1 Petrus 1Petr 68 2 19 47 Gott wohlgefällig. 1 Petrus 1Petr 68 2 19 48 Weil ihr wisst, dass ihr nach seinem Willen auch Unrecht mit Geduld tragen sollt. 1 Petrus 1Petr 68 2 2 Sicut modo geniti infantes, rationabile, sine dolo lac concupiscite: ut in eo crescatis in salutem: und verlanget als neugeborne Kinder,³ nach der geistigen, lauteren⁴ Milch,⁵ um durch sie heranzuwachsen zum Heile, 1 Petrus 1Petr 68 2 2 3 Dies Wort bezieht sich auf [1Petr 1,23, 1Petr 2,1] zurück. 1 Petrus 1Petr 68 2 2 4 Durch menschliche Satzungen nicht verfälschten Milch. 1 Petrus 1Petr 68 2 2 5 Milch bedeutet hier die gesamte christliche Wahrheit. Anders [1Kor 3,2, Hebr 5,12]. 1 Petrus 1Petr 68 2 20 Quæ enim est gloria, si peccantes, et colaphizati suffertis? Sed si bene facientes patienter sustinetis: hæc est gratia apud Deum. Was ist ja auch das für ein Ruhm,⁴⁹ wenn ihr wegen Vergehungen Züchtigungen⁵⁰ erduldet? Aber wenn ihr Gutes tuet, und dabei geduldig leidet, das ist wohlgefällig bei Gott. 1 Petrus 1Petr 68 2 20 49 Vor den Menschen, welche die Gnadenkraft des Christentums erkennen. 1 Petrus 1Petr 68 2 20 50 Faustschläge in's Angesicht (so genauer der lateinische und der griechische Text) waren eine gewöhnliche Strafe für Sklaven. 1 Petrus 1Petr 68 2 21 In hoc enim vocati estis: quia et Christus passus est pro nobis, vobis relinquens exemplum ut sequamini vestigia ejus. Denn dazu seid ihr berufen,⁵¹ da ja auch Christus für uns gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen hat, damit ihr in seine Fußstapfen tretet;⁵² 1 Petrus 1Petr 68 2 21 51 Und alle Christen mit euch. 1 Petrus 1Petr 68 2 21 52 Bild eines Führers, in dessen Fußstapfen man auf schwierigem Wege treten muss. 1 Petrus 1Petr 68 2 22 Qui peccatum non fecit, nec inventus est dolus in ore ejus: er, der keine Sünde getan, und in dessen Munde kein Trug gefunden ist,⁵³ [Jes 53,9] 1 Petrus 1Petr 68 2 22 53 So nach der Septuag [Jes 53,9]. Trotz aller Bemühungen seiner Feinde ward in seinem Munde kein Trug gefunden. 1 Petrus 1Petr 68 2 23 Qui cum malediceretur, non maledicebat: cum pateretur, non comminabatur: tradebat autem judicanti se injuste: der nicht wieder schalt, da er gescholten ward, nicht drohte, da er litt,⁵⁴ sondern sich dem überließ, der ihn ungerecht verurteilte;⁵⁵ 1 Petrus 1Petr 68 2 23 54 Steigerung. Auch [Mt 26,64] war kein Drohen der Rachsucht und Widersetzlichkeit, sondern der Liebe und Barmherzigkeit, wie Christi Gebet am Kreuze bewies. 1 Petrus 1Petr 68 2 23 55 Nach dem Griech.: der gerecht richtet. Er überließ es Gott, welches die Folge des Unrechtes sein sollte, das ihm geschah. Einen gerechten Richter über sich zu wissen ist ein großer Trost für unschuldig Leidende und ein mächtiger Beweggrund, Gott alles anheimzustellen. 1 Petrus 1Petr 68 2 24 Qui peccata nostra ipse pertulit in corpore suo super lignum: ut peccatis mortui, justitiæ vivamus: cujus livore sanati estis. der unsere Sünden selbst⁵⁶ an seinem Leibe an das Holz trug,⁵⁷ damit wir den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben mögen, durch dessen Wunden ihr geheilt worden seid.⁵⁸ [Jes 53,4.6.8, (korr.Jes 53,4; 6,8Jes 53,4.6.8; vgl. Allioli 1839), Apg 8,28ff] 1 Petrus 1Petr 68 2 24 56 Jesus hat unschuldig (V. 22), geduldig (V. 23), stellvertretend (V. 24) gelitten. Auch hier steht [Jes 53,4-6.10-12] dem Apostel vor Augen. 1 Petrus 1Petr 68 2 24 57 Seine Sünden tragen heißt im A. T. die Strafe für seine Sünden erleiden; eines anderen Sünde tragen also die Strafe für die Sünden anderer abbüßen. [Lev 5,1, Klgl 5,7, Ez 18,19] Der Heiland nahm unsere Sünden als eine auf ihm ruhende Last mit sich auf das Kreuz und büßte sie dort. Die Vorstellung des Sündentragens und die des Opfers sind zwar verschiedenen Gedankenreihen entlehnt, doch sind diese nicht einander entgegengesetzt. Das Holz weist auf ein Opfer, vergl. [1Petr 5,30], das freilich nicht die Sünden, sondern der mit unsern Sünden belastete Leib des Herrn brachte. 1 Petrus 1Petr 68 2 24 58 Christi Wunden unsere Heilung. 1 Petrus 1Petr 68 2 25 Eratis enim sicut oves errantes, sed conversi estis nunc ad Pastorem, et Episcopum animarum vestrarum. Denn ihr waret wie irrende Schafe;⁵⁹ nun aber seid ihr bekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.⁶⁰ 1 Petrus 1Petr 68 2 25 59 [Jes 53,6], vergl. [Lk 15,14ff] und die Verheißung [Ez 34,15.16]. 1 Petrus 1Petr 68 2 25 60 Christus ist der wahre, schon im A. T. verheißene und vorgebildete [Jes 40,11, Ez 34,23] gute Hirte, der in heiliger Liebe sein Leben für seine Schafe dahingab [Joh 10,15], der große Hirt [Hebr 13,20], der Erzhirt. [1Petr 5,4.19] Seine Stimme hat euch aus der Wüste zur Herde zurückgerufen. Christus ist der eigentliche Hirt und Bischof der Seelen [Ez 34,11], die übrigen sind einzig seine Stellvertreter. 1 Petrus 1Petr 68 2 3 Si tamen gustastis quoniam dulcis est Dominus. wenn ihr anders⁶ gekostet⁷ habt, wie gütig der Herr⁸ ist. 1 Petrus 1Petr 68 2 3 6 Da ihr ja doch schon. 1 Petrus 1Petr 68 2 3 7 Gott, der die Liebe ist, lässt die, welche sich ihm ganz hingeben, oft, besonders im Gebete, eine innere Wonne empfinden, welche eine Wirkung der übernatürlichen Gnade ist. Diese Wonne hat ihren Sitz im Geiste, doch fließt sie auch auf unsere niederen Seelenkräfte über. (Thom.) 1 Petrus 1Petr 68 2 3 8 Der Inhalt des als Milch gepriesenen Evangeliums. Während er bisher von dem einzelnen und seinem Wachstum gesprochen, fasst der Apostel jetzt die Gläubigen als Gemeinschaft. 1 Petrus 1Petr 68 2 4 Ad quem accedentes lapidem vivum, ab hominibus quidem reprobatum, a Deo autem electum, et honorificatum: Zu ihm⁹ nun tretet hinzu, dem lebendigen¹⁰ Steine,¹¹ der zwar von den Menschen verworfen, von Gott aber auserwählt und hoch in Ehren ist; 1 Petrus 1Petr 68 2 4 9 In geistiger Weise, indem ihr immer mehr aus dem Geiste der Welt heraustretet und durch tägliche Tugendübungen dem Herrn näher kommt. 1 Petrus 1Petr 68 2 4 10 Dem nach der Auferstehung ewig lebenden und lebenspendenden Heilande. 1 Petrus 1Petr 68 2 4 11 Hinweis auf [Ps 117,22, Jes 28,16]. Durch seine Menschwerdung, seinen Tod und seine Auferstehung ward Christus der Eckstein, welcher den Gottesbau der Kirche trägt. [Mt 21,42, Apg 4,11, Eph 2,20] 1 Petrus 1Petr 68 2 5 Et ipsi tamquam lapides vivi superædificamini, domus spiritualis, sacerdotium sanctum, offerre spirituales hostias, acceptabiles Deo per Jesum Christum: und werdet auch ihr als lebendige Steine¹² gebaut auf ihn als ein geistiger Tempel, zu einer heiligen Priesterschaft,¹³ um geistige Opfer darzubringen, welche Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus.¹⁴ 1 Petrus 1Petr 68 2 5 12 Lebendige Steine sind die Christen, sofern sie mit der Gnade mitwirken. So lange sie dies tun, werden sie erbaut. Indem sie nämlich durch das Herzutreten ihren Glauben an Christus betätigen, werden sie fester auf ihn gegründet und wachsen in aller Vollkommenheit. (V. 2) Dies heißt in der heil. Schrift erbaut werden. 1 Petrus 1Petr 68 2 5 13 Der in die Verklärung eingegangene Christus ist unser einziger Hoherpriester, am Throne seines himmlischen Vaters fortwährend für uns fürbittend und bis zum Ende dieses Amtes waltend. [Hebr 9,11ff] Durch die Taufe ist der Christ in die Priesterschaft Christi eingetreten, um Teil zu haben an dem Erlösungswerke und dessen Früchte zu erlangen, durch die Firmung wird er gestärkt, sich selbst Gott zum Opfer darzubringen. Die Priesterweihe endlich macht ihn zum Repräsentanten des einen unsichtbaren Hohenpriesters, nicht nur für sich, sondern auch für andere, dass er die Macht hat, das Opfer Christi unblutig fortdauernd darzubringen. Diese drei Sakramente drücken in ihrem Charakter jedes der Seele eine gewisse, wenngleich verschiedene Teilnahme am Priestertume Christi ein. (Thom.) Wo Priestertum, da ist auch ein Opfer. Die Opfer der Priester im N. T. sind im Gegensatze zu dem A. T. geistige Opfer, Anbetung Gottes im Geiste, Verdemütigung, Aufopferung aller inneren und äußeren christlichen Werke, die wir durch Jesus Christus, unsern Hohenpriester, darbringen, d. i. durch lebendigen Glauben uns mit seinem Versöhnungsopfer vereinend, im Heiligen Geiste vollbringen. 1 Petrus 1Petr 68 2 5 14 Das Bild wird von dem Apostel nicht streng festgehalten, da der Christ einmal als Haus, in dem Gott wohnt, dann als der bezeichnet wird, welcher in dem Hause wohnt. Die Christen sind wie geistige Tempel im Gegensatze zu dem steinernen des A. B. 1 Petrus 1Petr 68 2 6 Propter quod continet Scriptura: Ecce pono in Sion lapidem summum angularem, electum, pretiosum: et qui crediderit in eum, non confundetur. Darum¹⁵ steht in der Schrift: Siehe, ich lege in Sion¹⁶ einen auserlesenen kostbaren Eckstein; und wer an ihn glaubt, wird nicht zu Schanden werden. 1 Petrus 1Petr 68 2 6 15 Weil ein geistiges Gebäude durch ihn erstehen soll. 1 Petrus 1Petr 68 2 6 16 An der heiligen Stätte des Lebens, Leidens und der Auferstehung dessen, der der Eckstein der Kirche ist, weil in ihm die göttliche Macht der Gnade ruht, durch die er über alle herrschen soll, und weil auf ihn die ganze Kirche sich gründet. 1 Petrus 1Petr 68 2 7 Vobis igitur honor credentibus: non credentibus autem lapis, quem reprobaverunt ædificantes, hic factus est in caput anguli: Euer also, die ihr glaubt, ist die Ehre,¹⁷ denen aber, die nicht glauben,¹⁸ ist der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden,¹⁹ [Mt 21,42, Ps 117,22, Jes 8,14] 1 Petrus 1Petr 68 2 7 17 Zurückweisend auf V. 6. Ehre, die von Gott und vor Gott den Gläubigen hernieden durch die Gnade, in der Ewigkeit durch die Herrlichkeit zu Teil wird. (Im Griech. ich ein Anklang an V. 6: Stein, von dem alle Ehre ausgeht und dem diese ähnlich macht.) 1 Petrus 1Petr 68 2 7 18 Da der Glaube ein Gehorsam gegen Gott ist, ist der Unglaube eine Auflehnung. 1 Petrus 1Petr 68 2 7 19 Das Zitat ist nach der Septuag gegeben. Die Bauleute sind die obersten Priester und Schriftgelehrten der Juden, Was der Prophet von Jahve sagt, bezieht Petrus und Paulus [Röm 9,33] auf Christus. Es wird hier nicht so fast das Verhalten der Ungläubigen gegen Christus als Christi gegen die Ungläubigen ausgedrückt. 1 Petrus 1Petr 68 2 8 Et lapis offensionis, et petra scandali his, qui offendunt verbo, nec credunt in quo et positi sunt. und zum Stein des Anstoßes und zum Fels des Ärgernisses denen, welche Anstoß an dem Worte nehmen, und an dasselbe nicht glauben,²⁰ wozu sie auch bestimmt sind.²¹ 1 Petrus 1Petr 68 2 8 20 Auf den Unglauben als Bedingung folgt der Anstoß nach göttlichem Ratschluss. Nach dem Griech.: dem Worte nicht gehorchend. 1 Petrus 1Petr 68 2 8 21 Zu welchem Anstoße sie zur Strafe für ihren Unglauben auch bestimmt sind. Wer die Gnade zurückweist, dem wird sie entzogen, und so fällt er noch mehr. 1 Petrus 1Petr 68 2 9 Vos autem genus electum, regale sacerdotium, gens sancta, populus acquisitionis: ut virtutes annuntietis ejus, qui de tenebris vos vocavit in admirabile lumen suum. Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht,²² ein königliches Priestertum,²³ ein heiliges Volk,²⁴ ein Volk des Eigentums,²⁵ auf dass²⁶ ihr die Tugenden dessen verkündet,²⁷ der euch aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Lichte berufen hat;²⁸ 1 Petrus 1Petr 68 2 9 22 Wie Israel durch leibliche Abstammung von einem Stammvater Abraham ein Volk war, das auserwählte, so ist das geistige Israel durch gemeinschaftliche neue Geburt aus Gott ein auserwähltes Geschlecht. 1 Petrus 1Petr 68 2 9 23 Ihr seid eine Priesterschaft, dessen Glieder Könige und Priester sind. Inwiefern die Christen Priester sind, ist oben Anm. 13 gesagt. Sie haben königliche Würde, weil sie als Christen über alle Völker erhoben und mit Christus berufen sind zu herrschen. [Offb 1,6, Offb 5,10, Mt 25,34] Die königliche Würde wurzelt in der priesterlichen der Christen. Dadurch, dass sie Gott geweiht sind und ein Gott geweihtes Leben führen, besitzen sie jene Erhabenheit über die Welt und den Anspruch, den ewigen Königsthron zu erhalten. Die Bezeichnung königliches Priestertum ward schon dem israelitischen Volke im A. B. beigelegt. ([Ex 19,6] Septuag) So wenig nun dort dadurch ein besonderer Priesterstand ausgeschlossen ward, eben so wenig ist dies im N.T. der Fall. Wenn ferner die Christen ebenso Könige wie Priester sind, und doch nur im uneigentlichen Sinne Könige sind, so auch Priester im weiteren Sinne. Die Benennung: königliches Priestertum, heiliges Priestertum sind wie die anderen: Lebendige Steine, erbaut werden, geistiges Haus, geistige Opfer ein bildlicher Ausdruck, welcher das eigentliche Priestertum zur Voraussetzung hat, wie die anderen Bilder ihr Vorbild, von dem sie die Ähnlichkeit entnehmen. 1 Petrus 1Petr 68 2 9 24 Nach [Ex 19,6] Septuag Gott geweiht. 1 Petrus 1Petr 68 2 9 25 [Dtn 7,6] Septuag [Mal 3,17, Jes 43,21]. Die Christen sind Gott durch das Blut Christi erworben. 1 Petrus 1Petr 68 2 9 26 Dies ist mit allen vier Eigenschaften zu verbinden. 1 Petrus 1Petr 68 2 9 27 Die Eigenschaften, welche sich in den Werken der Erlösung und Heiligung offenbaren, die Liebe, Weisheit, Heiligkeit, Macht Gottes. 1 Petrus 1Petr 68 2 9 28 Wirksam berufen hat. Wunderbar ist das Licht dem Ursprunge, dem Inhalte und der Wirkung nach. Sein Ursprung ist übernatürlich, sein Inhalt ist Wahrheit, die über die Vernunft hinausgeht, es enthält Kräfte, welche die Natur des Menschen weit überragen, es entreißt den Menschen der Sünde und stattet ihn mit Gnade und Seligkeit aus. 1 Petrus 1Petr 68 0 1 c. Pflichten der Eheleute gegeneinander: 1. Die Frauen sollen ihren Männern untergeben sein, um diese, wenn sie etwa noch nicht bekehrt sind, durch ihren guten Wandel zum Glauben zu führen. (V. 2) Den Leib sollen sie nicht mit kostbaren Kleidern, sondern nach dem Vorbilde Saras, deren Töchter sie geworden, das Herz mit Tugenden schmücken. (V. 6) 2. Die Männer sollen ihrerseits ihre Frauen als Miterben der Himmelsgnade ehren. (V. 7) d. Alle Gläubigen endlich sollen wahre Liebe üben und niemals Böses mit Bösem vergelten, sondern im Gegenteile segnen, damit auch sie Segen erlangen (V. 9), wie die heil. Schrift schon bezeugt. (V. 12) 2. Verhalten der Gläubigen bei der gegenwärtigen Verfolgung. (3,13 4,19) a. Vor allem sollen die Leser sich bemühen ein gutes Gewissen zu haben und vor den Obrigkeiten ohne alle Furcht den Grund ihrer Hoffnung so vorlegen, dass ihre Verleumder beschämt werden (V. 16), denn besser ist es unschuldig als schuldig zu leiden und so Christus ähnlich zu werden, der gerecht, dennoch für die Ungerechten sterbend uns allen unschätzbare Güter verdiente. 1 Petrus 1Petr 68 3 1 Similiter et mulieres subditæ sint viris suis: ut et si qui non credunt verbo, per mulierum conversationem sine verbo lucrifiant, Gleicherweise¹ sollen auch die Frauen ihren Männern untergeben sein, damit auch diejenigen, die etwa dem Worte² nicht glauben, durch den Wandel der Frauen ohne Wort³ gewonnen werden,⁴ 1 Petrus 1Petr 68 3 1 1 Anknüpfend an [1Petr 2,17]. 1 Petrus 1Petr 68 3 1 2 Wie der natürlichen Anlage nach, so ist auf Grund des positiven göttlichen Gesetzes im A. und im N. B. [Gen 3,16, Eph 5,22-24] der Mann das Haupt des Weibes. (2) Des Evangeliums. Wenn das Wort des Evangeliums nichts fruchtet, wird das Wort der Frau, das die Männer belehren oder ermahnen soll, noch weniger ausrichten. Das einzig wirksame Mittel bleibt da die praktische Predigt eines echt christlichen Wandels. 1 Petrus 1Petr 68 3 1 3 Nicht so Worte, wie Beispiele sind notwendig und erfolgreich. 1 Petrus 1Petr 68 3 1 4 Eigentlich ist der Gewinn auf Seite derer, welche sich bekehren. In den Worten des Apostels spiegelt sich indes der hohe Wert der Menschenseele. [Mt 16,26] 1 Petrus 1Petr 68 3 10 Qui enim vult vitam diligere, et dies videre bonos, coerceat linguam suam a malo: et labia ejus ne loquantur dolum. Denn wer das Leben lieben²² und gute²³ Tage sehen will, halte seine Zunge zurück vom Bösen, und seine Lippen, dass sie nicht Trug reden.²⁴ 1 Petrus 1Petr 68 3 10 22 Ein Leben, das man christlich lieben kann, ist nur dies, welches unter Gottes Augen geführt und von ihm gesegnet wird. Die Worte sind dem [Ps 33,13ff] nach der Septuag entnommen, mit einer kleinen Abänderung. 1 Petrus 1Petr 68 3 10 23 Nicht durch selbstverschuldete Leiden getrübte. 1 Petrus 1Petr 68 3 10 24 Der hebr. und griech. Ausdruck setzen der Zunge Böses zu reden voraus. 1 Petrus 1Petr 68 3 11 Declinet a malo, et faciat bonum: inquirat pacem, et sequatur eam: Er wende sich ab vom Bösen, und tue Gutes;²⁵ er suche Frieden, und jage ihm nach. 1 Petrus 1Petr 68 3 11 25 Wie in Worten, so soll sich der Christ in Taten beherrschen. 1 Petrus 1Petr 68 3 12 Quia oculi Domini super justos, et aures ejus in preces eorum: vultus autem Domini super facientes mala. Denn die Augen des Herrn sind auf die Gerechten gerichtet, und seine Ohren merken auf ihr Flehen;²⁶ das Angesicht des Herrn aber ist wider die, welche Böses tun. 1 Petrus 1Petr 68 3 12 26 Auge und Ohr drücken besonders die innige Teilnahme des Herrn, das Antlitz die Gewalt seines Zornes aus, obwohl des letztere sonst auch für das gnädige Anschauen Gottes gesetzt wird. 1 Petrus 1Petr 68 3 13 Et quis est qui vobis noceat, si boni æmulatores fueritis? Und wer wird euch schaden, wenn ihr eifrig dem Guten nachtrachtet?²⁷ 1 Petrus 1Petr 68 3 13 27 Gott ist der Schutzherr der gerechten, also kann niemand ihnen schaden. 1 Petrus 1Petr 68 3 14 Sed et si quid patimini propter justitiam, beati. Timorem autem eorum ne timueritis, et non conturbemini. Jedoch wenn ihr auch etwas leiden solltet um der Gerechtigkeit willen,²⁸ selig seid ihr! Lasset euch nicht von Furcht vor ihnen einnehmen, noch euch beunruhigen.²⁹ [Mt 5,10] 1 Petrus 1Petr 68 3 14 28 Wenn auch ein Leiden euch treffen sollte, wird es doch keine Schädigung sein. Diese Wahrheit hat der heil. Petrus aus dem Munde des Herrn selbst gehört [Mt 5,10] und genugsam in seinen eigenen Verfolgungen erfahren. Vergl. [1Petr 2,21]. So stellt er in diesem Verse die höchste christliche Anschauung vom wahren Glücke des Menschen dar. 1 Petrus 1Petr 68 3 14 29 Wohl Erinnerung an [Jes 8,12.13] nach der Septuag. 1 Petrus 1Petr 68 3 15 Dominum autem Christum sanctificate in cordibus vestris, parati semper ad satisfactionem omni poscenti vos rationem de ea, quæ in vobis est, spe. Den Herrn Christus aber heiliget in euern Herzen,³⁰ allezeit³¹ bereit zur Verantwortung gegen jeden, der von euch Rechenschaft³² über die Hoffnung fordert, die ihr in euch habt;³³ 1 Petrus 1Petr 68 3 15 30 Ohne das Herz keine wahre Heilighaltung. Den Heiland in Liebe, Furcht und Anbetung als den höchsten Herrn anerkennen und dem gemäß nichts tun, was seinem Willen zuwider ist, wohl aber jedes Opfer bringen, um in Gemeinschaft mit ihm zu bleiben. Der Text ist aus [Jes 8,13] genommen. An Stelle Jahves der Heerscharen ist Christus der Herr gesetzt, ein deutliches Zeugnis für seine Gottheit. 1 Petrus 1Petr 68 3 15 31 Keine Zeit, noch Person ist ausgenommen. 1 Petrus 1Petr 68 3 15 32 Jede Antwort, welche der Christ für seinen Glauben und seine Hoffnung auf Christus und das ewige Leben gibt, soweit es notwendig erscheint und er es vermag. Die Frage, ob die Christen, wenn sei in diesem Leben geduldig leiden und sich vieles versagen, die Hoffnung auf einen Ersatz im anderen Leben haben, lag nahe. 1 Petrus 1Petr 68 3 15 33 Die christliche Hoffnung durchdringt und erfüllt das Herz. 1 Petrus 1Petr 68 3 16 Sed cum modestia, et timore, conscientiam habentes bonam: ut in eo, quod detrahunt vobis, confundantur, qui calumniantur vestram bonam in Christo conversationem. doch mit Sanftmut und Furcht,³⁴ indem ihr ein gutes Gewissen habt, damit die, welche euern guten Wandel in Christus³⁵ verleumden, darin zu Schanden werden,³⁶ worin sie euch übel nachreden. 1 Petrus 1Petr 68 3 16 34 In Milde und im Bewusstsein der Wahrheit und mit dem Wunsche zu überzeugen, nicht mit hochmütigem Selbstvertrauen und in trotziger Weise, sondern mit Scheu vor Gott, dessen Sache sie vertreten und der alles aus Gnaden geschenkt, und mit Achtung vor den Menschen. 1 Petrus 1Petr 68 3 16 35 Euer Wandel muss in Christus gegründet sein. 1 Petrus 1Petr 68 3 16 36 Haltloser kann die Beschuldigung der Feinde nicht sein, als wenn sie in eben der Sache, welche sie zum Vorwurfe machen, ihre Beschämung finden. Wenn euer gewissen euch bezeugt, dass ihr die Lehen Christi zur Richtschnur des Lebens nehmt, werdet ihr das Christentum mit überzeugender Kraft gegen die Gegner verteidigen können, ohne fürchten zu müssen, dass euer Wandel eure Worte Lügen strafe. 1 Petrus 1Petr 68 3 17 Melius est enim benefacientes (si voluntas Dei velit) pati, quam malefacientes. Denn besser³⁷ ist es, ihr leidet (wenn es Gottes Wille³⁸ sein sollte), um guter als um böser Taten willen;³⁹ 1 Petrus 1Petr 68 3 17 37 Der Seele zuträglicher. [2Petr 2,26, 1Kor 7,9.38] 1 Petrus 1Petr 68 3 17 38 So hebt der heil. Petrus nachdrücklich hervor, dass ohne Gottes Willen kein Leiden uns treffen kann. 1 Petrus 1Petr 68 3 17 39 Unschuldiges Leiden wird umso heilsamer wirken, je mehr die Christen auch zur Zeit desselben ihren Feindes Gutes erweisen, um deren Heil zu vermitteln. 1 Petrus 1Petr 68 3 18 Quia et Christus semel pro peccatis nostris mortuus est, justus pro injustis, ut nos offerret Deo, mortificatus quidem carne, vivificatus autem spiritu. ist ja⁴⁰ auch Christus einmal⁴¹ für unsere Sünden⁴² gestorben, als Gerechter für Ungerechte, auf dass er uns Gott darbrächte,⁴³ getötet zwar dem Fleische nach, aber lebendig gemacht dem Geiste nach.⁴⁴ [Röm 5,6] 1 Petrus 1Petr 68 3 18 40 Diese Stelle hat große Ähnlichkeit mit [1Petr 2,21]; nur dass dort die Leiden Christi als Vorbild hingestellt werden, hier mehr die erlösende Bedeutung derselben betont wird. 1 Petrus 1Petr 68 3 18 41 Hervorhebung der Kürze und der Kraft des Leidens. 1 Petrus 1Petr 68 3 18 42 Das Leiden war durch die Sünde veranlasst und sollte diese tilgen. Die besonderen Umstände, unter denen Christus litt, und das Ziel seines Leidens müssen mit der Leidenslage der Leser und dem von dem Apostel geforderten Verhalten im Leiden Ähnlichkeit haben. 1 Petrus 1Petr 68 3 18 43 Dies Wort bezeichnet in der rituellen Sprache der Septuag die Darbringung fleckenloser Opfertiere vor dem Herrn. [Lev 3,12, Lev 4,4] In gleichem Sinne steht es, wo Priester und Leviten zum Heiligtume hingeführt wurden, waren doch auch diese selbst gleichsam Opfer. Er weist also auf das Priestertum hin. Wie kann ein Toter aber solche Wirksamkeit üben? Das beantworten die beiden Partizipien. 1 Petrus 1Petr 68 3 18 44 Der menschlichen Natur nach im Stande seiner Erniedrigung getötet, während seine Seele von seiner Gottheit und der von dieser mitgeteilten Gnadenfülle verklärt war. Hiernach war Christus dem Tode nicht zugänglich, sondern erweckte den Leib und gab ihm Anteil an den Eigenschaften der verklärten Seele. 1 Petrus 1Petr 68 3 19 In quo et his, qui in carcere erant, spiritibus veniens prædicavit: In diesem⁴⁵ ist er auch hingegangen und hat⁴⁶ den Geistern, die im Gefängnisse waren, gepredigt,⁴⁷ 1 Petrus 1Petr 68 3 19 45 In diesem Geiste, der Seele, die mit der Gottheit vereint war. 1 Petrus 1Petr 68 3 19 46 Sogar. Dies entspricht der Hervorhebung ihres Unglaubens. V. 19. Die Juden hielten die Zeitgenossen Noes für unfähig allen Heiles. 1 Petrus 1Petr 68 3 19 47 Die meisten Ausleger älterer und neuerer Zeit verstehen diesen Vers von dem Hinabsteigen Christi in die Unterwelt und seiner Predigt an die Seelen der in der Sündflut untergegangenen Zeitgenossen Noes. Sollten diese sich etwa noch in der Unterwelt bekehren? Dies anzunehmen würde geoffenbarten Wahrheiten widersprechen. Sofort nach dem Tode ist das Gericht [Hebr 9,27] und am Tage des Todes vergilt Gott einem jeden nach seinen Wegen. [Sir 11,21, Koh 11,3] Sofort nach seinem Tode ward der reiche Prasser auf ewig in die Hölle gestürzt [2Kor 5,10], wie Lazarus des Trostes teilhaftig ward. [Lk 16,22ff] Bald nach dem Tode hofft Paulus bei Christus [Phil 1,21ff] zu sein. [2Kor 5,1] Eine Bekehrungspredigt ist also nicht anzunehmen, ebenso wenig aber, dem gewählten Ausdrucke nach, eine Bestätigung der Verdammung. Der Text bezeichnet die, an welche die Predigt gerichtet war, als die, welche einst, in den Tagen Noes, ungläubig waren. Christus verkündete wohl allen Seelen in der Unterwelt sein Erscheinen und die Vollbringung der Erlösung, doch werden jene Zeitgenossen Noes besonders hervorgehoben, weil einige davon selig werden sollten. Es ist nämlich wahrscheinlich, dass viele derselben beim Hereinbrechen der Sündflut in Reue und Buße sich zu Gott wendeten und bekehrten. Diese also erfüllt die an alle, welche einst ungläubig gewesen waren, gerichtet Predigt, mit Trost und Freude, wie die, welche verdammt waren, wohl von Schmerz und Verzweiflung gepackt wurden. Im Totenreiche unterscheidet Christus selbst in der Geschichte von dem reichen Manne und dem armen Lazarus den Aufenthalt der Gerechten, den Schoß Abrahams, später die Vorhölle der Väter genannt, von dem Straforte der Verdammten; doch ist weiter zu unterscheiden zwischen der eigentlichen Vorhölle, dem Aufenthaltsorte der Väter, und dem Reinigungsorte derer, welche zwar zeitweilig ungläubig waren, doch noch vor dem Tode zur wahren Bekehrung gelangt waren oder eine fides implicita hatten. Die Zeit, wo der Herr diese Predigt vollbrachte, sind die zwischen dem Tode und der Auferstehung liegenden Stunden. (Iren., Tert.) Das Herabsteigen des Herrn in die Unterwelt war die letzte Stufe seiner Erniedrigung, aber damit auch der Wendepunkt und der Anfang der Erhöhung. Da er selbst nicht gesündigt, kam er indes in die Unterwelt nicht als ein ihrer Macht Unterworfener, sondern als Sieger. 1 Petrus 1Petr 68 3 2 Considerantes in timore castam conversationem vestram. wenn sie euern in Furcht reinen Wandel vor Augen haben. [1Kor 7,16, Eph 5,22] 1 Petrus 1Petr 68 3 20 Qui increduli fuerant aliquando, quando exspectabant Dei patientiam in diebus Noe, cum fabricaretur arca: in qua pauci, id est octo animæ salvæ factæ sunt per aquam. die einst ungläubig waren, als sie in den Tagen Noes sich auf Gottes Langmut verließen,⁴⁸ während die Arche gebaut ward, in welcher wenige, nämlich acht Seelen,⁴⁹ gerettet wurden durch das Wasser, 1 Petrus 1Petr 68 3 20 48 Nach den besten Handschriften der Vulgata und dem Messbuche (Fer. VI. Pasch.): quando exspectabat Dei patientia. So auch im Griech. 1 Petrus 1Petr 68 3 20 49 Gegensatz zu den vielen Ungläubigen. 1 Petrus 1Petr 68 3 21 Quod et vos nunc similis formæ salvos facit baptisma: non carnis depositio sordium, sed conscientiæ bonæ interrogatio in Deum per resurrectionem Jesu Christi, wie⁵⁰ dies auch euch im Gegenbilde⁵¹ nun errettet als Taufe,⁵² die nicht eine Ablegung körperlicher Unreinigkeit⁵³ ist, sondern an Gott gerichtete Begehrung eines guten Gewissens,⁵⁴ durch die Auferstehung Jesu Christi,⁵⁵ 1 Petrus 1Petr 68 3 21 50 Der Apostel will auf die Macht und Herrlichkeit des siegreich auferstandenen Heilandes hinweisen und zeigen, wie seine Wirksamkeit sich nicht nur über die Erde, sondern auch bis in die Tiefe der Unterwelt und in die Höhe des Himmels erstreckt. Als Beweis für diese umfassende Wirksamkeit wählt er das größte Strafgericht der alten Welt. Der Gedanke an die Sündflut lag umso näher, als sie ein Abbild der großen Katastrophe des zukünftigen Gerichtes ist. [Mt 24,37ff, Lk 17,26ff, 2Petr 3,5ff] Zugleich ward dem Apostel so Gelegenheit gegeben, einen tröstlichen Hinweis auf die Zahl der einst Geretteten zu geben und jenen schönen Vergleich zwischen den Wassern der Sündflut, durch welche die Gläubigen der damaligen Zeit, und dem Wasser der Taufe zu bieten, durch welches jetzt die Gläubigen gerettet werden. (V. 21) 1 Petrus 1Petr 68 3 21 51 Im A. B. wurde der N. nicht nur durch Worte vorausverkündet, sondern auch in Tatsachen Vorbilder desselben gegeben. So waren Sara und Hagar mit ihren Kindern [Gal 4,22], der Durchgang durch das rote Meer [1Kor 10,1], die Rettung Noes durch das Wasser, das alle Ungläubigen tötete, und die Entstehung eines neuen Geschlechtes ein Vorbild der Taufe, die ebenfalls begräbt und neu belebt. Noch mehr, Noes Errettung war keine bloße leibliche. Er glaubte der göttlichen Drohung und baute im Glauben, ohne zu sehen, die Arche, welche ihn retten sollte. Seine Errettung war also eine Glaubenstat, eine Wiedergeburt für ihn. 1 Petrus 1Petr 68 3 21 52 Die heil. Väter sahen in der Arche das Vorbild des Kreuzes Christi oder der Kirche. Dass sie eine solche Bedeutung hat, ist unzweifelhaft (Chrys.), indes zieht der Apostel an dieser Stelle im ewigen Leben. 1 Petrus 1Petr 68 3 21 53 Gegensatz zwischen einer rein äußerlichen und einer auf das Innere abzielenden Handlung. 1 Petrus 1Petr 68 3 21 54 Die an Gott gerichtete Bitte um ein gutes Gewissen, die Bitte, dass Gott das gute Gewissen, nach welchem die Christen in der Taufe verlangt und das sie erhalten, ihnen jederzeit bewahre, Kraft und Stärke spendend. 1 Petrus 1Petr 68 3 21 55 Errettet durch die Auferstehung. Die Auferstehung ist die Krone und Vollendung des Erlösungswerkes. Als Auferstandener kann Christus die rettende Wirkung der Taufe sicherstellen, hat er doch nun Teil an der Herrschaft Gottes, dem alle Gewalten unterworfen sind, und kann alle Kraft geben zum Gutestun und alle Hindernisse beseitigen. 1 Petrus 1Petr 68 3 22 Qui est in dextera Dei, deglutiens mortem ut vitæ æternæ hæredes efficeremur: profectus in clum subjectis sibi angelis, et potestatibus, et virtutibus. welcher zur Rechten Gottes ist, nachdem er den Tod verschlungen,⁵⁶ damit wir Erben des ewigen Lebens würden, und in den Himmel gegangen ist, wo ihm Engel, Gewalten und Kräfte⁵⁷ untertan wurden. 1 Petrus 1Petr 68 3 22 56 Die Worte Nachdem er bis Lebens würden fehlen im Griech. und in einigen lateinischen Handschriften. Durch seine Auferstehung und Erhöhung zur Rechten Gottes hat Christus dem leiblichen Tode sowie dem Tode der Sünde und des ewigen Verderbens, dem wir verfallen waren, seine Gewalt genommen, damit wir des ewigen Lebens teilhaftig würden. 1 Petrus 1Petr 68 3 22 57 Alle himmlischen Mächte, welches auch ihr Name ist. Über die besonderen Aufgaben der einzelnen Engelchöre sind nur Vermutungen möglich, da die Offenbarung uns keine sicheren Anhaltspunkte gewährt. (Aug.) Diese Macht des Herrn gibt uns die feste Zuversicht und Freudigkeit des Glaubens, dass nichts uns schaden kann, sondern alle Dinge mitwirken müssen zum Heile, da das Leiden um der Gerechtigkeit willen uns ihm ähnlich macht und selbst der Tod nur zum Leben führen kann. 1 Petrus 1Petr 68 3 3 Quarum non sit extrinsecus capillatura, aut circumdatio auri, aut indumenti vestimentorum cultus: Der Schmuck der Frauen sei nicht der äußerliche in Haargeflechten, oder Anlegen goldenen Geschmeides, oder in gesuchtem Anzuge, 1 Petrus 1Petr 68 3 4 Sed qui absconditus est cordis homo, in incorruptibilitate quieti, et modesti spiritus, qui est in conspectu Dei locuples. sondern der verborgene Herzensmensch⁵ in der Unvergänglichkeit des stillen und sanften Geistes, der vor Gott kostbar ist.⁶ 1 Petrus 1Petr 68 3 4 5 Mit demütiger und ehrfurchtsvoller Scheu vor jeder Pflichtverletzung, die in der Furcht Gottes wurzelt. 1 Petrus 1Petr 68 3 4 6 Vergl. [1Thess 4,11, 2Thess 3,12]. 1 Petrus 1Petr 68 3 5 Sic enim aliquando et sanctæ mulieres, sperantes in Deo, ornabant se, subjectæ propriis viris. Denn so schmückten sich einst⁷ auch die heiligen⁸ Frauen, die auf Gott hofften, indem sie ihren Männern untertan waren.⁹ 1 Petrus 1Petr 68 3 5 7 Ein scheinbarer Widerspruch, dass das, was verborgen ist vor den Augen der Menschen, ihr Schmuck sein soll, doch wird derselbe im Relativsatze gelöst. 1 Petrus 1Petr 68 3 5 8 So werden sie wegen ihrer Stellung und Bedeutung in der heiligen Geschichte, wie wegen ihrer persönlichen Tugend und Gottesfurcht genannt. 1 Petrus 1Petr 68 3 5 9 Um der Hoffnung willen auf Gott. 1 Petrus 1Petr 68 3 6 Sicut Sara obediebat Abrahæ, dominum eum vocans: cujus estis filiæ benefacientes, et non pertimentes ullam perturbationem. So gehorchte,¹⁰ ihn Gebieter¹¹ nennend, Sara dem Abraham, deren Töchter ihr seid,¹² wenn ihr Gutes tut und bei keiner Widerwärtigkeit den Mut verliert. 1 Petrus 1Petr 68 3 6 10 Beständig. 1 Petrus 1Petr 68 3 6 11 [Gen 18,12] nach der Septuag in Erfüllung des [Gen 3,16] gegebenen Gebotes. Sara, das Weib Abrahams und die Mutter Isaaks, aus dessen Stamme der verheißene Erlöser der Welt kam, ward als die geistige Stammmutter aller Gläubigen vergl. [Gal 4,22-28], besonders der gläubig gewordenen Frauen, verehrt. 1 Petrus 1Petr 68 3 6 12 Griech.: geworden seid. Der heil. Petrus schreibt also nicht nur an Judenchristen. 1 Petrus 1Petr 68 3 7 Viri similiter cohabitantes secundum scientiam, quasi infirmiori vasculo muliebri impertientes honorem, tamquam et cohæredibus gratiæ vitæ: ut non impediantur orationes vestræ. Ihr Männer gleicherweise, lebet in Einsicht¹³ mit dem weiblichen Gebilde,¹⁴ als dem schwächeren, zusammen,¹⁵ indem ihr ihnen Achtung erweiset als solchen, die auch Miterben¹⁶ der Gnade des Lebens¹⁷ sind, damit euere Gebete¹⁸ nicht behindert werden. 1 Petrus 1Petr 68 3 7 13 Was diese ist, beschreibt der Apostel alsbald: Mit Berücksichtigung ihrer Schwäche, mit dem Bewusstsein, dass auch sie Anteil an der Gnade des ewigen Lebens hat. 1 Petrus 1Petr 68 3 7 14 Das latein. und griech. Wort bedeutet an sich Gefäß. Dieser Ausdruck steht vom Menschen als Geschöpf Gottes und seiner dadurch bedingten Abhängigkeit von Gott [Röm 9,22.23], oder als einem Werkzeug Gottes [Apg 9,15] vom menschlichen Leibe in seiner Schwäche und Gebrechlichkeit. [2Kor 4,7] Der Komparativ zeigt hier, dass die Bezeichnung auch dem Manne zukommt, soweit dessen Beziehung zu Gott berücksichtigt wird. 1 Petrus 1Petr 68 3 7 15 Im ehelichen Leben. 1 Petrus 1Petr 68 3 7 16 Mann und Frau stehen darin gleich. In diesem Verse ist die Stellung der Frau nach der Offenbarung beschrieben. 1 Petrus 1Petr 68 3 7 17 Des ewigen Lebens, das um Gnade um Christi willen verliehen wird. 1 Petrus 1Petr 68 3 7 18 Die gemeinsamen Gebete. Wie soll ich das Glück des Ehebundes beschreiben, den die Kirche segnet? Fragt Tertullian. Zusammen beten sie. Das gemeinsame Gebet gehört also zu den Segnungen des Ehestandes. 1 Petrus 1Petr 68 3 8 In fine autem omnes unanimes, compatientes, fraternitatis amatores, misericordes, modesti, humiles: Endlich aber seid alle gleichgesinnt,¹⁹ mitleidig, bruderliebend, barmherzig, sittsam, demütig; 1 Petrus 1Petr 68 3 8 19 Um diese Einheit hat der Heiland noch kurz vor seinem Tode für seine Jünger gebetet [Joh 17,21], zu ihr ermahnt der Völkerapostel oftmals, und von den ersten Christen heißt es, dass sie ein Herz und eine Seele waren. [Apg 4,32] 1 Petrus 1Petr 68 3 9 Non reddentes malum pro malo, nec maledictum pro maledicto, sed e contrario benedicentes: quia in hoc vocati estis, ut benedictionem hæreditate possideatis. vergeltet nicht Böses mit Bösem,²⁰ nicht Schmähwort mit Schmähwort, sondern im Gegenteile segnet, weil ihr dazu berufen seid, Segen zu ererben.²¹ 1 Petrus 1Petr 68 3 9 20 Dem Apostel stehen bestimmte Aussprüche des Herrn vor Augen. [Lk 6,28, Mt 5,44] 1 Petrus 1Petr 68 3 9 21 Der Gedanke an diesen herrlichen Beruf erweitere euer Herz. Es wäre euer unwürdig und stände im Widerspruche mit jenem ewigen Segen, zu dem ihr berufen seid, lasst ihr euch zu dem Gegenteile des Segens hinreißen. 1 Petrus 1Petr 68 0 1 b. Dem gestorbenen Christus ähnlich geworden sind auch die Christen, selbst den Sünden gestorben, in denen sie vor ihrer Berufung gelebt. (V. 2) So mögen sie sich denn durch die Schmähungen der Heiden nicht zum Rückfall in das alte Leben verleiten lassen (V. 4), denn die Heiden werden über jene dem gerechten Richter Rechenschaft geben müssen. (V. 6) Auf dieses Gericht harrend mögen die Leser selbst wachen und sich in allen Tugenden üben. (V. 11) c. Es ist nicht befremdlich, dass diese Verfolgung über die Gläubigen gekommen ist, sondern vielmehr mögen sie sich über dieselbe freuen, da diese sie der Leiden Christi teilhaftig macht. (V. 14) Sie mögen sich also hüten, als Schuldige zu leiden und sich nicht schämen, wenn sie für den Christennamen leiden müssen. (V. 16) Nahe ist ja das Gericht, in dem sie wegen der jetzt erlittenen Verfolgung das ewige Leben erlangen werden. 1 Petrus 1Petr 68 4 1 Christo igitur passo in carne, et vos eadem cogitatione armamini: quia qui passus est in carne, desiit a peccatis: Da Christus also dem Fleische nach gelitten hat,¹ so waffnet auch ihr euch mit derselben Gesinnung;² denn wer dem Fleische nach gelitten hat,³ der hat aufgehört zu sündigen, 1 Petrus 1Petr 68 4 1 1 Christus ist seinem Fleische nach, seiner irdisch menschlichen Erscheinungsweise nach tot. Der Apostel geht auf die Tatsache des Leidens [1Petr 3,18] zurück. 1 Petrus 1Petr 68 4 1 2 So lange sie als Heiden lebten, lebte in ihnen das Fleisch und waren ihre Begierden die Richtschnur ihrer Sitten. Als Christen sind sie dem Fleische nach tot. Ähnl. [Röm 6,3-13]. 1 Petrus 1Petr 68 4 1 3 Wer in der Taufe mit Christus dem Fleische nach gestorben ist, muss sich die Abtötung des Fleisches angelegen sein lassen. (Aug., Ökum.) 1 Petrus 1Petr 68 4 10 Unusquisque, sicut accepit gratiam, in alterutrum illam administrantes, sicut boni dispensatores multiformis gratiæ Dei. Dienet einander, jeder mit der Gabe die er empfangen hat, als gute Verwalter¹⁷ der mannigfaltigen Gnaden Gottes. [Röm 12,6] 1 Petrus 1Petr 68 4 10 17 Die Christen sind nicht Eigentümer der Gnadengaben, dass sie über dieselben frei schalten und walten dürften, sondern nur Verwalter, welche diese wie die leiblichen Güter nach Gottes Willen verwenden müssen. Dem Apostel standen wohl die Gleichnisse von dem anvertrauten Talente und dem ungerechten Haushalter vor Augen. [Mt 25,14ff, Lk 12,42ff, Lk 16,1ff] Das Bild vom Haushalter kommt auch beim heil. Paulus vor [1Kor 4,1] und [Tit 1,7]. 1 Petrus 1Petr 68 4 11 Si quis loquitur, quasi sermones Dei: si quis ministrat, tamquam ex virtute, quam administrat Deus: ut in omnibus honorificetur Deus per Jesum Christum: cui est gloria, et imperium in sæcula sæculorum: Amen. Wenn jemand redet,¹⁸ so rede er als Worte Gottes,¹⁹ wenn jemand dient,²⁰ so diene er²¹ als aus der Kraft, die Gott spendet, damit in allen Dingen Gott verherrlicht werde durch Jesus Christus,²² welchem²³ die Herrlichkeit²⁴ und die Herrschaft²⁵ ist von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.²⁶ 1 Petrus 1Petr 68 4 11 18 Reden ist hier die Gnadengabe. [1Kor 12,8-10] 1 Petrus 1Petr 68 4 11 19 Im Bewusstsein, dass er es von Gott empfangen hat, mit aufrichtiger Demut und Liebe. (Gregor d. Gr.) 1 Petrus 1Petr 68 4 11 20 Alle Gnadengaben, welche auf das Tun abzielen, besonders die leiblichen Werke der Barmherzigkeit. 1 Petrus 1Petr 68 4 11 21 Rückbeziehung auf V. 10, V. 11. Namentlich auf die ersten Worte von V. 10. 1 Petrus 1Petr 68 4 11 22 Was Gott spendet, wird uns durch Christus zu Teil; was wir auf Grund seiner Gnade alsdann vollbringen, tun wir in der Kraft Gottes durch Vermittlung Christi. 1 Petrus 1Petr 68 4 11 23 Gott. (Ökum.) Dieselbe Formel [1Petr 5,11], wo sie sich gleichfalls auf Gott, und [Offb 1,5], wo sie sich auf Christus bezieht. 1 Petrus 1Petr 68 4 11 24 Die absolute Herrlichkeit. 1 Petrus 1Petr 68 4 11 25 Die sich nach außen offenbarende Macht Gottes. Da ihm Herrlichkeit und Macht zugehört, müssen auch die Christen die von ihm verliehenen Gnadengaben zu seiner Verherrlichung gebrauchen. 1 Petrus 1Petr 68 4 11 26 Wahrlich. Im A. T. bestätigt diese Beifügung insbesondere die Annahme eines Eides oder Bundes, wie sie auch am Schlusse der Doxologie eines Gesanges oder Gebetes, wie [Ps 41,14, Ps 72,19], vorkommt. Im N. T. steht sie auch am Anfange des Satzes in den reden des Herrn, um dem Nachfolgenden eine feierliche Einleitung zu geben. In den Briefen der Apostel begegnet sie uns am Schlusse einer Doxologie oder eines Segenswunsches als feierliche Bekräftigung. 1 Petrus 1Petr 68 4 12 Carissimi, nolite peregrinari in fervore, qui ad tentationem vobis fit, quasi novi aliquid vobis contingat: Geliebte! Lasset euch nicht irre machen durch das Läuterungsfeuer, das zur Prüfung über euch kommt, als begegnete euch etwas Befremdliches,²⁷ 1 Petrus 1Petr 68 4 12 27 Nicht zu eurer Würde als Kinder Gottes [1Petr 1,14.17] und auserwähltes Geschlecht, als königliche Priesterschaft [1Petr 2,9] Passendes. Da Leiden zur Läuterung notwendig sind [1Petr 1,7, 1Petr 5,10] und der von Christus durch sein Leiden vorgezeichnete Weg zur Herrlichkeit (V. 14) [1Petr 2,21, 1Petr 3,17.18], sowie ein Zeichen seiner Auserwählung sind. [1Petr 4,14] 1 Petrus 1Petr 68 4 13 Sed communicantes Christi passionibus gaudete, ut et in revelatione gloriæ ejus gaudeatis exsultantes. sondern in dem Maße, wie ihr Teil habt an den Leiden Christi,²⁸ freuet euch, damit ihr auch bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit euch freuen möget und frohlocken.²⁹ 1 Petrus 1Petr 68 4 13 28 Das Leiden Christi setzt sich gleichsam in ihren Leiden fort und wiederholt sich, da Christus in ihnen gehasst wird. [Apg 9,45] 1 Petrus 1Petr 68 4 13 29 In Freude auf Erden. Wie ganz anders wird das Frohlocken im Himmel sein! 1 Petrus 1Petr 68 4 14 Si exprobramini in nomine Christi, beati eritis: quoniam quod est honoris, gloriæ, et virtutis Dei, et qui est ejus Spiritus, super vos requiescit. Wenn ihr um des Namens Christi willen³⁰ geschmäht werdet, so seid ihr selig; denn die Ehre und Herrlichkeit und Kraft Gottes und sein Geist ruht auf euch!³¹ 1 Petrus 1Petr 68 4 14 30 Weil ihr Christus angehört. 1 Petrus 1Petr 68 4 14 31 Bleibend, mit euch vereint, kann er durch keine Anfechtungen hinweggenommen werden, in euch seine Wirksamkeit übend. 1 Petrus 1Petr 68 4 15 Nemo autem vestrum patiatur ut homicida, aut fur, aut maledicus, aut alienorum appetitor. Keiner von euch aber leide als Mörder, oder Dieb, oder Lästerer, oder als einer, der nach fremdem Gute trachtet.³² 1 Petrus 1Petr 68 4 15 32 Erläuterung zu: Im Namen Christi V. 15, in negativer, V. 16 in positiver Weise. 1 Petrus 1Petr 68 4 16 Si autem ut Christianus, non erubescat: glorificet autem Deum in isto nomine. Leidet er dagegen als Christ,³³ so schäme er sich nicht; vielmehr verherrliche er Gott in diesem Namen.³⁴ 1 Petrus 1Petr 68 4 16 33 Dieser Name kommt, außer an dieser Stelle, im N. T. nur noch an zwei anderen vor: [Apg 11,26] und [Apg 26,28]. Er ging nicht von den Jüngern aus, welche sich vielmehr Jünger, Gläubige, heilige, Brüder nannten, noch weniger von den Juden, von denen die Anhänger des Heilandes verächtlich als Galiläer, Nazaräer u. a. bezeichnet wurden, sondern von den heidnischen Römern in Antiochia. Dort traten die Christen diesen zum ersten Male als von den Juden unterschieden entgegen. Dieser Name war vielleicht zuerst ein offizieller, erhielt aber bald eine verächtliche Bedeutung. An allen drei Stellen, wo er im N. T. vorkommt, ist er eine nicht kirchliche Bezeichnung. Nachdem der Name aber einmal das Ziel des Hasses seitens der Heiden geworden war, brauchten auch die Christen ihn, seine tiefe Bedeutung wohl erfassend, so dass der zweite Nachfolger des heil. Petrus auf dem Stuhle zu Antiochia, der Märtyrer Ignatius, den Gläubigen zurufen konnte: Es geziemt sich, dass ihr nicht allein Christen heißt, sondern auch seid. 1 Petrus 1Petr 68 4 16 34 Wie Petrus selbst getan. [Apg 5,41] 1 Petrus 1Petr 68 4 17 Quoniam tempus est ut incipiat judicium a domo Dei. Si autem primum a nobis: quis finis eorum, qui non credunt Dei Evangelio? Denn es ist die Zeit³⁵ da, dass das Gericht³⁶ am Hause Gottes³⁷ anfange. Wenn es aber zuerst bei uns beginnt, welches wird das Ende derer sein,³⁸ welche dem Evangelium Gottes nicht glauben? 1 Petrus 1Petr 68 4 17 35 Die von Gott festgesetzte Zeit. Vergl. V. 7. 1 Petrus 1Petr 68 4 17 36 Das über alle Menschen und Völker sich erstreckende, dessen Vorboten die Leiden und Verfolgungen der Kirche sind, da Gott durch diese die Fehler und Sünden der Glieder straft und für immer mehr von aller Unvollkommenheit befreit. Vergl. [1Kor 11,31.32]. Dies Gericht, welches für die Guten eine Läuterung ist, ist für die Bösen zum Untergange. 1 Petrus 1Petr 68 4 17 37 Die Kirche ist das geistige Haus, dessen Grundstein Christus, dessen Bausteine die Glieder der Kirche sind. [1Petr 2,4.5] Es ist Gottes Haus, weil von ihm gegründet, ihm angehörend und bestimmt ihm zu dienen. 1 Petrus 1Petr 68 4 17 38 Dass es dort beginnen soll, haben betreffs des A. B., und damit mittelbar auch für die Kirche, die Propheten vorausgesagt [Jer 25,29, Jer 49,12, Ez 9,6, Am 3,2] und der Heiland seinen Aposteln vorherverkündet. [Mt 24,9ff, Lk 21,12ff] 1 Petrus 1Petr 68 4 18 Et si justus vix salvabitur, impius, et peccator ubi parebunt? Und wenn der Gerechte kaum wird gerettet werden, wo wird der Gottlose und Sünder erscheinen?³⁹ [Spr 11,31] 1 Petrus 1Petr 68 4 18 39 Aus der Schwere des Gerichtes über die Christen ist auf die Schwere des Gerichtes über die Ungläubigen und Gottlosen zu schließen. Die Anführung ist aus [Spr 11,31] nach der Septuag genommen, indes mit einer kleinen Abweichung. 1 Petrus 1Petr 68 4 19 Itaque et hi, qui patiuntur secundum voluntatem Dei, fideli Creatori commendent animas suas in benefactis. Darum mögen auch die, welche nach dem Willen Gottes leiden, ihre Seelen dem treuen Schöpfer anempfehlen mit guten Werken.⁴⁰ 1 Petrus 1Petr 68 4 19 40 Der Christ muss das Leiden als eine väterliche Züchtigung betrachten, die ihn vor dem verdammenden Endgerichte bewahrt, dass die Ungläubigen trifft. Deshalb hat er alle Ursache seinem Schöpfer in diesem Worte tritt das Verhältnis des Menschen zu Gott und dessen Allmacht besonders hervor zu vertrauen und nur darauf zu denken, wie er trotz aller Schmähungen und Verfolgungen dabei beharre Gutes zu tun. 1 Petrus 1Petr 68 4 2 Ut jam non desideriis hominum, sed voluntati Dei, quod reliquum est in carne vivat temporis. so dass er nicht mehr den Gelüsten der Menschen, sondern dem Willen Gottes⁴ die noch übrige Zeit im Fleische⁵ lebt. [Eph 4,23] 1 Petrus 1Petr 68 4 2 4 Gegensatz: Mannigfaltige Lüste der Menschen ein Wille Gottes. Welche Lüste gemeint sind, zeigt V. 3. 1 Petrus 1Petr 68 4 2 5 Die Zeit des noch übrigen irdischen Lebens. Christus hat an unserer statt die Strafe der Sünden gelitten und durch seine Auferstehung bewirkt, dass nicht wir selbst sterben, sondern der alte Mensch in uns; durch seine Auferstehung aber auch ein neuer Mensch in uns erschaffen wird. So wird das Leiden Christi dem Christen zum Kreuze, d. i. zu einer Ertötung des alten Menschen in der Kraft des Todes Christi und durch das Leiden hört die Sünde in ihm immer mehr auf. 1 Petrus 1Petr 68 4 3 Sufficit enim præteritum tempus ad voluntatem gentium consummandam his, qui ambulaverunt in luxuriis, desideriis, vinolentiis, comessationibus, potationibus, et illicitis idolorum cultibus. Denn es ist genug, dass sie⁶ die vergangene Zeit des Lebens das Verlangen der Heiden erfüllt haben, da sie in Ausschweifungen, Sinneslust, Berauschungen, Schmausereien, Zechgelagen und frevelhaftem Götzendienste wandelten.⁷ 1 Petrus 1Petr 68 4 3 6 Griech.: ihr. 1 Petrus 1Petr 68 4 3 7 Gegen göttliches und menschliches Recht streitende Götzendienerei. 1 Petrus 1Petr 68 4 4 In quo admirantur non concurrentibus vobis in eamdem luxuriæ confusionem, blasphemantes. Darüber fasst sie Verwunderung, dass ihr nicht mit ihnen den gleichen wüsten Ausschweifungen zulaufet, und sie lästern. 1 Petrus 1Petr 68 4 5 Qui reddent rationem ei, qui paratus est judicare vivos et mortuos. Doch sie werden dem Rechenschaft⁸ geben müssen, der bereit steht zu richten die Lebendigen⁸ und die Toten. 1 Petrus 1Petr 68 4 5 8 Die zur Zeit der Erscheinung des Herrn zum Gerichte noch am Leben sind. 1 Petrus 1Petr 68 4 5 8 Die zur Zeit der Erscheinung des Herrn zum Gerichte noch am Leben sind. 1 Petrus 1Petr 68 4 6 Propter hoc enim et mortuis evangelizatum est: ut judicentur quidem secundum homines in carne, vivant autem secundum Deum in spiritu. Denn deshalb ist auch den Toten⁹ das Evangelium verkündet worden, damit sie, ob sie auch wie alle Menschen dem Fleische nach gerichtet sind,¹⁰ doch nach Gottes Willen¹¹ im Geiste leben. 1 Petrus 1Petr 68 4 6 9 Erinnerung an das [1Petr 3,19] Gesagte. Deshalb folgt die Begründung und Verallgemeinerung. Die [1Petr 3,19] angeführten sind Totenbeispiele. Übrigens ist das Evangelium so nur den Toten verkündet worden, denen diese Verkündigung nützen konnte. 1 Petrus 1Petr 68 4 6 10 Damit sie durch den Tod, der eine Strafe der Sünde ist, gerichtet, dem Geiste nach leben. Griech.: Obwohl sie bereits, wie es Menschen zukommt, d. i. dem Fleische nach, gerichtet waren. Vergl. auch die folgende Anmerkung. 1 Petrus 1Petr 68 4 6 11 Wie es seinem Wesen entspricht, somit ewig selig dem Heil. Geiste nach leben. Dies war Ziel und Inhalt der Verkündigung des Evangeliums, wenn es auch auf Erden, wie bei jenen, den einen zum Heil, den andern zum Verderben gereichte. Nach anderen: So dass die Toten, obgleich sie nach der gewöhnlichen und heidnischen Anschauung als solche beurteilt und angesehen werden, die im Fleische völlig vernichtet sind, doch vor Gott und durch seine Gabe im Geiste der Gnade und himmlischen Glorie ewig fortleben. 1 Petrus 1Petr 68 4 7 Omnium autem finis appropinquavit. Estote itaque prudentes, et vigilate in orationibus. Das Ende aller Dinge aber hat sich genähert.¹² Seid also klug und wachsam im Gebete. [Lk 21,36, 1Joh 2,18] 1 Petrus 1Petr 68 4 7 12 Mit der Menschwerdung Christi hat die Schlussperiode der Weltgeschichte begonnen. Was jederzeit eintreten kann, ist nahe, ähnlich wie der Tod, dem das Weltende auch darin ähnlich ist, dass die Stunde beider ungewiss ist. [Apg 1,7', Lk 21,36] Wie Paulus und Jakobus hält Petrus freilich in seiner Sehnsucht nach dem Heilande (nicht infolge einer Offenbarung) das Weltende für wahrscheinlich nahe, obwohl alle Apostel mit dem heil. Petrus es als möglich bezeichnen, dass bis zum Eintritte jenes Tages noch Jahrtausende vergehen werden. [2Petr 3,8.9] 1 Petrus 1Petr 68 4 8 Ante omnia autem, mutuam in vobismetipsis caritatem continuam habentes: quia caritas operit multitudinem peccatorum. Vor allem aber lasset eure Liebe zueinander eine anhaltende sein; denn die Liebe¹³ bedeckt¹⁴ eine Menge von Sünden.¹⁵ [Spr 10,12] 1 Petrus 1Petr 68 4 8 13 Entweder ist dies eine gnadenreiche Verheißung: Wer Gottes- und Nächstenliebe hat und übt, erwirbt sich dadurch Verzeihung bei Gott (Tert., Ambros.) oder: Wer Liebe übt, verzeiht dem Nächsten seine Fehler und Sünden. (Chrys. Aug.) Die zweite Erklärung entspricht besser der Stelle [Spr 10,12] aus der der Ausspruch des heil. Petrus in etwas veränderter Form genommen ist. 1 Petrus 1Petr 68 4 8 14 Gott will die Sünden ansehen, als wären sie nie vorgekommen. 1 Petrus 1Petr 68 4 8 15 Im Verkehre der Menschen ermangelt es nicht an Verfehlungen, die echte Liebe aber kennt kein Maß im Vergehen [Mt 18,21.22]. Vergl. [Jak 5,10], wo der gleiche Ausspruch im anderen Sinne wiederkehrt. 1 Petrus 1Petr 68 4 9 Hospitales invicem sine murmuratione: Seid gastfrei¹⁶ gegen einander ohne Murren. [Röm 12,13, Phil 2,14] 1 Petrus 1Petr 68 4 9 16 Die gastliche Aufnahme fremder Christen wird im N. T. oft empfohlen [Röm 12,13, Hebr 13,2.3, Joh 5ff], und der heilige Paulus bezeichnet sie als eine der Eigenschaften eines zu wählenden Bischofs. [1Tim 3,2, Tit 1,8] 1 Petrus 1Petr 68 0 1 III. Mahnungen an die Gläubigen. (Kap. 5, V. 1 11): 1. Mahnung an die kirchlichen Vorsteher, ihre Herde wohl zu weiden und derselben durch das Beispiel ihres Lebens voranzuleuchten (V. 3), denn alsdann werden sie vom Erzhirten eine unverwelkliche Krone erlangen. (V. 4) 2. Mahnung an die Herde, den Hirten untergeben zu sein. (V. 5) 3. Mahnung an Hirten und Herde zugleich: Dass alle sich demütigen unter die gewaltige Hand Gottes, der sie zu seiner Zeit erhöhen wird (V. 7), dass alle sich der Selbstbeherrschung befleißigen und wachen mögen, damit sie dem Teufel widerstehen können, der sie verderben will, indem sie sich mit dem Gedanken trösten, dass ihre Brüder von derselben Verfolgung bedrängt werden, Gott aber, der sie berufen, sie auch in der Verfolgung festigen werde. (V. 11) Epilog (V. 12 14): Übermittlung des Briefes durch Silvanus. Grüße. Apostolischer Segen. 1 Petrus 1Petr 68 5 1 Seniores ergo, qui in vobis sunt, obsecro, consenior et testis Christi passionum: qui et ejus quæ in futuro revelanda est, gloriæ communicator: Die Vorsteher nun,¹ die bei euch sind, ermahne ich, als ihr Mitpriester² und Zeuge der Leiden Christi,³ wie auch Teilnehmer⁴ der Herrlichkeit, die einst offenbar werden soll,⁵ 1 Petrus 1Petr 68 5 1 1 Anknüpfend an [1Petr 4,7.17]. 1 Petrus 1Petr 68 5 1 2 Die dreifache Selbstbezeichnung des Apostels gibt der in V. 2, V. 3 folgenden Ermahnung an die geistlichen Vorsteher eine besondere Kraft und großen Nachdruck. 1 Petrus 1Petr 68 5 1 3 Wenn der Apostel durch die Bezeichnung Mitpresbyter sich den geistlichen Vorstehern in gewissen Dingen gleichstellt, hebt er doch durch die zweite Bezeichnung seine auf persönliche Kenntnis des Lebens Christi und seine Berufung sich gründende apostolische Würde hervor. Vergl. [Apg 1,21.22, Apg 2,32, Apg 3,15, Apg 5,32, Apg 10,39.41], wo der heil. Petrus es anwendet. Zeuge der Leiden des Heilandes nennt sich der heil. Petrus, weil das Leiden der eigentliche Mittelpunkt im Leben des Herrn und nach Gottes Willen unsere Erlösung sein sollte und so am wirksamsten zum geduldigen Leiden bewegen musste. 1 Petrus 1Petr 68 5 1 4 Auch euch wird dies zu Teil werden, wenn ihr euer Amt treu verwaltet. Der Apostel spricht so sicher wohl infolge einer ihm vom Heilande gegebenen Offenbarung. 1 Petrus 1Petr 68 5 1 5 Bei der Wiederkunft des Herrn. 1 Petrus 1Petr 68 5 10 Deus autem omnis gratiæ, qui vocavit nos in æternam suam gloriam in Christo Jesu, modicum passos ipse perficiet, confirmabit, solidabitque. Der Gott aller Gnade²³ aber, der uns in Christus Jesus berufen hat²⁴ zu seiner ewigen Herrlichkeit, er wird uns, nachdem wir eine kurze Weile gelitten haben, vollenden, stärken und festigen.²⁵ 1 Petrus 1Petr 68 5 10 23 Der Urheber aller Gnade, der jederzeit die notwendige Gnade geben kann. Der die Christen durch seine Gnade berufen, wird auch ebenso durch seine Gnade das gute Werk vollenden. 1 Petrus 1Petr 68 5 10 24 In der ersten Huld, der Berufung, liegt die Bürgschaft für die Erfüllung der folgenden Verheißung. Das Ziel der Berufung ist Gottes Verherrlichung. 1 Petrus 1Petr 68 5 10 25 Er, der Anfänger des Heils, wird auch deshalb der Vollender sein. Er wird das Werk der Heiligung bis an's Ende hinausführen, den Christen Festigkeit im Glauben und im Widerstande verleihen. 1 Petrus 1Petr 68 5 11 Ipsi gloria, et imperium in sæcula sæculorum: Amen. Ihm ist die Herrlichkeit und die Herrschaft von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. 1 Petrus 1Petr 68 5 12 Per Silvanum fidelem fratrem vobis, ut arbitror, breviter scripsi: obsecrans et contestans, hanc esse veram gratiam Dei, in qua statis. Durch Silvanus,²⁶ den treuen Bruder, habe ich euch, wie ich glaube, in Kürze geschrieben, euch zu ermahnen und zu bezeugen, dass dies die wahrhafte Gnade Gottes ist,²⁷ in welcher ihr steht.²⁸ 1 Petrus 1Petr 68 5 12 26 Der [2Kor 1,19, 1Thess 1,1, 2Thess 1,1] erwählte und in der Apostelgeschichte Silas Genannte. [Apg 15,22.27] u. a. 1 Petrus 1Petr 68 5 12 27 Die im Christentume geschenkte, in der ihr auch steht, ob auch Leiden euch treffen. So liegt denn darin eine Bestätigung der Predigt des heil. Paulus und seiner Gehilfen, vergl. auch [1Petr 1,12.25], und vielleicht war gerade deshalb Silvanus zum Überbringer dieses Briefes gewählt, damit er den Lesern bezeugte, dass der heil. Petrus alle Lehren des heil. Paulus bestätigt hatte, und so alle Zweifel beseitigte. 1 Petrus 1Petr 68 5 12 28 Das Ziel des Schreibens war die Lehre: Durch Leid zur Herrlichkeit, und das Zeugnis, dass der Gnadenstand der Leser der rechte sei. 1 Petrus 1Petr 68 5 13 Salutat vos ecclesia, quæ est in Babylone colecta, et Marcus filius meus. Es grüßet euch die mitauserwählte Gemeinde zu Babylon²⁹ und Markus, mein Sohn. 1 Petrus 1Petr 68 5 13 29 Babylon ist Rom, die heidnische Hauptstadt der Welt. (Pap., Clem. von Alex., Hier.) Für diese Erklärung spricht auch der Gruß des Markus. Es steht fest, dass dieser mit dem heil. Petrus in Rom war und dort das Evangelium verfasste. Vergl. auch [Offb 14,8] u. a. 1 Petrus 1Petr 68 5 14 Salutate invicem in osculo sancto: Gratia vobis omnibus, qui estis in Christo Jesu. Amen. Grüßet einander mit dem heiligen Kusse. Gnade sei euch allen, die ihr in Christus Jesus seid! Amen.³⁰ 1 Petrus 1Petr 68 5 14 30 Wie der Apostel seinen Brief mit dem Gruße des Friedens begonnen, so schließt er mit demselben. Nachdrucksvoll fügt er bei: In Christus, da sie durch den Glauben und die Gnade in der Gemeinschaft mit Christus stehen, dem Urheber und der Quelle des Friedens, den nur er allein verleihen kann. So weist Petrus zurück auf [1Petr 1,2]. 1 Petrus 1Petr 68 5 2 Pascite qui in vobis est gregem Dei, providentes non coacte, sed spontanee secundum Deum: neque turpis lucri gratia, sed voluntarie: weidet⁶ die euch anvertraute Herde Gottes, und traget für sie⁷ Sorge nicht aus Zwang, sondern gern, nach Gottes Anordnung, und nicht schnöden Gewinnes wegen, sondern aus willigem Herzen,⁸ 1 Petrus 1Petr 68 5 2 6 Das Bild vom Hirten und der Herde ist aus dem A. T. [Ps 22,1, Jer 3,15] u. a. in das Neue übergegangen. Weide bezeichnet die gesamte Tätigkeit, welche die Vorsteher zum Heile der ihnen anvertrauten Herde zu üben haben. 1 Petrus 1Petr 68 5 2 7 Die Herde Gottes, die er sich auserwählt und durch sein Blut erkauft hat, ist eine. 1 Petrus 1Petr 68 5 2 8 Wohl durften die Verkünder des Evangeliums vom Evangelium leben [1Kor 9,7-14], doch sollen sie den Dienst des Evangeliums nicht zum Gegenstande der Gewinnsucht machen. 1 Petrus 1Petr 68 5 3 Neque ut dominantes in cleris, sed forma facti gregis ex animo. und nicht als solche, die über das Erbe Gottes⁹ gewalttätig herrschen wollen,¹⁰ sondern als solche, die Vorbilder der Herde sind von Herzen. 1 Petrus 1Petr 68 5 3 9 Griech.: kleros, clerus, das Los, das man durch das Los oder sonst wie zugewiesen wird. Im letzteren Sinne steht es hier und bedeutet die den Vorstehern zugewiesenen Gemeinden. (Cyrill Alex., Beda.) 1 Petrus 1Petr 68 5 3 10 Vergl. [Mt 20,25-28, Mk 10,42-45]. 1 Petrus 1Petr 68 5 4 Et cum apparuerit princeps pastorum, percipietis immarcescibilem gloriæ coronam. Und wenn der Erzhirt¹¹ erscheinen wird,¹² werdet ihr die unverwelkliche Krone der Herrlichkeit empfangen. 1 Petrus 1Petr 68 5 4 11 Vergl. [Hebr 13,20]. Alle geistlichen Hirten sind nur seine Stellvertreter, deshalb soll er ihr Vorbild sein. 1 Petrus 1Petr 68 5 4 12 Vergl. [Dan 12,3]. 1 Petrus 1Petr 68 5 5 Similiter adolescentes subditi estote senioribus. Omnes autem invicem humilitatem insinuate, quia Deus superbis resistit, humilibus autem dat gratiam. Desgleichen, ihr Jüngeren!¹³ seid untertan den Vorstehern. Alle aber lasset euch von der Demut durchdringen gegeneinander;¹⁴ denn Gott widersteht den Hoffärtigen, den Demütigen aber gibt er Gnade. [Jak 4,6.10] 1 Petrus 1Petr 68 5 5 13 Laien? 1 Petrus 1Petr 68 5 5 14 Griech.: Alle aber sind einander untertan. Hoffärtig sind die, welche sich über ihre Pflichten gegen Gott und Menschen hinwegsetzen. 1 Petrus 1Petr 68 5 6 Humiliamini igitur sub potenti manu Dei, ut vos exaltet in tempore visitationis: Demütiget euch also unter die gewaltige Hand Gottes,¹⁵ damit er euch erhöhe zur Zeit der Heimsuchung, 1 Petrus 1Petr 68 5 6 15 Beim Leiden. Der Apostel kehrt zu seinem Hauptgegenstande zurück. Der Ausdruck gewaltige Hand ist aus dem A. T. genommen. Vergl. [Dtn 3,24, Ex 3,19, Lk 1,51]. Die sich in den Geschicken der Völker wie der einzelnen offenbarende Hand Gottes. 1 Petrus 1Petr 68 5 7 Omnem sollicitudinem vestram projicientes in eum, quoniam ipsi cura est de vobis. indem ihr alle eure Sorgen auf ihn¹⁶ werfet; denn er sorgt für euch.¹⁷ 1 Petrus 1Petr 68 5 7 16 Dem Verse liegt [Ps 54,23] nach der Septuag zu Grunde. Seine Sorge auf den Herrn werfen: sein Herz gleichsam von dieser Last befreiend. Vergl. [Phil 4,6.7]. 1 Petrus 1Petr 68 5 7 17 Ohne seinen Willen kann uns kein Übel treffen; er stärkt durch seine Gnade zum Leiden, lässt uns aber nicht über unsere Kräfte versucht werden und lenkt alles zum Besten. 1 Petrus 1Petr 68 5 8 Sobrii estote, et vigilate: quia adversarius vester diabolus tamquam leo rugiens circuit, quærens quem devoret: Seid nüchtern und wachet;¹⁸ denn euer Widersacher, der Teufel,¹⁹ geht wie ein brüllender Löwe umher²⁰ und sucht, wen er verschlingen könne; 1 Petrus 1Petr 68 5 8 18 Vergl. [Mt 26,41]. 1 Petrus 1Petr 68 5 8 19 Griech.: der Ankläger. Hebr.: Satan, Erklärung zu: Widersacher (zu erklären aus [Sach 3,1.2]). 1 Petrus 1Petr 68 5 8 20 Vergl. [Ijob 1,7, Ijob 2,2]. Auch Christus wird [Offb 5,5] ein Löwe genannt wegen seiner Stärke; der Teufel aber heißt so wegen seiner Wildheit. Christus hat diesen Namen als Sieger, der Teufel als Schädiger. (Aug.) Mit der Unterwerfung unter Gottes Hand muss die kräftige Tat verbunden sein. Vergl. [Eph 6,13ff]. 1 Petrus 1Petr 68 5 9 Cui resistite fortes in fide: scientes eamdem passionem ei, quæ in mundo est, vestræ fraternitati fieri. ihm widerstehet fest im Glauben,²¹ und wisset, dass dieselben Leiden euren Brüdern in der Welt²² widerfahren! [Eph 6,12ff] 1 Petrus 1Petr 68 5 9 21 Wir müssen mit jener Festigkeit widerstehen, welche der Glaube gibt, der uns lehrt, was Gott in Christus für uns getan, um uns von der Knechtschaft des Satans und dem ewigen Verderben zu entreißen, und der das herrliche Ziel zeigt, das uns erwartet, wenn wir dem Bösen widerstehen, wie auch das ewige Verderben, dem die anheimfallen, welche sich von ihm verschlingen lassen. Der Glaube weist auf die Kraft der Gnade im Kampfe und auf die Macht des Gebetes und der guten Werke. Vergl. [Eph 6,11-18]. 1 Petrus 1Petr 68 5 9 22 Grund, warum sie mit ihren Brüdern zu leiden haben. In der Welt, dem Herrschaftsgebiete Satans, kann und darf der Christ nichts erwarten als Schmach und Verfolgungen aller Art. Doch wie [1Petr 4,12] sucht der Apostel den Leser durch den Trost aufzurichten, dass Kampf das Los aller Gläubigen ist. 2 Petrus 2Petr 69 0 1 Aufschrift (Kap. 1, V. 1 2), welche zugleich Inhalt und Ziel des Briefes andeutet. I. Größe der durch Christus uns gebrachten Güter und Festigkeit des christlichen Glaubens. (1,3-21): 1. Die von Christus uns verliehenen Güter und die dafür geforderten Gegengaben. (V. 3 15) a. Christi göttliche Kraft hat den Christen alles verliehen, was zum übernatürlichen Leben gehört, da er sie zum Evangelium berief und seiner Gottheit teilhaftig machte. (V. 4) b. Deshalb müssen die Christen alle Mühen anwenden, in allen Tugenden zu wachsen und von einer zur anderen fortzuschreiten. Acht Stufen gleichsam sind es, auf denen man zur Liebe emporsteigt. (V. 7) c. In den Tugenden wachsend werden sie zu vollkommener Erkenntnis Christi gelangen, jene aber vernachlässigend werden sie unglücklich sein; deshalb mögen sie durch gute Werke ihre Berufung sicher machen und sich den Zugang zum Himmelreich erwerben. (V. 11) d. Damit sie dies leichter tun können, ruft ihnen der Apostel, obwohl sie dies bereits wissen, stets dasselbe in's Gedächtnis zurück, und da er aus göttlicher Offenbarung weiß, dass er bald sterben werde, legt er es ihnen durch diesen Brief von neuem an's Herz, stets das Gleiche auch nach seinem Abscheiden zu wahren. (V. 15) 2. Der Grund, weshalb er diese Mahnung so sehr einschränkt, ist die Festigkeit des Fundamentes, auf dem der Glaube der Christen an die Wiederkunft Christi ruht (V. 16 21): a. Der Apostel selber war bei der Verklärung Christi Augenzeuge der Größe Christi und hat also eine sichere Kenntnis von der Kraft und der Ankunft des Herrn. (V. 18) b. Die Sicherheit wird noch gemehrt durch die Weissagung des A. T., welche der Heil. Geist selbst gegeben, da er durch die Propheten redete. 2 Petrus 2Petr 69 1 1 SIMON Petrus, servus, et Apostolus Jesu Christi, iis, qui coæqualem nobiscum sortiti sunt fidem in justitia Dei nostri, et Salvatoris Jesu Christi. Simon Petrus,¹ Diener und Apostel Jesu Christi,² denen, welche mit uns den gleichen kostbaren Glauben³ erlangt haben, in der Gerechtigkeit⁴ unsers Gottes und Heilandes Jesu Christi.⁵ 2 Petrus 2Petr 69 1 1 1 Der spezifisch jüdisch klingende Name Simon charakterisiert ihn als Judenchristen. Der vollständige Name hat etwas feierliches, testamentartiges. (Vergl. V. 13) In den Briefen des heil. Paulus heißt der Apostel nur Petrus oder Kephas, da der Völkerapostel den heil. Petrus erst später kennengelernt hat, so dass sein früherer Name ihm fern lag. (Aug.) 2 Petrus 2Petr 69 1 1 2 Vergl. Anm. 42. 2 Petrus 2Petr 69 1 1 3 Im subjektiven oder objektiven Sinne gleichen Wertes für Juden- und Heidenchristen. Vergl. [Apg 15] V. 8 11. 2 Petrus 2Petr 69 1 1 4 Durch die Erlösungsgnade, welche Christus verdient hat. Diese wird allen Menschen ohne Unterschied von Gott durch Christus zu Teil. 2 Petrus 2Petr 69 1 1 5 Es galt, die Gläubigen gegen Irrlehren zu stärken, welche die göttliche Macht und Herrlichkeit Christi und seine Wiederkehr zum Gerichte leugneten und zügellose Sinnlichkeit gestatteten. Darum hebt der heil. Petrus die kostbare Gabe des Glaubens hervor. 2 Petrus 2Petr 69 1 10 Quapropter fratres magis satagite ut per bona opera certam vestram vocationem, et electionem faciatis: hæc enim facientes, non peccabitis aliquando. Darum Brüder!²⁶ beeifert euch um so mehr, eure Berufung²⁷ und Auserwählung durch gute Werke²⁸ gewiss zu machen; denn wenn ihr dies tuet, werdet ihr niemals zu Falle kommen.²⁹ 2 Petrus 2Petr 69 1 10 26 Diese Anrede findet sich im Briefe nur an dieser Stelle, während der Apostel die Leser zweimal in jedem der beiden Briefe Geliebte anredet. 2 Petrus 2Petr 69 1 10 27 Zum Stande des Glaubens und der Gnade. Sie sind vor vielen anderen berufen. Die Berufung erinnert an V. 3 und [1Petr 1,15, 1Petr 5,10]; die Auserwählung an die Bezeichnung der Christen [1Petr 1,1, 1Petr 2,9]. 2 Petrus 2Petr 69 1 10 28 Im Griech. fehlt: durch gute Werke. Wie? Zeigen V. 8, V. 9. 2 Petrus 2Petr 69 1 10 29 Griech.: Anstoßen, fallen. 2 Petrus 2Petr 69 1 11 Sic enim abundanter ministrabitur vobis introitus in æternum regnum Domini nostri, et Salvatoris Jesu Christi. Denn so³⁰ wird euch ein weit offener Eingang in das ewige Reich unsers Herrn und Heilandes Jesus Christus verstattet werden.³¹ 2 Petrus 2Petr 69 1 11 30 Wenn ihr dies tut. 2 Petrus 2Petr 69 1 11 31 Das himmlische Reich des Herrn, das unserm irdischen Auge verborgen, bereits in der Ewigkeit besteht und seine unwandelbare und ewige Vollendung bei der Wiederkunft Christi zum Gericht erhalten wird. Euren Verdienst hier wird die Gabe Gottes dort entsprechen. 2 Petrus 2Petr 69 1 12 Propter quod incipiam vos semper commonere de his: et quidem scientes et confirmatos vos in præsenti veritate. Darum³² werde ich darauf bedacht sein, euch stets³³ an diese Dinge³⁴ zu erinnern, obwohl ihr sie wisset und gefestigt seid in der euch gegenwärtigen Wahrheit. 2 Petrus 2Petr 69 1 12 32 V. 11. 2 Petrus 2Petr 69 1 12 33 Unter allen Verhältnissen und Umständen. Denn von dem christlichen Leben hängt das ewige Heil ab, und tausend Klippen drohen jedem. 2 Petrus 2Petr 69 1 12 34 Über das V. 3 11 Gesagte. 2 Petrus 2Petr 69 1 13 Justum autem arbitror quamdiu sum in hoc tabernaculo, suscitare vos in commonitione: Ich halte es aber für Pflicht,³⁵ so lange ich in diesem Gezelte bin, euch aufzumuntern durch Erinnerung, 2 Petrus 2Petr 69 1 13 35 Durch sein Amt im Hinblick auf seinen baldigen Tod und die ihnen drohenden Gefahren musste er, wenn sie auch zur Zeit ihn erfreuen, doch dieses Ermahnungsschreiben an sie richten. Sein Hintritt ist baldig, nach anderen plötzlich. 2 Petrus 2Petr 69 1 14 Certus quod velox est depositio tabernaculi mei secundum quod et Dominus noster Jesus Christus significavit mihi. da ich weiß, dass mein Gezelt³⁶ bald abgebrochen³⁷ werden wird, wie auch unser Herr Jesus Christus mir offenbart hat. 2 Petrus 2Petr 69 1 14 36 Wie [2Kor 5,1.4]. Gegensatz zu dem Baue aus Gott. Derselbe Gedanke ist in dem Bilde [1Petr 1,17] und [1Petr 2,11]. 2 Petrus 2Petr 69 1 14 37 Eigentlich: abgelegt. Indes legt man ein Gezelt nicht ab, sondern ein Kleid. Der Apostel will vielleicht durch die Wahl des Ausdrucks die freudige Leichtigkeit ausdrücken, mit der seine Seele sich zu Gott aufschwingen wird. 2 Petrus 2Petr 69 1 15 Dabo autem operam et frequenter habere vos post obitum meum, ut horum memoriam faciatis. Ich werde aber Sorge tragen, dass ihr im Stande seiet auch oftmals nach meinem Tode dieser Dinge zu gedenken.³⁸ 2 Petrus 2Petr 69 1 15 38 Der gegenwärtige Brief soll für die Leser ein schriftliches Denkmal sein, dass sie auch nach dem Tode des Apostels an seine Mahnungen erinnert. Andere Ausleger verstehen die Worte von einem Versprechen nach seinem Tode für die Christen zu beten, was aber aus dem Wortlaute nicht herzuleiten ist. 2 Petrus 2Petr 69 1 16 Non enim doctas fabulas secuti notam fecimus vobis Domini nostri Jesu Christi virtutem, et præsentiam: sed speculatores facti illius magnitudinis. Denn nicht klug ersonnenen Fabeln³⁹ folgend haben wir⁴⁰ euch die Macht⁴¹ und Ankunft unsers Herrn Jesus Christus kundgetan, sondern als solche, die Augenzeugen seiner Hoheit geworden sind.⁴² 2 Petrus 2Petr 69 1 16 39 An den fünf Stellen, an denen dieses Wort im N. T. vorkommt, bezeichnet es stets unwahre Erzählungen oder lehren. Der heil. Petrus hat die in Kap 2, 3 bekämpften Irrlehren vor Augen, namentlich jene, welche die Wahrheit, dass Christus in göttlicher acht im Himmel thront und in Herrlichkeit kommen wird, leugnete. 2 Petrus 2Petr 69 1 16 40 Die Apostel. 2 Petrus 2Petr 69 1 16 41 Die Macht des im Himmel thronenden Heilandes. 2 Petrus 2Petr 69 1 16 42 Bei der Verklärung V. 17, V. 18. Derselben Berufung auf seine Zeugenschaft von der großen und wunderbaren Verherrlichung des Erlösers begegnen wir in den reden des heil. Petrus. [Apg 2,32, Apg 3,15, Apg 5,32, Apg 19,39] Auch bei der Wahl eines Apostels an Stelle des Judas stellt der Apostelfürst als Forderung, dass der zu Erwählende mit dem Herrn seit der Taufe gewandelt. [Apg 1,20] Auch im ersten Briefe beruft er sich [1Petr 5,6] auf diese Zeugenschaft. 2 Petrus 2Petr 69 1 17 Accipiens enim a Deo Patre honorem, et gloriam, voce delapsa ad eum hujuscemodi a magnifica gloria: Hic est Filius meus dilectus, in quo mihi complacui, ipsum audite. Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit,⁴³ als von der hocherhabenen Herrlichkeit eine Stimme zu ihm herabkam, also lautend: Dies ist mein Sohn, der geliebte,⁴⁴ an dem ich Wohlgefallen habe, ihn höret! 2 Petrus 2Petr 69 1 17 43 Die Christus allezeit eigene Größe, die sich in der Verklärung und in vielen Wundern offenbarte. Auf die Verklärung beruft sich der heil. Petrus, weil diese das Abbild der Herrlichkeit des Herrn im Himmel war, und weil dieselbe zugleich mit dem Zeugnisse des Vaters deutlicher Beweis dafür ist, dass Christus der ewige Sohn Gottes ist und als solcher Macht hat, zum Gerichte zu kommen. 2 Petrus 2Petr 69 1 17 44 Auf dem von Ewigkeit her die Liebe des Vaters ruht. Zeugen sind die beiden Apostel Jakobus und Johannes. (Ähnl. V. 16 alle Apostel.) 2 Petrus 2Petr 69 1 18 Et hanc vocem nos audivimus de clo allatam, cum essemus cum ipso in monte sancto. Und diese Stimme haben wir gehört, vom Himmel erschallend, da wir mit ihm auf dem heiligen⁴⁵ Berge waren. 2 Petrus 2Petr 69 1 18 45 Heilig ist der Berg durch die Offenbarung der göttlichen Herrlichkeit Christi und das Zeugnis des Vaters. 2 Petrus 2Petr 69 1 19 Et habemus firmiorem propheticum sermonem: cui benefacitis attendentes quasi lucernæ lucenti in caliginoso loco donec dies elucescat, et lucifer oriatur in cordibus vestris: Und so ist uns⁴⁶ nun das prophetische Wort⁴⁷ sicherer,⁴⁸ und ihr tut wohl,⁴⁹ darauf zu achten als auf eine Leuchte,⁵⁰ die da scheint an einem dunklen Orte, bis der Tag⁵¹ anbricht, und der Morgenstern aufgeht in euern Herzen;⁵² 2 Petrus 2Petr 69 1 19 46 Die Christen. 2 Petrus 2Petr 69 1 19 47 Die alttestamentlichen Prophezeiungen, die der Apostel als ein Ganzes auffasst, und die bisherige Erfüllung bilden die Grundlage unseres Glaubens, bis wir zum Schauen gelangen. 2 Petrus 2Petr 69 1 19 48 Der Komparativ weist auf den Unterschied zwischen der Zeit der Verheißung und der Erfüllung. Die Erfüllung hat eine Prophezeiung bestätigt, und diese Erfüllung ist Bürgschaft dafür, dass alles, was noch zu erfüllen ist, gleichfalls eintreten wird, besonders die Wiederkunft des Herrn. 2 Petrus 2Petr 69 1 19 49 Anerkennung des bisherigen Verhaltens. 2 Petrus 2Petr 69 1 19 50 Der Vergleich erinnert an [Ps 118,105]. Der dunkle Ort ist die Welt in ihrem gegenwärtigen Zustande. (Beda) So lange sie dieser Leuchte die Augen nicht verschließen, vermag weder Sünde, noch Verführungsversuche der Irrlehrer ihnen das Heil zu verdunkeln. 2 Petrus 2Petr 69 1 19 51 Der Tag des Wiederkunft des Herrn mit seiner Beseligung. Der Tag, der in euren Herzen anbricht, ist gleichsam der Wiederschein dessen, der einst der Welt erscheint. 2 Petrus 2Petr 69 1 19 52 Vgl. [Offb 22,16]. Das Vatikanische Konzil erklärt (Kap. 3 Vom Glauben), dass wie die Prophezeiungen und Wunder Gottes Allmacht und Wissen klar zeigen, so auch die sichersten und jedem Verständnisse zugänglichen Zeichen der göttlichen Offenbarung sind, indem es als Beweisstelle den vorstehenden Vers anführt. 2 Petrus 2Petr 69 1 2 Gratia vobis, et pax adimpleatur in cognitione Dei, et Christi Jesu Domini nostri: Gnade und Friede werde euch in immer reicherer Fülle in der Erkenntnis⁶ Gottes und Christi Jesu, unsers Herrn!⁷ 2 Petrus 2Petr 69 1 2 6 Nach dem Griech. ist dies eine sich den Gegenstand gänzlich aneignende, mit ihm eins werdende Erkenntnis, also ein Erkennen mit dem Verstande und ein Anerkennen mit dem Willen. Die Vulgata schließt V. 3 an V. 2 an, was der Gewohnheit anderer Briefe entgegen ist und dem Inhalte von V. 3, V. 4 nicht entspricht, da diese zur Begründung von V. 5, nicht aber als Erklärung zu V. 2 werde in reicherer Fülle dienen, wie die Vulgata hat. Besser also wird V. 3 als Beginn des eigentlichen Briefes gefasst. 2 Petrus 2Petr 69 1 2 7 In V. 3 bezeichnet er ihn als Gott, V. 8; [2Petr 2,20, 2Petr 3,18] und als Gegenstand der Erkenntnis. Überall ist die von Gott in Christus geoffenbarte Gnade und Wahrheit des Christentums verstanden. Die Erkenntnis ist der Sache nach mit dem Glauben dasselbe (V. 3) [2Petr 2,20.21], nur hebt der erstere Ausdruck die Neigung des Glaubens mehr hervor. Der heil. Petrus wählt dieses Wort, weil er eine Irrlehre bekämpft, welche die Gläubigen durch fälschlich vorgegebene Erkenntnis verleiten will. 2 Petrus 2Petr 69 1 20 Hoc primum intelligentes quod omnis prophetia Scripturæ propria interpretatione non fit. indem ihr dies vor allem erkennet, dass keine Weissagung der Schrift Sache eigener⁵³ Auslegung ist. [2Tim 3,16] 2 Petrus 2Petr 69 1 20 53 Durch die Propheten selbst, wie V. 21 weiter erklärt wird. Er bezeichnet das Menschliche im Gegensatze zum Göttlichen: keine Weissagung beruht auf menschlicher Deutung und ist durch menschliche Deutung der Zukunft entstanden. Andere nach dem griech. Texte anders. 2 Petrus 2Petr 69 1 21 Non enim voluntate humana allata est aliquando prophetia: sed Spiritu sancto inspirati, locuti sunt sancti Dei homines. Denn nie ist eine Weissagung durch den Willen eines Menschen ergangen, sondern vom Heiligen Geiste getrieben⁵⁴ redeten⁵⁵ heilige Gottesmänner.⁵⁶ 2 Petrus 2Petr 69 1 21 54 Griech.: getragen, über ihre natürlichen Fähigkeiten emporgehoben und mit übernatürlicher Erleuchtung erfüllt. 2 Petrus 2Petr 69 1 21 55 Die Fortsetzung dieser Gedanken siehe [2Petr 3,3ff]. Die Propheten haben die im A. T. enthaltenen Weissagungen verkündet. 2 Petrus 2Petr 69 1 21 56 Die Propheten. Heilig: wegen der Heiligkeit ihres Amtes und weil der heil. Geist in ihnen wirksam war, endlich auch wegen der Heiligkeit ihres Lebens. Da sie vom Heil. Geist getrieben redeten, kann auch nur er deuten, was sie geredet. 2 Petrus 2Petr 69 1 3 Quomodo omnia nobis divinæ virtutis suæ, quæ ad vitam, et pietatem donata sunt, per cognitionem ejus, qui vocavit nos propria gloria, et virtute, Wie seine göttliche Macht⁸ uns alles,⁹ was zum Leben und zur Gottseligkeit dient, durch die Erkenntnis dessen geschenkt hat, der uns berufen hat,¹⁰ in eigener¹¹ Herrlichkeit¹² und Kraft,¹³ 2 Petrus 2Petr 69 1 3 8 Die Macht, welche er als unser Gott und Heiland besitzt, durch die er Tod und Hölle besiegt hat und zur Rechten des Vaters sitzt, ist uns die Quelle des Heiles geworden. 2 Petrus 2Petr 69 1 3 9 Es fehlt uns also nichts, mithin haben sie keine Entschuldigung vor Gott, wenn sie nicht christlich leben. Das übernatürliche Leben ist der Grund der Frömmigkeit, die Frömmigkeit aber die Betätigung dieses Lebens. 2 Petrus 2Petr 69 1 3 10 Gott hat sie zur gläubigen Erkenntnis des Christentums berufen. Vergl. [1Petr 1,5, 1Petr 2,9, 1Petr 5,10] und sie sind dem Rufe gefolgt. 2 Petrus 2Petr 69 1 3 11 Die Berufung geht unmittelbar von Gott aus. 2 Petrus 2Petr 69 1 3 12 Das Wesen Gottes ist Mittel und Ursache der Berufung, vergl. [Gal 1,15], die Berufung strahlt gleichsam aus Gottes Wesenheit hervor. 2 Petrus 2Petr 69 1 3 13 Diese Kraft überwindet alle Hindernisse. 2 Petrus 2Petr 69 1 4 Per quem maxima, et pretiosa nobis promissa donavit: ut per hæc efficiamini divinæ consortes naturæ: fugientes ejus, quæ in mundo est, concupiscentiæ corruptionem. durch welchen¹⁴ er uns die übergroßen und kostbaren Verheißungen geschenkt hat, damit ihr durch diese der göttlichen Natur¹⁵ teilhaftig werdet,¹⁶ entronnen dem in der Welt herrschenden Verderben¹⁷ der Begierlichkeit. 2 Petrus 2Petr 69 1 4 14 Griech.: durch welche. Nach der Vulgata ist Christus, nicht der Vater, der Berufende. Durch seine Herrlichkeit und Kraft hat Gott uns in Christus die im A. B. den Menschen gemachten Verheißungen dem Inhalte nach geschenkt. Der Apostel geht aus der ersten in die zweite Person über, um seinen Lesern diese trostvolle Wahrheit recht an's Herz zu legen. 2 Petrus 2Petr 69 1 4 15 Wie sie sich von allem unterscheidet, was nicht Gott ist. 2 Petrus 2Petr 69 1 4 16 Die Christen sind aus Gott geboren und so Kinder Gottes und erben. Nun hat aber das Kind notwendigerweise Teil an der Natur dessen, der es zeugt, also muss den Christen ein gewisser Anteil an der göttlichen Natur zukommen. Diese Teilnahme ist nun aber einerseits nicht eine bloße Eigenschaft der menschlichen Natur, andererseits nicht ein Aufgehen derselben in der göttlichen. Sie besteht vielmehr darin, dass der Mensch innerlich erhöht, sein Wesen verklärt wird, indem er der göttlichen Natur ähnlicher gemacht wird in der Geistigkeit, der höchsten Immaterialität. Durch den Glauben nehmen wir Teil an dem göttlichen Erkennen, durch die Liebe am göttlichen Leben, die ganze Seele wird gleichsam neugeschaffen nach der Ähnlichkeit Gottes. (Thom.) 2 Petrus 2Petr 69 1 4 17 Hier ist die sündhafte Lust, welche zur Sünde, und mit dem leiblichen Tode zum ewigen führt, Voraussetzung des Verderbens; wie V. 3 das Leben zugleich die Voraussetzung und der Beginn des wahrhaft dauernden Lebens ist. 2 Petrus 2Petr 69 1 5 Vos autem curam omnem subinferentes, ministrate in fide vestra virtutem, in virtute autem scientiam, So wendet denn¹⁸ allen Eifer an und betätiget in eurem Glauben die sittliche Tatkraft,¹⁹ in der sittlichen Tatkraft aber die Erkenntnis,²⁰ 2 Petrus 2Petr 69 1 5 18 Der Apostel hebt acht Tugenden hervor, welche gleichsam Grundpfeiler des christlichen Lebens sind und die anderen Tugenden tragen. Wenn nun auch jede folgende das Erzeugnis und die Vollendung der vorhergehenden ist, sind sie doch alle zugleich der Seele eigen. 2 Petrus 2Petr 69 1 5 19 Der Glaube ist Grund und Wurzel aller christlichen Tugenden. [Hebr 11,6] Ohne die sittliche Tatkraft ist der Glaube tot; sie entspringt aber aus dem Glauben. 2 Petrus 2Petr 69 1 5 20 Die Erkenntnis, was zu tun und was zu lassen ist, damit in allem Gottes Ehre gefördert werde. 2 Petrus 2Petr 69 1 6 In scientia autem abstinentiam, in abstinentia autem patientiam, in patientia autem pietatem, in der Erkenntnis die Enthaltsamkeit,²¹ in der Enthaltsamkeit die Geduld,²² in der Geduld die Gottseligkeit,²³ 2 Petrus 2Petr 69 1 6 21 Selbstbeherrschung. Diese hat die Einsicht zur Voraussetzung und betätigt sich gegen die Leidenschaften. Ist jene eine Tugend des Verstandes, so diese des Willens. 2 Petrus 2Petr 69 1 6 22 Nur in der frommen Hingabe an Gott findet die Geduld festen Stand. Sie selbst aber hat die Selbstbeherrschung zur Voraussetzung. 2 Petrus 2Petr 69 1 6 23 Das von den drei göttlichen Tugenden getragene Verhalten des Christen, mit dem er sich bemüht, als Pflichten gegen Gott, und um seinetwillen auch gegen den Nächsten treu zu erfüllen. 2 Petrus 2Petr 69 1 7 In pietate autem amorem fraternitatis, in amore autem fraternitatis caritatem. in der Gottseligkeit die Bruderliebe, in der Bruderliebe die Nächstenliebe.²⁴ 2 Petrus 2Petr 69 1 7 24 Wie der Glaube am Anfange, so nimmt die Liebe am Schlusse eine besondere Stellung ein, jener ist die Grundlage und Wurzel, diese die Krone und Vollendung. 2 Petrus 2Petr 69 1 8 Hæc enim si vobiscum adsint, et superent, non vacuos, nec sine fructu vos constituent in Domini nostri Jesu Christi cognitione. Denn wenn dies²⁵ bei euch vorhanden ist und sich mehrt, so wird es euch nicht untätig, noch unfruchtbar sein lassen für die Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus. 2 Petrus 2Petr 69 1 8 25 Weil nur der, welcher eifrig der Tugend nachstrebt, zu immer lebendigerer und immer vollkommenerer Erkenntnis Christi und des Christentums gelangt (V. 8), das Unglück dessen aber, der dieses Strebens ermangelt, überaus groß ist. 2 Petrus 2Petr 69 1 9 Cui enim non præsto sunt hæc, cæcus est, et manu tentans, oblivionem accipiens purgationis veterum suorum delictorum. Denn wem dies mangelt, der ist blind, mit der Hand in der Irre tastend, und hat der Reinigung von seinen alten Sünden vergessen. 2 Petrus 2Petr 69 0 1 II. Warnung vor Irrlehrern. (2,1 3,13): 1. Das zukünftige Los der falschen Lehrer. Mahnung sie zu meiden. (V. 1 11) a. Wie im A. B., so werden auch im N. B. falsche Lehrer sein, welche gefährliche Sekten stiften, den Herrn, ihren Erlösern, verleugnen, und sich den sichern Untergang beschleunigen, zumal ihr lasterhaftes Leben die Ursache wird, dass die wahre Lehre von den Ungläubigen geschmäht wird, um sie selbst aus Habsucht durch erdichtete Rede schimpflichen Gewinn suchen. (V. 3) Doch sie werden dem Zorne Gottes nicht entgehen, wie die Strafen beweisen, welche Gott über die abtrünnigen Engel, über das ganze Menschengeschlecht bei der Sündflut und endlich über Sodoma und Gomorrha verhängt hat. (V. 6) b. Die Gläubigen dürfen indes nicht meinen, dass auch sie jene Strafe miterleiden müssen, denn Lot, der gerecht war, ward allein von Gott bewahrt. (V. 8) Gott also wird sie schützen, die Bösen strafen, und über die Irrlehrer, welche aus Hochmut neue Sekten schaffen, härtere Züchtigung verhängen, obwohl die verdammten Engel ihre Strafe nicht mehr zu ertragen vermögen. (V. 11) 2. Beschreibung des Lebens und der Lehre der falschen Lehrer und Widerlegung derselben. (2,12 3,13) a. Die Irrlehrer sind in ihrem Lebenswandel gotteslästerlich, habsüchtig, allen Lüsten ergeben, Verführer, wahre Söhne Balaams. (V. 16) Während sie Sklaven der Verdorbenheit sind, heucheln sie Freiheit, verlocken andere zum Lasterleben, und laden umso größere Schuld auf sich, weil sie zu ihrem Gespeie zurückgekehrt sind. 2 Petrus 2Petr 69 2 1 Fuerunt vero et pseudoprophetæ in populo, sicut et in vobis erunt magistri mendaces, qui introducent sectas perditionis, et eum, qui emit eos, Dominum negant: superducentes sibi celerem perditionem. Es traten aber¹ auch falsche Propheten² unter dem Volke auf,³ wie auch unter euch falsche Lehrer sein werden, welche Sonderrichtungen⁴ des Verderbens einführen werden, indem sie den Herrn,⁵ der sie erkauft hat, verleugnen, so schnelles Verderben über sich selbst herbeiführend.⁶ 2 Petrus 2Petr 69 2 1 1 Erinnerung an [Mt 24,11]. 2 Petrus 2Petr 69 2 1 2 Menschen, die sich fälschlich als Propheten ausgeben. Die Tatsache, dass im Volke Israel falsche Propheten auftraten, ist, wie das ganze A. T. typisch für das N. Falsch sind die hier bezeichneten Lehrer schon dadurch, dass sie sich als Lehrer ausgeben. Hier spricht der heil. Petrus von der Zukunft. V. 9 schildert er ihr Treiben. Ein solcher Übergang ist in Weissagungen häufig, hier aber auch daraus zu erklären, dass die Irrlehrer bereits anderswo ihr Wesen entfaltet haben, während sie im Leserkreise erst beginnen, ihr Gift auszustreuen. 2 Petrus 2Petr 69 2 1 3 Dem auserwählten Volk Gottes, Israel. 2 Petrus 2Petr 69 2 1 4 Dies Volk kommt im N. T. für eine Partei der Juden [Apg 5,17], als jüdische Bezeichnung des Christentums [Apg 25,5.14, Apg 28,22] endlich [Gal 5,20, Tit 3,16] (und an dieser Stelle) für eine Absonderung von der kirchlichen Gemeinschaft auf Grund falscher, der Einfalt und Reinheit des Glaubens zuwider laufender Lehren vor: Sekte. 2 Petrus 2Petr 69 2 1 5 Dies Wort wird im A. T. in der Septuag von Gott gebraucht. Hier bezeichnet es den Heiland als göttlichen Herrn und Gebieter, dem alle Geschöpfe untertan sein müssen. 2 Petrus 2Petr 69 2 1 6 Durch ihre Lehren, indem sie die Macht und Wiederkunft Christi leugnen, durch ihr Leben, da sie von seinen Geboten nichts wissen wollen. 2 Petrus 2Petr 69 2 10 Magis autem eos, qui post carnem in concupiscentia immunditiæ ambulant, dominationemque contemnunt, audaces, sibi placentes, sectas non metuunt introducere blasphemantes: vorzüglich aber diejenigen, welche in unreiner Lust dem Fleische nachwandeln,²⁴ die Herrschaft²⁵ verachten, vermessen und selbstgefällig sich nicht scheuen, Trennungen einzuführen und zu lästern;²⁶ 2 Petrus 2Petr 69 2 10 24 Die Irrlehrer werden als grobe Unzuchtssünder und Verächter Christi, als des einen Herrn und Heilandes, charakterisiert. Das Letztere ist der Grund der erstgenannten Verirrung. 2 Petrus 2Petr 69 2 10 25 Christus. Dieser wird ja in diesem Briefe als Herr bezeichnet, seine höchste Macht leugnen die Irrlehrer. (Vergl. Judas V. 8.) 2 Petrus 2Petr 69 2 10 26 Griech.: sie scheuen sich nicht, Herrlichkeiten zu lästern. So heißen die gefallenen Engel wegen ihrer ursprünglich gottähnlichen Natur. 2 Petrus 2Petr 69 2 11 Ubi Angeli fortitudine, et virtute cum sint majores, non portant adversum se exsecrabile judicium. während doch Engel, die an Stärke und Macht größer sind,²⁷ kein Fluchurteil wider einander fällen.²⁸ 2 Petrus 2Petr 69 2 11 27 Mächtiger als die Herrlichkeiten. 2 Petrus 2Petr 69 2 11 28 Die guten Engel enthalten sich im Hinblick auf Gott jedes eigenmächtigen lästernden Urteils selbst über die bösen Geister. Griech.: wider dieselben. 2 Petrus 2Petr 69 2 12 Hi vero velut irrationabilia pecora, naturaliter in captionem, et in perniciem in his quæ ignorant blasphemantes in corruptione sua peribunt, Diese aber werden, wie unvernünftige Tiere,²⁹ welche von Natur bestimmt sind gefangen und getötet zu werden, da sie über das lästern, was sie nicht verstehen, in ihrer Verdorbenheit zu Grunde gehen,³⁰ 2 Petrus 2Petr 69 2 12 29 Sie, die sich selbst über die Geisterwelt erheben, stehen nicht einmal auf der Stufe von Menschen, sondern sind zu den Tieren herabgesunken. Durch ihren Unglauben kennen sie die Herrlichkeiten nicht und wagen sie deshalb zu lästern und als ohnmächtige Wesen zu verspotten. 2 Petrus 2Petr 69 2 12 30 Sie gehen blind dem verderben entgegen. Nach einigen liegt hierin die Gleichheit mit den Tieren. Um ihres sittlichen Unwertes willen werden sie dem Verderben anheimfallen. 2 Petrus 2Petr 69 2 13 Percipientes mercedem injustitiæ, voluptatem existimantes diei delicias: coinquinationes, et maculæ deliciis affluentes, in conviviis suis luxuriantes vobiscum, und so den Lohn ihrer Ungerechtigkeit empfangen, sie,³¹ die für Lust die Schwelgerei erachten, wie der Tag sie ihnen darbietet, die als Schmutz- und Schandflecken³² in Üppigkeit schwelgen,³³ bei ihren Gastmählern unter euch prassend, 2 Petrus 2Petr 69 2 13 31 Charakterisierung der Irrlehrer: Hinsichtlich des Wohllebens V. 13, der Unzucht V. 14, der Habsucht V. 15, des Lohnes, der der Ungerechtigkeit gebührt. Vergl. [Offb 1,18]. 2 Petrus 2Petr 69 2 13 32 Vergl. Judas V. 12. 2 Petrus 2Petr 69 2 13 33 Viele griech. Handschriften lesen: in ihren Betrügereien, indem sie sich nämlich durch Anpreisung ihrer falschen Weisheit Geld und Teilnahme an den Mahlen (besonders Liebesmahlen: Judas V. 12) erschleichen. 2 Petrus 2Petr 69 2 14 Oculos habentes plenos adulterii, et incessabilis delicti. Pellicientes animas instabiles, cor exercitatum avaritia habentes, maledictionis filii: die Augen voller Ehebruch und unaufhörlicher Sünde. Sie verlocken die schwankenden Seelen, ihr Herz ist erfüllt von Künsten der Habsucht,³⁴ sie sind Kinder des Fluches. 2 Petrus 2Petr 69 2 14 34 Wohlgeübt sich fremdes Eigentum anzueignen. 2 Petrus 2Petr 69 2 15 Derelinquentes rectam viam erraverunt, secuti viam Balaam ex Bosor, qui mercedem iniquitatis amavit: Sie haben den geraden Weg³⁵ verlassen und sind abgeirrt, indem sie dem Wege Balaams, des Sohnes Bosors,³⁶ folgten, welcher den Lohn der Ungerechtigkeit liebte,³⁷ 2 Petrus 2Petr 69 2 15 35 Das Christentum, den weg der Wahrheit und Gerechtigkeit. 2 Petrus 2Petr 69 2 15 36 [Num 22,5, Dtn 23,5] Sie haben die Habsucht Balaams aus Bosor (richtiger: des Sohnes Bosors oder Beors) nachgeahmt. 2 Petrus 2Petr 69 2 15 37 Da er durch göttliche Offenbarung wusste, dass Israel das gesegnete Volk Gottes war. Die Irrlehrer suchen einen irdischen Lohn der Ungerechtigkeit gleichsam als Pfand des ewigen Lohnes dieser Ungerechtigkeit, den sie zwar nicht suchen, der ihnen aber unvermeidlich zu Teil wird. 2 Petrus 2Petr 69 2 16 Correptionem vero habuit suæ vesaniæ: subjugale mutum animal, hominis voce loquens, prohibuit prophetæ insipientiam. aber auch die Zurechtweisung für seine Torheit empfing; ein sprachloses Lasttier³⁸ redete mit Menschenstimme, und wehrte der Torheit des Propheten. 2 Petrus 2Petr 69 2 16 38 Die Eselin hinderte nicht die Reise, sondern widerstand der Widersinnigkeit, mit welcher Balaam gegen den Engel des Herrn vorging. 2 Petrus 2Petr 69 2 17 Hi sunt fontes sine aqua, et nebulæ turbinibus exagitatæ, quibus caligo tenebrarum reservatur. Diese sind wasserlose Quellen,³⁹ Nebelwolken,⁴⁰ von Sturmwinden gejagt;⁴¹ ihnen ist das Dunkel der Finsternis aufbehalten. 2 Petrus 2Petr 69 2 17 39 Dies Bild erinnert an [Jer 2,13, Spr 10,11ff, Jes 58,11] und an die Worte des Herrn [Joh 4,13.14, Joh 7,38]. Das Wasser ist Sinnbild der die Seele für Zeit und Ewigkeit beseligendes Wahrheit. Diese Wahrheit versprechen auch die Irrlehrer, doch trügerisch. 2 Petrus 2Petr 69 2 17 40 Bei Judas trübe, um auf das schmutzige Wesen der Irrlehrer hinzuweisen. 2 Petrus 2Petr 69 2 17 41 Sie lieben die Finsternis mehr als das Licht. [Joh 3,19] Vom Sturme ihrer Leidenschaften gejagt werden die Irrlehrer erst in dem Dunkel der Finsternis Ruhe finden. Diese Schilderung passt auf die Irrlehrer aller Jahrhunderte. (Hier.) 2 Petrus 2Petr 69 2 18 Superba enim vanitatis loquentes, pelliciunt in desideriis carnis luxuriæ eos, qui paululum effugiunt, qui in errore conversantur: Denn indem sie hochfahrende Reden voll Nichtigkeit führen, verlocken sie durch fleischliche Gelüste und Ausschweifungen die, welche kaum denen entrinnen,⁴² welche im Irrtume wandeln, 2 Petrus 2Petr 69 2 18 42 Die durch ihre Bekehrung kaum dem Irrtum entflohen sind. Griech.: die, welche kaum entflohen sind, denen noch manches heidnische und verkehrte anheftet. 2 Petrus 2Petr 69 2 19 Libertatem illis promittentes, cum ipsi servi sint corruptionis: a quo enim quis superatus est, hujus et servus est. indem sie ihnen Freiheit⁴³ verheißen, sie, die selber Sklaven des Verderbens sind; denn von wem jemand überwältigt wird, dessen Sklave ist er auch.⁴⁴ 2 Petrus 2Petr 69 2 19 43 Freilich nicht die Freiheit von der Sünde, sondern die Freiheit zur Sünde. 2 Petrus 2Petr 69 2 19 44 Bild aus dem Kriegsrechte. 2 Petrus 2Petr 69 2 2 Et multi sequentur eorum luxurias, per quos via veritatis blasphemabitur: Und viele werden ihren Ausschweifungen⁷ folgen, und der Weg der Wahrheit⁸ wird durch sie gelästert werden; 2 Petrus 2Petr 69 2 2 7 Besonders durch Verführung zu bösen Lüsten gewannen sie großen Anhang. Wie unwürdig ist es, sich solchen anzuschließen. 2 Petrus 2Petr 69 2 2 8 Mit einem alttestamentlichen Ausdrucke ist das Christentum bezeichnet, das in der Apostelgeschichte mehrfach schlechthin den Weg der Wahrheit und des Heiles, und die Wege des Judentums wie des Heidentums galten nicht als Wege, sondern als Irrwege. Darum heißt in der Apostelgeschichte das Christentum auch der Weg Gottes [Apg 19,2, Apg 9,23, Apg 22,43, Apg 24,14.22] und er Weg des Herrn [Apg 18,25], da Gott und Christus ihn als Heilsweg offenbart haben. 2 Petrus 2Petr 69 2 20 Si enim refugientes coinquinationes mundi in cognitione Domini nostri, et Salvatoris Jesu Christi, his rursus implicati superantur: facta sunt eis posteriora deteriora prioribus. Denn wenn⁴⁵ die, welche durch die Erkenntnis unsers Herrn und Heilandes⁴⁶ Jesus Christus den Befleckungen der Welt⁴⁷ entronnen sind,⁴⁸ sich von denselben doch wieder verstricken und überwinden lassen, so ist bei ihnen das Letzte ärger geworden als das Erste. [Mt 12,45, Hebr 10,26ff] 2 Petrus 2Petr 69 2 20 45 Nachdrucksvolle Behauptung. 2 Petrus 2Petr 69 2 20 46 Erinnerung an die göttliche Macht des Herrn, die für die Gerechten tröstlich, für die Abtrünnigen und Sünder furchtbar ist. An der Persönlichkeit dessen, von dem sie der Sinnlichkeit halber abgefallen sind, ist die Tiefe ihres Falles und die Größe des bevorstehenden Verderbens zu ermessen. 2 Petrus 2Petr 69 2 20 47 Die Laster und Ausschweifungen. 2 Petrus 2Petr 69 2 20 48 Der Zustand vor der Bekehrung wird mit dem durch den Abfall herbeigeführten verglichen. Als Heiden besaßen sie in ihrer Unwissenheit eine Entschuldigung, die ihnen jetzt abgeht. Auf ihren Zustand im Heidentume folgte die Bekehrung, dann der Abfall, und da dieser wohl dauernd ist, ewiges Verderben. Vergl. [Hebr 6,4-6, Hebr 10,26.27]. 2 Petrus 2Petr 69 2 21 Melius enim erat illis non cognoscere viam justitiæ, quam post agnitionem retrorsum converti ab eo, quod illis traditum est sancto mandato. Denn es wäre ihnen besser, den Weg der Gerechtigkeit⁴⁹ nicht kennengelernt zu haben, als dass sie, nachdem sie ihn erkannt, sich wieder abwenden von dem heiligen Gebote,⁵⁰ das ihnen überliefert ist. 2 Petrus 2Petr 69 2 21 49 Der Weg der Gerechtigkeit ist das Christentum seinem innersten Wesen nach, besonders indem es die Menschen befähigt, Gutes zu tun. 2 Petrus 2Petr 69 2 21 50 Dies ist das Christentum kraft der ihm innewohnenden und die Menschen verpflichtenden göttlichen Autorität. Heilig nennt der Apostel es hier, weil die Irrlehren gerade den stärksten Gegensatz dazu bilden. 2 Petrus 2Petr 69 2 22 Contigit enim eis illud veri proverbii: Canis reversus ad suum vomitum: et, Sus lota in volutabro luti. Es ist ihnen widerfahren, was das wahre Sprichwort sagt: Der Hund wendet sich zurück zu dem, was er gespieen; und: Das Schwein wälzt sich nach der Schwemme wieder im Kote.⁵¹ 2 Petrus 2Petr 69 2 22 51 Die beiden hier erwähnten Tiere sind nach der Anschauung des A. T. unrein und verachtet, ein Bild lasterhafter Menschen. Vergl. [Mt 6,7]. Beide Sprüche haben die gleiche Tendenz. Der erste ist [Spr 26,11] entnommen, in der Umgestaltung, welche ihm der Gebrauch gegeben, der andere hat keine Quelle im A. T. Das Erbrechen sinnbildet die Sünden und Laster, in welche sie nach ihrer Bekehrung zurückfallen. Die Verse 20 27 zeigen, dass auch der Gerechtfertigte wieder in Sünden fallen und die Gnade Gottes verlieren kann. 2 Petrus 2Petr 69 2 3 Et in avaritia fictis verbis de vobis negotiabuntur: quibus judicium jam olim non cessat: et perditio eorum non dormitat. und sie werden in Habsucht mit erdichteten⁹ Worten von euch Gewinn zu ziehen suchen, aber längst schon säumt ihr Gericht¹⁰ nicht, und ihr Verderben schlummert nicht.¹¹ 2 Petrus 2Petr 69 2 3 9 Ohne Grund und Inhalt. 2 Petrus 2Petr 69 2 3 10 Wie am Schlusse des V. 1 Hinweis auf das Gericht. Dort hat er es als Folge ihres Treibens bezeichnet, hier stellt er es als Wirkung der göttlichen Strafgerechtigkeit dar. 2 Petrus 2Petr 69 2 3 11 Von Alters her, wie V. 4 6 zeigen. 2 Petrus 2Petr 69 2 4 Si enim Deus angelis peccantibus non pepercit, sed rudentibus inferni detractos in tartarum tradidit cruciandos, in judicium reservari. Hat doch Gott die Engel,¹² welche gesündigt hatten, nicht verschont, sondern mit Ketten der Hölle gefesselt, und sie in den Abgrund zur Peinigung verstoßen, damit sie zum Gerichte aufbewahrt werden, [Jud 1,6] 2 Petrus 2Petr 69 2 4 12 Die Engel, welche vor dem Sündenfalle der ersten Menschen durch Hochmut gegen Gott gesündigt und zur Strafe aus dem Himmel in die Hölle verstoßen sind. 2 Petrus 2Petr 69 2 5 Et originali mundo non pepercit, sed octavum Noe justitiæ præconem custodivit, diluvium mundo impiorum inducens. und der alten Welt¹³ nicht geschont, sondern nur Noe,¹⁴ den Prediger der Gerechtigkeit,¹⁵ als den achten¹⁶ geschützt, als er die Sündflut über die Welt der Gottlosen¹⁷ kommen ließ; [Gen 7,1] 2 Petrus 2Petr 69 2 5 13 Die vorsündflutliche Welt. 2 Petrus 2Petr 69 2 5 14 Noe wird vom heil. Petrus hier wie [1Petr 3,20] als Vorbild der Christen erwähnt. Auch der Heiland erinnerte in seiner Rede über das Weltende an Noes Zeit. [Mt 24,37ff] Der heil. Paulus stellt ihn den Christen gleichfalls als Vorbild hin. [Hebr 11,7] 2 Petrus 2Petr 69 2 5 15 Durch sein tugendhaftes Leben, wie durch sein Wort und den Bau der Arche, forderte er seine Zeitgenossen auf, den Weg des Unglaubens und der Ungerechtigkeit zu verlassen. 2 Petrus 2Petr 69 2 5 16 Noe mit sieben Seelen, mit denen, welche mit ihm in die Arche gingen. 2 Petrus 2Petr 69 2 5 17 Weil von Gottlosen bewohnt und entweiht. [Gen 6,13] 2 Petrus 2Petr 69 2 6 Et civitates Sodomorum, et Gomorrhæorum in cinerem redigens, eversione damnavit: exemplum eorum, qui impie acturi sunt, ponens: auch die Städte Sodoma und Gomorrha in Asche verwandelt und mit Zerstörung bestraft, und sie als Vorbild für die, welche gottlos handeln werden, aufgestellt,¹⁸ [Gen 19,25] 2 Petrus 2Petr 69 2 6 18 Ähnlich Judas V. 7. Der Hinweis geht nicht allein auf das Feuer, das jetzt in der Hölle brennt, sondern insbesondere auf das Gericht. [2Petr 3,7] 2 Petrus 2Petr 69 2 7 Et justum Lot oppressum a nefandorum injuria, ac luxuriosa conversatione eripuit: während er den gerechten Lot errettete, der unter der Gewalttätigkeit der Frevler und ihrem ausschweifenden Wandel schwer litt;¹⁹ 2 Petrus 2Petr 69 2 7 19 Wie der Apostel V. 5 dem Strafbeispiel der vorsündflutlichen Welt das Rettungsvorbild Noes gegenübergestellt, so ist hier das Beispiel der Strafe Sodomas und Gomorrhas Veranlassung zur Warnung und das Beispiel der Errettung Lots Beweggrund zur Ermutigung der Gläubigen. Der Schmerz Lots muss in den Herzen der Leser sich erneuern. 2 Petrus 2Petr 69 2 8 Aspectu enim, et auditu justus erat: habitans apud eos, qui de die in diem animam justam iniquis operibus cruciabant. denn bei allem, was er sah und hörte, blieb er gerecht, obwohl er inmitten derer wohnte, welche von Tag zu Tag seine gerechte Seele durch böse Werke peinigten. 2 Petrus 2Petr 69 2 9 Novit Dominus pios de tentatione eripere: iniquos vero in diem judicii reservare cruciandos: Es weiß der Herr²⁰ die Frommen aus der Versuchung zu erretten,²¹ die Ungerechten²² aber auf den Tag des Gerichtes zur Peinigung²³ aufzubewahren, 2 Petrus 2Petr 69 2 9 20 Gott. 2 Petrus 2Petr 69 2 9 21 Durch Versuchung seitens des Bösen, wie durch Leiden. 2 Petrus 2Petr 69 2 9 22 Solche waren die bösen Engel (V. 5), die Bewohner von Sodoma und Gomorrha (V. 8), und sind die gottlosen Irrlehrer. (V. 10) 2 Petrus 2Petr 69 2 9 23 Griech. besser: In Strafe bewahrt bis auf den Tag des Gerichtes. Die Strafe beginnt mit dem Tode. 2 Petrus 2Petr 69 0 1 b. Aus den Lehren der Irrlehrer handelt der Apostel, damit die Leser der Lehre eingedenk seien, welche sie den Aposteln erhalten (V. 2): 1. Daraus, dass nach der Meinung der Irrlehrer alles von Anfang an so geblieben ist, wie es jetzt ist, wollen diese schließen, dass auch alles so bleiben wird. (V. 4) 2. Indes die so reden, wissen nicht, dass Gott bereits einmal die Welt durch die Sündflut hat untergehen lassen und dass Himmel und Erde jetzt dem Feuer am Tage des Gerichtes aufbewahrt bleibt. (V. 7) Sie wissen nicht, dass Gott ein anderes Maß für die Zeit hat als wir, und dass er, wenn er auf die Erfüllung seiner Verheißungen warten lässt, dies nur tut, um allen Zeit zur Buße zu lassen. (V. 9) 3. Da nun aber der Tag des Herrn sicher kommen wird, mögen die Christen bemüht sein, die Ankunft des Herrn und jene Neuschöpfung schneller herbeizuführen, in welcher die Gerechtigkeit thronen wird. (V. 13) Epilog. (V. 14 18): Alles, was er geschrieben, kurz zusammenfassend, mahnt Petrus die Christen: 1. Ein heiliges Leben zu führen. (V. 14) 2. Die ihnen gewährte Zeit zu gebrauchen, um ihr Heil zu wirken, wozu sie auch Paulus nach der ihm von Gott gewordenen Weisheit in seinen Briefen ermuntert, in denen manches schwer ist, was die Irrlehrer, ebenso wie die übrige Schrift, zu ihrem Verderben missbrauchen. (V. 16) 3. Gewarnt mögen die Leser sich hüten, sich in jene Irrtümer verstricken zu lassen, vielmehr wachsen in der Erkenntnis unseres Herrn. 2 Petrus 2Petr 69 3 1 Hanc ecce vobis, carissimi, secundam scribo epistolam, in quibus vestram excito in commonitione sinceram mentem: Sehet, Geliebte!¹ dies ist bereits der zweite Brief, den ich euch schreibe, um durch Ermahnungen euern lautern Sinn zu wecken, 2 Petrus 2Petr 69 3 1 1 Je größer die Gefahren, desto größer die Besorgnis des Apostels. (Vergl. V. 9, V. 14, V. 17) 2 Petrus 2Petr 69 3 10 Adveniet autem dies Domini ut fur: in quo cli magno impetu transient, elementa vero calore solventur, terra autem et quæ in ipsa sunt opera, exurentur. Es wird aber der Tag des Herrn²¹ kommen wie ein Dieb; alsdann werden die Himmel²² mit gewaltigem Krachen vergehen, die Elemente sich in Feuersglut verzehren und die Erde samt ihren Werken auf ihr verbrennen. 2 Petrus 2Petr 69 3 10 21 Der Tag, an welchem der Herr zum Gerichte kommt. Vergl. [Apg 2,20, Lk 19,41]. Das Bild vom Diebe, vergl. [1Thess 5,2ff, Offb 3,3, Offb 16,15], soll die Leser zur Wachsamkeit mahnen. Vergl. [Mt 24,42ff]. 2 Petrus 2Petr 69 3 10 22 Der Lusthimmel, wie V. 7, nicht der Sternenhimmel. Wann die Katastrophe eintritt, ob vor dem Gerichte (Thom.), oder nach demselben (Aug.), steht nicht fest. 2 Petrus 2Petr 69 3 11 Cum igitur hæc omnia dissolvenda sint, quales oportet vos esse in sanctis conversationibus, et pietatibus, Da nun dies alles einst hinschwinden wird,²³ wie sehr sollt ihr euch eines heiligen Wandels und der Gottseligkeit befleißigen, 2 Petrus 2Petr 69 3 11 23 Das Präsens drückt die Gewissheit der noch zukünftigen Ereignisse aus. 2 Petrus 2Petr 69 3 12 Exspectantes, et properantes in adventum diei Domini, per quem cli ardentes solventur, et elementa ignis ardore tabescent? indem ihr erwartet und entgegeneilt der Ankunft des Tages des Herrn,²⁴ durch den²⁵ die Himmel in Feuer aufgehen und die Elemente in Gluthitze vergehen werden. 2 Petrus 2Petr 69 3 12 24 Machet durch wahre Buße, dass jene Langmut Gottes nicht notwendig sei. 2 Petrus 2Petr 69 3 12 25 Griech. wegen deren (Ankunft) 2 Petrus 2Petr 69 3 13 Novos vero clos, et novam terram secundum promissa ipsius exspectamus, in quibus justitia habitat. Einen neuen Himmel aber und eine neue Erde²⁶ erwarten wir nach seinen Verheißungen,²⁷ in welchen²⁸ Gerechtigkeit wohnt. 2 Petrus 2Petr 69 3 13 26 Der gegenwärtige Himmel und die gegenwärtige Erde werden in einem neuen herrlichen Zustand übertreten. Es ist dies eine weitere Aufmunterung zu heiligem Wandel und ein Trost für die Gläubigen. Vergl. [Offb 21,1]. 2 Petrus 2Petr 69 3 13 27 Die Verheißung [Jes 65,17, Jes 66,2]. Es ist ein Trost für die Gläubigen, da sie dort allen Bedrängnissen und Versuchungen entzogen sein werden, es ist auch eine Mahnung, alle Ungerechtigkeit zu meiden, welche von dort ausschließt. 2 Petrus 2Petr 69 3 13 28 Himmel und Erde Schauplatz der Sünde und der Erlösung, werden auch die Wohnung der Gerechtigkeit sein. 2 Petrus 2Petr 69 3 14 Propter quod carissimi hæc exspectantes, satagite immaculati, et inviolati ei inveniri in pace. Darum, Geliebte! beeifert euch, in der Erwartung dessen,²⁹ unbefleckt und untadelig³⁰ vor ihm erfunden zu werden in Frieden; 2 Petrus 2Petr 69 3 14 29 Darum: Zusammenfassung der in V. 5 13 gegebenen Darlegungen. Dessen: des in V. 12, V. 13 Gesagten. 2 Petrus 2Petr 69 3 14 30 Gegensatz zu den Eigenschaften der Irrlehrer [1Petr 2,13]. 2 Petrus 2Petr 69 3 15 Et Domini nostri longanimitatem, salutem arbitremini: sicut et carissimus frater noster Paulus secundum datam sibi sapientiam scripsit vobis, und achtet die Langmut unsers Herrn³¹ für Heil,³² so wie auch unser geliebter Bruder³³ Paulus nach der ihm verliehenen Weisheit euch geschrieben hat;³⁴ 2 Petrus 2Petr 69 3 15 31 Christus 2 Petrus 2Petr 69 3 15 32 Etwas, was Heil bezweckt. 2 Petrus 2Petr 69 3 15 33 Mitapostel. 2 Petrus 2Petr 69 3 15 34 Die Antinomianer missbrauchten die Briefe des heil. Paulus, als ob er ihre Irrtümer begünstigte. 2 Petrus 2Petr 69 3 16 Sicut et omnibus epistolis, loquens in eis de his, in quibus sunt quædam difficilia intellectu, quæ indocti, et instabiles depravant, sicut et ceteras Scripturas, ad suam ipsorum perditionem. wie³⁵ auch in allen seinen Briefen, wenn er von diesen Dingen redet, in welchen³⁶ manches Schwerverständliche vorkommt,³⁷ was die Unwissenden und Schwankenden ebenso wie die übrigen Schriften zu ihrem eigenen Verderben verdrehen. 2 Petrus 2Petr 69 3 16 35 Wohl mit Bezug auf die beiden Imperative. V. 14, V. 15a. 2 Petrus 2Petr 69 3 16 36 Grund sie zu erwähnen. 2 Petrus 2Petr 69 3 16 37 Die Ursache liegt in der hohen Weisheit des heil. Paulus, die aber auch jeden antinomistischen Irrtum ausschließt. Es können nur die kleinasiatischen Briefe des Völkerapostels in Betracht kommen, also die an die Galater, Kolosser, Epheser. Am wahrscheinlichsten ist, dass der heil. Petrus den Brief an die Epheser im Auge hat, da dieser ein Rundschreiben war und an die Pflicht, der Berufung zum Christentum gemäß zu leben, erinnert. Die Schwierigkeit des Verständnisses teilten die Briefe des heil. Paulus mit der ganzen heil. Schrift. Mit Recht bestimmt deshalb der heilige Kirchenrat von Trient: Um zügellose Geister in Schranken zu halten, soll niemand auf eigene Einsicht vertrauend in Sachen des Glaubens und der Sitten, welche auf den Aufbau der christlichen Lehren sich beziehen, die heil. Schrift nach seinem Sinne verdrehen, entgegen dem Sinne, welchen die heil. Mutter, die Kirche, der es zusteht, zu entscheiden über den wahren Sinn und die Auslegung der heil. Schriften, festhielt und festhält; oder auch es wagen, gegen die einmütige Übereinstimmung der Väter die Schrift selbst auszulegen, selbst wenn derlei Auslegungen zu keiner Zeit der Öffentlichkeit übergeben werden soll. 2 Petrus 2Petr 69 3 17 Vos igitur fratres præscientes custodite, ne insipientium errore traducti excidatis a propria firmitate: Ihr also, Brüder!³⁸ die ihr dies voraus wisset, seid auf eurer Hut, damit ihr euch nicht durch den Irrwahn der Toren³⁹ mit fortreißen lasset und eures festen Standes verlustig gehet. 2 Petrus 2Petr 69 3 17 38 Noch einmal wendet der Apostel sich eindringlich an seine Leser. 2 Petrus 2Petr 69 3 17 39 Griech.: der Zuchtlosen. Durch ihre falsche Lehre von der Freiheit leugneten sie die Verpflichtung des Sittengesetzes. 2 Petrus 2Petr 69 3 18 Crescite vero in gratia, et in cognitione Domini nostri, et Salvatoris Jesu Christi. Ipsi gloria et nunc, et in diem æternitatis. Amen. Wachset vielmehr in der Gnade und in der Erkenntnis⁴⁰ unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus. Sein ist die Herrlichkeit,⁴¹ wie jetzt, so auf den Tag der Ewigkeit.⁴² Amen. 2 Petrus 2Petr 69 3 18 40 Wie am Eingange seines Briefes betont der Apostel am Schlusse die christliche Erkenntnis (Gnosis) als Gegenmittel gegen die falsche und antichristliche Gnosis der Irrlehre. 2 Petrus 2Petr 69 3 18 41 Die Doxologie schließt zugleich ein Bekenntnis des Heilandes als Gott und eine Aufforderung in sich ihm anzuhängen. 2 Petrus 2Petr 69 3 18 42 Der Tag an welchem der Herr zu Gericht kommt, und die damit beginnende Ewigkeit. 2 Petrus 2Petr 69 3 2 Ut memores sitis eorum, quæ prædixi verborum a sanctis Prophetis, et Apostolorum vestrorum, præceptorum Domini et Salvatoris. auf dass ihr gedenket an die Worte, die ich aus den heiligen Propheten vorher erwähnt habe,² und an die von euern Aposteln³ mitgeteilten Gebote⁴ des Herrn und Heilandes.⁵ 2 Petrus 2Petr 69 3 2 2 Griech.: Auf dass ihr der von dem heiligen Propheten vorhergesagten Worte und des Gebotes eurer Apostel von dem Herrn und Heiland gedenket. 2 Petrus 2Petr 69 3 2 3 Paulus und seine Mitarbeiter. 2 Petrus 2Petr 69 3 2 4 Die Prophezeiungen sind die des A. T.; die Gebote sind des Heilandes, als dessen, der sie gegeben, der Apostel als derer, die sie kraft des göttlichen Auftrages verkündet haben. 2 Petrus 2Petr 69 3 2 5 Ist Christus Gott, so steht schwere Strafe bevor, wird sein gebot nicht bewahrt. Ist er der Heiland, wer sollte nicht aus Liebe zu ihm an seiner Offenbarung festhalten? 2 Petrus 2Petr 69 3 3 Hoc primum scientes quod venient in novissimis diebus in deceptione illusores, juxta proprias concupiscentias ambulantes, Vor allem wisset,⁶ dass am Ende der Tage⁷ Spötter mit Trug kommen werden, welche nach ihren eigenen Lüsten wandeln,⁸ 2 Petrus 2Petr 69 3 3 6 Um fest zu stehen. 2 Petrus 2Petr 69 3 3 7 Vergl. [1Petr 4,7] hier V. 8, V. 9. 2 Petrus 2Petr 69 3 3 8 Statt die Worte der Propheten und das Gebot des Heilandes und der Apostel zu Wegweisern zu nehmen. 2 Petrus 2Petr 69 3 4 Dicentes: Ubi est promissio, aut adventus ejus? Ex quo enim patres dormierunt, omnia sic perseverant ab initio creaturæ. und sagen: Wo ist die Verheißung, oder seine⁹ Wiederkunft?¹⁰ Denn von der Zeit her, wo die Väter entschlafen sind, verbleibt alles so, seitdem die geschaffenen Dinge ihren Anfang genommen!¹¹ 2 Petrus 2Petr 69 3 4 9 Sie nennen nicht einmal den Namen Christi. 2 Petrus 2Petr 69 3 4 10 Griech.: die Verheißung seiner Ankunft. Dieselbe ist im A. wie im N. B. häufig vorausgesagt. Die Irrlehrer suchen diese Verheißung lächerlich zu machen. Vergl. [1Petr 1,18]. 2 Petrus 2Petr 69 3 4 11 Hier sind zwei Gedanken ineinander verwebt: Seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles, wie es ist; und: Von Anfang der Schöpfung an bleibt alles, wie es ist. Die Väter sind die Väter des Volkes Israel, insbesondere die Patriarchen und Propheten, welchen die Verheißungen gegeben. Der Sinn ist also: So gewiss von Anfang der Welt al alles so geblieben ist, so gewiss wird es auch ferner so bleiben, und so wenig die Prophezeiungen bisher erfüllt sind, so wenig werden sie es werden. Andere verstehen die Worte von den Vätern dieses Geschlechtes, dem die Spötter angehören. Petrus schrieb diesen Brief etwa 35 Jahre nach der Himmelfahrt Christi, Christus aber hatte gesagt: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist. [Mt 24,34] Viele erwarteten mit dem Strafgerichte über die Juden die Wiederkehr des Herrn zum Weltgerichte. 2 Petrus 2Petr 69 3 5 Latet enim eos hoc volentes, quod cli erant prius, et terra, de aqua, et per aquam consistens Dei verbo: Absichtlich nämlich vergessen sie dies, dass der Himmel¹² einst¹³ war, und die Erde aus Wasser und durch Wasser¹⁴ kraft des Wortes¹⁵ Gottes sich gestaltet hat, 2 Petrus 2Petr 69 3 5 12 Der Lusthimmel. 2 Petrus 2Petr 69 3 5 13 Von Anbeginn der Schöpfung bis zur Sündflut. Gegensatz V. 7. Wasser bedeckte die Erde bei der Schöpfung, so verdankte sie diesem bei ihrer Gestaltung die Verwirklichung bei der Sündflut den Untergang. 2 Petrus 2Petr 69 3 5 14 De Stoff, per Mittel: Wort Gottes und Wasser. 2 Petrus 2Petr 69 3 5 15 Mit Beziehung auf [Gen 1,3ff.6.9]. 2 Petrus 2Petr 69 3 6 Per quæ, ille tunc mundus aqua inundatus periit. wodurch auch die damalige Welt, von Wasser überflutet,¹⁶ zu Grunde ging. 2 Petrus 2Petr 69 3 6 16 Wodurch: durch Wasser. Die damalige Welt ging durch Wasser zu Grunde, die jetzige wird durch Feuer umgestaltet werden (V. 7); dass die Umgestaltung der Welt durch Feuer statthaben werde, findet sich in der heil. Schrift nur an dieser Stelle. 2 Petrus 2Petr 69 3 7 Cli autem, qui nunc sunt, et terra eodem verbo repositi sunt, igni reservati in diem judicii, et perditionis impiorum hominum. Der jetzige Himmel aber und die Erde sind durch dasselbe Wort aufbewahrt und dem Feuer vorbehalten auf den Tag des Gerichtes und des Verderbens der gottlosen Menschen. 2 Petrus 2Petr 69 3 8 Unum vero hoc non lateat vos, carissimi, quia unus dies apud Dominum sicut mille anni, et mille anni sicut dies unus. Dies eine aber vergesset nicht,¹⁷ Geliebte! dass ein Tag bei dem Herrn ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein Tag.¹⁸ 2 Petrus 2Petr 69 3 8 17 Der erste Einwurf V. 4. In V. 5 hatte er auf einen von jenen Irrlehrern übersehenen Gesichtspunkt hingewiesen. Hier hebt der Apostel denjenigen hervor, welchen die Leser nicht übersehen dürfen und den im Auge zu behalten für sie ausreicht. 2 Petrus 2Petr 69 3 8 18 [Ps 89,4] Die Zeit der Wiederkunft des Herrn bestimmt nicht die Erwartung der Menschen, sondern die göttliche Langmut. Für Gott ist seit dem Tode der Väter zudem noch keine lange Zeit verflossen; deshalb wird die Erfüllung der Verheißung eintreten, dann, wenn der von ihm gewählte Zeitpunkt da ist. 2 Petrus 2Petr 69 3 9 Non tardat Dominus promissionem suam, sicut quidam existimant: sed patienter agit propter vos, nolens aliquos perire, sed omnes ad pnitentiam reverti. Nicht säumt der Herr mit seiner Verheißung, wie einige meinen, sondern er übt Langmut um euretwillen, indem er nicht will, dass jemand verloren gehe,¹⁹ sondern dass sich alle zur Buße wenden.²⁰ 2 Petrus 2Petr 69 3 9 19 Ewig 2 Petrus 2Petr 69 3 9 20 Dies ist die Bedingung für die Sünder, um zu erlangen, was Gott will, dass sie selig werden. 1 Johannes 1Joh 70 0 1 In einer kurzen Einleitung [1Joh 1,1-4] empfiehlt der Apostel den Lesern sein Evangelium, weil er in demselben als Augenzeuge von dem Worte des Lebens zu dem Zwecke berichtet, das die Gläubigen, mit dem Vater und dem Sohne auf das innigste verbunden, volle Freude genießen mögen. I. Wir müssen im Lichte wandeln, da Gott Licht ist (1,5 2,29): 1. Da Gott Licht ist, müssen wir im Lichte wandeln (1,5 2,11): a. Wer in der Finsternis ist, hat keine Gemeinschaft mit Gott, der Licht ist (V. 7). B. Wer aber im Lichte wandeln will, muss vor allem sich als Sünder bekennen, um durch dies Bekenntnis Nachlass der Sünden zu erlangen. (V. 10) 1 Johannes 1Joh 70 1 1 QUOD fuit ab initio, quod audivimus, quod vidimus oculis nostris, quod perspeximus, et manus nostræ contrectaverunt de verbo vitæ: Was¹ von Anfang² war,³ was⁴ wir⁵ gehört,⁶ was wir mit unseren Augen gesehen,⁷ was wir geschaut⁸ und unsere Hände betastet haben,⁹ von dem Worte des Lebens,¹⁰ 1 Johannes 1Joh 70 1 1 1 Nicht die durch die Sinne wahrgenommenen Tatsachen, welche Christi Person betreffen, sondern das Wesen Christi, welches jene erkennen gelehrt, ist, was er bezeugen will. 1 Johannes 1Joh 70 1 1 2 Der uns sichtbar erschienen, war bereits von Anfang an (nach einigen: Von Anfang der Schöpfung an und also schon vorher). 1 Johannes 1Joh 70 1 1 3 Das Wort war führt zur Ewigkeit. (Basil.) Wenngleich jene unwandelbare Natur kein war und kein sein wird zulässt, sondern nur ist, sagen wir dennoch wegen des Wechsels der Zeiten, in der unsere Sterblichkeit zugebracht wird, nicht ohne Grund war und wird sein, und ist; war von den vergangenen Jahrhunderten, ist von der Gegenwart, wird sein von der Zukunft. War: weil sie nie mangelte, wird sein: weil sie niemals mangeln wird, ist: weil sie immer ist. (Aug.) Die Vulgata setzt hier das Perfekt im Gegensatze zu [Joh 1,1], in Konformität mit den übrigen Verben. 1 Johannes 1Joh 70 1 1 4 Die hierauf sich beziehenden Zeitwörter bilden eine Steigerung. Vom Hören (mit eigenen Ohren), geht der Apostel zum Sehen über, dem er, um es als ein unmittelbares zu kennzeichnen, den Beisatz gibt: Mit unseren Augen. Von dem Sehen steigt er zum Betrachten und endlich zur sichersten sinnlichen Wahrnehmung, dem Betasten, empor. 1 Johannes 1Joh 70 1 1 5 Johannes und seine Mitapostel. Wenngleich der Verfasser sich nicht nennt, charakterisiert er sich doch so als einen Augenzeugen dessen, was er verkündet, wie er V. 3 die Leser zwar nicht bezeichnet, aber doch sein Verhältnis zu ihnen angibt, und V. 4 zwar nicht einen Segenswunsch ausspricht, aber doch einen Wunsch, den er durch sein Schreiben erfüllen will. Auf diese Weise wird der an sich so charakteristische Eingang des Briefes doch dem anderer Briefe nicht allzu unähnlich. 1 Johannes 1Joh 70 1 1 6 Die Lehren, welche wir vernommen haben. 1 Johannes 1Joh 70 1 1 7 Besonders die Wunder. 1 Johannes 1Joh 70 1 1 8 Die durch alles Tun Christi hindurchleuchtende Gottesherrlichkeit. 1 Johannes 1Joh 70 1 1 9 Erinnerung an den Apostel Thomas [Joh 20,27]. 1 Johannes 1Joh 70 1 1 10 Verbinde: Was wir gehört usw. von dem Worte des Lebens, von dem Worte, welches das Leben ist, also der zweiten Person der Gottheit. 1 Johannes 1Joh 70 1 10 Si dixerimus quoniam non peccavimus: mendacem facimus eum, et verbum ejus non est in nobis. Wenn wir sagen: Wir haben nicht gesündigt,⁴² so machen wir ihn zum Lügner,⁴³ und sein Wort ist nicht in uns. 1 Johannes 1Joh 70 1 10 42 Nachdem wir Christen geworden sind. 1 Johannes 1Joh 70 1 10 43 Gott hat geoffenbart, dass alle Menschen Sünder sind. Vergl. [Röm 3,10-18]. Gott ist durch sich selbst wahrhaft und du durch Gott, denn durch dich bist du ein Lügner. (Aug.) 1 Johannes 1Joh 70 1 2 Et vita manifestata est, et vidimus, et testamur, et annuntiamus vobis vitam æternam, quæ erat apud Patrem, et apparuit nobis: ja,¹¹ das Leben hat sich offenbart,¹² und wir haben gesehen¹³ und bezeugen,¹⁴ und verkündigen¹⁵ euch das ewige Leben,¹⁶ welches bei dem Vater war und uns erschienen ist, -¹⁷ 1 Johannes 1Joh 70 1 2 11 Anknüpfung an: Das Wort des Lebens, Erklärung, inwiefern der, betreffs dessen die Apostel ihre Wahrnehmung machten, in V. 1 so bezeichnet werden konnte. 1 Johannes 1Joh 70 1 2 12 Es war also vor der Offenbarung bereits beim Vater. 1 Johannes 1Joh 70 1 2 13 Zusammenfassung der drei in V. 1 zuletzt genannten Arten des Wahrnehmens. 1 Johannes 1Joh 70 1 2 14 Von der Wahrheit und Zuverlässigkeit dessen, was wir erkannt und verkündet. 1 Johannes 1Joh 70 1 2 15 Als Apostel. 1 Johannes 1Joh 70 1 2 16 Alle drei Zeitwörter beziehen sich auf dies Objekt. 1 Johannes 1Joh 70 1 2 17 Es ist uns als ein solches erschienen, das seiner Natur nach von diesem irdischen Leben unabhängig, ewig ist. 1 Johannes 1Joh 70 1 3 Quod vidimus et audivimus, annuntiamus vobis, ut et vos societatem habeatis nobiscum, et societas nostra sit cum Patre, et cum Filio ejus Jesu Christo. was wir¹⁸ gesehen und gehört haben,¹⁹ verkündigen wir euch,²⁰ damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habet und unsere Gemeinschaft eine Gemeinschaft sei mit dem Vater und mit seinem Sohne, Jesus Christus.²¹ 1 Johannes 1Joh 70 1 3 18 Ich mit den anderen Augen- und Ohrenzeugen. Im Bewusstsein der Zusammengehörigkeit mit allen Aposteln und Dienern Christi tritt der heil. Johannes den Lesern mit Autorität gegenüber. 1 Johannes 1Joh 70 1 3 19 Was wir selbst wahrgenommen und aus dem Munde Christi als richtige Erkenntnis seines göttlichen Wesens und seiner Aufgabe auf Erden gehört haben. 1 Johannes 1Joh 70 1 3 20 Durch die Predigt. Es ist wohl auch an das Evangelium zu denken, welches der Apostel mit diesem Begleitschreiben übersendet. (Vergl. V. 4.) 1 Johannes 1Joh 70 1 3 21 Die beiden Glieder des Absichtssatzes entsprechen der doppelten Bitte Jesu im hohenpriesterlichen Gebete. [Joh 17,21] Die Leser sollen in lebendiger Glaubens- und Liebesgemeinschaft mit den Aposteln, den Grundfesten der Kirche Christi, stehen und dadurch untereinander eines sein. Diese Gemeinschaft aber soll ihren innersten Grund in der Lebensgemeinschaft haben, in welcher jeder einzelne durch den Heil. Geist mit Vater und Sohn steht. Durch die Botschaft der Apostel und den Glauben der Christen wird der Heiland so unser, wie er ihr war, und die Wahrheiten, welche sie gesehen und betrachtet, geschehen gleichsam von neuem für uns, in deren Herzen der Heiland Wohnung nimmt. [Joh 14,23] Nach dem Griech. kann V. 3b auch als Aussage gefasst werden. Die Gemeinschaft mit Gott dem Vater und seinem Sohne ist die innige Liebesverbindung mit ihnen und die Teilnahme an ihren Gütern. Die Gemeinschaft wird nur auf den Vater und den Sohn, nicht auch auf den Heil. Geist bezogen, weil dieser mit dem Christen ohnehin schon verbunden gedacht wird; denn nicht nur erhält ihn der Geist in der Taufe, sondern jener ist auch die Grundlage seines ganzen geistigen Lebens, der Geist seines Geistes, seines Denkens und Handelns. Auch ist der Heil. Geist zugleich unter Vater und Sohn mitverstanden, da er der Geist beider ist. 1 Johannes 1Joh 70 1 4 Et hæc scribimus vobis ut gaudeatis, et gaudium vestrum sit plenum. Und dies²² schreiben wir euch, damit ihr euch freuet und eure Freude vollkommen sei.²³ 1 Johannes 1Joh 70 1 4 22 Diesen Brief. 1 Johannes 1Joh 70 1 4 23 Ein anderes Ziel als das der Verkündigung V. 3. Die Freude soll voll sein in der Gemeinschaft, in der Liebe, in der Einheit. (Aug.) Im Griech. fehl: Damit ihr euch freuet. 1 Johannes 1Joh 70 1 5 Et hæc est annuntiatio, quam audivimus ab eo, et annuntiamus vobis: Quoniam Deus lux est, et tenebræ in eo non sunt ullæ. Das ist aber die Verkündigung,²⁴ die wir von ihm gehört haben²⁵ und euch wieder verkünden:²⁶ Gott ist Licht, und keine Finsternis ist in ihm.²⁷ 1 Johannes 1Joh 70 1 5 24 Inhalt der apostolischen Verkündigung. (V. 3) Darin besteht die Verkündigung. 1 Johannes 1Joh 70 1 5 25 Nicht als ob die folgenden Worte genau so von dem Herrn gesprochen wären, sondern inhaltlich von ihm: Von Christus, dem Sohne Gottes. 1 Johannes 1Joh 70 1 5 26 Als seine Botschaft. 1 Johannes 1Joh 70 1 5 27 Gott ist das wesenhafte Licht, von dem jedes geistige erschaffen und eine Teilnahme, eine physische ein Symbol ist. Er ist Licht, weil er sich selbst klar wahrnimmt, und alles in sich, da er die erste Wahrheit, die Wahrheit selbst ist. Finsternis bedeutet hier jede Art von Unvollkommenheit. Daher heißen die bösen Geister Fürsten der Finsternis [Lk 22,53, Eph 6,12, Kol 1,13, 2Petr 2,17, Jud 1,13], die Bösen Kinder der Finsternis [Lk 16,8, Joh 11,36, Eph 5,8, 1Thess 5,5] und die bösen Werke Werke der Finsternis. [Joh 3,19-21, 2Kor 6,14, Lk 1,19, Röm 13,12, 1Joh 2,9.11] Doch da der Vers eine heilsgeschichtliche Bedeutung haben muss, besagt er wohl, was in und mit Christus gekommen ist, dass Gott sich als Licht in Christus offenbart hat. 1 Johannes 1Joh 70 1 6 Si dixerimus quoniam societatem habemus cum eo, et in tenebris ambulamus, mentimur, et veritatem non facimus. Wenn wir²⁸ sagen: Wir haben Gemeinschaft mit ihm,²⁹ und wandeln³⁰ doch in der Finsternis, so lügen wir und tun nicht die Wahrheit.³¹ 1 Johannes 1Joh 70 1 6 28 Indem der Apostel sich einschließt, redet er schonend, aber auch wirkungsvoller. 1 Johannes 1Joh 70 1 6 29 Gemeinschaft mit Gott ist das Ziel aller Frömmigkeit. Die Vereinigung mit Gott beginnt im Glauben und findet in der Liebe ihre Vollendung. Mit dieser inneren Lebensgemeinschaft kann in uns so wenig ein Wandel in der Finsternis bestehen, wie in Gott selbst Finsternis sein kann. Gott, das ewige Licht, hat den Menschen zu einem Abbilde seines Lichtwesens erschaffen und ihn in Christus wieder dazu hergestellt. Wer daher mit Gott in Verbindung steht, in dem ist alle Unwahrheit und Unlauterkeit überwunden. 1 Johannes 1Joh 70 1 6 30 Das Wandeln ist bewusstes Weilen des Christen in der Sünde als seinem Elemente. Wer mit Gott verbunden ist, meidet die Sünde und die Gelegenheit zur Sünde. 1 Johannes 1Joh 70 1 6 31 Die Sünde ist eine verwirklichte Lüge, die Gerechtigkeit das Vollbringen der Wahrheit. Vergl. [Joh 3,20]. 1 Johannes 1Joh 70 1 7 Si autem in luce ambulamus sicut et ipse est in luce, societatem habemus ad invicem, et sanguis Jesu Christi, Filii ejus, emundat nos ab omni peccato. Wenn wir aber im Lichte wandeln,³² wie er selbst im Lichte ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander,³³ und³⁴ das Blut Jesu Christi seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde. [Hebr 9,14] 1 Johannes 1Joh 70 1 7 32 Gegensatz zu Gott, dem das Sein zukommt. 1 Johannes 1Joh 70 1 7 33 Die Gemeinschaft untereinander ist ein Erkennungszeichen dafür, dass wir im Lichte wandeln, ebenso wie wenn wir uns der Früchte des Erlösungstodes des Herrn, die wir in der Taufe und Buße erlangt haben, mehr und mehr teilhaftig machen. (Aug., Hier.) 1 Johannes 1Joh 70 1 7 34 Wie V. 6 ist der Satz zweigliedrig. 1 Johannes 1Joh 70 1 8 Si dixerimus quoniam peccatum non habemus, ipsi nos seducimus, et veritas in nobis non est. Wenn wir sagen:³⁵ Wir haben keine Sünde,³⁶ so führen wir uns selbst in Irrtum, und die Wahrheit ist nicht in uns.³⁷ [Spr 20,9] 1 Johannes 1Joh 70 1 8 35 Die erste Bedingung, der Wahrheit den Zugang in unser Herz zu eröffnen, ist, dass wir unsere Sünden reumütig bekennen. (V. 8, V. 10) Die zweite Bedingung ist, dass wir die Sünde sorgfältig meiden, und fallen wir doch, dass wir alsdann in gläubigem Vertrauen zu Christus, unserem Fürsprecher und Versöhner beim Vater, unsere Zuflucht nehmen. 1 Johannes 1Joh 70 1 8 36 Aufnahme des Gedankens V. 6. Die Mahnung geht wohl besonders an die Irrlehrer seiner Zeit. Die Nikolaiten lebten, als sei sinnliche Ausschweifung nicht Sünde, und Simon, der Zauberer, erklärte sich für die große Kraft Gottes, welche sich natürlich für rein und sündlos halten musste. Die späteren Gnostiker meinten, es gebe Menschen höheren Wesens: sobald diese sich der Teilnahme am göttlichen Wesen bewusst sind, mögen sie tun, was sie wollen; es gibt für sie keine Sünde mehr, da das reine göttliche Wesen nicht befleckt werden kann. Vielleicht zog auch Cerinth schon ähnliche Folgerungen aus seinen Lehrsätzen. Sünde: aktuelle Sünde. Demgemäß definierte das Konzil von Trient: Wenn jemand sagt, der einmal gerechtfertigte Mensch könne nicht mehr sündigen, noch auch die Gnade verlieren, und darum sei der, welcher fällt und sündigt, gar nicht wahrhaft gerecht gewesen; oder im Gegenteile, er könne im ganzen Leben alle Sünden, selbst auch die lässlichen, meiden, es sei denn mit besonderer Bevorzugung von Gott, wie die Kirche von der seligsten Jungfrau annimmt, der sei ausgeschlossen. (Sitz 6, Kann. 23) Wenngleich die Gerechten das Licht der Gerechtigkeit hell erstrahlen lassen, sind sie dennoch nicht so rein, dass kein Flecken sie zu trüben vermöchte, wie der heil. Johannes bezeugt. Denn wenn auch die Gerechten in dieser Sterblichkeit gerecht sein können, vermögen sie dennoch nicht gänzlich von Schuld frei zu bleiben. (Greg.) Wen wir alle Heiligen, die heil. Jungfrau ausgenommen, versammeln und sie fragen könnten, ob sie ohne Sünde waren, sie würden alle einmütig rufen: Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so verführen wir uns selbst. (Aug.) 1 Johannes 1Joh 70 1 8 37 Sie erleuchtet uns nicht und bestimmt unseren Wandel nicht. 1 Johannes 1Joh 70 1 9 Si confiteamur peccata nostra: fidelis est, et justus, ut remittat nobis peccata nostra, et emundet nos ab omni iniquitate. Wenn wir unsere Sünden³⁸ bekennen,³⁹ so ist er treu⁴⁰ und gerecht,⁴¹ dass er uns unsere Sünden vergibt, und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit. 1 Johannes 1Joh 70 1 9 38 Die Mehrzahl, anders als V. 8. Das Bekenntnis soll also nicht darauf abzielen, dass wir uns als im Zustande der Sünde befindlich bezeichnen, sondern soll eine Anklage der bestimmten einzelnen Sünden sein. Das Bekenntnis im Allgemeinen entspricht leicht einer bloßen Tätigkeit des Verstandes ohne Reue. 1 Johannes 1Joh 70 1 9 39 Bei dem Priester Gottes legt der Christ in Schmerz und Einfalt das Bekenntnis seines Gewissenszustandes ab, erklärt die Last seiner Seele und sucht Heilung selbst für kleine Wunden. (Cypr.) Kniee vor dem Priester nieder und beuge die Kniee vor dem von Gott Geliebten. (Tert.) 1 Johannes 1Joh 70 1 9 40 In seiner Verheißung, dem Reuigen die Sünden zu vergeben. (Cypr.) 1 Johannes 1Joh 70 1 9 41 Indem er zwischen dem unbußfertigen und dem reuigen Sünder unterscheidet und diesem seine Gerechtigkeit verleiht. (Vergl. Konzil von Trient Sitz 6, Kap. 7) 1 Johannes 1Joh 70 0 1 Der Nachlass der Sünden wird durch Christus erlangt, der die Sühne für alle Sünden ist. (V. 2) Außerdem muss, wer im Lichte wandelt, die Gebote Christi beobachten, um sich so mit Gott zu vereinigen und in ihm zu bleiben. (V. 6) c. Unter allen Geboten nimmt die erste Stelle das alte und zugleich neue Gebot der Liebe ein; von seiner Beobachtung also hängt die Entscheidung ab, ob jemand im Lichte oder in der Finsternis wandelt. (V. 11) 2. Zwei Laster, welche die Menschen insbesondere hindern, im Lichte zu wandeln (V. 12 29): a. Nachdem der Apostel, um sich das Wohlwollen der Leser zu sichern, diese versichert, dass er ihren Tugenden wegen sich an die Niederschrift des Evangeliums und an die Abfassung dieses Briefes gemacht habe, (V. 14) b. mahnt er sie vor allem, die Welt nicht zu lieben, die eine allgemeine Verderberin sei und schnell mit all ihrer Lust vorübergehe (V. 17), c. und untersagt ihnen vor allem den Verkehr mit den Irrlehrern, welche er Antichristen nennt, weil sie Vorläufer des Antichrist seien, da sie leugnen, dass Jesus der Christus sei, und weder Vater noch Sohn anerkennen. (V. 23) Diese meidend sollen die Christen in dem treu beharren, was sie durch den Heil. Geist gelernt, damit sie die Wiederkehr Christi mit Zuversicht erwarten können. 1 Johannes 1Joh 70 2 1 Filioli mei, hæc scribo vobis, ut non peccetis. Sed et si quis peccaverit, advocatum habemus apud Patrem, Jesum Christum justum: Meine Kindlein!¹ dies² schreibe ich³ euch, damit ihr nicht sündiget. Aber wenn auch⁴ jemand gesündigt hat, so haben wir⁵ einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten,⁶ 1 Johannes 1Joh 70 2 1 1 Der heil. Johannes ist der geistliche Vater der Leser, ihnen mit herzlicher Liebe zugetan, dazu ein hochbetagter Greis. 1 Johannes 1Joh 70 2 1 2 Rückbeziehung auf [1Joh 1,4]. Gemeint ist wohl das [1Joh 1,7-10] Gesagte. 1 Johannes 1Joh 70 2 1 3 Der Anrede Meine Kindlein entsprechend, statt der mit apostolischer Autorität verbundenen 1. Person Plural. 1 Johannes 1Joh 70 2 1 4 Wenn auch kein Mensch das ganze Leben hindurch ohne Sünde zu bleiben vermag, kann er doch jede einzelne Sünde für sich genommen, meiden. Darum gilt es zu kämpfen. (Beda) 1 Johannes 1Joh 70 2 1 5 Christus hatte sich [Joh 14,16] als Beistand bezeichnet, jetzt bezeichnet ihn der Apostel ach seinem Heimgange als solchen. Indem der Apostel sich unter die einschließt, die einen Anwalt beim Vater haben, will er sich unter die Sünder rechnen, eher als dass er sich an die Stelle des Heilandes setzte. Alle Fürbitten von Heiligen sind solche von Menschen, anders die Fürbitte Christi. Zudem gründet sich unsere Fürbitte, ebenso wie die der Heiligen im Himmel, auf die Fürbitte Christi. Daher schließt die Kirche alle Gebete: durch Christus, unsern Herrn. Wie Christus der Hirt ist (sagt der heil. Augustin) so auch Petrus, aber Christus ist der wahre Hirt, weil er seine Schafe weidet, Petrus ist also nicht in sich Hirt, sondern im Herrn, so sind auch die Märtyrer nicht unsere Fürsprecher in sich selbst, sondern in dem, dem sie vereinigt sind wie die Glieder dem Haupte. 1 Johannes 1Joh 70 2 1 6 Als Gerechter bedarf Christus nicht selbst eines Fürsprechers. 1 Johannes 1Joh 70 2 10 Qui diligit fratrem suum, in lumine manet, et scandalum in eo non est. Wer seinen Bruder liebt, bleibt im Lichte,³³ und in ihm ist kein Anstoß.³⁴ 1 Johannes 1Joh 70 2 10 33 Die Bruderliebe beweist, dass man in der Sphäre des Lichtes nicht nur ist, sondern auch bleibt. 1 Johannes 1Joh 70 2 10 34 Wie wir im leiblichen Leben des Lichtes bedürfen, um uns beim Gehen vor dem Anstoßen und Fallen zu bewahren, das im Dunkel unvermeidlich ist, so muss das Licht in unser Inneres eindringen und dort alle Finsternis verscheuchen, damit wir nicht Anlass zum Sündigen (zum Verletzen der Bruderliebe) geben. 1 Johannes 1Joh 70 2 11 Qui autem odit fratrem suum, in tenebris est, et in tenebris ambulat, et nescit quo eat: quia tenebræ obcæcaverunt oculos ejus. Wer aber seinen Bruder hasset, ist in der Finsternis, und wandelt in der Finsternis, und weiß nicht, wohin er geht,³⁵ denn die Finsternis hat seine Augen geblendet.³⁶ 1 Johannes 1Joh 70 2 11 35 Der Apostel kehrt noch einmal zu dem Gedanken des V. 9 zurück, um ihn fortzuführen, wie er V. 10 den Gegensatz dargestellt hat. Dem Bilde des Anstoßes liegt die Vorstellung des Wandelns zu Grunde. Wer in der Finsternis wandelt, kann vom rechten Wege abkommen und derart vom Ziele des Christen, der Liebe, abirren, dass er zu dem äußersten Gegensatze, dem Hasse, kommt. 1 Johannes 1Joh 70 2 11 36 Vergl. [Joh 12,40], nach [Jes 6,10]. Ohne das Licht von Gott vermag unser geistiges Auge den rechten Weg nicht zu sehen; ein Zeichen, dass wir das Licht nicht haben, ist der Hass gegen den Bruder. 1 Johannes 1Joh 70 2 12 Scribo vobis, filioli, quoniam remittuntur vobis peccata propter nomen ejus. Ich schreibe euch,³⁷ Kinder!³⁸ da euch ja die Sünden vergeben werden³⁹ um seines Namens willen.⁴⁰ 1 Johannes 1Joh 70 2 12 37 Das Griech. bietet zwei Gruppen mit je drei Gliedern. Die zweite Gruppe, mit V. 14 beginnend, hat im Griech. die Zeit der Vergangenheit: ich habe euch geschrieben. In der Vulgata fehlt V. 14 ein Satzglied: Ich habe euch geschrieben, Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang ist. 1 Johannes 1Joh 70 2 12 38 Der Apostel redet die Gesamtheit der Leser an. 1 Johannes 1Joh 70 2 12 39 Griech.: vergeben sind. Dies ist die für ihr Christentum grundlegende Tatsache. Vergl. [1Joh 1,7]. 1 Johannes 1Joh 70 2 12 40 Weil Christus ist, was sein Name besagt, der Erlöser und Mittler. 1 Johannes 1Joh 70 2 13 Scribo vobis patres, quoniam cognovistis eum, qui ab initio est. Scribo vobis adolescentes, quoniam vicistis malignum. Ich schreibe euch, Väter!⁴¹ weil ihr ja den erkannt habt, der von Anfang an ist. Ich schreibe euch, Jünglinge!⁴² weil ihr den Bösen⁴³ überwunden habet. 1 Johannes 1Joh 70 2 13 41 Die Erfahrung des Alters hat sie in die Tiefe der Erkenntnis geführt. 1 Johannes 1Joh 70 2 13 42 Jede Altersstufe erhält das ihrer Anlage und Betätigung entsprechende Lob. Den Jünglingen ziemt der Kampf. 1 Johannes 1Joh 70 2 13 43 Der Böse ist der Teufel. [Joh 17,15] 1 Johannes 1Joh 70 2 14 Scribo vobis infantes, quoniam cognovistis patrem. Scribo vobis juvenes, quoniam fortes estis, et verbum Dei manet in vobis, et vicistis malignum. Ich schreibe euch,⁴⁴ Kindlein! weil ihr ja den Vater erkannt habt. Ich schreibe euch, Jünglinge! weil ihr stark seid, und das Wort Gottes in euch bleibt,⁴⁵ und ihr den Argen überwunden habt.⁴⁶ 1 Johannes 1Joh 70 2 14 44 Griech.: ich habe euch geschrieben. (Vergl. Anm. 37) Wenn das, was er zu schreiben im Begriff steht, für die Angehörigen der Christengemeinde gelte, so soll doch nicht ausgeschlossen sein, dass er sie bereits V. 9 11 als Genossen der Gemeinde des Lichtes angeredet hat. Nach anderen bezieht sich der Apostel auf das Evangelium, das er geschrieben. 1 Johannes 1Joh 70 2 14 45 Die Kraft könnte im Kampfe ermatten, doch in ihnen ist die Quelle bleibender Stärke. 1 Johannes 1Joh 70 2 14 46 Der immer wieder euch angreift. 1 Johannes 1Joh 70 2 15 Nolite diligere mundum, neque ea, quæ in mundo sunt. Si quis diligit mundum, non est caritas Patris in eo: Liebet nicht die Welt, noch was in der Welt ist.⁴⁷ Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters⁴⁸ nicht in ihm. 1 Johannes 1Joh 70 2 15 47 Vers 15 17 bildet einen gewissen Parallelismus zu 9 11. Die Welt bedeutet im Evangelium des heil. Johannes, wo das Wort etwa siebzig Mal vorkommt, die gottentfremdete Menschheit. Von den übrigen Geschöpfen gilt die Lehre des heil. Augustin: Was in der Welt ist, hat Gott erschaffen. Warum soll ich nicht lieben, was Gott geschaffen? Gott verbietet dir nicht dies zu lieben, sondern nur es so zu lieben, als ob es dich beseligen könnte; er gebietet, es nur zu lieben, um den Schöpfer zu loben und zu lieben. Liebst du aber diese Dinge so, dass du den Schöpfer hintansetzt, soll dir deine böse Liebe nicht zugerechnet werden? Zudem, wenn es heißt: Liebet dies nicht, wird da gesagt, ihr sollt nicht essen, nicht trinken, keine Familie haben? Nicht dies, aber alles werde auf den Schöpfer bezogen. Lasset euch nicht von den Geschöpfen verstricken, dass ihr liebet, nur um zu genießen, was ihr zum Gebrauche haben sollt. 1 Johannes 1Joh 70 2 15 48 Die Liebe zu dem, welchen die Kinder des Lichtes als ihren Vater erkannt haben. 1 Johannes 1Joh 70 2 16 Quoniam omne, quod est in mundo, concupiscentia carnis est, et concupiscentia oculorum, et superbia vitæ: quæ non est ex Patre, sed ex mundo est. Denn alles, was in der Welt ist,⁴⁹ ist Fleischeslust, Augenlust und Hoffart des Lebens, was nicht vom Vater, sondern von der Welt ist.⁵⁰ 1 Johannes 1Joh 70 2 16 49 Ähnlich wie in V. 15 geht der Apostel von den zur Welt gehörenden Personen zu dem über, was im Inneren derselben ist. Griech.: Alles, was den Inhalt, das Wesen der Welt ausmacht, was gleichsam ihr inneres Leben ist. Es sind dies: die Begierde, welche das Fleisch hegt, die Begierde, welche durch die Augen erregt wird, der prahlerische Übermut. In der Erklärung der einzelnen Ausdrücke gehen die Ausleger weit auseinander. Fleischeslust: Was dem Fleische eigen ist, Essen und sinnliche Lust. (Aug.) Augenlust: Was zu schauen Vergnügen macht. (Aug., Bed.) Die Fleischeslust ist wohl die dem Fleische auch ohne Reiz von außen innewohnende Lust, welche den Geist, der sich von Gott los reißt, gänzlich beherrscht; die Augenlust der von außen im Menschen erweckte Reiz. Die erstere ist deshalb vorwiegend Genusssucht, die andere die Sucht, Geschöpfe in seinen Dienst zu ziehen. Beide gehen oft ineinander über. Als drittes Laster tritt die Selbsterhebung des Menschen hinzu, welche aber Genusssucht und Habsucht (in weiterem Sinne) in ihrem Dienste hat und sich daher als Herrschsucht, Prunksucht u. a. m. offenbart. (Vergl. Thom. I.2 qu. 77 a. 5) Zu ihrer Bekämpfung dient die Übung der dreifachen guten Werke: Fasten, Almosengeben, Beten, wie ihr Gegensatz die klösterlichen Gelübde der Keuschheit, der Armut und des Gehorsams sind. 1 Johannes 1Joh 70 2 16 50 Nur was aus der gottwidrigen Menschheit stammt, ist an sich schon gottwidrig. Der Vater ist der Vater der Christen, der Gotteskinder. 1 Johannes 1Joh 70 2 17 Et mundus transit, et concupiscentia ejus. Qui autem facit voluntatem Dei, manet in æternum. Und die Welt⁵¹ vergeht⁵² samt ihrer Lust;⁵³ wer aber den Willen Gottes tut,⁵⁴ bleibt in Ewigkeit.⁵⁵ 1 Johannes 1Joh 70 2 17 51 Die gottwidrige Menschenwelt. 1 Johannes 1Joh 70 2 17 52 Dies ist das Schicksal der Welt ihrem innersten Wesen nach. 1 Johannes 1Joh 70 2 17 53 Diese verfällt dem Gerichte und dem Weltmenschen. 1 Johannes 1Joh 70 2 17 54 Diese Worte kennzeichnen die Welt als dem Willen Gottes nicht gehorchend. Den Willen Gottes tun ist nach V. 5 die Liebe zu Gott. 1 Johannes 1Joh 70 2 17 55 Vergl. [1Petr 1,25] und [Jes 40,8] er erlangt das ewige Leben. 1 Johannes 1Joh 70 2 18 Filioli, novissima hora est: et sicut audistis quia Antichristus venit: et nunc Antichristi multi facti sunt; unde scimus, quia novissima hora est. Kindlein!⁵⁶ es ist die letzte Stunde;⁵⁷ und wie ihr gehört habt,⁵⁸ dass der Antichrist kommt,⁵⁹ so sind auch jetzt viele Antichristen erschienen,⁶⁰ woraus wir erkennen, dass es die letzte Stunde ist.⁶¹ 1 Johannes 1Joh 70 2 18 56 Diese Anrede ist wie V. 13 an alle Leser gerichtet. 1 Johannes 1Joh 70 2 18 57 Es ist die letzte Weltzeit. 1 Johannes 1Joh 70 2 18 58 Durch die euch verkündete Lehre. 1 Johannes 1Joh 70 2 18 59 Das Präsens ist die Form eines allgemeinen Lehrsatzes, vergl. [Mk 9,12], in welchem über die Zeit nichts ausgesagt wird. Der Name Antichrist findet sich nur im 1. und 2. Brief des heil. Johannes. Vergl. [2Thess 2,3ff]. 1 Johannes 1Joh 70 2 18 60 Wie euch verkündet ist. 1 Johannes 1Joh 70 2 18 61 Ehe das Gericht eintritt, muss die Welt für dasselbe reif werden. Die Erscheinung der Antichristen im weiteren Sinne zeigt, dass wir in der Zeit vor dem Gerichte leben, insofern ihr Auftreten die Ankunft des persönlichen Antichristen anzeigt. 1 Johannes 1Joh 70 2 19 Ex nobis prodierunt, sed non erant ex nobis: nam, si fuissent ex nobis, permansissent utique nobiscum: sed ut manifesti sint quoniam non sunt omnes ex nobis. Von uns sind sie ausgegangen, aber sie waren nicht von uns;⁶² denn wenn sie von uns gewesen wären, so würden sie doch bei uns geblieben sein; allein es sollte an ihnen offenbar werden, dass nicht alle von uns sind. 1 Johannes 1Joh 70 2 19 62 Sie sind aus unserer Mitte hervorgegangen, indes trotz ihrer äußeren Angehörigkeit, gehörten sie uns durch das innere Band der Wahrheit und Gnade nicht an. Während sie unter uns sind, sind sie nicht aus uns, doch noch nicht offenbar als solche. Erst indem sie sich trennen, werden sie als solche offenbar. (Aug.) Auch der Abfall jener Ungetreuen muss dem Zwecke des lieben Gottes dienen. Bei jedem häretischen Abfalle fegt Gott die Tenne seiner Kirche und sondert die Spreu von dem Weizen. Diese Sichtung und Scheidung ist jedes Mal ein Fortschritt der Kirche, eine Vorbotin der letzten Scheidung im allgemeinen Gerichte. 1 Johannes 1Joh 70 2 2 Et ipse est propitiatio pro peccatis nostris: non pro nostris autem tantum, sed etiam pro totius mundi. und er ist die Sühne für unsere Sünden;⁷ nicht allein für die unsrigen,⁸ sondern auch für die der ganzen Welt.⁹ 1 Johannes 1Joh 70 2 2 7 Christi Fürsprache gründet sich auf sein Sühnungswerk. Seine Fürsprache ist eine immerwährende. 1 Johannes 1Joh 70 2 2 8 Für die Sünden der Christen. 1 Johannes 1Joh 70 2 2 9 Damit die Leser sich nicht in der alle umfassenden Liebe Gottes bevorzugt glauben, als habe er um ihrer selbst willen ein besonderes Wohlgefallen an ihnen, fügt er bei: der ganzen Welt. Doch lassen nicht alle diese Sühnung an sich zur Wirkung gelangen. 1 Johannes 1Joh 70 2 20 Sed vos unctionem habetis a Sancto, et nostis omnia. Doch ihr habt die Salbung⁶³ vom Heiligen⁶⁴ und wisset alles.⁶⁵ 1 Johannes 1Joh 70 2 20 63 Die Salbung ist eine bildliche Bezeichnung der Verleihung des Heil. Geistes. 1 Johannes 1Joh 70 2 20 64 Von Christus [Joh 6,69, Apg 3,14], wie der Gegensatz zum Antichrist zeigt. Wer die Salbung empfängt, ist selbst ein Gesalbter, also mit dem Gesalbten im wahren Sinne wesensverwandt, gehört zum wahren Priestertume. [1Petr 2,9] Ein solcher kann nichts mit dem Antichristentum zu tun haben. 1 Johannes 1Joh 70 2 20 65 Griech. alle: kraft der Salbung seid ihr alle Wissende. Nach der Vulg.: Ihr wisst alles, was zum Wesen der christlichen Wahrheit gehört. 1 Johannes 1Joh 70 2 21 Non scripsi vobis quasi ignorantibus veritatem, sed quasi scientibus eam: et quoniam omne mendacium ex veritate non est. Ich schreibe euch nicht, weil ihr die Wahrheit nicht wüsstet,⁶⁶ sondern weil ihr sie wisset, und weil keine Lüge aus der Wahrheit kommt.⁶⁷ 1 Johannes 1Joh 70 2 21 66 Er hat V. 18, V. 19 nicht geschrieben, weil sie die Wahrheit nicht kannten, sondern gerade weil sie dieselbe kennen. Machet euch dieselbe also fruchtreich! 1 Johannes 1Joh 70 2 21 67 Die Lüge stammt vielmehr aus dem Teufel. [Joh 8,44] Darum wissen sie, dass die Antichristen, welche sich gegen die Wahrheit erheben, nie der christlichen Gemeinschaft wahrhaft angehört haben, welche ja die Wahrheit kennt und bekennt. 1 Johannes 1Joh 70 2 22 Quis est mendax, nisi is, qui negat quoniam Jesus est Christus? Hic est Antichristus, qui negat Patrem, et Filium. Wer anders ist der Lügner als der, welcher leugnet, dass Jesus der Christus ist? Der ist der Antichrist, welcher den Vater und den Sohn leugnet. 1 Johannes 1Joh 70 2 23 Omnis, qui negat Filium, nec Patrem habet; qui confitetur Filium, et Patrem habet. Jeder, der den Sohn leugnet, hat auch den Vater nicht; wer den Sohn bekennt, hat auch den Vater.⁶⁸ 1 Johannes 1Joh 70 2 23 68 Der Lügner, den ich gemeint, ist derjenige, welcher die Grundwahrheit des Christentums leugnet, dass Jesus der Heiland der Welt, das menschgewordene Wort des ewigen Vaters ist. Vergl. [Joh 20,31]. Wer also die Gottheit leugnet, wie die Ebioniten, oder die wahre Menschheit Christi in Abrede stellt, wie die Doketen, ein solcher verwirft das ganze Christentum, ist also ein wahrer Antichrist. Wer leugnet, dass Jesus der Christ sei, leugnet, dass Gott sich in ihm als der im Sohne seiende und wirkende Vater offenbart hat, und leugnet so Gott, den Offenbarer. 1 Johannes 1Joh 70 2 24 Vos quod audistis ab initio, in vobis permaneat: si in vobis permanserit quod audistis ab initio, et vos in Filio, et Patre manebitis. Ihr was ihr von Anfang an gehört habt,⁶⁹ das bleibe in euch!⁷⁰ Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang an gehört habt,⁷¹ so werdet auch ihr in dem Sohne und in dem Vater bleiben.⁷² 1 Johannes 1Joh 70 2 24 69 Das ganze Evangelium, insbesondere die Grundlehre desselben, die in V. 22 ausgesprochen ist. 1 Johannes 1Joh 70 2 24 70 Zunächst in der Erkenntnis. 1 Johannes 1Joh 70 2 24 71 Sie durchdringend und beherrschend, indem sie selbst es festhalten. 1 Johannes 1Joh 70 2 24 72 Wenn auch der Geist das volle Verständnis und die Gewissheit von der Wahrheit wirkt, so ist ihnen doch die von den Antichristen geleugnete Tatsache (V. 22) zuerst von den Aposteln verkündet worden. 1 Johannes 1Joh 70 2 25 Et hæc est repromissio, quam ipse pollicitus est nobis, vitam æternam. Und das⁷³ ist die Verheißung, welche er⁷⁴ uns gegeben hat, das ewige Leben. 1 Johannes 1Joh 70 2 25 73 Das Bleiben in dem Sohne und in dem Vater. 1 Johannes 1Joh 70 2 25 74 Christus. 1 Johannes 1Joh 70 2 26 Hæc scripsi vobis de his, qui seducunt vos. Dieses⁷⁵ habe ich euch über jene geschrieben, welche euch verführen wollen. 1 Johannes 1Joh 70 2 26 75 Die Mahnung V. 24ff. 1 Johannes 1Joh 70 2 27 Et vos unctionem, quam accepistis ab eo, maneat in vobis. Et non necesse habetis ut aliquis doceat vos: sed sicut unctio ejus docet vos de omnibus, et verum est, et non est mendacium. Et sicut docuit vos: manete in eo. Was euch betrifft,⁷⁶ so bleibe die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, in euch,⁷⁷ und ihr habt nicht nötig, dass jemand euch belehre;⁷⁸ sondern so, wie euch seine Salbung über alles belehrt, so ist es auch wahr und ist keine Lüge. Und wie sie euch belehrt hat,⁷⁹ so⁸⁰ bleibet in ihm. 1 Johannes 1Joh 70 2 27 76 Starke Hervorhebung der Angeredeten, wie in V. 20. 1 Johannes 1Joh 70 2 27 77 Zurückweisung auf V. 20. Griech.: bleibt in euch. Der Geist, den ihr empfangen habt, ist euch gegeben, damit er in Ewigkeit bleibe. [Joh 14,16] Dies ist der Vorzug eures Christenstandes. 1 Johannes 1Joh 70 2 27 78 Was tun wir also, die wir euch lehren? Wenn die Salbung euch über alles belehrt, mühen wir uns also ohne Ursache? Doch ich stelle eine Frage und richte sie an den Apostel selbst. Du sagst: Seine Salbung belehrt uns über alles. Wozu hast du also diesen Brief geschrieben? Was hast du die Leser lehren wollen? Sehet da ein Geheimnis, Brüder. Der Schall unserer Worte dringt an eure Ohren, der Lehrer ist in euren Herzen. Wäre dieser Lehrer nicht in euren Herzen, umsonst würden unsere Worte ertönen. Einen Thron im Himmel hat der, welcher eure Herzen lehrt. Christus ist es, der euch durch seine Eingebungen und seine Salbung lehrt. Wir mögen also durch unsere Reden pflanzen oder begießen, wir sind Nichts, sondern Gott ist es, der das Gedeihen gibt, seine Salbung ist es, die euch über alles belehrt. (Aug.) 1 Johannes 1Joh 70 2 27 79 Da Gott euch belehrt, so bedarf es dessen nicht, dass ich noch des weiteren über das Antichristentum spreche. Da ferner Gott nicht lügen kann, ist es wahr, was er sagt, und bedarf nicht menschlicher Verbesserung. 1 Johannes 1Joh 70 2 27 80 Dementsprechend, wie der Geist euch gelehrt hat, bleibet in Gott. 1 Johannes 1Joh 70 2 28 Et nunc filioli manete in eo: ut cum apparuerit, habeamus fiduciam, et non confundamur ab eo in adventu ejus. Und nun,⁸¹ Kindlein! bleibet in ihm, damit wir, wenn er erscheinen wird,⁸² Zuversicht haben, und nicht mit Scham von ihm weichen müssen bei seiner Ankunft.⁸³ 1 Johannes 1Joh 70 2 28 81 Der allgemeinen und für alle Zeiten geltenden Ermahnung fügt der Apostel eine neue an, welche den augenblicklichen Zeitpunkt in's Auge fasst, wie er ihn V. 18 charakterisiert hat. Die neue Wendung der Ermahnung tritt in dem Absichtssatze hervor. 1 Johannes 1Joh 70 2 28 82 Es wird nicht angegeben, zu welcher Zeit die Wiederkunft Christi eintreten wird. 1 Johannes 1Joh 70 2 28 83 Sind wir hier mit Gott vereinigt, so kann unsere jetzige Gemeinschaft mit Gott nur zur vollendeten Gemeinschaft mit ihm dort führen. 1 Johannes 1Joh 70 2 29 Si scitis quoniam justus est, scitote quoniam et omnis, qui facit justitiam, ex ipso natus est. Wenn ihr wisset, dass er gerecht ist, so erkennet auch, dass ein jeder, der Gerechtigkeit tut, aus ihm geboren ist.⁸⁴ 1 Johannes 1Joh 70 2 29 84 Die richterliche Gerechtigkeit Gottes setzt eine Norm voraus, nach der er richtet. Diese ist die Gerechtigkeit, das Wandeln nach Gottes Willen, die das Kennzeichen ist, dass jemand aus Gott geboren ist. Jeder, aber auch nur der, der die Gerechtigkeit übt, darf zuversichtlich das Gericht erwarten. 1 Johannes 1Joh 70 2 3 Et in hoc scimus quoniam cognovimus eum, si mandata ejus observemus. Und¹⁰ daraus¹¹ ersehen wir, dass wir ihn¹² erkannt haben, wenn wir seine Gebote halten.¹³ 1 Johannes 1Joh 70 2 3 10 Anknüpfung an V. 1, an das durch den Brief beabsichtigte Nichtsündigen. 1 Johannes 1Joh 70 2 3 11 Aus dem Folgenden. 1 Johannes 1Joh 70 2 3 12 Gott. Der Apostel knüpft wieder an das Thema [1Joh 1,5] an. Das Erkennen ist ein lebendiges, das Gesinnung und Handlung bestimmt. 1 Johannes 1Joh 70 2 3 13 Jeder, der Gott lebendig erkennt, liebt ihn auch, und wer Gott wahrhaft liebt, hält seine Gebote, denn die Gebote sind der Ausdruck seines Willens und ebenso sehr zu seiner Ehre, wie zu unserem Heile gegeben. 1 Johannes 1Joh 70 2 4 Qui dicit se nosse eum, et mandata ejus non custodit, mendax est, et in hoc veritas non est. Wer da sagt, er habe ihn erkannt, und seine Gebote nicht hält, ist ein Lügner, und in ihm ist die Wahrheit nicht.¹⁴ 1 Johannes 1Joh 70 2 4 14 Parallele zu [1Joh 1,6]. Dann sind wir wahrhaft gläubig, wenn wir im Werke vollenden, was wie im Worte verheißen. (Greg.) 1 Johannes 1Joh 70 2 5 Qui autem servat verbum ejus, vere in hoc caritas Dei perfecta est: et in hoc scimus quoniam in ipso sumus. Wer aber sein Wort hält, in dem ist wahrhaft¹⁵ die Liebe Gottes vollkommen,¹⁶ und daran¹⁷ erkennen wir, dass wir in ihm sind. 1 Johannes 1Joh 70 2 5 15 Gegensatz zu dem V. 4 lügenhaft behaupteten Vorhandensein. 1 Johannes 1Joh 70 2 5 16 So weit dies auf Erden möglich. Die Liebe besitzt die ganze Größe und Breite der göttlichen Aussprüche. (Aug.) 1 Johannes 1Joh 70 2 5 17 Wenn wir in der Liebe zu Gott vollendet sind, wie es sich durch das Halten der Gebote erweist. 1 Johannes 1Joh 70 2 6 Qui dicit se in ipso manere, debet, sicut ille ambulavit, et ipse ambulare. Wer sagt, dass er in ihm bleibe,¹⁸ der muss,¹⁹ wie er gewandelt hat, ebenso auch selbst wandeln. 1 Johannes 1Joh 70 2 6 18 Steigerung: V. 3: Gott erkennen, V. 5: In Gott sein. V. 6: In Gott bleiben. 1 Johannes 1Joh 70 2 6 19 Damit der, welcher behauptet, in Christus zu bleiben, wahr rede, ist er verpflichtet, diese Behauptung auch zu bewähren. Um noch einmal zu sagen, wie dies geschieht, verweist der Apostel auf das Vorbild Christi, der ja das Sein in Gott als das Charakteristische seines Lebens von sich ausgesagt. [Joh 10,38, Joh 14,10ff, Joh 17,21] Noch ist nicht gesagt, worin der vorbildliche Wandel Christi bestand, doch weist die Bezeichnung gerecht (V. 1) schon darauf hin, dass es ein Wandel in dem vollen Halten der göttlichen Gebote war. (V. 3) Was ist wandeln, worin er gewandelt, anders als alles Glück verachten, dass er verachtet, Widriges nicht fürchten, dass er getragen, lehren, was er gelehrt, hoffen, was er verheißen hat? (Prosper.) 1 Johannes 1Joh 70 2 7 Carissimi, non mandatum novum scribo vobis, sed mandatum vetus, quod habuistis ab initio: mandatum vetus est verbum, quod audistis. Geliebte!²⁰ nicht ein neues Gebot schreibe ich euch, sondern ein altes Gebot,²¹ das ihr von Anfang an²² hattet; das alte Gebot ist das Wort, welches ihr gehört habt.²³ 1 Johannes 1Joh 70 2 7 20 Der Apostel geht zu dem Thema einer zweiten Belehrung über, die wiederum eine doppelseitige ist, indem aus der Tatsache, dass es bereits eine Stätte des Lichtes auf Erden gibt [1Joh 2,6], geschlossen wird, dass die Zugehörigkeit zu ihr sich in der Bruderliebe erweist (V. 9 11) und alle Weltliebe ausschließt. (V. 12 17) Johannes will durch die Wiederholung der Anrede das Folgende recht hervorheben und an's Herz legen. 1 Johannes 1Joh 70 2 7 21 Das von [1Joh 1,5] an Gesagte. 1 Johannes 1Joh 70 2 7 22 Von Anfang ihres Christenlebens an, das mit der Verkündigung begann. 1 Johannes 1Joh 70 2 7 23 Die apostolische Verkündigung. 1 Johannes 1Joh 70 2 8 Iterum mandatum novum scribo vobis, quod verum est et in ipso, et in vobis: quia tenebræ transierunt, et verum lumen jam lucet. Wiederum²⁴ schreibe ich euch ein neues Gebot, das wahr ist,²⁵ sowohl bei ihm²⁶ als bei euch,²⁷ denn die Finsternis²⁸ ist vergangen und das wahre Licht leuchtet schon.²⁹ 1 Johannes 1Joh 70 2 8 24 Wiederum leitet einen Gegensatz ein. Der Apostel bezeichnet jetzt das Gebot, das er V. 7 als genannt, als neu. 1 Johannes 1Joh 70 2 8 25 Die scheinbar mit V. 7 in Widerspruch stehende Betrachtungsweise ist berechtigt, in welcher Beziehung, sagt der Relativsatz. 1 Johannes 1Joh 70 2 8 26 Bei Christus. 1 Johannes 1Joh 70 2 8 27 Das Gebot bleibt zwar immer das gleiche, doch ist es neu nach denen, denen es auferlegt wird, und nach den Umständen, in denen seine Beobachtung gefordert wird. 1 Johannes 1Joh 70 2 8 28 Der Zustand der noch unerleuchteten Welt. 1 Johannes 1Joh 70 2 8 29 In der Gemeinde der Erleuchteten, während die Finsternis immer mehr schwindet. In diesem Gegensatze zwischen der Lichtgemeinde und der Welt gilt es, zu der aus der Offenbarung in Christus sich ergebenden Forderung Stellung zu nehmen, die neu ist, insofern sie sich näher bestimmt zum Gebote der Bruderliebe und zum Verbot der Weltliebe. 1 Johannes 1Joh 70 2 9 Qui dicit se in luce esse, et fratrem suum odit, in tenebris est usque adhuc. Wer da sagt,³⁰ er sei im Lichte,³¹ und hasst seinen Bruder,³² der ist in der Finsternis bis zur Stunde. 1 Johannes 1Joh 70 2 9 30 Eingang wie V. 4. 1 Johannes 1Joh 70 2 9 31 Er sei mit dem Lichte innerlich verbunden. 1 Johannes 1Joh 70 2 9 32 Gegensatz. Das Wort Bruder kommt zwar im N. T. oft für jeden Nächsten vor, indes ist nach [1Joh 3,11], besonders aber nach [1Joh 3,16] und [1Joh 5,1] hier der christliche Mitbruder zu verstehen. Diese echte Bruderliebe ist mit der allgemeinen Liebe zu allen Menschen insofern unzertrennlich, als Christus ja auch als Sühnopfer für die ganze Welt gestorben ist. Neben der Liebe kennt Johannes nur den Hass, eine Gleichgültigkeit gibt es für ihn nicht. 1 Johannes 1Joh 70 0 1 II. Würde der Gläubigen als Kinder Gottes, Bedingungen, um in dieser Würde zu verbleiben (3,1 4,6): 1. Die Christen müssen nach der Heiligkeit streben und die Sünde meiden (V. 1 10): a. Da die Herrlichkeit der Kinder Gottes noch nicht erschienen ist, müssen alle Kinder Gottes sich heiligen (V. 3), b. und deshalb alle Sünden meiden (V. 4): da diese Christus entgegengesetzt sind, der kam sie aufzuheben (V. 6), und da sie den Menschen zu einem Kinde des Teufels machen, so dass, wie die Heiligkeit das Kennzeichen der Kinder Gottes, so die Sünde das Kennzeichen der Kinder des Teufels ist. (V. 10) 2. Zweite Bedingung, die mit der Heiligkeit auf's innigste verbunden ist, da sie die Erfüllung des göttlichen Gebotes ist: Die Bruderliebe, (V. 11) welche die Kinder des Teufels, wie Kain und die Welt, nicht kennen und hassen. (V. 13) Der Apostel benutzt die Gelegenheit, die Liebe zu empfehlen, welche das Leben verleiht, wie der Hass den Tod bringt, (V. 15) die Liebe zu beschreiben, deren Vorbild Christus ist, der sie nicht nur im Worte, sondern in der Tat übte (V. 18), die Früchte der Liebe zu preisen, welche unserem Herzen Zuversicht Gott gegenüber verleiht und unseren Gebeten die Erhörung sichert. (V. 23) 3. Dritte Bedingung der Annahme an Kindesstatt, dass wir an den Namen des Sohnes Gottes, Jesus Christus, glauben und seine Gebote halten. 1 Johannes 1Joh 70 3 1 Videte qualem caritatem dedit nobis Pater, ut filii Dei nominemur et simus. Propter hoc mundus non novit nos: quia non novit eum. Sehet, welche Liebe¹ uns der Vater erwiesen hat, dass² wir Kinder Gottes heißen sollen und sind.³ Darum⁴ erkennt die Welt⁵ uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat.⁶ 1 Johannes 1Joh 70 3 1 1 Der Apostel setzt voraus, dass die Leser das [1Joh 2,29] genannte Wirken Gottes an sich erfahren haben. Demgemäß fordert sie zur Betrachtung der wunderbaren großen göttlichen Liebe auf, welche dies voraussetzt, und die sich an ihnen sichtbar gezeigt hat. 1 Johannes 1Joh 70 3 1 2 Nach einigen ist dies der Beweis der Liebe, nach anderen das Ziel: wir sollen Gott ähnlich werden, der uns gezeugt, da wir nur dadurch Anspruch auf den Namen Kinder Gottes haben. 1 Johannes 1Joh 70 3 1 3 Griech.: und wir sind es wirklich. 1 Johannes 1Joh 70 3 1 4 Weil wir sind, was wir nach Gottes Absicht heißen und sein sollen. 1 Johannes 1Joh 70 3 1 5 Die Welt: im Sinne von [1Joh 2,15ff]. 1 Johannes 1Joh 70 3 1 6 [Joh 17,25] Wie sollte die Welt die Gotteskinder, die eben nach ihrer Ähnlichkeit mit Gott das sind, was sie heißen, als solche erkennen, da sie Gott selbst seinem Wesen nach nicht erkannt hat? Darum darf uns die Verkennung der Welt nicht irre machen in unserem Bewusstsein [1Joh 2,29]. 1 Johannes 1Joh 70 3 10 In hoc manifesti sunt filii Dei, et filii diaboli. Omnis qui non est justus, non est ex Deo, et qui non diligit fratrem suum: Daran³² sind die Kinder Gottes³³ und die Kinder des Teufels offenbar. Jeder, der nicht gerecht ist,³⁴ ist nicht aus Gott, so auch, wer seinen Bruder nicht liebt;³⁵ 1 Johannes 1Joh 70 3 10 32 An diesen Merkmalen. 1 Johannes 1Joh 70 3 10 33 Wie [1Joh 3,1]. 1 Johannes 1Joh 70 3 10 34 Damit ist V. 7 weiter erklärt: Wer Gerechtigkeit übt. 1 Johannes 1Joh 70 3 10 35 Aus der Gerechtigkeit hebt der Apostel besonders die Bruderliebe hervor als leicht erkennbares Merkmal der Gotteskindschaft, da diese, wie er [1Joh 2,10] gezeigt, alle, die zur Gemeinde des Lichtes gehören, untereinander verbindet. Zu ergänzen ist am Schlusse des Verses: ist nicht aus Gott, sondern aus dem Teufel. Mögen sich alle mit dem Kreuze Christi bezeichnen, alle Amen antworten, alle Alleluja singen, alle in die Kirche eintreten, die Kinder Gottes werden von den Kindern des Teufels nur durch die Liebe unterschieden. (Aug.) 1 Johannes 1Joh 70 3 11 Quoniam hæc est annuntiatio, quam audistis ab initio, ut diligatis alterutrum. denn dies ist die Verkündigung,³⁶ welche ihr von Anfang an³⁷ gehört habt, dass ihr einander lieben sollt. [Joh 13,34, Joh 15,12] 1 Johannes 1Joh 70 3 11 36 Dasselbe, was [1Joh 2,7] Gebot heißt. 1 Johannes 1Joh 70 3 11 37 Seitdem ihr die Botschaft des Evangeliums vernommen. 1 Johannes 1Joh 70 3 12 Non sicut Cain, qui ex maligno erat, et occidit fratrem suum. Et propter quid occidit eum? Quoniam opera ejus maligna erant: fratris autem ejus justa. Nicht³⁸ wie Kain, der aus dem Bösen war und seinen Bruder erschlug!³⁹ Und weshalb erschlug er ihn?⁴⁰ Weil seine Werke böse waren,⁴¹ die seines Bruders aber gerecht.⁴² 1 Johannes 1Joh 70 3 12 38 Nicht: Vergl. [Joh 6,58]. Die Botschaft, welche ihr gehört habt, ist nicht dem ähnlich, was ihr von Kain wisset, sie ist das Gegenteil davon. 1 Johannes 1Joh 70 3 12 39 Der ihm in seiner Unschuld und Geduld keinen Widerstand leistet. 1 Johannes 1Joh 70 3 12 40 Er muss doch ein Ziel gehabt haben, das zu erreichen er diese grause Tat verübte. 1 Johannes 1Joh 70 3 12 41 Jeder kann nur die Werke dessen tun, von dem er seinen Ursprung hat. 1 Johannes 1Joh 70 3 12 42 Es war also der sittliche Gegensatz, der ihn bewog, seinen Bruder zu hassen, wie ihr gemeinsamer Ursprung aus Gott die Christen antreibt, sich gegenseitig zu lieben. 1 Johannes 1Joh 70 3 13 Nolite mirari fratres, si odit vos mundus. Wundert euch nicht, Brüder!⁴³ wenn⁴⁴ euch die Welt⁴⁵ hasset. 1 Johannes 1Joh 70 3 13 43 Anwendung des V. 12 Gesagten. 1 Johannes 1Joh 70 3 13 44 Dass, die notwendige Tatsache. 1 Johannes 1Joh 70 3 13 45 Die Welt im schlechten Sinne, die Liebhaber der Welt. Jeder Böse verfolgt den Guten deshalb, weil dieser sich nicht mit ihm zum Bösen verbindet. (Aug.) 1 Johannes 1Joh 70 3 14 Nos scimus quoniam translati sumus de morte ad vitam, quoniam diligimus fratres. Qui non diligit, manet in morte: Wir⁴⁶ wissen, dass wir aus dem Tode in das Leben übergegangen sind, weil wir die Brüder lieben.⁴⁷ Wer nicht liebt,⁴⁸ bleibt im Tode.⁴⁹ 1 Johannes 1Joh 70 3 14 46 Der Apostel vereinigt sich mit den V. 13 als Brüder Angeredeten im Gegensatze zur Welt. 1 Johannes 1Joh 70 3 14 47 Ursache des Seins aus Gott, [1Joh 2,25]. Wir erkennen, dass wir aus Gott gezeugt sind, an der Bruderliebe. (Aug.) 1 Johannes 1Joh 70 3 14 48 Griech.: Wer die Brüder nicht liebt. 1 Johannes 1Joh 70 3 14 49 Das Fehlen der Liebe zeigt, dass jemand noch im Todeszustand des natürlichen Menschen ist. 1 Johannes 1Joh 70 3 15 Omnis, qui odit fratrem suum, homicida est. Et scitis quoniam omnis homicida non habet vitam æternam in semetipso manentem. Jeder,⁵⁰ der seinen Bruder hasset, ist ein Mörder. Und ihr wisset, dass kein Mörder das ewige Leben in sich bleibend hat.⁵¹ 1 Johannes 1Joh 70 3 15 50 Jeder: Rückblick auf Kain V. 12. Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Mörder wie Kain. Wie der Heiland den Zorn [Mt 5,22], so setzt der Apostel den Hass dem Morde gleich, weil dieser auf die Vernichtung des Bruders ausgeht. Kann er auch sein letztes Ziel nicht erreichen, so macht diese innere Meinung den Menschen doch zum Mörder. (Hieron.) 1 Johannes 1Joh 70 3 15 51 Er ist nicht zum wahren Leben aus Gott gekommen, das nach seiner Natur nach ewig ist. 1 Johannes 1Joh 70 3 16 In hoc cognovimus caritatem Dei, quoniam ille animam suam pro nobis posuit: et nos debemus pro fratribus animas ponere. Daran⁵² haben wir die Liebe Gottes⁵³ erkannt,⁵⁴ dass er⁵⁵ sein Leben für uns⁵⁶ dahingegeben hat; so müssen auch wir für die Brüder das Leben dahingeben.⁵⁷ 1 Johannes 1Joh 70 3 16 52 An dem Beispiele Christi. 1 Johannes 1Joh 70 3 16 53 Gottes fehlt im Griechischen. 1 Johannes 1Joh 70 3 16 54 Da der Hass mit dem Morden gleichsteht, der Beraubung des Lebens, so charakterisiert der heil. Johannes die Liebe, das Kennzeichen des wahren Lebens (V. 14), dadurch, dass sie uns bewegt, das eigene Leben für andere hinzugeben. 1 Johannes 1Joh 70 3 16 55 Zurückweisung auf V. 7, wo Christus als Vorbild der Gerechtigkeit hingestellt ist, also auch als Vorbild des Hauptstückes derselben, der Liebe. 1 Johannes 1Joh 70 3 16 56 Darin bestand die Liebe. 1 Johannes 1Joh 70 3 16 57 Aus diesem Vorbilde folgt für uns die Pflicht, gleichfalls unser Leben dahinzugeben, wenn die Bruderliebe es erfordert, die der Hauptteil der Gerechtigkeit ist. (V. 10) Der Apostel nennt das Höchste, weil er das Vorbild Christi vor Augen gestellt hat, und fordert umso mehr jede sich selbst verleugnende, werktätige Liebe, welche ein solches Opfer nicht beansprucht. 1 Johannes 1Joh 70 3 17 Qui habuerit substantiam hujus mundi, et viderit fratrem suum necessitatem habere, et clauserit viscera sua ab eo: quomodo caritas Dei manet in eo? Wer die Güter dieser Welt hat,⁵⁸ und, wenn er seinen Bruder Not leiden sieht,⁵⁹ sein Herz vor ihm verschließt, wie bleibt die Liebe Gottes in ihm?⁶⁰ 1 Johannes 1Joh 70 3 17 58 Gegensatz zur Liebe und ihrem Verhalten, Versäumnis der Liebespflicht, wo es sich um ein geringes Opfer handelt. Die Güter dieser Welt sind etwas überaus Geringfügiges, im Vergleiche zum Leben, das man dahingeben soll. 1 Johannes 1Joh 70 3 17 59 Da tut sich das Herz von selbst auf, deshalb wendet sich der schlechte Christ von dem Bruder ab, um nicht zu einem Opfer für denselben angetrieben zu werden. 1 Johannes 1Joh 70 3 17 60 Es ist unmöglich, dass die Liebe Gottes in ihm bleibt, denn sie besteht darin, dass man Gottes Gebote hält [1Joh 2,5], so müsste jene ihn also antreiben, das Gebot der Liebe zu erfüllen. Hat nun jeder Christ diese Liebe, so kann sie nicht in ihm bleiben, wenn er sich ihren Anregungen absichtlich verschließt, da sie ihn antreibt, das Gebot zu erfüllen. Bist du noch nicht in der Lage, für den Bruder zu sterben, so bist du doch im Stande, dem Bruder von deinem Vermögen mitzuteilen. (Aug.) Wie wir der, welcher für die Schafe Christi sein Vermögen nicht geben will, sein Leben geben? (Greg.) 1 Johannes 1Joh 70 3 18 Filioli mei, non diligamus verbo, neque lingua, sed opere et veritate. Meine Kindlein!⁶¹ lasset uns nicht mit Worten noch mit der Zunge lieben, sondern in Tat und Wahrheit.⁶² 1 Johannes 1Joh 70 3 18 61 Wie V. 7 beginnt der Apostel mit einer neuen Anrede, um durch den Ausdruck zärtlicher Liebe die Mahnung, welche harte Mängel als vielleicht vorhanden voraussetzt, zu mildern. 1 Johannes 1Joh 70 3 18 62 Die Tat ist den Worten, die immerhin ein wahres Gefühl aussprechen, aber ohne dass mit ihnen werktätige Hilfe verbunden ist, die Wahrheit der Zunge leeren heuchlerischen Worten entgegengesetzt. 1 Johannes 1Joh 70 3 19 In hoc cognoscimus quoniam ex veritate sumus: et in conspectu ejus suadebimus corda nostra. Daran⁶³ erkennen wir, dass wir aus der Wahrheit sind,⁶⁴ und dadurch werden unsere Herzen vor seinem Angesichte sich beruhigen,⁶⁵ 1 Johannes 1Joh 70 3 19 63 An dieser wahren Liebe. 1 Johannes 1Joh 70 3 19 64 Der Ausdruck ist durch das Wort Wahrheit in V. 18 bestimmt, doch, wenn dort die subjektive Wahrheit in's Auge gefasst wird, so hier die objektive. [Joh 18,37] Aus der Wahrheit sein ist dasselbe wie aus Gott sein. V. 10 Nur dadurch, dass wir erkennen, dass wir aus der Wahrheit sind, können wir vor Gottes Angesicht unser Herz beruhigen. 1 Johannes 1Joh 70 3 19 65 Wir werden unser Herz davon überzeugen, dass diese Wahrheit auch auf den speziellen Fall Anwendung findet, dass das Herz sich mancher Sünden und Übertretungen bewusst ist, die es ihm zweifelhaft machen, ob wir wirklich aus der Wahrheit sind. 1 Johannes 1Joh 70 3 2 Carissimi, nunc filii Dei sumus, et nondum apparuit quid erimus. Scimus quoniam cum apparuerit, similes ei erimus: quoniam videbimus eum sicuti est. Geliebte!⁷ jetzt⁸ sind wir Kinder Gottes, aber noch ward es nicht offenbar, was wir sein werden.⁹ Wir wissen,¹⁰ dass, wenn er sich offenbart, wir ihm ähnlich sein werden, weil wir ihn schauen werden, so wie er ist.¹¹ 1 Johannes 1Joh 70 3 2 7 Der Apostel nimmt die Aussage über unsern Kindschaftsstand wieder auf, da die Bruderliebe [1Joh 2,9] auf dem Bewusstsein der gemeinsamen Gotteskindschaft beruht. 1 Johannes 1Joh 70 3 2 8 Gegenstand [1Joh 2,28]. 1 Johannes 1Joh 70 3 2 9 In der Verklärung. 1 Johannes 1Joh 70 3 2 10 Wenn wir uns auch keine Vorstellung davon machen können. 1 Johannes 1Joh 70 3 2 11 Wenn schon das gegenwärtige Schauen Gottes in Christus [1Joh 2,24], wenn es fruchtbringend ist, das Gezeugtsein aus Gott zur Folge hat [1Joh 2,29], uns Gott ähnlich und zu seinen Kindern macht (V. 1), so muss das Schauen Gottes von Angesicht zu Angesicht, vergl. [1Kor 13,12], unsere innigste Ähnlichkeit mit Gott vollenden. Das Schauen ist mit der innigsten Liebe verbunden und vereinigt uns so ganz mit dem Geschauten, uns ihm ähnlich machend. Da wir nun Gott ewig schauen werden, werden wir ewig mit ihm in Liebe vereint bleiben. Vergl. [2Petr 1,4]. 1 Johannes 1Joh 70 3 20 Quoniam si reprehenderit nos cor nostrum: major est Deus corde nostro, et novit omnia. dass, wenn uns unser Herz anklagt, Gott größer ist als unser Herz und alles weiß.⁶⁶ 1 Johannes 1Joh 70 3 20 66 Gott als der Vergebende. Der Besitz der wahren Bruderliebe ist ein Merkmal der Kindschaft Gottes, und in dem Bewusstsein, dass wir die Bruderliebe haben und somit Kinder Gottes sind, können wir vor Gott unser Herz beruhigen, wenn es uns unsere anderweitigen Fehler und Gebrechen vorhält. Gottes Allwissenheit durchdringt alles, also auch unser Herz, unsere Bruderliebe und den Grund derselben, das Sein aus der Wahrheit, aus ihm selbst. 1 Johannes 1Joh 70 3 21 Carissimi, si cor nostrum non reprehenderit nos, fiduciam habemus ad Deum: Geliebte! wenn unser Herz uns nicht anklagt,⁶⁷ so haben wir Zuversicht zu Gott,⁶⁸ 1 Johannes 1Joh 70 3 21 67 Zweiter Fall. Die Liebe selbst seufzt, die Liebe selbst betet; der vermag nicht gegen sie das Ohr zu verschließen, der sie selbst gegeben. (Aug.) 1 Johannes 1Joh 70 3 21 68 Dass und warum das Bewusstsein, dass wir noch Sünde haben, [1Joh 1,8ff] die Zuversicht nicht aufhebt, zeigt [1Joh 2,1ff]. 1 Johannes 1Joh 70 3 22 Et quidquid petierimus, accipiemus ab eo: quoniam mandata ejus custodimus, et ea, quæ sunt placita coram eo, facimus. und werden, um was wir nur bitten, von ihm erlangen,⁶⁹ weil wir seine Gebote halten⁷⁰ und das tun, was vor ihm wohlgefällig ist.⁷¹ 1 Johannes 1Joh 70 3 22 69 Die Berechtigung unserer Zuversicht erfahren wir durch die Erhörung unserer Gebete. 1 Johannes 1Joh 70 3 22 70 Begründung, weshalb wir von Gott das Erbetene empfangen. Vergl. [1Joh 2,3ff]. Also in der Gebetserhörung erprobt sich die Zuversicht, die wir zu Gott haben dürfen; die Zuversicht aber ist begründet durch das Tun der Gerechtigkeit und die Bruderliebe insbesondere. 1 Johannes 1Joh 70 3 22 71 Deshalb verlässt er uns seinerseits nicht. 1 Johannes 1Joh 70 3 23 Et hoc est mandatum ejus: Ut credamus in nomine Filii ejus Jesu Christi: et diligamus alterutrum, sicut dedit mandatum nobis. Und dies ist sein Gebot: Dass wir an den Namen seines Sohnes Jesus Christus glauben⁷² und einander lieben sollen, wie er uns das Gebot gegeben hat.⁷³ 1 Johannes 1Joh 70 3 23 72 Vergl. V. 11. Ein Grundgebot aller Gebete, damit unsere Gebete erhört werden. Mit dem lebendigen Glauben ist die Liebe verbunden, wie mit der Sonne das Licht, mit der Wurzel die Blüte, darum werden Glaube und Liebe als ein Gebot bezeichnet. Dass der Glaube als Gebot bezeichnet wird, weist auf die Notwendigkeit unserer Mittätigkeit hin. 1 Johannes 1Joh 70 3 23 73 [Joh 13,34] Subjekt des Satzes ist Christus. 1 Johannes 1Joh 70 3 24 Et qui servat mandata ejus, in illo manet, et ipse in eo: et in hoc scimus quoniam manet in nobis de Spiritu, quem dedit nobis. Und wer seine Gebote hält, bleibt in ihm, und er in ihm;⁷⁴ und daran⁷⁵ erkennen wir, dass er in uns bleibt, an dem Geiste, den er uns gegeben hat.⁷⁶ [1Joh 4,13, Joh 14,23, Röm 8,9, 1Kor 12,13] 1 Johannes 1Joh 70 3 24 74 Wer seine Gebote hält, ist nicht allein durch die Erhörung seiner Gebete des Heils gewiss (V. 21), sondern das Beobachten der Gebote ist das Zeichen unsers Heilsstandes, die dieser von selbst mit sich bringt. Wie nach [1Joh 2,5] das Halten des göttlichen Wortes, dessen Inhalt die Gebote sind [1Joh 2,3], unser Sein in Gott offenbart, so beweist das dauernde Halten der Gebote Gottes, dass wir dauernd in ihm sind, dass wir in ihm bleiben und er in uns. 1 Johannes 1Joh 70 3 24 75 An den Folgenden. 1 Johannes 1Joh 70 3 24 76 Der Abschluss kehrt zu [1Joh 3,24] zurück. Wenn du findest, dass du Liebe hast, so hast du den Geist Gottes, und die ganze heilige Dreifaltigkeit wohnt in dir. (Aug.) 1 Johannes 1Joh 70 3 3 Et omnis, qui habet hanc spem in eo, sanctificat se, sicut et ille sanctus est. Und jeder, der diese Hoffnung auf ihn hat, heiligt sich, sowie auch er heilig ist.¹² 1 Johannes 1Joh 70 3 3 12 Wer solche Hoffnung hegt, kann nicht der Sünde dienen. Die lebendige Hoffnung ist gleichsam die Mutter der inneren Heiligung. Wie der, welcher vor dem Angesichte Jahves erscheinen wollte, sich vorher von aller levitischen Unreinigkeit frei machen musste, so wird auch der, der hofft, einst Gott zu schauen, sich von allen Flecken reinigen. Gott heiligt niemand gegen dessen Willen. Doch auch wer sich selbst heiligt, hat dies nicht aus sich, sondern aus Gott, der in ihm Wohnung nimmt. (Aug.) Wie er heilig ist: dem Apostel hat bereits im V. 1 das Bild des wesenhaften Sohnes Gottes vorgeschwebt, der, weil er sündlos war, allezeit Gottes Angesicht schaute. 1 Johannes 1Joh 70 3 4 Omnis, qui facit peccatum, et iniquitatem facit: et peccatum est iniquitas. Jeder,¹³ der die Sünde tut,¹⁴ tut auch die Gesetzwidrigkeit, und die Sünde ist Gesetzwidrigkeit.¹⁵ 1 Johannes 1Joh 70 3 4 13 Der Apostel legt den Lesern drei Gründe dar, weshalb der Christ zur Selbstläuterung und Heiligung verbunden ist. [1Joh 4,5-7.8-10a] 1 Johannes 1Joh 70 3 4 14 Mit vollem Wissen und Willen. Eine solche Auflehnung gegen den göttlichen Willen muss gestraft werden, mithin kann die Sünde nie erlaubt sein, und keine Umstände können bewirken, dass sie Gottes Willen gemäß sei. 1 Johannes 1Joh 70 3 4 15 Die Sünde ist ein Wort, eine Begierde, eine Tat gegen das ewige Gesetz (Aug.). Diese Gesetzeswidrigkeit ist der christlichen Hoffnung entgegengesetzt. 1 Johannes 1Joh 70 3 5 Et scitis quia ille apparuit ut peccata nostra tolleret: et peccatum in eo non est. Und ihr wisset,¹⁶ dass er¹⁷ erschienen ist, um unsere Sünden hinwegzunehmen, und in ihm ist keine Sünde.¹⁸ 1 Johannes 1Joh 70 3 5 16 Erklärung, inwiefern allein das Sichreinigen von der Sünde dem Ziele der Menschwerdung, in der sich die Heiligkeit Christi (V. 3), offenbarte, entspricht. 1 Johannes 1Joh 70 3 5 17 Christus 1 Johannes 1Joh 70 3 5 18 Diese Worte werden koordiniert, um als Grundlage für V. 6 zu dienen. 1 Johannes 1Joh 70 3 6 Omnis, qui in eo manet, non peccat: et omnis, qui peccat, non vidit eum, nec cognovit eum. Keiner, der in ihm bleibt, sündigt;¹⁹ und jeder, der sündigt,²⁰ hat ihn nicht gesehen,²¹ noch ihn erkannt.²² 1 Johannes 1Joh 70 3 6 19 Wer in innigster Lebensgemeinschaft mit Christus steht, sündigt nicht; Zurückbeziehung auf die Mahnung [1Joh 2,27]. Es ist dies wahr, soweit die Lebensgemeinschaft besteht (Aug.), also unbedingt vom idealen Standpunkte aus, nach dem, was das christliche Leben sein sollte. Ähnlich Paulus [2Kor 5,17]. Andererseits ist es gewiss, dass auch dem gerechtfertigten Christen noch die Sünde nahe treten kann und er also sowohl der vergebenden und erlösenden Gnade Gottes, wie der Selbstläuterung bedarf. Vergl. [1Joh 1,8-10, 1Joh 2,1ff, 1Joh 3,3]. Immerhin ist die Sünde dem Christen etwas Fremdes geworden, von dem er sich alsbald zu befreien bemüht ist. Calvin wollte aus dieser Stelle beweisen, dass, wer einmal gerechtfertigt ist, diese Gnade nicht verlieren kann. Gegen diese Behauptung definierte das Tridentiner Konzil: Wenn jemand sagt, der einmal gerechtfertigte Mensch könne nicht mehr sündigen, noch auch die Gnade verlieren, und darum sei der, welcher fällt und sündigt, gar nicht gerechtfertigt gewesen, oder im Gegenteile, er könne im ganzen Leben alle Sünden, selbst auch die lässlichen, meiden, ohne mit besonderer Gnadenbevorzugung von Gott, wie die Kirche von der seligsten Jungfrau annimmt, der sei ausgeschlossen. (Sitz 6 Kann 23) 1 Johannes 1Joh 70 3 6 20 Wer sündigt, ohne sich von der Sünde zu reinigen, also noch nicht in Christus bleibt. 1 Johannes 1Joh 70 3 6 21 Noch nicht geistig ergriffen. Wie das Schauen Gottes zur Ähnlichkeit mit ihm emporhebt (V. 2), so führt das geistige Sichversenken in Christus zur Freiheit von der Sünde, die ihm eigen war. 1 Johannes 1Joh 70 3 6 22 Sich mit der Erfahrung des Herzens in ihn eingelebt. 1 Johannes 1Joh 70 3 7 Filioli, nemo vos seducat. Qui facit justitiam, justus est: sicut et ille justus est. Kindlein! lasset euch von niemand verführen!²³ Wer die Gerechtigkeit tut,²⁴ ist gerecht, gleichwie auch er gerecht ist. 1 Johannes 1Joh 70 3 7 23 Durch die Behauptung, dass man gerecht sein könne, ohne die Gerechtigkeit zu üben. 1 Johannes 1Joh 70 3 7 24 Wer die innere Gerechtigkeit in seinem Leben ausprägt, vergl. [1Joh 2,29], wer die volle und ganze in Gottes Gesetz gebotene Gerechtigkeit übt. Wir sind gerecht, wie er gerecht ist (sagt der heil. Augustin), doch er in unwandelbarer Dauer, wir, indem wir an den glauben, den wir einst schauen werden. Und wenn unsere Gerechtigkeit vollkommen geworden sein wird, wenn wir den Engeln gleich sein werden, auch dann wird sie der seinen nicht gleichkommen. Wie weit ist sie also jetzt von ihm entfernt, wenn sie selbst dann der seinen nicht gleichkommt! 1 Johannes 1Joh 70 3 8 Qui facit peccatum, ex diabolo est: quoniam ab initio diabolus peccat. In hoc apparuit Filius Dei, ut dissolvat opera diaboli. Wer die Sünde tut,²⁵ ist vom Teufel,²⁶ denn der Teufel sündigt von Anfang an.²⁷ Dazu ist der Sohn Gottes erschienen, dass er die Werke des Teufels zerstöre.²⁸ 1 Johannes 1Joh 70 3 8 25 Wer in der Sünde wie in seinem Elemente lebend und verharrend tut, was dem göttlichen Willen zuwider ist. 1 Johannes 1Joh 70 3 8 26 Vergl. [Joh 8,44]. Seiner Sinnes- und Lebensrichtung nach hat er seinen Ursprung vom Teufel, wie der, welcher, welcher die Gerechtigkeit tut, aus Gott gezeugt ist. [1Joh 2,29] Dass ein solcher, wie hier beschrieben, nicht gerecht, nicht Gott wohlgefällig sein kann, ist klar. 1 Johannes 1Joh 70 3 8 27 Seitdem es eine Sünde auf Erden gibt. 1 Johannes 1Joh 70 3 8 28 Nach [Joh 2,19] ist der Teufel der Urheber aller sündhaften Richtung. Der Heiland will die Werke zerstören, welche der Teufel in allen denen wirkt, die aus ihm ihren Ursprung haben. Alles, was der Teufel tut, ist immer schlecht. Denn wenn er auch einmal das täte, was an sich gut ist, so würde er es doch nicht in guter Absicht vollbringen, wie wenn er die Wahrheit redete, um zu täuschen. Auch seine natürlichen Gaben missbraucht er zum Bösen. (Thom.) 1 Johannes 1Joh 70 3 9 Omnis, qui natus est ex Deo, peccatum non facit: quoniam semen ipsius in eo manet, et non potest peccare, quoniam ex Deo natus est. Jeder, der aus Gott geboren ist, begeht keine Sünde,²⁹ denn sein Same³⁰ bleibt in ihm, und er kann nicht sündigen,³¹ denn er ist aus Gott geboren. 1 Johannes 1Joh 70 3 9 29 Zurückbeziehung auf [1Joh 2,29]. Wie V. 6 stellt hier der Apostel den idealen Standpunkt vor Augen: da die heiligmachende Gnade in dem Christen bleibt und Gott ihn vor dem Falle beschützt. Johannes sagt nicht, dass der Christ überhaupt nicht sündigen kann, dies widerspräche dem [1Joh 1,7] und [1Joh 2,2] Gesagten, noch weniger, dass ein Christ die Kindschaft Gottes nicht verlieren könne, denn dies stände im Widerspruch zu [Hebr 6,4ff], sondern insoweit in den Kindern Gottes das neue Leben wirksam ist, wird es, wenn auch die Christen jetzt noch bisweilen in Sünden fallen, dennoch zuletzt gewiss siegen über alle Macht des Todes und der Finsternis. Der Apostel sieht sie schon auf dem Gipfel stehen, zu welchem sie emporsteigen. Der Geist kann nicht sündigen, insofern er aus Gott geboren ist. Bei den Gottlosen hingegen sieht der Apostel nur auf die Giftquelle, die sogar das von Gott geschenkte Gute sogleich in ihren Bereich zieht, ohne dass er hier darauf Rücksicht nimmt, dass viele solcher Teufelskinder noch Gotteskinder werden können. Der Grund der schroffen Gegenüberstellung ist, dass er seinen Lesern recht eindringlich die große Wahrheit an das Herz legen will, dass es keine Neutralität zwischen Gott und dem Teufel gibt und man entweder dem einen dienen muss, oder dem anderen. 1 Johannes 1Joh 70 3 9 30 Das Wort Gottes, die heiligmachende Gnade. Die heiligmachende Gnade verhält sich zur Seligkeit wie der Same bei den lebenden Wesen zu dem, was aus ihm hervorgeht. (Thom.) 1 Johannes 1Joh 70 3 9 31 Steigerung: Er tut nicht Sünde, er kann nicht sündigen. 1 Johannes 1Joh 70 0 1 a. Nicht jedem Geiste ist demnach zu glauben, sondern zu beachten, dass nur der Geist aus Gottes Geist redet, der bekennt, dass Jesus Christus der Sohn Gottes ist. Wer aber Jesus und Christus trennt, ist nicht von Gott, sondern vom Antichrist, der schon jetzt in der Welt tätig ist. (V. 3) b. Johannes spricht den Lesern seine Freude aus, dass sie, da Gott in ihnen sei, von jenen Antichristen nichts zu fürchten haben, deren Worten nur die Kinder der Welt ihr Ohr leihen, nicht sie, die nur auf den Apostel hören. (V. 6) III. Da der Vater seinen eingeborenen Sohn aus Liebe für uns dahingegeben, müssen wir Liebe mit Liebe vergelten (4,7 5,12): 1. Empfehlung der Liebe Gottes und des Nächsten, welche so miteinander verbunden sind, dass die eine nicht ohne die andere sein kann (V. 7 21): a. Das Motiv der Liebe ist Gottes Liebe gegen uns, die sich besonders darin kundgetan, dass er seinen eingeborenen Sohn für uns als Sühne dahingab. (V. 11) b. Die Früchte und die Wurzel der Liebe sind demnach: Wer die Liebe besitzt, in dem wohnt Gott und verleiht ihm seinen Geist. (V. 13) Die Wurzel der Liebe ist der Glaube an Jesus Christus, darum bleibt Gott auch in dem, der in Liebe bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist. (V. 16) Wer die wahre Liebe besitzt, darf den Tag des Gerichtes mit Zuversicht erwarten. (V. 18) c. Mahnung zur Liebe Gottes und des Nächsten. 1 Johannes 1Joh 70 4 1 Carissimi, nolite omni spiritui credere, sed probate spiritus si ex Deo sint: quoniam multi pseudoprophetæ exierunt in mundum. Geliebte! glaubet nicht jedem Geiste, sondern prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind;¹ denn es sind viele Lügenpropheten in die Welt ausgegangen. 1 Johannes 1Joh 70 4 1 1 Nicht jeder Geist ist das Kennzeichen, dass Gott in uns bleibt, sondern nur der, welcher sich als Gottes Geist offenbart. Aus Gott reden die wahren Propheten, die rechten Lehrer. Die falschen Propheten (Antichristen [1Joh 2,18]) folgen einem anderen Geiste. Eine solche Prüfung der Geister empfiehlt auch der heil. Paulus [1Thess 5,21]. Die Unterscheidung der Geister war in der apostolischen Zeit eine besondere Gnadengabe [1Kor 12,10], deren Stelle bei der Ausbreitung der Kirche das auch vorher bereits bestehende unfehlbare Lehramt der Kirche ausschließlich eingenommen hat. 1 Johannes 1Joh 70 4 10 In hoc est caritas: non quasi nos dilexerimus Deum, sed quoniam ipse prior dilexit nos, et misit Filium suum propitiationem pro peccatis nostris. Darin besteht die Liebe;³¹ nicht dass wir Gott geliebt haben,³² sondern dass er uns zuerst geliebt³³ und seinen Sohn gesandt hat als Sühne für unsere Sünden.³⁴ [1Joh 2,2] 1 Johannes 1Joh 70 4 10 31 Rückkehr zu dem Gedanken V. 7. 1 Johannes 1Joh 70 4 10 32 Was die wahrhaft Frommen des A. T. getan. [Joh 5,42] 1 Johannes 1Joh 70 4 10 33 In der Sendung des Sohnes ist nicht nur die Liebe als das Wesen Gottes, sondern auch das Wesen der Liebe überhaupt offenbar geworden, sofern daraus erst folgt, dass alle Liebe in ihm ihren Ursprung hat. 1 Johannes 1Joh 70 4 10 34 Ehe wir Gottes Liebe noch verstanden und erkannten, tilgte sie in dem Sühnopfer Christi unsere Sünden. (Vergl. V. 9) Aus dieser Liebe Gottes zu uns, aus der Mitteilung seines eigenen Wesens an uns, kann erst unsere Liebe zu ihm herfließen. 1 Johannes 1Joh 70 4 11 Carissimi, si sic Deus dilexit nos: et nos debemus alterutrum diligere. Geliebte! wenn Gott uns also³⁵ geliebt, so müssen³⁶ auch wir einander lieben. 1 Johannes 1Joh 70 4 11 35 Dass in der Sendung Christi das Wesen der Liebe (V. 10) und in dieser das Wesen Gottes (V. 8) offenbar geworden ist. 1 Johannes 1Joh 70 4 11 36 Vergl. [1Joh 2,6, 1Joh 3,16]. Das Wesen Gottes muss, soweit wir es erkennen, unser Verhalten und das innere Wesen bestimmen. 1 Johannes 1Joh 70 4 12 Deum nemo vidit unquam. Si diligamus invicem, Deus in nobis manet, et caritas ejus in nobis perfecta est. Gott hat niemand jemals geschaut.³⁷ Wenn wir einander lieben, so bleibt³⁸ Gott in uns, und seine Liebe ist in uns vollkommen.³⁹ 1 Johannes 1Joh 70 4 12 37 Vergl. [Joh 1,18]. Niemand hat Gott geschaut, dass er sein Wesen erkannt hätte. Doch es offenbart sich in der Liebe. 1 Johannes 1Joh 70 4 12 38 So bleibt Gott in uns, und so erkennen wir daran, dass Gott in uns bleibt, ähnlich wie aus dem Glauben. V. 4 1 Johannes 1Joh 70 4 12 39 Wir haben den Gipfelpunkt des Gnadenstandes erreicht, denn Gottes eigenstes Wesen, welches Liebe ist, ist in uns verwirklicht. 1 Johannes 1Joh 70 4 13 In hoc cognoscimus quoniam in eo manemus, et ipse in nobis: quoniam de Spiritu suo dedit nobis. Daran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben, und er in uns, weil er uns von seinem Geiste gegeben hat.⁴⁰ 1 Johannes 1Joh 70 4 13 40 Rückbeziehung auf [1Joh 3,24]. Der Geist, der in alle Wahrheit leitet, lehrt uns Gott in Christus erkennen, macht uns die Liebe, die in Christus erschienen ist, als sein Wesen (V. 8) und die Quelle aller Liebe (V. 10) kund, und verleiht uns den Glauben (V. 14, V. 15) und die wahre Liebe. (V. 16) 1 Johannes 1Joh 70 4 14 Et nos vidimus, et testificamur quoniam Pater misit Filium suum Salvatorem mundi. Und wir⁴¹ haben es geschaut und bezeugen, dass der Vater⁴² seinen Sohn als Heiland der Welt gesendet hat. 1 Johannes 1Joh 70 4 14 41 Ich mit allen Augenzeugen des Lebens Jesu. 1 Johannes 1Joh 70 4 14 42 So nannte der Heiland den, der ihn gesandt. Daran haben die Apostel zuerst das Wesen Gottes erkannt, dass der Vater vor Grundlegung der Welt den Sohn liebte [Joh 17,24], und aus eigener Erfahrung gelernt, dass jener den Sohn aus Liebe in die Welt gesandt hat. 1 Johannes 1Joh 70 4 15 Quisquis confessus fuerit quoniam Jesus est Filius Dei, Deus in eo manet, et ipse in Deo. Wer immer bekennt, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott, und er in Gott.⁴³ 1 Johannes 1Joh 70 4 15 43 Das Zeugnis muss gläubig angenommen werden. Dass dies geschieht, wird im Bekenntnis erwiesen. Der Apostel bezieht sich auf die Erfüllung des ersten Gebotes [1Joh 3,23] zurück. Das Bekenntnis, das V. 2 aufgestellt war, wird hier nach V. 14 erweitert und in der Form gegeben, die sich [1Joh 3,23] findet. Dieses Bekenntnis ist eine Zurückweisung der antichristlichen Lüge (V. 2) und darum, ebenso wie die Liebe (V. 21), ein Kennzeichen, dass Gott in dem, welcher dies Bekenntnis ablegt und hält, bleibt und er in Gott. 1 Johannes 1Joh 70 4 16 Et nos cognovimus, et credidimus caritati, quam habet Deus in nobis. Deus caritas est: et qui manet in caritate, in Deo manet, et Deus in eo. Und wir⁴⁴ haben erkannt und geglaubt⁴⁵ an die Liebe, welche Gott zu uns⁴⁶ hat. Gott ist Liebe,⁴⁷ und⁴⁸ wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott in ihm.⁴⁹ 1 Johannes 1Joh 70 4 16 44 Die Gläubigen. 1 Johannes 1Joh 70 4 16 45 Der wahre Glaube ist ein erkennender, die wahre Erkenntnis eine gläubige Überzeugung aus Gott von der Wahrheit des Erkannten mit der Erkenntnis zusammen bilden den vollen christlichen Glauben. 1 Johannes 1Joh 70 4 16 46 Oder: in uns. 1 Johannes 1Joh 70 4 16 47 Dies hat der Apostel bereits V. 8 als den Mittelpunkt der wahren Gotteserkenntnis bezeichnet. Also ist unsere Liebe ein Kennzeichen unserer Gottesgemeinschaft, wie das Bekenntnis des Glaubens (V. 15), und somit wirklich die Erfüllung der in diesen beiden Forderungen sich zusammenfassenden Gebote Gottes. [1Joh 3,23ff] 1 Johannes 1Joh 70 4 16 48 Somit 1 Johannes 1Joh 70 4 16 49 Da Gott die Liebe ist, bleibt der in Gott, der in der Liebe bleibt. Nun aber kann niemand in der Liebe bleiben, wenn die Liebe nicht der wirksame Mittelpunkt seines Lebens ist und bleibt, also ist durch das Bleiben in der Liebe gezeigt, dass Gott, dessen Wesen die Liebe ist, in dem, der in der Liebe ist, bleibt. (Vergl. V. 12.) Gott ist die Liebe. Was ist besser als die Liebe? Und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, was ist also sicherer als die Liebe? Und Gott in ihm. Was ist also seliger als die Liebe? (Bernh.) 1 Johannes 1Joh 70 4 17 In hoc perfecta est caritas Dei nobiscum, ut fiduciam habeamus in die judicii: quia sicut ille est, et nos sumus in hoc mundo. Dadurch ist die Liebe Gottes⁵⁰ bei uns vollkommen, dass wir Zuversicht haben auf den Tag des Gerichtes, denn so wie er ist,⁵¹ sind auch wir in dieser Welt. 1 Johannes 1Joh 70 4 17 50 Der Genitiv Gottes fehlt in den besten griech. Handschriften. Nach der Vulgata ist der Sinn: die Liebe Gottes, sofern sie sich mit uns gleichsam in Gemeinschaft setzt, um uns zu sich zu erheben, erreicht den Gipfel ihrer Tätigkeit; oder: die Liebe Gottes zu uns, welche sich besonders in der Sendung des Sohnes kundgegeben hat, erweist sich in ihrer Macht und Herrlichkeit. Nach dem Kontext (V. 16, V. 18) ist aber wohl viel mehr an die uns innewohnende Liebe zu denken. Die Worte: Die Liebe weisen auf V. 16 zurück: in der Liebe. Diese Liebe umfasst ebenso die Gottes- wie die Bruderliebe. Von der Zuversicht war bereits [1Joh 3,21] die Rede. Hier wird sie in ihrer letzten Bewährung gefasst, welche sie am Tage des Gerichtes bieten soll. Wie sie [1Joh 2,28] von dem Bleiben in Gott abhängig gemacht ist, so hier von dem Bleiben in der Liebe, die ja Gott ist. 1 Johannes 1Joh 70 4 17 51 Wie der erhöhte Christus (Aug.) nur noch im Vater ist, vergl. [Joh 14,20], von allen irdischen Beziehungen gelöst, so stehen auch wir zu Gott, wir sind in der Liebe und also in Gott und können mithin nicht verurteilt werden. 1 Johannes 1Joh 70 4 18 Timor non est in caritate: sed perfecta caritas foras mittit timorem, quoniam timor pnam habet; qui autem timet, non est perfectus in caritate. Furcht ist nicht in der Liebe,⁵² sondern die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus, denn die Furcht hat Pein; wer aber fürchtet,⁵³ ist nicht vollendet in der Liebe.⁵⁴ 1 Johannes 1Joh 70 4 18 52 Furcht vor Gott als dem Richter, knechtische Furcht vor Strafe, die mit der Selbstsucht eines ist, jene Furcht, welche die Strafe und Pein, die sie bei dem Gerichte zu erwarten hat, schon in sich trägt, ist unvereinbar mit der Liebe. Die kindliche Furcht, Gott zu beleidigen, muss freilich auf Erden mit der Liebe verbunden sein. 1 Johannes 1Joh 70 4 18 53 Und umgekehrt, wer vollkommen ist in der Liebe, kennt jene mit derselben unvereinbare knechtische Furcht vor dem Richter nicht. 1 Johannes 1Joh 70 4 18 54 Vollendet im Sinne des V. 17. 1 Johannes 1Joh 70 4 19 Nos ergo diligamus Deum, quoniam Deus prior dilexit nos. Lasset uns also Gott lieben,⁵⁵ weil Gott uns zuerst geliebt hat. 1 Johannes 1Joh 70 4 19 55 Mit Nachdruck. Vergl. [Röm 5,5ff, Röm 11,35]. Nach dem Griech.: Wir lieben, weil er zuerst geliebt. 1 Johannes 1Joh 70 4 2 In hoc cognoscitur spiritus Dei: omnis spiritus qui confitetur Jesum Christum in carne venisse, ex Deo est: Daran wird der Geist² Gottes erkannt: Jeder Geist, welcher bekennt,³ dass Jesus Christus⁴ im Fleische gekommen ist,⁵ ist aus Gott;⁶ 1 Johannes 1Joh 70 4 2 2 Der Geist, welcher nach [1Joh 3,24] in uns bleibt. 1 Johannes 1Joh 70 4 2 3 Alles Bekennen ist der Ausdruck der inneren Überzeugung. Diese aber wird von dem heil. Geiste gegeben [1Joh 2,20], mithin kann auch das Bekenntnis diesem zugeschrieben werden, der sich in den Christen als Gottes Geist erweist, indem er jenen zur Erfüllung des ersten göttlichen Gebotes, des Glaubens an den Namen seines Sohnes Jesus Christus [1Joh 3,23] führt. 1 Johannes 1Joh 70 4 2 4 Der ewige Sohn Gottes. Vergl. [1Joh 2,23]. 1 Johannes 1Joh 70 4 2 5 Nur so haben wir ihn ja als den, der er ist [1Joh 1,1] und als höchste Offenbarung Gottes erkannt. 1 Johannes 1Joh 70 4 2 6 Zurückbeziehung auf V. 1. 1 Johannes 1Joh 70 4 20 Si quis dixerit quoniam diligo Deum, et fratrem suum oderit, mendax est. Qui enim non diligit fratrem suum quem videt, Deum, quem non videt, quomodo potest diligere? Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott, und hasset seinen Bruder, der ist ein Lügner.⁵⁶ Denn wer seinen Bruder, den er sieht, nicht liebt, wie vermag der Gott zu lieben, den er nicht sieht?⁵⁷ 1 Johannes 1Joh 70 4 20 56 In der Liebe V. 19 ist die Bruderliebe einbegriffen. Wie kannst du den lieben, dessen Gebote du hassest? Wer könnte sagen: Ich liebe den Kaiser, aber hasse seine Gesetze? Daran erkennt der Kaiser, dass du ihn liebst, wenn seine Gesetze beobachtet werden. Bewahre sein Gebot und liebe deinen Bruder. Liebst du aber deinen Bruder nicht, wie liebst du da den, dessen Gebot du gering achtest? (Aug.) 1 Johannes 1Joh 70 4 20 57 Der Bruder ist Gottes sichtbares Ebenbild, wer also dies nicht liebt, kann keine wahre Liebe zu dem unsichtbaren Urbilde haben. 1 Johannes 1Joh 70 4 21 Et hoc mandatum habemus a Deo: ut qui diligit Deum, diligat et fratrem suum. Und dieses Gebot haben wir von Gott,⁵⁸ dass, wer Gott liebt, auch seinen Bruder lieben soll. [Joh 13,34, Joh 15,12, Eph 5,2] 1 Johannes 1Joh 70 4 21 58 Die Bruderliebe ist nicht allein ihrer Natur nach untrennbar von der Gottesliebe, sondern beruht auch auf einem ausdrücklichen Gebote Gottes. Was also V. 16 19 von der Liebe gesagt ist, gilt ebenso von der Bruderliebe, wie von der Gottesliebe. Die Hervorhebung der göttlichen Forderung entspricht [1Joh 3,23] und bestätigt also das V. 23ff. über den Grund der Heilsgewissheit Gesagte betreffs der Erfüllung des Liebesgebotes endgültig. Noch bleibt dem Apostel übrig, von der Erfüllung des [1Joh 3,23] genannten Gebotes dasselbe nachzuweisen. 1 Johannes 1Joh 70 4 3 Et omnis spiritus, qui solvit Jesum, ex Deo non est, et hic est Antichristus, de quo audistis quoniam venit, et nunc jam in mundo est. und jeder Geist, welcher Jesus aufhebt,⁷ ist nicht aus Gott, und dies ist der Antichrist,⁸ von dem ihr gehört habt, dass er kommt, und schon jetzt ist er in der Welt.⁹ 1 Johannes 1Joh 70 4 3 7 Griech.: der nicht bekennt. Jesus griech. den Jesus, Jesus, wie er zuvor beschrieben ist (V. 2). Der Apostel hat wohl die Doketen seiner Zeit im Auge, welche behaupteten, Christus habe zum Scheine einen menschlichen Leib angenommen, und die hypostatische Vereinigung der göttlichen und menschlichen Natur in Christus, die persönliche Menschwerdung in einem bestimmten einzelnen in Fleisch und Blut gekleideten Menschen, leugneten. Doch mit diesem Grundirrtume, der das ganze Erlösungswerk Christi vernichtet, hängen alle Irrlehrer aller Zeiten mittelbar oder unmittelbar zusammen, so dass der Apostel hier ein allgemeines dogmatisches Kriterium bietet, an dem man die wahren und die falschen Lehrer unterscheiden kann. Ein ähnliches Kriterium stellte Paulus [1Kor 13,3] auf. Ein menschliches und sittliches Prüfungsmittel gibt der Heiland [Mt 7,16]. 1 Johannes 1Joh 70 4 3 8 Die besten Handschriften der Vulgata haben den Genitiv: ist der Geist des Antichrist. Aus [1Joh 2,18] wissen die Leser, dass der Antichrist kommt, aber da er an jener Stelle die Voraussagung durch das Erscheinen der vielen Antichristen erklärt hat, gilt sie auch von denen, die den Geist des Antichristes haben. 1 Johannes 1Joh 70 4 3 9 In jenen falschen Propheten. 1 Johannes 1Joh 70 4 4 Vos ex Deo estis filioli, et vicistis eum, quoniam major est qui in vobis est, quam qui in mundo. Ihr seid aus Gott,¹⁰ Kindlein! und habt sie¹¹ überwunden; denn der in euch ist,¹² ist größer als der in der Welt¹³ ist. 1 Johannes 1Joh 70 4 4 10 Vergl. [1Joh 3,1]. 1 Johannes 1Joh 70 4 4 11 Die Welt. Griech.: sie, die falschen Propheten. Durch die Aufnahme in die Kindschaft Gottes ist ihnen der Sieg gesichert. 1 Johannes 1Joh 70 4 4 12 Gott und der uns von ihm mitgeteilte Geist. [1Joh 3,24] 1 Johannes 1Joh 70 4 4 13 In der widergöttlichen Welt. Anders V. 1, wo die Erde, die Menschen, verstanden sind. 1 Johannes 1Joh 70 4 5 Ipsi de mundo sunt: ideo de mundo loquuntur, et mundus eos audit. Sie sind aus der Welt,¹⁴ darum reden sie aus der Welt,¹⁵ und die Welt hört auf sie. 1 Johannes 1Joh 70 4 5 14 Wenn sie auch früher äußerlich unserer Gemeinschaft angehörten, hat ihr Ausscheiden gezeigt, wem ihr Herz gehörte. 1 Johannes 1Joh 70 4 5 15 Sie schöpfen ihre Lehre aus der der gottwidrigen Menschheit eigenen Weisheit, und nicht aus der Offenbarung. Vergl. [Joh 3,31, Joh 8,23.47, Joh 18,37]. Die falschen Lehrer gehen aus dem Zeitgeiste hervor und wissen sich demselben anzubequemen, sie führen eine der Welt entsprechende und ihr darum gefallende Sprache. (Ökum.) Der wahre Christ ist aus Gott und hört nur auf Gottes Stimme, welche durch die Kirche zu ihm redet. Es ist also ein weiteres Kennzeichen der Wahrheit, dass sie den Kampf gegen die herrschende falsche Weltansicht aufnimmt und gegen das in der Welt herrschende Verderben auftritt. 1 Johannes 1Joh 70 4 6 Nos ex Deo sumus. Qui novit Deum, audit nos: qui non est ex Deo, non audit nos: in hoc cognoscimus Spiritum veritatis, et spiritum erroris. Wir¹⁶ sind aus Gott. Wer Gott erkennt,¹⁷ hört auf uns; wer nicht aus Gott ist, hört nicht auf uns;¹⁸ daran¹⁹ erkennen wir²⁰ den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrwahns.²¹ 1 Johannes 1Joh 70 4 6 16 Der Apostel und die anderen Verkündiger der Wahrheit. 1 Johannes 1Joh 70 4 6 17 Vergl. [1Joh 2,5] und [1Joh 2,28]. 1 Johannes 1Joh 70 4 6 18 Weil wir aus Gott sind. 1 Johannes 1Joh 70 4 6 19 Siehe [1Joh 3,24]. 1 Johannes 1Joh 70 4 6 20 Die Apostel erkennen aus der Annahme oder Zurückweisung ihres Wortes, wer aus Gott ist und wer nicht. 1 Johannes 1Joh 70 4 6 21 Der Geist, welcher antreibt, die Apostel zu hören, kann nur der Geist der Wahrheit sein, der Geist, welcher die Welt bewegt, auf die falschen Propheten zu hören, kann nur der Geist des Irrwahns sein. Wie das Bekenntnis des im Fleische gekommenen Jesus (V. 2), so charakterisiert das bleibende Hören auf die Apostel (V. 5) den Geist, durch den Gott selbst in den Christen bleibt und sie das Gebot des Glaubens erfüllen lehrt. 1 Johannes 1Joh 70 4 7 Carissimi, diligamus nos invicem: quia caritas ex Deo est. Et omnis, qui diligit, ex Deo natus est, et cognoscit Deum. Geliebte! lasset uns einander lieben,²² denn die Liebe ist aus Gott;²³ und jeder, der liebt, ist aus Gott geboren und erkennt Gott.²⁴ 1 Johannes 1Joh 70 4 7 22 Schon zweimal hat der Apostel in diesem Sendschreiben von der Liebe gesprochen, [1Joh 2,5-11], und ausführlicher [1Joh 3,10-24]. Jetzt knüpft er an das zweite Gebot [1Joh 3,23] an, um zu zeigen, dass man an seiner Erfüllung das Bleiben Gottes durch seinen Geist in uns erkennen kann. 1 Johannes 1Joh 70 4 7 23 Wie der Geist, welcher Jesus bekennt. 1 Johannes 1Joh 70 4 7 24 Die Erfüllung des Gebotes der Liebe beweist jenes Bleiben Gottes in uns, das an dem Besitze des Geistes erkannt wird. [1Joh 3,24] 1 Johannes 1Joh 70 4 8 Qui non diligit, non novit Deum: quoniam Deus caritas est. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt;²⁵ denn Gott ist Liebe.²⁶ 1 Johannes 1Joh 70 4 8 25 Niemand sage, wenn er die Liebe verletzt: Ich sündige nur gegen einen Menschen; gegen einen Menschen sündigen ist etwas Leichtes, ich will nicht gegen Gott sündigen. Wie solltest du nicht gegen Gott sündigen, wenn du gegen die Liebe sündigst? Gott ist die Liebe. (Aug.) 1 Johannes 1Joh 70 4 8 26 Sein Wesen ist Liebe. Wer Gott erkennt, wird aus ihm gezeugt, nimmt Gottes Wesen, also die Liebe, in sich auf. 1 Johannes 1Joh 70 4 9 In hoc apparuit caritas Dei in nobis, quoniam Filium suum unigenitum misit Deus in mundum, ut vivamus per eum. Dadurch hat sich Gottes Liebe gegen uns²⁷ offenbart,²⁸ dass Gott seinen eingebornen Sohn²⁹ in die Welt gesandt hat, dass wir³⁰ durch ihn leben sollen. [Joh 3,16] 1 Johannes 1Joh 70 4 9 27 Nach anderen: in uns; diese Kundmachung des Wesens Gottes ist in unserm Innern erfolgt. 1 Johannes 1Joh 70 4 9 28 Das Wesen Gottes, das bis dahin noch nicht bekannt war. 1 Johannes 1Joh 70 4 9 29 Nicht einen Engel, nicht einen Diener, sondern den Sohn, der der Abglanz seines Wesens ist [Hebr 1,3], damit wir durch diesen an seinem Leben Teil haben sollen. 1 Johannes 1Joh 70 4 9 30 Die Absicht Gottes war, allen das Leben mitzuteilen, doch nur die Gläubigen entsprechen derselben. 1 Johannes 1Joh 70 0 1 2. Darlegung, dass der Glaube in Wahrheit die Wurzel der Liebe ist (V. 1 12): a. Der Glaube an Jesus Christus macht uns zu Kindern Gottes und bewirkt, dass wir Gott lieben und auch den Nächsten, die Liebe zu Gott aber wird aus der Beobachtung der Gebote erkannt, durch welche (und mittelbar also durch den Glauben) wir die Welt besiegen. (V. 5) b. Dass Jesus der Christus ist, steht aus göttlichem Zeugnisse fest, das jedes menschliche Zeugnis überragt und also angenommen werden muss, im Glauben aber angenommen, das ewige Leben gewährt. (V. 12) Epilog (V. 13 21): 1. Johannes hat diesen Brief geschrieben, damit die Gläubigen wissen, dass sie durch den Glauben an Jesus Christus das ewige Leben haben werden. (V. 13) Die nächste Frucht dieses Glaubens aber ist die Zuversicht, in der sie von Gott alles, auch das Leben eines nicht zum Tode sündigen Bruders, erlangen können. (V. 17) 2. Die aus Gott geboren sind, müssen sich der Sünde enthalten, die Welt verabscheuen und an Gott und seinen Sohn glauben, um das ewige Leben zu erlangen. (V. 20) 3. Mahnung, die Gläubigen möchten sich vor Götzendienst bewahren. 1 Johannes 1Joh 70 5 1 Omnis, qui credit, quoniam Jesus est Christus, ex Deo natus est. Et omnis, qui diligit eum qui genuit, diligit et eum qui natus est ex eo. Jeder, der glaubt, dass Jesus der Christ sei, ist aus Gott geboren;¹ und jeder, welcher den Erzeuger liebt, liebt auch den, der von ihm erzeugt ist.² 1 Johannes 1Joh 70 5 1 1 Begriff des Glaubens, wie er [1Joh 3,23] gegeben. Er ist Wirkung und darum Kennzeichen der Zeugung aus Gott, wie die Liebe Kennzeichen der Gottesgemeinschaft ist [1Joh 4,16], durch welche wir Kinder Gottes werden. Der Glaubensinhalt wird im Gegensatz zu der Leugnung der Antichristen [1Joh 2,22] dahin angegeben, dass die Person Jesu, wie er als Mensch uns entgegentrat, die zweite Person der göttlichen Natur des Messias ist. Der erste Teil des Verses blickt auf das [1Joh 4,7] Gesagte zurück. 1 Johannes 1Joh 70 5 1 2 Der Apostel hat [1Joh 3,23] neben dem Glauben die Bruderliebe als zweites Gebot genannt und [1Joh 4,21] als Gebot Gottes hervorgehoben. Er hebt also noch einmal hervor, dass, wenn die Liebe sich auf den Vater richtet, sie sich auf dessen Kinder, die Mitchristen, erstrecken muss. Nach dem heil. Augustin und dem heil. Hilarius ist der, der aus Gott erzeugt ist, an dieser Stelle Christus. 1 Johannes 1Joh 70 5 10 Qui credit in Filium Dei, habet testimonium Dei in se. Qui non credit Filio, mendacem facit eum: quia non credit in testimonium quod testificatus est Deus de Filio suo. Wer an den Sohn Gottes glaubt,²¹ hat das Zeugnis²² Gottes in sich. Wer dem Sohne²³ nicht glaubt, macht ihn zum Lügner, weil er an das Zeugnis nicht glaubt, welches Gott über seinen Sohn gegeben hat. 1 Johannes 1Joh 70 5 10 21 Wenn jemand das Zeugnis, welches Gott von seinem Sohne gegeben hat, (V. 9) annimmt. 1 Johannes 1Joh 70 5 10 22 Ihm ist das Zeugnis nicht mehr ein rein äußeres, sondern ein innerliches, subjektives, indem er die Kraft der von Gott bezeugten Wahrheit in seiner Seele erfährt. Wer aber jenem Zeugnisse nicht glaubt, hat Gott durch diesen Unglauben zum Lügner [1Joh 1,10] erklärt. Vergl. [Joh 3,33]. 1 Johannes 1Joh 70 5 10 23 Griech.: Gott. Wer an den Sohn nicht glaubt, weigert Gottes Zeugnis den Glauben, und macht so diesen zum Lügner. 1 Johannes 1Joh 70 5 11 Et hoc est testimonium, quoniam vitam æternam dedit nobis Deus. Et hæc vita in Filio ejus est. Und dies ist das Zeugnis, dass uns Gott das ewige Leben²⁴ gegeben hat;²⁵ und dieses Leben ist in seinem Sohne.²⁶ 1 Johannes 1Joh 70 5 11 24 Den Sieg über Sünde und Tod hier, und dort als Vollendung das ewige Leben. So lange wir auf Erden als Pilger wallen, haben wir das ewige Leben in der Hoffnung; wenn wir in den Himmel zu Gott gelangen, erhalten wir es in sich selbst. (Beda) 1 Johannes 1Joh 70 5 11 25 Da jeder Gläubige in dem Sohne ewiges Leben hat [Joh 3,15], so zeugt dieses ewige Leben uns dafür, dass Jesus der Sohn Gottes ist, weil er nur als der Sohn, der mit dem Vater ewiges Sein hat [1Joh 1,2] uns jenes vermitteln konnte. 1 Johannes 1Joh 70 5 11 26 Wie der, welcher den Sohn leugnet, den Vater nicht hat [1Joh 2,23], so hat nur der den Sohn, der ihn in Jesus erkannt hat und an diesen als den Sohn Gottes glaubt. Wer ihn aber hat, schaut in ihm den Vater. [Joh 14,9] Da nun die Anschauung Gottes allein das wahre ewige Leben ist [Joh 17,3], so hat er bereits das Leben, das mit dem Glauben gegeben ist. [Joh 5,24, Joh 6,47] 1 Johannes 1Joh 70 5 12 Qui habet Filium, habet vitam: qui non habet Filium, vitam non habet. Wer den Sohn hat, hat das Leben; wer den Sohn nicht hat, hat das Leben nicht.²⁷ 1 Johannes 1Joh 70 5 12 27 Wer den nicht hat, in dem die volle Offenbarung Gottes ist, kann auch nicht das wahre Leben haben, das in der Anschauung Gottes besteht. Dies ist die Strafe dafür, das er Gott zum Lügner gemacht, indem er sein Zeugnis nicht annahm und so nicht zum Glauben an den Sohn kam. Vergl. [1Joh 3,14]. Hat nun der Gläubige das wahre Leben, so hat er auch ebenso die volle Heilsgewissheit, wie der, welcher die Liebe hat. [1Joh 4,16ff] 1 Johannes 1Joh 70 5 13 Hæc scribo vobis: ut sciatis quoniam vitam habetis æternam, qui creditis in nomine Filii Dei. Dieses²⁸ schreibe ich euch, damit ihr wisset,²⁹ dass ihr das ewige Leben habt, die ihr³⁰ an den Namen des Sohnes Gottes glaubt. 1 Johannes 1Joh 70 5 13 28 Was er V. 11ff gesagt hat. 1 Johannes 1Joh 70 5 13 29 Damit es euch zum vollen Bewusstsein komme und ihr freudige Zuversicht zu Gott und festes Vertrauen im Gebete und in der Fürbitte für sündige Brüder gewinnet. Denn das Gebet ist gleichsam die Hand, welche der Glaube (und die Hoffnung) ausstreckt, um damit die Gnade Gottes zu ergreifen. 1 Johannes 1Joh 70 5 13 30 Euch habe ich in den V. 11 folg. gemeint. 1 Johannes 1Joh 70 5 14 Et hæc est fiducia, quam habemus ad eum: Quia quodcumque petierimus: secundum voluntatem ejus, audit nos. Und dies ist die Zuversicht,³¹ welche wir zu ihm haben,³² dass er uns in allem, was wir nach seinem Willen begehren werden,³³ erhört.³⁴ 1 Johannes 1Joh 70 5 14 31 Die Zuversicht, im Glauben bereits das ewige Leben zu besitzen, wie sie der Apostel hat und in den Lesern erwecken will und, wie er annimmt, erweckt hat. In der Gebetserhörung wir diese Zuversicht als eine wohlbegründete unmittelbar erprobt. [1Joh 3,22] 1 Johannes 1Joh 70 5 14 32 Vergl. [1Joh 2,17]. Dieser Zusatz soll keine Einschränkung sein, sondern gibt die selbstverständliche Voraussetzung an, dass der, welcher im Glauben das ewige Leben hat, den Willen Gottes in allem, also auch im Beten, kennt und tut, wie ja [1Joh 3,22] das Tun seiner Gebote die Voraussetzung der in der Gebetserhörung erprobten Heilsgewissheit ist. 1 Johannes 1Joh 70 5 14 33 Darin besteht die wahre Zuversicht zu Gott, dass wir wissen, dass wir kraft des Bewusstseins der Gebetserhörung das Erbetene stets unmittelbar haben. 1 Johannes 1Joh 70 5 14 34 Wir erbitten das, was wir noch nicht haben, was uns mangelt, doch in der wahren Zuversicht zu Gott wandelt sich durch das Gebet das Nichthaben in Empfangen, in inneren idealen Besitz und damit in die Sicherheit, dass es uns auch in der Sache zu Teil wird. Die Übersetzung kann auch lauten: Dass wir das Erbetene von ihm erlangen. 1 Johannes 1Joh 70 5 15 Et scimus quia audit nos quidquid petierimus: scimus quoniam habemus petitiones quas postulamus ab eo. Und wenn wir wissen, dass er uns erhört, um was wir immer bitten, so wissen wir, dass wir das von ihm Erbetene erlangen. 1 Johannes 1Joh 70 5 16 Qui scit fratrem suum peccare peccatum non ad mortem, petat, et dabitur ei vita peccanti non ad mortem. Est peccatum ad mortem: non pro illo dico ut roget quis. Wer weiß, dass sein Bruder sündigt, aber nicht zum Tode,³⁵ der bitte, und es wird dem, der nicht³⁶ zum Tode sündigt, das Leben gegeben werden.³⁷ Es gibt eine Sünde zum Tode; nicht für diese, sage ich, dass jemand beten solle.³⁸ 1 Johannes 1Joh 70 5 16 35 Wer sündigt [1Joh 1,8], aber die Sünde bekennt [1Joh 1,9], dem wird die Sünde getilgt auf Grund der Fürbitte unseres Erlösers [1Joh 2,1ff], aber wer als Christ in der Finsternis wandelt [1Joh 1,6], für diesen soll die Fürbitte der frommen Christen eintreten, damit er zur Erkenntnis und zum Bekenntnisse komme. Der Tod ist der geistige Tod; eine Sünde zum Tod ist also eine Sünde, welche das wahre Leben, welches Gott uns in Christus verliehen hat, aus unserer Seele vertreibt. Nach einigen ist hier jede schwere Sünde verstanden im Sinne der alttestamentlichen Unterscheidung, nach der es für gewisse Sünden Vergebung auf Grund der Opfersühne gab [Num 18,22] und [Num 15,29-31], während andere die Todesstrafe zur Folge hatten, vergl. [Hebr 10,28], indes wohl nicht ganz mit Recht. Nach [Joh 8,24] stirbt der Nichtchrist in seinen Sünden dahin, wenn er nicht zum Glauben kommt, so kann es also für den Christen nur eine Sünde geben, welche endgültig zum Tode führt: den Abfall vom Glauben, wie er für die Antichristen durch ihr Ausscheiden aus der kirchlichen Gemeinschaft [1Joh 2,19] konstatiert ist. Der Apostel spricht hier von einer Sünde, welche durch sich selbst in den Augen aller Mitchristen als Sünde zum Tode erscheint, also ist wohl die gleiche Sünde, von der [Hebr 6,4-6] die Rede ist, gemeint. 1 Johannes 1Joh 70 5 16 36 Die griechische Negation zeigt, dass das Urteil, ob jemand noch nicht zum Tode gesündigt habe, also bereits völlig vom Glauben abgefallen sei, nicht immer sicher ist. Deshalb hebt der Apostel noch einmal hervor, dass es eine Sünde zum Tode gibt, von der er nicht rede. 1 Johannes 1Joh 70 5 16 37 Griech.: Er wird das Leben geben. (Der Bittende.) 1 Johannes 1Joh 70 5 16 38 Sollte man nicht das Gegenteil erwarten? Ist nicht, je verderblicher die Sünde, die Fürbitte um so dringlicher? Gewiss, aber im gegebenen Falle ist sie aussichtslos. Der Apostel nimmt an, wie der heil. Paulus [Hebr 6,4ff], dass ein Zustand der Verstocktheit eingetreten ist, welcher für alle Einwirkungen der göttlichen Gnade unzugänglich macht. Der Apostel verbietet nicht, auch für solche zu beten, doch ist die Sünde, die nicht zum Tode führt, hier für ihn der Hauptgegenstand, gelegentlich dessen er die Todsünde erwähnt, damit die Christen nicht beirrt werden, wenn ihre Fürbitte unerhört bleibt. 1 Johannes 1Joh 70 5 17 Omnis iniquitas, peccatum est: et est peccatum ad mortem. Jede Ungerechtigkeit ist Sünde;³⁹ so gibt es auch eine Sünde, die zum Tode ist.⁴⁰ 1 Johannes 1Joh 70 5 17 39 Der Apostel kehrt noch einmal zu der Sünde zurück, die nicht zum Tode führt, um zu zeigen, wie viele andere Fälle der Fürbitte dem Christen noch bleiben. Jede Ungerechtigkeit: Bestimmung des Umfanges der Sünde, wie [1Joh 3,4] ihres Wesens. Alles, was im Gegensatze steht zu der Gerechtigkeit, die der Apostel [1Joh 2,29] und [1Joh 3,7] charakterisiert hat, ist Ungerechtigkeit, also Sünde. 1 Johannes 1Joh 70 5 17 40 Der Schluss des Verses ist im Griech.: Und es gibt eine Sünde, die nicht zum Tode ist, wo also das V. 16 Gesagte keine Geltung hat. 1 Johannes 1Joh 70 5 18 Scimus quia omnis, qui natus est ex Deo, non peccat: sed generatio Dei conservat eum, et malignus non tangit eum. Wir wissen,⁴¹ dass jeder, der aus Gott geboren ist, nicht sündigt,⁴² sondern die Geburt aus Gott bewahrt ihn, und der Arge tastet ihn nicht an.⁴³ 1 Johannes 1Joh 70 5 18 41 Das dreimal wiederholte: Wir wissen bedingt nicht eine einfache Koordination gleicher Sätze. 1 Johannes 1Joh 70 5 18 42 Zwischen dem aus Gott geboren sein und dem Sündigen besteht ein innerer Widerspruch. Vergl. [1Joh 3,6.9]. Wenn sich also im Leben eines Christen noch Sünde findet, so ist diese etwas Fremdes, seinem inneren Wesen Entgegengesetztes, wovon er sich zu befreien bemüht ist. 1 Johannes 1Joh 70 5 18 43 Der Teufel und dessen von außen kommende Angriffe vermögen des Christen gottgezeugtes Wesen nicht zu schädigen. Griech.: sondern durch die Geburt aus Gott bewahrt er sich selbst usw. 1 Johannes 1Joh 70 5 19 Scimus quoniam ex Deo sumus: et mundus totus in maligno positus est. Wir wissen,⁴⁴ dass wir aus Gott sind;⁴⁵ und die ganze Welt in dem Argen liegt.⁴⁶ 1 Johannes 1Joh 70 5 19 44 Anwendung des V. 18 auf die Glieder der Christengemeinde. 1 Johannes 1Joh 70 5 19 45 Wie der Apostel bereits [1Joh 4,4] bezeugt hat. 1 Johannes 1Joh 70 5 19 46 Wie die erste Satzhälfte dem ersten Teile von V. 18, so entspricht die zweite Satzhälfte dem zweiten Teile des vorhergehenden Verses. Wenn der Teufel die aus Gott geborenen nicht zu schädigen vermag, so auch nicht die Welt. Die Welt liegt im Argen: ist vollständig und widerstandslos der Macht des Teufels dahingegeben. 1 Johannes 1Joh 70 5 2 In hoc cognoscimus quoniam diligamus natos Dei, cum Deum diligamus, et mandata ejus faciamus. Daran³ erkennen wir,⁴ dass wir die Kinder Gottes lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten.⁵ 1 Johannes 1Joh 70 5 2 3 Vergl. [1Joh 2,5, 1Joh 3,10.19, 1Joh 4,17]. 1 Johannes 1Joh 70 5 2 4 Wann tritt ein, was in V. 1 gesagt ist? Woran erkennen wir, dass wir die Kinder Gottes lieben? 1 Johannes 1Joh 70 5 2 5 Wenn wir Gott wahrhaft lieben (im Gegensatze zu [1Joh 4,20]), indem wir seine Gebote erfüllen. 1 Johannes 1Joh 70 5 20 Et scimus quoniam Filius Dei venit, et dedit nobis sensum ut cognoscamus verum Deum, et simus in vero Filio ejus. Hic est verus Deus, et vita æterna. Und wir wissen,⁴⁷ dass der Sohn Gottes gekommen ist, und uns Einsicht verliehen hat,⁴⁸ dass wir den wahren Gott erkennen und in seinem wahren Sohne seien.⁴⁹ Dies ist der wahre Gott und das ewige Leben.⁵⁰ 1 Johannes 1Joh 70 5 20 47 Aber widerspricht nicht der V. 16 besprochene Fall der Anwendung von V. 18 auf die Christen? Nein, weil die letzte Gewissheit des Heiles, dass Jesus der Sohn Gottes ist, in ihrer Glaubensüberzeugung unerschütterlich fest steht. 1 Johannes 1Joh 70 5 20 48 Ein dauerndes Geschenk. Der Sinn ist das übernatürliche Erkenntnisvermögen. Wie der natürliche Sinn uns das Mittel ist, die Außenwelt wahrzunehmen, und uns ihr Dasein verbürgt, so hat der Christ ein übernatürliches Vermögen, den wahrhaftigen Gott zu erkennen. [Joh 17,3] Wo aber anders als in dem Mensch gewordenen Sohne Gottes? 1 Johannes 1Joh 70 5 20 49 Griech.: dass wir den wahrhaftigen Gott erkennen, und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohne Jesus Christus. Dass wir in Christus wurzeln, dessen muss der Christ sich innerlich bewusst sein. Dass der Sohn Gottes, durch den das Wesen Gottes ganz erkannt werden soll, der Wahrhaftige genannt wird, geschieht, um die Gleichheit dessen, was wir erkennen, mit dem, worin wir sind, zu bezeichnen. Vergl. [Joh 17,3]. Um die volle Berechtigung der Identifizierung noch klarer zu zeigen, fügt der heil. Johannes bei: Dieser, nämlich Jesus Christus, der Sohn Gottes. 1 Johannes 1Joh 70 5 20 50 So heißt im Evangelium [Joh 11,25] und [Joh 14,6] Christus das Leben, d. i. der Vermittler, der Urheber des Lebens. Der Vater, die ursprüngliche Quelle des Lebens, hat dem Sohne gegeben, das Leben zu haben in sich selber [Joh 5,26], damit dieser, wie der Mittler alles Heils, so der Vermittler des Lebens für die Welt werde. Mit dem Worte des Lebens, in dem sich das Leben offenbart hat [1Joh 1,1ff], hat der Brief begonnen, mit dem Hinweise auf Jesus Christus als den gottgleichen Sohn, welcher der Vermittler des Lebens ist, schließt er. 1 Johannes 1Joh 70 5 21 Filioli, custodite vos a simulacris. Amen. Kindlein!⁵¹ hütet euch vor den Götzen.⁵² Amen. 1 Johannes 1Joh 70 5 21 51 Noch einmal zeigt der Apostel in der Anrede seine zärtliche Liebe. 1 Johannes 1Joh 70 5 21 52 Indem er von ihnen Abschied nimmt, bittet er die, welche er bisher ermahnt hat, sich nun selbst zu bewahren vor den Abgöttern, vor allen Wahngebilden, welche der Mensch sich von Gott macht im Gegensatze zu dem einen wahrhaften Gott, der in Christus offenbar geworden ist. [Joh 17,3] Hierher gehören die Mahnbilder der Gnostiker, wie der Antinomisten [1Joh 2,4], der Hasser der Brüder [1Joh 2,9], der weltlich Gesinnten. [1Joh 2,16] Alle Mahnungen des Briefes in Gott zu bleiben, wie er in Christus offenbar geworden ist [1Joh 2,28], sich von der Sünde zu reinigen [1Joh 3,3], sich im Christenstande durch die Bruderliebe zu bewähren [1Joh 3,18, 1Joh 4,7.11], werden in dieser letzten Mahnung zusammengefasst. 1 Johannes 1Joh 70 5 3 Hæc est enim caritas Dei, ut mandata ejus custodiamus: et mandata ejus gravia non sunt. Denn das ist⁶ die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten,⁷ und seine Gebote sind nicht schwer.⁸ 1 Johannes 1Joh 70 5 3 6 Darin bewährt sich. 1 Johannes 1Joh 70 5 3 7 Vergl. [1Joh 2,5]. Wie Christus seine Liebe durch seinen Gehorsam gegen den Vater bewies [Joh 14,31], fordert er von uns die gleiche Bewährung der Liebe zu ihm. [Joh 14,15.21] 1 Johannes 1Joh 70 5 3 8 Vergl. [Mt 11,30]. In dem, was man liebt, hat man keine Mühe, oder hat man Mühe, so liebt man diese (Aug.), Wenn jemand sagt, die Gebote Gottes seien unmöglich zu halten für den Menschen, selbst für den Gerechtfertigten und für den in der Gnade stehenden, der sei ausgeschlossen. (Konzil von Trient Sitz 6 Kan. 18) 1 Johannes 1Joh 70 5 4 Quoniam omne, quod natum est ex Deo, vincit mundum: et hæc est victoria, quæ vincit mundum, fides nostra. Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt;⁹ und das ist der Sieg, welcher die Welt überwindet: der Glaube.¹⁰ 1 Johannes 1Joh 70 5 4 9 Das Halten der Gebote ist für den, der Gott liebt, etwas Selbstverständliches [1Joh 2,5]. Aber sind nicht die Schwierigkeiten und Versuchungen, welche die Welt schafft, zu schwer? Nein, wer aus Gott geboren ist, besiegt sie: [1Joh 4,4] Der feste Glaube an Christus versichert ihn des Gnadenbeistandes, zeigt ihm die Krone, die seiner wartet, und verbindet ihn mit Gott. 1 Johannes 1Joh 70 5 4 10 Der den Lesern mit dem Apostel gemeinsame Glaube. Sieg: Urheber des Sieges. Als solcher hat der Glaube sich schon bewährt. 1 Johannes 1Joh 70 5 5 Quis est, qui vincit mundum, nisi qui credit quoniam Jesus est Filius Dei? Wer ist es, der die Welt überwindet,¹¹ als nur wer glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist?¹² 1 Johannes 1Joh 70 5 5 11 Vergl. [1Joh 2,22]. Der Apostel kehrt vom Glauben zu dem zurück, der den Glauben hat, und damit zu V. 1: Der Gläubige überwindet, wie alles was aus Gott geboren ist, die Welt. 1 Johannes 1Joh 70 5 5 12 Vergl. [1Joh 4,15]. Wie in V. 1 stellt sich der Apostel den Irrlehrern entgegen, welche den Sohn leugneten, indem sie bestritten, dass Jesus der Christ sei. [1Joh 2,22] 1 Johannes 1Joh 70 5 6 Hic est, qui venit per aquam et sanguinem, Jesus Christus: non in aqua solum, sed in aqua et sanguine. Et spiritus est, qui testificatur, quoniam Christus est veritas. Dieser ist es,¹³ der durch Wasser und Blut gekommen ist,¹⁴ Jesus Christus, nicht in Wasser allein, sondern in Wasser und Blut.¹⁵ Und der Geist¹⁶ ist es, welcher Zeugnis gibt, dass Christus die Wahrheit ist. 1 Johannes 1Joh 70 5 6 13 Die Irrlehrer sahen in dem Heilande einen himmlischen Äon, der sich in der Taufe mit dem Menschen Jesus verband und vor dem Tode von ihm schied. Diesem Irrtume gegenüber bezeugt der Apostel die Glaubenswahrheit. Dieser ist es: Der Mensch Jesus, welcher der Sohn Gottes war. (V. 5) 1 Johannes 1Joh 70 5 6 14 Das Kommen ist bei dem heil. Johannes ein feierlicher Ausdruck, der das Erscheinen des Heilandes in der Welt bedeutet. Zunächst weist die Präposition durch auf zwei Tatsachen hin, durch welche er gleichsam hindurchging. Die Propheten hatten vorausgesagt, dass der Herr die Menschen mit seinem Blute erlösen und durch die Taufe reinigen werde [Ez 36,47, Sach 12,12] und alle Opfer des A. B. wiesen darauf hin. Christus starb am Kreuze und ward im Jordan getauft, dem Wasser die Kraft der Heiligung verleihend. Wie ferner das Wasser die Taufe, so bedeutete das Blut die heil. Eucharistie, jenes die Grundbedingung zur Teilnahme an der Frucht der Erlösung, letztere den Höhepunkt aller Sakramente. Mit diesen Sakramenten gleichsam ausgerüstet ist Christus gekommen und hat sich dadurch als den Messias allen denen bewährt, welche das Zeugnis des Heil. Geistes in sich tragen, allen Gläubigen. Der heil. Augustin findet in den Worten eine Hindeutung auf die [Joh 19,34] erzählte Tatsache, dass aus der Seitenwunde Jesu am Kreuze Blut und Wasser floss. An jener Stelle bereits weist der Apostel auf diesen Umstand als auf etwas Wunderbares, tief Bedeutsames hin. Das Wasser ist Symbol der Wiedergeburt, die uns in Christus zu Teil wird, das Blut Symbol der Versöhnung, da nur durch Blut die Versöhnung mit Gott vollbracht wird. [Hebr 9,22] Da nun das neue Leben aus Christus uns in der Taufe eingepflanzt wird und die Früchte seines Sühnopfers, das er am Kreuze dargebracht, uns vorzugsweise in der heil. Eucharistie zugewendet werden, deutet der Apostel auch auf diese hin. Im Evangelium stellt er wegen der Rücksichtnahme auf die Sakramente das Wasser voran. 1 Johannes 1Joh 70 5 6 15 Die Negation zeigt, dass der Apostel sich gegen die Irrlehrer wendet. Diese ließen zu, dass Christus (der Äon) im Wasser, nicht aber, dass er im blutigen Tode gekommen sei. Der Apostel stellt im Gegenteile gerade den Tod Christi als die höchste Liebesoffenbarung Gottes, vergl. [1Joh 4,10], hin. Das am Kreuze geflossene Blut war das Blut des im Fleische gekommenen Gottessohnes. [1Joh 4,2] 1 Johannes 1Joh 70 5 6 16 Der Heil. Geist, von dem Christus [Joh 15,26] gesagt, dass er von ihm zeugen werde. Als Geist Gottes [1Joh 4,13] mit dem Sohne von Ewigkeit her in Lebensgemeinschaft stehend mit dem Vater [1Joh 1,2], kennt er diesen und kann bezeugen, dass der durch Wasser und Blut gekommene eben dieser Gottessohn war. Nach dem Griech. lauten die letzten Worte des V. 6: weil der Geist die Wahrheit ist. 1 Johannes 1Joh 70 5 7 Quoniam tres sunt, qui testimonium dant in clo: Pater, Verbum, et Spiritus sanctus: et hi tres unum sunt. Denn drei sind, welche Zeugnis geben¹⁷ im Himmel: Der Vater, das Wort und der Heilige Geist; und diese drei sind eines. 1 Johannes 1Joh 70 5 7 17 Was der Heil. Geist bezeugt, ist wahr, denn wie es [Dtn 17,6, Dtn 19,15] verlangt wird, damit eine Tatsache endgültig verbürgt sei, sind drei übereinstimmende Zeugen da. 1 Johannes 1Joh 70 5 8 Et tres sunt, qui testimonium dant in terra: Spiritus, et aqua, et sanguis: et hi tres unum sunt. Und drei sind, welche Zeugnis geben auf Erden: Der Geist und das Wasser, und das Blut; und diese drei sind eines.¹⁸ 1 Johannes 1Joh 70 5 8 18 Im Griech. lautet nach den uns erhaltenen Handschriften der Text V. 7, V. 8: So sind es drei, die Zeugnis ablegen, der Geist, das Wasser und das Blut, und die drei sind einig (auf eines hin). Die beiden bereits V. 6 erwähnten Momente erscheinen hier als Zeugnis, dass der, den sie betreffen, Gottes Sohn ist. Bei der Taufe ward seine Gottessohnschaft durch die Mitteilung des Heil. Geistes schon erwiesen [Joh 1,33ff]; bei dem Tode dadurch, dass dem Herrn kein Bein gebrochen, sondern durch den Lanzenstich seine Seite so eröffnet ward, dass daraus die Messianität Christi [Joh 19,35ff] d. i. seine ewige Gottessohnschaft bezeugt ward. (V. 5) Indes, wenn auch unsere griechischen Handschriften aus nicht sicher festzustellenden Ursachen die übrigen Worte nicht haben, welche die Vulgata bietet und unser Text in der Vulgataform bei den Vätern nur bei dem heil. Cyprian und alsdann erst bei dem Bischofe Vigilius am Ende des 5. Jahrhunderts erscheint, bleibt dem katholischen Dogmatiker das Recht, sich für das Dogma der göttlichen Trinität auf die Stelle der Vulgata zu berufen. Denn die Vulgata hat diesen Text, und diese ist auf dem Konzil von Trient (Sitz 4) in rebus fidei et morum, in den Dingen, welche Glauben und Sitten betreffen, für authentisch erklärt worden, mitsamt allen ihren Teilen. Allein lassen wir auch jene Worte V. 7 einmal außer Acht, so haben wir dennoch in unserem Abschnitte die göttliche Trinität genau in derselben Weise ausgedrückt, wie die heil. Schrift sonst von diesem Geheimnisse spricht: Der Vater, der bezeugt V. 9, der Sohn, der bezeugt wird V. 6ff, der Heil. Geist, durch welchen der Sohn vom Vater bezeugt wird V. 6b, somit eine ganz ähnliche Stelle wie bei der Taufe Christi. [Mt 3,16ff] 1 Johannes 1Joh 70 5 9 Si testimonium hominum accipimus, testimonium Dei majus est: quoniam hoc est testimonium Dei, quod majus est, quoniam testificatus est de Filio suo. Wenn wir das Zeugnis der Menschen annehmen, so ist das Zeugnis Gottes größer;¹⁹ denn dies²⁰ ist das Zeugnis Gottes, welches größer ist, dass er Zeugnis gegeben hat von seinem Sohne. 1 Johannes 1Joh 70 5 9 19 Das Zeugnis Gottes unterliegt nicht den Unvollkommenheiten, denen selbst ein dreifaches menschliches unterworfen ist. 1 Johannes 1Joh 70 5 9 20 Dieses Zeugnis der drei zeugen ist eben das Gotteszeugnis, das seiner Natur nach größer ist als jedes menschliche, weil in ihm Gott ein Zeugnis abgelegt, das dauernd (Perfekt) betreffs seines Sohnes gültig bleibt. Das Zeugnis des Geistes ist ein Gotteszeugnis, denn der Geist ist der Geist Gottes. [1Joh 3,24] Das Zeugnis des Wassers geht auf ein Wort Gottes an den Täufer zurück [Joh 1,33], wie das Zeugnis des Blutes auf Gottesworte der heil. Schrift [Joh 19,36ff], deren Erfüllung Gott selbst herbeigeführt hat, um durch dieselbe für die Gottessohnschaft Christi Zeugnis abzulegen. 2 Johannes 2Joh 71 0 1 1. Im Eingange eröffnet der Apostel, warum er jene Kirche und ihre Glieder liebe: weil sie die Wahrheit angenommen haben und in ihr beharren. (V. 3) 2. Er spricht seine Freude darüber aus, dass viele Glieder der Kirche in der Wahrheit wandeln, und ruft ihnen das neue Gebot der Liebe in's Gedächtnis zurück. (V. 6) 3. Da Verführer aufgetreten sind, welche die Menschwerdung des Wortes leugnen, mahnt der heil. Johannes die Gläubigen, sich vor jenen zu hüten, damit sie nicht, indem sie ihnen folgen, des ewigen Lohnes verlustig gehen (V. 8), und befiehlt den Christen, sich von dem Umgange mit jenen fernzuhalten, um nicht an ihren bösen Werken Teil zu haben. (V. 11) 4. Er schreibt nur so kurz, weil er die Gemeinde selbst bald besuchen wird. Grüße von der Gemeinde, bei der er selbst weilt. 2 Johannes 2Joh 71 1 1 SENIOR Electæ dominæ, et natis ejus, quos ego diligo in veritate, et non ego solus, sed et omnes, qui cognoverunt veritatem. Der Älteste¹ der Elekta, der Herrin,² und ihren Kindern,³ welche ich⁴ in Wahrheit⁵ liebe, und nicht ich allein, sondern auch alle, welche die Wahrheit erkannt haben,⁶ 2 Johannes 2Joh 71 1 1 1 Welche Bedeutung dieser Titel in Kleinasien im allgemeinen haben mochte, lässt sich aus [1Petr 5,1] schließen; die Individualisierung durch den Artikel aber und der Gebrauch des Gattungsnamens für den Eigennamen zeigt, dass dieser Titel dem Verfasser in ganz besonderer Weise zukam. Auch Irenäus gebraucht diesen Ausdruck für die höchsten Träger der Kirchengewalt, wie Polykarp und den Bischof von Rom. 2 Johannes 2Joh 71 1 1 2 Der Name der Gemeinde wird nicht beigefügt, doch wird dieselbe als eine von Gott zu seinem Eigentum und zum Gegenstande seiner Liebe erwählte, bezeichnet. Vergl. [1Petr 5,13]. Der Brief hatte wohl neben seiner nächsten Bestimmung eine encyklische. 2 Johannes 2Joh 71 1 1 3 Die Glieder der Gemeinde, da die Kirche gleichsam das Ehegemahl Christi ist. 2 Johannes 2Joh 71 1 1 4 Mit Nachdruck: Ich, euer Bischof, im Gegensatze zu anderen, welche sich bemühen, Einfluss auf die Gemeinde zu erlangen, doch nicht aus Liebe, die in Wahrheit Liebe zu heißen vermag. 2 Johannes 2Joh 71 1 1 5 Mit echt christlicher Liebe. Gegensatz V. 7. 2 Johannes 2Joh 71 1 1 6 Alle wahren Christen. 2 Johannes 2Joh 71 1 10 Si quis venit ad vos, et hanc doctrinam non affert, nolite recipere eum in domum, nec Ave ei dixeritis. Wenn jemand²⁴ zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt,²⁵ so nehmet ihn nicht in das Haus auf, und bietet ihm keinen Gruß.²⁶ 2 Johannes 2Joh 71 1 10 24 Ein reisender Lehrer. 2 Johannes 2Joh 71 1 10 25 Und die Lehre, welche er bringt, ist nicht diese. 2 Johannes 2Joh 71 1 10 26 Gewähret ihm keine gastliche Aufnahme und verkehret nicht mit ihm in vertrauter Weise. Anderenfalls würdet ihr seiner Irrlehre Vorschub leisten und euch fremder Sünde teilhaftig machen. Das allgemeine Gebot der Nächstenliebe wird durch diese Vorschrift des Apostels nicht beeinträchtigt. 2 Johannes 2Joh 71 1 11 Qui enim dicit illi Ave, communicat operibus ejus malignis. Denn wer ihm einen Gruß bietet, nimmt teil an seinen bösen Werken.²⁷ 2 Johannes 2Joh 71 1 11 27 Insofern er ihn als christlichen Bruder anerkennt und sein verführerisches Treiben dadurch unterstützt. 2 Johannes 2Joh 71 1 12 Plura habens vobis scribere, nolui per chartam, et atramentum: spero enim me futurum apud vos, et os ad os loqui: ut gaudium vestrum plenum sit. Wiewohl ich euch noch vieles zu schreiben hätte, wollte ich es doch nicht durch Papier und Tinte tun; denn ich hoffe, zu euch zu kommen, und von Mund zu Mund zu reden, damit eure Freude vollkommen sei. 2 Johannes 2Joh 71 1 13 Salutant te filii sororis tuæ Electæ. Es grüßen dich die Kinder deiner Schwester Elekta.²⁸ 2 Johannes 2Joh 71 1 13 28 Die Kinder der Gemeinde, bei der er sich aufhält. Es ist wohl die Gemeinde von Ephesus, welche der Apostel durch das Ehrenwort auszeichnet. 2 Johannes 2Joh 71 1 2 Propter veritatem, quæ permanet in nobis, et nobiscum erit in æternum. um der Wahrheit⁷ willen, die in uns bleibt und mit uns sein wird in Ewigkeit. 2 Johannes 2Joh 71 1 2 7 Die göttliche Wahrheit, die wir mit allen Christen gemeinsam haben, ist der Mittelpunkt unseres Lebens, und so auch das Motiv unserer Liebe zu den Mitchristen. Das Bleiben der Wahrheit in ihnen wird betont, weil der, in welchem die Wahrheit nicht bleibt, aufhört, ein Christ und Objekt der christlichen Bruderliebe zu sein. 2 Johannes 2Joh 71 1 3 Sit vobiscum gratia, misericordia, pax a Deo Patre, et a Christo Jesu Filio Patris in veritate, et caritate. Gnade sei⁸ mit euch, Erbarmen, Friede von Gott, dem Vater, und von Christus Jesus, dem Sohne des Vaters, in Wahrheit und Liebe!⁹ 2 Johannes 2Joh 71 1 3 8 Griech.: wird sein. Der Apostel spricht eine gewisse Erwartung aus, welche sich auf die vorhergehende Aussage gründet. 2 Johannes 2Joh 71 1 3 9 Aufzählung der Heilsgüter, welche mit dem Besitze der Wahrheit verbunden sind, Gnade, Erbarmen und Friede: Die gebende Gnade Gottes, die sich in der Menschwerdung offenbart hat; [Joh 1,14] die Barmherzigkeit, die sich jeder Not, geistlicher wie leiblicher, erbarmt, vergl. [Jak 2,13, Jak 3,17], und der von dem Heilande verheißene Friede. [Joh 14,27] In gleich unmittelbarer Weise werden diese drei Güter von dem Vater und dem Sohne hergeleitet, die sie uns zu Teil werden lassen in der Erkenntnis und in der daraus folgenden Liebe. (V. 1) Der Apostel weist auf den Inhalt des Briefes hin, der zur Liebe ermahnt und vor Irrlehrern warnt. 2 Johannes 2Joh 71 1 4 Gavisus sum valde, quoniam inveni de filiis tuis ambulantes in veritate, sicut mandatum accepimus a Patre. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich unter deinen Kindern¹⁰ solche fand, welche in der Wahrheit¹¹ wandeln, sowie wir das Gebot vom Vater empfangen haben. 2 Johannes 2Joh 71 1 4 10 Er kann das gleiche nicht von allen Gliedern der Gemeinde rühmen. Zart verhüllt der Apostel den Tadel, den er auszusprechen hat, in einer bloßen Beschränkung des Lobes. 2 Johannes 2Joh 71 1 4 11 Die Wahrheit entspricht dem, was wir als Gebot vom Vater empfangen haben. Dies umfasst Glauben und Liebe. 2 Johannes 2Joh 71 1 5 Et nunc rogo te domina, non tamquam mandatum novum scribens tibi, sed quod habuimus ab initio, ut diligamus alterutrum. Und nun bitte ich dich,¹² Herrin! nicht als ob ich dir ein neues Gebot schriebe, sondern das, welches wir von Anfang an¹³ gehabt haben, dass wir einander lieben sollen.¹⁴ [Joh 13,34, Joh 15,12] 2 Johannes 2Joh 71 1 5 12 Wie früher einige der Glieder der Gemeinde ihm Freude gemacht haben, so bittet er jetzt die ganze Gemeinde, ihm durch gleichen Wandel dieselbe Freude zu bereiten. 2 Johannes 2Joh 71 1 5 13 Sie besitzen dies Gebot von dem Augenblicke an, wo sie Christen geworden sind. 2 Johannes 2Joh 71 1 5 14 Vergl. [1Joh 3,11]. Es waren wohl Verfehlungen gegen die Bruderliebe vorgekommen. 2 Johannes 2Joh 71 1 6 Et hæc est caritas, ut ambulemus secundum mandata ejus. Hoc est enim mandatum, ut quemadmodum audistis ab initio, in eo ambuletis: Und dies ist die Liebe,¹⁵ dass wir nach seinen Geboten wandeln. Denn dies ist das Gebot, dass ihr, wie¹⁶ ihr es von Anfang an¹⁷ gehört habt, in demselben wandelt. [1Joh 2,7, 1Joh 5,3] 2 Johannes 2Joh 71 1 6 15 Die Liebe zu Gott, wie [1Joh 5,3] die Liebe nach dem V. 4 erwähnten Gebote. Alle Gebote werden, wie [1Joh 3,22ff], in eines zusammengefasst, und zwar so, dass neben der Bruderliebe (V. 5) nur der zweite Hauptpunkt genannt wird, der dem göttlichen Willen in Wahrheit entsprechenden Wandel (V. 4) besteht, den nun die ganze Gemeinde zur Freude des heil. Johannes zeigen soll. 2 Johannes 2Joh 71 1 6 16 In der Weise, die der Verkündigung des Glaubens entspricht. 2 Johannes 2Joh 71 1 6 17 Vom Anfang der Heilsbotschaft an. Vergl. [1Joh 2,34, 1Joh 3,11]. 2 Johannes 2Joh 71 1 7 Quoniam multi seductores exierunt in mundum, qui non confitentur Jesum Christum venisse in carnem: hic est seductor, et antichristus. Denn¹⁸ viele Verführer sind in die Welt ausgegangen, welche nicht¹⁹ bekennen, dass Jesus Christus im Fleische gekommen ist. Ein solcher ist der Verführer und der Antichrist.²⁰ [1Joh 4,2.3] 2 Johannes 2Joh 71 1 7 18 Das Wandeln im göttlichen Gebot nach Maßgabe der apostolischen Verkündigung ist als besonderes Gebot, ja als Summe aller Gebote aufgestellt, weil viele Verführer in die Welt ausgegangen sind. 2 Johannes 2Joh 71 1 7 19 Nach der griech. Negation scheint der Apostel bestimmte Personen im Auge zu haben. Zu dem Gegenstande der Leugnung vergl. [1Joh 4,2]. 2 Johannes 2Joh 71 1 7 20 In jenen vielen Verführern ist der Antichrist erschienen. [1Joh 2,18] Die Leugnung lässt den Riss zwischen Gott und Menschen bestehen, während die frohe Botschaft die Wiedervereinigung beider proklamiert. 2 Johannes 2Joh 71 1 8 Videte vosmetipsos, ne perdatis quæ operati estis: sed ut mercedem plenam accipiatis. Habet Acht auf euch selbst, damit ihr nicht verlieret, was ihr erarbeitet habt,²¹ sondern vollen Lohn empfanget! 2 Johannes 2Joh 71 1 8 21 Griech.: was wir erarbeitet haben, der Apostel und seine Mithelfer. Der Lohn der evangelischen Arbeiter besteht nach [Joh 4,36] darin, dass sie denen, an denen sie arbeiten, zum ewigen Leben verhelfen. Die Leser empfangen den vollen Lohn, wenn sie das, was die Apostel gewirkt, nicht zu Grunde gehen lassen. 2 Johannes 2Joh 71 1 9 Omnis, qui recedit, et non permanet in doctrina Christi, Deum non habet: qui permanet in doctrina, hic et Patrem et Filium habet. Jeder, der abweicht²² und nicht in der Lehre Christi bleibt, hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt, der hat sowohl den Vater als den Sohn.²³ 2 Johannes 2Joh 71 1 9 22 Griech.: Jeder, der vorangeht: nämlich über die Grenzen der Lehren Christi hinaus. Ironische Anspielung auf das Vorgehen der Irrlehrer, mit ihrer Gnosis über die Lehren Christi hinausgekommen zu sein. Ein wahrer Fortschritt ist nur möglich im Festhalten und auf dem Grunde der Lehre Christi und von Christus, denn die Lehre des Heilandes ist die Offenbarung der ewigen Wahrheit, die ewige Wahrheit aber ist Gott selbst. Einen Christus, wie die Irrlehrer ihn verkündigen, kann Gott nicht offenbaren und hat ihn nicht offenbart. 2 Johannes 2Joh 71 1 9 23 Wer in der Lehre bleibt, in der allein Christus als volle Gottesoffenbarung ist, hat in ihm den Vater, der in ihm offenbar wird, und damit auch den Sohn, in dem er offenbar geworden ist. Diese zu rauben, ist die Absicht der Verführer. 3 Johannes 3Joh 72 0 1 1. Nach Angabe des Empfängers und nach dem Gruß (V. 2) spricht der Apostel 2. seine Freude über die guten Nachrichten aus, welche er über den heiligen Wandel des Gajus, und besonders über dessen Gastfreundschaft durch seine Jünger erhalten, und mahnt ihn, das Gleiche auch in Zukunft zu tun, da es sich geziemt, den Verkündern des Evangeliums beizustehen. (V. 8) 3. Heftiger Tadel des Diotrephes, der zwar den ersten Platz in der Gemeinde beansprucht, aber die Gastfreundschaft nicht übt, ja solche, die sie üben, aus der Versammlung vertreibt. Verheißung des Apostels nach seiner Ankunft Wandel zu schaffen. (V. 10) 4. Allgemeine Mahnung, stets das Gute zu tun, und Empfehlung des Demetrius. Entschuldigung wegen der Kürze des Briefes. Grüße. 3 Johannes 3Joh 72 1 1 SENIOR Gaio carissimo, quem ego diligo in veritate. Der Älteste an Gajus,¹ den Geliebten, den ich in Wahrheit liebe.² 3 Johannes 3Joh 72 1 1 1 Der Brief beginnt wie der zweite mit einer kurzen Adresse, welche nur den Absender und den Empfänger nennt. 3 Johannes 3Joh 72 1 1 2 Der heil. Apostel redet den Gajus in diesem kurzen Briefe noch dreimal mit dem Worte der Liebe an, das hier noch dadurch verstärkt wird, dass Johannes wie [2Joh 1,1] erklärt, dass seine Liebe zu ihm eine wahre sei. 3 Johannes 3Joh 72 1 10 Propter hoc si venero, commonebo ejus opera, quæ facit: verbis malignis garriens in nos: et quasi non ei ista sufficiant, neque ipse suscipit fratres : et eos qui suscipiunt, prohibet, et de ecclesia ejicit. Darum werde ich, wenn ich komme,²⁴ ihm seine Werke, die er tut, vorhalten, da er mit bösen Reden wider uns schwätzt und, wie wenn dies ihm noch nicht genügte, weder selbst die Brüder aufnimmt,²⁵ noch es denen, die es tun wollen, gestattet, und sie aus der Versammlung ausstößt.²⁶ 3 Johannes 3Joh 72 1 10 24 Da der Apostel weiß, dass Diotrephes der Annahme des an die Gemeinde gerichteten Briefes entgegentreten wird, will er, wenn er sie besuchen wird, jenem seine schändlichen Werke vorhalten, nämlich dass er uns schmäht usw. (V. 10) 3 Johannes 3Joh 72 1 10 25 Wohl in der V. 6 gedachten Weise. 3 Johannes 3Joh 72 1 10 26 Er bedroht sie mit der Exkommunikation, die er auch, soweit es ihm gelingt, die höchste Gewalt in der Gemeinde an sich zu reißen (V. 9), zur Ausführung bringt. Lieblosigkeit und eigenwillige Herrschsucht sind die bösen Werke des Diotrephes. 3 Johannes 3Joh 72 1 11 Carissime, noli imitari malum, sed quod bonum est. Qui benefacit, ex Deo est: qui malefacit, non vidit Deum. Geliebter! ahme nicht das Böse²⁷ nach, sondern das Gute. Wer Gutes tut,²⁸ ist aus Gott; wer Böses tut, hat Gott nicht gesehen.²⁹ [1Joh 3,6.10] 3 Johannes 3Joh 72 1 11 27 Das Böse im Allgemeinen, als dessen besonderes Beispiel das Verhalten des Diotrephes dient. 3 Johannes 3Joh 72 1 11 28 Wer Gutes tut im umfassenden Sinne, wie [1Joh 3,10] von dem, der Gerechtigkeit übt, gesagt wird, dass er aus Gott sei. 3 Johannes 3Joh 72 1 11 29 Die Erkenntnis Gottes in Christus ist die Voraussetzung des Seins in Gott. [1Joh 2,3] 3 Johannes 3Joh 72 1 12 Demetrio testimonium redditur ab omnibus, et ab ipsa veritate, sed et nos testimonium perhibemus: et nosti quoniam testimonium nostrum verum est. Demetrius hat von Jedermann³⁰ und von der Wahrheit selbst³¹ ein gutes Zeugnis; aber auch wir geben ein gutes Zeugnis, und du weißt, dass unser Zeugnis wahr ist. 3 Johannes 3Joh 72 1 12 30 In seiner Gemeinde. 3 Johannes 3Joh 72 1 12 31 Von der Wahrheit des Glaubens und der Sitten, die sich in seinem Wandel abspiegelt und offenbart. Gajus wusste wohl nicht, zu welcher Seite Demetrius gehörte. 3 Johannes 3Joh 72 1 13 Multa habui tibi scribere: sed nolui per atramentum, et calamum scribere tibi. Noch vieles hätte ich dir zu schreiben, aber ich wollte dir nicht durch Tinte und Feder schreiben.³² 3 Johannes 3Joh 72 1 13 32 Vergl. [2Joh 1,12]. 3 Johannes 3Joh 72 1 14 Spero autem protinus te videre, et os ad os loquemur. Pax tibi. Salutant te amici. Saluta amicos nominatim. Ich hoffe vielmehr dich bald zu sehen,³³ dann werden wir von Mund zu Mund reden.³⁴ Friede sei mit dir! Es grüßen dich die Freunde. Grüße die Freunde namentlich.³⁵ 3 Johannes 3Joh 72 1 14 33 Der [2Joh 1,12] in Aussicht gestellte Besuch stand also nahe bevor. 3 Johannes 3Joh 72 1 14 34 Über das, was der Apostel jetzt nicht schreiben will. 3 Johannes 3Joh 72 1 14 35 Dem Charakter des Privatschreibens entsprechend sendet der Apostel nur Grüße an die Freunde, die er aber jeden insbesondere gegrüßt wissen will, um ihnen so besser seine innige Liebe kundzutun, und grüßt Gajus von den Freunden. 3 Johannes 3Joh 72 1 2 Carissime, de omnibus orationem facio prospere te ingredi, et valere, sicut prospere agit anima tua. Geliebter! ich bete, dass es dir in allem³ wohl ergehe und du gesund sein mögest,⁴ so wie es deiner Seele wohl ergeht.⁵ 3 Johannes 3Joh 72 1 2 3 In zeitlichen und geistigen Dingen. (Beda) 3 Johannes 3Joh 72 1 2 4 Gajus war also wohl krank oder kränklich. 3 Johannes 3Joh 72 1 2 5 Es ist das schönste Lob, das der heil. Johannes dem Gajus erteilen konnte, dass er kein größeres Wohlergehen zu wünschen hat als dessen sich seine Seele schon erfreut. 3 Johannes 3Joh 72 1 3 Gavisus sum valde venientibus fratribus, et testimonium perhibentibus veritati tuæ, sicut tu in veritate ambulas. Ich habe mich sehr gefreut,⁶ wenn⁷ Brüder kamen und deiner Wahrheit⁸ Zeugnis gaben, wie du in der Wahrheit⁹ wandelst. 3 Johannes 3Joh 72 1 3 6 Die Vulgata lässt die Übergangspartikel denn aus. 3 Johannes 3Joh 72 1 3 7 Anstatt den Gegenstand seiner Freude zu nennen, gibt der Apostel den Anlass derselben an: Wenn: So oft. 3 Johannes 3Joh 72 1 3 8 Deinem Glauben und dem Wandel nach demselben. Nach anderen: die Wahrheit über dich. Nach ihnen war Gajus verleumdet. 3 Johannes 3Joh 72 1 3 9 Nach anderen: In Wahrheit, wirklich. 3 Johannes 3Joh 72 1 4 Majorem horum non habeo gratiam, quam ut audiam filios meos in veritate ambulare. Eine größere Freude¹⁰ habe ich nicht, als wenn ich höre, dass meine Kinder in der Wahrheit¹¹ wandeln. 3 Johannes 3Joh 72 1 4 10 Hier offenbart sich das von Liebe glühende Herz des Apostels. 3 Johannes 3Joh 72 1 4 11 In der durch Christus offenbarten Wahrheit. 3 Johannes 3Joh 72 1 5 Carissime, fideliter facis quidquid operaris in fratres, et hoc in peregrinos, Geliebter! du handelst treulich¹² in allem, was du an den Brüdern tust, und besonders an den fremden.¹³ 3 Johannes 3Joh 72 1 5 12 Deinem christlichen Berufe entsprechend (Thom.), wie du zuvor schon getan. (V. 6) 3 Johannes 3Joh 72 1 5 13 An fremden Missionären. 3 Johannes 3Joh 72 1 6 Qui testimonium reddiderunt caritati tuæ in conspectu ecclesiæ: quos, benefaciens, deduces digne Deo. Ja, diese haben von deiner Liebe auch Zeugnis gegeben vor der Gemeinde, und du wirst wohl tun, wenn du sie weiter förderst,¹⁴ wie es Gottes würdig ist.¹⁵ 3 Johannes 3Joh 72 1 6 14 Die fremden Glaubensboten, welche den Gajus bei Johannes gelobt, wollen zu ersterem zurückkehren, um von seinem Aufenthaltsorte aus ihre Missionsreisen fortzusetzen. 3 Johannes 3Joh 72 1 6 15 In dessen Dienst sie stehen. 3 Johannes 3Joh 72 1 7 Pro nomine enim ejus profecti sunt, nihil accipientes a gentibus. Denn¹⁶ für seinen Namen¹⁷ sind sie ausgezogen, ohne von den Heiden etwas anzunehmen.¹⁸ 3 Johannes 3Joh 72 1 7 16 Begründung des in V. 6 erteilten Lobes aus der Würdigkeit und Bedürftigkeit der fremden Brüder. 3 Johannes 3Joh 72 1 7 17 Seinen Namen durch die Verkündigung des von ihm gesandten Heiles zu verherrlichen. 3 Johannes 3Joh 72 1 7 18 Dies tun sie grundsätzlich nicht, um nicht eigennützig zu erscheinen. Ähnlich machte es der heil. Paulus. [1Kor 9,18, 2Kor 11,7ff, 1Thess 2,9] 3 Johannes 3Joh 72 1 8 Nos ergo debemus suscipere hujusmodi, ut cooperatores simus veritatis. Wir also¹⁹ müssen uns solcher annehmen, damit wir Mitarbeiter der Wahrheit²⁰ werden. 3 Johannes 3Joh 72 1 8 19 Da sie von den Heiden nichts annehmen, sind wir, als ihre Brüder, verpflichtet, sie zu unterstützen. Da hier nur das Verhältnis des Christen zum Christen in Betracht kommt, schließt der heil. Johannes sich ein. 3 Johannes 3Joh 72 1 8 20 Mitarbeiter der Glaubensboten für die Wahrheit. 3 Johannes 3Joh 72 1 9 Scripsissem forsitan ecclesiæ: sed is, qui amat primatum gerere in eis, Diotrephes, non recipit nos: Ich hätte vielleicht auch an die Gemeinde²¹ geschrieben, aber jener, welcher es liebt²² unter ihnen den Vorsitz zu führen, Diotrephes, nimmt uns nicht an.²³ 3 Johannes 3Joh 72 1 9 21 Die Gemeinde des Gajus. Nach anderen griech. Handschriften: Ich habe an die Gemeinde geschrieben. 3 Johannes 3Joh 72 1 9 22 Das Präsens bezeichnet das ständige, grundsätzliche Verhalten. 3 Johannes 3Joh 72 1 9 23 Diotrephes muss eine hohe Stellung in der Gemeinde innehaben. Judas Jud 72 0 1 Nach der Aufschrift (V. 2) deutet der Apostel den Grund an, der ihn bestimmt hat, diesen Brief zu schreiben: die den Gemeinden von Seiten jener Irrlehrer drohende Gefahr, welche die Gnade Gottes in Ausschweifung verkehren und den Herrn verleugnen. (V. 4) I. Beschreibung der Irrlehrer und des Schicksals, das ihrer wartet, um die Leser vor ihren Lehren zu bewahren (V. 5 16): 1. Drei Beispiele von Gottesgerichten: Untergang der ungläubigen Juden in der Wüste. (V. 5) Verdammung der rebellischen und stolzen Engel zur ewigen Finsternis. (V. 6) Strafe über die sündigen Sodomiter. (V. 7) Der Irrlehrer, welche die gleichen Sünden der Sittenlosigkeit, der Überhebung und des Unglaubens begehen, wartet eine ähnliche Strafe. (V. 8) 2. Den Gegensatz zu der Überhebung der Irrlehrer bildet der heil. Michael. Während dieser nicht einmal gegen den Teufel ein lästerndes Urteil zu fällen wagte, schmähen jene, was sie nicht kennen, und missbrauchen, was sie kennen, zu ihrem Verderben. (V. 10) 3. So erwartet die Irrlehrer denn die Strafe Kains, Balaams und der Söhne Kore, deren Nachfolger sie durch ihre Sünden geworden sind. (V. 13) 4. Schon Enoch hat die Verführer und ihren Untergang vorhergesagt. (V. 16) II. Praktische Mahnungen an die Gläubigen (V. 17 23): 1. Ihre Lehrer haben ihnen vorausgesagt, dass solche Irrlehrer kommen werden, daran sollen sie sich erinnern (V. 19) und festhaltend am wahren Glauben sich in der Liebe Gottes bewahren, den künftigen Lohn erwartend. (V. 21) 2. Belehrung, wie die Gläubigen sich gegen jene Irrlehrer verhalten sollen: Die hartnäckigen sind, als bereits gerichtet, zurechtzuweisen, die anderen ihres Irrtums zu überführen, jene endlich, welche ohne ihre Schuld in Irrtum gefallen sind, mit großer Barmherzigkeit zu behandeln. (V. 23) Schluss: Doxologie. Judas Jud 72 1 1 JUDAS Jesu Christi servus, frater autem Jacobi, his, qui sunt in Deo Patre dilectis, et Christo Jesu conservatis, et vocatis. Judas, Diener Jesu Christi¹ und Bruder des Jakobus,² den in Gott, dem Vater, Geliebten und für Jesus Christus Bewahrten³ und Berufenen.⁴ Judas Jud 72 1 1 1 Als Apostel. Judas Jud 72 1 1 2 Durch diesen Zusatz macht er sich den Lesern kenntlich, denen Jakobus eine Autorität gewesen sein muss. Die dem Verfasser in besonderer Weise eigene Demut offenbart sich in dem Briefe, der ein Rundschreiben an die Christen ist, wenngleich dem heil. Judas ein bestimmter Leserkreis vor Augen steht. Judas Jud 72 1 1 3 Vollkommen das Eigentum dessen Gewordenen, der sie durch sein Blut erkauft. Gott hat sie in allen Gefahren der Welt für Christus bewahrt und wird sie auch ferner bewahren, wenn sie fest bleiben im Glauben, in der Liebe Gottes und in der Hoffnung auf Jesus Christus beharren. Sie sind bewahrt auch vor den Irrlehrern, welche die Lebensgemeinschaft mit Gott und Christus abgebrochen haben. Judas Jud 72 1 1 4 Vergl. [Mt 20,16]. Den zur Rechtfertigung in Christus Berufenen. Das nächste Ziel der Berufung war, dass sie Christus einverleibt würden. Da sie dem göttlichen Rufe Folge geleistet, hat der Heil. Geist den Empfängern des Briefes das Gnadengeschenk der Liebe Gottes verliehen und sie so in die innigste Liebes- und Lebensgemeinschaft mit dem Vater aufgenommen. Die drei Ausdrücke: geliebt, bewahrt, berufen stehen in der Ordnung von Ursache und Wirkung. Der Quell des Heils für die Menschen ist das göttliche Erbarmen. Nimmt ein Mensch dies an, so erhält er Friede, verbunden mit der Liebe gegen Gott und Menschen. In den gewählten Worten liegt leicht ein Hinweis auf die heil. Dreifaltigkeit, deren einzelnen Personen die verschiedenen Gaben zugeschrieben werden. Judas Jud 72 1 10 Hi autem quæcumque quidem ignorant, blasphemant: quæcumque autem naturaliter, tamquam muta animalia, norunt, in his corrumpuntur. Diese aber lästern alles, was sie nicht kennen,²⁸ das aber, was sie von Natur, wie die unvernünftigen Tiere, verstehen, darin verderben sie. Judas Jud 72 1 10 28 Die Welt der Geister. Sie sind im Wahne des Materialismus befangen und spotten über die Geisterwelt. Judas Jud 72 1 11 Væ illis, quia in via Cain abierunt, et errore Balaam mercede effusi sunt, et in contradictione Core perierunt: Wehe ihnen, denn sie sind den Weg Kains gewandelt und haben sich in den Irrtum Balaams um Lohnes willen fortreißen lassen und sind in der Auflehnung Kores zu Grunde gegangen.²⁹ Judas Jud 72 1 11 29 Wer Kains, Balaams, Kores Wege geht, den hat dadurch das Wehe getroffen, das Gott über die Vorbilder eines solchen ausgesprochen. Es steht die Vergangenheit, weil Judas sich das angedrohte Strafgericht vergegenwärtigt. Kain, ob auch gewarnt, folgte seiner bösen Begierde mit Verachtung der Mahnung Gottes. [Gen 4,7] Balaam, strauchelnd geworden, durch seine Habsucht verblendet, wollte gegen den Willen Gottes Israel fluchen. In dem Widerstreben gegen den göttlichen Willen und gegen die Gnade gleichen die Irrlehrer jenen. Die Auflehnung der Irrlehrer besteht in dem hochmütigen Widerstreben gegen Gott und dessen Ordnungen in der Kirche, denen ihre antinomistische Lehre Hohn spricht. In den angeführten Beispielen der Strafgerechtigkeit Gottes findet man, ebenso wie in der Bezeichnung der Verfehlungen, eine Steigerung: Wandeln, straucheln, zu Grunde gehen Pfad, Irrweg, Widerspruch. Kain hatte noch keinen Teil an der von Gott zu ordnenden Heilsveranstaltung; Balaam gehörte zwar dieser Heilsveranstaltung in Israel nicht an, doch kommt er mit derselben in außerordentliche Berührung und ist mit prophetischem Geiste ausgerüstet; Kore steht mitten im Gottesstaate, ja ist Levit, und so ausgezeichnet im Volke des Bundes, deshalb war auch seine Empörung gegen Gott die schlimmste. Judas Jud 72 1 12 Hi sunt in epulis suis maculæ, convivantes sine timore, semetipsos pascentes, nubes sine aqua, quæ a ventis circumferuntur, arbores autumnales, infructuosæ, bis mortuæ, eradicatæ, Diese sind bei ihren Liebesmahlen³⁰ Schandflecken, indem sie ohne Scheu prassen, sich selbst weiden; wasserlose Wolken, die von den Winden dahingetrieben werden,³¹ Bäume im Spätherbst, unfruchtbar,³² zweifach erstorben,³³ entwurzelt,³⁴ Judas Jud 72 1 12 30 Sie fröhnen ihrer Sinnlichkeit und üben keine Bruderliebe bei den Liebesmahlen, bei denen doch Mäßigkeit und Bruderliebe herrschen soll. Griech.: bei euren Liebesmahlen. Judas Jud 72 1 12 31 So dünn und so leicht sind diese Wolken, dass der Wind sie vorübertreibt, ohne dass sie der Erde den Regen spenden, den zu geben sie bestimmt sind. Vergl. [Spr 24,14]. Judas Jud 72 1 12 32 Eigentlich: Bäume die ihre Frucht nicht reifen lassen. Judas Jud 72 1 12 33 Völlig unfruchtbar. Judas Jud 72 1 12 34 Gänzlich abgestorben, ihrer Wurzeln beraubt. Judas Jud 72 1 13 Fluctus feri maris, dispumantes suas confusiones, sidera errantia: quibus procella tenebrarum servata est in æternum. tobende Meereswogen, ihre eigene Schande ausschäumend,³⁵ Irrsterne,³⁶ welchen der Sturm der Finsternis für ewig aufbehalten ist. Judas Jud 72 1 13 35 Vergl. [Jes 57,20]. In nie befriedigter Unruhe treiben sie den Schlamm ihrer Schändlichkeit aus der Tiefe zu Tage. Judas Jud 72 1 13 36 Irrsterne, die zuletzt ohne Licht bleiben, Bild der Haltlosigkeit, die aus dem Irrtume stammt. Sturm: griech.: Dunkel. Judas Jud 72 1 14 Prophetavit autem et de his septimus ab Adam Enoch, dicens: Ecce venit Dominus in sanctis millibus suis Es hat aber auch auf diese der siebente³⁷ von Adam, Enoch, geweissagt, indem er sprach:³⁸ Siehe, es ist der Herr gekommen³⁹ mit seinen heiligen Tausenden, Judas Jud 72 1 14 37 Das hohe Alter des Propheten wird nachdrücklich hervorgehoben. Als der siebente ist Henoch das Vorbild der ewigen Sabbatszeit, die an das Ende der jetzigen Arbeitstage der Menschheit sich anreihen wird. Als solcher ist er auch der Prophet des Gerichtes, das jenem Sabbat vorbereitend vorausgeht, und durch seine wunderbare Entrückung ist er der Prophet der Auferstehung und des ewigen Lebens, die dem Gerichte folgen wird. [Gen 5,24] Judas Jud 72 1 14 38 Was Henoch von den Gottlosen jener Zeit gesagt, gilt auch von allen, die jenen in der Gottlosigkeit ähnlich werden. Judas Jud 72 1 14 39 Prophetische Voraussicht, als wäre das Kommen schon erfolgt. Judas Jud 72 1 15 Facere judicium contra omnes, et arguere omnes impios de omnibus operibus impietatis eorum, quibus impie egerunt, et de omnibus duris, quæ locuti sunt contra Deum peccatores impii. Gericht zu halten über alle, und zur Strafe zu ziehen alle Gottlosen wegen aller Werke ihrer Gottlosigkeit, durch welche sie sich gottlos bewiesen, und wegen aller frevelhaften Reden, welche die gottlosen Sünder wider Gott ausgestoßen. Judas Jud 72 1 16 Hi sunt murmuratores querulosi, secundum desideria sua, ambulantes, et os eorum loquitur superba, mirantes personas quæstus causa. Sie sind murrende,⁴⁰ stets klagende, nach ihren Lüsten wandelnde Leute, ihr Mund redet Vermessenes, indes sie den Menschen um des Gewinnes willen schmeicheln.⁴¹ Judas Jud 72 1 16 40 Sie murren über alles, weil sie ihren Lüsten nicht überall die Alleinherrschaft zu sichern vermögen. Der Mensch gelangt zum inneren Frieden nur durch die Beherrschung seiner selbst. Judas Jud 72 1 16 41 Sie sind hochmütige Prahler und kriechende Schmeichler, beides aus Selbstsucht. Judas Jud 72 1 17 Vos autem carissimi memores estote verborum, quæ prædicta sunt ab Apostolis Domini nostri Jesu Christi, Ihr aber, Geliebte! seid eingedenk⁴² der Worte, die von den Aposteln unsers Herrn Jesus Christus⁴³ vorhergesagt sind, Judas Jud 72 1 17 42 Wie am Anfang: Ich will euch erinnern. Judas Jud 72 1 17 43 Judas schließt sich nicht aus und führt wie sonst eine Autorität an. Judas Jud 72 1 18 Qui dicebant vobis, quoniam in novissimo tempore venient illusores, secundum desideria sua ambulantes in impietatibus. welche euch sagten: Zur letzten Stunde werden Spötter⁴⁴ kommen, die nach ihren eigenen Gelüsten in Gottlosigkeiten wandeln. [2Petr 3,3, 1Tim 4,1] Judas Jud 72 1 18 44 Worüber sie spotten, siehe [2Petr 3,3]. Der Grund ihres Spottes ist ihr Bestreben, ihren Gelüsten zu folgen, diesen nachzuleben scheint ihnen der einzige Zweck des Daseins zu sein, alles Andere, Höhere, Göttliche gilt ihnen als Torheit. Judas Jud 72 1 19 Hi sunt, qui segregant semetipsos, animales, Spiritum non habentes. Diese sind es, welche sich absondern,⁴⁵ sinnliche Menschen, die den Geist nicht haben. Judas Jud 72 1 19 45 Sie trennen sich von der kirchlichen Einheit [2Petr 2,1], weil sie innerlich bereits von Gott getrennt sind und die heiligmachende Gnade nicht besitzen. Judas Jud 72 1 2 Misericordia vobis, et pax, et caritas adimpleatur. Barmherzigkeit und Friede und Liebe werde euch in Fülle!⁵ Judas Jud 72 1 2 5 Der Gruß im Eingange der Briefe der Apostel ist ein Segenswunsch, ja selbst ein Segen, der die Gemüter auf die apostolischen Belehrungen und Mahnungen vorbereitet. Vergl. [Mt 1,12]. Der dreiteilige Segenswunsch entspricht hier der Lage der Leser, welche dem Christenglauben in großen Schwierigkeiten treu geblieben sind. Die drei den Lesern gewünschten Güter sind nach einer Steigerung geordnet: Zuvorkommende Gnade, Friede Gottes, Heiligung. Diese Güter sollen sich mehren. Barmherzigkeit wird dem Leser in den Pastoralbriefen und in dem 2. Briefe des heil. Johannes gewünscht. (V. 3) Liebe wünscht nur der heil. Judas dem Leser im Eingangsgruße, wohl veranlasst auf die Mittätigkeit, welche Gott fordert. Judas Jud 72 1 20 Vos autem carissimi superædificantes vosmetipsos sanctissimæ vestræ fidei, in Spiritu sancto orantes. Ihr aber, Geliebte! bauet euch fest auf euern heiligsten Glauben,⁴⁶ betet im Heiligen Geiste,⁴⁷ Judas Jud 72 1 20 46 Das christliche Leben wird einem Baue verglichen. Der Glaube, die christliche Wahrheit, ist die Grundlage des christlichen Lebens. Wer auf den Gegenstand des Glaubens nicht sein Denken und Tun stützt, baut auf Sand. Judas Jud 72 1 20 47 Es stammt vom Heiligen, führt zum Heiligen und macht heilig. Judas Jud 72 1 21 Vosmetipsos in dilectione Dei servate, exspectantes misericordiam Domini nostri Jesu Christi in vitam æternam. bewahret euch in der Liebe Gottes,⁴⁸ und harret auf das Erbarmen⁴⁹ unsers Herrn Jesus Christus zum ewigen Leben.⁵⁰ Judas Jud 72 1 21 48 Zunächst in Gottes Liebe zu uns, und da diese Liebe Gottes zu uns nur dann eine Bürgschaft der Hoffnung ist, wenn sie unsere Liebe entzündet, wird auch unsere Liebe zu Gott bezeichnet. Judas Jud 72 1 21 49 Bei seiner Wiederkunft. Judas Jud 72 1 21 50 Wie oft im N. T. kehrt hier (V. 20, V. 21) die heilige Dreizahl, Glaube, Hoffnung, Liebe, Heiliger Geist, Gott, Jesus, wieder. Judas Jud 72 1 22 Et hos quidem arguite judicatos: Und die einen weiset zurecht als schon Gerichtete,⁵¹ Judas Jud 72 1 22 51 Die, welche keine Hoffnung auf Besserung geben, die Urheber und Führer der Spaltung. Griech.: Habet Mitleid mit denen, die in Zwiespalt sind, rettet, reißet sie aus dem Feuer heraus. Hiernach ist nur von einer Klasse die Rede. Judas Jud 72 1 23 Illos vero salvate, de igne rapientes. Aliis autem miseremini in timore: odientes et eam, quæ carnalis est, maculatam tunicam. andere aber rettet, indem ihr sie dem Feuer entreißet.⁵² Anderer wiederum erbarmet euch in Furcht,⁵³ so dass ihr selbst das vom Fleische befleckte Kleid⁵⁴ verabscheut. Judas Jud 72 1 23 52 Die, welche das Verderben einem Feuer gleich, bereits ergriffen hat. Ein ähnliches Bild [Am 4,11, Sach 3,2]. Judas Jud 72 1 23 53 Eine herabsteigende Stufenleiter. Die einen sind schon ganz dem Verderben anheimgefallen: mit diesen ist der Verkehr abzubrechen. Andere hat das Verderben, wie ein Feuer bereits ergriffen, diese müssen durch schnelle Tat gerettet werden. Noch andere sind zwar angesteckt, doch ist die Krankheit noch nicht weit fortgeschritten und helfendes Erbarmen kann sie retten. Da indes der liebreiche Verkehr mit den Verirrten leicht eine Gefahr für den Rettenden einschließt, muss jener mit Furcht verbunden sein. Judas Jud 72 1 23 54 Das Untergewand, Sinnbild alles dessen, was auch nur durch äußeren Zusammenhang Teil hat an dem sittlichen Verderben jener Menschen. Judas Jud 72 1 24 Ei autem, qui potens est vos conservare sine peccato, et constituere ante conspectum gloriæ suæ immaculatos in exsultatione in adventu Domini nostri Jesu Christi, Dem aber, welcher mächtig ist, euch ohne Sünde zu bewahren und vor seiner Herrlichkeit unbefleckt in Frohlocken darzustellen bei der Ankunft unsers Herrn Jesus Christus,⁵⁵ Judas Jud 72 1 24 55 Christus war der Mittler der Majestät Gottes in der Schöpfung und ist durch die Erlösung Mittler bis an das Ende der Welt. Judas Jud 72 1 25 Soli Deo Salvatori nostro, per Jesum Christum Dominum nostrum, gloria et magnificentia, imperium et potestas ante omne sæculum, et nunc et in omnia sæcula sæculorum. Amen. ihm, dem alleinigen Gott, unserm Heilande, durch Jesus Christus, unsern Herrn, ist Herrlichkeit und Majestät, Herrschaft und Macht vor aller Zeit, jetzt und in alle Ewigkeit! Amen.⁵⁶ Judas Jud 72 1 25 56 Vergl. [Röm 16,25]. Judas Jud 72 1 3 Carissimi, omnem sollicitudinem faciens scribendi vobis de communi vestra salute, necesse habui scribere vobis: deprecans supercertari semel traditæ sanctis fidei. Geliebte!⁶ da ich mit allem Eifer bedacht war, euch über euer gemeinsames Heil zu schreiben,⁷ sah ich mich genötigt euch zu schreiben, dass ihr, wie ich euch inständig bitte, für den einmal⁸ den Heiligen überlieferten⁹ Glauben kämpfet. Judas Jud 72 1 3 6 Eine solche Anrede findet sich im Eingange eines apostolischen Sendschreibens außer 3 Joh V. 2 nur hier, griech. wie [1Petr 1,2]: ein Hinweis auf die Mittätigkeit, welche Gott fordert. Judas Jud 72 1 3 7 Eben mit der Absicht umgehend, ein umfassendes Lehrschreiben über das christliche Heil zu verfassen, richtet er statt eines solchen jetzt ein Ermahnungsschreiben an die Christen, für den ihnen überlieferten Glauben einzustehen. Griech.: unser Heil. Judas Jud 72 1 3 8 Einmal für alle Male ist der Glaube ihnen so ganz und vollkommen überliefert, dass er keines Zusatzes Bedarf und als unveränderliche Richtschnur gelten muss. Also auch, was Judas schreibt, war zuvor bereits in diesem Glauben enthalten und sein Brief ist nur ein Zeugnis für das, was den Gläubigen überliefert ist. Judas Jud 72 1 3 9 Von den Aposteln. Wie Moses [Apg 6,14] der Überlieferer des A. B. genannt wird, so sind die Apostel die Quelle der Überlieferung der Offenbarung des N. B. [1Kor 11,2-23, 1Kor 15,3]. Judas Jud 72 1 4 Subintroierunt enim quidam homines (qui olim præscripti sunt in hoc judicium) impii, Dei nostri gratiam transferentes in luxuriam, et solum Dominatorem, et Dominum nostrum Jesum Christum negantes. Denn es haben sich gewisse Menschen eingeschlichen¹⁰ (die für ein solches Strafgericht längst vorherbestimmt sind), Gottlose, welche die Gnade unsers Gottes in Ausschweifung verkehren, und unsern alleinigen Gebieter, den Herrn Jesus Christus, verleugnen.¹¹ Judas Jud 72 1 4 10 Heimlich und widerrechtlich. Sind die Irrlehrer auch äußerlich Glieder der Kirche, so gehören sie ihr doch innerlich nicht an. Der Apostel charakterisiert sie als gewisse Menschen (verächtlich), die für dieses Strafgericht längst vorherbestimmt sind, und als Gottlose. Die Gottlosigkeit wird wieder in zwei Eigenschaften, einer sittlichen und einer Glaubens-Verirrung, aufgezeigt. Wie aber sind jene Irrlehrer längst vorherbestimmt? Die Leser kennen die Vorbilder und Prophezeiungen, in welche jene Verirrten gekennzeichnet sind. Der Apostel hat zudem alles vor Augen, was er nachstehend von dem ungläubigen Volke Israel, den abtrünnigen Engeln u. a. sagen wird. Die Vorausbestimmung ist nicht zum Abfalle, sondern zum Gerichte wegen des vorausgesehenen aus freier Entschließung gewählten Abfalles. (Clem. Alexandr.) Judas Jud 72 1 4 11 Jesus Christus ist als Gott mit dem Vater wesensgleicher Herr, vergl. [2Petr 1,21], darum Alleinherrscher in aller Macht, Weisheit und Liebe des Vaters. Er ist der Herr der Erlösten, doch von ihm haben sich die Irrlehrer durch Leugnung seiner Herrschaft losgesagt. Judas Jud 72 1 5 Commonere autem vos volo, scientes semel omnia, quoniam Jesus populum de terra gypti salvans, secundo eos, qui non crediderunt, perdidit. Ich will euch aber, die ihr einmal alles wisset, daran erinnern,¹² dass Jesus,¹³ nachdem er sein Volk aus dem Lande Ägypten gerettet,¹⁴ das zweite Mal jene, welche nicht glaubten, vernichtet hat.¹⁵ [Num 14,37] Judas Jud 72 1 5 12 Die Gottlosen sind bereits in Vorbildern und Weissagungen verurteilt. Judas Jud 72 1 5 13 Der Retter und Richter war Jesus, der bereits im Paradiese verheißene Heiland der Menschen. Der also, der von sich sagt: Der Vater richtet niemand, sondern er hat das Gericht dem Sohne übergeben [Joh 5,22], hat bereits vor der Menschwerdung das Amt des Richters geübt. (Hilar.) Judas Jud 72 1 5 14 Der Apostel hat jenes Strafgericht in der Wüste vor Augen, das [Num 14] erzählt wird. (Der heil. Petrus stellt statt dieses Beispiels die Sündflut seinen Lesern vor.) Mit Nachdruck weist Judas darauf hin, dass die, welche Zu Grunde gingen, vorher aus Ägypten gerettet waren. So sind auch die, welche der Apostel warnt, aus der Knechtschaft der Sünde und des Teufels zwar befreit, aber dennoch in Gefahr, auf ihrer Wanderung durch die Wüste dieses Lebens zu Schaden zu kommen. Judas Jud 72 1 5 15 Als es sich um die Errettung in der Wüste handelte. Alle die, welche nicht glaubten und sich nicht seiner Leitung vertrauensvoll hingaben, gingen zu Grunde. So hat Christus auch die Leser einmal gerettet; lassen sie sich nun zum Unglauben verführen auf dem Wege durch die Welt, so wird Christus ihr strenger Richter. Judas Jud 72 1 6 Angelos vero, qui non servaverunt suum principatum, sed dereliquerunt suum domicilium, in judicium magni diei, vinculis æternis sub caligine reservavit. Auch hat er die Engel,¹⁶ welche ihre Herrschaft nicht bewahrten, sondern ihre Wohnung verließen,¹⁷ auf das Gericht des großen Tages mit ewigen Banden unter der Finsternis bewahrt. [2Petr 2,4] Judas Jud 72 1 6 16 Die Würde der Engel bestand darin, dass sie Gott dienten und so mit ihm herrschten. Als die Engel Gott den Dienst versagten, mussten sie aus dem ihrem Dienste zugewiesenen Bereiche und der Herrschaft weichen; und da sie sich von Gott, ihrem Erleuchter, losgesagt, wurden sie in die Finsternis verstoßen, die das Bild ihrer inneren Verirrung ist. (Thom.) Ein anderer Ort ist den bösen Geistern wegen ihrer Schuld zugewiesen, die Hölle, ein anderer zu unserer Bewährung gestattet, der Raum unter dem sichtbaren Himmel. Bis zum jüngsten Tage dauert unsere Bewährung, also auch eine verhältnismäßige Freiheit der bösen Geister. (Thom.) Erst bei dem Gerichte trifft sie das Vollmaß der Höllenstrafe. (Justin, Tatian, Aug., Hier.) Vergl. [Offb 20,27]. Wie aber die Herrlichkeit der guten Engel nicht gemindert wird dadurch, dass sie zu uns kommen, so auch nicht die Qual der bösen Geister dadurch, dass sie uns versuchen dürfen. (Thom.) Judas Jud 72 1 6 17 Die beiden ersten Beispiele warnen die Gegner des Apostels wegen ihres zum Unglauben führenden Stolzes, das dritte wegen ihrer Fleischessünden. (Vergl. V. 4) Judas Jud 72 1 7 Sicut Sodoma, et Gomorrha, et finitimæ civitates simili modo exfornicatæ, et abeuntes post carnem alteram, factæ sunt exemplum, ignis æterni pnam sustinentes. Wie Sodoma und Gomorrha und die umliegenden Städte, welche in ähnlicher Weise sich in Unzucht erschöpften und unnatürlicher Wollust nachgingen, zum Beispiele geworden sind,¹⁸ indem sie die Strafe ewigen Feuers¹⁹ erleiden.²⁰ [2Petr 2,6] Judas Jud 72 1 7 18 Stehen als Beispiel da vor aller Augen. Judas Jud 72 1 7 19 Das über jene Städte gekommene Feuer ist ein Bild des Höllenfeuers. Judas Jud 72 1 7 20 Die Dauer der Strafe wird in ihrer Schrecklichkeit am Vorbilde gezeigt. Judas Jud 72 1 8 Similiter et hi carnem quidem maculant, dominationem autem spernunt, majestatem autem blasphemant. Ebenso beflecken auch diese²¹ das Fleisch,²² verachten die Herrschaft²³ und lästern die Majestät.²⁴ Judas Jud 72 1 8 21 Griech.: diese Träumer. Judas Jud 72 1 8 22 Wie diese dem gewisse Menschen, so entspricht beflecken dem in Ausschweifung verkehren des V. 4. Judas Jud 72 1 8 23 Die Hoheit und Herrschaft Christi: V. 4. die unsern Herrn verleugnen. Judas Jud 72 1 8 24 Die Engel. (V. 9, V. 10, Clem. v. Alex.) Judas Jud 72 1 9 Cum Michael Archangelus cum diabolo disputans altercaretur de Moysi corpore, non est ausus judicium inferre blasphemiæ: sed dixit: Imperet tibi Dominus. Als der Erzengel Michael,²⁵ mit dem Teufel rechtend um den Leib des Moses stritt,²⁶ wagte er es nicht ein lästerndes Urteil gegen ihn zu fällen,²⁷ sondern sprach: Der Herr gebiete dir! Judas Jud 72 1 9 25 Michael = Wer ist wie Gott? Niemand ist Gott gleich. Michael ist nach [Dan 12,1] einer der Engelfürsten und der Beschützer des auserwählten Volkes. Im N. T. wird er [Offb 12,7] als gegen des Drachen kämpfend dargestellt. Judas Jud 72 1 9 26 Diese Worte knüpfen, der jüdischen Tradition folgend, an [Dtn 34,5.6] an. Moses war nach Gottes Voraussagung gestorben, doch sollte sein Leib unversehrt bleiben. Der Teufel will sein Recht auf den Tod, vergl. [Joh 14,30], und die Folge des Todes, die Verwesung, geltend machen, doch Gott lässt den Leib des Moses durch seinen Engel der Verwesung entziehen. Warum? Wohl weil Moses als Mittler des A. B. (Ambros., Greg. v. Nyss.) das Vorbild des Erlösers ist. Vergl. [Dtn 18,15]. So konnte Moses denn [Lk 9,29-31] leiblich erscheinen, und Gesetz und Propheten mit Christus und in Christus verklärt werden. (Hil.) Vergl. auch [Offb 11,3ff]. Bei dem Streite zwischen Michael und Satan blieb der erstere Sieger. Judas Jud 72 1 9 27 In der Obmacht des heil. Michael lag das Entscheidungsurteil; ohne dem Bösen ein Scheltwort zuzuschleudern, welches die ehemalige Würde desselben verletzen konnte, überließ Michael Gott das Strafurteil. (Aug.) Offenbarung Offb 74 0 1 Einleitung zur Offenbarung (1. V. 1 V. 20a): 1. Aufschrift des Buches (V. 6) 2. Grundlegendes Gesicht der Offenbarung: Der Heiland erscheint (V. 8) inmitten der sieben Leuchter und befiehlt, den sieben Kirchen die Bedeutung der Erscheinung zu schreiben. (V. 20) I. Sendschreiben an die Gemeinden Asiens. (1,20b 3,22): A. Vorbemerkung. Offenbarung Offb 74 1 1 APOCALYPSIS Jesu Christi, quam dedit illi Deus palam facere servis suis, quæ oportet fieri cito: et significavit, mittens per Angelum suum servo suo Joanni, Offenbarung¹ Jesu Christi,² welche Gott ihm gegeben hat, seinen Dienern³ kund zu tun, was in Bälde⁴ geschehen soll;⁵ und er hat es, indem er seinen Engel sandte,⁶ seinem Diener⁷ Johannes⁸ kund getan,⁹ Offenbarung Offb 74 1 1 1 Kundgebung von Geheimnissen, welche bis dahin in Gott verborgen waren, hier von zukünftigen Ereignissen. Siehe V. 19. Offenbarung Offb 74 1 1 2 Offenbarung, deren Urheber Jesus Christus ist, der als Sohn Gottes alles vom Vater hat, als Gottmensch aber beständiger Mittler zwischen Gott und Menschen ist. Gott hat sie ihm gegeben, vergl. [Joh 7,16] und [Joh 17,7.8], damit er sie seiner Zeit den Gläubigen mitteilte. In der Sache ist es eine Offenbarung, in der Weise, wie diese geboten wird, eine Verhüllung, welche aber die erhabensten Mahnungen enthält. Wie der heil. Johannes sich als Evangelist über die anderen Evangelien erhebt, so als Prophet über die übrigen Propheten. (Petr. Damian) Offenbarung Offb 74 1 1 3 Den Christen. Offenbarung Offb 74 1 1 4 Die ganze neutestamentliche Zeit ist nach christlicher Anschauung eine kurze (Greg.), ist eine Knospe, der die Blüte bald folgt. Johannes unterscheidet den Anfang der zukünftigen Dinge wohl von ihrer entfernten Vollendung, denn wenngleich er hier sagt: bald, weist er doch immer von neuem auf die Notwendigkeit geduldigen Ausharrens hin und ermahnt die Christen zu solchem. Offenbarung Offb 74 1 1 5 Was nach göttlicher Vorherbestimmung geschehen soll. Soll: Vergl. [Offb 17,10, Offb 20,3, Mt 24,6], also auch ohne die Menschen und wider die Menschen, die freudigen Ereignisse zum Trost der Bedrängten und zur Beschämung der Sünder, die widrigen, damit die Kirche wachse, indem sie Verfolgung leidet. Offenbarung Offb 74 1 1 6 Vergl. [Sach 1,9.13, Sach 2,3, Dan 8,16, Dan 9,21] erscheint Gabriel als Ausleger der Vision. Der Ausdruck ist hier, da verschiedene Erklärer auftreten: [Offb 10,1ff, Offb 17,1.7.15, Offb 18,1, Offb 19,9, Offb 21,9, Offb 22,1], 1. Allgemein zu nehmen. Erst [Offb 22,6.16] kehrt der hier zuerst genannte Engel wieder. Offenbarung Offb 74 1 1 7 Diener Jesu Christi heißt Johannes wegen seines prophetischen Amtes, wie der Engel sich [Offb 22,8] Mitdiener des heil. Johannes und seiner Brüder, der Propheten, nennt. Offenbarung Offb 74 1 1 8 Der Evangelist Johannes brauchte sich nicht zu nennen, da das von ihm Erzählte viele Zeugen hatte, anders der Seher Johannes. Der Apostel hebt den erhabenen prophetischen Charakter seines Buches hervor durch die Stufenleiter: Gott, Christus, der Engel, Johannes. Offenbarung Offb 74 1 1 9 Wörtlich: gezeigt. Der Ausdruck ist wohl der Bilder wegen gewählt. Offenbarung Offb 74 1 10 Fui in spiritu in Dominica die, et audivi post me vocem magnam tamquam tubæ. Da war ich im Geiste⁴⁰ an dem Tage des Herrn,⁴¹ und ich hörte hinter mir⁴² eine starke Stimme, wie von einer Posaune,⁴³ Offenbarung Offb 74 1 10 40 Es ist der Zustand der Verzückung, in welcher das äußere Auge geschlossen, das innere geöffnet ist. (Aug.) Was mit dem Apostel geschieht, sind also geistige Vorgänge. (Konzil von Ancyra 314) Der Ausdruck kehrt [Offb 4,2] wieder. Vergl. auch [Offb 21,10]. Der Geist des Apostels wurde in Gemeinschaft gesetzt mit dem Geiste der Weissagung (V. 11). Offenbarung Offb 74 1 10 41 Die Sitte der Feier des Sonntags als des Auferstehungstages des Herrn wird bereits [1Kor 16,2, Apg 20,7] berührt. Der Name findet sich weiter in der Lehre der Apostel, und bei dem heil. Ignatius. Offenbarung Offb 74 1 10 42 Das Hören bereitet auf das Sehen vor. (Beda) Offenbarung Offb 74 1 10 43 Die Posaune drückt Stärke und Wohlklang der Stimme aus. Nach [Joel 2,1] sollen die Priester das Volk vom Nahen des Gerichtes durch den Klang der Posaune in Kenntnis setzen. Vergl. auch [1Thess 4,16]. Es ist der Herr, der zu ihm redet. Offenbarung Offb 74 1 11 Dicentis: Quod vides, scribe in libro: et mitte septem ecclesiis, quæ sunt in Asia, Epheso, et Smyrnæ, et Pergamo, et Thyatiræ, et Sardis, et Philadelphiæ, et Laodiciæ: die sprach: Was du schaust,⁴⁴ schreibe in ein Buch,⁴⁵ und sende es den sieben Gemeinden in Asien, nach Ephesus, nach Smyrna, nach Pergamus, nach Thyatira, nach Sardes, nach Philadelphia, und nach Laodicia.⁴⁶ Offenbarung Offb 74 1 11 44 Die gesamte Offenbarung. Offenbarung Offb 74 1 11 45 Nicht nur die sieben Worte des Heilandes, die sieben Sendschreiben, sondern alles. Wenn auf Befehl des Herrn ein Buch an diese sieben Gemeinden gerichtet wird, das laut V. 1 allen Dienern des Herrn bestimmt ist, so treten diese Gemeinden in ein besonderes Verhältnis zur Gesamtkirche. Offenbarung Offb 74 1 11 46 Die Gemeinden werden nach ihrer geographischen Lage von Patmos aus von Süden nach Norden aufgezählt. Offenbarung Offb 74 1 12 Et conversus sum ut viderem vocem, quæ loquebatur mecum: Et conversus vidi septem candelabra aurea: Und ich wandte mich um, die Stimme⁴⁷ zu sehen, die zu mir redete; und da ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter,⁴⁸ Offenbarung Offb 74 1 12 47 Das Wort ist aus der Lebhaftigkeit der Vorstellung gewählt. Eigentlich: den zu sehen, der zu mir sprach. Offenbarung Offb 74 1 12 48 Die sieben goldenen Leuchter werden V. 28 von Christus selbst als Sinnbilder der sieben Gemeinden erklärt. Wie im Tempel immer brennende Leuchter als Symbol des Volkes Israel waren, so hatte Christus diese Gemeinden als Leuchter hingestellt, damit sie das Heidentum durchstrahlten. Statt des siebenarmigen Leuchters des A. B. werden sieben einzelne Leuchter genannt, weil jede der Gaben des Heil. Geistes, der Einheit unbeschadet, sich in besonderer Weise äußert. Offenbarung Offb 74 1 13 Et in medio septem candelabrorum aureorum similem filio hominis, vestitum podere, et præcinctum ad mamillas zona aurea: und inmitten der sieben goldenen Leuchter einen, der einem Menschensohne glich,⁴⁹ angetan mit einem langen Gewande,⁵⁰ und gegürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel.⁵¹ Offenbarung Offb 74 1 13 49 Christus wird von dem Apostel nicht genannt, sondern wie er in seiner Verklärung ist, nach [Dan 7,13] beschrieben. Im Übrigen wird dem heil. Johannes, da er im Geiste ist, alles symbolisch vorgestellt. Jeder Zug der Visionen hat seine Bedeutung, weshalb der Heiland in verschiedenen Gestalten erscheint, z.B. [Offb 5] als Lamm mit der Todeswunde. Die Eigenschaften, welche hier vom Heilande angegeben werden, kehren im zweiten oder dritten Kapitel wieder, wie sie ihm auch im zweiten Teile des Buches gegeben werden. [Offb 14,14] erscheint der Herr als der einem Menschensohne ähnliche, die Augen wie Feuerflammen werden [Offb 19,12] erwähnt, das Schwert [Offb 19,15] kurz, der Herr wird hier so beschrieben, wie er sich nachher wirksam erweist. Offenbarung Offb 74 1 13 50 Ein linnenes Gewand trägt er als himmlischer Hoherpriester und Herrscher. (Vergl. [1Sam 15,27] Iren.) Offenbarung Offb 74 1 13 51 Der Gürtel ist bei dem Hohenpriester des A. B. Sinnbild der Enthaltsamkeit und Reinheit. Während aber jener ihn um die Lenden trug, trägt ihn der Heiland um die Brust als Zeichen seiner vollendeten Freiheit von jeder Regung der Sünde. (Chrys., Greg., Anselm.) Doch der Gürtel des Herrn ist nicht nur mit Goldfäden durchwirkt [Ex 28,8], sondern golden, wie ihn die Könige tragen. [1Makk 10,89] Offenbarung Offb 74 1 14 Caput autem ejus, et capilli erant candidi tamquam lana alba, et tamquam nix, et oculi ejus tamquam flamma ignis, Sein Haupt aber und⁵² seine Haare waren weiß wie Wolle und wie Schnee,⁵³ und seine Augen wie Feuerflammen,⁵⁴ Offenbarung Offb 74 1 14 52 Nämlich. Offenbarung Offb 74 1 14 53 Ähnlich beschreibt [Dan 7,9] den Alten der Tage. Zeichen der Verklärung und Ewigkeit. Offenbarung Offb 74 1 14 54 Die Augen flammen zum Zeichen seiner gegen alles Unheilige mit Zorn gerichteten Allwissenheit. Der Gemeinde zu Thyatyra stellt sich der Heiland als der da, der von ihr erkannt sein will, als der, welcher Herzen und Nieren erforscht [Offb 2,23], darum mit solchen Augen; [Offb 19,11] erscheint er mit denselben, weil er gerecht richtet. Offenbarung Offb 74 1 15 Et pedes ejus similes aurichalco, sicut in camino ardenti, et vox illius tamquam vox aquarum multarum: seine Füße ähnlich dem im Ofen glühenden Glanzerze,⁵⁵ und seine Stimme wie das Rauschen vieler Wasser;⁵⁶ Offenbarung Offb 74 1 15 55 Zu solchen Flammenaugen gehören die Füße, welche alles Unheilige niedertreten. Offenbarung Offb 74 1 15 56 Die Stimme, mit welche er der Kirche und der Welt seine Entschlüsse verkündet und seinen Feinden Halt gebietet. Darum bezeichnet sie auch die Unterwerfung der ganzen Erde durch seine Botschaft. (Greg., Beda) Die Wasser sind die Völker. Indes wird [Offb 14,2, Offb 19,6] daneben das Rollen des Donners der Stimme beigemessen, weshalb man den Ausdruck als majestätisch brausend auffassen kann. Offenbarung Offb 74 1 16 Et habebat in dextera sua stellas septem: et de ore ejus gladius utraque parte acutus exibat: et facies ejus sicut sol lucet in virtute sua. und er hielt in seiner Rechten sieben Sterne,⁵⁷ und aus seinem Munde ging ein zweischneidiges Schwert⁵⁸ hervor, und sein Angesicht war, wie wenn die Sonne leuchtet in ihrer Kraft.⁵⁹ Offenbarung Offb 74 1 16 57 Die sieben Sterne sind Symbole der Bischöfe jener Gemeinden, welche durch die Leuchter dargestellt werden. (V. 20) Sterne stehen schon im A. T. als Bild für Herrscher [Num 24,17, Jes 14,12], doch auch die Lehrer werden [Dan 12,3] Sternen verglichen. Die Bischöfe sind Träger des Kirchenamtes und Inhaber des Lehramtes: sie sollen auch den Gläubigen vorleuchten, und auf den stürmischen Wogen dieser Zeitlichkeit gleich den Gestirnen des Himmels zu Wegweisern dienen. Christus hält sie in seiner Rechten, denn von ihm haben sie ihr Licht, ihre Sendung und Vollmacht: er ist ihr Beschützer und Versorger. Dieser Zug kehrt [Offb 2,1] und [Offb 3,1] wieder, wenngleich an letzter Stelle das Bild nicht so ausgemalt wird. Offenbarung Offb 74 1 16 58 Das Schwert ist Sinnbild der unwiderstehlichen Strafgewalt seines Wortes, das tief in die Herzen der Sünder eindringt [Hebr 4,12] und sie die Gerechtigkeit seines Richterspruches fühlen lässt [Offb 19,5], vor dem alle Feinde zu Schanden werden. (Beda) Offenbarung Offb 74 1 16 59 Wie die Sonne ihre Kraft voll entfaltet. Der Heiland ist dargestellt als der, der er für seine gesamte Kirche in Gegenwart, Zukunft und Vollendung ist. So sind die sieben Gemeinden ein Bild der ganzen Kirche. Offenbarung Offb 74 1 17 Et cum vidissem eum, cecidi ad pedes ejus tamquam mortuus. Et posuit dexteram suam super me, dicens: Noli timere: ego sum primus, et novissimus, Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot nieder,⁶⁰ und er legte seine Rechte auf mich und sprach: Fürchte dich nicht, ich bin der Erste und der Letzte,⁶¹ Offenbarung Offb 74 1 17 60 Wie Moses sein Angesicht vor dem Anblicke Gottes verhüllte [Ex 23,20ff] und Daniel von dem Glanze der himmlischen Herrlichkeit überwältigt niederfiel [Dan 8,17], wie selbst Seraphine ihr Antlitz mit den Flügeln vor dem Glanze der Gottheit bedecken [Jes 6,2], so wird Johannes von Schrecken erfasst, wie auch die Apostel von der Herrlichkeit des verklärten Heilandes geblendet niederfielen. [Mt 17,6] Doch der Heiland ermutigt ihn, wie auf dem Berge (und wie der Engel [Lk 1,13.30, Mk 16,6]). Offenbarung Offb 74 1 17 61 Was [Jes 41,4, Jes 44,6, Jes 48,12] von Gott ausgesagt wird, dass er Anfang und Ende ist, wird hier von Christus gesagt, durch den alles geschaffen und durch welchen auch alles erneuert wird. (Beda, Ambros.) Diese Worte dienen [Offb 2,8] und [Offb 22,13] auch zum Troste der Gläubigen, dass Christus derselbe gestern und heute und in Ewigkeit. Offenbarung Offb 74 1 18 Et vivus, et fui mortuus, et ecce sum vivens in sæcula sæculorum, et habeo claves mortis, et inferni. und der Lebendige;⁶² ich war tot,⁶³ und siehe, ich lebe in alle Ewigkeit, und habe die Schlüssel des Todes und der Unterwelt.⁶⁴ Offenbarung Offb 74 1 18 62 Deshalb bringe ich durch mein Erscheinen Leben. Offenbarung Offb 74 1 18 63 Vergl. [Hos 13,14]. Offenbarung Offb 74 1 18 64 Der Unterwelt werden [Jes 38,10, Mt 16,18] zugeschrieben, ebenso dem Tode als dem Weg zur Unterwelt [Ps 9,14], deshalb werden zu beiden Schlüssel erwähnt. Da nun Übergabe und Besitz der Schlüssel nach der auch [Offb 3,7] wieder berührten Stelle [Jes 22,22] Bild der Übergabe und des Besitzes der Macht ist, nennt sich der Heiland den Überwinder des Todes in Ewigkeit, den Beherrscher von Tod und Unterwelt. Während die V. 17, V. 18 dem Herrn beigelegten Eigenschaften ihn in seiner Stellung als Menschensohn zu der Welt und zu seinem Volke darstellen und seine richtende Macht hervorheben, stellen die V. 13 16 angegebenen Eigenschaften seine Gottheit in den Vordergrund und heben namentlich seine seligmachende, Leben gebende und den Tod überwindende Macht hervor. Die Erscheinung des Herrn (V. 13 16) hatte den Seher mit Schrecken erfüllt. Wie der Heiland sich in V. 17, V. 18 dem Apostel offenbart, wird er sich in allem erweisen, was das Buch enthüllt. Offenbarung Offb 74 1 19 Scribe ergo quæ vidisti, et quæ sunt, et quæ oportet fieri post hæc. Schreibe nun,⁶⁵ was du gesehen hast, was ist, und was nach diesem geschehen soll.⁶⁶ Offenbarung Offb 74 1 19 65 Mit der Tröstung des heil. Johannes ist der Zwischenfall, der V. 12 spielte, beendet. Die Stimme des Herrn hatte V. 11 die Offenbarung begonnen mit dem Befehle zu schreiben. Der Wunsch des Apostels, die Stimme zu sehen, hatte die Fortsetzung des Befehles unterbrochen. Jetzt fährt der Herr in dem V. 11 begonnenen Befehle fort: Da du nun weißt, wer ich bin usw.: Nun: Hier führt der Herr weiter die Worte: was du siehst (V. 11) und was bald geschehen soll (V. 11) näher aus. Offenbarung Offb 74 1 19 66 Das, was die Gegenwart angeht, wird in den Briefen in [Offb 2, Offb 3] gezeigt, die Zukunft von [Offb 4,1] wie die Wiederaufnahme der letzten Worte von V. 19 zeigt. Offenbarung Offb 74 1 2 Qui testimonium perhibuit verbo Dei, et testimonium Jesu Christi, quæcumque vidit. welcher das Wort Gottes¹⁰ und das Zeugnis Jesu Christi, alles, was er gesehen,¹¹ bezeugt hat. Offenbarung Offb 74 1 2 10 Das Wort der Offenbarung Christi, wie Johannes sie später in seinem Evangelium niederlegte und hier bietet. Offenbarung Offb 74 1 2 11 Das Sehen steht auch für das Hören. (V. 12) Offenbarung Offb 74 1 20 Sacramentum septem stellarum, quas vidisti in dextera mea, et septem candelabra aurea: septem stellæ Angeli sunt septem ecclesiarum: et candelabra septem, septem ecclesiæ sunt. Das Geheimnis⁶⁷ der sieben Sterne, welche du in meiner Rechten gesehen hast, und die sieben goldenen Leuchter: die sieben Sterne sind die Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter sind die sieben Gemeinden.⁶⁸ Offenbarung Offb 74 1 20 67 Ein Anakoluth: Das Geheimnis der sieben Sterne und der sieben Leuchter anlangend, so sind. Offenbarung Offb 74 1 20 68 Der Heiland erklärt das, was zunächst in Kap. 2 und 3 des Verständnisses bedurfte. Die Bischöfe als Repräsentanten der Gemeinden werden Engel genannt. Vergl. [Offb 2,1.8]. Schon im A. T. wird Priestern und Propheten dieser Name beigelegt, um ihre hohe Würde zu kennzeichnen. Vergl. [Sir 5,5, Mal 2,7.8, Apg 1,13]. Die Sterne empfangen von dem Herrn, der die Sonne ist, Licht und Bahn; so werden die Vorsteher der Gemeinde von Gott und seinem Sohne mit deren Wort an die Gemeinde gesendet. Die Gemeinden sind Leuchter und Träger des göttlichen Lichtes, das der Herr durch seinen Geist anzündet. Das V. 13 18 geschilderte Gesicht bleibt während der gesamten Offenbarung. Zwischen den Leuchtern stehend, spricht der Herr [Offb 1,13-19]. Auch [Offb 22,6] versetzt in die gleichen Umstände. Offenbarung Offb 74 1 3 Beatus, qui legit, et audit verba prophetiæ hujus: et servat ea, quæ in ea scripta sunt: tempus enim prope est. Selig, wer¹² da liest¹³ und hört¹⁴ die Worte dieser Weissagung, und bewahrt, was in ihr geschrieben steht; denn der Zeitpunkt¹⁵ ist nahe! Offenbarung Offb 74 1 3 12 Die Vulgata weicht hier etwas vom griech. Texte ab: Selig, wer da liest und die, welche hören und bewahren. Offenbarung Offb 74 1 3 13 Der Vorleser. Offenbarung Offb 74 1 3 14 Die Hörer sind die Christen. Diese aber sollen die Worte der Weissagung (wie die Vorleser) nicht nur hören, sondern auch im Herzen bewahren, wie Maria [Lk 2,19], und üben. Die Offenbarung soll ja eine Mahnung an die Gläubigen sein, in der letzten Zeit der bittersten Not und des härtesten Kampfes treu auszuharren. Offenbarung Offb 74 1 3 15 Die Gelegenheit, aus der Offenbarung Nutzen zu ziehen. Nach dem heil. Thomas: Der Zeitpunkt, wo die Verfolgung endet, der Tod. Offenbarung Offb 74 1 4 Joannes septem ecclesiis, quæ sunt in Asia. Gratia vobis, et pax ab eo, qui est, et qui erat, et qui venturus est: et a septem spiritibus, qui in conspectu throni ejus sunt: Johannes an die sieben Gemeinden in Asien.¹⁶ Gnade euch und Friede¹⁷ von dem, der ist,¹⁸ und der war,¹⁹ und der kommen wird;²⁰ und von den sieben Geistern, die vor seinem Throne sind;²¹ Offenbarung Offb 74 1 4 16 An diese sieben Gemeinden ist das ganze Buch gerichtet, nach dem Befehl des Heilandes. (V. 11ff) Warum der Apostel dieses Buch gerade jenen Gemeinden widmet, während doch noch viele andere waren, darüber gehen die Meinungen sehr auseinander. Der wahrscheinlichste Grund ist, dass ihm diese in der ersten Vision (V. 12ff) als Typus der Gesamtkirche gezeigt werden. (Chrys., Aug., Greg., Isidor) Sieben ist ja die symbolische Zahl des Verhältnisses Gottes zu der Welt. In sieben Jahren als der Weltwoche [Offb 11,2] vollendet sich der Ratschluss Gottes, dieser ist enthalten im Buche mit sieben Siegeln; auch der Feind Gottes, der Satan und das Tier [Offb 12,3, Offb 13,1] zeigen die Siebenzahl. Offenbarung Offb 74 1 4 17 Gnade und Frieden werden in fast allen apostolischen Briefen in der Grußformel verbunden. ([2Joh 1,3] kommt noch Erbarmen hinzu.) Nach Tertullian fügten die Apostel den Wunsch der Gnade zu dem Friedenswunsche nach der Auferstehung des Herrn hinzu. Offenbarung Offb 74 1 4 18 Jahve; ähnliche Umschreibung [Ex 3,14]. Offenbarung Offb 74 1 4 19 Wenngleich Gottes unveränderliche Natur kein war und wir sein zulässt, sondern nur ein Ist, sagen wir doch ohne Irrtum: War, ist und sein wird. Er war, weil er nie anfing zu sein; er wird sein, weil er nie aufhört; er ist, weil er immer ist. Da die menschliche Rede sich dem Unterschiede der Zeit anpassen muss, dürfen wir mit Recht dem, der zu jeder Zeit ist, jedes Zeitwort zuschreiben. (Aug.) Gemeint ist die ganze heilige Dreifaltigkeit. Offenbarung Offb 74 1 4 20 Mit Beziehung auf den Inhalt der Offenbarung gewählter Ausdruck. Offenbarung Offb 74 1 4 21 Die sieben Geister werden noch zweimal erwähnt: [Offb 4,5] die sieben Fackeln vor dem Throne Gottes, [Offb 5,7] die sieben Augen des Lammes. Gemeint ist die dritte Person der Gottheit, der Heil. Geist nach seinen sieben Gaben und Wirkungen. (Viktor, Primas., Beda) Vergl. [Sach 4,10]. Der Heil. Geist wird hier als vor dem Throne (vor Gott dem Vater befindlich) dargestellt, weil seine Sendung nach außen dargestellt wird. Er ist der Geist des Vaters und des Sohnes, die so wenig wie der Heil. Geist mit diesen Namen bezeichnet, sondern nach ihren Taten und Erweisungen beschrieben werden. Die sieben Geister stehen in Beziehung zu den sieben Vorstehern und dadurch zu den [Offb 1,20] als Leuchtern vorgestellten sieben Gemeinden selbst. Das Feuer, von dem die sieben Fackeln brennen [Offb 4,5] ist bei allen sieben das gleiche, aber es wird zur siebenfachen Flamme durch den Leuchter und seine Arme und Lampen. Der Leuchter ist das Volk Gottes. Offenbarung Offb 74 1 5 Et a Jesu Christo, qui est testis fidelis, primogenitus mortuorum, et princeps regum terræ, qui dilexit nos, et lavit nos a peccatis nostris in sanguine suo, und von Jesus Christus,²² welcher der treue Zeuge ist,²³ der Erstgeborne der Toten,²⁴ und der Herrscher über die Könige der Erde,²⁵ der uns geliebt und uns abgewaschen hat von unsern Sünden in seinem Blute,²⁶ Offenbarung Offb 74 1 5 22 Gnade und Friede vom Vater, vom Heil. Geist und vom Sohne. Offenbarung Offb 74 1 5 23 Das ganze Leben des Heilandes und sein Tod waren ein Zeugnis für die Wahrheit. Offenbarung Offb 74 1 5 24 Der erste, der von den Toten zu einem seligen und unsterblichen Leben auferstand, das zugleich Vorbild und Ursache der Auferstehung aller anderen, vergl. [Röm 8,29], sein soll. (Thom.) Die Beifügung dieses Titels stärkt den Mut zur Ertragung der Verfolgungen. Offenbarung Offb 74 1 5 25 Vergl. [Offb 17,4]. Durch seine Erniedrigung hat Christus den Sieg über die Welt errungen [Joh 16,33] und ist bei seiner Erhöhung vom himmlischen Vater zum Herrscher über alle Geschöpfe eingesetzt [Hebr 1,2, Apg 13,33], dereinst als Richter wiederkehrend. Der Apostel hat Christus so nach seinem dreifachen messianischen Amte als Propheten, Hohenpriester und König charakterisiert. Diesen drei Prädikaten folgen drei andere, welche angeben, was der Herr nach seinem messianischen Amte für uns getan hat, indem zu jedem Prädikate eine Lobpreisung beigefügt wird. Offenbarung Offb 74 1 5 26 Im Griech. beginnt die Lobpreisung: Ihm, der uns liebt und von unseren Sünden usw. Offenbarung Offb 74 1 6 Et fecit nos regnum, et sacerdotes Deo et Patri suo: ipsi gloria, et imperium in sæcula sæculorum: Amen. und uns zu einem Königtume und zu Priestern für Gott, seinen Vater gemacht hat;²⁷ ihm die Ehre und die Herrschaft von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.²⁸ Offenbarung Offb 74 1 6 27 Zu einem Reiche, in dem wir Könige, vergl. [Offb 5,10], und zugleich Priester sind. Hier wie [1Petr 2,9] wird der eigentliche Beruf des Volkes Gottes [Ex 19,6] von den Nachkommen Abrahams auf die Christen übertragen. Offenbarung Offb 74 1 6 28 Können wir Gott auch nichts geben, so ist doch die Lobpreisung der Ausdruck der Liebe, denn dem, welchen wir über alles lieben, müssen wir alles Erhabene wünschen. Offenbarung Offb 74 1 7 Ecce venit cum nubibus, et videbit eum omnis oculus, et qui eum pupugerunt. Et plangent se super eum omnes tribus terræ: Etiam: Amen. Sehet, er kommt in den Wolken,²⁹ und jegliches Auge wird ihn schauen,³⁰ auch die, welche ihn durchstochen haben.³¹ Und es werden über ihn wehklagen alle Geschlechter der Erde.³² Ja! Amen. Offenbarung Offb 74 1 7 29 Eigentlich: mit, umgeben von Wolken. Vergl. [Dan 7,13, 2Petr 3,8]. Offenbarung Offb 74 1 7 30 Ähnlich wie [Am 1,12] fasst der Apostel die Hauptsache des Buches zusammen, wie er sie [Offb 22,7.12ff] noch einmal wiederholt. Der Herr kommt zum Gerichte über alle seine Feinde. [Mt 16,27] Vergl. [Mt 26,64]. Der Heiland kommt während der ganzen Weltzeit zum Gerichte über die Welt und die Kirche, und dieses Kommen ist in der Offenbarung beschrieben. Da aber sein Kommen jetzt verborgen ist, ist er wenigen offenbar. (Chrys.) Der Heiland kommt zum Gerichte; als ob er schon gegenwärtig wäre. Offenbarung Offb 74 1 7 31 Beziehung auf [Sach 12,10]. Der Evangelist führt [Offb 19,37] diese Stelle mit Beziehung auf die Durchstechung der Seite Christi und die endliche Bekehrung Israels an. Gemeint sind alle, die ihn als Feinde verfolgt haben. Aus dieser Stelle schließen Cyr., Chrys., Hieron., dass der Heiland bei seiner Ankunft zum Gerichte die verherrlichten Wundmale seines Leibes sichtbar erscheinen lassen wird. Offenbarung Offb 74 1 7 32 Wenn der Herr zum Gerichte kommt. (Aug.) Offenbarung Offb 74 1 8 Ego sum , et , principium, et finis, dicit Dominus Deus: qui est, et qui erat, et qui venturus est, omnipotens. Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende,³³ spricht der Herr, Gott, der da ist, und der war, und der kommen wird, der Allmächtige. Offenbarung Offb 74 1 8 33 Der Anfang und das Ende. Wohl eine aus [Offb 21,6, Offb 22,13] herübergenommene Glosse. Wie in V. 4 redet hier Gott, die heil. Dreifaltigkeit. Ich bin die Quelle alles Erschaffenen und sein Ziel. Offenbarung Offb 74 1 9 Ego Joannes frater vester, et particeps in tribulatione, et regno et patientia in Christo Jesu: fui in insula, quæ appellatur Patmos, propter verbum Dei, et testimonium Jesu: Ich Johannes,³⁴ euer Bruder und Mitgenosse in der Drangsal und im Königtum,³⁵ und in der Geduld³⁶ in Christus Jesus,³⁷ war³⁸ auf der Insel, die Patmos heißt,³⁹ um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses willen von Jesus. Offenbarung Offb 74 1 9 34 Die Hervorhebung der Person des Verfassers soll eine Bürgschaft für die Wichtigkeit der Sache sein, deren nahe Beziehung zu den Lesern auch der Zusatz euer Bruder hervorhebt. Vergl. [Dan 8,1, Dan 9,2, Dan 10,2]: ich, Daniel. Offenbarung Offb 74 1 9 35 Also dem Anrechte nach und innerlich schon hier des Reiches Jesu teilhaftig. Vergl. [2Tim 2,12]. Offenbarung Offb 74 1 9 36 In der standhaften Ausdauer, welche der Heiland gewährt. Offenbarung Offb 74 1 9 37 Dieser Zusatz gehört zu allen drei vorhergehenden Bestimmungen: Von diesen drei Dingen will Johannes ja schreiben. Von der Trübsal, welche der Kirche bevorsteht, von dem Reiche, das ihr bereitet ist, und von der Ausdauer, die sie beweisen soll. Offenbarung Offb 74 1 9 38 Er war wohl auch noch auf Patmos, als er die ihm gewordene Offenbarung niederschrieb. Offenbarung Offb 74 1 9 39 Patmos ist eine kleine, zu den Sporaden gehörige Insel im ägäischen Meere, südwestlich von Ephesus, zwischen Naros und Samos, unweit der kleinasiatischen Küste. Sie ist unfruchtbar und ungesund. Noch jetzt wird dort der Sarkophag des heil. Johannes und die Grotte der Offenbarung gezeigt. Offenbarung Offb 74 0 1 B. Die sieben Worte des Herrn an jede der sieben Gemeinden. (2,1 3,22) I. 1. Sendschreiben an die Gemeinde von Ephesus. (V. 7) 2. Sendschreiben an die Gemeinde von Smyrna. (V. 11) 3. Sendschreiben an die Gemeinde von Pergamus. (V. 17) II. 4. Sendschreiben an die Gemeinde von Thyatira. Offenbarung Offb 74 2 1 Angelo Ephesi ecclesiæ scribe: Hæc dicit, qui tenet septem stellas in dextera sua, qui ambulat in medio septem candelabrorum aureorum: Dem Engel der Gemeinde¹ zu Ephesus² schreibe: So spricht der, welcher die sieben Sterne in seiner Rechten hält,³ welcher wandelt inmitten der sieben goldenen Leuchter:⁴ Offenbarung Offb 74 2 1 1 Die sieben Briefe sind nach derselben Einteilung geschrieben: Aufschrift, welche außer dem Namen der Kirche einen der im ersten Kapitel angegebenen Namen des Herrn enthält; Gegenstand des Schreibens, der jedes Mal mit der Versicherung eingeleitet wird, dass der Herr den Stand jener Gemeinde kennt und nach Umständen Lob, Tadel und Mahnungen beifügt. Schluss: Mahnung an alle, auf das Gesagte zu hören und Verheißung der Belohnung. Die Briefe zerfallen in zwei Klassen, insofern den drei ersten eine Mahnung, den vier letzten eine Verheißung vorausgeht. In den Briefen werden zwar Zustände und Verhältnisse dargestellt, wie sie in den damaligen Gemeinden obwalteten, wie sie aber in der Kirche zu allen Zeiten wiedergekehrt sind und bis zum Ende der Zeiten wiederkehren werden. Offenbarung Offb 74 2 1 2 In Ephesus weilte der heil. Paulus eine Zeit lang und sammelte eine blühende Gemeinde, welche vorwiegend aus bekehrten Heiden bestand. [Apg 19, Apg 20,17] Nachdem der Apostel Ephesus verlassen, leitete Timotheus diese Gemeinde. [1Tim 1,3] Nach dem Tode beider nahm der heil. Johannes dauernd seinen Sitz in dieser Stadt. Das Auftreten judaisierender Lehrer rügt der heil. Paulus [1Tim 1,7, 1Tim 4,1-3], der heil. Ignatius warnt vor Spaltungen. Offenbarung Offb 74 2 1 3 Die Bezeichnung des Herrn ist aus [Offb 1,13.16] entnommen. Offenbarung Offb 74 2 1 4 Die Bezeichnung ist mit sittlicher Beziehung auf V. 5b gewählt. Die Anrede ist zunächst an den Vorsteher, dann aber, wie V. 5 zeigt, an die ganze Gemeinde gerichtet. Offenbarung Offb 74 2 10 Nihil horum timeas quæ passurus es. Ecce missurus est diabolus aliquos ex vobis in carcerem ut tentemini: et habebitis tribulationem diebus decem. Esto fidelis usque ad mortem, et dabo tibi coronam vitæ. Fürchte nichts von dem, was dir an Leiden bevorsteht.²⁵ Siehe, der Teufel²⁶ wird einige von euch in das Gefängnis²⁷ werfen, damit ihr geprüft werdet; und ihr werdet Drangsal haben²⁸ zehn Tage lang.²⁹ Sei getreu bis zum Tode, so werde ich dir die Krone des Lebens³⁰ geben! Offenbarung Offb 74 2 10 25 Die Gemeinde hat nicht zum Tadel Anlass gegeben, es bedarf also nur der Aufmunterung und Verheißung. Wen Kains Bosheit nicht heimsucht, der wird kein Abel. (Greg.) Offenbarung Offb 74 2 10 26 Als eigentlicher Urheber der Leiden wird der Teufel genannt (vergl. V. 9: Synagoge Satans), der Urfeind Christi und seines Reiches, welcher Juden und Heiden als seine Werkzeuge gebraucht. Offenbarung Offb 74 2 10 27 Die Erwähnung des Gefängnisses weist noch mehr als die des Todes auf das Eingreifen der heidnischen Machthaber hin. Offenbarung Offb 74 2 10 28 Beides, das Versuchtwerden wie die Drangsal haben, ist eine vom Teufel in der Absicht sie zu verderben bereitete Versuchung, in welcher der Herr indes seinen Beistand gewähren wird. Offenbarung Offb 74 2 10 29 Die Zehnzahl ist symbolisch, eine vollgemessene Zeit, da dieselbe aber nach Tagen bestimmt wird, ist sie eine kurze. Offenbarung Offb 74 2 10 30 Die Ermahnung zeigt, dass die Verfolgung eine heftige sein wird. Die Siegeskrone: Dies Bild aus dem Kampfspiele kehrt bei dem heil. Paulus besonders häufig wieder. Offenbarung Offb 74 2 11 Qui habet aurem, audiat quid Spiritus dicat ecclesiis: Qui vicerit, non lædetur a morte secunda. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist zu den Gemeinden spricht: Wer siegt, soll keine Schädigung erfahren von dem zweiten Tode.³¹ Offenbarung Offb 74 2 11 31 Der zweite Tod ist die Verdammnis, welche dem Sünder im Gerichte Gottes trifft, der ewige Tod nach dem zeitlichen. Offenbarung Offb 74 2 12 Et Angelo Pergami ecclesiæ scribe: Hæc dicit qui habet rhomphæam utraque parte acutam: Und dem Engel der Gemeinde zu Pergamus³² schreibe: So spricht, der das zweischneidige Schwert hat:³³ [Offb 1,16 (korr.Offb 11,6Offb 1,16; vgl. Allioli 1839)] Offenbarung Offb 74 2 12 32 Pergamus in Mysien war der Sitz eines römischen Obergerichtes, besonders ausgezeichnet durch einen berühmten Tempel des Äskulap und einen Riesenaltar des Zeus. Tertullian erwähnt nach V. 13 den Märtyrer Antipas. Eusebius nennt u. a. den Märtyrer Karpus, den manche für den Bischof halten, an welchen dies Schreiben gerichtet ist. Offenbarung Offb 74 2 12 33 Die Bezeichnung Christi, nach [Offb 1,16], zielt auf die Drohung gegen die Balaamiter. (V. 16) Offenbarung Offb 74 2 13 Scio ubi habitas, ubi sedes est satanæ: et tenes nomen meum, et non negasti fidem meam. Et in diebus illis Antipas testis meus fidelis, qui occisus est apud vos, ubi satanas habitat. Ich weiß, wo du wohnst: wo der Thron Satans ist,³⁴ und du hältst fest an meinem Namen und hast den Glauben an mich nicht verleugnet. Und in jenen Tagen bewährte Antipas sich als mein treuer Zeuge,³⁵ der bei euch getötet ward, da, wo der Satan wohnt.³⁶ Offenbarung Offb 74 2 13 34 Der Wohnort der Gemeinde bringt bestimmte Gefahren mit sich. In Pergamus hat der Fürst dieser Welt, der Leiter der Heiden in ihren gottwidrigen Bestrebungen, nicht allein seine Wirksamkeit, sondern selbst seinen Thron. Hier zuerst hat er Märtyrerblut vergossen. Offenbarung Offb 74 2 13 35 Von Antipas ist nichts Genaueres bekannt. Simon Metaphrastes macht ihn zum Bischofe von Pergamon und lässt ihn von Domitian in einen glühenden Stier verbrannt werden. Das römische und griechische Martyrologium feiert sein Fest am 11. April. Offenbarung Offb 74 2 13 36 Der dadurch seine Gesinnung besonders offenbarte. Offenbarung Offb 74 2 14 Sed habeo adversus te pauca: quia habes illic tenentes doctrinam Balaam, qui docebat Balac mittere scandalum coram filiis Israel, edere, et fornicari: Aber ich habe wider dich etwas Weniges,³⁷ dass du dort solche hast, welche zu der Lehre Balaams halten, der den Balak lehrte, Ärgernis anzurichten vor den Kindern Israels, Götzenopfer zu essen und Unzucht zu treiben.³⁸ Offenbarung Offb 74 2 14 37 Nicht etwas an sich, seiner inneren Bedeutung nach Unwichtiges, sondern der Ausdruck ist gewählt, um die vorhergehende Anerkennung nicht aufzuheben, vielmehr das zu Sagende als Ausnahme zu kennzeichnen, die freilich immerhin nicht statthaben sollte. Offenbarung Offb 74 2 14 38 Die Irrlehrer geben dieselben verführerischen Ratschläge wie Balaam. Vergl. [Num 25,1] und [Num 31,16ff]. Die Weisung Balaams enthielt ein Ärgernis (das griech. Wort bedeutet eigentlich das Stellholz in einer Falle), weil sie die Israeliten zu einer Sünde wider ihren Gott verführten. Offenbarung Offb 74 2 15 Ita habes et tu tenentes doctrinam Nicolaitarum. So hast auch du solche, welche an der Lehre der Nikolaiten festhalten.³⁹ Offenbarung Offb 74 2 15 39 Wie Balak an der Weisung Balaams hielt, so halten bei dir einige an der Irrlehre der Nikolaiten. Im griech. Texte gehört das gleicherweise, welches die Vulgata an den Anfang des V. 16 stellt, noch zu V. 15. Wie in Israel sich viele nach der Lehre Balaams versündigten, so sind in dir ähnlicherweise nikolaitische Frevler. Die beiden auch sonst von den Aposteln verbotenen Verfehlungen [Apg 15], welche hier mit Übergehung des [Num 25,1ff] erwähnten eigentlichen Götzendienstes gestraft werden, legen es nahe zu vermuten, dass dies ganz eigentlich die bösen Werke der Nikolaiten waren, bei welchem sie die Freiheit vorschützen mochten. Offenbarung Offb 74 2 16 Similiter pnitentiam age: si quo minus veniam tibi cito, et pugnabo cum illis in gladio oris mei. Tue gleicherweise Buße;⁴⁰ wo aber nicht, so werde ich schnell über dich kommen, und werde mit ihnen kämpfen mit dem Schwerte meines Mundes.⁴¹ Offenbarung Offb 74 2 16 40 Durch energisches Nachholen des Versäumten, durch Vorgehen gegen die Irrlehrer. Offenbarung Offb 74 2 16 41 Wenn auch der Heiland nur gegen die Nikolaiten kämpfen will, wird sein Kommen doch immerhin ein richtendes und sichtendes für die ganze Gemeinde sein (über dich), wenn sie noch ferner versäumt, die noch heilbaren faulen Glieder zu retten, die schon abgestorbenen auszuscheiden. Das Schwert des Mundes ist der verdammende Urteilsspruch. Offenbarung Offb 74 2 17 Qui habet aurem, audiat quid Spiritus dicat ecclesiis: Vincenti dabo manna absconditum, et dabo illi calculum candidum: et in calculo nomen novum scriptum, quod nemo scit, nisi qui accipit. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist zu den Gemeinden spricht: Wer siegt, dem werde ich von dem verborgenen Manna geben,⁴² und werde ihm einen weißen Stein geben,⁴³ und auf den Stein einen neuen Namen geschrieben, den niemand kennt, als wer ihn empfängt.⁴⁴ Offenbarung Offb 74 2 17 42 Die Schlussverheißung bietet dem Überwindenden, dem, welcher den Kampf dieses Lebens glücklich vollendet hat, zwei Gaben des ewigen Lebens. Wie der Sieger sich insbesondere auch darin bewährt hat, dass er der Versuchung, vom Götzenopfer zu essen, widerstanden hat, so wird Gott ihm eine Speise reichen, welche ähnlich der Frucht vom Baume des Lebens (V. 7) das himmlische Leben gewähren wird. Verborgen ist es, weil es erst in der zukünftigen Herrlichkeit dem offenbar wird, der es genießt, wie dies ähnlich über den neuen Namen gesagt wird. Offenbarung Offb 74 2 17 43 Die weiße Farbe sinnbildet den Glanz des Sieges [Offb 6,2] und entspricht dem reinen Wesen der Seligen im Himmel [Offb 4,4]. Auf kleine Steine pflegte man im Altertume zu schreiben. Die eigentliche Bedeutung derselben hebt erst der Name hervor. Offenbarung Offb 74 2 17 44 Es ist des Kriegers eigener Name. (Beda) Neu ist dieser, weil er die neue, erst in dem zukünftigen Leben offenbar werdende Herrlichkeit der Gläubigen bezeichnet, und nur der denselben Empfangene kennt ihn, weil das Wissen von der ewigen Seligkeit des himmlischen Lebens nur durch die eigene Erfahrung gewonnen wird. Ähnlich heißt es [Offb 3,12], dass Gott der Vater, die Stadt Gottes und Gottes Sohn neue Namen empfangen werden, d. i. Gott sich in neuer, von der jetzigen verschiedenen Weise den Menschen offenbaren wird. Der Name drückt die Offenbarung Gottes nach außen aus. Nach [Offb 22,4] werden die Seligen Gottes neue Namen (von denen [Offb 3,12] Erwähnung geschieht) auf ihren Stirnen tragen. Offenbarung Offb 74 2 18 Et Angelo Thyatiræ ecclesiæ scribe: Hæc dicit Filius Dei, qui habet oculos tamquam flammam ignis, et pedes ejus similes aurichalco: Und dem Engel der Gemeinde zu Thyatira⁴⁵ schreibe: Dies spricht der Sohn Gottes, der Augen hat wie Feuerflammen, und dessen Füße wie Glüherz sind:⁴⁶ [Offb 1,14.15] Offenbarung Offb 74 2 18 45 Thyatira lag etwa 19 Stunden von Pergamum, an der Straße von dort nach Sardes. [Apg 16,14] wird eine Purpurhändlerin aus Thyatira erwähnt. Weder Judentum, noch Heidentum bedrängte diese Gemeinde, so hat sie sich ganz der Betätigung ihres Glaubens widmen können. Doch innerlich wird sie, wie V. 20, V. 21 zeigen, desto härter angefochten. Offenbarung Offb 74 2 18 46 Der, welcher [Offb 1,13] einem Menschensohn ähnlich erscheint, ist, wie die dortige Schilderung bereits zeigt, der Sohn Gottes, obwohl dieser Name nur hier vorkommt. Hier aber bezeichnet der Herr sich so, weil V. 27 nach Maßgabe von [Ps 2] seine Herrlichkeit geltend gemacht wird. Mit den Flammenaugen [Offb 1,14] durchdringt er alles (vergl. V. 23) und mit seinen Füßen wie Erz [Offb 1,15] zertritt er alles Unreine und Feindselige. (Vergl. V. 27) Offenbarung Offb 74 2 19 Novi opera tua, et fidem, et caritatem tuam, et ministerium, et patientiam tuam, et opera tua novissima plura prioribus. Ich kenne deine Werke und deinen Glauben, und deine Liebe, und deine Dienstleistung, und deine Geduld, und dass deine letzten Werke⁴⁷ mehr sind als die ersten.⁴⁸ Offenbarung Offb 74 2 19 47 Die vier Glieder entsprechen sich zu je zweien und bilden eine Steigerung. Die Vulgata versetzt das zweite und dritte Glied. Nach der Aufzählung der einzelnen lobenswürdigen Werke fasst der Herr dieselben noch einmal zusammen und belobt sie noch deshalb, weil sie ein Fortschreiten aufweisen. Die Liebe umfasst die Gottes- und Bruderliebe und bewährt sich insbesondere in der Dienstleistung gegen alle Hilfsbedürftigen, der Glaube findet seine Bewährung in dem geduldigen Ausharren unter den Anfechtungen seitens der feindseligen Welt. Offenbarung Offb 74 2 19 48 Der Gemeinde von Ephesus wurde in ähnlicher Weise umgekehrt ein Rückschritt vorgeworfen. (V. 5) Offenbarung Offb 74 2 2 Scio opera tua, et laborem, et patientiam tuam, et quia non potes sustinere malos: et tentasti eos, qui se dicunt Apostolos esse, et non sunt: et invenisti eos mendaces: Ich kenne deine Werke,⁵ und deine Mühe, und deine Geduld, und dass du die Bösen⁶ nicht ertragen kannst;⁷ und du hast die geprüft, welche sich Apostel nennen, und es nicht sind,⁸ und hast sie als Lügner erfunden. Offenbarung Offb 74 2 2 5 Die Werke werden zerlegt in mühevolle Arbeit und ertragende Geduld. Die mühevolle Arbeit wird durch den zweiten Teil des zweiten Verses, die ertragende Geduld in V. 3 näher erklärt. Offenbarung Offb 74 2 2 6 Die Bosheit ist als eine dem göttlichen Gesetze entgegenstehende zu fassen, insbesondere also alles ein Widerspruch gegen die göttliche Wahrheit, welche das innere und äußere Leben der Gläubigen bestimmt. Offenbarung Offb 74 2 2 7 Gegensatz: nicht ertragen V. 2, ertragen V. 3. Offenbarung Offb 74 2 2 8 Zum Apostelamt gehörte, dass man von Christus berufen und darum auch den Herrn gesehen und mit ihm verkehrt hatte. Vergl. [Apg 1,21.22]. Vielleicht ist das Wort Apostel hier allgemeiner: Gesandte Christi zu fassen. Dass es judaisierende Irrlehrer waren, liegt nahe hieraus zu schließen. Offenbarung Offb 74 2 20 Sed habeo adversus te pauca: quia permittis mulierem Jezabel, quæ se dicit propheten, docere, et seducere servos meos, fornicari, et manducare de idolothytis. Aber ich habe etwas Weniges⁴⁹ wider dich: dass du dem Weibe⁵⁰ Jezabel,⁵¹ die sich selbst für eine Prophetin ausgibt, gestattest⁵² zu lehren und meine Knechte zu verführen, Unzucht zu treiben und von Götzenopfern zu essen.⁵³ Offenbarung Offb 74 2 20 49 Dies fehlt im Griechischen. Offenbarung Offb 74 2 20 50 Die besten griech. Handschriften lesen wie die Vulgata: Das Weib, nicht: dein Weib. Es ist von einer bestimmten Frau die Rede. Offenbarung Offb 74 2 20 51 Dies ist wohl nicht der eigentliche Name des Weibes, sondern wie der V. 14 die Irrlehrer nach Balaam genannt werden, eine zweite Jezabel. [2Kön 9,22] Es ist eine falsche christliche Prophetin, welche die geoffenbarte Wahrheit mit heidnischen Wesen mischt. Offenbarung Offb 74 2 20 52 Griech.: Dass du das Weib ihr Spiel treiben lässt, die sagt, sie sei eine Prophetin, und lehrt usw. Offenbarung Offb 74 2 20 53 Was die Nikolaiten nach dem Vorbilde Balaams taten, tut dies Weib nach dem Vorbilde Jezabels, doch wird hier, im Gegensatze zu V. 14 die Buhlerei dem Essen von Götzenopfern vorangestellt. In Thyatira fand später der Montanismus einen besonders fruchtbaren Boden. (Epiphan.) Offenbarung Offb 74 2 21 Et dedi illi tempus ut pnitentiam ageret: et non vult pnitere a fornicatione sua. Ich habe ihr Frist gegeben, dass sie Buße tue;⁵⁴ aber sie will sich nicht bekehren von ihrer Unzucht. Offenbarung Offb 74 2 21 54 Auch dass Gott die falsche Prophetin hat gewähren lassen, ist ein darbieten von Bußzeit, obwohl die Gemeinde nicht berechtigt war, sie auftreten zu lassen. Jetzt ist unsere Zeit, jetzt können wir tun, was wir wollen, Gutes oder Böses, doch einst kommt Gottes Zeit, alsdann werden wir nicht mehr tun können, was wir wollen, sondern werden empfangen, was wir verdient haben. (Thom.) Offenbarung Offb 74 2 22 Ecce mittam eam in lectum: et qui mchantur cum ea, in tribulatione maxima erunt, nisi pnitentiam ab operibus suis egerint. Siehe,⁵⁵ ich werde sie auf das Krankenbett werfen,⁵⁶ und die mit ihr ehebrechen, werden in sehr großer Drangsal sein, wenn sie sich nicht bekehren von ihren Werken. Offenbarung Offb 74 2 22 55 Siehe: hiermit wird etwas neues im Vergleich zu V. 21 eingeleitet. Offenbarung Offb 74 2 22 56 Auf das Siechenbett, im Gegensatze zu dem Wollustlager. Offenbarung Offb 74 2 23 Et filios ejus interficiam in morte, et scient omnes ecclesiæ, quia ego sum scrutans renes, et corda: et dabo unicuique vestrum secundum opera sua. Vobis autem dico, Und ihre Kinder⁵⁷ werde ich durch Todesgericht töten,⁵⁸ alle Gemeinden sollen erkennen,⁵⁹ dass ich es bin, der Herzen und Nieren erforscht,⁶⁰ und ich werde einem jeden von euch⁶¹ nach seinen Werken vergelten.⁶² Euch aber⁶³ sage ich, Offenbarung Offb 74 2 23 57 Das ganze Treiben des Weibes wird mit einer gewissen Doppelsinnigkeit geschildert, insofern das libertinische Wesen desselben auch das Abbild ihrer Verführung zum Abfall von Gott ist. Einige Ausleger fassen die Ausdrücke ausschließlich in dem eben berührten übertragenen Sinne, in welchem aber die Kinder sich schwer einfügen lassen. Offenbarung Offb 74 2 23 58 Die [Lev 20,10] angedrohte Strafe der Ehebrecher. Vielleicht liegt eine Anspielung auf das Geschick der Söhne Achabs [1Kön 10,7] darin. Offenbarung Offb 74 2 23 59 Die sonst nur am Schlusse vorkommende Wendung an die Gemeinden findet sich hier in der Mitte, wohl weil die Vorgänge in Thyatira weithin Ärgernis gegeben hatten. Jedes Gericht des Herrn ist eine Offenbarung seiner Herrlichkeit und fördert und bestärkt die Gläubigen in ihrer Erkenntnis. Offenbarung Offb 74 2 23 60 Der Sohn Gottes, der Richter, kennt das Innerste der Menschen. (V. 18) Offenbarung Offb 74 2 23 61 Die ihr strafbar seid. Offenbarung Offb 74 2 23 62 Da der Heiland das Herz durchforscht, kennt er die Quelle der Werke und den Wert derselben. Offenbarung Offb 74 2 23 63 Der Herr redet jetzt den nicht angesteckten Teil der Gemeinde an (Beda), die er alsbald charakterisiert. Im Griech. gehören diese Worte zu dem folgenden Verse. Offenbarung Offb 74 2 24 Et ceteris qui Thyatiræ estis: Quicumque non habent doctrinam hanc, et qui non cognoverunt altitudines satanæ, quemadmodum dicunt, non mittam super vos aliud pondus: den übrigen in Thyatira, allen, die nicht an dieser Lehre halten und die Tiefen des Satans,⁶⁴ wie sie⁶⁵ sagen, nicht erkannt haben: Euch werde ich keine andere Last auferlegen;⁶⁶ Offenbarung Offb 74 2 24 64 Die Irrlehrer selbst redeten nicht von Satanstiefen bei sich, so dass sie sich mit der gnostisch tiefen Erkenntnis des Bösen gebrüstet hätten, sondern sie redeten von Gottheitstiefen, Christus aber setzt dies um in Satanstiefen, weil jene durch ihre angebliche tiefere Erkenntnis das Böse beschönigten. Offenbarung Offb 74 2 24 65 Die Anhänger der Jezabel. Offenbarung Offb 74 2 24 66 Diese Last kann Leiden oder Gebot sein: Kein anderes Leiden als ihr im Gegensatze und Kampfe gegen die falschen Propheten schon zu tragen habt. Oder: Kein anderes Gebot als die Last des Evangeliums. Diese ist euch auferlegt, sie haltet durch Glauben, Liebe und Beobachtung, bis ich komme, euch zu belohnen. (Greg., Thom.) Einige Ausleger denken an das [Apg 15,29] auferlegte Gebot. Offenbarung Offb 74 2 25 Tamen id, quod habetis, tenete donec veniam. jedoch was ihr habt, das bewahret, bis ich komme.⁶⁷ Offenbarung Offb 74 2 25 67 Zum Gerichte. Die Gemeinde zu Smyrna wird gar nicht auf das Kommen des Herrn, die Gemeinde zu Ephesus auf das Kommen des Herrn in der Zeit, die vierte, die zu Thyatira auf das kommen zum Gerichte hingewiesen, das nach dem Griech. als nicht nahe hingestellt wird: bis ich etwa komme. Ganz anders [Offb 3,20] bei der letzten Gemeinde, wo der Herr vor der Tür steht. Offenbarung Offb 74 2 26 Et qui vicerit, et custodierit usque in finem opera mea, dabo illi potestatem super gentes, Und dem, der siegt und meine Werke⁶⁸ bis an's Ende bewahrt, werde ich Macht über die Heiden geben,⁶⁹ Offenbarung Offb 74 2 26 68 Die Werke, welche der Herr fordert. Offenbarung Offb 74 2 26 69 Darin besteht der Sieg. Das Ende kommt für den Einzelnen da, wo es für ihn nicht mehr des Überwindens bedarf, mit dem Tode. Offenbarung Offb 74 2 27 Et reget eas in virga ferrea, et tamquam vas figuli confringentur. und er wird sie mit eisernem Stabe leiten, und wie Töpfergeschirr werden sie zertrümmert werden,⁷⁰ Offenbarung Offb 74 2 27 70 Was sonst Christus zukommt, wird hier denen verheißen, welche ihm nachfolgen: Anteil an der Herrlichkeit der Sieger-, Richter- und Königsmacht, namentlich gegenüber den Feinden, wenn einst alle antichristlichen Mächte niedergeworfen sind und das Gericht eintritt. Wie der Heiland nach [Ps 2,8.9] vom Vater die Gewalt über die Heiden empfangen hat, dass er sie mit eisernem Stabe zertrümmert, wie irdene Gefäße, so werden die Gläubigen von ihm, dem Mittler, durch den sie schon jetzt das Königtum haben [Offb 1,6.9], zur Teilnahme an jener offenbar werdenden Herrlichkeit erhoben werden. [Offb 3,21, Offb 20,6] In dem Briefe an die Gemeinde zu Thyatira hat diese Verheißung ihre Beziehung im Gegensatze zu dem heidnischen, widergöttlichen Libertinismus der Jezabel und ihrer Anhänger. Offenbarung Offb 74 2 28 Sicut et ego accepi a Patre meo: et dabo illi stellam matutinam. so wie auch ich es von meinem Vater empfangen habe; und ich werde ihm den Morgenstern geben.⁷¹ Offenbarung Offb 74 2 28 71 Die zweite Gabe, welche der Heiland verheißt, ist schwer zu bestimmen. Entweder: ich mache ihn zu einem, der hilft, den Heilsweg zu gehen, als einer der Sieger und Könige, oder: Ich verleihe ihm die himmlische Herrlichkeit. Vergl. [Dan 12,3, Mt 13,43]. Die Sterne sind in der Offenbarung Symbole der Herrschaft. [Offb 22,16] wird der Heiland selbst der helle Morgenstern genannt, dessen Erscheinen den Tag der Ewigkeit herbeiführt. Stern und Zepter sind verbunden [Num 24,17]. Auch der Stern der heiligen drei Könige kündigte den Herrscher der Welt an. Was der Herr V. 10 dem Engel von Smyrna als Krone des Leben verheißt, wird V. 7 dem Engel von Ephesus als Brot des Lebens versprochen, dem Engel von Pergamos unter dem Bilde des weißen Steines V. 17 vorgestellt, hier dem Engel von Thyatira als Morgenstern gezeigt, Kap. 3 V. 5, dem Engel von Sardes Buch des Lebens genannt, V. 12 dem Engel von Philadelphia unter dem Bilde einer Säule im Tempel Gottes, und V. 21 dem Engel von Laodicea, Sitzen auf dem Throne Christi genannt, um durch den Wechsel der Namen die Fülle der Güter in verschiedener Weise zu kennzeichnen. Offenbarung Offb 74 2 29 Qui habet aurem, audiat quid Spiritus dicat ecclesiis. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist zu den Gemeinden spricht! Offenbarung Offb 74 2 3 Et patientiam habes, et sustinuisti propter nomen meum, et non defecisti. Und du hast Geduld, und hast viel ertragen um meines Namens willen, und bist nicht müde geworden.⁹ Offenbarung Offb 74 2 3 9 Drittes Lob. Die Bösen vermag die Gemeinde nicht zu ertragen, Christi Kreuz trägt sie willig. (Thom.) Offenbarung Offb 74 2 4 Sed habeo adversum te, quod caritatem tuam primam reliquisti. Aber ich habe wider dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast.¹⁰ Offenbarung Offb 74 2 4 10 Die Liebe der ersten Zeit nach deiner Bekehrung (bei dem Bischof: nach deinem Amtseintritt). Die Innigkeit der Liebe war nicht mehr die alte. Offenbarung Offb 74 2 5 Memor esto itaque unde excideris: et age pnitentiam, et prima opera fac: sin autem, venio tibi, et movebo candelabrum tuum de loco suo, nisi pnitentiam egeris. So gedenke nun, von wo du herabgesunken bist, tue Buße, und übe die ersten Werke; wo nicht, so komme ich schnell über dich¹¹ und werde deinen Leuchter von seiner Stelle rücken, wenn du nicht Buße tust.¹² Offenbarung Offb 74 2 5 11 Hier kündigt Christus sich als Richter an: Ich werde dich aus der Zahl der Christengemeinden austilgen. Nach dem Bilde [Offb 1,12.20] sind sie ein Leuchter, weil das durch das Wort des Herrn entzündete Licht auf sie, als auf einen Leuchter, gestellt ist, Gott zum Lobe, damit es in die Welt seinen Schein werfe. Verlassen sie diese Liebe Christi, so geht diese ihre Stellung zu Gott und Menschen verloren. Offenbarung Offb 74 2 5 12 Die Wiederholung der Aufforderung zur Buße soll die Gemeinde trösten, dass sie dem angedrohten Unglück noch entgehen kann. Dasselbe Ziel hat die wiederholte Hervorhebung des Guten. (V. 6) Offenbarung Offb 74 2 6 Sed hoc habes, quia odisti facta Nicolaitarum, quæ et ego odi. Aber das hast du, dass du die Werke¹³ der Nikolaiten¹⁴ hassest, welche auch ich hasse. Offenbarung Offb 74 2 6 13 Die Werke, nicht die Personen. So schließt der Hass der Werke nicht die Sorge um das Seelenheil der Verführer aus. Vergl. [2Tim 2,24ff]. Offenbarung Offb 74 2 6 14 Nach [Offb 2,15] traten die Nikolaiten in die Fußstapfen Balaams, indem sie das Essen des Götzenfleisches und die Unzucht gestatteten. Diese Sekte trieb in Ephesus und Pergamus ihr Wesen, doch gab es nach [Offb 2,20] auch in Thyatira Anhänger der Sekte. Sie standen nach [Offb 2,24] in Verbindung mit einer gnostischen Sekte. Das christliche Altertum bezeichnet den Diakon Nikolaus [Apg 6,5] als den Urheber der Irrlehre, doch ist nicht festzustellen, ob eine tugendhafte Äußerung seinerseits durch Missverständnis den Irrtum hervorrief, oder ob er selbst eine Irrlehre aufstellte. Offenbarung Offb 74 2 7 Qui habet aurem, audiat quid Spiritus dicat ecclesiis: Vincenti dabo edere de ligno vitæ, quod est in Paradiso Dei mei. Wer Ohren hat, der höre,¹⁵ was der Geist¹⁶ zu den Gemeinden¹⁷ spricht: Wer überwindet,¹⁸ dem werde ich zu essen geben von dem Baume des Lebens,¹⁹ der im Paradiese meines Gottes ist. Offenbarung Offb 74 2 7 15 Vergl. [Mt 11,15] u. a. Wer mit den Ohren hört, erfasse es im Verständnisse. (Thom.) Offenbarung Offb 74 2 7 16 Der Heil. Geist, der ja Christi Geist ist. Offenbarung Offb 74 2 7 17 Zu allen Gemeinden. Offenbarung Offb 74 2 7 18 Wer im Kampfe treu bleibt bis zum Ende. Offenbarung Offb 74 2 7 19 Vom Baume des Lebens, welcher das Gegenbild des Baumes des Lebens im Paradiese [Gen 2,9] ist und von dem [Offb 22,2, Offb 14,19] die Rede ist. Nach Maßgabe der alttestamentliche Stelle [Gen 2,3] wird auch hier der Ort der Seligkeit Paradies genannt: Gott wird ihm alles in Fülle spenden, was den verklärten Seligen ewiges Leben gewährt. Offenbarung Offb 74 2 8 Et Angelo Smyrnæ ecclesiæ scribe: Hæc dicit primus, et novissimus, qui fuit mortuus, et vivit: Und dem Engel der Gemeinde zu Smyrna²⁰ schreibe: So spricht der Erste und Letzte, der tot war und lebt:²¹ [Offb 1,17.18] Offenbarung Offb 74 2 8 20 Smyrna, etwa zwei Tagesreisen nördlich von Ephesus. Wer die dortige Christengemeinde gründete, ist unbekannt. In der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts war der heil. Polykarp, Schüler des heil. Johannes, dort Bischof. Er erlitt im Jahre 168 den Martertod im hohen Alter, weshalb man ihn den Engel von Smyrna vermuten kann. Offenbarung Offb 74 2 8 21 Vier Dinge sagt der Apostel hier von Christus: Er ist der erste, vor dem niemand, also nicht ein Geschöpf, wie die Arianer behaupteten. Er ist der letzte, nach dem keiner gegen die Arianer. Er war tot: Gegen die Manichäer, welche die Menschheit Christi leugneten. Er lebt gegen Simon Magus und andere, welche die Auferstehung des Herrn bestritten. Als ersterem gebührt ihm Ehre, als letztem Furcht, denn er ist der Richter. Dem Gestorbenen gebührt Liebe, da er sein Leben für uns dahingegeben, der lebende sichert die Hoffnung, denn er wird uns auferwecken. (Thom.) Offenbarung Offb 74 2 9 Scio tribulationem tuam, et paupertatem tuam, sed dives es: et blasphemaris ab his, qui se dicunt Judæos esse, et non sunt, sed sunt synagoga satanæ. Ich kenne deine²² Bedrängnis,²³ und deine Armut, doch du bist reich,²⁴ und du wirst gelästert von denen, die sich selbst Juden nennen und es nicht sind, sondern eine Synagoge des Satans. Offenbarung Offb 74 2 9 22 Die Anrede ist zunächst an den Bischof gerichtet, aber wie V. 10. einige von euch zeigt, gelten die Worte auch der Gemeinde. Offenbarung Offb 74 2 9 23 Woher die Trübsal kommt, zeigt das Folgende: aus der Verlästerung der Juden. Mit Absicht nennt der Apostel diese eine Synagoge (griech. nicht ecclesia) des Satan, nicht sie sind das Volk Gottes, sondern die Christen. In Kleinasien, und auch sonst, gingen die ersten Christenverfolgungen von dem in allen Städten befindlichen und durch Reichtum mächtigen Judengemeinden aus. [Apg 13,50, Apg 14,2.19, Apg 17,5, Apg 20,3, Apg 21,27] Konnten diese an den Christen keine Gewalt verüben, so reizten sie durch Lästerungen und Verleumdungen die heidnischen Gewalten gegen jene auf. [Apg 13,45, Apg 18,6, Apg 19,6] Auch der Märtyrertod des heil. Polykarpus, Bischofs von Smyrna, erfolgte unter wesentlicher Beteiligung der Juden. Offenbarung Offb 74 2 9 24 Im wahren Sinne, an geistlichen Gütern. Offenbarung Offb 74 0 1 5. Sendschreiben an die Gemeinde von Sardes. (V. 6) 6. Sendschreiben an die Gemeinde von Philadelphia. (V. 12) 7. Sendschreiben an die Gemeinde von Laodicea. Offenbarung Offb 74 3 1 Et Angelo ecclesiæ Sardis scribe: Hæc dicit qui habet septem spiritus Dei, et septem stellas: Scio opera tua, quia nomen habes quod vivas, et mortuus es. Und dem Engel der Gemeinde zu Sardes¹ schreibe: So spricht der, der die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne hat:² Ich kenne deine Werke,³ du hast den Namen,⁴ dass du lebst, und du bist tot.⁵ Offenbarung Offb 74 3 1 1 Sardes, Hauptstadt von Lydien, am Flusse Pastolus, lag etwa 7 Meilen südlich von Thyatira, und war berühmt durch Größe, Reichtum und Üppigkeit. Über den Ursprung und die Verhältnisse der damaligen Christengemeinde ist nichts bekannt. Offenbarung Offb 74 3 1 2 Der Herr tritt vor diese Gemeinde mit aus [Offb 1,4] und [Offb 1,16] entlehnten Prädikaten. Wenn er sich nun dieser Gemeinde als den vorstellt, der seiner Kirche durch alle Zeiten und für alle ihre Bedürfnisse seinen Heiligen Geist sendet, der ein Geist des Lebens ist, und der durch diesen die Kirche leitet, so ist der Grund hierfür in der Beschaffenheit der Gemeinde. Billig sollte sie durch diesen Geist lebendig sein, und war sie dennoch tot, so verdiente sie Strafe. Offenbarung Offb 74 3 1 3 Die guten und die schlechten: Du bist tot, der Gnade entbehrend, durch deine Lässigkeit. Die Vorhaltung wird V. 1 3 an die in der Gemeinde überwiegenden toten Glieder, erst V. 4 an die besseren Christen gerichtet. Offenbarung Offb 74 3 1 4 Den Ruf und das Ansehen. Offenbarung Offb 74 3 1 5 Wie der Leib ohne die Seele tot ist, so die Seele ohne Gott. (Aug., Isidor.) Offenbarung Offb 74 3 10 Quoniam servasti verbum patientiæ meæ, et ego servabo te ab hora tentationis, quæ ventura est in orbem universum tentare habitantes in terra. Weil du das Wort meiner Geduld³¹ bewahrt hast, so werde auch ich dich bewahren vor³² der Stunde der Versuchung,³³ welche über den ganzen Erdkreis kommen soll, die Bewohner der Erde³⁴ zu prüfen. Offenbarung Offb 74 3 10 31 Mein Gebot von der Geduld. Offenbarung Offb 74 3 10 32 Nach anderen ist zu übersetzen in, nämlich aus der Stunde der Versuchung heraus. Offenbarung Offb 74 3 10 33 Die Zeit der Drangsal, welche der Wiederkunft des Herrn zum Gerichte vorausgehen wird. [Mt 24,21] Die gleiche Verheißung wird [Offb 7,3ff] den vierundvierzig Tausend aus Israel zu Teil. Offenbarung Offb 74 3 10 34 Alle Menschen ohne Ausnahme. Offenbarung Offb 74 3 11 Ecce venio cito: tene quod habes, ut nemo accipiat coronam tuam. Siehe, ich komme bald;³⁵ halte fest, was du hast, damit niemand dir deine Krone nehme.³⁶ Offenbarung Offb 74 3 11 35 Ich komme, den Kämpfenden beizustehen, die Geprüfte zu befreien, die Sieger zu krönen. (Thom.) Während der Heiland den ersten drei Gemeinden von seiner Wiederkunft gar nicht redet, der Gemeinde zu Thyatira dieselbe nur aus der Ferne zeigt [Offb 2,25], die Gemeinde von Sardes warnt, dass er plötzlich kommt [Offb 3,3], sagt er der Gemeinde zu Philadelphia, der vorletzten, bereits, dass er schnell kommt. Offenbarung Offb 74 3 11 36 Durch Verführung usw. rauben, nicht etwa für sich behalten. Offenbarung Offb 74 3 12 Qui vicerit, faciam illum columnam in templo Dei mei, et foras non egredietur amplius: et scribam super eum nomen Dei mei, et nomen civitatis Dei mei novæ Jerusalem, quæ descendit de clo a Deo meo, et nomen meum novum. Wer siegt,³⁷ den will ich zu einer Säule im Tempel meines Gottes machen,³⁸ und er³⁹ wird nicht mehr von da weichen, und ich werde den Namen meines Gottes auf ihn⁴⁰ schreiben, und den Namen der Stadt meines Gottes, des neuen Jerusalem, das vom Himmel, von meinem Gott, herabsteigt, und meinen Namen, den neuen.⁴¹ Offenbarung Offb 74 3 12 37 Wie in allen Briefen geht hier die Schlussverheißung für den Sieger auf die Zeit der ewigen Herrlichkeit. Offenbarung Offb 74 3 12 38 Wenngleich im Neuen Jerusalem keine besondere Stätte der Anbetung sein wird [Offb 21,22], kann doch die Gemeinschaft der vollendeten Gläubigen als der Tempel Gottes, in dem einzelne die Säulen bilden, angesehen werden, indem das Bild der zeitlichen Gemeinschaft der Heiligen [1Kor 3,16, Eph 2,19ff, 1Petr 2,5ff] auf die himmlische übertragen wird. Es ist die himmlische Wohnung Gottes, welche beim Eintritt der Vollendung [Offb 21,2.10] auf die neue Erde herabkommt, damit Gott und das Lamm bei der neuen Menschheit ewiglich wohne. [Offb 21,3, Offb 22,1.3] Unverrückbar dem Bau eingegliedert und denselben tragend werden die überwindenden Gläubigen mit Gott fest verbunden sein. Offenbarung Offb 74 3 12 39 Der Überwinder. Wie die Gemeinde von Philadelphia, die den Herrn bewahrt hat, auch bewahrt werden soll, so der Überwinder. Offenbarung Offb 74 3 12 40 Besser ist anzunehmen, dass die bildliche Rede fortgesetzt wird, und das Pronomen auf die Säule zu beziehen. Offenbarung Offb 74 3 12 41 Wie der Name Gottes die Zugehörigkeit zu Gott bezeichnet, so der Name der Stadt Jerusalem das Bürgerrecht in ihr. Der neue Name ist der Name Jesus. (Thom.) Drei Verheißungen sind gegeben, die dritte verspricht drei Namen. Offenbarung Offb 74 3 13 Qui habet aurem, audiat quid Spiritus dicat ecclesiis. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist zu den Gemeinden spricht! Offenbarung Offb 74 3 14 Et Angelo Laodiciæ ecclesiæ scribe: Hæc dicit: Amen, testis fidelis, et verus, qui est principium creaturæ Dei: Und dem Engel der Gemeinde zu Laodicia⁴² schreibe: Dies spricht der Amen,⁴³ der getreue und wahrhaftige Zeuge,⁴⁴ welcher der Urgrund der Geschöpfe Gottes ist.⁴⁵ Offenbarung Offb 74 3 14 42 Laodicia in Phrygien lag nahe bei Kolossä. Zur Zeit des heil. Paulus war dort eine Christengemeinde, an welche er ein Sendschreiben richtete. [Kol 4,16] Die Prädikate, welche Christus sich beilegt, entsprechen dem befohlenen Briefe. Zwei derselben sind neu, das mittlere ist aus [Offb 1,5] entnommen. Offenbarung Offb 74 3 14 43 Der hebr. Ausdruck, vergl. [Jes 65,16], steht dem Sinne nach dem folgenden griechischen gleich, die doppelte Bezeichnung aber stellt von vornherein die zweifellose Gewissheit alles dessen fest, was der Herr der treue Zeuge [Offb 1,5] seiner Gemeinde zu Laodicea zu sagen hat: die Anklage (V. 15ff), den Rat (V. 18), die Drohung und die Verheißung. Offenbarung Offb 74 3 14 44 Der deshalb den Namen Zeuge voll verdient. Offenbarung Offb 74 3 14 45 Grund und Anfang der Schöpfung. (Klem. Alex., Theoph.) Offenbarung Offb 74 3 15 Scio opera tua: quia neque frigidus es, neque calidus: utinam frigidus esses, aut calidus: Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist; o dass du kalt oder warm wärest!⁴⁶ Offenbarung Offb 74 3 15 46 Die Kälte ist Feindschaft und Widerstand. (Ambros., Beda.) So war Saulus kalt, so lange er den Heiland verfolgte. Der Kalte, der nichts hat, erkennt leichter sein Nichts und sein Bedürfnis nach Buße und Glauben, doch der Laue und Halbe tröstet sich mit dem, was er hat, über das, was er nicht hat, und glaubt kaum an seinen Mangel. Offenbarung Offb 74 3 16 Sed quia tepidus es, et nec frigidus, nec calidus, incipiam te evomere ex ore meo. So aber, weil du lau bist, und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.⁴⁷ Offenbarung Offb 74 3 16 47 Aus dem Bilde heraus, dem gemäß das Laue Ekel erregt, weist der Heiland auf sein Gericht hin, bei dem er die Gemeinde von sich weisen wird, wenn sie nicht noch Buße tut. Offenbarung Offb 74 3 17 Quia dicis: Quod dives sum, et locupletatus, et nullius egeo: et nescis quia tu es miser, et miserabilis, et pauper, et cæcus, et nudus. Denn du sagst:⁴⁸ Ich bin reich und habe Reichtum erworben und bedarf nichts,⁴⁹ und du weißt nicht,⁵⁰ dass du⁵¹ elend und erbarmungswürdig, und arm und blind und bloß bist.⁵² Offenbarung Offb 74 3 17 48 Begründung für das im Nachsatze V. 18 Gesagte. Offenbarung Offb 74 3 17 49 Nach einigen ist von geistigem Reichtum die Rede (Beda., Greg.), nach anderen von zeitlichem. Hat die Gemeinde auch das Bewusstsein, worauf es vor allem ankommt, so ist sie doch in hochmütiger Selbstüberhebung befangen. Sie ist aber nicht reich, so wenig sie heiß ist und in voller Gemeinschaft mit dem Herrn steht, sonst würde sie nicht so sprechen. Die drei Ausdrücke bedeuten eine Steigerung: ich bin reich durch das, was ich empfangen habe, ich habe mir Reichtümer dazu erworben, mein Reichtum ist so angewachsen, dass ich davon gesättigt bin. Offenbarung Offb 74 3 17 50 Selbsttäuschung der Gemeinde, denn des Herrn Urteil ist entscheidend. Offenbarung Offb 74 3 17 51 Nachdrücklich. Offenbarung Offb 74 3 17 52 Die Ausdrücke sind mit Bezugnahme auf das Folgende gewählt. Die Blindheit ist eine Steigerung der Armut. (Ähnliche Vorwürfe an die Pharisäer [Mt 15,14, Mt 23,26]) Nackt: Aller verdienstlicher Werke ermangelnd und deshalb am Tage des Gerichtes zu beschämen. Die geistliche Armut ist mit dem geistlichen Elende wesentlich eines. Offenbarung Offb 74 3 18 Suadeo tibi emere a me aurum ignitum probatum ut locuples fias, et vestimentis albis induaris, et non appareat confusio nuditatis tuæ, et collyrio inunge oculos tuos ut videas. Ich rate dir, von mir Gold zu kaufen, das im Feuer geläutert ist, damit du reich und mit weißen Kleidern angetan werdest, und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde; und salbe deine Augen mit Augensalbe, damit du sehest.⁵³ Offenbarung Offb 74 3 18 53 Gold, damit du reich werdest Gegensatz: arm. Weiße Kleider Gegensatz: nackt. Augensalbe Gegensatz: blind. Da der Heiland die Gaben mit Gold, dazu mit gediegenem und lauterem Golde, vergleicht, liegt das Bild des Kaufens nahe. Freilich muss die Gemeinde auch etwas dafür hingeben, ihre Selbstüberschätzung und Selbstgerechtigkeit, um das wahrhaft wertvolle und kostbare geistliche Gut zu erlangen. Nur in der Vorstellung, nicht in der Sache sind die weißen Kleider von dem Golde verschieden, wie die Nacktheit nichts ist als Armut. Dem eingebildeten Reichtum und der wirklichen Armut gegenüber (V. 17) war das Gold freilich zuerst zu nennen. Die Augensalbe ist die Erleuchtung des Heil. Geistes. Alles dies soll die Gemeinde von Christus kaufen, denn von ihm wird der Heil. Geist gesandt. Die durch solche Erleuchtung gewonnene innere Erkenntnis ist das erste Stück des wahren Reichtums. Offenbarung Offb 74 3 19 Ego quos amo, arguo, et castigo. mulare ergo, et pnitentiam age. Ich⁵⁴ strafe und züchtige⁵⁵ die, welche ich lieb habe. So werde nun eifrig und tue Buße! Offenbarung Offb 74 3 19 54 Ich: nachdrücklich vorangestellt. Offenbarung Offb 74 3 19 55 Im Griech. ist der Unterschied feiner. Der eine Ausdruck bedeutet Erziehen überhaupt, das auch mit Strafen verbunden sein kann, der andere jemand sein Unrecht so vor Augen halten, dass er es anerkennen muss, ein Teil des allgemeinen Ausdruckes. Der Rat (V. 18) gehört zu dem ersteren, da er eine Zusage einschließt. So ist beides ein Ausfluss der Liebe des Herrn. Der heil. Thomas gibt fünf Gründe an, warum der Heiland straft: Zur Prüfung, wie den Tobias und Job, zur Bewahrung der Demut, wie den heil. Paulus [2Kor 12] zur Reinigung, wie Maria, die Schwester Moses [Num 12,4] zur Verherrlichung Gottes, wie den Blindgebornen [Joh 12], zur Strafe, wie Herodes. [Apg 12] Offenbarung Offb 74 3 2 Esto vigilans, et confirma cetera, quæ moritura erant. Non enim invenio opera tua plena coram Deo meo. Werde wach,⁶ und stärke das übrige,⁷ das im Begriffe war zu sterben. Denn ich finde deine Werke⁸ nicht vollkommen vor meinem Gott. Offenbarung Offb 74 3 2 6 Das Gegenteil des geistigen Todes. Werde wach und beweise dies durch die sofortige Tat: stärke. Offenbarung Offb 74 3 2 7 Diejenigen Gemeindemitglieder, welche, wie früher auch der Bischof selbst, dem geistlichen Tode nahe waren. (Primas.) Offenbarung Offb 74 3 2 8 Die gesamte Betätigung des inneren Lebens im äußeren Wandel seitens der Gemeinde entspricht nicht dem von Gott gewollten Maße. Offenbarung Offb 74 3 20 Ecce sto ad ostium, et pulso: si quis audierit vocem meam, et aperuerit mihi januam, intrabo ad illum, et cnabo cum illo, et ipse mecum. Siehe, ich stehe vor der Tür, und klopfe an.⁵⁶ Wenn jemand meine Stimme hört und mir die Tür aufmacht, so werde ich zu ihm eingehen und mit ihm Mahl halten, und er mit mir.⁵⁷ Offenbarung Offb 74 3 20 56 Im Wesentlichen nichts anderes als das: Ich komme bald. [Offb 2,5.16, Offb 3,3.11] Es ist, wie [Mt 24,33, Mk 13,34] zeigt, Ankündigung der Wiederkunft des Herrn. Das Hören und Öffnen geschieht durch Annahme und Beherzigung im Diesseits, wenngleich die Verheißung: Ich werde zu ihm eingehen und mit ihm Mahl halten, erst mit dem Erscheinen des Herrn erfüllt wird. Von der Himmelfahrt des Heilandes an bis zu seiner Wiederkunft ist das Verhältnis des Herrn zu seiner Kirche ein Brautstand. Mit dem im Herrn Verstorbenen feiert der Heiland Hochzeit, bis er von dieser einst aufbrechend [Lk 12,36.37] den Menschen erscheint, um die, welche er dann wachend findet, mit den selig Vollendeten im Himmel heimzuführen auf die neue Erde. Das Klopfen und die Stimme des Herrn ist nicht wesentlich verschieden von den V. 10 erwähnten Beweisen seiner Liebe. Offenbarung Offb 74 3 20 57 In der Vereinigung am gemeinsamen Tische stellt sich die Gemeinschaft des Hauses dar. Deshalb aß man auch ihnen Teil des Opfers, um sich als mit der Gottheit wieder vereint zu zeigen. Vergl. zu dem Bilde [Lk 14,16ff, Mt 8,11.12]. Zur Sache vergl. [Offb 19,9]. Offenbarung Offb 74 3 21 Qui vicerit, dabo ei sedere mecum in throno meo: sicut et ego vici, et sedi cum patre meo in throno ejus. Wer überwindet, dem werde ich verleihen, mit mir auf meinem Throne zu sitzen;⁵⁸ so wie auch ich überwunden und mich zu meinem Vater auf seinen Thron gesetzt habe.⁵⁹ Offenbarung Offb 74 3 21 58 Den Jüngern verheißt der Herr einen Thron bei dem allgemeinen Gerichte. [Mt 19,28] Da der Heiland den Thron der Herrlichkeit inne hat, die Jünger schlechthin Throne, so werden ihre Throne wohl wie im Bilde [Offb 4,4] den seinigen umstehen und niedriger sein als dieser. Auf Thronen sitzen bedeutet die göttliche Herrschaft teilen. Wird hier nun alle Vollendeten die Teilnahme an der Herrschaft der neuen Menschheit über die neue Erde, das Sitzen auf dem Throne Gottes und des Herrn verheißen, so wird den Aposteln insbesondere zugesagt, dass sie mit und unter dem Herrn die neue Menschheit regieren sollen. Offenbarung Offb 74 3 21 59 Damit ist der siebenmalige Weckruf geendet. Offenbarung Offb 74 3 22 Qui habet aurem, audiat quid Spiritus dicat ecclesiis. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist zu den Gemeinden spricht! Offenbarung Offb 74 3 3 In mente ergo habe qualiter acceperis, et audieris, et serva, et pnitentiam age. Si ergo non vigilaveris, veniam ad te tamquam fur, et nescies qua hora veniam ad te. So sei denn eingedenk, wie⁹ du empfangen und gehört hast, und bewahre es, und tue Buße.¹⁰ Wenn du nun¹¹ nicht wachest, so werde ich über dich¹² kommen wie ein Dieb,¹³ und du sollst nicht wissen, um welche Stunde ich über dich kommen werde.¹⁴ Offenbarung Offb 74 3 3 9 Das Was hatte die Gemeinde bewahrt, die Lehre, aber nicht das Wie, die Freudigkeit und den Eifer, mit dem sei einst das Glaubensleben begonnen. Vergleiche das Sendschreiben an die Epheser [Eph 2,1ff]. Offenbarung Offb 74 3 3 10 Halte an dem einmal Empfangenen fest, und da zur Zeit dein Zustand nicht der frühere ist, kehre zur früheren Gesinnung zurück. Offenbarung Offb 74 3 3 11 Anknüpfung an die Mahnung V. 2. Offenbarung Offb 74 3 3 12 Als Richter. Offenbarung Offb 74 3 3 13 Vergl. [Offb 16,15]. Der Ausdruck schließt sich an [Jer 49,9, Joel 2,9] an, der auch [Mt 24,43, Lk 12,39, 1Thess 5,2] wiederkehrt. Offenbarung Offb 74 3 3 14 Der Heiland redet hier wohl eher vom allgemeinen Weltgerichte als von dem persönlichen Gerichte der einzelnen. Offenbarung Offb 74 3 4 Sed habes pauca nomina in Sardis, qui non inquinaverunt vestimenta sua: et ambulabunt mecum in albis, quia digni sunt. Doch hast du¹⁵ einige wenige Namen¹⁶ zu Sardes, die ihre Kleider nicht befleckt haben;¹⁷ sie sollen mit mir¹⁸ in weißen Kleidern¹⁹ wandeln, denn sie sind dessen würdig.²⁰ Offenbarung Offb 74 3 4 15 Du hast: Weil sie als Glieder der Gesamtgemeinde angehören. Offenbarung Offb 74 3 4 16 Personen Offenbarung Offb 74 3 4 17 Der Ausdruck ist wohl mit Rücksicht auf das Bild vom hochzeitlichen Kleide gewählt. [Offb 3,5.18, Offb 16,15] Schmutzige Kleider sind in der heil. Schrift häufig Bilder des Sündenschmutzes, mit dem jemand sich befleckt., z. B. [Jes 64,6]. Es ist merkwürdig, dass die beiden Gemeinden, welche den größten Gegensatz zu denen von Smyrna und Philadelphia darstellen, keine Nikolaiten haben. Es liegt darin eine Warnung, über der Gefahr, welche die Irrlehre birgt, nicht andere, für den einzelnen oft verhängnisvollere zu übersehen. Gegen die Irrlehre ist der Kampf gleichsam von selbst geboten, und erfrischt, während Wollust und Indifferentismus erschlaffenden Eindruck ausüben. Offenbarung Offb 74 3 4 18 Im Reiche meiner Herrlichkeit. Offenbarung Offb 74 3 4 19 Weiße Kleider sind, im Gegensatze zu den schmutzigen, Bild der sittlichen Reinheit und Heiligkeit. Darum trugen die Priester [Lev 16,4], darum trugen so oft die Engel weiße Kleider. Weil sie sich hier unbefleckt erhalten haben, sollen die oben Bezeichneten auch in der Vollendung bei dem Herrn in vollkommener Gerechtigkeit und Unschuld sein. Vergl. [Offb 3,18, Offb 4,4, Offb 6,11, Offb 7,9.13.14, Offb 19,8]. Offenbarung Offb 74 3 4 20 Vergl. [Offb 16,6]. Offenbarung Offb 74 3 5 Qui vicerit, sic vestietur vestimentis albis, et non delebo nomen ejus de Libro vitæ, et confitebor nomen ejus coram Patre meo, et coram Angelis ejus. Wer siegt, wird solchergestalt mit weißen Kleidern bekleidet werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buche des Lebens, und werde seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.²¹ Offenbarung Offb 74 3 5 21 Die Schlussverheißung verspricht dem Überwinder drei Dinge: die Bekleidung mit weißen Kleidern, das Nichtaustilgen des Namens, das Bekennen vor dem Vater und den Engeln. Was V. 4 den wenigen Getreuen in Sardes verheißen, dass sie weiße Kleider erhalten sollen, wird hier auf alle Überwinder ausgedehnt. So: wie die V. 4 Genannten. Das Buch des Lebens wird bereits [Ex 32,32] erwähnt. Das gleiche Bild [Jes 4,3, Dan 12,1] u. a. In diesem Buche, welches seiner Natur nach ewig ist, findet sich von Anbeginn der Welt an [Offb 13,8] die Bezeugung Gottes über die ewige Seligkeit eingetragen, der die im Buche Verzeichneten entgegengehen. Dass niemand seiner Freiheit dadurch verlustig geht, wird durch die Möglichkeit angedeutet, dass ein Name getilgt werden könnte. Ich werde erklären, dass ihr Name im Buche des Lebens ist und bleibt. Im eigentlichen Sinne wird aus denselben kein Name getilgt. (Aug.) Der heil. Thomas erklärt: Durch die Rechtfertigung wird der Name vorweg eingeschrieben, so kann er noch ausgelöscht werden; unvertilgbar aber durch Beharrlichkeit und Verleihung der Herrlichkeit. Doch mit Voraussicht dessen, was wir tun, sind die Namen der Siegenden bereits eingetragen, ohne dass Gott einen derselben auslöschen müsste. Die dritte Verheißung ist, dass der Heiland die Namen der in das Buch Eingeschriebenen bei dem Weltgerichte als solche der Seinigen anerkennen wird. Vor meinem Vater erinnert an [Mt 10,32], Vor den Engeln an [Lk 12,8]. Offenbarung Offb 74 3 6 Qui habet aurem, audiat quid Spiritus dicat ecclesiis. Wer Ohren hat, der höre, was der Geist zu den Gemeinden spricht! Offenbarung Offb 74 3 7 Et Angelo Philadelphiæ ecclesiæ scribe: Hæc dicit Sanctus et Verus, qui habet clavem David: qui aperit, et nemo claudit: claudit, et nemo aperit: Und dem Engel der Gemeinde zu Philadelphia²² schreibe: So spricht der Heilige und der Wahrhaftige, welcher den Schlüssel Davids hat,²³ der öffnet, und niemand schließt, der schließt, und niemand öffnet:²⁴ Offenbarung Offb 74 3 7 22 Philadelphia lag etwa 13 Stunden südöstlich von Sardes, wie dieses am Fuße des Tmolus. Nach den apostolischen Konstitutionen soll der heil. Petrus den ersten Bischof, Namens Demetrius, eingesetzt haben. Die Gemeinde von Philadelphia war, ähnlich wie die von Smyrna, der Feindseligkeit der Juden ausgesetzt gewesen und hatte den Namen des Herrn in geduldiger Treue bekannt, weshalb unter den Verheißungen auch eine solche wahrhaften Sieges über jene ist. Offenbarung Offb 74 3 7 23 Mit drei Prädikaten stellt der Heiland sich dieser Gemeinde vor: als den heiligen, als den Wahrhaftigen, als den, der den Schlüssel Davids hat. Die Ausdrücke sind mit Rücksicht auf das zu Sagende gewählt. Der heilige: Wie sich Gott im A. T. oft z. B. [Jes 12,6] den Heiligen Israels nennt, denn als solchen will er sich durch den Dienst dieser Gemeinde (nach V. 9) an den entarteten Israeliten erweisen. Wahrhaftig nennt sich der Herr als der wahre, wesenhafte, wirkliche Herr, der allein wahrhaft Seiende. (So [Offb 3,14]: ein Zeuge, der diesen Namen voll verdient.) Das dritte Prädikat ist aus [Jes 22,22] entlehnt. Doch während dort Eliakim den Schlüssel des Hauses Davids erhalten soll, wird hier dem Antitypus desselben dem, der der Erbe des Königtums Davids ist, der Schlüssel Davids, das Eigentumsrecht im Hause und Reiche Davids zugeschrieben, da David und sein Gottesreich nur das weissagende Vorbild des Herrn und seines ewigen Reiches waren. Offenbarung Offb 74 3 7 24 Die Worte: Der öffnet usw. sind eine weitere Ausführung der anderen: Welcher den Schlüssel Davids hat. Der Heiland, der an die Stelle Davids als König des Volkes und des Reiches Gottes getreten ist, hat die Macht, Menschen in das Reich Gottes zuzulassen und unwiderruflich auszuschließen. Dies ist die positive Seite der [Offb 1,18] erwähnten Macht des Heilandes. Durch die Gemeinde will der Herr einige Juden in sein Reich aufnehmen. Offenbarung Offb 74 3 8 Scio opera tua. Ecce dedi coram te ostium apertum, quod nemo potest claudere: quia modicam habes virtutem, et servasti verbum meum, et non negasti nomen meum. Ich kenne deine Werke.²⁵ Siehe, ich habe vor dir eine Tür geöffnet, die niemand schließen kann.²⁶ Denn du hast wohl geringe Kraft, doch hast du mein Wort bewahrt, und meinen Namen nicht verleugnet.²⁷ Offenbarung Offb 74 3 8 25 Wenngleich diese Worte an sich nur besagen, dass der Heiland den Stand der Gemeinde kennt, enthalten dieselben noch den Umständen nach ein Lob und einen Trost für dieselbe. Ihrer trotz äußerer Ohnmacht bewährte Treue beruht nicht allein auf einer Gnadengabe des Herrn, sondern dient auch dazu, wiederum durch sein Walten, dass durch die treue Gemeinde das Reich des Herrn bewahrt werde. Offenbarung Offb 74 3 8 26 Die Tür ist geöffnet, damit andere unter Vermittlung der Gemeinde eintreten sollen, und zwar Juden (V. 9) Den Zusammenhang zwischen den Worten: Ich habe geöffnet, ich werde geben, und: ich werde nehmen deutet das jedes Mal wiederholte Siehe an. Christus bewährt seine Schlüsselgewalt, indem er seiner treuen und standhaften Gemeinde eine Tür geöffnet hat, durch welche die bisherigen Verfolger, eine Schar noch ungläubiger Juden, eintreten sollen. Offenbarung Offb 74 3 8 27 Das treue, standhafte Bekenntnis ist die Ursache, deren Wirkung und Lohn durch das Eingreifen des Herrn die bereits erwähnte Bekehrung sein soll. Offenbarung Offb 74 3 9 Ecce dabo de synagoga satanæ, qui dicunt se Judæos esse, et non sunt, sed mentiuntur: ecce faciam illos ut veniant, et adorent ante pedes tuos: et scient quia ego dilexi te: Siehe, ich werde etliche aus der Synagoge des Satans geben, die²⁸ sich selbst Juden nennen und es nicht sind, sondern lügen;²⁹ siehe, ich werde machen, dass sie kommen und dir zu Füßen fallen,³⁰ und sie werden erkennen, dass ich dich liebe. Offenbarung Offb 74 3 9 28 Nämlich etliche von denen, die sich Juden nennen. Offenbarung Offb 74 3 9 29 Die Juden dem Fleische nach hielten sich für das wahre Israel, die Christen hingegen für vom Gesetze und von dem Gottesreiche Abgefallene, welche sie deshalb befeindeten. Über den Ausdruck: Synagoge des Satans siehe [Offb 2,9]. Offenbarung Offb 74 3 9 30 Sich vor dir neigen, dir ihre Ehrfurcht bezeugen, als der Vermittlerin des göttlichen Heiles. Offenbarung Offb 74 0 1 II. Offenbarung Jesu Christi in Gesichten, welche den sieben Gemeinden kundgetan werden sollen (4,1 22,5): 1. Einleitendes Gesicht zum zweiten Teile: Wo und wie der heil. Johannes dieser Gesichte teilhaftig ward. (4,1 11) Im Geist in den Himmel entrückt sieht Johannes den Thron Gottes, welchen 24 Älteste und vier Wesen, Gottes Lob singend, umgeben. Offenbarung Offb 74 4 1 Post hæc vidi: et ecce ostium apertum in clo, et vox prima, quam audivi tamquam tubæ loquentis mecum, dicens: Ascende huc, et ostendam tibi quæ oportet fieri post hæc. Nach diesem schaute ich,¹ und siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel.² Und die vorige Stimme, die ich hörte, wie wenn eine Posaune zu mir redete,³ sprach: Steige herauf, hierher,⁴ so will ich dir zeigen, was nach diesem geschehen soll!⁵ Offenbarung Offb 74 4 1 1 Die Worte: Nach diesem schaute ich leiten eine neue und besonders wichtige Vision ein; die Formel: und ich sah ein neues Moment in derselben Hauptvision. Nach einigen Auslegern ist zwischen [Offb 3,22] und [Offb 4,1] ein Zeitraum zu denken, in welchem Johannes nicht in der Ekstase war. Nach anderen stellt sich dem Apostel ein neues Bild dar. Offenbarung Offb 74 4 1 2 Da eine Tür des Himmels sich öffnet, des Hauses [Ex 28,17], des Palastes Gottes, in welchem er thront [Ps 11,4, Ps 18,7, Ps 29,9], kann der heil. Johannes in denselben blicken. Offenbarung Offb 74 4 1 3 Nicht die Stimme Christi, welche nach der ersten Stimme [Offb 1,10] zu dem Apostel geredet, sondern eben jene zuerst vernommene Stimme. Offenbarung Offb 74 4 1 4 Er soll im Geiste an den Standpunkt des Redenden treten. (Thom.) Offenbarung Offb 74 4 1 5 Dies zu zeigen ist die Aufgabe des zweiten Teiles der Apokalypse, wie der Herr bereits [Offb 1,19] gezeigt. Offenbarung Offb 74 4 10 Procidebant viginti quatuor seniores ante sedentem in throno, et adorabant viventem in sæcula sæculorum, et mittebant coronas suas ante thronum dicentes: so fielen die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem, der auf dem Throne saß, und beteten den an, der da lebt in alle Ewigkeit und legten ihre Kronen nieder vor dem Throne,²⁰ und sprachen: Offenbarung Offb 74 4 10 20 Dreifache Bezeugung der Ehrfurcht: Niederfallen auf das Angesicht in dieser Andacht, Anbetung, dankbare Niederlegung der Kronen vor Gottes Thron. Offenbarung Offb 74 4 11 Dignus es Domine Deus noster accipere gloriam, et honorem, et virtutem: quia tu creasti omnia, et propter voluntatem tuam erant, et creata sunt. Würdig bist du, Herr, unser Gott, zu nehmen²¹ die Verherrlichung, und die Ehre, und die Macht; denn du hast alle Dinge geschaffen,²² und wegen deines Willens waren sie und wurden sie geschaffen.²³ Offenbarung Offb 74 4 11 21 Nicht allein von uns diese Huldigung entgegenzunehmen, sondern auch dir zu eigen zu nehmen, zur vollen Geltung zu bringen, durch Niederwerfung deiner Feinde und Vollendung deines Reiches. Offenbarung Offb 74 4 11 22 Das Responsorium der Ältesten, der Vertreter der erlösten Menschheit, führt den in der Lobpreisung der Cherubine begonnenen Gedanken fort: Ja, es ist, wie die Wesen sagen: du bist der lebendige Gott des Heils allezeit, darum bist du auch würdig, die Herrlichkeit und Macht an dich zu nehmen. Offenbarung Offb 74 4 11 23 Wegen deines Heilswillens, weil du nicht nur das Heil schaffen (wofür die Wesen ihn der Herrlichkeit würdig erkennen), sondern auch durch die Annahme der Herrlichkeit usw. vollenden wolltest, hast du alle Dinge geschaffen. Deshalb steht in V. 11 Macht, statt wie V. 9 Danksagung. Zu dem, wozu Gott so aufgefordert wird, wird in Kap. 5 durch Beschließung der das Ende einleitenden Begebnisse der Anfang gemacht. Offenbarung Offb 74 4 2 Et statim fui in spiritu: et ecce sedes posita erat in clo, et supra sedem sedens. Alsbald war ich im Geiste.⁶ Und siehe, ein Thron stand im Himmel, und auf dem Throne ein Sitzender.⁷ Offenbarung Offb 74 4 2 6 Der Geist der Weissagung, welcher seit [Offb 1,10] über Johannes gekommen war, begann jetzt, da er nicht mehr Dinge dieser Zeit und Welt, sondern Wunder des Endes und Gottestaten der Vollendung, und darum auch Himmlisches, schauen soll, in anderer Weise auf ihn zu wirken. Offenbarung Offb 74 4 2 7 Auf dem Throne saß Gott, der Vater, wie [Offb 4,5] zeigt, wo er von dem Heil. Geiste, und [Offb 5,6], wo er von dem Sohne unterschieden wird. Wie [Offb 1,12ff] die Erscheinung Christi der Art war, dass dieselbe in Beziehung zu den Kap. 2, 3 nachfolgenden Reden des Herrn an seine Gemeinden stand, so lässt auch hier die Erscheinung Gottes schon voraus erkennen, dass es sich um ein Gericht über die Feinde und um Gnadenerweisung gegen die Gläubigen handelt. (Viktorin.) Offenbarung Offb 74 4 3 Et qui sedebat similis erat aspectui lapidis jaspidis, et sardinis: et iris erat in circuitu sedis similis visioni smaragdinæ. Und der da saß, war von Ansehen einem Jaspis- und Sardisstein ähnlich;⁸ und ein Regenbogen war rings um den Thron, wie Smaragd anzusehen.⁹ Offenbarung Offb 74 4 3 8 Unter Jaspis ist wohl unser Diamant zu verstehen, da der eigentliche Jaspis nicht kostbar und durchsichtig ist, noch den [Offb 21,11] genannten Eigenschaften entspricht. Er ist das Sinnbild der Heiligkeit Gottes. Der rote Rubin ist das Symbol der Strafgerechtigkeit Gottes. Der Doppelglanz der beiden durcheinander funkelnden Steine ist eine Versinnbildlichung der wesentlichen Einheit der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes. Offenbarung Offb 74 4 3 9 Um den Thron, denselben in der Höhe umgebend, sah Johannes die Gestalt eines grünen Regenbogens als Symbol der göttlichen Gnade und Barmherzigkeit. Offenbarung Offb 74 4 4 Et in circuitu sedis sedilia viginti quatuor: et super thronos viginti quatuor seniores sedentes, circumamicti vestimentis albis, et in capitibus eorum coronæ aureæ: Rings um den Thron waren vierundzwanzig Throne; und auf den Thronen saßen vierundzwanzig Älteste, angetan mit weißen Kleidern, und auf ihren Häuptern goldene Kronen.¹⁰ Offenbarung Offb 74 4 4 10 Die Ältesten sind menschliche Wesen, von den seligen Überwindern [Offb 7,9] als Repräsentanten verschieden. Ob es alt- und neutestamentliche Vertreter sind, etwa die Patriarchen und die Apostel, (Andr. Caes.) steht nicht fest, nur eines ist klar: sie sind in der Zahl zweimal zwölf Vertreter der alt- und neutestamentlichen Gemeinde. Als wahres Gottesvolk sind sie mit priesterlichen Gewändern angetan und als königliche Sieger und Mitherrscher Christi mit goldenen Kronen geschmückt. Gott tut nichts in seinem Reiche auf Erden, ohne es diesen, seinen Dienern, zu offenbaren. Jene sitzen, wenn sie mit dem Herrn richten, sie fallen nieder und beten an, wenn Gott einen Ratschluss herrlich hinausgeführt. [Offb 5,6] erscheint das Lamm mit sieben Hörnern und Augen in ihrer Mitte als das ewige Haupt seiner Kirche, [Offb 5,8] bringen die Ältesten die Gebete der Heiligen dar. [Offb 7,14] stellt einer der Ältesten die in der letzten Trübsal für den Heiland Gestorbenen dem heil. Johannes vor, und [Offb 11,15.16] danken sie Gott, dass die Zeit des Lohnes für alle Auserwählten da ist. Offenbarung Offb 74 4 5 Et de throno procedebant fulgura, et voces, et tonitrua: et septem lampades ardentes ante thronum, qui sunt septem spiritus Dei. Und von dem Throne gingen Blitze, und Schall, und Donner aus;¹¹ und sieben Feuerfackeln brannten vor dem Throne, dies sind die sieben Geister Gottes.¹² Offenbarung Offb 74 4 5 11 Vom Throne Gottes. Der Schall ist wohl das Brausen und Tönen, das im Gewitter Donner und Blitz begleitet. Offenbarung Offb 74 4 5 12 Die erste Vershälfte stellt die Machtwirkungen Gottes im Gebiete des natürlichen Lebens, die zweite die Gnadenwirkungen dar, welche Gott fortwährend durch seinen Geist übt (die sieben Fackeln weisen auf die sieben Geister [Offb 1,4] zurück). Gott zeigt allezeit seine Macht in der natürlichen Welt, zu dem Zwecke, um alle durch seinen Geist zu berufen, zu erleuchten und zu heiligen. Offenbarung Offb 74 4 6 Et in conspectu sedis tamquam mare vitreum simile crystallo: et in medio sedis, et in circuitu sedis quatuor animalia plena oculis ante et retro. Vor dem Throne war ein gläsernes Meer, dem Kristalle¹³ ähnlich, und in der Mitte des Thrones und ringsum den Thron waren vier Wesen voller Augen, vorn und hinten. Offenbarung Offb 74 4 6 13 Der kristallhelle Fußboden trägt den Thron Gottes. Er versinnbildet den Himmel. [Offb 18,21] wird er wegen seiner Helle und Durchsichtigkeit erwähnt. Er ist dem Kristall ähnlich, also wie von feinstem Glase. Offenbarung Offb 74 4 7 Et animal primum simile leoni, et secundum animal simile vitulo, et tertium animal habens faciem quasi hominis, et quartum animal simile aquilæ volanti. Das erste Wesen glich einem Löwen, das zweite Wesen glich einem Stiere, das dritte Wesen hatte ein Angesicht wie ein Mensch, und das vierte Wesen glich einem fliegenden Adler.¹⁴ Offenbarung Offb 74 4 7 14 Die Wesen befinden sich wohl in der Mitte je einer Seite, also in der Mitte und doch rund um den Thron, (Ambros.) das Angesicht dem Beschauer zugewendet. Die Wesen sind Cherube. [Ez 1,5ff] In der Vision erscheinen diese höchsten Geister wie [Ez 1] in der Gestalt der höchsten vier irdischen Geschöpfe: der starke Löwe, der dem Gottesopfer dienende Stier, der hochfliegende Adler, der vernunftbegabte Mensch. (Macht, Gerechtigkeit und Offenbarung, Hoheit und Weisheit, Güte Gottes.) Die Worte [Offb 5,9] sprechen sie mit dem Ältesten zusammen, so dass diese keine Schwierigkeit für die eben gegebene Auslegung bieten. Der Adler hat hier zwar die Flügel ausgebreitet, fliegt aber nicht. Offenbarung Offb 74 4 8 Et quatuor animalia, singula eorum habebant alas senas: et in circuitu, et intus plena sunt oculis: et requiem non habebant die ac nocte, dicentia: Sanctus, Sanctus, Sanctus Dominus Deus omnipotens, qui erat, et qui est, et qui venturus est. Jedes der vier Wesen hatte sechs Flügel,¹⁵ und außen herum und innen waren sie ganz voll Augen, und sie riefen ohne Ausruhen Tag und Nacht:¹⁶ Heilig, heilig, heilig¹⁷ ist der Herr, Gott, der Allmächtige, der da war, und der da ist, und der da kommen wird! [Jes 6,3] Offenbarung Offb 74 4 8 15 Die Cherube haben als die Zeugen der göttlichen Gnadengegenwart Flügel, weil der Gott des Heiles von dieser Stätte aus zu den Menschen kommen will. In der Stiftshütte hatten sie zwei gesenkte Flügel, weil dort die Stätte Gottes ist, bei Ezechiel haben sie auch Räder, da sie dort auf die Zeit hindeuten, wo die Stätte des Heiles ihren Lauf über die ganze Erde nehmen soll, bei Johannes ist die Zahl der der Verbindung zwischen Himmel und Erde dienenden Flügel, wie bei [Jes 6,2] auf 6 erhöht, die nach ihrer Haltung Ehrfurcht, Demut und die stets auf Gottes Wink bereite Tätigkeit andeuten. Doch ihr Flug ist kein blinder, sondern die Augen, welche ringsum und an ihren Flügeln inwendig und auswendig bedecken, schauen auf den Thron und auf die Welt, Wachsamkeit und Weisheit verbindend. Offenbarung Offb 74 4 8 16 Irdisch gesprochen, denn bei Gott gibt es keinen Wechsel. Offenbarung Offb 74 4 8 17 Der Lobgesang ist bis auf den der Offenbarung entsprechenden Schluss der gleiche wie [Jes 6,2]. Der dreimal heilige, der Herr, der allmächtige Gott, er ist auch der Ewige, der kommen wird. Die Worte stimmen mit der Erscheinung des Thronenden [Offb 5,2ff], wie diese selbst mit seinem eigenen Worte [Offb 1,8] übereinstimmt. Offenbarung Offb 74 4 9 Et cum darent illa animalia gloriam, et honorem, et benedictionem sedenti super thronum, viventi in sæcula sæculorum, Und wenn¹⁸ die vier Wesen dem, der auf dem Throne sitzt und in alle Ewigkeit lebt,¹⁹ Herrlichkeit, und Ehre, und Dank darbrachten, Offenbarung Offb 74 4 9 18 So oft. Offenbarung Offb 74 4 9 19 Ähnlich preisen ihn die Wesen. Daher wird V. 10 diese noch einmal die Ursache des Lobes und den Grund aller Hoffnung und Weissagung einschließende Bezeichnung Gottes wiederholt. Offenbarung Offb 74 0 1 2. Erste Hälfte des zweiten Teiles (5,1 11,14) A. Die sechs ersten Siegelgesichte (5,1 6,17) a. Einleitendes Gesicht (V. 1 14): Der auf dem Throne Sitzende hält ein verschlossenes Buch, das niemand öffnen kann. (V. 3) Den hierüber betrübten Apostel tröstet einer der Ältesten: Denn plötzlich erscheint das Lamm inmitten der Ältesten, wie getötet. (V. 6) Dieses nimmt das Buch und öffnet es unter dem Jubel der vier Wesen und der 24 Ältesten, welche dem Lamme ihre Anbetung darbringen. Offenbarung Offb 74 5 1 Et vidi in dextera sedentis supra thronum, librum scriptum intus et foris, signatum sigillis septem. Und ich sah auf der Rechten dessen, der auf dem Throne saß, ein Buch,¹ das inwendig und auswendig beschrieben und mit sieben Siegeln versiegelt war.² Offenbarung Offb 74 5 1 1 Nicht ein Gerichtsbuch, sondern ein Buch, in dem die Schicksale der Welt beschrieben sind. Das Buch ist versiegelt zum Zeichen, dass sein Inhalt bisher unbekannt bleiben sollte und geblieben ist. Offenbarung Offb 74 5 1 2 Mit sieben Siegeln ist es versiegelt, weil der in ihm beschriebene Inhalt, die Entwicklung des Heilsrates bis zur Vollendung, sich in von Gott bemessener Zeit durch Taten Gottes verwirklichen wird. Wie die sieben Siegel angebracht sind, ist nicht ganz ersichtlich. Nur eines wird gesagt: Die sieben Siegel werden der Reihe nach [Offb 6,1] eröffnet. Besteht das Buch aus sieben Pergamentrollen mit je einem Siegel, oder ist nur ein Pergament, das da, wo es auf das Holz aufgewickelt zu Ende ist, mit sieben Siegeln versehen ist? Das Letztere ist wahrscheinlicher, da der Inhalt des Buches sich aus dem Erbrechen der Siegel darstellt, ohne dass von einer Öffnung der Buchrolle selbst die Rede ist. Das Beschriebensein der Buchrollen auf beiden Seiten zeigt den reichen Inhalt, den die eine, innere Seite nicht zu fassen vermag. Offenbarung Offb 74 5 10 Et fecisti nos Deo nostro regnum, et sacerdotes: et regnabimus super terram. und hast uns unserm Gott zu einem Königtume und zu Priestern gemacht; und wir werden herrschen auf der Erde.²² Offenbarung Offb 74 5 10 22 In Gottes Reich als Priester und Könige. Inwiefern die Erlösten schon jetzt Könige sind, siehe [Offb 20,4ff], wie auf der neuen Erde [Offb 21]. Könige sind sie dem äußeren Stande, Priester der inneren Würde nach. (Thom.) Auf Erden herrschen die Christen, indem sie über das Fleisch, die Welt und den Teufel siegen, im Himmel aber herrschen sie mit Christus. Offenbarung Offb 74 5 11 Et vidi, et audivi vocem Angelorum multorum in circuitu throni, et animalium, et seniorum: et erat numerus eorum millia millium, Und ich schaute und hörte die Stimme vieler Engel²³ rings um den Thron her, und um die Wesen und die Ältesten; ihre Zahl war tausendmal tausend;²⁴ Offenbarung Offb 74 5 11 23 Die Engel nahmen Anteil an allem, was die Menschen angeht [Lk 5,7.10] (Thom.) Der Kreis der Vision erweitert sich, indem jetzt die Engel in den Lobgesang einfallen. Sie bilden den weitesten Kreis um den Thron Gottes, so dass die Erlösten demselben näher sind. Vergl. [Hebr 2,5ff] Offenbarung Offb 74 5 11 24 Eigentlich Zehntausende von Zehntausenden und Tausende von Tausenden. Die Unbestimmtheit zeigt die Unzählbarkeit an. Die erste Zahl reichte noch nicht aus, daher häuft er sie noch. [Dan 7,10] ist die umgekehrte Ordnung in der Zahlenangabe. Offenbarung Offb 74 5 12 Dicentium voce magna: Dignus est Agnus, qui occisus est, accipere virtutem, et divinitatem, et sapientiam, et fortitudinem, et honorem, et gloriam, et benedictionem. und sie riefen mit lauter Stimme: Würdig ist das Lamm, das getötet worden ist, zu empfangen²⁵ die Macht, und Gottheit, und Weisheit, und Stärke, und Ehre, und Herrlichkeit und Lobpreisung.²⁶ Offenbarung Offb 74 5 12 25 Das Nehmen des V. 9 wird in anderer Weise wieder aufgenommen: Das Lamm ist würdig von allen Menschen in seiner Macht gepriesen zu werden. Offenbarung Offb 74 5 12 26 Die sieben Ausdrücke werden im Griech. durch einen vorgestellten Artikel gleichsam zu einer Gesamtvorstellung verbunden. Die Siebenzahl deutet das Vollmaß an. Da es sich um das Lob des Lammes handelt, stehen Macht, Reichtum (so das Griech.; der lat. Text hat wohl durch einen Schreibfehler divinitatem, statt divitias), Weisheit, Macht voran. Vergl. [Offb 4,11] und [Offb 7,12]. Offenbarung Offb 74 5 13 Et omnem creaturam, quæ in clo est, et super terram, et sub terra, et quæ sunt in mari, et quæ in eo: omnes audivi dicentes: Sedenti in throno, et Agno: benedictio, et honor, et gloria, et potestas in sæcula sæculorum. Und alle Geschöpfe,²⁷ die im Himmel und auf Erden sind und unter der Erde und auf dem Meere und in demselben,²⁸ alle hörte ich sagen: Dem, der auf dem Throne sitzt, und dem Lamme sei der Preis und die Ehre, und die Herrlichkeit, und die Macht in alle Ewigkeit!²⁹ Offenbarung Offb 74 5 13 27 In V. 3, wo von den vernunftbegabten Wesen die Rede war, wurden die Geschöpfe nach drei Orten geteilt, hier stimmt die gesamte Schöpfung (die Vierzahl, indem, wie [Ex 20,4], das Meer besonders aufgeführt wird) ein, und die Lobgesänge [Offb 4, Offb 5] schließen sich in einen gewaltigen Einklang zusammen. Offenbarung Offb 74 5 13 28 Im Griech. steht der Plural, werden alle die vier Teile der Geschöpfe wieder zusammengefasst. Offenbarung Offb 74 5 13 29 Die vier Momente der Lobpreisung entsprechen der vierfachen Gliederung der Gesamtschöpfung. Offenbarung Offb 74 5 14 Et quatuor animalia dicebant: Amen. Et viginti quatuor seniores ceciderunt in facies suas: et adoraverunt viventem in sæcula sæculorum. Und die vier Wesen sprachen: Amen!³⁰ Und die vierundzwanzig Ältesten fielen auf ihr Angesicht nieder und beteten den an, der in alle Ewigkeit lebt.³¹ Offenbarung Offb 74 5 14 30 Als höchste Engel bestätigen sie den Lobpreis. Offenbarung Offb 74 5 14 31 Nach dem Amen bleibt dem Ältesten nichts mehr als stumme Anbetung, welche sie Gott und dem Lamme (vergl. V. 13) darbringen. Offenbarung Offb 74 5 2 Et vidi Angelum fortem, prædicantem voce magna: Quis est dignus aperire librum, et solvere signacula ejus? Und ich sah einen gewaltigen Engel,³ der mit mächtiger Stimme ausrief: Wer ist würdig, das Buch zu öffnen und seine Siegel zu lösen?⁴ Offenbarung Offb 74 5 2 3 Sein Ruf soll durch die gesamte Schöpfung dringen. Offenbarung Offb 74 5 2 4 Derjenige, welcher die Siegel wegnimmt, und damit das Buch öffnet, soll zugleich derjenige sein, durch den der Inhalt des Buches, die in ihm beschriebene Sache zum Vollzuge und so auch zur Offenbarung kommt. Nur um eine Mitteilung zu machen, musste das Lamm nicht allein würdig sein, nicht erst gesiegt haben, geschlachtet sein, um einer bloßen Mitteilung willen bricht nicht die gesamte Schöpfung in Jubel aus. Die Würdigkeit ist die Voraussetzung des Könnens und zwar nicht allein der Macht zu öffnen, sondern auch auszuführen. Offenbarung Offb 74 5 3 Et nemo poterat neque in clo, neque in terra, neque subtus terram aperire librum, neque respicere illum. Und niemand, weder im Himmel, noch auf Erden, noch unter der Erde,⁵ vermochte das Buch zu öffnen, noch es einzusehen. Offenbarung Offb 74 5 3 5 Die gesamte Schöpfung wird, wie [Offb 2,10] in drei große Regionen geteilt: Himmel, Erde, Aufenthalt der abgeschiedenen Seelen. Offenbarung Offb 74 5 4 Et ego flebam multum, quoniam nemo dignus inventus est aperire librum, nec videre eum. Da weinte ich sehr, weil niemand würdig erfunden wurde, das Buch zu öffnen, noch es einzusehen.⁶ Offenbarung Offb 74 5 4 6 Der Apostel weint nicht aus Kleinglauben oder weil er fürchtete, dass nun die Mitteilung des Buches nicht statthaben werde. Da ihm [Offb 1,19] und [Offb 4,1] eine Offenbarung über das Ende verheißen, und diese ihm durch Christus zu Teil werden sollte, der zudem im Gesichte neben ihm stand, konnte er nicht schließen, die Offenbarung vermöchte ihm nicht zu Teil zu werden, auch nicht durch den Herrn, der sie verheißen. Der Apostel ist tief ergriffen bei dem Gedanken, wie es um die Welt stünde, wenn der Heilsrat nicht zur Vollendung käme, ja wie traurig es steht, dass die Menschen alle Gott, seinem Heile und seiner Wahrheit so fern sind. Offenbarung Offb 74 5 5 Et unus de senioribus dixit mihi: Ne fleveris: ecce vicit leo de tribu Juda, radix David, aperire librum, et solvere septem signacula ejus. Aber einer von den Ältesten⁷ sprach zu mir: Weine nicht! Siehe, der Löwe aus dem Stamme Juda, die Wurzel Davids,⁸ hat gesiegt, das Buch zu öffnen und die sieben Siegel desselben zu lösen. Offenbarung Offb 74 5 5 7 Einer von denen, welcher den Sieg Christi an sich erfahren und bewährt hatten und die darum die Bedeutung dieses Sieges auch für das Ende erkannten, redet hier, wo der Erlöser und sein Reich in Betracht kommt. Offenbarung Offb 74 5 5 8 Christus ist der Löwe aus dem Stamme Juda: [Gen 49,9], weil er in seiner heiligsten von Juda stammenden Menschheit als der wahre, von Alters her verheißene Messias siegreich gestritten hat. Wurzel Davids [Jes 11,10] ist er als mit siegreicher Kraft aus der Wurzel Davids aufwachsender Sprössling. Die bloße Anschauung der Person des Überwinders ist so überwältigend für den Ältesten, dass ihm die Schilderung derselben zur Hauptsache wird, und die Eröffnung, dass er das Buch öffnen kann, dahinter zurücktritt. Offenbarung Offb 74 5 6 Et vidi: et ecce in medio throni et quatuor animalium, et in medio seniorum, Agnum stantem tamquam occisum, habentem cornua septem, et oculos septem: qui sunt septem spiritus Dei, missi in omnem terram. Und ich schaute, und siehe, inmitten des Thrones und der vier lebenden Wesen und inmitten der Ältesten⁹ stand ein Lamm¹⁰ wie getötet,¹¹ und es hatte sieben Hörner und sieben Augen, dies sind die Geister Gottes, welche ausgesandt sind in alle Lande.¹² Offenbarung Offb 74 5 6 9 Das doppelte inmitten bezeichnet in hebräischer Weise die beiden Grenzen, innerhalb deren das Lamm steht, den Raum, dessen Mittelpunkt der Thron mit den vier Wesen ist, und welcher nach außen durch den Kreis der Ältesten umschlossen wird. Damit wird die Erhabenheit des Lammes über alle Geschöpfe und seine Teilnahme an der göttlichen Weltregierung angedeutet. Von der Stellung des Lammes zum gläsernen Meere ist hier keine Erwähnung getan. Offenbarung Offb 74 5 6 10 Ein gewaltiger Löwe ist angekündigt, ein Lämmlein (so nach dem Griech.) erscheint. Offenbarung Offb 74 5 6 11 Es erscheint als solches, dessen Wundmale das einstmalige Geschlachtetsein erkennen lassen. (Andr. Caesar.) So hatte einst Isaias den Messias im Gesichte geschaut [Jes 53,6], so der Täufer ihn vor sich gesehen. [Joh 1,29.36] Die Wundmale hat der Herr zur Freude der Erlösten und zum Schrecken seiner Feinde behalten, ist ihm doch für das Todesleiden die Gewalt gegeben, das Buch zu öffnen, das Gericht über die Menschen zu halten, die Seinigen in die Seligkeit einzuführen, kurz, alle Gewalt im Himmel und auf Erden. [Mt 28,18] Offenbarung Offb 74 5 6 12 Die sieben Hörner sind das Symbol seiner vollkommenen Macht; die sieben Augen sind der Heil. Geist (Beda), der nach [Offb 3,1] Christus, nach [Offb 4,5] dem Vater zugehört und auf die ganze Welt ausgesendet wird, zu allen Zeiten die Kirche zu erleuchten, zu heiligen und zu leiten. Kraft der Symbole der Augen wird der Geist als alles durchschauend bezeichnet. Es sind sieben Hörner, um dadurch auf die Aufgabe derselben hinzuweisen, die Kirche zu schützen, deren Repräsentanten die sieben Gemeinden sind. Offenbarung Offb 74 5 7 Et venit: et accepit de dextera sedentis in throno librum. Und es kam, und nahm¹³ das Buch aus der Rechten dessen, der auf dem Throne saß. Offenbarung Offb 74 5 7 13 Nehmen passt wegen des Zusammenhanges, der sie über alle Geschöpfe hervorragende Herrlichkeit des Lammes hervorhebt, besser als empfangen, was seine Unterordnung unter Gott ausdrücken würde. Das Lamm kann das Buch aus dem V. 5 angeführten Grunde nehmen. Offenbarung Offb 74 5 8 Et cum aperuisset librum, quatuor animalia, et viginti quatuor seniores ceciderunt coram Agno, habentes singuli citharas, et phialas aureas plenas odoramentorum, quæ sunt orationes sanctorum: Und als es das Buch geöffnet hatte, fielen die vier lebenden Wesen und die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem Lamme,¹⁴ jeder eine Harfe¹⁵ und goldene Schalen¹⁶ voll Rauchwerks haltend, welches die Gebete der Heiligen sind.¹⁷ Offenbarung Offb 74 5 8 14 Nach [Offb 6,1] öffnete das Lamm die Siegel der Reihe nach, so das Buch erschließend. Es ist also hier der angefangene Akt gemeint. Die 24 Ältesten fallen nieder, sobald sie sehen, dass das Lamm die Siegel lösen kann und bereits das erste zu lösen sich anschickt. Wie in [Offb 4] ein Wechsellobgesang Gott dargebracht ist, so hier dem Lamme, vor dem sich die vier Wesen und die Ältesten anbetend (vergl. V. 13 und [Offb 22,1]) niederwerfen. Auf den Lobgesang respondieren die Engelscharen (V. 12), und alle Geschöpfe nehmen denselben so auf, dass dem auf dem Throne Sitzenden und dem Lamme zugleich das am Schlusse gleichsam zusammengefasste Loblied erklingt, bis es in dem Amen der vier Wesen verklingt, welche das Lob des thronenden Gottes [Offb 4,8] und mit den Ältesten zugleich [Offb 5,9] das Lob des Lammes angestimmt hatten. Die 24 Ältesten wieder pflichten demselben durch ihr Niederfallen bei. So kehrt der Kreislauf in seinen Anfang zurück und nichts in der heiligen Gemeinde bleibt ohne Beteiligung an seinem Orte: Von den am Throne, der Stätte der göttlichen Gnadengegenwart, stehenden Cherubim geht der Preis aus, dringt vom Himmel auf die Erde, und kehrt, nachdem kein Mund schweigend geblieben, zur ewigen Gnadenstätte zurück. Offenbarung Offb 74 5 8 15 Jeder der Ältesten. Offenbarung Offb 74 5 8 16 Die mit Räucherwerk gefüllten Schalen haben eine der Zither entsprechende symbolische Bedeutung. Das Räucherwerk ist Symbol des Gebetes, teils wegen des Aufsteigens (Andacht), teils wegen des lieblichen Wohlgeruches, der gleichsam die Erhörung verbürgt. Welcher Art die Gebete sind, ob Bittgebete, wird nicht gesagt. Offenbarung Offb 74 5 8 17 Die Heiligen sind die Christen. Offenbarung Offb 74 5 9 Et cantabant canticum novum, dicentes: Dignus es Domine accipere librum, et aperire signacula ejus: quoniam occisus es, et redemisti nos Deo in sanguine tuo ex omni tribu, et lingua, et populo, et natione: Und sie sangen ein neues Lied¹⁸ und sprachen: Würdig bist du, Herr! das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen; denn du wurdest getötet und hast uns¹⁹ Gott mit deinem Blute erkauft²⁰ aus allen Stämmen, und Sprachen, und Völkern, und Nationen,²¹ Offenbarung Offb 74 5 9 18 Die neue Gnadentat ist die Enthüllung des göttlichen Endrates zunächst durch Weissagung, alsdann mit der Tat. Nach anderen galt der erste Lobgesang dem Schöpfer, gilt der andere dem Erlöser. Offenbarung Offb 74 5 9 19 Herr und uns fehlen im Griech. Offenbarung Offb 74 5 9 20 Aus dem Machtbereich des Feindes. Die Engel schließen sich den Ältesten an. Offenbarung Offb 74 5 9 21 Die Vierzahl bedeutet die Universalität. Offenbarung Offb 74 0 1 b. Das Lamm öffnet die ersten vier Siegel (6,1 8): Es gehen der Reihe nach hervor: ein Reiter auf weißem Rosse, um zu siegen (V. 2), ein Reiter auf feuerrotem Rosse, um der Erde den Frieden zu rauben (V. 4), ein Reiter auf schwarzem Rosse, um die Erde mit Hunger heimzusuchen (V. 6), ein Reiter auf fahlem Rosse, um vier Teile der Erde durch Schwert, Hunger und Sterben zu töten. (V. 8) c. Eröffnung des fünften und sechsten Siegels. (V. 9 17) Nach der Öffnung des fünften Siegels bitten die Märtyrer Gott um Bestrafung ihrer Verfolger. (V. 11) Nach der Öffnung des sechsten Siegels entsteht ein großes Erdbeben und es erscheinen große Zeichen am Himmel, während die Erde voller Schrecken ist: der große Tag des Zornes Gottes und des Lammes ist gekommen. Offenbarung Offb 74 6 1 Et vidi quod aperuisset Agnus unum de septem sigillis, et audivi unum de quatuor animalibus, dicens, tamquam vocem tonitrui: Veni, et vide. Und ich sah, dass das Lamm eines von den sieben Siegeln¹ geöffnet hatte, und ich hörte eines der vier Wesen² wie mit Donnerstimme³ sprechen: Komm⁴ und siehe! Offenbarung Offb 74 6 1 1 Wie die sieben Sendschreiben in 3 und 4 geschieden waren, so zerfallen diese sieben Siegel in 4 und 3. Die Zusammengehörigkeit der ersten vier Siegel zeigt sich darin, dass bei ihrer Öffnung allegorische Figuren erscheinen. Vier Reiter auf verschiedenartigen Rossen, in den drei letzten Siegeln aber Vorgänge nicht allegorischer Art geschildert werden. Außerdem sind jene vier ersten Siegel in gewisse Beziehung zu den vier Wesen gesetzt, welche den Thron Gottes umgeben [Offb 4,6ff], indem jedesmal, so oft ein Siegel geöffnet wird, eines der Wesen zu Johannes spricht: Komm. Das Gesicht von den Reitern erinnert an [Sach 1,7.17] die Aussendung von vier Reitern durch den Engel des Herrn, sowie an die Vision von der Waage. [Sach 6,1-8] So ziehen hier des Herrn Boten Sieg, Krieg, Teuerung, Tod, die Vorläufer der gewaltigsten Gerichte des Herrn [Mt 24,8] aus, die ganze irdische Welt heimzusuchen. Der äußere Zustand am Anfange des Endes, und zwar sofern dieser in Gottes Hand seinem Reiche dient, wird hier in Bildern dargestellt. Die symbolische Siebenzahl bedingt für das in sie Gefasste eine Entwicklung in der Zeit. Damit ist nicht gesagt, dass nicht im einzelnen gewisse Momente gleichzeitig in die Erscheinung treten können, z. B. das zweite und das erste Siegel. Darüber, wie lange Zeit das in den Gesichten der sieben Engel Geweissagte zu seiner Vollendung brauchen wird, ist nichts gesagt. Offenbarung Offb 74 6 1 2 Welches Wesen, wird nicht gesagt; es ist wohl aber das erste, der Löwe. [Offb 4,7] Offenbarung Offb 74 6 1 3 Die Donnerstimme gehört allen vier Wesen zu und wird der Kürze halber nur bei dem Ersten erwähnt. Offenbarung Offb 74 6 1 4 Der Befehl: Komm, ergeht wohl an Johannes (im Griech. fehlt: und sieh), denn die nun folgenden Ereignisse oder das erscheinende Ross kommen nicht auf den Befehl des Cherub, sondern das Lamm ist der Enthüller. Johannes soll dem Inhalte der folgenden Gesichte geistig nahetreten. Offenbarung Offb 74 6 10 Et clamabant voce magna, dicentes: Usquequo Domine, (sanctus, et verus) non judicas, et non vindicas sanguinem nostrum de iis, qui habitant in terra? Und sie¹⁹ riefen mit lauter Stimme²⁰ und sprachen: Wie lange, o Herr!²¹ (du Heiliger und Wahrhaftiger)²² richtest du nicht und rächest nicht unser Blut an den Bewohnern der Erde?²³ Offenbarung Offb 74 6 10 19 Die Geschlachteten. Offenbarung Offb 74 6 10 20 Mit heftigem Verlangen. (Greg.) Ihr Eifer entspricht der Gerechtigkeit, nicht dem Wunsche nach Rache, hat seinem Quell in dem Wunsche, dass Gottes Reich zu allen komme. (Aug.) Offenbarung Offb 74 6 10 21 Dessen Diener und Werkzeuge wir im Leben waren. Offenbarung Offb 74 6 10 22 Als Heiliger kann er das Böse nicht ungestraft lassen, als Wahrhaftiger, in seinen Zusagen zuverlässiger Herr, wird er sich als den rechten Herrn erweisen, sich seiner Diener annehmen. Offenbarung Offb 74 6 10 23 Das Opfer der Märtyrer ist schon vollbracht, doch fehlt noch etwas: noch hat der Gott des Bundes sich nicht an seinen und ihren Feinden heilig erwiesen. (Beda.) Versündigungen, wie die Verfolgung der Bekenner Christi, heben moralisch die Bedeutung Gottes als des Herrschers der Welt auf. Aus dieser Stelle folgt u. a., dass die Heiligen im Himmel nicht über die Dinge auf Erden von Gott in Unwissenheit gelassen werden. Offenbarung Offb 74 6 11 Et datæ sunt illis singulæ stolæ albæ: et dictum est illis ut requiescerent adhuc tempus modicum donec compleantur conservi eorum, et fratres eorum, qui interficiendi sunt sicut et illi. Und es ward ihnen, einem jeden, ein weißes Kleid gegeben;²⁴ und es ward ihnen gesagt, dass sie noch eine kurze Zeit ruhen möchten,²⁵ bis die Zahl ihrer Mitknechte und Brüder erfüllt würde, die noch getötet werden sollten, eben so wie sie.²⁶ Offenbarung Offb 74 6 11 24 Sie haben auch die Beschleunigung des Tages des Gerichtes und der Auferstehung erbeten. Es wird ihnen ein weißes Kleid gegeben, als Zeichen der Unschuld und Seligkeit, welche alle Überwinder haben, wenn sie in den Himmel eingehen. Während aber die Ältesten auch Kronen haben, empfangen die Märtyrer keine Kronen, weil sie dargestellt werden nach dem, was sie derzeit im Himmel sind, nicht nach dem, was sie in der Vollendung sein werden, auf die sie noch warten müssen. Nicht dass die Seligkeit der anderen Heiligen dem Wesen nach nicht dieselbe wäre, noch dass diese Seligkeit mit dem Tage des Gerichtes aufhörte, sondern sie erfährt alsdann eine Wandlung, eine Vollendung. (Bened. XII.) Offenbarung Offb 74 6 11 25 Sie sollen von den Mühen, welche sie auf Erden bis in den Tod getragen, Ruhe haben und sich an dieser Ruhe noch eine Weile genügen lassen. Nicht als ob sie in Gott ruhten, ohne eine Tätigkeit gegen die Welt zu üben, oder sich gar in bewusstlosem Zustande befänden, sondern sie sind in lebensvoller Gemeinschaft mit Gott. Aus diesem Verse stammt wohl die Gewohnheit der Kirche, den abgeschiedenen Gläubigen die ewige Ruhe zu wünschen. Offenbarung Offb 74 6 11 26 Nach der Erfüllung des V. 8 Angekündigten folgt also das Endgericht noch nicht unmittelbar. V. 11 verheißt das Eintreten desselben als gewiss. Die kurze Zeit wird näher bestimmt: bis die zukünftigen Märtyrer ihrer bestimmten Zahl nach den Tod erlitten. Offenbarung Offb 74 6 12 Et vidi cum aperuisset sigillum sextum: et ecce terræmotus magnus factus est, et sol factus est niger tamquam saccus cilicinus: et luna tota facta est sicut sanguis: Und ich sah, als es das sechste Siegel geöffnet hatte; siehe, da entstand ein großes Erdbeben,²⁷ die Sonne ward schwarz wie ein härener Sack,²⁸ und der ganze Mond ward wie Blut;²⁹ Offenbarung Offb 74 6 12 27 Vorzeichen des letzten Gerichtes [Mt 24,8, Mk 13,9], die zur Bekehrung rufen soll. Während das hier erwähnte Erdbeben groß ist, ist das Erdbeben [Offb 16,18] so groß, wie nie eines gewesen. Offenbarung Offb 74 6 12 28 Säcke und Mäntel aus grobem Zeuge wurden namentlich von Trauernden und Büßenden [Mt 11,21, Offb 11,3] getragen. Die Sonne wird schwarz wie ein aus schwarzen Haaren gewebtes Zeugstück, verfinstert sich. Offenbarung Offb 74 6 12 29 Diese Erscheinung tritt ein, wenn eine Mondfinsternis stattgehabt hat. Ähnliche Erscheinungen an Sonne und Mond [Offb 8,12]. Hier ist also nur von vorübergehenden Erschütterungen die Rede, anders als an der soeben angeführten Stelle. Offenbarung Offb 74 6 13 Et stellæ de clo ceciderunt super terram, sicut ficus emittit grossos suos cum a vento magno movetur. und die Sterne fielen vom Himmel auf die Erde, wie der Feigenbaum seine unzeitigen Feigen fallen lässt, wenn er von starkem Winde geschüttelt wird.³⁰ Offenbarung Offb 74 6 13 30 Das Bild erinnert an Nahum [Offb 3,12], und der ganze Vers an [Jes 34,4]. Unreife Feigen fallen vor der Zeit, so könnte die Erde wie zur Zeit Noes ihrer natürlichen Beschaffenheit nach noch bestehen bleiben. Offenbarung Offb 74 6 14 Et clum recessit sicut liber involutus: et omnis mons, et insulæ de locis suis motæ sunt: Und der Himmel wich zurück wie ein Buch, das man zusammenrollt,³¹ und alle Berge und Inseln wurden von ihrer Stätte gerückt.³² Offenbarung Offb 74 6 14 31 Der Himmel wich in weiterer Ferne zurück und ward so kleiner wie eine zusammengelegte Buchrolle. Die Vernichtung folgt erst [Offb 20,11]. Es handelt sich hier um Erscheinungen, welche den Weltuntergang von fern ankündigen. Offenbarung Offb 74 6 14 32 Die erste Erscheinung zeigte sich an der Erde, die folgenden am Himmel, mit dieser kehrt die Schilderung zur Erde zurück, die vom Erdbeben geschüttelt wird. Die Inseln werden mit den Bergen verbunden, weil sie gleichsam die Berge des vom Meere bedeckten Landes sind. Offenbarung Offb 74 6 15 Et reges terræ, et principes, et tribuni, et divites, et fortes, et omnis servus, et liber absconderunt se in speluncis, et in petris montium: Und die Könige der Erde, und die Fürsten, und die Heerführer, und die Reichen, und die Mächtigen, und alle Knechte und alle Freien³³ verbargen sich in die Höhlen und in die Felsen der Berge,³⁴ Offenbarung Offb 74 6 15 33 Sieben Stände werden aufgezählt, um die Allgemeinheit auszudrücken. Keinerlei irdische Größe und Macht kann Schutz gewähren, die Könige teilen die Angst mit den niedrigsten Sklaven. Offenbarung Offb 74 6 15 34 Vergl. [Jes 2,10.19]. Die Menschen, welche alsdann auf Erden leben werden, sind in laodicentischer Gesinnung abgefallene Massen der getauften Völker. Wenn sie auch nicht glauben, kennen sie doch das Christentum und vermuten jetzt dessen Wahrheit. Sie erkennen, dass die vorausgehenden Ereignisse ihnen das Gericht künden. Offenbarung Offb 74 6 16 Et dicunt montibus, et petris: Cadite super nos, et abscondite nos a facie sedentis super thronum, et ab ira Agni: und sie sprechen zu den Bergen und den Felsen:³⁵ Fallet über uns, und bedecket uns vor dem Angesichte dessen, der auf dem Throne sitzt, und vor dem Zorne des Lammes! [Jes 2,19 (korr.Jes 2,17Jes 2,19; vgl. Allioli 1839), Lk 23,30] Offenbarung Offb 74 6 16 35 In ihrer Furcht halten sie die Vorzeichen des Endes für dieses selbst; doch so wenig die Berge hier über sie fallen, sie zu töten und vor dem Gerichte des Lammes zu bewahren, so wenig ist dies bereits das Ende. Offenbarung Offb 74 6 17 Quoniam venit dies magnus iræ ipsorum: et quis poterit stare? Denn gekommen ist³⁶ der große Tag ihres Zornes; und wer wird bestehen können?³⁷ Offenbarung Offb 74 6 17 36 Steht bevor. (Thom.) Offenbarung Offb 74 6 17 37 Die Antwort auf die Frage gibt das nächste Kapitel. Die Siegelgesichte sollen den Anfang des Endes angeben. Eine Ausnahme macht nur das siebente Gesicht, welches das Ende selbst in seiner Entfaltung bringt und darum sich in die Posaunen entfaltet. Dass es sich um den Anfang des Endes handelte, hebt besonders das fünfte hervor. Offenbarung Offb 74 6 2 Et vidi: et ecce equus albus, et qui sedebat super illum habebat arcum, et data est ei corona, et exivit vincens ut vinceret. Und ich schaute, und siehe, ein weißes Ross,⁵ und der darauf saß, hatte einen Bogen,⁶ und es ward ihm eine Krone gegeben, und er zog als Sieger aus, um zu siegen.⁷ Offenbarung Offb 74 6 2 5 Das Ross ist ein Streittier. [Ijob 39,11ff] Das weiße Ross ist eine Auszeichnung der Sieger. Offenbarung Offb 74 6 2 6 Der Bogen erreicht den Feind weithin. Offenbarung Offb 74 6 2 7 Schon bei seinem Auszuge mit dem Siegeskranze geschmückt will er von Sieg zu Sieg eilen. (Um zu siegen: Hebraism.) Wer ist der Reiter? Nicht Christus in eigener Person. Anderenfalls wird die Harmonie des Bildes zerstört, da Christus wohl zugleich als Lamm und als Menschensohn auftreten kann, aber nicht zugleich das Lamm sein, das die Siegel des Buche öffnet, und der Reiter, der aus dem Buche hervorgeht. Auch wäre es merkwürdig, dass dann die Erscheinung Christi vor der der drei anderen stattfände, d. i. dass der Messias vor den messianischen Wesen kommt. Zudem kommt Christus doch erst [Offb 19,11] vom Himmel herab. Es ist also nach [Mt 24,7ff] der siegreiche Gang des Evangeliums durch die Welt zu verstehen. (Viktor, Primas.) Auf weißem Rosse kommt deshalb auch der zum Gerichte wiederkehrende Christus. Offenbarung Offb 74 6 3 Et cum aperuisset sigillum secundum, audivi secundum animal, dicens: Veni, et vide. Und als es das zweite Siegel geöffnet, hörte ich das zweite Wesen sagen: Komm und siehe! Offenbarung Offb 74 6 4 Et exivit alius equus rufus: et qui sedebat super illum, datum est ei ut sumeret pacem de terra, et ut invicem se interficiant, et datus est ei gladius magnus. Und ein anderes Ross zog aus, feuerrot,⁸ und dem, der darauf saß, wurde verliehen, den Frieden von der Erde wegzunehmen, und sie einander morden zu lassen, und es ward ihm ein großes Schwert gegeben. Offenbarung Offb 74 6 4 8 Die Farbe deutet auf Blutvergießen, also Krieg. Der Friede wird von der Erde genommen, die Welt erschüttert, die Ankunft des Herrn vorbereitet. [Mt 24,7] Offenbarung Offb 74 6 5 Et cum aperuisset sigillum tertium, audivi tertium animal, dicens: Veni, et vide. Et ecce equus niger: et qui sedebat super illum, habebat stateram in manu sua. Und als es das dritte Siegel geöffnet, hörte ich das dritte Wesen sagen: Komm und siehe! Und siehe, ein schwarzes⁹ Ross, und der darauf saß, hielt eine Waage in seiner Hand. Offenbarung Offb 74 6 5 9 Die schwarze Farbe ist ein Anzeichen, dass sie in derselben erscheinende Gestalt eine Plage vorstellt, ein Diener des göttlichen Gerichtes ist. Durch das Abwägen des sonst abgemessenen Getreides wird die Teuerung vorgestellt. Vergl. [Lev 26,26, Ez 4,10.16] Offenbarung Offb 74 6 6 Et audivi tamquam vocem in medio quatuor animalium dicentium: Bilibris tritici denario, et tres bilibres hordei denario, et vinum, et oleum ne læseris. Und ich hörte wie eine Stimme¹⁰ aus der Mitte der vier Wesen sagen: Ein Maß Weizen um einen Denar,¹¹ und drei Maß Gerste um einen Denar; das Öl aber und den Wein schädige nicht!¹² Offenbarung Offb 74 6 6 10 Dem Seher bleibt die Person unbekannt, von welcher die Stimme ausgeht. Der Ruf erschallt inmitten der Repräsentanten der Geschöpfe, die von der Plage betroffen werden. Offenbarung Offb 74 6 6 11 Das hier angegebene Maß, 552 Gr. an Gewicht, war dasjenige, das man auf einen Menschen täglich rechnet. Der Denar, der damals übliche Tagelohn, sollte der Preis für zwölf Maß Weizen sein (denen bei den Armen drei Maß Gerste entsprachen.) Nur mit Mühe werden also selbst kräftige Männer ihr Leben fristen können. Der gewöhnliche Preis für zwölf Maß Weizen war damals ein Denar, für zwölf Maß Gerste ein halber Denar. (Cicero Berres III.) Offenbarung Offb 74 6 6 12 Dem Reiter wird genau die Grenze der von dem Herrn verhängten Plage vorgeschrieben. Dass Öl und Wein verschont bleiben, ist allerdings eine Milderung der Teuerung, doch wird gerade dadurch die Prüfung eine schwerere. Offenbarung Offb 74 6 7 Et cum aperuisset sigillum quartum, audivi vocem quarti animalis dicentis: Veni, et vide. Und als es das vierte Siegel geöffnet hatte, hörte ich die Stimme des vierten Wesens sagen: Komm und siehe! Offenbarung Offb 74 6 8 Et ecce equus pallidus: et qui sedebat super eum, nomen illi Mors, et infernus sequebatur eum, et data est illi potestas super quatuor partes terræ, interficere gladio, fame, et morte, et bestiis terræ. Und siehe, ein fahles Ross, und der auf demselben saß, heißt Tod, und das Totenreich folgte ihm;¹³ und es ward ihm Macht gegeben über vier Teile der Erde,¹⁴ zu töten durch Schwert, durch Hunger und durch Pest und durch die wilden Tiere der Erde.¹⁵ Offenbarung Offb 74 6 8 13 Die grüngelbliche Farbe ist das Fahl der Leiche. Der Tod ist der Herr über alle die Todesgefahren, welche nachher aufgezählt werden. Die Unterwelt folgt ihm gleichsam als sein Diener, um die von demselben Getöteten aufzunehmen; darum hat er auch kein eigentliches Pferd, da der Tod das eigentliche Werk zu verrichte hat. Offenbarung Offb 74 6 8 14 Nach dem Griech.: Der vierte Teil, weil nachher unter den Posaunen [Offb 8,9] der dritte Teil, und weiterhin schließlich das Ganze dem Tode übergeben wird. Wie unter dem dritten Siegel die Teuerung noch beschränkt wird, so hier der Tod. Offenbarung Offb 74 6 8 15 Zur Ausführung seines Auftrages werden dem Tode vier Mittel angewiesen. Vergl. [Ez 14,21]. Nach der Vulgata soll der Tod über die ganze Erde hin nach allen Seiten in dem angegebenen Maße wüten. Offenbarung Offb 74 6 9 Et cum aperuisset sigillum quintum: vidi subtus altare animas interfectorum propter verbum Dei, et propter testimonium, quod habebant. Und als es das fünfte Siegel geöffnet hatte,¹⁶ sah ich unter dem Altare die Seelen¹⁷ derjenigen, die um des Wortes Gottes willen und um des Zeugnisses willen, an welchem sie hielten,¹⁸ getötet wurden. Offenbarung Offb 74 6 9 16 Das fünfte Siegelgesicht tritt aus der Reihe der bisherigen heraus. Kein Wesen verkündet es, kein Reiter erscheint in ihm; statt dessen erblickt der heil. Johannes unter dem Brandopferaltar die Seelen der Getöteten. Dass hier von einem Altar die Rede ist, der in [Offb 4, Offb 5] noch nicht erwähnt ward, hat zum Grunde, dass die einzelnen Dinge in das Gesicht und damit in die Beschreibung immer erst dann eintreten, wenn sie in den Gesichtsvorgängen eine Stelle einnehmen, wie hier der Altar, später die Bundeslade und der Tempel. Offenbarung Offb 74 6 9 17 Wie das Blut der Opfertiere, in dem das Leben (die Seele) am Fuße des Altares ausgegossen ward, so hier die Seelen der Märtyrer. Es sind wohl die Seelen aller Blutzeugen von Abel an bis zur Zeit dieser Vision. Die Seelen sind zwar keine Leiber, mussten aber, so gut wie die sieben Geister, sichtbar werden, damit der heil. Johannes sie schauen konnte. Waren sie sichtbar, so konnten sie auch Kleider erhalten. Auf dieser Stelle beruht der Gebrauch der Kirche, Reliquien in die Altäre niederzulegen und unter denselben aufzubewahren. Offenbarung Offb 74 6 9 18 Das Zeugnis ist, wie das Wort Gottes, objektiver Besitz der Gläubigen. Es ist das Zeugnis, welches Jesus in seiner gesamten Verkündigung abgelegt hat, an dem sie festgehalten. Vergl. [Joh 14,21], das sie also auch für den Herrn abgelegt haben. Offenbarung Offb 74 0 1 B. Zwei Zwischengesichte: (V. 1 17) Bevor das siebente Siegel gelöst wird, werden die Diener Gottes mit seinem Zeichen bezeichnet (V. 8) und die zukünftige Glückseligkeit der Auserwählten beschrieben. Offenbarung Offb 74 7 1 Post hæc vidi quatuor Angelos stantes super quatuor angulos terræ, tenentes quatuor ventos terræ ne flarent super terram, neque super mare, neque in ullam arborem. Nach diesem sah ich¹ vier Engel stehen an den vier Ecken der Erde; diese hielten die vier Winde der Erde,² damit sie nicht auf Erden oder auf dem Meer, noch über einen Baum wehten.³ Offenbarung Offb 74 7 1 1 Die Eröffnung des siebenten und letzten Siegels gehen zwei selbständige Visionen voraus: [Offb 7,1-8] und [Offb 7,9-17], die erste auf Erden, die zweite im Himmel. Beide geben Antwort auf die Frage, mit der die Vision des letzten Siegels schloss: Wer kann bestehen? Und dienen so als Einleitung in die Eröffnung des siebenten und letzten Siegels. Offenbarung Offb 74 7 1 2 Die Vierzahl der Engel entspricht der Vierzahl der Ecken der Erde, welche wohl dabei als Fläche gedacht wird. Es sind vier bestimmte Engel, welche die Winde halten, bereit sie loszulassen, sobald das Vorhaben des schon aufsteigenden anderen Engels (V. 2ff) ausgeführt ist. Das Wehen der Winde bedeutet Gericht und da es vier sind, allgemeines Gericht über die ganze Erde. Offenbarung Offb 74 7 1 3 Die Bäume werden hervorgehoben, weil ein Sturm diese vor anderen Gegenständen trifft. Der Sturm ist das schließliche Verderben des Gerichtes, das aus der Öffnung des siebenten Siegels über die Welt kommen soll. Dieses Siegel wird [Offb 8,1] geöffnet und bringt dann nicht wie die übrigen eine einzelne verderbliche Erscheinung, sondern sich zur Posaune entfaltend eine Reihe von über die Welt ergehenden Gerichten, welche durch den gemeinsamen Zweck, das Weltgericht herbeizuführen, sich zu einem die Welt vernichtenden Sturme vereinigen. Die Endgerichte (von [Offb 8,1] an) werden hier [Offb 7,1] als ein Sturm dargestellt, weil es darauf ankam, alles mit Eröffnung des siebenten Siegels über die Welt Kommende als einen Akt der Zerstörung und Vernichtung zu begreifen, von [Offb 8,1ff] ab aber in einer Reihe anderer Gesichte dargestellt, weil es sich dort darum handelt, das mit Öffnung des siebenten Siegels über die Welt Kommende nach seinen einzelnen Momenten auseinanderzulegen. Offenbarung Offb 74 7 10 Et clamabant voce magna dicentes: Salus Deo nostro, qui sedet super thronum, et Agno. und sie riefen mit starker Stimme,¹⁵ und sprachen:¹⁶ Das Heil unserm Gott, der auf dem Throne sitzt und dem Lamme!¹⁷ Offenbarung Offb 74 7 10 15 Die Stärke entspricht dem Drange ihrer Freude und Dankbarkeit. Offenbarung Offb 74 7 10 16 Sie lobsingen Gott, der auf dem Throne sitzt, als dem letzten Urheber, und dem Lamme, als dem Mittler ihres Heiles, das sie nun vollkommen besitzen, nachdem sie aus aller Not, Versuchung, Sünde und Not entnommen und vor das Angesicht ihres Gottes gelangt sind. Offenbarung Offb 74 7 10 17 Sie bekennen, das sie das Heil nur beiden verdanken. Offenbarung Offb 74 7 11 Et omnes Angeli stabant in circuitu throni, et seniorum, et quatuor animalium: et ceciderunt in conspectu throni in facies suas, et adoraverunt Deum, Und alle Engel standen rings um den Thron, und um die Ältesten, und um die vier Wesen, und fielen vor dem Throne auf ihr Angesicht nieder, und beteten Gott an,¹⁸ Offenbarung Offb 74 7 11 18 Während der V. 9, V. 10 beschriebenen Szene standen die Engel schon um den Thron, jetzt fallen sie nieder. Offenbarung Offb 74 7 12 Dicentes, Amen. Benedictio, et claritas, et sapientia, et gratiarum actio, honor, et virtus, et fortitudo Deo nostro in sæcula sæculorum. Amen. und sprachen: Amen!¹⁹ Die Lobpreisung²⁰ und die Herrlichkeit, und die Weisheit, und die Danksagung, die Ehre und die Macht und die Stärke unserm Gott in alle Ewigkeit! Amen. Offenbarung Offb 74 7 12 19 Die Engel schließen zunächst den Lobgesang der Auserwählten ab. Offenbarung Offb 74 7 12 20 Formell unterscheidet sich diese Lobpreisung von der [Offb 5,12] angeführten dadurch, dass an unserer Stelle jedes einzelne Moment durch den beigefügten Artikel in seiner vollen Selbständigkeit ausgeprägt erscheint. Offenbarung Offb 74 7 13 Et respondit unus de senioribus, et dixit mihi: Hi, qui amicti sunt stolis albis, qui sunt? et unde venerunt? Da nahm einer von den Ältesten das Wort²¹ und sprach zu mir: Diese, welche mit weißen Kleidern angetan sind, wer sind sie, und woher sind sie gekommen?²² Offenbarung Offb 74 7 13 21 Meinem Wunsche entsprechend. (Thom.) Wo es sich um Auslegung von Visionen handelt, welche sich auf die Schicksale oder auf die Glieder der Kirche beziehen, redet einer der Ältesten mit dem Seher. Wo es sich um die Auslegung von Visionen handelt, welche die durch die Macht Gottes über die Erde verhängten Geschicke angehen, redet eines der vier Wesen mit ihm. Wo es sich aber im Folgenden nicht um die Auslegung, sondern um die Einleitung der Gesichte handelt, redet ein Engel mit Posaunenstimme zu ihm, in den Visionen selbst aber sprechen andere Engel zueinander. Offenbarung Offb 74 7 13 22 Die zweite Hälfte des Gesichtes enthält die Erklärung für die erste. Offenbarung Offb 74 7 14 Et dixi illi: Domine mi, tu scis. Et dixit mihi: Hi sunt, qui venerunt de tribulatione magna, et laverunt stolas suas, et dealbaverunt eas in sanguine Agni. Und ich sagte zu ihm: Mein Herr!²³ du weißt es. Er sprach zu mir: Dies sind die, welche aus der großen Drangsal kommen²⁴ und ihre Kleider gewaschen und weiß gemacht haben im Blute des Lammes.²⁵ Offenbarung Offb 74 7 14 23 Johannes steht einem himmlischen Wesen, einem seligen Überwinder, gegenüber, dem er sich durch die Anrede, wie durch die Antwort, unterordnet. Offenbarung Offb 74 7 14 24 Sie kommen (nach dem Griech.) in der Vision noch vor den Augen des heil. Johannes daher und sammeln sich vor dem Throne Gottes. Die große Trübsal ist die [Mt 24,21] von dem Herrn angekündigte und von Johannes geweissagte, welche nach [Offb 6,17] also im siebenten Siegel zu erwarten ist und von der [Offb 6,12-17] die unmittelbaren Vorzeichen beschrieben sind. Offenbarung Offb 74 7 14 25 Also nicht nur die Märtyrer, sondern alle Auserwählten, welche ihre Kleider im Blute des Lammes gewaschen und in standhafter Glaubenstreue bewahrt haben. (Beda) Offenbarung Offb 74 7 15 Ideo sunt ante thronum Dei, et serviunt ei die ac nocte in templo ejus: et qui sedet in throno, habitabit super illos: Darum sind sie²⁶ vor dem Throne Gottes, und dienen²⁷ ihm Tag und Nacht in seinem Tempel; und der auf dem Throne sitzt, wird sich auf sie niederlassen.²⁸ Offenbarung Offb 74 7 15 26 Die Schilderung der Seligkeit vollendet sich in einer dreifachen drei. Offenbarung Offb 74 7 15 27 Der Dienst ist ein vierfacher: Ruhen, Schauen, Lieben, Loben. (Thom.) Offenbarung Offb 74 7 15 28 Nicht mehr wie einst in irdischer Verhüllung, sondern in himmlischer Unmittelbarkeit wird die Herrlichkeit Gottes ihnen nahe sein. Offenbarung Offb 74 7 16 Non esurient, neque sitient amplius, nec cadet super illos sol, neque ullus æstus: Sie werden nicht mehr hungern,²⁹ noch³⁰ dürsten, es wird sie nicht mehr die Sonne treffen, noch irgend eine Glut,³¹ Offenbarung Offb 74 7 16 29 Auch die weitere Schilderung der himmlischen Leidlosigkeit (V. 16) und der ewigen Erquickung und Tröstung (V. 17) wird mit alttestamentlichen Zügen gegeben. Die drei Bilder dieses Verses sind von dem Wüstenzuge hergenommen. Offenbarung Offb 74 7 16 30 Griech.: noch auch mehr. Offenbarung Offb 74 7 16 31 Welches es auch sei. Offenbarung Offb 74 7 17 Quoniam Agnus, qui in medio throni est, reget illos, et deducet eos ad vitæ fontes aquarum, et absterget Deus omnem lacrimam ab oculis eorum. denn das Lamm,³² das inmitten vor dem Throne ist, wird sie weiden, und zu den Wasserquellen des Lebens führen; und Gott wird alle Tränen abtrocknen von ihren Augen.³³ [Offb 21,4] Offenbarung Offb 74 7 17 32 Der erste Teil des Verses ist eine Wiederholung der Verheißung [Jes 49,10]. Doch statt: Ihr Erbarmer wird sie leiten heißt es hier: Das Lamm. Das Lamm, durch dessen Blut insbesondere die Gläubigen dahin gekommen sind, wo sie nun stehen, weidet dort die Seinigen, vergl. [Offb 14,1ff], und führt sie zu der Quelle des Lebenswassers. Der zweite Teil wiederholt die Weissagung [Jes 25,8]. Offenbarung Offb 74 7 17 33 Bevor der Apostel [Offb 7,9ff] auf die [Offb 8,1] zu weissagende große Trübsal hingewiesen wird, die so vielen der sie erlebenden Gläubigen den Tod bringen wird (V. 9 17), soll er noch [Offb 7,1-8] den großen Teil schauen, dass Gott sich ein großes aus allen Stämmen der Erde gesammeltes Volk bewahren wird. So tritt Kap. 7 verbindend zwischen Kapitel 6 und 8. Offenbarung Offb 74 7 2 Et vidi alterum Angelum ascendentem ab ortu solis, habentem signum Dei vivi: et clamavit voce magna quatuor Angelis, quibus datum est nocere terræ, et mari, Und ich sah einen anderen Engel⁴ von Sonnenaufgang emporsteigen, der hatte das Siegel des lebendigen Gottes; und er rief mit lauter Stimme⁵ den vier Engeln zu, denen Macht gegeben war, die Erde und das Meer zu schädigen, Offenbarung Offb 74 7 2 4 Ein anderer als die vier Genannten. Es ist nur ein Engel (nicht wie einige wollen, Christus), wie aus V. 3 erhellt. Während Johannes die vier anderen Engel bereits an ihren Plätzen erblickte, will der jetzt auftretende Engel erst in die Handlung eingreifen. Der Engel, welcher kommt, eine segensreiche, ewiges Leben gewährende Aufgabe zu erfüllen, steigt von der Seite auf, von welcher durch die irdische Sonne Licht und Leben gebracht wird. Offenbarung Offb 74 7 2 5 Der Ruf soll bis zu den Enden der Erde dringen, wo die Engel stehen. Offenbarung Offb 74 7 3 Dicens: Nolite nocere terræ, et mari, neque arboribus, quoadusque signemus servos Dei nostri in frontibus eorum. und sprach: Schädiget nicht⁶ die Erde, noch das Meer, noch die Bäume, bis wir die Diener unsers Gottes⁷ auf ihren Stirnen besiegelt haben!⁸ Offenbarung Offb 74 7 3 6 Durch das Loslassen der Winde. Wenn aber aus dem eröffneten siebenten Siegel nicht verheerende Sturmwinde, sondern viele andere Plagen hervorgehen, so ist der formelle Grund, dass das nachfolgende Gesicht nicht wohl ein Moment aus der zwischen die beiden letzten Siegel einfallenden einfachen Vision aufnehmen und weiterführen kann; in der Sache aber ist keine Schwierigkeit. Offenbarung Offb 74 7 3 7 Die hier redenden Engel gehen zunächst nur die V. 4ff bezeichneten Diener Gottes an, dem Zusammenhange nach das wahre Israel. Der Engel mit seinen Gehilfen ist infolge seines Verhältnisses zu demselben Gott ein Mitknecht derer, zu deren Dienst er gesandt ist. Offenbarung Offb 74 7 3 8 Gott wird als König gedacht, der nach morgenländischer Sitte ein Siegel mit seinem Namen [Offb 14,1] führt. Als lebendiger Gott gibt er das Leben. Den Dienern Gottes soll gewährleistet werden, dass sie trotz der kommenden Leiden ihrem Herrn treu bleiben und hindurchgerettet werden durch alle Stürme bis zur Ankunft des Herrn. Während die Diener des Tieres das Zeichen des Tieres wie ein Sklavenzeichen annehmen, an der sichtbarsten Stelle, an der rechten Hand oder der Stirn [Offb 13,16, Offb 14,9, Offb 20,4], tragen die Diener Gottes den Namen und das Siegel Gottes nur an der Stirn, dem edelsten Teile. Offenbarung Offb 74 7 4 Et audivi numerum signatorum, centum quadraginta quatuor millia signati, ex omni tribu filiorum Israel. Und ich hörte⁹ die Zahl der Besiegelten: Hundertvierundvierzigtausend¹⁰ Besiegelte aus allen Stämmen der Kinder Israels.¹¹ Offenbarung Offb 74 7 4 9 Zwischen V. 3, V. 4 liegt der Akt der Besiegelung. Offenbarung Offb 74 7 4 10 12 x 12 x 1000. Diese Zahl passt gut, die große, aber zählbare Schar der Gläubigen aus dem zwölfstämmigen Israel zu bezeichnen (Beda) gegenüber der unzähligen Schar aus allen Völkern, von der V. 9ff die Rede ist. (Thom.) Auch der Umstand, dass jeder Stamm die gleiche Zahl erhält und einer ausgelassen ist, zeigt, dass die Zahl symbolisch gemeint ist (Primas., Ambros., Anselm) und die vollendete Gottesgemeinde als ein wohlgeordnetes und wohlgegliedertes Ganze bezeichnet. Jeder Stamm, in tausendfacher Fülle in sich wieder zwölffach geteilt, spiegelt in tausendfacher Fülle die zwölfgeteilte Gestalt des Ganzen wieder. Offenbarung Offb 74 7 4 11 Israels: Dies ist der Name der göttlichen Erwählung. Offenbarung Offb 74 7 5 Ex tribu Juda duodecim millia signati: Ex tribu Ruben duodecim millia signati: Ex tribu Gad duodecim millia signati: Aus dem Stamme Juda zwölftausend Besiegelte; aus dem Stamme Ruben zwölftausend Besiegelte; aus dem Stamme Gad zwölftausend Besiegelte; Offenbarung Offb 74 7 6 Ex tribu Aser duodecim millia signati: Ex tribu Nephthali duodecim millia signati: Ex tribu Manasse duodecim millia signati: aus dem Stamme Aser zwölftausend Besiegelte; aus dem Stamme Nephthali zwölftausend Besiegelte; aus dem Stamme Manasse zwölftausend Besiegelte; Offenbarung Offb 74 7 7 Ex tribu Simeon duodecim millia signati: Ex tribu Levi duodecim millia signati: Ex tribu Issachar duodecim millia signati: aus dem Stamme Simeon zwölftausend Besiegelte; aus dem Stamme Levi zwölftausend Besiegelte; aus dem Stamme Issachar zwölftausend Besiegelte; Offenbarung Offb 74 7 8 Ex tribu Zabulon duodecim millia signati: Ex tribu Joseph duodecim millia signati: Ex tribu Benjamin duodecim millia signati. aus dem Stamme Zabulon zwölftausend Besiegelte; aus dem Stamme Joseph zwölftausend Besiegelte; aus dem Stamme Benjamin zwölftausend Besiegelte;¹² Offenbarung Offb 74 7 8 12 Der Stamm Dan fehlt, weil Joseph in zwei Stämme, Manasse und Joseph, geteilt ist (Joseph V. 8 statt Ephraim, weil letzterer Name im A. T. der des abgefallenen Reiches geworden war, Thom.), und so die heilige Zwölfzahl nur durch Auslassung eines Stammes erreicht werden konnte. Die Auslassung traf den Kleinsten oder den zumeist antichristlich Gesinnten. Aus [Gen 49,17] und [Dtn 33,22] hatte sich die auch wohl an [Jer 8,16] sich anlehnende Erwartung gebildet, dass der Antichrist aus Dan kommen werde, der auch in der Chronik [1Chr 41Chr 8] nicht mitgezählt wird. Nach Viktorin u. a. war dies der Grund der Auslassung an dieser Stelle. Die Auslassung hätte nicht geschehen können, wenn es sich um die zwölf Stämme als historische gehandelt hätte und nicht vielmehr um die Vorstellung des gesamten Israel aus zwölf Stämmen gebildet. Deshalb wird Levi wie ein anderer Stamm behandelt, denn er hat kein Vorrecht mehr. Die 144000 sind also das einst bekehrte Israel, dessen Bekehrung [Röm 11,25ff] vorhergesagt wird. Es ist die durch die große Trübsal hindurch gerettete und bewährte Endgemeinde. Die Menge der Heidenchristen hat nach V. 9ff die Märtyrerkrone erlangt, weshalb der Apostel sie V. 9 im Himmel sieht, die wenigen einzelnen, welche auf Erden übrig sind und sich der Endgemeinde angeschlossen haben, ändern den Typus derselben nicht. Offenbarung Offb 74 7 9 Post hæc vidi turbam magnam, quam dinumerare nemo poterat ex omnibus gentibus, et tribubus, et populis, et linguis: stantes ante thronum, et in conspectu Agni, amicti stolis albis, et palmæ in manibus eorum. Nach diesem sah ich eine große Schar, die niemand zählen konnte, aus allen Völkern und Stämmen, und Nationen und Sprachen.¹³ Sie standen vor dem Throne und vor dem Lamme, angetan mit weißen Kleidern, und Palmen in ihren Händen;¹⁴ Offenbarung Offb 74 7 9 13 Die vier Namen drücken den Inbegriff aller Völker und Länder aus. Sind auch diese Besiegelte? V. 3 scheint darauf hinzudeuten. Offenbarung Offb 74 7 9 14 Das Stehen vor dem Throne Gottes und des Lammes zeigt die ewige Gemeinschaft mit Gott und dem Lamme an, wie die himmlische Herrlichkeit und selige Freude auch durch die weißen Gewänder, vergl. [Offb 6,11], und die Palmenzweige in den Händen der Vollendeten ausgedrückt ist. Offenbarung Offb 74 0 1 C. Die sechs Posaunengesichte. (8,1 9,21) a. Einleitendes Gesicht: Bei der Öffnung des siebenten Siegels tritt im Himmel Stillschweigen ein durch eine halbe Stunde. Die sieben vor Gott stehenden Engel empfangen sieben Posaunen, bei deren Erschallen verkündet werden soll, was das siebente Siegel verschließt, nachdem zuvor ein anderer Engel Gott die Gebete der Heiligen dargebracht hat. (V. 6) b. Die vier ersten Posaunen werden geblasen: Bei der ersten wird der dritte Teil der Erde (V. 7), bei der zweiten der dritte Teil des Meeres (V. 9), bei der dritten der dritte Teil der Flüsse und Quellen (V. 11), bei der vierten der dritte Teil der Sterne zerstört. (V. 12) c. Vor dem Erschallen der zwei übrigen Posaunen wird den Bewohnern der Erde ein dreifaches Weh verkündet. Offenbarung Offb 74 8 1 Et cum aperuisset sigillum septimum, factum est silentium in clo, quasi media hora. Und als es das siebente Siegel geöffnet hatte, war eine Stille im Himmel, etwa eine halbe Stunde lang.¹ Offenbarung Offb 74 8 1 1 Bisher war im Himmel stetes Lobsingen und Preisen. Als das Lamm das Buch nahm [Offb 5,8ff], als es die Siegel öffnete [Offb 6,1.3.5.7.9.12], ward es im Himmel laut, und noch zuletzt [Offb 7,4-17] redete der Älteste. Jetzt, da das letzte Siegel geöffnet wird, stehen die Geschöpfe, besonders die Engel, in ehrfurchtsvoll erwartendem Schweigen da, der Offenbarung des Herrn zum Gerichte gewärtig. So hebt ihr Schweigen die Bedeutung des Siegels hervor und weist auf den Inhalt der Posaunen hin. Die halbe Stunde ist, da sie nicht einen Teil der Vision ausmacht, im eigentlichen Sinne zu nehmen. Die Szene ist übrigens nicht ganz leer, weil währenddessen der V. 3-6 geschilderte Vorgang sich abwickelt. Offenbarung Offb 74 8 10 Et tertius Angelus tuba cecinit: et cecidit de clo stella magna, ardens tamquam facula, et cecidit in tertiam partem fluminum, et in fontes aquarum: Und der dritte Engel stieß in die Posaune. Da fiel ein großer Stern vom Himmel, brennend wie eine Fackel, und fiel auf den dritten Teil der Flüsse und auf die Wasserquellen.¹⁸ Offenbarung Offb 74 8 10 18 Streng genommen hat weder der Vorgang, noch die Wirkung ein alttestamentliches Vorbild. Ein wie eine Fackel brennender Stern wird durch Gott herabgeschleudert. Wie sich Ströme und Quellen zum Meere als die andere Hälfte der Gewässer verhalten, ergänzt dies Gesicht das vorige. Offenbarung Offb 74 8 11 Et nomen stellæ dicitur Absinthium; et facta est tertia pars aquarum in absinthium: et multi hominum mortui sunt de aquis, quia amaræ factæ sunt. Und der Name des Sternes heißt Wermut.¹⁹ Und der dritte Teil der Gewässer ward zu Wermut; und viele Menschen starben von den Wassern, weil sie bitter geworden waren. Offenbarung Offb 74 8 11 19 Der Name soll die Kraft des Sternes andeuten, das Wasser bitter zu machen. Offenbarung Offb 74 8 12 Et quartus Angelus tuba cecinit: et percussa est tertia pars solis, et tertia pars lunæ, et tertia pars stellarum, ita ut obscuraretur tertia pars eorum, et diei non luceret pars tertia, et noctis similiter. Und der vierte Engel stieß in die Posaune; da ward der dritte Teil der Sonne getroffen, und der dritte Teil des Mondes, und der dritte Teil der Sterne, so dass der dritte Teil derselben verfinstert ward, und der Tag zu einem Drittel nicht mehr hell war, und die Nacht gleicherweise.²⁰ Offenbarung Offb 74 8 12 20 Betraf die erste Plage die Erde, die zweite das Meer, die dritte Flüsse und Quellen, so die vierte Sonne, Mond und Sterne. Die Gesamtheit aller Weltverhältnisse, in denen der Mensch lebt, wird geschädigt. Alle Plagen betreffen ein Drittheil, was gegen [Offb 6,8] eine Steigerung ist. Nach Analogie der vorhergehenden Plagen ist zu verstehen, dass ein Drittheil der Sterne verfinstert wird und ein Drittheil des Tages des Sonnenlichtes entbehrt, indes verstehen manche Ausleger die Worte dahin, das ein Drittes des Glanzes, welchen das Licht hat, weggenommen wurde. Die Verfinsterung der Sonne usw. ist bei den alten Propheten ein Vorzeichen des nahenden Gerichtes. Vergl. [Joel 3,4, Am 8,9]. Im Gesichte der vierten Posaune fehlt die Einleitung des Wunders, weil das Dunkelwerden selbst Gott als Urheber kundgibt. Die Vierheit der Teilung weist darauf hin, dass die Schädigung die ganze Welt treffen wird, wenngleich überall nur den vierten Teil. Die Zahl der Plagen vier ist visionär, also in der Verwirklichung nicht streng innezuhalten. Die hier geweissagten Schäden beziehen sich in erster Linie auf die Natur, während die anderen drei Posaunen direkt die Menschenwelt und ihre sittlichen Verhältnisse angehen. Wenn diese Strafgerichte nun aber auch um der Bösen willen kommen, so folgt daraus nicht, dass sie nur diesen sich fühlbar machen werden, sondern auch den Frommen. Nach [Offb 8,11] treffen die Plagen vielmehr alle, die Guten indes nicht als Strafgericht, sondern als Prüfungen Gottes. Wie das sechste Siegel nicht die [Mt 24,29], sondern die [Lk 21,11, Mk 13,8] geweissagten Zeichen enthält, so auch nicht die ersten vier Posaunen. Offenbarung Offb 74 8 13 Et vidi, et audivi vocem unius aquilæ volantis per medium cli, dicentis voce magna: Væ, væ, væ habitantibus in terra de ceteris vocibus trium Angelorum, qui erant tuba canituri. Und ich schaute, und hörte die Stimme eines Adlers,²¹ der mitten durch den Himmel²² flog und mit lauter Stimme rief: Wehe, wehe, wehe den Bewohnern der Erde wegen des übrigen Schalles der drei Engel, die noch in die Posaune stoßen sollen. Offenbarung Offb 74 8 13 21 Die drei letzten Posaunen, die drei Wehe werden durch einen Adler angekündigt. Einige Ausleger erinnern an den auf seine Beute stürzenden Adler, andere an den Adler als Unglücksboten. Vergl. [Dtn 28,49, Hos 8,1]. Offenbarung Offb 74 8 13 22 Der Adler fliegt in der Mittagshöhe des Himmels, da er so von allen, welche seine Botschaft angeht, gehört und gesehen werden kann. Diese selbst soll auf die Bedeutung der folgenden drei Posaunen aufmerksam machen. Offenbarung Offb 74 8 2 Et vidi septem Angelos stantes in conspectu Dei: et datæ sunt illis septem tubæ. Und ich sah die sieben Engel, welche vor Gott standen,² und es wurden ihnen sieben Posaunen³ gegeben. Offenbarung Offb 74 8 2 2 Die sieben Engel [Tob 12,15], welche in einem gewissen Vorzuge vor Gott stehen. Offenbarung Offb 74 8 2 3 Die eschatologische Bedeutung der Posaunen wird häufig im N. T. erwähnt: [Mt 24,31, 1Kor 15,52, 1Thess 4,16]. Da sie im A. T. die Festzeiten ankündigten, galten sie auch dort bereits mehrfach, wie [Hos 8,1] als Zeichen des hereinbrechenden Tages des Herrn. Zu Anfang werden Siegel enthüllt, dann folgen Posaunen, endlich kommen Schalen zur Anwendung: Enthüllung des göttlichen Endrates, Offenbarmachen des bisher Verborgenen, Ausführung durch Schalen bitteren Inhalts. Ausgerüstet sind die Engel bereits V. 2, doch erst der Zwischenvorgang V. 2-5 veranlasst sie, an die Tat zu gehen. Offenbarung Offb 74 8 3 Et alius Angelus venit, et stetit ante altare habens thuribulum aureum: et data sunt illi incensa multa, ut daret de orationibus sanctorum omnium super altare aureum, quod est ante thronum Dei. Und ein anderer Engel kam⁴ und trat vor den Altar,⁵ ein goldenes Rauchfass haltend, und es wurde ihm viel Räucherwerk gegeben, damit er von den Gebeten⁶ aller Heiligen auf den goldenen Altar vor dem Throne Gottes legte. Offenbarung Offb 74 8 3 4 Ein anderer als jene sieben, ein Engel, der eine andere Aufgabe hatte als sie. Offenbarung Offb 74 8 3 5 Der Altar V. 5 ist wohl kein anderer als der V. 3, der Räucheraltar, denn sonst hätte der Engel von dem Altar, von dem er Kohlen genommen, zurückgehen müssen, wovon nichts gesagt wird. Der Altar aber, welcher sofort goldener genannt wird, kann nur der Rauchopferaltar des himmlischen Tempels sein. Offenbarung Offb 74 8 3 6 Griech. den gebeten der Heiligen gebe, d. i.: ihren Gebeten angenehmen Duft verleihe. Die Handlung dient zur Kennzeichnung ihrer Eigenschaft vor Gott. Die Engel tragen gleichsam die Gebete hinauf. Offenbarung Offb 74 8 4 Et ascendit fumus incensorum de orationibus sanctorum de manu Angeli coram Deo. Und es stieg auf der Rauch des Räucherwerkes von den Gebeten der Heiligen⁷ aus der Hand des Engels vor Gott. Offenbarung Offb 74 8 4 7 Weder die Gebete, noch ihr Aufsteigen zu Gott, sind sonst sichtbar. Griech.: den gebeten der heiligen, d. i. ihnen Erhörung bedeutend. Offenbarung Offb 74 8 5 Et accepit Angelus thuribulum, et implevit illud de igne altaris, et misit in terram, et facta sunt tonitrua, et voces, et fulgura, et terræmotus magnus. Und der Engel nahm das Weihrauchfass, und füllte es mit Feuer vom Altare,⁸ und warf es auf die Erde; da entstanden Donner und Stimmen, und Blitze und großes Erdbeben. Offenbarung Offb 74 8 5 8 Der Engel hat den Inhalt des Rauchfasses auf den Altar geschüttet und der Rauch steigt auf. (V. 4) Jetzt nimmt er dasselbe wieder zur Hand, behufs eines neuen, aber mit den Ereignissen V. 3, V. 4 innerlich zusammenhängenden Dienstes. Zum Zeichen, dass die Gebete der Heiligen um Erfüllung der Beschlüsse Gottes über das Ende vor Gott gekommen und erhört sind, füllt er von demselben Feuer des Altares, welches den Weihrauch verzehrt hat, sein Rauchfass und wirft dann diese vom Altare genommene Kohlenglut auf die Erde hinab. Infolge davon entstehen Donner, Blitze usw. Ähnliches wird [Offb 4,5] und [Offb 11,19] berichtet, doch fehlt an der ersteren Stelle das Erdbeben, an der anderen kommt großer Hagel hinzu. Offenbarung Offb 74 8 6 Et septem Angeli, qui habebant septem tubas, præparaverunt se ut tuba canerent. Und die sieben Engel, welche die sieben Posaunen hatten, machten sich bereit in dieselben zu stoßen.⁹ Offenbarung Offb 74 8 6 9 Was jedem Rufe folgt, schildern die gewaltigen Bilder. Vergl. [Ez 10,2] Offenbarung Offb 74 8 7 Et primus Angelus tuba cecinit, et facta, est grando, et ignis, mista in sanguine, et missum est in terram, et tertia pars terræ combusta est, et tertia pars arborum concremata est, et omne fnum viride combustum est. Der erste Engel stieß in die Posaune;¹⁰ da entstand Hagel und Feuer mit Blut gemischt,¹¹ und es ward auf die Erde geworfen, und¹² der dritte Teil der Erde ward verbrannt, der dritte Teil der Bäume ward durch Feuer vernichtet, und alles grüne Gras ward versengt.¹³ Offenbarung Offb 74 8 7 10 Die vier ersten Posaunen werden durch V. 13 ausdrücklich von den drei letzten unterschieden. Das Posaunenblasen signalisiert nicht nur die zu erwartenden Schrecknisse, sondern infolge des Posaunentons stellen sich dem schauenden Propheten die anzukündigenden Dinge selbst dar. Wie hier auf das Blasen die weissagenden Bilder erscheinen, so wird einst in der Zeit der Erfüllung auf den Befehlsruf Gottes das in denselben Dargestellte selbst erscheinen. Offenbarung Offb 74 8 7 11 Das Blut erscheint nach dem Griechischen wie die Masse, in welcher sich Hagel und Feuer befinden. Offenbarung Offb 74 8 7 12 Das Gesicht besteht bei den ersten vier Posaunen aus zwei Teilen, dem wunderbaren Vorgange und seiner Wirkung. Offenbarung Offb 74 8 7 13 Ursache und Wirkung sind der sechsten ägyptischen Plage [Ex 9,22-25] ähnlich. Hier kommt indes zum Hagel und Feuer noch Blut, hier verbrennt das Feuer, dort schlägt der Hagel; hier wird das Drittheil der Erde und der Bäume und alles grüne Gras betroffen, dort nur Menschen, Tiere, Bäume, Gras des Landes Ägypten. Die hier geschilderte Plage ist nicht allein umfassender und schwerer als die ägyptische, sondern auch durch die Beifügung des Blutes eine wunderbarere. Gott wird die Welt in letzter Zeit, wenn sie wie Ägypten geworden, auch wie Ägypten heimsuchen. Das Feuer besteht wohl wie [Ex 9,24] aus Feuerklumpen. Offenbarung Offb 74 8 8 Et secundus Angelus tuba cecinit: et tamquam mons magnus igne ardens missus est in mare, et facta est tertia pars maris sanguis, Und der zweite Engel stieß in die Posaune;¹⁴ da wurde etwas wie¹⁵ ein großer im Feuer brennender Berg in das Meer geworfen, und der dritte Teil des Meeres ward zu Blut,¹⁶ Offenbarung Offb 74 8 8 14 Die zweite Plage hat kein Vorbild im A. T. Offenbarung Offb 74 8 8 15 Es war kein eigentlicher Berg, aber sah so aus. Offenbarung Offb 74 8 8 16 Dreifache Folge. Offenbarung Offb 74 8 9 Et mortua est tertia pars creaturæ eorum, quæ habebant animas in mari, et tertia pars navium interiit. und es starb der dritte Teil der Geschöpfe, die im Meere leben, und der dritte Teil der Schiffe ging zu Grunde.¹⁷ Offenbarung Offb 74 8 9 17 Die Wirkung entspricht der ägyptischen Plage [Ex 7,20ff]. Das Meer ist generisch genommen: Alle Meere. Die brennende Masse wälzt sich nicht selbst in's Meer, sondern wird hineingeworfen, damit Gott als Urheber der Plage hervorgehoben werde. Wie der dritte Teil der Schiffe verderbt wurde, wird nicht gesagt. Offenbarung Offb 74 0 1 d. Nach dem Wehe erschallen die fünfte und sechste Posaune (9,1 21): Auf das Erschallen der fünften Posaune öffnet sich der Schlund des Abgrundes und es kommen Heuschrecken hervor, welche durch fünf Monate die nicht mit dem Zeichen Gottes bezeichneten Menschen schädigen und peinigen, doch nicht töten dürfen. (V. 11) So ist das erste Weh vorüber, doch bleiben noch die beiden anderen. (V. 12) Auf das Erschallen der sechsten Posaune werden vier Engel am Euphrat gelöst, welche mit einem ungeheuren Heere den dritten Teil der Menschen vernichten, ohne dass die anderen Buße tun. Offenbarung Offb 74 9 1 Et quintus Angelus tuba cecinit: et vidi stellam de clo cecidisse in terram, et data est ei clavis putei abyssi. Und der fünfte Engel stieß in die Posaune. Da sah ich einen Stern,¹ der vom Himmel auf die Erde gefallen war,² und es ward ihm der Schlüssel zum Schlunde des Abgrundes gegeben. Offenbarung Offb 74 9 1 1 Wenngleich der Stern an sich nur eine unmittelbar vom Himmel auf die Erde erfolgte Handlung Gottes ausdrückt, werden im A. T. doch die Engel oft als Sterne bezeichnet; dieser Engel ist ein böser, der als Gottes Werkzeug in Stand gesetzt wird, eine Plage höllischer Art über die Gottlosen zu bringen. Offenbarung Offb 74 9 1 2 So sah ihn der Apostel. Der Fall war kein freiwilliger wie der Zusatz: Aus dem Himmel zeigt. So nimmt also auch dieses Posaunengesicht seinen Anfang und Ursprung von Gott. Offenbarung Offb 74 9 10 Et habebant caudas similes scorpionum, et aculei erant in caudis earum: et potestas earum nocere hominibus mensibus quinque: und sie hatten Schwänze ähnlich den Skorpionen, und Stacheln waren an ihren Schwänzen.¹³ Und ihre Macht war die Menschen zu schädigen auf fünf Monate. Offenbarung Offb 74 9 10 13 Acht Eigenschaften der Heuschrecken werden V. 7 10 angeführt. Von der bekannten Ähnlichkeit der Heuschrecken mit dem Pferde ausgehend, vergleicht der Apostel sie wie [Joel 2,4] mit Rossen. Die Heuschrecken bedeuten also wohl gerüstete Kriegsheere. Die Kronen kennzeichnen diese als Sieger, da diese Sieger aber eigener Art sind, wird dies durch den Zusatz wie gekennzeichnet. Die Heuschreckengesichter schauend war es dem heil. Johannes, als sähe er Menschengesichter. Die Weiberhaare deuteten wohl auf weibische, üppige Sitten. Die Löwenzähne zerreißen und verschlingen, die Panzer gleichen den eisernen Panzern von Kriegern und machen die Heuschrecken unangreifbar. Das Geräusch der Flügel wird in der Betrachtung von den Heuschrecken selbst getrennt. Offenbarung Offb 74 9 11 Et habebant super se regem angelum abyssi, cui nomen hebraice Abaddon, græce autem Apollyon, latine habens nomen Exterminans. Sie hatten über sich als König den Engel des Abgrundes, dessen Name auf hebräisch Abaddon ist, auf griechisch aber Apollyon, was lateinisch heißt der Verderber.¹⁴ Offenbarung Offb 74 9 11 14 Der Artikel den Engel des Abgrundes weist auf einen Engel hin, welcher in besonderer Weise der Vorsteher des Abgrundes ist. Als solcher trägt er einen bestimmten Namen, welcher in der hebräischen Form jenes Verhältnis ausdrücklich anzeigt. Schon im A. T. heißt Abaddon das Reich des Verderbens in örtlicher Hinsicht, bei den Rabbinen ist es der tiefste Abgrund der Hölle. Der König ist also ein Engel, ein König der Hölle. Der Engel wird hebräisch mit einem abstrakten, statt eines konkreten Namens, griech. konkret der Verderber, genannt. Die lateinische Übersetzung rührt von dem heil. Hieronymus her. Offenbarung Offb 74 9 12 Væ unum abiit, et ecce veniunt adhuc duo væ post hæc. Das erste Wehe ist vorüber, siehe, es kommen noch zwei Wehe nach diesem.¹⁵ Offenbarung Offb 74 9 12 15 Eine Zwischenbemerkung des heil. Johannes selbst. Wann werden diese beiden Wehe eintreten? Wenn nicht allein der [Offb 6,1-17] geschilderte Beginn der Wehen vorüber ist, sondern auch die [Offb 8,7-12] geweissagten Zeichen am Himmel und auf Erden geschehen sind. In der Tat ist V. 4 bereits die Versiegelung [Offb 7,1-8] als geschehen vorausgesagt, das dort Geweissagte aber kann nicht hinter das sechste Siegel zurückgesetzt werden, also noch weniger die fünfte Posaune. Vergl. [Offb 9,5] und [Offb 10]. Offenbarung Offb 74 9 13 Et sextus Angelus tuba cecinit: et audivi vocem unam ex quatuor cornibus altaris aurei, quod est ante oculos Dei, Und der sechste Engel posaunte. Da hörte ich eine Stimme von den vier Hörnern des goldenen Altars, der vor Gottes Angesicht steht;¹⁶ Offenbarung Offb 74 9 13 16 Was der Apostel in der Vision hört, stellt sich gleicherweise wie das, was er schaut, als Folge des Posaunenschalls dar. Die Stimme geht von den vier Ecken des goldenen Rauchopferaltares aus, vor dem die Gebete der Heiligen dargebracht wurden. Es ist also wohl Gottes Stimme, denn ihm ist das Opfer dargebracht. So hat also die Stimme eine ähnliche Bedeutung, wie [Offb 8,5] der Umstand, dass von diesem Altare Feuer auf die Erde geworfen wird. Auch die Parallele [Offb 16,7] spricht hierfür. Die sechste Plage ist also die eigentliche Antwort auf die [Offb 8,3ff] dargebrachte Bitte, die Hauptplage, von der die anderen nur ein Vorspiel waren. Offenbarung Offb 74 9 14 Dicentem sexto Angelo, qui habebat tubam: Solve quatuor angelos, qui alligati sunt in flumine magno Euphrate. diese sprach zu dem sechsten Engel, der die Posaune hielt:¹⁷ Löse die¹⁸ vier Engel, die gebunden sind am großen Strome Euphrat!¹⁹ Offenbarung Offb 74 9 14 17 Der sechste Engel bläst nicht nur, sondern greift auch selbst in die Handlung ein. Offenbarung Offb 74 9 14 18 Die noch als gefesselt zu beschreibenen Engel; dass dieselben mit den [Offb 7,1] erwähnten identisch sind, ist nicht wahrscheinlich, da diese ja einen anderen Standort hatten und nicht gebunden waren. Die Vierzahl der Engel besagt, dass das Heer nach allen vier Seiten der Erde geführt werden soll, um den dritten Teil der Menschen zu töten. Die Engel sind Gerichtsengel, aber obwohl in gewissem Sinne Anführer eines dämonischen Heeres, nicht notwendig böse Engel. Offenbarung Offb 74 9 14 19 Die Erwähnung des Euphrat ist eine schematische, d. i. der Apostel bezeichnet mit einer Anlehnung an das A. T. die bestimmte Gegend, aus welcher in der alttestamentlichen Zeit die gottgesandten Plageheere der Assyrer über Israel u. a. kamen, um die Gegend zu charakterisieren, aus welcher das übernatürliche Plageheer über die Welt kommen soll. In jener Richtung liegt Babel. Es tritt die Macht auf, welche nachher die des Antichrist werden wird. Offenbarung Offb 74 9 15 Et soluti sunt quatuor angeli, qui parati erant in horam, et diem, et mensem, et annum: ut occiderent tertiam partem hominum. Da wurden die vier Engel gelöst, die bereit waren auf Stunde, und Tag, und Monat und Jahr,²⁰ den dritten Teil der Menschen²¹ zu töten. Offenbarung Offb 74 9 15 20 Immer standen sie, des göttlichen Winkes gegenwärtig, bereit auszuziehen, es mochte ihnen die nächste Stunde, oder der nächste Tag, oder der nächste Monat, oder das nächste Jahr als Zeit ihres Auszuges angesagt werden. Die Maßbestimmung: Der dritte Teil wiederholt sich bei allen Posaunen mit Ausnahme der fünften (V. 4), in welcher nichts vernichtet wird. Die Posaunengesichte werden den Siegelgerichten, die nur den vierten Teil treffen, und andererseits den Schalengerichten entgegengesetzt, welche das Ganze schlagen. Offenbarung Offb 74 9 15 21 Der Zusatz: der Menschen bedeutet wohl, dass von diesem Töten auch die Gläubigen nicht ausgenommen werden sollen. Denn wenn auch die Versiegelung [Offb 7,1] den Bestand eines Volkes Gottes auch in letzter Zeit verbürgt, wird doch den einzelnen nicht verheißen, dass ihr zeitliches Leben erhalten werden soll. Die Versiegelung [Offb 9,4] ferner galt nur für die Plage der fünften Posaune. Ist also auch das Gericht dieser Posaune nur für die Bösen eine Strafe, (vergl. 13), so nimmt Gott doch auch die Frommen von öffentlichen Gerichten soweit nicht aus, als diese für sie zur Prüfung und Bewährung werden sollen. Dass unter der fünften Posaune die Menschen nur gequält, unter der sechsten getötet werden sollen, bedeutet eine Steigerung. Das Gebundensein der Engel V. 14 bestand also sachlich wohl darin, dass den Reiterscharen bisher nur das Quälen erlaubt war, jetzt auch das Töten gestattet wird. Offenbarung Offb 74 9 16 Et numerus equestris exercitus vicies millies dena millia. Et audivi numerum eorum. Und die Zahl des Reiterheeres war zwanzigtausendmal zehntausend.²² Ich hörte ihre Zahl.²³ Offenbarung Offb 74 9 16 22 Die Engel vereinigen wohl (zwischen V. 15 und 16) die auf der Erde zum Quälen zerstreuten Reiterscharen, damit diese sich über dieselbe zum Töten ergießen. Reiterscharen sind im Stande, schnell über die Erde dahin zu schweifen. Ihre Zahl ist die vielfach verdoppelte Zehnzahl, d. i. das verstärkteste Zeichen der Allgemeinheit. Vielleicht liegt eine Erinnerung an [Ps 67,18] zu Grunde. Offenbarung Offb 74 9 16 23 Der Zusatz ist notwendig, um zu sagen, woher der Seher die Zahl wusste. Offenbarung Offb 74 9 17 Et ita vidi equos in visione: et qui sedebant super eos, habebant loricas igneas, et hyacinthinas, et sulphureas, et capita equorum erant tamquam capita leonum: et de ore eorum procedit ignis, et fumus, et sulphur. Und also²⁴ schaute ich in dem Gesichte die Rosse, und die darauf saßen, hatten feuerfarbene, gelbe und schwefelfarbige Panzer, die Häupter der Rosse waren wie Löwenhäupter, und aus ihren Mäulern geht Feuer, Rauch und Schwefel hervor.²⁵ Offenbarung Offb 74 9 17 24 Wie folgt. Der Zusatz besagt, dass es wirkliche Reiterscharen waren, sich aber mit ungewöhnlichen Eigenschaften ausgestattet zeigten. Offenbarung Offb 74 9 17 25 Die Reiter tragen an ihren Panzern die Farben der Dinge, welche von den Mäulern der Rosse ausgehen. So werden Rosse und Reiter gleichsam als eines gefasst; die unnatürlichen Züge aber auf die ersteren übertragen. Die Panzer waren feuerfarben wie das Feuer, schwarzrot wie der glühende Rauch und schwefelgelb wie der Schwefel, die aus den Mäulern der Rosse gingen. Die Rosse hatten als Häupter Löwenköpfe (anders die Heuschrecken V. 8), weil sie töten sollen. Wen ihr Feuer trifft, verbrennt, wen ihr Rauch umqualmt, erstickt, wen ihr brennender Schwefel bespritzt, wird versengt. Der Schwefel wird dem Feuer beigefügt, wenn Gott ein Gericht sendet. Dass Schwefel mit dem Feuer aus dem Munde der Rosse geht, zeigt, dass ihr Töten ein Gottesgericht, gleich dem über Sodom ist. Endlich ist das Feuer der Hölle nach [Offb 19,20, Offb 21,9] ein Schwefelfeuer (weil ein Feuer des Gerichtes), und so wird die den Scharen eigene Macht zu töten als eine der Hölle entstammende bezeichnet. Offenbarung Offb 74 9 18 Et ab his tribus plagis occisa est tertia pars hominum de igne, et de fumo, et sulphure, quæ procedebant de ore ipsorum. Durch diese drei Plagen ward der dritte Teil der Menschen getötet, durch das Feuer, den Rauch und den Schwefel, die aus ihren Mäulern hervorgingen. Offenbarung Offb 74 9 19 Potestas enim equorum in ore eorum est, et in caudis eorum: nam caudæ eorum similes serpentibus, habentes capita: et in his nocent. Denn die Macht der Rosse ist in ihrem Maule und in ihren Schweifen; denn ihre Schweife sind Schlangen gleich, und haben Köpfe, und mit diesen tun sie Schaden.²⁶ Offenbarung Offb 74 9 19 26 Die Schweife bestanden aus dem Körper angewachsenen, mit den Köpfen nach unten gewendeten Schlangen. Während indes die Rosse mit ihren Mäulern töten, schädigen sie nur mit ihren Schweifen. Die Heuschreckenscharen der fünfte und die Reiterscharen der sechsten Posaune scheinen die gleichen Kriegsscharen zu sein, nur mit gesteigerter Macht. Offenbarung Offb 74 9 2 Et aperuit puteum abyssi: et ascendit fumus putei, sicut fumus fornacis magnæ: et obscuratus est sol, et ar de fumo putei: Und er öffnete den Schlund des Abgrundes;³ da stieg Rauch auf aus dem Schlunde wie der Rauch eines großen Ofens,⁴ und die Sonne und die Luft wurden verfinstert von dem Rauche des Schlundes. Offenbarung Offb 74 9 2 3 Der Abgrund ist hier die Hölle, von der ein Schacht an der Oberfläche der Erde mündet, der verschlossen ist, wie man noch jetzt in wasserarmen Gegenden des Orients Zisternen und Brunnen verschließt. Dass der Stern mit dem von Gott gegebenen Schlüssel öffnet, weist auf den doppelten Ursprung des Wehe: Die Hölle entsendet es, aber sie vermag dies nur, weil Gott es ihr gestattet. In den vorigen Posaunengesichten werden die Plagen unmittelbar von Gott gewirkt, in diesen drei letzten Plagen dienen die Geister der Hölle als Werkzeuge. Offenbarung Offb 74 9 2 4 Er ist so dicht, um anzudeuten, dass sich alsbald etwas aus ihm entwickeln soll. Offenbarung Offb 74 9 20 Et ceteri homines, qui non sunt occisi in his plagis, neque pnitentiam egerunt de operibus manuum suarum, ut non adorarent dæmonia, et simulacra aurea, et argentea, et ærea, et lapidea, et lignea, quæ neque videre possunt, neque audire, neque ambulare, Und die übrigen Menschen, welche durch diese Plagen nicht getötet wurden, bekehrten sich nicht von den Werken ihrer Hände,²⁷ dass sie die bösen Geister und die Götzenbilder von Gold, und Silber, und Erz und Stein und Holz nicht mehr anbeteten, die weder sehen können, noch hören, noch gehen; Offenbarung Offb 74 9 20 27 Die erste Sünde, in welcher die übrigen Menschen beharrten, war der Götzendienst, eigentlicher Götzendienst. Wer den Götzen dient, huldigt (nach [1Kor 10,20]) eigentlich dem hinter dem heidnischen Aberglauben stehenden Dämonen. Offenbarung Offb 74 9 21 Et non egerunt pnitentiam ab homicidiis suis, neque a veneficiis suis, neque a fornicatione sua, neque a furtis suis. und sie taten keine Buße für ihre Mordtaten, noch für ihre Zaubereien, noch für ihre Unzucht, noch für ihre Diebereien.²⁸ Offenbarung Offb 74 9 21 28 Der Sünde gegen Gott fügt der Apostel Sünden gegen den Nächsten, insbesondere gegen das 5. 7. Gebot nach der Anordnung des Hebräischen bei. Zaubereien sind dann als verführende Bezauberung zu fassen. Vergl. [Offb 18,23] mit [Offb 17,2] und [Offb 18,3]. Der Seher redet wohl von der [Offb 3,14] vorausgesagten Zeit des großen Abfalles. Vergl. [2Thess 2,3ff]. Das 10,1 11,14 Geweissagte soll gleichzeitig mit dem im Posaunenabschnitte Geweissagten geschehen. Mit [Offb 11,13] setzt dann das Enddrama bei dem Punkte ein, der [Offb 9,21] erreicht war. Die Schlussbemerkung dieses Kapitels soll also angeben, warum nunmehr mit der siebenten Posaune noch schärfere Gerichte kommen. Das letzte Herrenwort [Offb 3,14-22] zeigt die Welt in Lauheit; [Offb 6,15-17] dieselbe sich weiter von Gott abwendend in Abfall und unter den Strafgerichten in Verzweiflung des Unglaubens; [Offb 9,20] in das Heidentum zurücksinkend, bis sie [Offb 11,15ff] als vollendete antichristliche Weltmacht, Gott entgegentritt. Offenbarung Offb 74 9 3 Et de fumo putei exierunt locustæ in terram, et data est illis potestas, sicut habent potestatem scorpiones terræ: Und aus dem Rauche des Schlundes kamen Heuschrecken hervor auf die Erde,⁵ und es ward ihnen Macht gegeben, wie sie die Skorpionen der Erde⁶ haben. Offenbarung Offb 74 9 3 5 Was aus der Hölle aufstieg, kam als Rauch auf die Oberfläche der Erde, doch auf der Erde entstehen durch den Rauch, wohl aus einem Stoffe, der schon auf der Erde vorhanden war, Heuschrecken, die aus dem Rauche hervorkommen. Offenbarung Offb 74 9 3 6 Gegensatz zu diesen unnatürlichen Heuschrecken. Offenbarung Offb 74 9 4 Et præceptum est illis ne læderent fnum terræ, neque omne viride, neque omnem arborem: nisi tantum homines, qui non habent signum Dei in frontibus suis, Und es wurde ihnen geboten, weder das Gras der Erde, noch irgend etwas Grünes, noch irgend einen Baum zu beschädigen,⁷ sondern nur die Menschen, welche nicht das Siegel Gottes auf ihrer Stirn haben.⁸ Offenbarung Offb 74 9 4 7 Warum? Ist in V. 5 ausgesprochen: sie sollen, was die Heuschrecken nicht tun, die Menschen schädigen, nicht töten, doch bis zur Verzweiflung quälen. Der ihnen die Macht gibt, ist Gott. Wohl haben sie ihre boshafte Kraft aus der Hölle, doch können sie dieselbe nicht gebrauchen, außer soweit Gott ihnen Ort und Raum gestattet. So erhalten sie V. 4 Verbot, V. 5 Gebot. Offenbarung Offb 74 9 4 8 Diese Worte weisen auf [Offb 7,1ff] zurück. Wir haben hier das erste Beispiel, wie Gott seine Verheißung [Offb 7,1ff] wahr machen wird. Offenbarung Offb 74 9 5 Et datum est illis ne occiderent eos: sed ut cruciarent mensibus quinque: et cruciatus eorum, ut cruciatus scorpii cum percutit hominem. Und es ward ihnen gegeben, nicht sie zu töten, sondern sie nur zu peinigen fünf Monate lang;⁹ und ihre Pein ist wie die Pein des Skorpions, wenn er einen Menschen sticht.¹⁰ Offenbarung Offb 74 9 5 9 Die Zeitbestimmung zu erklären, fehlt jeder Anhalt. Immerhin zeigt sie, dass Zeit und Augenblick genau von Gott bestimmt sind. Offenbarung Offb 74 9 5 10 Bildlicherweise kann jede Pein, die scharf und schmerzlich ist, mit dem Stiche des Skorpions verglichen werden. Offenbarung Offb 74 9 6 Et in diebus illis quærent homines mortem, et non invenient eam: et desiderabunt mori, et fugiet mors ab eis. In jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen und ihn nicht finden; sie werden begehren zu sterben, und der Tod wird vor ihnen fliehen.¹¹ Offenbarung Offb 74 9 6 11 Durch einen konkreten Zug wird die den Gottlosen von den Heuschrecken verursachte Qual gekennzeichnet. Vergl. gegen [Offb 6,16] die hier eingetretene Steigerung. Der Apostel braucht jetzt in der Darstellung die Zeit der Zukunft. Offenbarung Offb 74 9 7 Et similitudines locustarum, similes equis paratis in prlium: et super capita earum tamquam coronæ similes auro: et facies earum tamquam facies hominum. Und die Gestalt der Heuschrecken¹² war Rossen ähnlich, gerüstet zum Kampfe, und auf ihren Häuptern waren wie goldene Kronen, und ihre Angesichter waren wie Menschengesichter; Offenbarung Offb 74 9 7 12 Erst nachdem der Seher über Herkunft, Macht, Aufgabe und Ausrichtung derselben seitens der Heuschrecken gesprochen, beschreibt er deren Gestalt. Offenbarung Offb 74 9 8 Et habebant capillos sicut capillos mulierum; et dentes earum, sicut dentes leonum erant: und sie hatten Haare wie Frauenhaare, und ihre Zähne waren wie Löwenzähne, Offenbarung Offb 74 9 9 Et habebant loricas sicut loricas ferreas, et vox alarum earum sicut vox curruum equorum multorum currentium in bellum: und sie hatten Panzer wie eherne Panzer, und das Rauschen ihrer Flügel war wie das Rasseln von Wagen mit vielen Rossen, die in den Kampf laufen; Offenbarung Offb 74 0 1 D. Zwei nachholende Gesichte (10,1 11,14): a. Ein anderer Engel, ein geöffnetes Buch haltend, verkündet mit einem Eide, dass bei dem Erschallen der siebenten Posaune das Geheimnis Gottes vollendet werde. Der Apostel muss jenes Buch verschlingen, um über viele Nationen und Völker zu prophezeien. Offenbarung Offb 74 10 1 Et vidi alium Angelum fortem descendentem de clo amictum nube, et iris in capite ejus, et facies ejus erat ut sol, et pedes ejus tamquam columnæ ignis: Und¹ ich sah einen anderen gewaltigen Engel² vom Himmel herabsteigen, angetan mit einer Wolke, und der Regenbogen war über seinem Haupte, sein Antlitz war wie die Sonne, und seine Füße wie Feuersäulen;³ Offenbarung Offb 74 10 1 1 Die beiden Gesichte [Offb 10,1-11] und [Offb 11,1-14] bilden ein Ganzes, so dass Kap. 10 die Einleitung und Ankündigung des Kap. 11 Erzählten ist, wie der Schluss von V. 14 zeigt. Da nun [Offb 9,12] mit dem Bemerken schloss. Das erste Weh ist vorüber und die beiden letzten stehen bevor, [Offb 9,21] aber ein solcher Abschluss nicht erfolgt ist, sondern erst [Offb 11,14] kommt, so sind die beiden Kapitel 10 und 11 noch ein Teil des sechsten Posaunengesichtes, der vielleicht dem bisher Erzählten, oder aber allen Ereignissen der sechs Posaunen gleichzeitig ist. Alsdann bildet der Abschnitt den Gegensatz zu [Offb 7,1-17], wo vorausverkündet wird, was gleichzeitig mit den noch zukünftigen in den Posaunengesichten zu weissagenden Ereignissen geschehen soll, den Grund aber gibt die Weissagung Kap. 10 und 11. Offenbarung Offb 74 10 1 2 Zum Unterschiede von dem starken Engel [Offb 5,2]. Hiermit beginnt eine gewisse Wechselbeziehung zu [Offb 5]. Offenbarung Offb 74 10 1 3 Indem der Engel vom Himmel herabsteigt, geht er den Weg, welchen der Herr bei seinem Kommen zum Gerichte wählen wird, erscheint als dessen Vorbote und bildet in seiner ganzen Erscheinung (vier charakteristische Merkmale) den Herrn vor, wie dieser in den Wolken des Himmels kommen wird. Der Regenbogen kennzeichnet ihn einen Boten der Gnade, welche Gott durch seinen Sohn gewähren wird, wenn dieser zum Gerichte kommen wird, seine Füße stellen die zermalmende und verzehrende Macht vor Augen, welche der Herr gegen seine Feinde übt. Der heil. Johannes hat den gleichen Standpunkt auf der Erde wie [Offb 1,9], den er auch [Offb 4,1] und [Offb 7,1] beibehalten, noch inne, wie V. 2 zeigt. Offenbarung Offb 74 10 10 Et accepi librum de manu Angeli, et devoravi illum: et erat in ore meo tamquam mel dulce: et cum devorassem eum, amaricatus est venter meus: Und ich nahm das Büchlein aus der Hand des Engels und aß es, und es war in meinem Munde süß wie Honig; als ich es aber gegessen hatte, ward es bitter in meinem Leibe.¹⁵ Offenbarung Offb 74 10 10 15 Anders als der Engel V. 9, der auf die innere Wirkung sieht, berichtet Johannes nach der Reihenfolge des Geschehens den Eindruck, welchen das verschlingen des Büchleins hervorbringt. Der Mund bezeichnet das Empfangen, der Leib das weitere Durchforschen und Innewerden der empfangenen Offenbarung. Dadurch, dass Johannes das Buch verschlungen, ist er zum Verkündigen seines Inhaltes tüchtig geworden. Offenbarung Offb 74 10 11 Et dixit mihi: Oportet te iterum prophetare gentibus, et populis, et linguis, et regibus multis. Und er sprach zu mir: Du musst¹⁶ noch einmal¹⁷ weissagen über viele Völker und Nationen und Sprachen und Könige.¹⁸ Offenbarung Offb 74 10 11 16 So will es Gott. Offenbarung Offb 74 10 11 17 Nachdem bereits über Völker usw. eine Weissagung gegeben (6,1 9,21), soll wiederum eine Weissagung ergehen; nun aber nach Verschlingung des Büchleins, durch dich, Johannes. Denselben Gegenstand und denselben Zeitraum ergänzend holt weissagend nach, was [Offb 11,1-3] folgt. In letzterem Abschnitte führt Johannes in der Tat [Offb 11,1.2] nach Art des alttestamentlichen Propheten eine weissagende zeichenhafte Handlung aus, welche von dem Engel alsdann [Offb 11,3] erklärt wird. Offenbarung Offb 74 10 11 18 Die vier Worte drücken die Gesamtheit der Menschenwelt aus, welche in der Zeit des Endes lebt. Offenbarung Offb 74 10 2 Et habebat in manu sua libellum apertum: et posuit pedem suum dextrum super mare, sinistrum autem super terram: und in seiner Hand hatte er ein geöffnetes Büchlein.⁴ Und er setzte seinen rechten Fuß auf das Meer, seinen linken aber auf das Land,⁵ Offenbarung Offb 74 10 2 4 Das geöffnete Büchlein hält der Engel bis V. 8 in der Hand, bis wohin ein Zwischenvorgang erzählt wird. Was in 3 7 erzählt wird, ist nicht ohne Beziehung auf das, was nachher mit dem Büchlein geschieht. Das Büchlein bildet den Gegensatz zu dem Buche Kap. 5. Während jenes versiegelt war, ist das Büchlein offen. Offenbarung Offb 74 10 2 5 So beweist er seine Macht über Erde und Meer. Offenbarung Offb 74 10 3 Et clamavit voce magna, quemadmodum cum leo rugit. Et cum clamasset, locuta sunt septem tonitrua voces suas. und rief mit mächtiger Stimme, so wie ein Löwe brüllt.⁶ Und als er gerufen hatte, redeten die sieben Donner mit ihrem Schalle. Offenbarung Offb 74 10 3 6 Was der Engel rief, wird nicht gesagt, doch müssen es drohende Worte gewesen sein, da sie dem drohenden Brüllen des Löwen verglichen werden. Dem Rufe des Engels folgt gleichsam als Wiederhall der Donner. Der Donner ist Gottes Stimme, im Donner hat Gott von Sinai zu seinem Volke geredet, im Donner redet er zur Erde. Offenbarung Offb 74 10 4 Et cum locuta fuissent septem tonitrua voces suas, ego scripturus eram: et audivi vocem de clo dicentem mihi: Signa quæ locuta sunt septem tonitrua: et noli ea scribere. Und als die sieben Donner mit ihrem Schalle geredet hatten, wollte ich schreiben; doch ich hörte eine Stimme vom Himmel zu mir sagen: Versiegle, was die sieben Donner geredet haben, und schreibe es nicht!⁷ Offenbarung Offb 74 10 4 7 Das Aufschreibenwollen fällt dem Anscheine nach in die Vision. Doch der Seher soll nicht aufschreiben, was die Donner sagen, sondern es versiegeln, eben durch Nichtaufschreiben. Gott hielt es wohl für gut nicht anzudeuten, dass die Zukunft ein Geheimnis birgt, aber nicht den Schleier dieses Geheimnisses lüften zu lassen. Das Donnern geht dem Vorgange V. 5 7 voran, wo der Engel als Bote des Weltenrichters schwört, dass fortan der Endrat Gottes seinen Vollzug finden soll. So ist also der Donner Zeugnis, dass der folgende Schwur des Engels im Namen Gottes getan wird. Gott bestätigt denselben, indem er zur Einleitung desselben durch den Donner zur Erde spricht. Das siebenmalige Reden Gottes im Donner zeigt, dass Gott das vom Engel Geschworene in der von ihm vorausgesehenen Frist als Gotteswerk durch seine Allmacht vollenden wird. Offenbarung Offb 74 10 5 Et Angelus, quem vidi stantem super mare et super terram, levavit manum suam ad clum: Und der Engel, den ich auf dem Meere und auf dem Lande stehen sah, erhob seine Hand⁸ zum Himmel, Offenbarung Offb 74 10 5 8 Griech.: Die Rechte, die Hand des Schwures; in der Linken das Büchlein haltend. Offenbarung Offb 74 10 6 Et juravit per viventem in sæcula sæculorum, qui creavit clum, et ea quæ in eo sunt: et terram, et ea quæ in ea sunt: et mare, et ea quæ in eo sunt: Quia tempus non erit amplius. und schwor bei dem, der da lebt in alle Ewigkeit, der den Himmel geschaffen hat und was in ihm ist, und die Erde und was auf ihr ist, und das Meer und was in ihm ist,⁹ dass hinfort keine Frist mehr sein soll; Offenbarung Offb 74 10 6 9 Der Engel schwört bei dem Ewigen, dem Schöpfer aller Dinge, weil der Gegenstand des Schwures das Geheimnis Gottes ist, etwas in dem ewigen Ratschlusse Gottes Verborgenes, das er aber durch die Propheten (V. 7) und jetzt durch Johannes (V. 11) verkündet hat und als allmächtiger Herr unfehlbar ausführen wird. Offenbarung Offb 74 10 7 Sed in diebus vocis septimi Angeli, cum cperit tuba canere, consummabitur mysterium Dei, sicut evangelizavit per servos suos prophetas. sondern in den Tagen der Stimme des siebenten Engels, wenn er anfängt in die Posaune zu stoßen, wird das Geheimnis Gottes vollendet werden,¹⁰ wie er durch seine Diener, die Propheten, die frohe Botschaft kundgetan.¹¹ Offenbarung Offb 74 10 7 10 Die positive Erklärung des Ausdruckes bietet V. 7. Keine Verzögerung wird mehr eintreten, sondern die Erfüllung des Geheimnisses Gottes wird in der Zeit der siebenten Posaune statthaben, es wird zwischen dem gegenwärtigen Zeitpunkte, der hinter den Schluss der sechsten Posaune [Offb 9,21] und vor den zweiten Teil des erst [Offb 11,14] beendeten zweiten Wehe fällt, und die Zeit der siebenten Posaune keine Zwischenzeit mehr sein. Was also schon nach dem Schlusse des sechsten Siegelgesichtes erwartet werden durfte, aber noch nicht kam, weil Kap. 7 eine besondere Vorbereitung brachte und weiterhin aus dem siebenten Siegel selbst die neue Reihe der Posaunengesichte hervorging [Offb 8ff], das soll jetzt unverzüglich, in der siebenten Posaune, kommen. Indes kommt es tatsächlich in [Offb 11,16-19] noch nicht. Mit den Worten nämlich: In den Tagen, welche aus der siebenten Posaune folgen werden, wird das Geheimnis Gottes vollendet werden, wird der Sandpunkt der reinen Vision verlassen und die Beziehung auf die durch das siebente Posaunengesicht geweissagten Ereignisse eingemischt. Der Ausdruck Tage erinnert an [Dan 12,7]. Offenbarung Offb 74 10 7 11 Was [Offb 9,20.21] erwarten ließ, sagt der Schwur des Engels ausdrücklich, indem seine Handlung sich gleichsam als Folgerung an jene Stelle anschließt. Offenbarung Offb 74 10 8 Et audivi vocem de clo iterum loquentem mecum, et dicentem: Vade, et accipe librum apertum de manu Angeli stantis super mare, et super terram. Und ich hörte die Stimme aus dem Himmel abermals zu mir reden, und sagen: Gehe hin, und nimm das geöffnete Buch aus der Hand des Engels, der auf dem Meere und auf dem Lande steht!¹² Offenbarung Offb 74 10 8 12 Hat der Engel bereits bei seiner ersten Handlung das offene Büchlein in der Hand gehalten, so muss, zumal V. 8 auf den Engel aus V. 2 hinweist und ihm befiehlt, sich das (V. 2 beschriebene) Buch geben zu lassen, ein Zusammenhang zwischen beiden Tatsachen sein. Ebenso wird zwischen dem Buche [Offb 5] und dem hier erwähnten Büchelchen ein bestimmtes Verhältnis obwalten. Das Büchelchen in [Offb 10] ist von jenem ein Teil, der kleine in [Offb 11,1-13] beschlossene, der als ein in dem Buche enthaltenes Büchlein dargestellt wird, weil er als Nachtrag zu den Siegel- und Posaunengesichten gegeben wird. Dies erklärt auch, warum es gleich offen war: als Teil des Buches [Offb 5], dessen letztes Siegel bereits gebrochen. Die beiden Handlungen des Engels [Offb 10,3-7] und [Offb 10,8-11] hängen als zwei Hälften miteinander zusammen. Die erste Handlung kündigt das Endgericht über die sündige Welt an. Doch was wird mit den Gläubigen geschehen? Und werden die Hinkenden und halben sich bekehren? Wir wissen zwar, dass das Volk Gottes erhalten bleiben soll und viele den Märtyrertod leiden werden, aber weiter nichts. Über jene soll Johannes uns Kunde geben; was [Offb 11,1-13] geschieht. So leitet die erste Handlung des Engels von [Offb 9,20.21] auf die zweite über, welche wieder ihrerseits den Zweck hat, die Weissagung [Offb 11,1-13] zu begründen und einzuleiten. Darum hatte auch der Engel das Büchlein, auf dessen Inhalt es zuletzt ankommt, bereits bei seinem Erscheinen V. 2 in der Hand. Der Schwur des Engels soll endlich hervorheben, dass durch die nur Nachträgliches bringende Weissagung [Offb 11,1-13] der Fortschritt der Endbegebenheiten nicht unterbrochen wird, dass das [Offb 11,1-13] Geweissagte zeitlich nicht etwa zwischen [Offb 9,21] und [Offb 11,15] treten soll, sondern vielmehr zwischen [Offb 9,21] und [Offb 11,15] keine Zeit liegen soll. Offenbarung Offb 74 10 9 Et abii ad Angelum, dicens ei, ut daret mihi librum. Et dixit mihi: Accipe librum, et devora illum: et faciet amaricari ventrem tuum, sed in ore tuo erit dulce tamquam mel. Und ich ging hin zu dem Engel,¹³ und sagte ihm, dass er mir das Büchlein geben möge. Er sprach zu mir: Nimm das Büchlein, und iss es;¹⁴ in deinem Leibe wird es dir herb sein, aber in deinem Munde süß wie Honig. Offenbarung Offb 74 10 9 13 In der Vision. Offenbarung Offb 74 10 9 14 Vergl. [Ez 3,1ff]. Der Apostel soll durch das verschlingen des Buches den Inhalt seiner prophetischen Reden erlangen. Offenbarung Offb 74 0 1 b. Johannes soll den Tempel Gottes, mit Ausnahme des Vorhofes, messen, welch letzterer zugleich mit der heiligen Stadt auf 42 Monate den Heiden zur Verunehrung überliefert wird, während in einer gleichen Zeit (durch 1260 Tage) zwei Zeugen Gottes prophezeien und Wunder tun. (V. 6) Nach Verlauf dieser Zeit werden diese Zeugen von dem Tiere angegriffen und getötet, jedoch erstehen sie nach drei und einem halben Tage wieder auf und fahren gen Himmel. (V. 12) Während ein Erdbeben den zehnten Teil der Stadt zerstört und 7000 Menschen tötet, geben die übrigen Gott die Ehre. (V. 13) Das zweite Weh ist vorüber, doch das dritte kommt bald. (V. 14) 3. Zweite Hälfte des zweiten Teiles (11,15 22,5): 1) Einleitendes Gesicht (V. 15 19) Auf das Erschallen der siebenten Posaune feiern die Ältesten (prophetisch) den Sieg Gottes. Offenbarung Offb 74 11 1 Et datus est mihi calamus similis virgæ, et dictum est mihi: Surge, et metire templum Dei, et altare, et adorantes in eo, Und es ward mir ein Rohr gegeben, ähnlich einem Maßstabe, und es ward mir gesagt:¹ Auf, und miss² den Tempel Gottes, und den Altar und die in ihm anbeten;³ Offenbarung Offb 74 11 1 1 Von wem, bleibt ebenso unbestimmt wie [Offb 8,2, Offb 6,12]. Offenbarung Offb 74 11 1 2 Das Umschließen mit der Messschnur, um etwas in sich Geschlossenes, von anderem Getrenntes zu kennzeichnen, kann an sich ein doppeltes Ziel haben: der Zerstörung oder der Bewahrung. Da hier alles Übrige hinausgeworfen werden soll, folgt, dass das Messen der Bewahrung gilt. Offenbarung Offb 74 11 1 3 Das eigentliche Tempelhaus, das Allerheiligste und das Heilige, mit Ausschluss auch des inneren Vorhofes. Der Altar ist der im Heiligen stehende Räucheraltar. Die Anbetenden erscheinen auf der einen Seite als Priester, insofern sie Zutritt zum Heiligen, freien Zugang zu Gott haben, auf anderer Seite aber als nicht dem Stamme Levi zugehörig, nicht jüdische Priester, also priesterliche Christen, die gläubigen Christen. Da der Tempel V. 1 der Tempel Gottes heißt, so ist kein wirklich auf Erden vorhandenes Tempelgebäude, sondern die Stätte bezeichnet, wo Gott für seine Christenheit hier auf Erden gegenwärtig ist, seine Kirche. Die heilige Stadt ist zwar um den Tempel gebaut, aber weiter von ihm entfernt. Offenbarung Offb 74 11 10 Et inhabitantes terram gaudebunt super illos, et jucundabuntur: et munera mittent invicem, quoniam hi duo prophetæ cruciaverunt eos, qui habitabant super terram. Und die Bewohner der Erde werden sich über sie freuen und frohlocken, und werden sich einander Geschenke senden,²¹ weil diese zwei Propheten den Bewohnern der Erde Qualen bereiteten.²² Offenbarung Offb 74 11 10 21 Wie die Kunde von der Wirksamkeit der Zeugen (V. 4) über die ganze Erde gegangen war, so verbreitet sich auch die Nachricht von ihrem Tode überall. Überall freut man sich, und die einander nahe sind, machen sich Geschenke. Vergl. [Neh 8,10.12, Est 8,19.22]. Doch der Jubel dauert nicht lange. Offenbarung Offb 74 11 10 22 Durch ihr Vorbild und ihre Mahnung zur Buße. Vergl. [Weish 2,12]. Offenbarung Offb 74 11 11 Et post dies tres, et dimidium, spiritus vitæ a Deo intravit in eos. Et steterunt super pedes suos, et timor magnus cecidit super eos, qui viderunt eos. Aber nach drei Tagen und einem halben kam der Lebensodem von Gott²³ in sie, und sie stellten sich auf ihre Füße, und große Furcht befiel die, welche sie sahen. Offenbarung Offb 74 11 11 23 Vergl. [Gen 6,17, Gen 2,7]. Das Zeichen, dass ihnen das Leben zurückgegeben ist, dass sie sich auf ihre Füße stellen. Vergl. [1Kön 13,21, Ez 37,10]. Offenbarung Offb 74 11 12 Et audierunt vocem magnam de clo, dicentem eis: Ascendite huc. Et ascenderunt in clum in nube: et viderunt illos inimici eorum. Und sie hörten eine mächtige Stimme vom Himmel, welche zu ihnen sprach: Steiget auf hierher! Da stiegen sie in den Himmel auf in einer Wolke,²⁴ und ihre Feinde sahen sie. Offenbarung Offb 74 11 12 24 Sie steigen in einer Wolke zum Himmel auf, es widerfährt ihnen alles, wie ihrem Herrn und Erlöser. Ihre Feinde müssen es sehen und mit Scham und Furcht erfüllt werden. Offenbarung Offb 74 11 13 Et in illa hora factus est terræmotus magnus, et decima pars civitatis cecidit: et occisa sunt in terræmotu nomina hominum septem millia: et reliqui in timorem sunt missi, et dederunt gloriam Deo cli. In jener Stunde²⁵ entstand ein großes Erdbeben, und der zehnte Teil der Stadt fiel, und es wurden durch das Erdbeben siebentausend Menschen getötet, die übrigen aber gerieten in Schrecken und gaben dem Gott des Himmels die Ehre.²⁶ Offenbarung Offb 74 11 13 25 In der Stunde, in welcher das V. 12 Erzählte geschah, brach auch das Gottesgericht herein. Dasselbe beginnt bei dem Hause Gottes. [1Petr 4,17] Die Kirche wird um die Mitte, die Welt am Ende der letzten Weltwoche in's Gericht gerufen. Offenbarung Offb 74 11 13 26 Wie über Jerusalem, so ergeht auch über Babel [Offb 16,19] das Gericht. Während aber von Babel [Offb 16,19] drei Teile fallen, das übrige von einem Mühlstein vernichtet wird und alle ihre Einwohner umkommen, fällt von der Christenstadt nur der zehnte Teil; es sind ja noch Anhänger der beiden Zeugen da, und die übrigen tun Buße. Diese Übrigen bilden den Gegensatz zu den Übrigen [Offb 9,20; Offb 16,9]. Offenbarung Offb 74 11 14 Væ secundum abiit: et ecce væ tertium veniet cito. Das zweite Weh ist vorüber gegangen; siehe, das dritte Weh wird alsbald kommen.²⁷ Offenbarung Offb 74 11 14 27 Die Weissagung hat uns bis in die Mitte der letzten Weltwoche geführt. Die Welt, das Reich des Antichrist, und Gottes Christengemeinde stehen für immer geschieden einander gegenüber. Damit ist die sechste Posaune, das zweite Wehe [Offb 8,13] geschlossen. Es bleibt das dritte übrig. Auch in dieses hat die Offenbarung [Offb 10,7] und [Offb 11,2.7] einen Einblick tun lassen: Es wird die ganze zweite Hälfte der Weltwoche umfassen, die 3 Zeiten, in denen der Antichrist seine Macht entfaltet, bis er selbst zu Falle kommt. Dies alles hebt V. 14 hervor. Nach ihm fallen [Offb 10, Offb 11] vor und in die sechste Posaune, während die siebente laut [Offb 10,6.7] und [Offb 11,2] das Ende bringt. Schnell: die Gnadenfrist ist vorbei. Offenbarung Offb 74 11 15 Et septimus Angelus tuba cecinit: et factæ sunt voces magnæ in clo dicentes: Factum est regnum hujus mundi, Domini nostri et Christi ejus, et regnabit in sæcula sæculorum: Amen. Und der siebente Engel stieß in die Posaune.²⁸ Da ertönten laute Stimmen im Himmel, welche sprachen: Das Reich dieser Welt ist unserm Herrn und seinem Gesalbten zugefallen, und er wird herrschen in alle Ewigkeit. Amen.²⁹ Offenbarung Offb 74 11 15 28 Die [Offb 10,6.7] und [Offb 11,14] bereits angekündigte siebente Posaune erschallt, bringt aber zunächst nur ein Gesicht, welches den Zweck hat, dem heil. Johannes die Absichten des Himmels bei dem zu zeigen, was jetzt geschehen soll. V. 15 verkünden Stimmen proleptisch die Vollendung des Gottesreiches, V. 16 18 führen die 24 Ältesten dies nach zwei Seiten weiter aus, V. 19 gehen von der himmlischen Gotteswohnung Zeichen aus, welche die von [Offb 12,1] ab erfolgende Ausführung des von der himmlischen Stimme und den Ältesten Gepriesene ankündigen. Offenbarung Offb 74 11 15 29 Die Worte sind nicht mehr wie [Offb 5,8] und [Offb 8,3] bittend, sondern dankend: indes sind sie Proleptisch, insofern sie sofort nach dem Erschallen der Posaune, noch ehe irgend etwas von dem wirklich geschehen ist, was nachher mit ähnlichen Lobgesängen gefeiert wird, vergl. [Offb 19,1ff], sagen: Es ist zugelassen, und er wird die Herrschaft üben in Ewigkeit, denn kein Feind ist mehr da. Der Ausdruck: Dem Herrn und seinem Gesalbten ist aus [Ps 2,2] entnommen. Was diese Worte sagen, wird nach seinen einzelnen Momenten in verschiedenen Gesichten gezeigt. Daher kehrt dieser Ausspruch nicht allein an Wendepunkten [Offb 12,10, Offb 19,6], sondern auch zum Abschluss des Ganzen [Offb 22,5] wieder, zum Zeichen, dass das [Offb 11,15] Gesagte in den Folgenden 12,1 22,5 ausgeführt ist. Offenbarung Offb 74 11 16 Et viginti quatuor seniores, qui in conspectu Dei sedent in sedibus suis, ceciderunt in facies suas, et adoraverunt Deum, dicentes: Und die vierundzwanzig Ältesten, welche vor dem Angesichte Gottes auf ihren Thronen sitzen, fielen auf ihr Angesicht nieder, und beteten Gott an, und sprachen:³⁰ Offenbarung Offb 74 11 16 30 Ähnlich wie [Offb 7,11] wird die Rede der Himmlischen von den 24 Ältesten im Namen der in ihnen dargestellten Vollendeten, aufgenommen. Der Bitte bedarf es nicht mehr, deshalb danken sie: Erstlich dafür, dass Gott seine Herrschaft wieder an sich genommen, welche durch die Sünde beeinträchtigt war und im Antichrist ihr Vollmaß erreichte. Indem Gott sich als Herrscher zeigt, kommt für Freund und Feind die Vergeltung; dafür danken sie sodann V. 18. Offenbarung Offb 74 11 17 Gratias agimus tibi Domine Deus omnipotens, qui es, et qui eras, et qui venturus es: quia accepisti virtutem tuam magnam, et regnasti. Wir danken dir, Herr, allmächtiger Gott! der du bist, und der du warst, und der du kommen wirst, dass du deine große Macht ergriffen und dich als Herrscher gezeigt hast. [Offb 1,4.8, Offb 4,8] Offenbarung Offb 74 11 18 Et iratæ sunt gentes, et advenit ira tua, et tempus mortuorum judicari, et reddere mercedem servis tuis prophetis, et sanctis, et timentibus nomen tuum pusillis, et magnis, et exterminandi eos, qui corruperunt terram. Die Völker ergrimmten,³¹ und es kam dein Grimm, und die Zeit für die Toten gerichtet zu werden,³² und den Lohn zu geben³³ deinen Dienern, den Propheten, und den Heiligen, und denen, die deinen Namen fürchten,³⁴ den Kleinen und den Großen, und diejenigen zu verderben, welche die Erde verdarben.³⁵ Offenbarung Offb 74 11 18 31 Die besten Handschriften haben diese nach der Erfüllung des Gerichtes nicht mehr passende Beifügung nicht. Offenbarung Offb 74 11 18 32 Dem Gedanken nach ist dies aus [Ps 2], dem Wortlaut nach aus [Ps 98,1] genommen. Offenbarung Offb 74 11 18 33 Mit dem Zorn Gottes kommt das Gericht, zum Gerichte aber müssen die Toten auferstehen. Offenbarung Offb 74 11 18 34 Die Propheten sind die Lehrer, die Heiligen alle übrigen Diener Gottes, die den Namen Gottes Fürchtenden, alle Frommen. Offenbarung Offb 74 11 18 35 Die Erde ist als die dem Menschen von Gott gegebene Wohnstatt der Inbegriff alles dessen, was Gott dem Menschen gegeben hat. Die Sünde verdirbt die Gabe Gottes, und so gebührt ihr wieder Verderben. [Gen 6,11-13] Das jetzt bevorstehende Verderben wird gleichsam die Wiederholung der Sündflut sein. Was hier die Ältesten preisen, wird im Folgenden als geschehen geschildert. Wie die zornig gewordenen Völker gegen den Herrn aufstehen, ist zwar schon aus [Offb 11,9ff] zu ersehen, doch wird es ausführlicher erst im Folgenden geschildert: [Offb 13,10ff, Offb 16,6, Offb 17,6, Offb 18,24]. Der Zorn Gottes kommt Kap. 16 18 und [Offb 19,1] wird Gott dafür gepriesen. Auferstehung und Gericht folgen in [Offb 20], die Zeit des Lohnes [Offb 21] und [Offb 22], die Form der Vergangenheit der obigen Verse ist also eine proleptische. Offenbarung Offb 74 11 19 Et apertum est templum Dei in clo: et visa est arca testamenti ejus in templo ejus, et facta sunt fulgura, et voces, et terræmotus, et grando magna. Und es ward der Tempel Gottes im Himmel aufgetan, und die Lade seines Bundes ward in seinem Tempel sichtbar.³⁶ Und es kamen Blitze, und Rufe, und Erdbeben, und großer Hagel. Offenbarung Offb 74 11 19 36 In [Offb 4, Offb 5] hatte Johannes den Thron Gottes geschaut, [Offb 6,9] den Brandopferaltar, [Offb 7,15] wird der ganze Tempel erwähnt, [Offb 8,3] erschien auch der Rauchopferaltar, also das Heilige geöffnet. Hier tut sich der Tempel noch weiter auf, so dass Johannes das Allerheiligste und in ihm die Bundeslade sieht. Eine andere Bedeutung hat die Öffnung [Offb 15,5]. Gott zeigt den Gläubigen das Symbol und Unterpfand, dass er das von den Propheten verheißene selige Geheimnis [Offb 10,7] sicher vollenden werde. Der gottfeindlichen Welt gegenüber aber ist gleichsam die Tür aufgetan für das aus dem tiefsten Heiligtume hervorgehende [Offb 19,2] Endgericht über dieselbe. daher die drohenden Vorzeichen, vergl. [Offb 8,5], dessen, was bei der Ausführung des Gerichtes wirklich über die antichristliche Welt hereinbricht. Vergl. [Offb 16,18]. Die wirkliche Aussendung der Blitze erfolgt erst [Offb 16,17-21], wo auch die vorstehende Formel wiederkehrt. Alles ist also proleptisch, die Öffnung des Tempels und die Zeichen sind die Antwort Gottes auf die Lobpreisung der Himmlischen und Ältesten V. 15 18, deren Ausführung bis [Offb 2,5] folgt. Die Vulgata hat in der Aufzählung an dritter Stelle die Donner ausgelassen. Offenbarung Offb 74 11 2 Atrium autem, quod est foris templum, ejice foras, et ne metiaris illud: quoniam datum est gentibus, et civitatem sanctam calcabunt mensibus quadraginta duobus: den Vorhof aber, der außerhalb des Tempels ist, wirf hinaus,⁴ und miss ihn nicht; denn er ist den Heiden hingegeben, und sie werden die heilige Stadt zertreten zweiundvierzig Monate lang.⁵ Offenbarung Offb 74 11 2 4 Verwirf, und miss darum nicht. Offenbarung Offb 74 11 2 5 Die Zeitangabe ist wie [Dan 7,25, Dan 12,7] und [Offb 12,14] schematisch. Siehe [Offb 9,Anm.19]. Die Bezeichnung nach Monaten, und vollends nach Tagen, soll den Eindruck hervortreten lassen, dass die Ereignisse lange und ununterbrochen währen. In [Offb 13,5] kehren die 42 Monate als die Dauer der Machtübung des Tieres wieder. Ist diese Zeit identisch mit der hier bezeichneten, so ist die letzte Hälfte der Weltwoche, die Tage der letzten Posaune, das dritte Wehe, die Zeit der nächsten Vorzeichen der Wiederkunft des Herrn gemeint. Vergl. [Lk 21,24] Offenbarung Offb 74 11 3 Et dabo duobus testibus meis, et prophetabunt diebus mille ducentis sexaginta, amicti saccis. Und ich⁶ werde meinen zwei Zeugen⁷ verleihen,⁸ dass sie weissagen tausendzweihundertsechzig Tage lang,⁹ angetan mit Bußkleidern.¹⁰ Offenbarung Offb 74 11 3 6 Ich: Christus. Offenbarung Offb 74 11 3 7 Die zwei Zeugen stehen nicht vor den Augen des heil. Johannes. Nach Ambrosius u. a. sind die meisten Ausleger, gestützt auf [Gen 5,24] und [Hebr 11,5] der Ansicht, dass von Elias und Henoch die Rede ist. Offenbarung Offb 74 11 3 8 Was er ihnen geben wird, ist nach hebräischer Weise durch und beigefügt. Offenbarung Offb 74 11 3 9 Da V. 8 eine andere Bezeichnung für die Zeitdauer gewählt wird als V. 2, so sind die 1260 Tage wohl ein anderer Zeitraum als die 42 Monate vorhergehende Zeit. Die V. 7 erzählten Ereignisse bilden den Schluss, an den sich die 42 Monate anschließen. Das V. 8 13 berichtete Resultat der 1260 Tage ist dann dem gleichzeitig was durch das Messen V. 1, V. 2 bewirkt wird und die 42 Monate eröffnet. Aus der symbolischen Dauer ist keine Folgerung auf die wirkliche zu ziehen. Die Wahl einer Angabe von Tagen hebt die tägliche Ablegung des Zeugnisses hervor, während 42 Monate gesetzt werden, wo von der macht und Herrschaft des Antichristes die Rede ist, [Offb 11,2] und [Offb 13,5], und die Abmessung der letzten Trübsal seitens Gottes angegeben wird. Offenbarung Offb 74 11 3 10 Sie werden wie Bußprediger Trauer um die Sünden der Welt tragen und vor den Christen von Christus Zeugnis geben. Offenbarung Offb 74 11 4 Hi sunt duæ olivæ, et duo candelabra in conspectu Domini terræ stantes. Das sind die¹¹ zwei Ölbäume und die zwei Leuchter, die vor dem Herrn der Erde stehen. Offenbarung Offb 74 11 4 11 Im Griech. stehen Artikel und weisen so auf bestimmte Personen. Diese Artikel weisen auf [Sach 4]. Die juden- und heidenchristlichen Gemeinden sind die Zeugen, doch kommt das Zeugnis vorzugsweise in repräsentativen Persönlichkeiten zur Erscheinung, an denen V. 5 und 8 erfüllt wird. Offenbarung Offb 74 11 5 Et si quis voluerit eos nocere, ignis exiet de ore eorum, et devorabit inimicos eorum: et si quis voluerit eos lædere, sic oportet eum occidi. Und wenn jemand ihnen etwas zu Leide tun will, so wird Feuer aus ihrem Munde ausgehen und ihre Feinde verzehren;¹² und wenn jemand sie verletzen will, so soll er also getötet werden. Offenbarung Offb 74 11 5 12 Beziehung auf [Jer 5,14]. Doch während bei Jeremias die Worte Gottes mit Feuer verglichen werden, kommt an dieser Stelle in der Vision Feuer aus ihrem Munde. Diese wie die folgenden Züge sind aus dem Leben des Elias und Moses entlehnt. Vergl. [2Kön 1,10ff]. Der heil. Johannes Damascenus, Theoderet, Ephrem, Cyrill von Alex., Greg. u. a. sind einmütig der Meinung, dass hier von Enoch und Elias die Rede ist. Offenbarung Offb 74 11 6 Hi habent potestatem claudendi clum, ne pluat diebus prophetiæ ipsorum: et potestatem habent super aquas convertendi eas in sanguinem, et percutere terram omni plaga quotiescumque voluerint. Diese haben die Macht, den Himmel zu verschließen, dass kein Regen falle in den Tagen ihrer Weissagung,¹³ und sie haben die Macht über die Wasser, sie in Blut zu verwandeln,¹⁴ und die Erde zu schlagen mit jeglicher Plage, so oft sie irgend wollen. Offenbarung Offb 74 11 6 13 Vergl. [1Kön 17,1ff, 1Kön 18,1] u. a. Offenbarung Offb 74 11 6 14 Vergl. [Ex 7]. Offenbarung Offb 74 11 7 Et cum finierint testimonium suum, bestia, quæ ascendit de abysso, faciet adversum eos bellum, et vincet illos, et occidet eos. Und wenn sie ihr Zeugnis vollendet haben,¹⁵ wird das Tier,¹⁶ das aus dem Abgrunde heraufsteigt, mit ihnen Krieg beginnen, und sie überwinden und sie töten. Offenbarung Offb 74 11 7 15 Am Ende der 1260 Tage, der ersten Hälfte der letzten Weltwoche. Offenbarung Offb 74 11 7 16 Das Tier ist aus [Dan 7,11] entnommen, nicht aber der Zusatz: Das aus dem Abgrund heraufsteigt. Es ist dasselbe Tier, wie [Offb 13,1, Offb 17,8]. An letzter Stelle findet eine Rückbeziehung auf diese statt. Der Abgrund ist nicht der Ort der Herkunft, wird doch [Offb 13,1] an letzterer das Völkermeer bezeichnet; sondern vielmehr Kennzeichnung des Charakters, der Hölle entstammend. Schon [Offb 9] V. 2, V. 3, V. 11 sammeln sich die antichristlichen Heerscharen infolge dämonischer Einflüsse, gewinnen einen König ihrer Art, vergewaltigen die Erde und verstricken deren Bewohner immer tiefer in das antichristliche Wesen. Auf diese in [Offb 9] gegebene Weissagung greift der Ausdruck zurück und führt dieselbe weiter. Im Verlaufe der ersten Hälfte der letzten Weltwoche wird der Antichrist mit seiner Macht erstehen, wenn er aber auf der Höhe derselben steht, um die Mitte der letzten Weltwoche, wenn die den zwei Zeugen gegebene Zeit um ist, wird er sich auch gegen das durch diese Zeugen repräsentierte Volk Gottes aus Juden und Heiden wenden und es besiegen. So sind wir auf dem Punkte, auf dem der Seher V. 1, V. 2 mit seiner prophetischen Handlung stand. Die Stimme des Herrn unterbricht V. 3 die Weissagung, und V. 8 knüpft nach dem Griech. wieder als Vision an. Offenbarung Offb 74 11 8 Et corpora eorum jacebunt in plateis civitatis magnæ, quæ vocatur spiritualiter Sodoma, et gyptus, ubi et Dominus eorum crucifixus est. Und ihre Leiber werden liegen bleiben¹⁷ auf den Straßen der großen Stadt, welche geistiger Weise Sodoma und Ägypten genannt wird, wo auch ihr Herr gekreuzigt ward.¹⁸ Offenbarung Offb 74 11 8 17 Wie die beiden Zeugen nicht eher getötet werden durften als bis ihre Sendung erfüllt war, so lässt der Allmächtige ihre Schmach auch nur zu, um sie nachher desto mehr zu verherrlichen. Das Nichtbegrabenwerden ist die höchste Schmach. Vergl. [Jes 14,19, Jer 22,19]. Offenbarung Offb 74 11 8 18 Die Stadt, in welcher jene Zeugen ihre Wirksamkeit gehabt haben und in der das Tier, das dort wohl seinen Sitz hat, sie getötet hat. Nach V. 9 ist es eine Stadt, in der Leute aus allen Völkern wohnen und zusammenkommen. Ihrer geistigen Beschaffenheit, ihrem Versunkensein in die Sünde nach, die bis zur Gewalttätigkeit gegen Gottes Diener und Volk fortschreitet, verdient sie Sodoma und Ägypten genannt zu werden und wie jene dem Gerichte zu verfallen, während Gottes Diener errettet werden. Der Stadt wird eine Mitschuld am Tode der beiden Zeugen beigemessen. Während Jerusalem in V. 2 die heilige Stadt genannt wird, weil Gott sie bestimmt hatte heilig zu sein, wird sie doch in demselben Verse bereits als von dem Tempel und den wahren Anbetern getrennt dargestellt. Jerusalem ist hier typisch gesetzt für den Mittelpunkt der Christenheit gegen die Mitte der letzten Weltwoche. Vergl. [Offb 3,14-21]. Wo dieser Mittelpunkt sein wird, darüber besagt der konkrete Name der Vision: Jerusalem nichts, so wenig wie der Name Babylon betreffs der Hauptstadt der Weltmacht etwas Bestimmtes nahelegt. In V. 8 wird Jerusalem die große Stadt genannt, um auf die Menge der Gottesfeinde hinzuweisen, welche auch die Wahl des Landes Ägypten als Name versinnbildet. (Hieronymus) Offenbarung Offb 74 11 9 Et videbunt de tribubus, et populis, et linguis, et gentibus corpora eorum per tres dies, et dimidium: et corpora eorum non sinent poni in monumentis. Und viele von den Stämmen und Völkern und Zungen und Nationen werden ihre Leiber sehen¹⁹ drei und einen halben Tag hindurch²⁰ und man wird ihre Leichname in kein Grab legen lassen. Offenbarung Offb 74 11 9 19 Ihre Leichname werden, den Zeugen zur Schmach, unbeerdigt gelassen, um andere zu schrecken. (Thom.) Offenbarung Offb 74 11 9 20 Drei und ein halber Tag seht dem drei und einem halben Jahre V. 3 gegenüber. Die Zeit, während welcher die Leichen verachtet daliegen werden, wird im Vergleich zu der Zeit ihrer Wirksamkeit eine kurze sein, die Zeit des letzten und erbittertsten Kampfes hindurch. Länger duldet Gott die Unbilde gegen ihre Leiber nicht. Offenbarung Offb 74 0 1 2) Fünf die Verhältnisse während der zweiten Hälfte der letzten Weltwoche schildernde Gesichte. (12,1 14,5) A. Zwei die Gottesgemeinde betreffende Gesichte. (12,1 17): a. Erstes Gesicht. (V. 1 6) Ein Weib, mit der Sonne bekleidet, erscheint, die einen Sohn gebären soll, welcher alle Völker mit eisernem Zepter beherrschen wird. Zugleich erscheint ein blutroter Drache, welcher dem Weibe und ihrem Sohne nachstellt. Der Sohn und das Weib werden entrückt. B. Zweites Gesicht. (V. 7 17): Der Drache wird mit seinen Engeln von Michael besiegt und auf die Erde herabgestürzt, infolge dessen im Himmel großer Jubel entsteht. (V. 12) Der Drache aber geht, nachdem er zur Erde niedergestürzt, vergeblich das Weib verfolgt hat, fort, um gegen die übrigen von ihrem Geschlechte, welche die Gebote Gottes halten, den Kampf zu beginnen. (V. 17) Offenbarung Offb 74 12 1 Et signum magnum apparuit in clo: Mulier amicta sole, et luna sub pedibus ejus, et in capite ejus corona stellarum duodecim: Und¹ es erschien ein großes Zeichen² im Himmel: Ein Weib mit der Sonne bekleidet, den Mond unter ihren Füßen, und auf ihrem Haupte eine Krone von zwölf Sternen.³ Offenbarung Offb 74 12 1 1 Die vier ersten Gesichte gehören paarweise zusammen. Das erste und zweite schildern die Verhältnisse der Kirche während der zweiten Hälfte der letzten Jahrwoche, das dritte und vierte die Verhältnisse der antichristlichen Weltmacht während der gleichen Zeit. Das fünfte endlich zeigt die Kirche in dem Stande, in dem sie sich am Schlusse der letzten Weltwoche, nach der Vollendung der großen Trübsal befinden wird. Offenbarung Offb 74 12 1 2 Was Johannes sah, wird hier und [Offb 15,1] ausnahmsweise ein Zeichen genannt, eine Erscheinung, welche über das, was von ihr selbst gesagt wird, hinaus noch etwas Anderes bedeutet. Das Zeichen ist groß, besonderen Eindruck machend, daher bedeutsam, wichtig. Es zeigt sich im Himmel, im Gegensatze zu Land und Meer. V. 9, 12, 13. Offenbarung Offb 74 12 1 3 Das Weib steht in der Sonne, wie in einer Lichtmasse, die es ganz einhüllt; hat den Mond unter den Füßen und eine Krone, von zwölf Sternen geziert. Ein Lichtkörper umgibt sie, auf einem kleineren steht sie, Lichtkörper bilden ihren Kranz; so erscheint sie im vollsten Lichtglanze. So hat das Weib mit Christi Erscheinung [Offb 1,13-16] und Gottes [Offb 4,3] eine gewisse Ähnlichkeit; doch ist das Licht nicht sein Eigentum, sondern ihm nur als Gewand, als Schmuck verliehen. Sind die Lichter nun Himmelslichter, so weist dies darauf hin, dass Gott ihr dies himmlische Licht gegeben. Darum verfolgt sie auch der Fürst der Finsternis. Dieses Weib bildet den Gegensatz zu der großen Buhlerin [Offb 17,4]. Die Krone, welche in der Offenbarung stets den Sieger schmückt (vergl. [Offb 4,4, Offb 16,2, Offb 14,14] anders als der Drache V. 3 und die Buhlerin [Offb 17,4]), ist mit zwölf Sternen geschmückt. Die Zwölfzahl ist die Zahl des Volkes Gottes, dessen Führer einst die zwölf Patriarchen, später die zwölf Apostel waren. Das Weib ist also das Bild des Volkes Gottes. (Viktorin.) Die Vision erinnert an [Gen 37,9]. Sofern Maria als Mutter des Herrn die Mutter des wahren Israel war und in der Endgeschichte der Kirche sich der Anfang derselben wieder abspiegelt, kann dieser Teil des Gesichtes auch auf sie angewendet werden. Offenbarung Offb 74 12 10 Et audivi vocem magnam in clo dicentem: Nunc facta est salus, et virtus, et regnum Dei nostri, et potestas Christi ejus: quia projectus est accusator fratrum nostrorum, qui accusabat illos ante conspectum Dei nostri die ac nocte. Da hörte ich eine starke Stimme im Himmel¹⁷ rufen: Jetzt ist das Heil¹⁸ und die Kraft,¹⁹ und das Reich²⁰ unserem Gotte geworden, und die Macht²¹ seinem Gesalbten; denn hinabgeworfen²² ist der Ankläger unserer Brüder, der sie vor unserm Gott verklagte Tag und Nacht.²³ Offenbarung Offb 74 12 10 17 Eine starke Himmel feiert im Himmel das, was soeben vor den Augen des heil. Johannes geschehen (V. 7 9), und zeigt ihm dessen Bedeutung als einen auch den Gläubigen zu Teil gewordenen Sieg über den Widersacher des Herrn und seines Reiches; aber dieselbe Stimme ruft auch Wehe über die ganze Erde. (Grund V. 12b) Die Stimme kommt von Himmelsbewohnern, und zwar von Brüdern der noch auf Erden weilenden Gläubigen, also nicht von Engeln, vergl. [Offb 22,9], sondern von bereits in die Seligkeit eingegangenen Menschen. Offenbarung Offb 74 12 10 18 Die gleiche Formel [Offb 11,15], doch ist hier hinzugefügt: Jetzt. In [Offb 11,15] hieß es: Das Reich ist dem Herrn und seinem Gesalbten zugefallen, hier heißt es, dass dies jetzt geschehen ist. Das jetzt bezieht sich auf das V. 8, V. 9 Erzählte: Nachdem Michael den Sieg über den Satan, den V. 1 5 vorbereitete, davongetragen. Auch hier ist der Lobpreis proleptisch, da erst [Offb 12,1-9] das Reich Gottes der Verwirklichung näher bringen und nach V. 12 der Teufel noch kurze Zeit Macht hat (1260 Tage, wie V. 6 besagt). Vergl. [Mt 24,22]. Während bei dem Lobpreise [Offb 11,15] das vor Augen stand, was das Gericht der Welt und ihrem Reiche bringen soll, ist hier von der Christenheit und dem die Rede, was ihr zu Teil werden soll. Das Heil ist der Inbegriff aller Gerechtigkeit und Seligkeit, wie sie von Gott durch Christus den Menschen bereitet, von dem Drachen aber gewehrt wird. Offenbarung Offb 74 12 10 19 Die Kraft Gottes hat sich in dem Siege über den Drachen erwiesen. Offenbarung Offb 74 12 10 20 Die königliche Herrlichkeit Gottes, die ihm als Inhaber der unbedingten Macht eigen ist und die er besonders in dem Schaffen und Mitteilen des Heiles beweist. Offenbarung Offb 74 12 10 21 Die Christus von Gott verliehene Machtvollkommenheit. Offenbarung Offb 74 12 10 22 Der Grund der Lobpreisung ist das V. 8, V. 9 Berichtete, denn der Versuch des Drachen (V. 3ff) ging darauf aus, das Heil zunichte zu machen, der Kraft Gottes zu trotzen, sich gegen seine königliche Herrlichkeit aufzulehnen und die Macht Christi, ja diesen selbst zu vernichten. Offenbarung Offb 74 12 10 23 Hier wir eine neue, V. 3 nicht erwähnte und mit jenem Ereignisse nur in mittelbaren Zusammenhange stehende Eigenschaft des Satans erwähnt: Er ist Ankläger der Gläubigen. Der Satan hat seinen Platz im Himmel verloren, insofern er die, welche Christus wahrhaft angehören und die wahrhaft Brüder der Heiligen im Himmel sind, nicht mehr vor Gott verklagen kann. Zwar vermag auch jetzt schon die Anklage Satans nichts gegen die wahren Glieder der Kirche, da Christus unser Fürsprecher im Himmel ist, der unsere Ankläger zu Schanden macht, vergl. [Hebr 7,25, Hebr 8,1], doch, so lange noch Untreue und Abfall in der Kirche ist, hat der Satan noch Grund zur Anklage. Erst wenn die Kirche einzig aus Bewährten [Eph 4,13] bestehen wird, ist sie der Anfechtung und Anklage des Satans enthoben. Daher V. 11: (Dann) haben sie ihn besiegt durch das Blut des Lammes, durch welches die Knechtschaft, in der die Menschen waren, gelöst und der Zugang zu Gott eröffnet ist, und auf Grund des Wortes ihres Zeugnisses, durch welches sie sich zu dem Lamme bekennen. Offenbarung Offb 74 12 11 Et ipsi vicerunt eum propter sanguinem Agni, et propter verbum testimonii sui, et non dilexerunt animas suas usque ad mortem. Und sie haben ihn besiegt um des Blutes des Lammes willen, und um des Wortes ihres Zeugnisses willen, und haben ihre Seelen nicht geliebt bis zum Tode.²⁴ Offenbarung Offb 74 12 11 24 Weil das Lamm sein Blut für sie vergossen und weil sie ihr Zeugnis von Christus standhaft bis zum Tode abgelegt. Der Kampf der Gläubigen ist ein sittlicher, indem der Sieg nur von ihnen, kraft des Blutes Christi, erworben werden kann. Sie sind in V. 11 so geworden, wie V. 1 das Weib darstellt. Satan hat dem Sohne nachgestellt, weil er in ihm den Weltenrichter erkannt, doch vergeblich. Alsdann hat er sich gegen das Weib gewendet, doch die Gläubigen sind in den Trübsalen der ersten Hälfte der letzten Weltwoche so heilig geworden, dass Satan sie nicht mehr vor Gott verklagen kann. Darum wird in der Mitte der letzten Zeit der Heiland als Weltenrichter gleichsam aus dem Schoße dieser Gemeinde hervorgehen. Kann denn der Teufel auch dem Herrn bei dem Throne Gottes nichts anhaben, so wird er doch die Endgemeinde verfolgen. Alsdann wird Michael den Feind angreifen, den Angreifer aus dem Himmel auf die Erde stürzen, dass er sie zwar noch verfolgen, aber nicht mehr bei Gott verklagen kann. Da Michael im Auftrage Gottes handelt, ist es Gott selbst, der, wenn die Christenheit der letzten Zeit sich in voller Heiligkeit zeigt, diese bezeugt und den Ankläger fortweist. Offenbarung Offb 74 12 12 Propterea lætamini cli, et qui habitatis in eis. Væ terræ, et mari, quia descendit diabolus ad vos, habens iram magnam, sciens quod modicum tempus habet. Darum²⁵ freuet euch, ihr Himmel, und die ihr darin wohnet!²⁶ Wehe der Erde und dem Meere; denn der Teufel ist zu euch hinabgestiegen mit großem Grimme, da er weiß, dass er eine kurze Frist hat! Offenbarung Offb 74 12 12 25 Wegen des Siege über den Drachen und der Standhaftigkeit der Gläubigen. Offenbarung Offb 74 12 12 26 Die bereits der Macht Satans Entrückten. Offenbarung Offb 74 12 13 Et postquam vidit draco quod projectus esset in terram, persecutus est mulierem, quæ peperit masculum: Und als der Drache sah, dass er auf die Erde herabgeworfen war,²⁷ verfolgte er das Weib, welches den Knaben geboren hatte. Offenbarung Offb 74 12 13 27 Diese Erzählung schließt an V. 6 an. Das Weib war geflohen, ehe das V. 7 12 Berichtete geschah. V. 6 fällt also mit [Offb 13, Offb 14] zusammen. Offenbarung Offb 74 12 14 Et datæ sunt mulieri alæ duæ aquilæ magnæ ut volaret in desertum in locum suum, ubi alitur per tempus et tempora, et dimidium temporis a facie serpentis. Da wurden dem Weibe die zwei Flügel des großen Adlers gegeben,²⁸ dass sie in die Wüste fliege an ihren Ort, wo sie genährt wird durch eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit, geborgen vor der Schlange. Offenbarung Offb 74 12 14 28 Da Johannes das Weib zuerst im Himmel gesehen, die Flucht aber auf Erden statthatte, erhielt das Weib in der Vision die zwei Flügel des großen Adlers. Die Vision erinnert an die Verheißung Gottes [Ex 19,4]. Die Erwähnung der Flügel hebt bestimmter hervor, dass diese Flucht der Kirche nicht eine Sache menschlicher Willkür oder gar menschlicher Zaghaftigkeit ist, sondern göttlichen Ratschlusses und göttlicher Veranstaltung; auch wird dadurch die Sicherheit und Schnelligkeit der Flucht versinnbildet. Mit den Flügeln gelangt das Weib in die Wüste an einen ihm von Gott zubereiteten Ort. Die Zeit ist dieselbe, wie V. 6, 12, 14. Vergl. [Dan 7,25, Dan 12,7]. Diese Zeit ist jene, von der auch [Offb 11,2] redet, während [Offb 12,3] die andere Hälfte der letzten Weltwoche betrifft. Die Wüste ist wohl eine Wüste der Völker. [Ez 20,34] Offenbarung Offb 74 12 15 Et misit serpens ex ore suo post mulierem, aquam tamquam flumen, ut eam faceret trahi a flumine. Die Schlange aber schoss aus ihrem Rachen hinter dem Weibe her Wasser wie einen Strom,²⁹ dass sie von dem Strome fortgerissen würde. Offenbarung Offb 74 12 15 29 Der Wasserstrom ist Abbild der Gefahr, welche der wütende Satan dem Weibe bereitet. Das Bild entspricht Stellen des A. T., wie [Ps 17,5.17, Ps 31,6, Ps 41,8, Ps 123,4]. Offenbarung Offb 74 12 16 Et adjuvit terra mulierem, et aperuit terra os suum, et absorbuit flumen, quod misit draco de ore suo. Doch die Erde half dem Weibe, denn sie tat ihren Mund auf und verschlang den Strom, den der Drache aus seinem Rachen geschossen hatte.³⁰ Offenbarung Offb 74 12 16 30 Alle Vernichtungsversuche Satans sind vergeblich durch Gottes Schutz. Offenbarung Offb 74 12 17 Et iratus est draco in mulierem: et abiit facere prlium cum reliquis de semine ejus, qui custodiunt mandata Dei, et habent testimonium Jesu Christi. Da ward der Drache zornig über das Weib, und ging hin Krieg zu führen mit den übrigen³¹ ihres Samens, welche die Gebote Gottes halten und das Zeugnis Jesu Christi haben. Offenbarung Offb 74 12 17 31 Die Kirche vermag der Satan nicht zu überwältigen, deshalb richtet er sich gegen die einzelnen Glieder. Vergl. [Offb 7,1ff]. Die Übrigen bilden den Gegensatz nicht zu dem Weibe, sondern zu dem Sohne des Weibes V. 5, der im Himmel geborgen ist. Das Weib hat also auf Erden noch Söhne, welche verfolgt werden. Diejenigen, welche für das Weib die alttestamentliche Gottesgemeinde, das wahre Israel, den heil. Rest [Jes 66,19] als Vorbild ansehen, und in ihr selbst die Fortsetzung dieser Gemeinde, die judenchristliche Gemeinde erblicken, finden in dem Bilde der Wüste und dem an das rote Meer erinnernden Wasser eine Bestätigung ihrer Ansicht. Nach ihrer Auslegung sind die hier gemeinten Übrigen also die Heidenchristen. Ach Beugung der Judenchristenheit bis zur Ankunft des Herrn richten sich die Verfolgungen des Satans nur gegen die Heidenchristen. Demgemäß sehen sie auch in der Zwölfzahl der Sterne die zwölf Patriarchen dargestellt. Wie der Drache seinen Kampf führt und welche Werkzeuge er dabei braucht, wird dem heil. Seher in den beiden Tieren [Offb 13] gezeigt. Offenbarung Offb 74 12 18 Et stetit supra arenam maris. Und er stellte sich auf den Sand des Meeres.³² Offenbarung Offb 74 12 18 32 Das Meer ist wohl [Dan 7,3], vergl. [Offb 13,1], entsprechend, als das Völkermeer anzusehen. Die Schilderung (V. 1 17) hat diesen Augenblick eingeleitet. Der Krieg (V. 17) soll beginnen und Satan ist als der eigentliche Urheber der Trübsal, welche die Gläubigen noch vor der Ankunft des Herrn zu bestehen haben, bezeichnet. Offenbarung Offb 74 12 2 Et in utero habens, clamabat parturiens, et cruciabatur ut pariat. Und sie war gesegneten Leibes,⁴ und rief in Geburtswehen, und hatte große Pein, um zu gebären. Offenbarung Offb 74 12 2 4 Der heil. Seher sieht das Weib, die Kirche der Letztzeit (nach anderen die judenchristliche Kirche. Siehe unten Anm. 31) gleichsam in Geburtswehen den Messias noch einmal aus sich zu gebären, das er herrsche auf Erden. Vergl. [Mt 24,8]. Das Kind wird geboren, aber noch ist die Gewalt des Satans zu groß, als dass Christus darauf herrschen könnte. Das Kind wir von seinen Verfolgungen und Nachstellungen zu Gott entrückt, und die Kirche auf Erden bleibt noch in einer Welt, die im Argen liegt. Doch nicht vergebens war es, was geschehen. Im Himmel wird zunächst der große Kampf ausgekämpft, für den die Erde noch nicht vorbereitet war. Christus ist, wenn auch als schwaches Kind, von neuem in seiner Kirche, dies gibt dem Erzengel im Himmel Macht, den Teufel anzugreifen und zu besiegen. Dort oben überwunden, wendet der Verführer sich nun auf die Erde, allein von da an hat die Kirche einen sicheren Ausblick auf den Ausgang. Das Verhältnis Gottes zu seinem Volke wird im A. T. oft unter dem Bilde des Ehebundes dargestellt. Die Beschreibung des Volkes Gottes als gekrönte Siegerin passt auf das, was [Offb 11,1-3] von der Kirche in den Kämpfen der ersten Hälfte der letzten Weltwoche gesagt wird. Schwere Krisen werden in der heil. Schrift oft unter dem Bilde von Geburtswehen dargestellt, die Anfänge der Endzeit vergleicht der Heiland selbst damit [Mt 24,8]. Offenbarung Offb 74 12 3 Et visum est aliud signum in clo: et ecce draco magnus rufus habens capita septem, et cornua decem: et in capitibus ejus diademata septem, Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel; siehe, ein großer, feuerroter Drache mit sieben Köpfen und zehn Hörnern, und auf seinen Köpfen sieben Diademe;⁵ Offenbarung Offb 74 12 3 5 Der Satan tritt [Gen 3,4] zuerst als Schlange auf. Diese Gestalt soll ihn also als Feind der Menschheit von Anfang an erweisen. Da er indes hier als Zeichen erscheint, nicht als persönliches Wesen, so ist er hier Repräsentant und Urheber aller gottwidrigen, christenfeindlichen Macht auf Erden. (Beda, Viktorin., Thom.) Der Drache erscheint rot, in der Farbe des Zornes und des Blutes, vergl. [Offb 6,4], denn er ist ein Menschenmörder von Anfang an [Joh 8,44] und die von ihm geleitete Weltmacht ist trunken vom Blut der Märtyrer. [Offb 17,6] Im Ganzen hat er dieselben Embleme wie sein Werkzeug, das Tier. [Offb 13,1] Doch während dies zehn Diademe auf zehn Hörnern hat, hat der Drache 7 Köpfe, 10 Hörner und 7 Diademe. Über das Verhältnis der Köpfe zu den Diademen wird nichts gesagt, weil dies für die Entwicklung ohne Einfluss ist. Die Diademe bezeichnen Herrschermacht, da Horn alle Mittel derselben. Bezeichnet die Zahl sieben das, was durch Gottes Zutun sich in der Zeit entwickelt und geschieht, die Zahl zehn aber die Allgemeinheit, so wird durch diese Zahlen dargestellt, dass auch das Böse allezeit unter Gottes Aufsicht und Leitung steht und dem Bösen die ganze Welt dienstbar ist. Der Drache ist also die urbildliche Erscheinung jener widergöttlichen Macht, welche durch das Tier dargestellt wird. Offenbarung Offb 74 12 4 Et cauda ejus trahebat tertiam partem stellarum cli, et misit eas in terram, et draco stetit ante mulierem, quæ erat paritura: ut cum peperisset, filium ejus devoraret. und sein Schweif riss den dritten Teil der Sterne des Himmels herab und warf sie zur Erde.⁶ Und der Drache trat vor das Weib, das im Begriffe war zu gebären, um, wenn sie geboren hätte,⁷ ihr Kind zu verschlingen. Offenbarung Offb 74 12 4 6 Die große Macht des Drachen, selbst über das Höchste der Welt, und sein Begehren, alles in den Abgrund hinabzuziehen, wird veranschaulicht, indem jener den dritten Teil der Sterne vom Himmel reißt, selbst in die über die Erde erhabene Schöpfung verderbend eingreifend. Betreffs des dritten Teiles vergl. [Offb 8,7-12, Offb 9,15.18]. Offenbarung Offb 74 12 4 7 Manche Ausleger sehen hierin eine Anspielung auf Herodes und den Bethlehemitischen Kindermord. Vielleicht ist vielmehr an das Heranreifen der Endgemeinde zur vollen Heiligkeit zu denken, an ihre volle Loslösung von der Welt, vor welcher der Herr nicht als Richter erscheint. Dies Verhältnis dass die Kirche, erst wenn sie nach [Offb 11] die Überwinderin geworden, den Weltenrichter gleichsam aus sich gebiert, ist [Offb 12,1] dargestellt. Die Entrückung stellt dar, wie es dem Satan unmöglich ist zu verhindern, dass der Heiland als Richter der Welt und der Weltmacht hervortritt, weil der Herr auch als Weltenrichter sicher ist bei Gott. Offenbarung Offb 74 12 5 Et peperit filium masculum, qui recturus erat omnes gentes in virga ferrea: et raptus est filius ejus ad Deum, et ad thronum ejus, Und sie gebar einen Sohn, einen mannhaften,⁸ der alle Völker mit eisernem Stabe beherrschen soll.⁹ Und ihr Sohn ward entrückt zu Gott und zu seinem Throne.¹⁰ Offenbarung Offb 74 12 5 8 [Jer 20,15] Offenbarung Offb 74 12 5 9 Vergl. [Offb 19,15]. Offenbarung Offb 74 12 5 10 Die Himmelfahrt des Herrn bietet gemäß [Offb 3,21] gleichsam die Farben zu diesem Gemälde, das auf [Dan 7,13.14] beruht. Die Gläubigen werden zum Throne Gottes entrückt genannt, insofern sie den Qualen und Versuchungen wie dem Rachen des Drachens, der ihre Seele verschlingen wollte, entrissen und im Himmel aufgehoben sind, als Erben Gottes, als Miterben Christi, d. i. als Teilnehmer derselben Herrlichkeit. Offenbarung Offb 74 12 6 Et mulier fugit in solitudinem ubi habebat locum paratum a Deo, ut ibi pascant eam diebus mille ducentis sexaginta. Das Weib aber floh in die Wüste, wo sie eine von Gott bereitete Stätte hatte, dass sie daselbst tausendzweihundertundsechzig Tage ernährt würde.¹¹ Offenbarung Offb 74 12 6 11 Wie einst der Prophet Elias auf Gottes Geheiß in die Wüste ging und dort von Raben ernährt ward, ähnlich geschieht es hier der Kirche in der letzten Drangsalszeit, die schematisch [Offb 9,Anm.19] als 1260 Tage dauernd, das ist sich durch die ganze zweite Hälfte der letzten Weltwoche erstreckend angegeben wird. Die Flucht des Weibes sieht Johannes auf der Erde, wie V. 13ff zeigt, wo dieselbe weiter beschrieben wird. Offenbarung Offb 74 12 7 Et factum est prlium magnum in clo: Michael, et Angeli ejus prliabantur cum dracone, et draco pugnabat, et angeli ejus: Und es erhob sich ein großer Kampf im Himmel:¹² Michael und seine Engel kämpften mit dem Drachen, und der Drache und seine Engel stritten, Offenbarung Offb 74 12 7 12 Indem das Weib die Flucht ergreift, geschieht noch im Himmel etwas mit dem dort befindlichen Drachen, was das Gesicht V. 7 12 vorstellt. Das Weib hatte den Himmel verlasen, aber nicht der Drache. Gegen diesen beginnt der Erzengel Michael den Kampf (vergl. [Dan 10,13.21, Dan 12,1] Jud V. 9) und tritt für das Volk Gottes in der großen Trübsal ein. Dass aber der Drache wirklich bisher eine Stelle im Himmel gehabt, folgt aus dieser visionären Darstellung in keiner Weise, sondern einzig, dass er bei besonderen Veranlassungen Zutritt hatte, einzelne Fromme oder das Volk Gottes vor dem Allmächtigen zu verklagen, wie [Sach 3,1.2] zeigt. Der Kampf hat im griech. Text nicht den Beisatz groß. Offenbarung Offb 74 12 8 Et non valuerunt, neque locus inventus est eorum amplius in clo. aber sie obsiegten nicht,¹³ und keine Stätte ward mehr für sie gefunden im Himmel.¹⁴ Offenbarung Offb 74 12 8 13 Die Anschläge des Teufels werden zu Nichts werden. Da dieselben aber nicht sowohl irdische als überweltliche Verwicklungen herbeiführen, wird als Schauplatz derselben der Himmel gezeigt, und das die Kirche auf Erden vorstellende Weib in der Vision erscheint dort. In V. 6 hingegen werden Dinge dargestellt, welche infolge jener überweltlichen Vorgänge der Kirche auf Erden widerfahren werden, deshalb zeigen die Gesichte als Schauplatz, ebenso wie V. 13ff, die Erde. Dass aber das, was auf Erden geschieht, die Fortsetzung dessen ist, was V. 1 5 im Himmel geschah, zeigte die Person des Weibes, welche in V. 1 und 6 dieselbe ist. Was für den Sohn die Entrückung, ist für das Weib die Flucht: Die Sicherstellung vor dem Drachen. Offenbarung Offb 74 12 8 14 Was im Gegenbilde gemeint ist, sagt V. 10. Offenbarung Offb 74 12 9 Et projectus est draco ille magnus, serpens antiquus, qui vocatur diabolus, et satanas, qui seducit universum orbem: et projectus est in terram, et angeli ejus cum illo missi sunt. Und jener große Drache ward hinabgeworfen, die alte Schlange, welcher Teufel genannt wird und Satan, welcher die ganze Welt verführt;¹⁵ er ward hinabgeworfen auf die Erde, und seine Engel wurden mit ihm hinabgeworfen.¹⁶ Offenbarung Offb 74 12 9 15 Der große Drache: Als solcher war er von V. 3 an im Gesichte erschienen. Die alte Schlange heißt er als Verführer des Menschengeschlechtes. [Gen 3,1-5] Teufel und Satan, Verkläger und Widersacher. Welcher die ganze Welt verführt: wie [Offb 13] V. 14 [Offb 20,8.10] zeigen. Die Darlegung findet ihre ganze Bedeutung erst im Zusammenhange mit dem folgenden V. 17. Die gehäuften Benennungen beschreiben das Wesen des Feindes so vollständig wie möglich, um einerseits zu zeigen, was er nun auf Erden gegen die Gläubigen tun werde (V. 12ff), andererseits hervorzuheben, dass, so mannigfach auch seine feindliche Wirksamkeit sein mag, er doch ein schon von Grund aus besiegter Widersacher ist. Der Vision liegt in der Darstellung die Tatsache des Sturzes der gefallenen Engel zugrunde, die zwar mit dem vorliegenden Zusammenhange nichts zu tun hat, aber deren äußere Form die auszudrückende Wahrheit annimmt. Offenbarung Offb 74 12 9 16 Nunmehr vermag er die Frommen nicht mehr zu verklagen. Offenbarung Offb 74 0 1 B. Zwei Gesichte die antichristliche Weltmacht in der zweiten Hälfte der letzten Weltwoche betreffend. (Kap. 12,18 Kap. 13,18) a. Erstes Gesicht. (Kap. 12,18 13,10) Ein Tier steigt aus dem Meere empor, empfängt vom Drachen Macht und wird mit diesem angebetet. (V. 4) Es redet Lästerungen gegen Gott und führt Krieg gegen die Heiligen. (V. 10) b. Zweites Gesicht (V. 11 18) Ein zweites Tier steigt aus der Erde auf und verführt die Menschen durch Zeichen und Wunder, das Bild des ersten Tieres anzubeten. Die Zahl des Namens des Tieres ist 666. Offenbarung Offb 74 13 1 Et vidi de mari bestiam ascendentem, habentem capita septem, et cornua decem, et super cornua ejus decem diademata, et super capita ejus nomina blasphemiæ. Und ich sah aus dem Meere¹ ein Tier aufsteigen,² das hatte sieben Häupter und zehn Hörner, und auf seinen Hörnern zehn Diademe, und auf seinen Häuptern Namen der Lästerung.³ Offenbarung Offb 74 13 1 1 So steht der Drache am Meere, da er weiß, was nun geschehen wird. Der Drache bleibt während des folgenden Kampfes auf dem Schauplatz als der außerweltliche Urheber des ersteren. Offenbarung Offb 74 13 1 2 Die Beschreibung des Tieres erinnert zunächst an den Drachen [Offb 12,3], der die gleichen Embleme der Machtgestaltungen und der Machtmittel, sieben Häupter und zehn Hörner, trug und sich dadurch als den Fürsten der Welt kundtat. Er ist auch der Herr des Tieres. Als das herrschende Prinzip trug der Drache Kronen auf den Häuptern, während hier die Hörner gekrönt erscheinen. Diese Kronen weisen auf Herrschaft, dass aber das Tier nur ein Vasall des Drachen ist, wird V. 2 ausdrücklich gesagt. Dieses hier erscheinende Tier ist nur das Abbild des Satans, des Drachen. In V. 11 erscheint noch ein zweites Tier, auch dieses ein Werkzeug des Drachen zu gleichem Ziele. Das erste Tier, dessen Schilderung hier gegeben wird, ist die Hauptmacht, die unter dem Bilde des zweiten Tieres dargestellte Macht ist nur die Helfershelferin und Dienerin desselben, weshalb die Beschreibung des zweiten Tieres wesentlich der des ersten entspricht. Die Beschreibung des ersten Tieres (V. 1, 2), die Bestimmung der Dauer seines Auftretens (V. 5), sein Auftreten (V. 5 7) weisen auf [Dan 7] zurück. Die Züge der Beschreibung sind mehrfach dem römischen Weltreiche entlehnt. Von diesem Tiere ist endlich auch schon [Offb 11,7] die Rede gewesen, dass es, wie hier [Offb 13,7], mit den heiligen kämpfte, und an jener Stelle fand eine Zurückbeziehung auf [Offb 9,1-21] statt. Wenn das Tier auch in [Offb 9] noch im Abgrunde verborgen bleibt und erst [Offb 11,7] erscheint, in der Mitte der letzten Weltwoche erscheint, zeigen doch die Abschnitte [Offb 9,1-12] und [Offb 9,13-21], wie die Macht des Abgrundes wächst, bis sie zu der Gestalt gelangt, in der sie in der Mitte der letzten Weltwoche erscheint und sich [Offb 11,7] mit Krieg und Sieg gegen die Heiligen wendet. Im Anfange der zweiten Hälfte der letzten Weltwoche erscheint diese Macht hier [Offb 13,1] als das Tier, als die in sich geschlossene Weltmacht der Letztzeit, ähnlich wie [Offb 12,1] die Kirche zeigt in der Gestalt, welche sie in der letzten Hälfte der ersten Weltwoche erreicht hat. Offenbarung Offb 74 13 1 3 Das Tier steigt aus dem Meere auf, [Offb 11,7] wie [Offb 17,8] steigt das Tier aus dem Abgrunde auf; das zweite Tier [Offb 11,13] aus der Erde. Denn die für das erste Tier wechselnde Verschiedenheit des Ursprunges wird einmal bedeutet, dass es aus dem Meere der Völkerwelt kommt, während an den anderen Stellen [Offb 9,1.2.11, Offb 11,7, Offb 17,8], an denen seine allmähliche Bildung geschildert wird, gezeigt wird, dass für sein geschäftiges Erscheinen dämonische Kräfte wirksam sind, wie ja auch der Drache es am Meere erwartet. Das Tier hat zehn Hörner und sieben Häupter. An erster Stelle werden die Häupter erwähnt, wohl weil sie zuerst auftauchen, während [Offb 12,3] und [Offb 17,3] die umgekehrte Ordnung beobachtet wird. Abweichend davon dass der Drache auf seinen sieben Häuptern sieben Diademe, auf den Hörnern nichts hat, hat das Tier auf seinen Hörnern zehn Diademe und auf seinen sieben Häuptern einen Namen der Lästerung. Wo der Rachen war und wie die Hörner sich verteilten, wird nicht gesagt. Offenbarung Offb 74 13 10 Qui in captivitatem duxerit, in captivitatem vadet: qui in gladio occiderit, oportet eum gladio occidi. Hic est patientia, et fides Sanctorum. Wer in Gefangenschaft führt, soll in Gefangenschaft wandern; wer mit dem Schwerte tötet, soll durch das Schwert getötet werden.¹⁵ Hier ist die Geduld und der Glaube der Heiligen.¹⁶ Offenbarung Offb 74 13 10 15 Bisher hat der heil. Johannes das Gesicht von dem Tiere geschildert, wie es sich seinen Augen darstellte. Doch nun, da sich ihm das vor Augen stellt, was das Tier bedeutet, der Antichrist selbst, redet er in der Zukunft, weil er durch das Tier bedeutete Antichrist in Wirklichkeit nicht gegenwärtig sondern zukünftig ist. Der Satz ist eine für die Gläubigen trostreiche, zur Befolgung der Mahnung V. 9 aneifernde Hinweisung auf das Recht der Vergeltung, das über die Feinde sicher kommen wird. [Gen 9,6] Offenbarung Offb 74 13 10 16 Hier haben sich Geduld und Glauben zu bewähren. Offenbarung Offb 74 13 11 Et vidi aliam bestiam ascendentem de terra, et habebat cornua duo similia Agni, et loquebatur sicut draco. Und ich sah ein anderes¹⁷ Tier aufsteigen aus der Erde;¹⁸ das hatte zwei Hörner, ähnlich einem Lamme, und redete wie der Drache. Offenbarung Offb 74 13 11 17 Das Merkmal, dass die Weltmacht widergöttliche Grundsätze und Bestrebungen hat, ist ihr so wesentlich, dass es noch einmal in einem zweiten besonderen Gesichte dargestellt wird. Das zweite Tier ist der Helfer des ersten und bringt das innerste sittliche Wesen des ersten recht zum Ausdruck, so dass V. 11 18 von dem ersten Tiere nicht minder als von dem zweiten gelten. Offenbarung Offb 74 13 11 18 Während oben V. 1: aus dem Meere den Ursprung, die Völkerwelt, bedeutete, ist hier die Erde der Ursprung des irdischen Denkens und Wollens dieser Macht, vergl. [Dan 7,17], deren Weisheit eine irdische, der himmlischen des Menschensohnes entgegengesetzte ist. Die Hörner, nicht seine Gestalt, machen es einem Lamme ähnlich; es will so mit Christus, dem Lamme Gottes, irgendwie in Parallele treten. Indem die Hörner als wirkliche bezeichnet werden, ist gesagt, dass die Bedeutung nicht in ihnen selbst, sondern in ihrer Lammesähnlichkeit zu suchen ist: Es ist die Personifikation des falschen Prophetentums, welches der Heiland [Mt 7,15] in etwas milderer Weise beschreibt. Es redet, wie der Drache, verführend. Vergl. [Gen 3,1ff]. Was bedeutet dies Tier? Es kommt nicht weiter in der Offenbarung vor in Tiergestalt, wohl aber [Offb 16,13, Offb 19,20, Offb 20,10] unter der Bezeichnung: der falsche Prophet. Es tritt ferner nicht auf ohne das erste, nur als sein Begleiter und Helfer. Wie das erste Tier die widergöttliche Weltmacht des Endes und ihren Herrscher, den Antichrist darstellt, so das zweite diejenige falsche Lehre und Weisheit, welche das religiös sittliche Agens dieser letzten und äußersten Ausgeburt der Menschensünde sein wird. Schon Daniel wies [Dan 7,25, Dan 9,27, Dan 11,38] darauf hin. Das Gleiche sagt der Herr [Mt 24,5] voraus, der heil. Paulus wiederholt es [1Tim 4,1ff, 2Tim 3,1ff, 2Thess 2,9ff]; der heil. Petrus [2Petr 2,1ff, 2Petr 3,3]. Auch die Apokalypse hat schon [Offb 9,20] darauf hingewiesen und in [Offb 5, Offb 6] angedeutet, dass der Antichrist nicht nur mit einer widergöttlichen Macht, sondern auch mit einer widergöttlichen Intelligenz ausgerüstet sein wird. Die widerchristliche Weltmacht und die widerchristliche Weisheit werden denselben Ursprung und dieselbe Ursprungszeit haben, darum steigt das zweite Tier aus der Erde auf, weil diese Weisheit aus dem irdischen denken und Streben der Menschen kommt, und redet wie der Drache, weil sie darauf ausgehen wird, die Menschen zum Abfall und zur Sünde zu verführen. Offenbarung Offb 74 13 12 Et potestatem prioris bestiæ omnem faciebat in conspectu ejus: et fecit terram, et habitantes in ea, adorare bestiam primam, cujus curata est plaga mortis. Alle Gewalt des ersten Tieres übte es unter dessen Augen,¹⁹ und es brachte die Erde und ihre Bewohner dazu, dass sie das erste Tier anbeteten, dessen Todeswunde geheilt worden war.²⁰ Offenbarung Offb 74 13 12 19 Als dessen Diener. Offenbarung Offb 74 13 12 20 Dies war schon V. 4 als Ursache der staunenden Anbetung angegeben. Offenbarung Offb 74 13 13 Et fecit signa magna, ut etiam ignem faceret de clo descendere in terram in conspectu hominum. Und es tat große Zeichen,²¹ so dass es selbst Feuer vom Himmel auf die Erde fallen ließ vor den Augen der Menschen.²² Offenbarung Offb 74 13 13 21 V. 13 17 zeigen, wie es sich in seiner Dienststellung zu dem ersten Tiere betätigt. Offenbarung Offb 74 13 13 22 Dass die falschen Propheten Scheinwunder tun werden, hat der Heiland vorausgesagt [Mt 24,24], und der heil. Paulus hat vor dem Antichristen deshalb in besonderer Weise gewarnt. [2Thess 2,9] Das Feuer enthält eine Anspielung auf das Wunder des Propheten Elias [1Kön 18,37ff, 2Kön 1,10.12]. Der falsche Prophet geht nicht so auf Vernichtung der Feinde aus, als darauf die Menschen zu überzeugen, das seine Kraft eine überirdische ist: Vor den Augen der Menschen. Offenbarung Offb 74 13 14 Et seduxit habitantes in terra propter signa, quæ data sunt illi facere in conspectu bestiæ, dicens habitantibus in terra, ut faciant imaginem bestiæ, quæ habet plagam gladii, et vixit. Und es verführte die Bewohner der Erde durch die Zeichen, welche ihm zu tun gegeben sind vor dem Tiere,²³ indem es den Bewohnern der Erde sagte, sie sollten dem Tiere ein Bild machen, das die Schwertwunde hatte und wieder auflebte.²⁴ Offenbarung Offb 74 13 14 23 Es ist dem falschen Propheten von Gott gegeben, Zeichen zu tun in demselben Sinne wie V. 5, V. 7. Offenbarung Offb 74 13 14 24 Während die christliche Kirche äußerlich immer mehr schwindet, wird die Heilung der Wunde des ersten Tieres als Grund hingestellt, seine überwältigende Macht durch Anbetung zu preisen. Die Worte lauten hier etwas anders als V. 3, V. 12. Hier wird die Ursache der Wunde angegeben, das Schwert, wohl Waffengewalt. Im übrigen ist wohl festzuhalten, dass von einem wirklichen Bilde die Rede ist. Offenbarung Offb 74 13 15 Et datum est illi ut daret spiritum imagini bestiæ, et ut loquatur imago bestiæ: et faciat ut quicumque non adoraverint imaginem bestiæ, occidantur. Und es ward ihm gegeben, dem Bilde des Tieres Geist²⁵ zu verleihen, und dass das Bild des Tieres redet und macht, dass alle, die das Bild des Tieres nicht anbeten, getötet werden. Offenbarung Offb 74 13 15 25 Ein dämonischer Geist (das Gegenteil [Offb 11,11]). Das Bild hat nicht von dem Tiere, von der rohen Gewalt, die Macht zu reden, sondern erst von der geistigen Macht, der lügnerischen Weisheit. Auch das Bild soll durch seine Reden beweisen, dass das Tier, welches durch dieses Zeichen seine göttliche Macht gezeigt, angebetet werden müsse. Offenbarung Offb 74 13 16 Et faciet omnes pusillos, et magnos, et divites, et pauperes, et liberos, et servos habere characterem in dextera manu sua, aut in frontibus suis. Und es bringt alle,²⁶ Klein und Groß, Reich und Arm, Frei und Unfrei,²⁷ dazu, ein Malzeichen auf ihrer rechten Hand oder an ihrer Stirne zu tragen; Offenbarung Offb 74 13 16 26 Dieses Scheinwunder fanatisiert die Anhänger des Tieres derart, dass sie die gläubigen Christen zu töten beginnen. Offenbarung Offb 74 13 16 27 Der Begriff alle wird in anschaulicher Weise zerlegt. Die Anhänger des Tieres erkennen sich an gewissen ihre Zugehörigkeit zu dem Tiere verkündenden Abzeichen, die sie auf Anraten des falschen Propheten annehmen, auf der rechten Hand als Streiter des Tieres, oder auf der Stirn als Sklaven desselben, um so leichter als solche erkannt zu werden. Offenbarung Offb 74 13 17 Et ne quis possit emere, aut vendere, nisi qui habet characterem, aut nomen bestiæ, aut numerum nominis ejus. und dass niemand kaufen oder verkaufen kann, außer wer das Malzeichen hat, oder den Namen des Tieres, oder die Zahl seines Namens.²⁸ Offenbarung Offb 74 13 17 28 Den Christen wird sogar der bürgerliche Verkehr unmöglich gemacht, soweit geht die Intoleranz der Anbeter des Tieres, worauf wohl [Offb 12,6] anspielt. Der Name, um den es sich handelt, ist der des ersten Tieres, wie [Offb 19,20] zeigt. Offenbarung Offb 74 13 18 Hic sapientia est. Qui habet intellectum, computet numerum bestiæ. Numerus enim hominis est: et numerus ejus sexcenti sexaginta sex. Hier ist Weisheit. Wer Verstand hat, der berechne die Zahl des Tieres. Es ist nämlich die Zahl eines Menschen, und seine Zahl ist sechshundert sechsundsechzig.²⁹ Offenbarung Offb 74 13 18 29 Die Zahl, welche durch die Zusammenzählung der Zahlenwerte des Buchstabens herauskommt, ist die Zahl eines Menschen, des Menschen, der dies Tier in sich verwirklicht. In der Erklärung, was die Zahl bedeutet, scheiden sich zwei Richtungen. Die einen nehmen die Zahl rein symbolisch, die anderen als wirklichen Namen. Die symbolische Erklärung stützt sich auf [Dan 3,1ff]. Dort wird das Maß des Bildes der Weltmacht, welches Nebukadnezar seinen Völkern zur Anbetung aufstellen ließ, auf 60 Ellen Höhe und 6 Ellen Breite angegeben. 10 ist die Zahl der Ökumenizität, da es sich um ein Weltreich handelt, ebenso 6 das Zeichen, dass dieses alles erworben hat, was die Welt zu geben vermag. Sechs Tage war Gott tätig, die Welt zu schaffen und gab den Menschen die 6 Tage der Woche, ihr Werk in der Welt zu tun. Daher ist 6 das Wahrzeichen von allem, was Gott durch die Schöpfung gab und was der Mensch durch Arbeit aus der Welt gewinnen kann. Deshalb wird [1Kön 10,14] und [2Chr 9,13] die Menge des Goldes, das Salomon jährlich gewann, auf 666 Talente angegeben, den Weltbesitz des Königs als das Höchste in seiner Art darzustellen. Wie aber die sechs Schöpfungstage dem Sabbat gegenüberstehen, an dem der Mensch in Gott ruhen und das genießen soll, was die Welt nicht geben kann, so tritt in ähnlicher Weise die Zahl 6 in Gegensatz zu 7.: reicht nicht an die sieben heran, das durch 6 Bezeichnete kommt nicht an die göttliche Vollendung. Schon [Dtn 20,10] werden die chanaanitischen Völker sechs gezählt als in das gottentfremdete Weltleben versunkene Stämme. Kommt nun die Zahl 10 hinzu, so wird damit die Charakteristik als Weltmacht beigefügt. Die andere Klasse von Erklärungen sieht in der Zahl einen Namen angedeutet. Doch aus welcher Sprache ist das Alphabet zu nehmen? Die einen wählen das hebräische, da die Gewohnheit, Zahlenrätsel aufzustellen, in dieser Sprache heimisch war, zudem der heil. Johannes durchweg hebräisch gedacht habe, als er griechisch schrieb. Auch sprechen Stellen wie [Offb 9,11, Offb 16,16] dafür. Besonders wird alsdann Nero Cäsar als der bestimmte Name angesehen. Indes kann dieser Kaiser nur als Typus des Antichrist gelten, insofern dieser sich an keiner Persönlichkeit besser anschließen kann, als an den vollendetsten Geist des Bösen auf dem höchsten Throne der Erde. Der heil. Irenäus schlug eine Lösung aus der griechischen Sprache vor und erwähnt als das entsprechende Wort Lateinos, dem er freilich selbst den Namen Teitan vorzieht. Für das griechische Alphabet sprechen sich auch Primas., Viktorin., Beda, Andr. Cäs. aus. Es ist zuletzt nur zu sagen, was mit dem heil. Irenäus Andreas von Cäsarea (530 n. Chr.) sagt: Welcher Name gemeint ist, wird ebenso wie manches Andere noch Verborgene die Zeit offenbaren. Hätte der Name offenkundig und bekannt sein sollen, so hätte der Seher ihn wohl geoffenbart. Offenbarung Offb 74 13 2 Et bestia, quam vidi, similis erat pardo, et pedes ejus sicut pedes ursi, et os ejus sicut os leonis. Et dedit illi draco virtutem suam, et potestatem magnam. Und das Tier, das ich sah, war einem Panther ähnlich,⁴ und seine Füße wie Füße eines Bären, sein Rachen wie der Rachen eines Löwen. Und der Drache gab ihm seine Macht und große Gewalt.⁵ Offenbarung Offb 74 13 2 4 Die weitere Beschreibung erinnert an die vier dem Meere entsteigenden Tiere bei [Dan 7], welche vom Propheten des A. B. als vier Weltreiche gedeutet werden: das babylonische (der Löwe), das medo-persische (der Bär), das macedonische (der Panther) und das römische (ein gestaltloses gräuliches Tier). Das letzte Tier hatte zehn Hörner; ein Staatenbund, aus dem zuletzt als anderes kleines Horn der Antichrist und sein Reich, die Schlussgestalt der gottfeindlichen Mächte, hervorgeht. Während aber Daniel die Entwicklung der Weltmächte in vier Tieren darstellt, kommen hier die Gestaltungen derselben als einzelne Teile eines Tieres wieder, und während bei Daniel vier Köpfe waren, zählt Johannes sieben, wie auch die Hörner, welche bei Daniel nur als eine Zwischengestaltung zwischen dem vierten Tiere und dem Antichrist erscheinen, bei Johannes in den Vordergrund treten, da sie zuerst genannt werden und Diademe tragen. Da nun aus [Offb 11,7], aus der Tiergestalt, aus dem Aufsteigen aus dem Meere und aus der Vergleichung mit [Dan 7] sich zeigt, dass dieses Tier eine aus der Völkerwelt aufsteigende, mit den Zeugen Gottes kämpfende widergöttliche Weltmacht ist, nicht in der Reihenfolge der geschichtlichen Gestaltungen, sondern eine bestimmte Einzelgestalt derselben, so gehört den übrigen Umständen nach die Macht der letzten Gestalt derselben an. Das gleiche zeigt die Erwägung der Einzelheiten. Hörner sind Machtmittel, und daher Sinnbilder der Macht und Mächte. Die zehn Hörner, welche das Tier trägt, bezeichnen nach [Offb 17,12] zehn Könige oder Königtümer. Hier werden die zehn Hörner nicht dem sechsten (dem danielischen vierten entsprechenden) Haupte zugeteilt, sondern ohne nähere Bestimmung des Sitzes derselben dem Tiere selbst, denn das Zehnkönigtum unter dem Antichrist bildet die letzte Phase der widergöttlichen Weltmacht, das siebente Haupt und das Tier selbst. [Offb 17,12] Warum aber führt der Seher die ganze weltgeschichtliche Entwicklung der Weltmacht in den sieben Häuptern, zehn Hörnern, Bärenfüßen usw. vor? Weil, wenn der Stein von Gottes Hand die Füße des Weltmachtbildes zerschlägt, alle Stoffe zertrümmert werden, aus denen die früheren Gestaltungen der Weltmacht gebildet waren. Wie dem Material nach, so ist die letzte Weltmacht den Tendenzen nach den Vorgängern gleich. Wie die Lästernamen lauteten, wird nicht angegeben. Das innerste Wesen des Tieres ist Lästerung. Auch bei [Dan 7,8] redet das den Antichrist und sein Reich bezeichnende Horn Vermessenheit gegen den höchsten Gott. Offenbarung Offb 74 13 2 5 Der Fürst dieser Welt belehnt das Tier vor den Augen des Sehers mit derselben Herrschaft und Macht, die er [Lk 4,6] vergeblich dem Herrn angeboten, und richtet so die Weltmächte zu seinen Werkzeugen für die Verfolgung der Kirche der letzten Zeiten ein. Die Vulgata lässt das zweite Glied: seinen Thron, aus. Nach [Offb 16,10] ist der Thron des Drachen zugleich Thron des Tieres. Offenbarung Offb 74 13 3 Et vidi unum de capitibus suis quasi occisum in mortem: et plaga mortis ejus curata est. Et admirata est universa terra post bestiam. Und ich sah eines von seinen Häuptern wie zum Tode verwundet, aber seine Todeswunde ward geheilt.⁶ Und bewundernd folgte die ganze Erde dem Tiere⁷ nach. Offenbarung Offb 74 13 3 6 Infolge der Belebung seitens des Drachen wird eines der Häupter des Tieres, das der heil. Johannes wie zum Tode geschlachtet erblickt hat, von dieser Todeswunde wieder heil. Das Tier wird so dem Lamme [Offb 5,6] in gewisser Weise gleich und entgegengestellt. (Beda, Rich. Vikt.) Eines der Häupter, eine der geschichtlichen Gestaltungen der Weltmacht, war vernichtet und wird wieder hergestellt. Dies Haupt ist das sechste, die römische Weltmacht. Offenbarung Offb 74 13 3 7 Der Grund der Verwunderung ist die Heilung der Todeswunde. Die ganze Erde, mit Ausnahme des kleinen Häufleins der wahrhaft Gläubigen, folgt dem Tiere. Offenbarung Offb 74 13 4 Et adoraverunt draconem, qui dedit potestatem bestiæ: et adoraverunt bestiam, dicentes: Quis similis bestiæ? et quis poterit pugnare cum ea? Und sie beteten den Drachen an, der die Gewalt dem Tiere gegeben, und sie beteten das Tier an, indem sie sprachen: Wer ist dem Tiere ähnlich? und wer vermag mit ihm zu kämpfen?⁸ Offenbarung Offb 74 13 4 8 Sie bringen dem Tiere anbetende Huldigung dar, die Gott gebührt. Die erste Frage ist eine gotteslästerliche Parodie des Lobes, mit welchem die alttestamentliche Gemeinde die Herrlichkeit Gottes feierte. [Jes 40,25, Ps 34,10, Ps 112,5] In der zweiten drückt sich das Verlangen aus, der Kampf mit denen, welche dem Tiere nicht huldigen, möchte beginnen. Offenbarung Offb 74 13 5 Et datum est ei os loquens magna, et blasphemias: et data est ei potestas facere menses quadraginta duos. Und es ward ihm ein Maul gegeben, groß zu sprechen und Lästerungen auszustoßen; auch ward ihm Gewalt gegeben, so zu tun zweiundvierzig Monate lang.⁹ Offenbarung Offb 74 13 5 9 Hierin liegt für den Christen das Tröstliche, dass das ganze widerchristliche Verhalten des Tieres von der göttlichen Zulassung abhängig ist, also nur so lange währt, wie Gott selbst es aus höherem Grunde will. Offenbarung Offb 74 13 6 Et aperuit os suum in blasphemias ad Deum, blasphemare nomen ejus, et tabernaculum ejus, et eos, qui in clo habitant. Und es tat sein Maul auf zu Lästerungen gegen Gott, seinen Namen zu lästern, und sein Gezelt, und die Bewohner des Himmels.¹⁰ Offenbarung Offb 74 13 6 10 Die Lästerung wird in dreifacher Weise bezeichnet: Gegen Gottes Namen, gegen Gott, wie er sich als Schöpfer und Erlöser offenbart hat; gegen den Himmel; gegen die Himmelsbewohner, die Engel und Seligen. Das Heidentum ist eine Religion des Diesseits und der Gegenwart, die nichts weiß und nichts wissen will von einem Heil in der Zukunft und im Jenseits und von einer Hilfe seitens Gottes. Offenbarung Offb 74 13 7 Et est datum illi bellum facere cum sanctis, et vincere eos. Et data est illi potestas in omnem tribum, et populum, et linguam, et gentem. Auch ward es ihm gegeben, Krieg zu führen mit den Heiligen und sie zu überwinden. Und es ward ihm Gewalt gegeben über alle Stämme und Völker, und Zungen und Nationen.¹¹ Offenbarung Offb 74 13 7 11 Wie trostreich wiederum für die Christen: Es ward ihm gegeben! Das Tier darf erstens, wie es der Drache [Offb 12,7] gewollt und [Offb 13,2] bereitet, den heiligen den Krieg erklären und sie äußerlich besiegen, sie quälen und töten, doch der wahre Sieg, das Beharren in der Treue des Glaubens, verbleibt laut [Offb 12,11] den heiligen unverkürzt. Da nach [Dan 7,21] das kleine Horn, der Antichrist, den Krieg mit den Heiligen führt, ist also das Tier der Antichrist. Zweitens gewinnt das Tier Macht über alle Stämme und Völker und Zungen und Nationen: die Gesamtheit der Erdbewohner, im Gegensatze zu den Heiligen. Offenbarung Offb 74 13 8 Et adoraverunt eam omnes, qui inhabitant terram: quorum non sunt scripta nomina in libro vitæ Agni, qui occisus est ab origine mundi. Und alle Bewohner der Erde¹² beteten es an, deren Namen nicht geschrieben stehen im Lebensbuche des Lammes, welches geschlachtet ist von Anbeginn der Welt an.¹³ Offenbarung Offb 74 13 8 12 Wie [Offb 6,10, Offb 8,13, Offb 11,10] die abgefallenen Massen. Offenbarung Offb 74 13 8 13 Nach [Offb 17,8] gehört das Geschriebensein zu dem Zeitpunkte von Anbeginn der Welt an. Die das geschlachtete Lamm anbeten, leiden freilich Verfolgung, aber gerade dem geschlachteten Lamme gehört das Buch des Lebens. [Offb 3,5] Diese also werden, gleich dem Lamme, durch ihr Leiden siegen, vergl. [Offb 3,21], und durch alle Trübsale zur Herrlichkeit des ewigen Lebens hindurchdringen, während ihre Feinde trotz ihres zeitliches Sieges (V. 7) dem Gerichte verfallen. Offenbarung Offb 74 13 9 Si quis habet aurem, audiat. Wer Ohren hat, der höre!¹⁴ Offenbarung Offb 74 13 9 14 Die Aufforderung geht an die Gläubigen. Offenbarung Offb 74 0 1 C. Zustand der Gottesgemeinde am Schlusse der letzten Weltwoche. Das Lamm steht auf dem Berge Sion umgeben von denen, welche mit dem Zeichen Gottes bezeichnet sind. (V. 5) 3) Sieben die Endkatastrophe darstellende Gesichte. (V. 6 20) a. Drei die Ankunft Christi verkündende Gesichte. (V. 6 13): Drei Engel verkünden, einer nach dem andern, dass das große Babylon untergehen wird (V. 7), dass die, welche das Zeichen des Tieres haben, vernichtet werden sollen (V. 8), während die, welche im Herrn sterben, selig sein werden. (V. 13) b. Ein die Ankunft Christi darstellendes Gesicht (V. 14) Der Menschensohn erscheint in einer weißen Wolke, eine scharfe Sichel in der Hand haltend. C. Drei die Folgen der Ankunft Christi offenbarende Gesichte. (V. 15 20): Der auf der Wolke Sitzende erntet die Erde ab. (V. 16) Erscheinung eines anderen Engels mit scharfer Sichel. (V. 17) Lese und Kelter des Zornes Gottes. Offenbarung Offb 74 14 1 Et vidi: et ecce Agnus stabat supra montem Sion, et cum eo centum quadraginta quatuor millia habentes nomen ejus, et nomen Patris ejus scriptum in frontibus suis. Und ich schaute,¹ und siehe das Lamm stand auf dem Berge Sion,² und mit ihm hundert und vierundvierzig Tausend, welche seinen Namen und seines Vaters Namen auf ihren Stirnen geschrieben trugen.³ Offenbarung Offb 74 14 1 1 Das vorliegende Kapitel enthält zwei einander aufnehmende Visionen (V. 1 5 und 6 20). Das erste Gesicht schließt sich den Gesichten [Offb 12, Offb 13] an, die es weiter führt. Wir haben die Gläubigen in der höchsten Bedrängnis, die Weltmacht auf dem Gipfel ihrer Macht gesehen. Die erste Vision dieses Kapitels zeigt uns das Ergebnis dieser Kämpfe. Offenbarung Offb 74 14 1 2 Gott hält seine [Offb 7,1ff] gegebene Verheißung, er rettet sein Volk durch die große Trübsal der zweiten Hälfte der letzten Weltwoche hindurch. Das Überraschende dieses Gesichtes kennzeichnet die Einleitung: und siehe. Sion ist das irdische Jerusalem. Dort sieht der heil. Johannes den Herrn in der Gestalt des Lammes, mithin noch nicht als Sieger, noch nicht wie er über seine Feinde triumphiert. Vergl. die nächste Anmerkung. Offenbarung Offb 74 14 1 3 Es sind die bereits [Offb 7,2-8] beschriebenen Sieger. Der heil. Johannes hatte nach jenem Gesichte den weiteren Verlauf der letzten Weltwoche geschaut, insbesondere die Bedrückung und Zurückdrängung der Christen durch die antichristliche Weltmacht. Jetzt sieht er, dass Gott gehalten, was er zuvor versprochen. Doch die 144ooo stellen sich anders dar als Johannes sie [Offb 7,2-8] gesehen. Dort erhielten sie das bewahrende Siegel, hier ist nicht dieses mehr an ihren Stirnen, sondern die ausgeschriebenen Namen des Lammes und des Vaters, durch die sie als Eigentum des Lammes und des Vaters bezeichnet und so den mit dem Male des Tieres Gezeichneten entgegengestellt werden. Der Heiland erscheint als Lamm, weil die 144000 ihm durch Blut und Leiden nachgefolgt sind in der Kraft, die er ihnen durch sein Leiden erworben; er ist ihr Mittelpunkt. Wie einst die Urgemeinde von Sion ausging, so erscheint hier die Kirche des Endes an derselben Stätte. Nach Hieron. sind diese 144000 die aus Israels Stämmen Besiegelten [Offb 7,4], nach andern Gläubige aus allen Völkern gesammelt. Offenbarung Offb 74 14 10 Et hic bibet de vino iræ Dei, quod mistum est mero in calice iræ ipsius, et cruciabitur igne, et sulphure in conspectu Angelorum sanctorum, et ante conspectum Agni: der soll auch von dem Zornweine Gottes trinken, der ungemischt eingeschenkt ist in den Kelch seines Zornes,²² und soll gepeinigt werden mit Feuer und Schwefel vor den heiligen Engeln und vor dem Lamme.²³ Offenbarung Offb 74 14 10 22 Die Worte sind dem V. 9 über Babel selbst ergangenen Ausspruche entlehnt. Der Zornwein Gottes ist ungemischt, wie Wein ohne Wasser, d. i. nicht gemildert. Was sonst ein menschliches Unglück leichter zu gestalten pflegt, fehlt hier. Offenbarung Offb 74 14 10 23 Die Strafen werden in ihren Einzelheiten beschrieben: Die Anhänger des Tieres werden mit Feuer und Schwefel gequält werden (vergl. das Strafgericht Gottes an Sodoma [Gen 19,24]), ihre Strafe wird ewig währen (das Bild des Rauches ist aus [Jes 66,24] entnommen), sie werden nie innere Ruhe haben. (Gegensatz V. 13) Zur Erhöhung ihrer Pein werden sie ihre Strafe vor den Engeln und dem von den Anbetern des Tieres verachteten und verfolgten Lamme dulden, dessen Anblick ihnen beständig vorhalten wird, dass sie Gnade und Seligkeit hätten erlangen können. Offenbarung Offb 74 14 11 Et fumus tormentorum eorum ascendet in sæcula sæculorum: nec habent requiem die ac nocte, qui adoraverunt bestiam, et imaginem ejus, et si quis acceperit characterem nominis ejus. Und der Rauch ihrer Qualen wird aufsteigen in alle Ewigkeit; und sie haben keine Ruhe Tag und Nacht, die das Tier und sein Bild anbeteten, und wer das Malzeichen seines Namens annimmt. Offenbarung Offb 74 14 12 Hic patientia Sanctorum est, qui custodiunt mandata Dei, et fidem Jesu. Hier ist die Geduld der Heiligen, welche die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus bewahren.²⁴ Offenbarung Offb 74 14 12 24 In V. 12, V. 13 werden zwei Ermunterungen eingeschoben, und so die erste Gruppe, die drei ersten Engel, von den Folgenden geschieden. V. 12 redet der Apostel besonders die Gläubigen an, welche in der letzten großen Prüfungszeit leben werden. Offenbarung Offb 74 14 13 Et audivi vocem de clo, dicentem mihi: Scribe: beati mortui, qui in Domino moriuntur. Amodo jam dicit Spiritus, ut requiescant a laboribus suis: opera enim illorum sequuntur illos. Und ich hörte eine Stimme vom Himmel zu mir sagen: Schreibe: Selig sind die Toten, die im Herrn sterben!²⁵ Von nun an bereits,²⁶ spricht der Geist,²⁷ sollen sie ausruhen von ihren Mühen;²⁸ denn ihre Werke folgen ihnen nach.²⁹ Offenbarung Offb 74 14 13 25 Dies Wort des Trostes spricht eine himmlische Stimme, es ist also ein auf immer gültiges. Der Seher soll es aufschreiben, damit es bleibe und die Gläubigen je und je stärke. Dieses Wort bildet den tröstlichen Gegensatz zu V. 10, V. 11, in denen von dem Schicksale der Anbeter des Tieres die Rede war. So steht der Vers mit dem Vorhergehenden in Verbindung, mit dem Folgenden aber durch den Trost, den er allen Christen spendet, ehe er das Glück der bei der Ankunft des Herrn lebenden Gläubigen schildert. Im Herrn sterben, ist im Glauben an Christus abscheiden. [1Thess 4,16, 1Kor 15,18] Offenbarung Offb 74 14 13 26 Die Bestimmung: Von nun an gehört nach dem Griechischen zu dem Vorhergehenden: welche im Herrn sterben. Im Griech. beginnt der zweite Satz: Ja, spricht der Geist. Die von nun an im Herrn Sterbenden sind selig zu preisen. Die früher im Herrn Gestorbenen also etwa nicht? Nicht diese bilden den Gegensatz. Da der Apostel V. 14 16 beschreibt, wie der Heiland bei seiner Wiederkunft die dann noch lebenden Frommen einernten wird, will er vorweg sagen, dass jene keinen Vorzug haben vor den früher Gestorbenen. Offenbarung Offb 74 14 13 27 Die Stimme spricht wohl den ganzen Vers; sie erklärt dem heil. Johannes, was der Geist der Weissagung ihr bezeugt. Vergl. [Offb 19,9.10]. Offenbarung Offb 74 14 13 28 Die Ruhe bildet den Gegensatz zu den Mühen und Kämpfen, in welchen die überlebenden Glieder der Kirche Christi noch ausharren müssen. Offenbarung Offb 74 14 13 29 Die Ruhe wird erklärt als Lohn für die hienieden vollbrachten wahrhaft guten Werke. Offenbarung Offb 74 14 14 Et vidi et ecce nubem candidam: et super nubem sedentem similem Filio hominis, habentem in capite suo coronam auream, et in manu sua falcem acutam. Und ich schaute, und siehe,³⁰ eine weiße Wolke, und auf der Wolke saß einer ähnlich einem Menschensohne: der hatte auf seinem Haupte eine goldene Krone, und in seiner Hand eine scharfe Sichel.³¹ Offenbarung Offb 74 14 14 30 Die Eingangsformel weist auf eine besonders bedeutsame Erscheinung hin. Offenbarung Offb 74 14 14 31 Der ganzen Schilderung nach wird Christus bezeichnet, wie er zum Gerichte kommt, (Thom.) da er sich selbst als auf den Wolken kommend bezeichnet, [Mt 24,30] ebenso [Dan 7,13], und [Offb 1,13] einem Menschensohne ähnlich genannt wird. Die weiße Farbe zeigt, dass es mit dem Erscheinen des Menschensohnes licht wird, die goldene Krone ist die Siegeskrone, [Offb 6,2] zog er aus zu siegen, als Sieger kommt er jetzt, weshalb er nicht wie dort einen Bogen, sondern eine scharfe Sichel hat. Andere Ausleger fassen die Gestalt freilich als einen Engel, der Christus vertritt, gestützt auf [Mt 13,39ff], wo die Engel als Schnitter bezeichnet werden. Offenbarung Offb 74 14 15 Et alius Angelus exivit de templo, clamans voce magna ad sedentem super nubem: Mitte falcem tuam, et mete quia venit hora ut metatur, quoniam aruit messis terræ. Und ein anderer Engel trat aus dem Tempel hervor und rief mit lauter Stimme dem, der auf der Wolke saß, zu:³² Lege deine Sichel an und ernte; denn die Stunde der Ernte ist gekommen, denn die Ernte der Erde ist reif geworden.³³ Offenbarung Offb 74 14 15 32 Der Engel (ein anderer im Gegensatze zu den V. 6, V. 8 genannten) tritt aus dem Tempel, der Wohnung Gottes [Offb 11,19] hervor. Er ruft im Namen Gottes des Vaters, der sich Zeit und Stunde des Gerichtes vorbehalten [Apg 1,7] dem Herrn, zu, vergl. [Joh 5,30, Joh 19,27], dass es Zeit sei, Gericht zu halten. Die Wirkung der Wiederkunft des Herrn wird in zwei Bildern, der Ernte (V. 14 16) und der Weinlese (V. 17 20), dargestellt. Die Ernte hält der Heiland persönlich, die Lese und Kelterung nimmt dann ein dritter Engel vor (V. 19, V. 20) auf Weisung eines erscheinenden zweiten Engels. Offenbarung Offb 74 14 15 33 Da die ganze Erde reif ist, sind alle Bewohner der Erde, nachdem Sünde und Heil in der Weltentwicklung ihre Vollendung erreicht haben, jene in der antichristlichen Weltmacht, diese in der Kirche der Letztheit (wie es 2,1 14,5 vorausgeht) zur Ernte bestimmt. Indes ist doch ein Unterschied zu machen. In dem ersten Bilde werden die Gläubigen dargestellt, in dem zweiten [Offb 17,20] wird das Endgericht über die Gottlosen geschildert. Die Seinen holt der Heiland heim nach [Joh 14,3], seine Feinde zusammenzulesen sendet der Herr seine Engel aus. [Mt 13,41] Offenbarung Offb 74 14 16 Et misit qui sedebat super nubem, falcem suam in terram, et demessa est terra. Und der auf der Wolke saß, schwang seine Sichel³⁴ über die Erde, und die Erde ward abgeerntet. Offenbarung Offb 74 14 16 34 Diese kennzeichnet ihn als Herrn der Ernte. Offenbarung Offb 74 14 17 Et alius Angelus exivit de templo, quod est in clo, habens et ipse falcem acutam. Und ein anderer Engel trat aus dem Tempel, der im Himmel ist, hervor; auch er eine scharfe Sichel haltend.³⁵ Offenbarung Offb 74 14 17 35 Auch dieser Engel kommt aus dem Tempel, also als Gottesbote, nur hat er nicht, wie die Engel V. 15, V. 17 einen Befehl auszurichten, sondern auszuführen. Er hält ein Winzermesser in der Hand, doch wird der gleiche Ausdruck wie V. 14 gebraucht, um die Gemeinsamkeit des Werkes zu bezeichnen. Offenbarung Offb 74 14 18 Et alius Angelus exivit de altari, qui habebat potestatem supra ignem: et clamavit voce magna ad eum, qui habebat falcem acutam, dicens: Mitte falcem tuam acutam, et vindemia botros vineæ terræ: quoniam maturæ sunt uvæ ejus. Und ein anderer Engel kam von dem Altare³⁶ hervor, der hatte Gewalt über das Feuer, und er rief mit lauter Stimme dem zu, der die scharfe Sichel hatte, und sprach: Schwinge deine scharfe Sichel und schneide die Trauben vom Weinstocke der Erde;³⁷ denn seine Trauben sind reif! Offenbarung Offb 74 14 18 36 Von dem Brandopferaltare, der schon [Offb 8,3-5] erwähnt wurde. Das Feuer, das auf diesem Altare brennt, ist das Feuer der göttlichen Gerechtigkeit und Heiligkeit, welches alles sündhafte Wesen verzehrt; über dieses Feuer des göttlichen Strafgerichtes hat der Engel Gewalt. Dies Strafgericht soll folgen. Offenbarung Offb 74 14 18 37 Die ganze Erde ist wie ein Weinstock gedacht: es sind die Bösen, die geerntet werden. (Beda, Thom.) Das Bild der Weinernte für das Gericht über die Feinde Gottes kehrt in der heil. Schrift häufig wieder. [Joel 4,13, Jer 49,9, Jes 63,2] Offenbarung Offb 74 14 19 Et misit Angelus falcem suam acutam in terram, et vindemiavit vineam terræ, et misit in lacum iræ Dei magnum: Und der Engel schwang seine scharfe Sichel über die Erde, und las den Weinstock der Erde ab, und warf es in die große Kelter des Zornes Gottes.³⁸ Offenbarung Offb 74 14 19 38 Vergl. [Mt 13,41.42]. Die Kelter ist ein Werkzeug des Zornes Gottes. Offenbarung Offb 74 14 2 Et audivi vocem de cælo, tamquam vocem aquarum multarum, et tamquam vocem tonitrui magni: et vocem, quam audivi, sicut cithardorum citharizantium in citharis suis. Und ich hörte eine Stimme vom Himmel, wie das Rauschen vieler Wasser und wie das Rollen starken Donners, und die Stimme, die ich hörte, war wie das Spiel von Harfenspielern, die auf ihren Harfen spielten.⁴ Offenbarung Offb 74 14 2 4 Die Stimme hatte zu Anfang einen anderen Klang als nachher. Zuerst hörte er sie wie das Rauschen vieler Wasser, wie die Stimme vieler, vergl. [Offb 19,6], und stark wie das Rollen des Donners, dann lieblich wie die Stimme von Zitherspielern, die auf ihren Harfen spielen. Offenbarung Offb 74 14 20 Et calcatus est lacus extra civitatem, et exivit sanguis de lacu usque ad frenos equorum per stadia mille sexcenta. Und die Kelter ward außerhalb der Stadt³⁹ getreten, und Blut floss aus der Kelter bis an die Zäume der Pferde, tausend sechshundert Stadien weit.⁴⁰ Offenbarung Offb 74 14 20 39 Dies Gesicht schließt nicht, wie das V. 16, mit der Ausführung des Befehles ab, sondern fügt den Zusatz bei: Außerhalb der Stadt, außerhalb Jerusalems, der Kirche, der lebendigen Gottesgemeinde der letzten Tage, welche [Offb 14,1] gezeigt ist. Offenbarung Offb 74 14 20 40 Das Bild der Weinlese geht in die Beschreibung der Wirklichkeit, der Tötung der Gottlosen über. Es findet ein so gewaltiges Blutbad statt, dass die Pferde, auf denen die zu Richtenden sitzen, bis an die Zügel im Blute gehen. Der Blutstrom dehnt sich noch 1600 Stadien (über 310 Kilometer) weit aus. Diese Zahl wird am besten symbolisch gedeutet. Die Grundzahl 4 multipliziert mit sich selbst und dann verhundertfacht, da 4 die Signatur der Erde ist, soll bezeichnen, dass das Blutmeer sich über alle vier Teile derselben ergießt, das furchtbare Gericht die ganze Erde umspannt. (Beda, Viktorin.) Vergl. [Offb 7,4]. Die Zahl besagt also, dass Zahl, Schlacht usw. nur der Darstellung dienen. Offenbarung Offb 74 14 3 Et cantabant quasi canticum novum ante sedem, et ante quatuor animalia, et seniores: et nemo poterat dicere canticum, nisi illa centum quadraginta quatuor millia, qui empti sunt de terra. Und sie⁵ sangen wie ein neues Lied⁶ vor dem Throne und vor den vier lebenden Wesen und den Ältesten; und Niemand konnte das Lied singen,⁷ als jene hundertundvierundvierzig Tausend, die erkauft sind von der Erde.⁸ Offenbarung Offb 74 14 3 5 Zu der streitenden Kirche gesellt sich hier die triumphierende, ähnlich wie [Offb 7,9ff]. Die Vollendeten singen gleichsam den noch auf Erden befindlichen 144000 das Lied vor, und nur diese können es lernen, weil nur sie jene Eigenschaften besitzen, welche dazu erfordert werden. Offenbarung Offb 74 14 3 6 Ein neues Lied ist auch ein Lied, welches eine neue Gnadentat Gottes preist. Während des Singens standen sie vor Gott, an den sie ihr Lied richteten. Offenbarung Offb 74 14 3 7 Griech.: lernen; so nämlich, dass sie es mitsingen können. Offenbarung Offb 74 14 3 8 Der Ausdruck weist auf [Offb 5,9] zurück. Sie sind von der ganzen Erde erkauft und obwohl noch auf Erden, doch nicht von der Erde. Offenbarung Offb 74 14 4 Hi sunt, qui cum mulieribus non sunt coinquinati: virgines enim sunt. Hi sequuntur Agnum quocumque ierit. Hi empti sunt ex hominibus primitiæ Deo, et Agno. Diese sind es, die sich mit Weibern nicht befleckt haben,⁹ denn sie sind jungfräulich. Sie sind es, die dem Lamme folgen, wohin es immer geht. Sie sind erkauft¹⁰ aus den Menschen als Erstlinge Gott und dem Lamme, Offenbarung Offb 74 14 4 9 Seit dem Sündenfall hat der natürliche Geschlechtsgebrauch, auch der eheliche, etwas Verunreinigendes an sich, vergl. [Lev 15,8], das nur durch das Sakrament gehoben wird. Mit Beziehung darauf ist das Wort sich beflecken gewählt. Die Jungfräulichkeit, welche hier gepriesen wird, haben jene alle in der Verfolgung des Antichristen bewahrt (Aug., Hier., Beda), sie eignet also nicht nur Männern, sondern auch Frauen. Wie diese auf Erden den Stachel des Fleisches überwunden haben und Christus nachgefolgt sind, so folgen sie im himmlischen Chore dem Lamme, wohin es geht, sind dem Lamme immer am nächsten (Aug.), genießen vor den übrigen Heiligen die Freude der Seligkeit. Offenbarung Offb 74 14 4 10 Zwar sind alle seligen erkauft, doch diese jungfräulichen Seelen als Erstlinge der Vollendung, als Blüte, als besonderes Opfer für Gott und das Lamm. Offenbarung Offb 74 14 5 Et in ore eorum non est inventum mendacium: sine macula enim sunt ante thronum Dei. und in ihrem Munde ward kein Trug erfunden; denn sie sind ohne Makel vor dem Throne Gottes.¹¹ Offenbarung Offb 74 14 5 11 Der zweite Vorzug, welcher ihnen eigen ist, ist die Wahrhaftigkeit, gegenüber der Herrschaft des Lügenpropheten. [Offb 13,13-17] Schon [Offb 7,12] sind sie so geschildert, dass der Teufel nichts an ihnen fand. Das sieghafte Weib [Offb 12] ist das Bild der Kirche in der Verfolgung während der zweiten Hälfte der letzten Weltwoche, hier wird die Kirche durch dieselbe vollbereitet und aus derselben errettet dargestellt, ein Abbild der himmlischen. Offenbarung Offb 74 14 6 Et vidi alterum Angelum volantem per medium cli, habentem Evangelium æternum, ut evangelizaret sedentibus super terram, et super omnem gentem, et tribum, et linguam, et populum: Und ich sah¹² einen anderen Engel mitten durch den Himmel hinfliegen,¹³ der das ewige Evangelium¹⁴ hatte, frohe Botschaft den Bewohnern der Erde zu bringen, allen Völkern, und Stämmen, und Zungen und Nationen,¹⁵ Offenbarung Offb 74 14 6 12 Nachdem 6,1 11,13 den Verlauf der ersten Hälfte der letzten Weltwoche, und 11,15 14,5 den Verlauf der zweiten Hälfte dieser Woche bis zu ihrem Schlusse gezeigt, folgt nun die Endkatastrophe 14,6 22,5 mit ihren Folgen. Zunächst zeigt der Apostel 14,6-20 dieselbe in weiten Umrissen, um sie dann 15,1 2,5 in einer Reihe von Gesichten ihren einzelnen Momenten nach vorzuführen. In dem folgenden Abschnitte V. 6 20 wir diese Endkatastrophe in sieben Gesichten gezeigt, so dass die Wiederkunft des Herrn als viertes in die Mitte tritt, während die ersten drei dieselbe und ihr Ziel ankündigen, die drei folgenden die Folgen der Wiederkunft in allgemeinen Zügen darstellen. Demgemäß sind die Gesichte nicht wie die bei den Gemeinden in 3 und 4, oder wie bei den sieben Siegeln in 4 und 3, sondern in 3, 1, 3, geteilt, wie sich dies demgemäß 17,1 22,5 bei den Schalenengeln wiederholt. Offenbarung Offb 74 14 6 13 Den sieben Posaunen- und Schalenengeln entsprechend treten V. 6, V. 8, V. 9, V. 14, V. 15, V. 17, V. 18 sieben verschiedene Wesen auf, sechs Engel und in ihrer Mitte der Heiland. Offenbarung Offb 74 14 6 14 Das Evangelium kann nur die frohe Botschaft von Christus sein. Diese soll in der letzten Weltstunde noch einmal verkündet werden. Vergl. [Offb 10,7]. Offenbarung Offb 74 14 6 15 Allen, Christen wie Ungläubigen, Frommen wie Gottlosen. Offenbarung Offb 74 14 7 Dicens magna voce: Timete Dominum, et date illi honorem, quia venit hora judicii ejus: et adorate eum, qui fecit clum, et terram, mare, et fontes aquarum. und er sprach mit starker Stimme: Fürchtet den Herrn,¹⁶ und gebet ihm die Ehre; denn die Stunde seines Gerichtes ist gekommen. So betet den an, der den Himmel und die Erde, und das Meer und die Wasserquellen geschaffen hat!¹⁷ Offenbarung Offb 74 14 7 16 Des Endgerichtes. Offenbarung Offb 74 14 7 17 Den wahren Gott im Gegensatze zu dem Tiere. Die Vierteilung der Welt findet sich schon [Offb 8,6.8]. Die Vergangenheit steht proleptisch an Stelle der Zukunft. Offenbarung Offb 74 14 8 Et alius Angelus secutus est dicens: Cecidit, cecidit Babylon illa magna: quæ a vino iræ fornicationis suæ potavit omnes gentes. Und ein zweiter Engel folgte ihm und rief: Gefallen,¹⁸ gefallen ist Babylon, das Große,¹⁹ welches mit dem Zornwein seiner Unzucht alle Völker getränkt hat.²⁰ Offenbarung Offb 74 14 8 18 Seit dem Turmbau zu Babel ist Babel Typus der sich gegen Gott vereint empörenden Menschen, doch bietet dem heiligen Seher wohl auch Rom sich als Gegenbild, welches das dereinstige Babel der Endzeit darstellt. Offenbarung Offb 74 14 8 19 Babel wird als das Große bezeichnet mit Beziehung auf [Dan 4,27], wo Nebukadnezar es so nennt. Gemeint ist die Hauptstadt der Weltmacht. Offenbarung Offb 74 14 8 20 Der Wein der Buhlerin hat zwei charakteristische Eigenschaften: Es ist ein Wein, welcher die Völker verführt, ihr abgöttisch zu huldigen, siehe [Offb 17,2], und zugleich ein Wein, welcher kraft des Zornes Gottes den Taumel der Völker wirkt. Offenbarung Offb 74 14 9 Et tertius Angelus secutus est illos, dicens voce magna: Si quis adoraverit bestiam, et imaginem ejus, et acceperit characterem in fronte sua, aut in manu sua: Und ein dritter Engel folgte ihnen und rief mit lauter Stimme:²¹ Wer das Tier und sein Bild anbetet und das Malzeichen an seiner Stirne oder auf seiner Hand annimmt, Offenbarung Offb 74 14 9 21 Nicht nur die Hauptstadt der antichristlichen Weltmacht, und damit diese selbst, wird die Strafe treffen, sondern auch alle einzelnen, welche, sich gegen den letzten Mahnruf verstockend, in ihr geblieben sind. Offenbarung Offb 74 0 1 4) Die, die Momente der Endkatastrophe darstellenden Gruppen der Schalen- und Schalenengel-Gesichte (15,1 22,5): 1. Gruppe der sieben Schalengesichte. (15,1 16,21) A. Einleitendes Gesicht (V. 1 8) Offenbarung Offb 74 15 1 Et vidi aliud signum in clo magnum, et mirabile, Angelos septem, habentes plagas septem novissimas: quoniam in illis consummata est ira Dei. Und ich sah ein anderes Zeichen im Himmel, groß und wunderbar:¹ Sieben Engel, welche die sieben letzten Plagen hatten; denn durch sie ward der Zorn Gottes vollendet.² Offenbarung Offb 74 15 1 1 Ein anderes Zeichen ist es im Gegensatze zu dem Gesichte [Offb 14,1ff, Offb 14,14ff]. Groß und wunderbar ist es, weil sich in ihm die Größe und Herrlichkeit, die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes in besonderer Weise kundtun. Dies wird auch durch das Erscheinen von sieben Engeln zugleich, die mit Schalen versehen sind, ausgedrückt. Der Apostel sieht die Engel wohl noch nicht, sondern gibt in diesem Verse gleichsam eine kurze Inhaltsangabe des bevorstehenden Gesichtes, gleichsam eine gemeinsame Überschrift für [Offb 15, Offb 16]. Der Vision der streitenden Mächte in [Offb 12, Offb 13] tritt die Vision der Engel gegenüber, welche das Gericht über jene, die Kirche verfolgende Macht bringen. [Offb 15,1] und [Offb 17,1] beginnen beide mit dem Zeitpunkte, der Kap. 14 V. 16 20 geschildert ist, dem Ausgang der zweiten Hälfte der letzten Weltwoche. Nur Kap. 20 22 führen dann über diese hinaus. In [Offb 6,1-8] wird die Einleitung der Plagen gegeben, deren Steigerung nach [Offb 8,7-12] das Ende herbeiführt. Diese Herbeiführung schildert der Apostel jetzt Kap. 15,1 16,21. So schließt dieser Abschnitt sich in gewisser Weise an die aus Kap 6 und 8 angeführten Stellen an, setzt deren Inhalt fort. Die anderen, die Wiederkunft Christi begleitenden Folgen werden 17,1 22,5 in sieben Gesichten dargestellt. Offenbarung Offb 74 15 1 2 Die sieben Gesichte zerfallen wieder in 4 und 3, wie die Siegel- und Posaunengesichte, die Vierzahl das Zeichen der Ausbreitung in alle vier Himmelsgegenden, die Dreizahl das Zeichen Gottes. Die Plagen heißen die letzten [Dan 11,36], weil durch sie der Zorn Gottes vollendet wird. Das Wort Plagen erinnert an die ägyptischen Plagen. Offenbarung Offb 74 15 2 Et vidi tamquam mare vitreum mistum igne, et eos, qui vicerunt bestiam, et imaginem ejus, et numerum nominis ejus, stantes super mare vitreum, habentes citharas Dei: Und ich schaute,³ wie ein gläsernes Meer gemischt mit Feuer;⁴ und die über das Tier, und sein Bild, und über die Zahl seines Namens gesiegt hatten,⁵ standen an dem gläsernen Meere, und hatten Harfen Gottes,⁶ Offenbarung Offb 74 15 2 3 Ehe die Plagen wirklich ergehen, wird das Ereignis im Himmel wieder vorbereitet und im Voraus gefeiert, wie [Offb 11,15]. Wie nach den ägyptischen Plagen das errettete Israel mit Moses ein Siegesdanklied sang [Ex 15], so singen hier die bereits vollendeten Sieger schon vor dem letzten Siege des Herrn über die antichristliche Welt ihren Lobgesang, wie [Offb 12,10]. Offenbarung Offb 74 15 2 4 Das gläserne Meer ist der Himmel, in dem die Seligen weilen, welche [Offb 14,2.3] den 144000 das Loblied vorsangen. Zu jenen sind die während der antichristlichen Zeit und Verfolgung Getöteten hinzugekommen. Der Himmel ist rein, nicht getrübt, doch spiegelt sich jetzt in ihm das Zornfeuer des zum Endgerichte sich bereitenden Zornes Gottes wieder. Offenbarung Offb 74 15 2 5 Die in der Zeit des Antichrist in der zweiten Hälfte der letzten Jahrwoche getöteten Märtyrer, welche zwar dem Leibe nach dem Tiere unterlagen, ihre Seele aber von dessen Dienst unbefleckt erhielten. Sie sind unterschieden von den 144000 in [Offb 7,3-8] und den [Offb 14,1-5] Geschilderten, welche die Ankunft Christi erleben, und ebenso von den im Himmel Seligen aus allen Zeiten, welche [Offb 14,2.3] das Lied vorsingen: Zu diesen Letzteren treten sie hier hinzu. Es sind also dieselben, welche nach [Offb 6,11] noch getötet werden sollen und die [Offb 7,9-16] aus der Trübsal zu Gott kommen die hier nun bei Gott sind und sich des Gerichtes freuen. Offenbarung Offb 74 15 2 6 Sie haben Harfen, wie die [Offb 14,2] Erwähnten, zu denen sie hinzugetreten sind, Harfen Gottes, weil diese ihnen von Gott und zu seinem Preise gegeben waren. Offenbarung Offb 74 15 3 Et cantantes canticum Moysi servi Dei, et canticum Agni, dicentes: Magna, et mirabilia sunt opera tua Domine Deus omnipotens: justæ et veræ sunt viæ tuæ, Rex sæculorum. und sangen das Lied Moses, des Dieners Gottes, und das Lied des Lammes,⁷ und sprachen: Groß und wunderbar⁸ sind deine Werke,⁹ Herr, Gott, Allmächtiger! gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, König der Ewigkeit! Offenbarung Offb 74 15 3 7 Der Lobgesang, den die Sieger singen, wird als Lied Moses, des Dieners Gottes im vorzüglichen Sinne [Ex 14,31] u. a. bezeichnet und zugleich das Lied des Lammes genannt. Entweder nimmt man die Worte in dem Sinne, dass sie die Taten Gottes, die er durch Moses und das Lamm vollbracht, sangen, oder es heißt das Lied, aus dem ein Teil oder der Inhalt angegeben wird, so mit Beziehung auf den Lobgesang [Ex 15], der die Erlösung des Volkes Israel aus harter Bedrückung und das Gericht über seine Feinde pries. Darin hat Moses eine gewisse Ähnlichkeit mit Christus, dass Gott durch ihn Erlösung seines Volkes und Vernichtung seiner Feinde gewirkt. Wieder andre indes beziehen den Ausdruck auf das Lied Moses [Dtn 32], an dessen Inhalt es einigermaßen anklingt. Offenbarung Offb 74 15 3 8 Vorbild [Ps 110,2, Ps 138,4] Offenbarung Offb 74 15 3 9 Vergl. [Ps 144,7, Dtn 32,4]. Gottes Werke sind seine Führungen. Je näher dem Ziele, desto mehr zeigt sich deren Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit in der Weltgeschichte. Daher im Griech. die Anrede: König der Völker. (Vulg. König der Ewigkeiten) Offenbarung Offb 74 15 4 Quis non timebit te Domine, et magnificabit nomen tuum? quia solus pius es: quoniam omnes gentes venient, et adorabunt in conspectu tuo, quoniam judicia tua manifesta sunt. Wer sollte dich nicht fürchten, Herr! und deinen Namen preisen?¹⁰ Du allein ja bist heilig. Ja,¹¹ alle Völker werden kommen, und vor dir anbeten,¹² denn deine Gerichte sind offenbar geworden.¹³ Offenbarung Offb 74 15 4 10 Vergl. [Jer 10,7]. Offenbarung Offb 74 15 4 11 Also ist Gott zu fürchten. Offenbarung Offb 74 15 4 12 Ohne Rücksicht darauf, ob alle einzelnen sich bekehren. Offenbarung Offb 74 15 4 13 In deinen Strafgerichten. Offenbarung Offb 74 15 5 Et post hæc vidi, et ecce apertum est templum tabernaculi testimonii in clo: Und darnach schaute ich, und siehe, der Tempel des Gezeltes des Zeugnisses im Himmel tat sich auf;¹⁴ Offenbarung Offb 74 15 5 14 Nach dem einleitenden Gesange treten die sieben Engel aus dem Tempelhause hervor, in welchem das die Gesetzeslade enthaltende Allerheiligste sichtbar wird. War zuvor der Blick des Sehers [Offb 11,19] auf die ganze Bundeslade gerichtet, welche Gesetz und Gnade, die Tafeln Moses und den Sühndeckel enthielt, so schaut er jetzt wohl besonders die Tafeln des Gesetzes, da es sich um die Vergeltung handelt. Offenbarung Offb 74 15 6 Et exierunt septem Angeli habentes septem plagas de templo, vestiti lino mundo, et candido, et præcincti circa pectora zonis aureis. und es gingen die sieben Engel aus dem Tempel hervor, welche die sieben Plagen hatten, angetan mit reiner lichter Leinwand, und um die Brust gegürtet mit goldenen Gürteln.¹⁵ Offenbarung Offb 74 15 6 15 Die Schilderung erinnert an [Ez 9,2ff] und [Dan 10,5]; die weiße Leinwand und der ihnen mit Christus gemeinsame goldene Gürtel, vergl. [Offb 1,13], charakterisieren ihre priesterliche und königliche Würde. Ehe sie heraustraten, standen sie anbetend vor dem Herrn und handeln nun in königlicher Machtvollkommenheit. Offenbarung Offb 74 15 7 Et unum de quatuor animalibus dedit septem Angelis septem phialas aureas, plenas iracundiæ Dei viventis in sæcula sæculorum. Und eines der vier Wesen¹⁶ gab den sieben Engeln sieben goldene Schalen, gefüllt mit dem Zorne Gottes, der in alle Ewigkeit lebt.¹⁷ Offenbarung Offb 74 15 7 16 Eines der vier Wesen gibt die Schalen, um anzudeuten, dass der dieselbe füllende Zorn (wohl Feuer) und sein Werk vom Throne Gottes ausgehend als Akt der höchsten Gerechtigkeit golden sind. Offenbarung Offb 74 15 7 17 Die Schalen, weil Gott durch die Strafen verherrlicht wird. Da Gott in alle Ewigkeit lebt, wird er, ja muss er das Böse sicher strafen. Offenbarung Offb 74 15 8 Et impletum est templum fumo a majestate Dei, et de virtute ejus: et nemo poterat introire in templum, donec consummarentur septem plagæ septem Angelorum. Und der Tempel ward voll Rauch von der Herrlichkeit Gottes, und von seiner Macht, und niemand konnte in den Tempel eintreten, bis die sieben Plagen der sieben Engel vollendet werden.¹⁸ Offenbarung Offb 74 15 8 18 Der Rauch macht den erhabenen Gott unsichtbar und unnahbar. Er geht von der Lade aus, doch wohl auch von den Schalen, da der Grund, weshalb Gott hier mit seiner Herrlichkeit den Tempel erfüllt, sein richterlicher Zorn ist. Vergl. [Ez 10,4]. Bis der zürnenden Gerechtigkeit Genüge geschehen, darf kein erschaffenes Wesen seiner Herrlichkeit nahen. Gott zeigt, wie furchtbar ernst es ihm mit dem Strafgericht ist, dessen Vollstrecker er selbst ausgestattet hat und dessen Ausführung er leitet. Offenbarung Offb 74 0 1 B. Die vier ersten Schalengesichte (V. 1 8): Erstes Gesicht. (V. 2) Zweites Gesicht. (V. 3) Drittes Gesicht. (V. 7) Viertes Gesicht. (V. 9) C. Die drei letzten Schalengesichte. (V. 10 12): Fünftes Schalengesicht. (V. 11) Sechstes Schalengesicht. (V. 16) Siebentes Schalengesicht. Offenbarung Offb 74 16 1 Et audivi vocem magnam de templo, dicentem septem Angelis: Ite, et effundite septem phialas iræ Dei in terram. Und ich hörte eine laute Stimme aus dem Tempel¹ zu den sieben Engeln sagen: Gehet hin und gießet die sieben Schalen des Zornes Gottes aus auf die Erde!² Offenbarung Offb 74 16 1 1 Gottes Stimme Offenbarung Offb 74 16 1 2 Die Erde mit ihrem gesamten Umkreise, Licht und Luft eingeschlossen. (V. 8, V. 17) Die Plagen zerfallen in 4 und 3. Die ersten vier Plagen richten sich, wenn sie auch zuletzt die Menschen physisch schädigen, zunächst auf die Natur, während die drei letzten, wenn sie auch zunächst natürliche Dinge treffen, zuletzt sich doch gegen das ethische Leben (Thron des Tieres, Heeresmacht, Hauptstadt) richten. Gewisse Wiederholungen der einzelnen Plagemittel waren, wenn wir Posaunen- und Schalenplagen vergleichen, nicht wohl vermeidlich, da die dreimal wiederkehrende siebenfache Visionenreihe, aus welchen die prophetische Anschauung der Plagen erwachsen musste, die wirklich zu verhängenden Plagen enthalten musste. Offenbarung Offb 74 16 10 Et quintus Angelus effudit phialam suam super sedem bestiæ: et factum est regnum ejus tenebrosum, et commanducaverunt linguas suas præ dolore: Und der fünfte Engel¹⁶ goss seine Schale aus auf¹⁷ den Thron des Tieres; und sein Reich ward verfinstert,¹⁸ und sie zerbissen ihre Zungen vor Schmerz,¹⁹ Offenbarung Offb 74 16 10 16 Mit der fünften Plage kommt das Gericht dem Antichristen selbst näher. Offenbarung Offb 74 16 10 17 Der Thron (der noch nicht genannt war: vergl. [Offb 13,1ff]) bezeichnet die Richtung, welche die Plage nimmt. Offenbarung Offb 74 16 10 18 Vergl. die neunte ägyptische Plage [Ex 10,21ff]. Diese Finsternis ist eine qualvolle. Zwischen dieser Plage und der fünften und sechsten Posaune ist insofern ein Zusammenhang, als das, was unter jenen entstand, durch die drei letzten Schalen zu Ende geführt wird. Offenbarung Offb 74 16 10 19 Die Zunge zerbeißt man von physischen Schmerze. Es sind noch andere Plagen gleichzeitig tätig, besonders die erste, wie V. 11 zeigt, und diese werden bis zur Unleidlichkeit gesteigert. Die Finsternis macht die übrigen Leiden noch drückender und trostloser. Offenbarung Offb 74 16 11 Et blasphemaverunt Deum cli præ doloribus, et vulneribus suis, et non egerunt pnitentiam ex operibus suis. und lästerten den Gott des Himmels wegen ihrer Schmerzen und ihrer Geschwüre, und taten nicht Buße über ihre Werke. Offenbarung Offb 74 16 12 Et sextus Angelus effudit phialam suam in flumen illud magnum Euphraten: et siccavit aquam ejus, ut præpararetur via regibus ab ortu solis. Und der sechste Engel goss seine Schale aus auf den großen Strom Euphrat;²⁰ und er trocknete sein Wasser aus, damit den Königen vom Aufgang der Sonne her der Weg bereitet würde. Offenbarung Offb 74 16 12 20 Am Euphrat liegt Babel, dort sammeln sich die antichristlichen Mächte. Die östlichen Könige gehören zu den V. 14 genannten Königen der ganzen Erde, sind also Werkzeuge des Drachen, welche gegen die Gläubigen ziehen. Sie sind identisch mit den zehn Königen [Offb 17,12ff], welche dem Tier ihre Macht leihen. Ähnlich wie [Offb 11,7] das Tier aus dem Abgrund proleptisch erwähnt wird, obwohl es erst [Offb 13] in die Ereignisse eingreift, wird hier von bestimmten Königen geredet, deren genaueres Verhältnis zu dem Tier erst aus [Offb 17,12ff] erhellt, deren Schicksal auch hier nur angedeutet wird. (V. 16) Vergl. [Offb 19,19]. Die Plage besteht nicht darin, dass die Könige versammelt werden, sondern dass sie nach Armagedon versammelt werden, um, während sie an den Kampf gegen Gott und seine Kirche denken, von dem Herrn insgesamt vernichtet (V. 16) zu werden, durch die Ankunft des Herrn. (V. 15) Offenbarung Offb 74 16 13 Et vidi de ore draconis, et de ore bestiæ, et de ore pseudoprophetæ spiritus tres immundos in modum ranarum. Und ich sah aus dem Maule des Drachen, und aus dem Maule des Tieres, und aus dem Munde des falschen Propheten drei unreine Geister wie Frösche hervorgehen.²¹ Offenbarung Offb 74 16 13 21 Die unreinen Geister wurden in der Gestalt von Fröschen sichtbar, um den Eindruck, der durch das Wort auf die Könige geübt ist, zu kennzeichnen als von satanischen Kräften herstammend. Wenn der Drache, der wohl in Babel am Euphrat residierend gedacht ist, und das Tier, der falsche Prophet, vergl. [Offb 13,11], etwas beginnen, so kann ihr Vorhaben nur gegen Gott und sein Volk gehen. Sie können zu den das Tier anbetenden Königen dämonische Mächte entsenden, weil sie selbst unter der dämonischen Gewalt Satans stehen. Ein Geist geht unmittelbar, die beiden anderen mittelbar durch den Pseudopropheten und den Antichrist vom Satan aus. Offenbarung Offb 74 16 14 Sunt enim spiritus dæmoniorum facientes signa, et procedunt ad reges totius terræ congregare illos in prlium ad diem magnum omnipotentis Dei. Es sind nämlich Geister von Teufeln, die Zeichen tun und²² ausgehen zu den Königen der ganzen Erde, sie zu sammeln zum Kampfe auf den großen Tag des allmächtigen Gottes. Offenbarung Offb 74 16 14 22 Griech.: diese. Offenbarung Offb 74 16 15 Ecce venio sicut fur. Beatus qui vigilat, et custodit vestimenta sua, ne nudus ambulet, et videant turpitudinem ejus. Siehe, ich komme wie ein Dieb.²³ Selig, wer wachet²⁴ und seine Kleider bewahrt, dass er nicht bloß wandeln müsse, und man seine Schande sehe!²⁵ Offenbarung Offb 74 16 15 23 Im Namen Gottes macht der heil. Seher eine Zwischenbemerkung. Er will die Gläubigen vor aller Furcht wegen dieser feindlichen Zusammenrottung bewahren, aber auch zeigen, wer allein vor aller Gefahr behütet bleibt. Das Wort des Herrn, welches angeführt wird, ist [Offb 3,3] gegeben. Offenbarung Offb 74 16 15 24 Selig, die dann wachen, wehe aber denen, welche sich wie die Könige sammeln auf den großen Tag des Herrn! (V. 14) Wenn die V. 14 angekündigten Ereignisse eingetreten sind, wird des Herrn Ruf zur Wahrheit werden: Siehe, ich komme unvermutet, wie ein Dieb in der Nacht; er wird erscheinen. Dann wird den Seinigen Heil und Seligkeit zu teil werden, den Feinden aber Vernichtung widerfahren. Offenbarung Offb 74 16 15 25 Die heiligmachende Gnade mit allen sie begleitenden Tugenden sind die Kleider. Offenbarung Offb 74 16 16 Et congregabit illos in locum, qui vocatur Hebraice Armagedon. Und er²⁶ wird sie an dem Orte versammeln, der auf hebräisch²⁷ Armagedon²⁸ heißt. Offenbarung Offb 74 16 16 26 Wie Gott V. 12 ihr Beginnen ermöglicht hat, lässt er sie es auch V. 16 vollenden, doch zu ihrem Verderben. Vielleicht auch wird der Heiland (V. 15) als der Versammelnde angenommen. Offenbarung Offb 74 16 16 27 Der Leser wird angewiesen den Ort und die Bedeutung desselben im A. T. zu suchen. Offenbarung Offb 74 16 16 28 Der Name Magedon erinnert an das Mageddo in der Septuag, die früher chanaanitische Königsstadt war, dann zu Manasse gehörte. [Joh 12,21, Ri 1,27] u. a. Megiddo war im A. T. durch zwei Schlachten berühmt. Die erste fiel in die Zeit der Richter [Ri 4,5] als Barak mit Debora an den Wassern Megiddos den Feldherrn Sissera besiegte, dessen König Israel zwanzig Jahre lang hart bedrückt hatte. Die besonders [Ri 5,19] beschriebene Niederlage der Könige ist mit Worten gefeiert, welche wie für diese Stelle geschrieben sind. Der Ort, wo die antichristlichen Könige sich sammeln, um gegen die Kirche zu kämpfen, wird ihnen zu einem Armagedon werden, da der Herr alsdann den Seinen erscheint. Der siebente Engel gießt seine Schale auf die Luft und es entstehen furchtbare Lufterscheinungen, welche, wie [Offb 11,9] den Eintritt des Endes ankündigen. Das hierdurch eingeleitete Erdbeben bildet die eigentliche Plage dieser Schale, da nur der sich anschließende große Hagel nicht durch dieses vermittelt wird. Offenbarung Offb 74 16 17 Et septimus Angelus effudit phialam suam in arem, et exivit vox magna de templo a throno, dicens: Factum est. Und der siebente Engel goss seine Schale aus in die Luft, und eine laute Stimme ging aus dem Tempel vom Throne her aus, die sprach: Es ist geschehen!²⁹ Offenbarung Offb 74 16 17 29 Die Stimme ist Gottes Stimme; wie der Befehl von ihm ausgegangen, V. 1, so kommt auch der Schlussruf von Gott. Offenbarung Offb 74 16 18 Et facta sunt fulgura, et voces, et tonitrua, et terræmotus factus est magnus, qualis nunquam fuit ex quo homines fuerunt super terram: talis terræmotus, sic magnus. Da kamen Blitze, und Rufe, und Donner, und ein großes Erdbeben entstand, wie niemals eines gewesen, seitdem Menschen auf Erden waren, ein so gewaltiges Erdbeben. Offenbarung Offb 74 16 19 Et facta est civitas magna in tres partes: et civitates gentium ceciderunt; et Babylon magna venit in memoriam ante Deum, dare illi calicem vini indignationis iræ ejus. Und die große Stadt zerfiel in drei Teile; und die Städte der Völker fielen;³⁰ und Babylon, des Großen, ward gedacht vor Gott,³¹ dass man ihm den Becher des Zornweines seines Grimmes³² reiche. Offenbarung Offb 74 16 19 30 Die erste Wirkung ist, dass die große Stadt, so genannt im Gegensatze zu Jerusalem [Offb 11,13] in drei Teile zerfällt, und die Städte der Völker fallen. Es wird Babel der Lohn zu Teil. Aus dem Zusammenhange von [Offb 13] an, wie aus dem Kontexte [Offb 16] folgt unzweifelhaft, dass die große Stadt mit dem großen Babel [Offb 14,8] gleich ist. Sie wird in ähnlicher Weise, aber in viel höherem Maße als [Offb 11,13] die Stadt Jerusalem, durch die letzte Heimsuchung des zweiten Wehe betroffen, denn Babel wird zerstört. Dort aber wirkt die letzte Plage, welche vor dem Endgericht über Jerusalem ergeht, die Buße der übrigen, während bei der antichristlichen Weltstadt der Letztzeit und bei dem gesamten Reiche des Antichristen alle, auch die furchtbarsten Plagen, nichts wirken als beharrliche Gotteslästerung, also unbußfertige Verstockung. (V. 21) Offenbarung Offb 74 16 19 31 Gott gedenkt in der heil. Schrift in doppelter Weise: Entweder um zu belohnen, vergl. [Apg 10,31], oder um zu strafen. Vergl. [Ps 103,14]. Hier ist das letztere gemeint. Offenbarung Offb 74 16 19 32 Das gleiche Bild [Offb 10,10]. Dort war vom Zornweine Gottes und von dem Becher seines Grimmes die Rede, hier ist beides vereint, um zu zeigen, wie der ganze Zorn Gottes mit voller Gewalt geübt wird. Offenbarung Offb 74 16 2 Et abiit primus, et effudit phialam suam in terram, et factum est vulnus sævum, et pessimum in homines, qui habebant characterem bestiæ, et in eos, qui adoraverunt imaginem ejus. Da ging der erste hin und goss seine Schale aus auf die Erde.³ Und es kam ein verderbliches und sehr bösartiges Geschwür über die Menschen,⁴ welche das Malzeichen des Tieres hatten, und auf die, welche dessen Bild anbeteten. Offenbarung Offb 74 16 2 3 Über das feste Land, wie der Gegensatz: das Meer V. 3 zeigt. Offenbarung Offb 74 16 2 4 Etwa ein Pestgeschwür. Wie die sechste ägyptische Plage nicht die Israeliten traf, so schädigt die hier genannte nicht die 144000, sondern nur die Abgefallenen, die freilich die ganze Erde erfüllen. Offenbarung Offb 74 16 20 Et omnis insula fugit, et montes non sunt inventi. Und alle Inseln verschwanden, und Berge wurden nicht mehr gefunden.³³ Offenbarung Offb 74 16 20 33 Wie V. 19 das Ende der Geschichte, so berichtet V. 20 das Ende der Natur. Was [Offb 6,14] mit dem sechsten Siegel begonnen, wird hier vollendet. So ist das Ende der feindlichen Macht beschrieben. Dass aber die Frommen aus dem allen unversehrt gerettet werden, hat bereits V. 15, V. 16 gesagt. Offenbarung Offb 74 16 21 Et grando magna sicut talentum descendit de clo in homines: et blasphemaverunt Deum homines propter plagam grandinis: quoniam magna facta est vehementer. Und ein großer Hagel,³⁴ wie Zentnersteine fiel vom Himmel herab auf die Menschen; da lästerten die Menschen Gott wegen der Plage des Hagels, denn sie war überaus groß geworden. Offenbarung Offb 74 16 21 34 Ähnlich war die ägyptische Plage [Ex 9,18] und die erste Posaune [Offb 6,14]. Doch findet sich hier eine Steigerung, insofern die Hagelstücke etwa 59 kg wiegen. Bei Eröffnung des sechsten Siegels entstand ein Erdbeben, durch das alle Berge und Inseln von ihrer Stelle verrückt wurden, hier verschwinden sie. Schließlich wird zum letzten Male bemerkt, dass die Menschen trotzdem fortfahren, Gott zu lästern, doch da ist das Ende da. Die Schalen zeigen, wie der [Offb 14,6-20] verkündete Verlauf des Weltendes gleichsam Schritt für Schritt, durch Zeichen und Wunder und durch das Eingreifen Gottes herbeigeführt wird. Was [Offb 10,6-7] und [Offb 11,15-19] vorausverkündet war, was [Offb 14,6-20] als im Vollzuge begriffen gezeigt, das wiederholen die Schalengesichte, ein Stück nach dem anderen. Gott die Ehre zu geben [Offb 14,6.7] fordert eine Schale nach der anderen die Menschen auf. Vergl. [Offb 16,6.11.21]. Der Fall Babels [Offb 14,8] findet sich [Offb 16,19] vollendet, das Verderben der dem Antichrist dienenden Menschen, das [Offb 14,9ff] proleptisch verkündet ist, wird [Offb 16,2.5-7.9.10-12] erzählt. Die Wiederkunft Christi [Offb 14,14] wird [Offb 16,15]; die Errettung der Frommen [Offb 14,15.16] in [Offb 16,15] geschildert, der Gerichtstag Gottes [Offb 14,17-20] kehrt [Offb 16,14.16] wieder. Doch in den Schalengesichten wird, was [Offb 14,16-20] nicht geschehen, gezeigt, wie Gott selbst alle diese Plagen herbeiführt. Wenn also auch die Gesichte [Offb 14,6-20] und die Schalengesichte die gleichen Ereignisse behandeln, stellen die Schalengesichte diese doch in anderer Abfolge dar, als es dort geschehen. So wird der Fall Babels an erster Stelle schon im zweiten Gesichte gebracht, an letzterer aber im siebenten nur als Beispiel für den Untergang der Völker angeführt. Die Schalengesichte haben nicht den Zweck, die Ereignisse der Endkatastrophe der Reihe nach aufzuzählen, sondern die dieselben begleitenden Zeichen und Wunder besonders hervorzuheben. Offenbarung Offb 74 16 3 Et secundus Angelus effudit phialam suam in mare, et factus est sanguis tamquam mortui: et omnis anima vivens mortua est in mari. Und der zweite Engel⁵ goss seine Schale aus auf das Meer; da entstand Blut wie das eines Toten, und alles, was Leben hatte, starb im Meere.⁶ Offenbarung Offb 74 16 3 5 Engel fehlt im Griechischen. Es wird indes nicht gesagt, dass alle von der Plage Heimgesuchten auch sterben. Offenbarung Offb 74 16 3 6 Die zweite Plage ist eine Steigerung der zweiten Posaunenplage [Offb 8,8ff]. Das Wasser des Meeres verwandelt sich in dickes, fauliges Blut, wie das von Toten. Dies hat wohl Beziehung auf die Sünde der Gottlosen: die das Blut der Heiligen vergossen haben wie Wasser, denen ward das Wasser zu Blut. Über die Folgen dieser Plage für die Menschen wird nichts weiter gesagt. Offenbarung Offb 74 16 4 Et tertius effudit phialam suam super flumina, et super fontes aquarum, et factus est sanguis. Und der dritte Engel goss seine Schale aus auf die Flüsse und auf die Wasserquellen, und es ward Blut.⁷ Offenbarung Offb 74 16 4 7 Diese Plage erinnert an die sechste ägyptische. Das Wasser wird zwar zu Blut, aber nicht zu dickem Blut eines Toten, da die Menschen es nach V. 6 noch trinken sollen. Die Ähnlichkeit mit der dritten Posaune [Offb 8,10.11] stützt sich auf die Verwandlung des Wassers. Offenbarung Offb 74 16 5 Et audivi Angelum aquarum dicentem: Justus es Domine qui es, et qui eras sanctus, qui hæc judicasti: Da hörte ich den Engel der Gewässer⁸ sagen: Gerecht bist du, Herr! der da ist und war,⁹ du Heiliger, dass du solches Gericht geübt hast!¹⁰ Offenbarung Offb 74 16 5 8 An dies dritte Gesicht knüpft sich ein Gespräch zwischen dem Engel und dem Altar (nach der Vulg. zwischen dem Engel und einem anderen Engel vom Altare her) über die Gerechtigkeit Gottes, welche sich in diesen Schalengerichten offenbart. Der Engel der Wasser ist wohl der eben genannte dritte, dem die Macht der Plagen über die Gewässer gegeben ward. Offenbarung Offb 74 16 5 9 Der kommen wird steht hier nicht, wie [Offb 11,17], weil das Gericht schon im Vollzuge ist. Offenbarung Offb 74 16 5 10 Die dritte Schalenplage, wie V. 6 zeigt. Offenbarung Offb 74 16 6 Quia sanguinem Sanctorum, et prophetarum effuderunt, et sanguinem eis dedisti bibere: digni enim sunt. Denn das Blut der Heiligen und der Propheten¹¹ haben sie vergossen, und Blut hast du ihnen zu trinken gegeben; ja sie haben es verdient. Offenbarung Offb 74 16 6 11 Der zu ihrer Zeit Lebenden. Offenbarung Offb 74 16 7 Et audivi alterum ab altari dicentem: Etiam Domine Deus omnipotens vera, et justa judicia tua. Und ich hörte einen anderen Engel vom Altare her sagen:¹² Ja, Herr, Gott, Allmächtiger! wahrhaft und gerecht sind deine Gerichte.¹³ Offenbarung Offb 74 16 7 12 Griech.: Ich hörte aus dem Altare sagen, dem Brandopferaltare. Die Stimme ist die der [Offb 6,9-11] beschriebenen Seelen. Den Grund gibt [Offb 6,9-11]. Offenbarung Offb 74 16 7 13 Die Stimme vom Altare dehnt den Ausspruch des dritten Engels auf alle Plagen aus. Wahrhaft: wie du gedroht, so führst du sie aus, und deine Drohungen sind nicht umsonst. (Thom.) Offenbarung Offb 74 16 8 Et quartus Angelus effudit phialam suam in solem, et datum est illi æstu affligere homines, et igni: Und der vierte Engel goss seine Schale aus auf die Sonne, und es ward ihr¹⁴ Macht gegeben, die Menschen durch Glut und durch Feuer zu peinigen; Offenbarung Offb 74 16 8 14 Nach dem Griech. kann es zweifelhaft sein, ob der Engel oder die Sonne gemeint ist. Doch werden durch das Ausgießen der übrigen Schalen V. 3 das Meer, V. 4 die anderen Gewässer zu Plagemitteln, so fordert die Analogie das gleiche hier. Offenbarung Offb 74 16 9 Et æstuaverunt homines æstu magno, et blasphemaverunt nomen Dei habentis potestatem super has plagas, neque egerunt pnitentiam ut darent illi gloriam. und die Menschen wurden versengt von großer Hitze, und lästerten den Namen Gottes, der Gewalt hat über diese Plagen, und sie taten nicht Buße, dass sie ihm die Ehre gaben.¹⁵ Offenbarung Offb 74 16 9 15 So fühlbar auch diese vier Plagen für die Menschen der Letztheit, für die Anbeter des Tieres sein werden, lassen diese sich doch durch dieselben nicht zur Buße und zur Anbetung des Allmächtigen führen, sondern werden vielmehr zu Lästerungen gegen Gott fortgerissen. Es wird ihnen ergehen wie Pharao: je härter die Plagen wurden, desto mehr verstockte er sich. Offenbarung Offb 74 0 1 2. Gruppe der sieben Schalenengel Gesichte. (17,1 22,5): A. Die drei ersten Gesichte: Der Fall Babylons. (17,1 19.10) a. der Fall der großen Buhlerin. (Kap. 17) Offenbarung Offb 74 17 1 Et venit unus de septem Angelis, qui habebant septem phialas, et locutus est mecum, dicens: Veni ostendam tibi damnationem meretricis magnæ, quæ sedet super aquas multas, Und¹ es kam einer von den sieben Engeln,² welche die sieben Schalen hatten, und redete mit mir, und sprach: Komm,³ ich will dir die Verurteilung der großen Buhlerin zeigen,⁴ die an den vielen Gewässern sitzt,⁵ Offenbarung Offb 74 17 1 1 Die folgende Gruppe von Gesichten führt die Ereignisse der Endkatastrophe näher aus und ergänzt so die Gruppen [Offb 14,6-20] und [Offb 16,1-21]. Sechs Engel erscheinen [Offb 17,1, Offb 18,1, Offb 18,21, Offb 19,17, Offb 20,1, Offb 21,9] nacheinander. In der Mitte zwischen ihnen erscheint [Offb 19,11] als vierter der Heiland selbst, um dem Seher weiter darzulegen, was schon die Gesichte des [Offb 14] und [Offb 16] gezeigt. So entsteht abermals eine Siebenzahl von Abschnitten, in gleicher Weise, wie [Offb 14,6-20]. Um die Zusammengehörigkeit der Gesichte zu kennzeichnen, wird bei der ersten [Offb 17,11] und bei der letzten Vision [Offb 21,9] gesagt, dass Schalenengel die ausführenden Werkzeuge Gottes seien, mithin stehen wohl auch die zwischenliegenden Gesichte zu den Schalengesichten in Beziehung. Von [Offb 12] an sind als Feinde der Kirche Christi dargestellt: der Drache als der Urfeind, das Tier aus dem Meere, die antichristliche Weltmacht mit dem Antichrist an der Spitze, endlich das diesem dienende Tier aus der Erde, der falsche Prophet. Während aber die Schilderung der Feinde Christi von dem eigentlichen Urheber der Feindschaft zu den ihm dienstbaren sichtbaren Mächte fortschritt, nimmt die Schilderung des Endgerichtes über diese feindlichen Mächte den umgekehrten Gang: Untergang Babels, der Hauptstadt der antichristlichen Weltmacht und Siegesfeier im Himmel über ihren Fall (17,1 19,10); Endgericht über den Antichrist und den falschen Propheten nach der Ankunft des Herrn [Offb 19,11-21], vorläufiges Gericht über Satan und Fesselung auf tausend Jahre und endgültige Verdammung. [Offb 20,1-10] Offenbarung Offb 74 17 1 2 Es wird nicht gesagt, welcher. Offenbarung Offb 74 17 1 3 Richte deine Aufmerksamkeit hierher. Offenbarung Offb 74 17 1 4 Die Erfüllung des Versprechens folgt erst [Offb 18,1ff], ja der Abschluss erst [Offb 18,21]. Zunächst zeigt der Engel die Buhlerin selbst in ihrer antichristlichen Gestalt. Ihr Name entspricht dem [Offb 14,8] von ihr Gesagten, von welcher Stelle, wie von [Offb 16,19] hier die weitere Ausführung geboten wird. Offenbarung Offb 74 17 1 5 Groß heißt sie, weil sie nicht allein in Buhlerei groß, sondern auch durch dieselbe groß und mächtig geworden ist. An den vielen Wassern. Der Ausdruck ist aus [Jer 51,13] entlehnt. Er sah sie so, wie V. 15 zeigt. Hier ist das Wort sinnbildlich zu nehmen, um sie als Mittelpunkt der Völker und des Weltverkehrs zu bezeichnen. Offenbarung Offb 74 17 10 Quinque ceciderunt, unus est, et alius nondum venit: et cum venerit, oportet illum breve tempus manere. Fünf sind gefallen, der eine ist, und der andere ist noch nicht gekommen; und wenn er kommt, so soll er nur kurze Zeit bleiben.²¹ Offenbarung Offb 74 17 10 21 Da hier nicht, wie V. 8 von dem Tiere, sondern von seinen sieben Hörnern, nicht von einer Weltmacht, sondern von der ganzen durch die Weltgeschichte gehenden Reihe von Weltmächten die Rede ist, ist der Standpunkt die Gegenwart des Sehers. Da das sechste Reich als bestehend angeführt wird, ist die Zahl sieben nicht nur symbolisch, sondern auch in eigentlichem Sinne zu nehmen. Hiernach ist das sechste das zur Zeit des heil. Johannes bestehende Römerreich, die anderen vorhergehenden also Macedonien, Medopersien und Babylonien. Das erste und zweite ist nicht mit Sicherheit anzugeben, doch dürften es wohl Ägypten und Assyrien sein. Bleiben ist bestehen. Nach göttlichem Ratschlusse wird das Zehnkönigtum kommen, aber nach demselben Ratschlusse, sobald der Antichrist in ihm erstanden, nur kurze Zeit bestehen. Vergl. [Offb 12,12, Offb 13,5]. Offenbarung Offb 74 17 11 Et bestia, quæ erat, et non est: et ipsa octava est: et de septem est, et in interitum vadit. Und das Tier, welches war und nicht ist, es ist selbst der Achte, und doch einer von den sieben, und geht hin in's Verderben.²² Offenbarung Offb 74 17 11 22 Da die sieben Häupter die Reihe aller Weltmächte von der ersten bis zur letzten darstellen sollen, ist das letzte Haupt das antichristliche Reich selbst, und folglich bedeutet das siebente Haupt wie das Tier selbst das Reich des Antichrist. Die Bezeichnung des Tieres ist wie in V. 8: das Tier hat, wenn es erscheint, eine Vergangenheit hinter sich, in der es aber zuletzt nicht war. V. 10 ist von den Häuptern die Rede, die nicht sind, V. 11 vom Tiere, das ist. Das in V. 8 stehende: wird heraufsteigen aus dem Abgrund ist hier ersetzt durch: es ist einer von den sieben. Wie jener Ausdruck, so bedeutet dieser die Herkunft. Da nun freilich inzwischen von den sieben Häuptern, vergl. [Offb 9, Offb 10], die Rede war, so wird der Ursprung mit Beziehung auf diese angegeben. V. 8 gibt es die dämonische, V. 11 die geschichtliche Herkunft des Tieres. Es ist von den sieben: Nämlich den sieben Häuptern. Nach dem Griech. ist hier von dem Herrscher die Rede, also wird er mit seinem Reiche aus jenen geschichtlich hervorgehen, alle sieben in sich fassen. Das antichristliche Reich, soweit es auf dem Antichrist beruht, hat noch einen anderen Seinsgrund in der Persönlichkeit des Antichrist, ist noch etwas anderes als jene sieben aufeinander folgenden Weltreiche, ist so nicht ganz zu ihnen zu zählen, geht nicht völlig in ihnen auf, obwohl es sie alle in sich fasst. Kurz: die antichristliche Weltmacht kann man, sofern sie aus dem Zehnkönigtum hervorgeht und dadurch mit dem früheren Reiche geschichtlich verbunden ist, in die Reihe der sieben Häupter stellen, aber zugleich, wenn der Antichrist daraus hervorgeht, als besondere Macht unter dem Bilde des Tieres darstellen. Auf allen diesen Weltmächten, einschließlich dem antichristlichen, ruht die Weltstadt des Engels. Offenbarung Offb 74 17 12 Et decem cornua, quæ vidisti, decem reges sunt: qui regnum nondum acceperunt, sed potestatem tamquam reges una hora accipient post bestiam. Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, sind zehn Könige,²³ welche noch²⁴ kein Königtum empfangen haben, aber sie werden Macht als Könige empfangen auf eine einzige Stunde unter dem Tiere.²⁵ Offenbarung Offb 74 17 12 23 Nach [Offb 13,1, Offb 17,3] sind die Hörner das Zehnkönigtum, welches nach Daniel das römische Reich auflöst und zuletzt den Antichrist und sein Reich, das Tier hervorbringt. Die Zahl zehn ist nicht eigentlich, sondern schematisch zu nehmen. Die zehn Hörner bezeichnen die Vielheit der Königtümer, der Staatensysteme der Letztzeit. So kommt dies antichristliche Endreich also dreimal zur Darstellung: Als siebentes Haupt, sofern es unter den geschichtlichen Entwicklungen der Weltmacht die letzte ist; sodann als die zehn Hörner, sofern es die Weltgestalt des Zehnkönigtums ist; endlich als das ganze Tier selbst, insofern es die alle Phasen der Weltmacht bis auf das Zehnkönigtum in sich zusammenfassende vollendete Weltmacht des Endes ist. Das Befinden aller zehn auf sieben Häuptern bedeutet ihre Gleichzeitigkeit. Offenbarung Offb 74 17 12 24 Das noch weist auf eine zweifache Zeit hin: eine Zeit, in welcher sie noch keine Herrschaft empfangen haben, und eine Zeit, in der sie mit dem Tiere Macht wie Könige empfangen, mit anderen Worten auf eine Zeit, wo sie noch nicht Könige sind, und eine Zeit, wo sie bereits sind. Offenbarung Offb 74 17 12 25 Die Kronen, welche die Hörner früher trugen [Offb 13,1] fehlen hier. Die zehn Könige werden keine selbständigen Reiche sein, sondern unter dem Antichristen stehen. Dasselbe besagt die Übersetzung der Vulgata. Griech.: Mit dem Tiere, dies weist auf den Zweck des Staatenbundes, aber zeigt zugleich auf sein Ende. Offenbarung Offb 74 17 13 Hi unum consilium habent, et virtutem, et potestatem suam bestiæ tradent. Diese haben einerlei Sinn und werden ihre Kraft und Macht dem Tiere geben.²⁶ Offenbarung Offb 74 17 13 26 Die Gemeinschaft mit dem Antichrist (nach dem Griech.) wird weiter ausgeführt. Die Zeit ist also die einzige Stunde. (V. 12) Was [Offb 13,3.4] von den Menschen gesagt ist, dass sie den Antichrist bewundernd sich ihm unterwerfen, wird hier speziell von den derzeitigen Reichen der Erde gesagt. Offenbarung Offb 74 17 14 Hi cum Agno pugnabunt, et Agnus vincet illos: quoniam Dominus dominorum est, et Rex regum, et qui cum illo sunt, vocati, electi, et fideles. Sie²⁷ werden mit dem Lamme kämpfen, aber das Lamm wird sie überwinden;²⁸ denn es ist der Herr der Herren und der König der Könige, und die mit ihm sind, sind die Berufenen, Auserwählten und Getreuen.²⁹ Offenbarung Offb 74 17 14 27 Das Tier und die Könige. Offenbarung Offb 74 17 14 28 Der Ausdruck ist aus [Dan 7,24] entlehnt und bezieht sich wohl auf den Ausgang, wie er [Offb 14,20, Offb 16,16] angekündigt und [Offb 19,17ff] beschrieben wird. Darum heißt es nicht, wie [Offb 11,7] und [Offb 13,7], dass der Antichrist die Heiligen besiegen wird, sondern umgekehrt, dass das Lamm siegen wird und die heiligen mit ihm, und wird als Grund angegeben, dass das Lamm der Herr der Herren und der König der Könige ist. Vergl. [Dan 7,14, Ps 88,28]. Offenbarung Offb 74 17 14 29 Die dreifache Bezeichnung: vom Herrn Berufene und Auserwählte [Offb 14,1] die ihrerseits die Treue bewahrt haben, vergl. [Offb 2,20], hebt die Bedingung des Sieges hervor, dieselbe bekräftigend. Offenbarung Offb 74 17 15 Et dixit mihi: Aquæ, quas vidisti ubi meretrix sedet, populi sunt, et gentes, et linguæ. Und er sprach zu mir: Die Gewässer, die du gesehen hast, wo die Buhlerin sitzt, sind Völker und Nationen und Zungen.³⁰ Offenbarung Offb 74 17 15 30 Nachdem der Engel durch die Erklärung der zehn Hörner und ihres Verhältnisses zum Tiere an das Ende, mit welchem das Gericht über das Tier hereinbricht, nahe herangeführt hat, kehrt er jetzt wieder zu der Zeit zurück, wo Babels Fall bevorsteht und gibt die Deutung des Weibes und eine Beschreibung des Gerichtes über dasselbe, wie es V. 1 versprochen. Der Engel erinnert an die Wasser, damit der Seher verstehe, welche Bedeutung dem Gerichte über die Buhlerin zukommt. Die dereinstige Weltstadt wird den Mittelpunkt aller Völker bilden. Offenbarung Offb 74 17 16 Et decem cornua, quæ vidisti in bestia: hi odient fornicariam, et desolatam facient illam, et nudam, et carnes ejus manducabunt, et ipsam igni concremabunt. Und die zehn Hörner, die du an dem Tiere gesehen hast, diese werden die Buhlerin hassen, und werden sie verödet machen und entblößet, und ihr Fleisch verzehren, und sie mit Feuer verbrennen.³¹ Offenbarung Offb 74 17 16 31 Die antichristliche Weltmacht, welche bis dahin die gottlose Weltstadt trug, wird diese zuletzt hassen, und dieser Hass wird so groß sein, dass jene sich nicht mit der Demütigung ihrer bisherigen Metropole begnügt, sondern diese gänzlich zerstört. Der Grund dieser Feindschaft wird nicht angegeben. Der mächtige Einfluss der weltbeherrschenden Stadt ist wohl dem Antichristen lästig, er will der Alleinherrscher sein. Weltmächte gehen durch innere Zerfleischung zu Grunde. [Ez 38,21, Sach 14,13] Verlassen und einsam (V. 3) ist die Weltstadt wüst, ihrer Pracht beraubt, ja, die sonst so üppige Buhlerin wird ihres Fleisches beraubt (ihrer Einwohner) und endlich vernichtet der Brand sie ganz. Offenbarung Offb 74 17 17 Deus enim dedit in corda eorum ut faciant quod placitum est illi: ut dent regnum suum bestiæ donec consummentur verba Dei. Denn Gott hat es ihnen in's Herz gegeben, zu tun, was ihm³² wohlgefällig ist, ihr Reich dem Tiere zu geben, bis die Worte Gottes³³ vollendet sind. Offenbarung Offb 74 17 17 32 Dem Tiere, dem Antichrist. Nun hat dieser die Alleinherrschaft und wendet sich gegen die Kirche Gottes, vergl. [Offb 16,13-16], doch Babels Fall zieht auch seinen Sturz herbei. Offenbarung Offb 74 17 17 33 Wesentlich dasselbe, was [Offb 10,7] das Geheimnis Gottes, die Aussprüche und Weissagungen Gottes über sein Reich und die Welt. Offenbarung Offb 74 17 18 Et mulier, quam vidisti, est civitas magna, quæ habet regnum super reges terræ. Und das Weib, das du gesehen hast, ist die große Stadt, welche die Herrschaft hat über die Könige der Erde.³⁴ Offenbarung Offb 74 17 18 34 Zum Schlusse fasst der Engel noch einmal alles zusammen. Wie die Stadt V. 15 als Mittelpunkt des Völkerverkehrs, so wird sie hier als Beherrscherin und Königin der Erde bezeichnet. Wie diese Stadt heißen wird, wissen wir nicht, denn die Worte welche die Herrschaft hat enthalten eine Tatsache ohne Angabe der Zeit, wie [Offb 3,12]: die herabsteigt, [Offb 11,7]: das heraufsteigt, [Offb 17,1]: welche die Schalen hatten. Offenbarung Offb 74 17 2 Cum qua fornicati sunt reges terræ, et inebriati sunt qui inhabitant terram de vino prostitutionis ejus. mit welcher die Könige der Erde Unzucht getrieben, und die Bewohner der Erde wurden vom Weine ihrer Unzucht berauscht.⁶ Offenbarung Offb 74 17 2 6 Babel reichte der ganzen Welt den Trank der Betörung, dass sie sich ihm bezaubert hingab, aber wer ihn trank, trank Gottes Zorn, der vor Elend von Sinnen bringt. Vergl. [Offb 14,8]. Die Könige sind die Könige der Zeit, in welcher das große Babel die ganze Erde beherrscht. Offenbarung Offb 74 17 3 Et abstulit me in spiritu in desertum. Et vidi mulierem sedentem super bestiam coccineam, plenam nominibus blasphemiæ, habentem capita septem, et cornua decem. Und er führte mich im Geiste fort in eine Wüste.⁷ Da sah ich ein Weib sitzen auf einem scharlachroten Tiere, welches voll war von Lästernamen und sieben Köpfe und zehn Hörner hatte.⁸ Offenbarung Offb 74 17 3 7 Diese Wüste soll dem heil. Seher das bevorstehende Gericht (vergl. V. 16) in einem Charakterbilde vor Augen stellen, ehe er es [Offb 18,2ff] ausdrücklicher schaut. Dies Bild steht im Gegensatze zu dem Bilde [Offb 1]. Offenbarung Offb 74 17 3 8 Diese Beschreibung passt nur auf das Tier [Offb 13,1], doch wird das Tier hier rot genannt. Karmesin ist die Farbe der Herrschaft, vergl. [Offb 18,16], weshalb auch das Weib, zu dem es in Beziehung steht, V. 4 so gekleidet ist. Dass die Kronen nicht genannt werden, findet aus V. 12 seine Erklärung, da dort die Könige ausdrücklich genannt werden. Wenn es hier heißt, dass das Tier voller Lästernamen war, so geschieht dies, weil die sichtbarsten und erhabensten Teile, die Köpfe, solche trugen. ([Offb 13,1] auf welche Stelle im Griechischen der Artikel vor Namen zurückweist). Sollte es aber auch am ganzen Leibe jetzt Lästernamen tragen, so ist nur sein Wesen noch mehr ausgeprägt. Dass das Weib auf dem Tiere saß, bedeutet, dass die Hauptstadt, das Reich, dem Antichrist seine ganze Richtung gibt, und andererseits von ihm getragen wird, auf seine physische Kraft und macht sich stützt. Die Völker sind dem Antichrist unterworfen, deshalb sitzt das Weib hier auf ihm, die V. 1 auf den Wassern saß. Hier wird zum ersten Male die antichristliche Weltmacht und die Weltstadt unterschieden. Die große Buhlerin ist in der Vision wohl eine wirkliche Stadt, die zuletzt die Hauptstadt des antichristlichen Weltreichs, vom Antichrist selbst zerstört wird. Im Gegenbilde ist das, was zur Zeit des heil. Johannes typisch Babylon (Rom) war, ein neues Babylon, Welthauptstadt des antichristlichen Weltreichs, die ebenso das vollendete Gegenbild von Rom sein wird, wie (in der einen Deutung) der Antichrist das von Nero. Offenbarung Offb 74 17 4 Et mulier erat circumdata purpura, et coccino, et inaurata auro, et lapide pretioso, et margaritis, habens poculum aureum in manu sua, plenum abominatione, et immunditia fornicationis ejus: Und das Weib war bekleidet mit Purpur und Scharlach, bedeckt mit Gold, Edelsteinen und Perlen, und hatte einen goldenen Becher in ihrer Hand, voll von Greueln und von der Unreinigkeit ihrer Unzucht.⁹ Offenbarung Offb 74 17 4 9 Zu der Schilderung des Weibes vergl. [Ez 28,13, Jes 47,1.2.8]. Das Weib bildet mit dem Golde, den Edelsteinen, ihrer Erdenherrlichkeit den stärksten Gegensatz zu dem [Offb 12,1] geschilderten Weibe, das den Schmuck des Himmels trägt. In dem goldenen Becher, golden wie ihr Schmuck, trägt sie die Greuel ihrer Unsittlichkeit, durch welche sie die Völker verführt hat zur Abwendung von Gott und Christus. Offenbarung Offb 74 17 5 Et in fronte ejus nomen scriptum: Mysterium: Babylon magna, mater fornicationum, et abominationum terræ. Auf ihrer Stirne war ein Name geschrieben: Geheimnis!¹⁰ Babylon, das große, die Mutter aller Unzucht und Greuel auf Erden.¹¹ Offenbarung Offb 74 17 5 10 Der Name ist ein geheimnisvoller. Mysterium heißt sonst im N. T. nur ein Geheimnis, dessen Offenbarung von Gott ausgehen muss, so besonders alles, was auf die Erlösung Bezug hat. In Babel vereinigen sich die Kräfte der bösen Welt und ihre tiefsten Absichten zur Vereitlung des göttlichen Heilswillens. So braucht schon [Sach 2,11, Sach 5,11] den Namen Babel, so Petrus [1Petr 5,13] denselben für die Stadt Rom. Auf diese Deutung des Namens weist der gewählte Ausdruck bereits hin. Offenbarung Offb 74 17 5 11 Es ist gleichsam die Mutter der anderen großen Städte im Bösen geworden, indem sie jenen ihren Unzuchts- und Greuelbecher bot und sie so sich ähnlich machte. Offenbarung Offb 74 17 6 Et vidi mulierem ebriam de sanguine sanctorum, et de sanguine martyrum Jesu. Et miratus sum cum vidissem illam admiratione magna. Und ich sah das Weib trunken vom Blute der Heiligen und vom Blute der Zeugen Jesu.¹² Und ich verwunderte mich überaus, als ich dieselbe sah.¹³ Offenbarung Offb 74 17 6 12 Sie ist trunken, nicht von dem Weine, den sie anderen bietet, sondern von dem Blute der Heiligen, das sie mit Lust vergossen hat und nach dem sie noch dürstet. Die Zeugen sind im Wesen von den Heiligen nicht verschieden, doch hebt der erste Name hervor, wie gerade das Zeugnis von Jesus, das sie dem Buhlwesen der Stadt gegenüber abgelegt haben, die Ursache ihres Todes ist. Vergl. [Offb 11,3.8]. Offenbarung Offb 74 17 6 13 Der Apostel sieht hier statt der Weltmacht das Weib und von ihr getrennt und in eigentümlichem Verhältnisse zu ihr die Weltstadt. Offenbarung Offb 74 17 7 Et dixit mihi Angelus: Quare miraris? Ego dicam tibi sacramentum mulieris, et bestiæ, quæ portat eam, quæ habet capita septem, et cornua decem. Da sprach der Engel zu mir: Warum verwunderst du dich?¹⁴ Ich will dir das Geheimnis¹⁵ des Weibes sagen, und des Tieres, welches sie trägt, das die sieben Häupter und die zehn Hörner hat.¹⁶ Offenbarung Offb 74 17 7 14 Es ist nicht notwendig, denn ich will dir sagen usw. Die Frage soll auf eine beabsichtigte Beantwortung hindeuten, wie die Frage des Ältesten [Offb 7,13]. Offenbarung Offb 74 17 7 15 Das Geheimnis, welche Bedeutung Weib und Tier und die Zusammengehörigkeit beider hat. Offenbarung Offb 74 17 7 16 Das Tier, welches Johannes V. 3 gesehen, welches er bereits [Offb 13,1] geschaut. Die zweite Hälfte des Verses weist klar auf [Offb 13,3.4.8] zurück; also wird der Gegenstand der Verwunderung derselbe sein. Dort heißt es, dass eines der Häupter des Tieres wie geschlachtet war und seine Todeswunde heil ward. Johannes sah die Weltmacht, wie sie zuletzt war, wenn sie auch ihre früheren Gestalten in sich fasste, und zwar im engsten Verhältnis der Gemeinschaft mit der Weltstadt. (V. 3) Offenbarung Offb 74 17 8 Bestia, quam vidisti, fuit, et non est, et ascensura est de abysso, et in interitum ibit: et mirabuntur inhabitantes terram (quorum non sunt scripta nomina in libro vitæ a constitutione mundi) videntes bestiam, quæ erat, et non est. Das Tier, welches du gesehen hast, war, und ist nicht, und es wird heraufsteigen¹⁷ aus dem Abgrund und in's Verderben hinfahren; und es werden sich die Bewohner der Erde verwundern¹⁸ (deren Namen nicht geschrieben sind im Buche des Lebens von Grundlegung der Welt an), wenn sie das Tier sehen, das war und nicht ist. Offenbarung Offb 74 17 8 17 Der Apostel kennzeichnet die Zeitläufe, deren letzte bis in die Gegenwart reicht, aber in der nächsten Zukunft in die dritte übergeht. [Offb 11,7] wird das Entsteigen aus dem Abgrunde des satanischen Reiches geschildert, vergl. [Offb 13,3], in demselben Sinne wird hier die gleiche Tatsache erwähnt. Doch wird an dieser Stelle das Endschicksal des Tieres beigefügt: durch den Sieg Christi und sein Gericht fällt es dem ewigen Verderbern anheim. Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft sind vom Standpunkte des geschichtlichen Auftretens der Weltmacht aus zu verstehen. Offenbarung Offb 74 17 8 18 Sie werden es bewundern. Offenbarung Offb 74 17 9 Et hic est sensus, qui habet sapientiam. Septem capita: septem montes sunt, super quos mulier sedet, et reges septem sunt. Hier zeigt sich der Verstand, der Weisheit hat:¹⁹ Die sieben Häupter sind sieben Berge, auf welchen das Weib sitzt, und sind sieben Könige.²⁰ Offenbarung Offb 74 17 9 19 Diese Worte gehören zu V. 8, wie die ähnlichen Worte [Offb 13,9] und [Offb 14,12] zum Vorhergehenden gehören. (Anders [Offb 13,18].) Nur der gotterleuchtete Verstand versteht dieses Symbol des Tieres. Das Sitzen des Weibes auf den Bergen erinnert an sein Sitzen auf den Wassern und auf dem Tiere V. 1, V. 3; so wird also hier der gleiche Gedanke ausgesprochen sein, wie an jenen Stellen, mithin sind keine eigentlichen Berge hier zu verstehen. Offenbarung Offb 74 17 9 20 Die sieben Häupter sind sieben Könige, d. i., da dieser Ausdruck aus [Dan 2,44, Dan 7,24, Dan 8,20.21] genommen ist; Herrschaften, welche mit den Königen eines gedacht werden, und zwar nicht gleichzeitige, sondern aufeinander folgende, wie V. 10 bestätigt. Also in sieben aufeinander folgenden Weltreichen entwickelt sich die antichristliche Weltmacht des Endes. Nun findet sich in der heil. Schrift für Reiche häufig auch das Bild des Berges, und zwar nicht allein für das Gottesreich, sondern auch für die diesem entgegenstehende Weltmächte. Vergl. [Jer 51,25, Sach 4,7, Sach 6,1-8]. Die sieben Weltreiche verhalten sich also zu der Stadt V. 1, V. 3, V. 7, V. 15 so, dass sie deren Grundlage bilden. Demnach sind die sieben Häupter des Tieres das gleiche wie die sieben Berge, sieben Weltreiche. Wie die Weltmacht des Endes alle in sich alle reproduziert und vereinigt [Offb 13,1], so wird auch die Weltstadt des Endreiches auf den vorangehenden Gestaltungen Babylons, Roms usw., sich so erheben, dass es dieselben gleichsam in sich fasst. Die Weltstadt hat also als Grundlage ihrer Existenz und Macht einmal die Völker der Erde: V. 1, V. 15, dann das Weltreich, das zwar nur durch ihre Hilfe werden kann, das aber sie wiederum schafft und hebt, V. 3, V. 7, endlich die geschichtlich vorausgegangenen Weltreiche mit ihren Weltstädten. V. 9 Offenbarung Offb 74 0 1 b. Ein anderer Engel steigt vom Himmel herab und verkündet (proleptisch), dass Babylon schon gefallen ist (V. 3), während zugleich eine Stimme vom Himmel die Auserwählten mahnt, die Stadt zu verlassen (V. 8) und die Trauerklage beschreibt, welche die verschiedenen Klassen der Menschen über deren Untergang erheben werden. (V. 20) c. Der dritte Engel verkündet, dass der Untergang Babylons ein ewiger sein werde. Offenbarung Offb 74 18 1 Et post hæc vidi alium Angelum descendentem de clo, habentem potestatem magnam: et terra illuminata est a gloria ejus. Nach diesem¹ sah ich einen anderen Engel² vom Himmel herabsteigen, der hatte große Gewalt; und die Erde ward von seiner Herrlichkeit erleuchtet.³ Offenbarung Offb 74 18 1 1 Der Engel hat versprochen, dem heil. Johannes das Gericht über die Weltstadt zu zeigen. Dies geschieht in den beiden folgenden Abschnitten [Offb 18,1-20] und 18,21 19,10 in verschiedenen das Gericht vorbereitenden [Offb 18,4-8], begleitenden [Offb 18,9-20] und ihm nachfolgenden Akten. [Offb 19,1-10] Das mittlere Teil also, der die Schnelligkeit und Völligkeit des Unterganges beschreibt, enthält zugleich das Geschehen desselben. Von dem Falle Babels handeln also insgesamt 17,1 19,10. Offenbarung Offb 74 18 1 2 Der andere Engel wird dem Engel [Offb 17,1] gegenübergestellt. Offenbarung Offb 74 18 1 3 Der Wichtigkeit der Tatsache gemäß, welche ja auch aus der weiten Ausdehnung der Erzählung vom Falle Babels erhellt, erscheint der Engel mit großer Gewalt ausgerüstet und in hellem Lichtglanze: Mit dem Gerichte über Babel bricht das Licht Christi über die Erde an. Offenbarung Offb 74 18 10 Longe stantes propter timorem tormentorum ejus, dicentes: Væ, væ civitas illa magna Babylon, civitas illa fortis: quoniam una hora venit judicium tuum. Von ferne werden sie stehen, aus Furcht vor ihrer Qual, und sprechen: Wehe!¹³ Wehe! du große Stadt Babylon, du gewaltige Stadt, dass in einer Stunde dein Gericht gekommen ist!¹⁴ Offenbarung Offb 74 18 10 13 Nun tritt die Vollstreckung bis zur Inbrandsetzung wohl ein, wie die folgenden Verse 9 19 zeigen. Die Klage ist der über Tyrus [Ez 27] nachgebildet. Alle Klassen, die bei dem Untergange Babels beteiligt sind, erheben ihre Stimme: Sie stehen von ferne, rufen Wehe und bedauern den Untergang der Stadt. Während in V. 4 8 die Form der Anrede gebraucht ist, folgt nun Schilderung, die V. 14 durch Anrede unterbrochen, V. 20 wieder ganz in diese übergeht. Zuerst werden V. 9, V. 10 die Könige der Erde mit dem Antichristen der Weltstadt gegenüberstehend geschildert. Offenbarung Offb 74 18 10 14 Da die Könige sehen, wie plötzlich das Gericht über die einst so große und mächtige Stadt hereingebrochen ist, erinnern sie sich an alles, was jene ihnen geboten und trauern aus Eigennutz. Der Brand hält sie fern, so lassen sie aus der Ferne ihren Weheruf erschallen. Die Dauer der Stadt, die V. 8 noch als ein Tag bezeichnet ist, ist hier und V. 17, V. 19 schon nur eine Stunde. Die Plötzlichkeit des Unheils lässt jene Könige ein Gericht ahnen und sie fürchten für sich. Offenbarung Offb 74 18 11 Et negotiatores terræ flebunt, et lugebunt super illam: quoniam merces eorum nemo emet amplius: Und die Handelsleute der Erde werden weinen und wehklagen über sie; denn ihre Waren wird niemand mehr kaufen,¹⁵ Offenbarung Offb 74 18 11 15 Nicht um die Menschen, nur um ihre Verluste klagen die Kaufleute. Offenbarung Offb 74 18 12 Merces auri, et argenti, et lapidis pretiosi, et margaritæ, et byssi, et purpuræ, et serici, et cocci, et omne lignum thyinum, et omnia vasa eboris, et omnia vasa de lapide pretioso, et æramento, et ferro, et marmore, Waren von Gold, Silber, Edelstein und Perlen, feiner Leinwand und Purpur, Seide, Scharlach, allerlei kostbares Holz, Geräte von Elfenbein, und allerlei Gefäße von kostbarem Stein, Erz, Eisen und Marmor, Offenbarung Offb 74 18 13 Et cinnamomum, et odoramentorum, et unguenti, et thuris, et vini, et olei, et similæ, et tritici, et jumentorum, et ovium, et equorum, et rhedarum, et mancipiorum, et animarum hominum. auch Zimmet, Räucherwerk, Salben, Weihrauch, Wein, Öl, Weißmehl, Weizen, Lastvieh, Schafe, Rosse und Wagen, Sklaven und Menschenseelen. Offenbarung Offb 74 18 14 Et poma desiderii animæ tuæ discesserunt a te, et omnia pinguia, et præclara perierunt a te, et amplius illa jam non invenient. Und das Obst, das deines Herzens Lust war, ist von dir gewichen, und alles Leckere und Köstliche ist dir verloren, und nimmer wird man es hinfort mehr finden. Offenbarung Offb 74 18 15 Mercatores horum, qui divites facti sunt, ab ea longe stabunt propter timorem tormentorum ejus, flentes, ac lugentes, Die Verkäufer dieser Waren,¹⁶ die reich geworden sind, werden fern von ihr stehen, aus Furcht vor ihren Peinen, weinend und wehklagend, Offenbarung Offb 74 18 15 16 Babel war Mittelpunkt des Luxus. Sieben Klassen von Waren werden aufgezählt: Schmuckgegenstände, Gegenstände zur Ausschmückung der Möbel, Gewürze und Rauchwerk, Delikatessen, üppige Lebensmittel, äußerer Prunk, Diener und Sklaven. Durch den Übergang in die Anrede, welche in prophetischen Reden nicht selten ist (und auch unten V. 23, V. 24 wiederkehrt), war die Schilderung der Klage unterbrochen, deshalb nimmt V. 15, V. 16 an die vorher aufgezählten Waren anknüpfend den V. 11 inhaltlich wieder auf und führt die Klage weiter. Offenbarung Offb 74 18 16 Et dicentes: Væ, væ civitas illa magna, quæ amicta erat bysso, et purpura, et cocco, et deaurata erat auro, et lapide pretioso, et margaritis: und rufend: Wehe! wehe! die große Stadt, die gekleidet war in feine Leinwand, Purpur und Scharlach, und mit Gold, Edelsteinen und Perlen bedeckt war,¹⁷ Offenbarung Offb 74 18 16 17 Die Schilderung entspricht der Beschreibung [Offb 17,4], nicht weil sie das Gesicht gesehen, sondern weil die Wirklichkeit der Stadt ihnen dies Bild vor Augen gestellt hat. Wie die Wehklage der Könige die Macht der Stadt hervorhob, so hier die Kaufleute, ihrem Charakter entsprechend, den Reichtum. Offenbarung Offb 74 18 17 Quoniam una hora destitutæ sunt tantæ divitiæ, et omnis gubernator, et omnis, qui in lacum navigat, et nautæ, et qui in mari operantur, longe steterunt, dass in einer Stunde ihr so großer Reichtum dahin geschwunden ist! Und alle Steuerleute, und alle, die das Meer befahren, und alles Schiffsvolk, und alle, die auf dem Meere arbeiten,¹⁸ standen von ferne, Offenbarung Offb 74 18 17 18 Griech.: das Meer bearbeiten. Offenbarung Offb 74 18 18 Et clamaverunt videntes locum incendii ejus, dicentes: Quæ similis civitati huic magnæ? und schrieen, da sie ihre Brandstätte sahen, und sprachen: Welche Stadt war dieser großen Stadt gleich?¹⁹ Offenbarung Offb 74 18 18 19 Der Augenblick, wo der Untergang der Stadt vollendet ist, rückt immer näher. Daher der Wechsel der Zeiten: V. 9 Zukunft, V. 11 Gegenwart, V. 17 Vergangenheit. Die klagende Frage ist aus [Ez 17,32] genommen. Zu ergänzen ist: An Tiefe des Falles, Gegensatz zu der Rede [Offb 13,4]. Offenbarung Offb 74 18 19 Et miserunt pulverem super capita sua, et clamaverunt flentes, et lugentes, dicentes: Væ, væ civitas illa magna, in qua divites facti sunt omnes, qui habebant naves in mari de pretiis ejus: quoniam una hora desolata est. Und sie warfen Staub auf ihre Häupter,²⁰ und schrieen weinend und trauernd, und sprachen: Wehe! Wehe! die große Stadt, in welcher alle, die Schiffe auf dem Meere hatten, reich wurden von ihren Kostbarkeiten, dass sie in einer Stunde verödet ward! Offenbarung Offb 74 18 19 20 Zeichen der höchsten Trauer. Offenbarung Offb 74 18 2 Et exclamavit in fortitudine dicens: Cecidit, cecidit Babylon magna: et facta est habitatio dæmoniorum, et custodia omnis spiritus immundi, et custodia omnis volucris immundæ, et odibilis: Und er rief mit starker Stimme und sprach: Gefallen, gefallen ist Babylon, das Große!⁴ und es ist eine Wohnung der bösen Geister geworden, ein Gefängnis aller unreinen Geister, ein Gewahrsam alles unreinen und verhassten Gevögels;⁵ Offenbarung Offb 74 18 2 4 Proleptisch, wie V. 4 zeigt. Offenbarung Offb 74 18 2 5 Das Gleiche wurde einst von den Propheten über Edom [Jes 34,13-15] und über das alte Babel [Jes 13,21.22, Jer 50,39] ausgerufen. Wie dem Vorbilde, so wird es dem Nachbilde ergehen. Offenbarung Offb 74 18 20 Exsulta super eam clum, et sancti Apostoli, et prophetæ: quoniam judicavit Deus judicium vestrum de illa. Frohlocke über sie, Himmel, und ihr heiligen²¹ Apostel und Propheten!²² denn Gott hat an ihr für euch das Gericht vollzogen.²³ Offenbarung Offb 74 18 20 21 Griech.: und ihr Heilige, Apostel usw. Die Heiligen sind die Gattung, doch werden Apostel und Lehrer besonders erwähnt, weil diese von dem Hasse der weltbeherrschenden Stadt am meisten betroffen waren, sie, welche die übrigen zur Heiligkeit führten. Offenbarung Offb 74 18 20 22 Die Aufforderung zur Freud ergeht von derselben Stimme, die von V. 4 an redete. Die Himmel sind die Engel, die Heiligen alle Gläubigen, sie seien schon im Himmel oder noch auf Erden. Offenbarung Offb 74 18 20 23 Das an der Stadt vollzogene, gleichsam von ihr entnommene Gericht ist zugleich die Rechtfertigung der von Babylon verfolgten, nun aber an ihr gerächten Gläubigen. Das Gericht über die Weltstadt ist das Zeichen des Herrn, dass er nun kommen wird, den Antichrist und dessen Mächte zu vernichten und seine Herrlichkeit aufzurichten. Vergl. [Offb 19,11ff]. Offenbarung Offb 74 18 21 Et sustulit unus Angelus fortis lapidem quasi molarem magnum, et misit in mare, dicens: Hoc impetu mittetur Babylon civitas illa magna, et ultra jam non invenietur. Da hob ein starker Engel einen Stein auf, wie einen großen Mühlstein, und warf ihn in's Meer, indem er sprach:²⁴ Mit solchem Ungestüme²⁵ wird Babylon, die große Stadt, hinabgestürzt und nicht mehr gefunden werden.²⁶ Offenbarung Offb 74 18 21 24 Insofern dieser Engel nicht nur etwas zu erklären hat, sondern etwas auszuführen, ist er mit den Engeln [Offb 17,1] und [Offb 18,1] in eine Reihe zu stellen. Die Vergleichung mit dem Mühlstein erinnert an [Mt 18,6]. Im übrigen ist die symbolische Handlung nach [Jer 57,63.64] vorgenommen, eine Stelle, welche wieder auf [Ex 15,4.5] zurückweist. Die Bedeutung der Handlung erklärt der Engel auch so. Offenbarung Offb 74 18 21 25 Dies bezeichnet das Gewaltsame und Plötzliche des Versinkens. Offenbarung Offb 74 18 21 26 Der Engel setzt seine Rede fort V. 22 24 indem er für die Schilderung Worte aus dem A. T. entlehnt. [Ez 26,13, Jer 25,10, Jer 7,36, Jer 16,9, Jer 33,11] u. a. Alles öffentliche und alles häusliche Leben, aller Genuss und alle Freude wird aus Babel verschwinden, alles wird in ihr öde, tot und wüste sterben. Offenbarung Offb 74 18 22 Et vox cithardorum, et musicorum, et tibia canentium, et tuba non audietur in te amplius: et omnis artifex omnis artis non invenietur in te amplius: et vox molæ non audietur in te amplius: Und der Laut der Harfenspieler und Sänger, und Flötenspieler und Trompetenbläser soll in dir nicht mehr gehört werden; und ein Künstler irgend welcher Kunst soll in dir nicht mehr gefunden werden, und das Geräusch der Mühle soll in dir nicht mehr gehört werden; Offenbarung Offb 74 18 23 Et lux lucernæ non lucebit in te amplius: et vox sponsi, et sponsæ non audietur adhuc in te: quia mercatores tui erant principes terræ, quia in veneficiis tuis erraverunt omnes gentes. und das Licht deines Leuchters soll in dir nicht mehr scheinen, die Stimme des Bräutigams und der Braut soll in dir nicht mehr gehört werden; denn²⁷ deine Kaufleute waren die Fürsten der Erde, denn durch deine Zauberei wurden alle Völker berückt. Offenbarung Offb 74 18 23 27 Zum Schluss wird die Ursache des furchtbaren Gerichtes noch einmal hervorgehoben. Dieselbe ist eine dreifache: 1. Der unerhörte Luxus, der die Kaufleute so bereicherte, dass sie Tyrannen der Erde wurden. 2. Die Betörung der Völker. Vergl. [Offb 14,8, Offb 17,2.5]. 3. Die Vergießung des Blutes der Gläubigen, die jene hasste. Diese letzte Ursache wird besonders nachdrücklich dadurch hervorgehoben, dass auch die Form der Rede wechselt. Offenbarung Offb 74 18 24 Et in ea sanguis prophetarum et sanctorum inventus est: et omnium, qui interfecti sunt in terra. Und in ihr ward das Blut der Propheten und Heiligen gefunden, ja aller, die getötet sind auf Erden.²⁸ Offenbarung Offb 74 18 24 28 Wie nach dem Worte des Herrn [Mt 25,35ff] alles gerechte Blut von Abel an über Jerusalem kommen soll, so hier das Blut der Märtyrer und alles unschuldig vergossene Blut über Babel. Wie Jerusalem mit der Verwerfung des Heilandes das Maß seiner Sünden voll machte und nun die ganze von Israel aufgehäufte Schuld büßen musste, so zuletzt die Weltstadt der Endzeit. Johannes unterscheidet hier die ganze Menschheit in die Stadt Gottes und die Stadt der Bösen, wie später der heil. Augustin. Offenbarung Offb 74 18 3 Quia de vino iræ fornicationis ejus biberunt omnes gentes: et reges terræ cum illa fornicati sunt: et mercatores terræ de virtute deliciarum ejus divites facti sunt. denn vom Zornwein ihrer Unzucht haben alle Völker getrunken, und die Könige der Erde haben mit ihr Unzucht getrieben, und die Kaufleute der Erde sind reich geworden durch ihre gewaltige Üppigkeit. Offenbarung Offb 74 18 4 Et audivi aliam vocem de clo, dicentem: Exite de illa populus meus: ut ne participes sitis delictorum ejus, et de plagis ejus non accipiatis. Und ich hörte eine andere Stimme vom Himmel sagen:⁶ Ziehet aus von ihr, mein Volk! auf dass ihr nicht mit ihren Sünden Gemeinschaft habet, und dass ihr von ihren Plagen nicht empfanget; Offenbarung Offb 74 18 4 6 Diese andere Stimme erhebt sich infolge der Ankündigung V. 1 3, es ist die Stimme eines Engels, der im Namen Gottes spricht. Vergl. [Offb 11,3]. Wie einst an Lot die Aufforderung erging, das dem Untergange geweihte Sodoma zu verlassen [Gen 19,15], und wie der Herr [Jer 51,6] zu Israel sprach: Fliehet aus Babylon, denn die Zeit der Rache ist da vor dem Herrn, so ergeht auch hier der Ruf des Engels an das Volk Gottes, an die wahrhaft Gläubigen, auszuziehen aus Babel, damit sie nicht teilnehmen, wie an der Schuld, so an den Strafen ihrer Sünden. Das Sündenleben ist gleichsam etwas der Stadt Gemeinsames, darum sollen die Gläubigen aufhören, ein Teil derselben zu sein, ehe die Strafe kommt. Also werden zur Endzeit noch Christen in der Stadt leben. Offenbarung Offb 74 18 5 Quoniam pervenerunt peccata ejus usque ad clum, et recordatus est Dominus iniquitatum ejus. denn ihre Sünden haben sich bis an den Himmel gehäuft,⁷ und Gott hat ihrer Freveltaten gedacht. Offenbarung Offb 74 18 5 7 Wörtlich griech.: Bis an den Himmel gehängt, befestigt, sind ihre Sünden. Offenbarung Offb 74 18 6 Reddite illi sicut et ipsa reddidit vobis: et duplicate duplicia secundum opera ejus: in poculo, quo miscuit, miscete illi duplum. Gebet ihr zurück, wie sie euch gegeben,⁸ und gebet ihr doppelt nach ihren Taten; in den Becher, den sie euch eingeschenkt hat, schenket ihr doppelt ein! Offenbarung Offb 74 18 6 8 Die Aufforderung ist an den Antichrist und an die zehn Könige gerichtet, denen Gott nach [Offb 17,16ff] in's Herz gegeben hat, die Buhlerin zu hassen und zu strafen. Trotz ihrer Gottwidrigkeit müssen jene als Werkzeuge Gottes handeln. Sie sollen an der gottlosen Stadt die strengste Vergeltung für deren sündhaftes Treiben und für ihre Verführung vollziehen; was Babel anderen Übles getan, sollen sie ihm zweifach vergelten. Die Selbstverherrlichung der Stadt soll in Trauer, die Üppigkeit in Qual verwandelt werden. Offenbarung Offb 74 18 7 Quantum glorificavit se, et in deliciis fuit, tantum date illi tormentum et luctum: quia in corde suo dicit: Sedeo regina: et vidua non sum: et luctum non videbo. Soviel sie sich verherrlicht und geschwelgt hat, so viel gebet ihr Qual und Leid. Denn sie spricht in ihrem Herzen:⁹ Ich throne als Königin, und bin keine Witwe, und Leid werde ich nicht sehen.¹⁰ Offenbarung Offb 74 18 7 9 Vergl. [Offb 17,1.15] und [Jes 47,8]. Offenbarung Offb 74 18 7 10 Sie rühmt sich ihrer Weltherrschaft. Witwe: Ihr Gemahl ist das Tier, von dem sie bisher getragen ward, und ihre Buhlen sind die Könige der Erde. Vergl. [Offb 17,2]. Sie zweifelt nicht, dass dies ihr Buhlleben fortdauern werde. Sie lebt ferner in vermessener Sicherheit, dass sie nie Totenklage um ihre Kinder (die Einwohner) erfahren werde. Offenbarung Offb 74 18 8 Ideo in una die venient plagæ ejus, mors, et luctus, et fames, et igne comburetur: quia fortis est Deus, qui judicabit illam. Darum¹¹ werden ihre Plagen an einem Tage kommen, Tod und Leid und Hunger, und sie wird mit Feuer verbrannt werden; denn stark ist Gott, der sie richten wird.¹² Offenbarung Offb 74 18 8 11 Weil ihr Herz so hochmütig spricht. Offenbarung Offb 74 18 8 12 Wenn sie auch die starke Stadt heißt [Offb 18,10], ist Gott doch noch stärker, und er hat ihr Urteil gesprochen. An einem Tage: und zwar plötzlich. Vergl. [Jes 47,9]. Vier Plagen werden erwähnt: Tod (Tötung durch das Schwert), Trauer (Klagegeschrei über den Tod der Einwohner), Hungersnot (im Gegensatze zu ihrer früheren Üppigkeit), Feuersbrunst (die sie in einen Schutthaufen verwandelt). Richten wird: Griech. der sie gerichtet hat, der soeben die Vollstreckung des Urteils angeordnet hat. Offenbarung Offb 74 18 9 Et flebunt, et plangent se super illam reges terræ, qui cum illa fornicati sunt, et in deliciis vixerunt, cum viderint fumum incendii ejus: Und es werden über sie weinen und wehklagen die Könige der Erde, die mit ihr Unzucht getrieben und in Üppigkeit gelebt haben, wenn sie den Rauch ihres Brandes sehen werden. Offenbarung Offb 74 0 1 Im Himmel ist großer Jubel über den Untergang Babylons. (V. 10) B. Das mittlere, die Wiederkunft Christi darstellende Gesicht. (V. 11 16) C. Die drei letzten, die Folgen der Wiederkunft weisenden Gesichte (Kap. 19,17 22,5): 1) Fünftes Gesicht. (V. 17 21) Das göttliche Wort zieht mit dem Himmelsheer in den Kampf gegen das Tier und dessen Heer. (V. 18) Das Tier wird überwunden, sein Heer getötet, es selbst mit seinem Lügenpropheten in den Abgrund gestürzt. Offenbarung Offb 74 19 1 Post hæc audivi quasi vocem turbarum multarum in clo dicentium: Alleluja: salus, et gloria, et virtus Deo nostro est: Hiernach¹ hörte ich wie die Stimme² von vielen Scharen im Himmel, die sprachen: Alleluja! Das Heil und die Herrlichkeit und die Macht ist unserm Gott! Offenbarung Offb 74 19 1 1 Nach Vollstreckung des Gerichtes preisen die himmlischen, der Aufforderung des Engels [Offb 18,20] folgend, mit lautem Lobgesange Gottes Macht, Herrlichkeit und Gerechtigkeit, die sich hier kundgetan. Dieser Lobpreis nimmt die Lobgesänge [Offb 4,8-11, Offb 5,8-14, Offb 11,15-19] und [Offb 12,10-12] wieder auf. Was dort erbeten ward, dafür wird hier Dank gesagt, was dort begonnen ist, findet hier seinen Abschluss. V. 1, V. 2 bilden die erste Strophe, an welche sich die Gegenstrophe V. 4 anschließt. Ein zweiter Teil beginnt V. 5 mit einer Einzelstimme, auf welche V. 6 8 der Chor der Himmlischen respondiert. Offenbarung Offb 74 19 1 2 Griech.: Eine laute Stimme eines großen Haufens. Wie [Offb 18,20] zeigt, ist es die Gesamtheit der Himmelsbewohner (Engel, Wesen, Älteste). Sie preisen Gott mit dem alttestamentlichen Alleluja, Lobet den Herrn! Das sich sonst im N. T. nicht findet. Aus dem Lobgesange erhellt die Offenbarung Offb 74 19 10 Et cecidi ante pedes ejus, ut adorarem eum. Et dicit mihi: Vide ne feceris: conservus tuus sum, et fratrum tuorum habentium testimonium Jesu. Deum adora. Testimonium enim Jesu est spiritus prophetiæ. Ich aber fiel ihm zu Füßen, um ihn anzubeten.¹⁷ Da sprach er zu mir: Tue es nicht;¹⁸ ich bin dein und deiner Brüder, die das Zeugnis Jesu¹⁹ haben, Mitknecht.²⁰ Gott bete an! Denn das Zeugnis Jesu ist der Geist der Weissagung.²¹ Offenbarung Offb 74 19 10 17 Johannes fällt vor dem Redenden nicht nieder, weil er meint, es sei der Herr; denn dies ist doch kaum anzunehmen, sonst würde der Engel den Apostel ja an den Herrn, nicht an Gott verwiesen haben. Die Stelle entspricht [Dan 8,17, Dan 10,9.17] wo Daniel niederfällt, nicht weil er den Engel für Gott hält, sondern weil derselbe ein Himmelsbürger ist. So fällt wohl Johannes, von dem Inhalt des Verkündigten freudig überwältigt, vor dem nieder, der ihm zuletzt sie feste Versicherung von der Wahrheit der Verheißungen gegeben, und bezeugt dem Engel seine Ehrfurcht, nicht Anbetung. (Thom.) Offenbarung Offb 74 19 10 18 Der Engel weist diese Ehrenbezeugung Gott zu mit Worten, die auf das V. 9 Gesagte zurückgreifen. Eine Zurechtweisung liegt nicht darin, sonst würde Johannes [Offb 22,9] nicht dasselbe wiederholt haben. Offenbarung Offb 74 19 10 19 Das von Jesus ausgehende Zeugnis. Gemeint sind also die Christen. Offenbarung Offb 74 19 10 20 Der Engel dient demselben Gott, wie die Christen. Offenbarung Offb 74 19 10 21 Dieser Zusatz ist noch als des Engels anzusehen. (Beda.) Warum steht der Apostel und andere Propheten den Engeln gleich? Weil sie den gleichen Geist der Prophezeiung haben, das Zeugnis Jesu. Offenbarung Offb 74 19 11 Et vidi clum apertum, et ecce equus albus, et qui sedebat super eum, vocabatur Fidelis, et Verax, et cum justitia judicat, et pugnat. Und ich sah den Himmel aufgetan,²² und siehe, ein weißes Pferd,²³ und der auf ihm saß, ist genannt Treu und Wahrhaftig,²⁴ und er richtet und streitet mit Gerechtigkeit.²⁵ Offenbarung Offb 74 19 11 22 Was der Lobgesang der Himmelsbewohner V. 1 10 als mit dem Gerichte gegeben verkündet, die Erscheinung des Herrn zur Annahme seiner Herrschaft und zur Hochzeit, stellt nun die Wiederkunft des Herrn dar, welche das Gesicht [Offb 14,14] erklärt. Von dieser Wiederkunft des Herrn ist alles was folgt bis [Offb 22,5] die Folge und Wirkung. Offenbarung Offb 74 19 11 23 Die Beschreibung des Heilandes umfasst V. 11 13; 15 16 und wird V. 14 durch die Beschreibung seiner Begleitung unterbrochen. Offenbarung Offb 74 19 11 24 Siehe [Offb 6,2]. Auch dort erschien der Herr am Anfang der letzten Weltwoche, so die großen Entscheidungskämpfe zwischen Gottes Reich und der feindlichen Welt einzuleiten. Das weiße Ross kennzeichnet ihn wie dort als Sieger (Gegensatz der Esel [Mt 21,2]), doch nicht mehr hat der Heiland wie dort den fernhin tragenden Bogen, sondern das Schwert, nicht mehr die Siegerkrone, sondern viele Diademe. Offenbarung Offb 74 19 11 25 Vergl. [Offb 3,14]. In ihm erfüllen sich alle Verheißungen und Drohungen Gottes, und er richtet seine Feinde mit Gerechtigkeit, seine Kirche befreiend und belohnend. Offenbarung Offb 74 19 12 Oculi autem ejus sicut flamma ignis, et in capite ejus diademata multa, habens nomen scriptum, quod nemo novit nisi ipse. Seine Augen aber waren wie Feuerflammen,²⁶ und auf seinem Haupte waren viele Kronen,²⁷ er hatte einen Namen geschrieben, den niemand kennt außer er selbst.²⁸ Offenbarung Offb 74 19 12 26 Dieses wie andere Attribute entsprechen [Offb 1]. Offenbarung Offb 74 19 12 27 Weil er der König der Könige ist. [Dan 7,14] Gegensatz nicht allein zu der beschränkten Zahl der Diademe des Tieres [Offb 13,1, Offb 12,3], sondern auch weil sein Königtum über alle Königtümer wirklich ein solches und ein rechtmäßiges und unvergängliches ist. Offenbarung Offb 74 19 12 28 Gegensatz zu [Offb 13,1]. Er trägt den Namen wohl auf der Stirn. Offenbarung Offb 74 19 13 Et vestitus erat veste aspersa sanguine: et vocatur nomen ejus, Verbum Dei. Er war angetan mit einem blutgetränkten Kleide;²⁹ und sein Name heißt: Das Wort Gottes.³⁰ Offenbarung Offb 74 19 13 29 Das Blut seiner Feinde, die er jetzt besiegen wird, so sein Gericht vorbildend. [Jes 63,1ff] Offenbarung Offb 74 19 13 30 Die Beifügung hebt jeden Zweifel, wer der Reiter ist, da er hier nach dem allgemein bekannten Namen genannt wird. Offenbarung Offb 74 19 14 Et exercitus qui sunt in clo, sequebantur eum in equis albis, vestiti byssino albo, et mundo. Und die Heerscharen im Himmel folgten ihm auf weißen Rossen, gekleidet in weißes, reines Linnen.³¹ Offenbarung Offb 74 19 14 31 Es sind Engel, wie die Voraussagungen [Mt 16,27, Mt 25,31, Mt 26,53, Lk 9,26, Mk 3,38, 2Thess 1,7] bezeugen. Eine ähnliche Kleidung weisen die Engel [Mt 28,3, Apg 1,10] auf. Als Priester und Diener der Gerechtigkeit (auch sie sind hier auf weißen Pferden) müssen die Engel rein und heilig sein. Ihre Gewänder sind nicht mit Blut besprengt, denn der Herr tritt die Kelter allein. Sie folgen ihm, nicht damit er durch ihre Hilfe siege, sondern um Zeugen seines glorreichen Sieges zu sein. Offenbarung Offb 74 19 15 Et de ore ejus procedit gladius ex utraque parte acutus: ut in ipso percutiat gentes. Et ipse reget eas in virga ferrea: et ipse calcat torcular vini furoris iræ Dei omnipotentis. Und aus seinem Munde geht ein scharfes, zweischneidiges Schwert hervor, um mit ihm die Völker zu schlagen.³² Und er wird sie leiten mit eisernem Stabe;³³ und er tritt die Kelter des Zornweins, des Grimmes Gottes, des Allmächtigen.³⁴ Offenbarung Offb 74 19 15 32 Das Schwert, wie [Offb 1,16, Offb 2,12]; vergl. [2Thess 2,8]. Offenbarung Offb 74 19 15 33 Nach [Ps 2]. Das Wort blickt auf [Offb 2,27] und [Offb 12,5] zurück. Was der Herr [Offb 12,5] wurde, als das erweist er sich jetzt, nachdem die kurze Zeit der Verzögerung verstrichen. Offenbarung Offb 74 19 15 34 Die Bilder der Kelter [Offb 14,19] und des Zornweines [Offb 14,10] sind hier zusammengeflossen. Der Herr wird hier als strafender Richter beschrieben. Offenbarung Offb 74 19 16 Et habet in vestimento, et in femore suo scriptum: Rex regum, et Dominus dominantium. Auf seinem Kleide und auf seiner Hüfte³⁵ ist geschrieben: König der Könige und Herr der Herren. Offenbarung Offb 74 19 16 35 So kann der Name deutlich gelesen werden. Offenbarung Offb 74 19 17 Et vidi unum Angelum stantem in sole, et clamavit voce magna, dicens omnibus avibus, quæ volabant per medium cli: Venite, et congregamini ad cnam magnam Dei: Und ich sah einen Engel in der Sonne stehen, der rief mit lauter Stimme allen Vögeln zu, die inmitten des Himmels hinflogen:³⁶ Herbei, sammelt euch zu dem großen Mahle Gottes, Offenbarung Offb 74 19 17 36 Ein Engel kündigt den Sieg über die beiden Tiere und ihre Heere an. Er steht in der Sonne, d. i. im herrlichsten, der Siegesbotschaft angemessenen Glanze, und in der Mitte des Himmels, wo er den in der Mitte fliegenden Vögeln [Offb 14,6.8, Offb 8,13] am besten zurufen kann. In den Worten des Engels wird sinnbildlich ausgedrückt, dass den Feinden Gottes die völlige Vernichtung bevorsteht. Die Worte erinnern an [Ez 39,17-20], wo von der Niederlage Gogs die Rede ist. Das große Mahl, zu dem alle Tiere eingeladen werden, bildet die schreckenvolle Kehrseite zu dem Mahle des Lammes. (V. 9) Trotz der großen Machtentfaltung des Antichrist, auf welche auch die Einzelschilderung V. 18 hinweist, ist der Antichrist doch nur ein Sohn des Verderbens [2Thess 2,3], der in's Verderben führt. [Offb 17,18] Das Weltwesen ist im Grunde nur eine aufgeputzte Leiche. Offenbarung Offb 74 19 18 Ut manducetis carnes regum, et carnes tribunorum, et carnes fortium, et carnes equorum, et sedentium in ipsis, et carnes omnium liberorum, et servorum, et pusillorum, et magnorum. dass ihr fresset das Fleisch der Könige, und das Fleisch der Heerführer, und das Fleisch der Helden, und das Fleisch der Rosse und ihrer Reiter, und das Fleisch aller Freien und Knechte, Kleinen und Großen! Offenbarung Offb 74 19 19 Et vidi bestiam, et reges terræ, et exercitus eorum congregatos ad faciendum prlium cum illo, qui sedebat in equo, et cum exercitu ejus. Und ich sah³⁷ das Tier, und die Könige der Erde, und ihre Heere versammelt, um Krieg zu führen mit dem, der auf dem Pferde saß, und mit seinem Heere.³⁸ Offenbarung Offb 74 19 19 37 Diese Schilderung schließt sich an [Offb 16,12-16] an. Offenbarung Offb 74 19 19 38 In wahnwitziger Vermessenheit will der Antichrist mit seinem Anhange, den zehn Königen nebst ihren Heeren [Offb 17,12ff] den schon [Offb 16,12] und [Offb 17,14] angekündigten Kampf mit dem König der Könige beginnen. Doch keine Schlacht wird berichtet, sondern einzig die Niederlage der antichristlichen Scharen. Die bloße Erscheinung des Herrn genügt, um die Macht des Antichrist zu vernichten. Vergl. [2Thess 2,8]. Offenbarung Offb 74 19 2 Quia vera, et justa judicia sunt ejus, qui judicavit de meretrice magna, quæ corrupit terram in prostitutione sua, et vindicavit sanguinem servorum suorum de manibus ejus. Denn³ wahrhaft und gerecht sind seine Gerichte, denn gerichtet hat er die große Buhlerin, welche die Erde verderbte durch ihre Unzucht, und hat das Blut seiner Diener von ihrer Hand gerächt. Offenbarung Offb 74 19 2 3 Zwei Gründe: Gottes Gerichte sind stets wahrhaft und gerecht, vergl. [Offb 15,3, Offb 16,7], und: Hier haben sie sich als solche auf's neue an Babel erwiesen. Auch der Hinweis auf Babels Schuld fehlt nicht: Es hat durch seine Unzucht die Erde verderbt, aber darum hat Gott das Blut seiner Knechte an ihm gerächt. Was [Offb 6,10] erbeten ward, dafür wird jetzt gedankt. Offenbarung Offb 74 19 20 Et apprehensa est bestia, et cum ea pseudopropheta: qui fecit signa coram ipso, quibus seduxit eos, qui acceperunt characterem bestiæ, et qui adoraverunt imaginem ejus. Vivi missi sunt hi duo in stagnum ignis ardentis sulphure: Und das Tier ward ergriffen, und mit ihm der falsche Prophet, der die Zeichen vor ihm getan, durch welche er die verführte, welche das Malzeichen des Tieres annahmen und dessen Bild anbeteten. Lebendig wurden diese zwei in den Feuerpfuhl geworfen, der mit Schwefel brennt.³⁹ Offenbarung Offb 74 19 20 39 V. 20 schildert den Ausgang der Führer, V. 21 den der Massen. Der Antichrist und sein Pseudoprophet [Offb 13,11] waren im gottesfeindlichen Wirken vereint, auch ihre Strafe ist eine gemeinsame, die gleiche, welche bereits Daniel [Dan 7,11] sah. Diese Strafe führen die Heerscharen des Herrn aus. Der Feuerpfuhl, in den sie lebendig geworfen werden, während ihre Anhänger den Tod finden, bildet den Gegensatz zu der Erhebung Enochs und Elias in den Himmel [Offb 11,12]. Über den Feuerpfuhl siehe [Offb 20,14ff, Offb 21,8]; er ist die Hölle. In diese fahren sie also mit Seele und Leib unmittelbar nach dem Siege des Herrn. Offenbarung Offb 74 19 21 Et ceteri occisi sunt in gladio sedentis super equum, qui procedit de ore ipsius: et omnes aves saturatæ sunt carnibus eorum. Und die übrigen wurden getötet durch das Schwert dessen, der auf dem Pferde saß, das aus seinem Munde geht, und alle Vögel sättigten sich von ihrem Fleische.⁴⁰ Offenbarung Offb 74 19 21 40 Durch Christi Hauch, durch sein Richterwort, werden die übrigen getötet. So ist die Weltmacht des Endes gerichtet, wenn auch damit noch nicht alle Feinde Gottes abgetan sind, wie das Folgende zeigt. Offenbarung Offb 74 19 3 Et iterum dixerunt: Alleluja. Et fumus ejus ascendit in sæcula sæculorum. Und abermals sprachen sie: Alleluja! Und der Rauch derselben steigt empor von Ewigkeit zu Ewigkeit.⁴ Offenbarung Offb 74 19 3 4 Das zweite Alleluja, das dieselben anstimmen, wie V. 1, findet wieder seine Begründung: Babel wird nie wieder aufgebaut werden. Vergl. [Offb 18,9, Offb 15,18] und damit [Jes 34,9.10]. Offenbarung Offb 74 19 4 Et ceciderunt seniores viginti quatuor, et quatuor animalia, et adoraverunt Deum sedentem super thronum, dicentes: Amen: alleluja. Und die vierundzwanzig Ältesten und die vier lebenden Wesen fielen nieder und beteten Gott an, der auf dem Throne saß, und sprachen: Amen, Alleluja!⁵ Offenbarung Offb 74 19 4 5 Ja, lobet den Herrn! Vergl. [Ps 105,48]. Offenbarung Offb 74 19 5 Et vox de throno exivit, dicens: Laudem dicite Deo nostro omnes servi ejus: et qui timetis eum pusilli, et magni. Und⁶ eine Stimme⁷ ging vom Throne aus, die sprach: Lobpreiset unsern Gott, alle seine Diener, und die ihr ihn fürchtet, Klein und Groß!⁸ Offenbarung Offb 74 19 5 6 Wohl sofort. Offenbarung Offb 74 19 5 7 Es ist die Stimme eines der vier Wesen. Offenbarung Offb 74 19 5 8 Da die Szene im Himmel vor sich geht, richtet sich die Aufforderung zunächst an die im Himmel Befindlichen. Der Engel motiviert seine Aufforderung nicht, doch die, welche derselben entsprechen, fügen V. 6 8 die Begründung bei. Offenbarung Offb 74 19 6 Et audivi quasi vocem turbæ magnæ, et sicut vocem aquarum multarum, et sicut vocem tonitruorum magnorum, dicentium: Alleluja: quoniam regnavit Dominus Deus noster omnipotens. Und ich hörte wie eine Stimme⁹ vielen Volkes und wie das Rauschen großer Wasser, und wie das Rollen starker Donner,¹⁰ welche sprachen: Alleluja! denn der Herr hat sich als Herrscher gezeigt, unser Gott, der Allmächtige.¹¹ Offenbarung Offb 74 19 6 9 Wer redet, sagt V. 5. Offenbarung Offb 74 19 6 10 Wie der Gesang V. 1, tönte dieser wie das Stimmengewoge einer großen Menge, dann aber auch wie das Rauschen vieler Wasser und das Rollen vieler Donner. Die Singenden sind also diejenigen wie V. 1, nur ist ihr Gesang voller, weil der Gegenstand ihrer Lobpreisung hier herrlicher ist. Offenbarung Offb 74 19 6 11 Vergl. V. 6. Was [Offb 11,17, Offb 12,10] noch bevorstand, ist jetzt da, das Gericht über Babel und damit das Reich der Herrlichkeit Gottes. Offenbarung Offb 74 19 7 Gaudeamus, et exsultemus: et demus gloriam ei: quia venerunt nuptiæ Agni, et uxor ejus præparavit se. Lasset uns frohlocken und jubeln und ihm den Preis darbringen; denn gekommen ist die Hochzeit des Lammes, und seine Braut hat sich bereitet.¹² Offenbarung Offb 74 19 7 12 Siehe [Offb 3,20]. Die Hochzeit des Lammes mit der Kirche steht bevor (ist gekommen: proleptisch, denn [Offb 19,11] wird dieselbe erst beschrieben.) Offenbarung Offb 74 19 8 Et datum est illi ut cooperiat se byssino splendenti, et candido. Byssinum enim justificationes sunt Sanctorum. Und es ward ihr gegeben, sich mit glänzendem, weißen Linnen zu kleiden; denn das Linnen sind gerechte Taten der Heiligen.¹³ Offenbarung Offb 74 19 8 13 Sie hat in der Leidenszeit ihre Treue bewährt, sich von Sünden gereinigt und mit Tugenden geschmückt. Daher empfängt sie jetzt das glänzend reine Gewand, den Gegensatz zu der Pracht der Buhlerin [Offb 17,4]. Die guten Werke stammen aus Gottes Gnade und der Mitwirkung der Frommen. Offenbarung Offb 74 19 9 Et dixit mihi: Scribe: Beati, qui ad cnam nuptiarum Agni vocati sunt: et dixit mihi: Hæc verba Dei vera sunt. Und er sprach zu mir: Schreibe:¹⁴ Selig, die zum Hochzeitsmahle des Lammes berufen sind!¹⁵ Und er sprach zu mir: Dies sind wahrhaftige Gottesworte!¹⁶ Offenbarung Offb 74 19 9 14 Wer? Ist nicht gesagt, vielleicht der Engel [Offb 18,21] oder irgend ein anderer. An diese Aufforderung knüpft sich V. 10 wieder ein Vorgang zwischen dem Redenden und Johannes. Vergl. auch [Offb 14,13]. Offenbarung Offb 74 19 9 15 Die Kirche in ihrer einheitlichen Gestalt ist die Braut des Herrn (V. 7), die einzelnen Glieder die Hochzeitsgäste. Das Bild von der Hochzeit wird vertauscht mit dem Bilde vom Hochzeitsmahl, weil bei letzterem, vergl. [Offb 3,20], die Teilnahme der Einzelnen als Gäste mehr hervortritt. Offenbarung Offb 74 19 9 16 Die in V. 5 8 enthaltene Verkündigung von der Wiederkunft Christi, der Besiegung der Feinde, der Hochzeit des Lammes usw. Diese Wiederholung erhöht die Sicherheit. Offenbarung Offb 74 0 1 2) Sechstes Gesicht (Kap. 20,1 21,8): Ein Engel schließt das Tier auf tausend Jahre in den Abgrund, nach Verlauf deren es auf kurze Zeit gelöst werden soll. (V. 3) Die Heiligen erstehen auf und herrschen mit Christus tausend Jahre. (V. 6) Nach Verlauf der tausend Jahre wird Satan aus seinem Gefängnisse freigelassen und beginnt von neuem den Krieg gegen die Heiligen, doch wird er besiegt und mit den Seinigen zu ewiger Pein in die Hölle gestürzt. (V. 10) Hierauf findet das Gericht über die Toten und über diejenigen statt, deren Namen nicht im Buche des Lebens geschrieben sind, und sie werden in den Feuerpfuhl gestürzt, mit dem zweiten Tode gestraft. Offenbarung Offb 74 20 1 Et vidi Angelum descendentem de clo, habentem clavem abyssi, et catenam magnam in manu sua. Und ich sah einen Engel¹ vom Himmel herabsteigen, der hatte den Schlüssel des Abgrundes und eine große Kette in seiner Hand.² Offenbarung Offb 74 20 1 1 Wenn auch der Heiland nach [Offb 1,18] der Herr über Tod und Unterwelt ist, ist es doch nicht unbedingt notwendig anzunehmen, dass er selbst erscheint (Thom.), sondern er konnte den Schlüssel in einem einzelnen Falle einem Engel behufs Ausrichtung eines Auftrages übergeben. Vergl. [Offb 9,1.2]. Offenbarung Offb 74 20 1 2 Eigentlich über der Hand, so dass die Kette zu beiden Seiten herunterhängt. Offenbarung Offb 74 20 10 Et pseudopropheta cruciabuntur die ac nocte in sæcula sæculorum. und der falsche Prophet gepeinigt werden Tag und Nacht in alle Ewigkeit.²⁶ Offenbarung Offb 74 20 10 26 Vergl. [Mt 25,41]. Offenbarung Offb 74 20 11 Et vidi thronum magnum candidum, et sedentem super eum, a cujus conspectu fugit terra, et clum, et locus non est inventus eis. Und ich sah einen großen, weißen Thron,²⁷ und den, der darauf saß;²⁸ vor seinem Angesichte floh²⁹ die Erde und der Himmel, und es ward für sie keine Stätte gefunden. Offenbarung Offb 74 20 11 27 Die Größe wie die weise, welche der Herrlichkeit und Heiligkeit des darauf sitzenden Richters entspricht, zeichnet diesen Thron vor den V. 4 geschauten aus. Offenbarung Offb 74 20 11 28 Nach der Lehre des N. T. [Mt 25,31, 2Kor 5,10] u. a. Christus, denn anders als bei den früheren Schilderungen von Gerichtsakten z. B. [Offb 14,14ff, Offb 19,5] handelt es sich hier um das Endgericht. Offenbarung Offb 74 20 11 29 So dass sie keine Stätte mehr hatten. Ist dies ein visionäres Bild, so hat die Frage: Wo haben die folgenden Visionen ihren Schauplatz? Keine Wichtigkeit. Offenbarung Offb 74 20 12 Et vidi mortuos magnos, et pusillos stantes in conspectu throni, et libri aperti sunt: et alius Liber apertus est, qui est vitæ: et judicati sunt mortui ex his, quæ scripta erant in libris secundum opera ipsorum. Und ich sah die Toten, Groß und Klein, vor dem Throne stehend.³⁰ Und Bücher wurden aufgetan, und ein anderes Buch ward geöffnet, das Buch des Lebens;³¹ und die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben war, gemäß ihren Werken. Offenbarung Offb 74 20 12 30 Um ihren Richterspruch zu empfangen. Offenbarung Offb 74 20 12 31 In diesen Büchern sind die Werke aufgezeichnet, nach welchen die Menschen gerichtet werden. Das Buch des Lebens ist nur eines: Es enthält die Namen aller derjenigen, welche des ewigen seligen Lebens in dem neuen Jerusalem teilhaftig werden. Je nach den Werken finden sich also die Namen der Menschen, welche in den Büchern stehen, in dem Buche des Lebens, oder finden sich nicht. Offenbarung Offb 74 20 13 Et dedit mare mortuos, qui in eo erant: et mors, et infernus dederunt mortuos suos, qui in ipsis erant: et judicatum est de singulis secundum opera ipsorum. Und das Meer gab die Toten, die in ihm waren, heraus, und der Tod und das Totenreich gaben ihre Toten, die in ihnen waren;³² und sie wurden gerichtet, ein jeder nach seinen Werken. Offenbarung Offb 74 20 13 32 Wie die Toten nach ihren persönlichen Verhältnissen V. 1 geschildert waren, so werden hier erschöpfend alle Orte genannt, an denen Tote sich finden. Wen indes nur das Schicksal der verdammten V. 15 ausdrücklich beschrieben wird, so geschieht dies zur Abschließung des Gerichtes über diese, damit alsdann die ewige Herrlichkeit der Gläubigen desto ausführlicher zum Troste und zur Ermutigung der letzteren gegeben werden könne. Das Wort Auferstehung wird betreffs der Bösen sorgfältig vermieden. Offenbarung Offb 74 20 14 Et infernus, et mors missi sunt in stagnum ignis. Hæc est mors secunda. Und das Totenreich und der Tod wurden in den Feuerpfuhl geworfen.³³ Dies ist der zweite Tod.³⁴ Offenbarung Offb 74 20 14 33 In der Vision schaut der Apostel wohl den Tod und das Totenreich personifiziert als dämonische Gestalten. Da dieser Weltlauf zu Ende ist und keine Menschen mehr geboren werden und in Sünde fallen, also auch nicht mehr sterben, sind diese Mächte fortan unnütz, und da sie nur infolge der Sünde da waren, können sie nur dorthin verwiesen werden, wohin alles Sündliche getan wird, in den Feuersee. Offenbarung Offb 74 20 14 34 Im Griech.: dies ist der zweite Tod, der Feuersee. Nach der Vulg.: dieser Tod ist der zweite. Offenbarung Offb 74 20 15 Et qui non inventus est in Libro vitæ scriptus, missus est in stagnum ignis. Und wer nicht in dem Buche des Lebens aufgezeichnet erfunden ward, wurde in den Feuerpfuhl geworfen.³⁵ Offenbarung Offb 74 20 15 35 Alle Menschen, deren Namen beim Gerichte V. 12 nicht im Buche des Lebens gefunden wurden, werden dem zweiten Tode übergeben. So ist nun alles, was Gott widerstrebte, der Antichrist und der falsche Prophet [Offb 19,20], der Satan [Offb 20,10], die gottlosen Menschen [Offb 20,15], der Tod und das Totenreich selber [Offb 20,14] in den Feuersee gestürzt. Doch während jene alle lebendig dorthin gekommen sind, sind die Menschen zuerst gestorben und dem Tode anheimgefallen. Streng genommen passt der Ausdruck zweiter Tod nur auf die Menschen. Offenbarung Offb 74 20 2 Et apprehendit draconem, serpentem antiquum, qui est diabolus, et satanas, et ligavit eum per annos mille: Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, welche der Teufel und Satan ist,³ und band ihn auf tausend Jahre,⁴ Offenbarung Offb 74 20 2 3 Als Drache war Satan [Offb 16,13] auf die Erde geworfen; so war er [Offb 12,18] an den Rand des Völkermeeres getreten, die Völker zur antichristlichen Weltmacht zu gestalten, so hatte er [Offb 16,13] die Könige und Völker der Erde zum letzten Wettkampfe aufgestachelt, in dem sie [Offb 19,17] ihr Armagedon finden sollte. Nun endlich kommt die Reihe an ihn. Er wird als Drache gebunden, als Hintergrund aller Zusammenrottung feindlicher Weltmächte, als alte Schlange, vergl. [Offb 12,9], die seit [Gen 3] Urheber der Sünde und des Todes ist, als Teufel d. i. als Verführer, und als Satan, Ankläger der Menschen. Er hat zuvor sein ganzes Wesen herausgekehrt. Offenbarung Offb 74 20 2 4 Unter dem Namen Teufel ist nicht notwendig jede teuflische Kraft, sind nicht notwendig alle bösen Geister zu verstehen, sondern es kann auf das Haupt beschränkt sein. (Thom.) Die Bindung des Teufels hatte bei der ersten Ankunft und dem Tode Christi statt: der Teufel ward hinausgeworfen [Joh 12,31], seine Herrschaft beschränkt und den Menschen Macht gegeben, ihn im Namen Christi zu vertreiben. [Mt 8,29, Mt 12,28] Diese Bindung besteht darin, dass er nicht seine ganze Kraft üben darf zur Verführung der Menschen. (Aug.) Unter den tausend Jahren verstehen sie meisten Erklärer die Zeit zwischen der Menschwerdung Christi und der Verführung des Antichrist (V. 7), oder der Auferstehung (V. 13), weil durch die Zahl der Vollkommenheit die Fülle der Zeiten bezeichnet wird. (Aug., Viktorin., Hier., Cassiodor., Primas., Thomas) In V. 7 ist die Zeit abgelaufen. Da die tausend Jahre nur in der Vision sind, können sie selbstverständlich nicht wörtlich in das Gegenbild übertragen werden. Offenbarung Offb 74 20 3 Et misit eum in abyssum, et clausit, et signavit super illum ut non seducat amplius gentes, donec consummentur mille anni: et post hæc oportet illum solvi modico tempore. und warf ihn in den Abgrund,⁵ und verschloss und versiegelte diesen über ihm,⁶ dass er die Völker nicht mehr verführe, bis die tausend Jahre⁷ vollendet sind, nach diesen soll er auf kurze Zeit gelöst werden.⁸ Offenbarung Offb 74 20 3 5 Der Abgrund ist wohl der Ort, von wo [Offb 9,1-3] dem Heuschreckenheere die dämonische Anregung und [Offb 9,11] dem Könige derselben seine dämonische Sendung kam, und von wo [Offb 11,7] und [Offb 17,8] das Tier hervorstieg. Nach V. 9 ist der Abgrund nur interimistischer Verwahrungsort für den Satan, aus dem er nach V. 7 noch wieder loskommen kann. Offenbarung Offb 74 20 3 6 Dies verstärkt wie [Dan 6,17, Mt 27,66] den Begriff des Verschließens. Offenbarung Offb 74 20 3 7 Die Zeiten der Erquickung [Apg 3,21] beginnen. Offenbarung Offb 74 20 3 8 Nach Gottes Ratschluss soll das Böse zum Gerichte reisen. Offenbarung Offb 74 20 4 Et vidi sedes, et sederunt super eas, et judicium datum est illis: et animas decollatorum propter testimonium Jesu, et propter verbum Dei, et qui non adoraverunt bestiam, neque imaginem ejus, nec acceperunt characterem ejus in frontibus, aut in manibus suis, et vixerunt, et regnaverunt cum Christo mille annis. Und⁹ ich sah Throne,¹⁰ und sie¹¹ setzten sich darauf, und es wurde ihnen verliehen, Gericht zu halten; und ich sah die Seelen derjenigen,¹² welche wegen des Zeugnisses Jesu und wegen des Wortes Gottes enthauptet waren, und die das Tier und sein Bild nicht angebetet, noch dessen Malzeichen an ihrer Stirne oder an ihrer Hand angenommen hatten,¹³ und sie wurden lebendig und herrschten mit Christus tausend Jahre.¹⁴ Offenbarung Offb 74 20 4 9 Vers 1 3 bietet die eine Hälfte des Gesichtes, V. 4 6 die andere Seite desselben. V. 7 knüpft dann wieder an V. 3 an, und V. 4 6 bilden also eine Parallelvision zu V. 1 3. Offenbarung Offb 74 20 4 10 Diese Vision entspricht nicht der Daniels [Dan 7,9.22]. Die Offenbarung bietet zwei Gerichte über den Satan, das erste [Offb 19,17-21], das andere [Offb 20,11ff], die Throne sind Richterstühle. Offenbarung Offb 74 20 4 11 Wer? Wird nicht gesagt, jedenfalls sind es andere als die später im Gesicht erscheinenden Enthaupteten. Am nächsten liegt es, an die 24 Ältesten zu denken, denn da diese die Vertretung der Kirche sind [Offb 5,8] und die selige Hoffnung derselben öfter bezeugen [Offb 5,9, Offb 7,13ff, Offb 11,16ff] geziemt es sich für sie besonders, den Siegern den Lohn zuzusprechen. Offenbarung Offb 74 20 4 12 Nicht allein derjenigen, deren Seele schon [Offb 6,9] nach Rache riefen, sondern auch der nachher hinzugekommenen, [Offb 6,11] u. a. Enthauptet werden ist metonymisch für jede Art des Getötetwerdens gesetzt. Nach den Märtyrern werden alle genannt, welche dem Tiere nicht gehuldigt: die wahrhaft Gläubigen aller Zeiten. Offenbarung Offb 74 20 4 13 Wie [Offb 14,13] bereits gesagt, wird das ewige Los sofort nach dem Tode entschieden. Ähnlich also wie [Offb 6,11] der Seher schaut, dass den Märtyrern das weiße Kleid gegeben wird, das sie doch schon hatten, wird ihnen hier die Verleihung des Lebens zugeschrieben, dessen sie sich doch bereits erfreuten. Offenbarung Offb 74 20 4 14 Aus dieser Stelle haben einige die Folgerung hergeleitet, dass zwischen dem gegenwärtigen Zustande der streitenden Kirche und den Beginn des vollkommenen Triumphes in der Ewigkeit eine etwa tausend Jahre dauernde glorreiche Herrschaft Christi auf Erden treten werde. Während die einen Anhänger dieser Meinung indes dies Reich ganz sinnlich und irdisch fassten, wie Cerinth, die Ebioniten, Apollinaris, die Mormonen und Irvingianer, verstanden andere dasselbe mehr geistig, wie einige Väter, Papias, Irenäus, Justinus, Tertullian, Laktantius u. a. Ihre Meinung können wir nicht annehmen, sagt der heil. Hieronymus von den letzteren, und der heil. Augustin erklärt sie nur dann für erträglich, wenn alle Seligkeit, welche den Heiligen in jener Zeit zugesprochen wird, als von der Gegenwart des Herrn ausgehend angenommen wird. Indes selbst eine solche Meinung lässt sich nicht wohl verteidigen, wenn man [Mt 16,27] mit derselben vergleicht: dann (bei seiner glorreichen Ankunft zum Gerichte) wird er jedem vergelten nach seinen Werken. Dies Gericht aber wird nur eines sein nach [Mt 25,32], verglichen mit [Mt 5,27ff]. Hiernach ist das Leben, von dem hier die Rede ist, die Seligkeit der Seele, deren Verleihung weiterhin die erste Auferstehung genannt wird. Wäre hier von der Auferstehung des Leibes die Rede, so würde es nicht heißen, dass die Seelen der Enthaupteten leben. Offenbarung Offb 74 20 5 Ceteri mortuorum non vixerunt, donec consummentur mille anni: Hæc est resurrectio prima. Die übrigen Toten wurden nicht lebendig, bis¹⁵ die tausend Jahre vollendet sein werden. Dies ist die erste Auferstehung.¹⁶ Offenbarung Offb 74 20 5 15 Bis bezeichnet den Zeitpunkt, vor dessen Eintreten sie das selige leben nicht genossen, nicht aber, dass sie es nachher erlangten. Vergl. [Mt 1,Anm.24]. Offenbarung Offb 74 20 5 16 Diese erste Auferstehung ist keineswegs gleicher Art wie die des Leibes, welche V. 13 erwähnt wird. Die Auferstehung des Leibes heißt dort nicht einmal Auferstehung, geschweige denn zweite Auferstehung. In V. 5 wird der Leib nicht erwähnt, sondern nur Leben und Reich, welche den Seelen gleicherweise zukommen können. Nun besteht aber zwischen der Auferstehung des Leibes und der Zuteilung der Seligkeit an die Seele eine Analogie, weshalb auch Christus [Joh 5,24ff] beide Auferstehungen erwähnt: die der Seele nach erfolgende V. 24, die andere, nach Leib und Seele V. 28. Wenn ferner in V. 14 die Verdammung nach Leib und Seele zweiter Tod heißt, so kann sehr wohl die Aufnahme der Seele in die Seligkeit eine erste Auferstehung heißen, während die zweite die Verleihung der Seligkeit an Leib und Seele ist. Wie zwei Wiedergeburten sind, sagt der heil. Augustin, die eine nach dem Glauben durch die Taufe, die andere nach dem Fleische in der Unsterblichkeit und Unverweslichkeit desselben bei dem allgemeinen Gerichte, so sind auch zwei Auferstehungen, die erste, welche schon jetzt statthat, der Selen, die nicht dem zweiten Tode anheimfallen lässt; die zweite, welche jetzt noch nicht statthat, sondern am Ende der Zeiten ihre Erfüllung findet, ist nicht die der Seelen, sondern der Leiber, welche durch das Endgericht die einen dem zweiten Tode, die anderen jenem Leben zugeteilt werden, das keinen Tod hat. Offenbarung Offb 74 20 6 Beatus, et sanctus, qui habet partem in resurrectione prima: in his secunda mors non habet potestatem: sed erunt sacerdotes Dei et Christi, et regnabunt cum illo mille annis. Selig und heilig, wer Teil hat an der ersten Auferstehung; über diese hat der zweite Tod keine Gewalt, sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm tausend Jahre herrschen. Offenbarung Offb 74 20 7 Et cum consummati fuerint mille anni, solvetur satanas de carcere suo, et exibit, et seducet gentes, quæ sunt super quatuor angulos terræ, Gog, et Magog, et congregabit eos in prlium, quorum numerus est sicut arena maris. Und wenn¹⁷ die tausend Jahre vollendet sein werden, wird der Satan¹⁸ aus seinem Gefängnisse losgelassen, und wird ausgehen und die Völker verführen, die an den vier Enden der Erde sind, Gog und Magog,¹⁹ und wird sie zum Kampfe versammeln, deren Zahl ist wie der Sand des Meeres. Offenbarung Offb 74 20 7 17 Da die tausend Jahre nur in einer Vision vorhanden sind, sind sie für ihr Gegenbild als symbolische Zahl aufzufassen. Indes, wie die nun beginnende Redeweise zeigt, wo die Weissagung an die Stelle der visionären Darstellung tritt, bezeichnet der Apostel eine bestimmte Periode. Offenbarung Offb 74 20 7 18 Während die Fesselung vier Momente umfasste, wird der böse Feind jetzt auf Befehl Gottes (vergl. V. 3) als Satan losgelassen. Nur die Macht, die Menschen aus Sünde in Sünde zu verführen und zu verklagen, erhält er für eine kleine Zeit (V. 3) zurück, doch nicht mehr die Macht, im Leben der Völker Gesamtgestaltungen der Sünde hervorzurufen. Wozu nun die Satansmacht dem Teufel nach Gottes Rat für eine Zeit zurückgegeben wird, zeigt sein Vorgehen V. 8, V. 9. Offenbarung Offb 74 20 7 19 Die Völker sind an den vier Ecken der Erde, Ost, Süd, West und Nord. Deshalb steigen sie V. 9 von ihren Wohnsitzen auf die Breiten der Erde herauf. Diese Völker standen in keiner Beziehung zu dem Tiere, weshalb Satan selbst (vergl. dagegen [Offb 16,4ff]) sie zum Kampfe gegen die Heiligen verführt. Gog (historisch die Skythen) ist typisch, ebenso wie Magog, als Repräsentant der fernsten, ungebildetsten Heidenwelt gefasst, welche nach Unterwerfung der übrigen Feinde des Gottesreiches einen letzten Angriff auf dasselbe machen werden. [Ez 38,14] Schon [Offb 19,17] war auf die Szene, welche hier dem Seher vor Augen steht, hingewiesen worden. Darum wird durch den Artikel: zum Kampfe auf einen bekannterweise zu erwartenden Kampf hingewiesen. Vergl. [Offb 16,14]. Offenbarung Offb 74 20 8 Et ascenderunt super latitudinem terræ, et circuierunt castra sanctorum, et civitatem dilectam. Und sie zogen herauf²⁰ über die Breite der Erde,²¹ und umringten das Heerlager der Heiligen²² und die geliebte Stadt.²³ Offenbarung Offb 74 20 8 20 Dieser Ausdruck ist zwar bei Heereszügen gewöhnlich, indes hier um so passender, weil der Zug der Heiden wider Jerusalem hinauf geht. Vergl. [Lk 18,31]. Offenbarung Offb 74 20 8 21 Vergl. [Hab 1,6]. Offenbarung Offb 74 20 8 22 Das Heerlager ist außerhalb der Stadt, zwecks der Verteidigung desselben errichtet. Es wird nur erwähnt, um anzuzeigen, dass die Heiligen nicht ohne Schutz und Wehr sind. Offenbarung Offb 74 20 8 23 Jerusalem. Soll Johannes die heiligen von Völkern angegriffen sehen, so muss er sie an einem Orte sehen, und dazu passt keiner besser als Jerusalem. An dem Orte, von welchem die Gemeinde ausging in die Welt, versammelt sie sich zuletzt siegreich wieder. Auf Zion schaute deshalb Johannes [Offb 14,1] die Endgemeinde mit dem Lamme in ihrer Mitte, zum Zeichen, dass sie alle Erdenstürme überdauern werde, hier also muss er sie nun nach den anderen Stürmen wieder erblicken. Vor Jerusalem hatte der Seher ferner [Offb 14,20] die Endschlacht geschaut, hier muss dieselbe also geschildert werden, da [Offb 20,7ff] nur das 14, V. 1 5 und V. 14 20 Geweissagte beschreibt. Offenbarung Offb 74 20 9 Et descendit ignis a Deo de clo, et devoravit eos: et diabolus, qui seducebat eos, missus est in stagnum ignis, et sulphuris, ubi et bestia, Da fiel Feuer von Gott aus dem Himmel und verzehrte sie.²⁴ Und der Teufel,²⁵ der sie verführt, ward in den Feuer- und Schwefelpfuhl geworfen, wo auch das Tier Offenbarung Offb 74 20 9 24 Das Feuer ist das furchtbarste Werkzeug des göttlichen Zorngerichtes. Vergl. [Gen 19,24, Lev 10,2, Num 16,35, Lk 9,54]. Offenbarung Offb 74 20 9 25 Das Verführen war allezeit das Bestreben Satans. Hört die sündige Menschheit auf Erden auf, so ist auch die Wirksamkeit Satans zu Ende. Nun wird er nicht nur gebunden und für eine spätere Rolle aufbewahrt, sondern empfängt sein Gericht. Und da er vor das letzte Gericht der Menschheit nicht gehört, empfängt er das seine im Anschlusse an die Niederlage seiner letzten Werkzeuge sofort. Offenbarung Offb 74 0 1 Ein neuer Himmel und eine neue Erde erstehen. Aus dem Himmel steigt die neue heilige Stadt Jerusalem herab und die Wohnung Gottes ist bei den Menschen. (V. 8) 3) Siebentes Gesicht (Kap. 21,9 Kap. 22,5) Einer der sieben Engel, welche die sieben Schalen hatten, zeigt dem Apostel das neue Jerusalem. Offenbarung Offb 74 21 1 Et vidi clum novum, et terram novam. Primum enim clum, et prima terra abiit, et mare jam non est. Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen,¹ und das Meer ist nicht mehr.² Offenbarung Offb 74 21 1 1 Wenn aus [1Kor 15,42ff, Röm 8,21, Mt 19,28] hervorgeht, dass die neue Welt zu der alten ein Verhältnis hat, dass jene in dieser verklärt, wiedergeboren werden soll, so zeigt [2Petr 3,10] und das vorliegende Kapitel, dass nicht die jetzige Welt nur irgendwie umgebildet, sondern durch Gottes schöpferisches Eingreifen eine Neubildung statthaben soll. Offenbarung Offb 74 21 1 2 Das Meer der alten Erde. Offenbarung Offb 74 21 10 Et sustulit me in spiritu in montem magnum, et altum, et ostendit mihi civitatem sanctam Jerusalem descendentem de clo a Deo, Und er führte mich im Geiste fort²⁵ auf einen großen und hohen Berg²⁶ und zeigte mir die heilige Stadt Jerusalem, wie sie von Gott aus dem Himmel herabstieg.²⁷ Offenbarung Offb 74 21 10 25 Vergl. [Ez 40,2] und [Offb 17,3]. Offenbarung Offb 74 21 10 26 Der Berg ist groß im Umfange im Verhältnis zu seiner Höhe. Diese Höhe gewährt dem heil. Johannes vollen Überblick über die Stadt. Offenbarung Offb 74 21 10 27 Entweder ist V. 2 vorweggenommene Ankündigung oder das Herabsteigen wird hier als innig zum Wesen der Stadt gehörig bezeichnet; oder endlich die Stadt schwebt herab, während Johannes im Geiste auf den Berg versetzt wird. Offenbarung Offb 74 21 11 Habentem claritatem Dei: et lumen ejus simile lapidi pretioso tamquam lapidi jaspidis, sicut crystallum. Sie hatte die Herrlichkeit Gottes,²⁸ und ihr Glanz²⁹ war gleich einem kostbaren Edelsteine, wie Jaspisstein,³⁰ wie Kristall.³¹ Offenbarung Offb 74 21 11 28 Dies ist das Wichtigste. Wie erst die Herrlichkeit Gottes die Stiftshütte und den Tempel (auch den von [Ez 42,2ff] geschauten; ebenso [Offb 15,8]) zur Wohnung Gottes machte, so muss auch das neue Jerusalem jene haben, soll es die Wohnung Gottes bei den Menschen sein. (V. 3) Während V. 9 das zweite Moment an dem Begriffe des neuen Jerusalem, dass es nämlich die Gemeinde der in Christus vollendeten ist, in den Vordergrund stellte, wird nun das erste und grundlegende Moment hervorgehoben. Doch anders als einst in der Stiftshütte und in dem Tempel und jetzt bei dem erhöhten Herrn im Himmel [Offb 15,8] wird die Herrlichkeit Gottes einst im neuen Jerusalem wohnen. Diesen Unterschied hebt der Zusatz hervor: Ihre Leuchte war gleich einem kostbaren Steine. Offenbarung Offb 74 21 11 29 Dieser Glanz ist die Herrlichkeit Gottes. Offenbarung Offb 74 21 11 30 Gemeint ist wohl der Diamant, der nicht wie [Offb 4,3] mehr von dem Feuerschein des göttlichen Zornes durchzogen ist. Offenbarung Offb 74 21 11 31 Nicht in einer Wolke, im vollsten Lichte strahlte die Herrlichkeit des Herrn über die neue Erde. Offenbarung Offb 74 21 12 Et habebat murum magnum, et altum, habentem portas duodecim: et in portis angelos duodecim, et nomina inscripta, quæ sunt nomina duodecim tribuum filiorum Israel. Sie hatte eine große, hohe Mauer³² mit zwölf³³ Toren, und auf den Toren zwölf Engel,³⁴ und Namen darauf geschrieben, welche die Namen der zwölf Stämme der Kinder Israels sind.³⁵ Offenbarung Offb 74 21 12 32 Ohne Bild: Das neue Jerusalem ist sicher gegen Feinde, sind diese doch bereits [Offb 19,20, Offb 20,10.15] abgetan. Offenbarung Offb 74 21 12 33 Die Maße sind nach der heiligen Zwölfzahl des alttestamentlichen Gottesvolkes [Offb 14,1, Offb 7,4] gegeben, welche aus 3 und 4 zusammengesetzt das Bild der Allgemeinheit bietet. (Aug.) Die Stadt erscheint dem Seher wohl in ihrer gegenbildlichen Beziehung zum Allerheiligsten des alten Tempels und der Stiftshütte in Kubusform. Offenbarung Offb 74 21 12 34 Die Tore sind offen, den Verkehr zwischen den Bewohnern der Stadt und denen der neuen Erde zu vermitteln. Doch ihre Sicherheit geschützt zu zeigen, halten Engel Wache und halten, wie der Engel über das Paradies, Hut über die Stadt Gottes. Offenbarung Offb 74 21 12 35 Auch nach [Ez 48,31ff] soll jedes Tor den Namen eines Stammes haben. Dies weist auf eine bestimmte Ordnung hin, welche das neue Jerusalem hat. Offenbarung Offb 74 21 13 Ab oriente portæ tres: et ab aquilone portæ tres: et ab austro portæ tres: et ab occasu portæ tres. Nach Morgen drei Tore, nach Mitternacht drei Tore, nach Mittag drei Tore, nach Abend drei Tore. Offenbarung Offb 74 21 14 Et murus civitatis habens fundamenta duodecim, et in ipsis duodecim nomina duodecim Apostolorum Agni. Die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundsteine, und auf ihnen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes.³⁶ Offenbarung Offb 74 21 14 36 Da die Stadt vier Seiten, und jede Seite drei Tore hat, so entstehen dazwischen zwölf Mauerabschnitte, von denen vier die Ecken der Stadt bilden. Jeder dieser Mauerabschnitte wird von einem gewaltigen Grundstein getragen, der hoch emporragt, so dass sein kostbares Material erkennbar ist und die Inschrift gelesen werden kann. Da auf diesen die Namen der Apostel geschrieben sind, vergl. [Eph 2,20], erscheint in dem himmlischen Jerusalem der alte und der neue Bund verklärt. Die Richtung der Stadt nach den vier Weltgegenden zeigt, dass sie der ganzen Erde angehört. Offenbarung Offb 74 21 15 Et qui loquebatur mecum, habebat mensuram arundineam auream, ut metiretur civitatem, et portas ejus, et murum. Und der mit mir redete, hatte ein goldenes Rohr,³⁷ dass er die Stadt und ihre Tore und die Mauer messe. Offenbarung Offb 74 21 15 37 Golden ist das Rohr wegen der Herrlichkeit der zu messenden Gegenstände. Offenbarung Offb 74 21 16 Et civitas in quadro posita est, et longitudo ejus tanta est quanta et latitudo: et mensus est civitatem de arundine aurea per stadia duodecim millia: et longitudo, et altitudo, et latitudo ejus æqualia sunt. Und die Stadt war in's Gevierte gebaut,³⁸ und ihre Länge so groß wie ihre Breite. Und er maß die Stadt mit dem goldenen Maßstabe auf zwölftausend Stadien; ihre Länge und die Höhe und die Breite sind gleich.³⁹ Offenbarung Offb 74 21 16 38 Dies bemerkt der Seher, noch ehe der Engel zu messen anfängt. Das Messen hat die Bedeutung, dass der Engel fortfährt, die Stadt zu zeigen. Offenbarung Offb 74 21 16 39 Das Viereck, zumal das Quadrat, ist ein Bild der Vollkommenheit. Die Länge und Breite, und demnach auch die Höhe der Stadt beträgt über 300 Meilen; indes kann das Griech. auch von dem Gesamtumfange der Länge und Breite zusammen verstanden werden, in welchem Falle die Höhe 3000 Stadien beträgt. Das himmlische Jerusalem besitzt die höchste Vollkommenheit, wie die Maße 20. 10. 10. 10. symbolisch andeuten. Offenbarung Offb 74 21 17 Et mensus est murum ejus centum quadraginta quatuor cubitorum, mensura hominis, quæ est Angeli. Und er maß ihre Mauer: hundert und vierundvierzig Ellen⁴⁰ nach Menschen-Maß, nach welchem die Engel sich richten.⁴¹ Offenbarung Offb 74 21 17 40 Die Höhe der Mauer ist im Vergleich zu der Stadt eine geringe, da nichts Unreines eindringen kann. (Viktorin.) Die Stadt liegt wohl auf einem Berge, dessen Fuß die Maier umspannt. Offenbarung Offb 74 21 17 41 Allgemein, wenn sie messen, was ja dann für Menschen geschieht. Offenbarung Offb 74 21 18 Et erat structura muri ejus ex lapide jaspide: ipsa vero civitas aurum mundum simile vitro mundo. Und das Bauwerk ihrer Mauer⁴² war aus Jaspis; die Stadt selbst⁴³ aber reines Gold, ähnlich reinem Glase.⁴⁴ Offenbarung Offb 74 21 18 42 Derjenige Teil, welcher in den Grundstein eingelassen ist. Offenbarung Offb 74 21 18 43 Neben der Mauer wird die über dieselbe hoch emporragende Stadt erst im Ganzen beschrieben, ehe die einzelnen Teile V. 19 21 genauer bezeichnet werden. Offenbarung Offb 74 21 18 44 Von jeder Beimischung frei und durchsichtig. Offenbarung Offb 74 21 19 Et fundamenta muri civitatis omni lapide pretioso ornata. Fundamentum primum, jaspis: secundum, sapphirus: tertium, calcedonius: quartum, smaragdus: Die Grundsteine⁴⁵ der Mauer der Stadt sind mit allerlei Edelsteinen geschmückt. Der erste Grundstein war ein Jaspis, der zweite ein Saphir, der dritte ein Chalcedon, der vierte ein Smaragd, Offenbarung Offb 74 21 19 45 Jeder Grundstein besteht aus einem Edelsteine. Offenbarung Offb 74 21 2 Et ego Joannes vidi sanctam civitatem Jerusalem novam descendentem de clo a Deo, paratam, sicut sponsam ornatam viro suo. Und ich, Johannes,³ sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem,⁴ aus dem Himmel herabsteigen von Gott,⁵ zubereitet wie eine Braut für ihren Bräutigam geschmückt ist. Offenbarung Offb 74 21 2 3 Fehlt im Griechischen. Offenbarung Offb 74 21 2 4 Im Folgenden geht die Beschreibung der Stadt nochmals in die der Himmelsgemeinde über, ein Fingerzeig, dass die Schilderung eine symbolische ist. Als Gott sich das Volk Israel auserwählt hatte, schuf er sich eine Stätte, wo er demselben mit seiner Gnade nahe sein und demnach auch, wo es sich um ihn versammeln sollte, ursprünglich die Stiftshütte, Tempel Zion zur Bezeichnung der Stätte der göttlichen Gnadengegenwart gebraucht. Doch als der Tod des Herrn alle Völker zum Gnadenbunde mit Gott berufen und sein Geist die Kirche gegründet hatte, ward die Stätte der göttlichen Gnadengegenwart der Erde entrückt und ist fortan da, wo der erhöhte Herr ist. Vom Himmel aus also entsendet der Herr sein Wort und seinen Geist, um sich ein Volk des Heiles zu sammeln. Den Himmel kennen alle als ihre Heimat, welche des Herrn Wort annehmen, und vereinigen sich dort mit dem Heilande nach dem Tode. Wenn nun einst der Lauf der Welt vollendet ist, wir Gott in neuer Weise der erlösten Menschheit persönlich gegenwärtig sein und sie um sich sammeln. In diesem Sinne spricht der Apostel von dem neuen Jerusalem: Heilig ist die Stadt, weil sie die Stadt Gottes ist, wo er für sein Volk wohnt und sich ihm gibt. Neu ist diese Gnadenstätte, weil sie weder das alttestamentliche, noch das obere Jerusalem [Gal 4,26] ist, sondern das himmlische Jerusalem [Hebr 12,22]; Jerusalem aber, weil es für die Seligen ist, was jenes für Israel und die Christen auf Erden war. Und wie das alte Jerusalem überging in das des neuen Testamentes, so wird auch unsere Gnadenstätte keine neue sein, sondern in neuer Gestalt vom Himmel auf die Erde übergehen. Die jetzige Gnadenstätte, der Thron des Heilandes zur Rechten Gottes, wird auf die Erde herabsteigen, damit der Herr mit dem Vater und dem Heiligen Geiste in dieser neuen Weise bei den Menschen wohne. Im zweiten Sinne, als Stätte, wohin die Menschen Gottes sich sammeln, wird die heilige Stadt in der zweiten Hälfte des Verses gefasst. Offenbarung Offb 74 21 2 5 Zunächst wird das rein örtliche Verhältnis bezeichnet, dann aber auch angedeutet, dass die heilige Stadt von Gott herkommt, weil Gott sie zubereitet hat und herabsendet. Offenbarung Offb 74 21 20 Quintum, sardonyx: sextum, sardius: septimum chrysolithus: octavum, beryllus: nonum, topazius: decimum, chrysoprasus: undecimum, hyacinthus: duodecimum, amethystus. der fünfte ein Sardonyx, der sechste ein Sardis, der siebente ein Chrysolith, der achte ein Beryll, der neunte ein Topas, der zehnte ein Chrysopras, der elfte ein Hyacinth, der zwölfte ein Amethyst.⁴⁶ Offenbarung Offb 74 21 20 46 Der Jaspis ist hier, wie V. 18, der hellglänzende Diamant. Der Saphir ist himmelblau, der Chalcedon nach den einen blau, nach anderen grün. Der Smaragd ist grün, der Sardonyx rot und weiß gestreift, der Sardis ein Karneol, fleischfarben, rot gestreift, der Chrysolith nach den einen goldglänzend, nach anderen hellgrün, durchsichtig. Der Beryllus ist nach den einen mit dem Onyx (Sardonyx) identisch, nach anderen eine meergrüne Smaragdart. Der Topas ist durchsichtig, glasglänzend, gelb, auch grün und andersfarbig. Der Chrysopras ist eine grüne, durchscheinende Chalcedrinerart, der Hyacinth ein feurigglänzender Stein, nach anderen veilchenblau, der Amethyst purpurfarben, nach anderen violett. Wie [Offb 17,4] Babel als Gegenbild Jerusalems mit Gold, Perlen und Edelsteinen geschmückt geschildert war, um es als Herrn der Welt zu kennzeichnen, zeigt sich jetzt die Stadt Gottes als Besitzerin aller Schätze und Reichtümer der Erde. Offenbarung Offb 74 21 21 Et duodecim portæ, duodecim margaritæ sunt, per singulas: et singulæ portæ erant ex singulis margaritis: et platea civitatis aurum mundum, tamquam vitrum perlucidum. Und die zwölf Tore sind zwölf Perlen, jedes Tor war aus einer einzigen Perle; und die Straßen der Stadt reines Gold, durchsichtig wie Kristall. Offenbarung Offb 74 21 22 Et templum non vidi in ea. Dominus enim Deus omnipotens templum illius est, et Agnus. Einen Tempel sah ich nicht in ihr; denn der Herr, der allmächtige Gott, ist ihr Tempel, und das Lamm.⁴⁷ Offenbarung Offb 74 21 22 47 Nach der Schilderung des äußeren Reichtums der Stadt kommt der Seher auf das zurück, was V. 11 von der in ihr wohnenden Herrlichkeit Gottes gesagt war. Nachdem V. 18 21 die einzelnen Bauteile der Stadt beschrieben sind, fährt V. 22 fort: Einen Tempel sah ich nicht in ihr. Ein Tempel ist ein sinnbildliches Heiligtum, in dem Gott unter bedeutsamer Hülle wohnt und sich offenbart. Doch im neuen Jerusalem ist laut V. 11 Gott selbst offenbar zugegen, ja nach diesem Verse auch das Lamm, und so hat das neue Jerusalem nicht nur was das ehemalige hatte, sondern mehr. Der Name Lamm weist darauf hin, dass Christus den Seligen diese Stätte durch sein Blut erworben und ihnen dies gegenwärtig ist. Offenbarung Offb 74 21 23 Et civitas non eget sole, neque luna ut luceant in ea; nam claritas Dei illuminavit eam, et lucerna ejus est Agnus. Und die Stadt bedarf nicht der Sonne, noch des Mondes, dass sie in ihr scheinen, denn die Herrlichkeit Gottes hat sie erleuchtet, und ihre Leuchte ist das Lamm.⁴⁸ Offenbarung Offb 74 21 23 48 Selbstverständlich wird hier nicht Gott so dem Lamme gegenübergestellt, dass er als Sonne, dieses als Mond bezeichnet wird. Offenbarung Offb 74 21 24 Et ambulabunt gentes in lumine ejus: et reges terræ afferent gloriam suam, et honorem in illam. Und die Völker werden⁴⁹ in ihrem Lichte⁵⁰ wandeln; und die Könige der Erde werden ihre Herrlichkeit und Ehre zu ihr bringen.⁵¹ Offenbarung Offb 74 21 24 49 Die erzählende Form verlassend nimmt der Apostel hier wieder die Voraussagung auf. Auch die Heiden finden den alten Prophezeiungen gemäß in der Stadt und in der neuen Erde Aufnahme, da sie dem wahren Israel einverleibt sind. Vergl. [Offb 7,9ff]. Offenbarung Offb 74 21 24 50 Griech.: durch ihr Licht hindurch, ihren Wandel und Weg nehmend. Offenbarung Offb 74 21 24 51 Vergl. [Jes 60,11]. Alles, was den Königen Herrlichkeit verleiht und ihre Herrlichkeit ausmacht und bezeugt, ihr Bestes und Höchstes, bringen sie in die Stadt, weil sie an ihr, in der die Herrlichkeit Gottes ist, den Mittelpunkt ihres Lebens haben. Damit soll der Verkehr dieser Völker und Könige mit der ewigen Gottesstadt in Gegensatz gesetzt werden zu dem Verkehr der dem Antichrist folgenden Könige und Völker mit Babel [Offb 17,2]. Vielleicht ist dieser Verkehr der Völker und Könige der zweite Grund zu V. 25a. der heil. Johannes lässt, da er nicht wie Isaias die Kirche auf Erden mehr im Auge hat, aus den Worten des Propheten Isaias [Jes 60,11] den Zusatz des Nachts aus und muss deshalb erklären, weshalb die Tore nur bei Tage nicht verschlossen sein werden. Offenbarung Offb 74 21 25 Et portæ ejus non claudentur per diem: nox enim non erit illic. Und ihre Tore werden nicht geschlossen werden am Tage; denn Nacht wird daselbst nicht sein. Offenbarung Offb 74 21 26 Et afferent gloriam, et honorem gentium in illam. Und man wird die Herrlichkeit und die Ehre der Völker zu derselben bringen. Offenbarung Offb 74 21 27 Non intrabit in eam aliquod coinquinatum, aut abominationem faciens, et mendacium, nisi qui scripti sunt in libro vitæ Agni. Nichts Unreines wird in sie eingehen, noch wer Greuel übt und Lüge, sondern nur die, welche im Lebensbuche des Lammes geschrieben sind.⁵² Offenbarung Offb 74 21 27 52 Wer die neue Stadt betreten darf, darf auch auf der neuen Erde wohnen. Wer also darf die Stadt betreten? Dies wird V. 27 durch zwei negative und eine positive Angabe dargelegt. Der Zusatz: Im Lebensbuche des Lammes weist darauf hin, dass niemand anders als durch Christus dahin gelangen kann, in das Buch des Lebens [Offb 20,12] eingeschrieben zu werden und auf die neue Erde zu gelangen. Offenbarung Offb 74 21 3 Et audivi vocem magnam de throno dicentem: Ecce tabernaculum Dei cum hominibus, et habitabit cum eis. Et ipsi populus ejus erunt, et ipse Deus cum eis erit eorum Deus: Und ich hörte eine starke Stimme vom Throne her sagen:⁶ Siehe, das Gezelt Gottes⁷ bei den Menschen! er wird bei ihnen wohnen; und sie werden sein Volk sein, und er, Gott selbst, wird bei ihnen sein als ihr Gott.⁸ Offenbarung Offb 74 21 3 6 Die Schilderung der Stadt geht in die der Gemeinde über. Was Johannes schaut, erklärt ihm jetzt eine Stimme. Dieselbe ist zwar mächtig, doch geht sie nicht von Gott aus, da dessen Rede V. 5 von diesen Worten unterschieden wird. Offenbarung Offb 74 21 3 7 Der Artikel weist darauf hin, dass das neue Jerusalem dieselbe Gotteswohnung ist, welche in der Stiftshütte und im Tempel, so wie im oberen Jerusalem war, doch mit dem Unterschiede: bei den Menschen. Im A. T. war Gott durch das Gezelt bei Israel, im N. T. bei denen, welche ihm durch Glauben und Gnade verbunden waren, in der Verklärung wird er bei allen erlösten Menschen schlechthin sein. Der gleiche Gedanke wird noch einmal bekräftigend hervorgehoben: Er wird bei ihnen wohnen. So wird sich erfüllen, was [Jer 24,7, Jer 31,1, Sach 8,8, Ez 37,27.28, Ez 47,3] u. a. verheißen war. Auch die andere Seite des Begriffes der heiligen Stadt wird beigefügt: Sie werden sein Volk sein, das neue Jerusalem wird sie zu einem Volke machen. Offenbarung Offb 74 21 3 8 Die Schlussworte des V. 3 fassen beide Momente wieder zusammen, das Wohnen Gottes bei den Menschen und das Wohnen der Menschen bei Gott. Offenbarung Offb 74 21 4 Et absterget Deus omnem lacrimam ab oculis eorum: et mors ultra non erit, neque luctus, neque clamor, neque dolor erit ultra, quia prima abierunt. Und⁹ Gott wird alle Tränen¹⁰ von ihren Augen trocknen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Trauer, noch Klage, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist dahingegangen.¹¹ Offenbarung Offb 74 21 4 9 Da das Leben der verklärten ein ganz heiliges ist, muss es auch ein ganz seliges sein. Diese vollkommene Glückseligkeit wir nach ihrer negativen Seite geschildert, welche aber die positive einschließt. Offenbarung Offb 74 21 4 10 Alles Elend und alle Strafen, welche Tränen hervorrufen. Alle irdischen Strafen treffen uns entweder, wenn Leib und Seele getrennt werden: der Tod; oder wenn beide noch vereint sind, und alsdann entweder innerlich als Schmerz, oder äußerlich in Wort (Geschrei) oder Zeichen (Trauer). (Thom.) Offenbarung Offb 74 21 4 11 Die erste Weltordnung, in welcher Sünde, Übel und Tod herrschten, ist vergangen. In der neuen ist ewige Freude, leben und Wonne. Vergl. [Jes 25,8] u. a. Offenbarung Offb 74 21 5 Et dixit qui sedebat in throno: Ecce nova facio omnia. Et dixit mihi: Scribe, quia hæc verba fidelissima sunt, et vera. Und der auf dem Throne saß, sprach:¹² Siehe, ich mache alles neu! Und er sprach¹³ zu mir: Schreibe,¹⁴ denn diese Worte sind zuverlässig und wahrhaftig.¹⁵ Offenbarung Offb 74 21 5 12 Gott, der nach [Offb 20,11] als Weltrichter auf dem Throne sitzt, bestätigt in zweimaliger Rede das, was die himmlische Stimme, das Gesicht erklärend, verkündet, und nennt sein Werk, was Johannes V. 1 geschaut hat. Offenbarung Offb 74 21 5 13 Die Wiederholung hebt hervor, dass die eigentliche Rede Gottes in V. 6 fortgesetzt wird, während der Befehl zum Schreiben nur ein von Gott (nach einigen: von einem Engel) gesprochenes Zwischenwort ist. Offenbarung Offb 74 21 5 14 Was? Siehe ich mache alles neu. Offenbarung Offb 74 21 5 15 Diese Worte: die Anm. 14 angegebenen. Vergl. [Offb 14,13]. Offenbarung Offb 74 21 6 Et dixit mihi: Factum est. Ego sum , et : initium, et finis. Ego sitienti dabo de fonte aquæ vitæ, gratis. Und er sprach zu mir: Es ist geschehen!¹⁶ Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Ich werde dem Dürstenden aus der Quelle des Lebens Wasser umsonst geben.¹⁷ Offenbarung Offb 74 21 6 16 Diese Worte sind ja geschehen, sind ja Wirklichkeit geworden, in den Gesichten nämlich, die Johannes (von [Offb 20,11] an) geschaut hat. Wie aber kann und wird es so geschehen, wie der Apostel es gesehen? Weil Gott das A und O, der Schöpfer und Vollender der Welt ist. Vergl. [Offb 1,8.17, Offb 22,13]. Offenbarung Offb 74 21 6 17 Wie wird Gott dies ausführen? Ich habe einen Quell lebendigen Wassers geschaffen und gebe jedem davon umsonst. So wird das Verderben der Sünde überwunden. Doch nur die werden am Heile Teil haben, welche aus dieser lebendigen Heilsquelle schöpfen und treu bleibend würdig werden an der Erneuerung Teil zu nehmen, während die übrigen verloren gehen. (Vergl. V. 12 15) Über die Sieger siehe V. 7, über die Unterliegenden V. 8. Offenbarung Offb 74 21 7 Qui vicerit, possidebit hæc, et ero illi Deus, et ille erit mihi filius. Wer überwindet,¹⁸ soll dies¹⁹ ererben, und ich werde ihm Gott und er wird mir Sohn sein.²⁰ Offenbarung Offb 74 21 7 18 Die Erinnerung an die Majestät des ewigen Gottes (V. 6) leitet Mahnung (V. 7) und Drohung (V. 8) ein. Offenbarung Offb 74 21 7 19 Das Neue. Offenbarung Offb 74 21 7 20 Ihm wird das V. 3, V. 4 der neuen Menschheit Verheißene zu Teil werden. Offenbarung Offb 74 21 8 Timidis autem, et incredulis, et exsecratis, et homicidis, et fornicatoribus, et veneficis, et idololatris, et omnibus mendacibus, pars illorum erit in stagno ardenti igne, et sulphure: quod est mors secunda. Den Feigen aber, und Ungläubigen, mit Greueln Befleckten, Mördern, Unzüchtigen, Zauberern, Götzendienern und allen Lügnern²¹ soll ihr Teil werden in dem Pfuhl, der von Feuer und Schwefel brennt: dies ist der zweite Tod. [Offb 20,14] Offenbarung Offb 74 21 8 21 An der Spitze stehen, im Gegensatze zu den im Kampfe mit der Welt liegenden glaubenstreuen Christen, die Christen, welche dem Kampfe ausweichen, indem sie den Glauben verleugnen, ebenso die ungläubigen Feinde des Glaubens. Die folgenden Bezeichnungen heben Verfehlungen sittlicher Art hervor, indem der allgemeine Ausdruck mit Greueln Befleckte spezifiziert wird. Offenbarung Offb 74 21 9 Et venit unus de septem Angelis habentibus phialas plenas septem plagis novissimis, et locutus est mecum, dicens: Veni, et ostendam tibi sponsam, uxorem Agni. Und es kam einer der sieben Engel,²² welche die Schalen hatten, die voll waren von den sieben letzten Plagen, und redete mit mir und sagte: Komm, ich will dir die Braut²³ zeigen, die Gemahlin des Lammes!²⁴ [Offb 19,7] Offenbarung Offb 74 21 9 22 Dass dieser Engel kommt, auf den innigen Zusammenhang, der zwischen der Niederlage des Bösen und dem Triumphe des Guten ist. Dieser folgt auf jene, wie der Tag auf die Nacht. Dass einer der Schalenengel jetzt zu Johannes redet, zeigt, dass dies letzte, wie jenes erste und alle dazwischen liegenden Gesichte nur im einzelnen das erklären, was durch die mittels der Ausgießung der Schalen gewirkte Endkatastrophe bewirkt worden ist. Die Darstellung ist der in [Offb 17,1] gleich gebildet, wie auch V. 10 [Offb 17,3] entspricht. Wie ferner [Offb 17,1] Babel als Buhlerin, so wird hier dem Apostel Jerusalem als Braut und Ehegemahl dargestellt und jener gegenübergestellt. Offenbarung Offb 74 21 9 23 Zurückbeziehung auf [Offb 21,2]. Offenbarung Offb 74 21 9 24 Was [Offb 19,7] als bevorstehend verkündet und [Offb 21,2] als geschehen geschaut ward, ist nun vollendet; die Vereinigung des Herrn mit seiner Kirche ist vollzogen: Jetzt hat sie Haus und Heimat auf der neuen Erde gefunden. Doch wie [Offb 17,1] Babel nicht nur als einzelne Stadt, sondern als Hauptstadt des Antichrist und die alle Könige und Völker der Erde beherrschende Hauptstadt der Welt, so kommt sein Gegenbild, das neue Jerusalem, nicht nur als heilige Stadt, sondern auch als die den Mittelpunkt der neuen Erde bildende heilige Stadt, als Hauptstadt des Reiches der Herrlichkeit des Herrn in Betracht. (Vergl. V. 24.) Offenbarung Offb 74 0 1 Das neue Jerusalem (V. 5) Epilog (V. 6 21): Abschluss der Offenbarungen: 1. Zeugnis des Engels und Mahnung. (V. 7) 2. Zeugnis des Apostels (V. 10) und Mahnung. (V. 15) 3. Zeugnis des Heilandes (V. 17) und Mahnung. (V. 19) 4. Verabschiedung des heil. Johannes seitens des Heilandes. (V. 20) 5. Segenswunsch des Apostels. Offenbarung Offb 74 22 1 Et ostendit mihi fluvium aquæ vitæ, splendidum tamquam crystallum, procedentem de sede Dei et Agni. Und er zeigte mir¹ einen Strom des Wassers des Lebens,² glänzend wie Kristall, der vom Throne Gottes und des Lammes ausging. Offenbarung Offb 74 22 1 1 Vergl. [Offb 21,9] Auch hier, vergl. [Offb 21,27] tritt zu der Schilderung dessen, was der Seher geschaut, die ausdrückliche, der Absicht der gesamten Offenbarung entsprechende Erinnerung, dass allein die Diener Gottes, die Sieger, zu seiner Herrlichkeit gelangen. Offenbarung Offb 74 22 1 2 Die persönliche Gegenwart Gottes und des Lammes gibt den Seligen das Leben, diese Wahrheit wird unter dem Bilde eines von der Herrlichkeit Gottes ausgehenden und durch die heilige Stadt fließenden Leben spendenden Wassers beschrieben. Die Schilderung lehnt sich an [Joel 4,18, Ez 47,1, Sach 14,8] an. Nach dem Vorbilde [Gen 2,10] kehrt in dem himmlischen Jerusalem die Erinnerung an das Paradies wieder, so schließt sich das Ende des Reiches Gottes an den Anfang an. [Offb 7,17] war bereits gesagt, dass das Lamm die Seinen zu Quellen von Wassern des Lebens führen werde; hier sehen wir die Quellen schon mal zu einem reichen Strome gestaltet. Der neuen Schöpfung gemäß ist das Wasser dieses Stromes nicht allein rein und durchsichtig, sondern glänzend wie Kristall. Offenbarung Offb 74 22 10 Et dicit mihi: Ne signaveris verba prophetiæ libri hujus: tempus enim prope est. Und er sprach zu mir: Versiegle die Worte der Weissagung dieses Buches nicht;²⁹ denn die Zeit ist nahe.³⁰ Offenbarung Offb 74 22 10 29 Durch das Zeugnis des Engels sind die Offenbarungen als göttliche bestätigt, doch noch musste der Aufzeichnung derselben, auf welche doch alle außer dem heil. Seher selbst angewiesen waren, eine Bestätigung zu Teil werden. Dies geschieht durch den Befehl des Engels, die Weissagung nicht zu versiegeln, nicht verborgen zu halten, das Gegenteil [Offb 10,4]. In demselben ist ebenso die Weisung enthalten, das Gehörte in ein Buch zu schreiben, wie es kundzugeben. Geschah nun die Aufzeichnung und Veröffentlichung der Weissagung auf Befehl des von Gott gesendeten Engels, so muss der Herr auch über die richtige Wiedergabe seiner Offenbarung wachen. Offenbarung Offb 74 22 10 30 Je näher die Zeit rückt, in der diese Weissagungen sich erfüllen sollen, desto mehr bedürfen die Gläubigen der in denselben enthaltenen Warnungen und Tröstungen. Offenbarung Offb 74 22 11 Qui nocet, noceat adhuc: et qui in sordibus est, sordescat adhuc: et qui justus est, justificetur adhuc: et sanctus, sanctificetur adhuc. Wer Schaden tut, tue auch ferner Schaden, und wer unrein ist, sei ferner unrein; wer gerecht ist, übe ferner Gerechtigkeit, und wer heilig ist, heilige sich noch weiter.³¹ Offenbarung Offb 74 22 11 31 Wer auch jetzt noch, nachdem er diese Weissagungen vernommen, noch immer böse bleiben will, möge es tun, damit das Böse zur Reife komme und die endliche Scheidung folgen könne. Vergl. [Mt 13,30ff]. Er wird, da das Ende nahe ist, nur allzu früh innewerden, was es heißt, freventlich gegen Gott sündigen. Wer aber angefangen hat, sich zu rechtfertigen und zu heiligen, der fahre umso eifriger fort im Hinblicke auf das nahe Gericht und er wird seinen Lohn erlangen. Offenbarung Offb 74 22 12 Ecce venio cito, et merces mea mecum est, reddere unicuique secundum opera sua. Siehe, ich komme bald,³² und mein Lohn ist mit mir, einem jeden nach seinen Werken zu vergelten.³³ Offenbarung Offb 74 22 12 32 Die Vergeltung, auf welche Johannes V. 11 hingewiesen, hebt er nun noch weiter hervor. Er wiederholt zwei Aussprüche des Herrn, welche nach der Weise der alten Propheten hingestellt, als Zusammenfassung der ganzen Offenbarung gelten können, die den Heiland als mächtigen Bringer der Vergeltung bezeichnen. Vergl. V. 7. Offenbarung Offb 74 22 12 33 Dieser Ausspruch ist zwar wörtlich so nirgends in der Offenbarung gegeben, doch setzt er sich fast wörtlich aus [Offb 11,18, Offb 2,23, Offb 20,12] u. a. zusammen. Zudem gründet er sich auf [Jes 40,10, Jes 62,11]. Der Lohn umfasst Belohnung und Strafe. Offenbarung Offb 74 22 13 Ego sum , et , primus, et novissimus, principium, et finis. Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.³⁴ [Offb 1,8] Offenbarung Offb 74 22 13 34 Christus ist im Stande, jederzeit die Vergeltung zu üben. Der Ausspruch Christi: [Offb 1,17, -Offb 2,8]. Offenbarung Offb 74 22 14 Beati, qui lavant stolas suas in sanguine Agni: ut sit potestas eorum in ligno vitæ, et per portas intrent in civitatem. Selig,³⁵ die ihre Kleider im Blute des Lammes waschen, dass sie Macht³⁶ erhalten über den Baum des Lebens³⁷ und durch die Tore eingehen in die Stadt! Offenbarung Offb 74 22 14 35 Auf die beiden Aussprüche Christi, dass er bald zur Vergeltung kommen werde und dass er zu dieser auch die Macht habe, begründet der Apostel die tröstliche Verheißung für die, welche den Willen des Herrn tun. V. 14, und die Drohung der Verwerfung für die, welche demselben ungehorsam sind. V. 15. Offenbarung Offb 74 22 14 36 Sie sollen die Gebote halten, um selig zu werden. Die Seligkeit wird durch zwei Züge beschrieben, welche der Schilderung des Lebens auf der neuen Erde entnommen sind. [Offb 22,2, Offb 21,7] Offenbarung Offb 74 22 14 37 Den Gegensatz bildet Adam, dem, als er sündigte, der Zugang zum Baume des Lebens verwehrt ward. Offenbarung Offb 74 22 15 Foris canes, et venefici, et impudici, et homicidæ, et idolis servientes, et omnis, qui amat, et facit mendacium. Draußen sind die Hunde,³⁸ und die Zauberer, und die Unzüchtigen, und die Mörder, und die Götzendiener, und alle, welche die Lüge lieben und tun. Offenbarung Offb 74 22 15 38 Infolge der Aussprüche des Herrn V. 12, V. 18 werden die Hunde allgemeine Bezeichnung der Unreinigkeit usw. von dem neuen Jerusalem ausgeschlossen sein. Sieben Klassen von Menschen werden aufgezählt. Sie decken sich mit dem [Offb 21,8] genannten vier Paaren und den [Offb 21,27] angeführten drei Klassen. Diese unheilige sieben zerfällt wieder in vier und drei. Offenbarung Offb 74 22 16 Ego Jesus misi Angelum meum, testificari vobis hæc in ecclesiis. Ego sum radix, et genus David, stella splendida, et matutina. Ich, Jesus,³⁹ habe meinen Engel⁴⁰ gesendet, um euch dieses in den Gemeinden zu bezeugen. Ich bin die Wurzel und das Geschlecht Davids, der hellleuchtende Morgenstern.⁴¹ Offenbarung Offb 74 22 16 39 Hier zuerst und hier allein nennt sich der Herr mit seinen Personalnamen Jesus. Dieser Name ist gleichsam das Siegel auf die ganze Offenbarung, die eigenhändige Unterschrift des Königs der Ewigkeit. Offenbarung Offb 74 22 16 40 Der Engel, der laut [Offb 1,1] dem Apostel die Offenbarung gezeigt und dieselbe V. 6 bezeugt hatte, ist wirklich von dem Herrn gesendet, der eben dies bezeugt und verbürgt. Der Herr aber darf sicher bei den Gemeinden Glauben fordern. Offenbarung Offb 74 22 16 41 Nach der Grundstelle [Jes 11,10] ist Christus der Spross, der Nachkomme Davids. Was Wurzel bildlich sagt, drückt Geschlecht, Nachkomme deutlicher aus: Der, in welchem der dem Volke Abrahams, Hause Davids, verheißene Segen erschienen ist, auf den die Heiden hofften. Als glänzender Morgenstern ist er der Verkünder des ewigen Sonnenaufgangs, auf den keine Nacht mehr folgt. Offenbarung Offb 74 22 17 Et spiritus, et sponsa dicunt: Veni. Et qui audit, dicat: Veni. Et qui sitit, veniat: et qui vult, accipiat aquam vitæ, gratis. Und der Geist und die Braut⁴² sprechen: Komm! Und wer es hört, der spreche: Komm! Und wen dürstet, der komme; und wer will, der empfange Wasser des Lebens umsonst.⁴³ Offenbarung Offb 74 22 17 42 Der Geist, welcher die Propheten zu ihrem Amte tüchtig macht und der den Glauben der Gemeinden und das hoffnungsvolle Verlangen nach dem Kommen des Herrn wirkt, und die Braut, die Kirche Christi. Das sehnsüchtige Verlangen der Kirche, dass der Heiland komme, soll auch das aller Gläubigen sein, die so zugleich den Glauben an Christi Würde, wie sie eben beschrieben, bekennen. Offenbarung Offb 74 22 17 43 Bei seinem und des Engels Zeugnisse hatte der Apostel die sich ergebende Mahnung mit eigenen Worten angefügt. Hier fügt er eigene Worte des Herrn bei. Das erste schließt sich wieder unmittelbar an den Schluss des Zeugniswortes: Komm! An. Es: das komm des Geistes und der Braut. Um aber die Bereitwilligkeit noch mehr zu wecken, fügt der Herr seine Verheißung bei: Wer so spricht, wer ihm so mit dürstendem Verlangen entgegenkommt, wird ihn finden. Indes nur wer im Geiste der Braut ruft, wird die ewigen Lebensgüter empfangen, umsonst empfangen. Offenbarung Offb 74 22 18 Contestor enim omni audienti verba prophetiæ libri hujus: Si quis apposuerit ad hæc, apponet Deus super illum plagas scriptas in libro isto. Ich⁴⁴ bezeuge einem jeden, der die Worte der Weissagung dieses Buches hört: Wenn jemand etwas zu denselben hinzu tut,⁴⁵ auf den wird Gott alle die Plagen legen, welche in diesem Buche beschrieben sind.⁴⁶ Offenbarung Offb 74 22 18 44 Eine dritte Mahnung des Herrn, dessen, der in V. 20 Zeugnis gibt, in dessen Mund allein eine solche Warnung passt. Nach anderen sind es Worte des Apostels. Offenbarung Offb 74 22 18 45 Jeder, der den Inhalt dieses Buches zu seiner Warnung und Ermunterung hört, soll das von Gott Geoffenbarte lauter bewahren und darnach tun, ohne die offenbarte Wahrheit über die Zukunft, Entwicklung und Vollendung des Reiches Gottes zu fälschen. Offenbarung Offb 74 22 18 46 Die Plagen sind die Strafen, welche dies Buch vom Ende und vom Endgerichte den Bösen in Aussicht stellt. Diese Strafen werden zugleich beweisen, dass die Worte dieser Offenbarung zuverlässig und wahr sind. Offenbarung Offb 74 22 19 Et si quis diminuerit de verbis libri prophetiæ hujus, auferet Deus partem ejus de libro vitæ, et de civitate sancta, et de his, quæ scripta sunt in libro isto. Und wenn jemand von den Worten des Buches dieser Weissagung hinwegnimmt, so wird Gott seinen Anteil von dem Buche⁴⁷ des Lebens hinwegnehmen, und von der heiligen Stadt, und von dem, was in diesem Buche geschrieben ist.⁴⁸ Offenbarung Offb 74 22 19 47 Griech.: Vom Baume des Lebens. Offenbarung Offb 74 22 19 48 Diese Worte erinnern an [Dtn 4,2]: Füget nichts zu dem Worte, das ich zu euch spreche, hinzu. Wie Paulus [Gal 1,8ff] den Fluch auf den herabruft, der die Lehre vom Glauben verdirbt, so wird hier der Fluch gegen den geschleudert, der die Lehre von der Hoffnung fälscht, handelt es sich doch hier um Stütze, Trost und Licht der Kirche in schwerster Drangsal. Offenbarung Offb 74 22 2 In medio plateæ ejus, et ex utraque parte fluminis lignum vitæ, afferens fructus duodecim, per menses singulos reddens fructum suum, et folia ligni ad sanitatem gentium. In Mitten ihrer Straße³ und zu beiden Seiten des Stromes⁴ war der Baum⁵ des Lebens, der zwölfmal Früchte trägt, jeden Monat gibt er seine Frucht, und die Blätter des Baumes dienen zur Heilung der Völker.⁶ Offenbarung Offb 74 22 2 3 Entweder wie [Offb 21,1]: der Straßen, oder nur der Hauptstraße. Offenbarung Offb 74 22 2 4 So stehen auf beiden Seiten zwischen der Straße und dem Strome in ihrer Mitte Baumreihen. Offenbarung Offb 74 22 2 5 Begriff und Name ist aus [Gen 2,9, Gen 3,22] genommen. Doch der eine Lebensbaum ist hier eine Vielheit von Bäumen geworden. Was die Menschheit durch den Fall im Paradiese verloren, die stete unvermittelte Gegenwart Gottes und das unausgesetzte Leben aus ihm und in ihm, ist der in Christus erneuten Menschheit hier wiedergegeben. Offenbarung Offb 74 22 2 6 Wie [Offb 21,12] die Stadtmauer nicht vor etwa noch auf der neuen Erde vorhandenen Feinden sichern, sondern zeigen soll, dass dem neuen Jerusalem keine Feinde mehr drohen werden, wie [Offb 21,4] nicht Tränen getrocknet werden sollen, die noch auf der neuen Erde fortfließen, sondern die, welche hienieden geweint sind, so werden die Völker dort von allen Übeln, mit denen sie in diesem Leben heimgesucht wurden, geheilt werden. Drückt V. 1 den Gedanken, dass die Seligen unaufhörlich das ewige Leben genießen werden, aus, so wird derselbe hier negativ dargestellt: es wird alles, was dem Besitze des ewigen Lebens entgegensteht, Krankheit, Übel, Sünde, Zorn fern sein. Offenbarung Offb 74 22 20 Dicit qui testimonium perhibet istorum: Etiam venio cito: Amen. Veni Domine Jesu. Es spricht, der dieses⁴⁹ bezeugt: Ja, ich⁵⁰ komme bald! Amen. Komm, Herr Jesus!⁵¹ Offenbarung Offb 74 22 20 49 Alles in dem Buche Geweissagte, oder speziell das V. 18, V. 19 Gesagte. Offenbarung Offb 74 22 20 50 Christus. Offenbarung Offb 74 22 20 51 Die sehnsuchtsvolle Hoffnung auf die Wiederkunft des Herrn bildet den Grundton der ganzen Offenbarung. Auf diese Hoffnung der streitenden Kirche drückt der Herr hier gleichsam das Siegel der Bestätigung und nimmt damit Abschied von dem heil. Seher. Gläubig und sehnsüchtig ruft ihm der treue Jünger der Mahnung des Herrn V. 17 gemäß zu: Es geschehe, komm, Herr Jesus. Offenbarung Offb 74 22 21 Gratia Domini nostri Jesu Christi cum omnibus vobis. Amen. Die Gnade unsers Herrn Jesus Christus sei mit euch allen! Amen.⁵² Offenbarung Offb 74 22 21 52 Nachdem der Apostel vom Herrn entlassen, entlässt er seinerseits Hörer und Leser, in Form des die apostolischen Briefe schließenden Segenswunsches, wie auch der Eingang [Offb 1,4] einen solchen bietet. Nichts zwingt uns indes, den Gruß auf die Glieder der im Eingange genannten sieben Gemeinden zu beschränken, sondern jedem Leser bleibt es unbenommen, sich in die Zahl der Gegrüßten eingeschlossen zu denken. Offenbarung Offb 74 22 3 Et omne maledictum non erit amplius: sed sedes Dei, et Agni in illa erunt, et servi ejus servient illi. Und kein Bann⁷ wird mehr sein,⁸ sondern der Thron Gottes und des Lammes wird in ihr sein, und seine Diener werden ihm dienen.⁹ Offenbarung Offb 74 22 3 7 Wie [Offb 21,24-27] geht der Bericht über das Geschaute in Weissagung über, indem der Schlusssatz des V. 2 durch einen inhaltsverwandten negativen Satz fortgesetzt wird. Offenbarung Offb 74 22 3 8 Alles, worauf der Fluch Gottes ruhte, ist ja an seinen Ort gekommen und auf ewig von der Gemeinde der Heiligen geschieden. Offenbarung Offb 74 22 3 9 Gott dienen ist Freude und Ehre. Der Vater und das Lamm sind hier als eines bezeichnet. Gottes Gegenwart ist der Quell für die Seligkeit der Menschen, deren Schilderung mit diesem Zuge beginnt. Offenbarung Offb 74 22 4 Et videbunt faciem ejus: et nomen ejus in frontibus eorum. Sie werden sein Angesicht schauen¹⁰ und seinen Namen an ihren Stirnen tragen.¹¹ Offenbarung Offb 74 22 4 10 Sie werden erlangen, was selbst Moses hier auf Erden nicht gewährt erhielt [Ex 33] (V. 20ff) und was der Anteil der Engel ist [Mt 18,10]. Offenbarung Offb 74 22 4 11 Als dritter Zug des seligen Lebens wird bezeichnet, dass sie Gott geweiht, Gottes Eigentum und Priester sein werden. Vergl. [Offb 3,12, Offb 14,1]. Offenbarung Offb 74 22 5 Et nox ultra non erit: et non egebunt lumine lucernæ, neque lumine solis, quoniam Dominus Deus illuminabit illos, et regnabunt in sæcula sæculorum. Und Nacht wird nicht mehr sein,¹² und man wird nicht des Lichtes einer Leuchte, oder des Lichtes der Sonne bedürfen; denn Gott der Herr wird sie erleuchten, und sie werden herrschen in alle Ewigkeit.¹³ Offenbarung Offb 74 22 5 12 Diese oben eigentlich zu verstehenden Worte sollen hier einen Teil der ewigen Glückseligkeit bezeichnen: Kein Schrecken der Finsternis, keine Macht der Sorge wird mehr an die Seligen herantreten. Offenbarung Offb 74 22 5 13 Was dem Menschen ursprünglich von Gott gegeben, durch den Fall aber verloren gegangen war, wird der neuen Menschheit wiedergegeben, die das wiederhergestellte und unverlierbare Paradies ist. Offenbarung Offb 74 22 6 Et dixit mihi: Hæc verba fidelissima sunt, et vera. Et Dominus Deus spirituum prophetarum misit Angelum suum ostendere servis suis quæ oportet fieri cito. Und¹⁴ er¹⁵ sprach zu mir:¹⁶ Diese Worte¹⁷ sind zuverlässig und wahrhaftig. Und der Herr,¹⁸ der Gott der Geister der Propheten,¹⁹ hat seinen Engel gesandt, seinen Dienern²⁰ zu zeigen, was in Bälde geschehen soll. Offenbarung Offb 74 22 6 14 Die Beschreibung der Vollendung und mit ihr das Zeigen alles dessen, was hiernach geschehen soll [Offb 4,1] ist beendet; was [Offb 1,19] als Gegenstand der Offenbarung bezeichnet war, ist in seinen beiden Teilen (2,1 3,22 und 4,1 22,5) mitgeteilt. Offenbarung Offb 74 22 6 15 Nicht der Schalenengel, sondern, wie die Schlussworte des V. 6 und 8 ausdrücklich besagen, der Engel [Offb 1,1] Offenbarung Offb 74 22 6 16 Das Folgende ist Bericht des heil. Johannes, in welchen er hie und da Aussprüche des Herrn und des Engels mit deren eigenen Worten einflicht. Er erzählt einige nach dem Schlusse der Gesichte noch geschehene Ereignisse. Die Zeugen, welche er vorführt, sind die Gleichen wie [Offb 1,1]: Der Engel, Jesus, der Apostel selbst, deren Zeugnis er derart anführt, dass aus demselben der Ursprung der Offenbarung aus Gott erhellt und dass zugleich auf den Nutzen hingewiesen wird, welchen sie für Leser und Hörer haben kann und soll. Offenbarung Offb 74 22 6 17 Die gesamte Offenbarung. (Anders [Offb 19,19, Offb 21,5] von dem zunächst Vorausgehenden.) Offenbarung Offb 74 22 6 18 Die Bezeugung der göttlichen Urheberschaft der Offenbarung ist das Wichtigste. Darauf weist auch das in Bälde hin, wie [Offb 1,1] Offenbarung Offb 74 22 6 19 Die Geister der Propheten, welche der Herr erleuchtet und unterweist. Offenbarung Offb 74 22 6 20 Allen Gläubigen. Offenbarung Offb 74 22 7 Et ecce venio velociter. Beatus, qui custodit verba prophetiæ libri hujus. Und siehe, ich komme bald!²¹ Selig, wer die Worte der Weissagung dieses Buches²² bewahrt! Offenbarung Offb 74 22 7 21 Der Apostel zieht aus dem baldigen Kommen des Herrn einen praktischen Schluss für die Christen, indem er ein Wort des Herrn [Offb 3,11] wiederholt. Hinzuzudenken ist also: Spricht der Herr. Offenbarung Offb 74 22 7 22 Auch die in [Offb 2,3] enthaltenen. Offenbarung Offb 74 22 8 Et ego Joannes, qui audivi, et vidi hæc. Et postquam audissem, et vidissem cecidi ut adorarem ante pedes Angeli, qui mihi hæc ostendebat: Und ich, Johannes, bin es, der dies²³ gehört und gesehen hat.²⁴ Und als ich es²⁵ gehört und gesehen, fiel ich zu den Füßen des Engels, der mir dieses zeigte, nieder, um anzubeten.²⁶ Offenbarung Offb 74 22 8 23 Die gesamte Offenbarung. Griech. Steht das zeitlose Particip Präf. Offenbarung Offb 74 22 8 24 Doch das Zeugnis des Apostels kann wohl die richtige Wiedergabe, indes aus sich selbst nicht den höheren Ursprung und die innere Wahrheit des Gehörten und Gesehenen verbürgen. Daher berichtet Johannes jetzt einen zweiten Vorfall, der hinter die V. 6 berichteten Worte fällt. Offenbarung Offb 74 22 8 25 Der Wechsel der Zeitform im Griech. zeigt, dass dies es etwas anderes ist als dies nämlich das V. 6 berichtete. Offenbarung Offb 74 22 8 26 Die Worte des Engels V. 6 haben einen so überwältigenden Eindruck auf den heil. Johannes gemacht, dass er trotz der [Offb 19,10] erhaltenen Mahnung noch einmal die Huldigung versucht. Er erzählt dies, um zu erkennen zu geben, dass weder er, noch der Engel, der Urheber dieser Offenbarung ist. Offenbarung Offb 74 22 9 Et dixit mihi: Vide ne feceris: conservus enim tuus sum, et fratrum tuorum prophetarum, et eorum, qui servant verba prophetiæ libri hujus: Deum adora. Aber er sprach zu mir: Tue es nicht, denn ich bin dein und deiner Brüder, der Propheten,²⁷ Mitknecht und derer, welche die Worte der Weissagung dieses Buches bewahren.²⁸ Gott bete an! Offenbarung Offb 74 22 9 27 Die Propheten werden hier der gegebenen Offenbarung entsprechend, in besonderer Weise als Brüder des heil. Johannes bezeichnet. Offenbarung Offb 74 22 9 28 Auch denen, welche den Inhalt der Offenbarung bewahren, den frommen Christen, stellt der Engel sich gleich. So verschwinden er und der heil. Johannes ganz gegen den eigentlichen Urheber der Offenbarungen, Gott.